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Full text of "Archäologische Zeitung"

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ARCHÄOLOGISCHE  ZEITUNG 


H  KHAUSGEGEBEN 


EDUARD  GERHARD 

GENERALSEKRETÄR   DES  ARCHÄOLOGISCHEN  INSTITUTS  Zli  ROM. 


SEUNZEHKTER    JAHRGANG 

enthaltend  Denkmäler  und  Forschunsren  No.  145  —  156,  Tafe!  CXLV  —  CLVI,  Anzeiger  No.  145— 156. 


BERLIN, 

DRÜCK  UND  VERLAG  VON   GEORG   REIMER 
1  861. 


DENKMÄLER,    FORSCHUNGEN 


UND 


BERICHTE 


A  LS     V  0  R  T  S  E  T  'L  II  N  G 

DER  ARCHÄOLOGISCHEN  ZEITUNG 

HERAUSGEGEBEN 

VON 

EDUARD  GERHARD 

C-ENERALSECRETAR  DES  ARCHÄOLOGISCHEN  INSTITUTS  ZU  ROM. 


DREIZEHNTER    JAHRGANG, 

enthaltend  Denkmäler  und  Forschungen  No.  145  —  156,  Tafel  CXLV  — CLVI,  Anzeiger  No.  145—156. 


BERLIN, 

DRUCK  UND  VERLAG  VON  GEOK(i    REIMER. 
1861. 


J  M 


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DENKMÄLER  UND   FORSCHUNGEN. 

Archäologische  Zeitung,  Jahrgang  XV111. 
iM  145.   146.   147.  Januar  bis  März  1861. 

Helios  der  Seeleneinpf/inger  und  Aphrodite  die  Todesgöttin.   —  Griibervenus.  Felicitas.  Novus  Annus.  —    Zur  Xantener 
Erzfigur.  —  Allerlei:  Das  Vestaheiligthum  am  Forum  von  Pompeji;  Anterior  und  Praxiteles;  Nike  aus  Tarent. 


I.     Helios   der  Seelenempfänger  und 
Aphrodite  die  Todesgöttin. 

Hi.-zu  die  Abbildungen    Tutel  CXLV.  CXLVI. 

Zwei  Marmorkolosse,  welche  bereits  im  Jahr 
1836  mit  den  ägyptischen  Alterlhümern  der  letzten 
Urovellischen  Sammlung  dem  königlichen  Museum 
zu  Berlin  anheimfielen,  wegen  der  Schwierigkeit  ihrer 
Ergänzung  aber  erst  neuerdings  im  soeben  eröffneten 
assyrischen  Saal  des  Museums  ihre  Aufstellung  ge- 
funden haben  '),  verdienen  in  mehr  denn  einer  Be- 
ziehung die  Aufmerksamkeit,  die  ihr  fabriktnässiger 
Kunstwerlh  ihnen  nicht  sichern  würde.  Aber  Grösse 
und  Herkunft  sowohl  als  auch  der  Wechselbezug, 
der  aus  ihrer  ohne  Zweifel  ursprünglichen  Verknü- 
pfung hervorgeht,  lassen  heim  Anblick  so  ansehn- 
licher Denkmäler  griechischer  Kunst  und  ägyptischen 
Ursprungs  uns  nicht  ganz  gleichgültig;  es  sind  Gott- 
heiten der  aus  Asien  und  Aegypten  vielbezeuglen 
hellenistischen  Kunstperiode,  die  wir  hier  vor  uns 
sehn  und  deren  Bedeutung  durch  Reste  ihrer  Votiv- 
inschrifl  uns  näher  gerückt  wird. 

Die  eine  jener  Statuen  ist  männlich,  die  andre 
weiblich.  Jene  erslere  führt  eine  nackte  Jünglings- 
gestalt uns  vor  Augen,  deren  übrigens  unverhülller 
Körper  linkerseits  auf  Schuller  und  Ann  mit  einer 
um  den  Hals  durch  eine  Agraffe  befestigten  Chlamys 
bekleidet  ist.  Während  der  linke  Arm,  aus  dem  Ge- 
wand hervortretend,  nach  des  Ergänzers  Gedanken 
eine  Schale  hielt,  die  man  lieber  mit  der  symbo- 
lischen Kugel  des  Weltalls  vertauscht  sehn  möchte, 

')  Als  no.  802  und  803  des  ■  Nachtrags  zum  Verzcichniss  der 
Bildhauer«  erke'  1860.  Die  Hübe  beider,  Statuen  beträgt  8  Fuss 
5  Zoll;  docb  ist  der  Sockel  der  weibliches  Slutue  um  einen  halben 
Zoll  höher  als  der  Sockel  der  männlichen. 


war  seine  gesenkte  Hechte  vielleicht  mit  der  Peit- 
sche2)  versehen,  die  als  das  gewöhnlichste  Attri- 
but des  laut  der  Inschrift  hier  gemeinten  Sonnen- 
gottes bekannt  ist.  Auch  in  den  Zügen  des  noch 
wohl  erhaltenen  Angesichts  ist  der  Alles  wahrneh- 
mende, den  Gesetzen  des  Weltalls  mehr  als  der 
Gemülhswelt  des  Menschen  verknüpfte,  feste  und 
unwandelbare  Lenker  des  rastlos  fortschreitenden 
Sonnenwagens  zu  erkennen,  den  wir  auch  sonst 
noch  in  statuarischen  Werken  des  späteren  Alter- 
thums,  mit  oder  ohne  Andeutung  seiner  Bosse,  dar- 
gestellt linden  3j.  Der  sonst  übliche  Strahlenkranz 
dieses  Gottes,  wie  unter  andern  die  rhodischen  Mün- 
zen ihn  zeigen,  wird  in  unserm  Marmor  vermisst; 
ein  solcher  Lichtglanz  war  weniger  nöthig,  wenn, 
wie  sich  zeigen  wird,  das  in  Bede  stehende  Götter- 
bild als  Nebenfigur  des  ebenfalls  allzeit  umstrahlten 
Serapis  erschien.  Um  so  willkommener  aber  ist  für 
das  Versländniss  dieser  Statue  die  am  Sockel  der- 
selben in  ungetrennter  Verbindung  mit  deren  rechtem 
Bein,  grossentheils  erhaltene  dreizeilige  Inschrift,  aus 
welcher  die  Weihung  an  Helios  unzweifelhaft  her- 
vorgeht;  dieselbe  lautet,  wie  folgt: 

JIIHytl 

TOYMA 

ANTI 
Die    Zueignung   Ja    lH)Jo>    ist    hierin    augenfällig. 

•')  So  bezeichnen  Peitsche  und  Kugel  den  slrahlenbekränzten 
Helios  eines  pompejaniscben  Wandgemäldes  (Museo  Borbonico  VII,  55). 
Eine  Peitsche  hält  auch  der  thronende  Helios  in  seiner  Linken,  den 
ein  vatikanisches  Relief  (Ghd.  ßildw.  XC1II,  4)  als  Empfänger  des 
von  Luna  ihm  zugefühlten  Todlengenius  darstellt. 

3)  Mit  Andeutung  der  Rosse  in  der  Borghesischen  Statue,  jetzt 
im  Lotivre;  verschieden  davon  ist  die  in  Müllers  Handbuch  §.400,1 
mit  nicht  wenigen  Köpfen  des  Sonnengottes  erwähnte,   von  Biagi  zu 


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Uebrigens  ist  die  Statue  im  Ganzen  wohl  erhalten. 
Beide  Unterarme  fehlen,  in  Knie  und  Beinen  sind 
einige  Stücke  eingesetzt,  stark  ergänzt  ist  auch  der 
Sockel;  doch  sind  die  mit  den  Füssen  verknüpften 
und  mit  der  gedachten  Inschrift  versehenen  Stücke 
samt  dem  der  Statue  zur  Stütze  gereichenden  Baum- 
slamm unzweifelhaft  alt.  Letzterer  ist  ohne  Aeste 
und  Blätter  gelassen;  er  kann  als  blosse  Stütze  des 
Marmors  betrachtet  werden,  falls  nicht  vielleicht  die 
Sepulcralbeziehung  der  hienächst  zu  erörternden  an- 
dern Statue  es  räthlicher  macht  jenes  winterliche 
Symbol  in  solchem  Sinne  auch  hier  zu  deuten. 
Schlagen  wir  diesen  Weg  der  Erklärung  ein,  so 
kann  es  nicht  fehlen,  dass  diese  an  und  für  sich 
nicht  sehr  ausdrucksvolle  Figur  uns  als  der  Seelen- 
empfänger erscheinen  wird,  in  dessen  Lichtglanz  die 
Majestät  des  späteren  Alterthums  das  Ziel  abge- 
schiedener Geister  zu  finden  glaubte. 

Die  nach  Grösse  Herkunft  und  künstlerischer 
Beschaffenheit  jenem  Sonnengott  entsprechende  weib- 
liche Statue  zeigt  uns  eine  bekleidete  Frauengeslalt, 
die  mit  gekreuzten  Beinen  in  nachlässiger  Stellung 
nach  der  rechten  Seite  hin  sich  auflehnte.  Der  Er- 
gänzer hat  dies  dergestalt  aufgefasst,  dass  die  Figur 
ihren  rechten  Arm  einem  Baumstamm  aufruhen  lässt; 
er  hat  in  diese  Hand  ihr  einen  Kranz  gegeben  und 
übrigens  in  dem  gleichfalls  von  ihm  ergänzten  Kopf 
der  von  uns  zu  ermittelnden  Deutung  nicht  vorge- 
griffen; neu  ist  auch  der  angestemmte  linke  Arm, 
dessen  Richtung  jedoch  durch  den  bis  unter  die 
Schulter  reichenden  antiken  Ansatz  verbürgt  ist.  Die 
Deutung  zu  leiten  ist  in  Ermangelung  jedes  alten 
Attributs  auch  die  Kleidung  nur  im  Allgemeinen  ge- 
eignet; dieselbe  besteht  aus  einem  langen  ärmellosen 
Chiton  mit  übergeschlagenem  Gewandstück  und  einem 
über  die  Schullern  und  den  linken  Ann  gezogenen 
Beplos;  die  Füsse  sind  mit  Sandalen  bedeckt.  Eigen- 
thümlicher  ist  die  gedachte  nachlässige  Stellung, 
in  welcher  diese  Figur  mit  gekreuzten  Beinen  be- 
hagliche oder  nachdenkliche  Ruhe  uns  ausdrückt, 
wie  sie  mit  der  Würde  eines  Götterbilds  sich  nur 
seilen  vereinigen  lässt.  Indess  wird  Winckelmanns 
Bemerkung,  der  in  ähnlichen  Stellungen  einen  her- 
kömmlich gewordenen  Ausdruck  der  Traurigkeit 
sah  '),  durch  die  statuarische  Observanz  hinlänglich 


bestätigt,  um,  wenn  der  Marmorkoloss  eines  ver- 
mutlichen Gölterbilds  diese  Stellung  uns  zeigt,  mit 
Wahrscheinlichkeit  eine  auf  Todtendienst  bezügliche 
Darstellung  zu  erkennen.  Wenn  man  Statuen  einer 
ähnlichen  Bekleidung  und  Anordnung,  an  denen  es 
nicht  ganz  fehlt,  in  andrer  Weise  gedeutet  hat,  so 
war  diese  Deutung  willkürlich.  Es  gilt  dies  nament- 
lich von  denen  welche,  wie  eine  bekannte  Statue 
des  Kapitols5),  eine  andre  der  vormals  Borghesischen 
Sammlung  jetzt  im  Louvre  6)  und  eine  dritte  im 
hiesigen  Museum7),  durch  das  ergänzte  Attribut  einer 
Flöte  zur  Muse  Euterpe  geworden  sind;  man  hätte 
sie  auf  Grund  eines  von  Visconti  verglichenen 
Münztypus s)  ebenso  füglich  als  Felicitas  ergänzen 
können,  wenn  diese  allegorische  Göttin  in  statuari- 
schen Marmorwerken  überhaupt  sich  voraussetzen 
Hesse.  Eine  vierte  ganz  ähnliche  Statue  war  eben 
so  leicht  durch  das  Attribut  einer  komischen  Maske 
zur  Geltung  der  Muse  Thalia  9)  gelangt.  Wiederum 
als  Euterpe  ergänzt  sind  zwei  ganz  ähnliche  herku- 
lanische  Statuen,  welche  mit  achtbarem  Kunstwerlh 
auch  Besonderheiten  der  Tracht  verbinden,  die  einer 
Muse  widerstreiten;  dagegen  es  mit  der  Idee  einer 
Gräbervenus  sich  ganz  wohl  verträgt,  bald  in  leichter 
Entblössung  bald  auch  verschleiert  zu  erscheinen  l0). 

")  YVinckelmann  monum.  ined.  II  p.  170  äussert  diess  auf  An- 
lass  des  in  ähnlicher  Weise  vor  Achill  stehenden  trauernden  Anti- 
loclius  und  verweist  zugleich  auf  die  um  Antilochos  trauernden  Grie- 
chen eines  philostratischen  Bildes,  in  dessen  Beschreibung  (Phiiostr. 
II,  7)  es  heisst:  -n^avits  di  ictq  «ty/iiis  tq  iovd\iifog,  tvak- 
Xuttovo i  zeu  TiöJf,  xcu  ait)(>(£oviai  hü  jüiv  (tty/jüir.  All- 
bekannt ist  auch  die  ähnliche  Stellung  des  Tudtengenius  mit  ge- 
senkter Fackel  (Zoega  bassiril.  II  p.  214). 

5)  Ergänzte  Euterpe  im  Kapitol:  Beschreibung  von  Hom  III, 
1,  163;  Clarac  nms.  de  sculpl.  pl.  508  no.  1019;  unten  Tafel 
CXLVII  no.  1. 

'')  Borghesische  Statue  im  Louvre:  Sculture  della  villa  Borghese 
II  st.  VI  no.  1 ;  in  Viscontis  Text  p.  39  sind  'Suonatrici  di  libie, 
anzi  che  due  immagini  della  Musa  Euterpe'  angenommen.  In  der 
description  des  antiques  (Paris  1820)  ist  es  unklar,  oh  no.  01  oder 
3  41    gemeint  sei. 

')  Aehnliche  Statue  im  Museum  zu  Berlin:  Lcvezow,  Familie 
des  Lykomedes  Taf.  VIII.  Ciarar  pl  538  no.  1130;  unten  Taf.  CXLVII 
no.  3.     Berlins  antike  Bildwerke  S.  57  no.  D7  (jetzt  no.  80). 

*)  Fclicitas  einen  Caduccus  tragend  auf  Münzen  der  Julia 
Mamaa:  Eckbel  D.  N.  VII,  287s.  Ein  Miiuzlypiis  dieser  Art  folgt 
auf  unsrer  Tafel   CXLVII   no.  5. 

*)  Clarac  mus.  de  sculpl.  pl.  S15  no.  1041  C  ('d'aprei  Mellan'). 

"')  Wie  in  'Neapels  antiken  Bildwerken'  no.  277.  280  S.  83  f., 
damals  mit   der  Deutung  auf  Bililni<s>latiien   eingeweihter  Frauen,  be- 


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Noch  eine  Statue  dieser  Art  im  Museum  des  Louvre  ") 
widerstrebt  einer  solchen  Deutung  auch  durch  das 
Attribut  eines  Vogels,  den  man  als  Taube  fassen 
und  auf  Aphrodite  deuten  kann.  Der  Gedanke  an 
eben  diese  Göttin  wird  uns  nahe  gelegt,  wenn  wir 
jene  Frauengestalt  mit  übergeschlagenem  Bein  auch 
auf  ein  Idol  der  sogenannten  Venus-Proserpina,  der 
aphrodisisch  gefassten  Kora,  gestützt  finden,  wie  sol- 
ches in  einer  früher  durch  mich  bekannt  gemachten 
Thonfigur  ,2)  der  Fall  ist.  Damit  stimmt  der  Pfeiler 
ganz  wohl,  der  in  ahnlichen  Marmorwerken  die  üb- 
liche Stütze  der  weiblichen  Figur  bildet  und  viel- 
leicht auch  hier  stall  des  ergänzten  Baumstamms 
unsrer  Figur  als  der  herkömmliche  Ausdruck  eines 
Grabmals  vorausgesetzt  werden  darf  13).  Es  ist  da- 
durch unsre  Figur  als  eine  der  mannigfachen  Bil- 
dungen nachgewiesen,  in  denen  die  alte  Plastik  einen 
euphemistischen  Ausdruck  der  bekanntlich  nicht  selten 
mit  Aphrodile  verglichenen  Todesgöttin,  der  römi- 
schen Venus-Libitina  '*),  gefunden  halte. 

Wie  eine  solche  Gräbervenus  zur  Zusammen- 
stellung mit  Helios  gelangte,  ist  hiemit  freilich  noch 
nicht  erwiesen;  doch  ist  theils  die  sonstige  Verbin- 
düng  von  Helios  und  Aphrodite,  namentlich  aus 
Korinth  und  Samolhrake  lb),  nicht  unbekannt,  theils 
in  besonderem  Bezug  auf  Tod  und  Unsterblichkeit 
die  neuplatonische  Vorstellung  hieher  gehörig,   laut 


schrieben  ist.  Eine  jener  beiden  Figuren,  die  sich  durch  einen  an- 
tiken, ernsten  und  idealen  Kopf  auszeichnet,  ist  verschleiert;  die 
andre,  deren  Kopf  fehlt,  trug  ein  Stirnband  mit  herabhangenden 
l.emniscen,  welche  zum  Tbeil  noch  erhalten  sind;  ausserdem  ist  an 
beiden   Figuren  das  Gewand  von  der  Schulter  leicht  abgestreift. 

")  Abgebildet  mit  dieser  Angabe  bei  Clarac  pl.  295  n.  1020, 
auch  auf  unsrer  Tafel  CXLVI1  no.  2.  Im  Staluenverzeichniss  des 
Louvre,  welches  bekanntlich  seit  langfr  Zeit  nicht  neu  gedruckt  ist, 
vermag  ich  diese  Statue  nicht  nachzuweisen. 

'-'J  Gtthard  Venere  Proserpina  tav.  12.  Clarac  pl.  032  B 
00.  1422  F.      Unten  Tafel  C.XLV1I  no.  4. 

")  Wer  diesen  Baumstamm  verthcidigcn  will,  kann  auf  die  ähn- 
liche oben  gedachte  Stütze  des  Helios  und  auf  den  kahlen  Stamm 
sich  berufen,  der  dann  und  wann  als  Symbol  des  erstorbenen  Lebens 
sich  findet  (Mus.  Pio-Clem.  VII,  13.  C.bd.  Antike  Bildw.  XCIII,  1. 
Prodr.  S.  257,  51). 

14)  Ueher  Libitinaidole  ist  ausführlich  im  E.vcurs  meiner  Ab- 
handlung über  Venneidole  S.  1511.  gehandelt. 

'')  Helios  und  Aphrodite:  l'aus.  II,  4,  G.  Vgl.  Venus  und  Phae- 
thon  bei  Plin.  XXXVI,  4,  7.  Ghd.  Antike  Bildwerke  Taf.  XLI,  Prodr. 
S.  102,  und  die  häufigeren  Verbindungen  von  Apoll  und  Aphrodite 
(Ghd.  Mythologie  §.  370,  3). 


welcher  die  Wanderung  der  gereinigten  Seelen  unter 
Leitung  der  Todesgötlin  zum  Reiche  des  Sonnen- 
gottes empordringt  10).  Marmorkolosse,  von  denen 
der  eine  die  Todesgöltin,  der  andre  den  als  Ziel  und 
Empfänger  der  Todten  gedachten  Sonnengott  dar- 
stellt, konnten  als  bedeutsame  Pförtner  den  Eingang 
eines  Grabmals  schmücken,  das  zu  den  Zeiten  alexan- 
drinischer  und  römischer  Herschaft  neben  dem  über- 
schwänglichen  Gräberprunk  der  Pharaonen  die  Auf- 
merksamkeit nachdenklicher  Wanderer  fesseln  sollte. 
Dass  auch  dem  Standpunkt  ägyptischer  Andacht 
hiebei  genügt  worden  sei,  geht  daraus  hervor,  dass 
ausser  Helios  und  Aphrodite  auch  der  nicht  selten 
mit  Helios  gleich  gesetzte  ägyptische  Zeus-Serapis 
angerufen  war,  wie  aus  der  nun  noch  näher  zu  be- 
trachtenden zweiten  Inschrift  hervorgeht. 

Diese  am  Sockel  des  weiblichen  Kolosses  ver- 
slümmelt erhaltene  Inschrift  lautet  in  ihren  drei 
Zeilen,  wie  folgt: 

PAIIIJIKAITOICCYNNA 
JClAPXOCANEGHKENCllAr 
J 
(2a)Qcc7zidi  xai  TOig  avvvä(oig  &£olg)  .  .  .  äaictQyog 
dv£d-t]X£v  orca  (folgt  tc  oder  y) ö. 

Wie  man  sieht  wird  darin  dem  Serapis  und  dessen 
göttlichen  Tempelgenossen  17)  die  Statue  der  von  uns 
besprochenen  Todesgöttin  geweiht.  Wer  der  Wei- 
hende sei  bleibt  unklar,  indem  es  wahrscheinlicher 
ist,  dass  in  aaiagxog  ave&rjxEv  die  Bezeichnung  des 
auch  sonst  bekannten  gleichlautenden  priesterlichen 
Amtes  18)  aaiagyog  nicht  aber  ein  Eigenname  erhal- 
ten sei.  Wenn  aber  hier  unter  der  weiblichen  Statue 
Serapis  als  der  gewaltigste  Lebens-  und  Todesgolt 
derjenigen  Zeit  angerufen  wird,  der  unsre  Statuen 
angehören,  so  ist  es  erstens  wahrscheinlich,  dass 
auch  die  Statue  des  Helios  ihm  geweiht  war  und 
die  verstümmelte  Inschrift  Ju  cHki(p  durch  ein  auch 


,6)  Laut  Plutarch  de  defectu  orac.  945  C  ("JlXtog  .  .  .  etno- 
kaußävu  tov  vovv  äiäovg)  und  dem  vatikanischen  Belief  in  mei- 
nen antiken  Bildwerken  Taf.  XCIII,  4.  Vgl.  ebendas.  S.  244.  266. 
336  f.     Oben  Anm.  2. 

17)  Zvvvaoig  OtoTs  ist  nach  sonstiger  ahnlicher  Beden  eise 
unzweifelhaft. 

I9)  Ueber  das  Amt  der  Asiarchen  hat  bereits  Eckbel  D.  N. 
IV,  207  ss.  gehandelt. 


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sonsl  nachweisliches  ,0)  appellatives  aagämöi  auszu- 
füllen sei;  dann  aber  darf  es  auch  für  wahrschein- 
lich gellen,  dass  in  den  als  Tempelgenossen  des 
mächtigsten  Gottes  Serapis  bezeichneten  Gottheiten 
keine  andern  gemeint  sind  als  die  uns  in  diesen  Ko- 
lossen vor  Augen  geführten,  nemlich  Helios  und 
Aphrodite.  Wenn  jener  erste  als  begriffsverwandter 
griechischer  Gott  dem  Serapis  beigesellt  war,  liisst 
auch  die  dem  Helios  entsprechende  Aphrodite  als 
Doppelausdruck  einer  ägyptischen  Isis  sich  denken80); 
doch  ist  eine  solche  nicht  nolhwendig  vorauszusetzen 
und  um  so  weniger  wahrscheinlich,  da  die  inschrift- 
lichen Ueberreste  beidemal  nur  auf  Serapis  hinweisen. 
Wie  dem  auch  sei,  diese  Statuen  bleiben,  ihrer  sehr 
mittelmässigen  Ausführung  ungeachtet,  merkwürdige 
Belege  des  im  Orient  und  in  Aegypten  eigenthüm- 
lich  entwickelten  griechischen  Götterwesens;  sie 
bleiben  es  um  so  mehr,  je  sinnvoller  auch  ihr  ethi- 
scher und  sepulcraler  Nebenbezug  des  Helios  als 
Seelenempfängers,  der  Aphrodite  als  Göttin  der  Grä- 
ber, als  Epilymbia,  uns  entgegentritt.  E.  G. 


II.  Gräbervenus.  Felicitas.  Novus  Annus. 

Hiezu  die  Abbildungen  Tafel   CXLVII. 

1 — 4.  Grabervenus.  In  solcher  Geltung  ward 
zu  Erklärung  der  vorigen  Tafel  der  statuarische  Ty- 
pus bereits  erörtert,  dessen  sprechendste  Denkmäler 
hier  nachträglich  folgen.  Die  bekleidete  Frauengestalt, 
die  mit  nachlässig  gekreuzten  Beinen  auf  einen  Pfeiler 
sich  stützt,  glaubten  wir  mit  Wahrscheinlichkeit  den 
in  andrer  Bildung  bereits  zahlreich  vorhandnen  und 
anerkannten  Idolen  der  Venus- Libilina  beizählen  zu 
dürfen.  Man  könnte  weiter  gehn  und  an  den  füg- 
lich als  Grabmal  zu  fassenden  Pfeiler  die  Vermu- 
tbung  anknüpfen,  dass  hier  die  aus  Delphi  erwähnte 
Aphrodite  Epilymbia21)  in  römischen  Wieder- 
holungen   uns   erhalten   sei;    doch    kann   diese  Ver- 

',)  Melius    nls    Beiname    des  Serapis,    der   auch    '/.th$    "W.io; 
ftfyas  beisrt:  Praller  Rom,  Mythologie  S.  726. 

*")   Die  anderweitig  bekannte  Vermischung  von  Isis  und  Aphrodite 
wird  aus  Aphruditens  llauptsitz    Korinth    durch  Tempel   von  Seropis 
und   Isis  auf  der  dortigen  Burg  (Paus.  II,  i,  0)  bestätigt. 
)  Aphrodite  Epilymbia:  Plutarch  quaest.  vom.  21. 


mutiiung  in  Ermangelung  sonstiger  Gründe  nur  sehr 
bescheiden  geäussert  werden. 

Zur  genaueren  Charakteristik  dieser  Statuen, 
denen  bei  guter  Anlage  kein  hervorstechender  Kunst- 
werth  beigelegt  werden  kann,  beschränken  wir  uns 
auf  die  hauptsächlichsten  Notizen.  An  der  mit  no.  1 
bezeichneten  kapitolinischen  Statue 22)  sind  sowohl 
die  Flöten  als  beide  Unterarme  ergänzt;  der  Kopf 
ist  aufgesetzt  und  hat  der  Statue  ursprünglich  viel- 
leicht nicht  angehört.  Dass  die  unter  no.  2  abge- 
bildete ähnliche  Statue  des  Louvre,  welche  durch 
das  Attribut  eines  Vogels,  vielleicht  einer  Taube, 
unsrer  Deutung  ungleich  mehr  als  der  Vorstellung 
einer  Muse  sich  anschliessl,  einer  genaueren  Nach- 
weisung für  uns  bedarf,  ward  schon  oben23)  be- 
merkt. Die  gefällige,  aber  beträchtlich  ergänzte,  als 
no.  3  bezeichnete,  Statue  des  Berliner  Museums, 
früher  als  eine  der  Töchter  des  Lykomedes,  später- 
hin als  Eulerpe  ergänzt24),  zeichnet  vor  andern 
ähnlichen  Gestalten  dadurch  sich  aus,  dass  sie  statt 
an  den  sonst  üblichen  Pfeiler  an  einen  Fels  sich 
lehnt,  welcher  Umstand  dem  Gedanken  an  eine  Grä- 
bervenus nicht  widerspricht  und  keinenfalls  für  ge- 
nügend gellen  kann,  um  neben  sonstigen  Gegen- 
gründen diese  Figur  als  Muse  erscheinen  zu  lassen. 
In  der  älteren  Ergänzung  erschien  ihre  Brust  ent- 
blössl,  was  mit  der  Idee  einer  Venus-Libitina  um  so 
verträglicher  sein  würde,  da  auch  die  als  no.  4  von 
uns  gegebene  Thonfigur 25)  bei  ähnlicher  Stellung 
einen  nackten  Oberleib  zeigt.  Diese  Figur  aber 
gleichfalls  als  Gräbervenus  zu  fassen,  ist  das  als 
Idol  der  Unterwelsgöltin  so  häufig  in  ähnlicher  Weise 
mit  Frauengestalten  gruppirte  Idol  für  uns  ent- 
scheidend. # 

5.  Felicitas.  Die  in  ähnlicher  Weise  wie  die 
bis  hieher  betrachteten  Statuen  einem  Pfeiler  auf- 
füllende Göttin,  die  ein  Münzlypus  der  Julia  Ma- 
maea  26)   als   Felicitas  bezeichnet,   konnte   zu   dieser 

'■")  Kapitolinische  Statue:  oben  Anm.  5. 

")  Statue  im  Louvre:  oben  Anm.  11. 

M)  Berliner  Statue:  oben  Anm.  7. 

")  Thonfigur  des  Grafen  von  Ingenheini,  jetzt  im  königlichen 
Antiquariat!]  zu  Berlin:  oben  Anm.  12. 

")  Pcdrusi  tesoro  farnes.  IV,  i,  9;  VII,  34,  C.  Eckhcl  D.  N. 
VII,  287  s.  Cohen  IV  p.  69  ss.  Oben  Anm.  8.  Die  als  no.  5  hier  ge- 
gebene Zeichnung  ist  nach  einem  Original  im  hiesigen  kgl.  Münz- 
kabinet  ausgeführt. 


137 


138 


allegorischen  Gellung  durch  den  Heroldslab  gelan- 
gen, welcher,  wie  andremal  an  der  Friedensgöttin, 
in  ihrer  Rechten  bemerkt  wird.  Man  hal  darin  eine 
gewandte,  auch  für  noch  andre  Figuren  27)  nach- 
weisliche, Benutzung  des  ungleich  älteren  statuari- 
schen Typus  zu  erkennen ,  den  wir  bis  hieher  erör- 
terten; dass  die  Erklärung  desselben  durch  jenen 
Münztypus  wesentlich  bedingt  werde,  halle  Visconti, 
der  darauf  aufmerksam  machte,  vielleicht  selbst  nicht 
gemeint  M). 

6 — 9.  Novus  Annus.  Die  Knabengestalt,  welche 
auf  diesen  Münztypen  des  Commodus  in  Umgebung 
ordnender  Jahresgotlheiten  bemerkt  wird,  findet  sich 
in  dem  nachstehenden  Aufsalz  Professor  Wieselers 
in  einer  Weise  erläutert,  welche  zugleich  der  be- 
rühmten Xantener  Erzfigur  des  Berliner  Museums 
neue  Aufklärung  verheisst.  E.  G. 


III.     Zur  Xantener  Erzfigur. 

Vgl.   Tafel    CXLVII,  6—9.     Oben   CXXXIII.  CXXXIV. 

Rücksichtlich  der  Xantener  (oder  richtiger:  Lüttin- 
gener)  Erzfigur  im  kgl.  Museum  zu  Berlin ,  welche  im 
vorigen  Jahrgänge  dieser  Denkmäler  und  Forschungen  auf 
Taf.  CXXXIII  und  CXXXIV  abbildlich  mitgetheilt  und 
in  no.  133.  134  ausführlicher  besprochen  ist,  nimmt  mich 
das  Bekenntniss  des  Erklärers  Wunder,  er  wisse  ausser 
dem  Bonus  Eventus  kein  anderes  Wesen,  das  einen  sol- 
chen Kranz  tragen  könnte  wie  ihn  der  Knabe  habe,  der 
heraneile  um  seiue  Gaben  darzubringen,  nämlich  einen 
Kranz  mit  Produkten  aller  Jahreszeiten,  der  also  den 
Jahressegen  überhaupt  repräsentire.  Es  ist  offenbar  ein 
Novus  Annus  gemeint;  dass  die  Beziehung  auf  Bonus 
Eventus  ganz  unzulässig  sei ,  bedarf  wohl  keines  weiteren 
Nachweises.  Schon  in  meinen  Denkm.  d.  a.  Kunst  habe 
ich  Bd.  II,  zu  Taf.  LXXIV,  no.  9G0,  wo  ein  von  Gori 
Mus.  Florent.  Vol.  IV,  t.  41  herausgegebenes,  unter  Com- 
modus als  P.  M.  Tr.  P.  X  IMP.  VII  COS.  IUI  P.  P. 
geprägtes  Bronzemedaillon  wiederholt  ist '),  zur  Erklärung 
Folgendes  bemerkt:  'Den  vier  Hören  wird  von  Zeus  das 
Thor  des  Olympos  geöffnet.     Ihnen  schreitet   ein  nackter 

J:)  An  einen  Pfeiler  gelehnt  erscheint  auch  die  mit  Scepter  und 
Kranz  versehene  Liberias:  Morelli  Galba  VIII,  22,  24. 

ss)  Widerlegt  ward  diese  Ansicht  von  mir  bereits  früher  (Nea- 
pels Bildwerke  S.  8if. ). 

')  Wie  auch  auf  unsrer  Tafel  CXLVII  no.  0.  A.  d.   II. 


Knabe  entgegen,  der  an  einem  vollen  Fiillhorne  zu  tragen 
hat:  etwa  Plutos,  oder,  wie  wir  eher  glauben,  Eiii«n(os. 
den  der  Hymn.  Orph.  I,  18  mit  den  Hören  erwähnt  und 
dessen  Kindesgestalt  darin  begründet  sein  kann,  dass  das 
Jahr  erst  im  Beginnen  gedacht  ist,  während  das  Füllhorn 
bei  Eniitutos  durch  Athenaios  V,  p.  198  A,  ausdrücklich 
bestätigt  wird'.  Hier  haben  wir  denselben  Novus  Annus. 
Ich  bin  jetzt  in  Stand  gesetzt,  die  Münzdarstellung  etwas 
genauer  zu  erklären,  seit  mir  zwei  ähnliche  und  doch 
wiederum  verschiedene  bekannt  geworden  sind.  Ch.  Lenor- 
mant  hat  in  der  Nouvelle  Galerie  mythol.  pl.  XLII,  no.8  eine 
andere,  gleichfalls  unter  Commodus,  und  zwar  in  demselben 
Jahre938a.u.  =  185p.Chr.  geprägte,  aber  kleinere  Bronze- 
münze2) abbilden  lassen,  deren  Aversdarstellung  er  p.  135 
folgendermassen  beschreibt.  'Le  jeune  empereur  a  demi 
nn,  tourue  ä  droite,  tenant  une  epee  nue  de  la  main 
gauche,  et  de  la  droite  un  cercle  dans  lequel  sont  ren- 
fermees  quatre  jeunes  filles  representant  les  quatre  Saisons 
de  l'annee.  Devant  l'empereur  un  genie  portant  une  corne 
d'abondance'.  Es  ist  wesentlich  dieselbe  Darstellung;  nur 
dass  die  Figur,  welche  die  Rechte  auf  den  'cercle'  legt, 
unbärtig  ist.  Von  dem  'cercle'  kömmt  nur  ein  kleiner 
Theil  zum  Vorschein,  so  dass  man  nach  dieser  Münze 
viel  eher  an  ein  Bogenthor  denken  könnte  als  nach  der 
ersterwähnten.  Mit  dem  'empereur  jeune'  ist  es  übrigens 
nichts.  Das  Gesicht  hat  nichts  mit  dem  des  Commodus 
gemein.  Auch  wäre  es  sonderbar,  wenn  Commodus  aut 
der  Vorderseite  bärtig,  auf  der  Rückseite  dagegen  un- 
bärtig dargestellt  wäre.  Lenormant  wurde  gewiss  durch 
die  'epee  nue'  zu  der  falschen  Auffassung  verleitet.  Aber 
die  'epee  nue'  beruht  auf  einem  Irrthum.  Die  Abbildung 
zeigt  nichts  der  Art,  sondern  denselben  kurzen  Stab,  wel- 
chen die  entsprechende  Figur  auf  der  Florentiner  Münze 
und  auf  der  gleich  zu  erwähnenden  hat.  Es  ist  bald  zu 
errathen,  dass  die  jugendliche,  unbärtige  Figur  keinen 
Andern  als  Helios-Apollon  darstellen  solle.  Als  ich  diese 
zweite  Münze  kennen  gelernt  hatte,  war  ich  nicht  abge- 
neigt, an  der  Richtigkeit  der  Gori'schen  Zeichnung  in 
Betreff  des  Bartes  der  entsprechenden  Figur  und  mithin 
der  Beziehung  auf  Zeus  zu  zweifeln.  Aber  dieser  Zweifel 
ist  verschwunden,  seitdem  ich  bei  Gelegenheit  der  Besich- 
tigung der  Fürstl.  Waldeckschen  Münzsammlung  in  Arol- 
sen  ein  unter  Commodus  in  demselben  Jahre  geprägtes 
Bronzemedaillon 3)  etwa  von  der  Grösse  des  Florentinisehen 

■)  Wiederholt  auf  unsrer  Tafel  CXLVII  no.  7.  A.  d.  H. 

3)  Eine  Zeichnung  dieses  merkwürdigen  Exemplars  hat  Herr 
Dr.  Gaedechens  unter  besonderer  Vergünstigung  des  durchlauchtigsten 
Herrn  Besitzers  für  unsere  Zwecke  anfertigen  lassen,  wonach  dieselbe 
auf  unsrer  Tafel  no.  8.  9  beifolgt.  A    d.  II. 


139 


140 


fand,  dessen  Avers  im  Ganzen  dieselbe  Darstellung  wie 
die  beiden  andern  Monumente,  aber  anstatt  des  Zeus  und 
des  Apollon  einen  ganz  unzweifelhaften  Janus  zeigt.  Ausser- 
dem weicht  dieses  Medaillon  dadurch  wesentlich  ab,  dass 
der  sich  nahende  Kleine  keineswegs  ein  Füllhorn  auf  der 
rechten  Schulter,  sondern  auf  dieser  und  in  der  einen 
Hand  (so  viel  ich  mich  erinnere,  der  rechten)  zwei  Ge- 
genstände trägt,  die  ich  mit  unbewaffnetem  Auge  nicht 
deutlich  erkennen  konnte,  die  aber  auf  der  beigelegten 
Beschreibung,  deren  Verfertiger  sich  wohl  einer  Lupe  be- 
dient hat,  als  Tropäum  und  als  Kranz  bezeichnet  wer- 
den; der  'Kranz'  wird,  was  ja  ganz  passend  ist,  etwas  in 
die  Höhe  gehalten").  Der  Gegenstand,  auf  welchen  der 
Janus  seine  Rechte  gelegt  hat,  nimmt  sich  auf  diesem 
Medaillon  ganz  ähnlich  aus  wie  auf  dem  Floreutinischen. 
Also  auf  drei  Münzen  aus  einem  und  demselben  Regie- 
runssjahre  des  Commodus,  von  dem  es  bekannt  ist  dass 
er  sich  viel  mit  den  Monaten  zu  schaffen  machte  (Preller 
'Rom.  Mythol.'  S.  783  flg.,  Anm.  4)  und  selbst  als  Janus 
darsestellt  ist  (auf  dem  Avers  des  Bronzemedaillons,  des- 
sen Revers  in  den  D.  a.  K.  Bd.  II,  Taf.  LXII,  no.  796 
miteetheüt  ist),  erscheinen  drei  verschiedene  Sonnen-  oder 
Licht-Gottheiten  als  oberste  Zeitgötter,  insbesondere  Jah- 
reso-ötter.  Der  Stab,  welchen  sie  in  der  Linken  halten, 
ist  der  bei  dem  Aeon  oder  Mithras  (D.  a.  K.  Bd.  II, 
Taf.  LXXV,  no.  967;  und  auch  bei  dem  Janus  (C.  A.  Böt- 
tiger 'Id.  z.  Kunstmyth.'  I,  S.  258  und  269)  schon  er- 
kannte Massstab,  vwga  bei  Macrob.  Sat.  I,  9.  Er  ist  hier  viel 
deutlicher  zu  erkennen  als  auf  dem  Münzbilde  bei  Böt- 
tiger Taf.  II,  Fig.  1,  und  auf  dem  Gemmenbilde  in 
Gerhards  Besitz  bei  Panofka  'Zufluchtsgotth.'  Taf.  I,  n.  5, 
und  in  der  Tliat  ist  auf  dieser  Münze  wohl  ein  eigent- 
liches Scepter  und  auf  diesem  Gemmenbilde,  wo  Janus 
ganz  wie  bei  Ovid.  Fast.  1, 177  inetftiibens  baculo  erscheint, 
ein  Stab  als  Stütze  für  den  Gehenden  oder  Stehenden 
•uizunehmen.  Der  Gegenstand,  auf  welchen  die  obersten 
Jahresgötter  ihre  Rechte  legen,  ist  weder  mit  Müller 
(Hdb.  d.  Arch.  §.  399,  A.  1,  dem  ich  im  Text  zu  den  D. 
a.  K.  folgte)  als  das  olympische  Thor,  noch  etwa  als  die 
Ilimmclskugel  zu  fassen,  an  welcher  auf  den  Monumenten 

I  Nachträgliche  Bemerkung.  Auf  der  durch  Freund  Gaedecbens 
beschafften  Abbildung  zeigt  sich,  dem  Vernehmen  nach,  ein  Füll- 
horn, wie  auf  den  beiden  anderen  Exemplaren.  Sollte  das  nicht  auf 
Irrthum  des  Arolsencr  Zeichners  IhtiiIuti  (der  eine  Abbildung  des 
Florenlinei  Medaillons  zur Band  hatte),  so  wäre  dadurch  das  weiter  unten 

rropSom  und  brau/  Bemerkte  wegfallig  geworden.  Inzwischen 
-ehe  ich,   dass  auch  Eckbel  D.  N.  VII  p.  113  Variationen  der  Dar- 

ag  angtebl :  ex  adterto  $tal  pvtllui  t.  (?)  elata  ramum  aul 
Hörern  mit  eormicaptae  ostentant.  F-   W. 


in  den  D.  a.  K.  ßd.  II,  Taf.  LXII,  no.  796  und  797  (wo 
die  Kugel  länglich  rund  ist)  die  Hören  eiuherschreiten, 
sondern  er  ist  als  der  Juhrcskreis  zu  fassen,  innerhalb  des- 
sen sich  die  Göttinnen  der  Jahreszeiten  bewegen.  Ist  diese 
Bewegung  «  bnima  ud  brwmam  (Varro  de  Ling.  Lat.  VI, 
8,  p.  76  Mueller)  abgemacht,  so  kömmt  ein  novus  annus, 
und  dessen  Repräsentanten  sehen  wir  auf  den  Bronze- 
tnünzen  in  dem  heranschreitenden  Knübchen  dargestellt. 
Was  fangen  wir  aber  mit  Kranz  und  Tropäum  bei  dem 
Knaben  auf  der  Arolsener  Münze  an  (wenn  sie  sicher  ste- 
het])? Diese  Attribute  erinnern  durchaus  an  die  Victoria 
auf  den  bekannten  Neujahrslampen  (Böttigev  'Kl.  Sehr.' 
III,  S.  315  flg.;  Preller  'Rom.  Myth.',  S.  160 flg.).  ler- 
muthlich  sollen  die  Münzen  als  Neujahrsgratulationen  für 
den  Commodus  dienen  und  bedeutet  der  herannahende 
Knabe  mit  Füllhorn  oder  mit  Kranz  und  Tropäum  das- 
selbe, was  auf  den  bekannten  für  Hadrianus  und  Anto- 
ninus  Pins  bestimmten  Münzen  die  Inschrift  aussagt: 
'Senatus  Populusque  Rcmanus  Annum  Novum  Faustum 
Felicem.'  Und  selbst  wenn  nicht  an  eine  Neujahrsmünze 
zu  denken  sein  sollte  '),  würden  auf  einer  Römischen  Münze 
Kranz  und  Tropäum  für  den  heranschreitenden  Novus 
Annus  sehr  wohl  als  passend  angenommen  werden  kön- 
nen, zumal  da  Exemplare  nebenhergingen,  auf  denen  er 
ein  Füllhorn  hat.  Auch  lässt  sich  für  den  Umstand,  dass 
gerade  auf  der  Münze,  welche  den  Janus  als  obersten 
Jahrcsgoft  zeigt,  der  Novus  Annus  Kranz  und  Tropäum 
trägt,  ein  plausibler  Grund  beibringen,  wenn  man  nur  an 
den  Bezug  gerade  jenes  Gottes  auf  Krieg  und  Frieden 
denkt.  Rüeksichtlich  der  Berliner  Erzfigur  ist  es  mir 
durchaus  wahrscheinlich ,  dass  sie  als  Nenjahrsgescheuk 
gedient  habe.  Ich  erwähne  schliesslich  noch,  dass  bei 
Ovid.  Met.  II,  24  flg.  unter  den  Repräsentanten  der  Zeit- 
abschnitte, die  neben  Phöbus'  Throne  stehen,  auch  der 
Annus  vorkömmt.  Aller  Wahrscheinlichkeit  nach  kannte 
der  Dichter  Bilder  desselben0). 


Göttingen. 


Friedrich  Wieselek. 


'■)  Vgl.  Pinder  'Ant.  Münz.  d.  h.  Mus.  z  Berl.'  S.  200  zu 
Taf.  II  no.  3.  *'•    W. 

6)  Erst  hinterdrein  sehe  ich  zu  meiner  angenehmen  üeberra- 
sebung,  dass  schon  Eckhel  a.  a.  0.  den  kreisförmigen  Gegenstand 
ähnlich  lasste  wie  ich;  nur  dass  er  an  ein  saeculum  dachte,  indem 
er  eine  Münze  Iladrians,  in  cujus  arersa  SAF.C.  AVH.  vir  semi- 
iiuiins  «(ans  ii.  clrculum  contingil,  quo  loius  ambltur,  und  einige 
Scbriftstellen  vergleicht.  Ergo  et  rypo  muni  praenntu  Saeculum 
Aureum  Inteülgltur,  >/»»// ,  sl  Cnmmndo  lpt1  fide*,  hoc  Imperante 
rere  exttlltt.  Auch  so  bat  der  'pucllus'.  über  dessen  Bedeutung 
Eckhel  nichts  sagt,  Für  die  Berliner  Bronze  volle  Beweiskraft.  Kr 
ist  eben  der  Repräsentant  eines  novum  taeculum.  Ovidius  erwähnt 
a.  a.  0.  auch  Sacctila.  F.    "'. 


141 


142 


IV.     Allerlei. 

47.  Das  Vestaheiligthum  am  Forum  von  Pompeji. 
Das  gewöhnlich  unter  dem  Namen  Pantheon  aufgeführte 
Geb.:iude  am  Forum  von  Pompeji  ist  sehr  verschiedenen 
Deutungen  unterworfen  worden,  welche  sich  bisher  alle 
als  unhaltbar  erwiesen  haben.  Pantheon  wurde  dasselbe 
genannt,  weil  man  die  in  der  Mitte  seines  Ilofraums  in 
Form  eines  Zwölfecks  aufgestellten  Säulenfasse  fi'ir  Posta- 
mente von  Statuen  der  zwölf  grossen  Götter  hielt.  Da 
wir  jedoch  in  denselben  die  Reste  eines  zerstörten  Rund- 
tempels oder  polygonal  Centralbaues  erhalten  haben,  er- 
weist sieh  die  Benennung  Pantheon  als  haltlos.  —  Eine 
andere  Bezeichnung  des  Gebäudes  als  Serapeum,  welche 
ihren  Ursprung  in  der  Aehnlichkeit  des  Centralbaues  mit 
dem  Serapeum  zu  Puteoli ')  hat,  in  dessen  Mitte  eine 
Heilquelle  liegt,  könnte  nur  dann  von  Bedeutung  sein, 
wenn  in  dem  Pompcjanischen  Centralbau  eine  gleiche 
Quelle  gefunden  würde').  Die  sehr  materialistische  Auf- 
fassung des  Gebäudes  als  Schlachthaus  macellum  ')  wird 
schon  durch  die  Würde  und  Grossartigkeit  des  Baues  und 
die  reiche  Malerei  widerlegt  (Overbeck  Pompeji  p.94 — 99). 
Wichtiger  sind  die  beiden  andern  Vermuthungen,  von  de- 
nen die  eine  dasselbe  ein  Augusteum  oder  collegium  der 
Augustalen,  die  andere  ein  hospit'ium  benennt4).  Die  Be- 
nennung Augusteum  knüpft  sieh  an  ein  im  Hintergrunde 
in  der  Mitte  hinter  dem  Centralbau  gelegenes  Gemach, 
welches  im  Innern  eine  Basis  für  ein  Cultusbild  und  an 
den  Seitenwänden  vier  Nischen  für  andere  Statuen  dar- 
bietet, und  somit  als  Heiligthum  kenntlich  ist.  Da  zwei 
der  vier  Nischen  die  erhaltenen  Statuen  der  Livia  und 
des  Drusus  zeigen  und  von  dem  Cultusbild  ein  Arm  mit 
einer  Weltkugel  übrig  ist,  so  hat  man  dies  Gemach  als 
ein  Heiligthum  des  Augustus  gedeutet,  und  demzufolge 
die  übrigen  Räume  als  Küche  und  Speisezimmer  zu  Fest- 
mahlen, welche  das  Collegium  der  Augustalen  dem  Volke 
gegeben,  angesehen.  Auch  die  Annahme  eines  llospitinms 
lüsst  diese  Räume  ähnlichen  Zwecken  dienen  und  stellt 
dasselbe  unter  den  Schutz  des  Augustus.  Beide  Benen- 
nungen lassen  aber  grade  den  charakteristischen  Haupt- 
theil  des  Gebäudes,  den  zwülfeckigen  Centralbau  unbe- 
stimmt, von  dem  meine  Erklärung  ausgehen  soll. 

Bekanntlich  war  die  Form  des  Griechischen  Hestia- 
heiligthums,  des  Prytuncions,  ebenso  wie  die  des  Itali- 
schen Vestatempels  eine  runde").     Auch  ist  von  Bötticher 

')  Vgl.  Paoli  Am.  Puieol.  Bilian  Denkm.  i.  alt  Borns  tf.  58. 
VitruT.  eil.  Marin i  IV  tf.  04. 

•')  Eine  Versenkung,  in  der  man  Fischreste  gefunden,  kann  aus 
dem  Grunde  nicht  als  versiegte  heilige  Quelle  des  Gebäudes  gelten, 
weil  dieselbe  nicht  Innerhalb  des  Zwölfecks  sondern  neben  demsel- 
ben liegt. 

3)  Kugler  Kunstgeschichte  l.Ausg.  p.  288.  Stiei  -Geschichte  u. 
Beschreibung  der  Stadt  Pompeji  2.  Ausg.   Wittenberg  1853  p.  32. 

*)  Vgl.  Bunucci  Pompei  descritta  1826.  Overbeck  Pnmpeji  p.99. 

5)  Vgl.  Tim.  lex.  Plat.  s.  v.  fldioej  Suidas  s.  v.  npvTaviTov; 
Hesjcb.  s.v.  axiui;  Kcstus  s.  v.  Butunda;  Ovid  Fast.  VI.  282;  l'lut. 
Numa   11. 


Tektonik  der  Hellenen  II  p.  349—351  nachgewiesen,  dass 
die  Griechischen  Prytaneen  aus  grösseren  Bauanlagen  be- 
standen, deren  Mittelpunkt  und  Haupttheil  das  eigentliche 
runde  Heiligthum  der  Hestia  einschloss,  das  in  der  Mitte 
der  runden  mit  Erz  bekleideten  Holzdecke  eine  runde 
Oeffnung  darbot,  aus  welcher  der  vom  Altar  der  Göttin 
emporwallende  Rauch  in  die  Lutt  stieg.  Ebenso  ist  auch 
von  Dionys  von  Halicamass  Antiq.  Rom.  II,  65  bezeugt, 
dass  die  Heiligthümer  der  Hestia  im  Mittelpunkt  und 
Haupttheil  der  Stadt  zu  liegen  pflegten.  Demgemäss  lagen 
auch  Prytaneion  und  Tholos  in  der  Nähe  des  Buleute- 
rions  und  des  Marktes  von  Athen.  Auch  der  Vestatempel 
zu  Rom  scheint  richtiger  unmittelbar  an  das  Forum  Ro- 
manum  versetzt  zu  werden,  wo  bei  der  Kirche  S.  Maria 
Liberatrice  die  Grabsteine  der  Vestalinnen  gefunden  sind, 
als  an  die  Stelle  der  Kirche  S.  Teodoro,  welche  übrigens 
ebenfalls  in  der  Nähe  des  Forums  und  in  der  Mitte  des 
alten  Roms  liegt ').  Mit  Rücksicht  hierauf  bezeichne  ich 
das  fragliche  Gebäude  am  Forum  von  Pompeji  als  Hei- 
ligthum der  Vesta.  Nicht  nur  seine  Lage  im  Mittelpunkt 
und  Haupttheil  der  Stadt,  sondern  auch  die  Nähe  des 
Senaculums  des  SUziuigshauses  der  Decurionen ,  ähnlich 
wie  in  Athen  neben  dem  Buleuteriou  Tholos  und  Pry- 
taneion lagen,  sprechen  deutlich  für  diese  Bestimmung. 

Der  zwölfeckige  Centralbau  in  der  Mitte  der  ganzen 
Anlage  war  das  eigentliche  Heiligthum  der  Göttin,  ein 
Monopteros  mit  einer  ähnlich  wie  am  Philippeion  zu 
Olympia  (Paus.  V.  20.  5),  gebildeten  Holzdecke,  die  mit 
Erz  bekleidet  in  der  Mitte  die  schon  erwähnte  Oeffnung 
darbieten  musste,  um  den  Rauch  des  Altars  emporsteigen 
zu  lassen. 

Um  diesen  Centralbau  gruppiren  sich,  ähnlich  wie 
in  den  Griechischen  Prytaneen,  eine  Menge  von  Räum- 
lichkeiten für  Cultusacte  und  praktische  Bedürfnisse.  Das 
Gemach  rechts  von  dem  Heiligthum  des  Augustus  war 
entweder  Küche  oder  Speisesaal  (vgl.  Overbeck  Pompeji 
p.  97)  für  die  in  gleicher  Art,  wie  im  Athenischen  Pry- 
taneion oder  der  Tholos,  angestellten  Festmahle;  das 
Gemach  links  diente,  wenn  jenes  die  Küche  war,  zu  den 
Festmahlen,  im  andern  Falle  vielleicht  zu  Versammlungen 
der  Vestalinnen.  Die  eilf  Gemächer  von  gleicher  Grösse, 
welche  rechts  von  dem  Centralbau  in  gleicher  Linie  lie- 
gen, dienten  wahrscheinlich  praktischen  Zwecken  verschie- 
dener Art.  Das  muthmassliche  Heiligthum  des  Augustus 
kann  bei  einer  Stadt  wie  Pompeji,  deren  Neubau  nach  dem 
Jahr  63  p.  O,  also  in  der  Blüthe  des  Kaisercultus,  vor 
sich  ging,  nicht  befremden.  Sollte  aber  dennoch  eine 
solche  Ueberhebung  im  Heiligthum  des  Vesta  befremden, 
so  ist  auch  eine  andere  Erklärung  möglich.  Man  kann 
nämlich  den  erhaltenen  Arm  mit  der  Weltkugel,  welcher 
von  dem  Cultusbild  jenes  Raumes  übrig  ist,  als  Fragment 
einer  Statue  des  Zeus  ansehen,  dessen  Cultus  auf  das  in- 
nigste  mit  dem   Vesiadienst  verbunden   war.     Beide  wur- 

6)  Vgl.  Beschreibung  Borns  III.  I  p.  63.  79.  370;  II.  p.  50.  370; 
Braun  Btiinen  u.  Museen  Keims  p.  51.  Mun.  Ined.  d.  J.  II  tav.  33.  S4. 


143 


144 


den  zusammen  verehrt  in  Dodona  (Zinzow  de  hist.  Graec. 
prkn.  p.  19.  Gerh.  Myth.  §.  293, 3)  zu  Olympia  (Paus. 
V,  14,5)  in  Lavinium  als  Yesta  und  Juppitcr  Pistor  (Gerh. 
Mvth.  §.  288,  4).  Zusammen  angerufen  werden  beide  im 
llomerischen  Hymuos  in  Vestam  23,  5,  auf  Münzen  zu- 
sammengestellt Thesaurus  Morel!,  p.  458  1.  2,  wie  auch 
die  Beinamen  beider  Gottheiten  des  Zeus  taTioi/og,  iOTiiö- 
ia£,  iqiaiiog  der  Hestia  Zitvög  nvgyog,  Jtog  (fv'i.tty.)] 
(Boeckh  Philolaos  90 ff.)  Jiug  u'Uog  (Stobaeus  Phys.  I 
p.  488)  die  innige  Verwandtschaft  bezeugen.  —  Demnach 
wäre  ein  Heiligthum  des  Juppiter  im  Vestatemenos  sehr 
leicht  zu  erklären.  Die  Statue  des  Augustus  würde  dann 
in  einer  der  leereu  Seitennischen  mit  Livia  correspondi- 
rend  gestanden  haben. 

Ihrem  Ursprung  aus  dem  Hecrdcultus  gemäss  ist  Vesta, 
ebenso  wie  Juppiter  Pistor,  Beschützerin  der  Ernährung, 
namentlich  des  Mahlens  und  Brodbackens  (vgl.  Serv.  Bei. 
8.  82.  Aen.  5.  745)  und  aus  diesem  Grunde  finden  wir 
durch  das  ganze  Gebäude  Darstellungen  von  Nahrungs- 
mitteln in  geschmackvollem  Stillleben  angebracht,  auch 
eine  eigene  Abbildung  der  Vestalia  des  Miillerfestes,  wel- 
ches von  Eroten  gefeiert  wird '),  und  demnach  eine  nicht 
"■erinse  Stütze  für  meine  Vermuthang  bildet.  —  Es  wäre 
übrigens  kaum  denkbar,  dass  Pompeji  eines  Vestaheilig- 
thums  entbehrt  haben  sollte,  da  uns  fast  von  jeder  grie- 
chischen Stadt  die  Existenz  eines  Prytaueums  berichtet 
wird").  Auch  ist  es  nicht  denkbar,  dass  ein  solches  noch 
in  den  entlegenen  bis  jetzt  noch  unausgegrabenen  Theilen 
der  Stadt  verborgen  sei,  da  nach  Dionys.  Halic.  II,  05 
die  Lage  im  Mittelpunkt  und  Haupttheil  einer  Stadt  be- 
zeugt ist.  Da  aber  von  allen  ausgegrabenen  Gebäuden 
Pompejis,  welche  sich  um  die  beiden  Fora  der  Stadt 
gruppiren,  kein  einziges  ausser  dem  Pseudopantheon  sich 
zii  einem  Vestaheiligthum  eignet,  so  scheint  mir  auch  da- 
durch meine  Vermuthung  gesichert  zu  sein.  —  Im  Zu- 
immenhange  mit  verwandten  Gebäuden  habe  ich  diese 
Behauptung  noch  weiter  ausgeführt  in  einer  besondern 
Schrift:  Die  Griechischen  Rundbauten  im  Zusammenhang 
mit  dem  Götter-  und  Heroencultus,  welche  1861  im  Druck 
erscheinen  wird. 

Greifswald.  Dr.  K.  Tir.  Pyl. 

48.  Antenor  und  Phaxiteles.  Ob  Praxiteles  eine 
Gruppe  des  Harmodios  und  Arbtogciton  aus  Erz  verfertigt 
habe,  wie  Plin.  XXXIV,  70  angilit,  oder  ob  die  Nachricht 
auf  einem  Irrthum  beruhe,  ist  bisher  nicht  entschieden. 
Während  Bergk  Ztg.  f.  d.  A.-W.  1845  S.  972  das  Letztere 
annhiit  und  auch  Overbeck  I  S.  114  die  Existenz  des 
Werks    bezweifelt,   hält   Brunn  I  S.  343   daran    fest.     Ich 

')  Vgl.  Overbeck  Pompeji  p.  OS,  p.  400.  Prellet  Böm,  Myth. 
p.  543.  Aldi.  Zeit.  L854  p.  192.  Mm.  Borb.  i,  17;  li.  .".I  ;  6,38; 
-.  vi,,  m.  Gerb.  Am.  Bildw.  tiv.  :;. 

')  Vgl.  Hüllmann  Auf.  Griech.  Gesch.  p.  825  II.  Prellei  Gr. 
Mvih.  I  p.  269.  Casauüon.  ad  Athen.  XV.  19. 


habe  früher  (de  arte  Praxit.  p.  10)  vermuthet,  dass  ausser 
den  beiden  an  der  Agora  aufgestellten  Gruppen,  deren 
Meister  Antenor  und  Kritios  wir  aus  Paus.  I,  8,  5  kennen, 
eine  dritte  im  Iverameikos,  wo  die  Tyrannenmörder  be- 
graben waren  (Paus.  I.  29,  15),  von  Praxiteles  ausgeführte 
sich  befand.  Indessen  widersetzt  sich  der  Wortlaut  der 
Stelle  bei  Plinius  auch  diesem  Nothbehelf.  Denn  er  sagt 
ausdrücklich,  dass  diese  Gruppe  von  Xerxes  entführt  und 
später  zurückgekommen  ist,  meint  also  ohne  Zweifel  das 
Werk  des  Antenor.  Wenn  wir  ihm  also  nicht  den  Unge- 
heuern Fehler  zutrauen,  dass  er  Praxiteles  älter  sein  Hess 
als  Xerxes,  haben  wir  eine  Stelle  zu  suchen,  wo  die  Sta- 
tuen dem  wahren  Verfasser  beigelegt  werden.  Diese  findet 
sich  sehr  bald.  Mit  §.  72  beginnt  ein  alphabetisches  Ver- 
zeichniss  der  Künstler,  worin  der  zweite  Buchstabe  eines 
jeden  Wortes  nicht  mehr  beachtet  wird.  Schiebt  man 
hierin  die  fraglichen  Worte  vor  Amphicrales  ein  uud  er- 
gänzt den  ausgefallenen  Eigennamen,  so  sind  beide  Stellen 
geheilt.  In  §.  70  führt  Plinius  Werke  des  Praxiteles  an:  item 
stephanvsam,  pseliumenen,  canephoram  fecit  el  puberem 
Apollinem  u.'s.w.,  in  §.  72  zählt  er  auf:  Alcamenes  Phidiae 
discipxihis  et  murmorea  fecit  et  aereum  penlathlum  </tti 
voculnr  encrinomenos ,  at  Polycliti  discipulus  Aristides 
quadrigas  bigasque,  Antenor  Hurmodium  et  Arislogilonem 
tyrannieidas,  quos  u  Xerxe  Persarum  rege  cuptos  viclu 
Perside  Alheniensibus  remisit  Magnus  Alexander.  Amphi- 
crates leaena  laudatur  u.  s.  w.  Wie  passend  der  Ueber- 
gang  von  der  Gruppe  Antenors  zur  Leäua  des  Amphi- 
krates  ist,  brauche  ich  nicht  zu  erwähnen,  eben  so  wenig 
die  Statthaftigkeit  der  Umstellungen  bei  Plinius  zu  be- 
weisen (vgl.  z.  B.  §.  79).  Uhlichs. 

49.  Nike  aus  Tarent.  Auf  einer  seltenen  Bronze- 
Münze  von  Tarent,  von  welcher  ich  in  Italien  zwei  Exem- 
plare für  die  kgl.  Sammlung  angekauft  habe,  ist  Nike  in 
der  Linken  den  Blitz  tragend  dargestellt,  dessen  eine  Spitze 
sie  mit  dem  Zeigefinger  der  rechten  Hand  gleichsam  prü- 
fend berührt  ').  Vielleicht  ist  dazu  noch  nicht  bemerkt 
worden,  dass  Dio  Cassius  erzählt5),  Augustus  habe,  als 
er  (im  Jahre  723  d.  St.)  der  Minerva  den  auch  Chalci- 
dicum  genannten  Tempel  und  die  Curia  Julia  (auf  dem 
Forum)  geweiht,  darin  eine  Statue  der  Nike  aufgestellt 
welche  einst  aus  Tarent  gekommen  war.  Man  könnte  nun 
die  merkwürdige  Nike  der  Tarentiner  Münzen  für  die  Ab- 
bildung dieser  damals  noch  in  Tarent  befindlichen  Bild- 
säule halten,  allein  die  Wahrheit  zu  sagen:  Nike  kommt 
auch  in  anderen  Stellungen,  z.  B.  die  Trophäe  errichtend 
oder  sie  bekränzend,  auf  ähnlichen  Münzen  von  Tarent 
vor.  Alle  solche  Combiiiationen  sind  so  bedenklich  als 
sie   verführerisch   sind.  .1.   FRIEDLÄNDER. 

')  abgebildet  bei  Hilliagen  aocienl  cuins  Tafel  I,  18  und  irrig 
in  den  Corelliscben  Tafeln  CXIX,  395,  die  Nike  iasst  dort  mit  bei- 
den Händen  den  Blitz. 

')  Ilueli  51,  Kapitel  22. 


Hiezu  die  Abbildungen   Tafel  CXIA—CXLM1. 


Herausgegeben  von   E.   Gerhard. 


Druck  und  Verlag  von   Cr.   Reimer« 


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146 


DENKMÄLER  UND   FORSCHUNGEN. 


Archäologische  Zeitung,  Jahrgang  XV 111. 


M  US.  149.  150. 


April  bis  Juni  1861. 


Beschäftigungen  des  tiiglichen  Lebens.  —    Herakles  und  Syleus.  —    Eine  Münze  von  Helike.  —  Allerlei:    Epimachos; 
Bona  Dea  Oeulata;    Devotion  auf  einer  Neujahrslampe;    falsche  Münze  von  Naxos. 


I.  Beschäftigungen  des  täglichen  Lebens. 

(Iliezu  die  Abbildung  Taf.  CXLVIII.) 

Ein  Sarkophagrelief  des  Museums  im  Lateran 
(Taf.  CXLVIII,  1)   stellt   in  einer  Reihe  von  Scenen 
auf    sehr    einfache    Weise   gewissermassen    die    Ge- 
schichte  des   Brotes    vom    Pflügen   bis   zum  Backen 
vor.     Die  Arbeit   ist    zwar   in   grobem  Marmor  sehr 
grob  ausgeführt,  oder  vielmehr  skizzirt  so  dass  überall 
die   roh    bemeisselten  Stücke   stehen   geblieben   sind, 
indessen  sind  die  Darstellungen  nicht  ohne  Interesse  '). 
Die   Inschrift    des    Deckels,    dessen    Ecken   mit 
einem   Vogel    verziert   sind,    lehrt    uns    den   Namen 
L.  Annius   Octavius    Valerianus  als  den   des   Be- 
stalteten kennen,  die  beiden  dazu  gesetzten  Verse 
Ecusi,  cffugi.   Spes  et  Fortuna  ralele, 
nil  mihi  vobiscum  est,  ludificate  ulios.' 
geben   einen   neuen   Beleg   für   die   Gewohnheit  der 
späteren  Zeit  metrische  Grabschriften  aus  entlehnten 
Brocken  zusammenzusetzen.     In  der  Grabschrift  des 
Pelronius  Anligenidas2)  heisst  es  zum  Schluss 
Effugi  lumidam  vitam.     Spes,  forma  valete, 
nil  mihi  vobiscum  est,  ulios  deludite  quaeso! 
und  in  der  Grabschrift  eines  L.  Licinius  Severus  3) 
Actum  est,  excessi.    S/ies  et  Fortuna  valete, 
nihil  iam  plus  in  me  vobis  per  saecla  licebit. 
Zu  Grunde  liegt  ein  griechisches  Epigramm4) 

')  Dei  Sarkophag  ist  1,92  Meter  lang  und  ohne  den  Deckel 
0,53  mit  demselben  0,69  Meter  hoch.  Die  Zeichnung  dieses  wie 
des  folgenden  Reliefs  mit  den  notbigen  Erläuterungen  verdanke  ich 
Conze  und  Michaelis.  Die  Inschrift  bat  Garrucci  besprochen 
(Bull.   1801   p.  34). 

)  Antb.   Lat.   IV,  3ii  C.    189  M.   Orelli  1174;    vgl.  Bull.  1831 
p.  -491. 

!)  Antb.  Lat.  IV,  274  B.  1373  M.  Reines.  Uli,  141.  Kabrelli 
Synt.  p.  191. 

•)  Antb.  Pal.  IX,  49;  vgl.  IX,  134 

TJ.ti'i;  y.al  aü   Tvyr\  iiiyu  yaintif  ri/v  otSov  ti(>ov. 


'Einig  xal  oii  Tv^rj  /.ieya  xaiQSTe,  xov  hfiiv   evqov, 

ovdiv  ifiol  x   v/uv,  naivere  zovg  jiet    ifii 
welchem  das  unselige  noch  am  nächsten  kommt. 

Das  Relief  ist  in  zwei  Queerstreifen  getheilt,  wel- 
che in  der  Mitte  durchschnitten  werden  durch  die 
aufrecht  stehende  Figur  eines  ältlichen  bärtigen  Man- 
nes mit  kahlem  Vorderhaupt,  in  einer  langen  Aermel- 
tunica  mit  darüber  geworfenem  Mantel,  der  in  der 
Linken  eine  zusammengewickelte  Rolle  hält  und  die 
Rechte  ausstreckt.  Aehnliche  Figuren  kommen  auch 
sonst  auf  Sarkophagen  nicht  selten  vor  und  sollen 
ohne  Zweifel  mit  mehr  oder  minder  Anspruch  auf 
Porträtmässigkeit  den  Verstorbenen  vorstellen. 

Die  obere  Reihe  zeigt  den  Acker  mit  einzelnen 
Bäumen  bepflanzt,  welche  zugleich  dazu  dienen  die 
einzelnen  Scenen  abzugränzen.  Von  linksher  be- 
gegnet uns  zuerst  der  Pflüger,  der  seinen  mit  zwei 
Ochsen  bespannten  Pflug  durch  den  deutlich  als 
scholliges  Saatland  bezeichneten  Erdboden  treibt.  Von 
den  bekannten  Vorstellungen  des  Pflügens 6)  ist  aie 
deutlichste  und  belehrendste  die  kleine  Erzgruppe  des 
Kircherschen  Museums7).  Der  Pflügende  hält  mit 
IX,  172 

'E/.m'<iog  ovä't   Tvyrjg  tu  f.toi  ftO.li,  ovä'   äkcyt£co 
Xoinöv  Tijff  i'tnaTtjg-   >j).v&-oi-  ttg  Xiutva. 

b)  Beschreibung  Roms  II,  2  p.  136. 

6)  Fabretti  (col.  Trai.  p.  1521.)  hat  ausser  einer  Gemme  und 
Münze  auch  ein  Relief  nach  Lucas  Paetus  de  Rom.  et  Graec.  men- 
sur.  III  (Graev.  thes.  XI  p.  1046)  bekannt  gemacht,  das  mit  dem 
vorliegenden  in  der  Hauptsache  übereinstimmt.  Aach  in  der  Blun- 
dellschen  Sammlung  in  Incc  (p.  102,  316)  ist  ein  kleines  Relief,  das 
einen  mit  der  Tunica  und  spitzein  Hut  (oder  vielmehr  Kapuze ?J  be- 
kleideten Mann  vorstellt,  welcher  den  mit  zwei  Ochsen  bespannten 
einfachen  Pflug  mit  der  Linken  leitet,  während  er  in  der  ausge- 
streckten Rechten  den  Stecken  hält.  Andere  weniger  genau  ausge- 
führte Darstellungen  von  l'flügern  linden  sich  als  Beiwerk  auf  Sar- 
kopbagreliefs  (gall.  Giust.  II,  96.  100.  Wieseler  Denkm.  a.  K.  II. 
9,  102). 

')  Gori  mus.  Etr.  1,  200.     Micali  storia  Taf.  114.    Vgl.  Fellows 


147 


148 


der  einen  Hand  den  Ochsentreiber  (sliniiiliis)  aus- 
gestreckt über  den  Thieren,  mit  der  andern  hat  er 
den  Griff  der  Sterze  (slira)  des  einfach  gebildeten 
Pfluges8)  gefasst.  Während  man  an  der  Erzgruppe 
die  beiden  durch  ein  doppeltes  Band  verbundenen 
dentaliu,  zwischen  welchen  die  Pflugschaar  (comcr) 
eingelassen  ist,  erkennt,  ist  hier  nur  das  sichelförmig 
gekrümmte  Eisen  (adunevs)  dargestellt,  welches  die 
Erde  aufreisst;  wo  es  mit  der  Sterze  verbunden  ist 
gehl  der- Krümmel  (buris)  ab,  an  den  sich  die  Deichsel 
{1eiiw)  anschliessi,  welche  hier  nicht  so  bestimmt  an- 
gedeutet ist  als  das  Joch8),  mit  dem  die  Ochsen  an- 
geschirrt sind. 

An  dem  Baume  hinter  dem  Pflüger  ist  ein  Korb 
oder  Sack  aufgehängt,  der  ohne  Zweifel  die  auszu- 
streuenden Saatkörner  enthält,  um  dadurch  diesen 
wesentlichen  Tlieil  des  Ackerbaues  wenigstens  an- 
zudeuten, der  auf  Vasenbildern  mit  schwarzen  Fi- 
guren dargestellt  ist,  indem  ein  Mann,  der  den  Saal- 
korb am  linken  Arm  hängen  hat  und  mit  der  Rechten 
die  Saal  ausstreut,  dem  Pfluge  folgt10). 

Hierauf  folgt  ein  Arbeiter  raslris  glebas  qiti 
frangit  inertes,  was  hier  wohl  als  eine  nach  vollen- 
deter Saal  vorgenommene  Beschäftigung  anzusehen 
ist,  obgleich  natürlich  auch  vor  derselben  da  wo  es 
nölhig  war  das  vom  Pflug  aufgerissene  Erdreich 
noch  mit  der  Hacke  bearbeitet  wurde  um  die  harten 
Schollen  zu  zerschlagen").  Mit  Hesiodos  Vorschrift 
(opp.  465  ff.) 

Lycia  p.  174.  Braun  hat  (rh.  Uns.  N.  F.  I  p.  100IT.)  die  mit  dieser 
Gruppe  zugleich  bei  Arezzo  gefundene  lironzestatuette  der  Minerva  im 
Kircbcrscbcn  Museum  (Micali  mon.  ined.  17,  5)  als  dazu  gehörig 
nachgewiesen  und  das  Ganze  auf  die  Findung  des  Tages  bezogen; 
eine  Erklärung,  welche  durch  ßergks  Deutung  einer  früher  auf 
Odysscus  Wahnsinn  bezogen™  Gemme  (ann.  VII  tav.  H,  4.  Over- 
beck  Call.  her.  Bildw.  Taf.  13,  l)  eine  erwünschte  Bestätigung  ge- 
funden bat  (ann.XVHlp.302IT). 

8)  Voss  zu  Virg.  gc  I,  169  ff.  p.  96  ff.  Heyne  exe.  1.  Schulz 
antt.  rustt.  p.  1.  de  aratri  Homani  forma  et  compositionc.  Jena  1820. 
')  Wo  der  nicht  angeschirrte  Pflug  dargestellt  ist,  wie  auf  dem 
sorgfältigen  Vasenbilde  des  Triptolemos  [Bull  Nap.  1,  2.  El.  ceram. 
III,  68)]  den  Reliefs  mit  der  Bändigung  der  Stiere  durch  Jason  (Beger 
spicil.  p  118.  Clarac  ums.  de  sc.  199,  373),  einem  pompejanischen 
Wandgemälde  (Gell  Pomp.  N.  S.  58.  ra.  ßorb.  V,  49)  sind  auch  Krüm- 
mel und  Deichsel  in  gehöriger  Weise  bezeichnet. 

"•)  n)  Schale   des    Nikosthenes    in    Berlin   N.  l.">8t).     Gerhard 
Ttinkscb.  u.  Gef.  Taf.  1.    Panofka  Bild.  ant.  Leb.  14,  6. 
h)  Schale  im  Museo  Campana  IV,  683. 

")  Aul   der  Cimpaiiascbcn  Vase  ist  hinter  dem  Pfluge  ein  Mann 

beschäftigt  mit  der  Hacke  den  Boden  zu  lockern. 


ixrelea  ßgld-eiv  Ji](.ii]TtQog  isqov  dxzt'jv, 
aQ'/ofisvog  Tanqiöi    oqÖtov,  ot    av  dxgov  exizXqg 
%£iQi  Xaßcov  ognt]xa  ßoiov  tni  vwzov  'ixrjai 
I'vöqvov  (Xxöviuv  fieoäßy.  6  de  rvz&dg  otzioSe 
öftiöog  i'ycüv  i.iaxi?-ijv  növov  ooviöcooi  ziSeirj 
anEQi-iaxa  xaxxQvnziov, 
und  Virgils  Rath  (ge.  1, 104 f.) 
quid  dicam  iacto  qui  semine  communis  arva 
insequiiur  cumulosque  ruit  male  pinguis  arenae 
stimmt  daher  das  Relief  übercin,  und  beide  in  dieser 
Reihenfolge   mit  einander  verbundene  Scenen  geben 
die  Vorstellung  dass  das  Land  bestellt  sei. 

Daran  schliesst  sich  die  Ernte  an.  Auf  dem 
durch  einen  Baum  begränzten  Acker  sind  zwei  Män- 
ner beschäftigt  mit  der  Sichel  (falx)  das  mit  der 
linken  Hand  oben  zu  einem  Büschel  zusammenge- 
fasste  Getreide  unten  abzuschneiden,  wie  die  sgi&ot 
auf  dem  Schilde  des  Achilleus  (II.  2,  ööOff.) 
ijftiov  n§etag  dgendvag  ev  %sqoii'  e%ovrSg 
dgäyfiara  <f  dlla  [tei     6)\uov   £7zrjZQi[.ia  n'mtov 

eoaLe, 
(wie  es  hier  auch   zu   denken  ist,    wenn  gleich  die 
Schwaden  nicht  weiter  angedeutet  sind) 

dlkcc  d1  dtfia?AoÖ£TtiQsg  iv  sXXedavdloi  ötovzo. 
Die  letztere  Weise  ist  auf  einem  der  Seitenreliefs 
an  dem  Sarkophag  des  Jttnius  Bassus  12)  gewählt,  wel- 
ches Eroten  vorstellt  die  mit  der  Ernte  auf  einem 
wie  hier  mit  Bäumen  bepflanzten  Kornfeld  beschäf- 
tigt sind.  Der  eine  schneidet  mit  der  Sichel  das 
Korn,  das  er  mit  der  Linken  oben  gefasst  hat,  nicht 
weit  unterhalb  der  Aehre  ab13),  ein  zweiter  bindet 
die  Garben  zusammen,  der  dritte  trägt  eine  Garbe 
fori,  und  hält  in  der  Rechten  einen  Stock  zum  Dre- 
schen u). 

Vor  den  beiden  Kornschneidern  steht  der  dritte 

'■)  Bottari  scult.  e  pilt.  I  pref.  p.  1    Vign. ;  vgl.  p.  191. 

")  Bottari  bemerkt  dass  diese  Weise  das  Korn  zu  schneiden 
der  von  Varro  (1.  c.  I,  50)  als  in  der  Gegend  von  Rom  üblichen 
entspricht,  ul  stramentuin  mettinm  subseeent,  quud  manu  sinistra 
summinn  pre/intdnnt.  Die  auf  unserem  Relief  vorgestellte  scheint 
mehr  der  nach  Varro  in  Umbrien  gebräuchlichen  entnommen,  nhi 
falce  »ecundum  lerram  suceldunt  »tramenlum  et  mantpulum  ut 
quemqne  suhsecuerunt  pomint  in  terra. 

'*)  Colum.  II,  20,  i  sin  autem  spielte  temtum  modn  reeis<ie 
sunt,  possunt  in  horreum  conferri  et  dehnte  per  hiemem  rel  6a- 
CUlU  exCUll  rrl  e.rteri  pecudilm.- 


149 


150 


und  ruht  von  der  Arbeit  aus,  indem  er  sich  mit  der 
Linken  auf  den  Stiel  der  Sichel  stützt,  in  der  Hech- 
ten hält  er  einen  seiner  Bedeutung  nach  nicht  ganz 
klaren  halbmondförmigen  Gegenstand  an  den  Mund, 
der  aber  am  wahrscheinlichsten  für  ein  Trinkhon) 
genommen  wird.  Bei  Homer  wird  für  die  Schnitter 
allerdings  in  der  Nähe  das  gemeinsame  Mahl  gerü- 
stet, aber  von  den  Pflügern  heisst  es  (2,  5-14  ff.) 
ol  d*  otiÖts  GTQerpavTsg  ixoiazo  ztlaov  aQovQrjg, 
zolai  ö°  stielt  £v  "/,eoai  denag  iteXiißeng  ol'vov 
doaxsv  avfjQ  iniaiv, 
und  nach  ganz  analogem  Verfahren,  das  in  der 
Sache  begründet  und  auch  heute  noch  im  Gebrauch 
ist,  werden  die  Schnitter  der  Reihe  nach,  so  wie  sie 
einen  Strich  abgemäht  haben  und  ans  Ende  des 
Ackers  kommen,  mit  einem  kühlen  Trunk  erfrischt. 
Denn  vor  dem  Schnitter  steht  eine  Figur  in  einer 
langen  gegürteten  Aermeltunica,  den  Kopf  mit  einem 
Tuch  oder  einer  Haube  bedeckt,  welche  ihm  die  er- 
hobene Rechte  entgegenstreckt,  während  sie  in  der 
Rechten  eine  Rolle  hält;  hinter  derselben  ist  ein 
Gebäude  angedeutet.  Die  Tracht  dieser  Figur  macht 
es  zweifelhaft,  ob  sie  eine  Frau  —  etwa  die  vilica  — 
oder  einen  Mann  darstellt;  für  die  letztere  Annahme 
spricht  die  Rolle,  welche  an  sich  hier  nicht  sehr 
passend  —  man  erwartet  vielmehr  die  VVeinkanne  — 
um  so  eher  für  das  Attribut  des  Besitzers,  als  wel- 
cher hier  da'  Verstorbene  anzusehen  ist,  gelten 
inuss  15). 

Das  virgilsche  nudus  ara,  sere  nudus,  das  auf 
den  Vasenbildern  getreulich  beobachtet  ist,  findet 
hier  keine  Anwendung;  die  sämmtlichen  Landarbeiter 
sind  nicht  nur  mit  einer  kurzen  gegürteten  Aermel- 
tunica gegen  die  Witterung  geschützt,  sondern  auch 
mit  Stiefeln,  oder  wohl  vielmehr  mit  einer  Art  le- 
derner Kamaschen  versehen,  wie  Laertes  sie  trägt16). 
In  der  unteren  Abtheilung  läuft  die  Darstellung 

'')  Auch  auf  dem  Schilde  des  Achilleus   ist  der  königliche  Be- 
sitzer bei  der  Ernte  gegenwartig 

axrjnTijov  i/wv  ^OT^Xfi  In    öyuov  j'ijSo'aw'oj  *ij(>. 
"')  Od.  (0,22711.  öinoöjfju  tft  4070  jriiiovu, 

ganjov  ünxO.iov,  tiiq'l  ö't  xinj/inoi  ßoilac 
xvfj^täas  §umag  uVdfro. 
Dies  wird  wohl  der  crudus  pero  (Virg.  Aen.  VII,  61H))  sein,  den  die 
Glossen  p.  57  St.  durch  to/toßvQOiov  erklären,   nach  Servius  rusti- 
cum  eateeamentum;  daher  peronatus  nralor  hei  Persius  V,  102;  Vgl, 
luv.  XIV.  183  f. 


in  der  entgegengesetzten  Reihenfolge  von  rechts  nach 
links  weiter.  Auf  einem  mit  zwei  Rindern  bespann- 
ten Wagen  wird  die  Frucht  fortgefahren.  Der  Last- 
wagen (plaustrum)  war  mit  zwei  Rädern  versehen, 
welche  keine  Speichen  hatten,  sondern  aus  ganzem 
Holz  gemacht  waren  (fympsma)");  auf  diesen  ruhte 
eine  starke  Unterlage  für  die  aufzunehmende  Last 
und  an  den  Seiten  waren  Pfosten,  die  auch  wohl 
durch  einen  oder  mehrere  Oueerleisten  verbunden 
waren,  um  die  Ladung  besser  zu  stützen  18).  Diese 
einfache  Vorrichtung  wird  dann  auf  verschiedene 
Weise  je  nach  der  Art  der  Last  benutzt.  Das  auf 
der  Jagd  erlegte  Wild,  welches  auf  solchen  Karren 
nach  Hause  gefahren  wurde19),  pflegte  man,  wie 
verschiedene  Reliefs  zeigen20),  nur  so  auf  die  Bret- 
terunterlage  zu  legen ,  allenfalls  dienten  die  Seiten- 
pfosten zum  Schutz  gegen  das  Herabfallen.  Um  die 
abgepflückten  Trauben  zur  Kelter  zu  fahren  musste 
aber  ein  Korb  (sirpea) ä')  eingesetzt  werden,  wie 
man  ebenfalls  auf  Reliefs  sieht ").  Der  Wein  da- 
gegen wurde  in  so  grossen  Schläuchen,  dass  einer 
den  Raum  des  Karrens  ausfüllte  und   zwischen  den 

l7)  Isid.  XX,  12,3  plaustrum  vehiculum  duarum  rotarum,  quo 
unera  deferuntur.  I'roh.  Virg.  gc.  I,  103  plaustra  -  sunt  rehicuta, 
quorum  rotae  non  sunt  ritdiutae,  sed  tumpana  cohaerenlia  axi  et 
iitncta  canthn  ferreo ;  axis  auteln  cum  ruta  rolvitur,  non  rolae 
circa  eiusdem  cardinem.  Virg.  ge.  11,  444  hinc  radios  trirere  rotts, 
hinc  tympana  plauttrit,  wo  Philargyrus  erklärt  rotas  ex  solidis  ta- 
liulis  faetas  tympana   uppellurit. 

,s)  Varro  1.  I.  V,  1 40  plaustrum  üb  eo  quod  —  ex  omni  parte 
palum  est  qitae  in  eo  re/iuntur,  quod  perluient  ut  tapides,  nsseres 
t'ignum.     Vgl.  luv.  III,  2541.  pinum  plaustra  rehunt. 

ls)  Senec.  Hipp.   70  f.  fertur  plaustro  praeda  ucmenli. 

-")  S.  Bartoli  Admir.  25  (Causseus  mus.  Rom.  I,  2,  64);  mon. 
Matt.  111.45.  1;  Lasinio  scult.  d.  campo  Santo  68;  anc.  slat.  at 
Incc  —  Blondell   126  (Vates  textrimim  pl.  16,2). 

'")  Varro  I.  1.  V,  130  sirpea  quod  rirgis  sirpatur  id  est  colli- 
gando  implicatur,  in  i/ua  Sterins  aliudre  quid  vehitur.  Ovid.  fast. 
VI,  680  in  plaustra  sirpea  lata  fuit,  das.  Heinsius. 

■ '■')  f.larac  mus.  de  sc.  136.  478;  mon.  Matt.  111,  45,  2.  Auf 
zwei  Wandgemälden  der  Titusthermen  (Ponce  descr.  30,  49),  welche 
mit  Ochsen  bespannte  Karren  vorstellen,  die  mit  Früchten  aller  Art 
beladen  sind,  scheint  auf  die  Achse  derselben  eine  grosse  runde  Kufe 
gestellt  zu  sein,  in  welche  die  Früchte  gelegt  sind;  ähnlich  auf  einem 
Relief  bei  Luc.  Pactus  a.  a.  O.  Auf  dem  schönen  pompejanischen 
Gemälde  aus  der  casa  di  M.  Lucrezio  (Niccolini  lav.  2.  Zahn 
Hl,  83  ann.  d.  inst.  1836  p.  33),  welches  Silen  mit  dem  Dionysos- 
kind auf  dem  von  Ochsen  gezogenen  Erntenagen  vorstellt,  ist  dieser 
Wagen  mit  Speichenrädern  versehen,  auch  hat  er  ein  viereckiges, 
mit  einem  Rand  eingefasstes  Gestell,  das  einen  Platz  zum  Sitzen 
bietet. 


151 


152 


Seitenpfosten  mit  ihren  Queerstangen  festlag,  verfah- 
ren") und  gleich  vom  Wagen  verkauft  und  in  Am- 
phoren gefüllt21);  in  derselben  Weise  scheint  man 
auch  mit  dem  Oel  verfahren  zu  sein *5).  Auf  dem 
Wagen  des  vorliegenden  Reliefs  liegt  ein  grosser  in 
Leine  wand  oder  Leder  gepackter  Ballen,  der  durch 
ein  um  die  Seitenpfoslen  geschlungenes  Band  fest 
und  zusammengehalten  wird.  Ob  er  Korn  oder  Mehl 
enthalten  soll  ist  nicht  zu  bestimmen,  da  der  Act 
des  Mahlens  hier  ganz  übergangen  ist,  wahrschein- 
lich weil  der  knappe  Raum  nicht  ausreichte,  da  für 
die  Brolbereitung  zwei  Scenen  erforderlich  waren 
um  die  Procedur  deutlich  zu  machen,  welche  übri- 
gens auch  der  symmetrischen  Anordnung  des  Ganzen 
entsprechen.  Der  Fuhrmann,  welcher  mit  Stiefeln 
bekleidet  ist  und  über  seiner  Tunica  einen  Kragen 
trägt,  deren  Kapuze  er  aber  nicht  über  den  Kopf 
gezogen  hat,  schreitet  den  Ochsen  voran  und  führt 
sie  mit  der  Linken  am  Zügel;  in  der  Rechten  hält 
er  die  Peitsche    und    wendet    den  Kopf   nach  seinen 

,J)  Dies  zeigt  deutlich  ein  Relief  bei  Luc.  Paetus  a.  a.  0.,  wie 
die  Lampe  bei  S.  ßartoli  lue.  II,  27.  Ein  kleines  Bruchstück  eines 
Heliefs  von  Marmor  in  der  Vigna  Codini  am  Columbarium  einge- 
mauert, dessen  Zeichnung  mirConzc  mitgetheilt  hat,  zeigt  ebenfalls 
einen  mit  einem  Schlauch  in  dieser  Weise  beladenen  zweirädrigen 
karren,  von  dem  einen  der  scharf  anziehenden  Ochsen  ist  noch  das 
Hinterbein  erhalten;  daneben  die  Inschrift  CABEIN  .  .  .  Vgl.  Ilygin. 
lab.  130  Liber  paler  —  eis  utrem  plenum  rini  muneri  iletlit 
iussiti/ue  tit  in  reliuuus  terms  propagarent.  Icarius  plauslro  one- 
ralo  —  in  lerram  Atticam  ad  paslores  devenit. 

'")  Zwei  pompejanischc  Wandgemälde  (mus.  Borb.  IVtav.Aund 
V,  48  auch  Gell  Pomp.  N.  S.  81)  stellen  diesen  Weinverkauf  in  über- 
einstimmender Weise  vor.  Die  Pferde  sind  ausgespannt,  aus  dem 
unteren  Zipfel  des  Schlaucbs  am  hinteren  Ende  des  Wagens  lasst  der 
Verkäufer  den  Wein  in  eine  der  spilzen  Amphoren  laufen,  welche 
der  Käufer  herbeigebracht  h:it.  Der  Wagen  aber  ist  beidemal  mit 
.    :    S p.-iL ln-iii ;i«l.  i  ii   versehen,  also  kein  eigentliches  plauttrum. 

I  Aul  einem  kleinen  0,98  Meter  langen  Belief  im  Museum 
des  Lateran,  dessen  Zeichnung  ich  ebenfalls  Conzc  verdanke,  ist 
ein  dem  vorliegenden  ganz  entsprechendes  plautlrum  mit  einem 
grossen  Schlauch  vorgestellt.  Der  Fuhrmann ,  welcher  die  Zügel  in 
der  Linken,  den  Stecken  in  der  Rechten  neben  den  rasch  ausschrei- 
tenden Ochsen  beschreitet ,  ist  mit  der  über  den  Kopf  gezogenen 
an  dem  Brust  und  Nacken  bedeckenden  Kragen  befestigten  Kapuze 
(cuculltu)  versehen,  «reiche  bei  Jägern  (Lasinio  scult.  d.  campo 
Santo  134.  135),  Hirten  (Bottari  scult.  e  pilt.  II  p.  V),  Reisenden 
(Bull.  Nap.  VI  lav.  1.  Clarac  mus.  de  sc.  151  bis,  79i),  die  Schutz 
gegen  die  Luft  bedürfen,  öfter  vorkommt.  Hinter  dem  Wagen  geht 
ein  Jüngling,  der  in  der  Linken  einen  Stecken,  in  der  Rechten  einen 
unkenntlichen  Gegenstand  trägl:  im  dein  Wagen  steht  ein  Oelhaum, 
und  dies  wird,  wie  in  anderen  Fallen  der  Weinstock,  eine  Andeu- 
tung Ober  den   luli.iii   des  Schlauches  geben. 


Thiei en  zurück,  als  ob  er  ihnen  ermunternd  zurufe. 
So    gleicht   er   so   ziemlich   dem    Fuhrmann    in   dem 
von  Libanius  (IV  p.  10 18 ff.)  beschriebenen  Gemälde 
einer  ländlichen  Scene,    wo  es  heisst:     zip  ßorjkdzrj 
de  top  %rtioviaxov  aveateiktv   elg  yövv  tioazt]Q.    zf, 
jueV  ovv  de$iä  kaßöfisvog  zdv  %aliviöv  e'tlxs,    Qcxß- 
öov    de  e'xcop    ev  zf]  ezegee  oi/dev   dga  idelzo  elg  xo 
nQO&vfiovg    noieTaSai   zovg  ßoiig,    a)X  ^qxeixo  zrj 
quipfj.  Kai  ycxQ  rjdv  zi  ftQog  avzoug  ola  d>j  zig  tp&ey- 
yöfievog    eßlenev    ibv    av  ^vvtt]   ßovg.     Hinter  den» 
Wagen  schreitet  wie  auf  dem  in  Anm.  25  erwähnten 
Relief  ein  zweiter  Mann  in  Stiefeln  und  Tunica  her, 
der  in  der  Linken  einen  Stock  hält,  während  er  die 
Rechte  erhebt,  als  ob  er  mit  lautem  Zuruf  den  Fuhr- 
mann unterstütze.     Es  scheint  also,   als   ob  bei  sol- 
chen Versendungen  gewöhnlich  dem  Fuhrmann  noch 
ein  Begleiter  mitgegeben  wurde,    um   beim  Abladen 
und  wo  es  sonst  nöthig  sein  möchte  Hülfe  zu  leisten. 
Schliesslich   folgt   noch   die  Bereitung  des  Bro- 
tes.    In  der  Mitte   eines   grossen   runden  Troges    ist 
ein  hoher  Pfahl  aufgerichtet  und  zwei  Männer  in  der 
Tunica  sind  in  raschem  Schritt  beschäftigt  an  einem 
langen  in  der  Mitte  durchgesteckten  Queerholz  den- 
selben   herumzudrehen.     Offenbar    ist    dies   dieselbe 
Verrichtung,   die  auf  dem  Monument  des  Eurysa- 
ces  in  der  grossen  Bäckerei   durch  einen  Esel  aus- 
geführt  wird*'),    welche   die  Bereitung    und  Verar- 
beitung   des    Brolteiges    zum    Zweck    hat ").      Das 
Formen  {fingere)  des  Brotes,  welches  auf  dem  Mo- 
nument des  Eurysaces  und  einem  Relief  des  Museunis 
in  Bologna,   das  den  ganzen  Verlauf  des  Mahlens 
und  Backens  vorstellt  (guida  p.  122),  besonders  her- 
vorgehoben wird,  ist   hier  übergangen   und   nur  der 
Schlussact  des  eigentlichen  Backens  dargestellt.    Ein 
Mann  steht  vor    dem  Backofen   und   schiebt   vermit- 
telst eines  Brettes,  das    er  etwas   schräge  hält,  das 
Brot  in  den  Ofen,  neben  welchem  ein  mit  der  langen 
Tunica  bekleideter  Mann  mit  ausgestreckter  Rechten 
hervortritt,    ganz   ähnlich   dem,    welchen   wir  neben 
den    Schnittern    vor    dem    Hause    sahen;     offenbar 
ist  auch  hier   bei   der   abschliessenden  Scene   wieder 

•'")  Mun.  ined.  d.  inst.  II,  J8. 

"J  Cito  r.  r.  74  farinam  in  vwrtarium  indita,  aauae  paul- 
Intlm  addila  tubtglloque  puioftra;  ubi  bene  subegerh,  degilo. 
Sencc.  epp.  (J0,  23  farinam  ai/ua  tpargll  et  assidua  traetattone 
perdomuil  finxitiiue  paaem. 


153 


154 


der  Besitzer  als  Aufseher  zugegen.  Der  Ofen  isl 
anders  gebaut  als  der  kreisrunde  auf  dem  Monument 
des  Eurysaces;  ähnlich  ist  der  Backofen  auf  der 
Seitenfläche  eines  Sarkophags  in  der  Villa  Medici, 
in  welchen  ein  Mann  das  Brot  hineinzuschieben  im 
Begriff  ist,  und  ganz  entsprechend  der  Ofen  auf  einer 
Gemme  *''),  welcher  zum  Brennen  irdenen  Geschirres 
bestimmt  ist.  Das  Brot  (quadra)  isl  in  der  gewöhn- 
lichen Gestalt  eines  runden,  durch  zwei  Oueerlinien 
geviertheilten  Kuchens  vorgestellt,  wie  es  im  Morelum 
(47 IT. )  beschrieben  wird 

intnque  sitbactum 
levat  opus  palmisque  suis  dilatat  in  orbein 
et  noiai  impressis  aequo  discrimine  quadris, 
und  auf  Kunstwerken  bis  in  die  späteste  Zeil  rege!  ■ 
massig  gebildet  ist"). 

Manche  Vergleichlingspunkte  bietet  mit  diesem 
Relief  eine  grosse  sehr  verstümmelte  Heliefplalte 
von  grober  Arbeit  im  Museo  Pio  -  Clementino 
(Taf.  CXLVIII,2)30).  Beginnen  wir  die  Betrachtung 
mit  der  unteren  Abtheilung  von  der  linken  Seite  her, 
so  begegnet  uns  zuerst  der  Weinbau  nach  zwei  cha- 
rakteristischen Momenten  in  einer  Gruppe  zusam- 
mengefasst.  Während  ein  Mann  in  der  Tunica  eine 
Hacke  mit  beiden  Händen  erhebt  um  auf  einen  Eid- 
oder Steinhaufen  vor  ihm  einen  tüchtigen  Schlag  zu 
führen,  ist  der  ihm  gegenüberstehende  Mann  in  der 
Aermellunica  beschäftigt  den  kräftigen,  um  einen 
hohen  Pfahl  sich  windenden  Weinslock  mit  der  Hippe 
zu  beschneiden.  Die  Erdarbeit  (fossio)  nahm  nach 
Columellas  Ausdruck31)  im  Weinberg  gar  kein  Ende, 
je  öfter  man  sie  wiederholte,  desto  reichlicher  wurde 
der  Ertrag;  sie  wurde  nicht  allein  mit  dem  Spaten 
oder  dem  Pflug  vorgenommen,  sondern  ganz  beson- 
ders   mit   Hacken   und   Hauen    verschiedener   Art32). 

S8)  Caylus  rcc.  IV,  62,  6.  Miliin  peint.  de  vas.  II  Titelvign. 
Panofka  Bilder  ant.  Leb.  8,8.  ßer.  d.  Sachs.  Ges.  d.  Wiss.  1 85  i . 
Taf.  1,  3. 

•*)  Boldetti  osservaz.  p.  209.    noltari  scult.  e  pilt.  I  p.  145  f. 

3")  Bescbrbg.  Roms  11,2  p.  197,24.  Eine  von  Zoega  abge- 
fasste  Beschreibung  hat  W'elcker  mir  milgetheill,  die  Zeichnung  hat 
Ad.  Michaelis  besorgt. 

3')  Colum.  de  arb.  12  ftnis  autem  fodiendl  vineam  nullus  est, 
nam  <iuanlo  saepius  fodvris,  tanto  uberiorem  fruclum  reperics. 
Vgl.  Schncvder  über  den  Wein-  und  Obstbau  der  alten  Homer  (Rast. 
1846)  p.  21  f.     Magerst,  dl  Weinbau  d.   Rom.  p.  1 1  4  IT. 

")  Magerstedt  a.  a.  0.  p.  109  1. 


Nicht  minder  wichtig  war  im  Frühjahr  und  Herbst 
das  fort  und  fort  zu  erneuernde  Schneiden  des  Wein- 
slocks  (fjutatio)3'1);  welches  mit  der  Hippe  (falx) 
geschah,  die  als  das  charakteristische  Werkzeug  des 
Winzers  das  Attribut  der  Pomona34)  und  wahr- 
scheinlich auch  der  Göttin  Puta35)  war. 

Hierauf  folgen  zwei  in  ganz  ähnlicher  Weise 
einander  gegenüberstehende  Figuren,  welche  obwohl 
zum  Theil  verstümmelt  doch  noch  erkennen  lassen 
dass  ihre  Beschäftigungen  auf  verwandte  Art  den 
Ackerbau  repräsentiren.  Der  nächststehende  hat 
sich  vorgebückt  um  das  Korn  zu  schneiden,  wie  eine 
Vergleichung  mit  dem  anderen  Relief  klar  macht, 
der  ihm  entgegenkommende  treibt  den  mit  Ochsen 
bespannten  Pflug,  wie  es  auch  Zoega  erkannt  hat. 

Die  nächste,  wiederum  verstümmelte  Gruppe 
zeigt  neben  einem  Baum  ein  sich  umschauendes  Rind, 
darüber  eine  Ziege  die  an  dem  Baum  in  die  Höhe 
springt  um  von  den  Blättern  zu  naschen,  weiterhin 
auf  einer  kleinen  Anhöhe  ein  Schwein.  Hinter  diesen 
Thieren  steht  ihnen  zugewandt  ein  Jüngling  in  der 
Tunica,  der  in  der  Rechten  einen  kurzen  Stecken 
hält  und  unter  die  linke  Achsel  einen  langen  Stab 
stemmt,  auf  den  er  sich  stützt,  in  jener  Stellung 
sinnenden  Ausruhens,  welche  auf  Kunstwerken  die 
gewöhnliche  für  Hirten  ist,  wie  man  sie  auch  im 
Leben  als  eine  denselben  naturgemässe  beobachten 
kann.  Hier  ist  also  neben  Wein-  und  Ackerbau  das 
Hirtenleben  vorgestellt  und  diese  Zusammenstel- 
lung lässt  vielleicht  einen  einigermassen  wahrschein- 
lichen Schluss  über  die  bis  auf  einen  menschlichen 
Kopf  und  die  Andeutung  eines  unbestimmbaren  Ge- 
genstandes völlig  zerstörte  Endgruppe  zu:  man  darf 
wohl  annehmen  dass  hier  die  Jagd  vorgestellt  war. 

Diese  Andeutungen  verschiedener  Lebensweisen 
scheinen  sich  zunächst  in  der  oberen  Reihe  fortzu- 
setzen. Geht  man  hier  von  links  nach  rechts,  so 
sieht  man  zuerst  einen  Mann  in  einem  kleinen  Schiff 
mit    einem   Mast,    dessen   Segel    eingerefft    ist,    das 

")  Schneyder  a.  a.  0.  p.  13  ff.     Magerstedt  a.  a.  Ü.  p.  121 11. 

"*)  Ovit.  mct.  XIV,  628 ff.  sagt  von  Pomona 

nee  iacitln  yrai-is  est,  sed  adunca  dextera  falte, 
qua  modo  Ittxuriem  premit  et  sputiantia  passini 
braccliia  compescit. 
Auch   l'riapus  führt  aus  gleichem  Grunde  die  Hippe  (Tili.  I,  I,  181. 

")  Arnob.  IV,  7  putatiunibus  nrborum  Puta  praeato  est. 


155 


156 


Steuerrader  in  der  Hand  durch  die  Wellen  fahren: 
die  ganz  allgemeine  Andeutung  des  Seelebens  im 
(Gegensatz  zu  den  einfachen  Beschädigungen  auf 
dein  Lande,  welche  vorhergingen,  ohne  dass  näher 
angedeutet  ist,  ob  Handelsschiffahrt  oder  Fischerei 
zu  verstehen  ist3"). 

Hierauf  folgt,  wie  es  scheint,  eine  Andeutung 
des  Handyverks.  In  einem  abgeschlossenen  Raum 
sitzt  ein  Mann  in  einer  langen  Aermeltunica  auf  einer 
\rl  von  Schemel  vor  einem  kleinen  Tischchen,  auf 
dem  ein  runder  Aufsatz  befestigt  ist,  der  dem  Gegen- 
stand mit  welchem  jener  beschäftigt  ist  zur  Grund- 
lage  dient,  daneben  liegt  noch  ein  kleines  Geräth  auf 
dem  Tischchen  und  auf  der  Erde  eine  Platte,  die 
wie  mit  dem  Eindruck  von  zwei  Füssen  bezeichnet 
scheint.  Zoega  glaubte  einen  Mann  zu  erkennen  der 
in  einem  Mörser  stampft,  Gerhard  einen  Schmid  bei 
seiner  Arbeil;  beides  scheint  mir  nicht  richtig,  aber 
ich  bin  nicht  im  Stande  das  Geräth  und  die  Be- 
schäftigung des  Mannes  deutlich  zu  erkennen  und 
zu  bezeichnen.  Auch  der  hallenartige  Raup,  in  wel- 
chem er  sitzt,  ist  eigentümlich  decorirt,  an  den  die 
Decke  tragenden  .Stützen  sind  auffallende  Verzierun- 
gen angebracht,  die  auch  bei  den  beiden  von  der 
Decke  herabhängenden  Gegenständen  wiederkehren: 
ohne  Zweifel  haben  sie  eine  bestimmte  Beziehung 
zu  der  Beschäftigung  des  Bewohners,  die  ich  eben- 
sowenig errathe.  Gewiss  scheint  nur  dass  hier  die 
sitzende  Handarbeit  in  einem  bestimmten  Beispiel 
charakterisirt  war. 

Die  folgende  Gruppe  zeigt  uns  einen  Mann  in 
der  Toga,  der  in  der  Linken  eine  Bolle  hält,  wäh- 
rend er  mit  der  Rechten  die  Hand  einer  ihm  gegen- 
überstellenden voll  bekleideten  und  wie  es  scheint 
verschleierten  Frau  gefasst  hat.  Diese  auf  den  rö- 
mischen Grabmälern  ungemein  häufige  Vorstellung 
ehelicher  Zuneigung  und  Treue37]  führt  uns  aus  dem 

bitte   sind   auf   Grabmälern    nicht   selten    (z.  IS.  Lasinjo 
-iiiit.  d.  campo  santo  I  iii.    Clarac  mus.  de  sc.  192,352)  nnd  nach 
iv,.'  christlicher  Vorstellung  ein  Symbol  des  Lebens,  das 
Hafen  der  Ruhe  zustrebt  (R.  Röchelte  ant.  curat.  II  p.  isir. ); 
essen  scheint  es  mir  hier  bo  wenig  als   aui  dem  von  Uraun  ver- 
öffentlichten Sarkophag  (Der.  I,  10.  Wieseler  D.  a<  Iv.  II,  73,  931)  in 
alle.-  Sinnt   m  fassen. 

Gewöhnlich  steht  hinter  dem  Ehepaar  Juno  Pronuba  ;ils 
ende  Ehegöttin  Lasinio  scutt.  d.  campo  sanlo  89.  101.  Gori 
.    Eti    III.  24.     Pistoleai   Vat,  descr.  V,  97.     Idmir.   "•.*.    galt. 


Kreise  der  verschiedenen  Beschäftigungen,  die  das 
thälige  Menschenleben  überhaupt  charaklerisiren,  auf 
das  individuelle  Verhällniss  der  Personen,  welchen 
die  ganze  Darstellung  gilt,  welche  uns  als  in  den 
Mittelpunkt  des  bewegten  menschlichen  Lebensver- 
kehrs gestellt  und  zugleich,  da  es  ein  Grabmal  ist, 
an  welchem  sie  uns  entgegentreten ,  demselben  ent- 
rückt erscheinen:  eine  Grundvorstellung,  welche  auf 
die  mannigfachste  Art  gewendet,  an  Sarkophagen 
ausgedrückt  ist. 

Auf  der  anderen  Seile  folgen  noch  zwei  Grup- 
pen, die  wiederum  Darstellungen  des  bürgerlichen 
Verkehrs  zu  bieten  scheinen,  doch  ist  mir  auch  hier 
eine  bestimmte  Deutung  nicht  gelungen.  Den  Mit- 
telpunkt der  ersten  bildet  ein  Tisch  oder  grosser 
Kasten,  auf  dem  mehrere  Brote  aufgehäuft  liegen; 
links  davon  stehen  zwei  Männer  oder  Jünglinge  in 
kurzer  Tunica ,  von  denen  der  eine  den  Stock  wie 
zum  Schlagen  erhebt,  während  der  andere  mit  der 
Rechten  eine  abwehrende  Geberde  macht,  welcher 
die  Neigung  seines  Körpers  entspricht;  rechts  be- 
findet sich  ein  gleich  gekleideter  Mann,  der  aufmerk- 
sam auf  jene  blickt  und  durch  seine  Haltung  Ver- 
wunderung auszudrücken  scheint.  Hinter  diesem 
steht  eine  lange  Dank  ohne  Lehne,  auf  welcher  zwei 
Männer  in  langer  Tunica  mit  darüber  geworfenem 
Mantel  im  Gespräch  sitzen,  indem  sie  sich  mit  der 
ausgestreckten  linken  Hand  bequem  auf  die  Bank 
stützen;  neben  dieser  steht  in  ruhiger  Haltung  ein 
Mann  in  der  Toga,  mit  einer  Rolle  in  der  Linken. 
Zoega  dachte  hier  an  duumvirt  und  in  der  Thal 
würde  eine  Darstellung,  welche  Verkauf  oder  Ver- 
keilung des  Brotes  unter  Aufsicht  des  Magistrats 
zum  Gegenstand  hätte,  sich  den  vorhergehenden  sehr 
wohl  anschliessen  und  den  ganzen  Kreis  von  Be- 
schäftigungen aus  dem  Leben  passend  abrunden,  doch 
fehlt  ein  bestimmtes  und  unzweideutiges  Merkmal, 
woran  die  Deutung  sich  halten  könnte. 

Bonn.  Otto  Jahn. 

Giust.  II,  08.  anc.  marbl.  X,  501),  aber  auch  ohne  diese  finden  wir 
das  Ehepaar  in  der  Mitte  des  Sarkophags  (Lasinio  25.  1  12),  oder 
statt  dessen  ein  Medaillon  mit  ihren  vereinigten  Brustbildern  (La- 
sinio 38.  125.  Clarac  mus.  de  sc.  l'.'i,  i)  Auch  werden  sie  wohl 
einzeln  an  die  Ecken  des  Sarkophags  gestellt,  wenn  die  Mitte  durch 
eine  andere  Darstellung  ausgefüllt  ist  (Lasinio  25.  1  1'.'.  Gerbard  ant. 
Bildw.  7.'.). 


157 


158 


II.    Herakles  und  Syleus. 

(Hiczu  die  Abbildungen  Tafel  CXLIX.  CL,  1-4.) 

Zu  den  weniger  bekannten  Abenteuern  des  He- 
rakles gebort  die  Bestrafung  des  gewaltthätigen  Sy- 
leus, der  alle  vorübergehenden  Reisenden  zwang  in 
seinem  Weinberge  zu  arbeiten  und  ihnen  wahrschein- 
lich —  denn  überliefert  wird  dies  nicht  —  dann 
nachher  grössere  Schmach  oder  gar  den  Tod  anlbat. 
Das  Satyrdrama  des  Euripides,  welches  dieses 
Abenteuer  vorstellte  ')  und  noch  in  spater  Zeil  ge- 
lesen wurde"),  scheint  hauptsächlich  die  Kenntniss 
desselben  erhallen  zu  haben.  Eine  summarische  An- 
gabe des  Inhalts  verdanken  wir  Tzetzes,  der  dasselbe 
als  Beispiel  eines  Salyrdramas  anführt "). 

Hermes  hat  den  Auftrag  Herakles,  der  den 
im  Wahnsinn  verübten  Mord  seiner  Kinder  durch 
freiwillige  Knechtschaft  büssen  soll,  als  Sklaven  zu 
verkaufen.  Es  scheint  ihm  schwer  zu  werden,  denn 
Jeder  scheut  sich  den  Helden,  der  gewaltige  Kräfte 
zeigt  und  durch  .Miene  und  Worte  mehr  Talent  und 
Neigung  zu  befehlen  als  zu  gehorchen  verrälh,  in 
seine  Dienste  zu  nehmen.  Er  sagt  zu  ihm  (690  Nauck) 


')  Scholl  bat  (Beitr.  p.  lCODf.)  die  Vermulhung  Welckers 
(Nachtr.  z.  Tr.  30'-' f.  gr.  Trag  p.  444)  dass  das  nur  dem  Titel  nach 
bekannte  Satyrdrama  des  Euripides  Gioiazal  identisch  sei  mit  Sy- 
leus näher  zu  begründen  gesucht.  Da  aber  bei  dieser  Sage  die 
Arbeit  im  Weinberg  als  das  charakteristische  Mumenl  überall  her- 
vorgehoben wird,  so  muss  ich  mich  zu  der  'kritischen  Bescheiden- 
heit' bekennen,  welche  zwei  verschiedene  Satyrdramen  unterscheidet. 
Dass  die  Schnitter  die  verwandte  Sage  von  Lttyerses  zum  Gegenstand 
hatten  ist  auch  mir  durchaus  wahrscheinlich. 

?)  Philo  nimmt  in  einer  interessanten  Stelle,  der  wir  die  mei- 
sten Bruchstücke  verdanken  (II  p.  460 f.),  den  Herakles  aus  dem 
Syleus  zum  Beleg  des  Satzes   nüvia  anovStüov  elvai  tlcvSegov. 

3)  Tzetzes  prol.  Aristoph.  aus  einer  Pariser  Handschrift  von 
Cramer  (;in.  Paris.  I  p.  7),  aus  einer  Mailänder  von  Keil  (rh.  Mus. 
N.  I".  VI  p.  19)  herausgegeben.  Zttiunixijg  öl  ov  lö  tenö  nivS-ovg 
tis  '/ttnüv  aituvräv  — ,  <<).).'  äfityfj  xtü  /agitria  xtü  üvutli- 
xöv  tyfi  ydtoxa  oior.  'Iftiaxkljg  noa!)il;  tqi  Zvlti  ti>;  yitvn- 
yög  JoüAoj  iaiai.xai  itg  xov  äyoav  xov  aunikävtt  InyitoutiOai. 
ttvia7ias.log  ät  öix.O.).r[  TigogoC^ovg  xüg  üunO.ovg  ünüaug  Vta- 
lor/onijart;  Tt  ttvxüg  (ig  rö  olxrjua  yttanyov  xov  üynov  agxoiis 
[il>ojuov;  M.]  T£  ftryü/.ovg  tjiohjae  [öi/ix^at'!],  xal  xov  XQitnm 
xtöv  ßotöv  Ovaug  xttxi!)otvüxo,  xtü  xöv  mUtoiru  iFifipojjfBS  xtü 
xov  xüü.iaxov  nCSov  cnonaiftüoug  xüg  Ovnag  xl  tlig  xnaniZttv 
Ol'tg  IjoOts  xtü  intvtv  itdtüv,  xtü  rä  nnoinxoixt  v*t  xov  t'tynov 
iSniuv  ivontöv  iptgitv  txü.tvtv  tinutii  xl  xtü  nhtxovviag ,  xal 
xO.og  o).ov  noxttuov  nnög  Trp>  tnavi.iv  xneifittg  xü  Ttüvia  xtt- 
lixXvatv.  tun  &i  70  xoiovjov  /7i;o(7(('Jou  fnSfitt'  xonttitt  oY 
tltlt  xü   aaxvQtxü   Jgüuttxtt. 


ovdeig  d°  ig  ol'xovg  deanoiug  äuelvovag 
avtov  nQiao'Jai  ßoiXezar  oi  (51  tlooQiüv 
näg  rig  didoixev.  oiiiia  yaq  nvgog  yiftsig 
raiQog  Xiovzog  cog  ßXinwv  Ttqog  ifißoXijv 
und    ermahnt  ihn ,   artig   zu  sein  und  dem  künftigen 
Herrn  gute  Worte  zu  geben,    worauf  aber  Herakles 
mit  tugendhafter  Entrüstung  erwiedert  (fr.  688) 
Ttif.iTtQTj,  xäzatds  octoxag,  iiui\i]0$qzl  iiov 
niviov  xeXaivov  ctiitec  nyoode  yäq  xaxio 
yi)g  eloiv  aozqa,  y>j  d'  aveia    tlg  ald-ega 
ttqIv  IS  if.wü  ooi  &tÖ7i    arzavzrioai  Xöyov. 
Wenn   er  als  höchstes  Zugesta'ndniss  zu   allem  was 
Heimes  beim  Ausbieten  sagen  möchte  zu  schweigen 
versprach,  so  entgegnete  dieser  (fr.  691) 

oo  v  xazrj'/OQio 
oiycövzog  cog  eirjg  av  ov%  vnrjxoog, 
xüOoelv  de  /.täXXov  rj  inizaooeoüat,  iri).oig. 
Mit  Syleus    wird    nun   ein   Versuch    gemacht    der 
Aussicht  auf  Erfolg  gab,  weil  zu  erwarten  stand  dass 
dieser  ungeschlachte  Unhold   sich  vor  dem  kräftigen 
Körperbau    seines    Sklaven   nicht   fürchten,    sondern 
ihn  deshalb   um   so   höher   schätzen   werde.     In  der 
That  erkundigt    sich    dieser  vor  allem,    ob  auch  der 
Sklave  nicht  schwach  und  untüchtig  sei,  worauf  ihm 
Heimes  antwortet  (689) 

fjxioia  rpccv?.og,  aXXä  näv  Tovvavxiov 
nqnoyrjiia  osiivog  xov  zaneivog  ovo0  ayav 
svoyy.og  tag  av  öovlog,  a?>la  xal  ozoh)v 
löövzi  XctfmQog  xai  i;vXq>  dQaozrjQiog. 
Herakles  trat  also  in  seiner  gewöhnlichen  Tracht  mit 
Löwenhaut    und   Keule    auf.     Der   Kauf  kommt   zu 
Stande  und  der  neugewonnene  Sklave  wird  in  den 
Weinberg  eingestellt  um  dort  zu  arbeiten;  hier  macht 
er  aber  von  seinen  Kräften  einen  unerwarteten  Ge- 
brauch,   denn    anstatt   die   Weinstöcke   zu    behacken 
reisst  er  sie  mit  der  Wurzel  aus4),  packt  sie  zusam- 
men  und   schleppt  sie   auf  dem   Rücken  fort.     Den 

")  Apollod.  II,  6,  3  Zilia  gl  h  .ivöCu  [so  statt  AvXCSi 
Pierson  Veris.  II,  8  p.  232]  rovg  naoioviag  Siyovs  Oxüniuv 
avayxtt£ovta  aiiv  rat;  ÖIC«'S  lüg  äiaiikout  anaactg  [so  stall 
axiu}'(ig  Mcineke  phil.  exerec.  I  p.  23]  liiiä  Ttjg  HvyaTQÖg  Stvo- 
Jixijg  anixitivt.  Tzetz.  chil.  II,  432 

Zvlia  xal  idv  ytväiov  ßiii^orra  roig  Uvovg 

TOUf  (cuTTtliürag  lovg  civxov  oxüniuv  SouXtlag  too.tw 

ItVtlXl   Stl'OÖixijV  il  lijv  niviov   Ovyuitott 

xal  7ri)o9().vuyovg  avaanä  xtü  ioutov  lüg  au.7til.QVS. 


159 


160 


entsetzten  Aufseher  des  Weinbergs,  der  Gewalttä- 
tigkeiten aller  Arten  fürchtet ,  beruhigt  er  durch  die 
Erklärung,  er  sei  (693) 

zolg  (tev  öixaloig  tvöixog,  ro'ig  d'  av  xaxolg 
Tiavziov  (liyiozog  nokäfuog  xazä  %&6va. 
Und  nun  beginnt  er  nach  gelhaner  Arbeit  sich  eine 
(iiite  zu  thun.  Das  Haus  des  Aufsehers  wird  ge- 
plündert5), grosse  Brote  gebacken,  das  beste  Rind 
geschlachtet  und  dem  Zeus  geopfert6),  der  Keller 
erbrochen  und  das  edelste  Fass  herbeigeschleppt,  die 
ausgenommene  Hauslhiir  dient  als  Tisch,  an  dem  er 
sieb  niederlässt  um  zu  schmausen  und  zu  zechen 
und  zu  singen7).  Während  er  sichs  wohl  sein  lässl 
und  den  zagenden  Aufseher  Obst  und  Kuchen  zum 
Nachtisch  bringen  heisst,  überrascht  ihn  Syleus;  auf 
dessen  herrisches  Anfahren  antwortet  Herakles  an- 
fangs gemüthlich  (692) 

xllitrjzi  xal  näofisv'  kv  zoizip  de  (iov 
zrjv  TtEiqav  £v&v  Xü(ißav    el  xqeiooiov  eaei. 
als  aber  Syleus  wülhend  Gewalt  gebraucht  und  ihn 
zwingt  sich  zu  verlheidigen,  da  ergreift  er  die  Keule 
(694) 

eict  ö/j,  cpllov  $i>Äov, 
i'yeioä  (.tot  ceavzo  xal  y'iyvov  &qc<ov. 
Der  Unhold  unterliegt,  Herakles  leitet  den  benach- 
barten Fluss  in  den  Weinberg  und  zerstört  den  Schau- 
platz seiner  Frevelthaten.  Aber  Syleus  hat  eine 
Tochter,  deren  Name  Xenodike"),  im  Gegensatz 
zu  dem  des  Vaters,  andeutet  dass  sie  in  ihrer  Ge- 
sinnung von  ihm  ganz  verschieden,  den  Gästen,  die 

)  Man  erinnere  sich  an  die  Scene  in  den  Fröschen,  wo  die 
Wirthinnen  Herakles  seine  Fresserei  vorhalten  (54'J  IT.). 

")  l'hilu  a.  a.  0.  iov  /Jiv  yÜQ  uqioxov  jüv  txtl  rei'owi1 
y.diaövons  .h'i  jtQOtpaOiv  tvwytiio  7ioi.vv  öi  oll/OV  lfi<pO(jrjctag 
«9qoov  tu  uiü.u  xajttxXid-As  fjy.QiaiL.fio.  Herakles  spielt  als  ßov- 
öoCvrjS  und  ßovifiüyos  bekanntlich  aucli  in  anderen  sagen  eine 
Holle  (Creuzer  opp.  p.  69f.). 

")  Die  mehrfach  angeführten  Verse  des  Euripides  (899)  vom 
Herakles 

ytjfctnt  floiloig  /J.tonn  avx    inqotlur 
aftova   vkuxTtöv  wnn  ßitnßümp  fiuiliiv 
passen,   wie  Meineke  (philol.  exerec.  I  p.  22f.)  bemerkt,  vortreulich 
für  diese  Situation  im  Syleus.     Vgl.  Ale.  77'-'ir. 

■*)  Denselben  Namen  führt  eine  Tochter  des  Minus  (Apollod. 
III.  1,  ".'),  in  demselben  Sinne,  wie  ich  denke;  auch  wird  wohl  out 
dem  Vasenbild  in  l.ejden  (Ronlez  chon  10),  das  den  Kampf  mit 
Hinotauros  vorstellt,  der  nicht  ganz  deutliche  Name  der  Frau,  zu 
welcher  Minos  lebhaft  spricht,  X^ENOAIKE  Bein. 


er  misshandelte,  wohlgesinnt  und  gerecht  war9). 
Auch  sie  ist  durch  seinen  Tod  zwar  betrübt  aber 
von  einem  schweren  Druck  befreit  und  die  Zunei- 
gung des  Helden,  der  mit  der  ganzen  kecken  Nai- 
vetät  des  Salyrdramas  zu  ihr  sagt  (695) 

ßavßtofiEv  eloel&övzeg'  dnn(WQgai  oid-ev 

zd  öäxQva, 
entschädigt  sie  für  ihren  Verlust10).  Welchen  Anlheil 
die  Satyrn  an  der  Handlung  nehmen,  wird  nicht  nä- 
her angegeben ;  offenbar  waren  sie  ebenfalls  dem 
Syleus  dienstbar  geworden  und  man  sieht  leicht  dass 
alle  Situationen  durchaus  geeignet  waren  die  ver- 
schiedenen Elemente  ihrer  Natur  zur  Entfaltung  zu 
bringen. 

Apoliodor  und  Diodor  (IV,  31)  bringen  das  Aben- 
teuer mit  Herakles  Dienstbarkeit  bei  der  Omphale  in 
Verbindung  und  versetzen  demnach  Syleus  nach 
Lydien,  welches  als  fruchtbares  Weinland  eine  ge- 
eignete Scenerie  war;  nach  Konon  wohnte  Syleus 
am  Felion,  der  Verfasser  des  sokralischen  Briefes 
weist  ihn  der  Gegend  von  Amphipolis  zu.  Der  Cha- 
rakter des  Abenteuers  und  ein  Name  von  so  ganz 
allgemeiner  Bedeutung  wie  Syleus  scheint  aber  dafür 
zu  sprechen,  dass  man  ein  bestimmtes  Local ,  auf 
welchem  die  Sage  ihren  natürlichen  Boden  gehabt 
hätte,  schwerlich  suchen  darf,  die  humoristische  Wen- 
dung in  ähnlichen  Mythen  mehrfach  wiederkehrender 
Züge  und  Situationen  ist  es,  welche  ihr  einen  eigen- 
Ihümlichen  Stempel  aufgedrückt  hat. 

Eine  jener  schönen  vuleentischen  Schalen,  welche 
durch    energische    Lebendigkeit    und    schönen    Ernst 

')  Auf  demselben  C.edanken  beruht  es,  wenn  man  Syleus  einen 
Bruder  Dikaios  gab.  tpp.  Socr.  30  p.  5ü  Ur.  ioy  aviöv  yiu> 
(/rja'i  njonov  Ntilitt  (iiv  Iv  Meaa^vg,  SvXia  [so  Orelii  statt 
/lvX{a\  ift  ntol  iov  llii<i  uio/iTixor  iojiov  üip  'llqttxXt'ovs 
iißgiotas  orinc  i\nok(o!)ut  xal  &oftfjvcti  71  aoaxartt 9 jxi]!1  bbu- 
kuTTilV,    NtatOQt    fth'   iw    NqXt'iog  .l/foai;ii;)',    Jixulin   (U  T(ö  ■ 

2vli(i)S   |so  Orelii  statt  Xtji.t'ios]   üätXtf  in  lijV  'I'vlJ.iüu  /jonttv. 

'")  Bei  Konon  (17)  nimmt  Dikaios,  nachdem  Syleus  getüdtet 
ist,  den  Herakles  gastlich  auf;  dieser  fasst  Zuneigung  zur  Tochter 
des  Syleus,  welche  bei  ihrem  Oheim  erzogen  ist,  und  vermählt  sich 
mit  ihr.  Als  er  fortgezogen  ist,  stirbt  sie  vor  Sehnsucht  nach  ihm 
und  Herakles  liiulet  sie  als  er  zurückkehrt  auf  dem  Scheiterhaufen; 
er  will  sich  in  denselben  stürzen  und  wird  mit  Mühe  von  den  An- 
wesenden zurückgehalten,  die  das  Grabmal  der  Gattin  /.um  Heilig- 
thuin  des  Herakles  weihen.  Bei  der  Erzählung  Apollodors,  dass  He- 
rakles die  Tochter  mit  dem  Vater  tödtet ,  scheint  mir  ein  Missver- 
ständniss  im  Spiel  zu  sein. 


161 


162 


der  Darstellung  uns  den  Geist  der  durch  männliche 
Kraft  und  Tüchtigkeit  die  Freiheit  erringenden  grie- 
chischen Kunst  ahnen  lassen,  stellt  uns  das  Aben- 
teuer mit  Syleus  in  seinen  charakteristischen  Mo- 
menten vor  (Taf.  CXLIX.  CL,  2)  "). 

Auf  der  einen  Seite  (Taf.  CXLIX,  1)  ist  He- 
rakles, der  wie  gewöhnlich  die  Löwenhaut  über 
den  Ko|>f  gezogen  und  über  den  feingefältelten  kur- 
zen Chiton  gegürtet  und  den  Köcher  an  der  Seile 
hängen  hat,  vorgestellt,  wie  er  die  Spitzhacke  mit 
beiden  Händen  kräftig  führt,  vor  und  hinter  ihm  liegt 
ein  bereits  ausgereuteler  Weinstock,  der  die  Wurzeln 
gen  Himmel  streckt.  Von  der  anderen  Seite  kommt 
ein  bärtiger  Mann  mit  kahler  Stirn,  der  einen  Mantel 
umgeworfen  hat,  dass  der  linke  Arm  mit  der  Hechten 
verhüllt  ist,  in  der  Hechten  eine  Doppelaxt,  raschen 
Schrittes  herbei;  offenbar  ist  dies  der  Aufseher,  der 
dem  Herakles  beigegeben  wurde  und  erstaunt  die 
ungewöhnlichen  Erfolge  seiner  Thätigkeit  gewahrt. 

Dieser  Moment  scheint  auch  auf  einer  Gemme 
(Taf.  CL,  3)  dargestellt  zu  sein,  welche  in  mehreren 
Exemplaren  bekannt  ist ").  Ein  bärtiger  Mann  von 
kräftigem  Körperwuchs,  mit  einem  Löwenfell  be- 
kleidet, das  über  den  Kopf  gezogen  ist  und  um  die 
Mitte  des  Leibes  gegürtet  in  der  Luft  flattert,  führt 
mit  der  von  beiden  Händen  gefassten  Doppelaxt  einen 
mächtigen  Streich  auf  einen  Weinstock  vor  ihm,  ein 
zweiter  liegt  bereits  abgehauen  neben  ihm.  Gewöhn- 
lich wird  diese  Gestalt  für  den  Thraker  Lykurgos 
erklärt,  der  die  ihm  verhassten  YY'einslöcke  vertilgt. 
Allein  in  der  Sage  des  Lykurgos  ist  das  Ausreuten 
der  Heben  nicht  das  Charakteristische,  vielmehr  ist 
das  bedeutsame  Moment  dass  er  in  seiner  blinden 
Wulh  den  eigenen  Sohn  statt  der  Hebe  trifft.  Für 
Herakles,  den  Sklaven  des  Syleus,  ist  es  dagegen 
bezeichnend  dass  er  die  Weinstöcke,  die  er  behacken 
soll,  mit  der  Hacke  ausreisst  und  es  ist  deshalb  wohl 
richtiger  in  diesem  Manne  von  ganz  herakleischem 
Aussehen  denselben  auch  wirklich  anzuerkennen. 

■')  Weloker  (zu  Miilhrs  Arch.  §.410,  5)  hat  dieselbe  als  im 
Besitze  des  Hrn.  Joly  de  Bantmeville  in  Paris  befindlich  kurz  erwähnt. 
Die  Zeichnung  ist  mir  aus  den  Mappen  des  archäologischen  Instituts 
in  Rom  mitgelhcilt  worden. 

")  Gemmen  in  Florenz  (Gori  mus.  Flor.  I,  92,  9.  Wicar  gal. 
de  Flor.  III,  3.  Zannoni  gal.  di  Fir.  V,  3,  2.  Zoega  Abbamll.  Taf.  1,2. 
Wieseler  D.  a.  K.  II,  37,  439)  und  bei  Gorläus  'dact.  II.  171) 


Eine  Bestätigung  dafür  bietet  eine  grüne  antike 
Paste  der  Berliner  Sammlung  (Taf.  CL,  4)  13).  Hier 
ist  der  in  ähnlicher  Haltung  mit  einer  Doppelaxt  auf 
einen  Weinstock  zuhauende  Mann  zwar  nicht  durch 
die  Löwenhaut  charakterisirt,  allein  er  ist  unbärtig  — 
was  für  Lykurgos  nicht  passen  würde  — ■  und  der 
Körperbau  ist  ganz  unverkennbar  der  des  Herakles. 
Abweichend  ist  dass  er  in  der  gesenkten  Linken  die 
Ranken  hält,  welche  er  von  dem  Weinstock  abge- 
rissen hat,  ehe  er  mit  der  Axt  den  Stamm  selbst 
vertilgt. 

Auf  der  Rückseite  der  Schale  (Taf  CXLIX,  2) 
hat  Herakles  den  Syleus,  der  als  ein  nackter  bär- 
tiger Riese  mit  behaartem  Leibe  u)  dargestellt  ist, 
zu  Boden  geworfen,  er  selbst  liegt  zu  dessen  Häup- 
ten  auf  einem  Knie,  hat  sich  über  ihn  gebeugt, 
und  indem  er  mit  einem  kräftigen  Druck  der  Rech- 
ten den  ausgestreckten  rechten  Arm  desselben  auf 
der  Erde  festhält,  würgt  er  ihn  mit  der  Linken. 
Der  zum  Schreien  geöffnete  Mund  des  Riesen, 
die  vergeblichen  Anstrengungen,  durch  welche  er 
seinen  linken  Arm  unter  dem  Kopf  wegzuziehen  sich 
bemüht,  die  heftige  Bewegung  des  linken  Beins  zei- 
gen deutlich  wie  gewaltig  die  eiserne  Hand  ihn  presst; 
seine  ganze  Haltung  beweist  dass  er  plötzlich  von 
Herakles  gefasst  rücklings  zur  Erde  gestürzt  ist.  Bei 
Euripides  tödtel  Herakles  den  Syleus  mit  seiner  ge- 
wöhnlichen Waffe,  der  Keule,  bei  Diodor  mit  der 
Hacke  15)  nach  der  in  der  Sage  vorherrschenden 
Anschauung  dass  der  Uebelthäter  durch  das  Werk- 
zeug seiner  Frevelthaten  umkomme;  hier  bietet  die 
überlegene  Kraft  und  Gewandtheit  des  Körpers, 
welche    auch    in   anderen  Abenteuern   des   Herakles 

i3)  Paste  in  Berlin  (Winckelmann  pierr.  gr.  p.  318,  23.  Tülken 
Beschr.  p.  2U4.  111,  3,  1084). 

")  Auf  der  vorderen  Seite  ist  auch  bei  Herakles  durch  Andeu- 
tung starker  Behaarung  die  Kraft  des  Körperbaus  hervorgehoben,  dem 
riesigen  Syleus  gegenüber  ist  sie  hier  beschränkt. 

,s)  Diod.  Sic.  IV,  31  2-vXia  äi  jovs  nuQiovtag  $ivovg  avv- 
ctQni'<£ovT«  xal  tovg  «untltövits  axtininv  aiityxt'tCoiTii  n;i 
axnifii'bi  7j«7«i"«s-  anixttiytv.  Wahrscheinlich  wird  hiernach  die 
Vorstellung  einer  vuleentiseucn  Schale  mit  rothen  Figuren  in  der 
Campanaschen  Sammlung  l  IV,  617)  zu  erklären  sein,  welche  folgen- 
dermassen  beschrieben  ist.  Ercole  armalo  di  bipenne,  ha  proslralu 
al  xuolo  ed  e  nei  mumcnlo  di  faire  im  gigaiite.  E  queslo  rap- 
presenlato  coi  cupelli  tparsi  e  tun  liinya  e  r\era  barba.  I'resto 
im  albero ,  che  e  nei  fundo,  si  legge  in  i  amtiert  piirpuiei  //£- 
PAKLE  .  .  . 


163 


164 


den  Ausschlag  giebt,  das  Motiv  dar,  welches  für  die 
künstlerische  Darstellung  vorzugsweise  geeignet  er- 
schien l6;:  Herakles  ist  hier  ganz  unbekleidet,  Ge- 
wand, Botren  und  Schwert  sind  daneben  aufgehängt; 
da  der  knappe  Raum  eine  Darstellung  des  Schmau- 
sens  und  Zechens  nicht  gestaltete,  ist  so  wenigstens 
angedeutet  dass  nach  vollbrachter  Arbeit  der  Kampf 
sich  entsponnen  hat. 

Das  Innenbild  der  Schale  (Taf.  CL,  1)  deutet 
offenbar  auf  den  besänftigenden  Abschluss  des  Aben- 
teuers hin.  Ein  junges  Mädchen,  das  mit  einem 
Aermelchiton  von  feinem  Zeuge  bekleidet  17),  mit 
einer  Kopfbinde  und  Ohrringen  und  einem  um  den 
Hals  gelegten  Kranze  geschmückt  ist,  steht  vor  einem 
Tisch,  in  der  Rechten  eine  grosse,  flache  schön 
verzierte  Schale,  in  der  Linken  die  Kanne;  sie  sieht 
sich  um,  als  wolle  sie  Jemand  auffordern  sich  ihr 
anzuschliessen  "),  Man  darf  wohl  die  Tochter  des 
Syleus  erkennen,  die  mit  den  Vorbereitungen  zu 
einer  Festlichkeit  beschäftigt  ist,  welche  ihre  Ver- 
bindung mit  Herakles  bezeichnen  soll. 

Bonn.  Otto  Jahn. 


III.    Eine  Münze  von  Helike. 

(Hiezti  die  Abbildung  Taf.   CL,   5.) 

Die  auf  der  vorliegenden  Tafel  mit  no.  5  be- 
zeichnete vollkommen  erhaltene  Bronzemünze  ist  von 
den  Herren  Dr.  Michaelis  und  Conzc  in  Chani  Ma- 
karü,  in  der  Nähe  von  Helike  angekauft  worden, 
und  mit  ihr  tritt  diese  uralte  ionische,  schon  in  der 
llias  erwähnte  Hauptstadt  Achaias  zuerst  in  die  Reihe 
der  Prägstätten.     Die  Münze   bewahrt  uns  vielleicht 

,s)  Es  ist  lehrreich  die  verwandle  und  docli  wesentlich  modifi- 
cirle  Darstellung  dos  Itinirkampfcs  mit  Antnios  auf  der  grossarligcn 
Campanaschen  Schale   M.  d  Inst.  18jä,  tav.  j)  zu  vergleichen. 

1 ')  Auch  hier  siebt  man,  wie  auf  anderen  Vasenliildorn  ähn- 
lichen Stils,  durch  das  Gewand  den  vollen  Umriss  der  menschlichen 
Figur,  worin  firunn  (Gesch.  d.  gricch.  Kiinstl.  II  p.  2'J)  eine  Eigen- 
tümlichkeit der  polygnotischon  Malerei  zu  erkennen  glaubte. 

"•j  liings  umher  läuft  die  Inschrift  HE  TAI}  KAUE 
HO  PAI<  KAUOff,  wie  aussen  auf  der  Vorderseite  HO 
PAR    KAUO£,     auf  der  Rückseite  KAUO£  zu  lesen  ist. 


in  dem  von  einem  Wellenkreise  umgebenen  Kopfe 
Poseidons  ein  Abbild  der  bronzenen  Bildsäule  des 
Helikonios,  welche  so  heilig  gehalten  wurde,  dass 
alle  Theilnahme  Fremder  am  Tempeldienst,  ja  selbst 
die  Nachbildung  der  Slattie  für  andere  Tempel  ab- 
gelehnt wurde,  als  die  kleinasiatischen  lonier  sie 
erbaten.  Diese  Ablehnung  erzürnte  den  Gott,  so 
dass  er  das  eigene  Heiliglhum  vernichtete.  Die  Stadt 
ward  im  Jahre  373  v.  Chr.  (Ol.  101,4)  durch  ein 
Erdbeben  zerstört  und  vom  Meere  verschlungen. 

Die  Aufschrift  lässl  sich  wohl  nur  rückläufig 
MI  A3  lesen;  denn  wenn  man  sie,  die  Münze  herum- 
drehend,  rechtläufig  liest,  hiesse  sie  EVIKj  dies  V 
ist  kein  U,  und  selbst  {,,  die  alterlhümliche  Form 
für  A  hat  zu  früh  aufgehört  als  dass  man  sie  auf  einer 
bronzenen  griechischen  Münze  annehmen  möchte, 
besonders  auf  einer  Münze  so  schönen  und  späten 
Styls  wie  die  vorliegende,  welche  gewiss  nicht  lange 
vor  Zerstörung  der  Stadt  geprägt  ist.  Zwar  pflegt 
auch  die  itückläufigkeit  der  Schrift  auf  höheres  Alter 
zu  deuten,  allein  diese  Regel  leidet  für  Münzen  eher 
Ausnahmen.  Da  diese  Münze  zu  den  wenigen  ge- 
hört, welche  sicher  vor  einem  bestimmten  Jahre 
geprägt  sind,  gewährt  sie  auch  einen  chronologischen 
Anhaltspunkt  für  den  Styl. 

Die  königliche  Sammlung  besass  schon  längst 
ein  anderes  Exemplar,  welches  aus  Corlü  stammt; 
da  die  beiden  mittleren  Buchstaben  auf  diesem  Exem- 
plar undeutlich  sind,  glaubte  ich  EPYK  zu  lesen, 
jedoch  der  griechischen  Herkunft  wegen  zweifelnd 
dass  die  Münze  Eryx  gehöre.  Herr  Baron  von  Pro- 
kesch,  welchem  ich  dies  Exemplar  zeigte,  hat  dann 
eine  Münze  seiner  Sammlung,  wahrscheinlich  die 
nemliche  in  einem  unvollkommenen  Exemplar,  in 
dieser  Zeitschrift  (1849  S.  89  no.  1)  mit  der  Auf- 
schrift EPYK  beschrieben,  indem  er  den  Kopf  als 
epheubekränzlen  bärtigen  Bacchus,  von  einem  Kranze 
von  Weinlaub  umgeben,  bezeichnet.  Diese  Zutei- 
lung ist  also,  falls  die  Münze  des  Herrn  Baron  von 
Prokesch  mit  der  unsrigen  einstimmt,  zu  berichtigen. 

Abgesehen  von  Korinth,  Sikyott  und  von  den 
Münzen  des  achäischen  Bundes  haben  nur  wenige 
Städte  Achaias  geprägt:  Aigira,  Aigion,  Patrai,  Pel- 
lene,  Phlius,  und  unter  römischer  Herrschaft  die  vier 
ersten    und  Bura.     Dyme    hat    man   kürzlich   einige 


165 


166 


Silber-  und  Bronzemünzen  mit  JY  zugetheilt,  und 
eine  unter  Augustus  geprägte  mit  der  Aufschrift 
CI-ADYM;  diese  Lesung  bedarf  wol  der  Be- 
stätigung, da  es  unbekannt  ist  dass  Dyme  römische 
Kolonie  war;  sollte  C  •  I  ■  A  •  DIVM  zu  lesen  sein? 
DENSIS  statt  DIENSIS  kommt  einmal  vor.  —  Die 
Münzen,  welche  Payne  Knight  Peirai  gieht,  gehören 
Amisos,  die  früher  Rhypai  zugelheillen  bekanntlich 
Rubi.  Das  Exemplar  einer  unter  Marc  Aurel  ge- 
prägten unedirten  Münze  der  Achäer,  welches  von 
Herrn  de  Longperier  im  Magnoncourschen  Katalog 
mit  der  Aufschrift  AXArQN  publicirt  worden  ist, 
befindet  sich  jetzt  in  unserer  kgl.  Sammlung,  es  hat 
die  Aufschrift  AXAliiN  EYMENEQN,  gehört  also 
nicht  den  Achäern  an,  sondern  ist  eine  bekannte 
Münze  von  Eumenia  in  Phrygien. 

Eine  andere  Münze  von  Bronze,  welche  wie- 
derholt Achaia  zugetheilt  worden  ist,  hat  das  be- 
kannte Monogramm  aus  A  und  X  der  Silbermünzen 
des  achäischen  Bundes,  umgeben  von  der  Umschrift 
ÜEYMATIQN.  Sie  hat  durchaus  keine  Verwandt- 
schaft mit  den  Kupfermünzen  des  Bundes,  und  das 
Monogramm  beweist  nicht,  dass  sie  Achaia  ange- 
hört, es  kann  sowohl  XA  als  AX  bedeuten.  Mionnet 
hat  sie  bei  Achaia  aufgeführt,  vor  ihm  Harwood 
(Selecta  numismata,  London  1812),  und  kürzlich  ist 
ein  Exemplar,  welches  ich  in  einer  Privalsammlung 
aufgefunden  hatte,  von  dem  Besitzer  in  einer  kleinen 
Schrift  ausführlich  besprochen  aber  nicht  erklärt  wor- 
den. Jetzt  hat  sich  gefunden,  dass  die  Münze  auch  von 
Eckhel,  aber  mit  einer  seltsamen  Lesung,  publicirt 
war.  Er  giebl  die  Aufschrift  ÜEAMASIQN,  nimmt 
das  JIE  für  den  Anfang  eines  Magistratsnamens,  und 
theilt  die  Münze  Hamaxia  in  Cilicien  zu;  das  Mono- 
gramm hielt  er  für  eine  conlignalio  trium  trabium  in 
Beziehung  auf  den  nach  Sirabo  dort  geübten  Schiffs- 
bau (Numi  veteres  aneedoti).  Später,  in  der  Doctrina, 
wiederholt  er  dies  zweifelnd.  Mionnet  folgte  ihm 
scheint  aber  später  die  Münze  nach  Hamaxilos  in 
Troas  zu  verweisen.  Allein  diese  ganze  Lesung  und 
Zutheilung  fällt  durch  Vergleichung  der  Eckheischen 
Abbildung  mit  der  Harwoodschen  und  mit  dem  Ori- 
ginal; statt  TIEAMABW.N  ist  ÜEYMATIQN  zu 
lesen.  Alles  dies  erregt  um  so  mehr  den  Wunsch, 
dass  die  Münze   endlich   ihre  richtige  Stelle  erhalte. 


Den  äusseren  Kennzeichen  nach  scheint  sie  in  Grie- 
chenland selbst  geprägt.  J.  Friedlaender. 


IV.     Allerlei. 

50.  Epimachos.  Im  Archäol.  Anz.  1860  S.  92*  ist 
von  einer  im  Temenos  der  Demeter  and  Kora  zu  Knidos 
gefundenen  Basis  die  Rede,  einer  Dedication  an  Demeter, 
Kora,  I'luton,  E|>imachos  (wobei  an  Plutons  eleischen  Kampf 
mit  Herakles  erinnert  wird)  und  Hermes.  Dieselbe  In- 
schrift ist  mit  anderen  an  demselben  Orte  gefundenen 
mitgetbcilt  im  Bullettino  dell'  Inst.  1860,p.  108,  woraus 
man  sieht  dass  die  beiden  Göttinnen  hier  wie  gewöhnlich 
in  der  Umgebung  anderer  Gottheiten  verehrt  wurden,  welche 
mau  bald  Toiig  freovg  xuvg  nugu  /lufiurgt  oder  nagu 
/laLiuigt  Kai  Kovga  bald  zusammen  Aiaxztg  nannte. 
Die  Inschrift  selbst    lautet:    2Siüa  i  gmo  g    Auyü.gxuv 

/läf.1  (iTQt,    KlIVQH,   II).  UV  TÖJVI,    'E  71  t  fl  (1/  Ol  ,  'E  p  u  << ; 

denn  da  die  übrigen  Götter  keine  Beinamen  haben,  wird 
auch  'Entitu/og  nicht  für  einen  Beinamen  des  Pluton, 
sondern  für  einen  eigenen  Gott  zu  halten  sein.  Es  ist 
einer  von  jenen  viel  bedeutenden  ,  aber  nichts  individua- 
lisirenden  Götternamen,  wie  sie  in  den  mystischen  Diensten 
der  Griechen  so  beliebt  waren.  Weil  sie  so  viel  bedeu- 
teten, wurden  sie  gewöhnlich  mehreren  Göttern  zugleich 
beigelegt,  z.  B.  Evßovlsvg  dem  Zeus,  dem  Pluton  und 
dem  Dionysos,  oder  man  dachte  dabei  bald  an  diesen  bald 
an  jenen  Gott,  z.  B.  bei  dem  Namen  'laodutTrjg  bald  an 
Pluton  bald  an  dessen  Sohn  das  heisst  Zagreus  (Hesych. 
s.  v.).  'Enliiuyug  nun  ist  zunächst  der  Helfer  in  der 
Schlacht,  dann  aber  auch  Helfer,  Gehülfe  im  weiteren 
Sinuc  des  Worts:  Hesych.  int'iiayot,  tnlxovgot,  ßoij&oi 
und  Porphyr,  bei  Euseb.  Pr.  Ev.  111,11  p.  121  ed.  Heinichen: 
Tot;  /JiOYvoov  y.uru  xit  nüd-ij  tT]$  äwAfistäg  vnu  yrjv 
f.itr  rtiuzt  ug  xal  xalXiyövijg  ßluorüriiv  uQ%Oftivov, 
iniiiayov  de  Trig  y.aiii.  lijv  uy&^v  üvvÜLitlog  ai'ftflokov 
luv  Azitv  tyuvoijs,  t;"c  di  xuiu  z&iömvgyiav  ixtoftijg 
Tor  ASsoviv,  Ich  zweifle  nicht  dass  in  unserer  Inschrift 
an  Dionysos  zu  denken  is',  und  zwar  nicht  an  den  krie- 
gerischen, obgleich  dieser  sonst  und  vollends  in  Asien 
wohlbekannt  war  (denn  die  Gesammtbedeutung  der  Gruppe 
erlaubt  dieses  nicht),  sondern  an  den  Helfer  in  den  Ge- 
fahren der  Unterwelt,  welche  solche  Kulte  und  Weihun- 
gen gewöhnlich  im  Auge  haben.  Daher  seine  Stelle 
zwischen  Pluton  und  Hermes,  d.  h.  dem  Psychopompos. 
Weimar.  Phei.ler. 

51.  Bona  Dea  Ocülata.  Aus  Ihrem  Archiiol.  Anz. 
d.  J.  S.  159*  sehe  ich  dass  sich  in  Trastevere  vor  kurzem 
ein  Stein  ans  älterer  Zeit  mit  der  Inschrift  /Jona  Dea 
Oclata  ')  gefunden  hat  und  in  einer  Sitzung  des  Archäol. 

')  Wie  auch  im  römischen  Bericht  vom  1.  Februar  im  Bull. 
p.  30  ahgedruckt  steht;  dass  oclata  als  oculata  zu  verstehen  sei,  hat 
seitdem  auch  Hr.  Henzen  in  brieflicher  Jlittheilung  uns  bemerkt.  A.  d.  H. 


167 


168 


Instituts  zu  Rom  von  Hrn.  Detlefsen  durch  /tue  lata  er- 
klärt wurde.  Es  ist  aber  ohne  Zweifel  zu  lesen  Bona 
Den  Oeulata  uud  die  Inschrift  in  dieser  Redaction  in 
mehr  als  einer  Hinsicht  interessant.  1)  In  spraehgeschieht- 
licher,  denn  es  ist  ein  Beispiel  mehr  zu  clor  von  W.  Corssen 
(über  Aussprache  von  Vocalismus  und  Betonung  der  lat. 
Sprache  2  S.  6)  nach  dem  Vorgange  von  Ritschi  (Mon. 
Epigr.  tria  p.  X)  mit  vielen  Beispielen  erwiesenen  That- 
sache,  dass  in  der  römischen  Volkssprache  der  späteren 
Republik  das  m  aus  dem  Suffix  —  clo  gewöhnlich  ausge- 
stossen  wurde,  z  B.  poclntn,  perkhim,  oraehitn,  sueclutn 
u.  s.  w.,  woneben  aus  Inschriften  und  andern  Quellen  auch 
Fälle  wie  diese  angeführt  sind:  speelalor,  aedicla,  cubicla, 
ferner  arllclus,  byclns,  facht  u.  s.  w. ').  2)  In  mythologi- 
scher, da  ich  bereits  in  meiner  Rom.  Myth.  S.  356  darauf 
hingewiesen  hatte  dass  die  Bona  Dea  auch  auf  dem  Lande 
viel  verehrt  worden  sei,  hin  und  wieder  auch  als  Haupt- 
göttin,  welcher  ein  Leidender  sogar  die  Heilung  seiner 
Augen  verdankte.  Ich  habe  dort  auf  die  Inschrift  bei 
Orelli  no.  1518  verwiesen,  der  sie  aus  Marini  Atti  Arv.  I 
jj. 212  (vgl. 247)  wiederholt  hat:  Felix  PubUeus  Ashuaitus 
Pontific.  Uonae  Deae  Agresti  Fel'ui  valum  sohlt  iititicem 
alba  (m)  libens  animo  ob  liiminibns  restittttis,  derelichts 
a  medicis,  post  menses  decitn  benejtcio  dortünaes  medicinis 
suitatus  per  eam.  Beslituta  omnia  ministerio  Carniae 
Fortunatue.  Eine  Priestcrin  der  Bona  Dea  also  hatte 
dem  Felix  ein  Mittel  gegeben,  wodurch  sein  Augenleiden 
endlich  geheilt  wurde,  nach  Eingebung  ihrer  Göttin,  wie 
Marini  weiter  ausführt.  Da  Bona  Dea  der  launischen 
Fauna  verwandt,  also  der  Kräuter  kundig  war,  an  den 
Augen  aber  bekanntlich  in  Rom  immer  Viele  litten,  so 
kann  unsre  Bona  Dea  Oculata,  also  durch  diesen  speciellen 
Zusatz  als  'OnTtl.tiic;  charakterisirt,  um  so  weniger  auf- 
fallen. 

Weimar.  Prei.ler. 

52.  Devotion  auf  einer  Neujahrslampe.  Im  Bul- 
letino dell'  Instituto  1860  p.  70  ist  vom  P.  Garrucci  die 
Inschrift  einer  Lampe  des  Museum  Kircherianum  mitge- 
theilt ,  deren  Bedeutung  in  jener  Sitzung  nicht  erkannt 
wurde.  Sie  lautet:  Helenas  snvm  genio  Man  ib.  inferis 
Mandat.  Supern  strenam  turnen  suom  seevm  defert.  Ne 
i/it/.v  eiwil  solvat  »ist  hos  gut  ligamns.  Denn  nicht  anders 
als  so  kann  ich  die  dort  in  der  Cursiv  schritt  der  Lampe 
mitgetheilte  Inschrift  verstehen,  obwohl  Garrucci  liest: 
sttom  geniom  Dis  Inferis  und  später  legamus,  dieses  weil 
er  den  Zusammenhang  nicht  erkannte,  jenes  weil  er  meinte 


i  Bei  Prudeni.  Peristepb.  10,  592  liattcn  die  früheren  An- 
gaben: Hanns  virtebll,  Upput  nclot  ohleyet.  Die  neueste  Ausgabe 
von  A.  Ilressel  h;it  oeuloi. 


dass  Manes  inferi  sonst  nicht  vorkommen.  Aber  es  kommt 
diese  Verbindung  allerdings  vor  (Tacit.Ann.XIII,14:  inferos 
Silanorum  manes  invocare),  und  (ig«re  oder  obligure  ist 
grade  der  rechte  Ausdruck  für  die  magischen  Verzaube- 
rungen und  Verwünschungen,  welche  in  den  sinkenden 
Zeiten  des  Alterthums,  namentlich  in  Rom  so  gewöhnlich 
waren,  wie  das  xuiudto~[iHv  der  Griechen;  vgl.  Seneca 
Herc.  Oet.  452  (ßrliims  mugicis  ferc  conjugia  ligant)  uud 
Marquardt  Handb.  d.  Rom.  Alterth.  4,  134.  Der  Aus- 
druck stipem  strenam  deutet  auf  ein  Neujahrsgescheuk 
(Ovid  F.  1,  189.  Sueton  Cal.  42),  bei  welcher  Gelegenheit 
eine  brennende  Lampe  mit  glückverheissender  Inschrift 
oder  entsprechenden  Bildern  und  Zeichen  etwas  gewöhn- 
liches war  (Rom.  Myth.  161).  Also  hier  das  finstere  Ge- 
gentheil  von  diesem  heiteren  und  bedeutungsvollen  Ge- 
brauch; denn  sollte  das  Licht  der  brennenden  Lampe  sonst 
Segen  und  Freude  ausdrücken,  das  blühende  Leben  des 
vitalen  Genius,  so  wird  hier  eben  dieses  (unten  in  den 
Abgrund  der  Hölle  und  zu  den  Geistern  der  Abgeschie- 
denen beschworen.  Der  Name  Uelenus  ist  dabei  auch 
nicht  ohne  Bedeutung  und  mag  den  Verwünschenden  weiter 
geführt  haben,  denn  £).ir?j  t).urt]  ist  eine  Fackel.  Im 
Uebrigen  sind  die  sonst  vorhandenen  Bleitafeln  mit  ähn- 
lichen Verwünschungen  zu  vergleichen  (Marquardt  a.  a.  O. 
Henzen  zu  Or.  6114). 

Weimar.  Preller. 

53.  Falsche  Münze  von  Naxos.  Im  Auktions- 
Katalog  der  Mertens  -  Sehaaffhausen'schen  Sammlung  ist 
(No.  148)  eine  Silbermünze  von  Naxos  in  Sieilien  mit  den 
korinthischen  Typen,  Pallaskopf  und  Pegasus  und  der 
Aufschrift  N.-IAION  beschrieben.  Dasselbe  Exemplar 
hatte  schon  in  der  Revue  archeologique  (Th.  IX  S.  133) 
der  berüchtigte  Demetrio  Diamilla,  welcher  sieh  jetzt  D. 
D.  Müller  nennt,  publicirt.  Allein  diese  Münze  muss 
falsch  sein.  Denn  nur  die  dem  Styl  nach  allerältesten 
Münzen  von  Naxos  haben  das  ;  in  dieser  ursprünglichen 
Form,  die  späteren  haben  NdOzION,  die  spätesten  sogar 
N.4jizl£2N.  Naxos  ward  bekanntlich  von  Dionysios  zer- 
stört. Die  Mcrtens'sche  Münze  hat  nun  neben  der  uralten 
Aufschrift  die  korinthischen  Typen,  welche  in  Sieilien  erst 
spät  eingeführt,  auf  nasischen  Münzen  aber  nicht,  und  über- 
haupt auf  keiner  sieilischen  Münze  von  altem  Styl  oder 
mit  altertümlicher  Aufschrift  vorkommen.  So  uralte  Auf- 
schrift wie  diese  und  so  späte  Typen  können  nicht  zu- 
sammen bestehen;  bei  diesen  Typen  müsste  die  Aufschrift 
N,4£1£2N  heissen.  Wahrscheinlich  ist  die  Münze  selber 
echt,  und  Scott i  oder  ein  anderer  der  geschickten  italie- 
nischen Fälscher  hat  durch  Vertiefen  des  Feldes  rings 
umher  die  Aufschrift  hervorgravirt. 

Berlin.  J.  Frieoländer. 


Uiezu  die  Abbildungen:    Tafel  CA  LI  III  Beschäftigungen  des  lä glichen  Lebens,  Sarko- 

phagrelief  im    Vatikan  und  im  Laier  an  ß    CXL1X.  CL,1 — 4  Herakles  undSyleus,  Schale 

der  Campana' 'neben  Sammlung ;  ('L,  ~>  Münze  von  Helike. 

U  Tausgegeben  von   /•;.   Gerhard.  Druck  und  Verlag  von   ü.   Reimer 


169 


170 


DENKMÄLER  UND   FORSCHUNGEN. 


Archäologische  Zeitung,  Jahrgang  XY'lIl. 


iM  151.  152.  153. 


Juli  bis  September  1861 


Leiden  des  Herakles.  —    Perseus  lernt  fliegen.  —    Agonales  Relief.  —    Metrologisches    über  das  den  älteren  Tempel- 
bauten Grossgrieehenlundsund  Siciliens  zu  Grunde  liegende  Liingenmass.  —  Allerlei:  Simon  derllippolog;  Venus  Ponrpejana. 


1.     Leiden  des  Herakles. 

llit-iu  die  Abbildung  Tafel   CLL 

Man  ist  allzu  gewöhnt  den  Herakles  nur  als 
siegreichen  und  triumphirenden  Helden  sich  vorge- 
fühlt zu  sehn,  als  dass  es  nicht  für  besonders  an- 
ziehend gellen  dürfte,  Kunstwerke  zu  betrachten,  die 
ihn  vielmehr  in  leidendem  Zustand  darstellen.  Nicht 
nur  die  Bilder  vom  letzten  Leiden  des  Helden,  das 
durch  seinen  Feuertod  endete,  gehören  dahin;  selbst 
im  Gedränge  der  Schlacht  war  er  nicht  immer  glück- 
lich, trug  ausnahmsweise  selbst  eine  Wunde  davon 
und  bedurfte  hauptsächlich  in  jenen  schwereren  Lei- 
den, die  auf  seine  geistige  Störung  und  auf  die  Qual 
seiner  Büssungen  folgten,  des  Beistandes  schützender 
Götter.  Die  uns  vorliegenden  Kunstdenkmiiler  dienen 
hiezu  als  Belege. 

1.  Herakles  im  Gedränge.  Diese  sehr  all- 
gemein gefassle  Lieberschrift  bezeichnet  zunächst  uns 
den  Gegenstand  eines  in  mehrfacher  Beziehung  er- 
heblichen Marmorwerks  im  Museum  des  Vatikans '). 
In  stark  erhobener  Arbeit  ist  die  bildliche  Gruppirung 
welche  hier  uns  beschäftigt,  innerhalb  der  Füsse  eines 
Luslralbeckens  angebracht,  welches  jedoch  durch 
seine  hinterwärts  gedrückte  Rundung  die  Bestimmung 
einer  Wand  sich  anzuschliessen  bekundet2);  die  Pracht 
des  Geräthes,  dessen  Höhe  33/4  römische  Palmen 
missl,  gibt  auch  durch  die  reiche  Verzierung  der  mit 
Tritoniden  und  mit  neptunischen  Masken  geschmück- 
ten Basis  sich  zu  erkennen.  Das  an  seiner  Haupt- 
slelle  befindliche  Bildwerk  ist  stark  ergänzt,  blieb 
aber  bei  sichtlichem  Kunstwerlh  hinlänglich  erhallen 

')  Viscunli  Museu  Pio-Clem.  V.  lj.  Vgl.  Zoega  in  Welckers 
Zeitschrift  S.  421.     ßescbreibung  der  Stadt  Hom  II,  2  S.  237. 

•)  Wie  Visconti  mit  Bezug  auf  ähnliche  Beispiele  modernen  Ge- 
brauchs bemerkt. 


um  das  darin  dargestellte  Erlebniss  des  Herakles  im 
Ganzen  wohl  versländlich  zu  machen.     Wir  erblicken 
diesen  Helden,  durch  Löwenfell  und  riesige  Körper- 
formen   unverkennbar,    mit   gebogenem   linken    Knie 
und  vorgestrecktem  rechten  Bein  einen  von  ihm  be- 
reits danieder  geworfenen  Jüngling  bedrängend,  wäh- 
rend  ein   leichlbekleideter   Gefährte  dieses   Letzteren 
mit  seiner  Linken  das   Haupt  des  Herakles  ergreift 
und  mit  seiner  Rechten  ohne  Zweifel  ihn  noch  em- 
pfindlicher angriff.     Nach    der   Ergänzung    schwingt 
er  in  dieser  Hand  eine  Keule;  doch  ist  dieses  Attribut 
vermuthlich  nicht   bloss   für  ihn,  sondern  auch  für 
den  Herakles  verfehlt.    Dieser  hält  jetzt  ebenfalls  eine 
Keule  mit  beiden  Händen  gefassl,  obwohl  die  ihm  gehö- 
rige Keule  neben  ihm  am  Boden  erblickt  wird,  wäh- 
rend seine  vier  Feinde  sämtlich   mit  Wehrgehenken 
versehen    sind.      Es    hat    vielmehr    das   Ansehn    als 
wolle    der   Held   sich   mit   aller   Pankratiastengewalt 
auf  den  zu  Boden   gestreckten  Gegner   werfen,  von 
dessen  völliger  Besiegung  jener  zweite  Jüngling  ihn 
zurückhält.     Alles  Gewicht  der  Darstellung  war  auf 
diesen  einen  Kampf  gelegt,  welcher  die  rechte  Seite 
der  durch  den  mittelsten  Fuss  des  Geräthes  getrenn- 
ten Darstellung   einnimt.      Weiter   linkshin    erblicken 
wir  noch  zwei  ähnliche  Jünglinge:  einer  von  ihnen 
welcher   zurückblickt,    ist   als  flüchtig   vor  Herakles 
zu  betrachten,  während  der  vierte  muthiger  den  An- 
griff des    auf  Herakles   eindringenden  Gefährten   un- 
terstützt.    Den  gedachten  Jünglingen  ist  in   gleich- 
massiger   Weise    ein    Wehrgehenk    und    eine   umge- 
knüpfle    Chlamys     mit    geringen    Verschiedenheilen 
zugetheilt,  dergestalt  dass  an  dem  flüchtenden  Jüng- 
ling einige  Besonderheit  seiner  Chlamys  und  übrigen 
Tracht  zu  merken  ist3),  dem  zu  Boden  gestreckten 

')  Die   Chlamys    ist    hier    in    üblicher  Weise    auf   der    linken 


171 


172 


aber  die  Chlamys  fehlt.  Jene  Uebereinstimmung  der 
gedachten  vier  Jünglinge  ist  um  so  mehr  zu  beach- 
ten, da  es  nach  Zerstörung  ihrer  Köpfe  und  der  mit 
ihnen  zugleich  ergänzten  hervorragenden  Theile  an 
andern  massgebenden  Umständen  für  ihre  Deutung 
fehlt. 

Ein  Gefecht  in  welchem  Herakles  ohne  verwun- 
det zu  sein  sichtlich  bedrängt  erscheint,  erinnert  zu- 
nächst an  den  von  Aeschylos  in  dem  berühmten 
Fragment  des  gelüsten  Prometheus  beschriebenen 
Kampf  mit  den  Ligurern,  und  diesen  zuletzt  von 
Herakles  in  Folge  wunderbaren  Steinregens  beende- 
ten Kampf 4)  glaubte  Zoega  auch  hier  zu  erkennen. 
Indess  lässt  sich  glauben,  dass  zur  Andeutung  eines 
aufgescheuchten  Volkes  mehr  bunte  Mischung  seiner 
Gestalten  und  Trachten  angedeutet  sein  würde,  wäh- 
rend es  nach  Massgabe  der  in  Alter  und  Bewaffnung 
gleichzeitigen  Kämpfer  für  unser  Bild  ungleich  näher 
liegt,  mit  Visconti  des  Herakles  Kampf  gegen  die 
Brüderschaar  der  spartanischen  Hippokoontiden  zu 
erkennen,  der  bei  Pausanias  mehrfach  erwähnt  ist5). 
Dass  der  bedrängte  Herakles  unsres  Bildes  noch 
nicht  bis  zur  Verwundung  gelangt  erscheint,  war 
auch  für  Visconti  kein  Hinderniss  jenen  Mythos  hier 
anzuerkennen,  auf  welchen  noch  unzweifelhafter  das 
hienächst  zu  betrachtende  Bildwerk  uns  hinweist. 

2.  Herakles  verwundet;  Marmorscheibe  im 
königlichen  Antiquarium  zu  München  6).  Diese  bei- 
derseits bildlich  verzierte  Marmorscheibe,  welche  als 
Gegenbild  vorliegenden  Reliefs  den  nemeischen  Lö- 
wenkampf des  Herakles  anschaulich  macht,  ist  unter 
den    zahlreichen    ähnlichen,    vormals    in  Art   aufge- 

Scbuiler  mit  einer  Spange  festgeknüpft ;  ein  Zipfel  derselben  ist  um 
den  linken  Arm  geschlagen,  nährend  der  andre  durch  einen  Gürtel 
gezogen  ist.  Die  höbe  und  seltsame  Iieschuhung  dieser  Figur  gehört 
wo!  dem  F.rgünzcr. 

')  In  tan  l.ii  Strabo  (IV  p.  183)  und  Dionys  (Ant.  Rom.  1,41) 
erhaltenen  Fragment  aus  dem  gelösten  Prometheus  des  Aeschylos 
(Fragm.  193  Nauck)  heissl  es:  ijiiis  <$t  Aiyiiutv  tls  äiagßifiov 
mnta'jv  ivif  ov  fiuyr\q ,  aä(f'  olä«,  v.ui  ,9oCno'c  tiiq  tov 
utftlfitt  ....    Vgl.  Hygin.  Astron.  '.',  6.     Schol.  Arat.   74. 

)  l'aus.  III,  IS,  2  und  VIII,  j3,  3.  Vgl.  Archaol.  Anzeiger  1861 
-     183*   Anin.  I. 

')  Früher  besprochen  von  Herrn  Itoettichcr  nach  einem  der 
archäologischen  Gesellschaft  am  5.  März  d.  J.  vorgelegten  Gypsah- 
druck  (Arcbäol.  Anz.  1  SO  1  S.  173"),  desgleichen  von  Herrn  von 
l.ützow  zu  Tafel  III.  IV  seiner  neu  eröffneten  Bearbeitung  von  Müncben's 
Aotiken. 


hängter  Oscilla  verwandten  Marmoi Scheiben7)  sowohl 
durch  seine  Grösse  als  durch  die  Seltenheil  der  vor- 
liegenden Darstellung  ausgezeichnet.  Der  rechlshin, 
auf  einem  mit  Greifen  geschmückten  Sessel  sitzende 
Held,  dessen  verwundeten  linken  Schenkel  ein  vor 
ihm  stehender  kurzgeschürzter  Knabe  so  eben  ver- 
bindet, lässt  in  dieser  Darstellung  anfangs  vielleicht 
mit  dem  neulichen  Herausgeber  dieses  Marmors 
uns  an  Telephos  denken,  dagegen  der  herkulische 
Ausdruck  des  Hauptes  und  der  unverkennbare  Lö- 
wenkopf seiner  über  die  linke  Schulter  geworfenen 
Thierhaut  vielmehr  an  die  seltne,  obwohl  keines- 
wegs unerhörte 8),  Verwundung  des  Herakles  uns 
erinnert.  Dass  diese  Verwundung  im  Handgemenge 
mit  den  Hippokoontiden  erfolgte,  ist  durch  Pausanias 
ausser  Zweifel  gestellt,  und  ward  beinerktermnfsen 
bereits  von  Boetlicher  nachgewiesen. 

3.  Herakles  als  Büsser;  Darstellung  eines 
vormals  bei  Eriril  Braun  in  Korn  gezeichneten  Metall- 
spiegels 9).  Dieses  räthselhafte  Bild  gibt  in  seltener 
Gruppirung  zunächst  die  unfehlbaren  Gestalten  Apolls, 
Minervens  und  ihres  Schützlings  Herkules  uns  zu 
erkennen.  Apoll  ist  kenntlich  durch  seinen  hochste- 
henden Lorbeerkranz;  sein  Kopf  ist  linkshin  geneigt, 
sein  linker  Arm  mit  schlaff  herabhängender  Chlamys 
rückwärts  gelegt,  während  sein  rechter  nach  innen 
gewandter  Arm  auf  den  daneben  stehenden  holten 
Pfeiler  gestützt  zu  denken  ist;  seine  Füsse  sind  be- 
stiefelt. Minerva,  in  bekannter  Tracht,  über  dem 
langen  Gewand  mit  einer  Aegis,  am  Haupte  mit  ho- 
hem buschigem  Helm,  am  rechten  Arm  mit  einem 
dreimal  gewundenen  Armband  versehen,  hat  ihren 
linken  Arm  um  den  Nacken  des  von  ihr  beschützten 
Helden  gelegt,  während  ihr  rechter  Arm  gegen  dessen 
erhobenes  Knie  gewandt  ist.  Herkules,  bei  jugend- 
lichen Zügen  durch  sein  umgeknüpftes  Löwenfell 
und  die  schlaff  von  seiner  Linken  gehaltene  Keule 
dem  ersten  Blick  kenntlich,  unterstützt  mit  der  rech- 

')  In  Welckers  (Alte  Denkm.  II,  1  '23  IT.)  Vcrzeichniss  solcher  Mar- 
morscheiben  wird  das  vorliegende  Bildwerk  »ermisst. 

")   Wie  Herr  von   Lützow  (a.  0.)  mit  Unrecht  voraussetzt. 

')  In  der  Grösse  des  Originals  in  meinen  elruskischen  Spiegeln 
(II,  163).  Die  in  der  Inhaltsangabe  ausgesprochene  Voraussetzung, 
dass  das  Original  in  meinem  Besitz  sich  vorfinde,  bat  bei  erneuter 
Durchsiebt  meiner  erst  neuerdings  ihrer  Verpackung  entzogenen  Spie- 
gelsammlung  sich   nicht  bestätigt. 


173 


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teil  Hand  sein  gesenktes  Haupt;  sein  rechtes  Bein 
hat  er  erhoben,  in  einer  Weise  die  andremal  ihn  als 
rastend  im  angestrengten  Lauf  seiner  Thaten  be- 
zeichnen würde,  hier  aber  durch  den  Ausdruck  des 
Ganzen  uns  in  ganz  andrer  Bedeutung  erscheint. 
Eine  ungefähre  Vergleichung  des  vorigen  Bildes  legt 
uns  die  Möglichkeit  nahe,  dass  Herkules  auch  hier 
am  Schenkel  verwundet  und  als  Verwundeter  in 
Minervens  Pflege  befindlich  sei;  da  jedoch  keine  Spur 
einer  Wunde  zu  sehen  ist,  da  überdies  die  Gegen- 
wart Apolls  und  auch  die  strahleniihnliche  Lorbeer- 
bekränzung  am  Haupte  des  Herkules  selbst  erklärt 
sein  will,  so  liegt  es  ungleich  näher  anzunehmen, 
dass  die  hier  dargestellte  Pflege  unseres  Helden  auf 
die  göttliche  Obhut  bezüglich  sei,  durch  welche  sein 
in  F'olge  des  Kindennords  ausgebrochener  Wahnsinn 
geheilt  ward;  es  geschah  dies  durch  unmittelbare 
Hülfe  iMinervens  10)  und  in  unausgesetztem,  mehr  oder 
weniger  nahem,  Bezug  zum  Orakel  Apolls  ").  In 
diesem  Zustand,  auf  welchen  vielleicht  noch  ein  und 
das  andere  etruskische  Kunstwerk  sich  bezieht l2),  wird 
theils  die  körperliche  Pflege  erklärlich,  mit  welcher 
Minerva  einerseits  ihn  traulich  umfasst  und  andrer- 
seits sein  erhobenes  rechtes  Bein  gelind  an  sich  zieht, 
theils  auch  die  Gegenwart  des  Gottes  begreiflicher, 
in  dessen  Heiligthum  der  erkrankte  Held  untrüglichen 
Ralh  und  durchgreifende  Hülfe  verhoffen  konnte. 
Solche  Hülfe  scheint  laut  den  vorhandenen  Zeugnissen 
Apollo  zwar  nicht  geleistet  zu  haben  13).  Doch 
wissen  wir  dass  Herkules,  der  nachher  anderwärts 
seine  Reinigung  fand  IJ),  zunächst  bei  ihm,  dem  heil- 
kräftigen Gott,  sie  suchte.     Dass  nun  dieses  im  del- 

")  Namentlich  ist  die  Heilung  bekannt,  welche  Herakles  durch 
den  \on  seiner  Scbutzgöttin  ihm  an  die  Brust  geworfenen  Stein 
ooMfQOViarrjQ  empfand,  Eurip.  Hercules  furens  100011.  I'aus.  IX,  11, 1. 
Hygm.  fab.  32 ;  dieser  Stein  ward  unter  dem  Altar  des  ismenischen 
Apoll   aufbewahrt  (Paus.  a.  0.). 

")  Wirklich  erscheint  das  Geschick  des  Herakles  seit  dem  An- 
beginn seiner  Laufbahn  ans  delphische  Orakel  geknüpft,  von  welchem 
er  die  Sendung  zu  Eurystheus,  die  Anweisung  seines  Wohnorts  und 
selbst  seinen  Namen  erhielt.     Vgl.  Jacohi's  Worterb.  S.  402. 

'■')  Weniger  die  von  Lanzi  so  gedeutete  räthsclhafte  Gruppe 
eines  oft  wiederholten  Spiegelreliefs  (Etruskische  Spiegel  Taf.  CLIX. 
CLXJ  als  das  Gemmenbild  welches  den  Herakles  vom  geflügelten 
Zeus  umfasst  und  gestärkt  uns  vorführt. 

■  ,3)  Auf  des  Herakles  Gesuch  schwieg  Apoll,  so  wenigstens  sagt 
der  Bericht,  welcher  den  Raub  des  Dieifusses  daraus  erklart  (I'aus. 
IX,  11,  1.  Hygin.  fab.  32). 

")  Entsühnt  wurde  Herakles    durch   Thestios,    laut    Apollodor 


phischen  Tempel  von  Herkules  angebrachte  Gesuch 
um  Sühnung  und  Heilung  der  Gegenstand  des  vor- 
liegenden Bildes  sei,  lässt  nicht  nur  durch  die  An- 
deutung eines  Tempels  im  Hinlergrunde,  sondern 
auch  durch  die  Bekränzung  des  Herkules  sich  wahr- 
scheinlich machen,  welche  aus  starr  emporragenden 
fast  strahlenförmigen  Lorbeerblältern  in  ähnlicher 
Weise  sein  Haupt  schmückt,  wie  auch  Apollo  be- 
kränzt erscheint  ls).  Uebrigens  kann  die  Eigentüm- 
lichkeit der  Zeichnung,  welche  in  diesem  Spiegel 
auch  mit  mancher  Besonderheit  des  Ausdrucks  und 
der  Geberden  begleitet  ist,  nur  im  Zusammenhang 
gleichartiger  Kunsldenkmäler  vollständig  gewürdigt 
werden.  E.  G. 


II.    Perseus  lernt  fliegen. 

Hiezu  die  Abbildung  Taf.  CHI. 

Das  vorliegende  Relief  von  guter  Anlage  und 
Ausführung  ist  nach  einem  bei  dem  Kunsthändler 
Eichler  in  Berlin  befindlichen  Abguss  gezeichnet  wor- 
den. Das  mir  unbekannte  Original  desselben  ist 
vermuthlich  als  Marmorplatte  zu  denken,  obwohl  die 
zierliche  Einfassung  an  ähnlichen  Platten  nicht  häufig 
sich  findet.  Es  stellt  den  Götlerboten  Hermes  uns 
dar,  wie  er  den  Perseus  die  zur  Bekämpfung 
der  Gorgo  erforderlichen  Flügelschuhe  gebrauchen 
lehrt.  Hermes,  durch  Flügelhut  und  den  in  seiner 
Linken  gehaltenen  geflügelten  Caduceus  kenntlich, 
hat  über  diesen  Arm  auch  die  um  den  Hals  ge- 
knüpfte leichte  Chlamys  geschlagen  und  weist  mit 
der  rechten  Hand  auf  die  Füsse  des  Perseus,  ihm 
gute  Lehren  für  deren  Gebrauch  zu  ertheilen.  Ihm 
gegenüber  hat  der  argivische  Held,  ein  nackter  kraus- 
haariger Jüngling,  von  dessen  rechter  Schulter  ein 
Gevvandstück  herabhängt,  die  Flügelschuhe  an  beiden 
Füssen  bereits  angelegt;  wie  er  mit  ihnen  schreiten 
und  schweben  könne,  ist  ihm  noch  keineswegs  ge- 
läufig, daher  er  beschäftigt  ist  mit  erhobenem  rechten 
und  niedergehaltenem  linken  Arm  (dessen  untere 
Hälfte  fehlt)  darauf  sich  einzuüben. 

(II,  4,  10  ff.)  u.  a.  in.     Ein    andres   vereinzeltes  Zeugniss  nennt  statt 
seiner  den  Sikalos  (Schol.  Pind.  Istbm.  3,  104). 

,s)  Diese  Aehnlichkeit  wird  durch  den  Umstand  nicht  aufgeho- 
ben, dass  der  Kopfschmuck  Apollos  mehr  einem  Kranz,  der  des 
Herkules  mehr  einer  durch  eine  Unterlage  verbundenen  Krone  gleicht. 


175 


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Diese  Darstellung  war  auf  Kunstdenkmälern  bisher 
so  gut  wie  unbekannt1),  ein  Unistand  welcher  den 
Werlh  des  an  und  für  sich  gefälligen  Kunstwerks 
wesentlich  erhöht.  Mit  unserer  schriftlichen  Ueberlie- 
ferung  des  beireffenden  Mythos  ist  sie  nicht  unverein- 
bar. Nach  Apollodor2)  waren  es  die  Nymphen  von 
denen  Perseus  die  Flügelschuhe  erhielt;  doch  ist  auch 
Hermes,  der  hier  ohne  Flügelschuhe  erscheint,  gleich- 
zeitig beschäftigt  den  Ferseus  zu  gutem  Erfolg  seines 
Abenteuers  zu  unterstützen,  zu  welchem  er  ihm  die 
entscheidende  Waffe,  nemlich  die  demantene  Sichel, 
einhändigte.  E.   G. 


III. 


Agonales  Relief. 


Hiezu  die  Abbildung  Tafel  CLIII. 

Es  erscheint  wohl  angemessen  die  Reihe  my- 
thologischer Darstellungen,  bei  denen  die  Auswahl 
alter  Kunstdenkmäler  am  häufigsten  verweilt,  durch 
eine  Scene  zu  unterbrechen,  welche  dem  ungleich 
weniger  gesichteten  Vorrath  bildlicher  Darstellungen 
griechischer  Sitte  angehört.  Ein  nicht  vollständig 
erhaltenes  Relief  aus  griechischem  Marmor,  dem  Mu- 
seum zu  Berlin  ')  aus  Athen  zugekommen,  führt  in 
sehr  gelungener  Anlage  und  Ausführung  die  Gruppe 
eines  im  frühen  Wellkampf  bekränzten  Knaben  mit 
Nebenfiguren  und  Nebenwerk  der  Palästra  uns  vor 
Augen.  Der  noch  unerwachsene  nackte  Knabe  gibt 
seinen  in  der  Faläslra  soeben  eröffneten  Siegesruhm 
durch  den  athletischen,  etwa  aus  künstlichen  Rosen 
und  herabflatlernden  Tänien  bestehenden,  mit  seiner 
rechten  Hand  an  die  Stirn  gedrückten  Kranz  und 
durch  den  langen  Palmzweig  zu  erkennen,  den  er 
mit  seiner  Linken  gefasst  hält.    An  Alter  und  Grösse 

')  Der  'sieb  beflügelnde  Perseus'  eines  bekannten  etruskischen 
ScarabäUB  ;t.anzi  Saggio  II,  5,  5.  Miliin  Gal.  Myth.  XCV  no.  386. 
Möller  Hdb.  il.  A.  <j.  114,  3)  ist  in  dem  früheren  Moment  gedacht, 
in  welchem  er  die  Flügelschuhe  erst  eben  anlegt. 

)  Applied.  II,  4,0 ff. :  aviat  ti'i  ai  Mfltpat  niijrä  ti/ov 
nidtla  xut  ir/v  xlßiatv  ....  xid  naQaytyöfttvos  rtnög  x«? 
Vvu<pa;  xut  ti/üv  av  lonovdttot,  iij)'  (tlv  xtßiaiv  ritQit- 
ßaXao,  k'i  <5i  ntStla  tois  oipvgoic  TtQoa^fffioai  ....  lußüv 
61  xut  nagi  'Enuov  uiaftavxivrjv  S(>7ii}v,  naoptvos  tig  io»' 
U/.fuvLv  rjxi. 

')  Vcrzeichniss  der  Bildbauenverke  no.  ib'.'i.  Hoch  11J  Zoll, 
breit   10  Zoll. 


ihn  überragend  steht  ein  junger  Mann,  der  als  Bra- 
beut  oder  Agonothet  zu  bezeichnende  Aufseher  der 
Palästra  neben  ihm;  mit  einem  Himation  bekleidet, 
das  er  mit  seiner  Linken  festhält,  streckt  er  den 
rechten  Arm  oberhalb  des  gedachten  Knaben  aus, 
vielleicht  in  Bezug  auf  eine  zur  Linken  der  Darstel- 
lung uns  verloren  gegangene  Nebenfigur.  Bekränzt 
ist  auch  er  und  zwar  in  gleicher  Weise  wie  der 
zuerst  beschriebene  Knabe,  doch  ohne  die  herabhan- 
genden Bänder,  die  man  mit  Unrecht  versuchen 
würde  dem  Palmzweig  verknüpft  sich  zu  den- 
ken. Neben  einer  hohen  bärtigen  Herme,  einem 
Wahrzeichen  der  Palästra,  welches  zugleich  der 
rechten  Seite  dieses  Bildes  zum  Abschluss  dient,  ist 
noch  eine  Nebenfigur  zu  bemerken.  Ein  unterwärts 
von  seinem  Mantel  umhüllter  bärtiger  Mann,  von 
gedrungener  kurzer  Gestalt  und  derber  Gesichtsbil- 
dung gibt,  mit  dem  rechten  Fuss  vorwärts  tretend, 
als  Zuschauer,  vielleicht  auch  als  Theilnehmer  der 
Handlung,  sich  zu  erkennen;  denn  während  er  lin- 
kerseits zum  Theil  durch  die  Herme  verdeckt  ist, 
bleibt  auch  die  Bewegung  des  fehlenden  rechten 
Armes  an  dieser  Figur  uns  dunkel.  Vielleicht  dass 
ein  Sklave  in  ihm  gemeint  ist;  sein  etwas  banau- 
sischer Ausdruck  scheint  diese  Vermuthung  zu  be- 
günstigen. Nicht  unmöglich  dass  sein  scharfer  Blick 
auch  den  Merkmalen  der  Zuneigung  zugewandt  ist, 
die  im  Verkehr  der  Palästra  dann  und  wann  bis  zur 
Zärtlichkeit  für  schöne  Knaben  gesteigert  er- 
schien'). 

Schliesslich  verdienen  noch  einzelne  Besonder- 
heiten dieses  Reliefs  namentlich  die  Bekränzung  und 
die  Herme  etwas  genauer  beachtet  zu  werden.  Es 
gehören  dahin  die  athletischen  Kränze,  wenn  anders 
die  beiden  Hauptfiguren  des  Bildes,  wie  es  den  An- 
schein hat,  von  künstlichen  Aufsätzen  dieser  Art, 
dem  besonders  im  späteren  Alterlhum  üblichen 
Brauche')  gemäss,   statt   mit  lebendigem  Laube  be- 

-)  Die  Beziehungen  auf  Knahenliebe  lassen ,  obwohl  nicht  gar 
häufig,  aus  Vascnbildern  jeden  Styls,  und  zwar  häutiger  aus  Werken 
der  alteren  attischen  als  der  jüngeren  unleritalisc ■hen  Art,  >ii  li 
nachweisen.       Vgl.  Trinkschalcii   taf.  XIV  I.     AnseHes.    Vasenbilder  IV 

S.  3urr.  60 ff.  ■ 

)  Athliliiikianzi'  mit  künstlichen  Hosen  sind  wenigstens  aus 
römischem  Brauch,  unter  anderm  aus  dem  grossen  Mosaik  der  An- 
toninsthennen, wohl  bekannt. 


177 


178 


kränzt  sind.  Die  Anwendung  des  Palmzweigs  in  der 
Palästra  ist  wenig  oder  gar  nicht  bezeugt,  kann  aber 
keineswegs  uns  befremden,  wenn  theils  die  Anwen- 
dung der  Palme  in  delischem  Festgebrauch4),  theils 
das  agonislische  Bild  einer  mit  Tänien  behängten 
Siegespalme  uns  erinnerlich  ist s) ,  wie  es  denn  an 
Beispielen  des  Palmbaums  auch  aus  dem  Gebiete 
palästrischer  Darstellungen  nicht  ganz  fehlt  ').  Hin- 
sichtlich der  Hernie  ist  endlich  zu  bemerken,  dass 
uns  ihr  Ausdruck  an  keine  bestimmte  Götterbildung, 
weder  an  Hermes  noch  an  Dionysos,  erinnert  und 
demnach  vielleicht  eher  eine  Bildnisshenne,  häufigem 
Brauch  der  Gymnasien  entsprechend,  hier  sich  voraus- 
setzen lässt,  wofür  auch  die  mehr  als  sonst  ge- 
mässigte Andeutung  der  Männlichkeit  spricht.  Al- 
lenfalls jedoch  steht  es  frei  auch  ohne  Löwenfell 
einen  Herakles  hier  zu  erkennen.  E.  G. 


IV.     Architectur. 

Metrologisches  über  das  den  filteren  Tem- 
pelhauten Grossgriechenlands  und  Siciliens  zu 
Grunde  liegende  Längenmaass. 

Nicht  leicht  wird  es  irgend  Jemand  einfallen, 
die  alten  Tempel  Paestum's,  wenn  gefragt  wird,  welche 
Längeneinheit  bei  ihrer  Erbauung  maassgebend  gewesen, 
nach  anderem  als  griechischem  Maasse  zu  messen ;  wer 
aber  den  olympischen  Fuss  so,  wie  er  an  der  hundert- 
füssigen  Area  des  Jungfrauentempels  der  Burg  von  Athen 
sich  zeigt,  auf  die  älteren  Baudenkmäler  Paestum's  anzu- 
wenden versucht  hat,  wird  bald  sich  haben  sagen  müssen, 
das  Fussmaass  der  Perikleischen  Zeit  treffe  hier  nicht  zu. 
Dass  ein  zu  bestimmtem  Werth  bei  einem  Volke  ange- 
nommenes Maass  davon  im  Laut  der  Zeit  nie  abgewichen 
sei,  wird  Niemand  behaupten  wollen  und  so  dürfte  es  sich 
hier  nur  darum  handeln,  ob  und  wie  weit  auch  der  grie- 
chische Fuss  vor  Perikles  einer  solchen  Modifikation  un- 
terworfen gewesen  ist. 

Um  an  den  Tempeln  des  Alterthums  das  ihnen  eigen- 
thümliehe  Metrum  zu  finden,  giebt  es  kein  begründeteres 
Mittel  als  an  ihrer  Längen-  und  Breiten-Ausdehnung  erst 

')  Palme  zu  Delos  Hom.  Od.  VI,  102.  Eurip.  Jon  020  ff.  Kal- 
lim.  Apoll.  59,  in  Del.  201.  Müller  Dur.  I  S.  31  i. 

'")  Eine  solche  Siegespalme,  reich  mit  Binden  behängt  und  von 
Dreifüssen  umgeben,  ist  auf  einer  jetzt  zu  München  belindlichen  an- 
sehnlichen archaischen  Amphora  volcentischen  Ursprungs  (Auserl. 
Vasen  IV,  250,  1 )  vorzufinden. 

*)  Ein  eben  gerüsteter  junger  Krieger  ist  in  Umgebung  zweier 
Palmbäume  auf  einer  Schale  nobnischer  Art  dargestellt  (Auserl.  Va- 
sen IV,  294,  2).    Vgl.  das  Berliner  Relief  no.  190. 


ein  entschiedenes  Verhältniss  aufzusuchen,  das  entweder 
an  ihrem  Unterbau  oder,  wenn  die  Cella  von  Ptera  um- 
geben ist,  in  deren  Axenmaass  d.  h.  von  Mitte  zu  Mitte 
ihrer  Endsäulen,  sich  zu  finden  pflegt.  Der  grosse  oder 
Neptuntempel  zu  Paestum  misst  nach  J.  Soufflot ')  in  sei- 
nen Axen:  22,031  zu  56,468  Meter,  welche  Zahlen  sich 
zu  einander  wie  7  :  18  verhalten  und  als  70  und  180  an- 
tike Fuss  genommen,  an  den  Fronten  314.7  und  an  den 
Langseiten  313,7  Millimeter  für  den  griechischen  Fuss 
geben;  der  durchschnittliche  Werth  desselben  aber  wird 
hiernach  bei  Erbauung  des  Tempels  gewesen  sein  314Millim. 

Sieht  man  von  diesem  Werth  auf  den  vom  Parthenon 
mit  308  bis  309  Millim.  abgeleiteten  olympischen  Fuss 
(136,66  Pariser  Linien),  so  wird  man  eine  nicht  unbe- 
deutende Abweichung  gewahr,  während  andererseits  wenn 
man  auf  das  alte  Herüon  zu  Samos  zurückblickt,  von  dem 
der  Verf.  den  samischen  Fuss  mit  315  Millimeter  (1  Fuss 
0,426  Zoll  Englisch)  in  dieser  Zeitschrift  abgeleitet  hat'), 
die  Abweichung  völlig  unerheblich  erscheint.  Da,  wie 
früher  dargelegt  wurde,  zu  diesem  Fussmaass  die  —  von 
Herodot3)  mit  der  ägyptischen  für  identisch  erklärte  — 
samische  Elle  sich  wie  5  :  3  verhält  und  sich  mithin  auf 
etwa  525  Millimeter  stellt,  mag  bemerkt  werden,  dass  auch 
auf  ihre  Anwendung  so  Manches  in  der  Anordnung  des 
Neptuntempels  hindeutet.  Die  von  Soufflot  als  Durch- 
messer seiner  Umfassungssäulen  angegebenen  2,085  Meter 
geben,  als  4  Ellen  genommen,  zwar  nur  521,25  Millim.  — 
nicht  unwahrscheinlich  aber  hat  der  Stein  durch  den  Zahn 
der  Zeit  aussen  ein  geringes  eingebüsst  —  dagegen  kom- 
men nach  der  a.  a.  O.  zu  8,732  Meter  angegebenen  Höhe 
dieser  Säulen,  wenn  wir  sie  als  16|  Ellen  betrachten,  auf 
die  Elle  524  Millim. 

Mehr  oder  minder  erhalten  stehen  ausser  dem  ge- 
nannten Hypäthral-Tempel  in  Paestum  die  sogenannte  Ba- 
silica  und  der  kleinere  oder  Ceres-Tempel.  Des  ersteren 
von  Soufflot  zu  22,642  Meter  gemessene  Axenbreite  giebt 
zu  72  antike  Fuss  genommen  314,4  Millim.  und  seine 
51,442  Meter  betragende  Axenlänge  164  Fuss  zu  313,6 
Millim.;  aus  beiden  Zahlen  ergiebt  sich  wiederum  ein 
griechischer  Fuss  von  314  Millim. 

Erst  am  Demeter-Tempel  zeigt  sich  eine  Abnahme 
dieses  Werthes  deutlich:  die  31,2  Meter,  welche  derselbe 
an  den  Langseiten  in  den  Axen  der  Säulen  misst,  dürften 
mit  Sicherheit  für  100  antike  Fuss  zu  nehmen  sein  und 
lassen  ihn,  wenn  gleich  in  einem  anderen  Sinn  als  bei 
Tempeln,  wo  in  der  Front")    diese  Weite  sich  findet,   als 

')  Les  Ruines  de  Paestum  par  de  la  Ganlette. 

■')  Jahrgang  XV  dieser  Archäol.  Zeitung  No.  106.  107.  Oct.  u. 
Nov.   1857. 

3)  Herodot  II,  108. 

*)  Hierher  gehört  als  hekatompedos  auch  der  Zeus-Tempel  zu 
Olympia,  da  sein  Unterbau,  wenn  man  A.  Blouet's  Angaben  in  s. 
Expedition  scientilique  de  Moree,  Vol.  I.  pl.  02  darauf  untersucht, 
in  seiner  grossten  Ausdehnung  (also  an  der  ganz  untersten  Stufe) 
100x210!  (das  Verhältniss  von  6:13)  griechische  Fuss  misst. 
Während  der  Werth  dieses  Fnsses  sich  gleich  dem  des  Parthenon 
auf  etwa  308  Millim.  stellt .   hielt   der   zu  Pausanias  Zeit   allgemein 


179 


180 


hekatompedos  erscheiueu.  Der  Werth  seines  Fasses  aber 
hält  zwischen  dem  vom  athenischen  Hekatompedou  abge- 
leiteten olympischen  Fuss  und  dem  vom  Heräon  deducir- 
ten  samischen  Fuss  die  Mitte,  nämlich  312  Millim. 

Noch  ausgebildeter  zeigt  sich  die  allmälige  Abnahme 
des  ursprünglich  dem  samischen  gleichen  olympischen 
Fusses  an  den  durch  Baustyl  und  plastischen  Schmuck 
die  Auteinanderfolge  erkennen  lassenden  Tempelliberresten 
Selinunts  und  erlauben  wir  uns,  die  sich  aus  Hittorff's 
sor»fälti»er  Messung  ')  ergebenden  Axenweiten  dieser  Bau- 
ten anzuführen. 

Der  mittlere  der  drei  grösseren  Tempel  der  Burg  von 
Seimus,  welchen  seine  alterthümlicheu  Metopen  als  den 
ältesten  kund  geben,  misst  von  Ax  zu  Ax  der  Endsäulen 
an  der  Front  21,98  Meter;  nehmen  wir  diese  als  70 antike 
Fuss  an,  so  stellt  sich  daraus  ihr  Werth  auf  je  314  Millim. 

Der  nördlich  davon  gelegene  Tempel  mit  6x13  Säu- 
len hält  in  der  Axenbreitc  21,924  Meter,  welche  ebenfalls 
zu  70  Fuss  gerechnet,  313,2  Millim.  geben,  während  sich 
aus  seiner  53,391  Meter  betragenden  und  für  170  Fuss  zu 
nehmenden  Axenlänge  der  Werth  auf  314  Millim.  stellt, 
sonach  im  Mittel  313.6  Millim. 

Der  südlichste  Tempel  der  Burg  misst  von  Ax  zu 
Ax  an  der  Schmalseite  14,931  Meter,  was  zu  48  antike 
Fuss  gerechnet  311  Millim.  und  an  den  Langseiten  39,276 
Meter,  welche  zu  126  Fuss  genommen,  311,7  Millim. 
Werth  geben:  Durchschnitt  aus  beiden  311,3  Millim.''). 

Von  den  drei  anderen  noch  auf  dem  östlichen  Hügel 
bei  Selinunt  in  Ruinen  vorhandenen  Tempeln  misst  der 
mittlere  nach  Hittorff  22,372  Meter  au  Axenbreite,  welche 
zu  72  gr.  Fuss  genommen  310,7  Millimeter  und  59,724 
Meter  Axenlänge,  die  zu  192  Fuss  gerechnet  311  Millim. 
für  den  Fuss  geben ;  Mittel )  daraus  310,8  Millim. 

Der  südliche  Tempel  daselbst  hält  ebenso  gemessen 
an  der  Schmalseite  22,922  Meter,  welche  74  Fuss  zu 
309,7  Millim.  und  an  den  Laugseiten  65,453  Meter,  welche 
210  Fuss  zu  311,6  Millim.  geben,  wovon  das  Mittel  den 
Werth  giebt  von  310,6  Millim. 

Die  von  Hittorff  verheissenen  Messungen  der  Reste 
des  Selinuuter   Juppiter -Tempels  —  i  pilieri  dei  Giganti, 

übliche  römische  Fuss  nur  etwa  290  bis  'i'J'i  Millimeter,  so  dass  aus 
den  216^  Fuss  griechisch  leicht  'J30  Fuss  romisch  herausgemessen 
werden  konnten.  Hierzu  stehn  jedoch  seine  '.15  Fuss  (römisch)  breite 
in  keinem  Verhältnis»  und  lassen  sich  nur  an  der  überstufe  des 
Tempels  finden ,  wo  derselbe  nach  griechischem  «Maass  'J0  X  '-Üti^, 
wie  in  seiner  Aienweite  S'J  x  1(18^  Fuss  hielt.  BemerkensHcrth 
scheint  noch,  dass  diese  ilaupldimensioncn  des  dem  l.ihon  von  Elia 
angehörenden  Haus  genau  in  halber  Grösse  am  Tempel  des  Theseus 
zu  Athen   wiederkehren. 

)  Hittorff  et  Zauth  Arehilectiire  antique  de  la  Sicile, 
')  Den  Fusswerth  von  311,3  Millimeter  =  138  Pariser  Linien 
zeigt  auch  der  von  Mazois  auf  3  Fuss  III  Zoll  Paris.  =  1,245  Meter 
angegebene  und  für  4  griechische  Fusse  zu  nehmende  Durchmesser 
der  Säulen  des  alten  dorischen  Tempels  auf  dem  Forum  trianguläre 
zu  Pompeji. 

So  auch  hall  der  Tempel  zu  Scgesle,  wenn  man  llitlorlTs 
Angaben  mit  denen  von  Gärtner  in  dessen  'Monumenten  Sicilicns' 
vergleicht,  in  seinen  Axcn  08  x  180  griechische  Fuss  zum  Werth 
von  310  Millimeter. 


des  nördlichen  der  drei  Cultusbauten  auf  dem  östlichen 
Hügel  vor  der  Stadt  —  sind  nicht  zur  Herausgabe  ge- 
kommen; nach  Sav.  Cavallari's  Angabe  in  Serradifalco's 
Antichitä  della  Sicilia  Vol.  II  pl.  20ff.  beträgt  die  Breite 
seiner  Oberstufe  192  Sicilia».  Palm  6  Unzen=  49,65  Meter 
und  die  Länge  derselben  425  S.  P.  2  U.  =  109,61  Meter, 
für  welche  letztere  Weite  Courtepee s)  nur  102,08  Meter 
fand,  daher  es  rathsam  erscheint,  als  Mittel  105,5  Meter 
dafür  anzunehmen.  Diese  Maasse  geben  für  die  Oberstufe 
an  der  Front  160  und  den  Langseiten  340  griechische 
Fuss  ")  zum  Werth  von  310  Millim.  Vielleicht  dass  hier- 
bei ursprünglich  beabsichtigt  war,  bei  Vollendung  des 
Baus  (zu  dem  es  bekanntlich  nicht  kam)  den  Boden  um 
den  Tempel  her  abzuplaniren  und  ihm  dabei  eine  Unter- 
stufe von  180  x  360  gr.  Fuss  Gesammtausdehnung  zu 
lassen ,  wie  eine  solche  bei  dem  Tempel  des  olympischen 
Juppiter  zu  Agrigent  aus  den  von  Cockerell  und  Caval- 
lari  "')  gemessenen  gewaltigen  Umfangsweiten  leicht  nach- 
zuweisen ist. 

Berlin.  Heinrich  Wittich. 


V.     Allerlei. 

54.  Simon  der  hippolog.  Aus  Xenophons  Abhandlung 
niQt  innixfjg  I  §.  1  erhellt,  dass  vor  ihm  schon  Simon 
unter  demselben  Titel  denselben  Stoff  behandelte.  Es  heisst 
daselbst:  avtiynuipt  iiiv  ovv  xul  St'ftutv  niol  Innix^q, 
ug  xul  luv  xutu  to  EXtvaiiiov  ]A&}\rijatv  'innov  /u/.- 
y.uiv  dvt&f]Xi  xul  iv  TiL  ßüijQio  zu  tuveuv  iQyit.  t^tiv- 
noiatr.  Ausserdem  theilt  Xenophon  noch  I  §.  3  und  XI 
§.  6  hippologische  Beobachtungen  aus  Simou  mit.  Simon 
war  der  Erste,  welcher  die  Reitkunst  theoretisch  behan- 
delte. Wir  erfahren  dies  aus  Plinius,  welcher  XXXIV,  19 
§.  76  folgendermassen  schreibt:  Demetrius  (nämlich  fecil) 
Lysimachen  quau  sacerdos  Mmaruae  füll  LXIIII  unnis, 
idem  el  Mineruam,  qmic  miisjc«  (ippellatur  —  draconcs  in 
Gorgone  eins  ad  ictus  citharae  tinn'tlu  resomtnt  — ,  idem 
equllcm  Summern  (so  ohne  Zweifel  richtig  Tunicbus  «du. 

")  .1.  Gaillubaud's  Denkmäler  der  Baukunst,  deutsch  kerausgeg. 
vun  L.  Lohde. 

»)  Es  ist  auffallend,  dass  dieselben  Zahlen  von  100x310  Fuss 
von  Diodor  —  auf  die  einfachste  Weise  durch  Winckelmann  eiueu- 
dirt  —  als  dass  Maass  des  Agrigentiner  Juppiler-Tempels,  auf  dem 
sie  jedoch  nicht  zutreffen,  angegeben  werden. 

"')  Suppl.  of  the  Antiq.  of  Athen,  Vol.  V  und  Antichitä  d.  Si- 
cilia Vol.  III.  —  Schliesslich  sei  bemerkt,  dass  die  hier  nur  an 
zweien  Tempelgruppen  vorgeführte  Erscheinung  der  stufenweisen  Ab- 
nahme des  griechischen  Fusses  von  31ä  auf  308  Millim.  (in  der 
Zeit  Ins  zu  Periklcs)  sich,  wie  dem  Verf.  eine  weitere  Untersuchung 
gezeigt  hat ,  in  ganz  ähnlicher  Weise  sowohl  an  den  zahlreichen 
Tempelüherresten  von  Agrigent  u.  s.  w.  wie  an  den  allerdings  viel 
seltneren  in  Griechenland  selbst  unverkennliar  darstellt.  Unsere  Be- 
nennungen 'samischer'  und  'olympischer'  Fuss  sollten  also  nur  den 
früheren  und  den  späteren  Werth  eines  und  desselben  griechischen 
Fusses  bezeichnen.  —  Die  Reihenfolge,  in  der  die  einzelnen  Hauten 
beider  Tempelgruppen  im  Text  aufgeführt  sind,  entspricht  zugleich 
der  Zeitfolge,  wie  solche  sich  aus  dem  Bauslyl  der  einzelnen  Tempel 
ergiebt. 


181 


182 


16,  12  Semonem  B.)  gm  primus  de  equilatu  scripsit. 
Wichtig  ist  noch  die  Stelle  bei  Pollux  II  §.  69,  wo  über 
die  Augenlider  der  Pferde  gesprochen  wird:  xu  yug  xüxio 
[ilüfugu  ipi).ü  aixoig  xgiywv.  uStv  xui  Si/tcm  xovxo 
ornöog  xtjg  äf.iu9litg  3lixiovi  ngoTjvtyxiv ,  Ott  xut  xüg 
xüxio  ßXnfugidug  ngontyguipiv  'Innov  ygiupfj.  Ausser- 
dem wird  Simon  von  Pollux  I  §§.  190.  194.  198.  204  ci- 
tirt,  ohne  dass  wir  einen  näheren  Aufschluss  erhalten  über 
die  Zeit,  in  welcher  der  Mann  lebte,  und  die  Stellung, 
welche  er  im  Staate  einnahm.  Vielmehr  sind  wir  vor  der 
Hand  lediglich  auf  die  drei  ausgeschriebenen  Stellen  an- 
gewiesen. Aus  der  Stelle  des  Pollux  können  wir  schliessen, 
dass  sich  Simon  in  Athen  aufgehalten  hat;  denn  er  kannte 
die  Gemälde  des  Mikou  in  dein  Dioskurentempel  zu  Athen 
(Brunn  Gesch.  der  griech.  Künstler  II,  22.  46  ff.).  Ich 
glaube  noch  einen  Schritt  weiter  gehen  und  behaupten  zu 
können:  Simon  war  Athener.  Wenn  nämlich  Plinius  er- 
zählt, der  Bildhauer  Demetrios  habe  eine  Reiterstatue  des 
Simon  angefertigt,  so  wird  dies  nach  allen  Analogien  so 
zu  erklären  sein,  dass  von  Staats  wegen  dem  Simon  eine 
Ehrenstatue  dekretirt  und  die  Ausführung  derselben  dem 
Demetrios  übertragen  wurde.  Nun  wird  es  in  vorxeno- 
phontischer  Zeit  nicht  leicht  vorgekommen  sein,  dass  ein 
Fremder  in  dieser  Weise  ausgezeichnet  wurde.  Also  kön- 
nen wir  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  annehmen:  Simon 
war  Athener.  Er  muss  ein  begüterter,  angesehener  und 
durch  Thaten  irgend  welcher  Art  ausgezeichneter  Mann 
gewesen  sein.  Dass  er  begütert  war,  schliesse  ich  aus  der 
Nachricht  des  Xenophon ,  der  gemäss  er  ein  bedeutendes 
Weihgeschenk  gegenüber  dem  Eleusinion  aufstellte;  dass 
er  im  Staate  angesehen  war  daraus,  dass  ihm  eine  Reiter- 
statue errichtet  wurde.  Von  Thaten,  welche  Simon  voll- 
brachte und  auf  der  Basis  des  von  ihm  geweihten  Erz- 
rosses  abbilden  Hess,  spricht  ausdrücklich  Xenophon.  Die 
Zeit,  in  welcher  Simon  lebte,  können  wir  vor  der  Hand 
nicht  genauer  bestimmen  als  in  soweit,  dass  er  vor  Xe- 
nophon gelebt  haben  muss,  da  er  von  diesem  als  Vorgän- 
ger in  der  Theorie  der  Reitkunst  genannt  wird.  Auch 
über  den  Bildhauer  Demetrios  fehlen  alle  chronologischen 
Anhaltspunkte.  Wir  müssen  daher  zur  Conjectur  unsere 
Zuflucht  nehmen  und  sehen,  ob  auf  einen  uns  bekannten 
Simon  der  vorxenophontischen  Zeit  die  eben  auseinander- 
gesetzten Merkmale  ungefähr  passen.  Ein  solcher  wird  in 
den  Rittern  des  Aristophanes  erwähnt  (242 ff.);  dort  redet 
nämlich  Demosthenes  den  einstimmenden  Ritterchor  folgen- 
dermassen  an  : 

tlidgtg  limijg  naguytua&t-  vvv  u  xaigug.  w  Sifitilv, 
lo  Tluvuixt,  oi*  tläxi  ngug  xo   Jc|iov  xigug  ; 
uidoig  iyyvg  ■/..  x.  X. 

Der  Scholiast  notirt  zu  den  Worten  „u>  Slfiav,  w 
IluiutTt",  ,,'innugyoi  di  ö  ^i/niüv  xal  o  Iluvuniog". 
Ein  Simon  also  war  Ol.  89,  1  (424)  athenischer  Hipparch. 
Entschieden  hatte  er  die  Eigenschaften,  welche  wir  eben 
dem  Hippologen  Simon  vindicirt  haben.  Der  Hipparch 
Simon  musste,  wie  jener,  ein  reicher  Mann  sein;  denn  die 


inniig  wurden  nur  aus  der  ersten  und  zweiten  Vermö- 
gensklasse ausgehoben.  Er  war  ein  angesehener  Mann, 
da  er  die  einflussreiche  Stellung  eines  Hipparchen  beklei- 
dete, also  die  Hälfte  der  gesammten  attischen  Reiterei 
unter  seinem  Befehle  hatte.  In  seiner  Eigenschaft  als  Führer 
der  Reiterei  hatte  er  auch  Gelegenheit  Thaten  auszuführen, 
welche  er  dann  bildlich  verherrlichen  lassen  konnte.  In  den 
Rittern  (595  ff.)  rühmt  sich  der  Chor  namentlich  einer  Expe- 
dition gegen  Korinth  (vgl.  Thuk.  IV, 43),  bei  der  ohne  Zweifel 
ein  Hipparch,  vielleicht  beide  betheiligt  waren.  Auch  wur- 
den die  17171fr?,  wenn  die  Peloponnesier  Attika  verwüsteten, 
ab  und  zu  auf  Streifzüge  aus  der  Stadt  herausgeschickt 
und  bestanden  einige  Scharmützel  mit  den  Feinden  (Thu- 
kyd.  II,  19  §.  2.  22  §.  2).  Dass  einem  Hipparchen,  wel- 
cher sich  hierbei  hervorthat,  eine  Statue  errichtet  wurde, 
hat  nichts  Auffälliges.  Sagt  doch  in  den  Rittern  Kleon 
dem  erbitterten  Ritterchor,  in  dem  Simon  mit  einbegriffen 
ist  266 ff.: 
'^WinlxtiofP  Vftüg-  tyiu  i\  uvögeg,  ät  v/.tüg  xvnxo/.tai, 
vxi  uyttv  yviv/.ii]V  l'fiMov  ug  dixuiov  iv  nülit 
latuvat  /.tvij/LitTiiv  tiftüiv  iaxiv  üvdgtiug  y/tgtr. 

Endlich  lag  dem  Simon  in  seiner  Stellung  als  Hip- 
parch, in  welcher  er  viel  mit  Pferden  zu  thun  hatte,  Nichts 
näher  als  eine  Schrift  ntg\  Inntxrjg  zu  veröffentlichen, 
zumal  in  einer  Periode,  in  welcher  man  es  liebte,  prak- 
tische Gegenstände  theoretisch  zu  behandeln,  in  welcher 
Sophokles  über  den  Chor  schrieb,  Hippodamos  die  Theorie 
der  Architektur,  Hippias  die  der  Staatswissenschaften  vor- 
trug und  Protagoras  den  Grund  zur  theoretischen  Gram- 
matik legte.  Da  also  alles  dem  Hippologen  Simon  Eigen- 
thümliche  trefflich  auf  den  Hipparchen  passt,  so  scheint 
es  nicht  zu  gewagt,  zu  vermuthen,  dass  die  Beiden  iden- 
tisch sind.  Wir  können  auch  noch  ein  Vasenbild  heran- 
ziehen, welches  Gerhard  in  den  auserlesenen  Vasenbildern 
IV  Tafel  249  f.  abgebildet  hat.  Da  es  von  Gerhard  aus- 
führlich beschrieben  ist,  möge  es  genügen,  die  dargestellte 
Situation  kurz  anzudeuten.  Ein  Jüngling,  welcher  durch 
die  Inschrift  —TMON  bezeichnet  ist,  steht  hinter  einem 
zweirädrigen  Wagen,  welcher  mit  zwei  Pferden  bespannt 
ist,  und  hält  mit  beiden  Händen  die  Zügel  derselben,  in 
der  rechten  zugleich  den  Stachel.  Ein  bärtiger  Wagen- 
lenker —  als  solchen  bezeichnet  ihn  das  lange  weisse  Ge- 
wand —  bezeichnet  durch  den  Namen  EY002  steht 
links  neben  den  Pferden  und  scheint  an  dem  Riemenzeuge 
beschäftigt  zu  sein.  Vorn  macht  sich  eine  männliche  Fi- 
gur, deren  Lenden  mit  einem  Gewände  gegürtet  sind, 
vermuthlich  ein  Sklav,  gebückt  irgend  etwas  an  dem  Hand- 
pferde zu  schaffen,  welches  uns  von  seiner  Gestalt,  Kopf 
und  Schultern  verdeckt.  Hinter  dieser  Gruppe  ist  ein 
bekränzter  Jüngling  sichtbar ,  über  dem  die  Inschrift 
21  KON  steht,  wie  er  einen  Schecken  vorführt.  Es  ist 
ein  Vasenbild  mit  schwarzen  Figuren  auf  rothem  Grunde; 
an  gewissen  charakteristischen  Stellen  wie  dem  Rocke  des 
Wagenlenkers,  den  Zähnen  der  Pferde  u.a.  ist  Weiss,  an 
anderen  das  dieser  Kunstübung  eigenthümliche  Braunroth 


183 


184 


aufgetragen ;  so  am  Bart  der  Wageulenker,  theilweise  am 
Riemenzeug.  Jedenfalls  gehört  diese  Vase  zu  den  entwickelt- 
sten dieser  Gattung,  ist  also  in  die  späteste  Zeit  zu  setzen, 
in  welcher  diese  Technik  in  geringerem  Masse  ausgeübt 
wurde.  Die  Zeichnung  ist  ausserordentlich  fein  und  sorg- 
fältig. Ich  mache  namentlich  auf  die  Darstellung  der 
Pferdebeine  und  Hufe  aufmerksam,  des  Riemenzeuges  und 
der  Gewänder  der  Männer.  Auffällig  unterscheidet  sich 
unser  Bild  von  allen  übrigen  dieser  Art  durch  die  Nei- 
gung das  Stereotype,  was  diesen  sonst  eigen  ist,  abzu- 
streifen und  die  Formen  frei  und  natürlich  zu  gestalten, 
wodurch  es  sich  den  Darstellungen  des  schönen  Stvls  sehr 
verwandt  zeigt.  So  die  Behandlung  der  Muskulatur  und 
der  Gewandung;  die  Haare  sind  weniger  stereotyp  gebil- 
det als  sonst  auf  Vasen  alten  Styls;  selbst  in  den  Gesich- 
tern ist  ein  Streben,  die  verschiedenen  Personen  zu  indi- 
vidualisiren,  unverkennbar.  Da  nun  die  Fabrikation  der 
Vasen  mit  schwarzen  Figuren  im  Wesentlichen  um  Ol.  86 
(436—433)  auftiürtc  (O.  Jahn  Einleitung  zur  Beschr.  d. 
Vasensammlung  König  Ludwigs  S.  173.  242),  so  werden 
wir  wohl  die  Zeit  um  eben  diese  Olympiade  als  Entste- 
hun^szeit  unserer  Vase  annehmen  müssen.  An  die  Nach- 
ahmung einer  Vase  mit  schwarzen  Figuren  aus  späterer 
Zeit  kann  bei  unserer  in  keiner  Weise  gedacht  werden. 
Sie  ist  dafür  viel  zu  eigenthümlich  und  frei  gehalten  und 
die  Nachahmung  dieser  Kunstübung  leicht  erkenntlich 
(O.  Jahn.S.  170).  So  finden  wir  also  um  Ol.  86  einen  Jüng- 
ling Simon  dargestellt,  wie  er  der  Rosselenkung  beflissen 
ist.  Nichts  liegt  näher  als  ihn  mit  dem  Hipparchen  zu 
identificiren.  Ol.  89,  1  (421)  nämlich,  als  die  Ritter  auf- 
geführt wurden,  muss  Simon,  da  er  damals  Hipparch  war, 
gewiss  das  dreissigste  Jahr  überschritten  gehabt  haben, 
vielleicht  schon  den  Vierzigen  nahe  gewesen  sein;  denn,  wenn 
auch  ein  bestimmtes  Alter,  welches  die  Hipparchen  haben 
mussten,  nirgends  ausdrücklich  bezeugt  ist,  so  ist  es  doch 
an  und  für  sieh  wahrscheinlich,  dass  dieses  eiuflussreiche 
Amt  einem  Manne  von  gereiften  Jahren  anvertraut  wurde 
und  nach  Analogie  der  gesetzlichen  Ileliasten  und  Buleu- 
tenjahre  schwerlieh  zu  bezweifeln.  Gehen  wir  ungefähr 
zehn  Jahre  zurück,  so  kommen  wir  in  die  Zeit  von  Ol.  86, 
in  welcher  der  spätere  Hipparch  Simon  ein  Jüngling  in 
dm  Zwanzigen  war.  Nun  finden  wir  auf  unserem  Vasen- 
bild einen  solchen  Jüngling  Simon  der  Rossezucht  pflegend. 
Dies  stimmt  so  gut,  dass  ich  kein  Bedenken  trage,  den 
auf  der  Vase  dargestellten  Simon  mit  dem  Hipparchen  zu 
identificiren.  Dass  ein  athenischer  Künstler,  als  er  auf 
einem  Gefässe  eine  agonistische  Scene  darstellte,  neben 
einen  Wagenlenker  den   Namen  eines  vornehmen  und  we- 


gen seiner  Pferdeliebhaberei  in  der  Stadt  bekannten  Jüng- 
lings schrieb,  hat  durchaus  nichts  Auffälliges.  Sind  meine 
Combinationeu  richtig,  so  ergiebt  sich,  dass  Simon  schon 
als  Jüngling  der  Rossezucht  beflissen  war.  Seine  Kennt- 
nisse in  diesem  Fache  verhalfen  ihm  wohl  zur  Ilipparchie 
und  verschafften  ihm  auch  einen  schriftstellerischen  Namen. 
Die  Namen  —  /AON  und  EYQ02,  welche  wir  ausser- 
dem auf  der  Vase  vorfinden,  liefern  uns  keinen  chronolo- 
gischen Anhaltspunkt.  Den  letzteren  weist  Gerhard  als 
Nameu  eines  Gemmenbildners  nach  (Bracci  II  tav.  71.  — 
Sillig.  Catal.  art.  p.  210).  Sikou  ist  in  der  Regel  ein 
Sklavenname  (s.  Aristoph.  Eccl.  867.  Alexis  bei  Athen. 
VIII  p.336E;  wahrscheinlich  auch  bei  Sosipatros  in  Athen 
Villi  p.  378  B).  Hier  muss  ein  vornehmer  athenischer 
Jüngling  dargestellt  sein,  was  aus  der  Aehnlichkeit  der 
Kleidung  und  Haltung  der  Figur  mit  der  des  Simon  er- 
hellt, ausserdem  aus  dem  Kranze,  welcher  ohne  Zweifel 
einen  Sieg  im  Agou  bezeichnet.  Auch  findet  sich  ein 
athenischer  Bürger  Sikon  aufgezeichnet  auf  der  Liste  der 
Gefallenen  der  Phyle  Erechtheis  aus  Ol.  80,  3  (458).  C.  J. 
Gr.  I  no.  155.  1  1.  59.  Vgl.  Keil  analecta  epigraphica 
p.  171. 

Berliu.  Wolfgang  Helbig. 

55.  Venus  Pompejana.  Unzweifelhaft  ist,  wie  Ger- 
hard (Anuali  dell'  Inst.  1839  p.  210)  es  ausgesprochen  hat, 
auf  dem  bekannten  Gemälde  der  zwölf  Götter  an  einer 
Strassenecke  in  Pompeji  in  der  weiblichen  Gottheit  zwi- 
schen Mars  und  Vulkan  Venus  gemeint.  Dass,  wie  ich 
am  Originale  wahrgenommen  habe,  diese  Venus  sich  mit 
dem  linken  Arme  auf  ein  mit  der  Schaufel  nach  oben 
stehendes  Ruder  stützt,  ist  bisher  übersehen,  indessen  kann 
man  selbst  auf  der  zum  Gerhardschen  Aufsatze  publicirten 
Zahnscheu  Zeichnung  (tav.  d'agg.  K)  die  allerdings  un- 
verstanden angegebene  Form  des  Ruders  erkennen.  Es 
ergiebt  sich  hieraus  weiter,  dass  diese  Gestalt  auch  sonst 
so  oft  sie  noch  in  gleicher  Gewandung  und  Haltung  mit 
dem  linken  Arme  auf  das  Ruder  gestützt  stehend,  dazu 
Scepter  und  Zweig  in  deu  Händen  haltend  und  von  einem 
kleinen  spiegeltragenden  Eros  begleitet  in  Pompeji  gemalt 
vorkommt,  einfach  für  Venus  zu  hallen  ist  (Mon.  dell' 
Inst.  vol.  III  tav.  VI).  Auf  die  pompejanische  Venus  hatte 
man  also  im  Ruder  wie  in  der  Mauerkrone  auf  dem  Kopfe, 
welche  wenigstens  auf  dem  Wandgemälde  der  sogenannten 
Casa  del  Labcriuio  ganz  deutlich  zu  erkennen  ist,  Attri- 
bute der  Fortuna  übertragen,  rausste  ihr  also  in  dieser 
Stadt  eine  besondere  Schicksallenkende  Macht  zuschreiben. 


Göttingen. 


A     (.UNZE. 


Hiezu  die  Abbildungen:   Tafel  CLL  Leiden  des  Herakles,  Reliefs  und  elrusftischet   Spie- 
gelbild; CHI.   Perse.us  lernt  fliegen.  Relief;  CLHL   Agonales  Relief  im  Museum  ZU  Berlin. 


Herausgegeben  ron  E.  Gerhard. 


Druck  und   Verlag  von    0,   Reittier. 


185 


186 


DENKMÄLER  UND   FORSCHUNGEN. 


Archäologische  Zeitung,  Jahrgang  XIX. 


JM  154. 


October  1861. 


Statuen  galläkischer  Krieger  in  Portugal  und  Galicien.  —  Allerlei:  Thebanisches,  Sarkophag  in  der  Villa  Pamfili;  Lilien 

am  Scepter  des  Zeus. 


I.    Statuen  galläkischer  Krieger  in  Por- 
tugal und  Galicien. 

Hiezu  die  Abbildung  Tafel  CLIV,  1—3. 

In  dem  Garten  des  königlichen  Schlosses  von 
Ajuda  bei  Lissabon,  welcher  zu  botanischen  Zwecken 
dienl,  stehn  innen  zu  beiden  Seiten  des  Eingangs 
zwei  wunderliche  Steinbilder.  Das  eine,  rechts  vom 
Eingang,  ist  meiner  ungefähren  Messung  nach  2,50 
Meter  lang  (mir  fehlte  es  an  einer  Leiter  um  genau 
messen  zu  können),  das  andere  ist  etwa  0,40  Meter 
kleiner;  beide  sind  also  ziemlich  colossal.  Sonst  sind 
sie,  bis  auf  kaum  merkliche  Verschiedenheilen,  ein- 
ander gleich,  und  man  erkennt  in  ihnen  auf  den  eisten 
Blick  zwei  stehende  Kriegergestalten.  Das  Material 
ist  der  weiche  grobkörnige  Granit  der  den  Tejo  und 
den  Douro  begleitenden  Gebirge.  Gefunden  sind  sie 
nach  der  auf  dem  Piedestal  des  einen  lateinisch,  des 
anderen  portugiesisch  angebrachten  Inschrift  ho  Ou- 
teiro  Lezenho  perio  da  Villa  de  Montalegre,  pro- 
vinciu  de  Trus  os  Montes  im  Jahr  1785,  also 
in  dem  nördlich  vom  Douro  gelegenen  und  zu  der 
römischen  Provinz  Gallacien  und  Asturien  gehö- 
rigen Theil  von  Portugal,  in  der  Nahe  der  Stadt 
Montalegre.  Wer  sie  aufgefunden  hat  und  durch 
wen  sie  nach  Lissabon  gekommen  sind,  weiss  ich 
nicht.  Denn  ich  finde  sie  in  keinem  Buch  und  in 
keiner  Handschrift,  die  mir  zugänglich  waren,  er- 
wähnt: ich  vermuthe  aber,  dass  Jose  Freire  de  Mon- 
tearroyo  Mascarenhas  (s.  Monatsberichte  der  Berliner 
Akademie  von  1861  S.  805)  und  Frei  Vicente  Sal- 
gado  (a  a.  0.  S.  716)  dabei  mitgewirkt  haben.  Die 
Beschreibung,  die  ich  gebe,  passt  auf  beide  Statuen. 
Wie  in  den  Werken  der  ältesten,  noch  ganz  un- 
entwickelten Kunst  steht  die  Gestalt  grade  aufrecht, 


die  Arme  eng  an  den  Leib  gelegt,  die  Beine  unge- 
trennt. Der  Kopf  ist  aber  beträchtlich  vornüber  ge- 
beugt. Die  Arbeit  ist  so  roh,  und  besonders  die' 
Oberfläche  des  Kopfes,  weil  der  weiche  Granit  dem 
Wetter  nicht  widersteht,  so  stumpf,  dass  ich  nicht 
deutlich  zu  unterscheiden  vermochte,  ob  der  Arbeiter 
(denn  einen  Künstler  darf  man  ihn  nicht  nennen)  nur 
dichtes  Haar  andeuten  wollte,  oder  etwa  eine  eng 
anliegende  Lederkappe,  mit  Klappen  bis  zu  den  Backen; 
wie  sie  die  Lanzenreiter  auf  den  zahlreichen  kelti- 
berischen  Münzen,  die  man  in  Spanien  findet,  zuwei- 
len tragen,  obgleich  sie  häufiger  einen  förmlichen 
Helm  mit  Busch  oder  einen  breilrändrigen  Hut  auf 
dem  Kopf  haben.  Im  Nacken  ist  das  Haar  jedoch 
deutlich  und  ziemlich  frei  behandelt.  Die  grossen 
Ohren  bleiben  davon  frei.  Der  Bart  ist  voll  und 
dicht,  Augen  und  Nase  sind  so  plump  und  roh  aus- 
geführt, als  nur  immer  denkbar.  Um  den  Hals  liegt 
die  keltische  Torques,  dick  und  wulstig,  so  dass  man 
versucht  ist,  sie  für  eine  Halskrause  zu  halten.  Den 
Oberleib  und  die  unförmlich  breiten  Schultern  scheint 
ein  eng  anliegender  Bock  zu  bedecken.  Wenigstens 
sind  vorn  auf  der  Brust  und  auf  den  Schultern  einige 
rohe  Zierralhen  kenntlich,  und  um  die  Oberarme 
wulstartige  Bänder,  welche  wohl  den  Saum  der 
Aermel  bezeichnen  sollen  und  die  Arme  übrigens 
unbedeckt  lassen.  Beide  Arme  liegen,  im  Ellenbogen 
rechtwinklig  gekrümmt,  fest  am  Oberkörper  an.  Die 
rechte  Hand  hält,  auf  der  Hüfte  liegend,  nach  unten 
gekehrt,  ein  kurzes  messerartiges  Schwert:  ähnlich 
dem  lakedämonischen  Schwert  die  Schneide  gerundet 
und  spitz,  der  Bücken  gerade.  Zugleich  aber  hält 
die  Rechte,  in  gleicher  Höhe  mit  der  Linken,  einen 
kleinen  runden  Schild  grade  auf  der  Mitte  des  Lei- 
bes   und    ebenfalls    eng    angelegt.     In  der  Mitte  des 


187 


188 


Schildes    ist    ein    Buckel    angebracht,    sonst    ist    er 
schmucklos.     Um  den  Leib  geht,  unter  dem  Schilde, 
ein  dicker  Gurt,    an  dem    sich    auch    einige  Zieira- 
then  befinden:  ganz  charakteristisch  für  die  rohe  und 
handwerksmäßige  Behandlung  des  Ganzen,    welche 
in  Nebensachen  eine  gewisse  Zierlichkeit  anzustreben 
pflegt.     Die  Oberschenkel  bedeckt  der  kurze  eng  an- 
liegende Rock.     Die  Beine,    wie  gesagt,  eng  anein- 
ander geschlossen,   zeigen    eine  fast  den  assyrischen 
Sculpluren  vergleichbare,  nur  weit  rohere,  übertrie- 
ben kräftige  Bildung;    die    Kniee    stehen    spitz  .  her- 
vor.     Aber    die  Füsse    zu    machen    fiel   dem   Stein- 
metz zu  schwer,  oder  wurde  vielleicht  nicht  verlangt. 
Die  Beine    £ehn    nur  bis  unter   die  Wade,    und  die 
Füsse  fehlen  nicht  etwa  zufallig.     Denn  die  Statuen 
stehen    auf    aus    demselben  Stück   gehauenen,    ganz 
schmucklosen  Würfeln.     Der  Kücken  ist  ganz  flach: 
auch  vorn  fehlt  es  der  Brust  an  Wölbung,  während 
Bauch    und  Oberschenkel    beträchtlich    hervortreten. 
Bereitwilligst    sind    mir   von    hoher   Seite  Photogra- 
phien dieser  beiden  Statuen  in  Aussicht  gestellt  wor- 
den.    Bis    sie  eintreffen    wird  das  Thonmodell  einer 
anderen,    aber  durchaus  ähnlichen,    welches  ich  der 
Güte  des  Herrn  Alexander  Herculano  verdanke,  einen 
ziemlichen  Begriff  von  den  Originalen  zu  geben  ver- 
mögen.    Denn   in  der  kleinen  Küslenfestung  Vianna 
do  Castello    am   Ausfluss    des   Lima   in    der  Provinz 
Entre  Douro  e  Minho,  nordwestlich  von  Braga,  also 
auch   auf  dem   Boden  des    alten   Galicien,    befindet 
sich  eine  ganz  ähnliche  Statue  in  einem  Privalhaus. 
Es    gehört   einer  Wittwe  Senhora  Francisca  Casado 
und  liegt  in  der  rua  da  Bandeira,  neben  dem  Hause 
des  Grafen  von  Almada.     In  der  Höhe  kommt  diese 
Statue  der  kleineren  der  beiden  von  Montalegre  nahe, 
so  weit  ich    nach   ungefährer  Schätzung    anzugeben 
vermag.     Sie    unterscheidet    sich    von    den    Statuen 
von  Montalegre   zunächst  durch  die  noch  weit  mas- 
kenhaftere   Behandlung    des   Gesichtes.     Die  Augen, 
von    dreieckigen  Bändern  umgeben,    sehen  fast  aus, 
wie    die  Visierausschnille    eines    Helms.      Auch    das 
Haar  gleicht  fast  ganz  einer  Helmkappe,  welche  un- 
ter dem  Kinn  geschlossen    zu    sein  scheint    und  die 
Ohren  frei  lässt.     Der  Kopf  war  abgebrochen;  beim 
Aufsetzen    ist  die  Torques   verloren  gegangen.     Das 
hat  der  Verfertiger    des  Modells    getreulich    nachge- 


ahmt.     Der  Rock    ist    am  Halse    dreieckig    ausge- 
schnitten:   das  beweist    für    die  Statuen  von  Monta- 
legre, dass  die  Torques   nicht    etwa  für  den  Kragen 
des  Rocks  gehalten  werden  darf.    Auch  hier  sind  auf 
der  Brust  seltsame  Zierrathen  zu  erkennen:  die  Kreu- 
zesform   des    einen    ist  mir  aber  verdächtig  als  mo- 
derner Zusatz,    mit  dem  das  Volk  den  mouro,    den 
Mauren    (denn   so  heisst   für  gewöhnlich  jede  antike 
Statue  in  Spanien  wie  in  Portugal)  christlich  machen 
wollte.     Doch  bin  ich  nicht  sicher,  ob  diese  Ueber- 
einstimmung    nicht    zufällig  ist.     Auf   der  Mitte  des 
Oberarms  ist  das  Ende  des  Rockärmels  deutlich.    Die 
linke  Hand  liegt  unter  dem  Schild,  und  hält  ihn  mit 
kreuzweis  um  den  Unterarm  geschlungenen  Bändern 
fest.     Die    rechte    Hand    trägt    ebenfalls    das    kurze 
Messer,    genau    geformt    wie    das    der  Statuen   von 
Montalegre,    und    um   das  Handgelenk  ein  einfaches 
Armband.    Auch  dieser  Krieger  hat  den  breiten  Gurt 
um  den  Leib;  an  der  rechten  Seite  sieht  man  sogar 
deutlich,  wie  er  übereinander  gelegt  und  befestigt  ist. 
Der  Schild,  in  der  Form  ganz  mit  denen  der  Statuen 
von  Montalegre  übereinstimmend,  ist  anders  und  sorg- 
fältiger verziert.     Es  sind  zwei  grade  Bänder  kreuz- 
weis,  in   der  Form   eines  X   darauf  angebracht.     In 
der  Mitte  und  an  ihren  Enden  ist  eine  rundliche  Er- 
höhung,   welche    ziemlich    deutlich    die  Form   einer 
Muschel  zeigt.     Es  sind    deren  also  fünf.     Die  Ver- 
wendung    von    Muscheln     zum    Schildschinuck    an 
diesen    vom    Ocean  umspülten    Küsten    hat    nichts 
auffallendes;    in    der    Pilgermuschel    von    Santiago, 
welches    wenig    weiter    nach    Norden    liegt,     wie- 
derholt   sich    derselbe    Gebrauch    in    andrer    Weise. 
Auch  der  Statue  von  Vianna  fehlen  die  Füsse;    auf 
dem  Würfel,  auf  dem  sie  steht,  ist  vorn  in  flachem 
Relief  ein  Kopf   von  vorn    mit  den  Schullern  abge- 
bildet.    Ob  er  männlich    oder  weiblich,    schmucklos 
oder  bekleidet  ist,  lässt  sich  bei  der  Rohheit  der  Ar- 
beit nicht  erkennen.    Das  merkwürdigste  aber  an  der 
Statue  ist,  dass  sie  eine  Inschrift  trägt  und  zwar  an 
einem  wenig  üblichen  Ort.    Sic  steht  nämlich  auf  den 
Schenkeln:   aber  nicht  wie  auf  griechischen,  etruski- 
schen  und  lateinischen  Bildwerken  vorkommt,  etwa  auf 
dem  einen  Schenkel   von  oben  nach  unten  geschrie- 
ben,   sondern   in  horizontaler  Richtung  und  in  meh- 
reren Reihen  auf  dem  Schooss  des  Bockes,  von  der 


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190 


rechten  Hüfte  beginnend  über  den  ganzen  Leib  weg 
bis  zur  linken,  ferner  unter  dem  Rock  fortgesetzt  und 
in  je  zwei  und  einer  Linie  über  die  Oberschenkel 
laufend.  Auf  dein  Modell  sind  die  Plätze,  wo  die 
Inschrift  sichtbar  ist,  mit  den  arabischen  Ziffern  1, 
2,  3,  4,  5  bezeichnet.  Durch  den  zerstörenden  Ein- 
fluss  der  Witterung  nämlich  ist  die  ganze  Vorder- 
fläche weit  abgenutzter  als  die  Seiten.  Die  erste 
Abschrift  der  Inschrift  hat  mein  Freund,  Herr  Augusto 
Soromenho  in  Lissabon,  ein  Correspondent  des  rö- 
mischen Instituts  und  Schüler  Herculanos,  gemacht. 
Er  ist  zwar  keineswegs  ein  Epigraphiker,  aber  im 
Lesen  von  mittelalterlichen  Urkunden  geübt  und  sehr 
genau.  Herr  Heiculano  besitzt  einen  Gypsabguss 
der  Inschrift;  ausserdem  habe  ich  das  Original  genau 
studirt  und  einen  Abklatsch  genommen,  welcher  je- 
tloch, in  Folge  der  Beschaffenheit  des  Steins,  nur 
dazu  nützt,  die  Disposition  der  ganzen  Inschrift  zu 
controlliren  und  die  Schrift  annähernd  chronologisch 
zu  bestimmen.  Ich  las  mit  allen  diesen  Hülfsmitteln 
und  trotz  des  Bestrebens,  mich  nicht  von  der  ersten 
Abschrift  beirren  zu  lassen,  fast  ganz  wie  Soromenho. 
(Siehe  die  Tafel).  Der  Schluss  könnte  wohl  cotitu- 
{berna)lis  [et]  frater  ....  gelesen  werden,  wenn 
nur  damit  nicht  eine  zu  bestimmte  Bezeichnung  rö- 
mischen Soldatenstandes  gegeben  wäre.  Da  zu  An- 
fang die  Namen  L.  Sesti  (wobei  an  die  arae  Seslianae 
erinnert  werden  darf,  Monatsberichte  der  Berliner  Aka- 
demie von  1861  S.  835)  ganz  deutlich  sind,  so  ist 
wohl  das  ganze  nur  zu  verstehn  als  eine  von  dem 
Bruder  dem  verstorbenen  gesetzte  Widmung:  ein 
Grabdenkmal  in  Form  einer  Statue.  Der  nicht  ganz 
deutliche  Theil  der  Inschrift  muss,  wenn  diese  Vor- 
aussetzung richtig  ist,  zunächst  den  Vaters-  und  den 
Beinamen  des  Verstorbenen  und  etwa  seinen  Stand 
oder  Heimat  oder  irgend  eine  andere  Bestimmung 
enthalten  haben.  Als  Vatersname  Hesse  sich  Clo- 
dam(e)nis  f(i)l(ius)  hören.  In  Valenca  do  Minho, 
der  portugiesischen  Grenzfeslung  dem  spanischen 
Tay  am  Minho  gegenüber,  befindet  sich  in  der  Markt- 
halle eine  Inschrift  eingemauert,  und  leider  mit  Oel- 
farbe  bedeckt  und  nachgezogen,  von  der  ich  wiederum 
die  erste  Nachricht  und  Abschrift  Herrn  Soromenho 
verdanke.  Mit  Hülfe  eines  wenn  auch  ebenfalls  un- 
vollkommenen Abklatsches  lese  ich  sie  so: 


D  I  S    •    M  A  N  I  B  V  S 
ALLVOVIo  •  ANDERGI  •  F 
AETVRAE  •  AROVI  ■  F  ■ 
MACRo  •  ALLVOVI  •  F  ■  GL 
VTIMoNI  •  ALLVQVI  •  F  -GJVI 
ENIIIDNIVICIIFFAC-C 
Der  Schluss  von  Z.  5  und  der  grössere  Theil  von 
Z.  6  ist  undeutlich,    thut   aber  nicht  viel  zur  Sache, 
denn  es  stand    da  wohl    nur    noch    der  Name  eines 
drillen  Kindes.     Deutlich  ist,    dass    die  Inschrift  der 
Grabstein  eines  Aelternpaares  mit  zwei  Söhnen  war. 
Die  Namen  Andergus  und  Aetura  sind  mir  in  ande- 
ren Beispielen  augenblicklich   nicht  zur  Hand.     Eine 
Amo(e)>tfi  Alliiqi(so)  filia  kenne    ich    aus  einer  In- 
schrift   des   Ortes  Arroyo  del  Puerco    im  spanischen 
Estremadura.      Für  Arquius    habe   ich  die  Beispiele 
anderswo     zusammengestellt      (Monatsberichte     von 
18GI  S.  787f.).      Fast  jede  Inschrift    dieser  Gegen- 
den,   wo    die    gewöhnlichen    römischen    Namen    zu 
den    Seltenheiten  gehören,    giebt   neue   einheimische 
Götter-    und   Personennamen.     Cktfkno,  Clutimonis 
steht  dem  Cludamo,  Clttdam(e)nis  in  der  Inschrift  des 
Kriegers  von  Vianna  nicht  viel  ferner,  wie  eine  von 
der  anderen  die  beiden  Namensformen  Ataecina  und 
Adacijina  einer  von  mir  in  Merida  und  Medellin  und 
im    südlichen    Portugal    aufgefundenen    hispanischen 
Göttin.     Uebrigens    finde    ich  den  Namen  Clutamus 
(wie  es  scheint)  auf  zwei  unedirten  und  nur  schlecht 
überlieferten  Inschriften  aus  Lugo   und  aus  Goria  in 
Estremadura.    Der  Beiname  jenes  L.  Seslius  (L.  Sesli 
kann  Nominativ  und  Genetiv  sein;  wahrscheinlich  ist 
es  der  letztere,  der  Name  des  Dedicanten  steht  dann 
verbindungslos  im  Nominativ)     Corocc(?)orocaitci(?) 
erinnert    an  den  sicher  iberischen  Namen  Corocottu 
oder  Coroeuia,    für    den    ich   ebenfalls  an   anderem 
Orte  (Monatsberichte  von  1S61   S.  389)   zu   den  von 
Haupt   in   dem  Lectionscatalog   über  das  Testament 
des  Grunnius  Poreellus  beigebrachten  Beispielen  ein 
inschriftliches    hinzugefügt   habe.      Man    ist  versucht 
an  eine  irrthümliche  Wiederholung  der  beiden  ersten 
Silben  zu  denken,  zumal  der  zweite  Theil   der  zwei- 
ten Zeile  beträchtlich  höher  steht  als  der  erste.     Es 
folgt  der  Name   des  Bruders.     Zu  Anfang  der  Zeile 
scheint  (Cl)uudius  als  Ergänzung  unvermeidlich,  ob- 
gleich der  Bruder  Seslius  hiess.     Diess  erklärte  sich 


191 


192 


jedoch    leicht  dadurch,    dass    die  beiden  Brüder  von 
zwei    verschiedenen   Patronen    das  Bürgerrecht    und 
damit  verschiedene  genlilicia  erhielten,  also  fraires 
uterini  waren;  und  dazu  stimmt,  dass  hier  der  Va- 
tersname zu  fehlen  scheint.    Zieht  man  aber  . .  udlus 
als  Schluss  zum  Beinamen  des  Verstorbenen,  so  könnte 
man  nachher  noch  einmal  Seslius  lesen  und  in  dem 
folgenden  Vaters-  und  Beinamen  des  Bruders  erken- 
nen.    Auf  die  Herstellung  dieses  Theiles  der  Inschrift 
ist  jedoch  zu  verzichten.     Soviel  geht  aber  aus  dieser 
Inschrift  mit  Sicherheit  hervor,   dass  die  Statue  von 
Vianna    kein  Götterbild  ist,    sondern   ein  Grabmonu- 
ment, und  dass  der  Krieger,  den  sie  darstellt,  ein  mit 
dem    römischen    Bürgerrecht    beschenkter    Gallaker 
war.     Bekanntlich  führte  zwar  schon  D.  Brutus,  der 
Consul  des  Jahres  616  d.  St.,  nach  seinem  Triumph 
über  die  Gallaker  den  Namen  Gallaecus,  oder  in  der 
alteren  Form  Callatcus;  aber  es  liegt  in  der  Natur  der 
Sache,    dass  ehe  August  die  Cantabrer  und  Asturer 
unterworfen  hatte,  auch  die  Gallaker  keineswegs  mehr 
als  einen  nominellen  Theil   der   diesseitigen  Provinz 
bildeten.     Aus  der  Mitte  des  7.  und  aus  dem  8.  Jahr- 
hundert   sind    noch    eine   Reihe    von  Triumphen  de 
Lusitunis  und  de  Hlspanis  in  den  Triumphalfasten 
verzeichnet,    mit    den  Galläkern    scheint    man   nicht 
wieder  angebunden  zu  haben.     Dass  sie,  ebenso  wie 
die  Asturer,    noch  nach  Auguslus  Feldzug  fortwäh- 
rend rebellirten,  beweist  der  Umstand,  dass  Asturien 
und  Galläcien   von  Anfang  an,  wie  es  scheint,  eine 
gesonderte  Verwaltung    halte,    und  unter  Caracalla, 
als    man    aus    allerlei    Gründen    anfing    die    grossen 
Provinzenkörper    in   kleinere  Theile    zu    zerstückeln, 
zu    einer    besonderen    Provincia  Ilispania  nova  ci- 
lerior  eingerichtet  wurde  (s.  Monatsberichte  S.822fl.) 
Die  Formen  der  Inschrift  weisen  eher  auf  das  Ende 
als  auf  die  Mitte  des  ersten  Jahrhunderts,    denn  die 
Buchslaben  sind  schon  etwas  schlank.    Sie  sind  jün- 
ger als    die    der  angeführten  Inschrift    von  Valenca, 
welche  gewiss  der  augustischen  Zeit  angehört.     Sie 
zeigt    das   kleine  Ü  und  Q.     Die    von  Vianna    wird 
man  frühestens  in  die  neronische  Zeit  setzen  können. 
Hierdurch  ist  auch  die  Zeit  der  Statue  selbst  bestimmt, 
und  damit  eine  Bestätigung  des  alten  Satzes  gewon- 
nen,   dass    die  Anfänge   der  Kunst    zu   allen  Zeiten 
ähnlichen  Gesetzen  unterliegen,  und  dass  Hohheit  an 


sich  keineswegs  ein  Beweis  von  hohem  Alter  ist. 
Hätte  man  auf  keiner  der  Statuen  eine  Inschrift  und 
noch  dazu  eine  lateinische  gefunden,  so  würde  es 
sicher  nicht  an  solchen  gefehlt  haben,  die  diesen 
Statuen  ein  weit  höheres  Alter  zugesprochen  hätten. 
Die  Sitte,  den  Verstorbenen  ihr  eignes  Bildniss  als  Grab- 
denkmal zu  setzen,  scheint  bei  den  Galläkern  ver- 
breitet gewesen  zu  sein.  Vielleicht  ist  ein  solches 
Denkmal  aber  nicht  als  Porträt  im  strengen  Sinn  zu 
fassen,  sondern,  wie  die  alten  Statuen  der  olympi- 
schen Sieger,  als  eine  generische  Auszeichnung.  Zu 
den  drei  unter  einander  sich  so  durchaus  ähnlichen 
Statuen,  die  ich  bisher  besprochen  habe,  gesellen 
sich  nämlich  noch  zwei  aus  dem  spanischen  Gali- 
cien,  von  welchen  sich  jedoch  nur  Beschreibungen 
erhalten  haben.  Ob  sie  noch  exisliren,  weiss  ich 
nicht.  Die  erste  befand  sich  nach  dem  Bericht  Mauro 
Castella  FerreYs  (hisioria  del  Apostol  Santiago  1610 
f.  159  v.)  in  der  Nähe  des  Klosters  von  Celanova  in 
Castro  de  Rubias  bei  Araujo.  Er  beschreibt  sie  als 
figura  de  hombre  de  piedra,  desnudos  los  bracos, 
con  un  sago  largo  hasta  mas  arr'tba  quatro  dedos 
de  las  rodillas,  cenido  con  una  cinia  gracada, 
desnudas  las  piernas;  en  las  manos  tiene  una  ro- 
dela,  6  eseudo  redondo  con  una  punta  en  tnedlo; 
das  heisst:  Figur  eines  Mannes  aus  Stein  mit  nackten 
Armen  und  einem  Rock  der  bis  vier  Finger  breit 
über  die  Knie  reicht,  gegürtet  mit  einem  verzierten 
Gürtel,  mit  nackten  Beinen;  in  den  Händen  hält  er 
ein  Rad  oder  einen  runden  Schild  mit  einer  Spitze 
in  der  Mitte.  Man  sieht  aus  dieser  Beschreibung, 
dass  die  Statue  den  drei  besprochenen  vollkommen 
ähnlich  war.  Ferrer  fährt  nach  der  Beschreibung, 
die  zuletzt  den  Schild  nannte,  in  demselben  Satze 
fort:  con  el  siguiente  letrero  (mit  der  folgenden 
Schrift).  Das  hat  Huerta  (anales  de  Galicia  I  S.  140), 
welcher  dem  Ferrer  nachschreibt  ohne  die  Figur  ge- 
selin  zu  haben,  so  verstanden,  als  stände  die  Schrift 
auf  dem  Schilde  selbst.  Doch  braucht  Ferrer  das 
nicht  gemeint  zu  haben.  Nach  seiner  Ausdrucks- 
weise kann  es  blos  bedeuten,  die  Statue  habe  die 
Inschrift  getragen,  ohne  genauere  Angabe  an  wel- 
chem Ort.  Doch  kann  sie  ja  auch  auf  dem  Schilde 
selbst  gestanden  haben.  Sie  lautete  aber  in  altertüm- 
licher Kürze  so: 


193 


iy4 


ADRONO 

VEROTI  •  F 
Aus  Ferrer  schrieb  sie  der  P.  Martin  de  Roa  in  sei- 
ner Geschichte  von  Ecija  ab,  und  daraus  erhielt  sie 
Doni  6  p.  239:  beide  haben  irrthümlich  ADORNO. 
Der  Name  Adronus  kommt  auch  auf  Inschriften  in 
Braga  vor  (Monatsberichte  von  1861  S.  795). 

Vier  Leguen  von  Orense,  zwischen  den  Kirch- 
spielen Santa  Maria  de  Boveda  und  San  Miguel  de 
Padreda,  und  auf  dem  Terrain  des  Ortes  Villar  del 
Barrio  dient  nach  einem  der  Akademie  der  Geschichte 
in  Madrid  im  Jahr  1837  von  den  Herren  Marquis 
von  Almenara  und  Don  Jose  Verea  y  Aguiar  (dem 
Verfasser  einer  Geschichte  von  Galicien)  erstatteten 
Bericht  die  untere  Hälfte  einer  den  vier  besproche- 
nen durchaus  ähnlichen  Kriegerstatue  als  Grenzstein 
zwischen  den  beiden  genannten  Kirchspielen.  Zwar 
bewahrt  die  Akademie  davon  nur  eine  sehr  unvoll- 
kommene Zeichnung;  allein  das  Fehlen  der  Füsse 
und  der  runde  Schild  mit  Buckel  und  Rand  auf  dem 
Leib  festgehalten  lassen  keinen  Zweifel  daran,  dass 
diese  Statue  zu  derselben  Klasse  von  Denkmälern 
gehörte.  Diese  fünf  sind  die  einzigen,  die  bekannt 
geworden  sind:  wer  die  zahlreichen  von  Gelehrten  noch 
nicht  betretenen  Ortschaften  Galiciens  und  der  portugie- 
sischen Provinz  Tras  os  Montes  einmal  durchwandern 
kann,  wird  deren  ohne  Zweifei  noch  mehr  finden. 
Die  auf  zweien  derselben  erhaltenen  Inschriften  ge- 
nügen zur  Bestimmung  der  Gattung  und  der  Zeit 
dieser  bisher  allein  stehenden  Denkmäler.  Sie  geben 
uns  einen  Begriff  von  Tracht  und  Bewaffnung  der 
Galläker  unter  römischer  Herrschaft.  Da  in  den  bei- 
den Inschriften  nichts  steht  als  der  Name  des  Ver- 
storbenen, und  auf  der  einen  ausserdem  der  des 
Weihenden,  so  ist  nicht  nöthig  anzunehmen,  dass 
jene  Krieger  etwa  in  römischen  Cohorten  gedient 
hätten.  Wir  kennen  zwei  Cohorten  von  Asturern  und 
Galläkern  (zu  unterscheiden  von  fünf  allein  aus  Astu- 
rern gebildeten),  von  welchen  die  erste  zu  Nero's 
Zeit  in  lllyricum  stand  (Henzen  5407),  die  zweite  zu 
Tilus  und  Domitians  Zeit  in  Pannonien  (llenzen  .")428 
und  5430).  Da  die  Galläker  hier  mit  Asturern  ver- 
eint sind,  so  war  ihr  Aushebungsbezirk  wohl  der 
östlichste,  an  Asturien  und  Leon  grenzende  Theil  von 
Galicien,    der  heutige  Vierzo.      Ausserdem    gab  es 


fünf  Cohorten  Calluicorum  (so  und  zugleich  Callae- 
corum  steht  auf  den  beiden  Seiten  desselben  Militär- 
diploms, Henzen5430),  Lucensium  oder  Luciensium 
et  Gallaecor um  (Henzen  r>407).    Die  fünfte  derselben 
stand    zu  Nero's  Zeit    ebenfalls    in  lllyricum;    unter 
Domilian  finden  wir  sie  mit  der  zweiten  der  Asturer 
und   Galläker    in  Pannonien.     Lucenses  hiessen  sie 
von  ihrer  Hauptstadt   mit  dem  heiligen,    später  dem 
August  geweihten  Hain  Lucas  Augusti,  jetzt  Lugo; 
zum  Unterschied  von  den  südlicheren,  am  Minho  und 
Domo  wohnenden  Gallueci Brucari odevßracurenses, 
so  genannt  von  ihrer  Hauptstadt  Brucara  Augusta, 
dem    heuligen  Braga.     Von    den    Brucaraugustani 
gab  es  wiederum  fünf  Cohorten:  die  dritte  derselben 
stand    unter   Hadrian    in  Britannien    (s.  Rhein.  Mus. 
XI  S.  24),    die  fünfte  in  Germanien  (Henzen  6852). 
Zu  den  Gallueci  Bracarauyustani  gehören  die  in  den 
fünf  Statuen  dargestellten  Krieger,  nach  dem  Fundort 
derselben,  sämmtlich.    Ob  zwei  Cohorten  Lucensium 
schlechthin,  von  denen  die  erste  unter  Titus  in  Pan- 
nonien  (Henzen  5428),    die  zweite  unter  Traian  in 
Untermösien  (Henzen  6857)   stand,   zu  den  fünf  der 
Lucenses  et  Gallueci  gehörten  oder  nicht,  ist  zwei- 
felhaft   bei    der  grossen  Anzahl  der  aus  diesen  Be- 
zirken ausgehobenen  Truppen,  welche  übrigens  dem 
bergigen   Charakter    des    Landes    gemäss    nur    aus 
Fussvolk  bestanden;  alae  Gullaecorum  oder  Lucen- 
sium  kommen    nicht  vor.     Auf    einer  Inschrift    aus 
Lugo    selbst  fand  sich   endlich  ein  Soldat   der  cors 
tertia  Luces(is),    wie    in   den  Monatsberichten  von 
1861  S.  820  erwähnt  worden  ist.    Von  den  Asturern 
dagegen    kennen  wir  fünf  Cohorten  Fussvolk,    aber 
auch  drei  Alae  Reiterei:  denn  der  südliche  Theil  des 
Gebietes  der  Asturer,  das  der  Astures  Augustani,  so 
genannt  von  ihrer  Hauptstadt  Asturica  Augusta,  jetzt 
Astorga,  umfasst  schon  einen  Theil  der  weiten  und 
an  Weizen   reichen  Hochebenen   von  Leon   und  Ca- 
stilien.     Wenn    also    auch    die   in   den   fünf  Statuen 
dargestellten  Krieger    wahrscheinlich    nicht   in   einer 
jener  fünf  Cohorten  der  Bracar augustani  gedient  ha- 
ben, so  lehren  sie  uns  doch  Tracht  und  Bewaffnung 
der  Gallueci  Bracari  kennen,  welche  gewiss  die  na- 
tionale war  und  blieb.     Keltiberische  Münzen,  deren 
im  Thal  des  Ebro  und  an  der  Ostküste  Spaniens  so 
zahlreiche    vorkommen,    sind    in    diesem    äussersten 


195 


196 


Westen  der  Halbinsel  und  Europas  niemals  gefunden 
worden:  ein  höchst  denkwürdiger  Umstand,  der  jedoch 
von  den  transpyrenäischen  Erklärern  dieser  Münzen 
theils  nicht  gewusst,  theils  ignorirt  zu  weiden  pflegt. 
An  keltischen  Felsdenkmälern  scheint  es  nicht  zu 
fehlen,  obgleich  bisher  erst  sehr  wenig  derartiges 
bekannt  geworden  ist.  Funde  sicher  vorrömischer 
Waffen  und  Geräthe  wüsste  ich  nicht  anzugeben. 
Desshalb  sind  die  besprochenen  Statuen  als  die  ein- 
zigen Heste  einer  eigenthümlichen  barbarischen  Halb- 
kultur  anzusehn. 

Berlin.  E.  Hübner. 


IL    Allerlei. 

50.  Thebanisches,  Sarkophag  der  Villa  Pam- 
fili  bei  Rom.  Raoul-Rochette  hat  (Mon.  ined.  pl.66A) 
eine  Sarcophagplatte  publicirt  und  besprochen,  die,  ob- 
gleich später  auch  von  Welcker  (Alte  Denkm.  II  p.  175 
aus  den  Annali  1844)  und  Overbeck  (Gall.  Taf.  6,  9  vgl. 
p.  148 ff.)  behandelt,  doch  noch  nicht  richtig  gedeutet  ist. 
Ueber  den  grüssten  Theil  der  Darstellung  kann  freilich 
kein  Zweifel  sein,  aber  durch  die  richtige  Erklärung  des 
einen  Theils  erscheint  nothwendig  auch  das  Ganze  in 
einem  anderen  Liebte  als  bisher '). 

Welcker,  dessen  Blick  durch  den  hoben  Platz  des 
Monuments  getäuscht  zu  sein  scheint,  und  dem  die  Pu- 
blication  nicht  gegenwärtig  war,  glaubte  linkerseits  den 
Streit  des  Teiresias  und  Kreon  um  die  Bestattung  des 
Polyneikes  wahrzunehmen,  was  wir,  die  wir  jetzt  die  Ab- 
bildung zu  Hülfe  nehmen  können,  wohl  als  irrig  abweisen 
dürfen,  da  weder  das  Ganze  noch  die  einzelneu  Figuren 
so  sich  genügend  erklären  lassen,  und  überdies  die  An- 
ordnung der  Gruppen  zu  ungewöhnlich  ist.  Raoul-Ro- 
chette und  Overbeck  erkennen  links  Hypsipyle,  die,  nach 
dem  Tode  ihres  Pfleglings  Opheltes,   bei   den  argivischen 

')  Die  Ergänzungen  sind ,  so  weit  ich  am  ungünstigen  Orte 
durch  Sehen  und  Fühlen  erkennen  konnte,  ausser  den  bei  Kaoul- 
Rochette  und  Overbeck  angegebenen  diese:  der  Kopf  der  ersten 
männlichen  Figur  von  links,  hüpf  und  Schleier  der  ersten  stehenden 
weiblichen  Figur,  duch  ist  die  Richtung  nach  links  noch  ersichtlich; 
lerner  der  rechte  Unterarm  mit  der  Hand  des  Zusammengesunkenen 
in  der  Gruppe  der  kämpfenden  Brüder.  Im  Ucbrigen  ist  noch  zu 
bemerken,  dass  der  rechte  Arm  der  zweiten  Figur  von  links  mehr 
hcrabbing  als  gehoben  war.  Die  kniende  Alte  halt,  wie  es  scheint, 
die  Arme  nach  beiden  Seiten  auseinander,  und  entblosstc  die  Brust. 
Endlich  die  unter  dem  Wagen  liegende  Figur  ist  nicht  mehr  mit 
Sieberbeil  als  weibliche  zu  erkennen. 


Helden  Schutz  gegen  die  erbitterten  Eltern,  Lykurgos  und 
Eurydike,  suche,  und  beide  Erklärer  sondern  von  dieser 
Gruppe  die  männliche  Figur  links  vom  Kapaneus  ab. 
Overbeck  führt  dann  weiter  aus,  dass  dieser  Vorgang  in 
Nemea  den  Anfang  des  ganzen  Verderbens  zeige,  welchem 
gegenüber  das  Haus  des  Oedipus  erliege,  während  in  der 
Mitte  der  Tod  des  Amphiaraos  erscheine,  dass  mithin 
unser  Relief  den  Gesamtinhalt  der  Thebais  nach  ihren 
Hauptmomenten  darstelle,  nicht  nach  chronologischer  Folge, 
da  der  Scheiterhaufen  mit  den  Leichen  deutlich  das  Ende 
in  die  Mitte  verlege. 

An  den  Scheiterhaufen  ist  sicherlich  nicht  zu  denken. 
Man  sieht  ja  nur  übereinander  gehäufte  Leichen,  wie  der 
Bote  in  den  Phoiuissen  des  Euripides  v.  1195  berichtet 

vxQot  Tt  VcxqoTq.  i'^eaiDQivovd-'  ofiöv. 
Die  grade  Linie,  die  sie  unten  begrenzt,  könnte  fast  glau- 
ben machen,  dass  die  in  der  Stadt  Gefallenen  oberhalb 
der  Mauer  sichtbar  würden,  aber  jener  Strich  ist  nur  eine 
willkürliche  Abgrenzung,  gemacht  um  für  die  untere  Dar- 
stellung einen  glatten  Hintergrund  zu  gewinnen  und  Ver- 
wirrung zu  verhüten.  Deutlich  erkennt  man  ja  drei  Lei- 
chen, rechnen  wir  dazu  Kapaneus,  Amphiaraos,  Polyneikes, 
im  Vordergrunde  besonders  dargestellt,  wie  sie  ja  immer 
die  Kunst  am  meisten  beschäftigten,  so  haben  wir  die 
sechs  Helden,  zu  denen  als  siebenter  mit  Notwendigkeit 
der  glücklich  entronnene  Adrastos  hinzukommt. 

Die  Mitte  zerfällt  nun  also  in  drei  Theile,  deren 
einer  der  Brudermord  ist.  Ist  aber  ein  Stück  der  Mittel- 
scene  als  der  Endgruppe  vorausgehend  zu  betrachten,  so 
niuss  auch  die  ganze  Mitte  so  gefasst  werden,  und  herrscht 
also  auch  hier  die  gewöhnliche  Reihenfolge.  Der  Zusam- 
menhang der  Mitte  mit  dem  Ende  ist  ferner  ein  so  naher 
der  Zeit  nach,  dass  ich  schon  deshalb  auch  am  Anfang 
ein  dem  Kampf  näher  liegendes  Ereigniss  sehen  möchte 
als  die  Scene  von  Nemea,  zumal  da  die  Scheidung  der 
Gruppen  hier  noch  weniger  scharf  ist  als  an  der  anderen 
Seite.  Das  veranlasste  auch  die  falsche  Deutung  des  Krie- 
gers mit  dem  gezückten  Schwert.  Wohin  er  gehört,  zeigt 
das  in  die  linke  Gruppe  hineinragende  Schwert,  die  au 
seine  Schulter  gelegte  Hand  der  weibliehen  Figur,  und  die 
symmetrische  Anordnung,  denn  nur  um  ihm  eiu  Gegenge- 
wicht zu  geben  ward  der  für  die  Handlung  unbedeutende 
Krieger  gegenüber  hinzugefügt. 

Ist  es  denn  nun  Lykurgos,  der  das  Sehwert  gezückt 
hat  ?  Er  passte  dazu  zehnmal  besser  als  der  bärtige  Alte, 
mit  der  besorgt  nachdenklichen  Geberde,  um  den  die  ver- 
meintliche Hypsipyle  sich  so  wenig  kümmert,  wie  ihr  ju- 
gendlicher Beschützer.  Denn  dieser  stürmt  ja  nicht  auf 
den  Alten  ein,  sondern  auf  den  Jungen.  Aber  auch  der 
Junge,  wenn  er  selbst  für  Lykurgos  nicht  zu  juug  wäre, 
steht  jedenfalls  zu  den  andern  Personen  nicht  in  dem  Ver- 
hältnisse eines  Lykurgos,  oder  denkt  man  sich,  dass  er 
geneigt  wäre  vor  seinem  Angreifer  sich  zurückzuziehen, 
obgleich  seine  Gemahlin  ihn  zurückhält  ?  Hypsipyle  in  der 
Knienden  zu  erkennen,  könnte  das  Alter  wohl  nicht  hin- 


197 


198 


dem'),  obgleich  sie  gewöhnlich  jugendlicher  erscheint, 
aber  die  entblüsste  Brust  und  das  aufgelüste  Haar  findet 
so  keine  Erklärung,  denn  es  ist  nicht  Schmerz  und  Ver- 
zweiflung was  sie  hier  bewegt,  sondern  die  Angst  vor 
ihrer  Feinde  Zorn.  Dem  bärtigen  Alten  können  wir  vol- 
lends gar  keinen  passenden  Namen  geben.  Für  einen  der 
Argiver  passt  seine  Haltung  nicht,  und  für  Amphiaraos 
insbesondere  nicht  der  Bart,  da  derselbe  in  der  Mitte 
bartlos  ist. 

Bei  dieser  Erörterung  sind  die  einzelnen  Momente 
schon  fast  alle  zur  Sprache  gekommen;  fassen  wir  sie  zu- 
sammen. Es  ist  ein  Streit  zwischen  zwei  jungen  Kriegern, 
die  einander  gleichen  an  Tracht,  Waffen  und  Alter.  Hef- 
tig drängt  der  eine  gegen  den  andern  an ,  aber  offenbar 
nicht,  um  ihm  schon  diesen  Augenblick  ein  Leid  anzu- 
thun.  Ihm  weicht  der  Andere  in  ruhiger  mannhafter  Hal- 
tung, nicht  aus  Furcht;  nur  ist  hier  nicht  der  Ort  den 
Streit  mit  Waffen  auszufechten.  Neben  ihm  steht  eine 
weibliche  Figur,  ihn  zu  halten  bemüht,  und  indem  sie 
gleichzeitig  seinen  Gegner  anblickt,  als  verwiese  sie  ihm 
seine  Heftigkeit,  giebt  sie  sich  als  Vermittlerin  kund,  die 
noch  einen  letzten  Versuch  macht  die  zwei,  welche  so 
eben  in  unheilbarem  Zwiste  sich  scheideu  wollen,  zu  ver- 
söhnen. Eben  dasselbe  will  die  knieende  Alte  erreichen; 
auch  sie  wendet  sich  an  den,  der  durch  seine  ungestüme 
Heftigkeit  die  meiste  Schuld  an  dem  Bruche  zu  haben 
seheint.  Auf  denselben  hat  auch  der  Alte,  der  besorgt 
um  den  Ausgang  im  Hintergrund  steht,  seinen  Blick  ge- 
richtet. 

Diese  Gruppe  nun  wäre,  selbst  wenn  sie  ganz  allein 
erhalten  wäre,  ohne  Zweifel  auf  die  Zusammenkunft  des 
Eteokles  und  Polyneikes  zu  deuten,  wie  sie  Euripides  in 
den  Phoinissen  (440  ff.)  gedichtet  hat.  Jokaste  erzählt 
dort,  dass  sie  die  Zusammenkunft  bewirkt  habe,  und  ihre 
letzten  Hoffnungen  daran  knüpfe.  Aber  die  sieht  sie  ins 
Gegentheil  umschlagen,  als  die  Brüder,  durch  den  Wort- 
wechsel nur  noch  mehr  erbittert,  sich  gar  zum  Zweikampf 
fordern.     Da  bricht  die  Mutter  in  den  Weheruf  aus 

u  jüXaiv  iyw,  %i  ÖQÜatT  (ü  rtxvu  (v.  623) 
und  diesen  Augenblick  hat  der  Künstler  gewählt.  Freilich 
sagt  Euripides  nicht,  dass  sie  auf  die  Knie  gefallen  ist, 
aber  nachdem  sie  dies  gesagt,  und  gleich  darauf  noch  an 
den  Fluch  des  Vaters  erinnert  hat,  schweigt  sie,  in  wel- 
chem Schweigen  sie  aber  auf  der  Bühne  unmöglich  ruhig 
stehen  bleiben  kann.  Mit  entblösster  Brust  und  aufge- 
löstem Haar,  in  Verzweiflung  wirft  sie,  die  Mutter,  sich 
dem  Sohne  zu  Füssen.  Das  Entblössen  der  Brust  hat 
vielleicht  noch  den  bestimmteren  Sinn,  dass  sie,  wie  beim 
Aischylos  die  Klytaimnestra  (Choeph.  v.  89C)  den  Orestes, 
ihn  dadurch  mahnt  an  die  Dankbarkeit  und  Pietät,  die  er 
der  Mutter  schulde.  Dass  Jokaste  alt  dargestellt  ist,  kann 
doch  unmöglich  befremden.  Sieht  sie  ja  das  dritte  Ge- 
schlecht hier  im  Streite  entbrennen.     Das  Alter  ist  bei  ihr 

!)  Overbeck  Gall.  Taf.  4,  4  p.  119. 


noch  nothvvendiger  als  bei  der  Hekabe,  die  doch  grau  er- 
scheint auf  der  Vase  bei  Welcker  (Alte  Denkm.  II  Taf.  23, 2), 
wo  ich  nicht  Jokaste  erkennen  kann.  Wie  sie  auf  der 
Bühne  sich  gezeigt,  geht  hervor  aus  ihren  Worten  bei 
Euripides  v.  303. 

Eteokles  aber  achtet  nicht  auf  seine  Mutter.  Dass 
er  es  ist,  vor  dem  sie  kniet,  geht  schon  aus  dem  Obigen 
hervor,  und  bestätigt  sich  durch  eine  Vergleichung  des 
Euripides,  mit  dessen  allgemeiner  Charakteristik  die  beiden 
Brüder  unserer  Darstellung,  namentlich  Eteokles,  mehr 
übereinstimmen  als  mit  den  letzten  Worten,  die  sie  grade 
sprachen.  Und  wer  wird  darin  nicht  ein  Lob  des  Künst- 
lers sehn?  Eteokles  ist  dort  wie  hier  ungestüm,  heftig, 
angreifend,  Polyneikes  mehr  ruhig,  zurückhaltend,  jener 
mehr  als  Unrecht  thuend,  dieser  als  leidend  dargestellt. 
Eteokles  droht  zuerst  ihn  zu  tödten  v.  591,  wiederholt  610, 
und  seinen  mehrfachen  drohenden  Befehlen  die  Stadt  zu 
verlassen  591.  614.  635,  weicht  endlich  Polyneikes,  erbit- 
tert aber  gefasster,  und  die  Götter  anrufend  zu  Zeugen 
seines  Unrechtes 3).  Antigonc  bei  Euripides  wie  bei  Ai- 
schylos und  Sophokles  die  Lieblingsschwester  des  Poly- 
neikes, steht  ihm  zur  Seite  und  sucht  ihn  noch  zu  halten. 
Auch  sie  ist  beim  Euripides  nicht  anwesend  in  dieser 
Sache,  vielmehr  schlägt  dort  Eteokles  v,  616  dem  Bruder 
die  Bitte,  seine  Schwestern  noch  einmal  zu  sehn,  ab,  aber 
den  Bildner  können  wir  auch  hier  nur  loben  dass  er  dein 
Dichter  gegenüber  seine  Freiheit  mit  sicherem  Takte  ge- 
wahrt hat.  Ihn  binden  ja  nicht  die  Fesseln,  die  den  dra- 
matischen Dichter  verhinderten,  eine  bestimmte  Personen- 
zahl nicht  zu  überschreiten,  daher  hat  er  dem  Geiste 
seines  Vorbildes  folgend  auch  Kreon  Zeugen  des  Vorgangs 
sein  lassen.  Kreon  als  treuer  und  ergebener  Berather  des 
Eteokles  achtet  nur  auf  seinen  Herrn,  wenn  auch  im  Her- 
zen der  Wunsch  einer  Versöhnung  sich  regen  mag.  Die 
Figur  hinter  Eteokles  ist  nicht  näher  betheiligt  an  der 
Handlung.  Es  ist  ein  Begleiter  des  Eteokles,  wie  er 
auch  auf  der  Bühne  ihm  folgte  (Phoiniss.  690)  und  wel- 
cher hier  noch  dient  den  Eteokles  als  Machthaber  dem 
alleinstehenden  vertriebenen  Polyneikes  gegenüber  hervor- 
zuheben. 

Auf  die  Tragödie  des  Euripides  verwiesen  werfen  wir 
nun  noch  einen  Blick  auf  die  ganze  Darstellung  und  wer- 
den bekennen  müssen,  dass,  freilich  wieder  mit  derselben 
Freiheit  der  Behandlung,  die  drei  wesentlichen  Theile 
jenes  Stückes,  zu  denen  der  Opfertod  des  Menoikeus  ja 
nicht  zählt,  uns  vor  Augen  gestellt  sind  und  zwar  in  der- 
selben Folge  wie  dort  (vgl.  die  Hypothesis).  Es  sind  das 
die  Zusammenkunft  der  Brüder  (bis  637)  der  Kampf,  der 
mit  dem  Tode  der  Führer  (bis  1207)  und  dem  Wechsel- 
mord der  Brüder  (bis  1479)  endet,  und  zum  Schluss  das 

')  Jetzt  hat  auch  seine  Verbindung  mit  der  Mitte  nichts  be- 
fremdendes mehr.  Denn  indem  er  vom  Eteokles  sich  abwendet, 
tritt  er  ja  eben  unter  die  Feinde  seiner  Vaterstadt,  und  ist  so  auch 
äusserlich  seine  innere  Entscheidung  ausgedrückt. 


199 


200 


Verbot  den  Polyneikes  zu  bestatten,  das  Antigone  zwar  im 
Verlaute  des  Stückes  nicht  überschreitet,  aber  zu  über- 
schreiten verspricht  *).  Wenn  man  nun  auch  denken  könnte, 
der  Künstler  habe  dies  Letzte  frei  nach  der  allgemeinen 
Anleitung  des  Mythos  geschaffen,  so  sind  doch  die  Theil- 
nahme  eines  anderen  Weibes  und  das  Schlafen  der  Wäch- 
ter6), durch  welches  offenbar  die  Nachtzeit  angedeutet  ist, 
zu  besondere  umstände,  um  nicht  eine  besondere  Quelle 
voraussetzen  zu  lassen.  Solche  wird  aber,  da  im  Ucbrigen 
Euripides  das  Muster  ist,  auch  hierfür  in  der  euripidei- 
schen  Weiterdiehtung  gesucht,  das  ist  in  der  Antigone. 
Da  es  nun  bei  Hyginus  fab.  72  heisst  Autigona  soror 
el  Argia  coniux  dum  noctu  Polyn'wis  corpus  sublalum 
in  eadent  pyra,  qua  F.tc.ochs  sepultus  est,  imposuerunt,  so 
darf  man  in  diesem  Zusammentreffen  wohl  eine  neue  Be- 
stätigung von  Welckers  Ansicht  finden,  dass  im  Hyginus 
die  euripideische  Fabel  zum  Grunde  liege  (Griech.  Trag. 
II  p.  563 ff.). 

In  dieser  Abhängigkeit  von  der  euripideischen  Tra- 
gödie steht  ja  unser  Sarkophag  keineswegs  vereinzelt  da, 
sondern  schliesst  einer  Reihe  sich  an,  die  wohl  noch  andere 
Erweiterungen  erleiden  wird.  Weshalb  grade  dieser  Stoff 
gewählt  ist,  ist  nicht  schwer  zu  errathen  und  nicht  unnütz 
zu  bedenken.  Auch  auf  etruskischen  Graburnen  findet 
sich  ja  der  Bruderkampf  so  unzählige  Male  (Overbeck 
Gall.  p.  135 ff.),  die  Niederfahrt  des  Amphiaraos  selten 
(ebendas.  p.  148).  Jene  schreckliche  Scene  entspricht  ganz 
dem  Geschmack  der  Etrusker,  während  das  Ende  des  wei- 
sen Amphiaraos,  ein  Geschenk  göttlicher  Gnade  mehr  dem 
Geiste  und  Glauben,  in  welchem  die  Römer  ihre  Todten 
bestatteten,  zusagen  musste.  Sein  Ende  tritt  in  einen 
schroffen  Gegensatz  gegen  das  der  übrigen  Helden,  in  der 
Poesie  (allerdings  beim  Euripides  nicht)  und  so  auch  hier 
auf  unserm  Sarkophage,  wo  er  in  der  Mitte  zwischen  ver- 
wegenster Gotteslästerung  und  unnatürlichster  Leidenschaft 
freundlich  von  der  Erde  aufgenommen  wird. 

Hamburg.  Eugen  Petersen. 

57.     Lilien  am  Scepter  des  Zeus.     Es  hat  in  der 

4J  liier  erinnere  ich  noch  einmal  an  die  sechs  dargestellten 
Helden  mit  dem  fehlenden  Adrastos  als  siebentem,  um  zu  bemerken, 
dass  auch  dieses  mit  Bestimmtheit  auf  die  Phoinissen  verweiset,  da 
bei  Aiscbvlos  Sophokles  und  auch  Euripides  in  den  Schutzlehenden, 
nach  der  Thebais,  sieben  Helden  fallen  und  Adrastos  ausser  ihnen 
ist,  und  dass  erst  in  den  Phoinissen  des  Euripides  Adrastos  als  sie- 
benler davonkommt.     Vgl.  Welcker  Ep.  Cyklus  p.  3  17  IT. 

•)  Overbeck  Gall.  p.  171   hält  sie  für  trauernde  Krieger. 


Beschreibung  dieses  Kunstwerkes  bei  Pausan.  V,  11,  1 
Preller  zuerst  an  der  Erwähnung  der  Lilien  Anstoss  ge- 
nommen: ygvoov  Jf  xai  tu  vnodijuaTu  rio  &nö  y.ut 
tfiürtov  waavriog  iail  T(ö  df  iftuit'io  L(öi)iä  n  xai  twi- 
üi&i'iuv  tu  y.Qtva  toitv  (/.iTttnoirjfievu  j  er  will  urdton 
tu  tjQivä  lesen.  Schubart  hat  dies  wiederholt  bekämpft 
(s.  Bergk  und  Caesar  Ztschr.  f.  Alt.  1849  no.  49  p.  390), 
aber  Brunn  (Gesch.  d.  griech.  Künstl.  I  p.  169)  äussert 
sieh  zweifelhaft,  und  man  muss  auch  gestehen,  dass  eine 
genügende  Erklärung  der  Verwendung  der  Lilien  an  die- 
sem Orte  noch  nicht,  auch  nicht  von  Boettiger  (Ideen 
zur  Kunstmyth.  II  p.  158),  der  noch  am  Eingehendsten  dar- 
über gesprochen,  beigebracht  worden.  Meiner  Meinung 
nach  hat  Phidias  sich  einer  Volksansicht  angeschlossen, 
nach  der  die  Lilien  wegen  ihrer  Schönheit  vor  Allem  dem 
Golde,  also  dem  Prächtigsten,  am  nächsten  standen  und 
nur  von  diesem  übertroffen  wurden :  wo  also  Gold  und 
Lilien  verbunden  waren,  da  wirkten  die  schönsten  Stoffe 
der  Welt  zusammen.  Dies  zeigt  Aristophanes,  Nub.  910sqq., 
eine  Stelle,  deren  Sinn  von  den  Erklärern  zwar  geahnt,  aber 
nicht  genau  entwickelt  ist.  In  dem  Kampf  des  dt'xaiog 
löyog  mit  dem  adixog  schmäht  ersterer  den  andern,  der 
dann  in  seiner  Ironie  diese  Schmähungen  als  schönstes 
Lob  bezeichnet: 

Aix.  xaxanvymv  n  xdrai'ayvrrog. 

^Aö.   Qüdu  (l    ttgijxug.     dix.  xai  fiioftoXö/og. 

^Ai).  xQtvtaiv  GTttf  uvoig    dix.  xiu  nuiguhoi'ug. 

vAd.  ygvow  närnov  f.i    ov  yiyviüay.itg. 

Es  ist  nun  gödu  /.i  ugiy/.ag  ein  Sprüchwort:  Schönes 
hast  Du  mir  gesagt:  ann.  ad  Greg.  Cypr.  Leid.  III,  8. 
Apost.  XV,  27  in  Paroemiogr.  Gr.  T.  II:  dies  überbietet 
er  denn  mit  xgiitatv  OTtquvoig ,  so  dass  also  die  Lilien 
über  den  Rosen  stehen  und  als  die  schönsten  Blumen 
erscheinen:  daher  sind  sie  der  Here  auch  heilig,  der  ersten 
der  Göttinnen:  Clem.  Alex.  Paedag.  III,  8,  72  p.  78  Sylb.: 
sie  können  daher  nur  von  dem  Schönsten,  dem  Golde 
übertroffen  werden,  was  im  Folgenden  denn  auch  verwandt 
wird.  Da  nun  ygvaio  nüxnov  xtX.  auch  sprüchwörtlich 
war  —  vgl.  Greg.  Cypr.  Morg.  V,  19:  add.  Plant.  Asin. 
I,  3,  3:  quae  tu  in  nos  dicis  aurum  ulque  uryeitlum  me- 
riinisf  — ,  so  dürfte  xglvicsiv  aTKpuvotg  ebenfalls  einem 
Sprüchworte  entnommen  sein:  es  liegt  ihm  also  eine  alte 
Volksansicht  zu  Grunde:  dieser  ist  also  in  dem  Schmucke 
des  i/iÜtiov  Phidias  gefolgt,  hat  auf  ihm  das  Schönste 
nächst  dem  Golde  angebracht ;  darnach  ist  kein  Grund 
vorhanden,  bei  Tansanias  zu  ändern. 

Göttingen.  Ernst  von  Leutsch. 


Iliezu  die  Abbildung :     Tafel  CUV:  Galläkiacher  Krieger  zu   Yiannu;    Artemis  aus 

Pagonda. 


Herausgegeben  von  E.  Gerhard. 


Druck  und  Verlag  von  G.  Reimer. 


201 


202 


DENKMÄLER  UND   FORSCHUNGEN. 

Archäologische  Zeitung,  Jahrgang  XIX. 
J\Q  155.  156.  November  und  December  1861. 


Artemis  aus  Pagonda.   —  Kinderspiele.  —  Kriegers  Abschied  und  Rückkehr.   —  Allerlei:  trauernde  Isis;  Aristoteles  ir 

Palast  Spada ;  Relief  einer  Feldgottheit. 


I.     Artemis  aus  Pagonda. 

Hiezu  die  Abbildung   Tafel  CLIV,  4.  5. 

An  den  Herausgeber  dieser  Zeitschrift. 

Sie  erinnern  sich  vielleicht  dnss  ich  Ihnen,  als 
Sie  mich  im  Sommer  mit  Ihrem  Besuche  erfreuten, 
von  einer  Statuette  sprach,  welche  mein  Freund 
Charles  Müller  in  Achmet- Aga  aus  der  Nähe  seines 
Gutes  erhalten  habe  und  in  der  er  glaubte  einen  Wa- 
genlenker zu  erkennen.  Der  Bauer,  der  sie  ihm  ge- 
bracht hatte,  sollte  überdies  einen  dazu  gehörigen  Theil, 
wie  Müller  meinte  den  Wagen,  verloren  haben. 
Seitdem  habe  ich  die  kleine  Bronze  zur  Ansicht  er- 
hallen und  schicke  Ihnen  beifolgend  die  photogra- 
phische Abbildung,  von  zwei  Seiten  aufgenommen  '). 
Der  erste  Bli  «igt,  dass  es  eine  Artemis  als  Jiigerin 
ist.  Der  Fundort  ist  das  Bergdorf  Pagonda,  östlich 
vom  Wege,  der  von  Achmet-Aga  nach  Chalkis  führt. 
Von  einem  Bauern  des  Ortes  erhielt  sie  Müller  im 
Jahre  1860. 

Die  Höhe  der  Statuette  ist  ziemlich  genau  zehn 
Cenlimeter,  die  Photographie  ist  eher  um  ein  Weni- 
ges grösser.  Die  Bewegung  ist  sehr  lebhaft,  das 
linke  Bein  vorgesetzt  so  dass  der  ganze  Fuss  auf 
der  Erde  ruht,  der  rechte  Fuss  etwas  gehoben  nur 
noch  mit  der  Spitze  auf  dem  Boden.  Beide  Arme, 
vom  Ellbogen  an  vorwärts  gestreckt,  sind  offenbar  eben 
im  Momente  des  Abschiessens  des  Pfeiles  begriffen. 
Der  Bogen  selbst  fehlt,  war  aber  ursprünglich,  nach 
der  Beschaffenheit  und  Hallung  der  Finger  zu  ur- 
theilen,  sicherlich  da.  Ohne  Zweifel  ist  er  von  dem 
Bauern  verloren.  Bemerkenswerth  ist  der  über  die 
andern    Finger    etwas    vorgebogene   Mittelfinger    der 

')  Die  von  uns  gegebene  Umrisszeichnung  ist  auf  Grundlage 
jener  Photographie  sorgfältig  ausgeführt.  .4.  it.  H. 


linken  Hand,  gerade  wie  bei  der  Herculanischen 
Bronze  (Ant.  d'Erc.  VI,  II  und  12).  Die  weibliche 
Brust  ist  sehr  schwach  angedeutet,  was  zu  der  Ver- 
mulhung  verleitete,  einen  Wagenlenker  zu  haben. 

Die  Bekleidung  ist  der  kurze  ärmellose  Chiton 
mit  dem  Diploidion,  das  auf  beiden  Schultern  mit 
Haften  zusammen  gehallen  ist.  Der  hoch  angelegte 
Gürtel  ist  nur  am  Kücken  sichtbar,  vorne  durch  das 
herabfallende  Gewand  bedeckt.  Die  Füsse  tragen 
den  hohen  Jagdkothurn,  wie  die  herculanische  Bronze 
und  die  valicanische  Statue  (Mus.  Pio-Clem.  I,  30. 
Müller  II.  no.  158).  Die  Augen  sind  ausgebohrt,  wa- 
ren also  ohne  Zweifel  mit  Silber  eingelegt.  Sehr 
eigenlhümlich  sind  die  Haare,  welche  ringsum  auf- 
wärts gezogen,  in  zahlreichen  gewundenen  Flechten 
zu  oberst  in  einen  Büschel  zusammengefasst  sind, 
ganz  ähnlich  wie  auf  dem  Gemmenbilde  bei  Müller 
II.  157a,  nur  dass  auf  unserer  Bronze  die  dort  unten 
herumlaufende  Flechte  fehlt. 

Das  Bildchen,  das  am  meisten  Aehnlichkeit  mi1 
der  obenerwähnten  vaticanischen  Statue  und  der  hei- 
culanischen  Bronze  hat,  verdient  wohl  eine  genauere 
Beachtung  und  möchte  unter  den  Darstellungen  der 
Artemis  einen  würdigen  Platz  einnehmen.  Wenn 
auch  die  Ausführung  in  einigen  Theilen,  besonders 
im  Gesicht  etwas  plump  ist,  so  ist  doch  die  ganze 
Auffassung  vortrefflich.  Die  Bewegung  ist,  wie  be- 
reits oben  bemerkt,  ungemein  lebendig,  im  Original 
noch  weit  mehr  als  es  die  Photographie  zeigt,  und 
der  Faltenwurf  des  Gewandes  sehr  schön,  wogegen 
die  Behandlung  des  Haares  es  von  den  meisten  an- 
dern unterscheidet.  Ist  aber  diese  Haartracht  alter- 
ihümlich,  oder  erinnert  sie  nicht  vielmehr  an  die  in 
der  Kaiserzeit  öfter  vorkommende? 

Bei  dem  Fundort  auf  dem  an  Bildwerken  nicht 


203 


204 


reichen  Euböa  möchte  zu  erinnern  sein,  dass  Artemis 
in  Amarynlhos  einen  berühmten  Tempel  hatte  und 
auf  Münzen  von  Eretria  vorkommt. 

Noch  füge  ich  bei,  dass  ein  Chemiker,  Professor 
L.  Rudolf  v.  Fellenberg  in  Bern,  das  Erz,  aus  dem 
die  Statuette  gemacht  ist,  analysirt  hat.  Er  schreibt 
mir  darüber,  dass  es,  entsprechend  den  von  Göbel 
gefundenen  Resultaten,  dass  die  altgriechischen  Bron- 
zen nebst  Kupfer,  Zinn  und  Blei,  aber  nie  Zink 
enthalten,  aus  folgenden  Theilen  zusammenge- 
setzt sei. 

Kupfer    ....     S0,61  Proz. 

Zinn 11,06     - 

Blei 7,91     - 

Eisen      ....      0,14     - 

Nickel    ....      0,26     - 

Silber     ....      0,03     - 

100,00  Proz. 
Eisen  Nickel  und  Silber  sind  wohl  nur  zufällig 
darin.  Er  schliesst  daraus,  dass  die  Figur  altgriechisch 
und  nicht  aus  der  römischen  Kaiserzeit  sei,  wo  unzwei- 
felhaft Zink  beigesetzt  wäre.  Es  dürfte  wohl  über- 
haupt angemessen  sein,  die  Composition  der  Bronze 
mehr  als  bisher  zu  beachten  und  zu  einem  Kriterium 
der  Entstehungszeit  zu  machen. 

Wenn  Sie  diese  Nachrichten  über  die  Diana 
von  Pagonda  nebst  den  Photographien  in  beliebiger 
Weise,  am  liebsten  mit  Ihren  Ansichten  begleitet,  für 
die  Archäologische  Zeitung  gebrauchen  wollten,  wür- 
den Sie  mich  sehr  erfreuen. 

Basel,  22.  November  1861. 

Wilhelm  Vischer. 

Nachschrift  des  Herausgebers. 

In  der  vorstehenden  Erörterung  scheint  mir  alles 
wesentliche  bereits  enthalten  zu  sein,  was  zu  genauer 
Kenntnissnahme  und  Würdigung  der  beachlenswer- 
then  Erzfigur  aus  Pagonda  zunächst  verlangt  werden 
kann.  Das  Attribut  des  Köchers  wird  an  ihr  ver- 
gebens gesucht  und  lässt  uns  daher  den  für  den 
Charakter  der  Darstellung  sonst  massgebenden  Un- 
terschied eines  geöffneten  oder  geschlossenen  Küchers 
hier  entbehren;  doch  ist,  der  Bildung  einer  Soleira 
mit   friedlich   geschlossenem   Köcher  (Müller  Handb. 


§.  364,  2)  unbeschadet,  im  Allgemeinen  wol  anzuneh- 
men, dass  der  häufige  statuarische  Typus  geschürzter 
Jagdgöttinnen  mit  dem  Uebergewicht  strengen  Wal- 
tens  gedacht  worden  sei.  Uebrigens  ist  die  geschicht- 
liche Bestimmung  des  Ursprunges  jener  Darslellungs- 
weise  einer  gründlichen  Untersuchung  noch  immer 
bedürftig,  wenn  es  auch  nahe  liegt,  ihn  zunächst  bei 
den  Cullusbildern  der  Artemis  Brauronia  und  Agro- 
tera  zu  suchen.  E.  G. 


II.     Kinderspiele. 

Hiezu  die  Abbildung  Tafel   CLV. 

Auf  Tafel  CL  sind  die  bereits  früher  von  mir 
erwähnten  (Berichte  der  sächs.  Ges.  d.  Wiss.  1854 
S.  250)  Reliefs  eines  Grabcippus  mitgetheilt,  den  Pi- 
ghius  in  Rom  bei  S.  Maria  in  Navicella  fand.  Die 
Inschrift 

C-IVLIOPOSTVMIL 
PHILETO 
theilte  schon  Gruter(  1156,  9)  mit,  dieZeichnungen  sind 
in  dem  oft  besprochenen  codex  Pighianus  der  könig- 
lichen Bibliothek  erhalten,  nach  denen  sie  hier  ab- 
gebildet werden.  Offenbar  war  C.  lulius  Philetus  jung 
gestorben,  wie  er  auf  der  Vorderseite  seinem  ehe- 
maligen Herrn  gegenüber  steht;  deshalb  beziehen 
sich  drei  Vorstellungen  des  Cippus  auf  die  Unter- 
haltungen des  Kindesalters,  was  ihnen  bei  der  ver- 
hältnissmässigen  Seltenheit  solcher  Darstellungen  ein 
gewisses  Interesse  giebt. 

Auf  der  einen  Seitenfläche  sehen  wir  einen  klei- 
nen, nackten  Jungen  auf  einem  Kinderwagen  sitzen, 
der  von  einem  Sklaven  in  der  Tunica  gezogen  wird. 
Dem  Kinde  scheint  ängstlich  bei  der  Fahrt  gewor- 
den zu  sein,  es  richtet  bittend  seinen  Blick  auf  den 
Sklaven,  der  mit  Fahren  innehält  und  während  er 
mit  der  Linken  die  Deichsel  festhält,  mil  der  Rechten 
die  linke  Hand  des  Kleinen  fasst,  als  wollte  er  ihm 
vom  Sitze  aufhelfen,  indem  er  ihn  ihcilnehmend  und 
beruhigend  ansieht.  Dieser  hat  den  rechten  Fuss 
schon  wie  zum  Aufstehen  vorwärts  gesetzt  und 
streckte  auch  den  rechten  Arm,  der  abgebrochen  ist, 
mit  einer  entsprechenden  Ceberde  in  die  Höhe.    Der 


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206 


kleine  Wagen  (chiramaxium)  ')  ist  wie  natürlich 
ganz  entsprechend  dem  Kinderwagen  des  unteritali- 
schen Terracoltareliefs  im  Berliner  Museum  (archäol. 
Zeit.  VII  Tafel  2,  I)  gebildet,  nur  sind  Räder  wie 
Sitz  im  Marmor  zierlicher  ausgeführt,  wie  es  auch 
das  verschiedene  Material  schon  mit  sich  bringt.  An- 
deremal  fahren  die  Kinder  in  einem  ähnlichen  Wa- 
gen, der  von  zahmen  Thieren  gezogen  wird.  Auf 
einem  Bruchstück  im  Vatican  von  roher  Arbeit 
(R.  Röchelte  mon.  ined.  77,  2)  ist  die  Mutter  mit 
dem  Kinde  in  Windeln,  die  Waschung  des  Kindes 
im  Beisein  der  Parzen,  und  darauf  ein  Knabe  auf 
einem  kleinen  Wagen  ähnlicher  Structur  vorgestellt, 
vor  den  ein  Schafbock  gespannt  ist,  welchen  ein 
Bursche  leitet,  dessen  nach  Art  der  aurigatores  mehr- 
fach gegürtete  Tunica  ihn  wohl  als  Stallknecht  cha- 
rakterisiren  soll1). 

Die  Vorderseite  stellt  den  schon  mehr  heran- 
gewachsenen Knaben  neben  dem  ehemaligen  Herrn 
vor,  der  als  solcher  durch  die  Toga  bezeichnet  ist, 
wie  der  Sklave  durch  die  kurze  Tunica,  welche  von 
der  arbeitenden  Classe,  dem  lunicalus  popellus,  ge- 
tragen wurde,  und  der  Knabe  durch  die  längere, 
kurzärmelige  Tunica,  den  auch  sonst  vorkommenden 
eigentlichen  Kinderrock3).  Dieser  trägt  in  dem  auf- 
genommenen Schosse  seiner  Tunika,  wie  Kinder  pfle- 
gen4), nicht  blos  Obst  zum  Naschen5),  sondern  auch 

')  Petronius  lässt  seinen  Trimalchio  in  der  Sanfte  trogen  prae- 
cedentibus  phali'ratis  cvrsoribus  quntluor  et  chiramaxio ,  in  quo 
deliciac  eins  vrhebantur,  puer  retulus,  lippus,  dumino  Trimalchione 
deforminr  (sat.  28),  was  durch  das  vorliegende  Relief  erläutert  wird. 
Ein  anderer  Name  für  den  Kinderwagen  (wenn  derselbe  richtig  über- 
liefert ist,  kaum  römischen  Ursprungs)  war  arcirma  oder  arcirna. 
Paulus  p.  15  arcirma  genus  pluuslri  est  modici,  quo  homo  gestari 
possit;  onoraast.  graecolat.  p.  12  Vulc.  arcirna,  ä^ct'iiq.  Das  grie- 
chische Wort  bezeichnet  auch  die  kleinen  Wagen,  mit  denen  die 
Kinder  fahren. 

2)  R.  Rochette's  symbolische  Aulfassung,  der  den  Widder  als 
das  ebtbonische  Thier  des  Hades  fasst  (a.  a.  0.  p.  409)  scheint  mir 
ganz  verfehlt.  Gerhard  erwähnt  (Reschreibung  Roms  II,  2  p. 43, 67) 
einen  Sarcophagdcckcl  von  grober  Arbeit,  auf  dem  links  ein  Knabe 
und  ein  Madchen  mit  bockbespanntem  Wagen  vorgestellt  seien,  'auf 
die  Verstorbene  bezüglich,  mit  Anspielung  auf  Bacchus  und  Ariadnc', 
was  mir  zweifelhaft  ist. 

')  Vgl.  Clarac  mus.  de  sc.  1 53,  459,  wo  der  beim  Lehrer  le- 
sende Knabe  eine  gleiche  Tunica  trägt. 

')  Besonders  naiv  nimmt  dies  Motiv  sich  bei  den  Kindern  aus, 
welche  mit  Müssen  spielen.     Gerhard  ant.  Bildw.  65. 

5)  Man  vergleiche  z.  B.  das  Relief  bei  Maffei  (mus.  Veron. 
167,  4),   auf   welchem   ein  Knabe   einen  Scboss  voll  Obst  fortträgt, 


den  kleinen  Hund  mit  dem  er  spielt6),  und  nimmt 
von  seinem  Vorrath  eine  Traube,  welche  er  gulmü- 
thig  dem  vor  ihm  stehenden  Herren  anzubieten  scheint. 
So  steht  auf  einem  römischen  Grabrelief  bei  Clarac 
(mus.  de  sc.  203,  492)  zwischen  den  Eltern,  die  sich 
die  Hand  reichen,  ein  Knabe,  der  den  Schoss  seiner 
Tunica  voll  Obst  hat  und  zur  Muller  aufschauend 
dieser  eine  Traube  anbietet. 

Die  dritte  Seite  stellt  denselben  Knaben  in  sei- 
nem langen  Hemdchen  vor,  wie  er  mit  seinem  gegen 
ihn  anspringenden  Hündchen  spielt.  Dies  ist  ein 
Motiv  —  eins  der  einfachsten  und  anziehendsten,  um 
das  harmlose  Spiel  der  Jugend  zu  bezeichnen — ,  das 
namentlich  auf  den  griechischen  Grabstelen,  welche 
diese  einfachen  Darstellungen  der  natürlichen  Lebens- 
verhältnisse lieben,  in  mannigfachen  Modificalionen 
angewendet  worden  ist.  Am  gewöhnlichsten  scheint 
es  zu  sein,  dass  der  Knabe  das  Hündchen  neckt, 
indem  er  demselben  ein  anderes  Lieblingsthier,  einen 
Vogel,  hinhält,  nach  welchem  der  Hund  aufspringend 
schnappt7),  wie  auf  dem  Vasenbild  bei  Millingen  (vas. 
Coghill.  44)  eine  Schildkröle.  Ich  weiss  nicht  ob  es 
ebenso  als  Neckerei  zu  verstehen  ist,  wenn  dem 
Hund  eine  Traube  hingehallen  wird,  nach  der  er  in 
die  Höhe  springt8),  oder  ob  er  sie  fressen  soll,  sodass 
es  dann  vielmehr  aufs  Füttern  abgesehen  ist.  Dies 
letztere  Motiv  ist  unzweifelhaft,  wo  der  Knabe  dem 

und  besonders  die  hübsche  Statue  der  Villa  Pamlili  (Clarac  mus.  de 
sc.  676,  1559),  die  einen  Knaben  darstellt  der  in  seinem  mit  der 
Linken  aufgenommene  Schoss  T:auben  tragt,  auf  die  er  die  Rechte 
hält,  während  er  mit  dem  naivsten  Ausdruck  der  Impertinenz  den 
Kopf  nach  oben  wendet,  als  sei  er  ertappt  und  suche  sich  durch 
Dreistigkeit  herauszureden. 

6)  Rci  einigen  Statuen  jugendlicher  Satyrn  findet  sich  ein  ähn- 
iches  Motiv,  indem  sie  im  Schoss  ihrer  Nebris  neben  Obst  und  Trau- 
ben auch  einen  kleinen  Panther  tragen;  Clar3c  mus.  de  sc.  706, 
1686.  708,  1680. 

")  Eine  Reihe  von  Beispielen  linden  sich  hei  Stephani  parerg. 
arch.  VIII  p.  1 89  ff.  zusammengestellt. 

8)  Muratori  1630,2.  Janssen  griechische  Grabreliefs  Taf.  5,  12. 
13.  Auch  das  Relief  bei  Clarac  (mus.  de  sc.  124,  613)  stellt  nicht, 
wie  man  nur  der  Traube  wegen  angenommen  hat,  Bacchus  mit  sei- 
nem Panther,  sondern  nach  Friedlanders  richtiger  Bemerkung  (de  opp. 
anagl.  p.  18)  einen  Knaben  mit  einem  Hunde  vor.  Danach  mochte 
man  vermuthen  dass  auf  der  attischen  Stele  in  der  Itfrjii  ttQy.  847 
der  Knabe  ebenfalls  eine  jetzt  abgebrochene  Traube  hielt;  obgleich 
der  Hund  an  dem  Knaben  aufspringend,  ohne  dass  dieser  ihm  etwas 
hinhält,  auch  sonst  vorkommt,  z.  B.  lifrjii.  «p/.  227.  Das  Spiel 
mit  der  Traube  auch  auf  einem  römischen  Grabrelief  bei  Montfaucon 
ant.  eipl.  V,  39. 


207 


208 


Hund  einen  Kuchen  oder  ein  Stück  Brod  entgegen- 
hält 9),  und  dass  die  Darstellung  unseres  Reliefs  nicht 
anders  zu  fassen  ist  zeigt  die  Haltung  der  rechten 
Hand,  aus  welcher  er  ihm  einen  Brocken  ins  Maul 
fallen  lässt,  wahrend  er  in  der  jetzt  verstümmelten 
Linken  ohne  Zweifel  ein  grösseres  Stück  irgend  einer 
Esswaare  hielt. 

Auf  eine  ganz  andere  Vorstellung  weist  der 
Schmuck  der  vierten  Seite  hin.  Ein  runder  Schild, 
dessen  äusserster  Rand  mit  einem  Lorbeerkranz,  die 
Mitte  mit  einer  Rosette  verziert  ist,  ruht  auf  zwei 
sich  kreuzenden  Lanzen.  Die  gleiche  Verzierung 
lindet  sich  nicht  allein  an  lycischen  Baudenkmä- 
lern10), sondern  an  römischen  Grabmälern.  So  auf 
einem  Helief  im  Vatican  ")  und  an  dem  bei  Modena 
entdeckten  grossen  Monument  neben  einem  Harnisch, 
einer  Garnitur  phalerae  l2).  Borghesi  (ann.  XVIII 
p.  128)  vermuthet  dass  man  darin  die  Insignien  des 
Ritterstandes  zu  erkennen  habe  "),  welche  in  diesem 
Fall  wohl  nur  dem  ehemaligen  Herrn  des  Philetus 
zukommen  könnten. 

Bonn.  Otto  Jahn. 


III.     Kriegers  Abschied  und  Rückkehr. 

Iliezu  die  Abbildung  Tu  f.  CLVI. 

Unter  den  Darstellungen  von  Kriegern  die  Ab- 
schied nehmen  von  Vater  und  Mutter,  von  Weib 
und  Kind,  um  in  den  Krieg  zu  ziehn  —  eine  beson- 
ders im  allerthiimlichen  Styl  zahlreich  vertretene 
Classe  von  Vasen  — ,  zeichnet  sich  das  vorliegende 
Vasenbild  in  mehrfacher  Hinsicht  aus,  so  dass  es 
werlh   schien,   publicirt   zu    werden.     Es  ist  eine  im 

)  5«  auf  dem  Relief  bei  Clarac  170,  12  und  der  artigen  Vase 
Li   -lackelberg  Gräber  d.   Hell.    17.      I'anofka  Ililder  ant.   Leb.    1,3. 

"J  Kellows  Asia  minor  p.  175.  191.  hin  Scbild  über  einer 
I.anze  fellows  Lycia  p.  189. 

")  Gerhard  anl.  Bildw.  8(1,  Z.  llie  Abbildung  zeigt  nur  eine 
Lame,  nach  der  Beschreibung  sind  es  zwei ;  vgl.  Beschreibung  Roms 
II,  1  p.  7*. 

1  )  Cavedoni  ann.  XVIII.  p.  221. 

1 ')  Sie  zeigen  sich  auch  unter  den  Verzierungen  eines  in  Her- 
culanum  gefundenen   l'fcidesi ■hrnuck«,   ant.   di   Krc.   V  p.  31. 


königlichen  Museum  (no.  1927)  befindliche  breilbau- 
chige  Amphora  mit  schwarzen  Figuren,  1  Fuss  5  Zoll 
hoch  und  der  Durchmesser  beifügt  1  Fuss  li  Zoll. 
Gerhard  hat  sie  im  Jahr  ]81<>  in  Clusium  erwor- 
ben '). 

Auf  der  einen  Seite  ist  ein  Krieger  dargestellt, 
welcher  einem  vor  ihm  stehenden  Greise  mit  weissem 
Haar  und  Bart,  wie  es  scheint,  die  Hand  reicht, 
denn  die  Hände  selbst  sind  verdeckt  durch  den 
grossen  Schild  am  Arm  des  Kriegers.  Diese  Gruppe 
wird  links  und  rechts  eingeschlossen  von  je  einer 
Frau,  von  denen  die  eine  ziemlich  regungslos  dasteht, 
während  die  andre  hinter  dem  Greise  stehende  eine 
Hand  gegen  den  Krieger  ausstreckt  mit  dem  so  oft 
vorkommenden  Gestus  der  drei  ersten  ausgestreckten 
Finger,  ein  Gestus  dessen  Bedeutung  nicht  näher  zu 
spezialisiren  ist,  als  dass  er  der  Begleiter  einer  ge- 
wichtigen, bedeutenden  Rede  sei*).  Diese  Frau  soll 
wohl  die  Mutter  des  Helden  sein  nach  ihrer  Stellung 
bei  dem  greisen  Vater  und  weil  das  durch  den  Ge- 
stus ausgedrückte  ernste  Abschiedswort  ihr  am  na- 
türlichsten zukommt.  In  der  andern  Frau  mag  die 
Gattin  des  Helden  gemeint  sein.  —  Auf  der  entgegen- 
gesetzten Seile  erblicken  wir  die  Leiche  eines  Krie- 
gers mit  bekränztem  Helm  von  einem  Waffengefähr- 
ten auf  der  Schulter  getragen.  Eine  Frau,  in  ihrer 
ganzen  Erscheinung  auch  in  dem  Muster  des  Ge- 
wandes übereinstimmend  mit  der  hinler  dem  Krieger 
stehenden  Frau  des  Gegenbildes,  tritt  dieser  Gruppe 
mit  lebhaften  Schritten  entgegen,  klagend  die  Arme 
ausbreitend.  Liegt  es  nicht  nahe,  hier  einen  Zusam- 
menhang zwischen  Vorder-  und  Rückseile  anzuneh- 
men, der  sich  so  leicht  und  natürlich  ergiebt,  auf 
den  ausserdem  die  völlige  Uebereinslimmung  der 
beiden  Frauen  hinzuweisen  .scheint?  3j  Auf  der  einen 

')  Vgl.  Gerhard  neuerworbene  Denkmäler  III,  no.  1927.  [Oter- 
beck  Gallerte  heroischer  Bildwerke  5.  ."il'.tf.,  wo  bei  gleicher  trklu- 
klärung  des  Hildes  freigelassen  wird,  die  weibliche  Nebenfigur  für  Tck- 
messa  oder  auch   für  Thetis   oder   liriseis   zu   nehmen.      A.  il.   II.] 

!)  Vgl.  meine  Schrift  über  Praxiteles  u.  s,  ».  s.  120  Anm.  21. 

')  Gerhard  glaubt,  es  lei  \j;iv  mit  dem  Leichnam  Achills  dar- 
gestellt und  Tfkmcssa  sei  die  entgegenkommende  Trau.  Die  andre 
Seite  fasst  er  generell.  ( llcr  heroische  Inhalt  einer  so  typisch  ge- 
wordenen Gruppe  (Overbcck  S.  546  ff.)  kann  auch  nicht  wohl  bezunldl 
»erden,  doch  bleibt  die  persönliche  Aneignung,  wegen  deren  unser 
Herr  Mitarbeiter  die  Herausgabe  diese«  Vasenbilds  wünschte,  deshalb 
nicht  minder  augenfällig  und  bemerkenswert!).  A.  d.  II] 


209 


210 


Seite  zieht  ein  Krieger  fort  aus  der  Heimat,  Abschied 
nehmend  von  Vater,  Muller  und  Weib,  auf  der  an- 
dern kehrt  er  zurück,  aber  als  Leiche  von  einem 
Waffenfreunde  getragen,  doch  nicht  ohne  den  Sie- 
geskranz, den  schönsten  Lohn  des  Kriegers,  mitzu- 
bringen. Die  grossarlige  Zeichnung  des  Vasenbildes 
macht  diesen  einfachen  schönen  Gedanken  um  so 
wirksamer. 

Berlin.  K.  Friederichs. 


IV.     Allerlei. 

58.  Trauernde  Isis.  Das  herzogliehe  Museum  zu 
Braunschweig  enthält  ein,  wenn  mich  mein  Gedächtniss 
nicht  trügt,  recht  wohl  ausgeführtes  Marmorrelief  römi- 
scher Kunstübung,  welches  ich  mir,  als  ich  es  vor  einigen 
Jahren  zu  betrachten  Gelegenheit  hatte,  mit  folgenden 
Porten  notirte:  'weibliche  Gewandfigur  mit  dem  Isiskno- 
ten auf  der  Brust,  auf  einem  Skorpion  sitzend,  in  der 
rechten  auf  dem  rechten  Beine  ruhenden  Hand  eine 
Schlange  haltend,  die  linke  Hand  mit  einem  Stück  des 
Obergewandes  auf  das  linke  Bein  stützend,  nach  links 
etwas  in  die  Hübe  schauend  mit  ziemlich  wehmüthigem 
Gesichte;  die  Figur  fast  en  ronde  bosse;  der  Skorpion  in 
Hautrelief;  ob  von  einem  Stirnziegel?'  So  viel  ich  mich 
erinnere,  steht  die  Darstellung  einzig  in  ihrer  Art  da. 
Dass  man  die  weibliche  Figur  für  Isis  zu  halten  habe, 
unterliegt  wohl  keinem  Zweifel.  Nun  erscheint  bekannt- 
lich das  Sternbild  der  Jungfrau  zuweilen  in  der  Gestalt 
der  Isis.  Aber  an  eine  Combination  zweier  Sternbilder 
ist  liier  schwerlich  zu  denken.  Eher  darf  man  sich  an 
das  Smaragd-Plasma  der  kgl.  Gemmensammlung  zu  Berlin 
erinnern,  auf  welchem  nach  Tülken  'Erkl.  Verz.'  S.  16, 
Kl.  I,  Abth.  2,  no.  39  'Isis  mit  Sistrum  und  Scepter  auf 
dem  Sirius  sitzend'  zu  sehen  ist,  so  wie  an  die  bekannten 
Münzen  mit  Isis  auf  dem  Sirius.  In  der  That  stehen 
diese  Darstellungen  zu  jener  in  Yerhältniss,  und  zwar  in 
einem  gegensätzlichen.  Die  bis  jetzt  bekannten  Darstel- 
lungen beziehen  sich  auf  das  Anschwellen  des  Nil's  zur 
Zeit  der  Sommersonnenwende;  die  noch  nicht  beachtete 
Braunschweigische  geht  auf  das  Abnehmen  des  Flusses 
zu  der  Zeit,  in  der  die  Sonne  durch  (bis  Zeichen  des  Skor- 
pions geht,  der  Tod  des  Osiris  statt  hat,  Isis  trauernd 
gedacht  und  in  ihrem  Culte  das  grosse  Trauerfest  be- 
gangen wird,  im  Monat  Athyr  (November);  vgl.  Plutarch 
'Ueber  Isis  und  Osiris',  C.  13  u.  39,  und  Parthey  in  sei- 
ne%  Ausgabe  S.  133  ff. 

Güttingen.  Friedrich  Wi  sseler. 


59.  Aristoteles  im  Palast  Spada.  Dass  die  le- 
bensvolle sitzende  Statue  eines  in  seinen  Mantel  einge- 
hüllten, in  tiefes  Nachdenken  versunkenen  ältlichen  Mannes 
im  Palazzo  Spada  alla  Regola  in  Rom  (abgeb.  bei  Maffei, 
statues  de  Rome  pl.  128;  Visconti  icouogr.  Gr.  pl.  20)  den 
Aristoteles  vorstelle,  war  bisher  nur  eine  sehr  wahrschein- 
liche, aber  nicht  völlig  sichere  Vernuitbung  Visconti's  (vgl. 
Beschreib.  Roms  III,  3  S.  440).  Man  hat  daher  immer 
beklagt,  dass  die  Inschrift  auf  der  rechten  Seite  der  Basis 
keinen  positiven  Anhalt  gebe,  da  sie  noch  verschiedene 
andere  Namen  zulasse;  man  las  hier  nämlich  nur  die 
Zeichen  API£TI.  Bei  genauerer  Betrachtung  dieser 
Inschrift  habe  ich  aber  noch  ganz  deutlich  folgende  Buch- 
stabenüberreste erkannt  APIETP"  '  _  (der letzte 
Strich  befindet  sich  am  Ende  der  Basis).  Es  bleibt  also 
kein  Zweifel  übrig,  dass  hier  wirklich  APIUTDTEAHE 
geschrieben  stand.  Und  so  gesellt  sich  zu  den  beiden 
vatikanischen  Komikern,  denen  unsere  Statue  auch  in  der 
ganzen  Arbeit  sehr  nahe  steht  (schon  die  grosse  Einfach- 
heit in  der  Behandlung  der  wohl  stylisirten  Haare  und  der 
Gewandfalten  weist  auf  griechischen  Meissel),  ein  neues 
sicheres  und  interessantes  Denkmal  von  Portraitbildung  der 
Diadochenzeit,  welche  auch  auf  diesem  Felde  die  Vermit- 
telung  zwischen  den  idealen  Schöpfungen  der  besten  grie- 
chischen Zeit  und  der  römischen  Weise  bildet.  Indem 
dieselbe  von  dem  Individuellen  viel  mehr  hinzuthut,  als 
die  ältere  Zeit,  wählt  sie  im  Gegensatz  zu  der  naturali- 
stischen römischen  Copierung  aller  Zufälligkeiten  der  Wirk- 
lichkeit nur  diejenigen  Gesichtszüge  aus,  in  denen  sich 
der  geistige  Charakter  des  Darzustellenden  deutlich  aus- 
spricht. Hier  ist  es  der  Ausdruck  des  tief  und  scharf 
forschenden  Geistes,  der  aus  jedem  Gesichtszug  spricht, 
besonders  in  den  Augen,  von  denen  Christodor  bei  Be- 
schreibung einer  ganz  ähnlichen  Aristotelesstatue  sagt 
(v.  43):  xu)  too/u).u)  (jjjftatrov  üollia  /nrjjif  önomai. 
LJoM.t'a  schreibt  er,  um  anzudeuten,  dass  sich  vornehmlich 
in  ihnen  die  jugendliche  Frische  des  Geistes  zeigt,  im  Ge- 
gensatz zu  dem  durch  Alter  verfallenden  Körper,  dessen 
Abnahme  in  den  Gesichtszügen,  am  Hals,  und  an  der 
rechten  nackten  Brust  scharf  ausgedrückt  ist.  Auch  darin 
bewährt  sich  endlich  der  griechische  Ursprung  unserer 
Statue,  dass  dieser  geistige  Ausdruck  von  dem  Künstler 
nicht  etwa  nur  im  Gesicht  zur  Erscheinung  gebracht  ist, 
sondern  dass  die  ganze  Figur  es  uns  zeigt,  dass  wir  hier 
einen  alten,  mit  jugendlichem  Feuer  forschenden,  Philo- 
sophen vor  uns  haben.  Dies  würde  noch  deutlicher  her- 
vortreten, wenn  nicht  von  derselben  Hand,  die  die  Nase 
so  unglücklich  ergänzt  hat,  auch  die  Restauration  des 
rechten  Oberarms  und  des  linken  Beins  bis  über  das  Knie 
herrührte.  Das  letztere  ist  gerade  um  die  Höhe  der  Basis 
zu  kurz  ausgefallen  gegen  das  rechte  Bein  ;  und  da  das 
ganze  linke  Stück  der  Basis  neu  ist,  so  scheint  mir  die 
Vermuthung  eines  mir  befreundeten  Künstlers  sehr  an- 
nehmbar, dass  das  linke  Bein    ursprünglich   gar  nicht  auf 


211 

der  Basis  gestanden  hat.  —  Deutliche  Spuren  von  Bema- 
lung an  Augen  und  Mund  wage  ich  nicht  für  antik  aus- 
zugeben. 

Born-  Curt  Wachs.muth. 

60.  Belief  einer  Feldgottheit.  Der  Spätherbst 
1859  brachte  zu  Ladenburg  am  Neckar  (civi*«s  V\\na) 
ein  bemerkenswerthes  römisches  Bildwerk  zu  Tage.  Auf 
einem  nur  0,33  M.  hohen  und  0,15  breiten  Lehnstuhl  aus 
grauem  Sandstein  sitzt  eine  beschuhte,  unterwärts  beklei- 
dete männliche  Feldgottheit  mit  Kopfbinde,  rechts  die 
Patera,  links  ein  Füllhorn  haltend.  Der  Thron  ist  oben 
gewölbt  und  auf  beiden  Seiten  mit  Bosetten  in  schach- 
brettförmigen Feldern  verziert,  über  welchem  links  ausser- 
dem eine  kleine  Urne  sichtbar  ist.  Neben  den  Beinen  des 
Sitzenden,  sowie  auf  dem  Piedestal  steht  eine  wegen  fast 
völliger  Verwitterung  des  Steines  sehr  schwer  zu  lesende 
Inschrift  (aus  dem  4.  Jahrhundert),  die  ich  mir  damals 
folgendermassen  abschrieb.  Man  liest  linkerseits  von  den 
Beinen  der  Figur  in  der  ersten  Zeile  GN,  in  der  zweiten 


212 

ME,  rechterseits  in  der  ersten  Zeile  N,  in  der  zweiten  E, 
ausserdem  am  Piedestal,  wie  folgt: 


Paris. 


gECVNDINVs  SE 

VRVS    }//(/(////. 


W.  Fröhmer. 


Berichtigungen. 

Durch  ein  Versehen  der  Officin  ist  in  den  meisten  Ueberschrif- 
ten  dieses  Jahrgangs  die  vorjährige  Angabe  „Archäologische  Zeitung 
Jahrgang  Will"  stehen  gebliehen  wofür  XIX  zu  lesen  ist.  Für  das 
agonistische  Relief  Tafel  CLUI  ist  zu  bemerken  dass  die  darauf  dar- 
gestellte Herme  im  Original  ithyphallisch  zu  sein  scheint.  Die  Ueber- 
schrift  eines  in  No.  154  der  Denkm.  u.  F.  abgedruckten  Aufsatzes 
giebt  auf  S.  185  und  199  durch  einen  Schreibfehler  Lilien  'am 
Scepter'  des  Zeus  an,  wofür  augenfällig  (laut  S.  200  Zeile  4)  'am 
Himation'  zu  schreiben  ist.  Ebendort  ist  S.  200  Z.  9  ».  u.  Mo  sq. 
statt  Morg.  zu  verbessern.  Auch  ist  im  Anzeiger  S.  135*  Z.  13 
'Bronzene  Cista  des  Herrn  Fr.  Martinetti'  (statt  'im  Pallast  Barbe- 
rini')  und  S.  161*  Zeile  17  von  unten  'Gerhard  Trinkschalen  und 
Gefässe  Tafel  C  (nicht  100)  zu  lesen. 


INHALT. 


DENKMALER  UND  FORSCHUNGEN. 


No.  145.  146.  147.  Helios  der  Seelenempfänger  und  Aphrodite  die  Todesgöttin  (F..  G.).  —  Gräbervenus.  Felicitas. 
Novus  Annus  (E.  G.).  —  Zur  Xantener  Erzfigur  (F.  Wieseler).  —  Allerlei :  Das  Vcstaheiligthum  am  Forum 
von  Pompeji  (Tit.  Pyl);  Antenor  und  Praxiteles  (Urlichs);  Nike  aus  Tarent  (J.  Friedländer). 

No.  148.  149.  150.  Beschäftigungen  des  täglichen  Lebens  (Otto  Jahn).  —  Herakles  und  Syleus  (Otto  Jahn).  —  Eine 
Münze  von  Helikr  (J.  Friedländer).  —  Allerlei:  Epituachos,  Bona  Dea  oculata,  Devotion  auf  einer  Ncujahrs- 
lampe  (L.  Preller);    falsche  Münze  von  Naxos  (J.  FriedUinder). 

No.  151.  152.  153.  Leiden  des  Herakles  (E.  G.).  —  Perseus  lernt  fliegen  (F.  Ol).  —  Agonales  Belief(E.  G.).  —  Me- 
trologisches über  das  den  älteren  Tempelbauten  Grossgriechcnlands  und  Siciliens  zu  Grunde  liegende  Längeu- 
mass  (H.   IVittich).  —  Allerlei:  Simon  der  Hippolog  (IV.  Heibig);  Venus  Pompejaiui  (A.  Conze). 

No.  154.  Statuen  galläkiseher  Krieger  in  Portugal  und  Galicien  (Emil  Hübner).  —  Allerlei:  Thebanisches,  Sarkophag 
in  der  Villa  Parnfili  (E.  Petersen);  Lilien  am  Himation  des  Zeus  (E.  v.  Leutsch). 

No.  155.  156.  Artemis  aus  Pagonda  (IV.  Vischer.  Nachschrift  von  E.  G.).  —  Kinderspiele  (Otto  Jahn).  —  Kriegers 
Abschied  und  Bückkebr  (K.  Friederichs).  —  Allerlei:  die  trauernde  Isis  (F.  IVieseler);  Aristoteles  im  Palast 
Spada  (C'.  Wachsmuth);  Belief  einer  Fcldgottheit  ("F.  Fröhner). 


213 


214 


ARCHÄOLOGISCHER  ANZEIGER. 

No.  145.  Allgemeiner  Jahresbericht.  I.  Ausgrabungen  (E.  G.).  —  Beilagen  zum  Jahresbericht:  1.  Aus  Aegypten  (E.  G. 
und  R.  Lcpsius);  2.  Phönicische  Ausgrabungen  (E.  G.).  —  Wissenschaftliche  Vereine:  Rom  (Archäologisches 
Institut).  —  Neue  Schriften. 

No.  146.  Allgemeiner  Jahresbericht.  II.  Denkmäler;  III.  Litteratur  (E.G.).  —  Beilagen  zum  Jahresbericht:  3.  Neuestes 
aus  Rom  (W.  H.).  —  Neue  Schriften. 

No.  147.  Wissenschaftliche  Vereine:  Rom  (Archäologisches  Institut);  Berlin  (Archäologische  Gesellschaft).  —  Beilagen 
zum  Jahresbericht:  4.  Römisches  aus  Schleswig  (C.  M.);  5.  Das  zu  Eleusis  entdeckte  Relief  (Welcher) ;  6.  Ueber 
archäologische  Sammlungen  und  Studien;  7.  Beule's  'Fouilles  a  Carthage';  8.  Troyon's  'Habitations  lacustres' 
(E.  G.).  —  Ausgrabungen:  Neuestes  aus  Athen  (P.  Pervanoghi). 

No.  148.  Wissenschaftliche  Vereine:  Berlin  (Archäologische  Gesellschaft).  —  Museographisches :  Alterthiimer  im  Garten 
der  Königin  zu  Athen  (A.  Michaelis);  Römisches  aus  Spanien  (E.  G.)\  Pränestinische  Cisten  (E.  G.). 

No.  149.  150.  Wissenschaftliche  Vereine:  Rom  (Archäologisches  Institut);  Berlin  (Archäologische  Gesellschaft).  — 
Ausgrabungen:  Schreiben  aus  Athen  (P.  Pervanoghi).  —  Museographisches:  Athenische  Vasen  (A.  Michaelis). — 
Neue  Schriften. 

No.  151.  152.  153.  Wissenschaftliche  Vereine:  Berlin  (Archäologische  Gesellschaft).  —  Ausgrabungen:  Sculpturen  aus 
Kyrene;  römische  Inschriften  aus  Mainz  (Wittmann  und  Mommsen);  helvetischer  Tumulus  (Troyon).  —  Museo- 
graphisches: Zum  belvederischen  Apoll  (E.  G.  und  R.  K.).  —  Neue  Schriften. 

No.  154.  155.  Wissenschaftliche  Vereine:  Berlin  (Archäologische  Gesellschaft).  —  Ausgrabungen:  Neuestes  aus  Athen 
(C.  Wachsmulh);  südrussische  Ausgrabungen  (E.  G.);  Etruskisches  aus  Volterra  (A.  Kiessling) ;  über  römische 
Alterthiimer  von  Oehringeii,  nebst  einer  Tafel  (V.  von  Stalin  und  Th.  Mommsen).  —  Museographisches  aus 
Athen  (P.  Pervanoghi).  —  Neue  Schriften. 

No.  15G.  Wissenschaftliche  Vereine:  Winckelmannsfeste  (Rom,  Berlin,  Bonn,  Göttingen,  Greifswald,  Hamburg,  Kiel). — 
Ausgrabungen:  Sculpturen  aus  Kyrene  (Ch.  Newton) ;  das  monumentum  Ancyranum.  — Litteratur:  Reisefrüchte 
aus  Griechenland  (E.  G.);  Müllers  Denkmäler  der  alten  Kunst  (E.  G.);  Neue  Schriften. 


ABBILDUNGEN. 

Tafel  CXLV.         Helios  der  Seelenempfänger,  Marmorkoloss  im  königlichen  Museum  zu  Berlin. 

Tafel  CXLVI.       Aphrodite  als  Todesgöttin,  Marmorkoloss  im  königlichen  Museum  zu  Berlin. 

Tafel  CXLVII.      Gräbervenus  (1—4),  Felicitas  (5),  Novus  annus  (6—9),  nach  Marmorbildern  und  Münzen. 

Tafel  CXLVIII.     Beschäftigungen  des  täglichen  Lebens,  Sarkophagreliefs  im  Lateran  und  im  Vatikan. 

Tafel  CXLIX.  CL,  1—4.     Herakles  und  Syleus,  Schale  der  Campana'schen  Sammlung. 

Tafel  CL,  5.     Münze  von  Helike. 

Tafel  CLL        Leiden  des  Herakles:  1.  2.  Reliefs  zu  Rom  und  zu  München:  3.  etruskischer  Spiegel. 

Tafel  CLII.      Perseus  lernt  fliegen,  Relief  nach  einem  Gypsabguss  gezeichnet. 

Tafel  CLIII.     Agonales  Relief  im  Museum  zu  Berlin. 

Tafel  CLIV.     1  —  3.  Galläkischer  Krieger  aus  Vianna;  4.  5.  Artemis  aus  Pagonda. 

Tafel  CLV.       Kinderspiele,  Reliefs  eines  Grabsteins  aus  dem  codex  Pighianus. 

Tafel  CLVI.      Kriegers  Abschied  und  Rückkehr,  archaisches  Vasenbild  im  königlichen  Museum  zu  Berlin. 


215 


216 


VERZEICHNIS  DER  MITARBEITER. 


Amhrosch  (J.),  Breslau,  f 

Ascherson  (F.),  Berlin. 

Barifa  (H.),  Berlin. 

Baumeister  (A.),  Lül)eck. 

Bergk  (Tfa.),  Halle. 

Bircli  (Sam.),  London. 

ßocfc  (C),  Freiburg. 

BöcWi  (^.),  Berlin. 

Bötlkher  (EL),  Berlin. 

Borghesl  (Graf  B.),  S.  Marino,  f 

Braun  (Es),  Rom.  f 

ßiirsian  (fv.),  Tübingen. 

Cuvulluri  (X.),  Mexico. 

Cuverfoiii  (Cd.),  Modena. 

Conze  (A.),  Göttingen. 

Curlius  (F.),  Göttingen. 

Delle  fsen(D.),  Rom. 

Erbkam  (G.),  Berlin. 

Frans  (J.),  Berlin,  t 

Frick  (0.),  Wesel. 

Fricdericlts  (K.),  Berlin. 

Fricdla'/idcr  (J.),  Berlin. 

FriedUinder  (L.),  Königsberg. 

Froehner  (W.),  Paris. 

Gaedechcns  (B.),  Göttingen. 

Gerhard  (£.),  Berlin. 

Görlz  (C),  Moskau. 

Göliüng  (K.),  Jena. 

Grotefend  (G.   F.),  Hannover,  f 

Baul.li  (G.),  Stuttgart. 

Hefner  (J.  v.),  München. 

IlcMg  (W.),  Berlin. 

Beiiscii  (W.),  Rom. 

Hermann  (K.  F.),  Göttingen,  f 

Hertz  (M.),  Greifswald. 

Hellner  (H.),  Dresden. 

Haftel  (J.),  Magdeburg,  f 

Hühner  (F.),  Berlin. 


Jan  (K.  u.),  Prenzlau. 
Jalm  (0.),  Bonn. 
Janssen  (L.  J.  F.),  Leyden. 
Kandier  (P.),  Triest. 
KeU  (K.),  Schulpforte. 
Kekule  (B.),  Berlin. 
Kenner  (F.),  Wien. 
Kiepert  (H.),  Berlin. 
Kiessling  (A.),  Rom. 
Kirchhof}  (A.),  Berlin. 
Koner  (W.),  Berlin. 
Lachmann  (K.),  Berlin,  f 
Lujard  (F.),  Paris,  t 
Lauer  (J.  F.),  Berlin,  f 
Leontjeff  (P.),  Moskau. 
Lepsin«  (B.),  Berlin. 
Lersch  (L.),  Bonn,  f 
Lciifsch  (E.  v.),  Göttingen. 
Lloyd  (W.  Ilr.),  London. 
Manussis  (Th.),  Athen,    f 
Malthiesscn  (Ch.),  Kiel. 
Mazzetti  (Ant.),  Chiusi. 
Meineke  (A.),  Berlin. 
Mercklin  (L.),  Dorpat. 
Meyer  (H.),  Zürich. 
Michaelis  (A.),  Kiel. 
Minervini  (G.),  Neapel. 
Mommsen   (Th.),  Berlin. 
Movers  (F.  C),  Breslau,  f 
Miillenhof  (C),  Berlin. 
Müller  (L.),  Kopenhagen. 
Neigebaur,  Turin. 
Neivton  (Ch.),  London. 
Osmil»  (F.),  Giessen.  f 
Ofi'iLecfc  (J.),  Leipzig. 
Punoßa  (Th.),  Berlin,  f 
Pavasliotis  (G.),  Athen. 
PoucW  (C.  v.),  Mitau. 


Pervunoglu  (P-),  Athen. 
Petersen  (Ch.),  Hamburg. 
Petersen  (F.),  Hamburg. 
Preller  (L.),  Weimar,   f 
Prolresclt-OsteJi  (Frhr.  v.),  Konstauti- 

nopel. 
Pulszky  (F.  ».),  Turin. 
Pyl  (Th.),  Greifswald. 
Rangube  (R.),  Athen. 
Ralhgeber  (G.),  Gotha. 
Röchelte  (Raoul),  Paris,  j- 
Rofs  (L.),  Halle,  f 
Koulea  (J.),  Gent. 
RuW  (S.  L.),  Kassel. 
Schar  ff  (G.  jun.),  London. 
Schillbuch  (B.),  Breslau. 
Scltniidf  (L.),  Bonn. 
Schott  (W.),  Berlin. 
Schulz  (H.  W.),  Dresden,  f 
Stark  (K.  B.),  Heidelberg. 
Stalin  (V.  v.),  Stuttgart. 
Stephan*  (L.),  Petersburg. 

Urllchs  (L.),  Würzburg. 

Usslng  (F.  L.),  Kopenhagen. 

Felsen  (A.  v.),  Athen,   f 

Vischer  (IV.),  Basel. 

Waugen  (G.),  Berlin. 

ir«cJisiiiu/li  (C),  Rom. 

Wals  (Ch.),  Tübingen,  f 

Welcl-er  (F.  G.),  Bonn. 

Wieseler  (F.),  Göttingen. 

Wille  (J.  de),  Paris. 

JFifiiclt  (B.),  Berlin. 

Wolff  (G.),  Berlin. 

Wiislemann  (E.  F.),  Gotha,  f 

Zahn  (!!'.),  Berlin. 

Zumnt  (A.  W.),  Berlin. 


Herausgegeben  von  E.  Gerhard. 


Druck  und  Verlag  von  G.  Brimcr. 


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Taf.  (1.1/ 


125*  126* 

ARCHÄOLOGISCHER  ANZEIGER. 

Zur  Archäologischen  Zeitung,  Jahrgang  XVIII. 


JXi  145. 


Januar  1861. 


Allgemeiner  Jahresbericht.     I.  Ausgrabungen.  —  Beilagen  zum  Jahresbericht:    1.  aus  Aegypten;  2.  Phönicische  Ausgra- 
bungen.  —  Wissenschaftliche  Vereine:  Rom  (Archäologisches  Institut).   —  Neue  Schriften. 


I 


Allgemeiner    Jahresbericht. 


I.  Ausgrabungen.  Während  die  gewohntesten  Fund- 
gruben der  klassischen  Denkmälerwelt  uns  meistens  ver- 
schlössen  sind,  übt  die  mit  grossen  Mitteln  vom  Lan- 
desherren Aegyptcns  durch  einen  französischen  Archäo- 
logen planmässig  ausgeführte  Ausbeutung  pharaonischer 
Tempel  und  Gräber  ihre  Anziehungskraft  aus.  Unter- 
und  Oberägypten,  Memphis  und  Theben,  Tanis  Abydos 
und  andre  Orte  haben  seit  Jahr  und  Tag  den  energischen 
Ausgrabungsplänen  Herrn  Mariettes  und  dem  zukünftigen 
Museum  des  Vicekönigs  sich  dienstbar  erwiesen  ,  derge- 
stalt dass  die  Wichtigkeit  der  neuentdeckten  und  neu- 
erschlosseneu  Kunstdenkmäler  für  Kunstgeschichte  und 
für  geschichtliche  Fragen  der  allgemeinsten  Bedeutung  fast 
grösser  erscheint  als  ihre  Zahl  und  ihr  Umfang  ').  Eine 
andere  Reihe  planmässiger  Ausgrabungen  hat  ganz  neuer- 
dings im  Orient  sich  eröffnet,  seit  die  französische  Regie- 
rung Herrn  Renan  zur  antiquarischen  Ausbeutung  der 
syrischen  und  phönicischen  Küsten  ausgesandt  hat;  man 
hat  mit  lehrreichem  Erfolg  in  Byblos  zu  graben  begonnen, 
und  nun  auch  den  Boden  von  Sidon  und  andren  Orten 
in  Angriff  genommen  ').  In  Vergleich  mit  so  grossen  und 
so  planmässig  gepflegten  Unternehmungen  würde  die  an- 
tiquarische Ausbeutung  des  klassischen  Occideuts  zurück- 
treten müssen,  wäre  sie  auch  nicht  grossentheils  durch 
gewaltsamen  Druck  der  Zeitereignisse  gehemmt.  Zwar 
Kleinasien  ')  und  die  griechischen  Inseln  Hessen,  manches 
geringeren  Funds  zu  geschweigen,  noch  neuerdings  die 
rhodischen  Gräberfunde  von  Kameiros  als  Nachlese  von 
Herrn  Newtons  Reise  uns  zugehn*);  aus  Athen5)  Eleusis6) 
und  sonst  aus  Griechenland  r)  hat  bei  viel  achtbarem  Eifer 
der  Alterthumsfi  eunde  manche  Erkundung  des  klassischen 
Bodens  und  mancher  willkommene  Erfolg  sich  vernehmen 
lassen ;  doch  ist  der  Ertrag  jener  Funde  im  Ganzen  nur 
massig  zu  nennen,  und  wenden  wir  unsern  Blick  nach 
Italien,  so  sind  die  Zeitläufte  gebietend  genug  um  anti- 
quarische Funde  theils  aufzuheben  theils  für  den  Augen- 
blick uns  vorzuenthalten.  In  Neapel,  wo  bei  dem  Fall 
der  Bourbonen  auch  das  Museo  Borbonico  in  Besitz  und 
Verwaltung  bedroht  blieb,  wagt  man  nach  den  Funden 
Uuteritaliens  Pompejis  und  sonstiger  Ausgrabungsorte  jetzt 


kaum  zu  fragen,  obwohl  dann  und  wann  die  nachträgliche 
Kunde  mancher  früheren  Entdeckung  daran  erinnert 9). 
Ebenso  wenig  wird  man  aus  Mittel-  und  Oberitalien  an- 
tiquarische Neuigkeiten  im  gegenwärtigen  Zeitpunkt  er- 
warten. Die  Gallier,  alte  Bekannte,  sind  rettende  Hüter 
der  ewigen  Stadt  und  ihres  Kirchenfürsten;  aber  der 
Papst  ist  nicht  in  der  Lage  mit  der  gewohnten  Munifi- 
cenz  grosse  Mittel  für  antiquarische  Zwecke  zu  verwenden, 
wie  es  zuletzt  noch  in  Ostia  und  in  gewissen  Ausgrabun- 
gen vor  Porta  Portese  geschehen  war.  So  ist  aus  Rom') 
und  dessen  Umgegend  diesmal  nur  ein  und  der  andre 
zufällige  Fund  zu  berichten ;  auch  bei  Präneste  ist  neuer- 
dings wol  nicht  mehr  gegraben  worden,  dagegen  das  in 
Ostia  aufgedeckte  Mithräum  Aufmerksamkeit  erregt ' "). 
Etruskische  Funde,  zum  Theil  nicht  der  jüngsten  Zeit 
angehörig,  was  namentlich  von  den  tarquiniensischen  und 
volcentischen  gilt,  wurden  auch  neuerdings  mehrfach  be- 
richtet; weniger  ist  aus  Bolsena,  mehr  aus  Chiusi  und 
Volterra  zum  Vorschein  gekommen,  woneben  hauptsächlich 
die  wichtigen  Sprachreste  aus  Falerii  zu  nennen  sind  "). 
Aus  Oberitalien  und  vom  Abhang  der  Alpen  ist  mancher 
Sehatz  alter  Münzen  und  mancher  sonstige  antiquarische 
Fund  "),  aus  Sardinien  immer  noch  allerlei  Antikes  von 
buntester  Mischung  ")  uns  kund  geworden.  Was  wir  von 
antiquarischen  Funden  Helvetiens '"),  Galliens15)  und  des 
französischen  Afrikas  ,6),  des  brittischen  und  skandinavi- 
schen Nordens  "),  der  Rheingegenden  ',)  und  der  Donau- 
Kinder  ")  erfuhren,  stellen  wir  anmerkungsweise  hienächst 
zusammen. 

(Schluss  folgt.) 

1.    Ausgrabungen. 

')  Aegyptische:  näher  erörtert  in  unsrer  Beilage  1. 

2)  Phönicische:  vgl.  unten  Beilage  2. 

*)  Kleinasien.  Statt  auf  neueste  dortige  Funde  können  wir 
hier  nochmals  auf  die  ihrem  ganzen  Umfange  nach  erst  allmählich  be- 
kannt gewordenen  Entdeckungen  Herrn  Newtons  verweisen.  Einen 
Auszug  seiner  letzten  Berichte  aus  Haliharnass  Knidos  und  Milet 
gaben  wir  in  unserm  vorigen  Jahrgang  (Arch.  Anz.  1860  S.  88* IT.). 
Zu  Abydos  fand  der  brittische  Consul  Calvert  einen  zum  Gewicht 
bestimmten,  68  Pfund  schweren  Löwen  mit  orientalischer,  angeblich 
phönicischer,  Schrift  (Bullettino  1860  p.  68;  Arch.  Anz.  1860  S.  54*). 

4)  Griechische    Inseln.     Die    Ausbeutung    der    sehr  alten 


127* 


128* 


Gräber  zu  n)  Kameiros  auf  Rhodos  ward  bei  Erörterung  ihrer  ins 
brittische  Museum  gelangten  Funde  oben  (Arch.  Anz.  S.  69*  ff.) 
erwähnt.  Zu  6)  Samns  wurden  ausser  bereits  erwähnten  Inschriften 
(Arch.  Anz.  1800  S.  3*  Anm.  3)  auch  statuarische  Werke  gefunden 
(Philolog.  XVi  S.  184).  Aus  c)  Aeginn  ward  der  Fund  einer  sehr 
späten  Reliefdarstellung  des  musicirenden  Orpheus  berichtet  (Bull. 
1860  p.  57  ss.). 

5)  Athen:  Bull.  1860  p.  50ss.  1 1 3 ss.  116.  209ss.;  Arch. 
Anz.  1860.  S.  74*.  97*.  Die  neuesten  Ausgrabungen  wurden  tbeils 
a)  von  der  Regierung  auf  der  Akropulis  geführt,  wobei  Künstler- 
inschriften und  sonstige  Inschriflsteine,  wie  auch  Skulpturfragraente 
sich  fanden  (Bull.  p.  äOss.);  nach  den  L'infangsmauern  des  Erech- 
theion  ward  vergeblich  gesucht  (Bull.  p.  209  ss.).  In  der  b)  angeb- 
lichen Stoa  Poekile  bei  der  zerstörten  Kirche  'Ayla  IJvoyioniaau 
war  von  der  archäologischen  Gesellschaft,  bis  jetzt  ohne  viel  Aus- 
beute (Bull.  p.  211),  doch  mit  Erkundung  einer  114  Meter  langen 
Mauer  gegraben  worden,  welcher  die  Basen  einer  Säulenhalle  und 
drei  Durchgangsthüren  angehörten  (Arch.  Anz.  S.  74*.  97*).  Auf  der 
c)  .Nordseite  der  unteren  Stadt  erfolgte  aus  dortigen  Gräbern  der 
Fund  eines  silbernen  Aschengefässes  (Bull.  1860  p.  116);  auf  der 
zum  Stadium  führenden  Strasse  ward  bei  einem  Grundbau  das  Mar- 
mnrligürchen  eines  sitzenden  Fischers  gefunden  (Bull.  p.  216). 

r)  Eleusis.  Die  von  Charles  Lenormant  dort  begonnenen  und 
nach  dessen  Tode  von  dessen  Sohn  Herrn  Francois  Lenormant  fort- 
gesetzten Ausgrabungen  haben  zu  genauerer  Kenntniss  der  inneren 
Propyläen,  wie  auch  zu  Auffindung  mehrerer  Skulpturen  und  Inschrif- 
ten beigetragen.  Vgl.  Bull.  1860  p.  177ss  ;  Fr.  Lenormant  Marbres 
d'Eleusis.  Paris  1860.  4. 

")  Sonstige  griechische  Funde  sind  aus  a)  Kleonä :( Arch. 
Anz.  1860  S.  1)3*  Vase  mit  Troilosbild)  und  aus  f>)  Hypati  bei 
Lamia  berichtet,  wo  ein  Sarkophag  mit  darin  befindlichem  Gold- 
schmuck entdeckt  ward  (Augsb.  Allgem.  Zeit.    1860  no.  55). 

3)  Unteritalien.  Aus  Marino  bei  Sora  ward  ein  Münzfund 
berichtet  (Bull.  1860  p.  133ss.|;  die  merkwürdige  obwohl  sehr  vage 
Notiz  eines  angeblich  uskischen  Rundbaus  in  Santa  Maria  di  Capua 
(Bull.  1860  p.  65s.;  Arch.  Anz.  1860  S.  53*)  gehört  wol  beträcht- 
lich früherer  Zeit  an. 

9)  Rom.  L'cber  die  n)  in  Vigna  Bonelti  vor  Porta  Portese, 
wo  man  den  Boden  der  Gärten  des  Caesar,  aber  auch  den  des  Tem- 
pels der  Fors  Fortuna  voraussetzt,  geführten  Ausgrabungen  ist  jetzt 
C.  L.  Viscontis  Bericht  (Annali  1860  p.  41 5 ss.)  gedruckt;  ausser 
der  nach  Russland  verkauften  Venusstatue  hat  man  den  Grundbau 
eines  Tempels,  viel  Reste  von  Hermen  und  sonstiger  Gartenskulptur 
wie  auch  zahlreiche  Inschriften  dort  entdeckt;  dem  Fund  einer  bi- 
linguen,  griechischen  und  palmyrenischen,  Inschrift  haben  noch  andre 
sich  angereiht,  auf  deren  Grund  man  jetzt  die  vormalige  Existenz 
eines  dort  dein  Belus  geweihten  Heiligthuuis  versichern  kann  (Allgem. 
Zeit.  1860.  no.  36ö).  Neuerdings  hörten  wir  aus  Rom  von  schönen 
bei  6)  Palast  Fiano  am  Corso  neu  aufgefunden™  von  einem  kai- 
serlichen Bau  Domitians  oder  Marc  Aureis  herrührenden  architekto- 
nischen und  Skulpturfragmenten  (Bull.  1860  p.  12  s».).  Aus  der 
Nähe  c)  des  Klosters  von  .S.  Paulo  kamen  Inschriflfiagmente  alter 
Kalender  ans  Licht  (Bull.  1860  p.  71  ss.).  Einige  andre  römische 
Notizen  folgen  in  tlnarer  Beilage  3. 

,n)  Borns  Umgegend  hat  «)  aus  Pianeste,  wie  es  scheint, 
nur  die  genauere  Kenntniss  früherer  Funde  geliefert  (Arch.  Anz.  1860 
S.  iö'tt.).  Zu  6)  Ostia  isi  ein  Milhraum  aufgedeckt  worden  (Bull. 
1860  p.  98;  Arch.  Anz.  1860  S.  56*),  dessen  genauere  Beschreibung 
erwartet  wird.  Von  alleren  Funden  kamen  die  beim  c)  Lago  di 
Pantano  (Bull.  1860  p.  65s.;  Anh.  Anz.  1860.  S.  53*  nicht  'Fon 
lano')  gefundenen  Tcrracolten  zur  Sprache. 

")  Etruskische  Funde.  Aus  a)  Targulnli  liegen  jetzt  die 
schönen  Mcl.iü.irfx-ilcri  der  von  Herrn  Bazzichelli  im  Jahr  1855  voll- 
führten und  damals  wenig  beachteten  Ausgrabung  (Bull.  1855  p.  VU. 

Annali    1860   p.  i7'Jss.)   uns   vor;    QU9  b)    Villi!  sind  ebenfalls   keine 

neueren  Funde  als  die  der  letzten  Francoiwchen  Ausgrabung  Anh. 
Anz.  1860  S.  105")  kund  geworden.  Mehr  ist  in  .Irr  Umgegend  von 
i  Boltena  (Bull.  1860  p.  I06ss.  Monteflaacone) ,  ton  d<  C/iiusi 
Ball.  1860  p.  80ss.)  und  von  e)  Vollerra  (Bull.  1860  p.  183ss.\ 
an  den  beiden  letzteren  Orten  uii  hl  "I Erfolg,  nachgegraben  wor- 
den.    Die   Ausgrabungen  von  f)  Ametta  haben  allerlei  antike  Gegen- 


stände gemischten  und  durchgängig  späten  Charakters  ans  Licht  ge- 
bracht (Bull.  1860  p.  H8ss.l,  dagegen  der  Boden  g)  des  alten 
Falerii  die  neuerdings  mehr  besprochenen  inschriftlichen  Reste  falis- 
kischer  Sprache  (Annali  1860  p.  211ss.)  als  schätzbaren  Beitrag  zur 
Kenntniss  italischer  Dialekte  geliefert  hat. 

'■)  Oberitalien.  Aus  a)  Carrara  ward  ein  erheblicher  Münz- 
fund berichtet  (Bull.  1860  p.  132ss.  200ss.).  Aus  b)  Wülsth-Tyrol 
ward  der  Torso  eines  Merkurs,  gefunden  zu  Kurtasch  bei  Botzen 
(Augsb.  Allg.  Zeit.  1860  no.  110),  aus  r)  der  italienischen  Schweiz 
Pfahlbauten  erwähnt,  die  man  den  Freunden  so  uralter  Uebcrreste 
jetzt  an  der  Südseite  des  Lago  maggiore  nachweist  Revue  archeo- 
logique  1860.  11  p.  431). 

n)  Sardische  Ausgrabungen:  Arch.  Anz.  1860  S.  77*  BT. 

,4)  Schweiz.  Der  Pfahlbauten  zu  geschweigen,  die  an  den 
Seen  der  Schweiz  jetzt  so  vielfach  nachweislich  sind  und  bis  auf  die 
transalpinische  Seite  hinüberreichen  (Anm.  12c),  fehlt  es  auch  nicht 
leicht  an  römischen  Funden;  Inschriften  aus  Vindonissa  wurden  er- 
wähnt (Arch.  Anz.   1860  S.  83*). 

rs)  Gallische  Ausgrabungen  römischer  Denkmäler  haben  zu 
a)  Vienne  theils  den  schon  früher  berührten  Fund  eines  Kopfes  aus 
Bronze  (Bull.  p.  217;  Arch.  Anz.  1860  S.  7*  Anm.  24d),  theils 
einen  neulich  entdeckten  Ueberrest  gefälliger  Wandmalerei  zum  Vor- 
schein gebracht  (Revue  arch.  1861  I,  SS);  in  der  Stadt  »)  Kheims 
ward  ein  ansehnliches  auf  Circusspiele  bezügliches  Mosaik  entdeckt 
(Revue  arch.  1860  II,  434  s.  unten  Anm.  45),  welches  dem  antiqua- 
rischen Eifer  jener  Stadt  und  Umgegend  neuen  Aufschwung  zu  geben 
scheint.  Ein  römisches  Castrum  ward  zu  c)  Saint e-Germaine  süd- 
lich von  Bar-snr-Aube  nachgewiesen  (Bull,  des  antiquaires  de  France 
1860  p.  i3);  eine  auf  die  Göttin  Epona  gedeutete  Gruppe  aus  Erz 
ward  zu  d)  Loisia  im  Canton  Sainte-Amour,  im  Gebirgsstrich  des 
Jura,  gefunden  (Revue  arch.  1860  11,281).  Celtisch-römische  Grab- 
hügel bat  Herr  von  Saulcy  in  der  Gegend  von  e)  Contrexeville  er- 
öffnet (Revue  arch.  1860  II,  200);  ein  celtisches  ustrinum  ward  zu 
f)  Vilienettpe-le-Rni,  Seine-et-Oise,  untersucht  (Revue  arch.  1S60  II, 
431s.).  Frühere  Grabungen  verwandter  Art  sind  g)  in  der  Zeit- 
schrift ['Institut  1859  p.  286  (Fontaine-deranl-Dini,  Brunenberg) 
verzeichnet.  Einiges  celtisches  Gcräth  hat  auch  A)  die  Ausschläm- 
mung der  Seine  an  mehreren  Orten,  namentlich  zu  Bercy  ans  Licht 
gebracht  (Revue  arch.  1860  II,  129).  Zu  diesen  verschiedenen  Fun- 
den ist  endlich  i)  im  Monat  August  vorigen  Jahres  mitten  in  Paris 
auf  der  place  Sainl-Michet,  wo  man  gemeinhin  ein  von  Julian  her- 
rührendes Gebäude  voraussetzt,  der  imposante  Fund  von  1600  Gold- 
münzen der  früheren,  von  Caesar  bis  Commodus  reichenden  Kaiser- 
zeit,  vielleicht  aus  der  Kriegskasse  einer  römischen  Legion,  nachge- 
folgt (Revue  num.  1860  p.  341  ss.). 

,6)  Römisches  in  Afrika.  Die  antiquarische  Ausbeutung 
Algeriens  schreitet  fort.  Der  einzelnen  Erfolge  zu  geschweigen,  welche 
besonders  im  'Annuairc  de  la  socic'te  arch.  de  Constanline'  ver- 
zeichnet sind,  genügt  hier  die  Erwähnung,  dass  Herr  Gaerin,  von 
der  französischen  Regierung  dorthin  gesandt,  400  Inschriften  zurück- 
gebracht haben  soll  (Revue  arch.   1860  II,  359). 

")  Römisches  im  Norden.  In  Ermangelung  neuerer  Aus- 
grabiingsberichte  aus  England  sind  die  Nachrichten  uns  doppelt  will- 
kommen, die  über  Fortgang  und  Ergebniss  der  in  den  Torfmooren 
Schleswigs    geführtes  Ausgrabungen    in    unsrer  Beilage  4    sich    geben 

hissen. 

")  Aus  den  Ilhcinlan  den  sowohl  als  aus  den  benachbarten 
Flussgehieten  vormaliger  römischer  Ansiedlung  gehen  Jahr  aus  Jahr 
ein  viele  römische  Ueberreste  hervor,  ohne  dass  es  uns  leicht  ge- 
rn.ich!  wird  dieselbe  zu  überschauen,  was  freilich  auch  mehr  von 
vaterländischen  Geschichtsvercincn  und  deren  etwanigem  Gesamtorgan 
als  an  dieser  Stelle  erwartet  werden  kann  Erhebliche  Funde,  deren 
wir  uns  erinnern,  sind  die  jetzt  im  Mainzer  Museum  befindliche  Con- 
sularinschnft  aus  Rottenburg  (Arch.  Anz.  S.  74*)  und  die  am  Hup- 
pertsberg  bei  Bingen  aus  einem  alirömischen  Gräberplalz  hervorge- 
zogenen ansehnlichen  Grabsteine,  welche  zum  Theil  mit  Inschriften 
orientalischer  Rogens  liützen  versehen  sind  (Rhein.  Jalnbb.  XXVIII. 
S.  7911'.). 

'')  Ans  den  I)  ona  nlände  rn  pflegen  die  antiquarischen  Be- 
richte spät  einzutreffen ,  welche  jedoch  voll  Herrn  F.  Kenner  mit 
der  unsern   Lesern   bekannten  (Arch.  Anz.   1860  S.  24*11.)    Umsicht 


129< 


130* 


und  Sorgfalt  zum  Behuf  seiner  Chronik  der  archäologischen  Funde 
des  österreichischen  Kaiserstaats  in  Forlsetzung  von  J.  Seidels  Arbeil 
gesammelt  werden;    ein   von   ihm   neulich  erschienenes  Heft  umfasst 


allerdings  erst  die  Funde  des  Jahres  1859.  Dass  auch  Serbien  uns 
manche  Ausbeute  gicht,  erfuhren  wir  zuletzt  durch  die  Reiseberichte 
von  //.  Köler  (Arch.  Anz.  1860  S.  83*)  aus  dem  Jahre  1856. 


II.     Beilagen  zum    Jahresbericht. 


1.     Aus  Aegypten. 

Die  wundersame  Thätigkeit  des  Herrn  Marielle  dauert 
fort  und  hat  auch  im  letzten  Jahr  ihre  Früchte  getragen. 
Nach  aller  Ausbeutung  ägyptischer  Paläste  und  Gräber 
durch  europäische  Alterthumsfreuude  und  Spekulanten 
sollten  wir  es  erleben,  dass  ein  dortiger  Vicekünig  die 
reiche  Nachlese  hält  die  allerorts  noch  immer  ihm  zu 
Gebote  steht  und  dass  ein  Beamter  des  Louvre  mit  aller 
Einsicht  und  Rüstigkeit  in  seinen  Diensten  bemüht  ist  in 
Kairo  ein  Museum  ägyptische!  Alterthümer,  allen  bishe- 
rigen Sammlungen  überlegen,  zu  schaffen.  Wie  vor  einigen 
Jahren  das  Serapeuin  und  das  Pyramidenfeld  von  Memphis, 
sind  auch  noch  neuerdings  die  Ruinen  von  Memphis  selbst  für 
jenes  neue  Museum  ergiebig  geworden,  gleichzeitig  aber 
auch  mancher  andere  Mittelpunkt  ägyptischer  Kunst  in 
Unter-  und  Oberägypten,  namentlich  Tanis,  Abydos,  Edfu 
und  Theben  zur  neuen  Fundgrube  für  Herrn  Mariettes 
Nachforschungen  geworden.  Briefliche  Mittheilungen,  in 
der  Revue  archeologique  (1860.  II  p.  17ss.  207s.  1861.  I 
p.  97 ss.  Vgl.  Bull,  dell'  Inst.  1860  p.  129ss.)  abgedruckt, 
haben  uns  über  seine  jüngsten  Erfolge  in  Kenntniss  gesetzt 
und  gestatten  uns  dieselben  in  summarischer  Kürze  auch 
hier  zu  erwähnen. 

Wir  erfahren  zunächst,  wie  glücklich  Herr  Mariette 
das  grosse  Gräberfeld  der  Pyramiden  ausbeutete.  Bei 
der  Pyramide  von  Gizeh,  wo  er  vor  jetzt  acht  Jahren  auf 
Kosten  des  Herzogs  von  Luynes  die  grosse  Sphinx  aus- 
grub und  dereu  Zusammenhang  mit  dem  ursprünglichen 
Felsen  nachwies,  hatte  ganz  nahe  an  der  Sphinx  ein  Tempel 
von  rothem  Granit  und  Alabaster  sich  aufgefunden,  des- 
sen Ausbeutung  erst  jetzt  möglich  geworden  ist.  Ein 
Schacht  inmitten  dieses  Gebäudes  verbarg  sieben  Sitzbilder, 
meist  aus  grüner  Breccia  gearbeitet,  des  Königs  Chephren; 
zwei  dieser  Statuen  sind  wohl  erhalten  und  tragen  den 
Namen  jenes  der  vierten  Dynastie  angehörigen  Königs  an 
sich.  Ausserdem  vernehmen  wir,  dass  die  grosse  Menge 
kleinerer  Gegenstände,  namentlich  der  Schmucksachen  und 
Anmiete  von  seltenem  Stein,  welche  dem  neuen  Museum 
zu  Kairo  aus  der  Pyramidengegend  zugingen,  sehr  werth- 
voll  sei,  und  werden  zugleich  durch  die  Bemerkung  über- 
rascht dass  gleichartige  Funde,  namentlich  von  seltener 
Steinart,  nur  aus  dieser  Gegend  Aegypteus,  nicht  aber  aus 
den  Gräbern  von  Theben  und  sonstigen  Orten  Oberägyp- 
tens hervorgegangen  sind. 

Aus  den  Grabungen  zu  Sulcaruh  ist  ein  wichtiges 
historisches  Denkmal  gewonnen  worden,  ein  Gegenstück 
zu  der  Tafel  von  Abydos,  ebenfalls  enthaltend  eine  Reihe 
ägyptischer  Herschernamen,  in  zwei  Reihen  vertheilt  ihrer 
vierzig,  unter  denen  nicht  weniger  als  zwölf  bisher  unbe- 
kannte sich  befinden,  von  denen  einer  mit  dem  Mane- 
thonischen  Mie'bis  aus  der  ersten  Dynastie,  andre  mit  dem 
Necherophes  aus  der  dritten  und  dem  Ratoiches  aus  der 
vierten  zusammengestellt  werden  (Rev.  arch.  1860  II,  21). 
Dass  zwischen  der  sechsten  und  elften  Dynastie  kein  Name 
steht,  erweist  nach  Herrn  M.  den  chronologischen  Cha- 
rakter dieser  Liste,  von  welcher  die  Herseher  einzelner 
Landschaften    ausgeschlossen    blieben.    —    Ebenfalls    aus 


Sakarah  sind  ungefähr  zwanzig  Statuen  uralten  Styls  ge- 
wonnen worden,  die  man  der  berühmten  Statue  des  Gram- 
mateus  im  Louvre  gleichstellen  kann.  Polychromie  war 
mit  dieser  ältesten  Skulptur  durchgängig  verbunden,  zu 
welcher  man  auch  farbige  Steinarten,  namentlich  Quarz, 
anwandte  (Revue  arch.  a.  O.). 

Zu  Abydos  ist  im  grossen  Tempel  langsam,  aber 
mit  sichtlichem  Erfolg  gegraben  worden.  Die  Ausbeute 
besteht  in  140  Wandmalereien.  Mau  würde  ausserdem 
noch  eine  grosse  Anzahl  wichtiger  Stelen  hinzufügen  kön- 
nen, welche  man,  vermuthlich  Dekrete  enthaltend,  an  einer 
ansehnlichen  Unifangsmauer  des  Tempels  angelehnt  fand; 
doch  sind  nur  sechs  derselben  hinlänglich  erhalten  um  ihre 
Lesung  zu  gestatten  (Revue  arch.  1860  II,  23ss.). 

Eine  wichtige  Leistung  ist  ferner  die  Aufräumung 
des  grossen  Tempels  zu  Edfu,  der  angeblich  neben 
der  späteren  Architektur  des  Tempels  zu  Denderah  für 
den  erhaltensten  aller  ägyptischen  Tempel  gelten  darf. 
Herr  M.  hat  hier  mit  einer  der  Gewalt  seines  Pascha 
würdigen  Energie  Bahn  gehrochen.  Das  Dorf,  welches 
diesen  Tempel  vorher  unzugänglich  machte,  bestehend  aus 
64  Hütten  welche  die  Plattform  bedeckten  und  noch  28 
andern  in  der  Nähe  des  Tempels,  ist  niedergerissen  und 
überhaupt  ein  Kilometer  dortigen  Gebietes  gereinigt  wor- 
den, in  welchem  der  Aegyptolog  nun  40  zugänglich  ge- 
wordene antike  Gemächer  mit  ihren  Inschriften  und  Skul- 
pturen studiren  kann  (Revue  arch.   1860  II,  33 ss.). 

In  Theben  hatte  Herr  Mariette  an  drei  verschiedenen 
Hauptpunkten  Grabungen  eröffnet.  Gerade  hier  war  der 
vormalige  Reichthum  der  Paläste  und  Gräber  in  alter  und 
neuer  Zeit  stark  ausgebeutet  worden.  Zu  Medinet-Abu  wird 
der  Tempel  Ramses  des  Dritten  allmählich  neu  aufgeräumt. 
Zu  Gurnah  war  dies  in  den  Gräbern  von  Drah  -  Abu- 
Neggah  durch  eine  Räuberbande  geschehen,  deren  Ver- 
folgung durch  einen  inschriftlichen  Papyrus  bezeugt  ist 
und  in  Uebereinstimmung  mit  demselben  sich  nachweisen 
lässt.  Zu  Kuriuik  ist  die  ansehnliche  Wand  frei  gelegt 
worden,  deren  grosse  auf  Tutmes  den  Dritten  und  dessen 
Feldzüge  bezügliche  Inschrift  zum  Theil  nach  Paris  ver- 
setzt ist  (Revue  arch.  1860  II,  25 ss.). 

Ein  neuester  Bericht  des  Herrn  Mariette  (Revue  arch. 
1861  I,  97ss.)  macht  mit  den  Grabungen  vou  Tanis  im 
nordöstlichen  Niederägypten  uns  bekannt.  Dieser  Ort,  der 
auch  den  Doppelnamen  Hu-uar  oder  ylituris  geführt  haben 
soll,  wird  für  einen  wichtigen  Befestigungspunkt  der  Hyk- 
sos  gehalten,  worauf  auch  die  neuesten  Funde  bezogen 
werden.  Obenan  steht  die  Entdeckung  von  vier  Sphinxen 
(Rev.  arch.  a.  O.  p.  105  s.),  deren  Gesichtsbildung  laut 
der  davon  gegebenen  Zeichnung  (pl.  4  und  5)  seltsame 
Züge  darbietet  und  deren  darauf  befindliche  Namens- 
inschrift, wie  wir  erfahren,  auf  den  semitischen  Apophis 
hinweist.  Herr  Mariette  hat  an  diesen  Namen  zugleich 
die  Auslegung  einer  schon  früher  bekannten  aber  an- 
ders gedeuteten  Statue  geknüpft ,  welche  an  einer 
Stelle  den  Namen  Ra  -  smenkh  -  ka,  an  einer  andern 
den  semitischen  Herscher  Apophis,  endlich  an  einer  drit- 
ten die  wiederum  spätere  Legende  Ramses  des  Zweiten 
enthält.     Weit  aussehende  Combinationen  haben  an  diese 


131< 


132* 


Denkmäler  sich  geknüpft,  bei  denen  Herrn  Mariettes  Phan- 
tasie sogar  den  Vertrauten  des  biblischen  Pharao,  den 
Erzvater  Joseph  betheiligt  sieht.  Man  wird  dies  mit  un- 
gläubiger Heiterkeit  vernehmen,  zugleich  aber  auch  der 
Thatsache  nicht  widerstreben  wollen,  dass  grosse  Rüthsel 
ägyptischer  Geschichte  und  Zeitrechnung  im  Fortgang 
jener  Entdeckungen  theils  neu  sich  aufthun,  theils  ihrer 
Lösung  zugeführt  werden. 

Glücks  genug  dass  der  Unternehmungsgeist  des  mu- 
selmännischen  Kunstbeschützers,  dem  jene  grossartigen 
Funde  zu  bleibendem  Ruhm  gereichen ,  noch  keineswegs 
gelähmt  erscheint.  Herrn  Mariettes  wohlüberlegte  und 
ausdauernd  fortgeführte  Grabungen  werden  zu  gleicher 
Zeit  an  verschiedenen  Orten,  im  Delta  allein  an  sieben 
Hauptorten  (Suis,  Tunis,  Thmuis,  Kijnopolis,  Bubastis, 
Atbribis  und  Heliopolis)  fortgesetzt  und  das  ägyptische 
Museum  zu  Kairo  geht  in  grossartigem  Plan  und  Um- 
fang seiner  Durchführung  entgegen  (vgl.  Revue  arch.  1860 
II,  207). 

[In  der  Sitzung  der  archäologischen  Gesellschaft  zu 
Berlin  vom  5.  Februar  d.  J.  (deren  Bericht  erst  in  einem 
späteren  Stück  dieser  Zeitung  gegeben  werden  kann) 
hob  Herr  Lepsius  die  interessante  Seite  des  von  Herrn 
Marieitc  in  Tanis  ausgegrabenen  Androsphinr  mit  Löwen- 
mähne hervor,  war  aber  keineswegs  einverstanden  mit  den 
von  ihm  an  dieses  Denkmal  geknüpften  Erklärungen  und 
Folgerungen.  Von  den  Inschriften  dreier  Könige,  die  sich 
auf  der  Statue  finden,  könne  die  auf  der  Schulter  schlecht 
eingekratzte  eines  Königs  Apepa  sicherlich  am  wenigsten 
die  des  Errichters  sein;  auch  sei  der  bekannte  Hyksos- 
könig  Apophis  nicht  der  Pharao  des  Joseph  gewesen,  auf 
dessen  ministeriellen  Befehl  die  Statue,  wie  Hr.  M.  zu 
glauben  geneigt  sei,  als  Porträt  jenes  Pharao  gearbeitet 
sein  solle.  — ■  Die  ausserdem  erwähnte  Statue  eines  sonst 
unbekannten  Königs,  die  schon  Burton  aufgefunden  habe, 
sei  von  Hr.  L.  nicht,  wie  hier  irrig  gesagt  werde,  bei 
seiner  Anwesenheit  in  Tanis  übersehen,  sondern  beide 
Inschriften,  namentlich  die  mit  der  neuen  Sphinxinschritt 
wahrscheinlich  identische  Apepa  -  Legende  jener  Statue 
zweimal  (Denkmäler  111,259;  Königsbuch  no.  22G)  nach 
seinem  Papierabdrucke  genau  publicirt  und  (Königsb.  p.44) 
ausführlich  besprochen  worden.  In  ■  der  Publication  des 
Hrn.  M.  (p.  102)  sei  eine  zum  Verstündniss  unentbehr- 
liche Hieroglyphengruppe  weggelassen  worden  ,  daher 
auch  die  Uebersetzung  der  Inschrift  eine  unrichtige  sei. 
Hr.  L.  hoffte  seine  Ansichten  über  die  Hyksos  und  ihre 
Zeiten  mit  Bezug  auf  die  neuesten  Entdeckungen  und  Er- 
klärungen anderer  Gelehrten  bald  an  andrer  Stelle  im 
Zusammenhange  darzulegen.]  —  In  ähnlicher  Weise  hat  nun 
auch  der  Vicomte  de  Rouge  in  einem  lesenswerthen  aka- 
demischen Vortrag,  den  uns  das  Märzheft  der  Revue  ar- 
chiiologique  p.  248  —  251  soeben  bringt,  die  Folgerungen 
beschränkt  welche  Herr  Mariette  beim  ersten  Eindruck  sei- 
ner merkwürdigen  Entdeckung  daraus  zog. 


2.     Phönicische  Ausgrabungen. 

Während  Herr  Mariette  Aegypten  ausbeutet  ist  ein 
andres  Mitglied  der  pariser  Gelehrtenwelt,  der  Orien- 
talist Renan,  in  Auftrag  des  Kaisers  der  Franzosen 
mit  antiquarischen  Nachforschungen  auf  phönicischem 
Boden  beschäftigt.  Seine  Mittheilungen  vom  4.  Dccember 
v.  J.  (Revue  arch.  18G1  I,  171  ss.)  machen  uns  mit  den 
bereits  eröffneten  Ausgrabungen  von  Byblos  (l)jebeil) 
bekannt.     Man   hat   sich  dorthin   zuerst  gewandt,  um  die 


grossen  dargebotenen  Mittel  für  den  minder  zugänglichen 
uud  bisher  auffallend  wenig  bereisten  Landstrich  der  Kü- 
stengegend des  Libanon  zu  benutzen.  Zu  der  grossen 
Anziehungskraft,  welche  Byblos  nach  seinen  zu  Tage  lie- 
genden örtlichen  Spuren  als  der  vormalige  Schauplatz  ge- 
heiligter Stätten  und  Pilgerfahrten  aus  römischer  Zeit  dem 
prüfenden  Forscher  noch  heute  darbietet,  war  für  Herrn 
Renan  der  Umstand  entscheidend,  dass  inschriftliche  Funde, 
meistens  in  griechischer  Sprache,  hier  mehr  als  anderwärts 
im  phönicischen  Küstenland  zu  erwarten  stehn.  Im  Corpus 
inscriptionum  Graecarum  ist  nördlich  über  Berytos  hinaus 
keine  einzige  Inschrift  dieser  Gegend  gegeben;  Herr  Renan 
hat  alsbald  25  Inschriften  gefunden,  von  denen  die  Hälfte 
aus  christlicher  Zeit  und  minder  erheblich,  6  —  8  andere 
aber  wichtig  und  inhaltreich  sind.  Das  Verhältniss  einer 
sehr  gemischten,  namentlich  überwiegend  ägyptischen  Be- 
völkerung spricht  in  Byblos,  wie  man  es  nach  Philon  und 
nach  dem  Verfasser  der  Schrift  von  der  syrischen  Göttin 
erwarten  konnte  und  wie  es  Herr  Renan  noch  in  den 
heutigen  Bewohnern  wiedererkennt,  in  schriftlichen  und 
Kunstdenkmälern  sich  aus;  mehrere  Skulpturen  solchen 
Schlages,  denen  auch  eine  leider  zertrümmerte  Sphinx  an- 
gehört, sollen  jener  Behauptung  zur  Stütze  gereichen.  Den 
Namen  einer  &ta  NiatnTiiTig  hat  Herr  Renan  gleich- 
falls den  Aegyptologen  überwiesen.  Bei  solchem  Ueber- 
mass  ägyptischer  Spuren  befremdet  bis  jetzt  der  auffallende 
Mangel  an  Ueberresten  des  Adouisdienstes,  dagegen  als 
häufigster  inländischer  Gott  der  Samcmrum  oder  Ztvg 
vxjjovQÜviog  des  Philon  sich  zu  erkennen  giebt,  wie 
denn  die  Inschriften  Zeug  inovQaviog,  ferner  ±/it  ovgu- 
vi(t)  rUuaTit)  SuttQvatoi  imjxofo  und  ähnliche  dafür  zeu- 
gen. Es  war  dies  vermuthlich  der  El  oder  Baal  von 
Byblos.  Zwei  schöne  Tempelgiebel,  beide  monolith,  der 
eine  in  Djebe'fl,  der  andre  in  der  Umgegend,  beweisen 
ihren  punischen  Ursprung  durch  die  von  Philon  als  phö- 
nicisch  bezeichnete  geflügelte  Kugel,  obwohl  das  eine 
dieser  Denkmäler  zugleich  von  der  griechischen  Inschrift 
eines  Dionysios  begleitet  ist  und  vielmehr  auf  ägyptische 
Herkunft  zurückweist. 

Die  phönicische  Kunst,  bemerkt  Herr  Renan,  hat  im 
Gegensatz  so  später  Denkmäler  nicht  wenige  alte  und 
achtbare  Spuren  zurückgelassen:  manches  Felsendenkmal 
(ces  travaux  executes  dans  le  roc  iju'on  rencontre  ici  « 
chaque  />«*•) ,  dazu  Nekropolen,  Wasserbehälter,  denen  zu 
Jerusalem  vergleichbar,  endlich  die  monolithen  oder  unter- 
irdischen Tempel ,  welche  Herr  Renan  als  die  meistens 
nur  überbaute  und  umgeformte  altphönicische  Grundlage 
der  meisten  heutigen  Kirchen  und  Kapellen  jenes  Landes 
betrachtet.  Es  wird  dies  mit  aller  Anerkennung  ansehn- 
licher aus  grossen  Werkstücken  erbauter  Denkmäler  der 
Römer-  und  Seleucidenzeit,  namentlich  des  Tempels  zu 
Deir-el- Kala  und  eines  grossen  Gebäudes  zu  Djonni, 
geäussert. 

In  einem  späteren  Bericht  vom  16.  Januar  d.  J.  (Re- 
vue archeol.  1861  I,  174)  werden  mehrere  der  ausgegra- 
benen Gegenstände  näher  bezeichnet.  Ausser  mehreren 
Arcbitekturfragmenten  wird  ein  Relief  von  durchaus  assy- 
rischem Charakter,  einen  Löwen  darstellend,  gerühmt. 
Unter  den  vorgefundenen  Inschriften  ist  bis  jetzt  nur  eine 
einzige  stark  verstümmelte  mit  phünieischer  Schrift,  der 
hebräischen  sehr  ähnlich,  zum  Vorschein  gekommen.  Dass 
sich  neuerdings  Sarkophage  mit  punischen  Inschriften  ge- 
funden haben  (angeblich  durch  einen  Herrn  Dttrinyliello), 
wird   in  Abrede  gestellt. 

Weitere  Ausgrabungen  dieser  französischen  Expedition 
des  Herrn  Renan  sollen  zunächst  zu  Sidon  (Sa'ida),  dann 
auch  in  Sur  und  Tortosa  ausgeführt  werden. 


133< 


134* 


III.    Wissenschaftliche   Vereine. 


Rom.  In  der  Sitzung  des  archäologischen  In- 
stituts vom  21.  December  1860  theilte  Pater  Garrucci 
eine  Abschrift  eines  in  Falerii  gefundenen  Steines  mit, 
der  durch  die  Erwähnung  einer  von  Vespasian  und  Titus 
per  censuram  verliehenen  hasta  pura  besonderes  Interesse 
erregte.  —  Darauf  las  Herr  Benzen  über  die  barberini- 
scheu  Fragmente  der  Triumphalfasten.  Durch  eine  neue 
Anordnung  der  verschiedenen  Fragmente  war  es  möglich 
geworden,  das  Datum  mehrerer  Triumphe  genauer  als 
bisher  zu  bestimmen.  Pater  (larrucci  hol)  noch  hervor, 
wie  die  fehlerhafte  Orthographie  und  die  rohen  Schriftzüge 
das  Monument  für  Privatgebrauch  bestimmt  erscheinen 
lassen.  —  Herr  Brunn  sprach  über  eine  Vulcenter  Vase, 
die  die  Begegnung  des  Menelaos  mit  der  Helena  nach 
der  Einnahme  von  Troja  darstellt;  von  den  zwei  ver- 
schiedenen Arten  diese  Scene  aufzufassen,  welche  durch 
mehrere  zum  Theil  unedirte  Vasenzeichnungen  erhärtet 
wurden,  ist  hier  diejenige  besonders  ausführlich  ausgemalt, 
wo  Menelaos  von  der  Schönheit  der  Helena  geblendet  das 
schon  gezückte  Schwert  fallen  lässt;  es  sind  hier  nemlieh 
noch  Aphrodite  und  Apollo  zugegen,  ausserdem  drei  Be- 
gleiterinnen der  Helena,  deren  eine  als  Antiope  bezeichnet, 
endlich  eine  vierte  ruhig  sitzende  weibliche  Figur,  von 
Herrn  Brunn  als  Peitho  gedeutet. 

In  der  Sitzung  vom  28.  December  1860  zeigte  Pater 
Garrucci  das  Facsimile  einer  kürzlieh  gefundenen  griechi- 
schen Inschrift  aus  später  Zeit,  die  Interesse  verdiene 
durch  das  sonst  seltene  EIlhFPA'PA  analog  dem  La- 
teinischen ebenfalls  nicht  häufigen  scripsit  oder  inscripsit. 
Sodann  brachte  er  eine  genauere  Abschrift  einer  von  Hen- 
zen  in  den  Annali  1855  publicirten  lateinischen  Inschrift 
bei,  in  der  er  einen  aedituus  aedis  Cusloris  Poüucis  in  mu- 
nieipio  Tusculuiio  sowie  einen  muglstcr  ad  Martern  Prae- 
nestinum  erkannte.  Herr  Conze  nahm  darauf  das  Interesse 
der  Anwesenden  für  die  Durchzeiehnungen  dreier  sehr 
alterthümlieher  in  Milo  gefundenen  und  jetzt  in  Athen 
befindlichen  Vasenbilder  in  Anspruch.  Zwei  derselben 
boten  eigenthümliche  Ornamente  in  Verbindung  mit  orna- 
mental gehaltenen  Jünglingsgestalten  zu  Pferde  dar;  die 
dritte  zeigte  ausserdem  am  Halse  des  Gefüsses  einen  Kampf 
zweier  Krieger,  von  zwei  Frauen  begleitet,  und  auf  dem 
Bauche  desselben  ein  geflügeltes  Viergespann,  bestiegen 
von  drei  Figuren,  vor  denen  eine  vierte  weibliche  Figur. 
Herr  Conze  glaubte  in  letzterer  den  Typus  der  asiatischen 
Artemis  zu  erkennen ,  während  er  in  der  einen  der  drei 
Figuren,  die  eine  Lyra  hielt,  einen  Apollo  erblickte.  Herr 
Brunn  machte  noch  auf  die  Wichtigkeit  dieser  ältesten 
aller  ihm  bekannten  Vasenbilder  aufmerksam ,  die  keines- 
falls jünger  als  Ol.  30  sein  dürften.  —  Sodann  besprach 
Herr  Detlefeen  die  von  Heuzen  (Orelli  6011)  nicht  völlig 
genau  publicirte  Inschriit  des  Clesippus  Geganius,  welche 
er  selbst  in  Mesa  gesehen  und  aufs  Neue  abgeschrieben 
hatte,  und  für  deren  Erklärung  er  auf  Pliu.  XXXIV,  3,  6 
aufmerksam  machte.  —  Desgleichen  legte  Herr  Benzen  eine 
genauere  Copie  der  Gruter'schen  Inschrift  192,  5  vor, 
durch  welche  für  den  Kaiser  Tacitus  der  Beiname  Go- 
thicus  festgestellt  wird.  —  Schliesslich  sprach  Herr  Brunn 
über  einige  bisher  nicht  genügend  erklärte  etruskische 
Vasen,  deren  gemeinsame  Vorstellung  er  auf  die  Begeg- 
nung des  Oedipus  mit  dem  La'ios  deutete,  welche  Scene 
man  auch  auf  einem  etruskiseben  Sarkophag  des  vatika- 
nischen Museums  erkennen  müsse. 

In  der  Sitzung  vom  4.  Januar  1861  führte  Herr  Brunn 


zur  nachträglichen  Bestätigung  seiner  in  der  letzten  Sitzung 
vorgetragenen  Deutung  einiger  etruskischen  Vasen  die  Er- 
zählung des  Dygin  an,  dass  Oedipus  durch  ein  Rad  des 
Wagens  des  La'ios  am  Fusse  verletzt  worden  sei.  —  Pater 
Garrucci  sprach  über  die  griechische  Inschrift  im  C.  I. 
Gr.  5858.  Nach  einer  genauen  Copie  von  A.  de  Jorio  sei 
der  fragmentirte  erste  Buchstabe  nicht  O  sondern  £i,  also 
der  Dativ  der  Gottheit,  der  das  Monument  geweiht  war; 
er  schlägt  vor  Anölliovi  Kvfmt]ip  Atxftog  E'i'og  Ilamov. 
Dann  handelte  er  von  einer  Inschrift  einer  Saturnia  For- 
tunata  aus  Saturnia,  die  aber  auf  demselben  Stein  auch 
Publicia  Fortunata  genannt  wird,  welchen  merkwürdigen 
Umstand  er  durch  den  Gebrauch  erklärte,  die  Freigelas- 
senen von  Municipien  oder  Colonien  bald  nach  diesen 
Gemeinden  zu  nennen,  bald  Publicius,  Publicia.  Zugleich 
legte  er  folgende  neue  Inschrift,  ebenfalls  aus  Saturnia  vor ; 

D  •  M 

SABINAE 

CARPVS  ■  ACT 

CONIVGI  SVAE 

INCOMPARABILI  .  FEC 

IT.  VIXIT  AN.  XX.  M.  V 

QVAE  VIXIT  AN 

XXX.  M.  VI. 

Herr  Magmissen  hatte  eine  Silberplatte  ovaler  Form  zur 
Stelle  gebracht,  die  auf  der  einen  Seite  eine  Mithrasdar- 
stellung  eingeschnitten  zeigte,  auf  der  anderen  eine  He- 
kate,  eine  andere  weibliche  Figur  und  einige  griechische 
Buchstaben.  Es  wurde  damit  ein  in  Gerhards  archäol. 
Zeit.  Taf.  LXV  publicirtes  Monument  verglichen;  auch 
erinnerte  man  sich  eines  ähnlichen  verwichenes  Jahr  vom 
Abt  Racki  vorgelegten  Denkmals,  sowie  eines  Borgiani- 
schen  Bleis.  —  Herr  Conzc  zeigte  Zeichnungen  von  zwei 
Terracotta-Reliefs  der  Insel  Melos  vor,  deren  eines  die 
Begegnung  des  Orestes  und  Pylades  mit  der  Elektra  am 
Grabe  des  Agamemnon  darstellt,  das  andre  nach  Herrn 
Conze's  Deutung  Orestes  von  Elektra  angetrieben  den 
Mord  des  Vaters  zu  rächen,  nach  Herrn  Brunns  wider- 
sprechender Meinung  hingegen  Orestes  bei  den  Tauriern 
von  einem  Wuthanfall  heimgesucht  und  dabei  von  Iphi- 
genia  getröstet. 

Die  Sitzung  vom  10.  Januar  1861  eröffnete  Herr  von 
Rcumont  mit  einer  dem  Andenken  König  Friedrich  Wil- 
helms IV.  gewidmeten  Ansprache,  in  dankbarer  Erinnerung 
wie  des  hochseligen  Königs  Majestät  Künste  und  Wissen- 
schaften beschützt  und  insbesondere  auch  das  archäolo- 
gische Institut  gegründet,  und  huldreichst  fortdauernd  ge- 
fordert habe.  Darauf  sprach  Pater  Garrucci  über  das  häufige 
Vorkommen  derselben  Formeln ,  ja  zuweilen  derselben 
Epigramme  auf  lateinischen  Sepulkralsteinen  und  gab 
Nachträge  zu  den  bezüglichen  Sammlungen  Leblants.  — 
Herr  Pettegrini  zeigte  eine  kleine  Stuckform  vor,  die  in 
der  Nähe  einer  seiner  Vignen  vor  Porta  Portese  gefunden 
war  und  einen  Theil  des  flavianischen  Amphitheaters  mit 
genauer  Angabe  der  Stockwerke  darstellt.  Herr  Benzen 
theilte  sodann  die  neugefundene  Inschrift  des  von  Appins 
Claudius  Puleher  in  Eleusis  erbauten  Propyläums  mit, 
welche  er  als  durchaus  mit  den  historischen  Nachrichten 
übereinstimmend  nachwies  und  demgemäss  zu  ergänzen 
versuchte.  Schliesslich  legte  Herr  Michaelis  Zeichnungen 
von  einigen  Vasen  aus  Athen  vor,  deren  eine  Namen  ver- 
schiedener Personen  ohne  die  betreffenden  Figuren  darbot, 


135' 


136* 


eine  andere  die  Kämpfe  zwischen  Achill  und  Hektar, 
Ajax  und  Aeneas  wahrscheinlich  nach  der  Erzählung  von 
Stasinos  dargestellt  enthielt,  während  eine  dritte  vielleicht 
eine  Scene  des  Alltagslebens  zeigte.  Er  knüpfte  daran 
einige  allgemeine  Bemerkungen    über  die  attischen  Vasen, 


bei  denen  sich  alle  Epochen  der  Vasenbildung  vertreten 
fänden;  die  grössere  Feinheit  der  attischen  Vasen  vor  de- 
nen gleichen  Styls  in  Etrurien  und  Campanien  finde  ihre 
Erklärung  hinlänglich  in  dem  verschiedenen  Geschmack 
der  Käufer. 


IV.     N  e  u  e    Schriften. 


Monumenti  inediti  dell'  Instituto  di  corrispotidenza 
archeologica  per  l'anno  1860.  Roma  1860.  Zwölf  Blatt 
in  gross  Folio. 

Enthalten  nie  folgt:  Tav.  X.WVli.  XXXVIII.  Riti  bacchici  e 
conibattimcnto  di  Centauri,  pitture  d'un  vaso  della  Magna  Grecia 
[Sammlung  Campanaj.  —  X.W1V  Prometeo  e  Pandora  [Bronzene 
(".isla  im  Palast  Barberini].  —  XL.  Andromeda,  Perseo,  Fineu  [Des- 
gleichen]. —  XLI.  Phulerarum  argentea  exemplaria  [Die  Lauersforter 
Pbaleren,  nun  auch  in  Deutschland  von  0.  Jahn  behandelt].  —  XL1I. 
La  discesa  vulonlaria  di  Gore  agli  inferi  e  la  sua  dispula  cun  Venere 
sul  possesso  di  Adune  [Zwei  unteritalische  Vasenbilder].  —  XL11I. 
XL1V.  Sepulcro  scoperlu  sulla  Via  latina  [Der  Furtuuati'sche  Fund, 
durch  seine  mythologischen  Stuckreliefs  berühmt].  —  XLV.  Base  qua- 
drilatera  ornata  delle  ligure  di  quattro  divinitii,  e  bassorilievu  di 
Eleusi.  —  XLVI.  XLVII.  Scoperte  larquiniensi  [Goldscbmuck  und 
Erzreliefs  des  Herrn  Bazziebelh  zu  Viterho].  —  XLV1II.  Secchia  di 
hronzo  esistente  nella  Galleria  Doria. 


Annali  dell'  Instituto  di  eorrispondenza  archeologica. 
Volume  XXXII.  Roma  1860.  504  pngg.  nebst  tavole 
d'aggiunta  A— R.  8. 


Escavazioni  della  vigna  Bonelli 
1859  e  1860  [tav.  d'agg  B.): 
II.  Monumenti  a.  Scullura; 
Petersen,  p  121  — 128.  —  Co- 


Enthalten  wie  folgt:  I.  Scavi. 
fuori  della  porta  Portese  negli  aoni 
C.  L.  Visconti,  p.  113  —  430.  —  • 
Paride  ed  Elena  (tav.  d'agg.  C.):  E. 
percbio  di  un  sarcofago  chiusino  t  tav.  d'agg  N.):  G.  C.  Conestabiie, 
p,  346  —  348.  —  Sepulcro  scoperto  sulla  Via  latina  (Mun  vol.  VI, 
tavv.  XL1II.  XL1V;  law,  d'agg.  0.  P.  Q.):  E.  Petersen,  p  318  —  415.— 
Base  quadrilatera  ornata  delle  ligure  di  qualtru  divinila  (Mon.  vol. 
\l,  tav.  XLV,  1 — 4):  F.  T.  Welcher,  p.45l  —  453.  —  Bassorilievu 
di  Eleusi  (Mun.  vul.  VI,  tav.  XLV):  F.  T.  Welcher,  p.454— 472. 

I.  Bronzi  gruffili:  l'rumetcu  e  Pandora  (Mun.  vol.  VI,  tav.  XXXIX): 
H  Gnrrucci,  p.  'J'J  — 11(1.  —  Andrumeda,  Perseo,  Fineu  (Mon.  vul. 
VI.  tav.  XL):  H.  Qarrucct,  p.  Illi — 120.  —  Secchia  di  brunzu  esi- 
stente nella  Galleria  Duria  (Mun.  vul.  VI,  tav.  XLVII! J:  //.  Brunn, 
p.  195  —  502.  — c  Oggelli  in  melallo  ed  urnrin:  De  phaleris  et  de 
argenteis  carum  exemptaribua  band  procul  Calooe  et  aseiburgio  Ito- 
manorum  castellis  apud  Lanersfort  prscdiunj  anno  MDCCCLYIU  re- 
pertia  (Mun  vol.  VI,  tav.  XLI;  tav.  d'agg.  E):  .1  n<in,  p.  Hil  — 
204.  —    Scoperte    tarqutniensi    (Mon.  wl,  VI,  law.  XLVI.  XLVII): 

II.  Brunn,  p.  472—  493.  —  d.  Pilturu  rnsculure :  Ititi  bacchici  c 
combatlimento  di  Centauri,  pitture  d'un  vaso  della  Magna  Grecia 
(Mon.  vul.  VI,  lavv.XXXVU  XXXVIII;  tav.  d'agg.  A.  B  ) :  0.  Jahn, 
p.  5 — 22.  —  Le  dlparl  de  Ncoptolemc  pour  Troie  (tavv.  I  K.): 
1.  Hnuiez,  p.  293 — 301.       La  discesa  volontaria  di  Cure  agli  inferi 

e   la   sua    disputa    C00    Venire    sul    posceSSO    di   Adunc   (Mun.   vol.  VI, 

tav.  XLII):     /..   Btephnnt,    p    302      310    —   Borea    ed    Orizia  (tav. 

d'agg.  L.  M  ):  B.  Stark,  p.  320 — 3(5.  —  e.  Bptgrafia:  Scoperte  fa- 

e,  Bltkolo  primo  (law,  d'agg    F.G.H.):  R.  Qarrucct,  p.2ll  — 

-81 . III.  I.  e  tte  ra  iura.  Itituniu  all'  opera  de)  sig.  I.eun  Uenur 

e  iscrinont  dell' Algeria :  u  Benzen,  f. 23— 99. IV.  üsser- 

razioni.  De  comilio  Bomano  (tav.  d'agg  lt.  j:  u.  Detlefren, 
I    128 — 160.  —  I  duni  militari  de'  Bomani:  Q. Benzen,  p.  205— 210. 

in   numismaliche    speltanti    al   Manuale  d'  archeulogia   delle 
arti  d:  C.  0.  Müller;  C.  Cavedonl,  p.  281— 292. 


Die  Tavole  d'aggiunta  entbalteu  wie  folgt:  A.  Dettagli  del 
vaso  con  rappresentanze  di  riti  bacchici  e  combatlimento  di  Centauri.  — 
B.  Combattimento  di  Centauri,  vaso  del  Museo  Campana.  —  C.  Paride 
ed  Elena,  bassorilievo  esistente  al  Museu  lateranense.  —  D.  Pianta  del 
comizio  romano.  —  E.  Varj  monumenti  con  rappresentanze  di  falere. — 
F.  G.  H.  lscriziuni  falische.  —  1.  K.  Partenza  di  Neotlolemo,  vaso  del 
Museo  Campana.  —  L.  M.  Burea  ed  Orizia,  vaso  chiusino  della  col- 
leziune  Ciai.  —  N.  Coperchio  di  sarcofago  chiusino,  esistente  al  Museu 
dell'  liniversitu  di  Perugia.  —  O.  P.  Q.  Architettura  del  sepolcro  sco- 
perto sulla  Via  latina.  —  It.  Scullure  scoperte  alla  vigna  Bonelli. 


Bullettino  dell' Instituto  di  eorrispondenza  archeolo- 
gica per  l'anno  1860.     Roma  1860.  240  pagg.  8. 

Enthaltend  wie  folgt:  I.  Scavi  e  viaggi.  Scavi  del  sig.  Ma- 
riette  in  Egittu  (Uesjurdins)  p.  129 — 132;  del  sig.  Beule  a  Carta- 
gine  (id.)  p.  1.3 — 19.  Scoperta  del  Mausoleo  d'Alicarnasso  per 
mezzu  del  sig.  Newton  (Benzen)  p.  39  —  50.  Scavi  del  medesimo 
in  Alicarnasso,  Cnido  e  Brancbidae  (id.)  p.  103 — 112;  d'AIene 
(l'erranoglu,  Brunn)  p.  50  — 58;  209— 219;  d'Eleusi  (Conze,  Mi- 
chaelis) p  177 — 183;  di  Liune  (Maiiin-Daussigny)  p.  215 — 217; 
di  Ruma  [Pellegriui)  p.  12 — 14;  d'Amelia  (Eruli)  p.  118-122;  di 
Montefiascone  (Guluu)  p.  196.  197;  di  Volterra  (Cinci)  p.  183-195: 
di  Muro  [Magglulli]  p  38.  39;  di  Capua  (Gnrrucci)  p.  65.  66.  — 
Viaggi;  Antichita  d'AIene  (Michaelis)  p  113 — 118;  della  Spagna: 
I.  Barcelona  (Höftner)  p.  151  —  137;  IL  Tarragona (M.)  p.  161  —  170. 
Viaggi  in  Etruüa:    VIII.  Sarcofaghi  e  scullure    larquiniensi  (Brunn) 

p.  145 — 150. 11.  Monumenti.    a.   Architettura:  Grotta  del 

padighone  a  Norba  dichiarata  per  terme  (Michaelis)  p.  4.  Villa 
d'Adnano  a  Tivoli  (Kosh)  p  101.  Prupilei  d'Eleusi  (Michaelis) 
p.231 — 233.  —  b.  Scultura:  Statue  antichissime  dl  Brancbidae  (Ben- 
zen) p.  106 — 108.  Leone  colossale  di  Cnido  (id.)  p.  111.  Statuetla 
di  Minerva  ritrovata  in  Atene  {Pervanuglu,  Brunn)  p.  12;  54.  55. 
Statuette  provenienti  dall'  Asia  minore,  della  collezionc  Spiegeltbai 
(Brunn)  p.  10.  II.  Base  quadrilatera  con  ligure  arcaiebe  di  divi- 
nitii ritrovata  in  Atene  (Pervanoglu,  Brunn)  p.  53.  Bassorilievo 
d'Egina  rappresentante  Orfcu  (iid.)  p.  35.  57 ;  d'Eleusi  {Brunn) 
p.  69.  Puteale  scoperto  a  Purin  d'Anzio  con  ligure  di  donne  dan- 
zanti  (ld  )  p.  231;  di  Pelope  cd  Enoman  di  villa  Albaui  ( tat.)  p.  35. 
Bassorilievu  rappresentante  una  Furia  u  simile  demone  che  istiga 
Licurgu  all'  insania,  e  Baceo  presso  Arianua  (id.)  p.  102.  Erna 
chiusina  (Conestabiie)  p  80  —  91.  Sarcofago  cristianu  della  Spagna 
(Qarrucct)  p.  176.  Mammelle  marmoree  ritrovate  Del  temenos  di 
Cnido  (Xeicton)  p  68.  —  c.  Bronzi,  ort  ecc:  Brunzi  varj  ritruvati  a 
Pietrahliunilanle  (Gurrnccl)  p.  8;  nel  Piceno  (Servanzi-Collto)  p.a. 
Satua  di  Giove  ritrovata  a  Liune  (Mnrtin-Daussigny)  p.  216.  Basso- 
rilievu di  Kalyinnus  rappresentante  Ilurea  eil  Orizia  (Newton)  p.  70 ; 
d'Arniniin  rappresentante  Ercole  che  combattc  un'  Amazzone  (tlod- 
der- Wetlropp),  ihd.  Cista  con  cinque  scene  del  mito  di  l'rometeu 
(Qarrucct]  p.  100.  Secchia  rappresentante  Briseide  condotta  dagh 
araldi  d'Agamennune,  ed  Achille  che  suona  la  lira  ecc.  di  Galleria 
Doria  (Brunn)  p.  4.  Specchj  di  Palestrina  (id.)  p.  101.102.  Spee- 
cbjo  rappresentante  Venere  ed  Adune  (Gerhard  p.  24 — 26;  coli' 
iscrizione  Bukrun  (Qnmicci)  p.  99;  diebiarato  falao  (Brunn)  p.  100. 
Casserulla  coli'  iscrizione  SilltS  MKI1CVH1I  (Gnrrucci)  p.  10.  Fibula 
(Gomonde)  p.  97.  Strigili  con  iscriziuui  [Qarrucct)  p.  10.  Peso 
con  iscrizione  fenicia  (?j  ritrovato  ai  Dardauelli  (jVew/on)  p.  68.  Fi- 


137* 


138' 


bule  d'  argento  (Hodder-Westronn)  p.  68.  69.  Falere  d'argcnlo 
(Benzen)  p  70.  102.  Vaso  d'argcnlo  con  iscrizione  greca,  in  Atena 
(Michaeli»)  p.  116.  Piatto  d'argcnlo  con  gcroglilici  imilali,  ritrovoto 
a  Rodi  (Newton)  p.  97.  Anello  d'oro  dcl  sig.  Depoletti  (Brunn) 
p.  98.  Anello  d'amhra  del  sig.  Walerton  {id.)  ibd.  —  d.  Pielre  inclse : 
Scarabeo  ctrusco  con  rappresentanza  di  Foco  (Brunn)  p. '235;  colla 
Minerva  1'roniaclios  (Gomondc)  p.  99.  Cammeo  con  rappresentanza 
d'un  ennafrodito  (id.)  ibd.  Gemina  con  due  mani  impalmate  e  con 
epigrafe,  del  sig.  Waterton  (Gumicri)  p.  100;  ccui  rappresentanza 
idontica  con  quella  d'un  cammeo  di  Firenze  dicliiarala  per  Tiberio  c 
Giulia,  falsa  (Brunn)  p.  5.  —  e.  Oggetti  aVassa  e  d'acorto:  Cassella 
di  avorio  della  calledrale  di  Veroli  con  bassirilievi  rapprescnlanti 
concctti  anlichi  (Garrucci)  p.  5;  (Brunn)  p.  6  —  8.  liassorilievo 
d'avorio  della  biblioteca  dell'  arsonale  a  Parigi,  rappresenlanle  nna 
donna  sedula  che  suona  la  lira  dirimpetto  ad  im  uomo  alleggialo 
comc  lilosufo  ( Garniert)  p.  8.  Tessera  gladinturia  del  sig.  Saulini 
(Henzen)  p.  102.  173.  —  f.  TeDrecotte :  Terrecotle  d'Alicarnasso,  di 
Tais»  e  Cnido  (Newton)  p.  fiä;  etrnselie  del  sig.  Saulini  {Brunn) 
p.  102.  Lucerna  rappresenlanle  un  pullino  alalo  con  iscrizione  la- 
lina  (Id.)  p.  69;  ultra  con  iscrizione  lalina  (Garniert)  p.  70.  — 
g.  Pittlira  vaeculare:  Vaso  arcaicn  di  Kamiros  nell'  isola  di  Rodi 
(Newton)  p.  68;  di  Corinlo  col  couibatlunenlo  d'Ellorc  cd  Actiille 
(Michaelis)  p.  117;  da  due  farmaciste  e  sul  rovescin  Mercurio  Krlo- 
phoroi  {Brunn)  p.  99;  ceretano  creduto  rappresenlare  Ercole  e  Caco, 
riferito  alla  Carola  di  Mclampns  (id.)  p.  71;  rappresenlanle  la  na- 
scila  di  Minerva,  e  sul  rovescio  Deianira  e  Ncssu  ucciso  da  Kreole 
in  presenza  di  Ueipvle  (id.)  p.  5;  con  rappresentanza  di  due  Caronli 
cd  iscrizione  (id.)  p.  233.  23  4.  Prefericolo  con  iscrizione  elrusca 
(id.)  p.  34.  Tazza  con  rappresentanza  riferila  alla  vita  coinunc  (id.) 
p.  3b;  spiegala  per  Dys  minaccialo  di  morlc  da  Proline  innanzi  a 
Philomela  (id. )  p.  68. —  b.  Musaiel:  scoperti  ad  Aliearnasso  (Hen- 
zen) p.  101  — 106.  —  i.  Numismat  ic.a :  Ripostino  di  nionete  dell'  etil 
reppublicana  scopcrlo  a  Morino  presso  Sura  (Garruril)  p.  132 — 139; 
di  mottete  consolari  d'argcnlo  scopcrlo  presso  Carrara  (Caredoni) 
p.  139—141;  200 — 204.  Monela  di  Reggio  colla  ligura  di  Minerva 
(Oarrvccl)  p.  33.  Medaglie  ritrovate  a  Muro  della  provincia  di  Terra 
d'Otranto  (Maiigtulli,  Henzen)  p.  37.  Quinnrio  di  M.  Catone  padre 
dell  l'ticense  (Cavedoni)  p.  221 — 222.  Moneta  d'oro  di  Galla  Pla- 
ridia  (Jul.  Friedlaendi'r)  p.  174  —  175. —  1;.  Epfgrafla:  Iscrizione 
bilingue  ritrovata  dal  sig.  Guidi  (Garruci)  p.  3;  (M.  A.  Land)  p.  4. 
11.  58 — 61.  Iscrizioni  etrusche  (Brunn)  p.  148.  Iscrizioni  greebe 
anlicbissime  di  Branchidae  (Henzen)  p.  106 — 108;  dcl  lemenos  di 
Demeter  e  Persepbone  a  Cnido  (id)  p.  108.  109;  d'Aten  •  (Perva- 
nngiu,  Brunn)  p.  50 — 52.  56.  57;  altiebe  (HhUtOpnlos,  Henzen) 
p.  95.  96;  di  Eleusi  (Cunze,  Michaelis)  p  180— 183;  dell'  Acar- 
nania  (Colnaghi,  Henzen)  p .  141  — 141;  della  collezione  Spiegellbai 
(id.)  p.  101.218.219;  del  Museo  Campana  (id  )  p.  114.  Iscrizione 
lalina  d'Alicarnasso  (Henzen)  p.  102  170.171;  di  Pbilippi  (Conse) 
p.  5;  di  Samolracc  (Henzen)  p.  10;  di  Eleusi  (id.)  p.  225  -233; 
d'Algeria  (Henier)  p.  6.  20 — 24;  della  Gallia  meridionalr  (Garniert) 
p.  219.  220;  di  Roma  ritrovate  nella  vigna  de'  PP.  Predicatori  fuori 
di  porta  Salara  (Henzen)  p  35.  Calendario  rouiano  (<fe  Ho.««') 
p.  71 — 80.  Cippu  terminale  di  Fidenae  (Henzen)  p.  97.  172.  Iscri- 
zione latina  di  Nazzano  [Garniert)  p.  97;  (Henzen)  p.  158;  di  Aricia 
(Id.]  p-  i;  di  Palestrina  (iil.  i  p.  172;  di  Acquasparla  (id.)  p.  12; 
di  Bomarzo  (Garniert)  p  3i;  di  Fano  (Henzen)  p.  34.  198  —  200; 
di  Benevento  (Garrucci)  p.  II  33;  di  Ivrea  (Bnizza)  p.  92 — 95; 
sopra  un'  anfora  (Garniert)  p.  34.  Tessere  gladialorie  (Henzen) 
p.  100.  173.  Lucerna  con  iscrizione  lalina  (Bnmn)  p.  69;  (Gar- 
rucci) p   70.     Laininette  di  bronzo    con  iscrizioni    latine    del   Museo 

di  Rasilea,  dichiarate  false  (Henzen)  p.  37. III.  Osservazioni. 

Iscrizioni  greebe  corrette  (Henzen)  p.  01.62.  Statue  dcl  Parlenone 
jpiegate  per  le  dee  cleusinie  (Brunn)  p.  69.  Ercole  epilrapezio  di 
Lisippo  (Michaelia)  p.  122  — 126.  Sur  l'origine  de  l'alphabet  phe- 
nicien  (de  Rouge,  Defjardins)  p.  126  — 128.  Intorno  il  nome 
elrusco  di  Marie  (Gerhard)  p.  143.144.  Vasu  degli  Japetidi 
(Welcher)  p.  158  —  160.  Anno  preciso  e  motivo  probabile  del 
nasenndimento  del  ripostiglio  di  Carrara  (Cavedoni)  p  200— 204. 
Specrhio  da  Rellerofunle  (Itoulez*  p.  20  4.  205.  Medaglia  di  Com- 
modo  riseonlrala  con  una  iscrizione  (Carednni*  p.  223.  224.  —  —  IV. 
Lctteratura.  Becker,  R.  Inschriften  aus  Mainz  und  der  Umgegend 
{Henzen)  p.  4.  Stepbani,  Nimbus  und  Strahlenkranz  (Brunn)  p.  4. 
Frick,  Das  plalaeische  Weibgeschenk  zu  Constantinopel  (Henzen)  p.  12. 


Conze,  Reise  auf  den  Inseln  des  ihrakischen  Meeres  {Michaelis) 
p.  26 — 30.  Luvnes,  le  Nummus  de  Servius  Tullius  (Cavedoni) 
p.  62—64.  Welcker,  Prometheus  Menschenscböpfer  (Michaeli») 
p.  66.  67.  Annuairc  de  la  Socictc'  archeulogique  de  la  province  de 
Constantine  (Henzen)  p.  100.  Stepbani  Parerga  Arc.haeologica  XXIII 
(Henzen)  p.  100.     Annotazioni  al  vol.  XXXI  degli  Annali  (Cavedoni) 

p  205 — 208. V.  Adunanzc  solenni.  Adunanza  solenne  inti- 

tolata  al  giorno  natale  di  Winckelmann   1850,  p.  3;  destinata  a  cele- 

brare  l'anniversario  della  fondazione  di  Roma,  p.  102. VI.  Av- 

visi  della  direzione.  Avvisi  rclalivi  alle  pubblicazioni  dell'  In- 
slituto  per  l'anno  1859,  p.  30 — 32;  per  l'anno  1860  p.  235.  236. 

Revue  Arciieologioue.  .  .  Nouvelle  Serie  [publiee  par 
A.  Maury],  Ire  unnee.  Volume  I  et  II.  Paris  1860. 
410  und '438  pagg.  XIV  und  XVII  pH.  (Die  drei  er- 
sten Hefte  wurden  schon  früher  angezeigt:  Arch.  Anz. 
1860.  S.  31*). 

Enthalt  unter  andern  wie  folgt:  Etudes  sur  le  rituel  funcraire 
des  anciens  c'gyptiens.  Suite,  I.  p.  230—249  (Vicomte  E.  de  Bonge). 
Inscriptions  lalines  trouvees  en  Allcmagne  p.  255s.  —  Lettre  a  M.  le 
gene'ral  Creuly  sur  la  numismalique  gauloise  a  propos  de  la  question 
d'AIcsia  p.  261  — 272  und  Addition  p.272— 274  (F.  de  Saulcy).  Sur 
un  plan  d'Albenes  publie  en  1687  p.  294— 296  (E.  Beule).  Nou- 
velles  archeologiques :  socictc  archeologique  de  Constantine  [In- 
schrift der  Antonia  Saturnina]  p.  312,  Ostie  [mithre'um]  p.  313. 
Bibliographie:  I.es  cerilurcs  euneiformes.  Joachim  Mcnant  (.4.  M.) 
p.  314  —  317;  Cbcvricr,  Groupe  antique  (A.  M.)  p.  317;  Annuaire 
de  la  socie'le  an -heologiqiie  de  la  province  de  Constantine  (A.  AJ.) 
p.  318.  319.  Notice  historique  et  bibliographique  sur  M.  le  comte 
Bartolommeo  Borghesi  p.  319 — 324.  405 — 410  (E.  De.ijardins).  — 
Les  tombelles  et  les  ruines  du  massif  et  du  pourtour  d' Aleise,  troi- 
sieme  rapport  p.  325—336  (A.  Castan).  Etudes  sur  le' rituel  des 
anciens  Egypticns  p.  337 — 305  (Vic.  E.  de  Rouge).  Lettre  a  M. 
Alfred  Maury  sur  l'Apollon  gaulois  p.  391-394  (Bar.  Chaudnic  de 
Crazannes).  Reflexions  sur  l'opinion  populaire  que  des  vases  poussent 
naturellemenl  en  terre  p.  395  — 398  \Cochel).  Nouvelles  arche'olo- 
giques:  Babylon  [Berichte  und  Zeichnungen  des  russischen  Generals 
Tschirikofl"],  Eleusis  [Relief,  Kopf  des  Neptun].  Bibliographie:  Geo- 
graphische Inschriften  altägyptischer  Denkmäler  u.s.w.  von  H.  Brugscta 
(.4.  M.)  p.  402—404. 

Lettre  de  M.  Marielle  ii  M.  le  vic.  de  Rouge,  sur  les  re'sultats 
de  fouilles  entreprises  par  l'ordre  du  viceroi  d'Egypte  II.  p.  17 — 35. 
Daton,  Ncapolis,  les  ruines  de  Philippes  p.  45 — 52;  67  —  77  (M. 
G.  Perrot).  Bibliographie:  Schriften  über  Usellodunum  und  über  das 
Castrum  zu  Gross-Limmersberg  u.  s.  w.  —  Lettre  a  M.  A.  Maury  sur 
une  inscription  latine  de  Sucvres  p.  101  — 104  (Creuly).  Les  Muses 
llissiadcs  p.  105  —  106  (E.  Beule).  Nouvelles  arcbe'ulogiques:  über 
die  Kjockkenmoedding  nach  Morlot.  Objels  trouves  dans  la  Seine 
p.  129s.;  couteau  de  silex,  lances  en  bronzc  u.s.w.  p.  131  ss.  —  Tumu- 
lus  gaulois  de  Suriauville  p.  200  —  205  (O.  Pamiuilhj  r Bartdon). 
Extraiis  d'une  lettre  de  M.  Marielle  a  M.  Jomard  p.  206.  207.  Bul- 
letin mensucl  de  la  socictc  des  anliquaircs  de  France,  mois  d'Aout. 
p.  208.  209  (A.B.).  Nouvelles  arcbe'ulogiques :  Dicouverte  du  veri- 
table  usage  de  l'amentum  chez  les  anciens  par  M.  P.  Mc'rimee  [nebst 
Abbildung  des  Lanzenwurfs  auf  einer  archaischen  Amphora  des  brit- 
ischen Museunis];  couteau  de  silex;  fouilles  de  Vulci  [Griechische 
Vasen,  worauf  laut  Brunns  Mitllieilnng  die  Namen  griechischer  Ma- 
gistrate sich  linden  sollen]  p.  212.  —  Sur  les  papyrus  hieratiques 
p.  223  — 241  (WytlifTe  Gordwin,  traduit  par  M.  F.  Chabas).  Compte 
rendu  des  scances  de  l'Academic  des  inscriptions  [August  und  Sep- 
tember] p. 275—  280  (A  B.).  Ni.uvcllcs  archciilogiques:  Loisia,  groupe 
de  bronze  de  la  deesse  Epona  p  281.  Bibliographie:  Schriften 
von  Noel  des  Vergers,  Goninrt  und  Roulez.  —  Nutice  de  quelques 
fragmenls  de  l'inscription  de  Karnak,  recemment  cbVouveiis  pir  M. 
Mariette  (E.  de  Bonge)  p.  287  — 312.  Sur  une  inscription  trilingiir 
[hebräische  lateinische  und  griechische  Grabschrift]  decouvertc  ii  Tor- 
tose (E.  le  Blanl  et  E.  Benan)  p.  345—350.  Compte  rendu  des 
scances  de  l'academic  des  inscriptions  (mois  d'oclobre,  .4.  B.). 
p.  359.  360.  Nouvelles  arebeologiques :  Habitations  lacustres  des 
temps  anciens  et  modernes,  parTroyon.  p.  361 — 364.  —Les  Harpyies 
p.  367  —  382  (J.  F.  Cerguand).  Les  villes  de  Cyrloncs  et  de  Corsia, 
les    ruines    d'llalae    p.  390-395    (Koulorga).     Ventia    et    Solonion 


139« 


140* 


p  396 — 416  (E.  Lacour).  Bulletin  mensuel  de  l'Acade'mie  des  in- 
scriptions  et  de  la  socicte  des  antiquaires  de  France  p.  428 — 430 
(.4.  B.).  Nouvelles:  Mosaique  de  Reims  p.  434  s.  (S.  P.).  Biblio- 
graphie: Sclinften  von  Payan-Dumoulin  und  Marchal  p.  436 ss. 

Revue  Numismatio^ue  publiee  par  J.  de  Mitte  et  A.  de 
Lonypirier.  Nouvelle  serie.  Tome  cinquieme.  Paris 
1860.  500  Seiten,  21  Tafeln. 

Enlhält  unter  andern:  Medailles  de  Marium  en  Cypre  p.  1  — 10 
(pl.  I.  ir.  H.  Waddington).  Observation  sur  quelques  points  de 
numismatique  phe'niciennc  p.  11 — 30  (Fr.  Lenormant).  Dissertation 
sur  les  mCdailles  de  consecration  frappe'es  par  Maxence  a  la  memoire 
de  son  Gls  Romulus  p.  31—35  (H.  Gery).  Note  sur  les  monnaies 
de  Romulus,  Dls  de  Maxence  p.  36  —  42  (A.  de  Longperier).  Be- 
richt über  Alfred  Lallemand's  Medailles  de  la  villa  romaine  du 
Lodo  (Morbiban)  von  A.  L.  p.  78 — 81.  Vente  des  medailles  grec- 
ques  de  la  collection  de  lord  Northwick  p.  82 — 94  (J.  TV.).  —  Mon- 
naies des  Eduens  p.  92 — 1 12  (pl.  IV  et  V,  vign.;  L.  de  la  Saussinje). 
Lettre  ä  M.  de  Longperier  sur  la  mcdaille  gauloise  portante  la  le- 
gende Verotul  et  sur  le  costume  des  Gaulois  p.  113 — 128  (pl.  VI 
E.  Bücher).  Monnaies  consulaires  du  Bas-Empire  p.  129 — 131 
(pl.  VII  no.  1  .4.  de  Barlhelemy).  Dicouverte  de  deniers  romains 
a  Sarwar  en  Ilongrie  p.  157  — 159  (J.  W  nach  C.  L'aredoni).  Di- 
couverte de  medailles  romaines  dans  lc  de'partement  d'Eure-et-Loir 
p.  163.  164  (J.  Charvet).  Letlres  ä  M.  de  Longperier  sur  la  nu- 
mismatique gauloise  V.  VI  p.  160  —  174  (pl.  VIII  F.  de  Saulcy). 
Note  sur  la  forme  de  la  lettre  F  dans  les  legendes  de  quelques  me- 
dailles gauloises  p.  175  —  189  (A.  de  Longperier).  Attributions  de 
quelques  medailles  de  Lappa  de  Crela  p.  190  —  194  (pl.  IX  A  de 
Hauch).  Note  sur  les  medailles  de  Lappa  de  Crcte  p.  195.  196 
(J.  de  Wille).  Premiere  lettre  a  M.  A.  de  Longperier  sur  quelques 
collections  de  Pie'mont  et  de  la  Lombardie  p.  197 — 207  (CA.  Hoberl). 
Lettre  a  M.  Maury,  membre  de  ('Institut,  sur  un  sceau  bjzantin 
p.  208 — 213  (E.  Miller).  Dicouverte  de  pieces  d'argent  de  la  re- 
publique  romaine,  a  Arbanals  (Gironde)  p  230.  231  (J.  IT.).  Neuro- 
logie: Mm.  Borgbesi  et  le  marqnis  de  Lagoy  p.  248  (A.  L).  — 
Letlres  ä  M.  de  Longperier  sur  la  numismatique  gauloise  VII — IX 
p.  249 — 265  (pl.  XI  F.  de  Saulcy).  Descriplion  de  quelques  me- 
dailles grecques  p.  266 — 279  (pl.  XII  Barnn  de  Prokesch- Osten). 
Lettre  a  M.  Adr.  de  Longperier  sur  un  mcdaillnn  d'or  de  Constantin 
le  Jeune  p.  293.  294  {Baron  Chaudruc  de  Crazannes).  Medailles 
au  type  de  l'autel  de  Lyon  p.  335—338  (G.  Vallier).  Vente  d'une 
collection  de  medailles  romaines  d'or,  d'argent  et  de  bronze  p.  339. 
340  (J.  IV.).  Medailles  romaines  d'or  trouveesä  Paris  p.  341  —  344 
(l'oey  d'Arant).  —  Lettre  a  M.  de  Longperier  sur  la  numismatique 
gauloise  X  p.  345 — 358  (F.  de  Saulcy).  Notice  sur  sept  medailles 
romaines  p.  359 — 363  (pl..XVI  //.  Cohen).  Notiec  ncirologique 
SUI  M.  le  marquis  de  Lagoy,  par  M.  Charles  Robert  p.  396  —  418. 
Neurologie:  M.  Jules  Renouvier  p.  408.  —  Lettre  a  M.  de  Longperier 
sur  la  numismatique  gauloise  XI  p,  409 — 424  (F.  de  Saulcy).  Notes 
sur  les  noms  Voluntillius  et  Amhillius  p.  425 — 431  (A.  de  Long- 
perier). Etudes  de  numismatique  asiatique  p.  432 — 455  (pl.  XVIII 
IV.  II.  Waddington).  Rectincation  numismatique  p.  485  —  490  (L. 
de  saussaye).  Neurologie:  Lc  coloncl  Martin  Leake  p.  490 — 492 
(  IV.    //.    IV.). 

1'hilologus,  Zeitschrift  für  das  klassische  Altcrthuin, 
herausgegeben  von  Ernst  von  Leutsch.  Jahrgang  XV. 
XVI.  Göttingen  1859,  1860.  8.  770  und  7C8  Ss.  Erster 
Sapplementband  534  Ss.  1859.  8. 

Enlhält    unter    andern    im   Jahrgang  XV:     Homerische    Excurse 
(.Hieb   über   Besiods   Eöen,    .1.  Kirchhoff)    S.  I — 29.     Die    ximt 
aiaais  der    attischen    Reiterei    (//.   Sauppe)  S.  69 — 76.     Das  Grab 
und    die    TodMnfeief    des   Himns.,s   (('.   Petersen)    S.  77  —  91.      Die 

Kabiren,    Kaaroiios    und   Titanen    zusammengestellt    {F.   Wteteler) 

S.  162  —  IG  i .  I  i'lirr  das  iqms  iiiMiiijIriglyphiim  bei  Vilruvius  {H. 
Bergau)  S.  192  —  20!.  Debet  eine  Figur  im  Friese  des  Parthenon 
(iL  Bergau)  s.  202     204.    Aeschylos  und  Berodol  über  den^frd- 


yog  der  Gottheit  (IV.  Iloffmann)  S.  224—266.  Das  Oel  in  den 
Kleidern  bei  Homer  (E.  v.  Leutsch)  S.  329.  330.  lieber  das  oixnfia 
bei  Pausanias  (C.  Schubart)  S.  385 — 401.  Griechische  Inschriften 
(.4.  Kirchhoff)  S.  402 — 416.  Eine  bisher  noch  nicht  bekannte  sta- 
tuarische Nachbildung  der  Albena  Parthenos  des  Phidias  (F.  IVie- 
seler)  S.  550  —  552.  Eos  (K.  Schicenck)  S.  577 — 591.  Zum  tro- 
janischen Sagenkreise  (R.  Stiehle)  S.  592 — 619.  Die  gallischen 
Mauern  ( J.  Lattmann)  S.638 — 661.  Sacerdos  cabesis  (L.  Mercklin) 
S.  697.  698.  Pamphilos  Eixövts  xaret  axor/tioy  (L.  Mercklin) 
S.  709-712.  Die  Atbena  Parthenos  (F.  Wieseler)  S.  734—736, 
vgl.  S.  550  ff. 

Im  Jahrgang  XVI:  Griechische  Inschriften  (K.  Keil)  S.  1 — 40. 
Jahresberichte:  Die  Archäologie  der  Kunst,  II  (B.  Stark)  S.  60— 85. 
Persephone  in  Alexandria  (F.  Oehler)  S.  354.  355.  [Neuenldecktes 
Fragment  des  Epiphanius  mit  der  Beschreibung  nächtlicher  Mystik]. 
Der  Ursprung  der  Mythen  ( P.  W.  Forchhammer).  Lateinische 
Inschriften:  metrische  aus  Oesterrcich,  eine  altere  Inschriflensanun- 
lung  ( W.  Fröhner). 

Im  ersten  Supplementband :  Ursprung  und  Auslegung  des  hei- 
ligen Rechts  bei  den  Griechen,  oder  die  Exegeten,  ihre  geschriebenen 
Satzungen  und  mündlichen  Ueberlieferungen  (C.  Petersen)  S.  153 
—212. 

Jahrbücher  des  Vereins  von  Alterthumsfreunden  im 
Rheinlaude.  XXVIII.     Bonn  1860.  122  Ss.    18  Taff. 

Enthaltend  unter  andern  wie  folgt:  Denkmäler.  Prometheus 
Menschenschöpfer  und  die  vier  Iapetiden  an  einem  Glasgefäss  (F.  G. 
Welcher)  S.  54 — 63.  Ueber  einige  in  celtischen  und  germanischen 
Gräbern  gefundene  Kübel  oder  Schöpfgefässe  und  deren  metallene 
Beschläge  (F.  Fiedler)  S.  63 — 74.  Römische  Grabsteine,  welche  bei 
Zahlbach  aufgestellt  sind  (Klein)  S.  74 — 79.  Römische  Grabdenk- 
mäler vom  liuppertsbcrg  bei  Bingen  (Schmidt  und  Freudenberg) 
S.  79 — 88.  Zwei  neue  rumische  Inschriften  aus  Cöln  (H.Düntzer) 
S.  98 — 91.  —  Litteratur.  Geschichte  der  griechischen  Künstler 
II,  von  //.  Brunn  (L.  8)  S.  91 — 94.  Ueber  den  zwischen  Nas- 
senfels  und  Wolkertshofen  gefundenen  römischen  Meilenstein  von 
u.  Hefner  (Klein)  S.  94 — 96.  Epigraphisches  von  Grotefend  (Klein) 
S.  96 — 99.  —  Miscellen.  Eine  antiquarische  Karte  des  alten 
Ubierlandes  betreuend  (Hein)  S.  105 — 107.  Fund  in  Adenau  S.  106  f. 
Münzfund  in  Bonn  (Krosch)  S.  108.  Dianenstaluctte  zu  Bertrieb 
gefunden  (Weerlh)  S.  108 f.  Grabstein  zu  Bonn  gefunden  (CA;-. 
Bellermann)   S.  109  f. 

Annuaire  de  la  societe  archeologique  de  la  province  de 
Constantine.  Paris  1858—1859.  8.  Vgl.  Bullettino  doli' 
Inst. 

Aschbach:  Ueber  die  römischen  Militärstationen  im  Ufer- 
Noricttm,  zwischen  Lauriacam  und  Vindobona,  nebst 
einer  Untersuchung  über  die  Lage  der  norischen  Stadt 
Faviana  (Sitzungsberichte  d.  kais.  Akad.  d.  W.  Juni  1860 
S.  3—32). 

Bircli  (.S.):  Remarkable  coin  of  Seuthes  I.  (Im  Numismatic 
Chronicle'.  Vol.  XX  p.  151  —  156.)  8. 

Brugsch  (li.):  Geographische  Inschriften  altägyptischer 
Denkmäler  gesammelt  nährend  der  auf  Befehl  des  Kö- 
nigs Friedrich  Wilhelm  IV.  von  Preussen  unternomme- 
nen wissenschaftlichen  Reise  in  Aegypten.  Leipzig  1857 
—1860.  3  Bünde.  4. 

Bursian:  Archäologisch  -  epigraphische  Nachlese  aus  Grie- 
chenland (aus  den  Berichten  der  kgl.  sächs.  Gesellschaft 
d.  Wiss.  1860:  S.  195*-232).  8. 

Cadart  (A.):  Collection  de  medailles  aneiennes  reeueillies 
au  palais  du  Vatiean  et  dans  les  divers  musecs  de  Rome. 
Paris  1859.  (Photograph.  Tafeln.)  4. 

—  Collcclion  de  camees  tiriis  de  l'histoire  tles  dicu.x  de 
la  mythologie  grecque,  photographies  par  II.  Volnrd, 
500  Stück  auf  22  Tafeln.    Paris  1860.  4. 


Herausgegeben  von  /•;.  Gerhard. 


Druck  und  Verlag  von   G.  Reimer. 


141 


142* 


ARCHÄOLOGISCHER  ANZEIGER. 

Zur  Archäologischen  Zeitung,  Jahrgang  XVIII. 


J\ß  146. 


Februar  1861. 


Allgemeiner  Jahresbericht:    II.  Denkmäler.    III.  Litteratur.   —     Beilagen  zum  Jahresbericht:    3.  Neuestes  aus  Rom. 

Neue  Schriften. 


Allgemeiner 


Jahresbericht. 


(Schluss  zu  Seite  125*.) 


2.  Denkmäler.  Um  die  vorhandenen  und  neuver- 
mehrten Denkmiiler  zugleich  mit  der  Oertlichkeit  welcher 
sie  angehören  der  wissenschaftlichen  Kenntniss  immer  mehr 
anzueignen,  fährt  man  fort  die  Länder  des  klassischen 
Bodens,  namentlich  Griechenland,  zu  bereisen,  und  hat  ein 
solches  mit  akademischer  Planmässigkeit  ausgeführtes  Un- 
ternehmen auch  für  die  römischen  Denkmiiler  Spaniens 
zu  rühmen  "").  Bauwerke  betreffend,  so  ist,  wenn  wir 
nicht  wiederum  nach  Aegypten  blicken  und  der  dortigen 
Aufräumung  grosser  Tempel  gedenken  wollen,  die  genauere 
Kenntniss  zu  schätzen,  die  aus  den  Grabungen  zu  Eleusis 
für  die  Yergleichung  der  dortigen  Propyläen  mit  den 
athenischen  uns  hervorgeht  ;').  Im  Gebiete  der  bildenden 
Kunst  haben  wir  über  Zuwachs  der  grossen  Museen  21) 
kaum  mehr  zu  berichten  als  über  neubegriindete  Privat- 
sammlungen **),  obwohl  es  an  schätzbaren  einzelnen  Denk- 
mälern nicht  ganz  fehlt,  die  unsrer  bisherigen  Kenntniss 
hinzugefügt  werden  können.  Von  statuarischen  Werken 
erwähnen  wir  statt  mancher  minder  bedeutender  Marmore 
und  Bronzen  das  vielbesproehne  athenische  Marmorfigiir- 
chen  der  Athene  Parthenos*4)  und  die  dem  belvederischeu 
Apoll  überraschend  ähnliche  griechische  Erzfigur  des  Gra- 
fen Stroganoff "),  auf  welche  wir  weiter  unten  zurück- 
kommen werden.  Neben  dem  gleichfalls  vielbesprochenen 
cerealischen  Relief  aus  Eleusis  ist  eine  athenische  Statuen- 
basis mit  archaischer  Darstellung  vier  attischer  Gottheiten 
und  eine  römische  Opferscene  von  guter  Arbeit  '•"),  neben 
den  pränestinischen  Erzreliefs  etruskischer  Spiegelgehäuse 
jetzt  auch  ein  ähnliches  Fragment  aus  Armentum  zu  nen- 
nen"). Bei  so  spärlichem  Zuwachs  sind  die  Metallarbei- 
ten doppelt  anziehend,  die  mit  unverkennbarem  asiatischem 
Kunstgepräge  neuerdings  zu  unsrer  Kunde  gelangt  sind: 
es  gehört  dahin,  was  von  Gold-  und  Silberarbeiten,  zum 
Theil  mit  scheinbar  ägyptischen  Namensringen,  aus  den 
altrhodischen  Gräbern  hervorging").  Als  Arbeit  aus  Sil- 
ber wird  auch  ein  zierliches  athenisches  Aschengefäss  uns 
erwähnt.  Von  Erzgeräthen  pflegen  die  Striegeln  wegen 
ihrer  auch  bei  etruskischer  Herkunft  stets  griechischen 
Inschrift  uns  anzuziehen  J9).     Zahlreiche  Thonfiguren  von 


guter  Kunst  und  erheblichem  Inhalt  sind  aus  Herrn  New- 
tons knidischen  Funden  hervorgegangen,  woneben  als  rohe 
Gegenstände  dieser  Art  die  ägyptisirendeu  Terracotten  aus 
Kameiros  und  manche  etruskische  Urne  zu  nennen  sind  '"). 
Arbeiten  aus  Glas  und  aus  dem  grünlichen  Porcellan 
ägyptischer  Sitte  sind  ebenfalls  aus  den  sehr  alten  Grä- 
bern von  Kameiros  hervorgegangen11);  daneben  lassen  aus 
spätrömischer  Zeit  das  kölnische  Glasgefäss  mit  prome- 
theischer  Darstellung  ,!)  und  mehrere  Werke  etruskischer 
und  römischer  Kunst  aus  Elfenbein  ")  sicherwähnen.  Von 
neuentdeckten  Gemmen  ist  ein  Skarabäus  hervorzuheben, 
der  nach  Bild  und  Inschrift  die  bisher  unbekannte  Dar- 
stellung des  von  Peleus  durch  eine  Wurfscheibe  getödteten 
Phokos  enthält  '*).  Es  hat  sich  ferner  mancher  versteckte 
Münzvorrath ")  von  unedirten  Münzen,  unter  andern  ein 
goldenes  Medaillon  der  Aelia  Placidia  gefunden  ").  Ueber- 
blickt  man  die  technischen  Ueberreste  der  Vorzeit,  so  darf 
man  dem  Ethnographen  eine  Erinnerung  an  die  Geräthe 
urzeitlicher  Pfahlbauten  3!),  dem  Antiquare  die  Geräthe 
der  Wollschur  nicht  vorenthalten  3S),  die  auf  Veranlassung 
neulieber  Funde  als  ungelöstes  Räthsel  ihm  vorgelegt 
werden. 

Im  Gebiet  alter  Graphik  und  Malerei  stehen  die 
eingegrabnen  Zeichnungen  bronzener  Cisten  und  Spiegel 
obenan;  von  den  zahlreichen  Cisten  vorjähriger  pränesti- 
nischer  Funde  gehören  dahin  die  nach  ihrer  Reinigung 
neuerdings  kund  gewordenen  Cisten  mit  Darstellungen  aus 
den  Sagenkreisen  des  Prometheus  und  Perseus39),  wie 
denn  auch  eine  oder  die  andre  Spiegelzeichnuug  neuer- 
dings zum  Vorschein  kam 40).  Für  die  ältesten  Epochen 
der  Gefässmalerei  haben  die  Funde  von  Kameiros41)  so 
eigenthiimliche  Denkmiiler  geliefert  dass  sie,  zugleich  mit 
den  aus  Thera  Korinth  und  Caere  bekannten  Gefäss- 
malereien,  als  älteste  bis  jetzt  bekannte  Belege  dieser 
Kunstgattung  gelten  dürfen4-).  Was  an  archaischen  Va- 
senbildern neuerdings  entdeckt  ward,  ist  vorzugsweise  aus 
jenen  rhodischen  Funden,  Einiges  auch  aus  Korinth  und 
Kleonä,  ans  Licht  gekommen4');  an  Gefässbildern  freieren 
Styls    ist   unsrer    Kenntniss   sehr   wenig  hinzugefügt   wor- 


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den'14).  Neuentdeckte  Mosaikbilder  fehlen  nicht  leicht: 
ein  vorzügliches  mit  Gladiatoren  wird  uns  aus  Rheims  be- 
schrieben'"). Noch  sicherer  pflegt  Jahr  aus  Jahr  ein  unser 
Vorrath  inschriftlicher  Denkmäler  vermehrt  zu  werden;  es 
ist  dies  auch  neuerdings  durch  so  wichtige  Denkmäler 
geschehen  wie  für  die  griechische  Epigraphik  beispiels- 
weise die  von  Bergk  erläuterte  arkadische  Inschrift  aus 
Tegea46),  für  die  römische  die  Weihungsinschrift  des  Ap- 
pius  Claudius  aus  Eleusis47)  und  für  die  Denkmäler  ita- 
lischer Dialekte,  manches  etruskischen  Fundes4')  zu  ge- 
schweigen,  der  neueste  Fund  faliskischer  Inschriften  ist49). 
III.  Litteratur.  Die  archäologische  Litteratur  hat, 
während  sie  in  den  Denkmälern  wurzelt,  alles  sich  anzu- 
eignen was  in  den  Forschungen  des  Alterthums  und  der 
Kunst  in  ihren  Bereich  fällt;  sie  pflegt  namentlich  im 
philologischen  Gebiet,  in  welchem  das  archäologische 
Studium  sich  heimisch  weiss  *°),  für  alte  Texte  und  anti- 
quarische Realien  nie  ganz  leer  auszugehn,  wie  solches 
denn  auch  im  verflossenen  Jahre  der  Fall  war.  Die  Be- 
arbeitung ihres  eigensten  Bereichs  hat  sie  zum  Theil  aus 
den  in  akademischen'')  und  Vereinsschriften  5!)  zerstreu- 
ten Aufsätzen  sich  mühsam  zusammenzusuchen,  und  wenn 
diese  Materialiensammlung  theils  durch  die  periodischen 
Organe  der  klassischen  Philologie  ,3),  theils  durch  die  mit 
steigendem  Werth  ausgerüsteten  Jahrbücher  und  Monats- 
schriften der  Denkmälerkunde  ''4)  allerdings  wesentlich  er- 
leichtert wird,  so  bleibt  es  doch  forderlich,  die  haupt- 
sächlichsten Leistungen  uusres  Bereiches  nach  der  durch 
die  einzelnen  Fächer  gegebenen  Reihenfolge  zu  überschauen. 
Wir  gedenken  zuerst  der  Ortskunde  der  klassischen  Welt 
und  finden  für  ägyptische  und  karthagische,  griechische 
und  italische5'),  für  helvetische  gallische  und  sonstige 
nordische r,R)  Oertlichkeiten  uns  mannigfach  neu  belehrt. 
Wir  wenden  demnächst  uns  zur  Kunstgeschichte  und  fin- 
den, wenn  nicht  deren  eigensten  Ausbau,  doch  manche 
an  Pausanias  Plinius  oder  Philostratus  anknüpfende  Frage 
neu  aufgenommen57).  Wir  fragen  endlich  nach  denjeni- 
gen Grundlagen  der  Kunsterklärung,  die  in  antiquarischer 
Forschung,  insonderheit  des  alten  Götterwesens,  gegeben  sind 
uud  haben  sowohl  den  zweiten  Band  von  Welckers  grie- 
chischer Götterlehre  als  auch  manche  sonstige  mytholo- 
gische und  kunstrnythologische 5")  Arbeit  zu  erwähnen, 
woneben  wir  die  vergleichende  Mythologie  mit  ihren  bald 
dankenswerthen  bald  trüglich  verlockenden  Forschungen 59) 
einstweilen  auf  sich  beruhen  lassen.  Sammlungen  gewähl- 
ter Denkmäler  mythologischen  Inhalts  werden  von  Wie- 
seler mit  bewährtem  Erfolg  fortgesetzt,  zugleich  aber  auch 
durch  zwei  andre  verdiente  Gelehrte  auf  das  in  Bau-  und 
Bildwerken  noch  immer  für  uns  so  anschauliche  Leben 
der  Alten  ausgedehnt1'").  Im  Gebiete  der  Architektur  sind 
neue  Beiträge  zur  Baugeschichte  Athens,  zum  allgemeinen 
Verständniss  der  griechischen  Tempel  und  ihrer  mannig- 
fachen Bestimmung,  wie  auch  zur  gründlichen  Kenntniss 
des  alten  Theaters  erfolgt s');  andre  Beiträge  zur  Bauge- 
schichte  werden  in  diesem  Augenblick  durch  die  anwach- 


sende Litteratur  der  helvetischen  Pfahlbauten  verdunkelt6'). 
Zur  Museographie  der  Denkmäler  bildender  Kunst  und 
ihrer  öffentlichen*3)  oder  Privatsammlungcn  *4)  hat  ein 
und  der  andere  Beitrag  sich  neu  eingefunden.  Von  den 
Marmorwerken  alter  Skulptur  bilden  in  Folge  neuer  Ent- 
deckungen die  Minerva  des  Parthenon  und  das  cerealische 
Relief  aus  Eleusis  den  bevorzugten  Gegenstand  neuer  Ver- 
handlungen 6'),  denen  auch  sonstige  auf  Werke  der  Plastik 
bezügliche  Schriften  zur  Seite  gehnrf).  Einen  wichtigen 
auch  für  das  Verständniss  des  belvederischen  Apoll  erfolg- 
reichen Beitrag  zur  Kunsterklärung  hat  Stephaui  durch 
die  von  ihm  als  Apollo  Boedromios  bezeichnete  Erzfigur 
des  Grafen  Stroganoff  geliefert '").  Die  silbernen  Phaleren 
des  Lauersforter  Fundes  sind  zweimal,  von  Rom  und  von 
Bonn  aus,  abgebildet  und  erläutert  worden cs);  das  rö- 
mische Institut  hat  sie  zugleich  mit  zwei  wichtigen  bron- 
zenen Cisten 69)  herausgegeben.  Publicationen  antiker 
Denkmäler  werden  jetzt  immer  seltener  unternommen; 
wo  es  geschieht,  ist  es  um  so  verdienstlicher,  selbst  wenn 
es  so  untergeordnete  Gegenstände  beträfe  wie  die  Thon- 
figuren  provincialer  gallischer  Technik  7")  es  sind.  Auch 
die  Gemmenkunde  scheint  ohne  wesentlichen  Zuwachs  ge- 
blieben zu  sein");  mehr  ist  für  Münzkunde  geschehen, 
zu  deren  neuesten  Erscheinungen  Mommsens  Geschichte 
des  römischen  Münzwesens,  das  afrikanische  Münzwerk 
von  Falbe  Lindberg  uud  Müller,  und  Donaldsons  schön 
ausgestattete  Architectura  numismatica  gehören").  Für  die 
eingegrabenen  Zeichnungen  etruskischer  Spiegel  ist  ein 
Ergänzungsband  meines  dieselben  umfassenden  Werkes 
vorbereitet  und  durch  eine  darauf  bezügliche  Abhandlung 
eingeleitet  worden  ™).  Die  Litteratur  der  griechischen 
Vasenbilder  ist  diesmal  fast  ohne  Zuwachs  geblieben ""), 
obwohl  es  an  neuen  Beiträgen  zu  ihrer  Erklärung  nicht 
ganz  fehlt75).  Mit  um  so  grösserer  Regsamkeit  wird  die 
epigraphisehe  Litteratur  gefördert.  Zur  Herausgabe  grie- 
chischer Inschriften  hat  die  archäologische  Gesellschaft 
zu  Athen  neue  Kräfte  eingesetzt  und  an  einzelnen  Erläu- 
terungsschriften dieses  Gebiets  ist  kein  Mangel76).  Das 
zu  Berlin  Bonn  und  Rom  gemeinsam  vorbereitete  'Cor- 
pus inscriptionum  latinarum'  ist  seiner  Erscheinung  nahe, 
während  Reniers  grosse  Sammlung  afrikanischer  Inschrif- 
ten ihren  Fortgang  hat  und  neben  noch  andern  Arbeiten 
dieses  Gebietes  die  von  der  französischen  Regierung  un- 
ternommene Gesamtausgabe  der  Schriften  Borghesis  be- 
vorsteht77). 

Den  mannigfachen  Fortschritt  des  archäologischen 
Studiums  samt  mancher  demselben  gewordenen  neuen  Auf- 
munterung79) dankbar  uns  vorzuführen,  ist  um  so  mehr 
an  der  Zeit,  je  zahlreicher  und  schlagender  die  Verluste 
desselben  im  letzten  Jahr  waren.  Neben  dem  für  römische 
Münz-  und  Inschriftkunde  ein  Leben  hindurch  belehrend 
und  leitend  gewesenen  grossen  Namen  Borghesis  sind  als 
neuerdings  verstorbene  achtbare  Forscher  und  Alterthums- 
fieunde  auch  Sir  Charles  Fcllows  und  William  Mure  in 
England,  Arthur  von  Velsen  in  Athen  uud  Pelagio  Palagi 


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in  Turin  zu  betrauern.  Gegen  das  Ende  des  vorigen 
Jahres  starb  auch  Bunsen,  dessen  grossem  nach  Niebuhrs 
Vorbild  belhätigtem  Sinn  für  geschichtliche  und  monu- 
mentale Forschung  das  archäologische  Institut  seinen  Sitz 
auf  dem  Kapitol  verdankt19),  und  mit  dem  Anbeginne  des 
neuen  Jahres  ist  ihm  der  edle  König  gefolgt,  der  eben 
jene  archäologische  Stiftung  in  Rom  hervorgerufen,  Aegyp- 
ten  durch  eine  preussische  Expedition  wissenschaftlich 
ausgebeutet  und  in  seiner  Hauptstadt  ein  neues  Museum 
für  alle  Gebiete  der  Kunstgeschichte  gegründet  hat. 
Berlin  im  März  1861.  E.  G. 

II.  Denkmäler. 
'")  Gelehrte  [leisen  nach  Griechenland  sind  von  den  Herren 
Michaelis  und  Conze  auf  Kosten  der  preussischen  Regierung  voll- 
führt; die  Annale»  des  römischen  Instituts  werden  darüber  berichten. 
Von  französischen  Ucisendcn  hat  Herr  Perrot  über  das  thrakischc 
Daton  geschrieben  (Revue  arch.  1860  II,  45ss.  67  ss.).  lieber  die 
für  das  Corpus  inscriptionum  Latinarum  von  Dr.  Emil  Hühner 
unternommene  Reise  nach  Spanien  ist  in  den  Monatsberichten  der 
[lerliner  Akademie  (S.  155*)  ausführliche  Nachricht  gegeben. 

")  Ranwerke.  Unsre  Kenntniss  des  Tempels  zu  Eleusis  ist 
durch  Stillenkapitelle  und  durch  cerealisch  verzierte  Fragmente  eines 
dorischen  Frieses  für  die  inneren  Propyläen  vervollständigt  worden 
(Anm.  6).  Die  architektonische  Resonderheit  aufgenagelter  Wand- 
malereien ward  neulich  ans  Vienne  berichtet  (Revue  arch.  1861 
I,  88)  und  wird  aus  Pompeji  bestätigt  (vgl.  Archäologische  Gesell- 
schaft  vom  5.  Febr.  d.  J.). 

••')  Museen.  Ein  schätzbarer  Zuwachs  des  a)  Irittischen  Mu- 
seums, aus  den  Metallarbeiten  undTliungefüssen  von  Kameiros  bestehend, 
ward  in  diesen  Blättern  ausführlich  besprochen  (Arch.  Anz.  1860 
S.  69*  ff.).  Im  6)  königlichen  Museum  zu  Berlin  ist  ein  neuer  Saal 
assyrischer  und  römischer  Skulpturen  eröffnet,  auch  die  Sammlung 
der  Bronzen  und  andre  Abtheilungen  des  Antiquariums  gesichtet  und 
neu  aufgestellt  worden.  Das  Museum  zu  c)  Karlsruhe  ist  durch 
Ankauf  der  von  Thierse!)  nachgelassenen  Antiken  (oben  S.  05*)  ver- 
mehrt worden.  Einiger  Zuwachs  ward  aus  dem  Museum  zu  d)  Lyon 
berichtet  (Rull.  p.  21 5 SS.).  Endlich  ist  es  erfreulich,  auch  die  archäo- 
logischen Sammlungen  e)  des  römischen  Instituts  durch  eine  Schen- 
kung des  Herrn  Newton  (Anm.  30a),  und  die  neugegründete  f)  der 
archäologischen  Gesellschaft  zu  Athen  (Arch.  Anz.  1860  S.  97*  (f. 
109*ff.)  durch  zweckmässige  Renutzung  ihrer  bescheidenen  Mittel 
vermehrt  zu  sehen.  Auch  über  die  g)  durch  Martin  Wagners  Ver- 
mächtniss  glänzend  vermehrte  und  durch  Urlichs  geordnete  archäo- 
logische Sammlung  zu  Würzburg  können  wir  belehrenden  Hitthei- 
luiigcn  entgegen  sehn.  Andrerseits  hat  h)  Mottend  seine  durch  Cavc- 
doni  geordnete  und  erläuterte  Münzsammlung  verloren,  indem  der 
jüngst  vertriebene  Landesherr  sie  als  sein  Eigenthum  an  sich  ge- 
nommen hat.  Ueber  das  Schicksal  i)  der  grossen  Sammlungen, 
welche  der  verstorbene  Palngi  zu  Mailand  und  zu  Turin  zurückge- 
lassen hat,  ist  weiteren  Nachrichten  entgegenzusehn ;  dem  Vernehmen 
nach  sollen  sie  der  Universität  Rologna  zugedacht  sein. 

•')  Priva  I  Sammlungen.  Als  neu  entstandene  Sammlung 
hören  wir  die  mit  ansehnlichen  Terracotten  ausgestattete  eines  Herrn 
Biardot  zu  Paris  (Arch.  Anz.  S.  83")  nicht  ohne  Misstrauen  gegen 
die  Echtheit   ihres  Inhalts  erwähnen. 

s4)  Statuarisches  aus  Marmor.  Ausser  dem  a)  vielbespro- 
chenen der  Athene  Parlhenos  nachgebildeten  Minervenligürchen  (Denk- 
mäler u.  F.  1860  Tafel  CXXXV,  3.  4.  Arch.  Anz.  1860  S.  73*),  des- 
sen Wichligkeil  zuerst  Ch.  Lenormant  gewürdigt  hat,  ist  aus  bis- 
herigem Denkmälervorrath  Athens,  auch  b)  eine  nackte  männliche 
Statue  von  Lysippischen  Verhältnissen  (Bull.  1860  p.  114s.)  aus 
llgpati  bei  Lamia  zu  weiterer  Beachtung  empfohlen  wurden.  Neuen 
dortigen  Funden  auf  der  Ahropolis  verdankt  man  c)  Reste,  die  man 
der  dort  vormals  aufgestellten  Gruppe  vom  Streit  Poseidons  mit  Athene 
zusprechen  wollte  (Bull.  p.  210  s.).  Aus  d)  Elevsis  sind  ein  Kopf 
des  Poseidon  (laut  Fr.  Lenormant),  eine  Antinousstatue  und  drei  Ge- 
wandstatuen,   darunter  vermuthlich  eine  Hvdrophore.    zum  Vorschein 


gekommen  (Bull.  p.  179).  Als  neuer  statuarischer  Fund  wird  auch 
die  e)  zu  Athen  (Anm.  öd)  gefundene  sitzende  Figur  eines  Fischers 
(Bull.  1860  p.  115)  und  ein  f)  ins  Museum  zu  Trient  übergegan- 
gener Merkurstorso  (Anm.  12)  erwähnt.  Durch  selbständigen  Kunst- 
werth  erheblich  ist  g)  ein  vor  längerer  Zeit  entdeckter  archaischer 
Jünglingskopf  aus  Cypern,  der  aus  dem  Nachlass  von  L.  Ross  ins 
Berliner  Museum  gelangt  ist  (Arch.  Anz.   1860  S   62*). 

**)  Erzfiguren.  Ausser  dem  bis  jetzt  unbekannt  gebliebenen, 
vermuthlich  aus  Paramythia  herrührenden,  StroganofT'schen  Apoll, 
dessen  wir  vorzugsweise  (Anm.  67)  gedenken,  sind  als  Erzflguren 
neuen  Fundes  nur  der  vermuthlich  assyrische  bronzene  Löwe  aus 
Abydos  (Anm.  3),  die  zu  Vienne  stückweise  gefundene  Figur  eines 
Juppiter  (Bull.  1860  p.  216s.  Anm.  15a)  und  die  mit  einem  Pferd 
gruppirte,  als  Epona  gedeutete,  Fraucngestalt  aus  Loisia  (Anm.  lad. 
Revue  arch.  1860  II,  281)  zu  unsrer  Kenntniss  gekommen. 

!l')  Reliefs  aus  Marmor.  Jene  a)  vierseitige  Slatuenbasis, 
den  Hcphästos  mit  Dionysos  und  Hermes  der  Gottin  Athena  gegen- 
über darstellend,  ist  zugleich  mit  b)  dem  eleusinischen  Relief  (Arch.  Anz. 
1860  S.  6*  Anm.  22  S.  99'  und  1  I3*ff.  unten  Anm.  65d)  in  den  römi- 
schen Institutswerken  (Mon.  dell'  Inst.  VI,  45,  1—4;  Bull.  1860 
p.  113 ss.  Annali  p.  451ss.)  bereits  veröffentlicht;  in  Bezug  auf  letz- 
teres lassen  wir  eine  neueste  Mittheilung  Welckers  in  unsrer  Bei- 
lage 5  folgen.  Das  Relief  einer  e)  Opferscene  mit  den  Sitz- 
bildern  von  Juno  und  Juppiter  im  Hintergrund  wird  unter  den 
neulichen  römischen  Funden  bei  Palast  Fiano  (Anm.  9h)  hervorge- 
hoben. Ein  spätes  Relief  d  des  mnsicirenden  Orpheus  ward  aus 
Aegina  nach  Athen  gebracht   (Bull.  p.  57ss.). 

")  Die  Erzreliefs,  wie  sie  aus  Präneste  und  auch  aus  Tar- 
quinii  neuerdings  zum  Vorschein  kamen,  sind  aus  gleichen  Fund- 
örlern  im  letzten  Jahr  nicht  vermehrt  worden ;  das  obengedachte 
Fragment  einer  ähnlichen  Reliefscheibe  aus  Armentuni,  den  Hercules 
im  Kampf  mit  einer  Amazone  darstellend,  ward  von  Herrn  Wcstropp 
zu  Rom  vorgezeigt  (Bull.  1860  p.  70.  Arch.  Anz.  S.  55*). 

3")  Gold  und  Silber  aus  rhodischen  Gräbern:  Arch.  Anz. 
1860  S.  70*  ff.  Namentlich  ist  von  Halsbändern  und  von  verzierten 
Plättchen  in  Gold,  in  Art  der  zu  Caere  gefundenen,  die  Bede;  die 
hieroglyphischen  Namensringe  gehören  einer  silbernen  Schale  von 
flüchtiger  Ausführung. 

2")  Gefässe  und  Geräthe  aus  Metall.  Von  a)  Silber  ist 
auch  das  neuerdings  entdeckte,  als  Inhalt  eines  steinernen  Gehäuses 
vorgefundene,  zierliche  Aschengefäss  eines  athenischen  Grabes  (Bull. 
1860  p.  110).  Aus  dem  Vorrath  b)  pränestinischer  Bronzen  (Arch. 
Anz.  1860  S.85*ff.)  ward  eine  Striegel  mit  der  Inschrift  ^lornoa 
erwähnt  (Bull.  1860  p.  10.  Arch.  Anz.  1860  S.  22*).  Der  Cisten 
und  Spiegel  gedenken  wir  weiter  unten  (Anm.  39). 

3")  Terracotten:  a)  freien  Styls  zu  Knidos  in  beträchtlicher 
Anzahl  gefunden  wurden  zum  Theil  von  Herrn  Newton  ans  römische 
Institut  geschenkt  und  in  dessen  Sitzung  vom  2.  März  v.  J.  erläutert, 
wobei  die  öftere  Wiederholung  des  gemeinhin  als  Venus-Proserpina 
bezeichneten  Idols  auffällig  war  (Bull.  1860  p.  65ss.  Arch.  Anz. 
1860  S.  53*).  Unter  den  6)  ägyptisirenden  Terracotten  von  Ka- 
meiros wird  die  öftere  Wiederkehr  nackter  Frauen  mit  Doppelflöte 
hervorgehoben  (Arch.  Anz.  1860  S.  71*),  wie  wir  dergleichen  auch 
an  Thonfiguren  von  der  bei  ägyptischer  Herkunft  üblichen  dunkelrothen 
groben  Erde  bemerkt  zu  haben  glauben.  Von  c)  etruskischen  Urnen 
gleichen  Stoffes .  ward  aus  Chiusi  berichtet  (Bull.  1860  p.  80ss.), 
von  einem  d)  irdenen  (dibuchero)  schwarzen  Krug  mit  etruskischer 
Inschrift  aus  Ciintavecchia  (Bull.  1860  p.  34).  Der  Thonfiguren 
e)  gallischer  Herkunft  wird    weiter    unten    (Anm.  70)  gedacht. 

3')  Glas  und  Porcellan,  ägyptisirendes  aus  Kameiros :  Arch. 
Anz.   1860  S.  71*  f. 

")  Glasgefäss  zu  Köln  mit  Belief  der  prometheischen  Men- 
scbenbildong:  von  Welcher  in  den  rheinischen  Jahrbüchern  (XXVIII 
S.  5iff.)  bekannt  gemacht.  Vgl.  Bull.  1860  p.  158ss.  Arch.  Anz. 
1860   S.  61*. 

■")  Aus  Elfenbein  sind  a)  die  neuerdings  zum  Vorschein 
gekommenen,  in  den  Monumenti  dell'  Inst.  VI.  47,  1  —  i  abgebildeten 
etruskischen  Reliefs  aus  Taruuinii.  Das  Relief  b)  einer  sitzenden 
Kitharödin  und  zwei  ihr  zuhörender  Männer  ward  von  Garrucci  auf 
dem   Deckel    einer    Handschrift    in    der    Ritliothek    des  Arsenals    zu 


147* 


148' 


Paris  vorgefunden  (Bull.  1860  p.  8;  Arch.  Anz.  S.  21*).  Hinsicht- 
lich des  c)  Elfenbeinkastens  einer  Kirche  zu  Veroli,  dessen  durch 
Garruccis  Fürsorge  photographirte  Reliefs  von  Brunn  (Bull.  1860 
p.  5  ss.)  genau  beschrieben  sind,  erregt  der  zum  Theil  aus  be- 
kannten Kunstwerken  entlehnte,  wunderlich  gemischte,  mythologische 
Inhalt  jener  Ueliefs  die  Vennuthung,  dass  hier  ein  Werk  florentini- 
scher  Kunst  uns  vorliege. 

'♦)  Gemmenbilder.  Auf  Phokos  ist  das  Bild  eines  a)  zu 
Chiusi  gefundenen  Skarubaeus  gedeutet  worden ,  darstellend  einen 
verwundeten  Helden,  neben  welchem  eine  Wurfscheibe  und  die  Na- 
ineusinschrift  Puci  sich  belindet  (Bull.  1860  p.  235).  Einige  min- 
der erhebliche  Skarabäen  werden  unter  den  Funden  von  b)  Amelia 
beschrieben  (Bull.  1860  p.  120).  Von  zwei  c)  Goldringen,  angeb- 
lich sicilischen  Fundorts,  welche  der  Kunsthändler  Depoletti  am 
23.  M;irz  v.  J.  zu  Hom  vorzeigte,  war  der  eine,  eine  mit  Schleier 
und  Kalathos  bedeckte  junonische  Figur  darstellend,  auch  zu  Athen 
gesehen  worden  (Bull,  dell'  Inst.  p.  98.  llfis.);  die  seltene  Erhal- 
tung beider  Ringe  liess  an  ihrer  Echtheit  zweifeln  (Arch.  Anz.  S.56*). 

*•)  Miinzfundc.  Aus  der  Umgegend  von  Korinth  erhielt 
Herr  l'ostolakkas  zu  Athen  einen  Vorrath  hauptsachlich  italischer 
.Münzen,  vierzig  Pfund  an  Gewicht.  Italische  Münzfunde  wurden  aus 
Carrara  (Bull.  1860  p.  200  ss.),  aus  Marino  bei  Sora  (Bull.  1800 
p.  132  ss.)  und  aus  Mnrn  bei  Otranto  (Bull.  1860  p.  37),  gallische 
aus  dem  Flächenfeld  von  Snmpuy  und  La  Matte  (Eure-et-Loir:  Revue 
num.  1860  p.  163s.),  und  aus  Jrbnnats  unweit  Bordeaux  (Revue 
num.  1800  p.  230s.,  römische  Familienmünzen,  etwa  1000),  haupt- 
sächlich aber  aus  Paris  selbst  (1600  Goldmünzen  oben  Anm.  läi) 
berichtet.  Der  Fund  zu  Sarwar  in  Ungarn  (Revue  num.  1860 
p.  lj/ss)  datirt  bereits  aus  dem  Jahre  1857. 

16)  Unedirte  Münzen.  Von  Cavedoni  ward  ein  Quinarius 
des  M.  Cato  (Bull.  1860  p.  221  SS.),  von  J.  Friedländer  das  goldne 
Medaillon  beschrieben,  in  welchem  der  Name  Aelia  Placidia  statt  des 
bekannteren  der  Galla  Placidia  gelesen  wird  (Bull.  1860  p.  174s.). 

,7)  Pfahlbauten.  Die  Geräthe  jener  vorgeschichtlichen  Bau- 
anlagen helvetischer  Seen  werden  durch  neue  Entdeckung  und,  wie 
wir  vernehmen,  auch  durch  Nachlälscbung,  der  Kauflust  begüterter 
Sammler  entsprechend,  von  Jahr  zu  Jahr  vermehrt  (vgl.  Anm.  56a). 

")  Wollscheren  werden,  nach  einer  Bemerkung  Garrucci's 
(Bull.  1860  p.  68;  Arch.  Anz  S.öi"),  in  den  apulischen  Gräbern 
zu  F'asano  so  häulig  gefunden  dass  er  lieber  ein  Symbol  der  Parzen 
als  so  zahlreicher  Wollscherer  darin  zu  erkennen  geneigt  ist. 

J4)  Bronzene  Cisten.  Unter  den  nicht  weniger  als  25  Ci- 
sten  im  Palast  Barberini,  die  noch  neuerdings  ungereinigt  waren, 
sind  vielleicht  die  beiden  nicht  einmal  einbegriffen,  deren  besonders 
anziehende,  auf  Perseus  und  auf  Prometheus  bezügliche,  Graffiti  wir 
jetzt  aus  den  Monuincnti  dell'  Instituto  iVl,  39.  10)  kennen.  Hieneben 
i-t  wegen  verwandter,  wenn  auch  aus  den  Zeiten  des  Kunstlerfalls 
herrührender,  Technik  der  im  Palast  Doria  zu  Rom  bisher  übersehene 
bronzene  Eimer  zu  erwähnen,  dessen  auf  Achill  und  Briseis  bezüg- 
liche Graltiti  neuerdings  Brunn  erkannt  und  erläutert  hat  (Mon.  dell' 
Inst.  VI,  48;  Annali  p.  494m.). 

!  M  c  lall  Spiegel.  Die  zahlreichen  nach  Palast  Barberini 
gelangten  pränestiniseben  Funde  dieser  Galtung  sind  durch  Detlefscn 
fArch.  Anz.  1860  p.  85"f.)  und  durch  Garrucci  (im  Nachtrag  mei 
ner  akademischen  Abhandlung)  neuerdings  bekannter  gew  malen  j  Tier 
andere  im  römischen  Institut  besichtigle  Spiegel  (Bull.  1860  p. 101. 
102;  Arcb.  Anz.  1860.  S  57"  |  befinden  sich  jetzt  im  kgl.  Anti 
'juarium   zu   Berlin. 

"i  Veten  am  Kameiros:  grösstentheils  ins  brittischi  Mu- 
seum gelangt,  von  wo  aus  deren  von  Buch  verfasste  ausführliche 
Beschreibung  Anh.  Anz.  186(1  S.  70"  II.  um-  /uguie.  Den  sehr 
ilicrlhiimlichcn  Styl  jener  Vasen  unterscheide!  derselbe  von  dem 
Archaismus  der  tümlicben  zu  Korinth  und  Nola  gefundenen;  sie 
seien  riehnehr  denen  ron  Volci  ( Caere T)  ähnlich.  Hinsichtlich 
der  GefJMurmen  »iril  bemerkt,  diss  neben  Oenocl n  und  Am- 
phoren am  hfnflgiten  die  Form  des  Aryballos  dort  sich  findet,  von 
■reicher  auch  allerlei  bildliche  Gefissformen  ron  Tbierflguren  oder 
von  menschlichen  Brustbildern  ausgeben;  ausserdem  werden  Trink- 
schalen  nnd  aueb  ansehnliche  Plauen  (itfoaxif)  ron  13  Zoll  Durch- 

BT   erwähnt.      Uebercinstimmend    mit    elruskischcn    Vasenfunden 


ist  auch   eine  Schale    mit    dem    bekannten   Trinkspruch   /«<£>«  xai 
niti  tit. 

42)  Birch  ist  geneigt  das  Alter  dieser  Vasen  bis  zur  Zeit  der  ho- 
merischen Erwähnung  von  Kameiros  hinaufzuriieken ,  obwohl  ein 
ebendort  auf  einem  Skarabäus  von  ihm  gefundener  Namensring  den 
Namen  des  Psammetich  enthalt,  so  dass  nach  äusseren  Gründen 
mindestens  auf  dessen  Zeitalter  zurückgegangen  werden  kann. 

■*')  Archaische  Vasenbilder.  Unter  den  ebengedachten 
Vasen  aus  a)  Kameiros  ist  die  Inschriftschale  mit  dem  Kampfe  des 
Hektnr  und  Menelaos  um  den  Euphorbos  und  noch  eine  andre 
mit  rechtshin  schreitender  angeblicher  Gorgone,  die  in  jeder  Hand 
einen  Schwan  hält  (von  Birch  auf  Seen  als  der  Gorgonen  Wohnsitze 
gedeutet)  hervorzuheben  (Arch.  Anz.  1860  S.  73* f.).  Aus  6)  Kleonae 
gelangte  ein  l.ekythos ,  den  von  Achill  ereilten  Troilos  darstellend, 
neuerdings  nach  Athen  (Arch.  Anz.  1860.  S.  113*).  Von  benach- 
barter Herkunft  ist  eine  c)  korinthische  Inschriftschale,  darstellend 
einerseits  Hektors  Kampf  mit  Achill,  vun  Sarpedon  und  Phönix  um- 
geben, auf  welchen  Kampf  unter  dem  Henkel  der  Schale  'Dolon'  hin- 
blickt, andrerseits  Ajax  des  Telamoniers  Zweikampf  mit  Acneas,  in 
Umgebung  des  andern  Ajax  (und  noch  einer  unbenannten  Figur, 
etwa  Teukros)  und  eines  als  Hippokles  benannten  Troers  (Bull. 
1860  p.  107s.). 

"">  Vasen  freieren  Styls.  Was  a)  aus  dem  durch  Francois 
erfolgten  letzten  volcentischen  Gräberfund  hieher  gehört,  ist  neuerdings 
in  Rom  sichtlich  geworden  (Arch.  Auz.  1860  S.  106*).  Ebendaher 
wird  ein  6)  Campanascues  Vasenbild  uns  erwähnt,  auf  welcher  die 
Namensinschriften  Uünvaia  und  J>\mv).r\  erst  neuerdings  sich  vor- 
fanden (Bull.  1860  p.  15).  Neuer  Nachweisung  Brunns  verdankt 
man  auch  die  Notiz  eines  zu  c)  Toscunetla  von  ihm  gesehenen 
Kraters  von  etruskischer  Provincialmanier,  auf  welcher  der  Todes- 
dämon Cliaron  zu  zwei  Personen  gesteigert  erscheint  (Bull.  1860 
p.  233ss.).  Hieoeben  bleibt  die  Frage  nach  ä)  den  Gelassen  aus 
Vulci  ollen,  auf  welchen  Brunn  laut  der  Bevue  archeologique  1860 
II  p.  212  die  Namen  griechischer  Magistratspersonen  gefunden  ha- 
ben soll. 

*s)  Mosaik  zu  Rheims:  Revue  arcbeol.  1860  II,  434s.  Dies 
Mosaik  von  90  Meter  im  Umläng  enthält  auf  35  in  sieben  Gruppen 
vertheilten  Feldern  wechselnde  Darstellungen  von  Gladiatoren  und 
reissenden  Thieren;  es  zeichnet  vor  andern  Denkmälern  dieser  in 
Gallien  besonders  häufigen  Kunstgattung  sich  aus  und  soll  sorgfältig 
bekannt  gemacht  werden. 

46)  Griechische  Inschriften:  altarkadische  aus  Tegea 
(Arch  Anz.  1860  S.  63').  Nach  Herrn  Newtons  reicher  epigraphi- 
scher Ernte  aus  Ilalikarnass  und  Knidos  hat  namentlich  Alben  (Bull 
1860  p.  SOss.  56s.)  in  gewohnter  Weise  unsern  Vorrath  an  In- 
schriften vermehrt.  Mehrere  metrische  wurden  oben  (Arch.  Anz. 
1860  S.  80*.  93*  ff.)  von  uns  zusammengestellt;  ihnen  ist  die  bei 
Boeckh  C.  I.  Gr.  no.  136  unvollständig  gegebene  einer  Herme  des 
Aristoteles  anzureihen,  welche  in  dem  jetzt  wiedergefundenen  Stein 
folgendermassen  lautet: 

V/Joi'  NtXO/j[äx]ov  ao() i>j[i  l]anoioijtt  nanijg 
rrri^on'  '/ti.(zui[u'(i]os  Ötior   [lloioi(jrO.\y}\. 
Künstlernamen    haben    theils    auf   verschiedenen  lnschriftsteinen  der 
Akropolis  (Bull.    p.  50ss.     Naukydes,  hritios,  Arlemon)    theils    auf 
einem  aus   Melos    herrührenden  Stein    sich    gefunden,    welcher   einen 
Polyanthes  als   Erzbil  Iner   der   Göttin    Roma   angiebt.     lieber  Vasen 
inschriften  vgl    oben  Anm.   i  id. 

*7)  Römische  Inschriften.  Die  eleusinischc  Weibinschrift 
des  Appius  Claudias,  der  bei  Cicero  ad  Atticuin  VI,  1,20:  audio 
Appium  jiQonvXatov  Eleuxine  filtere  vorhandenen  Erwähnung  ent- 
sprechend,    ist   aus  ihren   neiiaufgefundenen    Fragmenten   von    llenzen 

(Bull.  p.  22588.)   hergestellt    und    erläutert.     Die   Coösularinsobrift 

aus  Rotienbiirg.  jetzt  im  Museum  zu  Mainz,  ward  in  diesen  Blättern 
gegeben  und  erläutert  (Arcb.  Anz.  S.  65*.  71").  Zahlreiche  andre 
römische  Inschriftfunde  werden  im  römischen  Bullettino  1860  p.  239 
nachgewiesen. 

")  1.1 1  iisk  i  s  c  he  Inschriften:  Einiges  dieser  Art  giebl  das 
Bullettino   1860  p.  148. 

•*J  Faliskische  Inschriften:  von  Garrucci  in  den  Annali 
1860  p.  211  ss.  |  vgl.  Ball.  1860  p.  211  281)  bekannt  gemacht 
und    auch    von    Mo i-en    in    diu   Berichten    der    Berliner  Akademie 

1860  s    lälff.  besprochen. 


149* 


150* 


III.      LlTTBRATL'R. 

50)  Allgemeines  über  das  Verbältniss  des  archäologischen 
Studiums  zur  gesamten  Philologie  ist  in  einer  Gelegenheitsschrift 
zur  Jubelfeier  der  Berliner  Universität  (unten  S.  155*)  von  mir  neu 
erörtert  worden;  die  Schlusssatze  dieser  nicht  sehr  verbreiteten  klei- 
nen Schrift  werden  in  unsrer  Beilage  0  einer  prüfenden  Beachtung 
nochmals  empfohlen. 

51)  Aus  akademischen  Werken  sind  Abhandlungen  der  ge- 
lehrten Körperschaften  zu  Berlin,  Göttingen,  Leipzig,  München  und 
Wien  hieher  gehörig. 

")  Vercinsschri  ften  sind  nicht  nur  in  gewohnter  Weise 
von  den  Alterlhuinsfreunden  im  Rheinland  (Heft  XXVIII  oben  S.  140/) 
und  andern  deutschen  antiquarischen  oder  Geschichtsvereinen  (VV'iir- 
lemberg:  PhHologus  XVII,  182 II'.;  Luxemburg:  Aren.  Anz.  S.  119*; 
Llsass:  Arch.  Anz.  S.  95*),  sondern  auch  mit  besonderem  Bezug  auf 
ähnliche  ausländische  Unternehmungen,  wie  das  'Bulletin  de  la  so- 
<  ieie  des  antiquaires  de  France'  und  des  'Anuuaire  de  la  socicle 
archtiologique  de  C.unstantine'  hier  zu  erwähnen,  aus  welchen  allen 
die  Zeitschrift  Philologus  schätzbare  Auszüge  liefert. 

53)  Philologische  Zeitschriften:  Rheinisches  Museum, 
Jahrbücher  der  Philologie  (S.  155*),  Philologus  (oben  S.  139  f."). 

Sl)  Annali  und  Bullettino  des  Instituts  für  archäologische 
Correspondenz  sind  in  ihrem  bereits  abgeschlossenen  Jahrgang  1860 
(oben  S.  135*0°.)  von  einem  Denkmälerhell  begleitet,  welches  in  Inhalt 
und  technischer  Ausführung  durch  die  dein  Institut  aus  königlicher 
Munificenz  neu  zugewandten  grösseren  Mittel  wesentlich  gefördert  er- 
scheint. Das  Bullettino  NapoUtano,  welches  im  Drange  der  Zeit- 
umstände seit  unsrer  letzten  Anzeige  (Arch.  Anz.  1860  S.  15* f.) 
nicht  weiter  uns  zuging,  wird  dem  Vernehmen  nach  fortgesetzt,  wie 
denn  auch  die  Keine  archeologique  (oben  S.  138* f.)  ihren  dan- 
kenswerlhen    Fortgang  hat. 

55)  Ortskunde.  Für  «)  ägyptische  und  b)  karthagische  Orts- 
kunde haben  Brugsch  (oben  S.  141)')  und  Beule  (Beilage  7),  für 
das  nördliche  c)  Griechenland  lleuzey  (unten  S.  155*,  Becension  von 
Gurtius  oben  S.  117')  grössere  Werke  geliefert,  woneben  auch  klei- 
nere Schriften  von  Bursinn  (S.  9.">*),  Fi  ick  (oben  S.  117*),  Gatt- 
ung (S.  155*)  und  Wieseler  (oben  S.  120*),  wie  auch  die  aus  dem 
Nachlass  von  L.  Boss  neu  herausgegebene  Inselreise  des  Grafen 
Pasch  van  Krienen  (oben  S.  100*.  I  HC )  in  Betracht  kommen. 
Orts-  und  Münzkunde  von  Euhöa  sind  in  Dondorffs  Schrift  über  die 
dortigen  Staminsagen  (Arch.  Anz.  S.  117*)  erläutert.  Von  d)  itali- 
schen Ocrtlichkeiten  ist  Cannae  in  einem  Programm  von  Schulbuch 
(oben  S.  119")   behandelt  worden. 

56)  Römisches  im  Norden.  Mit  besondrem  Fleiss  ist  a) 
Hclvetien  sowohl  in  seinen  schon  oben  (Anm.  37)  berührten  Pfahl- 
bauten (Beilage  8)  als  auch  für  die  Spuren  seiner  römischen  Her- 
schaft von  F.  Kelter  (oben  S.  118*)  und  //.  Meyer  (unten  S.  156*) 
erkundet  worden.  Grosser  Fleiss  ist  auch  der  Ortskunde  b)  Gal- 
liens zugewandt,  wie  aus  den  unten  verzeichneten  Schrillen  von 
Creuly  und  Jacobs  (S.  155*,  Uxellodunum),  Goldenberg  (S.  155*), 
Gomur  (S.  155"),  Marchai  (S.  156*),  Bey  (S.  156*),  Boulez 
(S.  156*)  und  Xoel  des  Vergers  (S.  156*)  hervorgeht.  Hinsichtlich 
<:)  rheinischer  und  germanischer  Topographie  sind  nachtraglich  die 
gründlichen  Schriften  von  A.  Bein  (oben  S.  119'),  von  F  Kenners 
(Chronik  der  österreichischen  Ausgrabungen  unten  S.  155")  und  von 
Axchbach  (S.  140*  Noricum)  zu  erwähnen.  Besondre  Beachtung  ver- 
dient der  von  A.  Bein  zugleich  mit  Notizen  über  den  Eifelkanal  und 
die  topographischen  Arbeiten  Eicks  empfohlene  Vorschlag  einer  anti- 
quarischen karte  des  alten  Ubierlandes  i  Rhein.  Jahrb.  XXVIII. 
S.  I05ff.). 

5")  Von  Kunstschriflstellern  des  Allerthums  ist  a)  Pau- 
sanias  für  die  Ortskunde  Athens  von  O.  Jahn  und  A.  Michaelis 
(oben  S.  118*  Akropolis),  für  seinen  religionsgeschichtlichen  Inhalt 
von  O.  Krüger  (oben  S.  96*),  für  kuustgeschichtlichc  Fragen  von 
Schubart  (oben  S.  l'.'O*)  neu  erläutert  worden.  Kunslgeschicht- 
liches  in  b)  Plinius  fährt  Urlichs  (Denhm,  u.  F.  1860  S.  18)  fort 
zu  behandeln.  Die  Gemäldesammlung  der  c)  Philostrate  ist  von 
K.  Friederichs  in  einer  für  die  Würdigung  alter  Malerei  erheblichen 
Schrift  (oben  S.  47*)  besprochen  worden 

"")  Zur  Mythologie  und  Beligionsgeschichte  ist  nächst  dem 
jetzt  abgescblossuen  zweiten  Band  von  Welckcrs  Götterlehre  (unten 
S.  156*)    der   erste  Theil   einer  zweiten  Ausgabe    von   Prellen  grie- 


chischer Mythologie  (S.  156')  und  manche  Bearbeitung  einzelner 
Gegenstände,  namentlich  von  Bergk  (S.  15*  Geburt  der  Athene)  und 
Baumeister  (oben   S.  117*  über  Attis  und  Adrast),  desgleichen  von 

E.  Pinder  (S.  96*  über  die  llitbyien)  und  M".  Hojfmann  (S.  98* 
über  den  tpSövoc)  erschienen.  Ueberwiegend  kunstmythologischen 
Inhalts  sind  die  sorgfältigen  Schriften  von  B.  Gaedechens  (S.  95*) 
über  Glaukos  und  die  von  F.  Fedde  (S.  95*)  über  Perseus  und  An- 
dromeda. 

")  Vergleichende  Mythologie:  weiter  gefördert  durch  die 
so  anregenden  als  gelehrten  Forschungen  von  Pott  (oben  S.  96")  und 
die  "Entu  nitnötviu  von  M'uckernayel  (S.  120*).  Abwege  dieser 
vergleichenden  Mythologie,  wie  die  gelehrte  Schrift  von  Schirartz 
(oben  S.  96*)  sie  darbietet,  bat  unter  andern  Forchhammer  (oben 
S.  117*)  bekämpft,  ohne  Einseitigkeiten  seines  eignen  Standpunkts 
aufzugeben.  Dass  ein  vergleichender  Blick  auf  Mythologie  und  Sun 
bolik  verschiedener  Völker  mit  einer  gesunden  Philologie  nicht  un- 
verträglich sei,  hat  Ilergk  in  dein  bereits  vorgedaebten  reichhaltigen 
Aufsatz  über  die  Geburt  der  Athene  (S.  95*.  155*)  bewährt. 

''")  Als  Auswahl  von  Denkmälern  «)  mythologischen  In- 
halts ist  Wieselen  gründliche  Umarbeitung  der  zu  Müllers  Handbuch 
gehörigen  Hefte  zu  erneuter  Herausgabe  des  Abschnitts  der  olym- 
pischen Götter  vorgeschritten  (S.  156*).  Nicht  weniger  ist  b)  für 
das  Alltagsleben  der  Allen  die  von  Gi//i(  und  Koner  unternommen' 
Darstellung  (oben  S.  118*)  geeignet,  wenn  nicht  für  specielle  Zwecke 
der  Kunsterklüruug,  doch  um  so  mehr  für  ein  anschauliches  Bild 
alter  Sitten  und  Gebräuche,  die  Denkmäler  der  Kunst  erspriesslicb 
zu   machen. 

61)  Griechische  Baukunst.  Eine  attische  Baugescbichle 
der  pisistratischen  Zeit  hat  Beule  (oben  S.  64*.  95*)  unternommen. 
Um  Verständniss  des  Parthenon  namentlich  auch  um  die  wichtige 
Frage  der  Agonaltempel  sind  Boetlicher  und  Stark  (oben  S.  101*. 
119*),  zum  Theil  in  polemischem  Wechselbezug,  erfolgreich  bemüht. 
Ueber  die  Skene  der  Alten  hat  L.  Lohde  geschrieben  (oben  S.I06*. 
119*),  in  gleicher  Beziehung  ist  Wieselers  neuliches  Programm  durch 
gründliche  Forschungen  über  das  älteste  Bühnenlokal  Athens  (oben 
S.  120*)  erheblich,  wobei  zugleich  auch  die  Untersuchung  über  die 
Lage  der  Pnyx  neu  aufgenommen  ist.  Mit  einer  neuen  Bearbeitung 
der  tiburlinischen  Villa  des  Hadnan  ist  Rosa  beschäftigt  (Bull.  I86II 
p.  101s.).  Eine  noch  allzu  wenig  benutzte  Quelle  alter  Bauge- 
schichte  ist  durch  Doiialdsons  'Architcctura  numismalica'  oben  S. 
47*.  6i*)  neu  benutzt  und  empfohlen  worden.  [Dem  Vernehmen 
nach  in  England  erschienen,  zu  unsrer  Ansicht  aber  noch  nicht 
gelangt,  ist  Cockerells  längst  erwartetes  Werk  ober  den  pliigalisclieu 
Tempel  zu  Bassä.  Endlich  ist,  den  reichhaltigen  Gegenstand  runder 
Bauwerke  betreffend,  eine  soeben  uns  zugehende  Schrift  von  TA.  Pyl, 
unten  S.  1  56*,  zu  erwähnen.] 

6i)  Sonstige  Baukunst.  Ueber  celtische  Gräberanlagen  hat 
M.  v.  Bing  (oben  S.  96")  gehandelt.  Ueber  die  helvetischen  Pfahl- 
bauten haben  nach  mancher  Vorarbeit  (vgl.  auch  Morlot  unten  S.  1  56*) 

F.  Keller  (oben  S.  96*)  und  F.  Troijon  unten  S.  156".  Vgl.  unsre 
Beilage  8)  in   umfassenden  Werken  gehandelt. 

"')  Museen.  Museographisehe  Verzeichnisse  sind  zu  Berlin  lin- 
den assyrischen  Saal  der  Skulpturensammlung,  für  die  etruskischen 
Spiegel  des  kgl.  Anliquariuras  und  für  die  Sammlung  der  Gips- 
abgüsse (unten  S.  156'  'Museen'),  zu  Karlsruhe  für  die  dortigen  In- 
schriftsteine  und  sonstigen  'monumentalen  Alterthümer'  von  ff. 
Fröhner  (oben  S.  95")  erschienen.  Grössere  museographisehe  Ar- 
beiten wurden  uns  neuerdings  nicht  bekannt.  Ueber  das  in  der 
Industriehalle  zu  Paris ,  hauptsächlich  durch  BaraUson,  vorbereitete 
grosse  .Museum  von  Gypsabgüssen  setzt  ein  im  'Journal  des  de'bals' 
abgedruckter  Aufsatz  von  Vinet  (oben  S.  120*)  uns  vorläulig  in 
Kennlniss. 

'  •)  Pri  vatsa  liinil  uugen.  Die  voll  Thiersrh  nachgelassene 
Antikensamuiluiijj.  jetzt  in  Karlsruhe,  ward  auf  Grund  ihres  gedruck- 
ten Verzeichnisses  (oben  S.  95*)  von  uns  besprochen.  \on  Münz- 
sammlungen kam  der  zu  London  versteigerte  berühmte  Besitz  des 
Lord  Xmllariik  in    Bede  (Revue   iiiioiisin.   p.  82ss). 

6')  Attische  Marmorwerke.  Hier  lässl  sich  zuerst  o)  eini- 
ger durch  tr.  IV  Lloyd  neu  geordneter  und  gedeuteter  statuarischer 
Giebelfragmente  des  Parthenon  gedenken  (oben  S.  84*),  wie  auch 
neuer  Verhandlungen  über  die  Gottheilen  des  Parthenonfrieses  (Bull, 
p.  69;  Arch.  Anz.  S.  .".1*1).  Ueber  ftj  den  statuarischen  Typus  der 
Athene   Parthenos  hat  auf  Anlass  der  aus  den  Vorräthen  des  Tbeseion 


i5i: 


152* 


von  Cb.  Lcnormant  bervorgezognen  kleinen  Statue  (Denkm.  u.  F. 
Tafel  CXXXV.  S .  21  CT. ;  Aren.  Aru.  S.  117"),  io  Paris  dessen  Sohn 
Fr.  Lcnormant  (oben  S.  117*)  und  in  Leipzig  Overbetk  (oben 
S.  119*),  letzterer  mit  Yergleichung  einer  noch  unbenutzten  Statue 
der  Villa  ßorgbese  gebandelt.  Das  c)  cercalische  Relief  aus  Eleusis, 
gut  abgebildet  in  den  Monumenti  dell'  Inst.  VI,  45  und  durt  erläu- 
tert von  Weither  i^Annali  ISGO  p.  45iss.),  in  minder  genügenden 
Zeichnungen  aueb  durch  Fr.  Lenormant  (oben  S.  119*)  und  durch 
Orerbeck  (oben  S.  119")  bekannt,  unterliegt  noch  mehreren  Streit- 
fragen seiner  Erklärung,  wie  denn  der  von  den  beiden  Göttinnen 
umgebene  Knabe  nicht  bloss  auf  Triptolemos  sondern  auch  auf  Jac- 
chos  (Welckcr  a.  0.)  oder  auf  einen  Eingeweihten  ('Knaben  vom 
Altar"  Arch.  Anz.  ISliO  S.  99*)  gedeutet  worden  ist  (vgl.  Beilage  5); 
ilie  stylistische  Verwandtschaft  dieses  sonst  dem  Zeitalter  des  Pbidias 
zugesprochenen  Kunstwerks  mit  Praxiteles  hat  Ovcrbeck ,  der  diese 
letztere  Meinung  vertrat,  nach  genauerer  Kenntniss  des  Originals 
zurückgezogen  (Arcb.  Anz.  S.  II 3*  f.).  Der  zu  Rom  mit  diesem 
Relief  zugleich  publicirten  d)  vierseitigen  Basis  einer  Hephastosstatue 
mit  Götterbildern  ward  bereits  oben  (Anm.  2tia)  gedacht. 

6')  Marmorwerke  verschiedener  Kunsthedeutung  und  Herkunft 
hat  Stark  in  zwei  neueren  Schriften ,  niederländische  Antiken  und 
eine  gewisse  Gattung  nackter  Venusbildungen  anlangend  (oben  S  96*), 
erläutert.  Den  sogenannten  Jason  im  .Museum  des  Louvre  hat 
H.  Lamberk  (oben  S.  96")  mit  Wahrscheinlichkeit  auf  Merkur  gc- 
deutet;  die  zu  Chalons  gefundene  spatrömische  Gruppe  eines  von 
einem  Löwen  bewältigten  Gladiators  ist  von  J.  C/ievrier  (unten 
S.  loa")  herausgegeben.  Ueber  die  Darstellung  von  Triumphzügen 
an  etruskischen   Einen  hat  Brunn  gehandelt   ^Bull.  p.  1415 SS.). 

"')  Apollo  Bo  edromios.  Wir  holten  auf  das  gedeutete  an- 
ziehende, dem  belvederischen  Apoll  nahe  verwandte  Kunstwerk  in 
einem  besonderen  Aufsalz  zurückzukommen. 

bs)  Silberne  Phaleren:  erläutert  von  Hein  in  den  Annali 
dell*  Inst.  1800  p.  161  ss.  mit  einer  grossen  Denkmälertafel  (Mon. 
dell'  Inst.  VI,  41),  desgleichen  und  von  drei  Tafeln  begleitet  durch 
U.  Jahn  im  neulichen  Programm  zum  Winckelmannsfeste  (oben 
S.  107*).  Ueber  das  weiland  (Arcb.  Ztg.  1843  Tafel  IX)  in  dieser 
Zeitschrift  herausgegebene  Slroganotl'sche  Silbergefäss  haben  neuere 
Verhandlungen  (Arch.  Anz.  Beilage  zu  no.  139  ff.  u.  S.  114*)  unsrer 
früher  ausgesprochnen  Ansicht  zur  Bestätigung  gereicht. 

11  Bronzene  Cisten:  Mon.  dell'  Inst.  VI,  39.  40  (oben 
Anm.  39). 

*")  Celtische  Terra cotten.  Gewisse  in  gallischen  und 
rheinischen  Ausgrabungen  nicht  seltene  Figuren  von  weisslichem  Thon, 
als  deren  Gegenstand  die  Deae  Matres  und  andre  Götterwesen  sich 
erkennen  lassen,  sind  mir  längst  merkwürdig  genug  erschienen  um 
mehr  als  bisher  geschah  darauf  zu  achten;  ich  kann  es  daher  nur 
loben,  wenn  jetzt  gleichzeitig  zwei  Publicatiotien  dieses  Inhalts,  die 
eine  von  Payan- Dumuulin  (unten  S.  150*),  die  andre  von  Tudot 
Hinten  S.  156")  angezeigt  werden. 

*')  Gemmeiik  n  nde.  Zwei  ganz  handwerksmässige,  von  dem 
Buchhändler  Cadart  in  Paris  unternommene,  Sammlungen  haben  das 
Verdienst  zusammengedrängte  zahlreiche  Gemmenbilder  in  trefflicher 
photographischer  Nachbildung  darzustellen. 

"')  M  ünzkundc.  Ausser  Fortsetzungen  der  Herue iwmismatinve 
(oben  S. 139')  und  des  CuAen'schen  Verzeichnisses  der  Kaiserinünzen 
(S.  155*),  sowie  der  oheugedachtcti  Werke  von  Mommsen  (S.  1 00*) 
Donaldton  (Anm.  ül)  Falbe  und  Lindberti  (S.  II  7')  sind  auch  eine 
gründliche  Abhandlung  von  sireber  (>.  120*)  und  mehrere  kleine 
Aufsätze    von    Blrch  (S.  Uli*)    .4/.   Müller  (S.  155*)    und    Xumnr 

I  s.  ii.s*)  im  erwähnen  Sieben  römische  Inedita  anziehenden  Inhalts 
pnlit  Guben  in  der  Revue  num.  1860  p.  359 SS.  pl.  XVI.  Zur  Kritik 
fälschlich  vorausgesetzter  Münztypen  i*i  ein  Aufsatz  von  g.  Vaüler 
die  bekannte  Bundesmünze  der  gallischen  Städte  ('autel  de 
Lyon':  Herne  num,  p.  33.'>ss.)  beachtenswerth.  Zur  geschicht- 
lichen Erkundung  persischer  Satrapen  dienl  Waddlnglons  Erläute- 
rung kleinasiatischer  Münzen  mit  aramäischer  Schrift  (Revue  num. 
I800  p.  432 ss.  pl.  .Will).  Kiir  die  agonalen  Münztypen  der  Fa- 
milie   Volteis    gab    Momnuen   eine    ansprechende    Deutung    (Arch. 

An/.    S.  36*). 

I  truskisebe   Spiegel.     Die   oben   (S.  100*)    genannte 


Abhandlung  gieht  einen  Erklärungsversuch  der  Spiegelzcichnungen 
hieratischen  Inhalts  und  ein  Verzeichniss  von  454  in  den  240  Ta- 
feln meines  Werks  noch  nicht  enthaltenen  Spiegelzcichnungen.  Ein 
Ergänzungsband  meines  dieser  Denkmälerklasse  gewidmeten  Werks 
wird  zugleich  mit  dem  rückständigen  Text  zu  Tafel  XXXI  — CCXL 
demnächst  erscheinen. 

T4)  Vasenbilder  in  selbständigen  Werken  herausgegeben  zu 
sehn  wird  bereits  seit  Jahren  uns  selten  vergönnt ;  auch  die  seit 
längerer  Zeit  stockende  'Elite  ce'ramographique',  die  wir  bis  zur  12S. 
Lieferung  kennen,  dürfte  nach  Cb.  I.cnormanls  Tode  wol  nur  einen 
kurzen  Abschluss  erhalten,  so  sehr  eine  Fortsetzung  dieses  nütz- 
lichen Werks  nach  dessen  ursprünglichem  Plan  von  Herrn  de  Witte 
zu  wünschen  wäre.  Nur  die  Denkmälcrliefte  des  römischen  Instituts 
(oben  S  135*)  liefern  uns  noch  einige  Inedita  dieser  vordem  als 
unerschöpflich  betrachteten  Kunstgattung;  es  gehören  dahin  die  von 
Jahn  und  Stephani  besprochenen  Vasenbilder  baechischer  Reinigung 
(Mon.  dell'  Inst.  VI,  37.  38)  und  cerealischen  Festzugs  (Mon.  dell' 
Inst.  VI,  42);  das  merkwürdige  Vasenbild  eines  die  Orithyia  entfüh- 
renden doppelköpligen  Boreas  hat  Stark  erläutert  (Ann.  I860p.320ss. 
tav.  ,1'agg.   L.   M). 

'*)  Vasenerklärung,  Als  bisher  unbeachtete  Darstellung 
dieses  Gebietes  ist  die  Rückkehr  der  Koro  zum  Hades  (laut  Slephanis 
Vermuthung  in  den  Annali  1860  p.  32  ss.)  zu  nennen;  einen  Melam- 
ptw  bei  den  Rindern  glaubt  Brunn  (Bull.  p.  71)  entdeckt  zu  haben, 
woneben  derselbe  auf  einem  andern  Gelässbild  den  fälschlich  voraus- 
gesetzten Mythos  von  Philomele  und  Ithys  ablehnt  (Bull.  1860  p.68). 

"")  Griechische  Epigraph  iL  Als  Ersatz  für  die  schon 
länger  vermisste  'Li/ijutoi;  werden  die  von  Kumunudis  herausgege- 
benen 'EniyQcttftä  liyixd'uxot  (oben  S.  95')  fortgesetzt.  Andre 
epigraphische  Inedita  gieht  das  Bulletlino  dell'  lnstiluto.  Von  erläu- 
ternden Schriften  ist  Sauppes  Abhandlung  über  die  grosse  Mysterien- 
inschrift (S.  9ii')  und  Bergks  Programm  über  die  in  arkadischem 
Dialekt  verfasste  aus  Tegea  (S.  117*)  zu  nennen;  andre  Beiträge 
zur  griechischen  Epigraphik  haben  Bursiun  (S.  140*),  Cavedoni 
(S.  155*),  Güllling  (S.  155*)  und  Stephani  (S.  120*)  geliefert. 
Eine  Inschrift  aus  Kyzikos,  einen  Volksbeschluss  zur  Erlaubniss  einer 
Weihungsinschrift  im  Tempel  einbauend,  erschien  im  Monatsbericht 
der  Berliner  Akademie  1860  S.  493  ff. 

1T)  Römische  Epigraphik.  Am  ersten  Bande  des  Corpus 
inscriptionum  Latinarum  wird  noch  gedruckt  (vgl.  den  akademischen 
Bericht  1860  S.747);  er  wird  Inschriften  der  republikanischen  Zeit, 
die  Leges,  Fasten  und  Calendaria,  enthalten.  Leon  Renten  reich- 
haltiges Werk  afrikanischer  Inschriften  (S.  0  i*.  96")  hat  eine  beach- 
tenswerthe  Anzeige  derselben  von  llenzen  (Annali  dell'  Inst.  p.  23 — 99) 
hervorgerufen;  der  spanischen  Reiseberichte  von  Hühner  ward  bereits 
oben  (Anm.  20)  gedacht.  Ausserdem  ist  mehrerer  neuer  Schriften 
von  J.  Becker  (S.  95*),  Klein  (S.  119*),  Ritschi  (S.  96*)  und 
Noel  des  Vergor»  (S  156*)  hier  zu  gedenken.  Beachtcnswerlhe 
Bemerkungen  über  römische  halemlerfragmente  (Bull.  p.  73  ss.), 
Consularinschriflen  auf  Tesseren  (Bull.  p.  173s.)  und  über  die  viel- 
mehr nach  Padna  als  nach  Präneste  gehörigen  Loosorakel  (Arch. 
Anz.  S  36*.  Gl*)  sind  in  periodischen  Werken  zerstreut.  Endlich 
ist  auch  die  kaiserlich  ausgerüstete,  von  Renier  und  andern  franzö- 
sischen Gelehrten  besorgte,  Gesamtausgabe  der  Werke  Borghesis  be- 
reits durch  ausführliche  Programme  (S.  I  j6*)  in  nahe  Aussicht  gestellt. 

'")  Archäologische  Reisen  werden  jetzt  aus  dem  von 
Martin  Wagner  Unterlassenen  und  von  Urlichs  verwalteten  Vcnnächt- 
niss  auch  von  der  königlich   bayerischen  Regierung  ausgerüstet. 

")  Nekrolog.  Biographisches  über  Borghcsi  (f  16.  April 
Arch.  Anz.  S.  67")  haben  (lenzen  (Allgemeine  Zeitung  1860  no.  136.13". 
Jahrbücher  der  Philologie  VI  S.  50911'. )  und  Desjardins  (Revue  arch. 
p.  319  —  324.  405—410)  zusammengestellt.  Sir  Charles  Fellovs 
ist  als  hochverdienter  Entdecker  der  Ijkischen  Alleitbümer,  William 
Hure  durch  seine  Reise  in  Griechenland  und  seine  griechische  l.il- 
teraturgeschiclile,  1'eluginPalagitfin Turin, vgl.  Arch.  Anz.S.67"  u.oben 
Anm.  22i)  als  ausgezeichneter  Künstler  und  Sammler,  Arthur  von 
Veiten  (t  zu  Athen)  als  verdienstvoller  Epigraphiker  bekannt:  in 
Frankreich  wird  der  Verlust  des  Miinzkenners  Lagoy  beklagt  (Revue 
num.  1860  p.  240.  396 89.).  Freiherr  von  Bimsen  beschloss  zu 
Bonn  sein  für  Staat  und  Wissenschaft  reich  bezeichnetes  Leben  am 
28.   November  v.  J.   (Arch.  Anz.    S.  IO.".*). 


153* 


154' 


II. 


Beilagen 


zum    Jahresbericht. 


3.     Neuestes  aus  Rom. 


In  Rom  wurden  im  Jahr  1860  in  Folge  der  Zeit- 
umstände von  Seiten  der  Regierung  keine  Ausgrabungen 
unternommen.  Nur  in  Ostia  wurden  im  verflossenen  Friih- 
lhige  einige  neue  Gebäude  aufgedeckt,  unter  denen  beson- 
ders ein  bei  den  Thermen  gelegenes  Heiligthum  des 
Mithras  bemerkenswert  ist;  Inschriften  welche  in  dem- 
selben gefunden  wurden,  gehen  in  das  zweite  Jahrhundert 
zurück.  —  Vor  Porta  Porfese  setzte  Hr.  Guidi  in  der 
Vigna,  in  welcher  vor  zwei  Jahren  die  vielbesprochene 
Venusstatue  gefunden  wurde,  seine  Ausgrabungen  fort, 
und  entdeckte  interessante  Denkmäler  eines  orientalischen 
Cultus,  der  daselbst  seinen  Hauptsitz  gehabt  haben  muss, 
unter  andern  eine  Inschrift  in  griechischer  und  palmyre- 
nischer  Sprache,  welche  dem  Belus  geweiht  ist.  Ein  an- 
derer Stein  bezeugt  das  Vorhandensein  eines  Tempels 
dieses  Gottes.  Eine  griechische  Inschrift,  welche  dem  Ares 
als  vaterländischem  Gotte  einen  Altar  weihet,  ist  aus  der 
Zeit  des  Hadrian.  Zugleich  wurden  auch  Gegenstände 
daselbst  gefunden,  die  auf  ägyptischen  Cult  deuten.  Auch 
eiue  Statue  wurde  daselbst  entdeckt,  in  welcher  man  den 
Bonus  Eventus  zu  erkennen  glaubte.  Derselbe  Hr.  Guidi 
grub  in  seiner  neben  den  Thermen  des  Curacalla  gele- 
genen Vigna  ohne  grossen  Erfolg,  indem  nur  in  sehr 
bedeutender  Tiefe  einige  JMosaikfussböden  und  Grund- 
mauern von  Privathäusern  entdeckt  wurden.  —  In  der 
Vigna  Rondanini  an  der  Via  Appia  fand  man  neben  ver- 
schiedenen Columbarien,  von  denen  eines  der  Familie  der 
Carvilier  augehörte,  eiue  jüdische  Grabstätte,  wie  aus  dem 
hie  und  da  angebrachten  siebenarmigen  Leuchter  hervor- 
geht, in  der  Anlage  den  christlichen  Katakomben  ähnlich. 

Die  Arbeiten  zum  Zwecke  der  verschiedenen  Eisen- 
bahnen führten  zu  mehreren  Entdeckungen.  Namentlich 
wurden  an  der  Via  Suluria  in  der  Nähe  des  alten  Fldenae 
Reste  von  Gräbern  gefunden,  unter  denen  namentlich  eine 
wohlerhalteue  steinerne  Thür  zu  bemerken  ist,  ferner  ein 
Terminalcippus  der  Fidenaten  aus  ziemlich  alter  Zeit.  — 
Auf  einer  anderen  Seite  der  Stadt  wurde  neuerdings  die 
Eisenbahn  von  der  Tiber  nach  der  Richtung  von  Porta 
JMuggiore  hin  fortgesetzt,  und  bei  dieser  Gelegenheit  eines- 
theils  ausserhalb  von  Porta  S.  Sebastiano  die  alte  FSd 
Ajrpia  durchschnitten,  wobei  das  antike  Pflaster  des  Cli- 
vus  Martin  bloss  gelegt  wurde;  anderntheils  wurde  beim 
Durchschneiden  der  Via  Latina  der  Antoninianische  Aquä- 
dukt durchbrochen.  Zwischen  beiden  Strassen  hatte  man 
gleichfalls  dadurch  Gelegenheit,  auch  die  Via  Asinaria  ge- 
nauer kennen  zu  lernen.  Weiterhin  nach  Porta  Maggiore 
wurde  eine  alte  Wasserleitung  aufgefunden,  welche  der 
bekannte  Architekt  Rosa  wegen  ihrer  Richtung  sowohl  als 
auch  wegen  ihrer  altertümlichen  Construction  für  die 
A<iuu  Appia  hält.  Dieselben  Arbeiten  führten  hie  und 
da  zur  Entdeckung  von  Gräbern,  namentlich  an  der  Via 
Latina  und  in  der  daselbst  belegenen  Vigna  Aquari.  — 
Bei  der  Anlage  des  Centralbahnhofes  in  Villa  Negroui 
wurden  zwei  Cippen  aus  der  Zeit  des  Kaisers  Augustus 
ausgegraben,  welche  sich  auf  die  Wasserleitung  des  Anio 
ve.tus  beziehen  und  für  den  Lauf  derselben  wichtig  sein 
dürften. 

In  Trastevere  bei  S.  Mari«  äelV  orto,  wo  die 
Regierung  ein  grosses  Gebäude  errichten  lässt,  in  welches 


die  Tabaksfabrik  verlegt  werden  soll,  fand  sich  in  einer 
Tiefe  von  30  palmi  unter  dem  gegenwärtigen  Boden  ein 
antiker  Fussboden  aus  republikanischer  Zeit,  und  nicht 
weit  davon  ein  Inschriftstein  von  noch  älterem  Datum, 
beide  bezüglich  auf  mag'istri  pugi  Junicolensis  und  von 
grosser  Wichtigkeit  für  die  Munieipalverfassung  des  alten 
Rom.  Aus  einer  Inschrift  war  bisher  in  Rom  nur  der 
pagus  Avenlinensis  bekannt.  Die  pagi  umfassten  offenbar 
diejenigen  Stadttheile,  welche  ausserhalb  des  pomoerium 
lagen;  doch  wusste  man  nicht,  dass  sie,  wie  die  pagi 
ausserhalb  Roms,  mugislri  zu  Vorständen  hatten.  Auf 
demselben  Bauplatze  wurde  ein  Altar  gefunden,  welcher 
der  bona  Dea  oelata  (sie)  geweihet  ist.  Die  Arbeiten  dauern 
an  dieser  Stelle  fort,  und  das  gleichzeitige  Auffinden  von 
architektonischen  Fragmenten  lässt  hoffen,  dass  man  viel- 
leicht ein  Heiligthum  dieser  Göttin  entdecken  wird. 

Von  Ausgrabungen  ausserhalb  Roms  ist  noch  weniger 
zu  melden.  Nur  in  S.  Moria  di  Vuleri  wurden  wichtige 
Inschriften  entdeckt,  welche  über  die  auch  von  den  Alten 
als  eigenthümlicher  Dialekt  geschilderte  Sprache  der  Fa- 
lisker  einiges  Licht  geben.  Ausserdem  wurde  im  Amphi- 
theater der  alten  Stadt  gegraben  wo  man  verschiedene  epi- 
graphische Monumente  ans  Licht  forderte.  Zugleich  gaben 
diese  Arbeiten  vielfachen  Aufschluss  über  die  Topographie 
der  alten  Stadt  Falerii,  ganz  besonders  über  die  dort 
zusammenlaufenden  Strassen.  —  In  Volterra  grub  Herr 
Cinci  mit  Erfolg  in  der  dortigen  Nekropolis,  in  welcher 
er  mehrere  unversehrte  Gräber  fand,  welche  eine  reiche 
Ausbeute  an  etruskischen  Urnen  lieferten. 

Rom  im  Februar  1861.  H'.  H. 


Ueber  den  in  Vigna  Bonelli  vor  Porta  Portese  ent- 
deckten Tempel  der  Belus  theilt  die  'Allgemeine  Zei- 
tung' von  1860  no.  366  noch  Folgendes  mit:  'Es  hat 
sich  herausgestellt  dass  an  jenem  Ort  ohne  Zweifel  ein 
Sitz  orientalischer  Gottesverehrung  war,  wie  sie  in  spä- 
tem Zeiten  in  der  Hauptstadt  des  römischen  Reichs  wirk- 
lich bestand.  Zuerst  ward  eine  bilingue  Inschrift  ge- 
funden ,  welche  in  griechischer  und  palmyrenischer 
Sprache  den  Göttern  Belus,  Jaribolus  und  vielleicht  der 
Astarte  Bilder  weiht,  deren  Füsse  noch  vorhanden  sind. 
Bald  nachher  grub  man  das  Fragment  einer  lateinisch 
griechischen  Inschrift  aus,  welche  angibt  dass  'für  das 
Heil  des  Kaisers'  (dessen  Name  fehlt)  ein  Mann  aus 
Palmyra  einen  Tempel  des  Belus  baute,  und  nicht  viel 
später  folgte  eine  griechische,  welche  für  das  Heil  des 
Kaisers  Hadrian  im  Jahr  445  der  Seleucidischeu,  eben- 
falls bei  den  Palmyranern  gebrauchten  Aera  dem  einhei- 
mischen Ares  geweiht  wird,  der  als  Planet  Mars  mit  dem 
Sonnengott  Belus  in  Verbindung  steht.  Die  Existenz  jenes 
Tempels  wird  ferner  bewiesen  durch  eine  lateinische  In- 
schrift, welche  'auf  den  Befehl  des  Sonnengottes'  (ex 
imperio  Solis),  also  des  Belus  selber,  die  Beschädigung 
der  Wände  verbietet.  Noch  verdienen  Bruchstücke  einer 
grossen  Vase  aus  schwarzem  Granit  erwähnt  zu  werden, 
in  welche  ägyptische  Götter-  und  Menschengestalten,  we- 
nig vertieft,  eingehauen  sind.  Man  darf  annehmen,  dass 
sie  zum  Tempelgeräth  gehört  habe'. 
(Schluss  folgt.) 


155* 


156' 


III.     Neue    Schriften. 


Jahrbücher  für  klassische  Philologie.   Herausgegeben  von 
A.    Fleckeisen.     Jahrgang  VI.    18G0.    (Der   Jahn'schen 
Jahrbücher  Band  LXXXI.)     Leipzig  1800.  892  S.  8. 
Enthalten  unter  andern  wie  folgt:    Das  fünfzigjährige  Professor- 
Jubiläum  F.  G.  Welckers  S.  1 — 27  (L   S.).    Recensionen  von  E.  Ctir- 
tius,  Griechische  Geschichte  S.  105 — 117  (A.  Baumeister),  Nägels- 
hach  Maclihomerisehc  Theologie   S.  153—1811  (Eil.  Müller),  A.  kühn 
llerahkunft   des  Feuers   S.  225— 232  (H.  Sctnneizer-Sidler),   Lübherl 
yuaesliones  pontiticales  S.  259 — 285  (L.  Mercklin)  und  M.  v  iNiebuhr 
Geschichte  Assurs  und  Babels  S.  441— 458  \A.  v.  Guttchmid).    Die 
Gehurt  der  Athene  S.  2811— 31(J.  377— 42i  (Theodor  Hergk).    Bar- 
tolommeo   Burghesi   S.  569 — 575  (W.  Meinen). 

Beult  (E.)i     Fouilles    ä    Carthage.     Paris  1861.      143  S. 

6  Tafeln.  4. 

Cavedoni  (C):  Annotazioni  al  fascicolo  II  del  volume  IV 
del  corpus  inscriptionum  Graecarum  coutenente  le  iscri- 
zioni  cristiane.     Modena  1860.  VIII  und  34  S.  8. 

Chevrier  (J.):  Groupe  antique  representant  un  gladiateur 
terrassi'-e  par  nn  lion.     Chalons  1859.  4. 

Cohen  (H.)-.  Description  historique  des  monnaies  frappees 
sous  l'empire  Romain  communement  appellees  medailles 
Imperiales,  vol.  1— IV.  Paris,  Rollin  1858—1860.  484, 
611,  563,  502  S.  mit  je  19  Kupfertafeln.  8. 

Creuly  et  A.  Jacobs:  Examen  historique  et  topographique 
des  lieux  proposes  pour  representer  Uxellodonum.  Paris 
1860.  8.  (Revue  archeolog.  II,  625.  Luzech  soll  der 
heutige  Ortsname  sein). 

Curtius  (£.):  Ueber  Beule  Fouilles  ä  Carthage),  in  den 
Güttinger  Gelehrten  Anzeigen  S.  224—233. 

Gerhard  (F.):  Ueber  die  Metallspiegel  der  Etruskcr. 
Zweiter  Theil.  Aus  den  Abhandlungen  der  königl.  Aka- 
demie der  Wissenschaften.  Berlin  1860.  S.  409—486. 
Vier  Tafeln.  4. 

—  Ueber  archäologische  Sammlungen  und  Studien.  Zur 
Jubelfeier  der  Universität  Berlin.  1860.  36  S.  8. 

Goeltlmg  (€.):  de  Metonis  Astronomi  Heliotropio  Athenis 
in  muro  Pnvcis  posito.     Jenae  1861.   10  S.  4. 

—  de  Inscriptione  Monumenti  Plataeensis.     Jenae  1861. 

7  S.   1  Tafel.  4.  (Zum  Lectionscatalog.) 
Goldenbert}:  Notice  sur  leCastrum  gallo-romain  du  Gross- 

Limmersberg  et  sur  les  Heidenmauern  de  la  foret  du 
Ilaberacker.  Strasbourg  1860.  8.  (Revue  archeol.  II, 
65.  1860). 

Gomur:  Le  Camp  romain  de  Verbland,  avec  14  gravures 
sur  bois.  Saint-Quentin  1860.  8.  (Revue  archeologique 
1860.  11,286). 

Heuzey  (£.):  Le  mont  Olympe  et l'Acarnanie.  Paris  1860. 
494  S.  mit  16  Tafeln.  8. 

Hübner  (E.):  Reiseberichte  aus  Spanien,  in  den  Monats- 
berichten der  Berliner  Akademie  1860.  S.  231—241. 
324—332.421—450.594—643.  1861.  S.  16— 113. 

Kenner  (Fr.):  Beiträge  zu  einer  Chronik  der  archäologi- 
schen Funde  in  der  österreichischen  Monarchie  (1856 
—58).     Wien  1860.  199  S.  8. 

Lallemond  (A.):  Medailles  de  la  villa  roraaine  du  Lodo, 
preB  Penboch,  commune  d'Arrailon  (Morbihan ).  Vannes 
1857  in  32.   (Vgl.  revue  numismatique  1860  p.  78ss.). 

Lmttdk  (E*  v.):  Glaukos.  Aus  der  allgemeinen  Ency- 
klopädie  S.  193-212.  -  Glycera,  ebend.  S.  351-362. 
Gnathänä,  S.  100—114.    Gnesippos  S.  168—174. 


Marchai  (C):  Les  ruines  romaines  de  Champlieu.  Paris 
8.  (Revue  arch.  1860.  II,  438). 

Menant  (•/.):  Les  Ecritures  euneiformes,  expose  des  tra- 
vaux  qui  ont  prepare  la  leeture  et  l'interpretation  des 
inscriptions  de  la  Perse  et  de  l'Assyrie.  Paris  1860.  8. 
(Revue  archeolog.  1860.  I,  718ss.). 

Meyer  (H.):  Die  römischen  Alpeustrassen  in  der  Schweiz. 
(Aus  den  Mitteilungen  der  antiquarischen  Gesellschaft 
in  Zürich  XXV.)  Zürich  1861.  23  S.  2  Tafeln.  4. 

Murlot:  Etudes  geologico-archcologiques  en  Dänemark  et 
en  Suisse:  im  Bulletin  de  la  societe  vaudoise  des  scien- 
ces  naturelles,  tome  I.  Lausanne  1860.  (Auszug  in  der 
Revue  archeol.  1860.  II,  121—128). 

Müller  (A.):  Vier  sidonische  Münzen  aus  der  römischen 
Kaiserzeit.  Eine  numismatisch -phünicische  Studie  als 
Beitrag  zur  phönieischen  Geschichte.  (Sitzungsberichte 
der  kaiserl.  Akademie  d.  W.  1860.  Juni).  S.  33—51. 

Museen,  königliche,  Nachtrag  zum  Verzeichniss  der  Bild- 
hauerwerke (von  C.  Boetticher  und  E.  G.  Römische 
no.  742—853.  Assvrische  ho.  1—32).  Berlin  1860. 
30  S.  12. 

—  Leitfaden  für  die  Sammlung  antiker  Metallarbeiten. 
Nachtrag  etruskischer  Spiegel.  (Von  E.  G.  no.  1—142). 
Berlin  1860.  16  S.  12. 

—  Verzeichniss  der  Sammlung  der  Abgüsse,  Abtheilung  I. 
Antike  Bildwerke  (von  K.  Friederichs  nach  E.  G.)  Ber- 
lin 1860.  186  S.  12. 

Payan-Dumoulin  (E.de):  Antiquites  gallo-romains  decou- 
vertes  ä  Toulon-sur-Allier,  et  Reflexions  sur  la  cera- 
mique  antique.     Le  Puy  1860.  4.  (Vgl.  Revue  archeol. 

1860.  II,  436s). 

Preller  (L.):  Griechische  Mythologie.  Erster  Band.  Zweite 
Annage.     Berlin  1860    XII  und  873  S.  8. 

Publication  des  oeuvres  de  Barlolomeo  Borghesi,  rap- 
port  adresse  A.  S.  M.  l'Empereur  par  E.  Desjardins. 
Paris  1860.  32  S.  8. 

Ptjl  (li.  Th.):  Die  griechischen  Rundbauten  im  Zusam- 
menhange mit  dem  Götter-  und  Heroenctdtus.  Greifs- 
wald 1861.  8. 

Reber  (F.):  Die  Lage  der  Curia  Hostilia  und  der  Curia 
Julia.  Habilitationsschrift.  München  1858.  59  S.  8.  und 
1  Taf.  in  Fol.  (Litterarisehes  Centralbl.  1860.  S.  59). 

Rey  (G):  Voyage  dans  le  Ilaouran  et  aux  bords  de  la 
mer  morte.   Paris  1860.  8.  (Revue  archeol.  1861.1,94). 

lioulez:  Obscrvations  sur  les  voies  romaines  de  la  Bel- 
gique.     Gand  1860.  4.  (Revue  archeol.  1860.  11,286). 

Stichel  (J.  G.):  De  Kjihesiis  litteris  linguae  Semitarum 
vindicandis.     Jenae  1860.  18  S.  4. 

Troj/On  (Fr.):  Habitations  lacustres  des  temps  aneiens  et 
modernes.     Lausanne  1860.  495  S.  17  Tafeln.  8. 

Tudot  (F.):  Collection  de  figurines  en  argile  de  l'epoque 
gallo -romainc.     Paris  Rollin,    4.    (Vgl.   Revue   archeol. 

1861.  I,  175ss.). 

Vergers  (Xtii-I  des):  Essai  sur  Marc-Aurcle,  d'apres  les 
monuments  epigraphiaues.  Paris  1860.  8.  (Revue  ar- 
cheol. 1860.  II,  283.    Die  Stadt  Veromandua  betreffend). 

Welcher  (F.  G.):  Griechische  Götterlehre.  Zweiter  Band 
(zweite  Abtheilung  bis  S.  817).     Göttingen  1860.  8. 

Wieseler  (F.):  Denkmäler  der  alten  Kunst  nach  0-  Mittler 
etc.  2.  Bearbeitung.  Band  II.  Heft  1,  15  Tafeln.  76  S.  4. 


Herausgegeben  von   E.   Gerhard. 


Druck  und  Verlag  von   G.  Reimer. 


157* 


158* 


ARCHÄOLOGISCHER  ANZEIGER. 

Zur  Archäologischen  Zeitung,  Jahrgang  XVIII. 


Af  147. 


«y  T= 


März  1861. 


Wissenschaftliche  Vereine:  Rom  (Archäologisches  Institut);  Berlin  (Archäologische  Gesellschaft).  —  Beilagen  zum  Jah- 
resbericht: 4.  Römisches  aus  Schleswig;  5.  Das  zu  Eleusis  entdeckte  Relief;  6.  Ueher  archäologische  Sammlungen  und 
Studien ;  7.  Beules  'Fouilles  a  Carthage' ;  8.  Troyons  'Habitations  lacustres'.  —  Neuestes  aus  Athen. 


I.    Wissenschaftliche   Vereine. 


Rom.  Sitzung  des  archäologischen  Instituts 
vom  18.  Januar  1861-  Pater  Gornicci  hatte  einen  Pa- 
pierabdruck von  der  kürzlich  in  Faleri  gefundenen  Ho- 
norarinschrift  zur  Stelle  gebracht  und  ergänzte  mit  Hülfe 
desselben  den  Namen  der  Person  in:  P.  CLich  10  Rtl/ö 
roSANO.  Dann  legte  er  die  Copie  einer  griechischen 
unlängst  von  Cav.  Guidi  gefundenen  Inschrift  vor  und 
verglich  ihren  epikureischen  Inhalt  mit  einer  lateinischen 
aus  den  Papieren  Zaratini's.  Endlich  sprach  er  über  die 
mithrisehe  Darstellung  des  neulich  bereits  vorgelegten 
Monuments  des  Hrn.  Magnussen,  wo,  wie  auf  einigen 
ähnlichen  Werken,  die  asiatische  Venus  als  Herrscherin 
des  beweglichen  Himmels  erscheint,  umgeben  von  Sonne, 
Mond  und  den  sieben  Planeten,  zwei  Begleitern  des  Mi- 
thras  und  zwei  eigenen  und  einer  männlichen  und  weib- 
lichen Schlange  als  Symbolen  des  Lebens,  sowie  dem 
Fisch  der  dem  Mithrascult  auch  eigentümlich  ist.  —  Hierauf 
zeigte  Hr.  Coiise  die  Zeichnung  einer  Minervenstatue  vor, 
die  er  im  Thesenstempel  in  Athen  gefunden  hatte,  eine 
Replik  des  kolossalen  Minerventorso,  der  früher  in  der 
Villa  Medici  war,  jetzt  in  Paris  sich  befindet  und  welchen 
er  als  ein  Erzeugniss  der  besten  griechischen  Kunst  hin- 
stellte. Ferner  theilte  er  seine  Ergänzung  eines  in  der 
Pinakothek  der  Athenischen  Propyläen  aufgestellten  Re- 
lieffragmcnts  mit,  in  welchem  er  die  Anbetung  der  Minerva 
erkannte,  hinter  ihr  den  Kekrops  mit  Scepter  und  in 
Schlangenfarm  endend,  ganz  gleichend  einer  Figur  hinter 
Minerva  auf  einem  bekannten  clusinischen  Vasenbild,  das 
man  früher  auch  auf  Nereus  oder  Triton  gedeutet  hatte.  — 
Hieaach  legte  Hr.  Michaelis  eine  neue  Abschrift  der  alt  - 
arkadischen  Inschrift  von  Tegea  vor,  die  kürzlich  von 
Kvprianos  publicirt  und  von  ßergk  auch  in  Gerhards 
archäologischer  Zeitung  mitgetheilt  worden  ist  und  er- 
gänzte vermittelst  derselben  verschiedene  bisher  missver- 
standene Stellen,  indem  er  sich  zugleich  über  einige  Eigen- 
tümlichkeiten des  arkadischen  Dialekts  ausführlicher  aus- 
liess.  —  Hr.  Pellegrmi  reichte  eine  Lampe  seiner  Sammlung 
mit  dem  Bildniss  des  Kaisers  L.  Verus  herum  und  be- 
merkte dass  das  von  ihm  in  der  vorigen  Sitzung  erwähnte 
Basrelief  vielmehr  Zeus  und  Semele  darstelle  (vgl.  Mouum. 
d.  Inst.  III,  XIV).  —  Schliesslich  gab  Hr.  Rosa  Nachricht 
davon,  dass  bei  den  Eisenbahnarbeiten  vor  Porta  S.  Se- 
bastiano  das  Pflaster  des  clivus Mortis  entdeckt  worden  sei. 

Sitzung  vom  25.  Januar  1861.  Pater  Gomicci  legte 
die  Durchzeichnung  eines  Steines  des  Museo  Kircheriano 
vor,  wichtig  durch  die  Form  des  E,  welches  //geschrieben 
war,  wie  durch  das  Vorsetzen  des  Beinamens  Veneria  vor 
den  Geschlechtsnamen  Sei«.     Dann  theilte  er  ein  Graffito 


von  einer  Mauer  der  Basiliea  di  S.  Alessandro  mit,  in 
welchem  die  sämmtlichen  Buchstaben  des  Alphabetes  je 
zwei  und  zwei  zusammengestellt  sind,  und  zwar  A  mit  X, 
B  mit  V  u.  s.  f.  —  Hierauf  zeigte  Hr.  Lovulli  einen  Gyps- 
abdruck  einer  Gemme  vor,  auf  welcher  Zeus  thronend  und 
in  der  Rechten  eine  Schale  mit  einem  Widderkopf  haltend 
dargestellt  ist.  —  Ferner  sprach  Hr.  Herzog  über  zwei 
Cippi,  die  bei  den  Eisenbahnarbeiten  in  der  Villa  Negroni 
zum  Vorschein  gekommen  sind.  Ihre  Inschriften  zeigen 
dass  sie  am  siebenten  Morgen  eines  Aquädukts  gestanden 
haben  und  zwar  am  Anio,  d.  h.  am  Anio  vetus;  ja  ein 
unterirdisches  Gewölbe,  in  der  Art  der  bekannten  ispira~ 
miji«',  in  dessen  Nähe  sie  gefunden  seien,  sei  wahrschein- 
lich der  rechts  duetus  des  Anio,  der  von  Frontinus  (de 
aquaed.  urbis  Romael,  21)  erwähnt  wird;  nach  Angabe  der 
Inschrift  seien  sie  unter  Augustus  gesetzt,  also  vielleicht 
bei  der  Reparation  des  Jahres  742,  von  der  Frontinus 
II,  12G  spricht.  —  Herr  Michaelis  zeigte  dann  eine  Sil- 
bermünze, die  von  ihm  und  Herrn  Conze  auf  ihrer  grie- 
chischen Reise  gekauft  worden  ist;  sie  ist  ein  Unicum, 
da  sie  laut  der  Inschrift  aus  Helike  stammt,  das  durch 
seinen  Poseidoncult  berühmt  war,  wie  auch  diese  Münze 
den  Kopf  des  Poseidon  zeigt.  Ferner  reichte  er  eine  in 
Argos  gekaufte  Terracotta  herum,  in  deren  alterthümlicher 
Darstellung  einer  sitzenden  verschleierten  Frau  er  die  ar- 
givische  Hera  erkannte.  Sodann  sprach  er  über  ein  von 
Herrn  Conze  gezeichnetes  spartanisches  Relief  im  ältesten 
bisher  nur  in  der  dorischen  Colonie  Selinunt  gekannten 
Styl,  das  die  Ermordung  der  Medusa  durch  Perseus  dar- 
zustellen scheint.  Ein  andres  von  ihm  in  Zeichnung  vor- 
gelegtes spartanisches  Relief  zeigte  die  Dioskuren,  in  ihrer 
Mitte  das  alterthümliche  Bild  einer  Gottheit,  welche  von 
dem  Vortragenden  auf  Helena  gedeutet  ward.  —  Schliess- 
lich sprach  Herr  Conze  über  das  kürzlich  erschienene 
Schriftchen  von  Fr.  Lenorrnant,  betreffend  die  von  seinem 
verstorbenen  Vater  entdeckte  Athenestatuette  im  Theseion 
zu  Athen;  dasselbe  enthalte  ausser  der  Pietät,  seinem 
Vater  die  gebührende  Ehre  der  ersten  Entdeckung  zu 
wahren,  nur  Irrthümer  und  Nachlässigkeiten. 

Sitzung  vom  1.  Februar.  Hr.  Rosa  sprach  über  das 
bei  den  Eisenbahnbauten  bei  Porta  San  Sebastiano  ge- 
fundene Pflaster  des  clivus  Marlis,  über  die  jetzt  eben- 
falls aufgedeckte  Spur  der  vi«  Asinariu,  sowie  über  die 
Reste  eines  alten  Aquäduktes,  in  welchem  er  die  «(/»« 
Appia  zu  erkennen  glaubte.  Zum  Schluss  theilte  er  mit, 
dass  er  die  Lage  des  alten  Collatia  an  der  Stelle  der 
heutigen  Lunghezza  am  Anio  wieder  entdeckt  habe.  — 
Hierauf    theilte    Pater    Garrucci    Näheres    über    die    von 


159* 


160* 


Herrn  Herzog  in  der  vorigen  Sitzung  erwähnten  cj/ipi  ter- 
minale mit,  für  die  er  verschiedene  andere  Beispiele  bei- 
brachte. Er  legte  sodann  Abschritten  mehrerer  in  Falerii 
gefundener  Bleiröhren  vor.  Auch  sprach  er  über  die  von 
Mommsen  Inscr.  Neap.  562S  edirte  Inschrift  und  schlug 
vor,  in  Zeile  5  statt  ite  R  •  S  •  P  •  ANXATINVS  zu  lesen 
»na  RSIS  ANXATIBVS.  —  Zum  Schluss  legte  Herr 
Detlefsen  eine  beim  Bau  einer  Fabrik  bei  S.  Maria  dell' 
Orto  in  Trastevere  gefundene  republikanische  Inschrift 
vor,  wichtig  durch  die  Erwähnung  der  magislri  pagi  Ja- 
nlcolensis,  und  knüpfte  daran  weitere  Erörterungen  über 
die  römischen  Pagi.  Ebendaselbst  war  auch  eine  aus  der 
ersten  Hälfte  des  VII.  Jahrhunderts  stammende  Mosaik- 
inschrift gefunden  worden,  wo  ebenfalls  de  pagi  senlentia 
unternommene  Arbeiten  erwähnt  werden,  sowie  ein  archai- 
scher Stein  mit  Nennung  des  Namens  der  Bona  Den 
oeluta,  welches  er  nach  Auseinandersetzung  der  Geschichte 
des  Cultus  der  Bona  Dea  für  '/nie  lata'  erklärte. 

Sitzung  vom  8.  Februar.  Pater  Garrucci  besprach 
die  bei  S.  Maria  dell'  Orto  gefundenen  Inschriften ;  er 
glaubte  statt  römischer  Aedilen  vielmehr  mit  Bezug  auf 
die  aediles  viel  Furfensis  auch  hier  aediles  pagi  Janico- 
lensis  erkennen  zu  müssen.  Sodann  erklärte  er  in  dem 
von  Mommsen  Inscr.  Neap.  5507  publicirten  Steine  die 
Worte  VECOS  SVPN  für  VICVS  SVPINAS  mit  Hinwei- 
sung  auf  eine  Stelle  aus  de  Constanzo.  atti  di  San  Bu- 
fino  p.  364.  Schliesslich  legte  er  aus  den  Scheden  von 
Zaratino  Castellini  eine  Inschrift  vor,  welche  eines  ordo 
magistruluum  Bonue  deue  Erwähnung  thut.  Hr.  Detlefsen 
theilte  einen  neuen  auf  der  via  Latina  gefundenen  Grab- 
stein eines  aus  Cagliari  gebürtigen  liostar  Sillinis  f.  mit. — 
Hr.  Brunn  sprach  hierauf  über  verschiedene  von  Herrn 
Pervanoglu  aus  Athen  geschickte  Zeichnungen ;  die  eine 
stellt  einen  im  Gymnasium  des  Ptolemäus  gefundenen 
Marmorkopf  dar,  welchen  der  Vortragende  gestützt  auf 
das  fremdländische  Aussehen  und  den  eigenthümlichen 
Täuienschmuck  für  Juba  II  erklärte,  dessen  Statue  nach 
Pausanias  in  diesem  Gymnasium  stand.  Zwei  andere 
Zeichnungen  zeigten  einen  l'an  mit  einem  Amor  und 
einem  alterthihnlichen  Apollo.  —  Endlich  theilte  Hr.  Heh- 
zen  aus  Briefen  des  Dr.  Hübner  mit,  dass  sich  in  Madrid 
eine  treffliche  aus  der  ersten  Kaiserzeit  stammende  Büste 
Cicero's  mit  der  Unterschrift  M.  CICERO.  AN.  LXIIII. 
befinde. 

Sitzung  vom  15.  Februar.  Pater  Garrucci  gab  nach- 
träglich einige  Bemerkungen  zu  der  von  Hrn.  Detlefsen  in 
der  vorigen  Sitzung  vorgelegten  Grabschrift  des  Bostar 
und  besprach  sodann  noch  einmal  den  in  Trastevere  ge- 
fundenen Stein  der  magistri  pagi  den  er  für  ursprünglich 
mit  Stuck  bekleidet  hielt.  Schliesslich  glaubte  er  in  den 
Endbuchstaben  der  griechischen  Inschrift  C.  I.  Gr.  5972 
den  Namen  Abdallah  (Q=H)  zu  erkennen.  —  Hr.  Del- 
lefsen  berichtet  über  einen  in  Hrn.  Magnussen*  Besitz 
gekommenen  Münzfund  aus  Palombara.  Die  schön  erhal- 
tenen iiml  mir  wenig  sich  wiederholenden  Exemplare  (circa 
120  an  der  Zahl)  gelten  bis  zum  Jahre  72G  a.  u.  e.  und 
zwei  zugleich  gefundene  Bronzemünzen  aus  den  Jahren 
739  und  712  lassen  schliesscn  dass  die  andere  Hälfte  des 
Fundes  vielleicht  verloren  gegangen  oder  in  andere  Hände 
geratheu  ist.  —  Hr.  Benzen  berichtete  nach  brieflichen  Mit- 
theilungen von  Hrn.  .Michaelis  über  die  in  Falerii  befind- 
lichen Inschriften,  und  hob  ausser  dem  tihdiis  houorarius 
des  1*.  GL  (it)  Ius,  wie  er  jetzt  lesen  möchte,  noch  die 
Inschrift  eines  schon  früher  bekannten  C.  Aconius  Potrus 
hervor.  Derselbe  legte  nach  Mittheilnng  des  Hrn.  W'e- 
schcr  in  Athen  die  Copie  eines  dort  in  der  Nähe  gefun- 
denen .Meilensteines  mit  auf  die  Kaiser  Valentiniaii,    Va- 


lens Arcadius.  und  Ilonorius  bezüglicher  griechischer  In- 
schrift vor.  —  Hierauf  zeigte  Hr.  Brunn  eine  Zeichnung 
von  einem  Satyr  aus  der  Candelabergallerie  des  Vatikan, 
dessen  verkehrte  Ergänzung  aus  der  ganzen  Bewegung  des 
Körpers  von  Hrn.  C'ojtse  dahin  berichtigt  worden  ist,  dass 
er  sich  nach  dem  mit  seiner  Linken  gefassten  Schwanz 
umsieht.  Zur  Bestätigung  führte  Hr.  Brunn  eine  Replik 
dieser  Figur  auf  einem  fragmentirten  Basrelief  des  Museo 
Chiaramonti  an.  Als  ein  andres  Beispiel,  dass  die  Figuren 
bacchischer  Reliefs  statuarischen  Werken  entlehnt  seien, 
fügte  er  die  Bemerkung  hinzu,  dass  ein  von  Hrn.  Fortu- 
nati bei  Ausgrabungen  an  der  via  Latina  gefundenes 
Satyrfrngment  zu  der  Gruppe  eines  einen  Satyrknaben  aus 
einem  grossen  Gefäss  tränkenden  älteren  Satyr  gehöre, 
die  sich  öfter  in  Reliefs  z.  B.  auf  einem  Sarkophag  des 
Vatikan  (Mus.  Pio-Clem.  V,  8)  finde. 

Sitzung  vom  22.  Februar.  Herr  Henzen  sprach  über 
seine  auf  die  Triumphe  des  Claudius  Marcellus  und  Cor- 
nelius Blasio  bezügliche  Restitution  und  Combination 
zweier  bisher  nicht  eingeordneter  Fragmente  der  kapito- 
linischen Fasten.  —  Hierauf  legte  Herr  Brunn  eine  Vase 
der  letzten  Francois'schen  Funde  vor,  die  auf  der  einen 
Seite  den  Herakles  im  Kampf  mit  Geryon  zeigt,  auf  der 
andern  aber  eine  Darstellung,  ähnlich  der  einer  andern 
Vase  bei  Overbeck  Gall.  XVIII,  2,  in  der  man  bisher  die 
Leiche  des  Patroklos  von  Antilochos  zum  Achilles  getra- 
gen erkannte;  Herr  Brunn  erklärte  dieselbe  vielmehr  für 
die  Abreise  des  Achilles  und  Antilochos  zum  Trojani- 
schen Krieg,  wofür  die  Anwesenheit  des  Chiron  aufunsrer 
Vase  spreche ;  der  Name  des  Nestor  sei  für  Nereus  ver- 
schrieben. Dann  bestätigte  er  die  Deutung  einer  Vola- 
terraner  Vase  auf  einen  Kampf  zwischen  Italern  und 
Barbaren  (Bull.  1SG0  p.  191)  durch  eine  ähnliche  Dar- 
stellung, wo  die  Barbaren  als  Gallier  charakterisirt  sind. 
Schliesslich  bemerkte  er,  dass  das  im  Bull.  1860  p.  98 
über  Ringe  Gesagte  durch  Artemidor  II,  5  zu  berichtigen 
sei.  —  Pater  Garrucci  kam  auf  das  in  Trastevere  gefun- 
dene Mosaik  zurück  und  ergänzte  die  Buchstaben  ASTOS 
in  paslos,  wie  sich  ja  im  Griechischen  die  Forin  nüoTog 
neben  naatug  finde. 

Sitzung  vom  1.  März.  Herr  Petersen  legte  die  Zeich- 
nung eines  Reliefs  am  Henkel  einer  Brouzevase  des  nea- 
politanischen Museums  vor;  er  erkannte  in  der  bisher  für 
Polyphein  gehaltenen  Figur  den  Aiax,  wie  er  nach  seinem 
Wüthen  gegen  die  Heefden  dasitzt  im  Brüten  über  sein 
Ende  versunken.  Derselbe  knüpfte  daran  allgemeinere 
Bemerkungen  über  das  Gemälde  des  Timomachos,  welches 
denselben  Gegenstand  behandele  und  auch  hier  nachge- 
ahmt zu  sein  scheine.  —  Herr  Henzen  sprach  darauf  über 
die  in  Athen  befindliche  bilingue  Inschrift  eines  M.  An- 
ton. Terlius,  Antoniae  Drusi  liberlus,  der  auf  der  grie- 
chischen Inschrift  libertus  Hatuvievg  genannt  wird,  also 
attischer  Bürger  war,  und  behandelte  bei  dieser  Gelegen- 
heit die  Unterscheidung  der  beiden  oft  verwechselten 
Antonien.  Sodann  f heilte  er  einen  in  der  Vigna  Aqunri 
gefundenen  Stein  mit,  auf  welchem  das  lateinische  Alphabet 
viermal  wiederholt,  am  Schluss  D-MS  hinzugefügt  wird. 
Ebendaselbst  war  auch  ein  Grabcippus  gefunden,  auf  dem 
zu  den  gewöhnlichen  Bestimmungen  'in  fronte'  und  'in 
agro'  noch  'in  subseewum'  mit  nachfolgenden  kleineren Grös- 
enangaben  hinzutritt.  —  Endlich  besprach  Herr  Brunn 
eine  grossgriechische  Vase  des  Museo  Campana  (XIV  n.  16), 
in  deren  Vorstellung  Herr  Con-.c  die  Scene  erkannt  hatte, 
nie  Zeus  den  Hermes  beauftragt  die  drei  Göttinnen  zu  Paris 
zu  bringen.  Eine  sechste  geflügelte  Figur  mit  zwei  Lanzen 
erklärte  Herr  Brunn  für  Eris,  die  nach  Analogie  der  Fu- 


161* 


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rien,  der  Lyssa  und  ähnlicher  dämonischer  Göttinnen  ge- 
bildet sei. 

Sitzung  vom  8.  März.  Herr  Friederichs  sprach  über 
eine  Marmorerappe  des  vatikanischen  Gartens,  darstellend 
ein  durch  Füllhorn  als  Plutos  kenntliches  Kind,  welches 
von  einem  ihm  verwandten  weiblichen  Wesen  auf  dem 
linken  Arm  gehalten  wird;  die  Darstellung  weise  auf  at- 
tischen Ursprung;  die  Bedeutung  und  Zeit  der  Entstehung 
des  Originals  lasse  an  den  von  Kephisodot  und  Xenophon 
gebildeten  Plutos  auf  den  Armen  der  Eirene  oder  Tyehe 
denken.  —  Hierauf  behandelte  Herr  Petersen  den  Mar- 
mordiskus  des  Museo  Borbonico  XIII,  12.  Der  Zweig,  der 
hier  in  des  Herakles  Hand,  und  der  hinter  demselben 
befindliche  Baum  wurden  erklärt  durch  Pindars  (Olymp.  3) 
Erzählung,  dass  Herakles  den  Oelbaum  von  den  Hyper- 
boreern geholt,  nach  Olympia  verpflanzt  und  dort  zum 
Siegespreis  eingesetzt  habe.  Die  Hirschkuh  sei  hinzu- 
gefügt sowohl  um  den  hyperboreischen  Wald  zu  bezeich- 
nen, als  auch  weil  des  Herakles  Laufen  nach  dem  kery- 
nitischen  Hirsch  als  Prototyp  des  Wettlaufes  galt  (vgl. 
Keil  in  den  Annal.  1844  p.  180).  Derselbe  zeigte  auch 
eine  Glaspaste  seines  Besitzes,  wo  Amor  und  Psyche  in 
ähnlicher  W.eise,  wie  auf  einem  pompeianischen  Wand- 
gemälde (bei  Zahn  II,  62)  erscheinen,  zu  deren  Erklärung 
er  auf  Sappho  (cd.  Bergk  I,  1)  verwies.  —  Sodann  legte 
Herr  Detlefsen  einige  am  Fuss  des  Palatin  gefundene 
Backsteine  vor,  deren  Stempel  es  wahrscheinlich  machen, 
dass  der  Bau  dieser  Theile  der  Kaiserpaläste  in  die  erste 
Hälfte  des  zweiten  Jahrhunderts  falle;  er  knüpfte  daran 
die  Auslegung  einiger  von  Marini  nicht  erklärter  Siglen 
auf  ähnlichen  Stempeln.  —  Herr  Henzen  besprach  dann 
eine  Lampe  des  Hrn.  Depoletti,  auf  welcher  eine  Victoria 
auf  einer  Quadriga,  den  Kranz  in  der  Rechten  haltend 
und  neben  dem  Wagen  der  Wagenlenker,  in  der  Linken 
die  Palme  tragend,  die  Rechte  gegen  den  Kopf  erhebend 
dargestellt  sind.  Darunter  finden  sich  verschiedene  In- 
schriften, in  denen  Corax  als  das  siegende  Pferd  erwähnt 
wird.  Er  theilte  hierauf  aus  einem  Brief  des  Prof.  Barry 
in  Toulouse  eine  dort  befindliehe  Silvanusinschrift  mit, 
welche  aus  Steinbrüchen  stammte,  die  laut  der  Inschrift 
zur  Gewinnung  von  cplumnae  vicenariae  benutzt  wurden. — 
Zum  Schluss  legte  Herr  Brunn  die  Zeichnung  einer  Vase 
des  Museo  Campana  (IV,  G43)  vor,  auf  welcher  der  ver- 
meintliche Herakles  mit  Löwenfell  vielmehr  Dolon  im 
Wolfsfell,  von  Odysseus  und  Diomedes  ertappt,  sei.  Fälsch- 
lich dagegen  werde  den  Darstellungen  des  Dolon  die  Scene 
bei  Overbeck  Gall.  n.  39,  vielleicht  auch  n.  40  zugeschrie- 
ben, da  dort  der  angebliche  Wolfsschwanz  nichts  als  der 
Deckel  eines  Köchers  sei.  Endlich  erklärte  derselbe  das 
Vasengemälde  in  Gerhards  Trinkschalen  I  Taf.  100  für 
einen  Ainazoueukampf. 

Berlin.  In  der  Sitzung  der  archäologischen 
Gesellschaft  vom  8.  Januar  18G1  ward  durch  Herrn 
Gerhard  zuerst  eine  gelehrte  Neujahrsgabe  Professor  IVie- 
stders  zu  Göttingen  vorgelegt,  welche  in  der  archäologi- 
schen Zeitung  erscheinen  soll  [abgedruckt  Denkm.  u.  F. 
S.  137ff.]  und  die  Xantener  oder,  genauer  zu  reden,  Lüt- 
Ünger  Erzfigur  im  hiesigen  königlichen  Museum  betrifft. 
Der  Deutung  auf  Bonus  Eventus  entgegen,  ist  es  Herrn 
Wieselers,  auf  gewisse  Münztypen  des  Commodus  (Denkm. 
d.  a.  K.  II  no.  960)  gestützte,  Ansicht,  dass  in  jener  Erz- 
figur eine  Personification  des  Jahreslaufes  gemeint  sei,  wie 
man  auch  als  griechischen  Eniautos  sie  kennt  uud  bei 
jugendlicher  Körperbildung  als  glücklich  beginnenden 
'Novus  Annus'  sie  fassen  konnte.  —  Herr  M mnmscn  sprach 
über  die  Topographie    von   Karthago,    indem   er  Falbes 


Stadtplan  zu  Grunde  legte  und  die  durch  Beides  Aus- 
grabungen neulich  gewonnenen  Ergebnisse  eingehend  erör- 
terte. —  Herr  Gerhard  empfahl  das  in  Abguss  neu  vor- 
liegende Relief  der  Tafel  150  seiner  'Etruskischen  Spie- 
gel' zu  erneuter  Betrachtung,  indem  die  von  Hercules 
getragene  und  für  Alcestis  gehaltene  Figur  einen  mit 
dieser  Deutung  unverträglichen  flachen  Helm  zur  Kopf- 
bedeckung habe;  Herr  Boetticher  blieb  jedoch  der  Ansicht, 
dass  ein  solcher  Helm  nicht  vorhanden  sei.  —  Von  Herrn 
Zahn  wurde  vorgelegt  ein  Daguerreotyp  und  zwei  Pho- 
tographien einer  antiken  Büste  von  schwarzem  Marmor  in 
Lebensgrösse,  einen  Mohren  vorstellend,  welche  im  Besitz 
des  Stadtrath  Friedrich  in  Stettin  ist.  Diese  Büste  welche 
in  Ilerculanum  ausgegraben  sein  soll,  war  früher  in  der 
reichen  Sammlung  des  Russischen  Etats-  und  Bauraths 
von  Brentta  (dem  Erbauer  des  neuen  Palais  in  St.  Pe- 
tersburg) der  sie  in  Italien  nebst  vielen  andern  Antiken 
gekauft  hat.  Zu  genügender  Würdigung  jenes  Kunstwerks 
schien  jedoch  dessen  unmittelbare  Besichtigung  um  so 
weniger  entbehrlich,  je  mehr  auch  die  Cincpiecentisten 
gerade  in  dunklem  und  farbigem  Marmor  sich  versucht 
haben.  —  Von  Herrn  Eichler  ward  die  Büste  Eekhels, 
des  unsterblichen  Gründers  wissenschaftlicher  Münzfor- 
schung  ausgestellt,  welche  auf  Herrn  E.'s  Veranlassung 
unter  Mitwirkung  der  hiesigen  numismatischen  Gesellschaft 
auf  Grund  der  aus  Triest  ihm  mitgetheilten  Familienbildnisse 
durch  Professor  Carl  Fischer  modellirt  ist  und  die  demnächst 
auf  dem  Weg  des  Kunsthandels  weitere  Verbreitung  finden 
wird.  —  Von  Herrn  Strack  ward  Ed.  Falkeners,  auf  grie- 
chische Kunstgeschichte  bezügliche  Schrift  'Dädalus'  vor- 
gelegt, deren  kunstgerechte  Ausstattung  den  Wunsch  neu 
hervorrief  des  Verfassers  Werk  über  Ephesus  und  über 
andere  Denkmäler  Kleinasiens  bald  eben  so  schön  aus- 
gestattet erschienen  zu  sehen.  —  Unter  den  vorliegenden 
Druckschriften  erschien  Wieselers  völlig  umgearbeitete 
neue  Ausgabe  von  Müllers  Denkmälern  der  Kunst,  Bd.  II 
Heft  1  vorzüglich  beachtenswerte ;  von  Herrn  FV.  Lenor- 
mant  waren  dessen  Schriften  über  die  Marmore  von 
Eleusis  und  die  Minerva  des  Parthenon  eingegangen.  Noch 
andere  Schriften  mannigfach  erheblichen  Inhalts  lagen  von 
den  Herren  E.  Curtius,  L.  Friedländer,  Namur,  Over- 
beck und  Streber  vor,  wie  auch,  durch  Herrn  Müllcnhoffs 
Mittheilung,  neue  gedruckte  Berichte  über  den  Fortgang 
der  sowohl  römischen  als  nordischen  Funde  in  Schleswig 
willkommen  waren. 

In  der  Sitzung  der  archäologischen  Gesell- 
schaft vom  5.  Februar  d.  J.  gab  Herr  Boetticher  Be- 
merkungen über  die  Tempelbilder  der  Hera  zu  Argos 
mit  besondrem  Bezug  auf  sonstige  Statuen  die  man  nicht 
in  jedem  einzelnen  Fall  nothwendig  für  Kultusbilder  hal- 
ten könne:  namentlich  aus  dem  Grund  weil  der  für  den 
Cultusgebrauch  so  häufig  erforderte  Wechsel  der  Beklei- 
dung bei  manchen  jener  Statueu  gar  nicht  möglich  ge- 
wesen sei.  —  Herr  von  Farenheid  gab  Mittheilungen  über 
die  Sculpturwerke  des  Museums  zu  Madrid  und  verweilte 
besonders  bei  der  daselbst  autgestellten  sogenannten  Gruppe 
von  S.  Ildefonso,  deren  Ergänzungen  er  genau  angab.  Es 
ward  hiedurch  nicht  nur  die  von  früheren  Reisenden, 
zuletzt  von  Professor  Guhl  begründete  Thatsache  bestä- 
tigt, dass  ungeachtet  des  geflickten  Zustands  jener  Gruppe 
ihre  Integrität  im  Wesentlichen  nicht  zu  bezweifeln  sei, 
sondern  auch  die  Aehnlichkeit  des  angelehnten  Jünglings 
mit  dem  Antinous  anerkannt  und  die  Ueberzeugung  aus- 
gesprochen, dass  dessen  unverkennbarer  Kopf  mit  der 
ganzen  dem  Apollo  Sauroktonos  ähnlichen  Figur  ursprüng- 
lich verbunden  gewesen  sei.  Die  hieran  geknüpfte  An- 
sicht,  als    sei    die  Todesweihe  des  Antinous   iu  jener  be- 


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rühmten  Gruppe  dargestellt,  gab  Anlass  zu  Bemerkungen, 
durch  welche  Herr  Gerhard  den  verwandten  Standpunkt 
früherer  Erklärer,  namentlich  Viscontis,  zugleich  aber  auch 
die  ihm  entgegenstehenden  Schwierigkeiten  nachwies.  — 
Andre  Notizen  über  das  Museum  zu  Madrid  wurdet]  durch 
Herrn  Mommsen  aus  Reiseberichten  des  Dr.  Emil  Hühner 
mit  dem  Bemerken  beigebracht  dass  derselbe  ein  Ver- 
zeichniss  der  dortigen  Sculpturen  ausarbeite  und  in  Verfolg 
dieser  Arbeit  einen  Kopf  des  Cicero  mit  unverdächtiger  alter 
Inschrift,  den  Namen  des  Cicero  und  die  Angabe  seines 
Alters  von  64  Jahren  enthaltend,  gefunden  habe:  eine 
Thatsache,  welche  für  das  bekanntlich  mehrfach  bestrit- 
tene Bildniss  des  grossen  Redners  nur  sehr  willkommen 
sein  kann.  —  Die  in  einer  früheren  Sitzung  mit  der  Deu- 
tung auf  Helios  und  Aphrodite  besprochenen  und  in  pho- 
tographischen Abbildungen  vorgelegten  Marmorkolosse 
ägyptischer  Herkunft  im  assyrischen  Saal  des  königlichen 
Museums,  gaben  Anlass  zu  weitern  Ausführungen  Herrn 
Gerhards  über  die  alte  Theorie  von  Wanderung  der  See- 
len zum  Helios  als  zum  Sitze  des  höchsten  Lichts;  ein 
Dingst  edirtes  (Antike  Bildwerke  Taf.  XCIII,  4)  antikes 
Relief  verwandter  Darstellung  ward  vorgelegt  und  der 
Sepulcralbezug  beider  Statuen  dadurch  bestätigt.  —  Herr 
Eichler  hatte  den  Abguss  eines  unedirten  antiken  Thon- 
reliefs  von  guter  Arbeit  beigebracht,  in  welchem  Herr 
Boelticher  die  Ausrüstung  des  Perseus  durch  Hermes  er- 
kannte und  nachwies.  —  Zwei  in  Paris  durch  den  Buch- 
händler Cadart  veranstaltete  Sammlungen  photographirter 
Gemmen  und  Münzen  wurden  durch  den  Kunsthändler 
Amsler  der  Gesellschaft  vorgelegt  und  blieben  bei  vor- 
trefflicher technischer  Ausführung  derselben  empfohlen.  — 
Aus  den  Mittheilungen  periodischer  Schriften  kam  der 
Inhalt  der  neuesten  Berichte  über  die  ägyptischen  Funde 
des  Herrn  Mariette,  namentlich  der  Ausgrabungen  zu 
Tanis    und    der    dort   gefundenen   Sphinxe    zur   Sprache, 


welche  nach  der  Physiognomik  ihrer  Köpfe  wie  nach  in- 
schriftlichem  Zeugniss  eine  Kunstthätigkeit  der  semitischen 
Einwanderer  in  Aegypten  nachzuweisen  scheinen;  mit  den 
hieraus  gezogenen  Folgerungen  erklärte  jedoch  Herr  Lep- 
sius  nicht  einverstanden  zu  sein  [vgl.  obenS.  131*].  Hieneben 
kamen  die  zu  Byblos  vollführten  phönicischen  Ausgrabungen 
des  Hrn.  Renan  in  Anschlag,  beides  nach  Mittheilungen  der 
Revue  archeologique.  Ein  in  derselben  Zeitschrift  berich- 
teter Fund,  eine  mit  Nägeln  befestigte  Wandmalerei  zu 
Vienne  betreffend,  brachte  ähnliche  Thatsaehen  in  Erin- 
nerung, wie  solche  namentlich  aus  Pompeji  von  Herrn 
Zahn  versichert  wurden  ').  —  Als  schätzbare  Beiträge  für 
Topographie  und  Beschreibung  der  Ausgrabungen  wurden 
das  umfassende  und  sorgfältige  Werk  von  Troyon  über  die 
Pfahlbauten  Helvetiens  und  andrer  Länder,  die  Arbeit  von 
H.  Meyer  über  die  römischen  Alpenstrassen  der  Schweiz 
und  F.Kenners  'Beiträge  zur  Chronik  der  archäologischen 
Funde  des  österreichischen  Kaiserstaats'  betrachtet.  — 
Ausserdem  lagen  das  Schlussheft  des  Jahrgangs  1860  der 
archäologischen  Zeitung,  mehrere  dankbar  empfangene 
Schriften  der  Herren  Birch,  Bnrsiun ,  Cavedoni,  Hühner 
und  A.  Kiessling,  wie  auch  das  Manifest  der  von  der 
kaiserlich  französischen  Regierung  in  neue  Aussicht  ge- 
stellten gesammelten  Werke  Bart.  Boryhesis  vor. 


')  Vom  Professor  Zahn  wurde  bemerkt,  dass  in  Pompeji  in 
einigen  Hüusern  die  Mauern,  welche  aus  rohen  Bruchsteinen  (Tuff- 
steinen) bestehen,  mit  grossen  aufgenagelten  Ziegelplalten  (Terracotta- 
platlen)  überkleidet  sind,  wahrscheinlich  um  das  Durchdringen  der 
Feuchtigkeit  der  Hohsteine  zu  verhindern,  welche  dann  mit  Mörtel 
überzogen,  ganze  Wandflächen  bilden  und  mit  Malereien  aller  Art 
geschmückt  sind.  Bei  manchen  reicheren  Hausern  in  Pompeji  sind 
sogar  die  Mauern  aus  rohen  Bruchsteinen,  mit  grossen  Bleiplatten 
bekleidet,  die  mit  eisernen  Nägeln  auf  die  Mauer  befestigt  und  dann 
mit  feinerem  Mörtel  und  Malereien  versehen  sind. 


II.     Beilagen  zum    Jahresbericht. 


(Schluss  zu  Seite  153*.) 


4.     Römisches  aus  Schleswig. 


Ueber  die  Ausgrabungen  bei  Süder-Brarup  im  Her- 
zogtum Schleswig  (Archäol.  Anzeiger  no.  121  Januar  1859 
S.  7*.  8*)  hat  der  Inspektor  der  Sammlung  nordischer  Alter- 
thümer  in  Flensburg,  Herr  Adjunct  Engelhardt,  in  den  im 
März  1859  erschienenen,  zweiten  neft  der  'Slesvigskc 
Provindsialcfleorntiiinger'  einen  Bericht  veröffentlicht,  der 
vollständig  übersetzt  in  den  Jahrbüchern  für  Landeskunde 
der  Herzogthümer  Schleswig,  Holstein  und  Lauenburg, 
herausgegeben  von  Lehmann  und  Handelmann  (Kiel  1859) 
Band  II  S.  292— 311  und  darnach  auch  besonders  als  sieb- 
zehnter Bericht  der  Gesellschaft  für  Sammlung  und  Er- 
hallung vaterländischer  Alterthümer  in  Kiel  ausgegeben 
ist.  Wir  entlehnen  daraus  einige  speciellere  Angaben, 
namentlich  über  die  römischen  Stücke  des  Fundes.  Einer 
dergrössten  und  massivsten  bronzenen  Schildbuckel  zeigt 
zwischen  den  Kreislinien,  mit  denen  der  Rand  verziert  ist, 
wie  schon  im  Anzeiger  a.  a.  ü.  erwähnt,  in  punktirten 
Buchstaben  die  Inschrift  AEL.  AELIANVS,  ein  andrer 
von  dünnem  Blech  auf  der  innern,  dem  Holz  zugewandten, 
Seile  de,  Randes  sechs  sogenannte  angelsächsische  Runen, 
die    ihrer    Stellung    nach     von    der    Rechten    zur   Linken 


gelesen  werden  müssen,  aber  keinen  befriedigenden  Zu- 
sammenhang ergeben.  In  einem  ziemlich  grossen,  schwar- 
zen Thongefäss  von  einer  groben,  mit  Quarzsand  gemischten 
Masse  ward  ein  Stück  gefunden,  das  vermuthlich  die 
Brustplatte  eines  Ringpanzers  ist.  Es  besteht  aus  einer 
runden  Kupferplatte  von  ungefähr  5  Zoll  im  Durchmesser, 
die  mit  zwei  vergoldeten,  über  einander  liegenden  Silber- 
platten belegt  ist.  Auf  der  Mitte  der  obersten  Platte  sieht 
man  in  halberhabener  getriebener  Arbeit  einen  Kreis  von 
9  kleinen  weiblichen  Köpfen,  die  alle  einander  gleich  an 
den  antiken  Typus  des  Medusenhaupts  erinnern.  Auf  der 
breitern  Platte,  die  den  Rand  um  diesen  Kreis  bildet, 
sieht  man  ebenfalls  in  halberhabener  getriebener  Arbeit, 
aber  in  barbarischer  Ausführung  zwischen  punktirten  Zier- 
rathen  vier  Thiergestalten,  wie  es  scheint,  zwei  Ziegenböcke 
und  zwei  andre  gehörnte  Thiere  in  lebhafter  Bewegung; 
der  Künstler  aber  hat  sich  bei  dreien  Figuren  damit  be- 
gnügt, nur  je  einen  Vorder-  und  Ilinterfuss  anzudeuten. 
Einige  kleine  Delphine,  die  zwischen  den  punktirten  Zier- 
rathen  angebracht  sind,  zeigen  indess  mehr  Geschmack 
und  Gesch'ck.  Dasselbe  Thongefäss  enthielt  auch  einen 
eisernen  Ringpanzer  von  vorzüglicher  Arbeit.  Gleichfalls 
ist  das  Hinterstück  eines  Helmes   von   2-anz   dünnem  Me- 


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tallblech  mit  Juppiters  Blitzstrahl  unter  einem  Lorbeer- 
kranz, mit  einem  Steril  darin,  gefunden;  auf  der  gebogenen 
Platte  die  über  den  Kopf  geht  sind  Flainmenverzierungen 
angebracht.  Eine  Schlange  von  Bronze  in  mehreren  Win- 
dungen hat  vielleicht  zur  Verzierung  der  Vorderseite  eines 
römischen  Helmes  gedient.  Ein  andrer  silberner  Haupt- 
schmuck aus  mehreren  Bügeln  und  Streifen  bestehend, 
gleichfalls  mit  Zierrathen  in  erhabener  getriebener  Arbeit 
verseilen  ist  ohne  Zweifel  barbarischen  Ursprungs.  Bei 
der  Untersuchung  des  Moores  stiess  man  überall  auf  Thon- 
gefässe,  auf  grosse  und  kleine,  alle  gebrannt  und  einige 
darunter"  fein  geglättet,  theils  auch  durch  sorgfältig  ein- 
geritzte Würfel  verziert,  theils  nur  durch  rohe  Striche 
längs  den  Kauten.  Einen  weit  hohem  Grad  von  Kunst- 
fertigkeit zeigt  die  grosse  Menge  gedrechselter  Holzschalen, 
sowohl  in  den  teiuen  antiken  Formen  der  Schalen  selbst 
als  auch  in  denen  der  Griffe.  Dasselbe  gilt  von  zwei 
Holzlöffeln  von  einer  harten  Holzart.  Münzen  sind  im 
Ganzen  17  gefunden,  sämmtlich  Silberniünzen,  mit  Aus- 
nahme von  4  subaeraten:  4  Münzen  von  Trajan  (dar- 
unter 2  subaer.),  5  von  Hadrian  (1  sub.),  1  von  L.  Aelius 
Caesar,  3  von  Antoninus  Pius  (1  sub.),  1  von  der  altern 
Faustina,  1  von  M.  Aurelius,  1  von  der  jungem  Faustina 
und  1  von  Commodus  vom  Jahr  185.  Die  Aufgrabuug 
des  Moores  wird  fortgesetzt  und  es  sind  weitere  Funde 
und  Berichte  zu  erwarten.  C.  M. 


5.    Das  zu  Eleusis  entdeckte  Relief. 

An  Herrn  Professor  Gerhard. 
Es  thut  mir  recht  leid,  lieber  Freund,  dass  Sie  in 
dem  Archäol.  Anzeiger  im  vorigen  October  (S.  99*)  dein 
Einfall  statt  des  Jucclios  einen  nalg  uq>  iofi'nf  an- 
zunehmen, Ihre  Unterstützung  geliehen  haben.  Es  thut 
mir  leid  weil  dadurch  ein  Monument  seiner  Bedeutung 
nach  tief  herabgesetzt  wird,  das  in  Bezug  auf  das  für 
Athen  und  weltgeschichtlich  zur  Zeit  wichtigste  Religions- 
institut nicht  weniger  als  kunstgeschichtlich  so  hoch  steht, 
dass  wohl  nicht  sobald  seines  Gleichen  zum  Vorschein 
kommen  möchte.  Ich  wiederhole  nichts  von  dem  was  ich 
darüber  in  meiner'  Götterlehre  und  besonders  in  den  Rö- 
mischen Annali  des  vergangnen  Jahres  gesagt  habe.  Be- 
merken will  ich  nur  dass  ich  mir  keineswegs,  als  ich  für 
die  letzteren  schrieb,  Rechnung  darauf  gemacht  habe,  für 
meine  specielle  Erklärung,  dass  die  Dreieinheit  der  Götter 
von  Eleusis  dargestellt  sei,  die  an  die  Stelle  der  durch 
den  Dual  im  Namen  der  Göttinnen  und  durch  viele  my- 
thische Andeutungen  gegebenen  Zweieinheit  getreten  war, 
die  Zustimmung  mancher  Archäologen  zu  erhalten.  Denn 
wie  wenig  von  den  meisten  die  Feinheit  beachtet  und  er- 
kannt wird,  womit  der  feine  Verstand  der  griechischen 
Künstler  durch  Stellung  und  Bewegung  Verhältnisse  an- 
zudeuten und  auf  die  mystischen  in  ausgesuchter  Weise 
hinzuweisen  gewusst  habe,  ist  mir  nicht  unbekannt.  Und 
doch  ist  es  gewiss  schicklich  dass  das  Tiefe  und  Mysti- 
sche, worüber  nur  die  Geistigeren  nachdeuken,  in  Ueber- 
eins  iminung  mit  seiner  eignen  Natur,  auch  nur  in  ge- 
wissermassen  versteckter  Symbolik  ausgedrückt  werde. 
Gegen  Jacchos  wendeten  Sie  ein,  dass  der  Charakter  kein 
idealer  sei  und  die  Figur  sich  unsrer  sonstigen  Vorstel- 
lung von  Jacchos  nicht  fügen  »olle:  Sie  meinen  von 
Dionysos,  da  nur  dieser  bekannt,  die  wenigen  Darstellun- 
gen von  Jacchos,  die  wir  besitzen,  hier  entschieden  un- 
anwendbar  sind.  Mir  erscheint  diese  Figur  nicht  weniger 
ideal  als  die  zwei  Göttinnen,   und   dass  sie  derb  ist  und 


an  das  dionysische  Ideal  durchaus  nicht  erinnert,  scheint 
mir  gerade  das  Angemessene  zu  sein.  In  Eleusis  ist  Dio- 
nysos nicht  der  gemeine,  der  Sohn  der  Cimele,  sondern 
er  ist  dort  als  Sohn  der  Demeter  oder  der  Kora  nur 
cerealisch  und  mystisch  und  au  Wein  ist  bei  ihm  nicht 
zu  denken.  Dieser  Jacchos  in  einem  engeren  Sinn ,  der 
darum  auch  seinen  besonderen  Namen  führt,  konnte  auch 
Dionysos  nach  dem  allgemeinen  ältesten  Namen  genannt 
werden:  aber  eigentlich  unhistorisch  oder  dem  wirklichen 
Gebrauch  im  Leben  widersprechend  ist  es  wenn  manche 
Dichter  etwas  darin  suchen  auch  dem  allgemeinen  Dio- 
nysos den  Beinamen  oder  den  Namen  des  eigentlichen 
Eleusinisch- Athenischen  Gottes  zu  geben,  eine  Probe  der 
poetischen  Litenz  und  Ziererei  in  mythologischen  Namen, 
die  ihre  Spitze  in  Lykophron  erreicht.  Die  Sprache  be- 
zeichnete bestimmt  durch  Namen  und  Schilderung  die  zu 
besonderen  Culten  gelangten  Seiten  oder  Aeinter  der 
Hauptgötter:  die  Kunst  konnte  es  nur  durch  Verschie- 
denheit der  Formen  und  des  Costüms  thun.  So  wenig 
man  in  einem  bogenschiessenden  Apollon,  einem  Kitha- 
rodos,  dem  sogenannten  Lykischen  der  behaglich  den  Arm 
auf  dem  Kopf  ruht,  Uebereinstimmung  sucht,  ist  sie  zu 
fodern  zwischen  dem  gewöhnlichen  Dionysos  und  Jacchos. 
Setzen  wir  aber  an  Stelle  des  Jacchos  einen  priesterlichen. 
immerhin  sehr  hochgeehrten  Knaben,  so  suche  ich  ver- 
geblich nach  einem  Beispiel  dass  Göttern  ein  Sterblicher 
in  unmittelbare  Nähe  gebracht  und  in  einem  Act  ver- 
bunden werde.  Denn  wenn  Nike  einem  Sterblichen  den 
Kranz  reicht,  der  alsdann  nicht  als  Knabe,  wie  Jacchos 
Knabe  ist,  sondern  in  der  Grösse  eines  Knaben  gegenüber 
der  Göttin  erscheint,  so  ist  in  dieser  Composition  der 
allegorische  Sinn  der  Nike  über  die  Geltung  als  leibhaf- 
tige Göttin  überwiegend,  wie  selbst  dann  wenn  sie  auf 
der  Hand  des  Zeus  oder  der  Athena  steht.  Der  nuTg 
u(f,'  ioii'ag  der  niemals  ein  'Kind'  ist  —  (uv^ö/nfrog  wird 
er  in  einer  Inschrift  benannt  C.  Syll.  Epigr.  Graec.  n.  151. 
C.  I.  Gr.  n.  306)  —  darf  nicht  'Altarknabe  oder  Knabe 
vom  Altar,  der  zu  Ehren  der  Eleusinischen  Göttinnen  ein- 
geweiht wurde'  genannt  werden,  sondern  der  Name  ist  in 
Verbindung  mit  ftrijdtt'g  zu  denken,  was  der  volle  Aus- 
druck ist,  wie  Boeckh  zu  der  von  Ihnen  angeführten  In- 
schrift (n.  393)  in  einer  den  Gegenstand  erschöpfenden 
Abhandlung  zeigt;  und  diess  wird  von  Themistius  durch 
syyi&iv  (uv  npQQCO&tv,  «/./.'  iyyv&tv  uff  taiimg)  erklärt, 
indem  also  das  wodurch  er  die  Weihe  erhielt,  ihm  un- 
mittelbar von  dem  Heerd  zugebracht  wurde,  während  die 
Einzuweihenden  im  Allgemeinen  entfernter  standen.  Er 
sollte  Ceremonien  der  Eutsühnung  für  alle  Eingeweihten 
verrichten  (unofisikioaeTU  in  H-tTor),  wozu  das  Alter  der 
Unschuld  sich  schickte,  das  zwar  auch  in  andern  Culten 
zu  hohem  priesterlichem  Dienst  gewählt  wurde,  und  er 
hiess  daher  auch  der  heilige  Knabe.  Auch  ein  kleines 
Mädchen  konnte  diesen  Dienst  üben  wie  es  scheint,  nicht 
seltner  als  Knaben ;  denn  vier  Inschriften  von  ihren  Eltern 
der  Demeter  und  Kora  geweihten  Statuen  von  solchen 
heiligen  Mädchen  sind  erhallen,  nur  zwei  von  Knaben. 
Möglich  dass  zugleich  eine  natg  £q>'  tating  [ivififtoa 
und  ein  Knabe  fungirten,  jene  um  das  weibliche,  dieser 
um  dass  männliche  Geschlecht  zu  entsühnen.  Sie  waren 
aus  den  vornehmsten  Athenischen  Familien  (j'x  xäv  ngo- 
xqitmv)  und  wurden  früher  durch  das  Loos  ernannt,  um 
die  Ehre  zu  steigern,  später  unter  Decret  des  Raths  der 
Areopagiteu  oder  auf  deren  Anregung.  Wie  verschieden 
von  dem  Act  einer  solchen  Einweihung  vom  Heerd  selbst 
aus  wobei  der  Knabe  oder  das  Mädchen  vielleicht,  wie 
Boeckh  vermuthet,  auf  den  Stufen  desselben  standen,  das 
Basrelief  sei,  bedarf  keines  Wortes.     Sie   selbst    haben  in 


167* 


168* 


Ihren  Antiken  Bildwerken  Taf.  51,  wo  Ihre  eigne  Erklä- 
rung der  Amphidromien  sicher  unstatthaft  ist.  mit  O.Müller 
(Handb.  §.  300,  4)  den  nalg  ü<('  taxlag  vermuthet  und 
R.  Rochette,  der  in  den  Momim.  med.  pl.  38  p.  409  sagt, 
dass  uns  von  der  Einweihung  desselben  die  Vasen  'so 
viele  Proben  erhalten  haben',  hatte  vermuthlich  Ähnliche 
Darstellungen  im  Sinn,  deren  eine  er  auch  in  einer  seiner 
vielen  Abhandlungen  in  einem  Marmor  im  1.  Bande  von 
Stuarts  Athen  nachweist,  wo  ich  sie  nicht  finde.  In  Ihren 
beiden  Vasen  nun  sehen  wir  einen  Knaben  hier  vor,  dort 
auf  einem  Altar  stehen  und  vor  ihm  einen  Priester,  der 
auf  der  ersten  ein  Weingefäss  hält  und  also  ein  Bacchi- 
scher  ist,  Eleusis  also  gewiss  nicht  angeht.  Aber  auch 
sonst  spricht  in  dieser  Weihescene  nichts  für  den  vom 
Heerd  eiugeweiheten  Knaben,  über  den  ich  nur  um  diess 
einleuchtend  zu  machen  so  viel  gesagt  habe.  Anspre- 
chend wurde  bei  Ihnen  auch  die  Deutung  des  Knaben 
auf  Triptolemos  gefunden,  'zumal  wenn  man,  statt  der  im 
Marmor  nur  schwer  vorauszusetzenden  Aehren,  welche 
Kora  (Demeter)  dem  Triptolemos  reiche,  etwa  eine  Rolle 
oder  sonst  ein  Wahrzeichen  der  ans  Xenophon  uns  be- 
kannten Geltung  des  Triptolemos  als  Mysterienlehrers 
sieh  denkt'.  Mir  scheint  diese  so  angenommene  Geltung 
den  wahren  Begriff  des  Triptolemos,  wie  er  nach  dem 
Namen  selbst  und  allen  Stellen  unzähliger  Autoren  so  wie 
nach  den  Monumenten  zu  fassen  ist,  stark  zu  verwirren. 
Im  Homerischen  Hymnus  auf  Demeter,  der  die  Mysterien 
einsetzt,  ist  Triptolemos  sogar  als  Dämon  des  Ackerbaues 
ausgeschlossen  und  nur  als  einer  der  Heroen  von  Eleusis 
eingeführt.  Was  Xenophon  berührt,  dass  er  den  Herakles 
und  die  Dioskuren  eingeweiht  habe,  diess  that  er  als  der 
Einheimische,  ohne  den  Fremde  nicht  eingeweiht  werden 
konnten.  Ueberhaupt  haben  solche  spielende  einzelne  Sa- 
gen, wie  z.  B.  auch  die  nach  welcher  Triptolemos  ein  Sohn 
der  Polymnia  ist,  keinen  Anspruch  auf  Berücksichtigung. 
Bonn,  10.  März  1861.  F.  G.  Welckeh. 


6.     Heber   archäologische    Sammlungen   und 
Studien. 

Die  unter  obigem  Titel  auf  Anlass  der  Jubelfeier  der 
Berliner  Universität  erschienene  Gelegenheitsschrift  des 
Herausgebers  dieser  Blattet  fasst  ihr  Ergebniss  in  den 
nachfolgenden  Sätzen  zusammen,  welche  wir  zugleich  als 
fromme  Wünsche  und  als  nothweudjge  Bedingung  ferneren 
Gedeihens  der  archäologischen  Forschung  an  dieser  Stelle 
neu  abdrucken  lassen.  \)  Die  Kunstmuseen  sind  aus  Denk- 
mälcrsammlungen  des  klassischen  Alterthums  hervorgegan- 
gen; sie  bleiben  Schatzkammern  der  AlterthumsforsChung 
nicht  weniger  als  der  Kunstgeschichte,  li)  Das  Verständ- 
niss  der  Kunstdenkmäler  erwachs!  aus  vergleichender  An- 
schauung. Apparate,  bestimmt  den  Originalen  des  Alter- 
thums verwandte  Nachbildungen  gegenüber  zu  stillen,  sind 
zunächst  in  den  Sammlungen  von  Gypsabgüssen  antiker 
Sculptiinn  gegeben  und  bleiben  auch  andern  Gattungen 
der  alten  Kunst  anzuu  mischen.  .'!)  Die  museographische 
Eitteratur  ist  noch  mangelhaft;  ihre  Fortschritte  sind  nicht 
sowohl   ans   den   Museen    der  Kunst   als   aus   den  Sitzen 

brter  Forschung  zu  erwarten.  1)  /um  Verständniss 
der  Kunstdenkmäler  des  Alterthums  kann  die  ästhetische 
Auffassung   ihrer  Form    nie!  i.      lue,    Erfindung 

und  Nebenumstände  des  Kun  twerks  wollen  im  Zusam- 
menhang antiker  Poesie,  Religion  und  Sitte  gewürdigt 
und  tiiif  der  Grundlage  Manischer  Philologie  erkannt 
werden.  5)  Das  archäologische  Studium  auf  nnsern Hoch- 
Bchulen  gedeihlich  zu  machen,  bedarf  es  eine-  durchgän- 


gigen Wechselbezugs  mit  der  klassischen  Philologie,  deren 
monumentale  Seite,  den  schriftlichen  Quellen  des  Alter- 
thums gegenüber,  der  Archäolog  hauptsächlich  in  Kunst- 
geschichte, Denkmälerkunde  und  Mythologie  zu  vertreten 
hat.  G)  Die  Denkmäler  Aegyptens  sowohl  als  die  der 
christlichen  Kunst  füllen  eigne  Gebiete  der  Wissenschaft 
aus  und  lassen  mit  der  Archäologie  der  klassischen  Kunst 
in  gründlicher  Weise  sich  nicht  mehr  vereinen.  7)  Der 
archäologische  Unterricht  bedarf  enger  Begrenzung  um 
im  philologischen  Studienplan  seine  Stelle  zu  finden;  doch 
lässt  er  vor  Oberflächlichkeit  durch  methodische  Uebun- 
gen  wie  durch  geregelte  Anschauung  und  Lectiire  sieh 
schützen.  8)  Archäologische  Uebungen,  früh  begonnen 
und  ununterbrochen  fortgesetzt,  werden  gedeihlich  sein, 
wenn  eine  scharfe  Diagnose,  vergleichende  Anschauung 
und  steter  Wechselbezug  zu  den  Schriftwerken  der  Alten 
sie  regelt.  9)  Einer  zerstreuenden  Anschauung  und  bun- 
ten Leetüre  entgegen  zu  wirken,  muss  theils  nach  dem 
Zustand  der  archäologischen  Eitteratur,  theils  nach  der 
Beschaffenheit  der  Kunstmuseen  nothwendig  erscheinen. 
10)  Ein  gewählter  archäologischer  Apparat,  mit  Muster- 
stücken der  Kunstgeschichte  und  Kunsterklärung  eben 
sowohl  als  mit  dem  litterarischen  Hausbedarf  ausgestattet 
ist  allerorts  als  erstes,  auch  in  der  Nähe  grosser  Museen 
unabweisliches,  Bedürfniss  des  archäologischen  Unterrichts 
zu   betrachten. 


7.     Beule's  'Fouilles  ä  Carlhage'. 

Die  karthagischen  Ausgrabungen,  welche  Herr  Beule 
aus  eignen  Mitteln,  mit  unternehmender  Einsicht  und  mit 
Erfolgen  durchgeführt  hat  wie  sie  nach  den  Geschichts- 
perioden wiederholter  ergrimmter  Zerstörung  kaum  zu 
verhoffeu  waren,  ist  eine  Leistung  wie  die  Geschichte  der 
Denkmälerkunde  ihrer  nicht  viele  aufzuweisen  hat.  Unsre 
Zeitschrift  hat  die  wichtigsten  Ergebnisse  jener  Nachfor- 
schungen unmittelbar  nach  Empfang  von  Herrn  Beules 
ersten  Berichten  in  diesen  Blättern  ausführlich  zusammen- 
gestellt (vgl.  Archüol.  Anzeiger  1859  S.  75*tf.  und  1860 
S.  10*  ff.)  und  wir  können  es,  ohne  auf  deren  Einzelheiten 
zurückzukommen,  um  so  weniger  uns  versagen  die  Er- 
scheinung des  Werks  ')  noch  ausdrücklich  hervorzuheben, 
in  welchem  eben  jene  Berichte  in  erweiterter  Fassung 
und  mit  erläuternden  Zeichnungen  dem  Publikum  über- 
geben sind.  Das  Werk  zerfallt  in  drei  Abtheilungen 
welche,  in  Gemässheit  des  Erfolgs  der  Ausgrabungen  über 
Byrsa  (p.  lss.),  die  Häfen  (p.  85ss.)  und  die  Gräber 
(p.  119 — 143)  Karthagos  handeln.  Unter  den  erläutern- 
den Zeichnungen,  welche  man  dem  Vernehmen  nach 
grossentheils  der  Gattin  des  Herrn  Beule  verdankt,  wird 
nächst  dem  Grundplan  von  Byrsa  (pl.  I)  und  einigen  we- 
nigen Ueberresten  römischer  Skulptur  (pl.  II.  III)  auch  das 
bereits  früher  (Archäol.  Anzeiger  1859  S.  76*)  von  uns 
erwähnte  merkwürdige,  in  seiner  Construction  an  etru- 
skische  Städtemauern  erinnernde  Mauerstück  aus  dem 
Grundbau  von  ISyrsa  gegeben;  auf  Tafel  IV  und  V  folgt 
der  Gruudriss  der  Häfen  nebst  mehreren  dort  gefundenen 
Fragmenten,  und  auf  der  letzten  Tafel  Gruudriss  und 
Durchschnitt  eines  karthagischen  Grabes.  So  äusserst 
trümmerhafi.  alle  Funde  und  Spuren  sind,  auf  denen  jene 
Berichte  und  Zeichnungen  beruhen,  so  wenig  fehlt  es 
ihnen  doch  au  ^tatsächlichen  Anhaltspunkten,  für  welche 
auch    Forseher,     wie    Curtius    und    Kiepert    Herrn    Beule 

'|   I  einlies  ii  Cartlingc  mix   frais  et  sous  la  ilircclion  de  M.  Beule 

membre  de  1'lDstitut.    Paria  18» I. 


169* 


170* 


ihren  Dank   öffentlich  ausgesprochen  haben   und   die  ge- 
bührende Anerkennung  ihm  auch  ferner  nicht  fehlen  kann. 

E.   G. 

8.     Troyoos  'Habitalions  lacuslres'. 

Die  Spuren  und  Ueberreste  uralter  Pfahlbauten,  die 
noch  vor  einem  Jahrzehend  nur  als  antiquarische  Curio- 
sität  eines  und  des  andern  helvetischen  Sees  sich  be- 
trachten Hessen,  sind  in  Folge  einiger  Jahre  geringen 
Wasserstands  so  zahlreich  geworden  und  haben  bei  ihrer 
steigenden  Wichtigkeit  Forscher  und  Sammler  so  nach- 
haltig angezogen,  dass  mau  allmählich  von  einer  eigenen 
Litteratur  jener  Funde  Sammlungen  und  Forschungen 
sprechen  kann.  Das  hiedurch  berührte  Alierthum  liegt, 
wenn  nicht  jenseits,  doch  ausserhalb  des  Denkmälergebie- 
tes der  klassischen  Welt;  doch  können  auch  diesem  Er- 
gebnisse nicht  gleichgültig  sein,  deren  geschichtliche  Ur- 
zeit in  sprechenden  Zügen  aus  monumentalen  Spuren  uns 
vorgeführt  wird  und  mit  Ueberresten  der  Römerzeit  sich 
berührt.  Den  Thatsachen  und  Folgerungen  dieser  For- 
schungen näher  zu  treten  ist  durch  den  gelehrten  Eifer 
helvetischer  Patrioten  uns  leicht  gemacht.  Von  Seiten 
der  antiquarischen  Gesellschaft  zu  Zürich  ward  im  ver- 
gangenen Jahr  ein  dritter  Bericht  von  F.  Keller  uns  dar- 
geboten, der  ein  so  lebendiges  als  gründliches  Bild  theils 
der  betreffenden  Funde  theils  ihrer  antiquarischen  und 
ethnographischen  Ergebnisse  zugleich  mit  einer  Analyse 
der  animalischen  Ueberreste,  von  Dr.  Rütimeyer  enthält; 
zu  diesen  und  andern  achtbaren  Bearbeitungen  ist  neuer- 
dings nun  auch  Herrn  Troyons  umfassendes  Werk 
über  die  Pfahlbauten  ')  hinzugekommen.  Noch  beträcht- 
lich früher,  als  diese  Untersuchung  in  den  Vordergrund 
trat,  hatte  Herr  Troyon  den  Sammlungen  nordischer  Al- 
tertbümer  lungere  Reisen  und  ein  ausdauerndes  Studium 
gewidmet,  welches  für  die  nachgehends  in  seiner  Ileimath 
erfolgten  Funde  die  Mittel  einer  umfassenden  Vergleiehung 
und  Beurtheilung  ihm  gewährte.  Hieraus  ist  ihm  ein  Werk 
erwachsen,  welches  durch  Vollständigkeit  der  Notizen  und 
durch  den  Reichthum  anschaulicher  Mittheilung  die  Lei- 
stungen seiner  Vorgänger  überbietet.  Den  hauptsächlichen 
Inhalt  des  Werkes   bildet  eine  nach    den  Perioden   über- 

')  llabilations  lacustres  des  temps  aneiens  et  modernes  par 
Kr.  Troyon  Conservateur  des  antiquitc's  au  Muse'e  cantonal  a  Lau- 
sanne.    Lausanne   1860.  8.   17  Tafeln.   i9j  Seiten. 


wiegenden  Stein-  oder  Metallgcräths  geordnete  Statistik 
der  Funde:  es  gehen  die  Fundorte  voran,  in  denen  aus- 
schliesslich oder  überwiegend  sich  Steingeräth  findet 
(p.  15 ss.),  worauf  dann  für  die  folgenden  Abschnitte  der 
Uebergang  aus  Steingeräth  zum  Erzgeräth  (p.  100 ss.),  der 
ausschliessliche  Gebrauch  des  Erzgeräths  (p.  lOCss.),  die 
Zeit  des  Uebergangs  vom  Erzgeräth  zum  Eisen  (p.  173 ss.), 
endlich  die  Anwendung  des  Eisengeräths  massgebend  sind 
(p.  181  ss.).  Als  Fundörter,  in  deren  Pfahlbauten  Spuren 
römischer  Zeit  bemerkt  worden  sind,  werden  der  Bieler 
und  Neuenburger  See  (p.  214ss.)  genannt  und  schliesslich 
auch,  neuere  Pfahlbauanlagen  aus  andern  Ländern  und 
Welttheilen  angegeben.  Hierauf  folgen  in  einer  zweiten 
Abtheiluug  (p.  245ss)  die  Folgerungen,  welche  der  Ver- 
fasser aus  den  gefundenen  Gegenständen  für  die  ethno- 
graphische Kenutniss  und  Würdigung  der  vormaligen  Be- 
völkerung seiner  Pfahlbauten  zieht,  wie  denn  zuerst  über 
deren  Bausitte  (p.  245ss.),  Landbestellung  und  Hausthiere 
(p.  269 ss.),  Nahrung  Technik  und  Handel  (man  findet 
Gegenstände  aus  Bernstein  p.  289)  im  Zeitalter  des  Stein- 
geräths  das  Mögliche  beigebracht,  und  nächätdem  über 
das  Zeitalter  des  Erzgeräths  (p.  297  ss.)  und  über  das 
darauf  folgende  eiserne  Zeitaller  (p.  327 ss.)  gehandelt  ist. 
in  den  beiden  letzteren  Abschnitten  mit  Bezug  auf  cel- 
tische  und  helvetische  Bevölkerung.  Der  Text  schliesst 
mit  eingehenden  Erörterungen  über  die  vermutliche  Ci- 
vilisation  der  aus  den  Pfahlbauten  uns  bekannten  vorma- 
ligen Seebewohner  (p.  373 ss.)  ferner,  nächst  verschiednen 
beachtenswerthen  Nachträgen  (p.  426  ss.),  mit  einem  Ver- 
zeichniss  (p.  455  ss.)  der  Abbildungen  und  einem  Orts- 
verzeichniss  der  bis  jetzt  nachgewiesenen  Pfahlbauten.  Auf 
den  dem  Werk  beigegebenen  siebenzehn  Tafeln  sind  nicht 
weniger  als  380  Gegenstände,  anhebend  von  den  vorge- 
fundenen Baulichkeiten  und  ausgedehnt  auf  die  verschie- 
densten Geräthe  der  Stein-  und  Metallperioden  dargestellt; 
die  darin  gegebene  reiche  Auswahl  ist  um  so  dankens- 
werter,  da  es,  dem  patriotischen  Sammeleifer  zu  Liebe, 
auch  an  Fälschungen  ähnlicher  Funde  nicht  gefehlt  hat, 
vor  denen  Herr  Troyon  durch  seine  vieljährige  Erfahrung 
gesicherter  war.  So  bleibt  Herrn  Troyons,  zunächst  und 
hauptsächlich  für  Ethnographie  des  celtischen  und  vor- 
celtischen  Alterthums  erspriessliches,  Werk  auch  in  der 
museographischen  Beziehung  beachtenswert}! ,  in  welcher 
der  gewissenhafte  Archäolog  die  Denkmäler  römischer  Zeit 
und  Technik  von  andern  fremdländischen  Ueberresten  zu 
unterscheiden  zuweilen  vergebens  bemüht  ist.         E.   G. 


III.    Ausgrabungen. 


Neuestes  aus  Athen. 

(Aus  brieflicher  Mittheilung.) 
Sie  werden  vielleicht  schon  erfahren  haben,  dass  die 
hiesige  archäologische  Gesellschaft,  nachdem  sie  von  An- 
fang des  verflossenen  Jahres  bei  den  vermutlichen  Resten 
des  Gymnasiums  des  Ptolemäus  zu  graben  angefangen 
hatte,  diese  Ausgrabung  bis  Ende  Januars  1861  unaus- 
gesetzt fortgeführt  hat.  Anfangs  schien  es  zwar,  dass 
die  Ausbeute  gering  sein  werde;  nachdem  mau  aber  in 
einer  Tiefe  von  gegen  10  Meter  den  alten  Boden  und  eine 
von  Süd  nach  Nord  gegen  120  Meter  sich  ausdehnende 
lange  Mauer  mit  Thüren,  vor  dieser  Spuren  von  regel- 
mässig fortlaufenden  Säulen  auf  der  ganzen  Länge  der 
Mauer,  hinter  der  Mauer  wieder  kleine  Gemächer  gefun- 
den hatte'),  erkannte  man  leicht  die  Spuren  einer  vorma- 


ligen Stoa,  welche  wahrscheinlich  auch  auf  der  Süd-  und 
Nordseite  einen  in  der  Mitte  freien  Platz  begrenzte,  was 
für  ein  Gymnasium  passen  würde.  Die  hier  gefundenen 
architektonischen  Fragmente  sind  meistens  aus  weissem 
Marmor;  manche  tragen  deutliche  Spuren  von  Bemalung, 
verrathen  aber,  so  wie  auch  die  Mauer  selbst,  eine  späte 
Zeit.  Auch  die  Inschriften,  die  man  dort  fand,  sind  mei- 
stens aus  später  Zeit ;  huli^s  waren  die  aus  verschiedenen 
Fragmenten  zusammengesetzten,  auf  Ephebeu  bezüglichen 
Stelen,  neun  an  der  Zahl,  zum  Theil  vollständig  erhalten  und 
von  grosser  Wichtigkeit.  Diese  Inschriften  werden  sämt- 
lich von  Professor  Kumanndes  in  der  hiesigen  philologi- 
schen Zeitschrift  Philhistor  erscheinen;  vier  derselben  sind 

')  Genauere  Auskunft  hierüber   gibt   der  Plan   der  dem  Jahres- 
berichte J860  der  arcbuol.  Gesellschaft  zu  Athen  beigefügt  ist. 


171  = 


172* 


bereits  veröffentlicht.  Ich  übergehe  die  grossen  Basen  des 
Herodes  Atticus  u.  a.  m.,  worüber  das  fiullettino  des  rö- 
mischen Instituts  bald  nähere  Auskunft  ertheilen  wird. 
Auch  die  wenigen  und  unbedeutenden  dort  gefundenen 
Skulpturfrngmente  sind  meistens  aus  später  Zeit.  Das 
schönste  Stück  davon  ist  ein  herrlicher  Jünglingskopf  mit 
eigenthümlich  uinbundenen  Haaren,  wovon  ich  eine  Zeich- 
nung nach  Rom  geschickt  habe,  nach  Brunns  wahr- 
scheinlicher Vermutbung  ein  Biklniss  Juba's  II.  Uebri- 
gens  wird  die  Annahme  des  P  t  olemäos -Gymnasiums 
auch  durch  zwei  der  auf  Ephebcn  bezüglichen  Inschriften 
bestätigt,  in  denen  jenes  Gebäude  ausdrücklieh  genannt  ist. 
Nachdem  die  Ausgrabungen  des  gedachten  Gymna- 
siums wegen  mancher  hinzugetretener  Schwierigkeiten 
vorläufig  aufgehiirt  haben,  beschloss  die  archäologische 
Gesellschaft  einen  Ort  auszubeuten,  welcher  nach  man- 
chen dort  erhaltenen  Resten  des  Alterthums  meinerseits 
die  Vermutbung  erregte,  als  sei  hier  das  Prytaneion 
zu  suchen.  Uie  Ausgrabung  begann  im  Anfang  Januars 
und  die  bis  jetzt  erzielten  Resultate  übertrafen  die  dafür 
gehegten  Hoffnungen.  Man  hat  bis  jetzt  über  zehn  Stück 
von  theilweise  fragmentirteu  zum  Theil  aber  auch  gut  er- 
haltenen männlichen  Hermen  mit  Inschriften  gefunden, 
deren  Köpfe  anfangs  sämmtlich  fehlten,  grossentheils  aber 
allmählich  gefunden  worden  sind.  Die  Arbeit  ist  rleissig, 
die  Erhaltung  gut;  später  Ursprung  verräth  sich  durch 
Angabe  der  Augäpfel.  Der  Ausdruck  eines  dieser  Köpfe, 
tiefsinnig  und  schön,  erinnert  bald  an  Euripides,  bald  an 
Aeschines.  Eine  Zeichnung  davon  wird  nächstens  ans 
römische  Institut  gesandt').  Inschriften  sind  in  grosser 
Anzahl  dort  gefunden  worden,  die  meisten  aus  römischer 
Zeit;  eine  des  Jahres  420  v.  Chr.  handelt  über  die  Er- 
richtung von  zwei  Statuen.  —  Ferner  fand  man  eine 
grosse  Anzahl  von  Inschriftbasen,  die  Statuen  trugen.  Eine 
davon  gilt  einem  gewissen  Ammonios,  Arzt  des  Pompejus, 
auch  einem  Arzt  noch  eine  andere.  Nicht  minder  beach- 
tenswerth  sind  die  auf  mehreren  dieser  Vasen  befindlichen 
liienächst  folgenden  Künstlernamen: 

Katxoo&tvTjS  fnnitjat  .  .  .  (von  Brunn  Künstlergesch. 
nicht  angeführt,  sonst  aber  schon  bekannt3);  Words- 
Kjorth  Ath.  i).  122). 
EiyttQ  xui   Evßov'kidijg  Inotqa  .  .  .  (sehr  oft  vorkom- 
mende Künstler). 
Butojv    'HgaxlitcuJTjS    Inorqas    (bekannter    Künstler 

Brunn  S.  527). 
7 "iiioanjuiuc  W).rtrc  tnotjat  (unbekannt). 
JiitVjT  iug  (Dt. .vag  fliikiuaittg  tnofqot  (scheint  kei- 
ner von  den  zweien  dieses  Namens  zu  sein,  die  Brunn 
anführt). 
AtiOyaqr\g    inotjOi    (auf  einer  Basis   auf  welcher  zehn 
Eigennamen   und   Demotika  wahrscheinlich   der  zehn 
Phylen  vorkommen,  darunter  'lulfwv  2o(DoxXiovg  als 
vnoyQUflfluttvg ;     es    ist    daher    wahrscheinlich    der 
Leochares  gemeint  welcher  zwischen  Olympias  80—105 
lebte.    Vgl.  Bronn  a.  ü.  I  S.  385). 
Auf  den  hier  entdeckten  Ephebenstelen  finden  wir  manche 
merkwürdige   Darstellung  in   Relief  z.   !'..  eine  Naumurliie, 
eine  Lampadodnmiie,   and   zwei  Epheben   die  einen  dritten 

)  In  einer  Nachschrift  bemerkt  Herr  P.  Dber  vier  andre  jener 
Herroenköpfe,  dass  zwei  derselben  bUrtig,  zwei  andre  aber  bartlos 
kahlköpfig  und  breiten  Angesichts  sind;  einer  dieser  Römer  erinnere 
an  die  Köpfe  des  Cicero.  A.  <l.  ll. 

;i  Vllbekanni  isi  Nikoslbenea.  .4.  a.  H. 


bekränzen;  Zeichnungen  hievon  werde  ich  nächstens  nach 
Rom  schicken.  Unter  den  im  letzten  Jahr  hier  entdeckten 
Inschriften  rinden  sich  nicht  weniger  als  18  Archonten- 
namen,  wobei  ich  bemerke,  dass  das  vollständigste  Ver- 
zeichniss  athenischer  Archonten  in  einem  Nachtrag  der 
sehr  fleissigen  Uebersetzung  der  griechischen  Alterthümer 
von  Bojesen  vom  hiesigen  Professor  Rusopulos  (Athen 
18G0)  gegeben  ist.  Bei  der  gedachten  Ausgrabung  sind 
bis  jetzt  verschiedene  architektonische  Marmorfragmente 
aus  später  Zeit  gefunden  worden,  aber  noch  gar  keine 
Spur  irgend   eines  Gebäudes. 

Auch  von  noch  anderen  neueren  hiesigen  Funden  habe 
ich  Ihnen  Manches  zu  berichten.  So  ist  vor  wenigen  Wo- 
chen bei  Anlage  einer  neuen  Strasse  neben  dem  Dipylon 
eine  Grabstele  mit  Relief  von  eigenthümlicber  Darstellung 
gefunden  worden;  wir  sehen  nemlich  auf  einem  Bette  in- 
mitten hingestreckt  eine  männliche  Figur  auf  deren  Kopf- 
seite ein  auf  seinen  Hintertatzen  stehender  Löwe  den  Lie- 
genden bedroht,  während  von  der  entgegengesetzten  Seite 
her  eine  männliche  nackte  Figur  vorgebeugt  den  Löwen 
abzuwehren  strebt;  hinter  dieser  Figur  erblickt  man  die 
i'rora  eines  Schiffes.  Oberhalb  des  Reliefs  liest  man  die 
Namensinschritt  des  Verstorbenen  in  griechischer  und  phö- 
nicischer  Sprache,  unten  aber  eine  lange  griechische  In- 
schrift welche  meldet,  dass  der  Verstorbene  bei  Lebzeiten 
von  einem  Löwen  angegriffen  und  von  Freunden  beschützt 
worden  sei.  Ferner  ist  im  nemlichen  Stadttheil  eben- 
falls eine  Grabstele  gefunden  worden,  welche  in  Relief  uns 
einen  Abschied  darstellt;  hiebei  ist  es  auffallend,  dass  die 
Tochter  des  Verstorbenen  welche  wahrscheinlich  später 
starb  in  einem  und  demselben  Grab  mit  der  Mutter  bei- 
gesetzt gewesen  sein  muss,  da  sie  auf  dem  Relief  als  eine 
später  hinzugefügte  verschleierte  weibliche  Figur  im  Hin- 
tergründe augegeben,  sowie  auch  ihr  Name  durch  spätere 
Inschrift  hinzugefügt  worden  ist.  Von  sonstigem  Zuwachs 
der  Sammlung  der  archäologischen  Gesellschaft  erwähne 
ich  Ihnen  einen  Herakleskopf  von  natürlicher  Grösse,  vor 
wenigen  Wochen  hier  gefunden,  und  einen  Tiberiuskopf 
mit  Eichenkranz  aus  Lamia  von  fleissiger  Arbeit  und  guter 
Erhaltung.  Ferner  sah  ich  im  Privatbesitze  einen  herr- 
lichen jugendlichen  Bacchuskopf  mit  Epheu  und  Weinlaub 
bekränzt,  von  schönster  Arbeit  und  bester  Erhaltung;  er 
erinnert  sehr  an  die  gefälligsten  Köpfe  dieser  Gottheit 
in  römischen  Museen.  Derselbe  soll  hier  in  Athen  ge- 
funden sein  und  war  schon  im  Alterthuin  einer  Büste  oder 
Statue  (vielleicht  von  verschiedener  Marmorart)  zugetheilt. 
Eine  Zeichnung  davon  kommt  nächstens  nach  Born. 

Die  Ausgrabungen  des  Hrn.  Lenormant  in  Eleusis  ha- 
ben seit  Ende  Novembers  aufgehört,  leider  aber  erfährt 
man  nachträglich  dass  manche  hübsche  Stücke  dieser  Aus- 
grabung nach  Frankreich  gekommen  sein  sollen. 

Eben  ist  auch  das  königliche  Dekret  vollzogen  wor- 
den ,  durch  welches  die  hiesige  fif  i^noic  uu/iiioXti- 
yixi)  von  der  ausschliesslichen  Gewall  unsere  Conservators 
Pittakis  entfernt  und  die  Redaction  derselben  einer  Com- 
missiou  übergeben  wird,  bestehend  aus  zwei  Mitgliedern 
der  Epborie  der  archäologischen  Gesellschaften,  aus  dem 
zeitigen  Professor  der  Archäologie  auf  der  Universität  und 
dem  Conservator  der  Alterthümer,  indem  allen  Gelehrten 
freigelassen  wird  sich  an  dieser  IqtltptQig  durch  kleinere 
oder  grössere  Abhandlungen  zu  betheiligen,  so  dass  wir 
jetzt  gegründete  Hoffnungen  hegen,  dass  jene  Zeitschrift  in 
würdigster  Weise  ihre  Bestimmung  erfüllen  werde. 
Athen,   11',.   März   1801.  P.   I'ehvanoGlu. 


Herausgegeben  von  /•.'.  GferJwrd. 


Druck  und  Verlag  von   G.  Reimer. 


173*  174* 

ARCHÄOLOGISCHER  ANZEIGER. 

Zur  Ar  chäoloyischen  Zeitung,  Jahrgang  XVIII. 


M  148. 


April  1861. 


Wissenschaftliche  Vereine:    Berlin  (Archäologische  Gesellschaft).  —  Museographisches:     1.  Alterthümer  im  Garten  der 
Königin  zu  Athen;  2.  Römisches  aus  Spanien;  3.  Pränestinische  Cisten. 


I.    Wissenschaftliche   Vereine. 


IUrlin.  In  der  Sitzung  der  archäologischen 
Gesellschaft  vom  5.  März  d.  J.  hielt  Herr  H.  Jordan 
einen  Vortrag  über  die  römischen  Funeralgebräuche  und 
darauf  bezügliche  Kunstdenkmäler.  Es  ward  bemerkt, 
dass  die  mit  einer  in  amtlichem  Auftrag  gehaltenen  Lob- 
rede verknüpfte  Ausstellung  gefeierter  Verstorbener  bis 
jetzt  in  Kunstdarstellungen  kein  andres  nachweisliches 
Analogen  habe  als  ein  durch  Micali  bekanntes  archaisches 
Vasenbild,  welches  jedoch  vielmehr  aus  etrnskischer  Sitte 
erklärt  werden  müsse;  Gebräuche  des  funus  publicum  an- 
zuerkennen, ohue  vou  einer  sichtlichen  Ausstellung  der 
Leiche  begleitet  zu  sein,  hielt  der  Vortragende  für  unzu- 
lässig. Dieser  letztgedachten  Ansicht  trat  Herr  Schnuusc 
durch  die  Bemerkung  entgegen,  dass  die  Darstellung  we- 
gen künstlerischer  Convenienz  sich  auch  abgekürzt  denken 
lasse.  Ausserdem  fand  Herr  Tölken  durch  die  von  Herrn 
J.  berührte  Anwendung  der  als  Masken  zu  fassenden 
imugines  sich  veranlasst  auf  Suetons  Beschreibung  vom 
Leichenzug  Vespasians  zu  verweisen.  —  Ein  von  dem  bri- 
tischen Architekten  Herrn  Falkener  während  seines  neu- 
licheu  Aufenthalts  in  Berlin  für  die  Gesellschaft  zurück- 
gelassener Aufsatz  'On  the  Hypaethron  of  grcek  temples' 
ward  mit  einem  Bericht  über  dessen  Inhalt  von  Herrn 
Boctticher  vorgelegt,  von  dessen  kleiner  Schrift  'über  den 
Hypäthraltempel'  Herr  Falkener  ausgeht,  ohne  jedoch  die 
Umarbeitung  dieser  Schrift  in  Boettiehers  Tektonik  gekannt 
zu  haben  (vgl.  Beilage).  —  Ebenfalls  von  Herrn  Boctticher 
ward  der  Abguss  einer  auf  seine  Veranlassung  geformten 
Marmorseheibe  des  Antiquariuins  zu  München  vorgelegt, 
welche  in  guter  Arbeit  einerseits  den  Kampf  des  Herakles 
mit  dem  nemeischen  Löwen,  andrerseits  denselben  Helden 
verwundet  am  Schenkel  darstellt;  diese  im  Kampf  mit  den 
Hippokoontiden  erfolgte  Verwundung  ward  aus  Tansanias 
III,  15,  2  von  Herrn  B.  erläutert  ').  Andere  gleichfalls 
aus  München  herrührende,  der  Sammlung  von  Tliierseh 
entnommene,  Gypsabgüsse  brachte  Herr  Struck  zur  Ansicht 

')  Herakles  kömmt  nach  des  Iphitos  Tode  narh  Sparta  sicli 
lustriren  zu  lassen;  die  Hippokoontiden  verweigern  seine  Sühnung 
und  weisen  ihn  all.  Bei  dieser  Gelegenheit  entsieht  ein  Streit  über 
den  von  Herakles  Begleiter  Oionos  erschlagenen  Haushund ,  in  wel- 
chem Oionos  ermordet,  dann  aber  auch  der  zu  dessen  Bache  her- 
beieilende Herakles  verwunde!  wird  und  sich  flüchtet  (Paus.  Hl, 
15,  2).  Später  kehrt  Herakles  zurück  und  setzt  den  Tyndareos 
wieder  auf  den  Thron.  Am  Platze  Debrion  stand  ein  Heihgthum 
des  Herakles,  worin  sein  bewaffnetes  eben  mit  dem  Hippokoun 
und  dessen  Söhnen  kämpfendes  Bild  sich  befand.  In  der  xoivrj 
laifa  zu  Tegea  aber  sah  Pausanias  (VIII,  53,  3)  ein  Bild  des  He- 
rakles, welches  am  Schenkel  eine  Wunde  zeigte  die  er  in  jenem 
ersten  Gefechte  mit  den  Hippokoontiden  empfangen  hatte. 


der  Gesellschaft;  es  befand  sich  darunter  ein  schöner  aus 
Argos  herrührender  bronzener  Stier  und  die  gleichfalls 
griechische  Terracotta  einer  anmuthigen  sitzenden  Fraueu- 
gestalt  an  welche  ein  Jüngling  sich  anschmiegt.  Das  Pro- 
gramm von  Thiersch,  worin  nach  Herrn  Gerhards  Bemer- 
kung diese  Gruppe  mit  mehreren  andern  erläutert  ist,  gibt 
auf  Tafel  IV  die  gedachte  gefällige  Gruppe  als  Venus 
und  Adonis,  wie  denn  auch  Herr  Tölken  dieselbe  in  ähn- 
licher Weise  auf  Aphrodite  und  Anchises  zu  deuten  ge- 
neigt war. — Herr  Bartels  hatte  zwölf  Abdrücke  gewählter 
Pasten  seiner  Sammlung  mit  beigefügter  Beschreibung 
derselben  vorgelegt,  von  denen  Herr  Gerhard  zwei  Eroten 
im  Wettlauf  mit  Fackelu  und  Kranz,  einen  Eros  der  sich 
die  Beinschienen  anlegt,  eine  der  auf  den  Knaben  Tages 
bezogeneu  Darstellungen,  endlich  ein  vorläufig  auf  Me- 
leager  und  Atalante  gedeutetes  Bild  hervorhob :  einer  kurz 
bekleideten  Jägerin  mit  Köcher  steht  ein  geharnischter 
Mann  gegenüber,  zwischen  beiden  am  Boden  ein  Vogel.  — 
Von  Herrn  Henzcn  zu  Rom  war  eine  Zusammenstellung 
der  vorjährigen  zum  Theil  durch  Eisenbahnbauten  veran- 
lassten, dortigen  Ausgrabungen  eingelaufen,  welche  dem 
Jahresbericht  der  archäologischen  Zeitung  beigefügt  wird; 
als  neue  Erscheinung  der  archäologischen  Litteratur  ward 
die  erste  Abtheilung  der  zu  Kopenhagen  nach  den  Vor- 
arbeiten von  Falbe  und  Lindberg  vou  L.  Midier  ausge- 
arbeiteten 'Numismatique  de  l'ancienne  Afrique'  mit  ge- 
bührender Anerkennung  betrachtet. 

Beilage  des  Herrn  Boctticher  über  eine  Abhandlung 
des  Herrn  Falkener.  Hr.  Falkener  hat  einen  Aufsatz  'On  the 
Hypaethron  of  greek  temples'  eingesendet,  welcher  sich  an 
seine  kleine  Broschüre  'Was  the  ceiling  of  the  Parthenon 
Hat  or  curved?  London  1859',  wie  an  das  ihr  jetzt  ge- 
folgte Werk  'Daedalus'  anschliesst.  Der  Aufsatz  ist  eine 
Erneuung  dessen  was  C.  Boctticher  in  der  1846  er- 
schienenen Schrift  'Der  Hypaethraltempel  auf  Grund  des 
Vitruvischen  Zeugnisses  u.  s.  w.'  gegeben  hat,  eine  Schrift 
welche  Herr  Falkener  als  Basis  seiner  Auslassungen  nennt. 
Es  ist  zu  bedauern  dass  er  die  'Tektonik'  nicht  verglichen 
hat,  in  deren  viertes  Buch  diese  Schrift,  umgeformt  und  im 
Wesentlichen  erweitert,  übergegangen  ist.  Denn  hier  ist 
nach  Seite  des  Kultus,  wie  philologisch  und  tektonisch 
der  Gegenstand  so  erschöpfend  durehgesproiheu,  dass  die 
Sache  als  eine  längst  erledigte  betrachtet  werden  muss, 
weil  die  Litteratur  uns  weitere  Zeugnisse  dafür  versagt, 
die  Kriterien  einer  hypäthrischen  Cella  aber  in  den  Grund- 
rissen aller  einschlägigen  Monumente  bestimmt  zu  erken- 
nen sind.  Ein  einziges  Argument  was  Hr.  Falkener  bei 
Maccab.  II,  1,  15  und  16  noch  gefunden  zu  haben  glaubt, 
kann  nicht  als  Zeugniss  für  eine  hypäthrale  Cella  gelten. 


175' 


176* 


Denn  hier  heisst  es  dass  die  Priester  der  Nanaia  den  An- 
tiochos  in  den  Tempel  gehen  lassen,  die  Thüren  hinter 
ihm  verschliesseu,  alsdann  uvoi^uvi«;  rijv  tov  quTvwua- 
jog  xpvnT^v  &vgav,  ftüXXoi-Ttg  ntigofg  avrtxtguv- 
vioauv  tov  Tjyiftöva  u.  s.  w.  Da  ist  also  von  einer 
xQVJlftj  &iga  der  Decke  die  Rede,  welche  man  schwerlich 
für  eine  Katarakte  des  Opaion  halten  kann.  Hinsichtlich 
der  Decke  und  des  Opaion  der  Parthenoncella  hat  Herr 
F.  zu  der  Form  eines  hölzernen  Gewölbes  gegriffen.  Ein 
Gewölbe  hat  schon  Quatremere  de  Quincy  vorgeschlagen. 
Dass  die  Münzen  welche  Götterbilder  in  Aediculae  zeigen 
deren  Decke  eine  Curve  bildet,  für  die  Ueberdeckung  der 
Cella  nicht  massgebend  sein  können,  bedarf  keiner  Frage; 
schon  in  der  Tektonik,  IV.  Buch  S.  251,  hat  Boetticher 
diese  Münzen  in  Betracht  gezogen  und  benutzt,  dabei  aber 
gesagt  dass  auf  ihnen  nur  die  Aedicula  des  Tempelbildes 
in  der  Cella  dargestellt  sei.  Von  solchen  hat  dennoch 
Herr  F.  die  Form  auf  die  Decke  der  Cella  übertragen  und 
hierin  liegt  eben  ein  grosser  Irrthum. 

In  der  Sitzung  derselben  archäologischen  Gesell- 
schaft vom  2.  April  d.  J.  besprach  Herr  Kirchhoff  einen 
in  der  athenischen  Ephemeris  neuerdings  publicirten  In- 
schriftstein ,  welcher  durch  die  darin  berechneten  Kosten 
für  Fortschaffüng  Ausschmückung  und  Aufstellung  zwei 
zusammengehöriger  Statuen  wichtig  und  in  manche  kunst- 
geschichtliche Forschung  einschlagend  ist.  Da  von  der 
unteren  Verzierung  eines  Schildes  geredet  wird  und  auch 
die  Verbindung  verschiedener  Stoffe  angedeutet  zu  sein 
scheint,  so  äusserte  Herr  Boetticher  die  Vermuthung,  dass 
jene  im  unteren  Stadttheil  Athens  gefundene  Inschrift  zwei 
im  Vordergrund  eines  Tropäon  aufgestellten  Statuen  gelten 
mochte.  Ueber  die  zu  Fortschaffüng  derselben  besorgte 
Bahn  wie  über  die  beträchtliche  Masse  des  hiebei  oder 
behufs  der  Aufstellung  gebrachten  Kupfers  und  Zinns  fand 
noch  manche  Erörterung  Statt,  bei  welcher  die  Herren 
Mommsen,  Adler  und  Tölken  sich  betheiligten.  Der  als 
Gast  anwesende  Herr  Dr.  August  Conze  aus  Hannover, 
dessen  Bereisung  nordgriechischer  Inseln  dem  gelehrten 
Publikum  im  Druck  vorliegt,  hatte  auf  einer  zweiten  mit 
Dr.  Michaelis  aus  Kiel  unternommenen  Reise  durch  das 
griechische  Festland  mancher  Benutzbaren  Erfolge  sich  zu 
erfreuen,  welche  in  den  Annaleu  des  römischen  Instituts 
(auf  dessen  Veranlassung  diese  Reise  unternommen  und 
hiesigen  höchsten  Orts  unterstützt  ward)  nächstens  ver- 
öffentlicht werden  sollen.  Unter  den  auf  dieser  seiner 
zweiten  griechischen  Reise  von  Herrn  Conze  ausgeführten 
und  der  Gesellschaft  vorgelegten  Zeichnungen  befindet  sich 


eine   aus   Melos   stammende,  zu  Athen  aufbewahrte  aber 
bisher  unbeachtete  Amphora  mit  Gefässbildern  alterthüm- 
lichsten  Stvls,  darstellend   im  Hauptbild    eine  mit  Flügel- 
rossen   bespannte    Quadriga,    auf  welcher    in    Begleitung 
zweier  Frauen   ein  Kitharöd  steht.    Man  ist  um  so  mehr 
geneigt  denselben  für  Apollo  zu  halten,  da  in  einer  vierten 
dem  Wagen  entgegentretenden  Frauengestalt,  welche  rech- 
terseits  einen  Hirsch  herbeizieht,  in  der  Linken  aber  einen 
Pfeil  hält,    nur  Artemis   gemeint  sein  kann;    indess  steht 
der  volle  Bart  jenes  Kitharöden  der  Annahme  eines  Apollo 
entgegen   und  macht,  wie  Herr  Gerhard  bemerkte,  es  räth- 
licher  das  Bild   aus  den  festlichen  Hochzeitszügen  archai- 
scher Vasen    und   aus  dem  Dienst   der  brauronischen  Ar- 
temis   zu  erklären.     Besondre  Beachtung    fand    auch    das 
über  mehreren  Inschriften  spartanischer  Ephebeu  bemerk- 
liche Bild   der   Dioskureu,    denen    eine   Frauengestalt   mit 
Kalathos  und  anschliessenden  Armen,  nach  allem  Anschein 
ein  weibliches  Idol,  vielleicht  der  Helena,  zur  Seite  steht. 
Einer  baldigen  Bekanntmachung  dieses  und  andrer  anzie- 
hender Reliefs  und  Inschriften,  welche  mau  den  gedachten 
beiden  Reisenden  verdankt,    darf  man  mit  Verlangen  ent- 
gegensehn.  —    Von    Herrn  Bartels    ward    wiederum'  eine 
Anzahl  gewühlter  Abdrücke  von  Gemmen  und  Pasten  sei- 
ner  Sammlung    mit   begleitendem    Verzeichniss    vorgelegt; 
beachtenswerth    schien    besonders   ein    beflügelter    bärtiger 
Kopf  zu  sein,    welcher   nach   seinem  Ausdruck    und  nach 
dem    etwas    struppigen    Haar    seines    Hinterhaupts    weder 
dem    Hermes    noch    auch    dem   Schlafgott,    deren   Köpfe 
sonst    dann    und   wann    in   ähnlicher  Weise    beflügelt  er- 
scheinen, zugetheilt  werden  kann.   —  Von  Herrn  Gerhurd 
ward  die  soeben  erschienene   erste  Lieferung   einer    durch 
Herrn  C.  von  Lützow  unternommenen  Herausgabe  antiker 
Bildwerke  Münchens  vorgelegt    und   bei  manchem  für  die 
Fortsetzung  dieses    Werks   zurückbleibenden   Wunsch   um 
so  freudiger  begrüsst,  je  mehr  es  an  Kundgebungen  einer 
zum  Verständniss  antiker  Kunst  mitwirkenden  Wissenschaft 
aus   der   mit    edlen   Kunstwerken    so   reich   ausgestatteten 
Hauptstadt  Bayerns  bisher  gefehlt  hat.  —  Eine  zu  Greifs- 
wald  von   Th.  Pyl    neuerschienene    Schrift   über   die  grie- 
chischen Rundbauten  ward  von  Herrn   Boetticher  mit  der 
Bemerkung  vorgelegt,  dass  der  auf  dem  Titel  dieser  Schrift 
verheissene    Zusammenhang    runder    Bauwerke    mit    dem 
Götter-  und  Heroenkultus   von    ihm    vermisst  worden  sei, 
auch  das  Schatzhaus    des  Atreus   ein  andres  Verständniss 
erheische,  dagegen  die  Zusammenstellung  der  Rundbauten 
selbst  allen  Dank  verdiene. 


II.    Museographisches. 


1.     Alterlhümer  im  Garten    der  Königin  zu 
Alhen. 

Unter  den  vielen  Sammlungen  alter  Kunstwerke, 
welche  in  Athen  unter  freiem  Himmel  aufgestellt  sind, 
weil  man  sich  über  Platz  und  Plan  des  künftigen  Museums 
nicht  einigen  kann,  befindet  sich  auch  eine  in  dem  gros- 
sen, in  englischem  Geschmack  angelegten  und  mit  grosser 
Sorgfalt  gepflegten  Garten  der  Königin,  der  sich  vom  kö- 
niglichen Schloss  südlich  bis  nahe  an  den  Ilissos  hinzieht. 


An  einem  verborgenen,  von  Gebüsch  und  Bäumen  dicht 
umschlossenen  Plätzchen  desselben  ist  eine  Reihe  von 
Skulpturen  aufgestellt,  welche,  soweit  ich  habe  in  Erfah- 
rung bringen  können,  sämmtlich  bei  der  Anlegung  des 
Gartens  oder  in  den  nächsten  Umgebungen  desselben  an 
den  Tag  gekommen  sind.  Zwei  Stücke  des  kleinen  Mu- 
seums, die  im  folgenden  Verzeichniss  unter  no.  4  und  5 
aufgeführten,  sind  schon  von  Scholl  in  seinen  archäologi- 
schen Mittheilungen  als  hier  befindlich  erwähnt;  von  deu 
übrigen  ist  mir  keine  Notiz  bekannt. 


177* 


178' 


Ich  beginne  mit  1)  den  Statuen  der  Sammlung,  zu- 
nächst dem  lebensgrossen  Sitebilde  eines  Mannes  in  Chi- 
ton und  Mantel,  mit  einer  Schriftrolle  in  der  Linken,  von 
etwas  manirirter  römischer  Arbeit.  Der  Kopf,  die  Hälfte 
des  rechten  Vorderarms,  das  linke  Bein  vom  Knie  ab  und 
ein  Theil  des  rechten  fehlen.  Ausserdem  lässt  sieh  2)  der 
Torso  eines  Knaben  mil  umgehängtem  Ziegen  fei!  erwäh- 
nen,  3)  die  Herme  des  jugendlichen  cpheubekränzten 
Dionysos  (0,59  Meter  hoch),  welche  sich  an  einen  etwas 
höheren  Pfeiler  anlehnt,  der  oben  ein  kleines  Loch  hat. 
Vielleicht  wurde  demnach  die  kleine  Figur  als  Stütze  in 
einem  Gitter  angewandt,  wie  ähnliche  im  Theseion  befind- 
liche Kunstwerke  (vgl.  Scholl  Milth.  no.  78.  108),  wofür 
in  unsrem  Falle  auch  noch  zu  sprechen  scheint  dass  an 
den  Seiten  in  den  Löchern,  welche  ebenso  wie  sonst  auch 
viereckige  Pflücke  an  der  Stelle  der  Arme  augebracht  sind, 
sich  Reste  von  Eisen  rinden.  Anstatt  der  Scham  findet 
sich  nur  eine  Anzahl  eingehauener  kleiner  Lücher.  Neben 
dieser  Herme  des  jugendlichen  erwähne  ich  am  füglich- 
sten  4)  den  Kopf  des  balligen  Dionysos  (.Schüll  no.  58) 
mit  alterthümlicher  Behandlung  des  fein  gewellten  Bartes 
und  Haupthaares,  welches  eine  schmale  Binde  durchzieht. 
In  den  Augen  befindet  sich  eine  eingesetzte  weisse  Masse, 
aus  der  aber  die  Pupillen  ausgebrochen  sind.  Von  5)  dem 
Kolossalkopf  einer  Meduse  (Scholl  no.  116)  in  der  spä- 
ter gewöhnlichen  Auffassung,  die  Schlangen  unter  dem 
Kinn  zu  einem  Knoten  verschlungen  ist,  nur  die  linke  Seite 
erhalten.  Ebenfalls  kolossal  ist  C)  ein  ziemlich  zerstos- 
sencr  Kopf  des  bärtigen  Herakles  von  gewöhnlichem,  gut- 
müthigem,  aber  nicht  bedeutendem  Ausdruck.  Die  Lö- 
wenhaut bedeckt  den  Kopf  und  ist  um  den  Hals  geknüpft. 
Endlich  ist  noch  7)  ein  am  Halse  abgebrochener  Kopf  des 
Demoslhcnrs  zu  erwähnen,  dem  die  Nase  fehlt.  Die  Ar- 
beit ist  nicht  gerade  zu  loben,  namentlich  drängen  sich 
die  Zufälligkeiten,  wie  die  vielen  Falten  und  Runzeln,  zu 
sehr  vor;  jedoch  verleugnet  sich  der  Ausdruck  der  cha- 
raktervollen, durch  innere  Kämpfe  errungenen  klaren 
Schärfe  und  Macht  des  Geistes  keineswegs  ganz. 

Unter  den  Reliefs  ist  8)  ein  fein  ausgeführtes  Frag- 
ment von  archaistischer  Manier  zunächst  zu  bemerken, 
dessen  Relief,  sehr  rund  ausgearbeitet  und  an  den  Rän- 
dern unterhöhlt,  ziemlich  bedeutend  aus  der  Grundfläche 
hervorspringt.  Erhalten  ist  nur  noch  der  Unterkörper 
einer  im  Tanzschritt  linksbin  sich  bewegenden  Frau  im 
Doppelchiton,  dessen  Falten  rund  ausgeschweift  und  unten 
im  Zickzack  geordnet  sind;  die  Zipfel  sind  durch  einen 
Quast  beschwert.  Auch  sieht  man  noch  den  vorgestreck- 
ten rechten  Vorderarm.  In  direktem  Gegensatz  zu  der 
künstlichen  Gemessenheit  dieses  Fragments  steht  9)  die 
äusserst  lebendige  Darstellung  eines  anderen  grösseren 
Bruchstücks  von  ungewöhnlich  guter  römischer  Arbeit, 
welche  uns  eine  Streitscene  innerhalb  eines  geschlossenen 
Raumes  zeigt.  Ein  unbärtiger  Mann,  von  der  einen 
Schulter  den  Schwertriemen,  von  der  andern  die  schmale 
knappe  Chlamys  quer  über  die  Brust  gelegt,  dringt  mit 
vorgestrecktem  linken  und  zurückgewandtem  rechten  Arm 
(von  beiden  sind  nur  die  Ansätze  erhalten)  lebhaften 
Schrittes  rechtshin  auf  einen  anderen  Jüngling  ein,  der 
mit  beiden  Armen  eine  Fussbank  gegen  den  Angreifer 
schwingt.  Diese  Waffe,  die  wir  sonst  in  den  Händen 
Klvtaimuestras  beim  Gattenmord  oder  von  Elektra  gegen 
Aigisthos  geschwungen  sehen,  mag  ihm  hier  wol  die  nächste 
gewesen  sein;  denn  an  einer  im  Hintergründe  stehenden 
Kline  und  einer  auf  einem  hohen  Untersatz  stehenden 
Lampe,  die  hinten  in  einen  Schwanenhals  endigt,  mit 
brennender  Flamme  erkennen  wir,  dass  der  Streit  bei 
nächtlicher  Weile    innerhalb    eines   Zimmers,    etwa   beim 


Mahle,  ausgebrochen  ist.  Links  hinter  dem  zuerst  ge- 
nannten Kämpfer,  neben  welchem  ein  grosser  Schild  und 
ein  Pileus  an  der  Wand  zu  hängen  scheinen,  ist  noch 
eine  zweite  Gruppe  in  fast  schon  entschiedenem  Streit  be- 
griffen ;  ein  Mann,  von  dem  nur  noch  der  Torso  und  die 
Ansätze  der  Arme  und  Beine  erhalten  sind,  liegt  auf  dem 
Rücken  am  Boden,  während  ein  zweiter  —  von  diesem 
ist  nur  ein  Theil  des  Leibes  und  der  Schenkel  übrig  ge- 
blieben —  wie  es  scheint,  auf  ihn  trat  und  zugleich  iu 
der  gehobenen  Rechten  das  Schwert  gegen  ihn  zückte. 
Die  starke  Verletzung  der  Figuren  rührt  von  dem  stark 
erhobenen  Relief  her,  indem  die  Figuren  zum  grossen 
Theile  sogar  ganz  vom  Grunde  gelöst  waren.  Die  Höhe 
der  Platte  beträgt  0,71  M.,  die  jetzige  Länge  0,90  M., 
aber  beide  Enden  sind  gebrochen.  Der  sorgfältigen  Aus- 
führung des  Reliefs  entspricht  die  obere  Bekrönung  durch 
einen  Eierstab  und  einen  Maiander  darüber,  beide  sauber 
in  Relief  ausgeführt.  —  Ausser  den  genannten  beiden  Re- 
liefs sind  noch  mehrere  Grabstelen,  ganz  oder  theilweise 
erhalten,  da.  Aus  der  besten  Zeit  dieser  Kunstgattung  ist 
10)  das  0,82  M.  hohe  und  0.30  M.  breite  Fragment  einer 
Stele,  auf  welchem  eine  verschleierte  Frau,  den  Kopf  leise 
seitwärts  geneigt,  Unkshin  sitzt;  die  Linke  ruht  im  Schosse, 
die  Rechte  war  wol  einst  zum  Handreichen  vorgestreckt. 
Unter  dem  Sitze  des  Stuhls  ist  die  Platte  gebrochen,  so 
dass  der  untre  Theil  der  Beine  der  Frau  fehlt.  Aus  rö- 
mischer Zeit  dagegen  sind  ausser  einigen  unbedeutenden 
Fragmenten  folgende  zwei  Stelen.  10)  Grabstele  mit  Gie- 
bel, von  dessen  Akrotcrien  das  oberste  fehlt;  im  Tym- 
panon  ist  ein  runder  Schild  abgebildet.  Darunter  steht 
die  Inschrift 

TPACPlZOAYAAnOY 
MEIAHEIA 

und  unter  dieser  innerhalb  eines  auf  Pfeilern  ruhenden 
Bogens,  zu  dessen  Seiten  je  eine  Rosette  angebracht  ist, 
steht  en  face  eine  Frau  im  Chiton  und  Mantel,  den  sie 
vor  der  Brust  mit  der  Rechten  gefasst  hat,  während  die 
Linke  gesenkt  ist;  die  Haare  sind  wellenartig  gefurcht, 
wie  an  so  vielen  Portraitköpfen  der  römischen  Zeit.  Die 
Stele  ist  1,62  M.  hoch  und  unten  0,715  M.  breit.  — 
12)  Auf  dem  Fragmente  einer  andern  Grabstele  aus  spä- 
terer Zeit,  0,38  M.  hoch,  0,36  M.  breit,  sehen  wir  die 
untre  Hälfte  eines  in  seinen  Mantel  gehüllten  Mannes, 
der  seine  Linke  auf  eine  neben  ihm  befindliche  bärtige, 
phallische  Herme  legt.  —  Eigenthümlich  ist  13)  das  Bruch- 
stück einer  Stele  von  gebranntem  Thon,  welches  oben 
unter  einem  schmalen  vorspringenden  Leisten  eine  gelbe 
Palmettenzierung  auf  braunem  Grunde  aufweist ,  darunter 
einen  breiten  vorspringenden  braunen  Streifen,  und  dar- 
unter das  links  von  einem  erhöhten  Rande  eingefasste, 
rechts  gebrochene  vertiefte  Feld ,  welches  aber  weder  von 
einem  Relief,  noch  von  malerischem  Schmuck  eine  Spur 
zeigt. 

Den  Grabstelen  schliessen  sich  am  natürlichsten  die 
marmornen  massiven  Grabvasen  an,  dieser  eigenthüm- 
liche  Schmuck  attischer  Gräber.  Jedoch  ist  nur  eine  der- 
selben 14)  mit  Darstellungen  geschmückt,  und  zwar  mit 
einer  der  gewöhnlichen  Abschiedsscenen.  Ein  bärtiger 
Mann,  im  Mantel,  reicht  die  Rechte  einem  gleichen,  eben- 
falls mit  dem  Mantel  bekleideten  Manne,  der  die  Linke 
hinter  dem  Rücken  hält,  während  ein  zwischen  Beiden 
am  Boden  sitzendes  nacktes  Kind  die  Hände  gegen  den 
Letzteren  ausstreckt.  Ueber  dem  ersten  Manne  links  steht 
PPOAA  AXQE,  über  dem  andern  rechts  NAYZ 
|£TPAT02I     un£l   zwar   so    dass    die  Köpfe  derselben 


179* 


180* 


in  die  Lücken  zwischen  AA  und  /\  und  zwischen  JT  und  | 

fallen.  —  15)  Eine  andre,  ganz  erhaltene  und  1,41  M. 
hohe  Vase  enthält  jetzt  nur  noch  oben  am  Bauche  die 
Inschrift 

<DIAO£ENOEAI0AAIAHE. 

Darunter  war  ohne  Zweifel  einst  das  Bild  des  Verstorbe- 
nen gemalt,  nach  einem  Verfahren  von  dem  wir  auch  für 
Grabuasen  ganz  sichere  Beispiele  haben.  Vermuthlich  war 
dasselbe  auch  der  Fall  bei  16)  einer  oben  gebrochenen 
Vase  etwa  derselben  Grösse,  an  deren  Bauch  jetzt  eben- 
falls nur  noch  die  Inschrift  sichtbar  ist 

KAPKINOE 
AINEiTOY 
PPOKONNHZIOE 

Ob  in  der  zweiten  Zeile  nach  f£  ein  Buchstabe  verschwun- 
den, oder  ob  die  schadhafte  Stelle  ursprünglich  ist,  lässt 
sich  nicht  sagen,  doch  ist  der  Namensform  wegen  wol 
Letzteres  wahrscheinlicher.  Wie  leicht  übrigens  Farben 
von  den  glatten  Marmorplatten  verschwinden,  sieht  man 
an  dem   Beispiel    der    von    Ross   arch.  Aufs.  Taf.  I,  3    be- 


kannt gemachten  Stele  der  Demokrateia,  welche  jetzt  in 
der  reichen  Sammlung  der  Hadriansstoa  aufbewahrt  wird, 
aber  statt  der  'ansehnlichen  und  zuverlässigen  Spuren'  der 
Bemalung  bei  der  ersten  Findung  kaum  noch  die  Umrisse 
der  Zeichnung  erkennen  lässt. 

Conze  macht  mich  nachträglich  noch  auf  einige  von 
mir  nicht  beachtete  architektonische  Fragmente  aufmerk- 
sam ,  nämlich  17)  eine  sehr  grosse  und  mit  grossem 
Schwung,  zum  Theil  ganz  frei  herausgearbeitete  Palmette 
von  weissem  Marmor,  die  einst  als  Akroterion  diente,  und 
18)  einen  Stirnziegel  von  Terrucotta,  gewöhnlicher  Art 
und  Grösse,  an  dem  unten  zu  lesen  ist  AGHI^AIOY 
wie  auf  dem  von  Akerblad  aus  Athen  mitgebrachten  Exem- 
plar bei  d'Agincourt  rec.  de  Frgms.  29,  8. 

Nicht  ohne  Interesse  ist  endlich  19)  ein  an  demselben 
Orte  aufbewahrtes  Architravstück  von  3.60  M.  Länge  und 
0,80  M.  Höhe,  indem  es  den  erhaltenen  Theil  der  be- 
kannten Inschrift  von  der  für  die  Hadrianopolis  bestimm- 
ten Wasserleitung  am  Fusse  des  Lykabettos  enthält  (Leake 
Topogr.  S.  148.  Orelli  511).  Da  ich  in  Ermangelung  des 
Stuartschen  Werkes  nicht  weiss  ob  die  Anordnung  der 
Inschrift  auf  dem  Blocke  bekannt  ist,  setze  ich  dieselbe 
mit  Andeutung  der  architektonischen  Glieder  hieher. 


IMP;  CAESAR'T'AELIV5> 


AVG'PIVS'  COS'ill/  TRIB'  POT'TT'P'P.'AOVAEDVCTVAt'INNOVIS' 


CONSVMMAV1T 


Der  Stein  ist  auf  der  linken  Seite  vollständig  und  bildete 
hier  offenbar  die  Ecke  des  Architraves.  Die  oberste  Zeile 
ist  in  einer  vertieften  Stelle  geschrieben,  deren  Rand  rechts 
vollkommen  scharf  ist;  ebenso  ist  am  Ende  der  zweiten 
Zeile  (in  der  wirklich  auf  dem  Stein  aoaeihictnm.  innovis 
steht)  noch  freier  Platz,  so  dass  die  Inschrift,  welche  Cy- 
riacus  von  Ancona  noch  vollständig  sah,  in  zwei  Theile 
getheilt  und  in  gleicher  Weise  auf  zwei  entweder  neben 
einander  liegende  oder  einen  dritten  symmetrisch  einfas- 
sende Blöcke  vertheilt  worden  zu  sein  scheint. 

An  einem  anderen  Punkte  des  Schlossgartens,  dem 
Ilissos  näher,  liegt  ein  Marmorblock  mit  einer  Inschrift 
in  schönen  grossen  Buchstaben,  die  am  Ende  vollständig  ist 

<V«e]  ///XIKHEEIOYEIAET0    9 

Daneben  liegen  andre  Architekturfragmente,  namentlich 
eine  etwa  zu  zwei  Dritteln  erhaltene  Saude,  deren  Rest  in 
der  untern  Hälfte  glatt,  oben  ionisch  cannelirt  ist. 

Endlich  weiss  ich  nicht  ob  die  in  bedeutender  Aus- 
dehnung etwas  südöstlich  vom  Schloss  aufgegrabenen  Mo- 
saikfussböden  schon  Erwähnung  gefunden  haben.  Sieben 
noch  erkennbare  Räume,  darunter  zwei  von  höchst  bedeu- 
tender Länge,  meistens  mit  kleinen  Verschiedenheiten  des 
Terrains  zwischen  den  an  einander  grenzenden  Abtheilun- 
gen, zeigen  verschiedene,  geschmackvoll  angeordnete  Mo- 
saiken in  einfachen  aber  ziemlich  zahlreichen  Farben,  von 
guter  Manier  und  fast  durchweg  ausgezeichneter  Erhal- 
tung. Zum  Theil  sind  es  nur  Maiander  und  Taimen 
sowie  andre  bloss  architektonische  Verzierungen,  drei 
Räume  zeigen  ausserdem  Vögel,  einer  reiche  Decorationen 
mit  Vögeln  Fischen  und  Gelassen  als  Mittelfeldern.  In  der 
Mitte  dieses  letzten  Saales,  welcher  etwa  als  Speisezimmer 
diente,  ist  ein  jetzt  übermauertes  und  mit  Blumen  ver- 
ziertes Viereck  von  einer  Borte  umgeben  und  bezeichnet 
vielleicht  den  Platz  des  Tricliniums.  In  einem  halbkreis- 
förmigen   Räume    daneben    sind    noch    Spuren    vorhanden, 


dass  das  so  verzierte  Gebäude  sich  noch  weiter  unter  der 
Erde  hin  erstreckt.  Von  den  Zwischenwänden  ist  nichts 
erhalten.  Die  geschmackvoll  mit  einer  Laube  überdachte 
Anlage  wird  jetzt  in  der  warmen  Jahreszeit  von  den  Ma- 
jestäten als  Speisesaal  benutzt. 

Rom,  2.  December  1860.  Ad.  Michaelis. 


2.     Römisches  aus  Spanien. 

Unter  allen  das  römische  Alterthum  in  Denkmälern 
bezeugenden  Ländern  blieb  Spanien  bisher  vielleicht  am 
meisten  der  antiquarischen  Forschung  verschlossen.  Grosse 
Bautrümmer,  einige  Denkmäler  der  bildenden  Kunst  und 
zahlreiche  Inschriftsteine  sind  zwar  im  Allgemeinen  von 
dorther  bekannt;  um  jedoch  eine  genauere  Kenntniss,  von 
der  erforderlichen  kritischen  Sichtung  begleitet,  darüber 
zu  erlangen,  bedurfte  es  einer  so  durchgreifenden  Revision 
der  gesamten  römischen  Fnschriftkunde  wie  sie  seit  einer 
Reihe  von  Jahren  von  der  hiesigen  Akademie  der  Wissen- 
schaften für  ihr  Corpus  inscrivtionum  lalinartnn  ausgeht. 
Im  Zusammenhang  der  Vorbereitungen  dieses  umfassenden 
Werks  blieb  eine  planmässige  Bereisung  Spaniens  beschlos- 
sen, welche  einem  hiesigen  Philologen,  dem  Dr.  Emil 
Hübner,  anvertraut  ward  und  jetzt  bereits  grösstenteils 
nach  dessen  von  der  Akademie  veröffentlichten  Reisebe- 
richten  beurtheilf  werden   kann. 

Was  die  Wissenschaft  dieser  Reise  verdankt,  darf  nicht 
nach  Umfang  und  Gewicht  ihrer  mannigfach  schätzbaren 
materiellen  Ausbeute,  wohl  aber  nach  den  Erfolgen  beur- 
tbeilt  werden,  die  durch  sorgfältige  Feststellung  und  Prü- 
fung alles  Vorhandenen  für  die  Gegenwart  und,  man  darf 
es  mit  Zuversicht  hoffen,  auch  für  die  Zukunft  erreicht 
sind.     Der   durch    die  Sachlage    von   selbst    dieser  Reise 


181 


182* 


gegebene  Gang  der  Untersuchung  war  von  sehr  eigen- 
tümlicher Art.  Die  provinciale  Litteratur  der  spanischen 
Alterthümer  ist  nicht  unbeträchtlich;  aber  was  sich  an 
alten  Denkmälern  darbot,  musste,  um  für  die  Forschung 
gesichert  zu  sein,  an  Ort  und  Stelle  aufgesucht  und  neu 
geprüft  werden;  dabei  ergab  es  sich  vielfach,  dass  ein 
grosser  Theil  früher  vorhandener  Denkmäler  jetzt  durch 
Verwahrlosung  untergegangen  war,  ein  andrer  aber  nur 
als  Produkt  der  in  Spanien  überaus  zahlreichen  patrioti- 
schen Fälschungen  sich  betrachten  lässt.  Wenn  unter 
solchen  Umständen  der  Thatbestaud  der  römischen  Denk- 
mäler Spaniens  noch  seiner  ersten  kritischen  Grundlagen 
ermangelte,  so  lässt  sich  nun  um  so  mehr  hoffen,  in  Folge 
der  wissenschaftlichen  Reise  des  Dr.  Hühner  die  Ueber- 
wachung  vorhandner  Denkmäler  gefördert  und  ihre  Fäl- 
schungen theils  seltener  theils  unschädlicher  gemacht  zu 
sehen. 

Die  bisher  erschienenen  Reiseberichte  des  Dr.  Hühner 
sind  in  den  Berichten  der  königlich  preussischen  Akademie 
unter  besondrer  Fürsorge  Herrn  Mommsens  abgedruckt, 
welcher  als  hiesiger  Herausgeber  des  Corpus  inscriplinniim 
lathuiniin  auch  die  für  dasselbe  unternommene  spanische 
Reise  hauptsächlich  angeregt  und  gefordert  hat.  Die  ge- 
dachten Berichte  beginnen  mit  Barcelona  und  Tarragona 
(Akad.  Ber.  1860  Mai  S.  231  ff.)  und  sind  dann  aus  Ma- 
drid (ebd.  Juni  S.  324  ff.),  aus  Cartagena  (ebd.  Juli  S. 421  ff.), 
Grauada  (ebd.  November  S.  594ff.),  Sevilla  (ebd.  December 
1861  Januar  S.  16 ff.)  fortgesetzt.  Sie  sind  reich  au  ört- 
lichen und  monumentalen  Notizen  und  dürfen  der  eignen 
Lesung  aller  Alteithumsfreunde  zugleich  mit  den  italie- 
uich  verfassten  Berichten  hiemit  empfohlen  werden,  welche 
Herr  II.  gleichzeitig  über  die  auf  seiner  Reise  von  ihm 
betrachteten  Kunstdenkniäler  im  Bullettino  des  römischen 
Instituts  (1860  p.  151  ss.  161  ss.  1861  p.  22ss.)  veröffent- 
licht hat. 

Zur  archäologischen  Topographie  und  Museographie 
der  von  Herrn  Hühner  bereisten  Gegenden  dürften  die 
folgenden  Notizen,  welche  den  Wanderungen  und  Berich- 
ten des  gelehrten  Reisendeu  genau  sich  anschliessen,  un- 
sern  Lesern  willkommen  sein. 

In  Barcelona  besteht  ein  Museum  von  Alterthü- 
mern ;  von  52  früher  von  dort  her  bekannten  Inschrift- 
Steinen  sind  jetzt  nur  21  vorhanden ,  ausserdem  aber  47 
andere  und  6  Bruchstücke  neu  hinzugekommen.  Abgesehen 
von  30  Grabschriften,  befinden  sich  darunter  zwei  Ehren- 
basen  dem  jüngeren  Minicius  Natalis  gesetzt  und  manche 
andre  merkwürdige  Inschrift  (Akadem.  Ber.  S.  231  ff.). 
Ueber  die  bildlichen  Alterthümer  von  Barcelona  wird  nach 
Labordes  Vorgang  im  Bullettino  (a.  O.  p.  151  ss.)  gehan- 
delt; es  befindet  sich  darunter  ein  androgyner  Priapus, 
mehr  als  lebensgross,  der  Kopf  fehlt  (a.  O.  p.  155);  neu 
eutdeckt  ist  ein  Mosaikbild  der  Circusspiele  mit  lateini- 
schen Namen  (a.  O.  p.  154).  Die  Bereisung  wichtiger 
antiquarischer  Punkte  dieses  nördlichen  Landstrichs  — 
Tarasa  (Egara),  Malurü  (Iluro),  Emporie  (Ampurias)  j  dort 
ein  Mosaikbild  mit  der  Opferung  Iphigenias  u.  a.  m.  — 
hätte  vom  Hauptzweck  der  Reise  abgeleitet  und  ward  des- 
halb vorbehalten. 

In  Tarragona,  in  dessen  Nähe  ein  römischer  Eh- 
renbogen mit  Inschrift  des  L.  Licinius  Sura  noch  im 
Jahre  1845  einem  neueren  Triumphator  Espartero  zu 
Ehren  vernichtet  wurde,  sind  bauliche,  bildliche  und  in- 
schriftliche Trümmer  noch  in  reichem  Masse  vorhanden. 
Die  uralte  Stadtmauer  mit  celtiberischer  Schrift,  die  Ueber- 
reste  des  Circus  und  andre  Bauwerke  mehr,  unter  den 
Skulpturen  eine  Bacchusstatue,  ein  Venustorso,  der  Torso 
einer  'Pomoua  oder  Ceres'  vom  durchgebildetsten  Styl  der 


Kaiserzeit,  ein  Hermaphrodit  ohne  Kopf,  der  hier  wie  in 
Barcelona  auf  Sarkophagen  erhaltene  Raub  der  Proserpina, 
Reliefs,  die  zu  einem  Triumphbogen  des  Augustus  gehö- 
ren mochten  (a.  O.  p.  119)  und  noch  andere  Bildwerke 
mehr  fanden  an  Herrn  H.  (Bull.  1860  p.  161  ss.)  einen 
aufmerksamen  Beobachter.  Seinen  der  Epigraphik  gewid- 
meten Hauptzweck  betreffend,  so  fanden  von  286  Inschriften 
nur  103  sich  vor;  ihre  Zahl  ist  durch  36  Inschriften  und  12 
Fragmente  neuerdings  vermehrt  worden.  Das  Verdienst 
diese  Alterthümer  mehr  als  bisher  zu  sammeln  und  zu 
erhalten,  gebührt  demselben  Herrn  Buenaventura  Heinan- 
dez,  der  aus  dem  angeblichen  Funde  des  Herkuleserabes 
(Archäol.  Anz.  1853  S.  326*  1854  S.  442*  ff.  1855  S  9*  ff.) 
dem  deutschen  Publikum  minder  vortheilhaft  schon  früher 
bekannt  ward  (a.  O.  S.  235 ff.).  Unter  den  dortigen  In- 
schriftsteinen erkannte  Herr  II.  auch  eine  auf  Theaterplätze 
der  Provincialgesandten  bezügliche  Angabe  (a.  O.  S.  239); 
ausserdem  gaben  ungefähr  400  verschiedene  Töpferstempel 
ihm  die  Grundlage  eingehender  Kenntniss  über  die  dem 
arretiner  Geschirr  verwandte,  hie  und  da  aber  auch  mit 
iberischer  Schrift  versehene  saguntiner  Tüpferwaare  (a  O 
S.  240ff.).  ' 

Bei  der  zu  Madrid  von  Herrn  IL  genommenen  Ein- 
sicht in  die  dortigen  Sammlungen  epigraphischer  Hand- 
schriften wie  in  die  gesamte  antiquarische  Litteratur  Spa- 
niens (a.  O.  S.  324ff.)  werden  die  Arbeiten  drei  jüngerer 
Gelehrter  wegen  ihres  Bezugs  auf  Ausgrabungen  hervor- 
gehoben; Munda  und  Acinipo  sind  von  den  Herren  Jose 
und  Manuel  Oliver,  Custulo  von  Herrn  Manuel  de 
Gongora  untersucht  worden  (a.  O.  S.  330).  Ein  Ausflu" 
von  Madrid  nach  Segovia  gab  wenig  Ausbeute. 

Inschriften  und  Ausgrabungen  des  Königreichs  Va- 
lencia (a.  O.  S.  421ff.  aus  Cartagena)  waren  durch  den 
Eifer  des  Grafen  Lumiarcs  mehr  als  die  Denkmäler  andrer 
spanischer  Provinzen  erhalten  worden.  Es  ist  dort  zwar 
nur  von  ungefähr  10t)  bekannten  Inschriften  die  Rede; 
doch  siud  die  Oertlichkeiten ,  wo  alte  Denkmäler  sich 
fanden,  in  sieben  topographische  Gruppen  vertheilt,  dafür 
um  so  genauer  nachweislich.  In  Murvicdro  (a.  O.  S.  423  ff.) 
dem  alten  Sagunt,  ist  aus  überaus  grosser  Verwahrlosung 
und  Zerstörung  manche  merkwürdige  Inschrift  gerettet^ 
unter  andern  eine  allerdings  späte  Ehreninschrift  für  Scipio 
als  Hersteller  Sagunts,  und  mehr  denn  eine  Inschrift  prie- 
sterlicher Salier  (M.  Haebio  M.  f.  Gal.  Crispo  Aed.  Pbntif. 
Suüo  conlusores),  welche  Genossenschaft  ausser  Rom  sonst 
nur  aus  Alba,  Lanuvium  und  Tibur  bekannt  war.  Von 
dem  sogenannten  saguntiner  Geschirr  fanden  sich  unter 
mehreren  Scherben  nur  zwei  mit  Stempeln  (a.  O.  S.  427); 
an  Sammlungen  wie  sie  diesem  in  mächtigen  Trümmern 
seines  Gemäuers  noch  vielfach  redenden  und  von  Herrn 
H.  (Bull,  dell' Inst.  1861  p.  25ss.)  sorgfältig  durchsuchten 
Ort  auch  wegen  seiner  Schleudersteine  und  sonstiger  Anti- 
caglien  zu  wünschen  wären,  fehlt  es  gänzlich;  als  Beispiel 
dortiger  Funde  wird  aus  dem  vorigen  Jahrhundert  sogar 
der  Rest  einer  Belagerungsmaschine  (a.O.  p.  28)  erwähnt. — 
Ein  durch  planmässige  Ausgrabungen  der  Jahre  1608 
1745,  1765  und  1777  bezeugter  Ort  ist  'Nuestra  Senora' 
del  Puig'  oder  Puig  de  Cebolla,  wo  man  einen  Venus- 
tempel voraussetzte  und  eine  reiche  römische  Villa  vor- 
handen sein  mochte;  sowohl  dort  als  in  Almenara,  wo 
ein  antikes  Heiligthum  verbürgt  wird,  sind  Inschriften  in 
massiger  Anzahl  gefunden  worden.  In  Valencia  selbst 
fand  Herr  H.  von  46  ihm  bekannten  Inschriften  nur  21 
noch  vor;  vier  andre  waren  hinzugekommen  und  in  einem 
dort  entstehenden  Museum  aufbewahrt,  welches  jedoch 
auch  die  durch  Laborde  bekannten  Statuen  (p.  23)  ver- 
missen liess;  statt  dessen  fand  eine  römische  Fraueno-estalt 


183' 


184* 


mit  verstümmelter  Inschrift ,  eiue  Rolle  haltend,  im  Hof 
eines  dortigen  Collegiums  sich  vor.  Unter  den  In- 
schriften von  Lina  befindet  sich  die  Weihungsinschrift 
eines  Nymphentempels  (templum  Niimpharum).  Ein  andrer 
an  Inschriften  ergiebiger  Ort  ist  Jäliva  (S.  432  Saetabis). 
Andre  in  gleicher  Beziehung  genannte  Orte  sind  Gandia, 
OHva,  Eleu,  Ondara  (vielleicht  Lauro),  Denkt  (Dianium), 
Villa jai/osa  (vermuthlich  Alo)  u.  a.  m.  Endlich  kommen 
Inschriften  aus  Alicanle  (Lucentum),  einem  auch  an  Fun- 
den bildlicher  Darstellung  ergiebigen  Ort  (Bull.  p.  29s.), 
und  aus  Ehlie  und  Alcudia  (Ilici)  in  Betracht.  Andre 
Inschriften  mehr  gab  Herrn  H.  ein  Ausflug  nach  Palma 
auf  Mallorca,  wo  bei  Erwähnung  zwei  ansehnlicher 
Ehreninschriften  auch  die  dazu  gehörigen  Statuen  berührt 
werden  (a.  O.  S.  436  ff.).  Die  aus  Rom  im  vorigen  Jahr- 
hundert dorthin  gelangte  Skulpturensammlung  des  Car- 
dinais Despuig  ist  im  Bericht  nicht  erwähnt,  von  Herrn  II. 
jedoch  dem  Vernehmen  nach  keineswegs  unbeachtet  ge- 
blieben. 

Im  Königreich  Murcia  sind  vielerorts  römische  Spu- 
ren, aber  fast  nirgends  erhebliche  Funde  nachzuweisen 
(a.  O.  S.  44Üff.  aus  Gibraltar).  Einen  ansehnlichen  Vor- 
rath  von  Inschriften,  darunter  archaische  und  andre  der 
ersten  Kaiserzeit  bietet  jedoch  Cartagena  (a.O.S.444ff.). 
Ueber  die  den  Berichten  des  Polybius  entsprechende  Lage 
dieser  Stadt,  wie  über  ein  merkwürdiges  dortiges  Grabmal 
und  mehrere  Skulpturen  dortigen  Fundes  hat  Herr  Hübner 
im  Bullettino  (18(51  p.29ss.)  gehandelt  und  zugleich  auch 
der  merkwürdigen  Funde  des  fünf  Stunden  südlich  von 
Cartagena  unweit  der  Küste  gelegenen  Ortes  Almazurron 
gedacht.  Ob  dort  eine  Stadt  oder  nur  ein  reicher  Land- 
sitz sich  befand  bleibt  fraglich;  doch  hat  jene  Gegend 
gegen  das  Jahr  1782  drei  durch  Bayer  (Numorum  He- 
braeo  - Samaritanorum  vindieiae  p.  36)  schöu  abgebildete 
Statuen  geliefert,  welche  stark  verstümmelt  noch  vorhan- 
den und  durch  wohlerhaltene  Inschriftbasen  erläutert  sind. 
Einer  mütterlichen  Erdgöttin  (muler  terrae)  und  den  sie 
umgebenden  Genien  (yenio  loci  Ficuriensi  und  genio  S. 
M.  f^icariensi?]  vgl.  Bull.  p.  32)  hatte  ein  dispensulor 
Albanus  die  Inschrift  gesetzt.  In  derselben  Gegend  be- 
finden sich  auch  Bergwerke,  aus  denen  die  Erzfigur  eines 
Herkules,  dem  farnesischeu  ähnlich,  neuerdings  zum  Vor- 
schein gekommen  ist. 

Eine  zweimonatliche  Bereisung  des  Küstenstrichs  von 
Andalusien  zwischen  Ahneria  und  Cadiz  führte  Herrn 
II.  zuerst  nach  Malaga,  wo  der  Eifer  des  Herrn  /{er- 
füll«;« und  der  Gebrüder  Oliver  Hurlado  für  die  Erhal- 
tung der  Alterthümer  neuerdings  sich  bethätigt  hat.  Ausser 
den  zwei  berühmten  Erztafeln  sind  jedoch  nur  19  echte 
Inschriften  und  8  Meilensteine  im  dortigen  Museum  vor- 
zufinden. Vieles  ist  dort  gefälscht  (S.  5961.)  und  vieles 
verloren  gegangen.  Westlich  von  Malaga  am  Abhang 
hoher  Gebirge  liegt  Curtamu  (einst  Cartima)  mit  15  In- 
schriften, wie  auch  mit  römischen  Bauresten,  Statuen  und 
Mosaiken,  worüber  Herr  Berlanga  ein  eigenes  Werk  vor- 
bereitet; die  Inschriften  sind  aus  der  ersten  Kaiserzeit. 
Unter  den  Inschriften  von  Alora  befindet  sich  eine  Zu- 
eignung an  L.  Verus  (a.  O.  S.  601  f.);  zu  Caitele  la  Real 
(a.  0.  8. 602f.)  war  die  aus  Gruter  bekannte  jetzt  aber 
verschwundene,  Erzplatte  mit  dem  Briefe  Vespasians  an 
die  Quattuorvirn  und  Decurioneu  von  Subaru  gefunden 
worden.  Noch  ein  Fundort  alter  Inschriften  ist  Tuba 
(a.  O.  S.  603);  wichtiger  ist  l'illanuevu  de  Cuuclte,  der 
alten  Stadt  Arulispi  entsprechend,  wo  au  einem  Kirch- 
thurm  Ehrcninschrifteu  für  Trajan  und  Iladrian  sich  ein- 
gemauert finden.  Sämtliche  Inschriften  von  Monda,  wo- 
nach es  dem  alten  Muuda  entsprechen  soll,  siud  gefälscht 


(S.  604  f.).  Aus  dem  benachbarten  Orte  Tolox  wird  eine 
poetische  Grabschrift  erwähnt  (S.  605).  Westlich  von 
Malaga  lässt  der  alte  Küstenort  Stiel  nach  einer  jetzt 
verschwundeneu  zu  Fuengirnla  gefundenen  Inschrift  des 
mifliicipivm  Suelitanum  (S.  606)  sich  bestimmen;  östlich 
ist  nur  noch  bei  Almunecar  ein  römischer  Grabstein  zum 
Vorschein  gekommen  (ebd.).  Wichtig,  aber  durch  unkri- 
tischen Patriotismus  sehr  erschwert,  sind  die  Inschriften 
von  Antequera,  sonst  Anticaria  (nicht  Autia)  genannt; 
ihre  kritische  Sichtung  hat  aus  einem  mit  Inschriften  be- 
kleideten und  jetzt  verfallenen  Ehrenbogen  des  sechszehu- 
ten  Jahrhunderts,  verglichen  mit  alten  Abschriften,  sich 
bewerkstelligen  lassen  (S.  60511'.).  Inschriften  sind  auch 
aus  Nescania  (uicht  weit  von  Volle  de  Abdulüziz)  vor- 
handen; eine  dritte  Stadt,  welche  gleichfalls  zu  Antequera 
gerechnet  ward  und  Inschriften  gegeben  hat  (S.  611  ff.), 
soll  Singili  Harba  oder  mitnicipinm  Fluvium  liberum  Sin- 
giliense  liarbense  geheissen  haben.  Als  vierte  Stadt  wird 
Oscuu  gleichfalls  dahin  gerechnet  (S.  614ff).  Feinere 
Inschriftfunde  der  westlichen  Küste  hat  in  älterer  Zeit 
Guudiaro  (S.  617 ff.)  und  in  dortiger  Nachbarschaft  Ale- 
chipe,  vermuthlich  das  alte  Lucippo  gegeben  (S.  6191*.). 
In  Rontlit  rinden  sich  Inschriften  zwei  antiker  Orte ;  auf 
einem  la  meatt  de  Ronda  genannten  Ort  liegt  ein  durch 
Velasquez  und  Cean  bekanntes  antikes  Theater,  von  wel- 
chem zur  Zeit  als  es  besser  erhalten  war,  gute  in  der 
Akademie  zu  Madrid  noch  jetzt  erhaltene  Zeichnungen 
genommen  wurden.  Auf  dem  Punkte  Rotida  la  vieja 
glauben  die  Gebrüder  Oliver  das  cäsarische  Munda  ge- 
funden zu  haben;  die  Arbeit  derselben  steht  in  Druck  zu 
erwarten  und  verspricht  gutes  für  eine  vielfach  besprochne 
Streitfrage  (S.  621  ff.),  ohne  dieselbe  abzuschliesseu.  Die 
nicht  unwichtigen  (S.  624  ff.)  Inschriften  jener  Oertlichkeit 
fahrt  Herr  II.  fort  der  Stadt  Acinipo  beizulegen,  während 
man  sich  für  Munda  begnügen  müsse  es  zwischen  jeuer 
Stelle  und  Ossuna  zu  suchen.  Erheblich  sind  auch  zwei 
Inschriften  aus  Arundtt ,  welches  dem  heutigen  Ronda 
entsprechen  soll  (S.  627 ff.).  Am  Abhang  des  Penon  de 
Auditas  ward  im  Jahre  1766  das  Erzfragment  eines  Pa- 
tronatsdecrets  aus  dem  Jahre  758  gefunden  (S.  629 f.). 
Zu  Ubritjue  unweit  Grazulema  waren  Ehreninschriften  des 
Antoninus  Pius  und  Commodus,  auf  eiue  res  publica  Octtr- 
rilunorunt  rückgehend,  zu  Anfang  dieses  Jahrhunderts 
entdeckt  worden.  Ebenfalls  aus  der  Nähe  von  Ubrique 
aus  einer  dehesa  de  la  Funtasia  genannten  Oertlichkeit 
rühren  drei  Inschriften  einer  res  publica  Saeponensittm 
her  (S.  63011'.).  Aus  Jimena  de  la  Fronlera  kommen  In- 
schriften mit  Erwähnung  der  Stadt  Oba  (S.  633  res  pu- 
blica Obensis)  vor.  Von  Curteia,  dessen  Lage  nachweislich 
ist,  kennt  man  kaum  eine  und  die  andere  Inschrift.  Vou 
den  Küstenstädten  an  der  Meerenge  sind  fast  gar  keiue 
Inschriften  übrig  (S.  636);  nur  Medina  Sidonia  ist  dort 
für  Inschriftfunde  erheblich  (S.  636 ff.).  Zu  Jerez  de  la 
Fronlera,  wo  früher  gegen  10  Inschriften  bekaunt  waren, 
fand  sich  nur  eine  einzige  vor  (S.  63811'.).  Aus  Cadiz 
sind  etwa  200  Inschriften,  grössteutheils  unbedeutendeu 
Inhalts  bekannt,  jetzt  aber  nur  sehr  wenige  vorzufinden 
(S.  64011'.). 

In  den  Herbstmonaten  des  vorigen  Jahres  bereiste 
Herr  IL  die  südlichen  Provinzen  Granada  Jaen  Cordova 
und  Sevilla.  'Granadas  epigraphische  Bedeutung  beruht 
nicht  sowohl  auf  der  Zahl  und  Wichtigkeit  der  hier  ge- 
fundenen Inschriften,  als  auf  den  hier  zweimal,  haupt- 
sächlich zu  frommen  Zwecken,  ins  Werk  gesetzten  aus- 
gedehnten Fälschungen'.  Die  seit  den  Jahren  1588  und 
1595  bekannten,  im  Jahre  1682  von  Innocenz  XL  auto- 
risirten,   Bleitafeln  spanischer  Mürtyrer  haben   ihre  eigne 


185< 


186* 


Litteratur  (S.  16 f.).  Anknüpfend  an  jene  früheren  Fäl- 
schungen wurden  im  Jahr  1754  durch  Flores  Eche.verria 
und  Vonde  im  arabischen  Kastell  "von  Granada  Ausgra- 
bungen, mit  den  herkulanischen  wetteifernd  geführt,  aus 
denen  viel  christliche  und  auch  acht  unverdächtige  heid- 
nische Inschriften  hervorgingen.  Die  Fälschungen  wurden 
durch  Perez  Bayer  nachgewiesen  und  zogen  ein  recht- 
liches Verdaramungsurtheil  der  dabei  betheiligten  drei 
Hauptfälscher  nach  sich ;  die  ächten  Inschriften  schrieb 
im  Jahre  1782  Bayer  ab,  gegenwärtig  fanden  sich  nur 
zwei  derselben,  die  eiue  aus  Hadrians  Zeit,  wirklich  vor, 
die  andre  jedoch  in  Abschrift.  Mehrere  derselben  legen 
zugleich  mit  einer  Togastatue  für  ein  dortiges  Grabdenk- 
mal der  Familie  eines  Vegetus  (S.  22  f.)  Zeugniss  ab.  Der 
Streit  über  die  Lage  von  Iliberris  (Municipium  Florenti- 
num  Iliberritanum)  ist  jetzt  dahin  entschieden,  dass  nach 
Traditionen  und  Funden  Iliberris  oder  das  alte  Granada  zwei 
Leguen  von  der  neuen  Stadt  auf  halber  Höhe  der  noch  nach 
ihm  hassenden  Sierra  Elvira,  nahe  dem  jetzigen  Orte  Atarfe 
lag;  den  Beweis  dafür  hat  D.  J.  F.  de  Luque  geliefert. 
Erst  in  der  gothischcn  Zeit  stand  auf  der  Stelle  des  heu- 
tigen Granada  ein  Ort  Namens  Nativola.  Westlich  von 
Granada  werden  Archidonu,  Loja,  lllora  und  Pinos  de  la 
Piwnte  als  Fundorte  von  Inschriften  genannt;  in  der  Nähe 
von  Finos  lag  unzweifelhaft  /(«reo.  üestlich  von  Granada 
ist  Guadix,  in  dessen  Nähe  Acci  gelegen  haben  muss,  der 
wichtigste  Ort :  unter  den  dortigen  Funden  sind  besonders 
zwei  Inschriften  interessant,  die  auf  Verbreitung  des  ägyp- 
tischen Kultus  der  Isis  in  Acci  schliessen  lassen  (Mur. 
1991,3.  ür.  2510).  Die  sonstigen  Fundorte  dieser  Provinz 
sind  unbedeutend.  Hervorzuheben  aus  dem  mannigfachen 
Material  jener  topographischen  und  epigraphiseheu  Notizen 
ist  eine  auch  kunstgeschichtlich  erhebliche  Inschrift  aus 
Loja,  welche  bereits  mehrmals  (Muratori  482,  5.  737,  6. 
124,4),  aber  so  unzulänglich  publicirt  ist,  dass  ihre  von 
Herrn  Herrn  II.  aus  einem  Gypsabgusse  festgestellte  Ab- 
schrift für  baaren  Gewinn  gelten  kann.  Dieselbe  lautet 
wie  folgt:  'Poslumia  M.  f.  Aciliunu Baxo  (?)  poni  slaluam 
sibi  testamcnlo  jussil  ex  sestertium  VIII  n(uinmtfm);  item 
ornameittu:  seplenlrionum  cylindr(orum)  XXXXII,  mar- 
g(arilarum)  VII;  item  lineam  cylindrorum  XXII;  item 
fasc(iam)  cylindr(orum)  LXIII,  marg(arilarum)  C;  item 
lineam  arg(enteam)  marg(uritarum  XII.  L.  Fab(ius)  Su- 
perstes  filius  dedieavit  inposilis  spataliis  urg(enleis)  gem- 
matis  exsuper  ejus  summae  s(upra)  s(criptae),  item  unnu- 
lum  sestertium   VII  n(ummum)  gemma  iaspide.' 

Die  Inschriften  der  Provinz  Jaen  (S.  30 ff.)  sind 
neuerdings  in  einer  von  der  spanischen  Akademie  gekrön- 
ten Arbeit  des  D.  M.  de  Gongora  gesammelt ,  deren  Er- 
scheinung bevorsteht.  Von  besondrer  Wichtigkeit  sind  in 
dieser  liegend  die  Inschriften  von  Castulo,  dessen  Lage 
unweit  der  Mühle  von  Caldona  am  Guadalimar,  ungefähr 
halbwegs  zwischen  Baeza  und  Linares,  durch  eine  Reihe 
übereinstimmender  Zeugnisse  gesichert  ist;  die  dortige 
Gegend  wird  neuerdings  Cazloni  genannt.  Ausser  23  bis- 
her bekannten  Inschriften  sind  noch  25  andre  jetzt  von 
dort  nachweislich  (S.  32 ff.);  es  befindet  sich  darunter  eine 
mit  M.  Foloi  anhebende  Platte  aus  republikanischer  Zeit 
und  eine  metrische  Grabschrift  von  26  Zeilen,  wahrschein- 
lich in  Senaren  verfasst.  Castulo  war  Knotenpunkt  einer 
Reihe  von  römischen  Strassen.  Von  andern  Orten  sind 
Baeza,  dem  alten  Bialia  oder  Viatia  entsprechend  (S.  36), 
und  das  heutige  Jaen  erheblich,  welchem  der  alte  Name 
municipium  Flavium  Aurgilanum  (S.  38)  inschriftlich  be- 
zeugt wird.  Angebliche  Felseuinschriften  in  wunderlichen 
hieroglyphenartigen  Zügen  sind  von  Herrn  H.  vergeblich 
aufgesucht  worden.     Südlich    in  der  Nähe   von  Jaen  liegt 


la  Guardia,  vormals  Menlesa,  wie  aus  der  Votivinschrift 
eines  ordo  Mentesanus  für  Vesta  hervorgeht.  Toga,  öst- 
lich von  Ubeda,  dem  Tugia  des  Itinerars  und  des  Ptole- 
mäos  entsprechend  ist,  einem  andern  Ort  Toya  la  vieja 
benachbart,  in  welchem  durch  alte  Inschriften  die  colonia 
Salariensis  des  Plinius  und  Salaria  des  Ptolemäos  wieder 
erkannt  wird.  Südwestlich  von  Jaen  ist  Marios  der  epi- 
graphisch wichtigste  Punkt  (S.  44ff);  ausserdem  werden 
Poreuna  (municipium  Pontificense  Obulconense),  Arjona 
und  Andujar  am  Guadalquivir  hervorgehoben ,  welcher 
letzteren  Stadt  das  Municipium  llilurgcnsc  (Ililurgi  forum 
Juitum)  entspricht  und  auch  das  municipium  triumphale 
Islurgi,  Ipaslurgi  oder  Ipraslurgi  laut  dafür  zeugenden 
Inschriften  (S.  49 f.)  nahe  lag. 

Für  Cordova  (S.  51ff.)  sind  grosse  Sammlungen  des 
im  Jahre  1770  verstorbenen  Canonicus  Venegas,  sowie  der 
Anfang  einer  im  Druck  unterbrochenen  Geschichte  Cor- 
dovas  eines  Herrn  Itumirez  vorhanden,  der  seine  Hand- 
schrift Herrn  II.  willfährig  mitgetheilt  hat.  Die  Inschriften 
sind  zahlreich  und  inhaltreich;  von  darin  genannten  Aem- 
tern  ist  ein  Iribunus  mililum  cohortis  marilimae ,  ein  flu- 
men  designatus  provinciae  Baelicue,  ein  sacerdos  perpetuus 
und  magister  Herum  der  familia  publica  colonorum  co- 
loniae  Patriciae,  ein  magister  Lurum  Augustorum  zu  er- 
wähnen, woneben  auch  ein  magister  gramm.  Graecus,  ein 
caelator  unaglylarius  (sie!),  ein  musicarius  und  piirpu- 
rarius  Beachtung  heischen.  Besonders  erheblich  sind  auch 
die  Meilensteine:  es  sind  ihrer  30  nachzuweisen  (S.61ff), 
von  Augustus  bis  Valentinian  reichend  und  zum  Theil 
topographisch  belehrend.  Die  Steine  des  August  und  des 
Caligula  bezeichnen  Anfangs  -  und  Endpunkt  der  Strasse 
so:  u  Bade  et  Jana  Auguslo  ad  Oceanum;  die  des  Ti- 
berius:  ab  Jano  Augusto  uui  est  ad  Baelem  usque  ad 
Oceanum.  Der  gedachte  Janus  Augustus  entspricht  der 
Bestimmung  ah  urcu  unde  ineipit  Baetica  auf  einer  In- 
schrift des  Vespasian;  die  auf  zwei  im  Dom  zu  Cordova 
eingemauerte  Meilensteine  gegründete  Annahme  dass  dort 
ein  Janustempel  gestanden  habe,  widerlegt  sich  von  selbst. 
Als  antiquarische  Fundorte  dieser  Provinz  sind  östlich 
von  ihrer  Hauptstadt  Montoro,  vormals  Epora  (wo  auch 
Statuarisches)  und  mehrere  andre  Orte,  westlich  Almo- 
dovar  fpagus  Carbulensis),  Penuflor,  wo  man  Ilipa  sucht 
und  auch  Statuen  und  Mosaike  vorfand,  südlich  Monte- 
mayor  (vielleicht  Ulia),  Aguilar,  in  dessen  Nähe  Ipagrum 
zu  suchen,  und  Lucena  zu  nennen,  dessen  Inschriften 
dem  benachbarten  Jambra  (Cisimbrium)  entnommen  sein 
mögen,  auch  das  jetzige  Cabra,  dem  alteu  Igabro  ent- 
sprechend. Desgleichen  haben  aus  der  Umgegend  von 
Carcabuey  inschriftliche  Erwähnungen  der  Städte  Ilitur- 
gicoli,  Ipolcobulco  und  Iponuba  sich  ergeben.  Das  Ategua 
des  bellum  Hispaniense  lag  an  der  Stelle  des  auf  dem 
Wege  von  Castro  nach  Cordova  gelegeneu  Teba  la  vieja, 
während  man  das  gegenüberliegende  Espejo  für  Ucubi 
hält,  das  den  Beinamen  Ciaritas  Julia  führte. 

Eine  reiche  epigraphisehe  Ausbeute  gewährt  Sevilla 
(S.  82  ff.),  das  alte  Hispalis,  wo  es  seit  dem  sechszehnten 
Jahrhundert  an  Sammlern  und  Sammlungen  nicht  gefehlt 
hat.  Das  jetzige  Museum  im  Dominicanerkloster  de  la 
Merced  besteht  hauptsächlich  aus  dem  Denkmälervorrath 
welchen  D.  Francisco  de  Bruna  gesammelt  und  als  Schloss- 
hauptmann in  dem  königlichen  Alc.'tzar  untergebracht  hatte. 
Es  sind  dort  Inschriften  sehr  verschiedenen  Fundorts  zu- 
sammengestellt, obwohl  man  gemeinhin  sie  nur  aus 
Italica  ableitet.  Die  Ruinen  von  Italica  eine  Legua  von 
Sevilla  am  rechten  Ufer  des  Flusses  aufwärts  gelegen,  sind 
aus  Montfaucon  und  Laborde  bekannt;  eine  Nachlese  ihrer 
Kunstalterthümer,  aus  Nachgrabungen  in  den  Jahren  1835 


187' 


188" 


bis  1839  hervorgegangen  ist  in  einer  nicht  zu  lobenden 
Schrift  von  D.  fvo  de  la  Cortina  beschrieben;  alle  diese 
Funde  uud  Notizen  solleu  in  einem  Gesamtwerk  des  Ar- 
chitekten D.  Demetrio  de  los  Rios  über  Italica  vereinigt 
worden.  Verschiedene  dortige  Inschriftfunde  stellt  der 
akademische  Bericht  des  Herrn  H.  zusammen;  es  befindet 
sich  darunter  auch  eine  der  auf  Donarien  des  L.  Mum- 
mius  nach  der  Zerstörung  Korinths  bezüglichen  Marmor- 
tafeln;  nach  sichrer  Ergänzung  lautet  dieselbe:  L.  Mum- 
nüus  h-  f-  i'»p.  Corintho  capta  üico  Ilalicensi  (S.  93). 
Von  Italica  den  Fluss  aufwärts  am  nördlichen  Ufer  lag 
zunächst  IKpo,  von  welcher  Stadt  es  alte  Inschriften  gibt, 
weiter  aufwärts  Nueva,  Ganama  und  Arva,  sämtlich  durch 
Funde  nachweislich,  wie  auch  ein  durch  Inschriften  be- 
zeugtes ntunieipium  Munignense.  Südlich  vom  Guadal- 
quivir  hat  hauptsächlich  Carmona,  vormals  Carmo,  wich- 
tige Inschriften  geliefert,  denen  auch  die  nur  aus  Abschrift 
bekannte  Votivinschrift  eines  coüegium  agrimensorum  für 
die  Ceres  frugifera  (S.  101)  angehört;  man  fand  dort  auch 
einige  griechische  Inschriften.  Statt  mehrerer  andrer  nach- 
weislicher Städte  und  Funde  ist  ferner  Ecija  zu  nennen, 
dessen  Inschriften  die  von  Carmona  an  Wichtigkeit  noch 
überbieten  sollen.  Der  plinianische  Stadtname  Os/ippo 
hat  sich  auf  einer  Inschrift  von  Ksli-va  vorgefunden. 
Nordöstlich  von  Estepa  liegt  Lora,  vormals  Olaura,  gleich- 
falls durch  Inschriftfunde  bezeichnet;  weiter  östlich  Casa- 
riche  und  das  alte  Venlipo.  Andrer  Orte  und  ihrer  In- 
schriften zu  geschweigen  erwähnen  wir  die  auf  Kaiser 
Claudius  rückweisende"  Inschrift  der  gefälligen  Votivstatue 
eines  knieendeu  Atlas  aus  las  Cabczas  de  San  Juan  und 
einen  bleiernen  Schleuderstein  mit  der  anziehenden  pom- 
pejanischen  Inschrift  ON.  MAG.  und  IMP.  (S.  112). 

Die  Provinz  Huelva  hat  Herr  H.  als  wenig  lohnend 
nicht  besucht;  über  die  nicht  bedeutenden  antiken  Spuren 
und  Inschriften  aus  Estremadura  steht  noch  ein  Berieht 
zu  erwarten.  Im  Ganzen  wird  der  vorstehende,  wenn  auch 
spärliche,  Auszug  genügen,  Umfang  und  Wichtigkeit  jener 
für  die  epigraphischen  Zwecke  der  Berliner  Akademie  plan- 
mässig  und  erfolgreich  durchgeführten  Mission  auch  denen 
vor  Augen  zu  führen,  welche  der  römischen  Epigraphik 
bis  in  ihre  Einzelheiten  zu  folgen  nur  wenig  geneigt  sind. 
Das  negative  Resultat,  dass  Spanien  an  bildlichen  Ueber- 
resten  antiker  Kunst  nicht  reich  ist,  stellt  sich  günstiger 
durch  die  mehrgedachten  italienischen  Reiseberichte  im 
Bullettino  dell'  Institute-,  deren  noch  nicht  erschienene 
andere  Hälfte  veruiuthlich  bald  zu  erwarten  steht. 
Berlin.  E.   G. 


3.     Pränestinischc  Cisten. 

Die  bronzenen  Cisten,  deren  Wichtigkeit  für  Kunst 
und  Alterthum  aus  der  vortrefflichen  Cista  des  Kircher- 
schen  Museums  und  der  darauf  eingegrabenen  Agonau- 
tensage  genugsam  bekannt  ist ,  waren  bisher  nur  in  der 
geringen  Anzahl  vorhanden,  welche  im  ersten  Band  meiner 
'Etrnskischeii  Spiegel'  einleitungsweise  beschrieben  uud 
abgebildet  ist.  Ein  ähnliches  Werk,  dessen  Graffiti  durch 
Gräberbezug  eigentümlich  sind,  ward  später  entdeckt; 
es  ist  ins  brittischc  Museum   gelangt   und   in   den  Schrif- 


ten der  Berliner  Akademie  vom  Jahre  1849  von  mir 
herausgegeben.  Als  Fundort  fast  aller  jener  Cisten  war 
Präneste  bekannt;  man  konnte  aus  dem  dortigen  er- 
giebigen Boden  noch  manchen  ähnlichen  Fund  verhof- 
fen ,  bleibt  aber  dennoch  sehr  angenehm  überrascht, 
wenn  man  vernimmt,  dass  zu  ungefähr  einem  Dutzend 
bildlich  verzierter  Cisten  unseren  bisherigen  Kunstbesitz 
nun  in  Folge  neuerer  Ausgrabungen  noch  zwischen  zwan- 
zig bis  dreissig  ähnliche  Gegenstände  hinzugefügt  sind 
(Archäol.  Anz.  oben  S.  147*  Anna. 39).  Auf  Grundstücken 
des  Hauses  Barberini  ausgegraben  ist  die  Reinigung  jener 
neuen  Funde  und  demnächst  die  Herausgabe  derselben 
von  der  Kunstliebe  des  Prinzen  Barberini  und  dem  ge- 
lehrten Beistand  des  Pater  Garrucci  nur  so  allmälig  zu 
erwarten  wie  es  im  Umfang  der  Arbeit  und  im  Drang 
der  Zeitläufte  liegt ;  doch  sind  ausserhalb  jenes  barberi- 
nischen  Kunstbesitzes  neuerdings,  vermuthlich  aus  glei- 
chem Fundort,  mehrere  ähnliche  Cisten  zum  Vorschein 
gekommen,  auf  deren  anziehenden  Inhalt  wir  die  Auf- 
merksamkeit unsrer  Leser  gern  verweisen.  Namentlich 
gilt  dies  von  den  in  den  römischen  Monumenti  dell' 
Institute  (VI,  39.  40)  soeben  verbreiteten  Cisten  des  Herrn 
Francesco  Martinetti,  vou  denen  die  eine  den  Sagenkreis 
des  Prometheus,  die  andre  den  Mythos  des  Perseus  an- 
schaulich macht. 

Obige  erstgedachten  Prometheusbilder  empfehlen 
sich,  ohne  auf  überwiegenden  Kunstwerth  Anspruch  zu 
machen ,  durch  eine  fünffache  Scene  und  eigenthümliche 
Motive.  Zuerst  ist  Prometheus  das  Feuer  holend,  etwa 
einer  lemnischen  Nymphe  oder  auch  seiner  Mutter  gegen- 
über, dargestellt,  sodann  die  Ueberbringung  des  Feuers 
an  einen  Sterblichen,  Pandora,  das  Gef;iss  von  Zeus  em- 
pfangend, wiederum  Pandora  vor  deren  Geschenk  ein 
Sterblicher  sich  abwendet,  endlich  als  Hauptbild  Prome- 
theus gefesselt  und  Herkules  der  ihn  vom  quälenden  Adler 
befreit,  hier  nicht  durch  Bogen  und  Pfeil,  sondern  durch 
die  geschwungene  Keule. 

Auf  der  zweiten  jener  Cisten  ist  rechterseits  zuerst 
die  gefesselte  Andromeda,  von  ihrer  Mutter  Kassiopeia  be- 
gleitet, sodann  Perseus  zu  sehen,  welcher  mit  geschwun- 
gener Lanze  den  Drachen  bekämpft.  Ein  gelagerter  Si- 
len,  aus  ähnlichen  Werken  als  örtlicher  Quelldämon  be- 
kannt, sondert  die  eine  Hälfte  des  Bildes  vou  derjenigen 
andern,  auf  welcher  Nike  einen  Kranz  haltend  dem  im 
Kampf  gegen  den  reisigen  Phineus  bereits  als  Sieger  er- 
kennbaren Perseus  zuschaut.  Das  Bild  ist  kunstgerechter 
als  jener  erstere  und  bietet  zugleich  mit  den  Nebenfiguren 
seiner  Gefässverzicrung  manche  Besonderheit  dar,  auf 
welche  man  bei  anderem  Anlass  gern  wieder  zurückkom- 
men wird. 

Wiederum  zwei  Cisten  sind  dem  Vernehmen  nach 
auch  in  den  diesjährigen  Denkmälerheften  des  römischen 
Instituts  zu  erwarten ;  eine  derselben  ist  durch  die  auf 
Werken  dieser  Gattung  bisher  noch  nicht  vorgefundene 
Beigabe  zahlreicher  Inschriften  ausgezeichnet.  In  den 
Ergänzungsband  meiner  etruskisehen  Spiegel  werde  ich 
diese  und  ähnliche  Werke  zunächst  nicht  aufnehmen; 
die  neuen  Funde  sind  allzu  bedeutend  als  dass  es  zweck- 
mässig sein  könnte  ihre  meinerseits  zu  verhoffende  Heraus- 
gabe irgendwie  zu  durchkreuzen. 

Berlin.  E.  G. 


Herausgegeben  von  E.   Gerhard. 


Druck  und  Verlag  von   G.  Reimer. 


189* 


190* 


ARCHÄOLOGISCHER  ANZEIGER. 

Zur  Archäologischen  Zeitung,  Jahrgang  XV1I1. 


M  149.  150. 


Mai  und  Juni  1861. 


Wissenschaftliche  Vereine:  Rom  (Archäologisches  Institut);  Berlin  (Archäologische  Gesellschaft).  —  Ausgrabungen:  Brief 
aus  Athen.   —   Museographisches:    Athenische  Vasen.   —  Neue  Schriften. 


I.    Wissenschaftliche   Vereine. 


Rom.  In  der  Sitzung  des  archäologischen  In- 
stituts besprach  Professor  FYiedericfw  aus  Berlin  eine 
Marmorgruppe  aus  dem  Vatikan,  eine  stehende  Frau  wel- 
che eiu  Kind  mit  dem  Füllhorn  auf  dein  Arme  trägt  dar- 
stellend. In  dem  Knaben  erkannte  er  den  Gott  Plutos 
und  glaubte  gemäss  dem  griechischen  Charakter  der  Er- 
findung das  Original  auf  Kephisodotos,  der  den  Plutos 
mit  Eirene,  oder  Xenophon,  der  denselben  im  Verein  mit 
der  Tyche  gebildet,  zurückfuhren  zu  dürfen.  —  Dr.  Petersen 
erklärte  die  bildliche  Darstellung  eines  Marmordiskus  zu 
Neapel  (Mus.  Borbon.  XIII,  12)  mit  Berufung  auf  Pindar 
(Olymp.  III.)  für  Herakles,  wie  er  die  Olive  von  den  Hy- 
perboreern nach  Olympia  bringt.  —  Dr.  Dellelsen  gab  Mit- 
theilung von  mehreren  Ziegelstempeln ,  «eiche  sich  noch 
auf  ihrem  ursprünglichen  Platze  in  den  Kaiserpalästen 
unter  S.  Anastasia  befinden,  und  mit  deren  Hülfe  die  Er- 
bauung dieses  Theils  sich  genauer  datiren  lässt,  indem  sie 
sämtlich  aus  der  ersten  Hälfte  des  zweiten  Jahrhunderts 
stammen.  —  Prof.  Henzen  zeigte  eine  interessante  Lampe 
aus  des  Kunsthändlers  Depoletti  Besitz  vor.  Victoria  steht 
mit  der  Palme  auf  einer  Quadriga,  der  Wagenlenker  zu 
Fuss  daneben,  darunter  die  Inschriften  CANNIVS  LA- 
CERTAN1CA  und  CORACINICA.  —  Dr.  Brunn  kam  auf 
die  bei  Campana  (IV,  65)  befindliche  Vase  zurück  und 
erklärte  die  bisher  für  Herakles  mit  dem  Löwenfell  ge- 
haltene Figur  für  Dolon  mit  dein  Wolfsfell.  Dies  gab 
ihm  Gelegenheit  die  bisher  bekannten  Beispiele  von  Dar- 
stellungen aus  der  Doloneia  einer  genaueren  Sichtung  zu 
unterwerfen. 

In  der  Sitzung  vom  15.  März  theilte  Dr.  DelJefscn 
mehrere  neuerdings  in  der  Vigna  Aquari  an  der  via  Latina 
gefundene  Inschriften  mit,  von  denen  eine  durch  den  Skla- 
vennameu  Murpar  für  Marcipnr  grösseres  Interesse  in 
Anspruch  nahm.  —  Prof.  Henzen  legte  darauf  die  in  seinen 
Scheden  befindlichen  Abschriften  römischer  tabulae  luso- 
riae  vor.  Es  sind  sämtlich  Marmorplatten  mit  Inschrif- 
ten in  zwei  Columnen  zu  drei  Zeilen,  jede  Zeile  zu  sechs 
Buchstaben.  Ueber  die  Beschaffenheit  des  Spieles  selbst 
lässt  sich  nur  soviel  mit  Sicherheit  sagen,  dass  es  ein 
Würfelspiel  war,  dessen  Entscheidung  auch  von  der  Ge- 
schicklichkeit des  Spielers  abhing.  Ferner  wurden  meh- 
rere Inschriften,  welche  der  Architekt  Guilluume  im  Thea- 
ter zu  Verona  abgeschrieben,  mitgetheilt.  Es  sind  Namen 
von  Besitzern  der  verschiedenen  Plätze,  und  ihre  Zeit  lässt 
sich  trotz  mancher  archaischen  Form  aus  palaeographi- 
schen  Gründen  dem  zweiten  Jahrhundert  zutheilen.  —  Dr. 
Brunn  zeigte  die  von  P.  liruzza  eingesandte  Abbildung 
eines  aus  Thracien    stammenden,    jetzt   in  Moncalieri  be- 


findlichen Reliefs.  Es  stellt  die  Ceres  vor,  vor  ihr  eiu 
Mädchen  welches  das  Denkmal  laut  der  Inschrift  <Wp 
r>,t;  opaffteas  geweiht,  und  ausserdem  in  geringerer  Grösse 
zwei  Gottheiten,  vielleicht  Juppiter  und  Juno. 

In  der  Sitzung  vom  22.  März  besprach  Dr.  Herzog 
die  Einrichtung  der  im  vorigen  Jahr  an  der  via  Appia  in 
der  Vigna  Rondanini  ausgegrabenen  Judenkatakombeu  und 
legte  die  zum  grössten  Theil  in  barbarischem  Griechisch 
abgefassten  Inschriften  vor.  —  Prof.  Henzen  theilte  zwei  bisher 
unedirte  Inschriften  aus  den  Scheden  Fea's  mit.  Die  eine, 
sehr  fraginentirt  und  hei  den  Titusthermen  1812  gefunden, 
bezieht  sich  auf  eine  Erweiterung  der  cuslrit  Misenalhtm, 
deren  Lage  sich  dadurch  genauer  bestimmen  lässt.  Lei- 
der ist  der  Name  des  Kaisers,  der  den  Bau  anordnete, 
verloren  ;  vielleicht  war  es  Gordianus.  Die  andere  Inschrift 
bezieht  sich  auf  die  castra  veregrinorum  und  stammt  von 
der  via  Appia.  —  Dr.  Krunn  legte  die  Zeichnung  einer 
Caaipana'schen  Vase  (XIV,  11)  vor,  welche  die  vollstän- 
digste Darstellung  der  Iphigenia  auf  Tauri  gibt. 

In  der  Sitzung  vom  5.  April  besprach  Dr.  Petersen 
die  jetzt  im  Palast  Rondanini,  früher  in  der  Gallerie  Giu- 
stiniani,  befindliche  Ära  mit  Pluto  und  Proserpina  nebst 
Hercules  der  den  Cerberus  wegführt,  und  wies  aus  dem 
Vatikan  eine  ebenfalls  aus  der  Giustinianischen  Sammlung 
stammende  andere  Ära  als  dazu  gehöriges  Gegenstück  nach. — 
Dr.  Dettefsen  kam  auf  die  Lampe  Depoletti's  zurück  und 
glaubte  in  ihrer  Darstellung  das  von  Plinius  (VIII,  160) 
erwähnte  Ereigniss  aus  den  Circusspielen  erkennen  zu 
dürfen.  Dagegen  machte  Pater  Ghjthccj  geltend,  dass  so- 
viel er  wisse  der  Zuruf  nicu  erst  im  dritten  Jahrhundert 
vorkomme.  Darauf  sprach  Dr.  Dellefsen  über  die  so  häu- 
tig im  ganzen  Gebiet  des  römischen  Reiches  sich  findenden 
Stempel  und  Marken  der  feinen  arretiner  Thongeschirre. 
Er  unterscheidet  verschiedene  Formen  und  Arten,  je  nach 
dem  Stande  des  Fabrikanten,  indem  die  viereckigen  Stem- 
pel stets  Namen  von  Sklaven  oder  Freigelassenen  aufwei- 
sen, während  die  ebenso  gebräuchliche  Form  eines  mensch- 
lichen Fusses  sich  bloss  bei  Namen  von  Freien  findet.  — 
Prof.  Henzen  legte  den  Abklatsch  einer  von  Prof.  Barry 
aus  Toulouse  mitgetheilten  Inschrift  vor  und  theilte  das 
von  dem  Verfasser,  Hrn.  Troyon,  übersandte  Werk  über 
die  Pfahlbauten  der  Schweizer  Seen  mit.  —  Dr.  Brunn  zeigte 
die  Zeichnung  des  von  Visconti  (Mus.  P.  Cl.  V,  A,  5)  un- 
genau publicirten  Sarkophages  mit  dem  Muttermorde  des 
Orestes. 

In  der  Sitzung  vom  12.  April  theilte  Dr.  Detlefsen 
eine  bei  Porta  Maggiore  in  der  Nähe  der  atpia  Appia 
gefundene    Inschrift   mit ,   welche  durch   die  Menge  ihrer 


191' 


192* 


Siglen  dem  Verständniss  unlösbare  Schwierigkeiten  darbot.  — 
Hr.  Zurslrassen  gab  mehrere  in  villa  Negroui  gefundene 
geschnittene  Steine  aus  seinem  Besitz  herum ;  wenn  auch 
einige  sieh  durch  gute  Arbeit  auszeichneten,  so  war  doch 
keiner  von  grösserem,  wissenschaftlichem  Interesse.  —  Dr. 
Petersen  erklärte  das  im  Museo  borbonico  I,  32  befind- 
liche pompeianische  Gemälde  für  Merkur  bei  Kalypso  an 
Stelle  der  bisherigen  Deutung  auf  Venus  am  Grabe  des 
Adonis ;  eine  nähere  Bezeichnung  der  Handlung  ward  ver- 
misst.  Dr.  Brunn  erinnerte  au  die  im  fünften  Buch  der 
Odyssee  geschilderteScene  zwischen  Hermes  und  Kalypso.  — 
Prof.  Henzen  legte  eine  aus  Fea's  Scheden  stammende  un- 
edirte  Inschrift  aus  Civita  Lavigna  vor.  Sie  bezieht  sich 
auf  den  Bau  von  Thermen  zur  Zeit  des  Septimius  Severus 
und  die  dazu  verwandten  Geldmittel.  Derselbe  zeigte  den 
Stanniolabdruck  einer  in  Gallerie  Doria  befindlichen  und 
aus  Loriuin  stammenden  Bleitafel  vor,  deren  Inschrift  Ge- 
legenheit gab  auf  die  Fabrikation  und  die  Aufschriften 
der  zu  Wasserleitungen  benutzten  Bleiröhren  einzugehen.  — 
Schliesslich  zeigte  Dr.  Brunn  die  Zeichnungen  zwei  in 
villa  Medici  befindlicher  Reliefs.  Das  eine,  die  Musen 
darstellend,  zeichnet  sich  durch  Eigentümlichkeit  der 
Stellungen  und  des  durch  eine  Baumreihe  angedeuteten 
Lokals  vor  ähnlichen  Compositionen  aus.  Das  andere  hat 
die  Erneuerung  des  Kults  der  Laren  durch  Augustus  zum 
Gegenstande. 

In  der  Sitzung  vom  19.  April  sprach  Dr.  Petersen 
über  das  kürzlich  von  Fortunati  bei  Tor  de'  Schiavi  aus- 
gegrabene Mosaik  mit  Darstellungen  der  vier  Jahreszeiten.  — 
Hr.  L.  Renier  legte  zwei  schöne  bronzene  Pferdegebisse 
vor.  —  Dr.  Detlcfsen  sprach  über  die  Inschriften  auf  dem 
Boden  der  römischen  Lampen,  welche  den  Namen  des 
Fabrikanten  enthalten.  Es  lassen  sich  drei  Arten  unter- 
scheiden, je  nachdem  die  Buchstaben  eingedrückt,  erhöht, 
oder  mit  einem  Rande  in  Gestalt  eines  menschlichen  Fasses 
umgeben  sind.  —  Dr.  Brunn  zeigte  eine  schöne  Bronzesta- 
tuette des  Juppiter  aus  dem  Besitz  des  Cav.  Saulini  vor, 
sowie  die  Zeichnung  einer  andern  Erzfigur  aus  Tarragona, 
welche  einen  jungen  Aethiopen  vorstellt.  Ferner  legte 
derselbe  ein  archaistisches  Relieffragment  aus  Albano  vor, 
mit  der  Figur  eines  bärtigen  Gottes,  der  sich  durch  Blitz 
Dreizack  und  Füllhorn  als  Juppiter  in  seiner  Beziehung 
als  Herr  des  Weltganzen  kennzeichnet.  —  Interesse  er- 
regte schliesslich  die  Zeichnung  einer  Vase  aus  Odessa, 
welche  eine  geflügelte  Figur  darstellt  und  sich  genau  an 
die  Bildung  der  Harpyien  auf  dem  Monument  zu  Xan- 
thos  anschliesst.  Dieselbe  Vorstellung  zeigten  die  vor- 
gelegten Henkel  einer  aus  Depoletti's  Besitz  stammen- 
den Cista. 

Die  festliche  Sitzung,  durch  welche  das  archäologische 
Institut  am  26.  April  den  Gründungstag  Roms  und  zu- 
gleich seine  eigne  Stiftung  in  üblicher  Weise  feierte,  eröff- 
nete Herr  von  Reumont  als  Ehrenmitglied  des  Verwal- 
tungsraths  mit  einer  tiefgefühlten  Gedächtnissrede  auf  den 
hochseligcn  König  Friedrich  Wilhelm  IV.,  dessen  Verdienste 
um  Kunst  und  Wissenschaft,  namentlich  aber  um  das 
römische  Institut  welches  ihm  seine  Stiftung  und  seine 
Stütze  verdankt,  rühmend  hervorgehoben  wurden.  Zugleich 
gab  der  Redner  die  dankbar  empfundene  Kunde  dass  auf 
die  Befürwortung  Sr.  Königl.  Hoheit  des  Kronprinzen 
Friedricli  Wilhelm  von  Prcussen,  welcher  seit  der  Zeit  sei- 
nes römischen  Aufenthalts  dem  Institut  als  Ehrenmitglied 
angehört,  Seine  Majestät  König  Wilhelm  geruht  habe,  das 
durch  den  Tod  seines  erhabenen  Vorgängers  und  Bruders 
erledigte  Protectorat  allergnädigst  zu  übernehmen.  Ausser- 
dem gab  Herr  v.  R.  eine  Uebcrsicht  der  archäologischen 
Entdeckungen  der  letzten  Monate,  wobei  er  die  traurigen 


Zeitläufte  beklagte,  welche  wissenschaftlichen  Bestrebungen 
nur  allzu  hemmend  in  den  Weg  treten.  —  Der  erste  rö- 
mische Secretar  des  Instituts  Prof.  Henzen  besprach  un- 
ter Hinweisung  auf  eine  längere,  für  den  nächstens  er- 
scheinenden ersten  Band  des  Corpus  Inscriptionum  Lati- 
narum  bestimmte,  Arbeit  die  Anordnung  der  sogenannten 
kapitolinischen  Fasten,  deren  genaue  durch  Dr.  Bellefsen 
vorgenommene  Messung  und  Verzeichnung  mit  Sicherheit 
dargethan  habe,  dass  dieselben  vom  Jahre  der  Gründung 
der  Stadt  begannen  und  bis  zum  Jahre  742  hinabreichten, 
während  die  übrigen  Jahre  bis  zum  Tode  des  Augustus 
erst  vom  Kaiser  Domitianus  hinzugefügt  sind.  Indem  er 
sodann  die  gänzliche  Unnahbarkeit  der  von  Caniua  neuer- 
dings auf  Grund  Ligorianischer  Ueberlieferung  aufgestell- 
ten Restauration  darthat,  welche  die  Fasten  an  einem 
vierseitigen  Bogen  angebracht  sein  lässt,  nahm  er  selbst 
sie  für  die  regia  in  Anspruch,  die  als  Wohnung  des  Pon- 
tifex  maximus  sehr  passend  mit  den  unter  Aufsicht  des 
Pontiticatcollegs  angefertigten  Fasten  geschmückt  war.  — 
Der  zweite  Secretar  Dr.  Brunn  erläuterte  zwei  etruskische 
Sarkophage,  welche,  bereits  im  Jahr  1846  in  Vulci  ausge- 
graben, sich  in  dem  jetzt  dem  Fürsten  Torlonia  gehörigen 
Schlosse  Musignano  befinden.  Der  eine,  aus  Alabaster, 
zeigt  Amazouenkämpfe  und  auf  der  Rückseite  Kämpfe 
jugendlicher  Heroen  unter  sich,  der  zweite  eine  Hoch- 
zeitsscene.  Der  Redner  wies  den  Unterschied  nach,  wel- 
chen diese  etruskischen  Kunstwerke  gegenüber  sowohl  der 
griechischen  als  der  römischen  Kuustübung  bemerken 
lassen,  und  machte  schliesslich  auf  die  Figuren  aufmerk- 
sam, welche,  durch  ihre  Schönheit  vor  den  gewöhnlichen 
Darstellungen  ähnlicher  Art  ausgezeichnet,  die  Deckel 
jener  Sarkophage  schmücken.  —  Die  Versammlung  war 
von  fürstlichen  diplomatischen  und  litterarischen  Notabi- 
litäten  glänzend  besucht,  unter  welchen  letzteren  der  Prä- 
sident der  päpstlichen  archäologischen  Akademie  Cav. 
Belli  und  Herr  Leon  Renier,  Mitglied  der  Akademie  der 
Inschriften  aus  Paris,  bemerkt  wurden.  Zu  neuen  Mit- 
gliedern des  Instituts  wurden  auf  Anlass  desselben  Ge- 
dächtnisstages die  Herren  Friederichs  (dermalen  in  Rom), 
Kirchho/f,  Strack  und  Stiiicc  zu  Berlin,  L.  Müller  zu 
Kopenhagen  und  Guerra  y  Orbe  zu  Madrid,  zu  Cor- 
respondeuten  die  Hrn.  Herzog,  Kiessling,  Lovutli,  Reber 
und  Tongiorgi  zu  Rom,  Brandts,  Erbkam,  Gosche  und 
Lohde  zu  Berlin,  Wachsmuth  zu  Athen,  Lindcnschmil 
zu  Mainz,  Paulus  zu  Stuttgart  und  Liibke  zu  Zürich 
erwählt. 

Beki.in.  In  der  Sitzung  der  archäologischen 
Gesellschaft  vom  7.  Mai  d.  J.  hatte  Herr  von  Farm- 
heid  mehrere  Nachbildungen  antiker  Kunstwerke  zur  Stelle 
gebracht,  deren  gefällige  Betrachtung  zu  eingehendem 
Verständniss  derselben  neu  aufforderte.  Die  Statue  der 
Venus  Genitrix  aus  dem  Museum  des  Louvre,  der  phiga- 
lische  Fries,  wie  Schinkel  zur  Einfassung  einer  Schale  des 
königlichen  Gewerbeinstituts  ihn  benutzt  hatte,  desgleichen 
die  Portlandvase  des  brittisehen  Museums  waren  sämtlich 
in  Bronze,  das  letztgedachte  Kunstwerk  zugleich  auch  in 
einer  Nachbildung  des  doppelfarbigen,  weissen  und  bläu- 
lichen, Glasflusses  des  Originals,  der  Versammlung  vor 
Augen  geführt.  Hr.  v.  F.  machte  die  beiden  Reliefdar- 
stellungen dieser  Vase  zum  Gegenstand  neuer  Erklärung. 
Wie  schon  Millingcn  (Uned.  Monum.  I  p.27)  vor  ihm,  sieht 
er  in  der  einen  Darstellung  die  Hochzeit  des  Peleus  und 
der  Thetis,  über  den  Gestalten  beider  den  siegenden  Eros 
schwebend;  die  dritte,  in  der  gewöhnlichen  Stellung  des 
Poseidon  rechts  neben  ihnen  stehende,  Gestalt  ist  er  ge- 
neigt für  Proteus  zu  halten,  durch  dessen  Rathschläge 
Peleus  endlich  zum  Besitze  der  Göttin  gelangt  war.     Das 


193* 


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Gegenbild  dieser  Darstellung  wird  von  Hrn.  v.  F.  auf  den 
Tod  der  Phädra  bezogen.  Als  diese  Heroine  sei  das  lie- 
gend ruhende  Weib  mit  umgestürzter  Lebensfackel  in  der 
Linken  zu  fassen;  das  geöffnete  Diptychon  neben  ihr  am 
Boden  führe  auf  diese  Erklärung  hin.  Iliebei  fand  die 
Annahme  Widerspruch  dass  eine  Sterbende  in  der  ge- 
dachten Figur  gemeint  sein  könne,  dagegen  es  beachtens- 
werth  blieb,  das  aus  Darstellungen  der  Phädra  wohlbe- 
kannte Diptychon  auch  hier  erkannt  und  für  das  noch 
immer  vermissteVerständniss  jenes  Bilds  betont  zu  wissen.  — 
Hr.  TÖlken  kam  auf  die  Inschrift  aus  Athen  zurück  welche 
durch  Hrn.  Ki  rehhoff  "in  der  vorigen  Sitzung  mitgetheilt 
wurde.  Er  sprach  zuerst  über  Anwendung  der  in  dersel- 
ben angeführten  Metalle,  namentlich  das  Kassiteron,  bei 
alteu  Kunstwerken,  und  erklärte  sodann  die  Gruppe  der 
beiden  Agalmata  der  Inschrift  für  eine  Darstellung  des 
lieblichen,  durch  Plutareh  (Thes.  8)  weiter  ausgeführten, 
Mythos  vom  Theseus  und  der  Sinis- Tochter  Perigune, 
welche  sieh  vor  Theseus  hinter  den  Stauden  von  Aspa- 
ragos  und  Stoibe  verbarg,  diese  Pflanzen  um  Schutz  und 
Bergung  vor  dem  zürnenden  Heros  anflehend  der  eben 
ihren  Vater  erschlagen.  Diese  Legende,  von  welcher  sich 
die  heilige  Verehrung  der  genannten  Pflanzen  bei  allen 
Nachkommen  der  Perigune  in  Karien  heischreibe,  sei  in 
der  obigen  Gruppe  verbildlicht ;  als  das  insehriftlich  be- 
zeichnete Anthemou,  welches  bis  an  den  Schild  (des  The- 
seus) reiche,  erkenne  er  hiebei  einen  aus  Zinn  gebildeten 
Strauch  (Xo/firj)  in  den  Pflanzenformen  des  Asparagos 
und  der  Stoibe.  Weil  die  Inschrift  nicht  auf  der  Burg 
sondern  ausserhalb  derselben  gefunden  sei,  könne  diese 
Gruppe  sich  entweder  im  Tempel  oder  auch  im  Temenos 
desTheseus  befunden  haben. —  Hr.  Mommsen  besprach  die 
französische  Herausgabe  der  gesamten  Werke  Bartolomeo 
Borghesi's  und  legte  Probebogen  ihres  ersten  Theils  vor; 
zugleich  wurden  Exemplare  des  vollständigen  neuen  Ver- 
zeichnisses von  Borghesis  Schriften  durch  ihn  vertheilt. — 
Dr.  Hclbiy  gab  Bemerkungen  über  die  athenische  Kupfer- 
und  Silbermiinze,  indem  er  die  Entstehung  jener  ersteren 
und  die  Erneuung  dieser  letzteren  den  unglücklichen  Zeit- 
läuften Athens  nach  der  Schlacht  bei  den  Arginusen  vin- 
dieirte,  dergestalt  dass  mit  Hinzutritt  paläographischer 
Erwägungen  das  Archontat  des  Euklides  (Ol.  94,  2)  für 
den  Zeitpunkt  zu  gelten  habe,  von  welchem  die  neue  Münze 
anhebt.  Die  Prägung  der  Erzmünzen  beginne  Ol.  93,  4; 
in  der  Anarchie  (Ol.  94,  1)  habe  man  nicht  geprägt.  Als 
Ol.  94,  2  wieder  geprägt  worden  sei,  habe  der  alte  Stempel 
den  Athenern  fremdartig  geschienen;  die  zwei  Jahre  vorher 
geprägten  Erzmünzen  neuen  Styles  hätten  den  Vorgang 
gebildet  und  so  hätte  man  auch  die  neuen  Silbermünzen 
in  gleichem  Style  geprägt.  Die  Annahmen  Eckhels  und 
die  in  Beules  neulichem  Werk  vorgetragenen  Ansichten 
wurden  mehrfach  hiebei  bekämpft;  desgleichen  ward  die 
bisherige  Lesart  einer  bekannten  Stelle  des  Aristophanes 
(Frösche  718 ff.)  dergestalt  festgehalten,  dass  die  darin  er- 
wähnte Goldmünze  als  spöttische  Bezeichnung  der  neu 
aufgekommenen  Kupfermünze  gefasst  ward.  —  Aus  dem 
jetzt  im  Buchhandel  vertheilten  und  der  Gesellschaft  vor- 
gelegten Jahrgang  1860  der  Werke  des  römischen  Instituts 
hob  Herr  Gerhard  einen  durch  Graf  Couestahilc  heraus- 
gegebenen Sarkophagdeckel  des  Museums  zu  Perugia  her- 
vor; der  in  üblicher  Weise  liegend  darauf  dargestellte 
Verstorbene  wird  von  einer  ihm  gegenüber  sitzenden  Frau 
greisen  und  unholden  Angesichts  am  Arm  ergriffen,  welihe 
durch  den  Ansatz  von  Flügeln  als  eine  der  Parzen  oder 
sonstigen  Schicksalsgöttinnen  sich  kund  gibt.  Zur  Ver- 
gleichung  war  der  für  die  Denkmülcrgattung  etruskischer 
Grabreliefs    vor   Zeiten    gesammelte    hiesige    akademische 


Apparat  zur  Stelle  gebracht,  zugleich  als  Anlass  das  Be- 
dürfniss  einer  planmässigen  Herausgabe  der  seit  Inghirami 
durch  neue  Funde  bedeutend  angewachsenen  etruskischen 
Urnen  neu  auszusprechen,  wie  denn  dem  Vernehmen  nach 
ein  solches  Vorhaben  von  Dr.  lirunn  in  Rom  ernstlich 
verfolgt  und  durch  das  archäologische  Institut  unter- 
stützt wird. 

In  der  Sitzung  vom  4.  Juni  d.  J.  hielt  Hr.  BoeMic/ier 
einen  Vortrag  über  den  eleusinischen  sogenannten  'Altar- 
knaben' (nutg  u(f  tnriag) ,  dessen  Darstellung  auf  dem 
neuerdings  zu  Eleusis  entdeckten  Relief  er  bemüht  war 
gegen  Wclckers  Einwürfe  festzuhalten.  Er  berührte  die 
verschiedenen  Ilierurgien  welche  dieser  nmg  als  eine  hei- 
lige Liturgie  der  athenischen  Bürgerschaft  ausrichten 
musste,  den  Grund  seiner  Einweihung  an  der  Hestia  der 
Demeter  zu  Eleusis,  seine  Verbindung  mit  der  Hestia  des 
Prytaneion,  seine  Amtstracht,  seine  Vorrechte.  Der  nuig 
sei'  kein  'Kind',  sondern  ein  zum  Epheben  eben  heran- 
gereifter Jüngling;  daher  werde  er  auch,  zur  vorzeitigen 
Ehre,  schon  mit  der  Chlamys  bekleidet;  nut?  werde  er 
nur  genannt,  weil  er  r//<rri#«A?}?  war.  Gerade  so  gebe 
das  Bildwerk,  was  vielleicht  manches  Apokryphe  enthalte, 
seine  Körperformen;  auch  zeige  es  ihn  in  der  Chlamys. 
Bei  dieser  Erörterung  berührte  der  Vortragende  auch  den 
Inhalt  der  Gruppe  von  S.  Ildefonso;  er  gab  dieselbe 
als  ein  Beispiel,  wie  er  eine  Darstellung  sich  denke  in 
welcher  die  Situation  eleusinischer  Sacra  ausgesprochen 
sei.  Als  sprechende  Umstände  für  diese  Ansicht  führte 
er  an,  dass  beide  Gestalten  jener  berühmten  Gruppe  den 
iacchischeii  Kranz,  den  Myrtenkranz')  der  eleusinischen 
Mysten  tragen,  dass  einer  der  beiden  Jünglinge  auch  die 
Fackeln  des  mystischen  Feuers  erhebt,  dass  das  Idol  der 
Kora-Persephone  ihnen  zur  Seite,  der  Weihealtar  desselben 
vor  ihnen  steht.  Die  Versammlung  nahm  lebhaften  An- 
theil  an  diesem  Vortrag  und  beschloss  auf  dessen  Inhalt 
bald  wieder  zurückzukommen.  —  Herr  Strack  legte 
die  Wiederherstellung  des  alten  Parthenon,  der  von 
den  Persern  zerstört  worden  war,  im  Grundriss  und  im 
Aufriss  der  Gesellschaft  vor.  Gestützt  auf  Penroses  sorg- 
fältige Messungen  der  einzelnen  Bruchstücke  dieses  Tem- 
pels" namentlich  des  Gebälks  und  der  Säulentrommeln, 
welche  in  der  nördlichen  Mauer  der  Akropolis  eingefügt 
sind,  und  des  noch  vorhandenen  alten  Unterbaues,  der 
einen  genau  zu  unterscheidenden  Theil  des  jetzigen  Par- 
thenon des  Perikles  bildet,  hat  er  gefunden,  dass  das 
ältere  Gebäude  ebenfalls  8  Säulen  an  der  Vorderseite  und 
17  Säulen  an  den  Seiten  wie  dieses  gehabt  haben  musste. 
Um  diese  Anordnung  des  Plans  mit  dem  alten  Zeugniss, 
wonach  der  hundertfussige  Tempel  auf  der  Akropolis 
50  Fuss  grösser  sei  als  der  von  den  Persern  zerstörte,  in 
Uebereinstimmung  zu  bringen  ist  das  erwähnte  Mass  nur 
auf  die  Länge  des  mit  Mauern  umschlossenen  Raums  von 
dein  Gebäude  bezogen  worden.  In  Bezug  hierauf  wurde 
der  Grundbau  des  älteren  Tempels  als  noch  deutlich  von 
dem  später  hinzugefügten  Bau  unterschieden  in  einer 
Photographie  der  Westseite  des  Parthenon  nachgewiesen. 
Leakes  und  Penroses  Restauration  des  alten  Tempels  mit 
G  Säulen    in    der    Front    und    14   Säulen    an    den    Seiten 

')  Bei  früherer  Behandlung  (Venere  Proserpina  1826  p.  52) 
der  Gruppe  vermochte  ich  nur  Lorheer  zu  erkennen  und  ward  da- 
durch hauptsächlich  bestimmt  den  auch  von  mir  angeregten  Gedan- 
ken an  eleusinische  Eingeweihte  aufzugellen;  doch  nahm  ich  diesen 
Gedanken  wieder  auf,  seit  ich  in  der  Abhandlung  über  die  Anthe- 
sterien  (Berl.  Akademie  1858  S.  188)  das  Idol  genauer  erläutern 
konnte,  und  dachte  bei  einer  längst  vorbereiteten  Zusammenstellung 
des  erklärenden  Apparats  und  der  neuesten  kritischen  Besichtigungen 
des  Originals  in  diesen  Blättern  darauf  zurückzukommen       F.    O 

* 


195* 


196* 


konnte  Hr.  Strack  durchaus  nicht  übereinstimmend  mit 
den  Abmessungen  dieses  Unterbaues  rinden.  Der  Mei- 
nung des  Hrn.  St.  traten  Hr.  Schnause  und  andere  Mit- 
glieder vollkommen  bei.  Zugleich  legte  Hr.  St.  eine  Pho- 
tographie einer  Tafel  des  panathenäischen  Frieses  vor,  die 
sich  in  Athen  befindet,  und  machte  darauf  aufmerksam, 
dass  sich  neben  der  Figur,  die  von  einigen  Archäologen 
für  eine  Artemis,  von  anderen  für  die  Agraulos  gehalten 
wird,  die  Andeutung  einer  Blume  oder  eines  Fächers  be- 
finde. —  Herr  WUtlch  kam  auf  die  neulieh  besprochene 
Portlandsvase  zurück,  deren  Abbildung  er  nach  eigner 
Zeichnung  und  Radirung  neu  vorlegte.  Es  ward  von  ihm 
die  Vermuthung  geäussert,  dass  zwei  auf  den  Eintritt  ins 
Eiland  der  Seligen  und  auf  den  dortigen  Aufenthalt  be- 
züglichen Scenen  in  jenem  räthselhaften  Bildwerk  gemeint 
seiD  möchten  — ,  eine  Ansicht  welche  Herr  Tollen  aus 
dem  Standpunkt  vierjähriger  Erfahrung  hauptsächlich  darum 
liestritt,  weil  er  dem  Verfertiger  jenes  Glasgefässes  mehr 
die  Verbindung  einzelner  Figuren  und  Motive  als  eine 
planmässige   Erfindung   beizulegen   geneigt   sei.     Anderer- 


seits wollte  man  weder  die  harmonische  Einheit  beider 
Bilder  aufgeben,  noch  an  deren  endlicher  befriedigender 
Deutung  verzweifeln.  —  Herr  Mommsen  sprach  unter 
Vorlage  des  neuesten  pariser  Berichts  über  den  Fortgang 
der  Herausgabe  von  ßorghesis  Werken  und  forderte  zu 
Mittheilung  derjenigen  Beiträge  auf,  welche  aus  hie  und 
da  noch  versteckten  Briefen  Borghesis  für  dessen  zum 
Druck  vorbereitete  Briefsammlung  vielleicht  sich  noch  vor- 
finden könnten.  —  Herr  Gerhard  sprach  über  Wieselers 
neueste,  den  'Apollon  Stroganoff  und  Apollon  vom  Bel- 
vedere'  betreffende  inhaltreiche  Schrift,  auf  welche  man 
zurückzukommen  sich  vorbehielt;  desgleichen  legte  Herr 
lioettkher  den  ersten  Artikel  seiner  durch  Starcks  Ein- 
würfe hervorgerufenen  und  im  Philologus  erscheinenden 
Ausführungen  über  Agonaltempel  und  sonstige  Parthenons- 
fragen der  Gesellschaft  vor.  Mehrere  andere  kleine  Schrif- 
ten der  Hrn.  Hause,  Kiepert,  Klein,  E.  Petersen,  Ritschi, 
G.  B.  de  Rnssi  und  J.  de  Witte  waren  ebenfalls  einge- 
gangen und  wurden  dankbar  entgegengenommen. 


II.    Ausgrab  unge  n. 


Schreiben  aus  Athen. 

Am  Anfange  des  Aprils  dieses  Jahres  beschloss  die 
hiesige  archäologische  Gesellschaft  eine  kleine  Summe 
Geldes  zu  Ausgrabungen  von  Gräbern  an  verschiedenen 
Orten  Attikas  zu  verwenden,  theilweise  um  durch  die  zu 
findenden  Anticaglien  ihr  Museum  zu  bereichern,  theilweise 
auch  um  durch  die  an  Ort  und  Stelle  zu  machenden  Be- 
merkungen der  Wissenschaft  zu  nützen,  und  übertrug  mir 
die  Leitung  dieser  Ausgrabungen. 

Es  wurde  nun  beschlossen,  dass  der  Anfang  mit  der 
Umgegend  des  Piräeus  gemacht  werde,  wo  nordwestlich 
von  der  jetzigen  Stadt  neben  dem  versumpften  gewöhn- 
lich Kantharos  genannten  Hafen  schon  zu  verschiedenen 
Zeiten  an  dem  Fusse  der  diese  Gegend  umgebenden  nie- 
drigen Hügel  erhebliche  Gräberfunde  gelungen  waren  (Ross 
Arch.  Aufs.  S.  39  ff.),  sowie  auch  im  Jahre  1854  durch  die 
französischen  Occupationstruppen  manche  Gräber  eröffnet 
worden  sind.  —  Unsere  Ausgrabung  dauerte  so  ziemlich 
einen  Monat.  Es  wurden  nicht  weniger  als  siebenzig  un- 
eröffnete  Gräber  untersucht,  und  obgleich  das  Gefundene 
nicht  den  Hoffnungen  entsprach  welche  man  am  Anfange 
hegte,  so  glaube  ich  doch  dass  der  nachstehende  Bericht, 
einige  Beachtung  verdienen  könne. 

Der  Anfang  der  Ausgrabung  wurde  fast  ganz  nahe 
an  den  noch  erhaltenen  bedeutenden  Resten  der  Befesti- 
gungsmaner  gemacht.  In  der  Tiefe  von  etwa  einem  Meter 
sind  Gräber,  meistens  in  dem  dort  befindlichen  Porosfel- 
sen  eingegraben,  gefunden  worden,  welche  alle  durch  zwei 
ziemlich  dicke  Platten  (manchmal  über  15  Centimeter)  von 
der  nemlichen  Steinart  bedeckt  waren,  dergestalt  dass  die 
eine  dieser  Platten  immer  grösser  als  die  andere  ist.  Ausser 
diesen  im  Felsen  eingehaueiien  Gräbern  fanden  sieh  auch 
in  ziemlich  grosser  Anzahl  andere  aus  grossen  Platten  von 
gebrannter  Erde  gebildete  und  an  der  schmalen  Seite  durch 
gerade  Ziegel  begrenzte  Gräber;  diese  Ziegel  sind  aus 
gewöhnlichem  Material  ,  im  Inneren  aber  fast  alle  dun- 
kelroth    bemalt,  ohne  Verzierungen  ').     Wir  fanden  ferner 

')  Im  Museum  der  archäologischen  liescllschafl  befinden  sich 
ziemlich  dicke  fragmenime  Platten  aus  gebrannter  Erde,  von  einen 
Grabt  Anikas,  welche  noch  berrlicbe  Sporen  vu»  bemalten  Verzie- 
rungen nachweisen,  grünliche  Blumen  auf  donkelrofhem  Grunde. 


auch  Gräber  aus  zwei  Stück  Ziegeln  gebildet  in  Form  von 
viereckigen  Wannen;  sie  waren  sämtlich  klein,  also  wol 
Kindergräber.  Die  meisten  der  gefundenen  Gräber  waren 
nicht  grösser  als  2  Meter  lang,  gegen  60  Centimeter  breit 
und  gegen  80  tief;  fast  in  allen  Gräbern  haben  wir  Kno- 
chen in  ihrer  natürlichen  Lage  gefunden,  welche  sehr 
leicht  sieh  zerreiben.  Die  Richtung  der  in  Rede  stehen- 
den Gräber  war  sehr  verschieden,  indem  neben  Gräbern, 
welche  von  Ost  nach  West  gerichtet  waren ,  andere  von 
Nord  nach  Süd  gerichtete  gefunden  worden  sind  und  in 
manchen  der  Schädel  östlich,  in  anderen  westlich  gerichtet 
war.  Am  beinerkeuswerthesten  schien  mir  bei  der  Anlage 
dieser  Gräber,  dass  Gräber  dicht  neben  einander,  manchmal 
über  zehn,  beisammen  gefunden  worden  sind,  welche  einen 
bestimmten  viereckigen  Raum  einnehmen,  und  deshalb 
vielleicht  als  Familiengräber  zu  erklären  sind. 

Nachdem  die  in  dieser  Gegend  gefundenen  Gräber  we- 
nig Ausbeute  geliefert  hatten ,  eröffneten  wir  Gräber  an 
anderen  Plätzen  immer  mehr  nach  Norden  sehreitend,  bis 
wir  am  Fuss  der  nördlich  der  jetzigen  Stadt  gelegenen 
Hügel  ankamen,  wo  schon  zur  Zeit  von  Ross  die  schönsten 
Grabstelen  gefunden  worden  sind;  leider  aber  erwiesen 
sich  fast  alle  Gräber  die  wir  eröffneten  als  wahrscheinlich 
den  ärmeren  Bewohnern  dieses  Landes  angehörend,  indem 
sie  fast  gar  keine  Ausbeute  an  Vasen  und  anderen  Ge- 
genständen lieferten. 

Ausser  den  oben  angeführten  Arten  vou  Gräbern  fan- 
den wir  auch  eine  Vase  mit  Knochen  in  einer  im  Felsen 
eingegrabenen  Vertiefung;  et  liehe  andre  Vasen  mit  Kno- 
chen, ohne  Firnisa,  waren  im  losen  Erdreich  eingesetzt, 
alle  aber  zerbrochen.  —  Was  nun  die  in  diesen  verschie- 
denen Gräbern  gefundenen  Gegenstände  betrifft,  so  führe 
ich  zuerst  ein  kleines  unbemaltes  Gefäss  mit  Deckel  an, 
etwa  ähnlich  in  Form  der  Fig.  14  des  Berliner  Katalogs ') 

*)  Da  Levezows  Katalog  vom  Jahre  1831  nur  in  weniger  Lesei 
Händen   ist,  man  es  bemerk!   «eitlen,  dass  dessen  Abbildung  im.   I  i 

e Schüssel  mil  I isphärisebem  Deckel,  no.  156  ein  benkelloses 

Kn'igl ,    dem  Obertbeil   eines  Alabaslron  vergleichbar,    no.  69  ein 

Stamnion  mit  Deckel,  no.  28  eine  Lekanc  mit  Deckel,  no.  129  eine 
LelfYtbos  und  no.  194  ein  lampenäbnliches  Tropfgefase  darstellen, 

.4.  a.  II. 


197* 


198* 


von  Levezow,  aber  mit  kleinen  Henkeln.  Im  Inneren  die- 
ses Gewisses  fanden  wir  gegen  zehn  kleine  runde  ziemlich 
dicke  Gegenstände  aus  weisser  Materie  die  sich  im  Wasser 
auflöst,  in  Form  von  Geldstücken,  welche  wahrscheinlich  zu 
Gegenstünden  weiblichen  Putzes  dienten,  da  in  dem  nem- 
lichen  Grabe  ein  kleines  Gefäss  mit  rother  Materie,  wahr- 
scheinlich Schminke,  und  ein  unverzierter  henkelloser 
Spiegel ')  das  Grab  als  einer  Frau  gehörig  bezeichneten. 
In  einem  anderen  Grabe  sind  drei  Afabastra  in  Form  der 
Fig.  15G  des  Berliner  Katalogs  gefunden  worden,  deren 
grösstes  5  Centimeter  hoch  ist,  und  ein  kleiner  Teller 
von  dem  uemliehen  Material  0,9  im  Durchmesset,  alle 
sehr  gut  erhalten.  Ausserdem  sind  in  noch  einem  ande- 
ren Grabe  manche  Vasen  gefunden  worden;  da  aber  die 
Deckung  eingestürzt  war,  waren  die  meisten  zerbrochen. 
Eine  mit  Deekel  0.20  hoch  war  in  Form  der  Fig.  69 
des  Berl.  Katalogs,  die  Grundfarbe  dunkelroth,  die  Figuren 
heller:  auf  der  Vorderseite  zwei  langbekleidete  weib- 
liche Figuren,  welche  in  ihren  Hunden  Cisten  geschmückt 
mit  Bündern  tragen,  auf  der  Hinterseite  eine  langbe- 
kleidete weibliche  Figur  mit  einem  Alabastron  in  der 
Hand ,  sowie  unter  jedem  Henkel  eine  beflügelte  lang- 
bekleidete weibliche  Figur  schwebend  mit  Alabastron  in 
der  Hand ;  die  Bemalung  ist  ziemlich  nachlässig.  Ferner 
wurde  in  dem  nemlichen  Grabe  eine  Vase  gefunden 
gleich  der  Fig.  28  des  Berliner  Katalogs,  auf  deren 
Deckel  auf  schwarzem  Grunde  in  rother  Farbe  sich  zwei 
beflügelte  schwebende  Eroten  findeu  und  zwei  Frauen  mit 
Spiegeln  vor  offenen  Cisten ;  sodann  eine  kleine  Vase  in 
Form  des  Berl.  Katalogs  Fig.  129  fragmentirt,  auf  schwarzem 
Grunde  in  rother  Farbe:  Knabe  auf  einem  Wagen,  ge- 
zogen von  einer  Ziege.  In  eiuem  anderen  Grabe  ist 
eine  kleine  zierliche  Vase  mit  vier  Henkeln  und  Deckel 
gefunden  worden  von  einer  mir  unbekannten  Form,  auf 
welcher  wir  auf  dunkelruthem  Grunde  in  heller  Farbe 
einen  sitzenden  Eros  fanden,  auf  dem  Revers  Eros  schwebend 
mit  Tiinie.  Ausser  diesen  Vasen  sind  manche  unverzierte 
schwarze  Schüsseln  gefunden  worden;  dann  viele  kleine 
Vasen  in  Form  der  Lekythen  auf  schwarzem  Grunde  mit 
rothen  Verzierungen,  roh,  andere  in  Form  der  Fig.  194  des 
Berl.  Katalogs  und  sonst  unbedeutende").  Von  metallenen  Ge- 

3)  Spiegel  sind  sieben  in  den  verschiedenen  Gräbern  gefunden 
worden,  keiner  grösser  als  10  Centimeter  im  Durchmesser,  ohne  Henkel 
und  Verzierung,  nur  mit  kreisförmigen  Linien  um  den  Mittelpunkt, 
fast  alle  neben  den  Händen  der  Tudten. 

4)  Ich  mächte    hier    bemerklich    machen .    dass  die  meisten   Va- 


genständen  sind  ausser  den  schon  oben  angeführten  Spie- 
geln viele  Fragmente  von  Striegeln  gefunden  worden,  auch 
ein  kleines  bleiernes  Gefäss,  und  in  einem  Grabe  mehrere 
sehr  kleine  Hinge,  zu  irgend  einem  Kleidungsstücke  des 
Todten  gehörig.  Ferner  fanden  wir  viele  massive  Ala- 
bastra  aus  Porosstcin,  alle  aber  zerbrochen.  —  Von  Grab- 
reliefs und  Inschriften  fanden  wir  das  Fragment  einer 
Ahschiedsscene  eine  sitzende  Frau  die  Hand  reichend,  aus 
später  Zeit,  auch  das  Fragment  eines  Reliets  mit  Grab- 
vase worauf  ein  Abschied  dargestellt:  sitzende  Frau  einem 
vor  ihr  stehenden  Mann  die  Hand  reichend.  Auf  einer 
0,51  hohen  und  0,17  breiten  Stele  fand  sieh  ein  rohes  Relief: 
sitzende  Frau,  davor  die  kleine  Figur  einer  Dienerin.  Von 
Grabinschriften  liest  man  Jlaidiaxrj  auf  einer  0,50  hohen 
und  0,20  breiten  Stele, 
Evtnii^i;  \   —ÜQdtor  \  sld  ipoxl^g    auf  einer   1,32  hohen. 

0,47  breiten, 
TloXvi.iv}]    Suaiov  |   Kliödtogog    auf   einer  0,17   hohen. 

0^19  breiten  Stele, 
Kn)J,iy.).fg,  Mv$Qivq  HövXi)  Kullixltoig   AXatwc, 

KaX\ixXio£  yvvrj  dvyuTrtQ 

auf  dem  Giebel  (0,28  hoch,  0.17  breit,  0,49  tief), 
&t(')Ti(KiQ  |  Swargäto  |  HO.A10  |  (0,32 hoch, 0,18 breit), 
(0i)).ijd)lfii}g  |    (Ti)/iiox}ioz:  i  IMagaS-uviog  |    (0,08  hoch. 
0,30  breit)  auf  einer  fragmentirten  Stele. 

Dieses  wären  die  bis  jetzt  gefundenen  hauptsächlichen 
Stücke.  Da  aber  hoffentlich  im  Herbste  dieses  Jahres 
Gräber  der  Umgegend  Attikas  und  vielleicht  auch  bei 
Sunion  und  der  Mesogaea  Attikas  eröffnet  werden,  so  ist 
Hoffnung  vorhanden,  dass  man  durch  eine  weit  grössere 
Ausbeute  an  Anticaglien  belohnt  werde. 
Athen.  Pervanoglu. 


Ben  an  den  Füssen  der  Verstorbenen  gefunden  werden:  ferner  da?> 
die  meisten  der  im  Piräeus  gefundenen  Vasen  klein,  von  zierlichen 
Formen,  und  meistens  mit  Handlungen  aus  dem  täglichen  Leben 
darauf  versehen  sind.  Auch  stellen  die  mir  bekannten  attischen 
Lekythen  mit  L'mrisszeiclinungen  auf  weissem  Grunde  meistens  die 
Schmückung  des  Grabmals  oder  sonst  Aehnliches  dar.  Selten  finden 
sich  Stolle  der  Mythologie  dargestellt,  doch  z.B.  sah  ich  unlängst  auf 
einer  solchen  Lckyluos  den  Mythus  des  Herakles  und  Eurystoeos 
abgebildet.  —  Die  aus  Korinth  stammenden  Vasen  sind  meistens 
lireitliäuchig  und  grösser  und  haben  gewöhnlich  phantastische  Thiere 
und  Verzierungen  in  ringsherum  laufenden  Streifen,  während  die 
meisten  Kantharen  mit  herrlichem  schwarzen  glänzenden  Firniss  ohne 
Bemalung  aus  der  Umgegend  von  Theben   stammen. 


III. 

Athenische  Vasen. 


Mu  seogr 


Bei  der  ligenthiimliehen  Stellung  Athens  in  der  Frage 
nach  der  Herkunft  der  bemallen  Vasen  und  bei  der  Spär- 
lichkeit der  Nachrichten  über  dort  befindliche  Gefässe 
wird  es  gestattet  sein  die  folgenden  Notizen  mitzutheilcn, 
die  ich  mir  während  meines  Aufenthalts  in  Athen  auf- 
gezeichnet habe.  Ich  schicke  dabei  im  Allgemeinen  voraus 
dass  die  Angabe  Jahns  (Münchener  Vasenb.  Einl.  S.  22), 
eine  grosse  Menge  von  Vasen  fänden  beständig  ihren  Weg 
ins  Ausland,  mir  von  mehreren  Seiten  bestätigt  ward,  und 
ferner  dass  im  Privatbesitz  in  Athen  eine  sehr  bedeutende 
Anzahl  von  Vasen  sich  befindet,  die  nur  durch  Zufall  oder 
durch  weit  ausgebreitete  Verbindungen  sich  auffinden  und 
benutzen  lassen.  Von  den  mir  bekannt  gewordenen  Samm- 
lungen   ist    wol  am  umfangreichsten  diejenige,   welche  in 


aphisches. 

dem  aus  Schölls  Mittheilungen  bekannten  'Häuschen 
beim  Er  echtheion ',  dem  jetzigen  Hauptmuseum  für 
kleinere  Alterthümer,  aufbewahrt  wird.  Hier  finden  sich 
Vasen  von  den  verschiedensten  Perioden  Stylgattungen  und 
Formen,  deren  Benutzung  leider  durch  ihre  Aufstellung 
in  verschlossenen  Glasschränken  sehr  erschwert  ist.  Das 
Gepräge  hohen  Alters  trägt  (1)  eine  Art  Lekythos  von 
plumper  schwerer  Form  mit  rothbrauner  Malerei  auf  gel- 
bem Grunde.  Die  untre  Hälfte  des  Bauches  nehmen  drei 
Streifen  schematiseher  Verzierungen  ein,  während  der 
oberste,  breiteste  Streifen  vorn  das  Bild  eines  von  einem 
Löwen  zerfleischten  Hirsches  darbietet,  daneben  rechts 
durch  einen  senkrechten  Ornamentstreifen  geschieden  ein 
Pferd,  zwischen  dessen  Beinen  der  freie  Raum  durch  Zak- 
kenornamente  ausgefüllt  ist  (die  linke  Seite  nicht  sichtbar  i. 
Der  lange  Hals,  welcher  nach  Art  eines  Tigerfells  gefleckt 


199* 


200* 


ist,  endist  oben  in  einen  Thierkopf  mit  weit  aufgesperrtem 
Rachen  (nach  vorn,  nicht  nach  oben  geöffnet).  —  Unter 
den  Vasen  mit  schwarzen  Figuren  habe  ich  mir  (2)  eine 
tiefe  Schale  ohne  Fuss  bemerkt,  auf  deren  einer  Aussen- 
seite  in  einem  mit  Zweigen  übersäeten  Felde  Herakles  über 
den  Löwen  hergeworfen  erscheint.  Etwas  manirirten  Styl 
zeigt  eine  plumpe  breite  Hydria  (3),  auf  der  Thesevs  ihn 
knicenden  Minolaur  mit  dem  Schwert  zu  tödten  im  Begriff 
ist,  während  jederseits  ein  Jüngling  und  ein  bärtiger  Mann 
als  Zuschauer  der  Darstellung  den  Charakter  eines  athle- 
tischen Schauspiels  verleihen.  In  einem  oberen  Streifen 
sitzt  ein  Knabe  zu  Pferde  zwischen  zwei  Jünglingen,  da- 
neben steht  noch  ein  Mann.  —  In  einem  Schranke  ist  (4) 
eine  beträchtliche  Reihe  von  Lekythen  mit  farbigen  Um- 
risszeichnungen auf  weissem  Grunde  aufgestellt,  in  denen 
die  Gewiinder  meist  ganz  farbig  ausgefüllt  sind.  Von 
besonders  hervorragendem  künstlerischen  Verdienst  erschien 
mir  keue,  aber  wegen  der  ungünstigen  Aufstellung  und 
der  stark  verwischten  Zeichnung  war  es  mir  unmöglich 
die  Gegenstände  einzelner  genauer  zu  unterscheiden.  Die 
sehr  leichte  Venvisehbarkeit  dieser  leicht  aufgetragenen 
Malereien  mag  mit  dazu  beigetragen  haben ,  dass  diese 
Vasen  nicht  nach  Italien  ausgeführt  wurden  (Jahn  S.195).  ■ — 
Unter  den  Vasen  mit  rothen  Figuren  endlich  fielen  mir 
namentlich  zwei  durch  ihre  zierliche  Ausführung  auf.  Die 
eine  (5)  ist  ein  kleiner  Nasiterno  (Jahn  Taf.  II,  60),  von 
dessen  Vorstellung  wiederum  leider  nur  die  Hälfte  sicht- 
bar ist.  Iu  dieser  erblickt  man  auf  einem  mit  zwei  Re- 
hen oder  Hindinnen  bespannten  Wagen  ein  reich  beklei- 
detes Mädchen  nach  links  fahren ;  von  einem  ihr  entgegen 
kommenden  Gespann  ist  leider  nur  ein  Rehkopf  sichtbar. 
Ihrem  Wagen  folgt  tanzend  ein  Knabe  in  der  Chlamys, 
ein  grosses  Tympanon  in  den  Händen  haltend  und  sich 
umblickend  nach  einem  ebenso  bekleideten  heraneilenden 
Knalien,  der  in  der  Linken  eine  Kanne  vorstreckt  und  in 
der  Rechten  eine  lange  Fackel  hält.  Also  eine  Art  liin- 
derkomos,  über  dessen  Hauptfigur  ich  nichts  entscheiden 
möchte,  so  lange  nicht  die  vollständige  Darstellung  be- 
kannt ist.  Noch  zierlicher  sind  Form  (derjenigen  des 
Münchener  Gefässes  mit  Paidia  und  Himeros  genau  ent- 
sprechend; vgl.  Jahn  Ber.  der  sächs.  Ges.  1854  Taf. II.  Ann. 
1857  Taf.  A.)  und  Zeichnung  eines  andern  kleinen  Ge- 
lasses (6),  das  eine  Liehesscene  uns  vorführt:  auf  einem 
Stuhle  sitzt  in  reizender  Stellung  eine  Frau,  mit  feinem 
Chiton  bekleidet  und  die  Reine  vom  Mantel  bedeckt;  das 
Haar  wird  durch  einen  Kekryphalos  zusammengehalten. 
Der  linke  Arm  ruht  zierlich  über  der  Stuhllehne,  während 
die  Rechte  auf  dem  Knie  liegt.  Ihr  gegenüber  steht  auf 
einen  Stab  gelehnt,  die  Rechte  in  die  Seite  gestützt,  ein 
Jüngling  mit  gefleckter  Chlamys;  er  scheint  reisefertig, 
denn  der  Petasos  hängt  ihm  im  Nacken.  Den  Gegenstand 
ihres  Abschiedsgespräches  mag  der  kleine  Eros  andeuten, 
der  auf  die  Frau  zufliegt,  den  Ort  der  Zusammenkunft 
ein  Kalathos  links  hinter  dem  Jüngling,  neben  welchem 
eine  Dienerin  mit  ihren  vorgestreckten  Händen  ihre  Theil- 
nahrne  an  der  Scene  ausdrückt.  Rechts  hinter  der  sitzen- 
den Frau  entfeint  sich  eine  zweite  Dienerin,  die  nicht 
vollständig  erhalten  ist.  Mir  ist  in  Athen  nur  ein  Gefäss 
vorgekommen  (no.  18),  das  an  Zartheit  der  Empfindung 
und  Anmuth  der  Darstellung  diesem  gleichkäme.  Flüch- 
tige Ausrührung  zeigt  dagegen  ein  grösseres,  durch  seine 
Form  ('Kelebe'  Jahn  Tai.  II,  5:i)  interessantes  Gefäss  (7), 
auf  dessen  allein  sichtbarer  Seite  ein  ithyphallischer  Satyr 
eim-  nach  rechts  enteilende  fackelt  ragende  Bakuhaut  in  verfolgt, 
während  eine1  zweite  Genossin  des  ThiaSOS  nach  links  davon 
flieht.  —  Auf  einem  Gefässc  ohne  Figuren  (8),  dessen  Bauch 

einfach  geriffelt  ist.  ist  am  Halse  eingekratzt   HWAPV. 


Die  nächste  Stelle  in  Bezug  auf  die  Menge  der  Vasen 
nimt  die  Sammlung  der  Königin  ein,  die  indessen, 
seit  Bursian  im  Archäol.  Anz.  1855  S.  54*f.  über  sie  be- 
richtet hat,  keine  wesentliche  Bereicherung  erfahren  zu 
haben  seheint.  Ausser  den  dort  erwähnten  Gelassen  be- 
merkte ich  (9)  eine  ganz  kleine  Lekythos,  welche  ebenso 
wie  das  Gefäss  mit  Heralles  und  den  Giganten  (?  10) 
schwarze  Figuren  auf  weissem  Grunde  hat  (Jahn  S.  172  f.) 
und  von  ziemlich  flüchtiger  Ausführung  ist.  Während 
rechts  der  jugendlich  unbärtige  Held  Thcscus  den  mara- 
thonischen Stier  bändigt,  mit  Stricken  ihn  fesselnd  um 
ihn  dann  auf  die  Akropolis  zu  führen,  naht  sich  von  links 
ein  Wagen,  von  einer  Frau  ohne  Attribute  gelenkt;  vor 
den  Rossen  geht  Hermes  einher,  neben  denselben  und  zum 
Theil  von  ihnen  verdeckt  ein  langbekleideter  Kitharspieler 
(Apollon?).  Die  Anwesenheit  der  göttlichen  Zeugen  weist 
aui  den  des  Siegers  harrenden  Lohn  hin;  vielleicht  dürfen 
wir  darin  auch  eine  Beziehung  auf  Theseus  als  Vorsteher 
der  Palästra  erkennen ,  wie  eine  solche  für  Herakles  den 
Lüwentödter  wahrscheinlich  ist  (Ann.  1859  S.  71).  Die 
Polyphemosvase  (11)  ist  ein  Nasiterno  mit  schwarzen  Fi- 
guren auf  rothem  Grunde.  —  Sehr  beachtenswerth  erschien 
auch  mir  (12)  die  nicht  unbedeutende  Anzahl  von  Vasen, 
welche  sowohl  in  den  complicirten  und  nicht  eben  immer 
geschmackvollen  Formen,  als  in  der  flüchtigen,  nachläs- 
sigen und  von  der  echtgriechischen  Strenge  auch  in  der 
Anmuth  weit  entfernten  Art  der  Malerei,  die  auch  buntere 
Farbenzusammenstellungen  nicht  scheut,  den  Erzeugnissen 
unteritalischer  Kunst  durchaus  entsprechen.  Indessen  wä- 
ren genaue  und  zuverlässige  Angaben  über  die  Herkunft 
dieser  Gcfässe  sehr  erwünscht,  über  die  ich  nur  erfahren 
konnte  dass  sie  wenigstens  zum  Theil  nicht  aus  Athen 
stammen.  —  In  einem  unteren  Zimmer  des  königlichen 
Schlosses  befanden  sich  (13)  zwei  sehr  grosse  bauchige 
Gefässe,  mit  blassgemallen  Ornamenten,  menschlichen  und 
Thierfiguren  ältesten  Styles  auf  gelbem  Grunde  ganz  über- 
deckt, welche  ebenso  wie  ein  gleiches  zur  Zeit  im  Bureau 
des  Kultusministeriums  aufbewahrtes  Gefäss  aus 
Melos  stammen,  einer  Insel  die  durch  ähnliche  Gefässe 
schon  hinlänglich  bekannt  ist.  Genaue  Durchzeichnungen 
der  Vasen  im  künigl.  Schlosse  wird  Conze  baldmöglichst 
veröffentlichen. 

Die  seit  einiger  Zeit  wiedererstandene  und  eifrig  für 
die  vaterländischen  Alterthümer  bemühte  archäolo- 
gische Gesellschaft  besitzt  in  ihrer  hübschen  Samm- 
lung (deren  unglaublich  rasches  Wachsen  zeigen  kann, 
wie  bei  einem  zweckmässig  angelegten  Museum  schon 
längst  in  Athen  eine  gewaltige  Denkmälermasse  sich  hätte 
ansammeln  können,  die  ohne  einen  solchen  Mittelpunkt 
theils  zerstreut  geblieben  theils  aus  dem  Lande  geführt 
ist)  auch  eine  Anzahl  von  kleinen  Vasen.  Besonders  führe 
ich  darunter  die  folgenden  Lekythen  an,  zunächst  mit 
schwarzen  Figuren:  (14)  Thetis  von  Pelevs  nmfasst ,  auf 
dessen  Rücken  eine  Schlange  erscheint.  Links  hinter  ihm 
steht  Cheiron  im  Chiton,  mit  menschlichen  Vorderbeinen; 
rechts  hinter  Thetis  sitzt  auf  einem  Klappstuhl  der  weiss- 
bürtige  Nereus  mit  Mantel  und  Seepter.  (15)  Herakles, 
mit  Chiton  und  Löwenfell  angethan,  erhebt  mächtig  aus- 
schreitend die  Ketde  gegen  eine  zu  Boden  gesunkene, 
mit  Chiton  Helm  Schild  und  Lanze  bewehrte  Amazone, 
der  von  beiden  Seiten  je  eine  Waffengefährtin  zu  Hülfe 
eilt.  (IG)  Herakles,  vorwärts  gebeugt,  wirft  den  kretischen 
Stier  zu  Boden  und  tritt  ihm  aufs  Hörn;  ob  er  einen 
Strick  angewendet,  ist  bei  der  Flüchtigkeit  der  Malerei 
nicht  zu  entscheiden.  Mantel,  Keule  und  der  ywQvrvs 
hängen  oben  an  Rebzweigen.  Rechtshin  entfernt  sich 
Hermes,  bärtig,  mit  Hut  und  Mantel,  indem  er  sich  nach 


201' 


202Ä 


dem  entschiedenen  Kampfe  umblickt,  während  links  Pallas 
mit  vorgestreckter  Liuken  in  theilnehmender  Bewegung 
steht.  —  Rothe  Figuren  auf  schwarzem  Grunde,  neben 
schwarzen  Palmetten  auf  rothem  Grunde  am  Halse,  linden 
sich  (17)  auf  einer  vierten  Lekythos,  die  nur  einen  rechts- 
hiu  eilenden  Jüngling  in  der  Chlamys  darstellt  mit  einer 
Binde  im  Ilaare.  Der  Petasos  liegt  ihm  im  Nacken;  in 
der  Linken  hält  er  zwei  Speere  und,  während  er  sich 
umschaut,  streckt  er  zugleich  die  Rechte  mit  einem  Bande 
darin  zurück.  Vor  seinem  Gesicht  steht  |>lc/~0}l. 
Die  Figur  ist  augenscheinlich  aus  einer  grösseren  Com- 
positiou  entnommen,  die  ihre  Bedeutung  erklärte.  —  Das 
Juwel  der  Sammlung  ist  ohne  Frage  (18)  ein  aus  dem 
Peiraieus  stammendes  kleines  Gefäss  von  der  auffallenden 
Form  einer  Eichel,  welches  zu  den  zierlichsten  Erzeug- 
nissen attischer  Kerameutik  gehört.  Da  ich  von  der  die 
zierlichste  Antnuth  athmenden  Darstellung  desselben  eine 
Durchzeichnung  besitze,  so  verspare  ich  mir  eine  Bespre- 
chung derselben  bis  zu  ihrer  Veröffentlichung  und  be- 
merke hier  nur,  dass  der  Styl  die  völlig  entwickelte  Frei- 
heit zeigt  und  die  rothen  Malereien  durch  Anwendung 
von  Vergoldung  noch  gehoben  sind.  —  Als  Curiosum 
erwähne  ich  noch  (19)  eine  Feldflasche  von  oben  breiter, 
unten  schmaler  Form  mit  einem  kurzen  Hals  zwischen 
zwei  Henkelchen,  deren  Aussenseite  ziemlich  stark  gewölbt 
ist,  während  die  innere  Fläche  eine  entsprechende  Con- 
cavität  zeigt,  so  dass  sie  sich  dem  Körper  des  Tragenden 
bequem  anschmiegt.  Auf  der  Innenseite  des  einfach 
schwarzen  Fläschchens  von  19  Centimeter  Höhe  ist  ein 
Stempel    eingedrückt    mit    dem    Namen    des    Verfertigers 


APoAAßN, 


Das  Gefäss  kommt  aus  Böotien. 


Einige  sehr  schöne  Vasen  besitzt  Herr  Postolakka, 
Direktor  des  mit  der  Universitätsbibliothek  verbundenen 
Münzkabinets.  Vor  allen  ist  (20)  eine  kleine  Oinochoe 
hervorzuheben,  deren  Vorderseite  mit  dem  fast  statuen- 
artig hervortretenden  Hautrelief  eines  schwebenden  Jüng- 
lings verziert  ist,  dessen  beide  mächtige  Flügel  den 
Körper  des  Gefässes  von  beiden  Seiten  umschliessen.  Die 
Chlamys  hängt  hinter  dem  Rücken,  das  rechte  Bein  fällt 
gerade  herab,  während  das  linke  zurückgebogen  ist.  Eigen- 
thümlich  sind  ihm  eine  phrygische  Mütze  und  eine  Kanne 
in  der  gesenkten  Rechten,  sowie  eine  Schale  in  der  vor- 
gestreckten Linken,  Attribute,  die  trotz  der  Beflügelung, 
welche  hier  durch  die  Anordnung  und  zur  Vermittelung 
zwischen  Gefäss  und  Figur  geboten  sein  konnte,  es  nahe 
legen  an  den  phrygischen  Götterschenken  Ganymedes  zu 
denken.  Von  Bemalung  sind  deutliehe  Spuren  vorhan- 
den. —  Durch  ungewöhnliche  Grösse,  treffliche  Erhaltung 
und  feinste  Zeichnung  gleich  ausgezeichnet  ist  (21)  eine 
Lekythos  mit  Umrisszeichnuugen  auf  weissem  Grunde.  In 
zarten  Linien  ist  links  ein  Jüngling  dargestellt,  der  einen 
grossen  flachen  Korb  mit  roth  gemalten  Binden  einem 
rechts  stehenden  Mädchen  hinreicht.  Die  feinste  Anmnth 
ist  über  die  zarte  Scene  ausgegossen.  Am  Ablauf  des 
Gefässhalses  sind  Palmetten  und  rothe  Bänder  gemalt.  — 
Sehr  zierlich  ist  sodann  (22)  ein  schwarzes  Älabastron 
(Jahn  Taf.  II,  76),  das  statt  eines  Henkels  nur  oben  am 
Bauche  einen  kleinen  viereckigen  Vorsprung  hat.  Seine 
zarten  Darstellungen  in  rothen  Figuren  führen  uns  eine 
Liebesscene  vor.  Vor  einer  ionischen  Säule  sitzt  rechts 
ein  bekleidetes  Mädchen  auf  einem  Stuhle  und  hält  mit 
beiden  Händen  eine  Binde  im  Schoss.  Vermuthlich  hat 
sie  diese  Liebesgabe  soeben  von  einem  Jünglinge  erhalten, 
dessen  Worten  sie  verschämt  zuhört.  Er  ist  keusch  in 
seinen  Mantel  gebullt  und  scheint,  leise  vornüber  geneigt 
und  auf  seinen  Stock  gelehnt,   ihr  einen  Antrag  zu  ma- 


chen, indem  er  einen  gewundenen  Helixzweig  in  der  Hand 
hält.  —  Zwei  andre  Gefässc  stammen  nach  der  Aussage 
des  Besitzers  aus  Korinth,  nämlich  (23)  eine  dickbauchige 
Lekythos,  deren  flüchtig  gezeichnete  Figuren  und  fast  gelb- 
liche Farbe  sehr  an  die  Weise  unteritalischer  Vasen  er- 
innern. Die  Darstellung  ist  sehr  einfach:  JEros  schwebt 
auf  ein  rechts  stehendes -Mädchen  zu;  hinter  ihm  steht  am 
Boden  ein  Kasten  und  ganz  links  ein  zweites  Mädchen. 
Schwarze  Figuren  zeigt  (24)  eine  kleine  Oinochoe,  auf  der 
Herakles  im  Chiton  und  mit  der  Löwenhaut  umgürtet,  ein 
Bein  aufstützend,  eine  grosse  Kithar  hält  und  der  Alhena 
gegenüber  steht.  —  Hier  füge  ich  noch  (25)  ein  Gewiss 
gleichen  Fundorts  hinzu ,  welches  ich  bei  Korinth  kaufte. 
Es  ist  eine  kleine  Lekythos  mit  sehr  flüchtigen  schwarzen 
Figuren.  Herakles,  zu  Boden  geworfen,  würgt  den  Löwen, 
der  mit  der  einen  Hintertatze  nach  dem  Haupte  des  Hel- 
den greift.  An  einem  Baume  im  Felde  sind  Mantel 
Schwert  Keule  und  yiorjvzog  aufgehängt.  Hinter  dem 
Löwen  sitzt  auf  einem  Klappstuhl  eine  Frau  (Athena), 
welche  die  Rechte  ausstreckt;  links  hinter  Herakles  steht 
Iolaos  mit  Chlamys  und  Schwert. 

Unter  den  Vasen,  die  Herr  Prof.  Rhusopulos  be- 
sitzt, ist  die  interessanteste  (26)  ein  aus  Korinth  stam- 
mender sogenannter  Aryballos  (Jahn  Taf.  II,  78)  ältester 
Kunstübung,  dessen  Verzierung  freilich  mit  Ausnahme 
eines  Kopfes  nur  ornamental  ist,  welcher  aber  durch  zehn 
darauf  geschriebene  Antillen  in  paläographischer  Hinsicht 
sich  neben  das  Dodwellsche  Gefäss  stellt.  Die  Veröffent- 
lichung des  Gefässes  steht  für  die  Annali  1861  bevor.  — 
In  Athen  selbst,  bei  dem  Bau  des  Hauses  des  Besitzers 
am  Abhang  des  Lykabettos,  ist  (27)  ein  kleiner  Nasitemo 
gefunden,  dessen  rothe  Malerei  eine  mit  erhobener  rechter 
Vordertatze  vor  einer  Stele  sitzende  Sphinx  darstellt,  den 
Todesdämon  neben  der  Grabesstele.  Ein  zweites  Gefäss 
gleicher  Form  (28)  mit  allerliebster  leichter  rother  Malerei, 
die  einen  kleinen  Knaben  auf  einem  gefleckten  Reh  reitend 
zeigt,  während  hinter  ihm  am  Boden  ein  Krug  steht, 
stammt  angeblich  von  Melos ;  doch  möchte  ich  wegen  der 
engen  Zusammengehörigkeit  der  Darstellung  mit  denjeni- 
gen zahlreicher  attischer  Gefässe  (Jahn  Einl.  S.  23  Anm.75. 
S.  218.  Ber.  der  sächs.  Ges.  1854  S.  243ff.),  sowie  wegen 
des  durchaus  verschiedenen  Charakters  sonstiger  melischer 
Vasenfunde  (Jahn  Einl.  S.  26)  das  zierliche  kleine  Gefäss 
für  attisch  halten.  Ueber  eine  angeblich  aus  Korinth  her- 
rührende Schale  (29)  im  Besitz  der  Frau  Koromeläs 
habe  ich  im  Bull.  1860S.  117f.  berichtet  und  brauche 
hier  um  so  weniger  auf  dieselbe  zurückzukommen,  da  eine 
Zeichnung  derselben  in  den  Annali  1861  mitgetheilt  wer- 
den wird.  Hier  bemerke  ich  nur  dass  sie  stylistisch  mit 
der  Framjoisvase  (die  ich  freilich  nur  aus  Abbildungen 
kenne)  und  verwandten  Monumenten  zusammengehört. 

Dem  Vernehmen  nach  besitzt  der  Arzt  Herr  Makküs 
(30)  eine  Schale,  deren  Iunenbild  genau  mit  der  Berliner 
Schale  des  Sosias  mit  Pulroklos  und  Achllleus  überein- 
stimmt, nur  dass  die  Namensbeischriften  fehlen,  während 
sie  aussen  mit  bakchischen  Figuren  verziert  ist.  Durch- 
zeichnungen  dieses  höchst  interessanten  Gefässes,  das  we- 
gen Abwesenheit  des  Besitzers  mir  leider  unzugänglich 
war,  sind  durch  die  Güte  des  Herrn  Prof.  Rhusopulos 
dem  Institut  in  Aussicht  gestellt.  Derselbe  machte  Conze 
und  mich  auch  auf  eine  Schale  aufmerksam,  die  wiederum 
dieselbe  Vorstellung  im  Innern  enthalte  aber  nicht  ganz 
frei  von  Verdacht  sei.  Im  Besitze  eines  K  u  nsthändlers 
in  der  Pl.'ika,  unweit  des  angeblichen  Prytaneions,  befindet 
sich  nämlich  (31)  eine  flache  Schale  ohne  Henkel,  die  mit 
ihrem  glänzend  schwarzen  Firniss  ohne  allen  Zweifel  antik 
ist.     Nach    aller   Analogie    antiker    Kunstübung   erwartet 


203* 


204* 


man  nun  die  Darstellung  in  der  rothen  Farbe  des  Thons 
ausgespart  zu  rinden.  Statt  dessen  aber  ist  auf  den  schon 
•refirnissten  und  gebrannten  Grund  mit  einer  gelblieh 
weissen  Deckfarbe  (wie  bei  den  Heroa  auf  den  Rückseiten 
unteritalischer  Vasen)  jene  Composition  der  Berliner  Schale 
gemalt  und  zwar  so  dass  die  Figuren,  wie  diejenigen  tu 
den  schon  bezeichneten  Heroa ,  ganz  mit  derselben  Farbe 
ausgefüllt,  nicht  bloss  in  Umrissen  gezeichnet  sind.  Die 
Innenlinien  sind  mit  einer  hellen,  etwas  rotheren  Farbe 
gezogen ,  zum  Theil  mit  anerkennenswerther  Sicherheit, 
zum  Theil  aber  auch  ohne  die  gehörige  Sorgfalt;  nament- 
lich ist  die  Zickzacklinie  am  Rande  des  Untergewandes 
nachlässig  gezeichnet,  und  die  flüchtig  gezogenen  geraden 
Linien  der  Falten  treffen  nicht  immer  den  gehörigen  Punkt 
des  Zickzacks.  Dies  stimmt  durchaus  nicht  zu  der  son- 
stigen Strenge  der  Zeichnung,  mit  der  auch  die  Buch- 
stabenformen   ^CN-XoqTAT  uud   4-VJ-/'EV<  (l 

halb  verwischt)  wohl  übereinstimmen.  Noch  unverträg- 
licher mit  derselben  sind  aber  die  Einfassungen  des  Bildes, 
um  das  sich  zunächst  statt  etwa  eines  Maianders  eine  Borte 

folgenden  Musters  /^S£>oS2>oS2>  j  weisslich  und  gelb- 
lich gemalt,  herumzieht;  der  Raum  zwischen  dem  so  ein- 
gefassten  Rundbild  und  dem  Rande  ist  wider  alle  Analogie 
noch  einmal  verziert  durch  einen  mit  derjenigen  rothen 
Farbe,  welche  bei  schwarzfigurigen  Vasen  aufgesetzt  zu 
werden  pflegt,  gemalten  Kranz  von  einer  ebenfalls  in  un- 
teritalischen   Vasen   eher   als   in   griechischen    (wenigstens 


einmal 


dieses  Styls)  gebräuchlichen  Form 

geht  die  rothe  Farbe  unbekümmert  durch  eine  Schramme 
im  Firniss  hin.  Alle  diese  Incongruenzen  und  Auffällig- 
keiten, sowie  die  Abnormität  der  Technik  machen  es  mir 
nicht  zweifelhaft,  dass  hier  auf  einem  antiken  Gefäss  mo- 
derne Malereien  angebracht  sind,  und  zwar  wie  es  scheint, 
nicht  ohne  Einfluss  unteritalischer  Vasen.  Da  ich  nun 
kaum  glaube  dass  diese  Fälschung  in  Athen  ausgeführt 
sei  und  auch  von  einem  Kunstverkehr  zwischen  Athen 
und  Neapel  gehört  habe,  scheint  es  mir  doppelt  geboten 
.lie  mehrfach  erwähnten  Vasen  unteritalischer  Kunstart 
nicht  ohne  weitere  Gewähr  als  Erzeugnisse  des  griechi- 
schen Bodens  hinzunehmen.  —  Bei  demselben  Kunst- 
händler befand  sich  auch  noch  (32)  eine  tiefe  Schale 
f-Kotyle'  Jahn  Taf.  I,  10)  mit  schwarzen  Figuren.  He- 
rakles mit  der  Löwenhaut  angethan,  die  auch  über  den 
Kopf  gezogen  ist,  steht  rechtshin  gewendet  auf  einem  mit 
Maiandern  verzierten  Bathron  und  spielt  Kithar;  neben 
ihm  auf  der  Stufe  stehen  zwei  reiherartige  Vögel.    Rechts 


sitzt  auf  einem  mehr  hohen  als  breiten  Block  Hermes  mit 
langem  Stab  und  Flügeln  am  Hut,  links  in  entsprechen- 
der Stellung  Atliena.  Die  Rückseite  zeigt  dieselbe  Vor- 
stellung wiederholt,  nur  fehlt  die  Maianderverzierung  des 
Bathron  und  einer  der  beiden  Vögel. 

Wir  sehen  also  selbst  in  einer  so  geringen  Anzahl 
von  Vasen,  wie  es  die  angeführten  sind  —  und  ich  habe 
dieselben  nicht  planmässig  gesammelt,  sondern  nur  notirt 
was  mir  zufällig  vorkam  —  alle  Gattungen  und  Perioden 
der  Keramographie  vertreten,  von  den  Gefässen  unbehol- 
fener Form  uud  ältester  Malerei  auf  gelbem  Grunde  (1. 
13.  26)  beginnend;  weiter  finden  wir  ein  erlesenes  Exem- 
plar des  Uebergangsstyls  (29),  zahlreiche  Vasen  mit 
schwarzen  Figuren  (2.  11.  14.  15.  16.  24.  25.  32),  auch  auf 
weissem  Grunde  (9.  10)  und  in  manirirter  Weise  (3);  so- 
dann Monochrome  auf  weissem  Grunde  (4.  21),  endlich 
Vasen  mit  rothen  Figuren  ,  theils  strengen  Styles  (30  vgl. 
auch  die  Prellersche  Doppelscheibe),  theils  von  frei  ent- 
wickelter Anmuth  (5.  6.  17.  18  22.  27.  28)  bis  zur  Flüch- 
tigkeit (7)  und  zur  Annäherung  an  den  Verfall  unterita- 
lischer Kerameutik  (12.  23);  auch  ein  Reliefgefäss  fanden 
wir  (20)  und  es  fehlte  sogar  auch  eine  Fälschung  nicht 
(31).  Weniger  reich  ist  die  Verschiedenheit  der  Formen, 
unter  denen  die  kleineren  vorwiegen;  doch  zeigen  zahl- 
reiche Scherben  dass  es  auch  an  grossen  Exemplaren  nicht 
mangelte,  und  würde  in  Griechenland  mit  gleicher  Um- 
und  Vorsicht  ausgegraben  und  mit  gleichem  Eifer  restau- 
rirt  wie  in  Italien,  so  würden  die  grossen  Vasen  dort  so 
wenig  mangeln  wie  hier1).  Stylistisch  betrachtet  aber  schei- 
nen mir  die  in  Griechenland  gefundenen  Vasen  von  dem 
Gros  der  in  Etrurien  Campanien  und  Sicilieu  gefundenen 
durchaus  nicht  speeifisch  verschieden,  und  finden  sich 
etwa  in  Attika  mehr  besonders  zierliche  und  anmuthige 
Gefässe  —  die  übrigens  ja  anderswo,  in  Nola  z.  B.  und 
auch  in  Etrurien  keinesweges  mangeln  —  so  möge  man 
doch  auch  bedenken,  dass  der  Geschmack  der  Käufer  in 
Attika  von  dem  der  Etrusker  aller  Wahrscheinlichkeit 
nach  sehr  verschieden  war  und  in  dieser  Richtung  ent- 
scheidend mitwirkte. 

Rom  im  November  1860.  Ad.  Michaelis. 

')  Diese  Annahme  scheint  bedenklich.  Es  ist  seit  mehr  als 
fünfzig  Jahren  in  Attika  offen  und  heimlich  doch  recht  viel  gegraben 
worden,  und  was  in  Folge  dessen  an  Thongefässen  in  und  ausser 
Griechenland  zum  Vorschein  gekommen  isl,  hat  meines  Wissens  noch 
kein  einziges  Thnngcfäss,  ganz  oder  in  Scherben,  geliefert,  welches 
den  grossen  Amphoren  und  Ilydrien  etruskischer  Kunde  vergleichbar 
wäre.  Vgl.  meinen  Aufsatz  zur  Revision  der  Vasenkunde  (Denkm. 
u.  F.  1855)  S.  102.  E.  a. 


IV.     Neue    »Schriften. 


.1  \ni;i;icnp.K  des  Vereins  von  Altcrthumsfreunden  im  Rhein- 
lande.    XXIX  und  XXX.     Jahrgang  XV.     Drei  Tafeln. 
307  Seiten.     Bonn  1860. 
Enthalten   unter   andern    wie    folgt:     Denkmäler.    Die  Dea 
\rduirina   s.  05IT.   (Brown).     Diana   von   Bertrich   S.  78ff.  (0.  Jahn). 
Epigraphische  Aualekten  S.  SU  IT.  230  ff.  ( J.  Fretidenberg).    Kapaneus 
S.  II*.'  IT    {F.  O   Welcher).     Eine  griechische  und  römische  Inschrift 
i  . 1 1 1 1  S.  117  IT.  (F.  Fiedler).    Bereutes  Saxanus  s.  1 22  ff.  (Broun). 
Komische   Meilensteines.  134  fT.  (C.  ttellermaiin).     Bronzelampe,  ein 
Gräberfand    vom    Niederrhein   S.  112  IT.  (BerjrafA).      Beiträge    zur 
rheinlandisehen  Inschriftenkunde  S.  145 ff.  (J.  Becher).     Kronzevase 
aus   ilei    Sammlung  des   Grafen   Caylus   S.  ISilT.   (Hiiiun).    Her  Ilauli 
der  Proserpina    S.  103  IT    [  P.  st.  Kuntzeler).     Neue    römische    In- 


schriften vom  Kupcrtsbergc  bei  Bingen  S.  205  IT.  (E  Schmidt).  Nic- 
derrheinische  Funde  S.  224  ff.  (E  aw'm  U'eerthK  —  Litt  erat  ur. 
Neue  Beiträge  zur  alten  Geschichte  und  Geographie  der  Rheinlands 
von  J.  Schneider  S.  23 4 ff.  {F.  Fiedler),  lieber  Trajans  steinerne 
Donaubrücke  und  die  britannischen  Auxiliarlrupprn  in  den  römischen 
Donauländern  von  J.  Atchhach  S.  2S6  [Freudenberg).  —  Miscellen. 
Adnainatiis  S- 263 ;  Joppilrr  eiihiiinatus  S.  201  f. ;  Fund  in  England 
s.  265  (Braun).  Der  Verkauf  der  Houbenschen  Sammlung  S.  265  ff, 
{Fiedler).  Funde  auf  dein  Hundsrucken  S.  270  f.  {Freudenberg). 
Die  Alterthümer  aus  Rheinznbern  S.  271  ff.  (Braun).  Verzeichnis« 
einiger  aller  llöuieriiiönzeii  S.  270  IT.  (Krusc/i)  Kunde  zu  Sicver- 
nirh;  Steinsarg  zu  Kohlenz;  Wclckerstiftiing;  römisches  Einzclhad  hei 
Mayen  aufgefunden;  römische  Funde  in  Bonn  S.  270  IT.   (W.). 


Herausgegeben  von   /.'.   Gerhard. 


Druck  uud  Verlag  von   G.  Reimer. 


205* 


206* 


ARCHÄOLOGISCHER  ANZEIGER. 

Zur  Archäologischen  Zeitung,  Jahrgang  XVIII. 


JM  151.  152.  153. 


Juli  bis  September  1861. 


Wissenschaftliche   Vereine:    Berlin    (Archäologische  Gesellschaft).   —  Ausgrabungen:    Skulpturen  aus  Kyrene;    römische 
Inschriften  aus  Mainz;  helvetischer  Tumulus.    -    Museographisches:  Zum  belvederischen  Apoll.   —  Neue  Schriften. 


I.    Wissenschaftliche   Vereine. 


Berlin.  In  der  Sitzung  der  archäologischen 
Gesellschaft  vom  2.  Juli  d.  J.  ward  zuerst,  von  Seiten 
des  Vorstands  Herrn  Wittich  der  Dank  der  Gesellschaft 
für  die  von  ihm  gezeichnete  und  radirte  Abbildung  der 
Portlandvase  ausgesprochen,  welche  er  in  vierzig  Abdrücken 
zur  Vertheilung  für  die  Mitglieder  der  Gesellschaft  abge- 
geben hatte.  —  Dr.  Krüger  sprach  über  ein  in  dem  so- 
genannten codex  Pighianus  der  hiesigen  königlichen  Bi- 
bliothek überliefertes,  jetzt  in  der  Marcusbibliothek  zu 
Venedig  sich  befindendes  Sarkophagrelief,  dessen  Darstel- 
lung von  den  beiden  früheren  Herausgebern  Beger  (spicil. 
ant.  p.  146sqq.)  und  Montfaucon  (antiquite  expl.  I  p.  58 
pl.  XXIV)  auf  die  Erzählung  von  Kleobis  und  Biton 
bezogen  ist.  Abweichend  von  dieser  Erklärung,  welche 
der  Vortragende  durch  eine  genaue  Analyse  der  darge- 
stellten Handlung  als  völlig  unhaltbar  zu  erweisen  suchte, 
machte  derselbe  zunächst  aufmerksam  auf  die  völlige  Ueber- 
einstimmung  der  von  Beger  für  eine  Personifikation  der 
aeternitas  gehaltenen  Figur  mit  den  meisten  uns  über- 
kommenen Darstellungen  der  Eos  und  erkannte  sodann 
eine  Gegenüberstellung  der  abfahrenden,  ihren  Lauf  be- 
ginnenden Selene  und  der  an  ihrem  Ziele  im  fernen  Westen 
ankommenden  Eos.  Die  über  das  ganze  Bildwerk  ver- 
teilten Knabengestalten  wurden  hiebei  ungeachtet  des 
fehlenden  Flügelattributs  für  Eroten  erklärt,  als  Mittelpunkt 
der  Handlung  aber  ward  mit  Rücksicht  auf  das  nach  unten 
gekehrte  Gesicht  der  sehr  auffallend  horizontal  zur  An- 
schauung gebrachten  mittleren  Knaben  und  auf  den  nicht 
minder  auffällig  nach  der  Mitte  des  Bildes  zurückgewen- 
deten Blick  des  ein  Ross  der  Eos  haltenden  Knaben  die 
Erde  substituirt,  von  welcher  Eos  zurückgekehrt  sei,  auf 
welche  Selene  dagegen  im  Begriff  sei  sich  herabzulassen, 
um  wie  jene  dort  irdischer  Liebe  sich  zu  erfreuen.  Die 
beiden  mittleren  Eroten  dachte  sich  der  Vortragende  daher 
als  dem  Wagen  der  Selene  vorausschwebend  ,  während  er 
zugleich  durch  Vergleichung  eines  von  Gerhard  (Ant. 
Bildw.  39)  publicirten  und  auch  von  Jahn  (Archäol.  Bei- 
träge S.  56)  erklärten  Endymion -Reliefs  wahrscheinlich 
machte,  dass  Selene  wie  dort  auch  in  dem  vorliegenden 
Bildwerke  nubmtis  luihitu  dargestellt  und  die  ihr  feierlich 
mit  erhobenem  Blicke  und  brennenden  Fackeln  voraus- 
schreitende, matronenartige  Figur  eine  der  fironubae  sei, 
welche  nach  römischer  Sitte  die  Braut  aus  dem  elterlichen 
Hause  nach  demjenigen  des  Bräutigams  zu  begleiten  pfleg- 
ten. Die  Frau,  welche  Eos  und  ihre  Gefährten  am  Ziele 
empfängt,  wurde  versuchsweise  als  Theia  oder  Eury- 
phaessa  gedeutet,  aus  den  verhältnissmässig  sehr  geringen 
Dimensionen    aber   der    in    der  Mitte   des  Reliefs  sich  be- 


findenden Vorderansicht  eines  Tempels  gefolgert,  dass 
dieselbe  keinen  Bezug  auf  die  Handhing  habe,  vielmehr 
nach  Analogie  der  auf  Sarkophagen  nicht  ungewöhnlichen 
Andeutung  der  Grabesthür  nur  die  beiden  dargestellten 
Scenen  von  einander  scheiden  solle.  Durch  den  hiemit 
erörterten  Vortrag  ward  eine  mehrfache  Besprechung  jenes 
merkwürdigen  Bildwerks  hervorgerufen ,  bei  welcher  Herr 
Tölken  geneigt  war  in  den  am  Boden  liegenden  von  Beger 
und  Montfaucon  für  todt,  von  Hrn.  Krüger  für  schwebend 
erachteten  Knabengestalten  vielmehr  das  schlafende  Per- 
sonal einer  Incubation  zu  vermuthen,  wie  wir  aus  Tempeln 
Apolls  und  der  Hellgottheiten  sie  kennen.  Im  Allgemeiucn 
stellte  die  Unzulässigkeit  der  bisherigen  Deutung  sich 
heraus  ohne  dass  man  dem  neuesten  Erklärungsversuch 
leicht  sich  anschliessen  konnte;  zu  geschweigen  dass  selbst 
der  Gedanke  einer  heimkehrenden  Eos  auf  Widerspruch 
stiess,  lag  es  nahe  die  Schwierigkeiten  hervorzuheben 
welche  der  übliche  Kunstgebrauch  der  Marmorwerke  der 
Voraussetzung  flügelloser  Eroten  und  mancher  anderen 
vorgedachten  Annahme  entgegensetzt.  Jedenfalls  aber  ward 
zu  gründlicher  Würdigung  jenes  räthselhaffen  Kunstwerks 
eine  genauere  Prüfung  des  zu  Venedig  befindlichen,  un- 
terwärts wie  es  scheint  verletzten,  Originals  erforderlich 
befunden.  —  Von  Herrn  Gerhard  wurden  die  im  G.  Rei- 
merschen  Verlag  neuerschienenen  zwei  ersten  Lieferungen 
des  dritten  Theils  seiner  etruskischen  Spiegel  vorgelegt, 
in  welchem,  den  früheren  Bänden  ergänzungsweise  ent- 
sprechend, zuerst  die  Reihe  der  auf  dämonische  Lasen 
Dioskuren  und  Kabiren  bezüglichen  Darstellungen  vervoll- 
ständigt und  überdies  der  von  Tafel  XXXI  an  bisher  ver- 
misste  Text  fortgesetzt  ist.  Seinen  Erörterungen  über 
Anlage  und  Inhalt  dieses  Werks  schloss  der  Vortragende 
eine  Notiz  über  die  durch  Graf  Cnnestabile  bei  dessen 
neulichem  Besuch  in  Berlin  ihm  mitgetheilte  Spiegelzeich- 
iiung  von  Orpheus  und  Lynkeus  an;  es  ward  nicht  ver- 
hehlt dass  dieses  von  wenigen  und  schwachen  Inschrift - 
zügen  bezeichnete  Bild  nur  eine  Gruppe  der  Ficoronischen 
Cista,  nemlich  zwei  wasserschöpfende  Argonauten  darstelle, 
von  denen  der  angebliche  Orpheus  jeder  Andeutung  seines 
S.ängeramtes  entbehrt.  —  Von  dem  zweiten  diesjährigen 
Quartalheft  der  archäologischen  Zeitung  lagen  die  Blätter 
aus,  in  welchen  Otto  Jahn  Beschäftigungen  des  täglichen 
Lebens,  namentlich  des  Landbaus,  auf  Bildwerken,  und 
Ludwig  Preller,  dessen  früher  Tod  der  Wissenschaft  und 
seinen  Freunden  eine  kaum  zu  verschmerzende  Lücke 
schlägt,  mehrere  schätzbare  Miscellen  mythologischen  und 
epigraphischen  Inhalts  zurückgelassen  hat.  —  Herr  von 
Olfer»  gab  Nachricht  über  eine  von  Dr.  Emil  Hübner  aus 


207* 


208* 


Spanien  eingegangene  Sendung  von  Zeichnungen  antiker 
Marmorwerke,  auch  war  aus  Neapel  der  siebente  Jahrgang 
von  Minervinis  seit  längerer  Zeit  vermisstem  Bullettino 
archeologieo  Naj)olitauo  und  ein  erster  Band  der  von 
Fiorelli  gesammelten  Actenstücke  der  Ausgrabungen  von 
Pompeji  (Pompejauarum  antiquitatum  historia  Vol.  I.  Nea- 
poli  1860.  S.)  angekommen.  Aus  Mainz  hatte  Herr  Dr. 
Wittmann  Papierabdrücke  neuentdeckter  Inschriftsteine 
eingesandt.    Von  den  antiquarischen  Ergebnissen  römischer 


Eisenbahnbauten  hatte  man  Keuntniss  genommen;  eben 
hatte  auch  die  Nachricht  neuentdeckter  Skulpturen  aus 
dem  Aesculapstempel  zu  Kyrene  sich  verbreitet.  Ausserdem 
kam  die  Versetzung  der  Campanaschen  Sammlung,  theil- 
weise  nach  Russland,  grösstentheils  aber  nach  Frankreich, 
als  ein  Ereigniss  in  Rede ,  dessen  Wichtigkeit  den  monu- 
mentalen Alterthumsstudien  unfehlbar  zu  grösserer  Ver- 
breitung und  tieferer  Erkundung  gereichen  muss.  Die 
Gesellschaft  vertagte  sich  für  die  Sommermonate. 


II.    Ausgrabungen. 


1.     Skulpturen  aus  Kyrene. 

Der  altberühmte  Boden  von  Kyrene  ist  mehrfach  aus- 
gebeutet worden;  doch  war,  was  wir  aus  Pachos  Reise- 
werk 1S27  und  aus  den  Sendungen  französischer  Consuln 
an  pariser  Sammlungen  keimen,  nur  dem  Reichthum  dor- 
tigen Grüberschmuckes  entnommen.  Ein  neueres  glück- 
liches Unternehmen  brittischer  Marineoffiziere,  eines  Inge- 
nieurlieutenantsSiiuflt  und  des  Flottenlieutenants  Porcher,  hat 
nun  auch  dortige  Marmorwerke  ans  Licht  gezogen.  Einige 
nach  Malta  gesandte  eiste  Funde  gaben  Anlass  zu  weilerer 
Unterstützung  jener  Ausgrabungen  auf  Kosten  der  eng- 
lischen Regierung.  Schon  liegt,  wie  wir  aus  öffentlichen 
Blättern  vernehmen,  zur  Verschiffung  ans  brittische  Mu- 
seum eine  Anzahl  von  Statuen  bereit,  namentlich  eine 
kolossale  8  Fuss  hohe  Marmorstatue  des  Aesculap,  ein 
0  Fuss  hoher  Bacchus  und  eine  kleinere  Frauengestalt, 
deren  Gruppirung  mit  einem  von  ihr  bekämpften  Löwen 
am  Orte  aus  dein  sie  hervorging  kaum  anders  als  auf  die 
durch  gleichen  Kampf  berühmte  Heroine  gedeutet  werden 
kann,  von  welcher  die  Stadt  Kyrene  ihren  Namen  trug  '). 
Ausserdem  fand  man  zwölf  Köpfe  verschiedener  Grösse, 
darunter  einen  lebensgrossen  Minervenkopf  von  ausserordent- 
licher Schönheit  und  Vollendung.  Mit  alleiniger  Ausnahme 
der  Bacchusstatue,  die  in  einem  alleinstehenden  Tempel 
gefunden  worden  war,  wurden  alle  diese  Denkmäler  aus 
den  Ruinen  des  Aesculaptempels  zu  Tage  gefördert. 


2.     Römische  Inschriften  aus  Mainz. 

Zwei  neuerdings  entdeckte  Inschriften,  von  denen  Herr 
Dr.  Wittmann,  Direktor  des  mainzer  Alterthumsvereins, 
uns  Papierabdrücke  vergünstigt  hat,  mögen  hier  eine  Stelle 
rinden ,  um  thcils  die  reichen  epigraphischen  Funde  von 
Bingerbrück,  theils  die  römische  Vorzeit  der  Stadt  und 
Umgegend  von  Mainz  durch  neue  Beispiele  zu  bezeichnen. 

1.  Die  schon  früher  (oben  S.  128*)  von  uns  berühr- 
ten Funde  altrömischer  Inschrifi steine,  welche  auf  Anlass 
der  Eisenbahnbauten  bei  Bingerbrück  und  am  dort  gele- 
genen Rupertsberge  im  Sommer  des  vorigen  Jahres  sich 
ergaben,  haben  theils  eine  genauere  Kenntniss  der  in  den 
alten  Itinerarien  erwähnten  römischen  Strasse  von  Mainz 
nach  (Koblenz  herbeigeführt,  theils  manches  einzelne  schätz- 
bare Denkmal  geliefert.  Ihnen  ist  unter  andern  die  hie- 
nächst  folgende  Inschrift  angehörig. 

')  Wie  auch  Professor  Urlichs  in  Folge  der  obigen  iiherraseben- 
den  Kundnoliz  uns  brieflich  bemerkte.  Die  ersten  Berichterstatter 
hatten  von  einer  Diana  gesprochen. 


ANNAIVS • PRAVAI ■ F  ■  DAVERZVS 
MIL  •EXCOH-IIir  DELMATARVM 
ANN   XXXVI    •    STIPEND     •     XV 
H  •  S  •  E  •  H  •  P 

Professor  Mommsen  bemerkt  darüber:  'Die  Inschrift  ist 
bereits  mehrfach  gedruckt,  so  von  Rössel  in  den  period. 
Blättern  des  hist.  Vereins  für  beide  Hessen  und  Nassau 
1861  Nr.  15/16  und  von  J.  Becker  in  den  Mitth.  des 
Frankfurter  Vereins  No.  4  S.  263  und  im  Rhein.  Mus. 
N.  F.  16,296.  Die  Schrift  ist  schön  und  klar.  Ungefähr  am 
selben  Orte  fand  sich  nach  Rössel  und  Becker  a.  a.  O.  der 
Stein  eines  anderen  Soldaten  derselben  Cohorte:  Buto  Da- 
suntis  fü.  natio(ne)  Dlüo  mil.  ex  coli.  HU  Ddmuturum  am, 
XXXV  stipendior.  XVh.s.e.  H(eres)  po(siül).  Die  vierte 
Cohorte  der  Dalmater  stand  im  J.  104  in  Britannien;  diese 
Steine  scheinen  älter  und  die  Cohorte  also  von  Oberger- 
manien dorthin  gekommen  zu  sein.  Die  Völkerschaft  ist 
bekannt  (Mannert  VII,  292.  302) :  Hekataeos  (bei  Steph. 
von  Byzanz)  und  Appian  nennen  sie  Darser  oder  Darsier, 
Polybios  und  ihm  folgend  Livius  Daorscr,  Strabon  (VII, 
p.  315)  Uaorizer,  Ptolemaeos  (II,  17,  8)  Duursier,  Plinius 
(nach  den  Handschriften,  s.  Becker  a.  a.  O.)  und  ein  Mi- 
litärdiplom  Domitians  (Cardinali  IX)  Daverser;  die  hier 
vorkommende  Form  Davcrzvs  möchte  wohl  von  allen  die 
ursprünglichste  sein.  Ebenso  kommen  die  üitiones,  eine 
paunonische,  aber  zu  Dalmatien  geschlagene  Völkerschaft 
mehrmals  vor  (Strab.  VII  p.  314;  Plin.  h.  n.  III,  22,  142; 
Ptolem.  II,  17,  8).  Man  wird  vielleicht  sogar  die  Dal- 
malae  Uivillenses  (Ditienses)  damit  in  Verbindung  zu  brin- 
gen haben.' 

Den  vorstehenden  Bemerkungen  Professor  Mommsens 
fügen  wir  aus  einem  schätzbaren  Aufsatz  des  Dr.  Rössel 
in  den  vorgedachten  periodischen  Blättern  noch  die  nach- 
folgenden Notizen  hinzu.  'Der  letzte  Inschriftfund  von 
Bedeutung,  besonders  interessant  durch  die  Wohlerhnlten- 
heit  der  lebensgrossen  Relieffigur  eines  leicht  bewaffneten 
römischen  Kriegers  in  nischenartiger  Einfassung,  erfolgte 
am  11.  September  v.  J.  Der  ganze  Stein  mit  Nische  ist 
6  Fuss  3  Zoll  lang,  2  Fuss  6  Zoll  breit  und  9  Zoll  stark; 
auf  den  Schmalseiten  sind  2  Fuss  4  Zoll  hohe  Relieffigu- 
ren ausgemeisselt;  der  untere  stielartige  Fortsatz  des  Mo- 
numents ist  1  Fuss  5  Zoll  lang,  6  Zoll  hoch  und  7  Zoll 
dick;  mit  diesem  Fuss  steckte  es  in  einem  sargähnlich 
ausgehöhlten  Trog  von  Tuffstein,  der  diesen  Fuss  anfallen 
Seiten  umschloss  und  auf  dem  daher  das  Monument  in 
seiner  ursprünglichen  Aul'rechtstelhing  geruht  haben  mochte. 
Dir  Stein  halte  9  Fuss  hoch  über  der  Schienenkante, 
15  Fuss  unter  der  bisherigen  Oberfläche  und  2  Fuss  3  Zoll 
seitwärts  von  der  Schiene  gelegen'. 

2.     Der    nächstfolgende  Stein   wurde,    wie   Herr  Dr. 


209* 


210* 


Wittmann  berichtet,  bei  der  Fundamentirung  eines  Hauses 
auf  der  sogenannten  Mitternacht,  einem  freien  Platze,  in 
Mainz  gefunden  und  in  das  Museum  des  Vereins  zur  Er- 
forschung rheinischer  Geschichte  und  Alterthiimer  gebracht. 
Die  Fundstelle  liegt  ganz  in  der  Nähe  und  in  der  Rich- 
tung des  Aufgangs  zu  der  ehemaligen  steinernen  Brücke 
in  Mainz,  über  deren  noch  im  Strom  liegeude  Ueberreste, 
wie  über  deren  nicht  auf  die  Römerzeit  sondern  auf  die 
Zeit  Karls  des  Grossen  hinaufreichendes  Alter  Herr  Witt- 
mann in  der  Zeitschrift  des  Vereins  zur  Erforschung  rhein. 
Geschichte  (Bd.  II  Heft  1  und  2)  gründlich  gehandelt  hat. 
Die  Inschrift  selbst,  über  welche  wir  Herrn  Mommsens 
Bemerkungen  geben,  lautet  folgendermassen. 

L    •    \A  L  E  R  I  V  S 

L  •  F  ■  VOL  •  GRA 

TVS •    BARNA 

EVS  ■  LVCA/G    AN 

X  I  I  X     h    s     E 

ST    t  l    AMI  CI 

OB  m  e  R  I  Tis 
'Der  gedruckt  mir  noch  nicht  vorgekommene  Stein  hat  ge- 
litten; es  ist  zu  wünschen,  dass  diese  nach  einem  Papier- 
abklatsch genommene  Copie  mit  dem  Original  verglichen 
werde,  doch  ist  sie  im  Wesentlichen  sicher.  Wahrschein- 
lich ist  dies  der  Grabstein  eines  Legionsrekruten,  da  er 
die  Fassung  der  Legionargrabschrifteu  hat,  aber  die  Sti- 
pendien nicht  nennt  und  das  Alter  des  Verstorbenen  auf 
18  Jahre  angegeben  wird.  Lucus  Augusti,  Luc  en  Die 
in  der  Provence,  begegnet  mehrfach  in  den  obergermani- 
schen Soldateninschriften  als  Heimathsort  von  Soldaten 
der  daselbst  statiouirenden  Legionen.  Ob  meritis  ist  ein 
nicht  seltener  Solöcismus;  vgl.  z.B.  die  Inschrift  aus  re- 
publikanischer Zeit  Fabrett.  70,41 :  ob  fidelitate  et  ofieeis' '). 

J)  Ein  neues  Heft  der  Frankfurter  Mittheilungen  bringt  einen 
Abdruck  dieser  Inschrift  mit  einigen  Bemerkungen  dazu  von  Hrn. 
Becker.  Jener  weicht  von  meiner  Lesung  darin  ab,  dass  Z.  6  a.  E.  I 
und  Z.  7.  a.  E.  I  bei  Becker  fehlen,  wogegen  er  in  einer  achten  Zeile 
schwache  Spuren  eines  S  zu  erkennen  meint.  Ich  kann  indess  nach 
wiederholter  Prüfung  des  Abdrucks  nur  bei  meiner  obigen  Lesung 
beharren:    jene  Buchslaben    sind  vorhanden    und   die  letzte  Zeile  ist 


3.     Helvetischer  Tumulus. 

Von  Herrn  Troyon  zu  Lausanne,  dem  unermüdlichen 
Forscher  im  Gebiete  helvetischer  Urzeit,  erhielten  wir 
briefliche  Mittheilnng  über  einen  von  ihm  eröffneten  Tu- 
mulus in  der  Nähe  von  Bafflour  ')  (Canton  de  Vaud). 
Dieser  Tumulus  war  von  elliptischer  Form,  6  Fuss  hoch 
und  auf  einer  Unterlage  gehäufter  Steine  aus  Erdmassen 
aufgehäuft.  Seinem  Inhalte  nach  schien  er  der  helvetischen 
Eisenzeit,  demjenigen  Zeitalter  anzugehören,  welches  der 
römischen  Besetzung  Helvetiens  unmittelbar  voranging. 
Im  Mittelpunkt  des  Grabhügels  fand  sich  das  Aschen - 
gefäss  aus  grobem  Thon ;  mit  dem  Todten  zugleich  waren 
Thiere  geopfert  worden,  wie  aus  zerstreuten  Knochen  her- 
vorging. Man  fand  aber  auch  die  Ueberreste  drei  ge- 
waltsam zerstörter  Menschengerippe,  welche  nicht,  wie  in 
Cäsars  Bericht ,  auf  dem  Scheiterhaufen  selbst  verbrannt, 
sondern  in  dessen  Nähe  geopfert  sein  mussten.  Sonstige 
Fundgegenstände  waren  auffallend  zerstreut,  wie  dies  na- 
mentlich von  den  Fragmenten  einer  Metallscheibe  aus 
Bronze,  von  8  Zoll  im  Durchmesser  (der  in  Troyons  Ha- 
bitations  lacustres  pl.  XVH  Fig.  21  gezeichneten  ähnlich), 
und  von  zwei  nicht  ins  Feuer  gelangten  Ohrgehängen, 
und  zwar  aus  Holz,  bemerkt  wird,  welche  1U  Fuss  entfernt 
von  einander  gefunden  wurden.  Ohne  Zweifel  wird  der 
Bericht  dieser  merkwürdigen  Ausgrabung  anderwärts  noch 
ausführlicher  erscheinen  als  wir  ihn  hier  zu  geben  im 
Stande  sind. 

leer.  Seltsam  ist  es,  dass  der  Herausgeber  an  Barnaevs  Anstoss 
genommen  hat  und  darin  bald  einen  romanisirten  gallischen  Namen, 
bald  gar  den  Stand  oder  Beruf  des  Verstorbenen  sucht:  bekanntlich 
ist  es  ein  oft  vorkommendes  Cognomen  syrischen  Ursprungs,  über  das 
es  genügt  auf  Papes  Onomastikon  und  meinen  Index  zu  den 
I.  N.  zu  verweisen  und  von  dem  erst  kürzlich  Bitschi  (de  deck  Lat. 
recond.  p.  12.  21)  bei  Gelegenheil  der  seltsamen  Nebenform  Barnaes 
Beispiele  zusammengestellt  hat.  Wie  häufig  auch  bei  niedrig  Gebo- 
renen doppelte  Cognomina,  namentlich  ein  ursprünglich  römisches  mit 
einem   fremdartigen  zusammen,  gefunden  werden,  bedarf  keiner  Belege. 

TA.   M. 
3)  Die  Schwierigkeit   der   Handschrift   lasst   diesen   Namen    uns 
unklar. 


III.    Museographisches. 


Zum  belvederischen  Apoll. 

Wer  hätte  gedacht,  dass  für  das  Verst'indniss  eines 
so  viel  besprochenen  Kunstwerks,  wie  der  helvcderische 
Apoll  eines  ist,  so  viel  neue  Anknüpfungspunkte  sich  noch 
auffinden  könnten  wie  die  durch  Slephani  bekannt  ge- 
wordene ähnliche  Erzfigur  des  Grafen  Stroganoff ')  sie 
gewährt.  Die  artistisch  und  litterarisch  gleich  würdige 
Ausstattung,  mit  welcher  der  petersburger  Archäolog  jene 
bisher  versteckte  Bronze  ans  Licht  gestellt  hat,  versetzt 
uns  bei  erster  Kenntnissnahme  desselben  bald  in  die  ganze 
Geschichte  der  Auslegungen  des  belvederischen  Marmors 
zurück  und  führt  uns  dann  wiederum  in  der  neueröff- 
neten Parallele  beider  Statuen  neue  Momente  ihrer  Er- 
klärung entgegen,  denen  dies  archäologische  Anzeigeblatt 
sich    um    so  weniger    entziehen    darf,    als    nun   auch  von 

')  Apollon  Boedromios  u.  s.  w.  erläutert  von  L.  Stephani.  St. 
Petersburg  18ft0.  fol.     Vgl.  Arch.  Anz.  oben  S.  120*.  151'. 


Wieseler  ')   derselbe  Gegenstand  in  gelehrter  Ausführlich- 
keit weiter  behandelt  worden  ist. 

Es  hat  öfters  Befremden  erregt,  dass  vom  belvede- 
rischen Apoll  wenig  oder  gar  keine  Repliken  vorhanden 
sind;  man  hat  diesen  Umstand  wol  auch  benutzt,  um  den 
griechischen  Ursprung  jenes  berühmten  Kunstwerks  zu 
bestreiten.  Im  Handbuch  der  Archäologie  (§.  361,1)  weiss 
Müller  zwar  von  einer  in  Griechenland  selbst  angeblich 
bei  Argos  gefundenen,  dem  belvederischen  Apoll  ganz  ähn- 
lichen, von  Pouqueville  erwähnten  Bronze;  sie  war  aber 
spurlos  verloren  gegangen.  Jetzt  wird  dies  Werk  wieder- 
erkannt in  der  von  Stephani  herausgegebenen  Erzfigur  des 
Grafen  Stroganoff.  Die  gedachte  Bronze  war  um  das  Jahr 
1818  in  Italien  von  Graf  Gregor  Orloff  gekauft,  dann  an 
einen  Fürsten  Dolgoruki  gekommen;    noch    früher  konnte 

')  Der  Apollon  Stroganoff  und  der  Apollon  vom  Belvedere.  Ar- 
chäologische Abhandlung  zum  Winckelmannsfest  von  F.  Wieseler. 
Göttingen   1860.  8.     Vgl.  Arcb.  Anz.  oben  S.  196*. 

* 


211' 


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sie  demselben  Dr.  L.  Frank  gehurt  haben,  bei  welchem 
Pouqueville  jene  Apollofigur  nebst  einem  Medusenhaupt 
und  noch  andern  Bronzen  gesehen  hatte.  Es  lässt  sich  der 
Ursprung  derselben  Bronze  vielleicht  noch  weiter  verfol- 
gen, und,  da  die  Bronzen  des  Dr.  Frank  ihm  von  Veli 
Pascha  geschenkt  worden  waren,  mit  Stephani  vermutheil, 
dass  sie  den  gleichfalls  aus  Epirus  herstammenden,  aller- 
dings schon  im  Jahre  1792  gefuudneu,  gegenwärtig  das 
brittische  Museum  schmückenden,  Bronzen  von  Paramvthia 
angehörten. 

Gewiss  ist  die  Stroganoffsche  Erztigur  vor  anderen  es 
werth,  dass  man  ihrem  Ursprung  so  sorgfältig  nachgeht; 
sie  ist  an  und  für  sich  ein  vorzügliches  Kunstwerk  und 
verheisst  neue  Belehrung  für  das  ihr  ähnliche  berühmte 
Marmorwerk  des  Vatikans.  Sind  beide  Statuen  einander 
nicht  durchaus  gleich,  so  lassen  sich  die  stylistischen  Ver- 
schiedenheiten zum  Theil  durch  die  Verschiedenheit  des 
Marmors  und  Erzes,  die  antiquarischen  sich  anderweitig 
erklären.  Die  Stroganoffsche  Erzrigur  hat  keinen  Köcher, 
dagegen  in  ihrer  Linken  (der  linke  Unterarm  des  vatika- 
nischen Marmors  ist  neu)  ein  leider  verstümmeltes  Attri- 
but gehalten  wird,  dessen  erhaltener  Theil  die  Falten  eines 
weichen  Thierfells  zu  erkennen  gibt.  Nach  Stephanis  An- 
nahme ist  es  ein  Ziegenfell  und  bildete  mit  dem  verloren 
gegangenen  Stück,  vermuthlich  demselben  Gorgohaupt, 
welches  Pouqueville  neben  dem  bronzenen  Apollo  des  Dr. 
Frank  sah,  die  furchtbare  Aegis,  deren  Gebrauch  laut  einer 
bekannten  Stelle  der  Ilias  Vater  Zeus  dann  und  wann  zum 
Schrecken  der  Völker   auch   dem  Apollo  gestattete. 

Ausgehend  von  diesem  so  erklärten  Attribut  hat  nun 
Stephani  sowohl  die  Stroganoffsche  Erzfigur  als  den  ihr 
entsprechenden  vatikanischen  Marmor  einer  neuen  durch- 
greifenden Betrachtung  unterworfen.  Nachdem  der  sta- 
tuarische Typus  des  belvederischen  Apoll  in  einer  vorzüg- 
lichen Erzfigur  griechischen  Ursprungs  uns  vorliegt,  kann 
man  nicht  umhin  dem  griechischen  Kunstwerk  weiter  nach- 
zuspüren welches  jenen  beiden  zum  Grunde  liegt.  Stephani 
bekämpft  ausführlich  die  bisher  allgemeine  Voraussetzung, 
dass  der  belvederische  Apoll  ein  Bogenspanner  sei;  er 
glaubt  die  uns  gleichfalls  bezeugte  Auffassung,  nach  wel- 
cher Apollo  ein  Kriegesgott,  ein  Angreifer  im  Sturm,  ein 
Boedromios  war,  in  dem  Urbild  der  beiden  Werke  voraus- 
setzen zu  dürfen,  von  denen  wir  reden.  Wieseler  ist  seiner 
Beweisführung  im  Ganzen  gefolgt,  so  jedoch,  dass  er  nicht 
sowohl  die  mythische  Anwendung  des  Gorgohauptes  als 
dessen  gemeinhin  übliche  abwehrende  Geltung  benutzt 
wünscht,  um  einen  Apoll  als  Apotropaios,  d.  i.  als  Ab- 
wehrer des  Unheils .  namentlich  der  von  Ares  gesandten 
bösen  Seuchen,  für  die  ursprüngliche  Idee  der  gedachten 
Statuen  zu  erkennen;  die  zu  Athen  vor  dem  Tempel  des 
delisehen  Apollon  Patroos  aufgestellte  Statue  des  Leochares 
scheint  ihm  nach  Styl  und  Darstellung  dem  vermuthlichen 
Original  des  belvederischen  Apoll  am  meisten  zu  ent- 
spri  eben. 

Eine  dritte  Ansicht  über  diesen  Gegenstand  hat  durch 
die  verschiedene  Auffassung  des  räthselhaften  Attributs 
sich  ergeben,  welche  von  Seiten  des  Herzogs  von  Lnynus 
gerade  noch  zu  rechter  Zeit  ins  Publikum  gelangte,  um 
für  den  Abschluss  von  Wieselers  Schrift  benutzt  zu  wei- 
den. Aus  brieflicher  Mittheilung  ward  es  bekannt,  dass 
jener  erfahrene  Kenner  antiker  Kunst  das  verstümmelte 
Fell  der  Stroganoffschen  Bronze,  statt  auf  ein  Gorgohaupt, 
vielmehr  auf  die  abgezogene  Haut  des  Silens  Marsyas 
deutete,  dessen  Züchtigung  in  verschiedenster,  zum  Theil 
recht  abschreckender,  Form  vom  kunstbildenden  Alterthnm 
zu  Ehren  des  Musengottes  benutzt  ward.  Wieseler  hat 
das  Mögliche  gethan,  um  auch  dieser  Vermuthung  gerecht 


zu  werden.     Indem  er  mit  grösserer  Zuversicht  als  wir  sie 
zu  theilen  wagen   von  einer  erneuten  Prüfung    der  Bronze 
entscheidende   Aufklärung    über    den  Sinn    des    fraglichen 
Attributs  verhofft,  ist  er  schliesslich  nicht  abgeneigt,  den 
Kriegsgott  sowohl   als  auch  den  Bogenschützen  Apoll  der 
eigenthümlichen     Darstellung     des    Musengottes     nachzu- 
setzen,   die   man  bei  Annahme  der  Marsyashaut  fortan  in 
den   beiden   fraglichen  Statuen    zu   erkennen  hätte.     Seine 
Aeusserung  hierüber   lautet  wie  folgt.     'Irre  ich  nicht,  so 
habe  ich  mit  einer  Sicherheit,  wie  sie  auf  diesem  Gebiete 
überall  nur  erreichbar  ist,  die  Möglichkeit  der  Beziehung 
der  Aegis    auf  den    Apollon  Apotropaios   dargethan.     Ich 
darf  aber  nicht  in  Abrede  stellen,   dass   die  Exuvien  vom 
Marsvas   ein    an    sich   viel   eher   anzunehmendes  und  auch 
viel   klareres  Attribut   sein    würden.     Weiter:     der  Wider- 
willen gegen  die  Voraussetzung,  dass  ein  Apollon,  wie  der 
vom   Belvedere,  mit  den  Exuvien  vom  Marsyas  zu  denken 
sei,    muss   um    so  geringer  werden,   je  mehr  Wahrschein- 
lichkeit man   dem  Umstände  einräumt,   dass   der  Künstler 
diesen  eben  als  widerwärtiges  Scheusal  gefasst  wissen  wollte'. 
Wem  das  Verständniss   des    belvederischen  Apoll  von 
Wichtigkeit  ist,  der  wird  gewiss  nicht  säumen,  die  beiden 
dahin  einschlagenden  gründlichen  Schriften  Stephanis  und 
Wieselers  selbst  zu  leseu.    Unser  Bericht  über  Entdeckung 
Erklärung   und   Ausbreitung   der   Stroganoffschen  Erzfigur 
kann    deshalb    kurz   sein;    er  könnte    bereits    für    beendet 
gelten,  wäre  es  nicht  augemessen  bei  der  Wichtigkeit  des 
Gegenstandes   zugleich  auch  den  Eindruck  zu  bezeichnen, 
den  die  von  uns  dargelegten  Notizen  und  Parallelen  unter 
den  Kunst-  und  Alterthumsfreuuden  unserer  Bekanntschaft 
hervorbrachten.  Antiquarische  Untersuchungen  von  so  eigen- 
thümlicher  Art  wie  die  oben  erörterten  rufen  die  kritische 
Zweifelsucht   unwillkürlich    hervor;    man   will  nicht  unge- 
straft seinen  belvederischen  Apoll  in  einen  Gott  des  Hand- 
gemenges der  Schlachten  oder  wol  gar  in  einen  Beschützer 
des  Schergenamtes   verwandelt   sehen.     Auf  Stephanis  Be- 
richt, die  Stroganoffsche  Erzfigur  sei  aus  Stücken  zusam- 
mengesetzt, ist  es  nicht  gauz  zu  verwundern,  wenn  irgend  ein 
Zweifler   der   alles   selbst  prüfen   will    erst   die  Ergänzung 
untersuchen    und    namentlich    über    den    linken   Arm    der 
Erzfigur  mit  seinem   räthselhaften  Attribut    sich    ein  selb- 
ständiges  Urtheil    verschaffen    möchte.     Einer   solchen   in 
unseren  Landen    nicht   zu  erfüllenden  Anmuthung  gegen- 
über müssen   wir   auf  Stephanis  Versicherung   an    die  Ge- 
nauigkeit der  Ergänzung   und  an  die  gleichmässige  Treff- 
lichkeit der  einzelnen  Theile  jener  Figur  vorerst  glauben. 
Ein  andrer  und  weitergreifender  Einwurf  begegnet  uns  in 
dem   Zweifel   an    der  vorausgesetzten   vollständigen  Ueber- 
cinstimmung    beider    Statuen.     Es    kann    uns    nicht  entge- 
hen dass,    wenn  wir    von  dem  so  überraschenden  als  un- 
gefähren  ersten   Eindruck   absehen,    aus   der   scheinbaren 
Gleichheit    beider  Figuren   denn   doch    Verschiedenheiten, 
welche  für  das  Verständniss  beider  keineswegs  unerheblich 
sind,    in    Stellung   Motiven   und  Beiwerk   sich   nachweisen 
lassen  — ,  wofür  es  statt  jedes  eingehenderen  Beweises  zu 
(ragen  genügt,  ob  die  berühmte  und  schlagende  Aehnlich- 
keit  des  belvederischen  Apoll  mit  der  Diana  von  Versailles 
auch    eben   so  leicht   auf  die   Stroganoffsche  Erzfigur  sich 
übertragen    lasse.       Den     Gedanken     völliger    Gleichheit 
beider  Figuren    hat  man  demnach  aufzugeben,    wird   alier 
ihren   Werth    darum    nicht    geringer   anschlagen,    weil    sie. 
vermutlilieh   in  zwiefacher  Weise,  selbständige  Nachbildung 
eines  und  desselben  vortrefflichen  Urbilds  der  besten  grie- 
chischen Kunst  uns  erhalten  haben,  auf  dessen  Erkundung 
und    Verständniss    die    Forschung    fortwährend    gerichtet 
bleibt.     Dass   dies   in  der  That   der  Fall  sei    erfahren  wir 
beim    \bschluss  dieser  Zeilen  durch  einen  soeben  uns  zu- 


213' 


214* 


gegangenen  Aufsatz,  der  wegen  seines  verwandten  Inhalts 
auf  die  Gefahr  einiger  Wiederholungen  gleich  hier  zu- 
nächst seine  Stelle  finden  mag.  E.  G. 


Durch  die  nachfolgenden  Bemerkungen  bezwecken  wir, 
ausgehend  von  einer  genaueren  Beschreibung  der  Stroga- 
noffschen  Erzfigur,  über  drei  durch  deren  Bekanntmachung 
angeregte  Fragen  uns  zu  verständigen.  Wir  fragen  nem- 
lich  erstens:  Was  lässt  sieb  für  die  Bedeutung  der  Bronze- 
statue des  Grafen  Stroganoff  feststellen?  Zweitens:  Sind 
wir  zu  völliger  Gleichsetzung  des  Stroganoffscben  Apoll 
mit  dem  belvederischen  berechtigt  und  was  ist  dessen  Be- 
deutung? Drittens:  Was  ist  von  dem  gemeinsamen  Urbild 
zu  halten? 

I.  Die  Stroganoffsche  Erzfigur  inisst  ohne  die  mo- 
derne Basis  0,6  eines  französischen  Meter;  sie  stellt  einen 
bis  auf  kurze,  über  die  linke  Schulter  fallende  Chlamys 
und  sehr  zierlich  ausgeführte  Sandalen  nackten  Apoll  dar, 
der  die  unverkennbarste  Aebnlichkeit  mit  der  vatikanischen 
Statue  hat;  doch  ist  die  Stellung  etwas  ruhiger  und  die 
Verhältnisse  sind  weniger  schlank.  Der  ganze  Körper  ist 
nach  der  linken  Seite  gewandt;  er  ruht  auf  dem  rechten 
Fuss,  während  der  linke  etwas  weiter  zurückstehende,  auf 
der  Fussspitze  ruhend  zum  Weiterschreiten  bereit  ist.  Die 
linke  Hand  ist  erhoben  aber  nicht  ganz  in  der  Richtung 
des  Kopfes,  sondern  etwas  mehr  nach  innen  gewandt;  auf 
ihr  räthselhaftes  Attribut  kommen  wir  bald  zurück.  Der 
rechte  Arm  hängt  nicht  in  natürlicher  Weise  schlaff  herab, 
sondern  ist  leise  erhoben;  die  Hand  ist  halbgeöffnet,  aber 
ohne  Attribut.  Der  Kopf,  dessen  lockiges  Haar  über  der 
Stirn  in  einen  Knauf  gebunden  erscheint,  ist  nach  linkshin 
gewandt;  der  Ausdruck  des  Gesichtes  scheint  Stolz  und 
Verachtung  kundzugeben.  Zu  bemerken  ist  ferner  ein 
schmales,  mit  Halbmonden  und  Punkten  oder  Sternen  zier- 
lich geschmücktes  Band,  das,  an  der  Spange  der  Chlamys 
beginnend,  ziemlich  eng  über  den  obern  Theil  der  Brust 
schräg  hinüberläuft. 

Nach  Stephanis  sorgfältigem  Bericht  war  diese  Sta- 
tuette beim  Guss  in  fünf  Theile  zerlegt;  das  Häuptstück 
ist  sehr  dünn,  dagegen  die  Extremitäten  stärker,  theil- 
weise  massiv  sind.  Seine  Aeusserung  hierüber  ist  beach- 
tenswert und  lautet  folgendermassen.  'Beim  Anlöthen 
ist  man,  wenigstens  was  die  Beine  betrifft,  mit  auffal- 
lender Nachlässigkeit  verfahren.  Keines  von  beiden  ist 
genau  so  angesetzt,  wie  es  in  der  Absicht  des  Künstlers 
lag.  Am  meisten  wird  die  Wirkung  des  Ganzen  dadurch 
beeinträchtigt,  dass  dabei  die  Spitze  der  linken  Ferse  am 
linken  Bein  um  ein  gutes  Stück  zu  weit  nach  innen  ge- 
wandt worden  ist'.  Die  Statuette  war  zerbrochen,  doch 
wird  uns  versichert,  dass  über  die  Richtigkeit  der  Ergän- 
zung kein  Zweifel  sein  könne,  welche  uns  nun  in  der 
massig  vorgestreckten  linken  Hand  den  Ueberrest  eines 
zusammengepressten,  oberwärts  in  Falten  ausgedehnten 
Stoffes,  etwa  eines  Felles  zu  erkennen  gibt.  Stepbani  ver- 
muthet,  dass  es  ein  der  Aegis  entsprechendes  Ziegenfell 
war,  von  welchem  nach  üblicher  Weise  das  Antlitz  der 
Gorgo  herabhing;  er  findet  diese  Vermuthung  durch  den 
Umstand  bestätigt,  dass  Pouqueville  (Voyage  IV,  10)  zu- 
gleich mit  der  Apollofigur  auch  ein  Medusenhaupt  er- 
wähnt, welches  seitdem  verloren  gegangen.  Die  seltene 
Verknüpfung  einer  Aegis  mit  dem  Apoll  rechtfertigt  er 
aus  der  Stelle  der  Ilias  (XV,  221  flf.),  laut  welcher  Apoll, 
von  Zeus  mit  der  Aegis  betraut,  das  Heer  der  Acliäer 
zurückschreckt.  Diese  Erklärung  ist  sehr  ansprechend. 
•Sobald  jenes  Fragment  in  der  linken  Hand  des  Gottes  auf 
nichts  andres  als  die  Aegis  gedeutet   werden  kann,   wird 


auch  ein  andres  Motiv  der  Statuette  kaum  denkbar  sein. 
Auch  thut  es  der  Deutung  Stephanis  keinen  Eintrag,  dass 
Homer  die  Heftigkeit  in  der  Bewegung  schön  veranschau- 
lichend den  Gott  die  Aegis  mit  beiden  vorgestreckten 
Händen  (iv  ytlfitaatv  l'/(i)t)  schütteln  lässt.  Dies  durfte 
und  musste  der  Künstler  ebenso  wie  das  gewaltige  dro- 
hende Schreien  des  Gottes  im  Interesse  der  plastischen 
Kunst  ändern.  Aber  einige  andre  Bedenken  lassen  sich 
nicht  unterdrücken.  Stephani  glaubt  in  der  Bewegung  eine 
dreifache  Richtung  wahrzunehmen,  die  sich  nur  daraus 
erklären  lasse,  dass  der  Gott  sich  einer  langen  Schlacht- 
reibe gegenüber  befinde.  Bisher  soll  er  die  Feinde  vor 
sich  mit  der  Aegis  geschreckt  haben,  jetzt  dicht  an  der 
Schlachtreihe  angekommen  hastig  den  Schritt  hemmen, 
sich  nach  linkshin  wenden,  um  die  dort  befindlichen  Feinde 
zu  bedrohen,  und  gleichzeitig  schon  im  Begriff  sein  nach 
rechts  hin  zu  schreiten,  um  sich  gegen  die  Feinde  am 
äussersten  Ende  rechts  zu  wenden ,  welche  die  Wirkung 
der  Aegis  gleichfalls  noch  nicht  empfunden  haben.  Diese 
dreifache  Richtung  der  Bewegung  zugleich  zu  erkennen, 
ist  vielleicht  nicht  jedem  Beschauer  gegeben.  Der  Gott 
scheint  einfach  vorüberzuschreiten  und  im  Vor'überschrei- 
ten  nach  der  linken  Seite  gewandt  etwas  vorzuzeigen.  Dies 
Vorüberschreiten  stimmt  aber  wenig  zu  dem  bezeichneten 
Momente  der  Ilias;  man  müsste  also  eine  weitere  Modi- 
fication  des  Künstlers  annehmen,  deren  Grund  hier  nicht 
ganz  deutlich  ist,  etwa  eine  blosse  Erscheinung  des  Gottes, 
dessen  Vorüberschreiten  genügt,  um  durch  sein  vorgezeig- 
tes Panier  die  Achäer  zu  schrecken. 

Ferner  bleibt  das  Band  über  der  Brust  des  Gottes 
nicht  völlig  ohne  Bedenken.  Stephani  und  Wieseler  glau- 
ben, es  lasse  sich  durchaus  nicht  entscheiden,  ob  es  ein 
Leier-  oder  Köcherband  sei;  aber  nach  dem  zierlichen 
Schmuck  und  der  geringen  Breite  desselben  wird  man  be- 
rechtigt sein  zunächst  an  ein  Leierband,  wie  bei  andern 
bekannten  Apollostatuen  (z. B.  Müllers  Denkm.  II,  12, 132),  zu 
denken.  Und  selbst  wenn  jenes  Band  für  ein  Köcherband 
gelten  könnte,  würde  diese  auf  Bogen  und  Pfeil  hindeu- 
tende Abbreviatur  für  den  Aegistragenden  Gott  ohne  ver- 
ständliche Beziehung  sein.  Schwierigkeiten  dieser  Art 
werden  aufgehoben  durch  die  ansprechende  Vermuthung 
des  Duc  de  Luynes,  das  Attribut  in  der  linken  Hand 
des  Gottes  sei  das  Fell  des  Marsyas  gewesen.  Schon 
Wieseler,  der  dies  mittheilt  und  ähnliche  Darstellungen 
ausführlich  nachweist,  hat  geltend  gemacht,  dass  die  flüch- 
tige Notiz  Pouqucvilles  für  die  Entscheidung  nicht  mass- 
gebend sein  kann;  denn  wenn  Pouqueville  nicht  einmal 
gemerkt  haben  solle,  dass  die  tete  de  Gorgonc  zu  der 
Statuette  gehört,  so  könne  man  ihm  auch  zutrauen,  einen 
Marsyaskopf  für   ein  Gorgoneion  gehalten  zu  haben. 

II.  Hiermit  können  wir  uns  zur  zweiten  Frage  wen- 
den, ob  die  Erklärung  der  Stroganoffscben  Statuette  für 
den  belvederischen  Apoll  schlechthin  massgebend  sei. 
Bei  Deutung  einer  jeden  Statue  wird  man  berechtigt 
sein  zunächst  von  ihrer  eignen  Stellung  und  von  den  an 
ihr  selbst  erhaltenen  Attributen  auszugehen.  Finden  sich 
Repliken  mit  andern  Attributen,  so  wird  man  für  das  ge- 
meinschaftliche Urbild  dasjenige  Attribut  voraussetzen  müs- 
sen, welches  die  den  verschiedenen  Repliken  gemeinsame 
Bildung  am  befriedigendsten  erklärt;  Vermöge  dieser  Voraus- 
setzung wird  man  bei  der  vatikanischen  Statue  zunächst 
von  dem  erhaltenen  Attribut  eines  geöffneten  Köchers  aus- 
gehen dürfen,  dessen  oberer  Theil  nach  Brunns  eigens 
dafür  neu  angestellter  Prüfung  unzweifelhaft  alt  ist.  Wenn 
ein  Apoll  einen  geöffneten  Köcher  trägt,  so  wird  man  je 
nach  der  Stellung  zunächst  zu  der  Annahme  geführt,  er 
habe  eben  einen  Pfeil   entsandt  oder  wolle  ihn  entsenden. 


215' 


21 6 : 


Für  den  belveJerischen  Apoll  ist  jene  erstere  Auffassung 
bekanntlich  die  vorhersehende.  Der  Gott  soll  eben  den 
Pfeil  entsandt,  den  Gegner  getödtet  haben  und  noch  mit 
dem  Auge  auf  ihn  gerichtet,  den  Arm  fast  noch  völlig  in 
der  Schusslage,  in  stolzer  Siegesfreude  von  dannen  schrei- 
ten. Dass  man  diese  Annahme  aufgeben  muss,  hat  schon 
Feuerbach  gezeigt  und  Stephani  von  neuem  in  ausführ- 
licher Analyse,  mit  Beifügung  von  Abbildungen  der  ver- 
schiedenen Schusslagen,  schlagend  dargethan.  Aus  der 
festen  Stellum,'  in  dem  Moment  des  Abdriickens  in  die 
Stellung  der  Füsse,  wie  sie  die  Statue  zeigt,  überzugehen, 
darf,  wenn  sich  nicht  zugleich  auch  die  Wendung  des 
Oberkörpers  ändert,  Tür  unmöglich  gelten. 

Es  hat  deshalb  Feuerbach  zu  erweisen  gesucht,  der 
Gott  sei  in  dem  Augenblick  dargestellt,  in  welchem  er  den 
Pfeil  absenden  werde,  oder  sich  wenigstens  den  Schein 
gebe,  als  wolle  er  dies  thun.  Auch  diese  Auffassung  soll 
nach  Stephani  durchaus  unmöglich  sein,  man  könne  un- 
möglich hastig  vorwiirts  schreiten  und  zugleich  mit  dem 
Bogen  schiessen.  Aber  dies  liegt  ja  auch  nicht  nothweii- 
dig  in  jener  Auffassung.  Der  Gott  schreitet  nicht  hastig, 
sondern  langsam  und  majestätisch  daher,  er  hemmt  weder 
plötzlich  den  Schritt,  noch  soll  er  noch  während  des 
Schreitens  schiessen,  sondern  während  des  Vorüberwan- 
delns  erhebt  er  langsam  und  allmählich  den  linken  Arm  mit 
dem  Bogen  fast  bis  in  die  Höhe  der  Schusslage  und  ebenso 
allmählich  und  langsam  scheint  er  die  rechte  Hand  zu  be- 
wegen ,  als  ob  sie  einen  Pfeil  aus  dem  geöffneten  Köcher 
nehmen  wolle. 

Hier  können  wir  uns  nun  erneuter  Betrachtung  der 
wenn  auch  noch  so  bekannten  Statue,  um  uns  ihre  Stel- 
lung und  Erhaltung  zu  vergegenwärtigen,  nicht  entziehen. 
Wie  oben  bemerkt,  ist  die  Stellung  dieselbe  wie  bei  der 
Statuette  Stroganoff,  nur  etwas  bewegter,  die  Verhältnisse 
sind  schlanker;  der  Ausdruck  des  Kopfes  und  der  ganzen 
Figur  ist  bei  dem  schönen  Liebling  Winckelmanns  unend- 
lich viel  edler,  kühner  und  freier.  Der  Körper  ruht  wie- 
derum auf  dem  rechten  Fuss;  der  linke  etwas  weiter 
zurückstehende  ist  im  Begriff  weiter  zu  schreiten;  beide 
Arme  sind  etwas  höher  erhoben,  als  bei  der  Bronze;  die 
l.'hlamys  fällt  nicht  glatt  von  der  Schulter  herab,  sondern 
ist  noch  einmal  um  den  linken  Arm  geschlungen,  ganz  so 
wie  es  bei  Bogenschützen  gewöhnlich  ist  und  beispiels- 
weise an  denjenigen  bemerkt  wird,  welche  Stephani  selbst 
auf  einer  Hülfstafel  vereinigt  hat.  Die  Füsse  sind  auch 
hier  mit  sehr  sorgfältig  ausgearbeiteten  Sandalen  bekleidet. 
Das   nicht    mit  Zierath   eeschmückte,    breitere    und    etwas 


völligere  Band    über   der  Brust 


tört  natürlich  zum  ge- 


öffneten Köcher,  dessen  oberer  Theil  alt  ist.  Der  linke 
Vorderarm  und  mindestens  die  vier  Finger  der  rechten 
Hand  sind  modern.  Die  Stütze  des  Baumstammes,  um 
den  sieh  eine  Schlange  windet,  scheint  zunächst  für  die 
Bestimmung  des  Momentes  der  Handlung  ziemlieh  gleich- 
gültig; man  hat  längst  erkannt,  dass  sie  für  die  Marmor- 
technik unentbehrlich  war.  Sie  ist  von  dem  Staudort,  von 
dem  aus  die  Statue  ja  betrachtet  sein  will,  gerade  dem 
Antlitz  und  dem  linken  Arm  gegenüber,  kaum  bemerkbar 
und  kommt  ähnlich  öfters  an  Apollostatuen  in  ganz  an- 
derer Situation  vor,  z.  B.  dem  Apollino  und  dem  ru- 
henden Apoll  im  Louvre.  Nach  diesem  allen  würde  mau, 
von  dein  erhaltenen  geöffneten  Köcher  ausgehend]  die 
linke  Hand  mit  dem  Bogen  zu  denken,  durch  die  Stellung 
der  Statue  selbst  nicht  gehindert  sein  und  in  ihr  den  (ein- 
treffenden Gott  erkennen  dürfen,  wie  er  vorüberschreitel 
oder  schwebt  und  während  des  Vorüberschweben«,  den 
Blick  in  die  Ferne  gerichtet,  den  Bogen  mit  der  linken 
Hand  langsam    zur  Schusslage  erhebt,   die  rechte  bewegt, 


als  ob  sie  bald  einen  Pfeil  aus  dem  Köcher  nehmen,  und 
er  ihn  entsenden  wolle. 

Dagegen  möchten  sich  die  Bedenken  gegen  das  At- 
tribut der  Aegis  und  das  bestimmte  Motiv  aus  Homer  hier 
bei  der  vatikanischen  Statue  erneuen  und  vermehren.  Bei 
der  Statuette  Stroganoff  kann  die  leise  Erhebung  des  rechten 
Armes  als  nicht  unnatürliche  Folge  der  Haltung  des  übri- 
gen Körpers  betrachtet  werden;  bei  der  belvederischen 
Statue  aber  ist  die  Bewegung  des  rechten  Armes  doch  zu 
weit  fortgeschritten,  um  sich  auf  diese  Art  erklären  zu 
lassen ;  das  Bedenken  des  Leierbandes  wiederholt  sich  hier 
im  geöffneten  Köcher,  der  eben  doch  zunächst  den  Ge- 
danken an  einen  Pfeil  entsendenden  Gott  wach  ruft.  Es 
tritt  endlich  hier  ein  neues  Moment  hinzu,  über  dessen 
Bedeutung  man  das  Urtheil  Stephauis  und  Wieselers  leider 
entbehrt.  Es  ist  bekannt  genug,  dass  die  Diana  von  Ver- 
sailles in  ihren  schlanken  Verhältnissen,  im  Charakter  der 
elegauten  Auffassung  und  Ausführung  bis  ins  Detail  der 
Sandalen  die  vollständigste  Analogie  mit  dem  vatikanischen 
Apoll  darbietet ;  und  dies  haben  gerade  einige  der  feinsten 
Beurtheiler  besonders  hervorgehoben.  Nachdem  schon  die 
französischen  Archäologen,  in  Deutsehland  Thiersch  darauf 
aufmerksam  machten,  bemerkt  Feuerbach,  auch  gewisse 
technische  Eigenthümlichkeiten  Hessen  die  Hand  ein  und 
desselben  Künstlers  vermuthen.  Welcker  findet  die  Ver- 
wandtschaft beider  Statuen  so  gross,  dass  die  versailler 
geradezu  als  Gegenbild  der  vatikanischen  gelten  könne. 
Hettner  endlich  hat  die  Ansicht  ausdrücklich  ausgespro- 
chen, dass  beide  Statuen  in  direktem  Bezug  auf  einander 
componirt  seien,  und  man  für  die  Erklärung  beider  bei 
dem  genrebildlichen  Motive  des  Ferntreffers  und  der  Pfeil- 
erfreuten stehen  bleiben  müsse,  uud  dies  ist  für  Diana 
wenigstens,  die  in  raschem  Vorwärtseilen  sich  nach  rechts 
hin  zurückwendend,  mit  der  Linken  deu  Bogen  hält,  mit 
der  Rechten  einen  Pfeil  aus  dem  Köcher  nimt,  klar  genug. 

III.  Nachdem  wir  bis  hieher  das  Resultat  gewonnen, 
dass  für  den  belvederischen  Apoll  die  Stellung  mit  dem 
Attribute  eiues  Bogens  sehr  wohl  vereinbar  ist,  ein  andres 
Attribut  aber  namentlich  durch  die  deutliche  Beziehung 
auf  die  versailler  Statue  ausgeschlossen  wird,  dass  sich 
dagegen,  ob  Marsyasfell  oder  Aegis  dem  Apoll  Stro- 
ganoff zukomme  bei  der  Undeutlichkeit  des  Attributs  nicht 
völlig  entscheiden  lasse,  müssen  wir  noch  die  dritte  Frage 
nach  dem  gemeinsamen  Urbild  uud  dessen  Auffassung  iu 
Erwägung  ziehen  und  dabei  auf  die  zum  Theil  sehr  ge- 
wagten (Jombinationen  und  Hypothesen  Stephanis  und 
Wieselers  eingehen. 

Stephani  geht  von  seiner  schlagend  richtigen  Annahme, 
der  Apoll  Stroganoff  sei  unter  Voraussetzung  des  Attributs 
der  Aegis,  nur  durch  die  Stelle  der  Ilias  erklärbar,  einen 
Schritt  weiter.  Er  glaubt  (S.46.54),  das  Original  der  nur 
sehr  kurze  Zeit  nachher  gearbeiteten  Copie,  entstamme  der 
Blüthezeit  griechischer  Kunst;  es  sei  nicht  zur  Erheiterung 
der  Phantasie  sondern  zur  Befriedigung  des  religiösen  Be- 
dürfnisses geschaffen.  Werke  dieser  Art  gingen  von  un- 
gleich höheren  Absichten  aus,  als  nur  Dichterworte  pla- 
stisch darzustellen,  wie  viel  Einrluss  diese  auch  auf  die 
Auffassung  geübt  hätten.  So  sei  jenes  Original  zugleich 
allgemein  eine  Statue  des  helfenden  Schlachtengottes  der 
Athener  gewesen,  dem  die  Aegis  auch  als  habituelles  Attri- 
but zukomme,  uud  es  sei  nicht  unmöglich,  dass  die  noch 
von  Pausauias  in  Theben  gesehene  Statue  des  Apollon 
Boedromios  das  vermisste  Original  gewesen  wäre.  Stephani 
stützt  sieh  hiebet  auf  die  oft  erwähnte  Erzählung,  laut 
weichet  Pbidias  seinen  Zeus  nach  allbekannten  homeri- 
schen Versen  gebildet  haben  soll.  Aber  man  wird  dabei 
nicht    vergessen   dürfen,    dass   dieser   olympische    Zeus  ja 


217' 


218* 


nicht  in  dem  Momente  dargestellt  war,  wie  ihn  Thetis 
bittet,  sondern  mit  der  homerischen  Stelle  in  gar  keinem 
Zusammenhang  steht,  und  nur  einen  ähnlichen  Ausdruck 
der  Erhabenheit  mit  ihr  gemein  hat.  Dagegen  soll  sich 
ja  das  Motiv  des  Apoll  Stroganoff  einzig  und  allein  aus 
jener  Stelle  der  Ilias  erklären  lassen. 

Wieseler  hat  das  Missliche  dieser  Annahme  gefühlt; 
er  gibt  deshalb  jenes  verständliche  Motiv  der  homerischen 
Verse  auf  und  definirt  den  Apoll  Stroganoft'  allgemein  als 
Vertreter  des  Vaters  Zeus  gegen  drangende  Noth  Beistand 
leistend ;  diese  Noth,  deren  eigentlicher  Vertreter  der  nicht 
mit  dargestellte  Ares  sein  soll,  sei  aber  trotzdem  nicht 
Kriegsnoth ,  sondern  Krankheit  und  derartiges  Hebel  (cf. 
Soph.  Oed.  lt.  159ff.);  er  nennt  deshalb  den  Gott  nicht 
wie  Stephani  Apollou  Boüdromios,  sondern  Patroos  in 
seiner  Eigenschaft  als  Ale.\ikakos  und  Apotropaios,  indem 
er  die  Hypothese  aufstellt,  diesem  komme  die  Aegis  ha- 
bituell als  stärkstes  aller  Apotropaia  zu,  er  sei  aber  auch 
als  Tortor  (Suet.  Aug.  70)  mit  den  Exuvien  des  Marsyas 
nicht  undenkbar,  namentlich  im  Gegensatz  Athens  gegen 
Böotien.  Er  sucht  das  Original  der  Statuen  deshalb  in 
der  von  Leochares  verfertigten,  dem  Alexikakos  des  Ka- 
lamis  gegenüber  vor  dem  Tempel  des  delischcu  Patroos 
zu  Athen  aufgestellten  Figur,  die,  wie  er  wahrscheinlich 
zu  macheu  sucht,  aus  Erz  gewesen  sei. 

Wenn  wir  zunächst  die  verschiedenartigsten  Apollo- 
darstellungen, wie  sie  uns  in  alten  Kunstwerken  bewahrt 
sind,  vergleichen,  wird  sich  kaum  verkennen  lassen,  dass 
der  Tvpus ,  wie  ihn  die  belvederische  uud  ebenso  die 
Stroganoffsche  Statue  erkennen  lassen,  nicht  nur  nach  der 
zierlichen  Ausarbeitung  des  Nebenwerks,  sondern  nach  der 
ganzen  Behandlung,  der  Bildung  des  Gesichtes  und  der 
Anordnung  des  Haares,  endlich  dem  theatralischen  Effekt, 
der  auch  in  der  etwas  einfacheren  Petersburger  Statuette 
noch  unverkennbar  ist,  der  jüngeren  Kunst  angehöre. 
Müller  hatte  auch  aus  den  Verhältnissen  der  vatikani- 
schen Statue,  die  man  jetzt  meist  in  die  Zeit  des  Nero 
zu  setzen  pflegt,  geschlossen,  das  Original  derselben  sei 
nicht  vorlysippisch.  Dies  scheint  nun  durch  die  gedrun- 
generen Verhältnisse  der  Bronzestatuette  widerlegt  zu  wer- 
den. Aber  es  w.:ire  vielleicht  doch  noch  in  Erwägung  zu 
ziehen,  ob  diese  Verhältnisse  bei  einer  Bronze  im  Viertel 
der  natürlichen  Grösse  für  die  Zeitbestimmung  schlechthin 
massgebend  sind  — ,  zumal  es  Stephanis  scharfem  Auge,  trotz 
aller  gerechten  Würdigung  des  hohen  Kunstwerthes  nicht 
entgangen  ist,  dass  die  Statuette  keine  besondere  Treue 
und  Liebe  des  Künstlers  in  der  Ausführung  verriith,  viel- 
mehr auch  die  nachlässige  Zusammensetzung  der  fünf 
Stücke  darauf  hinzudeuten  scheine,  dass  er  selbst  sein 
Werk  mit  ziemlich  gleichgültigen  Augen  angesehen  habe 
(a.a.O.  S.  13).  —  Es  möchte  sich  also  in  dem  Habitus 
der  beiden  Statuen  selbst  schwerlich  ein  Anhalt  finden 
lassen  für  die  Zurüekfiihrung  auf  einen  der  besten  Meister 
in  der  glanzvollsten  Zeit  griechischer  Kunst,  wie  Stephani, 
oder  auf  Leochares,  wie  Wieseler  vermuthet;  ebenso  we- 
nig in  dem  übrigens  ja  auch  für  die  petersburger  Sta- 
tuette noch  keineswegs  gesicherten,  und  da  es  dem  Ha- 
bitus der  belvederischen  Statue  nicht  entspricht,  auch  für 
das  gemeinsame  Urbild  nur  mit  Schwierigkeit  anzuneh- 
mende Attribut  der  Aegis. 

Die  Misslichkeit  dieses  Attributs  für  Apoll  mit  Aus- 
nahme jener  einen  Scene  der  Ilias  hat  Wieseler  selbst  mit 
gewohnter  Sorgfalt  ausführlich  dargethan.  Er  hat  gezeigt, 
dass  sich  unter  den  unzähligen  auf  Apoll  bezüglichen  Bild- 
werken kein  einziges  auffinden  lässt,  für  das  die  Aegis 
nachgewiesen  oder  auch  nur  wahrscheinlich  gemacht  wer- 
den könnte,  und  dass  das  einzige  deutliche  schriftstellerische 


Zeuguiss,  das  er  beizubringen  vermocht  hat  (Macrob.  Sat. 
I,  17,  66  u.  67)  sich  nicht  auf  den  griechischen  Apoll, 
sondern  den  orientalischen  Sonnengott  bezieht,  der  bald 
Apoll  bald  Zeus  genannt  wird.  Wieseler  zeigt  ferner, 
dass  auch  die  Aegis  als  Bild  der  Gewitterwolke  mit  Apoll 
als  Gott  des  Blitzes  nicht  in  Beziehung  gesetzt  werden 
kann,  weil  er  nur,  insofern  er  Lichtgottheit  ist,  auch  als 
Gott  des  zündenden  Strahles  erscheint;  ferner  dass  auch  aus 
jener  Stelle  der  Ilias  auf  die  Aegis  als  habituelles  Attribut 
Apolls  nicht  geschlossen  werden  kann,  weil  hier  Apoll  die 
Aegis  nicht  aus  eignem  Antrieb  von  Zeus  entleiht,  son- 
dern sie  nur  im  Auftrag  desselben  führt,  um  die  Griechen 
zu  schrecken,  —  eben  weil  er  und  nicht  Athene  oder  etwa 
Poseidon  auf  Seite  der  Troer  stehen.  Auch  der  einzige 
Vers  (IL  XXIV,  20),  wo  Apoll  mit  goldener  Aegis  den  Leich- 
nam Hektors  vor  Entstellung  schützeu  soll,  könnte,  wie 
Wieseler  zeigt,  nicht  anders  aufgefasst  werden.  Dazu  ist 
er  an  sich  nicht  unverdächtig  uud  wird  von  den  Gram- 
matikern auch  auf  andre  Weise  gedeutet.  Somit  bliebe 
nur  die  hypothetische  Verwandtschaft  des  Ziegenfelles  der 
Aegis  mit  dem  Netz  des  Omphalos.  Wieseler  macht  fer- 
ner darauf  aufmerksam,  dass  als  Attribut  des  Apollou 
Prostates  oder  Prostaterios  Bogen  und  Pfeil  ausdrück- 
lich bezeugt  sind,  folglich  auch  als  eigentliche  Waffe 
des  Apollon  Boedromios  anders  nicht  vorausgesetzt  werden 
darf,  und  dass  hier  gegen  die  feine  Combinatiou  Stephanis. 
der  bemerkt  dass  Theseus  unmittelbar  vor  dem  Kampfe, 
auf  welchen  die  Athener  das  Boedromienfest  zurückführ- 
ten, dem  <pößn<;  geopfert  haben  soll,  die  Aegis  aber  deu 
höchsten  Grad  des  (fußoq  hervorbringe,  nicht  ins  Gewicht 
fallen  kann ;  dass  endlich  die  Begrüssung  des  Apollon  Boe- 
dromios nach  Erlegung  des  pythischen  Drachen  mit  dem 
Ausruf  ir)  Tluluv  vielmehr  auf  das  Attribut  des  Bogens 
deutet.  Wieseler  sucht  deshalb  die  Aegis,  die  ursprünglich 
Attribut  des  Zeus  Urios  sei,  auf  andre  Art  für  Apoll 
wahrscheinlich  zu  machen,  eben  als  stärkstes  aller  Apo- 
tropaia für  Apollon  Patroos  in  seiner  Eigenschaft  als  Alexi- 
kakos und  Apotropaios.  Eben  darauf  sucht  er  das  Attribut 
des  Oelbaumtronkes  mit  Schlange  bei  der  belvederischen 
Statue  zu  deuten.  Durch  den  Oelbaum  soll  der  Gott, 
wie  auf  einer  Gemme  (Denkm.  d.  a.  K.  II,  11,  122  C) 
durch  den  Oelzweig,  als  Paian,  das  Local  zugleich  als 
athenisch  und  der  Gott  somit  auch  als  athenischer  Patroos 
bezeichnet  sein;  die  Schlange  fasst  er  als  Symbol  des  Heil- 
gottes; die  Monde  und  Sterne  auf  dem  Leierband  der 
StroganofTschen  Statuette  als  Apotropaia  gegen  Kraukheit 
(O.  Jahn  Leipz.  Ber.  1855.  42.52.  97).  Bei  diesen  im- 
merhin feinen  Bezügen  und  Deutungsversuclien  wird  man 
nicht  vergessen  dürfen,  dass  das  Attribut  des  Oelbaum- 
tronks  mit  Sehlange  für  das  Bronzeoriginal,  wie  es  Wieseler 
selbst  annimt,  nicht  zulässig  ist,  und  auch  die  Annahme 
einer  Andeutung  ähnlichen  Attributs  auf  der  verlorenen 
Basis  der  Stroganoffschen  Statuette  misslich  erscheint. 
Ein  sicheres  Zeugniss  aber  oder  eine  schlagende  Com- 
binatiou, sei  es  für  die  Aegis  oder  auch  für  die  Exuvien 
des  Marsyas  als  habituelles  Attribut  des  athenischen  Apollon 
Patroos  wird  man  in  den  reichen  und  gelehrten  Ausfüh- 
rungen Wieselers  wol  kaum  anerkennen  dürfen,  dagegen 
annehmen  können,  dass  wenn  der  Apollon  Patroos  in  Athen 
mit  dem  habituellen  Attribut  der  Aegis  gedacht  und  in 
einer  so  berühmten  Statue  wie  der  des  Leochares  gebildet 
worden  wäre,  sich  doch  irgend  welche  Spur  in  den  Bild- 
werken oder  irgend  welche  schriftstellerische  Notiz  erhalten 
hätte,  die  sich  mit  einigem  Schein  hierauf  deuten  liesse. 
Als  Ergebniss  dieser  Erörterung,  die  zunächst  nur 
den  jetzigen  Stand  der  Untersuchung  darlegen  sollte, 
lassen    sich    folgende    Sätze    zur    weiteren    Prüfung    em- 


219' 


220* 


pfehlen:  Das  nicht  voralexandrinische  Original  des  Stroga- 
noffschen  und  belvederischen  Apoll  war  eine  Bronzestatur 
von  natürlicher  Grösse;  es  stellte  den  Gott  schreitend  dar, 
im  Momente  vor  dem  Absenden  des  Pfeiles.  Die  erste 
uns  davon  erhaltene  Replik,  die  Erzfigur  des  Grafen  Stro- 
ganoflf,  benutzte  dieselbe  Stellung  zu  einem  mit  den  E\u- 
vien  des  Marsvas  hiuschreitenden  Apoll.  Demgemäss  wurde 
das  Köcherband  in  ein  Leierband  verändert,  die  mit  der 
Richtung  des  Kopfes  für  den  Schützen  uothwendig  ganz 
gleiche   Bewegung    des    linken   Arms   etwas    mehr  gesenkt 


und  nach  innen  gewendet,  die  rechte  Hand  aber  so  weit  ge- 
senkt, dass  ihre  leise  Erhebung  als  natürliche  Folge  der 
Bewegung  des  übrigen  Körpers  gelten  kann.  Die  zweite 
uns  erhaltene  Replik  hat  zwar  das  Motiv  des  Originals, 
den  Bogenführenden  Gott  bewahrt;  aber  der  Künstler  hat 
dies  mit  mehr  Strebeu  nach  Effekt  durchgeführt,  und,  in- 
dem er  die  Statue  zugleich  als  Gegenbild  der  Diana  von 
Versailles  dachte,  demgemäss  eine  ganz  bestimmte  mytho- 
logische Beziehung,  wenn  anders  diese  bei  dem  Original 
vorhanden  war,  aufgeben  müssen.  B.  K. 


IV.    Neue    Schriften. 


Arneth  (Joseph):  Der  Fund  von  Gold-  und  Silbergegen- 
ständen auf  der  Puszta  Bakod  unweit  Kolocza  in  Un- 
garn. Wien  1860.  4. 
Hirch  (S.):  Observations  on  the  newly  discovered  fragments 
of  the  Statistical  tablet  of  Karnak.  21  S.  8.  (London. 
Aus  den  transactions  of  the  Royal  Society  of  Literature. 
Vol.  VII  new  series). 
Bullettino  Archeologico  Napolitano.  Nuova  serie, 
pubblicato  per  cura  di  Ghilio  Minenini.  Anno  VII. 
Xo.  163—176.  Febbra-jo  1859  —  Agosfo  1859  [Vgl. 
Archäol.  Anz.  1860.  S.  15* ff.]. 

Knthaltend  in  no.  103:  II  mito  di  Erisittone  ed  i  l'alici  (Ml- 
nerotnl;  fortgesetzt  in  no.  165.  Vgl.  annoV  tav.  V,  1).  —  no.  164: 
Dicbiarszione  delle  pitlure  di  un  greco  vaso  inedito  del  Museo  San- 
taugelo  (Gargallo  zu  tav.  IX,  Tod  des  Adonis);  intorno  ad  alcuni 
dolj  di  tcrracütta  rinvenuli  vicino  il  Sarno  (Cuntinuazione  del  n.  161  : 
Gutdobuldl) ;  scavaziuDi  di  Cartagine  (Minerrini).  — -  no.  165: 
t.iuadrante  inedilo  della  gente  Kenia  (Minerzini);  studj  pompeiani, 
Uterina  de'  gladiatori  (Minerrini;  fortgesetzt  in  no.  172).  —  no. 
166:  Nuovi  studj  intorno  alle  antiche  monete  di  Atene  (Caredoni; 
fortgesetzt  in  no.  108).  —  no.  107:  Notizia  de'  piii  recenti  scavi  di 
Pompei  (Minervini,  Gemälde  der  Tüdtung  des  Argos) ;  descrizione 
di  un'  antica  grotta  idrofora  (Mancinl,  am  Ausgang  des  Emissärs 
vom  Kuciner  See);  sopra  due  anlicln  pilastrini  votivi  (Mandnl,  In- 
schriftpfeiler, der  eine  als  Untersatz  eines  Herkules  verstanden,  zu 
Manaforno  und  S.  Benedetto  im  Marsergebiet);  antico  teatro  di  Na- 
poli  (Minervini,  hiezu  tav.  VI);  iscnzioni  sopra  vasi  dipinti  (Miner- 
vini, Schale  mit  /Jioro  und  Amphora  mit  yuinio  Im,  in  der  Samm- 
lung des  Grafen  von  SyrakusJ;  poslilla  al  no.  164  (Gargallo).  — 
no.  168:  Tipo  singulare  di  una  drarnma  arcaica  di  Atene  (Cuve- 
doni).  —  no.  109:  bcrizioni  etrusclie  in  vasi  di  Nola  e  di  Capua 
i  Minervini;  vier  Inschriften,  die  ersten  mit  dem  llülisverhum  sum 
ahschliessend)  ;  satiri  con  topo,  in  vaso  dipinto  (Minerrini) ;  statuetta 
in  hronzo  di  provenienza  lucana  (Minervini);  una  rettificazione  (Mi- 
nervini, Epigrapliisrhes  zu  p.  92);  —  no.  170.  171.  173:  GM  Equi- 
colie  i  loro  monumenti  epigrafici  (Onrrucet).  —  no.  172:  Telefo  ed 
Auge  in  Misia  {Minerrini ,  Vase  hei  Marone  vom  Eeuer  angegriffen. 
ibgebildel  tav.  XII);  futifibre  corrispondenz'a ,  in  un  graftito  di  Poz- 
zuoli  (L.  Hruzza,  Absrhrill  tav.  XIII,  2);  la  Fortuna  eil  i  Lari,  o 
Carere  ed  i  Peiiali,  dipinto  murale  preesa  il  Tifula  (Minervini,  zu 
i.iv.  V);  Ercole  c  le  Amazzoni,  in  vaso  dipinto  (Minervini,  zu  tav. 
XIII,  1  ;  am  Hals  einer  grossen  Vase  bei  Barone:  Herakles  bei  Hip- 
polyie,  welche  den  Gürtel  hall).  —  nu.  174:  Notizie  sul  Vicus  Pa- 
latius  (G.  .Vor/,  unweit  Calvi ,  durch  Inschrift  bezeug));  poche 
osservazioni  su'  varii  monumenti  del  Vicus  Palatius  (Minerrini,  fiac- 
Dusstatoc  u.  a.  Mannorwerke,  Terracotten  der  Giittm  mit  Panthern 

oder  LOwcn,  des  schwimmenden  Stiers  den  Nike  bekränz)  II.  a.  in. 
tav.  XIV);  intorno  alenne  njerizioni  pubhlicate  nel  anno  VII  del  bul- 
lettino (Minerrini);  bihliogralia  areheologica  (loitgesettl  in  no.  175. 
176).  —  nn.  170:  Indice. 

Bulletin   de  la  societe    pour   la  i oiiservutiou    des  monu- 
menti bktoriques  d'Alsace.  Paris  1860.  144  p.  5pl.  8. 

Enthalten     unter    andern:     GiuuMieies    celliques    de  la  forcH  de 

llaguenaii    p.    M.     Victor    Guerber    p.    II  —  15,       Nolicc    sur    les 

romaioei  dn  ddpartemenl  du  Bas-Bbio  par  Mnriet  p.  38 — 105 

Herausgegeben  von   /,'.   Gerhard. 


und  Les  tombes  celliques  de  la  forel  de  Schirrhein  par  M.  de  Hing 

p.  112-117. 

Curtius  (F.):  Festrede  im  Namen  der  Georg -Augusts- 
universität zur  akademischen  Preisvertheilung  am  4.  Juni 
1861.     Göttingen  (1861).  18  S.  8. 

Dördclmunn  (H-):  Minerva  conjuneta  cum  diis  marinis 
(Promotionsschrift).     Halis  1861.  32  S.  8. 

Hause  (Fr.):  Miscellaneorum  philologicorum  über  III. 
Vratislaviae  1861.  36  S.  4. 

Enthaltend  unter  anderm   I.   De  Athenis  quadrurbe  p.  1 — 4. 

Jahn  (O.):  Ueber  Darstellungen  griechischer  Dichter  auf 
Vaseubildcrn.  Leipzig  1861.  Ans  dem  VIII.  Bande  der 
Abh.  d.  kgl.  sächs.  Ges.  d.  Wissensch.  S.  699—760. 
8  Tafeln.  8. 

Kiepert  (H.):  Ueber  die  Leleger  (Aus  dem  akadem.  Mo- 
natsbericht.  Berlin  1861).    S.  114—132  mit  Karte. 

Klein  (K.):  Die  römischen  Denkmäler  in  und  bei  Mainz, 
welche  ausserhalb  des  städtischen  Museums  an  öffent- 
lichen Orten  sich  befinden.     Mainz  1861.  18  S.  8. 

Lutzow  (C.  F.  A.  von):  Münchener  Antiken.  Erste  Lie- 
ferung.    München  1861.  12  S.  6  Tafeln.  Fol. 

Enthalten   wie  folgt:   1.  Alesander  der  Grosse,  vereinigle  Samm- 
lungen  (Büste  aus  Thon).  —   2  und  3.    Herakles  und  Telephos,  An- 

tiquurium  (Marmorscheihe).   —    4.  Aphrodite,  Antiquanum  (Erzfigur, 

sich   beschuhend).  —  5   und  6.   Vasengemälde,    Pinakolhek   [Libation 

und   MaulelligurenJ. 

Petersen  (E.):  Sepolcro  scoperto  sulla  via  latina.  Estratto 
dagli  Annali  dell' Instituto  Roma  1860.  p.348— 415.4  tavv.  8. 

Paride  ed  Elena  (Ebendaher),  p.  121— 128.  1  tav.  8. 

Remeai  (A.  M.):  Relazione  delli  scavi  fatti  in  Luni  nell' 
autunno  1858 e  1859  e  descrizione  di  un  ripostiglio  Lu- 
nense  di  medaglie  consolari  d'argento  trovato  in  Carrara 
neir  aprile  1860.    Sarzana  1860.  35  S.  4. 

Recueil  des  antiquites  bellovaques  conservees  dans  le 
cabinet  de  Houbigant,  a  Nogent-les-Vierges.  Paris  1861. 
gr.  8  (Revue  aroh.  1861  I,  258 ss.). 

Ilitschl  (F.):  De  titulo  colutnnae  rostratae  coimn.  II.  Bon- 
nae   1861.  X  pagg.  (Zum   Lectiouscatalog)  4. 

linssi  (G.   li.  (le):    Le  stazioni  de 

nclla  cittä  di  Roma.     Estratto  dagli  Annali    dell'  Insti- 
tuto.    Roma  1858.  36  S.  8. 
-   —  Viccnde  degli    atti  de'  fratelli  Arvali    ed    un  nuovo 
framroento  di  essi  (Ebendaher).  1858.  j).  28. 

—  —  Dill'    arco  Fabiano   nel  foro,    lettera  a 
Momin.scn  (Ebendaher).  1859.  p.  307—325. 

—  —  Frainmento  di  un  calendario  Romano.  Estratto  dal 
Bullettino  dell'  Instituto  Roma  1860.  p.  71-80. 

Wieseler  (F.):  Der  Apoüon  Stroganoff  und  der  Apollon 
vom  Btlvedere.  Eine  archäologische  Abhandlung  zur 
Feier  des  Winckehnannsfestes  1860,  im  Namen  des  ar- 
chäol. Instituts  der  Georg-Augusts  Universität.  Nebst 
einer  Tafel.  Güttingenl86l.  121 S.  8.  [Vgl.  oben  S.209*ff.]. 

Druck  und  Verlag  von   G.  Reimer. 


sette  eborti  dei  vigili 


sia;.  Prof. 


22r 


222' 


ARCHÄOLOGISCHER  ANZEIGER. 

Zur  Archäologischen  Zeitung,  Jahrgang  XV  111. 
J\g  154.  155.  October  und  November  1861. 

Wissenschaftliche  Vereine:    Berlin   (Archäologische  Gesellschaft).  —  Ausgrabungen:  Neuestes  aus  Athen;    Südrussische 
Ausgrabungen;     Etruskisches    aus  Volterra;     Ueber    römische  Alterthümer    von  Oehringen.  —     Museographisches  aus 

Athen.  —  Neue  Schriften. 

I.    Wissenschaftliche   Vereine. 


Berlin.  In  der  Sitzung  der  archäologischen 
Gesellschaft  vom  5.  November  d.  J.  ward  zuerst  durch 
Hrn.  G.  IVolff  der  merkwürdige  Fund  richterlicher  Stimm- 
täfelchen mit  griechischer  Inschrift  mitgetheilt,  welchen 
Hr.  Dr.  Citri  Wuchsmuth  aus  Athen  in  einem  Brief  an  Hrn. 
Gerhard  [unten  S. 223* f.]  besprochen  hatte.  — Hr.  jlfotiim- 
sen  berichtete  aus  Mittheilungen  des  Oberbibliothekars 
Hrn.  von  Stalin  zu  Stuttgart  über  die  in  Oehringen  neuer- 
dings gefundenen  Alterthümer  und  legte  zugleich  Abdrücke 
mehrerer  dort  gefundener  wichtiger  Inschriften  vor,  welche 
im  archäologischen  Anzeiger  nächstens  erscheinen  werden 
[unten  S.  229*  ff.].  —  Hr.  Adler  gedachte  des  vor  einiger 
Zeit  in  der  archäologischen  Zeitung  [Arch.  Anzeiger  1859 
S.  79*  f.]  ausführlich  besprochenen  ansehnlichen  Onyxge- 
fässes,  welches  zu  S.  Maurice  im  Kanton  Wallis  als  Blut- 
fläschchen  des  heiligen  Mauricius  aufbewahrt  wird.  Eine 
Zeichnung  dieses  merkwürdigen  Gefässes  und  seines  räth- 
selhaften  Reliefs  war  von  einem  vaterländischen  Architekten 
nach  dem  Original  angefertigt  und  Hrn.  Adler  zugesandt 
worden  welcher  sie  der  Gesellschaft  mittheilte;  da  jedoch 
das  Original  nur  unter  beschränkenden  Umständen  zur 
Ansicht  vergünstigt  war,  blieb  der  Wunsch  einer  durchaus 
genügenden  Zeichnung,  womöglich  auch  einer  Abformung, 
zurück.  —  Hr.  Friederichs  erläuterte  ein  vorzüglich  schö- 
nes Fragment  aus  dunkelrother  gebrannter  Erde,  welches 
vormals  in  Rom  durch  den  Grafen  von  Ingenheim  erwor- 
ben wurde  und  gegenwärtig  unter  den  Terraeotten  des 
königlichen  Museums  sich  befindet.  Die  in  flachem  Relief 
darauf  dargestellte  bärtige  Gestalt  ward  dem  bärtigen  Dio- 
nysos durch  Vergleichung  von  Vasenbildern  zugesprochen, 
welche  den  leicht  berauschten  Weingott  in  gleich  würde- 
voller Gestalt  und  Haltung  darstellen.  Der  grossartige 
Styl  jener  Vasenbilder  gehört  der  Uebergangszeit  aus  der 
älteren  zur  jüngeren  attischen  Kunst  an  und  lässt  auch 
die  Schale  an  deren  Boden  jener  vollbärtige  Gott,  ver- 
muthlich  auf  einen  kleinen  Satyr  gestützt,  vormals  ange- 
bracht war,  für  ein  Werk  attischer  Kerameutik  erkennen.  — 
Herr  Emil  Hiibner,  von  seiner  wissenschaftlichen  Reise 
nach  Spanien  und  Portugal  kürzlich  zurückgekehrt,  gab 
einen  genauen  Bericht  über  gewisse  ansehnliche  hispa- 
nische Kriegergestalten  mit  römischer  Inschrift,  zu  dessen 
Abschluss  photographische  Abbildungen  jener  merkwür- 
digen Gebilde  mit  nächstem  erwartet  werden.  —  Hr.  Eichler 
hatte  einen  vorzüglichen  Aesculapskopf  ausgestellt,  welcher 
einem    bekannten   Marmorwerk    im    Museum    des   Louvre 


entnommen  ist,  und  stellte  zugleich  die  Provenienz  eines 
verkleinerten  ähnlichen,  obwohl  nicht  durchaus  identischen 
Kopfes  in  Frage.  —  Professor  Gejfroy  ans  Bordeaux, 
welcher  auf  seiner  Heimkehr  von  skandinavischen  Reisen 
als  Gast  anwesend  war,  brachte  neue  Berichte  über  die 
bei  Brarup  in  Schleswig  in  den  letzten  Jahren  hervorge- 
zogenen Alterthümer  zur  Stelle.  —  Zahlreiche  und  zum 
Theil  sehr  erhebliche  neue  Schriften  waren  im  Lauf  der 
letzten  Monate  eingegangen.  Hr.  Gerhard,  welcher  deren 
Verzeichniss  vorlegte,  empfahl  zu  näherer  Ansicht  haupt- 
sächlich den  von  sechs  grossen  Kupfertafeln  begleiteten 
Bericht  (Compte-rendu)  der  für  die  südrussischen  Aus- 
grabungen niedergesetzten  kaiserlich  russischen  Commission 
und  behielt  sich  vor,  über  das  Hauptstück  der  dortigen 
Funde,  das  bereits  aus  vorläufigen  Beschreibungen  be- 
rühmte und  jetzt  durch  Staatsrath  Stephani  gründlich  er- 
läuterte, farbige  und  vergoldete  Thongefäss  mit  der  Dar- 
stellung eleusinischer  Mysterien,  bei  minder  gedrängter 
Zeit  eingehender  sich  zu  «äussern.  Noch  ward  des  mit 
dem  vierten  Band  erfolgten  Abschlusses  der  von  Ch.  Le- 
normunt  und  J.  de  Witte  seit  einer  Reihe  von  Jahren 
herausgegebenen  Elite  ceramographique,  des  zweiten  Theils 
des  von  L.  Müller  zu  Kopenhagen  herausgegebenen  Werks 
afrikanischer  Münzen,  des  Werks  von  Bachofen  über  das 
Mutterrecht  und  der  Untersuchungen  von  Rathgeber  über 
die  Gottheiten  der  Aeoler  gedacht.  Als  lehrreiche  Bei- 
träge zur  Kunstgeschichte  und  Kunsterklärung  waren  ein 
vierter  Band  von  Welckers  alten  Denkmälern,  Otto  Jahns 
Aufsätze  über  Orest  und  Elektra  und  über  Darstellungen 
griechischer  Dichter  auf  Vasenbildern,  ferner  Boettichers 
aus  dem  Philologus  besonders  abgedruckte  Aufsätze  über 
agonale  Festtempel  zu  bemerken.  Von  Professor  Ross- 
buch zu  Breslau  war  eine  Schrift  seines  Zuhörers  Cl.  Ko- 
nitzer  über  Vasenbilder  des  Herakleskampfs  mit  der  Hydra 
in  mehreren  zur  Vertheilung  bestimmten  Abdrücken  ein- 
gegangen, die  man  als  achtbare  Erstlingsfrucht  dortiger 
archäologischer  Thätigkeit  willkommen  hiess.  Von  Hrn. 
Gerhard  selbst  war  dessen  Abhandlung  über  Orpheus  und 
die  Orphiker  vorgelegt;  ausserdem  waren  Schriften  der 
Herren  J.  Becker,  Cavedoni,  Conze  und  Michaelis,  E.  Cur- 
lixis,  Genthe,  Gattung,  Hettner,  Hühner,  A.  Jahn,  Jan- 
ssen, Ch.  Lenormant,  Lloyd,  Löwenherz,  Mercklin,  Over- 
beck,  Ch.  Petersen,  Ritschi,  Rouge,  Satippe,  Stephani  und 
Urlichs  eingegangen,  von  denen  mau  dankbare  Kenntniss 
nahm. 


223* 


224* 


II.    Ausgrabungen. 


1.     Neuestes  aus  Athen. 

Aus  brieflicher  Mittheilung. 

In  jüngster  Zeit  hat  das  hiesige  Museum  zwei  bron- 
zene Rieh t er -yjrjip oi  kurz  hintereinander  acquirirt. 
Und  zwar  wurde  demselben  die  erste  dieser  xptjcpoi  von 
einem  Syrioten  zugesandt,  angeblich  als  in  Syra  gefunden. 
Gleich  darauf  kaufte  der  Secretär  der  archäologischen 
Gesellschaft,  Hr.  Professor  Koumanoudia,  bei  einem  hie- 
sigen Antikenhändler,  ein  zweites  dem  ersten  sehr  ähn- 
liches Exemplar,  das  nach  Angabe  des  Verkäufers  vor 
nicht  langer  Zeit  bei  der  Kapelle  der  Idyta  Tgiüdu  in  der 
Nähe  des  alten  Dipylon  ausgegraben  worden  war.  Da 
nun  aber  schon  der  Umstand  Verdacht  erregt,  dass  der 
Syriote  bei  allen  übrigen  Gegenständen,  die  er  dem  Mu- 
seum zu  gleicher  Zeit  schenkte,  den  Fundort  in  Syra  genau 
lokalisirte,  diese  xpfj(foi  aber  blos  allgemein  als  in  Syra 
gefunden  bezeichnete,  und  da  ferner  derartige  ipijqioi,  so 
viel  mir  bekannt,  bisher  noch  nicht  gefunden,  vielmehr 
diese  beiden  Unica  sind,  so  darf  mau  zumal  bei  der  com- 
pletten  Gleichheit  der  Lettern  der  Inschriften  auf  beiden 
dem  Zufall  nicht  soviel  Spielerei  einrammen,  dass  er  in  der 
kürzesten  Zeit  hintereinander  diese  Novitäten  in  Syra  und 
in  Athen  habe  finden  lassen,  sondern  muss  wol  einfach 
annehmen,  dass  beide  zusammen  bei  der  Kapelle  der 
Aytu  Tgiüdu  gefunden  worden  sind:  eine  Annahme,  die 
durch  die  bekannte  Unzuverlässigkeit  der  jetzigen  Griechen 
in  dergleichen  Angaben  genügend  gestützt  wird. 

A.  Die  angeblich  in  Syra  gefundene  bronzene  ipijyog. 
Dieselbe  besteht  aus  einer  etwa  0,001  Meter  dicken,  glat- 
ten, kreisrunden  Bronzeplatte,  deren  Durchmesser  0,062 
Meter  beträgt  und  auf  deren  beiden  Seiten  sich  in  der 
Mitte  ein  0,028  Meter  hoher  massiver  runder  Stift  von 
0,011  Meter  im  Durchmesser  erhebt.  Auf  der  einen  Seite 
steht  in  schönen  Schriftzügen  nacheuklidischer  Zeit  im 
Halbkreise 


Auf   der    anderen  Seite    steht    in    vertieftem  Viereck    die 
Marke: 


15.     Die    bei    der  Kapelle    l4yiu    Tgiüdu  gefundene 

1/////0;.    DiiM-  gleicht  der  vorhergehenden  im  Allgemeinen 
ganz;   nur  dass  der  Stift,  auf  der  mit  der  Inschrift  verse- 


henen Seite  0,03  Meter  hoch  ist,  während  der  andere 
gleichfalls  0,028  Meter  hoch  ist.  Wichtig  aber  ist,  dass 
hier  die  beiden  Stifte  in  der  Mitte  so  durchbohrt  sind, 
dass  dieselbe  Röhre  durch  beide  Stifte  und  die  Platte  in 
der  Mitte  hindurchgeht.  Die  Inschrift  ist  ganz  in  den- 
selben Lettern,  wie  bei  A.  geschrieben,  nur  dass  nach 
THO02   deutlich    die  drei  Punkte  der  Interpunktion  • 

stehen.  Auf  der  andern  Seite  befindet  sich  die  Marke  ~| 

Wir  haben  in  beiden  vorstehenden  Stücken  unzwei- 
felhaft zwei  Psephoi  athenischer  Heliasten ,  und  zwar  ist 
A  eine  nXrjgtjg  ürgvnrjiog  oder  uigijTog  ipijijiog  und 
freisprechend,  B  eine  TiTgvnjjfiivij  oder  diuTtTgvTDj/niv^ 
und  verdammend.  Vgl.  besonders  Pollux  VIII,  123 :  xjjvj- 
yovg  d  tt'/ov  (sc.  ot  dixuaiul)  yuXxüg  dvo,  xtTgvnrj- 
[tivrjv  xul  uTgvnrjTov  und  schob  Aeschin.  in  Timarch. 
§.  79  p.  24  ed.  Dindorf:  Tirgvnr^itvij  ipriyog,  r\v  t)  xutu- 
dtxüQovau,  nXqgijg  de  rj  (InoXvovaw  ibid.  nore  de 
(iTpyptCovTO  oi  dixunrut)  diu  ieTgv7ii]/.iev)jg  (xprjqpov) 
xul  digrjTov  y.ul  xurixgtvav  ftev  diu  Ttjg  TeTgvnrjftlvTlS, 
i'oeo^ov  de  diu  lijg  utq^tov.  Die  deutlichste  Beschrei- 
bung aber  und  die  genaueste  Notiz  über  die  Benutzung 
unserer  Psephoi  gibt  Aristoteles  ei>  'A&tjvuimv  noXizeta 
bei  Harpocration  s.v.  TtTgvnrjf.itvrj  p.175  Bekker:  \p}]<pot 
de  eiai  yuXxui,  uvXiaxov  i'xovoui  ev  iw  ,«£0"w, 
ui  ftev  ruinetui  zeTgimvuevui,  ui  de  vataeiui  nXt'igeig. 
oi  öe  Xu/ovzeg  tm  jag  iprjqjovg  enetöuv  eigrjittvot  luaiv 
ol  Xöyoi,  nuguäidoaaiv  ixüario  rw»  äixuoiiäv  p  ipr'iyovg, 
TfTQvnijfiifijv  xul  nXr)Q->].  Also  jeder  Richter  bekam 
zwei  Psephoi,  eine  freisprechende  in  der  Form  von  A  und 
eine  verdammende  in  der  Form  von  B.  Das  weitere  Ver- 
fahren ist  dann  ganz  einfach.  Es  stehen  zwei  c/.i(pogeTg 
da,  ein  sogenannter  xi'giog  oder  ngöregog  von  Erz  und 
ein  uxvgog  oder  varigog  von  Holz.  In  den  ersten,  der 
zur  Vorsicht  ein  enid-tjiiu  fiia  ipijcpM  yiöguv  t'xov  (Pollux 
VIII,  123)  hatte,  legten  die 'Richter  die  tptjffot,  die  ihre 
Ansicht  aussprechen  sollten,  in  den  hölzernen  die  anderen, 
die  also  nichts  galten,  äxvgoi  waren,  vgl.  namentlich 
Aristoph.  Vesp.  987  und  die  Scholien  dazu. 

Die  Marke  auf  der  Rückseite  unserer  ipT](foi  erklärt 
sich  dann  auch  einfach  durch  die  aus  schol.  Aristoph. 
Plut.  277  hinlänglich  bekannte  Sitte,  die  zehn  attischen 
Gerichtsabtheilungen  mit  den  zehn  ersten  Buchstaben  des 
Alphabets  zu  bezeichnen.  Wie  also  bei  den  Riehtertäfel- 
chen  dem  Namen  des  Richters  immer  der  Buchstabe  der 
betreffenden  Dekurie  vorgesetzt  sich  findet,  vgl.  C.  Inscr. 

Gr.  I  p.  341,    so  bedeutet  die  Marke      K   j    ^ass   unser 

A  der  zehnten  Dekurie    zugehört    und  die  Marke 

dass  B  der  dritten.  Schliesslich  habe  ich  nur  noch  zu 
bemerken,  dass  diese  bronzenen  ipijtfoi  sehr  passend 
anovdvXot  genannt  wurden,  vgl.  Pollux  VIII,  17:  anöv- 
dvXot  de  exuXovvJo  ui  rpr;q>oi  ui  dtxuaxixul  ^ttAxo?' 
nenoiij/nevui ,  denn  ein  Blick  lehrt  wie  bezeichnend  dieses 
Wort,  was  sonst  Spindelwirbel  und  Wirbelknochen  be- 
deutet, für  die  Form  unsrer  ipr^cfoi  ist '). 
Athen,  den  30.  September  1861. 

Coht  Wachsmuth. 

')  Dass  biedurch  die  bisherige  Vorstellung  kugelförmiger  Pse- 
phoi berichtigt  wird,  bemerkt  Herr  Hhutnpulos  in  seiner  über  den 
ubigen  Fund  uns  gleichfalls  zugegangenen  Notiz  in  der  athenischen 
Zeitung  Avyri  no.  910  (mit  Bezug  auf  Schümann  und  Westennann). 

A.  d.  H. 


225* 


226* 


2.    Südrussische  Ausgrabungen. 

Laut  dem  vom  Grafen  Sergei  Stroganoff  unterzeich- 
neten Bericht  der  kaiserlich  russischen  archäologischen 
Commission  vom  15.  April  18GO  (Comptc-remhi  de  la 
commission  imperiale  archeologique  pour  l'annie  1859. 
St.  Petersbourg  1860.  4.)  wurden  im  Jahr  1859  im  Distrikt 
Ekalerinoshtv,  dein  Lande  der  alten  Skoloten,  unter  Lei- 
tung des  Herrn  Zabeline  vier  grosse  th  eil  weise  schwer 
zugänglich  zu  machende  Gräber  autgedeckt,  die  nach  den 
darin  gefundenen  Skeletten,  Schädeln  und  kleineren  theil- 
weise  goldenen  Metallgeräthen,  von  denen  nur  der  ge- 
ringste Theil  auf  griechischen  Ursprung  zurückgeführt 
werden  kann,  jenem  scythischen  Volke  anzugehören  schei- 
nen, und  zwar  führt  der  Bericht  den  bedeutenderen  Tu- 
mulus  auf  einen  Landesgebieter,  die  andern  auf  die  ihm 
geopferten  [oder  wenigstens  in  seiner  Nähe  begrabenen] 
Diener  zurück  (p.  VIII). 

In  der  näheren  Umgegend  von  Kertsch  sind  aehtund- 
funfzig  zum  Theil  unversehrte  Gräber  aufgedeckt  worden, 
unter  denen  besonders  ein  Tumulus  auf  dem  Berg  Jouz- 
Oba ,  der  nach  Art  ägyptischer  Gewölbe  gearbeitet  sein 
soll,  durch  den  Reichthum  seiner  Funde  ausgezeichnet 
war.  Es  befanden  sich  darunter  folgende:  Ohrringe  in  Form 
von  Mänaden;  ein  Armband  aus  goldner  Kette  und  einem 
Chalcedon  bestehend,  der  eine  mit  sechs  Flügeln  verse- 
hene in  den  Händen  Schlangen  tragende  Meduse  darstellt; 
ein  schön  geschnittener  Stein  mit  einem  Rennpferd  im 
BegrhT  am  Ziel  zusammenzustürzen;  eine  rothfigurige  Am- 
phora, auf  deren  einer  Seite  ein  thronender  bärtiger  Mann 
zwischen  Hermes  Athene  und  andern  Figuren,  andrerseits 
eine  bacchische  Scene  angegeben  werden ;  eine  rothfigurige 
Schale  worauf  vierzehn  sich  schmückende  von  Eroten  um- 
gebene Frauen,  ausserdem  eine  männliche  Figur  und  eine 
angebliche  Priapusherme  sich  befinden.  Aus  den  übrigen 
umliegenden  Gräbern  wurden  unter  anderm  hervorgezo- 
gen: ein  in  einem  vergoldeten  Erzgefäss  zugleich  mit 
Knochenresten  gefundener  Chalcedon  mit  Aphrodite  und 
Eros;  Steinfragmente  mit  Inschriften,  und  eine  hübsche 
kleine   Lampe    in   Form    eines  Stierkopfs  (p.  VIII — XII). 

Auf  der  Halbinsel  Taman  wurden  die  Ausgrabungen 
hauptsächlich  an  der  vermnthlichen  Stätte  des  alten  Phu- 
nagorlu  (wo  schon  1853  eine  griechische  einem  Monu- 
mente der  Aphrodite  Urania  angehörige  Inschrift  aus  dem 
4.  Jahrhundert  vor  Christus  durch  Zufall  war  gefunden 
worden),  unter  Leitung  des  Herrn  Görtz  angestellt  und 
durch  reiche  Funde  aus  den  verschiedensten  Zeiten  be- 
lohnt; als  ältesten  Gegenstand  fuhrt  der  Bericht  eine 
schwarzfigurige  Vase,  als  jüngsten  einen  Dachziegel  aus 
byzantinischer  Zeit  an.  Unter  den  Inschriften  ist  eine 
aus  dem  Jahr  125  nach  Christus  auf  die  Restauration 
eines  Tempels  für  die  Sonnengöttin  (THI  &EQI  —OA) 
unter  dem  König  Rhoemetalces  bezüglich,  eine  andre  auf 
die,  monumental  bisher  nur  auf  einer  Goldmünze  nach- 
weisbaren, Königin  Dynamis,  Enkelin  des  grossen  Mithri- 
dates.  Von  dortigen  Funden  werden  unter  andern  zwei 
Vasen  mit  rothen  Figuren  erwähnt,  eine  Hydria  mit  Athene 
Hermes  und  andern  Figuren,  und  eine  Amphora  mit  dem 
Hauptbild  eines  Mädchens,  das  von  einem  Jüngling  ver- 
folgt zu  ihrem  Vater  flieht  [Peleus  Thetis  Nereus?];  ein 
gewebtes  noch  in  seinen  verschiedenen  Farben  erhaltenes 
Tuch  (tnouchoir)  und  ein  kleiner  Metallspiegel. 

Ein  ausführlicher  Bericht  dieser  Ausgrabungen  wurde 
mit  Zeichnungen  in  einem  Journal  illustre  des  fouilles 
mitgetheilt,  welches  in  unsere  Lande  bisher  nicht  gelangt 
ist.  Berichtet  wird  auch  dass  die  durch  kaiserliche  Muni- 
ficenz    bewilligten    Kosten    gedachter    Ausgrabungen    und 


Funde  über  13,287  Rubel  betrugen,  im  ganzen  jedoch  loh- 
nend genug  ausgefallen  waren,  um  auch  in  den  nächst- 
folgenden Jahren  in  ähnlicher  Weise  fortgesetzt  zu  werden. 


Oben  ausgezogener  Bericht  über  die  Ausgrabungen 
des  Jahres  1859  ist  mit  zwei  reichhaltigen  Nachträgen 
(Supplement  I  und  II),  die  Funde  des  Jahres  1858  be- 
treffend, versehen,  deren  hauptsächlichen  Inhalt  wir  gleich- 
falls hienächst  zu  geben  versuchen. 

In  dem  als  erster  Nachtrag  gegebenen  expose  histo- 
rique  des  fouilles  executees  pr'es  de  Kertch  cn  1858 
(p.  1 — 25),  das  Notizen  aus  einem  Journal  de  M.  Lul- 
senho  (jetzigen  Direktors  des  Museums  zu  Kertsch)  ent- 
hält, wurden  die  Ausgrabungen  im  Jahr  1858  an  acht 
Punkten  vorgenommen,  von  denen  besonders  der  Tumulus 
auf  dem  Berg  Pavlovskoi  (Pavlovskoi-Kouryun  pl .  V,  1 — 6 
p.  6ss.)  durch  reiche  Funde  ausgezeichnet  war.  Beider- 
seits von  diesem  Tumulus  waren  kleinere  Erdhügel  auf- 
gehäuft, vielleicht  von  fehlgeschlagenen  Versuchen  seiner 
Ausbeutung  herrührend ;  in  beiden  fanden  sich  Scherben 
eines  grossen  schwarzen  Kraters,  vermuthlich  eines  und 
desselben,  zerstreut,  welcher  bei  der  Leichenbestattung  ge- 
flissentlich nach  eben  der  Sitte  zerstört  sein  mochte,  die  auch 
aus  schönen  vom  Feuer  verletzten  nolanischen  Scherben  uns 
bekannt  ist.  Innerhalb  des  Tumulus  fand  sich  ein  kostbar  aus- 
gestattetes Grab,  bestehend  hauptsächlich  aus  einem  mit 
farbigem  und  vergoldetem  Zierrath  überdeckten  theilweise 
vollständig  erhaltenen  hölzernen  Sarkophag,  an  dessen 
Ecken  wie  auch  in  der  Mitte  der  Langseiten  jonische 
Säulchen  mit  Bernsteinstückchen  an  den  Voluten  ange- 
bracht waren  (abgebildet  p.  29).  Auf  dem  Deckel  waren 
Reste  eines  wollenen  mit  Stickereien  gezierten  Gewebes 
bemerklieh.  Die  gute  Erhaltung  des  ganzen  Grabmals 
machte  es  möglich  sowohl  die  Bestattungsweise  als  auch 
die  schmückenden  Gegenstände  genau  aufzuzeichnen,  welche 
man  theils  im  Sarkophag  selbst  theils  ausserhalb  dessel- 
ben auffand.  Die  Todte  war  eine  Frau;  Geschmeide  und 
Ringe,  die  man  an  ihr  vorfand,  lauter  Gegenstände  ge- 
wählter Art,  sind  auf  Tafel  III  des  Compte-rendu  in  an- 
sprechender Weise  zusammengestellt  und  in  dessen  zweitem 
Supplement  durch  Stephani  ausführlich  erläutert.  Von 
Thongefässen  fand  eines  in  der  Gestalt  eines  tanzenden 
Scythen  (pl.  111,1)  sich  vor,  ausserdem  eine  geriefte  Kanne; 
der  vorzüglichste  Fund  dieser  Art,  eine  Amphora  mit 
breitem  Boden  (Pelike:  Taf.  III,  8),  gab  erst  nachdem  er 
aus  seinen  zahlreichen  durch  Vergoldung  und  Färbung 
hervorstechenden  Scherben  zusammengesetzt  war,  in  dem 
vollen  Werthe  sich  zu  erkennen,  der  auf  den  beiden  ersten 
Tafeln  des  Compte-rendu  in  vortrefflicher  Zeichnung  und 
höchst  merkwürdiger  Darstellung  uns  entgegentritt;  es  ist 
dies  die  unsern  Lesern  bereits  aus  einer  vorläufigen  Be- 
schreibung Stephanis  (archäol.  Anzeiger  1859  S.  26*ff.) 
bekannte,  mit  Bildern  der  eleusinischen  Mysterienfeier 
bekleidete  Vase,  mit  deren  vorgedachter  Publication  nun 
auch  eine  ausführliche  Erläuterung  von  Seiten  des  gelehr- 
ten Herausgebers  (p.  32 — 119)  erfolgt  ist.  Die  gedachten 
drei  Thongefässe  fanden  sich  sämtlich  ausserhalb  des  Sar- 
kophags seitwärts  von  der  rechten  Hand  der  Verstorbenen. 
Im  Allgemeinen  geht  aus  den  gefundenen  Gegenständen 
hervor,  dass  dieses  Grabmal  dem  vierten  oder  fünften 
Jahrhundert  vor  unserer  Zeitrechnung  angehörte. 

Sonstige  Nachgrabungen  desselben  Jahres  wurden  in 
ausgedehnten  Katakomben  (pl.  V,  5.  C)  von  elliptischer 
Anlage  in  der  Entfernung  von  einer  halben  Werst  von 
Kertsch  unternommen.  Ein  Goldplättehen,  welches  man 
dem  Schädel  eines  weiblichen  Gerippes  entnahm,  gab  als 


227* 


228* 


Abdruck  einer  feinen  und  seltnen  Kupfermünze  des  Königs 
Reskuporis  sich  kund  und  gewährte  durch  die  Ziffer  SO 
eine  sichere  Zeitbestimmung,  nemlich  des  Jahres  560  der 
bosporanischen  Aera  oder  des  Jahres  2G4  nach  Christus 
(p.  16 ss.).  Ausserdem  wurden  mehrere  Grabhügel  unter- 
sucht, welche  durch  Ausbeute  darin  verhoffter  Gegenstände 
wenig  oder  gar  nicht  lohnten,  aber  durch  ihre  Anlage  und 
Wölbung  nichts  destoweniger  beachtenswerth  bleiben.  Eine 
solche  architektonische  Wichtigkeit  geht  hauptsächlich 
aus  den  Zeichnungen  des  vom  Bach  Melek-Tschesme  (pl. 
V,  7—13;  VI,  1.  2)  benannten  hervor  (p.  23ss.). 

Als  zweiter  Nachtrag  ist  dem  vorgedachten  Bericht 
der  kaiserlichen  Commission  eine  ausführliche  Erklärung 
s  der  im  Jahre  1858  gefundenen  Gegenstände  von  Herrn 
Stephan*  angereiht  (p.  27—145),  aus  welcher  die  folgen- 
den Notizen  hienächst  ihre  Stelle  finden  mögen.  Von  der 
Kleidung  der  im  Sarkophag  von  Pavlovskoi-Kourgan  be- 
statten Frau  sind  zwei  in  ihrer  Art  einzige  Ueberreste 
erhalten  (p.  30):  vom  Saum  ihres  bestickten  Kleides  (doch 
wol  in  dünner  Vergoldung  zu  denken)  die  Gestalt  einer 
Amazone,  die  an  ähnliche  seit  dem  homerischen  Diplax 
der  Helena  (Ilias  III,  126)  bezeugte,  bildliche  Gewandver- 
zierung erinnert,  und  ein  Paar  Stiefeln,  vormals  einem 
kleinen  weiblichen  Fuss  angehörig,  aus  Schaft  und  Sohle 
bestehend,  welche  letztere  mit  dem  Schaft  zusammengenäht 
war  und  weniger  als  jener  erhalten  ist.  Vom  Schmuck 
derselben  Person  sind  ein  sehr  feines  goldnes  Stirnband 
(pl.  III,  2),  ein  Paar  von  Ohrringen  als  Siegesgöttinnen  ge- 
bildet (pl.  III,  3),  ferner  seiner  Eigenthümlichkeit  wegen 
ein  Ring  zu  erwähnen,  welcher  eine  beiderseits  bildlich 
(einerseits  mit  zwei  tanzenden  Scytheu,  andrerseits  mit 
Thiergebilden)  verzierte  blaue  Paste  umschloss;  diese  zu 
schonen,  hatte  man  sie  mit  einem  krystallenen  Ueberzug 
versehen  (pl.  III,  4.  5  p.  122).  Aus  eben  jenem  Grab  ist 
endlich  auch  ein  goldgefasster  Scarabäus  aus  Karneol 
(pl.  III,  6)  mit  einer  kauernden  Aphrodite  hervorgezogen 
worden;  der  strenge  Styl  dieser  in  späterer  Zeit  oft  wie- 
derholten Darstellung  wird  von  Herrn  Stephani  (p.  122 ss.) 
für  dessen  schon  früher  (Philologus  V  S.  178)  geäusserte 
Ansicht  geltend  gemacht,  dass  jenes  berühmte  Bild  auf 
einen  statuarischen  Typus  des  Dädalos  von  Sikyon  (Ol.  95) 
zurückzuführen  sei,  wofür  auch  eine  bisher  leicht  verdor- 
bene Stelle  des  Plinius  (NT.  H.  XXXVI,  35)  zeuge. 

Beachtenswerth  sind  auch  die  aus  verschiedenen  tau- 
rischen  Gräbern  herrührenden  und  auf  Tafel  IV  des 
Compte-rendu  zusammengestellten  Terracotten.  Zuvör- 
derst (no.  1)  ein  Relief  von  grober  Arbeit,  merkwürdig 
durch  das  Bild  einer  bekleideten  von  Eros  und  einer 
'Taube'  umflatterten  von  einem  sprengenden  Bock  getra- 
genen und  somit  der  Pandemos  des  Skopas  entsprechenden 
Aphrodite;  auf  der  taurischen  Halbinsel  scheint  sie,  wie 
Hr.  Stephani  (p.  126ss.)  aus  Inschriften  nachweist,  vielmehr 
den  Beinamen  einer  Apatouros  geführt  zu  haben.  Als  no.  2 
ist  die  Thonfigur  einer  stehenden  und  verschleierten,  in 
der  Linken  ein  Reh  oder  ähnliches  Thier  haltenden,  rechts 
einen  Granatapfel  an  ihre  Brust  drückenden  Kora  gege- 
ben; eine  dritte  gleichfalls  verschleierte,  jedoch  sitzend 
die  'linke  Brust  einem  Kind  reichende  Göttin  ist  unter 
no.  3  als  Demeter  Kurotrophos  aufgeführt,  welches  Prä- 
dicat  Herr  Stephani  bei  dieser  Gelegenheit  nur  auf  säu- 
gende Göttinnen  beschränkt  wissen  will  (p.  135).  Unter 
den  übrigen  zugleich  abgebildeten  Terracotten  befindet 
sich  auch  die  Figur  eines  Mohren  (no.  7). 

Am  SchlflSS  des  Berichtes  handelt  ein  epigraphischer 
Abschnitt  von  einer  in  des  Tiberius  Regierung  fallenden 
Ehreninschrift  und  giebt  ausserdem  zahlreiche  Inschriften 
von   Amphorenhenkeln.     Wenn,  wie  man  vernimt,   diese 


bis  jetzt  so  reichlich  belohnten  Ausgrabungen  fortgesetzt 
werden,  so  kann  man  nur  wünschen,  dass  sie  bei  nicht 
minder  lohnenden  Erfolgen  mit  gleicher  Gründlichkeit  und 
gleich  würdiger  Ausstattung  zur  Kenntniss  des  Publikums 
gebracht  werden  mögen.  E.  G. 

3.     Etruskisches  aus  Volterra. 

Aus  brieflicher  Mittheilung. 
Einen  mehrtägigen  Aufenthalt  in  Volterra  habe  ich 
benutzt  um  mich  im  Museum  Guarnaccianum  zu  orien- 
tiren,  dessen  sottodirettore,  Hr.  Annibale  Cinci,  Sohn  des 
Ihnen  wohlbekannten  Sammlers,  mir  mit  grösster  Freund- 
lichkeit alle  Schränke  und  Gelasse  öffnete.  Zu  dem  alten 
soliden  Bestand  etruskischer  Aschencisten  sind  im  letzten 
Jahre  durch  die  Ausgrabungen  des  Museums  etwa  iünf 
bis  sechs  Urnen  mit  bildlichen  Darstellungen  hinzugekom- 
men ;  meist  Wiederholungen  bekannter  Reliefs  als  Orest  zu 
Delphi,  der  Eberjagd  und  fünf  anderer,  aber  ausgezeichnet 
durch  schöne  Erhaltung  und  reichen  Schmuck  an  Ver- 
goldung. Neu,  wenigstens  ohne  Replik  in  den  reichen 
Schätzen  des  Museums,  war  die  Darstellung  einer  Urne 
mit  einem  Viergespann,  auf  welchem  ein  männlicher 
Lenker  und  eine  weibliche  Flügelgestalt  über  eine  geflü- 
gelte bärtige  Gestalt  mit  Schuppenbauch  und  Schlangen- 
füssen  (also  wol  ein  Gigant)  dahinsprengen.  Am  Rande 
desselben,  vor  den  Pferden,  steht  eine  andre  nackte  männ- 
liche Figur,  bärtig,  welche  mit  der  Rechten  einen  Stab 
oder  eine  Keule  schwingt,  mit  der  Linken  eine  Schlange 
packt,  welche  im  Begriff  steht  sie  in  die  Brust  zu  beissen.  — 
Von  Spiegeln  hat  das  Museum  in  letzter  Zeit  wenige  und 
meist  sehr  ruinirte  Exemplare  acquirirt,  mit  jenen  so  häu- 
figen Einzel-  oder  Doppelfiguren.  Sehr  schön  sind  da- 
gegen einige  Gefässe  in  farbigem,  blauem,  grünem  und 
goldenem  Glasfluss,  welche  die  letzten  Ausgrabungen  zu 
Tage  gefördert  haben.  —  Sodann  besuchte  ich  Herrn  In- 
ghirumi,  der  auf  seinem  Grundstück  in  diesem  Jahre  ein 
Grab  mit  42  (oder  44)  Urnen  geöffnet  hat  und  vollständig 
im  alten  Stande  zu  erhalten  gedenkt.  Von  den  Urnen 
war  nur  eine  ohne  Replik  im  Museum,  eine  Darstellung  — 
wie  mir  scheint  —  des  Palladiumraubes.  Im  Centrum 
Andeutung  eines  Tempels;  zwei  männliche  Figuren  tragen 
jeder  auf  dem  Arme  eine  weibliehe  Figur,  in  deren  Armen 
ein  Wickelkind  ruht,  und  schleichen  vorsichtig  über  zwei 
am  Boden  liegende  (den  Kopf  auf  Kissen  gelegt)  und 
schlafende  Wächter  dem  am  linken  Rande  der  Urne  be- 
findlichen Stadtthore  zu.  Hier  ist  einer  der  Wächter  auf- 
merksam geworden,  aber  der  vorderste  der  beiden  Diebe 
hat  bereits  das  Schwert  gezückt  und  ihn  zu  Boden  ge- 
streckt; auf  der  rechten  Seite  der  Urne  steht  der  gewöhn- 
liche Genius  mit  Fackel.  —  Von  Privatsammlungen  sah 
ich  noch  die  des  Architekten  Solaini,  meist  Gläser,  auf 
welche  sich  augenblicklich  die  Sammlerwuth  concentrirt  zu 
haben  scheint,  darin  ein  schönes  Toilcttenfläschchen  von 
Bergkrystall  mit  einer  einfachen  Kugel  als  Verschluss,  und 
einige  Vasen  des  gewöhnlichsten  Styls.  Die  Sammlung 
des  Chirurgen  Maixoncini,  welche  mehrere  Spiegel  und  eine 
grössere  Anzahl  Vasen  enthielt,  war  leider  vor  5  Wochen 
nach  England  verkauft  worden.  Uebrigens  sind  die  Vol- 
terrancr  Funde  wol  ziemlieh  erschöpft;  die  an  der  Ober- 
fläche liegenden  Gräber  sind  wol  meistens  aufgedeckt  und 
die  tiefer  liegenden,  nach  der  Kirche  S.  Giusto  hin,  durch 
Erdstürze  ruinirt,  so  dass  sich  nur  Fragmente,  nicht  con- 
servirte  Gegenstände  finden.  Nichts  destoweniger  wird  das 
Museum  mit  lobenswerther  Ausdauer  diesen  Herbst  neue 
Ausgrabungen  veranstalten. 

Volterra,  30.  September  1861.  A.  Kiesslinc. 


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Fig.  I 

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229' 


230* 


4.    Ueber  römische  Alterthümer  von  Oehringen. 

Iliczu  eine  Tafel. 

Nach  Mittheilungen  von  Oberbibliothekar  Stalin  und 
Dr.   E.  Herzog  in  Stuttgart. 

Bei  Gelegenheit  eines  für  den  Eisenbahnbau  gemach- 
ten Durchstichs  wurden  im  August  d.  J.  im  Königreich 
Wärtern berg  nordöstlich  von  der  Oberamtsstadt  Oehringen 
an  einer  Stelle,  deren  Flurname  'obere  Burg'  auf  Alter- 
thümer hinweist  und  wo  auch  früher  schon  Gegenstände 
aus  der  römischen  Zeit  gefunden  wurden,  eine  Anzahl  rö- 
mischer Bildwerke  und  Inschriften  ausgegraben,  welche 
jetzt  in  Stuttgart  in  der  königl.  Alterthumssammlung  im 
Museum  der  bildenden  Künste  aufgestellt  sind.  Es  be- 
fanden sich  darunter  der  Vordertheil  (Antlitz  ohne  Nase 
und  Helm)  eines  bronzenen  Minervakopfes;  zwei  3  Fuss 
4  Zoll  hohe  Minervenstatuen  von  Sandstein,  denen  der  Kopf 
fehlt;  ein  Relief  von  Sandstein,  mit  der  Epona  sitzend  zwi- 
schen zwei  einander  die  Köpfe  zukehrenden  Pferden;  end- 
lich ein  männlicher  Torso  ohne  Kopf,  Beine  und  den 
grössten  Theil  der  Arme,  die  Brust  entblösst,  über  den 
Rücken  ein  Mantel  geschlagen,  vielleicht  ein  Ortsgenius, 
da  in  der  Linken  sich  der  Ansatz  eines  Füllhorns  zeigt. 
Die  drei  erstgenannten  Stücke  erheben  sich  zwar  nicht  über 
sonstige  Kunstwerke  der  späteren  Zeit,  wohl  aber  durch  die 
sorgfältige  Ausführung  über  alles,  was  sonst  von  Provin- 
zialarbeit  in  dieser  Gegend  zum  Vorsehein  gekommen  ist. 
Bei  dem  Bronzekopf  namentlich  ist  zwar  das  Gesicht  nicht 
von  bemerkenswerther  Arbeit,  wohl  aber  der  Helm  und  die 
Haare,  die  sich  schlangenartig  am  Rande  des  etwas  zu- 
rückgeschlagenen Helms  hinziehen.  Ausserdem  fanden  sich 
Geschirr  und  Anticaglien  jeder  Art;  von  Münzen  sind  nur 
zwei  silberne  und  sieben  kupferne,  von  Vespasian  bis  Se- 
verus   Alexander,  nach   Stuttgart   gekommen. 

Inschriften  fanden  sich  vier,  von  denen  die  drei  ersten 
nach  den  mir  zugesandten  Abklatschen  auf  der  beiliegen- 
Tafel  lithographirt  sind.     Die   erste  derselben  (Fig.  1)  ist 

etwa  folgendermassen  zu  lesen  und  zu  ergänzen : [  Ve]- 

nustu[s,  Pale]rnus  Tedede...,  [Tu]cilus  Pedu(cacil)  me- 
(J(icus?),  [Ia]nuurin(lus)  Alticus ,  JMax[i]nünus  Dulti, 
Senecianus  Senecio,  Cityitus  Celsi  v(otum)  s(<dver>iut) 
l(ubenlcs)  l(aeti)  m(erito)  d(e)  s(ua)  )>(ec!()ii«)  1c.  Sep. 
Pris(co)  et  Apo(Uinitrc)  cos.  Die  Buchstaben  IAN  zu  An- 
fang von  Z.  4  und  IMI  zu  Anfang  von  Z.  5  werden  durch 
Ligatur  vereinigt  gewesen  sein.  Es  ist  ein  Verzeichniss 
von  Leuten,  die  nicht  römische  Bürger,  sondern  Peregri- 
nen,  theilweise  vielleicht  Selaven  waren.  Sie  ist  vom  J. 
169  n.  Chr.  und  gehört,  wie  Herr  Stalin  bemerkt,  zu  den 
älteren  im  Würtembergischen  gefundenen. 

Die  auf  der  Tafel  unter  Fig.  2  und  3  dargestellten 
beiden  Iuschriften  scheinen  vielleicht  verschiedenen  Gott- 
heiten gewidmet,  im  Uebrigen  aber  wesentlich  identisch 
gewesen  zu  sein.  Die  erste  etwas  vollständigere  lässt  sich 
etwa  folgendermassen  ergänzen:  [Pro  Salute  d.  n.  (iöe||ro- 
rujmque  [et  ||  domirs]  ei«[s  ||  Ne)mesi,  P.  Corn[eUo]  ||...o 
leg{ato)  Avg(ttsli)  ;>r(o)  [pr(neforc)],  coh(ors)  1  Hc\w{tio- 

rom)  et  Iiritt[on(es)]  [  Aure(lianenses)  sub  cur(a)  C.V. 

||  Tifi  s(ing»J(tris)  leg(ati)  ex  cor[n(icnf«no)  d(onum) 
j(anf)].  Der  erste  fragmentirte  Buchstabe  der  dritten 
Zeile  wurde  anfangs  für  G  gehalten ;  auf  dem  Abdruck 
aber  ist  nur  die  zweite  Linie  sicher  und  wurde  G  auch 
bei  nochmaliger  Besichtigung  des  Originals  als  zweifel- 
haft bezeichnet,  da  was  ausser  dem  Reste  eines  Perpeu- 
dicularstricbes,  der  von  M  übrig  sein  kann,  hier  sich  auf  dem 
Steine  zeigt,  wohl  eine  spätere  Verletzung  desselben  ist.    Da- 


durch schien  die  Ergänzung  Nemesi  gerechtfertigt;  welche 
Gottheit  wenn  nicht  in  Obergermanien,    doch  sehr  häufig 
in  Pannonien  und  Dacien  auf  Militärvotivsteinen  begegnet.  — 
Welche  Gottheit  der  zweite  Stein  nannte,  ist  ganz  unsicher; 
das  erhaltene  .  .  DE  ist  vielleicht  nichts  als  de(ae).  —   Ob 
der   Legat  von   Obergermanien  P.  Cornelius  .  .  .  us   sonst 
bekannt  ist,    vermag    ich   nicht   zu   sagen.     Er   mag,   wie 
Hübner  vermuthet,  dem  Hause  des  P.  Cornelius  Anullinus 
Consul  zum  zweiten  Mal  199  angehört  haben;    an  diesen 
selbst  ist  nicht  zu  denken,  da  wir  seine  Aemterfolge  ken- 
nen  (Monatsber.   der  Berliner  Akademie  1860  S.  20)   und 
auch    für    ein    so    langes    Cognomen    wie    Anullinus    auf 
dem  Oehringer  Stein   kein  Platz   ist.     Dass   ein  singuluris 
legati   als   Befehlshaber   der  Cohorte   auftritt,    scheint  an- 
gemessener als    das  gleiche  Geschäft   einem  signifer  hglo- 
nis  zuzuschreiben;    mag  man   aber   die   eine  oder  die  an- 
dere Auflösung    der   Zeichen  S  •  LEG   vorziehen,    immer 
erscheint    an    der  Spitze    der  in  Oehringen    stationirenden 
helvetischen  und  brittonischen    Hülfstruppen   ein  Legions- 
offizier.     Nun   finden   wir  auch   auf  zwei  anderen  in  dem 
nicht    weit    von    Oehringen     entfernten    Dorfe    Böckingen 
entdeckten    und   derselben   Cohorte    angehörigen   Iuschrif- 
ten    (Orelli  477.  478  =  Steiner  20.  24)     dieselbe     von 
Legionscenturionen     befehligt;     so     dass     dieser    Cohorte 
ausnahmsweise     ein     eigener    Präfect     gefehlt     zu    haben 
scheint.     Auf  diesen   Steinen   so    wie   auf  Ziegeln,    die  in 
Oehringen  selbst  sich  gefunden  haben  (Steiner  55),  nennt 
sich  die  Cohorte  cohors  l  Helvetiorum;  andrerseits  begeg- 
net an  eben  denselben  Orten  auch  ein  numerus  Brittonum 

Cal (Steiner  56  vgl.  23).     Nach  Anleitung    dieser 

Denkmäler  sind  die  neu  gefundenen  Inschriften  ergänzt 
worden,  zu  deren  Setzung  sieh  die  beiden  von  demselben 
Offizier  geführten  Truppenkürper  vereinigt  zu  haben  schei- 
nen. —  Der  Zusatz  AVRE  kann  nicht  füglich  angesehen 
werden  als  von  dem  Namen  des  regierenden  Kaisers  ent- 
nommen; denn  Caracallas  Soldaten  nannten  sich  Antoni- 
niani,  nicht  Aureliani  und  in  der  Zeit  der  älteren  Aure- 
lier  waren  dergleichen  Beinamen  noch  nicht  üblich.  Da 
nun  andrerseits  aus  der  gleich  mitzutheilenden  vierten 
Inschrift  erhellt,  dass  Oehringen  in  römischer  Zeit  vi- 
cus  Aurelius  hiess,  so  scheinen  diese  Brittones  sich 
vielmehr  nach  ihrem  Standquartier  Aurelianenses  genannt 
zu  haben.  Ein  ganz  gleichartiges  inschriftliches  Beispiel 
dafür,  dass  eine  Abtheilung  der  Auxiliartruppen  sich 
nach  ihrem  Standquartier  benennt,  ist  mir  freilich  nicht 
bekannt;  am  nächsten  verwandt  sind  die  exploratores 
Bremenses  der  Steine  von  Bremenium  (High -Rochester  in 
Northumberland),  aii  die  Hübner  erinnerte.  Der  Notitia 
freilich  sind  dergleichen  Benennungen  geläufig,  z.  B.  Or. 
c.  38:  numerus  Nerv'wrinn  D'tctensium  Dicti;  aber  der 
offiziellen  Titulatur  der  früheren  Kaiserzeit  gehören  sie 
keineswegs  an  und  sind  auch  insofern  nicht  correct,  als 
die  Standquartiere  der  Truppenabtheiluiigen  zwar  factisch 
oft  durch  Jahrhunderte  dieselben  blieben,  aber  doch  recht- 
lich jeden  Augenblick  gewechselt  werden  konnten,  also 
ständige  Beinamen  davon  nicht  füglich  herzunehmen  waren. 
Die  vierte  Inschrift  befindet  sich  an  der  erhaltenen 
Basis  des  einen  Minervenbildes  von  Sandstein;  da  dieselbe 
vollständig  und  leicht  zu  lesen  ist,  auch  kein  Abklatsch 
derselben  mir  vorliegt,  gebe  ich  sie  blos  im  Druck  und 
mit  Auflösung  der  zahlreichen  Ligaturen  wieder. 

iN  •  H  •  D  ■  D  •  VICANIS  ■  AVREL  ■  SI 
GNVM  •  MINERVAE  ■  SVO 
IMPENDIO  •  RESTITVIT  •  FAVS 
TIVS   •  FAVENTINVS  ■  QVAESTOR 

LVPO  •  ET  •  MAXIMO  •  CoS-       p.  C.  232. 


231: 


232* 


Ohne  bei  dem  in  diesen  Gegenden  sehr  verbreiteten 
Minervencult  zu  verweilen,  soll  nur  hingewiesen  werden 
auf  den  hier  zum  ersten  Mal  zum  Vorschein  kommenden 
alten  Namen  von  Oehringeu  wicus  Aurclhis;  willkürlich 
setzte  Leichtlen  (Schwaben  unter  den  Römern  S.  205)  als 
römischen  Namen  der  Stadt  Oehringeu  so  wie  des  vor- 
beifliesseuden  Flüsschens  Ohrn  Anrluna  an.  Uebrigens 
bemerkt  Hr.  Stalin,  dass  ein  solches  AVR  bereits  früher 
daselbst  aufgetaucht  sei;  allein  es  wurde  nicht  auf  den 
Ortsnamen  bezogen.  Es  fanden  sich  nämlich  zur  Zeit 
Hanselmauns  (Fortsetzung  des  Beweises,  wie  weit  der  Rö- 
mer Macht  u.  s.  w.  S.  15C)  zwei  Bruchstücke  von  Ziegeln 
angeblich  mit  folgenden  dem  Anschein  nach  zusammen- 
gehörenden Aufschriften : 


BALR  j  ■  A'R 

woraus  Ilanselmann  unrichtig  machte  BAL(ncirm)  Re- 
stAVR(afum).  Da  die  Ziegelinschriften  in  dieser  Gegend 
fast  alle  militärische  Fabriken  nennen,  so  mögen  auch 
diese  den  Brittones  AurcUanenses  gehören;  aber  das  erste 
Bruchstück  ist  gewiss  falsch  gelesen  und  nicht  mit  Sicher- 
heit herzustellen.  Eine  weitere  Spur  davon ,  dass  Oeh- 
ringeu bereits  in  römischer  Zeit  der  Mittelpunkt  einer 
Gemeinde  gewesen  ist,  ist  die  daselbst  gefundene  Inschrift 
eines  colleyium  iuvenlutis  vom  1.  November  222  (Steiner 
59) ,  also  nur  wenige  Jahre  älter  als  die  neu  entdeckte, 
deren  Quästor  eben  diesem  Collegium  oder  einer  ähnli- 
chen Genossenschaft  angehört  haben  mag. 

Th.  Mommsen. 


III.    Museographisches    aus    Athen. 


Aus  dem  eben  erschienenen  Jahresbericht  der  hiesi- 
gen archäologischen  Gesellschaft,  den  Zeitraum  von  Juni 
1860  bis  Juni  18G1  umfassend,  sind  die  nachstehenden 
Notizen  über  den  neuesten  Zuwachs  ihres  Antikenvorraths 
entnommen,  welche  auswärtigen  Alterthumsfreunden  ver- 
muthlich  willkommen  sein  werden. 

1.  Marmorwerke.  Ein  der  Angabe  nach  in  der 
Nähe  des  alten  Dipylon  gefundenes  Fragment  einer  0,75 
M.  langen  und  0,47  M.  hohen  Marmorplatte,  worauf  in 
Relief  nackte  beflügelte  Genien,  schreitend,  mit  Lampen 
Gefässen  und  sonst  undeutlichen  Gegenständen  in  den 
Händen,  dargestellt  sind.  Ein  ähnliches  Fragment  befindet 
sich  in  der  Sammlung  im  Thurme  des  Andronikos  Kyr- 
rhestes  1,20  M.  lang  und  0,47  M.  hoch  (vielleicht  dasselbe 
welches  Stuart  Ant.  d'Atheues  II  fasc.  IV  publicirt  hat; 
besprochen  von  Visconti  opere  varie  IV  p.  77  Note).  Nach 
Bursian  (archäologisch -epigraphische  Nachlese  aus  Grie- 
chenland p.  197)  soll  es  eine  Darstellung  eleusinischer  My- 
sterien sein.  Eher  möchten  wir  eine  symbolische  Darstel- 
lung der  Lampadodromie  Hydrophone  oder  sonst  ähnlicher 
Agonen  erkennen,  und  annehmen  dass  die  beiden  Frag- 
mente dem  Friese  irgend  eines  choragischen  Denkmales 
angehörten.  Uebrigens  ist  die  Arbeit  spät  und  die  Ober- 
fläche hat  stark  gelitten.  —  Gruppe  des  Eros  und  Pan 
aus  Melos  (Bullettino  dell'  Inst.  1801  p.  45).  —  Fragmcn- 
tirtes  Weihgeschenk.  Ueber  einem  Phallus  die  Inschrift  Z<ü- 
m[[ios]  'A[ayJij7ii]oi  xul  Yyta  t[v/jji>],  0,11  M.  breit  und 
0,12  M.  hoch,  aus  Athen,  hinten  roh  gelassen.  —  Eine 
weibliche  Maske,  von  natürlicher  Grösse,  in  Stücke  zer- 
brochen, offenbar  für  architektonischen  Schmuck  bestimmt; 
aus  den  Ausgrabungen  am  Gymnasium  desl'tolemäus.  —  Ein 
Ileraklcskopf  aus  Athen.  —  Ein  Tiberinakopf  aus  Lamia 
(Bull,  dell'  Inst.  1801  p.  141).  —  Drei  andere  römische 
Porträtküpfe  aus  Athen.  —  Mädchenkopf,  Porträt  römi- 
scher Zeit,  0,35  M.  hoch,  aus  Macedonien.  —  Die  grosse 
Anzahl  der  noch  unedirten  Inschriften  wird  nach  und  nach 
von  Professor  Kumanoudis  in  der  hiesigen  philologischen 
Zeitschrift  Philister  herausgegeben. 

2.  Terracotten  und  Vasen.  Zuerst  führe  ich  Ihnen 
vier  TerroeottengruppeD  aus  Aegina  an  (Bull,  dell'  Inst. 
1801  p.  141).  Ueber  die  am  Anfange  dieses  Jahres  im  Pi- 
raeus  eröffneten  Gräber  mit  Ausbeute  von  Terracotten  und 
Vasen  ist  schon  im  arch.  Anzeiger  dieses  Jahres  berichtet 
worden,  ebenso  über  die  Troilosvase  aus  Kleonae  und 
die  Ilippobatasvase;  doch  ist  nachzutragen,  dass  sie  wahr- 
scheinlich die  nemliche  ist,  von  welcher  Boeckh  C.  I.  Gr. 
7:;80b.    H.  Rochette  Lettre  a  Ms.  Schoru  p.  0    und   Jahn 


Catalog  der  Münchener  Sammlung  CXLVII  Note  1050  be- 
richten, sie  sei  aus  Karystos. —  Auch  finden  sich  attische  Le- 
kythen  nie  st  mit  sepulcralen  Darstellungen.  Ein  Gefäss 
aus  Megara  in  Form  von  No.  10  in  Jahns  Catalog,  ohne 
Basis  [henkellose  Tasse]  0,8  M.  hoch,  0,13  M.  Durch- 
messer, vou  schwarzer  Farbe  mit  Reliefdarstellung  und 
Ornamenten.  Dieselbe  Darstellung  einer  Minerva  in  der 
Haltung  der  Promachos,  daneben  ein  Dreifuss  und  eine 
Taube  die  einen  Kranz  trägt,  ist  auf  allen  vier  Seiten  wie- 
derholt und  scheint  sich  auf  irgend  einen  Sieg  im  Wert- 
kampfe zu  beziehen.  (Vasenscherben  mit  Reliefdarstellun- 
gen sind  mir  bis  jetzt  nur  aus  Boeotien  und  Megara  be- 
kannt). —  Gefäss  aus  Syros  von  eigentümlicher  [lampen- 
ähnlicher] Form,  ohne  Bemalung,  0,22  M.  hoch.  —  Gefäss 
aus  Sardes,  0,10  M.  hoch,  in  Form  der  Figur  58  [Oenochoe] 
in  Jahns  Calalog,  oben  ein  Widderkopf  mit  einem  kleinen 
Loche.  Der  Boden  des  Gefässes  hat  Löcher  wie  unsre 
heut  zu  Tage  gebräuchlichen  Streusaudbüchsen.  —  Kleines 
Gefäss  [in  Form  einer  Büchse],  0,11  M.  hoch,  mit  rothen 
Figuren  auf  schwarzem  Grund;  auf  dem  Bauche  des  Ge- 
fässes erblickt  man  drei  Eroten  die  drei  Frauen  Cisten 
darbieten;  auf  dem  Deckel  zwei  Füchse  zwei  Hasen  ver- 
folgend; in  beiden  Darstellungen  darf  man  wol  den  nem- 
lichen  Sinn  hinterlistiger  Liebesnachstellung  erkennen.  — 
Unter  dem  sonstigen  Zuwachs  an  Terracotten  führe  ich 
Ihnen  einen  Discus  der  Angabe  nach  aus  einem  Grabe 
der  Insel  Syros  von  0,25  M.  Durchmesser  an;  darauf 
erkennt  man  deutliche  Spuren  der  Darstellung  einer  rothen 
Hydria  und  blauer  Gewandung,  auf  weisser  Grundfarbe. 
Oben  sind  zwei  Löcher  zum  Aufhängen  des  Discus,  der 
zum  Schmucke  irgend  eines  Gebäudes  gedient  haben  muss, 
ebenso  wie  die  in  den  verschiedenen  Museen  Europas 
häufig  vorkommenden  Marmor-Disken  mit  Reliefdarstellun- 
gen. —  Auch  die  Zahl  der  mit  Stempel  versehenen  Am- 
phorenhenkel hat  sich  wesentlich  vermehrt;  unter  dem 
Zuwachs  finden  wir  ausser  der  schon  bekannten  einige  aus 
Kuidos,  Rhodos,  Tharsos  und  aus  Kolophon.  —  Unter 
der  Menge  kleiner  Terracotten,  welche  die  Sammlung  be- 
reichert haben,  heben  wir  folgende  als  die  interessanteren 
hervor:  Ein  kleines  sitzendes  Figiirchen  mit  Flügel,  da- 
neben ein  Vogel,  wahrscheinlich  Ganymed  mit  dem  Adler. — 
Ein  zierliches  weibliches  Figiirchen  mit  dem  Kücken  an 
eine  dünne  längliche  Vase  gelehnt,  in  der  Rechten  eine 
Schale  haltend;  auf  der  Stirn  hat  sie  Stephane  und  neben 
den  Füssen  Rosetten.  Dies  Figiirchen  von  schöner  Arbeit 
und  guter  Erhaltung  stammt  aus  Cyrene.  —  Ebenfalls  aus 
Cyrene  ist  die  kleine  Gruppe  eines  sitzenden  Mannes  auf 


233* 


234* 


dessen  Haupt  eine  hinter  ihm  stehende  Frau  die  Hände 
gelegt  hat.  —  Eine  grosse  Anzahl  der  gewöhnlichen  kleinen 
sitzenden  Idole ,  die  gewöhnlich  für  Cybele  erklärt  wer- 
den. —  Fragment  einer  kleinen  weiblichen  Figur,  die  in 
der  Hand  eine  Schale  hält,  auf  dem  Arme  eine  klei- 
nere Figur  trägt.  —  Kleine  mit  Schürze  versehene  Fi- 
gur, deren  Kopf  abgebrochen  ist;  sie  trägt  eine  Schale 
mit  Früchten  (ob  zum  Opfer  schreitend?);  diese  wie 
auch  die  vorigen  Terracotten  wurden  unlängst  aus  Cy- 
reue  geschenkt.  —  Weibliches  fragmentirtes  Figürchen, 
mit  Spuren  von  Vergoldung  an  Hals  und  Ohren, 
als  Ohrringe  und  Halskette.  —  Unter  den  Lampen  sind 
besonders  zwei  Fragmente  interessant,  eines  mit  einer  Dar- 
stellung von  Eros  und  Psyche;  auf  dem  andern  erblickt 
man  Eros  wie  er,  mit  gesenkter  Fackel  in  der  Hand,  auf 
der  Syriux  bläst.  Endlich  haben  wir  eine  ziemliche  An- 
zahl von  aller  Art  Früchten,  Obst,  kleine  Masken,  eine 
kleine  Schildkröte  und  sonst  ähnliches  aus  Terracotta. 

An  Metallsachen  wuchs  das  Museum  nur  unbedeu- 
tend an.  Die  wichtigsten  sind  die  Ihnen  schon  aus  Dr. 
Wachsmuths  Berieht  bekannten  -[pT^rpoi ,  die  eine  sieher 
aus  Athen,  die  andere  wol  ebendaher,  obgleich  sie  der 
Angabe  nach  in  einem  Grabe  der  Insel  Syros  gefunden 
sein  soll;  man  kann  eben  nie  mit  Bestimmtheit  auf  die 
Angaben  der  Fundorte  der  hier  zu  Lande  gefundenen  Al- 
terthümer  basiren.  Ferner  sind  zu  nennen  drei  gut  er- 
haltene verzierte  Helme  aus  Olympia ;  eine  metallene  Leib- 
binde, 0,9  M.  hoch,  aus  Plataeae,  wahrscheinlich  irgend 
eines  Kriegers;  zwei  metallene  Stiefelsohlen  mit  Löchern 
rings  herum,  0,24  M.  lang,  gefunden  in  einem  Grabe  in 
Argolis;  eine  Anzahl  bleierner  Gewichte  ((<>■«)  von  der 
Tetramna  herunter,  von  verschiedener  Grösse  und  mit  ver- 


schiedenen eingedruckten  Stempeln  darauf,  wie  Delphin, 
Schildkröte,  halbes  Gefäss,  Amazonenschild,  ein  E,  ein 
rH,  ein  H,  ein  A  u.  a.  m.  Endlich  führe  ich  noch  eine 
Anzahl  kleiner  bleierner  eiförmiger  Schleuderkapseln  an ; 
manche  sind  mit  eingedruckten  Zeichen  versehen ,  z.  B. 
eine  mit  einer  Pfeilspitze  und  auf  der  anderen  Seite  mit 
der  Inschrift  AMYNTA2;  auf  einer  anderen  ist  die  In- 
schrift KAEON1KOY,  u.  s.  w. 


Sonst  ist  wenig  Neues  zu  melden;  die  Ausgrabungen 
der  archäologischen  Gesellschaft  haben  seit  Monaten  auf- 
gehört; doch  hat  man  beim  Nivelliren  einer  Strasse  in  der 
Nähe  des  olympischen  Tempels  bedeutende  Mauerreste, 
wahrscheinlich  des  Peribolos  dieses  Tempels,  gefunden. 

Auf  der  Insel  Melos  an  der  sogenannten  Tgifitv&tu 
neben  den  Resten  des  alten  Theaters  fand  man  unlängst 
einen  Mosaikfussboden,  gegen  40  Meter  lang,  daneben 
Reste  einer  Mauer  und  Thür  samt  verschiedenen  Sculptur- 
uud  Inschriftfragmenten  römischer  Zeit,  darunter  zwei  Re- 
liefs. Eines  stellt  eine  stehende  weibliche  Figur  dar,  die 
ihren  Arm  auf  eine  Säule  stützt  und  worauf  oben  fol- 
gende Inschrift:  Ayad-i]  TV/rj  Wh'jXov  u\hoc\]'\  Ali%äväQO> 
y.Ti'oTi]  iiqiüv  [tvciT(ov.  Auf  einem  anderen  Relief  rinden 
wir  Minerva  mit  Helm  Lanze  und  Schild;  ihr  Körper  wird 
bis  oben  von  Schlangen  umwunden,  die  auch  hinter  dem 
Schilde  sichtbar  sind!  Inschriften  befinden  sich  auf  ihrem 
Körper  und  auf  der  Basis.  Endlich  nenne  ich  eine  Büste 
ohne  Kopf  mit  folgender  Inschrift:  ot  ntgißw^ioi  ji^v 
qiXuvögov  Avgijliav  Etnoaiuv  iv  i(3  idi'w  avrfjs  iQ}'<>> 
und  noch  zwei  andere  marmorne  Köpfe. 

Athen  3  15.  November  1861.  P.  Pervanoguj. 


IV.     Nene    Schriften. 


Backofen  (J.  J.):  Das  Mutterrecht.  Eine  Untersuchung 
über  die  Gynaikokratie  der  alten  Welt  nach  ihrer  reli- 
giösen und  rechtlichen  Natur.  Stuttgart  1861.  XL  u. 
435  S.  9  Tafeln.  4. 

Voran  die  Angabe  des  Inhalts  in  geographischer  Ordnung,  Ly- 
cien,  Kreta,  Athen,  Lemnos,  Aegypten,  Indien  und  Ccntralasien,  Or- 
chomenos  und  die  Minyer,  Elis,  die  epizephyrischen  Lokrer,  Lesbos, 
Mantioea,  sodann  den  Pythagorismus  und  die  spateren  Systeme,  zu- 
letzt die  Cantabrer  betreffend.  Die  Bildtafeln  enthalten  wie  folgt: 
I.  Bronzener  Leuchter  auf  eine  Figur  gestützt  die  ein  Ei  hält,  im 
Museum  zu  Karlsruhe,  zu  S.  357  f.  II.  Flügelgestalt  mit  einem 
Ei,  Marmorfragment  aus  den  vereinigten  Sammlungen  zu  München, 
zu  S.  358,  1.  III.  Felsengrab  zu  Fallari  (Falerii)  mit  mannlichem 
und  weiblichem  Geschlechtszeichen  am  Eingang,  zu  S.  52,  2.  368,  I. 
IV.  Leichenmahl  mit  Eiern  von  doppelter  Färbung,  Wandgemälde  in 
der  Villa  Pamlili,  zu  S.  135,  2.  192,  2.  V.  Jo  die  Mondkuh,  Thon- 
figur  des  Museums  zu  Karlsruhe,  zu  S.  357,  2.  385,1.  VI.  VII. 
Säule  worauf  ein  Ei  u.a.m.,  nach  Silbergefässen  aus  Bernay  im 
kaiserlichen  Münzkabinet  zu  Paris,  zu  S.  333.  357,  1.  383,2. 
VIII,  1.  Lekythion,  worauf  die 'Verstorbene'  mit  Ei  als  Hera  bezeichnet 
ist,  im  Museum  des  Louvre,  zu  S.  357,  2.  VIII,  2  u.  1.  Eier  mit 
Frauenköpfen,  ägyptisch,  aus  dem  kaiserlichen  Münzkabinet  zu  Paris, 
zn  S.  181,  2.  VIII,  3.  Schlange  mit  Ei,  Münze  von  Tyrus,  eben- 
daher. VIII,  5.  Geschmücktes  Ei  nach  Gelassen  des  Louvre  und  der 
Sammlung  von  Sevres.  VIII,  6.  Grabessäule  worauf  Eier,  auf  einem 
Wiener  Vasenbild.  IX,  1.  Frau  mit  Ei  und  Jüngling  mit  Traube, 
Vasenbild  des  Münzkabinets  zu  Paris.  IX,  2.  Jüngling  mit  Ei  vor 
einer  Stele  mit  Ei,  Vasenbild  des  Louvre.  IX,  3  u.  4.  Storch  der 
in  einen  Phallus  beisst,  Bronze  des  kaiserlichen  Münzkabinets  und 
Münze  von  Menda;  phallischer  Esel  auf  dem  ein  Storch  sitzt,  da- 
hinter ein  Weinstock.  Titelvignette:  kauernde  Frau  mit  Helm  im 
Schooss,  Relief  io  Eiform  auf  einem  Lekythus  des  Louvre. 


Becher  (J.):  Drei  keltische  Münzen  aus  der  Dr.  Römer- 
Büchnerschen  Sammlung.  17  S.  8.  mit  Tafel. 

—  —  Dichterischer  Erguss  über  den  Pfahlgraben,  aus  dem 
16.  Jahrhundert.  3  S.     Frankfurt  a.  M.  1861.  8. 

—  —  Die  Heddernheimer  Votivhand,  der  XX.  Philolo- 
genversammlung etc.  Frankfurt  a.  M.  1861.  23  S.  4. 
m.  Abb. 

Boetticher  (C):  Ueber  agonale  Festtempel  und  Thesauren, 
deren  Bilder  und  Ausstattuns;  1—3  (Aus  dem  Philolo- 
gus  1861)  S.  1—54.  185—408.  577—605.  8. 

Bonstetlen  (Baron  de):  Supplement  au  recueil  d'antiquites 
suisses.     Lausanne  1860.  28  S.   23  Taf.  fol. 

Auf  Tafel  XX,  2  ein  sitzender  Merkur  mit  Schildkröte  und  Ei- 
dechse, Erzfigur  des  Museums  zu  Luzern. 

Brunn  (U.):  Die  philostratischen  Gemälde  gegen  K.  Frie- 
derichs vertheicligt.  Aus  den  Jahrbüchern  für  klas- 
sische Philologie  (Suppl.  II).  Leipzig  1861.  S.  169-303.  8. 

Catalogue  des  monnaies  nationales  de  France  de  M. 
Rousseau.     Paris  1861.  190  S.  8. 

Cavedoni  (C):  Nuove  osservazioni  sopra  le  antiche  inoneti 
della  Cirenaica.  23  S.  8. 

Compte-rendu  de  la  commission  imperiale  archeolo- 
gique  pour  l'annee  1859.  St.  Petersbourg  1860.  162  p. 
Avec  un  atlas  de  VI  planches.  4  et  fol.  Vgl.  oben 
S.  225*  ff. 

Conze  (A.)  e  Michaelis  (A.) :  Rapporto  d'un  viaggio  fatto 
nella  Grecia  nel  1860.  90  S.  6  Taf.  8.  (Aus  den  Annali 
dell'  Instituto  XXXIII.) 

Conze  (A.):  Ueber  zwei  gefälschte  Inschriften  im  Museolapi- 
dario  zu  Verona  und  über  den  Kothon  (Philologus  1861 
S.  549-551  und  S.  565—567  nebst  Tafel  I  und  II). 


235* 


236* 


CtiWitis  (£.):  Beitrüge  zur  geographischen  Onomatologie 
der  o-rieehischen  Sprache.  (Aus  den  Berichten  der  Göt- 
tinger Ges.  d.  W.)  S.  143-162.  8. 

_  Festrede    [Ueher   den   Unsterblichkeitsglauben    der 

Alten].     Göttingen  1861.   18  S.  4. 

Eichhorsl  (0.):  Quaestiouum  epigraphicarum  de  procura- 
toribus  imperatorum  romanorum  specimen.  Regiom. 
1861.  30  S.  8.  (Dissertation). 

Genthe  (A.):  Die  Windgottheiten  bei  den  indogermanischen 
Völkern.     Memel  1861  (Schulprogramm).  16  S.  4. 

Gerhard  (E.):  Ueber  Orpheus  und  die  Orphiker.  Eine 
akademische  Abhandlung.  Berlin  1861.  4.  (Aus  den 
Abh.  der  Berliner  Akademie)  S.  1—95. 

Grifi  (Li.):  sopra  un  tratto  dei  Fasti  consolari  del  tempo 
di  Augusto.    Roma  1861.  42  S.  4. 

Heltner  (H.):  Das  königliche  Museum  der  Gypsabgüsse 
zu  Dresden.  2.  Auflage.  Dresden  1861.  118  S.  8. 

Jahn  (0.):  Orestes  und  Elektra.  (Aus  den  Berichten  der 
sächs.  Ges.  der  Wissensch.  1861.)  S.  100—133.  Taf.  III. 
IV.  1861.  S. 

Jahresbericht  der  Gesellschaft  für  nützliche  Forschun- 
gen zu  Trier  über  die  Jahre  1859  u.  1860.  Trier  1861. 
99  S.  6  Tafeln  und  1  Karte.  4. 

Enthallend  Antiquarisches  auf  S.  35.    49(1.    51  ff.    54  ff.    76  ff. 

80  ff.     Von  Wernekink,  Schneemann,  Seffern,  Ost,  Ladner. 

Ja?  (A.):    la  flotte  de  Cesar;  le  Ifpjaiov  vui'fta/nv  d'Ho- 

rnere;  Virgilius  Nauticus:  etudes  sur  la  mariue  antique. 

Paris  1861.  430  S.  8. 
Junssen  (L.  J.  F.):     Anzeigen  über  Troyon's  Habitations 

lacustres  und  über  Thomsens  antiquarische  Berichte  aus 

Dänemark  [holländisch].  13  und  6  S. 
Konitzer  (CAemens):  Herakles  und  die  Hydra.    Gruss  zur 

Feier  des  50jährigen  Jubiläums  der  Universität  Breslau 

im  Namen  der  archäologischen  Gesellschaft  [des  Herrn 

Prof.  Rossbac/i].     Breslau  1861.  36  S.  8. 
Lenormant  (C/i.)  et  de  Witte  (J.):   Elite  des  monurnents 

ceramo'Taphiques  etc.  Vol.  II.  Paris  1857.    XLHI  und 

456  S.   118  Taf.  Vol.  III.  1858.  X  und  301  S.  101  Taf. 

Vol.  IV.  1861.  XII  und  284  S.  100  Taf.  4. 
Enthaltend   in  Vol.  II :     Vasenbilder   von  Apollon,    Artemis  und 
andern  Lichtgotlheiten,  in  Vol.  III :  von  Poseidon  Demeter  und  Kora, 
Hermes  und  Hestia,  in  Vol.  IV:  von  Aphrodite  und  Ares. 

Lenormcmt  (Gh.):  Commentaire  sur  le  Cratvle  de  Piaton. 
Athenes  1861.  320  S.  8. 

Lloiid  (Mr.  W.)t  the  eastern  pediment  of  the  Parthenon. 
49  S.  8.  (1861). 

Löwenhcrz  (J.) :  Die  Aethiopen  der  altklassischen  Kunst. 
Göttingen  1861.  68  S.  8. 

Merchlin  (L.):  Observationes  ad  S.  Ponipei  Festi  Paulique 
exeerpta.  Dorpati  1860.  (Zum  Lectionskatalog.)  14  S.  4. 

Michaelis  (A.):  Ueber  den  jetzigen  Zustand  der  Akropolis 
von   Athen.     Frankfurt  a.  M.  1861.  28  S.  8. 

Müller  (R.  />.):  Mythologie  der  griechischen  Stumme. 
2.  Theil.  Erste  Abtheilung.     Göttingen  1861.  216  S.  8. 

Müller  (L.):  Numismatique  de  L'ancienne  Afrique;  ouvrage 
prupare  et  commence  par  C.  T.  Falbe  et  J.  Chr.  Lind- 
berg. Deuxieme  Volume.  Les  monnaies  de  la  Syrique, 
de  la  Bvzacene  et  de  la  Zeugjtane.  Copenhague  1861. 
188  S.  4. 


Overbech  (J.):  Beiträge  zur  Erkenntniss  und  Kritik  der 
Zeusreligion.  Leipzig  1861.  110  S.  8.  (Aus  den  Abh. 
der  sächs.  Ges.  d.  W.)  • 

—  —  Ueber  das  ehemals  Giustinianische  Relief  mit  der 
Pflege  des  Zeuskindes.  (Aus  den  Berichten  der  sächs. 
Ges.  d.  W.  1861.  S.  75-99.)  8. 

Ruthyeber  (G.):  Gottheiten  der  Aioler.  Mit  Excursen 
kunstgeschichtlichen  Inhaltes,  auch  mit  dem  Schema  der 
Geschichte  hellenischer  Philosophie.  Gotha  1861.  XXVIII 
und  692  S.  4. 

Hierin  wird  nächst  der  Einleitung  gehandelt  von  den  Gottheiten 
der  ältesten  Aioler  S.  7 — 47.  Es  folgen  :  Zwölf  Gottheiten  der  Joner 
S.  87 — 138,  zwölf  Urgottheiten  der  Joner  S.  139 — 107  und  vierzehn 
Excurse  betreffend  1.  Aristoteles  und  Hegel  S.  48 — 59,  2.  Schema 
einer  Geschichte  der  hellenischen  Philosophie  S.  00 — 86,  3.  Hephai- 
stos  Aphrodite  Enyalios  der  Aioler  S.  168  —  178,  4.  Veränderung  der 
Religion  zu  Sikyon  [Pfaffencongress]  S.  179  ff. ,  5.  Mysterien  und 
Volksreligion  der  Aioler  Kleinasiens  S.  186  ff.,  7.  Werke  aiolischer 
Handwerker  und  Bildner  der  hephaistischeu  Periode  S.  191  ff.,  8.  Werke 
aiolischer  Bildner  der  folgenden  Periode  bis  zur  Besitznahme  der 
aiolischen  Insel  Lemnos  durch  jonische  Athenaier  S.  217  ff.,  9.  Ein- 
führung aiolischer  Bildnerei  in  der  längst  dorischen  Stadt  Sikyon 
um  Ol.  7.  S.  256  ff.,  10.  Uebergang  aiolischer  Bildnerei  zu  Sikyon  in 
dorische  Ol.  8  —  Ol.  58  S.  26711.,  11.  Seltene  Abbildung  des  naji]Q 
Ovnarös  der  Aioler  S.  285  ff.,  12.  Zahlreiche  Abbildungen  der 
[■irjirig  rena  S.  288 ff.,  13.  Alphabetisches  Verzeichniss  aiolischer 
Heroen  und  Heroinen  aus  Bildwerken  Etruricns  S.  291  ff.,  H.Abbil- 
dungen des  Aiolers  Narkissos  S.  299  —  324.  —  Uebergang  zur  theo- 
gonischen  und  zur  hekatischen  Bibliothek  S.  329 — 352.  —  Alpha- 
betisches Verzeichniss  der  Einzelheiten  [mit  vielen  Nachträgen]  S. 
353 — 583.  Nachträge  über  Epeios  S.  585  ff.,  Missgeburten  S.  636  ff.. 
Skarabaien  S.  050 — 687,  und  nochmals  Nachträge  S.  688 — 692. 

—  —  Skarabaien  mit  Abbildungen  beinahe  durchgängig 
aiolischer  Heroen,  als  Werke  aiolischer  Steinschneider. 
[Sonderdruck  aus  dem  vorgedachten  Werk  S.  650—687 
u.  LXXVIII.]  Gotha  1861.  4. 

Ritschi  (F.) :     supplementum   quaestionis    de   declinatione 

quadam  latina  reconditiore.  Berolini  1861.  IX  p.  4. 
Stephan«  (L.) :  parerga  archaeologica  XXV.  (Apollinisches 
gegen  Wieseler.  Aus  dem  Bulletin  der  Petersburger 
Akademie  1861.  S.  365-374.)  8. 
Tischbein  (J.  H.):  Aus  meinem  Leben.  Herausgegeben 
von  Dr.  Citri  IV.  G.  Schiller.  Mit  Porträt  und  einer 
Stammtafel.  2  Bde.  Braunschweig  1861. 

Auf  Seite  232  f.  des  2ten  Bandes  ist  als  vormaliger  Besitz  Tisch- 
beins, jetzt  im  Berliner  Museum,  ein  schöner  Kamee  erwähnt,  den 
Pan  mit  einem  Weinschlauch  darstellend,  worüber  ein  Leopardenfell 
hängt,     ihm  folgen  zwei  muntere  springende  Ziegenböcke  die  er  mit 
der    rechten    Hand   an    einer    Efeuranke   führt.     Dieser  Stein   sollte 
zehntausend  Thlr.  werth  sein.     'Was   Apollo  und  Laokoon   unter  den 
Statuen  sind,  das  ist  dieser  Pan  unter  den  Kameen'. 
Urlichs  (L.):  Ueber  das  Nereidenmonument  von  Xanthos 
(Aus  den  Verhandlungen  der  XIX.  Philologenversamm- 
lung.) 1860.  7  S.  4. 
Welcher  (F.  G.):     Kleine  Schriften.     Vierter  Theil.     Zur 
griechischen  Litteratur.     Bonn  1861.  258  S.  8. 

—  —  Alte  Denkmäler.  Vierter  Theil.  Wandgemälde.  Mit 
einer  Abhandlung  über  Wandmalerei  und  Tafelmalerei. 
Göttingen  1861.  X  und  250  S.  2  Taf.  8. 

de  Witte  (J.):  Notice  sur  Charles  Lenormant,  associe  de 
TAcademie.  Bruxelles  1861.  60  S.  8.  (S.  oben  Lenor- 
mant.) 


Iliezu  eine  Tafel  römischer  Inschriften. 


Herausgegeben  von  E.   Gerhard. 


Druck  und  Verlas  von   G.  Reimer. 


237* 


238* 


ARCHÄOLOGISCHER  ANZEIGER. 

Zur  Archäologischen  Zeitung,  Jahrgang  XIX. 


M  156. 


December  1861. 


Winckelmannsfeste  zu  Rom,  Berlin,  Bonn,  Göttingen,  Greifswald,  Hamburg  und  Kiel.  —  Ausgrabungen:  Skulpturen  aus 
Kyrenc;     das  monumentum  Ancyranum.   —     Litteratur:     Reisefrüehte   aus  Griechenland;     Müllers  Denkmäler  der  alten 

Kunst;   neue  Schriften. 


I.    Wissenschaftliche   Vereine. 


Winckelmannsfeste. 

Rom.  Am  13.  December,  als  dem  nächsten  Sitzungs- 
tag nach  dem  Geburtstag  Winckelmanns,  wurden  die  win- 
terlichen Zusammenkünfte  des  archäologischen  Insti- 
tuts durch  die  übliche  Festsitzung  eröffnet,  welcher  die 
Vertreter  Preussens,  üesterreichs  und  Bayerns,  die  Fürsten 
Massimi  und  Chigi,  der  Herzog  Gaetani,  sowie  eine  aus- 
erwählte Gesellschaft  von  älteren  und  jüngeren  Freunden 
der  archäologischen  Wissenschaft  beiwohnten.  Professor 
Henzen  eröffnete  die  Sitzung  durch  einen  kurzen  Bericht 
über  die  Förderung,  welche  die  monumentale  Philologie 
im  verflossenen  Jahr  von  verschiedenen  Seiten,  namentlich 
durch  die  von  den  wichtigsten  Resultaten  gekrönten  wis- 
senschaftlichen Erforschungsreisen  der  französischen  Re- 
gierung wie  auch  durch  die  von  der  Berliner  Akademie 
veranlasste  antiquarische  Bereisung  Spaniens  auf  dem  Ge- 
biete griechischer  Kultur  und  Kunstübung  erfahren  hatte. 
Derselbe  äusserte  sich  hienächst  über  den  befriedigenden 
Fortgang  der  Druckschriften  des  Instituts  und  besprach 
sodann  in  eingehender  Weise  die  kürzlich  in  Pompeji  ge- 
fundene, von  Fiorelli  und  Minervini  publicirte,  Inschrift 
der  dortigen  magislri  viel  et  compiü  aus  den  Jahren  707 
und  708.  Nachdem  die  chronologischen  Schwierigkeiten 
in  der  Zählung  und  Anordnung  der  verschiedenen  Dicta- 
turen  und  Consulate  Caesars  ihre  Berücksichtigung  gefun- 
den hatten,  wurden  von  dem  Vortragenden  die  verschie- 
denen Classen  der  hieher  einschlagenden  städtischen  Ma- 
gistrate geschieden.  Es  ergab  sich  hiebei  dass  die  speciell 
«ico  magistri  benannten  Beamten  in  Rom  wie  in  den 
Municipien  nicht  erst  von  Augustus  eingesetzt  sind,  sondern 
unter  ihm  in  durchgreifender  Weise  reformirt  wurden.  — 
Hierauf  folgte  Dr.  Brunn,  welcher  der  Versammlung 
Probeabdrücke  seiner  Publikation  einer  in  Palestrina  ge- 
fundenen und  an  das  Pariser  Museum  Napoleons  III.  über- 
gegangenen bronzenen  Cista  von  riesigen  Dimensionen  und 
ansprechendstem  Bilderschmuck  vorlegte.  Dieser  letztere 
vertheilt  sich  auf  die  verschiedenen  Abtheilungen  des  damit 
in  ansehnlichstem  Maasse  gezierten  Körpers  der  Cista  der- 
gestalt, dass  die  Hauptdarstellung  uns  die  Todtenfeier  des 
Patrokles  vorführt,  welche  als  oberer  und  unterer  Fries 
Centaurenkämpfe  und  ein  Bacchanal  in  bedeutungsvollen 
Bezügen  begrenzen.  In  dem  gedachten  Hauptbild  erscheint 
Achill  sitzend  im  Begriff  die  gefangenen  Troer  zu  opfern, 
in  Gegenwart  Agamemnons  und  anderer  Heroen,  so  wie 
des  Schattens  des  gefallenen  Freundes.  Ein  Pferd  wird 
gleichfalls  zum  Opfer  herbeigeführt,  während  die  eige- 
nen Rosse  Achills  gleichsam  als  Zuschauer  der  Scene  bei- 
gesellt sind.     Eine  eingehendere  Vergleichung  der  Darstel- 


lung, welche,  höchst  bedeutsam  in  Rücksieht  auf  die  Com- 
position,  analogen  Anforderungen  an  die  Technik  weniger 
entspricht,  mit  der  Ficoronischen  Cista  führte  auf  die 
Annahme  gleichzeitiger  Entstehung,  eine  Annahme  welche 
sich  für  die  Figuren  des  Deckelgriffs  zur  uuumstösslicheu 
Gewissheit  eines  identischen  Verfertigers  steigerte.  —  Als 
ordentliches  Mitglied  des  Instituts  ward  unter  gleichem 
Datum  Dr.  Eugen  Petersen,  bisheriger  Mitarbeiter  an  den 
Annali,  gegenwärtig  zu  Hamburg,  anerkannt,  zu  Correspon- 
denteu  wurden  ernannt:  für  Italien  die  Herren  A.  CasleU 
lani  zu  Rom,  C.  Santi  zu  Montalcino,  G.  Vangolini  zu 
Pesaro  und  Graf  A.  Mazzagalll  zu  Recanati;  für  Deutsch- 
land die  Herren  Quid,  Koner  und  G.  IVolff  zu  Berlin, 
A.  Rossbach  zu  Breslau  und  M.  Hertz  zu  Greifswald;  für 
Frankreich  die  Herren  Perrot  und  GuiUuume,  dermalen 
in  Kleinasien  reisend;  ausserdem  eine  beträchtliche  Anzahl 
spanischer  und  portugiesischer  Alterthumsfreunde '),  wie 
auch  Herr  A.  Varadij  von  Kernend  zu  Deva  in  Sieben- 
bürgen. 

Berlin.  Am  9.  December  d.  J.  feierte  die  hiesige 
archäologische  Gesellschaft  unter  Vorsitz  der  Hrn. 
Gerhard  und  Boetticher  nach  vieljährig  befolgter  Sitte  den 
Geburtstag  Winckelmanns.  Das  zu  diesem  Anlass  vertheilte 
Festprogramm  über  'Apollon  mit  dem  Lamm'  ist  von  Pro- 
fessor Fiiedcrichs  abgefasst  und  behandelt  eine  der  Ver- 
sammlung zugleich  in  Abbildung  und  im  Original  vorge- 
legte archaische  Erzfigur  des  hiesigen  königlichen  Museums 
mit  besonderem  Bezug  auf  den  durch  ägyptischen  Einfluss 
mannigfach  modificirten  Entwicklungsgang  der  ältesten 
griechischen  Kunst.  Nächstdem  ist  in  einer  von  Hrn.  Ger- 
hard herrührenden  Nachschrift  der  in  der  gedachten  Bronze 
als  Herdengott  dargestellte  Apoll  auf  den  achäisch -dori- 
schen Apollon  Karneios  zurückgeführt  und  die  unterita- 
lische Herkunft  der  Bronze  theils  in  Bezug  hierauf  theils 
als  vermuthlicher  Ueberrest  der  sonst  uns  so  wenig  be- 
zeugten altgriechischen  Künstler  Unteritaliens  geltend  ge- 
macht. Nach  kurzer  Darlegung  dieses  Inhalts  durch  den 
Vorsitzenden  und  einem  Hinblick   auf  die  gleichzeitig  aus 

')  Das  Verzeichniss  dieser  dem  Institut  durch  Dr.  Hiibner's  Reise 
neuerdings  bekannt  gewordenen  Spanier  und  Portugiesen  lautet  wie 
folgt :  Jacob  Zobel  de  Zagroniz  und  D.  Manuel  Oliver  Hustado  zu 
Madrid,  Auguslo  Soromenho  zu  Lissubon,  Jose  Joaquim  de  Silva 
Pereira  Caldas  zu  Braga,  D.  Manuel  Ruiz  Llull  zu  Cadiz,  D.  Luiz 
Kamirez  y  de  las  Casas  Deza  zu  Cordoba,  D.  Juan  Facundo  Riano 
zu  Granada,  D.  Jose  Oliver  Hustado  zu  Malaga,  Jose'  Gomes  Mon- 
teiro  zu  Oporto,  Robert  Krascinelli  zu  Cangas  de  Onis  bei  Oviedo 
in  Asturien,  D.  Deinetrio  de  los  Itios  zu  Sevilla,  P.  Manoel  da  Gama 
Xaro  zu  Seslübal,  P.  Jose  de  Oliveira  Berardo  zu   Vizeu. 


239* 


240' 


anderen   Orten,    namentlich  Greifswald   und    Kiel'),    ver- 
sicherte Winckelmannsfeier   hielt  Dr.    Emil  Hubner   einen 
inhaltreichen    Vortrag    über    die    vorzüglichen    Sculpturen 
spanischer    Sammlungen    mit    besonderem   Bezug    auf    die 
während  seines  dortigen  Aufenthalts   dem  hiesigen  könig- 
lichen   Museum    von   ihm    ermittelten    Gypsabgüsse.     Vier 
dazu  gehörige  Büsten,  darunter  der  mit  alter  Inschrift  ver- 
sehene   Bildnisskopf  des   Cicero,    waren    durch   gewogene 
Mitwirkung   der  Generaldirektion    der  königlichen  Museen 
zur  Stelle  gebracht;  desgleichen  war  von  dem  Gypsabguss 
der  Madrider    Statue    des    Schlafgotts    eine   Photographie 
entnommen,  welche  zugleich  mit  einer  Anzahl  von  Probe- 
drücken   zusammengestellter   verwandter  Bildwerke   zu  an- 
schaulicher Erläuterung    des   Vortrags   gereichte.   —   Herr 
von  Rauch  hatte  zu   diesem  Festanlass  eine  Auswahl  neu- 
erworbener   antiker    Münzen    seines   Besitzes    veranstaltet, 
welche  er  der  Gesellschaft  vorlegte  und  mit  Erläuterungen 
begleitete.     Die   Reihe    der   kaiserlichen    Goldmünzen    ent- 
hielt unter  andern  eine  des  Augustus  mit  dem  Revers  der 
von  ihm  hergestellten  Tiberbrücke;  am  Schlüsse  derselben 
Reihe    war    die   sehr   seltene  Münze    des    Victorinas    mit 
Köpfen  des  Mars  und  der  Diana  auf  dem  Revers,  letztere 
als  Bildnisskopf  seiner  Gemahlin  Victorina  zu  sehen.    Unter 
den  Silbermünzen  befand  sich  ein  jüdischer  Seckel  des  Si- 
mon, Bruders  des  Judas  Maecabäus,  und  das  seltene  Me- 
daillon der  vereinigten  Brustbilder  von  Antonius  und  Cleo- 
patra;    unter   den  Kupfermünzen   ein   seltener  Typus  von 
Hadrumetum    in  Afrika   mit  dem  Brustbild  des  Quinttlius 
Varus    und    ein    kolophonischer   Sesterz    des   Trebonianus 
Gallus    mit    dem    Revers    eines    figurenreichen   Opfers   für 
Apoll.    —   Noch    hielt   Hr.   Friedericiis  einen   anziehenden 
Vortrag    über    die    tektonischen    Vorzüge   antiker   Geräthe 
und  Gefässe,  mit  mehrfacher  Hinweisung  auf  die  im  An- 
tiquarium    des    königlichen    Museums    befindlichen   Bron- 
zen. —  Ueber  die  neu  eingelaufnen  Vorlagen  und  sonstigen 
Mittheilungen  ward   von  Hrn.   Gerhard  berichtet.     Photo- 
graphische Abbildungen    einer   neuerdings   auf  Euböa   ge- 
fundenen schreitenden  Artemis  aus  Bronze  hatte  Professor 
Vischer  aus   Basel   eingesandt.     Von    dem   gemeinhin   auf 
Kleobis  und  Biton   gedeuteten  Sarkophagrclief  in  der  Bi- 
bliothek von  S.  Marco  zu  Venedig  hatte  auf  Veranlassung 
neulicher    Besprechung    desselben    in    dieser    Gesellschaft 
[oben  S.  205*]    der   soeben    Italien    bereisende    Architekt 
Bergan  eine  Angabe  der  Ergänzungen  angefertigt  und  auf 
einer  von    dem    Bibliothekar   Herrn   Valentinelli   ihm  ver- 
günstigten Photographie   eingetragen.     Eine   Beschreibung 
der    neusten    statuarischen   Vermehrungen    des    brittischen 
Museums  durch  Grabungen  zu  Kyrene  hatte  Hr.  Ch.  New- 
ton brieflich  gegeben.     Von  neuen  Schriften  war   ein  von 
Wieseler  mit  gewohnter  Fülle  neu  bearbeitetes  Heft  (II,  2) 
von  Müllers  Denkmäler  der  alten   Kunst,   Qttn  Jahns  phi- 
lologisch und  monumental  wohl  ausgestattete  Ausgabe  der 
Elektra    des  Sophokles,    und  der   zweite  Theil   von   Guhls 
und  Koners  Leben  der  Griechen  und  Römer  nach  Antiken 
eingegangen.     Professor  Schafers   zu  Greifswald  an  einem 
früheren  Winckelmannsfetf   gehaltene  Rede   war   in   zahl- 
reichen  Abdrücken    eingesandt;    ebenfalls   vorgelegt    ward 
eine  vom  Tage   des  Winekelmannsfestes  datirte  Schrift  des 
Dr.  R.  Kchili  über  Mythos  und  Kunstdenkmüler  des  Melea- 
—  Zu  würdiger  Ausstattung   des  Versammlungssaales 
Hr.  Eichler   eine  Wand    desselben   mit  auserlesenen 
Abgüssen  antiker  Skulpturen  geschmückt,  in  deren  Vorder- 
grund   Winckelmanns    bekränzte    Büste    von    den    Büsten 
Eckhelfl  und  Welckers  umgeben  aufgestellt  war.    Die  Ver- 

')  Einige   Tage    nach    dieser  Festsitzung    fand    auch    das    Pro- 
gramm aus  Bonn  sieb  ein. 


ger. 
hatte 


Sammlung  war  durch  die  Gegenwart  Sr.  Excellenz  des 
Hrn.  Staatsministers  von  Bethmann  -  Hollweg  beehrt  und 
schloss  mit  einem  Festmahl. 

Bonn.     Am  Geburtstage  Winckelmann's,  dem  9.  De- 
cember,  fand,  wie  seit  vielen  Jahren  eingeführt,  die  Gene- 
ralversammlung   des   Vereins    von  Alterthumsfreunden   im 
Rheinlande  im  akademischen  Senatssaale  statt.    Der  Verein 
zählt   jetzt    11  Ehrenmitglieder,    238   ordentliche    und   12 
ausserordentliche    Mitglieder.      Die    Wahl    des   Vorstandes 
ergab:  Prof.   Braun  als  Präsident,  Prof.  aus'm  IVerth  als 
redigirenden  Sekretär,  Prof.  Kraß  als  Cassirer,  Oberlehrer 
Freudenberg  als  correspondirenden  Secretär,  Dr.  Bellermann 
als  Archivar.     An  demselben  Tage  wurde  das  XXXI.  Heft 
der  Jahrbücher  des  Vereins  ausgegeben ,  welches  die  sehr 
vollständigen  von  dem  verstorbenen  kgl.  preussischen  Oberst- 
lieutenant F.  W.  Schmidt  hinterlassend!  Forschungen  über 
die  Römerstrassen    im    Rheinlande  u.  s.  w.  enthält.     Diese 
Arbeit  ist  eine  sehr  reichhaltige  und  tiefgreifende;  sie  um- 
fasst  viel  mehr  als  ihr  Titel  besagt:  auch  andere  römische 
Constructionen    sind   darin   ausführlich    berücksichtigt,    so 
namentlich  die  römischen  Baureste  der  Stadt  Köln  mit  dem 
aus   der   Eifel    dahin   führenden    sogenannten   Rümercanal, 
und   es  liegt   um    so   mehr   in    dieser  Veröffentlichung  ein 
Verdienst,    als    sie   einen    festen   Ausgangspunkt   für  sehr 
viele  antiquarische  Localuntersuchungen  darbietet.    —    Zu 
dem  Winckelmannsfcste  an  demselben  Tage  hatte  der  Vor- 
stand   durch    eine   besondere   Druckschrift    als   Programm 
unter  dem  Titel :  'Das  Bad  der  römischen  Villa  bei  Allenz, 
erläutert  von  Prof.  E.  aus'm  Werth'  eingeladen.    Sie  han- 
delt über  einen  interessanten  Fund  der  neuesten  Zeit,  wel- 
cher  gute    Einblicke  in   das   wohnliche   Leben    der  Römer 
in    der    Provinz    giebt.     Die   Schilderung    des   Fundes   ist 
genau    und    durch    eine   Tafel    mit  Zeichnungen   illustrirt. 
Die    Festversammlung    im    reichgeschmückten    Saale    des 
Hotel  Kley  eröffnete  der  Präsident  Braun  in  einer  kurzen 
passenden  Ansprache,  und  dieser  folgten  ausführliche  Vor- 
träge.    Professor  Welcher  sprach  über  eine  Vase  derCam- 
pana'schen  Sammlung,    welche  sich   auf  einen  nur  durch 
einen  spätem  Rhetor  bekannten  mythischen  Zug  aus  dem 
Hymnus  des  Pindar  auf  den  Zeus  bezieht,  nemlich  auf  den 
Siegesgesang  nach  der  Titanomachie  und  die  Hochzeit  mit 
der  Hera    durch  den  Apollon.     Ferner   beschrieb    er  noch 
eine   andere  Vase   mit   ähnlichen  Darstellungen.     Geheim- 
rath  Prof.  Ritschi   theilte   eine  altlateinische  Inschrift  aus 
Palcstrina  mit,  welche  über  das  Verhältniss  zwischen  Sprache 
und  Schrift  interessante  Aufschlüsse  gab.    Prof.  Dr.  Fiedler 
aus  Wesel  referirtc  über  die  archäologische  Reise  des  Con- 
servators  des  Reichsmuseums  zu  Leyden,  Dr.  Janssen,  die 
letzterer   im  Jahre  1859   durch  Deutschland,   Ungarn  und 
die    Schweiz    gemacht    und    in    holländischer    Sprache    in 
Druck  gegeben  hat.     Director  Dr.  Rein  aus  Crefcld  sprach 
zur  Ehrenrettung  des  nun  verstorbenen  persönlich  so  hoch 
verdienten  Domherrn  von  Jaumann  in  Rotteuburg,  indem 
er   ausführte,    wie    derselbe    auf  unverantwortliche   Weise 
bei  dem  dortigen  Funde  selbst  getäuscht  worden  sei.    Der 
Redner  legte  Scherben  mit  gefälschten  Inschriften  vor,  die 
schon  aus  dem  vorigen  Jahrhundert  stammten,  und  bewies 
dadurch,  wie  lange  Zeit  schon  in  Rottenburg  die  Fälschun- 
gen betrieben  worden  sind.     Dr.  Bellerinnnn   sprach  noch 
über  zwei  unlängst  am  Rheine  zu  Tage  gekommene  Funde: 
1)  eine  Metallplatte  mit  Reliefdarstellung  aus  dem  Mythus 
des  Herakles,  angeblich  im  Aarthalc  ausgegraben,  von  der 
sich  aber  in  Folge  einer  Vergleichung  mit  gleichen  Täfel- 
chen aus   den  Pariser  und  Berliner  Sammlungen  nachwei- 
sen   Hess,    dass    sie    einem    mittelalterlichen    italienischen 
Künstler  Namens  Moderni  angehören.  2)  Eine  kleine  Bronze, 


241' 


242* 


den  alttestamentlichen  Propheten  Jonas  darstellend,  von 
byzantinischem  Typus,  dessen  symbolische  Bedeutung  aut 
altchristlichen  Kunstwerken  durch  eine  Anzahl  Bildwerke 
aus  den  ersten  Jahrhunderten  nachgewiesen  wurde.  —  Dem 
Schlüsse  der  Vorträge  folgte  ein  heiteres  Mahl. 

Göttingen.  Obwohl  eine  öffentliche  Feier  des 
Winckelmannsfestes  nicht  statt  fand,  so  steht  doch  wie 
in  früheren  Jahren  eine  darauf  bezügliche  gelehrte  Ge- 
legenheitssehrift  Professor  lVieselcrs,  diesmal  wie  wir  ver- 
nehmen orientalischen  Bezuges,  nachträglich  zu  erwarten. 

Greifswald.  Als  Programm  zum  diesjährigen  Winekel- 
mannsfeste  wurde  ausgegeben  'Rede  zum  Winckelmanns- 
feste  den  9.  Deccmber  1859  gehalten  von  Arnold  Schäfer' 
(21  S.  8.),  über  deren  wesentlichen  Inhalt  bei  dem  Fest- 
bericht des  Jahres  1859  [Archäol.  Anz.  S.  134*]  Nachricht 
gegeben  worden  ist.  Wir  machen  hier  noch  besonders  auf 
die  in  einer  Anmerkung  S.  19 — 21  näher  ausgeführte  Ansicht 
über  eins  der  Gemälde  der  Stoa  Poekile  aufmerksam,  in 
welchem  nach  der  scharfsinnigen  Combination  des  Verfas- 
sers nicht  ein  Kampf  der  Athener  und  Lakedämonier  bei 
Oenoe  in  Argolis  dargestellt  war,  wie  Pausanias  angiebt, 
sondern  in  der  attischen  Tetrapolis,  'eine  Darstellung  des 
vielgefeierten  Kampfes,  den  die  Athener  für  die  schütz  - 
flehenden  Herakliden  bestanden,  und  damit  ein  Bild  der 
hülfreichen  Stadt  überhaupt'  (S.  12).  Die  diesmalige  Rede 
wurde  in  hergebrachter  Weise  in  der  Aula  der  Universität 


von  Prof.  Susemihl  gehalten. 


Nach   einer  Einleitung, 


die 


eine  Parallele  zwischen  Winckelmann  und  Lessing  zog  und 
auch  für  diesen  seinen  Antheil  an  der  Ehre  und  dem  Ge- 
dächtnisse eines  solchen  Tages  in  Anspruch  nahm,  ent- 
warf der  Redner  in  scharfen  Umrissen  ein  Bild  der 
Aesthetik  des  Aristoteles,  wie  er  in  einem  früheren  Vor- 
trage in  .ähnlicher  Weise  sich  mit  der  platonischen  Kunst- 
lehre  beschäftigt  hatte. 

Hamburg.  Dieses  Jahr  sprach  zur  Feier  von  Winckel- 
mann's  Geburtstag  Professor  Petersen  im  Lokal  des  Kunst- 
vereins. Zum  Gegenstand  seines  Vortrags  hatte  er  das  im 
Jahr  1858  im  Hügel  Paulovskoi-Kurgan  bei  Kertsch  in  der 
Krim  entdeckte  Grab  und  besonders  die  Bilder  der  in  dem- 
selben gefundenen  Vase  gewählt.  Die  Einleitung  erinnerte 
kurz  an  die  Geschichte  der  griechischen  Colonie  dieser 
Gegend  und  die  Ergebnisse  der  seit  1816  dort  angestellten 
Ausgrabungen.  Die  Beschreibung  des  Grabes  mit  Grund- 
riss  und  Durchschnitten  lieferte  der  historische  Bericht  der 
Ausgrabungen  bei  Kertsch  im  Jahr  1858  in  dem  Compte- 
rendu  de  la  Commission  Imperiale  Archeologique  pour 
l'annee  1855.  St.  Petersbourg  1860  [Vgl.  oben  S.  222*]. 
Die  da  gegebene  Erklärung  der  Bilder  auf  der  in  dem 
genannten  Grabe  gefundenen  Amphora  von  Ludolph  Stc- 
phani  nahm  der  Vortragende  im  Ganzen  und  Einzelnen 
mit  Ausnahme  einer  einzigen  Figur  auf  jedem  Bilde  an. 
Das  Gefäss  enthält  zwei  Bilder  in  rothen  Figuren  auf 
schwarzem  Grunde,  an  einzelnen  Theilen  mit  bunten  Far- 
ben auf  untergelegtem  Weiss,  die  aber  verschwunden,  und 
mit  Vergoldung  der  reliefartig  gearbeiteten  Schmucksachen 
Geräthe  und  Waffen,  wie  die  Bilder  Taf.  16.  17  im  Cabinet 
Pourtales-Gorgicr.  Das  eine  auf  Taf.  I  wiedergegebene  Bild 
wird  von  Stephani  für  die  Rückkehr  der  Persephone  er- 
klärt, die  sich  mit  ihrem  Sohn  dem  eben  geborenen  Jacchos 
aus  der  Erde  erhebt,  und  dabei  wird  manches  Licht  über 
andere  Darstellungen  desselben  Gegenstandes  verbreitet. 
Nur  die  für  eine  Personification  von  Eleusis  erklärte  Figur 


erregte  Bedenken.  Das  zweite  Bild  Taf.  II  giebt  sich  un- 
mittelbar als  die  Aussendung  des  Triptolemos  zu  erkennen. 
In  Umgebung  der  Demeter  findet  sich  zur  Rechten  der 
Hauptgruppe,  die  von  Demeter  Pluto  und  Persephone 
gebildet  wird,  eine  Frau  von  vollen  schönen  Formen,  die 
sitzend  emporblickt  und  das  Haupt  auf  die  linke  Hand 
stützt.  Sie  entspricht  der  an  der  entgegengesetzten  Seite 
sitzenden  Figur,  die  durch  Eros  als  Aphrodite  charakte- 
risirt  ist  und  ward  von  Stephani  für  Peitho  erklärt.  Da- 
gegen spricht  nun  sowohl  die  Trennung  von  der  Aphrodite 
als  die  ganze  Haltung.  Es  schien  daher  in  dieser  Figur 
die  grade  in  diesem  Mythos  in  Beziehung  zur  Demeter 
öfter  genannte  Kalligeneia  gemeint  zu  sein.  Die  von  Ste- 
phani ausgesprochene  Beziehung  der  Bilder  auf  die  Eleu- 
sinien  führte  der  Vortrag  weiter  aus.  Seien  auch  die  Thes- 
mophorien  nach  der  Sage  vom  Triptolemos  eingesetzt,  so 
liessc  doch  die  Anwesenheit  von  Männern  nicht  an  die- 
selben denken.  Die  Verbindung  des  Triptolemos  mit  He- 
rakles und  Dionysos  nütbigt  uns  zu  der  Annahme,  dass 
wenigstens  das  Bild,  auf  welchem  die  Aussendung  des 
Triptolemos  dargestellt  ist.  auf  die  kleinen  Eleusinien  Bezug 
habe.  Der  Gegenstand  des  andern  Bildes ,  das  Herauf- 
steigen der  Persephone  auf  die  Oberwelt,  ist  aber,  in 
Uebereinstimmung  mit  Andeutungen  Preller's  und  des  Vor- 
tragenden (Geheimer  Gottesdienst  der  Griechen  S.  17),  von 
Gerhard  (über  die  kleinen  Mysterien  zu  Agrae,  in  dessen 
Abhandlung  über  die  Anthesterieu,  Abhandlung  der  Berliner 
Akademie  1858  S.  113 f.)  als  auf  die  kleinen  Eleusinien 
bezüglich  anerkannt,  wenn  auch  nun  zu  unterscheiden  sein 
wird  zwischen  der  Rückkehr  auf  dem  Wagen  und  dem 
Emporheben  des  Jacchos.  Es  ward  als  wahrscheinlich 
bezeichnet,  dass  die  Bilder  Acte  der  dgiüfuvu  wiedergeben 
sollten,  wenn  auch  nur  dem  Inhalte,  nicht  der  wirklichen  Aus- 
stattung nach.  Das  Gefäss,  gefunden  am  Sarge  einer  Frau 
aus  Pantikapaeum,  das  mit  Athen  in  lebendigstem  Verkehr 
stand,  schien  zu  der  Vermuthung  zu  berechtigen,  dass  es 
zum  Andenken  an  eine  für  die  Besitzerin  wichtige  Lebens- 
epoche mit  ins  Grab  genommen,  diese  also  in  die  Eleusi- 
nien, wahrscheinlich  nur  in  die  kleinen,  eingeweiht  gewesen 
sei.  Dass  das  Gefäss  in  Athen  gemacht  sei,  dafür  spricht 
die  Vollendung  der  Arbeit;  wie  denn  auch  die  an  der 
Leiche  gefundenen  Schmucksachen  denselben  Ursprung 
annehmen  lassen.  Dem  Styl  nach  setzt  Stephani  diese 
Kunstwerke  in  die  erste  Hälfte  des  vierten  Jahrhunderts 
v.  Chr.  Geb.  Schliesslich  wurde  bemerkt,  dass  diese  Va- 
senbilder zu  dem  schönsten  gehören,  was  wir  in  dieser 
Art  kennen  und  desshalb  um  der  Darstellungen  wegen 
einer  wiederholten  Besprechung  würdig  sind. 

Kiel.  Nach  öfterer  Unterbrechung  lud  Professor 
Forchkammer  (durch  welchen  vor  Jahren  zu  Kiel  die  löb- 
liche Sitte  deutscher  Winekelmaunsfeste  zuerst  aufkam)  in 
diesem  Jahr  wieder  zur  Feier  des  9.  December  ein ,  an 
welchem  Dr.  Adolf  Michaelis  in  der  akademischen  Aula 
einen  Vortrag  über  Rom's  Antikensammlungen  hielt.  Nach 
einigen  einleitenden  Bemerkungen  über  Winckelmann's  dop- 
peltes Verhältniss  zu  seinem  Vaterlande  und  zu  seiner 
zweiten  südlichen  Heimat,  warf  der  Redner  einen  Blick 
auf  die  Skulptursammlungen  im  alten  Rom  deren  Unter- 
gang und  das  allmäliche  Wiederauftauchen  der  Kunst- 
werke, zumal  im  15.  Jahrhundert ;  ausführlicher  besprach 
er  die  einschlagenden  Bestrebungen  des  16.  Jahrhunderts 
und  den  in  ihnen  sich  kundgebenden  Sinn.  Die  verschie- 
denen Wandlungen  der  Zeiten  verfolgend  schilderte  er  so- 
dann die  Entstehung  des  kapitolinischen  Museums,  der 
albanischen  Sammlung  und  endlich  des  Pio-Clementino, 
berührte  die  Wegschleppung  der  Sammlungen  nach  Paris, 

* 


243* 


244* 


und  gab  schliesslich  einen  Ueberblick  über  den  neueren 
Zuwachs  an  Museen  in  der  ewigen  Stadt.  Der  Vortrag 
ward  unterstützt  durch  eine  Reihe  von  etwa  achtzig  Pho- 


tographien, welche  zum  Theil  die  wichtigsten  Kunsträume, 
zum  Theil  die  Räume  der  römischen  Museen  und  audre 
einschlügige  Localitäten  zur  Anschauung  brachten. 


IL    A  u  s  g  r 


a  b  u  n  g  e  n. 


1.    Skulpturen  aus  Kyrene. 

Ueber  die  im  vorigen  Sommer  ins  brittische  Museum 
gelangten  Statuen  aus  Kyrene,  namentlich  den  Apoll  und 
den  Bacchus,  sind  Sie  bereits  unterrichtet  [vgl.  oben 
S.  2U7*].  Jetzt  ist  über  den  Inhalt  einer  neueren  Sen- 
dung gleichen  Ursprungs  zu  berichten,  zunächst  über  drei 
Statuetten  von  einem  Venustempel,  welche  mir  aus  pente- 
lischem  Marmor  und  aus  der  besten  Zeit  griechischer  Kunst 
zu  stammen  scheinen. 

1.  Torso  eines  jungen  Mädchens,  vom  Kopf  bis  zu 
den  Knien  erhalten,  möglicherweise  eine  Amazone.  Sie 
trug  einen  bis  auf  die  Knie  reichenden  Chiton,  der  beide 
Brüste  frei  lässt.  Der  Chiton  ist  in  der  Mitte  der  Brust 
in  eine  Art  Knoten  zusammengefasst  der  noch  Farbespu- 
ren zeigt.  Die  Falten  der  Gewandung  erinnern  etwas  an 
den  symmetrischen  Parallelismus  der  alterthümlichen  Kunst, 
und  die  ganze  Behandlung  des  Fleisches  wie  der  Gewan- 
dung an  die  verwundete  Amazone  in  Wien. 

2.  Fragment  einer  bekleideten  Statuette.  Die  Be- 
handlung des  Gewandes  nähert  sich  mehr  dem  Styl  des 
Phidias.  Das  theilweise  durch  Feuer  angegriffene  Fragment 
trug  eine  Chlamvs. 

3.  Torso  einer  bis  auf  die  Füsse  bekleideten  Venus; 
Arme  und  Füsse  fehlen.  Der  fast  vollständige  Kopf  ist 
von  ausgezeichneter  Schönheit;  der  Typus  erinnert  mich 
an  den  der  Venus  von  Arles. 

4.  Untere  Hälfte  einer  bis  auf  die  Füsse  bekleideten 
Venusstatuette:  die  rechte  Hand  ruhte  auf  dem  an  der 
vorderen  Seite  des  Körpers  gefalteten  Gewand.  Dieser  kleine 
Torso  verbindet  die  Anmuth  der  besten  Terracotten  mit 
ausserordentlicher  Vollendung  der  Ausführung;  ich  habe 
in  Marmor  niemals  etwas  gleich  vollendetes  von  so  kleiner 
Dimension  gesehen. 

5.  Kopf  einer  Statuette,  vielleicht  Perseus,  aus  der 
Schule  des  Lysipp. 

G.  7.  Ausserdem  haben  wir  zwei,  theilweise  wie  es 
scheint  durch  Feuer  zerstörte,  Köpfe  von  unzweifelhaft 
griechischer  Arbeit.  Der  eine  ist  das  Bildniss  eines  bär- 
tigen Mannes,  etwas  über  Lebensgrösse.  Die  Unterlippe 
ist  roth  bemalt,  der  Bari  schwarz  und  die  Wirkung  sehr 
gut;  die  Bemalung  ist  von  gedämpfter  Färbung-  Der 
andere  Kopf,  vielleicht  einer  Venus,  ist  unter  Lebens- 
große. Er  ist  schön  gearbeitet,  aber  durch  Feuer  ver- 
kalkt und  in  mehrere  Stücke  gebrochen. 

8.  Apollokopf,  gefunden  bei  den  Ausgrabungen  des 
Apollotempels;  er  stimmt  genau  mit  dem  Typus  des  Apoll 
im  l'higalischen  Saal  des  brittischen  Museum's,  der  aus 
Constantinopel  herrührt.  Kr  scheint  von  griechischer  Ar- 
beit und  erinnert  etwas  an  die  alterthümliche  Kunst;  der 
Kopf  ist  etwa  von  natürlicher  Grösse. 

9.  Den  gedachten  Gegenständen  steht  an  Wichtigkeit 
zunächst  ein  Kopf  aus  Bronze  in  Lebensgrösse,  offen- 
bar ein  Porträt';  er  wurde  elf  Fuss  unter  einem  byzanti- 
nischen FusOioden  im  Apollotempcl  gefunden.     Die  über- 


wiegend realistische  Ausführung  leidet  an  trockner  Be- 
handlung, ist  aber  charakteristisch  als  Erzarbeit.  Irre  ich 
nicht,  so  hat  der  Künstler  eine  Maske  nach  dem  Leben 
genommen,  wie  uns  dies  von  Lysikrates  dem  Bruder  des 
Lysipp  überliefert  ist.  Die  Details  sind  von  der  sorgfäl- 
tigsten Genauigkeit.  Die  Augenwimpern  sind  durch  Punkte 
an  den  Rändern  der  Augenlider  angedeutet,  eine  Eigentüm- 
lichkeit die  ich  mich  nicht  erinnere  schon  jemals  bemerkt 
zu  haben.  Die  Bronze  ist  wahrscheinlich  gleichzeitig  mit 
den  herculanischen  jetzt  zu  Neapel  befindlichen  Funden. 
Hohle  Löcher  sind  für  die  Einsetzung  gläserner  Augen 
bestimmt. 

10.  Kopf  aus  Marmor,  etwa  lebensgross.  Dieser 
Kopf  ist  nicht  nur  durch  die  Trefflichkeit  seiner,  wie  es 
scheint,  griechischen  Arbeit  bemerkenswert!),  sondern  auch 
der  Thatsache  wegen,  dass  die  aus  Glaspasten  gefertigten 
Augen  noch  in  den  Löchern  erhalten  sind;  nur  die  Pu- 
pillen fehlen.  Der  Kopf  ist  rauh  gelassen  (rougly  torled), 
um  an  der  Stirn  eine  Kopfbedeckung  oder  einen  Helm 
von  Bronze    oder  buntem  Marmor    zu  erhalten. 

Sehr  bemerkenswerth  ist  eine  Anzahl  kaiserlicher 
Büsten  und  Statuen. 

11.  Büste  des  Antouinus  Pius  von  trefflicher  Er- 
haltung; ein  bewundrungswürdiges  Porträt. 

12.  Büste  des  Lucius  Verus  oder  M.  Aurelius, 
ebenfalls  von  trefflichster  Erhaltung,  aber  doch  als  Skulptur 
dem   ebengedachten  Antouinus  nachstehend. 

13.  Statue,  wahrscheinlich  der  Domitia,  oder  doch 
aus  deren  Zeit. 

14.  Büste  des  Lucius  Verus  oder  Commodus. 

15.  Büste  der  jüngeren  Faustina. 

16.  Büste  der  älteren  Faustina. 

17.  Unbekannte  weibliche  Büste  aus  der  Zeit  der 
altem  Faustina;  sie  trägt  einen  konischen  Kopfputz. 

18.  Colossale  weibliche  Statue ;  der  Kopf  trägt  Dia- 
dem und  Sehleier.  Sie  scheint  den  Königinnen  derPto- 
lemäer  ähnlich.  Die  Ausführung  ist  grob,  aber  die  Con- 
ception  grossartig. 

19.  Colossale  weibliche  Gewandfigur;  Kopf  und 
linker  Arm  fehlen;  ohne  Attribute,  gute  römische  Statue. 

20.  Athene  mit  sehr  kleiner  Aegis ;  römisch. 

21.  Relief;  Libya  krönt  die  mit  einem  Löwen  rin- 
gende Nymphe  Kyrene;  unten  ist  eine  sehr  merkwürdige 
Inschrift  in  elegischem  Versmass. 

22.  Fragmentirte  Statuette  des  bocksfüssigen  Pan, 
mit  Bemalung  auf  dem  Körper.  Diese  Statuette  dienle 
zur  Stützung  von  Querbalken  oder  einer  andern  Last,  nach 
Art  der  Atlanten. 

23.  Colossale  männliche  Gewand figur,  am  Kopf 
mit  Stirnband;  in  der  linken  Hand  hält  sie  einen  Lorbeer- 
zweig. Die  Gewandung  gleicht  der  des  Sophokles  im  La- 
teran. Da  diese  Figur  nahe  am  Tempel  des  Apoll  ge- 
funden wurde  und  bemerktermassen  mit  einem  Stirnband 
geschmückt  ist,  halte  ich  sie  für  die  Porträtstalue  eines 
Dichters. 


245< 


246' 


Einer  Anzahl  noch  anderer  untergeordneter  statuari- 
scher Funde  zu  geschweigen  sind  noch  mehrere  kleine 
Venusbilder  hervorzuheben,  welche  im  Tempel  dieser 
Göttin  gefunden  wurden.  Die  Inschriftsteine  liefern 
besonders  Weihungsinschriften  für  Apoll  und  andre  Gott- 
heiten. 

Aus  brieflicher  Mittheilung  des  Herrn   Ch.  Newlon. 


2.     Das  Monumentum  Ancyranum. 

Gleichzeitig  mit  den  afrikanischen  Funden  brittischer 
Alterthumsfrcunde  fesselt  die  glückliche  Bereisung  Klein- 
asiens durch  französische  Forscher  unsere  Aufmerksamkeit. 
Den  Herren  Perrot  und  Guillaume,  bisherigen  französischen 
Pensionären  zu  Athen  und  zu  Rom ,  ist  es  gelungen  im 
Verfolg  jener  Reise  eines  der  wichtigsten  inschriftlichen 
Denkmäler  der  ersten  römischen  Kaiseizeit  zu  vervollstän- 
digen. Zu  Ancyra,  dem  heutigen  Angora,  dessen  gehäufte 
Trümmer  die  Reisenden  nur  mit  der  Trümmerwelt  Roms 
zu  vergleichen  wissen,  war  nicht  nur  die  seit  langer  Zeit 
unter  dem  Namen  des  marmor  Ancyranum  bekannte  grosse 
lateinische  Inschrift  des  dortigen  Augusteums  neuer  Prü- 
fungen ihres  verderbten  und  lückenhaften  Zustandes  sehr 
bedürftig,  sondern  es  war  seit  R.  Hamiltons  Reise  (vgl. 
archäol.  Zeitung  1843  S.  17 ff.)  auch  die  an  demselben  Ge- 
bäude von  neuem  Anbau  überdeckte  griechische  Version 
theilweise  lesbar  geworden  und  hatte  zur  Vervollständigung 
jenes  testamentarischen  Staatenverzeichnisses  des  Kaisers 
Augustus  neuen  Eifer  hervorgerufen.  Der  grössere  Theil 
dieser  griechischen  Version  blieb  nemlich  verdeckt  bis  es 
den  gedachten  französischen  Reisenden  durch  Ankauf  und 
Wegräumung  der  vorgedachten  Häuser  neuerdings  gelang 
diesen  verborgenen  Sehatz  antiquarischer  Kenntniss  zu  he- 


ben. Laut  den  durch  das  Bullettino  des  römischen  Insti- 
tuts 18G1  September  p.  193  ss.  zu  allgemeiner  Kenntniss 
gelangten  brieflichen  Mittheilungen  des  Hrn.  Perrot  an  Hrn. 
Leon  Renier  ist  diese  Unternehmung  überaus  gelungen. 
Eine  fünftägige  Arbeit  liess  nach  Wegräumung  einer  mo- 
dernen Backsteinmauer  den  in  die  alte  Tempelmauer  ein- 
gegrabenen griechischen  Text  von  Anfang  an  in  sehr  guter 
Erhaltung  wiedererscheinen.  Hr.  Perrot  nahm  eine  Abschrift 
von  acht  Columnen  griechischer  Schrift,  welche  bis  zur 
Mitte  der  dritten  Columne  des  lateinischen  Urtextes  reichen 
und  diesen  in  seinem  sehr  lückenhaften  Zustand  glücklich 
ergänzen.  Unvollständig  sind  allerdings  hie  und  da  auch 
die  ersten  vier  Columnen  des  griechischen  Textes,  dagegen 
die  übrigen  fast  unversehrt  sind.  Am  Ende  der  ersten 
lateinischen  Columne  ist  eine  beträchtliche  Lücke  vorhan- 
den; diese  ist  jetzt  durch  zwei  jener  griechischen  Columnen 
ausgefüllt.  Augustus  erwähnt  darin  seine  Ablehnung  un- 
umschränkter Selbstherrschaft  (nvniovaiov  uq/i,v)  und 
des  lebenslänglichen  Consulats,  die  von  ihm  angenommene 
Präfeetur  der  antiona  und  das  von  ihm  angenommene  Prä- 
dikat eines  prineeps  senutus.  Alle  diese  Notizen  fehlen  in 
dem  lateinischen  Text.  Auch  das  Datum  des  Testaments 
ist  nun  vorhanden.  Hinsichtlich  der  Verderbniss  des  la- 
teinischen Textes  wird  bemerkt,  dass  die  bisherigen  Ab- 
schriften und  Ausfüllungen  hauptsächlich  an  ungenauer 
Angabe  der  Lücken  litten.  —  In  einem  späteren  Brief  des 
Hrn.  Perrot  aus  dem  Monat  November  an  Professor  Ilen- 
zen  (Bullettino  dell'  Inst.  p.  125)  ist  ein  Fortschritt  der 
Aufräumung  dadurch  angedeutet,  dass  von  der  im  Ganzen 
aus  achtzehn  und  ein  halb  Columnen  bestehenden  grie- 
chischen Version  überhaupt  zwölf  Columnen  abgeschrieben 
sind.  Diese  Arbeit  scheint  mit  grosser  Genauigkeit  voll- 
führt zu  sein  und  hat  auch  noch  andere  Ausbeute  für 
griechische  Epigraphik  gegeben. 


III.     Litterat  ur. 


1.     Reisefrüchte  aus  Griechenland. 

Ueber  die  von  den  Herren  Conze  und  Michaelis 
(vgl.  oben  S.  145*)  auf  Kosten  der  preussischen  Regie- 
rung von  April  bis  Juni  des  Jahres  1860  fast  durchaus 
gemeinschaftlich  ausgeführte  Reise  in  Griechenland  liegt 
ein  ausführlicher,  aus  den  Annalen  des  archäologischen 
Instituts  besonders  abgedruckter  '),  Bericht  uns  vor,  aus 
dessen  zahlreichen  antiquarischen  topographischen  und 
kunstgeschichtlichen  Mittheilungen  einige  der  zumeist  her- 
vorstechenden Notizen  hienach   beigebracht  werden  sollen. 

In  Argos  wurde  eine  0,26 Meter  hohe  Terracotta,  mit 
dem  alterthümlichen  Typus  einer  sitzenden,  mit  langem 
Aermelchiton  Stephane  und  Schleier  geschmückten  Hera 
(deren  linke  Hand  den  Schleier  leise  gegen  die  Brust  zieht, 
während  die  rechte  auf  dem  Knie  ruht),  für  das  Berliner 
Museum  erworben  (tav.  d'agg.  A.  p.  17).  Ebendaher  wird 
eine  längere  Inschrift  zu  Ehren  eines  Zenon,  Sohn  des 
Hekatodoros  von  Argos,  interessant  wegen  ihres  Bezugs  auf 
eine  Genossenschaft  dionysischer  Künstler  und  auf  den 
bithynisehen  Körnig  Nikomedes,  mitgetheilt,  wonach  die  In- 
schrift etwa  ums  Jahr  70  vor  Chr.  zu  setzen  ist.  —  Das 
Löwenthor  in  Mykenä  betreffend,  wird  in  Widersprach 
gegen  Gattung  die  inmitten  des  Bildwerks  befindliche  Säule 

')  Rapporto  (Tun  viaggio  fatto  nella  Grecia  nel  1860  Ja  A.  Conze 
ed  A.  Michaelis.  Estratto  dagli  Annali  dell'  Institute,  di  conispon- 
denza  arcueologica  T.  XXX11I.  Roma  1801.  90  S.  8. 


als  abgerundet  und  die  Durchschneidung  der  Basis  durch 
eine  senkrechte  Linie  versichert;  die  Zeichnung  in  der 
Expedition  de  Mon:e  wird  als  richtig  anerkannt.  Statt  in 
der  gedachten  Säule  ein  Götterbild  vorauszusetzen,  wird 
deren  Verständniss  in  der  Uebertragung  von  Formen  der 
Holzbaukunst  in  die  Skulptur  gesucht  und  auf  die  Ver- 
gleichung  lvkischer  Denkmäler  verwiesen.  Ebenfalls  durch 
Vergleichung  anderer  Denkmäler,  namentlich  eines  thasi- 
schen  (Conze  Inselreise  S.  9),  wird  es  in  Frage  gestellt,  ob 
im  Bildwerk  des  Löwenthors  wirkliche  Löwen  oder  vielmehr 
pantherähnliche  Thiere  vorauszusetzen  sind  (p.  18ss.).  — 
Die  Üertlichkeit  der  steilen  Burg  von  Midea  hatte  Cur- 
tius  in  dem  Paläokastron  xijc  ^ltvdgäg  erkannt;  hiezu 
haben  genauere  Bestimmungen  und  ein  kleiner  Plan  jener 
Gegend  (tav.  F,  1)  sich  geben  lassen.  Andre  berichtigte 
Anschauungen  gelten  der  Topographie  von  Lerna  (tav. 
F,  2).  Der  Tempel  der  Demeter  lag  nordwestlich  von  dem 
See,  wie  ein  vor  einigen  Jahren  daselbst  gefundner  und 
mit  andern  Alterthümern  nach  Nauplia  gebrachter  (vgl. 
Archäol.  Ans.  XIII  S.  57*)  Stein  anzeigt,  der  die  interes- 
sante metrische  Inschrift  trägt: 

Büxy/p  /ie  Bäxyiiv  xat  JJgnüriiv(ii[u]  &ttö 

2ti'iouvto  /Irjuvg  h  xuj";;{<k/[hJ  dö/itw 

T<)v  'Ao/i\}.a\oi'    7iu[i]da  öuwv[v}u[oi>)    nui[gi] 

Biixyov  ).[v]utw  [j']i?C  di  nty(/''[p]o/[?]  ^aif/f] 
Quifjio  slvxu[(ü\  o[i;]k««  ivihwv  .... 


247< 


24S 


ö* 


Nachdem  der  Bericht  noch  über  die  Topographie  der 
Strasse  voq  Argos  nach  Mantinea  und  der  letzteren 
Stadt  sich  verbreitet  hat,  wird  von  Skulpturen  aus  Tegea 
gehandelt,  welche  im  heutigen  Achuria  in  einem  Schulhaus 
sich  befinden.  Besonders  beachtenswerth  als  Friesfragment 
erklärt  sich  das  Reliefeines  Löwen,  der  ein  Rehkalb  angreift; 
zwei  andre  Fragmente  desselben  Frieses,  das  eine  einen 
Löwen,  das  andre  einen  stössigen  Stier  darstellend,  Hess 
noch  sonst  in  der  Nähe  sich  nachweisen  (vgl.  Bursian  im 
Archäol.  Anz.  S.  479*).  Aus  stylistischen  Gründen  finden 
unsere  Reisenden  sich  bewogen,  jene  Friesfragmente  auf  die 
Zeit  zurückzuführen,  in  welcher  Skopas  den  tegeatischen 
Athenatempel  ausschmückte.  Als  Irrthum  wird  es  gerügt 
dass  Ross  den  gedachten  Löwen  für  den  Rest  eines  Sar- 
kophagreliefs hielt.  Auf  römische  Zeit  muss  man  dagegen 
ein  Marmorrelief  von  roher  Arbeit  zurückführen,  das  deu 
Achill  in  römischer  Tracht  darstelli,  wie  er  den  Leichnam 
Hektor's  an  seinem  Wagen  schleift  (p.  31  tav.  B,  a);  ein 
gleiches  gilt  von  den  übrigen  bereits  durch  Ross  (Reich 
und  Kaiser  S.  70.  73)  und  Bursian  (Archäol.  Anz.  XII 
S.  479*)  bekannten  Skulpturen.  —  Aus  Megalopolis 
wird  ein  kolossaler  Zeuskopf  wie  auch  das  Bildwerk  eines 
Jünglings  erwähnt,  der  ein  Ross  führt  (p.  33).  —  Unter 
den  zu  Sparta  zum  Theil  aus  neuer  Auffindung  bemerk- 
ten Skulpturen  steht  obenan  ein  vierseitiger  Stein,  der 
unweit  des  Theaters  aus  einem  Grabe  hervorgezogen  wurde, 
in  welches  er  ursprünglich  nicht  gehörte.  Die  Reliefs 
dieses  räthselhaften  Denkmals  zeigen  überraschende  sty- 
listische Aehnlichkeit  mit  den  bekannten  uralten  Metopen 
von  Selinunt.  Auf  der  einen  Huuptseite  (2)  durchstösst 
ein  bärtiger  Mann  mit  breitem  Schwert  in  der  rechten 
Hand  die  vor  ihm  stehende  Frau,  die  er  mit  der  linken 
am  Kopf  gefasst  hält.  Die  Frau  welche  lang  bekleidet  und 
verschleiert  ist,  erhebt  die  Rechte  und  sucht  mit  der  Lin- 
ken das  Schwert  zu  hemmen;  die  andre  ganz  ähnliche 
Hauptseite  (1)  ist  weniger  gut  erhalten.  Die  rechte  Haud 
des  Mannes  ist  abgebrochen;  die  nicht  verschleierte  mit  lan- 
gen Locken  versehene  weibliche  Figur  scheint  in  die  Sichel 
des  Mannes  zu  greifen.  Iliezu  gesellt  sich  auf  jeder  der 
Nebenseiten  eine  aufwärts  gewundene  Schlange  (p.  34 ss. 
tav.  C).  Anderer  minder  erheblicher  Skulpturen  zu  ge- 
schweigen,  verdient  die  nicht  geringe  Zahl  noch  vorhan- 
dener spartanischer  Bildwerke  Beachtung,  welche  sich  auf 
den  Dienst  der  Dioskuren  beziehen,  und  wiederum  ist  unter 
diesen  ein  mehrfach  frei  wiederholtes  Relief  hervorstechend, 
welches  zwischen  beiden  göttlichen  Brüdern  eiu  weibliches 
Idol  (p.  38 ss.  tav.  D)  zeigt.  Die  Beziehung  dieses  Idols 
auf  Helena  liegt  nahe  und  ist  zugleich  mit  llinweisung  auf 
die  aus  Pindar  bekannten  Theoxcnien,  denen  die  Diosku- 
ren vorstanden,  von  den  Berichterstattern  für  diesen  ihren 
schätzbaren  Fund  sofort  geltend  gemacht  worden.  Aus 
den  zugleich  beigebrachten  Inschriften  ist  der  dreimal  wie- 
derholte Ausdruck  latvügioi  hervorzuheben,  welcher  mit 
gutem  Grund  nicht  sowohl  auf  die  Bevölkerung  von  Tä- 
naron  gedeutet,  als  vielmehr  den  bei  Ilesychius  als  xaivu- 
Qtniui  erwähnten  Vereinsgenossen  eines  dem  Poseidon 
gewidmeten  Festes  gleichgesetzt  wird  (p.  44).  —  Für  die 
Ortskunde  von  Amyklä  wird  der  von  Sklavochöri,  dem 
vermuthliehen  Amyklaion,  in  der  Entfernung  einer  römi- 
schen Millie  nordöstlich  gelegene  Uügel  nach  seinem  steilen 
Abbang  und  zahlreichen  Trümmerspuren  als  eigenste  Oert- 
lichkeit  der  allen  Stadt  bezeichnet,  mit  welcher  ein  neuer 
Ort  Tsiausi  und  eine  Kirche  der  siyvr)  KvQiuy.i]  überein- 
stimmen soll.  Für  die  Oertlichkeit  von  Pharis  ist  ein 
berichtigender  Plan  (p.  49  tav.  F,  4)  gegeben ;  es  wird  be- 
merklich gemacht,  wie  auf  dem  Gipfel  der  Höhen  von 
Vaphiö  ein  länglicher  sarkophagähnlichcr  Fels  von  60—80 


Fuss  Dinge  die  Gegend  beherrsche,  sodann  wie  das  dor- 
tige (aus  Mure's  Besehreibung  im  rheinischen  Museum 
bekannte)  Schatzhaus  in  ganz  ähnlicher  Entfernung  und 
Richtung  zu  der  Burg  von  Pharis  sich  befinde,  wie  auch 
die  ähnlichen  Gebäude  von  Mykenü  und  Orchomenos  zu 
ihren  Akropolen.  Das  Menelaion,  welches  bei  Curtius 
(II,  Tafel  10)  südlich  von  Therapne  angegeben  ist,  soll 
vielmehr  nördlich  davon  über  Mason  nachweislich  sein 
(p.  50).  —  Aus  Messene  wird  ein  stehendes  weibliches 
Götterbild  mit  Modius  erwähnt,  welches  nach  Darstellung 
und  grober  Technik  zwei  ähnlichen  Votivreliefs  einer  Da- 
mokleia,  vormals  im  Museo  Nani,  jetzt  zu  Avignon,  ent- 
spreche (p.  51).  Zu  Konstantini  ward  die  seit  ihrer  ersten 
Publication  im  Archäol.  Anz.  1858  S.  253*rY.  vielfach  be- 
sprochene Mysterieninschrift  des  Karneiasion  neu  ver- 
glichen (p.  51  ss. );  auch  wird  nachgewiesen,  dass  ihr 
Auffindungsort  Kamarais,  wo  sie  zugleich  mit  Sarkophagen 
gefunden  wurde,  der  Ort  ihrer  ursprünglichen  Bestimmung 
nicht  war.  Vielmehr  lag  das  Karneiasion  beträchtlich  da- 
von entfernt,  etwas  südlich  von  Andauia,  am  rechten  Ufer 
des  Flusses  Sand;'mi  (Xüyadpnt;),  wo  bei  der  Ortschaft 
Philia,  vor  einer  Kirche,  eine  Quelle  entspringt,  in  welcher 
man  den  Quell  lAyvrj  der  Mysterieninschrift  (p.  16)  wieder 
erkennt  (p.  56).  —  Von  Phigalia  aus  ward  das  Gebirge 
Elaion  und  die  Höhle  der  schwarzen  Demeter  aufgesucht, 
welche  von  unsern  Reisenden  mit  Ablehnung  der  nahe  bei 
Pavlitza  gelegenen  /.lavtioo  nijlutu  in  einer  abwärts  vom 
rechten  Ufer  der  Neda  auf  schauerlichen  Wegen  erreich- 
ten, jetzt  als  aztifxiov  zijg  üuvayiag  geheiligten,  Höhle, 
der  einzigen  welche  im  weiten  Umkreis  dafür  iu  Rede  kam, 
wieder  erkannt  ward  (p.  58ss.).  —  In  einem  Privathaus 
zu  Aegion  ward  ein  bei  der  Seltenheit  des  Erzgeräthes 
aus  griechischem  Boden  beachtenswerther  Fund,  nemlich 
ein  im  Garten  jenes  Hauses  ausgegrabener  Caudelaber  aus 
Erz  von  der  Höhe  eines  Meter  mit  zierlicher  Anordnung 
eines  als  Träger  des  Leuchters  dargestellten  Sileus  be- 
sichtigt (p.  03).  —  Verschiedene  Skulpturen  werden  aus 
Delphi  erwähnt.  Eines  mehrbesprochenen  fragmeutirten 
Sarkophags  mit  Reliefdarstellungeu  des  Meleager  zu  ge- 
schweigen,  den  man  vor  bald  dreissig  Jahren  auffand  uud 
'zu  besserer  Aufbewahrung'  jetzt  neu  vergraben  hat,  ist 
ein  bereits  durch  Bursian  (Archäol.  Anz.  XII  S.  480*)  be- 
schriebenes agonistisches  Relief,  die  zum  Altar  geführte 
Quadriga  eines  Siegers  darstellend  nun  auch  in  Abbildung 
(tav.  B,  1)  nachweislich;  ein  andres,  von  Bursian  (a.  O.) 
als  bogenspannender  Apoll  gedeutetes,  wird  von  den  Ver- 
fassern des  Berichtes  auf  einen  Athleten  in  der  Stellung 
des  Apoxyomenos  bezogen.  Auch  ein  archaischer  Apollo- 
kopf wird  beschrieben;  ferner  ein  weiblicher  Kopf  (tav.  E,  2) 
dessen  Gesichts-  und  Schädelbildung  in  überraschender 
Weise  an  die  ungriechischen  Formen  der  flachen  archai- 
schen Reliefs  etruskischen  Fundorts  erinnerte  (p.  65).  Von 
der  Grundmauer  des  Apollotempels  war  westlich  von  der 
durch  O.  Müller  ausgebeuteten  Stelle  ein  beträchtlicher 
Theil  neu  zugänglich  geworden,  aus  welchem  eine  An- 
zahl von  Inschriften ,  den  durch  Curtius  bekannten  im 
Ganzen  gleichartig,  sich  gewinnen  liess  (p.  67 ss.).  —  In 
Ambrysos  wurde  eine  von  Lebas  sehr  ungenau  abge- 
schriebene Inschrift  neu  verglichen ;  auch  wird  einer  im 
Jahr  1830  ohne  Kopf  gefundenen  Statue  der  Venus,  von 
einem  Seethier  und  einem  Eros  begleitet,  Erwähnung  ge- 
than.  —  Aus  Orchomenos  wird  ein  Grabrelief  mit  Fa- 
miliensccne  erwähnt:  Vater  und  Mutter  einander  gegenüber 
sitzend,  zwischen  beiden  am  Boden  ein  Kind  in  der  Wiege, 
im  Hintergrund  etwa  eine  Tochter  und  eine  Sklavin.  Unter 
vier  Statuen  neueren  Fundes  ist  eine  bereits  von  Vischer 
beachtete,   welche  dem   aus   Marmorwerken   und  Bronzen 


249' 


250* 


häufig  nachweislichen  Typus  archaischer  Apollostatuen 
angehört.  Diese  Figur  ist  auf  Tafel  E,  1  nach  einer  Zeich- 
nung von  Conze  abgebildet  und  hat  zu  eingehenden  Be- 
merkungen des  Berichtes  über  die  vorhandenen  ähnlichen 
Statuen,  wie  auch  über  ähnliche  Athletenbilder  mit  ange- 
schlossnen  Armen  (vgl.  Puus.  VIII,  40,  1)  Anlass  gegeben 
(p.  79s.).  Eine  ganz  ähnliche  Statue  sahen  die  Reisenden 
auch  in  Megara.  Noch  wird  ein  (Harnisch  von  grober 
Arbeit  erwähnt,  welcher  mit  seinem  runden  Untersatz  einem 
Siegesdenkmal  angehört  haben  mag.  Die  berühmte  Grab- 
stele mit  dem  Relief  eines  aufgestützten  Mannes,  welcher 
einen  Hund  nach  einer  Cicade  schnappen  lässt,  jetzt  im 
Kirchhof  von  Rhomaiiko  aufgestellt,  ward  von  den  Rei- 
senden mit  erfolgreicher  Beachtung  der  au  der  Basis  er- 
haltenen inschriftliehen  Spuren  neu  untersucht;  sie  waren 
so  glücklich  in  seinen  Zügen  den  Namen  eines  für  Böotien 
bethätigtcn  naxischen  Künstlers  Anxenor  zu  entdecken 
(p.83):  Ay^viif)  tnr>irLütv  o  Nuyams  yiyyenidtg(s\c). — 
Die  Position  von  Alalkomenä  wird  an  einem  quellrei- 
clien  Ort  eine  Stunde  unterhalb  des  unter  dem  Namen 
Petra  bekannten  steilen  Felsens  nachgewiesen  (p.  86) ;  ge- 
naue topographische  Nachweisungen  sind  auch  über  den 
Musenhain  und  die  Quellen  des  Helikon  gegeben;  auch 
wird  die  Quelle  Aganippe  in  der  ßgvnig  mv  uyiov 
NtxoXiiov  wiedererkannt.  —  Als  Schlusspunkt  der  Reise 
wird  Eleusis  mit  Verweisung  auf  die  im  römischen  Bul- 
lettino  gegebene  Notiz  die  neuesten  Ausgrabungen  betref- 
fend erwähnt  und  bemerkt  dass  der  zugleich  mit  den 
neuesten  Funden  genannte  angebliche  Kopf  des  Poseidon 
sich  schon  seit  längerer  Zeit  in  dem  Schulhaus  befand, 
dessen  Umbau  zu  den  neuesten  Ausgrabungen  Anlass  gab. 
Den  Kopf  sind  die  Reisenden  geneigt  vielmehr  für  ein  rö- 
misches Kaiserbildniss,  vielleicht  das  des  Pertinax,  zu 
halten. 

Im  Allgemeinen  darf  dieser  ungefähre  Auszug  eines 
aus  dem  Schosse  des  römischen  Instituts  hervorgegangenen 
Reiseberichts  als  neuer  Beleg  uns  willkommen  sein,  wie 
manche  Spur  und  Verlassenschaft  des  klassischen  Alter- 
thums  auf  dem  so  viel  durchwanderten  Boden  Griechen- 
lands sich  noch  auffinden  lässt,  wenn  man  mit  der  gründ- 
lichen Sorgfalt  daran  geht,  welche  wir  der  obengedachten 
Bildungsreise  zwei  junger  deutscher  Gelehrten  nachrühmen 
können.  E.  G. 


2.     Müllers  Denkmäler  der  alten  Kunst. 

Obiger  Titel  hat  einen  guten  Klang.  Man  kann  wol 
sagen  dass  mit  den  Bilderheften,  die  Otfried  Müller  sei- 
nem Handbuch  der  Archäologie  zur  Seite  erscheinen  Hess, 
den  archäologischen  Studien  in  Deutschland  eine  erste 
Möglichkeit  gegeben  ward ,  über  die  ästhetischen  Aus- 
rufungszeichen einiger  vorzugsweise  bewunderten  Kunst- 
werke hinaus  tiefer  als  vorher  zu  wurzeln.  Müller  sorgte 
für  ausgewählte  Belege  der  Kunstgeschichte  und  begann 
ein  Gleiches  für  seine  Kunstmythologie,  für  welche  Millin's 
Güllerie,  die  allmählich  auch  bereits  veraltete,  zwar  vor- 
handen aber  nicht  wohlfeil  genug  war.  Der  kühne  Griff  den 
Müller  zu  diesem  Behuf  sich  erlaubte,  kostbare  Publika- 
tionen mit  Inbegriff  der  neuesten  für  seinen  Zweck  aus- 
zubeuten, ward  ihm  beim  Anfang  seines  Unternehmens 
von  den  Herausgebern  solcher  Werke,  die  ihre  schönsten 
Zeichnungen  immer  verkleinert,  nicht  selten  verkümmert 
sahen,  zwar  ernstlich  verdacht,  kann  aber  nachgehends  ihm 
nur  gedankt  werden,  in  eben  dem  Masse  in  welchem  die 
Concurrenz  andrer  Vervielfältigungen  sich  steigerte  und 
das  für  die  Kunstdenkmäler  empfängliche,  namentlich  phi- 


lologische, Publicum  einer  reichhaltigen  und  auch  die 
neuesten  Funde  umfassenden  Auswahl  bedürftig  war. 

Wie  sehr  seitdem  auch  Wieseler,  dem  man  die  Fort- 
setzung jener  Müllerschen  Hefte  zu  danken  hat,  auf  eine 
die  archäologische  Litteratur  in  weitestem  Umfang  be- 
nutzende Auswahl  bedacht  war,  haben  zuerst  die  drei 
kunstmythologischen  Hefte  gezeigt,  die  auf  sieben  von 
Müller  selbst  herausgegebene  Hefte  gefolgt  sind,  und  zeigt 
nun  auch  die  zweckmässige  Umarbeitung,  die  er  neuer- 
dings den  beiden  ersten  kunstmythologischen  Heften  des 
zweiten  Bandes,  angedeihen  Hess  ').  Die  Ausstattung 
dieser  Hefte  ist  ungleich  reichhaltiger  als  sie  in  der  frü- 
heren Ausgabe  war  und  ist  auch  artistisch  manchem  frü- 
heren Heft  unbedingt  vorzuziehn ,  woneben  der  Text 
mit  einer  gelehrten  Ausführlichkeit  erweitert  ist,  vor  wel- 
cher die  Müllersche  Grundlage  manchmal  vielleicht  allzu- 
sehr schwindet.  Eine  Anzahl  wichtiger  Kunstdarstellungen 
ist  hiebei  einer  neuen  Prüfung  unterworfen  und  mit  man- 
chem neuen  Erklärungsversuch  begleitet  worden ;  Einiges 
dieser  Art  mag  hienächst  zusammengestellt  und  zu  weiterem 
prüfenden  Nachdenken  empfohlen  werden. 

Die  bekannte  Glaspaste  der  Berliner  Sammlung,  in 
welcher  gemeinhin  der  Adler  des  Zeus  von  Hebe  getränkt 
vorausgesetzt  wird  (in  Tölkens  Verzeichniss  III,  2,  159), 
ward  bereits  von  Müller  (II,  3,  42)  vielmehr  auf  Europa 
oder  Aegina  gedeutet,  für  welche  letztere  nun  auch  Wie- 
seler sich  entscheidet.  —  Eine  Stoschische  Gemme,  von 
Winckelmann  (Description  Stosch  II,  3,  162)  und  Tölken 
(Verzeichniss  III,  2,  116)  auf  Danae  bezogen  welche  den 
goldenen  Regen  empfängt,  scheint  richtiger  von  Wieseler 
(II,  3,  45)  auf  Leda  die  mit  dem  Schwan  scherzt  gedeutet 
zu  sein,  von  welchem  wenigstens  ein  Flügelpaar  unver- 
kennbar zu  sehen  ist.  —  Beachtenswerth ,  aber  nicht  ein- 
leuchtend, ist  Wieselers  (II,  8,  99)  Aeusserung,  dass  der 
gewöhnlich  auf  Demeter  mit  dem  Kind  Jacchos,  von  Frie- 
derichs aber  (Archäol.  Zeitung  1859  S.  4ff.)  zur  Deutung 
der  münchener  Leukothea  als  Ge  Kurotrophos  angewandte, 
athenische  Münztypus  lieber  auf  Aphrodite  Kurotrophos 
zu  deuten  sei,  die  er  vom  bejahrten  Sophokles  als  Für- 
sprecherin bei  der  Hetäre  Theoris  (Athenaeus  XIII  p.  592) 
angerufen  weiss;  der  Bezug  der  Ge  Kurotrophos  auf  das 
sichtliche  Kind  Erichthonios  ist  in  dieser  Erklärung  durch 
keine  Nachweisung  eines  andern  mythischen  Kindes 
überboten.  —  Für  den  bei  Demeter  ganz  ungewöhnlichen 
Mangel  an  Bekleidung,  der  auf  einem  Borghesischen  Sar- 
kophag im  Eouvre  (11,9, 103)  die  Deutung  erschwert,  bringt 
Wieseler  nach  Zoega's  Vorgang  die  Trauer  der  auf  dem 
Fels  Agelastos  sitzenden  Göttin  in  Anschlag  und  sucht 
diese  Deutung  theils  durch  Beispiele  eines  von  der  Schul- 
ter gestreiften  Gewandes  (no.  102.  108)  theils  durch  zwei 
attische  Münztypen  (Beule  p.  334)  zu  stützen,  in  denen 
jedoch  die  halbnackte  Figur  nicht  einen  Felsensitz  son- 
dern einen  (namentlich  auf  der  Kupfermünze  deutlichen) 
Sessel  einnimt.  —  In  gewissen  Reliefbildern  des  Kora- 
raubs  (II,  9,  108)  glaubt  Wieseler  eine  der  Nebenfigu- 
ren für  Aura  halten  zu  dürfen,  welche  andeute,  dass 
der  Wagen  der  Demeter  nach  dem  Homerischen  Aus- 
druck 'mit  dem  Hauche  des  Windes'  d.  h.  windschnell 
durch  die  Lüfte  fahren  wird.  Die  ebendort  und  sonst 
dann  und  wann  das  Sarkophagbild  einfassenden  Hören 
sollen  kundgeben  dass  auch  der  Todte  seine  (oo<t  haben 
werde.  —  Zu  dem  cerealischen  Sarkophag  von  Wilton- 
house    (II,  10,  117)    wird  gemeint,    Kora    solle    bei    des 

')  Denkmäler  der  alten  Kunst.  Nach  der  Auswahl  und  Anord- 
nung von  C.  0.  Müller.  Zweite  Bearbeitung  durch  F.  Wieseler. 
Band  II.  Heft  1.  2.  Göltingen  1860.  1801.  Tafel  I— XXX.  S.  1  — 190. 


251' 


252* 


Triptolemos  Abfahrt  mit  ihm  den  Wagen  besteigen,  ein 
uns  bisher  unbekanntes  und  mythologisch  unsres  Wis- 
sens auch  nicht  unterstütztes  Motiv.  —  Der  Test  zum 
belvederischen  Apoll  (11,11,124)  zeichnet  sich  durch  grosse 
Ausführlichkeit,  namentlich  durch  Auszüge  der  dahin  ein- 
schlagenden Litteratur  aus;  dass  Wieseler  im  Verfolg  dieser 
schwierigen  Arbeit  momentan  Apolls  Köcher  verleugnet 
(S.  53)  und  schliesslich  mit  Vischer  den  von  Apollo  be- 
kämpften Feind  nur  allgemein  in  der  Idee  des  Unreinen 
erkennt,  sind  Aeusserungen,  die  er  seitdem  bei  erneuter 
Besprechung  der  vatikanischen  Statue  wieder  aufgegeben 
hat.  —  Bin  bekanntes  Tischbeinsches  Vasenbild,  gewöhn- 
lich auf  Apolls  Epiphanie  zu  Delos  gedeutet,  glaubt  der 
Herausgeber  (II,  13, 140)  wegen  der  bacchischen  Figuren 
vielmehr  auf  dasselbe  Begegniss  in  Delphi  deuten  zu  dür- 
fen ;  die  Deutung  von  Jahn  und  de  Witte  auf  Kyrene  wird 
gleichzeitig  erwähnt. 

Als  inhaltreiche  und  zu  eingehender  Prüfung  anre- 
gende Artikel  des  eben  erschienenen  zweiten  Hefts  erwäh- 
nen wir  beispielsweise  was  über  die  Colonna'sche  Artemis 
(no.  167)  im  Berliner  Museum,  über  die  Venus  von  Melos 
(no.  270)  und  über  den  belvederischen  Merkur  (no.  307) 
zusammengestellt  ist,  in  welchem  Wieseler  bekanntlich, 
gestützt  auf  häufige  Wiederholungen  derselben  Darstellung, 
einen  auch  auf  Bildnissfiguren  übertragenen  statuari- 
schen Typus  des  chthonischen  Hermes  zu  erkennen  geneigt 
ist.  Bedenklich  erscheinen  die  Erklärungsversuche  des 
Gemmenbilds  mit  einer  vom  Stier  getragenen  Flügelgestalt 
welche  als  Nike-Nemesis  bezeichnet  wird  (no.  176) — ,  der 
von  Visconti  als  Virbius  gedeuteten  vaticanischen  Statue, 
nach  Wieseler  (no.  181)  eines  Apollon  Agreus  mit  Hund 
(wobei  doch,  da  der  Hund  fast  ganz  neu  ist,  der  ähnliche 


Apoll  mit  dem  Greif  in  Villa  Borghese  zu  vergleichen  bleibt) — , 
ferner  der  als  Uierodulen  oder  spartanische  Tänzerinnen 
viel  besprochenen  stets  flügellosen  Statuen,  welche  Wie- 
seler wegen  ihrer  ornamentalen  Beflügelung  auf  einem  Kai- 
serharnisch als  spartanische  Siegsgüttinnen  aufzufassen 
vorschlägt  (no.  214).  —  Für  das  runde  capitolinische  Re- 
lief der  zwölf  Gottheiten  in  alterthümlichem  Styl  wird  nach 
Anhörung  vieler  bisheriger  Meinungen  der  Gedanke  einer 
Rückführung  des  Hephästos  zum  Olymp  im  Geleite  Po- 
seidons fest  gehalten  (no.  195).  —  Das  gewöhnlich  auf 
den  Schiffsbau  der  Argo  gedeutete  Thonrelief  (no.  238) 
wird  mit  besonderer  Erwägung  der  Baulichkeit  im  Hinter- 
grund lieber  für  ein  der  Minerva  als  Schiffsgöttin  gewid- 
metes Bildwerk  gehalten.  Viel  wird  über  das,  auch  uusres 
Erachtens  vielmehr  spätrömische  als  moderne,  Gemmen- 
bild eines  ansehnlichen  Sardonyx  verhandelt,  in  welchem 
nicht  sowohl  eine  Sehmückung  der  Venus  als  vielmehr  die 
Darstellung  einer  wie  Venus  Anadyomene  gefeierten  Braut 
zu  erkennen  sei  (no.  289).  —  Viel  ist  über  Hermesbilder 
zusammengestellt:  zu  no.  309  in  Bezug  auf  den  angelnden 
Gott  des  Fischerverkehrs,  zu  no.  326  über  die  Sphinx  als 
ein  dem  Hermes  zusagendes  Attribut. 

Es  sind  dies  nur  einzelne  Beispiele  aus  einer  grossen 
Anzahl  gelehrter  Erläuterungen,  in  denen  der  Leser  des 
Herausgebers  Urtheil  nicht  selten  entscheidender  oder  auch 
bündiger  wünschen,  daneben  aber  den  grossen  Dank  nicht 
verleugnen  kann,  zu  welchem  Wieselers  mit  steigendem 
Erfolg  fortgesetzte  I'ublicationen  durch  eine  in  deutschen 
Werken  sonst  vielleicht  nirgends  so  reich  gebotene  Fülle 
monumentaler  Anschauung  und  prüfender  Belesenheit  uns 
verpflichtet.  E.  G. 


3.     Neue    Schriften. 


Bullettino  degü  seavi  della  Societa  Colombaria  No.  IV. 
Degli  seavi  nuovamente  eseguiti  nell'  agro  Soanese  nella 
primavera  del  1860.  (Aus  dein  Archivio  storico  von 
P.  Cujm.)  12  S.  8. 

ConcstahUe  (G.):  Italic.  Spicilegium  de  quelques  Monu- 
ments ecrits  ou  anepigraphes  des  Etrusques.  Clusium, 
Orviette,  Perouse,  Musees  de  Korne  et  Trente.  (Extrait 
de  la  Revue  archeologique.)     Paris  1861.  23  S.  8. 

Curlius  (£.):  Ueber  die  Weihgesehenke  der  Griechen  nach 
den  Perserkriegen  und  insbesondere  über  das  platäische 
Weihgeschenk  in  Delphi.  Aus  den  Nachrichten  der 
Göttinger  Ges.  d.  Wiss.  1861.  S.  361—390.  8. 

Friederivhs  (K.):  Apollo  mit  dem  Lamm.  Einundzwan- 
zigstes Programm  zum  Winekclmannsfest  der  archäolo- 
gischen Gesellschaft  zu  Berlin.  Nebst  einer  Nachschrift 
von  IL  Gerhard  und  einer  Bildtafel.  Berlin  1861.  12  S.  4. 
Vgl  oben  S.  238. 

Gerlach  (L.):  Ilioneus.  Archäologische  Plaudereien.  Zerbst 
1862.  91  S.  & 

Ovidobaldi  (Domenico  6V):  Su  tro  dipinti  murali  pom- 
peiani  di  Danae  e  Pefseo.  Napoli  1861.  29  S.,  mit  far- 
biger Abbildung.  8. 

Hühner  (E.j:  Kpigraphisehe  Reiseberichte  aus  Spanien  und 
Portugal.  Aus  den  Berichten  der  kgl.  Akademie  d.  W. 
zu  Berlin.  (1861.  S.  721— 835.  938—986)  8. 

Jahrbücher  des  Vereins  von  Alterthumsfreunden  im 
Rheinlande.  XXXI.  Sechszehnter  Jahrgang  l.  (Enthal- 
tend des  verstorbenen  kgl.  preussischen  ObnstlieutenantB 
F.  W.  Schmidt  hinterlassene  Forschungen  über  die  Rö- 
mcrslrassen  etc.    im  Rheiulandc,    bearbeitet  von  dessen 


Bruder  Major  a.  D.  E.  Schmidt.)  Bonn  1861.  VIII  und 
229  S.  4  Tafeln.  8. 
Janssen    (L.  J.  F.):     Oudheidkundige    Reiseberigten    uit 
Duitschland,    Hongarije,    Bohemen    en    Zwitserland.   I. 
Arnhem  1861.  45  S.  8. 
KekuM  (H.):    de  tabula  Meleagrea.     Accedit  tabula  litho- 

graphica.     Berolini  1861.  55  S.  8.    Vgl.  oben  S.  239*. 
Mommsen  (Theodor):  Autobiographie  des  Venetianers  Gio- 
vanni   Bembo.    1536.     (Aus    den  Sitzungsberichten   der 
kgl.  Akademie  d.  Wiss.  1861.  Bd.  I  Hft.  V.)  31 S.  8. 
Midier  (L.):  De  puniske  Gudcbilleder.  Kopenhagen  1861. 

29  S.   mit  Holzschnitten.  4. 
Puyy.ttß}]  (A\i$.  P.):     stöyoz   ixtpcovq&ils   xutu   jtjv 
intTitiir    tOQtrjv    rr,g    tuv    O&wveiov  nuttmairiiiinv 
xad-idQvaewi;  tft  20.  Matm)  1861.  'Ev  Ad-fjvat$  1861. 
32  S.  1  Karte.  8. 
Ross  (L.):     Archäologische   Aufsätze.     Zweite  Sammlung. 
Mit  zwanzig  Tafeln.  XXI  und  085  S.    Leipzig  1861. 
Enthaltend  Aufsätze   zur  alten  Geschichte  S.  1 — 200;    zur  Ge- 
schichte der  alten  Cultur,   llcligiun  und  Kunst  S.  '.'Ol — 377  Tafel  l.ll; 
über  griechische  Baudenkmäler  S.  378—425  Tafel  III — XV;  zur  Geo- 
graphie   und  Topographie    von   Griechenland    S.  520 — 532    Tafel  XVI 
—XVIII;  zur  griechischen  Epigraphik  S.  532—085  Tafel  XIX.  XX. 
X'hiet  (E.j:  De  l'archeologie  de  l'Asie  Mineure  et  des  re- 
centes  ezplorations.  (Aus  der  Revue  Nationale.)  27  S.  8. 
Weerth  (E.  (turnt):    Das  Bad    der  römischen   Villa  bei 
Allenz.     Festprogramm   zu    Winckclmann's   Geburtstage 
am  9.  Deccmber  1861.     Herausgegeben    vom  Vorstande 
des    Vereins    von    Alterthumsfreunden    im    Rhcinlande. 
Bonn  1801.  20  S.  1  Tafel.  8.    Vgl.  oben  S.  240*. 


Herausgegeben  von   /•.'.    Gerhard. 


Druck  und  Verlag  von   G.  Reimer. 


ARCHÄOLOGISCHE  ZEITUNG 


H  K  K  A  U  S  G  E  G  E  B  E  N 


EDUARD  GERHARD 


i.ENERAI.SECRETAR   DES   ARCHÄOLOGISCHEN  INSTITUTS  ZI!   ROM. 


ZWANZIGSTER    JAHRGANG 

enthaltend  Denkmäler  und  Forschungen  No.  157—168,  Tafel  CLVII— CLXVIII,  Anzeiger  No.  157— 168. 


BERLIN. 

DRUCK  UND  VERLAG  VON   GEORG   REIMER. 
18  62. 


DENKMÄLER,    FORSCHUNGEN 


UND 


BERICHTE 


ALS     FORTSETZUNG 

DER  ARCHÄOLOGISCHEN  ZEITUNG 

HERAUSGEGEBEN 

VON 

EDUARD  GERHARD 

GENEKALSECRETAK   DES  ARCHÄOLOGISCHEN  INSTITUTS  ZU  ROM 


ZWANZIGSTER    JAHRGANG, 

enthallend  Denkmäler  und  Forschungen  No.  157—168,  Tafel  CLVII  —  CLXVIII,  Anzeiger  No.  157—168. 


BERLIN, 

DRUCK  UND  VERLAG  VON  GEORG    REIMER. 
186  2. 


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DENKMÄLER   UND   FORSCHUNGEN. 

Archäologische  Zeitung,  Jahrgang  XX. 

JM  157.  158.   159  A.  Januar  bis  März  1862. 


ilypiios  der  Schlafgott.         Trunkener  Dionysos.   —   Eros  und  Psyche  an  Tischfüssen  zu  Berlin  und  Bologna. 


I.     Hypnos  der  Schlafgott. 


Hiezu  ilie  Abbildungen  Tafel   (XVII.   CLVIII,  1. 


CLI.V,  1.  •„'. 


Gleichsam  als  Gegenstück  des  freundlich  in 
raschein  Schritt  herannahenden  Jünglings,  der  als 
Spender  des  Jahressegens  im  Anfang  der  beiden 
letzten  Jahrgänge  dieser  Zeitschrift  ')  uns  beschäf- 
tigte, tritt  in  noch  edleren  Kunstformen  die  nicht 
minder  freundliche  Gestall  des  als  Jüngling  gedach- 
ten Schlafgolles  aus  mehreren  antiken  \\  iederholun- 
gen  uns  entgegen.  Es  geschieht  dies  in  einer  Zu- 
sammenstellung, welche  hei  Erläuterung  eines  wich- 
tigen, den  Schlafgott  mit  Bacchus  und  Ariadne 
verknüpfenden,  vaticanischen  Grabsteins*)  in  diesen 
Blättern  bereits  von  Otto  Jahn  angewandt  wurde, 
ohne  dass  die  seiner  Auslegung  zur  Stütze  gerei- 
chenden Bildwerke  damals  sich  anschaulich  machen 
Hessen.  Diesen  Mangel  jetzt  zu  vergüten  sind  wir 
hauptsächlich  durch  einen  Abguss  des  vorzüglichsten 
jener  Bildwerke,  der  Madrider  Statue,  veranlasst, 
welcher  zugleich  mit  andern  Abformungen  dortiger 
Marmore  durch  Emil  Hühners  Eürsorge  ins  könig- 
liche Museum  zu  Berlin  gelangt  ist  und  nebst  den 
andern  von  Jahn  verglichenen  Bildwerken  jetzt  etwas 
näher  \on  uns  betrachtet  zu  werden  verdient. 

Tafel  CLV11.  Die  gedachte  Ma  rmorsta  lue 
des  Museums  zu  Madrid  führt  fast  in  Lebens- 
grösse  3)  offenbar  denselben  Jüngling  uns  vor  Augen, 
der  in  dem  oben  erwähnten  Grabrelief  des  Vaticans 
als  unverkennbarer  Schlafgott,  mit  Mohnstengel  und 

•)  Denkmäler  und  Forschungen  Tafel  CXXXI1I.  CXXXIV  S.  1  ff. 
(bunus  eventus)   137  ff.  (novus  annusj. 

J)  Grabstein  des  Claudius   Philetus:     oben  Tafel   CXLI   S.  97  ff. 

x)  Hoch  lj  Meter;  früher  abgebildet  bei  Clarac  musee  de 
sculpture  666  C  1512 C  als  Merkur,  lieber  Herkunft  und  manche 
andre  Besonderheiten  der  Statue  lassen  wir  Hrn.  Emil  Hühners  Notiz 
in  einer  Beilage  am  Schluss  dieses  Aufsalzes  folgen. 


einem  Trinkhorn  einschläfernden  Saftes  4)  die  Wege 
der  Sterblichen  leisen  Schrilles  durchwandernd,  dar- 
gestellt ist.  Dem  statuarischen  Bedürfniss  gemäss 
trilt  er  fester  hier  auf,  auch  sind  seine  Formen  kräf- 
tiger, woneben  der  minder  erhebliche  Unterschied 
dass  er  mit  dem  linken  Euss,  nicht  wie  dort  mit 
dem  rechten  ausschreitet,  ins  Auge  fällt.  In  solcher 
Weise  vorschreitend  mit  vorgebücktem  Körper  und 
freundlich  gesenktem  Haupt  war  der  jugendliche 
Schlafgott  dieser  Statue  ohne  Zweifel  beschäftigt 
das  Hörn,  welches  er  im  hocherhobenen  rechten 
Arm  hielt,  mit  abwärts  gewandter  Mündung  über 
die  Sterblichen  welche  sein  Weg  berührt  einschlä- 
fernd ausströmen  zu  lassen,  während  der  zurück- 
gewandte linke  Arm  in  gleichem  Sinne  den  üblichen 
Mohnstengel  halten  mochte,  wie  ihn  der  Schlaf- 
gott des  vaticanischen  Reliefs  uns  zu  erkennen  eiebt 
Den  Inhalt  der  früherhin  auf  Merkur  b)  bezogenen 
Darstellung  noch  mehr  zu  sichern  darf  man  die 
Fliigelchen  an  den  Schläfen  des  Gottes  nicht  über- 
sehen, eine  Eigentümlichkeit  welche,  so  oft  sie  sich 
findet6),  nicht  sowohl  auf  raschen  Flug7)  als  auf  leise 
Annäherung  "),  vielleicht  auch  auf  Beschirmung  eines 

*)  Laut  gangbaren  Dichterstellen  (Slat.  Theb.  V,  199.  Sil.  It. 
X,  352)  und  den  weiter  unten  zu  besprechenden  Kunstdarstellungen. 
Das  Attribut  des  Mohnstengels  ist  wohlbekannt  aus  Virgil  Aen.  V,  254: 
Ecce  deut  ramum  Lelhaeo  rare  madenlem  ....  super  ulraque 
tpuutat  tempora.     Vgl.  Sil.  lt.  X,  355. 

')  Auf  den  Merkur  ward  sowubl  dieser  Marmor  als  auch  die 
florentinische  und  die  Wiener  Erzfigur  in  den  älteren  Verzeichnissen 
der  betreffenden  Sammlungen  gedeutet. 

*)  An  Merkursköpfen  mit  vermutlichem  Bezug  auf  den  Psycbo- 
pompos;  ausserdem  kommen  hier  die  von  Emil  Braun  behandelten 
•Kunstvorstellungen  des  geflügelten  Dionysos'  (München  1839)  in  Rede. 

7)  Wie  allerdings  Pausanias  III,  19,  6  die  Flügel  des  Dionysos 
l'silax  sich  auslegt. 

s)  Dem  Fluge  der  zarten  Schwalbe  vergleichbar  laut  der  von 
Jahn  (Beiträge  S.  55)  angeführten  Stelle  des  Redners  Fronto: 
(somnum)  dementer  pinnis  leneris  in  mutitim  Mrundinum  adcolare. 


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dem  Wechsel  von  Licht  und  Finsterniss  ausgesetzten 
Angesichts  bezogen  sein  will.  Man  hat  also  den 
Schlafgott  hier  vor  sich  und  hat  zu  genauerem  Ver- 
ständniss  seiner  Darstellung  sich  nur  etwa  noch 
darüber  zu  einigen,  ob  die  euphemistische  Gräber- 
beziehung desselben ,  die  auf  dem  valicanischen 
Grabstein  uns  nahe  gelegt  wird,  auch  schon  die  ur- 
sprüngliche dieser  Statue  war.  Die  rein  griechische 
Kunst,  welche  aus  diesem  Werke  spricht,  macht 
einen  solchen  ursprünglichen  Gräberbezug  an  und 
für  sich  nicht  wahrscheinlich;  derselbe  ist  aber  um 
so  mehr  abzulehnen,  da  ein  der  Madrider  Statue 
eigenthümliches  Symbol  noch  in  Erwägung  kommt. 
Am  Baumstamm  welcher  dem  linken  Bein  dieser 
Statue  zur  Stütze  gereicht  sind  zwei  Eidechsen,  die 
eine  aufwärts  die  andere  abwärts  laufend,  ange- 
bracht, und  dieses  dein  höchsten  Sonnenstand  vor- 
zugsweise befreundete  Thier  scheint  den  uns  vorge- 
führten Gott  vielmehr  auf  denjenigen  Schlaf  zu  be- 
schränken der,  wie  der  Mittagsschlaf  in  südlichen 
Ländern  und  wie  der  leicht  verflüchtigte  Weinrausch, 
den  Sterblichen  zu  harmloser  Erquickung ,  dem 
Hypnos  selbst  zu  triftigster  Begründung  seines  Bun- 
des mit  Asklepios  und  mit  den  Musen  gereicht.  9) 
Der  Zusammenhang  mit  den  Dämonen  schreckbaren 
Dunkels  sollte  durch  jenes  Attribut  der  Tageshelle 
beseitigt  sein;  es  ist  nicht  sowohl  der  Zwillings- 
bruder des  Todes  10)  der  hier  uns  vorgeführt  wird, 
oder  der  selbst  müde  Schlafgott  anderer  Kunstdar- 
stellungen "],  als  jener  jugendlich  frische,  den  Gra- 
zien holde,  wachsam  wohlhäbige  Dämon,  der  auf 
dem  Ida  nach  Heras  Wunsch  die  Mittagsruhe  des  Zeus 

Das  Wehen  der  Fittiche  kann  für  einschläfernd  gelten  laut  Properz 
I,  3.  45:  Dum  nie  iucundis  lapsam  sopur  impitltt  alix,  wo  die  Fit- 
tiche dem  ).rj!>aiov  Tinnov  hei  Kallimachos  (I).  in  Del.  234)  ent- 
sprechen. 

')  Hypnosbilder  heim  Asklepieion  zu  Sikyon:  Paus.  II,  10,2. 
Hypnos  der  Musen  Freund  und  mit  ihnen  verehrt  zu  Trozen :  Paus. 
11.31,5.  Hypnos  des  Dionysos  Begleiter  nach  Silius  VII,  205  wie 
nach  dem  valicanischen  Grabstein. 

")  Hom.  II.  XIV,  231.  Paus.  III,  18,  17.  V,  18,  1.  Vgl.  Ger- 
hard auserl.   Vas.   III,  221. 

)  So  der  bärtige  Schlafgott  eines  albanischen  Keliefs  bei 
Zoega  Bassiril.  II,  03. 

)  Den  S.  hlafgott  Homers  (Hias  XIV,  231  ss.)  in  Jugendkrafl  sich 
zu  denkpn  verlangt  Zoega  (Bass.  II  p.  210)  mit  der  Bemerkung  dass 
die  Grazie  Pasithea,  durch  welche  Hera  ihn  lohnen  tollte,  einen  ju- 


beförderte  '*)  und  dem  Waldgotte  Pan")  tagtäglich 
zu  gleichem  Dienste  bereit  war. 

In  der  Reihe  gewählter  Statuen  von  echt  grie- 
chischer Kunst  wird  dieser  Hypnos  fortan  eine  Stelle 
behaupten.  Wenn  es  trotz  einer  und  der  andern 
Erwähnung  griechischer  Statuen  desselben  Gottes  u) 
an  jedem  Anhalt  uns  fehlt  das  in  Rede  stehende 
Kunstwerk  auf  einen  berühmten  Künstlernamen  zu- 
rückzuführen, so  wird  man  doch  leicht  darüber  sich 
einigen,  dass  es  in  noch  etwas  strengem  Styl  dersel- 
ben neualtischen  Kunstrichtung  nahe  vorangeht,  aus 
welcher  der  Apollo  Sauroktonos  und  der  Apol- 
lino  herrühren.  In  der  vollendeten  Durchführung 
der  Verhältnisse  und  Formen  l5)  wie  in  der  Sicher- 
heit kühner  Bewegung  ist  dieser  Eindruck  hinläng- 
lich begründet,  um  uns  Besonderheiten,  welche  man 
vielleicht  auf  strengere  Stylgesetze  einer  älteren 
Kunst  zurückführen  möchte,  aus  anderem  Grund  zu 
erklären.  Auffallend  ist  allerdings  die  Schärfe,  mit 
welcher  die  Augenlider  und  auch  der  Band  der  Lip- 
pen gezeichnet  sind,  und  das  zierlich  geordnete,  von 
einem  dünnen  Stirnband  gehaltene,  hinterwärts  ge- 
sammelte Haupthaar  zeigt  ebenfalls  eine  grössere 
Strenge  der  Behandlung  als  sie  bei  Marmorwerken 
gleicher  Vollendung  sonst  üblich  ist.  Ueberdies  ist 
der  lächelnde  Ausdruck  des  Mundes,  mit  welchem 
zugleich  die  Muskeln  der  Wangen  stark  hervortreten, 
eigenthümlich  genug  um  es  in  Frage  zu  stellen  ob 
man  darin  das  gezwungene  Lächeln  der  äginetischen 
Marmore  oder,  wenn  unsere  Statue  dem  Archaismus 
der  Kunst  sonst  nicht  angehört,  nur  einen  Ausdruck 
der  Freundlichkeit  zu  erkennen  hat,  mit  welcher  der 
erquickende  Schlafgoll  allen  Sterblichen  willkommen 
ist.  In  diese  letztere  Auffassung  einzugehen  würde 
man  sich  noch  leichter  enlschliessen,  wenn  man  die 
Erzarbeit  vor  sich  hätte,  aus  deren  für  unsern  Mar- 
mor massgebenden  Priorität  sich    auch  jene  andren 

gendlichen  Gott  voraussetzen  lasst,  worin  ihm  Zannoni  (a.  O.)  bei- 
pflichtet. 

")  Theokrit  I,  lli:  .  .  .  ior  lläva  tit<5oCxctl^^s^  >]  yrtp  an 
«j'p«c  xttvlxa  xexfiaxioi  txu7i<tvti«t. 

'*)  Darstellungen  des   Hypnos:  vgl.   Anm.  9. 

'')  Kunsterfahrne  Beschauer  pflegen  besonders  gern  auch  bei 
der  Ansicht  des  Kückens,  so  wie  in  genauer  Betrachtung  der  mei- 
sterhaft ausgeführten  Schenkel  und  Beine  zu  verweilen,  welche  übri- 
gens durch  verhilltnissmässige  Kürze  die  Statue  mehr  gedrungen  ab) 
schlank  erscheinen  lassen. 


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Besonderheiten  erklären.  Die  Annahme  einer  sol- 
chen Priorität  wird  theils  durch  die  schwierige  Frei- 
stellung der  Statue,  theils  durch  den  Baumstamm 
uns  nahe  gelegt,  der  als  vermutlicher  Zusatz  des 
Mannorarbeiters  betrachtet  werden  darf — ,  in  Erwä- 
gung dass  er,  dem  dargestellten  Moment  raschen 
Laufs  ohnehin  widerstrebend,  bei  dem  in  anderer 
Beziehung  günstigsten  Standpunkt  unsres  Kunst- 
werks das  rechte  Bein  geradezu  verdeckt.  Die  hie- 
nächst  zu  betrachtenden  kleinen  Erzfiguren  gleicher 
Darstellung  vervollständigen  den  Beweis,  dass  jenes 
dem  Marmorarbeiter  als  Stütze  erforderliche  Bei- 
werk dem  voraussetzlichen  Urbild  in  Erz  völlig 
fehlte;  woneben  es  anzuerkennen  ist,  dass  bei  der 
Ausführung  in  Marmor  dem  stützenden  Baumstamm 
das  Attribut  der  Eidechsen  hinzugefügt  und  der 
Grundgedanke  der  Statue  dadurch  noch  anschau- 
licher gemacht  wurde.  ,6) 

Tafel  CLVIII,  1.  Erzfigur  der  Gallerie  zu 
Florenz.  Diese  von  Lanzi  zuerst  als  Mercur  dann 
aber  richtiger  von  Znnnoni  gedeutele  l;i  Erzfigur 
von  zwei  Palmen  Hohe  stimmt  mit  der  Madrider 
Statue  im  Wesentlichen  überein,  deren  vorher  als 
lästig  bezeichneter  Baumstamm  hier  wegfällt.  Uie 
Figur  schreitet  ebenfalls  mit  dem  iinken  Bein  aus; 
Richtung  und  Bewegung  sind  nur  wenig  verändert. 
Oberhalb  der  Flügelchen  des  Angesichts  zeigt  die 
Figur  in  ihrem  Haar  linkerseits  eine  Mohnblume, 
welche  zu  einem  nicht  sichtlichen  Stirnband  gehören 
konnte.  Der  Haurputz  zeichnet  durch  künstlich  ge- 
ordnete, auf  beiden  Seilen  herabfallende,  Flechten  sich 
aus.  ")  Beide  Arme  sind  hier  wohlerhallen;  von 
ihren  Attributen  ist  der  mit  der  linken  Hand  ge- 
[assle   Mohnstengel  nachweislich    aber  zerstört,    der- 

)  Wer  iliese  Eidechsen  lieber  für  ursprünglich  halt,  ist  unbe- 
hindert sie  auch  an  ilcr  Basis  eines  metallenen  Urbildes  sich  zu  denken. 

'")  GaUeria  di  Firenze  IV,  3  tav.  138  p.  1 30ss.  Eine  verklei- 
nerte Abbild  Hien  Figur  ist  auch  in  Wiesclei's  Denkmälern 
11, 8 7  ö  gegeben.  Der  von  Zannoni  aufgestellte  Unterschied,  dass  Mer- 
kur die  Flügelchen  in  oder  auf  dem  Haar,  der  Schlafgült  aber  sie 
an  den  Schlafen  trage,  ist  nicht  schlagend,  wie  denn  auch  die  vor- 
liegenden Itcpliken  des  Scblafgolls  seine  Flügel  meist  mitten  im  Haar- 
wuchs nachweisen. 

I8J  Hie  "weichliche  Korperbildung',  welche  Wieseler  (a.  0.) 
dieser  Eizligur  beilegt,  ist  mehr  aus  deren  künstlicher  und  fast  'wei- 
bischer' Haartracht  gefolgert  als  augenfällig;  sie  kann  um  so  weni- 
ger eingeräumt  werden,  wenn  man  eine  Replik  der  Madrider  Statue 
und  deren  im  Ganzen  doch  kräftigen  Formen  hier  vor  sich  sieht. 


gestalt  dass  ein  Theil  des  nach  aufwärts  gerichteten 
Stengels  übrig  ist;  die  Dicke  desselben,  durch 
welche  Wieseler  zur  Annahme  einer  Fackel  ver- 
leitet ward,  ist  an  derselben  Figur  auch  in  den  Re- 
liefdarstellungen auffällig.  ,9)  Ungleich  deutlicher  ist 
das  Attribut  andererseits.  Vom  hocheihobenen  rech- 
ten Arm  sehen  wir  dasselbe  an  seinem  schmalen 
Ende  gefassl.  Die  betreffende  Hand  ist  nach  innen 
gewandt,  wie  es  nach  der  Richtung  des  Armes  auch 
an  der  Madrider  Statue  vorauszusetzen  ist,  und  lässt 
einschläfernde  Flüssigkeit  aus  der  nach  unten  ge- 
wandten Mündung  ausströmen.  ")  Dass  ein  Hörn 
zum  Behälter  des  zauberischen  Saftes  gewählt  ward, 
erklärte  Zoega  durch  die  aus  Elfenbein  gedachte 
Pforte  der  Träume. 

2.  Erzfigur  des  kaiserlichen  Antikenkabinels 
zu  Wien.  Diese  mit  noch  einer  andern  Replik  von 
Olto  Jahn  nachgewiesene  ")  und  auf  dessen  Anlass 
gezeichnete  Erzfigur  stimmt  bei  überwiegendem 
Kunstwerth  mit  der  flor entmischen  Bronze  und,  ab- 
gesehen von  dem  auch  hier  fehlenden  Stamm,  be- 
sonders mit  der  Madrider  Slatue  überein.  Der  Kopf 
ist  auch  hier  mit  einem  Stirnband  versehen,  unter- 
halb dessen  die  Flügel  aus  vollem  Haar  heraus- 
treten ;  hinterwärts  ist  das  Haar  in  einem  Knauf  ge- 
sammelt. Der  rechte  Arm  hall  wiederum  das  Hörn 
doch  ohne  Angabe  von  Flüssigkeit;  der  linke  gleich- 
falls wohlerhallene  tritt  etwas  mehr  vor  als  in  der 
Madrider  Statue  und  hielt,  nach  der  Oeffnung  der 
Hand  zu  urlheilen,  den  Mohnstengel  nach  unten  ge- 
senkt, der  in  der  vorigen  Erzfigur  no.  1  vielmehr 
aufwärts  gerichtet  sein  mochte,  wie  es  in  dem  vali- 
canischen  Grabstein  und  in  dem  hienächst  zu  be- 
sprechenden Relief  des  Louvre  der  Fall  ist. 

Tafel  CLIX,  1.  Sarkophagrelief  des  Endymion 
im  Campo  santo  zu  Pisa  nach  Lasinio's  Abbildung.  ") 

")  Hiese  Annahme  Wieseler's  ia.  0.  ist  auch  mit  der  Haltung 
der  Hand  sowohl  an  der  florentiiiischcn  als  üer  Wiener  Erzfigur  nicht 
vereinbar.  Eher  hätte  an  einen  Stab  u;  ch  Analogie  des  Hermes- 
stabes sich  denken  lassen  (Jacobi  Worterb  S.  851  ,  obwohl  der 
Ausdruck  einer  Lethaea  virya  (Sil.   It.  X,  350)   nicht  dazu  nulhigl. 

Wie  es  bei  Statius  (Theb.  \.  199)   beisst:  lmplarido  fundit 
grovia  vliu  corptl.     Vgl.  Zoega   Bass.   II  p.  207. 

:')  Jahn  in  den  Sitzungsberichten  der  Leipziger  Gesellschaft 
1853  S.  142.  152;  die  zweite  Replik  ist  kleiner  und  minder  er- 
heblich. 

2!)  Lasinio  raecolta  di  scullure  dcl  campo  »anto  di  Pisa.  Pia» 
1814.  4.  tav.  63. 


223 


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Unter  den  zahlreichen  Endymionreliefs  ,3)  ist  das 
vorliegende  hei  beschränklerem  Umfang  eines  der 
gefälligsten.  An  seinen  Enden  jederseits  von  dem 
üblichen  Todtengenius,  dem  Flügelknaben  in  trauern- 
der Stellung  mit  gekreuzten  Beinen  und  umgestürz- 
ter Fackel,  eingefasst,  ist  die  Darstellung  linkerseits 
vom  eben  angelangten  Wagen  Selenens,  rechterseits 
von  dem  ihres  Besuches  gewürdigten  Endymion  und 
dem  ihn  betäubenden  Schlafgott  ausgefüllt.  Der 
zweispännige  Wagen,  welchem  die  rechtshin  eilende 
Selene  so  eben  entstiegen  ist,  steht  in  linkshin  ge- 
wandter Richtung;  er  wird  angehalten  von  der  kurz- 
bekleideten, hier  ausnahmsweise  ungeflügelten 2'), 
Wagenlenkerin,  vermuthlich  Iris"),  welche  mit  ihrer 
Linken  die  Peitsche  haltend  ohne  Zweifel  die  beiden 
Rosse  zügelt  vor  welchen  sie  steht;  ein  Liebesgott 
ist  stehend  auf  einem  der  Rosse  zu  denken,  ein  an- 
derer innerhalb  des  Wagens  bemerklich.  Selene, 
kenntlich  an  der  über  ihrem  Rücken  hervorragenden 
Mondsichel,  in  langem  von  der  rechten  Schuller  ge- 
streiftem Gewand,  den  bogenförmig  wallenden  Peplos 
mit  beiden  Händen  fest  hallend,  steht  bereits  vor 
dem  sitzend  einschlummernden,  auf  seinem  Mantel 
ruhenden  Endymion,  dessen  Haupt  mit  darüber  ge- 
legtem rechtem  Arm  durch  die  sanfte  Gewalt  des 
nahenden  Schlafgoltes  müde  zusammensinkt.  Der 
gedachte  Schlafgott,  gegen  welchen  Endymion's  Hund, 
vielleicht  hellend,  vergebens  aufblickt,  schreitet  am 
rechten  Ende  der  Darstellung  in  ganz  ähnlicher 
Weise  herbei  wie  seine  vorher  betrachteten  Einzel- 
bilder es  zeigten,  nur  dass  statt  des  linken  Fusses 
der  rechte  vortritt,  wie  es  für  eine  nach  linkshin  ge- 
wandte Reliefdarstellung  kaum  anders  sein  konnte 
und  auch  auf  dem  vaticanischen  Grabstein  der  Fall 
ist.     Er  ist  jugendlich,   an   den  Knöcheln  ")  sowohl 

")  Zusammengeslelll  und  erläutert  in  Jahn'?  archaol.  Beiträgen 
S.  51  ff.,  woncben  icü  eine  frühere  denselben  Gegenstand  betreffende 
Abhandlung  ungedrurkt  liess. 

'*)  Ungeüügell  ist  diese  Figur  noch  in  einigen  andern  Repliken 
(»gl.  Jahn  S.  58),  sofern   deren  Zeichnung  sieber  ist, 

**)  Auf  Iris  lieber  (als  auf  eine  Höre,  wie  Jahn  meint,  diese 
Figur  zu  deuten  bestimmt  mich  ihre  kurze  Bekleidung.  Eine  Nymphe 
der  Artemis  war  nach  Tracht  und  Verrichtung  hier  noch  natürlicher 
vorauszusetzen,  ist  aber  mit  der  üblichen  ßeflügeluug  nicht  vereinbar. 

**)  Diese  Flügel  am  Knöchel,  die  sonst  beim  Scblafgott  nicht 
vorkommen ,  sind  durch  die  Analogie  der  an  gleicher  Stelle  nicht 
eilten   beflügelten  Hermesbilder  begreiflich,     bin   Scblafgott  ward  von 


als  im  Haar  mit  kleinen  Flügeln  versehen,  und  giesst 
wie  in  den  statuarischen  Darstellungen  mit  umge- 
kehrter rechter  Hand  das  einschläfernde  Hörn  über 
Endymion  aus,  während  seine  jetzt  zerstörte  linke 
Hand  den  auch  am  Arm  noch  nachweislichen  Mohn- 
stengel  aufwärts  hielt.  Im  Hintergrunde  des  Bildes 
sind  drei  Bäume  verlheill,  von  denen  der  mittelste 
Selenens  Bogen  und  Köcher  müssig  aufgehängt  zeigt. 
Das  ganz?  Bild  ist  mannigfach  verletzt,  doch  erhalten 
genug  um  seine  Hauplzüge,  die  wir  hier  auch  mit 
LTebergehung  des  Deckels27)  zusammenfassten,  für  den 
vorliegenden  Zweck  unabweislicher  und  übereinstim- 
mender Darstellungen  des  Schlafgotts  mit  Sicherheit 
uns  vorzuführen. 

2.  Grabrelief  der  Claudia  Fabulla  im  Mu- 
seum desLouvre.  Dieses  nicht  unbekannte18)  Re- 
lief eines  kleinen  Sarkophags  stellt  im  Vordergrund 
eines  aufgezogenen  Vorhangs,  den  jederseits  eine 
aufrecht  stehende  Fackel  umgrenzt,  eine  vom  Schlaf- 
gott heimgesuchte  Familienscene  dar.  Wir  erblicken 
links  auf  einem  Felsensitz  einen  von  seiner  Chlamys 
leicht  bedeckten  jungen  Mann,  der  auf  das  höher 
gestellte  linke  Knie  seinen  linken  Arm  aufstützt,  so- 
dann ihm  gegenüber  eine  auf  ihrem  Lager  schla- 
fende, nur  unlerwärls  eingehüllte  Frau,  der  seitwärts 
ein  umkleidetes  gleichfalls  schlafendes  Kind  sich  an- 
schmiegt und  an  den  Füssen  ein  Amor  zur  Seite 
steht,  endlich  den  Schlafgolt  in  grosser  Ueberein- 
stimmung  mit  den  vorigen  Darstellungen  desselben, 
wie  trotz  einiger  Verletzung  des  Marmors  sich  wohl 
erkennen  lässl.  Deutlich  ist  dieselbe  mit  ihrem  rech- 
ten Fuss  vorwärts  schreitende  und  vorwärts  geneigte 
Jünglingsgestalt,  deutlich  die  Beflügelung  seines 
Haupthaars  und  ebenfalls  deutlich  der  Mohnstengel 
in  seiner  Linken,  daher  es  wol  keinem  Zweifel  unter- 
liegt, dass  auch  der  fehlende  rechte  Arm  wiederum 

ßrauo  auch  in  dem  an  Schultern  und  Knöcheln  gelliigelten  Jüngling 
einer  Oenocboe  mit  rutben  Deckfarben  erkannt,  wu  derselbe  einem 
andern  sitzenden  mit  Lanze  oder  Dreizack  entgegenschwebt  (Bullet- 
tino  dell'   Inst.    1851    p.  71  s.). 

")  Dieser  in  antiker  Weise  geformte  von  menschlich  gebildeten 
Stirnziegeln  begrenzte  Deckel  giebt  durch  die  Zulbat  von  Wappen- 
schildern und  neuer  Inschrift  seinen  jüngeren  Ursprung  zu  erkennen, 
dergestalt  dass  auch  die  Conccption  der  mit  dem  ungewöhnlichen 
Attribut  einer  Fackel  schwebenden  Siegsgöttinnen  dadurch  verdäch- 
tig wird. 

")   Abgebildet  nach  Clane  musce  de  sculpture  CCXXfl  no.  58. 


225 


226 


ausgestreckt  mit  dem  Attribut  des  einen  einschlä- 
fernden Saft  ausströmenden  Hornes  zu  denken  sei. 
Die  euphemistische  Einführung  des  Schlafgoltes  statt 
seines  nur  tödtend  bekannten  Bruders  ist  demnach 
hier  noch  enlschiedner  vorhanden  als  es,  in  Erman- 
gelung des  dadurch  belheiliglen  sterblichen  Personals, 
auf  dem  Grabstein  des  Claudius  Philetus  der  ball 
ist,  von  dessen  leise  herannahender  fasl  knabenhafter 
übrigens  aber  ganz  ähnlicher  Eigur  unsre  Verglei- 
chung  anderer  Beispiele  desselben  Schlafgoltes  aus- 
ging. Einem  Hauplbild  von  Bacchus  und  Ariadne 
zur  Seile  gestellt  konnte  jener  zarte  Hypnos  allen- 
falls nach  Zoega's  2S)  Ansicht  als  Schlalgott  des 
bräutlichen  Lagers  dem  Dionysos  und  seiner  Ge- 
nossin beigesellt  sein.  Da  aber  auch  der  Euphemis- 
mus dieser  bacchischen  Vermählung  aus  Sarkophag- 
reliefs 30)  nicht  unbekannt  ist,  so  ist  es  gewiss  wohl 
begründet  den  Schlafgott  ähnlicher  Grabdenkmäler 
im  Doppelsinn  seiner  Todesbedeulung  zu  fassen, 
während  die  von  uns  betrachteten  statuarischen  Vor- 
bilder derselben  Figur  von  solchem  Doppelsinn  früher- 
hin  unbetheiligt  gewesen  zu  sein  und  nur  der  harmlosen 
Bedeutung  des  Schlafgolts  gegolten  zu  haben  schei- 
nen, wie  sie  aus  Sophokles  31)  und  aus  sonstigen 
Dichterstellen  uns  geläufig  ist.  Aus  den  überaus 
mannigfaltigen,  nach  Alter  Tracht  und  Beflügelung, 
passivem  oder  activem  Zustand,  wechselnden  Dar- 
stellungen des  Schlafgolts,  die  man  von  den  Zeiten 
der  Kypseloslade  bis  zur  Ueberfüllung  der  römischen 
Sarkophage  nach  Zoega's  ")  Anleitung  verfolgen 
kann,  stellt  sich  der  hiemit  aus  gewählten  Belegen  von 
uns  anschaulich  gemachte  Hypnos  mit  dem  unver- 
kennbaren Vorzug  echt  griechischer  Erfindung  her- 
aus, auf  dessen  Grundlage  bei  künftigem  Anlass 
noch  manche  verwandte  Forschung,  namentlich  in 
Betreff  des  entsprechenden  bärtigen  Hypnos  und  sei- 


**)  Zoega  Bassirilievi  II  p.  211 ;  Jahn  (archäol.  Zig.  XVIII  S.  100) 
stimmt  Dickt  bei. 

■'")  Der  von  Bacchus  im  Schlaf  aufgefundnen  Ariadne  steht  nicht 
selten  der  Schlafgott  zur  Seite,  wie  auf  andern  ähnlichen  Werken 
der  Thetis  und  dem  Endymion.     Vgl.  Zoega  a.  0.  p.  209  s. 

")  Sophokles  im  Hhiloktet  827:  "Ynv  iävvat  «<T«>jc,  "Ynve 
<T   üXy&ov,  tvarjS  rjfiiv  U&otf,  fiaiiov  (ovni. 

")  Zoega  Bassir.  II  p.  206  ss.  Viel  Varianten  der  Bildung  des 
Schlafgolts  sind  schon  aus  dessen  häufigen  Wiederholungen  auf  den 
Endymionreliefs  (Jahn  a.  0.  S.  53  f.)  zu  entnehmen. 


nes     als    Dionysos    Psilax     benannten    Doppelgän- 
gers 33),  zu  erwarten  steht.  E.  G. 


Beilage. 


Zur  Statue  des  Schlafgottes  Tafel  CLVII. 

Die  Statue  des  Schlafgolts  steht  in  dem  königlichen 
Museum  der  Seulpturen  in  Madrid  in  dem  grossen  Saale 
rechts,  unter  den  freistehenden  Werken  in  der  Mitte.  Sie 
tiihrt  die  alte  Nummer  530  und  ist  unter  dem  Namen  el 
Mercurio  bekannt.  Sie  stammt,  zufolge  nicht  sehr  siche- 
rer mündlicher  Tradition  aus  dem  Besitz  der  Herzöge 
von  Frias,  vielleicht  aus  deren  Palast  in  Valladolid,  und 
ist  der  Sammlung  erst  durch  die  Königin  Marie  Christine 
einverleibt  worden.  Sie  ist  gerade  1 '  .  Meter  hoch.  Er- 
gänzt ist  absolut  nichts  daran.  Doch  finden  sich  in  den 
Stumpfen  der  Arme  Löcher,  welche  früher  vorhandene 
Ergänzungen  derselben  voraussetzen  lassen.  Das  linke 
Bein  hat  über  dem  Knie  einen  kaum  merklichen  Riss; 
doch  scheint  es  nie  wirklich  gebrochen  geweseu  zu  sein. 
Die  Nase,  die  Spitze  des  rechten  Flügels  am  Kopf  und 
die  Locke  daran,  der  Geschlechtstheil  und  einige  Zehen 
des  linken  Fusses  sind  abgestossen,  die  des  rechten  voll- 
kommen erhalten.  Ausserdem  ist  nur  die  Oberfläche  des 
linken  Oberschenkels  etwas  durch  Feuchtigkeit  zerfressen, 
und  unter  der  Brust  finden  sich  über  den  Körper  hinweg 
einige  Schrammen.  Sonst  ist  die  Oberfläche  des  Mar- 
mors, des  röthlichen,  sogenannten  greco  duro  mit  grosser 
Krystallisation,  vortrefflich  erhalten,  und  zeigt,  mit  Aus- 
nahme des  Kopfes,  die  höchste  Lebendigkeit  der  Behand- 
lung. Der  Baumstamm  mit  den  Eidechsen  und  der  Plin- 
thos  sind  ebenfalls  durchaus  alt  und  aus  demselben  Block 
gearbeitet.  Die  Statue  ist  darauf  berechnet,  im  Profil, 
nach  rechts  hin  schreitend,  gesehn  zu  werden:  das  zeigt 
der  auf  der  gegenüberstehenden  Seite  abgeplattete  Baum- 
stamm. 

Berlin.  Emil  Hlbneb. 


II.     Trunkener  Dionysos. 

Hiezu  die  Abbildung  Taf.  CLVIII,  3. 

Das  vorliegende  Fragment  eines  Terracotta- 
reliefs,  früher  im  Besitz  des  Grafen  Ingenheim,  jetzt 
eines  der  schönsten  Stücke  der  hiesigen  Sammlung, 
ist,  wie  sich  mit  ziemlicher  Sicherheit  behaupten 
lässt,   ein   Stück    von   dem   Innenbild   einer  Schaale. 

")  Mit    den    anregenden    Untersuchungen    Emil    Braun's  (oben 
Anm.  6)  ist  dieser  Gegenstand  noch  keineswegs  abgeschlossen. 


227 


228 


Man  bemerkt  nämlich  auf  der  Rückseite  des  Origi- 
nals die  Spuren  der  kreisförmigen  Linien,  die  beim 
Drehen  auf  der  Töpferscheibe  entstehen  und  wenn 
man  die  Reste  dieser  Kreislinien  fortgesetzt  denkt, 
so  ergiebt  sich,  dass  das  Relief  gerade  im  Mittelpunkt 
der  Thonplatte  sich  befand.  Daher  ist  es  auch  nicht 
wahrscheinlich,  dass  dies  Stück  zu  einer  figuren- 
reicheren Darstellung  gehört  habe,  es  scheint  viel- 
mehr der  Rest  einer  Gruppe  von  zwei  Figuren  zu 
sein,  denn  dass  jedenfalls  noch  eine  Figur  hinzuzu- 
denken, wird  sich  auch  aus  der  näheren  Betrachtung 
des  Fragments  selbst  ergeben.  Es  ist  das  Ueber- 
bleibsel  einer  Gruppe  im  Innern  einer  Schaale,  ganz 
ähnlich  zu  denken  wie  die  Innenbilder  der  bemalten 
Schaden,  nur  dass  an  die  Stelle  der  Malerei  ein 
feines  flaches  Relief  getreten  ist.  An  ähnlichen  Mo- 
numenten fehlt  es  nicht,  auch  Schaalen  von  edlem 
Metall  sind  erhalten  mit  Reliefdarstellungen  in  der 
Mitte  des  Bodens.  ') 

Versuchen  wir  nun  zunächst  die  Figur  zu  er- 
gänzen. Wie  der  linke  Arm  zu  denken,  ist  klar. 
Denn  es  ist  an  der  linken  Seile  ein  Stück  von  einem 
Stabe  erhallen  und  die  angespannten  Muskeln  der 
linken  Brust  und  des  vom  Arm  erhaltenen  Stücks 
zeigen  deutlich,  dass  die  Figur  diesen  Stab  hoch  an- 
gefasst  in  der  linken  Hand  hielt.  Der  Stab  aber 
genügte  als  Stütze  für  die  Figur  keineswegs,  denn 
betrachtet  man  die  ganze  Stellung  derselben,  so  sieht 
man,  dass  die  Figur  nach  der  entgegengesetzten 
Seite  etwas  geneigt  ist,  also  hier  einer  zweiten  Mütze 
bedarf  und  das  um  so  mehr,  als  die  Figur  keines- 
wegs sicher  auf  ihren  Füssen  gestanden  zu  haben 
scheint.  Es  ist  in  der  ganzen  Hallung  auf  das  Deut- 
lichste ein  Zustand  der  Erschlaffung  ausgedrückt  als 

'|  Im  künigl.  Museum  befindet  sich  eine  Thouscbaalc  mit  dem 
Brustbild  des  Herkules  bibax,  wo  freilich  iu  dem  unruhig  hcraus- 
springenden  llautrclief  alles  Stylgefiibl,  das  Gefühl  daSB  es  sich  hier 
ja  nur  hui  ein  dem  Ganzen  anzufügendes  Ornament  bandelt,  ver- 
tebwunden  ist.  Ferner  ist  die  Schaale  des  Canoleius  zu  vergleichen, 
auf  deren  Grand  die  Rüste  eines  Silens  sich  befindet  (de  Witte,  Ca- 
binet  Durand  no.  liliij.  In  <(<  in  Mittelbild  der  golduen  Schaale  im 
Parisei  Hünzkabinet  (Miliin  Gal.  126)  tat  Bacchus  dargestellt  dem 
Herkules  einschenkend  und  am  Rande  ein  barchischer  Zug.  Anti- 
patcr  verfertigte  eine  Schaale  von  Silber,  in  welcher  er  .tiilijiiim 
gravutum  IMWO  COllOCOUitM  rriiiia  quam  caelas.ie  dlrtui  est  (l'lin. 
33,155).  Dass  es  in  allen  diesen  Beispielen  bacebische  Gegen- 
stände sind,  ist  wol  nicht  zufällig,  sondern  durch  den  Zweck  des 
Geratks  veranlasst. 


wolle  die  Figur  in  sich  zusammen  knicken.  Das 
linke  Bein  hat  keinen  festen  Rand,  es  sieht  wie  hän- 
gend aus  und  der  Kopf,  dessen  höchst  edler  Aus- 
druck doch  etwas  Mattes,  Leidendes  hat,  isl  nieder- 
gesunken auf  die  Brust.  Es  muss  auf  der  rechten 
Seite  also  eine  zweite  Stütze  gewesen  sein  und  da 
sich  nun  zeigen  wird,  dass  die  Figur  den  Dionysos 
vorstellt,  so  kann  man  nach  allen  Analogien  be- 
haupten, dass  hier  ein  Pan  oder  Satyr  den  Gott  ge- 
stützt haben  wird,  und  zwar  führt  die  in  den  Brust- 
muskeln erkennbare  Richtung  des  nicht  vorhandenen 
rechten  Arms  darauf,  dass  der  Golt  seinem  Begleiter 
den  Arm  auf  die  Schulter  gelegt  hat.  Diese  Neben- 
figur aber  muss  beträchtlich  kleiner  gewesen  sein, 
weil  sonst  der  Arm  höher  gehoben  sein  musste,  es 
wird  wol  so  gewesen  sein,  wie  es  in  vielen  ähn- 
lichen Gruppen  der  Fall  ist,  wo  ein  bedeutend  klei- 
nerer Satyr  stützend  neben  dem  Gott  steht,  damit  die 
mächtige  imponirende  Gestall  der  Hauptfigur  nicht 
durch  die  Maasse  der  Nebenfigur  beeinträchtigt 
werde. 

Dass  hier  Dionysos,  der  sogenannte  indische 
Dionysos ,  dargestellt  sei  vom  Rausch  überwältigt 
auf  seinen  Thyrsus  gestützt,  scheint  mir  zunächst 
aus  dem  ganzen  Habitus  und  der  Handlung  der 
Figur  hervorzugehn.  Zwar  ist  er  nackt,  was  an 
dem  bärtigen  Dionysos  gewöhnlich  nicht  der  Fall 
ist,  aber  Winkelmann's  Bemerkung  (4,  120  Eiselein), 
dass  alle  Figuren  des  bärtigen  Bacchus,  wenn  er 
stehend  dargestellt  sei,  ein  bis  auf  die  Füsse  rei- 
chendes Gewand  hallen,  ist  für  den  heutigen  Denk- 
inäkrvoiialh  nicht  mehr  richtig.  Auch  dieser  bär- 
tige Dionysos  ist  in  Malerei  wie  in  Sculptur 2)  nackt 
dargestellt.  Es  sind  aber  noch  zwei  Einzelheiten 
zu  bemerken,  die,  wie  mir  scheint,  die  Deutung  auf 
Dionysos  ganz  sicher  machen,  nämlich  erstens  sind 
von  einer  breiten  Binde,  wie  sie  an  Dionysos  ge- 
wöhnlich ist,  noch  die  Spuren  erkennbar,  und  dann 
die  Anordnung  des  Haares.    Die  Stirn  ist  mit  einem 

3)  Für  die  Malerei  vgl.  z.  It.  die  Berliner  Vase  no.  1850,  wo 
Dionysos  einen  Giganten  bekämpft,  und  auf  einer  Vase  des  Lonvre 
inline  ich  auch  einen  trunknen  Dionysos  nackt  geschn  zu  haben. 
Für  die  Sculptur  vgl.  Clarac  pl.  fi75  no.  IÖOOA,  welche  Figur  auch 
in  der  Behandlung  des  Haares  ähnlich  ist.  Was  letzteres  betrifft, 
so  befindet  sich  auch  noch  ein  Marmorknpf  des  indischen  Bacchus 
im  Louvre  mit  je  zwei  zierlich  gedrehten  Locken  links  und  rechl9 
neben   dem  Ohr. 


229 


230 


Haarwulst  bedeckt  und  dann  über  dem  Ohr  ist  das 
Haar  nicht  so,  wie  es  natürlich  frei  herabfallen  würde, 
sondern  in  kurze  steif  herabhängende  Locken  ge- 
dreht, gerade  diese  Locken  aber  linden  sich  im  freien 
Styl  der  Kunst,  dem  ja  unser  Fragment  angehört, 
meines  Wissens  nur  an  Dionysos,  sowohl  an  dem 
altern  als  an  dem  Jüngern.  Was  ersteren  betrifft,  so 
begnüge  ich  mich,  den  berühmten  herkulanischen 
Bronzekopf  anzuführen,  der  früher  als  Plalo  galt, 
dessen  Bedeutung  als  Dionysos  aber  schon  äussere 
Kennzeichen  feststellen,  nämlich  die  breite  Stirnbinde 
und  der  am  Halse  sichtbare  Ansatz  des  Gewandes, 
und  in  Betreff  des  jungem  Dionysos  bietet  sich  der 
berühmte  unter  dein  Namen  der  capitolinischen 
Ariadne  bekannte  Kopf  dar,  der  giadeso  die  steif 
herabhängenden  Locken  hat.  Diese  etwas  weibische 
Haaranordnung  ist  bei  dem  jungem  Dionysos,  der 
auch  in  seinen  Formen  dem  weiblichen  Körper  sich 
annähert,  leicht  begreiflich,  aber  auch  bei  dem  al- 
tern, der  namentlich  wie  ihn  unsre  Terracotla  zeigt, 
den  männlichen  Körper  in  der  kräftigsten  Entfaltung 
hat,  doch  wol  nicht  anders  zu  erklären.  Denn  wie- 
wohl die  Leidenschaft  in  ihm  viel  gewaltiger  und 
grossartiger  sich  zeigt,  als  in  jenem  sehnsüchtigen 
schmachtenden  Jüngling,  in  dem  alles  kräftig  Männ- 
liche aufgezehrt  zu  sein  scheint,  so  ist  doch  auch  in 
ihm  etwas  Unmännliches,  etwas  dem  betäubenden 
Genuss  und  der  Erschlaffung  Unterworfenes.  Nun 
aber  beachte  man  wie  der  Künstler  unsrer  Terra- 
kotta, der  also  einen  trunknen  Dionysos  dargestellt 
hat,  bemüht  gewesen  ist,  diesen  gefährlichen  Gegen- 
stand, der  so  leicht  namentlich  in  der  Darstellung 
eines  älteren  Mannes  etwas  Gemeines  oder  Komi- 
sches annimmt,  auf  das  Höchste  zu  adeln.  Das  Ge- 
wand welches  in  seiner  Hauptmasse  den  linken  Arm 
bedeckt  und  dann  den  Raum  zwischen  Thyrsus  und 
Körper  ausfüllt  und  belebt,  ist  durchaus  nicht  un- 
ordentlich angelegt  so  wie  es  nach  der  gemeinen 
Naturwahrheit  in  solcher  Situation  natürlich  wäre, 
sondern  zeigt  eine  grosse  Regelmässigkeit  der  Falten, 
ebenso  wie  auch  das  Haar  nichts  Unordentliches  hat. 
Dadurch  verbunden  mit  dem  edeln  Ausdruck  des 
Gesichts  erhält  die  Figur  etwas  Feierliches  und 
Ernstes,  was  der  Situation  gewissermaassen  das 
Gegengewicht  hält,  so  dass  kein  Gedanke  an  etwas 


Niedriges  und  Gemeines  aufkommen  kann.  Schliess- 
lich mache  ich  noch  auf  einen  Unterschied  in  den 
Darstellungen  des  altern  und  Jüngern  Dionysos,  wenn 
sie  in  derselben  Situation  wie  vom  Rausch  über- 
wältigt sind,  aufmerksam.  Man  wird  es  fast  nie  lin- 
den, dass  in  solchen  Scenen  der  ältere  Dionysos  den 
Kopf  in  den  Nacken  wirft,  so  wie  es  oft  vorkommt 
an  dem  jungem,  z.  B.  in  der  schönen  Berliner  Mar- 
morgruppe des  von  zwei  Satyrn  gestützten  Dionysos, 
wo  der  Kopf  zwar  restaurirt,  aber  seiner  Richtung 
nach  durch  die  erhaltenen  Halsmuskeln  bestimmt  ist. 
Es  ist  für  einen  Jüngling  sehr  angemessen,  in  sol- 
cher begeistert  schwärmerischen  Stimmung  den  Kopf 
nach  hinten  zu  werfen  wie  im  vollen  Genüsse  sei- 
ner Emplindungen,  der  ältere  Dionysos  —  so  ist  es 
in  den  edelsten  Vasendarstellungen,  welche  den  Ge- 
genstand darstellen,  so  in  dem  Herkulanischen  Kopf 
in  dem  Ikariosrelief  und  unsrer  Terrakotta  —  wird 
durchgehends  mit  einer  halb  wehmüthigen  ja  schmerz- 
lichen Senkung  des  Kopfes  dargestellt,  er  erscheint 
nicht  als  geniessend,  sondern  als  leidend  unter  einer 
ihn  überwältigenden  Stimmung.  3) 

Wenden  wir  uns  nun  zu  verwandten  Denkmä- 
lern, ob  sich  etwa  dadurch  etwas  abnehmen  lässt 
für  die  Zeit,  welcher  dieser  ganze  Vorstellungskreis 
angehört  und  vielleicht  erhält  eins  oder  das  andere 
dieser  Denkmäler  eben  durch  unsre  Terrakotta  noch 
einige  Aufklärung.  Dies  ist,  wie  ich  glaube,  der 
Fall  mit  dem  schon  erwähnten  herkulanischen  Bronze- 
kopf, den  Winkelmann  (5,  67)  mit  vollem  Recht  als 
ein  „Wunderwerk  der  Kunst"  gepriesen  hat.  Zwi- 
schen ihm  und  unsrer  Terrakotta  ist  allerdings  eine 
überraschende  Aehnlichkeit,  derselbe  ungemein  kräf- 
tige Nacken,  dieselbe  schmerzliche  Senkung  des 
Hauptes,  dieselbe  streng  stylisirte  Anordnung  des 
Haares.  Unsre  Terracotta  zeigt  eben  in  welcher 
Stimmung  und  Situation  dieser  Kopf  zu  denken  ist. 
Und  welcher  Zeit  nun  diese  Vorstellungen  zuzu- 
weisen sind,  dazu  geben  uns  die  Vasenbilder,  die  ja 
besonders  dadurch,  dass  sie  uns  eine  ununterbrochene 
Entwicklung  vorführen,  so  vielfach  ergänzend  in  die 
lückenhafte  Skulptur  eingreifen ,  einigen  Anhalt. 
Nämlich  nur  auf  Vasen  des  grossartigen  Styls,  wie 
°)  So  ist  es  auch  in  dem  obscönen  Sarcophag  in  Neapel  (Mül- 
ler 2,  44,  548),  der  freilich  aus  einer  gant  andren  Anschauung  her- 
vorgegangen ist,  als  die  hier  verglichenen  Denkmäler. 


231 

man  ihn  mit  Recht  bezeichnet,  kommen  Darstellun- 
gen vor,  die  mit  den  fraglichen  Monumenten  zu  ver- 
gleichen  sind.  4)      Im   Louvre    z.  B.    ist   eine   solche 
Vase  welche  die  Rückführung  des  Hephäst  darstellt, 
dem  Dionysos  trunken  voranschreitet   mit  unsicherm 
Gang  und  das  Haupt  schwer  auf  die  Brust  gesenkt, 
besonders  aber  habe  ich  in  den  unedirten  Zeichnun- 
gen des  archäologischen  Instituts  auf  einer  Vase  des 
edelslen  Slyls  einen  trunknen  Dionysos  gesehn,  der 
ganz  dem  unsrigen  an  die  Seite  zu  stellen.     Diesem 
Vasenstyl,  den  man  annähernd  dadurch  datiren  kann, 
dass  er  sich  im  Allgemeinen  des  Ol.  S6  in  altischen 
Inschriften    gewöhnlichen    Dialekts    bedient  5),    kann 
der  heikulanische  Kopf  nicht   fernslehn.     Betrachtet 
man  allein   die  Geschichte   der  Skulptur    so    war  es 
soviel  wir  wissen  zuerst  die  jüngere  attische  Schule, 
in  welcher  alle  diese  pathetischen  Darstellungen,  be- 
sonders   auch    die    bacchische    Begeisterung    in    die 
Kunst  eintreten,   diese  Schule  ist  aber  auch  von  je- 
nem Terminus  nicht  weil  entfernt.    Eine  genaue  Zeit- 
bestimmung  kann    natürlich    nicht   gegeben    werden, 
ich    muss   mich   mit   dem   Resultat   begnügen,    dass 
der   heikulanische   Kopf  und    das    unsrer  Terracolta 
zu    Grunde    liegende    Vorbild    nur    jenen    annähernd 
däSfbaren  Vasenbildern  vergleichbar  sind  und  daher 
ihnen  der  Zeit  nach  nahe  sein  müssen,  während  sie 
sich  von  allen  sonstigen  Darstellungen  des  Dionysos 
auf  das  Deutlichste  unterscheiden. 

Berlin.  K.  Friederichs. 


III.  Eros  und  Psyche  an  Tischfüssen  in 
den  Museen  zu  Berlin  und  Bologna. 

Hiezu  die  Abbildung  Tafel   CLVIII,  i.  ä. 

Ein  marmorner  Tischfuss  im  kgl.  Museum  zu 
Berlin  (Katalog  no.  797,  abgebildet  auf  unsrer  Ta- 
fel no.  4)  ist  zusammengesetzt  unten  aus  einem  Lö- 
wenfusse,  oben  dem  Oberleibe  eines  Eros,  der  mit 
einem  auf  der  rechten  Schulter  zusammengeknüpften 
Felle  eines  kleinen  spalthufigen  Thieres  bekleidet, 
vor  sich  mit  beiden  Händen  eine  Muschel  hält. 
Grosse  herunterfallende  Blätter  vermitteln  den  Ueber- 

*)  Vgl.  Kl.  ceramogr,  I,  41  ff.  besond.  -41  u.  47. 
>J  Vgl.  0.  Jahn  Einleitung  p.  CLXXXVfl. 


232 

gang  der  menschlichen  Form  in  den  Thierfuss.  Die 
ganze  Bildung  isl  so  gefällig,  dass  das  kleine  Werk 
mit  Recht  auch  unter  den  Abgüssen  im  neuen  Mu- 
seum zu  Berlin  seinen  Plalz  gefunden  hat.  Die 
Sammlung  im  Museum  zu  Hannover  besitzt  dasselbe 
ebenfalls  im   Gypsabgusse. 

Bei  einem  andern  Tischfusse  gleichfalls  von 
weissem  Marmor,  welcher  sich  in  der  Sammlung 
der  Universität  zu  Bologna  befindet,  anbei  abge- 
bildet als  no.  5  '),  tritt  als  oberer  Theil  an  die  Stelle 
des  Eros  eine  Psyche,  auch  sie  mit  einem  glei- 
chen Felle  in  ganz  entsprechender  Anordnung  be- 
kleidet. Trauben  und  andere  Früchte  hält  sie  mit 
beiden  Händen,  wie  mir  schien  im  Felle  selbst,  vor 
sich  hin.  Wie  bei  dem  Exemplare  in  Berlin  die 
Flügel  des  Fros,  so  liegen  hier  die  Flügel  der  Psyche 
an  den  Seitenflächen  der  vierseitigen  eigentlich  tra- 
genden Masse  des  Fusses  an.  Was  die  Anordnung 
des  Felles  betrifft,  so  finden  sich  der  an  der  rechten 
Seile  herablallende  Kopf  desselben  und  der  an  der 
linken  hängende  Fuss  bei  beiden  Exemplaren  an 
gleicher  Stelle,  während  von  dem  Knoten  auf  der 
Schulter  der  eine  Fuss  am  Berliner  Exemplare  ne- 
ben dem  Kopfe  herunterhängt,  am  Bologneser  da- 
gegen über  die  getragenen  Früchte  herüberliegt; 
diese  werden  niedriger  vor  dem  Leibe  gehalten  als 
die  Muschel  des  Berliner  Exemplares,  die  mit  höher 
gehobenen  Händen  vor  der  Brust  getragen  wird. 

Die  Uebereinstimmung  beider  Exemplare  im 
ganzen  Geschmacke  und  in  der  Erfindung  bis  ins 
Einzelne  ist  sehr  gross.  Dennoch  können  sie  nicht, 
so  wie  sie  da  sind,  ein  zusammengehörendes  Paar 
an  einem  Geräthe  gebildet  haben,  da  der  Bologneser 
Fuss  0,67  franz.  Meter  von  der  Höhe  des  Kopfes  bis 
unter  den  Löwenfuss  misst  2j,  dasselbe  Maass  an 
dem  Berliner  aber  nur  0,524  Meier  beträgt,  möglich 
ist  es  aber,  dass  sie  zwei  in  verschiedener  Grösse 
ausgeführten  Wiederholungen  desselben  Paares  an- 
gehören. 3) 

Das  Haar  der  Psyche  isl  in  neben  einander 
von  vorn  nach  hinten  lautenden  Strichen,  das  des 
Eros  in  eine  auf  dem  Scheitel  von  hinten  nach  vorn 
bis  in  einen  Knoten  verlaufende  Flechte  geordnet. 
Beide  Haartrachten  erlauben  uns',  als  Entstehungs- 
zeit der  beiden  Werke  etwa  den  Anfang  des  2.  Jahr- 
hunderts  unserer  Zeitrechnung  anzunehmen. 

Göttingen.  A.  CoNZE. 

')   Die  Skizze  verdanke  ich  dem  Herrn  Arcbiteklen  Timler. 

')  Die  Messung  hat  Herr  Bibliothekar  Luigi  Frati  in  Bologna 
auf  meine  Bitte  gemacht,  der  mir  auch  mittheilt,  dass  das  Museum 
zu  Bologna  dem  zu  Berlin  gegenüber  zu  einem  Austausche  der  Gips- 
abgüsse solort  bereit  ist. 

')  hin  sehr  ähnlicher  Fuss  in  Gestalt  eines  eine  Muschel  hal- 
tenden und  in  einen  l.owenluss  auslaufenden  Klos  von  Bronze  isl 
nach  einer  Abbildung  bei  Caylus  in  Müller  und  Oesterley's  Denkmälern 
der  alten  Kunst  fortgesetzt  von  Wieseler  auf  Taf.  XLIV  no.  ">.i6 
mitgetbeilt. 


Hiezu  die  Abbildungen:   Tafel  CLVIL  CLVIII.  CHX.  Hypnos  der  ScMafgott  u.s.m, 

Herausgegeben   von   E.    Gerhard.  Druck  und  Verlag  von   G.  Heimer. 


233 


234 


DENKMÄLER  UND   FORSCHUNGEN. 


Archäologische  Zeitung,  Jahrgang  XX. 


J\'i  159  B. 


März  1862. 


Allerlei:  über  das  Weihgesehenk  für  den  Sieg  am  Eurymedon,  in  Delphi;  Hermes  oder  Peleus ;   Statuen  des  Demosthe- 

nes;  Gruppe  des  Boethos. 


IV.     Allerlei. 

61.     Ueber    das  Weihgeschenk  für  den  Sieg  am 
Eurymedon,  in  Delphi.     Für  den  Doppelsieg  am  Eury- 
medon   stifteten     die    Athener    ein    Weihgeschenk    nach 
Delphi,    welches    von  Pausanias  (10,  15,  4.  5)    und  von 
Plutarch    (Nikias   13)    beschrieben    wird.      Es    war    ein 
eherner   Palmbaum   mit  goldnen  Früchten    und    ein    ver- 
goldetes    oder     mit     Goldblech     überzogenes     Bild     der 
Athene  im  zw  tpolrtxt.     Vielleicht   hatte  ich  mich  durch 
die    Anschaulichkeit    der  Allegorie,    worauf  mich    Preller 
schriftlich    aufmerksam    gemacht    hatte,     zu    schnell    be- 
stechen lassen,    wenn   ich  mir  vorstellte,    die  gewaffnete 
Athene    habe    auf   der    niedergeworfenen    Palme    gestan- 
den;   denn   wenn    auch    eine   solche  Darstellung  für   ein 
Gemälde  oder   ein  Relief  geeignet  gewesen  wäre,    so  war 
sie  doch  für  eine  freistehende  Arbeit  kaum   passend.     Es 
mag  daher  völlig  gerechtfertigt  sein,  wenn  Curtius  in  sei- 
nem   lehrreichen    Aufsatze    über    die  Weihgeschenke    der 
Griechen  nach  den  Perserkriegen  (Götting.  gel.  Anz.  1861 
Nachrichten   no.  21   S.  371)    diese  Ansicht  für  ein  Miss- 
verstündniss   erklärt;    hätte  er   überzeugende  Gründe  bei- 
gefügt,   so    würde  ich  auch  nicht  das  mindeste  Bedenken 
tragen,   unumwunden  ein  arges  Missverständniss   einzuge- 
stehen.    Eine  eingehende  Begründung   bei  dieser  nur  ge- 
legentlichen Erwähnung  war  allerdings  nicht  erforderlich, 
und    so  begnügt  er  sich,    einfach    seine    eigne  Auffassung 
entgegen  zu  stellen:  'Es  war  der  hochaufgeschossene,  mit 
Datteln  behängte  Baum  das  Symbol  des  fruchtreichen  Sie- 
gesglücks  und  die  unter  dem  Baume  ruhig  stehende  Athena 
mit  der  Eule  bezeichnete  den  Segen  der  Weisheitspenden- 
den Göttin ,  als  die  Quelle  des  Siegesmuths  und  der  Sie- 
seskraft  der  Athener.'     Da  ich  mich  stets  von  der  Erklä- 
ruug  der  Denkmölcr  fern  gehalten   und  mich  darauf  be- 
schränkt habe,  Stellen  über  Denkmäler  zu  erklären  '), 
so  kann   ich  hier    die  Bedeutung,    welche  Curtius   in 
dem  Weihgescheuke  findet,  unberührt  lassen,  was  ich  um 
so  lieber  thue,  da  mir  der  erforderliche  Glaube  fehlt ;  das 
aber  darf  ich  sagen,  dass  die  Auffassung  des  Kunstwerkes 
mit  den  Texten  nicht  vereinbar  ist.     Pausanias  sagt,  das 
Bild    der  Athena    sei  ini    kü  qolvixi    gewesen,    Curtius 
'unter  dem  Baume'  ohne  eine  Rechtfertigung  dieser  Ueber- 
')  Ich  sage  dies  absichtlich  und  mit  Vorbedacht. 


Setzung  beizufügen.  Wir  dürfen  also  vermuthen,  entweder 
er  habe  den  Vorschlag  Bekkers  i>7io  tiTj  (poivtxt  zu  lesen 
angenommen,  oder  er  fasse  int  in  der  Bedeutung  'neben'. 
Ersteres  wiire  freilich  an  sich  eine  leichte  mit  Beispielen 
reichlich  zu  belegende  Aenderung,  wenn  die  Notwendig- 
keit es  erforderte.  So  wird  z.  B.  Paus.  7,  5,  2  Niemand 
Bedenken  tragen,  die  Lesart  der  Handschriften  ini  zfi 
nXuzdrto  in  vnö  zu  verändern,  da  Alexander  sein  Nachtla- 
ger gewiss  nicht  auf  der  Platane  aufgeschlagen  hat;  während 
dieselbe  Veränderung  4,  16,  5  mindestens  höchst  bedenk- 
lich sein  würde,  da  die  Vorstellung,  die  Dioskuren  hätten 
auf  dem  hohen  wilden  Birnbaum,  wie  auf  einer  Warte  ge- 
sessen, um  über  dem  Getümmel  erhaben  die  Schlacht  zu 
beobachten,  sicherlich  nichts  auffallendes  hat.  Ob  aber 
int  in  der  Bedeutung  'neben'  bei  Pausanias  anzunehmen 
sei,  wird  sich  im  Verlauf  zeigen.  Aber  selbst  angenom- 
men, Pausanias  fügte  sich  der  Vorstellung  von  Curtius, 
so  wird  doch  eine  unbefangene  Auslegung  der  Worte  Plu- 
tarch's  nuXXüdtov  /qvgovv  int  (fotvtxog  yaXxov  ßtßi]- 
xög  keinen  andern  Sinn  finden  können,  als  dass  das  Bild 
der  Göttin  auf  der  Palme  gestanden  habe.  Noch  mag 
erwähnt  werden,  dass  Curtius  von  einer  Eule  spricht, 
während  Kleitodemos,  der  Gewährsmann  des  Pausanias, 
die  Mehrzahl  gebraucht;  wie  mögen  diese  vertheilt  gewe- 
sen sein? 

Der  Gegenstand  bietet  Interesse  genug,  um  ihn  einer 
nochmaligen  Untersuchung  zu  unterziehen.  Jedem  Leser 
des  Pausanias  werden  gewisse  Eigenthümlichkeiten  und 
Freiheiten  im  Gebrauche  der  Präpositionen  aufgefallen 
sein,  und  unter  ihnen  macht  sich  besonders  int  durch 
Weitschichtigkeit  der  Bedeutung  und  Schwanken  der  Rec- 
tion  bemerklich.  Dennoch  aber  wird  sich  die  Bedeutung 
'neben'  nicht  nachweisen  lassen;  in  der  einen  Stelle,  wo 
man  sie  annehmen  müsste,  aber  nicht  annehmen  kann, 
10,  31,  11  ini  zfi  niTQtt  hat  Welcker  ohne  Zweifel  rich- 
tig vno  hergestellt.  Für  diesen  so  oft  vorkommenden 
Begriff  finden  wir  nuQÜ  (mit  Gen.  und  Dat.),  nQng,  nQÖ 
oder  ein  Verbum  wie  nuQigrtxtr,  nuguxitzut  angewendet. 
Bei  der  Präposition  int,  insoweit  sie  unsere  Frage  be- 
rührt, kommen  etwa  folgende  Punkte  in  Betracht:  i\e- 
yitov  oder  intypuft/tu  int  ...  mit  Gen.  und  Dat.  und  in 
anderer  Bedeutung  mit  Accus,  bei  der  Seitenfläche  des 
Bathrons;  eben  so  ist  iniigyaüntvog,  ixztTvnoiitivog  ini 


235 


236 


2.  B.  ?^>;  oder  g','?.»;?  sicher,  itQyuofiirog  im  ?>;?.?; 
wahrscheinlich  immer  von  Reliefdarstellung  auf  einer  Sei- 
tenflache zu  verstehen.  Zahllos  sind  die  Beispiele,  wo 
liegen,  sitzen,  stehen  auf  ...  inl  xiü  ßüd-gta,  inl  Sgövio, 
im  nixga  (oder  mit  dem  Genitiv)  vorkommt;  wobei  uns 
zunächst  Ausdrücke  wie  'Egiir.g  inl  g>;A?;  (^>  *^>  ^)> 
airjg  int  gr^-i,?  (3,  18,  7),  lixwv  im  grtXrj  (2,  25,  5), 
'Innog  inl  gi]).rj  (6,  13,  10)  interessiren.  Noch  unmittel- 
barer führen  uns  die  Fälle  unserer  Absicht  entgegen,  wo 
Säulen,  xioveg,  als  ßättgu  dienen.  Der  architektonischen 
Säule  zumeist  verwandt  sind  2,  7,  2  xlovtg  xal  in  avioTg 
ini9>uua  xuzd  Toig  uiroig;  in  architektonischer  Verbin- 
dung, ohne  dass  die  Art  und  Weise  deutlich  wäre  (;die 
Perser  sind  wohl  in  ähnlicher  Stellung  wie  die  Figuren 
der  Incantada  zu  denken,'  sagt  Curtius  Peloponn.  II,  313 
no.  30)  sind  3,  11,  3  in  Sparta  an  der  Persischen  Halle 
Mardonios  und  die  Perser  inl  züv  xiorwv.  Wir  finden 
ferner  einen  y.t'cov  xal  uanlg  in  aixü  8,  11,  8.  9,25,2; 
xiiuv  y.ul  im'd-rjfia  inl  kü  xiori  idgi'u  9,  30,  7.  10; 
im  xi'ovog  'looxgüiovg  uvdgiüg  1,  18,  8;  uyuliiu  Ni'/.^g 
inl  kü  xi'ovi  5,  2G,  1;  xiiov  av%  ixjJjjXdg  xal  üyalua 
Jibg  in  uviü)  fiixgüv  5,24,5;  ebenso  ist  es  ohne  Zwei- 
fel zu  verstehen,  wenn  es  2,  19,  7  heisst:  /lavuug  uvi- 
&>,/.€  xiovug  y.ul  dtiig  xal  'Agziiudog  iöavov ,  wenn  die 
Stelle  unverdorben  sein  sollte.  Aus  den  angeführten  Bei- 
spielen, wenn  es  deren  überhaupt  bedurfte,  ersehen  wir, 
dass  die  Säulenform  als  ßud-gov  durchaus  nicht  unge- 
wöhnlich war,  wie  sie  auch  bis  in  unsere  Zeiten  in  Ge- 
brauch geblieben  ist.  Kann  es  demnach  etwas  Befrem- 
dendes haben,  wenn  ein  Künstler  die  Palme  zu  gleichem 
Zwecke  verwendete  ?  Ist  nicht  der  gradaufgeschossene 
Stamm  der  schönste  Säulenschaft?  Bildet  nicht  die  Blät- 
terkrone mit  den  Datteltrauben  dazwischen  ein  schönes, 
natürliches  Kapital?  Bedürfte  es  einer  grossen  Nachhilfe, 
um  dem  Götterbild  in  der  Krone  einen  künstlerisch  pas- 
senden Standpunkt  zu  verschaffen?  Die  Worte  des  Pau- 
sanias  und  Plutarch's  stimmen  vollkommen  mit  dieser 
Vorstellung. 
Cassel.  Sciiubart. 

62.  Hermes  oder  Peleus?  Auf  einer  im  Museum 
zu  Berlin  befindlichen  aus  clusinischen  Ausgrabungen  an- 
gekauften und  von  Gerhard  Trinkschalen  und  Gefässe 
Taf.  IX,  3.  4.  edirten  Vase  steht  in  gebückter  Haltung 
neben  einem  Baumstämme  ein  bärtiger  Mann,  beschäftigt 
mit  einem  kurzen  Schwerdt  einen  derben  Ast  zu  verar- 
beiten: er  ist  geschürzt,  mit  Flügelstiefeln  und  einem  Pe- 
tasus  angethan.  Schon  dies  lässt  in  dieser  Figur  einen 
Hermes  vermuthen:  dazu  kommt  die  Form  des  Bartes, 
des  Haars,  was  in  ganz  sichern  Darstellungen  des  Hermes 
eben  so  erscheint,  vgl.  Gerhard  Auserles.  Vasenbild.  T.  I 
Taf.  XVII.  XCVH.  CVIII.  Aber  der  Herausgeber  hat 
vorgezogen,  in  dieser  Figur  einen  Peleus  zu  erkennen, 
den  der  Künstler  einer  Sage,  die  auch  von  Pindar  (Nem.III, 
33)  benutzt  worden,  folgend  dargestellt,  wie  er  sich  selbst 


seine  später  durch  Achill  und  Homer  so  berühmt  gewor- 
dene Lanze  schneide  und  bereite.  Es  wäre  nur  erwünscht, 
wenn  diese  Auffassung  sich  als  eine  unzweifelhafte  anneh- 
men liesse,  da  bildliche  Darstellungen,  welche  sich  mit 
Pindar  verbinden  lassen,  immer  noch  selten  sind:  in  die- 
sem Fall  jedoch  kann  nach  meinem  Ermessen  dieser 
Wunsch  nicht  erfüllt  werden.  Denn  wenn  auch  der  Pe- 
tasus  und  die  Flügelstiefel  die  Figur  auf  Hermes  zu  deu- 
ten nicht  gerade  zu  zwingen,  so  ist  doch  auch  nichts  Ent- 
scheidendes gegen  diese  Deutung  vorgebracht,  die,  wie 
schon  bemerkt ,  durch  die  Darstellung  des  Kopfes  unter- 
stützt wird :  denn  das  Schwerdt,  was  als  gegen  Hermes 
sprechend  angeführt  worden,  ist  auch  sonst  bei  Hermes, 
namentlich  bei  dem  ivuyutvtog  (Gerhard  Auserl.  Gr.  Vasenb. 
T.  I  Taf.  XVI,  vgl.  den  Text  T.  I,  p.  61  flg.)  zu  finden 
und  die  Handlung  denken  wir  im  Folgenden  als  zu  Her- 
mes passend  näher  nachzuweisen.  Aber  ehe  wir  dies  thun, 
mag  bemerkt  werden ,  dass  gegen  Peleus  den  Lanzenver- 
fertiger  ganz  Bestimmtes  hier  spricht:  denn  das,  was  von 
dem  Bärtigen  gearbeitet  wird,  ist  keine  Lanze ,  da  das 
Holz  dazu  viel  zu  kurz  ist,  am  wenigsten  die  Jli^Xiug 
ftili'ij,  die  nach  Hom.  II.  II,  141  eine  fieyä^T]  war  und 
zu  der  kein  Ast,  sondern  ein  Stamm  verbraucht  war: 
Scholl.  A.  D.  ad  Hom.  II.  II,  140:  auch  treten  hier  andre 
Eigenthümlichkeiten  dieser  Lanze  nicht  hervor:  über  sie 
vgl.  Scholl.  Ven.  ad  Hom.  II.  II,  142.  Scholl.  Pind.  Nem» 
VI,  83:  G.  Herrn.  Opusc.  T.  V,  p.153,  woraus  man  sieht, 
wie  in  den  Kyprien  wie  in  der  kleinen  Ilias  von  dersel- 
ben ausführlich  die  Rede  gewesen:  darauf  aber  wollen  wir 
kein  besonderes  Gewicht  legen ,  dass  nach  Gerhard  hier 
ein  Fichtenstamm  vorliegt,  während  jene  Lanze  von  Eschen- 
holz war.  Hiernach  ist  also  Peleus  hier  nicht  anzuneh- 
men: daher  ist  denn  nur  zu  loben,  dass  Preller  Gricch. 
Mythol.  I,  p.  317  2.  Aufl.  den  Hermes  hier  erkennt:  wenn 
er  aber  annimmt,  es  sei  hier  nach  Hom.  h.  in  Mercur. 
109  die  Anfertigung  des  xgvnuvov  dargestellt,  so  ist  das 
sicher  abzuweisen,  da  die  Arbeit  an  dem  Ast  durchaus 
nicht  auf  Anfertigung  von  Reibhölzern  führt:  man  vgl. 
deshalb  noch  die  Anmerkung  von  Baumeister  zu  der  an- 
geführten Stelle  des  Hymnos;  auch  darf  man  gegen  Preller 
wohl  sagen,  dass  hätte  der  Künstler  diese  Arbeit  gewollt, 
er  den  Hermes  als  Knaben,  als  Kind  wohl  dargestellt 
hätte.  Aber  was  nun?  Den  Hermes  muss  man  festhalten: 
und  da  könnte  man  wegen  des  Schwerdtes  zunächst  an 
den  uyiovtog,  ivayu'iviog  denken,  den  Vorsteher  der  Wett- 
kämpfe und  Gymnasien:  denn  da  die  Vorsteher  von  Gym- 
nasien und  Palästren  als  Zeichen  ihrer  Würde  einen  Stab, 
ßaxxrigia,  gäßäog,  trugen  —  eine  Sitte,  die  vielleicht  aus 
Sparta  stammt,  wo  die  Feldherren  Stäbe  trugen:  Thucyd. 
VIII,  84,  2  c.  interpp.,  add.  Arist.  Av.  1283  —  und  ihnen 
Stäbe  fast  regelmässig  auf  Vasenbildern  gegeben  werden: 
s.  Gerh.  Auserl.  Gr.  Vasenb.  Taf.  CCLXXXIII,  3.  4,  be- 
sonders ib.  Taf.  CCLXXXV.  CCLXX-XVI:  vgl.  Gerh. 
zu  Trinksch.  u.  Gef.  p.  17,  not.  16:  so  könnte  Hermes 
für  seinen  eignen  Bedarf  sich   einen  solchen  Stab  schnei- 


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den,   einen  Ordner-  oder  Kampfrichterstab,    da   auch   im 
Olympos  zuweilen  Wettkämpfe  vorkamen  (Bahr.  fab.  68): 
oder  aber  er  körnte  auch  für  einen  Andern  den  Stab  ha- 
ben wollen,   z.B.  für  einen    geliebten  Epheben,    da   auch 
diese  derartige  Stube,  oxvxalu,  trugen:    Gerh.  Trinksch. 
u.  Gef.  Taf.XIII,  5.  G.  Auserl.Gr.  Vasenb.  Taf.CCLXXXV: 
so  bringt  Hermes  Aepfel  herbei  (Gerh.  Etrusk.  Spieg.  T.  III, 
p.  12G),  auch  Bahne  und  Kranz  für  einen  siegenden  Ath- 
leten  (K.   O.   Müller  Denkm.   der   alt.   K.    Taf.  XXVIII, 
no.  308).     Aber  da  dies  doch  ferner  liegt,   das  Schwerdt 
auch  nicht  zwingt,  grade  an  den  üyu'ivwg  zu  denken,  da 
Hermes  es  auch  z.  B.  als  tpv/onofinög  hat  (Gerh.  Trink- 
schaalen  u.  Gef.  Taf.  E.  F.) ,   so  wäre  etwas  Treffenderes 
wünschenswerth.     Nun   ist   Hermes    bekanntlich    Gott   der 
Heerden,  vöiitog,  imurj.iog   (Hesiod.  Theog.  444.    Hom. 
h.   in   Mercur.  567,    Gerh.  Auserl.  Gr.  Vasenb.  I,  p. 70), 
wie  er  selbst  denn  dem  Dryops  um  dessen  hübscher  Toch- 
ter  willen    die   Heerden   weidete,    Hom.  h.  XIX,   29:    da 
hatte  er  nun  einen  Hirtenstab,   eine  xrtXuvgoip    (vgl.  Ste- 
phan. Thes.  s.  v.),   oder  ein  l.uywftoXov   (Theoer.  Epigr. 
II,  3.  Idyll.  IV,  19.  VII,  128  c.  Scholl,  et  interpp.),    oder 
eine  axinülr}    (Polluc.  On.  X,   131)   oder  xoQvnl  (Arat. 
639)  nüthig:    eine   solche  könnte   er  sich  hier  schneiden, 
wie  dergleichen   auch  sonst  auf  Vaseribildern   erscheinen: 
s.  O.  Jahn  Archüol.  Beitr.  p.  310:  zu  einer  solchen  passt 
der  Ast  trefflich.     Allein  hätte  an  einen  solchen  Hermes 
der  Künstler  gedacht,    so  hätte   er  dem  Gotte  wohl  eine 
xvvti]  gegeben  oder  ihn  mit  Widdern  in  Verbindung  ge- 
bracht: K.  O.  Müller  Archäol.  d.  K.  S.  381.     So  müssen 
wir  also  weiter  suchen.    Es  erscheint  Hermes  in  dem  frag- 
lichen Bilde  in  der  Tracht  des  Götterboten:    in  den  Dar- 
stellungen als  solcher  führt   er  nicht  immer  das  am  Ende 
gewundene  x7lovy.iTor,  sondern  namentlich  in  altem  Vasen 
oft  einen   einfachen  geraden  Stab,   ßuxjrtQia  üg&ij,    der 
wohl   von   der    QÜßdog    zu    scheiden:    Gerh.    Auserl.   Gr. 
Vasenb.    Taf.  LXXIII.   CX.   CXLII:    vgl.  Welck.  Griech. 
Myth.  I,  p.  341:  einen  solchen  also,  eine  Art  oxrJTrznov, 
macht  sich  hier  Hermes,  wofür  auch  spricht,  dass  an  der 
Stelle  des   einen  kleinen  Ast's,  den  Hermes  schon  abge- 
schnitten,    man    eine  Art  Knoten,    den  callus,    deutlich 
sieht,  wie  das  bei  analogen  Stäben  der  Fall  zu  sein  pflegt. 
Dies  ist    nun   wohl   die   passendste  Auffassung:    nach   ihr 
wird  aber  Hermes   hier  als  selbst  arbeitend  angenommen: 
ist  das  passend?  und  somit  kehren  wir  zu  der  schon  oben 
berührten  Frage  nach  der  auf  unserm  Bilde  dargestellten 
Handlung  zurück.    Es  ist  dies  Arbeiten  gerade  für  Hermes 
charakteristisch,  der,  was  er  braucht,  gern  selbst  fabricirt: 
so  arbeitet  er,  als  er  die  Leier  erfindet,  mit  Meissel  und 
Schnitzmesser,  Hom.  h.  in  Merc.  39  sqq.,  so  schneidet  er, 
als  er  das  erste  Feuer  anmacht,  sich  Holz  dazu  mit  dem 
Messer,  Hom.  1.  c.  107:    daher  denn  die  Aeusserung  des 
Odysseus  in  Hom.  Od.  O.,  318  sqq.,  womit  man  die  Verse 
aus  der  Phoronis  (Etym.  Magn.  s.  igiovviog,  p.  374,  24), 
die  ihn    mit    x"kzmoavvutg    i i/,vt] iaautg  feiern,   ver- 
gleichen kann.     Eben  so  auch  die  Kunst:   die  Leier   ar- 


beitend findet  er  sich  auf  einem  Relief  bei  K.  O.  Müller 
Denkm.  Taf.  XXIX,  no.  326:  so  hier,  wo  er  den  Ast  eines 
Lorbeer-  oder  ähnlichen  Baumes  bearbeitet. 

Um  diese  unsre  Erklärung  zu  siehern,  scheint  aber 
nüthig,  noch  auf  einige  andre  Vasenbilder  einen  Blick 
zu  werfen:  es  lässt  sich  nämlich  nicht  verkennen,  dass  für 
Gerhard's  Erklärung  das  von  ihm  in  Auserl.  Gr.  Vasenb. 
T.  III,  Taf.  CLXXXIII  edirte  und  erklärte  Bild  spricht, 
wo  Peleus  seinen  Sohn  Achill  dem  Cheiron  zur  Erziehung 
bringen  soll:  weitere  Literatur  über  dasselbe  giebt  noch 
Welcker  Kl.  Schrift.  Bd.  III,  p.  16,  no.8:  da  haben  wir 
als  Peleus  genau  dieselbe  Figur,  welche  wir  vorhin  als 
Hermes  nachzuweisen  bemüht  gewesen.  Auch  scheint  die 
Erklärung  als  Peleus  sicher:  Welcker  folgt  ihr,  eben  so 
auch  Bergkim  Philol.  XVI,  p.  595:  und  doch,  glaube  ich, 
muss  man  sie  aufgeben  und  auch  hier  den  Hermes  an- 
nehmen. Denn  zunächst  spricht  Petasus  und  dann  die 
Flügelstiefel  für  Hermes:  aber  wie  nun  die  beiden  Spiesse 
erklären,  welche  Hermes  in  der  Hand  hält?  Diese  sind 
nun  auch  bei  Peleus  gar  auffallend:  wäre  er  hier,  müsste 
er  nicht  seine  eine  starke  ihm  von  Chiron  selbst  nach 
verbreiteter  Sage  am  Hochzeitstage  geschenkte  Lanze  füh- 
ren? Dann  ist  aber  zu  beachten,  dass  diese  Spiesse  hier 
nicht  die  des  Kriegs  sind,  sondern  für  Jagdspiesse  gehal- 
ten werden  können,  von  denen  je  zwei  man  zu  führen 
pflegte,  uxüvriu,  s.  Gerhard  Trinksch.  u.  Gef.  Taf.  XI. 
XII:  sie  werden  aber  hier  besser  als  zu  gymnastischen 
Uebungen  bestimmte,  für  unozofildig,  genommen,  wie 
solche  und  zwar  zwei  bei  einer  Person  auf  Vasenbildem 
auch  sonst  sich  finden,  Gerhard  Auserles.  Griech.  Vasenb. 
T.  IV,  Taf.  CCXCI,  2,  vgl.  Krause  Hellen.  I,  2,  p.  953: 
und  zwar  deshalb  ist  dies  hier  besser,  weil  es  zur  Dar- 
stellung Achill's  allein  passt.  Denn  dieser  hat  nicht  einen 
Kranz,  da  der  ohne  Bedeutung  wäre,  in  der  Hand,  son- 
dern wie  Bergk  schon  gesehen,  einen  Reif,  ZQO/og,  wo- 
durch er  als  ein  Liebhaber  der  xQixrf.uoiu  —  freilieh 
kein  ganz  sicher  verbürgtes  Wort  —  und  somit  als  ein 
der  Gymnastik  zugewandter  Knabe  gekennzeichnet  ist: 
auch  die  Epheben  üben  sich  noch  in  diesem  Spiel:  Le- 
norm.  Elite  des  Monum.  ceram.  pl.  XVni.  Krause  Hellen. 
I,  2,  p.  962  coli.  p.  901.  Für  diesen  bringt  sonach  Her- 
mes [die  Spiesse  mit,  damit  ihrer  sich  der  junge  Achill 
bedienen  solle :  wie  trefflich  er  sie  zu  handhaben  wusste, 
lehrt  Pindar,  Nem.  III,  44  sq.,  der  diese  Schilderung  aus 
Hesiod,  der  in  Aegina  bekannt,  genommen  hat,  wie  sich 
sicher  nachweisen  lässt:  dies  gegen  Welcker,  der  (Episch. 
Kykl.  II,  p.  144)  die  Pindarische  Stelle  auf  die  Kypria 
zurückführen  will.  Aber  wie  kommt  Hermes  zu  diesem 
Geschüft?  Hermes  ist  nicht  allein  Bote  des  Zeus,  er  ist 
aller  Götter  Bote:  Hom.  Hymn.  XIX,  29,  vgl.  ib.  XVIII, 
3:  daher  richtet  er  auch  Aufträge  der  Thetis  aus,  deren 
Hochzeit  er  ja  auch  besucht  hatte,  wie  die  Vase  des  Er- 
gotimos  und  Klitias  bezeugt.  Er  geht  also  in  ihrem  Auf- 
trage mit  Achill  zu  Chiron,  den  er  kennt  und  mit  dem 
er  verkehrt:  Welck.  1.  c.  p.  15,  not.  4:    er  thut  das  gern, 


239 


240 


da  der  Kinder  er  sich  gern  annimmt:  so  bringt  er  den 
kleinen  Dionysos  dem  Amykläischen  Thron  zufolge  auf  den 
Ohmp,  Paus.  III,  18,  7,  so  trügt  er  Herakles,  Arkas  und 
Andere:  s.  Welcker  Gr.  Myth.  II  p.  444,  O.  Müll.  Handb. 
d.  Areh.  I,  381,  7.  Und  sonach  spricht  denn  hier  Nichts 
ge^en  Hermes:  für  ihn  ist  noch  der  Stern  auf  seiner  Klei- 
dung zu  beachten,  da  Sterne  auf  dieser  sehr  häufig  sind: 
dazu  kommt,  dass  die  ganze  Composition  gewinnt:  Thetis, 
Hermes,  Chiron,  nur  Götter  beschirmen  den  Achill.  Da- 
mit ist  nun  aber  uicht  behauptet,  dass  Peleus  überhaupt 
nicht  bei  diesem  Gegenstand  mit  diesen  Personen  verbun- 
den werden  dürfe:  im  Gegentheil,  Gruppen,  wo  Peleus 
allein,  wie  auf  dem  Amykläischen  Thron,  wo  er  in  Ge- 
meinschaft mit  Thetis  den  Achill  zu  Chiron  bringe,  ste- 
hen fest,  s.  Gerhard  Auserles.  Griech.  Vasenb.  III,  p.  72, 
Welcker  1.  c:  aber  daraus  folgt  nicht,  dass  man  ihn  bei 
der  Geleitung  Achill's  zu  seinem  Lehrer  immer  anzuneh- 
men habe.  Ob  die  Poesie  dieser  Leistung  des  Hermes 
irgend  wo  Erwähnung  gethan,  wissen  wir  nicht:  möglich 
wäre,  dass  sie  in  dem  Hesiodeischen  Gedichte,  Xa'goivoi; 
ino&rtxat  vorgekommen,  welches  ich  bei  der  obigen  Er- 
wähnung Hesiod's  auch  im  Sinne  gehabt  habe. 

Göttiugeu.  Ernst  tos  Leutsch. 

63.  Statuen  des  Demosthenes.  J.  M.  Wagner 
hat  in  den  Anuali  8,  159  ff.  die  Vermuthung  ausgespro- 
chen, dass  die  Statue  des  Demosthenes,  welche  aus  der 
Villa  Aldobrandini  in  Frascati  durch  Camuccini  in  das 
vaticauische  Museum  gekommen  ist  (braccio  nuovo  62.  Mits. 
Chiur.  II,  24.  Pistolesi  Val.  IV,  19,  2),  eine  Nachbildung 
der  Statue  des  Polyeuktos  sei ;  da  nun  in  dieser  der  Redner 
llftTjXl  roiig  duxTvlovg  avviywv  dt  uV.rp.oiv ,  so  dass 
der  Soldat  bei  Plut.  Dem.  31  sein  Geld  in  den  Händen 
der  Statue  verbergen  konnte,  so  wollte  Wagner  dieselbe 
Haltung  uusrcr  Statue  vindiciren,  in  welcher  die  Rolle 
mit  den  Händen  und  halben  Vorderarmen  dem  Ergänzer 
gehört.  Diese  Vermuthung  ist  von  Jahn  Z.  f.  d.  A.  W. 
1844  S.  239,  Brunn  Gesch.  d.  gr.  K.  I,  399,  Braun  R. 
u.  Mus.  Roms  238  gebilligt.  Von  Wichtigkeit  ist  bei  der 
Entscheidung  darüber  eine  Replik,  welche  in  Campanien 
gefunden ,  nach  Dallaway  anecd.  p.  383  früher  im  Palast 
Colubrano  in  Neapel  stand  und  dann  vom  Marquis  von 
Dorset  nach  England  gebracht  ward.  Nach  einem  bei  Jenkins 
gebliebenen  Gypsabguss,  welchem  auch  der  Ergänzer  der 
vaticanischeu  Statue  gefolgt  zu  sein  scheint,  publicirte 
Eea  slnr.  d.  arli  del  diu.  II  Taf.  0  diese  Statue,  natür- 
lich ohne  über  etwa  stattgefundene  Restaurationen  etwas 
sagen  zu  können.  Diesem  Mangel  ist  neuerdings  durch 
G.  Scharf  abgeholfen,  welcher  in  einem  kleinen  Aufsatz 
oii  the  uncienl  porlraits  of  Menander  and  Demosthenes 
(Trunsactions  of  the  R.  Soc.  of  LH.,  vol.  IV,  neu;  Scr.), 
dem  eine  Abbildung  beigegeben  ist,  nach  Erwähnung  der 
vaticanischeu   Statue    fortfährt:     JPe    have   in   England   a 


still  finer  statuc,  the  size  of  Vife,  exaclly  like  lhat  al- 
ready  describet  of  the  Valican:  it  is  preserved  at  Knowle 
in  Kent,  the  residence  of  Lord  Amherst,  and  is  quite 
perfect  with  the  exception  of  the  Ups  of  the  tocs  of  the 
left  foot  and  of  two  of  the  right.  The  serinium  here  is 
entirely  onütted  [statt  dessen  eine  einfache  kleine  Stütze 
neben  dem  linken  Bein].  The  material  is  a  fine  hut 
highly  crystallized  marhle,  very  antike  lhat  of  the  Luna 
or  Carrara  quarries  [Grecchetto?].  The  npper  part  of 
the  figure  is  mach  corroded,  as  if  it  had  been  long  ex- 
posed  to  renn,  whilst  the  lower  pari,  especially  those  portions 
of  the   drapery   protecled   by   the  protection   of  the  arms 

and  scroll,  are  smooth  and  cxcellently  preserved the 

eyeballs  are  indicated.  Bei  der  bis  in  die  einzelnen  Fal- 
ten sich  genau  entsprechenden  Wiederholung  dürfte  es 
nunmehr  doch  gerathen  sein,  sich  auch  bei  der  vaticani- 
schen  Statue  die  Rolle  gefallen  zu  lassen  und  also  anzu- 
nehmen, dass  die  Marmorstatuen  eutweder  auf  das  Ori- 
ginal des  Polyeuktos  nicht  zurückgehen,  oder  sich  einige 
Abweichungen  von  demselben  erlaubt  habeu. 

Kiel.  Ad.  Michaelis. 

64.  Gruppe  des  Boethos.  Die  bekannte  Stelle  des 
Plinius  34,  84  über  den  Gänsejungen  des  Boethos  liest 
der  neueste  Herausgeber  der  naturalis  historia  so:  Boe- 
thi,  quamquam  argenlo  melioris,  infans  ex  ultimo  unse- 
rem strangulal,  indem  er  die  ursprüngliche  Lesart  der 
Bamberger  Handschrift  sex  anno  (anno«  bei  Sillig  ist  nur 
ein  Versehen)  mit  möglichst  leiser  Hand  änderte.  In- 
dessen ist  ex  animo  strangulare  doch  ein  gar  zu  seltsa- 
mer Ausdruck,  den  man  ohne  Noth  wohl  selbst  dem  Pli- 
nius nicht  wird  zuschreiben  wollen.  Aus  der  corrigirten 
Lesart  der  Handschrift  sex  annis  machte  Haupt  nlnis, 
was  Urlichs  billigte;  jedoch  wird  diese  an  sich  sehr 
schöne  Vermuthung  widerlegt  durch  die  in  zahlreichen 
Wiederholungen  uns  erhaltene  Gruppe,  welche  man  all- 
gemein, und  ohne  Zweifel  mit  Recht,  auf  das  Werk  des 
Boethos  bezogen  hat.  Denn  nicht  ulnis,  sondern  mit  dem 
Arm  in  der  Nähe  des  Handgelenks  presst  der  Knabe  den 
Hals  des  'schwerwaudeluden  Federviehs'  in  den  von  Jahn 
aufgezählten  Exemplaren  (die  Statue  Beschr.  Roms  II,  2, 
276,  11  gehört  wohl  nicht  in  diese  Reihe),  in  welchen 
allen  die  fraglichen  Theile  unverletzt  erhalten  sind.  Es 
wird  daher  Büehelers  Vermuthung  ni  unnisus  (mitgetheilt 
als  These  hinter  seiner  Diss.  de  Ti.  Claudio  Caesure 
grammatico.  Elberf.  1856)  vorzuziehen  sein,  welche  durch 
die  leiseste  Aenderung  allerdings,  wie  Gerhard  arch.  Zeit. 
14  S.  221  bemerkt,  einen  erheblichen  neuen  Gedanken 
nicht  liefert  —  was  bei  einem  uns  so  gut  bekannten 
Werke  auch  kaum  zu  erwarten  war  — ,  aber  auf  das  Tref- 
fendste grade  den  Hauptzug  der  anmuthigen  kleinen 
Gruppe  hervorhebt. 

Kiel.  Ad.  Michaelis. 


Herausgegeben  von   E.   Gerhard. 


Druck  und  Verlag  von  Cr.  Keimer. 


241  242 

DENKMÄLER  UND   FORSCHUNGEN. 

Archäologische  Zeitung,  Jahrgang  XX. 
J\M  160.  161.  April  und  Mai  1862. 


Der  vorperikleische  Parthenon.   —  Allerlei:  über  das  delphische  Weihgeschenk  zum  Plat;iisehen  Sieg. 


I.     Der  vorperikleische  Parthenon. 

Hiezu  die  Doppeltafel  CLX.  CLXI. 

Durch  die  mit  überaus  grosser  Genauigkeit  aus- 
geführten Messungen  und  Aufnahmen  der  Monu- 
mente auf  der  Akropolis  zu  Athen  von  Penrose ') 
sind  uns  zum  erstenmal  die  Ueberreste  des  alteren 
Parthenon  vollständig  bekannt  geworden.  Sie  be- 
stehen zunächst  aus  dem  Unterbau,  der  sich  noch 
an  seiner  ursprünglichen  Stelle  befindet  und  sich 
deutlich  durch  das  Material  und  die  Bearbeitung  der 
einzelnen  Steinschichten  von  dem  späteren  Bau  des 
Penkies  unterscheidet.  Man  vergleiche  hiezu  unsere 
Tafel,  wo  Fig.  \ubcd  den  Grundriss  und  Fig.  3  der 
schraffirte  Theil  cf  die  Seitenansicht  des  älteren 
Unterbaues  zeigt.  Auf  der  obersten  Schicht,  in  einer 
Ausdehnung  von  103,1  englischen  Füssen  an  der 
schmalen  westlichen,  und  von  229,1  Füssen  an  der 
langen  südlichen  Seile,  bildet  er  durch  geringe  Ver- 
breiterung gegen  Osten  und  Norden  das  Fundament 
des  späteren  Tempels.  Die  einzelnen  Schichten, 
10  bis  ll£-ZoIl  hoch,  sind  von  piräischem  Kalkstein 
mit  vertieften,  scharf  bearbeiteten  Fugen,  und  die 
beiden  obersten  Schichten  geglättet,  so  dass  man 
offenbar  die  Absicht  hatte,  sie  sichtbar  zu  lassen. 
Fernere  dazu  gehörende  Ueberreste  sind  nun  26  Säu- 
lentrommeln von  pentelischem  Marmor  in  der  nörd- 
lichen Burgmauer  eingefügt;  einundzwanzig  derselben 
haben  6,2  Fuss  und  fünf  5,6  Fuss  Durchmesser  von 
Steg  zu  Steg  gemessen,  sie  sind  unvollendet  und 
nur  die  unteren  Trommeln  mit  dein  Ansatz  der  Can- 
neluren  versehen.  Dann  noch  mehrere  ebendaselbst 
eingemauerte  Gebälkslücke  von  piräischem  Kalkstein 
mit  feinem  Stucküberzug;    nur  die  dazu  gehörigen 


')  An  Invesligation    of  tlic   Principles  of  Alhcnian  Archilecture 
hy  F.  C.  Penrose.     London  1851. 


Melopenplallen  sind  von  parischem  Marmor.  Die 
Höhe  der  einzelnen  Gebälklheile  ist  bei  allen  voll- 
kommen gleich,  doch  zeigen  sich  in  den  Längen  der 
Epistylbalken  und  in  der  Breite  der  Triglyphen  zwei 
verschiedene  Maasse,  indem  sich  Fpistylstücke  von 
12,57  Fuss  und  von  13,28  Fuss  Länge  finden.  Das 
zu  den  längeren  derselben  gehörige  Deckgesims 
(Geison)  zeigt  an  der  oberen  Fläche  eine  der  Dach- 
neigung entsprechende  Abschrägung,  so  dass  es  die 
zur  Dachdecke  gehörenden  Glieder  aufnehmen  konnte, 
also  nur  an  den  Seiten  des  Tempels  befindlich  ge- 
wesen ist,  wogegen  das  zu  den  kürzeren  Epistylen 
gehörende  Deckgesims  eine  horizontale  Oberfläche 
zeigt,  also  an  den  Giebelseiten  angewendet  war.  Bei 
einem  an  den  Fuss  der  Akropolis  hinabgestürzten 
Stück  des  Deckgesims  finden  sich  noch  die  Spuren 
von  Farbe:  die  Tänia  roth,  die  Viä  blau  gefärbt. 

Penrose2)  stellt  nun  nach  dem  Vorgange  von 
Leake 3)  die  Behauptung  auf,  dass  der  alte  Tempel  an 
der  Front  sechs  und  an  den  Seilen  vierzehn  Säulen,  eine 
Cella  und  einen  Opisthodomos  gehabt  habe.  Dem- 
nach ergäben  sich,  da  die  Epistylslücke  genau  be- 
kannt sind,  für  die  Front  eine  Länge  von  66,1  Fuss 
und  für  die  Seite  von  176,4  Fuss.  Diese  Berech- 
nung stützt  sich  nun  vorzüglich  auf  eine  Nachricht 
im  Hesychius4),  nach  welcher  der  Parthenon  des  Pe- 
rikles  50  Fuss  grösser  gewesen  sei,  als  der  von  den 
Persern  verbrannte  Tempel.  Penrose  bezieht  dieses 
Maass  von  50  Fuss  auf  die  äussere  Länge  des  Ge- 
bäudes. Die  Länge  des  jetzt  noch  besiehenden  Par- 
thenons beträgt  aber  228,1  Fuss  auf  der  obersten 
Stufe  gemessen;   es   bleiben  also,  von  dieser  Länge 

')  Penrose  S.  74. 

3)  Leake's  Topographie  von  Athen,  herausgegeben  von  Rienäcker. 
Halle  1829.  S.  317. 

■")  Hesych.    v.  txaiöpTitdoq    Vetos (lt(£uil  ioü  ifx- 

npijff#fVio?  v7io  tCtv  riiQatüv  noa\  nirn]xo-mct. 


243 


244 


40  griechische  Fuss,  welche  50,6  englischen  Fuss 
gleich  sind,  abgezogen,  noch  177,4  Fuss,  welche  Länge 
mit  der  von  Penrose  berechneten  für  einen  Bau  mit 
14  Säulen  nahezu  übereinstimmt. 

Gegen  Penrose's  Anordnung  und  Abmessungen  des 
Tempels  erheben  sich  aber  manche  sehr  wesentliche 
Bedenken.  Zufördersl  hat  Penrose  dem  Oberbau  auf 
dem  Stereobat  seinen  Platz  mit  der  grössten  Willkür- 
lichkeit angewiesen.  Nach  seiner  Berechnung  bleibt  vor 
dem  Tempel  ein  freier  Raum  von  31,5  Fuss,  hinter  dem- 
selben von  14,5  Fuss  und  ebensoviel  an  jeder  Seite. 
Mit  demselben  Recht  könnte  man  hier  den  Oberbau 
jede  andere  Stellung  einnehmen  lassen.  Fs  ist  aber 
völlig  undenkbar  (wie  sich  denn  an  keinem  der  alten 
Denkmäler  etwas  Aehnliches  nachweisen  lässt),  dass 
die  Griechen  einen  so  grossen  unnützen  Aufwand 
zur  Bildung  des  Stereobats  gemacht  haben  sollten, 
um  so  mehr,  da  sich  derselbe  an  der  einen  Fcke 
der  Südseite  zu  einer  Höhe  von  144  Fuss  über  dem 
Felsboden  erhebt.  Es  ist  ja  eine  wesentliche  Eigen- 
schaft aller  griechischen  Architektur,  dass  sich  die 
Glieder  wie  in  einem  natürlichen  Organismus  mit 
Nothwendigkeit  auseinander  entwickeln,  so  dass  schon 
die  Sohle  des  Stereobats  das  darauf  Folgende  er- 
fordert. Oie  Hauptsache  aber  ist:  die  Stelle  bei 
Hesychius  unterstützt  die  Penrose'sche  Berechnung 
in  keiner  Weise.  Sie  sagt  nur,  dass  der  spätere 
Tempel  um  50  Fuss  grösser  gewesen  sei,  als  der 
alte,  und  statt  diese  Ansähe  auf  die  äussere  Länjre 
des  Tempels  zu  beziehen,  muss  sie  offenbar  auf  den 
von  Mauern  umschlossenen  inneren  Raum 
bezogen  werden,  wie  sich  ja  auch  die  Benennung 
llekatompedon  auf  den  inneren  Raum  der  Cella  be- 
zieht. Her  innere  Raum,  Cella  und  Opisthodomos, 
hat  nun  bei  dem  perikleischen  Bau  mit  Hinzurech- 
nung der  Mauerstärken  eine  Länge  von  157,9  Fuss; 
zieht  man  hiervon  oO  griechische  oder  50,6  englische 
Fuss  ab,  so  erhält  man  107,3  Fuss  für  den  von 
Mauern  umgebenen  Raum  des  älteren  Parthenon. 
Hier  wird  man  nun  durch  den  auffallenden  Umstand, 
dass  bei  dem  jetzigen  Parthenon  der  Opisthodomos 
mit  der  Mauerstärke  genau  50,1  Fuss  misst,  zu  der 
Annahme  gefühlt,  dass  der  ältere  Tempel  keinen 
Opisthodomos  hatte,  dagegen  seine  Cella  von  der- 
selben   Länge    war,    wie    die    des    späteren    Baues. 


Ordnet  man  nun  8  Säulen  in  der  Front  und  16  an 
den  Seiten  für  den  früheren  Bau,  so  wird  die  obere 
Fläche  des  Stereobats  in  der  Breite  vollkommen 
ausgefüllt  und  in  der  Länge  bleibt  nur  an  der 
östlichen  Front  ein  freier  Raum  von  144  Fuss,  wie 
bei  dem  jetzigen  Bau.  Rechnet  man  nämlich  7  Epi- 
stylstücke,  jedes  12,57  Fuss,  zwei  halbe  Triglyphen, 
2,49  Fuss,  und  den  Vorsprung  der  Ecksäulen  und  die 
3  Stufen  an  beiden  Seilen  von  12,6  Fuss  zusammen, 
so  erhält  man  7  X  12,57  +  2,49  +  12,6  =  103,12 
Fuss,  welches  Maass  vollkommen  mit  der  oberen 
Breite  des  alten  Unterbaues  übereinstimmt.  Die 
Länge  der  Seite  ergiebt  sich  in  derselben  Weise, 
wenn  man  15  Gebälkstücke  zusammensetzt,  und  zwar 
15  X  13,28  +  2,72  -f-  12,6  =  214,56  Fuss.  Es  ge- 
staltet sich  hiernach  der  Grundriss  und  Aufriss  des 
alten  Parthenon  wie  Fig.  1  und  2  unsrer  Tafel  zeigt, 
wo  im  Aufriss  die  Theile,  von  denen  noch  Ueber- 
reste  vorhanden  sind,  wie  Unterbau,  Säulenlrommeln 
und  Gebälk,  mit  Linien  ausgezogen  sind,  das  übrige 
Ungewisse  dagegen  punktirl  ist.  Die  Giebelhöhe  ist 
jedoch  aus  der  noch  vorhandenen  Abschrägung  des 
Deckgesims  bestimmt.  Die  kleineren  Säulen  von 
5,6  Fuss  Durchmesser  sind,  gleich  wie  bei  dem 
jetzigen  Parthenon,  im  Pronaos  und  Postikum  ange- 
nommen. 

Den  unvollendeten  Zustand  des  Gebäudes  bei 
seiner  Zerstörung  bezeugt  die  roh  bearbeitete  Um- 
mantelung  der  Säulen  mit  vorragenden  Stücken  zum 
Versetzen  derselben.  Zur  Vergleicbung  der  Grund- 
pläne beider  Tempel  dient  Fig.  4  der  Plan  des  peri- 
kleischen Parthenon,  wie  er  von  Herrn  K.  Böllicher 
wiederhergestellt  ist. 

In  Fig  5  und  6  ist  das  Gebälk  von  beiden 
Gebäuden  dargestellt.  Aus  der  Zusammenstellung 
ersieht  man,  dass  am  älteren  Bau  bei  gleich  gros- 
sem unteren  Durchmesser  der  Säulen  das  Gebälk 
etwas  höher  war  (um  3|  Zoll),  und  in  Betreff 
der  einzelnen  Theile  desselben,  dass  die  Trigly- 
phen viel  schlanker,  aber  die  Tänia  mit  den  Viä 
des  Deckgesims,  der  Abakus  der  Triglyphen  und  die 
Tropfenregula  auf  dem  Fpistyl  viel  höher  und  mäch- 
tiger gehalten  sind,  als  am  späteren  Bau.  Auch 
haben  die  Tropfen  eine  grössere  Länge  und  sind 
charakteristischer     gleich    Glockenblumen    gestaltet. 


245 

Das  Geison  hat  an  der  Unterflüche  keine  Tropfen- 
kante, wie  der  spatere  Parthenon  zeigt  (s.  Fig.  5 
und  6),  sondern  es  ist  nicht  unterschnitten,  ähnlich 
wie  an  den  Monumenten  zu  Selinunt  und  Agrigenl. 
Es  zeigt  sich  somit,  dass  die  architektonischen 
Glieder  des  älteren  Baues  entschiedener  und  klarer 
gehildet  sind,  dass  sie  ein  charakteristischeres  Gepräge 
haben  und  dass  der  perikleische  Parthenon  keines- 
weges  eine  höhere  Entwickelung  des  dorischen  Baues, 
sondern  sogar  eine  Abschwächung  der  einzelnen  For- 
men sichtbar  werden  lässt. 

Berlin,  Februar.  Strack. 


II.     Allerlei. 

65.  Ueber.  das  delphische  Weihgeschenk  zum  Pla- 
täischen Sieg.  Es  war  zu  erwarten,  dass  die  gründliche 
Schrift  Frick's  Ueber  das  platäische  Weihgeschenk  zu  Con- 
stantinopel  das  allgemeine  Interesse  der  Archäologen  auf 
sich  ziehen  und  bei  der  Wichtigkeit  des  Gegenstandes  weitere 
Besprechung  veranlassen  würde.  Einige  Bemerkungen  und 
Bedenken  hatte  ich  in  den  Fleckeisen'schen  Jahrb.  für 
Philologie  1861  S.  474 — 481  niedergelegt;  ohne  mir  eine 
Entscheidung  zu  erlauben,  hatte  ich  doch  einige  Zweifel 
an  der  Echtheit  des  Constantinopolitanischen  Schlangen- 
gewindes nicht  unterdrücken  können  ').  Veranlasst  hier- 
durch hat  Curtius  in  den  Nachrichten  zu  den  Götting. 
Gel.  Anzeigen  no.  21,  1861  S.  361—390:  'Die  Weihge- 
schenke der  Griechen  nach  den  Perserkriegen  und  insbe- 
sondere das  platäische  Weihgeschenk  in  Delphi'  .einer 
eingehenden  Untersuchung  unterworfen  und  die  Gründe 
entwickelt,  wesshalb  er  das  Denkmal  in  Constantinopel 
nicht  für  identisch  mit  dem  platäischen  Weihgeschenk 
halten  könne.  In  allen  Hauptpunkten  bin  ich  mit  ihm 
einverstanden;  nur  zwei  Bemerkungen  erlaube  ich  mir 
nachzutragen. 

Die  erste  bezieht  sich  auf  das  Schiangengewinde. 
Nachdem  Curtius  die  Gründe  dargelegt  hat,  welche  gegen 
die  Identität  des  Denkmals  in  Constantinopel  und  des 
platäischen  Weihgeschenks  sprechen,  fährt  er  a.  a.  O. 
S.  385  so  fort:  'Zu  welchen  Folgerungen  die  ganze  An- 
nahme (?)  führe,  zeigt  die  in  den  Jahrb.  f.  kl.  Piniol. 
a.  a.  O.  S.  475  aufgestellte  Vermuthung,  dass  die  Schwanz- 
enden der  Schlangen  ihrer  unästhetischen  Form  wegen  im 
Postamente  vergraben  gewesen  wären  und  auf  diese  Weise 
zur  Befestigung  des  Ganzen  gedient  hätten.'  Ich  theile 
ganz  und  gar  die  von  Curtius  ausgesprochenen  Bedenken, 
gestehe    aber,    dass    mir    der  Uebergang    auf   meine  Ver- 

')  Betrafen  diese  auch  nur  die  Inschrift,  so  fiel  damit 
doch  die  Bedeutung  des  Denkmals  für  unsere  Frage  überhaupt  weg. 


246 

muthung  logisch  nicht  einleuchten  will;  indem  meine  auf 
Gründen  der  Statik  und  Aesthetik  beruhende  Vermuthung 
von  der  Frage  nach  der  Echtheit  des  Denkmals  ganz  un- 
abhängig ist.  Das  Denkmal  ist  da,  ist  oben  und  unten 
verstümmelt;  wie  oben  die  Scblangenköpfe  ursprünglich 
auslaufen  mussten ,  ist  ziemlich  klar,  nicht  aber  so,  wie 
die  Schwänzenden  verliefen.  Wollen  wir  nicht  annehmen, 
dass  das  Gewinde  von  Anfang  an  in  der  Mitte  durchsägt 
dargestellt  gewesen  sei,  so  sind  wir  berechtigt,  uns  eine 
Vorstellung  zu  bilden,  wie  der  Künstler  die  Schwanzen- 
den verwendet  haben  möge.  Schön  waren  sie  nicht;  die 
Schlangensäule  konnte  sich  nicht  durch  ihre  eigne  Schwere 
tragen,  wenn  schon  Frick  dieses  annimmt.  Sollte  es  dem- 
nach wirklich  so  ganz  verwerflich  sein,  die  Schwanzenden 
sich  in  das  Postament  einwühlen  zu  lassen,  wodurch  sie 
dem  Anblicke  entzogen  wurden  und  zur  Befestigung  der 
Säule  dienten?  Einen  Grund  für  seine  Verwerfung  hat 
Curtius  nicht  beigefügt;  so  darf  ich  mich  zunächst  da- 
mit beruhigen,  dass  Welcker  an  einer  Stelle,  auf  welche 
ich  leider  zu  spät  aufmerksam  geworden  bin,  Griech.  Gut- 
terlehre  II,  S.  817,  sich  die  Sache  ohngefähr  eben  so  ge- 
dacht hat  wie  ich.  'Die  drei  Schlangen  liefen  mit  ihren 
Enden  in  Eins  zusammen  oder  doch  ganz  unbedeutend 
auseinander  und  waren  vermuthlich  in  der  Basis  selbst, 
wie  noch  unter  der  Erde  mit  dieser  Spitze  steckend,  be- 
festigt und  unsichtbar.' 

Meine  zweite  Bemerkung  betrifft  den  Ort,  wo  am 
echten  platäischen  Weihseschenke  die  Inschrift  angebracht 
war.  Die  Quellenschriftsteller  sagen  übereinstimmend  am 
Dreifusse'  im  xa,  roenod,,  z  B.  Thukyd.  1,  132.  Pausan. 
3,  8,  2);  Thukydides  erzählt,  das  Epigramm  des  Pausa- 
nias  sei  ausgemeisselt  worden  ünö  tov  romodog.  bs 
fragt  sich  nun,  ob  man  diesen  Ausdruck  in  strengster 
Bedeutung,  in  weiterer,  oder  in  weitester  zu  fassen  habe; 
denn  allerdings  ist  es  gestattet,  ihn  vom  eigentlichen  Drei- 
fuss,  vom  Dreifuss  mit  der  Schlange,  oder  vom  Dreifuss 
mit  der  Schlange  und  dem  sicherlich  vorhandenen  mar- 
mornen Untersatze  zu  verstehen;  und  wirklich  haben  alle 
drei  Erklärungen  Vertheidiger  gefunden.  Der  ersten  hatte 
ich  mich  angeschlossen,  weil  sie  den  urkundlichen  Wor- 
ten am  meisten  entsprach,  und  der  Kessel  des  Dreitusses 
für  eine  Inschrift  einen  passenden  Raum  zu  bieten  schien. 
Die  zweite  Ansicht  hat  die  SchlangensÜLile  in  Constantino- 
pel für  sich  und  sie  würde  unnmstösslich  sein,  wäre  die 
Echtheit  jenes  Denkmals  ausser  Zweifel  gesetzt;  nur 
müsste  man  dann  annehmen,  dass  die  Worte  'am  Drei- 
fusse' in  zweifacher  Bedeutung  genommen  wären,  denn 
die  erhaltene  Inschrift  stellt  an  den  Schlangen,  wo  sich 
von  dem  ausgekratzten  Epigramm  des  Simonides  keine 
Spur  findet.  Die  dritte  Meinung  vertritt  Curtius  (a.  a.  O. 
S.  379  ff.),  der  die  Inschrift  am  Steinpostamente  anbringt. 
Dass  dieser  Platz  ein  sehr  gewöhnlicher,  ja  der  gewöhn- 
lichste ist,  wird  kaum  in  Abrede  gestellt  werden;  ob  aber 
durch  das  von  Curtius  angeführte  Eine  Beispiel  genügend 
bezeugt  werde,  'dass  gerade  die  Weihinschriften  der  Tri- 


247 


248 


poden  auf  diese  Weise  angebracht  zu  werden  pflegten,' 
ist  minder  sicher.  Jedenfalls  sah  Pausanias  die  eherne 
Schlange  und  die  angenommene  und  zugegebene  Stein- 
basis des  Denkmals,  ohne  einer  Inschrift  zu  erwähnen. 
Stand  diese  auf  der  Basis,  so  konnte  sie  ihm  nicht  ent- 
gehen, und  es  scheint  mir,  dass  gerade  in  diesem  Falle 
sein  Schweigen  schwer  in  das  Gewicht  fällt.  Seine  Auf- 
merksamkeit auf  Inschriften  ist  anerkannt,  und  schwer 
-laublich,  dass  er  die  unsrige  die  als  wichtige  Urkunde 
anzusehen  war,  und  die  ausserdem  als  Inschrift  eine  so 
interessante  Geschichte  hatte,  unbeachtet  übergangen 
haben  sollte.  Dazu  kommt,  dass  er  sich  7,  G,  4  bei  der 
Fra^e,  ob  die  Achäer  an  der  platäischen  Schlacht  Theil 
genommen,  für  die  Verneinung  entscheidet,  und  dafür  seine 
Meinung  lediglich  auf  die  Inschrift  in  Olympia  begründet; 
hätte  er  die  in  Delphi  gekannt,  so  hätte  er  eine  weit 
festere  Stütze  in  dieser  gefunden ,  da  sie  einen  vorzugs- 
weise ofüciellen  Charakter  hatte. 

Diese  Gründe  hauptsächlich  bestimmen  mich,  die  In- 
schrift nicht  an  der  Steiubasis  und  nicht  an  der  Schlange 
anzunehmen,  sondern  da  wohin  der  Wortsinn  der  urkund- 
lichen Stellen  sie  versetzt,  am  Dreifusse  selbst.  Zwar  weiss 
ich,  was  Welcher  (Griech.  Götterlehre  II,  813)  über  un- 
bedingtes Festhalten  in  allen  Fällen  an  der  eigentlichen 
Bedeutung  eines  Ausdrucks  urtheilt,  stimme  auch  gern 
bei,  dass  es  nur  Tadel  verdient,  wenn  man  Sache  und 
Sinn  im  Ganzen  für  nichts  achtet;  dagegen  kann  ich  aber 
auch  die  Methode  kaum  für  die  richtige  halten,  wenn  man 
Sache  und  Sinn  im  Ganzen,  fertig  zur  Interpretation  mit- 
bringen, und  danach  die  eigentliche  Bedeutung  eines  Aus- 
drucks teststellen  oder  modifiziren  wollte.  Da  nun  hier  Sache 
und  Sinn  erst  gesucht  wird,  so  kann  man  in  unserem  Falle 
zur.  Unterstützung  für  die  andern  Gründe  wohl  noch  die 
eigentliche  Bedeutung  des  Ausdruckes  'am  Dreifusse'  gel- 
tend machen,  und  dabei  der  Uebereinstimmung  der  alten 
Quellen  einiges  Gewicht  einräumen. 

Ehe  ich  weiter  gehe,  habe  ich  noch  einen  Punkt  zu 
berühren.  Stellen  wir  uns  den  Verlauf  der  Sache  in  den 
Einzelheiten  vor.  Die  Besorgung  des  Weihgeschenks 
hatte  ohue  Zweifel  der  Oberfeldherr  Pausanias  übernom- 
men; er  hatte  bei  Simonides  das  Epigramm,  bei  einem 
Goldschmied  den  Dreifuss  bestellt  und  diesem  doch  wohl 
die  Inschrift  übertragen.  Die  steinerne  Basis  wurde  in 
Delphi  hergerichtet;  ob  auch  das  Werk  des  Goldschmie- 
des und  des  Erzgiessers  ist  mindestens  zweifelhaft.  Wohnte 
der  Goldschmied  nicht  in  Delphi,  so  ist  es  wohl  das 
wahrscheinlichste,  dass  er  für  die  Inschrift  an  seiner  Ar- 
beit einen  Platz  gesucht  haben  werde;  die  Herstellung 
eines  Steinpostamentes  in  Delphi  war  dann  in  kürzester 
Zeit   besorgt   und   es   blieb   nur  noch  die  Befestigung  des 


Denkmals  übrig.  Was  das  Austilgen  der  Inschrift  betrifft, 
so  ist  die  Wahrheit  der  Erzählung  an  sich  durchaus  nicht 
zu  bezweifeln;  wohl  aber  wird  über  die  Art  der  Austil- 
gung einige  Freiheit  gestattet  sein,  um  so  mehr  da  an 
ein  eigentliches  Ausmeissein,  Auskratzen,  was  fxxoXunxav 
bedeuten  würde,  kaum  zu  denken  ist,  wesshalb  Curtius 
(a.  a.  O.  S.  380)  es  auch  dahin  erklärt,  dass  die  Ober- 
fläche der  Marmorbasis  abgenommen  und  auf  der  frischen 
Fläche  die  neue  Inschrift  eingemeisselt  worden  sei.  Ob 
das  Verfahren  so  einfach  war,  und  ohne  Abnahme  der 
Schlange  mit  dem  Dreifusse  bewerkstelligt  werden  konnte, 
darüber  steht  mir  kein  Urtheil  zu. 

Der  gewöhnlichste  und  in  den  meisten  Fällen  pas- 
sendste Ort  für  die  Inschrift  war  allerdings  an  der  Basis; 
doch  band  man  sich  daran  nicht  so  ausschliessend,  dass 
man  eine  sich  bietende  geeignete  Fläche  am  Kunstwerke 
selbst  verschmäht  hätte.  Bei  Kunstwerken,  welche  von 
weit  her  kamen,  dürfte  letzteres  sogar  ziemlich  das  gewöhn- 
liche gewesen  sein.  Häufig  finden  wir  Inschriften  auf 
Schilden  (Paus.  1,  13,  3.  5, 10,  4.  5,  19,  4.  5,  25,  10);  eine 
Inschrift  befand  sich  an  einem  elfenbeinernen  Hörn  der 
Amaltheia  (Paus.  6,  19,  6);  an  der  Seite  eines  Rosses 
(5,  27,  2)  und  ohne  Zweifel  auch  an  den  Rossen  uud 
dem  Wagen,  G,  10,  7;  eine  Statue,  ein  Weihgeschenk  der 
Thrakischen  Mendäer,  hatte  als  Inschrift  ein  Distichon 
an  der  Hüfte,  5,  27,  12.  Oefter  diente  auch  zur  Auf- 
nahme der  Inschrift  ein  Täfelchen  (nträxtuv),  Schildchen, 
welches  an  dem  Gegenstande  befestigt  wurde,  wie  das  an 
der  Säule  des  Oinomaos  zu  Olympia,  5,  20,  7;  oder 
auch  aus  dem  Material  der  Bildsäule  ausgehauen  war;  so 
das  mvuxiov  ngo  liov  nudöiv  tov'Oqxwv,  5,24,11.  Eben 
so  mag  Pheidias  seine  Inschrift  t'»o  luv  /Jtt)q  joig  noai 
angebracht  haben,  5,  10,  2  und  die  Apolloniaten  ihr  Epi- 
gramm ebenfalls  vnu  tov  ^Jtog  tntg  noai,  5,  22,  3. 

Nach  allem  diesem  wird  sieh  nicht  in  Abrede  stellen 
lassen,  dass  eine  Inschrift  auf  dem  Kessel  des  platäischen 
Dreifusses  recht  wohl  denkbar  sei ;  eben  so  wird  sich 
auch  die  Annahme  eines  Täfelehens  nicht  ohne  weiteres 
verwerfen  lassen.  Aus  diesem  konnte,  unbeschadet  des 
Kunstwerkes,  die  anstössige  Inschrift  leicht  ausgeschlin'en, 
ausgefeilt,  oder  selbst  das  ganze  Täfelchen  durch  ein 
neues  ersetzt  werden.  Es  dürfte  sich  hieraus  dann  erge- 
ben, dass,  die  Unechtheit  der  Schlangensäule  in  Constan- 
tinopel  angenommen,  eine  Nothwendigkeit,  die  Inschrift 
an  das  Steinpostament  zu  versetzen,  keineswegs  vorhanden 
wäre.  Befand  sich  dieselbe  auf  die  eine  toder  die  andre 
Art  am  Dreifusse  selbst,  so  findet  das  sonst  höchst  auf- 
fällige Schweigen  des  Pausanias  eine  genügende  Erklä- 
rung. Schubakt. 


lliezu  die  Abbildung   Tafel  CLX.  CLX1:   Der  vorperikleische  Parthenon. 


Herausgegeben  von   /•.'.   Gerhard. 


Druck   uud   Verlag  von   G.  Reimer. 


249  250 

DENKMÄLER  UND   FORSCHUNGEN. 


Archäologische  Zeitung,  Jahrgang  XX. 


J\@  162  A. 


Juni   1862. 


Die  Balustrade  am  Tempel  der  Athena  Nike  auf  der  Akropolis  von  Athen. 


1.    Die  Balustrade  am  Tempel  der  Athena 
Nike  auf  der  Akropolis  von  Athen. 

Hierzu  die  Abbildung  Taf.  CLXII. 

Als  in»  Jahre  1835  unler  L.  Iloss  Leitung  die 
Trümmer  des  kleinen  Niketempels  auf  dem  West- 
vorsprung  der  kinionisclien  Mauer  aus  der  türkischen 
Baslion,  zu  deren  Errichtung  einsl  der  Tempel  halte 
dienen  müssen,  herausgeschält  wurden,  landen  sich 
nehen  den  Platten  des  Tempelfiieses  auch  Relief- 
fragmente  von  grösserem  Massslabe,  die  von  Ross 
und  den  mit  ihm  vereinigten  Architekten  als  Theile 
einer  Balustrade  erkannt  wurden,  welche  über  dem 
Nordrande  des  den  Tempel  tragenden  nvQyog  hin- 
lief. Nur  zwei  Platten  waren  leidlich  vollständig 
erhalten  und  wurden  von  Ross  in  seiner  'Akropolis 
von  Athen  I  Taf.  13  unter  A  und  B  abgebildet, 
daneben  unter  €  I)  E  die  ausgezeichneleren  der  stär- 
ker beschädigten  Bruchstücke.  Andre  Reste  fanden 
sich  erst  nach  Abschluss  jenes  Werkes  (Ross  arch, 
Aufs.  I,  110),  zu  denen  endlich  die  von  Beule  ge- 
leiteten Ausgrabungen  fünf  neue  Fragmente  hinzu- 
fügten (Beule  Facropole  tf  Äthanes  I,  253).  Der 
grössere  Theil  dieser  Sculpturen  wird  jetzt  in  der 
Cella  des  Niketempels  aufbewahrt;  die  von  Ross 
mit  CDE  bezeichneten  Fragmente  konnte  ich  jedoch 
dort  nicht  finden  und  befürchte  dass  sie  unter  dem 
traurigen  Trümmerhaufen  in  der  Cisterne  östlich 
vom  Erechtheion  zugleich  mit  den  Fragmenten  des 
Erechtheionfrieses  begraben  liegen,  um  dereinst  — 
wer  weiss,  in  welchem  Zustande?  —  aus  dem 
Schulte  hervorgezogen  zu  werden.  Die  mir  be- 
kannten Stücke  sind  demnach  die  folgenden. 

A.  Fast  vollständig,  wenn  auch  nicht  unverletzt  er- 
haltene Platte.  1,05  Meter  hoch,  1,25  Meter  lang.  Eine 
geflügelte,   mit  Chiton    und   Mantel  bekleidete  Nike  sucht 


rechtsliin  eilend  dem  Stoss  eines  Stiers  zu  entweichen, 
den  eine  in  gleicher  Weise  ausgestattete  Gefährtin,  den 
linken  Fuss  kräftig  gegen  ein  Felsstüek  stemmend,  zu- 
rückzuhalten sich  bemüht  (Ross  Akrop.  Taf.  13  A). 

B.  Die  rechte  kleinere  Hälfte  einer  zweiten  Platte, 
1,25  Meter  hoch.  0,58  Meter  breit.  Eine  Nike,  ebenso 
bekleidet,  balanciert  auf  dem  linken  Bein  und  hebt  das 
rechte  empor,  um  die  Sandale  dieses  Fusses  mit  der  Rech- 
ten  abzunehmen   (Russ   Akrop.  Tut".  13BI. 

C.  Torso  einer  weiblichen  Figur,  von  vom  gesehen. 
in  ruhiger  Stellung,  mit  rechtem  Stand-  und  linkem  Spiel- 
bein. Sie  ist  mit  einem  gegürteten  Chiton  bekleidet  (Ross 
Akrop.  Taf.  13  C). 

t).  Rest  einer  bewegteren  Figur  mit  Kreuzbändern 
über  der  Brust,  im  übergeschlagenen  Chiton  und  Mantel; 
sie  eilt  ein  wenig  rechtshin  (Ross  Akrop.  Taf.  13  D). 

E.  Die  von  schöner  Gewandung  bedeckten  überein- 
ander geschlagenen  Beine  einer  rechtshin  sitzenden  Frau, 
welche  einen  für  mich  unkenntlichen  Gegenstand  auf  dem 
Schosse  hält  (Ross  Akrop.  Taf.  13 E). 

F.  Rest  einer  ruhig  stehenden  Figur,  ein  wenig  nach 
links  blickend.  Ueber  dem  Chiton,  der  an  den  Hüften 
einen  starken  Faltenbausch  bildet,  fällt  ein  Diploidion 
herab,  dessen  Falten  von  dem  eingestemmten  linken  Arm 
etwas  nach  der  linken  Hüfte  gezogen  werden;  ein  kleiner 
Ueberwurf  bedeckt  shawlartig  einen  Theil  des  linken  Arms. 
Auf  dem  Kopfe  liegt  ein  Tuch  oder  eine  andre  eigen- 
thümliche  Kopfbedeckung  mit  Seitenlaschen;  auf  jeder 
Seite  des  Hauptes  befindet  sich  ein  kleiner  Ansatz,  wie  von 
Flügeln  (?).  Von  den  ausgebreiteten  Flügeln  sind  grosse 
Theile,  vom  gesenkten  rechten  Oberarm  nur  die  Hälfte, 
vom  rechten  Bein  nur  das  oberste  Stück,  das  linke  bis 
zum  Knie  erhalten.  Das  schöne  Fragment  ist  aus  drei 
Stücken  zusammengesetzt  und  auch  durch  Abgüsse  be- 
kannt.    Höhe  0,72  Meter. 

G  =  Taf.  CLXII,  1  ')•     Eine  linkshin  gewandte  Nike 

')  Die  Zeichnungen  von  Fig.  I  und  2  verdanke  ich  der  Freund- 
schaft des  Architekten   Herrn   C.  Tim ler  aus  Jena. 


251 


252 


deren  Kopf  abgebrochen  ist,  steht  auf  dem  rechten  Beine, 
während  das  linke  leise  gebogen  ist.  Ein  feines  Unter- 
gewand ohne  Aermel  bedeckt  in  leichtem  Fluss  den  Ober- 
körper, ohne  die  schönen  Formen  irgend  zu  verhüllen; 
kaum  in  höherem  Grade  ist  dies  mit  dem  Mantel  der 
Fall,  der  von  den  Hüften  ab  um  die  Beine  füllt  und  von 
dem  linken  Knie  leise  gegen  das  rechte  gepresst  und  da- 
durch gehalten  wird  (dieses  Motiv  ist  auf  dem  Original 
noch  deutlicher  als  auf  der  Zeichnung).  An  das  Bein 
legen  sich  die  Falten  flach  und  gleichsam  nass  an,  wäh- 
rend der  reichere  Faltenwurf  vor  und  hinter  dem  Beine 
die  Flüchen  desselben  umrahmt  und  hebt.  Die  Arme  sind 
horizontal  vorgestreckt,  aber  zum  grössten  Theil  abgebro- 
chen. Der  rechte  Flügel  ist  fast  ganz  erhalten;  an  dem- 
selben sind  zwei  Marmorstützen  bemerklich,  welche  dem 
sonst  ganz  frei  gearbeiteten  linken  Flügel  festen  Halt  ver- 
leihen sollten.  Dieser  war  besonders  verfertigt  und  durch 
Bronzestifte  an  seinem  Ansatz  befestigt,  in  dessen  anre- 
gelmässig abgebrochenem  Rande  sich  drei  entsprechende 
Löcher  befinden.     Höhe  0,93  Meter.  (Beule  I,  259.) 

H  =  Taf.  CLXII,  2;  0,4G  Meter  hoch.  Von  linksher 
ist  ein  linker  Arm,  zum  Theil  von  einem  Gewandstück 
bedeckt,  damit  beschäftigt  auf  einen  runden  Pfahl,  an  dem 
ein  grosser  runder  Schild  hängt,  einen  sogenannten  korin- 
thischen Helm  zu  setzen;  ein  unten  an  demselben  befind- 
liches Bohrloch  scheint  auf  den  einstigen  Schmuck  eines 
bronzenen  Helmbusches  zu  deuten.  Hingewiesen  ist  auf 
dies  Fragment  von  Ross  arch.  Aufs.  I,  116  Anm.  2. 

/.  Ein  merkwürdiges,  0,47  Meter  hohes  Fragment,  auf 
dem  nur  die  verstümmelten  Reste  eines  Kopfes  nebst  der 
rechten  Schulter  und  den  angrenzenden  Theilen  erhalten 
sind.  Die  Figur  blickte  rechtshin  (vom  Beschauer);  den 
Kopf  bedeckte  ein  Helm,  von  dem  sich  ein  deutlicher  Rest 
im  Nacken  erhalten  hat;  von  der  Schulter  fällt  ein  sehr 
feines  schlichtes  Gewandstück  über  die  Brust  herab,  an 
dessen  Saum  drei  tiefe  Bohrlöcher  auf  die  Annahme  einer 
einst  mit  bronzenen  Schlangen  besetzten  Aigis  führen.  Der 
rechte  Oberarm,  über  und  unter  welchem  ein  flatterndes 
Gewandstück  sichtbar  wird,  ist  horizontal  vom  Körper  ab- 
gestreckt, vielleicht  um  einen  Speer  aufzustützen.  Von 
Flügeln  ist  nichts  zu  bemerken.  Dein  Original  gegenüber 
hielt  ich  es  nicht  für  unwahrscheinlich,  dass  zu  derselben 
Figur  gehöre 

K,  der  Rest  der  Beine  einer  rechtshin  gewandten 
Figur,  vom  langen  Chiton  umwallt,  an  dem  zum  Theil 
erhaltenen  linken  Unterarm  ein  Bruchstück  des  grossen 
runden  Schildes.     Höhe  0,45  Meter. 

L.    Reste    des  gebogenen   linken   Armes  einer  Figur 


mit  fliegenden  Gewändern,  einen  Schild  tragend;  ein 
Stück  des  grossen  Flügels  ist  sichtbar.  0,45  Meter  hoch. 
(Beule  I,  253.) 

M.  0,43  Meter  hoch.  Brust  Flügel  und  Leib  einer 
Nike,  die  einen  grossen  unten  glatten,  oben  gewandähn- 
lichen Gegenstand  auf  den  Armen  vor  dem  Leibe  trägt 
und  gleichsam  präsentiert.  (Beule  I,  253.) 

N.  Räthselhaftes  Fragment,  0,42  Meter  hoch.  Wahr- 
scheinlich ist  es  ein  Stück  eines  Pfahles,  wie  auf  H,  mit 
zwei  Bohrlöchern  unter  einander  an  seiner  Vorderseite; 
von  einem  Gewände  umwallt. 

0.  Stück  eines  linken  gewandumhüllten  Beines  und 
unterstes  Ende  eines  Flügels.  Höhe  0,44  Meter.  (Beule 
I,  253.) 

P.  0,45  Meter  hoch.  Ein  linker  Flügel  mit  dem  Rest 
eines  fliegenden  Mantels,  dessen  Saum  gefältelt  ist.  (Beule 
I,  253.) 

Billige  andre  Bruchstücke  sind  noch  unbedeu- 
tender oder  noch  weniger  kenntlich.  Die  angeführ- 
ten Fragmente  weiden  geniigen  um  die  von  Ross 
S.  18  angeregte  und  von  Beule  S.  260  aufgenom- 
mene, aber  nicht  geförderte  Frage  der  Entscheidung 
naher  zu  bringen,  ob  wir  in  dem  Relief  der  Balu- 
strade eine  einzige  zusammengehörige  Handlung  oder 
eine  lose  an  einander  gefügte  Reihe  einzelner  Scenen 
zu  erkennen  haben.  Hierfür  ist  besonders  das  un- 
scheinbare Fragment  II,  Fig.  2  auf  unsrer  Tafel, 
von  Wichtigkeit,  da  es  klar  ist,  wie  auch  Ross  rich- 
tig erkannt  hat,  dass  dasselbe  zur  Errichtung  eines 
Tropaions  gehört.  Wahrscheinlich  haben  wir  den 
unleren  Theil  desselben  Tropaions  in  dem  Fragment 
N  erhalten.  Die  Errichtung  eines  Tropaions  ist  die 
Spitze  und  gewissermassen  die  Besiegelung  eines 
Sieges,  wodurch  dieser  der  Nachwelt  überliefert  wird; 
sie  bietet  zugleich  der  bildenden  Kunst  einen  präg- 
nanten und  allgemein  verständlichen  Ausdruck  für 
den  errungenen  Sieg  dar.  Ich  glaube  daher  nicht 
zu  irren,  wenn  ich  in  der  Auflichtung  des  Tropaions 
den  Mittelpunkt  der  gesnmmten  Composilion  an- 
nehme. Von  der  zunächst  damit  beschäftigten  Figur 
scheint  nichts  weiter  als  der  linke  Arm  auf  dem 
Fragment  //  erhallen;  dagegen  scheint  mir  die  schöne 
Figur  (/,  Fig.  1  auf  unsrer  Tafel,  von  rechtshcr  in 
gleicher  Weise  beiheiligt  gewesen  zu  sein.  Ich  glaube 
kaum  dass  für  die  Stellung  der  Figur  und  die  Rich- 
tung der  Arme  sich  ein  passenderes  Motiv  wird  fin- 


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den  lassen  als  die  Beschäftigung  mil  der  Ausschmük- 
kung  eines  Tropaions.  Auf  diese  Weise  erhalten 
wir  für  das  vermuthete  Cenlrum  der  Composition 
eine  symmetrische,  schön  abgerundete  Gruppe.  Ver- 
gleichen lässt  sich  damit  z.  B.  eine  in  der  Millelhalle 
der  Propylaien  aufbewahrte  Marmorbasis,  deren  Ab- 
bildung in  der  s(pt]fiegig  ctQxainXnyixij  Heft 27  N.913 
mir  nicht  zur  Hand  ist.  Auf  der  einen  Seite  sind 
zwei  einander  gegenüber  stehende  geflügelte  Niken 
beschäftigt  einen  Dreifuss  hinzustellen;  auf  der  an- 
stossenden  Seile  richten  zwei  gleich  angeordnete 
Siegesgöttinnen  ein  Tropaion  mit  Helm  Schild  und 
Gewand  auf,  und  von  einer  dritten  entsprechenden 
Gruppe  erkennt  man  daneben  noch  einen  Rest.  — 
Vielleicht  brachte  die  Siegesgöttin  auf  M  einen  neuen 
Gegenstand  zur  Ausschmückung  des  Tropaions  her- 
bei, vielleicht  auch  irgend  etwas  zum  Opfer  Gehö- 
riges. Denn  auf  ein  Opfer  weist  deutlich  die  Platte 
A  hin,  auf  welcher  zwei  geflügelte  Genossinnen  den 
nach  altem  Kunslbrauch  bedeutend  kleineren  Opfer- 
stier herbeibringen.  Vielleicht  sollte  die  ruhig  da- 
stehende Nike  mit  bedecktem  Haupte  (/)  das  Opfer 
vollziehen.  Stieropfernde  Niken  sind  ja  nichts  Seltenes 
und  unter  anderen  auch  in  vielen  Marmorwerken  er- 
halten, welche  O.Jahn  (arch.  Ztg.  1850  S.  207)  auf 
ein  Original  Myrons  zurückzuführen  geneigt  ist.  We- 
niger deutlich  ist  es,  in  welchem  Verhältniss  zu  der 
gemeinsamen  Siegesfeier  die  Handlung  der  Sandalen- 
löseiin  B  stand;  ist  sie  vom  raschen  Fluge  eben 
angelangt  und  löst  sich  nun  die  xalct  ntdila?  denn 
bedeutungslos  wird  das  Motiv  in  dem  ganzen  Zu- 
sammenhang der  Darstellung  schwerlich  sein ').  lieber 
die  kleinen  Bruchstücke  lässt  sich  natürlich  nichts 
Sicheres  sagen;  auffallend  ist  es  nur  dass  das  rechts- 
hin  gewandte  Fragment  einer  sitzenden  Figur  (E) 
nach  der  von  Boss  S.  IS  angegebenen  sicheren  Spur 
das   äusserste    rechte    Ende    der    ganzen    Balustrade 

*)  Zur  Vcrgleichung  früherer  Auffassung  dient  l'reller's  Aeusse- 
rung  über  diese  'zur  Siegesfeier  ...  in  Processen  geurdneten'  Ni- 
ken. In  seiner  griechischen  Mythologie  (I.  S.  287  =  380  d.  n.  A.) 
heisst  es  wie  folgt:  'Eine  schreitet  mit  weit  geöffneten  Flügeln 
voran,  eine  andere  folgt  einen  widerstrebenden  Stier  am  Strick  zum 
Opfer  heranzerrend,  eine  dritte  trägt  einen  Candelalier  wie  sie  zu 
den  Weihrauchsopfern  gebraucht  wurden,  eine  vierte  lost  in  höchst 
anmuthiger  Stellung  die  Sohle  von  ihren  Füssen,  wohl  um  in  den 
Tempel  zu  treten.'  A.  d.  II. 


einnahm,  wo  die  von  ihren  Gefährtinnen  abgewandte 
Nike  westwärts  hinausblickte  auf  die  hafenreiche 
Halbinsel  des  Peiraieus,  die  Wiege  attischer  Grösse, 
und  auf  Salamis,  den  Schauplatz  des  glänzendsten 
aller  griechischen  Siege.  Aber  zwei  Fragmente 
scheinen  noch  einer  Deutung  fähig  und  nicht  ohne 
Bedeutung  für  das  Ganze.  Während  alle  übrigen 
Bruchstücke,  wenn  sie  überhaupt  die  betreffenden 
Theile  erhalten  haben,  geflügelte  Siegesgöttinnen 
in  mannigfachen  Beschäftigungen  zeigen,  erblicken 
wir  in  /  und  dem  vermulhlich  dazu  gehörigen  h 
eine  allem  Anscheine  nach  ungeflügelte  weibliche 
Figur,  welche  sich  überdies  durch  die  Bedeckung 
ihres  Hauptes  mit  dem  Helme  und  durch  die  Aigis 
auszeichnet.  Das  kann  nicht  füglich  eine  Andre  sein 
als  die  Göttin,  weicher  die  Aigis  von  Rechtswegen 
zukommt,  Alhena;  und  an  diesem  Orte  ist  es  doch 
wohl  die  Inhaberin  des  über  der  Balustrade  sich  er- 
hebenden Tempels,  Athena  Nike  oder,  wie  die  Athener 
sie  ja  auch  nannten,  die  ungeflügelte  Nike.  Diese 
Göttin  ist  hier  an  ihrem  Platze  wo  es  gilt  eine  Sie- 
gesfeier darzustellen;  inmitten  ihrer  beschwingten 
Dienerinnen  steht  sie  da,  welche  den  Sieg  verliehen 
hat  und  welche  nun  auch  durch  die  Siegesfeier  zu- 
meist verherrlicht  wird.  Und  wenn  der  Blick  von 
den  hilzigen  Kampfscenen,  welche  der  Fries  des 
kleinen  Tempels  darstellt,  herabsank,  dann  erschaute 
er  hier  das  Resultat  solchen  Bingens  und  Strebens, 
die  Siegesfeier  unter  der  Leitung  und  zum  Preise 
der  Burginhaberin  Alhena.  — 

Die  Bildwerke  dieser  Balustrade  sind  nicht  ohne 
Nachwirkung  auf  die  spätere  Kunst  geblieben,  aber 
so  dass  die  einzelnen  Molive  in  freierer  Weise  be- 
nutzt und  umgestaltet  wurden;  wie  dies  ja  ein  Haupt- 
zug der  späteren  Kunst  ist  (vgl.  0.  Jahn  sächs.  Ber. 
1861  S.  109 ff.).  Von  den  Siegesgöttinnen  mit  dem 
Stier  (Platte  A)  sind  uns  zwei  Nachbildungen  er- 
hallen. Die  bekanntere  befindet  sich  im  Apollozim- 
mer  des  Belvedere  (No.  94)  und  ist  von  Visconti  im 
Mus.  Pio-Vlem.  V  Taf.  9  herausgegeben  und  be- 
sprochen; sie  ist  jedoch  sehr  stark  restauriert,  indem 
nach  Viscontis  und  Gerhards  (Beschr.  d.  St.  Rom 
II,  2  S.  15S  N.  98)  übereinstimmender  Angabe  fast 
die  ganze  Figur  links,  grosse  Theile  des  Stiers  und 
die   rechte  Hand  der  Figur  rechts  neu   sind.     Weit 


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besser  erhallen  isl  das  zweite  Exemplar,  weiches 
mit  den  medieeischen  Sammlungen  nach  Florenz  ge- 
kommen isl  und  jetzt  im  Kabinet  des  Hermaphro- 
diten in  den  Offizien  unter  N.  331  aulbewahrt  wird. 
Neu  sind  hier  der  Kopf  und  linke  Vorderarm  der 
enteilenden  Figur  rechts,  sowie  das  linke  Hörn  des 
Stieres;  an  der  hemmenden  Figur  scheint  nicht  ein- 
mal der  ganz  herausstehende  rechte  Arm  gebro- 
chen ').  Die  Arbeit  ist  nicht  eben  fein,  aber  mit 
mehr  Schwung  ausgeführt  als  die  des  vaticanischen 
Reliefs.  Beide  Reliefs  gehen  auf  ein  gemeinsames 
Original  zurück,  in  welchem  die  Nachahmung  des 
athenischen  Vorbildes  im  Ganzen  ebenso  wenig  zu 
verkennen  ist,  als  die  freie  Umbildung  im  Einzelnen, 
welche  durch  die  Lösung  der  einzelnen  Scene  aus 
ihrem  Zusammenhange  bedingt  war.  Es  sind  keine 
Niken  mehr,  sondern  gewöhnliche  Frauen;  die 
Schwingen  sind  ihnen  genommen  und  durch  flat- 
ternde Gewänder  ersetzt.  Und  wenn  in  dem  Zu- 
sammenhang des  Baiustradenfrieses  das  Motiv  der 
Herbeibringung  des  sich  bäumenden  Stiers  zum  Sie- 
gesopfer genügte,  so  suchte  der  Nachahmer  in  die 
Einzelscene  eine  neue  Bedeutung  dadurch  zu  legen, 
■lass  er  den  Stier  eines  der  heiligen  Geräthe  gefähr- 
den liess.  In  dem  Florentiner  Relief  hält  die  Figur 
rechts  den  dreiseitigen  Fuss  eines  Candelabers  oder 
kleinen  tragbaren  Altars  in  der  Rechten,  um  ihn  dem 
Andrang  des  Stieres  zu  entziehen;  in  dem  vaticani- 
schen Exemplar  wird  die  (verlorene)  Rechte  der 
entsprechenden  Figur  wohl  in  ähnlicher  Weise  be- 
müht gewesen  sein  den  wankenden  Candelaber  zu 
stützen.  Weniger  gerechtfertigt  als  das  Weglassen 
der  Flügel  und  das  Hinzufügen  dieses  IMolives  sind 
andre  in  der  Nachbildung  vorgenommene  Aenderun- 
gen;  das  kräftige  Gegenstemmen  des  linken  Beines 
gegen  den  Felsblock  in  der  Figur  links  ist  in  eine 
durchaus  nicht  zweckentsprechende,  tanzmässig leichte 
Bewegung  umgewandelt;  der  von  den  Beinen  herab- 
gleitende Mantel  in  der  Figur  rechts  ist  weggelassen 

*)  Dem  medieeischen  Itclief  soll  nach  Visconti  die  ganze  Figur 
rechts  fehlen,  wogegen  eine  vollständige  lieplik  in  der  farnesischen 
N.'iuimlung  gewesen  sei.  Da  das  Florentiner  Exemplar  vollständig  ist, 
in  Neapel  sich  Keine  Wiederholung  linilet  und  hei  der  Abfassung  des 
fünften  Bandes  üe*  Mut.  Pio-Clem.  jene  heiden  Sammlungen  nicht 
mehr  in  Rom  waren  (Visconti  spricht  v.m  beiden  im  Imperfcct),  so 
bin  ich  geneigt  mit  Gerhard  eine  Verwechslung  Viscontis  anzunehmen. 


und  statt  des  zauberhaft  leichten  Hauches,  welcher 
das  Gewand  der  athenischen  Nike,  besonders  das 
Diploidion  ihres  Chitons,  fächelt,  treibt  ein  gewalt- 
samer Windstoss  den  Chiton  der  geängsteten  Sterb- 
lichen zur  Seile  (dies  letztere  Verhältniss  tritt  auf 
den  Originalen  noch  weit  deutlicher  hervor  als  in 
den  Abbildungen).  —  Einer  ganz  ähnlichen  Umbil- 
dung sehen  wir  die  sandalenlösende  Nike  (li)  unter- 
worfen auf  einem  interessanten  Marmorrelief  der 
Münchener  Glyptothek  (Niobidensaal  N.  145)  von 
penlelischem  Marmor3)  und  guter,  anscheinend  grie- 
chischer Arbeit,  aber  angeblich  unteritalischer  Her- 
kunft, welches  kürzlich  von  C.  von  Lützow  in  sei- 
nen 'Münchener  Antiken  Taf.  9  bekannt  gemacht 
und  einsichtsvoll  besprochen  ist.  Auf  der  rechten 
Seile  des  Reliefs  sehen  wir  eine  mit  ungegürletem 
Chiton  und  Manlel  bekleidete  Frau,  deren  Haare  von 
einer  eigentümlichen,  auf  griechischen  Grabreliefs 
ähnlich  wiederkehrenden  Mütze  bedeckt  werden,  auf 
dem  linken  Beine  balancieren,  worin  sie  durch  die 
Haltung  des  linken  Arms  unterstützt  wird,  während 
die  Rechte  nach  einem  Stück  Tuch  greift,  das  nie- 
dergefallen und  zwischen  den  Zehen  des  empor- 
gehobenen rechten  Fusses  hängen  geblieben  ist.  Dabei 
blickt  sie  zu  einer  die  Mille  des  Bildes  einnehmenden 
bärtigen  Herme  auf,  welche  von  linksher  von  einer 
nur  mit  dem  ungegürleten  dorischen  Chiton  beklei- 
deten Genossin  mit  einer  Binde  geschmückt  wird. 
Die  Uebereinslimmung  der  erstgenannten  Figur  mit 
der  ihre  Sandale  abnehmenden  Nike  erstreckt  sich 
nicht  nur  auf  die  gesamte  Stellung,  sondern  reicht 
sogar  zum  grossen  Theil  bis  in  di^  Einzelheiten  des 
meisterhaften  Faltenwurfes4);  auch  scheint  nach  den 
Ansalzspuren  der  Kopf  der  Nike  nicht  gesenkt,  son- 
dern ähnlich  wie  bei  ihrem  Nachbilde  gehoben  ge- 
wesen zu  sein.  Dagegen  fehlen  der  Frau  des  Mün- 
chener Reliefs,  ebenso  wie  denen  der  oben  genannten 
vaticanischen  und  Florentiner,  die  Flügel;  und  die 
Umwandlung  des  Lüsens  der  Sandale  in  das  klein- 

')   So  erschien  er  mir;  nach  Lützow  ist  er  'wahrscheinlich  aar 
rarisch'. 

*)  Dagegen  zeigt  sich  der  Unterschied  zwischen  lebendigem  Ge- 
fühl für  die  Gewandung  und  künstlichem  Zurechtlegen  der  Kalten  in 
dem  von  der  rechten  Schulter  herahgcglittenen  Gewände,  das  auf 
dem  Original  ebenso  schön  und  natürlich  fallt,  wie  es  auf  der  Nach- 
bildung gezwungen   und  in  fast  unmöglicher  Lage  erscheint. 


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liclie  Motiv  des  zwischen  den  Zehen  eingeklemmten 
Tuches  ist  nichts  weniger  ;ils  glücklich.  Auch  be- 
merkt Lülzow  mit  Recht,  aus  der  Entlehnung  der 
einzelnen  Figuren  erkläre  sich  die  geringe  Abrundung 
der  lose  zusammengestellten  Gruppe  und  das  Be- 
deutungslose der  Composition  im  Vergleich  mit  den 
Hauptmotiven  der  einzelnen  Figuren  und  deren  Durch- 
bildung. Wenn  derselbe  Gelehrte  aber  in  der  zweiten 
Figur  des  Münchener  Reliefs  eine  freie  Nachbildung 
der  auf  Taf.  CLXII,  1  abgebildeten  Nike  erblickt, 
so  hat  ihn  sein  Gedächlniss  getauscht,  indem  er  die 
jetzt  von  mir  publicirte  Zeichnung  nur  kurze  Zeit 
hatte  sehen  können.  Dagegen  wird  bei  der  nach- 
gewiesenen Nachbildung  einzelner  Figuren  des  Nike- 
frieses in  späteren  Kunstwerken  überhaupt,  sowie 
insbesondere  bei  der  Entlehnung  der  einen  Figur 
des  Münchener  Reliefs  von  eben  jenem  Fries  die 
Vermulhung  nicht  gewagt  sein ,  dass  auch  die 
zweite  Figur  desselben  ihr  Vorbild  ebenda  gehabt 
habe;  nur  dass  wir  dasselbe  nicht  in  unsrer  Nike 
G  erkennen,  sondern  in  einer  der  verloren  ge- 
gangenen Niken,  am  wahrscheinlichsten  wohl  in 
derjenigen,  welche  das  Tropaion  von  linksher  auf- 
zurichten beschäftigt  war  (II).  Die  Errichtung  des 
Tropaions  wäre  dann  also  in  eine  Hermenschmük- 
kuug  verwandelt  und  die  Sandalenlöserin  durch  die 
hinzugethane  Binde,  welche  wohl  auch  zum  Schmuck 
des  Gottes  dienen  sollte,  mit  diesem  neuen  Mittel- 
punkt der  umgewandelten  Composition  in  Verbindung 
gesetzt.  — 

Ich  bemerke  jetzt  noch  Einiges  über  die  Aus- 
führung der  Nikereliefs.  Dieselben  sind  natürlich 
aus  pentelischem  Marmor  gearbeitet.  Wo  die  Gren- 
zen des  Basreliefs  innegehalten  sind,  erhebt  sich 
dasselbe  kaum  mehr  als  0,12  Meter  aus  der  Grund- 
fläche; aber  grosse  Theile  der  Figuren  sind  im 
Haulrelief  gearbeitet  oder  auch  ganz  von  der  Fläche 
gelöst,  so  zumal  Köpfe  Arme  und  Füsse,  daher  denn 
auch  manche  Theile  verschwunden  sind  ohne  eine 
Spur  zu  hinterlassen.  Bisweilen  ist  zur  Befestigung 
vorstehender  Theile  der  Marmor,  der  diese  mit  dem 
Grunde  verband,  der  ganzen  Länge  nach  stehen  ge- 
lassen; andre  Male  genügten  einzelne  Stützen,  wie 
in  G,  wo  überdies  der  frei  gearbeitete  Flügel  durch 
Bronzezapfen    mit  den  solideren  Theilen   verbunden 


war.     Das  Relief  ist   mit   grosser  Meisterschaft  und 
Kühnheit    behandelt,    die   Schaltenpartien    sehr    tief, 
namentlich  mit  Hülfe  des  Bohrers,  ausgehöhlt,  damit 
bei    der   nicht    unbedeutenden   Höhe    der  Aufstellung 
über  dem  Gesichtspunkt  die  Wirkung  doch  deutlich 
und  schlagend  sei.    Bronze  ist  mehrfach  angewen- 
det, nicht  blos  zur  Befestigung  einzelner  Theile  (G), 
sondern   auch    zum  Schmuck,   bei   den  Knöpfen  die 
das  Gewand  auf  den  Schultern  zusammenhallen  (F), 
am  Gürtel  (A  C),  bei  den  Schlangen  der  mulhmass- 
lichen  Aigis  (/),  an  dem  vermeintlichen  Tropaion  (A), 
zum    Helmbusch  (//).     Der    Gewandsaum    erscheint 
bisweilen  zierlich  gefältelt  (/l?  und  P),  wie  an  vielen 
Figuren    des  Parthenonsfrieses   und    unzähligen  grie- 
chischen und  römischen  Bildwerken.    Beachtenswerlh 
ist   es   dass   die  Flügel    verschieden    behandelt   sind. 
Bald  sind  die  Federn  deutlich  in  flachem  Relief  aus- 
geführt, so  bei  F  und  P,  bei  G  am  oberen,    linken 
Flügel,    bald   ist   nur   der  untre  Rand  federartig  an- 
gegeben (GL),    meist   aber   die   ganze  Fläche  ohne 
solche  Andeutung  gelassen;  und  zwar  nicht  blos  wo 
dieselbe  verdeckt  war,  wie  in   G,  sondern  auch  wo 
sie    offen    da    liegt,    wie  in  AHM.     Wenn  wir  nun 
noch    überdies    bemerken    dass    der   untre  Rand    des 
rechten  Flügels    an    der  Nike   rechts   auf  der  Platte 
A  gar   nicht   durch   die  Sculptur    bezeichnet  ist,   so 
weiden  wir  zu  der  Annahme  gedrängt,  dass  hier  wie 
an  den  grossen  Flächen  der  Flügel  Bemalung  an- 
gewandt gewesen  sei.     Dazu  stimmt  eine  andre  Be- 
obachtung.    Die  nackten  Theile  der  Frauen  sind  an 
den  gut  erhaltenen  Stücken,   namentlich   an   dem  in 
seiner  Oberfläche  am  wenigsten  verletzten  Fragment 
li,  sorgfältig  geglättet   und  wahrscheinlich  in  Folge 
des   dabei    beobachteten    Verfahrens    (mit  Hülfe  von 
Wachs?)  ein  Weniges  wärmer  im  Ton,  als  die  Ge- 
wänder,  die  unbearbeiteten  Flügel,   die  Grundfläche 
des  Reliefs,    welche    alle  rauh  gelassen  sind.     Das- 
selbe   ist    an    vielen    griechischen   Reliefs  (nicht,  so- 
weit   ich    bemerkt   habe,    an  denen  vom  Parthenon) 
und  auch    an  vielen  pompeianischen  Statuen  zu  be- 
merken, an  welchen  letzleren  dann  sich  häufig  noch 
Farbenspuren  an  den  Gewandsäumen  erhalten  haben. 
Es  liegt  nahe,  auch  für  die  Flügel  und  vielleicht  für 
die   Gewandung    oder   einzelne   Theile   derselben    an 
unsren  Reliefs  Bemalung  anzunehmen,  wo  sich  dann 


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die  Verschiedenheit  der  Behandlung  sehr  natürlich 
erklären  würde;  ob  etwa  auch  der  Stier  gefärbt  war, 
möchte  ich  nicht  entscheiden:  an  den  olympischen 
Metopen  im  Louvre  ist  der  Stier  noch  jetzt  ganz 
braunroth,  der  Löwe,  wie  es  scheint,  bräunlich  gelb. 
F.inen  direkten  Beweis  für  Bemal ung  an  unsren  Re- 
liefs würden  ein  paar  deutliche  rothe  Striche  geben, 
welche  hinter  dem  Kopfe  der  Sandalenlöserin  11  auf 
ihrem  rechten  Flügel  sichtbar  sind,  wenn  deren  Echt- 
heit über  allen  Zweifel  erhaben  wäre.  Beule,  wel- 
cher, soviel  ich  weiss,  zuerst  auf  diese  Spuren  auf- 
merksam gemacht  hat  (1, 257 ff.),  ist  der  Vermulhung 
nicht  abgeneigt,  dass  ihr  Urheber  noch  am  Leben 
sei.  So  viel  ist  gewiss:  wenn  die  Strichelchen, 
welche  ja  wohl  Haarlocken  darstellen  sollen,  modern 
sind,  so  sind  sie  sehr  raffinirt  auf  Betrug  gemalt; 
denn  wo  sie  an  verletzte  Stellen  des  Marmors  slossen, 
ist  ihre  Grenze  ebenso  scharf  wie  der  Rand  des 
unversehrten  und  des  zerstossenen  Steines.  Aber 
unbedingt  für  alt  möchte  ich  sie  deshalb  doch  nicht 
halten  und  am  wenigsten  auf  sie  allein  die  Annahme 
von  Bemalung  begründen.  — 

Wo  die  Balustrade  aufgestellt  war,  ist  noch 
deutlich  zu  erkennen.  In  der  auf  unsrer  Tafel  unter 
no.  3  beigefügten  Skizze,  die  mit  Benutzung  eigener 
Aufzeichnungen  nach  Lebouteux  Plan  bei  Beule  I 
Taf.  2  entworfen  ist ,  habe  ich  den  westlichen  Vor- 
sprung der  kimonischen  Mauer,  den  nvqyoo,  des 
Niketempels  mit  Einschluss  des  Südflügels  der  Pro- 
pylaien,  in  seinem  jetzigen  Zustande  angegeben  5). 
Von  der  Nordecke  des  Tempels  aus,  wo  das  Frag- 
ment E  mit  seiner  Rückseite  den  Stufen  des  Stylo- 
bats  angepasst  war,  zieht  sich  die  deutliche  Spur 
der  Balustrade  über  dem  Nordrande  des  Vorsprungs 
hin  östlich  bis  zu  der  kleinen  Treppe,  welche  den 
Niketempel  mit  dem  Hauptaufgang  zu  den  Propy- 
laien  in  Verbindung  setzt,  liier  bog  die  Balustrade 
um  gegen  Süden  und  ihre  Spur  lässt  sich  auf  der 
östlichsten  Marmoi  platte  und  der  daranslossenden 
Porosplatte  des  Pflasters  noch  eine  Strecke  weiter 
verfolgen;    wahrscheinlich  erstreckte  sie  sich  bis  an 

s)  Die  Schraflirung  von  links  unten  nach  rechts  oben  deutet 
auf  modernen  Ursprung,  diejenige  von  links  oben  nach  rechts  unten 
zeigt  an,  dass  das  Material  statt  des  sonstigen  Marmors  ntÖQrvos 
Leios  ist. 


die  Nordecke  des  Tempels.  Die  einzelnen  Platten 
waren  durch  0,26  Meter  lange  metallene  Klammern 
von  dieser  Form  [— |— |  mit  einander  verbunden,  und 
auf  dem  oberen  Rande  der  Platten  sind  in  regel- 
mässigen Abständen  von  0,12  Meter  runde  Löcher 
von  0,02  Meter  Durchmesser  angebracht,  welche  ein 
Metall  gilt  er  trugen.  Auf  diese  Weise  entstand  ein 
abgeschlossener  dreieckiger  Raum,  welcher  sich  sehr 
zweckmässig  zur  Aufbewahrung  von  Weihgeschen- 
ken und  dergleichen  verwenden  liess,  wozu  bei  grös- 
seren Tempeln  die  gewöhnlich  gleichfalls  vergitterten 
Vorhallen  und  Opislhodome  ö)  dienten.  Ks  ist  also 
klar,  was  freilich  auch  aus  dem  Charakter  der  Sculplur 
erhellt,  dass  die  Balustrade  wenigstens  nicht  vor  Er- 
bauung des  Tempels  der  Athena  Nike  errichtet  ward. 
Wann  aber  ward  dieser  Tempel  erbaut?  Mir  scheint, 
Alles  wohl  erwogen,  die  Ansicht  von  Ross,  der  ihn 
(S.  10)  von  Kimon,  wahrscheinlich  nach  der  Schlacht 
am  Eurymedon,  errichtet  sein  lässt,  die  wahrschein- 
lichste, und  zwar  nicht  sowohl  weil  ich  glaubte  dass 
er  sonst  unter  den  Bauwerken  des  Perikles  aufge- 
führt sein  müsse,  als  wegen  einiger  im  Tempel  und 
seiner  Umgebung  liegenden  Gründe,  die  meistens 
schon  von   Beule  I,  202  ff.  richtig  angedeutet  sind. 

Vor  Kimon  kann  der  Tempel  nicht  gebaut 
sein,  weil  er  auf  dem  Westvorsprung  der  erst  von 
diesem  aufgeführten  Südmauer  der  Akropolis  steht. 
Er  ist  aber  noch  vor  den  Propylaien,  also  vor 
137  v.  Chr.,  erbaut,  weil  bei  der  Anlage  der  Pro- 
pylaien auf  ihn  Rücksicht  genommen  ward.  Dieses 
ergibt  sich  daraus  dass  der  Südflügel  der  Propylaien 
kürzer  ist  als  der  nördliche  mit  der  sog.  Pinakothek. 
Die  mit  Ross  vereinigten  Architekten  scheinen  nach 
dem  auf  Taf.  4  ihres  Werkes  gegebenen  Aufriss  frei- 
lich andrer  Meinung  gewesen  zu  sein,  aber  entschie- 
den mit  Unrecht.  Denn  die  Südwand  des  Südflügels 
schliesst  gegen  Westen  mit  einer  Ante  ab,  welche 
beweist  dass  die  Mauer  sich  nie  weiter  erstreckte  als 
jetzt.  Beule  hält  I,  178  diese  Ante  für  den  Pfosten 
einer  Thür,  die  südwärts  aus  dem  Südflügel  heraus- 

6  Sparen  solcher  Vergitterung  bemerkt  man  noch  an  den  Säu- 
len vieler  Tempel.  Sic  war  zum  Tlieil  an  unsrem  Niketempel  vor- 
handen Ituss  Akrop.  S.  11),  ferner  z.B.  am  Parthenon,  am  Pronaos 
des  Tempels  auf  Sunion,  am  Tempel  auf  Aigina,  am  Pronaos  des 
Tempels  von  Nemca. 


261 


262 


führte.    Aber  erstens  ist  eine  Ante  mit  ihrem  Kapital 

als  Thürpfosten  etwas  Unerhörtes  —  alle  Thiiren 
z.  B.  in  den  Propylaien  selbst  sind  anders,  ebenso 
im  Parthenon  und  Erechlheion  ■ — ,  und  zweitens 
würde  die  Tbür  ungewöhnlich  hoch  sein,  da  das 
einfache  Antenkapiläl  sieh  in  gleicher  Höhe  befindet 
mit  den  Kapitalen  der  Säulen  und  mit  dem  Anten- 
kapitäl  an  der  Mauer  der  Pinakothek  ').  Zugleich 
zeigen  die  in  dem  Fussboden  regelmässig  angebrach- 
ten Löcher,  dass  von  dieser  Ante  aus  ein  Gitlerver- 
schluss  nordwärts  gegen  die  dritte  Säule  sich  hinzog 
und  hier  also  die  Grenze  des  Gebäudes  war.  Die 
Spuren  werden  in  der  Mille  durch  ein  sorgfältig  ge- 
arbeitetes, leise  vertieftes  Quadrat  unterbrochen,  in 
welches  ein  Pfeiler  eingelassen  gewesen  zu  sein 
scheint.  —  Wir  sehen  also  dass  der  Südflügel  der 
Propylaien  gegen  Westen  nicht  so  weit  vorsprang 
wie  der  Nordflügel,  dessen  Westmauer  mit  ihrer 
Ante  ich  am  Rande  bei  b  ihrer  Lage  nach  ange- 
deutet habe;  und  ferner  dass  der  Verschluss  des 
Südflügels  gegen  Westen  nicht  durch  eine  massive 
Mauer,  sondern  durch  ein  Gitter  bewerkstelligt  war. 
Wozu  dies?  Weil  man  dem  schon  vorhandenen  klei- 
nen Tempel  der  Alhena  Nike  nicht  zu  nahe  rücken 
und  weil  man  ebenfalls  nicht  durch  eine  massive 
Mauer  auf  denselben  drücken  wollte.  Ein  weiterer 
Beweis,  der  mir  entscheidend  scheint,  ist  in  der  Pfla- 
sterung des  Raumes  zwischen  dem  Propylaiensüd- 
flügel  und  dem  Tempelchen  zu  finden.  Unmittelbar 
westlich  von  dem  Propylaienflügel  sieht  man  in 
gleicher  Orienlirung  mit  diesem  die  Porosblöcke  lie- 
gen ,  welche  diesem  Bau  zum  Fundament  dienten ; 
aber  hart  an  dieselben  stossen  die  Marmorplatten, 
welche  ihrer  Richtung  nach  zum  Niketempel  gehören "). 
Wenn  die  gewöhnliche  Annahme  richtig  ist,  nach 
welcher  der  Südflügel  gleich  weil  vorsprang  wie  der 

")  Wie  unter  ähnlichen  Verhältnissen  eine  solche  Nelienthiir  aus- 
sieht, kann  die  neuerdings  aufgedeckte  und  durch  ihr  nnoaioftiaiov 
merkwürdige  Thür  in  der  Nordhalle  des  Erechtheiuns  zeigen,  vgl. 
7ii>a/.ir/.a  iijf  hil  tuu  'Eotyjhluv  fniT()onijg  Taf.  4.  Arch.  Ztg. 
1858  Taf.  1  Fig.  3.  Uütticher  in  Erbiums  Ztsclir.  für  das  Bauwesen 
IX  Taf.  L. 

s)  Der  Porosblock  hei  n  springt  etwas  über  den  umherliegenden 
Platten  und  Blocken  hervor.  Es  scheint  dass  dein  nördlichen  Bande 
der  Terrasse  entlang  die  Pflasterung  sich  nach  diesem  richtete,  wie 
dies  ja  auch  in  dem  Stück  zwischen  diesem  Bande  und  dem  Tempel 
der  Fall  ist. 


nördliche  (also  bis  zur  südlichen  Verlängerung  der 
mit  b  bezeichneten  Ante),  so  war  ein  Theil  dieses 
Marmorpflasters  von  dem  Südflügel  bedeckt.  Aber  wie 
nachlässig  würde  man  verfahren  sein,  wenn  man 
eine  so  schwere  Mauer  auf  so  dünne  Marmorplatlen 
basirt  hätte!  Und  andrerseits  wie  ist  es  zu  erklären 
dass  jene  vermeintliche  Weslwand  nicht  die  leiseste 
Spur  auf  jenen  Platten  hinterlassen  haben  sollte?  9) 
Ich  halte  mich  nach  dem  Angeführten  zu  der 
Behauptung  berechtigt,  dass  Mnesikles  bei  der  An- 
lage der  Propylaien  den  Niketempel  schon  vorfand. 
Aber  nicht  allein  die  bisher  besprochenen  äusseren 
Gründe  sprechen  dafür,  sondern  ebenso  sehr  der  bau- 
liche Charakter  des  Tempels  selbst.  Schon  Ross 
(S.  lOf)  hat  dies  bemerkt  und  auf  die  Aehnlichkeit 
unsres  Tempels  mit  dem  jetzt  verschwundenen  ioni- 
schen Tempel  über  dem  llissos  hingewiesen,  der 
wohl  allgemein  für  eins  der  ältesten  Beispiele  des 
ionischen  Slyls  gehalten  wird.  Ja,  wie  Ross  nach- 
weist, sind  am  Niketempel  die  Säulen  verhältniss- 
mässig  noch  niedriger  und  das  Gebälk  noch  höher 
als  an  jenem.  Aus  einer  von  E.  Falkener  in  seinem 
mus.  üf  class.  uitt.  I,  169  gegebenen  Tabelle  ent- 
nehme ich  folgende  Zusammenstellung.  In  Säulen- 
durchmessern berechnet  ist  am 

die  Säulen-     die  Gebälk-     das  Interco- 
hühe  höhe  lumnium 

Niketempel     ....     7,684        2,587         1,992 
Tempel  am  Ilissus  .     .     8,238        2,289         2,120 
Erechlheion,  Nordhalle     9,000         2,153 
Erechlheion,  Oslhalle  .     9,334        2,338         1,9:»4 
Hierzu   kommt    nun  noch    dass   die  Verjüngung   der 
Säulen  sehr  stark,  an  dorische  Verhältnisse  erinnernd 
(vgl.  Ross  Taf.  7),  das  Kapital  sehr  gross  und  schwer 
ist  und  dass  die  Säulenbasis  durch  die  Niedrigkeit  des 
unleren  Tonis  etwas  Gedrücktes  und  Ungeschicktes 
hat.     Die   unvergleichliche    Lage    und    die    Kleinheit 
des   Tempels    lässt    über    diese  Eigentümlichkeiten 
einer  älteren  Bauweise  freilich  zuerst  hinwegblicken, 
die  sich  aber  einer  genaueren  Betrachtung  nicht  ent- 
ziehen.    Zumal  der  Vergleich    mit  dem  Erechlheion 
setzt  einen  bedeutend  jüngeren  Ursprung  des  Nike- 
tempels   ausser   Zweifel.      In   das    System   der  peri- 

')  Eine  Schwierigkeit    bietet   allerdings  der   Umstand,    dass  die 
Ante  und  die  Ecksäule  nicht  ganz  in  einer  Flucht  liegen. 


263 


264 


kleischen  Bauten  auf  der  Akropolis  passl  aber  der 
Niketempel  schon  deshalb  nicht,  weil  er  den  Pro- 
pylaien,  wie  wir  sahen,  vielmehr  im  Wege  stand; 
und  so  scheint  es  mir  am  wahrscheinlichsten,  dass 
der  Tempel  von  Kimon  auf  die  Westspilze  seiner 
Südmauer  der  Burg  gesetzt  ward  als  weithin  sicht- 
bares Denkzeichen  seines  Sieges  am  Ettrymedon, 
gegenüber  der  Siegesinsel  Salamis  10).  Eine  Schwie- 
rigkeit, die  ich  nicht  verkenne,  stellt  dieser  Annahme 
der  Stil  des  Tempelfrieses  entgegen,  den  man  sich 
schwer  enlschliessen  wird  vor  die  Zeit  des  Pheidias 
zu  setzen.  Indessen  ist  wohl  zu  erwiigen  dass  die 
letzten  Zeiten  Kimons  und  die  bekannlere  Thäligkeit 
des  Pheidias  unter  Perikles  nahe  aneinander  grenzen; 
dass  Pheidias  (nach  Brunns  mir  sehr  wahrschein- 
licher Anselzung)  um  die  Zeit  der  Schlacht  am  Eu- 
rvmedon  den  Dreissigern  nahe  stand  und  manche 
seiner  Werke  ohne  Zweifel  noch  in  die  kanonische 
Zeit  fallen ;  dass  endlich  zu  manchen  Zeiten  die 
Kunstentwicklung  sich  weit  rascher  vollzieht  als 
sonst  —  ich  erinnere  nur  an  den  Anfang  des  sechs- 
zehnlen  Jahrhunderts,  welcher  sich  in  mancher  Be- 
ziehung mit  den  in  Frage  stehenden  Zeiten  verglei- 
chen lässl.  Und  wenn  ich  auch  an  den  Friesen  der 
Seiten  und  der  liückseile  durchaus  keine  Spuren  von 
Archaismus  erkennen  kann,  so  scheint  mir  doch  der 
Fries  der  Ostfront  von  mangelnder  Freiheit  zu  zeu- 
gen; namentlich  möchte  ich  dafür  gellind  machen 
dass  in  der  weitaus  grössten  mittleren  Partie  jenes 
Frieses  alle  Figuren  isoliit  stehen,  nicht  zu  Gruppen 
vereinigt,  und  dass  sich  einzelne  Motive  (namentlich 
das  attische  Lieblings motiv  der  Frau  im  Diplus  mit 
den  Steilfalten  am  Standbein  und  dem  gebogenen 
andren  Bein)  bis  zum  Ueberdruss,  fast  an  jeder  zwei- 
ten Figur,  wiederholen. 

Wie  dein  nun  aber  aucli  sei,  so  viel  steht  fest 
dass  der  Niketempel  älter  ist  als  die  Propvlaien.  Ist 
denn  nun  aber  auch  die  Balustrade  mit  dem  Tempel 
gleichzeitig  entstanden"1  Dagegen  spricht  der  Stil 
der  Reliefs  sehr  entschieden,  wie  auch   bisher  ziem- 

I  ii r  den  Aristokraten  Kimon  würde  es  auch  nicht  iiliel  pas- 
leo,  dass  pi  einem  Söavov,  als»  doch  wohl mallen  Cultusbilde, 

i  ,    :ii'iiiT   Verehrung   verhall. 


lieh  durchgängig  anerkannt  worden  ist.  Nur  mit 
grossem  Bedenken  spreche  ich  eine  Vermuthung  aus, 
welche  sich  mir  an  Ort  und  Stelle  aufdrängte  und 
zu  der  sich  einige  Andeutungen  auch  bei  Beule  I, 
202  N.  3.  4  linden.  Ist  es  nicht  auffallend  dass  der 
Txvqyog,  auf  dem  der  Tempel  sieht,  im  Nordwesten  mit 
einem  stumpfen  Winkel  von  108|  't  Graden  statt  mit 
einem  rechtwinkligen  wie  im  Südwesten  schliesst?  so 
dass  die  Nordseite  desselben  nun  vortrefflich  in  die 
von  der  Natur  des  Bodens  ziemlich  gebotene  Rich- 
tung des  (späteren)  Propylaienbaues  hineinpassl,  wäh- 
rend bei  dem  vorperikleischen ,  also  auch  noch  zu 
Kimons  Zeit  üblichen  Aufgang  (vgl.  n.  rhein.  Mus. 
In,  217)  eine  solche  Richtung  durch  nichts  geboten 
war.  Und  ist  es  nicht  auffallend  dass  der  Niketem- 
pel nicht  blos  mit  seiner  Rückseite,  sondern  auch  mit 
seiner  Nordoslecke  so  scharf  auf  die  entsprechende 
Fcke  des  Unterbaus  gerückt  ist,  dass  der  so  ent- 
stehende spitz  zulaufende,  dreieckige  Baum  über  dem 
sl eilen  Nordrand  der  Terrasse  etwas  Beengtes,  Aengst- 
licbes  hat?  //  u  a  l()  quelque  chose  cTe'troit,  de 
tjenc,  bemerkt  Beule  sehr  richtig.  Und  doch  war 
ja  Platz  genug,  den  Tempel  ein  wenig  weiter  süd- 
wärts anzulegen.  Beule  spricht  von  den  troces  de 
remaniemenl  qiioffre  cetiu  terrassc,  au  dessous  de 
l'escalit'r  des  PropSflees:  on  dir  alt  i/iion  Vu  Itiille'e 
et  reduiie  pour  l'amener  <t  Valiynement  gencrut, 
et  tjue  ctun  rectaitgle  on  en  a  fall  im  tru/je'ze; 
Ip.s  assises  du  l/as,  en  efjet,  )>tir  lenrs  saillies  in- 
egales et  leur  radesse,  ressembleni  shtgitlidrement 
()  l 'Interieur  (Tun  massif  r/r  maconnerie  qu'ou  uu- 
ruit  mis  u  de'couoerl.  Er  konnte  hinzufügen  dass 
an  der  INordweslecke  der  Bastion  die  Quadern  der 
beiden  untersten  Schichten  (von  oben  gerechnet  der 
16.  und  17.),  nicht  den  Winkel  von  10$'/2  Graden 
zeigen,  sondern  gegen  Norden  ein  wenig  heraus- 
springen und  dann  mit  ihrer  Nordseite  einen  rechten 
Winkel  gegen  ihre  Westseite  bilden.  Haben  wir  hier 
noch  Spuren  einer  ehemals  weiter  vorspringenden,  im 
NW.  rechtwinklig  abschliessenden  Bastion,  auf  wel- 
cher also  der  Tempel  nicht  mit  seiner  Nordwestecke 
den  Nordrand  berührt  hätte,  sondern  hier  im  Norden 
des  Tempels  ein  freier  Platz  gewesen  wäre?  Hier- 
über zu  entscheiden  ist  Sache  der  Architekten,  von 
denen  einer  es  vielleicht  einmal  der  Mühe  werth  hält 
die  auch  sonst  manche  Schwierigkeit  bietende  Terrasse 
auf  diesen  Punkt  hin  zu  untersuchen.  Sollte  sich 
nieine  Vermuthung  bestätigen,  so  würde  daraus  her- 
vorgehen dass  die  Balustrade  nicht  vor  der  Propv- 
laienanlage  errichtet  sei. 

(Sililuss  folgt.) 


Uiezu  die  Abbildung   Tafel  CLXll:  Die  Balustrade  am   Tempel  der  At/tena  Nike. 


Herausgegeben  von  /•:.  Gerhard. 


Druck  und  Verlag  von  G.  Reimer. 


265 


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DENKMÄLER  UND   FORSCHUNGEN. 


Archäologische  Zettung,  Jahrgang  XX. 


M  162  B. 


Juni  1862. 


Die  Balustrade  am  Tempel  der  Athena  Nike  auf  der  Akropolis  von  Athen  (Schluss).  —  Allerlei:     Metrologisches;  Ares 

bei  den  Amazonen;  Zu  Varro;  Erinyenbilder;  Falsche  Münzen. 


I.   Die  Balustrade  am  Tempel  der  Athena 
Nike  auf  der  Akropolis  von  Athen. 

(Schluss.) 

Dasselbe  Resultat  können  wir  aber  auch  auf 
einem  andren  Wege  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit 
erreichen.  So  lange  der  Propylaienbau  des  Mnesikles 
nicht  vorhanden  war  und  der  von  Ross  (arch.  Aufs. 
I,  77)  besprochene  Aufgang  auf  die  Akropolis  hinauf- 
führte, gelangle  man  von  diesem  ohne  Schwierigkeit 
auf  die  ungefähr  gleich  hohe  Plattform  des  Nike- 
tempels,  ohne  dass  es  dazu  der  kleinen  Treppe  be- 
durfte, welche  von  der  Nordseite  der  Plattform  herab- 
fiihrt  und  deren  nicht  vor  Mnesikles  fallender  Ur- 
sprung sich  schon  dadurch  kund  gibt,  dass  der  zur 
Treppe  gehörige  Unterbau  sich  an  die  erst  von 
Mnesikles  errichteten  Substructionen  des  südlichen 
Propylaienflügels  anschliesst.  Bursian  spricht  freilich 
(n.  rhein.  Mus.  10,  513)  dieser  Treppe  alles  Alter- 
thum  ab,  aber  gewiss  mit  Unrecht.  Sie  ist  an  ihrem 
Platze  gut  eingefügt  und  liess  sich  ohne  Schwierig- 
keit in  der  bei  Ross  (Akrop.  Taf.  4)  angedeuteten 
Weise  weiterführen;  wenn  Bursian  dagegen  glaubt 
dass  ein  freier  Raum  zwischen  dem  Unterbau  der 
Propylaien  und  dem  des  Tempels  gelassen  war,  so 
muss  ich  entschieden  widersprechen :  da  wir  gesehen 
haben  dass  die  Marmorpflasterung  des  usQißolog  des 
Niketempels  sich  weiter  gegen  Osten  erstreckte,  als 
jene  Treppe,  so  ist  gar  nicht  abzusehen,  weshalb 
man  hier  ein  solches  kleines  viereckiges  Loch  ge- 
lassen haben  sollte.  Die  Treppe  ward  aber  not- 
wendig, nachdem  durch  den  Bau  des  südlichen  Pro- 
pylaienflügels der  Zugang  zum  Nikelempel  von  Osten 
her  versperrt   war.      Da    nun   die  Balustrade  nicht 


bloss  am  Nordrand  der  Terrasse  hinlief,  sondern  auch 
über  dem  Westrande  des  Treppchens,  so  ist  es  klar 
dass  sie  nicht  vor  Anlage  dieses  letzteren,  also  nicht 
vor  der  Erbauung  der  Propylaien  errichtet  ward.  Ist 
es  nun  wohl  eine  zu  gewagte  Hypothese,  wenn  wir 
die  Entstehung  der  Balustrade  mit  in  den  Bau  der 
ganzen  Propylaienanlage  hineinziehen?  Nach  der  ver- 
mutheten  Reducierung  der  Terrasse  des  Niketempels 
im  Norden  und  nach  der  Anlage  des  besprochenen 
Treppchens  entstand  jener  dreieckige  Raum  über  dem 
Abgrund  —  was  lag  da  naher,  als  ihn  mit  einem 
Geländer  zu  umgeben,  welches  zugleich  jenem  engen 
Baume  den  ängstlichen  Eindruck  benahm  und  zu  der 
Pracht  des  ganzen  neuen  Burgaufganges  einen  neuen, 
zu  dem  Niketempel  vortrefflich  passenden  Schmuck 
hinzufügte?  Der  Stil  der  Reliefs  scheint  mir  nicht 
dagegen  zu  sprechen,  wie  ja  auch  Bursian  (a.  a.  0. 
S.  512)  dieselben  in  die  letzten  Jahre  des  Perikles 
oder  die  nächsten  nach  seinem  Tode  setzen  möchte. 
Die  Reliefs  sind  allerdings  von  grossem  Effekt  durch 
die  Schönheit  der  Motive,  die  Vollendung  z.  B.  der 
Gewandung,  die  Feinheit  der  Ausführung;  aber  etwas 
'Gesuchtes  und  Haschen  nach  Effekt'  (Ross)  kann  ich 
in  ihnen  nicht  finden.  Was  kann  einfacher  sein  als 
die  Sandalenlöserin,  als  unsre  Nike  G,  als  diejenigen 
CEF*  Und  wie  massvoll  ist  die  Haltung  der  den 
Stier  hemmenden  Nike  auf  A,  z.  B.  im  Vergleich 
mit  den  gewaltsamen  und  häufig  gezwungenen  Mo- 
tiven des  unsrer  Annahme  nach  etwa  gleichzeitigen 
Frieses  vom  Apollontempel  zuBassai;  auch  die  Ge- 
wandung der  Nike  rechts  auf  derselben  Platte,  welche 
von  allen  Fragmenten  am  meisten  Freiheit  zeigt,  hat 
in  demselben  Friese  Analogien  genug;  man  vgl.  z.  B. 
das  sehr  ähnliche  Motiv  in  der  Figur  links  anc. 
marbles  IV  Taf.  10,  in  der  Figur  rechts  ebd.  Taf.  8 


267 


268 


und  die  vielen  fliegenden  und  flatternden  Gewänder. 
Der  Unterschied  zwischen  beiden  Friesen  liegt  nicht 
so  sehr  in  der  grösseren  oder  geringeren  Freiheit 
der  Erfindung,  als  in  der  Ausführung,  welche  bei 
dem  Tempel  von  Bassai  handwerksmassig  und  oft 
grob  ist,  bei  dem  attischen  Fries  dagegen  bis  ins 
Einzelne  fein  und  zart. 

Als  feststehend  betrachte  ich  nach  meinen  Er- 
örterungen die  Erbauung  des  Niketempels  vor  437 
v.  Chr.,  und  den  westlichen  Abschluss  des  südlichen 
Propylaienflügels  bei  der  Ante  und  der  dritten  Säule; 
als  sehr  wahrscheinlich  die  Entstehung  des  Nike- 
tempels unter  Kimon;  als  nicht  unmöglich  die 
Errichtung  der  Balustrade  im  Zusammenhang  des 
mnesikleischen  Propylaienbaues. 

Kiel,  April  L862.  Ad.  Michaelis. 


Ueberblick  aller  bisher  bekannten  Endymionreliefs  theils 
deren  Ergebniss  für  die  Darstellungsweise  des  Schlafgottes 
sieh  kundgiebt. 

'1.     Vorhandene  Bildwerke.' 

'Sarkophage  oder  Sarkophagplatten  und  Reste  dersel- 
ben mit  dem  Bild  Luna's  und  des  schlafenden  von  ihr 
besuchten  Endymious  sind  sehr  viele  auf  uns  gekommen; 
grösstenfheils,  wie  gewöhnlich,  in  Rom  zerstreut.  Bekannt 
gemacht  ist  von  diesen  ein  Vatikanischer  ')  und  ein  Ka- 
pitolinischer ')  Sarkophag,  beide  durch  einfach  und  schön 
gedachte  Vorstellung  allen  übrigen  vorzuziehen ;  noch  ein 
Kapitolinischer1),  ausser  seiner  Grösse  und  den  Vorstel- 
lungen des  ursprünglich  fremden  Deckels  durch  die  merk- 
würdige und  figurenreiche,  obwohl  minder  kunstgerechte, 
Hauptseite  ausgezeichnet.  Ein  vierter  des  Hauses  Giusti- 
niani  ist  minder  bemerkenswerth,  als  man  nach  seiner 
häufigen  Bekanntmachung4)  glauben  sollte.  Eine  sehr  be- 
schränkte Vorstellung  des  Mythos  findet  sich  auf  der  Hälfte 
einer  sonst  Rondaninischen  jetzt  Vatikanischen  ')  Sarko- 
phagplatte, deren  andere  Hälfte  des  Peleus  Annäherang 


II.  Nachträgliches  zu  den  Hypnosbildern. 

Bei  neulicher  Erörterung  der  Kunstdarstellungen  des 
Schlafgottes  (Denkm.  u.  F.  no.  157ff.  S.  217fF.)  ward  der 
häufigen  Erscheinung  desselben  neben  dem  unerwecklichen 
Schläfer  Endymion  gedacht.  Es  ward  dabei  (S.  223  Anm. 
23)  auf  Otto  Jahn's  durchgreifende  Bearbeitung  dieses 
Gegenstandes  in  den  archäologischen  Beiträgen  (S.  51  ff.) 
verwiesen,  zugleich  mit  der  Bemerkung,  dass  eine  im 
Jahr  1820  von  mir  verfasste,  von  Jahn  nicht  gekannte, 
Abhandlung  über  eben  denselben ,  im  Wesentlichen  von 
Jahn  erledigten,  Gegenstand  ungedruckt  geblieben  ist.  Bei 
dem  durch  Prüfung  der  Darstellungsweise  des  Ilypnos  neu 
dargebotenen  Anlass  schien  es  mir  jedoch  nicht  überflüs- 
sig,  inline  seit  geraumer  Zeit  zurückgelegte  Arbeit  wie- 
derum einzusehen,  und  da  sie  aus  mehreren  Denkmälern 
welche  Jahn  nicht  kannte  (namentlich  aus  mehreren  von 
Welcker  damals  mir  mitgetheilten  Beschreibungen  Zocgas), 
Nachträge  zu  seiner  Arbeit  zu  liefern  vermag,  so  mögen 
diese  hienäebst  durch  unveränderten  Abdruck  derjenigen 
.u-i   Abschnitte*)    hier  erfolgen,   durch    «eiche  theils  ein 

"|  Der  Inhalt  dieser  Abschnitte  lautete  wie  folgt:  1.  Vorhan- 
dene Bildwerke;  2.  Liina;  3.  Endymion;  4.  Schlafgötter;  5.  Flügel' 
knahen;  C.  Hymen  und  die  Nacht;  7.  Victorien;  8.  Sternenpfade; 
9.  Uebcrtliissige   Sternkunde;     JO.  Ilirlenleben;     11.  Endymion«  Be- 


deutung; 12.  Luna  und  die  Todtengüttin;  13.  Sonnensymbol  des 
Lünen;  14.  Rahmen  der  Endyroionshildcr ;  15.  Deckel;  10.  Sarko- 
phagdcckel  aus  Ostia;  17.  Parallelen. 

')  Sarkophag  im  Vatikan:  Mus.  Pio-Clem.  IV,  IG.  Miliin  Galt. 
XXXIV,  117.  [Vgl.  Welcker  Zeitschr.  S.  374.  Beschr.  Roms  11,2, 
275.  In  Jahn's  Vcrzeichniss  (Archäol.  Beitr.  S.  511.)  mit  B  be- 
zeichnet.] 

')  Sarkophag  im  Kapitol:  Mus.  Capitol.  IV,  24.  Hirt  Bilder- 
buch V,  8,  am  sorgfältigsten  hei  Re  Monum.  del  Campidoglio  II  tav.  4. 
[Vgl.  Beschr.  von  Born  III,  1,  187  IT.  Bei  Jahn  a.  0.  mit  A  bezeich- 
net].    Mit  Querseiten,  Deckel  und  Inschrift. 

3)  Sarkophag  im  Kapitol  mit  Querseiten:  Mus.  Capitol.  IV,  29. 
Re  Monum.  del  Campid.  II,  0.  [Vgl.  Beschr.  Korns  III,  1,  214.  Bei 
Jahn  als  C] 

4)  Relief  Giustiniani,  eingemauert  im  Durchgang  zum  Sei- 
tenlhor  des  Palastes.  Abgebildet  erst  bei  Sandrart,  dann  bei  Gro- 
nov  Tbcsaur.  I.  lab.  0.  Montfaucon  Antin;.  Suppl.  I,  81.  Call. 
Ciustin.  II,  110;  nirgends  aber  genau,  daher  Zoega's  sorgfältige  Be- 
schreibung Hillkommen  bleibt.  [Bei  Jahn  als  E.  Den  Schlafgott  be- 
schreibt Zoega  wie  folgt:  'Morpheus',  vorwärts  gewandt,  Jugendlieben 
Antlitzes  und  reichlichen  Haares,  mit  Schmetterlingsflügeln  an  den 
Schultern,  bekleidet  mit  einer  Aenneltunika  welche  aul'geschürzt 
und  mit  pln •ycischeii  Musen  verbunden  gewesen  zu  sein  scheint. 
(Jeher  dieser  Tunika  trügt  der  Scblafgott  eine  Chlamys.  In  der 
Rechten  halt  er  ein  Hörn  mit  einschläferndem  Saft,  der  gegen  En- 
dymions  rechte  Schlafe  herabOiesst  und  dieselbe  fast  berührt.  Dieses 
Hörn  ist  wie  aufgestützt  auf  Endymious  rechten  Ellbogen  und  lii- 
terarm'  die  Mündung  linkwärts,  die  Spitze  nach  der  Rechten  hin.  In 
der  linken   Hand   halt  Morpheus  den   Rest  eines  Zweiges]. 

')  Relief  Rondanini,  jetzt  im  Vatikan  im  zweiten  der  Bor- 
gia'scben  Zimmer:  Guatlani  Mon.  ined.  1788.  Febbrajo  tav.  2.  [Ger- 
bard Antike  Bildwerke  Taf.  XL,  2.     Bei  Jahn  mit  K  bezeichnet]. 


269 


270 


zur  schlafenden  Thetis  vorstellt.  Ausserdem  ist  eine  grob 
gearbeitete  Sarkophagplatte  von  so  schöner  als  sinnvoller 
Erfindung  im  Klosterhofe  von  S.  Paolo b)  erhalten.  Reich 
an  merkwürdigen  Vorstellungen  ist  ein  grosser  Sarkophag 
im  Casino  der  Villa  Panfili"),  dem  in  den  meisten  seiner 
Besonderheiten  eine  Sarkophagplatte  im  kleinen  Garten  der 
Villa  Borgheee8)  entspricht.  Diesen  theils  früher  theils 
gleichzeitig  mit  diesem  Aufsatz  bekannt  gemachten  Bild- 
werken schlicssen  sieh  noch  manche  andere  an.  Dem  Va- 
tikanischen Sarkophag  sind  zwei  gleichfalls  von  Todten- 
genien  eingeschlossene  Reliefplatten  des  Casino  Ruspigliosi 
gleich  n)  "'AB),  so  wie  ein  zweites  in  Villa  Panfili")  ihm 
fast  entsprechend.  Gleicherweise  kommen  in  reicherer 
Ausführung  des  Hirteulebens  und  der  Anioren  nicht  we- 
nige andere  Reliefplatten   der  Giustinianischen   nahe,  wie 

")  Belief  in  S.  I'aolo  fuori  delle  niura,  im  Durchgang  vum 
Klostcrlml  zum  grossen  Hofraum  aueb  nach  der  Zerstörung  der  Kirche 
übrig  geblieben.  [Abgebildet  in  meinen  Antiken  Bildwerken  Taf.  X\\l\ 
S.  283 f.  Bei  John  als  H].  Bei  Vergleichung  des  Stichs  mit  Zoega's 
in  seiner  überaus  genauen  Weise  verfassteu  Beschreibung  sind  aus 
dieser  letztern  der  rechtwärts  gewandte  Blick  des  Schläfgottes,  Flü- 
gelchen  am  Haupt,  das  einschläfernde  Iliirn  in  der  Rechten  und  die 
kreuzweise  Lage  der  jetzt  verstümmelten  Beine  zu  versichern. 

"j  Sarkophag  mit  Querseiten  im  Casino  der  Villa  Panfili. 
[Hinter  der  Brust  des  Endymion,  vor  dem  Hymcnaeus,  wie  Zoega 
den  der  Mondgöttin  voranschreitenden  geflügelten  Fackelträger  benennt, 
stellt  laut  dessen  Beschreibung  'Hypnos',  beflügelt,  mit  Chlamys, 
geschlossenen  Augen,  gegen  den  Schlafenden  linkshin  gewandt,  die 
Figur  etwas  gesenkt ;  die  Arme  sind  verloren  gegangen.  Neuerdings 
abgebildet  durch  Braun  Marmor«.  I.  8.  Vgl.  Beschr.  Borns  III,  3. 
S.  6291'.     Bei  Jahn  als  G.]. 

■)  Belief  der  Villa  Borgliese,  ohnweit  des  Sees  eingemauert. 
[Bei  Jahn  als  F.  Dieses  stark  hervorspringende  Belief  eines  grossen 
Sarkophags  von  schlechter  Arbeit  war  hinten  in  der  niedrigen  Gar- 
tenwand längs  den  Aquädukten  eingemauert,  so  dass  ich  dessen  in 
meinen  Antiken  Bildwerken  Taf.  XXXVIII  gegebene  Zeichnung  mit 
dein  Original  vergleichen  konnte,  ehe  die  jetzige  Aufstellung  an  einem 
hohen  Bogcnthur  hinter  dem  See  der  Villa  es  fast  unmöglich  machte. 
Um  so  angemessener  ist  es,  die  nichtsdestoweniger  in  Zoega's  Be- 
schreibung obwaltenden  Abweichungen  von  den  Einzelheiten  meiner 
Zeichnung  hier  anzuführen.  Die  rechte  Hand  des  über  Endymion 
gebückten  Schlafgottes,  die  zu  meiner  Zeit  abgebrochen  war,  war  zu 
Zoega's  Zeit  noch  vorhanden  und  hielt  das  gewöhnliche  Dorn;  über 
der  Stirn   des  Jünglings  sah  Zoega  Flügelchen]. 

'')  "')  Reliefplatten  des  Casino  Ruspigliosi,  der  Vatikanischen 
ähnlich:  beide  an  der  Aussenmauer  des  Casino,  eine  hoch  oben,  die 
andre  niedriger  neben  den  Kapitellen.  Vermuthluh  diese  letztere  ist 
von  Zoega  gemeint,  wo  er  (üassir.  II,  93  not.  24)  eine  Platte  jenes 
Ortes  als  die  sorgfaltigste  und  gewichtigste  der  Fndvuiionsvorstellun- 
gen  bezeichnet.  [Vgl.  Beschreibung  von  Hoin  111,2,399.  Von  Jahn 
als   T  und   U  bezeichnet  aber  nicht  verglichen]. 

")  Relief  der  Villa  Panfili;  an  der  hintern  Aussenmauer  des 
Casino  zwischen  den  Fenstern  des  ersten  Stockwerks  zur  Beeilten. 
[Bei  Jahn  als  .V,  unverglichen.  Die  Figur  des  Schlafgottes  beschreibt 
Zoega  wie  folgt:    'Morpheus    mit  Adlersflügcln   an  den  Schultern, 


dies  namentlich  von  eiuer  dritten  der  Villa  Pantili")  und 
von  einer  andern  des  Vatikans  ")  nachzuweisen  ist.  Noch 
andre  Bildwerke,  von  denen  wir  Kunde  haben,  sind  uns 
wegen  Entfernung  oder  Veränderung  ihres  Orts  nur  un- 
vollständig bekannt  geworden;  wenigstens  noch  ein  Bor- 
ghesisches,  jetzt  im  Pariser  Museum"),  eines  der  Villa 
Aldobrandini  zu  Frascati '''),  wieder  eines  in  Corneto  "B), 
ein  andres  in  Pisa''C),  noch  eins  in  Mantua ''D),  ein  bei 

bekleidet  mit  einer  Aermellunika,  über  die  linke  Schulter  einen  Mohn- 
zweig haltend,  leert  mit  der  rechten  Hand  sein  einschläferndes  Hörn 
über  Endymion;  die  liukc  ist  neu.  Er  ist  vom  Kopf  bis  zum  Un- 
terleib sichtlich,  übrigens  aber  hinter  dem  Berg  versteckt,  an  dessen 
Fuss  Endymion  schlaft.  Sein  Gesicht  ist  bärtig,  sein  Haar  kraus 
und  schattig  wie  gewöhnlich,  aber  allzu  stark  zerfressen  als  dass 
man  über  das  Dasein  von  Flügelchen  am  Haupt  entscheiden  könnte']. 

")  Ebendaselbst  über  dem  Erdgeschoss.  [Bei  Jahn  als  Y,  un- 
verglichen. Zoega  berichtet:  'Morpheus  ist  ebenfalls  (wie  Endymion) 
der  Figur  des  vorigen  Beliefs  ähnlich;  doch  sind  seine  Flügel  die 
eines  Schmetterlings'.] 

'3)  Belief  im  Magazin  des  Vatikans,  vormals  in  Casa  Bar- 
tellini in  Via  S.  Isidoro:  ein  stark  beschädigtes  aber  merkwürdiges 
Werk,  dessen  Zeichnung  uns  vorliegt.  [Vgl.  Braun  Mannorw.  S.  10. 
Bei  Jahn  unverglichen  als  R.  Zoega  berichtet  wie  folgt:  'Hinter  En- 
dymion sieht  ein  jugendlicher  Schlal'gott,  dessen  erhobene  Becbte 
samt  dem  Hörn  fehlt.  Weiter  links,  seitwärts  von  Endymion,  steht 
eine  vorwärts  blickende,  mit  geschürzter  Tunika  bekleidete  Frau  (die 
vernnithlichc  Nacht),  deren  verstümmelte  Beeilte  ausgestreckt  war; 
die  Linke  ist  eingezogen,  der  Kopf  fehlt']. 

,4)  Zweites  Relief  der  Villa  Borghesc,  aus  Zoegj's  Papieren 
und  aus  der  Beschreibung  desselben  Beliefs  im  Verzeichniss  des  Pa- 
riser Museums  no.  320  (Clarac  170,  -538)  uns  bekannt.  [Bei  Jahn 
als  M.  Zoega  berichtet  wie  folgt:  'Endymion  liegt  im  Schatten  einer 
Höhle.  Hinter  den  Felsstücken  über  seinem  Haupt  erscheint  bis  zum 
Bauch  abwärts  eine  Figur  mit  weiblicher  Brust,  breit  gegürteter 
Aermeltunika,  Scbinetterlingsllügeln  an  den  Schultern,  über  der  linker. 
Schulter  mit  einem  verstümmelten  Mohnzweige.  Kopf  und  Hände 
fehlen  ihr;  die  rechte  Hand  mochte  das  einschläfernde  Ilorn  über 
den  Schlafenden  ausstrecken,  die  linke  aber  den  Mohnstengel  halten'. 
Wer  wollte  die  Figur  der  Nacht   in  dieser  Beschreibung  verkennen'?]. 

")  Belief  der  Villa  Aldobrandini  (Behedere)  zu  Frascati. 
Nachdem  dieser  Garten  von  antiken  Bildwerken  geleert  ist,  bleibt  die 
Kenntniss  dieses  Beliefs  nur  durch  Zoega's  Aufzeichnung  uns  über- 
liefert. Zoega  berichtet  wie  folgt:  'Andrerseits  von  der  Figur  des 
Endymion  steht  Morpheus,  ein  nackter  und  mit  Chlamys  beklei- 
deter Jüngling  mit  SchmeUerlingsllügeln  an  den  Schultern,  die 
Augen  halb  geschlossen,  den  Körper  etwas  linkwärts  gegen  Endymion 
geneigt,  den  rechten  Arm  gegen  ihn  ausgebreitet,  aber  verstümmelt; 
der  linke  Arm   ist  nicht  sichtlich']. 

,5ß)  Sarkophag  zu  Corneto,  im  Garten  des  brittiseben  Vice- 
consuls  Quaglia:  in  einer  Zeichnung  uns  vorliegend.  [Zoega,  an  den 
gelagerten  Endymion  anknüpfend,  berichtet  wie  folgt:  'die  Nacht, 
geflügelt  und  verschleiert,  steht  über  ihm;  nur  ihr  Obertbeil  ist 
sichtbar']. 

15 C)  Sarkophag  im  Campo  santo  zu  Pisa,  von  VVelcker  aus 
den  Lottere  pittoriche  sul  Campo  santo  p.  93  erwähnt,  spater  von 
Lasinio  in  den  Scullure  del  Campo  santo  tav.  LX1II  bekannt  gemacbi. 
[Bei  Jahn  als  C;  oben  Tafel  CLIX,  1], 


271 


272 


Bordeaux  gefundenes  im  Pariser  Museum  ")  und  eines,  das 
vormals  in  Konstantinopel  '")  sich  befand.  Von  anderen 
hieher  gehörigen  Werken  sind  nur  Fragmente  vorhanden: 
drei  des  Vatikans  '")  ,s)  "),  eines  der  Villa  Borghese  3,A), 
noch  eins  des  Pallastes  BarberiniJ'B).  Diesen  zahlreichen 
Bildwerken  verwandter  Darstellung,  denen  es  an  mancher 
Nachlese    nicht  fehlen  kann"),    schliessen    sich    nun  die 

,5D)  Sarkophag  zu  Mantua,  von  Welcker  erwähnt  aus  Carli 
Duc  Dissertazioni  p.  '202  und  aus  Miliin  Yoyage  dans  le  Milanais; 
gegenwärtig  abgebildet  im  Museo  di  Mantova  II,  45.  [Bei  Jahn  un- 
verglicben  als   q']. 

")  Sarkophag  des  Museums  zu  Paris,  ohnweit  Bordeaux 
gefunden,  mit  Querseiten  und  Deckel;  der  letztere  stellt  Paris  und 
die  Göttinnen  vor.  Vgl.  Miliin  Yoyage  au  midi  de  la  France  pl.  76, 
1.  2.  3  T.  IV  p.  652.  [Clarac  165,  437.  Uescription  des  antiques 
du  Muse'e  du  Louvre  no.  437.     Bei  Jahn  als  D]. 

'')  in  den  sieben  Thiirmen  zu  C  ons  tan  ti  n  op  el ,  von  Gronov 
im  Thes.  antiq.  I  tab.  0  erwähnt. 

")  Fragment  eines  Beliefs  im  Vatikan,  noch  kürzlich  in 
einem  der  Borgiaschen  Zimmer  eingemauert,  später  aber  in  die 
Magazine  des  Museums  zurückversetzt.  Eine  Platte  von  ziemlich 
guter  Arbeit  und  Erhaltung,  die  stehenden  Pferde  mit  der  Flügelfrau 
vorstellend;  vor  der  letzteren  ein  altarähnliches  Felsstück.  Am  an- 
dern Ende  der  Flügelrest  eines  herabschwebenden  Knaben,  hinter  der 
Flügelfrau  ein  olivenähnlicher  Baum. 

")  Fragment  im  Vatikan,  in  der  Galleric  der  Ariadne: 
der  Wagen  mit  stehenden  Pferden  Flügelfrau  und  Amoren ,  über 
der  Scene  Venus  auf  dem  Zeichen  des  Krebses.  [Bekannt  gemacht 
in  meinen  Antiken  Bildwerken  Taf.  XL,  1.  S.  284  f.  Vgl.  Beschr. 
Borns  II,  2,  182.     Bei  Jahn  als  Z\. 

•")  Fragment  im  Vatikan,  aus  dem  zweiten  Zimmer  der 
Kandelaber  in  die  Magazine  zurückversetzt.  Eine  aus  mehreren  stark 
verstümmelten  Stücken  zusammengesetzte  Platte  ohne  hervorstechende 
Besonderheilen. 

*'A)  Fragment,  vormals  in  Villa  Borghese,  aus  Zoega's  Pa- 
pieren bekannt.    [Im  Louvre?  Vgl.  Clarac  170,236.  Bei  Jahn  als  O]. 

•'ß)  Aus  Zoega's  durch  Welcker  uns  mitgetheiltcn  Papieren  be- 
kannt und  im  Anbang  beschrieben.  [Zoega  berichtet  wie  folgt: 
'Hinter  dein  Kopf  des  Endymion,  ein  wenig  über  ihn  gebeugt,  ist 
Pasithea,  von  vorn  zu  sehen  mit  einer  schiefen  Richtung  nach 
der  Linken;  ihre  Flügel  schmetterlingsähnlich,  die  Linke  neu,  die 
Rechte  ergänzt.  Sie  ist  angethan  mit  einer  dreimal  herum  unter  der 
Brust  gegürteten  Tunika,  wenn  es  nicht  eine  Binde  mit  drei  Falten 
ist,  Ihre  Arme  sind  neu  samt  dem  Peplos,  welcher  auf  dem  linken 
Arm  hängt,  und  mit  dein  Krüglein  .Vi,  welches  sie  in  dieser  Hand 
hält;  die  nackte  rechte  Schulter  aber  mit  einem  Theil  des  Anns 
ist  alt']. 

.uii  den  in  .lahn's  Beiträgen  S.  52  als  noch  unverglichen 
angefüliiii  n  Endwiiionrcliefs  ist  I»  das  Gronov'sche  mit  dem  Giusti- 
niani'schen  (Anni.  9)  und  das  II lanini'si  he  mit  einem  der  Vatika- 
nischen  (Aniii.  5)   eines   und   dasselbe,    wie    denn    auch    ebendaselbst 

V*,  /(,  s,  T,  V  und  x  y  in  den  obenerwähnten  Mantuanischen, 
Vatikanischen.  Aldobrandinischen ,  /.«ei  Ruspigliosischen  und  zwei 
PanBliachen  CAom.  I5D.  13.  ISA.  9.  10.  II.  12.  Welches  Borghe- 
rail  n  gemeint  sei,  ist  nicht  klar)  übereinstimmen.  Nach- 
zuholen ist  aber  ein  Pembrokischet  (Descr.  ol  Wilton-House  p,  18) 
nd    ein    anderes    unter    den   Wobprn   marbles   IX.      Ferner    ein   hüb- 


zwei*1)  vou  jen  Gebrüdern  Cartoni  zu  Ostia  entdeckten 
Sarkophage  an  die  wir  mit  Ost.  A.  und  Ost.  B.  bezeich- 
nen werden.' 

'4.  Schlafgötter.' 
'Es  liegt  uns  nun  am  nächsten,  diejenigen  Figuren  zu 
betrachten,  welche  in  plastischer  Ausdehnung  einerseits 
die  Sehnsucht  der  Luna,  andrerseits  den  tiefen  Schlaf  des 
Endymion  bezeichnen.  Luna  besucht  den  schönen  Schlä- 
fer, aber  es  ist  ein  Hauptzug  dieser  und  ähnlicher  Besuche 
auf  Sarkophagen,  dass  die  schlafende  Person  unerwecklich 
ist.  Darum  ist  ihm  auch  durchgeheuds  eine  Figur  bei- 
gesellt, die  nicht  ablässt,  durch  ein  ausfliessendes  Hörn 
mit  einschläferndem  Saft  seinen  Schlaf  zu  pflegen  und  zu 
stärken,  am  gewöhnlichsten  der  bärtige  Schlafgott  in  lan- 
gem breitgegiirtetem  Gewand  und  mit  doppeltem  FHigel- 
paar  [Ost.  B.  3.  11.  12  an  den  Schultern  und  Schläfen, 
jenes  allein  auf  no.  11,  dieses  in  no.  12],  seltener  (1.2. 22) 
ein  oberwärts  entblösster  Alter  mit  einfachem  Fliigelpaar  "), 
der  ohne  weitere  Attribute  den  Schlafenden  in  seinem 
Schosse  hält;  dann  und  wann  ein  gleichbedeutender  [mei- 
stens mit  leichter  Chlamys,  in  no.  4  jedoch  schwer  beklei- 
deter] Jüngling  (6.  7.  8.  13.  IG.  18)  mit  halbgeschlossnen 
Augen  (14. 15),  Flügelchen  (6.  8.  16.  Schmetterlingsflügel 
14.  15),  auf  dem  müden,  einmal  (6)  mit  Stirnbinde  ge- 
schmückten, Haupt,  und  Schmetterlingsflügel  (so  8.  15. 
vgl.  7.  [Adlersflügel  in  no.  16])  auf  dem  Rücken.  Ausser 
dem  Ilorn,  in  der  über  Endymion  ausgestreckten  Rech- 
ten, pflegt  seine  Linke  noch  einen  Zweig  einschläfernden 
Mohnes,  oder,  als  winterliches  Attribut  seiner  Todesbe- 
ziehung,  einen  Pinienzweig  ,n)  v.n  halten.     Statt  dieser  ver- 

sches  Relief  zu  Cilü ,  Luna's  Besuch  bei  dem  Schläfer  darstellend. 
Nach  Steinbüchel  dasselbe  bei  Muchar  (Gesch.  von  Steiermark  I,  18) 
Mm  Jahn  Beitr.  III,  I  S.  68  neu  abgebildet.  Auch  Wandgemälde 
verwandten  Gegenstandes  sind  zu  vergleichen  (Jahn  Beitr.  S.  60  ff 
Vgl.  Arch.  Anz.  1862  S.  259*  Anm.  31),  desgleichen  Statuen  und 
Gemmenbilder  (ebd.). 

•'I  Ostiensische  Sarkophage,  beide  im  Jahr  1825  ent- 
deckt. [Der  erste  ovale  dieser  Sarkophage  bei  Jahn  J  ward  an  einen 
Engländer  Hrn.  Western  verkauft;  der  andre  bei  Jahn  .V  beflndel  sich 
gegenwärtig  in  der  kgl.  Glyptothek  zu  München.  Vgl.  Schorn's  Ver- 
zeichniss  no.  107.  Abbildungen  beider  sind  in  meinen  Anliken  Bild- 
werken Tal.  XXXVI  s.  278ff.  (Vgl.  auch  Cardinali  in  den  Aiii  dell' 
Acad.  pontif.  VIII,  121  ff.)  XXXVII  S.  '280  gegeben.] 

")  Zoega  I.  c.  not.  24.  Nach  Visconti  (Pio-Clem.  IV,  lll)  überall 
mit  Schmetterlingslliigeln.  Von  diesen  ist  auT  dem  Vatikanischen 
Sarkophag  (1)  eine  weniger  nachlässige  als  ungewöhnlich  lief  ange- 
brachte Andeutung:  auf  dein  Kapitolinischen  (2)  dürften  Flügel  an- 
zuerkennen Bein,  so  schwach  sie  auch  hervortreten.  Deallich  sind 
dieselben    in    den    Ruspigliosischen    Platten   (0.  10V      Verschiedene 

lansttlze  hat  das  (no.   16)  erwähnte  Fragment, 

")  Den    durch    die  Analogie    der    andern    einschläfernden   Figu- 


273 


274 


schieden  gebildeten  Schlafgötter  erscheint  auf  den  beiden 
Ostiensischen  Sarkophagen  eine  geflügelte  Frau  in  gegür- 
teter Tunika  mit  langen  Aermeln;  ihre  Linke  hält  einen 
Mohnstengel,  die  Rechte  träufelt,  wie  die  vorerwähnten, 
den  einschläfernden  Saft  über  Endymion  aus.  Der  Ober- 
theil  einer  ähnlichen  Figur,  die  Hände  über  den  Berges- 
abschnitt gelehnt,  der  sie  über  Endymion  erhoben  zeigt, 
erscheint  auf  dem  Cornetanischen  Sarkophag  no.  l.'SB. 
Diese  seltene  Figur  ist  jetzt  mehrfach  nachweislich  (13. 
14.  15.  15  B.  21 A).  Ihr  Geschlecht  wie  ihre  einschlä- 
fernde Handlung  sind  unzweideutig  JT),  und  so  lange 
Zoega's  Deutung  auf  Pasithea  (21 A)  nicht  neue  Stützen 
erhält,  ein  weiblicher  Somnus  aber  selbst  bei  Schmet- 
terlingsllügeln  und  Flügelchen  an  der  Stirn  (Ost.  B.)  zu 
den  unerhörten  Gottheiten  gehört,  werden  wir  nicht  an- 
stehen, sie  für  eine  Vorstellung  der  Nacht,  und  zwar  für 
eine  der  wenigen  ,8)  sichern  Vorstellungen  zu  halten ,  die 
uns  antike  Bildwerke  von  dieser  Göttin  geliefert  haben. 
Die  hinter  Lima  schwebende  Flügelfrau  des  Pannli'schen 
(7)  Reliefs,  welche,  obwohl  ungeflügelt,  auf  dem  ßorghe- 
sischen  (8)  mit  Ilesperus  wiederkehrt,  ist  für  uns  gleich- 
bedeutend.' 

Was  hier  schliesslich  über  die  Darstellungen  der  Nacht 
bemerkt  worden  war,  hat  neuerdings  seine  volle  Bestäti- 
gung aus  porapeianischen  Wandmalereien  erhalten,  über 
welche  noch  vor  kurzem  in  diesen  Blättern  (Archüol.  An- 
zeiger 18G2  S.  259*  Anm.  34)  die  Rede  war,  und  wird 
wahrscheinlich  auch  von  Otto  Jahn,  der  früher  daran  An- 
stoss  nahm,  nicht  mehr  bezweifelt  werden  ").         E.   G. 


ren  wahrscheinlichen  Mulinzweig  (4)  versichert  Zoega  (1.  c.  p.  208 
not.  22)  für  die  jungen  Scblafgötter  unsrer  Reliefs  (6.  7.  8.  15); 
auf  6  und  8  [die  Anne  der  Panfilischen  Figur  (3)  sind  ergänzt  wie 
aueb  die  Flügel]  scheint  ein  Pinienzweig  deutlich.  Die  Aehnlichkeit 
jener  Schlafgötter  mit  Todesgenien,  verbunden  mit  Endymions  Be- 
ziehung auf  einen  Verstorbenen  und  mit  den  hie  und  da  (Zoega  not.  27) 
noch  angebrachten  schlafenden  oder  wachenden  Knaben  (etwa  per- 
sönlichen Genien  oder  nach  Zoega  dem  passiven  Schlaf)  rechtfertigte 
die  mögliche  Annahme  des  letzterwähnten  Attributs,  um  so  mehr 
wenn  die  Stirnbinde  des  Jünglings  von  S.  Paolo  (6)  vielleicht  eine 
Bacchische  und,  nie  Zoega  ebenfalls  berichtet,  die  jetzt  abgebroche- 
nen Beine  kreuzweis   übergeschlagen  wären. 

")  Trotz  Zoega's  Zweifeln  (I.  c.  not.  19)  an  ähnlichen  Figuren 
andrer  Werke.  [Dieselben  Zweifel  hat  Jahn  Beitr.  S.  54  anerkannt 
und  demnach  alle  ähnlichen  Figuren  dem  Schluuimergott  zuge- 
sprochen.] 

")  Die  TVi'!  mit  umgestürzter  Fackel  (Miliin  Gal.  89,  353)  ist 
sehr  spat,  die  nackte  Flügelfigur  eines  borghesischen  Beliefs  (Winck. 
Monum.  28.  Milliu  XXXV1I1,  168')  und  die  schlafende  F'rau  einer 
bekannten  Lampe  (Bellori  Luc.  I,  8.  Hirt  Bilderbuch  II,  27.  Bull. 
dell'  Inst.   1831   p.  217)  sehr  zweifelhaft. 

'"*)  Beim  Abscbluss  dieses  Nachtrags  gehen  von  unserem  Freund 
Wieseler  einige  andere  durch   unsern  Aulsatz  über  die  Hypnosbilder 


III.     Allerlei. 

66.     Metrologisches.     Der    babylonische    b'uss    an 

den  Tempeln  auf  Aegina    und   bei  Phigalia   und  der  phi- 

lelärische  Fuss  an  dem  Polias-Tempel  zu  Priene  und  der 

Rennbahn    zu   Aphrodisias.     Der    die    ausgebildeten    und 

reinen  Formen  des  Dorismus   zeigende  Athena-Tempel  zu 

Aegina,  von  dessen  Pteroina  die  sechs  Säulen  der  Fronten 

und  die  zwölf  der  Langseiten  noch  in  der  Mehrzahl  stehn, 

misst   nach   den    'Alterthümern   von  Jonien'   cap.  VI  pl.  3 

an  seiner  Unterstufe 

in  der  Breite  49  Fuss  10,35  Zoll  Engl.  =  15,20  Meter 

in  der  Länge  98     -         7,6       -         -       =  30,08       - 

wonach   sich    die   Breite   zur  Länge    des  Tempels  an    der 

Unterstufe  wie  1  :  2  verhält.     Da  ganz  sicher  der  alte  dem 

Bau   zu  Grunde   liegende  Fuss   grösser    als    der  englische 

von  304,8  Millim.  und  das  einfache  Verhältniss  von  Lauge 

zur  Breite    des   Tempels    nicht  in   gebrochenen,    sondern 

graden  Zahlen    ausgedrückt    war,    nehmen   wir    für   seine 

Unterstufe  48  x  96  alte  Fuss  an  und  es  ergiebt  sich  alsdann 

die  Breite  von  15,20  Meter  für  den  Fuss     316,6  Millim. 

die  Länge  von  30,08    -  -  -        313.3     - 

und  im  Mittel    315      Millim. 
Auch   im   Peloponnes   treffen   wir   auf  dies  Mass  mit 
ähnlichem  oder  gleichem  Werth.   Der  Tempel  des  Apollon 
Epikurios  bei  Phigalia  hat  an  seiner  Unterstufe  das  Ver- 
hältniss von  2:5,  da  ihre  Weiten  nach  Blouet ')  betragen: 
an  der  Schmalseite    .     .     15,895  Meter 
an  der  Langseite  .     .     .     39,600     -        ,  so  dass 
das  Breitenmaass  giebt  50  Fuss  zu    317,9  Millim. 
das  Längenmaass     -     125     -        -      316,8 
Andere  Dimensionen  des  Tempels   weichen  indessen  nicht 
so  wie    die  Unterstufe    nach    dem  Grösseren   hin  ab    und 
zeigt   der    1,10  Meter  betragende  Durchmesser    aller    das 
Pteroma  desselben   umfassenden  Säulen    3^  alte  Fuss  von 
314,3  Millimeter. 

veranlasste  Bemerkungen  uns  zu.  Wir  erfahren  dass  die  Deutung 
der  Madrider  Statue  auf  Hypnos  zuerst  durch  Wieselet'  in  den  Denk- 
mälern der  alten  Kunst  Band  II  zu  Taf.  LX.X  no.  870  gegeben 
und  dann  noch  späterhin  von  ihm  neu  berührt  wurde.  Es  geschah 
dies  bei  Gelegenheit  eines  ebenfalls  in  die  gedachten  Denkmälerbefte 
(Tafel  XXIX  no.  328)  aufgenommenen  Gemmenbilds,  welches  ganz 
in  der  besprochenen  Bildung  des  Scblafgotts  mit  Huin  und  Muhn- 
stengel  einen  Jüngling  darstellt ,  der  wegen  der  ihm  ertbeillen  Kopf- 
bedeckung eines  Petasus  nicht  sowohl  den  Schlafgotl  als  (wie  auch 
in  Tölkens  Verzeichniss  III,  890  angenommen  ist),  den  als  Schlafgott 
gedachten  Hermes  darzustellen  scheint.  Einige  andere  auf  S.  221 
Anm.  18,  19  bezügliche  Bemerkungen  sollen  uns  ebenfalls  nicht  ver- 
loren gehen.  A.  d.  H. 

')  A.  Blouet,  Expedition  scient.  de  Moree  Vol.  II  pl.  5  und  9. 
Bei  Platte  9,  welche  das  Prolil  der  Stufen  und  ihren  Abstand  von 
den  Säulen  darstellt .  ist  auf  die  Verschiebung  eines  Grenzzeichens 
beim  Stich  neben  der  Angabe  1.257  Meter  aufmerksam  zu  machen; 
da  diese  Länge  von  der  Kante  der  Oberstufe  über  die  Mitte  der 
Säule  bis  an  ihr  Ende  reicht;  bis  zu  ihrer  Mitte  aber  beträgt  es  den 
halben  Säulendurchmesser  weniger,  nämlich  0.707  Meter. 


275 


276 


Noch  ist  der  grösstenteils  zusammengestürzte  Tempel 
des  Juppiter  zu  Xemca  hier  anzuführen,  dessen  Umfas- 
sungssäulen, von  denen  nur  eine  sich  aufrecht  erhalten, 
nach  Gells  Angabe  in  den  'Antiq.  of  Jonia',  cap.  VI  pl.  16 
einen  Durchmesser  von  5'  2,5"  Engl.  =  1,575  Meter  ha- 
ben, was  abermals  fünf  Fusa  zum  Betrage  von  315  Millim. 
ergiebt. 

Findet  sonach  auch  im  eigentlichen  Hellas  sich  diese 
Längeneinheit  vor,  so  erscheint  die  Vcrmuthung  nicht  ge- 
wagt, dass  Pheidon,  König  von  Argos,  bei  Einführung 
neuer  Maasse  in  Griechenland,  von  welcher  die  Parische 
Chronik  meldet,  sich  an  bereits  Vorhandenes  anschloss: 
dies  aber  war  der  babylonische  Fuss  von  0,315  Meter  und 
die  |  desselben  haltende  königliche  Elle  von  0,525  Meter 
die  wiederum  nichts  anderes  als  die  ägyptische  ist. 

Das  Verhältniss  3  :  5  von  Fuss  zu  Elle  hat  aber  bei 
seiner  Neuheit  mancherlei  Bedenken  hervorgerufen  und 
weicht  von  dem  aus  dem  Alterthum  früher  bekannten  zu 
sehr  ab  ,  um  ohne  die  strengste  Begründung  für  richtig 
gehalten  werden  zu  können.  Wie  der  Fuss  von  0,315  Meter 
ist  indess  an  griechischen  Monumenten,  die  bis  dahin  ein 
metrologisches  Räthsel  waren,  auch  die  Elle  von  0,525 
Meter  nachgewiesen  worden:  der  für  den  Fuss  von  0,308 
und  die  ihm  entsprechende  Elle  von  0,462  Meter  incom- 
mcnsurable  Apollo-Tempel  bei  Mild  zeigt  4  jener  Ellen 
als  Durchmesser  jeder  seiner  Umfassungssäulen,  10  als 
ihren  Abstund  von  Achse  zu  Achse,  200  als  Tempclbreite 
und  400  als  seine  Länge  von  Mitte  zu  Mitte  der  Ecksäu- 
len gemessen  *). 

Auf  die  von  neueren  Metrologen  in  diesem  Betreff 
erhobenen  Einwendungen ')  möchten  wir  Folgendes  er- 
widern. 

Wenn  die  Elle  von  5  und  der  Fuss  von  3  Hand- 
breiten darum  in  Frage  gestellt  wird,  weil  durch  solche 
ungrade  Faktoren  die  Halbiruug  dieser  Masse  sehr  er- 
schwert wird,  so  darf  wohl  an  die  ägyptische  Elle,  deren 
Eintheilung  in  7  Handbreiten,  wenn  auch  durch  keinen 
Mctrologen  der  Alten,  doch  von  allen  noch  vorhandenen 
ägyptischen  Massstäben  bezeugt  wird,  erinnert  und  ge- 
fragt werden,  oh  bei  dieser  Eintheilung  die  Elle  leichter 
zu  halbiren  sei? 

Unterliegt  es  keinem  Zweifel,  dass  das  metrisch  den 
Griechen  eigene  Verhältniss  von  Fuss  zu  Elle  =  2:3 
praktischer  ist  als  das  =  3:5,  so  geht  man  doch  fehl,  es 
zugleich  für  der  Natur  entsprechender  zu  halten;  die  Mes- 
sungen des  menschlichen  Körpers  wie  die  der  Antike  be- 
weisen klar,  dass  die  von  Vitruv  (III,  1)  vorgetragenen 
Proportionen  schon  sehr  verflacht  und  konventionell  sind. 
Nach    den    zuverlässigen    Messungen    des    Bildhauers  Dr. 

')  S.  DcDkm.  u.  Forsch.  Jabrg.  XVI.  no.  111  u.  Jahrg.  .Will 
ni).  153 — 159. 

3)  S.  v.  Fennebergs:  Untersuchungen  üb.  d.  Langcnmaasse  der 
Alten.  Berlin  1859.  S.  159  u.  130  worauf  F.  Hultsch  in  s.  1802 
zu  Berlin  erschienenen  'Griechische  und  Komische  Metrologie'  An- 
bang §.  .">,  8  Anm    13  sieb  bezieht. 


G.  Schadow1)   beträgt  an  der  Apollino-Statue,   deren  ge- 
streckte Höhe  5  Preuss.  Fuss  2  Zoll  ist: 

die  Länge  des  Fusses 10  Preuss.  Zoll, 

die  vom  Ellbogen  bis  zur  Fingerspitze  16i     - 
die    Messung    der    Natur    ergiebt    an    dem    mittelgrossen 
Manne  von  5£  Fuss  Höhe  für 

die  Fusslänge 10j  Preuss.  Zoll 

den  Unterarm  {nifyvg)  .  .  17A 
und  das  in  diesen  Zahlen  sich  aussprechende  Verhältniss 
von  Fuss  zu  Elle  =  3:5  ist  eins  der  konstantesten  in  der 
Natur.  Wohl  kann  man  daher  behaupten,  dass  die  Ba- 
bylonier  sich  an  die  betreffende  Proportion  des  mensch- 
lichen Körpers  in  ihrem  metrischen  System  so  eng  ange- 
schlossen s)s  wie  diese  und  alle  übrigen  von  den  Griechen 
in  ihren  künstlerischen  Werken  beobachtet  worden;  bei 
ihren  zum  Handel  und  baulichem  Verkehr  dienenden 
Maassen  aber  streng  an  dem  wirklichen  Verhältniss  der 
Natur  festzuhalten,  hat  den  Griechen  nicht  zweckdienlich, 
sondern  unpraktisch  geschienen. 

Mit  Ilerodots  (1,178)  Zeuguiss:  u  dt  ßaaili]'iog  nij- 
%vg  tov  (itTQt'ov  ioü  n/j/cog  fituov  tqio!  duxTvXotai 
stimmt,  was  auch  dagegen  eingewendet  wird,  die  Elle  von 
525  Millimeter  überein ,  denn  nichts  ist  wahrscheinlicher, 
als  dass  in  Jonien ,  wo  Herodot  aufwuchs,  die  massige 
griechische  Elle  zu  22  und  die  königliche  zu  25  könig- 
liche Finger  gerechnet  wurde;  ein  solcher  Daktyl  betrug 
21  Millim.  und  drei  derselben  von  der  Elle  von  525  M. 
abgezogen,  geben  genau  462  Millim.  für  die  gangbare 
griechische  Elle,  wie  sie  nach  griechischem  Verhältniss 
von  3 : 2  dem  Fuss  von  308  Millim.  zu  Hcrodots  und 
Pcrikles  Zeit  entspricht. 

So  viel  von  dem  aus  dem  Orient  stammenden  und 
sich  wie  3  :  5  zur  königlichen  Elle  verhaltenden  Fuss.  —  In 
Heron's  Schriftstücke  negi  iv&vfttiQiy.wv  wird  ein  auf  ' 
derselben  deutendes  Mass  aufgeführt,  das  der  philetärischc 
Fuss  genannt  und  im  Vergleich  mit  dem  römisch-italischen 
Fusse  auf  f-  desselben  bestimmt  wird.  Nach  den  als 
Aequivalent  des  letzteren  geltenden  131,1  Pariser  Lin.  = 
295'  Millimeter  würde  der  Werth  des  philetärischen  Fusses 
354,9  Millim.  zu  betragen  haben  und  die  in  den  'Antiq. 
of  Jonia'  beschriebenen  Tempel  liefern  auch  ein  dazu 
[lassendes  Denkmal. 

Der  an  den  Fronten  durch  (i  und  auf  den  Langseiten 

')  In  den  Werken:  'Lehre  von  den  Knochen  und  Muskeln,  von 

den  Verhältnissen  des  menschlichen  Körpers  und  von  den  Verkür- 
zungen; in  30  Tafeln  zum  Gebrauch  bei  der  kgl.  Akad.  d.  Künste. 
Fol.  Berlin  1830'  und  'Polyklet  oder  von  den  Massen  des  Menschen 
nach  dem  Geschlecht  und  Alter  mit  Angabe  der  wirklichen  Natur- 
grössc  nach  Bheinl.  Fuss.  Fol.  Berlin  1884'  hat  der  Bildhauer 
Dr.  G.  Schadow  die  Resultate  seiner  während  eines  Menschenalters 
fortgesetzten   Messungen   des  menschlichen   Körpers  niedergelegt. 

'•)  Die  Eintheilung  der  File  in  5  Handbreiten  ist  die  natürliche 
weil  der  Unterarm  aus  der  Hand  (-länge)  und  ulna,  die  sich  = 
2  :  3  verhalten,  besteht  und  verhalt  sich  pes  zu  cubitus  =  3:5 
weil  ulna  und  pes  einander  gleiche  Längen  in  der  Natur  sind. 


277 


278 


von  11  Säulen  jonischer  Ordnung  geschmückte  Tempel 
der  Athen«  Polias  zu  Priene  misst  nach  Gell  (a.  a.  O. 
cap.  II  pl.  4)  von  Mitte  zu  Mitte  der  Ecksäulen 
in  der  Breite:  58'  2"  Engl.  =  17,72  Meter 
in  der  Länge:  116'  4,9"  -  =35,46  - 
und  geben  diese  beiden  Masse,  zu  50  und  resp.  100  pfrr- 
letiirischen  Füssen  genommen  354,6  Millim.,  wobei  sich 
für  jede  einzelne  Säulenweite,  von  Achse  zu  Achse  ge- 
rechnet, 10  philetärische  Fuss  herausstellen.  Der  'Descrip- 
tion  de  l'Asie  mineure  von  Ch.  Te.-tier'  III  pl.  157  ent- 
nehmen wir  das  Längenmaass  eines  anderen  Monumentes; 
die  Rennbahn  zu  Ajihrodisias  hat  die  Eigentümlichkeit, 
dass  sie  nicht  an  einem ,  sondern  an  beiden  Enden  von 
Halbkreisen,  in  welche  die  unter  den  amphitheatralisch 
sich  erhebenden  Zuschauersitzen  angelegten  Einfahrten 
münden,  abgeschlossen  ist:  ihre  freie  Länge  bis  zu  diesen 
Einfahrten  beträgt  aber  227,74  Meter  und  nehmen  wir  sie 
für  650  Fuss  (wobei  über  das  Stadium  der  Spina  hinaus 
an  jedem  Ende  noch  25  Fuss  über  die  600  frei  bleiben) 
so  ergiebt  diese  Bahn  für  den  philetärischen  Fuss  350,3 
Millim.  Im  Grunde  entspricht  dieser  Werth  dem  Ver- 
hältniss  von  2  :  3  zur  Elle  von  525  Millim.  genauer  als 
der  obige  und  wir  dürften  bei  Berechnung  des  philetäri- 
schen  Fusses  nach  dem  rümischen,  letzteren,  welcher  im 
zweiten  Jahrhundert  der  christlichen  Zeitrechnung  bekannt- 
lich herabging,  vielleicht  da  Heron  wohl  erst  um  diese 
Zeit  schrieb,  etwas  zu  hoch  angenommen  haben.  Auch 
ist  es  nicht  undenkbar,  dass  der  Poliastempel  von  Priene 
um  ein  Geringes  zu  gross  nachgemessen  wäre,  da  sein 
Säulenbau  zusammengefallen  und  nur  die  Fundamente  am 
alten  Orte  befindlich  geblieben  sind.  Die  kleine  Abwei- 
chung des  Werthes  kann  dadurch  motivirt,  das  Zugrunde- 
liegen des  in  Rede  stehenden  Masses  jedoch  nicht  in  Frage 
gestellt  werden. 

Zugleich  bleibt  es  an  diesem  Monument  in  metrolo- 
gischer Hinsicht  merkwürdig,    dass  die  ehemals  einer  der 
Anten  des  Poliastempels  zugehörige  Inschrift: 
BAZ1AEYZ  AAE~ANJPOI 
ANE&HKE  TON  NAON 
AQHNAIH  TIOAIAJI 
dem   philetärischen   Fusse   ein   höheres   Alter   anweist   als 
es  sein  Name  thut,  da  der  Tempel  als  ihn  Alexander  auf 
seinem   Durchzuge    nach   Asien    weihte,    wenn    auch    un- 
vollendet, doch  im  Bau  schon  vorgeschritten  sein  musste. 
Aehnlich    scheint    es    nach    manchem   Anzeichen    sich    in 
Aegypten   mit   dem    nach  den  Ptolemäern  benannten  (mit 
dem  philetärischen  Fuss  identischen)    Mass   zu   verhalten, 
worüber  uns  zu  äussern  vielleicht  später  gestattet  ist. 
Berlin.  Heinrich  Wittich. 

67.  Akes  bei  den  Amazonen.  Mein  verehrter  Leh- 
rer Welcker  hat  die  auf  Tafel  88  dieser  Zeitschrift  abge- 
bildete Darstellung  eiuer  Vase  von  Ruvo  (Denkm.  u.  F. 
XIV  S.  178ff.)  für  eine  feierliche  Zusammenkunft  des  He- 
rakles und  der  Hippolyte  erklärt,  eine  Deutung,   die  sich 


auf  unbefangene  und  genaue  Betrachtung  des  Ausdrucks 
der  einzelnen  ngirenden  Figuren  gründet,  welche  in  ihren 
Hauptmomenten  Niemand  wird  bestreiten  können.  Nur 
für  einzelne  Figuren  möchte  eine  andere  Benennung  zu- 
lässig scheinen.  Welcker  hält  die  kriegerische  Gestalt, 
welche  vor  dem  AVagen  der  Hippolyte  steht,  für  den  Feld- 
herrn eines  den  Amazonen  verbundenen  Volkes,  wie  ja 
vielfach  bei  Schriftstellern  und  auf  künstlerischen  Darstel- 
lungen Thraker,  Skythen  und  andere  barbarische  Völker 
im  Heeresgefolge  der  Amazonen  erscheinen.  Doch  wider- 
streitet dieser  Ansicht  die  Analogie  aller  übrigen  derartigen 
Darstellungen,  welche  die  Hülfsvölker  der  Amazonen  durch 
nationale  Tracht  zu  charakterisiren  pflegen,  während  jener 
Krieger  auf  unserer  Vase  in  der  idealen  Tracht  griechi- 
scher Heroen  auftritt.  Vor  Allen  aber  spricht  gegen  die 
Welcker'sche  Erklärung  der  Umstand,  dass  jener  Krieger 
in  der  Mitte  der  Handlung  eine  viel  zu  bedeutsame  und 
hervorragende  Stellung  einnimmt,  um  für  einen  Vasallen 
der  Amazouenkönigin,  also  offenbar  eine  Nebenperson  er- 
klärt zu  werden.  Vermuthlich  wollte  der  Künstler  Ares 
darstellen,  welcher,  wie  Pallas  dem  hellenischen  Heros 
beisteht,  so  für  sein  Volk,  die  Amazonen ,  in  die  Schran- 
ken tritt.  Ares  war  einerseits  als  thrakiseher  Gott  mit 
den  Amazonen  verknüpft,  welche  in  einer  alten  Gestalt 
der  Sage,  in  der  Aethiopis,  als  Thrakerinnen  bezeichnet 
werden  (Welcker  ep.  Cyclus  II  S.  521).  xVndererseits  gel- 
ten die  Amazonen  entweder  im  Allgemeinen  oder  wenig- 
stens ihre  Königinnen  (Isocrat.  paneg.  18.  Diodor.  II,  45. 
Steiner  über  den  Amazonenmythus  S.  IG  Anm.  24)  gerade- 
zu für  Töchter  des  Ares.  Ist  jene  kriegerische  Gestalt 
Ares,  dann  liegt  auch  die  Erklärung  nahe  für  den  lorbeer- 
bekränzteu  Jüngling,  welchen  Welcker  Jolaos  nennt,  wie- 
wohl die  Darstellung  desselben  von  den  anderweitig  über- 
lieferten Bildungen  dieses  Heros  vollkommen  verschieden 
ist  und  die  Figur  in  oberer  Reihe  erscheint,  wo  wir  in 
der  Regel  Götter  dargestellt  sehen.  Gestalt,  Haarwuchs, 
Lorbeerkranz  führen  darauf  ihn  für  Apollon  zu  erklären. 
Hiernach  würden  Pallas  und  Apollon  als  hellenische  Gott- 
heiten die  Sache  des  hellenischen  Heros  gegenüber  den 
barbarischen  Amazonen  und  dem  diesen  eigentümlichen 
Gotte  vertreten,  gerade  wie  in  der  Gruppe,  welche  die 
Athener  aus  dem  Zehnten  der  marathonischen  Beute  in 
Delphi  weihten  (Pausan.  X,  10,  1)  jene  beiden  Gottheiten 
als  Vorkämpfer  der  Athener  erscheinen  und  somit  jenes  Va- 
senbild in  den  Kreis  jener  zahlreichen  Darstellungen  ge- 
hören, welche  in  mannigfaltiger  Weise  den  Gegensatz  des 
Hellenen-  und  Barbarenthums  vor  Augen  führen  — ,  ein  Ge- 
danke, welcher  nach  den  Perserkriegen  bei  den  Hellenen 
zum  vollen  Bewusstsein  und  künstlerischen  Ausdruck  kam, 
wobei  sie  die  Kämpfe,  welche  der  Mythus  ihre  Heroen 
mit  östlichen  Völkern  wie  Kolchiem,  Amazonen,  Troern 
bestehen  Hess,  mit  den  Perserkriegen  in  Verbindung  setz- 
ten und  diese  als  ihren  endlichen  Abschluss  betrachteten. 
Berlin.  Wolfgang  Helbig. 


279 


2S0 


68.  Zc  Varro.  Bei  Varro  de  ling.  Lat.  9,  6,  12 
cd.  Miielf.  heisst  es:  p'wtores  Apelles,  Protogenes,  sie  alii 
arlilices  egregii  non  reprehendundi ,  quod  consueliidinem 
Miconos,  Dioris,  Arimnaef,  ctium  superiorum  non 
sunt  secuti;  Arisiophanes  improhundus,  qui  poüns  in  gui- 
busdam  ueritalem  quam  consaetudinem  secuta«?  Ueber- 
liefert  ist  diorosarismc,  diorosarimme,  dyorosarime ;  ^Müller 
dachte  au  Cimonos,  Eumuri.  Sollte  nicht  zu  schreiben 
sein:  Dionysi,  ArcesUae?  So  wie  Mikon  ein  Genosse  Po- 
lv°-nots  war,  ebenso  nennen  Aristot.  Poet.  2  und  Aeliau. 
vemi.  Gesch.  4,  3  Dionysios  von  Kolophon  mit  Polygnot 
zusammen,  und  wenn  in  dem  Programm  des  Simonides 
(anlli.  Pal.  9,  758)  mit  Müller  (Arch.  99,  1)  Mixav  statt 
Kiuiov  zu  schreiben  ist,  so  waren  auch  Dionysios  und 
Mikon  an  einem  und  demselben  Werke  thätig.  Von  Ar- 
kesilaos  aber  heisst  es  bei  Plinius  35,  122  quidum  Aristi- 
dis  inuentutn  putaut,  postea  consummatum  a  Praxitele; 
sed  uVxiuanto  uclustiorcs  encaustae  piclurac  extitere,  vt 
Polygnoti  el  Nicanoris  et  Arcesilai  Pariorum,  wo  freilich 
der  Name  des  Arkesilaos  nicht  ganz  sicher  ist.  Die  Zu- 
sammenstellung von  Mikon  Dionysius  und  Arkesilas  ist 
also  sehr  passend;  unter  den  superiores  verstand  Varro 
dann  wohl  Eumaros,  Kimon  u.  s.  w. 

K;el  Ad.  Michaelis. 

69.  Erinyenbilder.  Die  Figur,  welche  auf  dem 
corsiuischen  Silbergefässe  und  dem  matteischen  Sarkophag- 
fragmente  links  von  dem  Tische  steht  (s.  Michaelis,  das 
corsinische  Silbergefiiss  Taf.  I,  1  und  II,  2)  und  von  der 
Michaelis  daselbst  p.  1-1  es  unbestimmt  lässt,  ob  sie  eine 
Erinnys  oder  eine  andre  Figur  als  Dienerin  des  Gerichtes 
sei  kehrt  ebenso  auf  einem  Bruchstück  wieder,  welches 
auf  der  Loggia  scoperta  des  vatikanischen  Museums  ein- 
o-emauert  ist.  Freilich  sind  nur  noch  zwei  Beine  des  Ti- 
sches mit  den  Lüwenfüssen,  und  von  der  links  davorste- 
henden Figur  nur  der  lange  Chiton,  die  Stiefel  und  der 
umgürtete  Shawl  mit  dem  herabfallenden  Zipfel  erhalten, 
nicht  der  Oberkörper,  aber  die  Gleichheit  ist  unzweifel- 
haft. Von  Interesse  ist  das  Stück,  weil  die  herabhängende 
Rechte  deutlich  eine  Peitsche  hält,  während  die  Linke 
fehlt.  So  haben  wir  also  nach  dem  gewöhnlichen  Attribut 
eine  entschiedene  Erinnys,  und  ich  zweifle  nicht  dass  da- 
nach auch  in  den  andren  beiden  Darstellungen,  ursprüng- 
lich wenigstens  Peitschen  gemeint  waren,  nicht  Schriftrol- 
len. Genug,  alle  drei  Mal  ist  es  eine  Erinnys,  und  es 
fällt  auch  der  Gedanke  an  einen  Diener  des  Gerichts,  für 
den  doch  nur  die  Unbestimmtheit  der  Attribute  sprach, 
»e^en  den  aber  noch  sieh  einwänden  lässt,  dass  eine  Erin- 
nys doch  am  wenigsten  sich  zu  einer  solchen  unparteii- 
schen Stellung  eignet.  Die  Erinnys  kann  vielmehr  nur 
als  Klägerin  oder  Verfolgerin  dastehn,  und  ihre  Ruhe  ist 
aus  der  noch  schwebenden  Entscheidung  zu  erklären. 

Somit  ist  auf  dem  Becher  auch  der  für  den  Ankläger 


erklärte  Jüngling,  für  den  so  wenig  die  Jugend,  wie  die 
Trauer  passt,  und  dem  die  Stellung  hinter  einem  Gerichts- 
dieuer  viel  weniger  als  dem  Orestes  hinter  der  Erinnys 
augemessen  ist,  wieder  frei  geworden.  Dass  ich  aber  die- 
sen mit  früheren  Erklärern  wieder  für  Orestes  nehme, 
und  die  sitzende  Figur  rechts  für  eine  zweite  Erinnys, 
zwingt  mich  die  auflallende  Gleichheit  der  äusseren  Er- 
scheinung der  beiden  Figurenpaare,  gegen  die  kleinere 
Abweichungen  nicht  aufkommen.  Die  eine  Erinnys  hat 
aber  so  gut  eine  zweite  bei  sich  wie  Orestes  seinen  Freund 
Pylades,  und  es  entspricht  nun  dem  schwermiithigen  Ore- 
stes die  über  die  Einmischung  der  Athene  ergrimmte  Erin- 
nys. Für  die  auffallende  Tracht  der  Erinnyen,  namentlich 
den  langen  Chiton  mit  Shawlgürtel  und  die  Haartracht, 
verweise  ich  auf  den  Lykurgossarkophag  bei  Zoega  Ab- 
handlungen Taf.  I,  1  und  Wieseler  Denkmäler  II,  37,  441 ; 
wo  doch  die  Figur  rechts  von  Lykurgos  so  gut  eine  Eriu- 
nvs  ist  wie  die  links. 


Erlangen. 


E.  Petersen. 


70.  Falsche  Münzen.  Im  zweiten  Theil  der  Denk- 
mäler der  alten  Kunst  von  Müller  und  Oesterley  Tafel 
VI,  69  ist  eine  Münze  des  C.  Marius  C.  f.  abgebildet, 
welche  den  Kopf  des  Neptun  mit  Dreizack  und  Delphin, 
und  auf  der  Kehrseite  Neptun  von  zwei  Seepferden  getra- 
gen zeigt.  Dies  ist  eine  falsche,  erfundene  Münze.  Sie 
ist  nach  Morell  kopiert,  allein  dieser  beruft  sich  (S.  593) 
auf  den  berühmten  Fälscher  Goltz.  Eckhel  hielt  die  Münze, 
wie  es  scheint,  für  so  sichtlich  falsch,  dass  er  sie  nicht 
erwähnt,  ebenso  seine  Folger.  Auch  die  Münze  der  Cor- 
nelia Paula  ist  wohl  falsch,  welche  Miliin  in  der  Gallerie 
mythologique  Tafel  XLIV  no.  186  abbildet.  Sie  hat 
VENERI  FELICI  um  eine  stehende  bekleidete  Frau  wel- 
che ein  nacktes  Kind  auf  dem  Arm  trägt.  Sie  ist  Gess- 
ner's  grossem  Sammelwerke  entnommen,  wo  das  einzige 
bekannte  Exemplar  der  Sammlung  des  Caspar  von  Pfau 
abgebildet  ist,  allein  obwohl  diese  ganze  Sammlung  in  die 
Königliche  übergegangen  ist,  fehlt  diese  Münze,  ebenso 
wie  andere  falsche  dieser  Sammlung  fehlen.  Man  darf 
wohl  annehmen,  sie  sei  einmal  als  falsch  erkannt  und  aus- 
gemerzt worden,  um  so  mehr  als  Eckhel,  Rasche  und  Cohen 
kein  zweites  Exemplar  beibringen.  Die  alten  numismati- 
schen Werke  enthalten  nicht  so  gar  selten  unrichtig  ab- 
gebildete oder  falsche  Münzen;  eine  Verglcichung  mit  den 
neueren  Sammelwerken  ist  daher  immer  rathsam.  Auch 
könnte  dadurch  vermieden  werden,  dass  Münzen,  wie  es 
in  deutschen  archäologischen  Werken  noch  geschieht,  ver- 
grössert,  von  zirkelrunden  Rahmen  eingeschlossen,  und, 
was  schlimmer  ist,  im  Styl  des  16.  oder  17.  Jahrhunderts 
dargestellt  werden,  so  dass  selbst  ächte  entstellt,  fremd- 
artig, und  für  den  ersten  Anblick  falsch  erscheinen. 


Berlin. 


J.  Friedla'ndek. 


Herausgegeben  von  E.   Gerhard. 


Druck  und  Verlag  von   G.  Reimer. 


281  282 

DENKMÄLER  UND   FORSCHUNGEN. 


Archäologische  Zeitung,  Jahrgang  XX. 


M  163. 


Juli  1862. 


Herakles  und  liebe. 


Allerlei:    Eine  Scene  aus  den  Perserkriegen. 


I.     Herakles  und  Hebe. 

Iliezu  die   Abbildungen  Tafel   CLXIII. 

Bötliger's  Amalthea  I  S.  120  enthält  einen  Brief 
Heeren's,  über  das  vormalige  Museum  ßorgia  vom 
April  1820,  worin  er  schreibt:  'Zu  den  (für  die  Kunst 
wichtigen)  Denkmälern  gehört  ein  Relief  aus  pari- 
schem  Marmor,  etwa  einen  Quadratfuss  gross,  das 
während  meiner  Anwesenheil  erstanden  ward,  eine 
Apotheose  des  Herkules  darstellend.  Es  enthielt  nur 
zwei  Figuren :  dem  in  den  Olymp  aufgenommenen 
Heros  bietet  Hebe  den  Nektar  dar.  Die  Idee  war 
eben  so  schön  als  würdig  und  einfach  gefasst.  Es 
schien  aus  der  besten  Periode  der  griechischen  Kunst 
zu  sein.  Leider  ist  es  nicht  in  Kupfer  gestochen'. 
Dies  Denkmal  war  aber  schon  1767  in  Gualtani's 
Monumenli  anlichi  inedili  p.  XLVI1  herausgegeben 
und  zwar  als  ein  'bassorilievo  esistente  nel  museo 
Borgiano'.  Sodann  findet  sich  dasselbe  Relief  im  Museo 
Borbonico  II,  öl  abgebildet,  wo  es,  wie  Welcker 
(Alte  Denkmäler  1,  453)  bemerkt,  fälschlich  pompe- 
janisch  genannt  und  wo  die  frühere  Veröffentlichung 
wiederum  nicht  berücksichtigt  wird.  Auf  der  vor- 
liegenden Tafel  ist  das  Relief  unter  no.  3  nach  Guat- 
tani  abgebildet,  während  das  obere  Reliefbild  einer 
Terracotla  angehört,  welche  sich  in  den  'vereinigten 
Sammlungen'  zu  München  befindet. 

Die  Zusammenstellung  der  beiden  Reliefs  recht- 
fertigt sich  durch  die  augenfällige  Uebereinstiinmung 
ihres  Inhalts,  und  da  die  einfachen  Gruppen  keiner 
gelehrten  Erklärung  bedürftig  sind,  so  kommt  es  nur 
darauf  an,  die  Verschiedenheit  der  Auffassung  anzu- 
deuten, welche  die  beiden  Darstellungen  von  einan- 
der unterscheidet. 

Auf  dem  Marmorrelief  haben  wir  uns  den  Olymp 


als  Schauplatz  der  Scene  zu  denken.  Herakles  sitzt 
auf  steinernen  Stufen,  über  denen  sich  eine  Säule 
erhebt ;  auf  den  Stufen  finden  sich  einige  unver- 
ständliche, flüchtig  eingeritzte  Schriftzüge.  Die 
Tempelstufen  dienten,  wie  aus  den  delphischen  Ge- 
sprächen Plutarchs  bekannt  ist,  als  Sitzstufen,  und 
die  Säule  bezeichnet  die  Wohnung  der  Olympier. 
Zu  vergleichen  ist  die  Tempelhalle,  unter  welcher 
der  vergötterte  Herakles  neben  Nike  auf  Vasenbil- 
dern dargestellt  wird  (Müller  Archäol.  d.  K.  1848 
S.  683).  Hier  ruht  er  aus,  wie  Einer,  der  an  der 
Schwelle  eines  gastlichen  Hauses  angelangt  ist  und 
einer  Begrüssung  aus  demselben  entgegensieht.  Er 
ist  schon  der  Erde  entrückt  und  man  sieht  den  ver- 
jüngten Gliedern  nichts  mehr  von  den  Mühseligkeiten 
des  Erdenlebens  an.  Er  hat  kein  Löwenfell,  sondern 
eine  Chlamys  ist  um  den  linken  Arm  geschlagen, 
mit  welchem  er  auch  die  Keule  hält.  Ihm  naht  von 
der  Linken  eine  langbekleidete  Frau,  die  vor  ihm 
Halt  macht  und  den  fremden  Ankömmling  mit  prü- 
fendem Auge  ansieht.  Sie  ist  als  die  Mundschenkin 
des  Olymps  durch  das  Giessgefäss  bezeichnet,  das 
sie  in  der  Rechten  hält,  wie  die  Hygieia  auf  dem 
gortynischen  Marmorrelief  (Archäologische  Zeitung 
1652  S.  420),  die  neben  dem  Zeus  Soter  eine  der 
Hebe  sehr  verwandte  LJeschaffenheit  hat.  Herakles 
streckt  ihr  den  Skyphos  entgegen,  welchen  er  als 
sein  Attribut  mit  sich  heraufgebracht  hat;  er  erwar- 
tet, dass  sie  ihm  einschenke.  In  ihrer  Haltung  ist 
aber  sehr  bestimmt  ausgedrückt,  dass  sie  sich  erst 
von  seiner  Persönlichkeil  unterrichten  will,  ehe  sie 
ihm  den  Trank  spendet,  welcher  ihn  zum  Genossen 
der  Unsterblichen  macht.  Der  rechte  Ann  hängt 
ruhig  herunter,  während  sie  mit  der  Linken  den 
Schleier    vorzieht.     Es   ist  der   Ausdruck    züchtiger 


283 


284 


Verschämtheit,  aber  zugleich  eine  feine  Andeutung 
des  bräutlichen  Verhältnisses,  in  welches  sie  zu  dein 
neuen  Bürger  des  Olympos  treten  wird. 

Auf  dem  Terracottenrelief  (no.  1)  ist  keine  An- 
deutung des  Olymps.  Im  Gegenlheil  ist  der  Fels, 
auf  dein  Herakles  sitzt,  und  über  den  die  Löwenhaut 
hängt,  ein  Zeichen,  dass  er  noch  auf  Erden  weilend 
gedacht  wird.  Darum  ist  auch  in  seinein  Körper 
nicht  die  Ruhe  und  Verklärung  wahrzunehmen,  wie 
auf  dem  Borgia'schen  Relief.  Ehe  er  noch  den  Olymp 
erreicht  hat,  nahet  ihm,  von  dort  gesendet,  Hebe  und 
reicht  ihm  mit  beiden  Händen  die  volle  Schale  zum 
Trinken  dar.  Herakles  selbst  wagt  nicht  seine  Hand 
an  die  Schale  zu  legen.  Man  sieht  aber  an  dem 
vorgebeugten  Kopfe,  mit  welcher  seligen  Befriedi- 
gung er  den  Trank  einschlürft;  er  ist  ganz  diesem 
einen  Genüsse  hingegeben,  wie  der  trinkende  Kimon 
auf  dem  pompcjanischen  Gemälde  (Ternite  I,  S).  Man 
glaubt  es  den  Gliedern  anzusehen,  wie  eine  neue 
Lebenskraft  sie  durchströmt.  Denn  in  der  Aufstäm- 
mung  des  linken  Arms  und  der  Hallung  des  linken 
Beines  ist  eine  energische  Bewegung  ausgedrückt, 
als  wollte  sich  der  Heros  sofort  mit  verjüngter  Kraft 
erheben,  nachdem  er  den  Trank  der  Unsterblichkeit 
gekostet  hat.  Weniger  klar  ist  die  Bewegung  der 
rechten  Hand.  Wenn  ich  auf  dem  mir  vorliegenden 
Gipsabgüsse  am  oberen  Rande  richtig  den  Umriss 
eines  Bechers  erkenne,  so  ist  der  Sinn  der  Handbe- 
wegung  der,  dass  Herakles  jetzt,  nachdem  er  den 
Trank  der  Hebe  gekostet,  von  den  Genüssen,  die  er 
früher  geliebt  hat,  nichts  mehr  wissen  will. 

In  der  Darstellung  dieser  Terracolta  wird,  so 
flüchtig  sie  auch  geformt  ist,  doch  Niemand,  wie  ich 
glaube,  die  Nachbildung  eines  sehr  schön  gedachten 
und  echthellenischen  Reliefs  verkennen;  es  ist  eine 
Darstellung,  welche  eben  so  wie  das  Borgia'sche 
Relief,  zum  klaren  und  sinnigen  Ausdrucke  der  auf 
Unsterblichkeit  und  Seligkeit  gerichteten  Hoffnungen 
der  Menschen  sehr  wohl  geeignet  war.  Wenn  wir 
mit  Welcker  zu  Müllcr's  Archäol.  S.  C83  auch  das 
schöne  Vasenbild  bei  Gerhard  (Antike  Bildwerke  I, 
1.47)  hieher  ziehen,  so  haben  wir  drei  unter  sich 
verwandte  und  doch  verschiedene  Auffassungen  die- 
ser einfachen  Gruppe. 

Bemerkenswert!!  ist  endlich  das  Tcrracollagerälh 


selbst  (no.  2),  an  dessen  Vorderseite  das  Relief  sich 
befindet.  Hinter  derselben  ist,  wie  die  Zeichnung 
zeigt,  ein  schmaler  Kasten,  welcher  in  mittlerer  Höhe 
durch  eine  horizontale  Querwand  getheilt  ist.  In 
derselben  sind  zwei  runde  Löcher.  Der  Zweck 
dieser  Einrichtung  ist  nicht  leicht  mit  Sicherheit  zu 
erklären.  Vielleicht  dienten  die  Löcher  zur  Aufnahme 
von  Kerzen,  xavdfjlcti  (Athen.  15,  701);  dann  war 
das  Ganze  eine  Art  von  candelabrum  {dictum,  quod 
in  ca  candelae  fiyantur  Festus  p.  46  Müll.).  Wenn 
wir  uns  solche  Gerälhe  bei  Leichenbegängnissen  be- 
nutzt denken  (siehe  Jahn  zu  Persius  III,  103),  so 
würde  sich  daraus  auch  die  Wahl  der  plastischen 
Darstellung  als  eine  sehr  passende  erklären  lassen. 
Nachschrift.  Seit  ich  das  Vorstehende  ge- 
schrieben, habe  ich  das  Borgia'sche  Relief  im  Ori- 
ginal untersucht.  Es  befindet  sich  im  reichhaltigen 
Säle  der  Reliefs  des  Museums  zu  Neapel  neben  dem 
Relief  aus  Ischia,  das  in  dem  Catalog  von  Aloe  1860 
unter  no.  278  aufgeführt  ist.  Ich  fand  die  Zeich- 
nung von  Gualtani  im  Ganzen  richtig,  nur  las  ich 
statt  KP  ATE  IEPO  Folgendes: 
KPATEZinOZ 

EnomiE 

Göltingen.  E.  Curtius. 


II.     Allerlei. 

71.  Eine  Scene  aus  den  Perserkriegen.  In  Ger- 
hards auserlesenen  Vasenbildern  III  Tafel  1G6  ist  die  Dar- 
stellung einer  Schale  abgebildet,  «eiche  der  Herausgeber 
für  einen  Kampf  zwischen  Hellenen  und  Skythen  erklärt. 
Indcss  scheint  sich  die  reiche  Kleidung  jener  Barbaren 
nicht  recht  wohl  mit  den  Nachrichten  vereinigen  zu  las- 
sen, welche  über  die  Tracht  dieses  armen  und  bedürfnis- 
losen Nomadenvolkes  vorliegen  (Neumann  die  Hellenen  im 
Skytheulande  S.  287  ft*.)  und  mit  den  künstlerischen  Dar- 
stellungen ,  in  welchen  uns  mit  Sicherheit  Skythen  entge- 
gentreten (Gerhard  a.  a.  O.  III  Tat'.  192).  Die  Skythen 
trugen  ein  schlichtes  anliegendes  Lederkleid  und  eine 
eigentümliche  Mütze,  über  welcher  ein  steifer  kegelför- 
miger Lappen  emporragte,  die  verinuthlieh  aus  dem  ge- 
gerbten Kopffelle  irgend  eines  Thieres  gearbeitet  war. 
Diese  Tracht  findet  sich  oft  auf  Vasen  mit  schwarzen  Fi- 
guren auf  rothem  Grunde  als  das  charakteristische  Kostüm 
der  Bogenschützen.     Bevor  nemlich  die  Hellenen  mit  den 


285 


286 


Persern  in  Conflict  geriethen,  waren  die  Skythen  das  bo- 
genkundigste  Volk,  von  dem  sie  wussten.  Alle  Hellenen 
kannten  sie  aus  den  Erzählungen  von  den  Kämpfen,  «eiche 
die  hellenischen  Ansiedler  am  Pontus  mit  ihnen  zu  be- 
stehen halten,  die  Athener  aus  eigener  nächster  Anschauung, 
indem  sie  schon  bald  nach  der  Schlacht  von  Salamis  Sky- 
then als  leichte  Truppen  und  Stadtpolizei  benutzten  (Ae- 
schines  nigi  nagnngtnßilag  336).  Erst  als  die  Hellenen 
die  Geschicklichkeit  der  Perser  in  der  Handhabung  dieser 
Waffe  kennen  gelernt  hatten,  die  namentlich  bei  Plataiai 
hervortrat  (Herodot.  IX,  49,  Gl),  scheinen  sie  angefangen 
zu  haben  die  Bogenschützen  in  der  bunten  persischen 
Tracht  darzustellen,  in  welcher  sie  fast  immer  auf  den 
Vasenbildern  mit  rothen  Figuren  auf  schwarzem  Grunde 
erscheinen.  Die  Tracht  der  Barbaren  auf  unserer  Schale 
stimmt  in  allen  wesentlichen  Dingen  mit  der  Schilderung 
übereiu,  welche  Herodot  VII,  Gl  von  der  persischen  Li- 
nieninfanterie  giebt,  und  mit  dem  Kostüm,  in  welchem 
uns  auf  anderweitigen  Kunstwerken,  vor  allen  auf  der 
Dareiosvase  und  in  der  Alexanderschlacht,  nach  unzwei- 
felhafter Bestimmung  Perser  entgegentreten.  Wie  wir  se- 
hen, dass  sich  die  griechischen  Künstler  bei  Darstellungen 
dieser  Art  nie  unbedingt  an  die  Realität  banden,  so  ahmte 
auch  der  Bildner  vorliegender  Schale  nicht  in  allen  un- 
wesentlichen Einzelnheiten  die  persische  Tracht  nach,  die 
er  vermuthlich  nicht  aus  eigener  Anschauung,  sondern  aus 
mündlicher  Tradition  und  Gemälden  kannte;  vielmehr 
gestattete  ersieh  veranlasst  durch  künstlerische  Motive  Ab- 
weichungen und  strebte  vor  Allem  darnach,  dass  der  Ge- 
samteindruck der  kämpfenden  Barbaren  sie  als  Soldaten 
der  noXvygvaug  axguxiü  der  Perser  (Aeschylos  Perser  9) 
charakterisirte.  Und  gerade  bei  dieser  Darstellung  liegen, 
wie  wir  gleich  sehen  werden,  die  Motive,  welche  den 
Künstler  zu  derartigen  Abweichungen  veranlassten,  klar 
am  Tage.  Herodot  beschreibt  die  Ausrüstung  der  per- 
sischen Linie  folgender  Massen:  nigi  fiiv  xi'ai  v.ttia- 
).t:ai  dyjtv  xtägeg  xa'i.tnf.iiruvg  nD.uvg  unayt'ag,  ntgt  $£ 
tu  aöifiu  xi&wvug  yttgtdaixnig  noixiXovg  xu)  Oiüguxug  ') 
Xinidog  oidijgtijg  oxpiv  tyi) cotidtog,  ntg)  de  zu  axeXiu 
ava%vgiSug,  uvx'i  di  uanldmv  ye'ggu-  vnu  de  (fugexgn'j- 
re:  ixgefiuno.  uiyuug  äi  ßgayt'ag  elyov,  xö'ia  dt  /ie- 
yuXu,  oinxuig  8i  xuXuin'iovg ,  ngog  de  eyyeigidiu  naga 
rof  diiiijr  [trtgov  7tagatcogiVfiivu  ix  x^g  C(övrlg'1).  Die 
xifrwveg  yjuQlSfüToi  noixiloi  finden  sich  bei  allen  Bar- 
baren   unserer    Darstellung,    ebenso    die    <iva£,vgideg   die 

')  Die  Worte  'xnl  9(üQaxas'  fehlen  in  den  Hdsr. ,  sind  aber 
unzweifelhaft  richtig  von  Wesseling  ergänzt. 

s)  Vgl.  die  Beschreibung,  «eiche  Aristagoras  giebt,  bei  Herodot 
V,  49:  lij  i£  jun/1)  avjt'uiv  toxi  roojjf,  xo$a  x«i  atyfii]  ßyttyi'cc 
avaSvgläas  <Si  i'yoi'iig  tgyovtca  ig  xitg  jxayag  xttl  xvQßaalttg 
Im  x>jot  xiifttlijat.'  Die  Beschreibung  der  persischen  Ausrüstung 
in  Xenophons  Kyrop.  VII,  1,2  ist  hiebei  nicht  zuzuziehen,  da  zu 
Xenophons  Zeit  die  Bewaffnung  der  Perser  bereits  nach  hellenischem 
Muster  modificirt  war. 


bunten  Hosen,  welche  der  attische  Volkswitz  scherzhaft 
frvXaxoi  nannte  (Aristoph.  Wespen  1087),  beide  Kleidungs- 
stücke ganz  ähnlich  wie  auf  unserer  Schale  bei  den  Per- 
sern der  Alexandersehlacht  und  der  Dareiosvase.  Die 
xiügug,  welche  Herodot  als  nlXovg  unrtytug  bezeichnet, 
erkennen  wir  mit  Sicherheit  bei  Vieren  der  kämpfenden 
Barbaren.  Es  ist  die  bekannte  Mütze,  auch  xvgßuotu 
oder  ximgig  genannt,  welche  der  Grossherr  aufgerichtet, 
die  Unterthanen  nach  der  einen  Seite  umgestülpt  trugen 
(Aesch.  Pers.  CGI.  Aristoph.  Vögel  48G.  Plut.  Themisto- 
kles29),  dieselbe,  welche  der  wachthabende  persische  Of- 
fizier, die  Käthe  und  die  Tribut  bringenden  Völker  auf 
der  Dareiosvase  führen.  Die  übrigen  drei  Barbaren  sind 
mit  etwas  anderen  Kopfbedeckungen  versehen,  der  eine 
mit  einer  der  Tiara  ähnlichen  Mütze,  von  welcher  eine 
Quaste  herabhängt,  die  anderen  beiden  mit  einer  Art  von 
Helmen,  von  denen  der  eine  mit  einer  hörn-,  der  andere 
mit  einer  kegelförmigen  Verzierung  versehen  ist.  Schwer- 
lich hat  der  Künstler  hierbei  an  die  bestimmte  Tracht 
irgend  einer  besondern  persischen  Truppengattung  (man 
könnte  an  die  persischen  Reiter  denken,  von  denen  Hero- 
dot VII,  84  schreibt:  Ini  rjjffi  xexpuXjiai  elyov  iiexe'ie- 
xegoi  uvtiüiv  xul  yüXxeu  xai  aidrtgeu  e$elrßMj.iera  noirr 
fiuru)  oder  eines  Hülfsvolkes  gedacht  (vgl.  die  Assyrer 
Herod.  VII,  63  die  Paphlagonen  72 ff.  die  Myser  74,  die 
Moscher  78,  die  Marer,  Kolcher  79).  Vielmehr  ist  es 
wahrscheinlich,  dass  er  hierdurch  lediglich  Mannigfaltigkeit 
in  die  Darstellung  bringen  und  den  fremdartigen  orientali- 
schen Eindruck  der  Barbarentracht  gegenüber  der  idealen 
Rüstung  der  griechischen  Hopliten  hervortreten  lassen 
wollte.  Auch  die  Waffen  der  Barbaren  lassen  sich  als 
persische  nachweisen,  so  zunächst  die  kurzen,  breiten,  bü- 
gellosen Schwerter  mit  auffällig  markirter  Blutrinne,  welche 
zwei  Kämpfer  führen,  ohne  Zweifel  die  eyyngldia  der 
herodoteischen  Beschreibung.  Es  ist  dies  genau  dieselbe 
Waffe,  welche  wir  in  der  Hand  des  persischen  Offiziers 
auf  der  Dareiosvase  erblicken.  Etwas  anders  gebildet  und 
mit  kleinen  Bügeln  versehen  sind  die  Schwerter  der  Bar- 
baren im  Mittelbilde  und  des  Kämpfers,  welcher  auf  no.  2 
von  rechts  aus  der  erste  ist,  eine  Nuancirung,  zu  welcher 
den  Künstler  ähnliche  Motive  veranlasst  haben  mögen 
wie  die  eben  auseinandergesetzten.  Die  von  Herodot  er- 
wähnten ro'i"«  sehen  wir  in  den  Händen  der  Kämpfenden, 
den  (fugtxgiima  an  der  Seite  des  einen.  So  vermissen 
wir  von  der  Ausrüstung,  wie  sie  Herodot  beschreibt,  nur 
die  d-t'igaxag  Xen/dog  oidi;giijg ,  die  ye'gga  und  die 
utyitüg  ßgaye'ug.  Was  zunächst  die  Panzer  betrifft,  so 
ist  es  sehr  wahrscheinlich,  dass  sie  von  den  Persern  unter 
den  Chitonen  getragen  wurden,  folglich  nicht  sichtbar  wa- 
ren. Wenigstens  heisst  es  bei  Herodot  IX,  22,  2  vom 
persischen  Reiterführer  Masistios :  evxdg  d-u'iQrpu  erye 
ygvaeov  Xenid<ox6r,  xuxv  n  eg&e  de  xoii  9a)Q7]xog  xi- 
diovu  (foivlxiov  erdedvxe.  Auch  ist  es  zumal  bei  der 
Hitze  des  südlichen  Klimas  nicht  glaublich,  dass  das  Me- 
tall  des    Panzers    ohne    weitere   Umhüllung   den    Sonnen- 


287 


288 


strahlen  ausgesetzt  wurde,  was  für  die  Soldaten  auf  dem 
.Marsche  und  in  der  Schlacht  eine  entsetzliche  Qual  ge- 
wesen sein  würde.  Endlich  macht  es  die  geläufige  Be- 
zeichnung der  Perser  als  buntgekleidete  (noixii.oi)  wahr- 
scheinlich, dass  sie  die  bunten  Chitonen  sichtbar  über  dem 
Panzer  trugen  und  nicht  das  umgekehrte  Verhältniss  Statt 
fand.  Wenu  wir  auf  unsere  Schale  die  Darstellung  der 
•jiQQu  vermissen,  so  erklärt  sich  dies  aus  der  Situation 
des  Kampfes.  Es  ist  hier  bereits  zum  Handgemenge  ge- 
kommen. Dies  trat  aber  erst  ein,  wenn  die  Feinde  die 
yiooa.  der  Perser,  welche  diese  ihnen  dicht  gedrängt  ent- 
gegenhielten, durchbrochen  hatten.  War  diese  geschlossene 
Masse  einmal  gesprengt,  dann  waren  die  ytgga  unhandlich 
und  überflüssig  und  wurden  von  den  Persern  weggeworfen. 
'Eyivtto  Sk  ngiiixor,  schreibt  Herodot  IX,  62,2,  wo  er 
die  Schlacht  von  Plataiai  erzählt,  nigl  tu  ytggu  i)  [tuy.ij. 
w$  d(  tarra  intnuox  n,  rjöi,  iyivtzo  fiüyij  Inyvgi]  y.x).. 
(vgL  die  Beschreibung  der  Schlacht  von  MykaleIX,  102, 2). 
Da  demnach  hier  das  Handgemenge  dargestellt  ist,  kom- 
men die  ytggu  nicht  mehr  in  Betracht,  brauchten  folglich 
vom  Künstler  nicht  besonders  ausgedrückt  zu  werden. 
Ebenso  verhält  es  sich  mit  den  kurzen  Lanzen.  Aus  den 
Beschreibungen  der  Schlachten,  welche  uns  Herodot  giebt, 
geht  nicht  deutlich  hervor,  ob  jene  ulyjiui  Stosslanzen 
oder  Wurfspiesse  waren  oder  sowohl  als  Nah-  wie  als 
Kernwaffe  gebraucht  wurden.  Waren  es  Warfspiesse, 
welche  die  Perser  hinter  den  ytggu  hervor  auf  den  an- 
rückenden Feind  abschleuderten,  dann  können  sich  die- 
selben  hier,  wo  das  Handgemenge  dargestellt  ist,  nicht 
mehr  in  den  Händen  der  kämpfenden  Barbaren  befinden. 
Wohl  aber  könnten  in  diesem  Falle  die  Schäfte,  welche 
wir  auf  no.  2  hinter  dein  gestürzten  Barbaren  hervorragen 
sehen,  derartige  Wurfspiesse  bezeichnen.  Waren  dagegen, 
was  wahrscheinlicher  ist  (vgl.  Herodot.  VII,  21 1),  jene 
luyjutt  vorwiegend  Stosslanzen,  so  hatte  der  Künstler  gu- 
ten Grund  sie  wegzulassen,  da  sonst  die  Trutzwaffen  der 
Helleneu  und  der  Barbaren  gleichartig  gewesen  sein  wür- 
den, deren  Verschiedenheit,  wie  anderweitig,  so  auch  auf 
unserer  Schale  absichtlich  hervorgehoben  ist.  Wir  er- 
blicken ziemlich  in  den  Händen  der  kämpfenden  Barbaren 
Bogen,  was  sehr  auffällig  scheint,  da  es  natürlich  war  und 
auch  von  Herodot  ausdrücklich  überliefert  ist,  dass  die 
Perser,  wenn  es  zum  Nahkampf  kam,  die  Bogen  wegwar- 
fen (s.  Herodot  IX,  62:  tyjögtov  xal  ovtoi  tni  tovs 
Iltonuq  xui  o<  Tltgaui  avitut  tu  löiu  fitttvzig).  Der 
(trund    ist   darin    zu    suchen,    dass   der  Künstler   die  ver- 


schiedene Kampfestüchtigkeii  der  Helleuen  und  Perser 
sichtbar  ausdrücken  wollte.  Der  Bogen  ist  die  charakte- 
ristische Waffe  der  Perser,  die  langen  Stosslanzen  die  der 
Hellenen,  ein  Gegensatz,  welcher  mit  grosser  Vorliebe  von 
Aeschylos  in  den  Persern  betont  wird.  So  fragt  Atossa 
v.  239  den  Chor  nach  der  Bewaffnung  der  Hellenen: 
7101*0«  yug  To'^ovly.dg  uiyjti)  dal  ytgoiv  uvTOtg  7iginti; 
worauf  der  Chor  erwidert: 

oi'da/ntug-  t'yyt;  OTudaTu  xui  (ftgüamötq  auyui. 
147  fragt  der  Chor:  nüxtgiiv   röijor  gi'fiu  xo  rtxwv 
t\  uogvxguvov 
Xüyyijt;  loyig  xixgüii]Xiv ; 
Die  Perser   werden  allenthalben   durch  Epitheta  Charakter 
risirt,    welche    ihre    Bogentüchtigkeit   ausdrücken  (26.  85. 
556.  926.  Bakis  bei  Herodot.  IX,  43).     Durch  den  Bogen, 
den  er  in  der  Hand    hält,    ist  Dareios    in  der  Ale.xander- 
schlacht  als  Grossherr  der  bogenkundigeu  Perser  gewisser- 
massen  als  TÖ^ugyuc  (Aesch.  Pers.  556)  bezeichnet.  Bogen 
und  Köcher  hängen  auf  der  Dareiosvase  neben  der  Raths- 
versammlung. 

Was  endlich  die  Streitaxt  betrifft,  welche  wir  in  der 
Hand  von  zwei  Barbaren  wahrnehmen,  so  ist  diese  Waffe 
als  eigentlich  persische  nirgends  überliefert.  Ob  der 
Künstler  dieselben  hierdurch  als  irgend  welche  bestimmte 
Hülfstruppe  der  Perser  vielleicht  als  Saken  charakterisiren 
wollte,  die  nach  Herodot  VII,  64  auyügm;  führten,  sonst 
aber  anders  ausgerüstet  waren  als  unsere  Barbaren,  oder 
ob  er  sie  den  Barbaren  willkürlich  als  eine  den  Hellenen 
ungebräuchliche  und  speeifisch  orientalische  Waffe  in  die 
Hand  gab,  ist  schwierig  zu  entscheiden.  Wiewohl  letztere 
Auflassung  den  Vorzug  zu  verdienen  scheint,  da  wir  dem 
Künstler  in  dieser  Beziehung  keine  allzu  grosse  Akribie 
zutrauen  dürfen  und  die  Streitast  ähnlich  wie  der  Bogen 
zumal  als  Waffe  der  Amazonen  gewissermasseu  symbolisch 
der  Ausdruck  der  orientalischen  Bewaffnung  geworden  war, 
so  dass  es  bei  dem  engen  Zusammenhang,  in  welchen  die 
Hellenen  die  Amazonen-,  Kolchier-  und  Troermythen  mit 
den  Perserkriegen  setzten,  nahe  lag  den  Persern  dieses 
Waffenstück  beizulegen.  Die  Gesichter  der  Barbaren  mit 
krummen  Nasen,  Schnurr-  und  Backenbärten  und  lang 
herabwallenden  Kinnbärten  drücken  deutlich  den  orienta- 
lischen Typus  aus  und  zeigen  einige  Aebnlichkeiten  mit 
gewissen  Perserköpfen  auf  der  Dareiosvase,  nur  dass  diese 
nicht  so  scharf  markirt  sind. 

Berlin.  Wolfgang   IIm.hu. 


lliezu  die  Abbildungen    Tafel  CLXI11:    Herakles  und  liebe,    Reliefs  sw  Neapel 

und  München. 


Herausgegeben  von  E.   Gerhard. 


Druck  und  Verlag  von  G.  Reimer. 


289  290 

DENKMÄLER  UND   FORSCHUNGEN. 

Archäologische  Zeitung,  Jahrgang  AA. 
V  164.   165.  August  und  September  1862. 

Meleagers  Sies,  bronzene  Cista  im  königlichen  Museum  zu  Berlin.  —  Allerlei:  Schlüssel  auf  attischen  Grabsteinen. 


I.    Meleagers  Sieg, 

bronzene  Cista  im  königlichen   Museum  zu  Berlin1)- 

Hiezu   die  Abbildung  Tale!   CLXIV.   CLXV. 

In  das  hiesige  königliche  Anlimiarium  sind  un- 
längst zwei  pränestinische  Cisten  gelangt,  von  wel- 
chen die  kleinere,  als  Beispiel  eines  schon  früh  völlig 
verkommenen  Kunstgefühls  und  durch  ihre  räthsel- 
haften  Inschriften  höchst  merkwürdig,  mit  einem  Deu- 
lungsversuch  von  (iarrucci  in  den  Welken  des  ar- 
chäologischen Instituts  2)  bereits  veröffentlicht  ist. 
Die  zweite  grössere,  an  Kunstwerlh  ungleich  höher 
stehende,  aber  inschriftslose  Cisle,  welche  noch  nicht 
besprochen  wurde,  liegt  in  verkleinerter  Abbildung 
auf  der  Dnppellafel  CLXIV.  CLXV.  vor3). 

Auf  dem  rund  umlaufenden,  ober-  und  unterhalb 
wie  es  bei  diesen  (islen  gewöhnlich  der  Fall  ist 
durch  Blätterwerk  begrenzten  Hauplbild  sind  elf  Fi- 
guren, Männer  und  Frauen,  nebeneinander  dargestellt, 
ohne  dass  man  sie  sofort  augenfällig  in  verschiedene 
grössere  Gruppen  sondern  oder  etwa  eine  gemeinsame 
Handlung  und  Richtung  sämtlicher  Figuren  erken- 
nen miissle.  Doch  haftet  der  Blick  des  Beschauers 
bald  auf  der  nackten  weiblichen  Flügelgestalt,  welche 
in  der  gesenkten  rechten  Hand  einen  Hammer  hal- 
tend, die  linke  hocherhoben,  damit  beschäftigt  ist, 
einen  Eberkopf  an  einen  Palmbaum  zu  befestigen, 
während  ein  Hund  neben  der  Göttin  nach  dem  Eber- 
kopf aulblickt.  Dies  Siegeszeichen  zugleich  mit  dem 
Jagdhunde  führt  zunächst  darauf  in  unserer  Darstel- 

')  Gelesea  in  der  archäologischen  Gesellschaft  am  6.  Mai  1862. 

*)  Monumenli  dell'  institulo  vol.  \l  tat.  .VV  Ann.ili  1861 
l>.  Iü2ss. 

J)  Die  Höhe  der  Cista  betragt  mit  Fuss  und  Deckel  1,09  Fuss 
preuss.,  obne  Fuss  und  Deckel  1 0,5  Zull ;  der  Durchmesser  9.6  Zoll ; 
dip  Hohe  der  Deckelfiguren   4,j  Zoll. 


lung  den  Triumph  irgend  eines  berühmten  Eberjägers 
zu  suchen. 

Sehen  wir  uns  nun  nach  dem  Helden  seihst  um, 
so  wird  man  diesen,  dem  ihm  angewiesenen  Platze 
nach,  zuerst  in  dem  auf  der  anderen  Seite  des  Palm- 
baums der  Siegesgöttin  entsprechenden  nackten  Jüng- 
ling vermulhen,  welcher,  die  leichte  Chlamvs  um  den 
rechten  Arm  geschlagen,  dasteht  und  in  ruhiger 
Freude  nach  dem  Siegeszeichen  hinblickt.  Aber  er 
entbehrt  zu  sehr  irgend  eines  auszeichnenden  Attri- 
buts oder  einer  bedeutsamen  Geberde,  um  für  eine 
Hauptfigur  gelten  zu  können.  Eher  könnte  man  an 
den  Jüngling  auf  der  linken  Seite  der  Göttin  denken, 
welcher  neben  der  um  seinen  linken  Arm  geschla- 
genen Cblamys  noch  durch  Wehrgehenk  und  langen 
Speer  ausgezeichnet  nach  der  Göttin  hinblickt  und, 
ebenso  wie  sein  ihm  folgender  langlockiger  Gefährte, 
die  rechte  Hand  lebendig  erhoben  hat.  Doch  scheint 
diese  Geberde  vielmehr  missgünsliges  Erstaunen  und 
Enttäuschung  als  einfache  Siegesfreude  auszudrücken, 
und  wenn  wir  die  noch  übrigen  Jünglinge  aufmerk- 
sam betrachten,  so  werden  wir  nicht  zweifeln,  dass 
in  der  vierten  Figur  auf  der  rechten  Seite  der  Nike 
der  Sieger  gemeint  sei;  denn  er  allein  ist  mit  einem 
Kranze  geschmückt.  Diese  Figur  ist  aber  zugleich 
auch  für  die  Erklärung  des  ganzen  Bildes  entscheidend. 
Denn  in  ihrer  ausruhenden  Stellung,  in  der  Haltung 
der  linken  Hand  mit  der  Lanze,  während  die  rechte 
auf  die  Hüfte  aufgelegt  ist,  und  im  ganzen  Eindruck 
entspricht  die  Gestalt  dieses  Jünglings  augenfällig 
dem  Typus  des  Meleager,  wie  er  nicht  weniger 
aus  berühmten  Statuen  als  aus  Gemmen  und  we- 
nigstens einem  Relief  4)  nachweislich  ist  — ,  so  dass 
diese  Aehnlichkeit  unmöglich  zufällig  sein  kann,  soii- 

^)  Braun    Antike    Marmorwerke  II.  li.     Vgl.    meine  Abb.  de  ta- 
bula Meleagrea  (Berol.   1861)  p.  50.  Vis 


291 


292 


dem  jener  Typus  von  dem  Verfertiger  des  Cistabil- 
des  benutzt  wurde.  Die  uns  vorliegende  Darstellung 
bezieht  sich  also  auf  Meleager,  dessen  Sage  ja  in 
etruskischer  Kunst  auf  Sarkophagen  wie  auf  Spiegeln 
ein  beliebter  Gegenstand  war. 

Unter  den  übrigen  Figuren  kann  sich  der  Ver- 
ferliger  also  nicht  wohl  etwas  anderes  gedacht  ha- 
ben als  eben  die  Jagdgenossen  des  Meleager,  seine 
Schwestern,  seine  Gattin  Kleopatra,  seine  Mutter 
Althäa  nnd  etwa  noch  Atalante. 

Die  beiden  Jünglinge  welche  wir  links  von  der 
Siegesgöttin  erblicken  geben  durch  die  missmuthige 
und  staunende  Erhebung  der  rechten  Hand  sich  leicht 
als  die  durch  den  Sieg  des  Meleager  enttauschten 
neidischen  Brüder  seiner  Mutter,  als  die  Thestia- 
den,  zu  erkennen.  In  dem  langen  Haare  des  zwei- 
ten derselben  ist  man  versucht  die  Andeutung  eines 
besonders  weichlichen  Helden  zu  finden;  doch  wird 
uns  dies  weder  von  einem  der  Thestiaden  noch  über- 
haupt von  einem  der  kalydonischen  Jagdgenossen 
ausdrücklich  überliefert;  und  es  kann  jene  Eigen- 
thümlichkeit  des  langen  Haares  ja  sehr  wohl  auch 
ohne  besondere  Absicht  sein.  Hinter  den  Thestiaden 
folgt  eine  nur  mit  einem  schleierartig  vom  Hinter- 
kopf fallenden  Gewandstück  versehene  Frau  welche, 
auf  einen  Pfeiler  gelehnt,  traurig  vor  sich  hinblickt. 
Die  ihr  angewiesene  Stelle  und  ihr  Ausdruck  lassen 
nicht  wohl  Althäa,  die  Mutter  des  Meleager  ver- 
kennen, welche  die  Brüder  höher  achtend  als  ihren 
Sohn,  diesem  ein  jähes  Ende  ersinnt.  Man  könnte 
gegen  diese  Deutung  vielleicht  die  Nacktheit  der 
Figur  geltend  machen,  welche  unserm  Gefühl  aller- 
dings unerträglich  scheint.  Aber  einmal  steht  die 
Gravierung  unserer  Cisla  nach  Slyl  und  Auffassung 
völlig  auf  einer  Linie  mit  der  spätesten  Art  etruski- 
scher Spiegel  und  in  dieser  durchaus  üppigen  Kunst- 
übung  ist  auch  das  scheinbar  unmögliche  denkbar; 
und  dann  kann  wenigstens  der  Pfeiler  auf  den  sich 
Althäa  stützt  als  Andeutung  eines  Gebäudes  gefasst 
werden,  so  dass  sie  im  Innern  des  Hauses  zu  den- 
ken wäre. 

Auch  die  drei  Figuren  zwischen  dem  Palmbaum 
und  Meleager  lassen  sich  leicht  verstehen.  Zunächst 
neben  ihm  sitzt  eine  oberhalb  nackte  Frau  die  mit 
ihrem    Ilaarputz    beschäftigt   ist;    ebenso   kann    auch 


die  Bewegung  der  vor  ihr  stehenden  ganz  unver- 
hüllten Frau  aufgefasst  werden.  Auch  hier  wieder- 
holt sich  die  Andeutung  eines  Gebäudes;  man  darf 
also  wol  in  den  beiden  Frauen  etwa  die  Gattin 
des  Meleager  Kleopatra  und  eine  seiner  Schwestern 
erkennen,  die  des  erlangten  Sieges  froh,  im  Innern 
des  Hauses  sich  festlich  schmücken.  Der  Jüngling 
endlich  unmittelbar  neben  dem  Palmbaum  ist  ein 
dem  Meleager  freundlicher  Jagdgenosse. 

Ungleich  schwieriger  zu  erklären  sind  die  drei 
noch  übrigen  Figuren,  welche  wir  rechts  von  Me- 
leager sehen.  Es  ist  die  Gruppe  einer  von  einem 
kräftigen  Jüngling  in  die  Luft  gehobenen  und  ge- 
schwungenen nackten  Frau  mit  um  den  linken  Arm 
geschlagenem  Gewandstück  und  eine  andere  nur  mit 
leichtem  flatterndem  Gewand  versehene  Frau  welche, 
den  Kopf  nach  der  Gruppe  zurückwendend  und  die 
rechte  Hand  wie  in  staunender  Bewunderung  über 
dies  Kunststück  erhebend,  nach  dem  Meleager  hin- 
läuft ;  in  der  gesenkten  linken  trägt  sie  einen  Palm- 
zweig. Dieses  Attribut  kann  uns  vielleicht  zum  An- 
halt für  die  Individualisierung  der  Figur  dienen;  denn 
es  scheint  doch  eben  darauf  hinzudeuten  dass  diese 
Frau  in  dem  von  Meleager  erlangten  Sieg  theil 
hat  — ,  es  wäre  also  jene  tapfere  Jagdgenossin  Ata- 
lante gemeint,  deren  Pfeil  den  Eber  zuerst  verwun- 
dete, und  welche  nach  der  späteren  Behandlung  der 
Sage  die  unschuldige  Ursache  des  Streits  zwischen 
Meleager  und  seinen  Vettern  war.  Mit  dieser  Deu- 
tung scheint  auch  die  kräftige  Körperbildung  der 
dahineilenden  übereinzustimmen.  Doch  will  ich  nicht 
leugnen  dass  auch  eine  der  Schwestern  des  Melea- 
ger mit  dem  Attribut  des  Zweiges  recht  wohl  ge- 
dacht weiden  kann,  und  ich  möchte  auf  die  indivi- 
duelle Benennung  dieser  Figur  um  so  weniger  Ge- 
wicht legen  als  auch  die  neben  ihr  befindliche  Gruppe 
einer  ganz  bestimmten  individuellen  Bezeichnung  sich 
zu  entziehen  scheint.  Man  könnte  für  diese  Gruppe 
zunächst  an  den  Hingkampf  des  Peleus  mit  der  Ata- 
lante denken,  der  nach  der  gewöhnlichen  Sage  bei 
den  Leichenspielen  des  Pelias  in  Iolkos  stattfand, 
nach  Anleitung  eines  alten  Vasenbildes  dagegen,  auf 
welchem  hinler  Peleus  und  Alalante  Haut  und  Kopf 
des  Ebers  sichtbar  ist  (Gerhard  Auserl.  Vasenb.  Taf. 
237)   auch   in   Kalydon   bei   festlichen   Spielen  nach 


293 


294 


Erlegung  des  Ebers  gedacht  werden  könnte.  6)  Aber 
erstlich  scheint  mir  diese  Combination  an  sich  nicht 
ganz  sicher;  ferner  scheint  es  wesentlich  dass  Peleus 
als  Greis  mit  Atalante  ringt  und  von  ihr  besiegt  wird. 
Und  wenn  man  auch  eine  Modificalion  der  Sage  an- 
nehmen könnte,  so  bleiben  doch  immer  noch  andere 
nicht  unbedeutende  Schwierigkeiten.  Die  in  die 
Luft  gehobene  Frau  trägt  am  linken  Arm  ihr  Ge- 
wand, welches  sie  im  Kingkampf  nur  stören  konnte; 
sie  ist  von  durchaus  nicht  kräftiger  Körperbildung, 
während  das  Aussehen  der  vorhin  auf  Atalante  ge- 
dachten Figur  mit  dem  Palmzweig  sehr  gut  zu  die- 
ser Bezeichnung  stimmte.  Das  entscheidende  endlich 
scheint  mir  die  Bewegung  der  Gruppe  selbst  zu  sein. 
Es  macht  vielmehr  den  Eindruck  als  ob  sich  die 
Frau  in  lebendigem  triumphierendem  Tanz  in  die  Luft 
schwingen  lasse,  als  dass  sie  gegen  ihren  Willen 
gewaltsam  dem  Boden  entrückt  sei.  Dies  ist  wie 
mir  scheint  so  wesentlich,  dass  dagegen  selbst  ein 
anderer  sehr  bemerkenswerlher  Umstand,  den  man 
zur  Entschuldigung  dieser  tanzartigen  Darstellung 
eines  Ringkampfs  anführen  könnte,  nicht  ins  Gewicht 
fällt.  Die  auf  der  Cista  dargestellte  Gruppe  ent- 
spricht nemlich  völlig  dem  Spiegelbild  bei  Gerhard 
II,  225,  und  es  kann  nicht  bezweifelt  werden,  dass 
beide  auf  ein  Original  zurückgehen.  Das  Spiegel- 
bild, welches  einige  Aehnlichkeit  mit  manchen  der 
bekannten  Bilder  darbietet,  auf  welchen  Peleus  die 
Thetis  davonträgt,  ist  von  Gerhard  ebenfalls  auf  die- 
sen Gegenstand  bezogen  worden ;  in  der  That  scheinen 
der  Vogel  und  die  Schlange  neben  der  Gruppe  die 
Verwandlungen  der  Thetis  anzudeuten  und  mithin  jene 
Erklärung  nothwendig  zu  machen.  Doch  stimmt 
die  Haltung  und  Geberde  der  getragenen  Frau  auch 
liier  nicht  recht  zu  der  Situation  und  wenn  man 
nun  die  jedesfalls  in  ganz  anderem  Sinn  zu  fassende 
Gruppe  unserer  Cista  in  Betracht  zieht,  wird  man 
um  so  weniger  bestreiten,  dass  das  beiden  Bildern 
zu  Grunde  liegende  Original  nur  die  Scene  eines 
bewegten  Tanzes  darstellte ;  diese  Scene  ist  denn 
nach  einem  zumal  in  etruskischer  Kunst  häufig  nach- 
zuweisendem Brauch  auf  dem  Spiegelbild  zu  einer 
allerdings  nicht  sehr  zutreffenden  aber  durch  die 
Attribute  deutlichen  Darstellung  der  Bezwingung  der 

■)  Vgl.   de  fab.   Meleagr.   p.  12,  2. 


Thetis  verwandt  worden,  während  auf  der  Cista  der 
ursprüngliche  Sinn  der  Gruppe  beibehalten  scheint. 

Betrachten  wir,  nachdem  die  einzelnen  Figuren 
somit  erläutert  sind ,  noch  einmal  die  Composition 
als  ganzes,  solässtsich  als  ihr  Gegenstand  der  Triumph 
des  Meleager  in  seinen  Wirkungen  auf  die  verschie- 
denen Theilnehmer  bezeichnen;  und  zwar  lassen  sich 
abgesehen  von  der  Siegesgöttin  und  Meleager  selbst 
die  Figuren  in  drei  Gruppen  von  je  drei  Personen 
sondern.  Die  geflügelte  Nike  befestigt  als  Symbol 
des  Sieges  den  Ebeikopf  an  den  Palmbaum.  Ihr 
zur  Linken  erblicken  wir  drei  dem  Sieger  missgün- 
stige Personen:  die  beiden  Thestiaden  und  Althäa. 
Auf  der  andern  Seite  des  Palmbaums  sind  zunächst 
drei  Figuren  in  ruhiger  Freude:  der  Genosse  des 
Meleager,  dann  eine  der  Schwestern  und  seine  Gat- 
tin Kleopatra,  die  sich  festlich  schmücken  — ,  eine 
Darstellung,  welche  sich  zugleich  dem  Zweck  der 
Cista  hübsch  anpasst.  Viel  lebendiger  dagegen  ist 
der  Ausdruck  der  Freude  in  der  dritten  Gruppe, 
welche  das  Tänzerpaar  und  die  mit  dem  Zweige 
dahineilende  Atalante  umfasst.  Zwischen  den  beiden 
ihm  freundlich  gesinnten  Gruppen  steht  endlich 
Meleager  während  all  dieses  lauten  Jubels  auf  sich 
selbst  zurückgezogen  und  siegesmatt,  wie  von  der 
Ahnung  belastet,  dass  ihm  dieser  Sieg  den  Tod  von 
der  Hand  seiner  Mutter  bringen  wird. 

Die  Composition  unserer  Cista  bietet  somit  ein 
hübsches  Gegenbild  zu  dem  berühmten,  allerdings 
technisch  und  ideell  ungleich  höher  stehenden  grossen 
Peruginer  Spiegel  des  hiesigen  königlichen  Museums 
(Gerhard  II,  176.  Vgl.  de  fab.  Meleagrea  p.  43s.).  Auf 
diesem  Spiegelbild  sind  unzweifelhaft  Meleager  und 
Atalante  einerseits,  Venus  und  Adonis  andererseits 
dargestellt;  zwischen  ihnen  eine  geflügelte  Schick- 
salsgöttin, die  zum  Zeichen  des  fest  bestimmten  To- 
des der  beiden  Liebenden  jenen  verhängnissvollen 
Nagel  einschlägt.  Und  hier  begegnen  wir  von  neuem 
einer  merkwürdigen  Analogie.  Die  Siegesgöttin  auf 
der  Cista  hat  eine  ähnliche  Stellung  und  durchaus 
dieselbe  Bewegung  der  Hände,  wie  die  Atropos  auf 
dein  Spiegel.  Man  könnte  demnach  vielleicht  ver- 
sucht sein,  die  Darstellung  unserer  Cista  für  die 
Deutung  des  Spiegels  zu  verwerthen,  zumal  da  ja 
auch   auf   dem   Spiegel    oberhalb    des    Meleager   ein 


295 


296 


bisher  einfach  als  charakterisierendes  Attribut  gefass- 
ter  Eberkopf  sich  befindet.  Doch  scheint  für  die 
bisherige  vorhin  bezeichnete  Auffassung  des  Spiegels 
die  Gegenwart  von  Venus  und  Adonis  zugleich  mit 
augenfällig  hervorgehobenen  Symbol  jenes  clavus 
trabätis  und  der  Inschrift  der  Göttin  entscheidend, 
während  andererseits  auf  der  Cista  die  Darstellung 
des  Sieges  in  den  verschiedenen  Abstufungen  seiner 
Wirkung,  wie  ich  hoffe  dargethan  zu  haben,  nicht 
geleugnet  werden  kann.   — 

Was  den  Kunstwerth  dieser  Cista  betrifft,  so 
wird  man  ihn  nicht  allzu  hoch  anschlagen  dürfen. 
Es  sind,  wodurch  die  Cista  allerdings  in  anderer 
Beziehung  einen  eigentümlichen  Werlh  erhält,  in 
den  Figuren  des  Meleager  und  der  Tänzergruppe 
nachweislich,  wahrscheinlich  bei  der  Siegesgöttin, 
sehr  möglicherweise  auch  bei  andern  Personen  fremde 
Typen  benutzt  und  wie  es  fast  immer  bei  Kunst- 
werken der  Fall  ist  in  welchen  ursprünglich  in  ganz 
anderem  Zusammenhang  gedachte  Tvpen  verwand! 
sind,  so  ist  die  Anordnung  auch  hier  zwar  nicht  un- 
geschickt und  nicht  ohne  sinnvolle  Züge,  aber  dein 
ganzen  fehlt  doch  der  feste  Zusaminenschluss  und 
die  künstlerische  Durchführung.  Dazu  kommt  dass 
die  gewandte,  aber  unglaublich  flüchtige  Zeichnung 
die  Wirkung  der  Figuren  wesentlich  beeinträchtigt, 
von  welchen  namentlich  Kleopatra  und  Atalanle  an 
sich  sehr  hübsch  gedacht  sind.  — 

Es  bleiben  endlich  noch  die  beiden  geflügelten 
schwebenden  Siegesgöttinnen  zu  erwähnen,  welche 
auf  dem  Deckel  innerhalb  einer  wellenförmigen  Ein- 
fassung dargestellt  sind  und  deren  eine  einen  Zweig 
trägt.  Hier  wird  man  also  einen  Bezug  der  Deckel- 
verzierung zu  dem  Hauptbild  ohne  Schwierigkeit 
einräumen  können. 

Von  fremder  Hand  ist  dagegen  natürlich  der 
Griff  der,  wie  auf  den  meisten  Cistadeckeln,  aus  zwei 
die  inneren  Arme  aufeinander  legenden  mit  Aus- 
nahme der  Beschuhung  nackten  Figuren  eines  Sa- 
lyrs  und  einer  Iran  gebildet  ist;  ebenso  die  in  Art 
von  Klauen  mit  darübergesetzten  Löwen  plump  ge- 
nug geformten  drei  Füsse. 

Berlin.  K.  Kekulk. 


II.     Allerlei. 

71.  Schlüssel  auf  attischen  Grabsteinen.  Li 
dem  mir  eben  zukommeaden  vierten  Hefte  der  neuen 
ÜQyutdXoyty.})  in  ij/ii-gig  finden  sieh  von  Kumauudis  mit- 
getheilt  zwei  Grabsteine  (<'(>/.  ixp.  1862  S.  75.  76  no.  81 
und  82),  der  eine  (a)  &£0(pikrt  lÜnruMxov  'l'uiimraio: 
dvyütriQ,  tler  andere  (b)  TMvrjaiu  Kgttodfaov  Qogix(ox> 
d-vyaTtjQ,  .4a«Xij7itttdbv  Btotxty.ldov  ywij  beschrieben. 
Unter  der  Inschrift  ist  jedesmal  ein  gleiches  Geräth  ab- 
gebildet und  dasselbe,  wenn  auch  halb  verwicbt.  kann  ich 
noch  an  gleicher  Stelle  auf  einem  dritten  (c)  Grabsteine 
mit  der  Aufschrift  H^pyiü  Olhotaz  floyiov  ^vyän-o  nach- 
weisen, welcher  im  Jahre  1858  als  Eckstein  in  der  am  neuen 
Theatergebäude  hinabführenden  Strasse  zu  Athen  stand. 


^m 


Pittakis  soll  bei  der  Herausgabe  des  Steins  a  (a«;r.  tW 
no.  3655)  dieses  Geräth  (ür  eine  Spinde]  erklärt  und  be- 
hauptet haben,  so  hätten  die  Spindeln  noeh  bis  zur  Zeit 
des  griechischen  Aufstand.es  ausgesehen,  wogegen  Kuma- 
uudis durch  allerlei  Erkundigung  nur  erfahren  hat,  dass 
heutzutage  sonst  Niemand  in  Griechenland  eine  solche 
Form  von  Spindeln  kenne.  Es  lässt  sich  dem  hinzufügen, 
dass  auch  die  auf  Vasenbildern  vorkommenden  Spindeln 
nie  eine  derartige  Gestalt  haben.  Dagegen  kommt  '.trade 
auf  Vasenbildern  der  fragliehe  Gegenstand  mehrfach  iu 
der  Hand  \on  Frauen  und  zwar  Priesterinnen  vor,  z.  B. 
in  der  Hand  der  [phigenia  in  Tauris;  Mon.  dell'  Inst. 
IV,  Tafel  LI.  Overbeck  Bildwerke  Ta£  XXX,  7.  Noch 
ein  neues  recht  deutliches  Beispiel  wird  der  diesjährige 
Band  der  Monumente  des  archäologischen  Instituts  brin- 
gen. Iu  den  meisten  dieser  Darstellungen  ist  der  Gegen- 
stand, wie  das  auch  auf  den  Grabsteiuen  a  und  b  der 
Fall  ist,  mit  einer  umgebundenen  Binde  verziert.  Die 
Erklärer  ^k-v  Vasenbilder  (s.  z.  B.  Annali  dell'  Inst.  1848 
S.  208  f.)  haben   denselben  schon  längst  für  einen  Schlüssel, 


>rade  ein  oft  Benanntes  Attribut  der  Priesterinnen, 


!,;,! 


ten  und  ist  diese  Meinung,  wie  mir  nach  der  einem  Die- 
trich ähnelnden  Gestalt  des  Geräthes  allerdings  scheint, 
richtig,  so  ist  auch  aül  den  in  Bede  stehenden  attischen 
Grabsteinen  ein  Schlüssel  dargestellt.  Hier  haben  wir  in- 
dessen nicht  nötbig,  ihn  als  priesterliches  Abzeichen  an- 
zusehen; der  Schlüssel  gehört  ja  auch  im  Alterthume  ganz 
besonders  jeder  Hausfrau  (llesyeh.  s.  v.  xkfidovzoq,  yin. 
um)  iiii  T«C  xlcig  ijjc  oi/.i'ug  t'/nv)  und  konnte  ibr  als 
Schmuck  auf  den  Grabstein  gesetzt  werden',  wie  sonst  zu 
ebenso  einfacher  Bezeichnung  der  häuslichen  Tlwitigkeu 
der  Arbeitskorb  erscheint. 


Göttingen. 


\     I  onze. 


Iliezu  die  Abbildung   Tafel  CLXIV.  CLXV:  Meleagers  Sieg. 


Herausgegeben  von   /•;.    Gerhard. 


Druck  und  Verlag  von   O    Reimer 


297  298 

DENKMÄLER  UND   FORSCHUNGEN. 


Archäologische  Zeitung,  Jahrgang  XX. 


M  166. 


October  1862. 


Grabrelief  aus  Scherschel.  —  Spiegel  des  Apollas.  —  Apbrodite  als  Widdergottheit.  —  Allerlei:  Narciss  oder  Todesgott; 
Phrixos  opfernd;  Caelius  Vibenna  und  Mastarna;  ZIiYi'^-McVcVj;;  Zur  Symbolik  der  Eidechse;  Repliken  etruskischer  Spiegel- 


I.    Grabrelief  aus  Scherschel. 

Hiezu  die  Abbildung  Tafel  CLXVI,  1.*) 

Das  auf  dieser  Tafel  meines  Wissens  zum  ersten 
Mal  abgebildete  Marmorrelief  ist  bereits  vor  einigen 
Jahren  aus  dem  afrikanischen  Scherschel,  dem  alten 
phönicischen  Jol,  der  nachmals  Cäsarea  ')  genannten 
Residenz  Juba  II,  in  den  algierischen  Saal  des  Louvre 
gelangt  und  verdient  sowohl  in  Betracht  seines  Kunsl- 
charaklers,  als  wegen  des  Neuen  und  Rälhselhaflen, 
das  es  neben  bekannten  plastischen  Bildungen  dar- 
bietet, dein  archäologischen  Publikum  nicht  länger 
vorenthalten  zu  werden. 

Die  namentlich  in  ihrem  oberen  Drittel  und  in 
der  unteren  rechten  Ecke  unvollständige  Reliefplatte 
misst  in  ihrem  jetzigen  Zustande  0,37  Meter  Hübe 
bei  0,34  Meter  Breite.  Der  linke  und  untere  Rand 
sind  unversehrt  und  es  ist  kein  Grund  vorhanden  zur 
Annahme,  dass  uns  ausser  den  erwähnten  Lücken 
etwa  noch  eine  andere  vervollständigende  Platte  fehle, 
da  die  erhaltene  Darstellung  die  Mille  einnimmt  und 
künstlerisch  abgeschlossen  erscheint.  Nach  der  Höhe, 
in  der  die  Reliefarbeit  aus  der  Platte  hervortritt,  las- 
sen sich  deutlich  drei  Gründe  unterscheiden,  welche 
die  perspectivische  Ansicht  vermitteln;  die  Arme  der 
Mittelfigur,  die  in  runder  Arbeit  von  der  übrigen 
Fläche   sich    sonderten,   sind   dadurch  der  Beschädi- 

")  Nach  einem  Gypsabguss  im  Dorpater  Universitalsmuseum. 

')  Plin.  n.  b.  V,  20  :  Promontorium  Apollinis  oppidtinique  ibi 
celeberrimum  Caesarea,  anlea  vocilatum  Jol,  Jubae  regia  a  dhro 
Claudio  coloniae  iure  dunato.  Mela  1,6:  Iol  ad  mare,  uliiiuando 
ignobilis,  nunc,  quia  Iubae  regia  fuit  et  quod  Caesarea  vocilatur, 
illustris.  Warum  die  Neueren  z.  B.  Barth  Wanderungen  durch  die 
Küstenländer  des  Mittelmeers  p.  56  und  die  Herausgeber  der  Explo- 
ration en  Algärie  den  Ort  Julia  Caesarea  nennen,  ist  mir  unbekannt. 


gung  am  meisten  ausgesetzt  gewesen,  der  rechte  ist 
unter  dem  Ellbogen,  der  linke  bei  der  Handwurzel 
abgebrochen. 

Eine  Frauengestalt  von  vollen  Formen,  mit  einem 
geschlitzten  Aermelchiton  und  einem  bis  auf  die  wie 
es  scheint  unbeschuhten  Füsse  in  reichen  und  ge- 
fälligen Falten  hinabreichenden  Diploidion  bekleidet, 
lehnt  mit  dem  rechten  Oberarm  auf  einer  grossen 
Amphora,  deren  Volutenhenkel  aus  einer  Maske  ori- 
giniren;  der  Hals  ist  mit  Rosetten  und  die  geräumige 
Bauchfläche  mit  der  unverkennbaren  Darstellung  des 
Leukippidenraubes  geschmückt.  Während  jene  Frau 
ihrem  Massstabe  nach  die  Hauptsache  im  Vorder- 
grund ausmacht,  tritt  die  Urne,  die  auf  einer  eigenen 
rohen  Basis  steht,  so  wie  der  in  der  beschädigten 
rechten  Ecke  noch  sichtbare  bärtige  Atlas,  welcher, 
aufs  Knie  gesunken,  mit  beiden  Armen  die  Himmels- 
kugel stützt,  vermöge  der  flacheren  Reliefbildung 
zurück.  Den  Hintergrund  bildet  links  ein  in  drei 
Absätzen  auf  einem  roheren  Unterbau  sich  erheben- 
des Gebäude,  mit  langen  und  gewölbten  Fenstern 
versehen,  die  je  nach  ihrer  höheren  Stellung  sich 
entsprechend  verjüngen.  Die  verschiedenen  Absätze 
oder  Stockwerke  des  in  der  Eckansicht  erscheinen- 
den Gebäudes  sind  zweimal  durch  Kranzleisten  mit 
Zahnschnitlen,  zu  denen  einmal  noch  runde  Vertie- 
fungen treten,  von  einander  geschieden.  Hinler  dem 
Körper  der  Frau  zeigt  sich  in  dem  mittleren  Stock- 
werk ein  von  ihr  halbverdecktes  grosses  rundes  Fen- 
ster oder  rosettenartiges  Ornament;  vor  der  nach 
links  gewandten  Fronte  hängt  ein  mit  einer  Quaste 
oder  einem  qöioxoq  versehener  Gewandzipfel  in  hö- 
herer Reliefarbeit,  dessen  Fortsetzung  mit  dem  gan- 
zen fehlenden  Oberstück  verloren  ist.  Ebenso  flach 
wie  die  ganze    Baulichkeit    ist    rechts  beim   Henkel 


299 


300 


der  Urne  der  Hintergrund  durch  horizontale  Striche 
in  sich  nach  oben  gleichfalls  verjüngende  Stufen  oder 
Streifen  gelheilt,  und  andere  über  dem  Henkel  der 
Vase  sichtbare  mit  den  eben  genannten  nicht  ganz 
parallele  Linien  zeigen,  dass  auch  hier  der  Raum 
nicht  leer  war. 

Unter  den  für  das  Verstiindniss  unseres  Reliefs 
zu  betrachtenden  Gegenständen  nimt  wegen  ihrer 
sicheren  Bedeutung  die  grosse  Amphora  die  erste 
Stelle  ein.  Ihre  sepulcrale  Bestimmung  ergiebt  sich 
aus  dem  Vorhandensein  ähnlicher  Gefässe2),  aus  den 
an  Sarkophagen  wiederkehrenden  gleichgebildeten 
Masken3),  und  vorzüglich  aus  der  Darstellung  des 
Leukippidenraubes,  in  welchem  Acte  schon  Bötliger 4) 
und  R.  Röchelte5)  eine  symbolische  Beziehung  auf 
den  Tod  erkannt  haben.  Die  Gruppe  des  Dioskuren 
und  der  Leukippide  kömmt  ganz  mit  der  überein, 
welche  sich  auf  einer  Terracotte  bei  Campana6)  fin- 
det, namentlich  kehrt  auch  das  über  die  Brust  und 
weiter  unter  den  iManlel  gehende  Wehrgehäng  wie- 
der. Die  männliche,  von  dieser  Gruppe  abgewendete 
unbekleidete  oder  nur  mit  einer  leichten  Chlamys7) 
versehene  Gestalt  ist  aber  allen  bekannten  Darstel- 
lungen des  Leukippidenraubes-)  fremd  und  lässt  sich 
nicht  mit  Bestimmtheit  bezeichnen,  denn  weder  für 
den  Vater  noch  für  einen  der  Aphariden  ist  diese 
Theilnahmlosigkeit  zulässig  und  auch  an  einen  Wa- 
genlenker kaum  zu  denken,  da  die  Schritte  des 
Dioskuren  nach  der  entgegengesetzten  Seite  eilen — , 
man  müsste  denn  annehmen,  dass  dieser  Wagenlen- 
ker dem  anderen  auf  der  abgevvendeten  Seite  der 
Vase  ihm  mit  seiner  Beute  zueilenden  Dioskuren 
entgegensehe. 

Das  Hauptbild    unseres  Reliefs,   die   langbeklei- 
dete Frauengestalt,  bietet  in  ihrer  Hallung  das  eben- 
falls bekannte9)  Motiv  der  gekreuzlen  Beine  verbun 
den  mit  der  aufgelehnten  oder  unterstützten  Schulter 
dar,    welches   hier   mit   Rücksicht  auf   die  eben  be- 

0  Müller  Bdb.  d.  Arch.  §.  301,  2. 

')  Stephani,  der  ausruhende  Herakles  p.  32. 

*)  Ideen  z.  Archäol.  d.  Malerei  p.  291  ff. 

')   Muiium.  ined.  p.  4016.   pl.  75. 

')  Operc  in  plastica  t.  55. 

*)  Wie  beim  Ulysses  Hillin,  g.  m.  CLXXIi,  030. 

')  nursinn  in  dieser  Zlschr.   1852  no.  40.  41. 

^  Stcphani,  der  ausruhende  Herakles  p.  1  i3  ff. 


trachtete  Graburne  am  füglichsten  die  Trauer  um 
den  Dahingeschiedenen,  dessen  körperliche  Ueberreste 
jene  birgt,  ausdrücken  kann.  Eine  sichere  Entschei- 
dung darüber,  ob  diese  oder  eine  andere  der  mit 
jener  Situation  verträglichen  Seelenslimmungen  an- 
zuerkennen sei,  ist  sowohl  durch  die  Abwesenheit 
des  Kopfes  und  seines  Ausdruckes,  als  auch  durch 
die  Beschädigung  der  Arme  erschwert,  von  deren 
linkem  vielleicht  ein  Gewandzipfel  noch  weiter  über 
die  Line  herabfiel,  auf  welcher  an  zwei  Stellen  Spu- 
ren der  ehemaligen  Stützen  oder  Berührungen  be- 
merkbar sind.  Die  ursprüngliche  Entfernung  der 
beiden  Arme  in  ihrer  Integrität  scheint  auch  den 
Gedanken  an  ein  Attribut,  das  sie  hielten,  etwa  einen 
Kranz  oder  eine  andere  Liebesgabe,  nicht  gerade 
auszuschliessen;  doch  wird  auch  für  diese  Annahme 
erst  eine  zweifellose  Auflassung  des  Ganzen  von 
entscheidendem  Einflüsse  sein. 

Der  in  der  rechten  Ecke  hingekauerte  Atlas  ist 
dagegen  in  dieser  Stellung  durch  den  bisherigen 
Denkmälervorrath  nicht  vertreten10),  so  schicklich 
gerade  diese  gedrückte  Lage  die  Last  seiner  Arme 
und  seines  Nackens  zu  versinnlichen  vermag.  Ver- 
vollständigt man  sich  in  Gedanken  das  sichtbare 
Segment  seiner  Kugel,  so  würde  wenigstens  noch 
ein  Träger  zur  Unterstützung  derselben  erforderlich 
werden.  Damit  ist  der  deutliche  Beweis  geliefert, 
dass  auf  dieser  rechten  Seite  nur  wenig  bis  zu  dem 
ursprünglichen  Rande  des  Reliefs  verloren  gegangen 
und  in  dieser  durch  die  Raumbeschaffenheit  abbre- 
virten  Darstellung  drückt  sich  andrerseits  auch  wie- 
der die  nebensächliche  Bedeutung  seines  Erscheinens 
aus,  welche  überdies  durch  das  im  Vergleich  mit 
der  Hauptfigur  niedrigere  Relief  bestätigt  wird.  Ich 
vermag    in   ihm   nur  eine   Andeutung   des   Locals") 

'")  Am  nächsten  kömmt  der  Karneol  der  Stoschischen  Samm- 
lung II,  1765,  abgebildet  bei  Gerbard,  Archemoros  und  die  llespe- 
riden  Taf.  IV,  5  (Herakles  als  Himmelstrfiger  statt  Atlas  p.  290). 
Die  Stäbe  mit  den  Kugeln  am  unteren  Ende  als  Stützen  sind  un- 
erklärt. Bei  I'anofka,  Atlas  und  Atalante,  Berlin  1851  Fig.  5  (vgl. 
p.  11)  kann  ich  in  der  Belastung  des  Hauptes  den  Diskus,  der  die 
Erde  und  das  auf  ihr  (aber  verkehrt?)  ruhende  Himmelsgewölbe  dar- 
stellen soll,  nicht  anerkennen.  Ueber  Atlas  als  Träger  des  Himmels, 
nicht  aber  der  Eide,  handelte  zuletzt  Wclcker  Gr.  Gotterl.  1  p.  740 ff. 

")  Ltican.  IV,  070  begrenzt  das  Itcich  Jubas  durch  den  Atlas: 
—  Extremaque  mundi  Signa  suum  comitata  Jubam,  non  lusior  nlli 
Terra  fuit  domino,  qua  sunt  longissima  regna  Cardinc  ab  oeeiduo 
vicinus  Gadibus  Atlas  Terminal,  at  medio  conlinis  Syrlibus  Ammon. 


301 


302 


zu  sehen,  wie  sie  sonst  bei  mythologischen  Scenen 
an  dieser  Stelle  durch  hingelagerte  Flussgötler  ge- 
gegeben zu  werden  pflegt. 

Nun  beginnt  aber  das  räthselhafle  Beiwerk  des 
Hinlergrundes.  Sollen  wir  uns  die  vorgestellte  Bau- 
lichkeit  von  wenigstens  drei  Stockwerken  als  einen 
in  Stufen  sich  erhebenden  Tempel,  wie  den  Thurm 
des  Belus  denken,  oder  als  ein  Grahmonumenl ") — 
und  von  stattlichen  Königsgräbern  in  der  Nähe  von 
Cäsarea  wird  gemeldet  l3)  — ,  oder  als  die  Wohnung 
der  Lebenden?  In  dem  einen  Fensler  des  ersten  Ge- 
schosses hängt  etwas,  das  man  als  Ampel  oder  Blu- 
mengefäss  ansehn  könnte  und  auch  das  zweite  Fen- 
ster daneben  scheint  einst  ein  ähnliches  Geräth  ent- 
halten zu  haben.  Bei  dieser  Undeutlichkeit  des 
Gegenstandes  lässt  sich  aus  demselben  keine  Ent- 
scheidung jener  Fragen  ableiten.  Für  Zahnschnitte 
als  Ornament  des  Gesimses  bedarf  es  allerdings  keines 
Nachweises,  aber  die  Verbindung  derselben  mit  run- 
den grösseren  und  kleineren  Vertiefungen,  welche 
auch  neben  den  Fenslern  wiederkehren,  vermag  ich 
durch  kein  zweites  Beispiel  zu  bestätigen.  In  pom- 
pejanischen  Bauten  finden  sich  dagegen  erhabene 
Piosetten  unter  dem  Zahnschnitl u)  Leber  die  Be- 
ziehung des  offenbar  vor  der  Wand  des  Gebäudes 
(nicht  etwa  an  derselben)  hängenden  Gewandstücks, 
welches  mit  der  Hauptfigur  in  Verbindung  zu  setzen 
schwer  fällt,  sowie  über  die  stufenarlige  Andeutung 
rechts  wage  ich  auch  nicht  einmal  eine  Vermulluing 
auszusprechen,  sondern  erwarte  die  Ergebnisse  glück- 
licheren Scharfsinns  Anderer. 

Bei  so  mancher  rückständigen  Erklärung  des 
Einzelnen  wird  es  gerechtfertigt  sein  über  den  Sinn 
des  Ganzen  nur  muthmassend  und  mit  offenem  Vor- 


,s)  Etwa  dem  Septizonium  Seven  ähnlich  (Suet.  Ti.  1),  das  trotz 
seines  Namens  nach  Becker  Hdb.  d.  R.  A.  I  p.  435  nu.  893  nur 
aus  drei  Stockwerken  bestand,  l'reller  Regionen  p.  187.  R.  Rochette 
Hercule  Assyrien  p.  390  no.  C.  Spartian.  Scv.  24.  Qumn  septizo- 
nium faceret ,  nihil  aliud  cogitavit  quam  ut  ex  Afrlca  venientibus 
suum  opus  accurreret.  Auch  das  Grabmal  des  Severus  (Spart. 
Get.  7)  war  specic  Scptizonii  exstructum,  quod  sibi  Ute  vivus  orna- 
vcrat.  Ein  Septizonium  in  Lambaesa  inschrirtlich  bezeugt  bei  Henzen 
Orell.  p.  513. 

13)  Mela  1,6:  monumentum  commune  regiac  gentis,  Barth  a.  (J. 
p.  56.     Forbiger  p.  240. 

'*)  Mon.  dell'  Inst.  arch.  11  t.  27  oder  Bütticher  Baumcultus 
Taf.  56. 


behalt  zu  urtheilen.  Trotz  des  entschieden  sepul- 
cralen  Charakters  unseres  Bildes  könnte  doch  ge- 
zweifelt werden,  ob  die  mit  der  Urne  engverbundene 
Geslalt  dem  Mythus,  der  Allegorie  oder  der  histo- 
rischen Wirklichkeit  angehöre.  Da  sich  aber  eine 
persönliche  Beziehung  derselben  zu  dem  unterge- 
ordnet behandelten  Atlas  nur  gewaltsam  dürfte  be- 
wirken lassen,  scheint  die  letzte  Annahme  den  Vorzug 
zu  verdienen.  Zu  Gunsten  derselben  wird  sich  auch 
die  sorgfällige  Bezeichnung  des  Locals  in  Anspruch 
nehmen  lassen,  wie  sie  in  der  Figur  des  Atlas  nach 
der  obigen  Auffassung  und  der  wie  es  scheint  treuen 
Nachbildung  der  Baulichkeit  und  sonstigen  Ausstat- 
tung des  Hintergrundes  hervortritt.  Da  wir  es  hier 
mit  einer  eher  späten  als  frühen,  eher  römischen15) 
als  griechischen  Kunstweise  zvi  thun  haben,  brauchen 
wir  in  der  Hauptfigur  nicht  nothwendig  den  Todten 
selbst  zu  sehen,  wie  er  im  Leben  erschien,  und  pro- 
leplisch  auch  bei  dem  eigenen  Grabmal  erscheint16), 
sondern  können  ebenso  gut  die  Trauer  und  das  An- 
denken der  Hinterbliebenen  ausgesprochen  finden, 
die,  mit  engem  Anschluss  an  die  Allegorie  des  Leu- 
kippidenraubes ,  einer  verstorbenen  Tochter  oder 
Schwester  gegolten  zu  haben  scheint. 
Dorpat.  L.  Mercklin. 


II.     Spiegel  des  Apollas. 

Hiezu  die  Abbildung  Tafel  CLXVI,  2.  3. 

Das  sehr  eigentümliche  Kunstwerk ,  welches 
in  verkleinerter  Zeichnung  hier  vorliegt,  ward  uns 
von  Paris  her  durch  freundliche  Mittheilung  des  Herrn 
./.  de  Witte  bekannt,  dessen  beigefügte  Bemerkun- 
gen wir  hienächst  ihrem  wesentlichen  Inhalte  nach 
wiederholen. 

'Die  vorliegende  Zeichnung  ist  einem  metal- 
lenen Spiegel  entnommen;  das  Original  dersel- 
ben befindet  sich  unter  andern  gewählten  Gegen- 
ständen im  Besitz  des  den  Besuchern  des  kaiser- 
lichen Münzcabinets  rühmlichst  bekannten  Herrn 
Muret.      Die     auf    dem    Spiegel    gravirte,     theil- 

15)  Friederichs,  die  Philostratischen  Bilder  p.  74  Anm.  1. 
ie)  Friedländer,  de  op.  anagl.  in  mon.  sepulcr.  Gr.  p.  36  s. 


303 


304 


weise  durch  Rost  angegriffene,  Zeichnung  (no.  2) 
führt  uns  den  Kampf  des  Theseus  mit  Minotaur  vor 
Augen,  einen  auf  Vasenbildern  sehr  häufigen,  in 
Spiegelzeichnung  jedoch  noch  nicht  vorgefundenen 
Gegenstand.  Das  Bild  ist  umgeben  von  einer  dop- 
pelten, aus  Zickzacklinien  und  Efeublättern  gebilde- 
ten, Einfassung;  an  der  Mündung  des  Griffs  ist  eine 
Palmette  angebracht.  Noch  mehr  jedoch  als  jene 
bildliche  und  ornamentale  Bekleidung  verdient  das 
ganz  ungewöhnliche  Material  dieses  aus  Eisen  ge- 
fertigten Spiegels  und  seine  griechische  Künstler- 
inschrift hervorgehoben  zu  werden;  denn  alle  bis 
jetzt  bekannten  gravirten  Spiegel  sind  aus  Erz  und 
geben,  wo  sie  mit  Inschriften  versehen  sind,  durch 
ihre  Schriftzüge  als  etruskische  Arbeiten  sich  kund. 
Hier  dagegen  ist  auf  der  dem  gravirten  Bild  ent- 
gegengesetzten Spiegelfläche  (no.  3)  in  ansehnlicher 
griechischer  Schrift  der  Künstlername  Apollas  — 
AIIOAAA2  EJJOIE  —  eingegraben,  in  dessen 
Schreibung  die  unverhältnissmässige  Grösse  des  O  und 
die  Verbindung  des  doppelten  A  bemerkenswerth 
ist;  denn  dass  jener  Name  als  Apollas1)  zu  lesen 
sei  geht  aus  Anwendung  desselben  auf  Münzen 
von  Kolophon  und  Klazomenae  hervor,  auf  denen 
eine  Magistratsperson  so  genannt  ist 2).' 

Fortgesetzte  eingehende  Prüfung  hat  die  zum 
Theil  sehr  auffallenden  Besonderheiten  dieses  Spie- 
gels in  sofern  beschränkt  dass  das  in  den  Spiegel 
gravirte  Bild,  obwohl  ein  durchaus  entsprechendes 
Original  desselben  nicht  zur  Hand  ist,  laut  einer  spä- 
teren Mittheilung  Herrn  de  Wittes  als  ein  von 
neuerer  Hand  herrührender  Zusatz  verdächtigt  werden 
darf.  Hiemit  kann  jedoch  die  zuerst  unbedenklich 
vorausgesetzte  Aechtheit  eines  von  griechischer  Künst- 
lerhand gefertigten  Spiegels  aus  Eisen,  sofern  aus 
dessen  eigenster  Technik  oder  aus  den  Zügen  seiner 
Inschrift  kein  schlagender  Verdacht  erwächst,  im- 
merhin bestehen;  er  kann  aus  unteritalischer  Tech- 
nik herrühren,  wie  auch  ein  durch  seine  Schwere 
auffälliger,  plastisch  sowohl  als  graphisch  verzierter, 
jetzt   im  Museo  Borbonico   befindlicher,    Spiegel   auf 

')  Nicht  Apoinas,    wie    im    Text    der   ctruskischcn    Spiegel  III 
ä    238  gelesen  wird. 

)  Mionnet   description   des  mcdailles  t.  III  p.  7G  no.  114  und 
suppl.  I.  Vi  p.  86  no.  35. 


dem  grossgriechischen  Boden   von   Kroton   gefunden 
sein  soll 3).  E.  G. 


III.    Aphrodite  als  Widdergottheit. 

Hiezu  die  Abbildung  Tafel  CLXVI,  4. 

Von  dem  kaiserlich  französischen  Obersten  Hrn. 
Op/jermann  zu  Paris,  dessen  Vorliebe  für  Gegen- 
stände antiker  Kunst  in  manchem  werthvollen  Denk- 
mal seines  Besitzes  sich  ausspricht,  empfingen  wir 
neuerdings  die  vorliegende  Zeichnung,  mit  Bemer- 
kungen des  einsichtigen  Besitzers  begleitet,  welche 
der  nachstellenden  Erörterung  zu  Grunde  liegen1). 

'Das  gedachte,  von  Herrn  Muret  mit  bewährter 
Treue  gezeichnete,  Bild  ist  einer  getriebenen  Kupfer- 
platte2) von  römischer  Arbeit,  vermuthlich  aus  dem 
zweiten  Jahrhundert  entnommen;  der  Gegenstand 
desselben  erinnert  lebhaft  an  die  in  der  Archäologi- 
schen Zeilung s)  früher  zusammengestellten  und  be- 
sprochenen Widdergottheiten.  Aphrodite  erscheint 
sitzend  auf  einem  sprengenden  Widder;  ein  über 
ihren  rechten  Arm  geschlagenes  Gewand  bedeckt 
den  unteren  Theil  ihres  Körpers  wie  auch  die  Beine. 
In  ihrer  erhobenen  Rechten  hält  die  Göttin  einen 
Spiegel;  die  Linke  ruht  auf  dem  Kopfe  des  Thiers, 
auf  dessen  Hinlertheil  eine  Taube  sitzt.  Im  oberen 
Raum  sind  7  Sterne  angebracht1. 

Der  Herr  Besitzer  erinnert  dass  Venus  als  Früh- 
lingsgöllin  bekannt  sei  und  ist  geneigt  die  gedachte 
Darstellumr    hienach   auf   ein    Bild   dieser  Göttin   im 

o 

Frühling,  wenn  nicht  als  Personification  des  ihr  ge- 
heiligten Monats  April,  zu  deuten;  in  den  sieben 
Sternen  sei  ohne  Zweifel  das  Gestirn  der  Pleiaden 
gemeint,  deren  Frühaufgang  bekanntlich  der  Zeit 
des  beginnenden  Frühlings  entspricht.  In  der  That 
ist  diese  Deutung  durch  das  Bildwerk  selbst  zu 
nahe  gelegt  um  im  Wesentlichen  von  ihr  abweichen 

')  Abgebildet  und  besprochen  von  Garrucci  und  Minervini  in 
deren  Ilulletino  Nupolitano- N.  S.  II  tav.  III  p.  128.  188.  Vgl.  meine 
etruskiseben  Spiegel  III,  253a.  S.  240  f.  wo  kurz  vorher,  S.  238, 
auch  des  gegenwärtigen   Spiegels  gedacht  ist. 

')  Eingesandt  aus  Paris  am  21.  April  1862. 

7)  Vermuthlich  von  einer  Lampe"? 

5)  Archäologische  Zeitung  Jahrgang  VIII  Taf.  15  S.  li'Jff.  Vgl. 
IX  S.  372. 


305 


306 


su  mögen;  doch  erscheint  dasselbe  um  so  beach- 
;enswerther,  je  mehr  man  das  sehr  ahnliche  auf  un- 
serer Tafel  XV  no.  2  angegebene  Relief  einer  io- 
nischen Lampe  damit  vergleicht.  Der  bekannte 
Mythos  des  Pan,  der  in  Widdergestalt  mit  Lima 
juhlte4),  Hess  in  der  von  ihrem  Peplos  bogenförmig 
jmwalllen,  von  einem  sprengenden  Widder  getra- 
genen, Fackelträgerin  jenes  Bildes  uns  die  Mond- 
Göttin  erkennen.  Hier  unterscheidet  die  übrigens 
ihnliche  Figur  sich  bei  schlichterem  Gewand  durch 
Jen  Zusatz  aphrodisischer  -Symbole  eines  Spiegels 
and  einer  Taube,  so  dass  wir  nicht  umhin  können, 
statt  der  von  Pan  geliebten,  (an  Hermes  und  die 
samolhrakische  lirimo  erinnernden)  Selene  in  ihr  die 
Liebesgöttin  gemeint  zu  glauben,  deren  Verbindung 
mit  Pan  aus  attischem  Dienst5)  wie  aus  unteritali- 
schen Vasenbildern  c)  wohlbezeugt  ist  und  in  der  von 
einem  Bocke  getragenen  Aphrodite  des  Skopas7)  ein 
nahverwandtes  Gegenbild  findet.  E.  G. 


IV.     Allerlei. 

73.  Nakciss  oder  Todesgott.  Eine  Murmorstatue 
ms  Palast  Ruspigliosi  in  Rom,  welche  einen  nackten  Jüng- 
ling müde  an  einen  Baumstamm  gelehnt  darstellt,  ist  vor 
einigen  Jahren  zum  ersten  Mal  publicirt  und  als  Narzissus 
erklärt  worden').  Bei  dieser  Erklärung  sind  indessen  die 
erhaltenen  Wiederholungen  der  Figur,  von  denen  wenig- 
stens eine,  die  in  Mantua,  publicirt  war  (Mus.  di  Mantova 
I,  23;  die  dort  gegebene  Erklärung  freilich,  dass  ein  Faun 
vorgestellt  sei,  kann  auf  sich  beruhu  bleiben),    und  auch 

')  Bekannt  ans  Virgil  Georg.  III,  391  und  aus  dem  auf  Nican- 
der  rückweisenden  Zeugniss  des  Macr.  Sat.  V,  22.  Vgl.  Wieseler  in 
dieser  Zeitschrift  IV  S.  214  und  ebd.  VIII  S.  250  Anm.  5. 

5)  Strabo  IX  p.  398:  ninl  <Si  HvüifXvaiov  lau  xai  ro  na- 
vtiov  xai  rö  xijg  xialiuäo;  '.I(fooi5lzrjg  Uqov.  Aristoph.  Ly- 
sistr.  1 — 3  : 

'Al£   ti  Tis  tli  Bax/tiav  ttvTi\;  Ixultaiv 
"II  V  nai'bs  jj  'n\  xio).niiS'  >j  's  rtvtivXliiSoi , 
Ovo'   «V  äitXDtiv  rjV  UV  vnb   j(äv  TVu.7luvtoV. 
Vgl.  de  Witte  Nouvelles  Annales  I  p.  78. 

6)  Panofka  Muse'e  lilacas  VII  p.  27.  Vgl.  meine  Apul.  Vasenb. 
Taf.  VI.  XI.  E,  3—5.     Hyperb.  Hörn.  Studien  II  S.  255,  1. 

")  Aphrodite  Pandemos  zu  Elis:  Paus.  VI,  25,  1. 

')  Von  Wieseler  in  den  Monum.  ined.  delP  Inst.  1856  tav.  21. 
Nach  dem  Gypsabguss  im  neuen  Museum  zu  urtheilen,  sind  ergänzt  der 
rechte  Arm  ohne  die  Hand  und  der  linke  Arm  vom  Ellenbogen  bis 
ans  Handgelenk. 


der  Habitus  der  Figur  nicht  genauer  berücksichtigt.  — 
Die  Figur  ist  sehr  häufig  wiederholt  sei  es  weil  sie  be- 
sonders gefiel  oder  passend  erschien  für  gewisse  Lebens- 
zwecke, ich  habe  sie  in  Rom  (Mus.  Chiaramonti  und  Villa 
Borghese,  beide  Male  nur  Kopt  und  Brust  erhalten),  Neapel 
(im  Zimmer  der  Artemis,  wahrscheinlich  aus  neuen  Aus- 
grabungen herrührend,  da  sie  bei  Gerhard  und  Panofka 
noch  nicht  verzeichnet  ist),  Mantua  und  München  (Anti- 
quarium)  wiedergefunden,  und  auch  im  Berliner  Museum 
(no.  122)  ist  eine  Wiederholung  davon,  mit  einem  Apollo- 
kopf versehn  und  als  Apollo  erklärt.  Es  ist  also  ein 
nackter  Jüngling,  der  die  Rechte  leicht  in  die  Hüfte  ge- 
legt hat,  während  die  Linke  auf  einen  Baumstamm  gestützt 
ist  und  zwar  so,  dass  die  ganze  Last  des  Körpers  nach 
dieser  Seite  überhängt.  So  macht  die  Figur  sogleich  den 
Eindruck  des  Matten  und  Müden  und  dazu  stimmt  Nei- 
gung und  Blick  des  Kopfes  nach  unten.  Eben  diese  Nei- 
gung des  Kopfes  scheint  hauptsächlich  der  Grund  gewesen 
für  die  Benenuung  Narzissus,  der  allerdings  auch  mit 
gesenktem  Kopf  vorkommt,  sein  Bild  in  der  Quelle  be- 
tracht;  nd.  Allein  die  Stellung  des  Narzissus  ist  immer 
viel  behaglicher,  ungezwungener,  während  das  Characte- 
ristische  dieser  Figur  darin  liegt,  dass  sie  sich  vor  Mü- 
digkeit gleichsam  dehut  und  reckt,  so  dass  die  linke 
Schulter  so  hoch  emportritt.  Sodann  wenn  man  die  be- 
deutenderen sicheren  Narzissusdarstellungen  vergleicht, 
no.  9.  10.  12  auf  der  Kupfertafel  zu  Wieseler's  Abhand- 
lung, so  findet  man  ihn  übereinstimmend  mit  dem  Character. 
den  er  in  der  Sage  hat,  als  einen  weichlichen  Jüngling 
mit  lang  herabhängenden  Haaren  dargestellt,  die  unsere 
Statue  nicht  hat.  Nun  kommen  in  Neapel  und  Mantua 
Wiederholungen  vor,  an  welchen  die  auf  der  Hüfte  lie- 
gende rechte  Hand  vollständig  erhalten  ist,  mit  einem  Attri- 
but, nemlich  mit  einer  im  Ganzen  apfelähnlichen  Frucht,  die 
aber  oben  in  eine  Art  Spitze  ausläuft,  so  dass  ich  am 
ersten  glauben  möchte,  es  sei  ein  Granatapfel  gemeint. 
Die  Figur  in  Neapel  stützt  sich  ferner  nicht  auf  einen 
Baumstamm,  sondern  statt  dessen  auf  einen  gewandbe- 
hängten Pfeiler,  neben  welchem  auf  einer  Basis  eine  kleine 
weibliche  Herme  steht,  die  ganz  in  ihr  Gewand  gehüllt 
ist  und  die  linke  Hand  an  die  Brust  legt.  Der  Granat- 
apfel ist  vor  Allem  ein  Symbol  unterirdischer  Götter,  ins- 
besondre der  Persephone,  und  so  möchte  man  glauben, 
es  sei  ein  diesen  Gottheiten  wesensverwandter  Dämon  in 
dem  Jüngling  dargestellt  und  das  Müde  und  Matte,  worin 
das  wesentlich  Characteristische  der  Statue  liegt,  wäre  ja 
wol  für  eine  Personifikation  des  Todes  nicht  unangemessen. 
Hierauf  führt  gleichfalls  die  kleine  weibliche  Herme,  die 
einer  auf  Persephone  wie  mir  scheint  mit  Recht  gedeu- 
teten Classe  von  Idolen  am  nächsten  vergleichbar  ist. 
Berlin.  K.  Friederichs. 

74.  Phrixos  opfernd.  Pausanias  erwähnt  auf  dem 
Wege  von  dem  'Innoi;  davgio?  zum  Parthenon,  nachdem 
er  mehrere   Kunstwerke   angeführt  hat,   auch   eine  Statue 


30? 

des  Phrixos.     Er   war  dargestellt,    &vaug    luv   kqwv  — 
Tot-e  UTjQOvg  xuiu  vofiov  iy.zif.iiuv  zuv  'EMjrwv  ig  av- 
loi?  y.tuoutvovg  uyä  (I,  24,  2).     Vielleicht   ist  eine  von 
Janssen    (nederl.  rüm.  Daktyliothek  II  Suppl.  Taf.  4,  92) 
und  danach  von  Panofka  (arch.  Comment.  zu  Paus.  II,  24 
Taf.  2,  1)   publicirte    Gemme    geeignet   uns    diese    Statue 
zu  vergegenwärtigen.    Ein  junger  Mann,  nackt  bis  auf  die 
von  der  linken  Seite  her   über  den  Rücken  gehende  und 
auf  dem    rechten  Vorderarm    ruhende  Chlamys,   steht  vor 
einem  Altar  auf  dem  ein  geschlachteter  Widder  liegt,  den 
er  mit  der  rechten  Hand  aufesst,  während  er  in  der  Lin- 
ken ein  blosses  Schwert  oder  Opfermesser  hält.    Die  Figur, 
namentlich    das  Haar,     das    über    der   Stirn   gelockt,    im 
Nacken    in   einen    starken    Wulst  zusammengebunden   ist, 
scheint  noch  einige  Reminiscenzen  an  den  strengeren  Styl 
zu  verrathen.  Was  für  bestimmende  Gründe  Pausauias  hatte 
in  dem  Widderopferer  Phrixos  zu  erkennen,  giebt  er  nicht 
an ;  vielleicht  war  es  in  der  Weihinschrift  zu  lesen.    Auch 
den  Künstler    nennt   er  nicht,    der   doch    gewiss   genannt 
war  ,    und  an  diesem  Ort  darf  man  wol  einen  namhaften 
Künstler   erwarten.     Nun   findet   sich    bei   Plinius,    wo  er 
den  Argiver  Nauhydes,   den    Sohn   des  Polyklet   erwähnt, 
die  Notiz  (XXXIV,  80)    Navcydes  —  immölante  arietcm 
censetur.    Erwägt  man  dass  Plinius  öfter  bei  Kunstwerken 
die  bezeichnende  Situation   anyiebt   ohne   den  Namen  der 
mvthologischen   Person   hinzuzusetzen,    und    dass    in   sei- 
nen Verzeichnissen  die  auf  der  Akropolis  in  Athen  befind- 
lichen   Kunstwerke   vorzugsweise  Berücksichtigung   gefun- 
den haben,  ohne  dass  er  des  Ortes  nähere  Erwähnung  thut, 
so  kann  man   wohl  geneigt  sein    die  Identität  dieser  hei- 
den  Statuen    zu    vermutheu.     Wahrscheinlich    wird  diese 
Annahme  durch  den  Umstand  dass  im  Jahr  1859  östlich 
von  der  Basis  der  Athene  Promachos,  also  nicht  allzuweit 
von  der  Gegend  wo  Pausanias  die  Statue  des  Phrixos  sah, 
eine  Basis  gefunden  ist  mit  der  Inschrift  (itp.  äy/.  3389) 

NAVKVAHE  APrEIOZ  EPOHEE 
von   der  auch   Brunn   vermuthet   (Bull.  1860  p.  51)    dass 
sie  auf  Xaukydes  zu  beziehen  sei,  und  nicht,  wie  Pittakis 
meinte,    auf  den   von   Plinius    (XXXIV,   91)    genannten 
Glaukydes. 
Bonn.  Otto  Jaun. 

75.     Caelius  Vibenna    und   Mastabna,     Bekannt- 
lich   sind    in    dem   1857   in    l'uki  von  Noel  des  Vergers 

und  AI.  Francois  entdeckten,  durch  seine  Wandgemälde 
interessanten  Grabe '),  namentlich  zwei  grössere,  durch  die 
räumliche  Anlage  und  die  Darstellung  einander  entspre- 
chende Compositionen  von  grosser  Bedeutung.  Die  eine 
Seite  stellt  die  Opferung  eines  der  gefangenen  Troer 
(Truial*)  durch  Achillens,  im  Beisein  des  Schattens  des 
Patroklos  (HinlMal  Patrucles)  dar;  andere  Troer  werden 
durch  die  beiden  Aias  gebunden  herbeigeführt,  auch  Aga- 

')  bull.  1857  p.  lOOffi  arch.  anz.   1857  S.  lorn.  M.  1.  .1.  i. 
VI,  311      Noel  des  Vergers  l'Elrurie  et  let  Etrusques  pl.  21< — 29. 


308 

memuon  ist  gegenwärtig.  Auf  der  anderen  Seite  ist  ebenfalls 
eine  Mordscene  dargestellt.  Drei  unbewaffnete  Männer,  zwei 
bärtige  mit  einem  langen  Mantel  bekleidet,  ein  jugendlicher 
in  einer  Art  Wamms,  werden  von  drei  bärtigen  Männern 
mit  dem  Schwert  ermordet,  ein  vierter  liegt  bereits  ge- 
tödtet  am  Boden;  das  Ganze  macht  den  Eindruck  eines 
plötzlichen  Ueberfalls.  Den  Schluss  macht  eine  Gruppe 
anderer  Art.  Ein  nackter  bärtiger  Mann  steht  ruhig  da, 
beide  Hände  sind  durch  ein  um  die  Gelenke  geschlunge- 
nes Band  zusammengebunden;  vor  ihm  steht  ein  ebenfalls 
nackter  bärtiger  Mann,  der  mit  dem  Schwert  die  Bande 
zu  zerschneiden  im  Begriff  ist ').  Er  drückt  die  Scheide 
des  Schwerts  mit  dem  Arm  gegen  seine  Brust;  da  er 
ausserdem  noch  mit  einem  Schwert  umgürtet  ist,  so  ver- 
richtet er  das  Befrciungswerk  offenbar  mit  dem  Sehwert 
des  Gefangenen,  um  es  diesem,  sobald  seine  Bande  gelöst 
sein  werden,  zum  Gebrauch  zu  überreichen.  Es  kann  wol 
keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  die  Befreiung  des  Gefan- 
genen der  Zweck  des  Ueberfalls  und  Gemetzels  ist.  Die 
übergeschriebenen  Namen,  welche  unverkennbar  dem  etrus- 
kischen  Idiom  angehören,  nicht  etruskisirte  griechische 
Namen  sind,  belehren  uns  dass  ein  Gegenstand  der  etrus- 
kischen  Sage  oder  Geschichte  dargestellt  ist,  uud  schon 
diese  Gegenüberstellung  griechischer  und  etruskischer  Vor- 
stellungen bietet  kein  geringes  Interesse  dar.  Nun  findet  sich 
aber  neben  dem  Gefangenen  der  Name  £r-\NI1R3\J|A) 
und  neben  seinem  Befreier  AN<>T^)AM'.  Wenn  man 
in  dem  letzteren  an  die  Stelle  von  <£>  ein  |>  setzt,  was 
um  so  mehr  gerechtfertigt  erscheint,  da  sonst  in  diesen 
Inschriften  die  runde  Form  O  gebraucht  ist  — ,  so  hat 
man  die  Namen  Cuile  Vipinäs  und  Mucstrna,  also  die 
bekannten  Ca'dn  Vibenna  und  Mastarna.  Vergleicht  man 
die  Worte  aus  der  Rede  des  Claudius  3) 

Servius  TuU'tus,  si  nostros  sequimur,    captivu  natu« 
Ocresia,   si  Tuscos,  Cuell  quondttm  Vivennae  sodalls 
fidelissimus    omnisque   eins   casus  comes,    postquam 
varia  forluna  exaetus  cum  omnibus  reUqnis  Caeliani 
exercitus  Etruria  excessit,  montem  Cuclium  oecupavit 
et  a  duce  suo  IIa  appellitavit    mutatoque  nomine  — 
nam  tusce  Mastarna  ei  nomen  erat  —  ila  appellalus 
est,   llt  dixi,  et   reijnum   summa  cum  rei  p.  titilitittc 
optinvit 
so  können  sie   wohl  einen   Anhalt  für  die   Annahme  ge- 
währen, welche  die  Darstellung  des  Wandgemäldes  bietet, 
dass  den  Caelius  Vibenna  seine  variu  forluna  auch  in  Ge- 
fangenschaft geführt  habe  uud  dass  Mastarna,  der  sodalis 
fidelissimus  omnisque  eins  casus  comes,    ihn  durch  einen 
kühnen  Ueberfall,  bei  welchem  die  Gegner  getödtet  wurden. 
zu  befreien   unternahm.     Die  übrigen  vereinzelten  Notizen 


2)  Diese  Handlung   ist  deutlich   ausgedrückt   in   der  Abbildung 
bei  Noel  des  Vergers  pl.  28,  in  der  früheren  war  sie  nicht  erkennbar. 

3)  buissieu   inscr.   ;mt.   de  Lvun  p.  130.     Nipperdej  Tac.  mm 
II  p.  278, 


309 


310 


über  Caelius  Vibenna'')  geben  keinen  näheren  Aufschluss. 
Auch  ist  es  mir  nicht  gelungen  aus  den  übrigen  Namen 
weitere  Resultate  zu  gewinnen ;  wenn  nicht  etwa  der  Name 
eines  der  Mörder  ^AIWlI^vRA  als  leicht  verschrie- 
ben für  Aide  Ftpinas  anzusehen  ist,  so  dass  er  für  einen 
Verwandten  des  Anführers  zu  gelten  hätte.  In  jedem 
Falle  ist  aber  schon  das  Factum  von  Interesse,  dass  uns 
in  dem  ersten  etruskischen  Wandgemälde  das  einen  Ge- 
genstand der  nationalen  Sage  darstellt  dieselben  Namen 
und  Gestalten  begegnen,  von  welchen  wir  bei  so  spär- 
lichen Nachrichten  wenigstens  Kunde  durch  schriftliche 
Ueberlieferung  besitzen. 


Bonn. 


Otto  Jahn. 


7G.  MINJH-MENJH.  Bei  Stephanos  von  Byzanz 
heisst  es  S.  444,  15  (ed.  Meineke):  Mtrdij  nöXig  Qgdxrjg 
dno  TH/fSijQ  yvvatxog.  AnoXXoäcoQog  TYliväiv  avxi]v 
qy^ot,  xo  i&vixijv  Mtvöutog  oivog.     Der  beste  Codex,  der 

y 
Reluligeranus,   hat  TVHfärjV.     Das  /,  welches  über  dem   ij 

steht,  ist  offenbar  eine  Correctur,  welche  in  den  übrigen 
Handschriften  Aufnahme  fand;  doch  zweifelt  Meineke  mit 
vollem  Rechte  an  der  Richtigkeit  der  Lesart  Mt'vdiy  und 
schreibt,  'si  (amen  WLlvStv  scripslt  Slephumts,  probabile 
est  id  ex  vilioso  Apollndori  codice  reeeptum  esse.'  Aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  haben  wir  hier  eine  Form  des 
Stadtnamens  zu  gewärtigen ,  welche  neben  dem  gewöhn- 
lichen Mtvdt)  im  Gebrauch  war.  Sollte  sich  eine  solche 
nachweisen  lassen  und  mit  den  Spuren  der  Ueberlieferung 
übereinstimmen,  welche  sich  in  dem  besten  Codex  findet, 
so  werden  wir  diese  Form  des  Namens  getrost  in  den 
Text  setzen  können.  Hier  helfen  uns  die  Münzen  aus, 
deren  Aufschriften  uns  belehren,  dass  der  ältere  Name 
der  Stadt  nicht  Mtvdrn  sondern  Mi'yäi]  war.  Die  älteste 
Serie  der  sicher  beglaubigten  Münzen  von  Mende  —  die 
Stücke  mit  dem  ane  marchant  )(  Carre  creux ,  divise  cn 
quatre  parties  (Mionnet  supplem.  III  p.  82  no.  498.  499) 
können  wegen  der  von  den  sicheren  mendäischen  Münzen 
abweichenden  Gestalt  des  Einschlags  und  wegen  des  Man- 
gels der  Inschrift  nicht  mit  unbedingter  Gewissheit  den 
Mendaiern  vindieirt  werden  —  führt  auf  dem  Revers  vier 
Einschläge,  welche  in  der  Form  von  Windmühlenflügeln 
um  ein  meist  besonders  markirtes  Ceutrum  gruppirt  sind. 
Auf  dem  Avers  ist  ein  neben  einer  Weinrebe  stehender 
Esel  dargestellt,  dem  auf  den  grössten  Nominaleu  —  Te- 
tradrachmen euböiseher  Währung,  von  welchen  Mionnet 
eine  als  17,26  (=4.37),  eine  andere  als  10,97  (=  4.  314)') 
Gramm  schwer  verzeichnet  —  ein  Bube  auf  dem  Rücken 
sitzt.  Dabei  findet  sich  die  Aufschrift  MIN  (Mionnet 
descr.  I  p.  477  no.  203.  suppl.  III  p.  82  no.  500  PI.  VII, 
1.  2)    oder   MINJAON  (=  Mtvduiiuv,  descr.  I  p.  477 

«)  Niebukr  Kl  Sehr.  II  p.  33  ff.  Müller  Etrusker  I  p.  II6f. 
Nipperdey  zu  Tac.  ann.  IV,  Co. 

')  Mionnet  giebt  das  Gewicht  noch  von  einem  Stück  dieser 
Serie  an.     Es  wiegt  2,735  (=  51 4),  ist  also  wohl  ein  Tetrubolon. 


no.  204  PI.  XXXVIII,  5).  Demnach  war  der  ältere  Name 
der  Stadt  nicht  MtvÖifi,  sondern  Mt'fäi]  und  ist  bei  Ste- 
phanos zu  schreiben:  7AnoX\6S(OQOQ  Mivdijv  uvxrji'  qnjat. 
Kundigere  Kenner  griechischer  Handschriften  mögen  beur- 
theilen,  ob  nicht  der  Doppelpunkt  über  dem  i  bezeichnen 
soll,  dass  die  Correctur  an  falscher  Stelle,  über  dem  ff, 
steht,  während  sie  eigentlich  über  dem  e  stehen  sollte. 
Die  jüngere  Serie  zeigt  auf  dem  Avers  den  Silen  entweder 
auf  dem  Esel  sitzend  oder  neben  ihm  stehend,  auf  dem 
Revers  im  Einschlage  eine  Weinrebe  oder  ein  Diota  oder 
einen  Buben.  Die  Inschriften  umgeben  den  Typus  des 
Reverses  innerhalb  des  Einschlages  und  lauten:  1UEN- 
JAION  (descr.  I  p.  477  no.  205  p.  478  no.  207.  208 
PI.  XLVIIL4.  suppl.  III  PI.  VII,4),  MENJAW-N  (suppl. 
III  p.  82  no.  501.  502),  MENJAIH  (descr.  I  p.  478 
no.  206  suppl.  III  PI.  VII,  3).  Auch  diese  Münzen  sind 
euböiseher  Währung.  Mionnet  verzeichnet  die  Gewichte 
von  zwei  Tetradrachmen,  die  eine  zu  16,72  (=  4.  26|),  die 
andere  zu  16,39  (=  4.  20j)  und  ein  Triobolenstück  von 
2,045  (=  38^)  GhraWm.  Es  fragt  sich,  woher  die  ver- 
schiedene Form  des  Stadtnamens  kommt.  Mende  war  eine 
Colonie  von  Eretria  (Thukyd.  IV,  123.  StraboX,447.  Pom- 
pon.  Mela  II,  2  a.  E.),  also  eine  ionische  Stadt.  Miväij 
wird  daher  der  ursprüngliche  ionische  Name  sein.  Später 
trat  die  Stadt  dem  athenischen  Bunde  bei,  vermuthlieh 
bald  nach  01.77,3  (470),  um  welche  Zeit  die  Athener 
durch  Eroberung  von  Eion  in  jenen  Gegenden  festen  Fuss 
fassten  (Böckh  Staatshaush.  II,  207).  Daher  wird  man  die 
jüngere  Form  des  Namens  nicht  anders  erklären  können 
als  durch  attischen  Einfluss  entstanden,  da  ja  bekanntlich 
der  Atticismus  vielfach  ionisches  i  in  t  umzulauten  pflegt 
(vgl.  taxlij,  toxt'u  u.  ä.).  Somit  hätten  wir  eine  ungefähre 
Bestimmung  für  die  Chronologie  der  mendaiischen  Mün- 
zen gewonnen.  Die  Münzen  der  Mlnda'ier  sind  geschlagen 
in  der  Periode,  bevor  die  Stadt  Mitglied  des  athenischen 
Bundes  wurde,  die  der  Mendu'ier  in  der  Zeit,  nachdem 
sie  dem  Bunde  beigetreten  war.  Ob  letztere  Prägung 
schon  in  der  Zeit  selbst  begann,  in  welcher  Mende  Bun- 
desmitglied war,  oder  erst  um  Ol.  93,  4  (405)  nach  Zerfall 
der  athenischen  Symmachie,  kann  vor  der  Hand  noch 
nicht  mit  Sicherheit  entschieden  werden,  da  uns  die  nö- 
thtgen  numismatischen  Vorarbeiten  fehlen,  vermöge  deren 
wir  untersuchen  könnten,  in  wie  weit  Athen  den  Bundes- 
städten eine  eigene  Prägung  gestattete  oder  nicht. 


Dresden. 


Wolfgang  Helbig. 


77.  Zur  Symbolik  dek  Eidechse.  Auf  den  zahl- 
reichen Bildwerken  mit  schlafenden  Flügelknaben,  welche 
je  nach  ihren  Attributen  als  Eroten,  Todes-  und  Schlum- 
mergötter gefasst  werden  und  für  die  es  genügt  auf  Vis- 
conti Pio-Clem.  III,  44.  Zoega  Bassiril.  II  p.  205  und 
Clarac  Musee  de  sculpture  pl.  643  ss.  761.  761  B.  zu  ver- 
weisen, fehlt  bekanntlich  selten  die  Eidechse  zu  Füssen 
des  liegenden.  Die  constante  Wiederholung  lehrt,  dass 
dieses  Beiwerk    nicht   nur  den  formellen   Zweck  hat    die 


311 


312 


Scene  zu  beleben,  sondern  dass  mit  Recht  auch  eine  sym- 
bolische Bedeutung  in  ihm  vorausgesetzt  wird.  Cavedoni 
im  Bullettino  d.  J.  1835  ]>.  14,  dem  Wieseler  Denkm.  d. 
a.  K.  II  no.  662  beizustimmen  scheint,  und  Zannoni  Gal- 
leria di  Firenze  IV,  2  p.  46  fuhren  die  invalsa  opinione 
an,  c7ie  qiief  rc/ti(c  citstodisca  i  domicilii  per  äestargli 
ijiiando  vegga  uppressarsl  loro  velenoso  anitnale.  Ihre 
Citate  führen  über  Zoega ,  der  Bassiril.  II  p.  205  dieselbe 
Deutung  giebt,  auf  Montfaucon  Suppl.  I  p.  216  wo  es  zu 
tab.  79  einfach  heisst :  Luvvrtu  in  memoriam  mihi  revocat 
ovtnionem  quanäam  quam  u  teneris  ueeepi,  hoc  videlicet 
insectum  homini  esse  amicissimum  et  cum  oecurit  homini 
in  ogro  dormienti  gradum  sistere  et  propter  illutn  com- 
morari:  sl  serpentem  aictem  viderel  ad  cum  uecedentem, 
lacertam  esepergefaeere  et  excitare  illum,  ne  u  serpente 
laedatur.  Dass  dies  in  der  That  französischer  und  eng- 
lischer Volksglaube  ist,  lehrt  Wolf  Beiträge  zur  deutschen 
Mythologie  II  S.  447.  Es  ist  zugleich  klar,  dass  jene  durch 
ein  Versehen  Zoega's  aufgekommene  Erklärungsweise  weg- 
fallen muss,  bis  dieselbe  Anschauung  als  griechische  nach- 
gewiesen ist.  —  Eine  andere  von  Visconti  zu  Pio-Clem. 
III,  44  gegebene,  von  Cavedoni  a.  O.  nicht  gemissbilligte 
Deutung,  wonach  die  Eidechse  als  Symbol  prophetischer 
Träume  gelten  soll,  haben  Zoega  a.  O.  und  Welcker  Alte 
Denkm.  I  S.  409  mit  Recht  verworfen;  denn  jene  schla- 
fenden Knaben  haben  ebensowenig  mit  prophetischen  Träu- 
men zu  schaffen,  als  prophetische  Träume  mit  dem  Ga- 
leotenorakel.  Beide  Deutungen  hat  Gerhard  Archäol.  Ztg. 
1862  S.  219  in  seiner  Erläuterung  der  Madrider  Hypnos- 
statue, an  deren  Baumstamm  sich  dasselbe  Symbol  in  zwei 
Eidechsen  wiederholt,  stillschweigend  abgewiesen;  er  fasst 
sie  in  ihrer  gewöhnlichen  Bedeutung  als  sonnenfreundliche 
Thiere  und  sieht  in  ihnen  einen  Beweis  mehr  dafür  dass 
in  jener  Statue  der  Gott  des  wohlthätigen  Schlummers, 
nicht  etwa  ein  euphemistischer  Ausdruck  des  Todesschla- 
fes, gemeint  sei.  Dieser  Erklärung  würde  die  Feuerbachs 
im  Vaticanischen  Apoll  (S.  199  der  2.  Aufl.)  auf  die  Mit- 
tagshitze und  den  Mittagsschlummer  nahe  stehen;  doch 
können  jene  Schlummergötter  unmöglich,  wie  Feuerbach 
will,  auf  diese  Art  beschränkt  werden  und  Gerhards  Deu- 
tung würde  sich  mit  manchen  deutlich  auf  den  Todes- 
schlaf bezüglichen  Bildern  nur  schwer  vereinigen  lassen. 
Das  einfachste  würde  es  jedenfalls  sein,  wenn  die  Eidechse 
vermöge  des  Winterschlafs  der  Amphibien  unmittelbar  als 
Symbol  eines  festen  Schlummers  gef&sst  wird.  Dass  dies 
aber  geschehen  kann,  auch  ohne  dass  man  nöthighatmit 
Welcker  a.  O.  auf  die  Notiz  des  Epiphanius  adv.  haeres. 


II,  33  p.  462  zurückzugehen,  wonach  die  Eidechse  im 
Winterschlaf  erblinden  und  mit  gegen  Morgen  gerichtetem 
Auge  die  Sonne  erwarten  soll  — ,  dass  die  Eidechse  viel- 
mehr zugleich  einestheils  Symbol  der  Sonne,  anderntheils 
des  tiefsten  Schlafes  ist,  scheint  doch  eben  aus  ihrem  Le- 
ben und  Art  derselben  deutlich  zu  sein ,  welche  Emil 
Braun  in  der  Vorschule  der  Kunstmythologie  S.  25 f.  ge- 
legentlich des  Apollo  Sauroktonos  treffend  erläutert  hat.1) 
Darmstadt.  R.  Kekule. 


78.  Repliken  etruskischer  Spiegel.  Der  zugleich 
mit  der  ficoronischen  Cista  ins  Museum  Kireherianum  ge- 
langte etruskisehe  Spiegel  mit  den  Inschriften  Poloces, 
Amuces  und  Losna  ward  mit  denselben  Inschriften  und 
Bildern  von  Emil  Hühner  auch  unter  den  Spiegeln  der 
Nationalbibliothek  zu  Madrid  vorgefunden.  Im  Text  zu 
Taf.  CLXXI  meiner  Etruskischen  Spiegel  habe  ich  gegen 
eine  solche  für  alt  und  echt  gehaltene  Replik  misstraui- 
scher  mich  geäussert  als  ich  es  jetzt  verantworten  möchte. 
Im  neuesten  Heft  des  dritten  Theils  meines  Spiegel- 
werks habe  ich  auf  Taf.  CCLXXXIV  zwei  einander  fast 
völlig  entsprechende  Insehriftspiegel  mit  der  Darstellung 
von  Mhiervcns  Geburt  zusammengestellt,  von  denen  der 
eine,  jetzt  in  der  Berliner  Sammlung  befindliche,  von  Emil 
Braun  im  Jahre  1853  (Annali  XXIII  tav.  G.  H)  bekannt 
gemacht  ward,  der  andre  aber,  seit  1856  im  brittischen 
Museum  befindliche,  von  Herrn  Newton,  dem  ich  eine 
Zeichnung  desselben  verdanke,  als  unverdächtig  bezeugt 
und  auch  durch  Varianten  in  Bild  und  Schrift  ge- 
sichert ist,  wie  sie  von  keinem  Verfälscher  ausgehen.  Ich 
zweifle  nun  nicht,  dass  noch  mehr  solche  unverdächtige 
Duplicate  etruskischer  Spiegel  und  Spiegelzeichuungen  sich 
vorfinden  werden,  auch  ohne  die  zum  Theil  recht  oft  wie- 
derholte Dutzendarbeit  der  hieratischen  Spiegelbilder  als 
genügenden  Beweis  dafür  geben  zu  wollen.  E-  G. 

')  'Das  kloine  muntere  Tbier  welches  in  Schlupfwinkeln  zu  de- 
nen kein  Sonnenstrahl  hindringt  seine  schattige  stillverborgene  Be- 
hausung bat,  wird  beim  Herannahen  des  Frühlings  von  einein  ge- 
wissen Licbthunger  ergriffen  und  ist  dessen  Verkündiger  lange  bevor 
die  Schwalben  dessen  Wiederkehr  bezeugen.  Sobald  die  Soencnstrahlen 
neue  Kraft  gewinnen,   bricht  es  aus  seinen  winterlichen  Hinterbalten 

hervor  und  freut  sieb  an  ihrer  warmenden  Labe Zur  Zeit  der 

Sominerwende  schwelgt  es  im  Ilochgennss  ohne  zu  ahnden  dass  die- 
ser Augenblick  der  reichsten  Wonne  es  nicht  blos  bald  in  seine 
finsteren  Behausungen  zurückscheucht,  sondern  aufs  neue  in  winter- 
lichen Todesschlaf  bannt.' 


We-zu    die    Abbildungen     Tafel  CLXVI,  1:    Grubrelief  aus  Scher. sehet;     CLXVI,  2.  3. 
Spiegel  des  Apollas;   CLXVI,  4:  Aphrodite  als   Widder gottheit. 


Herausgegeben  von   E.   Gerhard. 


Druck  und  Verlag  von  G.  he'mier. 


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DENKMÄLER  UND   FORSCHUNGEN. 

Archäologische  Zeitung,  Jahrgang  XX. 
JM  167.   168  A.  November  und  Deceraber  1862. 


Herakles  und  Acheloos.  —  Allerlei :  Zur  Symbolik  der  Eidechse. 


I.    Herakles  und  Acheloos. 

Hiezu  die  Abbildungen  Tafel  CLXV1I,  CLXVIII. 

Die  auf  Tafel  CLXV1I  gegebne  Abbildung  der 
Hauptvorstellung  einer  Amphora  der  Campana'schen 
Sammlung  ')  verdient  einige  Aufmerksamkeit  als  ein 
neues  Beispiel  der  überhaupt2)  und  namentlich  auch 
auf  alterlhümlichen  Vasenbildern  nicht  häufigen  Vor- 
stellungen des  Achelooskampfes3). 

Herakles,  mit  der  Löwenhaut,  die  aber  über 
die  linke  Schulter  herabfallt  und  deshalb  die  dem 
Beschauer  zugekehrte  rechte  Seite  seines  Körpers 
ganz  entblösst  Iässt,  das  Schwert  an  der  Seite, 
Bogen  nebst  Köcher  auf  dem  Rücken  hängend, 
steht  vor  dem  Acheloos  und  hat  mit  der  Rech- 
ten das  Hörn  desselben  erfasst,  während  er  mit  der 
Linken  den  zur  Abwehr  oder  zum  Zuschlagen  er- 
hobenen linken  Arm  seines  Gegners  gepackt  hält1). 
Acheloos,  hinter  dem  ein  Baum  sichtbar  wird,  ist 
nach  Art  eines  Kentauren  gebildet,  Kopf  Arm  und 
Oberleib  eines  Menschen  sind  zusammengewachsen 
mit  dem  Leibe  eines  Stiers,  dessen  Hintertheil,  wie 
nicht  selten  auch  bei  Kentauren,  nicht  sichtbar  ist. 
')  Calal.  del  museo  Campana  IV,  28,  wo  die  Rückseite  beschrie- 
ben  ist  Due  uomini  eqneslri  con  asla  in  pitgno  e  io  scettro  dietro 
le  spalle.  Ciascuno  e  uecompagnato  da  un  Cime.  [Das  Gefass  ist 
nun  in  Paris,  nicht,  wie  unter  unsrer  Abbildung  steht,  in  München 
zu  suchen.         .4.  d.  B.\ 

2)  Ich  verweise  ein  für  alleraal  auf  die  ausführliche  Behandlung 
von  Gerhard  auserl.  Vasenb.  II  p.  106 II. 

3)  Bekannt  sind  ausserdem  vier  volcentische  Amphoren  mit 
schwarzen  Figuren,  im  Berliner  Museum 

.4     661.  Gerhard  etr.  u.  kamp.  Vasenb.  15,  1.  2. 
B     669.  Gerhard  eb.  15,  3.4. 
und  im  brittiscb.cn  Museum 

C     452.  de  Witte  cat.  etr.  92. 
D     536. 

4)  Das  Gefäss  ist  hier  beschädigt,  so  dass  man  bei  der  flüch- 
tigen Zeichnung  zweifelhaft  werden  könnte,  was  der  Maler  gemeint 
hat,  doch  kann  es  nur  der  Arm  des  Acheloos  sein. 


Das  Haupthaar  hängt  ihm  in  langen  Flechten  auf 
den  Rücken  herab,  er  hat  einen  langen  Bart,  der 
Mund  ist  wie  zum  Schreien  geöffnet.  Mit  aufgeho- 
benem rechten  Vorderfuss  schreitet  er  vorwärts  dem 
Herakles  entgegen,  dessen  linkes  Rein  er  dicht  über 
dem  Fuss  mit  der  Rechten  gepackt  und  in  die  Höhe 
gehoben  hat,  um  seinen  Gegner,  dessen  feste  Stel- 
lung dadurch  erschüttert  ist,  zu  zwingen  von  ihm 
abzulassen.  Die  Keule  desselben  liegt  an  der  Erde, 
er  hat  sie  als  eine  ungeeignete  Waffe  von  sich  ge- 
worfen. Hinter  Herakles  sitzt  Athene  mit  Helm  und 
schlangenbeselzter  Aegis,  in  der  Linken  die  Lanze, 
ihren  Schild  neben  sich  am  Boden;  sie  streckt  die 
Rechte,  wie  erstaunt  über  den  Kampf,  aus.  Hinter 
ihr  steht  der  bärtige  Hermes  mit  Petasos,  Chlamys 
und  Stiefeln,  den  Stab  in  der  Rechten,  ruhig  da; 
neben  ihm  ragt  ein  Baum  hervor.  Einige  Buchsta- 
ben zwischen  den  Beinen  des  Acheloos  können  leicht 
als  AXEU»  der  Anfang  seines  Namens,  angesehen 
werden;  doch  wird  dies  zweifelhaft  durch  die  ganz 
sinnlosen  Buchstaben  neben  Hermes. 

Die  Vergleichung  mit  den  übrigen  verwandten 
Vasenbildern  zeigt  dass  sie  in  der  Darstellung  des 
Acheloos  nach  dem  Muster  der  späteren  Kentauren- 
bildung übereinstimmen.  Der  vollständige  Oberkörper 
eines  Mannes  ist  mit  dem  vierfüssigen  Stierleib  ver- 
einigt, der  Kopf  ist  ausser  mit  thierischen  Ohren 
auch  mit  Stierhörnern  versehen4').  Das  Antlitz  ist 
lang-  und  spilzbärtig,  in  der  Regel  fallen  auch  lange 
Locken  oder  Flechten  auf  den  stiermässig  derb  und 
kräftig  gebildeten  Nacken,  der  den  Uebergang  in  den 
Thierkörper  vermittelt.  Da  der  halbthierische  Fluss- 
gott  seine  Arme  zur  Gegenwehr  gebrauchen   kann, 

"*)  Kentauren  mit  Stierhörnern  kennt  Nonnos  (XIV,  144.  180. 
XX,  223). 


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316 


so  ist  auch  die  Darstellung  eines  Zweikampfes  mög- 
lich, in  der  freilich  Herakles  schon  als  Sieger  er- 
scheint, indem  er  in  mächtigem  Ansprunge  auf  den 
in  die  Knie  gesunkenen  Acheloos  dessen  Hörn  fest 
gepackt  hält  um  es  abzureissen,  wonach  voraussicht- 
lich jeder  Widerstand  aufhören  muss.  Wie  auf  der 
vorliegenden  Vase  so  packt  Acheloos  auch  noch  auf 
einer  anderen  (li)  das  im  Ansprung  erhobene  Bein 
seines  Gegners  um  ihn  zum  Wanken  zu  bringen,  ein 
andermal  fasst  er  den  Arm  desselben  um  ihn  zu 
lähmen  (U),  oder  er  schwingt,  auch  darin  den  Ken- 
tauren ähnlich,  einen  grossen  Stein  gegen  Herakles 
(C).  Anders  ist  der  Kampf  auf  dem  fünften  Vasen- 
bild {A)  aufgefasst.  Acheloos  rennt  davon,  Herakles 
ist  ihm  bereits  zur  Seite  und  ergreift  von  hinten  das 
Hörn,  so  dass  jener  von  Schmerz  ergriffen  und  fle- 
hend die  Hände  ausstreckt;  von  Widerstand  ist  hier 
offenbar  gar  nicht  die  Rede,  und  es  scheint  wesent- 
lich auf  das  Ereilen  und  Ergreifen  des  Flüchligen 
anzukommen. 

Herakles  ist  überall  in  gewohnter  Weise  mit 
dem  Löwenfell  umgürtet,  trägt  das  Schwert  an  der 
Seite,  Köcher  und  Bogen  auf  dem  Rücken,  die  Keule 
hat  er,  um  beide  Hände  frei  zu  haben,  fortgeworfen ; 
auf  einem  Vasenbilde  (IJ)  hat  er  seine  sämmtlichen 
Waffen  an  einem  Baum  aufgehängt,  um  in  seinen 
Bewegungen  durch  nichts  gehemmt  zu  sein. 

Als  theilnehmende  Zuschauer  sind  auch  bei  die- 
sem Kampfe  Hermes  stehend  (HC)  oder  sitzend  (A), 
und  Pallas  sitzend  oder  stehend  (BC)  gegenwärtig,  ne- 
ben der  letzteren  noch  ein  bärtiger  Mann  mit  weissem 
Haar,  im  Mantel,  ein  Scepter  in  der  Linken,  der  die 
Rechte  verwundert  erhebt.  Man  würde  ihn  nach 
allgemeinen  Analogien  für  Oineus  erklären,  auch 
wenn  nicht  anderweitige  Bestätigung  hinzukäme.  Auf 
einem  Vasenbilde  (C)  ist  nämlich  der  Zuschauerkreis 
erweitert;  auf  der  Seite  des  Herakles  ist  neben  Pallas 
noch  ein  bärtiger,  mit  Helm  und  Lanze  gerüsteter 
Mann,  lolaos,  hinter  Acheloos  ausser  Hermes  eine 
Frau  im  Chiton  und  Peplos  mit  langem  Haar  und 
ein  sitzender  bärtiger  Greis  im  Mantel  und  mit  einem 
Scepter  —  offenbar  Deianeira  und  Oineus  —  zu- 
gegen. 

Diese  Zusammenstellung  mit  mehreren  Zuschauern 
erinnert    an    die    von    dem    spartanischen    Künstler 


Dontas,  der  für  einen  Schüler  des  Dipoinos  und 
Skyllis  galt,  gearbeitete  Gruppe  von  Statuen,  die 
aus  Cedernholz  geschnitzt  und  mit  Gold  verziert  wa- 
ren. Zu  derselben  gehörten  Zeus  und  Ucianeira, 
Heruhles  und  Acheloos,  Ares  als  Bundesgenosse 
des  Acheloos,  Athene  als  Beschützerin  des  Hera- 
kles5). Es  ist  sehr  zu  bedauern  dass  wir  über  diese, 
wie  über  so  manche  andere  frei  aufgestellte,  zum 
Theil  figurenreichen  Gruppen  der  allen  Kunst  nichts 
Näheres  wissen.  Bei  einer  so  allerthümlichen  Gruppe 
ist  streng  symmetrische  Anordnung  wahrscheinlich. 
Herakles  und  Acheloos  in  der  Mitte,  Athene  auf  je- 
ner, Ares  auf  dieser  Seite  finden  sich  von  selbst,  und 
es  bleibt  dann  kaum  etwas  übrig  als  Zeus  und  Deia- 
neira für  die  äussersten  Figuren  zu  nehmen,  jenen 
neben  Athene,  diese  hinter  Ares,  den  aitolischen  Gott, 
der  ja  auch  für  den  Vater  des  Meleagros  galt6).  Es 
fällt  freilich  auf,  dass  Pausanias  Zeus  und  Deianeira 
zuerst  und  zusammen  nennt,  wie  sie  auch  in  der  That 
zusammen  gehören,  wenn  Zeus  als  der  Brabeutes 
an  diesem  Kampfe  Theil  nimmt,  dessen  Siegespreis 
Deianeira  war.  Dürfte  man  die  seltnere  Form  der 
Aufstellung  im  Halbkreis  annehmen 7),  so  könnte  Zeus 

5J  Paus.  VI,  19.  12  Mtyaqüg  äi  ot  ngög  t;}  'AxiixSj  i)t]- 
aavnöl'ie  oizoiJouqoaVTO  xal  avalhrjiiaia  ai'efliactv  ig  top  &rj- 
aavnöv,  xt'ÖQov  yo'idia  %t>va<jf  SirjV9iO[iiva,  rrjf  nQog  H/eX^jov 
'jfoax).iovg  (lä^V.  Ztvg  ös  ivrav&a  xal  j)  Jtjiuvuoa  xal 
'  IxiXüog  xcd  'jlnaxXijg  iaziv,  '^ig>jg  i£  i'i>  '-^X^VV  ßorjOwv. 
tlajiyxa  iH  xal  ll&ijviig  ayaXfia  ihe  ovau  iw  'jlnaxltT  avix- 
fia/og'  cwii]  7raoä  Tag  'Ecsnioldag  äväxeuai  vvv  t«j  iv  t<^ 
'llfiaC(i).  Dort  halle  er  sie  schon  mit  den  Worten  verzeichnet  (V, 
17,2)  irjV  öi  Ho-r/iiüv  xnavog  imxtiuivr\v  xa\  fiÖQV  xal  ättntäa 
f/ovaav  -iaxtduifiovCov  Xiyovoiv  hjyov  ilvai  AUd'vi'iog,  iov- 
rov  (St  aäsXtpöv  Tf  slvat  doQvxktCöov  xal  7r«pn  ävdrtam  äi- 
tJa%S-TJvai  joig  avioig  (Dipoiuos  und  Skyllis).  An  der  obigen  Stelle 
fährt  er  nach  einer  längeren  Bemerkung  über  die  Zeil,  wann  der 
Thcsauros  erbaut  worden  sei,  fort  th  de  ävatlrjuaia  ix  naXaiov 
atpäg  f/ctv  ilxög,  ü  ye  6  AaxiSatfiöviog  Joving  /tmolvov 
xal  2ixvkXt3og  fia&Tjrrjg  inot'ijae.  Dass  an  beiden  Stellen  derselbe 
Künstler  genannt  sei,  der  Name  also  auch  beidemal  derselbe  sein 
müsse,  bemerkte  Hirt  (Kunstgesch.  p.  7'J)  mit  Recht,  irrte  sich  aber, 
indem  er  den  Namen  Medontes  annahm.  0.  Müller  liess  unbestimmt, 
welcher  der  richtige  sei;  wahrscheinlich  ist  wohl,  dass  der  gewöhn- 
lichere Name  Mednn  den  seltnen  Donlas  verdrängt  hat,  doch  spricht 
gegen  Brunn's  Vermuthung  (Gesch.  d.  griech.  Künstler  I  p.  47)  (h'ai 
fiiv  AliVTa  die  Stellung  des  /.iit>.  Dass  die  Acheloosgruppe  von 
beiden  Brüdern  Dorykleidas  und  Dontas  gemeinschaftlich  gearbeitet 
sei,  wie  Ovcibcck  (Gesch.  d.  griech.  Plast,  1  p.  8ä)  annimmt,  be- 
richtet Pausanias  nicht. 

°)  Ap.dlod.  I,  8,  1. 

')  Vgl.  die  von  Pausanias  (V,  22,  2)    beschriebene  Gruppe    des 


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mit  Deianeira  ganz  passend  den  midieren  Platz  ein- 
genommen haben.  Allein  davon  hätte  Tansanias 
wohl  ein  Wort  gesagt;  vielleicht  war  auch  die 
Gruppe,  seitdem  die  Statue  der  Athene  entfernt  wor- 
den war,  in  Unordnung  geralhen.  Leider  giebt  Pau- 
sanias  über  die  Bildung  des  Acheloos  keine  Auskunft; 
die  kentaurenähnliche  Gestalt  der  allen  Vasenbilder 
scheint  aber  für  den  strengen  Parallelismus  einer 
alterthümlichen  Gruppe  kaum  recht  geeignet. 

Am  amykläischen  Thron  war  ebenfalls  der  Ring- 
kampf des  Herakles  mit  dem  Acheloos  vorgestellt a). 
Pausanias  giebt  leider  auch  hier  keine  nähere  An- 
gabe; der  Ausdruck  ndlr}  weist  aber  darauf  hin, 
dass  ein  eigentliches  Ringen  dargestellt  gewesen  sei, 
und  dafür  scheint  die  Kentaurengeslalt  wiederum 
nicht  passend.  Dazu  kommt  dass  unmittelbar  dane- 
ben Herakles  im  Kampf  mit  dem  Kenlauren  Oreios, 
an  anderen  Plätzen  mit  anderen  Kentauren  streitend 
vorgestellt  war,  wodurch  es  eher  wahrscheinlich 
wird  dass  der  Flussgotl  Acheloos  in  anderer  Weise 
kenntlich  gemacht  war. 

Es  lässt  sich  daher  wohl  fragen,  ob  wir  hier 
nicht  vielmehr  an  die  Darstellung  des  Acheloos  als 
eines  kräftigen  bärtigen  Mannes  mit  Stierhörnern  zu 
denken  haben,  in  welcher  Gestalt  er  einen  eigent- 
lichen Ringkampf  am  besten  bestehen  konnte,  daher 
auch  Ovid,  der  mehrere  cy/]/.iaza  des  Ringkampfs 
genau  beschreibt,  dem  Acheloos  während  der  Dauer 
desselben  diese  Gestalt  beilegt"),  worauf  er  dann 
sich  in  eine  Schlange  und  zuletzt  in  einen  Stier  ver- 
wandelt. Philostratos  d.  j.  stellte  sich  den  Acheloos 
während  des  Kampfes  ebenfalls  in  derselben  Gestalt 
vor.  In  seiner  Beschreibung  lu)  unterscheidet  er  ganz 
deutlich    drei   vollständig   von    einander  geschiedene, 

Lykios.  den  Kampf  des  Aehilleus  und  Memnon  darstellend,  und  die 
in  Itbaka  gefundene  Gruppe  der  Kusswaschung  des  Odysscus  (Thiersch 
Epochen  p.  '.'73.  445). 

6)  Paus.  III,  18,  10  Jj  nnog  'Aytliöav  'IlgtiyJ.iovg  netkr]. 
'')  Ovid.  mel.   IX,  3211.     Der  Stierhürner    geschieht  dabei  nicht 
ausdrücklich  Erwähnung,  aber  vorher  sagt  Acheloos  (VIII,  882 ff.) 
natu  modo  qui  nunc  sum  riileor,  modo  fiector  in  nnißiem, 
armenti  modo  dux  vires  in  cornua  .*umo, 
cornuu,  dum  potui.   nunc  pars  caret  altera  lelo 
frontis,  ut  inse  vides. 

'")  Philostr.  iun.  im.  4.  Im  Kolgenden  ist  nur  kurz  ange- 
deutet, wieweit  ich  nicht  mit  Kriederichs  (die  philostrat.  Bilder 
p.  33 ff.),  noch  weniger  freilich  mit  Brunn  (die  philostr.  Gemälde 
p.  208 f.  243f.  248)  übereinstimmen  kann. 


selbständige  Scenen.  Die  erste  schliesst  sich  genau 
an  Sophokles  bekannte  Verse  an"),  aus  denen  die 
Einzelnheiten  bis  auf  einen  Umstand  zu  entnehmen 
sind.  Man  sah  in  unmittelbarer  Gemeinschaft  neben 
einander  eine  mächtige  Schlange,  einen  Stier  und 
einen  Mann  mit  Stierhörnern,  aus  dessen  Bart  Was- 
serströme  {Hessen;  es  ist  Acheloos,  der  sich  in  ver- 
schiedenen Gestalten  zeigt12).  Eine  Menge  von  Zu- 
schauern  ist   herbeigeströmt13),  in  ihrer  Mitte   sieht 

")  Soph.  Trach.  9 

ftrnairiQ  yciQ  r\v  iioi  noret/nog,  'slytlyov  X(ym, 
ög  /u'  (v  tqio'iv  fiOQifaiaiv  ttrJTti  ncagog, 
ipomSv  trctgyijg  Tuvgog,  aXXox   cttöXoe 
Sgüxiav  iXix.Tog,  ÜXXot    AvägtCot  xvtu 
ßovngojgog'  ix  öt  öitaxtov  ytvtiääos 
xgovvot  dttQQttCvovia  xgnvuiov  noxov. 
TOioYö"   tyio  firnaiijotc  nnondlJtyf.il'vt] 
övarrji'og  äti  xttiUuvtiv  irnivvöuirv, 
ng\v  TJjad'f  xohng  lun0.un!)r\val  nOTS. 
Xgovcp  ö"  h>  varigo)  ut"r,  uautvn  öi  [xoi 
i  xXtirög  rjXHt  Zi\v'og  'Alxur\vr^g  Tf  Trat;, 
os  (lg  iywva  tojSi  avtxntatov  iiuyng 
IxXvirat  us. 
")  Zr)Ttfg    ioojg,   i(g  r\  xoivwUt  SgivxovTOg  it  —  lavpov 
Tf   —    xcil   ävSqog    tovtov  r)fi(9>jnog;  —    Ayti.oiog   6    nOTauög 
Jnictveigttc  rrjg  Oh'(u>g   Igiüv   tov  yäfiov  ontvdtt,   xcu  ntidai 
fitv   Smart  tiöv  ägoiut"v(ov ,    aXXog   ä't  SXXort  äoxöiv  vnö  rotg 
ögiout'roig  ttäeaiv   txnXi'fittv  rjyttrcd  tov  Oivia.     Dass  yavgov 
Tl  tnnov  falsch    und  ruvgov   mit  Recht   von  Wakefield    hergestellt 
ist  beweist    schon    die  Vergleichung    des  Sophokles;    ob    'innov    zu 
streichen    oder   ein  Beiwort    darin    versteckt  sei   ist    schwer   zu    ent- 
scheiden.    Dass  die  drei  Gestalten  neben  einander  sichtbar  zu  denken 
seien  bemerkt  auch  Welcker,  der  an  die  so  häufig  gewordenen  Vorstellun- 
gen von  den  Verwandlungen  derThetis  erinnert.    Die  Annahme  Gerhards 
und  Brunns,  dass  Acheloos  als  eine  aus  diesen  Gestalten  zusammen- 
gesetzte Mischbildung  zu  fassen  sei,  auf  die  auch  das  Wort  xotviovCu 
nicht  hinführt,  ist  willkürlich,  da   weder  vom   Acheloos   noch   einem 
anderen  Klussgott  eine  ähnliche  Bildung  überliefert  ist,  und  den  kla- 
ren Worten  des  Sophokles  gegenüber,  welche  Philostratos  vor  Augen 
hat,  nur  um  so  bedenklicher.    Die  Erklärung  von  einem  Stier  mit  Men- 
schengesicht   und    Schlangenschweif    wird    aber    dadurch    unmöglich, 
dass  nach  Erwähnung  des   Stiers  hinzugefügt  wird  xu't  tirögög  tov- 
tov t]u(!}7)gog,  mit  der  Erklärung  ßovngo>gii  ixiv  yitg  etinio  ngö- 
aianu.     Wie  könnte  man  den  Umstand   dass  der  Stier  ein  mensch- 
liches Antlitz  trägt  so  ausdrücken:    'Was  bedeutet  die  Gemeinschaft 
der  Schlange,  des  Stiers  und   des  halbthierischen  Mannes,  den  du  du 
siehst  (iovtov),  denn  sein  (des  Mannes)  Antlitz  trägt   Slierhörner"? 
Und  wie  verträgt    sich   mit   der   angenommenen  Mischgcstalt  die  Er- 
klärung des  Philostratos  selbst  ctD.og  «XXort  üoxüv ? 

■3)  Diese  sind  angedeutet  in  den  Worten  der  Deianeira  bei  So- 
phokles (21  ff.) 

xai  rgönov  fiiv  iiv  noviav 
ovx  uv  dttlnoiu'  ov  yitg  otS' ,  &XX'  öartg  fjv 
öttxtiiv  ttTiigßrjg  rrjs  9t'ag,  od'  ttv  /.{yot. 
iyto  yitg  Tjunv  ixntnXnyut'vn  <f6ßo), 
fxrj  uot  io  xt'dXog  lö.yog  iitvQOi  nori. 


319 


320 


man  Deianeira,  bräutlich  geschmückt,  aber  von 
Entsetzen  vor  dem  unheimlichen  Freier  erfüllt,  ihren 
Vater  Oineus,  niedergeschlagen  über  das  Loos  seines 
Kindes,  und  Herakles  mit  der  Keule,  der  die  Lö- 
wenhaut14) auszieht,  bereit  den  Kampf  zu  unterneh- 
men. Ausserdem  ist  eine  kräftige  heroische  Frau, 
mit  Eichenlaub  bekränzt,  zugegen,  die  personificirte 
huli/iliin  —  und  diese  Figur  ist  nicht  aus  Sophokles 
entlehnt,  hat  aber  in  den  Werken  der  späteren  Kunst 
zahlreiche  Analogien.  Dies  ist  die  erste  Scene  der 
Vorbereitung  15),  in  der  zweiten  sind  die  beiden  Geg- 
ner einander  gegenübergetreten,  dem  Gott  ein  furcht- 
loser Held  1G).  Der  Flussgott  hat  sich  in  einen  Mann 
mit  Stierhörnern  verwandelt17)    und    stürmt  auf  He- 


14)  Auffallend  ist  Ixävoutvog  ktoi'Trjg  neben  <>unui.ov  lv  iuiv 
yiQoiv  iyiov ,  auch  der  Genitiv  3.ioVTrjg  wenigstens  ungewöhnlich; 
das  einfachste  wäre  tUtfvöfUVÖs  >.iovjfiv. 

ls)  Die  Erklärung  der  Worte  xal  ja  [iiv  tv  ävußolatg  lavra 
durch:  'das  ist  gewissermassen  das  Vorspiel,  denn  wir  sind  jetzt 
orientirt  und  können  nun  die  Handlung  selbst  ins  Auge  fassen'  er- 
scheint mir  wiederum  ganz  willkürlich,  da  eine  genaue  Beschreibung 
einer  bestimmten  Scene  vorangeht,  die  dann  auch  mythologisch  er- 
klärt wird.  Was  in  dieser  dargestellt  ist  (r«ürr<)  ist  die  Vorberei- 
tung des  Kampfes  selbst,  der  nun  folgt,  wie  deutlich  durch  die 
Worte  iäoii  dt  xal  o»f  iwiairixaaiv  ijän  ausgedrückt  ist,  in  denen 
schon  xaC  darauf  hinweist,  dass  dies  gvvtarnxivat  etwas  Neues  ist. 

,6)  Turpe  iteum  mortall  cedere  sagt  Achelous  bei  Ovid  (met. 
IX,  10). 

")  Die  Worte  6  itiv  fg  ßovxfnaiv  avafionifojaag  iavzöv  6 
noiauög  zeigen  ganz  klar  dass  bier  eine  neue  Scene  ist,  in  wel- 
cher Acheloos  von  den  vorher  erwähnten  drei  Gestalten,  die  ihm  alle 
zukommen  ,  eine  bestimmte  annimmt.  Durch  ßovxiQoj;  wird  aber, 
wie  auch  Gerhard  (auserl.  Vasenb.  II  p.  109)  annimmt,  nur  eine 
menschliche  Gestalt  mit  Stierhörnern  bezeichnet,  wie  Jo  (Aesch. 
I'rom.  588.  Her.  II,  41)  übereinstimmend  mit  den  Kunstwerken  (arch. 
lieitr.  p.  410),  laktitos  (Sophocl.  fr.  871),  die  Satyrn  nach  späterem 
Missbrauch  (Gerhard  hyperb.  röm.  Stud.  II  p.  107  f.)  bei  Nonnus 
(X,  209.  XIV,  319.  XVII,  38),  die  Flussgötter  bei  Lykophron  (730. 
1407);  einen  Stier  mit  Menschengesicht  kann  man  nicht  als  'stier- 
hörnig'  charaklerisircn.  Philostratos  bat  durch  dieses  geläulige  und 
unzweideutige  VVort  den  Sinn  ausgedrückt,  in  welchem  er  den  seltnen 
und  poetischen  Ausdruck  ßovnnvifiog,  den  er  vorher  vom  Sophokles 
entlehnt  hat,  verstand,  und  wie  ich  glaube  ganz  richtig.  Jiounnoitjog 
kann,  abgesehen  von  der  Bedeutung,  da  es  ein  Opfer  verschiedener 
Thiere  bezeichnet,  an  deren  Spitze  ein  Kind  voranschreitet  (Hesych. 
Eustatb.  p  I  Ii7li,38.  IMut.  qu.  conv.  IV  p.  008  C),  auch  gewiss 
'stierköpfig'  bedeuten,  wie  bei  llesychius  ßoiinfiuxjov  ot][A«tvti 
ä(  xal  ti)V  ßov7ii>6aoi7iuv.  Vielleicht  hatte  er  Tyche  im  Sinne, 
nach  der  Notiz  bei  loannes  Lydus  (de  mens.  IV,  33)  jrjv  Tvytji)  o< 
"E).).r)Vtg  ypdwOVÖl  ßovnoöoamov,  wie  sie  denn  auf  Kaisermüiizen 
von  Cilicicn  z.  I).  von  Korykos  (Lajard  Venus  pl.  3,  1),  Iotapc  (Sc- 
stini  inus.  llederv.  II,  Add.  lab.  VI,  8)  mit  einem  Kindskopf  vorge- 
stellt ist,   wo  Cavedoni  (Bull.   1835  p.  188f)  lu.    Lajard  (Venus  p. 


rakles  ein,  dieser  erfasst  mit  der  Linken  das  rechte 
Hörn  und  schlägt  mit  der  Keule  dasselbe  ab; 
dem  Verwundeten  entfliessen  Blutströme,  der  Sie- 
ger sieht  triumphirend  auf  Deianeira  hin  ").  In  der 
letzten  Scene  hat  Herakles  seine  Keule  auf  die  Erde 
geworfen  und  überreicht  das  Hörn  des  Acheloos  als 
Brautgabe  der  Deianeira  19).  Jede  dieser  drei  Scenen 
ist  als  Bild  möglich,  obgleich  sich  doch  einige  Be- 
denken dabei  erheben;  ob  es  wahrscheinlich  sei,  dass 
sie  auf  einem  Gemälde  nebeneinander  gestellt  ge- 
wesen seien,  kann  hier  dahingestellt  bleiben. 

Auf  keinen  Fall  könnten  freilich  so  junge  Zeug- 
nisse für  die  Darstellung  jener  alten  Kunstwerke 
etwas  beweisen;  allein  dass  Acheloos  ebensowohl 
wie    andere    Flussgötter20)    in    menschlicher   Gestalt 

135  f.)  Venus  Aslarte  erkannten.  Auf  einer  Silbermünze  von  Meta- 
poot  (Taf.  CLXV1II,  13),  welche  zuerst  von  Magnan  (misc.  111,20),  dann 
von  Fiorelli  (mon.  ined.  I,  10)  und  Carelli  (157,  148)  bekannt  ge- 
macht wurde,  und  deren  Existenz  Millingen  (anc.  coins  p.  17)  nicht 
bezweifeln  durfte,  ist  in  der  That  Acheloos  als  Mann  mit  einem 
Stierkopf,  in  der  Linken  ein  Schilfrohr,  in  der  Hechten  eine  Schale 
vorgestellt.  Doch  ist  es  nicht  eben  wahrscheinlich,  dass  diese  Mi- 
notaurosbildung  auch  von  dem  attischen  Dichter  dem  Flussgott  bei- 
gelegt sei,  und  unzweifelhaft  kann  ßovTiQuiQog  auch  den  mit  Stier- 
hörnern, die  vor  dem  Haupte  vorstehen,  ausgerüsteten  bedeuten.  Die 
Andeutung  des  Bartes  aber,  dem  Wasser  entströmt,  setzt  es  ausser 
Zweifel,  dass  Sophokles  an  ein  menschliches  Antlitz  dachte,  wie  auch 
O.  Müller  (kl.  Sehr.  I  p.  73)  erklärt. 

,s)  Die  Andeutungen  des  Chors  bei  Sophokles  (Track.  507  ff.) 
über  den  Kampf  sind  ganz  abweichend.  Acheloos  erscheint  als  Stier, 
Herakles  tritt  ihm  mit  Bogen  und  Keule  bewehrt  entgegen.  Dieser 
gebraucht  die  Hand  und  den  Bogen,  jener  die  Hürner  zum  Angriff, 
Herakles  ringt  mit  ihm  und  zerschlägt  ihm  die  Stirn ,  d.  b  bricht 
das  Hörn  ab.  Auch  bei  Ovid  wird  Acheloos  als  Stier  besiegt,  und 
dies  ist  die  allgemeine  Tradition  (Pindaros  bei  schol.  II.  </>,  194. 
Apollod.  II,  7,  5.  Üiod.  IV,  35.  Hygin.  f.  31),  weil  für  den  Stier  das 
Abbrechen  des  Ilorns  am  besten  zu  passen  schien.  Die  bildende  Kunst 
verwarf  sie,  weil  der  in  einen  Stier  verwandelte  Acheloos  von  einem 
gewöhnlichen  Stier  nicht  wohl  zu   unterscheiden  war. 

")  Ich  kann  es  wiederum  nur  für  Willkür  halten,  wenn  diese 
letzte  Beschreibung,  die  an  sich  ebenso  deutlich  und  bestimmt  ist 
als  das  was  vorhergeht,  doch  nur  für  eine  rhetorische  Ausführung 
des  durch  den  Kampf  erweckten  Gedankens  gelten  soll,  dass  die 
Ueberreichung  des  Ilorns  die  wahrscheinliche  Folge  des  Sieges  sein 
werde. 

•'")  Cornut.  n.  d.  22  xal  to£i?  noiafiovg  xtnaatpÖQOvs  xal 
T«vo(ü:rot's  äi'aJiXäuovai.  Eust.  Dion  per.  433  javQOXfiavovg 
xal  xtQaacpoQOvg  hvnovv  aviovg  (tovg  nmajAovg).  Aelian.  v.  h. 
II,  33  rti  ayäkiiuia  ctiitöv  {iiiöv  tiotuumv)  fftyaioutvoi  ol  [iiv 
BV&piBitO/iOQtpovs  aiirovg  ulQvoavm ,  ül  efi  ßoüv  tldng  ttüioig 
TiSQidifnxav.  —  'AUnvaiui  äi  löy  Knifinadv  aväfta  piv  ditx- 
viiovmv  fr  t ',«;/,  xi{iuta  i)'t  vnoifttCvovitt.  Vgl.  Eurip.  Ion  1261 
o)  tttVQOfiOQipov   ofjua    Ktjtjiaaov   7imi>ig.     Am  Altar    des  Am- 


321 


322 


aber  mit  Stierhörnern  gebildet  wurde,  zeigt  die  merk- 
würdige Silbermünze  vonMetapont  mit  einer  Aufschrift 
in  alterlhümlichen  Zügen  (Taf.  CLXVIII,  4) ").  Dass 
die  nackte  bärtige  Mannesgestalt  mit  Stierhörnern, 
welche  mit  einer  Chlamys  über  den  Schultern  da- 
steht"), in  der  Linken  ein  Schilfrohr,  in  der  Rech- 
ten eine  Schale  halt,  Achcloos  sei,  lehrt  die  Inschrift 
AXEKDIO  AOUON  C4x**-yov  a&Xov),  welche  zu- 
gleich kundgiebt,  dass  sie  zu  dem  Preis  gehöre, 
welcher  in  Kampfspielen  zu  Ehren  des  Acheloos  ver- 
theilt  wurde23).  Von  einem  solchen  Agon  in  Meta- 
pont  ist  zwar  sonst  nichts  bekannt,  aber  dass  sie  in 
Akarnanien  gehalten  wurden  ist  ausdrücklich  be- 
zeugt24). Die  Vermulhung  liegt  nahe,  dass  diese 
Kampfspiele  sich  an  die  Tradition  von  dem  Aben- 
teuer des  Herakles  anschlössen,  und  da  Ovid  das 
Ringen   mit  dem  bis  auf  die  Hörner  menschlich  ge- 


pbiaraos  in  Oropos  waren  mit  Pan  und  den  Nymphen  nebeneinander 
Kephissos  und  Acheloos  dargestellt;  leider  sagt  Pausanias  I,  34,  3 
nichts  von  ihrer  Bildung.  Sueton.  rhet.  4  Ale  Bpidius  ortum  se 
a  C.  Epidio  Xucerino  praedieubat,  quem  ferunt  ollm  praeeipitatum 
in  fonlem  ßuminis  Sarin  paulo  post  cum  cornibus  taureis  extitisse 
ac  slalim  non  comparuisse  in  numeroque  denrum  nabitum.  Fest, 
p.  303  taurorum  specie  simulacra  fluminum  id  est  cum  cornibus 
formantur,  quod  sunt  atrociu  ut  tauri.  Auf  Münzen  linden  sich 
Brustbilder  von  Jünglingen  mit  kurzen  Hörnern  an  der  Stirn  zur 
Bezeichnung  der  Flussgütter  Hipparis  in  Kamarina  (Ber.  d.  Sachs. 
Ges.  d.  Wiss.  1852  p.  59f.  Taf.  IV,  a),  Gelas  in  Geta  (Torremuzza 
33,  12.  13,  Aufidus  (lauriformis  bei  Huratius  c.  IV,  14,  25),  in  8a- 
lapia  (Iliccio  repert.  I,  16),  Krathis  in  Cosenlia  (Biccio  repert.  I,  8. 
Fiorelli  mon.  ined.  p.  15),  Sagras  in  Kaulonia  (Garrucci  Bull.  Nap. 
N.  S.  I  p.  19;  vgl.  Bull.  Nap  VI,  4,  20.  Biccio  repert.  I,  15),  Se- 
belhos  (Zrinanos)  in  Neapotls  (Bull.  Nap.  N.  S  I,  4,  1.  2.  mus. 
Borb.  XV,  44,  1.  Kiccio  repert.  I,  1.  arch.  Ztg.  XI,  58,  14.  15.  Mi- 
nervini  osserv.  numism  p.  35(1'.  Bull.  Nap.  N  S.  VI,  7,  1  — 4.  p  57 IT.). 
Daher  scheint  der  efeubekränzte  gehörnte  Jünglingskopf  auf  Münzen 
von  Metapunt  (Carelli  157,148)  ebenfalls  den  Flussgott  vorzustellen. 

•')  Millingen  transoct.  of  the  royal  soc.  of.  litt.  I,  1  p.  142  IT. 
anc.  coins  I,  21.  consider.  numism.  suppl.  I,  1.  Duc  de  Luynes 
Metaponte  pl.  I.  arch.  Ztg.  XI,  58,  9.  Biccio  repert.  I,  0.  Vgl.  Hol- 
länder de  rebus  Metaponlin.   p.  19  ff.  46. 

")  Heieci  riridem  de  corpore  vestem  sagt  Acheloos  bei  Ovid 
(met.  IX,  32). 

**)  Die  Uebereinstimmung  mit  der  Inschrift  der  panathenaischen 
Preisamphoren  ivjv  Alhp'qttiv  l't9).mv  tlfiC  ist  augenfällig  (Einleit. 
zur  Münchn.   Vasens.  p.  Gl  ff. 

**)  Schol.  II.  n,  616  6  yico  tv  Amdüvq  9(6;  ntcnijrtatv 
HyfXioo)  Ovar,  olttv  xal  'AHnvnioi  xid  .Iv/jnToi  xcu  'Poihoi 
xn\  Xixthünia  nvidv  iifitäaiv,  Axanvüvis  äl  xcu  ayiSva 
twjiö  tmit).ovaiv.  Die  Erwähnung  des  jf%ti.<jios  hmtytövios  bei 
Philostratos  (her.  2,  (i)  hängt  aber  mit  den  ganz  besonderen  Um- 
standen des  dort  erwähnten  Kampfes  zusammen. 


bildeten  Acheloos  in  schulmässigen  Wendungen  und 
die  Bewältigung  des  Stiers  ebenfalls  in  kunstgerech- 
ter Weise  25),  wie  wir  es  von  den  thessalischen  und 
andern  Stierheizen26)  kennen,  vor  sich  gehen  lässt, 
so  hat  die  Annahme  vielleicht  einige  Wahrschein- 
lichkeit, dass  Ringkampf  und  Stierhetze  bei  jenen 
Agonen  eine  Hauptrolle  spielten.  Dann  gewinnt  es 
eine  eigenthümliche  Bedeutung  dass  grade  auf  jener 
alten  Preismünze  Acheloos  in  der  für  den  Ringkampf 
geeignetsten  Weise  dargestellt  ist.  Auch  erscheint 
er  in  derselben  auf  einer  Gemme  (Taf.  CLXVIII,  3) "), 
welche  ihn  aufs  Knie  gesunken  vorstellt  neben  Hera- 
kles, der  ihn  beim  Kopf  gepackt  hat  und  nieder- 
drückt, indem  er  das  Hörn  abbricht,  während  der 
unterliegende  vergebens  ihn  mit  der  Rechten  am 
Schenkel,  mit  der  Linken  am  Arm  ergreift,  um 
seine  Kraft  zu  lähmen. 

Die  kenlaurenähnliche  Bildung  des  Acheloos  auf 
allen  Vasenbildern  sehen  wir  auf  späteren  Vasen  mit 
rolhen  Figuren")  mit  der  eines  Stieres  mit  einem 
bärtigen  Mannesantlilz  vertauscht.  Eine  vuleentische 
Amphora  der  Münchener  Sammlung29),  die  leider 
stark  ergänzt  ist,  zeigt  auf  jeder  Seite  einen  der  bei- 
den Gegner.    Herakles,  von  dessen  Namen  noch  ein 


5S)  Ovid.  met.  IX,  81  ff. 

tauro  mutatus  membra  rebetto. 
indvil  itle  toris  a  laeua  parte  lacertos 
admissumque  trahens  seqaitur 
wie    dies    auf  den    Münzen   von  Pberai  (Cadalvene  rec.  de  med.  gr 
p.  129.  Mdlingen  anc.  coins  I,  16)  und  auf  dem  Relief  einer  Lampe 
(Passeri  lue.  III,  18)  ganz  deutlich  ausgedrückt  ist. 

36)  Artemid.  I,  8  tavnois  ä'  In  xutu  nnoaiQtaiv  h>  'Itavlu 
madig  'KiftaCojv  üyiovCi^ovicti  xeu  (v  'Artixn  nanu  riu(  9iai£ 
tv  El.evaiii 

xovQot  AUqvctiiav  ntQiTtMofiivtDV  (viavjäiv 
xai  iv  Atttiloon  Tiokn  jijg  Otoaulius  ol  tmv  xtuoixovnior 
tvytv(aiii.ioi.  In  Pcrgamos  erwähnt  Aristides  (or.  26  p.  324)  als 
&to>nüt  711'tvv  i.ttfinnti  eine  tcivqoiv  Oqna,  in  Smyrna  lehrt  sie 
das  bekannte  Relief  mit  Inschriften  kennen  (marm.  Oxon.  37.  C.  I. 
Gr.  3212),  in  Sinope  eine  Inschrift  (G.  I.  Gr.  4157);  seit  Cäsar 
waren  sie  im  römischen  Amphitheater  eingeführt.  Böckh  zu  schol. 
Pind.  p.  319.  Lobeck  Aglaoph.  p.  206f.  Böttiger  kl.  Sehr.  III 
p.  325  ff. 

2')  Millingen  transact.  of  the  royal  soc.  of  litt.  II,  1  p.  95. 
29)  Eine  Amphora    mit    rothen  Figuren    aus  der  Sammlung  des 
Fürsten  von  Canino  (1016)  kurz  von  Gerhard  (Ann.  III  p.  150,  369) 
erwähnt,  Ercole  con  Achelao  ist    in   keinem   der  späteren  Verzeich- 
nisse wieder  zum  Vorschein  gekommen. 

")  Münchn.  Vas.  251,  bekannt  gemacht  von  Urlichs  ann.  XI 
p.  267  ff.  tav.  Q.     Guigniaut  relig.  de  l'ant.  190  bis,  681  b. 


323 


324 


paar  Buchslaben  (.  .  AK.E£)  erhallen  sind,  mit  der 
Löwenhaut  über  dem  feinen  Chiton,  steht  mit  aus- 
gespreizten Beinen  da  und  erwartet  den  Angriff  des 
Gegners;  mit  der  Rechten  schwingt  er  die  Keule, 
in  der  ausgestreckten  Linken  hält  er  den  Bogen  vor 
sich30).  Acheloos,  durch  den  beigeschriebenen  Na- 
men A+EbuO£  bezeichnet,  steht  neben  einem  blät- 
terlosen Baum;  nur  der  ballige  Kopf  mit  dem  Hörn 
und  der  Stiernacken  sind  erhalten,  der  Rest  der  Figur 
ist,  im  Wesentlichen  gewiss  richtig,  ergänzt.  Dass 
liier  keine  eigentliche  Handlung  ausgedrückt  ist,  wird 
durch  die  Veitheilung  der  beiden  Figuren  auf  Vor- 
der- und  Rückseite  bedingt. 

Ungleich  bedeutender  ist  die  Vorstellung  einer  in 
Girgenti  gefundenen  Vase  (Tab  CLXV1II,  1) 3I).  Ache- 
loos ist  dargestellt  als  ein  Stier  von  kolossaler  Grösse, 
dessen  Vordertheil  allein  sichtbar  ist;  auf  dem  mäch- 
tigen Nacken  sitzt  der  Kopf  eines  Mannes  mit  lan- 
gem Bart  und  gelocktem  Haupthaar,  der  aus  dem 
Munde  einen  mächtigen,  rothgefärbten  Strahl  ergiesst, 
in  dessen  Abfluss  er  das  Vorderbein  gestellt  hat. 
(Jeher  der  Stirn  ragt  neben  dem  Stierohr  ein  mäch- 
tiges Hörn  hervor,  welches  Herakles  mit  der  Linken 
gefasst  hat,  indem  er  mit  geschwungener  Keule  in 
gewaltigem  Ansprung  auf  ihn  zueilt.  Das  gesenkte 
Haupt  des  Flussgottes,  der  schmerzliche  Ausdruck 
des  Gesichts  bezeugen  dass  er  seinen  Meister  ge- 
funden hat.  Zwischen  den  Beinen  des  Hehlen  liegt 
ein  Hörn  am  Boden,  das  wie  ein  Trinkhorn  geformt 
ist,  um  auf  das  xioag  Ldficdüslag  hinzuweisen,  mit 
welchem  das  Hörn  des  Acheloos  bekanntlich  identi- 
ficirt  wurde.  Der  Sieg  ist  also  bereits  errungen  und 
es  kommt  nur  noch  auf  die  vollständige  Demüthi- 
gung  des  Nebenbuhlers  an.  Hinter  Herakles  steht 
in  ruhiger  Haltung,  ein  Scepter  in  der  Linken,  eine 
Frau:  ohne  Zweifel  Ueianeira,  um  deren  Besitz  der 
Kampf  geführt  wird. 

Dieses  Vasenbild  war  von  grossem  Interesse, 
weil  es  zuerst  den   unanfechtbaren   Beweis   lieferte, 


)  Diese  Haltung,  bei  welcher  der  Bogen  niebt  als  Walte  ge- 
handhabt  wird,  findet  sich  auch  sonst  ganz  ähnlich;  Stephani  Apollo 
RoedromiOS  p.  20. 

**)  Millingen  transact.  of  the  royal  soc.  of  litt.  II,  1  p.  95 ff- 
Form  und  Rückseite  der  Vase  ist  nicht  angegeben,  auch  ist  nicht 
bekannt,  wo  dieselbe  sich   hclindrt 


dass  Acheloos  als  Stier  mit  Menschenantlitz  darge- 
stellt wurde;  eine  Bildung,  die  von  alten  Schrift- 
stellern, wie  es  scheint,  überhaupt  gar  nicht  erwähnt 
wird31").  Auf  Münzen32)  der  Stadt  Oiniadai  (Taf. 
CLXVII1,  2)  31)  ist  ein  bärtiger,  auf  Münzen  Akar- 
naniens  (Taf.  CLXVI1!,  6)  ")  ein  jugendlicher  ge- 
hörnter Kopl  an  einem  Stiernacken  geprägt,  in 
welchen  man  längst  das  Bild  des  Acheloos  er- 
kannt hat.  Nunmehr  wird  man  auch  nicht  zwei- 
feln, dass  auf  Münzen  von  Mela/iont,  auf  denen 
Acheloos  mit  Sicherheit  nachgewiesen  ist,  der  ent- 
weder nur  mit  Kopf  und  Nacken35)  oder  mit  dem 
Vordertheil 3C)  sichtbare  Stier  mit  Menschengesicht 
ebenfalls  Acheloos  vorstelle.  Ls  ist  bekannt,  dass 
dieser  Stier  mit  Menschenantlitz  einer  der  häufigsten 
Typen  auf  den  Münzen  von  Unterilnlien  und  Sicilien 
ist,  wo  er  bald  stehend,  bald  schreitend,  bald  slos- 
send37),  den  Kopf  nach  vorn  oder  seitwärts  gewen- 
det, von  einer  Nike  bekränzt,  mit  mancherlei  Neben- 
attributen,  in  verschiedener  Art  stilistisch  aufgefasst, 
unzähligemal  erscheint,  und  dass  man  diese  Gestalt 
bald  für  einen  Flussgott,  bald  für  Dionysos  erklärt 
hat3').  Die  erstere  Ansicht  halte  schon  früher  eine 
starke  Stütze  in  einer  Münze  der  Stadt  Alontion  in 
Sicilien39)  (Taf.CLXVlII,  9),  auf  welcher  der  ruhig  ste- 
hende Stier  mit  Menschengesicht  einen  langen  Was- 

J")  Von  dem   Herold,  welchen  Dionysos  an  Deriadcs  abgesendet 
hat,  heisst  es  zwar  bei  Nonnos   (XXI,  '201  ff.) 

ittvQoipvrjs,  voltov  liäog  t/ioi'  y.tnut'/.zii  (lOQifjj, 
üviirvnny  /.t(/xrjfi(c  atlrflutigai  xinicCoig, 
und   Deriades    nennt    spottend    die   Begleiter    des  Dionysos    deshalb 
('-'16  ff.) 

äXXotfvttg,  oii  ijiÖTitg  oi.rp>  ßQOiotiäia  ftO(i<(ijv, 
tprigtüv  tiJog  tyunug,  t.iti  ötäu/läovi  fiootf  ij 
tiol  vollui,  ittVQOi  n  xa'i  «if«;'  itfJKporiQOV  yü(j 
y.ai  floug  n'dog  iyovat  xal  ävtfgofliioio  iifioaionou, 
allein    die  Art,    wie  er  vorher  beschrieben    wird,    als  mit  einem   Fell 
bekleidet,  zeigt  deutlich,   dass  er  in  menschlicher  Gestalt  mit  Stier- 
hörnern,  thierischen  Ohren   und  Schwanz  gedacht  ist. 

32)  Die  Münzen  auf  Tafel  CLXVIU  sind,  wo  keine  andere  Quelle 
angeführt  ist,  nach  Exemplaren  der  königlichen  Sammlung  in  Berlin 
nach  Angabe  von  Jul.  Friedländer  abgebildet. 
3J)  Vgl.  mos.   Hunter.   SO,  15   -  17. 
")   Vgl.   Ullis.    Ilmiter.    |,  18-22. 
,s)  Riccio  repert.  num.  I,  7. 

'")  Millingen    consider.    num.    suppl.    I,  2.      Minenini    osserr. 
num.  0,  7. 

3:)  Friedländer  osk.  Münzen  5,  1. 

"")  Vgl.  Minervini  osserr.  num.  p.  39f.  470". 

")  Vgl.  Torremuzza  Sic    vett.  num.   li,  9.  10.  II. 


325 


326 


serslrom  aus  dem  Munde  ergiesst39*).  Eine  jeden 
Zweifel  ausschliessende  Bestätigung  erhielt  sie  durch 
eine  neuerdings  zum  Vorschein  gekommene  Münze 
von  Neapolis*")  (Taf.  CLXVIII,  7),  auf  welcher  der 
bärtige  Mannesstier  zwar  nur  mit  dem  Vordertheil 
sichtbar  ist,  allein  nicht  nur  entfliesst  dem  Munde  ein 
Wasserstrom,  sondern  es  sind  auch  unter  ihm  in 
gewohnter  Weise  Wellen  angedeutet,  über  welche 
er  hinwegschwimmt.  Dadurch  ist  denn  die  eigen- 
thümliche  Haltung  der  Vorderbeine,  welche  auf  an- 
deren Münzen  ohne  Andeutung  der  Wellen  sichtbar 
wird  4I),  als  die  das  Schwimmen  bezeichnende  fest- 
gestellt, und  auch  der  ruhig  stehende  von  der  Nike 
bekränzte  Mannesstier  auf  Münzen  derselben  Stadt 
(Taf.  CLXVIII,  14)  kann  nicht  anders  verstanden 
werden,  so  dass  der  Flussgott  als  Jüngling  mit 
Slierhörnem,  als  schwimmender  und  wasserspeiender 
und  als  ruhig  stehender  Mannesslier41*)  auf  den  Mün- 
zen einer  und  derselben  Stadt  erscheint.  Ebenso 
sahen  wir  auch  auf  den  Münzen  von  Metapont  eine 
noch  reichere  Abwechslung  in  den  Darstellungen  des 
Flussgottes,  und  auf  denen  von  Gela  in  Sicilien  er- 
scheint neben  dem  gehörnten  Jünglingskopf  auch 
der  Mannsslier  bald  in  ganzer  Gestalt  stehend 42), 
bald  der  Vorderleib  schwimmend  und  zwar  in  einer 
besonders  alterthümlichen  Bildung  mit  der  Beischrift 
TEAA*  (Taf. CLXVIII,  12)43),  und  endlich  derStier4'), 
der   in    diesem   Fall    als  Bild    des  Flussgottes    aus- 


"*)  Zur  Yergleichung  diene  eine  spanische  Münze(Taf.  CLXVIII, 8\ 
welche  einen  jugendlichen  Kopf,  der  Wasser  aus  dem  Munde  speiet, 
vorstellt  mit  der  Umschrift  Iliberus  II  vir  quinq.  Offenbar  hat  der 
duumvir  Iliberus  als  Anspielung  auf  seinen  Namen  das  Bild  des 
Flussgottes  Hiberus  auf  die  Münze  setzen  lassen  (Eckhel  D.  N.  I 
p.  45  f.).  Auch  der  Mannsstier  ist  auf  spanischen  Münzen  nachge- 
wiesen; vgl.   Cavedoni  Bull.  N'ap.  N.  S.  III   p.  ti'2. 

'")  Bull.  Nap.  N.  S.  I,  i,  8.  arch.  Ztg.  XI,  58,  10.  Riccio  repert. 
Dum,   I,  9.  Minervini  osserv.  num.  I,  4. 

■")  Münzen  von  Neapolis  s.  bei  Avellino  opusc.  II,  3,  7.  Conibe 
numi  mus.  brit.  3,  2.  Fiurelli  am),  di  num.  3,  6.  Riccio  repert. 
num.  I,  10.  Minervini  osserv.  num.  2,  4.  5;  von  Phisleliu  bei  Fried- 
lander osk.  Münz.  5,  7.  Minervini  osserv.  num.  4,  7;  vgl.  ebd.  3,  5. 
Fiorelli  osserv.  Titelvign. 

*'*)  Auch  eine  bartige  Maske  mit  Stierhiirnern  findet  sich  als 
Abkürzung  auf  kleinen  Münzen  von  Neapolis  (Taf.  CLXVIII,  1Ü  nach 
Avellino  opusc.  II,  3,  8. mus.  Borb.  II,  48,  7). 

*")  Millingen  rec.  de  med.  gr.  1,20.  anc.  coins  2,  10. 

")  Vgl.  mus.  Hunter.  28,  2—12.    Müller  D.  a.  K.  I,  10,  77. 

•*)  Mus.  Munter.  28,  li  — 17. 


drücklich  bezeugt  ist43).  Demnach  wird  die  Deu- 
tung aller  ähnlicher  Münzlypen  auf  den  Flussgott4") 
festzuhalten  sein47);  in  den  meisten  Fällen  ist  die 
Lage  der  Stadt  am  Flusse  nachzuweisen,  manchmal 
mag  auch  der  Münzslempel  nur  übertragen  sein.  Ob 
diese  eigentümliche  Bildung  ursprünglich  als  eine 
auszeichnende  für  Acheloos  erfunden  und  vermöge 
der  weilgieifenden  Verehrung  desselben  auf  andere 
Flussgötter  angewendet  sei,  lässt  sich  ebensowenig 
bestimmt  angeben,  als  die  Gründe  erkennbar  sind, 
welche  dieser  Darslelkingsweise  grade  in  Sicilien 
und  Unteritalien  so  allgemeine  Gellung  verschafften4"). 

45)  Timaios  (schol.  Pind.  Pyth.  I,  185)  top  yiin  tv  i;]  7i6l.ii 
äeixvvutvov  (jicvnov)  urf  th'ca  tov  't'ttkaQtäos,  —  ttU'  cixöva 
I'O.u  tov  nojufxov. 

46)  Räthselhaft  ist  mir  die  Vorstellung  einer  nolanischen  Vase 
im  muse'e  Blacas  (32),  wo  ein  Stier  mit  bärtigem  Mannsgesicht,  der 
eine  Frau  mit  einer  Hydria  auf  dem  Kücken  tragt,  auf  ein  Wasser- 
becken zuschreitet,  neben  dem  eine  Frau  mit  Spiegel  und  Kamm 
steht.  Ueber  dem  Becken  schwebt  Eros  mit  hranz  und  Ball,  über 
dem  Stier  sieht  ein  verschleierter  Kopf  aus  dem  Fenster.  Wenn 
auch  die  Bedeutung  der  Handlung  nicht  klar  ist,  so  tritt  doch  die 
Verbindung  des  Mannsstieres  mit  dem  Element  des  Wassers  deutlich 
hervor.  Auf  einer  lucanischen  von  Panofka  beschriebenen  Vase  (by- 
perb.  röm.  Stud.  I  p.  170,  ß)  ist  ein  Satyr  im  Begriff  sich  zu  baden; 
'neben  ihm  fliesst  das  Wasser  aus  einer  Fontaine  in  Form  eines 
Stiers  mit  schönem  bärtigen  Menschenkopf,  wie  wir  denselben  als 
Fluss-  oder  Bergbezeichnung  (?)  auf  Münzen  von  Neapolis ,  Gela. 
Tauromenium  und  einigen  lucanischen  zu  finden  pflegen'. 

47)  Die  Deutung  auf  Dionysos  ist  dadurch  noch  nicht  begründet, 
dass  dieser  stierformig  und  als  Mensch  mit  Slierhörnern  gebildet 
wurde,  die  eigentümliche  Bildung  als  Stier  mit  Menschengesicht  ist 
für  ihn  nirgends  überliefert.  Auch  reicht  dazu  das  bekannte  Gem- 
menbild (mus.  Flor.  II,  57,  2.  gall.  di  Fir.  V,  9,  2.  Wieseler  a.  D. 
II,  45,  578),  das  öfter  wiederholt  ist  (Böttiger  Kunstmyth.  I  p.  323) 
nicht  aus,  welches  eine  Mainade  von  dein  Mannesstier  über  die 
Fluten  getragen  vorstellt.  Denn  auch  hier  ist  die  Beziehung  zum 
Wasser  offenbar  das  Wesentliche,  und  es  ist  nicht  abzusehen,  warum 
eine  Bacchantin  nicht  von  einem  Wasserdämon  sich  über  die  Fluten 
sollte  tragen  lassen.  Dass  von  dem  campanischeu  Hebon  vollends 
gar  nicht  die  Rede  sein  kann  bemerkt  O.  Müller  (kl.  Sehr.  I  p.  70) 
mit  Recht,  da  Macrobius  (Sat.  I,  18,  10)  ausdrücklich  sagt  Liberi 
palris  eimvlacra  fingunt  —  burbata  ttpecie,  senili  quoque  — ,  ul 
in  Campania  NeapolUqal  celebrant  //,:wi«  cognominanles,  auch 
die  beiden  neapolitanischen  Qiqj  InupttVtoräzq?  "Hßm'i  geweihten 
Inschriften  (C.  I.  Gr.  III  p.  722,  5790  p.  1255,  5790b)  nichts  von 
der  .Stierbildung  verrathen.     Vgl.   Welcker  Götter).  II  p.  Olli. 

4H)  Auf  Geramen  findet  sich  der  schreitende  .Mannstier  (cab. 
d'Orleans  I,  28) ,  neben  einem  Felsen  auf  dem  ein  Gebäude  steht 
liegend  (Miliin  pierr.  grav.).  Ausgestreckt  liegend  ist  diese  Figur 
mehrmals  wiederholt  als  architektonische  Verzierung  in  flachem  Relief 
in  Stein,  in  Chiusi  gefunden  (Micali  storia  57,  8.  9).  Obhierausser 
der  beliebten  Monstrosität  noch  ein  bestimmter  Sinn  gesucht  worden 
sei,  wird  schwer  zu  bestimmen  sein.  Einem    Hunde  ähnlich  gekauert 


327 


328 


Einige  Kunstwerke  anderer  Gattungen,  deren 
nur  wenige  bekannt  sind,  stellen  den  Kampf  des 
Herakles  mit  Acheloos  ähnlich  den  Stierkämpfen 
dar*').  In  einer  verstümmelten  kleinen  Bronzegruppe 
in  Florenz50)  ist  der  Stier  mit  dem  bärtigen  Manns- 
antlitz schreitend  vorgestellt,  aber  bereits  ist  er,  wäh- 
rend er  mit  dem  rechten  Bein  noch  auszuschreiten 
sucht,  aufs  linke  Knie  gesunken  unter  dem  festen 
Druck  eines  kräftigen  Arms,  der  von  rechts  her  ihm 
um  den  Nacken  gelegt  ist.  Er  ist  allein  von  der 
Figur  des  Herakles  übrig,  welche  zu  seiner  Hechten 
stehend  ihn  mit  dem  linken  Arm  umschlang  und 
presste,  indem  die  rechte  Hand  das  Hörn  packte  bl). 
Das  Gesicht  des  Acheloos  verräth  Schmerz,  seine 
Stellung ,  welche  den  unterliegenden  bezeichnet, 
stimmt  doch  auch  mit  der  schwimmenden  der  Mün- 
zen überein  und  zeigt,  wie  ein  charakteristisches 
Motiv  auch  in  einer  neuen  Bedeutung  angewendet 
werden  konnte. 

(Schluss  folgt.) 


II.     Allerlei. 

79.     Zur  Symbolik  dek  Eidechse.      In    Ihrer   Er- 
klärung   einer    schönen    Madrider    Statue  ')    machen  Sie 

liegend  mit  zurückgewandtem  Kunf  zeigt  den  Mannstier  eine  kleine 
in  Basilicata  gefundene  Brunze  (Bull.  1842  p.  40J,  ein  ähnlicher 
von  Bernstein  war  im  Besitze  von  Sir  W.  Temple  (arch.  Ztg.  V  p. 245). 
49)  Ohne  Nutzen  ist  die  kurze  Erwähnung  bei  Silius  Italicus 
([II,  42),  dass  an  den  Thiiren  des  Tempels  in  Gades  mit  anderen 
Arbeiten  des  Herakles  auch  der  Kampf  mit  Acheloos  in  Metall  gear- 
beitet war,  weil  das  Motiv  nicht  näher  angegeben  ist.  Ebenso  wenig 
gewinnen  wir  durch  die  von  Bock  (Bullet,  de  l'acad.  de  Belgique 
XIII,  2  p.  380)  in  Erinnerung  gebrachte  Beschreibung,  welche  Bischof 
Theodulfus  von  Orleans  in  seiner  paraenesis  ad  iudices  von  einem 
Silbergefäss  macht,  das  mit  Belieldarstellungen  der  Thaten  des  He- 
rakles  geschmückt  war,  wo  es  beisst 

at  pars  exteriur  crebro  usu  rasa  pnlilur 

efftyiesque  perit  ailtenutita  retus, 
quo  Aleides  Calydonque  avmis  Xessttsque  biformis 
vertäut  pro  specie,  Deianira,  lua. 
■°)  Gall.  di  Fir.  IV,  25.     Urlichs  ann.   18äG  p.  104. 
■'■')  Dass   man   auch   von  dieser  Seite  dem  Stier  beizukommen 
und  ihn  zu  bandigen  wusste  zeigen  Münzen  von  Larissa  (mus.  Hun- 
ter. 32,  9.  11)  und  Krannon  (M.  1.  d.  I.  I,  4 'JA,  5). 


selbst  darauf  aufmerksam,  wie  sehr  das  Sounensym- 
bol  geeignet  sei,  von  Schlaf  und  Nacht  den  Gedan- 
ken des  Dämonischen  und  Schreckhaften  zu  entfernen. 
Ich  finde  diese  Auffassung  sehr  schön  aber  nicht  er- 
schöpfend; sie  führt  mich  zu  einem  umfassenderen  Ge- 
danken, den  ich  in  der  apollinischen  Religion  selbst  wieder 
erkenne.  Vorerst  kömmt  es  darauf  an,  die  Verbindung 
der  Eidechse  mit  Schlaf  und  Tod  noch  anderwärts  zu 
constatiren.  Visconti  behauptet,  Somnus  sei  öfter  mit  der 
Eidechse  dargestellt;  ich  kenne  diese  Bilder  nicht,  und 
habe  Welckers  alte  Denkm.  I  p.  409  auch  nicht  zur  Hand, 
kenne  aber  die  Eidechse  auf  Grablampen,  so  auf  einer 
zu  Arles.  In  dem  Praxitelischen  Sauroktonos  tritt  der 
Todesgedanke  ebenfalls  entschieden  hervor  :  Cupit  digitis 
ille  pertre  tuis  sagt  Martial.  Einen  Pariser  Cippus, 
auf  welchem  der  Storch  eine  Eidechse  mit  dem  Schnabel 
ergreift,  und  ein  Säulenkapitell  zu  Viennes  en  Dauphine, 
auf  welchem  Eidechse  und  Eule  neben  einander  dargestellt 
sind,  will  ich  nicht  weiter  benützen;  genug,  das  Thier 
des  Lichts,  das  der  Sonne  geweiht  ist  (Porphyr,  abstin. 
4, 16)  und  das  auf  einem  Vienner  Relief  bei  Miliin  voy.  2,  52 
einen  Schmetterling  erhascht,  schien  den  Alten  neben  Tod 
und  Schlaf  an  seiner  Stelle.  Man  hat  dies  in  verschie- 
dener Weise  zu  erklären  versucht.  Einige  sagen,  es  lebt 
ja  in  Höhlen ;  aber  die  Alten  fassen  diese  Seite  nicht  auf, 
sondern  die  entgegengesetzte,  dass  es  von  der  Sonne  an 
das  Licht  hervorgelockt  wird.  Andere  helfen  sich  mit  der 
Bemerkung,  es  sei  das  Thier  der  Hut  und  Bewachung; 
dies  ist  nichts  weiter  als  eine  Redensart,  wie  deren  viele 
gebraucht  werden.  Ich  setze  diesen  Versuchen  einen  ganz 
andern  Gedanken  entgegen  und  sage:  die  Eidechse 
ist  immer  das  Licht.  Neben  Schlaf  und  Tod  nimmt 
sie  nicht  die  Bedeutung  dieser  Zustände  an;  sie  tritt  viel- 
mehr zu  ihnen  in  das  Verhältniss  des  Gegensatzes,  und 
deutet  auf  denjenigen  Zustand  in  welchen  jener  sich  auf- 
löst, auf  den  Tag  der  der  Nacht  folgt,  auf  das  Licht 
das  aus  der  Finsterniss  hervorgeht,  hin.  Es  ist  klar,  wie 
sehr  das  Thiercheu  in  dieser  Bedeutung  der  Natur  des 
Schlafes  entspricht;  nicht  weniger  klar,  wie  die  Auffas- 
sung des  Todes  als  eines  Schlafs  mit  der  Bedeutung  der 
Eidechse  selbst  übereinstimmt.  Beide  Gedanken  haben  den 
gleichen  Mittelpunkt:  der  Schlaf  führt  zum  Erwachen, 
die  Nacht  zum  Tage,  dessen  vollen  Triumph  die  Eidechse 
sinnbildlich  darstellt. 

Basel.  Bachofen. 

')  Statue  des  Hypnos:  Oben  S.  217fT.  zu  Taf.  CLVH.  Die  hier 
gegebene  briefliebe  Mittheilung  ist  unabhängig  von  dem  unter  gleicher 
Deberschrift  S.  310ff.  mittlerweile  gedruckten  Artikel.     A.  d.  H. 


Uiezu  die  Abbildungen:    Tafel  CLXV/I,  Herakles  und  Acheloos,    Vasenbild  der  Campa- 
nd  sehen  Sammlung}   Tafel CLXV1I1,  Kunst dar  Stellungen  des  Acheloos  nach  Vasenbildern 

Münzen  und  Gemmen. 


Herausgegeben  von  E.  Gerhard. 


Druck  und  Verlag  von  G.  Reimer. 


329 


330 


DENKMÄLER  UND   FORSCHUNGEN. 


Archäologische  Zeitung,  Jahrgang  XX. 


M  168B. 


December  1862. 


Herakles  und  Acheloos  (Schluss).  —    Allerlei:     Der  Vaticanische  Apollo;     Myron's  trunkne  Alte;     Gefälschte  Psyche; 
Tennes  und  Hemithea;  Der  Zeus  des  Phidias  auf  eleischen  Münzen. 


I.    Herakles  und  Acheloos. 

(Schluss.) 

Am  Ende  eines  goldnen  Kranzes  von  jener  feinen 
etruskischen  Arbeit  ist  in  einem  Halbrund  ein  Re- 
lief5') angebracht,  in  welchem  Herakles  ganz  nackt 
vor  dem  in  die  Knie  gesunkenen  Acheloos  steht, 
dessen  Kopf  er  mit  beiden  Händen  fest  gepackt  hat 
und  mit  aller  Macht  auf  die  Erde  drückt,  wie  es 
bei  Ovid  heisst  (met.  IX,  83  f.) 

de/jressat]ue  dura 
corttua  fiyit  hämo  meque  alta  sternit  Itarenu 
und  als  letztes  Kraftstück    bei  den  Stierheizen  nicht 
fehlen  durfte53). 

Auf  einer  Gemme  (Taf.  CLXV1I1,  5)54)  endlich 
hat  Herakles  Bogen  und  Keule  von  sich  geworfen 
und  den  Acheloos,  der  sich  auf  den  Hinterbeinen 
aufgerichtet  hat,  mit  dem  rechten  Arm  um  den  Nak- 
ken  gepackt  und  drückt  ihn  fest  an  sich  um  ihn  zu 
erwürgen,  ähnlich  wie  er  sonst  den  Löwen  würgt. 

Eine  sonst  unbekannte  Tradition  liegt  der  Vor- 
stellung einer  in  Rom  gefundenen,  jetzt  in  Ber- 
lin befindlichen  und  von  E.  Braun  beschriebenen 
Gemme  (Taf.  CLXV11I,  11)  55)  zu  Grunde.  Hera- 
kles, unbärtig,  ganz  nackt,  nur  mit  der  Keule  be- 
waffnet, trägt  in  der  Rechten  das  Haupt  des  Ache- 
loos, als  ein  bärtiges  Menschenanllitz  mit  Stierhörnern 
und  Stierhals  gebildet.  Es  wird  zwar  nirgends  be- 
richtet, dass  Herakles  den  Acheloos  enthauptet  habe, 
indessen  lässt  sich  der  Einfall  ihm  das  Haupt  des- 
selben als  Siegeszeichen  in  die  Hand  zu  geben  doch 

")  Micali  mon.  ined.  21,2.    Dieselbe  Vorstellung  ist  an  einem 
ähnlichen  Kranze  wiederholt  (Wieseler  rheinl.  Jbb.  XI  p.  71). 

53)  Coray  zu  Heliod.  II  p.  358. 

54)  Millingen  Iransact.  of  the  roy.  soc.  of  litt.  II,  1  p.  95. 
56)  E.  Braun  rhein.  Mus.  N.  F.  I  p,  125. 


vielleicht  einigermassen  erklären.  Es  ist  bekannt 
dass  das  Haupt  mit  Stierhörnern  als  Symbol  der 
strömenden  Quelle  nicht  selten  angebracht  wurde56) 
und  dadurch  eine  gewisse  selbständige  Bedeutung 
bekam,  darin  vergleichbar  dem  Gorgoneion.  Diesem 
wurde  es  aber  auch  dadurch  ähnlich,  dass  die  Ache- 
loosmaske,  wie  ähnliche,  namentlich  gehörnte  Köpfe57), 
als  Amulets  gebraucht  wurden.  Thönerne  Masken 
der  Art58)  sind  in  Gräbern  gefunden  worden  zugleich 
mit  dem  Gorgoneion  und  ähnlichen  Masken  derselben 
Bedeutung59),  an  dem  grossen  Kronleuchter  von 
Cortona  sind  sie  in  ähnlicher  Umgebung  angebracht60), 
an  einem  goldenen  Halsschmuck  wechseln  ebenfalls 
Acheloosköpfe  mit  Gorgoneien61),  und  auch  wo  sie 
ohne  solche  Beigabe  auf  Schmuckgegensländen 6i) 
oder  auf  geschnittenen  Steinen63)  vorkommen,  soll- 
ten sie  wohl  als  Phylakterien  dienen,  so  dass  es 
sehr  zweifelhaft  ist,  ob  man  damit  noch  bestimmte 
religiöse  oder  mythologische  Vorstellungen  verband64). 

""•)  Ber.  d.  sächs.  Ges.  d.  Wiss.  1851  p.  143  f.  Vgl.  die  Re- 
liefs in  Andros  (Boss  Inselreisen  II  p.  20)  und  Amelia  (Bull.  1840 
p.  86). 

5T)  0.  Jahn  Lauersforter  Phalerae  p.  2  4  f. 

B8)  Interessant  ist  besonders  die  in  Veji  gefundene  Form  einer 
solchen  Maske  bei  Urlichs  rheinl.  Jbb.  VIII  Taf.  3.  4,  3.  4. 

59)  J.  de  Witte  cab.  Durand  p.  376,  1664.  Panofka  Terracot- 
ten  p.  137.    Urlichs  rheinl.  Jbb.  II  p.  63  f.     Bull.  1842  p.  40. 

6")  Micali  mon.  ined.  9.  M.  I.  d.  I.  III,  42.  43. 

")  M.  I.  d.  I.  II,  7. 

r-2)  Bijoux  du  mus.  Napol.  III  p.  9,  14;  66,  216;  das  Anhängsel 
(bulla)  am  Halsband  ebend.  p.  60,  198;  65,  213. 

63)  Cab.  d'Orle'ans  1,29.  Miliin  pierr.  grav.  45.  gal.mytb.  75,311. 

6")  Auf  einem  in  Salzburg  gefundenen  Mosaikfussboden  (Arneth 
arch.  Anal.  Taf.  7)  ist  neben  drei  Vorstellungen  von  Faustkämpfen 
zweimal  der  bärtige  Kopf  des  Acheloos  von  vorn  gesehen  dargestellt, 
aus  dessen  rechtem  abgebrochenen  Hörn  Blutstropfen  herabfallen; 
der  Hals  ist  von  einer  Schlange  umwunden.  Die  Arbeit  ist  nicht 
fein,  die  Wirkung  aber  recht  kräftig.  Hier  ist  die  Beziehung  auf 
den  Agon  unverkennbar. 


331 


332 


War  man  aber  in  solcher  Weise  gewöhnt  das  Ache- 
looshaupt  verwendet  zu  sehn,  so  lag  die  Darstellung 
eines  Herakles  mit  dem  Achelooskopf  wie  Perseus 
mit  dem  Medusenhaupt  nicht  so  gar  fern. 

Eine  ganz  abweichende  Bildung  zeigt  ein  vul- 
centisches  Vasenbild  mit  rothen  Figuren  65),  auf  wel- 
chem der  Kampf  mit  dem  Acheloos  dem  auf  Va- 
senbildern älteren  Styls  so  ungemein  häufigen  mit 
dem  Triton  nachgebildet  ist.  Acheloos  (A+EUOION) 
hat  hier  statt  des  Slierleibes  einen  langgewundenen, 
schuppigen,  mit  Flossen  versehenen  Fischleib,  aus 
dem  von  der  Brust  an  der  Oberkörper  eines  bärti- 
gen Mannes  hervorwächst,  der  durch  thierische  Oh- 
ren und  ein  Stierhora  bestimmt  charakterisirt  ist. 
Herakles  (HEPAKUE)  ist  rittlings  über  ihn  hinge- 
schritten, presst  mit  der  Linken  seinen  Hals  zusam- 
men und  hat  mit  der  Rechten  das  Hörn  gepackt 
um  es  abzubrechen;  vergebens  greift  der  Flussgotl 
mit  beiden  Händen  nach  den  Armen  seines  über- 
mächtigen Gegners.  Soviel  bekannt  ist  dieser  Ver- 
such die  alte  Bildung  der  Meergottheilen  auf  den 
Acheloos  zu  übertragen  ganz  vereinzelt. 

Bonn.  Otto  Jahn. 


II.     Allerlei. 

80.  Der  Vaticamsche  Apollo.  Der  von  Preller 
in  einigen  Briefzeilen  hingeworfene  Gedanke  zur  Erklä- 
rung des  Vaticanischen  Apollo  gehurt,  obgleich  er  nach 
dem  Funde  des  kleinen  Stroganoff sehen  Apollon  nicht 
gerade  weit  zu  suchen  war  oder  versteckt  lag,  zu  den 
glücklichsten  dieser  Art,  weil  er  einem  der  bekanntesten 
und  vielgepriesensten  Kunstwerke  der  Welt  seine  wahre 
Bedeutung  zurückgegeben  hat.  Haben  ja  doch  nicht  we- 
nige griechische  Kunstwerke  ihren  höchsten  Reiz  darin, 
dass  die  lebendigste  Auffassung  einer  Handlung  in  einem 
scharf  bestimmten  Augenblick  in  Stellung  und  Formen  bis 
in  die  kleinsten  Theile  sprechend  und  harmonisch  und 
im  ganzen  Ausdruck  das  Werk  durchdringt.  Preller's 
Gedanke  ist  in  einer  sehr  wohl  geschriebenen  Abhandlung 
von  Prof.  L.  Mercklin,  die  aus  dem  5.  Bande  der  Bal- 
tischen Monatsschrift  besonders  abgedruckt  mir  erst  ganz 

6B)  Brit.  mus.  789.  liirch  Arcbacol.  IV  p.  101  ff.  Gerhard 
auserl.  Vas.   115.     I'anofka,   der   Vasenbildner   Panpbaios   p.  6.  20. 

Taf.  5.     llass  die  verstümmelte   [nsi  luifl  </<.M'</' EIIOIKI  auf 

Pamplmrjs  zu   beziehen  sei  ist  sehr  zweifelhaft  (Abb.  d.  sächs.   Ges. 
d.  Wiss.  phil.-hist.  Cl.  III  p.  Vi')). 


neuerlich  zugekommen  ist,  bis  zur  Unwiderleglichkeit  aus- 
geführt, und  hätte  daher  auch  von  ihm  selbst  nicht  als 
noch  in  der  Schwebe  liegend  mit  einer  anderen  gewiss 
nicht  richtigen  Deutung  bezeichnet  werden  sollen.  Dass 
die  Gallier  des  Brennus  mit  durch  Sturm  und  Unwetter 
vernichtet  wurden,  bevor  sie  Delphi  erreichten,  ist  plastisch 
auf  das  Einfachste  und  Verständlichste  dadurch  ausgedrückt, 
dass  Apollon  sie  durch  die  Aegis,  welche  Zeus  ihm  zu 
dem  Eude  übergeben,  vernichtet  hatte,  nach  der  aller  Welt 
bekannten  Dichtung  Homers  in  der  Schlachtbeschreibung 
zwischen  den  Achäern  und  Ilektor.  Mit  Zeus,  dem  Retter, 
war  also  zugleich  Apollon  Retter,  dessen  Darstellung  allein 
augemessen  war.  Die  Delphier  feierten  ein  Fest  Soteria, 
das  neben  dem  durch  die  Wundersage,  vermöge  des  An- 
sehens von  Delphi  noch  mehr  verherrlichten,  an  sich  gros- 
sen Ereiguiss  natürlich  sehr  bald  in  ganz  Griechenland 
bekannt  wurde.  Was  Wuuder,  wenn  die  zur  Zeit  blühend 
kräftige  Bildhauerei  nicht  lange  auf  einen  Apollon  Soter 
für  das  Delphische  Heiligthum  warten  liess?  Was  diesen, 
ihr  Werk  betrifft,  so  machte  in  einem  neulichen  Vortrag 
darüber  O.  Jahn  die  mich  sehr  ansprechende  Bemerkung, 
dass  die  eines  Gottes  würdig  gehaltene  Andeutung  von 
Hohn  und  Triumph  im  Antlitz  des  Apollon  gauz  überein- 
stimmt mit  dem  physiognomischen  Ausdruck  der  Gorgo. 
So  hatte  ich  einst  bei  der  Erklärung  der  mitleidigen 
Aphrodite  zu  Salamis  iu  Cypern,  welche  durch  die  auf 
ihrem  Haupte  liegende  Gorgo  die  hartherzige  Schöne  ver- 
steinert, leise  Züge  des  Mitleids  mit  dem  hingeopferten 
Jüngling  (welche  selbst  Emil  Brauu  nicht  verkannte,  indem 
er  das  schöne  Gesicht  noch  für  eine  Pallas  und  die  auf  ihrem 
Kopf  liegende  Gorgo  für  einen  Helm  versah) ,  mit  dieser 
verglichen.  Hier  ist  das  stärker  ausgedrückte  Mitleid  der 
vernichtenden  Gorgo  zur  Verstärkung  oder  Deutung  der 
Wehmuth  einer  Göttin  eingeführt  und  dadurch  das  Räthsel 
der  geschlossenen  Augen  einer  Gorgo  gelöst.  Erfindungen 
so  sinnig  zarter  Art  verdankten  die  griechischen  Künstler 
dem  gründliehen  Studium  der  Mythologie,  in  welche  sie 
mit  eben  so  viel  Nachdenken  als  Gefühl  eindrangen,  wo- 
durch allein  es  möglich  war,  sie  im  künstlerischen  Sinne 
so  vollkommen  und  so  harmonisch  umzuschaffen  und  ge- 
wissermassen  zu  entwickeln  und  fortzusetzen.  Eine  andere 
Feinheit  in  dem  Ausdruck  der  Handlung  und  des  Moments 
zeigt  sich  jetzt  in  dem  raschen  Davongehen  des  Gottes, 
die  dem  Magischen,  Augenblicklichen  jeder  göttlichen  That 
entspricht,  und  der  Leichtigkeit,  die  sie  für  ihn  gehabt 
hat.  Diess  drückt  den  Vorgang,  das  Wunder  weit  schär- 
fer aus  als  die  Stellung  des  siegreich  Hinwegschreitenden, 
die  Feuerbach  und  O.  Müller  dem  Apollon  anweisen.  Der 
Gott  hat  im  Weggehen  den  Arm  mit  der  Aegis  noch  aus- 
gestreckt nach  der  Seite  der  Gallier,  während  vor  ihm 
und  also  ausser  dem  Bereich  der  Aegis  der  Beschauende 
steht. 

Dass  die  Zeit  der  Entstehung  des  Werks  um  2G9 
v.  Chr.  zu  kennen,  auch  wenn  wir  iu  beiden  erhaltenen 
Statuen  nur  Abbildungen  besitzen,  für  die  Kunstgeschichte 


333 


334 


sehr  erheblich  ist,  braucht  nicht  erst  gezeigt  zu  werden. 
Aber  wir  sind  auch  der  Möglichkeit  nahe  geführt,  dass 
der  Vaticanische  Apollon  das  Original  sei,  wofür  ihn  zu 
nehmen  die  Ausführung  uns  schwerlich  abhalten  dürfte. 
Er  ist  gefunden  in  Antium,  wo  in  Nero's  Villa  grosse 
Kunstschjitze  aufgehäuft  waren,  und  von  Delphi  hat  Nero 
bekanntlich  eine  fast  unglaublich  grosse  Menge  von  Sta- 
tuen entführt. 

Mit  der  Möglichkeit,  denn  an  mehr  wollen  wir  nicht 
denken,  dass  auch  unser  Apollon  von  dort  geraubt  sei, 
hängen  zwei  Fragen  zusammen ,  über  die  man  vorab  sich 
einigen  muss,  damit  Winckelmann's  Liebling  auch  ferner- 
hin die  Federn  der  Archäologen  in  Bewegung  setze.  Die 
erste  ist  die:  ob  der  Marmor  Carrarisch  sei  oder  nicht, 
worauf  meines  Wissens  bis  jetzt  eine  ganz  entscheidende 
Antwort  nicht  gegeben  ist.  Als  sie  in  Rom  bei  dem  Be- 
suche Dolomieu's  eifrig  verhandelt  wurde,  blieb  sie  un- 
entschieden, so  viel  ich  mich  erinnere  auch  für  Zoega. 
Steht  es  fest,  dass  der  Marmor  des  Pentelikon  überall  ganz 
derselbe  sei,  auch  an  den  hohen  Wänden  einer  tiefen  und 
langen  Grube,  die  man  regelmässig  die  ganze  Höhe  von 
oben  bis  unten  durch  tiefe  Einschnitte  mit  sichtbarer  Scho- 
nung des  edlen  Materials  im  Alterthum  ausgebeutet  sieht 
(nicht  ohne  Rührung,  wenn  man  damit  die  barbarische 
Art  vergleicht,  mit  welcher  auf  der  anderen  Seite  für  eine 
wunderliche  französische  Herzogin  fast  auf  der  Höhe  des 
Berges  ein  Marmorpalast,  wohin  sie,  als  ich  in  Athen  war, 
zuweilen  Gäste  einlud,  und  besonders  für  den  Palast  Kö- 
nigs Otto  das  Gestein  planlos  verbraucht  und  übermässig 
vergeudet  worden  war)?  Ist  es  ausgemacht,  dass  ausser 
den  bekannten  grossen  griechischen  Marmorbrüchen  nicht 
andere  zu  verschiedenen  Zeiten  im  Gebrauch  gewesen 
sind,  wovon  sich  vielleicht  noch  Spuren  finden  lassen? 
Auch  der  Möglichkeit  ist  zu  gedenken,  dass  in  der  Nero- 
nischen Zeit  die  grauenvolle  Aegis  in  Verbindung  mit  dem 
schönen  Gotte  der  Musen  dem  herrschenden  Geschmack 
so  wenig  zusagte,  dass  der  Retter  Apollon  mit  geringer 
Aenderung  in  einen  anmuthigeren  Bogenschiessenden  um- 
geändert wurde.  Die  zweite  künftig  noch  anzustellende 
Untersuchung  würde  sich  also  auf  Alles  beziehen,  was 
Restauration  an  dem  Vaticanischen  Apollon  ist,  und  auf 
das,  was  etwa  durch  die  Umbildung  unvermeidlich  einer 
strengen  Kritik  gegenüber  verfehlt  werden  musste. 
Bonn.  F.  G.  Welcher. 

81.  Myron's  tbünkne  Alte,  Plinius  n.  h.  XXXVI, 33. 
Unter  den  ungefähr  fünf  und  zwanzig  Werken  Myron's 
welche  Brunn  (gr.  Künstlergesch.  I  p.  142ff.)  aufzählt,  ist 
ein  kleiner  Theil  Götterbilder,  das  Uebrige  sind  theilweis 
Athletenstatuen ,  theilweis  Thierdarstellungen.  Aus  den 
schriftlichen  Nachrichten  der  Alten,  aus  den  Bildwerken 
die  sich  mit  Sicherheit  auf  Myron  zurückführen  lassen  und 
endlich  aus  dem  Kreise  von  Stoffen,  dem  er  seine  Bild- 
werke entnahm  ist  es  unschwer,  wenigstens  in  allgemeinen 
Zügen  ein  Bild  von  der  Art  und  Weise,  von  dem  Kunst- 


charakter Myron's  zu  entwerfen  und  ihm  seine  gebüh- 
rende Stellung  in  der  Entwickelung  der  griechischen  Pla- 
stik anzuweisen,  wie  dies  von  Brunn  (a.  0.  p.  146  ff.) 
geschehen  ist.  Allein  es  wird  noch  von  einem  Werke 
Myron's  berichtet,  welches  sowohl  von  seinen  sonstigen 
Stoffen,  als  auch  seiner  gewohnten  Weise  der  Ausführung 
abweicht.  Während  uns  nämlich  von  Myron  sonst  nur 
Erzbilder  bekannt  sind  (mit  Ausnahme  eines  einzigen  of- 
fenbar zu  Kultuszwecken  gefertigten  Xoanon  der  Hekate), 
so  wird  auch  noch  von  Plinius  da  wo  er  von  Marmor- 
werken spricht,  die  Statue  einer  trunkenen  Alten  folgen- 
dermassen  erwähnt:  Nenn  Myronis  iUius  r/tti  in  unre  lau- 
dattir  unus  ebria  est  Zinyrnae  in  primis  inchita  (3G,  33). 
Die  Statue  einer  solchen  trunkenen  Alten  findet  sich  nun 
noch  (Mus.  Cap.  III  tab.  37),  allein  sie  ist  von  einer  Art 
dass  es  nicht  leicht  fällt,  sich  aus  ihr  eine  Vorstellung 
von  der  Myronisclien  zu  machen,  auf  die  man  sie,  gestützt 
auf  die  obige  Plinianische  Notiz,  zurückzuführen  pflegt. 
Und  zwar  ist  dies  vorwiegend  die  Schuld  des  Gegenstan- 
des dessen  Wahl  fast  mit  Nothwendigkeit  auf  eine  spätere 
Zeit  hinweisen  würde,  wenn  dem  nicht  das  ausdrückliebe 
Zeugniss  des  Plinius  widerspräche.  Denn  es  ist  keinem 
Zweifel  unterworfen,  dass  man  eine  derartige  dem  eigent- 
lichen Genre  angehörige  Darstellung  weit  eher  geneigt 
sein  würde,  etwa  einer  hinkenden  oder  zur  Virtuosität 
hinneigenden  Kunst,  welche  bereits  ihr  grosses  und  eigent- 
liches Gebiet  erschöpft  hatte,  zuzuschreiben,  als  dem 
Schaffen  eines  Künstlers  wie  Myron,  der  als  älterer  Zeit- 
genosse des  Phidias  dasteht.  Man  ist  in  solchen  Fällen 
berechtigt,  die  Notiz  welche  das  Auffällige  berichtet,  ganz 
besonders  prüfend  zu  betrachten.  Allein  bis  auf  das  den 
Satz  einleitende  Nam  für  welches  ich  keinerlei  haltbare 
Erklärung  aufzufinden  vermag,  bietet  der  kleine  Satz  kei- 
nen Anlass  zu  irgend  welchem  Zweifel.  Gesetzt,  man 
schreibt  Efiam  statt  nam,  so  ist  die  Stelle  an  sich  und 
in  ihrer  Verbindung  mit  dem  Vorhergehenden  untadelig, 
Doch  kommt  ein  Anstoss  von  aussen.  Man  vergleiche 
mit  Plinius  Worten  das  folgende  Epigramm  des  Leonidas 
(Antholog.  graec.  ed.  Jacobs  I  p.  444  no.  455). 
BJugwvig  fj  qlXoivog,  i)  nlit(ov  anodög, 
hzai'd'd  y.iirui  ygijvg,  ?;c  vnig  ta(fov 
yviomiiv  nguxinui  nüaiv  Axxtxr^  xvAi§. 
Glivti  dl  y.ai  yög  vig&tv,  ovy  vnig  tixvüjv 
ovo'  uvdgog,  oig  XiXomiv  iväittg  ßt'ov 
iv  d'  «vi/  nüvTiov,  ovviy'  rt  xvXi'§  y.ivrr 
Die  flüchtig  sich  darbietende  Vermuthung  für  Ma- 
gwvig  zu  schreiben  Mvgiovog  wird  ausser  anderen  Grün- 
den zurückgewiesen  durch  ein  Epigramm  von  Antipater, 
dem  Nachahmer  des  Leonidas  (ibid.  p.  408  no.  353) 
Tf,g  noXi^g  lödi  or^iu  Mugwtidog,  i)g  ini  ri^ißw 

yXvm^v  ix  niigijg  uvxog  ugjjg  xvXixu. 
i)  di  (f  iXüy.grtrog  xa\  üii  XuXog  ovx  int  rixvoig 

ftfgizui,  ov  Tixlfov  uxTiürw  natigi. 
'iv  di  zöd'   uiüiln  xu\  in    ijQtOV,  otti  xo  Bay.yov 

ugfiirov  ov  Büxyov  nX^gig  t'ntaxt  rücfio. 
* 


335 


336 


Zudem  ist  der  Name  Mugcoiig  sehr  bezeichnend  gewühlt, 
vgl.  Pollux  6,  26. 

Kpuznoi;  fiivtoi  %6v  ohov  fiägcovu  il'gtjxiv 

oincü  'niov  joaovrov  ovdi  nlofiut  fiügcoru. 
und  endlich  wird  dieses  Wort  vollgültig  beglaubigt  durch 
ein  andres  Epigramm  des  Autipater  (ibid.  p.  281  no.  291) 
B<txyr).i$  ij  Büxyov  xvktxiov  anodog,  t'v  nozi  vovato 

xix7.ifuvu  etc. 
wo  mit   Beibehaltung   des  Allgemeinen   (auch  des  nl9(ov 
oder  xvXi'xiov  arwöot;)    Muoo)ii$  mit   dem   nicht  minder 
bedeutsamen  Bax%vVig  vertauscht  worden  ist. 

Wenn  man  sich  nun  erinnert  dass  dem  Plinius  34,  57 
in  dem  bekannten  fitisse  et  cicadae  monumentum  «c  (oett- 
stae  carminibus  suis  Erinna  significut  (vgl.  Anthol.  I 
p.  360  no.  190)  grade  mit  Myron  schon  ein  arger  Irrthum 
widerfuhren  ist,  so  wird  man  sich  wohl  dazu  verstehen 
können,  auch  hier  einen  solchen  bei  ihm  anzunehmen.  — 
Zweitelsohne  gab  es  im  Alterthume  ein  berühmtes  Bild- 
werk eine  trunkene  Alte  darstellend,  und  die  capitolinische 
mag  auf  dasselbe  zurückgehen.  Auch  das  wird  keinen 
Zweifel  leiden,  dass  diese  trunkene  Alte  in  Smyrna  war. 
Allein  es  ist,  zwar  nicht  evident  gewiss,  doch  aber  höchst 
wahrscheinlich,  dass  Plinius  auch  hier  seine  Quelle  flüchtig 
benutzte  und  statt  des  Frauennamens  Magcovig  den  Künst- 
lernamen zu  lesen  glaubte.  Durch  den  Beisatz,  dass  die 
betreffende  Statue  in  Smyrna  sei,  kann  man  leicht  auf 
Pasiteles  als  Quelle  rathen  aus  der  Plinius  diese  Notiz 
geschöpft  habe  (36,39  admiratur  et  PasiteJes  quid  quin- 
que  vohnninu  scripsit  nobilium  operum  in  loto  orbe).  Allein 
die  Art  des  Irrthums  weist  darauf  hin,  dass  Plinius  aus 
einer  lateinisch  geschriebenen  Quelle  schöpfte  wo  er  statt 
Moronis  las:  Myronis.  Und  der  Inhalt  der  vorhergehen- 
den Abschnitte  p.  27 — 29  und  32,  Werke  behandelnd  de- 
ren Urheber  unbekannt  oder  streitig  waren ,  ist  von  der 
Art,  dass  es  nahe  liegt  au  Vurro  de  proprietute  scriplorum 
zu  denken,  ein  Werk,  welches  Otto  Jahn  als  Quelle  für 
die  Kunsturtheile  bei  Plinius  angenommen  hat  (Ber.  der 
sächs.  Ges.  f.  Wiss.  1850  II  p.  135).  Somit  wird  man 
wenigstens  nicht  mehr  mit  voller  Gewissheit  dem  Myron 
ein  Werk  zuschreiben  dürfen,  das  seinem  Stoffe,  seiner 
Behandlung,  ja  sogar  dem  Material  nach  seinen  sonstigen 
Arbeiten  als  völlig  fremd  erscheint. 

Leipzig.  Alfkkd  Schöne. 

82.  Gefälschte  Psyche.  Im  Archäol.  Anzeiger  1856 
S.  256*  hat  C.  Goertz  unter  anderm  folgende  Notiz  se- 
geben: 'Im  Museum  zu  Darmstadt  habe  ich  unter  meh- 
reren Büsten  aus  dem  Cinquecento  eine  ausgezeichnet 
schöne  weibliche  Büste,  dort  fälschlich  Hebe  genannt'), 
aufgefunden.  Da  sie  dichtanliegende  Schmetterlingsflügel 
am  Kopfe  hat,  so  ist  sie  leicht  als  Psyche  zu  erkennen. 
Arbeit  und  Marmor  scheinen  mir  griechisch  zu  sein,  viel- 
leicht aus  römischer  Zeit'.     Man  würde  demnach  hier  ein 

•)  Im  Katalog  »on  Dr.  Pb.  Wallüer  S.  28  no.  29. 


einzelstehendes  *) ,  aber  formell 3)  durchaus  verständliches 
Beispiel  einer  am  Kopf  geflügelten  Psyche  vermuthen. 
Doch  ist  jene  Notiz  trüglich.  Auf  meine  Bitte  hat  Hr. 
Inspector  Rudolf  Hofmann  die  in  Rede  stehende  Büste 
gemeinschaftlich  mit  mir  sorgfältig  untersucht  und  es  hat 
sich  vollständig  klar  herausgestellt,  dass  die  beiden  Flügel 
nebst  den  darunterliegenden  Haarpartien,  ebenso  wie  ein 
Theil  des  Haares  am  Hinterhaupt  und  die  Büste  samt 
Hals,  modern  und  zwar,  nach  der  Kühnheit  der  Restaura- 
tion und  künstlichen  Sprüngen  zu  urtheilen,  absichtliche 
Fälschung  sind.  Uebrigens  sind  diese  Theile  nicht  einmal 
aus  Marmor,  sondern  von  einer  Gypsmasse,  welche  um 
den  pentelischen  Marmor  —  denn  aus  solchem  bestehen 
die  antiken  Theile  —  nachzuahmen  mit  gelblicher  Farbe 
übe'rstrichen  ist.  Wir  haben  also  hier  keine  Psychebüste, 
noch  weniger  allerdings  eine  Hebe,  sondern,  worüber  der 
Typus  nicht  den  geringsten  Zweifel  gestattet,  den  wol 
ursprünglich  einer  Statue  zugehörigen  Kopf  einer  jugend- 
lichen Venus  vor  uns.  Vortrefflich  in  der  ganzen  Auf- 
fassung und  der  freien  Behandlung,  namentlich  auch  des 
einfach  zurückgestrichenen  welligen  Haares ,  wie  es  bei 
den  schönsten  Venusbildern  stets  der  Fall  ist,  erhält 
das  Köpfchen  durch  eine  fast  noch  mädchenhafte  Anmuth 
und  sogar  durch  den  etwas  schiefen  Scheitel  einen  eigen- 
thümlichen  Reiz  und  scheint  mir  nicht  ohne  Bedeutung 
für  die  Beurtheilung  der  Aphroditedarstellungen  durch  die 
jüngere  attische  Kunst,  der  es  nach  Material  und  Arbeit 
angehört.  —  Jedesfalls  ist  im  Interesse  der  Sammlung  selbst, 
die  es  besitzt,  um  so  dringender  zu  wünschen,  dass  jene 
irreführende  Restauration  beseitigt  werde,  als  diese  bei  der 
jetzigen  Aufstellung  von  dem  Beschauer  nicht  bemerkt  wer- 
den kann  und  die  Büste  in  ihrem  jetzigen  Zustand  sogar 
bereits  durch  Gypsabgüsse  vervielfältigt  worden  ist.  Der 
Grossherzoglicheu  Sammlung  war  sie  wie  es  scheint  in  diesem 
Zustand  einverleibt  worden,  vermuthlich  aus  der  Erbschaft 
des  Baron  von  Hüpsch  (im  Jahre  1808);  doch  ist  eine 
sichere  Nachweisung  der  Provenienz  nicht  mehr  möglich. 
Darmstadt.  R.  Kekule. 


•)  Der  Sardonyx  Cameo  der  kaiserl.  russischen  Sammlung  III, 
13,  II  der  Berliner  Abgüsse  stellt  ein  ausserordentlich  schönes 
Psycheküpfchen  mit  Schmctterlingsflügel  am  Diadem  vor.  Dass  dieser 
Cameo  ein  Werk  des  jüngeren  Picblcr,  oder  die  treffliche  Copie  eines 
solchen,  ist,  ergieht  sich  aus  Itaspe  no.  7047.  -  A  buslwilh  n  diadem 
decoraled  with  butterfly  iriuys.  IIIXAEP  und  ib.  Suppl.  no. 
15408-  —  Nicola  Comattne.  Cameo.  Psyche,  with  a  diadem 
decoraled  tri//«  a  biilter/ly  '.*  Wingt  IIIXAEP. 

')  Für  das  formelle  Princip  der  alten  Kunst,  wo  sie  aar  den 
Kopf  eines  Flügclwesens  darstellt,  eben  diesen  zu  beflügeln,  sind  di6 
Medusenmasken  das  auch  einem  modernen  Künstler  nächstliegende 
Beispiel.  Geflügelte  Erotenkiipfe  hat  aus  Münzen  bereits  Müller  im 
Hdb.  S  623  angeführt.  Kinen  hübschen  Beleg  giebt  auch  der  Ber- 
liner Sarder  mit  geflügeltem  Pegasuskopf,  bei  Toelken  IV,  20fi 
(=  Codes  XV    C,  51). 


337 


338 


83.  Tennes  und  Hemithea.  Das  gefällige  Vasen- 
bild eines  nolanischen  Skyphos  (Mus.  Borbon.  II,  30),  von 
Jorio  uur  als  Verschluss  (llecinto)  zweier  Figuren  bezeich- 
net und  stark  missverstanden,  überrascht  durch  seine 
Aehnlichkcit  mit  dem  aus  Campaua's  Besitz  zuerst  im  Rö- 
mischen Bullettino  1845  p.  214  kund  gewordenen,  in  far- 
bigem Abbild  durch  Gerhard's  Festprogramm  vom  J.  1854 
wohl  bekannten,  Vasen  bild  der  von  ihrem  Vater  verstos- 
senen  und  in  einem  Kasten  den  Wellen  des  Meeres  preis- 
gegebenen Danae.  Aus  dem  Vergleich  beider  Vasenzeich- 
nungen gewinnt  man  die  genaue  Vorstellung  einer  antiken 
Kleiderlade,  worin  Helena  bei  Homer  ihre  Peploi  bewahrte, 
indem  dieses  Geräth  von  zwei  Seiten  als  ein  oblonger 
Kasten  dargestellt  ist,  der  auf  Klauenfiissen  ruht  und  dessen 
flacher  Deckel  sich  in  Gewerbebanden  bewegt.  Ob  der 
Grösse  oder  der  Form  nach  ein  Unterschied  zwischen  den 
dafür  bekannten  griechischen  Benennungen  Larnax  und 
Phoriamos  zu  machen  wäre,  dafür  fehlen  für  jetzt  noch 
die  Anhaltspunkte;  indess  scheint  beachtungswerth,  dass 
bei  beiden  Vorstellungen  —  den  einzigen  mir  bekannten 
wo  Aussetzungsscenen  vorkommen,  —  sich  zu  der  Kiste 
dieselbe  Form  wiederholt  wofür  Pausanias  den  Ausdruck 
Larnax  gebraucht').  Wie  auf  dem  Danaebilde,  sind  es 
hier  ebenfalls  zwei  Figuren,  eine  männliche  und  eine 
weibliche ,  die  innerhalb  der  Lade  stecken.  Aber  wen 
können  sie,  da  keinerlei  Beiwerk  noch  Inschrift  sie  bezeichnet, 
vorstellen'  Jorio,  sich  des  in  Neapels  Strassen  heimischen 
Pulcinella  erinnernd,  sieht  in  dem  Kasten  die  ursprüngliche 
tragbare  Bühne  der  autiken  Comödie,  die  er  sich  demnach 
ähnlich  wie  die  umherwandernden  Marionettentheater  denkt. 
Er  verfällt  auf  diese  Auslegung,  indem  er  eine  vorgefun- 
dene, wonach  das  Vaseubild  auf  Astyanax  und  Andro- 
mache,  —  'Audromeda'  steht  verdruckt  —  bezogen  worden, 
wegen  der  Unähnlichkeit  mit  einem  griechischen  Grabe 
verwirft.  Man  kann  dies  zugestehen,  ohne  darum  von  der 
Verwunderung  abzukommen,  dass  er  eine  gleich  unwahr- 
scheinliche an  deren  Stelle  setzt ;  denu  abgesehen  von  dem 
Misskennen  der  Lade,  deren  rückwärts  angelehnter  Deckel 
'poma'  eine  hinter  den  Schauspielern  aufgerichtete  Wand 
vorstellen  soll,  ermangeln  diese  selbst  jeder  Andeutung  an 
scenische  Tracht,  und  ebenso  wenig  erinnert  die  Haltung 
an  theatralische  Repräsentation.     Die  weibliche ,  mit  fein- 

aefaltetem  Chiton  bekleidete  Gestalt  scheint  mit  der  unter 

s 

dem  Peplos  versteckten  linken  Hand  eben  das  Ende  des- 
selben aufzunehmen.  Bar  rechter  entblösster  Arm  deutet 
mit  ausgestrecktem  Zeigefinger  auf  einen  ausserhalb  des 
Bildes  liegenden  Gegenstand,  wovon  zwischen  beiden  die 
Rede  ist.  Dass  diese  Ernstliches  betreffen  mag,  zeigt  die 
lebhafte  Handbewegung  der  dem  Ephebenalter  noch  nicht 
entwachsenen  männlichen  Figur,  welche  aber  nicht  sitzt, 
wie  Jorio  angiebt,    sondern    dem    aufgestützten   Arm    und 

')  Bei  Schubart,  zu  L.  Merklin,  die  Aufschriften  des  Kypselos- 
kastcns  p.  303,  sind  die  Stellen  gesammelt,  wo  Pausanias  den  Aus- 
druck Larnax  gebraucht. 


dem  zum  Theil  noch  sichtbaren,  vorgestreckten  Schenkel 
nach  zu  schliessen,  im  Begriff  steht,  sich  in  der  Lade 
auszustrecken.  War  nun,  nach  dem  eben  Angeführten, 
die  Deutung  auf  eine  scenische  Darstellung  abzuweisen, 
so  gelang  es  doch  erst  nach  längerem  Nachsinnen  eine 
wie  ich  glaube  mit  dem  Bild  mehr  im  Einklang  stehende 
aufzufinden.  Pausanias  erzählt  (X,  14,  2)  das  Geschick 
der  Kinder  des  Kyknos,  und  ich  glaube  annehmen  zu 
dürfen,  dass  das  Vasenbild  uns  den  Moment  vorführt, 
wo  Hemithea  mit  ihrem  von  der  Stiefmutter  Phylonome 
beim  Vater  fälschlich  angeklagten  Bruder  Tennes,  auf 
dessen  Befehl  in  eine  Lade  'Larnax'  verschlossen  und 
dann  ins  Meer  gesetzt  werden ').  Pausanias  erwähnt  zwar 
auch  eine  von  der  bekannten  abweichende  Mythe  von  der 
Aussetzung  der  Semele  III,  24,  3,  auf  welche  jedoch 
unser  Bild  nicht  bezogen  werden  kann,  weil  ja  Semele 
ausgesetzt  wird,  nachdem  sie  eben  das  Bacchuskind  gebo- 
ren, während  hier  das  für  Tennes  und  Hemithea  entspre- 
chende Altersverhältuiss  angedeutet  ist;  denn  Hemithea 
war,  wie  es  das  Vasenbild  angiebt,  die  ältere  des  Ge- 
schwisterpaares. 

Diese  Deutung  einmal  angenommen,  so  wird  nur  noch 
zu  prüfen  sein,  inwiefern  sich  die  hier  dargestellte  Hand- 
lung unter  dem  Gesichtspunkt  künstlerischer  Forderung 
der  Kyknosmythe  anschliesst.  Zunächst  ist  die  Haltung 
der  weiblichen  Figur  ganz  die  einer  ernst  Erzählenden: 
nichts  widerspricht  der  Annahme,  in  ihr  die  erfahrenere, 
mit  des  Vaters  Beschlüsse  schon  vertrautere  Schwester  zu 
erkennen,  welche  als  Verkünderin  nahen  Vollzuges  den 
Grund  ihres  gemeinsamen  Verderbens  enthüllt.  Mit  der 
abwärts  geneigten  Hand  deutet  Hemithea  nach  dem  nicht 
fernen  Meeresstrande  hin,  während  Tennes  mit  zurück- 
schreckender Geberde  ihre  Verkündigung  vernimmt.  Dass 
Beide  schon  die  Kiste  betreten  und  somit  ein  späterer 
Moment  in  die  Darstellung  hereingezogen  wird,  ist  dem 
epischen  Charakter  der  antiken  Kunst  durchaus  gemäss 
und  hinreichend  deutlich  das  Geschick  dieses  Geschwister- 
paares zu  bezeichnen  — ,  zumal  jene  Künstler  auf  ein  Ver- 
ständuiss  allgemein  verbreiteter  wie  localer  Mythen  beim 
Publikum  rechnen  konnten  und  die  Vasenmalerei  auch 
wohl  grössere  Compositionen  schon  bekannter  Gemälde 
für  ihre  Zwecke  benutzte,  auch  wohl  nach  Bedürfniss  abän- 
dern oder  für  den  zu  verwendenden  Raum  einrichten 
musste. 

Cassel.  S.  L.  Ruhl. 


s)  Suidas  u.  d.  N.  und  Tzetzes  zu  Lykuphron  232  stimmen  im 
Wesentlichen  mit  der  Erzählung  des  Pausanias  überein;  Diodor 
ä,  83  nennt  nur  den  Tennes,  was  für  seinen  Zweck  allein  erforder- 
lich war.  Hervorgehoben  mag  noch  werden,  dass  Konon  (Wester- 
mann Mythogr.  p.  130),  der  übrigens  der  gewöhnlichen  Sage  folgt, 
ausdrücklich  auf  den  Deckel  der  Larnax  hindeutet,  indem  er  sagt, 
Kyknos  habe  den  Tennes  und  die  Hemithea  in  die  Larnax  einge- 
schlossen. 


339 


340 


84.    Der  Zeus  des  Phidias  auf  eleischen  Münzen 

aus  Hadrian's  Zeit  ist  aus  gangbaren  archäologischen  Wer- 
ken wohl  bekannt.     Es  muss  jedoch  sehr  befremden,  dass 
man  zur  Entscheidung   der  Frage   über    die  Existenz  sol- 
cher Monumente  mit  Zeugnissen    wie  denen    von    Havcr- 
camp    (med.   du  cab.    de  la  reine  Christine  pl.  56   no.  1) 
und  Seslini  (museo  Fontana  p.  1  tav.  VI  no.  1)  publicirten 
Münzen  sich  begnügt  hat.     Denn  vorausgesetzt,   dass  die 
in    den  genannten  Werken   befindlichen  Abbildungen   die 
Originale    genau    wiedergeben    (was   man  wohl  anuehmen 
darf,    insofern    kein  Protest   gegen  ihre  Treue   eingelegt 
worden  ist),    scheint   schon    die   oberflächlichste   Untersu- 
chung nothwendig  zu  der  Ueberzeugung  führen  zu  müssen, 
dass  jene  beide  Münzen  Producte  moderner  Industrie  sind, 
und  ist  es   in   dieser  Hinsicht  namentlich  hervorzuheben, 
dass  sie  die  Statue  in  einer  unsrer  Kunde  von  der  wirk- 
lichen Ausstattung   und   Anordnung  des  Werkes  gänzlich 
widersprechenden  Weise  darstellen.     Was  erstens  die  Ha- 
vercamp'sche  Münze  betrifft,  genügt  es  zu  erwähnen,  dass 
auf  ihr  der  thronende  Zeus  ohne  Nike  und  Lorbeerkranz, 
einen    faltenreichen     Aermelchiton     unter     dem 
Mantel  tragend  und  den  Scepter  gerade  aufrecht 
zwischen  den  Beinen  haltend  erscheint.     Freilich  fin- 
den  sich  alle  diese  Monstrositäten    nur   in  der  ursprüng- 
lichen Zeichnung  zusammen;  denn  in  den  Wiederholungen 
bei  Quatrem'ere  de  Quincy,   K.  0.  Müller  und    Overbeck 
ist  den  meisten  der  genannten  Fehler  und  Mängel  derge- 
stalt willkürlich  nachgeholfen,  dass  diejenigen,  denen  nur 
die  Nachbildungen  zu  Gesicht  gekommen  sind,  kaum  die 
schwächste  Vorstellung   von    dem    Aussehen    des    Urbildes 
haben  können.     So  hat  z.  B.  Quatremere  (Juppiter  Olym- 
pien pl.  XVTI,  2)    zwar    den    Chiton    beibehalten    (ja   ihn 
sogar  bis  über  die  Füsse  hinab  verlängert),  aber  die  Stel- 
lung des  Scepters  hat  er  auf  eigene  Hand  im  Einverständ- 
nisse mit  dem  Gepräge  antiochenischer  Münzen  verändert, 
die  Nike  und   den  Lorbeerkranz  hinzugethan,   die  Form 
des  Thrones  verschönert   und   überhaupt  der  Darstellung 


eine  weit  angemessnere  und  charactervollere  Haltung  ver- 
liehen als  das  Vorbild  sie  besitzt.  In  K.  O.  Müller's  Denk- 
mäler d.  a.  K.  Tb.  1  Taf.  XX  no.  103  ist  die  Quatre- 
mere'sche  Zeichnung  reproducirt,  aber  freilich  so,  dass 
der  Chiton  schon  weit  weniger  hervortritt;  endlich  hat 
Overbeck  in  seiner  Geschichte  d.  griech.  Plastik  dies 
Kleidungsstück  völlig  verschwinden  lassen  und  somit  eine 
Abbildung  zu  Tage  gefördert,  die  in  ihrer  schönen  Ueber- 
einstimmung  mit  schriftlichen  und  monumentalen  Zeug- 
nissen das  grösste  Interesse  haben  würde,  wäre  sie  nur 
nicht  so  durchaus  erweislich  eine  reine  Geburt  der  Phan- 
tasie. —  Die  Darstellung  der  Sestini'schen  Münze  ist  nicht 
mit  allen  denselben  Fehlern  wie  die  der  Havercamp'schen 
behaftet;  doch  ist  auch  hier  die  Figur  mit  einem  Chiton 
bekleidet,  und  überdies  ist  die  künstlerische  Ausführung 
dermassen  roh  und  unbeholfen,  dass  sie  allein  schon  aus- 
reicht, um  den  stärksten  Verdacht  gegen  die  Aeehtheit 
der  Münze  zu  rechtfertigen. 

Nach  den  vorangehenden  Erörterungen  wird  nun  wohl 
Niemand  Anstand  nehmen  einzuräumen,  dass  die  Annahme 
von  der  Existenz  eleischer  Münzen  der  besprochenen  Gat- 
tung auf  sehr  unsichern  Stützen  ruhe,  oder  jedenfalls, 
dass  die  ganze  Frage  einer  sorgfältigeren  Prüfung,  als  ihr 
bisher  zu  Theil  geworden  ist,  bedürftig  sei.  Eine  solche 
Prüfung  herbeizuführen,  war  der  nächste  Zweck  dieser 
Zeilen,  und  möchte  ich  schliesslich  noch  den  Wunsch  aus- 
sprechen, dass  dieselbe  sich  auch  bis  zu  den  angeblich 
unter  Caracalla  geschlagenen  Münzen  (Sestini,  museo 
Hedervario  p.  europ.  vol.  II  p.  119  no.  23)  erstrecke. 
Kopenhagen.  S.  Birket  Smith. 


Druckfehler. 


Im  archäologischen  Anzeiger  S.  379*  Z.  19  ist  {?«  rijj'  i»jin  tov 
7iQttt/t«s  zu  lesen,  und  wird  laut  Herr  Detlei'sens  nachträglicher 
Bemerkung  'das  Haus,  der  Garten  oder  vielleicht  die  lx/Xt\alu  des 
Primas  gemeint  sein'.  —  Ebendort  ist  S.  380*  7..  6  v.  u.  naxtl^r 
zu  lesen. 


INHALT. 


DENKMÄLER  UND  FORSCHUNGEN. 

No.  157— 159  A.  Hypnos  der  Schlafgott  (E.  G.  und  E.  Hühner).  —  Trunkener  Dionysos  (K.  Friederichs).  —  Eros  und 
Psyche  an  Tischfüssen  zu  Berlin  und  Bologna  (A.  Conze). 

No.  159B.  Ueber  das  Weihgeschenk  für  den  Sieg  am  Eurymedon  Schubart) ;  Hermes  oder  Peleus  (E.  v.  Leutsch); 
Statuen  des  Demosthenes  (A.  Michaelis);  Gruppe  des  Boöthos  (A.  Michaelis). 

No.  160  161.  Der  vorperikleische  Parthenon  (Strack).  —  Allerlei:  Ueber  das  delphische  Weihgeschenk  zum  platäischen 
Sieg  (Schubart). 

No.  1C2A.     Die  Balustrade  am  Tempel  der  Athena  Nike  auf  der  Akropolis  von  Athen  (A.  Michaelis). 

No.  162B.  Die  Balustrade  am  Tempel  der  Athena  Nike  auf  der  Akropolis  von  Athen  (A.  Michaelis;  Schluss).  — 
Nachträgliches  zu  den  Ilvpnosbildern  (E.  G.).  —  Allerlei:  Metrologisches  (H.  Wittich);  Ares  bei  den  Ama- 
zonen (W.  Heibig);  Zu  Varro  (A.  Michaelis);  Erinyenbildcr  (/;.  Petersen);  Falsche  Münzen  (J  Fricdlander). 

No.  163.     Herakles  und  Hebe  (E.   Cttrtius).  —  Allerlei:  Eine  Scene  aus  den  Perserkriegen  (W-  Heibig). 


341  342 

No.  164.  165.     Meleagers  Sieg,    bronzene  Cista  im  königlichen  Museum  zu  Berlin  (R.  KekuM).  —    Allerlei:    Schlüssel 

auf  attischen  Grabsteinen  (A.  Conze). 
No.  166.     Grabrelief  aus  Scherschel  (L.  Mercklin).  —   Spiegel  des  Apollas  (J.  de  Wille  und  E.  G.).  —  Aphrodite  als 

Widdergottheit  (Oppermann  und  E.  G.).  —    Allerlei:  Narciss  als  Todesgott  (K.  Friederichs);  Phrixos  opfernd 

(Otto  Jahn);     Miude,  Mende  (W.  Heibig);     Zur  Symbolik   der  Eidechse  (K.  Kekule);     Repliken  etruskischer 

Spiegel  (E.  G.) 
No.  167.  168 A.    Herakles  und  Acheloos  (Otto  Jahn).  —  Allerlei:   Zur  Symbolik  der  Eidechse  (Bachofen). 
No.  168B.     Herakles  und  Acheloos,  Schluss  (Otto  Jahn).  —  Allerlei:    Der  Vaticanische  Apollo  (F.  G.   Welcker);  My- 

ron's  trunkne  Alte  (Alfred  Schöne);  Gefälschte  Psyche  (K.  Kekule);  Tennes  und  Hemithea  (S.  L.  Ruhl);  Der 

Zeus  des  Phidias  auf  eleischen  Münzen  (S.  Birket  Smith). 


ARCHÄOLOGISCHER  ANZEIGER. 

No.  157.  Allgemeiner  Jahresbericht  (E.  G).  —  Beilagen  zum  Jahresbericht:  1.  Neuestes  aus  Rom  (Uenzen);  2.  Zur 
monumentalen  Topographie  (E.  G.).   —  Neue  Schriften. 

No.  158.  Allgemeiner  Jahresbericht  (E.  G.  Schluss).  —  Beilagen  zum  Jahresbericht:  3.  Museo  Campana  in  Russland 
(E.  G.);  4.  Newtons  Halicaruass  und  Knidos  (E.  G.);  5.  Lenormant  über  Mysterienbilder  (E.  G.).  —  Wissen- 
schaftliche Vereine:   Rom  (Archäologisches  Institut).  —  Neue  Schriften. 

No.  159.  Wissenschaftliche  Vereine:  Rom  (Archäologisches  Institut);  Berlin  (Archäologische  Gesellschaft).  —  Ausgra- 
bungen: Olympieion  zu  Athen  (G.  Krüger). 

No.  160.  Wissenschaftliche  Vereine:  Rom  (Archäologisches  Institut);  Berlin  (Archäologische  Gesellschaft).  —  Aus- 
grabungen: Sculpturen  aus  Kreta  (Birch);  Briefliches  aus  der  Schweiz  (Troyon);  Aus  Spanien  (E.  Hiibner).  — 
Neue  Schriften. 

No.  161.  162.  Wissenschaftliche  Vereine:  Berlin  (Archäologische  Gesellschaft).  —  Ausgrabungen:  Akropolis  zu  Athen 
(C.  Bötticher);  Puyx  und  Munychia  (E.  Curtius);  Dionysostheater  zu  Athen  (Strack  und  E.  G.);  Löwenthor 
zu  Mykenä  (Strack);  Südrussische  Ausgrabungen  (E.  G.). 

No.  163 — 165.  Wissenschaftliche  Vereine:  Berlin  (Archäologische  Gesellschaft).  —  Museographisches:  Die  Sammlung 
Lansdowne  in  London  (A.  Michaelis)  ;  Achilleussarkophag  aus  Kreta  im  brittischen  Museum  (A.  Michaelis).  — 
Epigraphisches:  Inschriften  aus  Falerii  (A.  Michaelis  und  E.  Hühner).  —  Neue  Schriften. 

No.  166.  167.  Wissenschaftliche  Vereine:  Berlin  (Archäologische  Gesellschaft).  —  Litteratur:  Zum  Vaticanischen  Apoll 
(Th.  Pyl);  Apulische  Vasenbilder  (Pentheus,  Perseus,  Andromeda,  F.  Fedde).  —  Neue  Schriften. 

No.  168.  Wissenschaftliche  Vereine:  Winckelmannsfeste  (Rom,  Berlin,  Bonn,  Güttingen,  Greifswald,  Hamburg,  Kiel).  — 
Ausgrabungen:  Briefliches  aus  Neapel  (R.  Bergan);  aus  Trient  und  Bologna  (Neigehaur).  —  Litteratur:  Zur 
Topographie  von  Athen  (D.  Detlefsen);  Zum  Vaticanischen  Apoll  (R.  Kekule). 


ABBILDUNGEN. 

Tafel  CLVII.     Hypnos  der  Schlafgott,  Statue  der  Gallerie  zu  Madrid. 

Tafel  CLV1II,  1.  2.  Hypnos  der  Schlafgott,  Erzfiguren  zu  Florenz  und  Wien.  —  3.  Trunkener  Dionysos,  Thonrelief 
im  königlichen  Museum  zu  Berlin.  —  4.  5.  Eros  und  Psyche  an  Tischfdsseu  der  Museen  zu  Berlin  und 
Bologna. 

Tafel  CLIX.  Hypnos  der  Schlafgott  am  Sarkophagrelief  des  Endymion  im  Campo  santo  zu  Pisa  (1)  und  im  Grab- 
relief der  Claudia  Fabulla  im  Museum  des  Louvre  (2). 

Tafel  CLX.  CLXI.     Der  vorperikleische  Parthenon. 

Tafel  CLXn.     Die  Balustrade  am  Tempel  der  Athena  Nike  auf  der  Akropolis  von  Athen. 

Tafel  CLXIII.     Herakles  und  Hebe,  Reliefs  zu  Neapel  und  München. 

Tafel  CLXIV.  CLXV.     Meleagers  Sieg,  bronzene  Cista  im  königl.  Museum  zu  Berlin. 

Tafel  CLXVI.     Grabrelief  aus  Scherschel;  2.  3.  Spiegel  des  Apollas;  4.  Aphrodite  als  Widdergottheit,  Thonrelief. 

Tafel  CLXVII.     Herakles  und  Acheloos,  Vasenbild  der  Campaua'schen  Sammlung  (nicht  zu  München). 

Tafel  CLXVIII.     Kunstdarstellungen  des  Acheloos  auf  Vasenbildern,  Münzen  und  Gemmen. 


343 


344 


VERZEICHNIS  DER  MITARBEITER. 


Ambrosch  (J.),  Breslau,  f 

Ascherson  (F.),  Berlin. 

Bachofen  (J.  J.),  Basel. 

Barth  (H.)5  Berlin. 

Baumeister  (A.),  Lübeck. 

Becker  (J.),  Frankfurt. 

Benndorf  (0.),  Berlin. 

Bergk  (Th.),  Halle. 

Beryau  (R.),  Rom. 

Bircfc  (Sam.),  London. 

Bocfc  (C),  Freiburg. 

BöcWi  (A.),  Berlin. 

Bütticher  (K.),  Berlin. 

Borghesi  (Graf  B.),  S.  Marino,  f 

Bra im  (E.),  Rom.  f 

Burma»  (K.),  Tübingen. 

Cavallari  (X.),  Mexico. 

Cavedatti  (Cef.),  Motlena. 

Conze  {A.),  Göttingen. 

Ciirtiiis  (E.),  Göttingen 

Detlef sen  (D.),  Paris. 

Erbkam  (G.),  Berlin. 

Fedde  (F.),  Brandenburg. 

Frans  (J-),  Berlin,  t 

Frick  (0.),  Wesel. 

Frictieric/is  (K.),  Berlin. 

Friedländer  (J.),  Berlin. 

Friedländer  (L.),  Königsberg. 

Froehner  (II'.),  Paris. 

Gaedechens  (K.),  Jena. 

Gerhard  (£.),  Berlin. 

Görtz  (C),  Moskau. 

Gattung  (K.),  Jena. 

Grotefend  (G.   F.),  Hannover,  f 

Haafcft  (G.),  Stuttgart. 

Hefner  (J.  «.),  München. 

Heftig  (W.),  Rom. 

Henzen  (W.),  Rom. 

Hermann  (K.  F.),  Göttingen.  f 

Hertz  (JW.)j  Breslau. 

Heltner  (H.),  Dresden. 


Horkcl  (J.),  Magdeburg,  f 
Hübner  (E.),  Berlin. 
Joji   (K.  v.),  Prenzlau. 
J«/nt   (0.),  Bonn. 
Janssen  (L.  J.  F.),  Leiden. 
Kandier  (P.),  Triest. 
KeH  (K.),  Schulpforte. 
Kekule  (R.),  Darmstadt. 
Kenner  (F.),  Wien. 
Kiepert  (fl.),  Berlin. 
Kiessling  (A.),  Berlin. 
Kirchhof}  (A.),  Berlin. 
Koner  (W.),  Berlin. 
Lachmann  (K.),  Berlin,  t 
Lajurd  (F.),  Paris,  f 
Lauer  (J.  F.),  Berlin,  f 
Leontjeff  (P.),  Moskau. 
Lepsius  (R-),  Berlin. 
Lersch  (L.),  Bonn,  j- 
Leatsch  (E.  u.),  Göttingen. 
E?o«/d  (IT.  11'.),  London. 
Maiiiissis  (T/i.),  Athen,    f 
Matt/ticssen  (Ch.),  Altona. 
Mazzetli  {Ant.),  Chiusi. 
Meineke  (A.),  Berlin. 
Mercklin  (L.),  Dorpat. 
Meyer  (H.),  Zürich. 
Michaelis  (A.),  Greifswald. 
Minervini  (G.),  Neapel. 
Mommsen   (Th.),  Berlin. 
Movcrs  (F.  C),  Breslau,  f 
Müllenhof  (C),  Berlin. 
Müller  (L.),  Kopenhagen. 
Neigebaur,  Turin. 
Neivton  (Cli.),  London. 
Oppermann,  Paris. 
Osann  (F.),  Giesscn.  f 
Ovcrbeck  (J.),  Leipzig.. 
Panofku  (Th.),  Berlin,  f 
Papasliotis  (G.),  Athen. 
Paucker  (C.  v.),  Dorpat. 


Pervanoghi  (P.),  Athen. 
Petersen  (Ch.),  Hamburg. 
Petersen  (E.),  Erlangen. 
Preller  (L.),  Weimar,  -f 
Prokesch-Ostcn  (Frhr.  v.),  Konstanti- 

nopel. 
Pulszky  (F.  v.),  Turin. 
Pyl  (Th.),  Greifswald. 
Rangabe  (R.),  Athen. 
Rathgeber  (G.),  Gotha. 
Rochette  (Raoul),  Paris,  f 
Rofs  (L.),  Halle,  f 
Roulez  (J.),  Gent. 
Ruhl  (S.  L.),  Kassel. 
Schürft'  (G.  jun.),  London. 
Schillbuch  (R.),  Breslau. 
Schmidt  (L.),  Bonn. 
Schöne  (A.),  Leipzig. 
Schott  (W.),  Berlin. 
Scfcuborl  (J.  H.  Ch.),  Kassel. 
Schulz  (//.   IV.),  Dresden,  f 
Smith  (S.  B.),  Copenhagen. 
Stark  (K.  B.),  Heidelberg. 
Stalin  (V.  v.),  Stuttgart. 
Stephani  (E.),  Petersburg. 
Struck  (H.),  Berlin. 
Urlichs  (L.),  Würzburg. 
Ussing  ( F.  L.),  Kopenhagen. 
V eisen  (A.  «.),  Athen,    f 
Fischer  (II'.),  Basel. 
Waugen  (G.),  Berlin. 
Wachsnutth  (C),  Bonn. 
Walz  (Ch.),  Tübingen,  f 
Welch»  (F.  G.),  Bonn. 
Wieselet  (F.),  Göttingen. 
Witte  (J.  de),  Paris. 
Wittich  («.),  Berlin. 
Wolff  (G.),  Berlin. 
Wüslemann  (E.  F.),  Gotha,  f 
Zahn  (W.),  Berlin. 
Ziiiiij)«  (A.  W.),  Berlin. 


Herausgegeben  von  E.  Gerhard. 


Druck  und  Verlag  von  G.  Reimer. 


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ARCHÄOLOGISCHER  ANZEIGER. 

Zur  Archäologischen  Zeitung,  Jahrgang  XX. 


M  157. 


Januar  1862. 


Allgemeiner  Jahresbericht. 


Beilagen  zum  Jahresbericht:  1.  Neuestes  aus  Rom;  2.  Zur  monumentalen  Topographie.  — 
Neue  Schriften. 


I. 


Allgemeiner 


I.     Ausgrabungen.    Anders  als  im  vergangenen  Jahr, 
als  die  Kunde  ägyptischer ')  und  phönicischer  Ausgrabun- 
gen wundersam  uns  umdrängte,   ist  auch  nach  Abschluss 
der  letzteren')  die  Aufmerksamkeit  der  Alterthumsfreunde 
wiederum    vorzugsweise    auf    die   berühmtesten    Trümmer- 
stätten   der    griechischen    und    römischen  Welt   gerichtet. 
Der  Boden  Athen's  wird  bei  grösserer  Belebung  des  dor- 
tigen    archäologischen    Vereins    planmässiger    als    früher 
durchsucht  und  hat  unter  andern  durch  Denkmäler  einer 
vormaligen  Palästra  gelohnt1);    ein    uud    der  andre  Fund 
ist  aus  Griechenland,  diesmal  besonders  aus  den  Inseln  Me- 
los  und  Kreta,  auch  sonst  zu  berichten 4).    Den  mancherlei 
zufälligen  Funden  gesellt  das  Ergebniss  planmässiger  Nach- 
forschungen sich  bei.    Dass   im  Auftrag  der  französischen 
Regierung    das    ganze    nördliche    Griechenland    bis    nach 
Makedonien  aufwärts   neu  bereist  wurde,    hat   aus  Pydna 
und  Pharsalos    die    Erkundung    griechischer  Tempel   und 
Grabhügel   herbeigeführt ;     auch   hat  man   durch   Aufräu- 
mung des  Bodens  einen  bisher  verdeckten  Theil  der  Grund- 
mauer des  Tempels  zu  Delphi ,    desgleichen  in  Kleinasien 
die  mit   griechischer   Inschrift  bedeckte  Tempelmaucr  des 
aucyranischen  Augusteums'')  zu  Tage  gelegt.    Nicht  min- 
der" erfreulich    ist   es,    dass    zu   gleicher   Zeit    auf  Herrn 
Newton's  Veranlassung  von  Nordafrika  her  eine  beträcht- 
liche Anzahl  kyrenäischcr  Tempclsculpturen  ins  brittische 
Museum    gelangt  sind*)    und    dass   auch   die  Gräber   des 
taurischen    Chersones    eine    noch    unversiegte    Fundgrube 
griechischer  Kunst  für  den  kaiserlich  russischen  Antiken- 
schatz bleiben T).     Andererseits    behauptet   auch   Rom    die 
unerschöpfliche  Anziehungskraft  seines  geschichtlichen  und 
kunsterfüllten   Bodens,    indem    neuerdings    nicht   nur   der 
gewohnte  Glücksfall  zufälliger  Funde,   namentlich  am  Ja- 
niculus  und  an  der  Via  Appia,  sondern  auch  die  Durch- 
schneidung der  ewigen  Stadt  durch  Eisenbahnschienen  den 
Entdeckungen  zu  Hülfe  kam,  welche  besonders  zur  Kennt- 
niss  der  römischen  Aquäducte  sich  neu  ergiebig  erwiesen'1). 
Aus  der  Umgegend  Roms  werden  Ostia  und  Präneste  noch 
immer  als  Ausgrabungsorte  genannt;    auch    hat  der  räth- 
selhafte  Bau  der  sogenannten  Mäcenasvilla  zu  Tivoli  neue 
Grabungen  veranlasst  '). 

Ueber  sonstige  antiquarische  Funde  Italiens  war  die 
neueste  Kunde  verhältnissmässig  gering.  Nur  aus  Pom- 
peji ist  von  neu  aufgedeckten  Häusern  und  Wandgemälden 
Einiges  uns  berichtet  worden,  obwohl  im  vormaligen,  seit 
seiner  Verjüngung  für  uns  minder  als  vorher  ergiebigen, 
Königreich  beider  Sicilien  auch  mancher  sonstige  antiqua- 
rische Fund  nicht  fehlen  konnte '").  Etruskische  Funde 
kamen  wenigstens  aus  Chiusi  und  Volterra  zu  unserer  Kennt- 
niss").    Was  aber  diesseits  des  Apennins  von  antiken  Trüm- 


Jahresbericht. 

mern  zu  Tage  kommt,  wagen  wir  kaum  in  der  früher  von 
uns  befolgten  Weise  noch  fernerhin  aufzuzeichnen.  Aus 
Oberitalien  pflegt  höchstens  Modena  uns  Fundnotizen  zu 
liefern ").  Die  bis  nach  Afrika  hinüberreichende  Fülle 
französischer  Ausgrabungen13)  wird  nur  sehr  sporadisch 
uns  mitgetheilt,  wie  wir  denn  auch  in  Deutschland  über 
die  von  Mosel  und  Rhein  bis  zur  untersten  Donau  rei- 
chenden Spuren  der  Römerherrschaft ,4)  noch  immer 
nur  mangelhaft  unterrichtet  werden.  Die  antiquarischen 
Funde  hören  nicht  auf,  ihr  Gesichtskreis  ist  für  uns  er- 
weitert seit  auch  die  Denkmälerfunde  Spaniens15)  uns  nä- 
her gerückt  sind;  doch  kann  eine  ängstliche  Aufsammlung 
antiquarischer  Fundnotizen  bei  so  geringem  Beistand  von 
uns  nicht  länger  erwartet,  sondern  nur  deren  Wichtigkeit 
für  alle  Alterthumskunde  und  insbesondre  für  Zwecke  der 
monumentalen  Topographie16)  neu  von  uns  betont  und 
empfohlen  werden. 

II.  Denkmäler.  Wenn  die  Ausgrabungen  des  ver- 
gangenen Jahrs  im  Ganzen  nur  wenig  Erfolg  darbieten, 
so  wird  dieser  Mangel  vergütet  durch  die  in  reichem  Mass 
neuerdings  aufgebotene  Anstrengung  gelehrter  Reisen  auf 
klassischem  Boden  und  neu  erweiterter  Kunstsammlungen. 
Der  französischen  Regierung  gereicht  es  zum  Ruhm,  in 
einem  und  demselben  Jahr  die  phönicischen  Küsten,  die 
Landschaften  Kleinasiens,  und  verschiedene  Landstriche 
des  nördlichen  Griechenlands,  Thessalien  und  Makedonien 
einbegriffen ,  durch  die  vereinten  Kräfte  rüstiger  und  be- 
fähigter Reisender  neu  untersucht  zu  haben17),  und  an- 
dererseits ist  der  iberische  Westen  Europa's  in  seinen 
antiquarischen  Beziigen  mit  der  planmässigen  Gründlich- 
keit bereist  worden,  welche  von  einer  für  wissenschaftliche 
Zwecke  der  Berliner  Akademie  vollführten  Reise  sich  er- 
warten liess1").  Im  Verfolg  solcher  Unternehmungen  ist 
zunächst  die  Orts-  und  Baukunde  des  alten  Griechenlands 
gleichzeitig  mit  manchem  entsprechendem  Zuwachs  der 
römischen  Topographie  mehrfach  gefördert  worden  "). 
Die  Bauwerke  griechischer  Kunst  machen  Athen  fortwäh- 
rend zum  Zielpunkt  architektonischer  Forschungen;  ihre 
Kenntniss  ist  neuerdings  selbst  aus  Makedonien  vermehrt 
worden  -"),  woneben  es  auch  an  neuer  Erkundung  der 
Denkmäler  Roms31)  nicht  gefehlt  hat.  Für  die  Museen 
bildlicher  Kunstdenkmäler  hat  das  vergangene  Jahr  be- 
deutende Fortschritte  nachzuweisen,  dadurch  hauptsächlich 
dass  die  unvergleichbar  reiche  Sammlung  des  Marchese 
Campana  aus  ihrem  bisherigen  päpstlichen  Besitz  zu  ge- 
seilter Aufstellung  theils  nach  Petersburg,  theils  und 
hauptsächlich  nach  Paris  versetzt  wurde,  die  Grundlage 
eines    neuen  Museums    zu  bilden'').     Ausserdem    ist  das 


255* 


256* 


brittische  Museum  durch  die  Sculpturen  aus  Kyrene,  das 
kaiserlich  russische  durch  die  südrussischeu  Funde  berei- 
chert worden,  woneben  man  gern  auch  der  zu  Athen  sich 
bildenden  Sammlungen")  und  des  Vortheils  gedenkt,  der 
durch  erleichterte  Abform ung  wenig  bekannter  Sculpturen 
auch  den  Sammlungen  der  Gypsabgiisse  zugute  kommt"1). 
An  erheblichen  Werken  der  Plastik  ist  man  aus  Kreta  Megara 
und  Athen,  besonders  aber  durch  die  Statuen  aus  Kyrene 
reicher  geworden,  welche  zum  grossen  Theil  aus  guter 
griechischer  Zeit  herrühren  ").  Eine  nicht  unbeträchtliche 
Anzahl  von  Reliefdarstellungeu  anziehenden  Gegenstands 
scheint  hauptsächlich  zu  Athen  neu  gewonnen  zu  sein2"). 
Ferner  sind  auch  verschiedene  Metallfiguren  -')  und 
manches  merkwürdige  Erzgeräth  zum  Vorschein  gekom- 
men2"). Ansehnliche  Thontiguren  kamen  aus  Aegina,  ein 
und  das  andre  erhebliche  Thonrelief  in  Athen  zu  Tage29). 
Von  Gemmenbildern  ward  ein  Camee  der  Livia  bekannt 
und  gepriesen3");  einige  Funde  von  Münzvorräthen  blie- 
ben auch  im  vergangenen  Jahr  nicht  aus3').  Was  von 
eingegrabenen  Zeichnungen  aus  Cisten  und  Spiegeln  zum 
Vorschein  kam,  ist  mehr  antiquarisch  erheblich  als  künst- 
lerisch ausgezeichnet32);  doch  ist  sowohl  von  dieser  Seite 
als  aus  dem  Bereich  alter  Vasenbilder 33)  und  Wandge- 
mälde 34)  mancher  schätzbare  Zuwachs  vernommen  worden. 
Unter  den  Mosaiken  neueren  Fundes  sind  hauptsäch- 
lich zwei  aus  Spanien  kund  gewordene,  Herkulesthaten 
und  Circusspiele  darstellend,  beachtenswerth ''').  Von  neu 
entdeckten  griechischen  Inschriften  lassen  die  auf  Epheben 
bezüglichen  eines  athenischen  Gvmnasiums  zugleich  mit 
mannigfacher  anderer  Ausbeute  36) ,  insbesondere  auch 
eine  und  die  andre  metrische  "),  von  römischen  beispiels- 
weise die  auf  das  Amt  der  vicomagislri  und  andrer  Be- 
zirksvorsteher bezügliche  Inschrift  sich  erwähnen  "). 
(Scüluss  folgt.) 


I.     Ausgrabungen. 

')  Aus  Aegypten  berichtet  der  Herr  Mariette  weniger  über 
neueste  Funde  als  über  die  nachhaltigen  Erfolge  seiner  früheren 
Ausgrabungen.    Vgl.  Revue  archeologique  18151,  1  p.337ss. 

2)  Die  Phönicische  Expedition  des  Herrn  Renan  (Rev. 
arch.  1861,  I  p.  317  ss.  418  s.  II  p.  70)  war  von  vier  Hauptpunk- 
ten ausgegangen.  Zuerst  durchforschte  man  die  Gegend  von  Byblos 
(Arch.  Anz.  S.  131*)  und  die  des  benachbarten  Libanon,  dann  die 
Gegenden  von  Marathus  und  Arados,  sodann  Sidon  und  Tyrus.  Ausser 
den  schon  früher  von  uns  erwähnten  Grabstelen  aus  Byblos  und  zwei 
phönicischen  Inschriften  werden  hauptsächlich  elf  bildlich  verzierte 
Sarkophage  aus  Sidon  und  ein  grosses  byzantinisches  Mosaik  aus 
Tyrus,  die  zwölf  Monale  darstellend,  als  Ausbeute  dieser  Reise  be- 
achtet, welche  im  Allgemeinen  eine  vielseitige  Erkundung  des  ph"- 
nicischen  Rodens  und  seiner  Trümmerwclt  zur  Folge  gehabt  hat. 

3)  Aus  Athen  sind  die  neuesten  Funde  im  Rulletlino  des  rö- 
mischen Instituts  1801  p.  41  ss.  1311  und  in  diesem  Anzeiger  S.  169*ff. 
195' ff.  erörtert  zu  linden.  Durch  den  mm  belebten  Eifer  der  ar- 
chäologischen Gesellschaft  wurden  a)  die  Grabungen  bei  der  Panagia 
Pyrgiotissa  (Arch.  Anz.  S.  127*  Anm.  56)  mit  erheblicher  Ausbeute 
besonders  von  Ephebeninschriftcn  und  zu  mehrfachem  Zeugniss 
fortgeführt,  dass  dort  das  Gymnasium  des  Ptolemäos  gelegen 
habe  (Bull.  p.  42).  Später  liess  dieselbe  Gesellschaft  6)  beim  Thurm 
des  Andronikos  Kyrrhestes  graben,  wo  eine  für  antik  gehaltene  Mauer 
verleitet  hatte  das  Prytaneion  zu  suchen;  nach  Massgabe  der  Funde, 
hauptsachlich  von  Henneoköpfea  und  agonistischen  Reliefs,  schien  man 
auch  dort  auf  der  Stelle  eines  Gymnasiums  sich  zu  befinden,  auf  welches 
man  den  inschriftlichcn  Namen  .hoydutoi  (Bull,  p,  139)  zu  be- 
ziehen geneigt  ist.  Auch  in  der  Nähe  des  c)  Dipylon  bei  der  Kirche 
Trinitä  und  d)  nordwestlich  vom  Pir.ieus  ward  gegraben  und  beider- 
orts  manche  Ausheute  an  Grabreliefs  und  gemalten  Gelassen  gemacht, 
worauf  c)  neuerdings  laut  Rericht  des  Professor  Husopulos  in  der 
revtxri    t<fr}utQts    iij;  'EkkutSo;  no.  C3IT. ,    auch   die   Aufräumung 


der    Umfangsmauer    des    Olympielon    mit    Entdeckung    der    Inschrift 
einer    dortigen    Hadrianstatue  gefolgt  ist. 

*)  Aus  Griechenland  wurden  neue  a)  auf  der  Insel  Melns 
erfolgte  Funde  berichtet,  wo  in  der  Nähe  des  Theaters  ein  grosser 
Mosaikfussboden  zugleich  mit  erheblichen  Inschriftsteinen  neulich 
zum  Vorschein  kam  (oben  S.  234*).  Ausser  noch  andern  dortigen 
(Bull.  p.  42)  Funden  hören  wir  als  neulichen  Zuwachs  der  6)  ar- 
chäologischen Gesellschaft  zu  Athen  Sculpturen  aus  Megara  (vgl. 
Anm.  25o)  und  Lamia,  Terracotten  aus  Aegina  (Anm.  29)  und 
Gefässbilder  aus  Kleonä  erwähnen  (oben  S.  131*  ff);  ins  c)  brit- 
tische Museum  ist  soeben  aus  Kreta  die  bei  Gortyn  gefundene  Mar- 
morgruppe einer  Europa  auf  dem  Stier  (Anm.  256)  gelangt.  Auf 
die  durch  d)  französische  Reisende  erfolgten  Ausgrabungen  zu  Delphi 
(Anm.  17)   und  Pydna  (Anm.  206)  kommen  wir  weiter  unten  zurück. 

'')  Aus  Kleinasien  ward  der  Erfolg  der  für  das  monumentum 
Ancyranum  durchgeführten  Aufräumungen  nach  dem  römischen  Bul- 
lettino  (p.  162.  19J.  225)  schon  oben  S.  2  45*  f.  von  uns  be- 
richtet. 

6)  Aus  Kyrene  sind  die  oben  S.  207".  2 43* IT.  genauer  be- 
schriebenen Mannorwerke  zu  Tage  gekommen. 

7)  Süllrussische  Ausgrabungen,  wie  sie  seit  mehreren  Jahren 
zur  Auffindung  griechischer  Kunstdenkmäler  gedient  haben ,  werden 
auf  Kosten  der  kaiserlich  russischen  Regierung  fortgeführt.  Vgl.  oben 
S.  225*1. 

*j  Rom.  Nachdem  wir  hier  kurz  wiederholten,  was  der  Haupt- 
sache nach  in  Henzen's  Nachtrag  zu  unserm  vorigen  Jahresbericht 
(S.  153*  f.  Vgl.  AI  Ig.  Z.  1861  no.  177)  schon  beigebracht  war,  ver- 
weisen wir  noch  auf  die  im  römischen  Bullettino  p.  12  ss.  70  ss. 
ausführlicher  gegebenen  Notizen  über  die  auf  Anlass  a)  der  Eisen- 
bahnbauten gewonnene  antiquarische  Belehrung.  Ebendaselbst  p.  16ss. 
91  ss.  ist  über  die  6)  in  vigna  Rondanini  an  der  via  Appia  ausge- 
beuteten jüdischen  Katakomben  genauere  Nachricht  gegeben.  Der 
c)  für  Ortskunde  und  Bauwerke  Roms  neuerdings,  namentlich  am 
Palatin  und  am  Portikus  der  Octavia,  geführten  Grabungen  gedenken 
wir  weiter  unten  (Anm.  21),  und  lassen  übrigens  zur  Vervollstän- 
digung dieser  Notizen  eine  so  eben  aus  Rom  einlaufende  reichhaltige 
Mitlüeilung  in  der  Beilage  1  nachfolgen. 

')  Umgegend  Roms.  Der  Grabungen  von  Ostia  Präneste 
und  Tibur  auch  Tusculum  wird  gleichfalls  in  der  so  eben  erwähnten 
Beilage  1   (no.  10— 13)  gedacht. 

'")  In  Pompeji  wird  unter  Fiorelli's  einsichtiger  Leitung  fort- 
während gegraben;  wie  es  heisst  mit  grösseren  Mitteln  als  vorher; 
doch  fehlen  uns  seit  längerer  Zeit  die  früherhin  regelmässig  erschie- 
nenen Berichte  (vgl.  unten  Anm.  34).  Einige  neu  entdeckte  Häu- 
ser und  Wandmalereien  sind  im  Bullettino  delP  Inst.  p.  233  von 
Dr.  Lugchil,  einem  gelehrten  Russen,  beschrieben. 

")  Etruskische  Ausgrabungen.  Den  bereits  iin  vorigen 
Jahr  erwähnten  Ausgrabungen  zu  a)  Falerii  (oben  S.  154*)  sind 
neuere  Funde  zu  6 1  Chiusi  (Bulleltino  p.  109)  und  c)  Vollerra  (oben 
S.  228*.     Bullettino  p.  144)  gefolgt. 

'•')  Aus  Oberitalien  ward  der  Fund  einer  antiken  Silberbüste 
des  Apoll  berichtet,  welche  man  zu  Semese  bei  Mndenn  zwar  nicht 
ausgegraben,  wohl  aber  als  vergessenen  und  versteckten  Schatz  aus 
einer  alten  Mauer  hervorgezogen  hat  (Bullettino  p.  192). 

")  Gallische  Funde,  stets  zahlreich,  sind  a)  in  Bezug  auf 
celll.sche  Grabhügel  und  deren  Inhalt  wieder  aus  mehreren  Orten 
zum  Vorschein  gekommen  (Rev.  arch.  I,  1  ss.  290.491.  II,  373  ss. 
409  ss.  Alisia  ebd.  I  p.  195),  von  6)  römischen  Ueberreslen  kamen 
Inschriften  aus  Frejus  (Rev.  arch.  I  p.  458)  und  Sie.  Columbe  am 
rechten  Rhuncufer  (Bull.  p.  14i),  hauptsächlich  aber  die  Allcithü- 
mer  der  trüinmerreichen  Stadt  Vienne  in  Rede.  Nachdem  man 
vor  einigen  Jahren  die  Spuren  des  alten  Circus  dort  verfolgt  hatte,  ist 
es  neuerdings  gelungen  in  architektonischem  Zusammenhang  mit  dem 
Augustusteinpel  den  erhöhten  Gl'undbau  der  Portiken  nachzuweisen, 
welche  in  einer  Rreite  von  7  5  M.  das  altrömische  Forum  begrenzten 
(Bull.  p.  142  ss.). 

")  Deutschland  und  Nehcnländer.  Von  a)  germanischen 
Ausgrabungen  ward  der  durch  Eisenbahnbauten  bei  Ocbringen  zu- 
saminengehaiift  entdeckten  erheblichen  Sculpturen  und  Inschriften, 
die  nebst  Minervenbildern   aus  Stein   und  Erz   auch    die  dortige  alte 


257< 


258« 


Ortsbenennung  Victu  Aurclii  zum  Vorschein  brachten,  in  diesen  Blat- 
tern (S.  229*  ff.  Vgl.  Allgemeine  Zeitung  no.  200)  bereits  ausführ- 
licher gedacht;  mancher  andere  kleinere  Kund  wird  in  dem  unserm 
Wunsche  (Arch.  Anz.  18G1  S.  128*  Anni.  18)  gemäss  zu  verhüllen- 
den (vgl.  Beilage  2)  Gesamtbericht  eine  Stelle  finden.  Aus  b)  dem 
österreichischen  Kaiserstaat  sind  neuerdings  keine  Fundnotizen  uns 
zugekommen.  Dagegen  werden  aus  c)  der  Schweiz,  seit  das  Studium 
der  Pfahlbauten  ein  wenig  nachlässt,  Ausgrabungen  noch  immer  bald 
in  Grabhügeln  celtischer  Art  (oben  S.  210*),  bald  in  Sculpturen  und 
Inschriften  römischer  Zeit  uns  berichtet,  wie  solche  neuerdings  in 
der  Nahe  des  Münsters  zu  Hasel  sich  fanden.  Auch  zu  Aventicüm 
ward  von  neuem  gegraben. 

'')  Spanische  Ausgrabungen  aufmerksamer  als  bisher  zu  er- 
kunden haben  Dr.  Hübner's  Reiseberichte  eine  willkommene  Anre- 
gung und  manche  neue  Fundnotiz  dargeboten.  Beispielsweise  lassen 
zwei  grosse  und  wichtige  Mosaike  (Anm.  35)  sich  erwähnen,  zahl- 
reicher Inschriften,  neuestens  aus  Leon  (Bull.  p.  252),  nicht  zu  ge- 
denken. 

")  Zur  monumentalen  Topographie.  Eine  regelmässig 
fortschreitende  Sammlung  der  Fundnotizen  zu  begründen  bleibt  vvün- 
schenswertb;  weitere  Ausführungen  darüber  giebt  unsere  Beilage  2. 

II.     Df.nkmäler. 

1T)  Keisen.  Von  Frankreich  aus  ist  Phönicien  durch  Herrn  Henan 
(Anm.  2),  hleinasicn  durch  die  Herren  Perrot  und  Quillaume  (Bull. 
p.  130  ss.  Bev.  arch.  II  p.  323  s.),  Makedonien  und  Thessalien  durch 
die  Herren  fjeuzey  und  Daumet  (Rev.  arch.  II  p.  477  ss.),  Delphi 
und  das  mittlere  Griechenland  durch  Herrn  Wegeher  (Bull.  p.  131  ss.) 
neu  erkundet  worden. 

")  Die  Bereisung  Spaniens  durch  Herrn  P.'miV  Hühner 
hat  zunächst  den  epigraphischen  Zwecken  des  akademischen  'Corpus 
inscriptionum  latinarum'  gedient,  ist  aber  zugleich  auch  einer  ge- 
naueren Kenntniss  der  in  Spanien  zerstreuten  antiken  Kunstdenkmäler 
und  Kunstsammlungen  förderlich  geworden.  Eine  vorläufige  Notiz  der 
dabei  gewonnenen  Reisefrüchte  ist  theiis  in  den  Monatsberichten  der 
Berliner  Akademie,  thcils  im  Bullet tino  dell'  Instituto  (p.  104ss.  1  IG  ss. 
100  ss.  228)  gegeben.  Die  in  beiderlei  Bezug  erheblichsten  Haupt- 
ortc  monumentaler  Topographie  jenes  trümnierrcichen  Landes  sind 
zu  leichlerer  Uebersicht  auch  in  diesen  Blättern  (Arch.  Anz.  1SÜ1 
S.  180'  ff.)  zusammengestellt. 

")  Topographie.  Für  a)  griechische  Ortskunde  steht  manches 
Ergebniss  der  oben  (Ann).  17)  gedachten  neuesten  Reisen  zu  er- 
warten. Für  die  b)  römische  wird  eine  genauere  Angabe  der  Lage 
von  Collatia  gerühmt  (oben  S.  158*).  Vorzugsweise  erstrebt  und  un- 
ter kaiserlichen  Auspicien  mit  Ruhm  gekrönt  bleibt  die  so  lange  ver- 
gebens gesuchte  Oertlichkeit  der  gallischen  Veste  Aliüa,  welche  nun 
allgemein  in  Alise-Sainte-Reine  anerkannt  wird  (Rev.  arch.  1  p.  490 
II  p.  66  ss.  09  s.   141s.). 

3')  Griechische  Rauvverke.  Den  Baunerken  a)  Athens  ist 
Bötlieher's  und  seiner  Freunde  langst  vorbereitete  Reise  gewidmet. 
Aus  b)  Makedonien  sind  wir  über  die  Funde  der  Herren  Heuzey  und 
Daumet,  dorisch-ionische  Tempelreste  und  ein  in  Form  und  Verzie- 
rung eigenthiimlicb.es  Grabmal,  beides  zu  l'ydna,  vorläufig  unterrichtet 
(Anm.  id). 

*')  Von  römischen  Bauwerken  wurden  die  Kaiserpaläste  des 
von  der  französischen  Begierung  angekauften  Palatins  (Beilage  1  no.0) 
und  ward  der  bis  jetzt  in  allzu  geringer  Ausdehnung  erkannte  Säu- 
lenumgang  des  Portikus  der  Octavia  (Bull.  p.  201  ss.)  untersucht. 
Neu  untersucht  ward  auch  zu  Tivoli  der  mächtige  Bau  der  sogenann- 
ten Maecenasvilla,  der  im  Sinne  von  Tempeltrümmern  des  Hercules 
Victor  auf  Anleitung  alter  Inschrift  bereits  von  Nibby  (analisi  della 
carte  de' dintorni  di  Roma  III  p.  192ss.)  gewürdigt  worden  war.  Vgl. 
Beilage  1  no.  12. 

i:)  Museo  Campana.  Ein  Theil  dieser  reichsten  aller  bis- 
herigen Antikensammlungen ,  deren  Besitz  die  päbstlicbe  Regierung 
den  Zeitumständen  zum  Opfer  brachte,  ist  dem  Vernehmen  nach  für 
den  Preis  von  120000  Scudi,  hauptsächlich  Marmore  Vasen  und  Bron- 
zen enthaltend  (vgl.  Beilage  3  ) ,  nach  Petersburg  verkauft  worden, 
worauf  der  noch  übrige  ungleich  grössere  Denkmälervorrath,  überaus 
reich  hauptsächlich  an  Terracotten  Vasen  und  Goldschmuck,  für  den 
Kaufpreis  von  812000  Scudi  nach  Frankreich  gegangen  ist,  um  einem 
neu  zu  gründenden  Musee  Napoleon  111  als  Kern  und  Grundlage 
zu  dienen. 


")  Museen.  Der  o)  ins  brittische  Museum  gelangten  Sculp- 
turen aus  Kyrcne  ward  oben  Anm.  0 ,  der  Vermehrungen  des  Mu- 
seums zu  b)  Petersburg  durch  Vasen  und  Metallgerälh  aus  südrussischen 
Funden  oben  Anm.  7  gedacht.  Hieneben  ist  mit  besonderer  Be- 
friedigung die  rasch  anwachsende  Sammlung  c)  der  archäologischen 
Gesellschaft  zu  Athen  (oben  S.  231*  ff.)  zu  erwähnen,  von  wo  aus 
auch  der  legi.  Privatbesitz  antiker  Gegenstände  neuerdings  (S.  176*  ff. 
Garten  der  Königin)   uns  näher  bekannt  ward. 

")  An  Gypsab gössen  wurden  neuerdings  hauptsächlich  die 
Sammlungen  zu  Berlin  und  Bonn  planmässig  bereichert,  namentlich 
auch  durch  die  aus  spanischen  Originalen  an  beide  Orte  gelangten 
Abformungen  der  Statue  des  Hypnos  (Denkm  u.  F.  CLVTI)  u.  a.  m. 

*'')  Statuarisches.  Aus  a)  Griechenland  vernahmen  wir  den 
Fund  einer  archaischen  Apollostattie  (ausMegara:  Bull.  p.  4  4  s.  Vgl. 
oben  S.  249*),  einer  Gruppe  des  Pan  und  Eros  (aus  Melos:  Bull. 
p.  45  s.;  oben  S.  231*)  und  noch  mancher  andern  Sculptur  (Bull, 
p.  141;  oben  S.  231*).  Eben  wird  auch  aus  dein  britlischcn  Mu- 
seum der  Fund  einer  aus  b)  Kreta  (Anm.  46)  dort  angelangten  fast 
lebensgrossen  Marmorgruppe,  eine  vom  Stier  getragene  Europa  dar- 
stellend, uns  milgethcilt.  Nach  Herrn  Ncvvton's  Urtheil  ist  diese 
Gruppe  erst  späten  Ursprungs  und  die  Ausführung  des  Stiers,  der 
den  archaischen  Münztypen  von  Gortyn  entspricht,  besser  als  die  der 
Frau.  Den  reichhaltigsten  neueren  Zuwachs  statuarischer  Werke  ge- 
währten die  aus  c)  Kyrene  ins  brittische  Museum  versetzten  Mannor- 
vverke  (oben  S.  207*.  243*  ff.). 

")  Reliefs.  Was  über  Reliefdarstellungen  neueren  Fundes, 
hauptsächlich  aus  Athen,  uns  berichtet  ward,  scheint  mehr  antiqua- 
rischen als  artistischen  Werth  zu  haben.  Wir  erfahren  von  man- 
chem «)  auf  Athena  bezüglichen  Votivrclief,  von  denen  eines  den 
schlangenleibigen  Kekrops  (Arch.  Anz.  S.  1  57*),  ein  anderes  die  ganze 
Gestall  der  Göttin  von  Schlangen  umwunden  (ebd.  S.  234*)  zeigt. 
Zu  dem  wie  es  scheint  erheblichen  Zuwachs  an  6)  agonistischen  Re- 
liefs (Bull.  p.  1 36s.)  gehört  vermuthlich  auch  eines,  welches  geflügelte 
Ephebcn  mit  Gefässen  darstellt  (Arch.  Anz.  S.  231*.  Vgl.  Annali  1801 
p.  121).  Auch  manches  eigentümliche  c)  griechische  Grabrelief 
(Bull.  p.  140  s.  Arch.  Anz.  S.  172*)  und  d)  einige  etruskische  Sar- 
kophage mit  vorzüglichen  Reliefs  (Arch.  Anz.  S.  192*)  sind  neu  ent- 
deckt worden. 

JT)  Metall  figuren.  Ein  Brustbild  des  Apollo  aus  Silber,  einen 
halben  Palm  hoch,  ist  in  Modena  zum  Vorschein  gekommen  (Anm. 
12).  Erhebliche  Erzliguren  neuen  Fundes  fanden  wir  nicht  er- 
wähnt; aus  Besancon  (Rev.  arch.  II  p.  377ss.)  ward  unter  andern 
ein  Morpheus  erwähnt. 

2S)  Erzgeräth.  Als  erhebliches  Erzgeräth  wurden  die  zu 
Athen  aufgefundenen  runden  Abstimmungstäfelchen  (Arch.  Anz.  S.  123*1.) 
und  eine  gastliche  Tessera  mit  Inschrift  (Rev.  arch.  II  p.  169ss.) 
besprochen;  der  neu  zum  Vorschein  gekommenen  eisten  und  Spiegel 
gedenken  wir  weiter  unten  (Anm.  32). 

")  Terracotten.  Die  gedachten  ansehnlichen  Thonfigurcn 
aus  Acgina  sind  bacchischen  Inhalts  (Bull.  p.  141  s.);  sie  wurden 
uns  aus  Athen  zugleich  mit  einem  schwarzen  Gefäss  aus  Megara  ge- 
nannt, welches  auf  seinen  vier  Seiten  dos  Bild  der  athenischen  Burg- 
göttin in  Relief  wiederholt  (oben  S.  232*).  Auch  eine  ebendort  er- 
wähnte Lampe  mit  agonistischem  Relief  (oben  S.  161*)  und  manche 
andre  im  Bullettino  (unten  S.  265*)  erwähnte,  verdient  Beachtung. 

J")  Gemmcnbildcr.  Als  ein  Camee  ersten  Ranges  ward  ein 
aus  dem  Museo  Campana  nach  Petersburg  versetztes  Brustbild  der 
Livia  (vgl.  Beilage  3)  genannt;  von  älteren  Gemmenbildern  kam  ein 
fragmentirter  schöner  Camee,  der  aus  Tischbein's  (Arch.  Anz.  S.  236*) 
Besitz  jetzt  in  der  Sammlung  zu  Berlin  sich  befindet,  in  Rede,  des- 
gleichen ein  bärtiger  beflügelter  Kopf,  schwerlich  der  eines  Schlaf- 
gotts  (oben  S.  76*),  aus  der  Sammlung  des  Herrn  Bartels. 

")  Münzfunde.  Ein  Schatz  römischer  Familienmünzen  aus 
Palombara  (Arch.  Anz.  S.  159*)  kam  in  Rom,  mancher  andre 
bedeutende  Münzfund  in  Frankreich  zum  Vorschein,  darunter  vier- 
tausend massilische  Münzen  und  mehrere  Münzvorräthe  celtischen  Ge- 
präges (Rev.  num.  p.  332). 

")  Graffiti  etiuskischer  Cisten  und  Spiegel  sind  aus  der 
ersten  dieser  Kunstgattungen  mehrfach  zum  Vorschein  und  auch  zur 
Oeffenllichkeit  (Arch.  Anz.  S.  187*  f.  237*f.    Mon.  dell' Inst.  VI,  54. 


259* 


260* 


55)  gekommen.  Die  Auffindung  etruskischer  Spiegel  hört  nicht  auf; 
doch  kam  sie  neuerdings  den  Funden  früherer  Jahre  nicht  gleich, 
von  denen  übrigens  ein  und  der  andere  überschätzte  (vgl.  Arch.  Anz. 
S.206"  über  Orpheus  und  Lynkeus)  auszuscheiden  sein  dürfte.  Ein 
römischer  Spiegel  mit  Bildniss  des  Nero,  doch  wol  in  Relief,  ward 
in  der  Normandie  gefunden  (Rev.  arch.  I.  p.  '.'52). 

")  Vasenbi  lder.  Das  sehr  altertümliche  Bild  einer  an- 
sehnlichen Amphora  aus  Melos  ward  zu  Athen  durch  Conze  hervor- 
gehoben, der  es  abbilden  und  erläutern  will  (Arch.  Anz.  S.  175*). 
Ebenfalls  aus  Athen  ward  das  Troilosbild  einer  flaschenförmigen  In- 
schriftvase mit  dem  Künstlernamen  Timonidas  uns  erwähnt  (Bull, 
p.  46  s.).  Etwanige  untentalische  Vasenfunde  werden  erst  später  zu 
unserer  Kenntniss  gelangen. 

")  Wandgemälde.  Als  neu  entdeckt  zu  Pompeji  werden  ver- 
schiedene anziehende  Gemälde  erwähnt  (Bull.  p.  233  ss.):  ein  ste- 
hender Hermaphrodit  mit  gesenkter  Fackel,  in  dessen  Umgebung 
baccbUche  Figuren  dem  Liebesgott  gesellt  musiciren;  ferner  ein  Her- 
kules spinnend  bei  Omphale  und  deren  Gefährtinnen,  Europa  auf 
dem  Stier,  Luna  bei  Endymion,  ein  stattliches  l'arisurtheil ,  zwei 
räthselhafte  Adonisbilder,  eine  Victoria  auf  deren  Schild  ein  S.  C. 
geschrieben  steht,  endlich  ein  vom  Berichterstatter  ausführlicher 
besprochenes  Bild,  die  von  Dionysos  im  Schlaf  aufgefundne 
Ariadne  darstellend  und  an  das  meistens  auf  Zephyrus  und  Flora 
gedeutete  Wandgemälde  erinnernd.  Das  gedachte  Bild  entspricht  die- 
sem letzteren  auch  in  der  am  Haupt  Ariadnens  stehenden,  sonst  für 
die  Nacht  gehaltenen,  hier  jedoch  thätig  mitwirkenden  und  einen  Stab 
haltenden  Flügelgestalt. 

3')  Mosaike.  Anziehende  Mosaikdarstellungen  beträchtlichen 
Umfangs  sind  neuerdings  hauptsächlich  aus  Spanien  durch  Dr.  Hüb- 
ner uns  kund  gewurden :  das  zu  d)  Barcelona  entdeckte  mit  Cir- 
cusspielen  (archäologischer  Gesellschaftsbericht  vom  4.  Februar  d.  J.) 
und  ein  kleineres  aber  inhaltreiches  6)  der  Villa  Loring  bei  Malaga, 
darstellend  den  Herkules  inmitten  seiner  zwölf  Thaten,  im  unteren 
Bild  einen  Flussgott  und  unter  demselben  eine  auf  Alcestis  gedeutete 
Scene  (Bull.  p.  170  s.).  Aus  e)  Hom  ward  ein  bei  Tor  de'  Schiavi 
entdecktes  Mosaik ,  Kopfbilder  der  vier  Jahreszeiten  darstellend,  er- 
wähnt (Bull.  p.  85).  Ein  sehr  ausgedehnter  Mosaikfussboden  ward 
auch  aus  d)  der  Insel  Melos  (oben  S.  134*),  ein  stark  zertrümmer- 
ter und  grösstenthcils  noch  verschütteter  aus  e)  Lyon  (Bull.  p.  244), 


letzterer  mit  der  Bemerkung  angezeigt,  dass  aus  den  Fragmenten 
auf  vorgespannte  Löwen  oder  andre  reissende  Thiere  sich  sekliessen 
lässt. 

")  'Griechische  Inschriften.  Epbebeninschriften  und  In- 
schriften von  Bildnisshermen  fanden  bei  den  neuesten  athenischen  Ausgra- 
bungen (Anm.  3a)  in  reichem  Masse  sich  vor;  auch  an  Kiinstlerinschrif- 
ten  neuen  Fundes  (Bull.  p.  138  s.  oben  S.  171*)  ist  kein  Mangel. 
Eine  agonistische  Inschrift  vereinigt  mit  den  Repräsentanten  der  zehn 
Phylen  des  Sophokles  Nachkommen  Jophon  (Bull.  p.  137),  und  noch 
manche  andere  wichtige  Inschrift  ward  in  Alben  sofort  bekannt  ge- 
macht (Anm.  Gl).  Neuerdings  weiter  aufgedeckt  durch  französische 
Reisende  ist  auch  die  griechische  Version  des  monumentum  Ancy- 
ranum  (oben  S.  245* f.)  erhalten  worden. 

3:)  Metrische.  Hier  mag  a)  die  von  Herrn  Guidi  neulich 
bei  Rom  ausgegrabene  metrische  Grabscbrift  eines  Epikureers  einge- 
reiht werden,  die  wir  nach  A.  Kiessling's  Lesung  dem  römischen  Bul- 
lettino  p.  38  entnehmen: 

<Pq6vti£'  iwg  Cfjf  tö;  xciXiZs  TCKfrjOtat 
Kiu  £rjoov  üjc  fjjs*   OKKATii  yc'cg  ovx  e%lts 
Ov  nvQ  ävüxpai  oviSt  ditnvrjocti  xaXwg- 
'Eyu>  Xtyto  aoi  juvzcc  nüvte.  neiQÜacis' 
'Evjlvtfiv  ovd't'ig  änoCIuvuiv  {yitnuca. 
Auch   die    metrische  Grabscbrift    eines      6)    zu  Frejus    (Rev.  arch.  I 
p.  371)  gefundenen  mit  vorangestellter  lateinischer  Grabscbrift  versehe- 
nen Steins  mag  hier  eine  Stelle  finden;  sie  lautet  nach  Herrn  E.  Mil- 
ler's  (ebd.  II  p.  10)  Lesung  wie  folgt: 

Töv  ratfov  fjQydCorro  yiQccioripot;-  6  u*£  ^/«('ueov 

Nrjniov  ih'iißoJ.rjo'   kmitulg  xXCftatt. 
Zvyysvils  ytvdai  7£  bfiov  ov  iVntipav  edenf/uv 

rä'Cov.  ,il  [teQOTiüiV  D.nidiq  ov  /uoviuoi. 
38)  Römische  Inschriften.  Allerlei  neue  Inschriftfunde 
verzeichnet  das  Bulleltino  (p.  255).  Inschriften  gallischen  Fundorts 
wurden  hauptsächlich  aus  Frejus  (Rev.  arch.  I  p.  371.  458  II  p.  10), 
die  spanische  einer  bisher  unbekannten  Gottheit  (Deo  Vagodonnaego) 
aus  der  Provinz  Leon  bekannt  (Bull.  p.  252  s.);  auch  allerlei  neue 
Ausbeute  aus  Algerien  kam  zur  Sprache  (Rev.  arch.  I  p.  253). 
Aller  Beachtung  werth  sind  auch  die  aus  Oehringen  herrührenden 
durch  den  allen  Ortsnamen  und  consularisches  Datum  anziehenden 
Inschriften  (Anm.  14«). 


II.     Beilagen  zum    Jahresbericht. 


1.     Neuestes  aus  Rom. 

(Zu  Anmerkung  8.) 

1.  Im  Frühlinge  18G1  wurde  beim  Aufbau  eines 
Hauses  in  der  Via  di  portü  Ptnciona  ein  schöner  Fuss- 
boden  aus  buntem  Marmor  gefunden,  ohne  dass  jedoch 
weitere  Ausgrabungen  sich  daran  geknüpft  hätten. 

2.  Im  Laufe  des  verflossenen  Sommers  wurde  in 
der  unterhalb  Araceli  das  Capitol  übersteigenden  Via  di 
Marforio  das  Strassenpflaster  tiefer  gelegt,  und  kamen 
dabei  an  der  dem  Trajansforum  zugekehrten  Seite  der 
Strasse  Grundbauten  von  Häusern,  Thürschwellen,  hie 
und  da  Säulen  zum  Vorschein,  welche  bezeugen  dass 
eine  alte  Strasse  hier  denselben  Gang  einhielt.  Herr 
Rosa  hat  es  übernommen,  die  Sache  im  Bullettino  zu  be- 
sprechen. 

3.  Die  Ausgrabungen  Guidi's  bei  den  Antoniuiani- 
schen  Thermen  und  vor  Porta  Portese  wurden  zwar  fort- 
gesetzt, jedoch  ohne  erhebliche  Resultate,  denen  schon 
die  ungeheure  Erdmasse,  welche  dort  auf  den  Ruinen 
lastet,  hindernd  im  Wege  steht. 

4.  Die  Eisenbahnbauten  und  die  durch  dieselben 
veranlassten  Entdeckungen  sind   im   Bullettino  1861   wie- 


derholt besprochen,  namentlich  von  Herzog  p.  12ss.  und 
Rosa  p.  70ss.  Sehr  zu  bedauern  ist,  dass  die  vermuthliche 
Via  Apjtiu  durch  Wegräumung  des  damals  aufgedeckten 
Theils  ganz  wieder  verschwunden  ist. 

5.  Bei  der  Anlage  des  Bahnhofes  in  Villa  Negroni 
wurde  der  Servianische  Wall  durchbrochen,  und 
man  erkennt  jetzt  ganz  deutlich  dessen  Grösse  und  Aus- 
dehnung an  der  ganz  reinen,  aufgeschütteten  Erde,  die 
ihn  bildet,  an  der  zu  beiden  Seiten  die  Schichten  späte- 
rer, mit  Schutt  gemischter  Erde  emporsteigen.  Von 
Steinbauten,  wie  sie  die  Servianische  Mauer  an  den  HU- 
gelabhängen,  z.  B.  am  Aventin,  bildeten ,  ist  hier  keine 
Spur. 

6.  Seit  dem  Beginne  des  Winters  hat  Herr  Rosa 
am  P(i?<ifii»  in  den  Farnesianischcn  Gärten  seine  syste- 
matischen Ausgrabungen  eröffnet,  die  zunächst  durch  die 
Notwendigkeit  sehr  gehemmt  waren,  sich  durch  Anlage 
eigner  Wege  die  Möglichkeit  für  die  Fortschaffung  des 
Erdreichs  zu  schaffen.  Einerseits  begann  er  damit,  die 
grossen,  tief  in  den  Berg  sich  hineinziehenden  Ziegelge- 
wölbe auszuräumen  und  zugänglich  zu  machen,  wobei 
einige  Doppelbüsten,  ein  kleiner  Gewandtorso  und  ein  Stück 
Fries  von  nicht  geringer  Arbeit  gefunden  wurden;  andrer- 


261  = 


262* 


seits  grub  er  an  dem  dem  Circus  maximus  zugewandten 
Abhänge  einen  grossen,  rings  mit  Stufen  und  Nischen 
umgebenen  Saal  aus,  von  dem  freilich  nicht  viel  mehr 
als  die  Grundmauern  erhalten  sind.  Nahe  dabei  in  der 
Richtung  der  sogenannten  Bäder  der  Livia  war  gleich  zu 
Anfange  ein  schöner  Fussboden  aus  buntem  Marmor  ent- 
deckt worden,  der  offenbar  einem  prachtvollen  Saale  an- 
gehörte, da  die  Wände  rings  umher  mit  Giallo  antico  be- 
legt sind.  Ganz  neuerdings  ist  in  sehr  bedeutender  Tiefe 
dicht  vor  der  vom  Titusbogen  nach  dem  Kloster  S.  Bo- 
naventura führenden  Strasse  antikes  Pflaster  gefunden 
worden,  welches  nach  Herrn  Rosa's  wohl  unzweifelhafter 
Vermuthung  dem  alten  auf  den  Palatin  führenden  Clivus 
angehörte. 

7.  Im  Hofe  des  Palazzo  Valentini  auf  Piazza 
SS.  Apostoli  wurden  nicht  unbedeutende  Trümmer  ge- 
funden, welche  dem  Traj  an  us-Tempel  angehört  ha- 
ben. Es  werden  namentlich  auch  Architekturstücke  aus 
Basalt  erwähnt. 

Ueber  alle  gedachten  Ausgrabungen  hat  Herr  Rosa 
dem  Bullettino  sorgfältige  Berichte  verheissen,  die  leider 
bis  jetzt  durch  seine  grossen  Palatinischen  Arbeiten  sich 
verzögert  haben. 

8.  In  der  sogenannten  Villa  der  Quinctilier  bei 
Roma  vecclüa  auf  der  via  Appia  grub  ein  gewisser  Ga- 
gliardi;  eine  antike  Oelpresse  und  Oelreinigungsanstalt 
ist  das  einzige  bedeutendere  Resultat  dieses  Unterneh- 
mens, das  jetzt  an  der  via  Latina,  etwa  4 — 5  Miglien  von 
Rom  fortgesetzt  wird.  Die  gefundenen  Inschriften  sind 
ohne  Bedeutung;  auf  einem  fragmentirten  Grabdenkmale 
sind  Phaleren  abgebildet. 

9.  In  den  Katakomben  gehen  unter  de  Rossi's  kun- 
diger Leitung  die  Ausgrabungen  stetig  weiter,  ohne  dass 
hervorragende  Resultate  augenblicklich  vorlügen. 

10.  In  Ostia  wurden  im  verflossenen  Winter  die 
Thermen  und  das  Mithrasheiligthum  weiter  ans  Licht  ge- 
fördert; auch  sind  im  laufenden  Jahre  die  Arbeiten  wieder 
aufgenommen;  doch  liegen  bedeutendere  Entdeckungen  bis 
jetzt  nicht  vor. 

11.  Auf  Tusculum  Hess  der  Fürst  Aldobrandini  im 
vorigen  Sommer  die  sogenannte  Villa  di  Cicerone  von 
Schutt  und  Erde  befreien,  wobei  es  sich  mehr  und  mehr 
herausstellte,  dass  die  dieselbe  bildenden  grossen  Gewölbe 
und  Mauerreste  die  Unterbauten  einer  vorspringenden 
Piazza  sind,  wofür  sie  Rosa  stets  erklärt  hatte.  Schöne 
Reticulatmauern  bilden  an  der  Seite  eine  fortlaufende  Cel- 
lenreihe,  die  sich  auch  hinten,  zum  Theil  in  älterer  Con- 
struction,  fortsetzt. 

12.  In  Tivoli  machte  der  Architekt  Thierry  von  der 
französischen  Akademie  unter  Rosa's  Aufsicht  einige  Aus- 
grabungen bei  der  sogenannten  Villa  des  Maecenas  zum 
Zwecke  einer  Restauration  dieses  Gebäudes.  Es  bestätigte 
sich  dabei  durch  eine  an  ihrem  Platze  gefundene  In- 
schrift, dass  dasselbe  in  der  That  der  Tempel  des  in 
Tibur  so  berühmten  Hercules  victor  ist,  dessen  An- 
lage ziemlich  klar  erkannt  werden  konnte  [Vgl.  Anm.  21]. — 
Früher  war  unterhalb  Tivoli  eine  Statue  des  Aesculap 
gefunden  worden. 

13.  In  Praencste  gehen  die  Ausgrabungen  unter  der 
Hand  fort,  wie  nicht  selten  neu  auftauchende  Cisten  be- 
weisen, von  denen  wiederum  eine  ungewöhnlich  grosse 
heimlich  erwähnt  wird. 

Rom  1.  Februar  1862.  W.  Henzen. 


2.     Zur  monumentalen  Topographie. 

(Zu  Anmerkung  10.) 

Die  Notizen  antiquarischer  Ausgrabungen  zusammen- 
zureihen  erscheint  als  das  undankbare  Geschäft  einer 
müssigen  Neugier,  sofern  es  nicht  dem  leitenden  Gesichts- 
punkt monumentaler  Ortskunde  unterliegt;  wo  es  aber  ge- 
lingt, unsere  Karte  der  alten  Welt  bald  durch  Münz-  und 
Inschriftfunde,  bald  durch  die  Nachweisung  anderer  die- 
sem und  jenem  klassischem  Boden  entzogener  Denkmäler 
zu  vervollständigen,  ist  die  darauf  verwandte  Mühe  nicht 
ganz  gering  anzuschlagen.  Eine  archäologische  Karte,  zur 
Aufnahme  aller  durch  Denkmälerfunde  erheblichen  Orts- 
namen bestimmt,  ist  meines  Wissens  bis  jetzt  nur  für  die 
Münzkunde  vorhanden,  und  ausserdem  höchstens  noch  für 
die  Inschriftkunde  einzelner  Landschaften  versucht  wor- 
den. Auch  ein  litterarisches  Repertorium  aller  Denkmä- 
lerfunde der  klassischen  Welt  bleibt,  da  Oberlin's  Arbeit 
(1790)  veraltet  und  auch  der  betreffende  Abschnitt  von 
Müller's  Archäologie  (§.  251  ff.)  sehr  dürftig  gehalten  ist, 
trotz  dem  grossen  vorhandenen  Material  ein  noch  nicht 
in  Erfüllung  gegangener  Wunsch.  Meine  seit  dem  Jahr 
1823  fast  ununterbrochen  —  erst  in  Schorn's  Kunstblatt 
(vgl.  hyperboreisch -römische  Studien  I  1833),  dann  im 
Bullettino  des  römischen  Instituts,  späterhin  in  der 
hallischen  Litteraturzeitung,  und  endlich  in  diesem  ar- 
chäologischen Anzeiger  —  geführten  Ausgrabungsberichte 
sind  als  Materialieusammlungen  für  jenen  einleuchten- 
den Hauptzweck  einer  monumentalen  Topographie  des 
klassischen  Alterthums  zu  betrachten  und  dürfen,  wenn 
dieser  Zweck  nicht  ganz  unwichtig  erscheint,  der  Theil- 
nahme  aller  derer  empfohlen  werden,  welche  in  ihren 
Wohnsitzen  Gelegenheit  haben  dafür  mitzuwirken.  Bei- 
träge solcher  Art  finden  jedoch  nur  aus  wenigen  Orten 
sich  regelmässig  zusammen,  und  es  möchte  daher  der  vor- 
liegende Anlass  geeignet  sein,  einige  dahin  einschlagende 
Wünsche  neu  auszusprechen. 

Eifrig  bemüht  um  Ausgrabungsberichte  bleibt  von 
Rom  aus  das  Institut  für  archäologische  Correspondenz, 
dessen  Bullettino  bei  jedem  Jahresschluss  einen  lehrrei- 
chen Ueberblick  der  von  ihm  herausgegebenen  Berichte 
zu  liefern  im  Stande  ist  und  eine  Reihe  von  Jahren  hin- 
durch auch  zu  Neapel  eifrige  und  lehrreiche  Nachfolge 
fand.  Eben  hat  jenen  römischen  Berichten  auch  von  Pe- 
tersburg aus  der  Anfang  regelmässiger  und  von  Her- 
ausgabe der  Denkmälerfuude  begleiteter  Ausgrabungsbe- 
richte sich  beigesellt,  woneben  eine  planmässig  angelegte, 
in  topographischer  Ordnung  verfolgte,  Chronik  der  Funde 
des  österreichischen  Kaiserstaats  zu  Wien  bereits  seit 
längerer  Zeit  besteht.  Ungleich  weniger  aber  ist  aus 
andern  Gegenden  einer  vormaligen  griechischen  oder  rö- 
mischen Bevölkerung  zur  Feststellung  neu  gewonnener 
archäologischer  Thatsachen  und  Funde  uns  kund  gewor- 
den. Was  in  manchen  Geschichtsvereinen  Deutschlands 
und  Frankreichs  dafür  geschieht ,  bleibt  allzu  zerstreut 
und  vereinzelt  um  ohne  eine  ordnende  Hand  als  baarer 
Gewinn  betrachtet  werden  zu  können.  Eine  antiquarische 
'E<prltttiQig  für  die  Funde  Athens,  ein  'Bullettino  Napo- 
letano'  für  die  Entdeckungen  Unteritaliens,  eine  'Revue 
Africaine'  für  die  römischen  Ueberreste  Algeriens  sich  zu 
verschaffen,  entschliesst  man  sich  leichter  als  es  ausführ- 
bar erscheint  die  Ausgrabungen  deutscher  und  französischer 
Provinzialschriften  sämtlich  einzusehen  und  zu  erschö- 
pfen. Es  drängt  daher  der  Wunsch  sich  auf,  übersicht- 
liche Jahresberichte  über  die  antiquarischen  Funde 
des  vormals  römisch  bevölkerten  Nordens  veranlassen  zu 
können,  und  allerdings  scheint  dies  ein  Leichtes  zu  sein, 


263* 


264' 


wenn  thätige  Geschichtsvereine  oder  eifrige  Alterthums- 
freuude  dafür  mitwirken  wollen. 

Frankreich  betreffend,  so  ist  die  Fülle  und  Wich- 
tigkeit dortiger  antiquarischer  Entdeckungen  hinlänglich 
bekannt  und  in  diesen  Blättern  auch  oftmals  neu  betont 
worden  (vgl.  Arch.  Anz.  1860  S.  23*  f.  u.  a.  m.).  Ein- 
zelne Notizen  darüber  erscheinen  in  der  'Revue  archeo- 
logie|ue'  und  in  dem  'Bulletin  de  la  societe  des  anti- 
quaires  de  France',  vermuthlich  auch  in  Provinzialschrif- 
ten,  welche  nicht  zu  uns  gelangen;  dagegen  fehlt  ein 
Gesamtbericht  jener  Entdeckungen,  wie  man  ihn  zunächst 
von  der  eben  gedachten  Societät  erwarten  könnte,  aber 
auch  jedem  einzelnen  Alterthumsfreund,  der  ein  solches 
Bedürfuiss  ius  Auge  fasste,  aufrichtig  danken  würde. 
Erwägt  man  überdies,  welche  Aufopferungen  die  franzö- 
sische Regierung  gerade  im  gegenwärtigen  Zeitpunkt  für 
eine  Karte  des  alten  Galliens  einsetzt  und  welchen  Eifer 
die  Akademie  der  Inschriften  in  Commissionsberichten 
über  die  nationalen  Alterthümer  Frankreichs  bewährt  (Re- 
vue archeol.  1861,  II  p.  227ss.),  so  scheint  es  fast  unver- 
meidlich, dass  mit  der  Zeit  auch  ein  officieller  Ge- 
samtbericht über  die  antiquarischen  Funde  des  alten  Gal- 
liens zu  regelmässiger  Ausführung  kommen  werde. 

Aus  deutschen  Landen  sind  uns  die  Jahrbücher 
der  Alterthumsfreundc  am  Rhein  und  im  Moselland  (Bonn 


Mainz  und  Trier)  ein  dankenswerther  Beweis,  wie  umfang- 
und  inhaltreich  die  Ausgrabungsberichte  des  vaterländischen 
Bodens  sich  sammeln  und  fortführen  lassen.  Andre  Ver- 
einsschriften mögen  vielleicht  ein  gleiches  Ziel  verfolgen, 
ohne  dass  ihre  Schriften  hinlänglich  verbreitet  oder  rasch 
genug  abgedruckt  werden,  wie  denn  auch  selbst  die  von 
der  kaiserlichen  Akademie  ausgehenden,  topographisch 
geordneten,  'Beiträge  zur  Chronologie  der  archäologischen 
Funde'  des  österreichischen  Kaiserstaats  (Archiv  für  Ge- 
schichtsquellen XXIV,  2)  bis  jetzt  nur  das  Jahr  1858  er- 
reichen. Es  lag  demnach  nahe,  bei  unserm  Verzeichniss 
der  uns  bekannt  gewordenen  Ausgrabungen  den  Wunsch 
auszusprechen,  dass  die  zerstreuten  römischen  Ueberreste 
Deutschlands  mit  Inbegriff  des  österreichischen  Kaiserstaats 
der  Fürsorge  des  Gesamtvereins  deutscher  Geschichtsfor- 
schung zum  Behuf  regelmässiger  Buchführung  empfohlen 
werden  möchten.  Ein  im  vorigen  Jahr  (S.  128*  Anm.  18) 
von  uns  geäusserter  Wunsch  dieses  Inhalts  ist  zu  unserer 
Freude  von  einem  unserer  achtbarsten  Alterthumsforscher, 
Herrn  Archivsceretar  Dr.  Grotef end  zu  Hannover,  dem  vor- 
gedachten Gesamtverein  für  deutsche  Geschichtsforschung 
empfohlen  worden  und  hat  in  dessen  vorjähriger  Versamm- 
lung zu  Altenburg  erwünschte  Gewährung  gefunden,  de- 
ren Ergebnissen  wir  nun  verlangend  entgegensehen. 

E.  G. 


III.     Neue    Schriften. 


Monumenti  dell'  Instituto  di  corrispondenza  archeo- 
logica  per  l'anno  1861.  Volume  VI  tavola  XLIX — LX. 
Roma  1861.  fol. 
Enthalten  wie  folgt:  Taw.  XLIX  —  Ulli.  Sepolcro  a  stucebi  e 
pitture  di  Via  Latina  [Das  zweite  der  von  Fortunati  entdeckten  Grä- 
ber]. —  LIV.  Prima  cista  con  iscrizioni  [aus  Palestrina,  vom  Han- 
delsministerium in  Born  angekauft].  —  LV.  Seconda  cisla  con  iscri- 
zioni [aus  Palestrina;  jetzt  im  k.  Museum  zu  Berlin].  —  LVI.  1 — 3. 
Nascita  di  Minerva.  4.  Ercole  c  Nesso  [Ein  Spiegel  und  zwei  Va- 
sen der  Campana'schen  Sammlung].  —  1. VII  1.  2.  Terrecotte  di  Mc- 
los  [Orestesdarstellungcn  im  Besitz  der  Uli.  Bbusopulos  und  kom- 
nos].  3.  4.  Testa  di  marmo  [Jnba  II]  ritrovata  in  Atcne.  — 
LV1II.  Divinita  riunite  nell'  Olimpo  [Zwei  Vasen  etruskiseben  Fund- 
oris, 1.  friiber  in  Depoletti's  Besitz;  2.  im  Museum  Campami].  — 
LDL  Gruppo  sepolcrale  eeretano  [Das  sogenannte  Lydiscbe  Monument 
des  Campanascbcn  Museums].  ■ —  LX.  Gruppo  sepolcrale  cbiusino 
[desselben  Museums]. 

Annali  ihm.'  Instituto  ecc.  per  l'anno  1861.  Roma 
1861.     8vo.     419  pagg. 

Enthalten  wie  folgt:  I.  VIAGGI.  Ilappnrto  d'tin  viaggio  fatto 
nella  Grecia  nel  1800  (taw.  d'agg.  A  — F):  A.  Conze,  A.  Michaelis, 
p.  5— «0. 

II.  MONUMENTI.  a.  Architetluru:  Serondo  sepolcro  sco- 
perto  sulla  via  Latina  (Mon.  vol.  VI,  law.  XLIX — LIII,  tav.  d'agg.  I): 
A.  Petersen,  p.  100  —  242.  —  Sulla  grande  scalinata  de' Propilei 
dcll' acropoli  d'Atene  (law.  d'agg.  K  c  L) :  8.  Jtanoff,  p.  275 — 293. 
Tenne  d'ltalica  (tav.  d'agg.  B  u.  de  los  Hins,  p.  375— 379. 
b.  Scultura:  Base  trisogolarc  agonistica  d'Alenc  (tav.  d'agg.  G): 
J'.  Perranoglu,  p.  112  — 122.  —  SarcofagO  con  rappn-si-ntanza  delle 
Mose  esistente  nella  cattedralc  di  Palermo  (tav.  d'agg.  II):  F.  It'iV- 
seler,  p.  122 — 133.  —  liitornu  ad  on  bassorilievo  ateniese  rappre- 
sentante  una  triere  (tav.  d'agg.  M,  no.  2):  O.  Meinen,  p.  327 — 330. 
—  Ristanra  d'una  statuetta  di  Satiro  (tav.  d'agg.  N):  A.  Conze, 
p.  331 — 333.  —  Statuetta  di  Minerva  l'arlbenos  (tav.  d'agg.  OP): 
A-  Conze,  p.  334  —  340.  —  Bassorilicvo  con  epignife  greca  prove- 
niente  da  Filippopoli   (tav.  d'agg.  S):  L.  Bruzza,  p.  380— 388.  — 


Mnnumento  ctrusco  (Mon.  vol.  VI,  tav.  LX):  II.  Brunn,  p.  404 — 
409.  —  Due  iigure  etrusebe  (taw.  d'agg.  T):  H.  Brunn,  p.  409 — 
412.  —  Testa  di  Giuba  II  (Mon.  vol.  VI,  tav.  LV1I,  3.  4):  H.  Brunn, 
p.  412  —  413.  c.  Bronzi  graffiti:  Ciste  pienestinc  con  epigrati 
(Mon.  vol.  VI,  taw.  LIV  e  LV):  R.  Garrucci,  p.  151—177.  d.  Ter- 
recotte: Oreste  ed  Elettra  (Mon.  vol.  VI,  tav.  LVII):  A.  Conze, 
p.  340 — 348;  giunta:  11.  Brunn,  p.  348  —  351.  —  Monumento 
etrusco  (Mon.  vol.  VI,  tav.  LIX):  H.  Brunn,  p.  391  —  404.  e.  Pit- 
tura  rasculare:  Divinita  riunile  nell' Olimpo  (Mon.  vol.  VI,  tav.  LVIII): 
F.  G  Welcher,  p.  293 — 298.  —  La  naissance  de  Minerve.  Her- 
cule  et  Nessus  (Mon.  vol.  VI,  tav.  LVI):  J.  Roulez,  p.  299— 321. 
f.  Numitmatica;  Medaglie  ineditc  (tav.  d'agg.  O):  A.  Postolacca, 
p.  352—355.  —  Tre  medaglie  del  Chersoneso  (tav.  d'agg.  M,  no.  3 
— 5):  P.  Becker,  p.  365 — 374.  g.  Epigrafiu:  Sülle  tavolc  trion- 
fali  ßarberininne :  G.  Henzen,  p.  91  —  10t). —  Frammento  delle  tavolc 
trionfali  capilolinc:  G.  Henzen,  p.  106—113.  —  Inscriptioncs  Asia- 
nae  Graccae  et  Lalinae  a  Mordtmanno  descriplae:  A.  Kirchhoff, 
p.  177  — 189.  —  Iscrizione  greco-fenicia  d'Alene  ('.av.  d'agg.  M, 
no.  1):  .4.  Hhusonulus;  C.  Wmhsmulh;  G.  Gildemeister,  p.  321 
— 327.  —  Tessere  giudiziali  (tav.  d'agg.  M,  no.  ti) :  .4.  S.  Hhu- 
sopulos, p.  388 — 390. 

III.  OSSERVAZIONI.  Osservazioni  numismatiebe  sopra  aleune 
delle  medaglie  urbiclic  edite  da  IL  P.  Borrcll:  C.  Cavedoni,  p.  134 
— 150.  —  L'orneoscopia  nella  mantica  di  Delfo:  C.  Boettither, 
p.  243 — 257;  F.  IVieseler,  p.  356 — 365. —  Sul  signilicato  de'dadi 
c  delle  mani  nei  sepolcri  dcgli  antiebi  (articolo  secondo):  1.  1.  Bach- 
ofen, p.  257—275;  giunta.     //.  B.,  p.  414 — 415. 

Iliezu  die  TAVOLE  D'AGGIUPvTA  wie  folgt :  A.  Ginnone,  ter- 
racotla  trovata  ad  Argos  ed  esistente  al  r.  Museo  di  Berlino. 
B.  1.  Quadriga,  rilievo  a  Delfo.  2.  Acbillc  strascinunte  il  corpo  di 
Etloie,  rilievo  di  Tegca.  C.  Pietra  scolpila  da  quattro  lau,  a  Sparta 
D.  Ilioscuri,  bassirilievi  di  Sparta.  ¥..  1.  Stalua  arcaica,  trov.  in 
Orcotneno.  2.  Testa  trov.  a  Delfo.  3.  Iscrizione  di  Orcomcno. 
F.  Piante  di  Midea,  Lerna,  Asca  c  Pilaris,  e  muro  a  Delfo.  G.  Base 
trianguläre  agonistica  d'Alene.  IL  Sarcofago  rappr.  le  Muse ,  oai- 
stcnle  nella  catledrale  di  Palermo.  I.  Arcbitettura  del  seeundo  se- 
polcro scoperto  sulla  Via  latina.  K.  L.  La  grande  scalinata  de'  Pro- 
pilei dcll'  acropoli  d'Alene.     M.  1.  Iscrizione  fenicia,  trov.  iu  Atcne. 


265* 


266* 


2.  Bassorilievo  atcniese  rappr.  una  triere.  3 — 5.  Tre  medaglie  del 
Cbersoneso.  0.  Tcssera  giutliziale.  N.  Satiro,  statuetla  e  rilievo 
esistenti  al  Museo  Vaticano.  0.  P.  Staluelta  di  Minerva  Parlhenos, 
trov.  in  Atene.  Q.  Medaglie  inedite.  H.  Terme  d'ltalica.  S.  Bas- 
sorilievo votivo  di  Filippopoli,  esistente  a  Moncalieri.  T.  I.  Sla- 
tuetta  di  domia  elrusca,  esislente  presso  i!  sig.  Bucci  a  Civitavcc- 
cbia.  —  2.  3.  Figurina  di  bronzo  con  iscrizione  elrusca. 


Bollettino  dell' Instituto  ecc.  per  l'anno  1861.  Roma 
1861.     8vo.     255  pagg. 

Enthalt  wie  folgt :  I.  SCAVI  E  V1AGGI.  Scavi  d'Alene  (Pervanoglu) 
1  3G —  1  42 ;  —  della Grecia  (Peruannylu)  4  1  — 47;  —  di  Delfo (  Wescher) 
131  — 135;  —  di  Pydna  (Desjardins)  129 — 131;  —  di  Vienna  e  di 
Lione  {Mimers)  142—144;  —  di  Volten a  (Cinci)  144— ISO;  — 
di  Cbiusi  (Mazzelli)  209—210;  di  Pompei  (Lugebit)  233—240;  — 
della  via  ferrata  di  Civitavccchia  (Hosa)  70  —  75;  —  di  Villa  Ne- 
groni  (Herzog)  12 — 10; —  di  Vigna  Rondanini  [Visconti)  10—22; 
(Herzog)  91  —  104.  Viaggi  nell' Asia  minore  (Perrot)  101  — 105; 
193 — 19S;  225—227.  —  Antiehitä  della  Spagna  (Huebner)  III  Va- 
lencia e  Murcia  22—32;  IV  Museo  Despuig  1 0 i — 111;  110— 120; 
V  Andalusia  166—177;  228-233;  245—249. 

II.  MONUMENTE  a.  Archilettura:  Purtico  di  Oltavia  (A.  Pel- 
legrini).  241  — 245.  b.  Scuttura:  Statua  di  Minerva  in  Atene 
(C'onse)  36;  —  bassorilievo  ateniese:  adorazione  di  Minerva  (Conze) 
36;  —  arcaico:  di  Giovc  (Brunn)  86; —  Tiche  e  Plutos  (Friede- 
richs) 67;  —  Satiro  del  Museo  Vaticano  (Brunn)  65;  —  Satiro 
del  sig.  Fortunati  (Brunn)  65;  —  Bassorilievi  della  Villa  Medici 
(Brunn)  34;  —  ara  ltondanini  (Petersen)  83;  —  disco  di  marmo: 
Ercole  con  ramoscello  (Petersen)  68;  —  urna  vulterrana:  combat- 
timento  tra  Itali  e  barbari  (Brunn)  30;  —  urna  etrusca:  Laio  ed 
Edipo  (Brunn)  10;  —  busto  votivo  d'Apollo  (Ciwedoni)  192;  — 
di  Cicerone  (Huebner)  150 — 152.  c.  Bro'nxi,  ori  ecc:  Figurina 
di  bronzo  del  sig.  Saulini:  Giove  (Brunn)  85;  —  rnanico  di  bronzo: 
Aiace  furente  (Petersen)  66;  —  anello  d'ambra  (Brunn)  66;  — 
laminetta  d'argento  mitriaca  (Magnussen)  11.  d.  Pielre  incise: 
Gemma  con  Giove  seduto  in  trono  (Lovntti)  38;  —  Pasta:  Amore 
e  Psicbe  (Petersen)  68.  e.  Oyelli  d'osso:  Tessera  gladiatoria 
(Henzen)  152;  —  tcatrali  (Huebner)  128.  f.  Terrecotte:  Forma 
di  stueco:  Anliteatro  Flavio  (Pellegrini)  33;  —  lucerna  bacchica 
(Brunn)  65;  —  cid  ritratto  di  L.  Vero  (Pellegrini)  37;  —  cir- 
cense  (Henzen,  Detlefsen)  69;  82.  g.  Pitlura  vasculare:  Vaso 
della  Criinea:  Arpia  (Brunn)  86;  —  vasi  antiebissimi  di  Milo 
(Conze)  9;  —  greci:  di  Timonida:  Acbille  e  Troilo  (Pervnnoglu) 
46 — 47;  —  d'Atene  (Michaelis:  Brunn)  34.  47;  —  del  M.  Cain- 
pana:  giudizio  di  Paride  e  D.done  (Brunn)  67 — 69;  —  cbiusino: 
Cecrope  (Conze)  36;  —  nei  Musei  di  Parigi  e  di  Londra  (Conesta- 
bile)  210 — -218.  h.  Musaici:  di  Tor  de'Scüiavi:  le  stagioni  (Pe- 
tersen) 85;  —  di  Reims  (Desjardins)  113  — 116.  i.  Pitlura: 
Mercurio  e  Calisso  (Petersen)  84.  k.  Numismalica:  Ripostiglio  di 
Carrara  (Mommsen,  Cavedoni)  78 — 80:  124 — 126;  —  denario  di 
Valerio  Aciscolo  (Remedi)  126—128;  ripostino  di  Palombara  (Det- 
lefsen) 65",  —  quinario  di  M.  Catone  (Cnslellani)  80;  —  moneta 
de'  Lacedemonj  (Cnvedoni)  111  — 112.  f.  Epbjraßu:  Iscrizione 
greca  (Garrucci)  8;  65;  —  Iscrizioni  epicurce  greche  e  latine 
(Qarruccl,  Messung)  37 — 38; —  greca  dell' Apolline  cumeo  (Gar- 
rucci) 11;  —  iscrizioni  latine  dell' Asia  minore  (Henzen)  120  — 
12  4;  —  Postilla  all' iscrizione  de' propilei  eleusinj  (Cavedoni)  64; 
—  di  Leone  (Guerra)  252 — 253  —  iscrizione  di  Lione  (Henzen) 
10;  —  corfiniese  (Garrucci)  38;  39;  —  di  Furlo;  Trasacco  (Gar- 
rucci) 40;  —  dei  Marsi  Aniates  (Garrucci)  39  —  di  Saturnia 
(Garrucci)  11;  —  di  Mesa  ( Detlefsen)  10;  —  di  Palestrina  (Gar- 
rucci) 8;  —  eippi  terminali  dell'  Anio  vetus  (Garrucci)  39;  — 
Iscrizioni  della  via  latina  (Detlefsen)  81;  249  —  252;  —  di  porta 
Maggiore  (Detlefsen)  84;  —  di  s.  Alessandro  (Garrucci)  38;  — 
del  pago  Gianicolense  e  di  Trastevere  (Detlefsen)  48 — 63;  75 — 78; 
177—180;  (Garrucci)  06;  —  della  Bona  Dea  (Garrucci)  41;  — 
coli' alfabeto  latino  (Garrucci;  Henzen)  38;  67;  —  arcaica  del 
Museo  Kircheriano  (Garrucci)  38 — 39;  —  tavole  Jusorie  (Henzen) 
81—82;  —  bolli  di  s.  Anastasia  'Detlefsen)  69;  —  iscrizioni  delle 
lucerne  littili  (Detlefsen)  85;  —  bolli  dei  vasi  arelini  (Detlefsen) 
82  —  83;  —  Ostola  aquaria  (Cacedoni)  152  — 153);  —  lubi  di 
piorobo  trovati  a  Falerii  (Garrucci)  39 ;  —  formule  sepolcrali  ripe- 


tute  (Garrucci)  34 — 30;  —   arguzia    epigrafica   (Cavedoni)   153 — 
154;   —   osservazioni  sulle  iscrizioni  falische  (Detlefsen)  198 — 205. 

III.  OSSERVAZIONI.  Notizie  arebeologiebe  conservate  nel 
Kiriaco  d'Ancona  (Jahn)  180  — 192;  —  occliio  umano  con  doppia 
pupilla  (Curedoni)  240;  —  Primnesso  e  Cotico  (Cavedoni)  207 — 
208;  —  sui  fasti  capitolini  (Henzen)  218 — 224;  —  sul  sacerdos 
cabesis  (Mommsen)  205 — 207. 

IV.  LETTERATURA.  Grifi ,  L.  sopra  un  tratto  dei  fasti  con- 
solari  del  tempo  di  Augusto  (Henzen)  158  —  100;  annotazioni  al 
tomo  XXXII  degli  Annali   (Cavedoni)   155 — 158. 

V.  ADUNANZE  SOLENNE  Adunanza  solenne  intitolata  al 
natale  di  Winckelinann:  discorso  del  sig.  A.  de  Reumont  3 — 8;  — 
adunanza  solenne  della  fondazione  di  Roma :  discorso  del  medtsimo 
80-91. 

Revue  archeologique,  Nouvelle  Serie.  2e  annee.  Volume 
I  et  II.     Paris  1861.     Vgl.  Arcli.  Ana.  1861.     S.  138*. 

Enthält  unter  anderm  wie  folgt:  in  Volume  I  no.  I :  Les  toin- 
belles  d'Auvcnay  (A.  Bertrand  p.  1  —  11  pl.  I.  U).  Note  sur  un 
puids  Egyptien  de  la  collection  de  M.  Harns  d'Alexandrie  (F.  Cha- 
bas  p.  12  — 17);  les  Harpyies,  fin  (J.  F.  Cerguand  p.  18  —  35); 
les  Quinquegentiens  et  les  Babares,  anciens  peuples  d'Afrique 
(Creuly  p.  51— 5S);  explication  du  nom  d'artiste  AÜGtuoc  (Miller 
p.  59  —  03);  Bulletin  mensuel  de  l'Acadcmie  des  Inscriptions  et  de 
la  societe  des  antiquaires  de  France  (p.  65) ;  Rapport  fait  au  nom 
de  la  Commission  des  antiquites  de  France  par  M.  Alfred  Maury 
(p.  65  — 85);  Nouvelles  arche'ologiques  (p.  80  — 91).  —  In  no.  II: 
Lettre  de  M.  Auguste  Mariette  a  M.  le  vicomte  de  Rouge,  sur  les 
fouilles  de  Tanis  (p.  97  —  111);  memoire  sur  l'ancienne  voie  Aure- 
lienne  entre  Antibes  et  Aix  (Rabon  p.  112—128);  la  bulte  des 
croix,  tumulus  de  Linie  transforme  en  gibet  (Prioux  p.  129  — 144) ; 
Bulletin  mensuel  etc.  (p.  164— 170);  Nouvelles  archeologiques:  lettre 
de  M.  E.  Renan  a  MM.  A.  Maury  et  Egger  (p.  171  —  174).  — 
In  no.  III:  Periples  d'Afrique  dans  l'antiquite  (Robiou  p.  191 — 215); 
des  origines  de  la  Champagne  (iFArbois  de  Jubainville  p.  216 — 
220);  Bulletin  mensuel  etc.  (p.  248—252);  Nouvelles  archeologiques: 
inscriptions  relatives  a  des  Rationales  dcconverles  a  Constantine 
(p.  253—255).  —  In  no.  IV:  Sceaux  trouves  sur  des  anses  d'am- 
pbores  Thasionnes  (G.  Permi  p.  282  —  289);  instruments  en  silex 
taille's  tronves  dans  le  Diluvium  a  Quincy-sous-le-Mont  (M.  de  Saint- 
Marceaux  p.  290 — 297);  de  la  circoncision  chez  les  Egyptiens 
(C.  F.  Chabas  p.  298—300);  lettre  a  M.  Alfred  Maury  sur  diver- 
ses appellations  de  Mars  considere  comrae  divinite  topique  des  Gau- 
lois,  par  M.  le  baron  Chaudruc  de  Crazannes  (p.  311 — 310);  Bul- 
letin mensuel  etc.:  Rapport  a  l'empereur  par  E.  Renan  (p.  317 — 
336);  Nouvelles  archeologiques:  lettre  de  M.  Mariette  a  M.  Alfred 
Maury;  lettre  de  M.  Creuly  (p.  337—343).  —  In  no.  V:  Inscrip- 
tions trouvees  ä  Frejus  (C.  Alexandre  p.  370—375);  copie  recti- 
lie'e  du  milliaire  de  Tongres  (Creuly  p.  408  —  413;;  Bulletin  men- 
suel etc.  (p.  414—417).  —  In  no.  VT:  Bataille  d'Octodure  (F.  de 
Saulcy  p.  439 — 457);  inscriptions  trouvees  a  Frejus,  fin  (C.  Ale- 
xandre p.  458 — 466);  objets  en  bronze  decouverts  dans  le  departe- 
ment  de  l'Allier  (Tudot  p.  494 ;  pl.  XII);  Bulletin  mensuel  (p.  495— 
•497,  Alise-Seinte-Reine). 

Volume  II.  In  no.  VII :  Bataille  d'Octodure  (F.  de  Saulcy 
p.  ] — (j);  nouvelles  observations  sur  l'Inscription  greco-latine  trou- 
vce  a  Frejus  (E.  Miller  p.  10—19);  les  villes  de  la  Tripolitaine 
(M.  de  Krapff  p.  29.  30) ;  le  cedre  dans  les  hie'roglypbes  (Chabas 
p.  47—51);  armes  et  objets  divers  provenant  des  fouilles  exe'cu- 
tres  a  Alise-Sainte-Reine  (p.  66—68  zu  pl.  XIII);  Bulletin  men- 
suel etc.  (p.  69— 72).  —  In  no.  VIII:  Les  muse'es  et  les  col- 
lections  arche'ologiques.  I.  Le  Musce  de  Namur  (A.  Bertrand 
p.  82— 87);  les  descendants  iinmediats  d'£porvdorix,  d'aprcs  tine  m- 
scription  d'Autun  et  d'autres  documents  (Creuly  p.  110— 119);  ob- 
jets en  bronze  decouverts  ä  Neuvy,  pres  Orleans  (p.  138—140); 
e'pec  Romaine  (fouilles  d'Alise- Sainte-Reine  p.  141.  142  pl.XIV); 
Bulletin  mensuel  etc.  (p.  143  —  161.  rapport  a  l'empereur  par  M. 
Renan).  —  In  no.  IX:  Observations  historiques  sur  I'institution  qui 
correspondait  cbez  les  Alheniens  a  notre  etat  civil,  et  explication  de 
l'inscription  inedite  dune  plaque  de  bronze  provenant  d'Athenes 
(E.  Egger  p.  169—186);  e'tude  sur  divers  monuments  du  regne  de 
Toutmes  III,  decouverts  ä  Thebes  par  Mariette  (vicomte  de  Hou.oe 
p.  196—222);    Bulletin    mensuel   etc.   (p.  223  — 2i5).  rapport  de 


267* 


268« 


M.  Maury   au   nom  de  la  Commission   des   amiquite's   de   la  France 

p   227 244);    Bibliographie  (Apollon  Stroganoff   par  F.   Wicseler  ') 

p'  246).  In  no.  X:  Lettre  ä  M.  A.  Mnrielte  sur  quelques  mo- 
numents relatifs  aui  Hyq-s'os  (T.  Dererin  p.  249— 261,  pl.  XVI. 
XVII);  un  ceramiste  Arverne  Ed.  Tudnt  p.  262—264);  Notice  sur 
la  bataille  livree  par  Labienus  sous  les  raurs  de  Paris  (CA.  Lcnor- 
manl  p.  26a 290);  note  sur  le  tumulus  de  Forst  (M.  de  Bonslet- 
ten (p.  309—311);  Bulletin  mcnsuel  etc.  (p.  312— 322),  enthaltend: 
Lettre  de  M.  Wescher  sur  les  decouvertes  faites  a  Delphes;  lettre 
de  lt.  Ileuzey,  Charge  par  l'empereur  d'une  mission  scientifique  en 
Macedoine  etc.  Nouvelles  arche'ologiques :  Lettre  de  M.  G.  Perrot 
de  l'Asie  Mineure  (p.  323  — 327).  —  In  no.  XI:  Note  sur  l'era- 
manchement  des  haches  de  tronze  (Penguilly-l'Haridon  p.  329  — 
332,  pl.  XVIII);  etude  sur  divers  monuments  du  rigne  de  Tout- 
mes' 111    decouverts  a  Tbebes    par    II.  Marietle;    lin   (D.  de  Rouge 

p  344 372);    notes    sur    quelques    bronzes  Gaulois   trouves   pres 

d'Autun  {Bulliot  p.  373— 376);  II.  le  Muse'e  de  Be'sancon  [A.  Ber- 
trand p-  378  —  392);  lettre  sur  les  fouilles  ope'rees  dans  quelques 
tumulus  Gaulois  (F.  de  Saulcy  p.  393— 398);  Bulletin  mensuel  etc. 

/     30,9 40^    plaque   de  bronze  rentrant  dans  les   symbola  et  les 

äusseres  ä  inscripliun  (M.  Egger  p.  401  cf.  p.  474  s.);  Nouvelles  ar- 
cheologiques (p.  402— 404).  —  In  no.  XII :  Note  sur  la  Ne'cropole 
Gauloise  de  Brullv  et  sur  cellc  du  bois  de  la  Perrouse,  di;pendant 
dAuvenay  (F.  de  Sauley  p.  409—412,  pl.  XIX);  sur  les  anciens 
sites  de  la  Tripolitaine  [Vitien  de  Saint- Martin  p.  413  —  424); 
revision  critique  d'un  ternoignage  de  Ciceron,  concernant  les  artistes 

Grecs    (Egqer  p.  425 i31);    spicilegium    de    quelques    monuments 

ecrits  ou  anepigraphes  des  Etrusques,  Clusium,  Orviette,  Perouse, 
muse'es  de  Boine  et  Trente  (Ginncarlo  Conestabile  p.  432—452); 
quelques  diflicultcs  du  second  livre  des  commentaires  de  Cesar  etu- 
die'es  sur  le  terrain  (Crevly  et  Alex.  Bertrand  p.  453 — 466);  une 
ville  Hoinerique,  sa  Vcropole,  decouvertc  par  Auguste  Salzmann 
(Khodische  Ausgrabungen  auf  Kameiros  p.  467—472) ;  Bulletin  men- 
suel etc.  (p.  473—475,  carte  de  Gaule  p.  473);  Nouvelles  arcbe'olo- 
giques  et  correspondance  (anliquile's  Gauloises  Cochett  p.  480  ss.). 

Revue  numismatique  etc.,  nouvellc  Serie,  tome  sixieme. 
Paris  1861.  8.     Vgl.  Arch.  Anz.  1861.    S.  139*. 

Enthalt  unter  anderm  wie  folgt:  In  no.  I:  Etudes  de  numis- 
matique  asiatique,  Co  (W.  II.  Waddingion  p.  1— 22  pl.  I.  II);  Lettre 
ii   M.  Adr.   de  Longperier  (J.  Erans  p.  62—64);    Lettre  de  Vaillant 

(4.  L.  p.  6  1 67);  Monnaies  romaincs  de  la  collection  de  M.  Ilcrpin 

(J  W.  p.  67 73).  —  ln  n0-  ":  Lettre  a   M.  de  Longperier  sur  la 

numismatique  Gauloise  XII  (F.  de  Saulcy  p.  77  — 90);  Monnaies 
inedites  imperiales  romaines,  grecques  et  colonialcs  {J.  Sabatier  p.91 
—  105,  pl.  IV.  V).  —  In  no.  III:  Lettre  a  M.  de  Longperier  sur  la  nu- 
mismatique Gauloise  XIII  (F.  de  Saulcy  p.  165— 179);  le  nummus 
Tullianus.  Lettre  a  M.  A.  de  Longperier  (V.  Vasquez  Queipo  p.  180— 
200) ;  De  quelques  medailles  suppose'cs.  Victorina,  Lollianus,  L.  Aelianus 
(J.  de  Witte  p.  201—  210,  pl.  IX);  Description  generale  des  mc- 
daillons  contorniates  par  .1.  Sabatier  (J.  W.  p.  238  — 247).  —  In 
no.  IV:  Monnaies  de  plomb  d'Alise  (A.  de  Longperier  p.  253 — 256 
mit  Vignette);  Essai  sur  les  medailles  de  la  famillc  de  Gallien 
(.4.  D«-iH*p.2J7— 289,  pl.  XII);  Orgitorix,  fils  d'Atepillus  (p.  326); 
Prix  de  numismatique  (p.  327);    Decouvertes  de  monnaies  (p.  332). 

[n  no.  V:   Monnaies  des  Saiasses  (A.  de  Longperier  p.  333  —  347, 

p|^  XV).   In  no.  VI:     Pieces  gnllo-grecques  de  Marseille  (.4.  Car- 

penlin  p.  397—406  pl.  XVII);  Monnaies  du  se'rapeum  de  Memphis. 
Tro^aille  de  Myt-P.ahineh  (A.  de  Longperier  p.  407—428,  pl.  XYlllj ; 

■)  In  diesem  Bericht  wird  der  Deutung  Apollo  StroganofT  auf 
die  Bestrafung  des  Marsyas  mit  folgendem  Zusatz  gedacht  (p.  247): 
M.  Gerhard  nuus  muntre  que  Ic  caracterc  demoniaque  de  Marsyas 
iustilierait  l'einploi  de  cette  peau  corame  cpouvantail  dans  un  com- 
bat contre  le  ge'nie  de  la  contagion.  Der  Herausgeber  unserer  Zeit- 
schrift, den  diese  Aeusserung  trifft,  ist  sich  jedoch  nicht  bewusst, 
sie  in  diesem  Anzeiger  v.  J.  no.  151  ff.  oder  sonst  irgendwo  ver- 
schuldet zu   haben.  A.  d.  II. 


Description  historique  des  monnaies  frappees  sous  l'empire  romain, 
par  M.  Henri  Cohen  {Cavedoni  p.  479  —  489);  The  Nuraismatic 
Chronicle,  nouvelle  se'rie,  publiee  par  M.  M.  IV.  Vaux  et  John 
Evans  (p.  489). 

Bulletin  de  la  socie'te  pour  la  conservation  des  mouuments 
historiques  d'Alsace.  IV  volume  1860  —  1861  premiere 
partie.  Proces-verbaux.  Paris  et  Strasbourg  1861,  50  S. 
1  photogr.  Tafel.  8. 

Cohen  (H):  description  historique  des  monnaies  frappees 
sous  l'empire  romain,  communement  appelees  medailles 
imperiales.  Vol.  IV.  V.  503  p.  XX  pl.;  629  p.  XVI  pl. 
Paris  1860;  1861.  8. 

Ueber  Vol.  I.  II  vgl.  Cavedoni  in  der  Revue  numismatique  1861 

p.  479ss. 

rtviATj  ai'viX  ivat  f  iwv  ftil.üv  ifjg  iv  'Ad-r^vaiQ  uq- 
%auoXayixij$  natotuc,  ovyy.poTtj&uoa  tT;  2.  Iovkiov 
1861.  Ev  'A&r^ui;  1861.  34  S.  1  Plan. '4. 
Gcrlach  (F.  D.):  Der  König  Hiero  und  Marcus  Claudius 
Marcellus,  oder  die  Eroberung  von  Syrakus.  Basel  1861. 
39  S.  4. 
Guidohaldi  (D.  de'):    Su  tre  dipinti   murali  Pompeiani  di 

Danae  e  Perseo.     Napoli  1861.     29  S.  1  Tav.  4. 
Hultsch  (F.):  Griechische  und  römische  Metrologie.    Ber- 
lin 1862.     327  S.  8. 
Janssen  (L.  J.  F.):    Overdrukken  etc.     [Sammlung  ver- 
mischter    Aufsätze     aus     verschiedenen     Zeitschriften. 
1861].  8. 
Lindenschmit  (L.):    Die  Altert hiimer  unserer  heidnischen 
Vorzeit.    Herausgegeben  vom  römisch-germanischen  Cen- 
tralmuseum  in  Mainz.     1  —  9.  Heft.      (Jedes  Heft  zu  8 
Tafeln  nebst  2  Bogen  Text.)     Mainz  1861.  4. 
Lenormunt  (Ch.):     Memoire  sur  les   representations  qui 
avaient  lieu   dans  les   mysteres   d'Eleusis.     Paris  1861. 
103  S.  4. 
Liilzow  (C.  F.  A.  von):  Münchens  Antiken.     Zweite  Lie- 
ferung.    München  1862.     S.  13—22.    Taf.  7—12.   Fol. 
Enthaltend  auf  Taf.  7  Artemis  (Ceres),    Glyptothek  [vorher  mit 
modernem  Füllhorn  versehen  und  daher  als  Ceres  benannt].  —  Taf.  8 
Grabrelief  [Familicnsccne],  Glyptothek.  —  Taf.  9  Hermencultus,  Glyp- 
tothek. —    Taf.  10   Athena   [Agorcia,    Erzfigur],    Antiquarium.   — 
Taf.  11.  12  Vasengemälde  (Kontos],  Pinakothek. 

Lisch  (G.  C.  F.):     Ueber   die  ehernen  Wagenbecken  der 

Bronzezeit.     Schwerin  1860.     2S  S.  8. 
Michaelis   (A.)-.     Inschrift   aus  Tegea.     Aus  Fleckeisen 's 

Jahrbüchern  1861.     S.  585—596.  1  Taf.  8. 
Notice    sur    les    objets    d'art    de   la    Galerie   Campana   a 

Korne  acquis  pour  le  musee  imperial  de  l'Ermitage  [par 

M.   Gucdeonow].     Paris  1861.   113  S.  8. 
Newton   (C.  T.,    assisted  by   R.  P.  Pilllan):     A  History 

of  Discoveries  at  Halicamassus,  Cnidus  and  Brauchidae. 

London  1862.  Fol.  (Vgl.  Allgemeine  Zeitung  1862  no.  43). 
Reinaud :     Memoire    sur   le   commencement   et   la   fin    du 

Royaume  de  la  Mesene   et   de  la  Kharacene  et  sur  l'e- 

poque   de   la   redaction  du  periple  de  la  mer  Krythree. 

Paris  1861.  104  S.  8. 
Sabatier  (J-):     Description   generale   des  medaillons  con- 

torniates.     19  pl.     Paris  1860.     Vgl.   Revue   numismat. 

S.  238  ss. 
Schillbuch  (R.):     Ueber  das  Musenthal  im  Helikon,    eine 

archäologisch -topographische  Abhandlung,   nebst   einer 

Karte  und  Zeichnung.    Breslau  1862.  12  S.  4. 


Herausgegeben  von  E.   Gerhard. 


Druck  und  Verlag  von  G.  Reimer. 


269* 


270* 


ARCHÄOLOGISCHER  ANZEIGER. 

Zur  Archäologischen  Zeitung,  Jahrgang  XX. 


M  158. 


Februar  1862. 


Allgemeiner  Jahresbericht.  —  Beilagen    zum  Jahresbericht:     3.  Museo  Campana  in  Russland;     4.  Newton's  Halikarnass 
und  Knidos;     5.  Lenormant    über  Mysterienbilder.    —    Wissenschaftliche  Vereine:     Rom    (archäologisches  Institut).  — 

Neue  Schriften. 


I.     Allgemeiner    Jahresbericht. 

(Schluss  zu  Seite  255*.) 


III.  Litteratub.  Die  archäologische  Litteratur  ist 
noch  immer  vorzugsweise  durch  die  ihr  eigens  gewid- 
meten periodischen  Schriften  des  römischen  Instituts  ''') 
gefördert,  denen  wenig  andre  selbständige  Zeitschriften  *"), 
aus  akademischen  und  Vereinsschriften")  aber,  wie  aus 
den  Zeitschriften  allgemein  philologischen  Inhalts  *2),  man- 
che schätzbare  Arbeiten  zur  Seite  gingen.  Im  einzelnen 
sind  zunächst  verschiedene  neue  Beiträge  zur  Periegese 
und  Topographie  der  klassischen  Welt  zu  rühmen,  wie 
solche  durch  mehrfache  Bereisungen  Griechenlands  und 
auch  durch  die  oben  erwähnte  antiquarische  Erkundung 
Spaniens  sich  ergeben  haben  *')■  Die  Litteratur  der  grie- 
chischen **)  sowohl  als  römischen")  Alterthümer  ist  nicht 
leer  ausgegangen,  und  auch  die  Bearbeitung  der  Mytho- 
logie "")  ist,  einseitiger  Tendenzen''")  unbeschadet,  noch 
immer  im  Fortschritt  begriffen;  ebenso  steht  es  mit  der 
aus  monumentaler  Anschauung  erweiterten  Kunstmytho- 
logie >s),  von  deren  Vervollständigung  auch  die  Mysterien- 
bilder sieh  nicht  mehr  aussehliessen  lassen*').  Die  Kunst- 
geschichte, im  Allgemeinen  begünstigter,  hat,  wenn  nicht 
grössere  Werke,  doch  manche  neue  Anregung  aufzu- 
weisen. Für  die  Geschichte  der  Baukunst  und  ihrer  Denk- 
mäler gewährt  soeben  uns  Newton's  Werk  über  Halikar- 
nass und  Knidos  einen  längst  erwarteten  ungewöhnlich 
reichen  Beitrag,  und  sind  auch  die  Ausführungen  wichtig 
mit  welchen  Bötticher  seine  Theorie  agonaler  Festtempel 
neu  unterstützt  hat  '").  Auch  im  Gebiet  der  bildlichen 
Denkmäler  steht  man  nicht  still.  Das  Zeitalter  museogra- 
phischen  Wetteifers  ist  vorüber;  doch  ist  ein  Gesaratwerk 
über  Münchens  Antiken  eröffnet,  und  von  Rom  her  kom- 
men stattliche  Publikationen  vatikanischer  und  lateranensi- 
scher  Skulpturen  allmählich  zu  unserer  Kunde51),  woneben 
auch  einzelne  Statuen  5")  und  Reliefs  ")  durch  gelehrte 
Kunsterklärung  unserm  Verständniss  näher  gerückt  wor- 
den sind.  Ansehnliche  etruskische  Urnen  von  einer  fa- 
belhaft gesteigerten  stylistischen  Wichtigkeit  hat  das  rö- 
mische Institut  publicirt,  von  welchem  auch  eine  Gesamt- 
ausgabe dieser  so  wichtigen  als  seltsamen  Denkmälergat- 
tung gleichzeitig  unterstützt  wird  M).  Andrerseits  wird  das 
etruskische  Alterthum  auch  durch  den  neueröffneten 
Ergänzungsband  meiner  etruskischen  Spiegel  ,s)  gefördert 
und  auch  in  Bezug  auf  seinen  Gemmenvorrath  ••)  beachtet. 
In  bekannter  selbständiger  Weise  hat  nach  wie  vor  auch 
die  Litteratur  der  alten  Münzkunde  ihren  Fortschritt "). 
Für  Denkmäler  und  Geschichte  der  alten  Malerei  ist  es 
forderlieh  sowohl  deren  Erklärung  im  Einzelnen  als  auch 
die  Streitfrage  über  die  Wirklichkeit  philostratischer  Ge- 
mälde   mit   Gründlichkeit    fortgeführt  zu   sehen  '").      Die 


Vasenkunde  hat  durch  Abschluss  der  Pariser  Elite  cera- 
mographique  so  wie  durch  Herausgabe  mancher  neuer 
inedita,  hauptsächlich  des  eleusiuischen  Prachtgefässes 
aus  Kertsch,  gewonnen  5P),  und  auch  zur  Erklärung  schwie- 
riger Vasenbilder  hat  es  an  Beiträgen,  zum  Theil  von 
durchgreifender  Art,  nicht  gefehlt1'").  Inschriften  betref- 
fend ,  so  lässt  der  stete  Zuwachs  griechischer  Inschrift- 
steine den  bisher  verzögerten  Abschluss  des  Corpus  in- 
scriptionum  graecarum  zugleich  mit  ergänzender  Fort- 
setzung seines  Inhaltes  zuversichtlicher  verhoffen  "}.  Es 
geschieht  dies  in  einem  Zeitpunkt,  in  welchem  die 
gleichfalls  von  Jahr  zu  Jahr  neu  anwachsende  Litte- 
ratur der  römischen  Epigraphik  sich  in  dem  Corpus  latei- 
nischer Inschriften  zusammendrängt,  dessen  so  gut  wie 
vollendeten  ersten  Band  wir  als  wichtigste  Neuigkeit  dieses 
bibliographischen  Abrisses  vorläufig  begrüssen,  ohne  die 
bisher  erschienenen  einzelnen  Beiträge  zur  römischen 63) 
oder  auch  altitalischen  ")  Inschriftkunde  zu  übersehen. 

Unter  den  Verlusten  des  jüngst  vergangenen  Jahres 
konnte  für  unsere  Studien  kaum  ein  andrer  empfindlicher 
sein  als  das  Hinscheiden  Ludwig  Preller's,  dessen  viel  be- 
währte Thätigkeit,  insonderheit  für  die  Mythologie,  zu- 
nächst unersetzt  bleibt  *3). 

Berlin,  im  März  1862.  E.   G. 

III.     Litteratur. 

39)  Das  Institut  für  archäologische  Correspondenz  hat  unter 
der  Leitung  von  Henzen  und  Brunn  seine  Annalen  Denkmälerhefte  und 
Monatsberichte  auch  für  das  »ergangene  Jahr  inhaltreich  fortgesetzt. 
Vgl.  oben  S.  263*  ff. 

"")  Von  archäologischen  Zeitschriften  ist,  abgesehen  von 
den  eben  gedachten  Werken  des  römischen  Instituts ,  ausser  dieser 
unserer  Zeitschrift,  im  Augenblick  nur  noch  die  Pariser  'Revue 
archeologique'  (oben  S.  266' ff.)  zu  nennen,  deren  Inhalt  zwar  kei- 
neswegs bloss  dem  klassischen  Alterthum  gilt.  Um  so  erfreulicher 
ist  es,  durch  den  zu  Athen  neuerwachten  wissenschaftlichen  Eifer 
zwei  besonders  für  Epigraphik  (Anm.  61)  fruchtbare  Zeitschriften, 
den  wie  wir  vernehmen  bereits  seit  Jahr  und  Tag  erscheinenden 
^tXCaxoiQ  und  die  neu  eröffnete  Folge  der  'EtfrjUin'ic  ägyaioXo- 
yixi]  hier  erwähnen  zu  können  (unten  S.  284*).  Unerwähnt  darf 
endlich  auch  das  früher  so  viel  bewährte  'Bullettino  Napolitano'  hier 
nicht  bleiben;  dasselbe  scheint  mit  Abschluss  des  Jahrgangs  1859 
eingegangen  zu  sein,  soll  aber  dem  Vernehmen  nach  als  'Bullettino 
Italiano'  neu  aufleben. 

*')  Akademische  und  Vereinsschriften.  Aus  a)  akademi- 
schen Werken  wurden  (oben  S.  220*.  235*  f.  284*)  archäologische 
Arbeiten  von  E.  Curtius  (Göttingen),  Gerhard  (Berlin),  Otto  Jahn 
(Leipzig),  Kiepert  (Berlin),  Lenormant  (Paris),  Ol  erbeck  (Leipzig), 
aus    6)  Vereinsschriften  die  Arbeiten  der  Alterthumsfreunde  zu  Bonn 


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Mainz  und  Trier,  neuerdings  auch  der  zu  Zürich  erscheinende  'anti- 
quarische Anzeiger'  uns  kund. 

**)  Philologische  Zeitschriften.  Das  rheinische  Museum  von 
WOcher  und  Kitschi,  der  durch  E.  v.  Leutsch  besorgte  Philologus 
und  FleckeiseiVs  Jahrbücher  der  Philologie  haben  erfreulichen  Fort- 
gang (unten  S.  284*). 

,3)  Topographie.  Für  Periegese  und  Ortskunde  a)  Grie- 
chenlands bietet  der  Reisebericht  von  Conze  und  Michaelis  (S.  234*. 
246*11.)  manchen  schätzbaren  Zuwachs,  der  zweite  Band  aber  der 
-esammelten  Schriften  von  h.  Ross  (S.  252*)  und  der  von  Jahn 
commentirte  Abschnitt  des  Pausanias  über  die  Athenische  Burg 
iS.  235*  Michaelis  ebd.)  manche  zu  neuer  Würdigung  empfohlene 
Thatsache  dar.  [Eben  geht  auch  \ewlons  grosses  Werk  über  Hali- 
karnass  und  Knidus  uns  zu  und  veranlasst  die  in  unserer  Beilage  4 
darüber  enthaltene  Auskunft.]  Griechische  Ueberreste  des  südlichen 
Uusslands  hat  Slephani  (S.  2  2  5*  ff.)  gründlich  erläutert.  Hinsicht- 
lich b)  römischer  Orts-  und  Denkmälerkunde  ward  der  neuen 
Erkundung  Spaniens  schon  oben  (Anm.  15)  gedacht.  Den  Römer- 
strassen am  Rhein  gilt  eine  nachgelassene  Arbeit  des  Major  Schmidt 
(S.  251*)",  römische  Bäder  bei  Allenz  a.  d.  Mosel  bat  E.  uus'm 
Weerlh  (S.  252*)  erläutert.  'Der  wahre  Zug  der  römischen  Militär- 
strasse von  Cilli  nach  l'eltau'  wird  im  Archiv  für  Kunde  österreichi- 
scher Geschichlsquellen  XXVI  S.  45 — OB  von  R.  Knabl  bespro- 
chen. Für  helvetische  Alterthümer  ist  ein  Nachtrag  zu  Bonstetten's 
(S.  234")  Werk  und  die  Fortsetzung  des  in  Zürich  erscheinenden 
Anzeigers  (Anm.  416)  zu  rühmen.  Für  'die  römischen  Funde  in 
Serbien'  ist  ein  von  F.  Kanilz  angelegtes  Verzeichniss  dortiger  Denk- 
mäler und  Fundorte  (anziehend  auch  durch  die  Notiz  häufiger  Votiv- 
steine  des  phrygischen  Attis)  in  den  Sitzungsberichten  der  kaiserlichen 
Akademie  (phil.-hist.   Kl.)   1861   S.  195  ff.  erschienen. 

"*)  Griechische  Alterthümer  sind  in  ihrer  ethnographi- 
schen Wurzel  durch  zwei  akademische  Abhandlungen  Kieperts  über 
Pelasger  und  Leleger  (S.  22t)"),  in  ihrer  sinnvollen  Sitte  durch  die 
neueste  Abhandlung  über  Weihgeschenke  von  E.  Curtius  (S.  251*) 
erläutert  wurden. 

4S)  Römische  Alterthümer  sind  im  zweiten  Theile  des 
schon  früher  erwähnten  Werks  von  Guhl  und  Koner  (S.  239*)  an- 
sprechend behandelt. 

**)  Mythologie.  Ihren  rüstigsten  Bearbeiter  hat  die  grie- 
chische Mythologie  in  Ludwig  Preller  unmittelbar  nach  Vollendung 
der  zweiten  Ausgabe  seines  Handbuchs  (II.  1861)  verloren.  Eine 
Sammlung  seiner  zerstreuten  mythologischen  Aufsätze  bleibt  zu  wün- 
schen. Im  Einzelnen  hat  Overbeck  die  Zeusreligion  (S.  236*), 
SchwencH  die  homerischen  Giganten  (S.  283*  im  Sinn  des  phüaki- 
schen  Todtenreichs),  E.  Genlhe  die  Windgottheiten  (S.  235*,  vorerst 
die  des  Orients)  besprochen;  fortgesetzt  ward  auch  die  Mythologie 
von  B.  D.  Müller  (S.  235*).  Namen  und  Cultusbezüge  der  grie- 
chischen Vorgebirge  sind  in  einem  Aufsatz  von  E.  Curtius  'zur  geo- 
graphischen Onomatologie  (S.  235*)  beleuchtet.  Für  asiatische  Cul- 
tusbezüge ergiebig  ist  Bachofens  Werk  über  das  Mutterrecht  (S.233*). 
Dem  Entwickelungsgang  des  griechischen  Mysterienwesens  gilt  meine 
Abhandlung  über  Orpheus  und  die  Orphiker  (S.  235*). 

4")  Mythologische  Tendenzen.  Von  zwei  überaus  gelehr- 
ten Forschungen  dieses  Gebiets  hat  Bachofens  Muttenechl  (S.233*) 
mit  überbrauchtcr  Symbolik,  Bathtjeber's  Gölterwesen  der  Aeoler 
|S.  237")  mit  eigenwilliger  Hockstellung  eines  von  Achaeern  und 
Doriern  allzuwcnig  gesonderten  Vulksstamms  zu  kämpfen.  Die  ety- 
mologische Ausbeutung  der  Mythologie  hat  Lenormant  in  der  nun 
abgeschlossenen  Elite  ceramographique  (S.  235')  bis  auf  Extreme 
verfolgt,  in  die  man  nicht  einstimmen  kann ,  welche  jedoch  durch 
seinen  nachgelassenen  Commentar  über  den  platonischen  Kratylos 
(S.  235*)   begreiflicher  werden. 

48)  Kunstmythologie.  Ausser  den  erst  neulich  von  uns 
besprochenen  (S.  2i9*IT)  Denkmälerheften  von  Wieseler  ist  das 
hiesige  Festprogramm  über  Apollon  Karneios  (oben  S. 251*),  eine  auf 
Cultusbilder  der  Münzen  gegründete  Abhandlung  von  L.  Müller  über 
punischc  Götterbilder  (S.  252*)  und  die  eben  erschienene  Schrift 
von  R.  Kekule  über  Melcager  (oben  S.  239*.  252*)  nebst  einigen 
andern  Monographien  (Dördelmann  S.  220*  Liiwenherz  S.  235")  zu 
erwShnen. 

**)  Mysterien  bilder.  Den  in  Millin's  Gallerie  und  in  Müller- 
Wieselcr's  Denkmälerheften,  der  Anlage  dieser  Werke  gemäss,  wenig 
oder  gar  nicht  vorhandenen,  hauptsächlich  auf  orphischer  Grundlage 


beruhenden  Bilderkreis  habe  ich  im  fünften  Abschnitt  meiner  Ab- 
handlung über  Orpheus  und  die  Orphiker  in  seinen  Hauptzügen  dar- 
zulegen versucht.  Ebenfalls  dahin  einschlagend  ist  die  aus  Lenor- 
mant's  Nachlass  soeben  erschienene ,  in  unserer  Beilage  4  näher 
bezeichnete,  Abhandlung  über  das  sinnvolle  Schaugepränge  der  Eleu- 
sinien. 

5")  Geschichte  der  Baukunst.  Newtons  längst  erwar- 
tetes grosses  Werk  über  Halikarnass  und  Knidos,  lehrreich  für  das 
Mausoleum  samt  andern  Tempeln  und  Grabdenkmälern  jener  Gegend, 
ist  soeben  erschienen  (S.  268*)  und  wird  in  unserer  Beilage  4  be- 
sprochen. Bötticher's  von  einer  Apologie  seines  agonalen  Festtem- 
pels ausgehende  Erläuterungen  sind,  in  fünf  Abschnitte  vertheilt,  im 
Philologus  (unten  S.  234*)  abgedruckt.  Eine  selbständige  Ansicht 
über  den  antiken  Parthenonsbau  ward  von  Strack  vorgetragen 
(S.  195*)  und  soll  in  diesen  Blattern  ausgeführt  werden  zu  Tafel 
CLX.  CLXI.  Ueber  die  Aufgangstreppe  der  Propyläen,  die  nicht 
aus  deren  erster  Anlage  sondern  erst  aus  der  Zeit  Hadrians  her- 
zurühren scheint ,  hat  der  russische  Architekt  Iwanoff  (Annali 
1861  p.  271  ss.)  gehandelt.  Hieher  gehörig  ist  endlich  auch  die  oben 
S.  176*  erwähnte  Schrift  von  Pyl  über  die  Rundbauten  der  griechi- 
schen Kunst. 

''')  M  useo  graphis  ches.  Noch  nicht  zu  unserer  Ansicht  ge- 
langt ist  der  vor  Jahr  und  Tag  zu  Rom  erschienene  dritte  Band  des 
Museo  Chiaramonti  und  der  ebendaselbst  mit  Text  von  Garrucci  neu 
erschienene  erste  Band  der  Denkmäler  des  Laterans.  Näher  liegt  es 
uns  der  verdienstlichen,  hauptsächlich  Sculpturen  umfassenden,  Her- 
ausgabe der  'Münchener  Antiken'  durch  Hrn.  von  Lützow  (oben 
S.  176*.  220')  hier  zu  gedenken,  von  welcher  bis  jetzt  zwei  Hefte 
erschienen  sind.  Neue  Verzeichnisse  sind  von  der  Berliuer  Skulp- 
turensammlung (Aufl.  36)  und  von  der  Sammlung  der  Gypsab- 
güsse  zu  Dresden  erschienen  (S.  235*);  nicht  minder  willkommen 
ist  die  durch  E.  Guedeonow  veröffentlichte  museographische  Notiz 
der  nach  Bussland  verkauften  Auswahl  des  Museo  Campana  (s.  Bei- 
lage 3).  Ein  Versuch  Provincialsammlungen  Frankreichs  zu  beschrei- 
ben ist  in  der  Revue  archeologique  (II  p.  81ss.  377ss.  381  ss.)  mit 
Namur  und  Besancon  gemacht  worden. 

5*j  Statuarisches.  Die  archaische  Bildung  des  Hermes  Krio- 
pboros,  in  einer  unteritalischen  Erzfigur  auf  Apoll  übertragen,  ist 
weiterem  Nachdenken  empfohlen  worden  toben  S.  238*.  251*  Frie- 
derichs}.  Zur  Erklärung  alter  Marmorwerke  gingen  reichliche  Bei- 
träge ein,  indem  Jahn  über  die  Gruppe  von  Orest  und  Elcktra 
(oben  S.  235*),  Wieseler  und  andere,  durch  Slephani  angeregt, 
über  den  Bclvederiscben  und  Stroganoff'schen  Apoll  (oben  S.  209*  IT. 
220*.  236*),  Lloyd  über  die  Giebelsculpturen  des  Parthenon  (S.235*) 
ausführlich  gehandelt  haben,  Bölticher  über  die  Gruppe  von  S.  Ilde- 
fonso  iS.  194*)  sich  äusserte  und  Friederichs  (S.  101*)  die  attische 
Gruppe  von  Eirene  und  Plutos  im  Vatican  nachzuweisen  versuchte. 
Von  plastischen  Ueberresten  alter  Votivbestimmung  ist  'die  Heddern- 
heirner  Votivhand'  durch  J.  Becker  (oben  S.  234*)  gelehrt  erläutert 
worden. 

'-')  Von  bekannten  Reliefs  hat  das  Xanthische  Nereidenmo- 
nument seine  geschichtliche  Deutung  durch  Urlichs  (oben  S.  236*) 
aus  der  Belagerung  von  Telmessos  erhalten ,  das  Giustinianische  der 
Zeuserziehuiig  ward  von  Overbeck  (S.  236*)  seiner  alten  Erklärung 
neu  zugesprochen,  wobei  hauptsächlich  die  Efeubekränzung  der  pfle- 
genden Nymphe  noch  immer  Bedenken  zurücklässt.  Ueber  das  eleu- 
sinisebe  Relief  (oben  S.  194*.  Overbeck  unten  S.  284*)  sind  neue 
Ansichten  aufgestellt,  welche  noch  ihres  Abschlusses  bedürfen;  neue 
Anregung  ward  zu  Prüfung  der  gangbaren  Deutung  des  Reliefs  von 
Kleuliis  und  Biton  (S.  205*)  wie  auch  zum  Verständniss  der  Port- 
laiidvase  (S.  192' f.  195*f.)  gegeben.  Als  umfassende  Erklärung 
eines  in  seinen  Reliefs  vielfach  anziehenden  Grabdenkmals  Ist 
Petersens  ausführlicher  Text  zum  'sepolcro  di  via  latina'  in  den 
Annalen  des  römischen  Instituts  (oben  S.  220*)  zu  beachten,  wone- 
ben mehrere  in  den  Annali  abgebildete  und  besprochene  Reliefs 
(oben  S.  263* ff.),  vorzugsweise  die  aus  Melos  herrührenden  zwei  auf 
Orestes  bezüglichen  Thonplatten  (Mon.  dell'  Inst.  VI,  57,  I.  2.  AiiikiIi 
p.  3i0ss.),  wie  auch  das  aus  Philippopolis  herrührende  hieratische 
Votivrelicf  einer  Augenkranken  (Ann.  tav.  S.  p.  380 ss.  oben  S.  190") 
in   Betracht  kommen. 

M)  Etruskisc he  Urnen,  angeblich  'lydisch-pelasgische':  Mon. 
dell'  Inst.  VI,  59.  60.  Annali  p.  40iss.  Ein  Gesamtwerk  etruskischer 
Urnen  beabsichtigt  Brunn  unter  Mitwirkung  des  Instituts  herauszugeben. 


273* 


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")  Etruskiscbe  Spiegel.  In  den  bis  jetzt  neu  erschiene- 
nen drei  Lieferungen  eines  dritten  Bandes  ist  mein  so  betiteltes  Werk 
bis  auf  Tafel  CCLXX  fortgeführt  und  mit  dem  nachträglichen  Text 
der  früheren  Bande  verseben  wurden. 

**)  Gern  menkundc.  Die  etruskischen  Skarabäcn  heroischen 
Inhalts  hat  Ruthgeber  bebandelt  (oben  S.  230*). 

•*:)  Münzkunde.  Die  französische  'Kevue  numismatiejue' (oben 
S.  207*)  hat  ihren  regelmässigen  Fortgang.  Das  durch  L.  Müller 
herausgegebene  Werk  afrikanischer  Münzkunde  ist  fortgesetzt  (S. 235*). 
Cohens  Verzeichniss  der  Kaisermünzen  ist  mit  dem  fünften  Band 
abgeschlossen ,  von  Sabotier  ein  Gesanüwcrk  über  die  Contorniaten 
(S.  2138*)  veröffentlicht  worden. 

")  Wandgemälde.  Welcker's  Test  zum  Ternite'schen  Werk 
ist  als  vierter  Theil  seiner  allen  Denkmäler  (oben  S.  230*)  neu  ab- 
gedruckt ;  Brunns  gegen  Friederichs  gerichtete  Apologie  der  l'hilo- 
stratiseben  Gemälde  (S.  234*.  erschien  im  Supplemcntband  von  Fleck- 
eisen's  Jahrbüchern.  Für  die  Gemälde  der  Stoa  Poikile  hat  Schäfer 
eine  scharfsinnige  Vermuthung  aufgestellt  (oben  S.  241*). 

59)  Vasenkunde.  Die  stets  erhebliche  Unterscheidung  grie- 
chischer und  italischer  Technik  machte  ein  neues  Verzeichniss  von 
Vasen  athenischen  Fundorts  (oben  S.  197*  ff.)  uns  willkommen.  Die 
von  Lenormant  und  de  Witte  herausgegebene  Elite  ceramograpbique 
(oben  S.  235")  ist  mit  dem  vierten  Band  abgeschlossen.  Das  eleu- 
sinische  Prachtgefäss  aus  Kertsch  erschien  mit  Slephnni's  Text  im 
'Compte-rendu'  der  südrussischen  Ausgrabungen  (oben  S.  255* ff.). 

"")  Vasenerklärung.  Die  Darstellungen  griechischer  Dichter 
auf  Vasenbildern  bat  in  einer  reich  ausgestatteten  Abhandlung  Jahn 
besprochen  (oben  S.  220*).  Als  neue  Deutung  rätbselhafler  Vasen- 
bilder ist  von  Welcher  ein  der  Titanomachie  entnommener  Brautge- 
sang Apolls  zur  Hochzeit  von  Zeus  und  Hera  in  Erwägung  gekommen 
(Annali  p.  293ss.  oben  S.  240*);  unedirte  Vasen  der  Minervengeburt 
hat  Hnitlez  zu  Tafelst)  der  Monumenti  (Annali  p.  299  ss.)  erläutert. 
Andre  beachtenswerthe  Vasenerklärungen  gab  Brunn  in  den  Sitzun- 
gen des  archäologischen  Instituts  (vgl.  oben  S.  100*  Achills  Abreise, 
Eris  beim  Pariszug,  S.  101*  angeblicher  Dolon).  Eine  Gelegenheits- 
schrift    von    IV.  Kunitzer  (S.  235*)    behandelt    auf  Grund    des    aus 


Schaubert's  Besitz  jetzt  zu  Breslau  befindlichen  Originals  eine  früher 
durch  Welcker  herausgegebene  Inschriflvase,  des  Herakles  Kampf  mit 
der  Hydra  darstellend. 

61)  Griechische  Inschriften.  Umfassende  Iiegister,  mit 
welchen  das  Böckbische  Corpus  inscriptionum  abschliessen  soll,  wer- 
den seit  längerer  Zeit  vorbereitet.  Inedila  aus  neuen  Funden  liefern 
besonders  die  periodischen  Schriften  Athens  {Anm.  40),  von  denen 
der  reichhaltige  <PiU<rttoQ  vorläufig  durch  E.  Curtius  (Göttinger  Ge- 
lehrte Anzeigen  1802  no.  8;  uns  bekannt  ist,  und  die  mit  der  In- 
schrift Ziffer  4159  beginnende  archäologische  'E(fiju((>(;  (unten 
S.  284*)  uns  auch  bereits  vorliegt.  In  Deutschland  kommt  der 
griechischen  Epigraphik  der  Monatsbericht  der  Berliner  Akademie  und 
manche  philologische  Zeitschrift  zu  statten.  Uebrigens  ist  von  kri- 
tischen Arbeiten  dieses  Gebiets  insbesondere  der  von  E.  Curtius 
glänzend  geführte  Beweis  gegen  die  Ursprünglichkeit  der  byzan- 
tinischen Replik  des  platäiscben  Weihgeschenks  (oben  S.  251*;  vgl. 
jedoch  S.  284*   Göttlina    zu   erwähnen. 

")  Römische  Inschriften.  Der  erste  Band  des  akademi- 
schen Corpus  inscriptionum  latinarum  enthält  zuerst  die  Inschriften 
aus  ältester  Zeit,  denen  der  von  Bilschl  besorgte  Band  epigraphi- 
scher Facsimile's  in  grösserem  Format  zur  Seite  gehl,  sodann  Leges 
Fasten  und  Calendaria.  In  Frankreich  ist  die  mit  kaiserlicher  Mu- 
nificenz  eingeleitete  Gesamtausgabe  der  Werke  Boryhesi's  nach  voll- 
ständiger Erledigung  testamentarischer  Schwierigkeiten  dergestalt  vor- 
bereitet, dass  die  Erscheinung  der  Fasten  alsbald  zu  erwarten  steht. 
Durch  Einzelschriften  sind  llenzens  Forschungen  über  Zusammenhang 
und  ursprüngliche  Anordnung  der  Fasten  (oben  S.  192*)  und  die  TOD 
llübner  auf  seiner  spanischen  Reise  gesammelten  Notizen  bekannt 
geworden  (oben  S.251*).  Altlateinische  Inschriften  bronzener  Cisten 
bat  Qarrticci  (zu  Mon.  dell'  Inst.  VI,  54.  55)  bekannt  gemacht  und 
erläutert. 

63)  Etruskiscbe  Inschriften  verschiedener  Denkmäler  bat 
Conestabile  (oben  S.  251*)   herausgegeben. 

64)  Nekrolog.  Ludwig  Preller  (oben  S.  200*)  starb  am 
21.  Juni  zu  Weimar. 


II.     Beilagen  zum    Jahresbericht. 


3.     Museo  Campana  in  Russland. 

(Zu  Anmerkung  22.) 

Seit  es  keinem  Zweifel  mehr  unterlag,  dass  die  pübst- 
liche  Regierung  eingewilligt  habe  die  unschätzbaren  Samm- 
lungen des  museo  Campana  theils  russischen  theils  fran- 
zösischen Käufern  zu  überlassen,  war  die  Frage  von  Wich- 
tigkeit, welche  aus  dem  gedruckten  Verzeichniss  bekannten 
Denkmäler  nach  Petersburg  und  welche  anderen  nach 
Paris  gelangt  wären.  Eine  erwünschte  Auskunft  hierüber 
ist  durch  das  von  dem  römischen  Bevollmächtigten  der 
russischen  Regierung  Herrn  Gvedi'ovoxv  herrührende  und 
zu  Paris  gedruckte  Verzeichniss  gegeben ,  welches  durch 
freundliche  Mittheilung  uns  vorliegt;  ein  Auszug  seines 
hauptsächlichsten  Inhalts  wird  unsern  Lesern  willkom- 
men sein. 

Das  Verzeichniss  macht  uns  mit  Denkmälern  dreier 
Kunstgattungen,  Vasen  Bronzen  und  Marmoren,  anhangs- 
weise auch  mit  einem  prachtvollen  Cameo  der  Livia  und 
den  Frescohildern  aus  Rafaels  Villa,  als  mit  Gegenständen 
bekannt,  welche,  aus  dem  museo  Campana  herrührend,  das 
kaiserlich  russische  Museum  hinfort  zieren  sollen.  Voran 
stehen  (I.)  die  Vasen,  für  welche  wir  auf  unsere  früher 
gegebene  Notiz  über  diese  Abtheilung  des  museo  Cam- 
pana (Arch.  Anz.  1859,  S.  23*  ff.  99*  ff.  137*  ff)  verweisen 
können.     Die  ganze  für  Russland  ans  den  3791  Vasen  des 


museo  Campana  getroffene  Auswahl  beläuft  sich  auf  5G6 
Stück,  welche,  wenu  sie  durchgängig  so  auserlesen  sind  wie 
die  im  Museum  zu  Neapel  als  Zierden  der  Sammlung  aner- 
kannten 505  Vasen,  dem  kaiserlich  russischen  Museum  (so 
wird  auf  p.  9  uns  angedeutet)  den  Vorzug  vor  allen  andern 
mit  griechischen  Vasen  ausgestatteten  Museen  zu  sichern 
im  Stande  sind.  Ob  diese  Auswahl  nun  wirklich  lauter 
Gegenstünde  ersten  Ranges  vereinige,  ist  freilich  nicht 
unbezweifelt  und  wird,  wenn  erst  die  nach  Paris  gelang- 
ten Schütze  des  museo  Campana  kund  werden ,  vermuth- 
lich  lebhaft  bestritten  werdeu;  abgesehen  aber  von  invi- 
diosen  Vergleichungen  wird  auch  der  selbständige  Werth 
der  nach  Russland  verkauften  Vasen  einleuchtend  bleiben. 
Das  Verzeichniss  erörtert  sie  folgendermassen. 

1.  Vasen  von  primitivem  Styl,  hauptsächlich  aus  Cure ; 
26  an  der  Zahl. 

2.  Etruskische  Vasen  mit  schwarzem  Firniss  aus 
Veji,  Vulci,  Chiusi  und  Cervetri,  im  Ganzen  41  Stück. 

3.  [Sogenannte]  Etruskische  Vasen  theils  mit  schwar- 
zen theils  mit  röthlichen  Figuren,  im  Ganzen  138  Stück. 
Eine  nähere  Angabe  dieser  Vasen  ist  aus  Mangel  an  Zeit 
nicht  erfolgt;  doch  erfahren  wir,  dass  fünfzehn  grosse  Ge- 
fässe  in  Glockenform  und  manches  bereits  berühmte  Va- 
senbild sich  darunter  befinden ;  beispielsweise  werden  Dar- 
stellungen der  Danae,  des  Theseus  im  Amazonenkampf, 
eines  bacchischen  Triumphs,  des  Todes  des  Patroklos,  des 


275* 


276' 


Herakles  und  Eurystheus  hervorgehoben.  Es  kann  nicht 
fehlen,  dass  in  dieser  Auswahl  noch  mehrere  der  Gefäss- 
bilder  ersten  Ranges  sich  befinden,  welche  in  dem  früher 
von  uns  gegebenen  Auszug  des  Campana'schen  Katalogs 
(Arch.  Anz.  1858  S.  137*  ff.)  uusem  Lesern  bereits  genauer 
beschrieben  wurden. 

4.  Ein  vierter  Abschnitt  enthält  Trink-  und  Giess- 
gefässe  von  verschiedenster  Form,  im  Ganzen  233  Stück 
aus  einem  Vorrath  von  mehr  als  fünfzehnhundert  ausge- 
wählt; ein  fünfter  enthält  10  Reliefgefässe  der  aretini- 
schen  Art,  angeblich  aus  Chiusi  und  Cervetri  herrührend, 
ein  sechster  nolanische  Gewisse,  wie  es  scheint  ohne 
Figuren,  35  an  der  Zahl.  Im  siebenten  Abschnitt  ist 
eine  Auswahl  'iinit/iie  «n  monde'  grosser  unteritalischer 
Vasen  zusammengestellt,  solcher  wie  das  Museum  zu 
Neapel  nur  zehn,  der  Vatican  nur  drei  (die  Museen  zu 
Paris,  London,  Berlin,  München  wol  gar  keines?)  besitzen 
sollen.  Ohne  Zweifel  sind  hier  viele  treffliehe  und  in- 
haltreiche Kunstwerke  zusammengestellt;  man  übernahm 
wie  es  scheint  sämtliche  Vasen  ansehnlichster  Grösse  und 
figurenreichster  Darstellung,  welche  sich  im  Museo  Cam- 
pana vorfanden.  Beispielsweise  genannt  werden  Jason's 
Drachenkampf  und  die  Lösung  von  Hektors  Leichnam, 
Darstellungen  des  Orestes  zu  Delphi  und  die  (unsres  Er- 
achtens  nicht  so  hoch  anzuschlagende)  Rinuccini'sche  Vase 
(Bellerophon  und  Stheneböa),  die  bei  Inghirami  Vasi  fittili 
I,  3  abgebildet  ist.  Diese  Beispiele  hätten  unter  den  über- 
haupt 35  Vasen  dieses  Abschnittes  ohne  Zweifel  noch 
glänzender  gewählt  werden  können. 

Endlich  schliesst  dies  Vasenverzeichniss  mit  der  dann 
und  wann  auch  als  'Vasen  könig'  benannten  cumanischen 
Vase,  deren  glänzende  Beschreibung  durch  Raoul-Rochette, 
aus  diesem  Anzeiger  1854  S.  434*  entlehnt,  zugleich  bei- 
gebracht ist  (p.  26  ss.).  Zugleich  mit  dieser  Vase  sind 
noch  andre  durch  Relief  und  Vergoldung  geschmückte 
Gefässe  gleichen  Fundorts  erwähnt,  so  dass  diese  Reihe 
cumauischer  Vasen  von  nun  an  einen  eigenthümlichen 
Vorzug  der  Petersburger  Sammlung  bilden  wird. 

II.  Die  Reihe  der  Bronzen  (p.  33 ss.)  beginnt  mit 
Erzfiguren,  zuerst  mit  der  Statue  eines  angeblichen  Lu- 
cumo  aus  Perugia;  dieser  und  den  bis  no.  17  nachfolgen- 
den Erzfiguren  ist  als  no.  18  ein  silberner  Krater  mit 
bacchischem  Relief  beigesellt.  —  Ein  zweiter  Abschnitt 
enthält  42  Waffenstücke,  in  deren  Verzeichniss  zwei  aus- 
gezeichnete Helme  voranstehen,  der  eine,  volcentisch, 
mit  dreierlei  goldenen  Kränzen  umgürtet  und  an  den 
Backenlaschen  mit  je  einem  Eber  in  Relief  geziert  — , 
der  zweite  aus  Silber,  über  dem  eisernen  Helmbusch 
mit  einem  von  zwei  Seepferden  gestützten  Dreizack  aus 
Silber  geschmückt,  ein  Prachtstück  aus  Bolsena,  welches 
die  päbstliche  Commission  zugleich  mit  der  grossen  cu- 
manischen Vase  vorzugsweise  gern  dem  Vatiean  vorbe- 
halten hätte.  Auf  einen  dritten  Abschnitt,  Candelaber 
enthaltend,  folgt  ein  vierter  mit  20  etruskischen  Spie- 
geln; es  befinden  sich  darunter  zwei  im  Campana'schen 
Verzeichniss  als  no.  1  und  2  vorangestellte  schöne  Stücke 
und  der  durch  Inschriften  ausgezeichnete  Adonisspiegel, 
welcher  in  den  Denkmälerheften  des  römischen  Instituts 
allernächstens  erscheinen  soll.  Unter  den  21  Gefässen  des 
fünften  Abschnitts  befinden  sich  eine  durch  Minervini  be- 
kannte Inschriftvase  aus  Capun  (no.  1),  ein  ovales  Gcfäss 
mit  dem  Relief  einer  auf  einem  Panther  sitzenden  Frau 
mit  Füllhorn,  welcher  ein  Flügelknabe  vorangeht  (no.  4), 
eine  pränestinische  Cista  an  Deekel  und  Füssen  verziert, 
mit  eingegrabenen  Zeichnungen  von  gutem  Styl  (no.  20) 
und  ein  Krug  aus  Viterbo,  laut  der  punktirten  Inschrift 
des  C.  Pomponius  Zoticus  einem  apolliuarischen  Collegium 


gewidmet.  Unter  den  16  Gerätschaften  des  sechsten  Ab- 
schnittes zeichnet  no.  14  der  Dreifuss  mit  Herkulesthaten 
und  Thierkämpfen,  Gegenstück  eines  ähnlichen  im  Vatican, 
sich  aus.  Die  Abtheilung  schliesst  siebentens  mit  14  ar- 
tigen Kleinigkeiten  gemischten  Inhalts. 

III.  Eine  dritte  Abtheilung  umfasst  die  für  Russland 
angekauften  Marmorwerke,  80  an  der  Zahl.  Einlei- 
tungsweise sind  die  Statuen  anderer  Museen  zusammen- 
gezählt, um  einleuchtend  zu  machen  wie  ansehnlich  die 
Zahl  dieses  neuesten  kaiserlichen  Ankaufs  sei,  was  man, 
etwaniger  Rechnungsfehler  unbeschadet,  gern  einräumen 
kann.  Ohnehin  hat  der  Verfasser  des  Katalogs  mit  rich- 
tigem Kunstgefühl  den  altgriechischen  und  etruskischen 
Kunstdenkmälern  diesen  kostbarsten  Theil  seines  Ankaufs 
erst  nachfolgen  lassen,  so  dass  man  hier  nicht  sowohl 
Werke  rein  griechischer  Plastik,  als  Schaustücke  römischer 
Marmorpracht  zu  erwarten  berechtigt  ist.  Aber  Campana's 
Besitz  war  durchgängig  gewählt  und  war  eine  Reihe  von 
Jahren  hindurch  mit  unbeschränkten  Mitteln  aus  den  ver- 
stecktesten Quellen  vermehrt  worden,  so  dass  auch  sein 
statuarischer  Reichthum  bewundert  und  ohne  Rückhalt 
anerkannt  werden  darf.  Voran  steht  ein  Pantheon  von 
14  Götterbildern,  lauter  achtbaren  Statuen  von  natürlicher 
oder  auch  colossaler  Grösse;  ein  Sitzbild  des  Juppiter, 
eine  vortreffliche  Juno,  zwei  Minerven,  vier  Merkursbilder 
(no.  6  'vielleicht  das  schönste'  vorhandene),  zwei  Statuen 
der  Venus  (no.  10  Venus  Genetrix  an  Kunstwerth  der 
Niobe  verglichen),  zwei  des  Bacchus,  ein  liegender  Herma- 
phrodit und  ein  lykischer  Apoll  bilden  die  erste  Reihe  die- 
ser Götterversammlung.  Es  folgen  die  Statuen  der  neun 
Musen  in  Styl  und  Grösse  trotz  ihrer  durchaus  verschie- 
denen Herkunft  einander  nicht  widerstrebend,  welche  Cam- 
pana mit  grosser  Geschicklichkeit  vereinigt  hatte,  so  dass 
nur  der  Unterschied  auffällig  bleibt,  den  die  beiden  zuletzt 
(no.  22.  23)  erwähnten,  als  Euterpe  und  Kalliope  ergänzten, 
durch  grössere  Annäherung  an  den  Styl  des  Phidias  dar- 
zubieten scheinen.  Zu  den  übrigen  zum  Theil  kleineren 
Götterbildern  der  Sammlung  gehören  (no.  24 — 28)  ein 
Aesculap ,  eine  Najade  mit  ergänzter  Muschel,  an- 
geblich ein  'Wunderwerk  griechischer  Kunst',  eine  Najade 
auf  einem  Schwan,  Pan  als  Dornauszieher  mit  einem  Satyr 
gruppirt,  und  eine  Isis.  Aus  der  heroischen  Mythologie  sind 
in  diesem  statuarischen  Reichthum  Leda  in  Giuppirung 
mit  dem  Schwan,  ein  aufgehängter  Marsyas,  Olympus, 
Hyacinth  (no.  32  'mervelllcuse  fiyurc  .  .  .  vne  des  plus 
Irrrprochablcment  belles  quo  Von  connaisse'),  Omphale  mit 
Löwenfell  und  Keule,  Hylas  vor  einem  Brunnen,  Antio- 
chia  mit  ihrem  Flussgott,  vorhanden  (no.  29 — 35).  Von 
zwei  darauf  folgenden  Statuen  gilt  die  eine  für  eine  Prie- 
sterin der  Cybele,  die  andre  (no.  37),  eine  zu  Cumä  ge- 
fundene in  gegürteter  dorischer  Tracht,  mit  einem  Stirn- 
band und  in  jeder  Hand  mit  einer  Fackel  versehene, 
Mädchengestalt  ihrer  Bedeutung  nach  für  eine  unzwei- 
felhafte Fackelträgerin  des  eleusinischcn  Zugs  (?),  nach 
ihrem  künstlerischen  Werth  aber  für  ein  Meisterstück  der 
Kunst  und  Epoche  des  Phidias,  vielleicht  auch  für  das 
Hauptstück  der  hier  beschriebenen  Sammlung;  über  die 
Ergänzungen  ist  nichts  angemerkt;  das  Mass  beträgt  über 
l1/  Meter.  —  Von  Kaiserstatuen  (no.  38 — 40)  ist  ein  sitzen- 
der Augustus,  eine  Sabina  mit  cerealischen  Attributen, 
stehend,  und  ein  Sitzbild  der  älteren  Faustina  vorhanden. 
Endlich  sind  noch  Statuen  des  Sokrates,  des  Demosthenes 
(sitzend)  und  des  C.  Marius  (mit  Inschrift  C.  Marius  C. 
am  Sockel)  zu  erwähnen  (no.  41 — 43).  —  An  Hermenköpfen 
und  Brustbildern  sind  vorhanden  (p.  81ss.  no.  1 — 29) 
Juppiter  Amnion,  Minerva  Pacifera,  Bacchus  bärtig  (auch 
Doppelkopf  aus  schwarzem  Marmor  no.  4),  ein  kolossaler 


277* 


278* 


Kopf  der  Niobe  (no.  5  'au  Kunstwerth  nur  mit  der  Ve- 
nus von  Milo  und  der  Ludovisischen  Juno  zu  vergleichen'), 
ein  Brustbild  des  Laokoon  etwas  über  Lebensgrösse 
(no.  6:  lpeute'lrc  l 'original  meine  sorti  du  eise«»  des  ar- 
tisles  rhodiens'  !)j  Paris,  Herodot,  Sappho,  Virgil,  M. 
Marcellus,  P.  Scipio  mit  der  bekannten  Narbe,  Sulla,  Ci- 
cero, M.  Antonius,  M.  Brutus,  Pompejus,  S.  Pompejus, 
Agrippa,  Salust,  Corbulo,  Cäsar,  drei  gefangene  Dacier, 
Comutus  und  Antinous,  letzterer  mit  einem  angeblich  nach 
alter  Spur  ergänzten  bronzenen  Efeukranz. 

Auch  erhebliche  Reliefs  waren  in  diesem  Ankauf  mit 
einbegriffen ,  namentlich  ein  hochgepriesener  kolossaler 
Sarkophag  mit  der  Darstellung  von  Phädra  und  Hip- 
polyt  (p.  89  no.  1:  He  plus  beuu  peul-etre  de  lous  les  sar- 
cophages  exlslents'),  und  eine  durch  Emil  Braun  bekannte 
vortreffliche  Niobidengr  uppe,  über  welche  der  Katalog 
(p.  90  no.  3)  mit  den  Worten  sich  äussert:  'o'ftSt  «n  poiitne 
eil  morbre,  dont  les  motifs  fönt  penser  ä  Rupliael,  Vexe- 
cution  «  Scopas  et  Praxifele'.  Beigesellt  ist  (2)  ein  Sar- 
kophag mit  römischem  Hochzeitsbild  aus  Monticelli.  Noch 
ein  viertes  Relief  stellt  die  Entführung  des  Deianira  durch 
den  Centaur  Nessus  dar.  # 

Der  ansehnliche  Kamee  mit  dem  Brustbild  der  Li- 
via,  welches  durch  einen  auf  ihrer  Schulter  sitzenden 
Liebesgott  an  den  ähnlichen  Münztypus  der  Venus  Gene- 
trix  erinnert,  war  als  früherer  Besitz  des  Pabstes  Alexan- 
der VII  (Chigi)  bekannt.  Dieser  kostbare  Stein  ist  zu- 
gleich mit  einem  Goldring  von  gleicher  Darstellung,  ge- 
funden am  Palatin  im  Jahr  1844,  den  an  ähnlichem 
Kunstbesitz  bereits  so  reichen  kaiserlich  russischen  Samm- 
lungen anheimgefallen ;  seinen  Werth  zu  erhöhen  hätte  es 
des  vom  Goldschmied  zu  reicher  Fassuug  benutzten,  nicht 
sehr  antiken  Gedankens  kaum  bedurft,  dass  dieser  Edel- 
stein weiland  als  Vorstecknadel  einen  kaiserlichen  Harnisch, 
ohne  Zweifel  des  Augustus,  geschmückt  habe. 

Wie  aus  diesen  Notizen  hervorgeht,  hat  die  kaiserlich 
russische  Antikensammlung  einen  überaus  werthvollen  Theil 
des  Museo  Campana  erlangt.  Was  nach  dieser  auf  gutes 
Glück  unternommenen  Vorwahl  zurückblieb  und  für  fast 
siebenfach  grösseren  Kaufpreis  nach  Paris  gegangen  ist, 
wird  mit  selbständigem  Glanz,  für  den  Umfang  der  Kunst- 
geschichte vielleicht  noch  lehrreicher,  in  seiner  bald  zu 
verhoffenden  Aufstellung  sich  zu  entfalten  vermögen,  ohne 
den  Ausfall  der  Prachtstücke  verschmerzen  zu  können, 
welche  von  nun  an  den  kaiserlich  russischen  Sammlungen 
zu  grösster  Zierde  gereichen  werden.  E.  G. 


4.     Newlon's  Halikarnass  und  Knidos. 

(Zu  Anmerkung  50.) 

Seit  mehr  als  zwanzig  Jahren,  anhebend  von  Capitain 
Spratt's  im  Jahr  1838  unternommener  Aufzeichnung  der 
Küstengegend  von  Halikarnass  und  fortgesetzt  mit  aller 
seit  dem  Jahr  1847  (Archäologische  Zeitung  1847  TafelXII 
S.  177ff.)  unsern  Lesern  bekannten  ausdauernden  For- 
schungslust des  Herrn  Churles  Newton,  ist  die  Untersu- 
chung des  von  Spuren  des  klassischen  Alterthums  und 
seiner  Kunst  reichlich  erfüllten  Bodens  auf  welchem  das 
Mausoleum  stand  dem  Ziele  entgegengeführt,  welches  im 
längst  erwarteten  Werk  jenes  hochverdienten  Alterthums- 
forschers  und  des  mit  ihm  zugleich  bewährten  Architekten 
PitKon,  mit  der  hinzugetretenen  Ausbeutung  von  Knidos 
und  von  der  Branchidenstrasse  vermehrt,  gegenwärtig  uns 
vorliegt.  Wie  ungemein  reich  und  wichtig  die  Frucht  der 
Besichtigungen    Grabungen   und  Forschungen   sei    welche 


diesem  Werke  zu  Grunde  liegen,  war  theils  durch  die  im 
brittischen  Museum  neu  aufgehäuften  Kunstdenkmäler 
Kleinasiens  theils  durch  die  officielleu  Berichte  Herrn 
Newton's  vorläufig  bekannt,  deren  ins  grössere  Publikum 
nicht  gelangter  Inhalt  auszugsweise  in  diesen  Blättern 
(Archäol.  Anzeiger  1858  no.  115ff.  1860  no.l39ff.)  sei- 
nen Hauptzügen  nach  schon  früher  mitgetheilt  ward.  Das 
neueste  Werk  legt  diesen  Reichthum  in  einem  ansehn- 
lichen Folioband  von  97  Tafeln,  begleitet  von  einem  er- 
läuternden Octavbaude  vor,  dem  ein  zweiter  in  kurzer  Zeit 
nachfolgen  soll  '). 

Die  gedachten  monumentalen  Vorlagen  gelten  vor- 
zugsweise den  Denkmälern  von  Halikarnass  denen  sodann 
die  topographische  und  artistische  Ausbeute  aus  Knidos 
und  andern  Orten  und  zuletzt  der  Vorrath  neuentdeckter 
Inschriften  sich  anschliesst.  Das  Werk  beginnt  mit  Si- 
tuationskarten von  Halikarnass,  legt  demnächst  den 
glücklich  erkundeten  Boden  und  Plan  des  Mausoleums  mit 
augenfälliger  Angabe  seiner  Aufräurnungen  und  seiner 
Funde  vor  und  erläutert  von  Tafel  V  an  dieses  mit  gründ- 
lichem Scharfblick  erlangte  Ergebniss  durch  Abbildung 
der  sprechendsten  Ueberrestc.  Auf  Tafel  VI  ist  der 
auf  der  Westseite  erhaltene  Treppenaufgang  und  das  auf 
der  Nordseite  erhaltene  aus  Quadern  erbaute  Mauerstiick 
des  Peribolos,  auf  Tatel  VII  das  in  gleicher  Nähe  gefun- 
dene Alabastergefäss,  in  vierfacher  hieroglyphischer  und 
Keilschrift  den  Namen  des  Xerxes  enthaltend,  auf  Tafel  VIII 
der  grosse  Stein  abgebildet,  welcher  den  unterirdischen  Zu- 
gang zur  Grabeskammer  des  Königs  Mausolos  verschluss. 
Es  folgen  auf  Tafel  IX  und  X  vier  schöne  Fragmente  der 
Amazonenreliefs  des  Frieses,  auf  Tafel  XI  noch  vorhan- 
dene Stufen  der  Pyramide  und  Trümmer  der  nördlichen 
Mauer,  dann  auf  den  drei  folgenden  Tafeln  genaue  An- 
sichten und  Details  der  in  den  Fels  gehauenen  Grabes- 
kammer,  endlich  auf  Tafel  XV  Fragmente  der  verzierungs- 
weise an  mehreren  Stellen  des  Gebäudes  vorauszusetzenden 
Löwen.  Auf  Tafel  XVI.  XVII  sind  halbirte  Pläne  des 
Peristyls  der  Basis  und  der  Pyramide,  Aufrisse  der  Süd- 
und  Westfronte  auf  Tafel  XVIII.  XIX,  Durchschnitte  des 
Gebäudes  auf  Tafel  XX  und  XXI  gegeben,  worauf  noch 
architektonische  Details  (auf  Tafel  XXIX  Gesimsfragmente 
mit  Farbenresten)  folgen.  Auf  Tafel  XXXI  sind  Löwen- 
köpfe des  Gesimses  zusammengestellt;  eine  übersichtliche 
Gruppirung  verschiedener  dem  Halikarnassischen  Mauso- 
leum verwandter  Bauwerke  schliesst  den  auf  dies  Gebäude 
bezüglichen  reichhaltigen  Abschnitt.  —  Eine  Reihe  fol- 
gender Tafeln  (XXXII  —  XXXVIII,  1)  gilt  dem  benach- 
barten, seit  den  Zeiten  der  rhodischen  Ritter  berühmten, 
Castell  Budrum,  von  welchem  die  Plünderung  aber  auch 
die  Wiederauffindung  des  Mausoleums  ausgegangen  war. 
Mehrere  folgende  Tafeln  (XXXVIII,  2  —  XLI)  sind  den 
Mosaikfussböden  einer  römischen  Villa  auf  dem  Grund- 
stück des  Hadji  Captan  gewidmet. —Es  folgen  die  Ueber- 
reste  des  Halikarnassischen  Arestempels  auf  Tafel  XLII — 
XLIV  und  nächstdem  Tafel  XLV  der  Situationsplan  des 
Grundstückes  des  Chiaoux,  aus  welchem  cerealische  In- 
schriften und  Terracotten  zu  Tage  gekommen  sind.  Zwölf 
dort  ausgegrabene  Thonfiguren  sind  auf  den  zwei  folgen- 
den Tafeln  abgebildet;  sie  erinnern  in  Styl  und  Darstel- 
lung  an   ähnliche    unteritalische  Funde    unter  denen  na- 


')  A  bistory  of  discoveries  at  Halicarnassus,  Cnidus  and  Bran- 
cbidae  by  C.  T.  Newton,  M.  A.,  keeper  of  tbe  Greek  and  Roman 
antiquities,  British  Museum;  assisted  by  H.  P.  Pullan,  F.  R.  I.  B.  A. 
London  Day  et  Son  1862  341  S.  mit  drei  Platten  und  vierzehn 
Holzschnitten.  Der  dazu  gehörige  Kupferband  enthält  97  Tafeln  mit 
einem  Foliobogen  erklärenden  Testes  des  Architekten  Pullan. 


279* 


280* 


mentlich  die  Demeter  Kurotroplios  (XL VII,  5)  und  auch 
männliche  Figuren  in  Art  der  für  Dionysos  gehaltenen 
(ebd.  no.6)  unter  den  cerealischeu  Terracotten  aus  Paestum 
(Gerhard  Bildwerke  XCVI,  8.  XCIX,  4.  13)  sich  wieder- 
finden. Auf  chthonischen  Dienst  lassen  auch  alle  diese 
Thonfio-uren  sich  beziehen,  wie  denn  eine  sitzende  Cybele 
mit  dem  Löwen  (no.  5),  eine  Gewandfigur  mit  Mohnköpfen 
(no.  1),  eine  Frau  mit  dem  Opferschwein  (XLVII,  4,  ober- 
wärts  nackt),  eine  andre  mit  einer  Taube  (XLVII,  2)  nebst 
zwei  schönen  Hydrophoren  darunter  sind  und  die  übrigen, 
mit  einer  Schale  (XLVII,  3.  6)  oder  auch  gar  keinem 
Attribut  versehenen  Gewandfiguren  derselben  Auffassung 
sich  fügen;  durchaus  unsicher  ist  die  Benennung  Nemesis 
für  die  vermeintlich  geflügelte  Gewandfigur  (XL VI,  2). 
Es  <*eht  mithin  aus  diesen  Funden  die  Wahrscheinlichkeit 
eines  cerealischen  Heiligthums  für  jene  Stelle  hervor.  —  Ein 
Situationsplan  mit  Andeutung  einiger  alter  Bautrümmer 
hat  auch  für  das  Grundstück  Hagia  Marina  Tafel  XL VIII 
sich  geben  lassen. 

Mit  besonderer  Gründlichkeit  ist  der  Boden  von 
Knidos  ausgebeutet  und  anschaulich  gemacht  worden. 
Von  Tafel  XLIX  an  sind  Karten  des  Golfs  von  Kos,  des 
triopischen  Vorgebirgs  und  der  Stadt  Knidos  wie  auch 
mehrere  Ansichten  des  Hafens  von  Knidos  gegeben.  Nach 
einem  mit  Fundnotizen  reichlich  versehenen  Plan  des  Te- 
menos  der  Demeter  (LIII),  dessen  Ansicht  zugleich  mit 
einer  Ansicht  der  Ruinen  des  Odeums  (LIV)  gegeben  ist, 
folgen  drei  dort  gefundene  schöne  Statuen,  nemlich  eine 
als  Demeter  gedeutete  sitzende  Gewandfigur  (LV),  eine 
aufschauende  stehende  Gewandfigur,  deren  ältlich  er- 
scheinendes Antlitz  die  Benennung  einer  Demeter  Achäa 
veranlasst  hat  (LVI)  und  eine  mit  hohem  Modius  verse- 
hene stehende  Gewandfigur,  die  mit  grösserer  Wahrschein- 
lichkeit für  Persephone  gilt  (LVII).  Es  folgen  drei  Büitter 
mit  zahlreichen  Votivdenkmülern  gleichen  Fundorts,  zuerst 
Marmore  (LVIII)  unter  denen  eine  weibliche  Herme  mit 
inschriftlicher  Zueignung  an  Kora  (no.  1),  Opferschweine 
(no.  2.  3),  ein  Kall)  (no.  4),  weibliche  Brüste  (no.  5. 6.  8.  9, 
meistens  vermuthlich  Gewichte  wie  auch  die  beiden  Mas- 
ken no.  7) ,  desgleichen  ein  Kalathos  mit  Inschriftbasis 
(no.  12)  sich  befinden.  Die  auf  Tafel  LIX  und  LX  ge- 
gebenen Terracotten  zeigen  Gewandfiguren,  eine  Hydro- 
phore,  einzelne  Köpfe  und  manches  andre  gefällige  Frag- 
ment. Hierauf  folgt  der  colossale  Löwe  (LXI)  der  als 
vermuthliche  Bekrönung  eines  durch  Lage  und  Grösse 
imposanten  und  auch  in  seinen  einzelnen  Trümmern  an- 
ziehenden Grabmals  von  dorischer  Ordnung  nachgewiesen 
und  hergestellt  ist  (LXII— LXVII).  Von  knidischen  Denk- 
mälern sind  ausserdem  das  eigentümlich  geformte  Hei- 
ligthum  Apolls  und  der  Musen  (Plan  auf  Tafel  LXVIII), 
die  Ansicht  des  Theaters  und  des  Lykäthiosgrabes  (LXIX), 
das  Grab  auf  der  Halbinsel  und  dessen  mit  festlich  ge- 
stützten Gewinden  verzierter  Sarkophag  (LXX.  LXXI), 
Plan  und  Trümmer  des  Odeums  mit  Spuren  der  Redner- 
bübne  (LXXII)  und  die  Burgruinen  (LXXIII)  gegeben. 

Von  den  berühmten  archaischen  Sitzbildern  der  hei- 
ligen Strasse  der  Branchiden  bei  Milet  sind  in  dem 
Newton'schen  Werk  sechs  Figuren,  charakteristisch  in  ihrer 
ansehnlichen  Grösse  (LXXIV.  LXXV)  abgebildet;  der  Plan 
der  heiligen  Strasse  ist  beigefügt  (LXXVI).  Auf  den 
nächstfolgenden  Tafeln  (LXXVIIff.)  ist  mit  Einschluss 
von  zwei  verschiedenen  Gräbern,  das  eine  zu  Labranda, 
vom  Hekateternpel  zu  Lagina  Kenntniss  zu  nehmen, 
dessen  ansehnliche  und  anziehende  Friesreliefs  (LXXTX. 
LXXX)  stark  gelitten  haben  und  zwischen  der  Annahme 
von  Göttervereinen  oder  von  votiven  Familienscenen  uns 
zweifelhaft  lassen.  —  Der  Karte  von  Kos  (LXXXI)  sind 


ausführliche  Zeichnungen  des  dortigen  Charmyleion 
(LXXXII)  beigefügt.  Die  Tafel  LXXXIII  vereinigt  nach- 
trägliches zu  den  Bauwerken  von  Knidos  mit  Zeichnungen 
von  Grabdenkmälern  verschiedener  Orte.  Als  Nachtrag 
zu  den  knidischen  Terracotten  sind  die  auf  Tafel  LXXXlV 
zusammengestellten  Fragmente  zu  betrachten,  in  deren 
Mitte  als  eigentümlich  geformter  Leuchter  eine  vom  Hund 
begleitete  stehende  Artemis  erseheint,  deren  ausgestreckte 
Arme  jederseits  eine  Lampe  unterstützen.  Diese  mit  Un- 
recht für  Hekate  gehaltene  Figur  wird  anziehender  durch 
das  ihr  beigefügte  Idol  welches  nach  Modius  und  auf  die 
Brust  gelegter  Hand  dem  Idol  der  Gruppe  von  S.  Ilde- 
fonso  entspricht,  so  dass  nach  unserer  Erklärung  dieses 
Idols  Artemis  Agrotera  (Pausanias  I,  19,  6)  zugleich  mit 
dem  Korabild  der  zu  Agrä  gegründeten  kleinen  Mysterien, 
den  vereinigten  Tempeln  beider  Göttinnen  (Pausanias  I, 
14,  1.  VgL  Abh.  Anthesterien  Berl.  Akad.  1858  S.  174) 
entsprechend,  hier  zu  erkennen  sein  dürften. 

Das  Werk  schliesst  mit  einer  Reihe  von  Inschrift- 
tafeln, deren  ausführliche  und  getreue  Abbildung  neuer- 
wünscht ist,  nachdem  die  früheren  Berichte  des  Herrn 
Newton  von  deren  reichem  Jnhalt  bereits  einen  Vorschmack 
gegeben  hatten.  Früher  unerwähnt  war  unseres  Wissens 
unter  andern  die  Artemis  Hyakintotrophos,  welcher  wir 
zwei  Inschriften  (no.  28.  52)  gewidmet  finden.  Einiges 
andre  wird  der  rückständige  zweite  Band  noch  nachtragen, 
wie  wir  denn  unter  anderm  vernehmen,  dass  eine  im  Denk- 
mälervorrath  aus  Knidos  anfangs  unbeachtet  gebliebene 
Bleimasse  nach  ihrer  Aufrollung  neue  und  selbständige 
Wiederholungen  der  in  gleichem  Material  früher  bekann- 
ten Verwünschungsformeln,  den  infernalen  Gottheiten  em- 
pfohlen, geliefert  hat.  Ausserdem  bleibt  zu  erwähnen  dass  die 
vermuthlich  zur  Bekrönung  des  Mausoleums  gehörigen  co- 
lossalen  Sculpturfragmente,  namentlich  der  angebliche  Kopf 
des  Mausolos,  ein  weiblicher  Kopf  und  der  Rest  eines 
Pferdekopfs  mit  bronzenem  Zügel,  ihre  Abbildung  im  Text- 
band j).  103  ss.  gefunden  haben.  E.  G. 


5.     Lenormnnt  über  Mysterienbilder. 

(Zu  Anmerkung  47.) 

Charles  Lenormant,  der  in  Eleusis  ein  Ziel  seiner 
Forschungslust  und  seines  Lebens  fand,  hatte  kurz  vor 
seiner  Reise  eine  Abhandlung  'sur  les  representations  qui 
avaient  Heu  dans  les  mysteres  d'Eleusis'  gelesen,  welche 
im  24.  Band  der  'Memoires  de  l'academie  des  inscriptions 
et  belies  lettres'  abgedruckt  ist.  Wie  andere  Arbeiten  des- 
selben Verfassers  ist  diese  einem  wichtigen  Gegenstand 
gewidmete  Abhandlung  reich  an  anziehendem  Stoff,  den 
wir  hier  ebenso  wenig  verfolgen  können  als  die  ihn  ver- 
knüpfenden und  aus  ihm  gefolgerten  zum  Theil  sehr  ge- 
wagten Hypothesen;  wohl  aber  dürfte  hier  der  geeignete 
Ort  sein  die  monumentalen  Bezüge  hervorzuheben,  in 
welche  die  Abhandlung  eingreift.  Es  ist  darin  ein  Versuch 
gemacht,  die  noch  nachweisliche  Baulichkeit  des  eleusini- 
schen  Tempels  zu  genauerem  Verständniss  der  eleusini- 
schen  Feier  zu  benutzen,  dergestalt  dass  das  mit  dem 
Opaion  versehene  überaus  grosse  Anaktoron  einen  einzigen 
Hauptsaal  für  alles  Schaugepränge  erst  der  Mysten,  dann 
der  Epopten,  und  zwar  für  eine  einzige  Pannvehis  darge- 
boten habe;  dieser  Saal  sei  mit  Vorrichtungen  für  auf- 
steigende kolossale  Bilder  und  zu  gleichem  liehut  mit  einer 
Krypte  verseben  gewesen,  die  man  auf  Ritualzwecke  der 
Mysterien    zu    deuten    nicht    berechtigt  sei  (p.  lOss.  76). 


281' 


282* 


Aus  Claudian  ist  bekannt,  dass  dem  Kreis  jener  mysti- 
schen Darstellungen  hauptsächlich  die  dreifache  Hekate 
angehörte;  da  nun  die  Colosse  des  Schaugepränges  in 
Umgebung  lebender  priesterlicher  Figuren  von  mensch- 
licher Grösse  zu  denken  seien,  so  könne  daraus  das  Ver- 
ständniss  gewisser  dreifacher  Hekatebilder  und  Hermen 
berichtigt  werden,  um  deren  streng  alterthümliche  Götter- 
bilder in  noch  vorhandenen  Marmorwerken  eine  Dreizahl 
kleinerer  Figuren  sich  schaare.  In  diesem  Sinn  werden 
die  drei  Figuren,  welche  ein  von  uns  in  diesen  Blättern 
(Denkm.  u.  F.  1857  Taf.  XCIX)  gegebenes  Hekatebild, 
jetzt  im  Louvre,  umscbliessen,  auf  Demeter  Kora  Artemis 
und  den  (nemlich  als  Panisk  gebildeten)  Titanen  Anytos 
gedeutet  (p.  15.  79),  und  auch  die  dreifache  Herme  Cha- 
blais,  welche  für  uns  ein  wichtiges  Zeugniss  zwiefach  auf- 
gefassten  samothrakischen  Dienstes  ist  (Gerhard  Bildwerke 
XLI),  in  anderer  für  uns  allzu  künstlicher  Weise  ausgelegt 
(p.  98s.).  Eine  weitere  Anwendung  der  vom  Verfasser 
der  Abhandlung  vorausgesetzten  Mysteriencolosse  ist  auf 
Vasenbilder  gemacht,  deren  Colossalfiguren,  verbunden  mit 
Mysterienbezug  der  Nebenfiguren  in  Reminiscenzen  des 
eleusiuischen  Schaugepränges  begründet  zu  sein  schei- 
nen. Diese  Deutung  gilt  zunächst  hauptsächlich  gewissen 
durch  Herrn  von  Bourville  ins  Museum  des  Louvre  ge- 
langten kyrenäischen  oder  vielmehr  aus  Bengazi  herrüh- 
renden Vasen,  in  denen,  wenn  wir  recht  verstehen,  viel- 
leicht funfzehnmal  (p.  5)  solche  Colossalbilder  vorkommen 
sollen,    wie    deren    eines    schon    früher   (Mon.  dell'  Inst. 


IV,  46,  1)  von  ihm  mit  der  jetzt  etwas  modificirten  Deu- 
tung auf  Athene  Promachos  publicirt  worden  war  (p.lss.). 
Eine  genauere  Kenntniss  aller  dieser  Vasen  bleibt  wün- 
schenswert!), obwohl,  wenn  deren  häufigste  Vorstellung  der 
Aphrodite  gilt  (p.  4s.),  ihr  Mysterienbezug  von  der  aus 
Themistius  XX  p.  287  (ed.Dind.)  gefolgerten  (p.  69),  aber 
doch  noch  sehr  problematischen  Vermuthung  abhängig  ist, 
dass  der  Bilderkreis  eleusinischer  Feier  mit  Aphrodite  und 
den  Chariten  abschloss. 

Hiemit  hätten  wir  aus  dieser  inhaltreichen  Abhand- 
lung eine  Anzahl  monumentaler  Erörterungen  ausgezogen, 
welche  zu  ruhiger  Prüfung  gelehrter  Leser  sich  eignen, 
zumal  auch  der  vierte  Band  der  durch  Lenormant's  Tod 
abgebrochenen  Elite  ceramographique  den  Reichthum  dar- 
gebotener Grundlagen  und  Hypothesen  vermehrt.  Wenn 
die  geistreiche  Beweglichkeit,  durch  welche  Lenormanf 
sich  auszeichnete,  der  Gründlichkeit  seiner  Forschung  nicht 
selten  Eintrag  that,  so  wusste  er  dies  durch  seine  um- 
fassende Kenntniss  und  Anschauung  mannigfach  zu  ver- 
güten, daher  seine  Leistungen  für  Münz-  und  Vasenkunde, 
die  mythologische  Abtheilung  des  'Tresor  de  numismatique' 
samt  mancher  anderen  seiner  zahlreichen  Schriften  und 
insbesondere  auch  seine  hiemit  besprochene  letzte  Abhand- 
lung uns  nicht  gleichgültig  lassen  können.  Wie  schwer 
empfunden  und  unersetzt  sein  Verlust  für  die  archäologi- 
schen Studien  in  Frankreich  sei,  lässt  sich  ebenso  wenig 
verkennen.  E.   G. 


III.    Wissenschaftliche   Vereine. 


Rom.  In  der  Sitzung  des  archäologischen  In- 
stituts vom  20.  December  v.J.  sprach  Professor  Henzen 
über  Fragmente  einer  Inschrift,  welche  sich  auf  die  Wie- 
derherstellung eines  durch  Brand  zerstörten  Hauses  durch 
Kaiser  Hadrian  bezog.  Leider  Hess  sich  über  den  bei 
dieser  Inschrift  besonders  wichtigen  Fundort  trotz  der 
von  Hrn.  Descemet,  welcher  ein  Facsimile  derselben  ver- 
günstigt hatte,  angestellten  Nachforschungen  nichts  Nä- 
heres ermitteln.  Hr.  Henzen  legte  darauf  ein  Bruchstück 
der  acta  fratrum  Arvalium  vor,  welches  an  ihrem  ge- 
wöhnlichen Fundort  Affoga  I'nsino  am  vierten  Meilen- 
stein der  via  Portuensis  gefunden  worden  war  und  sich 
jetzt  im  Besitz  des  correspondirenden  Mitglieds  Angelo 
Pellegrini  befindet.  Er  zeigte,  dass  dasselbe  der  Zeit  Do- 
mitians  angehöre  und  sich  auf  den  Circus  des  heiligen 
Hains  dieses  Priestercollegiums  beziehe,  welcher  sich  genau 
an  dem  Orte  befand  wo  dieses  Bruchstuck  zum  Vorschein 
kam.  Eine  genauere  Besprechung  behielt  sich  Hr.  Hen- 
zen für  die  Veröffentlichung  desselben  in  einer  der  näch- 
sten Nummern  des  Bullettino  vor.  Er  zeigte  darauf  ein 
Fragment  einer  Bronzetafel,  welche  von  dem  Vorsteher 
des  Museum  Kircherianum  für  dasselbe  erworben  worden 
war.  Auf  demselben  befinden  sich  einige  griechische 
Worte,  welche  die  Tafel  als  ein  Proxeniedecret  erkennen 
lassen  und  sie  zugleich  der  römischen  Zeit  zuweisen.  Dar- 
auf legte  Hr.  Henzen  eine  Zeichnung  von  tesserue  iudi- 
ciales  vor,  welche  sich  jetzt  im  archäologischen  Univer- 
sitätsmuseum zu  Athen  befinden.  Dieselbe  war  von  Hrn. 
Rhusopulos  zugleich  mit  einem  für  die  Annalen  bestimm- 
ten Aufsatze  über  diese  Täfelchen  eingeschickt  worden. 
Namentlich  wurde  die  genaue  Uebereinstimmung  zwischen 
denselben  und  ihrer  Beschreibung  bei  Aristoteles  hervor- 
gehoben.    Schliesslich   zeigte  Hr.  Henzen   eine  Photogra- 


phie des  von  Renan  in  Tyrus  aufgefundenen  Mosaiks 
(jetzt  in  Paris),  welche  nach  der  grossen  Zeichnung  von 
Tadder  gemacht  war.  Dasselbe  bildete  den  Fussboden 
einer  christlichen  Kirche,  deren  Erbauung  in  das  Jahr  610 
unserer  Zeitrechnung  fällt.  Die  Darstellungen  (zahlreiche 
Thierfiguren)  zeigen  eine  Freiheit  der  Behandlung,  die 
für  eine  so  späte  Zeit  doppelt  bewunderungswürdig  ist.  — 
Hr.  Klessling  sprach  über  die  Formel  sacrum  reUg'iosum 
ohne  Hinzufiigung  von  dis  Manibus  auf  einer  bei  den 
Eisenbahnarbeiten  in  der  Nähe  der  via  Latina  gefundenen 
Inschrift.  —  Hr.  Brnnn  kam  noch  einmal  auf  die  Erör- 
terungen in  der  vorigen  Sitzung  zurück,  indem  er  neue 
Gründe  für  das  Verhältniss  der  Gruppen,  welche  die  Deckel 
der  Ficoroni'schen  und  der  Pariser  Cista  schmücken,  bei- 
brachte. Alsdann  sprach  derselbe  über  die  Technik 
dieser  Cisten  und  gründete  darauf  den  entscheidenden 
Beweis  für  die  von  P.  Marchi  aufgestellte  Ansicht,  nach 
welcher  die  Deckelgruppen  nicht  blos  in  dieselbe  Zeit  mit 
den  Cisten  fallen,  sondern  ganz  eigentlich  für  die  Cisten, 
welche  sie  schmücken,  gearbeitet  sind.  Darauf  legte  der- 
selbe die  Zeichnung  eines  an  der  via  Latina  gefundenen 
kleinen  Reliefs  vor,  welches  ein  Kind  von  einer  Ziege 
unter  einem  Baume  gesäugt  darstellt.  Da  die  Gegenwart 
Merkurs  den  Gedanken  dass  der  junge  Zeus  hier  dar- 
gestellt sei  nicht  zulässt,  so  nahm  Hr.  Brunn  die  Dar- 
stellung für  den  Mythos  des  Asklepios  in  Anspruch,  der 
ebenfalls  von  einer  Ziege  gesäugt  wurde,  wenn  auch  die 
Alten  nichts  von  der  schützenden  Gegenwart  Merkurs  bei 
diesem  Ereigniss  erwähnen.  —  Ein  ebenfalls  an  der  via 
Latina  gefundener  Torso  einer  kleinen  Statue,  welche  einen 
Mohnstengel  im  Arme  trägt,  wurde  von  Hrn.  Brunn  als 
Bild  des  Schlafgottes  erklärt. 


283' 


284* 


IV.     Neue    Schriften. 


Monatsbericht  der  künigl.  Preuss.  Akademie  der  Wis- 
senschaften   zu   Berlin.     Aus    dem    Jahr    1S61.     Berlin 
1862.  1160  S.  8. 
Enthaltend  unter  anderm :  Gerhard  die  Geburt  der  Kabiren  auf 
einem  etruskischen  Spiegel  (S.  937  f.),     Kiepert   über  den  Volksna- 
men  der  Leleger  (S.  114  ff.  ,     KircAAo/f  Mittheilungen  aus  dem  epi- 
graphischen Nachlass  des  Hrn.  v.  Velsen   iS.  601  ff.),    Bemerkungen 
zu  den  Bruchstücken    einer  Abrechnung  von  Vorstehern  eines  öffent- 
lichen Werks  aus  perikleischer  Zeit  (S.  860  ff.)  und  über  Inschriften 
von  Tomis  (S.  1040 ff.),    wie    auch   den  Schluss   der  von  Mommsen 
mitgetheilten    epigraphischen    Reiseberichte    des    Hrn.    Hübner    (vgl. 
S.  251*). 

Sitzungsberichte  der  kaiserlichen  Akademie  der  Wis- 
senschaften. Phil.-histor.  Classe.  Bd.  XXXVII  Heft  1—4. 
Januar  bis  Juli  1861.     Wien  1861.  427  S.  8. 

Enthaltend  unter  anderm:  A.  Müller  Astarte,  ein  Beitrag  zur 
Mythologie  des  orientalischen  Alterthums  (S.  1  ff.)  1  Tafel;  Kenner 
über  einen  semuncialen  Quadrans  von  Larinum  (S.  161  ff.);  Schröt- 
ter  die  chemischen  Bestandtheile  der  Bronzen  in  den  Gräbern  von 
Haistadt  und  ihre  Beziehung  zu  deren  Ursprung  (S.  174  ff.). 

Rheinisches  Museum  für  Philologie.  Herausgegeben 
von  F.  G.  Welcher  und  F.  Ritschl.  Neue  Folge.  Jahr- 
gang XVI.  1861.  8. 

Enthalt  unter  anderm  in  Heft  II:  Heber  den  jetzigen  Zustand 
der  Akropolis  von  Athen  (A.  Michaelis  S.  2t Off.);  aus  dem  aristo- 
telischen Dialog  Eudemos  ( T.  Bemays  S.  236 ff.);  Pamphilos  der 
Maler  und  Grammatiker  (L.  Urlichs  S.  247  ff.).  —  In  Heft  III: 
Heuzey,  le  mont  Olympe  et  l'Acarnanie  (C.  Bursian  S.  41 4  IT.).  — 
In  Heft  IV:  Vocalunterdrückung  in  der  Schrift;  Pränestinisches  La- 
tein (F.  Hitschl  S.  601  ff.);  neue  herculanische  Papyrus  (F.  R. 
S.  618);  Epigraphisches  :  F.  Ritschi  und  J.  Becher  S.  62äf.);  die 
Athene  Parthenos  in  Villa  Borghese  (J.  Orerbeck  S.  639). 

Philologus.  Zeitschrift  für  das  klassische  Alterthum, 
herausgegeben  von  Ernst  von  Leutsch.  Jahrgang  XVII. 
Göttingen  1861.  768  S.  1  Taf.  -  XVIII  Heft  1.  2. 1862. 

Enthalt  unter  anderm  wie  folgt:  die  Gedichte  des  Hesiodus  I.  II. 
(K.  Merkel  121).  —  In  Heft  II:  lieber  Epitheten  der  Götter  und 
Menschen  (L.  Kräh  193  —  228);  die  Gedichte  des  Hesiodus  (K.  Mer- 
kcl  3()7 — 320  ;  Griechische  Inschrift  aus  Daphne  (G.  F.  Schümann 

344 347);    Athenastatue   in  Villa  Borghese  [A.  C'nnze  367 — 369c, 

'de  consilii  sententia'  (A.  Conze  369;.—  In  Heft  III:  Ueber  agonale 
Festtempel  und  Thesauren,  deren  Bilder  und  Ausstattung.  1.  Das 
Bild  der  Atbena-Nike  und  der  Athena-Parthenos  {K.  Bötticher  3ST> 
— 409);  Wohlgeruch  der  Götter  (K.  Schirenck  451);  zu  den 
von  Heuzey  mitgetheilten  Inschriften  (M.  Schmidt  549);  zwei  ge- 
fälschte Inschriften  im  Museo  lapidario  zu  Verona  [A.  Conze  549 — 
551);  Kothon  (4.  Conze  568).  —  In  lieft  IV:  Ueber  agonale  Fest- 
tempcl  und  Thesauren,  deren  Bilder  und  Ausstattung.  2.  Der  Par- 
thenon und  Hekatompedos  in  der  Cella  des  Parthenon  (C  Bötticher 
577—005);  die  Giganten  (K.  Schwenck  673—682);    zu  C.  I.  Gr. 

no.  666   (K.  Keil  718). Jahrgang  XVIII.     In  Heft  I:     Ueber 

agonale  Feattempel  und  Thesauren,  deren  Bilder  und  Ausstattung. 
3.  Die  drei  Hyperoa  im  Hekatompedos  mit  ihrem  Kleiderschalz.  Pom- 
peia  (C.  Bötticher  1—53.  —  In  Heft  II:  Zu  Plin.  Nat.  bist. 
\\\IV,  64  (L.  von  Jan  364—307). 


Jahrbücher    fiir   klassische   Philologie.     Herausgegeben 
von  A.   Fhcl-eisen  Jahrgang  VII.  (Zugleich  als  Band  83 
von  Jahn's  Jahrbüchern).     1861.  Heft  1  —  12.  868  S.  8. 
Enthaltend  unter  anderm:    Zur  Urkunde  der  Aufseher  des  Pro- 
pyläenbaus   (A.  Kirchhoff  S  47—58);     die    neuere   Litteratur    des 
Pausanias  (J.  H.  CA.  Schubart  S.  297— 316.  471  —  481);  H.  Don- 
dorf, .lonier  auf  Euböa  (E.  Cur/ins  449 — 460);  die  gallischen  Mauern 
nach  Cäsar  (.4.  Zestermann  S.  509  —  518);    zwei    neuentdeckte  In- 
schriften aus    Pantikapäon  (P.  Becker  S.  521 — 531);  zur  Litteratur 
des    antiken    Bühnenwesens    (Schriften    von  Schünborn,    Conde  und 
Sommerbrodt.     J.  Sommerbrodt  S.  563 — 570);  Inschrift  aus  Tegea 
(A.  Michaelis  S.  585—596). 

Aoyuidlnyixfi  Etf  ?;  itigi  g  ixäiöo/ievtj  vni  rrjg  iv  'A&rr 
ratg  ttQyuioXoyixrjq  tiaigtag,  danuvrj  rijg  ft<iat\txr;g 
■/.vßtov^ntwQ.  'Ev  I4^»;»«i?  1862.  Tev/og  Ä ,  '/«- 
vovugiov.  13  S.  5  Tafeln.  4.  [Neue  Folge  von  der  In- 
schrift no.  4159—4181,  samt  Fundnotizen.] 

Bötticher  (C):  Ueber  agonale  Festtempel  und  Thesauren, 
deren   Bilder    und    Ausstattung.     Aus   dem   Philologus 
Jahrgang  XVIII.  XIX. 
Enthaltend  wie  folgt :  4.  Proedria  im  Parthenon.    Panathenüische 
Trapeza.     Opferaltare  (Jahrgang  XVIII  S.  385 — 417);   5.  das  recht- 
liche Verhältniss  des  Scbatzgutes  in  der  Cella  und  dem  Pronaos  des 
grossen  Burgtempels  (S.  577 — 603) ;     5.  §.  2.    das   Anatheraa  und 
commendirte  Gut  des  Tempelschatzes,  gegenüber  dem  heiliggemachten 
Gute  (Jahrgang  XIX  S.  1 — 75). 

Curlius  (E.):  Recension  über  die  Zeitschriften  OiXlaxoyg 
und  'Ag/uioXoyixrj  'Eq>T)/.itgig.  (Aus  den  Güttinger  Ge- 
lehrten Änz.  1862.  no.  8).    S.  281—290.  8. 

Egger  (F.):  Observations  historiques  sur  l'institution  qui 
correspondait  chez  les  Atheniens  a  notre  etat  civil  et 
explieation  de  l'inscription  inüdite  d'une  plaque  de  Bronze. 
(Aus  der  Revue  archeologique  1861.)  20  S.  8. 

GbttWng  (C):  de  monumento  Plataeensi  II.  Jenae  1862. 
6  S.  4.  (Lectionscatalog.) 

Herzog  (F.):  de  quibusdam  praetorum  Galliae  Narbonensis 
municipnlium  inscriptionibus  dissertatio  historica.  Lip- 
siae  1862.  39  S.  8. 

Overheck  (J.):  Das  eleusinische  Relief  nochmals.  (Aus  den 
Berichten  der  S;lchs.  Gesellschaft  der  Wissenschaften.) 
S.  133-144.  1  Tafel.  1861.  8. 

Schäfer  (A.):  Rede  zum  Winckelmannsfeste.  21  S.  Greifs- 
wald 1861.  8.  [Vgl.  oben  S.  241*]. 

Wagner  (A.):  Inscriptions  Grecques  recueillies  en  Asie 
Mineure.  Academie  Royale  de  Belgique,  extrait  du 
tome  XXX  des  memoires  couronnes  et  des  savants  etran- 
gers.  (Nebst  den  Berichten  von  Roulez  und  J.  de  Witte.) 
47  S.  8  Tafeln.  4. 

Wieseler  (F.):  Akademisches  Museum  (dessen  Vermeh- 
rungen betreffend).  Aus  den  Göttinger  Gelehrten  An- 
zeigen 1862.  no.  2.  S.  29—43.  8. 


Herausgegeben  von  E.  Gerhard. 


Druck  und  Verlag  von   G.   Reimer. 


285 


X* 


286* 


ARCHÄOLOGISCHER  ANZEIGER. 

Zur  Archäologischen  Zeitung,  Jahrgang  XX. 


M  159. 


März  1862. 


Wissenschaftliche  Vereine:     Rom  (archäologisches  Institut);     Berlin    (archäologische  Gesellschaft). 

Olympieion  zu  Athen  (Paus.  I,  18,  6). 


—     Ausgrabungen: 


I.    Wissenschaftliche  Vereine. 


Rom.  In  der  ersten  diesjährigen  Sitzung  des  archäo- 
logischen Instituts  vom  3.  Januar  legte  Hr.  Henzen 
im  Auftrage  des  Hrn.  Rosa,  Conservators  der  Kaiserpa- 
läste, mehrere  Photographien  vor,  welche  den  gegenwärti- 
gen Stand  der  von  Hrn.  Rosa  im  Auftrage  Napoleons  III. 
gemachten  Ausgrabungen  in  den  Farnesischen  Gärten  zeig- 
ten. Bis  jetzt  sind  diese  Ausgrabungen  hauptsächlich  in 
der  Richtung  auf  den  Titusbogen  und  auf  der  andern 
Seite  nach  der  ehemaligen  villa  Spada  zu  unternommen 
worden.  Hr.  Rosa,  der  zugegen  war,  fugte  einige  Erklä- 
rungen hinzu  und  verpflichtete  die  Versammlung  noch  zu 
besonderem  Danke  dadurch,  dass  er  sie  einlud  am  näch- 
sten Sitzungstage  die  Ausgrabungen  in  Augenschein  zu 
nehmen.  Hr.  Henzen  theilte  alsdann  die  Resultate  seiner 
Forschungen  über  die  Lage  der  Gebäude,  welche  das  Cu- 
riosum  urbis  und  die  Notitia  der  dritten  Region  zuweisen, 
mit.  Bisher  unbekannte  Documente  Hessen  ihn  die  frü- 
hem Erklärungen  der  betreffenden  Stellen  als  irrthiimlieh 
erkennen.  Dieselben  bestehen  einestheils  in  der  Angabe 
von  Aldus  Manutius  über  die  Auffindung  der  bekannten 
von  Beamten  der  kaiserlichen  Münze  herrührenden  Wei- 
hungsinschriften,  anderntheils  in  der  handschriftlichen 
Notiz  Fea's  über  die  Entdeckung  einer  auf  die  castra 
Misenatium  sich  beziehenden  Inschrift.  Danach  würde 
die  kaiserliche  Münze  bei  S.  demente  liegen,  nährend  die 
castra  Misenatium  sich  hinter  den  Titasthermen  befanden. 
Vermittelst  dieser  festen  Anhaltspunkte  und  einiger  An- 
gaben der  Alten  über  die  verschiedenen  Gebäude  dieser 
Region  lässt  sich  mit  viel  grösserer  Sicherheit  die  Lage 
der  übrigen  Baulichkeiten  bestimmen.  Die  darauf  bezüg- 
lichen Untersuchungen  wird  Hr.  Henzen  in  den  Schriften 
des  Instituts  veröffentlichen.  —  Hr.  Brunn  zeigte  ein  Erz- 
figürchen,  welches  ihm  von  dem  Kunsthändler  Depoletti 
vergünstigt  worden  war.  In  Anlage  und  Ausführung  gleich 
anmuthig,  stellt  dasselbe  ein  nacktes  sitzendes  Knäbchen 
dar.  Bekränzt  mit  Aehren  trägt  dasselbe  in  der  Linken 
Achren  und  Mohnblumen;  das  Attribut  der  Rechten, 
welche  auf  dem  Knie  ruht,  ist  verloren.  Hr.  Brunn  wies 
den  Gedanken  zurück  dass  man  eine  Darstellung  des 
Sommers  vor  sich  habe,  indem  die  Jahreszeiten  nie  ein- 
zeln, sondern  zusammen  mit  den  andern  und  so  dass  die 
eine  die  andere  verlangt,  gebildet  würden.  Derselbe  er- 
innerte daher  an  die  Darstellungen  auf  den  Münzen  des 
Commodus,  wo  der  Novns  Annus  mit  dem  Füllhorn  ge- 
genüber den  vier  Jahreszeiten,  welche  auf  ihn  zu  kommen, 
erscheint').  Für  denselben  Novus  Annus  nahm  Hr.  Brunn 
den  früher  von  ihm  als  jungen  Dionysos  erklärten  Kna- 
ben auf  dem  Mosaik  von  Sentino,  jetzt  in  München,  in 
Anspruch.  —  Darauf  besprach   Hr.  Brunn   einen   Diskus, 

')  Unsern  Lesern  bekannt  aus  Wieseler's  Aufsatz  in  den  Denk- 
malern u.  Forsch.  1801   S.  137ff.  Taf.  CXLVII,  6—9.     A.  d.  H. 


welchen  Hr.  Zurslrassen  in  die  Sitzung  gebracht  hatte 
und  der  nach  der  Angabe  desselben  in  der  Nähe  des  Pa- 
lastes Cinci  gefunden  worden  war.  Es  ist  einer  von  den 
Disken,  welche  dazu  bestimmt  waren  in  den  Intercolurn- 
nien  von  Peristylen  aufgehiingt  zu  werden,  und  welche 
man  wegen  des  häufigen  Vorkommens  bacchischer  Dar- 
stellungen auf  denselben  bacchische  zu  nennen  pflegt. 
Auch  dieser  zeigt  auf  der  einen  Seite  den  jungen  Bacchus 
und  eine  Nymphe;  auf  der  andern  Seite  finden  wir  ein 
Bild  der  Minerva,  welches,  da  Minerva  sitzend  dargestellt 
ist,  als  ein  seltenes  bezeichnet  werden  darf.  Hr.  Brunn 
wird  auf  diesen  Diskus,  welcher  sich  durch  seine  vortreff- 
liche Erhaltung  auszeichnet,  wegen  der  Eigentümlichkeit 
des  Styls  in  den  Schriften  des  Instituts  zurückkommen. 

In  der  Sitzung  vom  10.  Januar  legte  Hr.  Henzen, 
indem  er  an  die  von  ihm  in  einer  Sitzung  des  vergange- 
nen Winters  unternommene  Wiederherstellung  des  Frag- 
ments der  kapitolinischen  Triumphalfasten  erinnerte,  wel- 
ches sich  auf  die  Jahre  557.  558.  559  d.  St.  bezieht,  den 
Gypsabguss  eines  ,andern  Fragments  ähnlicher  Tafeln  vor. 
Dasselbe  wurde  1819  auf  dem  Gebiete  von  Tolentino  ge- 
funden und  wird  in  der  Bibliothek  Leopardi  zu  Recanati 
aufbewahrt.  Die  erste  Kunde  von  diesem  Fragment  ver- 
dankt Referent  Hrn.  Detlef sen,  welcher  dasselbe  in  dem 
Handschriftencatalog  der  genannten  Bibliothek  veröffent- 
licht fand,  während  der  Gypsabguss  durch  die  Güte  der  Gräfin 
Paolina  Leopardi,  die  freundliche  Vermittlung  des  Grafen 
Agatocle  Mazzugalli  und  des  Prof.  Monlanari  zu  Osimo 
vergünstigt  wurde.  Hr.  Henzen  zeigte,  wie  vollkommen 
das  neue  Fragment  mit  dem  erwähnten  der  kapitolinischen 
Tafeln  zusammenpasse.  Jener  M.  Helvius,  von  dessen 
Namen  in  diesen  Tafeln  wenige  Spuren  geblieben  sind, 
wurde  in  der  ersten  Zeile  des  neuen  Fragmentes  erwähnt, 
wie  dies  die  in  den  folgenden  Zeilen  enthaltenen  Triumphe 
des  Minucius  Thermus,  Porcius  Cato  und  Quinctius  Ca- 
mininus  zeigen.  Daran  fügte  Hr.  Henzen  Ergänzungen 
des  neuen  Fragments  im  Anschluss  an  Livius,  indem  er 
zugleich  die  Darstellung  des  Livius  durch  neue  Daten  vervoll- 
ständigte. —  Hr.  /»'rifun  zeigte  den  bekannten  Spiegel  mit 
der  Darstellung  des  Streites  zwischen  Venus  und  Proser- 
pina um  den  Besitz  des  Adonis  und  knüpfte  daran  Be- 
richtigungen der  früheren  Veröffentlichung  (Monum.  dell' 
Inst.  VI  tav.  24,  1),  bei  welcher  nicht  das  Original  selbst 
sondern  eine  Zeichnung  desselben  vorgelegen  hatte.  Be- 
sonders wichtig  erschien  die  bei  der  Besichtigung  des 
Spiegels  selbst  zum  Vorschein  kommende  Genetivform  des 
Namens  der  Proserpina  (Proserpinais),  welcher  Genetiv 
sich  an  die  auf  andern  Spiegeln  vorkommenden  Dative  und 
Accusative  anschliesst.  Bei  dieser  Gelegenheit  theilte  Hr. 
Brunn  die  glänzende  Entdeckung  O.  Jahn's  mit,  wonach 
der  auf  einer  bronzenen  Cista  (Monumenti  dell'  Instituto 


287* 


288* 


VI  t.  LV)  vorkommende  lateinische  Name  OINVMAMA 
sich  nicht  aufOenomaus  beziehe,  sondern  l/nimctmnia  als 
Bezeichnung  der  Amazone  bedeute,  deren  Gestalt  sich  aut 
der  Darstellung  noch  erkennen  lässt.  —  Darauf  begaben 
sich  sämtliche  Anwesende  unter  Führung  des  Hrn.  Rosa 
auf  den  Palatin,  um  die  dortigen  Ausgrabungen  zu  be- 
sichtigen. 

In  der  Sitzung  vom  17.  Januar  theilte  Hr.  Rosa  einen 
Brief  des  französischen  Architecten  Hrn.  Thierry  mit, 
welcher  mit  der  Wiederherstellung  des  Tempels  des  Her- 
kules Victor  zu  Tivoli  beschäftigt  eine  Weihinschrift  ge- 
funden hatte,  welche  unzweifelhaften  Aufschluss  über  die 
Lage  des  Tempels  giebt.  In  der  Inschrift  lesen  wir  von 
einer  Pomponia,  Gattin  eines  Nunnuleius,  welcher  in  einer 
andern  Inschrift,  welche  dieselbe  Pomponia  ihm  gesetzt 
hatte,  C.  Nunnuleius  Nudus  und  legatus  pro  praetore 
genannt  wird.  Hr.  Henzun  erklärte,  vergebens  nach  einer 
Notiz  über  eine  vornehme  Familie  dieses  Namens  gesucht 
und  überhaupt  nur  ein  Beispiel  desselben  gefunden  zu 
haben;  derselbe  setzte  die  Inschrift  in  die  Zeit  vor  Nero. 
Hr.  Rosa  berichtete  darauf  über  die  von  ihm  an  demsel- 
ben Tage  gemachte  Entdeckung  eines  sehr  gut  erhaltenen 
Strassenpflasters,  ohne  Zweifel  zu  dem  clivus  gehörig,  der 
von  dem  Titusbogen  zum  Palatin  hinaufführte.  —  Hr. 
Kiessling  zeigte  eine  sehr  merkwürdige  Inschrift,  welche 
an  der  via  Latina  in  der  Nähe  der  vigna  Aquari  gefunden 
worden  war.  Sie  nennt  einen  Julius  Julianus,  der  be- 
zeichnet wird  als  vir  magnus,  philosopus  primus;  wenn 
die  ziemlich  dunkeln  Ausdrücke  der  Inschrift  nicht  falsch 
gefasst  sind,  so  kam  derselbe  bei  der  glorreichen  Verthei- 
digung  eines  römischen  Lagers  um.  —  Hr.  Hcnzen  legte 
eine  von  Hrn.  Descemet  mitgctheilte  Durchzeichuung  von 
Inschriften  an  Bleiröhren  vor,  welche  vor  Kurzem  in  den 
castra  praetoriana  ausgegraben  worden  waren.  Referent 
ergriff  diese  Gelegenheit,  um  die  Falschheit  verschiedener 
Ligorischer  Inschriften,  die  derselbe  an  Wasserleitungen 
des  Prätorianerlagers  gefunden  zu  haben  behauptete,  nach- 
zuweisen, wie  denn  Ligorius  überhaupt  eine  besondere 
Vorliebe  für  das  Prätorianerlager  gehabt  zu  haben  scheint. 
Unerklärt  blieb  eine  Inschrift,  welche  mit  dem  Consulat 
des  Jahres  175  die  Worte  tessera  caslrcsis  verbindet.  — 
Hr.  lirunn  legte  sechs  kleine  Gegenstände  von  Bronze  vor, 
von  der  Form  welche  man  gewöhnlich  als  bullae  zu  be- 
zeichnen pflegt.  Derselbe  vertheidigte  die  ihm  von  der 
verstorbenen  Frau  Mertens-Schaaffhawsen  mitgetheilte  An- 
sicht, wonach  diese  Bronzen  nicht  bullae  sondern  Siegel- 
kapseln seien.  Darauf  zeigte  derselbe  ein  Terracottarelief, 
welches  im  Allgemeinen  zwei  anderen  von  Combe  und 
Campana  veröffentlichten  entspricht,  zugleich  aber  eine 
neue  Stütze  für  die  O.  Müller  sehe  Erklärung ')  jener  bei- 
den bietet,  welcher  darin  die  Wiedererkennung  des  The- 
seus  durch  Aegeus  sah,  nemlich  dadurch,  dass  dasselbe 
mit  andern  Reliefdarstellungen  aus  dem  Leben  des  The- 
seus  zusammengefunden  wurden  ist.  Schliesslich  legte  Hr. 
Brunn  die  Zeichnung  eines  Scarabaeus  aus  Cortona  vor, 
auf  dem  sich  eine  seltene  Darstellung  der  Medusa  findet. 
Die  Medusa  ist  enthauptet  und  aus  ihrem  Halse  geht 
nicht  blos  der  Pegasus  hervor,  sondern  zugleich  ein  mensch- 
liches Wesen,  Cnrysaor,  der  bisher  nur  ein  einziges  Mal 
auf  einer  Cumanischen  Vase  der  Sammlung  Campana  zum 
Vorschein  gekommen  war  (Ann.  dell'  Inst.  1855  tav.  2). 

In  der  Sitzung  vom  24.  Januar  bemerkte  Hr.  Benzen 
mit  Bezug  auf  die  vorige  Sitzung  dass  Hr.  Kiessling  und  Hr. 
Degenkolb  in  der  Inschrift  der  Bleiröhre  (tessera  cuslresis) 
eine  Bezeichnung  des  Wasseranthcils,  welcher  dem  Präto- 
rianerlager zukam,  erkannt  hätten,  verhehlte  aber  nicht  dass 
')  Diese  Erklärung  ward  zuerst  weil  von  Tulken  gegeben.    A.  d.  II. 


tessera  in  dieser  Bedeutung  ohne  Beispiel  sei.  Nachdem 
derselbe  alsdann  die  Durchzeichnungen  verschiedener  neuer- 
dings gefundener  Inschriften,  welche  Hr.  Ruspi  in  die 
Sitzung  gebracht  hatte,  vorgelegt,  von  welchen  eine  einen 
adiutor  a  codicillis  erwähnt,  berichtete  er  nach  Mitthei- 
lungen des  Hrn.  Desjardins  über  den  jetzigen  Stand  der 
Publikation  der  Borghesischen  Werke,  die  nunmehr  als 
gesichert  betrachtet  werden  darf.  Hierauf  legte  Hr.  Hen- 
zen  einen  von  Hrn.  Lovatli  gefundenen  und  von  demsel- 
ben dem  Institut  geschenkten  Ziegelstempel  vor,  der,  an- 
fangs als  unedirt  angesehen,  von  Hrn.  Kiessling  als  iden- 
tisch mit  dem  im  Bullettino  vom  Jahr  1833  veröffentlichten 
Bollo  erkannt  wurde,  nur  dass  bei  der  damaligen  Publi- 
kation dass  ohnehin  lückenhafte  Exemplar  falsch  entziffert 
worden  war.  Nach  der  Erklärung  des  Hrn.  Kiessling 
bezog  sicli  der  Stempel  auf  den  POIUhs  Licinii  und  wur- 
den in  demselben  die  figlinae  eines  T.  Quinctius  Parra 
erwähnt.  Schliesslich  legte  Hr.  Henzen  im  Namen  des 
Hrn.  Spano,  Rectors  der  Universität  von  Cagliari,  den 
Jahrgang  18G0  und  1861  des  von  demselben  veröffent- 
lichten Bullettino  Sardo  vor,  indem  er  die  grosse  Wich- 
tigkeit dieser  Unternehmung  für  die  wenig  bekannten 
Alterthümer  der  Insel  Sardinien  hervorhob.  Derselbe  be- 
sprach alsdann  eine  schon  früher  von  Hrn.  Spano  heraus- 
gegebene Inschrift,  die  er  auf  eine  neue  von  seiner  eigenen 
frühem  sowohl,  als  von  der  Erklärung  Spano's  (die  der- 
selbe nochmals  ziemlich  unglücklich  vertheidigt  hatte), 
abweichenden  Weise  auffasste,  indem  er  die  Worte  DE- 
CVRIALI  •  SCR  •  CER  in  decvriali  scribae  cerario  auf- 
löste und  zur  Erklärung  auf  einen  Artikel  im  Bullettino 
vom  Jahr  1859  {intorno  ad  una  lapide  Ostiense)  verwies, 
worin  ein  scriptus  cerarius  und  seribae  cerurii  im  Gegensatz 
zu  scribae  librarii  zur  Sprache  kommen.  —  Hr.  Brunn 
berichtete  nach  einem  von  der  Gräfin  Gaetani-Lovatelli 
mitgetheilten  Briefe  des  Hrn.  Ransonnet  über  einen  vor 
einigen  Jahren  in  der  Wallachei  gefundenen  Schatz,  in 
Goldsachen  bestehend,  welcher  von  Prof.  Bock  als  dem 
gothischen  König  Athanarich  angehörig  erkannt  worden 
war.  Alsdann  legte  Hr.  Brunn  zwei  im  Besitz  des  Hrn. 
Lovatli  befindliche  Spiegel  vor.  Der  eine  stellt  vier  Fi- 
guren mit  phrygischer  Mütze  dar,  der  andere  gehört  zu 
der  zahlreichen  Klasse  von  Spiegeln,  welche  die  Dioskuren 
in  Gesellschaft  von  zwei  andern  Gottheiten  oder  Heroen 
darstellen,  im  gegenwärtigen  Fall  von  Minerva  (Menfra) 
und  Jolaos  (Fite).  Ausser  verschiedenen  andern  analogen 
Darstellungen  zeigte  Referent  einen  Spiegel,  der  neuerdings 
für  das  Berliner  Äluseum  erworben  worden  war,  auf  wel- 
chem in  ähnlicher  Gruppirung  Laran ,  Herde,  Menrfa 
und  Fite  vereinigt  erscheinen.  Auf  einer  von  demselben 
Um.  Lovatti  in  die  Sitzung  gebrachten  Gemme  erkannte 
Hr.  Brunn  einen  sitzenden  Dionysos  oder  Satyr,  welcher 
eine  bärtige  Maske  in  der  Hand  hält  und  mit  einem  vor 
ihm  stehenden  Knaben  oder  kleinen  Satyr  scherzt.  Zu- 
letzt zeigte  Hr.  Brunn  den  Gypsabguss  eines  Terracotta- 
reliefs,  welches  ein  Gegenstück  zu  dem  in  der  vorigen 
Sitzung  besprochenen  bildet,  und  nachdem  er  einen  Ueber- 
blick  über  die  verschiedenen  Tliaten  des  Theseus,  wie  sie 
auf  derartigen  Reliefs,  welche  ursprünglich  einen  Cyclus 
gebildet  hätten,  vorkommen,  gegeben,  erklärte  er  die  vor- 
liegende Darstellung  als  die  Tödtung  Skiions  durch  den 
jugendlichen  Helden. 

In  der  Sitzung  vom  31.  Januar  legte  Dr.  Kiessling 
eine  von  dein  Architekten  Hrn.  Zimmermann  ausgeführte 
Zeichnung  eines  sehr  merkwürdigen  Monuments  vor,  wel- 
ches Hr.  Oagliardi  bei  einer  mit  Genehmigung  des  Eigen- 
thümers  des  Bodens,  Principe  Torlonia,  unternommenen 
Ausgrabung  in  der  Nähe  der  angeblichen  Villa  der  Quinc- 


289* 


290* 


tilier  oder  Roma  vecchia  an  der  Via  Appia  entdeckt  hatte. 
Dasselbe  bestellt  in  einem  marmornen  Apparat,  der  offen- 
bar zur  Reinigung  des  Oels  bestimmt  war.  Die  Zeichnung 
nebst  den  Erklärungen  des  Hrn.  Kiessling  wird  in  den 
Annalen  des  laufenden  Jahres  zur  Veröffentlichung  ge- 
langen. —  Hr.  Lanct  theilte  eine  in  der  Nähe  von  Roma 
vecchia  an  der  Via  Latina  gefundene  Inschrift  mit,  welche 
sich  auf  einen  M.  Ulpius  Epaphroditus,  Freigelassenen 
eines  Phaedimus,  bezieht.  Dieser  Phaedimus,  welchen  die 
Inschrift  als  Augusti  u  cubiculo  bezeichnet,  ist  nach  der 
wahrscheinlichen  Vermuthung  lim.  Henzen's  mit  dem  in 
zwei  Inschriften  des  Vaticanischon  Museums  erwähnten 
Freigelassenen  Trajans  gleichen  Namens  identisch.  —  Hr. 
Ranzen  legte  zwei  im  Besitz  des  Advokaten  Hrn.  Lovatli 
befindliche  'glandes  missiles'  vor,  welthe  bei  Perugia  ge- 
funden sich  auf  den  Perusinischen  Krieg  beziehen.  Als- 
dann zeigte  er  den  Papierabklatsch  einer  vor  Kurzem  in 
Ostia  gefundenen  Inschrift,  welcher  von  dem  Commenda- 
tore  Visconti  vergünstigt  worden  war.  In  der  Inschrift 
ist  nach  dem  Referenten  von  der  Weihung  zweier  Kronen 
die  Rede;  von  denselben  war  die  eine  der  Isis  in  Buba- 
stos,  die  andere  der  Venus  in  Argos  bestimmt.  Schliess- 
lich besprach  Hr.  Henzen  einige  ihm  von  Hrn.  liallefsen 
mitgetheilte  Inschriften  aus  Piacenza.  —  Hr.  de  Latre  las 
einen  Aufsatz  über  die  Ableitungen  des  Namens  Diovis.  — 
Hr.  Brunn  zeigte  eine  ihm  von  Hrn.  L.  Depoletti  mitge- 
theilte Bronzestatuette,  welche  Ilygieia  darstellt,  die  mit 
einer  Patera  in  der  Rechten  die  sich  um  ihren  linken  Arm 
windende  Schlange  tränkt.  Dieselbe  verdient  sowohl  we- 
gen ihrer  Grösse  (27  Centimeter)  als  wegen  der  vortreff- 
lichen Erhaltung  Beachtung.  Hr.  Brunn  legte  alsdann  die 
Zeichnung  eines  Reliefs  vor,  welches  sich  in  einem  Palaste 
in  der  Nähe  des  arco  della  Ciambella  befindet.  Dasselbe 
stellt  Achilles  dar,  welcher  die  Lyra  in  Gegenwart  seines 
Lehrers  Chiron  spielt,  ein  Gegenstand,  welcher,  durch  ein 
berühmtes  pompeianisch.es  Wandgemälde  bekannt,  sich  hier 
zum  ersten  Mal  in  einem  Werke  der  Sculptur  findet. 

In  der  Sitzung  vom  7.  Februar  berichtigte  Hr.  Hen- 
zen seine  Mittheilung  über  die  Ostiensische  Inschrift  da- 
hin, dass  in  derselben,  wie  ihm  P.  Vercellonc,  welcher  das 
Original  selbst  gesehen,  versichert  habe,  nicht  von  einer 
der  Venus  in  Argos  geweihten  Krone,  sondern  von  einer 
unter  den  beiden  Kronen  derselben  Isis  gewidmeten  Statue 
der  Venus  aus  Silber  die  Rede  sei.  Er  zeigte  alsdann 
im  Namen  des  Hrn.  Lovatli  eine  schöne  in  der  Sabina 
gefundene  Lampe  aus  Terracotta,  welche  in  Relief  die 
Köpfe  der  Isis  und  des  Serapis  mit  der  Unterschrift 
AAES.IKAKOI  enthielt.  Schliesslich  besprach  Hr. 
Henzen  die  Inschrift  eines  Altars,  welcher  bei  S.  Maria 
dell'  Orto  in  Trastevere,  an  derselben  Stelle  an  welcher 
neben  anderm  die  auf  den  pagus  Janicolensis  bezüglichen 
Inschriften  zum  Vorschein  gekommen,  gefunden  worden 
war.  Das  neu  entdeckte  Monument  ist  für  das  Heil  des 
Kaisers  Alexander  Severus  und  seiner  Mutter  Mammaca 
Augusta  dem  'Aselepius'  von  einem  Militärtribunen  Aure- 
relius  Silvanus  und  Andern  geweiht.  Professor  Th.  Momm- 
sen  aus  Berlin,  welcher  kurz  vorher  in  Rom  angelangt 
war,  bemerkte,  dass  in  den  Denkmälern  der  Kaiserzeit  die 
griechische  Namensform  'Asklepios'  viel  häufiger  sei  als 
die  lateinische  'Aesculapius',  eine  Erscheinung,  deren  Er- 
klärung in  der  gräcisirenden  Hauptstadt  nicht  schwer 
sei.  —  Derselbe  berichtete  alsdann  nach  den  Mittheilun- 
gen des  correspondirenden  Mitglieds  Hrn.  Zohel  in  Ma- 
drid, über  die  hauptsächlichsten  in  Spanien  bis  jetzt  ge- 
fundenen Münzthesauren,  den  von  Rosas,  den  von  Liria 
und  den  von  Castulo.  Der  Thesaurus  von  Rosas  ist  von 
hoher  historischer  Wichtigkeit;   er  besteht  aus  Sicilischen 


Obolen  und  Litren  von  alterthümlicher  Form,  welchen 
sich  Münzen  von  Emporia  beigemischt  rinden,  deren  Ge- 
präge von  grösstcr  Aehnlichkeit  ist  und  welche  gewiss 
die  ältesten  Münzen  sind,  die  südlich  von  den  Pyrenäen 
geprägt  wurden.  Die  beiden  andern  Thesauren  bestehen 
aus  römischen  Denaren  und  zwar  sind  die  Münzen  von 
Liria  aus  demselben  Jahre,  welchem  auch  die  italienischen 
Thesauren  von  Villola,  Collecchio  und  Sant'  Anna  ange- 
hören, nemlich  dem  Jahre  der  allgemeinen  Verwirrung  711 
nach  der  Ermordung  Cäsars.  Viel  wichtiger  ist  der  Fund 
von  Castulo,  welcher  im  Jahre  1G18  entdeckt  und  vom 
Marchese  de  la  Aula  mit  ziemlicher  Genauigkeit  beschrie- 
ben wurde.  Er  ist  der  älteste  von  allen  bis  jetzt  bekann- 
ten da  er  um  acht  Jahre  älter  ist  als  der  Fäsulauer  The- 
saurus, und  enthält  wie  der  Fäsulauer  eine  ungeheure 
Menge  von  Denaren  aus  den  Jahren  662 — 670.  —  Schliess- 
lich legte  Hr.  Brunn  die  Zeichnung  eines  von  ihm  unter 
den  in  den  Catalogen  nicht  registrirten  Gegenständen  des 
ehemaligen  Campana'schen  Museums  gefundenen  Spiegel 
vor,  welcher  wahrscheinlich  aus  Caere  stammt.  Dargestellt 
ist  Venus  (Titrun)  sitzend  mit  einer  Ciste  neben  sich,  wie 
sie  einer  andern  stehenden  Frau  einen  Kranz  reicht. 
Diese  letzte  trägt  den  durch  andere  Inschriften  bekannten 
Namen  Tlialna. 

In  der  Sitzung  vom  14.  Februar  sprach  Hr.  Kiessling 
über  die  Consuln  des  Jahres  117  unserer  Zeitrechnung, 
welche  gewöhnlich  Quinctius  Niger  und  C.  Vipstanus 
Apronianus  genannt  würden,  ohne  dass  es  dem  Referenten 
gelungen  wäre  zu  rinden,  auf  welche  Autorität,  sei  es  die 
eines  alten  Schriftstellers  oder  einer  Inschrift,  sich  die 
gentilicia  der  genannten  Consuln  gründeten.  In  den  In- 
schriften würden  dieselben  stets  mit  den  blossen  cognomina 
als  Niger  und  Apronianus  bezeichnet.  Diese  Ungewissheit 
wird  nach  Hrn.  Kiessling  einigermassen  durch  den  Stempel 
eines  Ziegels  gehoben,  welcher  in  der  handschriftlichen 
Sammlung  von  Pighius  sich  befindet.  Nach  der  von  dem 
Referenten  unternommenen  Wiederherstellung  der  verstüm- 
melten Inschrift  würde  Aquilius  das  gentilicium  des  Niger, 
Rebulius,  ein  bisher  unbekanntes  nomen,  das  des  Apro- 
nianus sein.  —  Darauf  legte  Hr.  Mommsan  den  von  dem 
correspondirenden  Mitgliede  Hrn.  Cicerchia  mitgetheiltcn 
Abklatsch  einer  archaischen  Inschrift  aus  Palestrina  vor, 
welche  nach  der  ungenauen  Veröffentlichung  von  Ceccoui 
im  C.  I.  L.  vol.  1  no.  73  abgedruckt  worden  war.  Er  be- 
merkte zunächst,  dass  in  Präneste  viel  früher  als  in  Rom 
der  Gebrauch  der  Schrift  sich  zeige,  und  dass  demnach 
in  sehr  alten  Zeiten  in  Präneste  eine  nicht  geringe  Cultur 
geherrscht  habe,  wodurch  diese  Stadt  damals  Rom  über- 
legen gewesen  sei.  Daraus  erkläre  sich  zum  Theil  die 
Rivalität,  welche  lange  zwischen  beiden  Städten  bestanden 
habe.  Hr.  Mommsen  wandte  sich  darauf  zur  Erklärung 
der  Inschrift,  welche  durch  ihre  grammatischen  Formen 
besonderes  Interesse  hat.  —  Hr.  Henzen  zeigte  ein  Amulet 
aus  pietra  nera,  welches  bei  Arbeiten  im  Palast  des  Für- 
sten Aldobrandini  in  Rom  gefunden  und  mit  Erlaubniss 
desselben  durch  Hrn.  de  Rossi  dem  Institut  vergünstigt 
worden  war.  Dasselbe  enthält  ausser  den  an  solchen 
Anmieten  stets  vorkommenden  unverständlichen  Buchsta- 
ben ein  an  den  Herrn  des  Gedankens  und  der  Orakel 
gerichtetes  Gebet,  in  der  Nacht  eine  wahrhafte  Antwort, 
die  dem  Gedächtniss  sich  einpräge,  zu  geben.  —  Schliess- 
lich zeigte  Hr.  Brunn  die  Zeichnung  von  dem  Fragment 
einer  Vase,  welche  auf  der  erhaltenen  Seite  eine  bis  jetzt 
einzeln  dastehende  Darstellung  enthält,  in  welcher  Referent 
den  Mythus  von  Herakles  und  Syleus  (vgl.  Otto  Jahn  Ar- 
chäol.  Ztg.  1861  S.  157  ff.)  erkannte.  Hr.  Brunn  lügte 
hinzu,  dass  Otto  Jahn  durch  eine  nachlässige  Beschreibung 


291< 


292* 


einer  Campana'schen  Vase  (Ser.  IV  no.  647)  verleitet,  in 
derselben  die  Bestrafung  des  Syleus  habe  finden  wollen: 
vielmehr  seien  dort  eine  That  des  Herakles  und  zwei  des 
Theseus  vereinigt  dargestellt,  nemlich  des  Herakles  Kampf 
mit  dem  Löwen,  und  Theseus,  wie  er  mit  dem  Sehwert 
gegen  den  Minotaurus  angeht  und  mit  einer  Doppelaxt 
oder  vielmehr  einem  Hammer  einen  Gegner,  wahrschein- 
lich Prokrustes,  erschlügt. 

In  der  Sitzung  vom  21.  Februar  trug  Hr.  Rosa  über 
den   Tempel   des   Hercules  Victor   in    Tivoli    vor,    dessen 
Lage  durch  die  Ausgrabungen  des  durch  die  Rathschläge 
des    Referenten   unterstützten   Hrn.   Thierry    sich    deutlich 
herausgestellt  hat.     Hr.  Rosa    wies    die  phantastische  Re- 
construction  Canina's  in  ihrer  Unnahbarkeit  nach  und  gab 
ein  einfaches  und  klares  Bild  des  Tempels  nach  den  durch 
die  Aussrabungen  gewonnenen  Resultaten.    Ausführlichere 
Mittheilungen    versprach    Referent    in    einem  Artikel    des 
Bullettino  zu  liefern.  —  Darauf  legte  Hr.  Mommsen  einige 
von    Hrn.    Depoletti    vergünstigte    'glandes    missiles'    vor, 
welche  sich  sämtlich  auf  den  Krieg  von  Picenum  bezogen. 
Referent  ergriff  die  Gelegenheit,   auf  eine  ziemlich  ausge- 
breitete moderne  Fabrikation  dieser  Anticaglien  hinzuwei- 
sen, die  in  den  letzten  zwanzig  Jahren  aufgekommen  sei. — 
Hr.  Henzen   sprach  über  ein  neues  Fragment  der  Trium- 
phalsten, welches  Hr.  Mommsen  in  einem  epigraphischcn 
Codex  der  Barberina  aufgefunden    hatte.     Durch  dasselbe 
erhalten  wir  positive  Daten  über  die  Triumphe  von  Octa- 
vianus  und  C.  Carrinas    und  gewinnen  zugleich  die  völlig 
neue  Notiz  von  dem  Triumph  eines  C.  Calvisius  Sabinus. 
Ueber  die  Berichtigungen,  welcher  des  Referenten  früherer 
Artikel   durch   diese   neue  Entdeckung  erfahrt,   wird  der- 
selbe sobald  als  möglich  im  Bullettino  Rechenschaft  geben. 
In  der  Sitzung  vom  28.  Februar    sprach  Hr.  Henzen 
über    einige    Inschriften    von    Meilensteinen    Kleinasiens, 
welche    ihm   von  Hrn.  Perrot    mitgetheilt   worden    waren. 
Derselbe   hatte  sie    auf  seiner  wissenschaftlichen  Reise  im 
Innern  Kleinasiens  abgeschrieben.  —  Darauf  theilte  der- 
selbe   nach   einem  Briefe    des  Hrn.   DelJefsen    eine  merk- 
würdige Inschrift  mit,  welche  von  demselben  in  den  Samm- 
lungen der  Brera  in  Mailand  copirt  worden  war.    Dieselbe 
wird  im  Bullettino  abgedruckt  werden.     Schliesslich  legte 
Hr.  Henzen  im  Namen   des  Herzogs  von  Norlhumberland 
das    unter    den  Auspicien    desselben   veröffentlichte  Werk 
über  den  römischen  Grenzwall  in  Brittannien  vor.   —  Hr. 
Mommsen    sprach  über   einen    neuen  dupondius,    welcher 
sich  in  der  Sammlung  des  Hrn.  Depoletti  gefunden  hatte. — 
Hr.   Brunn   legte   einen    pränestinischen   Spiegel   des  Hrn. 
Depoletti  vor,  welcher  einen  Herakleskopf  mit    der  Keule 
enthält;  derselbe  lässt  sich  in  Bezug  auf  die  schöne  Zeich- 
nung mit  dem  Bacchuskopf  bei  Gerhard  71,  4  vergleichen. 
Darauf    zeigte    derselbe   eine  aus  Grossgriechenland  stam- 
mende   und   jetzt   im  Besitz  desselben  Hrn.  Depoletti  be- 
findliche Gruppe  aus  Bronze.    Diese  stellt  in  ihrem  gegen- 
wärtigen  Zustand   den   Apollo    unbekleidet  inmitten   eines 
Gitters  dar,    welches    von  Säulchen   gebildet  wird  und  in 
zwei  Halbkreise  ausläuft;  auf  demselben  sitzen  zwei  Jagd- 
hunde.    Bei  der  vom  Referenten  angestellten  Untersuchung 
stellte  sich  indessen  heraus,    dass    die  Gruppe  in  neuerer 
Zeit   aus   drei  Stücken   zusammengesetzt   sei;    allgemeinen 
Beifall  fand  die  vom  Referenten  versuchte  Herstellung  des 
ursprünglichen  Kunstwerks.  —  Hr.    Willmer   hatte  in  die 
Versammlung  ein  Marmorrelief  von  ovaler  Form  und  un- 
gefähr 4U  Centimeter  Breite  gebracht,   das  in  einer  vigna 
vor  Porta  maggiore,    nach  Andern    bei   Palast  Salviati  an 
der  Lungara  gefunden  sein  soll.     Dasselbe  stellt  den  Lao- 
koou    mit   beiden   Söhnen   in   einer   Weise   dar,    dass   die 
Gestalt  des  Vaters  und  der  Altar,  auf  dem  er  sitzt,  deut- 


lich an  die  berühmte  Gruppe  im  Vatican  erinnert,  wäh- 
rend die  Composition  der  Söhne  starke  Abweichungen  von 
derselben  zeigt.  Die  Arbeit  ist  in  einigen  Theilen  nach- 
lässig, in  andern  sehr  sorgfältig  und  überlegt,  und  die 
ganze  Composition  verräth  einen  nicht  unbedeutenden 
Künstler.  Da  indess  alle  bisher  zum  Vorsehein  gekom- 
menen Repliken  der  vaticanischen  Gruppe  ganz  oder  zum 
Theil  als  moderne  Arbeit  erkannt  worden  waren,  so  er- 
regte auch  dies  Relief  Zweifel  an  seiner  Echtheit,  und  es 
wurde  nicht  geleugnet,  dass  der  erste  Eindruck  an  die 
Arbeiten  des  sechszehnten  Jahrhunderts  erinnert;  tüchtige 
Bildhauer  sprachen  sich  jedoch  nach  sorgfältiger  Prüfung 
in  entgegengesetztem   Sinne  aus. 

Berlin.  In  der  Sitzung  der  archäologischen 
Gesellschaft  vom  7.  Januar  d.  J.  wurden  zuerst  innere 
Angelegenheiten  verhandelt.  Hr.  Gerhard  übernahm  als 
Vorsitzender  die  Leitung  der  Gesellschaft  von  neuem,  da- 
gegen Professor  Böiticher's  bisherige  Mitwirkung,  auf 
Veranlassung  seiner  bevorstehenden  Reise  nach  Griechen- 
land, durch  Professor  Frietlerichs  ersetzt  ward.  Derselbe 
eröffnete  die  Reihe  der  wissenschaftlichen  Mittheilungen 
durch  einen  Vortrag  über  die  verschiedenen  Gattungen 
des  alterthümlichen  Styls  der  griechischen  Plastik.  Bei- 
spielsweise wurden  die  Metopen  von  Selinunt,  das  Har- 
pyienmonument  und  die  äginetischen  Statuen  zu  Grunde 
gelegt,  um  einen  altdorischen,  einen  ionisch-attischen  und 
einen  äginetischen  Archaismus  zu  unterscheiden,  dessen 
conventionelle  Magerkeit  hauptsächlich  in  einer  Anzahl 
noch  erhaltener  Thonreliefs  seine  Vergleichung  finde  und 
der  mit  der  Zeit  der  Unabhängigkeit  Aegina's  aufgehört 
haben  möge.  —  Hr.  Hühner  berichtete  unter  Vorlegung 
des  von  der  Akademie  zu  Madrid  herausgegebenen  Werks 
der  Gebrüder  Oliver  'Munda  Pompeiana'  (Madrid  1861 
gr.  8.)  über  die  vielbestrittene,  jetzt  mit  Wahrscheinlichkeit 
der  Gebirgsgegend  von  Ronda  zugesprochenen  Lage  von 
Munda.  —  Hr.  Mommsen  knüpfte  hieran  die  Notiz  eines 
durch  Hrn.  Zobel  zu  Madrid  zu  seiner  Kenntniss  gelang- 
ten spanischen  Münzfunds,  in  welchem  es  an  Denaren  des 
Sextns  Pompeius  nicht  fehlte  und  bezeichnete  diesen  Um- 
stand als  entscheidend  gegen  die  gewöhnliche  Herleitung 
aller  Münzen  des  Sextus  Pompeius  aus  der  Zeit  seines 
Aufenthalts  in  Sicilien,  mit  Betonung  des  Schlusses  wel- 
cher aus  der  Gemeinschaft  der  Münzen  beider  Söhne  des 
grossen  Pompeius  auf  deren  Gleichstellung  im  itnperium 
sich  ziehen  lasse.  Das  gedachte  Verhältniss  der  Münz- 
funde bestätigte  Hr.  von  Rauch  durch  die  Bemerkung, 
dass  ihm  laut  Mittheilung  des  Münzhändlers  Rollin  zu 
Paris  die  häufige  Provenienz  ähnlicher  Münzen  aus  Spa- 
nien wohl  bekannt  sei.  —  Ein  durch  Hrn.  Hühner  der 
Gesellschaft  mitgetheilter  Bericht  ihres  dermalen  zu  Rom 
verweilenden  Mitglieds  Hrn.  Jordan  betraf  die  von  dem 
Architekt  Rosa  auf  kaiserlieh  französische  Kosten  gelei- 
teten Ausgrabungen  auf  dem  Palatin,  durch  welche  unter- 
halb des  Klosters  S.  Bonaventura  ein  mit  Nischen  verse- 
hener halbzirkliger  Bau  neuerdings  zum  Vorschein  kam. 
Von  Hrn.  Jordan  berichtet  war  auch  der  zu  Syrakus  er- 
folgte Fund  zweier  römischer  Togastatuen,  deren  eine 
von  einem  Geldkasten  als  Abzeichen  eines  Schatzmeisters 
begleitet  ist.  —  Lieber  athenische  Ausgrabungen  im  Peribolos 
des  Olympieion,  durch  welche  die  Spur  eines  halbzirkligen 
Ausbaues  und  die  Inschrift  einer  Statuenbasis  des  Hadrian 
zu  Tage  kam,  ward  durch  einen  an  Hrn.  Gerhard  einge- 
sandten Aufsatz  eines  griechischen  Zeitungsblatts  (VtvixTj 
itj  ijfttnis  rrjg  'li\).üdog  1861  no.  53.65  s.  unten  S.  295* ff.) 
Auskunft  gegeben.  —  Als  litterarische  Neuigkeit  war  ein 
von  K.  Keil  sorgfältig  herausgegebener  und  von  der  Teub- 


293* 


294* 


ner'sehen  Buchhandlung  würdig  ausgestatteter  zweiter  Band 
archäologischer  Aufsätze  von  Ludwig  Ross  eingegangen, 
in  welchem  die  zerstreuten  kleineren  Arbeiten  dieses  un- 
vergesslichen,  um  Griechenlands  Orts-  und  Inschriftkunde 
hochverdienten,  Forschers  nebst  einer  Reihe  dazu  gehö- 
riger Abbildungen  vereinigt  sind.  Eine  besonders  anzie- 
hende Abhandlung  von  E.  Curtius  (Nachrichten  der  Ge- 
sellschaft der  Wissenschaften  zu  Göttingen  18G1  no.  21) 
handelt  'über  die  Weihgeschenkc  der  Griechen  nach  den 
Perserkriegen  und  insbesondere  über  das  platäische  Weih- 
geschenk zu  Delphi';  in  Bezug  auf  dieses  letztere  ist  die 
mit  den  betreffenden  Inschriften  versehene  bronzene 
Schlange  des  Hippodroms  zu  Constantinopel  als  eine  ver- 
mutlich im  Jahr  400  den  Zwecken  einer  Wasserkunst 
angepasste  sehr  ungefähre  Copie  des  platäischen  Weih- 
geschenks nachgewiesen.  Eine  dänisch  geschriebene  Ab- 
handlung von  L.  Müder  zu  Kopenhagen  behandelt  grä- 
cisirte  pnönicische  Gottheiten  auf  Grundlage  afrikanischer 
Münztypen.  Ausser  diesen  von  Hrn.  Gerhard  vorgelegten 
Schriften  waren  noch  mehrere  andere  der  Hrn.  Capei, 
Gerlach  zu  Zerbst,  Heibig,  Schwarte  '),  Vinet  und  E.  «»s'm 
Weerlh  eingegangen,  von  denen  man  dankbare  Kenntniss 
nahm. 

In  der  Sitzung  vom  4.  Februar  ward  zuerst  von 
Hrn.  Gerhard  der  unter  den  Gypsabgüssen  des  köuigl. 
Museums  soeben  aufgestellten  Madrider  Statue  des  Schlaf- 
gottes gedacht,  deren  Abbildung  in  drei  photographischen 
Aufnahmen  vorlag  und  demnächst  in  der  'Archäologischen 
Zeitung'  erscheinen  wird  (Tafel  CLVII).  —  Ein  andres 
gleichzeitig  in  Gypsabguss  hieher  gelangtes  anziehendes 
Marmorwerk  ward  zur  Stelle  gebracht,  um  den  daran  ge- 
knüpften Erläuterungen  des  Professor  Friederichs  zur 
Grundlage  zu  dienen.  Es  handelte  sich  um  das  mehr  als 
lebensgrosse  Brustbild  eines  behelmten  jungen  Helden,  auf 
dessen  linker  Schulter  die  Aegis  ruht  — ,  ein  Umstand 
welcher  zuerst  den  Gedanken  an  Perseus  den  Gorgobe- 
sieger  hervorgerufen  hatte,  dann  aber  vielmehr  durch  die 
Aegis  erklärbar  schien,  welche  dem  nach  des  Patroklos 
Tod  seiner  Waffen  beraubten  Achill  durch  göttlichen  Bei- 
stand die  Kraft  verlieh,  den  Uebermuth  des  herandringen- 
den Feindes  zurückzusehrecken.  Wenn  mit  diesem  home- 
rischen Moment  die  Helmbedeckung  des  Kopfes  nicht 
stimme,  so  lasse  doch  in  dem  fraglichen  Marmorwerk  eine 
Darstellung  des  Achill  sich  erkennen,  bei  welcher  jene 
momentane  Verleihung  der  Aegis  einer  symbolischen  An- 
wendung dieses  Attributs  für  Achill  diene.  Die  Züge  des 
Kopfes  selbst,  dessen  stylistische  Eigenthümlichkeit  etwa 
der  lysippischen  Zeit  zuzuschreiben  sei,  könne  man  mit 
der  homerischen  Vorstellung  vom  jungen  Helden  Achill 
sehr  wohl  vereinigen,  wenn  auch  nicht  mit  dem  angeb- 
lichen Achill  der  borghesischen  Statue,  die  man  zugleich 
mit  einer  gleichfalls  berühmten  und  gleichfalls  auf  Achill 
gedeuteten  Statue  der  Villa  Ludovisi  mit  Emil  Braun  viel- 
mehr als  ein  Bild  des  Kriegsgottes  zu  betrachten  habe. 
Die  Erwähnung  dieser  beiden  Statuen,  auf  welche  der 
Vortrag  weiter  einging,  rief  lebhafte  Erörterungen  mehrerer 
Mitglieder  der  Gesellschaft  hervor.  Hinsichtlich  der  bor- 
ghesischen Statuen  blieben  bei  sonstiger  Beiprlichtung  die 
Ansichten  dergestalt  getheilt,  dass  Hr.  Waagen  darin  ein 
römisches  Werk  erkannte,  Hr.  Friederichs  aber  mit  andern 
Kunstfreunden  darin  die  römische  Replik  eines  griechi- 
schen Originals  aus  guter  Zeit  festzuhalten  geneigt  ist. 
Den   über   dem  Knöchel    des   rechten  Fusses    befindlichen 

3)  'Vom  Ursprung  der  Mythologie'.  Nachträgliche  Bemerkungen 
gegen  Forchhammer.  Dieser  Aufsatz  ward  in  mehreren  vom  Verfasser 
eingesandten  Abzügen   vertheilt. 


Ring,  der  bei  der  Voraussetzung  eines  Achill  die  Ver- 
wundbarkeit dieses  Helden  andeuten  soll,  hatte  Hr.  Frie- 
derichs vielmehr  als  Abzeichen  der  Liebesbande  Aphro- 
ditens  gedeutet,  wogegen  Hr.  Tölken  auf  die  nachweisliche 
Fesselung  alter  Cultusbilder  sich  stützend,  vielmehr  den 
unwandelbaren  Schutz  des  Sieg  und  Frieden  erkämpfenden 
Gottes  darin  gemeint  wissen  wollte.  Hinsichtlich  der 
Ludovisischen  Statue  äusserte  Hr.  Legationsrath  Meier 
im  Sinn  des  von  Baoul-Roehette  vertretenen  Standpunkts, 
die  Deutung  derselben  auf  Achill  nicht  wohl  aufgeben  zu 
können.  Wenn  nichts  destoweniger  sich  überwiegend  die 
Ansicht  empfahl,  dass  sowohl  die  ludovisische  als  auch 
die  borghesische  Statue  vielmehr  den  Ares  als  den  Achill 
darstelle,  so  blieb  bei  solcher  Einbusse  vermeintlicher 
Achillesbilder  der  Wunsch  offen,  dass  auch  echte  Dar- 
stellungen des  in  Poesie  und  Kunst  so  hoch  gefeierten 
vornehmsten  Helden  der  Ilias  aus  dem  uns  gebliebenen 
Denkmälervorrath  ein  andermal  um  so  entschiedener  her- 
vortreten möchten.  Willkommen  in  solcher  Beziehung  war 
ein  aus  dem  köuigl.  Antiquarium  von  Hrn.  Friederichs  zur 
Stelle  gebrachtes  bronzenes  Brustbild  eines  jugendlichen 
behelmten  Kriegers,  welches  durch  einen  leisen  Zug 
schwermüthigen  Ausdrucks  und  durch  einige  Aehnlichkeit 
mit  dem  Madrider  Marmor  mehr  dem  Charakter  Achills 
als  dem  des  Kriegsgottes  verwandt  zu  sein  schien.  — 
Hierauf  beschrieb  Dr.  Hübner  ein  im  April  1861  in  Bar- 
celona an  der  Stelle  des  alten  Palau  gefundenes  grosses 
Mosaikbild  mit  Wagenrennen  im  Circus.  Die  besonders 
ausführliche  Darstellung  der  spina  und  ihres  Schmuckes, 
so  wie  die  den  vier  wettfahrenden  Quadrigen  bei"-eschrie- 
benen  Namen  der  Pferde  und  Pferdezüchter,  sowie  des 
einen  Wagenlenkers,  sichern  diesem  Bild  eine  hervorra- 
gende Stellung  unter  den  zahlreichen  erhaltenen  Darstel- 
lungen desselben  Gegenstandes,  von  welchen  die  meisten 
(Mosaikbilder  von  Lyon,  Italica,  Carthago  und  Augsburg 
und  nahe  an  zwanzig  Sarcophagreliefs)  ein°ehender  Ver- 
gleichung  unterworfen  wurden.  Es  knüpfte°sich  daran  die 
Erörterung  einiger  noch  nicht  gehörig  beantworteter  Fra- 
gen in  Betreff  der  Wettfahrten  im  Circus:  über  Ort  und 
Signale  der  Abfahrt,  über  die  Zahl  der  Rennen  und  Um- 
läufe nebst  den  sie  darstellenden  Zeichen  auf  der  spina, 
über  den  Ort  wo  die  Sieger  gekrönt  wurden,  und  anderer.  — 
Mit  Bezug  auf  Fenerbach's,  in  der  neulichen  Schrift  'Ilio- 
neus'  von  L.  Gerlach  neu  aufgenommene  Vermuthung, 
als  sei  der  belvederische  Apoll  im  Zusammenhang  mit 
Orest  und  den  Eumeniden  zu  denken,  kam  ein  in  Eng- 
land gefundenes  und  in  den  actis  eruditorum  von  1739 
edirtes  Relief  aus  Silber  in  Rede,  welches  in  der  gedach- 
ten Schrift  zur  Unterstützung  jener  Hypothese  citirt  wird. 
Zum  Beweiss  dass  jene  Vergleichung  trüglich  sei  lag  eine 
genaue  Beschreibung  des  gedachten  Reliefs  von  Dr.  Ke- 
kule  vor  ').  —  Als  litterarische  Neuigkeiten  legte  Hr. 
Gerhard  das  zweite  Heft  der  sehr  verdienstlichen  Heraus- 
gabe von  'Münchens  Antiken'  durch  C.  von  Lülzow 
und  eine  Abhandlung  des  verstorbenen  Lenormanl  vor, 
in  welcher  auf  Grund  einer  Anzahl  von  kyrenäischen  Va- 
senbildern gewisse  colossale  Darstellungen  auf  Thonge- 
fässen  als  Reminiseenzen  von  Scenerien  des  Mysterien- 
gepränges betrachtet  werden.  Noch  andre  Schriften,  ein- 
gegangen von  den  Hrn.  F.  D.  Gerlach,  GuidobalJi, 
Janssen,  Michaelis  und  Reinaud  waren  zu  dankbarer 
Kenntnissnahme  der  Gesellschaft  vorgelegt. 

4)  Es  ist  hier  von  demselben  Relief  die  Rede  welches  schon 
früher  einmal  in  derselben  Gesellschaft  besprochen  wurde  und  damals 
zu  einer  von  Herrn  W.  Koner  verfassten ,  in  der  Arcu.  Ztg.  1848 
S.  281  f.  obgedruckten  Beschreibung  Anlass  gab.  A.  d.  H. 


295 


t* 


296* 


II.     A  u  s  g  r 

1.     Olympieion  zu  Athen. 
(Paus.  I,  13,  6). 

In  der  yivixi)  i<fr;i[iigig  t/~£  'EMüduc,  nolurixi)  xai 
(ftlo't.oyir.rj  vom  4.,  6.  und  20.  December  1861,  wie  vom 
2.,  15.  und  22.  Januar  1862  erstattet  Hr.  K/uisojui/os  Be- 
richt über  Ausgrabungen,  welche  neuerlich  auf  Veranlas- 
sung eines  Wegebaues  in  dem  nordwestlichen  Theile  des 
Olympieion  zu  Athen  Statt  gefunden  haben.  Die  in  mehr- 
facher Hinsicht  interessanten  Ergebnisse  derselben  stellen 
wir  im  Folgenden  kurz  zusammen. 

Von  der  Mauer  des  Peribolos  war  bisher  nur  der  die 
Südostecke  bildende  Theil  bekannt;  jetzt  sind  auch  deut- 
liche Spuren  der  nördlichen  Mauer  entdeckt,  welche  be- 
weisen, dass  der  Tempel  gerade  in  der  Mitte  des  Peribolos 
erbaut  ist,  und  die  überdies  eine  genaue  Ausmessung  des 
letzteren  ermöglicht  haben.  Hiernach  betrügt  die  Länge 
desselben  204,  die  Breite  130  Meter,  woraus  sich  ein 
Umfang  von  668  Meter  oder  31, ,  olympischen  Stadien  er- 
giebt,  entsprechend  den  Worten  des  Paus.  I,  18,  6:  o  /liiv 
drj  nät;  nttjißoXot;  axuöliov  fiü).iattt  iiaadtiov  tazlv.  — 
Den  Eingang  zum  Peribolos  vermuthete  bereits  Lcahe  nicht 
im  Osten,  sondern  im  Nordwesten  des  Tempels;  die  Aus- 
grabungen des  letzten  Jahres  scheinen  dies  zur  Gewissheit 
erhoben  zu  haben.  In  dem  westlichen  Theile  der  Nord- 
mauer des  Tempelbezirks  nämlich,  19'/»  Meter  vor  der 
Biegung  nach  Westen,  befinden  sich  Reste  eines  Baues, 
der  nach  aussen  in  einem  Halbkreise  von  10,90  Meter 
Durchmesser  vorsprang.  Das  Material  desselben  stimmt 
völlig  mit  demjenigen  der  übrigen  Theile  des  Peribolos 
überein,  so  dass  eine  moderne  Verunstaltung  der  Um- 
fangsmauer,  etwa  durch  einen  Thurm,  sich  hier  nicht 
voraussetzen  lässt.  Ein  Thurm  aus  alter  Zeit  aber  nur 
an  jener  Stelle  der  Mauer  würde  durchaus  räthselhaft 
sein.  Mit  Recht  erinnert  dagegen  Hr.  Hlnisopnlos  an 
obige  Vermuthung  Leuke's.  Uns  dünkt  es  nicht  zweifel- 
haft zu  sein,  dass  wir  dort  die  Reste  eines  Propylaion 
haben,  welches  liölticlier  bekanntlich  als  Vorbau  vor  den 
Thüren  des  Peribolos  nachgewiesen  hat.  Unrichtig  be- 
trachtete indessen  Lenke  das  Thor  des  Hadrian  als  Ein- 
gangsthor des  Peribolos  selbst.  Jenes  bildet  vielmehr  ein 
Kunstwerk  für  sich,  leitet  aber  durch  seine  sehnige  Stel- 
lung nach  dein  Eingänge  hin,  wo  sich  zunächst  der  nord- 
westliche Theil  des  Tempels  den  Blicken  darbot.  Auch 
der  Peribolos  des  Parthenon,  die  Oberfläche  der  Akropo- 
lis,  hat  nordwestlich  von  jenem  Tempel  den  Eingang,  die 
Propyläen,  und  von  diesen  aus  bewundert  der  Kommende 
nicht  nur  die  Westfront,  sondern  auch  die  Säulen  der 
Nordseite  des  Parthenon.  Wie  aber  gleichwohl  der  Ilaupt- 
eingang  dieses  Heiligthnms  selbst  sich  im  Osten  befand, 
so  ist  dasselbe  auch  für  den  Tempel  des  olympischen 
Juppiter  anzunehmen,  und  wünschensvverth  erscheint  mm 
die  Auffindung  des  Weges,  welcher  von  dem  Eingangs- 
thore  nach  den  Stufen  im  Osten  des  Tempels  geführt 
haben  wird. 

Gefunden  sind  ferner  im  westlichen  Theile  des  Peri- 
bolos zwei  Basen,  eine  viereckige,  aus  mehreren  Steinen 
bestehende  und  eine  mnnyyv'kr]  (tuo/tugtrri  fiui'ä).t&og, 
die  grösste  aller  dort  gefundenen  Basen.  Das  Aeussere 
derselben  ist  uneben;  an  einer  Seite  jedoch  ist  ein  0,72 
.Meter  breites  Viereck  SUSgemeisseltj  in  welchem  eine  In- 
schrift bezeugt,  dass  auf  der  Basis  einst  eine  von  der  sy- 
rischen Stadt  Laodicea  ad  mare  geweihte  Statue  des  Ha- 
drian stand.  Ausser  jener  Inschrift,  auf  welche  wir  unten 
zurückkommen  werden,  ist  jetzt  die  bereits  im  corp.  i. 
gr.  335  nach  Chandler  getreu  veröffentlichte  Weihinschrift 


a  b  u  n  g  e  n. 

wieder  zum  Vorschein  gekommen.  Sodann  fehlt  es  auch 
im  Olympieion  nicht  an  christlichen  Inschriften.  An  dem 
mittleren  Theile  der  Nordmauer  des  Peribolos  befinden 
sich  nämlich  Begräbnissstätten  aus  christlicher  Zeit  und 
eben  dort  eine  antike  Säule,  die  2,58  Meter  lang  ist  und 
einen  Durchmesser  von  0,48—0,41  Meter  hat.  Ursprüng- 
lich scheint  dieselbe  eine  Grabstele  gewesen,  sodann  aber 
in  einer  Kirche  für  irgend  einen  architektonischen  Zweck 
verwendet  zu  sein.  Oben  an  der  Säule  sind  nun  Spuren 
von  drei  Inschriften  in  nachlässig  geformten  Uncialen  er- 
halten, die,  obgleich  bereits  verwittert,  erkennen  lassen, 
dass  hier  einst  die  Namen  von  mehreren  verstorbenen 
Geistliehen  gestanden  haben.  Bekanntlich  sind  auch  die 
Säulen  des  Parthenon  mit  derartigen  Inschriften  reich  be- 
deckt, die  Kirchhof  im  corp.  i.  gr.  IUI  2  zusammenge- 
stellt hat. 

Endlich  verdienen  ausser  einem  unweit  der  nördlichen 
Mauer  des  Peribolos  gefundenen  Theile  einer  Säule  vou 
weissem  Marmor  noch  Erwähnung  mehrere  Skulpturwerke, 
allerdings,  wie  es  scheint,  sämmtlich  aus  römischer  Zeit. 
Nämlich: 

1.  eine  kleine  Büste  ohne  Kopf; 

2.  ein  Kopf  eines  Jünglings  vou  nicht  schlechter  Ar- 
beit, aber  um  Nase  und  Mund  stark  verstümmelt; 

3.  ein  kleiner  Zeuskopf; 

4.  ein  Pan,  der  mit  gekreuzten  Füssen  auf  einem 
mit  einem  Löwenfelle  bedeckten  Felsen  sitzt  und  mit  der 
wahrscheinlich  mit  beiden  Händen  an  den  Mund  gehal- 
tenen Syrinx  sich  unterhält.  Seine  Ellenbogen  sind  auf 
die  Knie  gestützt,  und  den  Rücken  bedeckt  ein  vorn  auf 
der  Brust  zusammengeknüpftes  Ziegeufell  oder  ein  Theil 
des  erwähnten  Löwenfelles.  Die  Höhe  der  Statue  beträgt 
mit  dem  Felsen  0,40,  ohne  denselben  0,30,  ihr  Umfang 
0,61—67  Meter.  Die  thierisehe  Natur  scheint  an  ihr 
durch  das  ganze  Aeussere  besonders  stark  hervorgehoben 
zu  sein,  da  der  griechische  Berichterstatter  erinnert  an 
den  in  der  dö/iun)..  itfijfug.  1840  T.  389  abgebildeten 
Pan  der  Panshöhle  in  Athen ,  bei  welchem  in  der  That 
das  Thierisehe  in  dem  Aeussercn  überwiegt; 

5.  ein  stark  verletztes  Fragment  des  Mittelstückes 
eines  kolossalen  Weihbildes. 

Erfreulich  ist  die  Nachricht,  dass  die  Ausgrabungen 
ausserhalb  der  nördlichen  Mauer  des  Peribolos  kürzlich 
wieder  aufgenommen  sind.  Hoffentlich  werden  dieselben 
auch  auf  andere  Theile  des  Olympieions  ausgedehnt  wer- 
den, damit  manche  Zweifel,  die  bei  der  beklagensuerthen 
Kürze  des  Pausanias  über  dieses  für  die  Culturgcschichte 
so  wichtige  lleiligthum  augenblicklieh  noch  bestehen,  end- 
lieh ihre  Lösung  finden.  Wirklichen  Werth  aber  werden 
derartige  Ausgrabungen  erst  dann  haben,  wenn  Athen 
selbst  ein  Museum  besitzt,  welches  die  zu  Tage  geförder- 
ten Kunstwerke  vor  Zertrümmerung  und  Verschleppung 
zu  sichern  im  Stande  ist. 

Wie  wir  Herrn  Rhusopulos  für  den  von  ihm  erstat- 
teten Bericht  dankbar  sind,  so  sehen  wir  mit  Verlangen 
der  von  ihm  verheissenen  Veröffentlichung  aller  im  Olym- 
pieion gefundenen  Alterthümer  in  der  seit  Anfang  dieses 
Jahres  auf  Staatskosten  erscheinenden  ug/uwl.  kpfjfllQ. 
[vgl.  oben  S.  284*]  entgegen. 

Die    im    Vorstehenden    erwähnte    Inschrift  ')    einer 

')  Bekannt  wurde  mir  der  Wortlaut  der  Inschrift  zunächst  durch 
eine  mir  von  Herrn  l'rof.  Curlins  in  Göttingen  gütigst  inilgetheilte 
Abschrift  aus  dem  'InlCotcon  (1801  II,  432),  wo  Kumanudes  dieselbe 
hat  abdrucken  lassen.      Nachher   erhielt  ich  vun  Herrn  Geheimerath 


297* 


298* 


von  der  syrischen  Stadt  Laodicea  dem  Olympieion  ge- 
weihten Statue  des  Hadrian  lautet  wie  folgt: 
Avioxgüiogu  Kuiaugu   Qurv  Tgaiuvav 
vtov  Gtov  Ntgovu  v'iiovdt'  Tguimov  Aägtuvov 
atßucsinv  'OXvftntov  t]   nöXtg  '[ovXittov   Vtov  xul  Auo 
dtxt'iov  tüv  ngog  &uXaoi]  tijg  hgüg  xul  üavXov  xul 

Ol  tUVOflOV 

5  vuvugylöog    aw/trldog    <piXrtg    avf.if.td/ov    xonwtov 

drjfiov 

Poiiiuuor  i^uigt'iwg  tlttifj.rjfJ.BV7i  dtogtutg  xudiog  xut 

iv  Kunt 

twXiut     ütXjot     n fgtt'yovatv ,      diu    iniftiX?]tMV    xul 

ngtaßtv 

rüv   AgyiXüov    'AgytXüov    tov   Titfitigyov,    xul   31' 

OviosXXt'ov  TUtov 

v'tov    KoXXt'ru    Ilgu'axov,    xul    I'   KugnjXt'ov   I'utov 

i'iov   Kvgttvu 
10  IHu^t'uov,  xul  'AnoXXwvtov  Atoyvt]tov  toi  intxuXov 

fit > uv  Eui'ov. 
Die  Inschrift  besteht  aus  äusserst  nachlässig  geform- 
ten Uncialen;  die  Buchstaljen  sind  von  ganz  verschiedener 
Grösse,  diejenigen  der  ersten  und  zweiten  Reihe  sogar 
bedeutend  grösser,  als  alle  anderen.  Was  im  Uebrigen  in 
formeller  Beziehung  auffallend  erscheinen  könnte,  erklärt 
sich  vollständig  aus  der  Zeit ,  in  welche  die  Inschrift  ge- 
hört, d.  h.  aus  der  Zeit  nach  132  n.  Chr.  G. ;  denn  nicht 
vor  diesem  Jahre,  in  welches  die  Weihung  des  Olympieions 
fällt,  hat  Hadrian  den  Beinamen  'OXrfimog  (Franz  elem. 
ep.  gr.  p.  286).  Kein  Anstoss  ist  dalier  an  der  verschie- 
denen Gestalt  zu  nehmen,  in  welcher  mehrere  Buchstaben 
sogar  in  einem  und  demselben  Worte  erscheinen:  st  A, 
AA,  E  Q,  2  E,  £2  U  CO;  zur  Bezeichnung  des  o  fitxgöv 
dient  in  dem  Worte  3'lu'^t'fiov  (Z.  10)  sogar  nur  ein 
Punkt.  Ferner  darf  nicht  befremden  neben  dem  Jota 
subscr.  oder  adscr.  in  KuntnoXtio  (Z.  7)  das  Fehlen  des- 
selben in  den  Wörtern  xXulaojj  (Z.  4  für  &uXüaaij),  KoX- 
Xlvu  und  Kvgeivu  (Z.  9)  ').  Eine  Interpunction  findet  sich 
in  der  angegebenen  Weise  Zeile  7,  8,  9  und  10,  ein  grös- 
serer Raum  Zeile  3  zwischen  den  Wörtern  'OXvftniov  und 
r\  nöXtg.  Vgl.  Franz  a.  a.  0.  S.  244 ff.  Das  hinter  dem 
31  in  Zeile  8  überlieferte  Zeichen  hält  II r.  Rhusopulos 
für  eine  dem  Lateinischen  entlehnte  Abkürzung  des  Na- 
mens Manius.  Da  indessen  ein  allein  stehendes  31  oder 
31  Marcus  bedeutet,  und  ein  jenem  ähnliches  Zeichen  in 
Inschriften  mehrfach  als  Apostroph  oder  nur  zur  Tren- 
nung von  Wörtern  angewendet  ist  (corp.  380,  2851,  1950, 
2454.  Frans  a.a.O.  S.  375),  so  kann  wenigstens  mit  dem- 
selben Rechte  auch  jener  Name  in  dem  betreffenden  Buch- 
staben vermuthet  werden.  Der  in  syntactischer  Beziehung 
beaehtungswerthe  Uebergang  in  den  Genetiv  Sing,  bei 
vorausgehendem  Genetiv  Plur.  und  folgendem  Nominativ 
endlich  (Z.  4)  wird  erläutert  durch  die  Aufschrift  mehrerer 
gleich  zu  erwähnenden  Münzen. 

Durch  ihren  Inhalt  giebt  sich  die  vorliegende  In- 
schrift als  Weihinschrift  einer  Statue  des  Hadrian  zu  er- 
kennen, welche  die  Bewohner  der  syrischen  .Stadt  Laodicea 
im  Olympieion  zu  Athen  aufgestellt  hatten ;  Basen  von 
Standbildern  des  Hadrian,  durch  welche  das  Ausland  die- 
sem Kaiser  in  jenem  Ileiligthume  Dankbarkeit  und  Ver- 
ehrung zu  bezeugen  gesucht,  sind  bereits  mehrfach  bekannt. 
Die   daran   befindlichen  Inschriften  (corp.  331—345),   die 

Gerhard  die  yfvtxr)  lif-tjfj.  vom  20.  Dec.  V.  J.,  in  welcher  Rhuso- 
pulos die  Inschrift  genauer  veröffentlicht  hat.  Beiden  Herren  stalte 
ich  hiemit  ineinen  verbindlichsten  Dank  ab. 

2)  Der  zur  Bezeichnung  der  tribus  übliche  Dativ,  wie  z.  B. 
corp.  i.  gr.  2460,  2462. 


in  ihrer  ganzen  Fassung  wesentlich  mit  der  unsrigen  über- 
einstimmen, rühren  her  von  Abydos,  Aegina,  Amphipolis, 
Anemurion  und  Pompeiopolis  in  Cilicien,  Ephesus  (oder 
Smvrna),  Keramos  in  Karien,  Kyzikos,  Milet,  Pnleis  auf 
Kephallenia,  Sebastopolis,  Sestos,  Thasos,  Thera 3).  Wie 
diese  Orte  durch  Wohlthaten,  welche  sie  vom  Hadrian 
erhalten  hatten ,  zu  jener  Huldigung  veranlasst  sein  wer- 
den, so  war  auch  die  Stadt  Laodicea  demselben  zu  nicht 
geringem  Danke  nach  obiger  Inschrift  verpflichtet,  die 
zugleich  einen  interessanten  Einblick  in  das  zwischen  Rom 
und  jener  Stadt  obwaltende  Verhältniss  gewährt.  Seit  der 
Zeit  des  Julius  Cäsar,  der  Laodicea  mit  der  Autonomie 
beschenkte,  und  dem  zu  Ehren  die  Einwohner  nicht  nur 
sich  fortan  Julienser  nannten,  sondern  auch  ihre  Zeitrech- 
nung mit  dem  Jahre  seines  dortigen  Aufenthaltes  (48  n. 
Chr.)  begannen,  seit  jener  Zeit  war  die  Macht  dieser  durch 
ihren  Haien,  wie  durch  die  Fruchtbarkeit  ihres  Gebiets 
stets  berühmten  Stadt  in  fortwährendem  Steigen.  Septi- 
mius  Severus  erlheilte  derselben  die  Vorzüge  einer  Colonie 
mit  italischen  Rechten  uud  einer  Metropole,  der  vier 
Städte  untergeordnet  waren  (vgl.  Pmthfs  Real-Encycl.s.v.). 
Aber  schon  Hadrian  hat  sich  offenbar  die  Sorge  für  das 
Wohl  der  Bewohner  von  Laodicea  sehr  angelegen  sein 
lassen,  und  ihn  werden  wir  für  den  Urheber  der  meisten 
der  denselben  in  der  Inschrift  verliehenen  Ehrentitel  zu 
halten  haben.  Für  mehrere  dieser  Titel  bilden  die  Mün- 
zen der  Stadt  die  besten  Belege.  Auch  auf  diesen  werden 
die  Einwohner  bezeichnet  durch  Auodtxiutv  ti'iv  ngog 
&uXünaii  (Mionnet,  descr.  V,  342,  482,  714f.,  757;  suppl. 
VIII,  215  f.)  4),  AuoÖixhoi'  tiüf  ngog  düXuaauv  (descr. 
V  343,  481,483  t'.,  712f.),  'IovXihov  Auoätxüor  (descr.  V, 
716;  suppl.  VIH  225,  227) ,  'IevXikov  xul  Auobtxhov 
(suppl.  VIII  237),  'lovXittov  xtov  xul  Auoötxttov  (descr. 
V674,  77-84,  89-92,  96-98,  701-10,  17,  19-56,59 
—63,  77,  822—24;  suppl.  VIII  202f.,  5—13,  21—24,  26, 
28-30,  32—36,  38—43),  sodann  Auodr/.kov  trtg  hgüg 
xul  uvzovüfiov  (descr.  V  671—73,  85—88,  93—95,  99, 
700,  711,  820f.;  suppl.  VIII  198—201,  204).  Das  Epi- 
theton tiavXog  kehrt  wieder  in  einer  Inschrift  des  soeben 
erschienenen  A'ciofon'schen  Werkes  über  die  Alterthümer 
von  Halikarnass,  auf  welche  Hr.  Professor  Kirchhoff  mich 
gütigst  aufmerksam  gemacht  hat,  und  in  welcher  die  Be- 
wohner der  Stadt,  wie  folgt,  genannt  werden  (T.LXXXVIII 
11):  'IovXihov  ti'iv  xu't  Aaoätxiütv  ngog  itaXüaar)  ttjg 
hgüg  xul  ünvXnv  xul  uvtovöftov.  Die  Bezeichnung 
vuvugytg  findet  sich  meines  Wissens  inschriftlich  nur  noch 
in  dem  bekannten  Schreiben,  welches  die  in  Puteoli  an- 
sässigen Tyrier  im  J.  174  n.  Chr.  an  ihre  Mutterstadt 
gerichtet  haben');  der  Eingang  lautet:  intcnoXi)  ygu- 
(fttau  zr)  nöXu  1'vgitov  tijg  ngüg  xul  uavXov  xul 
uitovoftov  ftr/tgonöXi(og  0otveixTjg  xul  uXXcxiv  noXiwv 
xul  vuvug/Jdog  tl.gyovat,  ßovXr/ ,  öijfioj  xul  trjg  xvgt'ug 
natgldog'')  ol  iv  floziöXotg  y.urotxovvttg  yutgav.  Der- 
selbe Ehrentitel  ist  aber  ausserdem  überliefert  auf  meh- 
reren Münzen  der  phönizischen  Städte  Dora,  Sidou,  Tri- 
polis und  Tyrus  (vgl.  Echhel  d.  n.  III  p.  363,  367  no.  47 

3)  Dazu  kommt  die  Statue,  welche  die  [Coluni]a  Julia  Aitgusla 
.  .  .  densinm  geweiht  hatte.     S.  Bücklt  zu  corp.  331. 

4)  Vgl.  corp.  1093,  14:  .Itxat'ttQyov  'Pti.Ml't'Jci  ^-tttodtxia 
TtSv  norl  ihttXuaati.  —  Dion.  Per.  'JI5:  Auoälxrpi  0\  Ij  xttiai 
in  rfiöviaai  üat.aaot]S.  —  Civ.  ad  fam.  XII,  14:  —  Dolabella  — 
Laodiceam,  quae  est  in  Syria  ad  mare,  se  euntulil.  —  Inschriften 
aus  L.  im  corp.  4470  —  73. 

')  dritter  1105,3.  lgnurra,  palaestra  Neapol.  p.  230— 314. 
Corp.i.qr.   5853.   Mommsen,  Berichte  d.  sächs.  G.  d.W.  1850  S.  57  ff. 

')  Tr\g  xvpiits  nttTQt'doi  stellt  Böckh.  mit  Becbt  nach  Strei- 
chung der  vorhergehenden  Partikel  xn!  hinter  rctvit^ytöog. 


299< 


300* 


u.  52,  371,  375  f.,  386  f.)-  Dass  sich  das  Wort  auf  das 
Ansehen  bezieht,  welches  die  genannten  Städte  durch  ihre 
Flotte  genossen,  liegt  auf  der  Hand;  doch  berechtigt  viel- 
leicht jenes  jetzt  zuerst  auch  für  eine  Stadt  Syriens  im 
enteren  Sinne  nachgewiesene  Epitheton,  in  Verbindung  mit 
der  hervorragenden  Stellung  der  Stadt  Laodicea  überhaupt, 
zu  der  Vermuthung,  dass  die  bis  jetzt  erst  aus  wenigen 
Inschriften')  bekannte  classis  Syriaca  der  Römer  in  dem 
geräumigen  Hafen  von  Laodicea  und  nicht,  wie  Becker 
(rüm.  Alt  III,  2  S.  405  f.)  anzunehmen  geneigt  ist,  in  Se- 
leucia,  der  Hafenstadt  von  Antiochia,  stationirt  war.  Ueber 
die  nach  der  Zeit  des  Hadrian  der  Stadt  Laodicea  gege- 
benen Ehrentitel  vgl.  Eckhel  d.  n.  III  p.  320ss.  und  Mion- 
nct  ieser.  V  764-69,  71-74, 76,  78-83, 90-97, 802-15 ; 
suppl.  VIII  244-47,  49,  521'.,  55  f.,  61-63. 

In    Jahn's    Jahrb.  f.  Phil.  1861  S.  482  f.    glaube    ich 
nachgewiesen  zu  haben,  dass  in  dem  Berichte  des  Pausa- 
nias  Tiber  die  dem  Olympieion  geweihten  Statuen  des 
Hadrian  (I,  18,  6)  die  Worte:  «m  yug  noXuogJxüoTrjg 
uxiöv    'Aöqiuvov   ßuoi'/.hog   üvü/.itTui,    xa't    atfäg  vntg- 
fßäXovTO  'Attip'ulut   töv  y.uXoaaiiv  avuOivitg  uniödt  tov 
vaov  &tag  ul-iov    unmittelbar   hiuterdie  Worte  gehören: 
yuX/.uX  8i  tOTÜat   ngb   xwv  v.wviov  (lg  'A&^vutut  xalov- 
äiv    anoixovg    nülug.      Bei   der    in    sämmtlichen   Hand- 
schriften überlieferten  Anordnung   de^  Worte  ist  der  Re- 
lativsatz ilg   L4&ijiuTot  y.ulovGtv  tlnoixove  nülug  schwer 
verständlich,  und  ixdaxrfi  im  Nachfolgenden  entbehrt  der 
durchaus  notwendigen  Beschränkung.     Stellen  wir  dage- 
gen  die  Worte    in   der  angegebenen  Weise   um,    so   sind 
nun  folgende  Statuen  des  Hadrian  zu  unterscheiden :  zwei 
von  thasischem  und  zwei  vou  ägyptischem  Marmor,    über 
deren  Geber  nichts  verlautet,   eine  von  den  Athenern  ge- 
weihte Colossalstatue  und  eine  Reihe  von  ehernen  Stand- 
bildern,   die  aufgestellt  waren  von  denjenigen  Städten,  ug 
jifhivaioi    xulniaiv    ünur/.ovg    nöXiig.       Die    hier    ohne 
Zweifel  nicht    ohne    besonderen  Grund  von  Pausanias  ge- 
brauchte Umschreibung  verbietet,  bei  diesen  Worten  aus- 
schliesslich  an   athenische  Colonialstädte   zu  denken,   wie 
dies  nach  dem  Vorgange  Anderer  a.  a.  O.  auch  noch  von 
mir  irrthiimlich  behauptet  ist.     Vielmehr  werden   zu  den- 
jenigen Städten,  welche  durch  eherne  Bildnisse    dem  Ha- 
drian ihre  Huldigung  dargebracht  hatten,  auch  alle  dieje- 
nigen  zu  zählen   sein,    deren  Namen    mit   den  Basen  der 
von   ihnen    geweihten  Portraitstatuen    noch   erhalten   sind 
(s.  oben;  cor;).  331—345).     Indem  jene  und  viele  andere 
von    Hadrian   irgendwie   ausgezeichnete  Orte   nach  Athen, 
dessen    Einwohner   in  jenem    Kaiser   einen   ihrer   grössten 
Wohlthäter    verehrten,    in    das    von    demselben    geweihte 
Olympieion    Standbilder   sandten,    betrachteten   sie   selbst 
Athen  gleichsam  wie  ihre  Mutterstadt  und  mussten  es  sich 
daher   gefallen   lassen,   von  den  Athenern   anoixot  iiülug 
genannt  zu  werden'1). 

Wo  waren  alle  diese  Statuen  aufgestellt?  Die  Angaben 
des  Pausanias  auch  hierüber  sind  unbestimmt,  und  seit 
jeher  ist  deshalb  jene  Frage  verschieden  beantwortet.  Kei- 
nem Zweifel  unterliegt,  dass  die  Colossalstatue  der  Athener 
onta&t  tov  vaov,  d.  h.  im  westlichen  Theile  des  Peri- 
bolos   aufgestellt   war")-     Den  Ort   dagegen,    an   welchem 

')  Corp.  i-  gr.  2346e  und  3125.     Oretti,  iibÜJ   und   6924. 

")  Pausanias  scheint  liier  genau  zu  referiren,  was  er  vun  Exe- 
geten  vernommen  hat. 

")  Warum  liier?  Wahrscheinlich  damit  der  Blick  des  in  den 
Peribolos  Eintretenden  sofurt  auf  jener  Statue  ruhte.  Auch  diese 
Aufstellung  derselben  spricht  dafür,  dass  der  Eingang  des  Peribolos 
sich  in  dem  nordwestlichen  Theile  der  Umfangsmauer  befand  (s.  o.). 


sich    die   vier  bereits   erwähnten  Marmorstatuen  befanden, 
bezeichnet  der  Perieget  durch  ein  einfaches  iviavSa,  wo- 
mit  er  die   vor   der    vorausgehenden    längeren  Parenthese 
mit  den  Worten:  ngiv  öl  ig  to  Upov  Uvui  tov  ding  tov 
'OXvf.ii  tov  begonnene  Beschreibung  des  Heiligthums  wieder 
aufnimt.     Unter  hgöv  aber  ist  hier  das  gesamte  Tempel- 
gebiet zu  verstehen  (vgl.  Hermann  gottesd.  Alt.  §.  19,  2); 
demnach  werden  sich  jene  aus  Marmor  verfertigten  Bild- 
nisse vor  dem  (nordwestlichen)  Eingange  in  den  Peribolos 
befunden  haben.     Die  ehernen  Statuen  endlich  waren  auf- 
gestellt 7rpo   twv  xtövtov ,    wofür   ich,    nachdem  Viele  an 
den  Worten  Anstoss  genommen"1),    gleichwohl  ohne  hin- 
reichenden Grund  a.a.O.   vorgeschlagen  habe:    ngt)    twv 
Xi&t'vtov.     Nach  reiflicher  Erwägung  zweifle  ich  nicht  mehr, 
dass  mit  jenen  xiovtg   die  Säulen  des  Peristyls  des  Tem- 
pels gemeint  sind,   und    dass  vor   diesen  die  betreffenden 
ehernen   Statuen   aufgestellt  waren.     Abgesehen    von    dem 
Ausdrucke    des    Pausanias    spricht   hierfür  der  Umstand, 
dass    eine    der   erhaltenen   Basen    gefunden   ist    int  er  co- 
lumnas    Olympiei   (corp-  i.  gr.  337);    die    aus   mehreren 
Stufen    bestehende   XQTjmg    des   Tempels   macht  es  wahr- 
scheinlich, dass  dieselbe  dorthin  nicht   erst  in  den  Zeiten 
der  Zerstörung  verschleppt  ist.    Vor  Allem  aber  stützt  sich 
obige  Behauptung  auf  die  jenem  Heiligthume  von  Hadrian 
selbst  gegebene  Bestimmung.     Das  Olympieion  in  der  Ge- 
stalt, wie  dieser  Kaiser  es  vollendete  und  weihte,  war  nicht 
ausschliesslich    (wie   einst    Pisistratus    beabsichtigt    haben 
wird)  eine  Stätte  der  Verehrung  des  höchsten  Gottes,  des- 
sen Ansehen  ja  bereits  bedeutend  gesunken  war.    Hadrian 
wollte   durch  jenen   Bau,   die   Krone   aller  in  Athen   von 
ihm    unternommenen  Bauten,    vor  Allem   sich  selbst   ver- 
herrlichen, ja  göttlicher  Ehren  theilhaftig  werden.    Daher 
schuf  er  für  sich  selbst  dort  einen  Altar");  daher  sorgte 
er  für  Aufstellung  auch  seiner  Statue  in  dem  Tempel  "), 
und  nach  liöchh's  Vermuthung  ist  unter  dem  in  einer  In- 
schrift (corp.  353,  36)  erwähnten  'OXv/tmog  ot'xog  zu  ver- 
stehen domus  Caesarea  in  Attico  Olympico.     'Das  Olym- 
pieion', sagt  Vischer"),    'ist  mehr  ein   Tempel  Iladrians, 
als  des  höchsten  Gottes;  die  Idee,  die  wenigstens  bei  sei- 
ner   Vollendung    vorwaltete,    war    die    der    menschlichen 
Selbstvergötterung'.     Aus    diesem    Grunde    sandten    eben 
dorthin  die  unotxoi  noXag  Bildnisse  des  Kaisers;  lag  aber 
Selbstvergötterung    in   seiner  Absicht,    so  wird    auch   die 
Aufstellung   derselben  vor  den   Säulen   des  Peristyls  kei- 
neswegs seinen  Wünschen  widerstritten  haben.    Der  Tem- 
pel gab  sich  dadurch   sofort   als   eine  für  den  Cultus  des 
Hadrian  bestimmte  Stätte  zu  erkennen,   wie  auch  die  vor 
dem   Eingange  des   Peribolos  aufgestellten   vier   Marmor- 
statuen  jeden  Kommenden   darauf  hinwiesen,    dass  er  in 
ein  Heiligthum    träte  nicht   sowohl   des   Zeus  'OXvftmog, 
als  des  Hadrian  'OXiftntog. 

Berlin.  Gustav  Khügek. 

10)  Ganz  in  der  Luft  schwebt  die  Behauptung  Hathgeber's  (Rrsch 
u.  Gntber  Encycl.  s.  v.  Olympieion  III,  3,  190 f.),  dass  der  Peribolos 
mit  einer  inneren  Säulenhalle  eingefasst  war,  und  dass  die  ehernen 
von  den  römischen  Colonien  geweihten  Bildnisse  Iladrians  vor  den  Säulen 
der  Stoa  im  Freien  standen,  in  dieser  selbst  dagegen  an  der  Mauer  des 
Peribolos  die  von  den  griechischen  Staaten  errichteten  Bildsäulen. 

")  Spart.  Haar.  13:  per  Alheims  Her  fecit  alque  Optra,  i/ime 
npud  Alhenieuses  coeperat,  äeäicarit ;  ul  Jovis  Olympü  aedem  el 
aram  stbi. 

")  Cass.  p.  69,  16:  l4J()iavöc  äi  idre  'OXv/unov  iö  iv 
l-Mrivc«;,  fv  i!>  xtä  aviög  l'Jgvjai,  titnoCrjat  xal  JgaxOYta  tt 
rviÖ  nnö  'Ivä(aq  xouiaOivm  uvi&itxtv.  Xiphilin.  Hadr.  v.  16. 
II  p.  1164  cd.   Beimar.' 

")  Erinnerungen  und  Eindrücke  aus  Griechenland  S.  189. 


Herausgegeben  von  E.  Gerhard. 


Druck  und  Verlag  von   G.   Reimer. 


301*  302* 

ARCHÄOLOGISCHER  ANZEIGER. 

Zur  Archäologischen  Zeitung,  Jahrgang  XX. 


M  160. 


April  1862. 


■Wissenschaftliche  Vereine:     Rom  (archäologisches  Institut);     Berlin    (archäologische  Gesellschaft).     —     Ausgrabungen: 
Sculpturen  aus  Kreta;  Briefliches  aus  der  Schweiz;  Aus  Spanien.  —  Neue  Schriften. 


I.    Wissenschaftliche  Vereine. 


Rom.  In  der  Sitzung  des  archäologischen  In- 
stituts vom  7.  März  zeigte  Hr.  Lovatti  einen  Quadrans, 
welcher  obschon  vor  Jahren  von  Milano  publicirt,  wegen 
seiner  Seltenheit  von  Cohen  übersehen  worden  ist.  Die 
Erklärung,  welche  Borghesi  von  dem  auf  demselben  be- 
findlichen Monogramm  IE  gegeben  hatte  (Plautius  Hyp- 
saeus)  bezeichnete  Prof.  Mommsen  als  unbefriedigend. 
Hr.  Lovatti  legte  alsdann  ein  Amulet  aus  pietra  nera  mit 
dem  Bild  des  Anubis  vor.  Eine  andere  Gemme,  welche 
derselbe  besprach,  verdiente  nicht  sowohl  wegen  der  Dar- 
stellung (eine  Hand,  welche  ein  Ohr  hält)  als  wegen  der 
lateinischen  Inschrift  meinen fo  statt  der  gewöhnlichen 
griechischen  ftvijfiövtvt  Aufmerksamkeit.  —  Professor 
Henzen  legte  die  Inschrift  einer  runden  marmornen  Basis 
vor,  welche  vor  einigen  Monaten  in  der  Nähe  des  Tem- 
pels des  Zeus  Olympios  in  Athen  gefunden  und  von  dem 
correspondirenden  Mitgliede  Hrn.  Rhusojndos  mitgetheilt 
ward  [vgl.  oben  S.  299*].  Dieselbe  bezieht  sich  auf 
eine  Statue,  welche  dem  Kaiser  Hadrian  von  den  Laodi- 
censern  in  Syrien  errichtet  worden  war.  Besonders  in- 
teressant war  die  in  derselben  enthaltene  Notiz,  dass  die 
der  Stadt  Laodicea  vom  Kaiser  bewilligten  Ehren  in  den 
auf  dem  Capitol  aufbewahrten  Documenten  aufgezeichnet 
seien.  Ref.  erinnerte  dabei  an  den  von  Mommsen  in  den 
Annalen  des  Jahres  1858  geführten  Beweis  für  die  Existenz 
eines  Archivs  auf  dem  Capitol,  welches  ausschliesslich  zur 
Aufbewahrung  von  internationalen  Verträgen  bestimmt  war. 
Alsdann  sprach  derselbe  über  eine  von  Hrn.  Perrot  ein- 
gesandte griechische  Inschrift  aus  Ancyra,  in  welcher  eine 
Priesterin  des  Augustus  (aißaaTOtpavTovaa)  erwähnt  wird, 
während  wir  sonst  nur  von  Priestern  des  Augustus  wissen. 
Beide  Inschriften  werden  demnächst  im  Bullettino  veröf- 
fentlicht werden.  Schliesslich  legte  Hr.  Henzen  im  Namen 
des  Hrn.  Roiich  Smith  dessen  Werk  über  das  römische 
London  vor.  —  Prof.  Brunn  hatte  eine  Reihe  von  Kno- 
chenarbeiten ausgestellt,  welche  ihm  von  Hrn.  Donato 
Bucci  in  Civita  vecchia  geschickt  worden  waren.  Dieselben 
hatten  sich  in  einem  Grabe  in  der  Nähe  von  Aquila  in 
den  Abruzzen  gefunden.  Ref.  stellte  dieselben  mit  analo- 
gen Monumenten  zusammen,  welche  vor  25  Jahren  von 
Marchese  Dragonetti  dem  Institute  geschenkt  worden  wa- 
ren, und  aus  der  Umgegend  von  Civita  Ducale  stammen. 
Dieselbe  Herkunft  hat  wahrscheinlich  eine  dritte  Gruppe, 
welche  sich  jetzt  im  Berliner  Museum  befindet  (Gerhard 
Etrusk.  Spiegel  Taf.  14).  Diese  Kunstfertigkeit  scheint 
darnach  den  Abruzzen  eigenthümlich  zu  sein,  umsomehr, 
als  nach  der  Bemerkung  des  Hrn.  Rosa  noch  jetzt  in 
dieser  Gegend  sich  Spuren  derselben  finden.  Zum  Schluss 
sprach  Hr.  Brunn  über  die  Darstellung  einer  Gemme, 
welche  nach  ihm   nicht,  wie  man  bisher  angenommen  hatte, 


Aiax   und  Kassandra   sondern  Meuelaos,   die  Helena  ver- 
folgend, enthält. 

Am  14.  März  legte  Hr.  Lovatti  eine  im  Gebiet  des 
Ager  Romanus  gefundene  äusserst  seltene  Münze  des 
L.  Aelius  Caesar  vor,  welche  sich  auf  die  Colonie  Sinope 
bezieht.  Wenn  dieselbe  auch  nicht  durchaus  als  Ineditum 
bezeichnet  werden  kann,  so  ist  sie  doch  bisher  noch  von 
Niemand  genau  veröffentlicht  worden.  Ref.  versprach 
einen  Artikel  über  dieselbe  ins  Bullettino  zu  liefern.  — 
Prof.  Mommsen  ergriff  darauf  das  Wort,  um  zwei  von 
ihm  auf  der  via  Appia  unweit  der  Torre  di  selei  copirte 
Inschriften  mitzutheilen.  In  der  einen  ist  von  einem  pig- 
meniarius  des  vicus  lorurius,  einer  bisher  unbekannten 
Localität  in  Rom,  die  Rede;  die  andere  ist  wichtig  wegen 
der  Erwähnung  eines  magister,  der  dem  Hercules  Spiele 
(lud»)  veranstaltet  hatte.  Ref.  erinnerte  an  die  Compita- 
licischcn  Spiele,  welche  in  republicanischer  Zeit  von  den 
betreffenden  maglstri  veranstaltet  wurden.  Derselbe  legte 
ausserdem  eine  Inschrift  vor,  welche  aus  den  Ausgrabun- 
gen von  Tor  Marancia  herrührt.  In  derselben  (sie  ist 
unter  dem  sechszehnten  Consulat  des  Domitian  gesetzt)  ist 
der  Name  Augustus,  der  sonst  stets  geschont  zu  werden 
pflegt,  ausgemerzt.  Der  gegenwärtige  Besitzer  derselben, 
der  Herzog  von  Sermonefu,  welcher  zugegen  war,  ver- 
pflichtete das  Institut  zu  besonderem  Danke  dadurch,  dass 
er  den  Stein  demselben  zum  Geschenke  anbot.  —  Prof. 
Henzen  zeigte  den  von  Hrn.  Descemet  vergünstigten  Ab- 
klatsch einer  Anagniner  Inschrift,  in  welcher  ein  Prätor 
dieser  Stadt  erwähnt  wird,  und  ergriff  die  Gelegenheit, 
um  im  Namen  des  Dr.  Herzog  dessen  neulich  erschienene 
Abhandlung  über  die  Municipalprätoren  mehrerer  Städte 
von  Gallia  Narbonensis  vorzulegen.  Prof.  Mommsen  knüpfe 
daran  Bemerkungen  über  die  bedeutungsvollen  Beziehun- 
gen, in  welchen  das  Vorkommen  dieser  Titulatur  in  den 
Municipien  am  Ende  der  Republik  mit  den  Tendenzen 
der  demoera  tischen  Partei  zu  stehen  scheint.  Prof.  Henzen 
legte  alsdann  einen  von  Herrn  Lovatti  mitgetheilten  Ab- 
klatsch einer  Inschrift  vor,  in  welcher  ein  Soldat  der  fünf- 
ten prätorischen  Cohorte  mit  dem  Namen  Suavithus  vor- 
kommt, der  offenbar  dessen  barbarische  Abkunft  bekundet. 
Für  die  Sitte,  den  in  der  Heimath  geführten  Namen  nach 
Erlangung  des  römischen  Bürgerrechtes  als  gentilicium 
fortzufuhren,  brachte  Ref.  mehrere  Belege  aus  den  Alge- 
rischen Inschriften  von  Renier  bei.  —  Der  Herzog  von 
Sermoneta  hatte  in  die  Sitzung  ein  kleines  Monument  von 
Silber  gebracht,  welches  kürzlich  von  Hrn.  Castellani  er- 
worben worden  war.  Dasselbe  besteht  in  einem  runden 
Tischchen,  ungefähr  V,  Palm  hoch,  auf  drei  Füssen  ru- 
hend, welche  in  Thierfüsse  auslaufen,  und  oben  mit  Mas- 
ken und  drei  Halbfiguren  von  Satyrn  geschmückt,  welche 


303* 


304* 


auf  musikalischeu  Instrumenten  blasen.  Der  Herzog  machte 
auf  die  Patina  aufmerksam ,  welche  das  ganze  Kunstwerk 
überdeckt  und,  wie  ihm  schien,  jeden  Gedanken  an  mo- 
derne Arbeit  ausschliesst.  Er  glaubte  daher  dasselbe  als 
eine  Antike,  vielleicht  aus  Hadrianischer  Zeit  anerkennen 
zu  müssen.  Prof.  Brunn  bezeichnete  indess  gewisse  Eigen- 
tümlichkeiten des  Styls  und  des  Ausdrucks,  welche  in 
demselben  eine  Arbeit  des  sechszehnten  Jahrhunderts  er- 
kennen Hessen,  in  welchem  die  Künstler  den  Styl  der  alten 
Kunst,  namentlich  den  der  Kaiserzeit,  nachzuahmen  such- 
ten. Derselbe  legte  alsdann  das  Stephani'sche  Buch,  be- 
titelt 'Apollo  Boedromios'  vor.  Ueber  die  unerwartete 
Lösung,  welche  dadurch  verschiedene  auf  den  Apollo  von 
Belvedere  bezügliche  Fragen  erhalten,  wird  in  einem  der 
nächsten  Bogen  des  Bullettino  ausführlich  gesprochen 
werden. 

Am  21.  März  theilte  Prof.  Henzen  mehrere  Inschrif- 
ten mit,  welche  in  der  ehemaligen  Vigna  Cicciaporci,  jetzt 
Vigna  Morelli  zwischen  der  Via  Xomentana  und  der  Via 
Tiburtina  gefunden  worden  waren  und  sich  jetzt  im  Be- 
sitz des  Hrn.  Vincenzo  Colonna  befinden,  bei  welchem 
dieselben  von  Hrn.  Mommsen  abgeschrieben  wurden.  In 
einer  wird  ein  miles  lanciarius  von  einem  Soldaten  der 
fünften  prätorisehen  Cohorte  sein  communuculus  genannt, 
in  einer  andern  ein  Aurelius  Muci(anus)  als  (pro)lector 
(ie(qncs  prae)lorianorum  bezeichnet.  Nachdem  Hr.  Henzen 
eine  Erklärung  dieser  Ausdrücke  gegeben  hatte,  sprach 
er  über  eine  von  Hrn.  Lovutli  mitgetheilte  marmorne 
Basis,  welche  beim  Niederreissen  einer  an  das  Hospital 
von  S.  Giovanni  anstosseuden  Mauer  zum  Vorschein  ge- 
kommen war.  Diese  ist  dem  genius  sodalicii  Jov'ts  con- 
servutoris  cwsorum  Caesaris  geweiht.  Darauf  legte  der- 
selbe im  Namen  des  Canonicus  Spano  in  Cagliari  die  erste 
Nummer  des  achten  Jahrgangs  seines  Bullettino  Sardo 
vor,  in  welchem  eine  phünizisch-griechisch-lateinische  In- 
schrift, von  der  nur  der  lateinische  Text  und  die  Ueber- 
setzung  des  griechischen  und  phünizischen  mitgetheilt  war, 
wegen  der  höchst  seltsamen  Fassung  des  lateinischen 
Theiles  den  entschiedensten  Verdacht  der  Fälschung  her- 
vorrief. —  Hr.  Brunn  zeigte  eine  kleine  Erzfigur,  die  Hr. 
Weljbach  für  das  Kopenhagener  Museum  erworben  hatte. 
Dieselbe  stellt  einen  unbekleideten  Jüngling  in  ruhiger 
Haltung  dar,  der  sich  zu  den  Uebungen  der  Palästra  vor- 
zubereiten scheint,  und  erinnerte  wegen  des  sehr  reinen 
archaischen  Styls  an  die  Aeginetischen  Statuen.  Hr.  Brunn 
theilte  alsdann  einen  von  zwei  Photographien  begleiteten 
Brief  des  Bar.  de  Meester  de  Ravenstein  mit,  worin  der- 
selbe eine  kürzlich  in  Belgien  gefundene  Votivhand  be- 
schreibt. Zu  derselben  diente  als  gef; illiges  Seitenstück  eine 
andere,  welche  in  der  Umgegend  Roms  gefunden  und  von 
Hr.  Marlinetti  vergünstigt  worden  war,  jetzt  aber  für  das 
Kopenhagener  Museum  angekauft  ist.  Beide  werden  dem- 
nächst im  Bullettino  ausführlich   beschrieben  werden. 

Am  28.  -März  theilte  Prof.  Lanvi  einige  Bemerkun- 
gen über  die  in  eleu  Annalen  von  1861  veröffentlichte 
griechisch -phönizische  Inschrift  so  wie  über  die  In  dem- 
Bande  abgedruckte  aber  unerklärt  gebliebene  etrus- 
kische  Inschrift  mit.  In  Betreff  der  letzteren  entspann 
sich  eine  Discussion,  indem  Hr.  Lanci  bei  seinen  Deutungs- 
wrsuchen in  Widerspruch  mit  den  durch  das  Alphabet 
von  Bornarzo  gewonnenen  Resultaten  gerieth.  —  Dr.  Momm- 
sen zeigte  das  im  Besitz  des  Hrn.  Lovatti  befindliche 
höchst  seltene  Ass  des  Dictators  Sulla  und  verglich  dieses 
Exemplar  mit  dem  andern  bisher  bekannten,  welches  von 
Riccio  veröffentlicht  worden  ist.  Derselbe  berichtete  als- 
dann über  einen  Münzschatz,  welcher  vor  Kurzem  in  Oliva 
bei  Jai:n  in  Spanien  entdeckt  worden  war,  und  über  wel- 


chen das  correspondirende  Mitglied,  Hr.  Zobel  de  Zagroniz 
in  Madrid,  einen  durch  seine  Genauigkeit  sich  auszeich- 
nenden Bericht  eingesandt  hat.  Dieser  Schatz  besteht  aus 
1270  Münzen,  sämmtlich  römisch,  mit  Ausnahme  einer 
einzigen  mit  celtiberischer  Legende.  Auch  dieser  Schatz 
ist  älter  als  der  von  Fiesole,  dagegen  jünger  als  der  von 
Castulo.  —  Hr.  Henzen  legte  nach  einer  brieflichen 
Mittheilung  des  zur  Zeit  in  Neapel  sich  aufhaltenden  Dr. 
Kicssüng  eine  auf  einer  pompejauischeu  Vase  befindliche 
Inschrift  vor.  In  derselben  werden  ein  Tampius  Flavia- 
nus  und  ein  Pompeius  Silvamts  genannt,  in  welchen  Ref. 
Consuln  erkannte,  ohne  dass  sich  jedoch  das  Amtsjahr 
derselben  feststellen  Hess.  Derselbe  theilte  ausserdem  eine 
von  demselben  Hrn.  Kiessling  in  Pozzuoli  abgeschriebene 
Inschrift  mit,  in  welcher  ein  prorela  der  Misenatischen 
Flotte  vorkommt,  und  welche  wegen  Erwähnung  des  ordo 
proretarum  Aufmerksamkeit  verdient.  Schliesslich  legte 
derselbe  im  Namen  des  Fürsten  Massimi  eine  von  dem- 
selben aus  der  Campana'schen  Bibliothek  erworbene  Hand- 
schrift vor,  welche  ausser  vielen  Zeichnungen  von  antiken 
Monumenten  zahlreiche  lateinische  Inschriften,  wenn  auch 
sehr  wenig  neue  und  unbekannte,  enthält.  Indessen  ist 
dieselbe  doch  nicht  ohne  Werth,  wegen  der  Angabe  der 
Localitäten,  an  welchen  sich  zur  Zeit  des  Verfassers  die 
betreffenden  Inschriften  befanden.  Die  Handschrift  scheint 
in  die  letzten  Jahre  des  sechszehnten  Jahrhunderts  zu 
gehören;  über  den  Verfasser  liess  sich  jedoch  nichts  Nä- 
heres ermitteln.  —  Hr.  Brunn  sprach  über  zwei  im  Besitz 
des  Hrn.  Castellani  befindliche  Antiken.  Die  eine,  eine 
schöne  Lampe  von  Terracotta,  war  mit  einem  Relief  ge- 
schmückt, welches  Diana  vorstellte,  schwebend,  auf  dem 
Haupte  einen  Halbmond ,  mit  zwei  Fackeln  in  der  Hand 
und  einem  Schleier  der  einen  Bogen  über  ihr  bildet. 
Unter  ihr  ist  ein  grosses  Blatt  sichtbar,  welches  wegen 
seiner  Form  sehr  gut  ein  Blatt  der  Platane  sein  kann. 
Die  andere  Antike  bestand  in  einem  kleinen  Täfelchen 
aus  Elfenbein  mit  einem  der  sogenannten  Juppiter-Am- 
monsköpfe  von  schöuer  und  feiner  Arbeit.  Dasselbe  scheint 
ursprünglich  zu  einem  Kästchen  gehört  zu  haben. 

Am  4.  April  berichtete  Hr.  Rosa  über  den  auf  An- 
lass  der  Eisenbahnbauten  erfolgten  Durchschnitt  des  Ser- 
vianischen Walls  in  der  ehemaligen  Villa  Negroui.  Es 
war  dabei  ein  grosser  Erdwall  zum  Vorsehein  gekommen, 
welcher  auf  der  äussern  Seite  von  einer  Mauer  aus  gros- 
sen Quadern  gedeckt  war.  Ref.  legte  einen  Plan  der 
Ausgrabungen  im  Hof  des  Palazzo  Valentini,  sonst  Imperiali 
vor,  durch  welche  ein  unerwartetes  Licht  auf  die  Gebäude 
fällt,  welche  sich  ehemals  auf  dieser  Seite  des  Trajans- 
forums  befanden.  Ueber  beide  höchst  wichtige  Entdek- 
kungen  wird  derselbe  im  Bullettino  eingehenden  Bericht 
abstatten.  —  Hr.  Degenholli  sprach  über  eine  kürzlich  in 
Pozzuoli  entdeckte  und  von  Miuervini  iu  der  zehnten 
Nummer  seines  Bullettino  italiano  veröffentlichte  Inschrift. 
Interessant  ist  dieselbe  wegen  des  in  ihr  vorkommenden 
solarium.  Dieselbe  ist  ausserdem  von  Wichtigkeit  für  die 
Geschichte  und  Topographie  von  Pozzuoli,  indem  in  ihr 
eine  basilica  Augusti  Anniana  erwähnt  wird.  —  Hr.  Henzen 
legte  eine  im  Besitz  des  Hrn.  Abbau  befindliche  tessera 
vonsularis  vor,  welche  sich  auf  die  Consuln  (Cn.  Corne- 
lius Lenlulus  und  L.  Marcius  Philippus)  des  Jahrs  698 
bezieht.  Dieselbe  gab  dem  Ref.  Veranlassung,  näher  auf 
die  Bestimmung  dieser  lesseruc,  welche  man  gewöhnlich 
lesserae  gladiatoriae  nennt,  einzugehen.  Alsdann  zeigte 
derselbe  die  Abschrift  einer  griechischen  Inschrift,  welche 
in  den  Treppenstufen  der  Absis  von  S.  demente  von  Cav. 
de  Rossi  gefunden  worden  war,  und  sich  jetzt  in  den 
Magazinen  des  Lateran  befindet.    Dieselbe  ist  merkwürdig 


305' 


306* 


wegen  der  Erwähnung  eines  fiovaünluaiov  Kagva£,  wel- 
ches ein  ducenarius  Namens  Cocceius  Juliunus  Smesius 
aus  Antiochia  seiner  Gattin  und  seinem  Sohne  gesetzt 
hatte.  —  Hr.  Brunn  zeigte  eine  von  Hrn.  IVeilbach  für 
das  Kopenhagener  Museum  erworbene  Bronze,  welche  die 
Büste  eines  efeubekränzten  Silen  mit  der  Nebris  über  die 
Brust  darstellte.  Ref.  schloss  daran  Bemerkungen  über 
die  Bestimmung  derartiger  Bronzearbeiten,  und  über  die 
eigenthümliche  Technik  der  vorliegenden  Bronze.  Darauf 
legte  derselbe  den  Abklatsch  einer  Grabinschrift  vor,  welche 
sieli  in  einem  Hause  der  Via  dell'  arco  di  Parma  befindet. 
Interessant  ist  dieselbe  wegen  der  beiden  Reliefs  auf  den 
Seiten,  welche  ein  Gegenstück  zu  den  auf  dem  von  Raoul- 
Roehette  (Mon.  ined.  pl.  42A)  veröffentlichten  palermitaner 
Sarcophag  bilden. 

Am  11.  April  legte  Hr.  G.  B.  de  Rossi  den  ersten 
Band  seines  grossartigen  Werkes  über  die  christlichen  In- 
schriften Roms  vor,  welches  auf  Kosten  der  päbstlichen 
Regierung  veröffentlicht  und  Sr.  Heiligkeit  Pius  IX.  ge- 
widmet ist.  Dieser  erste  Band  enthält  alle  Inschriften, 
welche  mit  einem  Datum  versehen  sind,  und  ist  ausserdem 
mit  ausführlichen  chronologischen  und  litterarischen  Ein- 
leitungen, sowie  mit  historischen  Commentaren  zu  den  ein- 
zelnen Inschriften  ausgestattet.  Ref.  erklärte  in  einem 
eingehenden  Vortrage  den  Plan  seines  Werkes  und  wurde 
am  Schlüsse  desselben  von  Hrn.  Mommsen  beglückwünscht, 
welcher  ihm  im  Namen  der  Versammlung  die  Freude  über 
die  Vollendung  eines  so  wichtigen  und  von  der  gelehrten 
Welt  so  sehnlich  erwarteten  Werkes  aussprach.  Hr. 
Mommsen  sprach  alsdann  über  eine  von  Dr.  Kiessling 
aus  Neapel  mitgetheilte  Inschrift  einer  glans  missilis, 
welche  sich  in  der  reichen  Santangelo'scheu  Sammlung 
befindet.  Derselbe  fand  in  der  Inschrift  eine  Anspielung 
auf  die  von  den  Alten  als  Pnrgirmittel  gebrauchte  Malve 
und  fügte  daran  einige  Worte  über  eine  Inschrift,  welche 
in  den  ältesten  italischen  Buchstaben  ßovaiQOfftjSov  ge- 
schrieben ist.  Dieselbe  befindet  sich  in  S.  Omero  im 
Besitz  des  Hrn.  Svinosa  und  war  von  demselben  Hrn. 
Kiessling  nach  einer  Abschrift  des  Canonicus  GandeUi  in 
Teramo  initgetheilt  worden.  —  Hr.  He.nzcn  theilte  mit, 
dass  er  von  Hrn.  Spano  in  Cagliari  einen  Abklatscli  der 
in  einer  der  vorhergehenden  Sitzungen  besprochenen  Tri- 
linguis  erhalten  habe.  Danach  stellte  sich  heraus,  dass 
an  der  Aechtheit  derselben  nicht  zu  zweifeln  sei,  indem 
die  sonderbare  Fassung  des  lateinischen  Textes ,  welche 
Verdacht  erregt  hatte,  auf  der  ungeschickten  Auflösung 
einiger  Siglen  beruhte.  —  Hr.  ßrinut  zeigte  eine  im  Be- 
sitz des  Hrn.  Steinhäuser  befindliche  Lampe  von  zierlicher 
Arbeit,  deren  Relief  eine  Sirene  vorstellt.  Das  Relief  einer 
andern,  welche  dem  Hrn.  Lovatti  gehört,  schien  die  Dar- 
stellung der  römischen  Isis  zu  enthalten.  Ferner  sprach 
Hr.  Brunn  über  ein  Terracottarelief,  welches  zusammen 
mit  den  beiden  vom  Ref.  in  den  frühern  Sitzungen  für  den 
Cyclus  des  Theseus  in  Anspruch  genommenen  Reliefs  ge- 
funden worden  ist.  Von  der  Voraussetzung  ausgehend, 
dass  auch  dies  dritte  Relief  demselben  Cyclus  angehöre, 
verhehlte  er  nicht,  dass  es  ihm  bis  jetzt  nicht  gelungen 
sei,  eine  befriedigende  Erklärung  desselben  zu  finden. 
Wahrscheinlich  beziehe  es  sich  auf  das  Zusammentreffen 
des  Theseus  mit  der  Aethra,  von  deren  Aufenthalt  in 
Athen  wir  in  den  auf  uns  gekommenen  Schriftstellern 
keine  genauere  Notiz  finden,  während  verschiedene  Kunst- 
werke uns  zeigen,  dass  dieser  Theil  der  Theseussage  in 
mannigfaltiger  Weise  von  den  Dichtern  ausgebildet  war. 
Ref.  zeigte  alsdann  zwei,  Hrn.  CasteUani  gehörende  Car- 
neole,  deren  Darstellungen  nach  ihm  eine  philosophirende 
Umbildung  des  Prometheusmythus  enthalten.    Eine  andere 


Castellani'sche  Antike,  welche  Hr.  Brunn  vorlegte,  bestand 
in  einer  Silberarbeit  von  den  kleinsten  Dimensionen  in  der 
Form  eines  Parallelepipedon,  welche  ursprünglich  als  Amu- 
let  gedient  zu  haben  schien.  In  altetruskischem  Styl  fan- 
den sich  an  derselben  folgende  Darstellungen  eingravirt: 
an  der  Basis  eine  geflügelte  Frau  in  rascher  Bewegung; 
an  den  vier  Seiten  ein  Löwe  welcher  einen  Stier  zerreisst, 
eine  Eidechse  (?),  eine  Ziege  mit  einem  Schwane,  und  auf 
der  letzten  ein  gestürzter  Hirsch  mit  einer  Schildkröte. 

Am  25.  April  hielt  das  archäologische  Institut 
seine  feierliche  auf  den  Geburtstag  Roms  anberaumte 
Schlusssitzung  vor  etwa  achtzig  römischen  und  auswärti- 
gen Freunden  unserer  Wissenschaft.  Herr  von  Reumotit 
gab  in  seiner  Eröffnungsrede  einen  Ueberblick  über  die 
Resultate,  welche  durch  Ausgrabungen  in  Rom  und  Um- 
gebung (besonders  Tivoli),  Pompeji  und  bei  den  Arbeiten 
an  der  Marenneneisenbahn  in  Toskana  während  des  ver- 
flossenen Winters  zu  Tage  gefördert  wurden.  Alsdann 
wurde  als  eine  der  grossartigsten  schriftstellerischen  Lei- 
stungen auf  dem  Gebiet  der  Alterthumswissenschaft  der 
so  eben  erschienene  erste  Band  der  christlichen  Inschrif- 
ten von  G.  B.  de  Rossi  hervorgehoben  und  schliesslich 
über  den  Fortgang  der  Publikation  der  Borghesischen 
Schriften  sowie  der  Arbeiten  an  dem  Corpus  inscriptionum 
Latinarum,  und  über  das  Erscheinen  des  ersten  Theiles 
von  Newtons  Geschichte  der  Ausgrabungen  zu  Halikarnass 
und  Knidos  berichtet.  —  Hr.  G.  B.  de  Rossi  schloss  daran 
einen  Vortrag  über  das  Verhältniss  der  Inschriftensamm- 
lung von  Martinus  Smetius  zu  der  des  Onufrius  Panvinius. 
Nachdem  derselbe  die  verschiedenen  Widerwärtigkeiten, 
welche  die  Inschriftensammlung  des  Smetius  vor  ihrem 
Drucke  betroffen,  erzählt  hatte,  knüpfte  er  an  den  Ver- 
dacht an,  welchen  zuerst  Scipio  MafTei  ausgesprochen  und 
den  Tiraboschi  wiederholt  hatte,  wonach  Smetius  die 
Sammlungen  von  Panvini  ohne  diesen  zu  nennen  sich  an- 
geeignet hätte,  und  setzte  die  Gründe  auseinander,  welche 
ihn  früher  bestimmt  hatten,  den  Verdacht  in  eine  formu- 
lirte  Anklage  gegen  Smetius  zu  verwandeln.  Während 
der  Redner  nämlich  Anfangs  die  verloren  geglaubte  Pan- 
vini'sche  Inschriftensammlung  in  zwei  Inschriftencodices 
der  Vaticana  wiedergefunden  zu  haben  glaubte,  führte  ihn 
die  völlige  Verschiedenheit  der  Anordnung  und  Eintei- 
lung in  Klassen,  die  in  den  Vaticanischen  Handschriften 
befolgt  ist,  von  dem  Prospect,  den  Panvini  vou  seinem 
lange  erwarteten  aber  nie  gedruckten  epigraphischen  Werke 
gegeben  hatte  und  welcher  von  Angelo  Mai  wieder  ans 
Licht  gezogen  worden  ist,  dahin,  nicht  in  den  Vaticani- 
schen Handschriften,  sondern  in  einem  Farnesianischen 
Codex  zu  Neapel  die  Sammlung  Panvini's  zu  erkennen. 
Dafür  schien  nicht  nur  die  völlige  Uebereinstimmung  der 
Eintheilung  der  Inschriften  in  diesem  Codex  mit  dem 
Prospect  von  Panvini,  sondern  auch  der  Ort  der  Aufbe- 
wahrung selbst  zu  sprechen,  sobald  man  sich  erinnerte, 
dass  Panvini  der  Schützling  des  Kardinals  Farnese  war. 
Der  Farnesianische  Codex  ist  nun  offenbar  der  Grundstock 
und  die  erste  Form  des  Smetiusschen  Corpus,  so  dass  es 
danach  ausgemacht  zu  sein  schien,  dass  Smetius  sich  die 
Früchte  der  Panvini'schen  Arbeit  zu  eigen  gemacht  hatte. 
Diese  Ansicht  wurde  von  dem  Redner  in  einem  der  Mo- 
natsberichte der  Berliner  Akademie  mit  einigen  Vorbe- 
halten ausgesprochen,  stiess  aber  auf  den  Widerspruch 
von  Theodor  Mommsen.  Der  in  dieser  Weise  von  beiden 
Seiten  eingeleitete  Streit  kam  bei  der  Anwesenheit  Momm- 
sens  in  Rom  zum  Austrag,  indem  durch  gemeinschaftliche 
Bemühungen  der  wahre  Sachverhalt  der  Hauptsache  nach 
festgestellt  und  Smetius  von  der  Anklage  des  Plagiats 
freigesprochen  wurde.     Mommsen  veröffentlichte  demnach 


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im  Bullettino  seine  schon  früher  aufgesetzte  Verteidigung 
des  Smetius  und  überliess  dem  Vortragenden  den  ausführ- 
lichen Bericht  über  die  Untersuchung.  Das  Resultat  der- 
selben ist  kurz  folgendes.  Der  Farnesianische  Codex  ent- 
hält nicht  die  Panvini'sche  Inschriftensammlung,  sondern 
die  erste  Skizze  des  Corpus  von  Smetius  und  ist  identisch 
mit  dem  von  Gruter  benutzten  handschriftlichen  Smetia- 
nischen  Apparat,  den  dieser  durch  Vermittlung  von  Fulvius 
Orsinus  aus  der  Bibliothek  des  Cardinais  Farnese  erhalten 
hatte.  Die  Panvini'sche  Sammlung  findet  sich  dagegen 
in  den  beiden  Vaticanischen  Handschriften  (6035,  6036), 
die  der  Vortragende  zuerst  darauf  angesehen  hatte.  Durch 
Vergleichung  anderer  Panvini'schen  Autographe  ergab  sich 
nämlich  als  unzweifelhaft,  dass  jene  beiden  Handschriften 
den  von  Panvini's  und  seines  Amanuensen  Hand  geschrie- 
benen Inschriftenapparat  enthalten.  Dieser  Apparat  ist  in 
Anlage  und  Material  von  dem  Corpus  des  Smetius  völlig 
verschieden,  so  dass  auch  die  letzte  Spur  eines  Verdachtes 
gegen  diesen  zu  beseitigen  ist.  Die  Verschiedenheit  in  der 
Anordnung,  welche  Panvini  in  diesem  Apparat  befolgt, 
von  derjenigen  Eintheilung,  die  er  in  seinem  Prospect 
angiebt,  würde  sich  schon  aus  der  verschiedenen  Zeit, 
welcher  beide  angehören,  erklären,  wenn  nicht  die  nähere 
Untersuchung  deutlich  lehrte,  dass  die  beiden  Handschrif- 
ten nur  eine  vorläufige  Eintheilung  des  ganzen  Stoffes 
enthalten.  Schliesslich  erörterte  der  Vortragende  noch 
einige  dunkel  gebliebene  Nebenpunkte  der  Streitfrage,  die 
im  Grossen  und  Ganzen  als  gelöst  zu  betrachten  ist.  — 
Professor  Henzen  berichtete  sodann  über  die  auf  den  Wall 
des  Servius  Tullius  bezüglichen  Resultate,  auf  welche  die 
bei  Gelegenheit  der  Eisenbahnarbeiten  zur  Herstellung 
eines  Centralbahnhofs  in  der  Villa  Negroni,  jetzt  Villa 
Massimi  gemachten  Ausgrabungen  geführt  hatten.  Die 
ersten  Mittheilungen  über  diesen  grossartigen  Fund,  durch 
welchen  die  in  den  letzten  Jahren  entdeckten  Monumente 
des  ältesten  Roms  in  der  glänzendsten  Weise  bereichert 
werden,  hatte  in  einer  der  vorhergehenden  Sitzungen  Hr. 
Pietro  Rosa,  der  unermüdliche  Erforscher  der  topogra- 
phischen Alterthümer  gemacht;  aber  zu  sehr  von  seinen 
grossen  Arbeiten  auf  dem  Palatin  in  Anspruch  genommen, 
sah  er  sich  genöthigt,  die  weitere  Feststellung  der  Resul- 
tate einem  Andern  und  zwar  Hrn.  Architect  Bergau  zu 
überlassen.  Durch  die  Untersuchungen  desselben  hat  sich 
eine  vollkommene  Uebereinstimmung  mit  den  Beschrei- 
bungen, welche  uns  Dionys  von  Halicarnass  und  Strabo 
von  dem  servianischen  Walle  geben,  herausgestellt,  indem 
auf  der  einen  Seite  eine  Mauer  aus  einer  dreifachen  Lage 
von  grossen  Peperinquadern  bis  zu  einer  Länge  von 
22,75  Meter  und  von  einer  Breite  von  3,22  Meter  zum 
Vorschein  kam;  auf  der  andern  Seite  fehlt  allerdings  die 
Fortsetzung  dieser  ältesten  Mauer,  indem  sich  hier  Repa- 
raturen aus  sehr  später  Zeit  finden,  aber  die  Linien  der 
innern  Seite  derselben  Mauer  von  jüngerem  Datum  entspricht 
vollkommen  der  der  innern  Seite  der  erhaltenen  serviani- 
schen Mauer,  und  der  an  dieser  Seite  von  den  Eisenbahn- 
arbeiten  noch  unberührt  gebliebene  servianische  Wall  lässt 
noch  deutlich  die  Form  der  ältesten  Mauer  erkennen. 
Was  die  Gestalt  des  Walles  selbst  betrifft,  so  bildete  der- 
selbe eine  Fläche,  die  sich  über  das  jetzige  Niveau  (des 
Bahnhofs)  4,50  Meter  erhebt.  Das  Niveau  der  alten  Stadt 
muss  natürlich  bedeutend  niedriger  angenommen  werden. 
Eine  scheinbare  Verschiedenheit  von  der  Beschreibung  des 
Dionysius  zeigte  sich  in  Betreff  der  Stärke  des  Walls,  in- 
dem nach  der  Berechnung  von  Hrn.  Bergau  als  Mass  der- 
selben sich  55  preuss.  Fuss  (=  58%  röm.  Fuss^)  ergaben, 
während  Dionysius  50  Fuss  angibt;  diese  Verschiedenheit 
erklärt  sich,  wenn  man  dieselbe  auf  die  Differenz  zwischen 


der  obern  Fläche  des  Walls  und  der  Basis  desselben  be- 
zieht. Von  den  Thürmen,  welche  Strabo  erwähnt,  hat 
sich  bis  jetzt  noch  keine  Spur  gefunden ;  dagegen  zeigten 
sich  an  der  äussern  Seite  der  Mauer  Vorsprünge  von 
2,28  Meter,  vielleicht  blos  dazu  bestimmt,  gegen  die  Last 
des  dahinter  gelegenen  Walls  als  Gegenpfeiler  zu  dienen. 
Als  ferneres  Resultat  dieser  neuen  Entdeckungen  wurde 
von  dem  Vortragenden  die  richtige  Bestimmung  der  Lage 
der  Porta  Viminalis  durch  Hr.  Rosa  hervorgehoben.  Es 
findet  sich  nämlich  in  dem  neuentdeckten  Stück  der  ser- 
vianischen Mauer  eine  Unterbrechung,  die  nicht  als  eine 
zufällige  betrachtet  werden  kann,  und  welche  um  so  mehr 
als  die  Stelle  der  Porta  Viminalis,  bei  welcher  die  Via 
Tiburtina  begann,  anzusehen  ist,  als  die  modernen  Häuser, 
welche  zwischen  diesem  Punkte  und  der  Porta  di  S.  Lo- 
reuzo  liegen,  in  die  geradeste  Linie  fallen,  die  sich  zwi- 
schen denselben  ziehen  lässt.  —  Professor  Brunn  legte 
eine  Reihe  von  interessanten  Kunstgegenständen  (bestehend 
in  dünnen  Silberplättchen,  die  offenbar  als  Einfassung  einer 
kleinen  runden  Ciste  gedient  hatten,  einer  silbernen  Patera, 
einer  Halskette  aus  Ringen  von  Bernstein  und  kleinen 
Silbercylindern;  an  letztere  sind  in  der  Weise  wie  bullae 
eine  Art  von  Amphoren  aus  demselben  Metall  befestigt; 
ferner  in  Bronzearbeiten  z.  B.  Schilden  u.  s.w.)  vor,  welche 
der  Güte  Hrn.  Castellani's  verdankt  wurden.  Dieselben 
gaben  dem  Vortragenden  Veranlassung,  auf  den  Stand  der 
Forschungen  über  die  Kunst  der  alten  italischeu  Bevöl- 
kerung und  die  Hindernisse,  welche  sich  einem  gedeih- 
lichen Fortgange  derselben  entgegenstellen,  näher  einzu- 
gehen. In  den  vorgelegten  Kunstgegenständen  erkannte 
der  Vortragende  nämlich  Proben  der  ältesten  einheimi- 
schen Kunst  Italiens.  Dieselben  stammen  aus  einem  Grabe 
des  alten  Präneste ;  aber  ihr  Fundort  ist  nicht  die  Nekro- 
polis  von  Präneste,  in  welcher  in  den  letzten  Jahren  so 
viele  Cisten  und  Spiegel  gefunden  worden  sind,  sondern 
eine  Localität,  an  welcher  schon  früher  zwei  Gräber  von 
gleich  befremdlichem  Charakter  gefunden  sein  sollen:  in 
allen  fand  sich  weder  ein  Sarcophag,  noch  eine  Todten- 
kammer,  sondern  die  ganze  Leichenausrüstung  war  unter 
einem  Haufen  roher  Felsblöcke  verborgen.  Dem  entspricht 
der  elgenthümliche  Kunstcharakter,  durch  welchen  sich 
diese  Funde  von  den  übrigen  pränestinischen  unterschei- 
den. Aus  der  Zusammenstellung  derselben  mit  den  Mo- 
numenten, die  in  dem  berühmten  Regulinischen  Grabe  zu 
Caere  und  in  dem  sogenannten  Isisgrabe  zu  Vulci  gefun- 
den worden  sind,  geht  zunächst  hervor,  dass  zwischen  der 
ältesten  etruskischen  und  pränestinischen  Kunst  kein  Un- 
terschied besteht.  Ferner  gelangen  wir  durch  Verglei- 
chung dieser  ältesten  Kunst  mit  der  der  folgenden  Epo- 
chen zu  einer  bestimmten  Classification  der  italischen 
Kunstwerke;  indem  wir  ausser  der  archaischen  und  der 
Periode  der  freien  Entwicklung  eine  Epoche  kennen  lernen, 
welche  der  archaischen  vorausliegt  und  die  man  metapho- 
risch als  die  Periode  der  Incuuabeln  bezeichnen  könnte, 
in  welcher  es  sich  weit  mehr  um  Nachahmung  fremder 
Muster  als  um  eine  eigue  und  selbständige  Entwicklung 
handelt.  Fasst  man  diese  Thatsachen  zusammen,  so  lässt 
sich  der  eigenthümliche  Charakter  dieser  Denkmäler  und 
der  Entwicklungsgang  der  altitalischen  Kunst  bestimmt 
und  klar  formuliren.  —  Zu  derselben  Gedächtnissfeier 
hatte  die  Centraldirection  des  Instituts  mehre  neue  Mit- 
glieder ernannt:  zum  Ehrenmitglied  den  Herzog  von  Ser- 
moneta, zu  Correspondenten  die  Herren  Bartoccini  und 
Bergau  zu  Rom,  Finazzi  zu  Bergamo,  Farabolini  zu  Ra- 
venna  und  Colonel  Oppermunn  zu  Paris.  —  Der  Sitzung 
wohnten  von  hervorragenden  Persönlichkeiten  namentlich 
der  österreichische  Botschafter  Hr.  von  Bach,  Mgr.  Nardi, 


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uditore  della  rota,  die  Fürsten  Chigi  und  Massimi,  die 
Fürstin  Rospigliosi,  der  Herzog  von  Sermoneta,  die  Gräfin 
Lovatelli  und  Andere  bei. 

Berlin.  In  der  Sitzung  der  archäologischen 
Gesellschaft  vom  11.  März  brachte  Herr  Gerhard 
zuerst  zwei  wichtige  Vorlagen  zur  Sprache:  erstens  das 
grosse  von  Churlcs  Newton  soeben  veröffentlichte  Werk 
über  die  grossentheils  ins  brittische  Museum  versetzten 
Alterthümer  von  Halikarnass  Knidos  und  von  der  Bran- 
chidenstrasse  bei  Milet,  sodann  die  in  Paris  erschienene 
von  Hrn.  Guedionow  verfasste  inhaltsschwere  'Notice'  über 
den  für  die  kaiserlich  russischen  Sammlungen  zu  Rom 
angekauften  und  in  Petersburg  bereits  angelangten  effekt- 
vollsten Theil  des  Museo  Campana.  —  Hr.  Müllenhoff 
hielt  einen  Vortrag  über  den  Bernsteinhandel  des  klassi- 
schen Alterthums.  Es  ward  zuerst  der  im  Norden  ge- 
machten Funde  griechischer  und  römischer  Münzen  ge- 
dacht und  auf  kritische  Prüfung  der  dahin  einschlagenden 
Notizen  gedrungen.  So  lasse  namentlich  auch  Levezow's 
Abhandlung  über  die  im  Grossherzogthum  Posen  gefun- 
denen griechischen  Münzen  genauere  Angaben  über  die 
Auffindung  vermissen,  und  selbst  der  Inhalt  des  ursprüng- 
lichen Fundes  stehe  nicht  fest,  da  neben  den  37  uralten 
Münzen  zwei  von  viel  jüngerem  Datum  aufgeführt  werden  — , 
eine  Ansicht  welcher  auch  Hr.  von  Rauch  beipflichtete. 
Die  nichts  destoweniger  unleugbaren  Funde  von  Mün- 
zen eines  durchaus  klassischen  Gepräges  seien  unab- 
hängig vom  Bernsteinhandel  der  baltischen  Küstenlän- 
der, welcher  in  Gemässheit  bekannter  Stellen  in  der 
Germania  des  Tacitus  und  der  Naturgeschichte  des  Plinius 
erst  den  Anfängen  der  römischen  Kaiserzeit  gleichzeitig 
zu  setzen  sei.  —  Dr.  Heibig  besprach  ein  von  Welcker  im 
Jahrgang  1856  des  archäologischen  Instituts  (Monumenti 
1856  tav.  9)  auf  Sühnungsgebräuche  gedeutetes  grossgrie- 
chisches Vasenbild,  und  glaubte  vielmehr  den  mit  Lösegeld 
für  die  ihm  entführte  Tochter  flehend  zu  Agamemnon 
gekommener  Priester  Chryses  aus  dem  Anfang  der  Ilias 
darin  nachweisen  zu  können.  —  Ein  auf  Narcissus  ge- 
deutetes statuarisches  Werk  desselben  Bandes  der  Monu- 
menti dell'  Instituto  (1856  tav.  XXI  p.  97)  ward  von  Hrn. 
Frieder ichs  besprochen,  welcher  in  Erinnerung  ähnlicher 
Figuren,  insonderheit  an  eine  von  ihm  im  Sluseum  zu 
Neapel  bemerkte  auf  das  Idol  einer  Todesgöttin  gestützte 
und  mit  einem  Granatapfel  versehene  Figur,  geneigt  ist 
eine  eigenthümliche  Darstellungsweise  des  Todesgottes 
darin  zu  erkennen.  Hinsichtlich  des  dabei  erwähnten, 
aus  der  Gruppe  von  S.  Ildefonso  und  sonst  viel  bekannten 
Idols  der  Todesgöttin  mit  der  Hand  auf  der  Brust  wies 
Hr.  Gerhard  eine  Wiederholung  desselben  neben  einer 
dieses  Idol  überragenden  Artemis  aus  einer  im  Newton'- 
schen  Werk  Tafel  LXXXIV,  5  soeben  veröffentlichten  Ter- 
racotta  nach,  welche  vermuthlich  die  Artemis  Agrotera 
in  Bezug  auf  die  Mysteriengöttin  von  Agrä  (Pausan.  I, 
14,  1.  19,  6)  darstelle.  —  Dr.  Krüger  gab  aus  griechi- 
schen Zeitungsberichten  Nachricht  über  die  neuesten  Aus- 
grabungen am  Olympieion  zu  Athen  wie  auch  über  die 
dabei  gefundene  Weihungsinschrift  einer  Hadrianstatue 
durch  die  Stadt  Laodicea  am  Meer.  —  Dr.  Hübner  be- 
richtete aus  Mittheilungen  des  Hrn.  Zobel  zu  Madrid  über 
einen  neuen  beträchtlichen  Münzfund  und  die  Erzfigur 
eines  vermuthlichen  Kabiren,  darstellend,  wie  auf  den 
Münzen  von  Malaca  und  Ebusus,  einen  mit  Hammer  ver- 
sehenen bärtigen  kurzbekleideten  und  mit  Schiffermütze 
bedeckten  Mann.  —  Bei  so  mannigfachen  Mittheilungen 
ward  ein  von  Hrn.  Tölken  in  Aussicht  gestellter  Vortrag 
seinem  Wunsche  gemäss  für  die  folgende  Sitzung  aufbe- 
halten. —  Als  eine  für  die  Abwege  der  Kunst  und  ihrer 


Symbolik  charakteristische  Vorlage  war  durch  Hrn.  Baron 
von  Korff  eine  Anzahl  sardischer  Götzenbilder,  dem  hie- 
sigen kgl.  sardinischen  Gesandten  Grafen  von  Lonay  ge- 
hörig, zugleich  mit  den  Abbildungen  zahlreicher  ähnlicher 
Figuren  in  Graf  della  Marmora's  Reisewerk  und  mit  er- 
läuternder Beschreibung  des  Vortragenden  zur  Stelle  ge- 
bracht. Da  dergleichen  Idole  in  unsern  Landen  eben 
so  selten  als  an  ihren  Fundörtern  häufig  sind  und  die 
wenn  auch  noch  so  rohe  symbolische  Andeutung  ihres 
religiösen  Dualismus  beachtenswerth  bleibt,  konnten  auch 
diese  dem  griechischen  Kunstprincip  polarisch  entgegen- 
gesetzten Vorlagen  ihrer  dankbaren  Anerkennung  nicht 
verfehlen.  Die  gedachten  Figuren  sollen  sämtlich  aus  der 
Gegend  von  Ogliastra  herrühren,  mit  Ausnahme  eines  bild- 
lich verzierten  Dolchs  ohne  Griff,  welcher  mit  andern 
gleichartigen  Waffen  zu  Gliebarga  gefunden  sein  soll. 
Wichtig  ist  was  zugleich  bemerkt  ward,  dass  unter  den 
vielen  ähnlichen  Figuren,  welche  man  in  Sardinien  findet, 
keine  der  andern  durchaus  entsprechend  sein  soll.  —  Von 
Professor  Rhusopulos  zu  Athen  war  das  erste  Heft  der 
mit  dem  laufenden  Jahr  zu  Athen  neu  erscheinenden 
'EaprjfttQig,  von  Geh.-R.  Neigebaur  zu  Turin  genauere  Nach- 
richt über  das  durch  die  Palagi'schen  Sammlungen  reich- 
lich vermehrte  Museum  zu  Bologna  eingegangen.  —  Ein 
neues  spanisches  Kunstjournal  (El  Arte  en  Espaöa,  revista 
quincenal  de  las  artes  tlel  dibujo  Madrid  1862)  brachte 
Hr.  Hübner  zur  Ansicht  und  knüpfte  daran  die  Bemerkung 
dass  eine  zufällig  von  ihm  selbst  einem  dortigen  Gelehrten 
mitgetheilte  christliche  Inschrift  (p.  16)  jetzt  als  Produkt 
des  Trigueros  von  ihm  erkannt  werde,  dessen  äusserst 
schlaue  Fälschungen  alter  Denkmäler  aufzuspüren  ihm  erst 
neuerdings  gelungen  sei.  —  Ausserdem  waren  Schriften 
der  Hm.  Bötticher,  E.  Curtius,  Egger,  Göltling,  Herzog, 
Lisch,  Ovcrbeck,  Wagener  zu  Gent  und  Wieseler  einge- 
gangen, von  denen  man  dankbar  Kenntniss  nahm. 

In  der  Sitzung  vom  8.  April  legte  zuerst  Hr.  Gerhard 
den  eben  erschienenen  elften  Band  der  Engravings  from 
ancient  marbles  in  the  British  Museum  vor,  mit  welchem 
dieses  berühmte  Kupferwerk  dem  Vernehmen  nach  seinen 
Abschluss  erhält.  Es  sind  darin  die  noch  rückständigen 
Marmorwerke  der  Townley 'sehen  Sammlung  samt  den  mit 
ihr  verschmolzenen  gleichartigen  Geschenken  anderer  Do- 
natoren enthalten  und  mit  der  aus  den  früheren  Bänden 
bekannten  technischen  Meisterschaft  wiedergegeben;  der 
die  Kupfertafeln  begleitende  Text  wird  den  Hrn.  Vaux 
und  Oldßeld  verdankt.  —  Hr.  Tölken  begann  einen  der 
Gesellschaft  schon  länger  in  Aussicht  gestellten  ausführ- 
lichen Vortrag  über  verschiedene  räthselhafte  Kunstdenk- 
mäler mit  erneuter  Betrachtung  der  grossen  Koller'schen 
Vase  no.  1016  des  hiesigen  königl.  Antiquariums,  deren 
Hauptbild  gewöhnlich  auf  die  Vermählung  des  Herakles 
mit  der  Hebe  gedeutet  wird.  Indem  er  diese,  zuletzt  in 
Gcrhard's  Apulischen  Vasenbildern  ausgeführte  Erklärung 
und  um  so  mehr  auch  die  dort  versuchte  Ergänzung  der 
zerstörten  Figuren  verwarf  (auch  insbesondre  bemerkte 
dass  die  für  Hebe  gehaltene  Figur  seines  Erachtens  mehr 
mütterlich  als  jugendlich  erscheine  und  ein  mit  der  Keule 
versehener  Herakles  ein  Löwenfell  tragen  und  bärtig  sein 
müsse),  kam  der  Vortragende  auf  eine  bereits  im  Jahr  1834 
dem  hiesigen  wissenschaftlichen  Kunstverein  mitgetheilte 
Erklärung  zurück,  laut  welcher  das  in  Rede  stehende 
Hauptbild  auf  Phädra  und  Hippolyt  zu  deuten  und  auch 
auf  der  beträchtlich  zerstörten  Kehrseite  der  durch  den 
Zorn  des  Poseidon  herbeigeführte  Tod  des  Hippolyt  voraus- 
zusetzen sei.  Wegen  beschränkter  Zeit  ward  die  andere 
Hälfte  dieses  Vortrags,  in  welcher  die  somit  neu  aufge- 
stellte   Erklärung   ihre    umfassende  Begründung    erhalten 


311' 


312* 


soll,  der  Sitzung  des  nächsten  Monats  aufgespart.  —  Hr. 
Friederichs  sprach  über  den  Doryphoren  des  Polyklet.  Er 
glaubte  den  statuarischen  Typus  dieses  berühmten  Kunst- 
werks in  vier  noch  erhaltenen  Repliken,  zweien  zu  Florenz, 
einer  im  Braccio  nuove  des  Vaticans  und  einer  zu  Neapel 
nachweisen  zu  können,  welche  letztere  für  das  hiesige  neue 
Museum  durch  seine  Vermittelung  neuerdings  abgeformt 
worden  ist.  —  Hr.  von  Olfers  gab  aus  brieflicher  Mit- 
theilung Nachricht  über  die  von  Hrn.  Bötlicher  auf  der 
Akropolis  zu  Athen  erfolgreich  geübte  Thütigkeit.  Der 
Versicherung  dass  seine  Auffassung  der  Baulichkeiten  des 
Erechtheion  sowohl  als  des  Parthenon  sich  an  Ort  und 
Stelle  vollkommen  bestätigt  habe,  hatte  Hr.  Bötticher  die 
Zeichnung  einer  in  Schiffsform  gebildeten  bronzenen  Lampe 
beigefügt,  welche  bei  der  durch  ihn  veranlassten  Aufräu- 
mung an  der  in  Hrn.  Böttichers  Plan  dem  Poseidon  Erech- 
theus'  zugetheilten  Stelle  gefunden  ward.  Von  anderer  Seite 
erfuhr  man  dass  Hrn.  Strack's  Bemühung,  das  Theater 
des  Dionysos  zu  Tage  zu  legen,  mit  glücklichem  Erfolge 
gekrönt  sei.  —  Von  Hrn.  Waagen  ward  ein  im  brittischen 
Architekteuverein  gehaltener  Vortrag  des  Architekten  Fer- 


gusson  über  die  Beleuchtung  der  Hypäthraltempel  vorge- 
legt und  zugleich  in  mehreren  von  dem  Hrn.  Verfasser  zu 
diesem  Behuf  eingesandten  Abdrücken  unter  die  Gesell- 
schaft vertheilt.  —  Hr.  Hübner  brachte  den  aus  Guarrazar 
unweit  Toledo  herrührenden  westgothischen  Goldschmuck 
in  den  wohlausgestatteten  Werken  von  Lasteyrie  und  Amador 
de  los  Rios  zur  Ansicht.  —  Von  Hr.  Leemanns  zu  Leiden 
war  der  im  Nederlandsche  Staatscourant  no.  70  abgedruckte 
Jahresbericht  eingesandt,  in  welchem  nach  löblicher  Sitte 
der  neueste  Zuwachs  des  dortigen  Museums  der  Alterthü- 
mer  zu  öffentlicher  Kenntniss  gebracht  ist.  —  Vom  Bul- 
letin des  Geschichtsvereins  für  den  Elsass  waren  zwei  mit 
antiquarischen  Notizen  ausgestattete  Hefte  (vol.  III  livr.2.4) 
eingegangen.  —  Von  sonstigen  neuen  Schriften  wurden 
Bachofens  inhaltreicher  Vortrag  über  das  lykische  Volk 
(Freiburg  i.  B.),  der  hiesigen  Ortes  neulich  gehaltene  Vor- 
trag von  Friederichs  über  Winckelmann,  eine  Abhandlung 
von  F.  Kenner  über  einen  semuncialen  Quadrans  von  La- 
rinum  (Wien)  und  die  von  A.  Premier  zu  Tübingen 
herausgegebenen  zwei  Abhandlungen  über  Hestia  der  Ge- 
sellschaft vorgelegt  und  dankbar  entgegengenommen. 


II. 


A  u  s  g  r 


a  h  u  n  g  e  n. 


1.     Sculpturen  aus  Kreta. 

Das  brittische  Museum  hat  eine  Anzahl  Sculpturen 
aus  Kreta  durch  Vermittlung  des  Consuls  Guarnaccino 
erhalten.     Diese  sind: 

1.  Statue  der  über  das  Meer  getragenen  Europa, 
aus  Gortyn,  von  pentelischem  Marmor,  5  Fuss  9  Zoll  hoch, 
4  Fuss  6  Zoll  lang.  Das  Werk  ist  nicht  aus  einem  Stein 
gearbeitet,  sondern  der  Stier  ist  aus  mehreren  Stücken  zu- 
sammengesetzt; ebenso  besteht  die  Nymphe,  die  auf  der 
linken  Seite  des  Stiers  auf  seinem  Rücken  sitzt,  aus  zwei 
oder  mehr  Stücken;  ihr  Kopf  fehlt.  Sie  ist  mit  langer 
Tunika  bekleidet  welche  von  einem  Gürtel  um  den  Leib 
gehalten  wird.  Dieser  Gürtel  war,  wie  die  noch  sichtli- 
chen eingebohrten  Löcher  beweisen,  aus  Bronze  aufgesetzt. 
Die  Figur  der  Europa  war  mit  bleiernen  oder  kupfernen 
Zapfen  an  dem  Stier  befestigt ;  sie  sind  in  das  Gewand 
der  Nymphe  eingetrieben  und  waren  wol  von  dem  Staud- 
ort aus  nicht  sichtlich,  von  dem  aus  die  Gruppe  betrachtet 
werden  will.  Die  Figur  der  Europa  ist  in  Lcbensgrösse. 
Ihre  rechte  Hand  ruht  auf  dem  Nacken  des  Stiers,  aber 
der  Arm  ist  abgebrochen  und  fehlt;  die  linke  hielt  ver- 
muthlich  das  Ende  des  über  ihrem  Kopf  flatternden  Ge- 
wandes. Der  göttliche  Stier  ist  über  die  Fluthen  spren- 
gend dargestellt  mit  erhobenen  die  Basis  nicht  berührenden 
Vorderfüssen.  Er  wendet  sich  nach  links  zurück  um  seine 
schöne  Last  zu  sehen.  Das  Gewicht  dieses  vorderen  Theils 
der  Gruppe  ist  durch  eine  Stütze  getragen,  an  der  zwei 
Delphine  angebracht  sind,  um  das  Element  über  welches 
der  Stier  dahin  eilt  anzudeuten.  An  dem  hinteren  Theil 
des  Nackens  des  Stiers  ist  eine  Inschrift  leicht  einge- 
schnitten; man  liest  etwa  II.  IM1.  Die  Gruppe  ist  von 
grober  Ausführung,  doch  offenbar  griechisch  und  aus  der 
Zeit  vor  der  römischen  Herrschaft. 

2.  Ein  weiblicher  Kopf  von  archaischem  Styl,  zu 
einer  Statue  gehörig,  aus  Gortyn,  10 !/.  Zoll  hoch. 

.'5.  Ein  zweiter  weiblicher  Kopf  mit  langem  Haar. 
Die  Augen  sind  eigenthümlich  behandelt;  die  Haare  wal- 


len vorn  herab  und  sind  hinten  in  einen  Krobylos  gesam- 
melt, wie  es  in  der  Kaiserzeit  üblich  war.    41/,  Zoll  hoch. 

4.  Die  untere  Hälfte  einer  kleinen  Stele  mit  dem 
Basrelief  einer  stehenden  weiblichen  langbekleideten  Figur, 
welche  in  der  linken  Hand  ein  Schwert  hält;  die  rechte 
war,  wie  es  scheint,  ebenfalls  erhoben.  Ihr  zur  Rechten 
ist  eine  grosse  aufgerichtete  Natter  oder  Schlange,  zu 
ihrer  Linken  ein  Greif  sichtlich.  Sie  steht  auf  der  auf 
dem  Boden  rücklings  ausgestreckten  nackten  Figur  eines 
Mannes  oder  Kindes.  Der  obere  Theil  dieser  Stele  ist 
abgebrochen.  Sie  bietet  uns  eine  Vorstellung  dar  welche 
in  der  alten  Kunst  wol  neu  ist  und  schwerlich  auf  Me- 
dea  bezogen  werden  kann.  Das  Werk  kommt  aus  Gortyn 
und  ist  von  pentelischem  Marmor.  1  Fuss  hoch,  ll1  ,  Zoll 
breit. 

5.  Bärtiger  sehr  zerstörter  Kopf  von  roher  Arbeit; 
aus  Kuossos,  11  Zoll  hoch. 

Aus  brieflicher  Mittheilung  des  Herrn  Samuel  Birch  vom 
20.  Februar  1862. 


2.     Briefliches  aus  der  Schweiz. 

Zugleich  mit  einem  gedruckten  Bericht  über  die  für 
Gegenstände  vormaliger  Pfahlbauten  ergiebig  gewordenen 
Ausgrabungen  zu  Concise  am  Neuenburger  See')  ver- 
danken wir  dem  unermüdlichen  Altcrthumsforscher  Herrn 
F.  Troyon,  Director  des  Museums  zu  Lausanne  die  nach- 
stehenden brieflichen  Mittheilungen  vom  23.  Januar  d.  J. 

')  Rapport  a  la  commission  des  muse^es  du  cantoo  de  Vaud 
sur  le  fouillcs  faites  a  Concise  du  23  septembre  au  19  octobre 
1861  (Extrait  du  Nouvelliste  Vaudnis  du  31  decembre  1861,  des 
2  et  3  janvier  1862).  16  S.  8.  Die  Ausgrabung  war  dureb  Eisen- 
bahnbauten veranlasst  und  ward  in  den  Munatcn  September  und 
Octobcr  vorigen  Jahres  ausgeführt;  die  Kosten  wurden  aus  einem 
dafür  gesammelten  Fonds  bestritten.  Unter  den  gefundenen  Gegen- 
ständen ist  besonders  die  grosse  Zahl  von  Arbeiten  aus  Hirschhorn 
auffällig. 


313* 


314* 


'Soeben  erhalte  ich  einige  Gegenstände  der  Bronze, 
die  in  den  letzten  Tagen  in  einem  neuerdings  aufgedeck- 
ten Grabe  nahe  bei  Bex  im  Rhonethal  (Canton  de  Vaud) 
gefunden  worden  sind.  Eine  27  Centimeter  lange  Haar- 
nadel hat  als  Kopf  eine  runde  feingestreifte  Platte  mit 
einem  Durchmesser  von  65  Millimeter.  Ein  ovales  durch- 
brochenes Armband  ist  mit  der  Länge  nach  fortlaufenden 
Canneluren  geschmückt.  Eine  Schelle  in  Kugelform  (Ha- 
bitat.  lacustr.  PI.  XVII,  22a)  hat  einen  Durchmesser  von 
4  Centimeter  und  als  Klöpfel  ein  Stück  oxydirtes  Eisen. 
Das  bemerkenswertheste  Stück  ist  ein  Diadem  von  Bronze, 
von  welchem  eine  Zeichnung  anbei  skizzirt  ist ').  Dies 
Stück  ist  ziemlich  ähnlich  den  im  Museum  zu  Copenhagen 
aufbewahrten  Diademen.  Das  Grab,  welches  diese  Gegen- 
stände einschloss,  enthielt  keine  Waffen;  aber  die  Schelle 
ist  charakteristisch  als  ein  auch  sonst  bekanntes  an  Ketten 
gehängtes  Verzierungsstück  helvetischer  Gräber  aus  einer 
dem  Einfall  des  Cäsar  vorangegangen  Zeit.  Bei  so  alter- 
thümlichen  Gräberspuren  erinnert  man  sich  mancher  in 
jener  Umgegend  zurückgebliebenen  Spur  der  celtischen 
Vorzeit  selbst  in  den  Eigennamen,  wie  es  denn  im  Rhone- 
thal noch  Familien  giebt,  deren  Namen  uns  durch  ihre 
Endung  an  die  Namen  der  gallischen  Heerführer  erinnern, 
wie  die  Cherix  in  Be.x,  die  Beatrix  und  die  Cocatrix  im 
Waadtlaud.  Uebrigens  muss  es  noch  einige  Gräber  in 
der  Nähe  desjenigen,  welches  aufgegraben  worden  ist, 
geben  und  ich  beabsichtige  sie  sobald  als  möglich  zu 
öffnen'. 

'In  der  vorigen  Woche  habe  ich  mich  nach  Avanches 
begeben,  wo  man  innerhalb  der  Umfassungsmauer  von 
Aventicum  an  sechs  verschiedenen  Punkten  die  Ruineu 
von  römischer  Bauart  aufdeckt.  An  einem  derselben  sieht 
man  eine  grosse  Treppe  von  6  Meter  3  Decimeter  Breite, 
deren  Stufen  aus  Sandstein  bestehen.  Nachdem  man  vier 
Stufen  herabgestiegen  ist,  theilt  sich  die  Treppe  nach  zwei 
Seiten  hin.  Die  Steinplatten  zur  Rechten  sind  von  einer 
26  Centimeter  breiten  und  15  Centimeter  tiefen  Rinne 
durchfurcht ;  links  gehen  zwei  Stufen  tiefer  in  den  Boden 
hinab.  Fragmeute  von  weissem  Marmor,  Reste  viereckiger 
Heizungsrühren  und  verschiedene  andere  Trümmer  gehö- 
ren zu  diesen  Ruinen,  welche  noch  lange  nicht  vollständig 
aufgedeckt  sind.  —  An  einem  andern  Orte  zeigt  eine 
kreisförmige  Construction,  von  4  Meter  20  Centimeter 
Durchmesser  und  2  Meter  unter  der  Oberfläche  des  Bo- 
dens, auf  der  Seite  eine  gewölbte  vom  Feuer  ganz  ge- 
schwärzte Oeffnung.  Ein  Saal  ganz  in  der  Nähe,  dessen 
Fussboden  aus  weissem  Marmor  besteht,  war  durch  aus 
dem  Mauerwerk  der  Wand  genommene  Röhren  geheizt. 
Auf  meine  Vermuthung,  dass  dieser  Fussboden  unterhölt 
sei,  ward  die  Ausgrabung  an  dieser  Stelle  fortgesetzt, 
worauf  sich  in  der  That  erwies,  dass  unter  diesem  Saal 
ein  leerer  Raum  von  ungefähr  80  Centimeter  war,  und 
dass  der  Fussboden  aus  grossen  Backsteinen  bestand,  de- 
ren Ecken  auf  kleinen  Pfeilern,  gleichfalls  aus  Backstein, 
ruhten.  Ueber  diese  erste  Schicht  war  eine  dicke  Lage 
von  Stuck  gebreitet,  welche  die  Marmorplatten  trug.  Diese 
Heizungsart  ist  nicht  selten  in  unsern  Ruinen  römischer 
Bäder.  —  Auf  einem  benachbarten  Gruudstiick  sieht  man 
von  Strecke  zu  Strecke  grosse  Würfel  in  weissem  Marmor, 

°)  Das  gedachte  Diadem,  von  der  richtiger  als  Stirnkrone  zu 
bezeichnenden  Form,  zeigt  drei  horizontale  Reihen  mit  pyramidalen 
Verzierungen,  unterbrochen  von  drei  senkrechten  Reihen,  welche  wie 
mit  Perlen  verziert  sind. 


welche  die  Grundschichten  der  Basen  einer  Colonnade 
bildeten.  Einige  Schritte  weiter  sind  gewölbte  Cellen,  aus 
deren  einer  man  schon  vor  mehrern  Jahren  zahlreiche 
Amphoren  von  verschiedenen  Formen  und  grossen  Di- 
mensionen herausgenommen  hat.  Diese  letztern  Ruinen 
schliessen  eine  grosse  Zahl  Fragmente  aus  italischem  und 
griechischem  Marmor,  ja  selbst  aus  ägyptischem  Por- 
phyr ein'. 


3.     Aus  Spanien. 

Auch  für  Spanien  ist  der  letzte  Monat  nicht  ohne 
archäologische  Ausbeute  gewesen.  Herr  Berlungu  sandte 
aus  Malaga  photographische  Abbildung  eines  in  dem  alten 
Cartima  gefundenen  kleinen  Bronzekopfes  von  zierlicher 
Arbeit,  welcher  sich  im  Besitz  des  englischen  Consuls  in 
Malaga,  Mr.  William  Penrose  Mark,  befindet.  Die  ju- 
gendlichen Züge,  das  kurze  etwas  gelockte  Haar  und  der 
kaum  sprossende  Flaum  auf  den  Wangen  lassen  an  Mer- 
kur oder  vielleicht  eher  noch  an  einen  'Hp«x/.r;f  üva- 
navo/ntiog  denken,  wie  er  auf  Basreliefs  zwischen  einer 
oder  zwei  Hesperiden  sitzend  dargestellt  zu  werden  pflegt. 
Zu  vergleichen  ist  das  Relief  aus  Villa  Albani  bei  Zoega 
2  Tafel  64,  und  ein  unedirtes  des  neapolitanischen  Mu- 
seums, sowie  das  von  Raoul  Rochette  peintures  antiques 
inedites  S.  428  angeführte  Reliefmosaik  von  Wiltonhouse, 
Tafel  7;  ein  ähnliches  befindet  sich  in  Madrid  in  Pri- 
vatbesitz. 

Herr  Manuel  de  Bofurull  y  Sarlovio  in  Barcelona 
hat  deu  ältesten  spanischen  Meilenstein  aus  republikani- 
scher Zeit  (vgl.  Monatsberichte  der  Berliner  Akademie  von 
1861  S.  974  und  jetzt  C.  I.  L.  1486)  in  dem  kleinen  Ort 
Caldas  de  Mombuy  wieder .  aufgefunden  und  für  seine 
Aufbewahrung  im  Museum  von  Barcelona  Sorge  ge- 
tragen. 

Herr  Hernandez  schreibt  aus  Tarragona  von  der 
bevorstehenden  Uebersiedelung  des  dortigen  Museums  in 
ein  neues  Local,  wodurch  es  die  nächste  Zeit  Besuchern 
unzugänglich  bleibt;  und  von  bei  dem  Hausbau  des  Hrn. 
Miret  zu  Tage  gekommenen  unterirdischen  Gängen  und 
Bauten  römischer  Construction. 

Endlich  hat  Herr  Zobel  von  Madrid  aus  eine  Reise 
nach  Jätiva  (Saetabis),  Valencia,  Murviedro  (Sagunt)  und 
Castellön  de  la  Plana  gemacht,  und  an  diesen  Orten  eine 
Reihe  von  Alterthümern  gesehn,  Münzen,  kleine  Bronzen, 
Thonfiguren,  geschnittene  Steine  u.  s.  w.  Interessant  ist 
besonders  sein  Bericht  über  verschiedene  alte  Grabhügel 
(von  den  Landleuten  puigöls  genannt)  am  Meeresstrand 
bei  Castellön,  deren  einer  12  Palm  an  Höhe  und  180  Palm 
an  Umfang  hat.  In  den  gemauerten  Grabkammern  sind 
Aschenkrüge,  Gold-  und  Silberschmuck,  auch  einige  kel- 
tiberische  Münzen,  und  im  Jahr  1851  eine  kleine  aufge- 
rollte Bleitafel  mit  der  längsten  bisher  bekannt  ge- 
wordenen keltibcrischen  Inschrift  gefunden  worden,  welche 
in  Madrid  aufbewahrt  wird  und  von  Lorichs  in  seinen 
recherches  sur  les  monnaies  iberiennes  (Paris  1852  S.  202 
Tafel  80)  publicirt  worden  ist.  Sie  lässt  keinen  Zweifel 
darüber,  dass  jene  Gräber  zwar  wohl  nicht  der  vorrömi- 
schen Zeit,  aber  der  unter  der  römischen  Herrschaft  fort- 
lebenden einheimischen  Bevölkerung  angehören. 

Berlin.  Hübneb. 


315* 


316* 


III.     Neue    Schriften. 


Ahrens  (H.  L.):  Ueber  die  Göttin  Themis.  Erster  Theil. 
Hannover  1862.     66  S.   8.  (Schulprogramm.) 

—  —  Ueber  eine  wichtige  indogermanische  Familie  von 
Götternamen.  41 S.  8.  (Aus  Benfey's  Orient  und  Occident) 
Jahrg.  II.    Heft  1). 

Bachofen  (J.  J.) :  Das  lykische  Volk  und  seine  Bedeu- 
tung für  die  Entwicklung  des  Alterthums.  Freiburg  im 
Breisgau  1862.  VII  und  87  S.  8. 

Caffiaux  (H.):  Hyperide.  Plaidoyer  pour  Euxenippe 
contre  Polyeucte.  Traduit  pour  la  premiere  fois  en 
franc,ais  avec  des  notes.     Valenciennes  1860.  37  S.  8. 

—  —  Hvperide.  Oraison  funebre  de  Leosthenes  et  des 
Atheniens  morts  dans  la  guerre  Lamiaque  etc.  2  edition. 
Valenciennes  1861.  31  S.  8. 

Cavedonl  (C):  Mouumento  sepolcrale  cristiano  del  terzo 
o  quarto  secolo,  scoperto  di  recente  in  Modena.  7  S.  8. 
(Modena). 

Coppi  (A.):  Memorie  storiche  di  Maccarcse  [in  der  Nähe 
des  alten  Fregenae].     Roma  1862.  19  S.  1  Karte  8. 

Description  of  the  collection  of  ancient  marbles  in  the 
British  Museum.  With  engravings.  Part  XI.  London 
1861.  106  S.  52  Taf.  4.    [Vgl.  oben  S.  310*]. 

^Ap/uioloyiy.t)  i  (pijfiiplt;  iy.didof.itv?]  vno  T^c  *v 
I4&rjvui$  ügyrtioloyiy.FjG  ixatoiuc.  üipiodog  B'.  *Erog 
A' .  1862.  Tti'xog  t".  Ä '.  Maortov.  'AnQO.t'ov. 
Athen  1862.  63  S'.  4  Taf.  S.  67-102.  4. 

Fergusson  (J.):  on  the  mode  in  which  light  was  introdu- 
ced  into  the  greek  temples.  36  S.  1  Taf.  4.  (London). 

Frocci«  (C):  Egesta  e  i  suoi  monumenti,  lavoro  storico 
archeologico.     Palermo  1859.  159  S.  kl.  4. 

—  —  Preventiva  sposizione  di  taluni  monumenti  segestani 
inediti  e  di  talune  nuove  ricerche  archeologiche.  Pa- 
lermo 1861.  44  S.  2  Taf.  kl.  4. 

Fricdcric/is  (C):  Winckelmanu.  Ein  Vortrag  gehalten  am 
am  22.  Februar  1862  im  wissenschaftlichen  Verein  zu 
Berlin.     Hamburg  1862.  32  S.  8. 

Grotefend  (C.  L.):  Epigraphisches  IV.  (Separatabdruck 
aus  den  Jahrbüchern  des  Vereins  von  Alterthumsfreun- 
den  im  Rheinlande  XXXII).    Bonn  1862.  48  S.  8. 

Huulhiil  (F.):  Die  Sosiasschale  im  königlichen  Museum 
zu  Berlin,  mit  deren  Abbildung.  (Aus  der  Zeitschrift 
Faust.     Wien  und  Leipzig  1860  no.  6.  7.  8.  14).  fol. 

Hultsch  (F.) :  De  Damareteo  argenteo  Syracusanorum 
nummo.  Dresden  1862.  36  S.  1  Taf.  8.  (Schulpro- 
gramm). 

Kenner  (F.):  Ueber  einen  semuncialen  Quadrans  von  La- 
rinum.     Wien  1861.  15  S.  8. 

Kortegnm  (A.):  De  tabula  Archelai.     Bonn  1862.   45  S. 

1  Taf.  4.     (Berliner  Promotionsschrift). 
Lenormani  (Irmncois):  Recherches  archeologiquc;,  a  Eleu- 

sis   execntees   dans   le   cours  de  l'annee  1860.     Recueil 

des  Inscriptions.     Paris  1862.  420  S.  8. 


MercWin  (L.):  Der  vatikanische  Apollo,  Vortrag  bei  der 
Jahresfeier    der    Universität    Dorpat    am    12.  December 

1861.  21  S.  1  Taf.  8.     (Separatabdruck  aus  Heft  3  des 
V.  Bandes  der  baltischen  Monatsschrift). 

[Michaelis  (A.)]:  Museen  und  Alterthiimer  in  Griechen- 
land.    (Aus  den  Grenzboten  1862).     S.  454—468.  8. 

Oliver  Hurtado  (Jose  y  Manuel):  Munda  Pompeiana. 
Madrid  1861.  gr.  8.  515  Seiten  nebst  Karte  und  Plänen. 

Petersen  (Chr.):  Ursprung  und  Alter  der  Hesiodischen 
Theogonie.  —  Zwei  Inschriften  aus  Kallipolis.  Ham- 
burg 1862.  46  S.  4.  (Zum  Lectionskatalog). 

Petersen  (E.):  De  Philocteta  Euripidea.  Erlangae  1862. 
18  S.  8.     (Habilitationsschrift.) 

Piper  (F.):  Einleitung  in  die  monumentale  Theologie. 
(Aus  der  Theol.  Realencyklopädie  S.  752—807).  Gotha 

1862.  8. 

Premier  (August) :  Ueber  die  erste  und  letzte  Stelle  der 
Hestia-Vesta  in  Cultushandlungen  und  die  Göttin  Hestia 
bei  Homer.     Tübingen  1862.  50  S.  8. 

Ring  (M.  de):  Tombes  Celtiques  de  l'Alsace,,  suite  de 
memoires  presentes  au  comite  de  la  societe  pour  la 
conservation  des  monuments  historiques,  ä  Strasbourg. 
Deuxieme  edition.     Strassburg  1861.  38  S.  14  Taf.  fol. 

Rutgcrs  (J.) :  Sexti  Juli«  Africani  'Olv/itniudiov  üva- 
yQo:qnq.  Adiectis  ceteris  quae  ex  Olympionicarum  fastis 
supersunt.  Recensuit,  commentario  critico  et  iudice 
Olympionicarum  instruxit  J.  R.  Lugduni  Batavorum 
1862.  169  S.  8. 

Sauhy  (F.  de):  Les  campagues  de  Jules  Cesar  dans  les 
Gaules,  etudes  d'archeologie  militaire.  Paris  1862.  8. 
(Revue  arch.  1862  I  p.  159). 

Smith  (S.  B.):  De  Malede  Vaser  i  Antikkabinet  i  Kjö- 
benhavn.  Koj>enhagen  1862.  3  Taf.  [mit  Gefässformen]. 
120  S.  8. 

Stark  (K.  B.):  Ueber  das  Niobidenrelief  Campana  (Denk- 
schrift der  philosophischen  Fakultät  zur  Feier  des  fünf- 
zigjährigen Doctorjubiläums  des  Dr.  C.  H.  Rau).  Hei- 
delberg 1862.  25  S.  1  Taf.  8. 


Druckfehler. 

Im  Arcb.  Aoz.  1861   S.  247*  Z.  19  u.  20  v.  o.  ist  zu  lesen:    'Ross 
(Reise  und  Reiserouten  S.  70.  73)' 
desgl.  1862  S.  286*  Z.  17  v.  u.  ist  zu  lesen:  'Flamininus' 

statt  Camininus. 

S.  286*  Z.  5  v.  u Proscrpnais. 

desgl.  S.  289'  Z.  25  v.  u.  ist  zu  lesen:  'ausser'  statt 

unter. 


Herausgegeben  von  E.  Gerhard. 


Druck  und  Verlag  von   G.   Reimer. 


317*  318* 

ARCHÄOLOGISCHER  ANZEIGER. 

Ziur  Archäologischen  Zeitung,  Jahrgang  XX. 


M  161.  162. 


Mai  und  Juni  1862. 


Wissenschaftliche  Vereine:     Berlin    (archäologische  Gesellschaft).     —     Ausgrabungen:    Akropolis  zu  Athen;    Pnyx  und 
Munychia;  Dionysostheater  zu  Athen;  Löwenthor  zu  Mykenä;  Südrussische  Ausgrabungen. 


I.    Wissenschaftliche  Vereine. 


Berlin.  In  der  Sitzung  der  archäologischen 
Gesellschaft  vom  6.  Mai  d.  J.  äusserte  zuerst  Herr 
Tölken,  die  von  ihm  versprochene  Erklärung  der  grossen 
Vase  (no.  1016)  der  hiesigen  königl.  Sammlung  nächstens 
gedruckt  überreichen  zu  wollen,  und  gab  statt  des  dar- 
über in  Aussicht  gestellten  Vortrags  einige  Bemerkungen 
zur  Würdigung  Lessings,  dessen  ehrfurchtgebietende  Au- 
torität in  antiquarischen  Dingen  neuerdings  dann  und  wann 
überschätzt  worden  sei.  —  Hr.  G.  Krüger  sprach  über 
das  auf  Tafel  152  der  archäologischen  Zeitung  mit  der 
Unterschrift  'Perseus  lernt  fliegen'  bekannt  gemachte  Thon- 
relief,  dessen  in  seinen  Besitz  gelangtes  Original  er  zu- 
gleich vorlegte.  Im  Gegensatz  zu  Bötticher's  von  dem 
Herausgeber  jener  Zeitschrift  weiter  ausgeführter  Erklä- 
rung glaubte  Hr.  K.  in  dem  gedachten  Relief  statt  einer 
Ausrüstung  des  Perseus  vielmehr  die  Entsendung  des 
Schlaf-  und  Traumgotts  durch  Hermes  zu  erkennen,  dem 
in  seiner  Eigenschaft  als  Seelenführer  und  Gebieter  der 
Träume  ein  solches  Amt  wohl  zustand;  die  Gestalt  des 
vermeintlichen  Perseus  glaubte  der  Vortragende  vielmehr 
als  der  Idee  des  Schlafgottes  entsprechend  nachweisen  zu 
können.  Gegen  die  Echtheit  des  Reliefs  wurden  einige 
Bedenken  namentlich  von  Seiten  der  Hrn.  Bartels,  Schnaase 
und  Zahn  laut,  welche  jedoch,  wie  von  den  gedachten 
Herausgebern  desselben,  auch  im  übrigen  Kreis  der  Ge- 
sellschaft anerkannt  wurde.  —  Hr.  Gerhard  berichtete  über 
den  neuerdings  erfolgten  Ankauf  zweier  aus  Präneste  her- 
rührender bronzener  Cisten  mit  eingegrabener  Zeichnung 
für  das  hiesige  königl.  Antiquarium.  Obwohl  der  Kunst- 
werth  beider  Gefässe  hinter  dem  berühmten  Musterstück 
dieser  Gattung,  der  Ficoronischen  Cista,  weit  zurückbleibt, 
so  sind  die  selbständigen  Vorzüge  beider  Denkmäler  doch 
augenfällig  in  mehr  denn  einer  Beziehung.  Die  eine  jener 
beiden  Cisten,  Figuren  des  troischen  Sagenkreises  darstel- 
lend, ist  durch  ihre  altitalischen  Inschriften  ausgezeichnet, 
von  denen  beispielsweise  die  einer  Reiterfigur  zugetheilte 
Beischrift  Oinumama  von  Garrucci  (Mon.  dell"  Inst.  VI,  55) 
auf  Oenomaos,  von  Otto  Jahn  überzeugender  als  'einbrü- 
stige'  (uuimamma)  Amazone  gedeutet,  hervorgehoben  ward, 
lieber  die  zweite  dieser  Cisten  hielt  Dr.  R.  Kehtile  einen 
Vortrag,  in  welchem  die  darauf  befindliche,  durch  bessere 
Ausführung  und  glänzende  Kunstmotive  empfohlene  Dar- 
stellung aus  dem  Sagenkreis  des  Meleager  eingehend  er- 
klärt ward.  Besonders  anziehend  erwies  sich  hiebei  die 
Uebereinstimmung  einiger  Figuren  jener  Cista  mit  anderen 
Kunstwerken,  namentlich  zwei  berühmten  des  hiesigen  kgl. 
Museums,  indem  sowohl  die  neben  einem  Eberkopf  den  Nagel 
einschlagende  Schicksalsgöttin  des  vormals  Oddi'schen  Spie- 
gels, als  auch  die  in  dem  vorzüglichsten  Exemplar  hier  vor- 
handene Marmorstatue  des  Meleager  auf  jenem  etruskischen 


Werk  sich  vorfindet.  —  Prof.  Friederichs  besprach  ein  schö- 
nes Marmorfragment  der  kgl.  Sculpturensammlung  (no.468), 
darstellend  den  Kampf  eines  Kriegers  zu  Ross  gegen  einen 
bereits  zu  Boden  gesunkenen  Fusskämpfer  mit  den  darüber 
befindlichen  Schlusszeilen  zweier  griechischer  Distichen.  Im 
Zusammenhang  paläographischer  Gründe,  laut  welchen  Hr. 
Kirchhoff  die  Schrift  zwischen  Ol.  94  und  100  setzt,  ward 
dies  Fragment  den  besten  Zeiten  der  attischen  Kunst  bei- 


gelegt. 


Dass    es   dem   Inhalt    der  Inschrift  zufolge    nach 


aller  Wahrscheinlichkeit  einem  Grabdenkmal  gehörte,  ver- 
anlasste den  Vortragenden  auch  den  Reiterkampf  eines  be- 
rühmten albanischen  Reliefs  auf  Gräberbestimmung  zurück- 
zuführen, zumal  es  an  Beispielen  von  Grabreliefs  in  lebens- 
grosser  Dimension  auch  sonst  nicht  fehle.  —  Herr  Heibig 
berichtete  über  den  neulich  von  Longperier  in  der  Revue 
numismatique  1861  (Decerabre)  publicirten  Münzfund  von 
Myt-Rahineh  und  machte  namentlich  auf  zwei  Münzen 
desselben  aufmerksam.  Zuerst  auf  eine  Münze  von  Ko- 
rinth  mit  dem  Pegasus  auf  dem  Avers  und  dem  Quadratum 
incusum  auf  dem  Revers,  von  sehr  alter  Arbeit  und  14,28 
Gramm  Gewicht.  Es  ist  dies  ein  Tetradrachmon  und  zwar 
kleinasiatischer  Silberwährung,  was  sehr  eigenthümlich  ist, 
da  sonst  in  Korinth  die  Währung  herrscht,  in  welcher 
der  Silberstater  auf  das  Gewicht  des  kleinasiatischen  gol- 
denen Halbstücks  geschlagen  wird.  Bis  jetzt  ist  dies 
Exemplar  einzig  in  seiner  Art.  Nächstdem  sprach  der 
Vortragende  über  eine  von  Longperier  der  Stadt  Chalke- 
don  zugewiesene  Münze.  Er  vermuthete  aus  dem  Typus, 
wie  aus  dem  Gewicht  (8,58  Gr.),  dass  die  Münze  eubüisch 
ist,  wahrscheinlich  geschlagen  von  der  Stadt  Eretria.  Es 
ist  ein  Didrachmon  in  der  im  Alterthum  und  heute  ge- 
wöhnlich attisch  genannten  Währung.  Vielleicht  liefert 
diese  Münze  einen  monumentalen  Beleg  für  eine  Annahme, 
auf  welche  Combinationen  verschiedener  Art  mit  Entschie- 
denheit hinweisen,  dass  nemlich  die  Silberpräguug  auf  den 
kleinasiatischen  Goldfuss  in  uralter  Zeit  von  Chalkis  und 
Eretria  in  Anwendung  gebracht  wurde  und  dass  Solon 
diese  Währung  von  den  ihm  benachbarten  blühenden  Han- 
delsstädten auf  Athen  übertrug.  Durch  diese  Annahme 
würde  es  sich  erklären,  warum  das  später  attisch  genannte 
Talent  bei  Herodot  das  eubüische  heisst.  Ebenso  würde 
es  dann  nicht  mehr  auffallen,  wenn  wir  diese  Währung  in 
den  alten  Münzen  der  chalkidischen  Kolonien  in  Sicilien 
und  Italien  (wohin  in  so  früher  Zeit  schwerlich  attischer 
Einfluss  drang)  auch  in  Etrurien  vorfinden,  wohin  sie  aus 
dem  chalkidischen  Kyme  verpflanzt  zu  sein  scheint.  — 
Aus  Athen  waren  an  Hrn.  uon  Olfers  Exe.  und  an  Hrn. 
Adler  befriedigende  Nachrichten  über  die  Reise  der  Hrn. 
Bötticher  Curtius  Strack  und  Vischer  eingegangen ;  die  Ge- 
sellschaft  ward  hievon  in  Kenntniss  gesetzt.     Ausser  den 


319* 


320* 


auf  die  Bauwerke  der  Akropolis,  das  Theater  des  Diony- 
sos, die  Lage  der  Pnyx,  den  Lauf  der  städtischen  und 
Verbüidungs-Mauern  und  die  zerstreuten  bildlichen  Ueber- 
reste  bezüglichen  Untersuchungen  der  gelehrten  Reisenden 
kommt  von  dorther  auch  manche  neu  entdeckte  griechische 
Inschrift  und  selbst  eine  wichtige  römische,  für  die  Le- 
bensgeschichte Hadrians  lehrreiche,  in  Betracht,  mit  deren 
Erläuterung  Professor  Henzen  in  Rom  beschäftigt  ist.  — 
Anziehende  Nachrichten  antiquarischer  Funde  waren  aus 
mehreren  Hauptplätzen  Spaniens  Herrn  Hühner  zugegan- 
gen. —  Hr.  Wautjen  zeigte  ein  sehr  gefälliges,  S.  K.  H. 
dem  Prinzen  Albrecht  von  Preussen  gehöriges  Erzfig'ürchen, 
einen  mit  Maske  bedeckten  Komiker  darstellend,  welcher 
auf  einem  Schlauch  sitzt.  —  Hr.  Bartels  zeigte  mehrere 
neu  erworbene  Glaspasten  seiuer  Sammlung,  unter  denen 
eine  vielleicht  auf  Herkules  und  Jolaus  bezügliche  Gruppe 
und,  einem  Dichter  beigesellt,  die  Herme  eines  ungeflü- 
gelten Eros  auffiel.  —  Von  Staatsrath  Mercklin  zu  Dorpat 
waren  Bild  und  Erklärung  eines  unedirten  griechischen 
Grabreliefs,  von  Colonel  Oppcrmann  zu  Paris  das  ver- 
mutlich als  Constellation  zu  deutende  Bild  einer  vom 
Frühlingswidder  getragenen  Venus,  auf  einem  Kupfer- 
plättchen  befindlich,  eingegangen.  —  Von  neuen  Schriften 
ward  der  jetzt  im  Druck  vollendete  Text  zu  Gerhard's 
etruskischen  Spiegeln  (bis  Tafel  240)  und  desselben  Ver- 
fassers Abhandlung  über  eine  Spiegelzeichnung,  die  Ge- 
burt der  Kabiren  darstellend,  vorgelegt;  ferner  Sturk's 
Festprogramm  über  ein  berühmtes  Niobidenrelief,  zu- 
gleich als  Probeheft  für  des  Verfassers  reichhaltiges  Werk 
über  den  Sagen-  und  Bilderkreis  der  Niobe  beachtens- 
werth  — ,  sodann  eine  vielfach  auch  in  die  Denkmälerkunde 
(zumTheil  gewaltsam)  eingreifende  Monographie  von  Ahrens 
über  die  Göttin  Themis  und  eine  gelehrte  Schrift  des 
Professor  Piper,  in  welcher  die  Grundsätze  monumen- 
taler Philologie  auch  für  christliche  Denkmälerkunde  be- 
nutzt worden  sind.  Noch  andere  Schriften  der  Herren 
Caffiaux,  Grotefend,  Hultsch,  Kortcgarn,  Ch.  Petersen  und 
S.  B.  Smith  (Kopenhagen)  wurden  vorgelegt  und  dankbar 
entgegengenommen. 

In  der  Sitzung  vom  3.  Juni  d.  J.  gab  Hr.  von  Olfers 
Exe.  aus  einem  Schreiben  des  Professor  Bötticher  Nach- 
richt über  dessen  erfolgreich  fortgesetzte  Erkundung  der 
Baulichkeiten  auf  der  Akropolis  von  Athen.  Nächst  den 
an  der  Cella  des  Parthenon  und  am  Poliastempel  vorge- 
fundenen Besonderheiten,  durch  welche  Hrn.  Bötticher's 
frühere  Ansicht  fast  durchgängig  bestätigt  worden  ist,  hat 
auch  die  früher  verkannte  zur  Umgrenzung  des  ältesten 
Burgtempc-ls  bestimmte  Mauer,  als  ein  aus  polygonen  Werk- 
stücken so  mächtig  als  kunstgerecht  aufgeführter  Peribolos 
sich  bekundet.  Ausser  diesen  auf  der  Akropolis  von  Hrn. 
Bötticher  verfolgten  Untersuchungen  [vgl.  unten  S.  321*  ff.] 
ist  auch  die  Abformung  des  Löwenthors  zu  Mykenä  für 
die  Sammlung  der  Gypsabgüsse  des  hiesigen  neuen  Mu- 
seums neuerdings  vollfuhrt  worden;  auch  hat,  wie  Hr. 
Gerhard  aus  einem  Brief  des  Hrn.  Struck  berichten  konnte, 
die  Aufdeckung  des  kleineren  unweit  des  sogenannten 
Schatzhauses  des  Atreus  belegenen  Rundbaus  stattgefunden, 
in  welchem  oberhalb  ähnlich  construirter  ringförmiger 
Steinschichten  auch  noch  ein  Theil  ihrer  bronzenen  Be- 
kleidung sich  erhalten  hatte.  Ebenfalls  aus  Mittheilung 
des  Hrn.  Strack  berichtete  Hr.  G.  über  die  epigraphische 


Ausbeute  der  im  Theater  des  Dionysos  geführten  Ausgra- 
bungen, deren  architektonisches  Ergebniss  bereits  in  an- 
dern Berichten  vorliegt.  Ueberraschend  durch  Zahl  und 
Inhalt  sind  die  bereits  auf  45  anlaufenden,  fast  durchgän- 
gig auf  Priester  bezüglichen,  Inschriften  der  unmittelbar 
vor  der  Orchestra  befindlich  gewesenen  marmornen  Ehren- 
sitze [vgl.  unten  S.  327*  ff.].  Zu  den  bereits  seiteinigenWochen 
eingegangenen  und  in  Abklatsch  vorgelegten  Inschriften 
welche  Hr.  Kirchhoff  vortrug  war  neuerdings  noch  ein 
Nachtrag  ähnlicher  Inschriften  hinzugekommen,  unter  de- 
nen ein  Priester  der  Musen  und,  das  Zeitalter  dieser  In- 
schriften zu  bezeichnen,  auch  einer  des  Antinous  sich  be- 
findet. Zu  willkommener  Erläuterung  jenes  iuhaltreichen 
Fundes  gereichten  endlich  die  von  Hrn.  Erbkam  vorge- 
legten Zeichnungen  einiger  der  gedachten  Marmorsessel, 
unter  denen  der  mittelste  und  geschmückteste  dem  Priester 
des  Dionysos  Eleuthereus  als  desjenigen  Gottes  galt,  aus 
dessen  Dienst  und  Festfeier  das  ihm  vorzugsweise  gewid- 
mete Theater  hervorgegangen  war.  —  Hr.  Hübner  gab 
topographische  Bemerkungen  über  mehrere  alte  Städte  der 
Südküste  Spaniens,  wobei  die  oft  überbrauehte  Annahme 
phönicischer  Ueberreste  in  ihre  Schranken  zurückgewiesen 
und  zugleich  manche  Notiz  neuer  Funde  beigebracht  ward. 
Namentlich  sprach  derselbe  eingehend  über  die  in  Barbate 
bei  Tarisa  an  der  Südküste  Spaniens  geraachten  Ausgra- 
bungen antiker  Bauwerke  und  Gräber,  nach  Mittheilungen 
des  Correspondenten  des  römischen  Instituts  in  Cadiz, 
Hrn.  Manuel  Ruiz  Llull.  Es  wird  dadurch  die  bisher 
unbekannte  Lage  einer  alten  Stadt,  des  portus  Baesippo, 
festgestellt.  Daran  knüpften  sich  Bemerkungen  über  ge- 
wisse kleine  Bronze-idole,  welche  in  verschiedenen  Gegen- 
den Spaniens  vorkommen,  und  neben  den  Münzen  die 
einzigen  Reste  des  Aufenthaltes  der  Phönikier  auf  der 
Halbinsel  zu  sein  scheinen.  Von  Herrn  Demetrio  de 
los  Rios  in  Sevilla  waren  einige  neugefundene  Inschriften 
eingesendet  worden,  die  eine  aus  Italica,  die  andere  aus 
Cazalla  de  la  Sierra  nördlich  von  Sevilla,  mit  dem  Namen 
der  alten  Stadt  Naeva,  welche  bereits  aus  anderen  In- 
schriften (vgl.  Monatsberichte  der  Berliner  Akademie  1861 
S.  89  und  96)  bei  Plinius  (III,  3,  11)  hergestellt  worden 
ist,  ohne  dass  ihre  Lage  bekannt  ward.  Diese  wird  durch 
die  neu  gefundene  Inschrift  annähernd  bestimmt.  Hr. 
Ramires  y  de  las  Cusas  Deza  in  Cordoba  berichtet  von 
einem  grossen  Mosaikfussbodeu,  der  in  jener  Stadt  bei  der 
Alameda  de  la  Vitoria  zum  Vorschein  gekommen  ist,  und 
verspricht  eingehendere  Beschreibung. — Ein  von  Dr.  Hau- 
thal mitgetheilter  Aufsatz  [oben  S.  315*]  über  die  im  hie- 
gen  königl.  Museum  befindliche  Schale  des  Sosias  veran- 
lasste Hrn.  Gerhard  die  für  die  ganze  Götterversammlung 
weniger  als  für  den  alleinigen  Zeus  zulässige  Möglichkeit 
zu  besprechen,  dass  in  einer  Mundschenkin  der  Göttin 
nicht  lilos  Hebe,  sondern  auch  Nike  gemeint  sein  könne.  — 
Von  litterarischen  Neuigkeiten  ward  der  rasche  Fortgang 
der  zu  Athen  erscheinenden  archäologischen  'Eq)rjf.itQlg, 
die  Sammlung  eleusinischer  Inschriften  von  Franvois  Le- 
normant,  die  vom  Namen  Sandon  ausgehende  Untersuchung 
von  Ahrens  über  eine  wichtige  indogermanische  Familie 
von  Götteruamen,  endlich  das  schön  ausgestattete  Werk 
des  Hrn.  M.  von  Ring  über  celtische  Gräberfunde  im 
Elsass  [oben S.  316*]  hervorgehoben  und  zugleich  mit  noch 
anderen  Schriften  der  Herren  Coppi  Frucciu  Mercklin  und 
E.  Petersen  dankbar  entgegengenommen. 


321* 


322* 


II.    Ausgrabungen. 


1.     Akropolis  zu  Alhen. 

Aus  Briefen  des  Professor  Bötticher  an  den  Generaldirektor 
der  künigl.  Museen  wirklichen  Geh.  Rath  von  Olf'crs  Exe. 

Athen  den  15.  März  1802.  Euer  Exe.  wollen  mir 
die  Mittheilung  erlauben,  dass  ich  seit  12  Tagen  meine 
Arbeiten  im  Erechtheion  und  Parthenon  begonnen  habe. 
Eine  Zahl  Arbeiter  sind  mir  beständig  zur  Hand  um  den 
Schutt  aus  dem  erstem,  die  kolossalen  Trümmerstücke  in 
dem  letztern  Gebäude  aus  dem  Wege  zu  räumen.  Die 
Zerstörung  ist  überall  grösser  als  ich  je  gemeint  hatte; 
nach  50  Jahren  wird  man  viele  Dinge  gar  nicht  mehr 
wahrnehmen  die  ich  noch  heute  vor  mir  habe.  Selbst 
von  so  manchem  "Wichtigen  was  vor  12  Jahren  noch  Pen- 
rose messen  konnte,  habe  ich  mit  der  grössten  Mühe  nur 
einiges  Wenige  noch  gefunden.  Dagegen  hat  sich  viel 
Anderes  noch  gezeigt  was  durch  alle  meine  Vorgänger, 
von  Stuart  bis  auf  Penrose  übersehen  worden  ist. 

Morgen  hoffe  ich  auch  den  alten  Eingang  zu  Pro- 
naos  und  Cella  frei  zu  haben.  Seit  14  Tagen  arbeiten  al- 
lein sechs  Steinhauer  daran  den  Theil  der  Apsis  der 
christlichen  Kirche  abzubrechen,  welche  ihn  verdeckt.  Aus 
dem  Mauerwerk,  dessen  Mörtel  hart  wie  Glas  ist,  sind 
schon  sechs  Inschriften  bruchstückweise  zu  Tage  gekom- 
men. Ich  habe  nicht  Zeit  sie  zu  lesen,  kann  auch  keinen 
Staniolabdruck  machen,  weil  die  vertieften  Buchstaben  mit 
Mörtel  ausgefüllt  sind.  Es  scheinen  jedoch  Psephismata, 
Decrete  und  Schatzmeisterurkunden  zu  sein.  Herr  Pittakis 
sitzt  eben  vor  den  Steinen  und  schreibt  die  Inscriptionen 
ab;  sie  sollen  im  nächsten  Hefte  der  archäologischen  Ephe- 
meris  publicirt  werden. 

Athen  den  5.  April  1862.  Meine  Aufdeckungen  und 
Untersuchungen  im  grossen  Burgtempel  sind  kostspielig 
und  zeitraubend  ;  sie  ergeben  jedoch  Aufschlüsse,  wie  ich 
sie  nur  zu  wünschen  vermag.  Zuerst  sind  die  beiden 
Verbindungsthüren  in  der  Scheidewand  zwischen  Heka- 
tompedos  und  Opisthodomos  (B  und  C  in  meinem  Grund- 
risse; vgl.PhilologusfSGl)  durch  mich  als  monumentale 
Thatsache  aufgedeckt  worden.  Von  diesen  lagen  die 
Spuren  der  Thüre  C  an  der  Nordwand  zwar  für  ein  mit 
dem  Monumente  in  seinem  gewesenen  Zustande  vertrautes 
Auge  offen  vor,  es  sind  auch  seit  Zerstörung  der  Scheide- 
waud  und  Hinwegnahme  der  Thürschwelle  im  Mittelalter, 
unzählbare  Füsse  über  diese  Stelle  gegangen ,  es  haben 
seit  Stuart  Augen  und  Hände  genug  hier  gemessen  und 
gezeichnet,  Knowley  und  Penrose  sogar  nach  Hundert- 
theilen  eines  Zolles,  —  allein  Niemand  von  Allen  hat  die 
Pfannenlager  der  Thürwirbel  gesehen,  oder  die  Riegel- 
lücher  zum  Verschluss  der  Flügel  vor  der  Anschlagschwelle 
wie  die  Schrammen  welche  die  Bewegung  der  Flügel 
auf  dem  Marmorboden  gebildet  hat.  Niemand  hat  hier 
eine  Thüre  geahnet.  Selbst  meine  Begleiter  samt  und  son- 
ders habe  ich  wochenlang  darüber  hingehen  lassen  ohne 
dass  sie  wussten  was  ich  hier  schon  sah,  bis  ich  bestimm- 
ten Tages  die  Stätte  in  den  Spuren  der  Thüraulage  ge- 
reinigt und  wahrnehmbar  aufgedeckt,  ihnen  vor  Augen 
legte.  Anders  verhielt  es  sich  mit  der  Thüre  B  auf  der 
andern  Seite  an  der  Südwand.  War  jedoch  meine  alte  Ergän- 
zung zweier  Thiiren  richtig,  dann  musste  sich  diese  letz- 
tere, als  der  ersteren  entsprechend,  hier  finden.  Sie  musste 
auch  vielleicht  sich  noch  besser  erhalten  haben,  weil  ihre 
Stätte  länger  als  ein  Jahrhundert  mit  grün  überwachsenem 


Schutt  und  kolossalen  Trümmerblöcken  bedeckt  lag.  Ich 
schritt  sofort  zur  Abräumung  und  Aufdeckung,  und  fand 
nach  achttägiger  Arbeit  genau  das  was  ich  vorausgesetzt 
hatte  und  suchte.  Die  Thüre  lag  offen  da,  auch  ungleich 
schöner  erhalten  als  die  vorige,  der  sie  auf  das  genaueste 
in  Form,  Lage  und  Mass  entsprach.  Ich  habe  alles  auf- 
gedeckt und  reinlich  frei  gelegt  damit  es  so  bleibe  und 
von  jedermann  verzeichnet  oder  verglichen  werden  könne. 
Ueberhaupt  ist  dies  Grundsatz  bei  meinen  Aufdeckungen; 
es  bleibt  alles  offen  vor  aller  Augen  wie  ich  es  aufdeckte. 
Hätten  dies  Verfahren  meine  Vorgänger  ebenfalls  beob- 
achtet, würde  ich  viel  unnütze  Zeit  und  Geld  erspart  ha- 
ben ;  so  aber  hat  man  die  Stelle  immer  wieder  verdeckt 
die  bereits  aufgeräumt  gewesen  war.  Bei  dieser  Aufdek- 
kung  kam  noch  eine  Section  des  Zophorus  um  die  Cella 
zu  Tage,  welches  eine  hübsche  Ergänzung  dieses  Bild- 
werkes ist;  es  enthält  einen  ganzen  Reiter  und  zwei  Pfer- 
dehälse. Jede  dieser  Thüren  ist  übrigens  5  Fuss  im 
Lichten  breit;  es  sind  Flügelthüren  gewesen  und  ihr  Ver- 
schluss geschah,  wie  die  Vorrichtungen  zeigen,  vom 
Hekatompedos  aus;  nur  von  hier  aus  war  es  möglich 
die  Thüren  zu  öffnen  und  von  der  Cella  aus  den  Opi- 
sthodom  zu  betreten.  Vor  der  Thüre  C  sind  nach  Reini- 
gung des  Fussbodens  vor  ihr,  ganz  wohl  erhalten  die 
Schrammen  welche  die  Thürflügel  beim  Oeffnen  und 
Schliessen  in  so  manchen  hundert  Jahren  in  den  Boden 
eingerissen  haben ,  zu  Tage  getreten.  Der  Radius  die- 
ser kreisförmigen  Einrisse,  mithin  die  Breite  eines  Flü- 
gels, zeigt  circa  28  Zoll.  Sogar  der  Aufsatz  des  locker 
gewordenen  Schwellenriegels  in  diesen  Einrissen  ist  deut- 
lich wahrzunehmen. 

Das  betraf  erst  die  Thüren.  Sodann  bin  ich  auch 
im  Stande  gewesen  meine  Proedrie  (Bema)  vor  der  Pa- 
rastas  des  grossen  Agalma  zu  ermitteln.  Eben  so  hand- 
greiflich wie  bei  den  Thüren,  sind  die  Spuren  hiervon 
gewonnen  und  aufgedeckt.  Ich  bin  im  Stande  gewesen 
die  Länge  und  Breite  dieses  Baues  samt  allen  dazu  gehö- 
renden Marken  der  Fundirung  genau  zu  vermessen  und  zu 
verzeichnen,  bemerke  jedoch  hierzu  dass  eine  spätere  Be- 
nutzung derselben  Stätte  in  christlicher  Zeit  eine  Grün- 
dung auf  ihr  veranlasst  hat;  man  kann  aber  diese  Vor- 
richtung in  der  jener  Zeit  eigenthümlichen  Arbeit  genau 
von  der  antiken  Vorrichtung  unterscheiden.  Die  mit  pi- 
räischem  Steine  bedeckte  Stelle  ist  richtig,  wie  ich  längst 
ausgesprochen  habe,  der  Kern  dieses  Bema  gewesen.  Auf  ihr 
lag  einst  noch  eine  hohe  Lage  piräischen  Steines,  das  zeigt 
die  ganze  Construction;  auf  dieser  die  Marmorbedeckung; 
die  Marmorstufen  schlössen  an  den  vier  Seiten  den  piräi- 
schen Kern  ein  und  verdeckten  ihn.  Diese  Constructions- 
weise  ist  es  welche  nicht  blos  bei  diesem  Tempel,  sondern 
auch  bei  dem  Poliastempel,  den  Propyläen,  dem  Niketempel 
und  dem  Theseion  durchgängig  befolgt  ist. 

Die  Untersuchung  der  Stelle  wo  ich  die  beiden  Trep- 
pen vor  B  und  C  hingelegt  habe,  zeigt  dass  es  wirklich 
nur  hölzerne  Treppen  gewesen  sein  konnten,  gleich  denen 
im  Artemistempel  zu  Ephesos.  Die  Anlage  ihrer  Wangen 
ist  nur  noch  durch  Löcher  im  Fussboden  bezeugt;  denn 
die  Wände  der  Parastas,  ferner  die  Seitenwände  des  He- 
katompedos die  ihr  Seitenlager  bildeten,  sind  theils  ver- 
schwunden oder  doch  so  zerstört  dass  daraus  nichts  hierfür 
gefolgert  werden  kann. 

Die  neun  Säulen  jeder  Seitenportikus  im  Hekatom- 
pedos sind  ebenfalls,    wenn   auch  mit  Mühe  und  nur  bei 


323* 


324* 


Morgenlichte  deutlieh  erkennbar,  in  den  leisen  Umrissen 
ihrer  Bettungen  d.h.  der  sogenannten  Lehre  ihrer  Rhab- 
dosis  vorhanden.  Plump  und  grob  gearbeitet  liegen  die 
viel  kleineren  Bettungen  des  christliehen  Umbaues,  von 
welchen  schon  Spon  berichtet  die  auch  noch  Stuart  sah,  in 
und  neben  diesen  antiken  Bettungen.  Aber  nur  drei  die- 
ser Bettungen  und  zwar  auf  dem  südlichen  Stylobat,  sind 
noch  erkennbar;  während  Knowley  und  Penrose  vor  12 
Jahren  mehr  als  noch  einmal  soviel  vor  sich  hatten.  Auf 
dem  nördlichen  Stylobat  ist  keine  Spur  mehr  von  ihnen 
vorhanden ;  so  viel  haben  seit  dieser  Zeit  die  Sohlen  der 
hier  Verkehrenden  abgeschliffen.  Auch  die  östliche  Ante 
dieser  Säulenreihe  b  (bei  E)  ist  vorhanden;  die  ihr  ent- 
sprechende andere  bei  a  dagegen  nicht  mehr.  Dennoch 
hat  Penrose  letztere  noch  vor  sich  gehabt  und  verzeichnet. 
Mit  gleicher  Bestimmtheit  gelang  es  auch  die,  von 
mir  (s.  Philolog.)  früher  nur  problematisch  vorgeschlagene, 
Ausdehnung  der  Sehraiikenabgrenzung  des  inneren  Par- 
thenon (bei  d.  d)  in  den  wohlerhaltenen  Spuren  auf  dem 
Boden  ermitteln  zu  können.  Die  Schranken  wurden  durch 
Schiebegitter  nach  vorn  geöffnet. 

Auf  der  Schwelle  der  Parastas  (zwischen  a.  a),  ist 
keine  Spur  von  einer  Säulenbettung;  auch  konnten 
hier  auf  keinen  Fall  Säulen  gestanden  haben,  weil  die 
Dimensionen  der  Stylobatplinthen  einer  solchen  Anlage  in 
ihrer  Theilung  absolut  widersprechen.  Noch  andere  tech- 
nische Zeugnisse  beweisen  wie  die  Annahme  einer  Parastas  für 
das  Bild,  für  mich  monumental  entschieden  sei.  Die  Theilung 
und  der  Schnitt  der  Stylobatplinthen  für  die  Säulen  der 
Seitenportiken  als  Vorbereitung  zu  diesen,  ist  dagegen  so 
genau  für  je  neun  Säulen  angelegt,  dass  in  ihnen  kaum 
Differenzen  von  ',  „  Zoll  wahrgenommen  werden  können.  Nur 
im  Opisthodom  sind  keine  Anten  vorhanden  gewesen,  wie 
ich  mich  nach  sorgfältiger  Untersuchung  überzeugen  konnte. 
Es  ist  dies  eine  Abweichung  von  der  durchgehenden  Regel, 
die  mir  sehr  lehrreich  gewesen  ist,  deren  Grund  ich  aber 
zu  errathen  glaube.  Der  Stand  des  grossen  Agalma  in 
der  Parastas,  die  Befestigung  dieses  kolossalen  Holzbildes 
im  Rücken  mittelst  Metallstangen  an  der  Hinterwand  leidet 
also  keinen  Zweifel  mehr. 

Die  Thüre  zum  Opisthodom  ist  eine  merkwürdige 
Erscheinung  hinsichtlich  ihrer  Anlage.  Es  ist  eine  dop- 
pelte Thüre  mit  einer  dem  entsprechenden  doppelten 
Schwelle  gewesen.  Die  vordere  Thüre  schlug  mit  den 
Flügeln  in  der  Laibung  der  6Va  Fuss  starken  Wand  an. 
Die  innere  Thüre  öffnete  ihre  beiden  Flügel  in  den  Opi- 
sthodom hinein.  Von  beiden  Thüren  sind  die  Wirbellager, 
von  der  innern  Thür  auch  noch  die  Rollgleise  vorhanden. 
Letztere  beweisen  dass  es  eine  metallene  Gitterthür  war, 
während  die  erstere  wol  nur  volle  Flügel  aus  Tafelwerk 
hatte.  Meine  alte  Correctur  bei  Vitruv  (IV,  6,  1)  liiine» 
bgperfhyridis  statt  hypaelhri  bei  der  Tempelthüre  zu  lesen, 
bestätigt  sich.  Die  Thüre  des  Opisthodom  hatte  ein  un- 
geheures vergittertes  Oberfenster. 

Athen  den  3.  Mai  1862.  Ueber  den  Fortgang  meiner 
Untersuchungen  hier  erlauben  Sie  mir  noch  weitern  Be- 
richt.    Zunächst  über  den  Tempel  der  Polias. 

Bald  hatte  ich  in  diesem  Tempel  die  Kryptenfenster, 
welche  noch  von  keinem  Zeichner  dieses  Gebäudes  bemerkt 
und  wiedergegeben,  auch  weder  von  der  athenischen  Un- 
tersuchungs-Commission  des  Jahres  1852  noch  von  irgend 
einem  Berichterstatter  gesehen  sind,  wohl  erhalten  aufge- 
funden. Sie  werden  sich  erinnern  dass  diese  Kryptenfen- 
ster als  ein  Hauptzcugniss  für  das  ehemalige  Vorhandensein 
der  Krypten  unter  der  Cella  der  Polias  und  dem  Oikema 
der  Butaden,  von  mir  genutzt  wurden.  Ich  kannte  ihr 
Vorhandensein  lange,  wusste  aber  nicht  ihren  besonderen 


Ort  zu  bestimmen.  Nur  dass  ihre  Form  ganz  gleich  der 
Form  der  kleinen  Fenster  in  den  Wohnhäusern  Pompejis 
sei,  war  mir  mitgetheilt  worden.  Auch  in  den  Souterrains 
des  sogenannten  Ptolemaion  habe  ich  dieselbe  Fensterart 
neulich  gefunden.  Es  sind  aber  in  den  erwähnten  Krypteu 
anstatt  Vier,  welche  ich  nur  setzte,  Sechs  zu  beiden  Sei- 
ten; drei  in  der  Südwand  über  dem  Fussboden  aussen, 
drei  in  der  Nordwand;  dort  also  Drei,  hier  noch 
Zwei  erhalten.  Ein  zeugenderer  Beweis  für  meine  An- 
nahme der  Krypten,  mithin  der  zwei  Stockwerke  jener 
Cellen,  wie  für  die  Scheidung  des  Innern  in  drei  Cellen, 
kann  wol  nicht  gewonnen  werden.  Und  damit  fallen, 
ausser  der  ganzen  Hypothese  von  Fr.  Thiersch,  auch  alle 
anderen  Restaurationen  dieses  Tempels  welche  seit  Inwood 
bis  heute  der  meinigen  entgegengestellt  worden  sind. 

Furchtbar  zerstört  ist  dagegen  das  Stück  vor  der 
Ostfronte  des  Poliastempels,  wo  die  Thymele  lag.  Doch 
ist  es  unabweisbar  gerade  hier  eine  tief  eindringende  Auf- 
grabung bei  gelegener  Zeit  und  mit  ausreichenden  Mitteln 
zu  machen. 

Endlieh  habe  ich  während  dem  meine  Untersuchung 
der  famosen  unterirdischen  Kammer  unter  der  Nordhalle 
beendet.  Ich  habe  vier  Durchschnitte  und  zwei  Interieurs 
davon  gezeichnet,  jeden  Stein  gemessen,  jeden  Dübel  un- 
tersucht und  verzeichnet.1) 


2.     Pnyx  und  Munychia. 

Aus  brieflicher  Mittheilung  des  Professor  E.  Curtius. 

Professor  Curtius  hatte  sich  die  Aufgabe  gestellt,  die 
wichtigeren  Fragen  der  attischen  Topographie  an  Ort  und 
Stelle  von  Neuem  einer  genauen  Revision  zu  unterziehen, 
um  über  die  alten  Gaue  des  Stadtgebietes,  die  ersten  Plätze 
städtischer  Zusammensiedelung,  den  Gang  der  ältesten 
Ringmauer,  die  Erweiterung  derselben  nach  den  Perser- 
kriegen ,  das  ganze  System  der  von  Themistokles  entwor- 
fenen Stadt-  und  Hafenbefestigung,  das  Verhältniss  der 
Hadrianischen  Stadtanlage  zu  dem  älteren  Athen,  über  den 
Gang  der  erst  in  neuerer  Zeit  aufgefundenen  sogenannten 
Valerianischen  Stadtmauer,  kurz  über  die  ganze  Geschichte 
der  Bewohuung  und  Befestigung  Atfiens  möglichst  sichere 
Thatsachen  zu  gewinnen,  die  als  Grundlagen  einer  wis- 
senschaftlichen Topographie  von  Athen  verwendet  werden 
könnten.  Bei  dieser  schwierigen  Arbeit  hat  er  sich  der 
wirksamsten  Unterstützung  eines  mit  Terrainaufnahme  ver- 
trauten Generalstabsoffiziers,  des  Herrn  Major  von  Slranlz 
zu  erfreuen  gehabt,  und  wenn  es  jetzt  möglich  ist,  einen 
Grundriss  von  Athen  und  seiner  Umgebung  zu  liefern,  auf 
welchem  das  natürliche  Terrain  so  wie  die  erhaltenen 
Spuren  des  Alterthums  genauer  dargestellt  sind  als  auf 
allen  früheren  Karten,  so  ist  dafür  dem  genannten  Herrn, 
so  wie  dem  Herrn  General  von  Moltke,  durch  dessen  Güte 
diese  wichtige  Unterstützung  für  unsere  Expedition  ge- 
wonnen worden  ist,  das  Verdienst  beizumessen.  Es  sind 
nicht  nur  die  früheren  Karlen  berichtigt  und  ergänzt, 
sondern  es  ist  auch  ein  bedeutender  Theil  des  Terrains 
zwischen  Athen  und  dem  Hafen  neu  aufgenommen  worden. 
Die  Umgestaltung,  in  welcher  das  jetzige  Athen  begriffen 

')  Uchcr  die  Erwerbung  einer  ganzen  lleihe  uneilirter  Bildwerke 
welche  Professor  Bötticher  im  Auftrage  der  Generaldireclion  der  kü- 
niglicben  Museen  für  die  kiesige  Sammlung  der  Gyps-Abgüsse  zu  Atbeo 
formen  licss,  beballen  wir  uns  speciellere  Mittheilung  vor,  und  be- 
merken nur  dass  sich  unter  denselben  auch  ein  Abguss  der  Stele 
des  Aristion,  wie  des  Löwcnbildwcrkes  über  dem  Burgthoro  zu  My- 
kenac  befindet.  A-  d.  II. 


325* 


326* 


ist,  veranlasst  eine  so  durchgreifende  Veränderung  des 
Bodens  und  verwischt  die  schwachen  Spuren  des  Alter- 
thums  so  rasch,  dass  für  das  Gelingen  einer  solchen  Ar- 
beit keiu  späterer  Termin  gewühlt  werden  durfte.  Was 
die  innere  Stadt  betrifft,  so  ist  für  den  Topographen  die 
Geschichte  der  Agora  die  Hauptfrage.  Dass  dieselbe  bei 
den  grossen  Veränderungen,  welche  im  Laufe  der  Geschichte 
die  ganze  Bewohnung  der  Stadt  erfahren  hat,  nicht  immer 
auf  demselben  Platze  geblieben  sein  kann,  ist  einleuch- 
tend. Für  den  Raum,  welcher  seit  der  Pisistratidenzeit 
Stadtmarkt  gewesen  ist,  geben  die  neuen  Entdeckungen 
einiges  neue  Material.  Namentlich  bildet  die  grosse  Bau- 
anlage, in  welcher  man  das  ptoletnäische  Gymnasium  er- 
kennen muss,  einen  Anhalt,  um  die  Grenze  des  städtischen 
Marktraumes  zu  bestimmen  und  so  unmöglich  es  auch  ist, 
auf  der  von  Häusern  und  Kapellen  dicht  besetzten  Nie- 
derung des  Kerameikos  die  Anordnung  der  alten  Gebäude 
festzustellen,  so  gewähren  doch  die  natürlichen  Boden- 
verhältnisse hier  soviel  Anhalt,  dass  in  der  Hauptsache 
kein  Irrthum  möglich  ist.  Es  musste  ferner  ein  beson- 
deres Augenmerk  darauf  gerichtet  sein,  wie  sich  zu  die- 
sem älteren  Stadtmarkte  Athens  die  Plätze  verhielten, 
welche  seit  Beginn  der  Kaiserzeit  unter  dem  Nordfusse 
der  Burg  sich  entlang  zogen,  die  Plätze  zu  welchen  die 
Thorhalle  der  Athena  Archegetis,  der  Thurm  des  Andro- 
nikos  und  die  in  derselben  zum  Vorschein  gekommenen 
Hallen  gehören.  An  verschiedenen  dieser  Gebäude  sind 
Nachgrabungen  veranstaltet  worden,  um  die  ursprünglichen 
Naturverhältnisse  sicherer  zu  erkennen.  Mit  der  Geschichte 
des  attischen  Marktes,  welche  die  Kernfrage  der  Topo- 
graphie von  Athen  ist,  hängt  die  Frage  nach  dem  Ver- 
sammlungsräume der  Bürgerschaft  nahe  zusammen.  Bei 
den  Gelehrten  in  Athen  hatten  alle  die  Zweifel,  welche 
gegen  die  Richtigkeit  der  Chandler'schen  Hypothese  über 
die  Lage  der  Pny.\  laut  geworden  sind,  sehr  wenig  ge- 
wirkt. Es  kam  darauf  an,  hier  aus  der  Erforschung  des 
Bodens  neue  Momente  zu  gewinnen,  durch  welche  diese 
wichtigste  aller  Fragen  attischer  Topographie  in  ein  neues 
Stadium  gebracht  werden  könnte.  Es  wurde  also  ein  Theil 
der  von  S.  M.  dem  Könige  und  I.  M.  der  Königin  von 
Preussen  huldreichst  bewilligten  Mittel  dazu  angewendet, 
die  ganze  Terrasse,  welche  seit  Chandler  Pnyx  heisst, 
nach  ihrer  äusseren  Begrenzung  und  ihrer  inneren  Ein- 
richtung gründlich  zu  untersuchen.  Es  wurde  also  die 
polygone  Mauer,  die  bis  dahin  zum  grössern  Theil  im 
Schutte  steckte,  freigelegt;  es  wurde  sodann  der  obere 
Theil  der  Terrasse  untersucht,  der  ganze  Raum  an  der 
Felswand  entlang,  welche  die  Rückwand  der  unteren  Ter- 
rasse bildet  und  aus  deren  Mitte  der  Felswürfel  mit  seinen 
Stufen  vorspringt,  den  man  so  lange  bo;i«  fide  für  den 
Standort  der  atiischen  Volksredner  gehalten  hat.  Bei  die- 
sen Nachgrabungen  kam  am  östlichen  Ende  der  Felswand 
eine  sehr  merkwürdige  Anlage  zu  Tage,  indem  sich  zeigte, 
dass  durch  tiefe  und  aufs  Sorgfältigste  ausgearbeitete  Grä- 
ben ein  Theil  des  gewachsenen  Felsens  isolirt  worden  ist 
und  eine  besondere  Felsmasse  bildete,  deren  obere  Fläche 
rauh  und  zerklüftet  ist,  deren  Seiten  aber  rechtwinklig 
abgeschnitten  sind,  so  dass  diese  abgeschnittene  Felsmasse 
die  Basis  einer  mit  der  Bedeutung  des  ganzen  Raums 
nothwendig  zusammenhängenden  Terrasse  gebildet  haben 
muss.  Auch  auf  der  andern  Seite  des  sogenannten  Bema 
zieht  sich  ein  Felskanal  unterhalb  der  senkrechten  Fels- 
wand hin,  dessen  Aufräumung  den  Beweis  liefert,  dass  die 
Stufen,  welche  am  Rande  der  oberen  Terrasse  sich  befin- 
den, keine  Treppenstufen  gewesen  sein  können,  welche 
von  der  oberen  Terrasse  zu  der  unteren,  der  sogenannten 
Pnyx,  geführt  haben.     Derselbe  Kanal,  welcher  unter  der 


Rückwand  aufgedeckt  wurde,  setzt  sich  auf  beiden  Seiten 
der  Terrasse  fort,  indem  er  der  Polygonmauer,  welche 
den  unteren  Theil  derselben  halbkreisförmig  umgiebt,  auf 
beiden  Seiten  gleichsam  entgegenkommt.  Der  Grundriss, 
welchen  Herr  Tuckcnmann  aufgenommen  hat,  wird  die 
ganze  Anlage,  welche  viel  künstlicher  ist  als  man  bisher 
geahnt  hat,  deutlich  machen.  Nachdem  die  ursprüngliche 
Begrenzung  der  Terrasse  so  weit  als  möglich  nachgewie- 
sen war,  kam  es  darauf  an,  ihre  innere  Einrichtung  ken- 
nen zu  lernen.  Da  eine  vollständige  Aufdeckung  der 
ganzen  Terrasse  unmöglich  war,  so  wurde  von  der  Mitte 
des  sogenannten  Bema  ein  Graben  in  gerader  Linie  auf 
die  Polygonmauer  gezogen.  Dieser  Graben  erwies  nun 
zuerst,  dass  der  Felsboden  sich  vom  Bema  aus  senkte  und 
dass  er  geebnet,  also  nicht  bestimmt  war  mit  Erde  be- 
deckt zu  sein.  Eine  künstliche  Ebene  ist  hier  also  nicht 
gewesen.  Weiter  abwärts  traf  man  auf  Fundamente  mit- 
telalterlicher Bauten  und  als  das  aus  Backstein  gebildete 
Gemäuer  hinweggeräumt  war,  zeigten  sich  auf  dem  ur- 
sprünglichen Boden  drei  Felsstufen,  in  gleicher  Linie  mit 
dem  oberen  Stufenbau,  den  man  das  Bema  nennt.  In 
dem  Schutte,  welcher  bei  dieser  Gelegenheit  aufgeräumt 
wurde,  kaineu  eine  Menge  von  Thonscherben,  kleine  Terra- 
cotten,  Bruchstücke  von  Inschriften  und  zwei  Fragmente 
von  marmornen  Weihgeschenken  zu  Tage;  es  waren 
Skulpturen  derselben  Art,  wie  sie  Lord  Aberdeen  nach 
England  geschafft  hat,  nackte  Körpertheile  mit  der  Wid- 
mung an  den  Zeus  Hypsistos.  Es  sind  bei  dieser  Ge- 
legenheit die  ersten  Denkmäler  dieses  Cultus  in  die  atti- 
schen Museen  gekommen.  Diese  Funde  sowie  die  Spuren 
späterer  Baulichkeiten  dienten  also  zu  genügender  Wider- 
legung derjenigen  Athener,  welche,  um  ihre  Pnyx  zu 
retten,  behaupteten,  dass  der  jetzt  aufgegrabene  Felsgrund 
mit  seinen  Stufen  schon  in  alter  Zeit  zugeworfen  und  be- 
deckt gewesen  sei.  Nachdem  so  über  die  innere  Beschaf- 
fenheit der  Terrasse  Aufklärung  gewonnen  war,  kam  es 
drittens  darauf  an,  die  Zugänge  zu  derselben  nachzuweisen 
und  den  Zusammenhang,  in  welchem  dieselbe  mit  der  Stadt 
gestanden.  In  dieser  Beziehung  gelang  es  wenigstens,  eine 
alte  Strasse,  welche  von  dem  Thale  zwischen  Nymphen- 
hügel und  'Pnyx'  her  nach  der  oberen  der  beiden  Ter- 
rassen führte,  zu  erkennen  und  zu  säubern.  Unsicherer 
bleiben  die  Zugänge  zur  unteren  Terrasse  und  räthselhaft 
blieb  auch  die  Anlage  von  niedrigen  Felsstufen,  welche 
bei  den  Aufgrabungen  unterhalb  der  Polygonmauern  zu 
Tage  treten. 

Die  genauere  Beurtheilung  aller  hier  angedeuteten 
Thatsaehen  muss  einer  ausführlicheren  Abhandlung  vor- 
behalten bleiben.  Hier  werde  nur  noch  erwähnt,  dass 
gleichzeitig  mit  der  Aufdeckung  der  'Pnyx'  auch  die  Ab- 
hänge des  Museions,  deren  topographische  Bedeutung  bis 
dahin  unbeachtet  geblieben  war,  durch  Grabungen  unter- 
sucht wurden.  Auch  hier  war  eine  umfängliche  Bloslegung 
des  ursprünglichen  Bodens  unmöglich ,  doch  zeigten  die 
eröffneten  Gräben  die  ursprüngliche  Natur  des  Bodens; 
es  kommen  geebnete  Felsflächen  und  Terrassirungen  zu 
Tage,  Spuren  welche  hoffentlich  zu  weiteren  Forschungen 
Anlass  geben. 

Die  Hafenstadt  ist  auch  an  mehreu  Punkten  genau 
untersucht  und  der  Grundriss  derselben  revidirt  worden. 
Als  der  merkwürdigste  Punkt  erschien  die  Höhle  am  west- 
lichen Abhänge  der  Munychia,  hart  unter  dem  Gipfel 
derselben.  Sie  bildet  den  Eingang  einer  Felstreppe,  welche 
mit  grosser  Kunst  angelegt  in  den  Schoss  des  Berges 
hinabführt.  Man  konnte  annehmen,  dass  der  untere  ver- 
schüttete Theil  ohne  grosse  Mühe  ausgeräumt  und  so  die 
Beschaffenheit   und   der  Zweck  einer  unterirdischen  Bau- 


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aulaa;e  erkannt  werden  könne,  welche  zu  den  merkwür- 
digsten auf  griechischem  Boden  gehört  und  welche  um 
so  mehr  ein  besonderes  geschichtliches  Interesse  in  An- 
spruch nimt,  weil  wir  gerade  diese  Berghöhe  als  den  Sitz 
der  alten  Minver  kennen  und  aus  Strabon  wissen,  dass 
der  Hügel  von  Munychia  durch  seine  Felsunterhühlungen 
berühmt  war.  Die  Arbeiten,  welche  hier  begonnen  wur- 
den, zeigten  sich  aber  viel  schwieriger  als  man  erwarten 
konnte.  Curtius  musste  die  Autgrabungen  verlassen,  ehe 
sie  zu  Ende  geführt  waren.  Man  darf  aber,  da  die  Fels- 
treppe tiefer  und  tiefer  hinabgeht,  auf  ein  lehrreiches  Er- 
aebniss  hoffen  und  diese  Hoffnung  dürfte  nur  in  dem 
Falle  getäuscht  werden,  dass  wir  hier  mit  einem  niemals 
vollendeten  Bau  zu  thun  hätten;  ein  Fall,  der  doch  nicht 
als  wahrscheinlich  vorausgesetzt  werden  durfte.  Dafür 
dass  nach  unsrer  Abreise  die  Arbeiten  rüstig  fortgesetzt 
werden,  bürgt  der  Name  des  Herrn  Professor  Rhusopulos, 
welcher  die  Aufsicht  übernommen  hat.  Sein  hingebender 
Eifer  für  die  griechischen  Alterthümer  ist  bewährt,  und 
sollte  die  zurückgelassene  Summe  nicht  ausreichen,  so 
würde  wol  Rath  geschafft  werden,  um  das  Werk  nicht 
in  Stocken  gerathen  und  den  mit  grosser  Mühe  bis  über 
50  Meter  Tiefe  aufgeräumten  Felsgang  nicht  von  Neuem 
mit  Schutt  und  Erde  sich  anfüllen  zu  lassen. 


3.     Dionysosthealer  zu  Athen. 

Aus  brieflicher  Mittheilung  des  Ilofbauraths  Strack 
aus  Berlin  an  den  Geheimen  Oberbaurath  Stüler  erfuhren 
wir  zuerst  den  glücklichen  Fortgang  der  im  Theater  des 
Dionvsos  von  ihm  aus  eigenen  Mitteln  eröffneten  Aus- 
grabungen. 'Ich  habe  jetzt  (schrieb  derselbe  aus  Athen 
vom  3.  Mai  1862)  schon  17  Sitzreihen,  14  Marmorsessel 
und  zwei  Piedestale,  welche  alle  an  ihrem  ursprünglichen 
Orte  stehen,  aufgefunden.  Die  Sitze  stehen  in  den  drei 
ersten  Reihen  an  der  Orchestra  und  bilden  gleichsam  den 
ersten  Rang.  Der  grösste  und  schönste  ist  der  mit  Sa- 
tyrn und  geflügelten  Genien  verzierte  Sessel  für  den 
Priester  des  Dionysos.  Dann  stehen  da  die  Sessel  für  die 
Priester  des  vergötterten  Kaisers  Augustus  und  des  Ha- 
drian,  an  welchen  beiden  man  eine  frühere  Inschrift  aus- 
gemeisselt  findet.' 

Nach  diesen  und  den  noch  später  von  Hrn.  Strack 
uns  zugegangenen  Mittheilungen  waren  die  reihenweise  im 
Dionysostheater  vorgefundenen  Marmorsitze  mit  den  nach- 
stehenden Inschriften  bezeichnet,  für  deren  buchstäbliche 
Abschrift  wir  auf  die  diesjährigen  Sitzungsberichte  der 
hiesigen  königlichen  Akademie  S.  279ff.  und  theilweise 
auch  auf  das  Aprilheft  der  'AgyuioKoyixr\  iif  rjfiigig  ver- 
weisen können. 

In  der  vordersten  Sitzreihe  fand  zuerst  der  Sitz  des 
Hicruphanten  sich  vor;  die  darauf  folgenden  gehörten  dem 
Priester  des  olympischen  Zeus,  dem  Ausleger  des  delphi- 
schen Orakels  (nvttnypijrjTov  e^tjy^tov  no.  3),  dem  Prie- 
ster des  Dionysos  Elcuthereus,  dem  Priester  des  Stadtbe- 
schirmers Zeus  ((hoc  nnlnuig  no.  5),  und  dem  insonderheit 

so  genannten  Opferpriester  ( S'vtjxoov  (sie)  no.  6). 

Nach  einer  für  einen  Durchgang  gelassenen  Lücke  waren 
Sitze  für  den  Hieromncmou,  den  Priester  und  Erzpriester 
des  Kaisers  Augustus  (itpttog  . . .  xut  ug/ngnog  aeßaavov 
xumugng  no.  8)  und  für  den  Priester  Iladrians  (ngiwg 
ii.dgiu.vov  iXfvitiguioig)  aufgestellt.  Die  in  der  zweiten 
Sitzreihe  vorgefundenen  Sessel  gelten  dem  Daduchen  und 
dem  Priester  des  pythischen  Apoll;  in  der  dritten  ward  der 
Sitz    eines    Priesters    der  olympischen   Siegsgüttin   vorge- 


funden, in  einer  vierten  die  des  Feldherren  (argaxr^'ov 
no.  13)  und  des  Herolds.  Sieben  andere  Sitze,  deren 
Ortsangabe  uns  nicht  vorliegt  (no.  15 — 21),  waren  dem 
Priester  des  delischen  Apoll,  dem  Priester  des  Poseidon 
Phytalmios,  einem  von  der  Stadt  dadurch  geehrten  Mar- 
cus Ulpius  (vgl.  C.  I.  G.  378  'Eq>i][i.  ug/..  391),  einem 
Priester  der  Chariten  und  der  Artemis  Epipyrgidia,  dem 
lebenslänglichen  Exegeten  (tiijyijxov  £g  tvnuxgidujv  ywa- 
goxovrjxov  vno  xnv  dij/.inv  diu  ßiov  no.  19),  dem  Posei- 
donpriester vom  Erechtheion  (ttgtwg  noottdtovng  yuirjoyni- 
xui  igiy$iu>g  no.  20)  und  dem  Priester  der  Artemis  Ko- 
lainis  zugeeignet. 

Von  zwölf  etwas  später  aufgefundenen  Sitzen  am 
westlichen  Ende  des  Zuschauerraums  nahm  der  cerealische 
Priestersitz  (ngtiog  dtj^iijrgog  xut  (ftggv]  uxxijg  no.  0)  die 
äusserste  Stelle  ein.  Die  ihm  angereihten  Sitze  gelten 
dem  Priester  des  Zeus  Buzyges,  dem  Priester  des  Theseus, 
dem  Priester  eines  vermuthlichen  Heros  Lithophoros 
{ugaog  Xt&otfogov  no.  3),  dem  Priester  des  etwa  von 
einer  Schlucht  benannten  Dionysos  Auloneus  (ngitog  av- 
Iwrtwg  diorvaov  no.  4),  dem  Priester  des  Apollo  Daphne- 
phoros,  dem  Priester  des  Hephästos  und  dem  der  Nemesis 
Urania,  dem  Priester  der  Dioskuren  und  des  Heros  Epi- 
tegios  ((t(pf)wc  uruxwv  xui  ijgwog  mirtyiuv  no.8),  dem 
zur  Tempelreinigung  des  olympischen  Zeus  in  der  Stadt 
eingesetzten  Phädrynten  ((futdvvxnv  ding  oXvfimov  iv 
aaxu  no.  9),  dem  Priester  des  Apollo  Lykeios  (ugiojg 
anoXXoivog  Ivxrjov  no.  10)  und  dem  Phädrynten  des  Zeus 
zu  Olympia  ((fuidvvxov  ding  tx  nuaijg  no.  11). 

Noch  dreizehn  andere  an  später  entdeckten  Sesseln 
befindliche  Inschriften  gelten  den  Priestern  der  Zwöl/'götter 
(tt(g)i(og  äu)(d)t(x)it  #{«>■  no.  12),  des  Zeus  Philios,  der 
Musen,  des  Asklepios,  der  Eukleia  und  Eunomia,  des 
Dionysos  Melpomeuos  (no.  17  mit  dem  Zusatz  ix  xtyrtt- 
xwv),  des  Apollon  Patroos,  des  Antinous  mit  bacchischem 
Prädicat  (uvxtvonv  yngiinv  tx  xtyvnx(io)v  no.  19),  des 
Zeus  Soter  und  der  Athena  Soteira,  des  Zeus  Bulaios  und 
der  Athena  Bulaia,  des  Zeus  der  Buzygen  im  Palladion 
(ßovCvyov  iigtcog  Sing  iv  nuXluduo  no.  22),  und  noch 
einmal  des  Dionysos  Melpomenos  mit  dem  auf  die  prie- 
sterlich musikalischen  (Harpocrat.  v.  Eiriidut)  Euneiden 
bezüglichen  *£  ivvttd<or.  Endlich  überrascht  uns  unter 
den  Inschriften  neuentdeckter  Theatersitze  auch  die  Er- 
wähnung einer  Frau,  nemlich  der  einer  Athenapriesterin 
mit  dem,  wie  Hr.  Kirchhoff  nachweist,  auch  aus  andern 
Inschriften  (E<frlii.  ugy.  33Ü3)  bereits  bekannten  Namen 
Athenion  (ngiug  u&rjvug  a&rjviov  ohne  Nummer). 

Ueberblicken  wir  den  reichen  und  mannigfach  anzie- 
henden Inhalt  dieser  Inschriften,  so  ist  im  Allgemeinen 
zunächst  nichts  befremdlicher  als  die  Bestimmung  fast  aller 
bisher  aufgefundener  Ehrenplätze  des  athenischen  Thea- 
ters für  priesterliche  Personen  dergestalt  dass  unter  den 
überhaupt  vier  und  vierzig  mit  Marmorscsselu  versorgten 
Personen  nur  der  Feldherr  der  Herold  und  ein  vornehmer 
Römer  als  nicht  priesterliehe  Würdenträger  erscheinen. 
Diese  auffallende  Erscheinung  kann  zufällig  sein,  da  gewiss 
ungleich  mehr  Ehrenplätze  zerstört  als  erhalten  siud  uud 
es  namentlich  an  bevorzugten  Plätzen  der  Magistratsper- 
sonen nicht  fehlen  konnte;  doch  macht  andererseits  die 
ausnehmende  Geringfügigkeit  mancher  in  jenen  Inschriften 
priesterlich  vertretener  Kulte  (solcher  wie  der  Priester- 
thümer  der  Musen,  der  Eukleia  und  Eunomia  und  gewisser 
obscurer  Heroen  no.  4.8)  es  wahrscheinlich  dass  ein  aus- 
gedehnter Ansprach  priesterlicher  Personen  auf  Theater- 
plätze früh  bestand  und  späterhin  durch  halb  illusorische 
Priestertitel  benutzt  ward.  Ob  dies  in  der  Kaiserzeit  Ha- 
drians,  aufweiche  das  Priesterthum  des  Antinous  (no.  19) 


329* 


330* 


uns  zurückweist  oder  noch  ungleich  später  geschah  (wie 
denn  sogar  die  Möglichkeit  uns  betont  wird  dass  Kaiser 
Julian  im  Dionysostheater  ein  Fest  gegeben  habe)  müge 
dahin  gestellt  bleiben.  Nach  aller  Erwartung  die  Trüm- 
mer des  bis  in  spute  Zeit  herab  viel  gebrauchten  Diony- 
sostheaters nur  unbelohnend  zu  finden,  hat  doch  die  von 
Strack  vollführte  Ausgrabung  auch  architektonisch  durch 
nähere  Kenntniss  der  kunstgerecht  angelegten  Sitze  und 
einige  Ueberreste  des  Skenegebäudes  gelohnt,  über  welche 
wir  noch  einer  näheren  Kunde  entgegensehen.  Was  wir 
zuletzt  vernahmen,  ist  die  Aufdeckung  des  von  der  Or- 
chestra  zur  Mitte  des  Prosceniums  führenden  Aufgangs, 
an  dessen  oberster  Stufe  folgendes  Epigramm  eines  athe- 
nischen Archonten  aus  der  Kaiserzeit  gelesen  wird: 

2ol  rode  xulov  i'iiv'it,  qiXi'igyti,  ßrjfia  ihtijTQOv  (sie) 
0uidQos  ZiuiXov  fitodiüiogog  slT&idog  «p/of. 

Unserer  Abschrift  ist  folgende  Uebersetzung  Professor 
Vischer's  beigefügt: 
Diese  Bühne  die  schöne  hat,  schwärmender  Gott,   dir 

gebauet 
Phaidros  Zoilos  Sohn  des  gesegneten  Attikas  Archon. 

E.  G. 


4.    Löwenthor  zu  Mykenä. 

Aus  Athen  schrieb  Hr.  Struck  vom  3.  Mai  an  Hrn. 
Stüler  wie  folgt:  'In  der  vergangenen  Woche  habe  ich 
eine  prächtige  Fahrt  oder  vielmehr  einen  Ritt  mit  Pro- 
fessor Vischer  und  dem  Architekt  Schirrmacher  über 
Eleusis  Megara  und  Korinth  nach  Mykenai  gemacht.  Der 
Deckstein  des  Löwenthors  ist  so  gewaltig,  dass  er  drei 
Reiter  bedecken  kann.  Wir  blieben  da  einige  Tage,  ich 
zeichnete  unterdess  das  Thor,  von  welchem  die  Säule  im- 
mer falsch  angegeben  ist;  sie  ist  gar  nicht  nach  unten 
verjüngt  und  hat  ein  ausgebildetes  Capitell.  Wir  mach- 
ten hier  auch  einige  kleinere  Ausgrabungen  und  kehrten 
über  Tiryns  und  Epidauros  auf  einem  kleinen  Segelboot 
nach  dem  Piräeus  zurück'. 

Ueber  denselben  Ausflug  nach  Mykenä  schrieb  Hr. 
Strack  an  den  Herausgeber  dieser  Zeitschrift  aus  Athen 
vom  10.  Mai  d.  J.  wie  folgt:  'Wir  haben  in  dem  Rund- 
gebäude  neben  dem  sogenannten  Schatzhause  des  Atreus 
14  ringförmige  Steinschichten  aufgegraben  und  fanden 
eine  Erzplatte  an  der  inneren  Fläche  noch  wohl  erhalten. 
An  der  Nordwestseite  der  Burgmauer  Hessen  wir  eine 
spitzbogige  Gallerie,  ähnlich  der  von  Tiryns,  frei  legen,  so 
dass  sich  jetzt  in  Mykenai  alle  Arten  pelasgischer  Con- 
struetionen  finden.  Die  spitzbogige  Gallerie  hat  Hr.  Major 
von  Struntz  zuerst  entdeckt. 

Das  Relief  am  Löwenthor  wird  in  diesem  Augenblick 
geformt.  Alle  Abbildungen  davon  sind  ganz  falsch.  Die 
Löwen  haben  Mähnen  und  zeigen  viel  Naturwahrheit  und 
eine  ausgebildete  Technik,  wie  auch  Anwendung  des  Stein- 
bohrers. Die  Säule  ist  durchaus  nicht  nach  unten  ver- 
jüngt, ihr  Durchmesser  ist  unten  wie  oben  gleich  gross; 
ich  habe  sie  vermittelst  einer  Leiter  gemessen.  Das  Ca- 
pitell ist  ziemlich  ausgebildet  und  das  Gebälk  darüber 
zeigt  nicht  Kugeln  im  mittleren  Theil,  soudern  cylindri- 
sche  Körper  wie  Baumstämme.  Auch  stehen  die  Löwen 
auf  zwei  gesonderten  Untergestellen,  nicht  auf  einem  mit 
einem  Loch  in  der  Mitte.  Die  Köpfe  waren  vermittelst 
steinerner  Dübel  eingesetzt,  weil  die  Dicke  der  Steintafel 
nicht  ausreichte,  damit  sie  nach  vorn  gewandt  vorspringen 
konnten'. 


5.     Südrussische  Ausgrabungen. 

Ueber  die  südrussischen  Ausgrabungen  des  Jahres 
1860  giebt  der  kürzlich  erschienene  Bericht  der  unter  dem 
Vorsitz  des  Grafen  Sergei  Strogauofi  dafür  niedergesetzten 
kaiserlichen  Commission  eine  ins  einzelne  gehende  Aus- 
kunft (Compte  rendu  de  la  commission  imperiale  archeo- 
logique  pour  l'annee  1360.  St.  Petersbourg  1861.  4.  nebst 
AÜas  in  fol.).  Die  Ausgrabungen  wurden  in  den  Distrik- 
ten von  Kertsch,  Enikale,  Ekaterinoslav  und  in  der  Um- 
gegend von  Bielozersk  am  Ufer  des  Bielo-Ozero  fortgeführt: 
die  grossmüthig  dafür  aufgewandten  Kosten  beliefen  sich 
auf  15,519  Rubel. 

Am  ergiebigsten  war  wiederum  die  Umgegend  von 
Kertsch.  Die  wichtigsten  dort  aufgedeckten  Grabhügel 
befanden  sich,  wie  die  im  Jahr  1859  ausgebeuteten,  auf 
den  Anhöhen  von  Jouz-Oba.  Einer  derselben  (Compte- 
rendu  pL  VI  no.  1)  führte  durch  seinen  Vorhof  in  eine 
gewölbte  Grabeskammer,  die  einen  fast  völlig  zerstörten 
Sarkophag  aus  vergoldetem  Holz  mit  dem  Ueberrest  eines 
Skelettes  umschloss.  Neben  der  rechten  Hand  des  letz- 
teren war  ein  goldener  Oelzweig,  neben  dem  linken  ein 
goldener  Ring  mit  der  eingegrabenen  Darstellung  einer 
zu  Wagen  fahrenden  Siegsgöttin  zu  bemerken.  Zu  Füssen 
desselben  Leichnams  fanden  zwei  Thongefässe  sich  vor, 
eine  schwarze  Amphora  mit  vergoldeter  Bekränzung  und  eine 
gleichfalls  schwarze  Schale  mit  dazu  gehörigem  Deckel, 
worauf  Schmückungsscenen  des  Frauenlebens  dargestellt 
waren.  In  demselben  Grab  fand  man  überdies  zwei  Bal- 
samare von  der  Form  des  Alabastron,  einen  Untersatz  von 
schwarzem  Thon  und  eine  Süberm'ünze  von  Panticapaeum 
aus  dem  vierten  Jahrhundert  v.  Chr.  mit  dem  Typus  des 
Pan  und  auf  dem  Revers  mit  Stierkopf  versehen.  Noch 
erheblicher  war  die  Ausbeute  des  zweiten  Tumulus  (pl.  VI 
no.  2),  der  einen  noch  wohlerhalteuen  sehr  grossen  ver- 
goldeten Sarkophag  mit  geschnitzten  und  farbigen  Ver- 
zierungen samt  einem  in  zwei  Absätze  getheilten  Deckel 
enthielt.  Neben  diesem  Sarkophag  fanden  sich  mehrere 
Thongefässe,  namentlich  eine  Amphora  wie  die  in  dem 
ersten  Grab,  eine  Schale  mit  griechischem  Monogramm 
am  Boden,  und  eine  mit  Pflaumenkeruen  augefüllte  bemalte 
Schale.  Innerhalb  des  Sarkophags  fanden  sich  neben  der 
linken  Hand  des  zerstörten  Leichnams  zwei  goldene  Ringe, 
von  denen  der  eine  das  Bild  einer  um  einen  Bogen  ge- 
wundenen Schlange  an  sich  trug;  neben  der  rechten  Hand 
ein  langer  Schilfstock  (canne  en  Jone),  am  Kopf  ein 
eisernes  Messer,  eine  Striegel  aus  gleichem  Metall  und 
eine  Tasse  von  schwarzer  Erde;  noch  fand  man  an  jeder 
Seite  des  Gerippes  ein  Alabastron,  an  beiden  Füssen  Reste 
von  Fell,  vermutlich  der  Stiefeln.  —  Das  in  demselben 
Tumulus  befindliche  zweite  Grab  enthielt  einen  ähnlichen 
Sarkophag  welcher  jedoch  an  den  Seiten  durch  angeheftetes 
vergoldetes  Schnitzwerk,  Hirsche  von  Greifen  zerfleischt, 
letztere  mit  Flügeln  aus  Elfenbein,  darstellend  bevorzugt 
erschien.  Neben  dem  Leichnam  fand  sich  wiederum  an 
mehreren  Stellen  verschiedener  Schmuck,  hier  auch  neben 
dem  Schädel.  Von  drei  bei  der  linken  Hand  gefundenen 
Ringen  war  der  eine  unverziert,  der  andere  mit  dem  In- 
taglio  von  Aphrodite  und  Eros  versehen,  ein  dritter  mit 
beweglichem  Ringkästchen  umschloss  einen  Chalcedon  mit 
fliegendem  Vogel  und  mit  der  Namensinschrift  des  Künst- 
lers. Weiter  unten  fand  man  eine  Amphora  mit  Bekrän- 
zung, eine  Schale  mit  den  Buchstaben  rY  und  einen 
grossen  vergoldeten  Spiegel  aus  Erz.  Noch  andere  Ueber- 
reste minderen  Belangs  fänden  sich  zerstreut.  Erheblicher 
waren  die  oberhalb  des  Grabs  vorgefundenen  Scherben 
dreier  Vasen  welche  sich  herstellen  Hessen.    Die  eine  dieser 


331 ' 


332* 


Vasen,  deren  Bild  auf  das  Urtheil  des  Paris  gedeutet  wird, 
ist  ein  Krater  von  ungewöhnlicher  Grösse;  die  Darstel- 
lungen der  beiden  andern  scheinen  gleichfalls  dem  Paris 
zu  gelten. 

Eine  beträchtliche  Anzahl  von  Gräbern  aus  Stein  oder 
Backstein,  welche  gleichfalls  in  der  Umgegend  von  Kertsch 
untersucht  wurden,  hat  mehrere  Sarkophage,  Inschriften 
(darunter  die  metrische  eines  Pharnaces)  und  kleinere  Ge- 
genstände geliefert.  Unter  den  aus  freier  Hand  für  das 
Museum  zu  Kertsch  gekauften  Gegenständen  finden  wir 
ein  Goldplättchen  mit  dem  Relief  des  nemeischen  Löwen- 
kampfs und  eine  auf  der  Halbinsel  Taman  gefundene 
Amphora  erwähnt,  deren  Malerei  eigentümlich  und  noch 
unerklärt  sei.  Unvollendet  blieb,  weil  man  durchaus  zu 
keiner  Ausbeute  gelaugte,  die  schon  im  Jahr  1859  be- 
gonnene Aufdeckung  eines  sehr  grossen  Grabhügels  zu 
liara-Oba.  Im  Allgemeinen  wird  bemerkt  dass  die  Aus- 
grabungen der  drei  letzten  Jahre  in  der  schon  so  viel 
ausgebeuteten  Umgegend  von  Kertsch  noch  immer  loh- 
nend waren. 

Im  Distrikt  von  Eltaterinoslav,  dessen  Grabhügel  durch 
Mannigfaltigkeit  der  Form  sich  auszeichnen,  wurden  be- 
sonders diejenigen  ausgebeutet,  welche  die  ungefähre  Form 
einer  Halbkugel  an  sich  tragen  und  mit  der  Volksbenen- 
nung Tolslya  Mogihj  ('grosses  tombes')  bezeichnet  werden. 
In  eiuem  derselben,  dessen  Untertheil  mit  einem  Steinwall 
beschützt  war,  fand  man  in  der  Tiefe  des  Mittelpunkts 
eine  viereckte  Grube ;  seitwärts  von  dem  dazu  hinabfüh- 
renden Wege  fanden  sich  die  sehr  zerstörten  Ueberreste 
eines  Wagens  und  siebenzig  Gebisse  aus  Eisen.  Man  hält 
es  nicht  für  unmöglich,  dass  dies  der  von  Herodot  er- 
wähnte, durch  alle  scythischen  Gebiete  geführte,  Leichen- 
wagen eines  scythischen  Königs  sei,  und  dass  auch  die 
siebenzig  Gebisse  etwa  als  Andeutung  ebenso  vieler  zu 
dessen  Comitat  gehöriger  Pferde  betrachtet  werden  dürften. 
Dass  die  Zerstörung  jenes  Wagens  geflissentlich  war,  geht 
besonders  aus  den  noch  vorhandenen  Radspeichen  un- 
zweifelhaft hervor.  An  derselben  Stelle  fand  man  noch 
zahlreiche  Ueberreste  von  Kupferplatten,  welche  zur  Füt- 
terung eines  Gewandes  gedient  zu  haben  scheinen,  des- 
gleichen noch  allerlei  Ueberreste  von  Pferdegeschirr, 
Schelleu  und  Pfeilspitzen  in  grosser  Anzahl,  endlich  noch, 
etwa  als  Verzierungen  eben  jenes  Wagens  und  Geschirrs, 
vier  gegossene  Drachen,  ebenso  viel  Greife  und  zwei  an- 
dere Figuren  fliegender  Vögel.  Die  gedachte  Grube  war 
bis  zur  Höhe  des  Tumulus  mit  Steinen  ausgefüllt;  nach 
deren  Wegräumung  fand  man  nur  einige  zerstreute  Ge- 
beine, einige  Ueberreste  aus  Eisen  und  einige  schlichte 
Thonscherben.  Nicht  weit  davon  in  westlicher  Rich- 
tung fand  sich  das  Grab  von  vier  Pferden,  deren  Köpfe 
noch  deutliche  Verzierungen  aus  Silber  von  sehr  eigen- 
thümlicher  Form  an  sich  trugen.  An  der  nordwestlichen 
Ecke  der  Grube  öffnete  sich  eine  Gallerie,  welche  zu 
einem  grossen  Souterrain  oder  einer  Katakombe  führte; 
an  der  Mauer  derselben,  unter  dem  Schutt  des  Einsturzes, 
sah  man  eine  Reihe  von  sieben  Amphoren,  von  griechi- 
scher Arbeit  und  zugespitzter  Form.  Fragmeute  eines 
Schwertes  und  eines  Messers,  aber  auch  Scherben  eines 
Kraters  von  sehr  feiner  Arbeit  lagen  zerstreut  umher.    Dass 


dieser  Ort  planmässig  geplündert  worden  war,  Hess  sich 
nicht  verkennen  und  ward  auch  durch  einen  gewaltsam 
in  die  Katakombe  geleiteten  Schacht  bestätigt.  Uebrigens 
war  die  durchgängige  Uebereinstimmung  dieser  Tolsldiu 
Mogila  mit  der  20  Werst  davon  gelegenen  Lougowaiu 
auffällig.  —  Eine  Anzahl  anderer  Grabhügel  in  dieser 
Gegend  erwies  sich  als  unerheblich;  als  beachtenswerthe 
Besonderheit  wird  erwähnt  dass  der  Volksname  liabawa- 
tyia  ('aux  vieilles  femmes')  durch  statuarische  Funde  ver- 
anlasst zu  sein  scheint,  wie  denn  auch  der  Rest  einer 
solchen  llaba,  vormals  vermuthlich  bestimmt  die  Höhe 
des  Grabhügels  zu  zieren,  an  einem  aus  Quadern  aufge- 
führten ansehnlichen  Monument  (p.  X)  noch  jetzt  sich 
vorfindet.  In  andern  Gräbern  dieser  Umgegend  war  es 
auffallend  die  Todten  in  sitzender  Stellung  begraben  zu 
finden  (p.  XI).  —  Drei  grosse  Grabhügel  wurden  auch  in 
der  Umgegend  von  Bielozersk  (p.  XII  ss.)  untersucht  ohne 
jedoch  durch  Ausbeute  zu  lohnen. 

Dem  auf  die  Funde  des  Jahres  1860  bezüglichen 
Ausgrabungsbericht,  welchem  wir  die  obigen  Notizen  ent- 
nahmen, ist  in  dem  neuesten  Compte-rendu  eine  von  Hrn. 
Stephan!  herrührende  gelehrte  Ausführung  (Supplements 
p.  5ss.)'über  die  Fundgegenstände  des  Jahres  1859  bei- 
gefügt, deren  Abbildung  auf  fünf  Tafeln  des  mit  dem 
neuesten  Compte-rendu  erschienenen  Atlas  enthalten  ist. 
Zuvörderst  ist  auf  Tafel  I  eine  Toilettenscene  der  verfei- 
nertsten  griechischen  Sitte  und  Kunst,  befindlich  auf  dem 
Deckel  einer  mit  Ornamenten  versehenen  ansehnlichen 
Schüssel,  abgebildet  und  mit  Bezugnahme  auf  sämtliche 
bisher  bekannten  Gef  isse  und  Darstellungen  derselben  Art 
vom  Herausgeber  erläutert.  Auf  Tafel  II  ist  eine  Am- 
phora (Pelike)  gegeben,  deren  schöne  und  räthselhafte 
Darstellung  vom  Herausgeber  scharfsinnig  auf  Admet  und 
Alkestis  gedeutet  wird  (S.  39 ff.).  Auf  Tafel  III  folgen 
zwei  Vasenfragmente  mit  bacchischer  Darstellung  nebst 
eiuem  dritten  anziehenden  Fragment  Lichtgottheiten  ent- 
haltend (S.  54ff.).  Auf  Tafel IV  ist  als  no.  1  ein  Trink- 
gefäss  mit  der  Inschrift  Hermes  (vase  pour  offrir  des 
libations  ä  Hermes  vgl.  S.  84  f.),  als  no.  2  die  Thonfigur 
eines  Jünglings  der  einen  Apfel  hält,  als  no.  3  die  Thon- 
figur eines  sitzenden  Mädchens  gegeben  (S.  85 ff.);  dieselbe 
Tafel  enthält  noch  zierliche  Ohrgehänge  (no.  4.5),  einen 
Chalcedon  mit  schreitender  Gorgone  (no.  0),  sodann  Gem- 
menbilder einer  von  Eros  umarmten  Aphrodite  (no.  7), 
einer  gefesselten  Psyche  (no.  8),  eines  wüthenden  Stiers 
(no.  9),  eines  laufenden  Pferdes  (no.  10),  eines  schreiten- 
den Löwen  (no.  11),  endlich  einen  Goldring  mit  der  ein- 
gegrabenen Darstellung  einer  Cicade  die  auf  einer  Rose 
sitzt  (no.  12).  Das  auf  Tafel  V  gegebene  auf  der  Halb- 
insel Taman  (Phanagoria),  gefundene  Vasenbild  einer  Hy- 
dria  führt  den  durch  Athena's  Beistand  losgesprochenen 
Orest  in  figtirenreicher  Umgebung  uns  vor  Augen  (S.  94ff.). 
Der  darauf  bezüglichen  Erklärung  ist  die  Herausgabe  meh- 
rerer griechischer  Inschriften  (S.  92ff.)  angereiht.  Auf 
Tafel  VI  schliesst  die  schon  oben  erwähnte  Ansicht  der 
vorzüglichsten  im  Jahr  18G0  bei  Kertsch  ausgebeuteten 
Gräber  diesen  Atlas,  für  dessen  ausgewählten  und  würdig 
ausgestatteten  Inhalt  man  der  kaiserlich  russischen  Regie- 
rung von  neuem  zu  danken  hat. 

E.  G. 


Herausgegeben  von  E.  Gerhurd. 


Druck  und  Verlag  von   G.  Reimer. 


333' 


334* 


ARCHÄOLOGISCHER  ANZEIGER. 

Zur  Archäologischen  Zeitung,  Jahrgang  XX. 


JM  163.  164.  165. 


Juli  August  und  September  1862. 


Wissenschaftliche  Vereine:     Berlin    (archäologische  Gesellschaft).   —     Museographisches:     die  Sammlung  Lansilowne  in 
London  ;  Achilleussarkophag  aus  Kreta  im  brittischen  Museum.  —  Epigraphisches:  Inschriften  aus  Falerii.  —  Neue  Schriften. 


I.    Wissenschaftliche   Vereine. 


Berlin.  In  der  Sitzung  der  archäologischen 
Gesellschaft  vom  1.  Juli  d.  J.  ward  zuerst  Hr.  liöttkher 
nach  seiner  Heimkehr  aus  Athen  von  der  Gesellschaft  be- 
griisst;  der  über  den  Erfolg  seiner  dortigen  Forschungen 
von  ihm  gegebene  Bericht  wird  im  'Archäologischen  An- 
zeiger' nächstens  erscheinen.  [Vgl.  oben  S.  321*]  —  Hr. 
Friederichs  sprach  über  die  Wiener  Amazonenstatue,  die 
er  von  einer  nicht  sichtlichen  Wunde  getroffen  sich  denkt 
und  als  ein  dem  bekannten  ephesischen  Wettstreit  voran- 
gegangenes Werk  betrachtet.  —  Hr.  Hühner  legte  eine 
Abbildung  in  Holzschnitt  von  dem  Mosaikbild  mit  Wett- 
fahrten im  Circus  aus  Barcelona  vor,  welches  er  in  einer 
früheren  Sitzung  eingehender  besprochen  hatte ;  ferner  die 
Photographie  eines  Silen,  welche  Hr.  Berlanga  eingesen- 
det hatte.  Diese  kleine  Marmorstatue  ist  in  Espejo,  dem 
alten  Ucubi,  gefunden  worden  und  befindet  sich  zu  Ma- 
laga in  Privatbesitz.  Endlich  besprach  derselbe  noch  einige 
Inschriften  neueren  Fundes  aus  Spanien,  welche  Hr.  Guerru 
in  Madrid,  Mitglied  des  römischen  Instituts,  in  Papier- 
abdrücken eingesendet  hatte.  Zwei  davon  befanden  sich 
auf  freiem  Feld  in  der  Nähe  des  Escorial ,  und  sind  auf 
des  Berichterstatters  Veranlassung  nach  Madrid  in  die  Na- 
tionalbibliothek gebracht  worden.  Es  sind  Dedicationen 
au  den  (sonst  nicht  vorkommenden)  Mars  mugmis,  von 
Einheimischen  gesetzt,  wohl  aus  augustischer  Zeit.  Die 
dritte  Inschrift  befindet  sich  in  Caldas  bei  Santiago  de 
Compostella,  und  ist  eine  Weihung  an  eine  unbekannte 
einheimische  Gottheit.  —  Hr.  Heibig  las  über  die  ältesten 
Münzverhältnisse  der  eubüischen  Städte.  Er  führte  aus, 
dass  die  von  Solon  in  Athen  eingeführte  und  später  at- 
tisch genannte  Prägung  bereits  in  vorsoloniseher  Zeit  in 
den  eubüischen  Städten  Chalkis  und  Eretria  im  Gange 
war  und  dass  die  analogen  Prägungen ,  die  in  den  chal- 
kidischen  Städten  Italiens  und  Siciliens  und  in  Etrurien 
erscheinen,  von  Euböa  abzuleiten  sind,  nicht  wie  bisher 
angenommen  ward  von  Athen.  —  Hr.  Koiier  sprach  über 
die  räthselhafte  Construktion  der  Triremen  und  hob  in 
Bezug  hierauf  die  Wichtigkeit  eines  vom  archäologischen 
Institut  ganz  neuerdings  (Annali  1861  tav.  M,  2)  heraus- 


gegebnen Reliefs  hervor,  in  welchem  die  Ruderbänke  un- 
gleich niedriger,  die  Ruder  ungleich  schräger  gestellt  er- 
scheinen als  man  es  gewöhnlich  voraussetzt.  —  Von  Hrn. 
Antonino  Salinas  aus  Palermo  ward  eine  Sammlung  wohl- 
ausgeführter Zeichnungen  nach  Anticaglien  aus  Metall  und 
gebrannter  Erde  vorgelegt.  Namentlich  fanden  darin 
sich,  vier  Tafeln  ausfüllend,  zahlreiche  Exemplare  der 
in  Syrakus  und  andern  Orten  Siciliens  häufigen  Blei- 
marken zusammengestellt,  welche  mit  Wahrscheinlich- 
keit auf  commereielle  Besteuerung  zurückgeführt  wer- 
den. Eine  andere  Reihe  dieser  Zeichnungen  enthält 
Thonreliefs  antiker  Münztypen  nach  athenischen  Terra- 
cotten  (31  an  der  Zahl)  der  Faher'schen  Sammlung  zu 
München.  —  Von  Herrn  Eichler  ward  der  Gypsabguss 
eines  von  Künstlern  nicht  selten  gebrauchten  Panskopfes 
zu  prüfender  Auskunft  über  dessen  Original  vorgelegt, 
welches  jedenfalls  für  modern,  vielleicht  auch  für  be- 
trächtlich jünger  als  das  16.  Jahrhundert,  erachtet  wurde. 
—  Von  Hrn.  Gerhard  ward  ein  vollständiges  Exemplar 
des  erst  jetzt  im  deutschen  Buchhandel  angelangten  Jahr- 
gangs 1861  der  Annali  und  Monumenti  des  archäologischen 
Instituts  zugleich  mit  vier  ansehnlichen  Probedrücken  aus 
dessen  diesmaligem  Denkmälerheft  vorgelegt,  in  denen  die 
von  der  französischen  Regierung  neuerdings  angekaufte 
ansehnlichste  aller  bisher  bekannten  bronzenen  Cisten  mit 
eingegrabener  Hauptdarstellung  des  achilleischen  Men- 
schenopfers für  Patroklos  enthalten  ist.  Nächstdem  wurde 
das  'Coinpte-rendu'  der  kaiserlich  russischen  Ausgrabungs- 
commission für  1860  nebst  dem  dazu  gehörigen  Atlas  vor- 
gelegt, auf  dessen  sechs  Tafeln  wiederum  eine  Auswahl 
schöner  und  von  Slephami  gelehrt  erläuterter  Vasenbilder 
nebst  manchen  andern  Funden  gegeben  ist.  Von  der  Ge- 
sellschaft der  Alterthumsfreunde  im  Rheinland  war  ein  an 
topographischen  Beiträgen  reiches  Heft  (XXXII)  einge- 
gangen. Sonstige  litterarische  Neuigkeiten  wurden  den 
Hrn.  Bachofen,  Conestubile,  Falhener,  Gadechens,  Janssen, 
Ch.  Petersen,  Polt  und  Tölken  verdankt.  Die  Gesellschaft 
vertagte  sich  bis  zum  Monat  November. 


II.    Museographisches. 


1.   Die  Sammlung  Lansdovvne  in  London. 

Durch  die  gütige  Vermittlung  meines  Freundes  G. 
Scharf  erhielt  ich  während  eines  Aufenthalts  in  London 
im  vergangenen  Sommer  von  Lord  Lansdowne  die  Erlaub- 
niss   die  Antikensammlung    seines    Palastes    an    Berkeley- 


Square  zu  besichtigen.  Ein  Ueberblick  über  diese  werth- 
volle  Sammlung  ist  von  Müller  in  Böttigers  Amalthea 
III,  241  ff.  und  von  Waagen  (Kunstwerke  und  Künstler  in 
England  II,  70 ff.)  gegeben;  wenn  auch  dieselbe  seitdem 
keinen  oder  wenigstens  keinen  wesentlichen  Zuwachs  er- 
halten zu   haben  scheint,    so  wird  es   doch  gerechtfertigt 


335* 


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sein,  auf  einige  der  dort  geschmackvoll  in  den  Sälen  ver- 
teilten Werke  von  Neuem  zuriickzukommen.  Vor  Allem 
schien  mir  die  Amazouenstatue  beachtensvverth,  welche 
in  den  Spec.  of  anc.  sculpt.  II,  10  und  bei  Clarac  833B, 
2032 C  abgebildet,  zuletzt  von  Otto  Jahn  sächs.  Ber.  1850 
S.  47  besprochen  worden  ist  (Steiners  Schrift  ist  mir 
hier  nicht  zugänglich).  Der  linke  Unterarm  zur  Hälfte, 
vom  rechten  Arme  etwa  drei  Viertel,  die  Beine  von  un- 
terhalb der  Kniee  an  nebst  dem  entsprechenden  Stück 
des  Pfeilers,  auf  den  der  linke  Arm  sich  stützt,  sind 
modern ;  der  Kopf  dagegen  ist  mit  Unrecht  von  Meyer 
(zu  Winckelmann  IV,  358),  der  die  Statue  gar  nicht  ge- 
sehen zu  haben  scheint,  als  nicht  zur  Figur  gehörig  be- 
zeichnet. Der  Kopf  war  dergestalt  gespalten,  dass  der 
Vorderkopf  mit  Inbegriff  des  Gesichtes  und  eines  Theiles 
vom  Halse  abgelöst  war,  gehört  aber  nicht  bloss  wegen  des 
von  Müller  hervorgehobenen  passenden  Ausdrucks  ur- 
sprünglich dazu,  sondern  auch  nach  der  Art  des  Bruches, 
den  Schichten  des  Marmors  —  es  ist  pentelischer  Mar- 
mor von  sehr  schöner  Qualität  —  und  nach  der  vollen 
breiten  Arbeit.  Jahn  zählt  unsre  Statue  zu  den  Wieder- 
holungen desjenigen  Typus,  welcher  z.  B.  in  der  Floren- 
tiner Bronze  (Jahn  Taf.  5)  erhalten  ist,  jedoch  lässt  sich 
eine  sehr  wesentliche  Modification  jenes  Typus  nicht  ver- 
kennen. Die  Bronzefigur  ist  allerdings  nicht  unbeschädigt, 
wie  Jahn  meint,  sondern  beide  Arme,  der  rechte  mit 
Einschluss  der  Schulter,  und  der  rechte  Fuss  sind  ergänzt, 
der  letztere  sogar  recht  plump  und  schlecht;  das  linke 
Bein  war  scharf  am  Rande  des  Gewandes  gebrochen,  ist 
aber  alt  und  zugehörig  ').  Nichtsdestoweniger  lässt  sich 
vollkommen  sicher  sagen,  dass  die  kräftige  kleine  Figur 
mit  ungeschwächter  Elasticität  fest  auf  den  Beinen  stand. 
Ganz  anders  die  lansdowuesche  Statue.  Die  ganze  Elasti- 
cität der  Kämpferin  ist  hier  gebrochen,  müde  stützt  sie 
den  linken  Arm  auf  den  Pfeiler,  der  ihr  zur  Seite  steht, 
das  Haupt  hängt  matt  nach  der  rechten  Seite  hin,  fast 
als  wolle  sie  ohnmächtig  werden.  Der  Kopf  ist  ausser- 
ordentlich schön,  das  Haar  einfach  wellig  angeordnet  wie 
gewöhnlich  bei  den  Amazonen;  der  Mund  hat  sich  leise 
geöffnet  und  das  nicht  sehr  tief  liegende  Auge  ist  schon 
halb  gebrochen.  Schmerz  ist  es  weniger,  was  sich  in  dem 
edlen  Gesichte  ausspricht,  aber  so  recht  todesmüde  ist  sie. 
Und  woher  das?  Die  Mattigkeit  erklärt  sich  durch  eine 
tiefe  Wunde  aussen  neben  der  rechten  Brust,  aus  der  das 
Blut  in  mehreren  Tropfen  dick  hervorquillt.  Müller  hat 
diesen  Umstand  übersehen  und  auch  ich  bemerkte  ihn 
erst,  als  ich  auf  einen  Stuhl  gestiegen  die  nicht  hell  be- 
leuchtete Partie   in    der  Nähe  besah.     Die  Wunde   veran- 

')  Die  bei  .hiiin  S.  i7  mit  ß  bezeichnete  Statue  stehe  ich  nicht 
an  für  identisch  mit  der  S.  45  unter  6  aufgeführten  zu  erklären. 
Denn  eine  zweite  Amazune  von  dem  Typus  der  matteischen  befindet 
sich  nicht  im  Valican;  die  von  Gerhard  Deschr.  der  St.  Uom  II,  '2, 
94  no.  63  beschriebene  Statue  trägt  jetzt  im  braccio  nunvn  die 
Nummer  71  und  wird  von  Braun  (Humen  und  Museen  Roms  S.  241, 
vgl.  das  Inhaltsver/..  S.  \lll)  als  die  im  mus.  Ciliar.  II,  18,  welches 
ich  nicht  einsehen  kann,  abgebildete  angegeben.  Sic  zeigt  den  Typus 
der  Florentiner  Bronze,  i*t  aber  nach  der  matteischen  Amazune  er- 
gänzt. Und  zwar  werden  beide  Arme  mit  den  Ifogeuansä'tzen,  der 
Köcher  an  der  linken  Hüfte,  das  rechte  Bein  vom  Gewand  an,  das 
linke  unterhalb  de«  Knies,  der  Baumstamm  mit  der  Petta  und  jer 
Axt  moderner  Restauration  verdankt.  Dieses  alles  stimmt  so  genau 
mit  Jabn's  Bemerkungen  zu  ß,  dass  man  an  der  Identität  wohl  nicht 
zweifeln  kann.  Nach  llraun  verdankt  das  Museum  die  in  den  echten 
Tbeilen  schön  gearbeitete,  aber  durch  die  Ergänzungen,  namentlich 
der  Heine,  entstellte  Statue  dem  älteren  Camoccioi,  der  sie  vielleicht 
im  Palast  Barberini  aufgefunden  halte;  leider  ist  mir  Claracs  musee 
de  snitiil  nicht  zugänglich  und  kann  ich  daher  über  dessen  Bezeich- 
nung, sie  sei  aus  der  Sammlung  l'acetli,  nichts  angeben. 


lasst  nun  auch  die  Erhebung  des  rechten  Arms,  grade  wie 
bei  der  auf  Kresilas  zurückgeführten  Amazone  des  Sosikles 
und  deren  Genossinnen ,  und  es  ist  mir  sehr  wahrschein- 
lich dass  der  Ergänzer  das  Rechte  traf,  wenn  er  den  Arm 
auf  dem  Haupte  ruhen  Hess.  Auch  der  Kopf  gleicht  dem 
des  Kresilastypus,  während  das  Gewand,  dessen  Wollen- 
stoff  in  der  eigentümlichen,  wenn  auch  nicht  mit  der 
äussersten  Sorgfalt  durchgeführten  Behandlung  deutlich 
hervortritt,  der  Anordnung  an  der  Bronzefigur  entspricht; 
die  Gewandmotive,  auch  au  der  Rückseite,  sind  alle  sehr 
schön,  und  ebenso  ist  die  Behandlung  des  Nackten,  na- 
mentlich die  breite,  an  die  Parthenonsfiguren  erinnernde 
Brust,  sowie  die  Beine,  besonders  die  Kniee,  höchlich  zu 
loben.  Wir  haben  also  in  dieser  Figur  eine  interessante 
und  schöne  Mittelstufe  zwischen  der  oft  wiederholten  ver- 
wundeten Amazone  und  derjenigen,  welche  die  Florentiner 
Bronze  repräsentiert,  und  einen  neuen  Beweis  für  die  häufig 
gemachte  Bemerkung,  mit  welcher  Freiheit  die  alten 
Künstler  ein  einmal  gefundenes  Motiv  benutzten  und  durch 
mehr  oder  weniger  leises  Umformen,  durch  Hinzunehmen 
eines  andren  Motives  und  Durchdringung  beider  mit  ein- 
ander, der  halb  bekannten,  halb  neuen  Schöpfung  einen 
frischen  Reiz  zu  verleihen  wussten.  Solche  Verschieden- 
heiten finden  sich  auch  in  den  einzelnen  Exemplaren 
der  dem  Kresilas  zugeschriebenen  Amazone.  So  weisen 
bei  dem  einen  capitolinischen  Exemplar  (mit  dem  Namen 
des  Sosikles,  A  bei  Jahn)  die  Falten  des  Gewandes  darauf 
hin,  dass  die  Linke  in  der  That,  wie  auch  der  Ergänzer 
ausgeführt  hat,  damit  beschäftigt  ist  das  Gewand  von  der 
Wunde  wegzuziehen  ;  dasselbe  Motiv  ist  auch  an  der  va- 
ticanischen  Statue  (C)  wahrscheinlich;  während  bei  der 
zweiten  capitolinischen  Wiederholung  (ß),  deren  echteTheile 
so  schön  sind  dass  man  die  jämmerliche  Ergänzung  sehr 
bedauern  muss,  das  an  dieser  Stelle  vollständig  erhaltene 
Gewand  jenes  Motiv  nicht  zulässt.  Bei  dem  torloniaschen 
Exemplar  (D),  dessen  Arme  nach  der  matteischen  Ama- 
zone ergänzt  sind,  ist  die  betreffende  Partie  des  Gewandes 
stark  überarbeitet;  das  Gleiche  habe  ich  mir  von  der 
Replik  im  Louvre  ( F)  angemerkt.  Auch  dem  Wör- 
litzer  Bruchstück  (G)  scheint  dies  Motiv  zu  fehlen;  die 
giustinianische  Statue  (E)  habe  ich  im  Palast  Giustiniani, 
wo  auch  Winckelmann  sie  nicht  mehr  gekannt  zu  haben 
scheint,  nicht  gefunden  ;  von  einem  bei  Jahn  übergangenen 
Exemplar  (H)  im  Hauptsaal  des  Palastes  Colonna  (Beschr. 
der  Stadt  Rom  III,  3,  170)  mit  der  natürlich  modernen 
Inschrift  KAOHslIA^.)  auf  der  Basis  habe  ich  mir  nur 
bemerkt:  'Nicht  gutes  Exemplar;  Kopf,  rechter  Arm, 
rechte  Brust  bis  zum  Gewand  und  Andres  ergänzt'.  Eine 
ähnliche  Freiheit  haben  sich  die  Copisten  in  Betreff  der 
Wunde  erlaubt.  Bei  Ali D  befindet  sich  eine  Wunde  über 
der  rechten  Brust  mit  hervorquillendem  Blute  (bei  D  we- 
nigstens wahrscheinlich  alt),  bei  G  an  derselben  (bei  der 
lansdowneschen  daneben);  in  G  sehen  wir  eine  zweite 
blutende  Wunde  unter  der  Brust,  welche  auch  in  />  sich 
findet,  hier  aber  den  Verdacht  eines  modernen  Zusatzes 
durch  die  Art  erregt,  wie  die  ganze  Umgebung  der  Stelle 
vertieft  ist  und  so  erst  das  Blut  sein  Relief  erhalten  hat. 
A  zeigt  an  derselben  Stelle  nur  einen  kleinen  Einschnitt, 
der  alt  aber  durch  Ueberarbeitung  entstellt  und  verküm- 
mert scheint.  /•'  hat  gar  keine  Wunde  angegeben,  ebenso 
wenig  C,  wo  aber  die  rechte  Brust  modern  ist,  wie  auch 
in  H  die  ganze  Partie  ergänzt  ist. 

Auffallend  ist  es  mir  dass  Müller  eine  Kolossal- 
büste  der  Pallas  nur  mit  ein  paar  Worten  (S.  2-15)  als 
Replik  der  velletrischen  Statue  im  Louvre  bezeichnet, 
während  Waagen  (S.  76)  sie  'höchst  edel  und  von  guter 
Arbeit'  nennt.     In  der  That  haben  wir  es  mit  einem  vor- 


337* 


338* 


trefflichen  Werke  zu  thun,  welches  ich  kein  Bedenken 
trage  dem  Kopf  der  Pariser  Statue  weit  vorzuziehen  und 
dem  berühmten  albanischen  Kopfe  in  der  Münchener 
Glyptothek  no.  88  wenigstens  nicht  nachzustellen.  Der 
Ausdruck  ist  höchst  grossartig  und  majestätisch,  das  Ge- 
sicht von  einem  kräftigen  Oval.  Die  Formen  zeichnen 
sich  durch  die  Schürfe  der  Behandlung  aus;  der  untere 
Rand  der  Stirn  und  die  Augenlieder  sind  sehr  scharf  be- 
zeichnet, die  Lippen  am  Rande  mit  einer  Linie  umrissen; 
dies,  sowie  die  scharfe  Behandlung  des  welligen  Haares 
lassen  an  ein  Bronzevorbild  denken.  Die  Nase  und  ein 
kleiner  Theil  der  Lippen,  das  unterste  Stück  des  herab- 
hangenden Haarzopfes,  und  die  vorn  über  die  Stirn  her- 
vorragenden Spitzen  des  sogenannten  korinthischen  Helmes, 
auf  dessen  Gipfel  sich  noch  ein  Stück  der  Schlange  er- 
halten hat,  sind  restauriert,  desgleichen  viele  Stücke  des 
Schlangenbesatzes  der  Schuppenaigis,  das  Vordertheil  der 
Brust  mit  dem  Gorgoneion  und  die  ganze  linke  Schulter 
mit  einem  Stück  des  Peplos,  wogegen  die  rechte  Schulter 
mit  Theilen  des  Gewandes  und  der  Aigis  alt  sind.  Hier 
ist  auch  noch  das  viereckige  Loch  erhalten ,  in  welches 
der  aus  einem  besonderen  Stücke  gearbeitete  Arm  einge- 
lassen war;  woraus  sich  ergiebt  dass  unser  Kopf  nicht  für 
sich  allein  gearbeitet  war,  sondern  einer  Statue  angehörte. 
Der  Marmor  ist  griechisch,  wie  mir  schien,  pentelisch; 
das  Material  der  Statue  von  Velletri  dürfte,  nach  gewissen 
glitzernden  Flächen  darin  zu  schliessen,  der  in  römischer 
Zeit  so  beliebte  thasische  Marmor  sein. 

An  dem  als  Diomedes  mit  dem  Palladion  ergänzten 
myronischen  Diskobol  (Clarac  829,  2085,4)  war  mir 
interessant,  dass  nach  einer  leisen  Andeutung  der  Hals- 
muskeln der  Restaurator  dem  alten  aber  nicht  zu  dieser 
Statue  gehörenden  Kopfe  die  Wendung  etwas  nach  hinten 
gegeben  hat,  welche  wir  aus  dem  trefflichen  Exemplar  des 
Palastes  Massimi  alle  Colonne  als  richtig  kennen.  Die 
gleiche  Andeutung  ist  in  gleicher  Weise  in  zwei  anderen 
falsch  ergänzten  Exemplaren  befolgt  (in  Florenz  und  im 
Kapitol,  s.  Welcker  alte  Denkm.  I,  420),  in  einem  dritten 
dagegen  vernachlässigt  worden.  Ich  meine  den  bekann- 
ten, von  den  englischen  Kunstkritikern  übersehätzten  town- 
leyschen  Diskobol  (spec.  of  anc.  sculjit.  I,  29)  des  briti- 
schen Museums,  der  in  einzelnen  Theilen  besser,  in  an- 
deren geringer  als  die  vaticanische  Wiederholung  der 
saht  della  biga,  mit  der  massimischen  Statue  sich  auch 
nicht  entfernt  messen  kann.  Auch  hier  findet  sich  jene 
Andeutung,  aber  durch  den  falsch  zwischengesetzten  Hals 
erscheint  der  aufsteigende  Muskel  jetzt  wie  gebrochen. 
Der  Kopf  scheint  mir  zur  Statue  zu  gehören;  dass  er 
aber  nicht  richtig  aufgesetzt  ist,  ergiebt  sich  deutlieh  aus 
den  Adern  oder  Schichten  des  (pentelischen)  Marmors, 
die  hier  in  ganz  andrer  Richtung  laufen ,  als  am  Körper, 
während  die  Richtung  dieselbe  sein  würde,  wenn  der  Kopf 
auch  hier  zurückblickte.  Da  nun  endlich  Braun  (Ruinen 
u.  Mus.  Roms  S.  466)  mit  Recht  bemerkt,  dass  auch  in 
der  vaticanischen  Copie  'nicht  blos  die  Bewegung  der 
Halsmuskeln,  sondern  auch  die  Lage  der  Schlüsselbeine 
entschieden  auf  eine  rückgewandte  Bewegung  (des  Kopfes) 
hinweisen',  so  ist  die  Uebereinstimmung  sämmtlicher  Wie- 
derholungen in  diesem  Punkte  festgestellt,  und  brauchen 
wir  hier  also  nicht  mit  Visconti  (»ins.  Pio-Cl.  VI,  17)  eine 
Freiheit  der  alten  Copisten  anzunehmen.  Alt  ist  übri- 
gens an  der  lansdowneschen  Figur  nur  der  Torso  mit  Ein- 
schluss  des  rechten  Schenkels  und  des  geflickten  linken 
Beins  bis  etwa  zur  Hälfte  der  Wade;  die  Arbeit  dieser 
Theile  ist  recht  gut,  wenn  auch  nicht  ausgezeichnet,  der 
Marmor  ein  grobkörniger  parischer.  Die  Pubes  hat  auch 
hier,  wie  an  dem  townleyschen  Exemplar,  den  myronischen 


Charakter  bewahrt,  welcher  ebenfalls  an  dem  von  Brunn 
wiederentdeckten  myronischen  Marsyas  (Mon.  dell'  Inst. 
VI,  23)  sehr  deutlich  hervortritt. 

Ueber  eine  andre  Figur  (Clarac  564,4,  1213,4),  die 
Müller  (S.  244)  für  eine  Demeter,  Waagen  (S.  73)  für  eine 
Hera  halten  möchte,  habe  ich  mir  Folgendes  bemerkt.  Die 
imposante  Figur  zeigt  das  unverwüstliche  griechische  Motiv 
einer  stehenden  Frau  von  breitem  Typus,  im  einfachen 
Aermelchiton  mit  langem  Ueberschlag,  der  vom  Gürtel  mit 
gehalten  wird,  ohne  Mantel ').  Am  linken  Beine,  auf  dem 
die  Figur  ruht,  bildet  der  Chiton  grosse  Steilfalten;  aussen 
am  Bein  ist  er  geöffnet  und  bietet  in  seinen  beiden  Rändern 
ein  doppeltes  Zickzack  von  Falten  dar.  Das  ein  wenig 
nachgezogene  rechte  Bein  umgeben  die  Falten  in  etwas 
freierem ,  aber  immer  sehr  einfachem  Schwung.  Der  ge- 
senkte linke  und  der  erhobne  rechte  Arm  sind,  soweit  sie 
nackt  sind ,  neu.  Ein  Band  zieht  sich  von  der  rechten 
Schulter  quer  über  die  Brust,  und  auf  dem  Rücken,  der 
nur  wenig  ausgeführt  ist,  sind  Spuren  eines  Köchers  be- 
merklich. Hiernach  haben  wir  also  eine  Artemis  vor 
uns,  flir  die  der  matronale  Charakter  allerdings  sehr  auf- 
fallend ist.  Der  Kopf  mit  seinem  partienweise  zurückge- 
strichenen Haare  erinnert  an  den  der  Artemis  in  der 
stanzet  delle  maschere  des  Vaticans  (Pio-Clem.  1,29);  da 
aber  der  zwischengesetzte  Hals  neu  ist,  lässt  sich  nicht 
mit  Sicherheit  behaupten,  dass  der  Kopf  ursprünglich  zur 
Statue  gehört.  Dem  grossartigen  Motiv  entspricht  die 
übrigens  nicht  üble  Arbeit  nicht  völlig;  der  Marmor  ist 
pentelisch. 

Die  archaisierende  Herme  eines  Mädchens  (Clarac 
779,  1933  B),  dessen  lange  Locken  in  ein  paar  Streifen 
herabfallen,  im  Doppelchiton,  erinnerte  mich  an  die  alter- 
thümliehen  Frauenstatuen  in  Villa  Ludovisi  und  Villa 
Borghese  (Braun  Ruinen  u.  Mus.  S.  594  und  Conze  bei 
Jahn  sächs.  Ber.  1861  S.  118  Anm.  24)  und  die  hercula- 
nensischen  sogen.  Tänzerinnen  von  Bronze.  Zumal  der 
Kopf,  das  Beste  an  der  Figur,  weist  auf  ältere  Vorbilder 
zurück  nach  Art  der  Elektra  in  der  von  Jahn  neulich 
wieder  besprochenen  Gruppe  zu  Neapel.  Der  Hermenschaft 
und  die  Arme  mit  Schüssel  und  Kanne  sind  neu. 

Von  dem  schönen  Hermeskopf  (spec.  ofunc.  sculpt. 
1,51.  Müller  Denkm.a.K. II, 28,304)  bemerkeich,  dassnicht, 
wie  Waagen  (S.  76)  angiebt,  der  Petasos,  sondern  nur 
dessen  Rand  restauriert  ist.  Desgleichen  sind  an  der  Leda 
(Clarac  410 ß,  1715,4)  Kopf  und  Hals,  der  rechte  Arm 
mit  Ausschluss  der  Hand,  der  linke  Arm  mit  dem  Mantel, 
Hals  und  Kopf  des  Schwans  und  Einzelnes  am  Gewände 
ergänzt. 

Wenn  Müller  (S.  246)  behauptet  dass  an  der  Psyche 
in  der  Gruppe  von  Amor  und  Psyche  (Clarac  653, 
1501,4)  ziemlich  Alles  antik  sei,/ so  ist  dies  doch  dabin 
einzuschränken  dass  ausser  dem  grössten  Theile  der  Flügel 
der  linke  Vorderarm  mit  dem  Schmetterling  und  der  rechte 
mit  der  gesenkten  Fackel  neu  sind.  Man  könnte  dies 
höchstens  so  verstehen  dass  Psyche  dem  Eros  den  ge- 
quälten Schmetterling  zugleich  mit  der  Fackel  entrissen 
habe,  jedoch  würde  ein  solcher  Gedanke  an  und  für  sich 
nicht  ohne  Schwierigkeit,  hier  aber  überdies  sehr  man- 
gelhaft zum  Ausdruck  gebracht  sein.  Was  für  einen  Ge- 
genstand Psyche  aber  in  der  Hand  hielt,  der  ihr  Mitleid 
und  Eros  neugierige  Theilnahme  so  in  Anspruch  nimt, 
wüsste  ich  nicht  anzugeben.  Wenn  die  Gruppe  sich  auch 
nicht  mit  der  capitolinischen  vergleichen  lässt,  so  scheint 
mir   der   künstlerische   Werth    der   Erfindung    doch    von 

')  Dasselbe  Motiv  wiederholt  sich  in  einer  zur  Fortuna  umge- 
formten Statue  des  Speisesaales  (Clarac  454B,  839  B). 


339* 


340* 


Müller  unterschätzt  zu  sein.  —  Eine  andre  Knabensta- 
tuette (Clarac  650  D,  1478  4)  halten  Müller  (S.  245)  und 
Waagen  (S.  75)  für  den  Knaben  Herakles;  ich  glaube  es 
ist  der  ungefliigelte  Amor  oder  ein  Knabe,  der  den  He- 
rakles parodirt  und  zwar  in  der  bekannten  Stellung  des 
ausruhenden  Heros.  Denn  der  Stamm  mit  der  linken 
Hand,  die  Keule,  Theile  des  Fells  und  die  Beine  vom 
Knie  ab  sind  neu;  der  Rest  aber  stimmt  genau  zu  besser 
erhaltenen  Repliken  jenes  Motivs,  z.  B.  in  der  Villa  Bor- 
ghese.  So  erklärt  sich  auch  der  schalkhafte  Ausdruck 
des  Kindergesichts,  und  die  Statuette  gehört  in  die  grosse 
Reihe  jener  Vorstellungen,  in  denen  wir  Ainoren,  geflü- 
gelte wie  ungeflügelte,  an  die  Stelle  der  Heroen  oder  Men- 
schen getreten,  ihre  Thaten  oder  Beschäftigungen  verrich- 
ten sehen.  —  Die  Ära,  auf  welcher  der  Knabe  steht,  ist 
nicht  blos  wegen  der  von  Müller  (S.  246)  angegebenen 
Darstellung  beachtensvverth,  sondern  ebenso  wegen  einer 
stilistischen  Eigenthümlichkeit.  Der  bärtige  langgewan- 
dete  Dionysos  mit  übergeknü]>fter  Nebris  weist  nämlich 
den  bekannten  steif  archaistischen  Stil  auf,  während  die 
drei  Mainaden  (die  erste  mit  Messer  und  zerrissenem  Zick- 
lein, die  zweite  mit  Zicklein  und  Thyrsos,  die  dritte  mit 
einem  Kranz,  vgl.  Zoega  buss.  II,  84)  den  durchaus  freien 
Stil  vollendetster  Kunst  zeigen.  Die  Art  des  Reliefs  und 
die  Wahl  des  pentelischen  Marmors  entsprechen  ganz  der 
Sitte  der  neuattischen  Schule,  z.  B.  der  Vase  des  Sosibios, 
dem  Iphigenienaltar  in  Florenz;  und  dazu  passt  auch 
durchaus  die  Buntheit  des  Stils  und  die  Verwendung  zu- 
sammengeborgter Motive.  —  Von  bester  echt  attischer 
Arbeit  ist  ein  Relief  von  pentelischem  Marmor,  das  unter 
der  eben  besprochenen  Ära  in  eine  Basis  eingelassen  ist. 
Die  friedliche  Athena  oder  Atheua  Nike  steht  ruhig, 
in  rechtshin  gewandtem  Profil,  indem  die  Last  des  Kör- 
pers auf  dem  rechten  Beine  ruht;  das  linke  Knie  ist  leise 
gebogen.  Ein  Doppelchiton,  unter  dessen  Ueberschlag  ein 
reicher  Faltenbausch  hervorquillt,  bildet  ihre  Bekleidung, 
vervollständigt  durch  einen  hinter  dem  Rücken  lang  herab- 
fallenden Mantel;  längs  des  rechten  Beines  ist  der  Chiton 
geöffnet  und  bildet  hier  die  doppelte  Reihe  von  Zickzack- 
falten. Keine  Aigis  bedeckt  ihre  Brust.  Die  Rechte  in 
die  Seite  gestemmt,  betrachtet  sie  den  mit  einem  Busch 
geschmückten  Helm  von  der  sogenannten  korinthischen 
Art,  den  sie  auf  der  Linken  hält;  der  Schild  steht  neben 
ihrem  linken  Bein  und  dabei  sitzt  auf  einem  Pfeiler  die 
Eide,  die  Schlange  aber  hat  ganz  rechts  einen  Baumstamm 
umwunden.  Das  höchst  edle  Werk  ist  in  schönem  ge- 
rundetem Relief  gearbeitet,  das  sich  bis  auf  den  rechten 
Unterarm  innerhalb  der  Grenzen  des  Basreliefs  hält.  Die 
Höhe  beträgt  ungefähr  70,  die  Breite  gegen  45  Centi- 
meter.  —  Echt  attisch  ist  auch  das  leider  sehr  geringe 
Fragment  einer  grossen  schönen  Grabstele  von  pente- 
lischem Marmor,  das  in  der  Eintrittshalle  aufgestellt  ist. 
Erhalten  ist  nur  der  herrliche  überlebensgrosse  Kopf  einer 
verschleierten  Frau,    und   auf  dem  Epistyl  darüber  .... 

Die  sehr  restaurierten  Statuen  eines  Apoll on  (Clarac 
476/1,  906/1)  und  eines  Athleten  (mit  neuem  Castus, 
ursprünglich  goss  er  sich  wohl  Ocl  in  die  Hand;  Clarac 
851,  2180/1)  und  einige  andre  Stücke  der  Knlrunce  Hall 
übergehe  ich,  um  noch  einige  Monumente  des  Treppen- 
hauses zu  erwähnen.  Hier  steht  zunächst  die  von  Müller 
(8.  245|  beschriebene,  ziemlich  decorativ  gehaltene  Statue 
der  Artemis  (Clarac  567,  1217/1).  Sodann  eine  massige 
Statue  der  Hygicia  (Clarac  552,  1172/1),  im  Motiv  der 
weit  besseren  Hope'schen  Statue  (spec.  I,  26.  Clarac 
555,  1178.  Wieselcr  D.  a.  K.  II,  61.  780),  an  dereinige 
Gewandmotive  vortrefflich  sind,  entsprechend.     Der  Kopf 


unsrer  übermässig  in  die  Länge  gezogenen  Figur  mit 
einem  Kekryphalos  ist  alt  und  kann  zugehörig  sein.  We- 
nig besser  ist  eiue  Replik  des  gewöhnlichen  sitzenden 
Serapis  mit  dem  Kerberos  neben  sich  (Clarac 758,1851/1); 
neu  sind  daran  der  linke  Arm  vom  Mantel  an,  der  rechte 
Vorderarm,  die  Nase,  ein  Theil  des  Haares  mit  dem  Mo- 
dius,  die  mittelste  Schnauze  des  Hundes.  —  Clarac  theilt 
aus  der  Sammlung  drei  liegende  Nymphen  mit  (750, 
1829/1.  U.D).  Indessen  ist  U  mit  A  identisch  und  nur 
nach  einer  schlechteren  Zeichnung  wiedergegeben ;  es  ist 
ein  blosses  Decorationsstück  und  stark  ergänzt,  li  dage- 
gen ist  keine  Quellnymphe,  sondern  ein  liegender  Her- 
maphrodit, etwas  unter  Lebensgrösse,  in  griechischem 
Marmor  nicht  schlecht  ausgeführt.  Neu  sind  das  linke 
Bein  vom  Knie  ab  nebst  der  Kniescheibe,  das  rechte  Bein 
von  der  Hälfte  des  Schenkels  au  mit  fast  dem  ganzen 
Gewand,  die  beiden  Vorderarme  und  Theile  der  Brust; 
der  alte  Kopf  gehört  nicht  zur  Statue.  Der  Körper  ist 
recht  hübsch  und  voll,  die  Hüfte  ganz  weiblich  gebildet. — 
Ein  Sarkophag  zeigt  Arnoren  als  Waffenschmiede 
thätig.  Links  setzt  einer  den  Blasebalg  des  Ofens,  in  dem 
die  Flamme  lodert,  in  Bewegung;  weiterhin  sitzt  einer 
und  hält  auf  einem  Ambos  ein  Waffenstück,  wahrschein- 
lich eine  Beinschiene,  auf  das  zwei  andre  loshämmern. 
In  der  Mitte  halten  zwei  Arnoren  einen  grossen  Helm 
über  einem  am  Boden  liegenden  Panzer;  weiter  rechts 
halten  zwei  gleiche  einen  runden  Schild,  der  von  einem 
knieenden  Genossen  in  der  Stellung  des  Atlas  getragen 
wird.  Auf  den  Seitenflächen  ist  je  ein  Greif  dargestellt. 
(Dass  das  von  Müller  S.  248  beschriebene  Musenrelief 
nicht  ein  'Ehrendenkmal'  sondern  eine  Sarkophagplatte 
ist,  hat  Waagen  S.  76  bemerkt.)  —  Endlich  noch  ein  paar 
römische  Grabmonumente,  Reihen  von  Büsten  neben 
einander;  eine  dieser  Platten  trägt  zwischen  den  gut  ge- 
arbeiteten Büsten  eines  Mannes  und  einer  Frau  in  Haut- 
relief folgende  missmüthig  resignierte  Inschrift,  von  der 
ich    nicht   weiss  ob  sie  bekannt  ist: 

HA  NC  •  TALEM 
CONIVGEM • QVAM 
P  R  A  E  F  E  S  T  I  N  A  S  sie 
F  A  T  V  S  •  P  E  R  E  M  * 
QVAMFORSTRIBVIT 
FORTVNAADEMIT 
C  A  S  V  S  DOMINATVR 
QVAPROPTERHOS 
PES-SPERAPAV 
CAADPETEVIVE 
Q  V  I  E  T  V  S  T  E  Q  V  E  II  O 
M  I  N  EMCOCNOSCAS 
O  M  N  I  A  •  D  E  S  P  I  C  I  E  S 

DEVMMANIVM 

S ACRVMPARCE 

ITATEDEIS  •  SVPERIS 

ATO VE  INFERIS 

PARCAtf 

VALE 

Leider  konnte  ich  das  von  Welcker  (alte  Denkm.  II 
Tal'.  11,19)  bekannt  gemachte  Homer  osrelief  nicht 
genauer  untersuchen,  doch  habe  ich  mir  einen  Zweifel 
notiert,  ob  der  hadesähnliche  Kopf  ursprünglich  dazu  ge- 
höre. Auch  über  die  Statuen,  die  den  Speisesaal  schmiik- 
ken,  kann  ich  nicht  viel  Genaueres  angeben;  sie  sind  wohl 
alle  bei  Clarac  abgebildet.  An  dem  Athleten  (Clarac 
856,  2180)  sind  die  Vorderarme  mit  dem  Castus  modern; 
hübsch  ist  ein  Hermes  (Clarac  946,  2436/4)    von  pentc- 


341* 

lischem  Marmor,  der  bis  auf  die  linke  Hand  ganz  erhalten 
ist;  sein  jugendlich  strenger  Kopf  erinnert  an  denjenigen 
der  unter  dem  Namen  Idolino  bekannten  Bronzestatue  der 
Uffizien.  Hier  befindet  sich  auch  der  (snec.  I,  27)  abge- 
bildete weibliche  Kopf.  —  Wo  sich  der  in  den  Moii. 
delV  Inst.  V,  28  abgebildete  Thron  mit  apollinischen  At- 
tributen befindet,  weiss  ich  nicht  anzugeben,  ebensowenig 
ob  derselbe  von  aller  Restauration  frei  ist. 

Endlich  sei  noch  erwähnt  dass  auch  einige  moderne 
Stücke  der  Sammlung  nicht  fehlen.  So  eine  Copie  des 
früher  roudaninischen,  jetzt  lateranischen  Dichterreliefs 
(Winckelmann  mon.  ined.  192.  Garrucci  «ms.  hui.  42,  4). 
Ebenso  halte  ich  einen  schönen  jugendlichen  Kopf 
im  Ballsaal,  an  dem  die  Zähne  angegeben  sind,  für  mo- 
dern und  zwar  für  eine  Nachbildung  des  schönen  Kopfes, 
der,  von  Pagan  in  Ostia  gefunden,  aus  der  Sammlung 
von  Samuel  Rogers  vom  brittischen  Museum  1856  für 
107  Livres  erkauft  ward  und  im  sogenannten  tliird  Graeco- 
Roman  Suloon  über  der  Treppe,  die  zum  Gracco-Roman 
Bascmcnt  Room  führt,  aufgestellt  ist.  Man  möchte  sich 
so  Achilleus  denken,  von  edlem  Zorn  leise  bewegt,  etwa 
wie  er  Briseis  ziehen  lässt  oder  Odysseus  abweist. 
Kiel.  Ad.  Michaelis. 


2.     Achilleussarkophag  aus  Krela  im  britti- 
schen Museum. 

In  einem  der  an  Kunstwerken  des  Altei  thums  so  ausser- 
ordentlich reichen  Kellerräume  des  brittischen  Museums, 
welcher  die  sämtlichen  Grabmonumente  des  Museums, 
griechische  römische  und  etruskische,  aufzunehmen  be- 
stimmt ist,  befinden  sich  seit  nicht  gar  langer  Zeit  in  pro- 
visorischer Aufstellung  zwei  grosse  Sarkophage,  welche 
uach  der  Aussage  des  Herrn  Samuel  Blich  aus  Kreta 
stammen.  Der  erste  von  weissem ,  nach  Art  des  pente- 
lischen  schichtigem  Marmor  bietet  in  seinen  fast  nur  or- 
namentalen Sculpturen  wenig  Interesse.  An  den  vier  Ecken 
ist  je  ein  Stierschädel  angebracht;  an  denselben  hängen 
Frucht-  und  BlumengehMnge,  die  in  der  Mitte  der  Vor- 
derseite noch  einmal  von  einem  nackten  Knaben  getragen 
werden.  Die  Rückseite  ist  leer  gelassen.  Der  Deckel  ist 
mit  blattartig  eingravierten  Ziegeln  geschmückt,  wie  viele 
Sarkophagdeckel  und  wie  das  Dach  des  Lysikratesdenk- 
mals  in  Athen. 

Weit  bedeutender  ist  der  zweite  Sarkophag  von 
kaltem,  bläulich  weissem  Marmor,  dessen  Keliefschmuck 
unter  den  Sarkophagen  stilistisch  einen  sehr  guten  Platz 
in  Anspruch  nehmen  darf.  Leider  sind  aber  die  Darstel- 
lungen sehr  stark  beschädigt,  so  dass  über  die  Bedeutung 
mancher  Einzelheit  Zweifel  entstehen  kann.  Alle  vier 
Seiten  stellen  Scenen  aus  dem  Leben  des  Achilleus  dar, 
und  zwar  ihrer  historischen  Aufeinanderfolge  nach  in  fol- 
gender Ordnung:  die  Darstellung  beginnt  mit  der  rechten 
Nebenseite,  dann  folgt  die  Vorderseite,  dann  die  rechte 
Schmalseite,  und  die  Rückseite  macht  den  Beschluss. 

Auf  der  rechten  Nebenseite  finden  wir  dieselbe 
Scene  wie  auf  der  einen  Schmalseite  des  Sarkophags  von 
Barile  (Overb.  S.  285  no.  8;  die  Abbildung  in  den  ann. 
IV  Taf.  D.  E  ist  mir  leider  nicht  zur  Hand),  die  Cnter- 
welsung  des  jugendlichen  Achilleus  durch  Gkeiron.  Rechts 
sitzt  der  Kentaur  auf  dem  Boden,  linkshin  blickend,  die 
Linke  an  einen  die  Mitte  des  Bildes  einnehmenden  Baum- 
stamm  gelegt,  während  er  mit  der  Rechten  den  vorge- 
streckten linken  Arm  des  ihm  gegenüber  stehenden  Jüng- 
lings lenkt.     Dieser  ist  ganz  nackt;    der  rechte  Arm  ist 


342* 

hinter  den  Kopf  gelegt,  das  rechte  Bein  vor-,  das  linke 
zurückgestellt.  Es  ist  also  ganz  die  Stellung  des  Kory- 
koskämpfers  auf  der  ficoronisehen  Cista,  an  den  auch 
Overbeck  erinnert,  und  da  der  linke  Arm  des  Achilleus 
in  Thätigkeit  ist,  so  haben  wir  auch  hier  eine  Uebung, 
nicht  im  Speerwurf,  sondern  im  Faustkampf  zu  erkennen. 
Zuerst  möchte  man  geneigt  sein  auch  die  Vorstellung 
der  Hauptseite  für  identisch  mit  derjenigen  zu  halten, 
welche  auf  der  Vorderseite  des  Sarkophags  von  Barile  und 
derjenigen  des  Petersburger  Sarkophages  (der  übrigens  mit 
dem  berüchtigten  Funde  des  Grafen  Pasch  van  Krienen  ') 
nichts  gemein  hat,  s.  Ross,  Graf  Pasch  van  Kr.  S.  134  f.) 
sich  findet,  und  also  auch  hier  Achilleus  unter  den  Töch- 
tern des  Lykomedes  zu  erkennen.  Obgleich  mir  auch  die 
Publication  des  Petersburger  Sarkophages  von  Heyne  un- 
zugänglich ist  und  ich  also  auf  die  Beschreibungen  beider 
Denkmäler  Lei  Jahn  arch.  Beitr.  S.  354ff.  und  bei  Over- 
beck Gall.  I,  288  beschränkt  bin,  so  stehe  ich  doch  nicht 
an,  trotz  mancher  Uebereinstimmung  unsrer  Darstellung 
mit  jenen,  dennoch  eine  andre  Scene  anzunehmen.  In  der 
Mitte  sitzt  Achilleus,  Rücken  und  Beine  von  der  Chlamys 
bedeckt,  auf  einem  Sessel,  dessen  Füsse  von  gewaltigen 
Löwenbeinen  gebildet  werden;  neben  demselben  steht  die 
Schildkrötenkithar,  von  der  aber  nur  der  massive  Rumpf 
erhalten  ist.  Im  linken  Arm  scheint  er  einen  unkenntlich 
gewordenen  länglichen  Gegenstand  (das  Schwert?)  zuhal- 
ten, auf  der  ausgestreckten  Rechten  trägt  er  den  mit  einem 
Busch  verzierten  Helm.  Er  hat  denselben,  wie  es  scheint, 
von  einem  links  vor  ihm  stehenden  unbärtigen  Mann  im 
Mantel  erhalten,  welcher  ihm  auch  noch  etwas  Andres, 
vielleicht  den  Panzer,  bringt,  während  der  runde  Schild 
schon  neben  Achilleus  steht.  Ein  hurtiger  Mann  ist  dem 
Letzteren  zugewandt,  im  Begriff  zu  ihm  zusprechen;  zwi- 
schen den  beiden  Männern  steht  noch  ein  Jüngling,  der 
linkshin  gewandt  in  die  Trompete  stösst.  Von  dieser 
Gruppe  enteilt  linkshin,  aber  nach  den  Genossen  sich  um- 
blickend, ein  bärtiger  Mann  in  kurzem  Chiton  und  Man- 
tel, auf  einen  Jüngling  in  der  Chlamys  zu,  der  ein  Pferd 
am  Zügel  hält.  Diese  ganze  Gruppe  der  Begleiter  würde 
zu  der  Scene  auf  Skyros  nicht  übel  passen ,  und  zumal 
der  Trompeter  erinnert  bestimmt  an  den  Agyrtes  jener 
Sarkophage.  Auch  die  Kithar  neben  dem  Sessel  des 
Achilleus  findet  in  den  Darstellungen  des  Aufenthalts  auf 
Skyros  manche  Vergleichung  (s.  Jahn  S.  3G4ff.).  Aber 
wohl  zu  beachten  ist  dass  Achilleus  auf  unsrem  Sarko- 
phag weder  irgend  eine  Andeutung  der  Verkleidung  dar- 
bietet, noch  von  den  Töchtern  des  Lykomedes  umgeben 
erscheint;  namentlich  vermisst  man  Deidameia,  die  auf 
den  Sarkophagen  von  Barile  und  in  Petersburg,  sowie  auf 
einigen  der  übrigen  Denkmäler,  in  eine  ebenso  enge  als 
bedeutsame  Beziehung  zum  Peleiden  gesetzt  erscheint.  In- 
dessen auch  dafür  würden  wir  vielleicht  Ersatz  finden  in 
der  bald  zu  beschreibenden  Frauengruppe  rechts,  hinter 
Achilleus;  unerklärlich  aber  bleibt  bei  der  Annahme  des 
Ereignisses  auf  Skyros,  dass  der  Held  durchaus  nicht  in 
leidenschaftlicher  Erregung  erscheint,  sondern  vielmehr 
mit  dem  unverkennbaren  Ausdruck  der  Trauer  den  Kopf 
zurückwendet  zu  einem  bärtigen  Manne,  welcher,  mit  einem 
Mantel  bekleidet,  hinter  ihm  steht  und  ihm  von  seinem 
Vorhaben  abzurathen  scheint,  indem  er  zur  Unterstützung 
seiner  Bedenken  seine -Linke  an  Achilleus  linken  Arm  legt. 
')  Am  Eingange  der  berühmten  Stalaktitengrotte  von  Antiparos 
fand  ich  in  den   Fels  gegraben  folgende  Worte: 

HLCONTELEPASchdE 

GRIINEEBARONEdl 
KRIENEN 
vgl.  Pasch,  descr.  dell'  Arcipcl.  p.  128 ff. 


343< 


344* 


Wollten  wir  auch  in  dieser  Figur  den  Lykomedes  erken- 
nen, der  anstatt  seiner  Tochter  den  Peleiden  von  der 
Theilnahme  abzuhalten  sich  bemühte,  so  würde  doch  die 
Trauer  und  Ruhe  des  Achilleus  in  diesem  Augenblicke 
nicht  motiviert  sein,  während  auf  anderen  Monumenten 
(Jahn  S.  3G4f.)  die  Ruhe  dadurch  wenigstens  entschuldigt 
wird,  dass  die  Ueberbringung  der  Waffen  noch  nicht  statt- 
gefunden hat.  Ich  möchte  daher  an  eine  andre  Scene 
denken,  welche  Motive  aus  dem  achtzehnten  Gesang  der 
Ilias  weiter  ausgeführt  zur  Darstellung  brächte:  Achilleus 
hat  die  Botschaft  vom  Tode  des  Patroklos  erhalten.  In 
Trauer  sitzt  er  da;  er  möchte  hinauseilen,  den  Freund  zu 
rächen,  aber  unthätig  hält  er  die  Waffen  in  der  Hand 
und  hört  auf  die  Worte  des  alten  Freundes  Phoinix  (vgl. 
R.  Rochette  inon.  inei.  Taf.  80  =  Overbeck  I  Taf.  18, 12), 
die  wohl  ähnlich  lauten  mögen  wie  diejenigen  der  Thetis 
bei  Homer 

wxiuogog  5r\  iioi   rixog  l'aatai,  oi*  uyogtvag- 
avxlxu  yäg  tot  tntna  fti&'  "Extoqu  nüriiog  troTiiog 
und 

üXXü  toi  h'Tta  xuXd  iitza  Tgrtnaatv  I'/ovtui 
yüXxtu  /tapfiuiQOVTa. 
Die  Kithar  aber  neben  dem  Sessel  erinnert,  wie  auf  so 
manchen  anderen  Darstellungen,  an  die  Zeit,  da  der  ge- 
kränkte Held  seinen  Groll  durch  das  Saitenspiel  zu  er- 
leichtern suchte,  wie  es  9,  189  heisst:  *  t«  ilyt  ttvtiöv 
i'Ttgntv,  aetdt  t)'  Sga  xXtn  avägwv.  Und  an  die  Wir- 
kung, welche  die  Todesbotscbaft  auch  auf  die  weibliche 
Dienerschaft  des  Achilleus  ausübt, 

Suoxi'i  d',  ug  'AyiXtvg  Xijiaauxo  IJÜTgoxXug  xi, 
(hiftov  äxjjyj/itiui  ittya  ia%ov,  ix  äi  d-i'gu'Ct 
1'doafiov  dfiop'  L4yiXija  dui'rpgovu,  ytgni  dt  nüoui 
axrj^ta  ntnXtfiavxo,  Xvfrtv  d    vno  yvTu  txaoxrjg 
an  diese  Schilderung  erinnert   lebhaft   die  Scene,  welche 
rechts,    hinter  Achilleus   und   dem   vermutheten    Phoinix, 
dargestellt   ist.     Eine    der   Frauen,    eine   schöne  Figur  in 
Chiton  und  Mantel  (an  Briseis  zu  denken  hiesse  wol  sich 
zu  weit  von  Homer  entfernen),  ist  auf  ihrem  Stuhle,  unter 
welchem    ein    umgefallener   Kalathos   liegt,    in  Ohnmacht 
hingesunken    und    wird   von    einer  anderen ,    anscheinend 
verschleierten  Dienerin  gehalten,  während  von  den  Män- 
nern   her    und    nach    diesen    sich  umschauend  eine   wohl 
jüngere  Dienerin  herbeikommt;  Reste  einer  anderen  Figur 
sind  endlich  noch  zwischen  der  zuletzt  erwähnten  Dienerin 
und  der  Gruppe   des  Achilleus  bemerkbar.   —  Auf  jedem 
Ende  schliesst  die  Darstellung  eine  Karyatide  ein,  in  Chi- 
ton und  Mantel,  den  äusseren  Arm  gehoben,  mit  dem  ge- 
senkten anderen  den  Mantel  hebend. 

Wenn  wir  in  dieser  Darstellung  die  auf  Patroklos  Tod 
folgende  Scene  erkennen,  so  schliesst  sich  der  Gegenstand 
der  linken  Nebenseite    unmittelbar    daran  an.     Links 


befindet  sich  auf  einer  niedrigen  Basis  ein  steinerner  Sessel 
mit  Löwenfuss,  auf  welchem  Hephalslos  in  der  Exomis 
sitzt  und  an  dem  runden  Schilde,  der  auf  einem  Ambos 
steht,  hämmert.  Zu  ebner  Erde  steht  in  der  Mitte  des 
Bildes  rechtshin  gewandt  Thetis  im  Doppelchiton,  und  hält 
im  rechten  Arm  das  Schwert,  im  linken  eine  Beinschiene. 
Rechts  steht,  ziemlich  von  vorn  gesehen,  Aclülleus  im  Be- 
griff sich  zu  rüsten,  Panzer  und  Untergewand  hat  er  schon 
angelegt,  den  Helm  setzt  er  sich  eben  mit  beiden  Händen 
aufs  Haupt. 

Die  Darstellung  der  Rückseite  ist,  wie  die  der  Vor- 
derseite, von  zwei  Karyatiden  eingeschlossen.  Von  links 
her  steigt  Achilleus,  nackt,  das  Schwert  an  der  Seite  und 
den  runden  Schild  am  linken  Arm ,  auf  den  zweirädrigen 
Wagen,  dessen  beide  Rosse  rasch  dahineilen.  Die  Rechte 
ruht  auf  der  Leiche  Hektors,  die  auf  den  Wagen  gebun- 
den hinter  demselben  her  geschleift  wird;  Achill  blickt 
sich  um.  Während  aber  auf  den  übrigen  Reliefdarstel- 
lungen dieser  Scene  (vgl.  Overbeck  I  S.  459 ff.  und  ann. 
1860  Taf.  /{,  2)  immer  die  Mauer  Troias  im  Hintergrunde 
erscheint  und  dadurch  die  erste  Schleifung  des  eben  ge- 
tödteten  Helden  um  die  Vaterstadt  angedeutet  ist,  erhebt 
sich  hier,  ähnlich  wie  auf  den  meisten  Vasenbildern,  hoch 
das  Grabmal  des  Patroklos.  Vor  den  Pferden  her  eilt 
noch  ein  Krieger  mit  Helm  und  Schild  und  fasst  das  eine 
der  Rosse  mit  der  Rechten  am  Zügel. 

Unser  Sarkophag  zeigt  also  nach  der  Schilderung  der 
ersten  kriegerischen  Uebungen  des  heranwachsenden  Pe- 
leiden in  drei  rasch  aufeinander  folgenden  Scenen  seine 
durch  den  Tod  des  Patroklos  hervorgerufene  Thätigkeit: 
den  Eindruck  der  Trauerbotschaft,  die  Rüstung  mit  den 
göttlichen  Waffen,  die  Sühne  für  den  Freund. 

Der  schönen  Composition  und  sehr  guten  Ausführung 
entspricht  auch  die  reich  durchgeführte  Ornamentierung 
des  Sarkophags.  Die  Vorderseite  und  die  Seitenfläche 
sind  oben  mit  einem  Gesims  gekrönt,  dessen  Gliederung 
einen  Eierstab  und  andre  entsprechende  Ornamente  im 
Relief  zieren,  während  auf  der  Rückseite  die  blosse  Glie- 
derung ohne  die  Reliefverzierung  erscheint.  Aehnliche 
Glieder  sind  unten  angebracht,  und  überdies  an  den  Ecken, 
wie  bisweilen  an  besonders  reichen  Sarkophagen,  niedrige 
Vorsprünge,  den  Füssen  eines  Schraukes  vergleichbar.  Diese 
sind  wiederum  mit  kleinen  Reliefs  geschmückt;  vom  links 
ein  rechtshin  schreitender,  rechts  ein  nach  links  sprin- 
gender Löwe;  auf  der  rechten  Seite  je  ein  anspringender 
Hund,  einander  gegenübergestellt;  auf  der  Rückseite  links 
ein  nach  rechts  springender  Hund  und  ein  Baum,  rechts 
ein  entgegeneilender  Hund;  auf  der  linken  Nebenseile  links 
ein  rechtshin  laufender  Hund,  der  einem  rechts  in  gleicher 
Richtung  entfliehenden  Panther  nachsetzt. 

Kiel.  Ad.  Michaelis. 


III.     Epigraphisches. 


Inschriften  von  Falerii. 

Im  Februar  des  vorigen  Jahres  schrieb  ich  in  S.  Maria 
di  Fallen,  dein  alten  Falerii,  einige  kürzlich  gefundene 
lateinische  Inschriften  ab,  auf  welche  der  Pater  Garrucci 
in  einer  der  Institutssitzungen  aufmerksam  gemacht  hatte. 
Da  dieser  Gelehrte  von  den  ihm  mitgetheilteu  Abschriften 
meines  Wissens  bisher  keinen  Gebrauch  gemacht  hat,  so 
theile  ich  dieselben  jetzt  hier  mit. 


Ausserhalb  der  wohlerhaltenen  Nordmauer  jenes  gros- 
sen Quadrats,  welches  die  Lage  der  römischen  Stadt  Fa- 
lerii bezeichnet,  hatte  man  kürzlich  begonnen  das  ziemlich 
grosse  von  W.  nach  O.  gerichtete  Amphitheater  auszu- 
graben. Im  östlichen  Eingang  desselben  lagen  folgende 
Inschriftsteine: 

1.  Ein  grosser  Peperinblock,  0,70  Meter  hoch,  0,98 
Meter  lang.  Links  oben  und  unten  vollständig  erhalten, 
rechts  gebrochen.     Buchstaben  c.  0,11  Meter  hoch. 


345« 


346* 


D  ■  F  •  V  O  L  T 
*  O  R  •  PRISC^    s 
?  roga     VTIBVS-FAL    iscis 
PEQ-SVAFEC    it. 

2.  Bruchstücke  eines  Peperinblocks,  oben  mit  einem 
einfachen  Gliede  verziert.  Die  19  Cm.  hohen  Buchstaben 
gehören  der  ersten  Zeile  an 

O  h 

....ESEN tfS- 

n  (Rest  eines  grossen  C) 
Am  westlichen  Ende  des  Amphitheaters  lagen  ibisende 
Blöcke:  ' 

3.  Ein  Marmorblock,  0,58  Meter  hoch,  1,48  Meter 
lang;  Buchstaben  c.  12  Cm.  hoch.    Vollständig. 

C-ACONIOC-F 
////  SCPONTIFICI 

4.  Ein  gleicher,  1,06  Meter  lang,  0,60  Meter  hoch; 
Buchstaben  17—18  Cm.  hoch.     Vollständig. 

?  locus  public     VSDATVS 

In  dem  neben  der  schönen  romanischen  Klosterruine 
(deren  Baumeister  dieselben  sind,  die  sich  am  Dom  von 
Civita  Castellana  nennen :  +  Luurentius  cum  Iucobo  filio 
suo  magislri  doctissimi  Romani  h'  opus  fecerunl)  gele- 
genen Wirthschaftshofe  liegen  weitere  Fragmente: 

5.  Ein  grosser  Block  von  Peperin,  nur  an  der  rech- 
ten Seite  gebrochen: 

P  LEG  VmTH....  (wpanicae) 
ONIMVNI'....    (von  einem  C) 
MPITHEATR....  (sie) 

6.  Drei  Fragmente  die  zu  einander  zu  gehören 
scheinen : 

(i  b  c 

....V....  po]   jNTIi  [/"  ....fW...     (ius?) 

(vonL)  ...._,  -SA....  uec]VNIAS[ua  ....  NVS  .... 

....VIR-I\....  V      ~  ....DlC... 


7.  Vier  Fragmente,  die  ebenfalls  zusammen  zu  ge- 
hören scheinen: 

«  6  c  d 

..v. (von  C)  ...\IÄI... 

...UP-SA....  ...SPI NT...  ...i-pr... 

...RBT.... 

8.  Eine  stark  zerbrochne  Marmorplatte,  auf  den  vier 
Seiten  vollständig. 

P^CimiOPf ANO  •  cos 

im  I  R  \  •  /  .  A.f.  /:  SAL  •  PALAT 

QV\ESTOR«.c\ESARISPRAETORI 
FL  4  mINIAVGVsf«IIHASTA  PVRA  DONATO  (sie) 
PErCENSVRAMoB-  BIP  •  VESPASIANO 
CAeSARE •  AVG •  P  P •  ETi iTOIMPCAESARE 
o\  G-  F  ■  LOC  •  PVB1IC  •  DAT  ■  D  •  D 
Der  Gentilname    in    der  ersten  Zeile    lautet  sicher   nicht 
Cluvio,  wie  in  der  Institutssitzuug  vermuthet  ward,  mög- 
licherweise   Cilnio,    obwohl   auch    dafür   der   Platz    etwas 
knapp  ist. 

9.  Eine  links  vollständige  und  mit  einem  glatteu 
Streifen  versehene  (Marmor-?)  Platte,  rechts  und  unten 
gebrochen;  rechts  fehlt  aber  nur  wenig,  hinter  dem  letzten 
Buchstaben  in  Z.  7  ist  nur  für  einen  Buchstaben  Platz, 
dann  folgt  der  Rand.  Oben  ist  der  Rand  der  Platte  er- 
halten, aber  die  Oberfläche  etwa  0,15  Meter  abgesprun- 
gen; da  die  Buchstaben  c.  0,02  Meter,  die  Zwischenräume 
0,01  Meter  hoch  sind,  der  glatte  Streifen  aber  0,05  Meter, 
so  mögen  etwa  drei  Zeilen  im  Anfang  verloren  gegan- 
gen sein. 


(Buchst,  oben  gebrochen)    V  M  I  R  A  — 

(ri)     ....  xIANORPRAEPOSIi  [o  expedi 

tioii]i  SORR  H  O  ENISPRAEPOj  [ito  (sie) 
ex]  ^  PLOR  ATIONIS-SEIOPENSIj..  (sie) 
N  VMERI  ■  AVRELIANENSIS.. 
PRAEPOSITO-NVMERI-BRI    [t 
TONVM  •  P  R  A  E  P  O  S  I  T  O  -ANN     [o 
NAE   •  EXPEDITIONE     [ßer 
MANIC*'r- 


Die  Inschrift  scheint  sich  auf  Begebenheiten  aus  der  Re- 
gierung des  Severus  Alexander  zu  beziehen. 

10.  Eine  hohe  Basis  für  eine  Statue,  ringsum  voll- 
ständig. 

/^/SANcTISSIMAE  Der  Name  in 

AVG-MATRI  •  CASTRO  der  ersten 

RVM'CONIVGIDN.GE  Zeile  scheint 

TI  •  AVG  ■  AC  ausgemeis- 

5  ES     •     RETRO  seit.  Der  An  - 

)  R  T  I  S  S  M  I  (sie)         fang  der  Zei- 
OL  ■  FALIS  len4— 13 ist 

V    O    T    V    S  weggebro- 

\  A  I  E  S  T  A  eben. 

10  S  •  C  V  R  A  N 

•SPPTi 
/  O  •  V  •  P  • 
•    O   P  E 

RVI  In.L  •  PVBL 

15  ...  RVM 

11.  Eine  Anzahl  Bleiröhren,  wenn  ich  nicht  irre, 
beim  Amphitheater  gefunden.  a)  MANTONIVSSAL- 
VIVSil,  (fecit).  Der  Punkt  am  L  des  Namens  Sahius 
ist  zufällig.  -  b)  CCREMVTSECVNDINFEC  (öfter  vor- 
kommend). -  c)  FELIX  •  SER  ■  MVNICIPI-  FALISCI  - 

d)  FELIX  •  SERMVNICI -    e)  SEPTEMBER 

SERREIPVBLFALICORFE^  (sie).  TEundAL  in  Ligatur. 

Innerhalb  der  Stadt  fanden  Conze  und  ich  sonst  nur 
einen  Stein,  den  Anfang  der  beiden  ersten  Zeilen  einer 
Inschrift  enthaltend, 

12.  C  •  V 
C  •  V 

Uebrigens  schien  uns  der  Kopf  über  der  davon  genannten 
porta  di  Giove  (Dennis,  Etrurien  Taf.  III,  37  derUebers.) 
ein  weiblicher  zu  sein,  mit  lang  herabfallenden  Locken, 
unbedeckten  Hauptes,  mit  leiser  Wendung  des  Halses. 
Ist  es  die  Schutzgöttin  der  Stadt,  der  Colonen  Iunonut 
(/iiae  appellulur  Faliscosl 

Schliesslich  will  ich  die  Abweichungen  unsrer  Abschritt 
angeben  von  der  von  Henzen  gegebenen  Copie  einer  von 
Dennis  zuerst  aufgefundenen  Grabinschrift  (bull.  deW  Inst. 
1844  p.  162),  damit  ein  künftiger  Besucher  Faleriis  die 
Inschrift  noch  einmal  darauf  prüfe.  Z.  1  VI]  VC-  —  nach 
E  scheint  eine  Lücke  (T).  —  Z.  2  PO  .  AE  •  ABELESE, 
Polae  war  mit  einem  l  geschrieben.  —  Z.  3  PLENE&1-« 
-  Z.  6  LEVLEIS,  V  aus  L  corrigiert.  -  Z.  7  PAREN- 
TARE. 

Kiel.  Ad.  Michaelis. 

Zu  5)  Wohl  das  aus  mehreren  Stücken  zusammengesetzte  t'pi- 
styl  des  Amphitheaters,  das  ein  P(rimus)  P(««l»)  der  neunten  Legion 
dedicierte,  vielleicht  mit  einem  anderen  zusammen,  beide  als  patroni 
municipf,  wie  Mommsen  vermuthet.  Anmerk.  des  Dr.  Emil  Ilübncr. 

Zu  6)  a  und  c  gehören  nebeneinander,  b  wol  darunter.  Z.  1 
enthielt  die  Namen;  Z.  2  die  Tribus  Ool(eria)  oder  V*l(ina)  [doch 
gehörte  Falerii  zur  Horatia]  und  das  Cugnomen;  Z.  3  den  Titel 
II  oder  IUI  vir  iure  dieuntfo.     E.  H. 


347' 


348' 


Zu  7)  a  und  6  zeigen  ausser  der  Tribus  Pomp(tina)  und  dem 
Cognomen  Reste  der  Titel  eines  höheren  Magistrats  (/[tiaestor)  «r- 
h(anus),  Irib(unus)  pl(ebi),  pr(aetor?).     E.  H. 

Zu  8)  Der  Name  Cilnius  passt ;  bei  Fabr.  750,  509  kommt 
ein  C.  Cilnius  C.  f.  Pom(ptina)  Paetinus,  legat(us)  Ti.  Caes(aris) 
Aug(usti),  pr(aetor) ,  tr(ibunus)  pl(ebis),  q(uaestor)  u.  s.  w.  vor. 
Der  hier  genannte  unbekannte  Consul  kann  einer  verwandten  Familie 
angehören.     E.  H. 

Zu  10)  Ich  weiss  den  Namen  der  Kaiserin  nicht  mit  Sicherheit 


zu  ergänzen.  Ge...  Z.  3  kann  kaum  richtig  sein;  Mommsen  dachte 
an  Carini;  dazu  passen  die  folgenden  Titel  inn'cti  Aug(usti)  ac 
supei'  omnes  retro  principe*  /brtiss(i)mi.  In  diesem  Fall  war  der 
ausgemeisselte  Name  zu  Anfang  Magniae  oder  Vrbicae.  Dedicant 
ist  wohl  der  ordo  dec(urianum)  eol(oniae)  Faliscorum  rfevotus 
numinl  maiestafique  eius,  curanfe  ....  S(e)pti»n'o  Fla\u  [oder  dgl.] 
v(iro)  pi  erfectissimo)  curat ore  operum  [was  hierauf  folgt  verstehe 
ich  nicht;  etwa  der  Stadtname'?]  publicorum.    E.  H. 


IV.     Neue    Schriften. 


Blacas  (Ditc  de):  Essai  sur  les  medailles  autonomes  Ro- 
maines de  l'epoque  imperiale.  Paris  1862.  42  pp. 
4  pl.   8. 

Cuvedoni  (C):  Nuova  silloge  epigrafica  Modenese  ossia 
supplemento  agli  antiehi  marmi  Modenesi,  inserita  nel 
tomo  IV  delle  memorie  della  R.  Accademia  di  Modeiia. 
Modena  1862.  70  S.  4. 

—  —  Dichiarazione  di  alcune  monete  imperiali  di  Sicione 
dell'  Acaia.  (Aus  den  Memorie  della  R.  Accademia  di 
Torino.  Serie  II.  Tom.  XX).  1862.  9  S.  4. 

Cohen  (ff.):  Description  historique  des  monnaies  frappees 
sous  l'empire  romain  eommunement  appellces  medailles 
imperiales.  Vol.  VI.  Paris  1862.  629  p.  20  pl.  8. 

Connestabile  (G.):  Quelques  mots  '.t  propos  de  la  fiole  en 
verre  du  musee  de  Reims.  Paris  1862,  8  S.  8  (Aus 
der  Revue  archeologique). 

Conze  (A.):  Melische  Thongefässe.  7  S.  Text  in  Quer- 
folio zu  5  farbigen  Tafeln.  Vgl.  des  Verfassers  Anzeige 
in  den  Göttinger  Gelehrt.  Anzeigen  1862.  no.  15. 

C'itrfitis  (E.):  Festrede  im  Namen  der  Georg -Augusts- 
Universitiit.  Göttingen  1862.  25  S.  [Athenische  Reise- 
früchte betreffend]. 

—  —  Anzeige  von  Newtons  Halicarnassus.  (Aus  den  Güt- 
tinger  Gelehrten  Anzeigen  no.  29).  1862.   S.  1136—1150. 

Falkener  (E.):     On  the   Hypaethron    of  Greek   Temples. 

London  1861.  38  S.  8. 
Fricfc  (O.):    Die  Echtheit  des  platäischen  Weihgeschenks 

zu   Constantinopel.      (Aus    den  Jahrbüchern   der   klass. 

Philologie  1862.  Heft  7.)  S.  441—466.   8. 
Guedechens  (R-):  Der  marmorne  Himmelsglobus  des  Fürstl. 

Waldeckischen  Antikencabineta    in  Arolsen.     Göttingen 

1862.  57  S.  2  Taf.  8. 
Garrueci  (II.):  Monumenti  del  musco  Lateranense  descritti 

ed  illustrati  da  R.  G.  e  publicati  per  ordine  della  san- 

tita  di  N.  S.  papa  Pio  IX.  Roma,  tipografia  della  S.  C. 

de  propagauda  tide  1861.   IV  u.  128  S.  Text.    51  Ku- 

pfertnfeln  in  Fol.  [Gründlich  augezeigt  von  A.  Conze  in 

den  Göttinger  Anz.  1862.  no.  33]. 
Grohmann  (J.  V.):  Apollo  Smintheus  und  die  Bedeutung 

der    Mäuse    in    der  Mythologie    der    Germanen.     Prag 

1862.  86  S.  8. 
Hefner  (J.  v.):     Die    römische   Tüpferei    in   Westemdorf 

(aus    dem    XXII.  Baude    des    Oberbayrischen    Archivs). 

München  1862.  97  S.  4  Taf.  8. 
H'ittorff:     Recherches  archeologiques  en  Grece  faites  sous 

les  auspices  du  gouvernement  de  Prusse.     Extrait  de  la 

Revue  archeologique.     Paris  1862.  14  p.  8. 
—  Pompei  et  Petra.  Extrait  de  la  Revue  archeologique. 

Paris  1862.  20  p.  nebst  pl.  X.  8. 
Jahn  (0.):    Römische  Alterthümer  aus  Vindonissa.     (Aus 

den    Mittheilungen    der    antiquar.  Gesellseh.    in  Zürich 

IV,  4).     Zürich  1862.  S.  93-110.   5  Taf.    4. 

—  —  Darstellungen  antiker  Reliefs,  welche  sich  auf  Hand- 
werk und  Handelsverkehr  beziehen    (aus  den  Berichten 


d.  phil.-hist.  Classe  der  Königl.  Siichs.  Gesellsch.  d. 
W.  1861)  S.  291—374.  8  Taf.  8. 

Janssen  (L.  J.  F.):  Terra -Cotta's  uit  het  museum  van 
Oudheden.     Leiden  1862.  27  p.  X  pl.  Fol. 

Kirchhof}'  (A.):  Ueber  die  Chronologie  der  attischen  Volks- 
beschlüsse für  Methone.  (Aus  den  Abh.  der  Berliner 
Akademie  d.  W.  1S61).  S.  555-606.  2  Taf.  4. 

Koch  (T/t.):  Alküos  und  Sappho.  Berlin  1862.  98  S.  8. 

Lloyd  (Nr.):  Pindar  and  Themistocles,  Aegina  and  Athens. 
London  1862.  25  p.  8.  [Zu  Pindar  Nem.  VIII]. 

Overbecl;  (F.):  Ueber  eine  Statue  im  Palast  Barberini  in 
Rom,  welche  Lnodamia,  und  eine  solche  der  ehemals 
Campana'schen  Sammlung,  welche  Penelope  darstellt. 
(Aus  den  Berichten  der  phil.-hist.  Cl.  der  Kgl.  Siichs. 
Gesellschaft  d.  W.)  S.  251—289.  2  Taf.  8. 

Petersen  (Gh.):  Der  Donnerbesen,  als  21.  Bericht  der  kgl. 
Schleswig-Holstein-Lauenburgischen  Gesellschaft  für  Al- 
tertümer.    Kiel  1862.  40  S.  7  Taf.  8. 

Pott  (A.  F.):  Etymologische  Legenden  bei  den  Alten. 
(Aus  der  Zeitschrift  für  vergleichende  Sprachkunde). 
S.  253— 348.  8. 

Ring  (M.  de):  Fouilles  executees  dans  les  tombelles  cel- 
tiques  de  la  foret  de  Haguenau  aux  environs  de  Schir- 
rhein.    Strasbourg  1862.  12  p.  Gross  8.  m.  Abb. 

Ritschl  (F.):  priscae  latinitatis  epigraphicae  supplementum. 
Bonn  1862.  1  Taf.  16  p.  4. 

Roulez  (J.):  Sur  la  carte  de  la  Gaule  sous  le  proconsulat 
de  Cesar.  (Extr.  des  Bulletins  de  l'academie  Belgique 
2me  serie,  t.  XIII  no.  4).  8  p.  8. 

—  —  Observations  grammaticales  et  paleographiques  sur 
les  miroirs  antiques  ä  inscriptions  latines.  (Extrait  de 
la  Revue  de  l'instruction  publique  en  Belgique,  Juillet 
1860).  7  p.  8. 

Schmidt  (/,.):  Pindars  Leben  und  Dichtung.  Bonn  1862. 
532  S.  8. 

Schubring  (J.J.):  De  Cypselo  Corinthiorum  tyranno.  Got- 
tingae  1862.  69  p.  (Promotionsschrift).  8. 

Tölken  (E.  ff.):  Zur  Lösung  einer  kunstgeschichtlichen 
Schwierigkeit.  [Den  Belvederischen  Apoll  betreffend. 
Aus  der  Spenerschen  Zeitung  1862  no.  146.]  2  S.  4. 

Urlichs  (L.):  Verhandlungen  der  Philologischen  Gesell- 
schaft in  Würzburg.     Würzburg  1862.  136  S.  8. 

Enthaltend  wie  folgt:  Attische  Epheben-Inscbriften  (L.  Gras- 
berger  S.  1 — 75);  über  die  Bekränzung  der  athenischen  Bulc  von 
Ol.  109,  2  M.  Rldenauer  S.  77 — 90);  Decretum  in  honorem 
Phaedri  factum  (lt.  Klüber  S.  97 — 126);  Coniccturae  in  Pausaniam 
(itf.  Zink  S.  127—137). 
Valenlinelli  (G.):    dei'  marmi  scolpiti  del  Museo  archeo- 

logieo  della  Marciana  di  Venezia.  49  S.  8. 
Wagener  (A.):     Memoire    sur   la   Symphonie  des  anciens, 

presente  ;>  l'Academie   rovalc   de   Belgique    le  1er  juin 

1861.  82  p.  4. 
Witte  (./.  de):   Notice  sur  les  vases  peiuts  et  ;i  reliefs  du 

musee  Napoleon  III.  Paris  1862.  35  p.  8. 


Herausgegeben  von  K.  Gerhard. 


Druck  und  Verlag  von  G.  Reimer. 


349*  350* 

ARCHÄOLOGISCHER  ANZEIGER. 

Zur  Archäologischen  Zeitung,  Jahrgung  XX. 


JM  166.  167. 


October  und  November  1862. 


Wissenschaftliche  Vereine : 


Berlin    (archäologische  Gesellschaft).   —     Litteratur:     zum  Vaticanischen  Apoll;    Apulische 
Vasenhilder  (Pentheus.  Perseus,  Andromeda);  Neue  Schriften. 


I.    Wissenschaftliche   Vereine. 


Berlin.  In  der  Sitzung  der  archäologischen 
Gesellschaft  vom  4.  November  d.  ,T.  fand  auf  Anlass 
der  durch  Hrn.  Struck  bei  seinem  Aufenthalt  in  Constan- 
tinopel  für  das  hiesige  königliche  Museum  ermittelten  Ab- 
formungen  eine  Besprechung  über  die  räthselhafte  Schlan- 
gensäule statt,  in  welcher  die  neueste  Forschung  vielmehr 
eine  dem  Hippodrom  zu  Byzanz  bestimmte  Copie  des  nach 
der  Platäischen  Sehlacht  von  den  Hellenen  gestifteten 
Weihgeschenks  als  einen  echten  Ueberrest  dieses  Weih- 
geschenks selbst  zu  erkennen  geneigt  war.  Indess  setzte 
Hr.  Kirchhoff',  in  Uebereinstimmung  mit  der  bereits  von  Otto 
Frick  ausgeführten  Apologie  des  fraglichen  Denkmals,  die 
nach  Einsicht  der  Abformimg  ihm  zur  Ueberzeugung  ge- 
diehenen Gründe  auseinander,  durch  welche  er  die  Aecht- 
heit  der  darauf  befindlichen  Inschriften  gegen  jede  An- 
fechtung zu  schützen  bereit  ist.  Derselben  Ansieht  ent- 
sprechend äusserte  auch  Hr.  Struck,  sowohl  den  in  der 
Nähe  der  Sehlangensäule  gefundenen  und  zu  den  drei 
Schlangenkörpern  wohl  passenden  bronzenen  Oberkiefer 
eines  Schlangenkopfes  als  auch  die  Schlangenwindungen 
selbst  für  alt  griechisch  und  mit  dem  Weihgeschenk  eines 
Dreifusses  wohl  verträglich  zu  halten.  Zur  Bekräftigung 
dieser  Annahme  legte  er  eine  Zeichnung  mit  der  Ansicht 
und  dem  senkrechten  Durchschnitt  des  Schlangengewindes 
vor,  woraus  die  naturgetreue  Bildung  der  drei  Schlangen- 
leiber und  die  wohldurchdachte  Anordnung  des  ganzen 
Werks  ersichtlich  war;  er  erwähnte  der  sorgfältigen  Arbeit 
und  der  Vollendung  des  Gusses  und  erklärte  dies  Werk, 
welches  aus  Gold  und  Erz  ausgeführt  war,  entschieden  für 
eine  altgriechische  Arbeit.  Ein  Herstellungsversuch,  wel- 
cher die  Schlangensäule  als  stützende  Unterlage  eines  die- 
selbe einschliessenden  hohen  Dreifusses  zu  erkennen  giebt, 
ward  zugleich  vorgelegt  und  trug  wesentlich  dazu  bei  die 
Gründe  zu  entkräften,  welche  der  bestrittenen  Aechtheit 
eines  so  wichtigen  Ueberrestes  altgriechischer  Kunst  und 
Geschichte  entgegen  zu  stehen  schienen.  Mehrere  Mit- 
glieder der  Gesellschaft,  unter  anderen  die  Hrn.  Stiller 
Lohde  und  Adler  traten  der  Auffassung  und  Ausführung 
dieses  Versuchs  vollkommen  bei.  —  Von  einem  noch  äl- 
teren griechischen  Monument,  derNiobe  auf  dem  lydischen 
Berg  Sipvlos,  lag  eine  durch  Hrn.  v.  Ol/ers  E\c.  mitge- 
theilte  Photographie,  genügend  um  darzuthun  dass  jenes 
berühmte  Felsmonnment  kein  blosses  Naturspiel  sei,  zu 
prüfender  Einsicht  vor;  auch  ein  Lichtbild  der  neulich 
besprochenen  Miener  Erzfigur  des  Schlafgottes  (Archäol. 
Ztg.  1SG2  Taf.  158,  2)  war  beigefügt.  —  Hr.  FWedencJis 
besprach  mehrere  im  Original  zur  Ansicht  vorliegende 
Terracotten  des  königliehen  Antiquariums,  die  er  unter 
dem  Gesichtspunkt  vormaliger  Bestimmung  zu  Kinder- 
spielen vereinigt  hatte.    Diese  Bestimmung  erschien  in  athe- 


nischen Gliederpuppin  unverkennbar  und  ward  auch  für 
mehrere  klappernde  Gegenstände  einer  sonst  für  bedeutsam 
geltenden  Darstellung  unschwer  eingeräumt.  Der  Vortra- 
gende warnte  vor  den  Verirrungen  gelehrter  Auslegung 
und  rieth  unter  andern  auch  die  sonst  als  Votive  für  De- 
meter oder  Artemis  gedeuteten  Schweine  mit  einem  dar- 
über gestreckten  nackten  Knaben  lediglich  für  Heiterkeiten 
hellenischen  Kinderlebens  zu  halten  ').  —  Hr.  Pinder  gab 
Nachricht  über  Ausgrabungen,  welche  in  der  Nähe  von 
Malmedy  einen  Becher  von  versilberter  Bronze,  in  oberer 
und  unterer  Mündung  gleich  anwendbar,  geliefert  hatten. 
Dieses  eigenthümlich  geformte  Gefäss  war  als  einziger  Ge- 
genstand in  der  Tiefe  eines  aus  grossen  behauenen  Steinen 
aufgeführten  Grabes  gefunden  worden.  Ob  der  gedachte 
Fund  und  die  dort  in  künstlicher  Verschränkung  plan- 
mässig  angelegten  Gräber  römischen  oder  sonstigen  Ur- 
sprungs waren,  bleibt  vorerst  unentschieden.  —  Hr.  Hühner 
legte  eine  photographisehe  Abbildung  des  bereits  in  einer 
früheren  Sitzung  erwähnten  Mosaikbildes  aus  Cartama  vor, 
welche  Hr.  ISerhinyu  in  Malaga  eingesendet  hat.  Das  Bild 
stellt  den  Herakles  umgeben  von  den  Symbolen  seiner 
zwölf  Arbeiten  vor ;  dazu  einen  sitzenden  Flussgott  (viel- 
leicht Alpheios)  und  in  einer  grösseren  Darstellung  darun- 
ter nicht  (wie  nach  Hrn.  Bcrlanga's  Beschreibung  anfäng- 
lich angenommen  wurde)  die  Zurückführung  der  Alkestis, 
sondern  vielmehr  den  Herakles  trunken  unter  Thiasoten. 
Die  Erhaltung  des  interessanten  Bildes  durch  Verpflanzung 
auf  einen  Landsitz  in  der  Nähe  von  Malaga  wird  der 
preiswürdigen  Liberalität  des  Marcpuis  de  Casa-Loring  ver- 
dankt, desselben  welcher  die  beiden  Bronzetafeln  von  Ma- 
laga und  Salpensa  vom  sicheren  Untergang  gerettet  hat.  — 
Ferner  legte  Hr.  H.  die  Tafeln  zu  einer  numismatischen 
Arbeit  des  Hrn.  Jacob  Zobel  de  Zungroniz  in  Madrid  vor, 
welche  demnächst  publicirt  werden  soll.  Sie  stellt  zum 
ersten  Mal  eine  Münzreihe  meist  sehr  seltener  Stücke  zu- 
sammen, welche  sämmtlich  büingues  sind,  und  nach  den 
zum  grösseren  Theil  geographisch  fixirten  lateinischen 
Stadtnamen,  alle  an  die  Südküste  von  Andalusien  und  in 
den  Stadtbezirk  von  Gades  gehören.  Die  Aufschriften  in 
unbekannter  Schrift  sind  noch  unerklärt;  Hr.  Zobel  zeigt, 
dass  die  Buchstaben  sowohl  von  den  verschiedenen  ibe- 
rischen Alphabeten,  die  bisher  bekannt  sind  als  auch  von 
dem  phönikischen  und  libyschen  Alphabet  sehr  erheblich 
abweichen,  obgleich  das  phönikische  Alphabet  auch  ihnen  zu 
Grunde  zu  liegen  scheint.  —  Hr.  Mommsen  legte  seine  eigene 
für  die  Annalen  des  römischen  Instituts  bestimmte  numisma- 
tische Arbeit  über  spanische  Münzfunde  vor,  welche  durchaus 

')   Diese  Auflassung  erscheint    bedenklich   und  verdient  der  Ge- 
genstand wohl  genauer  erwogen  zu  werden.  A.  d.  B. 


351* 


352* 


auf  den  vortrefflichen  Berichten  des  schon  genannten  spa- 
nischen Miinzkenners,  Hrn.  Zobel  in  Madrid,  beruht.  Drei 
spanische  Denarfunde,  sämmtlich  älter  als  alle  bisher  be- 
kannten italienischen,  von  denen  der  eine  zum  guten  Glück 
durch  die  einsichtige  Fürsorge  der  Akademie  der  Ge- 
schichte in  Madrid  und  ihres  Präsidenten,  des  Herrn  Be- 
narides,  in  seiner  ganzen  Integrität  couservirt  und  zu 
fortgesetzter  Nachprüfung  im  einzelnen  zugänglich  gemacht 
worden  ist,  haben  dem  Vortragenden  das  schätzenswer- 
theste  Material  zur  Fortführung  der  in  seinem  Buch  über 
das  römische  Münzwesen  geführten  Untersuchungen  über 
die  Chronologie  der  römischen  Denare  geliefert.  —  Von 
Dr.  Kiessling  ward  die  photographische  Abbildung  eines 
neulich  von  ihm  zu  Pompeji  besichtigten  und  im  Bullettino 
des  römischen  Instituts  (1862  p.  92  ss.)  von  ihm  erklärten 
Wandgemäldes,  darstellend  die  Heilung  des  Aeneas  durch 
Artemis  (II.  V,  445 ff.),  vorgelegt.  —  Bei  so  gehäuften 
Mittheilungen  ward  die  von  Professor  Baumeister  zu  Lü- 
beck eingesandte  Photographie  eines  für  antik  gehaltenen 
Laokoonreliefs  für  die  nächste  Sitzung  zurückgelegt.  — 
Von  Hrn.  Elchler  war  ein  verkleinerter  Abguss  der  schö- 
nen antiken  Gruppe  des  Knaben  der  eine  Gans  würgt 
zur  Stelle  gebracht.  --  Eine  photographische  Abbildung 
der  vor  einigen  Jahren  bei  Cortaccia  im  Etschthal  gefun- 
denen Statue  eines  Merkur  war  von  Geh.-R.  Neigebaur 
zugleich  mit  Notizen  über  das  Museum  zu  Trient  einge- 
gangen, in  welchem  die  gedachte  Statue  sich  gegenwärtig 
befindet.  —  Ebenfalls  in  photographischer  Abbildung  war 
von  Hrn.  Ministerialrat!]  Braun  zu  Gotha  ein  aus  der  im 
Anfang  dieses  Jahrhunderts  zerstörten  dortigen  Stadtmauer 
hervorgezogenes  Bildwerk  zu  prüfender  Kenntnissuahme 
empfohlen  worden.  Es  erscheint  darin  als  Rundbild  das 
Obertheil  einer  monströsen,  wie  es  scheint  männlichen  Fi- 
gur, welche  in  jedem  der  beiden  an  die  Brust  geschlos- 
senen Arme  ein  Kind  zu  halten  scheint;  man  ist  geneigt 
irgend  ein  Götzenbild  des  früheren  Mittelalters  darin  zu 
vermuthen ,  doch  machen  Barbarei  und  Zerstörung  des 
fraglichen  Monuments  jede  Vermuihung  über  dasselbe  un- 
sicher.   —   Hr.   G.  Wol/f  gab  Nachricht  über  die  auf  der 


Philologenversammlung  zu  Augsburg  zur  Oeffentlichkeit 
gelangten  archäologischen  Vorträge.  —  Unter  den  zahl- 
reichen im  Verlauf  der  letzten  Monate  an  Hrn.  Gerhard 
eingegangenen  litterarischen  Neuigkeiten  stehen  oben  an 
die  von  A.  Conze  in  einem  ansehnlichen  und  kunstgerecht 
ausgestatteten  Werk  behandelten  'Melischeri  Thongefässe'. 
In  den  farbigen  Abbildungen  dieses  Werks  sah  die  Ge- 
sellschaft die  am  2.  April  v.J.  ihr  vorgelegte,  schwierige 
und  auch  jetzt  noch  unerklärt  gelassene  Zeichnung  eines 
Vasenbilds  ihr  neu  vorgeführt,  dessen  künstlerische  Beschaf- 
fenheit eigenthümlicher  und  umfassender  als  ein  andres 
bisher  bekanntes  die  mit  der  Kunst  des  Orients  sehr  ver- 
wandten Anfänge  der  Gefässmalerei  anschaulich  macht, 
wie  in  dem  begleitenden  Text  zugleich  mit  der  örtlichen 
Hinweisung  auf  Melos  im  Einzelnen  es  geschildert  und 
nutzbar  gemacht  ist.  Eine  andre  aus  Holland  eingegan- 
gene Publication,  von  dem  unermüdlichen  Conservator  des 
Museums  zu  Leiden  Hrn.  Janssen  herrührend,  giebt  eine 
Auswahl  der  Terracotten  gedachter  Sammlung  mit  beglei- 
tendem Text.  Aus  Neapel  hatte  der  in  früheren  Jahren 
durch  sein  Bullettino  Napolitano  reichlich  bethätigte  Hr. 
Minervini  ein  Heft  akademischer  Abhandlungen,  Vasen- 
bildcr  von  Perseus  und  Andromeda  enthaltend,  eingesandt, 
aus  Paris  der  Herzog  von  Rlacas  seine  Abhandlung  über 
autonome  Münzen  der  Kaiserzeit.  Zu  besondrer  Beachtung 
wurden  noch  0.  Jahns  Abhandlung  über  die  auf  Hand- 
werk und  Handel  bezüglichen  Bildwerke  und  dessen  Her- 
ausgabe vermischter  Aufsätze  von  L.  Ross,  eine  Abhand- 
lung von  Ovcrhcck  über  statuarische  Darstellungen  der 
Laodamia  und  der  Penelope,  wie  auch  die  von  Urlichs 
herausgegebenen,  grösstentheils  auf  griechische  Inschriften 
bezüglichen,  Verhandlungen  der  philologischen  Gesellschaft 
zu  Würzburg  empfohlen.  Durch  noch  andre  gelehrte 
Schriften  hatten  die  Herren  Uergau,  Caveäoni,  Graf  Co- 
nestubile,  Conze,  E.  Curüus,  Derenbarg,  Egger,  J.  v.  Hef- 
ner, Hittorf,  0.  Jahn,  Koch,  Lloyd,  Ed.  Pinder,  M.  v. 
Ring,  Ritschi,  Roulcz,  Schubring,  Valenünelli ,  Wagener 
und  J.  de  Witte  den  Dank  der  Gesellschaft  hervorgerufen. 


II.     Litteratu 


1.     Zum  Vaticanischen  Apoll*). 

Je  bedeutender  und  bekannter  ein  Kunstwerk  ist, 
desto  häufiger  wird  es  besprochen  und  desto  verschiede- 
nere Urthefle  bilden  sich  über  dasselbe.  Diese  Erfahrung 
bewährt  sich  auch  beim  Vaticanischen  Apollo,  namentlich 
seit  durch  Stephani's  Bekanntmachung  des  Apollo  Stro- 
ganoflf  die  älteren  Meinungen  über  jene  Statue  wesentlich 
erschüttert  wurden.  Es  scheint  mir  daher  angemessen, 
die  verschiedenen  Urtheilc  und  namentlich  die  sachlichen 
Motive  derselben,  welche  von  der  Statue  ausgehen,  streng 
zu   sondern,   da  diese  Motive  das  Fundament  bilden,  auf 

")  Obigen  Aufsatz  nehmen  wir  unverkürzt  und  ohne  Angaben 
der  Bedenken  auf,  welche  von  andrer  Seite  nicht  fehlen  werden. 
Jeder  neue  Erklärungsversuch  der  belvedcriscben  Stallte  ist  einiger 
licachtung  werlh  und  der  zur  Uebersicht  der  obwaltenden  Streitfra- 
gen angewandte  Schematismus  kann  seinen  Nutzen  haben,  obwohl 
er,  wie  es  uns  scheint,  die  bisherige  Littcratur  und  auch  den  Inhalt 
unsrer  eignen  Verhandlungen  (Arcb.  Anz.  18G1  S.  209*  II.  213* ff.) 
nicht  erschöpft.  A.  d.  U. 


welchem  die  längeren  mythologischen  und  archäologischen 
Betrachtungen  aufgebaut  werden. 

Wir  können  diese  sachlichen  Fragen  in  kurzen  Sätzen 
nach  den  Hauptmotiven  anordnen: 

I.  Gruppirung  des  Vaticanischen  Apollo: 

1)  Gehört  der  vat.  Apollo  zu  einer  Gruppe?  (Ovcrbeck 
Arch.  Samml.  d.  Ün.  Leipz.  p.  50.) 

2)  Besteht  ein  Zusammenhang  mit  der  Diana  von  Ver- 
sailles? (Feuerbach  Vatic.  Apollo  p.  83,  85,  232. 
Welcker  Rhein.  Mus.  1835  III  p.  632.  Alte  Deukm. 
I.  p.  403.) 

3)  Oder  ist  der  Vat.  Apollo  eine  Einzelfigur?  (Wicseler 
Denk.  d.  a.  K.  2.  Ausg.  II.  p.  51-55) 

II.  Aufstellung  des  Vaticanischen  Apollo. 

4)  Wie  war  die  Aufstellung  des  Vat.  Apollo  im  Kniser- 
palast zu  Antium? 

5)  Ist  die  zerbrochen  gefundene  Apollostatue  richtig 
auf  das  Postament  gesetzt  und  der  zurücktretende 
Unterschenkel  absichtlich  vom  Künstler  nach  per- 
spectivischem  Gesetz  verlängert? 


353* 


354' 


6)  Von  welcher  Seite  muss  der  Apollo  vorzugsweise 
betrachtet  and  dem  gemäss  auch  abgebildet  wer- 
den, wenn  man  das  Motiv  der  Statue  erken- 
nen soll? 

7)  Ist  der  Oelbaumstamm  mit  der  Schlange  vom 
Künstler  im  Zusammenhang  mit  der  Statue  ge- 
dacht, oder  nur  ein  technisches  Beiwerk? 

III.  Bestimmung  des  Vaticanischen  Apollo. 

8)  Ist  die  Statue  des  Vat.  Apollo  eine  allgemeine 
Darstellung  seines  göttlichen  Wesens?  (Häekermann 
d.  Vat.  Apollo.  Greifswald  1857.) 

9)  Oder  ist  der  Vat.  Apollo  in  einer  bestimmten  Hand- 
lung gedacht? 

IV.  Com position  un  d  Attribute  des  Vat.  Apollo. 

10)  Ist  der  Vat.  Apollo  schreitend  oder  im  Stillstehn 
gedacht? 

11)  Was  trug  die  Statue  in  der  vorgestreckten  linken 
Hand" 

12)  Was  trug  die  gesenkte  rechte  Hand? 

13)  Haben  der  Vat.  Apollo  und  der  Apollo  Stroganoff 
dasselbe  Motiv'.' 

14)  Trugen  Beide  die  Aegis  oder  ein  anderes  Attribut? 

15)  Welches  ist  der  Gesichtsausdruck  des  Vat.  Apollo? 

16)  Ist  die  Haltung  der  Statue  und  ihre  Geberde 
hastig  bewegt  oder  gemessen? 

17)  Wohin  richtet  der  Apollo  den  Schritt? 

18)  Wohin  richtet  der  Apollo  den  Blick  und  die  aus- 
gestreckte Hand  in  der  seinem  Schritt  entgegen- 
gesetzten Richtung? 

19)  Welche  Bedeutung  hat  die  Aegis  in  der  Hand  bei- 
der Statuen? 

Die  sieben  Fragen  hinsichtlich  der  Gruppirung  und 
Aufstellung  der  Apollostatue  lassen  sich  nur  bei  genauer 
Prüfung  des  Originals,  also  nur  an  Ort  und  Stelle  selbst 
entscheiden.  Dass  dies  nothwendig  ist,  kann  man  daraus 
entnehmen,  dass  man  bei  einem  so  bekannten  Monument, 
wie  der  Vat.  Apollo,  dennoch  in  den  neusten  Untersu- 
chungen (vgl.  Wieseler  Apollo  Stroganoff  p.  44)  noch  im 
Ungewissen  war,  ob  der  Köcher  antik  oder  restaurirt  sei. 
Im  Uebrigen  lässt  sich  mit  Hülfe  der  Gypsabgüsse  so 
viel  entscheiden,  dass  die  oberflächliche  Behandlung  der 
Rückseite  des  Vat.  Apollo  von  der  grossartigen  Auffassung 
und  der  sorgfältigen  Ausführung  der  Vorderseite  wesent- 
lich verschieden  ist  und  deshalb  auf  den  Schluss  führt, 
der  Apollo  habe  zu  Antium  in  einer  Nische  gestanden. 

Die  Zusammenstellung  mit  der  Diana  von  Versailles 
kann  meines  Erachtens  durch  Nichts  Anderes  begründet 
werden,  als  durch  die  gleiche  Grossartigkeit  der  Auffassung 
und  die  gleich  sorgfältige  und  prächtige  Ausführung  bei- 
der Statuen.  Daraus  folgt  aber  nichts  weiter  als  ein 
gleiches  Zeitalter  der  Entstehung,  höchstens  die  Annahme 
desselben  Künstlers.  Im  Uebrigen  ist  die  Haltung  beider 
Figuren  und  ihr  Gesichtsausdruck  sehr  verschieden.  Das 
Gesicht  der  Diana  von  Versailles  zeigt  eine  kalte  Ruhe1), 
das  des  Apollo  bewegte  Mienen  und  Hoheit.  Diese  Ver- 
schiedenheit geht  daraus  hervor,  dass  jene  als  Artemis 
Agrotera  in  der  bewegten  Stellung  des  Jagens  mit  dem 
dazu  gehörigen  Attribut  der  Hirschkuh  dargestellt  ist. 
Der  Vaticanisclie  Apollo  hingegen  hemmt  den  Schritt  und 
bedarf  deshalb  eines  bestimmten  Motivs,  während  diese 
Annahme  bei  der  Diana  keineswegs  nothwendig  ist.    Ihre 

')  Im  Gegensatz  zur  Diana  von  Versailles  zeigt  das  Gesiebt  der 
Diana  Colonna  zu  Berlin  .Milde  und  Hoheit,  wie  überhaupt  die  ganze 
Figur  grössere  Verwandtschaft  mit  dem  Vaticanischen  Apollo  hat,  in- 
dem in  ihr  das  Wesen  der  Artemis  als  helfender  Lichlgoltheit  aus- 
gesprochen ist.  Vgl.  meine  Abhandlung  Diana  Colonna  im  llheinischen 
Museum   1859  p.  I  i'2. 


Bewegung  und  das  Verhältnis  ihrer  Arme  zu  den  Attributen 
ist  nicht  allein  klar,  sondern  auch  dem  allgemeinen  Wesen 
dieser  Gottheit  angemessen. 

Auch  vom  Vat.  Apollo  ist  behauptet  worden,  dass  er 
ohne  bestimmtes  Motiv  dargestellt  sei.  •')  Hiegegen  spricht 
meines  Erachtens: 

1)  die  vom  Künstler  sehr  hervorgehobene  Emporrich- 
tung des  linken  Armes, 

2)  die  Wendung  des  Hauptes  nach  einem  Gegenstande 
ausserhalb,  während  die  Diana  von  Versailles  den  Blick 
und  den  Arm  nach  ihrem  Köcher  wendet, 

3)  Der  Gegensatz  zwischen  der  Richtung  des  Blickes 
und  des  Schrittes, 

4)  die  Verlängerung  des  zurücktretenden  Schenkels. 
Eine  so  auffallende  Erscheinung,  die  von  der  sorgfältigsten 
Berechnung  des  Künstlers  zeigt,  wird  nicht  bei  einem  Mo- 
numente angewandt  werden,  welches  den  Gott  als  Cultus- 
bild  im  allgemeinen  Ausdruck  seines  Wesens  zeigt,  son- 
dern verlangt  ein  sehr  bestimmtes  und  bedeutendes  Motiv, 
welches  einem  solchen  Aufwände  der  Technik  entspricht. 
Ziehen  wir  in  der  Kürze  das  Resultat  unserer  Betrachtung, 
so  beantworten  wir  von  obigen  Fragen: 

1,  2,  3)  Der  Vat.  Apollo  ist  eine  Einzelfignr  ohne 
Zusammenhang  mit  der  Diana  von  Versailles. 

4,  5,  7)  Der  Vat.  Apollo  stand  in  einer  Nische  und 
ist  richtig  auf  das  Postament  gestellt. 

8,  9)  Die  Apollostatue  ist  kein  allgemeiner  Ausdruck 
Apollinisehen  Wesens,  sondern  hat  ein  bestimmtes  Motiv. 

6)  In  Rücksicht  auf  dies  Motiv  ist  der  Vat.  Apollo 
fast  auf  allen  Abbildungen  von  der  unrichtigen  Seite  dar- 
gestellt, indem  dieselben  dem  Beschauer  das  volle  Gesicht 
zeigen.  !)  Die  Statue  muss  vielmehr  im  Profil  von  der 
Stelle  aus  gesehen  werden,  nach  welcher  der  Gott  den 
Schritt  lenkt,  so  dass  er  auf  den  Beschauer  zuschreitet, 
und  letzterer  der  Wendung  des  Hauptes  und  der  ausge- 
streckten linken  Hand  mit  dem  Auge  folgen  kann.  Steht 
man  aber  dem  Blick  und  der  ausgestreckten  Hand  des 
Apollo  gegenüber,  ist  man  selbst  gewissermassen  das  Ziel 
seines  Arms,  so  verliert  man  natürlich  die  Klarheit  über 
dasselbe.  Nur  in  der  von  mir  angegebenen  Stellung  kann 
man  das  Motiv  der  Statue  deutlich  erkennen.  —  Ein  sehr 
vollwichtiger  Grund  für  meine  Ansicht  ist  auch  der,  dass 
man  in  der  gewöhnlich  angenommenen  Stellung  die  Ver- 
längerung des  zurücktretenden  Schenkels  bemerkt,  die 
man  doch  nach  des  Künstlers  Absicht  nicht  bemerken  soll, 
und,  was  noch  schlimmer  ist,  dass  von  dieser  Seite  gesehn 
die  ganze  Figur  zu  fallen  scheint  oder  doch  wenigstens 
fallen  könnte,  während  sie  in  der  von  mir  angenommenen 
Richtung  den  Eindruck  einer  kühneu  festen  Stellung  ge- 
währt. Ich  dächte  nun,  wenn  mau  zwischen  beiden  Ein- 
drücken zu  wählen  hat,  so  wird  man  doch  gewiss  die 
letztere  Stellung  als  die  vom  Künstler  beabsichtigte  an- 
nehmen. 

Wenden  wir  uns  nun  zu  den  Fragen,  welche  die  Com- 
position  und  die  Attribute  des  Vat.  Apollo  betreffen, 
Fr.  10 — 16,  so  hielt  nach  der  Meinung  fast  aller  früheren 

*)  Göttling  Arch.  Mus.  d.  Univ.  Jena  p.  50.  Haeckermann  Vat. 
Apoll.  Wieseler  Denkm.  a.   K.  2.  Ausg.  II.  p.  51. 

3)  Ich  befinde  mich  hiebei  im  Widerspruch  mit  der  gewöhn- 
lichen Ansicht  (Feuerbach  p.  146,  Wieseler  Apollo  Stroganoff  p.  57); 
allein  selbst  im  Besitz  eines  Gypsabgusses  in  der  Originalgrösse  und 
genöthigt,  denselben  öfter  umzustellen,  glaube  ich  Erfahrungen  genug 
über  die  Aufstellung  des  Apollo  gesammelt  zu  haben ,  um  jener  An- 
sicht entgegentreten  zu  können.  Bei  'der  Aufstellung  in  Antium 
mochte  theils  durch  die  Verliefung  der  ISische,  theils  durch  die  An- 
lage des  Baumes,  wo  die  Statue  stand,  bewirkt  «erden,  dass  man 
die  Figur  im  Profil  sah. 


355' 


356* 


Erklarer  Apollo  ia  der  linken  Hand  den  Bogen,  um 
einen  Pfeil  auf  ein  feindliches  Wesen  mit  der  rechten 
Hand  abzuschiessen,  oder  er  hatte  diesen  Schuss  so  eben 
schon  gethan.  Gegen  diese  Annahme  ist  ausser  Häckermann 
namentlich  Stephani  in  seiner  über  den  Apollo  epoche- 
machenden Schrift  aufgetreten  und,  wie  mir  scheint,  mit 
völlig  überzeugenden  Gründen.  Wieseler  (Apollo  Stro- 
ganoff  p.  50)  bemerkt  allerdings,  dass  die  Möglichkeit,  der 
Apollo  könne  einen  kleinen  Bogen  mit  dem  Gestus  des 
Zeigens  gehalten  haben,  dennoch  vorhanden  sei.  In  die- 
sem Falle  würde  der  rechte  Arm  nach  dem  geöffneten 
Köcher  greifen,  oder  einen  Pfeil  halten. 

Allein  die  durch  Stephani  geschehene  Publication  des 
Apollo  Stroganoff  spricht  auch  gegen  diese  Annahme. 
Man  kann  nicht  leugnen,  dass  beide  Statuen  dasselbe 
Motiv  haben.  Sie  sind  zwei  modificirte  Nachahmungen 
desselben  Urbildes.  —  Auch  scheint  mir  sicher  zu  stehn, 
dass  das  Attribut  des  Apollo  Stroganoff  die  Aegis  ist,  und 
daraus  würde  denn  auch  folgen,  dass  der  Vat.  Apollo  die 
Aegis  in  der  linken  Hand  getragen  habe. 

Gegen  die  von  Wieseler  erwähnte  Annahme  der  Mar- 
syasstrafe  und  die  Möglichkeit,  das  verstümmelte  Attribut 
des  Apollo  Stroganoff  sei  das  Fell  des  Marsyas,  spricht  1)  die 
schon  von  Wieseler  (Apollo  Strog.  p.  100)  erwähnte  Gross- 
artigkeit der  Composition,  2)  der  Oelbaumstamm  mit  der 
Schlange,  welcher  ein  Symbol  für  die  milde,  heilende 
Kraft  des  Apollo  ist,  3)  das  Fehlen  des  Leierattributs  "), 
4)  der  Gesichtsausdruck  des  Vat.  Apollo.  Auch  in  diesem 
Falle  befinde  ich  mich  im  Widerspruch  mit  der  gewöhn- 
lichen Annahme  (Feuerbach  p.  268.  Wieseler  Apollo  Str. 
p.  43),  welche  in  dem  Gesicht  des  Vat.  Apollo  Zorn  oder 
gar  Hohn  erkennt,  während  dasselbe  nur  Hoheit  und  gött- 
liche Erhabenheit  ausspricht.  Ich  kann  mir  diese  Be- 
hauptung nur  daraus  erklären,  dass  diejenigen  Gelehrten, 
welche  die  Tödtung  des  Drachen  Python  oder  eines  ähn- 
lichen Wesens  bei  der  Statue  als  Motiv  annahmen ,  aus 
dieser  Handlung  den  fraglichen  Zorn  und  Hohn  ableiteten 
und  hierin  befangen  dem  Gesicht  des  Apollo  unterlegten. 
Ausserdem  kann  die  Annahme  noch  darin  ihren  Grund 
haben,  dass  man  den  Apollo  vorzugsweise  in  der  gewöhn- 
lich angenommenen  Stellung  betrachtete.  Das  volle  Ge- 
sicht zeigt  wenigstens  bewegte  Mienen  und  ernsten  Ausdruck 
wenn  man  aber  langsam  in  die  von  mir  als  die  richtig  be- 
zeichnete Stellung  übergeht  B)  und  allmählig  das  Gesicht 
des  Apollo  im  Profil  erseheinen  sieht,  so  verliert  dasselbe 
jeden  Ernst  und  zeigt  Milde  und  Güte.  Man  könnte  im 
Profil  eher  ein  Lächeln  als  Zorn  und  Hohn  erkennen.  Mit 
diesem  milden  Ausdruck  steht  auch  der  Oelbaumstamm 
mit  der  Sehlange  als  erklärendes  Attribut  in  Zusammen- 
hang. Auch  ist  der  Gott  nicht  in  hastiger  Bewegung  des 
Zorns  ,  sondern  er  hemmt  den  Schritt  mit  Gemessenheit. 
Seine  Haltung  und  Geberden  zeigen  ebenso  wie  das  Ant- 
litz Hoheit  und  göttliche  Erhabenheit.  Er  wendet  das 
Haupt  nach  einer  seinem  Schritt  entgegengesetzten  Rich- 
tung und  hält  auch  die  Aegis  nach  dieser  Seite  hin.  Dies 
veranlasst  zu.  der  Annahme,  dass  der  Gegenstand,  auf  den 
er  zugeschritten,  seinen  Standpunkt  nach  der  linken  Seite 

4)  Es  ist  zwar  die  Möglichkeit  von  verschiedenen  Seilen  be- 
hauptet worden,  das  Band  des  Apollo  StroganolT  (vgl.  Archaol.  Anz. 
1801  p.  214")  könne  ein  Leierband  sein,  doch  scheint  mir  der 
beim  Vatic.  Apollo  erhaltene  Köcher  hier  auch  auf  den  Apollo  Slrog. 
den  Hiickscbluss  zu  erlauben,  dass  auch  diese  Figur  das  Köcherhand 
trage  und  dies  den  fehlenden   Köcher  andeute. 

')  Ich  habe  diese  Probe  mit  vielen  ganz  unbefangenen  Personen 
gemacht,  die  gar  nichts  von  der  Streitfrage  ahndeten  und  alle  fanden 
denselben  (.'ehergang  von  Erhabenheit  zur  Milde.  Mehrere  wollten 
sogar  ein  Liebeln  erkennen. 


hin  verändert  habe.  Aus  diesem  Grunde  hemmt  der  Gott 
den  Schritt  und  wendet  Arm  und  Haupt,  um  dann  erst  den 
Schritt  zu  ändern,  eine  sehr  naturgemässe  Folge.  Diese 
letzten  Fragen  führen  uns  nun  schliesslich  zu  dem  Motiv 
der  Aegis  und  zu  dem  Grunde,  welcher  den  Gott  be- 
stimmte, den  Blick  zu  wenden  und  den  Schritt  zu  hem- 
men. Ehe  wir  Beides  beantworten,  finden  wir  als  Resultat 
unserer  Betrachtungen: 

13)  Der  Vaticanische  Apollo  und  der  Apollo  Stro- 
ganoff haben  dasselbe  Motiv. 

11,  14)  Beide  tragen  die  Aegis  in  der  linken  Hand 
und  richten  den  Blick  und  das  Attribut  nach  der  linken 
Seite. 

15,  16)  Gesicht  und  Haltung  Beider  zeigen  Erhaben- 
heit und  Milde  gemischt. 

7)  Deshalb  ist  auch  der  Oelbaumstamm  mit  der 
Schlange  als  Symbol  der  Milde  und  Heilkraft  absichtlich 
hinzugefügt. 

10,  17,  18)  Beide  hemmen  den  Schritt,  weil  der  Ge- 
genstand ihres  Handelns  den  Standpunkt  verändert  hat. 

6)  Man  erkennt  dies  und  den  Gesichtsausdruck  am 
richtigsten,  wenn  man  die  Statue  im  Profil  betrachtet. 

Als  Motiv  der  Aegis  und  der  Haltung  der  Statuen 
nimmt  Stephani  an,  dass  Apollo,  von  Zeus  mit  der  Aegis 
ausgerüstet,  zur  Hülfe  für  die  Trojauer  herbeigeeilt  sei 
und  die  Griechen  mit  derselben  zurückschrecke.  Wie  be- 
denklich diese  Annahme  sei,  namentlich  wie  es  sich  er- 
kläre, dass  der  Gott  die  Angriffswaffe  in  der  linken 
Hand  trage,  während  die  rechte  unthätig  sei,  dies  zu  zei- 
gen, ist  namentlich  der  Inhalt  von  Wieseler's  Schrift,  auch 
ist  darauf  in  der  Archäologischen  Zeitung  (18G1.  Anz. 
p.  214*)  hingewiesen  worden.  Indem  ich  mich  in  dieser 
Beziehung  an  Wieseler  anschliesse,  will  ich  dessen  Mei- 
nung nicht  wiederholen  und  nur  das  hervorheben  (vgl. 
Wieseler  Ap.  Strog.  p.  63 ff".),  dass  sowohl  der  Oelbaum- 
stamm mit  der  Schlange,  als  auch  meines  Erachtens  der 
milde  Ausdruck  des  Vat.  Apollo  der  Stephanischen  Ansicht 
entgegen  steht. 

19)  Welches  ist  nun  das  Motiv  der  Aegis  und  der 
Haltung  beider  Statuen?  Ich  gehe  bei  Beantwortung  die- 
ser Frage  von  zwei  Anhaltspunkten  aus,  einerseits  von  dem 
deutlich  hervorgehobenen  Attribut  des  Oelbaumstammes 
mit  der  Schlange,  andererseits  von  einem  meines  Erach- 
tens noch  von  Niemand  hervorgehobenen  Umstand,  dass 
der  Vaticanische  Apollo  so  dargestellt  ist ,  als  wenn  er 
von  der  Höhe  herabschreitet.  Beim  Apollo  StroganoiT 
lässt  sich  hierüber  wenig  entscheiden ,  da  dessen  Fussge- 
stell  modern  ist  (Wieseler  Apollo  Stroganoff  p.  70).  Beim 
Vaticanischen  Apollo  dagegen  ist  der  zurücktretende  Schen- 
kel mit  einer  weit  höheren  Unterlage  versehen ,  als  zum 
Sehreiten  in  der  Ebene  nothwendig  ist.  In  der  Ebene  ist 
diese  Darstellung  gezwungen,  die  beim  Herabschreiten  ganz 
natürlich  erscheint.  Aus  diesen  beiden  Voraussetzungen 
mache  ich  den  Sehluss,  dass  Apollo  in  einer  Handlung 
des  Schutzes  dargestellt  ist,  zu  welcher  er  vom  Olvmpos 
herabeilt.  Diese  Handlung  wird  uns  bei  Homer  Ilias  XXIV. 
20  ff.  berichtet,  wo  Apollo  herabeilt  und  den  Leichnam 
des  Hekt.or  bei  der  Schleifung  durch  Achilles  vor  Ver- 
letzung beschützt.  Zu  diesem  Zweck  breitet  er  die  Aegis 
über  ihn,  die  als  Schutzwaffe  sehr  wohl  in  der  linken 
Hand  gehalten  werden  kann.  Bei  dieser  Annahme  kön- 
nen wir  auch  die  Wendung  des  Hauptes  und  Armes  leicht 
erklären,  Apollo  hat  von  oben  die  Schleifung  des  Ilektor 
bemerkt  und  schwebt  herab,  um  ihn  zu  schützen.  In- 
zwischen ist  Achills  Wagen  nach  links  vorwärts  geeilt,  so 
dass  Apollo  nun  dorthin  seinen  Blick  wendet,  und  eben- 
falls die  Aegis  zum  Schutz  nach  derselben  Gegend  richtet. 


357* 


358* 


Die  Hemmung  seines  Schrittes  geht  daraus  hervor,  dass 
er  in  demselben  Augenblicke  dargestellt  ist,  wo  sein  Fuss 
den  Erdboden  betritt,  und  zwar  nach  der  Richtung  hin, 
wo  kurz  zuvor  der  Wagen  des  Achilles  ihm  gegenüber- 
gestanden hätte.  Fragen  wir  nun  noch  nach  der  rechten 
Hand  und  ihren  Attributen,  so  können  wir  zu  diesem 
Zweck  verschiedene  Vaseubilder  vergleichen  B),  auf  denen 
Apollo  bei  Hektors  Kampf  mit  Achilles  gegenwärtig  ist 
und  einen  Pfeil  in  der  Hand  trägt.  In  Rücksicht  auf 
diese  Analogien,  die  uns  Apollo  ebenfalls  als  schützende 
Gottheit  zeigen,  könnte  man  auch  in  der  Hand  des  Vati- 
canischen  Apollo  einen  Pfeil  vermuthen,  den  er  aus  dem 
geöffneten  Köcher  genommen.  Ihm  nach  Analogie  einer 
Amphora  (Gerh.  Auserl.  Vaseub.  Taf,  204.  Överbeck 
Taf.  XIX.  4.)  einen  Bogen  in  die  rechte  Hand  zu  geben, 
scheint  deshalb  bedenklich,  weil  der  grössere  Bogen  die 
Statue  überladen  würde,  ein  Umstand,  der  bei  dem  klei- 
neren Pfeile  nicht  zu  befürchten  ist. 

Ich  wüsste  keine  Handlung,  welche  zu  dem  Ausdruck 
des  Vaticanischen  Apollo  sowohl  im  Gesicht  als  in  der 
Haltung  und  ebenso  zu  dem  Attribut  des  Oelbaumstammes 
mit  der  Schlange  in  grösserem  Einklang  stände,  als  die 
Beschützung  Hektors.  Der  Ernst,  welchen  das  volle 
Gesicht  der  Statue  zeigt,  ist  dem  Achilles  zugewendet,  die 
Milde,  welche  der  Beschauer  im  Profil  erkennt,  spricht 
die  Theiluahme  für  den  gefallenen  Helden  aus,  und  die 
Hoheit,  die  erhabene  Majestät  des  Antlitzes,  in  welcher 
sich  Ernst  und  Milde  vereinigen,  entspringt  aus  dem 
Selbstgefühl  des  Gottes,  welcher  sich  bewusst  ist,  dass 
schon  das  Ausstrecken  seiner  Hand  genügt,  um  die  Ge- 
waltthat  des  Achilles  zu  überwinden  und  den  gefallenen 
Helden  zu  schützen.  Auch  wüsste  ich  keine  Handlung, 
aus  welcher  Winckelmanns  Worte  sinniger  abgeleitet  wer- 
den können,  welcher  in  begeisterter  Rede  von  dem  Vati- 
canischen Apollo  sagt:  'Auf  seiner  Stirn  schwebt  der  Götter 
Friede  in  seliger  Stille'. 


Greifswald. 


Th.  Pyl. 


2.     Apulische  Vasenbilder. 

Perseus,  Pentheus,  Andromeda. 

In  einem  kürzlich  erschienenen  Heft  akademischer 
Abhandlungen  ')  hat  Hr.  Giulio  Minervini  mehrere  Aufsätze 
veröffentlicht,  die  sich  zum  Theil  mit  der  Erläuterung  einer 
Reihe  von  zugleich  publicirten  Kunstwerken  des  National- 
museums in  Neapel  beschäftigen. 

1.  Das  erste  der  publicirten  Monumente  ist  eine  schon 
bekannte-')  aber  noch  nicht  edirte  Patera  aus  Ruvo,  die 
40  Centimeter  Breite  hat.  Die  Aussenseite  dieser  Schale 
ist  mit  zwei  roth  auf  schwarz  gut  ausgeführten  Darstel- 
lungen geschmückt,  deren  jede  aus  vier  symmetrisch  ein- 
ander entsprechenden  Figuren  componirt  ist. 

Auf    der    einen    Seite   ist    Pentheus  (PEI^GEYZ) 

6)  Vgl.  Gerbard  Auserl.  Vasenb.  Taf.  202,  4.  5  vgl.  1.  2.  Taf.  204. 
Överbeck  Gallerie  heroischer  Bildwerke  Taf.  XIX,  3.  4.  p.  451  IL 

')  Memorie  accademiche  di  Giulio  MinerviDi.  Napoli  1862.  4. 
Von  Minervini,  seit  langer  Zeit  dem  einzigen  Mann  der  aus  Neapel 
uns  Denkmäler  zuführt  und  dem  Reichthum  dortiger  antiker  Kunst- 
werke als  Schatzmeister  zur  Seite  steht,  nach  mehrjähriger  Unter- 
brechung eine  neue  Arbeit  erhalten  zu  haben,  ist  allzu  erwünscht 
als  dass  wir  es  unsversagen  könnten  den  Inhalt  derselben  ausführ- 
licher als  wir  sonst  pflegen  hier  mitzutbeilen.  A.  d.  H. 

■)  0.  Jahn  Einleitung  in  die  Vasenkunde  S.  XLI  Anm.  234,  c. 
Diese  Vase  erläutert  Minervini  in  der  ersten  Abhandlung  (p.  1—  32). 


im  Kampf  mit  drei  Mainaden  dargestellt3).  Pentheus, 
unbärtig,  nackt,  an  der  linken  Seite  das  Wehrgehenk, 
kniet  mit  dem  rechten  Knie  auf  einem  Steinhaufen  nieder, 
hinter  dem  ein  zweiastiger  Baum  aufspriesst;  den  linken 
Arm  in  die  Chlamys  gehüllt,  ist  er  im  Begriff  einen  Speer 
mit  der  Rechten  gegen  die  gefährlichste  Feindin  zu  ent- 
senden, welche  in  rasendem  Laufe  von  rechts  her  auf  ihn 
eindringt.  In  langem  Chiton,  mit  einer  gefleckten  Nebris 
über  dem  linken  Arm,  schwingt  diese  in  der  rechten  Hand 
ein  Schwert,  während  sie  mit  der  linken  eine  brennende 
Fackel,  wie  eine  Lanze,  zum  Stoss  vorwärts  richtet.  Von 
links  kommen  ihr  zwei  Gefährtinnen  zu  Hülfe.  Die  vor- 
derste ,  in  langem  Chiton ,  auf  dem  Haupt  eine  Stephane, 
hat  mit  der  linken  Hand  die  Lanze  des  Bedrängten  an  dem 
hintern  Ende  fest  getasst  und  streckt  bereits  die  rechte  da- 
nach aus,  sich  auch  des  vorderen  Theiles  der  Lanze,  un- 
mittelbar vor  seiner  Hand,  zu  versichern.  In  schweben- 
der Tanzbewegung,  mit  zurückwallender  Kleidung  und 
losgelöstem  Haar,  eilt  die  dritte  Mainade  heran,  in  der 
Rechten  das  Schwert,  in  der  Linken  die  Scheide  schwin- 
gend. Der  lange  Chiton  ist  von  der  rechten  Brust  her- 
untergeglitten; ein  kurzer  Ueberwurf  hängt  über  ihrem 
linken  Arm. 

Will  man  überhaupt  die  einzelnen  Mainaden  benennen, 
so  wird  man  schwerlich  mit  Minervini  (p.  7ss.)  in  der 
Mainade  mit  Schwert  und  Scheide,  die  dem  Pentheus  vor- 
läufig am  wenigsten  schädlich  ist,  die  Mutter  desselben 
Agaiie  erkennen,  sondern  am  ersten  in  der  ihn  am  meisten 
bedrängenden  mit  Sehwert  und  Fackel;  auch  beim  Euri- 
pides  (Bakchen  V.  1107)  greift  zuerst  Agaue  ihren  Sohn  an, 
ein  Zug,  der  durch  die  tragische  Nemesis  fast  nothwendig 
gefordert  wird.  Noch  weniger  wird  man  dem  neapolita- 
nischen Gelehrten  beistimmen,  wenn  er  (p.  9)  den  Ver- 
fertiger der  Vase  durch  die  Bakchen  des  Euripides  (1081  ss.) 
in  besondrer  Weise  inspirirt  glaubt,  da  ja  doch  Pentheus, 
wie  er  selbst  (p.  5)  bemerkt,  bei  diesem  Tragiker  (a.  O. 
V.  1108ss.)  keinen  Widerstand  leistet,  sondern  sein  Heil 
in  demüthigstem  Flehen  sucht. 

Auf    der    anderen    Seite    zeigt  Athene   dem   Perseus 

(PEPZEYZ)  das  Medusenhaupt  in  einer  Quelle;  links 
ist  eine  Nike,  rechts  ein  zuschauender  Satyr*).  Perseus, 
mit  Flügelhelm  und  Flügelstiefeln,  sonst  nackt,  hat  sich 
bequem  auf  seiner  Chlamys,  rechts  oberhalb  der  vierecki- 
gen Einfassung  der  Quelle,  die  aus  einer  kleinen  Oeffnung 
dieser  Cisterne  hervorquillt,  einen  sanften  Abhang  hinauf 
gelagert;  auf  den  rechten  Ellenbogen  gelehnt,  in  der  rech- 
ten Hand  die  Harpe  haltend  und  mit  der  linken  neben 
sich  die  aufwärts  gekehrte  Lanze  aufstützend,  neigt  er  sein 
Haupt  seitwärts  nach  rechts  dem  Wasserspiegel  zu,  um 
darin  das  grässliche  Haupt  seiner  besiegten  Gegnerin  zu 
erblicken.  Links  von  der  Quelle  hat  die  mit  langem  Chi- 
ton bekleidete  Athene,  deren  Haupt  eine  Stephane  schmückt, 
ihren  linken  Fuss  auf  den  Abhang  gesetzt;  während  sie 
in  ihrem  rechten  Arm  einen  Lanzenschaft  ruhen  lässt, 
dessen  Spitze  hinter  der  Cisteme  verborgen  ist,  hält  sie 
mit  der  ausgestreckten  Linken  das  Medusenhaupt  hoch 
über  dem  Wasserspiegel  und  schaut  nach  dem  Wider- 
schein desselben  hinunter.     Hinter  ihr  schreitet  die  lang- 


')  Eine  ähnliche  Darstellung  ist  auf  der  von  0.  Jahn  Pentheus 
und  die  Mainaden  Taf.  II,  a  publicirten  miinchener  Vase ;  vgl.  O.Jahn 
Beschreibung  der  Vasensammlung  des  Kon.   Ludwig  S.  258  f. 

■*)  Nach  Minervini  (p.  11)  sind  ähnliche  Darstellungen  auf  einer 
von  Gargallo  in  den  Annali  dell'  Inst.  1850  tav.  d'agg.  A  publicirten 
Vase  und  auf  einer  von  0.  Jahn  in  den  Berichten  der  kön.  Sachs. 
Gesellsch.  der  Wissensch.  1857  S.  2S7f.  erläuterten.  Vgl.  Gerhard 
Etrusk.  Spiegel  Tafel  CXX1I.  CXXIV 


359* 


360* 


bekleidete,  beflügelte  Nike  heran,  die  irgend  einen,  auf 
der  Vase  zum  grossen  Theil  restaurirten,  Gegenstand") 
in  beiden  Händen  vor  sich  trügt.  Von  der  rechten  Seite 
ist  ein  wohlbeleibter  Satyr,  mit  einer  Nebris  bekleidet, 
herbeigeeilt.  Um  über  den  Band  der  Cisterne  in  den 
Wasserspiegel  zu  blicken,  hat  er  sich  auf  beide  Fussspitzen 
mit  zusammengepressten  Beinen  erhoben  und  sein  hurtiges 
Haupt  in  die  Höhe  gereckt;  dabei  drückt  er  seinen  Thyr- 
sos  mit  dem  linken  Arm  gegen  den  Leib  und  streckt  die 
rechte  Hand  mit  einem  Gestus  des  Staunens  aus'). 

Mit  Becht  weist  Minervini  (p.  12s.)  eine  Deutung  auf 
Andromeda  und  Perseus  zurück,  da  es  durchaus  unpas- 
send ist  dem  zarten  Mädchen  das  grässliche  Gorgonen- 
haupt  in  die  Hand  zu  geben*);  dass  wir  aber  das  wirk- 
liche Medusenhaupt  vor  uus  haben  und  nicht  ein  Abbild 
desselben,  wie  es  nach  einer  späteren  Sage s)  vor  der 
Bekämpfung  der  Gorgo  dem  Perseus  von  der  Athene  ge- 
zeigt wurde,  erhellt  genugsam  ")  daraus,  dass  Perseus  das- 
selbe nur  im  Spiegel  des  Wassers  zu  betrachten  wagt. 
Hienach  bleibt  nur  die  Erklärung  übrig,  dass  Athene 
nach  der  Besiegung  der  Medusa,  worauf  auch  die  Nike 
hinzuweisen  scheint,  das  Ha.upt  derselben  dem  Perseus  im 
Quell  zeigt,  eine  Sage,  die  schriftlich  allerdings  nicht  be- 
zeugt ist.  Für  die  Athene  spricht  übrigens  auch  der 
Lanzenschaft  und  die  Aegis,  die  auf  der  ähnlichen  von 
O.  Jahn  edirten  Vase  über  den  linken  Arm  der  Göttin 
geworfen  ist  und  nach  Minervini  "')  vielleicht  nur  wegen 
Mangels  einer  Scherbe  oder  wegen  schlechter  Bestauration 
auf  unsrem  Vasenbilde  fehlt. 

Minervini  erkennt  (p.  31)  in  unsrer  Vase  einen  my- 
stischen Sinn  und  eine  Beziehung  der  beiden  Seiten  auf 
einander  mit  Anspielung  auf  den  dionysischen  Cult,  indem 
er  das  Band  beider  Darstellungen  in  dem  Satyr  sieht, 
der  sich  verwundert  und  gleichsam  versteinert  beim  An- 
blick des  Perseus  zeige.  Die  Darstellungen  sind  ohne 
solche  mystische  Nebenbezüge  durchaus  klar,  und  die  Ge- 
genwart des  Satyr,  der  zur  Vervollständigung  und  Bele- 
bung der  Scene  eingeführt  ist,  wird  durch  die  bekannte 
Neugierde  dieser  Waldbewohner  vollständig  motivirt.  Die 
ten  Erörterungen  daher  übet  die  siegreichen  Kämpfe, 
die  Perseus  mit  Bakchos  führte  (p.  16ss.),  über  das  Grab 
des  Letzteren  in  Delphi  und  das  seiner  Anhängerinnen  in 
Argos  (p.  18  ss.),   über  den  tieferen   Sinn   dieser  Mythen 

-')  Minervini  p.  10:  tili  oggello  in  gran  parle  ili  restauro,  che 
sembra  vna  tnbella  o  nun  cassetta.  Letzterem  gielit  er  den  Vor- 
zug wenn  er  p.  13  vennulliet;  quetto  oggetto  polrebbe  accennare 
alle  riltriri  heinlr,  ehr  coflteneva. 

"■)  Ob  der  Satyr  versteinert  sei  durch  den  Anblick  der  Gorgo, 
oder  nicht,  liisst  sich  schwerlich  ausmachen;  Minervini  hält  ihn  p.  14, 
wo  er  ;i ns  seinem  Gehahren  beweisen  will,  dass  das  wirkliche  Gor- 
gonenbaupt  dargestellt  sei,  für  ■petrifleato  äalla  vinta  della  gorgo- 
nictt  lexln.  wahrend  er  p.  3  I .  WO  er  in  dem  Auftreten  desselben  den 
Husdrucs  für  den  Antagonismus  des  bakchischen  Elements  gegen  den 
Perseus  sucht,  ihn  vielmehr  als  mararigtiato  e  quasi  Impielraln  all' 
atpetto  iii  Versen  betrachtet. 

')  Auf  fünf  bekannten  pompeianisrhen  Gemahlen  ist  dargestellt, 
wie  Perseus  der  Andromeda  das  Medusenhaupt  in  einer  Quelle  zeigt; 
rgl,  weitet   unten. 

*)  Nicht  bloss  nach  schriftstellerischer  Deberlicfcrung  (vgl.  Tzetzes 
ail  l.vcciphr.  MiS  .  sondern  auch  auf  Monumenten  wurde  l'erseus  von 
der  Athene  auf  den  Kampf  mit  der  Gorgo  vorbereitet;  vgl.  den 
etru'ki-i  lien   Spiegel  der  Gallerie  in   Florenz   bei  l.crhard  Etruskiscbe 

Spiegel  tav.  i:\Mll. 

'I  Minervini  sucht  es  auch  durch  die  angebliche  Versteinerung 
des  Satyrn  zu  begründen;  vgl.  Anm.  5. 

"  I  Minervini  sagt  p.  13  von  dem  Mangel  der  Aegis:  i7  che  e 
forte  dovulo  atta  mancanza  ili  qvatche  frammenlo,  Ovrero  a  male 
tiegvlto  reflauro. 


(p.  26 ss.),  über  den  mit  verschiedenem  Glücke  von  Per- 
seus und  Pentheus  gegen  den  Dionysos  ausgeübten  Anta- 
gonismus, der  sich  in  ihren  eben  deswegen  besonders  vom 
Verfertiger  der  Vase  hingeschriebenen  Namen  ausdrücke 
(p.  29s.),  scheinen  nichts  zum  tieferen  Verständniss  der 
Darstellungen  beizutragen.  Nicht  erspriesslieher  ist  die 
Schlussbemerkung  (p.  32).  dass  die  dargestellten  Gegen- 
stände sich  nicht  bloss  durch  die  mystischen  Ideen,  die 
sie  wecken,  sondern  auch  durch  die  Namen  der  Haupt- 
personen besonders  für  die  Grabesbestimniung  der  Vase 
eignen. 

2.  Das  zweite  Monument,  welches  Minervini  auf  drei 
Blättern  publicirt,  ist  eine  schon  rühmlichst  bekannte  "), 
prächtige  Amphora  desselben  Museums  aus  Canosa  '). 
Den  Bauch  derselben  schmücken  zwei  Reihen  von  Darstel- 
lungen, die  durch  einen  dritten  schmaleren  Streifen,  der 
mit  Fischen  und  anderen  Seethieren  ausgefüllt  ist"),  von 
einander  getrennt  sind. 

Die  obere  Reihe  '*)  nehmen  zwei  getrennte  Scenen 
ein.  Auf  der  Vorderseite  ist  die  dem  Ungeheuer  ausge- 
selzle  Andromeda ,  umgehen  von  fünf  trauernden  Angehö- 
rigen, dargestellt  ''').  Andromeda,  in  langem  breitge- 
gürtetem Chiton,  mit  Sandalen,  geschmückt  mit  Armbän- 
dern und  Halskette  und  einem  Diadem ,  von  welchem 
schleierartig  ein  Obergewand  bis  zu  den  Kniekehlen  herab- 
wallt, steht  inmitten  des  Bildes  auf  einer  zierlichen  Fuss- 
bank  mit  ausgebreiteten  Armen  durch  Klammern  an  zwei 
Bäume  angefesselt,  deren  Zweige  abgehauen  sind.  Weh- 
muthsvoll  neigt  sie  ihr  langlockiges  Haupt  nach  links  hin 
der  Mutter  Kassiepeia  zu,  die  bekümmerten  Angesichts, 
mit  wankenden  Knieen,  vorübergebeugt  und  auf  einen  weis- 
sen, oben  gekrümmten  Stab  mit  der  Rechten  gestützt,  von 
einem  Jüngling,  der  trauernd  sein  Antlitz  zurückwendet, 
von  rechts  herangeführt  wird.  Das  mit  breitem  senk- 
rechtem Streifen  vorn  ausgestattete  Uutergewand  und  das 
bunte  Obergewand,  in  welches  sie  beide  Arme  und  Hände 
gehüllt  hat,  die  gestickten  Schuhe  und  die  hohe  rothe 
Tiara  auf  ihren  greisen  Locken  bezeichnen  sie  als  Königin; 
der  junge  Mann,  welcher  sie  vorsorglich  mit  beiden,  eben- 
falls ins  Gewand  gewickelten,  Händen  am  linken  Arme 
unterfasst,  ist  mit  weisser  phrygischer  Mütze,  Anaxyriden, 
Chiton  und  Chlamys  angethan.  Hinter  diesem  steht  ein 
junges  Mädchen  mit  losgelösten  langen  Locken,  der 
Andromeda  zugewendet,  in  Schuhen,  langem  Chiton  und 
Obergewand  bis  zu  den  Knien;  traurig  birgt  sie  ihr  Ant- 
litz in  der  Linken,  die  wie  der  ganze  Oberkörper  eng  in 
das  Obergewand  eingehüllt  ist.  Links  von  der  Andromeda, 
von  dieser  abgewendet,  sitzt  ein  zweites  Mädchen  auf  einer 


")  Gefunden  im  Jahre  I  So  1  von  Vito  Lacrosta  in  einem  Grabe 
zu  Canosa  zugleich  mit  der  Dariusvase  und  sechs  andern  schönen 
Gefassen.  Besprochen  im  Bullettino  arch.  Nap.  INuov.  serie  II  p.  1 7 1  ss.; 
Gerhard  Arrha. .1  Zeit.  1857  S.  57;  1858  S.  53;  Fedde  Dissert.  de 
l'erseo  et  Andromeda.  Berolini  1800  p.  50  ss.  Minervini's  zweite 
Abhandlung  bespricht  diese  Vase  auf  p.  33 — 51. 

'■')  Die  Form  ist  die  unter  no.  52  bei  O.  Jahn,  ein  incensiere; 
sie  ist  auf  dem   ersten   Dlsitt  publicirt. 

'3)  Diese  Seetbiere  werden  von  den  beiden  neapolitanischen 
Professoren  Costa,  Vater  und  Sohn,  in  einem  Anhange  zu  Minervini's 
Abhandlung  auf  p.  61      ti  i   erläutert. 

")  Auf  dem  zweiten  Blatte  nebst  dorn  Mittelstreifen  mitgetheilt; 
der  unterste  Streifen  nimmt  das  dritte  Blatt  ein. 

'  )  Grosse  Aehnlichkeil  hat  eine  Vase  der  Sammlung  Santangelo: 
Bull.  Arch.  Napol.  III  p.  IS;  Arrhaol.  Zeil.  1848  S.  Ü 22;  Fedde  de 
Persco  et  andromeda  p.  53.  Minervini  p.  40.  Auch  eine  andre 
Vase,  die  Schulz  (Annali  dell'  Inst.  1838  p.  184)  im  Besitz  des 
Neapolitaners  Casanova  sah,  scheint  sehr  ähnlich  zu  sein:  Fedde  a.  O. 
p.  54. 


361* 


362* 


umgestürzten  Hydria,  an  den  ihr  zunächst  stehenden 
Baumstamm  mit  dem  Rücken  angelehnt;  in  den  auch  über 
den  Hinterkopf  heraufgezogenen  weiten  Peplos  bis  auf  den 
mit  Armbändern  geschmückten  linken  Vorderarm,  den 
Vorderkopf  und  die  nackten  Fasse  eingehüllt,  stützt  sie 
in  traurigem  Sinnen  ihr  Haupt  auf  den  rechten  Arm, 
welcher  offenbar  mit  dem  Ellenbogen  in  der  auf  den 
rechten  Schenkel  aufgelegten  rechten  Hand  ruht.  Deber 
sie  hält  eine  fast  ganz  im  Rücken  sichtbare,  neben  ihr 
stehende  Dienerin,  deren  nach  rechts  gerichtetes  Gesicht 
im  Profil  gezeichnet  ist,  einen  Sonnenschirm  ;  sie  hat  kurzes 
krauses  Haar  und  ist  bis  auf  die  nackten  Füsse  mit  einem 
einfachen  im  Rücken  lose  zusammengeschnürten  Gewände 
bekleidet;  ein  Ueberwurf  hängt  über  ihrem  linken  Arm 
und  eine  von  der  rechten  Schulter  schräg  über  den  Rücken 
laufende  Schnur  scheint  bestimmt  zu  sein,  den  Sonnen- 
schirm zu  tragen.  Abgesehen  von  einem  zierlichen  Spiegel, 
der  rechts  von  der  Fussbank  gegen  den  Baumstamm  ge- 
lehnt ist,  sind  auch  die  oberhalb  der  Figuren  gelassenen 
Lücken  mit  weiblichem  Spiel-  und  Schmuckgeräfh  ausge- 
füllt: links  vom  Haupte  der  Andromeda  ist  ein  Ball,  rechts 
ein  an  einem  Pflock  aufgehängter  kleiner  Kasten,  dann 
eine  Lekythos  "•),  ein  Spiegel,  ein  zweiter  Ball  und  hinter 
dem  äussersten  Mädchen  rechts  eine  Tänie.  —  Auf  der 
Rückseite  erblickt  man  in  nachlässiger  Zeichnung  den 
ruhenden  Dionysos,  der  von  einem  heranschwebenden  Eros 
und  einer  hinter  ihm  stehenden  Bacchantin  bekränzt  wird, 
ausserdem  links  vor  ihm  eine  zweite  stehende  Bacchantin, 
und  rechts  am  Ende  einen  unbärtigen  Satyr. 

Den  untersten  Streifen  füllt  eine  einzige,  allerdings 
nicht  zu  strenger  Einheit  verbundene,  Darstellung  aus: 
Persans  im  hitzigsten  Kampfe  mit  dem  Ungeheuer,  be- 
kränzt von  einem  Eros  und  umgehen  von  fünf  Nereiden 
auf  Seelhieren.  Perscus,  ungefähr  in  gerader  Linie  un- 
terhalb der  Andromeda,  auf  dem  Haupt  den  Flügelhelm, 
au  dem  vorn  das  Medusenhaupt  angebracht  ist,  an  den 
Füssen  die  Flügelstiefel,  schräg  über  die  Brust  den  Riemen 
des  Wehrgehenks  und  mit  flatternder  Chlamys,  holt  mit 
der  Rechten  zum  Schlag  mit  der  Harpe  aus,  während  er 
mit  der  Linken  das  Ungethüm  fest  im  Nacken  gepackt 
hat.  Dieses,  in  der  gewöhnlichen  Gestalt  der  Seedrachen 
dargestellt,  hat,  schon  an  zwei  Stellen  verwundet,  in  ge- 
waltigen Windungen  etwa  mit  der  Mitte  seines  Schlangen- 
leibes das  rechte  Schienbein  und  mit  dem  Schwanzende 
den  linken  Knöchel  des  Helden  umwunden  uud  sucht  zu- 
gleich, wenn  auch  vergebens,  mit  dem  aufwärts  gerichteten 
langen  Rüssel  demselben  beizukommen.  Der  Eros,  nackt, 
aber  reich  geschmückt,  in  kleiner  Gestalt  mit  grossen  Flü- 
geln von  rechts  heranschwebend,  ist  im  Begriff  mit  der 
rechten  Hand  einen  Kranz  um  die  Kopfbedeckung  des 
Perseus  zu  legen,  während  er  mit  der  Linken  einen  zweiten 
Kranz  an  einem  Bande  nach  sich  zieht.  Die  drei  Nereiden 
dem  Perseus  zunächst  drücken  ihre  Erregung  über  den 
Kampf,  der  sie  aus  ihrer  Ruhe  aufgescheucht  hat,  und 
dem  sie  jetzt  ihre  Aufmerksamkeit  zuwenden,  durch  leben- 
dige Handbewegungen  aus;  sie  sind  alle  drei  mehr  oder 
weniger  leicht  bekleidet  und  mit  allerhand  Zierrath  ge- 
schmückt. Die  Nereide  links  von  der  Hauptgruppe  streckt 
die  linke  Hand  von  sich  und  legt  die  rechte  auf  den 
Delphin,  welcher  sie  trägt ;  die  zweite  Nereide,  rechts  von 
Perseus,  hat  ihre  rechte  Hand  unwillkürlich  zwischen  den 
aufregenden  Anblick  und  ihr  Antlitz  erhoben,  während  sie 
die  linke  um  den  Nacken  des  Hippohampen  legt,  auf  dem 
sie  sitzt;  die  auf  diese  folgende  dritte  Nereide  streckt 
die  Rechte    mit    krampfhaft  gespannten    Fingern  aus  und 

l()  Von  der  Form  no.  72  bei  Jahn  a.  0. 


schlingt  den  linken  Arm  um  den  Bauch  einer  Sepia.  — 
Die  vierte  und  fünfte  Nereide  auf  der  Rückseite,  ebenfalls 
geschmückt  und  etwas  schwerer  als  die  vorigen  bekleidet, 
sind  mit  einander  in  Unterhaltung  begriffen.  Die  vierte 
stützt  sich  mit  der  Rechten  auf  den  Rücken  des  Drachen. 
auf  dem  sie  reitet,  und  streckt  die  Linke  aus,  um,  wie  es 
scheint,  von  der  fünften  Nereide,  die  sich  nach  ihr  zurück- 
wendet, den  mit  der  linken  Hand  dargebotenen  Ball  in 
Empfang  zu  nehmen.  Erstere  hat  an  dem  linken  Fuss 
einen  weissen  Schuh,  während  der  Schuh  vom  rechten 
Fuss  herabgeglitten  ist  und  etwas  weiter  rückwärts  erblickt 
wird;  letztere  hält  sich  mit  der  Rechten  an  einer  Sepia 
und  hat  dem  Beschauer  den  Rücken  zugewendet.  — 
Die  Lücken  unterhalb  der  Figuren  sind  mit  Seethieren 
ausgefüllt;  oberhalb  nimmt  mau  einen  Vogel  mit  einer 
Tänie  und  einen  Stern  wahr. 

Der  ohne  Zweifel  dargestellte  Gegenstand  und  die 
Hauptpersonen  Andromeda,  Kassiepeia  und  Perseus,  siud 
von  Minervini  erkannt,  und  es  wird  von  ihm  für  die  An- 
wesenheit der  Kassiepeia  auf  Ovid  und  die  Schoben  des 
Aratos  (p.  43)  ,T),  für  den  Drachenkampf  uud  die  Anwe- 
senheit des  Eros  wie  der  Nereiden  ebenfalls  auf  Ovid1'') 
verwiesen  (p.  46  s.).  Die  weitere  Erläuterung  der  Vase 
jedoch  geht  weniger  von  einer  unbefangenen  Würdigung 
des  wirklich  Dargestellten  und  des  sonst  Ueberlieferten, 
als  von  unbewiesenen  Voraussetzungen,  zum  Tbeil  der 
abenteuerlichsten  Art,  aus. 

Die  Besonderheit,  dass  Andromeda  an  zwei  Bäume 
angefesselt  ist,  deutet  (nach  p.  40s.)  auf  die  Ueberschwem- 
mung,  welche  Poseidon  zugleich  mit  dem  Ketos  über  Ae- 
thiopien  verhängte,  das  Schmuck-  und  Spielgeräth  auf 
die  frühere  Lebensweise  der  Königstochter  (p.  42),  die 
allgemeine  Trauer  der  Anwesenden  auf  die,  von  einem 
byzantinischen  Antiquar'4)  bewahrte,  spätere  Benennung 
des  Aussetzungsplatzes  Threnodia  (p.  44),  der  der  vierten 
Nereide  entfallene  Schuh  auf  den  Namen  des  Ortes  San- 
dalion in  Lykaonien  (p.  4Sss.) '"),  der  Gestus  der  zweiten 
Nereide,  welcher  Abwehr  des  Lichtes  bezwecken  soll,  auf 
die  solarische  Natur  des  Perseus  und  vielleicht  auch  den 
astronomischen  Ursprung  des  ganzen  Mythos,  oder  auf 
Furcht  vor  dem  Gorgonenhaupte  (p.  47s.).  Die  Willkür 
aller  dieser  Einfälle  macht  eine  ernstliche  Widerlegung 
unmöglich. 

Ferner  soll  das  Mädchen,  welches  ihr  Antlitz  verhüllt, 
eine  Schwester  der  Andromeda  sein  und  die  auf  der  Hy- 
dria sitzende  Jungfrau  die  Nymphe  der  Quelle,  in  welcher 
Perseus  später  seiner  Geliebten  das  Haupt  der  Medusa 
zeigte  (p.  44s.).  Von  einer  Schwester  der  Andromeda 
weiss  iudess  weder  schriftliche  noch  monumentale  Ueber- 
lieferuug  sonst  etwas,  und  für  eine  Nymphe  ist  denn  doch 
die  Beschützung  durch  einen  Schirm  äusserst  auffallend; 
freilich  behauptet  Minervini  (p.  45)  gegen  den  Augenschein, 
dass  der  Schirm  für  die  Andromeda  bestimmt  sei. 

In  Anknüpfung  an  die  Dariusvase,  die  nach  den  Per- 
sern des  Aeschylus  gearbeitet  sein  soll,  setzt  Minervini 
ferner  voraus,  dass  unser,  mit  jener  Vase  zusammengefun- 
denes, Gefäss  von  demselben  Künstler  nach  dem  zur  Per- 
sertrilogie  gehörigen  Stücke  Phineus  componirt  sei.    Indem 

")  Ovid  Metamorph.  IV,  C91s.  Schob  ad  Arati  puaenom.  p.  2'». 
Uebrigens  ist  nach  Ovid  ausser  der  Mutter  auch  der  Vater  Kepheus 
zugegen,  und  im  Sternhilde  sitzt  die  Kassiepeia  auf  einem  Sessel. 

,9)  Ovid  a.  0.  IV,  724 ss.  758s.  747s.  Bei  Ovid  v.  758s.  er- 
scheinen Hymenaeus  und  Amor  nach  dem  Siege,  und  v.  7S7ss 
verwundern  sich  die  Nymphen  des  Meeres  über  die  durch  den  Blick 
der  Medusa  neu  entstandenen   Korallen. 

")  Banduri  Imper.  Orient.  I  p.  105. 

")  Strabo  XII,  0,  4.  C.  509. 


363* 


3Ö4* 


er  weiter  annimmt,  dass  der  weniger  berühmte  Bruder  des 
Kepheus,  Namens  Phineus,  dem  übrigens  uns  durchaus 
unbekannten  aeschyleischen  Stücke  den  Namen  gegeben 
habe,  glaubt  er  schliesslich,  dass  jener  phrygisch  geklei- 
dete Jüngling  unsrer'Vase  eben  dieser  Phineus,  der  frü- 
here Verlobte  der  Andromcda,  sei  (p.  51).  Allein  einer- 
seits hatte  doch  dieser  Bräutigam,  der  selbst  sich  gescheut 
hatte  für  seine  Braut  einzustehen,  allen  Grund  sich  in 
diesem  Augenblicke  fern  zu  halten,  wie  er  auch  nach  kei- 
ner Ueberlieferung  bei  der  Aussetzung  zugegen  war,  und 
andrerseits  passt  das  unbedeutende,  jugendliche,  ja  sanfte 
Aeussere  des  dargestellten  Jünglings  keinesfalls  für  den 
Phineus,  der  nach  der  Sage  der  Oheim  der  Andromeda 
und  später  der  wilde  und  grausame  Gegner  des  Perseus  war. 
Bei  alledem  hat  Minerviui  Recht,  wenn  er  den  Dar- 
steller von  der  griechischen  Tragödie  inspirirt  glaubt, 
welche  anerkanntermassen ")  Vasen  unsern  Styls  oft  zu 
Grunde  liegt.  Der  theatralische  Pomp  des  Kostüms  in 
der  Hauptdarstellung  der  oberen  Reihe,  namentlich  an  der 
Kassiepeia  und  Andromeda,  der  sinnlich  leidenschaftliche 
Ausdruck  der  ganzen  Scene,  besonders  wieder  in  dem  wohl- 
berechneten Jammerbilde  der  alten  Mutter,  führen  auf  die- 
selbe, und  zwar  mehr  auf  die,  überhaupt  in  Vasengemälden 
unsrer  Gattung  in  hervorragender  Weise  ausgebeutete, 
euripideische  und  nacheuripideische,  als  auf  die  ältere. 
Findet  es  sich  nun ,  dass  Sophokles  und  Euripides  eine 
Andromeda  gedichtet  haben,  so  werden  wir  in  einer  von 
diesen  Quellen  die  Anregung  zu  unsrer  Darstellung  suchen, 
und  begreiflicherweise  eher  in  dem  euripideischen  Stücke, 
selbst  wenn  es  nicht,  wie  es  wirklich  der  Fall  ist,  das 
entschieden  berühmtere  gewesen  wäre.  Was  sich  über 
das  Drama  des  Euripides  feststellen  lässt,  bestätigt  die 
Vermuthung:  Andromeda  erschien  darin,  wie  sie  an  der 
Meeresküste  angefesselt  dem  Ungeheuer  ausgesetzt  war; 
der  Chor  bestand  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  aus  Al- 
tersgenossen der  Protagonistin  und  solche  sind  in  den 
beiden  trauernden  Mädchen  zu  erkennen ;  der  Kampf,  der 
auf  der  Bühne  natürlich  nur  von  einem  Angelos  berichtet 
wurde,  wurde  nach  den  Fragmeuten  der  ennianischen  Bear- 
beitung dieses  Stücks  mit  der  Harpe,  nicht  mit  dem  Gor- 
goneion  geführt;  Eros  wurde  in  berühmten  Versen  von 
Perseus  zu  Hülfe  gerufen,  bevor  er  in  den  Kampf  ging. 
Die  Anwesenheit  der  Kassiepeia  lässt  sich  aus  den  Frag- 

•')  0.  Jahn  Einleitung  in  die  Vasenkundc  p.  CCXXV'ss. 


menten  nicht  erweisen,  ist  indessen  der  Natur  der  Sache 
nach  höchst  wahrscheinlich.  Nunmehr  bleibt  nur  der 
phrygisch  gekleidete  Jüngling  zu  erklären,  in  dem  ich  aus 
oben  angegebenen  Gründen  nicht  den  Phineus,  noch  auch 
den  Kepheus,  sondern  einen  Diener  der  Königin  erkenne, 
welcher  innerhalb  der  Darstellung  der  Dienerin  entspricht. 
In  Betreff  der  Hydria,  auf  welcher  das  eine  Mädchen  sitzt, 
ist  auf  die  ähnliehe  Figur  der  ficoronischen  Cista  zu  ver- 
weisen32). 

Von  p.  52 — 59  bringt  Minervini  einige  wenig  bedeu- 
tende Bemerkungen  über  die  in  den  Monumenten  des 
Instituts  VI,  40  edirte  pränestinische  Cista  und  über  die 
von  Birch  in  der  Archaeologia  XXXVI  p.  53 — 70  publi- 
cirte  Vase  des  brittischen  Museums. 

Auf  den  letzten  fünf  Tafeln  werden  die  schon  im 
Museo  Borbonico  publicirten  Gemälde  pompeianischen  und 
herculaneischen  Fundorts  von  neuem  edirt,  welche  insgesamt 
darstellen,  wie  Perseus  der  Andromeda  das  Gorgoneion  in 
einer  Quelle  zeigt"3).  In  der  beigegebenen  Abhandlung  (p. 
65 — 81)  will  Minervini  die  Entstehung  des  Mythos  erklä- 
ren, der  von  Schriftstellern  uns  nicht  überliefert  wird:  er 
glaubt  ihn  an  den  Namen  der  Stadt  Ikonion  anknüpfen 
zu  dürfen,  welche  erst  nach  der  Ankunft  des  Perseus  und 
Befreiung  der  Andromeda  durch  ihn,  wie  ein  byzantini- 
scher Antiquar2*)  berichtet,  diesen  Namen  bekam,  und 
das  Andenken  an  beide  in  ihren  Bildsäulen  bewahrte. 
Endlich  werden  noch  die  Inschriften  von  drei  neuer- 
dings in  Puteoli  ausgegrabenen  Piedestalen  publicirt,  die 
dem  Antoninus,  der  Faustina  und  dem  Marc  Aurel  vom 
Collegium  der  puteolanischen  Scabillarier  dedicirt  sind; 
die  Abhandlung  (p.  83 — 117)  beschäftigt  sich  vorzüglich 
mit  Besprechung  dieses  Collegiums. 

Brandenburg  a.  H.  Fr.  Fedde. 

2!)  Die  oben  vorgetragene  Vermuthung  habe  ich  schon  in  mei- 
ner Dissertation  p.  52  s.  auf  Grund  der  im  Bullettino  Nap.  a.  0. 
gegebenen  Beschreibung  aufgestellt,  und  ich  finde  mich  darin  nach 
Vergleichung  der  Abbildung  bestärkt;  nur  von  der  Erklärung  des 
phrygisch  gekleideten  Jünglings  auf  Kepheus  nehme  ich  jetzt  natür- 
lich  Abstand. 

")  Alle  fünf  Gemälde  sind  im  Museo  Borb.  IX,  39;  XII,  49— 52 
publicirt  und  daselbst  von  Bechi  besprochen.  Die  vier  ersten  sind 
in  Pompeji  gefunden ;  das  letzte  in  Herculaneum  ausgegrabene  ist 
bereits  in  den  Pitture  d'Ercol.  III,  12  p.  17  edirt.  —  Vgl.  Fedde 
a.  0.  p.  60  ss. 

'*)  Banduri  a.  0.  I  p.  105  s. 


3.     Neue    Schriften. 


Aschergon  (F.):   Umrisse  der  Gliederung  des  griechischen 

Drama.  Leipzig  1862.   28  S.  8. 
lienndorf  (0.):  de  Anthologiae  graecae  epigrammatis  quae 

ad  artes  speetant.  Lipsiae  1862.  76  S.  8. 
Braun  (E.):    Römische  Baudenkmäler  mit  einem  Vorwort 

von  J.  Marquardt.  I.  70  S.  8.   (Aus  dem  Philologus). 
Guetlechens  (It.):  die  Antiken  des  fürstlich  Waldeckischen 

Museums  zu  Arolsen.  Arolsen  1862.  142  S.  8. 
GöttUng  (C.) :    de  Ericapaeo  Orphicorum  numine.     Jenae 

1862.  12  p.    1. 
_-  —  additamentum   ad  tabellam  aheneam  Romanam  quae 

a    Goetlingio    edita    est    MDCCCLVIIII.     Jenae  1862. 

5  p.  4.  (Zum  Lectionskatalog). 


Hühner  (E.):     die   antiken   Bildwerke   in  Madrid.     Berlin 

1862.  8.    VIII,  356  S.  mit  2  Tafeln. 
Afinervini   (G.):    Memorie   accademiche.      Napoli     1862. 

117  S.  9  Tafeln.  4.  [Vgl.  oben  S.  357*  ff.]. 
Iioss  (L.):     Erinnerungen    und    Mittheilungen    aus   Grie- 

land.     Mit  einem  Vorwort  von  Otto  Jahn.  Berlin  1863. 

8.  XXX,  313  S. 
Susemild  (f.):    die  Lehre  des  Aristoteles  vom  Wesen  der 

schönen  Künste.    Greifswald  1862.  28  S.     (Einladungs- 
schrift zu  1862). 
Welcher  (F.  G.):    Griechische  Göttcrlehrc.    Dritter  Band. 

Göttingen  1862.     XXXII,  233  S.  8. 


Herausgegeben  von  /•.'.   Gerlturd. 


Druck  und  Verlag  von  G.  Reimer. 


365* 


366* 


ARCHÄOLOGISCHER  ANZEIGER. 

Zur  Archäologischen  Zeitung,  Jahrgang  XX. 


M  168. 


December  1862. 


Wissenschaftliche  Vereine:   Winckelmannsfeste  (Rom,  Berlin,  Bonn,  Göttingen,  Greifswald,  Hamburg,  Kiel).  —  Ausgra- 
bungen:    Briefliches  aus  Neapel;   Aus  Trient  und  Bologna.   —  Litteratur:     zur  Topographie  von  Athen;     zum  Vatica- 

nischen  Apoll. 


I.    Wissenschaftliche   Vereine, 


Winckelmannsfesle. 

Rom.  Am  12.  December  d.  J.  feierte  das  archäo- 
logische Institut  unter  dem  Vorsitz  seiner  Secretare 
der  Herren  Henzen  und  Brunn  in  üblicher  Weise  den 
Gedächtnisstag  Winckelmanns.  Herr  v.  Eeumont  eröffnete 
die  Sitzung  in  seiner  Eigenschaft  als  berathender  Beisitzer 
der  Centraldirection.  Nachdem  er  der  Bedeutung  Winckel- 
mann's  sowohl  in  Bezug  auf  die  Archäologie  als  auf  die 
gesamte  Kulturentwicklung  gedacht  hatte,  gab  er  eine 
Uebersicht  der  im  letzten  Sommer  gemachten  archäolo- 
gischen Entdeckungen  und  der  in  derselben  Zeit  er- 
schienenen bedeutenderen  Werke  archäologischen  und 
antiquarischen  Inhalts,  und  berichtete  schliesslich  über  den 
Stand  der  Publicationen  des  Instituts  und  über  die  Er- 
gebnisse einer  im  Auftrage  des  Instituts  unternommenen 
Bereisung  Etruriens.  —  Hierauf  handelte  Professor  Hen- 
zen über  die  Inschrift  der  Basis  einer  Statue  des  Hadrian, 
welche  demselben  vom  athenischen  Volke  vor  seinem  Re- 
gierungsantritte nach  Führung  des  Arehontats  errichtet 
worden  war.  Sie  wurde  zu  Athen  im  Dionysostheater  bei 
den  unter  Strack's  Leitung  angestellten  Ausgrabungen  ge- 
funden und  enthält  die  Aemter  Hadrians  von  dem  höch- 
sten, dem  Consulat  an,  in  absteigender  Reihenfolge.  Pro- 
fessor Henzen  ging  die  einzelnen  Aemter  durch  ,  ergänzte 
und  berichtigte  aus  der  Inschrift  die  historischen  Nach- 
richten, namentlich  des  Spartian,  und  wies  schlieslich  nach, 
dass  das  Archontat  Hadrians  iu  das  Jahr  112  n.  Chr. 
fällt,  dass  also  die  Inschrift  um  eben  dieses  Jahr  ver- 
fasst  sein  muss.  Abdrücke  der  Inschrift  wurden  vertheilt 
und  trugen  wesentlich  zum  Verständniss  dieses  gehaltrei- 
chen Vortrags  bei,  dem  die  Versammlung  mit  gespannter 
Aufmerksamkeit  folgte.  —  Professor  Brunn  handelte  über 
eine  Büste  des  Museo  Chiaramonti,  welche  bisher  für 
einen  Odysseuskopf  erklärt  worden  war.  Er  verglich  mit 
ihr  den  Kopf  eines  sicher  bestimmten  Odysseus  aus  dem- 
selben Museum,  zeigte  wie  diese  beiden  Köpfe  sowohl 
in  einzelnen  Zügen  als  im  Gesamteindrucke  von  einander 
völlig  verschieden  sind,  und  erwies  durch  genaue  Darle- 
gung des  Charakters  des  Odysseus,  dass  dieser  durch  die 
gedachte  Büste  nicht  dargestellt  werden  konnte.  Hierauf 
schilderte  er  die  charakteristischen  Merkmale  des  He- 
phaestosidcals,  wies  dieselben  auf  jener  Büste  nach  und 
erklärte  sie  somit  für  ein  Bild  des  Hephaestos.  Bei  der 
Seltenheit  unzweifelhafter  plastischer  Darstellungen  dieses 
Gottes  erschien  das  gedachte  Ergebniss  wichtig  genug  um 
es  als  Bereicherung  der  Kunstmythologie  willkommen  zu 
heissen.  —  Professor  Eiiiif  Woljf  stellte  eine  antike  Mar- 
morvase   mit  gefälligen   Darstellungen   von   Tritonen   und 


Seethieren  zur  Ansicht  aus.  —  Die  Versammlung  war 
zahlreich  besucht  und  durch  die  Gegenwart  hoher  Gäste 
aus  den  ersten  Kreisen  der  Gesellschaft  beehrt.  —  Zu 
Correspondenten  des  Instituts  waren  auf  Anlass  dessel- 
ben Festes  erwählt:  zu  Rom  die  Herren  Dr.  H.  Jordan 
aus  Berlin,  Dr.  E.  Pinder  aus  Berlin,  Dr.  Beifferscheidt 
aus  Bonn  und  der  Bildhauer  Zur  Strassen;  zu  Corneto  der 
Canonicus  Dominica  Sensi,  zu  Volterra  der  Canonicus 
Fllippo  Gorl;  zu  Venedig  Hr.  Vincenzo  Litzen-,  zu  Udine 
Professor  Pironu;  in  Dalmatien  Hr.  Glavinic  zu  Spalatro, 
Hr.  Ferrari  in  Zara,  Hr.  Kasnacic  zu  Ragusa  und  Hr. 
Machieda  auf  Lesina;  ferner  in  Deutschland  der  Bildhauer 
v.  Launllz  zu  Frankfurt  a.  M.,  in  Russland  Dr.  C.  Lugebil, 
endlich  in  Spanien  die  Herren  Boffarull  y  Sartorio  und 
Camparier  y  Fuertes,  beide  zu  Barcelona. 

Bkrlin.  Am  9.  December  d.  J.  feierte  die  hiesige 
archäologische  Gesellschaft  unter  Vorsitz  der  Hefren 
Gerhard  und  Friedericlhs  iu  der  seit  dem  J.  1841  befolg- 
ten Weise  den  Gedächtnisstag  Winckelmanns.  Da  dieser 
Tag  zugleich  als  Stiftungsfest  der  Gesellschaft  betrachtet 
wird,  so  sprach  Hr.  Gerhard  zuerst  über  deren  bisherige, 
neben  dem  Zusammenwirken  günstiger  Umstände  haupt- 
sächlich dem  treuen  Anschluss  an  Winckelmanns  Vorbild 
und  Lehre  verdankte  Wirksamkeit,  wie  solche  aus  den 
Sitzungsberichten  der  Gesellschaft,  aus  den  zahlreichen 
Jahrgängen  ihrer  Zeitschrift  und  aus  ihren  Festprogram- 
men auch  dem  grössern  Publikum  bekannt  geworden  ist. 
Das  gute  Glück  reicher  Kräfte  und  wichtiger  Mittheilun- 
gen hatte  die  Gesellschaft  auch  in  dem  nächstens  verflos- 
senen Jahr  mannigfach  zu  rühmen,  in  welchem  durch  nah 
befreundete  Genossen  ihres  Kreises  alle  Baulichkeit  der 
Akropolis  von  Athen  neu  untersucht,  das  dortige  Dionysos- 
theater mit  überraschendem  Erfolg  aufgedeckt,  das  hiesige 
Museum  mit  seltenen  griechischen  Gypsabgüssen  bereichert, 
Italien  und  Dalmatien  für  die  römische  Epigraphik  bereist 
und  die  Münzkunde  Roms  in  Folge  wichtiger  spanischer 
Funde  neu  aufgeklärt  worden  ist;  nebenher  aber  bleibt 
auch  mancher  bisher  vorhandene  kleinere  Kunstbesitz  seiner 
Bekanntmachung  oder  schärferen  Beachtung  gewärtig.  In 
diesem  Sinn  ist  der  zwiefache  Gegenstand  des  von  Hrn. 
Gerhard  unter  dem  Titel  'Thetis  und  Priumne'  verfassten 
diesjährigen  Festprogramms  gewählt,  welches  der  Gesell- 
schaft vorgelegt  und  vertheilt  ward.  Es  handelt  dasselbe 
über  einen  etruskischen  Spiegel  der  kaiserlich  russischen 
Sammlung  und  über  Gräberidole  des  hiesigen  königlichen 
Antiquariums.  Das  sehr  gefällige  Bild  jenes  Spiegels  ward 
im  Museo  Campana  zu  Rom  ohne  Lesung  seiner  noch 
verdeckten  Inschriften  gezeichnet,  nächstdem  aber  hiesigen 


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Orts  neu  geprüft,  indem  das  mittlerweile  nach  Petersburg 
versetzte  Original   durch   preiswiirdige   kaiserliche  Libera- 
lität  zu   solchem  Zwecke  hieher   vergünstigt    worden  war. 
Durch  vorsichtige  Reinigung  des  äussersten  Randes  gaben 
allmälig  vier  Inschriften  sich  zu  erkennen,  welche  der  zu- 
erst vorausgesetzten   Darstellung   einer   Brautwerbung   des 
Menelaos  um  Helena  zwar  nicht  sich  fügen  wollten,   um 
so  geeigneter    aber    erschienen   befreundete  Kunsterklärer 
zur  Lösung  des  dadurch  neu  geschürzten  Räthsels  aufzu- 
fordern.    Noch   ein   andrer    beachtenswerther   Gegenstand 
wird  durch  dasselbe  Programm  neu  zur  Sprache  gebracht; 
er  betrifft  die   im  hiesigen  königlichen  Antiquarium  zahl- 
reich vorhandenen  griechischen  Gräberidole,  mit  besondrem 
Bezug   auf  das   häufige  Bild   einer   thronenden  Erdgöttin. 
Das  Bild  dieser  Göttin,  der  Mutter  Erde,  welche  den  aus 
ihr  geborenen  Sterblichen    nach   seinem  Tod    wieder   auf- 
nimt,  ist  übereinstimmend  im  Ganzen,  abweichend  im  Ein- 
zelnen aus   griechischen  Gräbern  verschiedener  Gegenden 
uns  bekannt,  wie  solches  mit  Varianten  stylistischen  sowohl 
als  antiquarischen  Bezuges  in  den  auf  dem  Tisch  der  Ver- 
sammlung aufgestellten,  der  königlichen  Sammlung  entlehn- 
ten, Terracotten  athenischer,  argivischer,  sicilischer,  pästa- 
nischer  und  mittelitalischer  Herkunft  augenfällig  zu  sehen 
war.     Unter  ihnen   zeichneten   besonders   die    athenischen 
Exemplare  durch  feinere  Ausführung  und  durch  die  Ver- 
schiedenheit  ihres  Stirnschmucks   sich  aus,    der  nicht  als 
cerealisches  Getreidemass,    sondern    in  Art    des  Polos   als 
Andeutung  des  Himmelsgewölbes  erscheint.    Da  nun  über- 
dies dasselbe  Idol  auch  mit  dem  Gorgoantlitz  auf  der  Brust 
versehen  sich  findet,  seine  Wichtigkeit  auch  aus  der  dem 
Todten   zur  Seite    nachweislichen  Aufstellung  erhellt   und 
für  dessen  Deutung  sei  es  als  Ge  Olympia  oder  als  Burg- 
göttin Athens   viel  sich  sagen  lässt,    wie   noch   neulich  in 
einer  Publication   von  Janssen   geschah,    so  blieb  der  ge- 
gebene Anlass  willkommen,  einsichtige  Besucher  des  könig- 
lichen Museums    auf    diese   aus    keiner  andern  Sammlung 
mit  gleichen  Vorzügen  bekannten  athenischen  Gräberidole 
neu    hinzuweisen.    —    Hienächst    ward    der    auswärtigen 
Winckelmannsfeste  gedacht,  von  denen  zwei  aus  Bonn  und 
Greifswald  bereits  angelangte  Programme  [vgl.  unten]  ein 
augenfälliges    Zeugniss   ablegten.     Desgleichen    traf   auch 
aus   Kiel    zur    Stunde    der   Versammlung    von    Professor 
Forchhammer   eine  telegraphisehe  Botschaft  folgenden  auf 
den  oben  gedachten  Spiegel   bezüglichen  Inhalts  ein:  'den 
Winckelmann  Feiernden  Gruss  und  Heil!  Programm:  He- 
lena, Achill,  Thetis,  Doris,  Nereus;  oben  Psimmithe.  Näch- 
stens mehr.'  —  Hierauf  hielt  Hr.  Friederichs  einen  Vortrag 
über  Masken  der  alten  Tragödie.     Die  Streitfrage,  ob  die 
Schauspieler  innerhalb   einer  Rolle   die  Maske  gewechselt, 
entschied  er  dahin,  dass  dies  in  besonderen  Fällen  aller- 
dings   vorgekommen,    was   z.  B.    in   Blendungsscenen    bei 
Sophoeles    und   Euripides   aus   den  Worten   der   Tragödie 
selbst    deutlich    hervorgehe.     Auch    wären   Beispiele  vor- 
handen,  dass   die  Schauspieler   durch  Schminke  und  der- 
gleichen Mittel  die  Masken  bei  Stimmungswechsel  verändert, 
Worte    in  der  Antigone   wiesen  z.  B.  gradezn  darauf  hin. 
Im  Allgemeinen  aber  hätten  die  Alten  keinen  Anstoss  daran 
genommen,  die  verschiedensten  Stimmungen  hinter  ein  und 
derselben  Maske  darzustellen,   wie  Sophoeles  Electra  und 
die  Bacchcn  des  Euripides  deutlich  bewiesen;    uns  müsse 
diese  Unveränderlichkeit  freilich  bei  den  mehr  pathetischen 
Stücken  des  Sophoeles  und  Euripides  anstössig  sein,  we- 
niger bei  Aeschylus.    Ob  aber  die  Grösse  des  griechischen 
Theaters  zur  Entschuldigung  dafür  dienen  dürfte,  bezwei- 
felte er,   es  gründe  sich  dieser  Unterschied    offenbar  auf 
die   weniger   realistische  Richtung   der   alten   Bühne.     Die 
Masken  characterisirte   er  im  Anschluss  an   Pollux   nach 


dem  Onkos,  der  Farbe  der  Haare  und  des  Gesichts,   der 
Frisur  der  Haare,  dem  Zuge  der  Augenbrauen  und  endlich 
der  Form  der  Nase,  was  im  Einzelnen   mit  Beispielen  er- 
läutert wurde.  —   In   dem   hierauf  folgenden  Vortrag  des 
Hrn.   Gosche  über   'Winckelmann's   Verhältniss  zur  orien- 
talischen Kunst'    ging   der  Redner   von   dem  Widerspruch 
aus,    der   zwischen   Winckelmann's   durchaus   hellenischer 
Begabung    für    Kunstbetrachtung    und    dem    Wesen    des 
Orientalischen   zu   bestehen    scheine,    einem  Widerspruch, 
der    sich    zur   Bedeutung    eines    prinzipiellen   Gegensatzes 
steigere.     Dazu  kam,  dass  für  Winckelmann's  Forschung 
verhältnissmässig  weniges   und   einseitiges  kunstgeschicht- 
liches Material  aus  Asien  vorlag:  noch  gab  es  keine  gros- 
sen ägyptischen  Museen,    das  Pompeji  der  Euphrat-  und 
Tigrisländer    war  noch   nicht  entdeckt,    Kleinasien   noch 
nicht    erforscht;   die  Fusionen  griechischen  und  orientali- 
schen Kunststyls  in  den  semitischen  und  indisch-persischen 
Grenzgebirgen    waren   noch   ziemlich   unbekannt.     Nichts- 
destoweniger   hat  Winckelmann    die  orientalische  Kunst- 
geschichte  ebenso   schöpferisch    begründet  wie  die  antike 
und  zwar  durch   drei  Momente:    durch  seine  Entdeckung 
des  Styls   in  historischer  Entwicklung,   durch   seinen  ein- 
seitigen Kunstbegriff,  und  durch  seine  Steigerung  des  Be- 
griffs   der   Schönheit.     Er   war   überhaupt   der  erste,    der 
den  Kunststyl    geschichtlich    entwickelte    und    ungeachtet 
seines  hellenischen  Enthusiasmus  wie  unzureichenden  Ma- 
terials  wenigstens   an  einem  wichtigen  Zweige   des  Orien- 
talischen, an  dem  ägyptischen,  in  seiner  'idealischen'  Be- 
deutung nachwies ;  damit  war  die  Methode  für  die  anderen 
Gebiete  asiatischer  Kunstgeschichte  gewonnen.  Der  Winckel- 
mann'sche  Begriff   der  Kunst    ist  zwar   in   der  Allegorie 
befangen    und   muss   daher   für   ungenügend,    wenn   nicht 
falsch  gelten:  in  ihm  wurde  aber  unwillkürlich  der  orien- 
talische   Begriff   der    Kunst  gewürdigt.     Endlich ,    indem 
Winckelmann    die  höchste  Schönheit  in  Gott  legt,    findet 
die  in  der  orientalischen  Kunst  versuchte  Verbindung  des 
Weltlichen   und   Göttlichen,    ihre   hieratische  Grösse   und 
Schwäche,    ihre  Anerkennung.     So    darf    also    auch    die 
orientalische  Wissenschaft   das  Gedächtniss  des  hellenisch 
angelegten  Mannes  dankbar  begehen.  —  Hr.  Hühner  hielt 
nächstdem  einen  Vortrag  über  die  Brücke  von  Alcantara  im 
spanischen  Estremadura.    Er  legte  eine  Reibe  von  photogra- 
phischen Abbildungen  dieser  Brücke  vor  und  knüpfte  daran 
einige  Bemerkungen  über  den  Ursprung  und  die  Bedeutung 
dieses  schönen  Bauwerks  aus  traianischer  Zeit,  über  den  Inhalt 
und  die  Ueberlieferung  seiner  Inschriften,  sowie  über  seine 
späteren  Schicksale.  Die  Brücke,  der  Bogen  desTraian  dar- 
auf, und  der  dazu  gehörige  kleineTempel  des  Traian  sind 
nach    langer    Vernachlässigung    (fast  fünfundzwanzig  Jahr 
lang  waren  zwei  Joche  der  Brücke  zerstört  und  der  Fluss 
nur  auf  Fähren  überschreitbar)   durch   die   spanische   Re- 
gierung  unter  der   einflussreichen  Vermittelung  der  Aka- 
demie  der   Geschichte  zu  Madrid    in   verständiger  Weise 
wieder   hergestellt  worden;     der  Architekt,    welcher    den 
schwierigen  Bau    mit  grossem  Geschick   geleitet  hat,    ist 
Hr.  Alejandro  Millan.      Nach   erfolgter  Wiederherstellung 
sind  die  vortrefflichen  Photographien   durch  den  englischen 
Photographen    Clifford    aufgenommen   worden.     Nur   zwei 
Exemplare   dieser  Aufnahmen   sind   ins   Ausland   gelangt: 
eines  an  den  Kaiser  Napoleon,  und   das   der  Gesellschaft 
vorgelegte,    welches    der    ausnehmenden    Gefälligkeit    des 
Herrn  Guerra    in  Madrid    verdankt   wird.     Einige   andere 
Mittheilungen  über  neuere  Funde  von  Bildwerken  und  In- 
schriften, welche  ebenfalls  von  Herrn  Guerra,  sowie  von 
Herrn  Zobel  in  Madrid,    soeben    eingelaufen   waren,   ver- 
sparte   der  Vortragende   zu    eingehender   Besprechung   für 
die  nächste  Sitzung.  —  Die  Reihe  der  Vorträge  beschloss 


369* 


370* 


Hr.  Tölken  durch  Bemerkungen  über  die  praxitelische 
Statue  des  Sauroktonos.  Die  darin  bezweckte  Beweisfüh- 
rung, dass  dieser  Sauroktonos  mit  Unrecht  für  einen  Apollo 
gehalten  werde,  soll  in  einem  eigenen  Bündchen  vermisch- 
ter Aufsätze  des  Hrn.  Verf.  erscheinen.  —  Hr.  v.  Quast  machte 
die  erfreuliche  Mittheilung,  dass  eine  zu  Aufräumung  der 
römischen  Thermen  zu  Trier  seit  längerer  Zeit  aus  Staats- 
mitteln verhoffte  Unterstützung  jetzt  grossmüthig  bewilligt 
und  demnächst  manches  schöne  antiquarische  Ergebniss 
von  dorther  zu  hoffen  sei.  —  Ausserdem  hatte  Hr.  Sal'mas 
in  italienischer  Sprache  drei  Mittheilungen  mit  begleiten- 
den Münzabdrücken  und  einer  Abbildung  eingereicht  be- 
züglich auf  eine  Münze  von  Himera  mit  dem  Kopfe  des 
Kronos,  auf  syracusische  Münzen,  deren  mehrfach  entstellte 
und  deshalb  missdeutete  Inschrift  sich  durch  antike  Fäl- 
schung (numi  aubaerati)  erklärt,  und  endlich  auf  einen  in 
der  Nähe  von  Termini  nachweislichen  ansehnlichen  römi- 
schen Aquäduct.  —  Zur  Besichtigung  vorgelegt  waren 
Garrucci's  Monumenti  del  Museo  Lateranense  und  eine 
Anzahl  neu  eingelaufener  Schriften,  namentlich  eine  neue 
Abtheilung  von  Welcher's  griechischer  Götterlehre  (III,  1), 
ein  nachgelassenes  Fragment  Emil  Braun's  über  römische 
Baudenkmäler,  Beschreibungen  der  antiken  Bildwerke  in 
Madrid  von  E.  Hubner  und  der  Antiken  zu  Arolsen  von 
R.  Gaedechens,  eine  Promotionsschrift  von  0.  Bendorf 
über  die  auf  Kunstwerke  bezüglichen  Epigramme  der  grie- 
chischen Anthologie  und  F.  Ascherson's  'Umrisse  der 
Gliederung  des  griechischen  Drama'.  Von  den  noch  un- 
vollendeten Institutswerken  für  1862  waren  Probedrücke 
und  Aushängebogen  vorhanden.  —  Die  zahlreich  besuchte 
Versammlung  war  durch  Gegenwart  des  Hrn.  Staatsmini- 
sters v.  Bethmanii-Hollweg  Exe.  und  andrer  hochgestellter 
Personen  beehrt.  —  Bei  dem  darauf  folgenden  Festmahl 
sprach  Hr.  Gerhard  zu  Ehren  Winckelmann's,  des  von 
Deutschland  nach  Rom,  von  Rom  nach  Deutschland  aus- 
gegangenen Meisters  der  Kunstgeschichte  und  Kunsterklä- 
rung — ,  des  Mannes  welcher  mit  gründlicher  Ablehnung 
ästhetischer  und  antiquarischer  Halbheit,  ein  Kernmann  im 
Ganzen  und  Grossen,  das  Bünduiss  der  Intelligenz  mit  der 
Schönheit,  der  Anschauung  mit  der  Forschung,  der  clas- 
sischen  Philologie  mit  der  Denkmälerkunde  begründet  hat. 
Es  ward  der  unverwüstlichen  Einflüsse  Winckelmann's  auf 
die  Gegenwart  gedacht,  wie  sie  seit  einem  Jahrhundert 
durch  Lessing  und  Heyne,  Goethe  und  Schelling,  Welcker 
und  O.  Müller  vermittelt  und  zuletzt  durch  das  von  Bun- 
sen  und  dessen  Genossen  vor  jetzt  einem  Menschenalter 
zu  Rom  gegründete  und  unter  dem  Schutz  drei  vaterlän- 
discher Könige  fortgeführte  archäologische  Institut  beträcht- 
lich gesteigert  worden  sind.  Für  zwei  noch  lebende  Mit- 
gründer jenes  Instituts,  den  greisen  Weither,  Deutschlands 
Lehrer  für  Mythologie  und  Kunsterklärung,  und  den  Herzog 
von  Luynes,  den  grossmüthigsten  Kenner  klassischer  Kunst, 
wurden  dankbare  Wünsche  laut,  welche  Hr.  Mommscn 
nächstdem  auch  auf  den  Vorsitzenden  der  Gesellschaft 
ausdehnte.  Schliesslich  vereinigte  sich  die  Versammlung 
zu  einem  dreifachen  Lebehoch  für  Se.  Majestät  den  König, 
für  die  Pfleger  und  Jünger  des  archäologischen  Instituts 
und  für  alle  sonstigen  Gönner  und  Nachfolger  Winckel- 
mann's. 

Bonn.  Der  Verein  der  Alterthumsfreunde  für 
das  Rheinland  hielt  auch  dies  Mal  am  9.  December  sein 
Winckelmannsfest.  Das  diesmalige  Festprogramm ,  vom 
Oberlehrer  des  hiesigen  Gymnasiums  Joli.  Freudenberg 
geschrieben,  enthält  die  interessante  Besprechung  eines 
Monuments  des  Hercules  Saxanus,  das  sich  in  den  Tuff- 
steinbrüchen   des    benachbarten  Brohlthals    gefunden   hat, 


von  woher  schon  mehr  denn  zwanzig  Inschriften  stammen, 
die  der  Verfasser  des  Programms  zusammengestellt  hat, 
und  die  den  Cultus  des  |Hercules  als  Beschützers  der 
Steinbrüche  nachweisen.  Das  besprochene  Denkmal  ist 
aber  nicht  eine  einfache  Inschrift,  sondern  eine  schmuck- 
reiche Votivtafel,  auf  der  neben  dem  Altar  noch  andere 
Seitennischen  erscheinen,  wie  dies  alles  eine  beigegebene 
schöne  Lithographie  veranschaulicht.  —  Das  Fest  selbst 
brachte  eine  Reihe  interessanter  Vorträge.  Prof.  Braun 
hielt  die  Eröffnungsrede  über  Winckelmanu  und  dessen 
Verdienste.  Hierauf  legte  Geh.  Rath  Ritschi  fünf  neue 
archäologische  Prachtwerke  und  als  sechstes  die  eben 
vollendeten  Priscue  Lutinitutis  Monumenta  epigruphica,  ed. 
Frid.  Rilschl.  Bonnae  1862.  Fol.  vor.  —  Prof.  Otto  Jahn 
sprach  über  den  Apoll  von  Belvedere  und  theilte  zuerst  die 
begeisterte  Schilderung  die  ihm  Winckelmann  widmet  mit, 
knüpfte  aber  daran  auch  die  neuesten  Forschungen,  die 
darüber  seit  der  Entdeckung  der  Stroganoffsehen  Erzfigur 
gemacht  worden  sind.  Denn  durch  dieses  griechische 
Werk  bestätige  sich  auf  das  Bestimmteste,  was  schon  frü- 
her bemerkt  worden,  dass  der  Belvederische  Apoll,  dessen 
linke  Hand  neu  ist,  weder  gedacht  werden  könne  als  habe 
er  soeben  einen  Pfeil  abgeschossen,  noch  als  sei  er  in  der 
Vorbereitung  zum  Schiessen  begriffen ;  seine  ganze  Stel- 
lung müsste  sonst  eine  andere  sein.  Jene  kleine  bronzene 
Statue  hält  nämlich  einen  Gegenstand,  der,  obgleich  ver- 
stümmelt, doch  mit  völliger  Sicherheit  als  die  Aegis  mit 
dem  Medusenhaupte  nachgewiesen  sei.  Und  so  haben 
wir  hier  die  Darstellung  des  Apollo,  wie  er  im  Auftrage 
des  Zeus,  nach  der  Homerischen  Schilderung,  vor  den 
Troern  herschreitet,  und  durch  das  Schütteln  der  Aegis 
den  Achüern  Schrecken  und  Niederlage  bereitet.  Beson- 
ders betont  ward  (Preller's  geistreiche  Vermuthung,  dass 
zu  dem  Original  des  Vatikanischen  Apoll  der  Angriff 
der  Gallier  unter  Brennus  auf  das  Delphische  Heiligthum 
unter  Antigonus  Gonatas,  278  v.  Chr.,  die  Veranlassung 
gegeben  habe.  —  Oberberghauptmann  v.  Devhen  sprach  über 
den  berühmten  Römercanal,  der  aus  der  Eifel  frisches 
Wasser  nach  Köln  leitete,  dessen  bedeutende  Reste  noch 
an  vielen  Orten  sichtbar  sind  und  über  den  jetzt  eine 
beachtenswerthe  Monographie  von  A.  Fick  erscheint.  — 
Endlich  legte  der  Director  und  Besitzer  der  Gasanstalt  in 
Köln,  Pepys,  eine  höchst  reichhaltige  Sammlung  gläserner 
und  irdener  Anticaglien  vor,  die  er  beim  Bau  auf  seinem 
Grundstücke  gefunden  hat.  —  Ein  gemeinschaftliches  Mahl 
hielt  alle  Freunde  noch  lange  zusammen,  und  allen  war 
besonders  die  Anwesenheit  des  würdigen  Seniors  der  Wis- 
senschaft, Prof.  Welcher,  auf  das  Höchste  erfreulich.  — 
Uebrigens  besteht  der  gedachte  Verein  in  voller  Gunst  und 
Thätigkeit.  Bei  der  statutenmässigen  Wahl  des  neuen 
Vorstandes  wurden  wiedergewählt:  Prof.  Braun  als  Prä- 
sident, Prof.  Krafft  als  Schatzmeister,  D.  Bellermann  als 
Archivar,  Oberlehrer  Freudenberg  und  Prof.  Ritter  als 
redigirende  Secretäre,  letzterer  an  die  Stelle  des  ausge- 
tretenen Prof.  Aus'm  Werth. 

Göttingen.  Der  Gedächtnisstag  Winckelmann's  ward 
dies  Mal  ohne  öffentliche  Festsitzung  ') ,  wohl  aber  durch 
eine  gelehrte  Arbeit  aus  dem  Gebiet  der  vergleichenden 
Kunstmythologie  gefeiert,  welche  Professor  Wieseler  als 
Festprogramm  zugleich  des  laufenden  und  des  vorigen 
Jahres  soeben  herauszugeben  sich  anschickt. 

')  Wie  kann  man  nach  so  trefflicher  früherer  Observanz  die 
Winckelmannsfeste  zu  Güttingen  einschlafen  lassen,  wo  die  umfas- 
sendste Denkmälerkenntniss  durch  Wieseler  und  das  lebendige  Wort 
durch  Curtius  so  glänzend  vertreten  ist?  A.  d.  B. 


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Greifswald.  Zu  der  diesjährigen  Wiuckelmanns- 
feier  war  nach  hiesiger  Sitte  durch  den  Abdruck  der  vor- 
jährigen Festrede  des  Herrn  Professor  Dr.  Franz  Stisemihl 
eingeladen  worden,  welche  'die  Lehre  des  Aristoteles  vom 
Wesen  der  schönen  Künste'  darstellt  (28  S.  8.)-  Vor  einer 
recht  zahlreichen  Versammlung  hielt  in  der  akademischen 
Aula,  nachdem  die  Kunstsammlung  zuvor  dem  Publikum 
geöffnet  gewesen  war,  dies  Mal  Herr  Professor  Dr.  Baier 
die  Rede,  in  welcher  er  Winckelmann's  ästhetische  Grund- 
ausichten  vom  Wesen  der  Schönheit  und  der  Grazie,  zum 
grossen  Theile  mit  des  Gefeierten  eigenen  Worten  dar- 
legte; der  Redner  führte  sodann  durch,  wie  das  Wesen 
der  Schönheit  sich  verschieden  in  den  Künsten  der  mehr- 
fachen alten  Völker  und  besonders  in  den  Hauptstylen 
der  griechischen  Kunst  geoffenbart  habe,  und  wies  schliess- 
lich nach,  in  welchem  Verhältniss  Winckelmann's  An- 
schauungen zu  den  ästhetischen  Ansichten  der  Nächstfol- 
genden, zumal  Goethe's  und  Schiller's,  ständen.  Der  Vortrag 
wird  später  gedruckt  erscheinen.  — 

Ebenfalls  aus  Greifswald  erfahren  wir,  dass  die  in 
regelmässiger  Reihenfolge  bei  gleichem  Anlass  erschienenen 
Festprogramme  verschiedener  Jahre  nicht  in  den  Buch- 
handel gelangt  und  dergestalt  selten  geworden  sind,  dass 
einer  und  der  andern  dadurch  gegebenen  Mittheilung  ein 
neuer  Abdruck  gewünscht  wird.  Ein  solcher  Wunsch  ist 
namentlich  für  eine  gewisse  gelehrte  Anmerkung  des  Hrn. 
Professor  Schäfer  zu  seiner  Festrede  vom  Jahr  1859  uns 
zugegangen  und  kann,  so  wenig  wir  sonst  Gedrucktes  neu 
abzudrucken  gewilligt  sind,  in  Erwägung  deren  wichtigen 
Inhalts  und  massigen  Uinfaiigs  hier  um  so  mehr  erfüllt 
werden,  da  der  gedachte  Hr.  Verfasser  uns  jene  seine  Ar- 
beit über  die  Wandgemälde  der  Stoa  Poikile  neu 
geprüft  und  erweitert  zugesandt  hat.  Dieselbe  lautet 
wie  folgt. 

•Pausanias  1,15  beschreibt  vier  Wandgemälde,  von  denen 
das  zweite,  dritte  und  vierte  in  ihrer  gegenseitigen  Bezie- 
hung klar  siud.  Das  zweite  stellt  die  Athener  und  The- 
seus  im  Kampfe  mit  den  Amazonen  dar,  das  mythische 
Vorspiel  der  Kriege  mit  den  Barbaren;  das  dritte  das 
Gericht  der  Könige  über  Ajax,  O'ileus  Sohn,  der  die  Kas- 
sandra  von  dem  Bilde  der  Schutzgüttin  hinweggerissen, 
eine  Frevelthat  welche  immer  neue  Heimsuchungen  der 
Griechen  in  ihrem  Gefolge  hatte,  wie  auch  die  Perserzüge 
es  waren;  das  letzte  die  Schlacht  von  Marathon,  in  der 
den  siegreichen  Athenern,  an  ihrer  Spitze  Kallimachos  und 
Miltiades,  Götter  und  Heroen  beistehen.  Dagegen  ist  die 
Bedeutung  des  ersten  Bildes,  welches  nach  Pausanias  ein 
Treffen  der  Athener  und  Lacedämonier  bei  dem  argoli- 
schen  Oenoe  darstellte,  und  seine  Beziehung  zu  den  übri- 
gen bisher  unerklärt  Pausanias  sagt  (§.  1)  uvtij  äi  >] 
aiou  ji(j(7iiu  fiiv  's4{rr,rulovg  t-'yti  xtiuyfJilvwog  h  Olvörj 
irtg  .4(jyiluc  ivuvxlu  yluxtdui/ioiiotf  ytyganiui  dt  ovx 
ig  iixftf,v  üywrug  uidi  tulfiijuumv  fc  tni'Jn'tiv  tu 
tgyuk  rjdj)  riQOTjxov,  uKka  dy/ufniij  it  it  fiäy.V  '■"'  *£ 
ytioag  i'zi  ovvti'ivitg.  Von  einem  Siege  der  Athener  bei 
dem  argolischen  Oenoe  weiss  sonst  niemand;  nur  Pausa- 
nias X,  10,  -1  erwähnt  dessen  auch  bei  der  Beschreibung 
der  argivischen  Weihgeschenke  im  delphischen  Hcilig- 
thume:  zuerst  die  neben  vor  Theben:  oviot  uiv  dfi 
inuTooiuQov  xm  „Iiitaiuyn tovog  naiv  tyya,  xui  inuiTj- 
auv  oifüg,  n>g  uvto'i  'Ayytun  Xtyovaiv,  ürtu  j;~?  vixTjg 
TjVUra  iv  O'ivuij  i  fi  'Agyttu  uviut  it  y.ui  IdOijtuwiv 
IntKovQoi  si<txtoai[iut>lovg  IvixTjauv.  Pausanias  fügt 
hinzu,  von  denselben  Meistern  seien  die  ebendaselbst  von 
den  Argivem  aufgestellten  Epigonen.  Diesen  gegenüber 
stunden  andere  Bildsäulen  von  Heroen,  und  zwar  von  Da- 
naos,  Hvpermnestra,  Lynkeus  und  deren  Nachkommen  bis 


auf  Herakles  und  auf  Perseus:  Tovtovg  oi  uvld-iaav  o\ 
'.Jgyttuv  tuv  olxia/iov  toü  Wltaaijrl(ov  0)tßulatg  xul 
Enufteiviäväa  fiiTuayiivTeg.  Wir  können  aus  den  Wor- 
ten des  Pausanias  abnehmen,  dass  die  Veranlassung  zur 
Widmung  dieser  Heroenbilder  ausdrücklich  in  Delphi  ver- 
zeichnet stand,  nur  wegen  der  sieben  Helden  bezieht  er 
sich  auf  die  mündliche  Aussage  der  Argiver.  Indessen, 
glaube  ich,  dürfen  wir  auch  dies  Weihgeschenk  in  die 
gleiche  Zeit  setzen:  denn  es  liegt  offenbar  die  Absicht  vor 
sowohl  durch  die  Darstellung  jener  Heldengruppen  als  des 
Stammbaumes  der  Heroen  den  uralten  Vorrang  von  Argos 
zu  beurkunden.  Dazu  stimmt  die  Zeit  des  Hypatodoros, 
der  nach  Plin.  XXXIV,  50  in  der  102.  Olympiade  blühte: 
denn  Ol.  102,  3  traten  die  Argiver  mit  den  Thebauern  in 
Bund  gegen  Sparta  und  halfen  in  demselben  Jahre  mit 
zur  Herstellung  von  Messenien.  Die  Athener  aber  waren 
damals  den  Argivem  nicht  verbündet,  überhaupt  seit  dem 
korinthischen  Kriege  nicht,  so  dass  jener  gemeinsame  Sieg 
bei  Oenoii  mir  sehr  bedenklich  erscheint.  An  und  für 
sich  ist  es  klar,  dass,  wenn  ein  solcher  Sieg  thatsächlich 
ist,  er  in  der  peisianakteischen  Halle  schon  der  Zeit  hal- 
ber nicht  gemalt  werden  konnte:  überdies  aber  auch  des 
Gegenstandes  wegen  nicht.  Wir  wissen,  dass  der  Bau  und 
die  Ausschmückung  der  Halle  von  Kimon  und  seinem 
Schwager  Peisianax  ausging.  Nun  streitet  es  geradezu 
mit  der  Gesinnung  Kimons  an  dieser  Stätte  einen  Sieg  zu 
verherrlichen ,  den  die  Athener  an  der  Seite  der  Perser- 
freunde, der  Argiver,  über  die  jüngst  erprobten  Bundes- 
genossen, die  Spartaner  erfochten  hätten:  und  dazu  musste 
es  doch  eine  glorreiche  That  gewesen  sein,  welche  werth 
erschienen  wäre  der  Schlacht  bei  Marathon  gleichzustehen, 
ja  an  erster  Stelle,  vor  den  Bildern  der  Heroenzeit,  dar- 
gestellt zu  werden.  Niemals  aber  hat  ein  Athener  sich 
eines  Sieges  bei  dem  argolischen  Oenoe  berühmt,  und 
wenn,  wie  ich  nicht  zweifle,  an  dem  Bilde  in  der  Stoa  der 
Name  Oenoe  zu  lesen  stand,  kann  meiner  Meinung  nach 
nur  an  einen  der  attischen  Orte  d.  N.  und  au  mythische 
Begebenheiten  gedacht  werden.  Unter  diesen  ist  keine 
That  der  Athener  mehr  gepriesen  worden,  als  der  Schutz, 
den  sie  den  Herakliden  gegen  Eurystheus  und  die  Pelo- 
ponnesier  gewährten.  Das  ist  das  erste  was  die  Athener 
bei  Plataeae  für  ihren  Ehrenplatz  geltend  machen:  Herod. 
IX,  27  H.Qux'k&ldiig  —  fiovvot  imo&t<£afievoi  xtjv  Eigv- 
o&tug  Vjiijti'  xuTtikofXiV,  avv  ixtivutai  ftü/i]  vtxrtauvTig 
Tuvg  lott  tyovzag  HeXonownaov ;  erst  an  dritter  Stelle 
wird  die  Amazonenschlacht  genannt.  Auch  Thukydides 
(I,  9)  erwähnt,  dass  Eurystheus  in  Attika  gefallen  sei  und 
hei  Xen.  Hell.  VI,  5, 47  macht  Prokies  von  Phlius  gerade 
dies  geltend:  so  gut  wie  die  Athener  die  Ahnherrn  der 
Spartaner  vor  der  Wuth  des  Eurystheus  gerettet  hätten, 
müssten  sie  nun  ganz  Sparta  vor  dem  Untergange  retten. 
Die  Dichter  und  Redner  sind  voll  davon,  namentlich  Iso- 
krates  Helena  §.  29  ff.  S.  213  f.  Paneg.  54  S.  51  f.  Phil. 
33f.  S.  89.  Pauath.  193f.  S.  273.  An  der  letzten  Stelle 
fasst  er  die  Siege  über  die  Thraker,  die  Skythen  und 
Amazonen,  die  Peloponnesier  unter  Eurystheus,  endlich 
die  Perser  bei  Marathon  zusammen  als  rettende  Thaten 
für  Griechenland.  Die  Scene  aber  der  Herakliden  in  At- 
tika war  Marathon  und  überhaupt  die  Tetrapolis,  zu  der 
Marathon  Oenoe  Probalinthos  Trikorynthos  gehörten.  Die 
Spartaner  verschonten  bei  der  Verwüstung  der  attischen 
Landschaft  dieses  Gebiet  diu  ro  xuvg  nguyäriivg  uvtöüv 
tiiuiÜH  xuTtoxrjxivui  xu'i  luv  EvQVO&tu  vtnxi  xfvat 
itjv  <ii>it>,r  tx  iHvxtjg  noir/aaut'vovg  Diod.  XII.  45  (nach 
Bphoros)  und  Istros  in  den  Schol.  Soph.  Oed.  Col.  689 
(701).  Zu  Marathon  standen  die  Athener  vor  der  Schlacht; 
dort  war  die  Quelle  Makaria,    wo  die  Tochter  des  Hera- 


373* 


374* 


kies  sich  opferte :  aber  schwerlich  fand  die  Schlacht  auf 
den  Feldern  von  Marathon  statt.  Denn  ich  meine,  die 
Antithese  würde  nicht  vergessen  sein,  dass  auf  derselben 
Feldmark,  wo  einst  Eurystheus  besiegt  ward,  wiederum 
die  Perser  unterlagen.  Gar  wohl  aber  kann  die  Sage  die- 
ses Schlachtfeld  bei  Oenoe  angesetzt  haben,  dem  nächsten 
Orte  von  Marathon  in  nördlicher  Richtung,  auf  dem  Wege 
nach  Trikorynthos,  wo  die  Herakliden  wohnten  und  wo 
das  Haupt  des  Eurystheus  begraben  lag  (l)iod.  IV,  57. 
Strab.  VIII  S.  377).  Dies  also  war  meiner  Ansicht  nach 
der  Gegenstand  des  ersten  Bildes,  Kimons  Sinne  um  so 
entsprechender,  weil  er  zugleich  zur  Verherrlichung  des 
Theseus  dienen  konnte.  Was  das  Gemälde  anhingt,  so 
war  nach  Pausanias  der  Moment  gewühlt,  wo  die  Athener 
und  Spartaner  eben  handgemein  wurden:  im  Hintergründe 
wird  man  die  schutzflehenden  Herakliden  erblickt  haben. 
Vielleicht  ist  sogar  von  diesem  Gemälde  noch  eine  Notiz 
erhalten.  Nämlich  zu  Aristophanes  Plut.  384  bemerkt  ein 
Scholion  tu  tov  nv/Kfltivici  uvtoig  (toig  Hgax/.iid  mc) 
Cwygtiffog  r/f  IIiifKpiXog  'Ad'r^'uiog  t'ig  t>)v  nioav  twv 
'A&ijvuuov  l'yguxpt,  und  nach  einem  anderen  waren  dar- 
gestellt o<  HgaxXtÜlai  xui  l4.\/.inlvtl  v.u.)  HgnxXtovg 
&vyiiT>jg  lALttnvuioVQ  ixetsvovttg,  Evgvod'ta  dedtoTtg, 
rjXig  llitfiff ikov  ovx  teilt,  (ffifftv,  üA).'  AnoXkoäwgoV. 
Es  liegt  hiebei  ein  Missverständniss  zu  Grunde,  denn 
Aristophanes  spricht,  wie  ein  anderes  Scholion  richtig  er- 
klärt, nicht  von  einem  Maler,  sondern  von  einem  Tragö- 
den Pamphilos,  der  in  Euripides  Herakliden  gespielt  hatte. 
Aber  wir  lernen  doch  bei  dieser  Gelegenheit ,  dass  in  der 
Stoa  ein  Gemälde  vorhanden  war,  das  die  schutzMehenden 
Herakliden  darstellte,  und  erhalten  damit  eine  Bestätigung 
für  die  oben  ausgesprochene  Ansicht,  lieber  den  Künstler 
der  es  gemalt  hatte,  war  man  offenbar  nicht  sicher  unter- 
richtet. Wir  wissen,  dass  Polygnotos  das  Gericht  der 
Könige  über  Ajax,  Mikon  die  Amazonenschlacbt  und  wie 
es  scheint  mit  Panaenos  die  Schlacht  bei  Marathon  malte 
(s.  Brunn  griech.  Künstler  II,  19ff.).  Ein  Pamphilos  von 
Athen  ist  überall  als  Maler  nicht  bekannt;  dem  Sclioliasten 
ist  es  zuzutrauen,  dass  er  bei  der  aristophanischen  Stelle 
an  den  berühmten  Sikvonier  dachte,  der  erst  um  die  103. 
Olympiade  blühte.  Eher  könnte  Apollodoros  von  Athen 
hieher  gehören,  dessen  Bliithe  um  den  Anfang  des  pelo- 
punnesischen  Kriegs  fällt;  er  war  ein  Nachfolger  der 
Meister,  welche  jene  anderen  Gemälde  ausgeführt  hatten. 
Demzufolge  nahm  Brunn  a.  O.  S.  17  an,  dass  das  Bild 
der  Herakliden  nicht  zu  dem  ursprünglichen  Cyclus  ge- 
hörte, sondern  erst  später  hinzugefügt  wurde.  Diese  An- 
sicht kann  ich  jedoch  nicht  theilen;  vielmehr  seheinen 
mir,  entsprechend  der  Beschreibung  des  Pausanias,  die 
vier  Gemälde  in  engem  Zusammenhange  gedacht  zu  sein. 
Daher  halte  ich  dafür,  dass  es  unbekannt  war,  wer  (unter 
Polygnotos  Leitung)  jenes  Bild  ausgeführt  habe,  so  dass 
auf  diesen  oder  jenen  Meister  gerathen  werden  konnte. 
Ob  die  Erzählung  der  Argiver,  bei  dem  argulischen  Oenoe' 
hätten  ihre  Vorfahreu  mit  einer  athenischen  Hülfsschaar 
die  Lakedaemonier  besiegt,  in  argivischen  Localsagen  von 
den  Herakliden  einen  Anhalt  fand,  lasse  ich  dahingestellt. 


Eine  Abweichung  von  der  attischen  Sage  ist  es,  wenn  die 
Stelle  wo  Eurystheus  fiel  auf  den  Isthmos  an  die  skiro- 
nischen  Klippen  rerlegf  wird  (Apollod.  11,8,1.  Paus.  I, 
44,  1Ü)  und  wenn  die  Herakliden  nach  dem  Siege  ein 
Jahr  über  den  ganzen  Pcloponnes  herrschen  und  dann  erst 
sich  nach  Marathon  zurückziehen.' 

Hamburg.  Dieses  Jahr  hielt  Prof.  Petersen  seinen 
gewöhnlichen  Vortrag  zur  Feier  von  Winckelmann's  Ge- 
burtstag im  engen  Kreise  der  akademischen  Gymnasiasten. 
Nach  einer  kurzen  Erinnerung  an  W.'s  wissenschaftliche 
Verdienste  behandelte  er.  wie  gewöhnlich,  ein  speeielles 
Thema  aus  der  Archäologie ,  der  Kunst.  Der  bereits  in 
einem  früheren  Vortrage:  Uebcr  die  Bedeutung  mytholo- 
gischer Darstellungen  an  Geschenken  bei  de»  Griechen 
(Hamburg  1855  S.  21  not.  21)  ausgesprochene  Gedanke, 
dass  die  zahlreichen  Gefässe,  die  mit  Abbildungen  aus 
dem  Mythos  von  der  Hochzeit  des  Pehus  und  der  Thelis 
versehen  sind  '),  zur  Aufnahme  und  Uebergabe  von  Hoch- 
zeitsgesehenken dienten  oder  selbst  zu  solchen  bestimmt 
gewesen  seien,  führte  er  an  der  berühmten  Fran^ois-Vase 
aus;  erstlich  wies  er  daraufhin,  dass  nach  Arist.  Nub. 
1067  die  Verheirathung  der  Göttin  Thetis  an  einen  Sterb- 
lichen als  eine  besondre  Auszeichnung  betrachtet  und  daher 
diese  Vermählung  zu  einem  Prototyp  geworden  sei;  dann 
zeigte  er  bei  Erklärung  der  einzelnen  Bilder,  in  welchem 
Zusammenbang  sie  mit  dem  Hauptbilde,  dem  Zuge  der 
Götter  zu  jener  Hochzeit,  ständen,  nach  dem  Grundsatz 
deu  er  in  jenem  Vortrage  zu  begründen  gesucht  hatte, 
dass  die  in  den  Vasenbildern  dargestellten  Mythen  in  ähn- 
licher Beziehung  zum  Zweck  der  Gefässe  gestanden  hät- 
ten wie  die  Mythen  in  den  Pindarischen  Hymnen.  Die 
Bilder  stellen  theils  die  durch  Kampf  errungene  oder  ge- 
schützte Liebe,  eine  Bewerbung  um  das  Ideal  göttlicher 
Schönheit,  theils  Scenen  aus  dem  Leben  Achills  dar,  der 
als  Sohn,  Glück  und  Ruhm  dieser  Ehe,  auch  noch  im 
Tode  gefeiert  wird.  Am  schwersten  ist  in  dieser  Bezie- 
hung der  Kampf  der  Pygmäen  mit  den  Kranichen  zu 
deuten.  Hat  nun  bloss  der  Homerische  Vergleich  IL  III.  5 
den  Maler  veranlasst  diesen  Kampf  anzubringen  oder  sollen 
die  Kämpfe  des  Lebens  im  Allgemeinen  angedeutet  werden 
oder  ist  darin  zu  den  übrigen  Gemälden  eine  Beziehung 
wie  zwischen  dem  Satyrdrama  und  der  Tragödie?  Zum 
Schluss  wurden  die  wichtigsten  andern  Darstellungen  aus 
diesem  Mythenkreise  kurz  besprochen. 

KrEL.  Professor  Forchhammer,  dessen  thätiger  Eifer 
die  deutsche  Feier  der  Winckelmannsfeste  früher  als  in 
andren  deutschen  Städten  zu  Kiel  hervorrief  und  von  Jahr 
zu  Jahr  durch  gewählten  Zuwachs  der  dortigen  archäolo- 
gischen Sammlung  neu  belebte,  hat,  nachdem  jene  Feier 
seit  einigen  Jahren  unterblieb,  in  der  oben  S.  367*  be- 
frührten  Weise  an  dem  Berliner  Winckelmannsest  sich 
betheiligt. 

«)  Zusammengestellt  in  J.  Ovcrbeck's  Gallerie  heroischer  Bild- 
werke.    BraunscUweig  DJ.  1.   18 j'i  S.  172  ff. 


II.     A  u  s  g  r  a  b 


1.      Briefliches  aus  Neapel. 

Aus  Neapel  giebt  es  wenig  Neues.     Im  Museum  ist 
man    beschäftigt    die   antiken    Gemälde    in    ausgebesserten 


u  n  g  e  n. 


Zimmern  in  würdigerer  Weise  in  gewisser  Ordnung  auf- 
zustellen. Von  Bronzen  ist  in  den  letzten  zwei  Jahren 
mancherlei  an  Gewissen,  Lampen,  Stempeln,  kleinen  Can- 
delabern  und  allerlei  Geräth    hinzugekommen;    doch  habe 


375* 


376* 


ich  nichts  bemerkt  was  mir  von  besondrem  Interesse  schien. 
Unter  den  Terracotten  zeichnet  sich  ein  Trinkhorn  (no. 
5606)  mit  Reliefs,  die  ich  leider  nicht  genauer  untersuchen 
konnte,  vorteilhaft  aus,  unter  den  Pretiosen  ein  grosser 
goldner  Ring  mit  vertieft  geschnittenem  Onyx,  in  der 
Grösse  der  schönen  Ceres  des  Berliner  Museums.  Er  zeigt 
einen  jungen  Herakles  mit  Keule  und  Schwert ;  dabei  der 
Name  Solonos.  Ring  und  Stein,  vollkommen  erhalten,  ge- 
hören zum  Schönsten  was  man  in  dieser  Art  sehen  kann. 
Die  Beamten  des  Museums  sind  sämmtlich  ausserordent- 
lich freundlich  und  zuvorkommend.  Gypsabgüsse  sind  leicht 
zu  haben ;  man  kann  jetzt  formen  lassen  was  man  will. 
Photographien  sind  überall  käuflich. 

Die  Ausgrabungen  in  Pompeji  werden  seit  dem  Re- 
gierungswechsel mit  grossem  Eifer  betrieben.  Anfangs 
waren  400  Arbeiter  und  40  Karren  thätig;  jetzt  sind  2  — 
300  Arbeiter  und  der  Karren  bedarf  man  nicht  viel,  da 
man  eine  Eisenbahn  auf  schiefer  Ebene  angelegt,  auf  wel- 
cher die  mit  Erde  beladenen  Karren  von  selbst  sich  fort- 
bewegen. Die  Erde  wird  auf  dem  Damm,  der  sich  durch 
die  ausgegrabne  Erde  immer  verlängert,  hinter  das  Amphi- 
theater transportirt.  Es  sollen  jetzt  2000  Ducati  jährlich 
ausgesetzt  sein.  Was  bis  dahin  unter  Aloes  Leitung  aus- 
gegraben war,  findet  man  in  dem  Büchelchen  von  Alue 
'Les  ruines  de  Pompei  (Naples  1861)'.  Unter  FioreUi's 
Leitung  hat  man  zuerst  die  schon  unter  dem  alten  Regi- 
ment begonnene  Aufgrabung  der  neuen  Thermen  been- 
digt, deren  Inneres  sich  besonders  durch  einige  Wunde 
auszeichnet,  die  mit  Reliefs  in  Stuck  versehen  sind,  in 
ähnlicher  Weise  wie  sonst  mit  Malerei.  Ueber  die  neuen 
Ausgrabungen  wird  regelmässig  und  genau  in  dem  von 
Fiorelli  gegründeten  'Giornale  degli  scavi  di  Pompei'  Be- 
richt erstattet,  von  welchem  Heft  1—4  und  13  u.  14  er- 
schienen sind.  Man  hat  in  den  zwei  Jahren  der  neuen 
Regierung  seitwärts  von  der  zum  Forum  nundinarium  und 
zu  der  'porta  di  Stabia'  führenden  langen  Strasse,  in  der 
Richtung  und  diesseits  der  als  'Rue  de  l'Abondance'  be- 
nannten Seitenstrasse  gegraben.  In  der  Nähe  des  schon 
1852  ausgegrabnen  Hauses  'der  russischen  Fürsten'  findet 
sich  das  Haus  des  Siricus,  dessen  Bilder  und  Inschriften 
Dr.  Klessling  vor  Kurzem  in  den  Schriften  des  Instituts 
[Bull.  1862  p.  92  ff.]  besprochen  hat.  Seitdem  hat  auch 
Fiorelli  in  Heft  13  des  Giornale  di  Pompei  p.  4 — 24  die- 
ses Haus  genau  beschrieben.  Nicht  weit  davon  ist  ein 
kleines  Gebäude,  welches  wegen  20  grosser  eingemauerter 
bleierner  Pfannen  die  Färberei  genannt  wird.  Hier  fand 
man  vor  einem  Monat  in  einem  ganz  kleinen  schmuck- 
losen Zimmer,  neben  einem  Marmortisch,  den  Kopf  nach 
unten,  eine  vorzügliche  Erzfigur  von  25  Zoll  Höhe,  ganz 
wohl  erhalten.  Es  ist  ein  jugendlicher  Bacchus  von 
schlanken  Verbältnissen,  den  Kopf  auf  die  rechte  Seite 
geneigt,  die  linke  Hand  in  die  Hüfte  gestützt,  die  rechte 
sprechend  erhoben.  Die  Augen  sind  hohl;  im  Haar  ein 
kleiner  Weinkranz.  Er  ist  ganz  nackt  und  hat  nur  über  die 
linke  Schulter  ein  Ziegenfell  gehängt;  die  Füsse  sind  mit 
reich  ornamentirten  Sandalen  bekleidet.  —  Ebenfalls  nicht 
weit  davon  aber  durch  eine  CJuerstrasse  getrennt  ist  im 
hintern  Theil  eines  Hauses  ein  grosser  noch  wohl  erhal- 
tener Backofen  gefunden  worden,  genau  wie  sie  schon 
früher  bekannt  geworden.  Er  war  mit  eisernen  Thüren 
dicht  verschlossen,  so  dass  keine  Asche  eindringen  konnte. 
Als  man  diese  Thüren  fortnahm,  fand  mau  ßl  wühl  erhaltne 
runde  Brode  von  6 — 13  Zoll  Durchmesser,  die  in  Neapel 
viel  von  sich  reden  gemacht.  Sic  haben  genau  dieselbe 
Form,  wie  das  von  Chirke  (Pompei  Vol.  I  p.  114)  abge- 
bildete. Die  Arbeiter  versichern,  sie  häuten  noch  einen 
angenehmen  Brodgeruch  empfunden,  als  sie  die  Tliür  öff- 


neten, ein  Umstand  den  man  dahingestellt  lassen  muss.  —  Die 
gedachte  Strasse  ist  sehr  enge.  In  der  Höhe  der  ersten 
Balkenlage  sieht  man  an  der  Aussenseite  der  Häuser  eine 
Reihe  viereckiger  Löcher  in  welchen  die|Balken  lagen,  wo- 
raus hervorgeht  dass  an  diesen  Häusern  entlang  ein  Balkon 
umherlief,  der  jetzt  auch  wieder  hergestellt  wird.  In  der- 
selben engen  Gasse  hat  man  vor  kurzem  auch  ein  kleines 
zweistöckiges  Haus  mit  sehr  obseöuen  Bildern  gefunden, 
das  offenbar  zur  Aufnahme  öffentlicher  Frauenzimmer  diente. 
Im  Erdgeschosse  sind  fünf  kleine  Zimmer  und  in  jedem 
ein  gemauertes  Bett  (Beschreibung  im  Giornale  Heft  14 
]).  48ff.).  Besonders  interessant  sind  zwei  in  der  Strasse 
des  Holconius  belegne Häuser.  Das  erstere,  uo.15,  bietet 
in  seinem  Plan  nichts  Besonderes,  hat  aber  in  seinem  Atrium 
einen  vorzüglich  schönen  Marmortisch  autzuweisen.  Am 
Atrium  steht  ferner  eine  gut  gearbeitete  Büste  (Herme), 
mit  dem  Namen  C.  Cornelius  Rufus  (Giornale  Heft  4  tav. 
XII),  nach  welcher  das  Haus  Casa  dl  Rufo  genannt  wird. 
Viel  interessanter  ist  das  zweite  Haus,  no.  4,  Eckhaus  der- 
selben Strasse,  das  Fiorelli  im  Giornale  Heft  1.  2  p.  13 — 99 
genau  beschrieben  hat.  Das  Peristyl  ist  sehr  unregelmäs- 
sig; es  hat  theilweise  Pfeiler,  theils  Säulen.  —  In  bau- 
licher Beziehung  interessant  ist  ein  grosses  Haus  in 
der  Pia  di  Slubiu  no.  10,  das  zwei  Peristyle  neben  ein- 
ander hat,  die  durch  eine  Wand  geschieden  und  durch 
zwei  Thüren  und  sechs  Fenster  mit  einander  verbunden 
sind.     Leider  ist  es  noch  nicht  ganz  ausgegraben. 

Die  Ausgrabungen  werden  mit  der  grüssten  Sorgfalt 
unternommen  und  für  die  Erhaltung  des  Gefuudnen  wird 
soviel  als  möglich  gethan.  Die  Wandmalereien  werden 
meistens  an  Ort  und  Stelle  gelassen.  Die  Mauern  werden 
oft  durch  starke  eiserne  Bänder  zusammengehalten,  der 
Stuck  mit  kleinen  eisernen  Klammern  befestigt.  Der  Archi- 
tekt der  Ausgrabungen  Hr.  Campanella  fertigt  Photographien 
nach  den  Originalgemälden  an;  auch  ist  man  beschäftigt 
ein  Modell  von  ganz  Pompeji  in  Verhältniss  von  t^ö  an- 
zufertigen. —  Fiorelli  hat  in  einem  seit  langer  Zeit  ver- 
schlossenen Magazin  eine  Anzahl  Fensterscheiben  gefunden, 
die  viel  grösser  und  besser  als  die  im  Berliner  Museum 
befindliche  sind;  sie  sind  schon  vor  längerer  Zeit  ausge- 
grahen  aber  vergessen  worden. 

Die  Gräiber,  welche  der  Prinz  von  Syracus  vor  sechs 
Jahren  zu  Capri  hatte  ausgraben  lassen  und  worin  er 
viele  goldne  Gegenstände  fand,  sind  nicht  mehr  aufzufin- 
den. Sie  sind  wahrscheinlich  wieder  zugeschüttet,  da  die 
Landleute  in  der  Nähe  nichts  davon  wissen.  Nur  einige 
Gruben  sind  noch  vorhanden,  in  welchen  bedeutende  ar- 
chitektonische Fragmente  (Capitelle,  reiche  Gesimseetc.)  von 
sehr  vorzüglicher  Arbeit  sich  gut  erhalten  finden  und  die 
wahrscheinlich  in  die  Zeit  des  Hadrian  zu  setzen  sind.  Auch 
liegt  daselbst  eine  überlebensgrosse  weibliche  Gewandsta- 
tue, die  bis  auf  den  fehlenden  Kopf  sehr  wohl  erhalten 
und  von  guter  Arbeit  ist.  Umfassende,  sorgfältige  und  mit 
Kenntniss  geleitete  Ausgrabungen  würden  in  Capri  noch  viel 
Interessantes  zu  Tage  fördern.  Von  den  Ruinen  ragt  nur 
wenig  aus  der  Erde  hervor  und  ist,  da  alles  mit  Gebüsch 
bewachsen,  schwer  kenntlich.  An  den  Ruinen  auf  dem 
sogenannten  monte  dt  Tiberio  hat  man  sehr  viel  mehr  als 
bei  flüchtiger  Betrachtung  erscheint;  namentlich  sind  noch 
eine  Anzahl  unterirdischer  Gemächer  erhalten,  in  deren 
kleinsten  Theil  nur  einzudringen  ist.  Die  Palastanlage  ist 
ausserordentlich  weitläufig.  Vielleicht  gelänge  es  das 
bronzene  Reiterstandbild  des  Tiberius,  von  dem  die  Tra- 
dition spricht,  aufzufinden.  Es  ist  oft  gegraben  worden, 
aber  nie  in  gehörigem  Umfang.  Eine  Ausgrabung  ähnlich 
der  auf  dem  Palatin  würde  von  höchstem  Interesse  und 
grosser  Wichtigkeit  sein.     Noch  im  letzten  Winter  hat  ein 


377* 


378* 


englischer  Maler,  Namens  Murrel,  in  Capri  gegraben  aber 
nur  wenig  gefunden  und  da  es  ihm  nur  auf  Erwerbung 
von  Kunstgegenständcu  ankam,  Alles,  ohne  eine  Zeichnung 
des  Grundplans  zu  nehmen,  wieder  zugeschüttet. 

In  der  Villa  des  Pollio  auf  der  Punta  di  Sorrento 
ist  mehr  erhalten  als  man  vermutheil  sollte.  Es  sind  wohl 
meist  Substructionen,  doch  sieht  man  auch  Reste  von 
Wandmalerei  und  an  einer  Stelle  auch  Stuckornamente  in 
Relief.  Bei  Grabungen,  die  1844  hier  veranstaltet  sind, 
soll  man  Vieles  gefunden  haben.  Auch  im  J.  1624  soll 
daselbst  schon  gegraben  worden  sein.  Im  erzbischüfiichen 
Palast  in  Sorrent  befindet  sich  eine  wenig  bekannte  sehr 
schöne  Brunnenmündung  mit  Pflanzenornamenten  in  Relief. 


Neapel. 


R.  Berga.it. 


2.     Aus  Oberitalien. 


1.  Bologna.  Der  gelehrte  Graf  Gozzadini  hat  vor 
kurzem  in  Bologna  selbst  ein  Bruchstück  eines  colossalen 
Bauwerkes  aufgefunden.  Er  entdeckte  nemlich  in  der  Ba- 
silica  di  S.  Stefano  in  den  beinahe  unzugänglichen  Grund- 
mauern, am  Brunnen  des  heiligen  Petronius,  ein  Bruch- 
stück eines  antiken  architektonischen  Marmorblockes,  den 
er  für  das  dortige  Museum  herausschaffen  liess.  Derselbe 
ist  2,23  Meter  lang,  1,48  Meter  hoch,  und  0,30  Meter  dick, 
im  Gewicht  von  4000  Kilogramm,  und  enthalt  folgende 
Inschrift: 

.  .  .  .  S.  PVBLICE. 
mit  30  Centimeter  hohen  Buchstaben  aus  dem  besten  Zeit- 
alter. Man  glaubt,  dass  das  an  der  abgebrochenen  Stelle 
übrig  gebliebene  S,  den  letzten  Buchstaben  des  Wortes 
BONONIENSES  darstelle.  Graf  Gozzadini ,  Senator  des 
Königreichs  Italien  und  Ehrenmitglied  der  philosophischen 
Facultät  der  Universität  zu  Bologna,  ist  damit  beschäftigt 
zu  ermitteln,  zu  welchem  öffentlichen  Bauwerke  der 
Stadt  dieses  Bruchstück  gehörte.  Sein  Ergebniss  soll  in 
der  antiken  Topographie  der  alten  Stadt  Bologna  mitge- 
theilt  werden,  einem  Werk  womit  dieser  Gelehrte  seit  länger 
beschäftigt  ist.  Uebrigens  soll  es  aus  einer  Chronik  des 
Mittelalters  nachweislich  sein,  dass  obengedachtes  Bruch- 
stück antiker  Prachtbaue  der  alten  Bononia  schon  im  13. 
Jahrhundert  an  derselben  Stelle  wo  mau  es  neulich  auf- 
fand, eingemauert  war. 

Ausserdem  wurden  in  dem  benachbarten  Pieuc  di 
Bugnacavallo  mehrere  antike  Ziegel  mit  eingedruckten 
Stempeln  gefunden,  welche,  auf  verschiedne  Weise  geformt, 
die  gleichlautende  Inschrift  enthielten: 

SANTERNI  ARMENTARIA. 


Der  gelehrte  Bibliothekar  der  Stadt,  Herr  Frali,  bekannt 
durch  seine  Erläuterung  des  Runen-Kalenders  in  Bologna 
und  der  dortigen  Münzen,  behauptet  dass  dort  ein  Ort 
Namens  Armentaria  gelegen  habe,  der  von  seinen  reichen 
Viehweiden  den  Namen  hatte,  worin  Herr  F.  durch  alte 
Urkunden  unterstützt  wird,  die  Fantuzzi  in  seinen  Monu- 
menti  Ravennati  anführt.  An  dem  dortigen  Flusse  Sau- 
temo  befand  sich  noch  im  11.  Jahrhundert  eine  Ortschaft, 
Fornuce  genannt,  so  dass  dort  die  Werkstatt  sich  kundgiebt, 
wo  diese  Ziegeln  gebrannt  worden  sind.  Ueber  die  Zeit 
aus  welcher  dieselben  herrühren,  bemerkt  Hr.  Frati,  dass 
die  gedachten  Buchstaben  ganz  denen  aus  der  Zeit  von 
Theodorich  gleichen. 

2.  Tri ent.  Die  Stadtbibliothek  in  Trient  besitzt  in 
ihrem  Museum  seit  dem  vorigen  Jahre  einen  kurz  vorher 
zu  Cortaccia  in  der  Nähe  von  Trient  in  dem  Thale  der 
Etsch  aufgefundenen  Merkur  der  ohne  den  fehlenden  Kopf 
3  Fuss  hoch  ist;  auch  fehlt  der  linke  Arm,  und  der  in  der 
rechten  Hand  gehaltene  Beutel,  der  die  Lende  berührt 
hatte,  wie  die  daran  befindliche  Spur  zeigt.  Ein  um  den 
linken  Arm  geschlungenes  leichtes  Gewand  fällt  auf  einen 
neben  dem  Merkur  stehenden  Widder,  was  auf  den  Han- 
delsverkehr mit  Wolle  bezogen  wurde.  Der  Marmor  aus 
dem  diese  liebliche  Gestalt  gearbeitet  ist,  ist  weiss  wie 
Elfenbein.  Die  Arbeit  zeugt  von  einem  bedeutenden  Künstler, 
so  dass  manche  Beschauer  darin  griechische  Kunst  finden 
wollen.  In  den  Umgebungen  des  Fundortes  hat  man  übrigens 
keine  Spuren  bedeutender  alter  Bauwerke  gefunden;  doch 
kennen  die  Alterthumsforscher  hinreichend  die  Wichtigkeit 
der  alten  römischen  Niederlassung  an  den  Stellen  wo  jetzt 
Trient  liegt;  auch  ist  das  Museum,  das  sich  mit  der  städti- 
schen Bibliothek  vereinigt  befindet,  reich  an  hier  aufge- 
fundenen klassischen  Bildwerken,  von  denen  besonders  ein 
weiblicher  Kopf  sich  durch  treffliche  Arbeit  auszeichnet. 
Eine  Menge  Bruchstücke  von  Marmorgestalten,  eine  reiche 
Sammlung  von  Lampen,  Thongefässen  und  anderen  Resten 
klassischer  Alterthümer  zeigen,  dass  hier  ein  reges  Leben 
an  der  grossen  Militärstrasse  nach  Rhätien  und  Vindelicien 
geherrscht  hat;  aber  auch  aus  der  Zeit  der  Etrusker 
findet  man  hier  Spuren,  besonders  einen  schönen  Eimer 
von  Bronze  mit  Inschriften.  Dieses  Alterthumsmuseum  ver- 
dankt hauptsächlich  seinen  Ursprung  dem  Appellations- 
Präsidenten  Baron  Mazzelti,  der  1827  starb  und  seine 
Sammlung  seiner  Vaterstadt  vermachte,  und  einem  andern 
Mitbürger,  dem  Vicar  Tonelli,  der  bei  seinem  1858  er- 
folgten Tode  die  Frucht  seines  wissenschaftlichen  Strebens, 
die  gesammelten  Auticpiitäten  der  Umgegend,  der  Biblio- 
thek seiner  Vaterstadt  vermachte,  welche  in  dem  gelehrten 
Bibliothekar  Tomaso  Gar  einen  treuen  Bewahrer  dieser 
Alterthümer  hatte,  welcher  jedoch  eben  jetzt  als  Rector 
an  das  Lyceum  zu  Mailand  berufen  worden  ist. 

Neigebaur. 


III.     Litteratur. 


1.    Zur  Topographie  von  Alhen. 

Bei  dem  Interesse,  das  neuerdings  grade  die  Alter- 
thümer Athens  und  die  Topographie  dieser  Stadt  gewon- 
nen haben,  können  vielleicht  die  folgenden  Notizen  ver- 
werthet  werden,  die  ich  aus  dem  cod.  Paris,  graecus  1631 A, 
einer  Miscellanhandschrift,  ausgeschrieben  habe.  Ich  selbst 
bekenne  sie  weder  vollständig  zu  verstehn,  noch  ein  Wort 
über  ihre  Bedeutung   sagen  zu  können,    da    ich  mit  den 


einschlägigen  Fragen  nicht  bekannt  bin.  Die  mehrfach 
vorkommenden  alten  Namen  und  die  Schrift  dieser  No- 
tizen, die  dem  15.  Jahrhundert  angehört,  verleiteten  mich 
sie  zu  copiren;  mögen  andre  daraus  die  möglichen  Resul- 
tate ziehn.  Auf  iol.  158  der  Handschrift  steht  also  nach 
verschiedenen  Excerpten  über  Maasse  das  folgende : 
nigi  rijg  ürnxijf 

to  xöffipo  ilvui  rj  uxQunoltt;.  to  la^iixtä  thui  o  vaot;  rrjg 

d&tjvüg  Trjt;  nuXXudog 


379* 


380* 


tj  ygvaoanr^.iöiiaau.  tivui   TO  nn^Xutov  toi    nuvog. 
ul    dvo    xoio'ivuig    tlg    Trtv    fituv    i^rov    tu   üyuXfiu  lijg 

u&livüc 
ftl  Ti;g  yogyinvag  ii/i'  xi(paKr}v,  xai  (ig  xt\v  uAhijV  ijov 
t6  üyaifia    luv    dn)g  üno/.uTai    tlg    rr,v  bnoiitv  tivat 

n  goXöyiov  (sie) 
uugfiugtviov. 
oXiyOV  nugiixüxto  tjov   i<)    'i.ixtov  nyoXtiov  iov  ugiaro- 

fig  lö»-  uyiov  yuogyiov    iov   <l\tiuvt)gov  dg  T1]V  n).oxu 

tivui 
v.üvdvXi  iiuguugttinov  tov  dijitoa&trovg. 
7]  /.ttyüXij  xuiiugu  tfvui   i]   Tn).rt   zi]c  noXewg. 
7)  xo't.ojvixig    zr.g  »aqtQÖljg.    i',t<iv  ttt'uigov   xui  1)  ax^nj 

inv  ügiaioopüvovg. 
tlg   %uTg    ävo   xoXn'/vig    iov  ßovvov.     i]tov    xovti    iov 

jgaiavov 
101   ßuaiXhog  fit  ti)v  in)  ßuq>i}   in  Xuiivixu. 
tlg  Tt]v  t/;J«(?)  tov   nm/ttug.  rjov  vnog  xa)  oyoltiov  rov 
awxguTOvg,  iyti  jgiyogov  Toig  diodtxu  uvttiovg.    xui 

Tatg    öiguig 
dg  tov  ayiov   ytiugyiov  tov  dxu/idzt,   r)Tov    to   xigufti- 

xov   y.ui 
0  vuog  Toi)   &io~i(og. 
Tu    iiagfxugivtuv   XtovTugt.    rjtOv   ?/  /LityuXri    uyioyt]  twv 

u&i,vuuov 

XUI    TU.    LIVT  llUTll    TluV    r^liKOV. 

tlg  tu  ßuothxu  1/Toy  ayoXttov  ti'iv  moixiöv. 
tlg  Tt]v  ttxudfjfilav  tjtov  ayoXttov  rov  nXuTiovog. 

Auffallend  ist  die  Aehnliehkeit  dieses  Bruchstücks 
eines  athenischen  Fremdenführers  mit  den  'Mirabilia  Ro- 
mae',  die  in  eben  so  dürftiger  Weise  die  halb  gelehrten, 
halb  volkstümlichen  Erinnerungen  des  11.  oder  12.  Jahr- 
hunderts an  die  damaligen  Loealitäten  Roms  anknüpfen. 
Ob  das  atheniensische  Bruchstück  dem  15.  Jahrhundert 
selbst,  oder  ursprünglich  einer  früheren  Zeit  angehört, 
weiss  ich  nicht;  jedenfalls  aber  beweist  die  Lücke,  die  der 
Schreiber  in  dem  Worte  n  goXöyiov  absichtlich  gelassen, 
dass  ihm  ein  an  dieser  Stelle  unleserliches  Original  vor- 
gelegen hat.  Vielleicht  wird  es  eben  so  schwer  sein,  hi- 
storische Daten  daraus  zu  entnehmen  als  aus  den  römi- 
schen Mirabilia.  Sowohl  über  Athen  wie  über  Rom  sind 
seit  der  Entstehung  jener  mittelalterlichen  Notizen  zu 
schwere  Verwüstungen  ergangen,  so  dass  es  vielleicht  nicht 
minder  Mühe  erfordert,  die  neuen  Loealitäten  zu  bestim- 
men, auf  die  der  Verfasser  jene  alten  bezieht,  als  bisher 
verwandt  ist,  die  letzteren  allein  festzustellen.  Indess  wird 
hoffentlieh  die  Bereicherung  des  Materials  den  athenischen 
Topographen  lieb  sein. 

Paris.  D.  Detlefsen. 


2.    Zum  Valicanischen  Apoll. 

Unter  dieser  Aufschrift  hat  Hr.  Theodor  Pyl  einen 
im  archäologischen  Anzeiget  d.  J.  S.  351*  abgedruckten 
Aulsatz  verfasst,  in  welchem  ein  neuer  Erklärungsversuch 
des  belvederischen  Apoll  als  aegistragendeu  Gottes  ent- 
halten ist.  Zuvörderst  ruft  jener  Aufsatz  den  Wunsch 
hervor,  dass  der  Verfasser  zur  Vereinfachung  seiner  vielen 
Fragen,  es  der  Mühe  werth  erachtet  hätte,  nicht  nur 
die  Ausführungen  von  Stcphani  und  Wieseler,  sondern 
auch  die  in  diesen  Blättern  18G1  S.  209* ff.  213*ff.  vor- 
getragenen   Bemerkungen     etwas    genauer,    sei    es    billi- 


gend oder  widerlegend ,  in  Betracht  zu  ziehen.  Der 
Verfasser  würde  dann  vielleicht  das  Attribut  der  Aegis 
nicht  einmal  für  die  Stroganoffsche,  geschweige  denn 
für  die  belvederische  Statue  als  unzweifelhaft  betrach- 
tet haben ;  er  würde  sich  überhaupt  vielleicht  gescheut 
haben,  trotz  thatsüehlich  vorhandener  Unterschiede  diese 
beiden  Statuen  in  seiner  Erklärung  von  vornherein  als 
völlig  und  schlechterdings  identisch  zu  behandeln  und 
demgemäss  z.  B.  die  Annahme  eines  zierlich  geschmückten 
Leierbandes  für  die  Stroganoffsche  Statue  einfach  mit  dem 
Bemerken  abzulehnen,  der  vatikanische  Apoll  habe  eben 
einen  Köcher.  Der  Verfasser  würde  dann ,  um  anderes 
(wie  z.  B.  die  Vermischung  einer  mehr  genreartigen  Auf- 
fassung des  belvederischen  Apoll  als  Bogenschützen  mit 
der  bekannten  Auffassung  des  Hrn.  Häckermann,  oder 
seine  Bemerkung  über  die  Stütze  des  Baumstamms  der 
'absichtlich  zugefügtes  Symbol  der  Milde  und  Heilkraft' 
sein  soll,  während  ein  Zweifel  darüber  dass  er  in  erster 
Linie  für  die  Marmortechuik  nothwendig  war  nicht  wohl 
möglich  ist)  zu  übergehen,  sich  doch  wohl  gescheut  haben, 
die  kunstgeschichtlich  in  der  That  unerhörte  Behauptung 
zu  äussern,  das  noch  auf  der  Grenzlinie  des  erha- 
benen und  des  anmuthigen  Styls  attischer  Kunst  stehende 
Bild  der  Artemis  Colonna  habe  mit  dem  belvederischen 
Apoll  mehr  Verwandtschaft  als  sein  von  aller  Welt  aner- 
kanntes Gegenbild,  die  Diana  von  Versailles. 

Aber  auch  mit  Hintansetzung  aller  dieser  und  ähn- 
licher Einwände,  wird  man  der  Deutung  des  vaticauischen 
Apoll,  als  eines  die  Leiche  Hektors  vor  Achill's  Wuth  mit 
der  Aegis  schützenden  Gottes  sich  nicht  anschliessen  kön- 
nen. Diese  Deutung  geht  aus  von  dem  Eindruck  des  mit 
Milde  gemischten  Grolls,  den  man  bei  der  Beschauung  der 
Statue  von  der  Stelle  aus  empfinde  'nach  welcher  der  Gott 
den  Schritt  lenkt,  so  dass  er  auf  den  Beschauer  zuschreitet 
und  letzterer  der  Wendung  des  Hauptes  und  der  ausge- 
streckten linken  Hand  mit  dem  Auge  folgen  kann  u.  s.  w.' 
Es  wird  sich  schwerlich  ein  zweiter  Beschauer  finden, 
welcher  in  Widerspruch  mit  der  einstimmigen  Voraus- 
setzung wohl  aller  Künstler  und  Erklärer  den  der  Statue 
günstigsten  Standpunkt  nicht  gerade  dem  Antlitz  gegenüber, 
wo  die  Erscheinung  des  dahinschwebenden  Gottes  einzig 
und  allein  mächtig  und  von  gewaltigster  überraschendster 
Wirkung  ist,  sondern  vielmehr  da  sucht  von  wo  aus  frei- 
lich das  Profil  gewonnen  wird,  dafür  aber  auch  vor  allem 
der  Baumstumpf  alle  Bewegung  hemmt  und  die  beiden 
Beine  in  fast  widerlicher  Art  hängend  und  gestaucht  er- 
scheinen. Ferner  sollen  Ausdruck  und  Haltung  der  Statue 
darauf  beruhen  dass  man  gegenüber  einen  trotzigen  Achill, 
neben  ihr  Hektors  Leiche,  sich  vorstelle.  Kann  man  dies 
in  der  That  von  der  Phantasie  des  Beschauers  fordern'' 

Endlich  steht  selbst  die  mythologische  Begründung 
dieser  neuen  Erklärung  auf  schwachen  Füssen.  Wir  ken- 
nen nur  eine  Stelle  der  Ilias  (24,  20)  wo  Apoll  Hektors 
Leiche  schützt ;  aber  er  schützt  sie  vor  Entstellung  bei  der 
Schleifung  durch  Achill 

igig  d'   igvaug  ntg'i   o^ftn   Mtvotziaduo   Ouvoviog 
traft?  Ivi   y.).i(Ti'i]   nuvioxtio,  tijv  dt    T    t'urjxtv 
iv  xi'iii  ixzuvvaug  ngongriviu.   10T0  d   JinoXXwv 
nüauv  i'tgtr/ii^v  untytv  ygo'i.  qon'  iXtui'gioi; 
xui  Tt&vyoTit  ntg'  mg)  1)'   ulylSt  nuvia  xuXvnxtv 
ygvat(rt,  'Im  fit)  fitv   unodgvffot  tXxi'ozuuov 
und  aus  diesen  Versen  würde  sich  die  von  Pyl  vorausge- 
setzte Situation  doch  nur  sehr  mittelbar  ableiten  lassen. 
Darmstadt.  R.   Kekule. 


Herausgegeben  von  £.   Gerhurd. 


Druck  und  Verlag  von  G.  Reimer. 


381*  382* 

ARCHÄOLOGISCHER  ANZEIGER. 

Zur  Archäologischen  Zeitung,  Jahrgang  XX. 


Beilage  zu  J\§  168. 


December  1862. 


DENKMÄLER  -  VERZEICHNIS*  UND  ALPHABETISCHES  REGISTER 

ZU  DEN  JAHRGÄNGEN  1857-1862  DER  ARCHÄOLOGISCHEN  ZEITUNG*). 


A.     DENKMÄLER  -VERZEICILMSS. 


I.  ARCHITEKTUR  UND  TOPOGRAPHIE. 

1.  Afrika.  Aegypten:  Ausgrabungen  von  Hariette  zu  Aby- 
dos,  Edfu,  Memphis  und  Theben  XVIII,  9*f.  XIX,  129*  IT.  —  Aby- 
dos:  Osiristempel  Seli's  II  und  Rhamses'  II  XVI,  130*.  Anm.  I.  — 
Elephantine:    Nilmesscr  XV,  95  f.   Anm.  4.  —   Pyramide  von   Glzeh 

XV,  68*.  XVI,  160  IT.  XIX,  129*.  —  Ausgrabungen  zu  Gurnah,  Kar- 
nnk,  Tmiis  XIX,  130*.   —    Gurnah:    Grab    der    Königin  Aah-Holep 

XVIII,  9*.  —  Kyrene:  Ausgrabungen  XIX,  207*.  —  Karthago: 
Ausgrabungen  XVIII,  3*  Anm.  2.  XIX,  168*  ff.  —  Ruinen  der  Byrsa 
XVII,  75*  f.—  Gräberanlogen  von  Beule  aufgedeckt  XVIII,  10*  f.  — 
Hafen  Will,  II*.  —  Palast  des  röm.  Proconsuls  XVII,  78*.  — 
Aesculapteuipel  XVII,  78*.  Tripolis:  Römisches  Monument  bei 
IMurzuk  XV,   81*.    —    Algerien:    Ausgrabungen    des    Hrn.  Guerin 

XIX,  128*  A.  1«.  —  Keltische  Gräber  zu  DJelfn  XVI,  132*  A.  15.  — 
Ausgrabungen  zu  Caesarea  Aitgnsla  XV,  31*.  —  Colonla  Julia 
■/.nral  XVI,  257*11 

2.  Asien.  Phönizien:  Ausgrabungen  XIX,  131*f.  —  Byblos 
XIX,  131*.  —  Kappadocien:  Bauwerke  XVII,  33*f.  —  Uejiik, 
Ruinen  daselhsl  XVII,  34*.  49  ff.  Tal.  CXXV1.  Assyrischer  Winier- 
palast  XVII,  53.  Portal  desselben  XVII,  56.  —  Humen  zu  ßoghäs- 
koei  XVII,  52.  —  Knidos:  Ausgrabungen  XVII,  5*r.  XV1I1,  89*11'.  — 
Hader  XVII,  6*.  —  Graft  eines  Lykuethios (?)  XVII.  5*.  —  Gymna- 
sium XVIII,  93*.  —  Tempel  Apolls  und  der  Musen  XVIII,  92*.  — 
Theater  XVII,  5*.  —  Halicarnass:  Ausgrabungen  XVIII, 88* ff.  — 
Koratenipel   XVI,  210*.    —    Gesimsfragmente    korinthischer   Bauart 

XVI,  2I(i*.  —  Reste  von  Kussböden  XVI,  210*.  —  Trümmer  eines 
ionischen  Baus  XVI,  211*.  —  Ionische  Säulcuslürkc  aus  pari- 
schem  Marmor  XVI,  211*.  —  Mausoleum  XVI.  209*11'.  XVII,  ]*. 
Anm.  I.  XVII,  5* f.  Fries  des  Mausoleums  XVI,  211*  IT.  unter- 
irdischer Gang  XVI.  211*.  Geslalt  und  Ausdehnung  des  Mausoleums 
XVI,  212*.  Pyramide  als  Gipfel  des  Mausoleums  XVI,  213*  f.  Beste 
des  Peribolos  XVI.  214*.  Architravfragmente  XVII,  5*.  Fragmente 
einer  Quadriga  edd.  Löwe  und  Leopard  ebd.  —  Areslempel  XVI, 
2 II*  f.  —  Felsengräber  XVI,  215*.  —  Griechisches  Haus  XVI,  218*. 
Dorische  Säulen  ebd.  —  Basis  mit  Inschrift  ebd.  —  üidymae: 
Tempel  des  Apoll  XV.  67*.  XVI.  114IT.  —  Aphrodisias:  Renn- 
bahn, Metrologisches  XX,  277.  —  Fphesus:  Artemistempel  XVI, 
144.  XV. '.18.  A.  Iü.  —  Niohefcls  im  Gebirge  Sipvlos  XX.  349*.— 
Smyrna:  Lage  der  Stadt  XVI.  227*  ff.  —  Theater  MI.  1 33*  f.  — 
Sogenannt«   Dianenbäder  XVI,  228*.  —    Kirche   des  Theologen   Jo- 

*l  Ausgearbeitet  zugleich  mit  dem  nachfolgenden  Begister 
den  betreffenden  Jahrgang,  die  arabischen  ohne  Stern  die  Seiten  der 
Anzeigers. 


bannes  XVI,  228*.  —  Troas:  Gräberfunde  von  Bardanas  und 
Xeit-llion  XV,  5*.  7*.  —  Cylinderförmige  Wasserrohren  XV,  5*  f.  — 
Galatien:  Ruinen  zu   Tavlum  XVII,  52. 

3.  Griechenland  und  Inseln.  Acharnae  XVI,  197*.  — 
Aegina:  Atbenalempel,  Metrologisches  XX,  274.  —  Aeaian:  Archi- 
tekturfragmente XV,  123*f.  —  Alalkomenae:  Topographie  XIX,  249*.  — 
Amyklae:  Topographie  XIX,  247*.  —  Athen:  Ausgrabungen  XIX, 
127*.  A.  5.  XVIII,  12*.  XVIII,  97*f.  Topographisches  XX,  32i*  ff.  — 
Agora  XX,  325*.  —  Dionysostheater  XX,  320*.  327*  ff.  —  Erech- 
Iheinn  XVII,  70*.  XX,  321* ff.  —  Grab  XVI,  199*.  -  Gymnasium  des 
Plolemäos  XIX,  169*,  XX,  255*.  A.  3.  —  Munychia  XX,  324*  ff.  — 
MuseionXX,  326*.  —  JViTfWeiiipe/.ÜallusIradeXX,  249  ff.  Tafel  CLXI1.  — 
Orieum  der  Begilla  XV,  1*.  3*.  A.  7.  —  Olympieion  XIX,  234*.  XX, 
295*  f.  —  Parthenon  und  Frechtheion  XX,  321*  IT.  —  Parthenon, 
der  vorperikleiscbe  XIX,  194*.  XX,  241  IT.  Tafel  CLXf.  —  Piraeeus: 
Ausgrabungen  XV,  1*.  3*.  A.  8.  XIX,  195*.  Gräber  mit  bemalten 
Ziegeln  XIX,  195*.  —  Pnyx  und  Munychia  XX,  32  4*  ff. —  Polias- 
tempel  XVI,  117  IT.  Tafel  CIX.  XVI,  173*.  Prostomiaion  und  Para- 
stas  desselben  ebd.  Adyton  119  ff.  Thyroma  XVI,  125  ff.  —  Pry- 
taneion  XIX,  171*.  —  Stoa  Poekile  XVIII,  74*.  —  Theater  des 
Herodes  Alticns  XVII,  1*  A.  3.  —  Theseion  XVIII,  98*.  —  - 
Bussue:  Fries  des  Apollolempels  XX,  266.  —  Delphi:  Grundmauer 
des  Apollotempels  XIX,  218*.  —  Eleusls:  Ausgrabungen  XIX,  127*. 
A.  6.  Mauer  aus  Polygonen  Steinen  XVI,  197*.  Propyläen  XIX.  115*. 
A.  21.  —  Eubaeu:  Anliker  Brunnen  zu  Eretria  XV,  27*.  —  lnsel- 
funde    XVII,    1*   A.  2.  —    Kamaruis   in    Messenien:    Demetertempel 

XVI,  252*.  —  Kopoto-See:  XVII,  125*.  Antike  Brunnen  XV,  1*.  3*. 
A.  10.  —  Karinth:  Tempel  XVI,  198*.  —  Kos,  Buinen  einer  an- 
tiken Stadt  XV,  3*.  —  Kypurissos:  Gräber  daselbst  XV,  99*.  — 
Lamia,  Buinen:  Thor,  Hafen,  Theater  XVI,  188*  f.  —  Lerna,  Topo- 
graphisches XIX,  215*.  —  See  Melite  bei  Oeniadae  XVI,  191*.  — 
Mykenue:  Ausgrabungen  XX,  329*.  Löwenthor  XIX,  246*.  XX, 
329*.  —  Nemea:  Zeustempel,  Metrologisches  XX,  275.  —  Oeniadae. 
Buinen  XVI,    187*  IT.   —    Onhomenos:    Pfahlbauten   am   Kopais-See 

XVII,  125*.  —  Paeunium  (Polybios  IV,  65)  XVI,  1S7*.  —  Pharis: 
Topographie  XIX,  248*.—  Phiaalin:  Topographie  XIX,  218*.  Apollo- 
tempel, Metrologisches  XX,  274.  —  Priene,  Poliaslempel,  Metrolo- 
gisches XX,  277.  —  Pleitrnn  XVI,  191*  f.  —  Hhodos:  Gräberfunde 
zu  Kameiros  XVIII,  69 TT.  91*.  —  Samos:  Heratempel  XV,  96  f. 
67*.   —   Taenaron.   Poseidonion  XVI,   149*.  A.  24. 

4.  Italien   und  Sicilien.     Aeqtiicum:  XVII,  83*.  —  Agri- 

durch  Herrn   Ludwig   Weniger.     —     Die  römischen  Ziffern   bezeichnen 
Denkmäler  und  Forschungen,     die  mit  Stern  versehenen  die  Seiten  des 

A.   d  H. 
A 


383' 


384* 


gent  Tempel  des  olympischen  Zeus  XV,  98.  —  Albanella  (Unter- 
italien) Gräberfunde  XV,  1*.  3*.  Anm.  I).  —  Ancona:  Trajans- 
bogen  XVII,  86.  —  Bologna:  Kolossale  Ruinen  XX,  377*.  — 
Campanische  Funde:  XVI11,  4*.  Anm.   7.     —     Canosa:  Gräberfunde 

XV,  55.  Tafel  CIV.  Trajansbogen,  Porta  Varrense  XV,  57.  Hypo- 
geum  (Dariusvase)  XV,  57.  Tafel  CIV.  Tesoro  de'  Monlerisi ,  altes 
Grabmal  XV,  59.  Tesoro  di  Barbarossa,  llypogeum  XV,  60.  — 
Capri:  Gräberfunde  XX,  376*. —  Capua:  Hciligtbum  der  Lliana  Tifa- 
tina  XVI,  129*.  131*.  A.  4.  —  Clusium:  Ausgrabungen  XVII,  3*. 
Grabgewölbe  mit  Tudtenkisten  XVII,  3*.  A.  9.  Denkmal  des  Porsenna 

XVII,  49*.  —  Et/urien:  Ausgrabungen  XVIII,  4*.  XIX.    127*  A.  II. 

XVI.  149*  A.  23.  -  Falerii:  Inscbriflsleine  \IX.  157*.  —  Labi- 
cum,  Lage  XVII,  20*  A.  25.  —  Luna,  Forum  XVI,  132*  A.  12.— 
Modem:  Gräberfunde  XV,  2*.  4*  A.  17.  Grabmonument  XVII,  4* 
A.  15.  —  Neapel:  Ausgrabungen  XVIII,  4*  A.  7.  —  Nemi:  Ruinen 
am  See  XVI,  237.  —  Norba:  Bäder  XVIII,  19*.  —  Oberilalische 
Ausgrabungen:  XVIII.  4*  A.    12.   —  Ostia,  Ausgrabungen,    Stadtthor 

XV,  8».  Milhräuiu  XVIII,  56*.  XIX,  153*.  XX,  261*.  Thermen  XX, 
261*.  —  Olrnnlo:  Gräberfunde  XVI,  128  IT.  Tafel  CX.  Steinerner 
Aschenbehälter  ebd.  —  Perugia,  Ausgrabungen  XVII,  3*  A.  10.  — 
Phislelia  (Samnium)  XV,  3*.   Anm.  II.  — Praenesle:  Ausgrabungen 

XVIII,  12*  ff.     Nekropoliä  XX,  308*. 

Pompeji:  Ausgrabungen  XX,  256*.  A.  1(1.  —  Rachofen  mit  zwei 
Brüden  XX,  375*.  —  Färberei  ebd.  —  Forum  XIX,  141.  —  Haus  mit 
zwei  Treppenaufgängen  XVII. 3*.  A.  7.  —  Strasse  des  Bolconlus  XX,  376*. 
—  Haus  des  Lucretius  XV, 3*.  A.  13.  —  Seue  Thermen:  XV,  3*.  A.  13. 

XVI,  134*f.  XVII,    1 7  ET.  Tafel   CXXIV.   XVII,  37  IT.  XX,  375*.   Vorhalle 

XVII,  19.  Säulengang  ebd.  Apodyterinm  XVII,  22.  30.  38  f.  Stuck- 
verzierung, Silen  XVII,  21.  Eläothenuni  XVII,  43.  Exedra  XVII,  42. 
Cella  frigidaria  ebd.  Tepidariurn  XVII,  31.  39.  Heizapparat  XVII,  38. 
Latrina  XVII,  27  f.  XVIII,  115*.  Palästra  XVII,  21  IT.  —  Vesta- 
heiliglhum  am   Forum  XIX.  141.     -    Via  di  Slabia  XX,  376*. 

Korn:  Ausgrabungen  XVIII,  4*.  A.  10.  XVIII,  14*.  XIX,  153*.— 
Avenlin,  Ausgrabungen  XV,  33*.  Mühle  mit  Inschrift  XVI,  168*.  ■ — 
Baslttcn  des  beil.  Stephanus  XVI,  131*.  A.  6.  XVI,  161.  —  Belus- 
lempel  XIX,  154*.  —  Ausgrabungen  bei  S.  demente  XVII,  16*. — 
Granitsäule  mit  Festzug  des  Isisdienstes  XVII,  3*.  A.  11.  —  Isis- 
tempel XV,  1*.  4*.  A.  14.  8*.  XVII,  1*.  3*A.  II.  —  Säulentriiinmer 
bei  S.  Nicola  de'  Cesarini  XV,  79.  —  Palalinische  Ausgrabungen 
XX.  257*.  260*f.  292*.  —  Sklaveubehausung  am  Westende  des 
Palalin  XVI,  160*.  --  Ausgrabungen  |hei  Porta  Porlese,  Palazzo 
Fiano  und  S.  Paolo  XIX,  127*.  A.  9.  —  Ausgrabungen  bei  S.  Srt- 
bina  XVI,  238*.  —  Wasserleitung  bei  S.  Sabina  XV,  50*.  —  Ser- 
rianische .Mauer  XX,  260*.  307*.  —  Terre  nuora,  Grabmal  der 
Caucilier  XVI,  131*.  A.  7.  —  Monte  Teslaeeto:  Terminalcippus  des 
Vespasian  und  Titus  XV,  18*.  —  Trajanslempel  XX,  261*.  —  Tra- 
slerere  Ausgrabungen  XIX,  154*.  —  Veslalempel  XIX,  112.  —  Via 
Appta;  Jüdisches  Grab  XIX,  153*.  —  17«  Laiina:  Gräber  XVI, 
170*.  XVII,  1*.  51*  ff.  —  Via  di  Uarforto,  Strassen  XX,  259*.  — 
Via  Porluensis,  Gräber  und  Badegemächer  XVII,  3*  A.  I  {.  —  Via 
Praenesltna  XVII,  3*  f.  A.   14.  —  Porta   Viminalis  XX,  308*. 

Sablnerland:  Villa  des  lloraz  XVI,  149*.  A.  23.  155*  ff.  — 
Samnium  Ausgrabungen  XVIII,  4*.  A.  8.  Phislelia  XV,  3*.  A.  11.  — 
Sardinien:  Ausgrabungen  XVIII,  77*  ff.  Römische  Gräber  XVI,  200*.  — 
Sorrenl:  Villa  des  l'ollio  XX,  377*.  —  Tagltacozzo:  Ruinen  von 
Aequicum  XVII,  83*.  —  Taormina:  Theater  XVI,  149*  f.  A.  24.  - 
Tivoli  Ausgrabungen  XX,  257*  A.  21.  Tempel  des  Hercules  Victor 
XV  261*.  291*.  —  Trient:  Gräberfunde  XVI,  237*.  —  Tusculum: 
Villa  des  Cicero  XX,  261*.—  Venusia:  Villa  des  Horaz  XV,  49*.  — 
Villanora  Sardinien  :  Römische  Grundmauern  XV,  73*.  —  Vnlsinii: 
Ausgrabungen  XVI,  149*  A.  23.  —  Volterra:  Hundes  Grabmal  XV, 
8»  f.  _   vulci.  Etruskische  Gräber  XV,  81*.  101*. 

5.  Gallien.  Gallische  Ausgrabungen  XVIII,  23*.  XIX,  128*. 
V  15.  Alcsia,  Lage  XV.  29*.  XVII,  4*.  A.  17.  20*.  A.  25.  XX, 
257*.  A.  19.  —  Riiuiisehes  Caslrum  zu  Cosa:  XV,  2*.  4'*  A.  18.  —  ller- 
baiill :  RSmiscUCB  Castrum  XVI,  141*.  —  Paris:  Thermen  XV,  2*. 
1'.  \.  18.  Römische  Subslruclionen  XV,  29*.  Römischer  Keller  mit 
Amphoren  XV,  4*.  A.  18.  29*.  —  Vienne:  Aller  Circus,  Portiken 
XX,  256*.  A.  13.  —    Vendee:  Römische  Villa  XVI,   136*. 

6.  Spanien.  Aleinlara,  römische  Brücke  XX,  368.  —  Portos 
Baesippo,  Lage  XX,  320*.  —  Topographisches  aus  Andalusien  XIX, 
183* f.;  Barcelona  181*;  Cordora  186";  Granada  184"  f.;  Jaen 
185"f.;  Murc'a  183";  Serllla  I86»f.;  Tarragona  181";  Valencia  182*. 


7.  Kngland.  Aufdeckung  des  alten  Uriconium  bei  Wroxester 
XVIII,  5*  f.  A.  13. 

8.  Schweiz.  Aranches:  Ruinen  von  Aventicum  XX,  313*. — 
Biet  bei  Solothurn:  Pfahlbauten  XV,  107*.  Steindenkmale  mit  runden 
Vertiefungen  XV,  108*.  —  Helvetische  Gräber  in  der  westlichen 
Schweiz  XV,  9*. —  Lausanne:  Druidenaltar  und  Tumulus  XV,  10*. — 
Pfahlbauten  XIX.  169*f.  —  Canton  de  Vaud ,  Helvetischer  Tu- 
mulus XIX,   210*. 

9.  Deutschland.  Bonn:  Römische  Substitutionen  XV,  119*. — 
Clere:  Römisches  Castrum  zu  Qualburg  bei  Clevc  XVII,  4*.  A.  19. — 
Oehringen  (Würlcmherg)  Ausgrabungen  XIX,  229*.  —  Oeslerreichi- 
sche  Funde  XVIII,  24*.  —  Rheinische  Ausgrabungen  XVIII,  5*.  A. 
15.  XIX,  128*.  A.  18.  —  Rheinland:  Römische  Villa  bei  Äugst 
XVIII,  5*  A.  15.  —  Rheinzabern:  Oefen  zum  Gefässbrennen  XV. 
46*.  —  Schleswig:  Ausgrabungen  zu  Süder-Brarup  XIX,  163*  ff.  — 
Im  Taunus:  Die  Saalburg  ein  römisches  Castrum  XV,  2*.  4*.  A. 
23.  —  Vilbel  bei  Frankfurt  a.  M.  Römische  Bäder  (Mosaik  w.  m.  0.) 
XVIII,  113f.  Tafel  CXLII.  —  Westernhofen  bei  Ingolstadt:  Rö- 
mische Villa  XV,  10*.  Impluvium  XV,  11*. 

10.  Donaulander,  Südrussland.  Siebenbürgen:  Rö- 
misches Castrum  zu  Stornos  ÜJvär XVI,  1 49. Südrussische 

Ausgrabungen  XVIII,  5*.  A.  16.  —  Alexandropol  (Gouvernement  Ja- 
roslaw)  Scvthische  Gräber  und  Brunnen  XV,  73*  f.  Scvthiscb.es 
Königsgrab  XV,  3*.  A.  1.  Pferdegräber  XV,  73*. —  Balakluia:  Stei- 
nerner Rundbau  XV,  75*.  —  Ekaterinoslav:  Gräberfunde  XIX, 
225*.  —  Bartsch;  Ausgrabungen  XX,  330*.  Katakomben,  zum  Tbeil 
sehr  kostbar  XIX,  226*  f.   —   Phanagoria:  Ausgrabungen  XIX,  225*  f. 

Konstantinopel:  Säule  der  Kaiserin  Eudoxia  XV,  88*  f.  — 
Architrav  aus  Sandstein  mit  Inschrift  XV,  90*.  —  Obelisk  aus  Por- 
phyr XV,  91*. 

Teutonisches. 

Athen:  Dionysostheater,  Priestersessel  XX,  327*.  Salbgefäss  aus 
Alabaster  XVI,  199*.  —  Thera:  Reste  eines  Ehrendenkmals  XVII, 
1*.  A.  2.  —  Rom:  Vaticnn,  Badesessel  von  Rosso  antico  aus  den 
Bädern  des  Caracalla  XVII,  28.  Museo  Campana:  Sarkophag  XV, 
19*.  Museo  Kircheriano:  Töpfchen  aus  Stein  XVI,  166*.  —  Reg- 
gio:  Sarkophag  XVII,  4*.  A.  15. —  Sardinien:  Scano,  Aschengcfäss 
XV,  72*.  —  —  Kanstantinopel:  Schlangensäule  des  Atmeidan  XV, 
47  f.  XX,  245  ff.  249*  (vgl.  unten  Bronzen).  —  Christliche  Sarko- 
phage aus  Porphyr  XV,  91*. 


II.     S  C  U  L  P  T  U  R. 

A.     In     Stein. 

Statuarisches. 

1.  In  Africa.  Aegypten:  Sculpturen  bei  der  Pyramide  von 
Gizeh  XIX,  129*0".  —  Abgdos:  Koloss  des  Königs  Sesurtahem  1. 
XVIII,  9*.  —  Tanis:  Androsphinv.  mit  Löwenmähne  XIX,  131*.  — 
In   Kyrene:  Statuette  der  Kyrene  mit  dem   Löwen  XIX,  207*. 

2.  In  Asien.  Ilalikai  nass  (meist  beim  Mausoleum  gefun- 
den): Amazonenkopf  XVI,  218*.  —  Amazone  reitend  XVII,  21*. 
Anm.  34.  —  Bärtige  Köpfe  XVI,  214*.  216*.  —  Hunde  und  Löwen 
XVI,  212*1.  —  Weibliche  Gewandstalue,  kolossal  XVI,  213*.  215*. 
219*f.  —  Kolossalfigur  XVI,  210*.  —  Leopard  XVI,  216*.  — 
Zwölf  Löwen  und  Löwinnen  XVI,  211*.  XVII,  21*.  Anm.  34.  — 
Männliche  Figur,  kolossal  XVI,  211.  —  Malerei  an  Sculpturen  XVI, 
211*.  —  Fragment  einer  Nike  oder  Nemesis  XVI,  210*.  —  Nike 
XVII, «gl*.  Anm.  31.  —  Kolossales  Pferd  XVI,  2!  IT.  —  Sonjien- 
wagen  auf  dem  Gipfel  des  Mausoleums  XVI,  145*  f.  Anm.  30.  209*. 

—  —  Knidos:  Aphroditekopf  XVII,  5*.—  Basalllignr  XVII,  6*.  — 
Basis  einer  dreifachen  llekate  ebd.  —  Demeter  ebd.  —  Desgl.  mit 
Weihinscbril't  XVIII,  91*.  —  Desgl.  Torso  XVII,  5*.  —  Demeter  und 
Kora  XVIII,  89*.  —  Löwe,  kolossal  XVII,  5*.  XVIII,  90*  f.  —  Zwei 
Schweine  und  zwei   Kälber  XVII,   5*.   —  Weibliche  GewandflgUT  ebd. 

—  —   Mitet:   Sitzbilder  an   der   Braiicbidenstrasse  XVII,   21*  A.   23. 

—  —  Smgrna;  Sammlung  Spiegellhai:  Allgemeines  XV,83*ff. — 
Bacchus  und  l'an  XVIII,  22*.  —  Bacchant  taumelnd  XV,  86*.  — 
Furienkopf  ebd.  —  Ganymed  auf  dem  Adler  XV,  86".  XVIII,  22*.  — 
Hera-  und  Cybeleköpfc  XV,  86*.  —  Kleopatrakopf  XV,  85*.  —  Luna 


385' 


386* 


und  Endymion  XV,  86*.  XV),  1 45*.  —  Merkurskopf  XV,  85*.  — 
Muhreukopf  XV,  85*.  —  Süenskopf  XV,  85*.  —  Todtengenius  XV. 
Sli*.  —  Doppelherme  einer  Venus  XV,  85*.  —  Weibliche  Statuen 
XV,  8G*.  —  Sammlung  Iwanow.  Henneskopf  XVI,  229*.  —  Samm- 
lung Vhlich:  Aphrodite  nackt  XVI,  230*.  —  Apollo -Torso  MI. 
230*.  —  Bacchoskopf  XVI,  230*.  —  Eros  auf  einem  Delphin  rei- 
tend   XVI,  230*. Am    Sipvlo.-:     Felsenbild    ihr   Niobe  XX, 

3411*. 

3.  In  Griechen  land  und  auf  den  griechischen  Inseln.  Aeglon: 
Weiblicher  Kopf  mil  Stephane  XV,  I23*f.  Rechter  Ann  XV,  124*. — 
Argot:  Aphrodite  auf  einen  Schwan  tretend XVI,  l'.Ml*.  .Uli,  21*.  35. 
Athen:   Anliluehus    Antiochos?),  Statue  vun  Aristion  XVII.  21*. 

35.  —  Archäologische  Gesellschaft,  Sammlung  derselben  Will,  loi'f. 
109*  II.  Athena  Parlhenos,  Marmorflgiirchen  Will,  21  ff.  Tafel 
i:\VW.  3.  i.  19*.  73*  f.  102*.  -  Atbena  (Thescion)  XIX,  157*.— 
Bacchuskopf XIX,  172*.  —  Brflste,  Voti»  Will,  1 1I*.  —  Demostbcnes- 
kopf  (Garten  der  Königin)  XIX,  177*.  Dionysoskopf  bärtig  ebd.  XIX, 
177'.  Dionysosberme  ebd.  XIX,  177*.  —  Ge  Kurotrophos  XVII,  0. 
II.  Tafel  CXXI11,  3.  —  Gewandstatue,  weiblich,  ohne  hupf  Will. 
109*.  —  Gewandstatue,  weiblicb,  mit  Cista  am  Boden  XVIII,  110*.— 
Herakleskopf  XIX,  172*.  177*.  —  Herme  (PrylaneionJ  XIX.  171*.  — 
Herodeskopf  (Odeion  des  Herodes)  XVI,  198*  I.  —  Julia  II,  Kopf 
(Gymnasium  des  Piolemäos)  XIX,  159*.  —  Schöner  .lünglingskopf 
Will,  llll".  —  Knahe  mit  Ziegenfell  (Garten  der  Königin)  XIX. 
177*.  —  Weiblicher  Kopf  vom  Parthenon  XVII,  171*.  —  Kopf  mit 
Modius,  Halbmond  und  Weintrauben  Will.  102*.  —  Mann  sitzend 
mit  Sclinftriille  (Garten  der  Königin  |  XIX,  177*.  —  Maske  weiblich 
Archäologische  Gesellschaft)  XIX,  231*.  —  Regula,  Kopf  derselben 
[Odeioo  des  Herodes)  XV.  121*.  —  Sitzender  l'an  mit  Syrinx  XX, 
290*.  —  Scblangenfüssler  als  Atlant  XVIII.  12*.  —  Selenentorso  vom 

l'arthc Will.  84*.   —  Tiheriuskopf   mit    Eichcnkranz  XIX,   172*. 

231*.  —  Weibliche  Gestalt  mit  Granale  und  Aeliren  XVIII,  110*. 

Chaeronea:  Löwe  XVI,  237*.  —  Eleusis:  Zeus  mit  Adler  XV,  ]*. 
3*  Ann).  9.  29*.  —  Lamia:  Nackter  Mann  in  lysippischen  Verhält- 
nissen XI.X,  145*  A.  24.  —  Lesbns:  Frauenkopf  zu  Mitjlene  Will, 
3*  Anm.  3.  —  Opnnt:  Athlet  als  Hermes  XV,  29*.  —  Orchomenos: 
Archaische  Statue,  dem  archaischen  Apollotypus  ahnlieh  XIX,  249*.  — 
Palm.-:  Anliuousbiislcn  XV,  124*.  —  '/Wo*:  Amor  und  Psyche 
XVII,  6*. 

4.  Italien.  Unteritalien:  Canosa:  Kolossalligur  am  Gie- 
bel eines  Grabmals  XV,  55.  —  Neapel:  Museo  Borhonico:  Aristo- 
pbanes  und  Mcnander,  Uoppelbüste  XVIII,  13.  —  Artemis  von  I.phe- 
sos,  Alabaster  XV,  69.  —  Barmodios  und  Aristogeiton,  Gruppe  des 
Kritios  XVII,  07.  Tafel  C.XWII.  XVII,  87*.  —  Laokoonfragment  XVI, 
237*.  —  Psyche  XVI,  183*.  —  Todesgott,  nicht  Narcissus  XX,  306. 
—  Prinz  vun  Sitlerno:  Attis,  zwei  Statuen  XVI,  237*. 

Kom;  Museen:  Villa  Borgliese:  Achill  oder  Ares  XX,  293*f. — 
Amazonenloreo  XVI,  180*.  —  Minerva  mit  Gorgolielm  XV,  2  —  Pin- 
dar,  Slalue  XVII,  131.  —  Museo  Campana  [Tgl.  S.  Petersburg) : 
Sculpturen  desselben  XVII,  27*.  28*.  —  Frau  auf  einem  Schwane 
sitzend  XVI.  233.  Tafel  CXIX,  I.  —  Capitol:  Sogenannter  An- 
tinous  XV,  IIb'.  XVI,  138*.  —  Euterpe,  ergänzt  XIX,  132.  130.  — 
Museo  Chiaramonti:  llcpbustoskopf,  nicht  Odysseus  XX,  365*.  — 
Palast  Faniese:  Unbekleideter  Ringer  XVII,  09.  —  Lateran: 
Satyr  XVI,  242*.  —  Sophokles  XVII,  89.  —  Villa  l,udnrisi: 
Achill  oder  Ares  XX,  293*  f.  —  Orest  und  Eleklra  (?)  XVIII. 
III  f.  —  Musen  Pio- Clanentino:  Herakles  mit  Telepuos  in  der 
Löwenhaut  XV.  70.  —  Palast  Hnspigliosi :  Ganyniedes  XVI,  237*. — 
Minerva  mit  Eule  und  Tritonide  XVII,  93.  —  Narciss  oder  Todes- 
gott  XVI.  237*.  XX,  305  f.  —  Palast  Sparta:  Aristolelcs  XIX, 
2  Kl  f.  —  Palast  Torlonin:  Ge  Kurotropho«,  Replik  der  Münchener 
sogenannten  Leukolhea  XVII,  9.  —  Vatican  (vgl.  Museo  Chia- 
ramonli und  Pio-Cleinenlino) :  Amazone  XV,  99*.  —  Apoll  von  Bel- 
redere:  XVIII,  99* f.  1 09* f.  XIX.  209* IT.  XX,  294*.  33IIT.  35l*ff. 
370*.  379*  f.  —  Schlafende  Ariadne  XVII,  100.  Anm.  7.  —  Slatue 
eines  Daluiaiius  oder  Bogmaticus  XVI.  150*.  Anm.  25.  —  Demosthe- 
nes  XX.  239.  —  Julia,  Büste  XVII.  21*.  35.  —  Minerva  GorgolopOOS 
(mehrmals)  XV,  2.  —  Nike  mit  dem  Stier  XX.  25 4 f.  —  Plutosund 
Eirene  oder  Tycbe  XIX,  161*.  —  Satyr  XIX.  100*.  —  Telephos,  Dio- 
nysos, Saljr  und  Hirschkuh  XV,  76.  —  —  Privatbesitz  und 
Kunsthandel:  Custellani:  Figur  mit  Schlange  Schale  und  Kad  XVI. 
179.  —  Wiltmer:  Bacchus  mit  Slierfell  XVI,  101*  f.  238*.  XVII. 
21*.   Anm.  35.   [letzt  im  Museum  zu  Berlin].  —   Steinhäuser,  Bacchus 


mil  Stierfell  XVI,  150*.  31.  —  Sonstiges  im  Kunsthandel:  He- 
rakles mit  Keule  XVII,  9*.  —  —  Sonstiges  zu  Born:  Aus  den 
Grabungen  vom  Aventin:  Venus  und  Amor  XVI,  169*;  vom  Ists- 
tempel:  Kuh  voll  rolliem  Granit  XV,  8*.  XVII,  3*.  Anm.  1).  Sphinxe 
XVII,  3*.  Anm.  11;  bei  Porta  Portese:  schöne  Venus  XVIII,  4*.  Anm. 
20.21.  —  —  Ungenannten  Ortes:  Amazone  XVI,  150*.  Anm. 
31*.  —  Bacchischc  Hermen  XVI,  150*.  Anm.  31.  —  Caelius  Satur- 
ninus,  Ebrenstatue  XV,  8*.  —  Dacier  XVIII,  4*.  Anm.  10.  21.  — 
Dichterin,    Kopf  XVI.   150*.    Anm.  31.         Faun  ohne  Schwanzchen 

XVI,  150*.  Anm.  31-  —  Heraklesstaluelle  aus  Probirslein  XVII,  9*. — 
Herakles  und  Cerberus  XVI,  150*.  Anm.  31.  —  Juppiterkupf  XV, 
49*.  —  Narciss  XVI,  150*.  Anm.  31. 

Umgegend  lloms:  Allda',  Anicius  Achilius  Glabrio  Faustus 
Ehrenstatue  XV.  S*.  3  1*.  Botsena:  Statuette  eines  Mädchens  mit 
Inschrift  Ruttlia,  etruskiscb  XVII,  83".  —  Faterii:  Kopf  über  der 
•Porla  di  Giove'  weiblich  XX,  340*.  —  Ostia:  Stalue  der  Ceres  XVI. 
263*.  —   Tnsnilnm:  Aniazonenslaliic  XVI,  131*.  Anm.  9. 

Oberitalien  und  Sardinien:  Bologna:  Tischfuss  mit  Ober- 
leib einer  Psyche  XX,  231  f.—  CagUart:  Poetenkopf  XVI,  200*.  Mar- 
morgefässe  ebd.  Bacchus  biformis  ebd. —  Carbanara:  (Sardinien): 
Bacchuskopf  XVI,  202*.  —  Chisium:    Vierscheibige  Stele  mit  Kugel 

XVII.  3*.  Anm.  9.  —  Florenz:  Gallerie:  Aristophanes,  Herme  XVII, 
90.  —  Lysippischer  Herakles,  Fragment  XV,  78  f.  —  Nike  mit 
dem  Slier  XX,  255.  —  Mintuu:  Todesgott  nicht  Narciss  (Mus.  di 
Mantova  I.  23)  XX,  305  f.  —  Se.vr/no  (Umbiien):  Togafigur  XVII, 
4*.  Anm.  11.  —  Trient  (Museum):  Merkur  mil  Widder  XX.  378*.  — 
Venedig:  Sitzende  Frau,  Unterlbeil  XVIII,  43*.  —  Löwen  am  Arse- 
nal  XVill.  43*. 

5.  Frankreich:  Amiens  (Museum):  dreifache  Hekate  XV,  24. 
Tafel  XCIX.  —  Xarbonne:  Silen  XV,  29*.  —  —  Paris:  Louvre: 
Artemis  von  Versailles  XX,  353*.  —  Assyrischer  Stier,  geflügelt  XV, 
2*.  4*  f.  Anm.  25.  —  Asklepios,  daneben  Omphalos  XVII,  122*.  — 
Gräbervenus,  borghesische  Slatue  XIX,  132.  130.  —  Minerva  aus 
Alabaster  und  Bronze  XV,  40.  —  Phönicische  Deckelfigur  XV,  6*. 
Anm.  37.  —  Plolemäosbüste  XVI,  141*.  —  Münzhabinet:  Aphro- 
dite Eros  und  Priap  XVI,  233.  —  Dreifache  Hekale  XV,  23  f.  Taf. 
XCIX.  —  Privatbesitz:  Duc  d Anmale:  Pietas  XVI,  237*.  — 
Musee  Blacas:  Asklepioskopf  von  der  Insel  Melos  XVII,  117*.  — 
{Fould):  Satyr  und  Satyrknabe  XVII,  118*.  --  Vicomte  de  Janze: 
Alexander  der  Grosse,  Statuette  XVII,  119*.  —  Graf  Laborde:  Kopf 
von  einer  Melope  des  Parthenon  XVII,  121*. —  Musee  Pourlales:  Kopf 
der  Arsinoe  Pliiladelphi  XVII,  115*. 

0.  Spanien  und  Portugal.  Madrid:  Cicerobiiste  mit  Inschrift 
XIX,  I  59*.  1 1)3*.  —  Hypnos  der  Scblafgolt  XX,  2 1 7  ff.  Tafel  CLVII.  — 
Gruppe  von  S.  Ildefonso  XVI,  1 83*  I.  XIX,  162*.  194*.  XX,  293*.— 
—  Lissabon:  Gallakische  Krieger  XI.X,  185  ff.  Tafel  CLIV.  — 
Vian'm:  Galläkiscber  Krieger  XIX,  187  f. 

7.  Kngi.and.  London:  Br itish  Museum:  Amazonentorso  aus 
Kyrene  XIX.  243*.  —  Anlinous  als  Bacchus  XVI,  138*.  —  Antoni- 
nus  Pius,    Büste  aus   Kyrene  XIX,  24 1*.  —    Apollokopf,  aus  Kyrene 

XIX,  243*.  —  Apollokopf,  aus  Karthago  XVII,  6*.  —  Domitian,  aus 
Kyrene  XIX.  214*.  —  Europa  auf  dem  Slier,  aus  Kreta  XX,  256*. 
Anm.  4.  25.  XX.  311*.  —  Fauslinenbüslen,  aus  Kyrene  XIX,  244*.  — 
Herakles,  Kolossalkopf  XV,  78.  —  Kaiserstatue  ohne  Kopf,  aus  Kar- 
thago XVII,  6*.  —  Kaiserin  ,  ohne  Kopf,  aus  Karthago  XVII,  6*.  — 
Klytie,  Kopf  XV.  67*.  —  Kopf  mit  Glasaugen,  aus  Kyrene  XIX,  244*.  — 
Libya  und  Kyrene,  aus  Kyrene  XIX.  244*.  —  Midas,  Marmorhernie 
XV,  46.  —  Porlrätslatue  eines  Dichters,  aus  Kyrene  XIX,  244*.  —  Sta- 
tuette aus  der  Ptolemäerfamilie  XI.X,  2  4  4*.  —  Sitzbilder  von  der  Bran- 
chidenslrassc  XVII,  17*.  —  Lucius  Verus,  Büste,  aus  Kyrene  XIX, 
244*.  —  —  Sammlung  Lundsdnwne:  Amazone  XX,  335.  —  Amor 
und  Psyche  (Clarac  053.  1501  A.)  XX,  338*.  —  Arlemis  (Clarac 
564A.  1213  A.)  XX,  338*.  —  Athlet  (Clarac  856.  2180»  XX.  340*.  — 
Diskobol  (Clarac  829.  2085 A.)  XX,  337* f.  —  Hermaphrodit  liegend 

XX,  340*.  —  Hermes  (Clarac  946.  2436A.)  XX,  340*f.  —  Hermes- 
kopf (Müller  Denkm.  II,  28.  304)  XX,  338*.  —  Hygiea  (Clarac  552. 
1172B.)  XX,  339*r.  —  Jugendlicher  Kopf,  modern  XX,  341*.  — 
Knabenstatuette  (Clarac  650  D.  1  478  A.)  XX.  339*.  —  Leda  (Clarac 
41 0 B.  I715A.  XX,  338*.  —  Mädchen,  Herme,  archaisirend  (Clarac 
779.  1933B.)  XX.  338*.  —  Pallas,  kolossal  XX,  336* f.  —  Serapis 
silzend  (Clarac  758.   1851  A.)  XX,  340*f. 

8.  Deutschland,  Schweiz.  Berlin  (Museum  :  Aphrodite  To- 
desgöttin. Marmorkoloss  aus  Aegvplen  XIX,  129  ff.  Taf.  CXLV.  CXLVI.  — 

A* 


3S7^ 


388* 


Sogenannte  Eutcrpe,  Grähervenus  XIX,  132.  130.  —  Jünglingskopf 
bekränzt  XVI II,  62*.  —  Helios  Seelcnempfänger,  Marmorkoloss  aus 
Aegvpten  XIX,  129  IT.  Tar.  CXLV.  C.XLVI.  —  Knüchelspielerin,  Domi- 
tilla  XVI,  137*.  —  Kupf  der  Klytie  XV,  67*.  —  Narkaios ,  Kopf 
XVI,  137*.  —  l'liönicisclie  Deckelfigur,  Fragment  XV,  6*.  Anm.  37. — 
Tischfuss  mit  Oberleib  eines  Eros  XX,  231  f.  —  Todesgott  (nicht 
Apoll)  XX,  306.  —  Weibliche  Figur  XVIII,  62*.  —  Zeus  Agoraios 
XVI.  137*.  —  Bonn:  Aristophanes  und  Menander,  Doppclbüste  (Mon. 
dcir  Inst.  V,  tav.  55)  XVII,  87IT.  XVIII,  lü.  —  Herakles,  klein  XVI, 
132*.  Anm.  18.  —  Bolzen  (Tyrol):  Merkurstorso  XIX,  128*.  Anm. 
12.  —  DarmslaJl:  Venusbüsle,  nicht  Psyche  XX,  335  f.  — ■  Dres- 
den: Dreiseitige  (iasis  XV,  122".—  Pallas  XV,  (ilff.  —  Moteltand: 
Meine  Diana  XVII,  4.  Anm.  19.  —  München  |  Glyptothek  I :  Soge- 
nannte Leakothea  oder  Ge  Kurotrophos  XVI,  246*.  XVII,  I  IT.  Tafel 
CXXI.  CXXII.  XVIII,  82* f.  —  Schweiz:  Idol  einer  celtischen  Göttin 
zu  Vindonissa  gefunden  XV,  1*.  Anm.  19.  —  Steiermark  (Sissek): 
Friedensgöttin  XVIII,  26*.  —  Stell  in:  Mohr  von  schwarzem  Marmor 
XIX,  162*.  —  Trier:  Amazonentorso  XV.  43".  —  Wien:  Sterbende 
Amazone  XVI,  180*.  XVIII,  43*.  XX,  333*. 

9.  Üissland.  Pelernburg:  Campana'scheSammlungXX,276*f. : 
Büsten  von  Agrippa,  M.  Antonius,  M.  Brutus,  Cäsar,  Cicero,  Corbulo, 
Herodot,  M.  Marcellus,  I'ompeins,  S.  I'ompeius,  Sallust,  Sappho,  P. 
Scipio.  Sulla,  Virgil  XX,  277*.  —  Fackelträgerin  (Meislerwerk)  XX, 
276*.  —  Hyakinthos  ebd.  —  Laukoon,  Büste  XX,  277*.  —  Najade 
mit  Muschel  XX,  276*.  —  Midie  Kopf  XX,  277*.  —  Priesterin  der 
Cybele  XX,  276*. 

10.  ungenannten  Orts:  Kopf  des  Plato  XV,  66*f.  —  Gott 
Pan  (Mon.  dell'  Inst.  1856.  XXVII.)  XVI,  237*.  —  Todesgott  (Mon. 
delf  Inst.   IS56.  tav.  XXI)  XX.  309*. 


I,  .:  I. 


I  F.  F  S. 


1.  Afrika.  Aegvpten.  Theben:  Sarkophag  mit  Zodiakal- 
bildern  und  Inschrift  XVI,  130*.  Anm.  1.  —  Kyrenaika:  Grab- 
relicf  mit  Inschrift  XVIII.  103".  —  Karthago:  Heiterfigur  auf 
einem  punischen  Grabstein  XVIII,  3*.  Anm.  2.  —  Algerien  (Det- 
lis):  Sarkophag  eines  Arztes  mit  Darstellungen  aus  dessen  Thäligkeit 

XVII,  55*IT. 

2.  Orient.  Kappadocien:  ÜJük,  am  assyrischen  Pallast: 
Doppeladler  auf  Mäusen  stehend,  am  Portal  XVII,  54  IT.  Tafel  CXXVI, 
la.  Löwenbilder  XVII,  56.  Tafel  CXXVI,  III.  Processen  ebd.  Kind 
ebd.  Sphinxe  ebd.  Schafe  ebd.  Gruppe  von  Personen  ebd.  Thro- 
nende Figur  und  drei  darauf  zuschreitende  Männer  ebd.  —  —  Ila- 
likarnass:  Marmorblock  mit  Reliefs  XVI,  218*.  —  Apoll,  Dionysos 
und  Frau,  Stele  XVI,  2l8*f.  —  —  Smyrna.  Sammlung  Spiegel- 
thal: Altar  zwischen  einem  Huss  und  vier  Frauen  XV,  87*.  —  Göttin 
niil  Modius,  Stele  XV,  87*.  —  Knabe  mit  Hund  ebd.  -  Lykisches 
Relief  mit  vier  Kriegern  und  lykischor  Inschrift  XVII,  52*.  —  Samm- 
lung Vhlich:  Artemis  auf  der  Jagd,  Ornament  XVI,  229*.  —  Gast- 
mahl Pferdekopf  und  Schlange  XVI,  230*.  —  Grabstele,  Frau  und 
Mädchen  XVI.  229*.  —  Grabvose  mit  Inschrift,  Abschied  von  Mann 
und  Frau  XVI,  229*.  —  llckate,  dreifach  XVI,  230*.  —  Knabe  in 
bewegter  Stellung,  mit  Inschrift  ebd. 

hortsluntinupel:  Ariadne  auf  Naxos,  Phädra  und  llippolvt,  Sar- 
kophag XV.  33 IT.  Tafel  C.   XVI.  131. 

3.  Griechenland  und  Inseln.  Aeglua:  Orpheus  und 
seine  Thierwelt  XVIII.  51*.  —  Aeglon:  Delphine  an  Architektur- 
fragmenten XV,  123*.  —  —  Athen:  Sammlung  der  archäologi- 
schen Gesellschaft    XVIII,   H0*f.    —    Aristion-Slele  (Tbeseustempel) 

XVIII,  19.  Tafel  CXXXV.  A^klcpios  sitzend  (Akropolis)  XV,  29*.— 
Athenareliefs  auf  der  Akropolis  XVIII,  21  f.  —  Athene,  Anbetung 
derselben  XIX.  157*.  —  Athene  und  Bot/iij  XVIII,  110".  —  Athene, 
.Nike  und  attischer  Dennis ,  mit  Inschrift  XV,  99.  —  Athene  der 
Polis  die  Hand  reichend,  mit  Inschrift  XV,  100.  —  Basis  mit  bac- 
cbischem  Tanz  (Akropolis)  Will.  6*.  Anm.  22.  —  Flügelgestal- 
ten nackt  (Archäologische  Gesellschaft)  XIX,  231*. —  Frau  tanzend, 
Fragment  (Garten  der  Königin  XIX.  177*.  —  Grabstelen  XVI,  198*. 
\l\.  17«'.  —  Grabstele:  Männer  und  Löwe  XIV.,  172*.  —  Harmo- 
dios und  Aristogeiton,  an  einem  Mormorstubl  XVII,  65.  Tal.  CXXVII.  — 
Herakles,  lysippiscb,  unbeendigtes  Reliel  (Akropolis)  XV,  71.  —  Her- 
mes bärtig  XVIII.  i,'.  Anm.  22.  Hermes  mit  dem  Kind  Ion  XVIII, 
128.   —  Knabe    mit  dem  Vogel,    Grabrehef  XVII,  2 1*.    Anm.  36.   — 


Krieger  auf  einer  Stele  XVII,  21*.  Anm.  36.  —  Niketempel,  Re- 
liefs desselben:  zwei  Niken  und  Stier  XX,  250;  Nike  an  der  San- 
dale beschäftigt  ebd.;  Eilende  Figur  mit  Kreuzbändern  ebd. ;  Stehende 
Gewandfigur  mit  Flügeln  ebd.;  Stehende  Nike  nach  links  gewandt 
XX.  2501'.  Tafel  CLXII.  1  ;  Arm  mit  Waffenschmuck,  Fragment  ebd. 
Tafel  CLXI1,  2 ;  Kopf  und  rechte  Schulter  ebd.  —  Parthenonfnes, 
Fragmente  desselben  XVI,  175*.  XX,  322*.  —  Stele  eines  Mannes,  ähn- 
lich der  des  Aristion XVIII,  1 7  ET.  —  Triere  (Akropolis)  XVII,  13*. 

Delphi:  Agonistisches  Relief  XIX,  248*.  —  Apollokopf  XIX,  248*.— 
Sarkophag  mit  Meleagerdarstellungen  XIX,  2  18*.  —  Elens!.*:  Deme- 
ter. Kora  und  Triptolemos  oder  .lacchos  XVIII,  2*.  6*.  Ann).  22.  j  i*. 
99*.  114*.  XIX.  165*  II'.  —  Buboea  (Karystos):  Grabstele  eines  ste- 
henden Jünglings  mit  Inschrift  XV,  27*.  —  Orchomcnos:  Grab- 
stelen  ;  Fauulienscene  XIX,  248*;  —  Mann  der  einen  Hund  nach  einer 
Cicade  schnappen  lässl,  mit  Künstlerinschrift  A-nxenor  XIX,  249*.  — 
Putins:  Nereide  mit  Fischschwanz  XV,  124*.  —  Sparta:  Dios- 
kuren  und  Helena  XIX,  158*.  247*.  —  Mann  und  Frau  in  altem  Styl 
XIX,  "2  47*.  —  Perseus  und  Medusa  XIX,  158*.  —  Aus  Thracien: 
Demeter  und  Mädchen  mit  Weihinschrift XIX,  190*.  —  Tegeu:  Fries- 
fragmente: Löwe  und  Rehkalb  XIX,  217*.     Löwe  und  Stier  ebd. 

4.  Italien.  Albano:  Iuppiter  als  Herr  des  Weltalls,  archaisti- 
sches Fragment  XIX, 191*.  —  Aricia:  Mythos  des  Pentheus,  Sarkophag- 
relief XVII,  21*.  Anm.  37.  —  Chiusi:  Ermordung  von  Aegisthos  und 
Klytamnestra  auf  etruskischen  Urnen  XVII,  28*.  —  Löwe,  einen  Speer 
zerbeissend  XVII,  28*. —  Cornelo:  Endymion,  Sarkophag XX, 270.  Anm. 
15 B.  —  Cumae:  Stelen  mit  archaischer  Schrift  XVII,  3*.  Anm.  5. — 
Florenz:  Gc  Kurotrophos  und  Schwanenfrau  XVI,  243.  —  Frnscati: 
Villa  \ldobrandini:  Endymion  XX,  270.  Anm.  15.  —  Isernia,  Dar- 
stellung der  Alexanderschiacht  bei  Arbela  XVI,  179*.  263*.  XVII,  43*  IT. 
(Annall  1857  N.).  —  Musignnno  (s.  unten  s.  Vulci).  —  Xeapel  (Museo 
Borbonico):  lo,  das  dodonäische  Orakel  befragend  (sonst  auf  Oedipus 
gedeutet)  XVI.  193*11.  —  Herakles  und  Hebe  XX.  281  ff.  Tafel 
CLXII1.  —  Oenomaus,  Sarkophag  XV,  28.  Tafel  LXXIXf.  —  Aus 
Ostia:  Endymion,  zwei  Sarkophage  XX,  272 f.  Anm.  23.  —  l'isu 
(Campo  santo):  Endymion,  Sarkophag  XX,  222.  CLIX,  1.  —  Perugia: 
Opfer  der  Iphigenia,  etruskische  Urne  XVI,  262*.  —  Verstorbener 
und  Schicksalsgöttin,  Sarkophagdeckel  XIX,  191*.  —  Pompeji:  Ily- 
las  und  zwei  Nymphen,  in  Stucco  XVII,  23.  —  Zeus  sitzend  ebd. 
—  Hapalla:  Sarkophagdarstellungen  aus  der  griechischen  Helden- 
sage XV.  6*.  Anm.  38. 

«oin.  Villa  Altiani:  Festzug  zur  Kurotrophos  XVII,  12.  —  Pe- 
lops  und  Oinomaos,  Sarkophag  XVIII,  51*.  —  Villa  Horghese:  En- 
dymion, Selene,  Hypnos  XX,  269.  Anm.  8.  —  Aehnliches  Relief  XX. 
270.  Anm.  14.  —  Museo  Campana  (vgl.  Petersburg):  Klruski- 
sches  Ehepaar  auf  Ruhebett  XVII,  22*.  Anm.  38.  —  Hippolyt  und 
Pbädra,  Sarkophag  XVI,  238*.  —  Marsyas,  Wettstreit  desselben  XVI, 
242*.  XVII,  151'.  —  Urne  mit  Bild"  der  Diana  XVI,  203*.  — 
Museo  Capitalino:  Tabula  lliaca  XVII,  1  49*f.  —  Villa  Casall:  Diony- 
sos und  Semcle.  Sarkophag  XVII,  101.  Anm.  9. —  Palast  Giusliniani: 
Endymion,  Selene  und  Hypnos  XX,  268.  Anm.  4.  Lateran:  All- 
tagsleben (Brutbacken  etc.),  Sarkophag  XIX,  145  IT.  —  Ära  mit  Stier- 
upfer  und  Inschrift  XVI,  241*.  —  Villa  Ludnrisi:  Juno  auf  einen  Hirsch 
tretend  XVII,  22*.  Anm.  37.  —  Villa  Mediri:  Musen  XIX,  191*.  — 
Villa  Pamftli:  Endymion,  Selene  und  Hypnos  auf  Sarkophagen  XX,  2691'. 
Anm.  7  und  I  I.  —  Thebanische  Darstellung,  Sarkophag  XIX,  195 IT.  — 
Palast  Hondunini:  Herakles  und  Cerberus  XIX,  190*.  —  Palasl 
Spuitu:  Palladienraub  XVII,  93.  —  Ynlirnn:  Bacchus  und  Ariadne. 
VermSlllungszug  XVII,  102  f.  Tafel  CXXXI1,  2.  —  Dreifussraiib  auf 
einer  Candcluherhasis  XVI,  I  10.  Tafel  CXI.  -  Endyniionreliefs  XX. 
2701'.  Anm.  18  und  19.  —  Herakles  im  Gedränge"  XIX,  169  IT. 
Tänzerin,  verschleiert  XVII,  IUI.  Anm.  10.  —  Plo-Clementlno:  All- 
lag-lchen  XIX,  153.  —  Dionysos,  Ariadne  und  Hypnos,  Grabcippus 
XVIII,  97  IT.    Tafel  CXLI.   —    Dionysos  und  Nysa'.WTI,    110.    Anm. 

35. In  Privatbesitz:  Coslellani:  Morra-Spicl  XVI,  172*. 

Aus  römischen  Grabungen.  Mstempel:  Granitsäule  mit  Festzug 
und  hiiToglvphischcr  Inschrift  XVII,  3*.  —  Via  tat  Ina:  Apoll  und  Artemis 
bei  Pluto  XVII,  53*.  —  Bacchischer  Sarkophag  XVI,  I70*f.  —  Basis 
mit  Reliefs  XVI,  101'f.  —  Diomed,  Philoktet,  Odysseus  XVH,  53*.  — 
Dionysos  und  Frau  von  Centauren  gezogen,  Sarkophag  XVII,  54*. — 
Hercules  Musarum  XVII,  53*.  —  Hippolyt  und  Phädra,  Sarkophag 
XVII,  54*.  —  Indischer  Triumph,  Sarkophag  XVI,  131*.  Anm.  6.  — 
Kind  von  einer  Ziege  unter  einem  Baume  gesäugt,  dabei  Merkur  XX, 
282.   —    Parisurlheil    XVII,   53*.    —    Priamus    und    Achill    ebd.  — 


389* 


390* 


Thierkämpfe  von  Conlauren  XVII.  53*.  —  Zeus  auf  dem  Adler,  in 
einem  Grabmal  XVII,  53*. Ferneres  zu  Rum:  Achill  hei  Chi- 
ron leierspielend  XX,  289*.  —  Amorinen  und  Schiffe,  Sarkophag 
XV,  49*.  —  Apolls  Streit  mit  Herakles  um  ein  Reh  XVI,  150*. 
Anm.  32.  —  Dioskur  mit  Bacchus  und  Nymphe.  Minerva  sitzend 
XX.  280*.  —  l.aokoon  und  Söhne  XX,  291*1.  —  Tropäen  an  der 
Tru.;a«*säule  XVII,  81.  Anm.  9.  Widder  aur  derselhen  XVII,  82  f. 
Anm.  7.  —  Trapezophor  mit  Sphinxen  XVI,  1 50*.  Anm.  32. 

Salerno:  Baccbiscber  Sarkophag  XVI,  237*. —  Snrteano'.  Hip- 
polyt   und  Seestier,    etruskischc  Urne   XVII,  28*.  —  Turin:    Kairos 

XV,  35*.  —  Vnllerra:  Etruskische  Urnen,  Achills  Todtennpfer  für 
Patroklos  XV,  113*.  —  Palladienraub  (lnghirami)  XIX.  228*.  — 
Sterbescene,  Grabrelief  (Museum)  XVI,  196.  —  Viergespann,  Gigant 
u.  a.  m.  XIX,  228*.  —  Venedig  (Bibliothek  S.  Marco):  Eos  und 
Selcne,  Sarkophag  XIX,  205*1'.  —  Aus  Vutet  (jetzt  Musignann): 
Amazonen  und   Heroen  kämpfend,   Sarkophag  XIX,  192*. 

5.  Frankreich.  Purin.  Kaiserliche  Bibliothek:  Ncoko- 
ros ,    Wiederholung    des    Reliefs     der    Dresdener   dreiseitigen     Dasis 

XVI,  205*.  —  Louvre:  Bona  Uea  XVII,  \4.  —  Grabrelief  der  Claudia 
Fabulla  (Hypnos  etc.)  XX,  224.  Tafel  CLIX,  2.  —  Grabrelief  aus 
Cherchel,  Bruchstück  XX,  292 ß'.  Taf.  CLXVI,  I.  —  Sammlung  Janzi: 
Jüngling  und  Herme  XV,  80*.  —  Muse'e  de  Cherchel:  Grabstein,  sieg- 
reicher Reiterkampf  XVI,  140*. 

ö.  England.  London  (British  Museum):  Achilleussarko- 
phag  aus  Kreta  XX,  341*0".  —  Amazonenreliefs  vom  Mausoleum  zu 
Halikarnass  XVI,  209* IT.  —  Herakles  und  die  Hirschkuh  XVI,  240*.  — 
Manade  XVI,  240*.  —  Mann  Frau  und  Schlange,  Stele  XX,  312*.  — 
Vier  Medaillons  der  Jahreszeiten  XVII,  6*  f.  —  Sammlung  Hamilton: 
Aphrodite  l'arakyptusa  (Athena  Gorgolophos)  XV,  06*.  XV,  I .  Taf.  XCVII.  - 
Sammlung  Landsdaune:  Amoren  Wallen  schmiedend,  Sarkophag  XX, 
340*.  —  Athena  Nike  XX,  339*.  —  Ära  mit  härtigem  Dionysos  und 
Mänaden  XX,  339*.  —  Verschleierter  Frauenkopf  einer  Grabstele  XX, 
339*.  —  Ince  bei  Liverpool,  Sammlung  Blundetl:  Prometheus  von 
Hephästos  angeschmiedet,  Sarkophag  XVI,  108. 

7.  Deutschland.   Berlin,  Museum:  Agonales  Belief  XIX.  175  IT. 


Tafel  CLIIL  —  Athena   Parthenos  die  Nike  tragend  XV. 


Tafel  CV. 


XVI,  177  II.  —  Bacchos  und  Ariadnc  XVII.  102.  Anm.  15.  —  Eros  Aphro- 
dite und  Priapos  XVI,  233.  — ■  Krieger  zu  Boss  gegen  einen  Fussgänger  XX, 
318*.  — ■  Stele  aus  Larnaka,  assyrisch  XV,  117*.  —  Tropäum  der 
Göttin  Borna  XVII,  81.  Tafel  CXXVIII.  CXXIX.  87*.  —  Waschanstalt, 
Naniscbes  Relief  XVII,  80*.  —  Braunschweig :  Trauernde  Isis  XIX,  209.— 
Dresden:  Dreiseitige  Candelahei  hasis,  verschieden  erklärt  XVI,  1 33  ff. 
Tafel  CXI.  197  ff.  Tafel  CXVI.  CXVII.  203*.  2  45*.  —  Ladenburg  am 
Neckar:  Feldgottheit  XIX,  211  ff.  —  München  (Glyptothek):  Il'och- 
zeitszug  von  Dionysos  und  Ariadnc  XVII.  103.  Tafel  CXXX,  2.  — 
Nike  sandalenlösend  XX,  250.  —  Antiquarium:  Herakles  käm- 
pfend, Marmorscheibe  XIX,  171,  173*.  —  —  Oehringen  (Württem- 
berg): Epona  zwischen  Pferden  sitzend  XIX,  229*.  —  Hheinland: 
Römischer  Krieger  in  nischenartiger  Einlassung,  mit  Inschrift  (aus 
Bingerbrück)  XIX,  208*.  —  Hercules  Saxanus  (aus  dem  Brohl- 
thal)  XX.  309*  f.  —  Merkur  und  Apollon,  mit  Bemalung 
XVIII,  5*.  Anm.  15  und 22.  —  Speier:  Rcliefplatle  der  5  Gottheiten 
XV,  47*. 

8.  Serbien.     Grabstein  eines  Gellius  mit  Relief:  Wagen,  Me- 
duse   und  Jagdscene  XVIII,  83*. 

9.  Rissland.  St.  Petersburg  (Mus.  Cnmpana) :  Niobidengruppe 
XX,  277*.        Phäilra  und  Hippolyt,  sehr  schöner  Sarkophag  XX,  277*. 

10.  Ungenannten  Orts.     Herakles  den  Oelbaum  zu  Olym- 
pia  pflanzend.   Marmordiskus  XIX,    101*. 

Sonstiges,  poblicirt  oder  gezeichnet.     Botssard,  antiq.  Born. 

V,  9:  Herakles  und  Auge  XVII.  6111.  —  Zeichnung  aus  Emil  Brauns 
Nachlass:  Stier,  Barke  mit  Weinstock  und  Scheffel  mit  Aehren  XVI, 
162*. —  Sirenen  und  bärtige  Männer  XVI,  130f.  —  —  Monumentl 
deW  Inst.  1,  XXX:  Sarkophag  Ammendola  XVII,  81.  Anm.  3.  S.  84, 
Anm.  9.  —   1850,  V:  Zeus  und  Pallas  mit  Nike  XVI,  237*.  —  1857^ 

VI,  3:  Dionysischer  Opferstier  XVI,  23S*. 

In  Tkrkacotta 

Statuarisches. 

1.  Asien.     Dardunus:     Sitzende    Göttin  XV,   0*.     Löffel     mit 
weihlichem   Kopf  XV,   0*.   —     Halikarnass:     Allgemeines  XVIII,   53*. 


Artemis  Agrolera  (Newton,  Halikarnass  etc.  Taf.  LXXXIV.  5)  XX, 
309*.  —  Tbonarbeiten  der  römischen  Kaiserzeit  XVI,  209*.  — 
Knidos:  Terracottafunde  XIX,  140*.  Anm.  30.  —  Smyma:  Samm- 
lung Spiegeltbal  XV,  87*.  ff.  Arion  vom  Delphin  getragen  ebd.  — 
Sammlung  Iwanow:  Weibliche  Figur  mit  Eros  XVI,  229*.  —  Troas. 
30  Terrakotten  XVI,  133*.  —  Cybele  ebd.  —  Kopf  XV,  7*  Tliier- 
figuren  XVI,   133*. 

2.  Griechenland  und  Inseln.  Argas:  Sitzende  Hera 
XIX,  158*.  245*.  —  —  Athen:  Sammlung  der  archäologischen  Ge- 
sellschaft XVIII,  102*  f.  111*.  —  Ganymed  und  Adler  (Arch.  Ges.) 
XIX,  232*.  —  Kleiner  Kegel  mit  Löchern  XVI,  700*.  Stirnziegel 
mit  Inschrift  (Garten  der  Königin)  XIX,  180*.  —  Hhodos  [Kamei- 
ros):  Gefässe  in  Form  von  behelmten  Kriegerköpfen  XVIII,  72*.  — 
Tanagra:  Hermes  Kriophoros  XVII,  1*.  Anm.  4.  22*.  f.    Anm.   ii. 

3.  Italien  und  Sicilien.  Cagliari:  Gefäss  mit  Löwen- 
kopföffnung  XV,  72*.  —  Gefäss  in  Form  eines  Schiffchens  mit 
Widderköpfen  XV,  72*.  —  Cannsa:  Figur  mit  erhobenen  Hän- 
den betend  XV,  58.  —  Gräbergenien  oder  Eroten,  vier  Thon- 
figuren  XV,  00.  —  Sirenenbilder  und  Anderes  in  Gräbern  XV, 
56.  —  Venus  auf  der  Muschel  XV,  00.  —  Vorderlheile  von  Pfer- 
den XV,  58.  —  Zeus  dreiäugig  XV,  00.  —  l'iritucecchia:  Elru- 
skisches  Präfericulum  aus  schwarzer  Erde  mit  Inschrift  Aris  und 
Fanuru:  XVIII,  49*.  —  Cumae:  Aegyptiscbe  Thonligur  XVII,  3*. 
Anm.  5.  —  Neapel:  Frau  auf  einem  Schwan  sitzend  XVI,  23  1. 
Taf.  CXIX,  3.  —  Osliglia  bei  Mantua:  Römisches  Thongefäss  XVII, 
4*,  Anm.  15.  —  Perugia:  Flügeljüngling  mit  Lampe  XVII,  80.  — 
Hom:  Terracotten  des  Museo  Campana  XVII,  26*  f.  —  Amazone 
XVI,  1 80*.  —  Scano  (Sardinien) :  Weinkrüge  XV,  72*.  -  Aschen- 
gefäss  mit  Knochen  XV,  72*.   —    Syracus:  Eros  mit  Gans  XV,  69*. 

—  Tharros  (Sardinien):  Aphrodite  ein  Ferkel  an  die  Brust  drückend 
XVI,  201*.  —  Citherspieler  mit  Kind  XVI,  200*.  —  Typhon  XVI, 
202*.  —    Vnllerra:  Venus  als  Unterweltsgöttin  XV,  9*. 

4.  Frankreich.  Paris  (Louvre) :  Aphrodite  bekleidet,  sitzend 
XV,  39*.  —  Kyrenäische  Terracotten  XV,  5*.  Anm.  28.  XV,  39*.  — 
Jüngling  zu  Boss  XV,  40*.  —  Sammlung  Jörne:  Amor  und  Psyche 
XV,  79*.  —  Apoll  mit  Leier  XV,  77*.  —  Archaische  Göttin  XV,  78*.  — 
Ariadnc  XV,  78*.   —   Artemis  ebd.   —  Artemis  als  Gliederpuppe  ebd. 

—  Artemis  mit  Hirschkuh  XV,  77*.  —  Bacchantin  XV,  78*.  — 
Desgl.  tanzend  ebd.  —  Bacchus  gehörnt  mit  Satyr  ebd.  —  Ball- 
schläger ebd.  —   Charon  XV,  70*.  —  Demeter  mit  Modius  XV,  79'. 

—  Demeter  Kurotropbos  XV,  78*.  —  Eros  ebd.  —  Desgl.  schwe- 
bend ebd.  —  Desgl.  von  einem  Hund  angebellt  XV,  77*.  —  Europa 
auf  dem  Stier  XV,  77*.  —  Frau  mit  Helm  Speer  und  Schild  der 
Venus  opfernd  XV,  76*.  —  Ganymed  XV,  77*.  —  Hebe  mit  Schale 
XV,  78*.  —  Hecuhamaske  XV,  78*.  —  Herakles  mit  Keule  XV,  77*. 

—  Hermes  Kriophoros  XV,  77*.  —  Heros  auf  einem  Sarkophag 
silzend  XV,  77*.  —  Kind  in  einer  Wanne  XV,  78*.  —  Kora  blumen- 
lesend XV,  70.  —  Desgl.  mit  Granatapfel  XV,  78*.  —  Leda  den 
Schwan  fütternd  XV,  78*.  —  Medusenkopf  gehörnt  XV,  77*.  — 
Mnemosyne  XV,  79*.  —  Muse  XV,  78*.  —  Pallas  eine  Kugel  hal- 
tend XV,  77*.  —  Paris  XV,  78*.  —  Satyr  XV,  78*.  —  Schau- 
spieler mit  Schweinskopf  XV,  78*.  —  Tänzerin,  rückwärts  gebeugt 
XV,  70*.  —  Tbeseus  XV,  79*.  —  Tbetis  oder  Nereide  auf  dem  Tri- 
ton sitzend  XV,  78*.  —  Trinkbörner  in  Thierform  XV,  79*.  —  Ve- 
nus nackt  XV,  70*.  —  Desgl.  nackt   mit  gekreuzten  Beinen  XV,  7S*. 

—  Venus  sitzend  XV,  78*.  —  Venuskopf  XV,  78*.  —  Verhüllter 
Mann  mit  Cinerar  XV,  77*.  —  Sammlung  Pourtales:  Juppiter,  Nep- 
tun  und   Pluto,  Büsten  mit  Modius  XVII,  116*. 

5.  England.  London  (British  Museum":  Allerlei  Tlionge- 
sebirr  aus  Kalymna  und  Rhodos  XVI,  151*.  Anm. 36.  —  Bekleidete  ste- 
hende Frau  XV,  28*.  —  Frau  mit  Pallium,  sitzend  XV,  28*.  —  Jason. 
Medea  und  Schlange  XVIII,  74  —  Scylla  (aus  Canosa")  XV,  28*.  — 
Venusstatuette,  sehr  schön  XIX,  2  43'.  Venus  Ana.lyomene  mit 
Apfel,  vor  zwei  Secmuscheln  niedergeduckt  XV,  2S*. 

6.  Deutschland.  Berlin  (Museum):  Gräberidole  der  Erd- 
göttin XX,  307*.  —  Knabe  auf  einem  Schwein  XX.  3S9*f.  — 
Karlsruhe  :  Mädchen  auf  dem  Bücken  eines  Schwanes  ruhend  XVI,  23  4. 
Anm. 21.  —  München:  Jüngling  und  Frau  (Sammlung  Thiersch)  XIX, 
173*f.  —  Orest  und  Elektra  .Will,  1 1 1 .  — i  Rheinland  Grimlingbau- 
sen):  Thongefäss  mit   Inschrift  innen  XVII,  4*.  Anm.  19. 

Südrussland.  Alexandropal  (Gouv.  Jaroslaw  :  Amphoren 
mit  griech.  Stempeln   XV,  74*.  —  Balaklava:  Pithoi  XV,  75*.  —  Kora 


391< 


392* 


mit   Granatapfel  und  Beb  XIX,  227*.   —    Thongefäss    in  Form  eines 
tanzenden  Scythen  XIX,  226*.  — 

7.  Ungenannten  Orts.  Demeter  Kurotrophos  (Gerhard. 
Antike  Bildwerke  XCVI.  1—4)  XVII,  14.  —  Krau  mit  Kind  (Stackel- 
berg,  Graber  der  Hellenen  L1X)  XVII.  14.  —  Opfertiscbe  (Mon. 
dell"  Inst.  1856,  XXVIII  s.)  XVI,  237*.  —  Pallaskopf  mit  Aufsatz 
einer  Nike;  —  Venusidol  mit  Taube  i  Bircb ,  bistory  or  ancient 
pottery)  XVI,  158*. 

T  II  0  N  RELIEFS. 

1.  Griechenland  und  Inseln.  Athen:  Diskus  mit  bun- 
ter Bemalung  (Archäologische  Gesellschaft)  XIX,  232*.  —  Eros  die 
Svrinx  blasend,  Lampe  XIX,  233*.  —  Eros  und  Psyche.  Lampe  XIX, 
233*.  —  Orest  und  Elcktra  (aus  Melos)  XVII,  23*.  Anm.  44. 
MX.  13i*.  —  Kalymna:  Sitzbilder  von  Demeter  und  Kora  mit 
Apfel  XVIII.  53*. 

2.  Italien.  Bnlsena:  Versilberte  Patera  mit  Helief  XV,  8*.  — 
Canota:  Amazone  und  Greif  an  einem  vergoldeten  Gelass  XV,  59.  — 
Pompeji:  Neue  Bäder;  Stuccoreliefs  in  bunler  Farbe,  Amoren,  Delphine, 
Fabelthiere,  Flügelgestalten,  Nymphen  etc.  XVII,  3911.  Dädalos  und 
Ikaros  XVII.  23.  —  Rom:  Amphion  und  Dirke  (Mus.  Campana) 
XVIII,  126  f.  —  Antelix  mit  etruskischer  Inschrift,  Chrysaor  als 
chlhonischer  Dämon  XVIII,  59*  f.  —  Diana  mit  Fackeln  und  Halb- 
mond. Lampe  XX.  304*.  —  Herakles  und  Flügelknabe,  nebst  In- 
schrift,  Lampe  XVIII,  54*.  —  Isis  und  Serapiskopf,  nebst  Inschrift 
dligtxaxot,  Lampe  XX,  289*.  —  Palladienraub  in  Stucco.  XVII,  94. 
Sappbo  silzend  (Steinhäuser)  XVI,  161*.  XVII.  134*.  —  Länd- 
liche Scenen  und  Inschrift  Titurus  auf  einer  Lampe  XV,  5*.  Anm.  28. 
XVII,  172*.  —  Theseus  vor  Aetlira  den  Stein  aufhebend  (Mus.  Cam- 
pana) XVIII,  123  f.   —  Theseus  von  Aegeus  wiedererkannt  XX,  287*. 

—  Theseus  und  Sinis  (Mus.  Campana)  XVIII,  125.  —  Theseus  und 
Skiron  XX,  288*.  —  Theseus  und  Peripbeles  XVIII,  124.  —  Lucius 
Verus  auf  einer  Lampe  XIX,  157*.  —  Victoria  mit  Trophäe  an  einer 
Amphora  XVI.  178*.  —  Victoria  und  Wagenlenker  XIX,  161*.  — 
Ziegelstempel  mit  Römischer  Inschrift  XX,  288*. 

Canosa:  Krüge  mit  Gütterküpfcn  XV,  58.  —  Medusenhaupt  an 
einem  Thongefass  XV,  58.  —  Rätbselhaftes  Reliefgefüss  XV,  59.  — 

—  Cagliari :  Genius  auf  einer  Lampe  XV,   72*. 

3.  Frankreich.  Pari*  (Louvre):  Bacchus  an  einem  Gefäss 
XV,  40*.  —  Frau  mit  Opferschwein,  grossgriechisch  XV,  39*.  —  Ge- 
fäss mit  Tritouen  Nike  und  Gorgo  XV,  39*.  —  Beliefhrustbilder  der 
Kora,    grossgriechisch  XV,  39*. 

4.  Kngland.     London  (British  Museum): 
eine  Frau  tragend  XVI,  236. 

5.  Deutschland.  Berlin  (Museum): 
Fragment,  Innenbild  einer  Schale  XIX,  221*.  XX, 
;',.  —  Frauen  mit  Schwänen  und  Flügelgestalten  XVI,  2  42  — hinder- 
wagen XIX,  205.  —  Privatbesitz:  Perseus  lernt  fliegen  (?)  XIX,  174  f. 
Tat.  CLII.  XX,  317*.  —  München  (Vereinigte  Samminngen):  Hera- 
kles   und    Hebe   auf  einem   Candelabrum  XX,  S.  281  IT    Tafel  CLXlll. 

6.  SÜDRUSSLAND.  Kertsch:  Aphrodite  von  einem  Bock  ge- 
lragen, nebst   Eros  und  Taube  XIX,  227*. 

7.  Ungenausten  Orts.  Etruskische  Schale  mit  Darstel- 
lung von  vier  Gottheiten  XVIII,  7*.  Anm.  26.  —  Drei  Parzen  XVII, 
23*.  Anm.  45.  —  Siegesgöttinnen,  vier  an  der  Zahl XVII,  23*.  Anm. 
i."..  —  Urne  mit  Götterbildern  und  Inschrift  XVII,  23*.  Anm.  45. 


In    Metall. 


Fliegender  Schwan 

Dionvsos     trunken, 
226."  Tafel   CLVII1, 


Statuen  und  Keliefs. 

In   Hrunze. 

Maske  des   Dionysos  XVII,  5*.  —   Mas- 


1.  Orient.  Knidos:  Maske  des  Dionysos  XVII,  5*.  —  Mas- 
kenform  ebd.  —  Bmyrrut:  Samml.  Spiegeltbali  Neptunischer  Dreizack 
(aus  Eisen)  XV,  82*.  86*f.  —  Springendes  gehörntes  Boss  XV,  87*. 
(Samml.  Iwanow):  Stehender  Jüngling  XVI,  229*.  —  Abydom  Löwe 
mit  phönikiseben  Schnflzeichcn  XVIII,  54*.  —  —  Konitanlinopel : 
Schlangeniäule  im  Atmeidan  XV,  47  f.  XX,  245  IT,  349*. 

2.  Griechenlanu  und  Inseln.  Athen:  Sammlung  der 
Archäologischen  Gesellschaft   .Will.    112'.  —    Payonda:    (Euboea): 


Arlemisligürchen  XIX.  201  ff.  Tafel  OLIV,  4.  5.  —  Bhodus:  Kolossaler 
Helios,  Obertbeil  XVII.  22*.  Anm.  40.  —  Taenaron:  Votivbronzen 
des  Poseidonion  XVI,   130* f.  Anm.  2.  —  Stier  XVIII,  36*. 

3.  Italien  Sardinien  und  Sicilien.  Barletta :  (Apu- 
lien)  Erzkoloss  XV11I,  33  ff.  Tafel  CXXXVI.  —  Basilicata  (Bull, 
dell'  Inst.  1S42  p.  40):  Mannsslier,  gekauert  XX,  326  f.  Anm.  49. 
—  Bolsena:  Sculpturfragmenlc  XVI,  151*.  Anm.  33.  —  Cagliari: 
Heraklesstaluette  XVI,  200*.  —  Chiu.i:  Pallas  mit  dem  Erichtho- 
nioskinde  XVII,  81*.  XVIII,  6*.  Anm.  24.  —  Curneto:  Herkules 
und  Hesiune,  Belief  XVI,  168*.  —  Corinna:  Janus  und  Herkules, 
so  benannte  Idole  XVI,  151*.  Anm.  33.  —  Florenz  (Gollerie^ : 
Amazone  XX,  335*.  —  Hypnos  XX,  221.  Tafel  CLV1II,  1.  — 
Perseus  Bellerophon  und  Herakleskämpfe,  vier  Figuren  XVI.  237*.  — 
Schreitender  Stier  mit  Hannskopf  XX,  327.  Anm.  50.  —  Mes- 
sina: Typhon  oder  Meduse  XV,  8.  —  Neapel    vgl.   Pompeji):  Apollo 

XV,  35*.  —  Bärtiger  Dionysoskopf  aus  Herculanum  XX,  230.  — 
Oliora  (Sardinien):  Arisläus  XVI,  202*.  XVII,  52*.  —  Stier  XVI. 
202*.  —  Orrieto:  Elruskiscbes  :  Frau  Weihrauch  streuend  XVI,  1 66*. 
Frau  mit  der  Slirnkrone  XVI,  160*.  Hygiea  mit  einer  Schlange  XVI, 
166*.  —  Römisch:  Figuren  aus  Metallplaücn  geschnitten  XVT. 
166*.  —  Perugia  Kopf  XVI,  237*.  —  PUtrabbondaute:  Sam- 
nitisehes:  Frau  mit  Schürze  XVIII,  21*.  Hahn  ebd.  Pferd  ebd. 
Reiterfigur  XVIII,  6*.  f.  Anm.  24.  Venus  mit  Polos  und  Taube 
XVIII,  6*  f.  Anm.  24.  —  Pompeji:  Apollo  XVI,  151*.  Anm.  33.  — 
Bacchus  jugendlich  XX.  ':>lj*.  Eros  mit  Gans  und  geflügelter 
Hermaphrodit.  Gefässrelief  XV,  70*.  —  Mantelfigur  XVI,  172*.  — 
P.  Nigidius  Vaccula,  Büste  XVIII,  6*.  Anm.  23.  —  Pozzunli : 
Venus  XV,  5  4*.  —  Praenesle:  Spiegeldeckel;  Amazone  und  Jüng- 
ling kämpfend  XVIII,   6*.   Anm.  23.  —  Herakles  sitzend  XVIII,  14*. 

Hom:  Bronzen  des  Museo  Campana  XVII,  26*.  —  Samm- 
lung des  Herrn  Meester  de  Haveslein  [jetzt  in  Belgien]  :  Apollo- 
figürchen  XVI,  165*.  —  Bacchantin.  Kopf  XVII,  12*.  —  Bacchantin 
epbeubekränzt  XVII,  12*.  —  Frauenligiircbcn  XVI,  163*.  —  Her- 
kules nnbürtig  XVI,  167*.  —  Desgl.  mit  Keule,  Löwenhaut  und  He- 
sperideuäpleln  XVI,  179*.  —  Herkules  bärtig,  Kupf  XVII,  12*.  — 
Krieger  und  Boss  XVI,  169*  f.  —  Mädchenkopf  minervenähnlich 
XVII,  13*.  —  Manlelligur  eines  Silens  XVII,  13*.  —  Minerva  XVT, 
163*.    —    Heiter    XVI,    163*.   —    Sphinx    XVII,    13*.   —    Victoria 

XVI,  177*.  —  Sonstiges  in  Kunsthandcl  und  in  Privatbesitz: 
Farnesischer  Herakles  (l)cpoletti'  XVI,  179*.  —  Glaukos  oder  Me- 
dusa des  Meeres,  Kopf  (ßonichi)  XVI,  171*.  —  Mima,  Erzfigur 
(Castellani)  XV,  33*.  Novus  Annus,  nacktes  Knäbchen  XX,  285*. 
Weibliche  Figur  mit  Füllhorn  XVI,  177*.  —  Sonstige*:  Apoll  und 
2  Jagdhunde  XX,  291*.  —  Delphine  und  Löwenkopf,  Lampe  XVI, 
177*.  —  Herakles  mit  Amazone  kämpfend  XVIII,  55*.  —  Hygiea 
XX,  2S9.  —  Nackter  Palästrit,  Archaisch  XX,  303*.  —  Silen  efeu- 
bekränzt  XX,  305*. 

Targuinii:  Venus  und  Amor  XVIII,  6*.  Anm.  23.  —  Viterbo: 
Venus  und   Amor  bogenspannend,  Relief  XVII,  85*. 

4.  Frankreich.  Cosa  :  Nackter  Jüngling  XV.29*. —  Pariskopf 
XV,  29*.  —  Feignis:  Erzfignren  XV,  S*.  Anm.  1 8.  Zwei  Herkurstatuen  und 
eine  Victoria  XV.  29*.—  Lintia  (imJura):  Gruppe  der  Epona  XIX,  128*. 
Anm.  15.  —  Porta  (in  Privatbesitz):  Diu-  de  Blucas:  Nackter  grie- 
chischer Hcri'S  XVII,  1  17*.  —  Vicomte  de  Janze:  Bacchus  VV,  80*. 
—  Camillus  ebd.  —  Etruskischer  Sonnengott  XV,  80*.  —  Genius 
einer  Sladt  XV.  80*.  —  Opferer  XV,  80*.  —  Priesterin  der  Isis 
XV,  80*.  —  Poet  sitzend  XV,  80*.  —  L'räus  XV,  80*.  —  Fould: 
Kykuos  XV.  4*.  Anm.  27.  —  Oppermatm:  Aphrodite  als  Widder- 
gottheil, getriebenes   Belief  XX,   3041'.  Tafel  CLXVI,  4. Yienne: 

Junokopf  XVIII,  7*.   Anm.  24.   —   Siegesgöttin  ebd. 

5.  SPANIEN.  Madrid:  Kabir  mit  Hammer  und  SebiOermützc 
XX,   309*.   —   Herakles  Aiiapauoiiienes,    Kopf  XX.  314*. 

6.  Kngland.  London  (British  Museum):  Camillus  jugendlich 
XV.  28*.  —  Faun,  Brustbild  XV,  28*.  —  Kopf  von  hohem  Kunsl- 
werth  aus  Kyrene  XIX,  244*.  —  Hercur  silzend  XV,  28*.  —  Venus 
ihr  Haar  flechtend  XV,  28*.  —  Aehnliche  Figur  mit  silbernen  Au- 
gen ebd. 

7.  Deutschland  Schweiz  und  Don  \i  Länder.  Berlin 
I  Museum):  Apollo  mit  dem  Lamm  MX,  23H*  f.  —  Jugendlicher 
behelmter  Krieger,  Brustbild  XX,  291".  —  Betender  Knabe  XVI, 
173*.  —  Satyr  und  Frau.  Griff  eines  Rtstendeokela  XX,  295.  Ta- 
fel CLXIV,  f.  —  Xantener  Erzfigur  als  Bonus  Evenlus  oder  Novus 
Amins  gedeutet   XVII,  4*.   Anm.  19.22".   Anm.  39.113"  f.  XVIII,  1  ff. 


393' 


394* 


Tafel  CXXXIII  f.  XVIII,  62*.  XIX,  137  ff.  —  In  Besilz  des  Prin- 
zen Albrecht  von  Preussen:  Komiker  mit  Maske  XX,  319*.  — 
Bonn:    Leopard    als  Feldzeichen    XVI,   151*.    Anni.   35.  —    Priapus 

XVI,  132*.  Anm.  18.  —  München:  Candelaberbasis  mit  Juno 
Sospita  und  Hercules  XVI,   107*.   —    Vergoldeter  Adler  mit  Inschrift 

XVII,  22*.  40.  —  Niederbiber  bei  Neuwied:  Minerva  XVII,  4*. 
Anm.  19.  —  Rheinzabern:  Adler  XVII,  4*.  Anm.  20.  —  Schleswig 
(Siiderbrarup):  Weiblicher  Kopf,  Belief  XVII,  8*.  —  Schlange  XVII.  8*. 
XIX.  164*  f.  —  Wien  (Antikenkabinet):  llypnos  XX.  222.  Tafel 
CLVIII,  2. 

Schweiz.     Bern  (Museum):  Götterbild  XV,   10*. 
Donaulande.    Komische  Reiterfigur,  Belief  XVI,  132*.  Anm.  21. 

—  Szamos  Ujvur  in  Siebenbürgen:  Komische  Krieger  XVI,  184*. 

—  Mars  und  Dioskuren,  Reliefs  in  getriebener  Arbeit  XVI,  14 KIT. 
Tafel   CX1I. 

8.   Kussland.    Petersburg:   Cnmpana'sehc  Bronzen  XX,  275* f. 

—  Im  Besitz  des  Grafen  von  8troganoff:  Apollo  Boedromios  XIX,  146*. 
Anm.  25.   210*  f.   XX,  353*. 


Krzgeräth. 

1.  Griechenland  und  Orient  Athen:  Spiegel  XVI, 
199*.—  Lampe  in  Scniffsfonn  XX,  311*.  Bichterpsepboi  XIX, 
223*  f. Troas:  Armband  XV,   7*. 

2.  Italien  und  Sardinien.  Bologna:  Gefässe  XV,  8*.  — 
Gefäss  mit  Frauenkopf  XVI,  151*.  Anm.  35.  —  Trinkhörner  mit 
Hirsch,  Gans  u.  s.  w.  verziert.  XVI,  151*.  Anm.  35.  —  Ca- 
nosa:     Lanzenspitze    von     Eisen  XV,  58.    —     Pferdezügel    von   Erz 

XV,  58.  —  Eherne  Rüstungen,  vergeudet,  in  Gräbern  XV,  57.  — 
Chiusi:  Erzgetälh  XVIII,  7*.  25.  —  Cista  panaria  XVIII,  7*. 
25.  —  llerculaiium:  Gefäss  mit  Stempel  XVII,  49*.  • —  Pom- 
peji: Henkel  mit  Masken  XVI,  172".  —  Kohlenheerd  mit  Lü- 
nenfüssen und  Sphinxen  (in  den  neuen  Bädern)  XVII,  24.  — 
Kupferner  Kessel   (in   den    neuen   Bädern)    XVII,  38.  —  Mantelfigur 

XVI,  172*.  —  Prueneste :  Unverzierle  Cista,  darin  ein  Spiegel 
XVI,  131*.  Anm.  9.  —  Rom:  Privatbesitz  und  Kunsthandel;  Pallosl 
Barberini:  Striegeln  mit  griechischer  Inschrift  .Will,  87*.  —  Castel- 
lani :  Füllhorn  mit  den  Büsten  der  capilolinischen  Gottheiten  XVI, 
177*.  —  Weibliche  Figur  mit  Füllhorn  XVI,  179*.  —  Meester  de 
Ravestein  (jetzt  in  Belgien):  Bronzefuss  mit  Hahn  XVI,  107*.  — 
Gefäss  mit  zierlichem  Deckel  XVII,  12*.  —  Gewichte  XVII,  12*.  — 
Gewichte  in  Form  von  Schweinen  XVII,  29*.  —  Opfermesser  XVTI, 
30*  f.  —  Sistrum  mit  Verzierung  einer  Katze  XVII,  12*  —  Stem- 
pel XVII,  31*.  —  Herzog  von  Sermoneta:  Instrument  zum  Ader- 
lassen   XVI,    169*.    —    Ungenannten    Besitzes:     Kupfergewicht     mit 

Kreuz  XVI,  178*. Sar dinien:  Donigale:  Gefäss  mit  Inschrift 

XV,  72*.  —  Esportato:  Schwert  von  Eisen  XVI,  200*.  —  Gudoui: 
Glocken,  Dolch,  Ring,  Ketteben  etc.  XVI,  202*.  —  Xuagos:  5  Kup- 
fertafeln XVI,  201*.  —  Tharros:  Instrumente  XVI,  202*.  —  — 
Vulci:  Candelaber  XVI,  151*.  Anm.  35.  Cista  panaria  XVI,  151*. 
Anm.  35. 

3.  Frankreich.  Cosa:  Lampen  XV,  29*.  —  Musikinstru- 
mente XV,  29*.  —  Ring  mit  Stein  und  Satyrmaske  XV,  29*.  —  Ven- 
dee:  Erzgefäss,  am   Henkel  Amor  mit  Leyer  und   Köcher  XVI,  136*. 

4.  Kngland.  London  (British  Museum):  Helme,  sehr  schün 
XV,  28*.  —  Pferdezaum  XV,  28*.  —  Rüstung,  Fragmente  XV,  28*.  — 
Sporn  XV,  28*. 

5.  Belgien,  Deutschland,  Schweiz.  Belgien:  Brun- 
oenröhre  iu  Gestalt  eines  Triton  XVI,  151*.  Anm.  35.  —  Berlin: 
Christliche  Ringe  mit  Inschrift  XVII,  36*.  —  Bonn:  Römisches 
Schwert  XV,  4*.  Anm.  21.  —  Hagenow  (Mecklenburg):  Gefässe  mit 
Stempeln  XVI,  222*6°.  —  München:  Candelaberbasis,  Juno  sospita 
und  Hercules  XVI,  167*.  —  Vergoldeter  Adler  mit  Inschrift  XVII,  22*. 
Anm.  40.  —  Hheinzabern:  Armbänder  mit  Springfedern  und  Inschrift 
XV,  46*.  —  Schwert  mit  Inschrift  XV,  46*.  —  Rottenburg  am 
Neckar:  Römische  Wurfmaschine  aus  Eisen  XVII,  4*  f.  Ann).  20. — 
Schleswig  (Süder  ßrarup):  Helm  mit  Juppiters  Blitz  XVII,  8*.  XIX, 
16i*f.  —  Kettenpanzer  von  Eisen  XVII,  7*.  —  Panzerplatte  mit 
weiblichem  Kopf  XVII,  8*.  —  Teplitz:  Kölnische  Casserole  mit  In- 
schrift XVI,  196*.  —  Sonstige  römische  Gefässe  mit  und  ohne  In- 
schrift XVI,  221*.   225*. Schweiz:     Bex    im  Khonethal : 

Armband,  Schelle,  Diadem,   Haarnadel  u.  s.  w.  XX,  313*. 


Canosa:  Blitz  aus  sechs  Strah- 
—  Olivenkränze  und  Frauen- 
56.  —   King  mit  kleinem  Ge- 


6.  Südrussland.  Leichenwagen  und  70  Pferdegebisse  aus 
Eisen  XX,  331*. 

Gold. 

1.  Aegtpten.  Ournah:  Goldene  und  silberne  Schmucksachen 
aus  dem   Grabe  der  Königin  Aah-Hotep  XVIII,  9* f. 

2.  Griechische  Inseln.  Lesbos:  Kranz  in  einem  Aschen- 
gefäss  gefunden  zu  Mitylene  XVIII,  3*.  Anm.  3.  —  Rhodus:  Goldsachen 
aus  Kameiros  XVIII,  70*  f.  —  Gold  und  Silber  in  Gräbern  XVIII. 
146*.  Anm.   128. 

3.  Italien  und  Sardinien. 
Icn  auf  einem  Goldblättchen  XV,  58. 
schmuck  an  weiblichen   Gerippen  XV, 

bäuse(elwa  für  Gift)  XV,  58.  —  Cumae:  Schmucksachen  XVI,  1 57*. ■ 
Rom:     Goldsachen    des    Museo    Campana  XVII,  26*.   —    Bulla    mit 

Frauenraub  XVTI,  178*.   —  King  mit  Satyr,  etruskisch  XVII,  9*. 

Sardinien:  Esportato:  Ring  und  Ohrringe  XVI,  200.  —  Florinos: 
Ring  und  Halsband  mit  Türkisen  XVI,  202*. —  Tharros:  Goldfassung 
von  Skarabäen  XV,   72*.   —   Halsschmuck  XV,   72*. 

4.  Frankreich.  Pari«  (Louvre):  Gallischer  Köcher  XV, 
39*.  —    Plättchen    mit    eingegrabenen    Kriegerfiguren    (aus  Korinth) 

XV,  39*.  —   Votivbild    einer    kleinen    Schildkröte   XV,  39*. 

Musee  Blacas:  Rulla  mit  der  enthaupteten  Medusa,  aus  der  ein  dop- 
pelter Pegasus    entspringt  XVII,   117*.   —    Vendee:    Schmucksachen 

XVI,  136*. 

5.  Kngland.  London  (British  Museum):  Fibula  XV,  28*. — 
Halsband  aus  Corneto  XV,  28*.  —  Hinge  XV,  28*. 

6.  Deutschland.    Schleswig:  Süder-Brarup:  Schmucksachen 

XVII,  8*.  —  Diadem  XVII,  8*. 

7.  Donauländer  und  Russland.  Siebenbürgen:  Gold- 
kette XVIII,  25*.  —    Armbänder,    Ringe  u.  dgl.  XVIII,  25*. 

Alexandropol  (Gouvernement  Jaroslaw):  Pferdebaisband  mit  Kämpfen 
von  Greifen  gegen  Eber  und  Hirsche  XV,  73* f.  —  Kerlsch:  Ama- 
zone, Saum  eines  Gewandes  XIX,  227*.  —  Goldener  Oelzweig  ne- 
ben der  Hand  eines  Todten  XX,  330*.  —  Ohrringe  in  Form  von 
Nikcn  XIX,  227*.  —  Ring  mit  beweglichem  Ringkäslehen  XX,  330*.  — 
Ring  mit  zierlichen  Figuren  und  blauer  Paste  XIX,  227*.  —  Ring: 
Darstellung  einer  Schlange  um  einen  Bogen  XX,  330*.  —  Vergol- 
detes Schnitzwerk,  Tbiergruppen  u.  dgl.  XX,  330*. 

Petersburg  (Eremitage).  Armband:  Thetis  und  Peleus,  Eos 
und   Kephalos  XV,  94. 

8.  Ferneres.  Micali  Mon.  ined.  21,  2:  Goldener  Kranz  mit 
Relief  von  Herakles  und  Acheloos  XX,  329.  Anm.   52. 

Silber. 

1.  Griechischer  Orient.  Troja:  Ohrringe  XV.  7*.  — 
Rhodos:  Kameiros:   Phiale  mit  vier  Namensringen  ägyptischer  Könige 

XVIII,  71*. 

2.  Italien.  Modena:  Apollobüste  XX,  256*.  Anm.  12.  — 
Neapel:  Schlange  mit  gothischer  Inschrift  XVTll,  5i*.  —  Pietrab- 
bondante:  Heraklesfigur  XVTll,  21*.  —  Rom:  kleines  Amulet  mit 
Graurangen  von  Tbiergruppen  XX,  306*.  —  Mithrasdarstellung  und 
Hekate,  eingeschnitten  XIX,  134*.  —  Meester  de  Ravestein:  Hermes- 
figürchen  XVII,  13*.  —  Herzog  von  Sermoneta:  Tischchen  mit  mu- 
sicirenden  Satyrn  verziert  XX,   302*  f. 

3.  Spanien.  Badajoz:  Schild  mit  Darstellung  des  Thcodo- 
sius  XVIII,  35.   Tafel  CXXXVI,  5. 

4.  Frankreich.  Malmedy:  Silberner  Doppelbecher  XX,  350*. 
—  Paris  (Louvre):  Apoll  an  einen  Pfeiler  gelehnt,  auf  einer  Scheibe 
XX,  39*.  —  Schalen  aus  Angers  XV,  38* f.  —  Venus  in  der  Mu- 
schel von  Tritonen  getragen,   Relief  XV,  39*. 

5.  Deutschland  und  die  Schweiz.  Berlin  (Museum):  Sil- 
berkästeben mit  Reliefs:  Stillleben ;  Leda  mit  dem  Schwan  XVI,  229  ff. 
Tafel  CXVIII.  —  Besitz  Sr.  Maj.  des  Königs:  Xantener  Phaleren 
XVII,  132*.  —  Crefeld:  Juppiter  Ammon,  Relief  XVI,  244*.  — 
Mainz:  Feldzeichen  eines  Mars  XVI,  132*.  Anm.  19.  —  Schleswig: 
Brustplatte  eines  Panzers   mit  getriebener  Arbeit,    aus  Süder-Brarup 

XIX,  164*.  —  Sisseh  (Oesterreich):  Gefäss  in  Flascbenform  mit 
Reliefs  Will,  25*.  —  —  Westliche  Schweiz:  zwei  Armbänder 
XV,  10*. 

6.  Russland.  Alexandropol  (Gouvernement  Jaroslaw):  Sil- 
berne  Bühre    XV,  74*.  —  Scepter    XV,  74*.  —    Verzierungen  von 


395* 


396* 


Pterdezaumen  XV,  73*. Petersburg  (Eremitage) :  Telephos,  auf 

einem  Kliyton  aus  Kertsch  XV.  öl  f.  Taf.  CVII.  •-  Sammlung  Schu- 
waloff:  Silberne  Kanne  XVI,  226*.  —  Sammlung  SlroganofV:  Ge- 
fäss mit  altrussischer  Darstellung.  Beilage  zu  D.  u.  F.  139.  140. 
TIT.   Will.   lli*. 

Blei. 

1.  Griechenland  und  Ortest.  Athen:  Gewichte  (Samm- 
lung <ler  Archäologischen  Gesellschaft)  XVIII,  102*.  XIX,  233*f.  — 
Schleudergeschosse  XVIII,   102*.   —    Schleuderkapseln    mit    Inschrift 

Archäologische  Gesellschaft  XIX,  234*. Dardunus:  Hufeisen- 
förmiges Geräth  XV.  li*.  —  Salbbüchse  XV,  6*.  —  Knidos:  Blei- 
platten XVII,  5*. 

2.  Italien.  Falerü:  Höhren  mit  römischer  Inschrift  XX, 
346*.  —  Perugia:  Gehäuse  in  Form  etruskischer  Urnen,  bildlich 
\erziert  XVI.  löl*.  Anm.  33.  —  Pompeji:  Gänseschnäbel  als  Was- 
serausflüsse in  den  Thermen  XVI,  135*.  —  Hom:  Glandes  missiles 
;,ut  den  picenischen  Krieg  bezüglich  (Depoletti)  XX,  291*.  —  Höh- 
len mit  Inschrift  via  latina^  XVI,  162*.  Desgleichen  XX,  287*.  — 
Tafel  'Gallerie  Doria)  XIX,   191*. 

3.  Westliches  Europa.  Frankreich  (Beauvais):  Sarkophag 
XVII.  i*.  Anin.  17.  —  England:  Barren  mit  Inschrift  aus  antiken 
englischen  Bergwerken  XV,  35*.  —  Spanien  (Castelluo):  Tafel  mit 
keltiberischer  Inschrift  XX,  314*. 

Elfenbein  und  Knochen. 

1.  Italien.  Canosa:  Figuren  an  einem  ehernen  Leichenbett 
XV.  50.  —  Cirilarecchia:  Knochenarbeiten  aus  den  Abruzzen  XX, 
;)01*.  —  Corneto:  Altetruskische  Reliefs  aus  Knochen  XVI,  168*. — 
Cuma:  Kästchen  von  Holz  und  Elfenbein  (.worin  ein  Spiegel)  XV,  3*. 
Anm.  12.  —  Hom:  Kästchen  mit  Ileliefs:  Opferung  der  Iphigenie; 
Rellerophon  und  Pegasus;  Europa  etc.  XVIII,  20*.  —  Kleiner  Löwe 
aus  Knochen  XVI,  237*.  —  Täfelchen  mit  Ammonskopf  XX,  304*. — 
Tesseren  aus  Knochen  XV,  49*.  XVII,  81*.  —  Tarquinii:  Etruski- 
sche  Beliefs  XIX.   I  i6*f.  Anm.  33. 

2.  Frankreich.  Beaurais:  Belief  in  einem  Bleisarkophag 
XVII.  4*.  Anm.  17.  —  Pari*:  Dichtergruppe.  Relief  XVI11,  21*. — 
Diptychon  mit  Jongleurs  und  tragischen  Schauspielern  (Sammlung 
Janzci  XVII,  120*.  —  Diptychon  mit  Musen  und  Dichtern.  (Louvre) 
XV,  40*. 

3.  Deutschland.  England.  Castel  bei  Mainz:  Römischer 
Aiiuilifer  aus  Knochen  XV,  35*. —  London  (British  Museum):  Kamm 
mit  Reliefs  und  Inschrift  XVI,  151*.  Anm.  37. 

Glas. 

1.  ('riechenland  UND  Orient.  Athen:  Gläser  mit  dünnem 
Halse  XVI,  200*.  —  Kreta:  Glasmünze  mit  Kreuz  Scepter  und  In- 
m  lnift  eines  Eparchen  Theodotos  XVIII,  103* f. Tripolis:  Bunt- 
farbige Lakrymalorien  XVI.  133*. 'Trojn:  Amphora  von  dunkel- 
blauer Farbe  XV,   7*.   —   Flacher  Teller  von   Krystall  XV,  7*. 

2.  Italien.  Cagltarl:  Anmiete  von  Glas:  Gebärende  Frau 
XV.  72*.  —  Gefäss  XVI.  200*.  —  Castri  (Sardinien):  Lekythos 
viereckig  XV.  73*.  —  Thranenlläschchen  XV,  73*.  —  Cumae:  ün- 
guentarium  und  Thränenflaschchen  XVI,  157*. —  Pompeji:  Fenster- 
scheiben XX,  376*.  —  Hom:  Glassachen  des  Museo  Campana  XVII, 
27*.  —  Torres  (Sardinien):  Lacmiiaturien  XVI,  200*. —  Volterru: 
Schöne  Gläser  XIX,  228*.  —  Toilettenfläscbchen  von  Bergkryslall 
XIX.  228*. 

3.  Nordisches:  Frankreich.  Paris:  Halsbänder  von  bun- 
tem Glas  (Cara'sche  Sammlung)  XV,  23*.  Anm.  50.  —  England. 
London  (British  Museum):  Gelasse,  polychrom  XV.  28*.  —  Port- 
landvase  XIX,  192*.  195*.  —  Schale  aus  bunten  Glasstäbchen  XV, 
28*.  —  Fünf  Tauben  von  weissem  und  blauem  Glase  XV,  28*.  — 
Violette  Vase  XV,  28*.  —  Deutschland!  Berlin:  Relief  einer 
Bacchantin  i  Koller'scbe  Sammlung)  XVI.  1 90*.  —  Köln:  Gefäss  [jetzt 
im   Berliner  Museum]    mit  Reliefs.   Kpiiiietlicus  XVIII,   5i*.  01*. 

Mistel  l.  1M,|.;\. 

I.  Stein.     Orchomeno«:    Mierlei  Geräth,  mit  Pfahlbauten  zu- 

Mmmenhsngend  XVII,  12  }*IT.  — rtom:  Messer  aus  Feuerslein  XVII,  31". 


2.  Bernstein.  London  (Sir  W.  Temple):  Gekauerter  Manns- 
stier  XX,  327*.  Anm.  48. 

3.  Holz.  Schleswig  (Silderbrarop) :  Lanzenschafte,  Bogen  und 
Schilde  XVII,  7*.  —  Donaulande:  Kästchen  aus  Cedernholz  XVII, 
6*.    Anm.  22.   —   Siebenbürgen:   Wachsläfelchen  XV,   119*. 

4.  Werereien  und  Kleidungsstücke.  Canosa:  Prächtig 
gewebtes  Leichentuch  in  einem  Grabmal  XV,  56.  —  Schleswig  (Sü- 
deihrarup):  Wollene  Kleidungsstücke  XVII,  8*.  —  Lederspuren  an 
metallnen  Gegenständen  XVII,  8*.  —  Kertsch  (Südrussland):  Frauen- 
Stiefeln  XIX,  227*.  —  Phanayoria  (Südrussland):  Gewebtes  Tuch, 
noch  bunt  erhalten  XIX.  225*. 

Geschnittene  Steine. 

1.  Orient.     Halikarnass:  Onyxplättchen  XVI,  216*. 

2.  Italien.  Canosa:  Weibliches  Brustbild.  Kameo  XV,  58. — 
Chiusi:  l'hokos,  Skarabäus  mit  Inschrift  Puci  XIX,  147*.  Anm.  34. — 
Skarabäen  mit  Peleus  und  bärtigem  Manne  XVII,  23*.  Anm.  48.  XVII,  9* 
—  Skarabäen  mit  etruskischer  Inschrift XVII, 36*.  —  Corinna:  Enthaup- 
tete Medusa  aus  der  Pegasus  und  Chrysaor  entspringen  XX,  287*.  — 
Cumae:  Carneol  mit  Caduceus  und  Inschrift  XVIII,  56*.  —  Florenz: 
Herakles  bei  SyleusXIX,  161.  Tafel  GL,  3.  —  Neapel  (Museo.  Borb.  : 
Onyx.  Herakles.  Inschrift  Solonos  XX,  375*.  — Patesirina:  Carneol. 
Tiberius  und  seine  Mutter  XVIII.  20*.  —  Perugia:  Hyacinth.  Reiter 
mit  Schild  und  Lanze  XVI,  178*. Koni  (Privatbesitz  und  Samm- 
lungen |:  Amor  mit  Schmetterlingen  pflügend  XVI,  179*.  —  Amulet 
aus  pietra  nera  mit  Inschrift  XX,  290'.  —  Apoll  altcrlhiinilich  mit 
Hindin  XVII,  15*.  —  Athene  Promachus,  Scarabäus  XVIII,  56.  — 
Frauenbildniss  mit  Inschrift  Daedalis  XV,  49*.  —  Hand  die  ein  Ohr 
hält  mit  Inschrift  inenienlo  XX,  301*.  —  Herakles  und  Kerberos, 
Skarabäus  (Caslellani)  XVII,  81*.  —  Herakles  innerhalb  eines  Por- 
tals; andererseits  dreifache  Hekate  (Cullegio  Romano)  XV,  24.  Tafel 
XCIX.  —  Hermaphrodit  und  Bacchisches  XVIII,  56*.  —  Hermes 
sitzend  (Privatbesitz)  XVII,  84*.  —  Imperator  dein  ein  Kopl  über- 
reicht wird,  sitzend  (Bunichi)  XVI,  166*.  —  Zwei  Krieger,  Ska- 
rabäus (Castellani)  XVII.  81*.  —  Maske  mit  unleserlicher  Inschrift 
(Depoletti)  XVI,  179*.  —  Palme,  zwei  Hände  und  Inschrift  (Water- 
ton) XVIII,  57*.  —  Pantheon  XV,  49*.  —  Parthenos  nach  Pbidias 
(Garrucci)  XVIII,  50*.  —  Perseus  die  Meduse  köpfend  XVI,  109* f.  — 
Philoktet  und  Machaon  (?),  etruskischer  Skarabäus  XVII,  9*.  —  Zwei 
Carneole  mit  philosophirender  Umbildung  des  Prometheusmythos  \X, 
305*.  —  Satyr  ithyphalliscli,  Skarabäus  (Castellani)  XVII,  81*.  — 
Satyr  sitzend,  mit  Maske,  scherzend  mit  einem  andern  XX,  288*. — 
Zeus  mit  Sehale  worauf  ein  Widderkopf  XIX,  158*.  —  Zeus  sitzend 

mit  Adler  und  Palmzweig  XVII,  15*. Sardinien:  S.  Palma:  Amor 

vor  einem  Altar  XVI,  201*.  —  Sulci:  Baum  mit  Früchte  pflücken- 
den Flügelknaben  XV,  73*.  —  Tharros:  Aegyptische  Scarabäen  XVI, 
201*.  —  Steilisch  (?)  Goldring,  junonische  Figur  XIX,  147*.  Anm.  34. 

3.  Frankreich.      Orleans:  Schreitender  Mannsstier  XX,  320. 

Anm.  48. Paris:  Gemmen  der  PariserSammlung  nach  Cbabouil- 

let's  Katalog  XML  60*.  —  Louvre:  Bacchus  und  Ariadne  von  Cen- 
tauren gezogen,  Glaskameo  XV,  39*.  —  Kaiserbildnisse  aus  Onyx 
XV,  39*.  —  Köpfe  aus  Chalcedon  XV,  39*.  —  Medusenkopf  aus 
Achat  XV,  39*.  —  Cabinet  des  medatltes:  Marcia,  Concubine  des 
Commodus  XVI,  154*.  Anm.  54.  —  Duc  de  Blacas:  Achill  leyer- 
spielend,  Inschrift  des  Pamphilos  XVII,  117*.  —  Cara'sche  Samm- 
lung (aus  Sardinien):  Heber  100  Skarabäen  mit  phönicischer  Dar- 
stellung XV,  23*.  Anm.  50.  —  Duc  de  Luynes:  Glaukos,  Sohn  des 
Minus,  Carneol  XVIII,  71.  —  Fould:  Selene  auf  Ochsenwagen 
XVII.    118*. 

4.  Df.it.scmi.and  u»d  Schweiz.  Berlin  (Museum) :  Diony- 
sos und  Semele  (Toelken  III,  3,  9Ü7)  XVII,  109.  Anm.  34.  —  He- 
rakles bei  Syleus,  Paste  XIX,  162.  Anm.  13.  —  Isis  auf  dem  Sirius 
sitzend  XIX.  209.  —  Mars  als  Orakelgott  von  Tiara  XV,  30.  —  Pan 
und  Ziegenbocke  XIX, 236*.  XX, 258*.  Anm.  30.  —  Schwan  eine  Frau 
tragend  XVI,  236.  —  Sammlung  Bartels:  Achill  und  Penlhcsilea  XVI, 
140*.  —  Danae  XVIII,  35*.  —  Flügelkopf,  bärtig  XIX,  170*.  — 
Drei   Grazien   mit    Maisstengel   und   Apfel    XVII,  86*.    —   Herakles  und 

.lolaos  XX.  319*.  —  Her eines  ungeßllgelten  Eros  XX,  319*.  — 

Mclragcr  und  Alalanle  XIX,  17  4*.  —  Odysseus  auf  ein  Ruder  ge- 
stützt XV.  117*.  —  Ländliches  Opfer  XVI,  246*.  —  Palästrit  mit 
Henne  und  Preisgeläss  XV.  117*.  —  Rhea  auf  dem  Löwen  XVI, 
19'.'.   —    Gerhard.    Dreifache   Hekate,    gelber  Jaspis   XV,  25.  Tafel 


397* 


398* 


XCIX.  —  Hannorer:  Schmiede,  dabei  Mann  an  einen  Daum  gebunden 
XVII,  14*.  —  Karlsruhe:  Aesculapskopf  und  Inschrift  XVII,  114*.  — 
Aus  der  Grafschaft  Mansfeld:  Juppitcr  mit  Blitz  und  Scepter  XV, 
99* f.  —  Mühlhausen  a.  d.  Huhr:  Neptun,  Brustbild  (ob  acht?)  XVIII, 
63*.   —    Wecelingho;en    bei    Düsseldorf:    Juppitcr    strahlenbckränzt 

XVI,  226*.  —  Wien:  Dionysos  und  Semele  XVII,  109.  Anm.  34.  — 
Schweiz.  St.  Maurice  in  Wallis:  Onyxgcfäss  mit  Relief  der  Iphi- 
genia  in  Tauri  XVII,  79*  f. 

4.  Donauländer  und  Russland.  Siebenbürgen:  Gott 
Lunus  XVI,  174*.  —  Kertsch:  Aphrodite  kauernd,  Carneol  XIX, 
227*.  —  Aphrodite  und  Eros,  Chalcedon  XIX,  225*  —  Medusa  mit 
sechs  Flügeln  und  Schlangen  in  den  Hunden,  Chalcedon  XIX,  223*.  — ■ 
Petersburg:  Livia,  Brustbild  XX,  277*.  —  Psychekopf  mit  Schmet- 
terlingsflügeln XX,  330.  Anm.  2. 

5.  Sonstiges.  Annali  1857,  H.  J.:  I'hiloktet  XVI,  203*.  — 
Gerhard,  Antike  Bildwerke  Tafel  CCCXI,  17:  Auge  für  Telepbos  Schutz 
flehend  XVI,  170*.  —  lmpronte  deli  lnstitulo,  3,81:   I'alladienraub 

XVII,  94.  —  Weimar  (Bibliothek):  Hundlempel  des  Herakles,  zwei 
geschnittene  Steine  XV,  79.  —  Janssen  nederl.  röm.  Daktyliothek 
II.  Suppl.  Tafel  4,  92:  Phrixos  opfernd  XX,  307.  —  Miliin  (jallerie 
CLVI,  539:  Helena  geflügelt,  etruskischer  Skarabäus  XVII,  107.  Anm. 
30.  —  Millingcn,  transact.  of  the  royal  society  of  litt.  II,  1.  p.  95  : 
Herakles  und  Achelous  XX,  322.  Anm.  27.  Tafel  CLXVIII,  3.  —  He- 
rakles tragt  das  Haupt  des  Achelous  XX,  329  f.  Tafel  CLXVIII,  11. 

6.  Ungenannten  Orts.  Leda  mit  dem  Schwan  XVI,  231. 
Tafel  CXV1II,  4.  —   Leda    mit   dem   Schwan   neben    einem   Brunnen 

XVI,  232.  Tafel  CXVIII,  5.  —  Leda  den  Schwan  heranlockend  XVI, 
231.  Tafel  CXVIII,  0.  —  Frau  auf  einem  Schwan  reitend,  Skarabäus 
(Tassie  pl.  21,  1187)  XVI,  235.  Anm.  23.  —  Taufe  Christi  durch 
Johannes,   byzantinisch  XVI,  181*. 

Münzen. 

Allgemeines:    Ueber  athenische  Kupfer-  und  Silbermiinzen 

XIX,  193*.  —  Münzfunde  XIX,  147*.  Anm.  35.  —  Französische 
Funde  zu  Paris,  Kaisermünzen  XIX,  128*.  Anm.  15.  —  Oesterrci- 
chische  Funde,  Kaisermünzen  XVIII,  24*.  —  Sardinische  Funde 
(Cagliari),  Kaisermünzen  XV,  72*.  XVI,  200*f.  —  Schleswigsehe 
Funde    von   Süderbrarup,    Kaisermünzen    von   Trajan    bis  Commodus 

XVII,  8*.  XIX,  165*.  —  Spanische  Funde  zu  ltosas,  Liria  und 
Castulo  XX,  289*f. —  Römische  Münzen  gefunden  bei  ManluaXSl, 
177*.  —  Münzftind  von  Palombara  XIX,  159*.  —  Römische  Gold- 
münzen aus  Tibcrius  Zeit  bei   Cherbourg  XVI,  132*.  Ann).  14. 

Nach  Orten  und  Personen  geordnet.  Goldmünze  der 
Aelia  Pulcheria  XV,  117*.  —  Aealis  in  Aetolien  XVI,  178.  — Akar- 
nanien,  Achelooskopf  (Berlin)  XX,  324.  Tafel  CLXVIII,  0.  —  Ale- 
xander der  Grosse  XVI,  174  f.  —  Alonlion,  Mannsstier  (Berlin)  XX, 
324  f.  Tafel  CLXVIII,  9.  —  Clodius  Albinus  (aus  der  Vendce)  XVI, 
136*.  —  Amphipolis  XVI,  135.  Anm.  1.  Mit  l'hanos  XVI,  200. 
Tafel  CXVII,  I.  —  Antiochia,  karische  XVI,  151*f.  Anm.  38.  — 
Antonius  und  Cleopatra,  Medaillon  (Berlin,  v.  Rauch)  XIX,  239*. — 
Aphrodisias,  karische  XVI,  15l*f.  Anm.  38.  —  Aptera  XVI.  172. — 
Asteria  XVI,  172.  —  Athen,  mit  Athena  Partbcnos  XVII,  47;  mit 
Ge  Kurotrophos  XVII,  3f.  Anm.  8.  Tafel  CXXIII,  1;  mit  lysippi- 
schem  Herakles,  Bronze  (Paris  Cab.  de  m.)  XV,  73;  Tetradrachina 
mit  Harmodios  und  Aristogeiton  XVII,  65.  Tafel  CXXV1I.  —  August 
mit  Inschrift  'Providentia'  (Sardinien)  XV,  72*.  —  August,  R.  Tiher- 
brücke,  Goldmünze  (Berlin,  v.  Rauch)  XIX,  239*.  —  August,  B.  Tibe- 
rius  (Berlin,  v.  Rauch)  XV,  117*.  —  M.  Aurel  (Berlin,  v.  Rauch) 
XV,  117*.  XVI,  200.  —  Aurelianus  XV,  117*.  —  L.  Aelius  Caesar 

XX,  302*.  —  Julius  Caesar,  Goldmünzen,  mit  Angabe  des  Miinz- 
beamten  (Paris)  XVII,  23*.  Anm.  47.  —  Callatia  und  Tomi  XV,  4*. 
Anm.  21.  [Calydon  u.  a.  m.  siehe  unter  K.]  —  Capua  XV,  78.  — 
Quinarius  des  M.  Cuto  XIX,  147*.  Anm.  37.  —  Chalcedon:  Apollo 
vom  Schwan  getragen  XVI,  240.  Anm.  36.  —  Ciiicische  Kaiser- 
münze  mit  stierköpfiger  Tyche  XX,  319.  Anm.  17.  —  Claudius  XVI, 
202.  —  Claudius  und  Agrippina  minor  (Berlin,  v.  Rauch)  XV,  117*. — 
Commodus,  Bronze  XIX,  138.  —  Constantinus  Chlorus  11.  Diosku- 
ren,  Gold  XV,  117*.  —  Canstantin  der  Grosse,  Doppelaureus  XV, 
117*.  —  Demelrius  IL  XVII,  74.  —  Diocletian  XV,  119*.  —  Epi- 
daurus  XVI,  172.  —  Ulis,  aus  Hadrians  Zeit,  mit  dem  Zeus  des 
Phidias  XX,  339  f.  —  Egnatia  gens  XVI,  172*.  —  Ephesus:  Athene 
Areia  XV,  98*.  —  Eppius  Quaestor  XVI,  211.   —  Erelria,  Didrach- 


mon  XX,  315*.  —  Eumenia  Phrygiae  XIX,  165.  —  Familienmün- 
zen, römische  XV,  9*.  —  Annia  Faustina,  Kupfer  XVII,  9*.  — 
Faustus  XV,  83.  —  Flarianus  (Berliner  Museum)  XV,  30.  —  Furia 
gens  XVII,  83.  Anm.  8.  —  Galtenus,  Gold  XVI,  175*.  —  Gallische 
Stateren  aus  Elektron,  darauf  Apollo  Bolenus  und  Pferd  mit  Menschen- 
kopf XVII,  4*.  Anm.  17.  —  Gela,  Mannsstier,  Flussgott  XX,  325.— 
Gela,  Mannsstier  schwimmend,  Vorderleib  XX,  325.  Anm.  43.  Tafel 
CLXVIII,  12.  —  Hadrumetum,  Kupfer  XIX,  239*.  —  Hamaxia, 
Hamaxitos?  XIX,  165  f.  —  Helike  in  Achaia  XIX,  163.  Tafel  CL,  5.  — 
lleraclea  in  Leukanien  XV.  75.  —  Heraclea  ad  Pontum  XV,  3*. 
Anm.  2.  —  Ilerenniu  Etruscilla,  Gold  XVI,  178*.  —  Hispanische 
Thesauren  zu  Bosas,  Liria  und  Castulo  XX,  289*f.  —  Hispanische 
bilingues  XX,  350*.  —  Hispanische  mit  dem  Flussgott  Hiberus  XX, 
325.  Anm.  39.  Tafel  CLXVIII,  8.  —  Johannes  tyrannus  (Berlin,  v. 
Rauch)  XV,  117*.  —  Julia  Mamaea  XIX,  136.  Anm.  26.  —  Kaly- 
don  XVI,  172.  —  Kamarina  XVI,  235.  —  Kamniskiros,  Könit: 
XVII,  71  ff.  —  Kleonae  XVI,  172.  —  Klilor  XVI,  172.  —  Kalo- 
phonischer  Sesterz  des  Trebonianus  Gallus  XIX,  239*.  —  Korinth : 
Pegasus,  R.  Quadratmn  inciisum  XX,  318*.  —  Korinth:  Lysippi- 
scher  Herakles  (Gotha)  XV,  75.  —  Kyzikos  halber  Stater  XV,  1 17. — 
Lacedaemon  XVI,  174.  —  Lebadea  XVI,  172.  —  Lilybaeum  XV, 
35*.  —  Lipara  XV,  35*.  —  Mantinea  XVI,  1 75  f.  —  Marciana 
XVII,  85.  —  Motidia  XVII,  85.  —  Metapont,  Acbeloos  (Berlin)  XX. 
321.  Tafel  CLXVIII,  4.  Desgl.  XX,  320.  Tafel  CLXVIII,  13.  —  Mi- 
let  XV,  117*.  —  Milon  oder  Molon,  König  XVII,  74.  —  Mimte 
oder  Monde  XX,  309  f.  —  Mykalessos  XVI,  198*.  —  Natiolum  Apu- 
liae:  Athenakopf  und  sitzender  Löwe  XV,  78.  —  Desgl.  lysippischer 
Herakles  XV,  77.  —  Xaxus  Siciliae:  falsche  Münzen  XIX,  68.  — 
Neapolis:  Stier  mit  bartigem  Menschengesicht,  Flussgott  XX,  325. 
Tafel  CLXVIII,  7.  —  Desgl.  bärtige  Maske  mit  Stierhörnern  XX,  325. 
Anm.  41.  Tafel  CLXVIII,  10.  —  Desgl.  Stier  mit  bärtigem  Menschen- 
gesicht und  Nike  XX,  325.  Tafel  CLXVIII,  14.  —  Nero  (Bonn)  XV, 
119*.  —  Nerva,  Familicnmünze  XV,  37*.  —  Oeniadne,  Acbeloos 
als  Stier  mit  Menschengesicht,  bärtig  XVI,  186*.  XX,  324.  Tafel 
CLXVIII,  2.  —  Olenus  XVI,  175  f.  —  Orchamenus  Arcadiae  XVI, 
176.  —  Paestum:    Bona   Dea    XVII,   16.   —  Palombara,    Münzfund 

XIX,  159*.  —  Panticapaeum  XX,  330*.  —  Parrhasia  XVI,  176.— 
Patrae  XVI,  175  f.  —  Perinth:  Herakles  und  Dionysoskopf  XV,  75. 
Desgl.  schlafende  Ariadne  XVII,  100.  Anm.  7.  —  mvfuattav  XIX, 
165f.  —  Phalasurna  XVI,  172.  177.  —  Pheneos,  Dionysoskind  von 
Hermes  getragen  XVII,  3.  —  Philippus  U.,  XVI,  174  f.  —  PMsteliu 
XV,  5*.  Anm.  30.  —  Phocis  XVI,  178.  —  Sextus  Pompeius,  De- 
nare XX,  292*.  —  Pomponia  gens :  Herkules  leierspielend  XV,  81. — 
Poslumus,  20000  Münzen  XVI,  136*.  —  Probus  (Berlin,  v.  Rauch) 
XV,  117*.  —    Psophis  XVI,   175  f.  —     Quadrans    mit   Monogramm 

XX,  301*.  —  Rhypes  XVI,  178.  —  Reskuporis,  König,  Abdruck 
einer  Kupfermünze  auf  ein  Goldplätteben  XIX,  227*.  —  Sererus 
Alexander  XV,  117*.  —  Sykion  XVI,  176.  —  Simon,  jüdischer  Sekel 
(Berlin,  v.  Bauch)  XIX,  239*.  —  Smyrna:  Dionysos  und  Semele 
XVII,  109.  Anm.  34.  —  Sulla,  Ass  XX,  303*.  —  Tarent  XV,  5*. 
Anm.  30.  —  Tarent,  Bronze,  Nike  mit  Blitz  (Berlin)  XIX,  144.  — 
Tarsos  XV,  76.  —  Tegea  XVI,  172.176.  —  Theben  XVI,  198*.— 
Theodosius,  Medaillon  ^Berlin,  Friedländer)  XVIII,  35.  —  Theodo- 
lits, Glasmünze  aus  Kreta  XVIII,  103*f.  —  Theophilus,  Gold  XVI, 
2Q0*.  —  Thurii,  Kopf  mit  Najade  und  Stier,  Gold  XV,  48.  — 
Thyren  in  Argolis  XV,  97*.  —  Trajan  XVI,  200*.  —  Victorinus, 
R.  Mars  und  Diana,  Gold  (Berlin,  v.  Rauch)  XIX,  239*.  —  M.  Vol- 
teius  M.  f.   XVIII,  36*. 


III.    MALEREI. 

A.     Wandgemälde. 

Aus  Pompeji  und  Herkulanum  (meist  im  Museo  Borbo- 
nico).  Neue  Bäder:  Bacchisches  XVII,  23.  —  Landschaft  XVII. 
20.  —  Landschaften  und  Victorien  XVII,  23.  —  Landschaft  mit 
Thiergruppen  XVII,  22.  —  Laubwerk  und  Vögel,  Fische  etc.  XVII, 
42.  —  Nymphen,  halbbekleidet,  XVII,  21  f.  —  Satyr  tanzend  XVII. 
22.  —  Silen  XVII,  43.  —  Sterne  auf  blauem  Grunde  XVII,  43.  — 
Tempelchen  mit  Schlange  und  Altar  mit  Früchten  XVII,  29.  —  Ado- 

B 


399* 


400« 


nisbilder  XX.  '.'59*.  Anm.  34.  —  Aeneas  verwundet  durch  Artemis 
geheilt  XX.  351*.  —  Brunnenorakel  XVII,  36*.  —  Dädalus  und  Ika- 
rus (Paris,  Sammlung  ßlacas)  XVII,  117*.  —  Dionysos  und  Ariadne 
XVII,  110.  Anm.  36.  —  Desgleichen  XX,  259*.  Anm.  3i.  —  Europa 
auf  dem  Stier  XX,  259*.  Anm.  34.  —  Flussgutt  XV,  45.  Tafel  CL  — 
Herakles  hei  Ompliale  XX,  259*.  Anm.  34.  —  Herakles  und  Auge 
XVII.  6 Iß'.  —  Hermaphrodit  stehend  mit  gesenkter  Fackel  XX,  259*. 
Anm.  34.  —  Hermes,  Frau  und  Priap  XVI,  233.  Anm.  17.  — 
Luna    bei  Endymion    XX,  259*.    Anm.  34.  —   Merkur  bei   Kalypso 

XIX,  191*.  —  Göttin  Nacht,  die  schlafende  Ariadne  umlassend  XVII, 
1(17.  Anm.  29.  —  Ortsnymphe  XV,  45  ff.  Tafel  C1I.  —  l'arisurtheil 

XX.  259'.  Anm.  34.  —  Psyche  XVI,  193*.  —  Silen  und  Bacchus 
auf  Stierwagen  XVI,  237*.  —  L'lvsses  bei  denSirenen  (Paris,  Samm- 
lung Blacas)  XVII,  117*.  —  Victoria  XX,  259*.  Anm.  34.  —  Vic- 
toria mit  Schild  und  Speer  XV,  66*. 

Rom:  Wandgemälde  des  Museo  Campsna  XVII,  27*.  —  Villa 
Punfili:  Athene  und  Herakles  XVI.  167*.  Anm.  3.  —  Jüngling  bei 
einem  Grabmal  XVII,  58*.  —  Basilica  di  S.  Alessandra:  Sämtliche 
Buchstaben  des  Alphabets  in  eine  Mauer  eingekratzt  XIX,  158*.  — 
Palalin:  Crucilix  aus  der  Kaiserzeit  (in  eine  Wand  eingekratzt) 
XVI,  160*.  —  Titttsthermen  (Ponce,  bains  de  Titus  pl.  47)  Auge 
für  Telephos  schutzflehend  XVI,   176*. 

Ktruskische:  Vulct:  Allgemeines  XV,  113*  f.  —  Alltags- 
leben XV,  103*.  —  Caelius  Vibenna  und  Mastarna,  in  dem  von 
Francois  entdeckten  Grabe  XV,  307 f.  —  Kassandra  von  Ajax  ange- 
griffen XV,  102*.  —  Kriegerscenen  XV,  103*.  —  Leichenopfer  Achills 
für  Patroklos,  mit  Inschriften  XV,  102*.  — ■  Verhüllter  Mann  und 
Jüngling  mit  Vogel  XV,  103*.  —  Nestor  und  Phönix,  daneben  Bru- 
dermord   des    Eteokles    und    Polyneikes,    mit   Inschriften    XV,   102*  f. 

—  Thierliguren,  Fries  XV,  103* f.  —  Troischcs  XX,  308.  —  Troer 
von  Achill  geopfert  mit  Inschriften  (Mon.  d.  I.  VI,  31  f.)  XX,  307. 

Sonstiges.  Cnnosa:  An  den  Wänden  von  Gräbern,  Kampfes- 
scenen  u.  dgl.  XV,  56  IT.  ■ —  Paestum:  Krieger  XV,  5.  Anm.  31.  — 
Paris  (Jaoze):  Flötenbläser  und  nackte  Frau  von  einem  Aethiopen 
verfolgt,  nebst  anderen  Figuren  XV,  80*. 

B.     Mosaike. 

1.  Afrika.  Karthago:  Allgemein  XV,  4*.  Anm.  18.  —  Städte- 
darstellungen XVII,  5*.  —  Comtnntine:  Poseidon  und  Amphitrite  zu 
Wagen   .WIM,    121)  lf.  Tafel   CXLIV. 

2.  Asien.  Tyrus,  byzantinisches  der  zwölf  Monate  XX,  255*. 
Anm.  2.  —  Halikarnass:  Aeneas  und  Dido,  mit  Inschrift  XVI, 
217*.  —  Amphitrite  XVI,  217*.  —  Brustbilder  der  vier  Jahres- 
zeiten, mit  Inschrift   XVI,  217*.  —  Dionysos  mit  Panther  XVI,  218*. 

—  Europa  neben  dein  Stier  XVI,  218*.  —  Hunde  und  Ziegen  XVI, 
217*.  —  Hund,  Vogel  und  Ornamente  XVI,  217*.  —  Löwe  und 
Hund  XVI,  217*.  —  Löwe  und  Ochse  XVI,  217*.  —  Meleager  und 
Atalaute,  mit  Inschrift  XVI,  217'.  —  Nereide  mit  Hippokamp  XVI, 
216*.  —  Partner  und  Hirsch  XVI,  217*.  —  Phobos  XVI,  217*.  — 
Satyr  und  Nymphe  MI,  217*.  —  Städtedarstellungen  von  Halikar- 
nass,  Alexandria  und  IScrjlos  XVI,  217*.  —  Thierliguren  und  Or- 
namente XVI,  218*.  —  Wassernymphe  gelagert  XVI,  218*.  — 
Weinlese  mit  Pan,  Eros  u.  A.  XVI,  218*.  —  Xeu-lllon:  Geome- 
trische Figuren  XV,  7*. 

3.  Griechenland.  Athen:  Ornamentales  im  Garten  der 
Königin  XIX,   179*f. 

i.  Italien.  Captta:  Allgemein  XV,  3*.  Anm.  12.  —  Pom- 
peji. Nene  Bader :  Schwarzweisser  Fussboden  XVII,  28.  —  Weisse 
Mosaike  XVII.  31.  —  Rom:  Poseidon  Nereiden  und  Fischer  .Will, 
122.  Anm.  10.  —  Aventin:  Jagd  von  Nilpferden  XVII,  3*.  II.  XVI, 
169  • 

5.  Frankreich.  Hheims:  Circuskämpfe  XIX,  128*.  Anm. 
15.  148*.  Anm.  45.  —  Vlenne:  Achilleus  auf  Skyros;  vier  Jahres- 
zeiten XVI,  57.  Tafel  CXI1I.  —  Jagd  von  Nilpferden' XVII,  24*.  Anm. 
54.  —  Orpheus  und  seine  Tbierwelt  XVIII,  8*.  Anm.  31. 

<i.  SPANIEN.  Barcelona:  Circusspiele  XX,  29  4*. —  Carlama 
bei  Haiaga:  Herakles,  Flussgott  u.  s.  w.  \\,  259*.   Anm.  35.  350*. 

7.  Kmh.ami.  London:  Fasan,  dort  entdecktes  römisches 
Mosaikfrogmcnl  XML  24*.  Anm.  51. —  British  Museum:  Karthagi- 
sche St :> ■  1 : >  «1 1 1  -ii-llungen   (aus   Karthago)  XVII,  6*. 

'S.  Deutschland.  Salzburg:  Faustkämpfer  und  Acheloos- 
kämpfe  XX,  330.  —    Vilbel  bei  Frankfurt  a.  M.:  Neptunisches  XVIII, 


113ff.  Tafel  CXLII— CXLIV.  —  Weittmhofea  hei  Ingolstadt:  Tbiere, 
Jagdscenen,  Blumen,  Seegotlbeiten  u.  dgl.   XV,  6*.  Anm.  33.   10*ff. 

C.     Vasenbildkr. 

1.  Orient.  Cyrenaika:  Polychrome  Vasen  XV,  7*.  —  Pa- 
nathenäische  Amphora  mit  Inschrift  XV,  7*.  —  Troja:  Bombylios 
und  Skyphoi  XV,  7*.  —  Lekythen  mit  Dionysos  und  Satyrn  XV,  7*. 

—  Kämpfe  von  Kriegern  XV.  7*.  —  Oenochoe  mit  Pegasus  XV,  7. 

2.  Griechenland  ind  Inseln.  Argot:  Bacchische  Fi- 
guren XVII,  33.  —  Herakles  und  Hydra.  II.  Herakles  und  Ker- 
beros XVI,  198*.  244*.  XVII,  34.  Tafel  CXXV.  24*.  Anm.  52. 
122*.  —  Athen:  Archäologische  Gesellschaft:  Sammlung  dersel- 
ben XVIII,  103*.  —  Eroten  und  Frauen  XIX,  232*.  —  Feldflasche 
mit  Stempel  XIX,  200*.  —  Herakles  und  Amazone  XIX.  200*.  — 
Herakles  und  der  kretische  Stier  XIX,  200*.  —  Jüngling-Iigur  XIX, 
200*.  -  Lekylhos  in  Eichelform  XV1I1,  103*.  112*.  —  Minerva  mit 
Dreifuss   und   Taube  XIX,  232*.  —    Pelcus   und  Thetis   XIX,  200*. 

—  Sammlung  der  Königin:  Herakles  und  Gigant  XIX,  200*.  — 
Polyphemos  XIX,  200*.  —  Theseus  und  der  marathonische  Stier 
XIX,  200.  —  Häuschen  beim  Ereilttheum:  Herakles  mit  dem  Lö- 
wen XIX,  198*  f.  —  Liebesscene  sehr  schön  XIX,  198*  f.  —  Stier 
ithypballiich  und  Bacchantin  XIX.  1 98* f.  —  Theseus  und  Mino- 
taur  XIX,  198* f.  —  Thierbilder  XIX,  198* f.  —  Wagen  mit  lteb- 
gespann,  Kinderkomos  XIX.  198 'f.  —  Sammlung  des  Hrn.  Posto- 
lakkas:  Eros  und  Mädchen  XIX.  202*.  —  Ganymedes  fliegend  XIX, 
201*.  —  Herakles  und  Atbena  XIX,  202*.  —  Jüngling  und  Mäd- 
chen XIX,  201*.  —  Liebesscene,  sehr  zierlich  XIX«  201*.  —  Grä- 
berfunde im  Piraeus:  Eroten  XIX,  197*.  —  Eroten  und  Frauen 
XIX,  197*.  —  Frauen  und  Flügelgestalten  XIX,  197*.  —  Knabe 
von  einer  Ziege  gefahren  XIX,  197*.  —  Sonstiges  zu  Athen: 
Vasenscherben,  bemalt  XV,  105.  Tafel  CV1II.  —  Vasen  aus  Milos, 
Figuren  auf  blassgelbem  Grunde  XIX,  133*.  200*.  —  Amphora  mit 
Kitharöd  und  zwei  Frauen  XIX,  176*.  —  Herakles  zitherspielend, 
Hermes  und  Athene  XIX,  203* IT.  —  Knabe  und  Heb  XIX,  203*.  — 
Sphinx  vor  einer  Stele  XIX,  202*.  —  Darstellung  dem  Innenbild 
der  Berliner  Sosiasschale  entsprechend,  aber  ohne  Inschrift  (Besitzer 

Makkasl  XIX,  202*. Kleonae:    Achill  und  Troilos,  Vase  des 

Timonidas  XVIII,  113*.  XIX,  148*.  Anm.  43.  —  Korinth,  Hera- 
kles mit  dem  Löwen  XIX,  202*.  —  Rhodos:  Kameiros,  Funde 
daselbst  XVIII,  73*.  XIX,  147*f.  Anm.  41  f.  —  Hektor  und  Mene- 
laos  im  Kampf  XVIII,  54*.  XIX,  148*.  Anm.  43.  —  Schreitende 
Gorgo  in  jeder  Hand  einen  Schwan  ballend  .Will,  72* f.  —  Tod  des 
Euphorbos  XVIII,  72* f. 

3.  Italien.  Adria:  Vasenscherben  XV,  105.  Anm.  2.  — 
Ami,  Hochzeit  von  Zeus  und  Hera  XVII,  14*.  —  Bologna:  Codrus- 
schale  (Palagi)  XVII,  21*.  Anm.  32.  — ■  Aus  Bolscnu:  Amphora  mit 
etruskischer  Inschrift  XVII,  81*.  —  Schale  mit  Relief,  Herkules  und 
Frauengestalten  XVI,  164*.  —  Aus  Caere:  Inschriflgefässe  des  Ni- 
koslhenes  XVII,  19*.  —  Canosa:  Vasenfunde  XV,  56.  58.  —  Aphro- 
dite und  die  Chariten  tanzend  XV,  59.  —  Bacchisches  XV,  57.  — 
Bacchus'  und  Ariaduens  Hochzeit  XV,  60.   —   Dariusvase  (s.   Neapel) 

XV,  57.  —  Europa  auf  dem  Stier  XV,  57.  —  Gräber  und  Todlcn- 
opfer  XV,  57.  —  Jagdscene  des  Darius  XVIII,  46  f.  —  Medea  nach 
dem  Kindermord  flüchtend  XV,  57.  —  Orest  im  taurischen  Artemis- 
tempel XV,  60.  —  Patroklos'  Scheiterhaufen  XV,  57.  —  Perseus 
und  Andromeda  XV,  53.  57.  —  Chiusi:  ßoreas  doppelköpQg  XVII, 
52*.  —  Erichlboniosvase  XVII,  13.  —  Hermes  Apoll  und  Hepba- 
stos  XVI,  152*.  Anm.  41.  —  Aus  Cotneto:  Pelias  von  seiner 
Tochter  'Alkandra'  zur  Verjüngung  herbeigeschleppt  .Will,  7.  Anm. 
30.  —  Perseus  das  Ungeheuer  tödlend  XVII,  13*.  —  Cumae:  Va- 
senfunde  XVII,  I*.  3*.  Anm.  5.  —  Cannelirlc  Gefässe,  schwarz  mit 
Gold  XVI,  157*.  —  Achills  Büstung  und  Thetis  XV,  9  4*.  —  Aeneas 
und  die  cumanisebe  Sibylle  XV,  94*f.  —  Amazonenkampf,  Theseus, 
Munychos  und  Phaleros  inschriftlicu  XV,  94*.  —  Bacchantin  auf 
einem  Panther  reitend  XV,  93*.  —  Dionysos  eine  Quadriga  bestei- 
gend XV,  92*.  —  Dionysos  auf  einem  Maullbier  reitend.  It.  desgl. 
auf  einem  Stier  XV,  92*.  —  Dionysos  und  Ariadne  '  XV,  93*.  — 
Eos  und  Kephalos  XV,  95* f.  —  Eos  zu  Wagen  und  andre  Gespanne 

XVI,  211.   Anm.  42.   —   Epigonenkampl   XV,  95*.  —    Europa  aul  dem 
Stier  XV,  94*.  —  Flügelgespann  von  Eos   Helios    und  der  Nach)   XV, 
93*.  —  Gauklerin    mit    Schwert   und   Leier    XV,  5' f.    Anm.   32. 
Rekate   zur  Niederfahrt    Koras   leuchtend    XV,  92.   —    Hektor   und 


401- 


402* 


Andromache  XV,  94*.  —  Herakles  und  der  kretische  Stier,  Theseus 
und  Minotaur  XV,  03*  f.  —  Hydrophone  mit  Inschrift  'Rhodope'  etc. 
XVII,  24*.  Anm.  53.  —  Kampf  von  Heitern  und  Fussgängern  XV, 
95*.  —  Kitharödin  und  Frau  XV,  9li*.  —  Krater  innen  mit  Schiffen 
bemalt  XVI,  157*.  —  PaDathenjjiscb.es  Preisgefäss  XV,  5*.  Anm.  32. 
—  Desgl.    mit  Angabe    seines    Masses   XV,   9ti*.   —    Pegasus'  Gehurt 

XV,  05*.  —  Hingergruppc  XV,  96*.  —  Telephos,  Orest  und  Aga- 
memnon \V,  95*.  —  Thetis  von  Peleus  gerauht  XV,  94*.  —  Was- 
serträgerin, R.  Ilauh  der  Kora  XV,  93*.  —  Vase  des  Xenokles  XVII, 
3*.  Anm.  5.  —  Oirgenti:  Herakles  und  Acheloos  XX,  323.  Tafel 
CLXVIII,   1.  —     Mailand  (Vidoni):    Amphora,    Prometheus  gepfählt 

XVI,  166.  Tafel  CXIV.  —  Aus  Mino:  Kos  und  Kcphahis  Will. 
53*.  —  .Ven;ie(  (Museo  ßorbonicu.  jetzt  Nazionale  :  Andromcda 
ausgesetzt;  Dionysos  Eros  und  Bacchantin;  Perseus'  Kampf  mit  dem 
Ungeheuer,  Amphora  aus  Canoaa  XX,  3iin*ir.  —  Dariosvase  XV, 
W.  Tafel  CHI.  XV,  83*.  I07*IT.  118*.  XVII,  45.  XVIII,  41  ff.  — 
Krauen  schaukelnd  XV,  58.  —  Das  kronunvonische  Wildschwein 
(oder  Circe  und  ein  Gcnoss  des  Odysseus)  XV,  87.  —  Marsyasdar- 
stellung,  H.  Palladienraab  XVII,  '29*.  —  Perseus  gegen  drei  Mänuden, 
R  Athene  zeigt  dem  Perseus  das  Mcduseuliaupl ,  Ruveser  Patera  XX, 
358*1'.  —  Telephos  XV,  89.  —  Tennes  und  llemithea  XX.  337  f.  — 
Tereusvase  XV,  53.  —  Sammlungen  und  Privatbesitz.  Graf  von  Sy- 
rakus:  cumanische  Vasen  XV,  91*ff.  —  Telephos  XV,  90.  —  Sant- 
amielo:  Archaische  Schale  mit  Semele  XVII,  100.  —  MangelU: 
Verwandlung  der  Tyrrhener  in  Delphine  XVII,  24*.  Anm.  52.  — 
Barone:  Trojanische  und  dodonische  Sagen  XVII.  1119* IT.  —  Un- 
genannten Besitzes:  Zeus  thronend  und  Krauen,  nebst  Eroten  und 
Hermes  XVIII,  65* f.  —  Aus  Nocera:  Bildhauerwerkstatt  XV,  68*.  — 
Das  krommvonisebe  Wildschwein  XV,  69*.  —  Orphisches  Orakel  des 
lesbischen  Apollo  XVII,  24*.  Anm.  53.  —  Käthselhafles  Bild  auf 
die  triopische  Demeter  bezüglich  XVI,  237*.  —  Aus  Paeslum: 
Krater  des  Apcas  mit  Phrixos  und  Helle  XVII,  91*.  —  Pnlenza: 
Sübnungsscene  XVI,  237*.  —  Harn.    Museo  Campana:    Allgemeines 

XVII,  23*IT.  —  Achills  Zorn,  drei  Vasen  XV,  5l*f.  —  Achill  und 
Memnon,  Thetis  und  Eos  XVII,  139*.  —  Achill  erhält  von  Thetis. 
die  Waffen  XVII,  141*.  —  Adrast  und  Amphiaraos  XVII,  109*.  — 
Aeneas,  Diomed  und  Troilos  XVII,  107*.  —  Ajax  und  Achill  losend. 
Pallas  und  Hermes.  Herakleskänipfe  XVII,  105*.  —  Ajax  und  Achill 
würfelnd  XVII.  141*.  —  Amazonen  XVII,  142*.  —  Amazonenkönigin, 
Amazonen  und  Theseus  XVII,  145*.  —  Amazonen  und  Griechen 
kämpfend  XVII,  104*.  —  Amazonen  und  Herakles  XVII,  101*.  — 
Amphiaraos'  Auszug.  Pallas.  Hermes,  Achill  und  Kurie.  Amphiaraos' 
Abschied  von  Eripbyle  XVII,  142*.  —  Apoll,  Hermes  und  Dio- 
nysos XVII,  106*.  --  Apoll,  Dionysos  und  Hochzeitswagen  XVII, 
100*.  —  Apoll  urakelnd.  karrikirt  XVII.  138*.  —  Apoll  und  Ko- 
ronis.  Bärtiger  Greis  und  Frau  XVII,  109*.  —  Apoll,  Hermes  und 
Aphrodite,  K.  Apoll  und  Bacchantinnen  XVII,  107*.  —  Apoll  und  Ti- 
tyos  XVI,  237*.  —  Desgl.  XVII,  105*.   —  Desgl.  mit  Inschrift  ebd. 

—  Apoll  und  Marsyas  XVII,  144*.  —  Apoll,  zwei  Krauen  und  Zeus 
XVII,  146*.  —  Apoll  und  zwei  Krauen,  /{.  Kithan'id  und  vier  Frauen 
XVII,  142*.  —  Apoll,  Artemis  und  Leto  XVII,  141*.  —  Arbeiten 
des  Ackerbaus  XVII,  108*.  —  Artemis  mit  Kocher  und  Fackel  XVII, 
144*.  —  Athenens  Gehurt  XVII,  140*.  —  Desgl.  R.  Deianeira  von 
Nessos  geraubt  XVIII,  19*.  —  Athene  und  Frau  nebst  Altar  XVII. 
105*.   —  Athene  mit  Oelzweig  XVII,  105*.  —  Bacchiscbe  Gebräuche 

XVI.  237*.  —  Bacchisrber  Triumph  XVII,  143*.  —  Bacchischer  Zug 

XVII,  143*.  -  Desgl.  144*.  —  Desgl.  Vase  des  Euphronios  XVII, 
144*.  —  Bacchus  und  Ariadne  XVII,  147*. —  Bacchus,  Hermaphro- 
dit und  Frauen.  Merkur  und  'Zara'  (Lara?)  XVII,  148*.  —  Bac- 
chus, I.ihera  und  bacchisches  Personal  XVII,  107*.  —  Bacchus  und 
Libera  XVII,  lllj*.  —  Bacchusidol  und  Krauen  XVII,  104*.—  ßac- 
cbusidol,  Satyr  und  Krau  XVII,  105*.  —  Bellerophon  und  Chimära 
XVII,  102*.  —  Bellerophon  und  Sthenehoea.  Herakles  und  Athene 
XVII,  145*.  —  Brautpaar  zu  Wagen  XVII,  141*.  —  Briseis  und 
Achill,  Vase  des  Hieron  XVII,  144*.   —   Danae  im  Kasten  XX,  237*. 

—  Danae  Polydektes  und  Perseus  XVII,  139*.  —  Danae  vom  Gold- 
regen des  Zeus  betroffen  XVTI,  138*.  —  Diomeds  Palladienraub,  R. 
Odysseus'  Palladienraub.  Theseus  und  Aethra  XVII,  108*.  —  Dio- 
meds und  Odysseus  Palladienrauh  XVI,  108*.  226*.  —  Dionysos 
bärtig,  R.  Hermes  und  Widder  XVII,  103*.  —  Dionysos  und  Her- 
mes XVII,  106*.  —  Dionysos  geharnischt  als  Besieger  Indiens  XVIf, 
137*.  —  Dionysos'  Epipbanie  in  Kora's  Begleitung  XVI,  238*.  — 
Eleusinia  (sogenannter  Vasenkönig)   XVII,  144*.  —  Eos   einen   Can- 


delaher  haltend  XVII,  103*.  —  Eos  und  Kephalos  XVII,  143*.  — 
Eos  von  vier  weissen  Rossen  gezogen  XVII,  148*.  —  Epheben. 
Innen:  Zeus  und  Iris  XVII,  108*.  —  Klügelgestalt  '/ujp'  XVII,  99*. 
—  Flügelgeslalt,  weibliche,  einen  Löwen  verfolgend  XVII,  101*.  — 
Flügelknabe,  Krau  und  Schwan  XVII,  147*.  —  Flügelfrau  eine  Frau 
verfolgend,  R.  Zwei  Frauen  im  Lauf,  Innen:  Orest  und  Klvtämneslra 
XVII,  107*.  —  Frau  auf  Quadriga  XMI,  145*.  —  Frauenbad  XVII, 
103*.  —  Frauen  zechend  XVII,  51*.  —  Frauenraub  XVI,  238*.  — 
Gigantomachie  XVII,  28*f.  —  Desgl.  XVTI.  102*.  -  Gigantomachic. 
Archemoros  Tod.  Orest  zu  Delphi  XVTI,  146*.  —  Gottheiten,  H. 
Grabmal  und  drei  Figuren  XV,  1  iti".  Götterversammlung  XVII, 
103*.  —  llrklois  Leichnam  ausgelöst.  Argonauten  zu  Kolchis  XVII. 
146*.  —  Hektors  Abfahrt  und  die  Familie  des  Priamos  XVI,  139'. 
152*.  Anm.  41.  —  Hektor  und  die  Seinen,  H.  Bärtiger  Dionysos 
und  Gefolge  XVII,  138*.  —  Hekuha  und  Neoptolemos.  Iphigenia 
und  Oresl.  Amazonenkampf  etc.  XVTI,  146*.  ■ —  Hephästos  Bufitby- 
pballischem   Maulthicr  XVTI,  I  40*.  —  Hephästos'  Bückkehr  zum  Olymp 

XVI,  138*.  —  Herakles  ein  Seeungeheuer  tödtend  XV,  50*.  —  He- 
rakles und  Cerherus  XVII,  100*.  —  Herakles  und  Centauren.  Troi- 
los XVII,  10(1*.  —  Herakles,  Jole,  Iphilos  u.  A.  H.  Kampf  um  Pa- 
troklos  XVII,  101*.  —  Herakles  besiegt  den  Kakos  XVII,  101*.  — 
Herakles  und  Nessos  XVII,  102*.  —  Herakles  und  Triton  XVII, 
102*.  —  Desgl.,  Vase  des  Timagoras  XVTI,  103*.  —  Herakles  und 
Acheloos  XVTI,  103*.  —  Herakles,  Pallas  und  Enkelados,  R.  Sphinv 
und  vier  Figuren  XVII,  104*.  —  Herakles  Pallas  und  Jolaos.  Hera- 
kles und  der  nemeischc  Löwe  XVII,  104*.  —  Herakles  ein  Wein- 
fass  öffnend,  nebst  Centauren  XVTI,  104*.  —  Herakles  Apoll  und 
Pallas  in  den  Olymp  ziehend  XVTI,  105*.  —  Herakles  und  Hippolyt, 
R.  Zeus  Athene  Herakles  und  Ares  XVII,  105*.  —  Herakles  und 
Triton,  R.  Nereiden  und  Ncreus  XVTI,  105*.  —  Heraklesthaten 
karrikirt  XVII,  106*.  —  Herakles  mit  dem  Eher  und  Eurystheus, 
R.  Telemachos  Abschied  von  Nestor  XVII,  106*.  —  Herakles,  Frau 
und  Hermes  XVTI,  100*.  —  Herakles  zu  Wagen,  Pallas  und  Her- 
mes XVTI,  107*.  —  Herakles  und  die  Kcrkopen.  Herakles  gegen 
Räuber  XVTI,   108*.   —  Herakles  und  Anläos,    Vase    des  Euphronios 

XVII,  137*.  —  Herakles  und  der  crymanthische  Eber  XVTI,  139*. — 
Herakles  und  Amazone,  R.  Apoll,  Leto,  Artemis  XVTI,  139*.  — 
Herakles  in  den  Olymp  geführt,   R.  Dionysos  und  Satyrn  XVII,  139*. 

—  Herakles  Hebe  Apoll,  K.  Libera  auf  einem  Maulthier  XVII,  139*. 
Herakles'  Drcifussrauh  XVTI,  139*. —  Herakles  Amazonenkampf  XVII. 
140*.  —  Desgl.  XVII,  140*.  —  Herakles,  Pallas,  Dionysos  etc.  XVTI, 
141*.  —  Herakles  und  die  olympischen  Götter  XVTI,  141*.  —  He- 
rakles und  die  stymphalischen  Vögel  XVTI,  141*.  —  Herakles  mit 
den  Hesperidenäpfeln ,  nebst  Götterliguren  XVTI,  143*.  —  Herakles 
und  Jole  XVTI,  148*.  —  Hermes  und  Maia,  R.  Jüngling  von  einer 
Gorgone  verfolgt  XVTI,  101*.  —  Hermes  und  saitenspielender  Apoll 
XVII,  106*.  —  Hermes  das  Bacchuskind  tragend  XVII,  106*.  — 
Hermes,  Artemis  und  Hirschkuh,  R.  Apoll  und  Libera  XVII,  107*.  — 
Hermes  und  die  zwei  Gorgonen,  Medusa  enthauptet  am  Boden  XVTI, 
140*.  —  Hochzeitszug  und  Opferscene  XVTI,  99*.  —Desgl.  102.  — 
Desgl.  R.  Kriegers  Abschied  XVII,  99*.  —  Hydropboren  am  Brun- 
nen XVTI,  106*.  —  Iris  geflügelt  und  Frauen  XVTI,  105*.  —  Itys, 
Proline  und  Philomele  XVIII,  54*.  —  Jüngling  Frauen  verfolgend 
XVII,  143*.  —  Kanonische  Jagd  XVII,  107*.  —  Desgl.  H.  Europa 
auf  dem  Stier  XVTI,  102*.  —  Jüngling  eine  Frau  verfolgend  XVII,  I42*f. 

—  Krieger  und  Frauen.  Ajax  und  Kassandra  XVII,  108*.  —  Lei- 
chenhestattung  XVII,  99*.  —  Linos  und  Musäos.  Palästrisches  XVI. 
237*.  XVTI,  109*.  —  Männlicher    und    weiblicher  Kopf    XVTI,   1112'. 

—  Drei  Männer  (Oifttctv^Qo;)  XVII,  99*.  —  Melampus  XVIII, 
55*.  —  Menelaos  und  Helena,  Chiron  und  Achill,  Vase  des  Pan- 
taios  XVII,  141*.  —  Menelaos  und  Helena  XVII,  143*.  —  Minotaurs 
Tüdtung  XVTI,  99*.  —  Minotaur,  nemeischer  Löwe,  Achill  und 
Memnon,  Thetis  und  Eos  XVTI,  139*.  —  Mohrenkind,  R.  Sänger 
mit  Saitenspiel  XVTI,  105*.  —  Drei  Musen  XVTI,  142*.  —  My- 
stisches Ritual  (?)  XVII,  105*.  —  Neoptolemos'  Abschied  von  Lyko- 
medes  XVTI,  103*.  —  Vasen  des  Nikostbenes  aus  Cäre  XVII,  25*. — 
Odysseus  und  Nausikaa  XVTI,  99*.  —  Tityos  Apoll  und  Leto,  R. 
Zeus  und  zwei  Frauen  XVII,  104*.  —  Triptolemos,  Demeter  und 
Kora,  R.  Hermes  und  Frauen  XVTI,  104*.  —  Triptolemos,  Deme- 
ter, Kora,  Priesterin.  R.  Pluto  und  Persephune.  Dionysos  und 
Ariadne  XVII,  110*.  —  Troiscber  Kampf,  Diomed  und  Patroklos 
XVII,  137*.  —  Troilos,  Achill,  Polyxena,  R.  Hermes  und  Perseus 
mit  Gorgoneion  XML  142*.  —  Tydeus  und  lsmene  XVI,  249*.  XVTI. 

B 


403* 


404* 


102*.  —  Unterwelt  (Pacilcosche  Vase)  XVII,  145*.  —  Desgl.  XVII, 
146*.  —  Vasenkönig:  Eleusinisches  XVII,  144*.  —  Zeus  auf  Qua- 
driga, Pantherwagen  mit  Jüngling  XVII,  147*.  —  Zeus  und  Gany- 
med  XVII,  143*/—  Desgl.  XVII,  143*.  —  Desgl.  R.  Aktäon  XVII, 
109*.  —  Zeus  und  Hebe  XVII,  103*.  —  Zeus  und  Aegina  XVII, 
107*.  —  Zeus  und  Aegina  (?),  H.  Jüngling  und  Frauen  XVII,  104*. 

Zweikampf    um    einen    Todtcn    XVII,  99*.     —  —    Sonstiges   in 

Privatbesitz:  Baccbiscbes  (Maler  Brül)  XVIII,  52*.  —  Herakles  mit 
Gerjon  kämpfend  (Maler  Brül)  XVI,  103.  —  Jüngling  zu  Boss  und 
Satyr  (Maler  Brül)  XVI,  163*f.  —  Ungenannten  Orts:  Frauen  am 
Mörser  XVIII,  56*.  Hermes  Kriuplioros  XVIII,  56*.  —  Hyaden  im 
Hesperidengarten  XV,  140*. 

Aus  Ruro:  Herakles  und  Hippolyte  XX,  278 f.  —  Yolterra: 
Kampf  zwischen  Italern  und  Barbaren  XIX,  100*.  —  Aus  Yulci : 
Apull.  Artemis  und  Leto,  Stamnos  XVI,  152*.  Anm.  41.  —  Athena 
zwischen  gelagerten  Figuren  XVI,  152*.  Anm.  41. —  Baccbantin  u.  A. 
XVI,  152*.  Anm.  41.  —  Herakles  und  Antäos,  Vase  des  Euphro- 
nios  XV,  65*.  —  llydropburen  XVI,  152*.  —  Menelaos  und  Helena 

XIX.  133*.  —  Zwei  Minerven  XVI,  238*.  —  Panathenäiscbes  Preis- 
gefäss  XVI,  152*.   Anm.  41.  —  Desgl.  R.  Baub   der  Helena  XV,  33*. 

—  Telcpbos  XV,  89.  —  Theseuskämpfe  XV,  88. 

4.  Frankreich.     Paris:    Hepbästos'    Bückführung  (Louvre) 

XX,  231.  —  Herakles  und  Syleus  XIX,  161.  Tafel  CXLIX.  CL.  2.  — 
Herakles  und  Ackeloos  (Museu  Campana  s.  oben  Born)  XX,  3 13  ff. 
Tafel  CLXVII.  —  Herakles'  und  Hebes  Hochzeit  (Rollin)  XV,  43*.  — 
Homerischer  Kanthartis  (Duc  de  Luynes)  XVI,  140*.  —  Korythali- 
stria  an  den  Tithenidien  (Louvre)  XV,  17.  Tafel  XCVIII.  —  Ki- 
tbaröden und  Siegesgöttin  (S.  Janzc)  XV,  79*.  —  Mannsstier,  bärtig, 
eine  Frau  tragend  (M.  Blacas)  XX,  326.  Anm.  46.  —  Peleus  und 
Poseidon  (Duc  de  Luynes)  XV,  97*.  —  Theseus  und  Minotaur,  ar- 
chaisch (Cara)  XV,  23*.  Anm.  50. 

5.  England.  London  (British  Museum):  Gefäss  in  Form 
einer  Krabbe  XV,  28*.  —  Desgl.  eines  Delphins  XV,  28*.  —  Desgl. 
Phyton  in  einen  Mauleselkopf  endend  XV,  28*.  —  Acheloos  fiscb- 
leibig  und  Herakles  XX,  331.  —  Amazone  zu  Boss  einen  Griechen 
besiegend    XV,  28*.  —  Dreifussraub    XVI,   140*.  —    Hippolytos  Tod 

XV,  27*.  —  Gastmahl  nach  dem  Leichenbegängniss  XV,  27*.  — 
Midiasvase,  Inschriften  XVI,  129  0".  —  Parisurtheil,  Lekythos  XV,  27*. 

6.  Deutschland.  Berlin  (Museum):  Aegistbos'  Tod  XVIII, 
43f.  —  Frau  auf  einem  Schwan,  Eros  u.  A.  XVI,  237 f.  —  Giganten- 
kampf XV,  62.  —  Herakles'  und  Hebes  Hochzeit  XV,  70*.  —  Hera- 
kles und  Hebe  oder  Phädra  und  Hippolyt  XX,  310.  —  Hermes  und 
Silen,  R.  Silen  XVII,  4511.  —  Kriegers  Abschied  und  Heimkehr 
XIX,  207 ff.  Tafel  CLVI.  --  Bärtiger  Mann  einen  Ast  abhauend, 
Hermes  oder  Peleus  XX,  235  ff.  —  Peleus  und  Thetis  XV,  97*.  — 
Prometheus  vom  Adler  befreit  XVI,  165.  Tafel  CXIV.  —  Sanger  und 
sieben  Musen  XVI,  194*.  —  Semele  (inschrifllich)  XVII,  100.  Anm.  8. 

—  Vermählungszug  XVII,  104.  —  Gerhard's  Besitz:  Kindesgeburt 
aus  Ei,  Nolanisches  ßalsamar  XVII,  58*.  —  Göttingen  (Curtius  Be- 
sitz): Knabe  auf  einem  Steckenpferd  XVI,  140*.  —  München :  Vasen 
aus  Canosa  XV,  77.  —  Argonautenbilder,  Amphora  XVIII,  73ff. 
Tafel  CXXIX,  CXL.  —  Dreifussraub  XVI,  143.  —  DreifussweiheXVI, 
216.  —  Eileithyia,  Innenbild  einer  Schale  XVI,  172*  f.  —  Herakles 
und  Acheloos,  Amphora  XX,  322  f.  —  Minos  Badamanthys  und 
Aeakos  XV,   109*.  —    Wien:    Kyrene  auf  dem  Schwan,  Apoll  u.  A. 

XVI,  238  ff.  Tafel   CXX.    1. 

7.  Russland.  Sl.  Petersburg:  Campana'sche  Sammlung  (s. 
oben  Born)  XX,  273*11.  —  Jagdscene  des  Darius,  Vase  des  Xeno- 
phantos  XVIII,  46.  —  Siidrussische  Funde  XX,  330*0".  —  Kertsch: 
Ad.net  und  Alkestis  XX,  332*.  —  Baccbiscbes  XX,  332*.  —  Eleu- 
sinisches  XVIII,  27.    XIX,  226*.  241*  f.  —  Fraucnleben   XX,  330*. 

—  Greifen-  und  Chimärenjagd,  Vase  des  Xenophantos  XV,  65*.  — ■ 
Orcst  durch  Athenens  Beistand  freigesprochen  XX,  332*.  —  Toilet- 
lenscene  XX,  332*.  —  Odessa:  Flügelgestalt,  harpyienähnlich  XIX, 
191*.    —  Phanagoria:  Peleus  Thetis  und  Nereus  XIX,  225*. 

8.  Ungenanntkn  Orts:  Annati  dell'  lustituto  1857.  A. 
Paidia  und  Hirnen»  XVI,  262*.  —  ebd.  1857.  F.  G  :  Scylla  mit 
Frauen  und  llippokampen  XVI,  263*. —  Bulleltino  dell'  Inst.  1836. 
p.  122.  Dionysos  Thyone  und  'Eua'  XVII,  108.  Anm.  32.  —  Bullet- 
tinn  Napolitano  V.  VI  Geryones  oder  dreifacher  Zeus  XVII,  24*  — 
Anm.  53.  —  Mord  des  Aegistbos  XVII,  24*.  Anm.  53.  —  Duhois 
MaUonneuse  pl.  67:  Streit  um  Adonis  (?)  XVIII,  45£  —  Kille 
ceramoftraphiqae:    Aphrodite    Peilho   XVI,  180*.  —    Gerhard    Aus- 


erlesene Vasenbilder:  Tafel  49:  Sogenanntes  Schiff  des  Patriarchen 
Noah  XVI,  162*.  Tafel  166:  Scene  aus  den  Perserkriegen  XX, 
284  ff.  Tafel  237:  Peleus  und  Atalante  XX,  292  f.  Tafel  242: 
Athene  Polias  XV,  53*.  Tafel  320,  1:  Apoll  auf  dem  Schwan  und 
sitzende  Frau  XVI,  240.  Anm.  40.  Tafel  320,  3:  Apoll  auf  dem 
Schwan  und  Mänaden  XVI,  240.  —  Gerhard  Antike  Bildwerke  Ta- 
fel 59:  Dionysos  und  Frau  XVII,  110.  Anm.  35.  —  Gerhard  My- 
sterienbilder VII:  Frau  und  Eros  XVI,  231.  —  O.  Jahn  Vasenbilder 
Tafel  3:  Dionysos,  Thyone  und  Dione  XVII,  10S.  Anm.  32.  —  Mil- 
lin  Galerie  611.  CLXIX:  Archemoros'  Tod,  Vase  des  Lasimos  XVII, 
14*.  Miliin  Vases  I,   15:    Helios,  Abend-  und  Morgenstern  XVI, 

242.  ebd.  II,  49:  Nysa  und  zwei  Nymphen  XVII,  HO.  Anm.  35. 
ebd.  II,   51  :    Frau    auf  einem  Schwan   nebst  zwei  Eroten  XVI,  237. 

—  Millingen,  vas.  Coghill  21:  Frau  von  einem  Schwan  getragen, 
darüber  Eros  XVI,  237.  —  Millingen,  Nouvelles  Annales,  Mon.  X: 
Alkmene  auf  dem  Scheiterhaufen,  Krater  XV,  22.  —  Hochitte,  Mon. 
Ined.  I  pl.  38:  Orest  zu  Delphi  XVIII,  49  ff.  Tafel  CXXXVII  f.  — 
Tischbein  I,  12:  Apoll  vom  Schwan  getragen  XVI,  240.  —  Son- 
stiges. Achills  und  Antilochos  Abreise  XIX,  160*.  —  Doloneia  XV, 
54*.  —  Herakles  von  den  Kerkopen  die  Keule  zurückfordernd  XV, 
115*.  —  Hesperiden  XVII,  24*.  Anm.  53.  —  Lynkeus  (Fragment 
einer  Schale)  XVI,  165*.  XVII,  24*.  Anm.  53.  —  Liegende  Satyrn 
mit  Bocksköpfen  XVI,  181*.  —  Zeus,    Hermes,  Eroten  und  Frauen 

XVII,  27*. 

D.     Graffiti. 

ClSTEN. 

Rom.     Palast  Barberini  (vgl.  Präneste):    Pränestinischc   Cisten 

XVIII,  85* f.  XIX,  187* f.  —  Perseus  und  Andromeda  (Mon.  dell' 
Inst.  VI,  39)  XIX,  147*.  Anm.  39.  XIX.  188*.  —  Promelheusdar- 
stellungen  (Mon.  dell'  Inst.  VI,  40)  XIX,  147*.  Anm.  39.  XIX, 
188*  (XVIII,  57*).  —  Gallerie  Doria:  Achill  und  Briseis,  Bronze- 
eimer (Mon.  dell"  Inst.  VI,  48.  Annali  p.  494ss.)  XVIII,  18*.  XIX, 
147*.    Anm.   39.    —    Ferneres    aus  Praeneste:     Amazonenkämpfe 

XVI,  165*.  —  Parisurtheil  XVII,  82*.  —  Patroklos'  Todtenfeier 
XIX    237*. 

'  Berlin  (Museum):  Meleagers  Sieg  XX,  2S9ff.  Tafel  CLXIVs. 
XX,  317*.  —  Troische  Darstellungen  mit  altitalischer  Inschrift 
XX,  317*. 

Spiegelbilder. 

1.  Italien.  Chiusi:  Inschriftspiegel  mit  'Capne',  'Castra', 
'Efas',  '(C)Astur'  XV,  71*.  —  Inschriftspiegel  mit  Eos  und  Memnon 
XV,  71*.  XVI,   152*.  Anm.  40.  —   Helenas  Schmückung  XVII,  29*. 

—  Merkur,  sitzende  Frau  und  Mann  XV,  71*.  —  Florenz,  Gal- 
lerte: Semele  Bacchus  und  Ariadne  (aus  Vollerra,  Cinci)  XVII,  106. 
Tafel  CXXXII,  1.  —  Orbetello:  Perseus,  Medusa  und  Merkur  XVI, 
170*.  XVII,  23*.  Anm.  49.  —  Inschriftspiegel  mit  Venus,  Juppiter 
und  Proserpina  23*.    Anm.  49.    XVI,  152*.    Anm.  40.  168*.  170*. 

XVII,  36*.  —  Orvielo:  Minerva,  Venus,  Dioskuren  und  drei  Kin- 
der (vgl.  Gerhard  II,  166)  XVI,  104*.  —  Perugia:  Brunnenscene 
der  Ficoronischen  Cista  mit  Namen  des  Orpheus  und  Lynkeus  XVI, 
152*.  Anm.  40.  XVI,  164*.  —  [Kinder  der  Dioskuren  XVI,  152*. 
Anm.  40,  vgl.  Orvieto].  —  Praeneste:  Baccbiscbes  XVII,  84*.  — 
Frau  und  kniender  Jüngling  XVIII,  57*.  —  Insehriftspiegel  des 
Herakles  und  Jolaos  XVI,  131*.  Anm.  9.  XVII,  16*.  —  llerakles- 
kopf  nebst   Keule  XX,  291*.   —  Jüngling  mit  vier  Flügeln  XVIII,  57*. 

—  Mann  und  Frau,  beide  geflügelt  XVIII,  57*.  —  Minerva  einen 
Giganten  tüdtend  XVIII,  57*.  —  Satyr  und  Mänade  XVII,  16*.  — 
Insehriftspiegel  von  Venus  und  Alexander  XVII,  16*  (vgl.  Born,  Bar- 
licrini).  —  Rom.  Palast  Barberini,  sämtlich  aus  Präneste:  Löwe 
mit  Eroten  kämpfend  XVIII,  86*.  -  Insehriftspiegel  mit  sechs  Fi- 
guren (Crisitha  u.  a.  m.)  XVIII,  86*f.  —  Paris,  Helena  und  Her- 
mionc  XVIII,  7*.  Anm.  29.  ■ —  Musen  Campana:  Geburl  der  Alhena 
Will,  9*.  —  Pelias,  NeletlS  und  Tyro  XVII,  50*.  —  Insehrift- 
spiegel, Venus  auf  einem  Schwan  reitend  XVII,  8  i*. —  Inschriftspie 
gel  mit  Venus  und  Thalna  XX,  290*.  —  Insehriftspiegel,  Venus  und 
Adonis  XVII,  30*.  —  Spiegel  mit  römischer  Inschrift,  Venus  Cupido 
Victoria  etc.  XVII,  82".  XVIII,  7*.  Anm.  29.  —  Sonstiges  in  Samm- 
lungen   und    Privatbesitz:    Streit    um   Adonis  (vgl.  Orbetello)    XX, 


405* 


406* 


286*.  —  Akläon  von  den  Hunden  zerrissen  (Meester  de  liavestein) 
XVII,  13*.  —  Bacchus  und  zwei  Frauen  (Meester  de  liavestein)  XVII, 
51*.  —  Inschriftspiegel,  Bacchus  Minerva  Artemis  Ariadnc  (Meester 
de  Ravestein)  XVII,  51*.  XVIII,  7*.  Anm.  29.  —  Bewaffneter  zwi- 
schen zwei  Frauen,  Spiegel  mit  Eisengriff  (Meester  de  liavestein) 
XVII,  52*.  —  Bärtiger  Centaur  mit  Schild  und  Tanne  (Meester  de 
Ravestein)  XVII,  13*.  —  Inschriftspiegel,  Dioskuren  Minerva  und 
Jolaos  (Lovatti)  XX,  288*.  —  Vier  Figuren  mit  phrygischer  Mütze 
(Lovatti)  XX,  288*.  —  Frauen  beim  Putz  (Meester  de  liavestein) 
XVII,  84*.  —  Kadmos'  Dracuenkampf  (Meester  de  Ravestein)  XVII, 
81*.  —  Inschriftspiegel  mit  Lara  und  Aplu  (vgl.  Ghd.  50,  2),  fal- 
sche Replik  hei  Meester  de  liavestein  XVII,  7*11'.  • —  Pegasus  (Meester 
de  Ravestein)  XVII,  50* f.  —  Inschriftspiegel  aus  Viterbo  (Meester 
de  Ravcstciu?)  mit  Satyr  und  Mänade  XVII,  16*.  —  Seniele  Bac- 
chus und  Ariadne  XVII,  107.  Tafel  CXXXI1,  2.  —  Sternbilder, 
Orion  etc.  (Meester  de  liavestein)  XVII,  9. 

2.  Frankreich.  Paris:  Sammlung  Janze:  Apoll  mit  Saiten- 
instrument und  Minerva  XVII,  120*.  —  Orest  und  Neoplolemos 
(vgl.  Ghd.  Spiegel  XX,  1)  XV,  80*.  —  Peleus  und  Atalante  XVII, 
120*.  —  Kopf  des  Sonnengotts  XV,  80*.  —  Thetis  auf  einem  See- 
stier XV,  80*.  —  Sammlung  Mutet;  Eiserner  Spiegel  des  Apollas 
mit  Theseus  und  Minotaur  XX,  302  ff.  Taf.  CLXIV.  2,  3.  —  Aus  der 
\ormandie:  Römischer  Spiegel  mit  Bild  des  Nero  (ob  Relief?)  XX, 
259*.  Anm.  32. 

3.  Spanien.  Madrid  (Nationalbibliotbck):  Inschriftspiegel  mit 
Poloccs,  Amuccs  und  Losna  XX,  312. 

4.  Knslakd.  London  (British  Museum):  Semele  Bacchus  und 
Ariadne  XVII,  104.  —  Kunslhandel  (Boeke):  Bacchus  Ariadne  und 
Semele  XVII,  106.  Anm.  28. 

5.  Deutschland.  Berlin  (Museum):  Inschriftspiegel,  Achill 
und  Penthesika  (Ghd.  233)  XVII,  112.  —  Inschriftspiegel,  Dio- 
nysos und  Semele  XVII,  97  f.  Anm.  2.  —  Inschriftspiegel,  Eos  und 
Tithonos  XVII,  112.  —  Inschriftspiegel  mit  Laran ,  Herde,  Menerfa, 
File  (aus  Präneste  w.  m.  n.)  XX,  288*.  —  Korybantenvveihe  XV,  53*. 
—  Meleager,  Atalante,  Venus  und  Adonis  (Gerhard  II,  176)  XX, 
294  f.  —  Venus  und  Adonis  XVII,  116. 

6.  Russland.  Petersburg:  Inschriftspiegel,  Thetis  und  Priumne 
XX,  366*  f. 

Sonstiges  ungenannten  Orts:  Apoll  und  Artemis  (Mon. 
dell'  Inst.  1855.  3,  4.  Luynes  und  Campana)  XV,  65*.  —  Ariadne 
durch  Artemis  entführt  (Gerhard  I,  87)  XVII,  103.  Anm.  18.  — 
Inschriftspiegel  mit  Bellerophontes  XVII,  87*.  —  Herakles  als  Süsser 
(Gerhard  II,  163)  XIX,  172f.  —  Semele  geflügelt  neben  Zeus  (Ger- 
hard I,  Sl,  2)  XVII,  107.  Anm.  31.  —  Tanzscene  (oder  Peleus  und 
Thetis,  Gerbard  II,  22 j)  XX,  293  f. 


IV.    INSCHRIFTEN. 


A.     Orientalische. 

Aegyptische  zu  Sakarah:  Herrschernamen  XIX,  1 29* f.  — 
Hieroglyphische  und  demotisebe  XVI,  130*.  Anm.  1.  —  Tributinscbrift 
des  Louvre,  Fragmente  in  Aegypten  XVIII,  9*.  —  Hieroglyphische  am 
Isistempel  zu  Rom  XVII,  49*.  —  Falsche  Hieroglyphen  zu  Mann- 
heim XV,  43. 

Assyrische  zu  Paris  und  London  XV,  6*.  Anm.  34. 

Keilschrift:  Votivplättchen  im  Louvre  XV,  39*. 

Kyprische  Erztafel  des    Üuc  de  Luynes   XV,  36*. 

Phrygische  zu  Uejük   XVII,  60. 

Griechisch-palmyrenische  auf  den  Beluscult  bezüglich  zu 
Rom  (Porta  portese)  XVIII,  14*.  18*f. 

Punische  (?)  Grabinschriften,  40  an  Zahl  zu  Karthago  XVII,  6*. 

B.     Griechische. 

1.  Orient.  Cyrenaika:  auf  einem  Grabrelief  Hqtitzovs 
'.iXxtpuL  77.    XVIII,  103*.  —  Knidos:  an  Aphrodite  XVII,  5*    — 


Künstlernamen  XVII,  5*.  —  Epigramm  des  Antigonos  XVIII,  93*.  _ 
Grabschriften  des  Atlhis  XVIII,  94*.  —  An  Demeter  Kora  und  Pluto 
XVIII,  92*.  —  Eines  Handwerkers  an  den  pytbischen  Apoll  XVIII, 
92*.  —  An  Hermes  XVIII,  92*.  -  -  An  Persepbone  XVII,  5*.  — 
7iQoaiK7ui  des  Gymnasiums  XVI11,  93*.  —  Widmung  des  So- 
stratos    XIX,  166.  Hatikarnass:    Bau  eines   Apollotempels   XVI, 

217*.  —  Bau  eines  Gymnasiums  XVI,  216*.  —  Metrische  Grabschrift 
eines  Hermukrates  XVII,  55* f.  —  Metrische  Grabschrift  eines  Arztes 
Melanthios  XVII,  5*.  55*1.  —  Mit  Anrufung  des  Jao  XVII,  91*ff.  — 
Weihinschrift  auf  Demeter  und  Kora  XVI,  209*f.  —  Priene:  Wid- 
mung auf  dem   Poliastempel  XX,  277. 

C'onttantinopel:  Am  Delphischen  Weihgeschenk  XV,  2*.  —  Me- 
trische auf  der  Säule  der  Eudoxia  XV,  89*  f.  —  Griechisch -latei- 
nische auf  einem  Architravfragment  XV,  90*.  —  Ancyra:  Priesterin 
des  August  XX,  301*. 

2.  Griechenland  und  Inseln.  Aegion:  Vipsania  XV,  124? 

—  Argos:  Epigramm  auf  Nikokreon  von  Cypern  XVII,  60.  — 
Athen:  Agonistiscbe  mit  Nennung  des  Jophon,  Nachkommen  des 
Sokrates  XX,  260*.  Anm.  36.  —  An  einem  Relief  in  der  Kirche 
des  heiligen  Andreas  XVIII,  18.  —  Bilingue  eines  M.  Antonius  Ter- 
tius  XIX,  160*.  —  An  Asklepios  und  •Hygia',  auf  einem  Weibge- 
schenk   XIX,    231*.    —    Attisches    Dekret    'Evärjfiov    Ilkiaaittos 

XVII,  73*.  —  Dekrete  (Akropolis)  XV,  29*.  —  Dionysostheater, 
Priesterinschriften    XX,    320*.    327*  f.    —    Frauennamen    (Piräeus) 

XVIII,  45*f.  —  Auf  Grabslclen  {Eifnp.  1862.  S.  75f.)  XX,  296.— 
Desgl.  XVI,  199*.  —  Desgl.  im  Piräeus  XIX,  198*.  —  Desgl.  im 
Garten  der  Königin  XIX,  17S*ff.  —  Desgl.  Inschrift  zweier  Ehe- 
gatten XV,  101*.—  Hadrians  Leben  betreffend  XX,  365*.  —  Künst- 
lerinschnften  (Akropolis)  XVIII,  8*.  Anm.  32.   XIX,  148*.  Anm.  40. 

—  Desgl.  Baton,  Eubulides,  Eucheir,  Demetrios,  Kaikostbenes,  Leo- 
cbares,  Timostratos  XIX,  171*.  —  Eine  Hadriansstatue  von  der 
Stadt  Laodicea  errichtet  XX,  297*0".  301*.  —  Naukydes  nicht  Glau- 
kydes,  Künstlerinschrirt  XX,  307.  —  Orgiastinnen-Verzcichniss  XVIII, 
46*.  —  Epigramm,  Widmung  des  Archon  Phädros  an  Dionysos  XX, 
329*.  —  Dekret  des  Oxythemis  XVI,  230*ff.  —  Im  Piräeus,  Weib- 
gesebenk  an  die  Göttermutter  XVIII,  101*.  109*f.  —  Bauinschrift 
auf  den  Poliastempel  bezüglich  XVI,  117.  —  Richterläfelcben  XVIII, 
112*.  XIX,  223* f.  —  Eines  Reliefs,  auf  einen  Sieg  bezüglich  XV, 
99  f.  —  Statuenerrichtung  XIX,  175*.  —  Votivinschrift,  metrisch 
XVIII,  8*.  Anm.  32.  —  Zeus  Stratios  XVII,  147*f.  —  Böotien: 
Inschriftfunde  aus  Thisbe  XV,  1*.  3*.  Anm.  10.  —  Eleusis  C.  I. 
Gr.  no.  429,  XVII,  59.  —  Eitböa:  Eretria,  TißOxlt\g  Iluviaivou 
XV,  27*.  —  Karystos:  Beamtenverzeicbniss  XV,  25*  ff.  —  Kreta 
(Lyttos):  Weibung  auf  ßrilomartis  XVII,  148*.  —  Lurissa:  Grab- 
schrift des  Hippokrates  XVII,  87*.  —  Lerna:  Metrische,  die  Lage 
des  Demetertempels  betreffend  XIX,  246*.  —  Melos:  an  Aurelia 
Euposia  XIX,  234*.  —  Eines  Mysteriengründers  Alexander  XIX,  234. 
—  Messenische  Mysterieninschrift  XVI,  251*ff.  XVII,  28*.  —  Me- 
gara:  C.  I.  Gr.  I,  1094,  XVII,  59.  —  Oeanthea:  Vertrag  der  Städte 
Oeanthea  und  Cbalion  XV,  35*11.  —  Orchomenos:  C.  I.  Gr.  no. 
1569,  XV,  60.  —  Am  Pelion:  Zeus  Akraios  XVII,  92.  —  Phiga- 
lia:  Bündniss  XVII,  111*  f.  —  Plataeae:  Böotische  Eleuterien 
XVII,  148*.  —  Siphnos  (Pasch  von  Krienen  S.  116):  Grabschrift 
auf  einer  Marmorurne  XVI,  220*.  —  Tegea:  Altarkadisch,  Bauord- 
nung XVIII,  63*  f. 

2.  Italien.  Keapel:  Museo  Borbonico,  auf  der  Dariusvase 
XV,  59 ff.  —  Borgia,  Künstlerinschrift  eines  Reliefs:  Kratesipos  XX, 
284.  Tafel  CLXIII.  —  Piemont  (Moncalieri) :  Reliefinschrift  aus 
Tbracien,  inig  rij;  öpetoftuf  XIX,  190*.  —  Rom:  In  die  Wand 
gekratzt  unter  einem  Crucitix:  MeStiftevog  oeßtrai  tffov  XVI, 
160*.  —  Weihung  eines  put  nonluarov  XägvctS  XX,  304*.—  .Me- 
trische Grabschrift  eines  Epikureers  XX,  260*  Anm.  37.  —  Palast 
Spada:  Aristoteles,  Statueninschrift  XIX,  210.  —  Vor  Porta  Portese 
gefunden:  griech.  palmyrenische  auf  Belus-Cult  bezüglich  XVIII,  14*. 
18* f.  —  Christliche  von  der  Via  latina  XVI,  204*.  —  Frascati: 
Metrische  Widmung  an  Herakles  XVI,  154*.  Anm.  57.  167*.  —  Sar- 
dinien (Tbarros) :  auf  einem  Cippus  XVI,  200*. 

3.  Frankreich.  Frejus:  Metrische  Grabschrift  eines  Kna- 
ben XX,  260*.  Anm.  37.  —  Paris  (Louvre):  Epigramm  des  Harpa- 
gusmonuments  aus  Xanthos  XVII,  61  f.  —  [Codex  Parisinus  Graecus 
1631  A,  zur  Topographie  Athens  XX,  377*11'.] 


407* 


408* 


4.  Kngland.  London  (British  Museum):  Die  Grabschrifl 
Homers  XVI,  210*.  —  ehester:  Volivinscbrift  eines  Arztes  XVIII,  5*. 
Anm.  14. 

5.  Holland.  Amsterdam:  auT  einem  attischen  Cippus  XVII, 
123*  f. 

6.  Deutschland.  Berlin  (Museum):  An  der  Basis  einer 
Aphroditenstatue,  Widmung  an  Sarapis  XIX,  134.  —  München:  Me- 
trische   Grabsehrift    ausThiersch'  Nachlass  XVIII,  80*  Anm.   2. 

7.  Rissland  und  Donaulander.  Petersburg:  Antiq. 
du  Bosph.  cimme'r.  T.  2  Inscriptions  n.  XL:  XV,  31  f.  —  Donau- 
mündung:  auf  einem  Gewicht  XV,  4*.  Anm.  21.  —  Balaklava: 
an  Thonvvaaren  XV.  75".  —  Phunagoria:  auf  die  Restauration 
eines  Sonnentempels  bezüglich  XIX,  225*. 

Sonstiges.  Corpus  Inscriptiomim  Graecarum  no.  136  ver- 
vollständigt XIX,  148*.  Anm.  46.—  C.  I.  Gr.  no.  5858  XIX.  134*. 
t.  I.  Gr.  no.  5972  XIX.  150*. —  Heuzey,  le  mont  Olympe:  Grah- 
sebnften  XVIII.  94*.  —  Im  Archäologischen  Institut  besprochen:  Int'- 
yocti>«  XIX,  133*. 

C     Etruskische  und  Altitalische. 

Elruskische:  Des  Grabes  der  Volumnier  XVI,  236*;  einer  Gra- 
hesplatte  von  Volterra  XV,  0*;  auf  clusinischen  Todtencisten  XVII, 
24*.  Anm.  38  und  57;  'Suthina':  auf  Metallgeräth  von  Bolsena 
XVI,  152*.  Anm.  44;  'Lasn  Hacuneta' ,  Spicgelinschrift  (Paris, 
Cab.  des  medailles)  XVI,  233* IT.;  auf  Spiegeln  des  Berliner  Mu- 
seums XVII,  112;  auf  einer  Kupferplatte  aus  ConstantinopeJ  XV, 
97*f.  104*f. 

Altitalische,  ßovOTQOtptjdov  geschrieben  XX,  305*.  —  Samni- 
li.-che  aus  Capua  XVII,  3*.  Anm.  6.  24*.  Anm.  58.  —  Oskische 
auf  einer  Sonnenuhr  in  Pompeji. 

V.     Römische. 

1.  Afrika.  In  Algier,  Allgeineines  XV,  57*.  —  Allocution  an  die 
Truppen  XVI,  259*f.  Anm.  2.  —  Cirta:  Metrische  XV,  62*.  —  Cirta  als 
Colonia  Constantina  bezeichnet  XVIII,  20*.  —  Lagerrede  Hadrians 
XV.   58*.  —  Bömischer  Schalttag   XV,  59*.  —  Theatergeld  XV,  60*. 

—  Dellis,  munieipium  Busocuritanum  XVIII,  52*.  —  Lambaesis: 
militärisches  XV,  58*.  —  Metrische,  dem  Gott  Medaurus  geweiht 
XV,  02*.  —  Provinz  Kumtdia  XVIII,  20*.  —  Thamugns  au  Pom- 
ponianus  XV,  63*.  —  Zrala  (colonia  Julia  Zarai'),  Zolltarif  XVI, 
.'.-)-' IT.  XVII,  4*.  Anm.  18.  33. 

2.  Griechenland  und  Orient.  Aus  Troas:  Colonia  Au- 
gusta  Troadensis  XVI,  132.  —  Römisch-griechische  des  Momenlum 
Ancyranum  XIX,  245*.  —  Konstantinopel:  Auf  der  Säule  der 
Eudoxia  XV,  89*.  XVI.  132.  —  Römisch -griechische  auf  einem 
Architravfragment  XV,  90*  f.  —  Athen:  Wasserleitung  am  Fuss 
des  Lykabettos  XIX,  180*.  —  Eleusinische  Weihinschrift  des  Ap- 
pius  Claudius  XIX,  148*.  Anm.  47.  —  Pelopannes,  Grabschrift  einer 
Claudia  Prisca  XV,  100*. 

3.  Italien.  Acguasparta,  Sccnischcs  XVIII,  49*.  —  Anagni: 
Khreninschrifl  des  Ti.  Claudius  Crescentianus  XVII,  50*.  —  Agni- 
num:  eines  Auguslalen  XVI,  165'.  —  AHeia'.  Centurio  sextus  prin- 
ceps  posterior  XVTII,  19*.  —  Khreninschrifl  des  Anicius  Achilius 
Glabrio  Faustus  XV,  34*.  —  BagnacavaUo  bei  Bologna:  Zic^el- 
stempel  'Santerni  arnieutaria'  XX.  377*.  —  Benevent:  eines  Fla- 
rius  Lupus  XVIll.  -49*.  —  Aus  Valentinians  II.  Zeit  XVTII,  50*.  — 
Bologna:  ...  s.  Publice  XX,  377*.  —  Bomnrzo:  eines  L.  Lucceius 
Narcissos  XVTII.  50.  —  Caere:  ums  Jahr  600  d.  St.,  für  die  Zeil 
der  Vasenmalerei  wichtig  XVI,  165*.  —  Capua:  Auf  Tuffpyramiden, 
der  Juno  Lucina  u.  A.  XVII,  84*.  XVTII,  8*.  Anm.  33.  —  Faleril: 
Am  Amphitheater  XX,  345*.  —  Auf  Bleiröbren  XX.  346*.  —  Eines 
Cilnhu  XX.  345*.  —  Fragmente  \\.  345*.  —  Grabinschrift  be- 
richtigt (Bullett.  1844.  p.  16V  XX,  346*.  —  'Hasta  pura  per  Cen- 
Buram'  durch  Vespasian  und  Tilus  verlieben  XIX,  133".  —  Hono- 
rarlitel  XIX,  159*.  —  'Laurenlius  cum  Jacobo  lilii)'  XX,  3  45*.  — 
Auf  die  Regierung  des  Severus  Alexander  bezüglich  XX.  345*  f.  — 
Auf  einer  Statuenbasis  XX,  316'.  —  Fermo:  Hendekasyllaben  XV, 
50*.  —   Luna:    Claudius  Marcellus  XVI.   132*.   Anm.  12.  XVI,   136'. 

—  Aus  Sulla's  Zeil  XVI.  161*.  —  Mailand:  Des  Plinins,  Fragment 
XVI,  Hi'i'.  —  Kazzano:  Grenzstein  XVIll.  55*.  —  Neapel  (Bullett. 


Nap.  V,  117)  XVII,  3*.  Anm.  6.  —  Ostia:  Von  der  Gattin  und 
einem  Alumnus  seinem  Patron  XVII,  27*.  —  Weihnng  an  Isis  XX, 
289*.  —  Palestrina:  XVI.  165*.  XVTII.  8*.  Anm.  33.  —  For- 
tuna Primigenia  XVI,  131*.  Anm.  9.  XVII.  9'.—  Des  D.  Poblicius 
comicus,  Tempelpacht  XVTI,  9*.  —  Pompeji:  Aus  dem  l'.onsulat 
des  Tampitis  Flavianus  und  Pompeius  Silvanus  XX,  304*.  —  In  den 
neuen  Bädern  XVI,  135*.  XVTI,  24.  —  ebd.  in  die  Wände  gekratzt 
XVTI,  20.  25.  —  ebd.  aus  dem  Jahre  70  XVTI,  18*.  —  ebd.  des 
August  XVTI,  39  f.  —  ebd.  auf  den  Erbauer  XVII.  18.  Anm.  2.  — 
Pozzuoli:  Topographisches  XX,  304*.  —  Heggin:  Grabstein  eines 
P.  Vennonius  XVII,  4*.  Anm.  15.  —  Rom:  Lateinisches  Alphabet, 
vier  Mal  (Via  Aquari)  XIX,  160*.  —  Alogia  =  Gastmahl  (Villa  Pan- 
lili)  XVI,  166*.  —  L.  Annius  Octavius.  nebst  Distichon.  Sarkophag 
(Lateran)  XIX,  145.  —  Acta  Fralrum  Arvalium.  Fragment  XX,  281*. 

—  Arvaltafeln  (Vigna  Ceccarelli)  XVI,  16  4*.  —  Mit  ausgemerztem 
Namen  des  Augustus  XX.  302*.  —  Auf  einer  Bleiröhre  (Via  Latina) 
XVI,  162*.  —  Caracalla  und  Julia  Domna  XVTI.  11*.  —  Aus  einem 
Columbarium  XVTII,  51*f.  —  Cippi  vom  Anio  Vetus,  bei  einem 
Aquädukt  XIX,  158*.  —  Duumviri  (aus  Fidenae,  Villa  Spada)  XVIII. 
55*.  —  Fasti  eines  unbestimmten  Collegiums  (Via  Latina)  XVI,  162*. 

—  Fasti  capitolini,  Fragment  XVI,  152*.  —  Eines  Grabcippus  mit 
Relief  (Gmter  1156,  9)  XIX,  204.  —  Eines  Grabcippus  aus  Nero's 
Zeit  (Vatican)  XVTII,  97.  Tafel  CXLI.  —  Herculesspiele  eines  Magister 
(via  Appia)  XX,  302*.  —  Eines  Julius  Julianus  (via  Latina)  XX, 
287*.  — ■  Aus  den  Katakomben  von  einer  Amphora  XVTII,  51*.  — 
Capitolinische  Triumphalfasten,  Fragment  XX,  286*.  —  Devotion 
auf  einer  Lampe  des  Museo  Kircheriano  XVTII,  55*.  XIX,  167f.  — 
'A  commentariis  lanificiorum',  aus  der  Vigna  Volpi  XVI,  177*. — 
'Magistri  pagi  Janicolensis'  XIX,  159*.  —  Nicomedes,  Erzieher  des 
Lucius  Verus  (Via  Lahicana)  XV,  51*.  XVI,  131*.  Anm.  5.  —  Pig- 
mentaiius  des  Vicus  lorarius  (via  Appia)  XX,  302*.  —  Zur  Bestim- 
mung des  Pomoerium  XV.  1*.  4*.  Anm.  14.  —  Des  Scxlus  Pom- 
peius (Via  Praeneslina)  XVTI.  3*f.  Anm.  I  4.  —  Den  Portus  Licinii 
betreffend,  Ziegelstempel  (Archaol.  Institut )  XX,  288*.  —  Grenz- 
stein Vespasians  (Porta  Ostiensis)  XVI,  152*.  —  Villa  der  Servilier 
XVI.  131*.  Anm.  6.  —  Des  Titus  drittes  Consulat.  auf  einer  Gla- 
iliaturentessera  (Depoletti)  XVTI,  85*.  —  Wiederherstellung  eines 
abgebrannten  Hauses  XX,  281*.  —  Lampe,  Wagenlenker  und  Pferd 
betreuend.  —  Trns teuere:  an  Asklepios  für  Alexander  Severus  XX, 
289*.  —  Sardinien:  XVI,  202*.  XVIII,  78*;  auf  Ziegeln  XVI,  203*; 
zu  Austis  XVI,  201*;  zu  Cagliari,  des  Collegiums  der  Martcnses 
XVI,  162* f. ;  zu  Donigale  auf  einem  Erzgefäss  XV,  72*.  —  Satur- 
nia,  Grabsehrift  XIX,  13  4*.  —  Tifata  XVTI,  3*.  Anm.  6.  —  Tifer- 
num:  Des  Maxentius  XVI,  178*.  —  Tivoli,  Weihinschrift  der 
Frau  eines  C.  IS'unnuleius  Nudus  XX,  287*.  —  Venosa:  via  Her- 
culea  XVTI,  81*. 

4.  Frankreich.  Christliche  in  Gallien  XV,  64*.  Lage  von 
Alesia  XVTI,  4*.  Anm.  17.  —  Elsass:  Votivsteine  des  Merkurtem- 
pels  zu  Niederbronn  XV.  44*.  —  Töpfernanien ,  römische  und  bar- 
barische XV,  46*.  —  Karbonne:  Hebräisch-lateinische  XV,  29*. 
XVI,  171*.  —  Paris  (Cab.  des  medailles  i:  Abweisender  Orakel- 
spruch,   Erztäfelchen.  —    Toulouse:   Observatores   aquarum  XVI,  177*. 

—  Vierme:  Des  L.  Liludius  auf  einem  bronzenen  Junokopf,  Voliv- 
inscbrift XVTII,  8*.  Anm.  33. 

5.  Spanien  und  Portugal.  Ausbeute  Hiibner's,  allgemein 
XIX,  [81*  ff.  —  Auf  einem  Schleuderblei:  CN.  MAG.  und  IMP. 
\l\.  187*.  —  Cordorn:  Heilensteine  XIX.  186*.  —  Verschiedene 
Aemter  XIX,  186*.  —  Italicu:  Auf  Donarien  des  L.  Miimuiius  nach 
der  Zerstörung  Korinihs  bezüglich  XIX,  187*.  —  Loja:  Aufstellung 
einer  Statue  XIX,  185*.  —  Murcia',  eines  dispensator  Albanus  zu 
I. In eu  der  Erdgöttin  XIX,  183*.  —  Lage  von  Kaera  XX,  320*.  — 
Am  allen  Sagunl  zu  Ehren  Scipios  XIX,  182*.  —  —  Portugal. 
Yalenea  i/o  Minho:  Grabstein  XIX,  190.  —  Auf  dem  Schenkel  der 
Statue  eines  Galläkiscben  Kriegers,  Widmung  an  den  Verstorbenen 
XIX,  189.   193. 

6.  Britannien.  Künstlerinschrift  Glaukus  XVI,  132*.  Anm. 
16.  136*.  —  Aus  Cambridge:  Xanthus,  Töpfernanien  XV,  3k*.  — 
London:  S.  Landsdowne:  Grabschrifl  XX,  310*.  —  Kewr.astle:  Des 
ProprStors  Claudius  Paulinus  XV,  4*.  Anm.  20. 

7.  I>i:i  Tsriu.AND.  Berlin  (Museum):  Der  Malidia  Augusta 
auf  dein  Relief  des  Trupäums  der  Göttin  Roma  XVTI,  85  f.  —  Ben- 
telsbach  (Württemberg):  eines  M.  Viducius  Geminianus  aus  dem 
drillen  Jahrhundert   n.   Chr.    XVIII,  13* f.   —    lloiin:    L.   Candidinius 


409* 


410* 


auf  einem  Altar  XVIII,  5*.  Anm.  15.  —  Hagenow  (Mecklenburg): 
Fabrikstempel  auf  Erzgefässen  XVI,  223*f.  —  Karlsruhe:  Aus  Bahn- 
brücken, eines  Cessorinus  an  Mercur  XVII,  125*;  aus  Eigeltingen, 
an  Silvaiius  XVII,  125*.  —  Aus  Ladenburg  am  Neckar:  Widmung 
an  Septimiue  Severus  XVII,  125*.  —  Auf  dein  Helicf  einer  Feld- 
gottbeit:  Secundinus  XIX,  212.  —  Mainhurdl  (Württemberg):  rö- 
miscbe  Grabschrift  mit  keltischem  Namen  XVIII,  13* f.  —  Mainz: 
Grabschrift  eines  Legionsrekruten  XIX,  2119*.  —  Soldateninschriften 
der  Dalmatercohorte  XIX,  208*.  —  Oehriugen  (Württemberg):  Wid- 
mung an  Nemesis  XIX,  229*  f.  —  Auf  einer  Minrrvenstatue,  Wid- 
mung an  die  Göttin,  mit  Zeitbestimmung  XIX,  230*.  —  Vicus 
Aurelius  =  Oebringen  XIX,  230*.  —  RJtetnzabern:  Erotische  auf 
bronzenen  Armbändern  XV,  ili*.  —  Auf  dem  Oberlheil  einer  Stan- 
darte XV,  iti*f.  —  'Silvano  Tettco  Serus  Fitacit  ex  voto'  XV,  46*. 
—  Hotlenburg  am  Neckar:  dem  Bonus  Eventus  gewidmet  XVIII,  05*. 
71*0". —  Schleswig  (Süderbrarup) :  Aelius  Aelianus  auf  einem  Schild- 
deckel XVII,  8X.  XIX,  103*.  — Sigmaringen'.  Künstlername  auf  einem 
Cohortenzeichen  XVIII,  104*.  —  Speter:  eines  Tetticus  XV,  43*.  — 
Teplitz:  auf  einem  ErzgefSss  XVI,  190*.  —  Vilbel  bei  Frankfurt 
a.  M.:  Peroneus,  Mosaikinschrift  XVIII,  119.  Anm.  10.  —  Wies- 
baden: Militärdiplom  des  Traian  XVII,  13*. 


8.  Donauiande,  Russland.  Bukarest:  Militärdiplome  XV, 
lli'f.  —  Bulgarien:  Juppitcr  Nundinarius  XVII,  84*.  —  CUU 
(Steiermark):  Votivsteine  XVIII,  25*1.  —  Mojgrad  bei  Zilah:  eines 
von  lladrian  gegründeten  Amphitheaters  XVI,  132*.  Anm.  21.  — 
Peltau  (Steiermark):  Ziegelstempel  XVIII,  20*.  —  Siebenbürgen: 
Allgemeines  XVII,  126*£f.;  ex  voto  an  Mars  XVII,  127*;  auf  Wachstafeln, 
Schuldverschreibung  aus  dem  Jahre  162  n.  Chr.  XV,  119*.  —  Un- 
garn: des  M.  Appianus  und  Ti.  Julius  Quintilianus  XVII,  95* f.  — 
Petersburg:  Hand,  Antiquae  inscriptiones  Latinae  (seil,  l'etropolita- 
nae)  XV,  32. 

9.  Sonstiges,  ungenannten  Orts.  Gruter  115,2:  an  einem 
Relief  von  Herakles  und  Auge,  ob  echt?  XVII,  63.  —  Mommsen, 
Inscr.  Neap.  no.  5507,  XIX,  159*.  no.  5628,  XIX,  159*.  —  Im 
Archäol.  Institut  besprochen :  Mit  Nennung  eines  Adjutor  a  co- 
dicillis  XX,  288*.  —  Collegium  aeneatorum  XVII,  83*.  —  ßac- 
chische  Mysterien  XVII,  14*.  —  An  Bona  Mens  und  Dens  Mars  Se- 
gumo  Dunas  XVII,  50*.  —  Disticha  zu  Ehren  eines  Verstorbenen 
XVII,  14*.  —  Grabschnft  eines  Soldaten,  auf  den  marsischen  Krieg 
bezüglich  XVII,  14*.  —  Scriba  cerarius  XX,  288*.  —  Sors  Mer- 
curi;  L.  Muci  und  Salvi,  auf  Geräthen  XVIII,  22*.  —  Triumphal- 
fasten, Fragment  XX,  291*. 


411 


412* 


B.     REGISTER. 

Was  liier  vermisst  wird  ist  im  Denkmäler  -Verzeichnifs  nachzusehen. 


Aberglaube  der  Römer  XVI,  193.  —  Accenle  auf  Inschriften 
XVI,  1711*.  —  Achäische  Münzen  XIX.  164.  —  Acheloos  auf  Me- 
Uipontinermünzen  XX.  324.  —  Acheloos  menschlich  mit  Stierkopf  XX, 
319.  Anm.  17.  —  Acheloos  Stier  mit  Menschenanthtz  XX,  31 4  IT. 
CLXVII.  —  Acheloos  fischleibig  XX,  331.  —  Acheloos  und  He- 
rakles XVI,  186*.  XX.  31 3  IT.  CLXVII  s.  —  Acheloos  und  Herakles, 
Gruppe  des  Dontas  und  Medon  XX,  310.  Anm.  5.  —  Acheloos  und 
Herakles  am  amykläischen  Thron  XX,  317.  ■ —  Acheloos,  Kampfspiele 
ihm  zu  Ehren  XX,  321.  —  Acheloos.  Maske,  Amulet  XX.  330.  — 
Achill's  Erziehung  durch  Chiron,  Sarkophag-Relief  XX,  341*f.  — 
Achill  und  Deidamia?  XV,  0*.  Anm.  38.  XVI,  158.  —  Achill  vom 
Tod  des  Patroklos  benachrichtigt,  Relief  XX,  342*f.  —  Achills 
Waffen  geschmiedet  XX,  34  4*.  —  Achill  schleift  den  Hektor  XX, 
344*.  —  Ackerbau,  plastisch  dargestellt  XIX,  146.  —  Acker- 
geräthe  XIX,  1 47 ff.  —  Adler,  auf  einem  Sarkophag  XV,  44. — 
Adouis,  Streit  der  Giittinnen  um  denselben  XVIII,  45.  —  Adoran- 
len  XVI,  173*.  —  Aedicula  als  C.edächtnisstafel  XV,  65.  —  Aedi- 
leu  in  deu  Prafecturen  XVIII,  17*.  —  Aegis,  als  Kleid  der  grie- 
chischen  Manten  XVI,  245*.  —  Aegyplisches  XIX,  1 29* ff.  —  Ae- 
gyptische  Könige,  Pyramidenerbauer  XVI,  162  1".  Anm.  11.  — 
Aegyplisches  Ellenmass  XV,  95.  —  Aegyplisches  Stadium  XVI,  162. 

—  Achrenkranz.  Siegerpreis  XV,  70.  —  .4e;iea(ore»-Collegium  XVII, 
83*.  —  Aeolische  Künstler  zu  Rom  XV,  SO.  —  Ah-Aeolische  Rau- 
tveise  bei  den  Römern  XV,  79.  —  All-.4eo/i'scAe  liildnerei  zu  Rom 
XV,  81.  —  Tie.a- Aeolische  Bildnern  XV,  81.  —  Aesculap,  Stein 
desselben  XVI,  21 1  f.  —  Agamemnon  des  Aeschylus,  Scene  XVIII,  35*. 

—  Agamemnons  Scepter  XVIII,  51.  —  Agamemnon  und  Telepuos 
XV,  90.  Tafel  CVI.  —  Agathe  Tyche  der  Stadt  Aurasos  XV,  72.  — 
Ageladas  XV,  74.  —  Agon  XV,  67.  —  Agon,  Bedeutung  XVIII, 
1081.  —  Agon,  Versammlungsplatz  XVIII,  109.  —  Agon,  zu  Eleu- 
sis  XV,  70.  —  Agonales  XV,  65  IT.  —  Agonales  Relief  XIX,  175  ff. 
Tafel  CUUI.  —  Agonallempel  XV,  66.  XVIII,  108 ff.  —  Agraulos 
und  Hcrse  XVII,  89* f.  —  Agrigenliner  Votivstatue  XVI,  173*f.  — 
Aiax  und  Tekmessa  XIX,  208.  Anm.  3.  —  Aktäon  XVII,  91.  —  Ak- 
(uoii.s-Idol  auf  dem  Pelion  XVIII.  15.  —  Akrasos,  Agathe  Tyche  dieser 
Stadt  XV.  72.  —  Alexanderschlacht  des  Lysippos  XV,  82.  —  Ale- 
sia  XVIII,  24*.  —  Alltagsleben  XIX.  145  ff.  —  Altar  der  Artemis, 
in  Beziehung  auf  Hippolyt  XV,  38.  —  Althäa  XX,  291.  Tafel  CLXIV, 
5.  —  Amaltheas  Hörn  XX,  323.  —  Amarynlhos,  Arlemistempel 
XIX.  203.  Amazonen.  Töchter  des  Ares  XX,  278.  —  Ama- 
zonen, Thrakierinnen  XX,  278.  —  Amazone,  verwundet,  statua- 
risch XX.  335* ff.  —  Amazone  durch  (".reif  bedroht  XV,  65*.  — 
Amazonenkampf  auf  der  Dariusvase  XV,  54.  —  Ammonshaupt  an 
Rruiinenmündungen  XVII.  35*.  —  Amphiaraos  XIX,  196.  —  Am- 
phiotl  und  Dirke  XVIII,  123.  —  Amphitrite  und  Poseidon  XVIII, 
120(1.  —  Amulet e  XX.  330.  —  Amyktiios,  Künstler  XVI,  141.  — 
Anathemata  XVI,  1 1)8  f.  —  Andalusien,  Altertliümer  XX,  1 83* f. — 
Andromeda  ausgesetzt  XX.  360*.  —  Andromedu  des  Euripides  XX. 
363*f.  —  Anfangsbuchstaben  als  Nalionalzeicben  XVI,  171.  —  Ani- 
cfer-Familie  XVI,  161*f.  —  Antaphrodtle  XV,  4.  —  AiienorXVII, 
tili.  Antenor  und  Praxiteles  XIX,  143 f.  —  Anticaria  XIX, 
isr.  —  Antigone  XIX,  198  f.  —  Antlgonos,  Heros  zu  Milct 
XVIII.  91*.  —  Anlinous  XVI.  138*.  —  Anliochus  Epiphancs  XV, 
103.  —  Anxenor,  Künstlername  XIX,  249*.  —  AHA  oder  APA 
auf  der  Dariusvase  XV,  49.  Anm.  54.  Tafel  CHI.  —  Apala  auf  der 
Tenuisvasc  XV,  53.  —  Aphidryma  der  Artemis  von  Ephesos  nach 
AkrosiH  XV.  72.  —  Aphrodite  Aparehos  XVIII,  46*.  —  Aphrodite 
Epitymbia  XIX,  135.  Anm.  21.  Aphrodite  Euploia  XVIII,  40*.  — 
Aphrodite  jIs  Frühlingsgöltin  XVI,  238.  —  Aphrodite  die  Mit- 
leidige XV,  5.  XX,  332.  —  Aphrodite  Nikephoroi  von  llypcrinnestra 
getveibl  XV.  09.  —  Aphrodite  Parakvptusa  XV,  (i.  —  Aphrodite, 
Todcsgöttin  XIX,  129  11.  -  Aphrodite  Widdergottbeit  XX,  304  f. 
Tafel   CLXIV,  l;   des  Skopns  auf  einem   Rock   XX,  305.  Anm.   7.    — 


Aphrodite  von  Salamis  XV,  100*.  Tafel  XCV1I.  —  Aphrodite  über 
die  See  getragen  XVI,  234.  —  Aphrodite  auf  dem  Schwan  XVI, 
236.  —  Aphrodite  mit  Isis  vermischt  XIX,  135.  —  Aphrodite  und 
Helios  XIX,  133.  —  Aphrodite  und  Pan  XX,  305.  Anm.  5.  — 
Aphrodite  Zephyritis  XVI,  244.  Anm.  48.  —  Aphroditenkopf  für 
Perseus  gehalten  XV,  1.  —  Apollas.  Künstlerinschrift  eines  eiser- 
nen Spiegels  XX,  302.  Tafel  CLXVI,  2.  3.  —  Apollas  Magistrats- 
name auf  Münzen  XX,  303.  —  Apollinischer  und  Dionysischer 
Dienst  verbunden  XVI,  200.  —  Apollino,  Massverhältnisse  XX,  276. 

—  Apollo,  Feste  desselben  XV,  120*.  —  ^IpoHo  Aktios  XVIII,  16. 
■ —  Apollo  Aputropaios  XIX,  211*.  —  Apollo  Boedromios  XVIII, 
99*  IT.  XIX,  211*.  —  Apollo    Boedromios    zu  Theben    XIX,  216*. 

—  Apollo  Boedromios  auf  der  Dariusvase  XV,  116.  —  Apollo 
XnnOfAojdos  zu  Delphi  XVIII,  55.  —  Apollo  als  Frühlingsgott  XVI, 
240.  —  Apollo  nelios  als  Löwe  XVIII,  72.  —  Apollo,  Sonnengott 

XVI,  221.  —  Apollo  Moiragetes  zu  Delphi  XVI,  139.  —  Apollo 
Patroos  des  Leochares  XIX,  217*.  —  Apollo  Soter  XX,  332.  — 
Apollo  von  Belvedere,  Zeit  desselben  XX,  332.  —  Apollo  von  Bel- 
vedere,  Marsyasschinder?  XIX,  211*ff.  —  Apollo  von  Belvedere  und 
Ap.  Stroganoff  XIX,  210*ff.  XX,  331  f.  351*ff.  370*.  —  Apollo 
in  Kyrene  XVI,  240.  —  Apollo,  die  Musen  und  Herakles  zu 
Ithome  XV,  81.  —  Apollo  und  die  Musen  XVIII,  87.  —  Apollo, 
vom  Schwan  getragen  XVI,  240.  —  Apollo  mit  dem  Schwan  auf 
der  Dariusvase  XV,  52.  —  Apollo,  Dionysos  und  Frau  XVI,  218*f. — 
Apollo,    Gleichsetzung   mit    Dionysos    Hades    und  Helios    XV,   121*. 

-  Apollo,  Vermahlung  mit  Thya  XVI,  219.  —  Apollo  auf  dem 
Dreifuss  zu  Constantinopel  XV,  47.  —  Apollokoloss  auf  dem  Ka- 
pitol  XV,  80.  —  Apollokoloss  durch  Lukullus  entführt  XV,  84.  — 
Apollokopf  auf  Münzen  von  Amphipolis  XVI,  200.  —  Apollodor  von 
Athen,  Maler  XX,  373*.  —  Apollodors  und  Piatos  Bildniss  XVI, 
243*.  —  Apollodor  in  Piatos  Symposion  XVI,  246* ff.  —  Apophis 
XIX,  130*.   —  Apsyrtos  XVIII,  81.  —  Aqua  Appia   XIX,  153*. 

—  '■APA',    Fluchgöltin,    auf  der  Dariusvase  XV,  56.  —  Aratispi 

XIX,  183*.  —  Archäologische  Apparate  und  Museen  XVI,  205  ff. — 
Archaismus  XX,  292*.  —  Archemorosvase  XVI,  191.  —  Archi- 
damos    Marsch    desselben    XVI,   197*.   —    Archiv   für   das    Kapitol 

XX,  301*.  —  Areopag  in  den  Perserkriegen  XVIII,  38.  —  Area- 
pag,  richtend  über  Orest  XVIII,  64 ff.  —  Ares  Aphneios  XV,  30.  — 
Ares,  ätolisch,  Vater  des  Meleager  XX,  316.  —  Ares  Enyalios 
zu  Megara  XV,  104.  —  Ares  Enyalios  auf  dem  Kypseloskasten  XV, 
104.  —  Ares  Enyalios  auf  der  Mazocchischen  Vase  XV,  104.  — 
Ares  und  Enyalios  identisch  XV,  99.  —  Ares  und  Enyalios  XV, 
103  f.  —  Ares  hei  den  Amazonen  XX,  277  f.  —  Ares  zu  Kolchis 
XV,  30.  —  Ares  den  Giganten  Mimas  tödtend  XV,  63.  —  Arete 
vermittelt  die  Heirath  von  Jason  und  Medea  XVIII,  80f.  —  Argo- 
nauten   zu   Kolchis  XVIII,   77  ff.   —  Ariadne,    Name  und  Bedeutung 

XVII.  99.  Anm.  5.  —  Ariadne  auf  Kunstwerken  XVII,  100.  Anm. 
7.  —  Ariadne,  Darstellung  bei  Philostrat  XVIII,  93.  —  Ariadne. 
Semcle  und  Dionysos  XVIII.  0 7 IT.  Tafel  CXXXss.  —  Ariadne  als 
Braut  XVII,  102.  —  Ariadne s  Brautkranz  XVII,  102 f.  —  Ariad- 
ne s  und  Bacchus  Hochzeit  XV,  60.  —  Ariadne  auf  Nasos,  Sar- 
kophag XV,  34.  TafelC.  —  Ariadne  von  einem  Faun  belauscht  XV, 
36.  —  Ariadne  und  Phädra,  Sarkophag  XV,  33.  Tafel  C.  —  Ari- 
maspinnen  XV,  65*.  —  Aristäos  XVIII.  15. —  Aristophanes,  kahl- 
köpfig XVII,  87f.  XVIII,  14.  —  Aristoteles,  Slatue  XIX,  210.  — 
Armilustrium  zu  Rom  XVI,  193.  —  Arrhephorlenpompa  XVII,  67*0". 

—  Arsinoe  von  einem  Slrauss  getragen  XVI,  2  41.  Anm.  48.  — 
Artemis  Agrolcra  auf  der  Dariusvase  XV,  115.  —  Artemis  als 
Brabeutes  XVI,  180.  —  Artemis  zu  Ephesos  mit  Bildwerken  an 
den  Armen  XV,  70.  —  Artemis  zu  Ephesos,  Ilolzhild  XV,  70  f.  — 
Artemisbilder  in  Filialen  des  ephesisrhen  Mullcrtcmpels  XV,  71.  — 
Artemis  KoQVlrCtXla  in  Sparta  XV,  20.  —  Artemis  Plmsphoros  zu 
llhomc  XV,  81.  —  Artemis  Tauropolos  XVI,   135.  Anm.   1.  —  Ar- 


413" 


414* 


temis    den   Gration   lödtend    XV,  63.  —    Artemis   mit   Dammhirscli 


und  Jagdhund  XV,  52. 


Artemis   auf   der  Dresdener    Dreifussba- 


sis^?)  XVI,  137.  —  Artemis  und  Zeus,  Anathema  aufstellend  (naeli 
Stark)  XVI,  1118 f.  —  Artemistempel  zu  Aniarjnthos  XIX,  203.— 
Artaphernes  XV,  Ulf.;  auf  der  Dariusvase  Ulf,  —  Asia  per- 
sonificirt  XV,  51.  —  Asiarchos,   Priesterami    XIX,   134.  Anm.  15. 

—  Asklepins  XV,  120*.  —  Askteplos  und   'Aesculapius'  XX,  289*. 

—  Asklepios  und  seine  Söhne,  Statuen  zu  Ithome  XV,  81.  — 
Asklepiustempel  zu  Ithome  XV,  81.  Aspuragos  und  Sloibe  XIX, 
193*.   —   Assyrische   Sculpluren  im  Louvrc    XV,  2*.  4*.    Anm.  25. 

—  Assyrische  Flügclgeslalt  mit  Geierkopf  XV,  Uli* f.  —  Assy- 
rischer Wunderbaum  XV,  116*.  —  Asturer  XIX,  I93f.  —  Astn- 
rica  Augusta,  Astorga  XIX,  194.  —  A Inlaute  XX,  292.  Tafel 
CLXIVs.  —  Athen,  Topographisches  XX,  377*  ff.  —  Alheim  Alea 
in  Tegea  XVI,  17t).   —   Alheim,  Gorgo  genannt  bei  F.uripides  XV,  3. 

—  Alheim.  Gorgolophos  XV,  119*.  —  Alheim  Pandrusos  XVI, 
177.  178.  —  Alheim  Pandrusos  im  I'oliaslempel  XV,  68.  —  Alheim 
Parthenos  XV,  6811.  —  Alheim  I'arthenos  des  Phidias  XV,  27. 
XVII,  92f.     XVIII,   109.   —  Alheim,    Schlange   derselben  XVII,  47. 

—  Alheim.  Aufstellung  derselben  XVIII,  2  4.  —  Alheim  mit  der 
Nike  XV,  67.  Tafel  CV.  —  Alheim  Polias,  Tempel  derselben  XVI, 
117.  173*.  —  .-liAenn-Agalma  im  Poliastempel  XVI,  119.  —  Alheim 
Sthenias  XV,  81*.  —  Alheim  im  Gigantenkampf  XV,  63. —  Alheim 
beim  Dreifussraub  zu  Delphi  XVI,  141.  —  Alheim  in  Sparta  XVI, 
174.  —  Alheim  tnl  im  tpoivixt  bei  Paus.  X,  15,  4.  5.  XX,  233. 

—  Alheim  am  Niketempel  XX,  254.  —  Alheim  einen  Sieger  krö- 
nend XV,  70.  —  Alheim,  Peplos  derselben  XV,  62.  —  Athena- 
rellefs  auf  der  Akropolis  gefunden  XVIII,  24.  —  Athenische  Ma- 
gistrate auf  Münzen  XVII,  62*.  —  Athlelenkränze  XIX,  176.  — 
Alias,  Stellung  XX,  300.  Anm.  10.  —  Angenpaar  als  Gegen- 
zauber XVII,  114*  —  Augustales  XVI,  165*  f.  —  Augustales  du- 
pliciarii  XVI,  169*.  —  Aurelianenses  XIX,  230*.  —  Aurigalor 
XIX,  205.  —  Arentin,  zur  Topographie  XVI,  192.  —  Axiukersos, 
Axiokersa  und  Kadmilos  XV,  23  f.   Tafel  XCIX. 

Babylonisches  Ellenmass  XV,  95.  —  Babylonischer  Fuss  XX, 
274  f.  —  Babylon,  das  Westthor  XV,  56*.  —  Bachofen,  Mutter- 
recht XIX,  233*.  —  Bakchische  Agonen  XVII,  101.  Anm.  11.  — 
Bakchische  Mysterien  in  Italien  XVII,  14*.  —  Bakchos  =  Kranz 
XVI,  201.  —  Bakchos  =  Phanos  XVI,  199  ü".  —  Bakchos  =  Stab 
der  Mysten  XVIII,  30*.  —   Bakchos  =  Zweig  in  der  Weihe  XVI,  201. 

—  Bänder  zum  Binden  von  Fackeln  XVI,  203.  —  Barbarenfigur  auf 
athenischen  Scherben  XV,  108.  —  Burbiton,  Darstellung  desselben 
XVI,  184.  Tafel  CXV,  6.  —  Burbiton  in  der  Hand  von  Alcaeus  und 
Sappho  XVI,  184.  —  Barcelona,  Museum  und  Altertlnimer  XIX, 
181*.  -    Barnaeus  XIX,  209*f.  Anm.  2.  —  Bathylla  XVIII,   112. 

—  Baumcullus  der  Aegypter  XV,  67*.  —  Begräbnissplatz  beim 
Mausoleum  XVII,  220*.  -  Heine,  gekreuzt  XIX,  131.  —  Bellero- 
phon XV,  54.  —  Belos  Jaribolos  XVIII,  19*.  —  BWusheiliglhum 
zu   Rom    XIX,  127*.  Anm.  9.  —  Belrederischer   Apoll,  s.  Apollo. 

—  Bernslcinhandel  XX,  309*.  —  Bilder,  den  römischen  Namen 
entsprechend  XVII,  24.  —  Binde  von  Opferthieren  XVI,  229.  — 
Bleimurken  bei  Besteuerung  XX,  334*.  —  Blutsprengen  XVIII,  63. 
Boelhos,  Gruppe  desselben  XX,  240.  —  Bogen  der  Goldschmiede, 
dem  Septimius  Severus  errichtet  XVII,  85.  —  Bogentltor  der  Ser- 
gier zu  Pola  XVII,  86.  —  Bona  Dea  XVII,  i6.  —  Bona  Dea, 
Mutter  des  Midas  XVII,  16.  —  Bona  Dea  und  Marsyas  XVII, 
13 ff.  —  Desgleichen  XVII,  95 f.  —   Bona  Dea  oculata   XIX,  166. 

—  Bona  Dea  mit  Scepler  XVII,  16.  —  Bona  Dea  als  Terra  und 
Ops  der  Cybele  gleich  XVII,  16.  —  Bonus  Eventus  XVIII,  5.  65*. 
75*.  —  Boreaden  zu  Kolchis  XVIII,  75.  —  Brneura  Augusta  = 
Braga  in   Portugal   XIX,    194.   —  Braun,  Emil,  Nekrolog  XV,  47*. 

—  Brauronischer  Cultus  der  Artemis  Tauropolos  XVIII,  64..  — 
Brittones  XIX.  230*.  —     Bronze  an  Tempelsculpturen  XX,  258. 

—  Bronzecomposiliou  XIX,  203.  —  Broil  XIX,  153.  —  Brödchen 
zum  Opfer  XV,  21.  —  Brode  zu  Pompeji  gefunden  XX,  376*.  — 
Brudbacken  XIX,  152.  -  Brodbereilung  XIX,  152.  —  Brod- 
rerkauf  XIX,  156.  —  Brunnenmündungen  mit  Ammonskopf  XVII, 
35*.    —    Brnnnenornkel,  pompejanisches    Wandgemälde  XVII,  36*. 

—  Brunnen  zu  Thamugas  XV,  63*.  —  Brustbilder  in  Medaillon- 
fonn  XV,  45.  —  Brustbilder  als  Schildzeicben  XV,  45.  —  Buch 
aus  Erztafeln  XV,  36*. —  Antike  Bühne,  Bedeckung  derselben  XVIII. 
84*ff.  —  Bullae  oder  Siegel  kapseln?  XX,  287*. 

C  oder  (,  Zeichen  eines  halben   Obolus  XV,  61.  —   Cadureus 


der  Felicitas  XIX,  137.  —  Caeculus  XVI,  195.  —  Caelius  Vi- 
benna  XX,  l!08.  —  Caesarea  in  Afrika  XX.  297.  Anm.  1.  —  Cae- 
sars Garten  zu  Uom  XIX,  127*.  Anm.  9.  —  Cella  der  Athena 
Polias,  Lage  XVI,  117*.  —  Caesarea,  Königsgräber  daselbst  XX, 
301.  —  Campona'sche  Sammlung  XVII,  18*.  23*  ff.  XX,  257*. 
Anm.  22.  273*0".  —  Campteras  (Plin.  N.  H.  XXXVI,  4,  25)  XVII, 
74  f.  —  Candelaber,  Gebrauch  bei  den  Griechen  XVII,  77.  —  Can- 
detabrr  bei  Leichenbegängnissen  XX,  284.  —  Cuimenlatisches  Dop- 
pelthor  zu  Rom  XV,  56*.  —  Caslra  Misenalium  XIX,  190*.  — 
Caslra  peregrinorum  XIX,  190*.  —  Caslulo  XIX,  185*.  —  Cella 
der  Olympier  nach  Osten  gewandt  XVI,  118.  -  Cella  der  Pan- 
drosos im  Poliastempel  XVI,  117.  Cella  des  Parthenon  und 
Olympieion  zur  Kränzung  der  Sieger  XV,  07.  —  Cella  der  L'n- 
tenvellsgötter  nach  Westen  XVI,  118.  —  Cellarll,  inschrifllich  XVII, 
9*.  —  Cellisches  in  der  Schweiz  XV,  107.  —  Celtisches  in  Gal- 
lien XVIII,  24*.  —  Cellische  Gräber  XX,  256*.  Anm.  13.  —  Censur 
in  den  Municipien  XVI,  241*.  —  Cenlurio  sextus  prineeps  poste- 
rior XVIII,  19*.  Cerealischer  Agon  XV,  70.  —  Ceres  frugifera 
XIX,  187*.  —  Ceres,  Liber  und  Libera  XVII,  99.  Anm.  6.  — 
Cisla,  unverziert,  mit  Inschriftspiegel  XVI,  131*.  Anm.  9.  —  X  in  a'ler 
Form  Y  XV,  60.    —   Chalkiope,  Schwester  der  Medea  XVIII,  75.— 

Xaudftiga  XVIII,  9.  —  Charilu  als  Bussfest  XV,  122*.  —  Cha- 
riten des  Sokrates  XVIII,  128.  -  Charon,  etruskisch  XV,  102.*  — 
Churon,  doppelt  XIX,  148*.  Anm.  44.  —  Chimaera  auf  der  Da- 
riusvase XV,  54.  —  Chimaera  und  Greif  XVIII,  48.  —  Chlonis, 
Künstler  XVI,  141.  —  Chirama.riiim  XIX,  205.  —  Choephoren 
des  Aeschylos  XVIII,  35*.  —  Xofidoiovor,  Saitenhalter  XVI,  187. 
189.  —  Christliche  Inschriften  im  Olympieion  XX,  295*  f.  — 
Chronologie  der  Vasen  XVI,  191.  —  Chrysaor  XV,  65*.  XX, 
287.   —   Chryse,    auf  einem    Wandgemälde   XVIII,  23*.     Anm.   50. 

—  Chylroptis,    Phanos    XVI,  204.    —    Circus    Maximus    XV,  33*. 

—  Cistendeckel  XX,  282*.  —  Clavus  trabalisXX,  295.  —  Clirus 
Martis  XIX,  157*.  —  Clivus  Publicius  XVI,  193.  —  Clutamus 
XIX,  190.  —  Codex  Parisinus,  zur  Topographie  von  Athen  XX, 
377*  ff.   —    Cohors  I.     Helvetiorum    XIX,    230*.    —     Colmnbarien 

XVII,  11*f.  —  Commodus  XIX,  138.  —  Commndus  als  Janus 
dargestellt  XIX,  139.  —  Conze  und  Michaelis,  Reisebericht  XIX, 
245*ff.  —  I*.  Cornelius...  us,  Legat  in  Obergermanien  XIX,  230*.— 
Crt/ri/limit  Eselskopf  als  Spotlbild  XVI,  1C0*.  -  Cybele  XVII,  75.107. 

Daedalos  von    Sikyon     XIX,  227*.    —    Damophon,   Bildhauer 

XV,  81.   —   Dardanisches  Thor  von  Troja  glückbedeutend  XV,  55*. 

—  Dariusvase  XV,  53.   109IT.    XVI,  139*.    XVIII,  41  ff.   Tafel  CHI. 

—  Darius  Hystaspis  XV,  51.  —  Darius  in  der  Unterwelt  XV, 
109*11.  —  Deianeira  und  Acheloos  XX,  319.  Delelron,  Schiffs- 
leuchter  XVI,  204.  —  Delphi,  Aetoma  des  Tempelhauses  XVI, 
219.  —  Delphi,  von  den  Galliern  bedroht  XX,  332.  —  Delphi. 
die    heiligen  Waffen  XVI,  199.  —    Delphi,  Stoa  Poekile  XX,  371*f. 

—  Delphischer  Dionysos  XVI,  218.  —  Delphischer  Festcyclus  XV, 
120*.  —  Delphische  Thesauren  XV,  103.  —  Delphische  Theorien 
desOrest  XVIII,  149.  Taf.  CXXXVI1,5.  —  Delphisches  Weihgeschenk 
für  den  Sieg  am  Eurymedon  XX,  233.  —  Desgl.  für  den  bei 
Platää  XX,  245  (vgl.  Denkmälerverzcichniss).  —  Delphos,  Sohn 
Apollos  und  der  Kelaino  XVI,  221.  —  Demeter  und  Dionysos  XVI, 
162*.  —  Demeter  zu  Enna  XV,  69.  —  Demetrios,  Bildhauer  XIX. 
181.  —  Demosthenes,  Statuen  XX,  239.  —  Destriclarinm  XVII, 
44.  XVIII,  115*.  —  Diudem  des  Constantin  XVIII,  34.  —  Diadem 
der  römischen  Kaiser  XVIII,  34.  —  Dtanenlempel  auf  dem  Aven- 
tin   XVI,  192  ff.    -     Diespiler,    Lichtgott   XVI,  196.  —    Dikäarch 

XVIII,  110.  Dikaios,  Bruder  des  Syleus  XIX,  159  f.  Anm.  9  ff.  — 
Diocletianischer  Preistarif  für  Gefässe  XVI,  223*.  —  Diomedes, 
Trompeter  XVI,  159.  —  di'ono;  oder  3tontpn,  Nivellir-Inslru- 
ment  XVIII,  111.  —  Diopos,  Kunstheros  XVIII,  110  f.  -  Dioskur 
und  Leukippide  XX,  299.  Tafel  CLXVI,  I.  Dioskuren  und  He- 
lena XIX,  176*. —  Dioskuren  und  Mars  XVI,  156.  —  Dioskuren 
mit  Sternen  und  Halbmond  XV,  26.  —  Dionysien  XVI,  221.  — 
Dionysisches  zu  Delphi  XVI,  215.  Dionysos  bärtig,  nackt  XX. 
228.    Anm.  2.  —    Dionysischer   und    Apollinischer  Colt    verbunden 

XVI,  200.    -      Dionysischer    Preisdreifuss    XVI,   214.    —    Dionysos 

XV,  120*.  —  Dionysos,  Apollo  und  Frau  XVI,  2 18* f.  —  Dio- 
nysos mit  Ariadne  vermählt  XVIII,  98.  —  Dionysos,  Ariadne  und 
Hypnos  XX,  225.  Anm.  30.   —    Dionysos   auf   der  Archemorosvase 

XVI,  191.   —    Dionysos    cerealisch    XI\,   166*.  —    Dionysos  und 

C 


415* 


416* 


Demeter  XVI,  162*.  —  Dionysos,  Dios  Phoos  XVI,  217.  —  Dioivy- 
sos  Epimacuos?  XIX,  16li.  —  Dionysos  den  Eurylos  tödtend  XV, 
63.  —  Dionysosfeste  XVI,  121*.  —  Dionysos,  der  indische,  auf 
der  Dresdener  Dreifussbasis  XVI,  138.  —  Dionysos  Gleichstellung 
mit  Apollo,  Hades  und  Helios  XV,  121*.  —  Dionysos  für  den  Gott 
der  Juden  gehalten  XV,  121*.  —  Dionysosyrab  XVI,  217.  245*.  — 
Dionysos  und  Hephästos  im  Gigantenkampf  XV,  03.  —  Dionysos 
mit  Kora  verbunden,  orphiscb  XVII,  108.  —  Dionysos  und  Kora 
XVII,  99.  Anm.  6.  —  Dionysos  Melpomenos  XVI,  191  f.  XVII, 
10.").  Anm.  24.  —  Dionysos  auf  Panther  XV,  107.  —  Dionysos, 
Semele  und  Anadne  XVII,  97  IT.  Tafel  CXXX  IT.  —  Dionysos,  Sonne 
in  der  winterlichen  Hemisphäre  XVI,  221.  —  Dionysos  Sphaller 
XVI,  ISO*.  —  Dionysos,  slierförmig  XX,  326.  Anm.  47.  —  Dio- 
nysos Tauromorphos  XV,  I6l*f.  —  Dionysos  Tod  und  Wiedergeburt 
XVI,  220.  —  Dionysos  trunken  XX,  228.  —  Dionysos  Weihe  durch 
die  Korybanten  XV,  16.  —  Dionysos  weissagend  vom  Dreifuss  XVI, 
220.  —  Dionysos  Zerstückelung  XVI,  220.  —  Dionysos  und  Zeus 
Amnion  XVII,  35*.  —  Dirke  und  Amphion  XVIII,  123. —  Diyltos, 
Künstler  XVI,  141.  —  Donlas,  Künstler  XX,  310.  —  Doppelange 
für  Gorgoneion     XVIII,  40.    —    Doppeladler,    assyrisch    XVII,   55  f. 

—  Doppelheil  des  labrandiscben  Zeus  XV,  72.  —  Doppeldrachme 
zu  Athen  XVII,  61*.  —  Drachen  des  Ares  XVI,  153.—  Dreifnss 
von  Delphi  nach  Pheneos  entführt  XVI,  223.  —  Dreifussqrnb  des 
Dionysos  XVI,  218.  —  Dreifussbasis  zu  Dresden  XVI,  214  If. 
226  0".  203* ff.  245*.  —  Dreifnss  aus  Lorbeerruthen  XVI,  210.  — 
Dreifuss.  mantischer  XVI,  219.  222.  —  Dreifussraub  XV,  122*. 
XVI,  133IT.  197  6".  Tafel  CXI.  CXVIf.  —  Dreifnssravb,  eherne 
Gruppe  zu  Delphi  XVI,  151.  —  Dreifassraiib,  Helief  im  Tempel 
der  Despuina  zu  Akakesion  XVI,  140.  —   Dreifussueihe  XVI,  213f. 

—  Dreischenkel  auf  athenischen    Münzen   XVII,  01*.   —   Dupliciarii 

XVI,  100*.  —  Dynamit,  Enkelin  des  Mithridates  XIX,  225*. 
Eber,    Symbolik  desselben,    Denkm.   u.   F.    139.    1  iO.    Beilage 

S.  4*  f.  —  Eberjagd  in  Beziehung  auf  llippolyt  XV,  37.  Tafel  C.  — 
Echidna  XVI.  155.  —  Efeu,  apollinisch  XVI,  221  f.  —  Ei  auf  Denk- 
mälern XVII,  57*IT.  —  Ei,  siebenfach  im  Circus  XVI,  58*.  —  Ei 
statt  Apfel  beim  Parisurlheil  XVII,  58*.  —    Ei,  Symbol  des  Arztes 

XVII,  55*.  —  Eidechse,  Symbolik  derselben  XX,  219.   310f.   327,f. 

—  Eidechse  auf  Grablampen  XX,  328.  —  Eirene  XV,  53*.  — 
Elektro  des  Sophokles,  deren  Scene  XVIII,  36*.  —  Elektro  zu  Delphi 

XVIII,  57.  —  Eleusinisches  XVIII,  26*IT.  XX,  210*ff.  -  Elfenbein- 
büchsen XVIII,  82*.  —  Ellenmast,  griechisches  XX,  275  ff.  —  En- 
dijmiont  Bilder  XX,  20817.  —  Endymian  und  Hypnos  XX,  268  ff. — 
tyytioidta,  Persische  Schwerter  XX,  286.  —  Eniantos  XIX,  1 38. — 
Enlblötten  der  Brust  XIX,  197.  —  Enynlios  und  Ares  XV,  103 f. — 
Enyo,  Mutter  des  Ares  XV,  104.  —  Enyn,  Mutter  des  Enyalios  XV, 
104.  —  Eos  mit  Strahlenkranz,  nicht  Nimbus  XVIII,  95.  —  Eos 
und  Kephalos  XV,  94  IT.  —  Eos  mit  Tithonos  XV,  22  f.  Tafel 
XCVIII,  2.  —  Epaminandas,  Eiserne  Bildsäule  zu  Ithome  XV,  81. — 
Epheheneid,  XV,  104.  —  fnl  bei  Pausanias  XX,  234  f.  —  tniiSi- 
■<u  Will.  61*.  67*IT.  —  Eplinachot  XIX,  160.  —  Epinikion,  pa- 
nathenäisches  XV,  101.  —  Epione  XVI,  211.  -  F.pnna  XIX,  128*. 
Anm.  15.  140*.  Anm.  25.  —  Erdgöltin  in  Gräberidolen  XX,  307*. — 
BrecMheion  XVII.  70*.  —  Ergolimosrase  XVIII,  :0f.  —  Erichtho- 
nios  XVII,  13.  —  Ertnyenbilder  XX,  279  f.  —  Eris  beim  Baub 
der  Helena  XV,  33*.  —  Ernte  XIX,  148.  —  Erntewagen  XIX,  150. 

—  Erat  mit  dem  Haar  einer  Krau  spielend  XV,  47.  — ■  Eros  auf 
Phadra  zielend  XV,  41.  —  Bros  und  Pan  XVII,  Uli.  —  Eroten 
hisend  XVIII,  83.  -  Erat  musicirend  XV,  59.  —  Eroten  spielend 
XVIII,  84.  —  Enjmanlischer  Eberkopf  XV.  79.  —  Erysii  he,  alter 
Nnme  für  Oeniadae  XVI,  190*.  —  Eschara,  Ipnos,  Phanos  XVI, 
20  i.  —  F.teaklet  und  Polyneikes  XIX,  197.  —  Etrasklsche  Kunst- 
Übung  XVII,  ||*.  —  EtrnMsche  Spiegel,  Itepliken  XX,  312.  — 
EtrusMsche  Spiegel,  Zeitbestimmung  XVII,  36*.  --  Elntskische 
Sprache,  semitisch  XVI,  235*f,  —  Enböische  Münzverhältnisse  XX, 
333*.  —  Ruböische  Prägung  XX,  318".  —  Eule  bei  der  Parlbenos 
des  Pbidias  XVII,  93.  XVIII,  23.  50*.  —  Eumeniden  auf  der  Da- 
nusvase  XV.  112*.  —  Eumeniden  als  Kilhurödrn  XVI,  192.  — 
Ruripides  Sileu*  XIX,  157.  —  Euryslheus  XX,  372*.  —  Euthos, 
Geinmenbildner  XIX,   184. 

Fabrikzeichen  auf  Henkeln  XVIII,  III".  —  Fackel  über  die 
Grenze  geworfen  XV,  51. — ■  Fackeln  beim  Geheimdienst  XVI,  201. — 
Fackelträger  XVII,  80.  —  Fackelträger,  geheiligt  XV,  52.  —  Fa- 
UtkUche  Spracbreslc  XIX,  128".   Anm.  11.  —  Fasclnus  XVI,  194.  - 


Fasli  Capitolini  XIX,  192*.  —  Feldzeichen  der  Homer  XVII,  82  f. 
Aum.  7.  —  Felicitas  XIX,  135  ff.  —  Felicitas  auf  Münzen  XIX, 
132.  —  Ferkel  zur  Sühnung  XVIII,  Olli.  —  FeslzQge  von  Gott- 
heiten mit  Quadrigen  XV,  56*.  —  Filipus  =  Fidibus?  XVI,  202.  Anm. 
11.  —  Die  Fischer  des   Philostrat  XVIII,   93.   —    Fischer  im   Kahn 

XVIII,  122.  —  Fiatlerrose  im  Todtencult  XV,  26.  —  Flussgott, 
Wandgemälde  XV,  45.  Tafel  CI.  —  Flussgötler  als  Menschen  mit 
Stierhörnern  XX,  320  f.  Anm.  20.  —  Flüge/gestalten  XVIII,  63*.  — 
Flügelgestnlten  tanzend  XV,  9  ff.  —  Flügeljüngling  auf  dem  Bücken 
einer  Frau  XV,  81*.  —  Flügelköpfe  XX,  218.  336.  Anm.  3.  — 
Fortuna  s.  Glücksgöttin.    —  Forum   XVIII,  53*.   —   Fratres  Uterini 

XIX,  191.   —  Fraiiengeräth  in   Form  einer  Schlingpflanze  XVIII,  88. 

—  Fuhrmaunsscene  XIX,  152.  -  Fultonica  XVI,  135*.  —  Fttlvius 
Köbllior  XV,  81.  —  Fitneratyebrüiiche  XIX,  173*.  —  Fussmass 
XIX,   177  IT. 

Gda  XVII,  7.  —  Cäa  sitzend  zu  Paträ  XVII,  7.  —  Gänse- 
Jungi-  des  Boetbos  XX,  240.  —  Galateia  XVI,  231.  —  Gallaker 
XIX.  191  ff.  —  Gullukisches  XIX,  1851V.  —  Ganges,  Maya  und 
Cama  hellenisirt  XV,  48.  —  Ge  Olympia  XX,  367*.  —  Gewand 
von   Papageifedern    XV,    46.   —    Gewandbausch    von   Eroten    gehallen 

XVIII,  121.  —  Gewichte  mit  Stempeln  XV,  75*.  —  Giganten-  und 
Götterkampf,  Dresdener  Pallas  XV,  62.  —  Gignnleukampf  am  Schild 
der  Parlbenos  XV,  64.  —  Gladiatorentesseren  XVIII,  59*.  —  Clau- 
des missiles  XX,  289*.  —  Glasmünzen  XVIII,  103*.  —  Glaitkus, 
Sohn  des  Minos  XVIII,  09  IT.  —  Glücksgöttin  mit  dem  Segensgenius 
XV,  20.  Anm.  5.  —  Glykon,  Bildhauer  XV,  78.  —  Gnuthon  der 
Walker  XVIII.  47.  —  Gobryas  und  Otanes  XV,  115.  —  Goldene 
Basis  des  Perserkönigs  XV,  51.  —  Goldene  Braut  XVII,  110.  Anm. 
35.  —  CoWelfenbeinhilder,  nicht  zum  Cultus  XV,  65.  —  Gold- 
münzen von  Athen  XVII,  61*f.  —  Gorgo  am  Helmlappen  XV,  2.  — 
Gorgoneion  XX,  332.  —  Gorgoneion  als  Amulet  XX,  330.  — 
Gottheiten,  vertreten  durch  ihre  Priester  XVI,  180.  —  Grabesher- 
mes XVIII,  22*.  —  Grabion  =  Fackel  XVI,  204.  —  Grabmal  des 
Patroklos  XX,  344*. —  Grabschriften,  metrische,  aus  andern  Stücken 
zusammengesetzt    XIX,  145.  —    Gracchlsche    Revolution   XVI,   192. 

—  Gruber  zu  Athen  XIX,  197*.  —  Gruber  zu  Karthago  XVIII, 
10*.  —    Gruber    von  Troas    XV,   1*.  3*.   Anm.   3.  —  Grabervenut 

XIX,  132.  135  f.  —  Granada  XIX,  1 8 4* F.  —  Granatapfel  des  To- 
desgottes XX,  306.  —  Gration  von  Artemis  getödtet  XV,  63.  — 
Greif  und  Chimära  XVIII,  48.  —  Griechische  Beisen  XIX,  145*. 
Anm.  20. 

Haarabschneiden  des  Orest  XVIII,  62.  —  Haarflechte  auf  Kna- 
benköpfen XVIII,  36  f.  —  Hades,  Darstellung  XV,  110*.  —  Hadrian 

XX,  305*.  —  Hadrian,  Standbilder  XX,  297* f.  —  Hadriuns  tri- 
bunicia  polestas  XV,  115*.  —  Hafenanlagen  XVIII,  11*.  —  Hnnd- 
mühlen  XVII,  22*.  Anm.  43.  —  Handwerk  XIX,  155.  —  Harmo- 
dios und  Arislugeiton,  bildlich  XVII,  86*.  —  Hase  aphrodisisch  XV, 
43.  XVIII,  95.  —  Hase  und  Hahn  erotisch  XVIII,  104*.  —  Hasen 
und  Füchse  auf  Vasen  XIX,  232*.  —  T.  Haterius  Nepos,  Consul 
XV,  115*.  —  Hathna,  etruskischer  Satyrname  XVII,  30*.  — Haube 
der  Eos  XV,  23.  Tafel  XCVIII,  2.  —  Haupt  mit  Slierhörnern,  Quell- 
symbol  XX,  330.  Anm.  56.   —   Hebe,  vermählt  mit  Herakles  XV,  29. 

—  Hebe  und  Herakles  auf  Beliefs  XX.  281  IT.  Tafel  CLXIII.  — 
Heban  XX,  326.  Anm.  47.  —  Heerdfeuer  der  Vesta  XVII,  79.  — 
Helena  auf  etruskischen  Spiegeln  XVII,  107.  —  Helm,  korinthisch 
XVIII,  20.  —  Heknle  tödtel  den  Klytios  (?)  XV,  64.  —  Hekate 
dreifach,  mit  Pallas  und  Nemesis  XV,  25.  Tafel  XCIX.  —  Hekate 
und  samothrakische  Gottheiten  XV,  23  6".  Tafel  XCIX.  —  Helios  und 
Aphrodite  XIX,  133.  —  Helios  Serapis  XIX,  135.  Anm.  19.  — 
Helios,  Seelenempfänger  XIX,  129  ff. —  Heliosguell  beim  Ammonium 
XVII,  35*.  —  Hellas  von  den  Göttern  beschützt,  bildlich  XV,  52. — 
Heoiithea  und  Tennes  XX,  337 f.  —  Hephästos,  Gigantenbekämpfer 
XV,  03.  —  Ilephastos  und  Dionysos  im  Gigantenkampf  XV,  03.  — 
Hera  zu  Argos  XVII,  90.  XIX,  102.  —  Hern  und  Pfau  XV,  71.  — 
Hera  und  Porphyrion  XV,  04.  —  Hsra  zu  Samos  XV,  72.  —  He- 
rakleen  in  Delphi  XV,  120*.  —  Herakles  XV,  120*.  —  Herakles 
und  Acbeloos  XX,  3136".  Tafel  CLXVII,  s.,  —  am  auiykläischen  Thron 
XX,  317.  —  Herukles  des  Ageladas  XV,  7  i. —  Herakles  auf  Münzen 
der  Akmoneer  XV,  77.  —  Herakles  Alexikakos  auf  athenischen 
Münzen  XV,  71.  Herakles  als  Büsser  XIX,  172f.  —  Herakles 
und  das  delphische  Orakel  XV,  82.  XIX,  173.  —  Herakles,  Sohn  der 
Dike  XVI,  108*.  —  Herakles  Dreifussräuber  XVI,  138.  Tafel  CXI. 
221  ff.   —   Herakles  Epitrapezios  XV,  86.   —   Herakles   des  Glykon 


4!' 


418* 


XV,  78.  —  Herakles  im  Kampf  mit  Hades  XVII,  36f.  —  Heraktes 
Vermählung  mit  Hebe  XV,  *.".).  —  Herakles  und  Bebe  auf  Reliefe 
XX,  381  ff.  Tafel  CLXIII.  —  Herakles  und  die  Hippokoonlidcn  XXI, 
171.  —  Herakles  hlistes  auf  Münzen  XV,  75.  —  Herakles  leidend 
XIX,  169 ff.  —  Herakles  Kampf  mit  den  Ligurrrn  XIX,  171.  — 
Herakletbüäet  des  Lysippus  XV,  73D'.  SO.  —  Herakles  im  Kj- 
DOSSI'gcs  XV,  73.  —  Heraklesalulue  in  Sullas  Hesitz  XV,  83.  —  Herakles 
auf  athenischen    Münzen    XV,   73.   —    Herakles    von    Minerva    geheilt 

XIX,  173  f.  —  Bero/rfevkopf  auf  Münzen  von  Korinlll  XV,  75.  — 
Herakles  und  die  Musen  XV,  81.  —  Herakles  ton  Nike  mit  Lor- 
beerzweig beschenkt  XV,  29.  —  Herakles  von  Nike  bekränzt  XV, 
75.  —  Herakles  und  Oiunos  XIX,  173*.  Anm.  I.  —  Herakles  im 
Olymp  XV,  29,    XX,  28'-'.  —    Herakles,    phöniciBcher    Sonnengott 

XVI,  142.  —  Herakles  mit  Skyphos  XX,  282.  —  BerffMesstatue 
auf  dem  platäiscberj  Weihgeschenk  XV,  48.  —  BeraMrOTlatuc  ans 
lleraklcia  nach  Rom  XV,  85.  —  Herakles  siebend  XV,  73.  ■ —  He- 
rakles und  Syleus  XIX,  157.  —  Herakles  den  Telephus  tragend 
XV,  90.  —  Herakles  vergiftet  XV,  82.  —  Herakles  verwundet  XIX, 
171.  173*.  Herakles  Vergötterung  auf  Transparenten  XV,  77. — 
Herakles  Wahnsinn  XIX,  73.  —  Bereutet,  Allare  XV,  80.  —  Ber- 
eutes, ältestes  Bildwerk  desselben  zu  Rom  XV,  79.  —  Hercules 
Cnstos  XV,  S3.  —  Hercules  Musagetes  in  Circo  Flaminio  XV,  79. 
81.  —  Hercules  Saxauus  XX,  309*1.  —  Hercules  tunicalus  XV, 
84.  —  Hercules  Victor  XV,  79.  —  Hercules,  Menschenopfer  dessel- 
ben bei  den  Puniern  XV,  82.  —  Hercules,  Tempel  am  Forum  boa- 

rium  XV,  79.  83.  —  Bereutet,    Tempel  am  Khud is  XV,  !S3.  — 

Hercules,  Statue  auf  dem  Capilul  XV,  80.  —  Hernie  auf  der  Da- 
riusvasc  XV,  115.  —  Heimes  mit  dem  Dionysoskind  XVIII,  1 28. — 
Hermes  Dolios  XV,  54*.  —  Hermes  den  Giganten  RippolytOS  löd- 
tend  XV,  03.  —  Hermes  der  Gräber  XVIII,  22*.  —  Hermes  mit 
dem    Kind    Ion    XVHI,    127  f.  —    Hermes    Propylaios    des    Sokrates 

XVIII,  1271.  —  Hermes  einen  Stab  schneidend?  XX,  237.  — 
'r.nuoü  xliJQoc  XVHI,  83.  91.  Anm.  19.  -  Betott  XV,  122*.  XVII, 
1(12.  —  Heise  und  Agraulos  XVII,  89* f.  —  Hesllu  XVII,  78.  — 
Heslia  des  Skopas  XVII,  79.  —  Ileslia  Kurntrophos  XVIII,  83*f.  — 
Heslia  in  Olympia  XM1,  7S.  —  Heslia  zu  Tenedos  XVII,  78.  — 
Heslia  und  Zeus  XIX,  143. —  Hetärenpaar,  Bildwerk  des  Skopas  (?) 
X \  II,  75  f.  —  Heuschrecke  als  Ainulel  .Will,  40.  —  Heuschrecke 
auf  Münzen  von  Melapont  XVIII,  39.  —  Hiernniken  XVI,  180.  — 
Hipvurcliia  XIX,  1 8 1  IT.  —  Bippias  bildlich  XV,  113.  Hippn- 
itamia ,  Erzbild  XVI,  179.  —  Hippndamia  und  Pclnps,  Sarkophag 
XV,  28.  —  Hippodrom  zu  Konstantinopel  XV,  1*.  3*.  Anm.  4.  — 
Hippnlu-ates,  Grabschrift  XVII,  87*.  —  Hirienleben  XIX,  154.  — 
Holzbild   der   ephebischen  Artemis  XV,  70 f.  —  Holzbild  der  Pallas 

XV,  01.  —  Holzbild  des  labrandisehen  Zeus  XV,  72.  —  Harn  des 
Acheloos  XX,  31  4  ff.  Tafel  CI.XVlIs.  —  Born  der  Amalthca  XX,  323. 

—  Harn  des  Schlafgottes   XVIII,  99.   XX,  222.  —   Borti  serviliani 

XVII,  70.  —  Boratiut,  Namensableilung  XV,  49*;  dessen  Villa  XVI, 
155*ff.  —  lliibiier's  Reise  in  Spanien  XIX,  1 80* IT.  —  Hundsopfer 
des  Enyalios  XV,  104.  —  Hydria  zur  Losung  XVIII,  45.  —  Hypa- 
todaros  XX,  372*.  —  Hxiruthrallempel  XIX,  I74*f.  —  Hyper- 
mnesliaW,  09.  —  Hypnos  XVIII,  98  f.  XX,  2  1  7  ff.  Tafel  CLVIIss.  — 
Bypnofbllilcr  XX,  2071V.  —  Hypnos  als  Jüngling  XX.  272.  — 
Hypnos  bärtig  XX,  219.  Anm.  11.  270.  Anm.  11.  —  Hypnos  bärtig 
mit  doppeltem  Flügelpaar  XX,  272.  —  Hypnos  mit  Schmetterlings- 
flügeln am   Haupt  XX,  272.  —  Hypnos  mit  Flügeln  an  den   Füssen 

XX,  223.  Anm.  20.  —  Hypnos,  Asklepios.  die  Musen  und  Dionysos 
XX,  219.  —  Hypnos  und  Thanalos  XVIII,  100.  —  Hypogeen  zu 
Canosa  XV,   55 ff.   ■ —    Hypsas,    Flussgott   XVHI,  38 f.   —    Hypsipyle 

XVI,  191.  XIX,  195  f. 

Jakchos  XVIII,  27*.  —  Juki  hos  im  Arm  einer  Eingeweihten 
XV,  19.  Anm.  19.  Anm.  I.  Tafel  Xl.Vlll.  —  Jakchos,  Pflegling  der 
Demeter  XVII,  13.  —  Jagdscenen  des  Darius  auf  Vasenbildern  XVIII, 
46.   —  Jahre.-kreis   XIX,  140.  —  Jahreszeiten  beflügelt   XVI,  217*. 

—  Jahreszeilen  in  Mosaik  XVI,  100.  —  Janas,  obersler  Jahresgott 

XIX,  140.  —  Jao  insebriftlirli  zu  Halikarnass  XVII,  91*11'.  —  Jason 
bei  Kiike  XVHI,  01.  —  Jason  zu  Kolihis  XVIII,  74. —  Jasons  und 
Medea's  Vermählung  XVIII,   80.  —   Idol  auf  der  Dariusvase  XV,  52. 

—  Ikmiios  zu  Kcos  XVHI,  15.  —  Jliberris  XIX,  185*.  —  In- 
schriften auf  Kunstwerken,  niebl  auf  der  liasis  XX,  284.  —  lakatte 
XIX,  1 1)7  f.  —  loiiisthe  Kapitelle  XV,  97.  —  Ion  und  Hermes  XVIII, 
127.  —  Joseph  und  Pharao  XIX,  131*.  —  Joih,  Cvyur,  bei  Sai- 
teninstrumenten XVI,   ISS.  . —  lphiyenia  als  Hekale,  Beisitzerin  der 


Arlemis  XVHI,  53.  —  lphiyenia  des  Poljeidos  XVIII.  44. —  ipnas 
oder  Fsehara  XVI,  204.  —  Iris  als  Wagenlenkerin  XX,  223.  — 
Isis  trauernd  XIX,  209.  —  Isis  und  Aphrodite  XIX.  135.  —  Ita- 
lische Kunst  XX.  308*.  —  JünglingsU(,uren  (lebend,  zu  Olympia 
XVI,   173*.  —    Julius  Major  XV,  115*.   —  Juno  Cinxia  XVI,   108*. 

—  Juno  Lucina,  etruskiseh  XVII,  14.  —  Juno  Lucina,  Licht-  und 
EbtbindUDgsgöttin   XVI,    190.  —  Juno  IVonuha  XIX,    155.  Anm.  37. 

—  ■fiinoatatue  des  Polyklet  zu  Argos  XVII,  90.  —  Juppller,  Koloss 
auf  dem   Capilul  XV,  80. 

habiren  XVIII,  22*.  —  Kadinilns,  Axiokersos  und  Axiokersa 
\\.  23  f.  Tafel  XCIX  —  Kairos,  Jugendarbeit  des  Lysippos  XV,  81. 
80.   —   Kulydon,   personilieirl  XX,   319.    —    Kalyke    bei   Stesichoros 

XV,  4.  —  Knmarina  die  Nymphe  XVI,  235.  —  Kamciros  in  liho- 
dos  XVIII,  72*.  —  Kamniskiros,  Königename  auf  griechischen  Mün- 
zen XVII,  73.  —  Kampfspiele  zu  Lhren  des  Acheloos  XX,  321. — 
Kunephure  mit  Lampe  XVII,  8(1.  —  Karneiuxion  XIX,  248*.  — 
Karl/tagische  Ausgrabungen  XVII.  75*.  —  Kassiepeia  XX.  360*. 
362*.  —  Kattort  Doppelleben  XV,  20.  —  Kaslors  Entführung 
durch    Schlaf   und   Tod    XV,  25  ff.   —   Kattor   den   Pollnx  vertretend 

XVI,  157.  —  Katharinas  des  Heeres  vor  der  Schlacht  XVIII,  58. — 
Kelaino,  Mutler  des  Delphos  XVI,  221.  Kentaurenkampf  XVIII, 
88f.  -  Kentauren  mit  Stierhörnern  XX,  314.  Anm.  4*.  —  Ke- 
phalos  und  Eos  XV.  94  IT.  —  Keule  des  Herakles  XVHI,  124.  — 
Kföa(>i;  XV,  15.  Kinderspiele  XIX,  204  IT.  Tafel  CLV.  —  Ki- 
Ihnr  reich  geschmückt  XVI,  183.   —  Kithar  mit   Rückseite  von  Holz 

XVI,  187.  —  Kilhuröden  singend  XVI,  190.  —  Kleaputra,  Gattin 
des  Meleager  XX,  291  f.  Tafel  CLXIV,  5.  —  Klytämnestra,  Aga- 
memnon und  Teleplios  XV,  90.  Tafel  CVI.  —  Klylios  von  Hephästos 
bekämpft  XV,  03.  -  Knabe  und  Hündchen  XIX,  206.  —  Knaben- 
liebe  XIX,  170.  —  Knabe  mit  Obst  XIX,  200.  —  Knabe  mit  Pa- 
pageiflügeln  XV,  47.  —  Knabe  mit  Vogel  XIX,  200.  —  Knaben  auf 
Vasen  weiss  gemalt  XV,  9(1.  —  Köcher  in  einer  Schüssel  XVI,  135. 
197  IT.  Tafel   CXI.  —   Königsgruber  bei   Cäsarea   in  Afrika  XX,  301. 

—  Koro  aphrodisisch  XIX,   J32.  —    Korn   und    Dionysos   vermählt 

XVII,  99.  Anm.  0.  —  Koros  Rückkehr  XVIII,  27*.  "—  Koridalis, 
Sprengbüschel  von  Wolle  XVIII,  03.  —  Korinthischer  Helm  XVIII, 
20.  —  Koriibanlen,  xö(ißavzte  XV,  15.  —  Karybanlen  und  Ku- 
reten  XV,  12.  —  Korybantltche  Mysterien  XV,  12 f.  —  Koryban- 
lemreihe  XV,  Bff.   53*.   —    Korykta,  Mutter  des  Lykoros  XVI,  220 f. 

—  KoQvlIaXli  XV,  20.  —  Koryihalislria  an  den  Tithenidien  XV, 
17  ff.  farel  Xt.VIII  —  Kos,  Ausgrabungen  XV,  1*.  3*.  Anm.  0.  — 
Kralesipos,  Künstlerinschrift  XX,  28 i.—  Krattnos  XVIII,  10 IT.  — 
Kralinos  und  Menander,  Statuen  zu  Byzanz  XVII,  88 f.  —  Krede- 
mnon  der  Leukotbea  XVII,  I.  —  Kresphuntes  mit  den  Kindern  des 
Aristodemos  XVIII,  83.  —  Kreterin  in  Stein  verwandelt  XV,  5.  — 
Kriegers  Abschied  und  Heimkehr  XIX.  207.  —  Krittot,  Bildhauer 
XVII.  06.  —  Krommyonisi  lies  Wildschwein  XV,  87.  —  Künstler- 
namen XIX,  158*.  Anm.  40.  —  Kugel  in  Helios  Hand  XIX,  I29f. 
Anm.  2.  —  Kugeln  in  der  Palästra  XVII,  21.  —  Kureten,  Dämo- 
nen der  Dünste  und  Winde  XV,   12.  —  Kybele  XV,   107.  XVH,  75. 

—  Kynosai  yes  in  Brand  gesteckt  XV,  73.  —  Kypsclnskasten  XVIII, 
27 FT.  101  IT.',  dessen  Aufschriften  XVHI,  101  ff.,  Vertheilung  der 
Bildwerke  XVIII,  10if.  —  Äi-<>,*«oY«-Turhan  XV.  15.  —  Kvnßnc 
in  Alben  XV,  15.  —  Kyreue  von  Apoll  ent fühlt  XVI,  239  f.  — 
Kybele  XV,    107.  XVII,   75. 

./,  lakedämonisches  Sehildzeichen  XVI,  171.  174.  —  Labran- 
discher  Zeus  XV,  72.  —  Lauinicum  in  den  Bädern  XVII,  44.  — 
Latus  XIX,  133*f.  —  Lamachos:  Gorgolophos  bei  Aristophanes 
XV,  3.  —  Lampadodromie  XVI,  135.  Anm.  1.  —  Lampter,  Hafen 
von  Phokaa  XVII,  77.  —  AafintiJQH  XVII,  76 f.  —  Lampterta, 
bacchisches  Fest  XVII,  77.  —  £n»rf.«i/iiwiie'srhe  Sammlung  XX.  333* ff. 

—  Landicea  XX,  298* f.  —  Lares  bullali  XVI,  242*.  —  Larnax 
XX,  337.  —  Lasa,  etruskischc  XVI,  235*f.  —  Lalrina  publica 
XVII.  116*.  —  Lniirelum  zu  Rom  XVI,  193  —  Leda  mit  dem 
Schwan  XVI.  230.  —  Lederkamaschen  XIX,  149.  —  Legionszeichen 
XVII.  82.  Anm.  7.  —  Leichenbett  aus  Erz  XV.  50.  —  Leichentuch 
gewebt  XV,  56.   —   Leichenwagen  eines  scylbisehen   Königs  XX,  331*. 

—  Lenormant  über  Mysterienbilder  XX,  280*0".  —  Leopard  als 
Cohorlenzeichen  XVII,  83.  Anm.  7.  —  Z.e/o  bildlich  XVI,  137.  — 
Lruihhr  zu   Seilen   der  Vesla  XVIII,  7.  —   Leuchlerarlen  \\\,  '20i. 

—  Leuchter  zu  Kerzen  XVI,  202.  —  Leiikomunlis  in  Stein  verwan- 
delt XV,  5.  —  Leikothra  XVII.  1  ff.  Tafel  CXXIs.  —  Lex  l'uteo- 
lana  XVHI.  81*.  —   Liber,  l.ibera  und  Ceres  XVII,  99.  Anm.  6.  — 

C* 


419' 


420* 


Lit inianus  XV.  103.  —  Liebesgötter  bei  Pbilostrat  XVIII.  94.  — 
Liebeszauber  XV,  107.  —  Ligare.  Ausdruck  für  Verzauberung  XIX,  H'iS. 

—  Lille,  deren  Werlb.  XIX.  200.  —  Lilien  am  Gewände  des  Zeus  XIX, 
199.  —  Liknon  zur  bacekiseben  Reinigung  XV,  58.  —  Löthen  bei  Erz- 
liguren  XVIII,  2.  —  Loire,  Symbol  des  Helms  Apollo  XVIII,  72.  —  Lo- 
trenkopf XV ,  78.  —  Löwenthor  zu  Mykenae  XVIII,  35*.  —  Loosende 
Manner  XVIII,  83.  Loosung  in  einer  Hydria  XVIII,  45.  —  Lophnls 
Fackel  aus  Weinrinde  XVI,  203.  —  Lorbeer  bei  der  Blutsühne  XVIII, 
63.  —  Lorbeer  reinigend  XVIII,  37.  —  Lotbeerschmückung  des 
mantischen  Dreifusses  XVI.  211).  —  Loretam  maius  auf  dem  Aven- 
tin  XVI.  193.  —  Lucense»  XIX,  194.  —  ittciM  Augusti  XIX,  194. 
Luftgotthellen  auf  Schwänen  XVI.  242.  —  Luna  von  einem  Widder 
getragen  XX,  305.  Tafel  XV.  no.  2.  —  Luna-Tempel  XVI,  193.  — 
Lustration  blutig  XVIII,  tili.  Liw'ra'ion*-Apparat  XVIII,  60.  — 
Lychneion  zu  Tarent  XVII,  79.  —  Lukeion  in  Brand  gesteckt  XV, 
73.  —  Lykomedes,  Tochter  desselben  XVI,  1  öS.  Tafel  CXIII.  — 
Lyknrgos  XIX.  161.  196.  —  Lyknrgos  und  Hypsipyle  XIX,  196.  — 
Lyru   aus  einer  Schildkröte  gebildet    XVI,   181.   —  Lyra,  Construc- 

.  XVI,  186f.  —  Lyra,  Arten  dslbn.  XVI,  181  ff.  —  Lysippischer 
Herakles  in  ehernen  Abgössen  XV,  75.  —  Lysippischer  Herakles 
Epitrapezios  XVII,  131*.  —  Lysipplscher  Herakles  von  Taras  nach 
Dorn  XV,   79.  —  Lysippischer  Herakles    auf   dem   Markt   zu  Sikyon 

XV,  85.   —  Lysippus  XV.   SO. 

Madrid,  Epigraphisches  XIX.  IS'.'*.  --  Malten  des  Getreides 
XIX,  118.  —  Monaden  XX,  358*.  —  Mara,  Mutler  des  Aktion 
Will.  15.  —  Mahlen  des  Brotes  XIX,  152.  —  Mayag,  Steg  von 
Saiteninstrumenten  XVI,  187.  —  Magierkampf  des  Darius  XV.  111. 
Hj.  _   Malaga  XIX,  183*.  —   Mantischee  Dreifuss  XVI,  215.  222. 

—  Manes  iuferi  XIX,  1 Ü8.  —  Marathon  personilieirt  XV,  112*.  — 
Marathonisches  Siegesfest  XV.  I  I  5  f.  -  Q.  Marcius  Tremulns,  Rei- 
lerbild  XV.  Sil.  —  Mardanius,  bildlich  XV,  Ulf.  —  Marielle  in 
Aegvpten  XIX.  125*.  Anm.  1.  1 29* f.  —  Marpar,  Sklavenname  XIX. 
189*.  —  Mars  mit  Füllhorn  und  Caduceus  XV,  30.  —  Mar*  ma- 
gnus  XX,  333*.  —  Mars  l'aeifer  XV.  30.  —  Mars  als  Orakelgott 
von  Tiora  XV.  30.  —  A'.u. «-Tempel  am  Rbodanus  XV,  83.  —  Mar- 
syas  XVI.  2  12*.  —  Marsyas  und  Athene,  Gruppe  des  .Myron  XVI, 
242*f.  —  Marsyas  und  Bona  Dea  XVII,  13  IT.  95  f.  —  Martenses, 
Collegium  XVI,  163*.  —  Maske  eines  Meergoltes  XVIII,  119.  — 
Masken  der  alten  Tragödie   XX,  367*.  —   Mass   bei    Tempelbauten 

XVI,  145  IT.  —  Mass,  Aegyptisches  XV.  95.  XVI,  163.  -  Mass, 
Asiatisches  XV,  67*.  —  Mass,  Babylonisches  XV,  95.  —  Mass, 
Griechisches  und  Königliches  XVI,  1  18.  —  Masse,  Josippäiscbes  El- 
lenmass  XVI,  148.  —  Mass,  Sainisches  XV,  68*.  '.15.  XVI,  145  ff.  — 
Masse  bei  Phnius  XVI,  147.  —  Massslab  im  Propylaion  zu  Karnak 
XV,  163.  Anm.  13.  —  Maslarna,  eii  n-kisclie  Inschrift  XX,  308.  — 
Mausoleum    zu    llalikai nass    XVII,   65*.   —    Maus    und    Heuschrecke 

•1  .    XXIII.    39/—    Metton    oder   Paulas ,    Iviiustlername  XX, 

3 In.  Anm.  5.  —  Medusa  mit  geschlossenen  Augen  XV,  6.  —  Me- 
dusenhaupl  XVIII,  118f.  —  Medusenhaupt  auf  Aphroditenkopf  XV, 
I  ff.  Tafel  XCVII.  Medusenhaupl  als  Apotropaion  XVI,  160.  — 
Megara,  Tempel  des  Enyalios  daselbsl  XV.  104.  —  MelanipposXVi, 
156.  Meleagers  Sieg,  Cistenbild  XX,  289ff.  Tafel  CLXIV  f.  — 
Meleager  und  Alalante.  Sarkophag  von  Rapolla  XV,  6*.  Anm.  38.  — 
Mellleus  Auffindung  .Will.  69.  —  Memnan  von  llypnos  und  Tha- 
natos  entführt  W.  52*.  Mennlkas  stürzt  sich  vom  Felsen  XV,  i. 
—   Menander  Will.  10  il.  Menanders  und   Kratinos  Statuen   zu 

;,./,::/   XVII,  ssl.  Mende   oder  Minde    XX,  309f.  —  Merovin- 

yische  Monogramme   XV,  9'.   —   Metellus  durch  Nike  gekrönt  XVI, 
179.    —    Metrologisches   XX,   27  4  IT.    —    Metrologisches   ober   imler- 
i.      rcmpcl   XIX,    I77IT.   — •   Michaelis    und   Gonze,   Reisebericht 
XIX,  2i5*ff.  —   Midas  hei   Pbilostrat  XVIII,  94.   —    Mllilärdiplome 

XV,  11  i'l.  -  Miliin  (Call,  mylhol.),  Abbildung  einer  falschen  Münze 
\X.  2S0.  —  Mlnde  oder  Mende  XX,  309f.  Mlncr ventempel  auf 
dem  Aventin  XVI,  193.  —  Minerva  des  Pbidias,  Nachbildung  des 
Üuc  de  Luynes  XV,  42*.  —  Minerva,  Schuttgöttin  hei  christlichem 
kirebenbau  XVI,  250*.  Mlnos,  Itadamanthys  und  Aeakos  bild- 
lich* XV,  109*0  Minolnur  XX,  303IT.  Tafel  Gl. XVI,  23.  — 
Mtthritlaies  durch    Nil.'-   gekrönt    XVI,    179.   —   Mlthrlscht  Symbole 

XVI,  17  i'  Unasklras  oder  Kamin. kiros  XVII,  73.  -  Modell 
bächcr  elruskischer  Künstler  XV,  I13*f.  -  Modlus  der  Hekate 
W.  vi.  Tafel  XC1X.   —  Modlus,  seltsam  geformt  XV,  25.  Tafel  XCIX. 

Hohnslengel  des  Hypnos  Will,  99    XX,  218.         Molen  tödtend 
W.  lii  Monda  XIX,  183".   —   Monogramme  auf  griech.  Miiuzen 


XVI.  171  IT.  —  Monogramme  der  römischen  Kaiserzeit  XVIII,  47f.  — 
Monogramm  des  Theodosms  XVIII,  47  f.  —  Monumentum  Ancyra- 
num  XIX,  2i5*f.  —  Morpheus  mit  Adlerflügeln  XX,  269.  Anm.  11. 

—  Morpheus  bariig  XX.  270.  Anm.  11.  —  Morpheus  mit  Schmet- 
terlingsflügeln XX,  270.  Anm.  12.  —  Morra-Spiel  XVIII,  84.  — 
Mors  oder  Moria,  Todesgültin  XVI,  195.  —  Aurelius  Moscianus  XV, 
72.  —  Müllers  Denkmäler  der  alten  Kunst  XIX,  249* ff.  —  Müller 
Denkm.  d.  a.  K..  falsche  Münze  XX,  280.  —  Münzen,  gefälscht  XX, 
280.  —  Münzen  als  Neujahrsgratulationen  XIX,  140.  —  Münzen 
den  Quellnymphen  geopfert  XV,  106*.  —  Münzkunde  Athens  XVII, 
60*.  —  Münzprägung  zu  Athen  XIX,  193*.  —  Münzthesauren  in 
Spanien  XX,  289*f.  Münztypen  (Monogramme)  XVI,  171  f.  — 
Münzverhältnisse  auf  Euböa  XX,  333*.  —  Mummius.  korinthischer 
Kunstraul)  XV,  82.  —  Mundo  XIX,  18i*.  XX.  292*.  —  MnnJeipal- 
magistrate  XVII,  131*.  —  Munychia  XX,  326*f.  —  Murcia,  An- 
tiquarisches XIX,  183*.  —  Muscheln  als  Schildschmnck  XIX,  188.  — 
Museen  XIX,  145*.  Anm.  22.  —  Museen  in  Athen  XVII,  20*.  - 
Museen  in  Deutschland  XVII,  20*.  —  Museen  in  Frankreich  XVII. 
20*.  -  Musen  .Will,  85  ff.  —  Musen,  ägyptisch  XVII,  39*.  - 
Musen  mit  Astragalen  spielend  XVIII,  88.  —  Muffenbildsäulen  aus 
Ainluakia  in  Rom  XV,  81.  —  Musen  und  Herakles  zu  Ithome  XV. 
81.  -  Musen  und  Herakles  XV,  81.  —  Musen  und  Zeus  von  Ly- 
sippos  gefertigt  XV,  81.  —  Museum  zu  Trient  XX,  378*.  —  Mu- 
sischer Agon  hei  den  Panathenaen  XV,  68.  —  Mutlerrecht  XIX, 
233*.  —  Mykenae,  die  Thesauren  XVIII,  33*.  —  Myron  XVII,  132*. 
XVIII,  112.  —  Myronische  Werke  XVI,  243*.  —  Myrons  trunkene 
Alle  XX,  333  IT.  -  Myrte,  der  Aphrodite  und  l'eilho  gewidmet  XVII, 
88*.  —  Myrlilos  und  Oenomaos  XV,  27.  —  Mysterienbilder  XX, 
280*  ff. 

Die  Nacht,  bildlich  XX,  270.  Anm.  13.  14.  15BIT.  —  Göttin 
Nacht  XVII.  107.  Anm.  29.  —  Narciss  oder  Todesgott,  Statue  XX, 
305  f.  —  Nationalzeichen  bei  den  Griechen  XVI.  171.  —  Naukydes, 
Sohn  des  Polyklet  XX,  307.  —  Naukydes,  Künstlerinschrift?  XX, 
307.  —  Nemesis  und  Hekate  XV.  25.  Tafel  XGIX.  —  Neptunische 
Mosaike  XVIII,  113  IT.  Tafel  CXLU— CXLIV.  —  Nereiden  XVIII,  122f. 

—  Neros  Aberglauben  XVI,  194.   —  Nesepletlls,  Göttin  XIX,  132*. 

—  Neujahrsgaben  der  Bömer  XVI,  137*  f.  —  Neujahrsgratulatio- 
nen XIX.  140.  —  Neujahrslumpen,  römische  XVI,  138*.  —  New- 
ton im  llalikarnass  XVI,  209*;  dessen  Werk  XX,  277*IT.  —  Nike 
und  Eneoe  XV,  53*.  —  Nike  der  Athena  des  Pbidias  XV,  68  f.  — 
Nike  durch  Mädchen  repriisentirt  XVI,  180.  —  Nike,  den  Eberkopf 
des  Meleager  annagelnd  XX,  294.  Tafel  CLXIV.  —  Nike  bei  My- 
sterien anwesend  XV,  77.  —  Nike  im  Parthenon  XV,  27.  XVI,  179. 

—  Nike  slieropfernd  XX,  253  —  Nike  aus  Tarent  XIX,  144.  — 
Niketempel,  Zeitbestimmung  XX,  260 ff.  —  Nil,  Darstellung  bei  Phi- 
lostrat XVIII,  '.13.  —  Nilmesser  von  Elephantine  XV,  95.  Anm.  4.  — 
Nimbus  der  Amphitrite  XVIII,   121.  —  Nlobidenmylhos  XVI,  250*. 

—  Nltokrlsgrab  zu  Babylon  XV,  56*.  —  Nävus  Annus  XIX.  137  ff. 

—  Nysa   XVII,    I  III.    Anm.    35. 

O,  höotisches  Zeichen  eines  Obolus  XV,  6 1  —  Oberstufe  Act 
Tempel  als  Mass  XV,  98.  —  Ochsen  mit  beweglichen  Hörnern  XVI, 
175.  —  Oeleeiiiiguit'i  durch  Marmorapparal  XX.  288*  f.  —  Oeneits 
beim    Acbeloos kämpf  XX,   315.   —   Oenoe,   Sieg  daselbst   XX,  371*. 

—  Oesterreicltische  Funde  XVIII,  24*.  —  Oinumama  =  l'nimamina. 
Amazone  XX,  286* f.  —  Olonos  XIX,  173*.  Anm.  I.  —  Olympia. 
Zeustempel  XV,  63.  —  Olympieion  zu  Alben  XX,  295* IT.  — 
Olympien  zu  Antiocbia  XVI,  180.  —  Omphalos  XVI,  218  f.  XVTII, 
60*f.  —  Omphalos  zu  Delphi  XVI,  I  13.  219,  245*.  XVIII.  54  f.  — 
Omphalos,  Grab  des  Dionysos  XVI,  224.  —  Omphalos  zu  Phlins 
XVI,  22  1.  Omphalos  des  Zeus  Amnion  XVII,  35*.  —  Onatas 
von   Aegina  XVII,  72.  —   Opfer thlere,  Relief  XVI,  229.  Tafel  GXVIII. 

—  Orakeltafelchen,  lateinische  XVIII.  36*.  —  Orbona  XVI,  194.  — 
Orestes  zu  Delphi  XVIII,  55  ff.  61  IT.  -  Orestes  und  die  Erinyen 
XX.  280.  —  Orestes  und  Pallas  XVIII,  06.  —  Orestes  und  Pro- 
serpina  XV,  6*.  Anm.  38.  —  Orestes"  Schwertweihe  XVIII,  49 ff.  — 
Orestes'  Strafe  für  den  Mutlermord  XVIII,  61.  —  Orestes  von  Te- 
lepbos  gepackt  XV,  90.  Tafel  GVL  —  Orestes'  Theorien  nach  Delphi 
XVIII,  19  IT.  Tafel  G.XXXVII  f.  —  Orpheus  auf  christlichen  Darstel- 
lungcn  XVIII,  51".  —  Orphlker  die  Kunst  beeinflussend  XVII,  42*. 
Anm.  70.  —  Orphlscher  Hymnus  an  die  Natur  XV,  II.  —  Oslrls 
durch  die  l'vtliagorrcr  na.  Ii  Griechenland  übertragen  XV,  121".  -— 
Ostia,  Hei  nur  der  viatores  XVII,  27*.  —  Otanes  und  Gobryas  XV. 
115.   —  Oxythemis  XVI,  23:}*f. 


42  r 


422* 


Päslum,  Tempclmasse  XIX,  178.  —  Haie  dtf>'  fori«?  XVIII, 
99*.  XIX,  166*.  194*.  —  Palästrisches  XIX.  175  IT.  —  Palla- 
dienraub XVII,  lii.  —  Palladium,  Streit  um  dasselbe  XVI,  226*. 

—  Pallas  zu  Dresden,  Zeitbestimmung  XV,  üi.  —  Pallas  neben 
llekate  XV,  25.  Tafel  XCIX.  —  Pallas,  Mulzbild  derselben  XV,  61. 

—  Palme  als  ß«»nov  XX,  235.   —   Palme    zu   Uelos  XIX,   177. 

—  Palmslab    der    Sieger    XVI,   178.   —    Palmzweig,    palästrisch 

XIX,  177.  —  Pamphilos  Tragöd  nicht  Maler  XX,  373*.  —  Pan 
bei  Ariadne  XVII,   10G.  Anm.  27.  —    Pan   und  Aplirudite  XV,  54. 

XX,  305.  Anm.  5.  —  Pan  und  Eros  im  Weltkampf  XVII,  101.  — 
Piiii  in  Widdergestall  mit  Luna  buhlend  XX,  305.  —  Pauathe- 
näischer  Peplos  XV,  62.  —  Panailienäischer  Sieger  XV.  05  IT.  Taf.  CV. 

—  Paiioinius  Epigraphiker  XX,  306*  f.  —  Parthenon  XV,  65  ff. 
99  IT.  Tafel  CV.  55*.  XVI,  177.  —  Pnndrosas,  Cello  derselben  im 
l'oliaslempel  XVI,  117.  —  Panlheistische  Ilildwerke  XV,  82*.  — 
Pantomimische  Tänze  XVII,  102.  —  Panzer  der  I'erser  verhüllt 
XX,  287.  —  Parastas  und  l'rostomiaiun  XVI,  117.  Tafel  CIX.  — 
Parastas  =  Pilaster  nach  Thiersch  XVI,  120  IT  —  Parnasses, 
apollinisch  XVI,  220.  —  Parthenon,  der  alte  XIX,  19  4*.  —  Par- 
thenon, ngonistiscb.es  und  Schatzgebäude  XV,  65.  XVII,  113*.  — 
Parthenon  Culttempel  XVIII,  109f.  —  Parthenonfries  XVI,  181*f. 
XVII,  65* ff.  88*  f.  —  Parthenos  des  Phidias  XVIII.  21  ff.  —  Pasch 
von  Kriencn  XVI.  219*.  —  Pasiteles  XX,  335.  —  Pasithea  bild- 
lich dargestellt  XX,  271.  Anm.  2111.  —  Paitsanias  I,  18,  6  (Um- 
stellung)   XX,  299*.    —    Paitsanias  V,  11,  1     uv!H(dv   rä    xa(ra 

XIX,  200.  —  Pegasa  in  Lydien  XVII,  62.  —  Pegasus  doppelt, 
aus  der  Meduse  entspringend  XVII,  117*.  —  Peitsche  in  Helios 
Hand  XIX,  129 f.  Anm.  2.   —  Pelens  übergieht  den  Achill  an  Chiron 

XX,  238.  —  Peleus  seine  Lanze  schneidend  XX,  236.  —  Pelens 
und  Thelis    XV,   94 IT.  374*.  —    Pelion,    Procession   auf  demselben 

XVII,  91.  —  Peltuinum  XVIII,  17*.  —  Penlelischer  Marmor  XX, 
333.  —  Pentheus  XX,  357*f.  —  Perikles  behelmt  XVIII.  14.  40.  — 
Persepbone-liok  XX,  306.  —  Perserkriege  XV,  110  f.  Scene  aus 
denselben  XX,  28 4  IT.  —  Perseus  XX,  358*.  —  Perseus  hei  Phi- 
lostrat XVIII,  96.  —  Perseus  lernt  fliegen  XIX,  174  f.  Tafel  CLII.  — 
Persische  Königsstrasse  XVII,  50.  —  Persische  Provinzen,  perso- 
niliciit  auf  der  Dariusvase  XV,  52.  —  Persische  Soldatentracht  XX, 
285  f.  —   Persische  Waffen  XX,  286  f.   —   Pervincus,   Töpfername 

XVIII,  119.  Anm.  II.  —  Pfahlbauten  XV,  100*.  XIX,  128*.  Anm. 
12  und  14.  147*.  Anm.  37.  —  Pfahlbauten  am  Copaissee  XVII, 
125*.  —  Pferdenamen  XVIII,  113*.  —  Pferdepreise  unter  Theo- 
dosius  XVI,  202*.  —  Pflug  XIX,  146  f.  —  Phät: ,  das  krommyo- 
nische  Wildschwein  XV,  87.  —  Pinta,  Ortsnyinphe  XV,  88.  — 
Phiidra,  Sarkophagdarstellung  XV,   31.    Tafel   C.   39.  —  (fciXaxnog 

XVII,  87  f.  —  P/ialeren  XVIII,  55*ff.  —  Phanos  XVI,  199 f.  2*17. 
Tafel  CXV1  f.  —  Pheuens,  apollinisches  Orakel  statt  Delphi  XVI, 
223.  —  Phidias,  Parthenos  desselben  XVIII,  21  IT.  —  Philippos, 
Hülse  für  Fackelhölzer  XVI,  202.  —  Pliilostr.  iun.  im.  4.  XX,  31  7  f. 
Anm.  10.  12.  —  Philostratische  Bilder  XVII,  132*.  XVIII.  92  ff.  — 
Phitet arischer  Fuss  XX,  274  f.  —  Plauens  XX,  362* f.  —  phlius, 
Omphalos  daselbst  XVI,  224.  —  Phünicisches  XIX,  13l*f.  — 
Phorminx  XVI,   185.  —   Phoroneus  in   Argos,   Erfinder  des   Feuers 

XVI,  173*.  —  Phrixos,  Name  und  Bedeutung  XV,  31.  —  Phrixos 
opfernd,  Statue  XX,  306f.  —  Phrynichos  Tragödien  XVIII,  41.— 
Pinahat liehen  bei  Heiligthümern  XV,  102.  —  Pinienopfer,  assy- 
risch XV,  116*.  —  Pinienzweig  des  Schlafgottes  XX,  273.  Anm. 
26.  —  Platäisches  Weihgeschenk  XX,  245 ff.  349*.  —  Plato  oder 
bartiger  Dionysos  XV,  67*.  XVI,  183*.  193*.  —  Platohilder  XV, 
67*.  XVI,  183*.  —  Plektron  XVI,  189.  —  PHntiw  XXXIV,  70.  72 
emendirt  XIX,  144.  —  Plinins  XXXVI,  33  (Myronis)  XX,  240 f.— 
Plinius  XXXIV,  84  emendirt  XX,  240.  —  Plinthns  aus  Gold  XVIII, 
71  f.  —  Plumarii  und  plumatae  vestes  XV,  46.  Anm.  2.  —  Plu- 
tas  XIX,  138.  —  Pnyx  XVIII,  4 1  *  IT.  XX,  325*IT.  —  Polema  der 
Perieget  XV,  101  f.  —  Polykarp,  Martyrplatz  desselben  XVI,  133*f. 
—  Polgdoros  ermordet  XV,   92.   Anm.  8.   —  Pulyeidns'  Iphigeneia 

XVIII,  44.  —  Pohjgnolische  Bilder  XX,  373*.  —  Polyidos  und 
Glaukos  XVIII,  70.  —  Polyklel  XVII,  111.  —  Pulyklets  Kanon 
XVIII,  112.  —    Polyneikes    XIX,  197.    —    Pampa    der    Aenianen 

XVII,  69*.  —  Pampen  auT  dem  Purthennnfnes  XVII,  66*  ff.  — 
T.  Pomponius  Atticus  XV,  85.  —  Pantus  XV,  I*.  3*.  Anm.  2.  — 
Porphyrion  und  Hera  XV,  6  4.  —  Porsenna,  Grabmal  desselben 
XVII,  30*.  —  Pnrlrailbildung  XIX,  210.  —  Poseidon  und  Am- 
phitrile   XVIII,   120  ff.    —   Poseidon  Basileus   XV,  81.   —  Poseidon 


Helikonios  XIX,  164. —  Poseidon  den  Giganten  Poljbotes  lödtend  XV, 
63.  —  Possenreisser  bei  den  Korylhalistrien  XV,  21.  —  Possis. 
dessen  Amazonis  XVIII,  81.  —  Praefectus  vehiculorum,  Postdirec- 
tor  XV,  51*.  —  Praeneste,  Cultus  daselbst  XX,  290*.  —  Prn.ri- 
teles  und  Antenor  XIX,  143  f.  —  Praxiteles'  Gruppe  des  Harmo- 
dios und  Aristogeiton  XVII,  66.  —  Praxiteles'  Hermes  mit  dem 
Dionysoskind  XVIII,  128.  —  Priapen  geflügelt  XVI,  226.  —  Prio- 
pos  neben   Leda   XVI,  232.  Tafel  CXVIII.  Priucipes  hei  Civil  und 

Militair  XVI,  163*.  —  Privatsammlungen  XVIII,  6*.  Anm.  20.  — 
Prometheus  gepfählt  XVI,  165.  Tafel  CX1V.  —  Prometheus  nach 
Aescbylos  XVI,  169.  —  Propyläen  später  als  der  Nikelcmpel  XX, 
260  IT.  —  Prostomiaion  und  Parastas  XVI,  117.  Tafel  CIX.  — 
Proteus,  Grossvater  der  Korybanlen  XV.  14.  —  Proteus  'ägypti- 
scher Sophist'    XV,    14.    —    Proxenos    XV,  37* f.  —    Prytaueion 

XIX,  141  f.  —  Iprjcpot,  freisprechend  und  verdammend  XIX,  224*.  — 
Pteriu  nicht  Stadt  sondern  Landschaft  XVII,  34*.  50.  —  Plole- 
miiisches  Fussinass  XVI,  164.  —  Publicius,  Publicia  XIX,  134*.  — 
Pijgmiien  und  Kraniche  XX,  374*.  —  Pi/ramiden  von  Dascbur  und 
Giz'eh,  Messung  XVI,  161.  162.  —  Pythia  zu  Delphi  XVIII,  57.— 
Pylhieu  XV,   120. 

Quaestor  pro  praelore  XV,  62*.   —   Qualluarviri  XVIII,  17*. 

—  Qucllheiligthümer  XVI,  118*.  —  (Jitinclins  Niger  und  C.  Vip- 
stanus  Apronianus,    Consuln    117   p.   C.  XX,  290*.  —   (Juinqueciri 

XVIII,  17*. 

Rädchen  mit  Spindel  XV,  107  f.  —  Ralhgeber,  Gottheiten  der 
Aiuler  XIX,  236*.  —  Raumausfüllung  auf  Vasen  XVII,  97*.  — 
Rechts  und  links  im  Cultus  XV,  55*.  —  Rechts  und  links  aul 
Kunstwerken  XVIII,  61*f.  —  Reisen  XX,  257*.  Anm.  17.  —  Reise- 
stipendien XVIII,  43* ff.  —  Rheinische  Fundorte  XVII,  4*.  Anm. 
19.  —  Reliefs  im  Innern  von  Schalen  XX,  227.  —  Renan's  Aus- 
grabungen XIX,   125*.   Anm.  2.   —  Renan  in   Phönicien  XIX,  131*  f. 

XX,  255*.  Anm.  2.  —  Rhahdonomos  bei  den  Panathenäen  XVI, 
176*.  —  Rhökos,  Vater  des  Theodorus  XV,  97.  —  Rica,  tubulus 
und  suffibulum  XVI,  165*.  —  Richterpsephoi  XIX,  223*  ff.  — 
Ring  an  Inschrifttafeln  XV,  36*.  —  Roma,  die  Göttin  XVII,  82.  — 
Rom,  Topographie  XX,  285*;  topographische  Handschrift  XX,  304*. 

—  Römerstrassen  im  Rheinland  XIX,  240*.  —  Römische  Waffen 
XVII,  82.  —    Romulus    gen  Himmel    geführt    XV,  16.   —   Romla 

XIX,  184*.  —  Ross  über  das  Mausoleum  XVI,  210.  —  Ruder- 
bänke XVII,  13*.  —  Rundtempel  des  Hercules  XV,  79.  —  Rus- 
sische Kunst  XVIII.  D.  u.  F.  no.   140.  Beilage  S.  6*. 

Saat  und  Ackerbau  XIX,  147.  —  Säule  zur  Andeutung  eines 
Heiligtbums  XV,  100.  —  Säule  vor  der  Athena  Parthenos  XVIII,  25. 
Anm.  7.  —  Säulendurchmesscr  XV,  97.  —  Säulenform  als  Ba- 
thron  XX,  235.  —  Säulenstellung  XVI,  147.  Anm.  15.  —  Sa:iunt 

XIX,  182*.  —  Saitenhalter,  /oncSororov  XV,  187  IT.  —  Saiten- 
instrmente  XVI,  181  ff.  Tafel  CXV.  —  Saitenspieler  XVI,  190.  — 
Saitenspiel  des  Bräutigams  XVII,  105.  Anm.  25.  —  Saitenzahl 
XVI,  187.  —  Salier  zu  Sagunt  XIX.  182*.  —  Salzfass  des  Ben- 
venuto  Cellini  XVI,  178*.  —  Sambyke  XVI,  186.  —  Snmisclic 
Elle  XV,  95.  XVI,  145 ff.  —  Satirische  Münztypen  XV,  72.  —  Sa- 
mothrakische  Gottheiten  und  Hekale  XV,  23  ff.  Tafel  XCIX.—  8atur 
als  Dreifussräuber  XVI,  142.  —  Satt/rn  bei  Ariadne  XVII,  106. 
Anm.  27.  —  Satyrn  bei  Semele  XVII,  104.  Anm.  20.  —  Satgr 
und  Olympos,   bei  Philostrat  XVIII,  9  4.  —  Sauraktonos  kein  Apollo 

XX,  369*.  —  Scannte  entführt  Kunstwerke  XV,  83.  —  Scepter 
des  Agamemnon  XVIII,  51.  —  Schrtllgchäiise  der  Rithar  XVI,  186. 

—  Schallloch  bei  Saiteninstrumenten  XV,  187,  —  Schalttag 
der  Römer  XV,  59*.  —  Schiffe,  Darstellung  auf  Grabma- 
len! XIX,  155.  Anm.  36.  —  Schiff  als  Symbol  des  Lebens  XIX, 
155.  Anm.  36.  —  Schild  auf  gekreuzten  Lanzen  XIX,  207.  — 
Schild  des  Scipio  XVI,  156.  —  Schlaf  als  Flügelgreis  gebildet 
XV,  26.  —  Schlafgötter  XX,  272  L  —  Schlaf  und  Tod  bärtig 
XV,  26.  —  Schlangen,  Ortshüter  ägyptisch  XV,  67*.  —  Schlauyc 
als  Schildzeicben  XVI,  153  f.  —  Schlangen  bei  Hekate  XV,  25. 
Tafel  XCIX.  —  Schlange  und  Schwan,  Attribute  des  Mars  XVI, 
153.  —  Schlingpflanze  als  Geräthform  XVIII,  88.  —  Schlüssel 
der  Priesterinnen  XX,  296.  —  Schlüssel  auf  attischen  Grabstelen 
XX,  296.  —  Schnitter  XIX,  149.  —  Schwaneufrnnrn  XVI,  229  ff. 
Tafel  CXVIII— CXX.  —  Schwan  als  Schildzeicben  XVI,  153.  — 
Schwan  und  Schlange  XVI,  153.  —  Schwan  der  Wasser  und  Luft- 
gotlbeiten  XVI,  229  ff.  Tafel  CXVIII  ff.  —  Schwein  als  Söunopfer 
XV,  20.  —    Schwert  mil  zwei  Sicheln  XV,  31.  —  Scylla  XVI,  155.  - 


423* 


424* 


seecentaur  XV,  12*.  —  Scecentnureii  XVIII.  116.  —  Seegel 
viereckig  XVIII,  122.  Anm.  IC.  —  Seegethier  XVIII.  HCf.  — 
Seeleben  XIX.  155.  —  Seelemcnntlcrung  zu  Helios  XIX,  1 63*. — 
Semele.  Bedeutung  und  Name  XVII.  118.  Aum.  3.  —  Semele  als 
Brautmutter  XVII,  lOi.  —  Semele,  Anagoge  derselben  XVI,  221.  — 
Semele  auf  Kunstwerken  XVII.  1011  IT.  Ann).  8.  32.  —  Semele  des 
Aescbjlos  XV11.  109.  —  Semele  Dionysos  und  Ariadne  XVII,  97  IT. 
Tafel  CXXX  IT.  —  Semele  im  Olymp  XVII,  103.  —  Selinuntisehe 
Silbermünzen  XVIII.  37.  —   Selinunlisihes  Tempelmass  XIX,  179  f. 

—  Siptizoninm  des  Sepl.  Se\crus  XX,  301.  Anni.  12.  —  Sepul- 
crnlpompen  X\  II,  67*f.  —  Ilorli  Sereiliani  XVII,  79.  —  Seruilü 
XVI,  161*.  —  Sevilln  XIX,  18fr  f.  —  Sielen  vor  Theben  XIX, 
196.  —  Siegelkapseln  XX,  287*.  —  Sieger  in  den  Aguncn  XV, 
66.  —  Siegesmomiment  der  Meder  zu  Zela  XVII.  51.  ■ —  Sikou 
Sklavenname  XIX,  18i.  —  Silanion  der  Bildbauer  XVI,  246*.  — 
silen  auf  einem  Esel  XX.  310.  —  Stillos,  Name  von  Satyrn  oder 
Silenen  XVII,   J  00.    Anm.  26.   —   Simon    der  Hippolog   XIX.   180  IT. 

—  Simonides,  Freibeitsdichter  XV,  110.  —  Sirenen  auf  Grabern 
XVI,  137*.  —  Sisyphos  losend  XVIII,  84.  —  Sisyphos'  gastliche 
Tessera  XVIII,  79.  —  Sisyphos  von  Medea  geliebt  XVIII,  90.  Anm. 
12.  Das  Skiiische  Tbur  vor  Troja  XV.  55* f.  —  Skene  der  Al- 
ten XVIII.  106*.  —  Sklavenpreise  zu  Korn  XVI,  262*.  —  Skopas 
sitzende  Vesla  XVII,  73  6.  —  Skopns  und  der  Fries  des  Mausoleums 
XVI,  214*.  —  Skorpion  der  Isis  XIX,  209.  —  Skythen  als  Sladl- 
polizei  zu  Athen  XX.  285.  Skythen,  Tracht  XX,  284  f.  —  Sme- 
tius  Epigrapbiker  XX,  306*f.  —   Smilis.  Bildner  der  Hera  XV,  71. 

—  Sokrnles  als  Dildhauer  XVI,  137*.  .Will,  127 f.  —  Son«en«ftr 
in  Pompeji  XVII.  20.  —  Soranus,  Arzt  de«  Trajan  XV,  124*.  — 
Surfe*  der  Planeten  XVII.  j0*.  —  Sorles  Praenestinae   XVII,  61*. 

—  Sosipolis  Segensdamun  XVIII.  6.  • —  Soleria,  Fest  zu  Delphi 
XX,  332.  —  dp.  Cnrvilius,  Bildsaule  XV.  80.  —  Spharisterium 
zu  Pompeji  XVII,  21.  —  Sphinx,  Attribut  des  Ares  XVI,  155.  — 
Sphinxe,  dionysisch  XVI,  225.  —  Sphinxe,  Sonnen  und  Weis- 
sagesymbole XVI,    112.  —   Spiegel  in  atiischen  Grübern  XIX,  197*. 

—  Spinnten,  Thesauros  zu  Delphi  XV,  10!  f.  —  Spitzhut,  per- 
sische Kopfbedeckung  XV,  51.  —  Spondylot  XIX,  224*.  ■ — Spratt's 
Ausgrabungen  in  Halikarnass  XVI,  209*  ff.  —  Stab  als  Brabeion 
XVI,  175*.  —  Sltih  des  Panotlienäensiegers  XV,  67.  Tafel  CV.  — 
Stabtragen  der  Feldbern]  etc.  XX,  236.  —  Siadllhore  von  Troja 

XV,  55*  f.  —  Sieg  der  Saiteninstrumente  XVI,  187.  —  Stempel 
XIX,  190*.  —  Stempel  auf  Backsteinen  XIX,  161*.  —  Stempel 
auf  einer  Feldflasche   XIX,  201*.  —   Stempel  in  Bronze  XVII,  31*. 

—  Stempel  von  Töpfern  XIX,  232*.  —  Slephnnus  Byzantius 
(Mende)  XX,  309f.  —  Slephanephoros,  Heros  der  allischen 
Münze  XVII,  64*.  —  Slephanos,  bacebisch  XVII.  90.  —  Sterbe- 
scene  XVI,  196.  —  Steuereinnehmer  des  Perserkönigs  XV,  53. — 
Stierljinilitis  XVI,  161*f.  —  Stier  aus  Erz  als  Weihgeschenk  XV, 
53  f.  —  Stierhetze  XX,  322.  Anm.  26.  —  Stier  des  Karyslier  zu 
Delphi  XVIII,  37.  —  Sfier  der  Kerkyräer  XVIII,  37.  —  Stier  mit 
Menscheneesicht,  AchelooS  XX,  318  6.  Anm.  17.  —  Stier  auf  Mün- 
zen von  Plalaa  XV,  53*.  —  Stier  auf  Münzen  von  Selinus  XVIII, 
37.  —  Stiere  als  Weihgeschenk  XV,  53  f.  XVIII,  37  f.  —  Stim- 
mung von  Saiteninstrumenten  XVI,  188  f.  —  Sinn  des  Hadriau  zu 
Alben  XVIII,  12*.  -■  stoa  Poikile  XIX,  241*.  XX,  371*  ff.  — 
Stylunterschiede  des  Archaismus  XX,  292*.  —  Sulla,  liesiizer 
eines  Ijsippischen  Herakles  XV,  83.  —  Sumpfvogel  auf  Münzen 
von  Selinus  XVIII,  37  f.  —  Stirn,  Wohnung  desselben  XVI,  193. — 
Syleus  XIX,  157. 

'/',  Zeichen  eines  Vierte] - Obolos  XV,  61.  —  Tabuin  lliaca, 
Material  XVII,  I49*f.  —  Tabulae  lusoriac  XIX.  189*.  —  Taena- 
rier  XIX,  217*.  —  Tnenia  XVIII,   II.  —   Tiiuie  zum  Siegeskranz 

XVI,  178.  —  Tnnz  vor  den  Mysterien  XV,  I'.' IT.  —  Tarragona, 
Alierihümcr  XIX,  182*.  —   Touristin-  Mission  des  Orest  XVU1, 64  ff. 

—  7\i(iro;io<o«-Cult  zu  Brauron  XVIII.  64.  —  'l'elephas  XV,  89. 
Tafel  CVI I.  — ■  Tempelaufseher  in  Rom  XVII,  9*.  —  Tempelbau 
MX,  17711.  —  Tempelmass  XIX,  1776.  —  Tennes  und  llemi- 
thea  XX.  337  f.  —  Tessera  castresis  XX,  2 87* f.  —  Tessera  con- 
Bularis  XX,  301".  —  Tessera  bospitalis  des  Sisyplios  XVIII,  79. — 
Tesseme  iudioalcs  XX,  2Si'.  Thallapharen  am  l'arlhcnon- 
Iries  XML  8S*.  —  Thnnnlos  und  Hypnos  XVIII,  100.  —  Thea- 
lergeld  bei  den  Römern  XV,  60*f.  -  'I healerplflize  athenischer 
Priester  XX,  328*.  —  Thebaninche*  XIX.  I95IT.  —  Theodosixs- 
Bildsüulc   in  Contianticopel    XVIII.  30.   —    '/7ieo</o*iu«stalue  .Will, 


34  ff.  —  Theophanien  XV,  120*.  XVI.  221.  —  Theorien  des 
Orest  nach  Delphi  XVII,  49  IT.  Tafel  GXXXVII,  ä.  --  Theoxenien 
XV,  120*.  XIX,  247*.  —  Thera,  Beste  eines  Ehrendenkmals  XVII.  |*. 
Anm.  2.  —  Therme^  zu  Pompeji  XVII,  19  6.  —  Thesauren  zu 
Mykenae  Will,  33*.  —  Thesauros  der  Spinaten  zu  Delphi  XV, 
Hilf.  —  Theseus,  Sohn  des  Poseidon  XV,  3b.  —  Theseus  und 
Hippolvt  XV.  36.  —  Theseus  und  das  krommyonische  Sehwein 
XV,  87 f.  -  7'AescH.vkümpfe  XVIII,  123.  —  Theseus  und  der  ma- 
rathonische Slier  XVIII,  125.  —  Theseus  und  Minolaur  XX,  302  6. 
Tafel  CLXVI.  2,  3.  —  Theseus  und  Perigune  XIX,  193*.  —  The- 
seus und  Periphetes  XVIII,  124.  —   Theseus  und  Sinis  XVIII.  125. 

—  Thesliaden  XX,  291.  Tafel  GLXIV  s.  —  Thetis  und  l'elcus 
XV,  94  ff.  —  Thicrbilder  als  Feldzeichen  XVII,  82  f.  Anm.  7.  — 
Thierseh'  Antikensammlung XVIU,  79*f.  —  Thukydides,  kahlköpfig 
XVIII,  14.  —  Thya ,  erste  Prieslerin  des  Dionysos  XVI,  219.  — 
Thyadeu,  altische  und  delphische  XVI,  220.  —  Tiara  der  Perser 
XV,  51.  XX,  286.  —  Tilhenidien,  Ammonfest  XV,  20.  —  Titho- 
7io.?  in  den  Armen  der  Eos  XV,  22.  Tafel  XCV11I,  2.  —  Timiios, 
alolischcr  Feldherr,  inschriftlich  XVII,  111*  f.  —  Timoleon  zu 
Delphi  XVIII,  58.  —  Timonidas,  Künstlername  XVIII,  113*.  — 
Tiresins  und  Kreon  streitend  XIX,  195.  —  Tlepolemos  und  Sar- 
pedon  .Will,  33*.  —  Todesgott  oder  Norciss  XX,  305  f.  —  To- 
pferstempel in  Spanien  XIX,  182*.  —  Topographisches  von  Athen 
in  einer  Pariser  Handschrift  XX,  377*6.  —  Topographie,  monu- 
mentale  XX.  262*6.  —   Tragiker,  Slatuen  im  Dionysion  XVIII,  12. 

—  Trauerpampa  zum  Heroun  Achills  XVII,  68*.  —  Trient,  Mu- 
seum XX.  37S*.  —  Trieteris  XV,  121*.  —  Trigonon ,  Saitenin- 
strument XVI,  185  f.  TaTel  CXV,  14.  —  Triptolemos  Aussendung 
XVIII,  27*.  —  Triptolemos  auf  der  Dariusvase?  XV,  110*.  — 
Triptolemos  und  Demeter  XV,  70.  —  Triptycha  XV,  119*.  — 
Tritüa  und  Ares  XVI,  156.  —  Triton,  Dämon  des  Sturms  XVI, 
156.  —  Triton  und  Ares  XVI,  156.  —  Trifolien  am  delphischen 
Tempelgiebel  XVI,  1551.  —  Triumphalfasten  XIX,  133*.—  Trium- 
virat,  Municipalamt  XV,  61.  —  Troitus,  weiss  gemalt  als  sehr  ju- 
gendlich XV,  90.  Anm.  3.  —  Tropiion  der  Göttin  Borna  XVII.  81  IT. 
Tafel  CXXVIII    CXXIX.  —   Tropiion  der  Homer  XVII,  8  4.    Anm.   9. 

—  Trunkene  Alte  nicht  des  Myron  XX,  333  ff.  —  Tunicae  tenua- 
riae  XVI,  260*.  —  Tunicatus  popellus  XIX,  205.  —  Tgehehild  zu 
Ithorae  XV,  81.  —  Tychc  mit  Stierantlitz,  auf  Münzen  XX,  319. 
Anm.    17. 

V  ausgestoßen  XIX,  167.  —  Uhr  zu  Gaza  XVI,  159.  Anm.  5. 

—  Civilas  Vlgia,  Ladenburg  XIX,  211.  —  Vlyss  und  Pcoelope 
bildlich  XV,  6*.  Anm.  38.  —   Vnctorium  XVIII,  115*. 

Valencia,  Alierihümcr  XIX,  182*.  —  Vasenbilder  auf  Skulp- 
turen bezüglich  XVIII,  75.  —  Vasenexport  XIX,  204*.  —  Vasen- 
fabrikation  zu  Alben  XV,  105.  —  t'asen,  Ankunft  derselben  XVIII, 
105*.  —  Vasenkunde,  von  Birch  bearbeitet  XVI.  158*ff.  —  P«- 
senmalerei,  Zeitdauer  XVI,  165*.  —  Vasenstyl,  schwarze  Figuren 
XVIII,  20.  —  Vejeniisches  zur  Vasenchronologie  XVI,  191.  — 
Veji  XVI,  191.  —  dentis  cluaria  zu  Rom  XVII.  88*.  —  Venus 
als  Frühlingsgöttin  XX,  301  f.  —  Venus  Libitina  XIX,  133.  — 
Venus  Pompeiana  XIX,  154.  —  Venus  Pronuba  XVII,  103.  Anm. 
17.  —  Venus  Proserpina  XIX,  132.  —  Veires'  Kunstraubcreien 
XV,  84.  —   Verschleierung  bacchischer  Frauen  XVII,  101.  Anm.  10. 

—  Venia,  Melallslülzen  XV,  71.  —  Vesla  XIX,  143.  —  Vesta- 
lililer  .Will.  8l*r.  —  Vesta,  deren  Heerdfeuer  XVII,  79.  —  Ve- 
stalia  XIX,  143.  —  Vesta,  sitzende  des  Skopss  XVII,  73 f.  .Will, 
7  f.  —  Via  Latina,  Grabmaier  daselbst  XVII,  51*ff.  —  Via  La- 
iinas XVII,  85*.  —  Viatores  zu  Ostia  XVII,  27*.  —  Caelius 
Vibenna,  elruskische  Inschrift  XX,  308.  -  Vicomagislri  XIX. 
g37».  _  Victoria  flügellos  XVI,  154.  Tafel  CXI1.  —  Victoria  den 
Mars  bekianzend  XU,  151.  —  Victoria  auf  INcujahrslampcn  XVI, 
137*.  XIX,  140.  —  Victoria  zum  Neujahr  glückwünschend  XVI, 
137*.  —  (Dens)  Vitlnus  XVI,  195.  —  Virga  bei  Aeon  oder  Mi- 
llnas  XIX.  139.  —  Vilrnv  IV,  6.  I,  emendirt  XX,  323".  —  Val- 
cenlischt  Wandgemälde  XV,  l,13*f. 

Waffen,  in  Delphi  aufbewahrt  XVI.  199.  —  Waffen  der 
Perser  XX,  2S6f.  —  Wagen,  geweiht  XVI,  152 f.  —  Wagen, 
scythische,  dreirädrig  XV,  74*.  —  Wahfact  auf  einer  röm.  Münze 
XVII,  37' f.  —  Wandgemälde  angenagelt  XIX,  145*.  Anm.  21. 
164*.  —  Wasser  als  weihend  XVI,  220.  —  Wasservögel  .Will. 
87.  —  Weihgeschenk,  delphisches,  für  den  Sieg  am  Euryuiedon 
XX,  233.  —    Weihgeschenk  für  den  politischen  Sieg  XX,  24 äff.  — 


425< 


426* 


Wciliumi  zu  Delphi  XVIII,  58.  —  Weihtcedel ,  nicht  Thyrsos 
XVI,  216.  —   Weinbau  XIX,  153.  —   Weinbesclineiden  XIX,  154. 

—  Weinernte  XIX,  150.  —  Weinverkauf  XIX,  151.  Anm.  24. — 
Wetlreilen  XVIII,  85.  —  Wettspiele  für  Dionysos  Ariadne  und 
Semcle  XVII,  101  f.  —  Wiedergeburt  durch  Entzündung  des  Le- 
henslichls  VVi,  217.  —  Winckelmunn  XX,  36»*.  —  Winde, 
Tempel  derselben  XVI,  118.  —  Winzerhippe,  Attribut  der  Pomona 
XIX,  15i.    -   Wirbel,  zoilo.-»;,  hei  Saiteninstrumenten  XVI,  18S. 

—  Wollscheeren  XIX,  147*.  Anm.  38. 

Xeuocles,  Künstlername  zu  Cumae  XVII,  3*.  Anm.  5.  —  Xe- 

nadike,    Tochter    des  Syleus  XIX,    159.   —   Xemtdike,    Tochter  des 

Minos  XIX,  159*.  Anm.  8.  —  Xenophuntes,  Vasenmaler  XVIII,  40. 

Znuherblume,  mythisch  XV,  10.  —  Zanherrildcnen  XV,   1(18. 

—  Zeug-Agamemnon  XVIII,  51.  —  Zeus-Agoraios  XVI,  137*.  — 
Zeits-Akraios  oder  Aktaius  auf  dem  Pelion?  XVII,  89  0.  XVIII,  Uff. 

—  Zeus  Aktaios,  Proceasion  desselben  XVIII,  10.  —  Zeus  Amnion 


und  Dionysos  XVII,  34*f.  —  Zivis  Aristaios  XVIII,  15.  —  Zeus 
Bastians  XV,  81*.    —  Zeus  von  Dodona  in  Doppelhermen  XVI,  191*. 

—  Zeus  Enyalios  und  Zeus  Areios  XV,  104.  —  Zeus  efeubekränzt 
XV,  29.  —  Zeus  und  llestia  XIX,  143.  —  Zeus  Hikesios  oder 
Prostropaios  XVI,  2 1 9.  —  Zeus  Hypsislos,  Cultdenkmäler  XX,  326*. 

—  Zeus  llypsuranios  oder  Samemrum  in  Phönicien  XIX,  132*.  — 
Zeus  Labrandeus,  llulzhild  XV,  72.  —  Zeus  lorbeerbekränzt  XV. 
70.  —  Zeus  Muiragetcs  XVI,  2  45*.  —  Zeus  Moiragetes  im  delphi- 
schen Tempel  XVI,   139.  —  Zeus  und   Musen  von  Lysippos  XV,  81. 

—  Zeus,  olympischer  lirabeut  XVI,  180.   —  Zeus  Osoga  XV,  102  f. 

—  Zeus  des  l'hiilias  auf  eleischen  Münzen  XX,  339  f.  —  Zeus 
Serapis  XIX,  134.  -  Zeus  Stratios  zu  Athen  XVII.  147*  f.  — 
Zeusaippos  zu  Constantinopel  XVII,  89.  XVIII,  II.  —  Zieaelstem- 
pel  XX,  288*.  377*.  —  Zolltarif  aus  Nord-Afrika  XVI,  257*11.  — 
Zweisnch  des  Pluto  XVII,   116*. 


GETT*   CENT! 


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