ARCHÄOLOGISCHE ZEITUNG
H KHAUSGEGEBEN
EDUARD GERHARD
GENERALSEKRETÄR DES ARCHÄOLOGISCHEN INSTITUTS Zli ROM.
SEUNZEHKTER JAHRGANG
enthaltend Denkmäler und Forschunsren No. 145 — 156, Tafe! CXLV — CLVI, Anzeiger No. 145— 156.
BERLIN,
DRÜCK UND VERLAG VON GEORG REIMER
1 861.
DENKMÄLER, FORSCHUNGEN
UND
BERICHTE
A LS V 0 R T S E T 'L II N G
DER ARCHÄOLOGISCHEN ZEITUNG
HERAUSGEGEBEN
VON
EDUARD GERHARD
C-ENERALSECRETAR DES ARCHÄOLOGISCHEN INSTITUTS ZU ROM.
DREIZEHNTER JAHRGANG,
enthaltend Denkmäler und Forschungen No. 145 — 156, Tafel CXLV — CLVI, Anzeiger No. 145—156.
BERLIN,
DRUCK UND VERLAG VON GEOK(i REIMER.
1861.
J M
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DENKMÄLER UND FORSCHUNGEN.
Archäologische Zeitung, Jahrgang XV111.
iM 145. 146. 147. Januar bis März 1861.
Helios der Seeleneinpf/inger und Aphrodite die Todesgöttin. — Griibervenus. Felicitas. Novus Annus. — Zur Xantener
Erzfigur. — Allerlei: Das Vestaheiligthum am Forum von Pompeji; Anterior und Praxiteles; Nike aus Tarent.
I. Helios der Seelenempfänger und
Aphrodite die Todesgöttin.
Hi.-zu die Abbildungen Tutel CXLV. CXLVI.
Zwei Marmorkolosse, welche bereits im Jahr
1836 mit den ägyptischen Alterlhümern der letzten
Urovellischen Sammlung dem königlichen Museum
zu Berlin anheimfielen, wegen der Schwierigkeit ihrer
Ergänzung aber erst neuerdings im soeben eröffneten
assyrischen Saal des Museums ihre Aufstellung ge-
funden haben '), verdienen in mehr denn einer Be-
ziehung die Aufmerksamkeit, die ihr fabriktnässiger
Kunstwerlh ihnen nicht sichern würde. Aber Grösse
und Herkunft sowohl als auch der Wechselbezug,
der aus ihrer ohne Zweifel ursprünglichen Verknü-
pfung hervorgeht, lassen heim Anblick so ansehn-
licher Denkmäler griechischer Kunst und ägyptischen
Ursprungs uns nicht ganz gleichgültig; es sind Gott-
heiten der aus Asien und Aegypten vielbezeuglen
hellenistischen Kunstperiode, die wir hier vor uns
sehn und deren Bedeutung durch Reste ihrer Votiv-
inschrifl uns näher gerückt wird.
Die eine jener Statuen ist männlich, die andre
weiblich. Jene erslere führt eine nackte Jünglings-
gestalt uns vor Augen, deren übrigens unverhülller
Körper linkerseits auf Schuller und Ann mit einer
um den Hals durch eine Agraffe befestigten Chlamys
bekleidet ist. Während der linke Arm, aus dem Ge-
wand hervortretend, nach des Ergänzers Gedanken
eine Schale hielt, die man lieber mit der symbo-
lischen Kugel des Weltalls vertauscht sehn möchte,
') Als no. 802 und 803 des ■ Nachtrags zum Verzcichniss der
Bildhauer« erke' 1860. Die Hübe beider, Statuen beträgt 8 Fuss
5 Zoll; docb ist der Sockel der weibliches Slutue um einen halben
Zoll höher als der Sockel der männlichen.
war seine gesenkte Hechte vielleicht mit der Peit-
sche2) versehen, die als das gewöhnlichste Attri-
but des laut der Inschrift hier gemeinten Sonnen-
gottes bekannt ist. Auch in den Zügen des noch
wohl erhaltenen Angesichts ist der Alles wahrneh-
mende, den Gesetzen des Weltalls mehr als der
Gemülhswelt des Menschen verknüpfte, feste und
unwandelbare Lenker des rastlos fortschreitenden
Sonnenwagens zu erkennen, den wir auch sonst
noch in statuarischen Werken des späteren Alter-
thums, mit oder ohne Andeutung seiner Bosse, dar-
gestellt linden 3j. Der sonst übliche Strahlenkranz
dieses Gottes, wie unter andern die rhodischen Mün-
zen ihn zeigen, wird in unserm Marmor vermisst;
ein solcher Lichtglanz war weniger nöthig, wenn,
wie sich zeigen wird, das in Bede stehende Götter-
bild als Nebenfigur des ebenfalls allzeit umstrahlten
Serapis erschien. Um so willkommener aber ist für
das Versländniss dieser Statue die am Sockel der-
selben in ungetrennter Verbindung mit deren rechtem
Bein, grossentheils erhaltene dreizeilige Inschrift, aus
welcher die Weihung an Helios unzweifelhaft her-
vorgeht; dieselbe lautet, wie folgt:
JIIHytl
TOYMA
ANTI
Die Zueignung Ja lH)Jo> ist hierin augenfällig.
•') So bezeichnen Peitsche und Kugel den slrahlenbekränzten
Helios eines pompejaniscben Wandgemäldes (Museo Borbonico VII, 55).
Eine Peitsche hält auch der thronende Helios in seiner Linken, den
ein vatikanisches Relief (Ghd. ßildw. XC1II, 4) als Empfänger des
von Luna ihm zugefühlten Todlengenius darstellt.
3) Mit Andeutung der Rosse in der Borghesischen Statue, jetzt
im Lotivre; verschieden davon ist die in Müllers Handbuch §.400,1
mit nicht wenigen Köpfen des Sonnengottes erwähnte, von Biagi zu
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Uebrigens ist die Statue im Ganzen wohl erhalten.
Beide Unterarme fehlen, in Knie und Beinen sind
einige Stücke eingesetzt, stark ergänzt ist auch der
Sockel; doch sind die mit den Füssen verknüpften
und mit der gedachten Inschrift versehenen Stücke
samt dem der Statue zur Stütze gereichenden Baum-
slamm unzweifelhaft alt. Letzterer ist ohne Aeste
und Blätter gelassen; er kann als blosse Stütze des
Marmors betrachtet werden, falls nicht vielleicht die
Sepulcralbeziehung der hienächst zu erörternden an-
dern Statue es räthlicher macht jenes winterliche
Symbol in solchem Sinne auch hier zu deuten.
Schlagen wir diesen Weg der Erklärung ein, so
kann es nicht fehlen, dass diese an und für sich
nicht sehr ausdrucksvolle Figur uns als der Seelen-
empfänger erscheinen wird, in dessen Lichtglanz die
Majestät des späteren Alterthums das Ziel abge-
schiedener Geister zu finden glaubte.
Die nach Grösse Herkunft und künstlerischer
Beschaffenheit jenem Sonnengott entsprechende weib-
liche Statue zeigt uns eine bekleidete Frauengeslalt,
die mit gekreuzten Beinen in nachlässiger Stellung
nach der rechten Seite hin sich auflehnte. Der Er-
gänzer hat dies dergestalt aufgefasst, dass die Figur
ihren rechten Arm einem Baumstamm aufruhen lässt;
er hat in diese Hand ihr einen Kranz gegeben und
übrigens in dem gleichfalls von ihm ergänzten Kopf
der von uns zu ermittelnden Deutung nicht vorge-
griffen; neu ist auch der angestemmte linke Arm,
dessen Richtung jedoch durch den bis unter die
Schulter reichenden antiken Ansatz verbürgt ist. Die
Deutung zu leiten ist in Ermangelung jedes alten
Attributs auch die Kleidung nur im Allgemeinen ge-
eignet; dieselbe besteht aus einem langen ärmellosen
Chiton mit übergeschlagenem Gewandstück und einem
über die Schullern und den linken Ann gezogenen
Beplos; die Füsse sind mit Sandalen bedeckt. Eigen-
thümlicher ist die gedachte nachlässige Stellung,
in welcher diese Figur mit gekreuzten Beinen be-
hagliche oder nachdenkliche Ruhe uns ausdrückt,
wie sie mit der Würde eines Götterbilds sich nur
seilen vereinigen lässt. Indess wird Winckelmanns
Bemerkung, der in ähnlichen Stellungen einen her-
kömmlich gewordenen Ausdruck der Traurigkeit
sah '), durch die statuarische Observanz hinlänglich
bestätigt, um, wenn der Marmorkoloss eines ver-
mutlichen Gölterbilds diese Stellung uns zeigt, mit
Wahrscheinlichkeit eine auf Todtendienst bezügliche
Darstellung zu erkennen. Wenn man Statuen einer
ähnlichen Bekleidung und Anordnung, an denen es
nicht ganz fehlt, in andrer Weise gedeutet hat, so
war diese Deutung willkürlich. Es gilt dies nament-
lich von denen welche, wie eine bekannte Statue
des Kapitols5), eine andre der vormals Borghesischen
Sammlung jetzt im Louvre 6) und eine dritte im
hiesigen Museum7), durch das ergänzte Attribut einer
Flöte zur Muse Euterpe geworden sind; man hätte
sie auf Grund eines von Visconti verglichenen
Münztypus s) ebenso füglich als Felicitas ergänzen
können, wenn diese allegorische Göttin in statuari-
schen Marmorwerken überhaupt sich voraussetzen
Hesse. Eine vierte ganz ähnliche Statue war eben
so leicht durch das Attribut einer komischen Maske
zur Geltung der Muse Thalia 9) gelangt. Wiederum
als Euterpe ergänzt sind zwei ganz ähnliche herku-
lanische Statuen, welche mit achtbarem Kunstwerlh
auch Besonderheiten der Tracht verbinden, die einer
Muse widerstreiten; dagegen es mit der Idee einer
Gräbervenus sich ganz wohl verträgt, bald in leichter
Entblössung bald auch verschleiert zu erscheinen l0).
") YVinckelmann monum. ined. II p. 170 äussert diess auf An-
lass des in ähnlicher Weise vor Achill stehenden trauernden Anti-
loclius und verweist zugleich auf die um Antilochos trauernden Grie-
chen eines philostratischen Bildes, in dessen Beschreibung (Phiiostr.
II, 7) es heisst: -n^avits di ictq «ty/iiis tq iovd\iifog, tvak-
Xuttovo i zeu TiöJf, xcu ait)(>(£oviai hü jüiv (tty/jüir. All-
bekannt ist auch die ähnliche Stellung des Tudtengenius mit ge-
senkter Fackel (Zoega bassiril. II p. 214).
5) Ergänzte Euterpe im Kapitol: Beschreibung von Hom III,
1, 163; Clarac nms. de sculpl. pl. 508 no. 1019; unten Tafel
CXLVII no. 1.
'') Borghesische Statue im Louvre: Sculture della villa Borghese
II st. VI no. 1 ; in Viscontis Text p. 39 sind 'Suonatrici di libie,
anzi che due immagini della Musa Euterpe' angenommen. In der
description des antiques (Paris 1820) ist es unklar, oh no. 01 oder
3 41 gemeint sei.
') Aehnliche Statue im Museum zu Berlin: Lcvezow, Familie
des Lykomedes Taf. VIII. Ciarar pl 538 no. 1130; unten Taf. CXLVII
no. 3. Berlins antike Bildwerke S. 57 no. D7 (jetzt no. 80).
*) Fclicitas einen Caduccus tragend auf Münzen der Julia
Mamaa: Eckbel D. N. VII, 287s. Ein Miiuzlypiis dieser Art folgt
auf unsrer Tafel CXLVII no. 5.
*) Clarac mus. de sculpl. pl. S15 no. 1041 C ('d'aprei Mellan').
"') Wie in 'Neapels antiken Bildwerken' no. 277. 280 S. 83 f.,
damals mit der Deutung auf Bililni<s>latiien eingeweihter Frauen, be-
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Noch eine Statue dieser Art im Museum des Louvre ")
widerstrebt einer solchen Deutung auch durch das
Attribut eines Vogels, den man als Taube fassen
und auf Aphrodite deuten kann. Der Gedanke an
eben diese Göttin wird uns nahe gelegt, wenn wir
jene Frauengestalt mit übergeschlagenem Bein auch
auf ein Idol der sogenannten Venus-Proserpina, der
aphrodisisch gefassten Kora, gestützt finden, wie sol-
ches in einer früher durch mich bekannt gemachten
Thonfigur ,2) der Fall ist. Damit stimmt der Pfeiler
ganz wohl, der in ahnlichen Marmorwerken die üb-
liche Stütze der weiblichen Figur bildet und viel-
leicht auch hier stall des ergänzten Baumstamms
unsrer Figur als der herkömmliche Ausdruck eines
Grabmals vorausgesetzt werden darf 13). Es ist da-
durch unsre Figur als eine der mannigfachen Bil-
dungen nachgewiesen, in denen die alte Plastik einen
euphemistischen Ausdruck der bekanntlich nicht selten
mit Aphrodile verglichenen Todesgöttin, der römi-
schen Venus-Libitina '*), gefunden halte.
Wie eine solche Gräbervenus zur Zusammen-
stellung mit Helios gelangte, ist hiemit freilich noch
nicht erwiesen; doch ist theils die sonstige Verbin-
düng von Helios und Aphrodite, namentlich aus
Korinth und Samolhrake lb), nicht unbekannt, theils
in besonderem Bezug auf Tod und Unsterblichkeit
die neuplatonische Vorstellung hieher gehörig, laut
schrieben ist. Eine jener beiden Figuren, die sich durch einen an-
tiken, ernsten und idealen Kopf auszeichnet, ist verschleiert; die
andre, deren Kopf fehlt, trug ein Stirnband mit herabhangenden
l.emniscen, welche zum Tbeil noch erhalten sind; ausserdem ist an
beiden Figuren das Gewand von der Schulter leicht abgestreift.
") Abgebildet mit dieser Angabe bei Clarac pl. 295 n. 1020,
auch auf unsrer Tafel CXLVI1 no. 2. Im Staluenverzeichniss des
Louvre, welches bekanntlich seit langfr Zeit nicht neu gedruckt ist,
vermag ich diese Statue nicht nachzuweisen.
'-'J Gtthard Venere Proserpina tav. 12. Clarac pl. 032 B
00. 1422 F. Unten Tafel C.XLV1I no. 4.
") Wer diesen Baumstamm verthcidigcn will, kann auf die ähn-
liche oben gedachte Stütze des Helios und auf den kahlen Stamm
sich berufen, der dann und wann als Symbol des erstorbenen Lebens
sich findet (Mus. Pio-Clem. VII, 13. C.bd. Antike Bildw. XCIII, 1.
Prodr. S. 257, 51).
14) Ueher Libitinaidole ist ausführlich im E.vcurs meiner Ab-
handlung über Venneidole S. 1511. gehandelt.
'') Helios und Aphrodite: l'aus. II, 4, G. Vgl. Venus und Phae-
thon bei Plin. XXXVI, 4, 7. Ghd. Antike Bildwerke Taf. XLI, Prodr.
S. 102, und die häufigeren Verbindungen von Apoll und Aphrodite
(Ghd. Mythologie §. 370, 3).
welcher die Wanderung der gereinigten Seelen unter
Leitung der Todesgötlin zum Reiche des Sonnen-
gottes empordringt 10). Marmorkolosse, von denen
der eine die Todesgöltin, der andre den als Ziel und
Empfänger der Todten gedachten Sonnengott dar-
stellt, konnten als bedeutsame Pförtner den Eingang
eines Grabmals schmücken, das zu den Zeiten alexan-
drinischer und römischer Herschaft neben dem über-
schwänglichen Gräberprunk der Pharaonen die Auf-
merksamkeit nachdenklicher Wanderer fesseln sollte.
Dass auch dem Standpunkt ägyptischer Andacht
hiebei genügt worden sei, geht daraus hervor, dass
ausser Helios und Aphrodite auch der nicht selten
mit Helios gleich gesetzte ägyptische Zeus-Serapis
angerufen war, wie aus der nun noch näher zu be-
trachtenden zweiten Inschrift hervorgeht.
Diese am Sockel des weiblichen Kolosses ver-
slümmelt erhaltene Inschrift lautet in ihren drei
Zeilen, wie folgt:
PAIIIJIKAITOICCYNNA
JClAPXOCANEGHKENCllAr
J
(2a)Qcc7zidi xai TOig avvvä(oig &£olg) . . . äaictQyog
dv£d-t]X£v orca (folgt tc oder y) ö.
Wie man sieht wird darin dem Serapis und dessen
göttlichen Tempelgenossen 17) die Statue der von uns
besprochenen Todesgöttin geweiht. Wer der Wei-
hende sei bleibt unklar, indem es wahrscheinlicher
ist, dass in aaiagxog ave&rjxEv die Bezeichnung des
auch sonst bekannten gleichlautenden priesterlichen
Amtes 18) aaiagyog nicht aber ein Eigenname erhal-
ten sei. Wenn aber hier unter der weiblichen Statue
Serapis als der gewaltigste Lebens- und Todesgolt
derjenigen Zeit angerufen wird, der unsre Statuen
angehören, so ist es erstens wahrscheinlich, dass
auch die Statue des Helios ihm geweiht war und
die verstümmelte Inschrift Ju cHki(p durch ein auch
,6) Laut Plutarch de defectu orac. 945 C ("JlXtog . . . etno-
kaußävu tov vovv äiäovg) und dem vatikanischen Belief in mei-
nen antiken Bildwerken Taf. XCIII, 4. Vgl. ebendas. S. 244. 266.
336 f. Oben Anm. 2.
17) Zvvvaoig OtoTs ist nach sonstiger ahnlicher Beden eise
unzweifelhaft.
I9) Ueber das Amt der Asiarchen hat bereits Eckbel D. N.
IV, 207 ss. gehandelt.
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sonsl nachweisliches ,0) appellatives aagämöi auszu-
füllen sei; dann aber darf es auch für wahrschein-
lich gellen, dass in den als Tempelgenossen des
mächtigsten Gottes Serapis bezeichneten Gottheiten
keine andern gemeint sind als die uns in diesen Ko-
lossen vor Augen geführten, nemlich Helios und
Aphrodite. Wenn jener erste als begriffsverwandter
griechischer Gott dem Serapis beigesellt war, liisst
auch die dem Helios entsprechende Aphrodite als
Doppelausdruck einer ägyptischen Isis sich denken80);
doch ist eine solche nicht nolhwendig vorauszusetzen
und um so weniger wahrscheinlich, da die inschrift-
lichen Ueberreste beidemal nur auf Serapis hinweisen.
Wie dem auch sei, diese Statuen bleiben, ihrer sehr
mittelmässigen Ausführung ungeachtet, merkwürdige
Belege des im Orient und in Aegypten eigenthüm-
lich entwickelten griechischen Götterwesens; sie
bleiben es um so mehr, je sinnvoller auch ihr ethi-
scher und sepulcraler Nebenbezug des Helios als
Seelenempfängers, der Aphrodite als Göttin der Grä-
ber, als Epilymbia, uns entgegentritt. E. G.
II. Gräbervenus. Felicitas. Novus Annus.
Hiezu die Abbildungen Tafel CXLVII.
1 — 4. Grabervenus. In solcher Geltung ward
zu Erklärung der vorigen Tafel der statuarische Ty-
pus bereits erörtert, dessen sprechendste Denkmäler
hier nachträglich folgen. Die bekleidete Frauengestalt,
die mit nachlässig gekreuzten Beinen auf einen Pfeiler
sich stützt, glaubten wir mit Wahrscheinlichkeit den
in andrer Bildung bereits zahlreich vorhandnen und
anerkannten Idolen der Venus- Libilina beizählen zu
dürfen. Man könnte weiter gehn und an den füg-
lich als Grabmal zu fassenden Pfeiler die Vermu-
tbung anknüpfen, dass hier die aus Delphi erwähnte
Aphrodite Epilymbia21) in römischen Wieder-
holungen uns erhalten sei; doch kann diese Ver-
',) Melius nls Beiname des Serapis, der auch '/.th$ "W.io;
ftfyas beisrt: Praller Rom, Mythologie S. 726.
*") Die anderweitig bekannte Vermischung von Isis und Aphrodite
wird aus Aphruditens llauptsitz Korinth durch Tempel von Seropis
und Isis auf der dortigen Burg (Paus. II, i, 0) bestätigt.
) Aphrodite Epilymbia: Plutarch quaest. vom. 21.
mutiiung in Ermangelung sonstiger Gründe nur sehr
bescheiden geäussert werden.
Zur genaueren Charakteristik dieser Statuen,
denen bei guter Anlage kein hervorstechender Kunst-
werth beigelegt werden kann, beschränken wir uns
auf die hauptsächlichsten Notizen. An der mit no. 1
bezeichneten kapitolinischen Statue 22) sind sowohl
die Flöten als beide Unterarme ergänzt; der Kopf
ist aufgesetzt und hat der Statue ursprünglich viel-
leicht nicht angehört. Dass die unter no. 2 abge-
bildete ähnliche Statue des Louvre, welche durch
das Attribut eines Vogels, vielleicht einer Taube,
unsrer Deutung ungleich mehr als der Vorstellung
einer Muse sich anschliessl, einer genaueren Nach-
weisung für uns bedarf, ward schon oben23) be-
merkt. Die gefällige, aber beträchtlich ergänzte, als
no. 3 bezeichnete, Statue des Berliner Museums,
früher als eine der Töchter des Lykomedes, später-
hin als Eulerpe ergänzt24), zeichnet vor andern
ähnlichen Gestalten dadurch sich aus, dass sie statt
an den sonst üblichen Pfeiler an einen Fels sich
lehnt, welcher Umstand dem Gedanken an eine Grä-
bervenus nicht widerspricht und keinenfalls für ge-
nügend gellen kann, um neben sonstigen Gegen-
gründen diese Figur als Muse erscheinen zu lassen.
In der älteren Ergänzung erschien ihre Brust ent-
blössl, was mit der Idee einer Venus-Libitina um so
verträglicher sein würde, da auch die als no. 4 von
uns gegebene Thonfigur 25) bei ähnlicher Stellung
einen nackten Oberleib zeigt. Diese Figur aber
gleichfalls als Gräbervenus zu fassen, ist das als
Idol der Unterwelsgöltin so häufig in ähnlicher Weise
mit Frauengestalten gruppirte Idol für uns ent-
scheidend. #
5. Felicitas. Die in ähnlicher Weise wie die
bis hieher betrachteten Statuen einem Pfeiler auf-
füllende Göttin, die ein Münzlypus der Julia Ma-
maea 26) als Felicitas bezeichnet, konnte zu dieser
'■") Kapitolinische Statue: oben Anm. 5.
") Statue im Louvre: oben Anm. 11.
M) Berliner Statue: oben Anm. 7.
") Thonfigur des Grafen von Ingenheini, jetzt im königlichen
Antiquariat!] zu Berlin: oben Anm. 12.
") Pcdrusi tesoro farnes. IV, i, 9; VII, 34, C. Eckhcl D. N.
VII, 287 s. Cohen IV p. 69 ss. Oben Anm. 8. Die als no. 5 hier ge-
gebene Zeichnung ist nach einem Original im hiesigen kgl. Münz-
kabinet ausgeführt.
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allegorischen Gellung durch den Heroldslab gelan-
gen, welcher, wie andremal an der Friedensgöttin,
in ihrer Rechten bemerkt wird. Man hal darin eine
gewandte, auch für noch andre Figuren 27) nach-
weisliche, Benutzung des ungleich älteren statuari-
schen Typus zu erkennen , den wir bis hieher erör-
terten; dass die Erklärung desselben durch jenen
Münztypus wesentlich bedingt werde, halle Visconti,
der darauf aufmerksam machte, vielleicht selbst nicht
gemeint M).
6 — 9. Novus Annus. Die Knabengestalt, welche
auf diesen Münztypen des Commodus in Umgebung
ordnender Jahresgotlheiten bemerkt wird, findet sich
in dem nachstehenden Aufsalz Professor Wieselers
in einer Weise erläutert, welche zugleich der be-
rühmten Xantener Erzfigur des Berliner Museums
neue Aufklärung verheisst. E. G.
III. Zur Xantener Erzfigur.
Vgl. Tafel CXLVII, 6—9. Oben CXXXIII. CXXXIV.
Rücksichtlich der Xantener (oder richtiger: Lüttin-
gener) Erzfigur im kgl. Museum zu Berlin , welche im
vorigen Jahrgänge dieser Denkmäler und Forschungen auf
Taf. CXXXIII und CXXXIV abbildlich mitgetheilt und
in no. 133. 134 ausführlicher besprochen ist, nimmt mich
das Bekenntniss des Erklärers Wunder, er wisse ausser
dem Bonus Eventus kein anderes Wesen, das einen sol-
chen Kranz tragen könnte wie ihn der Knabe habe, der
heraneile um seiue Gaben darzubringen, nämlich einen
Kranz mit Produkten aller Jahreszeiten, der also den
Jahressegen überhaupt repräsentire. Es ist offenbar ein
Novus Annus gemeint; dass die Beziehung auf Bonus
Eventus ganz unzulässig sei , bedarf wohl keines weiteren
Nachweises. Schon in meinen Denkm. d. a. Kunst habe
ich Bd. II, zu Taf. LXXIV, no. 9G0, wo ein von Gori
Mus. Florent. Vol. IV, t. 41 herausgegebenes, unter Com-
modus als P. M. Tr. P. X IMP. VII COS. IUI P. P.
geprägtes Bronzemedaillon wiederholt ist '), zur Erklärung
Folgendes bemerkt: 'Den vier Hören wird von Zeus das
Thor des Olympos geöffnet. Ihnen schreitet ein nackter
J:) An einen Pfeiler gelehnt erscheint auch die mit Scepter und
Kranz versehene Liberias: Morelli Galba VIII, 22, 24.
ss) Widerlegt ward diese Ansicht von mir bereits früher (Nea-
pels Bildwerke S. 8if. ).
') Wie auch auf unsrer Tafel CXLVII no. 0. A. d. II.
Knabe entgegen, der an einem vollen Fiillhorne zu tragen
hat: etwa Plutos, oder, wie wir eher glauben, Eiii«n(os.
den der Hymn. Orph. I, 18 mit den Hören erwähnt und
dessen Kindesgestalt darin begründet sein kann, dass das
Jahr erst im Beginnen gedacht ist, während das Füllhorn
bei Eniitutos durch Athenaios V, p. 198 A, ausdrücklich
bestätigt wird'. Hier haben wir denselben Novus Annus.
Ich bin jetzt in Stand gesetzt, die Münzdarstellung etwas
genauer zu erklären, seit mir zwei ähnliche und doch
wiederum verschiedene bekannt geworden sind. Ch. Lenor-
mant hat in der Nouvelle Galerie mythol. pl. XLII, no.8 eine
andere, gleichfalls unter Commodus, und zwar in demselben
Jahre938a.u. = 185p.Chr. geprägte, aber kleinere Bronze-
münze2) abbilden lassen, deren Aversdarstellung er p. 135
folgendermassen beschreibt. 'Le jeune empereur a demi
nn, tourue ä droite, tenant une epee nue de la main
gauche, et de la droite un cercle dans lequel sont ren-
fermees quatre jeunes filles representant les quatre Saisons
de l'annee. Devant l'empereur un genie portant une corne
d'abondance'. Es ist wesentlich dieselbe Darstellung; nur
dass die Figur, welche die Rechte auf den 'cercle' legt,
unbärtig ist. Von dem 'cercle' kömmt nur ein kleiner
Theil zum Vorschein, so dass man nach dieser Münze
viel eher an ein Bogenthor denken könnte als nach der
ersterwähnten. Mit dem 'empereur jeune' ist es übrigens
nichts. Das Gesicht hat nichts mit dem des Commodus
gemein. Auch wäre es sonderbar, wenn Commodus aut
der Vorderseite bärtig, auf der Rückseite dagegen un-
bärtig dargestellt wäre. Lenormant wurde gewiss durch
die 'epee nue' zu der falschen Auffassung verleitet. Aber
die 'epee nue' beruht auf einem Irrthum. Die Abbildung
zeigt nichts der Art, sondern denselben kurzen Stab, wel-
chen die entsprechende Figur auf der Florentiner Münze
und auf der gleich zu erwähnenden hat. Es ist bald zu
errathen, dass die jugendliche, unbärtige Figur keinen
Andern als Helios-Apollon darstellen solle. Als ich diese
zweite Münze kennen gelernt hatte, war ich nicht abge-
neigt, an der Richtigkeit der Gori'schen Zeichnung in
Betreff des Bartes der entsprechenden Figur und mithin
der Beziehung auf Zeus zu zweifeln. Aber dieser Zweifel
ist verschwunden, seitdem ich bei Gelegenheit der Besich-
tigung der Fürstl. Waldeckschen Münzsammlung in Arol-
sen ein unter Commodus in demselben Jahre geprägtes
Bronzemedaillon 3) etwa von der Grösse des Florentinisehen
■) Wiederholt auf unsrer Tafel CXLVII no. 7. A. d. H.
3) Eine Zeichnung dieses merkwürdigen Exemplars hat Herr
Dr. Gaedechens unter besonderer Vergünstigung des durchlauchtigsten
Herrn Besitzers für unsere Zwecke anfertigen lassen, wonach dieselbe
auf unsrer Tafel no. 8. 9 beifolgt. A d. II.
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fand, dessen Avers im Ganzen dieselbe Darstellung wie
die beiden andern Monumente, aber anstatt des Zeus und
des Apollon einen ganz unzweifelhaften Janus zeigt. Ausser-
dem weicht dieses Medaillon dadurch wesentlich ab, dass
der sich nahende Kleine keineswegs ein Füllhorn auf der
rechten Schulter, sondern auf dieser und in der einen
Hand (so viel ich mich erinnere, der rechten) zwei Ge-
genstände trägt, die ich mit unbewaffnetem Auge nicht
deutlich erkennen konnte, die aber auf der beigelegten
Beschreibung, deren Verfertiger sich wohl einer Lupe be-
dient hat, als Tropäum und als Kranz bezeichnet wer-
den; der 'Kranz' wird, was ja ganz passend ist, etwas in
die Höhe gehalten"). Der Gegenstand, auf welchen der
Janus seine Rechte gelegt hat, nimmt sich auf diesem
Medaillon ganz ähnlich aus wie auf dem Floreutinischen.
Also auf drei Münzen aus einem und demselben Regie-
runssjahre des Commodus, von dem es bekannt ist dass
er sich viel mit den Monaten zu schaffen machte (Preller
'Rom. Mythol.' S. 783 flg., Anm. 4) und selbst als Janus
darsestellt ist (auf dem Avers des Bronzemedaillons, des-
sen Revers in den D. a. K. Bd. II, Taf. LXII, no. 796
miteetheüt ist), erscheinen drei verschiedene Sonnen- oder
Licht-Gottheiten als oberste Zeitgötter, insbesondere Jah-
reso-ötter. Der Stab, welchen sie in der Linken halten,
ist der bei dem Aeon oder Mithras (D. a. K. Bd. II,
Taf. LXXV, no. 967; und auch bei dem Janus (C. A. Böt-
tiger 'Id. z. Kunstmyth.' I, S. 258 und 269) schon er-
kannte Massstab, vwga bei Macrob. Sat. I, 9. Er ist hier viel
deutlicher zu erkennen als auf dem Münzbilde bei Böt-
tiger Taf. II, Fig. 1, und auf dem Gemmenbilde in
Gerhards Besitz bei Panofka 'Zufluchtsgotth.' Taf. I, n. 5,
und in der Tliat ist auf dieser Münze wohl ein eigent-
liches Scepter und auf diesem Gemmenbilde, wo Janus
ganz wie bei Ovid. Fast. 1, 177 inetftiibens baculo erscheint,
ein Stab als Stütze für den Gehenden oder Stehenden
•uizunehmen. Der Gegenstand, auf welchen die obersten
Jahresgötter ihre Rechte legen, ist weder mit Müller
(Hdb. d. Arch. §. 399, A. 1, dem ich im Text zu den D.
a. K. folgte) als das olympische Thor, noch etwa als die
Ilimmclskugel zu fassen, an welcher auf den Monumenten
I Nachträgliche Bemerkung. Auf der durch Freund Gaedecbens
beschafften Abbildung zeigt sich, dem Vernehmen nach, ein Füll-
horn, wie auf den beiden anderen Exemplaren. Sollte das nicht auf
Irrthum des Arolsencr Zeichners IhtiiIuti (der eine Abbildung des
Florenlinei Medaillons zur Band hatte), so wäre dadurch das weiter unten
rropSom und brau/ Bemerkte wegfallig geworden. Inzwischen
-ehe ich, dass auch Eckbel D. N. VII p. 113 Variationen der Dar-
ag angtebl : ex adterto $tal pvtllui t. (?) elata ramum aul
Hörern mit eormicaptae ostentant. F- W.
in den D. a. K. ßd. II, Taf. LXII, no. 796 und 797 (wo
die Kugel länglich rund ist) die Hören eiuherschreiten,
sondern er ist als der Juhrcskreis zu fassen, innerhalb des-
sen sich die Göttinnen der Jahreszeiten bewegen. Ist diese
Bewegung « bnima ud brwmam (Varro de Ling. Lat. VI,
8, p. 76 Mueller) abgemacht, so kömmt ein novus annus,
und dessen Repräsentanten sehen wir auf den Bronze-
tnünzen in dem heranschreitenden Knübchen dargestellt.
Was fangen wir aber mit Kranz und Tropäum bei dem
Knaben auf der Arolsener Münze an (wenn sie sicher ste-
het])? Diese Attribute erinnern durchaus an die Victoria
auf den bekannten Neujahrslampen (Böttigev 'Kl. Sehr.'
III, S. 315 flg.; Preller 'Rom. Myth.', S. 160 flg.). ler-
muthlich sollen die Münzen als Neujahrsgratulationen für
den Commodus dienen und bedeutet der herannahende
Knabe mit Füllhorn oder mit Kranz und Tropäum das-
selbe, was auf den bekannten für Hadrianus und Anto-
ninus Pins bestimmten Münzen die Inschrift aussagt:
'Senatus Populusque Rcmanus Annum Novum Faustum
Felicem.' Und selbst wenn nicht an eine Neujahrsmünze
zu denken sein sollte '), würden auf einer Römischen Münze
Kranz und Tropäum für den heranschreitenden Novus
Annus sehr wohl als passend angenommen werden kön-
nen, zumal da Exemplare nebenhergingen, auf denen er
ein Füllhorn hat. Auch lässt sich für den Umstand, dass
gerade auf der Münze, welche den Janus als obersten
Jahrcsgoft zeigt, der Novus Annus Kranz und Tropäum
trägt, ein plausibler Grund beibringen, wenn man nur an
den Bezug gerade jenes Gottes auf Krieg und Frieden
denkt. Rüeksichtlich der Berliner Erzfigur ist es mir
durchaus wahrscheinlich , dass sie als Nenjahrsgescheuk
gedient habe. Ich erwähne schliesslich noch, dass bei
Ovid. Met. II, 24 flg. unter den Repräsentanten der Zeit-
abschnitte, die neben Phöbus' Throne stehen, auch der
Annus vorkömmt. Aller Wahrscheinlichkeit nach kannte
der Dichter Bilder desselben0).
Göttingen.
Friedrich Wieselek.
'■) Vgl. Pinder 'Ant. Münz. d. h. Mus. z Berl.' S. 200 zu
Taf. II no. 3. *'• W.
6) Erst hinterdrein sehe ich zu meiner angenehmen üeberra-
sebung, dass schon Eckhel a. a. 0. den kreisförmigen Gegenstand
ähnlich lasste wie ich; nur dass er an ein saeculum dachte, indem
er eine Münze Iladrians, in cujus arersa SAF.C. AVH. vir semi-
iiuiins «(ans ii. clrculum contingil, quo loius ambltur, und einige
Scbriftstellen vergleicht. Ergo et rypo muni praenntu Saeculum
Aureum Inteülgltur, >/»»// , sl Cnmmndo lpt1 fide*, hoc Imperante
rere exttlltt. Auch so bat der 'pucllus'. über dessen Bedeutung
Eckhel nichts sagt, Für die Berliner Bronze volle Beweiskraft. Kr
ist eben der Repräsentant eines novum taeculum. Ovidius erwähnt
a. a. 0. auch Sacctila. F. "'.
141
142
IV. Allerlei.
47. Das Vestaheiligthum am Forum von Pompeji.
Das gewöhnlich unter dem Namen Pantheon aufgeführte
Geb.:iude am Forum von Pompeji ist sehr verschiedenen
Deutungen unterworfen worden, welche sich bisher alle
als unhaltbar erwiesen haben. Pantheon wurde dasselbe
genannt, weil man die in der Mitte seines Ilofraums in
Form eines Zwölfecks aufgestellten Säulenfasse fi'ir Posta-
mente von Statuen der zwölf grossen Götter hielt. Da
wir jedoch in denselben die Reste eines zerstörten Rund-
tempels oder polygonal Centralbaues erhalten haben, er-
weist sieh die Benennung Pantheon als haltlos. — Eine
andere Bezeichnung des Gebäudes als Serapeum, welche
ihren Ursprung in der Aehnlichkeit des Centralbaues mit
dem Serapeum zu Puteoli ') hat, in dessen Mitte eine
Heilquelle liegt, könnte nur dann von Bedeutung sein,
wenn in dem Pompcjanischen Centralbau eine gleiche
Quelle gefunden würde'). Die sehr materialistische Auf-
fassung des Gebäudes als Schlachthaus macellum ') wird
schon durch die Würde und Grossartigkeit des Baues und
die reiche Malerei widerlegt (Overbeck Pompeji p.94 — 99).
Wichtiger sind die beiden andern Vermuthungen, von de-
nen die eine dasselbe ein Augusteum oder collegium der
Augustalen, die andere ein hospit'ium benennt4). Die Be-
nennung Augusteum knüpft sieh an ein im Hintergrunde
in der Mitte hinter dem Centralbau gelegenes Gemach,
welches im Innern eine Basis für ein Cultusbild und an
den Seitenwänden vier Nischen für andere Statuen dar-
bietet, und somit als Heiligthum kenntlich ist. Da zwei
der vier Nischen die erhaltenen Statuen der Livia und
des Drusus zeigen und von dem Cultusbild ein Arm mit
einer Weltkugel übrig ist, so hat man dies Gemach als
ein Heiligthum des Augustus gedeutet, und demzufolge
die übrigen Räume als Küche und Speisezimmer zu Fest-
mahlen, welche das Collegium der Augustalen dem Volke
gegeben, angesehen. Auch die Annahme eines llospitinms
lüsst diese Räume ähnlichen Zwecken dienen und stellt
dasselbe unter den Schutz des Augustus. Beide Benen-
nungen lassen aber grade den charakteristischen Haupt-
theil des Gebäudes, den zwülfeckigen Centralbau unbe-
stimmt, von dem meine Erklärung ausgehen soll.
Bekanntlich war die Form des Griechischen Hestia-
heiligthums, des Prytuncions, ebenso wie die des Itali-
schen Vestatempels eine runde"). Auch ist von Bötticher
') Vgl. Paoli Am. Puieol. Bilian Denkm. i. alt Borns tf. 58.
VitruT. eil. Marin i IV tf. 04.
•') Eine Versenkung, in der man Fischreste gefunden, kann aus
dem Grunde nicht als versiegte heilige Quelle des Gebäudes gelten,
weil dieselbe nicht Innerhalb des Zwölfecks sondern neben demsel-
ben liegt.
3) Kugler Kunstgeschichte l.Ausg. p. 288. Stiei -Geschichte u.
Beschreibung der Stadt Pompeji 2. Ausg. Wittenberg 1853 p. 32.
*) Vgl. Bunucci Pompei descritta 1826. Overbeck Pnmpeji p.99.
5) Vgl. Tim. lex. Plat. s. v. fldioej Suidas s. v. npvTaviTov;
Hesjcb. s.v. axiui; Kcstus s. v. Butunda; Ovid Fast. VI. 282; l'lut.
Numa 11.
Tektonik der Hellenen II p. 349—351 nachgewiesen, dass
die Griechischen Prytaneen aus grösseren Bauanlagen be-
standen, deren Mittelpunkt und Haupttheil das eigentliche
runde Heiligthum der Hestia einschloss, das in der Mitte
der runden mit Erz bekleideten Holzdecke eine runde
Oeffnung darbot, aus welcher der vom Altar der Göttin
emporwallende Rauch in die Lutt stieg. Ebenso ist auch
von Dionys von Halicamass Antiq. Rom. II, 65 bezeugt,
dass die Heiligthümer der Hestia im Mittelpunkt und
Haupttheil der Stadt zu liegen pflegten. Demgemäss lagen
auch Prytaneion und Tholos in der Nähe des Buleute-
rions und des Marktes von Athen. Auch der Vestatempel
zu Rom scheint richtiger unmittelbar an das Forum Ro-
manum versetzt zu werden, wo bei der Kirche S. Maria
Liberatrice die Grabsteine der Vestalinnen gefunden sind,
als an die Stelle der Kirche S. Teodoro, welche übrigens
ebenfalls in der Nähe des Forums und in der Mitte des
alten Roms liegt '). Mit Rücksicht hierauf bezeichne ich
das fragliche Gebäude am Forum von Pompeji als Hei-
ligthum der Vesta. Nicht nur seine Lage im Mittelpunkt
und Haupttheil der Stadt, sondern auch die Nähe des
Senaculums des SUziuigshauses der Decurionen , ähnlich
wie in Athen neben dem Buleuteriou Tholos und Pry-
taneion lagen, sprechen deutlich für diese Bestimmung.
Der zwölfeckige Centralbau in der Mitte der ganzen
Anlage war das eigentliche Heiligthum der Göttin, ein
Monopteros mit einer ähnlich wie am Philippeion zu
Olympia (Paus. V. 20. 5), gebildeten Holzdecke, die mit
Erz bekleidet in der Mitte die schon erwähnte Oeffnung
darbieten musste, um den Rauch des Altars emporsteigen
zu lassen.
Um diesen Centralbau gruppiren sich, ähnlich wie
in den Griechischen Prytaneen, eine Menge von Räum-
lichkeiten für Cultusacte und praktische Bedürfnisse. Das
Gemach rechts von dem Heiligthum des Augustus war
entweder Küche oder Speisesaal (vgl. Overbeck Pompeji
p. 97) für die in gleicher Art, wie im Athenischen Pry-
taneion oder der Tholos, angestellten Festmahle; das
Gemach links diente, wenn jenes die Küche war, zu den
Festmahlen, im andern Falle vielleicht zu Versammlungen
der Vestalinnen. Die eilf Gemächer von gleicher Grösse,
welche rechts von dem Centralbau in gleicher Linie lie-
gen, dienten wahrscheinlich praktischen Zwecken verschie-
dener Art. Das muthmassliche Heiligthum des Augustus
kann bei einer Stadt wie Pompeji, deren Neubau nach dem
Jahr 63 p. O, also in der Blüthe des Kaisercultus, vor
sich ging, nicht befremden. Sollte aber dennoch eine
solche Ueberhebung im Heiligthum des Vesta befremden,
so ist auch eine andere Erklärung möglich. Man kann
nämlich den erhaltenen Arm mit der Weltkugel, welcher
von dem Cultusbild jenes Raumes übrig ist, als Fragment
einer Statue des Zeus ansehen, dessen Cultus auf das in-
nigste mit dem Vesiadienst verbunden war. Beide wur-
6) Vgl. Beschreibung Borns III. I p. 63. 79. 370; II. p. 50. 370;
Braun Btiinen u. Museen Keims p. 51. Mun. Ined. d. J. II tav. 33. S4.
143
144
den zusammen verehrt in Dodona (Zinzow de hist. Graec.
prkn. p. 19. Gerh. Myth. §. 293, 3) zu Olympia (Paus.
V, 14,5) in Lavinium als Yesta und Juppitcr Pistor (Gerh.
Mvth. §. 288, 4). Zusammen angerufen werden beide im
llomerischen Hymuos in Vestam 23, 5, auf Münzen zu-
sammengestellt Thesaurus Morel!, p. 458 1. 2, wie auch
die Beinamen beider Gottheiten des Zeus taTioi/og, iOTiiö-
ia£, iqiaiiog der Hestia Zitvög nvgyog, Jtog (fv'i.tty.)]
(Boeckh Philolaos 90 ff.) Jiug u'Uog (Stobaeus Phys. I
p. 488) die innige Verwandtschaft bezeugen. — Demnach
wäre ein Heiligthum des Juppiter im Vestatemenos sehr
leicht zu erklären. Die Statue des Augustus würde dann
in einer der leereu Seitennischen mit Livia correspondi-
rend gestanden haben.
Ihrem Ursprung aus dem Hecrdcultus gemäss ist Vesta,
ebenso wie Juppiter Pistor, Beschützerin der Ernährung,
namentlich des Mahlens und Brodbackens (vgl. Serv. Bei.
8. 82. Aen. 5. 745) und aus diesem Grunde finden wir
durch das ganze Gebäude Darstellungen von Nahrungs-
mitteln in geschmackvollem Stillleben angebracht, auch
eine eigene Abbildung der Vestalia des Miillerfestes, wel-
ches von Eroten gefeiert wird '), und demnach eine nicht
"■erinse Stütze für meine Vermuthang bildet. — Es wäre
übrigens kaum denkbar, dass Pompeji eines Vestaheilig-
thums entbehrt haben sollte, da uns fast von jeder grie-
chischen Stadt die Existenz eines Prytaueums berichtet
wird"). Auch ist es nicht denkbar, dass ein solches noch
in den entlegenen bis jetzt noch unausgegrabenen Theilen
der Stadt verborgen sei, da nach Dionys. Halic. II, 05
die Lage im Mittelpunkt und Haupttheil einer Stadt be-
zeugt ist. Da aber von allen ausgegrabenen Gebäuden
Pompejis, welche sich um die beiden Fora der Stadt
gruppiren, kein einziges ausser dem Pseudopantheon sich
zii einem Vestaheiligthum eignet, so scheint mir auch da-
durch meine Vermuthung gesichert zu sein. — Im Zu-
immenhange mit verwandten Gebäuden habe ich diese
Behauptung noch weiter ausgeführt in einer besondern
Schrift: Die Griechischen Rundbauten im Zusammenhang
mit dem Götter- und Heroencultus, welche 1861 im Druck
erscheinen wird.
Greifswald. Dr. K. Tir. Pyl.
48. Antenor und Phaxiteles. Ob Praxiteles eine
Gruppe des Harmodios und Arbtogciton aus Erz verfertigt
habe, wie Plin. XXXIV, 70 angilit, oder ob die Nachricht
auf einem Irrthum beruhe, ist bisher nicht entschieden.
Während Bergk Ztg. f. d. A.-W. 1845 S. 972 das Letztere
annhiit und auch Overbeck I S. 114 die Existenz des
Werks bezweifelt, hält Brunn I S. 343 daran fest. Ich
') Vgl. Overbeck Pompeji p. OS, p. 400. Prellet Böm, Myth.
p. 543. Aldi. Zeit. L854 p. 192. Mm. Borb. i, 17; li. .".I ; 6,38;
-. vi,, m. Gerb. Am. Bildw. tiv. :;.
') Vgl. Hüllmann Auf. Griech. Gesch. p. 825 II. Prellei Gr.
Mvih. I p. 269. Casauüon. ad Athen. XV. 19.
habe früher (de arte Praxit. p. 10) vermuthet, dass ausser
den beiden an der Agora aufgestellten Gruppen, deren
Meister Antenor und Kritios wir aus Paus. I, 8, 5 kennen,
eine dritte im Iverameikos, wo die Tyrannenmörder be-
graben waren (Paus. I. 29, 15), von Praxiteles ausgeführte
sich befand. Indessen widersetzt sich der Wortlaut der
Stelle bei Plinius auch diesem Nothbehelf. Denn er sagt
ausdrücklich, dass diese Gruppe von Xerxes entführt und
später zurückgekommen ist, meint also ohne Zweifel das
Werk des Antenor. Wenn wir ihm also nicht den Unge-
heuern Fehler zutrauen, dass er Praxiteles älter sein Hess
als Xerxes, haben wir eine Stelle zu suchen, wo die Sta-
tuen dem wahren Verfasser beigelegt werden. Diese findet
sich sehr bald. Mit §. 72 beginnt ein alphabetisches Ver-
zeichniss der Künstler, worin der zweite Buchstabe eines
jeden Wortes nicht mehr beachtet wird. Schiebt man
hierin die fraglichen Worte vor Amphicrales ein uud er-
gänzt den ausgefallenen Eigennamen, so sind beide Stellen
geheilt. In §. 70 führt Plinius Werke des Praxiteles an: item
stephanvsam, pseliumenen, canephoram fecit el puberem
Apollinem u.'s.w., in §. 72 zählt er auf: Alcamenes Phidiae
discipxihis et murmorea fecit et aereum penlathlum </tti
voculnr encrinomenos , at Polycliti discipulus Aristides
quadrigas bigasque, Antenor Hurmodium et Arislogilonem
tyrannieidas, quos u Xerxe Persarum rege cuptos viclu
Perside Alheniensibus remisit Magnus Alexander. Amphi-
crates leaena laudatur u. s. w. Wie passend der Ueber-
gang von der Gruppe Antenors zur Leäua des Amphi-
krates ist, brauche ich nicht zu erwähnen, eben so wenig
die Statthaftigkeit der Umstellungen bei Plinius zu be-
weisen (vgl. z. B. §. 79). Uhlichs.
49. Nike aus Tarent. Auf einer seltenen Bronze-
Münze von Tarent, von welcher ich in Italien zwei Exem-
plare für die kgl. Sammlung angekauft habe, ist Nike in
der Linken den Blitz tragend dargestellt, dessen eine Spitze
sie mit dem Zeigefinger der rechten Hand gleichsam prü-
fend berührt '). Vielleicht ist dazu noch nicht bemerkt
worden, dass Dio Cassius erzählt5), Augustus habe, als
er (im Jahre 723 d. St.) der Minerva den auch Chalci-
dicum genannten Tempel und die Curia Julia (auf dem
Forum) geweiht, darin eine Statue der Nike aufgestellt
welche einst aus Tarent gekommen war. Man könnte nun
die merkwürdige Nike der Tarentiner Münzen für die Ab-
bildung dieser damals noch in Tarent befindlichen Bild-
säule halten, allein die Wahrheit zu sagen: Nike kommt
auch in anderen Stellungen, z. B. die Trophäe errichtend
oder sie bekränzend, auf ähnlichen Münzen von Tarent
vor. Alle solche Combiiiationen sind so bedenklich als
sie verführerisch sind. .1. FRIEDLÄNDER.
') abgebildet bei Hilliagen aocienl cuins Tafel I, 18 und irrig
in den Corelliscben Tafeln CXIX, 395, die Nike iasst dort mit bei-
den Händen den Blitz.
') Ilueli 51, Kapitel 22.
Hiezu die Abbildungen Tafel CXIA—CXLM1.
Herausgegeben von E. Gerhard.
Druck und Verlag von Cr. Reimer«
145
146
DENKMÄLER UND FORSCHUNGEN.
Archäologische Zeitung, Jahrgang XV 111.
M US. 149. 150.
April bis Juni 1861.
Beschäftigungen des tiiglichen Lebens. — Herakles und Syleus. — Eine Münze von Helike. — Allerlei: Epimachos;
Bona Dea Oeulata; Devotion auf einer Neujahrslampe; falsche Münze von Naxos.
I. Beschäftigungen des täglichen Lebens.
(Iliezu die Abbildung Taf. CXLVIII.)
Ein Sarkophagrelief des Museums im Lateran
(Taf. CXLVIII, 1) stellt in einer Reihe von Scenen
auf sehr einfache Weise gewissermassen die Ge-
schichte des Brotes vom Pflügen bis zum Backen
vor. Die Arbeit ist zwar in grobem Marmor sehr
grob ausgeführt, oder vielmehr skizzirt so dass überall
die roh bemeisselten Stücke stehen geblieben sind,
indessen sind die Darstellungen nicht ohne Interesse ').
Die Inschrift des Deckels, dessen Ecken mit
einem Vogel verziert sind, lehrt uns den Namen
L. Annius Octavius Valerianus als den des Be-
stalteten kennen, die beiden dazu gesetzten Verse
Ecusi, cffugi. Spes et Fortuna ralele,
nil mihi vobiscum est, ludificate ulios.'
geben einen neuen Beleg für die Gewohnheit der
späteren Zeit metrische Grabschriften aus entlehnten
Brocken zusammenzusetzen. In der Grabschrift des
Pelronius Anligenidas2) heisst es zum Schluss
Effugi lumidam vitam. Spes, forma valete,
nil mihi vobiscum est, ulios deludite quaeso!
und in der Grabschrift eines L. Licinius Severus 3)
Actum est, excessi. S/ies et Fortuna valete,
nihil iam plus in me vobis per saecla licebit.
Zu Grunde liegt ein griechisches Epigramm4)
') Dei Sarkophag ist 1,92 Meter lang und ohne den Deckel
0,53 mit demselben 0,69 Meter hoch. Die Zeichnung dieses wie
des folgenden Reliefs mit den notbigen Erläuterungen verdanke ich
Conze und Michaelis. Die Inschrift bat Garrucci besprochen
(Bull. 1801 p. 34).
) Antb. Lat. IV, 3ii C. 189 M. Orelli 1174; vgl. Bull. 1831
p. -491.
!) Antb. Lat. IV, 274 B. 1373 M. Reines. Uli, 141. Kabrelli
Synt. p. 191.
•) Antb. Pal. IX, 49; vgl. IX, 134
TJ.ti'i; y.al aü Tvyr\ iiiyu yaintif ri/v otSov ti(>ov.
'Einig xal oii Tv^rj /.ieya xaiQSTe, xov hfiiv evqov,
ovdiv ifiol x v/uv, naivere zovg jiet ifii
welchem das unselige noch am nächsten kommt.
Das Relief ist in zwei Queerstreifen getheilt, wel-
che in der Mitte durchschnitten werden durch die
aufrecht stehende Figur eines ältlichen bärtigen Man-
nes mit kahlem Vorderhaupt, in einer langen Aermel-
tunica mit darüber geworfenem Mantel, der in der
Linken eine zusammengewickelte Rolle hält und die
Rechte ausstreckt. Aehnliche Figuren kommen auch
sonst auf Sarkophagen nicht selten vor und sollen
ohne Zweifel mit mehr oder minder Anspruch auf
Porträtmässigkeit den Verstorbenen vorstellen.
Die obere Reihe zeigt den Acker mit einzelnen
Bäumen bepflanzt, welche zugleich dazu dienen die
einzelnen Scenen abzugränzen. Von linksher be-
gegnet uns zuerst der Pflüger, der seinen mit zwei
Ochsen bespannten Pflug durch den deutlich als
scholliges Saatland bezeichneten Erdboden treibt. Von
den bekannten Vorstellungen des Pflügens 6) ist aie
deutlichste und belehrendste die kleine Erzgruppe des
Kircherschen Museums7). Der Pflügende hält mit
IX, 172
'E/.m'<iog ovä't Tvyrjg tu f.toi ftO.li, ovä' äkcyt£co
Xoinöv Tijff i'tnaTtjg- >j).v&-oi- ttg Xiutva.
b) Beschreibung Roms II, 2 p. 136.
6) Fabretti (col. Trai. p. 1521.) hat ausser einer Gemme und
Münze auch ein Relief nach Lucas Paetus de Rom. et Graec. men-
sur. III (Graev. thes. XI p. 1046) bekannt gemacht, das mit dem
vorliegenden in der Hauptsache übereinstimmt. Aach in der Blun-
dellschen Sammlung in Incc (p. 102, 316) ist ein kleines Relief, das
einen mit der Tunica und spitzein Hut (oder vielmehr Kapuze ?J be-
kleideten Mann vorstellt, welcher den mit zwei Ochsen bespannten
einfachen Pflug mit der Linken leitet, während er in der ausge-
streckten Rechten den Stecken hält. Andere weniger genau ausge-
führte Darstellungen von l'flügern linden sich als Beiwerk auf Sar-
kopbagreliefs (gall. Giust. II, 96. 100. Wieseler Denkm. a. K. II.
9, 102).
') Gori mus. Etr. 1, 200. Micali storia Taf. 114. Vgl. Fellows
147
148
der einen Hand den Ochsentreiber (sliniiiliis) aus-
gestreckt über den Thieren, mit der andern hat er
den Griff der Sterze (slira) des einfach gebildeten
Pfluges8) gefasst. Während man an der Erzgruppe
die beiden durch ein doppeltes Band verbundenen
dentaliu, zwischen welchen die Pflugschaar (comcr)
eingelassen ist, erkennt, ist hier nur das sichelförmig
gekrümmte Eisen (adunevs) dargestellt, welches die
Erde aufreisst; wo es mit der Sterze verbunden ist
gehl der- Krümmel (buris) ab, an den sich die Deichsel
{1eiiw) anschliessi, welche hier nicht so bestimmt an-
gedeutet ist als das Joch8), mit dem die Ochsen an-
geschirrt sind.
An dem Baume hinter dem Pflüger ist ein Korb
oder Sack aufgehängt, der ohne Zweifel die auszu-
streuenden Saatkörner enthält, um dadurch diesen
wesentlichen Tlieil des Ackerbaues wenigstens an-
zudeuten, der auf Vasenbildern mit schwarzen Fi-
guren dargestellt ist, indem ein Mann, der den Saal-
korb am linken Arm hängen hat und mit der Rechten
die Saal ausstreut, dem Pfluge folgt10).
Hierauf folgt ein Arbeiter raslris glebas qiti
frangit inertes, was hier wohl als eine nach vollen-
deter Saal vorgenommene Beschäftigung anzusehen
ist, obgleich natürlich auch vor derselben da wo es
nölhig war das vom Pflug aufgerissene Erdreich
noch mit der Hacke bearbeitet wurde um die harten
Schollen zu zerschlagen"). Mit Hesiodos Vorschrift
(opp. 465 ff.)
Lycia p. 174. Braun hat (rh. Uns. N. F. I p. 100IT.) die mit dieser
Gruppe zugleich bei Arezzo gefundene lironzestatuette der Minerva im
Kircbcrscbcn Museum (Micali mon. ined. 17, 5) als dazu gehörig
nachgewiesen und das Ganze auf die Findung des Tages bezogen;
eine Erklärung, welche durch ßergks Deutung einer früher auf
Odysscus Wahnsinn bezogen™ Gemme (ann. VII tav. H, 4. Over-
beck Call. her. Bildw. Taf. 13, l) eine erwünschte Bestätigung ge-
funden bat (ann.XVHlp.302IT).
8) Voss zu Virg. gc I, 169 ff. p. 96 ff. Heyne exe. 1. Schulz
antt. rustt. p. 1. de aratri Homani forma et compositionc. Jena 1820.
') Wo der nicht angeschirrte Pflug dargestellt ist, wie auf dem
sorgfältigen Vasenbilde des Triptolemos [Bull Nap. 1, 2. El. ceram.
III, 68)] den Reliefs mit der Bändigung der Stiere durch Jason (Beger
spicil. p 118. Clarac ums. de sc. 199, 373), einem pompejanischen
Wandgemälde (Gell Pomp. N. S. 58. ra. ßorb. V, 49) sind auch Krüm-
mel und Deichsel in gehöriger Weise bezeichnet.
"•) n) Schale des Nikosthenes in Berlin N. l.">8t). Gerhard
Ttinkscb. u. Gef. Taf. 1. Panofka Bild. ant. Leb. 14, 6.
h) Schale im Museo Campana IV, 683.
") Aul der Cimpaiiascbcn Vase ist hinter dem Pfluge ein Mann
beschäftigt mit der Hacke den Boden zu lockern.
ixrelea ßgld-eiv Ji](.ii]TtQog isqov dxzt'jv,
aQ'/ofisvog Tanqiöi oqÖtov, ot av dxgov exizXqg
%£iQi Xaßcov ognt]xa ßoiov tni vwzov 'ixrjai
I'vöqvov (Xxöviuv fieoäßy. 6 de rvz&dg otzioSe
öftiöog i'ycüv i.iaxi?-ijv növov ooviöcooi ziSeirj
anEQi-iaxa xaxxQvnziov,
und Virgils Rath (ge. 1, 104 f.)
quid dicam iacto qui semine communis arva
insequiiur cumulosque ruit male pinguis arenae
stimmt daher das Relief übercin, und beide in dieser
Reihenfolge mit einander verbundene Scenen geben
die Vorstellung dass das Land bestellt sei.
Daran schliesst sich die Ernte an. Auf dem
durch einen Baum begränzten Acker sind zwei Män-
ner beschäftigt mit der Sichel (falx) das mit der
linken Hand oben zu einem Büschel zusammenge-
fasste Getreide unten abzuschneiden, wie die sgi&ot
auf dem Schilde des Achilleus (II. 2, ööOff.)
ijftiov n§etag dgendvag ev %sqoii' e%ovrSg
dgäyfiara <f dlla [tei 6)\uov £7zrjZQi[.ia n'mtov
eoaLe,
(wie es hier auch zu denken ist, wenn gleich die
Schwaden nicht weiter angedeutet sind)
dlkcc d1 dtfia?AoÖ£TtiQsg iv sXXedavdloi ötovzo.
Die letztere Weise ist auf einem der Seitenreliefs
an dem Sarkophag des Jttnius Bassus 12) gewählt, wel-
ches Eroten vorstellt die mit der Ernte auf einem
wie hier mit Bäumen bepflanzten Kornfeld beschäf-
tigt sind. Der eine schneidet mit der Sichel das
Korn, das er mit der Linken oben gefasst hat, nicht
weit unterhalb der Aehre ab13), ein zweiter bindet
die Garben zusammen, der dritte trägt eine Garbe
fori, und hält in der Rechten einen Stock zum Dre-
schen u).
Vor den beiden Kornschneidern steht der dritte
'■) Bottari scult. e pilt. I pref. p. 1 Vign. ; vgl. p. 191.
") Bottari bemerkt dass diese Weise das Korn zu schneiden
der von Varro (1. c. I, 50) als in der Gegend von Rom üblichen
entspricht, ul stramentuin mettinm subseeent, quud manu sinistra
summinn pre/intdnnt. Die auf unserem Relief vorgestellte scheint
mehr der nach Varro in Umbrien gebräuchlichen entnommen, nhi
falce »ecundum lerram suceldunt »tramenlum et mantpulum ut
quemqne suhsecuerunt pomint in terra.
'*) Colum. II, 20, i sin autem spielte temtum modn reeis<ie
sunt, possunt in horreum conferri et dehnte per hiemem rel 6a-
CUlU exCUll rrl e.rteri pecudilm.-
149
150
und ruht von der Arbeit aus, indem er sich mit der
Linken auf den Stiel der Sichel stützt, in der Hech-
ten hält er einen seiner Bedeutung nach nicht ganz
klaren halbmondförmigen Gegenstand an den Mund,
der aber am wahrscheinlichsten für ein Trinkhon)
genommen wird. Bei Homer wird für die Schnitter
allerdings in der Nähe das gemeinsame Mahl gerü-
stet, aber von den Pflügern heisst es (2, 5-14 ff.)
ol d* otiÖts GTQerpavTsg ixoiazo ztlaov aQovQrjg,
zolai ö° stielt £v "/,eoai denag iteXiißeng ol'vov
doaxsv avfjQ iniaiv,
und nach ganz analogem Verfahren, das in der
Sache begründet und auch heute noch im Gebrauch
ist, werden die Schnitter der Reihe nach, so wie sie
einen Strich abgemäht haben und ans Ende des
Ackers kommen, mit einem kühlen Trunk erfrischt.
Denn vor dem Schnitter steht eine Figur in einer
langen gegürteten Aermeltunica, den Kopf mit einem
Tuch oder einer Haube bedeckt, welche ihm die er-
hobene Rechte entgegenstreckt, während sie in der
Rechten eine Rolle hält; hinter derselben ist ein
Gebäude angedeutet. Die Tracht dieser Figur macht
es zweifelhaft, ob sie eine Frau — etwa die vilica —
oder einen Mann darstellt; für die letztere Annahme
spricht die Rolle, welche an sich hier nicht sehr
passend — man erwartet vielmehr die VVeinkanne —
um so eher für das Attribut des Besitzers, als wel-
cher hier da' Verstorbene anzusehen ist, gelten
inuss 15).
Das virgilsche nudus ara, sere nudus, das auf
den Vasenbildern getreulich beobachtet ist, findet
hier keine Anwendung; die sämmtlichen Landarbeiter
sind nicht nur mit einer kurzen gegürteten Aermel-
tunica gegen die Witterung geschützt, sondern auch
mit Stiefeln, oder wohl vielmehr mit einer Art le-
derner Kamaschen versehen, wie Laertes sie trägt16).
In der unteren Abtheilung läuft die Darstellung
'') Auch auf dem Schilde des Achilleus ist der königliche Be-
sitzer bei der Ernte gegenwartig
axrjnTijov i/wv ^OT^Xfi In öyuov j'ijSo'aw'oj *ij(>.
"') Od. (0,22711. öinoöjfju tft 4070 jriiiovu,
ganjov ünxO.iov, tiiq'l ö't xinj/inoi ßoilac
xvfj^täas §umag uVdfro.
Dies wird wohl der crudus pero (Virg. Aen. VII, 61H)) sein, den die
Glossen p. 57 St. durch to/toßvQOiov erklären, nach Servius rusti-
cum eateeamentum; daher peronatus nralor hei Persius V, 102; Vgl,
luv. XIV. 183 f.
in der entgegengesetzten Reihenfolge von rechts nach
links weiter. Auf einem mit zwei Rindern bespann-
ten Wagen wird die Frucht fortgefahren. Der Last-
wagen (plaustrum) war mit zwei Rädern versehen,
welche keine Speichen hatten, sondern aus ganzem
Holz gemacht waren (fympsma)"); auf diesen ruhte
eine starke Unterlage für die aufzunehmende Last
und an den Seiten waren Pfosten, die auch wohl
durch einen oder mehrere Oueerleisten verbunden
waren, um die Ladung besser zu stützen 18). Diese
einfache Vorrichtung wird dann auf verschiedene
Weise je nach der Art der Last benutzt. Das auf
der Jagd erlegte Wild, welches auf solchen Karren
nach Hause gefahren wurde19), pflegte man, wie
verschiedene Reliefs zeigen20), nur so auf die Bret-
terunterlage zu legen , allenfalls dienten die Seiten-
pfosten zum Schutz gegen das Herabfallen. Um die
abgepflückten Trauben zur Kelter zu fahren musste
aber ein Korb (sirpea) ä') eingesetzt werden, wie
man ebenfalls auf Reliefs sieht "). Der Wein da-
gegen wurde in so grossen Schläuchen, dass einer
den Raum des Karrens ausfüllte und zwischen den
l7) Isid. XX, 12,3 plaustrum vehiculum duarum rotarum, quo
unera deferuntur. I'roh. Virg. gc. I, 103 plaustra - sunt rehicuta,
quorum rotae non sunt ritdiutae, sed tumpana cohaerenlia axi et
iitncta canthn ferreo ; axis auteln cum ruta rolvitur, non rolae
circa eiusdem cardinem. Virg. ge. 11, 444 hinc radios trirere rotts,
hinc tympana plauttrit, wo Philargyrus erklärt rotas ex solidis ta-
liulis faetas tympana uppellurit.
,s) Varro 1. I. V, 1 40 plaustrum üb eo quod — ex omni parte
palum est qitae in eo re/iuntur, quod perluient ut tapides, nsseres
t'ignum. Vgl. luv. III, 2541. pinum plaustra rehunt.
ls) Senec. Hipp. 70 f. fertur plaustro praeda ucmenli.
-") S. Bartoli Admir. 25 (Causseus mus. Rom. I, 2, 64); mon.
Matt. 111.45. 1; Lasinio scult. d. campo Santo 68; anc. slat. at
Incc — Blondell 126 (Vates textrimim pl. 16,2).
'") Varro I. 1. V, 130 sirpea quod rirgis sirpatur id est colli-
gando implicatur, in i/ua Sterins aliudre quid vehitur. Ovid. fast.
VI, 680 in plaustra sirpea lata fuit, das. Heinsius.
■ '■') f.larac mus. de sc. 136. 478; mon. Matt. 111, 45, 2. Auf
zwei Wandgemälden der Titusthermen (Ponce descr. 30, 49), welche
mit Ochsen bespannte Karren vorstellen, die mit Früchten aller Art
beladen sind, scheint auf die Achse derselben eine grosse runde Kufe
gestellt zu sein, in welche die Früchte gelegt sind; ähnlich auf einem
Relief bei Luc. Pactus a. a. O. Auf dem schönen pompejanischen
Gemälde aus der casa di M. Lucrezio (Niccolini lav. 2. Zahn
Hl, 83 ann. d. inst. 1836 p. 33), welches Silen mit dem Dionysos-
kind auf dem von Ochsen gezogenen Erntenagen vorstellt, ist dieser
Wagen mit Speichenrädern versehen, auch hat er ein viereckiges,
mit einem Rand eingefasstes Gestell, das einen Platz zum Sitzen
bietet.
151
152
Seitenpfosten mit ihren Queerstangen festlag, verfah-
ren") und gleich vom Wagen verkauft und in Am-
phoren gefüllt21); in derselben Weise scheint man
auch mit dem Oel verfahren zu sein *5). Auf dem
Wagen des vorliegenden Reliefs liegt ein grosser in
Leine wand oder Leder gepackter Ballen, der durch
ein um die Seitenpfoslen geschlungenes Band fest
und zusammengehalten wird. Ob er Korn oder Mehl
enthalten soll ist nicht zu bestimmen, da der Act
des Mahlens hier ganz übergangen ist, wahrschein-
lich weil der knappe Raum nicht ausreichte, da für
die Brolbereitung zwei Scenen erforderlich waren
um die Procedur deutlich zu machen, welche übri-
gens auch der symmetrischen Anordnung des Ganzen
entsprechen. Der Fuhrmann, welcher mit Stiefeln
bekleidet ist und über seiner Tunica einen Kragen
trägt, deren Kapuze er aber nicht über den Kopf
gezogen hat, schreitet den Ochsen voran und führt
sie mit der Linken am Zügel; in der Rechten hält
er die Peitsche und wendet den Kopf nach seinen
,J) Dies zeigt deutlich ein Relief bei Luc. Paetus a. a. 0., wie
die Lampe bei S. ßartoli lue. II, 27. Ein kleines Bruchstück eines
Heliefs von Marmor in der Vigna Codini am Columbarium einge-
mauert, dessen Zeichnung mirConzc mitgetheilt hat, zeigt ebenfalls
einen mit einem Schlauch in dieser Weise beladenen zweirädrigen
karren, von dem einen der scharf anziehenden Ochsen ist noch das
Hinterbein erhalten; daneben die Inschrift CABEIN . . . Vgl. Ilygin.
lab. 130 Liber paler — eis utrem plenum rini muneri iletlit
iussiti/ue tit in reliuuus terms propagarent. Icarius plauslro one-
ralo — in lerram Atticam ad paslores devenit.
'") Zwei pompejanischc Wandgemälde (mus. Borb. IVtav.Aund
V, 48 auch Gell Pomp. N. S. 81) stellen diesen Weinverkauf in über-
einstimmender Weise vor. Die Pferde sind ausgespannt, aus dem
unteren Zipfel des Schlaucbs am hinteren Ende des Wagens lasst der
Verkäufer den Wein in eine der spilzen Amphoren laufen, welche
der Käufer herbeigebracht h:it. Der Wagen aber ist beidemal mit
. : S p.-iL ln-iii ;i«l. i ii versehen, also kein eigentliches plauttrum.
I Aul einem kleinen 0,98 Meter langen Belief im Museum
des Lateran, dessen Zeichnung ich ebenfalls Conzc verdanke, ist
ein dem vorliegenden ganz entsprechendes plautlrum mit einem
grossen Schlauch vorgestellt. Der Fuhrmann , welcher die Zügel in
der Linken, den Stecken in der Rechten neben den rasch ausschrei-
tenden Ochsen beschreitet , ist mit der über den Kopf gezogenen
an dem Brust und Nacken bedeckenden Kragen befestigten Kapuze
(cuculltu) versehen, «reiche bei Jägern (Lasinio scult. d. campo
Santo 134. 135), Hirten (Bottari scult. e pilt. II p. V), Reisenden
(Bull. Nap. VI lav. 1. Clarac mus. de sc. 151 bis, 79i), die Schutz
gegen die Luft bedürfen, öfter vorkommt. Hinter dem Wagen geht
ein Jüngling, der in der Linken einen Stecken, in der Rechten einen
unkenntlichen Gegenstand trägl: im dein Wagen steht ein Oelhaum,
und dies wird, wie in anderen Fallen der Weinstock, eine Andeu-
tung Ober den luli.iii des Schlauches geben.
Thiei en zurück, als ob er ihnen ermunternd zurufe.
So gleicht er so ziemlich dem Fuhrmann in dem
von Libanius (IV p. 10 18 ff.) beschriebenen Gemälde
einer ländlichen Scene, wo es heisst: zip ßorjkdzrj
de top %rtioviaxov aveateiktv elg yövv tioazt]Q. zf,
jueV ovv de$iä kaßöfisvog zdv %aliviöv e'tlxs, Qcxß-
öov de e'xcop ev zf] ezegee oi/dev dga idelzo elg xo
nQO&vfiovg noieTaSai zovg ßoiig, a)X ^qxeixo zrj
quipfj. Kai ycxQ rjdv zi ftQog avzoug ola d>j zig tp&ey-
yöfievog eßlenev ibv av ^vvtt] ßovg. Hinter den»
Wagen schreitet wie auf dem in Anm. 25 erwähnten
Relief ein zweiter Mann in Stiefeln und Tunica her,
der in der Linken einen Stock hält, während er die
Rechte erhebt, als ob er mit lautem Zuruf den Fuhr-
mann unterstütze. Es scheint also, als ob bei sol-
chen Versendungen gewöhnlich dem Fuhrmann noch
ein Begleiter mitgegeben wurde, um beim Abladen
und wo es sonst nöthig sein möchte Hülfe zu leisten.
Schliesslich folgt noch die Bereitung des Bro-
tes. In der Mitte eines grossen runden Troges ist
ein hoher Pfahl aufgerichtet und zwei Männer in der
Tunica sind in raschem Schritt beschäftigt an einem
langen in der Mitte durchgesteckten Queerholz den-
selben herumzudrehen. Offenbar ist dies dieselbe
Verrichtung, die auf dem Monument des Eurysa-
ces in der grossen Bäckerei durch einen Esel aus-
geführt wird*'), welche die Bereitung und Verar-
beitung des Brolteiges zum Zweck hat "). Das
Formen {fingere) des Brotes, welches auf dem Mo-
nument des Eurysaces und einem Relief des Museunis
in Bologna, das den ganzen Verlauf des Mahlens
und Backens vorstellt (guida p. 122), besonders her-
vorgehoben wird, ist hier übergangen und nur der
Schlussact des eigentlichen Backens dargestellt. Ein
Mann steht vor dem Backofen und schiebt vermit-
telst eines Brettes, das er etwas schräge hält, das
Brot in den Ofen, neben welchem ein mit der langen
Tunica bekleideter Mann mit ausgestreckter Rechten
hervortritt, ganz ähnlich dem, welchen wir neben
den Schnittern vor dem Hause sahen; offenbar
ist auch hier bei der abschliessenden Scene wieder
•'") Mun. ined. d. inst. II, J8.
"J Cito r. r. 74 farinam in vwrtarium indita, aauae paul-
Intlm addila tubtglloque puioftra; ubi bene subegerh, degilo.
Sencc. epp. (J0, 23 farinam ai/ua tpargll et assidua traetattone
perdomuil finxitiiue paaem.
153
154
der Besitzer als Aufseher zugegen. Der Ofen isl
anders gebaut als der kreisrunde auf dem Monument
des Eurysaces; ähnlich ist der Backofen auf der
Seitenfläche eines Sarkophags in der Villa Medici,
in welchen ein Mann das Brot hineinzuschieben im
Begriff ist, und ganz entsprechend der Ofen auf einer
Gemme *''), welcher zum Brennen irdenen Geschirres
bestimmt ist. Das Brot (quadra) isl in der gewöhn-
lichen Gestalt eines runden, durch zwei Oueerlinien
geviertheilten Kuchens vorgestellt, wie es im Morelum
(47 IT. ) beschrieben wird
intnque sitbactum
levat opus palmisque suis dilatat in orbein
et noiai impressis aequo discrimine quadris,
und auf Kunstwerken bis in die späteste Zeil rege! ■
massig gebildet ist").
Manche Vergleichlingspunkte bietet mit diesem
Relief eine grosse sehr verstümmelte Heliefplalte
von grober Arbeit im Museo Pio - Clementino
(Taf. CXLVIII,2)30). Beginnen wir die Betrachtung
mit der unteren Abtheilung von der linken Seite her,
so begegnet uns zuerst der Weinbau nach zwei cha-
rakteristischen Momenten in einer Gruppe zusam-
mengefasst. Während ein Mann in der Tunica eine
Hacke mit beiden Händen erhebt um auf einen Eid-
oder Steinhaufen vor ihm einen tüchtigen Schlag zu
führen, ist der ihm gegenüberstehende Mann in der
Aermellunica beschäftigt den kräftigen, um einen
hohen Pfahl sich windenden Weinslock mit der Hippe
zu beschneiden. Die Erdarbeit (fossio) nahm nach
Columellas Ausdruck31) im Weinberg gar kein Ende,
je öfter man sie wiederholte, desto reichlicher wurde
der Ertrag; sie wurde nicht allein mit dem Spaten
oder dem Pflug vorgenommen, sondern ganz beson-
ders mit Hacken und Hauen verschiedener Art32).
S8) Caylus rcc. IV, 62, 6. Miliin peint. de vas. II Titelvign.
Panofka Bilder ant. Leb. 8,8. ßer. d. Sachs. Ges. d. Wiss. 1 85 i .
Taf. 1, 3.
•*) Boldetti osservaz. p. 209. noltari scult. e pilt. I p. 145 f.
3") Bescbrbg. Roms 11,2 p. 197,24. Eine von Zoega abge-
fasste Beschreibung hat W'elcker mir milgetheill, die Zeichnung hat
Ad. Michaelis besorgt.
3') Colum. de arb. 12 ftnis autem fodiendl vineam nullus est,
nam <iuanlo saepius fodvris, tanto uberiorem fruclum reperics.
Vgl. Schncvder über den Wein- und Obstbau der alten Homer (Rast.
1846) p. 21 f. Magerst, dl Weinbau d. Rom. p. 1 1 4 IT.
") Magerstedt a. a. 0. p. 109 1.
Nicht minder wichtig war im Frühjahr und Herbst
das fort und fort zu erneuernde Schneiden des Wein-
slocks (fjutatio)3'1); welches mit der Hippe (falx)
geschah, die als das charakteristische Werkzeug des
Winzers das Attribut der Pomona34) und wahr-
scheinlich auch der Göttin Puta35) war.
Hierauf folgen zwei in ganz ähnlicher Weise
einander gegenüberstehende Figuren, welche obwohl
zum Theil verstümmelt doch noch erkennen lassen
dass ihre Beschäftigungen auf verwandte Art den
Ackerbau repräsentiren. Der nächststehende hat
sich vorgebückt um das Korn zu schneiden, wie eine
Vergleichung mit dem anderen Relief klar macht,
der ihm entgegenkommende treibt den mit Ochsen
bespannten Pflug, wie es auch Zoega erkannt hat.
Die nächste, wiederum verstümmelte Gruppe
zeigt neben einem Baum ein sich umschauendes Rind,
darüber eine Ziege die an dem Baum in die Höhe
springt um von den Blättern zu naschen, weiterhin
auf einer kleinen Anhöhe ein Schwein. Hinter diesen
Thieren steht ihnen zugewandt ein Jüngling in der
Tunica, der in der Rechten einen kurzen Stecken
hält und unter die linke Achsel einen langen Stab
stemmt, auf den er sich stützt, in jener Stellung
sinnenden Ausruhens, welche auf Kunstwerken die
gewöhnliche für Hirten ist, wie man sie auch im
Leben als eine denselben naturgemässe beobachten
kann. Hier ist also neben Wein- und Ackerbau das
Hirtenleben vorgestellt und diese Zusammenstel-
lung lässt vielleicht einen einigermassen wahrschein-
lichen Schluss über die bis auf einen menschlichen
Kopf und die Andeutung eines unbestimmbaren Ge-
genstandes völlig zerstörte Endgruppe zu: man darf
wohl annehmen dass hier die Jagd vorgestellt war.
Diese Andeutungen verschiedener Lebensweisen
scheinen sich zunächst in der oberen Reihe fortzu-
setzen. Geht man hier von links nach rechts, so
sieht man zuerst einen Mann in einem kleinen Schiff
mit einem Mast, dessen Segel eingerefft ist, das
") Schneyder a. a. 0. p. 13 ff. Magerstedt a. a. Ü. p. 121 11.
"*) Ovit. mct. XIV, 628 ff. sagt von Pomona
nee iacitln yrai-is est, sed adunca dextera falte,
qua modo Ittxuriem premit et sputiantia passini
braccliia compescit.
Auch l'riapus führt aus gleichem Grunde die Hippe (Tili. I, I, 181.
") Arnob. IV, 7 putatiunibus nrborum Puta praeato est.
155
156
Steuerrader in der Hand durch die Wellen fahren:
die ganz allgemeine Andeutung des Seelebens im
(Gegensatz zu den einfachen Beschädigungen auf
dein Lande, welche vorhergingen, ohne dass näher
angedeutet ist, ob Handelsschiffahrt oder Fischerei
zu verstehen ist3").
Hierauf folgt, wie es scheint, eine Andeutung
des Handyverks. In einem abgeschlossenen Raum
sitzt ein Mann in einer langen Aermeltunica auf einer
\rl von Schemel vor einem kleinen Tischchen, auf
dem ein runder Aufsatz befestigt ist, der dem Gegen-
stand mit welchem jener beschäftigt ist zur Grund-
lage dient, daneben liegt noch ein kleines Geräth auf
dem Tischchen und auf der Erde eine Platte, die
wie mit dem Eindruck von zwei Füssen bezeichnet
scheint. Zoega glaubte einen Mann zu erkennen der
in einem Mörser stampft, Gerhard einen Schmid bei
seiner Arbeil; beides scheint mir nicht richtig, aber
ich bin nicht im Stande das Geräth und die Be-
schäftigung des Mannes deutlich zu erkennen und
zu bezeichnen. Auch der hallenartige Raup, in wel-
chem er sitzt, ist eigentümlich decorirt, an den die
Decke tragenden .Stützen sind auffallende Verzierun-
gen angebracht, die auch bei den beiden von der
Decke herabhängenden Gegenständen wiederkehren:
ohne Zweifel haben sie eine bestimmte Beziehung
zu der Beschäftigung des Bewohners, die ich eben-
sowenig errathe. Gewiss scheint nur dass hier die
sitzende Handarbeit in einem bestimmten Beispiel
charakterisirt war.
Die folgende Gruppe zeigt uns einen Mann in
der Toga, der in der Linken eine Bolle hält, wäh-
rend er mit der Rechten die Hand einer ihm gegen-
überstellenden voll bekleideten und wie es scheint
verschleierten Frau gefasst hat. Diese auf den rö-
mischen Grabmälern ungemein häufige Vorstellung
ehelicher Zuneigung und Treue37] führt uns aus dem
bitte sind auf Grabmälern nicht selten (z. IS. Lasinjo
-iiiit. d. campo santo I iii. Clarac mus. de sc. 192,352) nnd nach
iv,.' christlicher Vorstellung ein Symbol des Lebens, das
Hafen der Ruhe zustrebt (R. Röchelte ant. curat. II p. isir. );
essen scheint es mir hier bo wenig als aui dem von Uraun ver-
öffentlichten Sarkophag (Der. I, 10. Wieseler D. a< Iv. II, 73, 931) in
alle.- Sinnt m fassen.
Gewöhnlich steht hinter dem Ehepaar Juno Pronuba ;ils
ende Ehegöttin Lasinio scutt. d. campo sanlo 89. 101. Gori
. Eti III. 24. Pistoleai Vat, descr. V, 97. Idmir. "•.*. galt.
Kreise der verschiedenen Beschäftigungen, die das
thälige Menschenleben überhaupt charaklerisiren, auf
das individuelle Verhällniss der Personen, welchen
die ganze Darstellung gilt, welche uns als in den
Mittelpunkt des bewegten menschlichen Lebensver-
kehrs gestellt und zugleich, da es ein Grabmal ist,
an welchem sie uns entgegentreten , demselben ent-
rückt erscheinen: eine Grundvorstellung, welche auf
die mannigfachste Art gewendet, an Sarkophagen
ausgedrückt ist.
Auf der anderen Seile folgen noch zwei Grup-
pen, die wiederum Darstellungen des bürgerlichen
Verkehrs zu bieten scheinen, doch ist mir auch hier
eine bestimmte Deutung nicht gelungen. Den Mit-
telpunkt der ersten bildet ein Tisch oder grosser
Kasten, auf dem mehrere Brote aufgehäuft liegen;
links davon stehen zwei Männer oder Jünglinge in
kurzer Tunica , von denen der eine den Stock wie
zum Schlagen erhebt, während der andere mit der
Rechten eine abwehrende Geberde macht, welcher
die Neigung seines Körpers entspricht; rechts be-
findet sich ein gleich gekleideter Mann, der aufmerk-
sam auf jene blickt und durch seine Haltung Ver-
wunderung auszudrücken scheint. Hinter diesem
steht eine lange Dank ohne Lehne, auf welcher zwei
Männer in langer Tunica mit darüber geworfenem
Mantel im Gespräch sitzen, indem sie sich mit der
ausgestreckten linken Hand bequem auf die Bank
stützen; neben dieser steht in ruhiger Haltung ein
Mann in der Toga, mit einer Rolle in der Linken.
Zoega dachte hier an duumvirt und in der Thal
würde eine Darstellung, welche Verkauf oder Ver-
keilung des Brotes unter Aufsicht des Magistrats
zum Gegenstand hätte, sich den vorhergehenden sehr
wohl anschliessen und den ganzen Kreis von Be-
schäftigungen aus dem Leben passend abrunden, doch
fehlt ein bestimmtes und unzweideutiges Merkmal,
woran die Deutung sich halten könnte.
Bonn. Otto Jahn.
Giust. II, 08. anc. marbl. X, 501), aber auch ohne diese finden wir
das Ehepaar in der Mitte des Sarkophags (Lasinio 25. 1 12), oder
statt dessen ein Medaillon mit ihren vereinigten Brustbildern (La-
sinio 38. 125. Clarac mus. de sc. l'.'i, i) Auch werden sie wohl
einzeln an die Ecken des Sarkophags gestellt, wenn die Mitte durch
eine andere Darstellung ausgefüllt ist (Lasinio 25. 1 1'.'. Gerbard ant.
Bildw. 7.'.).
157
158
II. Herakles und Syleus.
(Hiczu die Abbildungen Tafel CXLIX. CL, 1-4.)
Zu den weniger bekannten Abenteuern des He-
rakles gebort die Bestrafung des gewaltthätigen Sy-
leus, der alle vorübergehenden Reisenden zwang in
seinem Weinberge zu arbeiten und ihnen wahrschein-
lich — denn überliefert wird dies nicht — dann
nachher grössere Schmach oder gar den Tod anlbat.
Das Satyrdrama des Euripides, welches dieses
Abenteuer vorstellte ') und noch in spater Zeil ge-
lesen wurde"), scheint hauptsächlich die Kenntniss
desselben erhallen zu haben. Eine summarische An-
gabe des Inhalts verdanken wir Tzetzes, der dasselbe
als Beispiel eines Salyrdramas anführt ").
Hermes hat den Auftrag Herakles, der den
im Wahnsinn verübten Mord seiner Kinder durch
freiwillige Knechtschaft büssen soll, als Sklaven zu
verkaufen. Es scheint ihm schwer zu werden, denn
Jeder scheut sich den Helden, der gewaltige Kräfte
zeigt und durch .Miene und Worte mehr Talent und
Neigung zu befehlen als zu gehorchen verrälh, in
seine Dienste zu nehmen. Er sagt zu ihm (690 Nauck)
') Scholl bat (Beitr. p. lCODf.) die Vermulhung Welckers
(Nachtr. z. Tr. 30'-' f. gr. Trag p. 444) dass das nur dem Titel nach
bekannte Satyrdrama des Euripides Gioiazal identisch sei mit Sy-
leus näher zu begründen gesucht. Da aber bei dieser Sage die
Arbeit im Weinberg als das charakteristische Mumenl überall her-
vorgehoben wird, so muss ich mich zu der 'kritischen Bescheiden-
heit' bekennen, welche zwei verschiedene Satyrdramen unterscheidet.
Dass die Schnitter die verwandte Sage von Lttyerses zum Gegenstand
hatten ist auch mir durchaus wahrscheinlich.
?) Philo nimmt in einer interessanten Stelle, der wir die mei-
sten Bruchstücke verdanken (II p. 460 f.), den Herakles aus dem
Syleus zum Beleg des Satzes nüvia anovStüov elvai tlcvSegov.
3) Tzetzes prol. Aristoph. aus einer Pariser Handschrift von
Cramer (;in. Paris. I p. 7), aus einer Mailänder von Keil (rh. Mus.
N. I". VI p. 19) herausgegeben. Zttiunixijg öl ov lö tenö nivS-ovg
tis '/ttnüv aituvräv — , <<).).' äfityfj xtü /agitria xtü üvutli-
xöv tyfi ydtoxa oior. 'Iftiaxkljg noa!)il; tqi Zvlti ti>; yitvn-
yög JoüAoj iaiai.xai itg xov äyoav xov aunikävtt InyitoutiOai.
ttvia7ias.log ät öix.O.).r[ TigogoC^ovg xüg üunO.ovg ünüaug Vta-
lor/onijart; Tt ttvxüg (ig rö olxrjua yttanyov xov üynov agxoiis
[il>ojuov; M.] T£ ftryü/.ovg tjiohjae [öi/ix^at'!], xal xov XQitnm
xtöv ßotöv Ovaug xttxi!)otvüxo, xtü xöv mUtoiru iFifipojjfBS xtü
xov xüü.iaxov nCSov cnonaiftüoug xüg Ovnag xl tlig xnaniZttv
Ol'tg IjoOts xtü intvtv itdtüv, xtü rä nnoinxoixt v*t xov t'tynov
iSniuv ivontöv iptgitv txü.tvtv tinutii xl xtü nhtxovviag , xal
xO.og o).ov noxttuov nnög Trp> tnavi.iv xneifittg xü Ttüvia xtt-
lixXvatv. tun &i 70 xoiovjov /7i;o(7(('Jou fnSfitt' xonttitt oY
tltlt xü aaxvQtxü Jgüuttxtt.
ovdeig d° ig ol'xovg deanoiug äuelvovag
avtov nQiao'Jai ßoiXezar oi (51 tlooQiüv
näg rig didoixev. oiiiia yaq nvgog yiftsig
raiQog Xiovzog cog ßXinwv Ttqog ifißoXijv
und ermahnt ihn , artig zu sein und dem künftigen
Herrn gute Worte zu geben, worauf aber Herakles
mit tugendhafter Entrüstung erwiedert (fr. 688)
Ttif.iTtQTj, xäzatds octoxag, iiui\i]0$qzl iiov
niviov xeXaivov ctiitec nyoode yäq xaxio
yi)g eloiv aozqa, y>j d' aveia tlg ald-ega
ttqIv IS if.wü ooi &tÖ7i arzavzrioai Xöyov.
Wenn er als höchstes Zugesta'ndniss zu allem was
Heimes beim Ausbieten sagen möchte zu schweigen
versprach, so entgegnete dieser (fr. 691)
oo v xazrj'/OQio
oiycövzog cog eirjg av ov% vnrjxoog,
xüOoelv de /.täXXov rj inizaooeoüat, iri).oig.
Mit Syleus wird nun ein Versuch gemacht der
Aussicht auf Erfolg gab, weil zu erwarten stand dass
dieser ungeschlachte Unhold sich vor dem kräftigen
Körperbau seines Sklaven nicht fürchten, sondern
ihn deshalb um so höher schätzen werde. In der
That erkundigt sich dieser vor allem, ob auch der
Sklave nicht schwach und untüchtig sei, worauf ihm
Heimes antwortet (689)
fjxioia rpccv?.og, aXXä näv Tovvavxiov
nqnoyrjiia osiivog xov zaneivog ovo0 ayav
svoyy.og tag av öovlog, a?>la xal ozoh)v
löövzi XctfmQog xai i;vXq> dQaozrjQiog.
Herakles trat also in seiner gewöhnlichen Tracht mit
Löwenhaut und Keule auf. Der Kauf kommt zu
Stande und der neugewonnene Sklave wird in den
Weinberg eingestellt um dort zu arbeiten; hier macht
er aber von seinen Kräften einen unerwarteten Ge-
brauch, denn anstatt die Weinstöcke zu behacken
reisst er sie mit der Wurzel aus4), packt sie zusam-
men und schleppt sie auf dem Rücken fort. Den
") Apollod. II, 6, 3 Zilia gl h .ivöCu [so statt AvXCSi
Pierson Veris. II, 8 p. 232] rovg naoioviag Siyovs Oxüniuv
avayxtt£ovta aiiv rat; ÖIC«'S lüg äiaiikout anaactg [so stall
axiu}'(ig Mcineke phil. exerec. I p. 23] liiiä Ttjg HvyaTQÖg Stvo-
Jixijg anixitivt. Tzetz. chil. II, 432
Zvlia xal idv ytväiov ßiii^orra roig Uvovg
TOUf (cuTTtliürag lovg civxov oxüniuv SouXtlag too.tw
ItVtlXl Stl'OÖixijV il lijv niviov Ovyuitott
xal 7ri)o9().vuyovg avaanä xtü ioutov lüg au.7til.QVS.
159
160
entsetzten Aufseher des Weinbergs, der Gewalttä-
tigkeiten aller Arten fürchtet , beruhigt er durch die
Erklärung, er sei (693)
zolg (tev öixaloig tvöixog, ro'ig d' av xaxolg
Tiavziov (liyiozog nokäfuog xazä %&6va.
Und nun beginnt er nach gelhaner Arbeit sich eine
(iiite zu thun. Das Haus des Aufsehers wird ge-
plündert5), grosse Brote gebacken, das beste Rind
geschlachtet und dem Zeus geopfert6), der Keller
erbrochen und das edelste Fass herbeigeschleppt, die
ausgenommene Hauslhiir dient als Tisch, an dem er
sieb niederlässt um zu schmausen und zu zechen
und zu singen7). Während er sichs wohl sein lässl
und den zagenden Aufseher Obst und Kuchen zum
Nachtisch bringen heisst, überrascht ihn Syleus; auf
dessen herrisches Anfahren antwortet Herakles an-
fangs gemüthlich (692)
xllitrjzi xal näofisv' kv zoizip de (iov
zrjv TtEiqav £v&v Xü(ißav el xqeiooiov eaei.
als aber Syleus wülhend Gewalt gebraucht und ihn
zwingt sich zu verlheidigen, da ergreift er die Keule
(694)
eict ö/j, cpllov $i>Äov,
i'yeioä (.tot ceavzo xal y'iyvov &qc<ov.
Der Unhold unterliegt, Herakles leitet den benach-
barten Fluss in den Weinberg und zerstört den Schau-
platz seiner Frevelthaten. Aber Syleus hat eine
Tochter, deren Name Xenodike"), im Gegensatz
zu dem des Vaters, andeutet dass sie in ihrer Ge-
sinnung von ihm ganz verschieden, den Gästen, die
) Man erinnere sich an die Scene in den Fröschen, wo die
Wirthinnen Herakles seine Fresserei vorhalten (54'J IT.).
") l'hilu a. a. 0. iov /Jiv yÜQ uqioxov jüv txtl rei'owi1
y.diaövons .h'i jtQOtpaOiv tvwytiio 7ioi.vv öi oll/OV lfi<pO(jrjctag
«9qoov tu uiü.u xajttxXid-As fjy.QiaiL.fio. Herakles spielt als ßov-
öoCvrjS und ßovifiüyos bekanntlich aucli in anderen sagen eine
Holle (Creuzer opp. p. 69f.).
") Die mehrfach angeführten Verse des Euripides (899) vom
Herakles
ytjfctnt floiloig /J.tonn avx inqotlur
aftova vkuxTtöv wnn ßitnßümp fiuiliiv
passen, wie Meineke (philol. exerec. I p. 22f.) bemerkt, vortreulich
für diese Situation im Syleus. Vgl. Ale. 77'-'ir.
■*) Denselben Namen führt eine Tochter des Minus (Apollod.
III. 1, ".'), in demselben Sinne, wie ich denke; auch wird wohl out
dem Vasenbild in l.ejden (Ronlez chon 10), das den Kampf mit
Hinotauros vorstellt, der nicht ganz deutliche Name der Frau, zu
welcher Minos lebhaft spricht, X^ENOAIKE Bein.
er misshandelte, wohlgesinnt und gerecht war9).
Auch sie ist durch seinen Tod zwar betrübt aber
von einem schweren Druck befreit und die Zunei-
gung des Helden, der mit der ganzen kecken Nai-
vetät des Salyrdramas zu ihr sagt (695)
ßavßtofiEv eloel&övzeg' dnn(WQgai oid-ev
zd öäxQva,
entschädigt sie für ihren Verlust10). Welchen Anlheil
die Satyrn an der Handlung nehmen, wird nicht nä-
her angegeben ; offenbar waren sie ebenfalls dem
Syleus dienstbar geworden und man sieht leicht dass
alle Situationen durchaus geeignet waren die ver-
schiedenen Elemente ihrer Natur zur Entfaltung zu
bringen.
Apoliodor und Diodor (IV, 31) bringen das Aben-
teuer mit Herakles Dienstbarkeit bei der Omphale in
Verbindung und versetzen demnach Syleus nach
Lydien, welches als fruchtbares Weinland eine ge-
eignete Scenerie war; nach Konon wohnte Syleus
am Felion, der Verfasser des sokralischen Briefes
weist ihn der Gegend von Amphipolis zu. Der Cha-
rakter des Abenteuers und ein Name von so ganz
allgemeiner Bedeutung wie Syleus scheint aber dafür
zu sprechen, dass man ein bestimmtes Local , auf
welchem die Sage ihren natürlichen Boden gehabt
hätte, schwerlich suchen darf, die humoristische Wen-
dung in ähnlichen Mythen mehrfach wiederkehrender
Züge und Situationen ist es, welche ihr einen eigen-
Ihümlichen Stempel aufgedrückt hat.
Eine jener schönen vuleentischen Schalen, welche
durch energische Lebendigkeit und schönen Ernst
') Auf demselben C.edanken beruht es, wenn man Syleus einen
Bruder Dikaios gab. tpp. Socr. 30 p. 5ü Ur. ioy aviöv yiu>
(/rja'i njonov Ntilitt (iiv Iv Meaa^vg, SvXia [so Orelii statt
/lvX{a\ ift ntol iov llii<i uio/iTixor iojiov üip 'llqttxXt'ovs
iißgiotas orinc i\nok(o!)ut xal &oftfjvcti 71 aoaxartt 9 jxi]!1 bbu-
kuTTilV, NtatOQt fth' iw NqXt'iog .l/foai;ii;)', Jixulin (U T(ö ■
2vli(i)S |so Orelii statt Xtji.t'ios] üätXtf in lijV 'I'vlJ.iüu /jonttv.
'") Bei Konon (17) nimmt Dikaios, nachdem Syleus getüdtet
ist, den Herakles gastlich auf; dieser fasst Zuneigung zur Tochter
des Syleus, welche bei ihrem Oheim erzogen ist, und vermählt sich
mit ihr. Als er fortgezogen ist, stirbt sie vor Sehnsucht nach ihm
und Herakles liiulet sie als er zurückkehrt auf dem Scheiterhaufen;
er will sich in denselben stürzen und wird mit Mühe von den An-
wesenden zurückgehalten, die das Grabmal der Gattin /.um Heilig-
thuin des Herakles weihen. Bei der Erzählung Apollodors, dass He-
rakles die Tochter mit dem Vater tödtet , scheint mir ein Missver-
ständniss im Spiel zu sein.
161
162
der Darstellung uns den Geist der durch männliche
Kraft und Tüchtigkeit die Freiheit erringenden grie-
chischen Kunst ahnen lassen, stellt uns das Aben-
teuer mit Syleus in seinen charakteristischen Mo-
menten vor (Taf. CXLIX. CL, 2) ").
Auf der einen Seite (Taf. CXLIX, 1) ist He-
rakles, der wie gewöhnlich die Löwenhaut über
den Ko|>f gezogen und über den feingefältelten kur-
zen Chiton gegürtet und den Köcher an der Seile
hängen hat, vorgestellt, wie er die Spitzhacke mit
beiden Händen kräftig führt, vor und hinter ihm liegt
ein bereits ausgereuteler Weinstock, der die Wurzeln
gen Himmel streckt. Von der anderen Seite kommt
ein bärtiger Mann mit kahler Stirn, der einen Mantel
umgeworfen hat, dass der linke Arm mit der Hechten
verhüllt ist, in der Hechten eine Doppelaxt, raschen
Schrittes herbei; offenbar ist dies der Aufseher, der
dem Herakles beigegeben wurde und erstaunt die
ungewöhnlichen Erfolge seiner Thätigkeit gewahrt.
Dieser Moment scheint auch auf einer Gemme
(Taf. CL, 3) dargestellt zu sein, welche in mehreren
Exemplaren bekannt ist "). Ein bärtiger Mann von
kräftigem Körperwuchs, mit einem Löwenfell be-
kleidet, das über den Kopf gezogen ist und um die
Mitte des Leibes gegürtet in der Luft flattert, führt
mit der von beiden Händen gefassten Doppelaxt einen
mächtigen Streich auf einen Weinstock vor ihm, ein
zweiter liegt bereits abgehauen neben ihm. Gewöhn-
lich wird diese Gestalt für den Thraker Lykurgos
erklärt, der die ihm verhassten YY'einslöcke vertilgt.
Allein in der Sage des Lykurgos ist das Ausreuten
der Heben nicht das Charakteristische, vielmehr ist
das bedeutsame Moment dass er in seiner blinden
Wulh den eigenen Sohn statt der Hebe trifft. Für
Herakles, den Sklaven des Syleus, ist es dagegen
bezeichnend dass er die Weinstöcke, die er behacken
soll, mit der Hacke ausreisst und es ist deshalb wohl
richtiger in diesem Manne von ganz herakleischem
Aussehen denselben auch wirklich anzuerkennen.
■') Weloker (zu Miilhrs Arch. §.410, 5) hat dieselbe als im
Besitze des Hrn. Joly de Bantmeville in Paris befindlich kurz erwähnt.
Die Zeichnung ist mir aus den Mappen des archäologischen Instituts
in Rom mitgelhcilt worden.
") Gemmen in Florenz (Gori mus. Flor. I, 92, 9. Wicar gal.
de Flor. III, 3. Zannoni gal. di Fir. V, 3, 2. Zoega Abbamll. Taf. 1,2.
Wieseler D. a. K. II, 37, 439) und bei Gorläus 'dact. II. 171)
Eine Bestätigung dafür bietet eine grüne antike
Paste der Berliner Sammlung (Taf. CL, 4) 13). Hier
ist der in ähnlicher Haltung mit einer Doppelaxt auf
einen Weinstock zuhauende Mann zwar nicht durch
die Löwenhaut charakterisirt, allein er ist unbärtig —
was für Lykurgos nicht passen würde — ■ und der
Körperbau ist ganz unverkennbar der des Herakles.
Abweichend ist dass er in der gesenkten Linken die
Ranken hält, welche er von dem Weinstock abge-
rissen hat, ehe er mit der Axt den Stamm selbst
vertilgt.
Auf der Rückseite der Schale (Taf CXLIX, 2)
hat Herakles den Syleus, der als ein nackter bär-
tiger Riese mit behaartem Leibe u) dargestellt ist,
zu Boden geworfen, er selbst liegt zu dessen Häup-
ten auf einem Knie, hat sich über ihn gebeugt,
und indem er mit einem kräftigen Druck der Rech-
ten den ausgestreckten rechten Arm desselben auf
der Erde festhält, würgt er ihn mit der Linken.
Der zum Schreien geöffnete Mund des Riesen,
die vergeblichen Anstrengungen, durch welche er
seinen linken Arm unter dem Kopf wegzuziehen sich
bemüht, die heftige Bewegung des linken Beins zei-
gen deutlich wie gewaltig die eiserne Hand ihn presst;
seine ganze Haltung beweist dass er plötzlich von
Herakles gefasst rücklings zur Erde gestürzt ist. Bei
Euripides tödtel Herakles den Syleus mit seiner ge-
wöhnlichen Waffe, der Keule, bei Diodor mit der
Hacke 15) nach der in der Sage vorherrschenden
Anschauung dass der Uebelthäter durch das Werk-
zeug seiner Frevelthaten umkomme; hier bietet die
überlegene Kraft und Gewandtheit des Körpers,
welche auch in anderen Abenteuern des Herakles
i3) Paste in Berlin (Winckelmann pierr. gr. p. 318, 23. Tülken
Beschr. p. 2U4. 111, 3, 1084).
") Auf der vorderen Seite ist auch bei Herakles durch Andeu-
tung starker Behaarung die Kraft des Körperbaus hervorgehoben, dem
riesigen Syleus gegenüber ist sie hier beschränkt.
,s) Diod. Sic. IV, 31 2-vXia äi jovs nuQiovtag $ivovg avv-
ctQni'<£ovT« xal tovg «untltövits axtininv aiityxt'tCoiTii n;i
axnifii'bi 7j«7«i"«s- anixttiytv. Wahrscheinlich wird hiernach die
Vorstellung einer vuleentiseucn Schale mit rothen Figuren in der
Campanaschen Sammlung l IV, 617) zu erklären sein, welche folgen-
dermassen beschrieben ist. Ercole armalo di bipenne, ha proslralu
al xuolo ed e nei mumcnlo di faire im gigaiite. E queslo rap-
presenlato coi cupelli tparsi e tun liinya e r\era barba. I'resto
im albero , che e nei fundo, si legge in i amtiert piirpuiei //£-
PAKLE . . .
163
164
den Ausschlag giebt, das Motiv dar, welches für die
künstlerische Darstellung vorzugsweise geeignet er-
schien l6;: Herakles ist hier ganz unbekleidet, Ge-
wand, Botren und Schwert sind daneben aufgehängt;
da der knappe Raum eine Darstellung des Schmau-
sens und Zechens nicht gestaltete, ist so wenigstens
angedeutet dass nach vollbrachter Arbeit der Kampf
sich entsponnen hat.
Das Innenbild der Schale (Taf. CL, 1) deutet
offenbar auf den besänftigenden Abschluss des Aben-
teuers hin. Ein junges Mädchen, das mit einem
Aermelchiton von feinem Zeuge bekleidet 17), mit
einer Kopfbinde und Ohrringen und einem um den
Hals gelegten Kranze geschmückt ist, steht vor einem
Tisch, in der Rechten eine grosse, flache schön
verzierte Schale, in der Linken die Kanne; sie sieht
sich um, als wolle sie Jemand auffordern sich ihr
anzuschliessen "), Man darf wohl die Tochter des
Syleus erkennen, die mit den Vorbereitungen zu
einer Festlichkeit beschäftigt ist, welche ihre Ver-
bindung mit Herakles bezeichnen soll.
Bonn. Otto Jahn.
III. Eine Münze von Helike.
(Hiezti die Abbildung Taf. CL, 5.)
Die auf der vorliegenden Tafel mit no. 5 be-
zeichnete vollkommen erhaltene Bronzemünze ist von
den Herren Dr. Michaelis und Conzc in Chani Ma-
karü, in der Nähe von Helike angekauft worden,
und mit ihr tritt diese uralte ionische, schon in der
llias erwähnte Hauptstadt Achaias zuerst in die Reihe
der Prägstätten. Die Münze bewahrt uns vielleicht
,s) Es ist lehrreich die verwandle und docli wesentlich modifi-
cirle Darstellung dos Itinirkampfcs mit Antnios auf der grossarligcn
Campanaschen Schale M. d Inst. 18jä, tav. j) zu vergleichen.
1 ') Auch hier siebt man, wie auf anderen Vasenliildorn ähn-
lichen Stils, durch das Gewand den vollen Umriss der menschlichen
Figur, worin firunn (Gesch. d. gricch. Kiinstl. II p. 2'J) eine Eigen-
tümlichkeit der polygnotischon Malerei zu erkennen glaubte.
"•j liings umher läuft die Inschrift HE TAI} KAUE
HO PAI< KAUOff, wie aussen auf der Vorderseite HO
PAR KAUO£, auf der Rückseite KAUO£ zu lesen ist.
in dem von einem Wellenkreise umgebenen Kopfe
Poseidons ein Abbild der bronzenen Bildsäule des
Helikonios, welche so heilig gehalten wurde, dass
alle Theilnahme Fremder am Tempeldienst, ja selbst
die Nachbildung der Slattie für andere Tempel ab-
gelehnt wurde, als die kleinasiatischen lonier sie
erbaten. Diese Ablehnung erzürnte den Gott, so
dass er das eigene Heiliglhum vernichtete. Die Stadt
ward im Jahre 373 v. Chr. (Ol. 101,4) durch ein
Erdbeben zerstört und vom Meere verschlungen.
Die Aufschrift lässl sich wohl nur rückläufig
MI A3 lesen; denn wenn man sie, die Münze herum-
drehend, rechtläufig liest, hiesse sie EVIKj dies V
ist kein U, und selbst {,, die alterlhümliche Form
für A hat zu früh aufgehört als dass man sie auf einer
bronzenen griechischen Münze annehmen möchte,
besonders auf einer Münze so schönen und späten
Styls wie die vorliegende, welche gewiss nicht lange
vor Zerstörung der Stadt geprägt ist. Zwar pflegt
auch die itückläufigkeit der Schrift auf höheres Alter
zu deuten, allein diese Regel leidet für Münzen eher
Ausnahmen. Da diese Münze zu den wenigen ge-
hört, welche sicher vor einem bestimmten Jahre
geprägt sind, gewährt sie auch einen chronologischen
Anhaltspunkt für den Styl.
Die königliche Sammlung besass schon längst
ein anderes Exemplar, welches aus Corlü stammt;
da die beiden mittleren Buchstaben auf diesem Exem-
plar undeutlich sind, glaubte ich EPYK zu lesen,
jedoch der griechischen Herkunft wegen zweifelnd
dass die Münze Eryx gehöre. Herr Baron von Pro-
kesch, welchem ich dies Exemplar zeigte, hat dann
eine Münze seiner Sammlung, wahrscheinlich die
nemliche in einem unvollkommenen Exemplar, in
dieser Zeitschrift (1849 S. 89 no. 1) mit der Auf-
schrift EPYK beschrieben, indem er den Kopf als
epheubekränzlen bärtigen Bacchus, von einem Kranze
von Weinlaub umgeben, bezeichnet. Diese Zutei-
lung ist also, falls die Münze des Herrn Baron von
Prokesch mit der unsrigen einstimmt, zu berichtigen.
Abgesehen von Korinth, Sikyott und von den
Münzen des achäischen Bundes haben nur wenige
Städte Achaias geprägt: Aigira, Aigion, Patrai, Pel-
lene, Phlius, und unter römischer Herrschaft die vier
ersten und Bura. Dyme hat man kürzlich einige
165
166
Silber- und Bronzemünzen mit JY zugetheilt, und
eine unter Augustus geprägte mit der Aufschrift
CI-ADYM; diese Lesung bedarf wol der Be-
stätigung, da es unbekannt ist dass Dyme römische
Kolonie war; sollte C • I ■ A • DIVM zu lesen sein?
DENSIS statt DIENSIS kommt einmal vor. — Die
Münzen, welche Payne Knight Peirai gieht, gehören
Amisos, die früher Rhypai zugelheillen bekanntlich
Rubi. Das Exemplar einer unter Marc Aurel ge-
prägten unedirten Münze der Achäer, welches von
Herrn de Longperier im Magnoncourschen Katalog
mit der Aufschrift AXArQN publicirt worden ist,
befindet sich jetzt in unserer kgl. Sammlung, es hat
die Aufschrift AXAliiN EYMENEQN, gehört also
nicht den Achäern an, sondern ist eine bekannte
Münze von Eumenia in Phrygien.
Eine andere Münze von Bronze, welche wie-
derholt Achaia zugetheilt worden ist, hat das be-
kannte Monogramm aus A und X der Silbermünzen
des achäischen Bundes, umgeben von der Umschrift
ÜEYMATIQN. Sie hat durchaus keine Verwandt-
schaft mit den Kupfermünzen des Bundes, und das
Monogramm beweist nicht, dass sie Achaia ange-
hört, es kann sowohl XA als AX bedeuten. Mionnet
hat sie bei Achaia aufgeführt, vor ihm Harwood
(Selecta numismata, London 1812), und kürzlich ist
ein Exemplar, welches ich in einer Privalsammlung
aufgefunden hatte, von dem Besitzer in einer kleinen
Schrift ausführlich besprochen aber nicht erklärt wor-
den. Jetzt hat sich gefunden, dass die Münze auch von
Eckhel, aber mit einer seltsamen Lesung, publicirt
war. Er giebl die Aufschrift ÜEAMASIQN, nimmt
das JIE für den Anfang eines Magistratsnamens, und
theilt die Münze Hamaxia in Cilicien zu; das Mono-
gramm hielt er für eine conlignalio trium trabium in
Beziehung auf den nach Sirabo dort geübten Schiffs-
bau (Numi veteres aneedoti). Später, in der Doctrina,
wiederholt er dies zweifelnd. Mionnet folgte ihm
scheint aber später die Münze nach Hamaxilos in
Troas zu verweisen. Allein diese ganze Lesung und
Zutheilung fällt durch Vergleichung der Eckheischen
Abbildung mit der Harwoodschen und mit dem Ori-
ginal; statt TIEAMABW.N ist ÜEYMATIQN zu
lesen. Alles dies erregt um so mehr den Wunsch,
dass die Münze endlich ihre richtige Stelle erhalte.
Den äusseren Kennzeichen nach scheint sie in Grie-
chenland selbst geprägt. J. Friedlaender.
IV. Allerlei.
50. Epimachos. Im Archäol. Anz. 1860 S. 92* ist
von einer im Temenos der Demeter and Kora zu Knidos
gefundenen Basis die Rede, einer Dedication an Demeter,
Kora, I'luton, E|>imachos (wobei an Plutons eleischen Kampf
mit Herakles erinnert wird) und Hermes. Dieselbe In-
schrift ist mit anderen an demselben Orte gefundenen
mitgetbcilt im Bullettino dell' Inst. 1860,p. 108, woraus
man sieht dass die beiden Göttinnen hier wie gewöhnlich
in der Umgebung anderer Gottheiten verehrt wurden, welche
mau bald Toiig freovg xuvg nugu /lufiurgt oder nagu
/laLiuigt Kai Kovga bald zusammen Aiaxztg nannte.
Die Inschrift selbst lautet: 2Siüa i gmo g Auyü.gxuv
/läf.1 (iTQt, KlIVQH, II). UV TÖJVI, 'E 71 t fl (1/ Ol , 'E p u << ;
denn da die übrigen Götter keine Beinamen haben, wird
auch 'Entitu/og nicht für einen Beinamen des Pluton,
sondern für einen eigenen Gott zu halten sein. Es ist
einer von jenen viel bedeutenden , aber nichts individua-
lisirenden Götternamen, wie sie in den mystischen Diensten
der Griechen so beliebt waren. Weil sie so viel bedeu-
teten, wurden sie gewöhnlich mehreren Göttern zugleich
beigelegt, z. B. Evßovlsvg dem Zeus, dem Pluton und
dem Dionysos, oder man dachte dabei bald an diesen bald
an jenen Gott, z. B. bei dem Namen 'laodutTrjg bald an
Pluton bald an dessen Sohn das heisst Zagreus (Hesych.
s. v.). 'Enliiuyug nun ist zunächst der Helfer in der
Schlacht, dann aber auch Helfer, Gehülfe im weiteren
Sinuc des Worts: Hesych. int'iiayot, tnlxovgot, ßoij&oi
und Porphyr, bei Euseb. Pr. Ev. 111,11 p. 121 ed. Heinichen:
Tot; /JiOYvoov y.uru xit nüd-ij tT]$ äwAfistäg vnu yrjv
f.itr rtiuzt ug xal xalXiyövijg ßluorüriiv uQ%Oftivov,
iniiiayov de Trig y.aiii. lijv uy&^v üvvÜLitlog ai'ftflokov
luv Azitv tyuvoijs, t;"c di xuiu z&iömvgyiav ixtoftijg
Tor ASsoviv, Ich zweifle nicht dass in unserer Inschrift
an Dionysos zu denken is', und zwar nicht an den krie-
gerischen, obgleich dieser sonst und vollends in Asien
wohlbekannt war (denn die Gesammtbedeutung der Gruppe
erlaubt dieses nicht), sondern an den Helfer in den Ge-
fahren der Unterwelt, welche solche Kulte und Weihun-
gen gewöhnlich im Auge haben. Daher seine Stelle
zwischen Pluton und Hermes, d. h. dem Psychopompos.
Weimar. Phei.ler.
51. Bona Dea Ocülata. Aus Ihrem Archiiol. Anz.
d. J. S. 159* sehe ich dass sich in Trastevere vor kurzem
ein Stein ans älterer Zeit mit der Inschrift /Jona Dea
Oclata ') gefunden hat und in einer Sitzung des Archäol.
') Wie auch im römischen Bericht vom 1. Februar im Bull.
p. 30 ahgedruckt steht; dass oclata als oculata zu verstehen sei, hat
seitdem auch Hr. Henzen in brieflicher Jlittheilung uns bemerkt. A. d. H.
167
168
Instituts zu Rom von Hrn. Detlefsen durch /tue lata er-
klärt wurde. Es ist aber ohne Zweifel zu lesen Bona
Den Oeulata uud die Inschrift in dieser Redaction in
mehr als einer Hinsicht interessant. 1) In spraehgeschieht-
licher, denn es ist ein Beispiel mehr zu clor von W. Corssen
(über Aussprache von Vocalismus und Betonung der lat.
Sprache 2 S. 6) nach dem Vorgange von Ritschi (Mon.
Epigr. tria p. X) mit vielen Beispielen erwiesenen That-
sache, dass in der römischen Volkssprache der späteren
Republik das m aus dem Suffix — clo gewöhnlich ausge-
stossen wurde, z B. poclntn, perkhim, oraehitn, sueclutn
u. s. w., woneben aus Inschriften und andern Quellen auch
Fälle wie diese angeführt sind: speelalor, aedicla, cubicla,
ferner arllclus, byclns, facht u. s. w. '). 2) In mythologi-
scher, da ich bereits in meiner Rom. Myth. S. 356 darauf
hingewiesen hatte dass die Bona Dea auch auf dem Lande
viel verehrt worden sei, hin und wieder auch als Haupt-
göttin, welcher ein Leidender sogar die Heilung seiner
Augen verdankte. Ich habe dort auf die Inschrift bei
Orelli no. 1518 verwiesen, der sie aus Marini Atti Arv. I
jj. 212 (vgl. 247) wiederholt hat: Felix PubUeus Ashuaitus
Pontific. Uonae Deae Agresti Fel'ui valum sohlt iititicem
alba (m) libens animo ob liiminibns restittttis, derelichts
a medicis, post menses decitn benejtcio dortünaes medicinis
suitatus per eam. Beslituta omnia ministerio Carniae
Fortunatue. Eine Priestcrin der Bona Dea also hatte
dem Felix ein Mittel gegeben, wodurch sein Augenleiden
endlich geheilt wurde, nach Eingebung ihrer Göttin, wie
Marini weiter ausführt. Da Bona Dea der launischen
Fauna verwandt, also der Kräuter kundig war, an den
Augen aber bekanntlich in Rom immer Viele litten, so
kann unsre Bona Dea Oculata, also durch diesen speciellen
Zusatz als 'OnTtl.tiic; charakterisirt, um so weniger auf-
fallen.
Weimar. Prei.ler.
52. Devotion auf einer Neujahrslampe. Im Bul-
letino dell' Instituto 1860 p. 70 ist vom P. Garrucci die
Inschrift einer Lampe des Museum Kircherianum mitge-
theilt , deren Bedeutung in jener Sitzung nicht erkannt
wurde. Sie lautet: Helenas snvm genio Man ib. inferis
Mandat. Supern strenam turnen suom seevm defert. Ne
i/it/.v eiwil solvat »ist hos gut ligamns. Denn nicht anders
als so kann ich die dort in der Cursiv schritt der Lampe
mitgetheilte Inschrift verstehen, obwohl Garrucci liest:
sttom geniom Dis Inferis und später legamus, dieses weil
er den Zusammenhang nicht erkannte, jenes weil er meinte
i Bei Prudeni. Peristepb. 10, 592 liattcn die früheren An-
gaben: Hanns virtebll, Upput nclot ohleyet. Die neueste Ausgabe
von A. Ilressel h;it oeuloi.
dass Manes inferi sonst nicht vorkommen. Aber es kommt
diese Verbindung allerdings vor (Tacit.Ann.XIII,14: inferos
Silanorum manes invocare), und (ig«re oder obligure ist
grade der rechte Ausdruck für die magischen Verzaube-
rungen und Verwünschungen, welche in den sinkenden
Zeiten des Alterthums, namentlich in Rom so gewöhnlich
waren, wie das xuiudto~[iHv der Griechen; vgl. Seneca
Herc. Oet. 452 (ßrliims mugicis ferc conjugia ligant) uud
Marquardt Handb. d. Rom. Alterth. 4, 134. Der Aus-
druck stipem strenam deutet auf ein Neujahrsgescheuk
(Ovid F. 1, 189. Sueton Cal. 42), bei welcher Gelegenheit
eine brennende Lampe mit glückverheissender Inschrift
oder entsprechenden Bildern und Zeichen etwas gewöhn-
liches war (Rom. Myth. 161). Also hier das finstere Ge-
gentheil von diesem heiteren und bedeutungsvollen Ge-
brauch; denn sollte das Licht der brennenden Lampe sonst
Segen und Freude ausdrücken, das blühende Leben des
vitalen Genius, so wird hier eben dieses (unten in den
Abgrund der Hölle und zu den Geistern der Abgeschie-
denen beschworen. Der Name Uelenus ist dabei auch
nicht ohne Bedeutung und mag den Verwünschenden weiter
geführt haben, denn £).ir?j t).urt] ist eine Fackel. Im
Uebrigen sind die sonst vorhandenen Bleitafeln mit ähn-
lichen Verwünschungen zu vergleichen (Marquardt a. a. O.
Henzen zu Or. 6114).
Weimar. Preller.
53. Falsche Münze von Naxos. Im Auktions-
Katalog der Mertens - Sehaaffhausen'schen Sammlung ist
(No. 148) eine Silbermünze von Naxos in Sieilien mit den
korinthischen Typen, Pallaskopf und Pegasus und der
Aufschrift N.-IAION beschrieben. Dasselbe Exemplar
hatte schon in der Revue archeologique (Th. IX S. 133)
der berüchtigte Demetrio Diamilla, welcher sieh jetzt D.
D. Müller nennt, publicirt. Allein diese Münze muss
falsch sein. Denn nur die dem Styl nach allerältesten
Münzen von Naxos haben das ; in dieser ursprünglichen
Form, die späteren haben NdOzION, die spätesten sogar
N.4jizl£2N. Naxos ward bekanntlich von Dionysios zer-
stört. Die Mcrtens'sche Münze hat nun neben der uralten
Aufschrift die korinthischen Typen, welche in Sieilien erst
spät eingeführt, auf nasischen Münzen aber nicht, und über-
haupt auf keiner sieilischen Münze von altem Styl oder
mit altertümlicher Aufschrift vorkommen. So uralte Auf-
schrift wie diese und so späte Typen können nicht zu-
sammen bestehen; bei diesen Typen müsste die Aufschrift
N,4£1£2N heissen. Wahrscheinlich ist die Münze selber
echt, und Scott i oder ein anderer der geschickten italie-
nischen Fälscher hat durch Vertiefen des Feldes rings
umher die Aufschrift hervorgravirt.
Berlin. J. Frieoländer.
Uiezu die Abbildungen: Tafel CA LI III Beschäftigungen des lä glichen Lebens, Sarko-
phagrelief im Vatikan und im Laier an ß CXL1X. CL,1 — 4 Herakles undSyleus, Schale
der Campana' 'neben Sammlung ; ('L, ~> Münze von Helike.
U Tausgegeben von /•;. Gerhard. Druck und Verlag von ü. Reimer
169
170
DENKMÄLER UND FORSCHUNGEN.
Archäologische Zeitung, Jahrgang XY'lIl.
iM 151. 152. 153.
Juli bis September 1861
Leiden des Herakles. — Perseus lernt fliegen. — Agonales Relief. — Metrologisches über das den älteren Tempel-
bauten Grossgrieehenlundsund Siciliens zu Grunde liegende Liingenmass. — Allerlei: Simon derllippolog; Venus Ponrpejana.
1. Leiden des Herakles.
llit-iu die Abbildung Tafel CLL
Man ist allzu gewöhnt den Herakles nur als
siegreichen und triumphirenden Helden sich vorge-
fühlt zu sehn, als dass es nicht für besonders an-
ziehend gellen dürfte, Kunstwerke zu betrachten, die
ihn vielmehr in leidendem Zustand darstellen. Nicht
nur die Bilder vom letzten Leiden des Helden, das
durch seinen Feuertod endete, gehören dahin; selbst
im Gedränge der Schlacht war er nicht immer glück-
lich, trug ausnahmsweise selbst eine Wunde davon
und bedurfte hauptsächlich in jenen schwereren Lei-
den, die auf seine geistige Störung und auf die Qual
seiner Büssungen folgten, des Beistandes schützender
Götter. Die uns vorliegenden Kunstdenkmiiler dienen
hiezu als Belege.
1. Herakles im Gedränge. Diese sehr all-
gemein gefassle Lieberschrift bezeichnet zunächst uns
den Gegenstand eines in mehrfacher Beziehung er-
heblichen Marmorwerks im Museum des Vatikans ').
In stark erhobener Arbeit ist die bildliche Gruppirung
welche hier uns beschäftigt, innerhalb der Füsse eines
Luslralbeckens angebracht, welches jedoch durch
seine hinterwärts gedrückte Rundung die Bestimmung
einer Wand sich anzuschliessen bekundet2); die Pracht
des Geräthes, dessen Höhe 33/4 römische Palmen
missl, gibt auch durch die reiche Verzierung der mit
Tritoniden und mit neptunischen Masken geschmück-
ten Basis sich zu erkennen. Das an seiner Haupt-
slelle befindliche Bildwerk ist stark ergänzt, blieb
aber bei sichtlichem Kunstwerlh hinlänglich erhallen
') Viscunli Museu Pio-Clem. V. lj. Vgl. Zoega in Welckers
Zeitschrift S. 421. ßescbreibung der Stadt Hom II, 2 S. 237.
•) Wie Visconti mit Bezug auf ähnliche Beispiele modernen Ge-
brauchs bemerkt.
um das darin dargestellte Erlebniss des Herakles im
Ganzen wohl versländlich zu machen. Wir erblicken
diesen Helden, durch Löwenfell und riesige Körper-
formen unverkennbar, mit gebogenem linken Knie
und vorgestrecktem rechten Bein einen von ihm be-
reits danieder geworfenen Jüngling bedrängend, wäh-
rend ein leichlbekleideter Gefährte dieses Letzteren
mit seiner Linken das Haupt des Herakles ergreift
und mit seiner Rechten ohne Zweifel ihn noch em-
pfindlicher angriff. Nach der Ergänzung schwingt
er in dieser Hand eine Keule; doch ist dieses Attribut
vermuthlich nicht bloss für ihn, sondern auch für
den Herakles verfehlt. Dieser hält jetzt ebenfalls eine
Keule mit beiden Händen gefassl, obwohl die ihm gehö-
rige Keule neben ihm am Boden erblickt wird, wäh-
rend seine vier Feinde sämtlich mit Wehrgehenken
versehen sind. Es hat vielmehr das Ansehn als
wolle der Held sich mit aller Pankratiastengewalt
auf den zu Boden gestreckten Gegner werfen, von
dessen völliger Besiegung jener zweite Jüngling ihn
zurückhält. Alles Gewicht der Darstellung war auf
diesen einen Kampf gelegt, welcher die rechte Seite
der durch den mittelsten Fuss des Geräthes getrenn-
ten Darstellung einnimt. Weiter linkshin erblicken
wir noch zwei ähnliche Jünglinge: einer von ihnen
welcher zurückblickt, ist als flüchtig vor Herakles
zu betrachten, während der vierte muthiger den An-
griff des auf Herakles eindringenden Gefährten un-
terstützt. Den gedachten Jünglingen ist in gleich-
massiger Weise ein Wehrgehenk und eine umge-
knüpfle Chlamys mit geringen Verschiedenheilen
zugetheilt, dergestalt dass an dem flüchtenden Jüng-
ling einige Besonderheit seiner Chlamys und übrigen
Tracht zu merken ist3), dem zu Boden gestreckten
') Die Chlamys ist hier in üblicher Weise auf der linken
171
172
aber die Chlamys fehlt. Jene Uebereinstimmung der
gedachten vier Jünglinge ist um so mehr zu beach-
ten, da es nach Zerstörung ihrer Köpfe und der mit
ihnen zugleich ergänzten hervorragenden Theile an
andern massgebenden Umständen für ihre Deutung
fehlt.
Ein Gefecht in welchem Herakles ohne verwun-
det zu sein sichtlich bedrängt erscheint, erinnert zu-
nächst an den von Aeschylos in dem berühmten
Fragment des gelüsten Prometheus beschriebenen
Kampf mit den Ligurern, und diesen zuletzt von
Herakles in Folge wunderbaren Steinregens beende-
ten Kampf 4) glaubte Zoega auch hier zu erkennen.
Indess lässt sich glauben, dass zur Andeutung eines
aufgescheuchten Volkes mehr bunte Mischung seiner
Gestalten und Trachten angedeutet sein würde, wäh-
rend es nach Massgabe der in Alter und Bewaffnung
gleichzeitigen Kämpfer für unser Bild ungleich näher
liegt, mit Visconti des Herakles Kampf gegen die
Brüderschaar der spartanischen Hippokoontiden zu
erkennen, der bei Pausanias mehrfach erwähnt ist5).
Dass der bedrängte Herakles unsres Bildes noch
nicht bis zur Verwundung gelangt erscheint, war
auch für Visconti kein Hinderniss jenen Mythos hier
anzuerkennen, auf welchen noch unzweifelhafter das
hienächst zu betrachtende Bildwerk uns hinweist.
2. Herakles verwundet; Marmorscheibe im
königlichen Antiquarium zu München 6). Diese bei-
derseits bildlich verzierte Marmorscheibe, welche als
Gegenbild vorliegenden Reliefs den nemeischen Lö-
wenkampf des Herakles anschaulich macht, ist unter
den zahlreichen ähnlichen, vormals in Art aufge-
Scbuiler mit einer Spange festgeknüpft ; ein Zipfel derselben ist um
den linken Arm geschlagen, nährend der andre durch einen Gürtel
gezogen ist. Die höbe und seltsame Iieschuhung dieser Figur gehört
wo! dem F.rgünzcr.
') In tan l.ii Strabo (IV p. 183) und Dionys (Ant. Rom. 1,41)
erhaltenen Fragment aus dem gelösten Prometheus des Aeschylos
(Fragm. 193 Nauck) heissl es: ijiiis <$t Aiyiiutv tls äiagßifiov
mnta'jv ivif ov fiuyr\q , aä(f' olä«, v.ui ,9oCno'c tiiq tov
utftlfitt .... Vgl. Hygin. Astron. '.', 6. Schol. Arat. 74.
) l'aus. III, IS, 2 und VIII, j3, 3. Vgl. Archaol. Anzeiger 1861
- 183* Anin. I.
') Früher besprochen von Herrn Itoettichcr nach einem der
archäologischen Gesellschaft am 5. März d. J. vorgelegten Gypsah-
druck (Arcbäol. Anz. 1 SO 1 S. 173"), desgleichen von Herrn von
l.ützow zu Tafel III. IV seiner neu eröffneten Bearbeitung von Müncben's
Aotiken.
hängter Oscilla verwandten Marmoi Scheiben7) sowohl
durch seine Grösse als durch die Seltenheil der vor-
liegenden Darstellung ausgezeichnet. Der rechlshin,
auf einem mit Greifen geschmückten Sessel sitzende
Held, dessen verwundeten linken Schenkel ein vor
ihm stehender kurzgeschürzter Knabe so eben ver-
bindet, lässt in dieser Darstellung anfangs vielleicht
mit dem neulichen Herausgeber dieses Marmors
uns an Telephos denken, dagegen der herkulische
Ausdruck des Hauptes und der unverkennbare Lö-
wenkopf seiner über die linke Schulter geworfenen
Thierhaut vielmehr an die seltne, obwohl keines-
wegs unerhörte 8), Verwundung des Herakles uns
erinnert. Dass diese Verwundung im Handgemenge
mit den Hippokoontiden erfolgte, ist durch Pausanias
ausser Zweifel gestellt, und ward beinerktermnfsen
bereits von Boetlicher nachgewiesen.
3. Herakles als Büsser; Darstellung eines
vormals bei Eriril Braun in Korn gezeichneten Metall-
spiegels 9). Dieses räthselhafte Bild gibt in seltener
Gruppirung zunächst die unfehlbaren Gestalten Apolls,
Minervens und ihres Schützlings Herkules uns zu
erkennen. Apoll ist kenntlich durch seinen hochste-
henden Lorbeerkranz; sein Kopf ist linkshin geneigt,
sein linker Arm mit schlaff herabhängender Chlamys
rückwärts gelegt, während sein rechter nach innen
gewandter Arm auf den daneben stehenden holten
Pfeiler gestützt zu denken ist; seine Füsse sind be-
stiefelt. Minerva, in bekannter Tracht, über dem
langen Gewand mit einer Aegis, am Haupte mit ho-
hem buschigem Helm, am rechten Arm mit einem
dreimal gewundenen Armband versehen, hat ihren
linken Arm um den Nacken des von ihr beschützten
Helden gelegt, während ihr rechter Arm gegen dessen
erhobenes Knie gewandt ist. Herkules, bei jugend-
lichen Zügen durch sein umgeknüpftes Löwenfell
und die schlaff von seiner Linken gehaltene Keule
dem ersten Blick kenntlich, unterstützt mit der rech-
') In Welckers (Alte Denkm. II, 1 '23 IT.) Vcrzeichniss solcher Mar-
morscheiben wird das vorliegende Bildwerk »ermisst.
") Wie Herr von Lützow (a. 0.) mit Unrecht voraussetzt.
') In der Grösse des Originals in meinen elruskischen Spiegeln
(II, 163). Die in der Inhaltsangabe ausgesprochene Voraussetzung,
dass das Original in meinem Besitz sich vorfinde, bat bei erneuter
Durchsiebt meiner erst neuerdings ihrer Verpackung entzogenen Spie-
gelsammlung sich nicht bestätigt.
173
174
teil Hand sein gesenktes Haupt; sein rechtes Bein
hat er erhoben, in einer Weise die andremal ihn als
rastend im angestrengten Lauf seiner Thaten be-
zeichnen würde, hier aber durch den Ausdruck des
Ganzen uns in ganz andrer Bedeutung erscheint.
Eine ungefähre Vergleichung des vorigen Bildes legt
uns die Möglichkeit nahe, dass Herkules auch hier
am Schenkel verwundet und als Verwundeter in
Minervens Pflege befindlich sei; da jedoch keine Spur
einer Wunde zu sehen ist, da überdies die Gegen-
wart Apolls und auch die strahleniihnliche Lorbeer-
bekränzung am Haupte des Herkules selbst erklärt
sein will, so liegt es ungleich näher anzunehmen,
dass die hier dargestellte Pflege unseres Helden auf
die göttliche Obhut bezüglich sei, durch welche sein
in F'olge des Kindennords ausgebrochener Wahnsinn
geheilt ward; es geschah dies durch unmittelbare
Hülfe iMinervens 10) und in unausgesetztem, mehr oder
weniger nahem, Bezug zum Orakel Apolls "). In
diesem Zustand, auf welchen vielleicht noch ein und
das andere etruskische Kunstwerk sich bezieht l2), wird
theils die körperliche Pflege erklärlich, mit welcher
Minerva einerseits ihn traulich umfasst und andrer-
seits sein erhobenes rechtes Bein gelind an sich zieht,
theils auch die Gegenwart des Gottes begreiflicher,
in dessen Heiligthum der erkrankte Held untrüglichen
Ralh und durchgreifende Hülfe verhoffen konnte.
Solche Hülfe scheint laut den vorhandenen Zeugnissen
Apollo zwar nicht geleistet zu haben 13). Doch
wissen wir dass Herkules, der nachher anderwärts
seine Reinigung fand IJ), zunächst bei ihm, dem heil-
kräftigen Gott, sie suchte. Dass nun dieses im del-
") Namentlich ist die Heilung bekannt, welche Herakles durch
den \on seiner Scbutzgöttin ihm an die Brust geworfenen Stein
ooMfQOViarrjQ empfand, Eurip. Hercules furens 100011. I'aus. IX, 11, 1.
Hygm. fab. 32 ; dieser Stein ward unter dem Altar des ismenischen
Apoll aufbewahrt (Paus. a. 0.).
") Wirklich erscheint das Geschick des Herakles seit dem An-
beginn seiner Laufbahn ans delphische Orakel geknüpft, von welchem
er die Sendung zu Eurystheus, die Anweisung seines Wohnorts und
selbst seinen Namen erhielt. Vgl. Jacohi's Worterb. S. 402.
'■') Weniger die von Lanzi so gedeutete räthsclhafte Gruppe
eines oft wiederholten Spiegelreliefs (Etruskische Spiegel Taf. CLIX.
CLXJ als das Gemmenbild welches den Herakles vom geflügelten
Zeus umfasst und gestärkt uns vorführt.
■ ,3) Auf des Herakles Gesuch schwieg Apoll, so wenigstens sagt
der Bericht, welcher den Raub des Dieifusses daraus erklart (I'aus.
IX, 11, 1. Hygin. fab. 32).
") Entsühnt wurde Herakles durch Thestios, laut Apollodor
phischen Tempel von Herkules angebrachte Gesuch
um Sühnung und Heilung der Gegenstand des vor-
liegenden Bildes sei, lässt nicht nur durch die An-
deutung eines Tempels im Hinlergrunde, sondern
auch durch die Bekränzung des Herkules sich wahr-
scheinlich machen, welche aus starr emporragenden
fast strahlenförmigen Lorbeerblältern in ähnlicher
Weise sein Haupt schmückt, wie auch Apollo be-
kränzt erscheint ls). Uebrigens kann die Eigentüm-
lichkeit der Zeichnung, welche in diesem Spiegel
auch mit mancher Besonderheit des Ausdrucks und
der Geberden begleitet ist, nur im Zusammenhang
gleichartiger Kunsldenkmäler vollständig gewürdigt
werden. E. G.
II. Perseus lernt fliegen.
Hiezu die Abbildung Taf. CHI.
Das vorliegende Relief von guter Anlage und
Ausführung ist nach einem bei dem Kunsthändler
Eichler in Berlin befindlichen Abguss gezeichnet wor-
den. Das mir unbekannte Original desselben ist
vermuthlich als Marmorplatte zu denken, obwohl die
zierliche Einfassung an ähnlichen Platten nicht häufig
sich findet. Es stellt den Götlerboten Hermes uns
dar, wie er den Perseus die zur Bekämpfung
der Gorgo erforderlichen Flügelschuhe gebrauchen
lehrt. Hermes, durch Flügelhut und den in seiner
Linken gehaltenen geflügelten Caduceus kenntlich,
hat über diesen Arm auch die um den Hals ge-
knüpfte leichte Chlamys geschlagen und weist mit
der rechten Hand auf die Füsse des Perseus, ihm
gute Lehren für deren Gebrauch zu ertheilen. Ihm
gegenüber hat der argivische Held, ein nackter kraus-
haariger Jüngling, von dessen rechter Schulter ein
Gevvandstück herabhängt, die Flügelschuhe an beiden
Füssen bereits angelegt; wie er mit ihnen schreiten
und schweben könne, ist ihm noch keineswegs ge-
läufig, daher er beschäftigt ist mit erhobenem rechten
und niedergehaltenem linken Arm (dessen untere
Hälfte fehlt) darauf sich einzuüben.
(II, 4, 10 ff.) u. a. in. Ein andres vereinzeltes Zeugniss nennt statt
seiner den Sikalos (Schol. Pind. Istbm. 3, 104).
,s) Diese Aehnlichkeit wird durch den Umstand nicht aufgeho-
ben, dass der Kopfschmuck Apollos mehr einem Kranz, der des
Herkules mehr einer durch eine Unterlage verbundenen Krone gleicht.
175
176
Diese Darstellung war auf Kunstdenkmälern bisher
so gut wie unbekannt1), ein Unistand welcher den
Werlh des an und für sich gefälligen Kunstwerks
wesentlich erhöht. Mit unserer schriftlichen Ueberlie-
ferung des beireffenden Mythos ist sie nicht unverein-
bar. Nach Apollodor2) waren es die Nymphen von
denen Perseus die Flügelschuhe erhielt; doch ist auch
Hermes, der hier ohne Flügelschuhe erscheint, gleich-
zeitig beschäftigt den Ferseus zu gutem Erfolg seines
Abenteuers zu unterstützen, zu welchem er ihm die
entscheidende Waffe, nemlich die demantene Sichel,
einhändigte. E. G.
III.
Agonales Relief.
Hiezu die Abbildung Tafel CLIII.
Es erscheint wohl angemessen die Reihe my-
thologischer Darstellungen, bei denen die Auswahl
alter Kunstdenkmäler am häufigsten verweilt, durch
eine Scene zu unterbrechen, welche dem ungleich
weniger gesichteten Vorrath bildlicher Darstellungen
griechischer Sitte angehört. Ein nicht vollständig
erhaltenes Relief aus griechischem Marmor, dem Mu-
seum zu Berlin ') aus Athen zugekommen, führt in
sehr gelungener Anlage und Ausführung die Gruppe
eines im frühen Wellkampf bekränzten Knaben mit
Nebenfiguren und Nebenwerk der Palästra uns vor
Augen. Der noch unerwachsene nackte Knabe gibt
seinen in der Faläslra soeben eröffneten Siegesruhm
durch den athletischen, etwa aus künstlichen Rosen
und herabflatlernden Tänien bestehenden, mit seiner
rechten Hand an die Stirn gedrückten Kranz und
durch den langen Palmzweig zu erkennen, den er
mit seiner Linken gefasst hält. An Alter und Grösse
') Der 'sieb beflügelnde Perseus' eines bekannten etruskischen
ScarabäUB ;t.anzi Saggio II, 5, 5. Miliin Gal. Myth. XCV no. 386.
Möller Hdb. il. A. <j. 114, 3) ist in dem früheren Moment gedacht,
in welchem er die Flügelschuhe erst eben anlegt.
) Applied. II, 4,0 ff. : aviat ti'i ai Mfltpat niijrä ti/ov
nidtla xut ir/v xlßiatv .... xid naQaytyöfttvos rtnög x«?
Vvu<pa; xut ti/üv av lonovdttot, iij)' (tlv xtßiaiv ritQit-
ßaXao, k'i <5i ntStla tois oipvgoic TtQoa^fffioai .... lußüv
61 xut nagi 'Enuov uiaftavxivrjv S(>7ii}v, naoptvos tig io»'
U/.fuvLv rjxi.
') Vcrzeichniss der Bildbauenverke no. ib'.'i. Hoch 11J Zoll,
breit 10 Zoll.
ihn überragend steht ein junger Mann, der als Bra-
beut oder Agonothet zu bezeichnende Aufseher der
Palästra neben ihm; mit einem Himation bekleidet,
das er mit seiner Linken festhält, streckt er den
rechten Arm oberhalb des gedachten Knaben aus,
vielleicht in Bezug auf eine zur Linken der Darstel-
lung uns verloren gegangene Nebenfigur. Bekränzt
ist auch er und zwar in gleicher Weise wie der
zuerst beschriebene Knabe, doch ohne die herabhan-
genden Bänder, die man mit Unrecht versuchen
würde dem Palmzweig verknüpft sich zu den-
ken. Neben einer hohen bärtigen Herme, einem
Wahrzeichen der Palästra, welches zugleich der
rechten Seite dieses Bildes zum Abschluss dient, ist
noch eine Nebenfigur zu bemerken. Ein unterwärts
von seinem Mantel umhüllter bärtiger Mann, von
gedrungener kurzer Gestalt und derber Gesichtsbil-
dung gibt, mit dem rechten Fuss vorwärts tretend,
als Zuschauer, vielleicht auch als Theilnehmer der
Handlung, sich zu erkennen; denn während er lin-
kerseits zum Theil durch die Herme verdeckt ist,
bleibt auch die Bewegung des fehlenden rechten
Armes an dieser Figur uns dunkel. Vielleicht dass
ein Sklave in ihm gemeint ist; sein etwas banau-
sischer Ausdruck scheint diese Vermuthung zu be-
günstigen. Nicht unmöglich dass sein scharfer Blick
auch den Merkmalen der Zuneigung zugewandt ist,
die im Verkehr der Palästra dann und wann bis zur
Zärtlichkeit für schöne Knaben gesteigert er-
schien').
Schliesslich verdienen noch einzelne Besonder-
heiten dieses Reliefs namentlich die Bekränzung und
die Herme etwas genauer beachtet zu werden. Es
gehören dahin die athletischen Kränze, wenn anders
die beiden Hauptfiguren des Bildes, wie es den An-
schein hat, von künstlichen Aufsätzen dieser Art,
dem besonders im späteren Alterlhum üblichen
Brauche') gemäss, statt mit lebendigem Laube be-
-) Die Beziehungen auf Knahenliebe lassen , obwohl nicht gar
häufig, aus Vascnbildern jeden Styls, und zwar häutiger aus Werken
der alteren attischen als der jüngeren unleritalisc ■hen Art, >ii li
nachweisen. Vgl. Trinkschalcii taf. XIV I. AnseHes. Vasenbilder IV
S. 3urr. 60 ff. ■
) Athliliiikianzi' mit künstlichen Hosen sind wenigstens aus
römischem Brauch, unter anderm aus dem grossen Mosaik der An-
toninsthennen, wohl bekannt.
177
178
kränzt sind. Die Anwendung des Palmzweigs in der
Palästra ist wenig oder gar nicht bezeugt, kann aber
keineswegs uns befremden, wenn theils die Anwen-
dung der Palme in delischem Festgebrauch4), theils
das agonislische Bild einer mit Tänien behängten
Siegespalme uns erinnerlich ist s) , wie es denn an
Beispielen des Palmbaums auch aus dem Gebiete
palästrischer Darstellungen nicht ganz fehlt '). Hin-
sichtlich der Hernie ist endlich zu bemerken, dass
uns ihr Ausdruck an keine bestimmte Götterbildung,
weder an Hermes noch an Dionysos, erinnert und
demnach vielleicht eher eine Bildnisshenne, häufigem
Brauch der Gymnasien entsprechend, hier sich voraus-
setzen lässt, wofür auch die mehr als sonst ge-
mässigte Andeutung der Männlichkeit spricht. Al-
lenfalls jedoch steht es frei auch ohne Löwenfell
einen Herakles hier zu erkennen. E. G.
IV. Architectur.
Metrologisches über das den filteren Tem-
pelhauten Grossgriechenlands und Siciliens zu
Grunde liegende Längenmaass.
Nicht leicht wird es irgend Jemand einfallen,
die alten Tempel Paestum's, wenn gefragt wird, welche
Längeneinheit bei ihrer Erbauung maassgebend gewesen,
nach anderem als griechischem Maasse zu messen ; wer
aber den olympischen Fuss so, wie er an der hundert-
füssigen Area des Jungfrauentempels der Burg von Athen
sich zeigt, auf die älteren Baudenkmäler Paestum's anzu-
wenden versucht hat, wird bald sich haben sagen müssen,
das Fussmaass der Perikleischen Zeit treffe hier nicht zu.
Dass ein zu bestimmtem Werth bei einem Volke ange-
nommenes Maass davon im Laut der Zeit nie abgewichen
sei, wird Niemand behaupten wollen und so dürfte es sich
hier nur darum handeln, ob und wie weit auch der grie-
chische Fuss vor Perikles einer solchen Modifikation un-
terworfen gewesen ist.
Um an den Tempeln des Alterthums das ihnen eigen-
thümliehe Metrum zu finden, giebt es kein begründeteres
Mittel als an ihrer Längen- und Breiten-Ausdehnung erst
') Palme zu Delos Hom. Od. VI, 102. Eurip. Jon 020 ff. Kal-
lim. Apoll. 59, in Del. 201. Müller Dur. I S. 31 i.
'") Eine solche Siegespalme, reich mit Binden behängt und von
Dreifüssen umgeben, ist auf einer jetzt zu München belindlichen an-
sehnlichen archaischen Amphora volcentischen Ursprungs (Auserl.
Vasen IV, 250, 1 ) vorzufinden.
*) Ein eben gerüsteter junger Krieger ist in Umgebung zweier
Palmbäume auf einer Schale nobnischer Art dargestellt (Auserl. Va-
sen IV, 294, 2). Vgl. das Berliner Relief no. 190.
ein entschiedenes Verhältniss aufzusuchen, das entweder
an ihrem Unterbau oder, wenn die Cella von Ptera um-
geben ist, in deren Axenmaass d. h. von Mitte zu Mitte
ihrer Endsäulen, sich zu finden pflegt. Der grosse oder
Neptuntempel zu Paestum misst nach J. Soufflot ') in sei-
nen Axen: 22,031 zu 56,468 Meter, welche Zahlen sich
zu einander wie 7 : 18 verhalten und als 70 und 180 an-
tike Fuss genommen, an den Fronten 314.7 und an den
Langseiten 313,7 Millimeter für den griechischen Fuss
geben; der durchschnittliche Werth desselben aber wird
hiernach bei Erbauung des Tempels gewesen sein 314Millim.
Sieht man von diesem Werth auf den vom Parthenon
mit 308 bis 309 Millim. abgeleiteten olympischen Fuss
(136,66 Pariser Linien), so wird man eine nicht unbe-
deutende Abweichung gewahr, während andererseits wenn
man auf das alte Herüon zu Samos zurückblickt, von dem
der Verf. den samischen Fuss mit 315 Millimeter (1 Fuss
0,426 Zoll Englisch) in dieser Zeitschrift abgeleitet hat'),
die Abweichung völlig unerheblich erscheint. Da, wie
früher dargelegt wurde, zu diesem Fussmaass die — von
Herodot3) mit der ägyptischen für identisch erklärte —
samische Elle sich wie 5 : 3 verhält und sich mithin auf
etwa 525 Millimeter stellt, mag bemerkt werden, dass auch
auf ihre Anwendung so Manches in der Anordnung des
Neptuntempels hindeutet. Die von Soufflot als Durch-
messer seiner Umfassungssäulen angegebenen 2,085 Meter
geben, als 4 Ellen genommen, zwar nur 521,25 Millim. —
nicht unwahrscheinlich aber hat der Stein durch den Zahn
der Zeit aussen ein geringes eingebüsst — dagegen kom-
men nach der a. a. O. zu 8,732 Meter angegebenen Höhe
dieser Säulen, wenn wir sie als 16| Ellen betrachten, auf
die Elle 524 Millim.
Mehr oder minder erhalten stehen ausser dem ge-
nannten Hypäthral-Tempel in Paestum die sogenannte Ba-
silica und der kleinere oder Ceres-Tempel. Des ersteren
von Soufflot zu 22,642 Meter gemessene Axenbreite giebt
zu 72 antike Fuss genommen 314,4 Millim. und seine
51,442 Meter betragende Axenlänge 164 Fuss zu 313,6
Millim.; aus beiden Zahlen ergiebt sich wiederum ein
griechischer Fuss von 314 Millim.
Erst am Demeter-Tempel zeigt sich eine Abnahme
dieses Werthes deutlich: die 31,2 Meter, welche derselbe
an den Langseiten in den Axen der Säulen misst, dürften
mit Sicherheit für 100 antike Fuss zu nehmen sein und
lassen ihn, wenn gleich in einem anderen Sinn als bei
Tempeln, wo in der Front") diese Weite sich findet, als
') Les Ruines de Paestum par de la Ganlette.
■') Jahrgang XV dieser Archäol. Zeitung No. 106. 107. Oct. u.
Nov. 1857.
3) Herodot II, 108.
*) Hierher gehört als hekatompedos auch der Zeus-Tempel zu
Olympia, da sein Unterbau, wenn man A. Blouet's Angaben in s.
Expedition scientilique de Moree, Vol. I. pl. 02 darauf untersucht,
in seiner grossten Ausdehnung (also an der ganz untersten Stufe)
100x210! (das Verhältniss von 6:13) griechische Fuss misst.
Während der Werth dieses Fnsses sich gleich dem des Parthenon
auf etwa 308 Millim. stellt . hielt der zu Pausanias Zeit allgemein
179
180
hekatompedos erscheiueu. Der Werth seines Fasses aber
hält zwischen dem vom athenischen Hekatompedou abge-
leiteten olympischen Fuss und dem vom Heräon deducir-
ten samischen Fuss die Mitte, nämlich 312 Millim.
Noch ausgebildeter zeigt sich die allmälige Abnahme
des ursprünglich dem samischen gleichen olympischen
Fusses an den durch Baustyl und plastischen Schmuck
die Auteinanderfolge erkennen lassenden Tempelliberresten
Selinunts und erlauben wir uns, die sich aus Hittorff's
sor»fälti»er Messung ') ergebenden Axenweiten dieser Bau-
ten anzuführen.
Der mittlere der drei grösseren Tempel der Burg von
Seimus, welchen seine alterthümlicheu Metopen als den
ältesten kund geben, misst von Ax zu Ax der Endsäulen
an der Front 21,98 Meter; nehmen wir diese als 70 antike
Fuss an, so stellt sich daraus ihr Werth auf je 314 Millim.
Der nördlich davon gelegene Tempel mit 6x13 Säu-
len hält in der Axenbreitc 21,924 Meter, welche ebenfalls
zu 70 Fuss gerechnet, 313,2 Millim. geben, während sich
aus seiner 53,391 Meter betragenden und für 170 Fuss zu
nehmenden Axenlänge der Werth auf 314 Millim. stellt,
sonach im Mittel 313.6 Millim.
Der südlichste Tempel der Burg misst von Ax zu
Ax an der Schmalseite 14,931 Meter, was zu 48 antike
Fuss gerechnet 311 Millim. und an den Langseiten 39,276
Meter, welche zu 126 Fuss genommen, 311,7 Millim.
Werth geben: Durchschnitt aus beiden 311,3 Millim.'').
Von den drei anderen noch auf dem östlichen Hügel
bei Selinunt in Ruinen vorhandenen Tempeln misst der
mittlere nach Hittorff 22,372 Meter au Axenbreite, welche
zu 72 gr. Fuss genommen 310,7 Millimeter und 59,724
Meter Axenlänge, die zu 192 Fuss gerechnet 311 Millim.
für den Fuss geben ; Mittel ) daraus 310,8 Millim.
Der südliche Tempel daselbst hält ebenso gemessen
an der Schmalseite 22,922 Meter, welche 74 Fuss zu
309,7 Millim. und an den Laugseiten 65,453 Meter, welche
210 Fuss zu 311,6 Millim. geben, wovon das Mittel den
Werth giebt von 310,6 Millim.
Die von Hittorff verheissenen Messungen der Reste
des Selinuuter Juppiter -Tempels — i pilieri dei Giganti,
übliche römische Fuss nur etwa 290 bis 'i'J'i Millimeter, so dass aus
den 216^ Fuss griechisch leicht 'J30 Fuss romisch herausgemessen
werden konnten. Hierzu stehn jedoch seine '.15 Fuss (römisch) breite
in keinem Verhältnis» und lassen sich nur an der überstufe des
Tempels finden , wo derselbe nach griechischem «Maass 'J0 X '-Üti^,
wie in seiner Aienweite S'J x 1(18^ Fuss hielt. BemerkensHcrth
scheint noch, dass diese ilaupldimensioncn des dem l.ihon von Elia
angehörenden Haus genau in halber Grösse am Tempel des Theseus
zu Athen wiederkehren.
) Hittorff et Zauth Arehilectiire antique de la Sicile,
') Den Fusswerth von 311,3 Millimeter = 138 Pariser Linien
zeigt auch der von Mazois auf 3 Fuss III Zoll Paris. = 1,245 Meter
angegebene und für 4 griechische Fusse zu nehmende Durchmesser
der Säulen des alten dorischen Tempels auf dem Forum trianguläre
zu Pompeji.
So auch hall der Tempel zu Scgesle, wenn man llitlorlTs
Angaben mit denen von Gärtner in dessen 'Monumenten Sicilicns'
vergleicht, in seinen Axcn 08 x 180 griechische Fuss zum Werth
von 310 Millimeter.
des nördlichen der drei Cultusbauten auf dem östlichen
Hügel vor der Stadt — sind nicht zur Herausgabe ge-
kommen; nach Sav. Cavallari's Angabe in Serradifalco's
Antichitä della Sicilia Vol. II pl. 20ff. beträgt die Breite
seiner Oberstufe 192 Sicilia». Palm 6 Unzen= 49,65 Meter
und die Länge derselben 425 S. P. 2 U. = 109,61 Meter,
für welche letztere Weite Courtepee s) nur 102,08 Meter
fand, daher es rathsam erscheint, als Mittel 105,5 Meter
dafür anzunehmen. Diese Maasse geben für die Oberstufe
an der Front 160 und den Langseiten 340 griechische
Fuss ") zum Werth von 310 Millim. Vielleicht dass hier-
bei ursprünglich beabsichtigt war, bei Vollendung des
Baus (zu dem es bekanntlich nicht kam) den Boden um
den Tempel her abzuplaniren und ihm dabei eine Unter-
stufe von 180 x 360 gr. Fuss Gesammtausdehnung zu
lassen , wie eine solche bei dem Tempel des olympischen
Juppiter zu Agrigent aus den von Cockerell und Caval-
lari "') gemessenen gewaltigen Umfangsweiten leicht nach-
zuweisen ist.
Berlin. Heinrich Wittich.
V. Allerlei.
54. Simon der hippolog. Aus Xenophons Abhandlung
niQt innixfjg I §. 1 erhellt, dass vor ihm schon Simon
unter demselben Titel denselben Stoff behandelte. Es heisst
daselbst: avtiynuipt iiiv ovv xul St'ftutv niol Innix^q,
ug xul luv xutu to EXtvaiiiov ]A&}\rijatv 'innov /u/.-
y.uiv dvt&f]Xi xul iv TiL ßüijQio zu tuveuv iQyit. t^tiv-
noiatr. Ausserdem theilt Xenophon noch I §. 3 und XI
§. 6 hippologische Beobachtungen aus Simou mit. Simon
war der Erste, welcher die Reitkunst theoretisch behan-
delte. Wir erfahren dies aus Plinius, welcher XXXIV, 19
§. 76 folgendermassen schreibt: Demetrius (nämlich fecil)
Lysimachen quau sacerdos Mmaruae füll LXIIII unnis,
idem el Mineruam, qmic miisjc« (ippellatur — draconcs in
Gorgone eins ad ictus citharae tinn'tlu resomtnt — , idem
equllcm Summern (so ohne Zweifel richtig Tunicbus «du.
") .1. Gaillubaud's Denkmäler der Baukunst, deutsch kerausgeg.
vun L. Lohde.
») Es ist auffallend, dass dieselben Zahlen von 100x310 Fuss
von Diodor — auf die einfachste Weise durch Winckelmann eiueu-
dirt — als dass Maass des Agrigentiner Juppiler-Tempels, auf dem
sie jedoch nicht zutreffen, angegeben werden.
"') Suppl. of the Antiq. of Athen, Vol. V und Antichitä d. Si-
cilia Vol. III. — Schliesslich sei bemerkt, dass die hier nur an
zweien Tempelgruppen vorgeführte Erscheinung der stufenweisen Ab-
nahme des griechischen Fusses von 31ä auf 308 Millim. (in der
Zeit Ins zu Periklcs) sich, wie dem Verf. eine weitere Untersuchung
gezeigt hat , in ganz ähnlicher Weise sowohl an den zahlreichen
Tempelüherresten von Agrigent u. s. w. wie an den allerdings viel
seltneren in Griechenland selbst unverkennliar darstellt. Unsere Be-
nennungen 'samischer' und 'olympischer' Fuss sollten also nur den
früheren und den späteren Werth eines und desselben griechischen
Fusses bezeichnen. — Die Reihenfolge, in der die einzelnen Hauten
beider Tempelgruppen im Text aufgeführt sind, entspricht zugleich
der Zeitfolge, wie solche sich aus dem Bauslyl der einzelnen Tempel
ergiebt.
181
182
16, 12 Semonem B.) gm primus de equilatu scripsit.
Wichtig ist noch die Stelle bei Pollux II §. 69, wo über
die Augenlider der Pferde gesprochen wird: xu yug xüxio
[ilüfugu ipi).ü aixoig xgiywv. uStv xui Si/tcm xovxo
ornöog xtjg äf.iu9litg 3lixiovi ngoTjvtyxiv , Ott xut xüg
xüxio ßXnfugidug ngontyguipiv 'Innov ygiupfj. Ausser-
dem wird Simon von Pollux I §§. 190. 194. 198. 204 ci-
tirt, ohne dass wir einen näheren Aufschluss erhalten über
die Zeit, in welcher der Mann lebte, und die Stellung,
welche er im Staate einnahm. Vielmehr sind wir vor der
Hand lediglich auf die drei ausgeschriebenen Stellen an-
gewiesen. Aus der Stelle des Pollux können wir schliessen,
dass sich Simon in Athen aufgehalten hat; denn er kannte
die Gemälde des Mikou in dein Dioskurentempel zu Athen
(Brunn Gesch. der griech. Künstler II, 22. 46 ff.). Ich
glaube noch einen Schritt weiter gehen und behaupten zu
können: Simon war Athener. Wenn nämlich Plinius er-
zählt, der Bildhauer Demetrios habe eine Reiterstatue des
Simon angefertigt, so wird dies nach allen Analogien so
zu erklären sein, dass von Staats wegen dem Simon eine
Ehrenstatue dekretirt und die Ausführung derselben dem
Demetrios übertragen wurde. Nun wird es in vorxeno-
phontischer Zeit nicht leicht vorgekommen sein, dass ein
Fremder in dieser Weise ausgezeichnet wurde. Also kön-
nen wir mit grosser Wahrscheinlichkeit annehmen: Simon
war Athener. Er muss ein begüterter, angesehener und
durch Thaten irgend welcher Art ausgezeichneter Mann
gewesen sein. Dass er begütert war, schliesse ich aus der
Nachricht des Xenophon , der gemäss er ein bedeutendes
Weihgeschenk gegenüber dem Eleusinion aufstellte; dass
er im Staate angesehen war daraus, dass ihm eine Reiter-
statue errichtet wurde. Von Thaten, welche Simon voll-
brachte und auf der Basis des von ihm geweihten Erz-
rosses abbilden Hess, spricht ausdrücklich Xenophon. Die
Zeit, in welcher Simon lebte, können wir vor der Hand
nicht genauer bestimmen als in soweit, dass er vor Xe-
nophon gelebt haben muss, da er von diesem als Vorgän-
ger in der Theorie der Reitkunst genannt wird. Auch
über den Bildhauer Demetrios fehlen alle chronologischen
Anhaltspunkte. Wir müssen daher zur Conjectur unsere
Zuflucht nehmen und sehen, ob auf einen uns bekannten
Simon der vorxenophontischen Zeit die eben auseinander-
gesetzten Merkmale ungefähr passen. Ein solcher wird in
den Rittern des Aristophanes erwähnt (242 ff.); dort redet
nämlich Demosthenes den einstimmenden Ritterchor folgen-
dermassen an :
tlidgtg limijg naguytua&t- vvv u xaigug. w Sifitilv,
lo Tluvuixt, oi* tläxi ngug xo Jc|iov xigug ;
uidoig iyyvg ■/.. x. X.
Der Scholiast notirt zu den Worten „u> Slfiav, w
IluiutTt", ,,'innugyoi di ö ^i/niüv xal o Iluvuniog".
Ein Simon also war Ol. 89, 1 (424) athenischer Hipparch.
Entschieden hatte er die Eigenschaften, welche wir eben
dem Hippologen Simon vindicirt haben. Der Hipparch
Simon musste, wie jener, ein reicher Mann sein; denn die
inniig wurden nur aus der ersten und zweiten Vermö-
gensklasse ausgehoben. Er war ein angesehener Mann,
da er die einflussreiche Stellung eines Hipparchen beklei-
dete, also die Hälfte der gesammten attischen Reiterei
unter seinem Befehle hatte. In seiner Eigenschaft als Führer
der Reiterei hatte er auch Gelegenheit Thaten auszuführen,
welche er dann bildlich verherrlichen lassen konnte. In den
Rittern (595 ff.) rühmt sich der Chor namentlich einer Expe-
dition gegen Korinth (vgl. Thuk. IV, 43), bei der ohne Zweifel
ein Hipparch, vielleicht beide betheiligt waren. Auch wur-
den die 17171fr?, wenn die Peloponnesier Attika verwüsteten,
ab und zu auf Streifzüge aus der Stadt herausgeschickt
und bestanden einige Scharmützel mit den Feinden (Thu-
kyd. II, 19 §. 2. 22 §. 2). Dass einem Hipparchen, wel-
cher sich hierbei hervorthat, eine Statue errichtet wurde,
hat nichts Auffälliges. Sagt doch in den Rittern Kleon
dem erbitterten Ritterchor, in dem Simon mit einbegriffen
ist 266 ff.:
'^WinlxtiofP Vftüg- tyiu i\ uvögeg, ät v/.tüg xvnxo/.tai,
vxi uyttv yviv/.ii]V l'fiMov ug dixuiov iv nülit
latuvat /.tvij/LitTiiv tiftüiv iaxiv üvdgtiug y/tgtr.
Endlich lag dem Simon in seiner Stellung als Hip-
parch, in welcher er viel mit Pferden zu thun hatte, Nichts
näher als eine Schrift ntg\ Inntxrjg zu veröffentlichen,
zumal in einer Periode, in welcher man es liebte, prak-
tische Gegenstände theoretisch zu behandeln, in welcher
Sophokles über den Chor schrieb, Hippodamos die Theorie
der Architektur, Hippias die der Staatswissenschaften vor-
trug und Protagoras den Grund zur theoretischen Gram-
matik legte. Da also alles dem Hippologen Simon Eigen-
thümliche trefflich auf den Hipparchen passt, so scheint
es nicht zu gewagt, zu vermuthen, dass die Beiden iden-
tisch sind. Wir können auch noch ein Vasenbild heran-
ziehen, welches Gerhard in den auserlesenen Vasenbildern
IV Tafel 249 f. abgebildet hat. Da es von Gerhard aus-
führlich beschrieben ist, möge es genügen, die dargestellte
Situation kurz anzudeuten. Ein Jüngling, welcher durch
die Inschrift —TMON bezeichnet ist, steht hinter einem
zweirädrigen Wagen, welcher mit zwei Pferden bespannt
ist, und hält mit beiden Händen die Zügel derselben, in
der rechten zugleich den Stachel. Ein bärtiger Wagen-
lenker — als solchen bezeichnet ihn das lange weisse Ge-
wand — bezeichnet durch den Namen EY002 steht
links neben den Pferden und scheint an dem Riemenzeuge
beschäftigt zu sein. Vorn macht sich eine männliche Fi-
gur, deren Lenden mit einem Gewände gegürtet sind,
vermuthlich ein Sklav, gebückt irgend etwas an dem Hand-
pferde zu schaffen, welches uns von seiner Gestalt, Kopf
und Schultern verdeckt. Hinter dieser Gruppe ist ein
bekränzter Jüngling sichtbar , über dem die Inschrift
21 KON steht, wie er einen Schecken vorführt. Es ist
ein Vasenbild mit schwarzen Figuren auf rothem Grunde;
an gewissen charakteristischen Stellen wie dem Rocke des
Wagenlenkers, den Zähnen der Pferde u.a. ist Weiss, an
anderen das dieser Kunstübung eigenthümliche Braunroth
183
184
aufgetragen ; so am Bart der Wageulenker, theilweise am
Riemenzeug. Jedenfalls gehört diese Vase zu den entwickelt-
sten dieser Gattung, ist also in die späteste Zeit zu setzen,
in welcher diese Technik in geringerem Masse ausgeübt
wurde. Die Zeichnung ist ausserordentlich fein und sorg-
fältig. Ich mache namentlich auf die Darstellung der
Pferdebeine und Hufe aufmerksam, des Riemenzeuges und
der Gewänder der Männer. Auffällig unterscheidet sich
unser Bild von allen übrigen dieser Art durch die Nei-
gung das Stereotype, was diesen sonst eigen ist, abzu-
streifen und die Formen frei und natürlich zu gestalten,
wodurch es sich den Darstellungen des schönen Stvls sehr
verwandt zeigt. So die Behandlung der Muskulatur und
der Gewandung; die Haare sind weniger stereotyp gebil-
det als sonst auf Vasen alten Styls; selbst in den Gesich-
tern ist ein Streben, die verschiedenen Personen zu indi-
vidualisiren, unverkennbar. Da nun die Fabrikation der
Vasen mit schwarzen Figuren im Wesentlichen um Ol. 86
(436—433) auftiürtc (O. Jahn Einleitung zur Beschr. d.
Vasensammlung König Ludwigs S. 173. 242), so werden
wir wohl die Zeit um eben diese Olympiade als Entste-
hun^szeit unserer Vase annehmen müssen. An die Nach-
ahmung einer Vase mit schwarzen Figuren aus späterer
Zeit kann bei unserer in keiner Weise gedacht werden.
Sie ist dafür viel zu eigenthümlich und frei gehalten und
die Nachahmung dieser Kunstübung leicht erkenntlich
(O. Jahn.S. 170). So finden wir also um Ol. 86 einen Jüng-
ling Simon dargestellt, wie er der Rosselenkung beflissen
ist. Nichts liegt näher als ihn mit dem Hipparchen zu
identificiren. Ol. 89, 1 (421) nämlich, als die Ritter auf-
geführt wurden, muss Simon, da er damals Hipparch war,
gewiss das dreissigste Jahr überschritten gehabt haben,
vielleicht schon den Vierzigen nahe gewesen sein; denn, wenn
auch ein bestimmtes Alter, welches die Hipparchen haben
mussten, nirgends ausdrücklich bezeugt ist, so ist es doch
an und für sieh wahrscheinlich, dass dieses eiuflussreiche
Amt einem Manne von gereiften Jahren anvertraut wurde
und nach Analogie der gesetzlichen Ileliasten und Buleu-
tenjahre schwerlieh zu bezweifeln. Gehen wir ungefähr
zehn Jahre zurück, so kommen wir in die Zeit von Ol. 86,
in welcher der spätere Hipparch Simon ein Jüngling in
dm Zwanzigen war. Nun finden wir auf unserem Vasen-
bild einen solchen Jüngling Simon der Rossezucht pflegend.
Dies stimmt so gut, dass ich kein Bedenken trage, den
auf der Vase dargestellten Simon mit dem Hipparchen zu
identificiren. Dass ein athenischer Künstler, als er auf
einem Gefässe eine agonistische Scene darstellte, neben
einen Wagenlenker den Namen eines vornehmen und we-
gen seiner Pferdeliebhaberei in der Stadt bekannten Jüng-
lings schrieb, hat durchaus nichts Auffälliges. Sind meine
Combinationeu richtig, so ergiebt sich, dass Simon schon
als Jüngling der Rossezucht beflissen war. Seine Kennt-
nisse in diesem Fache verhalfen ihm wohl zur Ilipparchie
und verschafften ihm auch einen schriftstellerischen Namen.
Die Namen — /AON und EYQ02, welche wir ausser-
dem auf der Vase vorfinden, liefern uns keinen chronolo-
gischen Anhaltspunkt. Den letzteren weist Gerhard als
Nameu eines Gemmenbildners nach (Bracci II tav. 71. —
Sillig. Catal. art. p. 210). Sikou ist in der Regel ein
Sklavenname (s. Aristoph. Eccl. 867. Alexis bei Athen.
VIII p.336E; wahrscheinlich auch bei Sosipatros in Athen
Villi p. 378 B). Hier muss ein vornehmer athenischer
Jüngling dargestellt sein, was aus der Aehnlichkeit der
Kleidung und Haltung der Figur mit der des Simon er-
hellt, ausserdem aus dem Kranze, welcher ohne Zweifel
einen Sieg im Agou bezeichnet. Auch findet sich ein
athenischer Bürger Sikon aufgezeichnet auf der Liste der
Gefallenen der Phyle Erechtheis aus Ol. 80, 3 (458). C. J.
Gr. I no. 155. 1 1. 59. Vgl. Keil analecta epigraphica
p. 171.
Berliu. Wolfgang Helbig.
55. Venus Pompejana. Unzweifelhaft ist, wie Ger-
hard (Anuali dell' Inst. 1839 p. 210) es ausgesprochen hat,
auf dem bekannten Gemälde der zwölf Götter an einer
Strassenecke in Pompeji in der weiblichen Gottheit zwi-
schen Mars und Vulkan Venus gemeint. Dass, wie ich
am Originale wahrgenommen habe, diese Venus sich mit
dem linken Arme auf ein mit der Schaufel nach oben
stehendes Ruder stützt, ist bisher übersehen, indessen kann
man selbst auf der zum Gerhardschen Aufsatze publicirten
Zahnscheu Zeichnung (tav. d'agg. K) die allerdings un-
verstanden angegebene Form des Ruders erkennen. Es
ergiebt sich hieraus weiter, dass diese Gestalt auch sonst
so oft sie noch in gleicher Gewandung und Haltung mit
dem linken Arme auf das Ruder gestützt stehend, dazu
Scepter und Zweig in deu Händen haltend und von einem
kleinen spiegeltragenden Eros begleitet in Pompeji gemalt
vorkommt, einfach für Venus zu hallen ist (Mon. dell'
Inst. vol. III tav. VI). Auf die pompejanische Venus hatte
man also im Ruder wie in der Mauerkrone auf dem Kopfe,
welche wenigstens auf dem Wandgemälde der sogenannten
Casa del Labcriuio ganz deutlich zu erkennen ist, Attri-
bute der Fortuna übertragen, rausste ihr also in dieser
Stadt eine besondere Schicksallenkende Macht zuschreiben.
Göttingen.
A (.UNZE.
Hiezu die Abbildungen: Tafel CLL Leiden des Herakles, Reliefs und elrusftischet Spie-
gelbild; CHI. Perse.us lernt fliegen. Relief; CLHL Agonales Relief im Museum ZU Berlin.
Herausgegeben ron E. Gerhard.
Druck und Verlag von 0, Reittier.
185
186
DENKMÄLER UND FORSCHUNGEN.
Archäologische Zeitung, Jahrgang XIX.
JM 154.
October 1861.
Statuen galläkischer Krieger in Portugal und Galicien. — Allerlei: Thebanisches, Sarkophag in der Villa Pamfili; Lilien
am Scepter des Zeus.
I. Statuen galläkischer Krieger in Por-
tugal und Galicien.
Hiezu die Abbildung Tafel CLIV, 1—3.
In dem Garten des königlichen Schlosses von
Ajuda bei Lissabon, welcher zu botanischen Zwecken
dienl, stehn innen zu beiden Seiten des Eingangs
zwei wunderliche Steinbilder. Das eine, rechts vom
Eingang, ist meiner ungefähren Messung nach 2,50
Meter lang (mir fehlte es an einer Leiter um genau
messen zu können), das andere ist etwa 0,40 Meter
kleiner; beide sind also ziemlich colossal. Sonst sind
sie, bis auf kaum merkliche Verschiedenheilen, ein-
ander gleich, und man erkennt in ihnen auf den eisten
Blick zwei stehende Kriegergestalten. Das Material
ist der weiche grobkörnige Granit der den Tejo und
den Douro begleitenden Gebirge. Gefunden sind sie
nach der auf dem Piedestal des einen lateinisch, des
anderen portugiesisch angebrachten Inschrift ho Ou-
teiro Lezenho perio da Villa de Montalegre, pro-
vinciu de Trus os Montes im Jahr 1785, also
in dem nördlich vom Douro gelegenen und zu der
römischen Provinz Gallacien und Asturien gehö-
rigen Theil von Portugal, in der Nahe der Stadt
Montalegre. Wer sie aufgefunden hat und durch
wen sie nach Lissabon gekommen sind, weiss ich
nicht. Denn ich finde sie in keinem Buch und in
keiner Handschrift, die mir zugänglich waren, er-
wähnt: ich vermuthe aber, dass Jose Freire de Mon-
tearroyo Mascarenhas (s. Monatsberichte der Berliner
Akademie von 1861 S. 805) und Frei Vicente Sal-
gado (a a. 0. S. 716) dabei mitgewirkt haben. Die
Beschreibung, die ich gebe, passt auf beide Statuen.
Wie in den Werken der ältesten, noch ganz un-
entwickelten Kunst steht die Gestalt grade aufrecht,
die Arme eng an den Leib gelegt, die Beine unge-
trennt. Der Kopf ist aber beträchtlich vornüber ge-
beugt. Die Arbeit ist so roh, und besonders die'
Oberfläche des Kopfes, weil der weiche Granit dem
Wetter nicht widersteht, so stumpf, dass ich nicht
deutlich zu unterscheiden vermochte, ob der Arbeiter
(denn einen Künstler darf man ihn nicht nennen) nur
dichtes Haar andeuten wollte, oder etwa eine eng
anliegende Lederkappe, mit Klappen bis zu den Backen;
wie sie die Lanzenreiter auf den zahlreichen kelti-
berischen Münzen, die man in Spanien findet, zuwei-
len tragen, obgleich sie häufiger einen förmlichen
Helm mit Busch oder einen breilrändrigen Hut auf
dem Kopf haben. Im Nacken ist das Haar jedoch
deutlich und ziemlich frei behandelt. Die grossen
Ohren bleiben davon frei. Der Bart ist voll und
dicht, Augen und Nase sind so plump und roh aus-
geführt, als nur immer denkbar. Um den Hals liegt
die keltische Torques, dick und wulstig, so dass man
versucht ist, sie für eine Halskrause zu halten. Den
Oberleib und die unförmlich breiten Schultern scheint
ein eng anliegender Bock zu bedecken. Wenigstens
sind vorn auf der Brust und auf den Schultern einige
rohe Zierralhen kenntlich, und um die Oberarme
wulstartige Bänder, welche wohl den Saum der
Aermel bezeichnen sollen und die Arme übrigens
unbedeckt lassen. Beide Arme liegen, im Ellenbogen
rechtwinklig gekrümmt, fest am Oberkörper an. Die
rechte Hand hält, auf der Hüfte liegend, nach unten
gekehrt, ein kurzes messerartiges Schwert: ähnlich
dem lakedämonischen Schwert die Schneide gerundet
und spitz, der Bücken gerade. Zugleich aber hält
die Rechte, in gleicher Höhe mit der Linken, einen
kleinen runden Schild grade auf der Mitte des Lei-
bes und ebenfalls eng angelegt. In der Mitte des
187
188
Schildes ist ein Buckel angebracht, sonst ist er
schmucklos. Um den Leib geht, unter dem Schilde,
ein dicker Gurt, an dem sich auch einige Zieira-
then befinden: ganz charakteristisch für die rohe und
handwerksmäßige Behandlung des Ganzen, welche
in Nebensachen eine gewisse Zierlichkeit anzustreben
pflegt. Die Oberschenkel bedeckt der kurze eng an-
liegende Rock. Die Beine, wie gesagt, eng anein-
ander geschlossen, zeigen eine fast den assyrischen
Sculpluren vergleichbare, nur weit rohere, übertrie-
ben kräftige Bildung; die Kniee stehen spitz . her-
vor. Aber die Füsse zu machen fiel dem Stein-
metz zu schwer, oder wurde vielleicht nicht verlangt.
Die Beine £ehn nur bis unter die Wade, und die
Füsse fehlen nicht etwa zufallig. Denn die Statuen
stehen auf aus demselben Stück gehauenen, ganz
schmucklosen Würfeln. Der Kücken ist ganz flach:
auch vorn fehlt es der Brust an Wölbung, während
Bauch und Oberschenkel beträchtlich hervortreten.
Bereitwilligst sind mir von hoher Seite Photogra-
phien dieser beiden Statuen in Aussicht gestellt wor-
den. Bis sie eintreffen wird das Thonmodell einer
anderen, aber durchaus ähnlichen, welches ich der
Güte des Herrn Alexander Herculano verdanke, einen
ziemlichen Begriff von den Originalen zu geben ver-
mögen. Denn in der kleinen Küslenfestung Vianna
do Castello am Ausfluss des Lima in der Provinz
Entre Douro e Minho, nordwestlich von Braga, also
auch auf dem Boden des alten Galicien, befindet
sich eine ganz ähnliche Statue in einem Privalhaus.
Es gehört einer Wittwe Senhora Francisca Casado
und liegt in der rua da Bandeira, neben dem Hause
des Grafen von Almada. In der Höhe kommt diese
Statue der kleineren der beiden von Montalegre nahe,
so weit ich nach ungefährer Schätzung anzugeben
vermag. Sie unterscheidet sich von den Statuen
von Montalegre zunächst durch die noch weit mas-
kenhaftere Behandlung des Gesichtes. Die Augen,
von dreieckigen Bändern umgeben, sehen fast aus,
wie die Visierausschnille eines Helms. Auch das
Haar gleicht fast ganz einer Helmkappe, welche un-
ter dem Kinn geschlossen zu sein scheint und die
Ohren frei lässt. Der Kopf war abgebrochen; beim
Aufsetzen ist die Torques verloren gegangen. Das
hat der Verfertiger des Modells getreulich nachge-
ahmt. Der Rock ist am Halse dreieckig ausge-
schnitten: das beweist für die Statuen von Monta-
legre, dass die Torques nicht etwa für den Kragen
des Rocks gehalten werden darf. Auch hier sind auf
der Brust seltsame Zierrathen zu erkennen: die Kreu-
zesform des einen ist mir aber verdächtig als mo-
derner Zusatz, mit dem das Volk den mouro, den
Mauren (denn so heisst für gewöhnlich jede antike
Statue in Spanien wie in Portugal) christlich machen
wollte. Doch bin ich nicht sicher, ob diese Ueber-
einstimmung nicht zufällig ist. Auf der Mitte des
Oberarms ist das Ende des Rockärmels deutlich. Die
linke Hand liegt unter dem Schild, und hält ihn mit
kreuzweis um den Unterarm geschlungenen Bändern
fest. Die rechte Hand trägt ebenfalls das kurze
Messer, genau geformt wie das der Statuen von
Montalegre, und um das Handgelenk ein einfaches
Armband. Auch dieser Krieger hat den breiten Gurt
um den Leib; an der rechten Seite sieht man sogar
deutlich, wie er übereinander gelegt und befestigt ist.
Der Schild, in der Form ganz mit denen der Statuen
von Montalegre übereinstimmend, ist anders und sorg-
fältiger verziert. Es sind zwei grade Bänder kreuz-
weis, in der Form eines X darauf angebracht. In
der Mitte und an ihren Enden ist eine rundliche Er-
höhung, welche ziemlich deutlich die Form einer
Muschel zeigt. Es sind deren also fünf. Die Ver-
wendung von Muscheln zum Schildschinuck an
diesen vom Ocean umspülten Küsten hat nichts
auffallendes; in der Pilgermuschel von Santiago,
welches wenig weiter nach Norden liegt, wie-
derholt sich derselbe Gebrauch in andrer Weise.
Auch der Statue von Vianna fehlen die Füsse; auf
dem Würfel, auf dem sie steht, ist vorn in flachem
Relief ein Kopf von vorn mit den Schullern abge-
bildet. Ob er männlich oder weiblich, schmucklos
oder bekleidet ist, lässt sich bei der Rohheit der Ar-
beit nicht erkennen. Das merkwürdigste aber an der
Statue ist, dass sie eine Inschrift trägt und zwar an
einem wenig üblichen Ort. Sic steht nämlich auf den
Schenkeln: aber nicht wie auf griechischen, etruski-
schen und lateinischen Bildwerken vorkommt, etwa auf
dem einen Schenkel von oben nach unten geschrie-
ben, sondern in horizontaler Richtung und in meh-
reren Reihen auf dem Schooss des Bockes, von der
189
190
rechten Hüfte beginnend über den ganzen Leib weg
bis zur linken, ferner unter dem Rock fortgesetzt und
in je zwei und einer Linie über die Oberschenkel
laufend. Auf dein Modell sind die Plätze, wo die
Inschrift sichtbar ist, mit den arabischen Ziffern 1,
2, 3, 4, 5 bezeichnet. Durch den zerstörenden Ein-
fluss der Witterung nämlich ist die ganze Vorder-
fläche weit abgenutzter als die Seiten. Die erste
Abschrift der Inschrift hat mein Freund, Herr Augusto
Soromenho in Lissabon, ein Correspondent des rö-
mischen Instituts und Schüler Herculanos, gemacht.
Er ist zwar keineswegs ein Epigraphiker, aber im
Lesen von mittelalterlichen Urkunden geübt und sehr
genau. Herr Heiculano besitzt einen Gypsabguss
der Inschrift; ausserdem habe ich das Original genau
studirt und einen Abklatsch genommen, welcher je-
tloch, in Folge der Beschaffenheit des Steins, nur
dazu nützt, die Disposition der ganzen Inschrift zu
controlliren und die Schrift annähernd chronologisch
zu bestimmen. Ich las mit allen diesen Hülfsmitteln
und trotz des Bestrebens, mich nicht von der ersten
Abschrift beirren zu lassen, fast ganz wie Soromenho.
(Siehe die Tafel). Der Schluss könnte wohl cotitu-
{berna)lis [et] frater .... gelesen werden, wenn
nur damit nicht eine zu bestimmte Bezeichnung rö-
mischen Soldatenstandes gegeben wäre. Da zu An-
fang die Namen L. Sesti (wobei an die arae Seslianae
erinnert werden darf, Monatsberichte der Berliner Aka-
demie von 1861 S. 835) ganz deutlich sind, so ist
wohl das ganze nur zu verstehn als eine von dem
Bruder dem verstorbenen gesetzte Widmung: ein
Grabdenkmal in Form einer Statue. Der nicht ganz
deutliche Theil der Inschrift muss, wenn diese Vor-
aussetzung richtig ist, zunächst den Vaters- und den
Beinamen des Verstorbenen und etwa seinen Stand
oder Heimat oder irgend eine andere Bestimmung
enthalten haben. Als Vatersname Hesse sich Clo-
dam(e)nis f(i)l(ius) hören. In Valenca do Minho,
der portugiesischen Grenzfeslung dem spanischen
Tay am Minho gegenüber, befindet sich in der Markt-
halle eine Inschrift eingemauert, und leider mit Oel-
farbe bedeckt und nachgezogen, von der ich wiederum
die erste Nachricht und Abschrift Herrn Soromenho
verdanke. Mit Hülfe eines wenn auch ebenfalls un-
vollkommenen Abklatsches lese ich sie so:
D I S • M A N I B V S
ALLVOVIo • ANDERGI • F
AETVRAE • AROVI ■ F ■
MACRo • ALLVOVI • F ■ GL
VTIMoNI • ALLVQVI • F -GJVI
ENIIIDNIVICIIFFAC-C
Der Schluss von Z. 5 und der grössere Theil von
Z. 6 ist undeutlich, thut aber nicht viel zur Sache,
denn es stand da wohl nur noch der Name eines
drillen Kindes. Deutlich ist, dass die Inschrift der
Grabstein eines Aelternpaares mit zwei Söhnen war.
Die Namen Andergus und Aetura sind mir in ande-
ren Beispielen augenblicklich nicht zur Hand. Eine
Amo(e)>tfi Alliiqi(so) filia kenne ich aus einer In-
schrift des Ortes Arroyo del Puerco im spanischen
Estremadura. Für Arquius habe ich die Beispiele
anderswo zusammengestellt (Monatsberichte von
18GI S. 787f.). Fast jede Inschrift dieser Gegen-
den, wo die gewöhnlichen römischen Namen zu
den Seltenheiten gehören, giebt neue einheimische
Götter- und Personennamen. Cktfkno, Clutimonis
steht dem Cludamo, Clttdam(e)nis in der Inschrift des
Kriegers von Vianna nicht viel ferner, wie eine von
der anderen die beiden Namensformen Ataecina und
Adacijina einer von mir in Merida und Medellin und
im südlichen Portugal aufgefundenen hispanischen
Göttin. Uebrigens finde ich den Namen Clutamus
(wie es scheint) auf zwei unedirten und nur schlecht
überlieferten Inschriften aus Lugo und aus Goria in
Estremadura. Der Beiname jenes L. Seslius (L. Sesli
kann Nominativ und Genetiv sein; wahrscheinlich ist
es der letztere, der Name des Dedicanten steht dann
verbindungslos im Nominativ) Corocc(?)orocaitci(?)
erinnert an den sicher iberischen Namen Corocottu
oder Coroeuia, für den ich ebenfalls an anderem
Orte (Monatsberichte von 1S61 S. 389) zu den von
Haupt in dem Lectionscatalog über das Testament
des Grunnius Poreellus beigebrachten Beispielen ein
inschriftliches hinzugefügt habe. Man ist versucht
an eine irrthümliche Wiederholung der beiden ersten
Silben zu denken, zumal der zweite Theil der zwei-
ten Zeile beträchtlich höher steht als der erste. Es
folgt der Name des Bruders. Zu Anfang der Zeile
scheint (Cl)uudius als Ergänzung unvermeidlich, ob-
gleich der Bruder Seslius hiess. Diess erklärte sich
191
192
jedoch leicht dadurch, dass die beiden Brüder von
zwei verschiedenen Patronen das Bürgerrecht und
damit verschiedene genlilicia erhielten, also fraires
uterini waren; und dazu stimmt, dass hier der Va-
tersname zu fehlen scheint. Zieht man aber . . udlus
als Schluss zum Beinamen des Verstorbenen, so könnte
man nachher noch einmal Seslius lesen und in dem
folgenden Vaters- und Beinamen des Bruders erken-
nen. Auf die Herstellung dieses Theiles der Inschrift
ist jedoch zu verzichten. Soviel geht aber aus dieser
Inschrift mit Sicherheit hervor, dass die Statue von
Vianna kein Götterbild ist, sondern ein Grabmonu-
ment, und dass der Krieger, den sie darstellt, ein mit
dem römischen Bürgerrecht beschenkter Gallaker
war. Bekanntlich führte zwar schon D. Brutus, der
Consul des Jahres 616 d. St., nach seinem Triumph
über die Gallaker den Namen Gallaecus, oder in der
alteren Form Callatcus; aber es liegt in der Natur der
Sache, dass ehe August die Cantabrer und Asturer
unterworfen hatte, auch die Gallaker keineswegs mehr
als einen nominellen Theil der diesseitigen Provinz
bildeten. Aus der Mitte des 7. und aus dem 8. Jahr-
hundert sind noch eine Reihe von Triumphen de
Lusitunis und de Hlspanis in den Triumphalfasten
verzeichnet, mit den Galläkern scheint man nicht
wieder angebunden zu haben. Dass sie, ebenso wie
die Asturer, noch nach Auguslus Feldzug fortwäh-
rend rebellirten, beweist der Umstand, dass Asturien
und Galläcien von Anfang an, wie es scheint, eine
gesonderte Verwaltung halte, und unter Caracalla,
als man aus allerlei Gründen anfing die grossen
Provinzenkörper in kleinere Theile zu zerstückeln,
zu einer besonderen Provincia Ilispania nova ci-
lerior eingerichtet wurde (s. Monatsberichte S.822fl.)
Die Formen der Inschrift weisen eher auf das Ende
als auf die Mitte des ersten Jahrhunderts, denn die
Buchslaben sind schon etwas schlank. Sie sind jün-
ger als die der angeführten Inschrift von Valenca,
welche gewiss der augustischen Zeit angehört. Sie
zeigt das kleine Ü und Q. Die von Vianna wird
man frühestens in die neronische Zeit setzen können.
Hierdurch ist auch die Zeit der Statue selbst bestimmt,
und damit eine Bestätigung des alten Satzes gewon-
nen, dass die Anfänge der Kunst zu allen Zeiten
ähnlichen Gesetzen unterliegen, und dass Hohheit an
sich keineswegs ein Beweis von hohem Alter ist.
Hätte man auf keiner der Statuen eine Inschrift und
noch dazu eine lateinische gefunden, so würde es
sicher nicht an solchen gefehlt haben, die diesen
Statuen ein weit höheres Alter zugesprochen hätten.
Die Sitte, den Verstorbenen ihr eignes Bildniss als Grab-
denkmal zu setzen, scheint bei den Galläkern ver-
breitet gewesen zu sein. Vielleicht ist ein solches
Denkmal aber nicht als Porträt im strengen Sinn zu
fassen, sondern, wie die alten Statuen der olympi-
schen Sieger, als eine generische Auszeichnung. Zu
den drei unter einander sich so durchaus ähnlichen
Statuen, die ich bisher besprochen habe, gesellen
sich nämlich noch zwei aus dem spanischen Gali-
cien, von welchen sich jedoch nur Beschreibungen
erhalten haben. Ob sie noch exisliren, weiss ich
nicht. Die erste befand sich nach dem Bericht Mauro
Castella FerreYs (hisioria del Apostol Santiago 1610
f. 159 v.) in der Nähe des Klosters von Celanova in
Castro de Rubias bei Araujo. Er beschreibt sie als
figura de hombre de piedra, desnudos los bracos,
con un sago largo hasta mas arr'tba quatro dedos
de las rodillas, cenido con una cinia gracada,
desnudas las piernas; en las manos tiene una ro-
dela, 6 eseudo redondo con una punta en tnedlo;
das heisst: Figur eines Mannes aus Stein mit nackten
Armen und einem Rock der bis vier Finger breit
über die Knie reicht, gegürtet mit einem verzierten
Gürtel, mit nackten Beinen; in den Händen hält er
ein Rad oder einen runden Schild mit einer Spitze
in der Mitte. Man sieht aus dieser Beschreibung,
dass die Statue den drei besprochenen vollkommen
ähnlich war. Ferrer fährt nach der Beschreibung,
die zuletzt den Schild nannte, in demselben Satze
fort: con el siguiente letrero (mit der folgenden
Schrift). Das hat Huerta (anales de Galicia I S. 140),
welcher dem Ferrer nachschreibt ohne die Figur ge-
selin zu haben, so verstanden, als stände die Schrift
auf dem Schilde selbst. Doch braucht Ferrer das
nicht gemeint zu haben. Nach seiner Ausdrucks-
weise kann es blos bedeuten, die Statue habe die
Inschrift getragen, ohne genauere Angabe an wel-
chem Ort. Doch kann sie ja auch auf dem Schilde
selbst gestanden haben. Sie lautete aber in altertüm-
licher Kürze so:
193
iy4
ADRONO
VEROTI • F
Aus Ferrer schrieb sie der P. Martin de Roa in sei-
ner Geschichte von Ecija ab, und daraus erhielt sie
Doni 6 p. 239: beide haben irrthümlich ADORNO.
Der Name Adronus kommt auch auf Inschriften in
Braga vor (Monatsberichte von 1861 S. 795).
Vier Leguen von Orense, zwischen den Kirch-
spielen Santa Maria de Boveda und San Miguel de
Padreda, und auf dem Terrain des Ortes Villar del
Barrio dient nach einem der Akademie der Geschichte
in Madrid im Jahr 1837 von den Herren Marquis
von Almenara und Don Jose Verea y Aguiar (dem
Verfasser einer Geschichte von Galicien) erstatteten
Bericht die untere Hälfte einer den vier besproche-
nen durchaus ähnlichen Kriegerstatue als Grenzstein
zwischen den beiden genannten Kirchspielen. Zwar
bewahrt die Akademie davon nur eine sehr unvoll-
kommene Zeichnung; allein das Fehlen der Füsse
und der runde Schild mit Buckel und Rand auf dem
Leib festgehalten lassen keinen Zweifel daran, dass
diese Statue zu derselben Klasse von Denkmälern
gehörte. Diese fünf sind die einzigen, die bekannt
geworden sind: wer die zahlreichen von Gelehrten noch
nicht betretenen Ortschaften Galiciens und der portugie-
sischen Provinz Tras os Montes einmal durchwandern
kann, wird deren ohne Zweifei noch mehr finden.
Die auf zweien derselben erhaltenen Inschriften ge-
nügen zur Bestimmung der Gattung und der Zeit
dieser bisher allein stehenden Denkmäler. Sie geben
uns einen Begriff von Tracht und Bewaffnung der
Galläker unter römischer Herrschaft. Da in den bei-
den Inschriften nichts steht als der Name des Ver-
storbenen, und auf der einen ausserdem der des
Weihenden, so ist nicht nöthig anzunehmen, dass
jene Krieger etwa in römischen Cohorten gedient
hätten. Wir kennen zwei Cohorten von Asturern und
Galläkern (zu unterscheiden von fünf allein aus Astu-
rern gebildeten), von welchen die erste zu Nero's
Zeit in lllyricum stand (Henzen 5407), die zweite zu
Tilus und Domitians Zeit in Pannonien (llenzen .")428
und 5430). Da die Galläker hier mit Asturern ver-
eint sind, so war ihr Aushebungsbezirk wohl der
östlichste, an Asturien und Leon grenzende Theil von
Galicien, der heutige Vierzo. Ausserdem gab es
fünf Cohorten Calluicorum (so und zugleich Callae-
corum steht auf den beiden Seiten desselben Militär-
diploms, Henzen5430), Lucensium oder Luciensium
et Gallaecor um (Henzen r>407). Die fünfte derselben
stand zu Nero's Zeit ebenfalls in lllyricum; unter
Domilian finden wir sie mit der zweiten der Asturer
und Galläker in Pannonien. Lucenses hiessen sie
von ihrer Hauptstadt mit dem heiligen, später dem
August geweihten Hain Lucas Augusti, jetzt Lugo;
zum Unterschied von den südlicheren, am Minho und
Domo wohnenden Gallueci Brucari odevßracurenses,
so genannt von ihrer Hauptstadt Brucara Augusta,
dem heuligen Braga. Von den Brucaraugustani
gab es wiederum fünf Cohorten: die dritte derselben
stand unter Hadrian in Britannien (s. Rhein. Mus.
XI S. 24), die fünfte in Germanien (Henzen 6852).
Zu den Gallueci Bracarauyustani gehören die in den
fünf Statuen dargestellten Krieger, nach dem Fundort
derselben, sämmtlich. Ob zwei Cohorten Lucensium
schlechthin, von denen die erste unter Titus in Pan-
nonien (Henzen 5428), die zweite unter Traian in
Untermösien (Henzen 6857) stand, zu den fünf der
Lucenses et Gallueci gehörten oder nicht, ist zwei-
felhaft bei der grossen Anzahl der aus diesen Be-
zirken ausgehobenen Truppen, welche übrigens dem
bergigen Charakter des Landes gemäss nur aus
Fussvolk bestanden; alae Gullaecorum oder Lucen-
sium kommen nicht vor. Auf einer Inschrift aus
Lugo selbst fand sich endlich ein Soldat der cors
tertia Luces(is), wie in den Monatsberichten von
1861 S. 820 erwähnt worden ist. Von den Asturern
dagegen kennen wir fünf Cohorten Fussvolk, aber
auch drei Alae Reiterei: denn der südliche Theil des
Gebietes der Asturer, das der Astures Augustani, so
genannt von ihrer Hauptstadt Asturica Augusta, jetzt
Astorga, umfasst schon einen Theil der weiten und
an Weizen reichen Hochebenen von Leon und Ca-
stilien. Wenn also auch die in den fünf Statuen
dargestellten Krieger wahrscheinlich nicht in einer
jener fünf Cohorten der Bracar augustani gedient ha-
ben, so lehren sie uns doch Tracht und Bewaffnung
der Gallueci Bracari kennen, welche gewiss die na-
tionale war und blieb. Keltiberische Münzen, deren
im Thal des Ebro und an der Ostküste Spaniens so
zahlreiche vorkommen, sind in diesem äussersten
195
196
Westen der Halbinsel und Europas niemals gefunden
worden: ein höchst denkwürdiger Umstand, der jedoch
von den transpyrenäischen Erklärern dieser Münzen
theils nicht gewusst, theils ignorirt zu weiden pflegt.
An keltischen Felsdenkmälern scheint es nicht zu
fehlen, obgleich bisher erst sehr wenig derartiges
bekannt geworden ist. Funde sicher vorrömischer
Waffen und Geräthe wüsste ich nicht anzugeben.
Desshalb sind die besprochenen Statuen als die ein-
zigen Heste einer eigenthümlichen barbarischen Halb-
kultur anzusehn.
Berlin. E. Hübner.
IL Allerlei.
50. Thebanisches, Sarkophag der Villa Pam-
fili bei Rom. Raoul-Rochette hat (Mon. ined. pl.66A)
eine Sarcophagplatte publicirt und besprochen, die, ob-
gleich später auch von Welcker (Alte Denkm. II p. 175
aus den Annali 1844) und Overbeck (Gall. Taf. 6, 9 vgl.
p. 148 ff.) behandelt, doch noch nicht richtig gedeutet ist.
Ueber den grüssten Theil der Darstellung kann freilich
kein Zweifel sein, aber durch die richtige Erklärung des
einen Theils erscheint nothwendig auch das Ganze in
einem anderen Liebte als bisher ').
Welcker, dessen Blick durch den hoben Platz des
Monuments getäuscht zu sein scheint, und dem die Pu-
blication nicht gegenwärtig war, glaubte linkerseits den
Streit des Teiresias und Kreon um die Bestattung des
Polyneikes wahrzunehmen, was wir, die wir jetzt die Ab-
bildung zu Hülfe nehmen können, wohl als irrig abweisen
dürfen, da weder das Ganze noch die einzelneu Figuren
so sich genügend erklären lassen, und überdies die An-
ordnung der Gruppen zu ungewöhnlich ist. Raoul-Ro-
chette und Overbeck erkennen links Hypsipyle, die, nach
dem Tode ihres Pfleglings Opheltes, bei den argivischen
') Die Ergänzungen sind , so weit ich am ungünstigen Orte
durch Sehen und Fühlen erkennen konnte, ausser den bei Kaoul-
Rochette und Overbeck angegebenen diese: der Kopf der ersten
männlichen Figur von links, hüpf und Schleier der ersten stehenden
weiblichen Figur, duch ist die Richtung nach links noch ersichtlich;
lerner der rechte Unterarm mit der Hand des Zusammengesunkenen
in der Gruppe der kämpfenden Brüder. Im Ucbrigen ist noch zu
bemerken, dass der rechte Arm der zweiten Figur von links mehr
hcrabbing als gehoben war. Die kniende Alte halt, wie es scheint,
die Arme nach beiden Seiten auseinander, und entblosstc die Brust.
Endlich die unter dem Wagen liegende Figur ist nicht mehr mit
Sieberbeil als weibliche zu erkennen.
Helden Schutz gegen die erbitterten Eltern, Lykurgos und
Eurydike, suche, und beide Erklärer sondern von dieser
Gruppe die männliche Figur links vom Kapaneus ab.
Overbeck führt dann weiter aus, dass dieser Vorgang in
Nemea den Anfang des ganzen Verderbens zeige, welchem
gegenüber das Haus des Oedipus erliege, während in der
Mitte der Tod des Amphiaraos erscheine, dass mithin
unser Relief den Gesamtinhalt der Thebais nach ihren
Hauptmomenten darstelle, nicht nach chronologischer Folge,
da der Scheiterhaufen mit den Leichen deutlich das Ende
in die Mitte verlege.
An den Scheiterhaufen ist sicherlich nicht zu denken.
Man sieht ja nur übereinander gehäufte Leichen, wie der
Bote in den Phoiuissen des Euripides v. 1195 berichtet
vxQot Tt VcxqoTq. i'^eaiDQivovd-' ofiöv.
Die grade Linie, die sie unten begrenzt, könnte fast glau-
ben machen, dass die in der Stadt Gefallenen oberhalb
der Mauer sichtbar würden, aber jener Strich ist nur eine
willkürliche Abgrenzung, gemacht um für die untere Dar-
stellung einen glatten Hintergrund zu gewinnen und Ver-
wirrung zu verhüten. Deutlich erkennt man ja drei Lei-
chen, rechnen wir dazu Kapaneus, Amphiaraos, Polyneikes,
im Vordergrunde besonders dargestellt, wie sie ja immer
die Kunst am meisten beschäftigten, so haben wir die
sechs Helden, zu denen als siebenter mit Notwendigkeit
der glücklich entronnene Adrastos hinzukommt.
Die Mitte zerfällt nun also in drei Theile, deren
einer der Brudermord ist. Ist aber ein Stück der Mittel-
scene als der Endgruppe vorausgehend zu betrachten, so
niuss auch die ganze Mitte so gefasst werden, und herrscht
also auch hier die gewöhnliche Reihenfolge. Der Zusam-
menhang der Mitte mit dem Ende ist ferner ein so naher
der Zeit nach, dass ich schon deshalb auch am Anfang
ein dem Kampf näher liegendes Ereigniss sehen möchte
als die Scene von Nemea, zumal da die Scheidung der
Gruppen hier noch weniger scharf ist als an der anderen
Seite. Das veranlasste auch die falsche Deutung des Krie-
gers mit dem gezückten Schwert. Wohin er gehört, zeigt
das in die linke Gruppe hineinragende Schwert, die au
seine Schulter gelegte Hand der weibliehen Figur, und die
symmetrische Anordnung, denn nur um ihm eiu Gegenge-
wicht zu geben ward der für die Handlung unbedeutende
Krieger gegenüber hinzugefügt.
Ist es denn nun Lykurgos, der das Sehwert gezückt
hat ? Er passte dazu zehnmal besser als der bärtige Alte,
mit der besorgt nachdenklichen Geberde, um den die ver-
meintliche Hypsipyle sich so wenig kümmert, wie ihr ju-
gendlicher Beschützer. Denn dieser stürmt ja nicht auf
den Alten ein, sondern auf den Jungen. Aber auch der
Junge, wenn er selbst für Lykurgos nicht zu juug wäre,
steht jedenfalls zu den andern Personen nicht in dem Ver-
hältnisse eines Lykurgos, oder denkt man sich, dass er
geneigt wäre vor seinem Angreifer sich zurückzuziehen,
obgleich seine Gemahlin ihn zurückhält ? Hypsipyle in der
Knienden zu erkennen, könnte das Alter wohl nicht hin-
197
198
dem'), obgleich sie gewöhnlich jugendlicher erscheint,
aber die entblüsste Brust und das aufgelüste Haar findet
so keine Erklärung, denn es ist nicht Schmerz und Ver-
zweiflung was sie hier bewegt, sondern die Angst vor
ihrer Feinde Zorn. Dem bärtigen Alten können wir vol-
lends gar keinen passenden Namen geben. Für einen der
Argiver passt seine Haltung nicht, und für Amphiaraos
insbesondere nicht der Bart, da derselbe in der Mitte
bartlos ist.
Bei dieser Erörterung sind die einzelnen Momente
schon fast alle zur Sprache gekommen; fassen wir sie zu-
sammen. Es ist ein Streit zwischen zwei jungen Kriegern,
die einander gleichen an Tracht, Waffen und Alter. Hef-
tig drängt der eine gegen den andern an , aber offenbar
nicht, um ihm schon diesen Augenblick ein Leid anzu-
thun. Ihm weicht der Andere in ruhiger mannhafter Hal-
tung, nicht aus Furcht; nur ist hier nicht der Ort den
Streit mit Waffen auszufechten. Neben ihm steht eine
weibliche Figur, ihn zu halten bemüht, und indem sie
gleichzeitig seinen Gegner anblickt, als verwiese sie ihm
seine Heftigkeit, giebt sie sich als Vermittlerin kund, die
noch einen letzten Versuch macht die zwei, welche so
eben in unheilbarem Zwiste sich scheideu wollen, zu ver-
söhnen. Eben dasselbe will die knieende Alte erreichen;
auch sie wendet sich an den, der durch seine ungestüme
Heftigkeit die meiste Schuld an dem Bruche zu haben
seheint. Auf denselben hat auch der Alte, der besorgt
um den Ausgang im Hintergrund steht, seinen Blick ge-
richtet.
Diese Gruppe nun wäre, selbst wenn sie ganz allein
erhalten wäre, ohne Zweifel auf die Zusammenkunft des
Eteokles und Polyneikes zu deuten, wie sie Euripides in
den Phoinissen (440 ff.) gedichtet hat. Jokaste erzählt
dort, dass sie die Zusammenkunft bewirkt habe, und ihre
letzten Hoffnungen daran knüpfe. Aber die sieht sie ins
Gegentheil umschlagen, als die Brüder, durch den Wort-
wechsel nur noch mehr erbittert, sich gar zum Zweikampf
fordern. Da bricht die Mutter in den Weheruf aus
u jüXaiv iyw, %i ÖQÜatT (ü rtxvu (v. 623)
und diesen Augenblick hat der Künstler gewählt. Freilich
sagt Euripides nicht, dass sie auf die Knie gefallen ist,
aber nachdem sie dies gesagt, und gleich darauf noch an
den Fluch des Vaters erinnert hat, schweigt sie, in wel-
chem Schweigen sie aber auf der Bühne unmöglich ruhig
stehen bleiben kann. Mit entblösster Brust und aufge-
löstem Haar, in Verzweiflung wirft sie, die Mutter, sich
dem Sohne zu Füssen. Das Entblössen der Brust hat
vielleicht noch den bestimmteren Sinn, dass sie, wie beim
Aischylos die Klytaimnestra (Choeph. v. 89C) den Orestes,
ihn dadurch mahnt an die Dankbarkeit und Pietät, die er
der Mutter schulde. Dass Jokaste alt dargestellt ist, kann
doch unmöglich befremden. Sieht sie ja das dritte Ge-
schlecht hier im Streite entbrennen. Das Alter ist bei ihr
!) Overbeck Gall. Taf. 4, 4 p. 119.
noch nothvvendiger als bei der Hekabe, die doch grau er-
scheint auf der Vase bei Welcker (Alte Denkm. II Taf. 23, 2),
wo ich nicht Jokaste erkennen kann. Wie sie auf der
Bühne sich gezeigt, geht hervor aus ihren Worten bei
Euripides v. 303.
Eteokles aber achtet nicht auf seine Mutter. Dass
er es ist, vor dem sie kniet, geht schon aus dem Obigen
hervor, und bestätigt sich durch eine Vergleichung des
Euripides, mit dessen allgemeiner Charakteristik die beiden
Brüder unserer Darstellung, namentlich Eteokles, mehr
übereinstimmen als mit den letzten Worten, die sie grade
sprachen. Und wer wird darin nicht ein Lob des Künst-
lers sehn? Eteokles ist dort wie hier ungestüm, heftig,
angreifend, Polyneikes mehr ruhig, zurückhaltend, jener
mehr als Unrecht thuend, dieser als leidend dargestellt.
Eteokles droht zuerst ihn zu tödten v. 591, wiederholt 610,
und seinen mehrfachen drohenden Befehlen die Stadt zu
verlassen 591. 614. 635, weicht endlich Polyneikes, erbit-
tert aber gefasster, und die Götter anrufend zu Zeugen
seines Unrechtes 3). Antigonc bei Euripides wie bei Ai-
schylos und Sophokles die Lieblingsschwester des Poly-
neikes, steht ihm zur Seite und sucht ihn noch zu halten.
Auch sie ist beim Euripides nicht anwesend in dieser
Sache, vielmehr schlägt dort Eteokles v, 616 dem Bruder
die Bitte, seine Schwestern noch einmal zu sehn, ab, aber
den Bildner können wir auch hier nur loben dass er dein
Dichter gegenüber seine Freiheit mit sicherem Takte ge-
wahrt hat. Ihn binden ja nicht die Fesseln, die den dra-
matischen Dichter verhinderten, eine bestimmte Personen-
zahl nicht zu überschreiten, daher hat er dem Geiste
seines Vorbildes folgend auch Kreon Zeugen des Vorgangs
sein lassen. Kreon als treuer und ergebener Berather des
Eteokles achtet nur auf seinen Herrn, wenn auch im Her-
zen der Wunsch einer Versöhnung sich regen mag. Die
Figur hinter Eteokles ist nicht näher betheiligt an der
Handlung. Es ist ein Begleiter des Eteokles, wie er
auch auf der Bühne ihm folgte (Phoiniss. 690) und wel-
cher hier noch dient den Eteokles als Machthaber dem
alleinstehenden vertriebenen Polyneikes gegenüber hervor-
zuheben.
Auf die Tragödie des Euripides verwiesen werfen wir
nun noch einen Blick auf die ganze Darstellung und wer-
den bekennen müssen, dass, freilich wieder mit derselben
Freiheit der Behandlung, die drei wesentlichen Theile
jenes Stückes, zu denen der Opfertod des Menoikeus ja
nicht zählt, uns vor Augen gestellt sind und zwar in der-
selben Folge wie dort (vgl. die Hypothesis). Es sind das
die Zusammenkunft der Brüder (bis 637) der Kampf, der
mit dem Tode der Führer (bis 1207) und dem Wechsel-
mord der Brüder (bis 1479) endet, und zum Schluss das
') Jetzt hat auch seine Verbindung mit der Mitte nichts be-
fremdendes mehr. Denn indem er vom Eteokles sich abwendet,
tritt er ja eben unter die Feinde seiner Vaterstadt, und ist so auch
äusserlich seine innere Entscheidung ausgedrückt.
199
200
Verbot den Polyneikes zu bestatten, das Antigone zwar im
Verlaute des Stückes nicht überschreitet, aber zu über-
schreiten verspricht *). Wenn man nun auch denken könnte,
der Künstler habe dies Letzte frei nach der allgemeinen
Anleitung des Mythos geschaffen, so sind doch die Theil-
nahme eines anderen Weibes und das Schlafen der Wäch-
ter6), durch welches offenbar die Nachtzeit angedeutet ist,
zu besondere umstände, um nicht eine besondere Quelle
voraussetzen zu lassen. Solche wird aber, da im Ucbrigen
Euripides das Muster ist, auch hierfür in der euripidei-
schen Weiterdiehtung gesucht, das ist in der Antigone.
Da es nun bei Hyginus fab. 72 heisst Autigona soror
el Argia coniux dum noctu Polyn'wis corpus sublalum
in eadent pyra, qua F.tc.ochs sepultus est, imposuerunt, so
darf man in diesem Zusammentreffen wohl eine neue Be-
stätigung von Welckers Ansicht finden, dass im Hyginus
die euripideische Fabel zum Grunde liege (Griech. Trag.
II p. 563 ff.).
In dieser Abhängigkeit von der euripideischen Tra-
gödie steht ja unser Sarkophag keineswegs vereinzelt da,
sondern schliesst einer Reihe sich an, die wohl noch andere
Erweiterungen erleiden wird. Weshalb grade dieser Stoff
gewählt ist, ist nicht schwer zu errathen und nicht unnütz
zu bedenken. Auch auf etruskischen Graburnen findet
sich ja der Bruderkampf so unzählige Male (Overbeck
Gall. p. 135 ff.), die Niederfahrt des Amphiaraos selten
(ebendas. p. 148). Jene schreckliche Scene entspricht ganz
dem Geschmack der Etrusker, während das Ende des wei-
sen Amphiaraos, ein Geschenk göttlicher Gnade mehr dem
Geiste und Glauben, in welchem die Römer ihre Todten
bestatteten, zusagen musste. Sein Ende tritt in einen
schroffen Gegensatz gegen das der übrigen Helden, in der
Poesie (allerdings beim Euripides nicht) und so auch hier
auf unserm Sarkophage, wo er in der Mitte zwischen ver-
wegenster Gotteslästerung und unnatürlichster Leidenschaft
freundlich von der Erde aufgenommen wird.
Hamburg. Eugen Petersen.
57. Lilien am Scepter des Zeus. Es hat in der
4J liier erinnere ich noch einmal an die sechs dargestellten
Helden mit dem fehlenden Adrastos als siebentem, um zu bemerken,
dass auch dieses mit Bestimmtheit auf die Phoinissen verweiset, da
bei Aiscbvlos Sophokles und auch Euripides in den Schutzlehenden,
nach der Thebais, sieben Helden fallen und Adrastos ausser ihnen
ist, und dass erst in den Phoinissen des Euripides Adrastos als sie-
benler davonkommt. Vgl. Welcker Ep. Cyklus p. 3 17 IT.
•) Overbeck Gall. p. 171 hält sie für trauernde Krieger.
Beschreibung dieses Kunstwerkes bei Pausan. V, 11, 1
Preller zuerst an der Erwähnung der Lilien Anstoss ge-
nommen: ygvoov Jf xai tu vnodijuaTu rio &nö y.ut
tfiürtov waavriog iail T(ö df iftuit'io L(öi)iä n xai twi-
üi&i'iuv tu y.Qtva toitv (/.iTttnoirjfievu j er will urdton
tu tjQivä lesen. Schubart hat dies wiederholt bekämpft
(s. Bergk und Caesar Ztschr. f. Alt. 1849 no. 49 p. 390),
aber Brunn (Gesch. d. griech. Künstl. I p. 169) äussert
sieh zweifelhaft, und man muss auch gestehen, dass eine
genügende Erklärung der Verwendung der Lilien an die-
sem Orte noch nicht, auch nicht von Boettiger (Ideen
zur Kunstmyth. II p. 158), der noch am Eingehendsten dar-
über gesprochen, beigebracht worden. Meiner Meinung
nach hat Phidias sich einer Volksansicht angeschlossen,
nach der die Lilien wegen ihrer Schönheit vor Allem dem
Golde, also dem Prächtigsten, am nächsten standen und
nur von diesem übertroffen wurden : wo also Gold und
Lilien verbunden waren, da wirkten die schönsten Stoffe
der Welt zusammen. Dies zeigt Aristophanes, Nub. 910sqq.,
eine Stelle, deren Sinn von den Erklärern zwar geahnt, aber
nicht genau entwickelt ist. In dem Kampf des dt'xaiog
löyog mit dem adixog schmäht ersterer den andern, der
dann in seiner Ironie diese Schmähungen als schönstes
Lob bezeichnet:
Aix. xaxanvymv n xdrai'ayvrrog.
^Aö. Qüdu (l ttgijxug. dix. xai fiioftoXö/og.
^Ai). xQtvtaiv GTttf uvoig dix. xiu nuiguhoi'ug.
vAd. ygvow närnov f.i ov yiyviüay.itg.
Es ist nun gödu /.i ugiy/.ag ein Sprüchwort: Schönes
hast Du mir gesagt: ann. ad Greg. Cypr. Leid. III, 8.
Apost. XV, 27 in Paroemiogr. Gr. T. II: dies überbietet
er denn mit xgiitatv OTtquvoig , so dass also die Lilien
über den Rosen stehen und als die schönsten Blumen
erscheinen: daher sind sie der Here auch heilig, der ersten
der Göttinnen: Clem. Alex. Paedag. III, 8, 72 p. 78 Sylb.:
sie können daher nur von dem Schönsten, dem Golde
übertroffen werden, was im Folgenden denn auch verwandt
wird. Da nun ygvaio nüxnov xtX. auch sprüchwörtlich
war — vgl. Greg. Cypr. Morg. V, 19: add. Plant. Asin.
I, 3, 3: quae tu in nos dicis aurum ulque uryeitlum me-
riinisf — , so dürfte xglvicsiv aTKpuvotg ebenfalls einem
Sprüchworte entnommen sein: es liegt ihm also eine alte
Volksansicht zu Grunde: dieser ist also in dem Schmucke
des i/iÜtiov Phidias gefolgt, hat auf ihm das Schönste
nächst dem Golde angebracht ; darnach ist kein Grund
vorhanden, bei Tansanias zu ändern.
Göttingen. Ernst von Leutsch.
Iliezu die Abbildung : Tafel CUV: Galläkiacher Krieger zu Yiannu; Artemis aus
Pagonda.
Herausgegeben von E. Gerhard.
Druck und Verlag von G. Reimer.
201
202
DENKMÄLER UND FORSCHUNGEN.
Archäologische Zeitung, Jahrgang XIX.
J\Q 155. 156. November und December 1861.
Artemis aus Pagonda. — Kinderspiele. — Kriegers Abschied und Rückkehr. — Allerlei: trauernde Isis; Aristoteles ir
Palast Spada ; Relief einer Feldgottheit.
I. Artemis aus Pagonda.
Hiezu die Abbildung Tafel CLIV, 4. 5.
An den Herausgeber dieser Zeitschrift.
Sie erinnern sich vielleicht dnss ich Ihnen, als
Sie mich im Sommer mit Ihrem Besuche erfreuten,
von einer Statuette sprach, welche mein Freund
Charles Müller in Achmet- Aga aus der Nähe seines
Gutes erhalten habe und in der er glaubte einen Wa-
genlenker zu erkennen. Der Bauer, der sie ihm ge-
bracht hatte, sollte überdies einen dazu gehörigen Theil,
wie Müller meinte den Wagen, verloren haben.
Seitdem habe ich die kleine Bronze zur Ansicht er-
hallen und schicke Ihnen beifolgend die photogra-
phische Abbildung, von zwei Seiten aufgenommen ').
Der erste Bli «igt, dass es eine Artemis als Jiigerin
ist. Der Fundort ist das Bergdorf Pagonda, östlich
vom Wege, der von Achmet-Aga nach Chalkis führt.
Von einem Bauern des Ortes erhielt sie Müller im
Jahre 1860.
Die Höhe der Statuette ist ziemlich genau zehn
Cenlimeter, die Photographie ist eher um ein Weni-
ges grösser. Die Bewegung ist sehr lebhaft, das
linke Bein vorgesetzt so dass der ganze Fuss auf
der Erde ruht, der rechte Fuss etwas gehoben nur
noch mit der Spitze auf dem Boden. Beide Arme,
vom Ellbogen an vorwärts gestreckt, sind offenbar eben
im Momente des Abschiessens des Pfeiles begriffen.
Der Bogen selbst fehlt, war aber ursprünglich, nach
der Beschaffenheit und Hallung der Finger zu ur-
theilen, sicherlich da. Ohne Zweifel ist er von dem
Bauern verloren. Bemerkenswerth ist der über die
andern Finger etwas vorgebogene Mittelfinger der
') Die von uns gegebene Umrisszeichnung ist auf Grundlage
jener Photographie sorgfältig ausgeführt. .4. it. H.
linken Hand, gerade wie bei der Herculanischen
Bronze (Ant. d'Erc. VI, II und 12). Die weibliche
Brust ist sehr schwach angedeutet, was zu der Ver-
mulhung verleitete, einen Wagenlenker zu haben.
Die Bekleidung ist der kurze ärmellose Chiton
mit dem Diploidion, das auf beiden Schultern mit
Haften zusammen gehallen ist. Der hoch angelegte
Gürtel ist nur am Kücken sichtbar, vorne durch das
herabfallende Gewand bedeckt. Die Füsse tragen
den hohen Jagdkothurn, wie die herculanische Bronze
und die valicanische Statue (Mus. Pio-Clem. I, 30.
Müller II. no. 158). Die Augen sind ausgebohrt, wa-
ren also ohne Zweifel mit Silber eingelegt. Sehr
eigenlhümlich sind die Haare, welche ringsum auf-
wärts gezogen, in zahlreichen gewundenen Flechten
zu oberst in einen Büschel zusammengefasst sind,
ganz ähnlich wie auf dem Gemmenbilde bei Müller
II. 157a, nur dass auf unserer Bronze die dort unten
herumlaufende Flechte fehlt.
Das Bildchen, das am meisten Aehnlichkeit mi1
der obenerwähnten vaticanischen Statue und der hei-
culanischen Bronze hat, verdient wohl eine genauere
Beachtung und möchte unter den Darstellungen der
Artemis einen würdigen Platz einnehmen. Wenn
auch die Ausführung in einigen Theilen, besonders
im Gesicht etwas plump ist, so ist doch die ganze
Auffassung vortrefflich. Die Bewegung ist, wie be-
reits oben bemerkt, ungemein lebendig, im Original
noch weit mehr als es die Photographie zeigt, und
der Faltenwurf des Gewandes sehr schön, wogegen
die Behandlung des Haares es von den meisten an-
dern unterscheidet. Ist aber diese Haartracht alter-
ihümlich, oder erinnert sie nicht vielmehr an die in
der Kaiserzeit öfter vorkommende?
Bei dem Fundort auf dem an Bildwerken nicht
203
204
reichen Euböa möchte zu erinnern sein, dass Artemis
in Amarynlhos einen berühmten Tempel hatte und
auf Münzen von Eretria vorkommt.
Noch füge ich bei, dass ein Chemiker, Professor
L. Rudolf v. Fellenberg in Bern, das Erz, aus dem
die Statuette gemacht ist, analysirt hat. Er schreibt
mir darüber, dass es, entsprechend den von Göbel
gefundenen Resultaten, dass die altgriechischen Bron-
zen nebst Kupfer, Zinn und Blei, aber nie Zink
enthalten, aus folgenden Theilen zusammenge-
setzt sei.
Kupfer .... S0,61 Proz.
Zinn 11,06 -
Blei 7,91 -
Eisen .... 0,14 -
Nickel .... 0,26 -
Silber .... 0,03 -
100,00 Proz.
Eisen Nickel und Silber sind wohl nur zufällig
darin. Er schliesst daraus, dass die Figur altgriechisch
und nicht aus der römischen Kaiserzeit sei, wo unzwei-
felhaft Zink beigesetzt wäre. Es dürfte wohl über-
haupt angemessen sein, die Composition der Bronze
mehr als bisher zu beachten und zu einem Kriterium
der Entstehungszeit zu machen.
Wenn Sie diese Nachrichten über die Diana
von Pagonda nebst den Photographien in beliebiger
Weise, am liebsten mit Ihren Ansichten begleitet, für
die Archäologische Zeitung gebrauchen wollten, wür-
den Sie mich sehr erfreuen.
Basel, 22. November 1861.
Wilhelm Vischer.
Nachschrift des Herausgebers.
In der vorstehenden Erörterung scheint mir alles
wesentliche bereits enthalten zu sein, was zu genauer
Kenntnissnahme und Würdigung der beachlenswer-
then Erzfigur aus Pagonda zunächst verlangt werden
kann. Das Attribut des Köchers wird an ihr ver-
gebens gesucht und lässt uns daher den für den
Charakter der Darstellung sonst massgebenden Un-
terschied eines geöffneten oder geschlossenen Küchers
hier entbehren; doch ist, der Bildung einer Soleira
mit friedlich geschlossenem Köcher (Müller Handb.
§. 364, 2) unbeschadet, im Allgemeinen wol anzuneh-
men, dass der häufige statuarische Typus geschürzter
Jagdgöttinnen mit dem Uebergewicht strengen Wal-
tens gedacht worden sei. Uebrigens ist die geschicht-
liche Bestimmung des Ursprunges jener Darslellungs-
weise einer gründlichen Untersuchung noch immer
bedürftig, wenn es auch nahe liegt, ihn zunächst bei
den Cullusbildern der Artemis Brauronia und Agro-
tera zu suchen. E. G.
II. Kinderspiele.
Hiezu die Abbildung Tafel CLV.
Auf Tafel CL sind die bereits früher von mir
erwähnten (Berichte der sächs. Ges. d. Wiss. 1854
S. 250) Reliefs eines Grabcippus mitgetheilt, den Pi-
ghius in Rom bei S. Maria in Navicella fand. Die
Inschrift
C-IVLIOPOSTVMIL
PHILETO
theilte schon Gruter( 1156, 9) mit, dieZeichnungen sind
in dem oft besprochenen codex Pighianus der könig-
lichen Bibliothek erhalten, nach denen sie hier ab-
gebildet werden. Offenbar war C. lulius Philetus jung
gestorben, wie er auf der Vorderseite seinem ehe-
maligen Herrn gegenüber steht; deshalb beziehen
sich drei Vorstellungen des Cippus auf die Unter-
haltungen des Kindesalters, was ihnen bei der ver-
hältnissmässigen Seltenheit solcher Darstellungen ein
gewisses Interesse giebt.
Auf der einen Seitenfläche sehen wir einen klei-
nen, nackten Jungen auf einem Kinderwagen sitzen,
der von einem Sklaven in der Tunica gezogen wird.
Dem Kinde scheint ängstlich bei der Fahrt gewor-
den zu sein, es richtet bittend seinen Blick auf den
Sklaven, der mit Fahren innehält und während er
mit der Linken die Deichsel festhält, mil der Rechten
die linke Hand des Kleinen fasst, als wollte er ihm
vom Sitze aufhelfen, indem er ihn ihcilnehmend und
beruhigend ansieht. Dieser hat den rechten Fuss
schon wie zum Aufstehen vorwärts gesetzt und
streckte auch den rechten Arm, der abgebrochen ist,
mit einer entsprechenden Ceberde in die Höhe. Der
205
206
kleine Wagen (chiramaxium) ') ist wie natürlich
ganz entsprechend dem Kinderwagen des unteritali-
schen Terracoltareliefs im Berliner Museum (archäol.
Zeit. VII Tafel 2, I) gebildet, nur sind Räder wie
Sitz im Marmor zierlicher ausgeführt, wie es auch
das verschiedene Material schon mit sich bringt. An-
deremal fahren die Kinder in einem ähnlichen Wa-
gen, der von zahmen Thieren gezogen wird. Auf
einem Bruchstück im Vatican von roher Arbeit
(R. Röchelte mon. ined. 77, 2) ist die Mutter mit
dem Kinde in Windeln, die Waschung des Kindes
im Beisein der Parzen, und darauf ein Knabe auf
einem kleinen Wagen ähnlicher Structur vorgestellt,
vor den ein Schafbock gespannt ist, welchen ein
Bursche leitet, dessen nach Art der aurigatores mehr-
fach gegürtete Tunica ihn wohl als Stallknecht cha-
rakterisiren soll1).
Die Vorderseite stellt den schon mehr heran-
gewachsenen Knaben neben dem ehemaligen Herrn
vor, der als solcher durch die Toga bezeichnet ist,
wie der Sklave durch die kurze Tunica, welche von
der arbeitenden Classe, dem lunicalus popellus, ge-
tragen wurde, und der Knabe durch die längere,
kurzärmelige Tunica, den auch sonst vorkommenden
eigentlichen Kinderrock3). Dieser trägt in dem auf-
genommenen Schosse seiner Tunika, wie Kinder pfle-
gen4), nicht blos Obst zum Naschen5), sondern auch
') Petronius lässt seinen Trimalchio in der Sanfte trogen prae-
cedentibus phali'ratis cvrsoribus quntluor et chiramaxio , in quo
deliciac eins vrhebantur, puer retulus, lippus, dumino Trimalchione
deforminr (sat. 28), was durch das vorliegende Relief erläutert wird.
Ein anderer Name für den Kinderwagen (wenn derselbe richtig über-
liefert ist, kaum römischen Ursprungs) war arcirma oder arcirna.
Paulus p. 15 arcirma genus pluuslri est modici, quo homo gestari
possit; onoraast. graecolat. p. 12 Vulc. arcirna, ä^ct'iiq. Das grie-
chische Wort bezeichnet auch die kleinen Wagen, mit denen die
Kinder fahren.
2) R. Rochette's symbolische Aulfassung, der den Widder als
das ebtbonische Thier des Hades fasst (a. a. 0. p. 409) scheint mir
ganz verfehlt. Gerhard erwähnt (Reschreibung Roms II, 2 p. 43, 67)
einen Sarcophagdcckcl von grober Arbeit, auf dem links ein Knabe
und ein Madchen mit bockbespanntem Wagen vorgestellt seien, 'auf
die Verstorbene bezüglich, mit Anspielung auf Bacchus und Ariadnc',
was mir zweifelhaft ist.
') Vgl. Clarac mus. de sc. 1 53, 459, wo der beim Lehrer le-
sende Knabe eine gleiche Tunica trägt.
') Besonders naiv nimmt dies Motiv sich bei den Kindern aus,
welche mit Müssen spielen. Gerhard ant. Bildw. 65.
5) Man vergleiche z. B. das Relief bei Maffei (mus. Veron.
167, 4), auf welchem ein Knabe einen Scboss voll Obst fortträgt,
den kleinen Hund mit dem er spielt6), und nimmt
von seinem Vorrath eine Traube, welche er gulmü-
thig dem vor ihm stehenden Herren anzubieten scheint.
So steht auf einem römischen Grabrelief bei Clarac
(mus. de sc. 203, 492) zwischen den Eltern, die sich
die Hand reichen, ein Knabe, der den Schoss seiner
Tunica voll Obst hat und zur Muller aufschauend
dieser eine Traube anbietet.
Die dritte Seite stellt denselben Knaben in sei-
nem langen Hemdchen vor, wie er mit seinem gegen
ihn anspringenden Hündchen spielt. Dies ist ein
Motiv — eins der einfachsten und anziehendsten, um
das harmlose Spiel der Jugend zu bezeichnen — , das
namentlich auf den griechischen Grabstelen, welche
diese einfachen Darstellungen der natürlichen Lebens-
verhältnisse lieben, in mannigfachen Modificalionen
angewendet worden ist. Am gewöhnlichsten scheint
es zu sein, dass der Knabe das Hündchen neckt,
indem er demselben ein anderes Lieblingsthier, einen
Vogel, hinhält, nach welchem der Hund aufspringend
schnappt7), wie auf dem Vasenbild bei Millingen (vas.
Coghill. 44) eine Schildkröle. Ich weiss nicht ob es
ebenso als Neckerei zu verstehen ist, wenn dem
Hund eine Traube hingehallen wird, nach der er in
die Höhe springt8), oder ob er sie fressen soll, sodass
es dann vielmehr aufs Füttern abgesehen ist. Dies
letztere Motiv ist unzweifelhaft, wo der Knabe dem
und besonders die hübsche Statue der Villa Pamlili (Clarac mus. de
sc. 676, 1559), die einen Knaben darstellt der in seinem mit der
Linken aufgenommene Schoss T:auben tragt, auf die er die Rechte
hält, während er mit dem naivsten Ausdruck der Impertinenz den
Kopf nach oben wendet, als sei er ertappt und suche sich durch
Dreistigkeit herauszureden.
6) Rci einigen Statuen jugendlicher Satyrn findet sich ein ähn-
iches Motiv, indem sie im Schoss ihrer Nebris neben Obst und Trau-
ben auch einen kleinen Panther tragen; Clar3c mus. de sc. 706,
1686. 708, 1680.
") Eine Reihe von Beispielen linden sich hei Stephani parerg.
arch. VIII p. 1 89 ff. zusammengestellt.
8) Muratori 1630,2. Janssen griechische Grabreliefs Taf. 5, 12.
13. Auch das Relief bei Clarac (mus. de sc. 124, 613) stellt nicht,
wie man nur der Traube wegen angenommen hat, Bacchus mit sei-
nem Panther, sondern nach Friedlanders richtiger Bemerkung (de opp.
anagl. p. 18) einen Knaben mit einem Hunde vor. Danach mochte
man vermuthen dass auf der attischen Stele in der Itfrjii ttQy. 847
der Knabe ebenfalls eine jetzt abgebrochene Traube hielt; obgleich
der Hund an dem Knaben aufspringend, ohne dass dieser ihm etwas
hinhält, auch sonst vorkommt, z. B. lifrjii. «p/. 227. Das Spiel
mit der Traube auch auf einem römischen Grabrelief bei Montfaucon
ant. eipl. V, 39.
207
208
Hund einen Kuchen oder ein Stück Brod entgegen-
hält 9), und dass die Darstellung unseres Reliefs nicht
anders zu fassen ist zeigt die Haltung der rechten
Hand, aus welcher er ihm einen Brocken ins Maul
fallen lässt, wahrend er in der jetzt verstümmelten
Linken ohne Zweifel ein grösseres Stück irgend einer
Esswaare hielt.
Auf eine ganz andere Vorstellung weist der
Schmuck der vierten Seite hin. Ein runder Schild,
dessen äusserster Rand mit einem Lorbeerkranz, die
Mitte mit einer Rosette verziert ist, ruht auf zwei
sich kreuzenden Lanzen. Die gleiche Verzierung
lindet sich nicht allein an lycischen Baudenkmä-
lern10), sondern an römischen Grabmälern. So auf
einem Helief im Vatican ") und an dem bei Modena
entdeckten grossen Monument neben einem Harnisch,
einer Garnitur phalerae l2). Borghesi (ann. XVIII
p. 128) vermuthet dass man darin die Insignien des
Ritterstandes zu erkennen habe "), welche in diesem
Fall wohl nur dem ehemaligen Herrn des Philetus
zukommen könnten.
Bonn. Otto Jahn.
III. Kriegers Abschied und Rückkehr.
Iliezu die Abbildung Tu f. CLVI.
Unter den Darstellungen von Kriegern die Ab-
schied nehmen von Vater und Mutter, von Weib
und Kind, um in den Krieg zu ziehn — eine beson-
ders im allerthiimlichen Styl zahlreich vertretene
Classe von Vasen — , zeichnet sich das vorliegende
Vasenbild in mehrfacher Hinsicht aus, so dass es
werlh schien, publicirt zu werden. Es ist eine im
) 5« auf dem Relief bei Clarac 170, 12 und der artigen Vase
Li -lackelberg Gräber d. Hell. 17. I'anofka Ililder ant. Leb. 1,3.
"J Kellows Asia minor p. 175. 191. hin Scbild über einer
I.anze fellows Lycia p. 189.
") Gerhard anl. Bildw. 8(1, Z. llie Abbildung zeigt nur eine
Lame, nach der Beschreibung sind es zwei ; vgl. Beschreibung Roms
II, 1 p. 7*.
1 ) Cavedoni ann. XVIII. p. 221.
1 ') Sie zeigen sich auch unter den Verzierungen eines in Her-
culanum gefundenen l'fcidesi ■hrnuck«, ant. di Krc. V p. 31.
königlichen Museum (no. 1927) befindliche breilbau-
chige Amphora mit schwarzen Figuren, 1 Fuss 5 Zoll
hoch und der Durchmesser beifügt 1 Fuss li Zoll.
Gerhard hat sie im Jahr ]81<> in Clusium erwor-
ben ').
Auf der einen Seite ist ein Krieger dargestellt,
welcher einem vor ihm stehenden Greise mit weissem
Haar und Bart, wie es scheint, die Hand reicht,
denn die Hände selbst sind verdeckt durch den
grossen Schild am Arm des Kriegers. Diese Gruppe
wird links und rechts eingeschlossen von je einer
Frau, von denen die eine ziemlich regungslos dasteht,
während die andre hinter dem Greise stehende eine
Hand gegen den Krieger ausstreckt mit dem so oft
vorkommenden Gestus der drei ersten ausgestreckten
Finger, ein Gestus dessen Bedeutung nicht näher zu
spezialisiren ist, als dass er der Begleiter einer ge-
wichtigen, bedeutenden Rede sei*). Diese Frau soll
wohl die Mutter des Helden sein nach ihrer Stellung
bei dem greisen Vater und weil das durch den Ge-
stus ausgedrückte ernste Abschiedswort ihr am na-
türlichsten zukommt. In der andern Frau mag die
Gattin des Helden gemeint sein. — Auf der entgegen-
gesetzten Seile erblicken wir die Leiche eines Krie-
gers mit bekränztem Helm von einem Waffengefähr-
ten auf der Schulter getragen. Eine Frau, in ihrer
ganzen Erscheinung auch in dem Muster des Ge-
wandes übereinstimmend mit der hinler dem Krieger
stehenden Frau des Gegenbildes, tritt dieser Gruppe
mit lebhaften Schritten entgegen, klagend die Arme
ausbreitend. Liegt es nicht nahe, hier einen Zusam-
menhang zwischen Vorder- und Rückseile anzuneh-
men, der sich so leicht und natürlich ergiebt, auf
den ausserdem die völlige Uebereinslimmung der
beiden Frauen hinzuweisen .scheint? 3j Auf der einen
') Vgl. Gerhard neuerworbene Denkmäler III, no. 1927. [Oter-
beck Gallerte heroischer Bildwerke 5. ."il'.tf., wo bei gleicher trklu-
klärung des Hildes freigelassen wird, die weibliche Nebenfigur für Tck-
messa oder auch für Thetis oder liriseis zu nehmen. A. il. II.]
!) Vgl. meine Schrift über Praxiteles u. s, ». s. 120 Anm. 21.
') Gerhard glaubt, es lei \j;iv mit dem Leichnam Achills dar-
gestellt und Tfkmcssa sei die entgegenkommende Trau. Die andre
Seite fasst er generell. ( llcr heroische Inhalt einer so typisch ge-
wordenen Gruppe (Overbcck S. 546 ff.) kann auch nicht wohl bezunldl
»erden, doch bleibt die persönliche Aneignung, wegen deren unser
Herr Mitarbeiter die Herausgabe diese« Vasenbilds wünschte, deshalb
nicht minder augenfällig und bemerkenswert!). A. d. II]
209
210
Seite zieht ein Krieger fort aus der Heimat, Abschied
nehmend von Vater, Muller und Weib, auf der an-
dern kehrt er zurück, aber als Leiche von einem
Waffenfreunde getragen, doch nicht ohne den Sie-
geskranz, den schönsten Lohn des Kriegers, mitzu-
bringen. Die grossarlige Zeichnung des Vasenbildes
macht diesen einfachen schönen Gedanken um so
wirksamer.
Berlin. K. Friederichs.
IV. Allerlei.
58. Trauernde Isis. Das herzogliehe Museum zu
Braunschweig enthält ein, wenn mich mein Gedächtniss
nicht trügt, recht wohl ausgeführtes Marmorrelief römi-
scher Kunstübung, welches ich mir, als ich es vor einigen
Jahren zu betrachten Gelegenheit hatte, mit folgenden
Porten notirte: 'weibliche Gewandfigur mit dem Isiskno-
ten auf der Brust, auf einem Skorpion sitzend, in der
rechten auf dem rechten Beine ruhenden Hand eine
Schlange haltend, die linke Hand mit einem Stück des
Obergewandes auf das linke Bein stützend, nach links
etwas in die Hübe schauend mit ziemlich wehmüthigem
Gesichte; die Figur fast en ronde bosse; der Skorpion in
Hautrelief; ob von einem Stirnziegel?' So viel ich mich
erinnere, steht die Darstellung einzig in ihrer Art da.
Dass man die weibliche Figur für Isis zu halten habe,
unterliegt wohl keinem Zweifel. Nun erscheint bekannt-
lich das Sternbild der Jungfrau zuweilen in der Gestalt
der Isis. Aber an eine Combination zweier Sternbilder
ist liier schwerlich zu denken. Eher darf man sich an
das Smaragd-Plasma der kgl. Gemmensammlung zu Berlin
erinnern, auf welchem nach Tülken 'Erkl. Verz.' S. 16,
Kl. I, Abth. 2, no. 39 'Isis mit Sistrum und Scepter auf
dem Sirius sitzend' zu sehen ist, so wie an die bekannten
Münzen mit Isis auf dem Sirius. In der That stehen
diese Darstellungen zu jener in Yerhältniss, und zwar in
einem gegensätzlichen. Die bis jetzt bekannten Darstel-
lungen beziehen sich auf das Anschwellen des Nil's zur
Zeit der Sommersonnenwende; die noch nicht beachtete
Braunschweigische geht auf das Abnehmen des Flusses
zu der Zeit, in der die Sonne durch (bis Zeichen des Skor-
pions geht, der Tod des Osiris statt hat, Isis trauernd
gedacht und in ihrem Culte das grosse Trauerfest be-
gangen wird, im Monat Athyr (November); vgl. Plutarch
'Ueber Isis und Osiris', C. 13 u. 39, und Parthey in sei-
ne% Ausgabe S. 133 ff.
Güttingen. Friedrich Wi sseler.
59. Aristoteles im Palast Spada. Dass die le-
bensvolle sitzende Statue eines in seinen Mantel einge-
hüllten, in tiefes Nachdenken versunkenen ältlichen Mannes
im Palazzo Spada alla Regola in Rom (abgeb. bei Maffei,
statues de Rome pl. 128; Visconti icouogr. Gr. pl. 20) den
Aristoteles vorstelle, war bisher nur eine sehr wahrschein-
liche, aber nicht völlig sichere Vernuitbung Visconti's (vgl.
Beschreib. Roms III, 3 S. 440). Man hat daher immer
beklagt, dass die Inschrift auf der rechten Seite der Basis
keinen positiven Anhalt gebe, da sie noch verschiedene
andere Namen zulasse; man las hier nämlich nur die
Zeichen API£TI. Bei genauerer Betrachtung dieser
Inschrift habe ich aber noch ganz deutlich folgende Buch-
stabenüberreste erkannt APIETP" ' _ (der letzte
Strich befindet sich am Ende der Basis). Es bleibt also
kein Zweifel übrig, dass hier wirklich APIUTDTEAHE
geschrieben stand. Und so gesellt sich zu den beiden
vatikanischen Komikern, denen unsere Statue auch in der
ganzen Arbeit sehr nahe steht (schon die grosse Einfach-
heit in der Behandlung der wohl stylisirten Haare und der
Gewandfalten weist auf griechischen Meissel), ein neues
sicheres und interessantes Denkmal von Portraitbildung der
Diadochenzeit, welche auch auf diesem Felde die Vermit-
telung zwischen den idealen Schöpfungen der besten grie-
chischen Zeit und der römischen Weise bildet. Indem
dieselbe von dem Individuellen viel mehr hinzuthut, als
die ältere Zeit, wählt sie im Gegensatz zu der naturali-
stischen römischen Copierung aller Zufälligkeiten der Wirk-
lichkeit nur diejenigen Gesichtszüge aus, in denen sich
der geistige Charakter des Darzustellenden deutlich aus-
spricht. Hier ist es der Ausdruck des tief und scharf
forschenden Geistes, der aus jedem Gesichtszug spricht,
besonders in den Augen, von denen Christodor bei Be-
schreibung einer ganz ähnlichen Aristotelesstatue sagt
(v. 43): xu) too/u).u) (jjjftatrov üollia /nrjjif önomai.
LJoM.t'a schreibt er, um anzudeuten, dass sich vornehmlich
in ihnen die jugendliche Frische des Geistes zeigt, im Ge-
gensatz zu dem durch Alter verfallenden Körper, dessen
Abnahme in den Gesichtszügen, am Hals, und an der
rechten nackten Brust scharf ausgedrückt ist. Auch darin
bewährt sich endlich der griechische Ursprung unserer
Statue, dass dieser geistige Ausdruck von dem Künstler
nicht etwa nur im Gesicht zur Erscheinung gebracht ist,
sondern dass die ganze Figur es uns zeigt, dass wir hier
einen alten, mit jugendlichem Feuer forschenden, Philo-
sophen vor uns haben. Dies würde noch deutlicher her-
vortreten, wenn nicht von derselben Hand, die die Nase
so unglücklich ergänzt hat, auch die Restauration des
rechten Oberarms und des linken Beins bis über das Knie
herrührte. Das letztere ist gerade um die Höhe der Basis
zu kurz ausgefallen gegen das rechte Bein ; und da das
ganze linke Stück der Basis neu ist, so scheint mir die
Vermuthung eines mir befreundeten Künstlers sehr an-
nehmbar, dass das linke Bein ursprünglich gar nicht auf
211
der Basis gestanden hat. — Deutliche Spuren von Bema-
lung an Augen und Mund wage ich nicht für antik aus-
zugeben.
Born- Curt Wachs.muth.
60. Belief einer Feldgottheit. Der Spätherbst
1859 brachte zu Ladenburg am Neckar (civi*«s V\\na)
ein bemerkenswerthes römisches Bildwerk zu Tage. Auf
einem nur 0,33 M. hohen und 0,15 breiten Lehnstuhl aus
grauem Sandstein sitzt eine beschuhte, unterwärts beklei-
dete männliche Feldgottheit mit Kopfbinde, rechts die
Patera, links ein Füllhorn haltend. Der Thron ist oben
gewölbt und auf beiden Seiten mit Bosetten in schach-
brettförmigen Feldern verziert, über welchem links ausser-
dem eine kleine Urne sichtbar ist. Neben den Beinen des
Sitzenden, sowie auf dem Piedestal steht eine wegen fast
völliger Verwitterung des Steines sehr schwer zu lesende
Inschrift (aus dem 4. Jahrhundert), die ich mir damals
folgendermassen abschrieb. Man liest linkerseits von den
Beinen der Figur in der ersten Zeile GN, in der zweiten
212
ME, rechterseits in der ersten Zeile N, in der zweiten E,
ausserdem am Piedestal, wie folgt:
Paris.
gECVNDINVs SE
VRVS }//(/(////.
W. Fröhmer.
Berichtigungen.
Durch ein Versehen der Officin ist in den meisten Ueberschrif-
ten dieses Jahrgangs die vorjährige Angabe „Archäologische Zeitung
Jahrgang Will" stehen gebliehen wofür XIX zu lesen ist. Für das
agonistische Relief Tafel CLUI ist zu bemerken dass die darauf dar-
gestellte Herme im Original ithyphallisch zu sein scheint. Die Ueber-
schrift eines in No. 154 der Denkm. u. F. abgedruckten Aufsatzes
giebt auf S. 185 und 199 durch einen Schreibfehler Lilien 'am
Scepter' des Zeus an, wofür augenfällig (laut S. 200 Zeile 4) 'am
Himation' zu schreiben ist. Ebendort ist S. 200 Z. 9 ». u. Mo sq.
statt Morg. zu verbessern. Auch ist im Anzeiger S. 135* Z. 13
'Bronzene Cista des Herrn Fr. Martinetti' (statt 'im Pallast Barbe-
rini') und S. 161* Zeile 17 von unten 'Gerhard Trinkschalen und
Gefässe Tafel C (nicht 100) zu lesen.
INHALT.
DENKMALER UND FORSCHUNGEN.
No. 145. 146. 147. Helios der Seelenempfänger und Aphrodite die Todesgöttin (F.. G.). — Gräbervenus. Felicitas.
Novus Annus (E. G.). — Zur Xantener Erzfigur (F. Wieseler). — Allerlei : Das Vcstaheiligthum am Forum
von Pompeji (Tit. Pyl); Antenor und Praxiteles (Urlichs); Nike aus Tarent (J. Friedländer).
No. 148. 149. 150. Beschäftigungen des täglichen Lebens (Otto Jahn). — Herakles und Syleus (Otto Jahn). — Eine
Münze von Helikr (J. Friedländer). — Allerlei: Epituachos, Bona Dea oculata, Devotion auf einer Ncujahrs-
lampe (L. Preller); falsche Münze von Naxos (J. FriedUinder).
No. 151. 152. 153. Leiden des Herakles (E. G.). — Perseus lernt fliegen (F. Ol). — Agonales Belief(E. G.). — Me-
trologisches über das den älteren Tempelbauten Grossgriechcnlands und Siciliens zu Grunde liegende Längeu-
mass (H. IVittich). — Allerlei: Simon der Hippolog (IV. Heibig); Venus Pompejaiui (A. Conze).
No. 154. Statuen galläkiseher Krieger in Portugal und Galicien (Emil Hübner). — Allerlei: Thebanisches, Sarkophag
in der Villa Parnfili (E. Petersen); Lilien am Himation des Zeus (E. v. Leutsch).
No. 155. 156. Artemis aus Pagonda (IV. Vischer. Nachschrift von E. G.). — Kinderspiele (Otto Jahn). — Kriegers
Abschied und Bückkebr (K. Friederichs). — Allerlei: die trauernde Isis (F. IVieseler); Aristoteles im Palast
Spada (C'. Wachsmuth); Belief einer Fcldgottheit ("F. Fröhner).
213
214
ARCHÄOLOGISCHER ANZEIGER.
No. 145. Allgemeiner Jahresbericht. I. Ausgrabungen (E. G.). — Beilagen zum Jahresbericht: 1. Aus Aegypten (E. G.
und R. Lcpsius); 2. Phönicische Ausgrabungen (E. G.). — Wissenschaftliche Vereine: Rom (Archäologisches
Institut). — Neue Schriften.
No. 146. Allgemeiner Jahresbericht. II. Denkmäler; III. Litteratur (E.G.). — Beilagen zum Jahresbericht: 3. Neuestes
aus Rom (W. H.). — Neue Schriften.
No. 147. Wissenschaftliche Vereine: Rom (Archäologisches Institut); Berlin (Archäologische Gesellschaft). — Beilagen
zum Jahresbericht: 4. Römisches aus Schleswig (C. M.); 5. Das zu Eleusis entdeckte Relief (Welcher) ; 6. Ueber
archäologische Sammlungen und Studien; 7. Beule's 'Fouilles a Carthage'; 8. Troyon's 'Habitations lacustres'
(E. G.). — Ausgrabungen: Neuestes aus Athen (P. Pervanoghi).
No. 148. Wissenschaftliche Vereine: Berlin (Archäologische Gesellschaft). — Museographisches : Alterthiimer im Garten
der Königin zu Athen (A. Michaelis); Römisches aus Spanien (E. G.)\ Pränestinische Cisten (E. G.).
No. 149. 150. Wissenschaftliche Vereine: Rom (Archäologisches Institut); Berlin (Archäologische Gesellschaft). —
Ausgrabungen: Schreiben aus Athen (P. Pervanoghi). — Museographisches: Athenische Vasen (A. Michaelis). —
Neue Schriften.
No. 151. 152. 153. Wissenschaftliche Vereine: Berlin (Archäologische Gesellschaft). — Ausgrabungen: Sculpturen aus
Kyrene; römische Inschriften aus Mainz (Wittmann und Mommsen); helvetischer Tumulus (Troyon). — Museo-
graphisches: Zum belvederischen Apoll (E. G. und R. K.). — Neue Schriften.
No. 154. 155. Wissenschaftliche Vereine: Berlin (Archäologische Gesellschaft). — Ausgrabungen: Neuestes aus Athen
(C. Wachsmulh); südrussische Ausgrabungen (E. G.); Etruskisches aus Volterra (A. Kiessling) ; über römische
Alterthiimer von Oehringeii, nebst einer Tafel (V. von Stalin und Th. Mommsen). — Museographisches aus
Athen (P. Pervanoghi). — Neue Schriften.
No. 15G. Wissenschaftliche Vereine: Winckelmannsfeste (Rom, Berlin, Bonn, Göttingen, Greifswald, Hamburg, Kiel). —
Ausgrabungen: Sculpturen aus Kyrene (Ch. Newton) ; das monumentum Ancyranum. — Litteratur: Reisefrüchte
aus Griechenland (E. G.); Müllers Denkmäler der alten Kunst (E. G.); Neue Schriften.
ABBILDUNGEN.
Tafel CXLV. Helios der Seelenempfänger, Marmorkoloss im königlichen Museum zu Berlin.
Tafel CXLVI. Aphrodite als Todesgöttin, Marmorkoloss im königlichen Museum zu Berlin.
Tafel CXLVII. Gräbervenus (1—4), Felicitas (5), Novus annus (6—9), nach Marmorbildern und Münzen.
Tafel CXLVIII. Beschäftigungen des täglichen Lebens, Sarkophagreliefs im Lateran und im Vatikan.
Tafel CXLIX. CL, 1—4. Herakles und Syleus, Schale der Campana'schen Sammlung.
Tafel CL, 5. Münze von Helike.
Tafel CLL Leiden des Herakles: 1. 2. Reliefs zu Rom und zu München: 3. etruskischer Spiegel.
Tafel CLII. Perseus lernt fliegen, Relief nach einem Gypsabguss gezeichnet.
Tafel CLIII. Agonales Relief im Museum zu Berlin.
Tafel CLIV. 1 — 3. Galläkischer Krieger aus Vianna; 4. 5. Artemis aus Pagonda.
Tafel CLV. Kinderspiele, Reliefs eines Grabsteins aus dem codex Pighianus.
Tafel CLVI. Kriegers Abschied und Rückkehr, archaisches Vasenbild im königlichen Museum zu Berlin.
215
216
VERZEICHNIS DER MITARBEITER.
Amhrosch (J.), Breslau, f
Ascherson (F.), Berlin.
Barifa (H.), Berlin.
Baumeister (A.), Lül)eck.
Bergk (Tfa.), Halle.
Bircli (Sam.), London.
ßocfc (C), Freiburg.
BöcWi (^.), Berlin.
Bötlkher (EL), Berlin.
Borghesl (Graf B.), S. Marino, f
Braun (Es), Rom. f
ßiirsian (fv.), Tübingen.
Cuvulluri (X.), Mexico.
Cuverfoiii (Cd.), Modena.
Conze (A.), Göttingen.
Curlius (F.), Göttingen.
Delle fsen(D.), Rom.
Erbkam (G.), Berlin.
Frans (J.), Berlin, t
Frick (0.), Wesel.
Fricdericlts (K.), Berlin.
Fricdla'/idcr (J.), Berlin.
FriedUinder (L.), Königsberg.
Froehner (W.), Paris.
Gaedechcns (B.), Göttingen.
Gerhard (£.), Berlin.
Görlz (C), Moskau.
Göliüng (K.), Jena.
Grotefend (G. F.), Hannover, f
Baul.li (G.), Stuttgart.
Hefner (J. v.), München.
IlcMg (W.), Berlin.
Beiiscii (W.), Rom.
Hermann (K. F.), Göttingen, f
Hertz (M.), Greifswald.
Hellner (H.), Dresden.
Haftel (J.), Magdeburg, f
Hühner (F.), Berlin.
Jan (K. u.), Prenzlau.
Jalm (0.), Bonn.
Janssen (L. J. F.), Leyden.
Kandier (P.), Triest.
KeU (K.), Schulpforte.
Kekule (B.), Berlin.
Kenner (F.), Wien.
Kiepert (H.), Berlin.
Kiessling (A.), Rom.
Kirchhof} (A.), Berlin.
Koner (W.), Berlin.
Lachmann (K.), Berlin, f
Lujard (F.), Paris, t
Lauer (J. F.), Berlin, f
Leontjeff (P.), Moskau.
Lepsin« (B.), Berlin.
Lersch (L.), Bonn, f
Lciifsch (E. v.), Göttingen.
Lloyd (W. Ilr.), London.
Manussis (Th.), Athen, f
Malthiesscn (Ch.), Kiel.
Mazzetti (Ant.), Chiusi.
Meineke (A.), Berlin.
Mercklin (L.), Dorpat.
Meyer (H.), Zürich.
Michaelis (A.), Kiel.
Minervini (G.), Neapel.
Mommsen (Th.), Berlin.
Movers (F. C), Breslau, f
Miillenhof (C), Berlin.
Müller (L.), Kopenhagen.
Neigebaur, Turin.
Neivton (Ch.), London.
Osmil» (F.), Giessen. f
Ofi'iLecfc (J.), Leipzig.
Punoßa (Th.), Berlin, f
Pavasliotis (G.), Athen.
PoucW (C. v.), Mitau.
Pervunoglu (P-), Athen.
Petersen (Ch.), Hamburg.
Petersen (F.), Hamburg.
Preller (L.), Weimar, f
Prolresclt-OsteJi (Frhr. v.), Konstauti-
nopel.
Pulszky (F. ».), Turin.
Pyl (Th.), Greifswald.
Rangube (R.), Athen.
Ralhgeber (G.), Gotha.
Röchelte (Raoul), Paris, j-
Rofs (L.), Halle, f
Koulea (J.), Gent.
RuW (S. L.), Kassel.
Schar ff (G. jun.), London.
Schillbuch (B.), Breslau.
Scltniidf (L.), Bonn.
Schott (W.), Berlin.
Schulz (H. W.), Dresden, f
Stark (K. B.), Heidelberg.
Stalin (V. v.), Stuttgart.
Stephan* (L.), Petersburg.
Urllchs (L.), Würzburg.
Usslng (F. L.), Kopenhagen.
Felsen (A. v.), Athen, f
Vischer (IV.), Basel.
Waugen (G.), Berlin.
ir«cJisiiiu/li (C), Rom.
Wals (Ch.), Tübingen, f
Welcl-er (F. G.), Bonn.
Wieseler (F.), Göttingen.
Wille (J. de), Paris.
JFifiiclt (B.), Berlin.
Wolff (G.), Berlin.
Wiislemann (E. F.), Gotha, f
Zahn (!!'.), Berlin.
Zumnt (A. W.), Berlin.
Herausgegeben von E. Gerhard.
Druck und Verlag von G. Brimcr.
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125* 126*
ARCHÄOLOGISCHER ANZEIGER.
Zur Archäologischen Zeitung, Jahrgang XVIII.
JXi 145.
Januar 1861.
Allgemeiner Jahresbericht. I. Ausgrabungen. — Beilagen zum Jahresbericht: 1. aus Aegypten; 2. Phönicische Ausgra-
bungen. — Wissenschaftliche Vereine: Rom (Archäologisches Institut). — Neue Schriften.
I
Allgemeiner Jahresbericht.
I. Ausgrabungen. Während die gewohntesten Fund-
gruben der klassischen Denkmälerwelt uns meistens ver-
schlössen sind, übt die mit grossen Mitteln vom Lan-
desherren Aegyptcns durch einen französischen Archäo-
logen planmässig ausgeführte Ausbeutung pharaonischer
Tempel und Gräber ihre Anziehungskraft aus. Unter-
und Oberägypten, Memphis und Theben, Tanis Abydos
und andre Orte haben seit Jahr und Tag den energischen
Ausgrabungsplänen Herrn Mariettes und dem zukünftigen
Museum des Vicekönigs sich dienstbar erwiesen , derge-
stalt dass die Wichtigkeit der neuentdeckten und neu-
erschlosseneu Kunstdenkmäler für Kunstgeschichte und
für geschichtliche Fragen der allgemeinsten Bedeutung fast
grösser erscheint als ihre Zahl und ihr Umfang '). Eine
andere Reihe planmässiger Ausgrabungen hat ganz neuer-
dings im Orient sich eröffnet, seit die französische Regie-
rung Herrn Renan zur antiquarischen Ausbeutung der
syrischen und phönicischen Küsten ausgesandt hat; man
hat mit lehrreichem Erfolg in Byblos zu graben begonnen,
und nun auch den Boden von Sidon und andren Orten
in Angriff genommen '). In Vergleich mit so grossen und
so planmässig gepflegten Unternehmungen würde die an-
tiquarische Ausbeutung des klassischen Occideuts zurück-
treten müssen, wäre sie auch nicht grossentheils durch
gewaltsamen Druck der Zeitereignisse gehemmt. Zwar
Kleinasien ') und die griechischen Inseln Hessen, manches
geringeren Funds zu geschweigen, noch neuerdings die
rhodischen Gräberfunde von Kameiros als Nachlese von
Herrn Newtons Reise uns zugehn*); aus Athen5) Eleusis6)
und sonst aus Griechenland r) hat bei viel achtbarem Eifer
der Alterthumsfi eunde manche Erkundung des klassischen
Bodens und mancher willkommene Erfolg sich vernehmen
lassen ; doch ist der Ertrag jener Funde im Ganzen nur
massig zu nennen, und wenden wir unsern Blick nach
Italien, so sind die Zeitläufte gebietend genug um anti-
quarische Funde theils aufzuheben theils für den Augen-
blick uns vorzuenthalten. In Neapel, wo bei dem Fall
der Bourbonen auch das Museo Borbonico in Besitz und
Verwaltung bedroht blieb, wagt man nach den Funden
Uuteritaliens Pompejis und sonstiger Ausgrabungsorte jetzt
kaum zu fragen, obwohl dann und wann die nachträgliche
Kunde mancher früheren Entdeckung daran erinnert 9).
Ebenso wenig wird man aus Mittel- und Oberitalien an-
tiquarische Neuigkeiten im gegenwärtigen Zeitpunkt er-
warten. Die Gallier, alte Bekannte, sind rettende Hüter
der ewigen Stadt und ihres Kirchenfürsten; aber der
Papst ist nicht in der Lage mit der gewohnten Munifi-
cenz grosse Mittel für antiquarische Zwecke zu verwenden,
wie es zuletzt noch in Ostia und in gewissen Ausgrabun-
gen vor Porta Portese geschehen war. So ist aus Rom')
und dessen Umgegend diesmal nur ein und der andre
zufällige Fund zu berichten ; auch bei Präneste ist neuer-
dings wol nicht mehr gegraben worden, dagegen das in
Ostia aufgedeckte Mithräum Aufmerksamkeit erregt ' ").
Etruskische Funde, zum Theil nicht der jüngsten Zeit
angehörig, was namentlich von den tarquiniensischen und
volcentischen gilt, wurden auch neuerdings mehrfach be-
richtet; weniger ist aus Bolsena, mehr aus Chiusi und
Volterra zum Vorschein gekommen, woneben hauptsächlich
die wichtigen Sprachreste aus Falerii zu nennen sind ").
Aus Oberitalien und vom Abhang der Alpen ist mancher
Sehatz alter Münzen und mancher sonstige antiquarische
Fund "), aus Sardinien immer noch allerlei Antikes von
buntester Mischung ") uns kund geworden. Was wir von
antiquarischen Funden Helvetiens '"), Galliens15) und des
französischen Afrikas ,6), des brittischen und skandinavi-
schen Nordens "), der Rheingegenden ',) und der Donau-
Kinder ") erfuhren, stellen wir anmerkungsweise hienächst
zusammen.
(Schluss folgt.)
1. Ausgrabungen.
') Aegyptische: näher erörtert in unsrer Beilage 1.
2) Phönicische: vgl. unten Beilage 2.
*) Kleinasien. Statt auf neueste dortige Funde können wir
hier nochmals auf die ihrem ganzen Umfange nach erst allmählich be-
kannt gewordenen Entdeckungen Herrn Newtons verweisen. Einen
Auszug seiner letzten Berichte aus Haliharnass Knidos und Milet
gaben wir in unserm vorigen Jahrgang (Arch. Anz. 1860 S. 88* IT.).
Zu Abydos fand der brittische Consul Calvert einen zum Gewicht
bestimmten, 68 Pfund schweren Löwen mit orientalischer, angeblich
phönicischer, Schrift (Bullettino 1860 p. 68; Arch. Anz. 1860 S. 54*).
4) Griechische Inseln. Die Ausbeutung der sehr alten
127*
128*
Gräber zu n) Kameiros auf Rhodos ward bei Erörterung ihrer ins
brittische Museum gelangten Funde oben (Arch. Anz. S. 69* ff.)
erwähnt. Zu 6) Samns wurden ausser bereits erwähnten Inschriften
(Arch. Anz. 1800 S. 3* Anm. 3) auch statuarische Werke gefunden
(Philolog. XVi S. 184). Aus c) Aeginn ward der Fund einer sehr
späten Reliefdarstellung des musicirenden Orpheus berichtet (Bull.
1860 p. 57 ss.).
5) Athen: Bull. 1860 p. 50ss. 1 1 3 ss. 116. 209ss.; Arch.
Anz. 1860. S. 74*. 97*. Die neuesten Ausgrabungen wurden tbeils
a) von der Regierung auf der Akropulis geführt, wobei Künstler-
inschriften und sonstige Inschriflsteine, wie auch Skulpturfragraente
sich fanden (Bull. p. äOss.); nach den L'infangsmauern des Erech-
theion ward vergeblich gesucht (Bull. p. 209 ss.). In der b) angeb-
lichen Stoa Poekile bei der zerstörten Kirche 'Ayla IJvoyioniaau
war von der archäologischen Gesellschaft, bis jetzt ohne viel Aus-
beute (Bull. p. 211), doch mit Erkundung einer 114 Meter langen
Mauer gegraben worden, welcher die Basen einer Säulenhalle und
drei Durchgangsthüren angehörten (Arch. Anz. S. 74*. 97*). Auf der
c) .Nordseite der unteren Stadt erfolgte aus dortigen Gräbern der
Fund eines silbernen Aschengefässes (Bull. 1860 p. 116); auf der
zum Stadium führenden Strasse ward bei einem Grundbau das Mar-
mnrligürchen eines sitzenden Fischers gefunden (Bull. p. 216).
r) Eleusis. Die von Charles Lenormant dort begonnenen und
nach dessen Tode von dessen Sohn Herrn Francois Lenormant fort-
gesetzten Ausgrabungen haben zu genauerer Kenntniss der inneren
Propyläen, wie auch zu Auffindung mehrerer Skulpturen und Inschrif-
ten beigetragen. Vgl. Bull. 1860 p. 177ss ; Fr. Lenormant Marbres
d'Eleusis. Paris 1860. 4.
") Sonstige griechische Funde sind aus a) Kleonä :( Arch.
Anz. 1860 S. 1)3* Vase mit Troilosbild) und aus f>) Hypati bei
Lamia berichtet, wo ein Sarkophag mit darin befindlichem Gold-
schmuck entdeckt ward (Augsb. Allgem. Zeit. 1860 no. 55).
3) Unteritalien. Aus Marino bei Sora ward ein Münzfund
berichtet (Bull. 1860 p. 133ss.|; die merkwürdige obwohl sehr vage
Notiz eines angeblich uskischen Rundbaus in Santa Maria di Capua
(Bull. 1860 p. 65s.; Arch. Anz. 1860 S. 53*) gehört wol beträcht-
lich früherer Zeit an.
9) Rom. L'cber die n) in Vigna Bonelti vor Porta Portese,
wo man den Boden der Gärten des Caesar, aber auch den des Tem-
pels der Fors Fortuna voraussetzt, geführten Ausgrabungen ist jetzt
C. L. Viscontis Bericht (Annali 1860 p. 41 5 ss.) gedruckt; ausser
der nach Russland verkauften Venusstatue hat man den Grundbau
eines Tempels, viel Reste von Hermen und sonstiger Gartenskulptur
wie auch zahlreiche Inschriften dort entdeckt; dem Fund einer bi-
linguen, griechischen und palmyrenischen, Inschrift haben noch andre
sich angereiht, auf deren Grund man jetzt die vormalige Existenz
eines dort dein Belus geweihten Heiligthuuis versichern kann (Allgem.
Zeit. 1860. no. 36ö). Neuerdings hörten wir aus Rom von schönen
bei 6) Palast Fiano am Corso neu aufgefunden™ von einem kai-
serlichen Bau Domitians oder Marc Aureis herrührenden architekto-
nischen und Skulpturfragmenten (Bull. 1860 p. 12 s».). Aus der
Nähe c) des Klosters von .S. Paulo kamen Inschriflfiagmente alter
Kalender ans Licht (Bull. 1860 p. 71 ss.). Einige andre römische
Notizen folgen in tlnarer Beilage 3.
,n) Borns Umgegend hat «) aus Pianeste, wie es scheint,
nur die genauere Kenntniss früherer Funde geliefert (Arch. Anz. 1860
S. iö'tt.). Zu 6) Ostia isi ein Milhraum aufgedeckt worden (Bull.
1860 p. 98; Arch. Anz. 1860 S. 56*), dessen genauere Beschreibung
erwartet wird. Von alleren Funden kamen die beim c) Lago di
Pantano (Bull. 1860 p. 65s.; Anh. Anz. 1860. S. 53* nicht 'Fon
lano') gefundenen Tcrracolten zur Sprache.
") Etruskische Funde. Aus a) Targulnli liegen jetzt die
schönen Mcl.iü.irfx-ilcri der von Herrn Bazzichelli im Jahr 1855 voll-
führten und damals wenig beachteten Ausgrabung (Bull. 1855 p. VU.
Annali 1860 p. i7'Jss.) uns vor; QU9 b) Villi! sind ebenfalls keine
neueren Funde als die der letzten Francoiwchen Ausgrabung Anh.
Anz. 1860 S. 105") kund geworden. Mehr ist in .Irr Umgegend von
i Boltena (Bull. 1860 p. I06ss. Monteflaacone) , ton d< C/iiusi
Ball. 1860 p. 80ss.) und von e) Vollerra (Bull. 1860 p. 183ss.\
an den beiden letzteren Orten uii hl "I Erfolg, nachgegraben wor-
den. Die Ausgrabungen von f) Ametta haben allerlei antike Gegen-
stände gemischten und durchgängig späten Charakters ans Licht ge-
bracht (Bull. 1860 p. H8ss.l, dagegen der Boden g) des alten
Falerii die neuerdings mehr besprochenen inschriftlichen Reste falis-
kischer Sprache (Annali 1860 p. 211ss.) als schätzbaren Beitrag zur
Kenntniss italischer Dialekte geliefert hat.
'■) Oberitalien. Aus a) Carrara ward ein erheblicher Münz-
fund berichtet (Bull. 1860 p. 132ss. 200ss.). Aus b) Wülsth-Tyrol
ward der Torso eines Merkurs, gefunden zu Kurtasch bei Botzen
(Augsb. Allg. Zeit. 1860 no. 110), aus r) der italienischen Schweiz
Pfahlbauten erwähnt, die man den Freunden so uralter Uebcrreste
jetzt an der Südseite des Lago maggiore nachweist Revue archeo-
logique 1860. 11 p. 431).
n) Sardische Ausgrabungen: Arch. Anz. 1860 S. 77* BT.
,4) Schweiz. Der Pfahlbauten zu geschweigen, die an den
Seen der Schweiz jetzt so vielfach nachweislich sind und bis auf die
transalpinische Seite hinüberreichen (Anm. 12c), fehlt es auch nicht
leicht an römischen Funden; Inschriften aus Vindonissa wurden er-
wähnt (Arch. Anz. 1860 S. 83*).
rs) Gallische Ausgrabungen römischer Denkmäler haben zu
a) Vienne theils den schon früher berührten Fund eines Kopfes aus
Bronze (Bull. p. 217; Arch. Anz. 1860 S. 7* Anm. 24d), theils
einen neulich entdeckten Ueberrest gefälliger Wandmalerei zum Vor-
schein gebracht (Revue arch. 1861 I, SS); in der Stadt ») Kheims
ward ein ansehnliches auf Circusspiele bezügliches Mosaik entdeckt
(Revue arch. 1860 II, 434 s. unten Anm. 45), welches dem antiqua-
rischen Eifer jener Stadt und Umgegend neuen Aufschwung zu geben
scheint. Ein römisches Castrum ward zu c) Saint e-Germaine süd-
lich von Bar-snr-Aube nachgewiesen (Bull, des antiquaires de France
1860 p. i3); eine auf die Göttin Epona gedeutete Gruppe aus Erz
ward zu d) Loisia im Canton Sainte-Amour, im Gebirgsstrich des
Jura, gefunden (Revue arch. 1860 11,281). Celtisch-römische Grab-
hügel bat Herr von Saulcy in der Gegend von e) Contrexeville er-
öffnet (Revue arch. 1860 II, 200); ein celtisches ustrinum ward zu
f) Vilienettpe-le-Rni, Seine-et-Oise, untersucht (Revue arch. 1S60 II,
431s.). Frühere Grabungen verwandter Art sind g) in der Zeit-
schrift ['Institut 1859 p. 286 (Fontaine-deranl-Dini, Brunenberg)
verzeichnet. Einiges celtisches Gcräth hat auch A) die Ausschläm-
mung der Seine an mehreren Orten, namentlich zu Bercy ans Licht
gebracht (Revue arch. 1860 II, 129). Zu diesen verschiedenen Fun-
den ist endlich i) im Monat August vorigen Jahres mitten in Paris
auf der place Sainl-Michet, wo man gemeinhin ein von Julian her-
rührendes Gebäude voraussetzt, der imposante Fund von 1600 Gold-
münzen der früheren, von Caesar bis Commodus reichenden Kaiser-
zeit, vielleicht aus der Kriegskasse einer römischen Legion, nachge-
folgt (Revue num. 1860 p. 341 ss.).
,6) Römisches in Afrika. Die antiquarische Ausbeutung
Algeriens schreitet fort. Der einzelnen Erfolge zu geschweigen, welche
besonders im 'Annuairc de la socic'te arch. de Constanline' ver-
zeichnet sind, genügt hier die Erwähnung, dass Herr Gaerin, von
der französischen Regierung dorthin gesandt, 400 Inschriften zurück-
gebracht haben soll (Revue arch. 1860 II, 359).
") Römisches im Norden. In Ermangelung neuerer Aus-
grabiingsberichte aus England sind die Nachrichten uns doppelt will-
kommen, die über Fortgang und Ergebniss der in den Torfmooren
Schleswigs geführtes Ausgrabungen in unsrer Beilage 4 sich geben
hissen.
") Aus den Ilhcinlan den sowohl als aus den benachbarten
Flussgehieten vormaliger römischer Ansiedlung gehen Jahr aus Jahr
ein viele römische Ueberreste hervor, ohne dass es uns leicht ge-
rn.ich! wird dieselbe zu überschauen, was freilich auch mehr von
vaterländischen Geschichtsvercincn und deren etwanigem Gesamtorgan
als an dieser Stelle erwartet werden kann Erhebliche Funde, deren
wir uns erinnern, sind die jetzt im Mainzer Museum befindliche Con-
sularinschnft aus Rottenburg (Arch. Anz. S. 74*) und die am Hup-
pertsberg bei Bingen aus einem alirömischen Gräberplalz hervorge-
zogenen ansehnlichen Grabsteine, welche zum Theil mit Inschriften
orientalischer Rogens liützen versehen sind (Rhein. Jalnbb. XXVIII.
S. 7911'.).
'') Ans den I) ona nlände rn pflegen die antiquarischen Be-
richte spät einzutreffen , welche jedoch voll Herrn F. Kenner mit
der unsern Lesern bekannten (Arch. Anz. 1860 S. 24*11.) Umsicht
129<
130*
und Sorgfalt zum Behuf seiner Chronik der archäologischen Funde
des österreichischen Kaiserstaats in Forlsetzung von J. Seidels Arbeil
gesammelt werden; ein von ihm neulich erschienenes Heft umfasst
allerdings erst die Funde des Jahres 1859. Dass auch Serbien uns
manche Ausbeute gicht, erfuhren wir zuletzt durch die Reiseberichte
von //. Köler (Arch. Anz. 1860 S. 83*) aus dem Jahre 1856.
II. Beilagen zum Jahresbericht.
1. Aus Aegypten.
Die wundersame Thätigkeit des Herrn Marielle dauert
fort und hat auch im letzten Jahr ihre Früchte getragen.
Nach aller Ausbeutung ägyptischer Paläste und Gräber
durch europäische Alterthumsfreuude und Spekulanten
sollten wir es erleben, dass ein dortiger Vicekünig die
reiche Nachlese hält die allerorts noch immer ihm zu
Gebote steht und dass ein Beamter des Louvre mit aller
Einsicht und Rüstigkeit in seinen Diensten bemüht ist in
Kairo ein Museum ägyptische! Alterthümer, allen bishe-
rigen Sammlungen überlegen, zu schaffen. Wie vor einigen
Jahren das Serapeuin und das Pyramidenfeld von Memphis,
sind auch noch neuerdings die Ruinen von Memphis selbst für
jenes neue Museum ergiebig geworden, gleichzeitig aber
auch mancher andere Mittelpunkt ägyptischer Kunst in
Unter- und Oberägypten, namentlich Tanis, Abydos, Edfu
und Theben zur neuen Fundgrube für Herrn Mariettes
Nachforschungen geworden. Briefliche Mittheilungen, in
der Revue archeologique (1860. II p. 17ss. 207s. 1861. I
p. 97 ss. Vgl. Bull, dell' Inst. 1860 p. 129ss.) abgedruckt,
haben uns über seine jüngsten Erfolge in Kenntniss gesetzt
und gestatten uns dieselben in summarischer Kürze auch
hier zu erwähnen.
Wir erfahren zunächst, wie glücklich Herr Mariette
das grosse Gräberfeld der Pyramiden ausbeutete. Bei
der Pyramide von Gizeh, wo er vor jetzt acht Jahren auf
Kosten des Herzogs von Luynes die grosse Sphinx aus-
grub und dereu Zusammenhang mit dem ursprünglichen
Felsen nachwies, hatte ganz nahe an der Sphinx ein Tempel
von rothem Granit und Alabaster sich aufgefunden, des-
sen Ausbeutung erst jetzt möglich geworden ist. Ein
Schacht inmitten dieses Gebäudes verbarg sieben Sitzbilder,
meist aus grüner Breccia gearbeitet, des Königs Chephren;
zwei dieser Statuen sind wohl erhalten und tragen den
Namen jenes der vierten Dynastie angehörigen Königs an
sich. Ausserdem vernehmen wir, dass die grosse Menge
kleinerer Gegenstände, namentlich der Schmucksachen und
Anmiete von seltenem Stein, welche dem neuen Museum
zu Kairo aus der Pyramidengegend zugingen, sehr werth-
voll sei, und werden zugleich durch die Bemerkung über-
rascht dass gleichartige Funde, namentlich von seltener
Steinart, nur aus dieser Gegend Aegypteus, nicht aber aus
den Gräbern von Theben und sonstigen Orten Oberägyp-
tens hervorgegangen sind.
Aus den Grabungen zu Sulcaruh ist ein wichtiges
historisches Denkmal gewonnen worden, ein Gegenstück
zu der Tafel von Abydos, ebenfalls enthaltend eine Reihe
ägyptischer Herschernamen, in zwei Reihen vertheilt ihrer
vierzig, unter denen nicht weniger als zwölf bisher unbe-
kannte sich befinden, von denen einer mit dem Mane-
thonischen Mie'bis aus der ersten Dynastie, andre mit dem
Necherophes aus der dritten und dem Ratoiches aus der
vierten zusammengestellt werden (Rev. arch. 1860 II, 21).
Dass zwischen der sechsten und elften Dynastie kein Name
steht, erweist nach Herrn M. den chronologischen Cha-
rakter dieser Liste, von welcher die Herseher einzelner
Landschaften ausgeschlossen blieben. — Ebenfalls aus
Sakarah sind ungefähr zwanzig Statuen uralten Styls ge-
wonnen worden, die man der berühmten Statue des Gram-
mateus im Louvre gleichstellen kann. Polychromie war
mit dieser ältesten Skulptur durchgängig verbunden, zu
welcher man auch farbige Steinarten, namentlich Quarz,
anwandte (Revue arch. a. O.).
Zu Abydos ist im grossen Tempel langsam, aber
mit sichtlichem Erfolg gegraben worden. Die Ausbeute
besteht in 140 Wandmalereien. Mau würde ausserdem
noch eine grosse Anzahl wichtiger Stelen hinzufügen kön-
nen, welche man, vermuthlich Dekrete enthaltend, an einer
ansehnlichen Unifangsmauer des Tempels angelehnt fand;
doch sind nur sechs derselben hinlänglich erhalten um ihre
Lesung zu gestatten (Revue arch. 1860 II, 23ss.).
Eine wichtige Leistung ist ferner die Aufräumung
des grossen Tempels zu Edfu, der angeblich neben
der späteren Architektur des Tempels zu Denderah für
den erhaltensten aller ägyptischen Tempel gelten darf.
Herr M. hat hier mit einer der Gewalt seines Pascha
würdigen Energie Bahn gehrochen. Das Dorf, welches
diesen Tempel vorher unzugänglich machte, bestehend aus
64 Hütten welche die Plattform bedeckten und noch 28
andern in der Nähe des Tempels, ist niedergerissen und
überhaupt ein Kilometer dortigen Gebietes gereinigt wor-
den, in welchem der Aegyptolog nun 40 zugänglich ge-
wordene antike Gemächer mit ihren Inschriften und Skul-
pturen studiren kann (Revue arch. 1860 II, 33 ss.).
In Theben hatte Herr Mariette an drei verschiedenen
Hauptpunkten Grabungen eröffnet. Gerade hier war der
vormalige Reichthum der Paläste und Gräber in alter und
neuer Zeit stark ausgebeutet worden. Zu Medinet-Abu wird
der Tempel Ramses des Dritten allmählich neu aufgeräumt.
Zu Gurnah war dies in den Gräbern von Drah - Abu-
Neggah durch eine Räuberbande geschehen, deren Ver-
folgung durch einen inschriftlichen Papyrus bezeugt ist
und in Uebereinstimmung mit demselben sich nachweisen
lässt. Zu Kuriuik ist die ansehnliche Wand frei gelegt
worden, deren grosse auf Tutmes den Dritten und dessen
Feldzüge bezügliche Inschrift zum Theil nach Paris ver-
setzt ist (Revue arch. 1860 II, 25 ss.).
Ein neuester Bericht des Herrn Mariette (Revue arch.
1861 I, 97ss.) macht mit den Grabungen vou Tanis im
nordöstlichen Niederägypten uns bekannt. Dieser Ort, der
auch den Doppelnamen Hu-uar oder ylituris geführt haben
soll, wird für einen wichtigen Befestigungspunkt der Hyk-
sos gehalten, worauf auch die neuesten Funde bezogen
werden. Obenan steht die Entdeckung von vier Sphinxen
(Rev. arch. a. O. p. 105 s.), deren Gesichtsbildung laut
der davon gegebenen Zeichnung (pl. 4 und 5) seltsame
Züge darbietet und deren darauf befindliche Namens-
inschrift, wie wir erfahren, auf den semitischen Apophis
hinweist. Herr Mariette hat an diesen Namen zugleich
die Auslegung einer schon früher bekannten aber an-
ders gedeuteten Statue geknüpft , welche an einer
Stelle den Namen Ra - smenkh - ka, an einer andern
den semitischen Herscher Apophis, endlich an einer drit-
ten die wiederum spätere Legende Ramses des Zweiten
enthält. Weit aussehende Combinationen haben an diese
131<
132*
Denkmäler sich geknüpft, bei denen Herrn Mariettes Phan-
tasie sogar den Vertrauten des biblischen Pharao, den
Erzvater Joseph betheiligt sieht. Man wird dies mit un-
gläubiger Heiterkeit vernehmen, zugleich aber auch der
Thatsache nicht widerstreben wollen, dass grosse Rüthsel
ägyptischer Geschichte und Zeitrechnung im Fortgang
jener Entdeckungen theils neu sich aufthun, theils ihrer
Lösung zugeführt werden.
Glücks genug dass der Unternehmungsgeist des mu-
selmännischen Kunstbeschützers, dem jene grossartigen
Funde zu bleibendem Ruhm gereichen , noch keineswegs
gelähmt erscheint. Herrn Mariettes wohlüberlegte und
ausdauernd fortgeführte Grabungen werden zu gleicher
Zeit an verschiedenen Orten, im Delta allein an sieben
Hauptorten (Suis, Tunis, Thmuis, Kijnopolis, Bubastis,
Atbribis und Heliopolis) fortgesetzt und das ägyptische
Museum zu Kairo geht in grossartigem Plan und Um-
fang seiner Durchführung entgegen (vgl. Revue arch. 1860
II, 207).
[In der Sitzung der archäologischen Gesellschaft zu
Berlin vom 5. Februar d. J. (deren Bericht erst in einem
späteren Stück dieser Zeitung gegeben werden kann)
hob Herr Lepsius die interessante Seite des von Herrn
Marieitc in Tanis ausgegrabenen Androsphinr mit Löwen-
mähne hervor, war aber keineswegs einverstanden mit den
von ihm an dieses Denkmal geknüpften Erklärungen und
Folgerungen. Von den Inschriften dreier Könige, die sich
auf der Statue finden, könne die auf der Schulter schlecht
eingekratzte eines Königs Apepa sicherlich am wenigsten
die des Errichters sein; auch sei der bekannte Hyksos-
könig Apophis nicht der Pharao des Joseph gewesen, auf
dessen ministeriellen Befehl die Statue, wie Hr. M. zu
glauben geneigt sei, als Porträt jenes Pharao gearbeitet
sein solle. — ■ Die ausserdem erwähnte Statue eines sonst
unbekannten Königs, die schon Burton aufgefunden habe,
sei von Hr. L. nicht, wie hier irrig gesagt werde, bei
seiner Anwesenheit in Tanis übersehen, sondern beide
Inschriften, namentlich die mit der neuen Sphinxinschritt
wahrscheinlich identische Apepa - Legende jener Statue
zweimal (Denkmäler 111,259; Königsbuch no. 22G) nach
seinem Papierabdrucke genau publicirt und (Königsb. p.44)
ausführlich besprochen worden. In ■ der Publication des
Hrn. M. (p. 102) sei eine zum Verstündniss unentbehr-
liche Hieroglyphengruppe weggelassen worden , daher
auch die Uebersetzung der Inschrift eine unrichtige sei.
Hr. L. hoffte seine Ansichten über die Hyksos und ihre
Zeiten mit Bezug auf die neuesten Entdeckungen und Er-
klärungen anderer Gelehrten bald an andrer Stelle im
Zusammenhange darzulegen.] — In ähnlicher Weise hat nun
auch der Vicomte de Rouge in einem lesenswerthen aka-
demischen Vortrag, den uns das Märzheft der Revue ar-
chiiologique p. 248 — 251 soeben bringt, die Folgerungen
beschränkt welche Herr Mariette beim ersten Eindruck sei-
ner merkwürdigen Entdeckung daraus zog.
2. Phönicische Ausgrabungen.
Während Herr Mariette Aegypten ausbeutet ist ein
andres Mitglied der pariser Gelehrtenwelt, der Orien-
talist Renan, in Auftrag des Kaisers der Franzosen
mit antiquarischen Nachforschungen auf phönicischem
Boden beschäftigt. Seine Mittheilungen vom 4. Dccember
v. J. (Revue arch. 18G1 I, 171 ss.) machen uns mit den
bereits eröffneten Ausgrabungen von Byblos (l)jebeil)
bekannt. Man hat sich dorthin zuerst gewandt, um die
grossen dargebotenen Mittel für den minder zugänglichen
uud bisher auffallend wenig bereisten Landstrich der Kü-
stengegend des Libanon zu benutzen. Zu der grossen
Anziehungskraft, welche Byblos nach seinen zu Tage lie-
genden örtlichen Spuren als der vormalige Schauplatz ge-
heiligter Stätten und Pilgerfahrten aus römischer Zeit dem
prüfenden Forscher noch heute darbietet, war für Herrn
Renan der Umstand entscheidend, dass inschriftliche Funde,
meistens in griechischer Sprache, hier mehr als anderwärts
im phönicischen Küstenland zu erwarten stehn. Im Corpus
inscriptionum Graecarum ist nördlich über Berytos hinaus
keine einzige Inschrift dieser Gegend gegeben; Herr Renan
hat alsbald 25 Inschriften gefunden, von denen die Hälfte
aus christlicher Zeit und minder erheblich, 6 — 8 andere
aber wichtig und inhaltreich sind. Das Verhältniss einer
sehr gemischten, namentlich überwiegend ägyptischen Be-
völkerung spricht in Byblos, wie man es nach Philon und
nach dem Verfasser der Schrift von der syrischen Göttin
erwarten konnte und wie es Herr Renan noch in den
heutigen Bewohnern wiedererkennt, in schriftlichen und
Kunstdenkmälern sich aus; mehrere Skulpturen solchen
Schlages, denen auch eine leider zertrümmerte Sphinx an-
gehört, sollen jener Behauptung zur Stütze gereichen. Den
Namen einer &ta NiatnTiiTig hat Herr Renan gleich-
falls den Aegyptologen überwiesen. Bei solchem Ueber-
mass ägyptischer Spuren befremdet bis jetzt der auffallende
Mangel an Ueberresten des Adouisdienstes, dagegen als
häufigster inländischer Gott der Samcmrum oder Ztvg
vxjjovQÜviog des Philon sich zu erkennen giebt, wie
denn die Inschriften Zeug inovQaviog, ferner ±/it ovgu-
vi(t) rUuaTit) SuttQvatoi imjxofo und ähnliche dafür zeu-
gen. Es war dies vermuthlich der El oder Baal von
Byblos. Zwei schöne Tempelgiebel, beide monolith, der
eine in Djebe'fl, der andre in der Umgegend, beweisen
ihren punischen Ursprung durch die von Philon als phö-
nicisch bezeichnete geflügelte Kugel, obwohl das eine
dieser Denkmäler zugleich von der griechischen Inschrift
eines Dionysios begleitet ist und vielmehr auf ägyptische
Herkunft zurückweist.
Die phönicische Kunst, bemerkt Herr Renan, hat im
Gegensatz so später Denkmäler nicht wenige alte und
achtbare Spuren zurückgelassen: manches Felsendenkmal
(ces travaux executes dans le roc iju'on rencontre ici «
chaque />«*•) , dazu Nekropolen, Wasserbehälter, denen zu
Jerusalem vergleichbar, endlich die monolithen oder unter-
irdischen Tempel , welche Herr Renan als die meistens
nur überbaute und umgeformte altphönicische Grundlage
der meisten heutigen Kirchen und Kapellen jenes Landes
betrachtet. Es wird dies mit aller Anerkennung ansehn-
licher aus grossen Werkstücken erbauter Denkmäler der
Römer- und Seleucidenzeit, namentlich des Tempels zu
Deir-el- Kala und eines grossen Gebäudes zu Djonni,
geäussert.
In einem späteren Bericht vom 16. Januar d. J. (Re-
vue archeol. 1861 I, 174) werden mehrere der ausgegra-
benen Gegenstände näher bezeichnet. Ausser mehreren
Arcbitekturfragmenten wird ein Relief von durchaus assy-
rischem Charakter, einen Löwen darstellend, gerühmt.
Unter den vorgefundenen Inschriften ist bis jetzt nur eine
einzige stark verstümmelte mit phünieischer Schrift, der
hebräischen sehr ähnlich, zum Vorschein gekommen. Dass
sich neuerdings Sarkophage mit punischen Inschriften ge-
funden haben (angeblich durch einen Herrn Dttrinyliello),
wird in Abrede gestellt.
Weitere Ausgrabungen dieser französischen Expedition
des Herrn Renan sollen zunächst zu Sidon (Sa'ida), dann
auch in Sur und Tortosa ausgeführt werden.
133<
134*
III. Wissenschaftliche Vereine.
Rom. In der Sitzung des archäologischen In-
stituts vom 21. December 1860 theilte Pater Garrucci
eine Abschrift eines in Falerii gefundenen Steines mit,
der durch die Erwähnung einer von Vespasian und Titus
per censuram verliehenen hasta pura besonderes Interesse
erregte. — Darauf las Herr Benzen über die barberini-
scheu Fragmente der Triumphalfasten. Durch eine neue
Anordnung der verschiedenen Fragmente war es möglich
geworden, das Datum mehrerer Triumphe genauer als
bisher zu bestimmen. Pater (larrucci hol) noch hervor,
wie die fehlerhafte Orthographie und die rohen Schriftzüge
das Monument für Privatgebrauch bestimmt erscheinen
lassen. — Herr Brunn sprach über eine Vulcenter Vase,
die die Begegnung des Menelaos mit der Helena nach
der Einnahme von Troja darstellt; von den zwei ver-
schiedenen Arten diese Scene aufzufassen, welche durch
mehrere zum Theil unedirte Vasenzeichnungen erhärtet
wurden, ist hier diejenige besonders ausführlich ausgemalt,
wo Menelaos von der Schönheit der Helena geblendet das
schon gezückte Schwert fallen lässt; es sind hier nemlieh
noch Aphrodite und Apollo zugegen, ausserdem drei Be-
gleiterinnen der Helena, deren eine als Antiope bezeichnet,
endlich eine vierte ruhig sitzende weibliche Figur, von
Herrn Brunn als Peitho gedeutet.
In der Sitzung vom 28. December 1860 zeigte Pater
Garrucci das Facsimile einer kürzlieh gefundenen griechi-
schen Inschrift aus später Zeit, die Interesse verdiene
durch das sonst seltene EIlhFPA'PA analog dem La-
teinischen ebenfalls nicht häufigen scripsit oder inscripsit.
Sodann brachte er eine genauere Abschrift einer von Hen-
zen in den Annali 1855 publicirten lateinischen Inschrift
bei, in der er einen aedituus aedis Cusloris Poüucis in mu-
nieipio Tusculuiio sowie einen muglstcr ad Martern Prae-
nestinum erkannte. Herr Conze nahm darauf das Interesse
der Anwesenden für die Durchzeiehnungen dreier sehr
alterthümlieher in Milo gefundenen und jetzt in Athen
befindlichen Vasenbilder in Anspruch. Zwei derselben
boten eigenthümliche Ornamente in Verbindung mit orna-
mental gehaltenen Jünglingsgestalten zu Pferde dar; die
dritte zeigte ausserdem am Halse des Gefüsses einen Kampf
zweier Krieger, von zwei Frauen begleitet, und auf dem
Bauche desselben ein geflügeltes Viergespann, bestiegen
von drei Figuren, vor denen eine vierte weibliche Figur.
Herr Conze glaubte in letzterer den Typus der asiatischen
Artemis zu erkennen , während er in der einen der drei
Figuren, die eine Lyra hielt, einen Apollo erblickte. Herr
Brunn machte noch auf die Wichtigkeit dieser ältesten
aller ihm bekannten Vasenbilder aufmerksam , die keines-
falls jünger als Ol. 30 sein dürften. — Sodann besprach
Herr Detlefeen die von Heuzen (Orelli 6011) nicht völlig
genau publicirte Inschriit des Clesippus Geganius, welche
er selbst in Mesa gesehen und aufs Neue abgeschrieben
hatte, und für deren Erklärung er auf Pliu. XXXIV, 3, 6
aufmerksam machte. — Desgleichen legte Herr Benzen eine
genauere Copie der Gruter'schen Inschrift 192, 5 vor,
durch welche für den Kaiser Tacitus der Beiname Go-
thicus festgestellt wird. — Schliesslich sprach Herr Brunn
über einige bisher nicht genügend erklärte etruskische
Vasen, deren gemeinsame Vorstellung er auf die Begeg-
nung des Oedipus mit dem La'ios deutete, welche Scene
man auch auf einem etruskiseben Sarkophag des vatika-
nischen Museums erkennen müsse.
In der Sitzung vom 4. Januar 1861 führte Herr Brunn
zur nachträglichen Bestätigung seiner in der letzten Sitzung
vorgetragenen Deutung einiger etruskischen Vasen die Er-
zählung des Dygin an, dass Oedipus durch ein Rad des
Wagens des La'ios am Fusse verletzt worden sei. — Pater
Garrucci sprach über die griechische Inschrift im C. I.
Gr. 5858. Nach einer genauen Copie von A. de Jorio sei
der fragmentirte erste Buchstabe nicht O sondern £i, also
der Dativ der Gottheit, der das Monument geweiht war;
er schlägt vor Anölliovi Kvfmt]ip Atxftog E'i'og Ilamov.
Dann handelte er von einer Inschrift einer Saturnia For-
tunata aus Saturnia, die aber auf demselben Stein auch
Publicia Fortunata genannt wird, welchen merkwürdigen
Umstand er durch den Gebrauch erklärte, die Freigelas-
senen von Municipien oder Colonien bald nach diesen
Gemeinden zu nennen, bald Publicius, Publicia. Zugleich
legte er folgende neue Inschrift, ebenfalls aus Saturnia vor ;
D • M
SABINAE
CARPVS ■ ACT
CONIVGI SVAE
INCOMPARABILI . FEC
IT. VIXIT AN. XX. M. V
QVAE VIXIT AN
XXX. M. VI.
Herr Magmissen hatte eine Silberplatte ovaler Form zur
Stelle gebracht, die auf der einen Seite eine Mithrasdar-
stellung eingeschnitten zeigte, auf der anderen eine He-
kate, eine andere weibliche Figur und einige griechische
Buchstaben. Es wurde damit ein in Gerhards archäol.
Zeit. Taf. LXV publicirtes Monument verglichen; auch
erinnerte man sich eines ähnlichen verwichenes Jahr vom
Abt Racki vorgelegten Denkmals, sowie eines Borgiani-
schen Bleis. — Herr Conzc zeigte Zeichnungen von zwei
Terracotta-Reliefs der Insel Melos vor, deren eines die
Begegnung des Orestes und Pylades mit der Elektra am
Grabe des Agamemnon darstellt, das andre nach Herrn
Conze's Deutung Orestes von Elektra angetrieben den
Mord des Vaters zu rächen, nach Herrn Brunns wider-
sprechender Meinung hingegen Orestes bei den Tauriern
von einem Wuthanfall heimgesucht und dabei von Iphi-
genia getröstet.
Die Sitzung vom 10. Januar 1861 eröffnete Herr von
Rcumont mit einer dem Andenken König Friedrich Wil-
helms IV. gewidmeten Ansprache, in dankbarer Erinnerung
wie des hochseligen Königs Majestät Künste und Wissen-
schaften beschützt und insbesondere auch das archäolo-
gische Institut gegründet, und huldreichst fortdauernd ge-
fordert habe. Darauf sprach Pater Garrucci über das häufige
Vorkommen derselben Formeln , ja zuweilen derselben
Epigramme auf lateinischen Sepulkralsteinen und gab
Nachträge zu den bezüglichen Sammlungen Leblants. —
Herr Pettegrini zeigte eine kleine Stuckform vor, die in
der Nähe einer seiner Vignen vor Porta Portese gefunden
war und einen Theil des flavianischen Amphitheaters mit
genauer Angabe der Stockwerke darstellt. Herr Benzen
theilte sodann die neugefundene Inschrift des von Appins
Claudius Puleher in Eleusis erbauten Propyläums mit,
welche er als durchaus mit den historischen Nachrichten
übereinstimmend nachwies und demgemäss zu ergänzen
versuchte. Schliesslich legte Herr Michaelis Zeichnungen
von einigen Vasen aus Athen vor, deren eine Namen ver-
schiedener Personen ohne die betreffenden Figuren darbot,
135'
136*
eine andere die Kämpfe zwischen Achill und Hektar,
Ajax und Aeneas wahrscheinlich nach der Erzählung von
Stasinos dargestellt enthielt, während eine dritte vielleicht
eine Scene des Alltagslebens zeigte. Er knüpfte daran
einige allgemeine Bemerkungen über die attischen Vasen,
bei denen sich alle Epochen der Vasenbildung vertreten
fänden; die grössere Feinheit der attischen Vasen vor de-
nen gleichen Styls in Etrurien und Campanien finde ihre
Erklärung hinlänglich in dem verschiedenen Geschmack
der Käufer.
IV. N e u e Schriften.
Monumenti inediti dell' Instituto di corrispotidenza
archeologica per l'anno 1860. Roma 1860. Zwölf Blatt
in gross Folio.
Enthalten nie folgt: Tav. X.WVli. XXXVIII. Riti bacchici e
conibattimcnto di Centauri, pitture d'un vaso della Magna Grecia
[Sammlung Campanaj. — X.W1V Prometeo e Pandora [Bronzene
(".isla im Palast Barberini]. — XL. Andromeda, Perseo, Fineu [Des-
gleichen]. — XLI. Phulerarum argentea exemplaria [Die Lauersforter
Pbaleren, nun auch in Deutschland von 0. Jahn behandelt]. — XL1I.
La discesa vulonlaria di Gore agli inferi e la sua dispula cun Venere
sul possesso di Adune [Zwei unteritalische Vasenbilder]. — XL11I.
XL1V. Sepulcro scoperlu sulla Via latina [Der Furtuuati'sche Fund,
durch seine mythologischen Stuckreliefs berühmt]. — XLV. Base qua-
drilatera ornata delle ligure di quattro divinitii, e bassorilievu di
Eleusi. — XLVI. XLVII. Scoperte larquiniensi [Goldscbmuck und
Erzreliefs des Herrn Bazziebelh zu Viterho]. — XLV1II. Secchia di
hronzo esistente nella Galleria Doria.
Annali dell' Instituto di eorrispondenza archeologica.
Volume XXXII. Roma 1860. 504 pngg. nebst tavole
d'aggiunta A— R. 8.
Escavazioni della vigna Bonelli
1859 e 1860 [tav. d'agg B.):
II. Monumenti a. Scullura;
Petersen, p 121 — 128. — Co-
Enthalten wie folgt: I. Scavi.
fuori della porta Portese negli aoni
C. L. Visconti, p. 113 — 430. — •
Paride ed Elena (tav. d'agg. C.): E.
percbio di un sarcofago chiusino t tav. d'agg N.): G. C. Conestabiie,
p, 346 — 348. — Sepulcro scoperto sulla Via latina (Mun vol. VI,
tavv. XL1II. XL1V; law, d'agg. 0. P. Q.): E. Petersen, p 318 — 415.—
Base quadrilatera ornata delle ligure di qualtru divinila (Mon. vol.
\l, tav. XLV, 1 — 4): F. T. Welcher, p.45l — 453. — Bassorilievu
di Eleusi (Mun. vul. VI, tav. XLV): F. T. Welcher, p.454— 472.
I. Bronzi gruffili: l'rumetcu e Pandora (Mun. vol. VI, tav. XXXIX):
H Gnrrucci, p. 'J'J — 11(1. — Andrumeda, Perseo, Fineu (Mon. vul.
VI. tav. XL): H. Qarrucct, p. Illi — 120. — Secchia di brunzu esi-
stente nella Galleria Duria (Mun. vul. VI, tav. XLVII! J: //. Brunn,
p. 195 — 502. — c Oggelli in melallo ed urnrin: De phaleris et de
argenteis carum exemptaribua band procul Calooe et aseiburgio Ito-
manorum castellis apud Lanersfort prscdiunj anno MDCCCLYIU re-
pertia (Mun vol. VI, tav. XLI; tav. d'agg. E): .1 n<in, p. Hil —
204. — Scoperte tarqutniensi (Mon. wl, VI, law. XLVI. XLVII):
II. Brunn, p. 472— 493. — d. Pilturu rnsculure : Ititi bacchici c
combatlimento di Centauri, pitture d'un vaso della Magna Grecia
(Mon. vul. VI, lavv.XXXVU XXXVIII; tav. d'agg. A. B ) : 0. Jahn,
p. 5 — 22. — Le dlparl de Ncoptolemc pour Troie (tavv. I K.):
1. Hnuiez, p. 293 — 301. La discesa volontaria di Cure agli inferi
e la sua disputa C00 Venire sul posceSSO di Adunc (Mun. vol. VI,
tav. XLII): /.. Btephnnt, p 302 310 — Borea ed Orizia (tav.
d'agg. L. M ): B. Stark, p. 320 — 3(5. — e. Bptgrafia: Scoperte fa-
e, Bltkolo primo (law, d'agg F.G.H.): R. Qarrucct, p.2ll —
-81 . III. I. e tte ra iura. Itituniu all' opera de) sig. I.eun Uenur
e iscrinont dell' Algeria : u Benzen, f. 23— 99. IV. üsser-
razioni. De comilio Bomano (tav. d'agg lt. j: u. Detlefren,
I 128 — 160. — I duni militari de' Bomani: Q. Benzen, p. 205— 210.
in numismaliche speltanti al Manuale d' archeulogia delle
arti d: C. 0. Müller; C. Cavedonl, p. 281— 292.
Die Tavole d'aggiunta entbalteu wie folgt: A. Dettagli del
vaso con rappresentanze di riti bacchici e combatlimento di Centauri. —
B. Combattimento di Centauri, vaso del Museo Campana. — C. Paride
ed Elena, bassorilievo esistente al Museu lateranense. — D. Pianta del
comizio romano. — E. Varj monumenti con rappresentanze di falere. —
F. G. H. lscriziuni falische. — 1. K. Partenza di Neotlolemo, vaso del
Museo Campana. — L. M. Burea ed Orizia, vaso chiusino della col-
leziune Ciai. — N. Coperchio di sarcofago chiusino, esistente al Museu
dell' liniversitu di Perugia. — O. P. Q. Architettura del sepolcro sco-
perto sulla Via latina. — It. Scullure scoperte alla vigna Bonelli.
Bullettino dell' Instituto di eorrispondenza archeolo-
gica per l'anno 1860. Roma 1860. 240 pagg. 8.
Enthaltend wie folgt: I. Scavi e viaggi. Scavi del sig. Ma-
riette in Egittu (Uesjurdins) p. 129 — 132; del sig. Beule a Carta-
gine (id.) p. 1.3 — 19. Scoperta del Mausoleo d'Alicarnasso per
mezzu del sig. Newton (Benzen) p. 39 — 50. Scavi del medesimo
in Alicarnasso, Cnido e Brancbidae (id.) p. 103 — 112; d'AIene
(l'erranoglu, Brunn) p. 50 — 58; 209— 219; d'Eleusi (Conze, Mi-
chaelis) p 177 — 183; di Liune (Maiiin-Daussigny) p. 215 — 217;
di Ruma [Pellegriui) p. 12 — 14; d'Amelia (Eruli) p. 118-122; di
Montefiascone (Guluu) p. 196. 197; di Volterra (Cinci) p. 183-195:
di Muro [Magglulli] p 38. 39; di Capua (Gnrrucci) p. 65. 66. —
Viaggi; Antichita d'AIene (Michaelis) p 113 — 118; della Spagna:
I. Barcelona (Höftner) p. 151 — 137; IL Tarragona (M.) p. 161 — 170.
Viaggi in Etruüa: VIII. Sarcofaghi e scullure larquiniensi (Brunn)
p. 145 — 150. 11. Monumenti. a. Architettura: Grotta del
padighone a Norba dichiarata per terme (Michaelis) p. 4. Villa
d'Adnano a Tivoli (Kosh) p 101. Prupilei d'Eleusi (Michaelis)
p.231 — 233. — b. Scultura: Statue antichissime dl Brancbidae (Ben-
zen) p. 106 — 108. Leone colossale di Cnido (id.) p. 111. Statuetla
di Minerva ritrovata in Atene {Pervanuglu, Brunn) p. 12; 54. 55.
Statuette provenienti dall' Asia minore, della collezionc Spiegeltbai
(Brunn) p. 10. II. Base quadrilatera con ligure arcaiebe di divi-
nitii ritrovata in Atene (Pervanoglu, Brunn) p. 53. Bassorilievo
d'Egina rappresentante Orfcu (iid.) p. 35. 57 ; d'Eleusi {Brunn)
p. 69. Puteale scoperto a Purin d'Anzio con ligure di donne dan-
zanti (ld ) p. 231; di Pelope cd Enoman di villa Albaui ( tat.) p. 35.
Bassorilievu rappresentante una Furia u simile demone che istiga
Licurgu all' insania, e Baceo presso Arianua (id.) p. 102. Erna
chiusina (Conestabiie) p 80 — 91. Sarcofago cristianu della Spagna
(Qarrucct) p. 176. Mammelle marmoree ritrovate Del temenos di
Cnido (Xeicton) p 68. — c. Bronzi, ort ecc: Brunzi varj ritruvati a
Pietrahliunilanle (Gurrnccl) p. 8; nel Piceno (Servanzi-Collto) p.a.
Satua di Giove ritrovata a Liune (Mnrtin-Daussigny) p. 216. Basso-
rilievu di Kalyinnus rappresentante Ilurea eil Orizia (Newton) p. 70 ;
d'Arniniin rappresentante Ercole che combattc un' Amazzone (tlod-
der- Wetlropp), ihd. Cista con cinque scene del mito di l'rometeu
(Qarrucct] p. 100. Secchia rappresentante Briseide condotta dagh
araldi d'Agamennune, ed Achille che suona la lira ecc. di Galleria
Doria (Brunn) p. 4. Specchj di Palestrina (id.) p. 101.102. Spee-
cbjo rappresentante Venere ed Adune (Gerhard p. 24 — 26; coli'
iscrizione Bukrun (Qnmicci) p. 99; diebiarato falao (Brunn) p. 100.
Casserulla coli' iscrizione SilltS MKI1CVH1I (Gnrrucci) p. 10. Fibula
(Gomonde) p. 97. Strigili con iscriziuui [Qarrucct) p. 10. Peso
con iscrizione fenicia (?j ritrovato ai Dardauelli (jVew/on) p. 68. Fi-
137*
138'
bule d' argento (Hodder-Westronn) p. 68. 69. Falere d'argcnlo
(Benzen) p 70. 102. Vaso d'argcnlo con iscrizione greca, in Atena
(Michaeli») p. 116. Piatto d'argcnlo con gcroglilici imilali, ritrovoto
a Rodi (Newton) p. 97. Anello d'oro dcl sig. Depoletti (Brunn)
p. 98. Anello d'amhra del sig. Walerton {id.) ibd. — d. Pielre inclse :
Scarabeo ctrusco con rappresentanza di Foco (Brunn) p. '235; colla
Minerva 1'roniaclios (Gomondc) p. 99. Cammeo con rappresentanza
d'un ennafrodito (id.) ibd. Gemina con due mani impalmate e con
epigrafe, del sig. Waterton (Gumicri) p. 100; ccui rappresentanza
idontica con quella d'un cammeo di Firenze dicliiarala per Tiberio c
Giulia, falsa (Brunn) p. 5. — e. Oggetti aVassa e d'acorto: Cassella
di avorio della calledrale di Veroli con bassirilievi rapprescnlanti
concctti anlichi (Garrucci) p. 5; (Brunn) p. 6 — 8. liassorilievo
d'avorio della biblioteca dell' arsonale a Parigi, rappresenlanle nna
donna sedula che suona la lira dirimpetto ad im uomo alleggialo
comc lilosufo ( Garniert) p. 8. Tessera gladinturia del sig. Saulini
(Henzen) p. 102. 173. — f. TeDrecotte : Terrecotle d'Alicarnasso, di
Tais» e Cnido (Newton) p. fiä; etrnselie del sig. Saulini {Brunn)
p. 102. Lucerna rappresenlanle un pullino alalo con iscrizione la-
lina (Id.) p. 69; ultra con iscrizione lalina (Garniert) p. 70. —
g. Pittlira vaeculare: Vaso arcaicn di Kamiros nell' isola di Rodi
(Newton) p. 68; di Corinlo col couibatlunenlo d'Ellorc cd Actiille
(Michaelis) p. 117; da due farmaciste e sul rovescin Mercurio Krlo-
phoroi {Brunn) p. 99; ceretano creduto rappresenlare Ercole e Caco,
riferito alla Carola di Mclampns (id.) p. 71; rappresenlanle la na-
scila di Minerva, e sul rovescio Deianira e Ncssu ucciso da Kreole
in presenza di Ueipvle (id.) p. 5; con rappresentanza di due Caronli
cd iscrizione (id.) p. 233. 23 4. Prefericolo con iscrizione elrusca
(id.) p. 34. Tazza con rappresentanza riferila alla vita coinunc (id.)
p. 3b; spiegala per Dys minaccialo di morlc da Proline innanzi a
Philomela (id. ) p. 68. — b. Musaiel: scoperti ad Aliearnasso (Hen-
zen) p. 101 — 106. — i. Numismat ic.a : Ripostino di nionete dell' etil
reppublicana scopcrlo a Morino presso Sura (Garruril) p. 132 — 139;
di mottete consolari d'argcnlo scopcrlo presso Carrara (Caredoni)
p. 139—141; 200 — 204. Monela di Reggio colla ligura di Minerva
(Oarrvccl) p. 33. Medaglie ritrovate a Muro della provincia di Terra
d'Otranto (Maiigtulli, Henzen) p. 37. Quinnrio di M. Catone padre
dell l'ticense (Cavedoni) p. 221 — 222. Moneta d'oro di Galla Pla-
ridia (Jul. Friedlaendi'r) p. 174 — 175. — 1;. Epfgrafla: Iscrizione
bilingue ritrovata dal sig. Guidi (Garruci) p. 3; (M. A. Land) p. 4.
11. 58 — 61. Iscrizioni etrusche (Brunn) p. 148. Iscrizioni greebe
anlicbissime di Branchidae (Henzen) p. 106 — 108; dcl lemenos di
Demeter e Persepbone a Cnido (id) p. 108. 109; d'Aten • (Perva-
nngiu, Brunn) p. 50 — 52. 56. 57; altiebe (HhUtOpnlos, Henzen)
p. 95. 96; di Eleusi (Cunze, Michaelis) p 180— 183; dell' Acar-
nania (Colnaghi, Henzen) p . 141 — 141; della collezione Spiegellbai
(id.) p. 101.218.219; del Museo Campana (id ) p. 114. Iscrizione
lalina d'Alicarnasso (Henzen) p. 102 170.171; di Pbilippi (Conse)
p. 5; di Samolracc (Henzen) p. 10; di Eleusi (id.) p. 225 -233;
d'Algeria (Henier) p. 6. 20 — 24; della Gallia meridionalr (Garniert)
p. 219. 220; di Roma ritrovate nella vigna de' PP. Predicatori fuori
di porta Salara (Henzen) p 35. Calendario rouiano (<fe Ho.««')
p. 71 — 80. Cippu terminale di Fidenae (Henzen) p. 97. 172. Iscri-
zione latina di Nazzano [Garniert) p. 97; (Henzen) p. 158; di Aricia
(Id.] p- i; di Palestrina (iil. i p. 172; di Acquasparla (id.) p. 12;
di Bomarzo (Garniert) p 3i; di Fano (Henzen) p. 34. 198 — 200;
di Benevento (Garrucci) p. II 33; di Ivrea (Bnizza) p. 92 — 95;
sopra un' anfora (Garniert) p. 34. Tessere gladialorie (Henzen)
p. 100. 173. Lucerna con iscrizione lalina (Bnmn) p. 69; (Gar-
rucci) p 70. Laininette di bronzo con iscrizioni latine del Museo
di Rasilea, dichiarate false (Henzen) p. 37. III. Osservazioni.
Iscrizioni greebe corrette (Henzen) p. 01.62. Statue dcl Parlenone
jpiegate per le dee cleusinie (Brunn) p. 69. Ercole epilrapezio di
Lisippo (Michaelia) p. 122 — 126. Sur l'origine de l'alphabet phe-
nicien (de Rouge, Defjardins) p. 126 — 128. Intorno il nome
elrusco di Marie (Gerhard) p. 143.144. Vasu degli Japetidi
(Welcher) p. 158 — 160. Anno preciso e motivo probabile del
nasenndimento del ripostiglio di Carrara (Cavedoni) p 200— 204.
Specrhio da Rellerofunle (Itoulez* p. 20 4. 205. Medaglia di Com-
modo riseonlrala con una iscrizione (Carednni* p. 223. 224. — — IV.
Lctteratura. Becker, R. Inschriften aus Mainz und der Umgegend
{Henzen) p. 4. Stepbani, Nimbus und Strahlenkranz (Brunn) p. 4.
Frick, Das plalaeische Weibgeschenk zu Constantinopel (Henzen) p. 12.
Conze, Reise auf den Inseln des ihrakischen Meeres {Michaelis)
p. 26 — 30. Luvnes, le Nummus de Servius Tullius (Cavedoni)
p. 62—64. Welcker, Prometheus Menschenscböpfer (Michaeli»)
p. 66. 67. Annuairc de la Socictc' archeulogique de la province de
Constantine (Henzen) p. 100. Stepbani Parerga Arc.haeologica XXIII
(Henzen) p. 100. Annotazioni al vol. XXXI degli Annali (Cavedoni)
p 205 — 208. V. Adunanzc solenni. Adunanza solenne inti-
tolata al giorno natale di Winckelmann 1850, p. 3; destinata a cele-
brare l'anniversario della fondazione di Roma, p. 102. VI. Av-
visi della direzione. Avvisi rclalivi alle pubblicazioni dell' In-
slituto per l'anno 1859, p. 30 — 32; per l'anno 1860 p. 235. 236.
Revue Arciieologioue. . . Nouvelle Serie [publiee par
A. Maury], Ire unnee. Volume I et II. Paris 1860.
410 und '438 pagg. XIV und XVII pH. (Die drei er-
sten Hefte wurden schon früher angezeigt: Arch. Anz.
1860. S. 31*).
Enthalt unter andern wie folgt: Etudes sur le rituel funcraire
des anciens c'gyptiens. Suite, I. p. 230—249 (Vicomte E. de Bonge).
Inscriptions lalines trouvees en Allcmagne p. 255s. — Lettre a M. le
gene'ral Creuly sur la numismalique gauloise a propos de la question
d'AIcsia p. 261 — 272 und Addition p.272— 274 (F. de Saulcy). Sur
un plan d'Albenes publie en 1687 p. 294— 296 (E. Beule). Nou-
velles archeologiques : socictc archeologique de Constantine [In-
schrift der Antonia Saturnina] p. 312, Ostie [mithre'um] p. 313.
Bibliographie: I.es cerilurcs euneiformes. Joachim Mcnant (.4. M.)
p. 314 — 317; Cbcvricr, Groupe antique (A. M.) p. 317; Annuaire
de la socie'le an -heologiqiie de la province de Constantine (A. AJ.)
p. 318. 319. Notice historique et bibliographique sur M. le comte
Bartolommeo Borghesi p. 319 — 324. 405 — 410 (E. De.ijardins). —
Les tombelles et les ruines du massif et du pourtour d' Aleise, troi-
sieme rapport p. 325—336 (A. Castan). Etudes sur le' rituel des
anciens Egypticns p. 337 — 305 (Vic. E. de Rouge). Lettre a M.
Alfred Maury sur l'Apollon gaulois p. 391-394 (Bar. Chaudnic de
Crazannes). Reflexions sur l'opinion populaire que des vases poussent
naturellemenl en terre p. 395 — 398 \Cochel). Nouvelles arche'olo-
giques: Babylon [Berichte und Zeichnungen des russischen Generals
Tschirikofl"], Eleusis [Relief, Kopf des Neptun]. Bibliographie: Geo-
graphische Inschriften altägyptischer Denkmäler u.s.w. von H. Brugscta
(.4. M.) p. 402—404.
Lettre de M. Marielle ii M. le vic. de Rouge, sur les re'sultats
de fouilles entreprises par l'ordre du viceroi d'Egypte II. p. 17 — 35.
Daton, Ncapolis, les ruines de Philippes p. 45 — 52; 67 — 77 (M.
G. Perrot). Bibliographie: Schriften über Usellodunum und über das
Castrum zu Gross-Limmersberg u. s. w. — Lettre a M. A. Maury sur
une inscription latine de Sucvres p. 101 — 104 (Creuly). Les Muses
llissiadcs p. 105 — 106 (E. Beule). Nouvelles arcbe'ulogiques: über
die Kjockkenmoedding nach Morlot. Objels trouves dans la Seine
p. 129s.; couteau de silex, lances en bronzc u.s.w. p. 131 ss. — Tumu-
lus gaulois de Suriauville p. 200 — 205 (O. Pamiuilhj r Bartdon).
Extraiis d'une lettre de M. Marielle a M. Jomard p. 206. 207. Bul-
letin mensucl de la socictc des anliquaircs de France, mois d'Aout.
p. 208. 209 (A.B.). Nouvelles arcbe'ulogiques : Dicouverte du veri-
table usage de l'amentum chez les anciens par M. P. Mc'rimee [nebst
Abbildung des Lanzenwurfs auf einer archaischen Amphora des brit-
ischen Museunis]; couteau de silex; fouilles de Vulci [Griechische
Vasen, worauf laut Brunns Mitllieilnng die Namen griechischer Ma-
gistrate sich linden sollen] p. 212. — Sur les papyrus hieratiques
p. 223 — 241 (WytlifTe Gordwin, traduit par M. F. Chabas). Compte
rendu des scances de l'Academic des inscriptions [August und Sep-
tember] p. 275— 280 (A B.). Ni.uvcllcs archciilogiques: Loisia, groupe
de bronze de la deesse Epona p 281. Bibliographie: Schriften
von Noel des Vergers, Goninrt und Roulez. — Nutice de quelques
fragmenls de l'inscription de Karnak, recemment cbVouveiis pir M.
Mariette (E. de Bonge) p. 287 — 312. Sur une inscription trilingiir
[hebräische lateinische und griechische Grabschrift] decouvertc ii Tor-
tose (E. le Blanl et E. Benan) p. 345—350. Compte rendu des
scances de l'academic des inscriptions (mois d'oclobre, .4. B.).
p. 359. 360. Nouvelles arebeologiques : Habitations lacustres des
temps anciens et modernes, parTroyon. p. 361 — 364. —Les Harpyies
p. 367 — 382 (J. F. Cerguand). Les villes de Cyrloncs et de Corsia,
les ruines d'llalae p. 390-395 (Koulorga). Ventia et Solonion
139«
140*
p 396 — 416 (E. Lacour). Bulletin mensuel de l'Acade'mie des in-
scriptions et de la socicte des antiquaires de France p. 428 — 430
(.4. B.). Nouvelles: Mosaique de Reims p. 434 s. (S. P.). Biblio-
graphie: Sclinften von Payan-Dumoulin und Marchal p. 436 ss.
Revue Numismatio^ue publiee par J. de Mitte et A. de
Lonypirier. Nouvelle serie. Tome cinquieme. Paris
1860. 500 Seiten, 21 Tafeln.
Enlhält unter andern: Medailles de Marium en Cypre p. 1 — 10
(pl. I. ir. H. Waddington). Observation sur quelques points de
numismatique phe'niciennc p. 11 — 30 (Fr. Lenormant). Dissertation
sur les mCdailles de consecration frappe'es par Maxence a la memoire
de son Gls Romulus p. 31—35 (H. Gery). Note sur les monnaies
de Romulus, Dls de Maxence p. 36 — 42 (A. de Longperier). Be-
richt über Alfred Lallemand's Medailles de la villa romaine du
Lodo (Morbiban) von A. L. p. 78 — 81. Vente des medailles grec-
ques de la collection de lord Northwick p. 82 — 94 (J. TV.). — Mon-
naies des Eduens p. 92 — 1 12 (pl. IV et V, vign.; L. de la Saussinje).
Lettre ä M. de Longperier sur la mcdaille gauloise portante la le-
gende Verotul et sur le costume des Gaulois p. 113 — 128 (pl. VI
E. Bücher). Monnaies consulaires du Bas-Empire p. 129 — 131
(pl. VII no. 1 .4. de Barlhelemy). Dicouverte de deniers romains
a Sarwar en Ilongrie p. 157 — 159 (J. W nach C. L'aredoni). Di-
couverte de medailles romaines dans lc de'partement d'Eure-et-Loir
p. 163. 164 (J. Charvet). Letlres ä M. de Longperier sur la nu-
mismatique gauloise V. VI p. 160 — 174 (pl. VIII F. de Saulcy).
Note sur la forme de la lettre F dans les legendes de quelques me-
dailles gauloises p. 175 — 189 (A. de Longperier). Attributions de
quelques medailles de Lappa de Crela p. 190 — 194 (pl. IX A de
Hauch). Note sur les medailles de Lappa de Crcte p. 195. 196
(J. de Wille). Premiere lettre a M. A. de Longperier sur quelques
collections de Pie'mont et de la Lombardie p. 197 — 207 (CA. Hoberl).
Lettre a M. Maury, membre de ('Institut, sur un sceau bjzantin
p. 208 — 213 (E. Miller). Dicouverte de pieces d'argent de la re-
publique romaine, a Arbanals (Gironde) p 230. 231 (J. IT.). Neuro-
logie: Mm. Borgbesi et le marqnis de Lagoy p. 248 (A. L). —
Letlres ä M. de Longperier sur la numismatique gauloise VII — IX
p. 249 — 265 (pl. XI F. de Saulcy). Descriplion de quelques me-
dailles grecques p. 266 — 279 (pl. XII Barnn de Prokesch- Osten).
Lettre a M. Adr. de Longperier sur un mcdaillnn d'or de Constantin
le Jeune p. 293. 294 {Baron Chaudruc de Crazannes). Medailles
au type de l'autel de Lyon p. 335—338 (G. Vallier). Vente d'une
collection de medailles romaines d'or, d'argent et de bronze p. 339.
340 (J. IV.). Medailles romaines d'or trouveesä Paris p. 341 — 344
(l'oey d'Arant). — Lettre a M. de Longperier sur la numismatique
gauloise X p. 345 — 358 (F. de Saulcy). Notice sur sept medailles
romaines p. 359 — 363 (pl..XVI //. Cohen). Notiec ncirologique
SUI M. le marquis de Lagoy, par M. Charles Robert p. 396 — 418.
Neurologie: M. Jules Renouvier p. 408. — Lettre a M. de Longperier
sur la numismatique gauloise XI p, 409 — 424 (F. de Saulcy). Notes
sur les noms Voluntillius et Amhillius p. 425 — 431 (A. de Long-
perier). Etudes de numismatique asiatique p. 432 — 455 (pl. XVIII
IV. II. Waddington). Rectincation numismatique p. 485 — 490 (L.
de saussaye). Neurologie: Lc coloncl Martin Leake p. 490 — 492
( IV. //. IV.).
1'hilologus, Zeitschrift für das klassische Altcrthuin,
herausgegeben von Ernst von Leutsch. Jahrgang XV.
XVI. Göttingen 1859, 1860. 8. 770 und 7C8 Ss. Erster
Sapplementband 534 Ss. 1859. 8.
Enlhält unter andern im Jahrgang XV: Homerische Excurse
(.Hieb über Besiods Eöen, .1. Kirchhoff) S. I — 29. Die ximt
aiaais der attischen Reiterei (//. Sauppe) S. 69 — 76. Das Grab
und die TodMnfeief des Himns.,s (('. Petersen) S. 77 — 91. Die
Kabiren, Kaaroiios und Titanen zusammengestellt {F. Wteteler)
S. 162 — IG i . I i'lirr das iqms iiiMiiijIriglyphiim bei Vilruvius {H.
Bergau) S. 192 — 20!. Debet eine Figur im Friese des Parthenon
(iL Bergau) s. 202 204. Aeschylos und Berodol über den^frd-
yog der Gottheit (IV. Iloffmann) S. 224—266. Das Oel in den
Kleidern bei Homer (E. v. Leutsch) S. 329. 330. lieber das oixnfia
bei Pausanias (C. Schubart) S. 385 — 401. Griechische Inschriften
(.4. Kirchhoff) S. 402 — 416. Eine bisher noch nicht bekannte sta-
tuarische Nachbildung der Albena Parthenos des Phidias (F. IVie-
seler) S. 550 — 552. Eos (K. Schicenck) S. 577 — 591. Zum tro-
janischen Sagenkreise (R. Stiehle) S. 592 — 619. Die gallischen
Mauern ( J. Lattmann) S.638 — 661. Sacerdos cabesis (L. Mercklin)
S. 697. 698. Pamphilos Eixövts xaret axor/tioy (L. Mercklin)
S. 709-712. Die Atbena Parthenos (F. Wieseler) S. 734—736,
vgl. S. 550 ff.
Im Jahrgang XVI: Griechische Inschriften (K. Keil) S. 1 — 40.
Jahresberichte: Die Archäologie der Kunst, II (B. Stark) S. 60— 85.
Persephone in Alexandria (F. Oehler) S. 354. 355. [Neuenldecktes
Fragment des Epiphanius mit der Beschreibung nächtlicher Mystik].
Der Ursprung der Mythen ( P. W. Forchhammer). Lateinische
Inschriften: metrische aus Oesterrcich, eine altere Inschriflensanun-
lung ( W. Fröhner).
Im ersten Supplementband : Ursprung und Auslegung des hei-
ligen Rechts bei den Griechen, oder die Exegeten, ihre geschriebenen
Satzungen und mündlichen Ueberlieferungen (C. Petersen) S. 153
—212.
Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im
Rheinlaude. XXVIII. Bonn 1860. 122 Ss. 18 Taff.
Enthaltend unter andern wie folgt: Denkmäler. Prometheus
Menschenschöpfer und die vier Iapetiden an einem Glasgefäss (F. G.
Welcher) S. 54 — 63. Ueber einige in celtischen und germanischen
Gräbern gefundene Kübel oder Schöpfgefässe und deren metallene
Beschläge (F. Fiedler) S. 63 — 74. Römische Grabsteine, welche bei
Zahlbach aufgestellt sind (Klein) S. 74 — 79. Römische Grabdenk-
mäler vom liuppertsbcrg bei Bingen (Schmidt und Freudenberg)
S. 79 — 88. Zwei neue rumische Inschriften aus Cöln (H.Düntzer)
S. 98 — 91. — Litteratur. Geschichte der griechischen Künstler
II, von //. Brunn (L. 8) S. 91 — 94. Ueber den zwischen Nas-
senfels und Wolkertshofen gefundenen römischen Meilenstein von
u. Hefner (Klein) S. 94 — 96. Epigraphisches von Grotefend (Klein)
S. 96 — 99. — Miscellen. Eine antiquarische Karte des alten
Ubierlandes betreuend (Hein) S. 105 — 107. Fund in Adenau S. 106 f.
Münzfund in Bonn (Krosch) S. 108. Dianenstaluctte zu Bertrieb
gefunden (Weerlh) S. 108 f. Grabstein zu Bonn gefunden (CA;-.
Bellermann) S. 109 f.
Annuaire de la societe archeologique de la province de
Constantine. Paris 1858—1859. 8. Vgl. Bullettino doli'
Inst.
Aschbach: Ueber die römischen Militärstationen im Ufer-
Noricttm, zwischen Lauriacam und Vindobona, nebst
einer Untersuchung über die Lage der norischen Stadt
Faviana (Sitzungsberichte d. kais. Akad. d. W. Juni 1860
S. 3—32).
Bircli (.S.): Remarkable coin of Seuthes I. (Im Numismatic
Chronicle'. Vol. XX p. 151 — 156.) 8.
Brugsch (li.): Geographische Inschriften altägyptischer
Denkmäler gesammelt nährend der auf Befehl des Kö-
nigs Friedrich Wilhelm IV. von Preussen unternomme-
nen wissenschaftlichen Reise in Aegypten. Leipzig 1857
—1860. 3 Bünde. 4.
Bursian: Archäologisch - epigraphische Nachlese aus Grie-
chenland (aus den Berichten der kgl. sächs. Gesellschaft
d. Wiss. 1860: S. 195*-232). 8.
Cadart (A.): Collection de medailles aneiennes reeueillies
au palais du Vatiean et dans les divers musecs de Rome.
Paris 1859. (Photograph. Tafeln.) 4.
— Collcclion de camees tiriis de l'histoire tles dicu.x de
la mythologie grecque, photographies par II. Volnrd,
500 Stück auf 22 Tafeln. Paris 1860. 4.
Herausgegeben von /•;. Gerhard.
Druck und Verlag von G. Reimer.
141
142*
ARCHÄOLOGISCHER ANZEIGER.
Zur Archäologischen Zeitung, Jahrgang XVIII.
J\ß 146.
Februar 1861.
Allgemeiner Jahresbericht: II. Denkmäler. III. Litteratur. — Beilagen zum Jahresbericht: 3. Neuestes aus Rom.
Neue Schriften.
Allgemeiner
Jahresbericht.
(Schluss zu Seite 125*.)
2. Denkmäler. Um die vorhandenen und neuver-
mehrten Denkmiiler zugleich mit der Oertlichkeit welcher
sie angehören der wissenschaftlichen Kenntniss immer mehr
anzueignen, fährt man fort die Länder des klassischen
Bodens, namentlich Griechenland, zu bereisen, und hat ein
solches mit akademischer Planmässigkeit ausgeführtes Un-
ternehmen auch für die römischen Denkmiiler Spaniens
zu rühmen ""). Bauwerke betreffend, so ist, wenn wir
nicht wiederum nach Aegypten blicken und der dortigen
Aufräumung grosser Tempel gedenken wollen, die genauere
Kenntniss zu schätzen, die aus den Grabungen zu Eleusis
für die Yergleichung der dortigen Propyläen mit den
athenischen uns hervorgeht ;'). Im Gebiete der bildenden
Kunst haben wir über Zuwachs der grossen Museen 21)
kaum mehr zu berichten als über neubegriindete Privat-
sammlungen **), obwohl es an schätzbaren einzelnen Denk-
mälern nicht ganz fehlt, die unsrer bisherigen Kenntniss
hinzugefügt werden können. Von statuarischen Werken
erwähnen wir statt mancher minder bedeutender Marmore
und Bronzen das vielbesproehne athenische Marmorfigiir-
chen der Athene Parthenos*4) und die dem belvederischeu
Apoll überraschend ähnliche griechische Erzfigur des Gra-
fen Stroganoff "), auf welche wir weiter unten zurück-
kommen werden. Neben dem gleichfalls vielbesprochenen
cerealischen Relief aus Eleusis ist eine athenische Statuen-
basis mit archaischer Darstellung vier attischer Gottheiten
und eine römische Opferscene von guter Arbeit '•"), neben
den pränestinischen Erzreliefs etruskischer Spiegelgehäuse
jetzt auch ein ähnliches Fragment aus Armentum zu nen-
nen"). Bei so spärlichem Zuwachs sind die Metallarbei-
ten doppelt anziehend, die mit unverkennbarem asiatischem
Kunstgepräge neuerdings zu unsrer Kunde gelangt sind:
es gehört dahin, was von Gold- und Silberarbeiten, zum
Theil mit scheinbar ägyptischen Namensringen, aus den
altrhodischen Gräbern hervorging"). Als Arbeit aus Sil-
ber wird auch ein zierliches athenisches Aschengefäss uns
erwähnt. Von Erzgeräthen pflegen die Striegeln wegen
ihrer auch bei etruskischer Herkunft stets griechischen
Inschrift uns anzuziehen J9). Zahlreiche Thonfiguren von
guter Kunst und erheblichem Inhalt sind aus Herrn New-
tons knidischen Funden hervorgegangen, woneben als rohe
Gegenstände dieser Art die ägyptisirendeu Terracotten aus
Kameiros und manche etruskische Urne zu nennen sind '").
Arbeiten aus Glas und aus dem grünlichen Porcellan
ägyptischer Sitte sind ebenfalls aus den sehr alten Grä-
bern von Kameiros hervorgegangen11); daneben lassen aus
spätrömischer Zeit das kölnische Glasgefäss mit prome-
theischer Darstellung ,!) und mehrere Werke etruskischer
und römischer Kunst aus Elfenbein ") sicherwähnen. Von
neuentdeckten Gemmen ist ein Skarabäus hervorzuheben,
der nach Bild und Inschrift die bisher unbekannte Dar-
stellung des von Peleus durch eine Wurfscheibe getödteten
Phokos enthält '*). Es hat sich ferner mancher versteckte
Münzvorrath ") von unedirten Münzen, unter andern ein
goldenes Medaillon der Aelia Placidia gefunden "). Ueber-
blickt man die technischen Ueberreste der Vorzeit, so darf
man dem Ethnographen eine Erinnerung an die Geräthe
urzeitlicher Pfahlbauten 3!), dem Antiquare die Geräthe
der Wollschur nicht vorenthalten 3S), die auf Veranlassung
neulieber Funde als ungelöstes Räthsel ihm vorgelegt
werden.
Im Gebiet alter Graphik und Malerei stehen die
eingegrabnen Zeichnungen bronzener Cisten und Spiegel
obenan; von den zahlreichen Cisten vorjähriger pränesti-
nischer Funde gehören dahin die nach ihrer Reinigung
neuerdings kund gewordenen Cisten mit Darstellungen aus
den Sagenkreisen des Prometheus und Perseus39), wie
denn auch eine oder die andre Spiegelzeichnuug neuer-
dings zum Vorschein kam 40). Für die ältesten Epochen
der Gefässmalerei haben die Funde von Kameiros41) so
eigenthiimliche Denkmiiler geliefert dass sie, zugleich mit
den aus Thera Korinth und Caere bekannten Gefäss-
malereien, als älteste bis jetzt bekannte Belege dieser
Kunstgattung gelten dürfen4-). Was an archaischen Va-
senbildern neuerdings entdeckt ward, ist vorzugsweise aus
jenen rhodischen Funden, Einiges auch aus Korinth und
Kleonä, ans Licht gekommen4'); an Gefässbildern freieren
Styls ist unsrer Kenntniss sehr wenig hinzugefügt wor-
143*
144*
den'14). Neuentdeckte Mosaikbilder fehlen nicht leicht:
ein vorzügliches mit Gladiatoren wird uns aus Rheims be-
schrieben'"). Noch sicherer pflegt Jahr aus Jahr ein unser
Vorrath inschriftlicher Denkmäler vermehrt zu werden; es
ist dies auch neuerdings durch so wichtige Denkmäler
geschehen wie für die griechische Epigraphik beispiels-
weise die von Bergk erläuterte arkadische Inschrift aus
Tegea46), für die römische die Weihungsinschrift des Ap-
pius Claudius aus Eleusis47) und für die Denkmäler ita-
lischer Dialekte, manches etruskischen Fundes4') zu ge-
schweigen, der neueste Fund faliskischer Inschriften ist49).
III. Litteratur. Die archäologische Litteratur hat,
während sie in den Denkmälern wurzelt, alles sich anzu-
eignen was in den Forschungen des Alterthums und der
Kunst in ihren Bereich fällt; sie pflegt namentlich im
philologischen Gebiet, in welchem das archäologische
Studium sich heimisch weiss *°), für alte Texte und anti-
quarische Realien nie ganz leer auszugehn, wie solches
denn auch im verflossenen Jahre der Fall war. Die Be-
arbeitung ihres eigensten Bereichs hat sie zum Theil aus
den in akademischen'') und Vereinsschriften 5!) zerstreu-
ten Aufsätzen sich mühsam zusammenzusuchen, und wenn
diese Materialiensammlung theils durch die periodischen
Organe der klassischen Philologie ,3), theils durch die mit
steigendem Werth ausgerüsteten Jahrbücher und Monats-
schriften der Denkmälerkunde ''4) allerdings wesentlich er-
leichtert wird, so bleibt es doch forderlich, die haupt-
sächlichsten Leistungen uusres Bereiches nach der durch
die einzelnen Fächer gegebenen Reihenfolge zu überschauen.
Wir gedenken zuerst der Ortskunde der klassischen Welt
und finden für ägyptische und karthagische, griechische
und italische5'), für helvetische gallische und sonstige
nordische r,R) Oertlichkeiten uns mannigfach neu belehrt.
Wir wenden demnächst uns zur Kunstgeschichte und fin-
den, wenn nicht deren eigensten Ausbau, doch manche
an Pausanias Plinius oder Philostratus anknüpfende Frage
neu aufgenommen57). Wir fragen endlich nach denjeni-
gen Grundlagen der Kunsterklärung, die in antiquarischer
Forschung, insonderheit des alten Götterwesens, gegeben sind
uud haben sowohl den zweiten Band von Welckers grie-
chischer Götterlehre als auch manche sonstige mytholo-
gische und kunstrnythologische 5") Arbeit zu erwähnen,
woneben wir die vergleichende Mythologie mit ihren bald
dankenswerthen bald trüglich verlockenden Forschungen 59)
einstweilen auf sich beruhen lassen. Sammlungen gewähl-
ter Denkmäler mythologischen Inhalts werden von Wie-
seler mit bewährtem Erfolg fortgesetzt, zugleich aber auch
durch zwei andre verdiente Gelehrte auf das in Bau- und
Bildwerken noch immer für uns so anschauliche Leben
der Alten ausgedehnt1'"). Im Gebiete der Architektur sind
neue Beiträge zur Baugeschichte Athens, zum allgemeinen
Verständniss der griechischen Tempel und ihrer mannig-
fachen Bestimmung, wie auch zur gründlichen Kenntniss
des alten Theaters erfolgt s'); andre Beiträge zur Bauge-
schichte werden in diesem Augenblick durch die anwach-
sende Litteratur der helvetischen Pfahlbauten verdunkelt6').
Zur Museographie der Denkmäler bildender Kunst und
ihrer öffentlichen*3) oder Privatsammlungcn *4) hat ein
und der andere Beitrag sich neu eingefunden. Von den
Marmorwerken alter Skulptur bilden in Folge neuer Ent-
deckungen die Minerva des Parthenon und das cerealische
Relief aus Eleusis den bevorzugten Gegenstand neuer Ver-
handlungen 6'), denen auch sonstige auf Werke der Plastik
bezügliche Schriften zur Seite gehnrf). Einen wichtigen
auch für das Verständniss des belvederischen Apoll erfolg-
reichen Beitrag zur Kunsterklärung hat Stephaui durch
die von ihm als Apollo Boedromios bezeichnete Erzfigur
des Grafen Stroganoff geliefert '"). Die silbernen Phaleren
des Lauersforter Fundes sind zweimal, von Rom und von
Bonn aus, abgebildet und erläutert worden cs); das rö-
mische Institut hat sie zugleich mit zwei wichtigen bron-
zenen Cisten 69) herausgegeben. Publicationen antiker
Denkmäler werden jetzt immer seltener unternommen;
wo es geschieht, ist es um so verdienstlicher, selbst wenn
es so untergeordnete Gegenstände beträfe wie die Thon-
figuren provincialer gallischer Technik 7") es sind. Auch
die Gemmenkunde scheint ohne wesentlichen Zuwachs ge-
blieben zu sein"); mehr ist für Münzkunde geschehen,
zu deren neuesten Erscheinungen Mommsens Geschichte
des römischen Münzwesens, das afrikanische Münzwerk
von Falbe Lindberg uud Müller, und Donaldsons schön
ausgestattete Architectura numismatica gehören"). Für die
eingegrabenen Zeichnungen etruskischer Spiegel ist ein
Ergänzungsband meines dieselben umfassenden Werkes
vorbereitet und durch eine darauf bezügliche Abhandlung
eingeleitet worden ™). Die Litteratur der griechischen
Vasenbilder ist diesmal fast ohne Zuwachs geblieben ""),
obwohl es an neuen Beiträgen zu ihrer Erklärung nicht
ganz fehlt75). Mit um so grösserer Regsamkeit wird die
epigraphisehe Litteratur gefördert. Zur Herausgabe grie-
chischer Inschriften hat die archäologische Gesellschaft
zu Athen neue Kräfte eingesetzt und an einzelnen Erläu-
terungsschriften dieses Gebiets ist kein Mangel76). Das
zu Berlin Bonn und Rom gemeinsam vorbereitete 'Cor-
pus inscriptionum latinarum' ist seiner Erscheinung nahe,
während Reniers grosse Sammlung afrikanischer Inschrif-
ten ihren Fortgang hat und neben noch andern Arbeiten
dieses Gebietes die von der französischen Regierung un-
ternommene Gesamtausgabe der Schriften Borghesis be-
vorsteht77).
Den mannigfachen Fortschritt des archäologischen
Studiums samt mancher demselben gewordenen neuen Auf-
munterung79) dankbar uns vorzuführen, ist um so mehr
an der Zeit, je zahlreicher und schlagender die Verluste
desselben im letzten Jahr waren. Neben dem für römische
Münz- und Inschriftkunde ein Leben hindurch belehrend
und leitend gewesenen grossen Namen Borghesis sind als
neuerdings verstorbene achtbare Forscher und Alterthums-
fieunde auch Sir Charles Fcllows und William Mure in
England, Arthur von Velsen in Athen uud Pelagio Palagi
145*
146*
in Turin zu betrauern. Gegen das Ende des vorigen
Jahres starb auch Bunsen, dessen grossem nach Niebuhrs
Vorbild belhätigtem Sinn für geschichtliche und monu-
mentale Forschung das archäologische Institut seinen Sitz
auf dem Kapitol verdankt19), und mit dem Anbeginne des
neuen Jahres ist ihm der edle König gefolgt, der eben
jene archäologische Stiftung in Rom hervorgerufen, Aegyp-
ten durch eine preussische Expedition wissenschaftlich
ausgebeutet und in seiner Hauptstadt ein neues Museum
für alle Gebiete der Kunstgeschichte gegründet hat.
Berlin im März 1861. E. G.
II. Denkmäler.
'") Gelehrte [leisen nach Griechenland sind von den Herren
Michaelis und Conze auf Kosten der preussischen Regierung voll-
führt; die Annale» des römischen Instituts werden darüber berichten.
Von französischen Ucisendcn hat Herr Perrot über das thrakischc
Daton geschrieben (Revue arch. 1860 II, 45ss. 67 ss.). lieber die
für das Corpus inscriptionum Latinarum von Dr. Emil Hühner
unternommene Reise nach Spanien ist in den Monatsberichten der
[lerliner Akademie (S. 155*) ausführliche Nachricht gegeben.
") Ranwerke. Unsre Kenntniss des Tempels zu Eleusis ist
durch Stillenkapitelle und durch cerealisch verzierte Fragmente eines
dorischen Frieses für die inneren Propyläen vervollständigt worden
(Anm. 6). Die architektonische Resonderheit aufgenagelter Wand-
malereien ward neulich ans Vienne berichtet (Revue arch. 1861
I, 88) und wird aus Pompeji bestätigt (vgl. Archäologische Gesell-
schaft vom 5. Febr. d. J.).
••') Museen. Ein schätzbarer Zuwachs des a) Irittischen Mu-
seums, aus den Metallarbeiten undTliungefüssen von Kameiros bestehend,
ward in diesen Blättern ausführlich besprochen (Arch. Anz. 1860
S. 69* ff.). Im 6) königlichen Museum zu Berlin ist ein neuer Saal
assyrischer und römischer Skulpturen eröffnet, auch die Sammlung
der Bronzen und andre Abtheilungen des Antiquariums gesichtet und
neu aufgestellt worden. Das Museum zu c) Karlsruhe ist durch
Ankauf der von Thierse!) nachgelassenen Antiken (oben S. 05*) ver-
mehrt worden. Einiger Zuwachs ward aus dem Museum zu d) Lyon
berichtet (Rull. p. 21 5 SS.). Endlich ist es erfreulich, auch die archäo-
logischen Sammlungen e) des römischen Instituts durch eine Schen-
kung des Herrn Newton (Anm. 30a), und die neugegründete f) der
archäologischen Gesellschaft zu Athen (Arch. Anz. 1860 S. 97* (f.
109*ff.) durch zweckmässige Renutzung ihrer bescheidenen Mittel
vermehrt zu sehen. Auch über die g) durch Martin Wagners Ver-
mächtniss glänzend vermehrte und durch Urlichs geordnete archäo-
logische Sammlung zu Würzburg können wir belehrenden Hitthei-
luiigcn entgegen sehn. Andrerseits hat h) Mottend seine durch Cavc-
doni geordnete und erläuterte Münzsammlung verloren, indem der
jüngst vertriebene Landesherr sie als sein Eigenthum an sich ge-
nommen hat. Ueber das Schicksal i) der grossen Sammlungen,
welche der verstorbene Palngi zu Mailand und zu Turin zurückge-
lassen hat, ist weiteren Nachrichten entgegenzusehn ; dem Vernehmen
nach sollen sie der Universität Rologna zugedacht sein.
•') Priva I Sammlungen. Als neu entstandene Sammlung
hören wir die mit ansehnlichen Terracotten ausgestattete eines Herrn
Biardot zu Paris (Arch. Anz. S. 83") nicht ohne Misstrauen gegen
die Echtheit ihres Inhalts erwähnen.
s4) Statuarisches aus Marmor. Ausser dem a) vielbespro-
chenen der Athene Parlhenos nachgebildeten Minervenligürchen (Denk-
mäler u. F. 1860 Tafel CXXXV, 3. 4. Arch. Anz. 1860 S. 73*), des-
sen Wichligkeil zuerst Ch. Lenormant gewürdigt hat, ist aus bis-
herigem Denkmälervorrath Athens, auch b) eine nackte männliche
Statue von Lysippischen Verhältnissen (Bull. 1860 p. 114s.) aus
llgpati bei Lamia zu weiterer Beachtung empfohlen wurden. Neuen
dortigen Funden auf der Ahropolis verdankt man c) Reste, die man
der dort vormals aufgestellten Gruppe vom Streit Poseidons mit Athene
zusprechen wollte (Bull. p. 210 s.). Aus d) Elevsis sind ein Kopf
des Poseidon (laut Fr. Lenormant), eine Antinousstatue und drei Ge-
wandstatuen, darunter vermuthlich eine Hvdrophore. zum Vorschein
gekommen (Bull. p. 179). Als neuer statuarischer Fund wird auch
die e) zu Athen (Anm. öd) gefundene sitzende Figur eines Fischers
(Bull. 1860 p. 115) und ein f) ins Museum zu Trient übergegan-
gener Merkurstorso (Anm. 12) erwähnt. Durch selbständigen Kunst-
werth erheblich ist g) ein vor längerer Zeit entdeckter archaischer
Jünglingskopf aus Cypern, der aus dem Nachlass von L. Ross ins
Berliner Museum gelangt ist (Arch. Anz. 1860 S 62*).
**) Erzfiguren. Ausser dem bis jetzt unbekannt gebliebenen,
vermuthlich aus Paramythia herrührenden, StroganofT'schen Apoll,
dessen wir vorzugsweise (Anm. 67) gedenken, sind als Erzflguren
neuen Fundes nur der vermuthlich assyrische bronzene Löwe aus
Abydos (Anm. 3), die zu Vienne stückweise gefundene Figur eines
Juppiter (Bull. 1860 p. 216s. Anm. 15a) und die mit einem Pferd
gruppirte, als Epona gedeutete, Fraucngestalt aus Loisia (Anm. lad.
Revue arch. 1860 II, 281) zu unsrer Kenntniss gekommen.
!l') Reliefs aus Marmor. Jene a) vierseitige Slatuenbasis,
den Hcphästos mit Dionysos und Hermes der Gottin Athena gegen-
über darstellend, ist zugleich mit b) dem eleusinischen Relief (Arch. Anz.
1860 S. 6* Anm. 22 S. 99' und 1 I3*ff. unten Anm. 65d) in den römi-
schen Institutswerken (Mon. dell' Inst. VI, 45, 1—4; Bull. 1860
p. 113 ss. Annali p. 451ss.) bereits veröffentlicht; in Bezug auf letz-
teres lassen wir eine neueste Mittheilung Welckers in unsrer Bei-
lage 5 folgen. Das Relief einer e) Opferscene mit den Sitz-
bildern von Juno und Juppiter im Hintergrund wird unter den
neulichen römischen Funden bei Palast Fiano (Anm. 9h) hervorge-
hoben. Ein spätes Relief d des mnsicirenden Orpheus ward aus
Aegina nach Athen gebracht (Bull. p. 57ss.).
") Die Erzreliefs, wie sie aus Präneste und auch aus Tar-
quinii neuerdings zum Vorschein kamen, sind aus gleichen Fund-
örlern im letzten Jahr nicht vermehrt worden ; das obengedachte
Fragment einer ähnlichen Reliefscheibe aus Armentuni, den Hercules
im Kampf mit einer Amazone darstellend, ward von Herrn Wcstropp
zu Rom vorgezeigt (Bull. 1860 p. 70. Arch. Anz. S. 55*).
3") Gold und Silber aus rhodischen Gräbern: Arch. Anz.
1860 S. 70* ff. Namentlich ist von Halsbändern und von verzierten
Plättchen in Gold, in Art der zu Caere gefundenen, die Bede; die
hieroglyphischen Namensringe gehören einer silbernen Schale von
flüchtiger Ausführung.
2") Gefässe und Geräthe aus Metall. Von a) Silber ist
auch das neuerdings entdeckte, als Inhalt eines steinernen Gehäuses
vorgefundene, zierliche Aschengefäss eines athenischen Grabes (Bull.
1860 p. 110). Aus dem Vorrath b) pränestinischer Bronzen (Arch.
Anz. 1860 S.85*ff.) ward eine Striegel mit der Inschrift ^lornoa
erwähnt (Bull. 1860 p. 10. Arch. Anz. 1860 S. 22*). Der Cisten
und Spiegel gedenken wir weiter unten (Anm. 39).
3") Terracotten: a) freien Styls zu Knidos in beträchtlicher
Anzahl gefunden wurden zum Theil von Herrn Newton ans römische
Institut geschenkt und in dessen Sitzung vom 2. März v. J. erläutert,
wobei die öftere Wiederholung des gemeinhin als Venus-Proserpina
bezeichneten Idols auffällig war (Bull. 1860 p. 65ss. Arch. Anz.
1860 S. 53*). Unter den 6) ägyptisirenden Terracotten von Ka-
meiros wird die öftere Wiederkehr nackter Frauen mit Doppelflöte
hervorgehoben (Arch. Anz. 1860 S. 71*), wie wir dergleichen auch
an Thonfiguren von der bei ägyptischer Herkunft üblichen dunkelrothen
groben Erde bemerkt zu haben glauben. Von c) etruskischen Urnen
gleichen Stoffes . ward aus Chiusi berichtet (Bull. 1860 p. 80ss.),
von einem d) irdenen (dibuchero) schwarzen Krug mit etruskischer
Inschrift aus Ciintavecchia (Bull. 1860 p. 34). Der Thonfiguren
e) gallischer Herkunft wird weiter unten (Anm. 70) gedacht.
3') Glas und Porcellan, ägyptisirendes aus Kameiros : Arch.
Anz. 1860 S. 71* f.
") Glasgefäss zu Köln mit Belief der prometheischen Men-
scbenbildong: von Welcher in den rheinischen Jahrbüchern (XXVIII
S. 5iff.) bekannt gemacht. Vgl. Bull. 1860 p. 158ss. Arch. Anz.
1860 S. 61*.
■") Aus Elfenbein sind a) die neuerdings zum Vorschein
gekommenen, in den Monumenti dell' Inst. VI. 47, 1 — i abgebildeten
etruskischen Reliefs aus Taruuinii. Das Relief b) einer sitzenden
Kitharödin und zwei ihr zuhörender Männer ward von Garrucci auf
dem Deckel einer Handschrift in der Ritliothek des Arsenals zu
147*
148'
Paris vorgefunden (Bull. 1860 p. 8; Arch. Anz. S. 21*). Hinsicht-
lich des c) Elfenbeinkastens einer Kirche zu Veroli, dessen durch
Garruccis Fürsorge photographirte Reliefs von Brunn (Bull. 1860
p. 5 ss.) genau beschrieben sind, erregt der zum Theil aus be-
kannten Kunstwerken entlehnte, wunderlich gemischte, mythologische
Inhalt jener Ueliefs die Vennuthung, dass hier ein Werk florentini-
scher Kunst uns vorliege.
'♦) Gemmenbilder. Auf Phokos ist das Bild eines a) zu
Chiusi gefundenen Skarubaeus gedeutet worden , darstellend einen
verwundeten Helden, neben welchem eine Wurfscheibe und die Na-
ineusinschrift Puci sich belindet (Bull. 1860 p. 235). Einige min-
der erhebliche Skarabäen werden unter den Funden von b) Amelia
beschrieben (Bull. 1860 p. 120). Von zwei c) Goldringen, angeb-
lich sicilischen Fundorts, welche der Kunsthändler Depoletti am
23. M;irz v. J. zu Hom vorzeigte, war der eine, eine mit Schleier
und Kalathos bedeckte junonische Figur darstellend, auch zu Athen
gesehen worden (Bull, dell' Inst. p. 98. llfis.); die seltene Erhal-
tung beider Ringe liess an ihrer Echtheit zweifeln (Arch. Anz. S.56*).
*•) Miinzfundc. Aus der Umgegend von Korinth erhielt
Herr l'ostolakkas zu Athen einen Vorrath hauptsachlich italischer
.Münzen, vierzig Pfund an Gewicht. Italische Münzfunde wurden aus
Carrara (Bull. 1860 p. 200 ss.), aus Marino bei Sora (Bull. 1800
p. 132 ss.) und aus Mnrn bei Otranto (Bull. 1860 p. 37), gallische
aus dem Flächenfeld von Snmpuy und La Matte (Eure-et-Loir: Revue
num. 1860 p. 163s.), und aus Jrbnnats unweit Bordeaux (Revue
num. 1800 p. 230s., römische Familienmünzen, etwa 1000), haupt-
sächlich aber aus Paris selbst (1600 Goldmünzen oben Anm. läi)
berichtet. Der Fund zu Sarwar in Ungarn (Revue num. 1860
p. lj/ss) datirt bereits aus dem Jahre 1857.
16) Unedirte Münzen. Von Cavedoni ward ein Quinarius
des M. Cato (Bull. 1860 p. 221 SS.), von J. Friedländer das goldne
Medaillon beschrieben, in welchem der Name Aelia Placidia statt des
bekannteren der Galla Placidia gelesen wird (Bull. 1860 p. 174s.).
,7) Pfahlbauten. Die Geräthe jener vorgeschichtlichen Bau-
anlagen helvetischer Seen werden durch neue Entdeckung und, wie
wir vernehmen, auch durch Nachlälscbung, der Kauflust begüterter
Sammler entsprechend, von Jahr zu Jahr vermehrt (vgl. Anm. 56a).
") Wollscheren werden, nach einer Bemerkung Garrucci's
(Bull. 1860 p. 68; Arch. Anz S.öi"), in den apulischen Gräbern
zu F'asano so häulig gefunden dass er lieber ein Symbol der Parzen
als so zahlreicher Wollscherer darin zu erkennen geneigt ist.
J4) Bronzene Cisten. Unter den nicht weniger als 25 Ci-
sten im Palast Barberini, die noch neuerdings ungereinigt waren,
sind vielleicht die beiden nicht einmal einbegriffen, deren besonders
anziehende, auf Perseus und auf Prometheus bezügliche, Graffiti wir
jetzt aus den Monuincnti dell' Instituto iVl, 39. 10) kennen. Hieneben
i-t wegen verwandter, wenn auch aus den Zeiten des Kunstlerfalls
herrührender, Technik der im Palast Doria zu Rom bisher übersehene
bronzene Eimer zu erwähnen, dessen auf Achill und Briseis bezüg-
liche Graltiti neuerdings Brunn erkannt und erläutert hat (Mon. dell'
Inst. VI, 48; Annali p. 494m.).
! M c lall Spiegel. Die zahlreichen nach Palast Barberini
gelangten pränestiniseben Funde dieser Galtung sind durch Detlefscn
fArch. Anz. 1860 p. 85"f.) und durch Garrucci (im Nachtrag mei
ner akademischen Abhandlung) neuerdings bekannter gew malen j Tier
andere im römischen Institut besichtigle Spiegel (Bull. 1860 p. 101.
102; Arcb. Anz. 1860. S 57" | befinden sich jetzt im kgl. Anti
'juarium zu Berlin.
"i Veten am Kameiros: grösstentheils ins brittischi Mu-
seum gelangt, von wo aus deren von Buch verfasste ausführliche
Beschreibung Anh. Anz. 186(1 S. 70" II. um- /uguie. Den sehr
ilicrlhiimlichcn Styl jener Vasen unterscheide! derselbe von dem
Archaismus der tümlicben zu Korinth und Nola gefundenen; sie
seien riehnehr denen ron Volci ( Caere T) ähnlich. Hinsichtlich
der GefJMurmen »iril bemerkt, diss neben Oenocl n und Am-
phoren am hfnflgiten die Form des Aryballos dort sich findet, von
■reicher auch allerlei bildliche Gefissformen ron Tbierflguren oder
von menschlichen Brustbildern ausgeben; ausserdem werden Trink-
schalen nnd aueb ansehnliche Plauen (itfoaxif) ron 13 Zoll Durch-
BT erwähnt. Uebercinstimmend mit elruskischcn Vasenfunden
ist auch eine Schale mit dem bekannten Trinkspruch /«<£>« xai
niti tit.
42) Birch ist geneigt das Alter dieser Vasen bis zur Zeit der ho-
merischen Erwähnung von Kameiros hinaufzuriieken , obwohl ein
ebendort auf einem Skarabäus von ihm gefundener Namensring den
Namen des Psammetich enthalt, so dass nach äusseren Gründen
mindestens auf dessen Zeitalter zurückgegangen werden kann.
■*') Archaische Vasenbilder. Unter den ebengedachten
Vasen aus a) Kameiros ist die Inschriftschale mit dem Kampfe des
Hektnr und Menelaos um den Euphorbos und noch eine andre
mit rechtshin schreitender angeblicher Gorgone, die in jeder Hand
einen Schwan hält (von Birch auf Seen als der Gorgonen Wohnsitze
gedeutet) hervorzuheben (Arch. Anz. 1860 S. 73* f.). Aus 6) Kleonae
gelangte ein l.ekythos , den von Achill ereilten Troilos darstellend,
neuerdings nach Athen (Arch. Anz. 1860. S. 113*). Von benach-
barter Herkunft ist eine c) korinthische Inschriftschale, darstellend
einerseits Hektors Kampf mit Achill, vun Sarpedon und Phönix um-
geben, auf welchen Kampf unter dem Henkel der Schale 'Dolon' hin-
blickt, andrerseits Ajax des Telamoniers Zweikampf mit Acneas, in
Umgebung des andern Ajax (und noch einer unbenannten Figur,
etwa Teukros) und eines als Hippokles benannten Troers (Bull.
1860 p. 107s.).
""> Vasen freieren Styls. Was a) aus dem durch Francois
erfolgten letzten volcentischen Gräberfund hieher gehört, ist neuerdings
in Rom sichtlich geworden (Arch. Auz. 1860 S. 106*). Ebendaher
wird ein 6) Campanascues Vasenbild uns erwähnt, auf welcher die
Namensinschriften Uünvaia und J>\mv).r\ erst neuerdings sich vor-
fanden (Bull. 1860 p. 15). Neuer Nachweisung Brunns verdankt
man auch die Notiz eines zu c) Toscunetla von ihm gesehenen
Kraters von etruskischer Provincialmanier, auf welcher der Todes-
dämon Cliaron zu zwei Personen gesteigert erscheint (Bull. 1860
p. 233ss.). Hieoeben bleibt die Frage nach ä) den Gelassen aus
Vulci ollen, auf welchen Brunn laut der Bevue archeologique 1860
II p. 212 die Namen griechischer Magistratspersonen gefunden ha-
ben soll.
*s) Mosaik zu Rheims: Revue arcbeol. 1860 II, 434s. Dies
Mosaik von 90 Meter im Umläng enthält auf 35 in sieben Gruppen
vertheilten Feldern wechselnde Darstellungen von Gladiatoren und
reissenden Thieren; es zeichnet vor andern Denkmälern dieser in
Gallien besonders häufigen Kunstgattung sich aus und soll sorgfältig
bekannt gemacht werden.
46) Griechische Inschriften: altarkadische aus Tegea
(Arch Anz. 1860 S. 63'). Nach Herrn Newtons reicher epigraphi-
scher Ernte aus Ilalikarnass und Knidos hat namentlich Alben (Bull
1860 p. SOss. 56s.) in gewohnter Weise unsern Vorrath an In-
schriften vermehrt. Mehrere metrische wurden oben (Arch. Anz.
1860 S. 80*. 93* ff.) von uns zusammengestellt; ihnen ist die bei
Boeckh C. I. Gr. no. 136 unvollständig gegebene einer Herme des
Aristoteles anzureihen, welche in dem jetzt wiedergefundenen Stein
folgendermassen lautet:
V/Joi' NtXO/j[äx]ov ao() i>j[i l]anoioijtt nanijg
rrri^on' '/ti.(zui[u'(i]os Ötior [lloioi(jrO.\y}\.
Künstlernamen haben theils auf verschiedenen lnschriftsteinen der
Akropolis (Bull. p. 50ss. Naukydes, hritios, Arlemon) theils auf
einem aus Melos herrührenden Stein sich gefunden, welcher einen
Polyanthes als Erzbil Iner der Göttin Roma angiebt. lieber Vasen
inschriften vgl oben Anm. i id.
*7) Römische Inschriften. Die eleusinischc Weibinschrift
des Appius Claudias, der bei Cicero ad Atticuin VI, 1,20: audio
Appium jiQonvXatov Eleuxine filtere vorhandenen Erwähnung ent-
sprechend, ist aus ihren neiiaufgefundenen Fragmenten von llenzen
(Bull. p. 22588.) hergestellt und erläutert. Die Coösularinsobrift
aus Rotienbiirg. jetzt im Museum zu Mainz, ward in diesen Blättern
gegeben und erläutert (Arcb. Anz. S. 65*. 71"). Zahlreiche andre
römische Inschriftfunde werden im römischen Bullettino 1860 p. 239
nachgewiesen.
") 1.1 1 iisk i s c he Inschriften: Einiges dieser Art giebl das
Bullettino 1860 p. 148.
•*J Faliskische Inschriften: von Garrucci in den Annali
1860 p. 211 ss. | vgl. Ball. 1860 p. 211 281) bekannt gemacht
und auch von Mo i-en in diu Berichten der Berliner Akademie
1860 s lälff. besprochen.
149*
150*
III. LlTTBRATL'R.
50) Allgemeines über das Verbältniss des archäologischen
Studiums zur gesamten Philologie ist in einer Gelegenheitsschrift
zur Jubelfeier der Berliner Universität (unten S. 155*) von mir neu
erörtert worden; die Schlusssatze dieser nicht sehr verbreiteten klei-
nen Schrift werden in unsrer Beilage 0 einer prüfenden Beachtung
nochmals empfohlen.
51) Aus akademischen Werken sind Abhandlungen der ge-
lehrten Körperschaften zu Berlin, Göttingen, Leipzig, München und
Wien hieher gehörig.
") Vercinsschri ften sind nicht nur in gewohnter Weise
von den Alterlhuinsfreunden im Rheinland (Heft XXVIII oben S. 140/)
und andern deutschen antiquarischen oder Geschichtsvereinen (VV'iir-
lemberg: PhHologus XVII, 182 II'.; Luxemburg: Aren. Anz. S. 119*;
Llsass: Arch. Anz. S. 95*), sondern auch mit besonderem Bezug auf
ähnliche ausländische Unternehmungen, wie das 'Bulletin de la so-
< ieie des antiquaires de France' und des 'Anuuaire de la socicle
archtiologique de C.unstantine' hier zu erwähnen, aus welchen allen
die Zeitschrift Philologus schätzbare Auszüge liefert.
53) Philologische Zeitschriften: Rheinisches Museum,
Jahrbücher der Philologie (S. 155*), Philologus (oben S. 139 f.").
Sl) Annali und Bullettino des Instituts für archäologische
Correspondenz sind in ihrem bereits abgeschlossenen Jahrgang 1860
(oben S. 135*0°.) von einem Denkmälerhell begleitet, welches in Inhalt
und technischer Ausführung durch die dein Institut aus königlicher
Munificenz neu zugewandten grösseren Mittel wesentlich gefördert er-
scheint. Das Bullettino NapoUtano, welches im Drange der Zeit-
umstände seit unsrer letzten Anzeige (Arch. Anz. 1860 S. 15* f.)
nicht weiter uns zuging, wird dem Vernehmen nach fortgesetzt, wie
denn auch die Keine archeologique (oben S. 138* f.) ihren dan-
kenswerlhen Fortgang hat.
55) Ortskunde. Für «) ägyptische und b) karthagische Orts-
kunde haben Brugsch (oben S. 141)') und Beule (Beilage 7), für
das nördliche c) Griechenland lleuzey (unten S. 155*, Becension von
Gurtius oben S. 117') grössere Werke geliefert, woneben auch klei-
nere Schriften von Bursinn (S. 9.">*), Fi ick (oben S. 117*), Gatt-
ung (S. 155*) und Wieseler (oben S. 120*), wie auch die aus dem
Nachlass von L. Boss neu herausgegebene Inselreise des Grafen
Pasch van Krienen (oben S. 100*. I HC ) in Betracht kommen.
Orts- und Münzkunde von Euhöa sind in Dondorffs Schrift über die
dortigen Staminsagen (Arch. Anz. S. 117*) erläutert. Von d) itali-
schen Ocrtlichkeiten ist Cannae in einem Programm von Schulbuch
(oben S. 119") behandelt worden.
56) Römisches im Norden. Mit besondrem Fleiss ist a)
Hclvetien sowohl in seinen schon oben (Anm. 37) berührten Pfahl-
bauten (Beilage 8) als auch für die Spuren seiner römischen Her-
schaft von F. Kelter (oben S. 118*) und //. Meyer (unten S. 156*)
erkundet worden. Grosser Fleiss ist auch der Ortskunde b) Gal-
liens zugewandt, wie aus den unten verzeichneten Schrillen von
Creuly und Jacobs (S. 155*, Uxellodunum), Goldenberg (S. 155*),
Gomur (S. 155"), Marchai (S. 156*), Bey (S. 156*), Boulez
(S. 156*) und Xoel des Vergers (S. 156*) hervorgeht. Hinsichtlich
<:) rheinischer und germanischer Topographie sind nachtraglich die
gründlichen Schriften von A. Bein (oben S. 119'), von F Kenners
(Chronik der österreichischen Ausgrabungen unten S. 155") und von
Axchbach (S. 140* Noricum) zu erwähnen. Besondre Beachtung ver-
dient der von A. Bein zugleich mit Notizen über den Eifelkanal und
die topographischen Arbeiten Eicks empfohlene Vorschlag einer anti-
quarischen karte des alten Ubierlandes i Rhein. Jahrb. XXVIII.
S. I05ff.).
5") Von Kunstschriflstellern des Allerthums ist a) Pau-
sanias für die Ortskunde Athens von O. Jahn und A. Michaelis
(oben S. 118* Akropolis), für seinen religionsgeschichtlichen Inhalt
von O. Krüger (oben S. 96*), für kuustgeschichtlichc Fragen von
Schubart (oben S. l'.'O*) neu erläutert worden. Kunslgeschicht-
liches in b) Plinius fährt Urlichs (Denhm, u. F. 1860 S. 18) fort
zu behandeln. Die Gemäldesammlung der c) Philostrate ist von
K. Friederichs in einer für die Würdigung alter Malerei erheblichen
Schrift (oben S. 47*) besprochen worden
"") Zur Mythologie und Beligionsgeschichte ist nächst dem
jetzt abgescblossuen zweiten Band von Welckcrs Götterlehre (unten
S. 156*) der erste Theil einer zweiten Ausgabe von Prellen grie-
chischer Mythologie (S. 156') und manche Bearbeitung einzelner
Gegenstände, namentlich von Bergk (S. 15* Geburt der Athene) und
Baumeister (oben S. 117* über Attis und Adrast), desgleichen von
E. Pinder (S. 96* über die llitbyien) und M". Hojfmann (S. 98*
über den tpSövoc) erschienen. Ueberwiegend kunstmythologischen
Inhalts sind die sorgfältigen Schriften von B. Gaedechens (S. 95*)
über Glaukos und die von F. Fedde (S. 95*) über Perseus und An-
dromeda.
") Vergleichende Mythologie: weiter gefördert durch die
so anregenden als gelehrten Forschungen von Pott (oben S. 96") und
die "Entu nitnötviu von M'uckernayel (S. 120*). Abwege dieser
vergleichenden Mythologie, wie die gelehrte Schrift von Schirartz
(oben S. 96*) sie darbietet, bat unter andern Forchhammer (oben
S. 117*) bekämpft, ohne Einseitigkeiten seines eignen Standpunkts
aufzugeben. Dass ein vergleichender Blick auf Mythologie und Sun
bolik verschiedener Völker mit einer gesunden Philologie nicht un-
verträglich sei, hat Ilergk in dein bereits vorgedaebten reichhaltigen
Aufsatz über die Geburt der Athene (S. 95*. 155*) bewährt.
''") Als Auswahl von Denkmälern «) mythologischen In-
halts ist Wieselen gründliche Umarbeitung der zu Müllers Handbuch
gehörigen Hefte zu erneuter Herausgabe des Abschnitts der olym-
pischen Götter vorgeschritten (S. 156*). Nicht weniger ist b) für
das Alltagsleben der Allen die von Gi//i( und Koner unternommen'
Darstellung (oben S. 118*) geeignet, wenn nicht für specielle Zwecke
der Kunsterklüruug, doch um so mehr für ein anschauliches Bild
alter Sitten und Gebräuche, die Denkmäler der Kunst erspriesslicb
zu machen.
61) Griechische Baukunst. Eine attische Baugescbichle
der pisistratischen Zeit hat Beule (oben S. 64*. 95*) unternommen.
Um Verständniss des Parthenon namentlich auch um die wichtige
Frage der Agonaltempel sind Boetlicher und Stark (oben S. 101*.
119*), zum Theil in polemischem Wechselbezug, erfolgreich bemüht.
Ueber die Skene der Alten hat L. Lohde geschrieben (oben S.I06*.
119*), in gleicher Beziehung ist Wieselers neuliches Programm durch
gründliche Forschungen über das älteste Bühnenlokal Athens (oben
S. 120*) erheblich, wobei zugleich auch die Untersuchung über die
Lage der Pnyx neu aufgenommen ist. Mit einer neuen Bearbeitung
der tiburlinischen Villa des Hadnan ist Rosa beschäftigt (Bull. I86II
p. 101s.). Eine noch allzu wenig benutzte Quelle alter Bauge-
schichte ist durch Doiialdsons 'Architcctura numismalica' oben S.
47*. 6i*) neu benutzt und empfohlen worden. [Dem Vernehmen
nach in England erschienen, zu unsrer Ansicht aber noch nicht
gelangt, ist Cockerells längst erwartetes Werk ober den pliigalisclieu
Tempel zu Bassä. Endlich ist, den reichhaltigen Gegenstand runder
Bauwerke betreffend, eine soeben uns zugehende Schrift von TA. Pyl,
unten S. 1 56*, zu erwähnen.]
6i) Sonstige Baukunst. Ueber celtische Gräberanlagen hat
M. v. Bing (oben S. 96") gehandelt. Ueber die helvetischen Pfahl-
bauten haben nach mancher Vorarbeit (vgl. auch Morlot unten S. 1 56*)
F. Keller (oben S. 96*) und F. Troijon unten S. 156". Vgl. unsre
Beilage 8) in umfassenden Werken gehandelt.
"') Museen. Museographisehe Verzeichnisse sind zu Berlin lin-
den assyrischen Saal der Skulpturensammlung, für die etruskischen
Spiegel des kgl. Anliquariuras und für die Sammlung der Gips-
abgüsse (unten S. 156' 'Museen'), zu Karlsruhe für die dortigen In-
schriftsteine und sonstigen 'monumentalen Alterthümer' von ff.
Fröhner (oben S. 95") erschienen. Grössere museographisehe Ar-
beiten wurden uns neuerdings nicht bekannt. Ueber das in der
Industriehalle zu Paris , hauptsächlich durch BaraUson, vorbereitete
grosse .Museum von Gypsabgüssen setzt ein im 'Journal des de'bals'
abgedruckter Aufsatz von Vinet (oben S. 120*) uns vorläulig in
Kennlniss.
' •) Pri vatsa liinil uugen. Die voll Thiersrh nachgelassene
Antikensamuiluiijj. jetzt in Karlsruhe, ward auf Grund ihres gedruck-
ten Verzeichnisses (oben S. 95*) von uns besprochen. \on Münz-
sammlungen kam der zu London versteigerte berühmte Besitz des
Lord Xmllariik in Bede (Revue iiiioiisin. p. 82ss).
6') Attische Marmorwerke. Hier lässl sich zuerst o) eini-
ger durch tr. IV Lloyd neu geordneter und gedeuteter statuarischer
Giebelfragmente des Parthenon gedenken (oben S. 84*), wie auch
neuer Verhandlungen über die Gottheilen des Parthenonfrieses (Bull,
p. 69; Arch. Anz. S. .".1*1). Ueber ftj den statuarischen Typus der
Athene Parthenos hat auf Anlass der aus den Vorräthen des Tbeseion
i5i:
152*
von Cb. Lcnormant bervorgezognen kleinen Statue (Denkm. u. F.
Tafel CXXXV. S . 21 CT. ; Aren. Aru. S. 117"), io Paris dessen Sohn
Fr. Lcnormant (oben S. 117*) und in Leipzig Overbetk (oben
S. 119*), letzterer mit Yergleichung einer noch unbenutzten Statue
der Villa ßorgbese gebandelt. Das c) cercalische Relief aus Eleusis,
gut abgebildet in den Monumenti dell' Inst. VI, 45 und durt erläu-
tert von Weither i^Annali ISGO p. 45iss.), in minder genügenden
Zeichnungen aueb durch Fr. Lenormant (oben S. 119*) und durch
Orerbeck (oben S. 119") bekannt, unterliegt noch mehreren Streit-
fragen seiner Erklärung, wie denn der von den beiden Göttinnen
umgebene Knabe nicht bloss auf Triptolemos sondern auch auf Jac-
chos (Welckcr a. 0.) oder auf einen Eingeweihten ('Knaben vom
Altar" Arch. Anz. ISliO S. 99*) gedeutet worden ist (vgl. Beilage 5);
ilie stylistische Verwandtschaft dieses sonst dem Zeitalter des Pbidias
zugesprochenen Kunstwerks mit Praxiteles hat Ovcrbeck , der diese
letztere Meinung vertrat, nach genauerer Kenntniss des Originals
zurückgezogen (Arcb. Anz. S. II 3* f.). Der zu Rom mit diesem
Relief zugleich publicirten d) vierseitigen Basis einer Hephastosstatue
mit Götterbildern ward bereits oben (Anm. 2tia) gedacht.
6') Marmorwerke verschiedener Kunsthedeutung und Herkunft
hat Stark in zwei neueren Schriften , niederländische Antiken und
eine gewisse Gattung nackter Venusbildungen anlangend (oben S 96*),
erläutert. Den sogenannten Jason im .Museum des Louvre hat
H. Lamberk (oben S. 96") mit Wahrscheinlichkeit auf Merkur gc-
deutet; die zu Chalons gefundene spatrömische Gruppe eines von
einem Löwen bewältigten Gladiators ist von J. C/ievrier (unten
S. loa") herausgegeben. Ueber die Darstellung von Triumphzügen
an etruskischen Einen hat Brunn gehandelt ^Bull. p. 1415 SS.).
"') Apollo Bo edromios. Wir holten auf das gedeutete an-
ziehende, dem belvederischen Apoll nahe verwandte Kunstwerk in
einem besonderen Aufsalz zurückzukommen.
bs) Silberne Phaleren: erläutert von Hein in den Annali
dell* Inst. 1800 p. 161 ss. mit einer grossen Denkmälertafel (Mon.
dell' Inst. VI, 41), desgleichen und von drei Tafeln begleitet durch
U. Jahn im neulichen Programm zum Winckelmannsfeste (oben
S. 107*). Ueber das weiland (Arcb. Ztg. 1843 Tafel IX) in dieser
Zeitschrift herausgegebene Slroganotl'sche Silbergefäss haben neuere
Verhandlungen (Arch. Anz. Beilage zu no. 139 ff. u. S. 114*) unsrer
früher ausgesprochnen Ansicht zur Bestätigung gereicht.
11 Bronzene Cisten: Mon. dell' Inst. VI, 39. 40 (oben
Anm. 39).
*") Celtische Terra cotten. Gewisse in gallischen und
rheinischen Ausgrabungen nicht seltene Figuren von weisslichem Thon,
als deren Gegenstand die Deae Matres und andre Götterwesen sich
erkennen lassen, sind mir längst merkwürdig genug erschienen um
mehr als bisher geschah darauf zu achten; ich kann es daher nur
loben, wenn jetzt gleichzeitig zwei Publicatiotien dieses Inhalts, die
eine von Payan- Dumuulin (unten S. 150*), die andre von Tudot
Hinten S. 156") angezeigt werden.
*') Gemmeiik n nde. Zwei ganz handwerksmässige, von dem
Buchhändler Cadart in Paris unternommene, Sammlungen haben das
Verdienst zusammengedrängte zahlreiche Gemmenbilder in trefflicher
photographischer Nachbildung darzustellen.
"') M ünzkundc. Ausser Fortsetzungen der Herue iwmismatinve
(oben S. 139') und des CuAen'schen Verzeichnisses der Kaiserinünzen
(S. 155*), sowie der oheugedachtcti Werke von Mommsen (S. 1 00*)
Donaldton (Anm. ül) Falbe und Lindberti (S. II 7') sind auch eine
gründliche Abhandlung von sireber (>. 120*) und mehrere kleine
Aufsätze von Blrch (S. Uli*) .4/. Müller (S. 155*) und Xumnr
I s. ii.s*) im erwähnen Sieben römische Inedita anziehenden Inhalts
pnlit Guben in der Revue num. 1860 p. 359 SS. pl. XVI. Zur Kritik
fälschlich vorausgesetzter Münztypen i*i ein Aufsatz von g. Vaüler
die bekannte Bundesmünze der gallischen Städte ('autel de
Lyon': Herne num, p. 33.'>ss.) beachtenswerth. Zur geschicht-
lichen Erkundung persischer Satrapen dienl Waddlnglons Erläute-
rung kleinasiatischer Münzen mit aramäischer Schrift (Revue num.
I800 p. 432 ss. pl. .Will). Kiir die agonalen Münztypen der Fa-
milie Volteis gab Momnuen eine ansprechende Deutung (Arch.
An/. S. 36*).
I truskisebe Spiegel. Die oben (S. 100*) genannte
Abhandlung gieht einen Erklärungsversuch der Spiegelzcichnungen
hieratischen Inhalts und ein Verzeichniss von 454 in den 240 Ta-
feln meines Werks noch nicht enthaltenen Spiegelzcichnungen. Ein
Ergänzungsband meines dieser Denkmälerklasse gewidmeten Werks
wird zugleich mit dem rückständigen Text zu Tafel XXXI — CCXL
demnächst erscheinen.
T4) Vasenbilder in selbständigen Werken herausgegeben zu
sehn wird bereits seit Jahren uns selten vergönnt ; auch die seit
längerer Zeit stockende 'Elite ce'ramographique', die wir bis zur 12S.
Lieferung kennen, dürfte nach Cb. I.cnormanls Tode wol nur einen
kurzen Abschluss erhalten, so sehr eine Fortsetzung dieses nütz-
lichen Werks nach dessen ursprünglichem Plan von Herrn de Witte
zu wünschen wäre. Nur die Denkmälcrliefte des römischen Instituts
(oben S 135*) liefern uns noch einige Inedita dieser vordem als
unerschöpflich betrachteten Kunstgattung; es gehören dahin die von
Jahn und Stephani besprochenen Vasenbilder baechischer Reinigung
(Mon. dell' Inst. VI, 37. 38) und cerealischen Festzugs (Mon. dell'
Inst. VI, 42); das merkwürdige Vasenbild eines die Orithyia entfüh-
renden doppelköpligen Boreas hat Stark erläutert (Ann. I860p.320ss.
tav. ,1'agg. L. M).
'*) Vasenerklärung, Als bisher unbeachtete Darstellung
dieses Gebietes ist die Rückkehr der Koro zum Hades (laut Slephanis
Vermuthung in den Annali 1860 p. 32 ss.) zu nennen; einen Melam-
ptw bei den Rindern glaubt Brunn (Bull. p. 71) entdeckt zu haben,
woneben derselbe auf einem andern Gelässbild den fälschlich voraus-
gesetzten Mythos von Philomele und Ithys ablehnt (Bull. 1860 p.68).
"") Griechische Epigraph iL Als Ersatz für die schon
länger vermisste 'Li/ijutoi; werden die von Kumunudis herausgege-
benen 'EniyQcttftä liyixd'uxot (oben S. 95') fortgesetzt. Andre
epigraphische Inedita gieht das Bulletlino dell' lnstiluto. Von erläu-
ternden Schriften ist Sauppes Abhandlung über die grosse Mysterien-
inschrift (S. 9ii') und Bergks Programm über die in arkadischem
Dialekt verfasste aus Tegea (S. 117*) zu nennen; andre Beiträge
zur griechischen Epigraphik haben Bursiun (S. 140*), Cavedoni
(S. 155*), Güllling (S. 155*) und Stephani (S. 120*) geliefert.
Eine Inschrift aus Kyzikos, einen Volksbeschluss zur Erlaubniss einer
Weihungsinschrift im Tempel einbauend, erschien im Monatsbericht
der Berliner Akademie 1860 S. 493 ff.
1T) Römische Epigraphik. Am ersten Bande des Corpus
inscriptionum Latinarum wird noch gedruckt (vgl. den akademischen
Bericht 1860 S.747); er wird Inschriften der republikanischen Zeit,
die Leges, Fasten und Calendaria, enthalten. Leon Renten reich-
haltiges Werk afrikanischer Inschriften (S. 0 i*. 96") hat eine beach-
tenswerthe Anzeige derselben von llenzen (Annali dell' Inst. p. 23 — 99)
hervorgerufen; der spanischen Reiseberichte von Hühner ward bereits
oben (Anm. 20) gedacht. Ausserdem ist mehrerer neuer Schriften
von J. Becker (S. 95*), Klein (S. 119*), Ritschi (S. 96*) und
Noel des Vergor» (S 156*) hier zu gedenken. Beachtcnswerlhe
Bemerkungen über römische halemlerfragmente (Bull. p. 73 ss.),
Consularinschriflen auf Tesseren (Bull. p. 173s.) und über die viel-
mehr nach Padna als nach Präneste gehörigen Loosorakel (Arch.
Anz. S 36*. Gl*) sind in periodischen Werken zerstreut. Endlich
ist auch die kaiserlich ausgerüstete, von Renier und andern franzö-
sischen Gelehrten besorgte, Gesamtausgabe der Werke Borghesis be-
reits durch ausführliche Programme (S. I j6*) in nahe Aussicht gestellt.
'") Archäologische Reisen werden jetzt aus dem von
Martin Wagner Unterlassenen und von Urlichs verwalteten Vcnnächt-
niss auch von der königlich bayerischen Regierung ausgerüstet.
") Nekrolog. Biographisches über Borghcsi (f 16. April
Arch. Anz. S. 67") haben (lenzen (Allgemeine Zeitung 1860 no. 136.13".
Jahrbücher der Philologie VI S. 50911'. ) und Desjardins (Revue arch.
p. 319 — 324. 405—410) zusammengestellt. Sir Charles Fellovs
ist als hochverdienter Entdecker der Ijkischen Alleitbümer, William
Hure durch seine Reise in Griechenland und seine griechische l.il-
teraturgeschiclile, 1'eluginPalagitfin Turin, vgl. Arch. Anz.S.67" u.oben
Anm. 22i) als ausgezeichneter Künstler und Sammler, Arthur von
Veiten (t zu Athen) als verdienstvoller Epigraphiker bekannt: in
Frankreich wird der Verlust des Miinzkenners Lagoy beklagt (Revue
num. 1860 p. 240. 396 89.). Freiherr von Bimsen beschloss zu
Bonn sein für Staat und Wissenschaft reich bezeichnetes Leben am
28. November v. J. (Arch. Anz. S. IO.".*).
153*
154'
II.
Beilagen
zum Jahresbericht.
3. Neuestes aus Rom.
In Rom wurden im Jahr 1860 in Folge der Zeit-
umstände von Seiten der Regierung keine Ausgrabungen
unternommen. Nur in Ostia wurden im verflossenen Friih-
lhige einige neue Gebäude aufgedeckt, unter denen beson-
ders ein bei den Thermen gelegenes Heiligthum des
Mithras bemerkenswert ist; Inschriften welche in dem-
selben gefunden wurden, gehen in das zweite Jahrhundert
zurück. — Vor Porta Porfese setzte Hr. Guidi in der
Vigna, in welcher vor zwei Jahren die vielbesprochene
Venusstatue gefunden wurde, seine Ausgrabungen fort,
und entdeckte interessante Denkmäler eines orientalischen
Cultus, der daselbst seinen Hauptsitz gehabt haben muss,
unter andern eine Inschrift in griechischer und palmyre-
nischer Sprache, welche dem Belus geweiht ist. Ein an-
derer Stein bezeugt das Vorhandensein eines Tempels
dieses Gottes. Eine griechische Inschrift, welche dem Ares
als vaterländischem Gotte einen Altar weihet, ist aus der
Zeit des Hadrian. Zugleich wurden auch Gegenstände
daselbst gefunden, die auf ägyptischen Cult deuten. Auch
eiue Statue wurde daselbst entdeckt, in welcher man den
Bonus Eventus zu erkennen glaubte. Derselbe Hr. Guidi
grub in seiner neben den Thermen des Curacalla gele-
genen Vigna ohne grossen Erfolg, indem nur in sehr
bedeutender Tiefe einige JMosaikfussböden und Grund-
mauern von Privathäusern entdeckt wurden. — In der
Vigna Rondanini an der Via Appia fand man neben ver-
schiedenen Columbarien, von denen eines der Familie der
Carvilier augehörte, eiue jüdische Grabstätte, wie aus dem
hie und da angebrachten siebenarmigen Leuchter hervor-
geht, in der Anlage den christlichen Katakomben ähnlich.
Die Arbeiten zum Zwecke der verschiedenen Eisen-
bahnen führten zu mehreren Entdeckungen. Namentlich
wurden an der Via Suluria in der Nähe des alten Fldenae
Reste von Gräbern gefunden, unter denen namentlich eine
wohlerhalteue steinerne Thür zu bemerken ist, ferner ein
Terminalcippus der Fidenaten aus ziemlich alter Zeit. —
Auf einer anderen Seite der Stadt wurde neuerdings die
Eisenbahn von der Tiber nach der Richtung von Porta
JMuggiore hin fortgesetzt, und bei dieser Gelegenheit eines-
theils ausserhalb von Porta S. Sebastiano die alte FSd
Ajrpia durchschnitten, wobei das antike Pflaster des Cli-
vus Martin bloss gelegt wurde; anderntheils wurde beim
Durchschneiden der Via Latina der Antoninianische Aquä-
dukt durchbrochen. Zwischen beiden Strassen hatte man
gleichfalls dadurch Gelegenheit, auch die Via Asinaria ge-
nauer kennen zu lernen. Weiterhin nach Porta Maggiore
wurde eine alte Wasserleitung aufgefunden, welche der
bekannte Architekt Rosa wegen ihrer Richtung sowohl als
auch wegen ihrer altertümlichen Construction für die
A<iuu Appia hält. Dieselben Arbeiten führten hie und
da zur Entdeckung von Gräbern, namentlich an der Via
Latina und in der daselbst belegenen Vigna Aquari. —
Bei der Anlage des Centralbahnhofes in Villa Negroui
wurden zwei Cippen aus der Zeit des Kaisers Augustus
ausgegraben, welche sich auf die Wasserleitung des Anio
ve.tus beziehen und für den Lauf derselben wichtig sein
dürften.
In Trastevere bei S. Mari« äelV orto, wo die
Regierung ein grosses Gebäude errichten lässt, in welches
die Tabaksfabrik verlegt werden soll, fand sich in einer
Tiefe von 30 palmi unter dem gegenwärtigen Boden ein
antiker Fussboden aus republikanischer Zeit, und nicht
weit davon ein Inschriftstein von noch älterem Datum,
beide bezüglich auf mag'istri pugi Junicolensis und von
grosser Wichtigkeit für die Munieipalverfassung des alten
Rom. Aus einer Inschrift war bisher in Rom nur der
pagus Avenlinensis bekannt. Die pagi umfassten offenbar
diejenigen Stadttheile, welche ausserhalb des pomoerium
lagen; doch wusste man nicht, dass sie, wie die pagi
ausserhalb Roms, mugislri zu Vorständen hatten. Auf
demselben Bauplatze wurde ein Altar gefunden, welcher
der bona Dea oelata (sie) geweihet ist. Die Arbeiten dauern
an dieser Stelle fort, und das gleichzeitige Auffinden von
architektonischen Fragmenten lässt hoffen, dass man viel-
leicht ein Heiligthum dieser Göttin entdecken wird.
Von Ausgrabungen ausserhalb Roms ist noch weniger
zu melden. Nur in S. Moria di Vuleri wurden wichtige
Inschriften entdeckt, welche über die auch von den Alten
als eigenthümlicher Dialekt geschilderte Sprache der Fa-
lisker einiges Licht geben. Ausserdem wurde im Amphi-
theater der alten Stadt gegraben wo man verschiedene epi-
graphische Monumente ans Licht forderte. Zugleich gaben
diese Arbeiten vielfachen Aufschluss über die Topographie
der alten Stadt Falerii, ganz besonders über die dort
zusammenlaufenden Strassen. — In Volterra grub Herr
Cinci mit Erfolg in der dortigen Nekropolis, in welcher
er mehrere unversehrte Gräber fand, welche eine reiche
Ausbeute an etruskischen Urnen lieferten.
Rom im Februar 1861. H'. H.
Ueber den in Vigna Bonelli vor Porta Portese ent-
deckten Tempel der Belus theilt die 'Allgemeine Zei-
tung' von 1860 no. 366 noch Folgendes mit: 'Es hat
sich herausgestellt dass an jenem Ort ohne Zweifel ein
Sitz orientalischer Gottesverehrung war, wie sie in spä-
tem Zeiten in der Hauptstadt des römischen Reichs wirk-
lich bestand. Zuerst ward eine bilingue Inschrift ge-
funden , welche in griechischer und palmyrenischer
Sprache den Göttern Belus, Jaribolus und vielleicht der
Astarte Bilder weiht, deren Füsse noch vorhanden sind.
Bald nachher grub man das Fragment einer lateinisch
griechischen Inschrift aus, welche angibt dass 'für das
Heil des Kaisers' (dessen Name fehlt) ein Mann aus
Palmyra einen Tempel des Belus baute, und nicht viel
später folgte eine griechische, welche für das Heil des
Kaisers Hadrian im Jahr 445 der Seleucidischeu, eben-
falls bei den Palmyranern gebrauchten Aera dem einhei-
mischen Ares geweiht wird, der als Planet Mars mit dem
Sonnengott Belus in Verbindung steht. Die Existenz jenes
Tempels wird ferner bewiesen durch eine lateinische In-
schrift, welche 'auf den Befehl des Sonnengottes' (ex
imperio Solis), also des Belus selber, die Beschädigung
der Wände verbietet. Noch verdienen Bruchstücke einer
grossen Vase aus schwarzem Granit erwähnt zu werden,
in welche ägyptische Götter- und Menschengestalten, we-
nig vertieft, eingehauen sind. Man darf annehmen, dass
sie zum Tempelgeräth gehört habe'.
(Schluss folgt.)
155*
156'
III. Neue Schriften.
Jahrbücher für klassische Philologie. Herausgegeben von
A. Fleckeisen. Jahrgang VI. 18G0. (Der Jahn'schen
Jahrbücher Band LXXXI.) Leipzig 1800. 892 S. 8.
Enthalten unter andern wie folgt: Das fünfzigjährige Professor-
Jubiläum F. G. Welckers S. 1 — 27 (L S.). Recensionen von E. Ctir-
tius, Griechische Geschichte S. 105 — 117 (A. Baumeister), Nägels-
hach Maclihomerisehc Theologie S. 153—1811 (Eil. Müller), A. kühn
llerahkunft des Feuers S. 225— 232 (H. Sctnneizer-Sidler), Lübherl
yuaesliones pontiticales S. 259 — 285 (L. Mercklin) und M. v iNiebuhr
Geschichte Assurs und Babels S. 441— 458 \A. v. Guttchmid). Die
Gehurt der Athene S. 2811— 31(J. 377— 42i (Theodor Hergk). Bar-
tolommeo Burghesi S. 569 — 575 (W. Meinen).
Beult (E.)i Fouilles ä Carthage. Paris 1861. 143 S.
6 Tafeln. 4.
Cavedoni (C): Annotazioni al fascicolo II del volume IV
del corpus inscriptionum Graecarum coutenente le iscri-
zioni cristiane. Modena 1860. VIII und 34 S. 8.
Chevrier (J.): Groupe antique representant un gladiateur
terrassi'-e par nn lion. Chalons 1859. 4.
Cohen (H.)-. Description historique des monnaies frappees
sous l'empire Romain communement appellees medailles
Imperiales, vol. 1— IV. Paris, Rollin 1858—1860. 484,
611, 563, 502 S. mit je 19 Kupfertafeln. 8.
Creuly et A. Jacobs: Examen historique et topographique
des lieux proposes pour representer Uxellodonum. Paris
1860. 8. (Revue archeolog. II, 625. Luzech soll der
heutige Ortsname sein).
Curtius (£.): Ueber Beule Fouilles ä Carthage), in den
Güttinger Gelehrten Anzeigen S. 224—233.
Gerhard (F.): Ueber die Metallspiegel der Etruskcr.
Zweiter Theil. Aus den Abhandlungen der königl. Aka-
demie der Wissenschaften. Berlin 1860. S. 409—486.
Vier Tafeln. 4.
— Ueber archäologische Sammlungen und Studien. Zur
Jubelfeier der Universität Berlin. 1860. 36 S. 8.
Goeltlmg (€.): de Metonis Astronomi Heliotropio Athenis
in muro Pnvcis posito. Jenae 1861. 10 S. 4.
— de Inscriptione Monumenti Plataeensis. Jenae 1861.
7 S. 1 Tafel. 4. (Zum Lectionscatalog.)
Goldenbert}: Notice sur leCastrum gallo-romain du Gross-
Limmersberg et sur les Heidenmauern de la foret du
Ilaberacker. Strasbourg 1860. 8. (Revue archeol. II,
65. 1860).
Gomur: Le Camp romain de Verbland, avec 14 gravures
sur bois. Saint-Quentin 1860. 8. (Revue archeologique
1860. 11,286).
Heuzey (£.): Le mont Olympe et l'Acarnanie. Paris 1860.
494 S. mit 16 Tafeln. 8.
Hübner (E.): Reiseberichte aus Spanien, in den Monats-
berichten der Berliner Akademie 1860. S. 231—241.
324—332.421—450.594—643. 1861. S. 16— 113.
Kenner (Fr.): Beiträge zu einer Chronik der archäologi-
schen Funde in der österreichischen Monarchie (1856
—58). Wien 1860. 199 S. 8.
Lallemond (A.): Medailles de la villa roraaine du Lodo,
preB Penboch, commune d'Arrailon (Morbihan ). Vannes
1857 in 32. (Vgl. revue numismatique 1860 p. 78ss.).
Lmttdk (E* v.): Glaukos. Aus der allgemeinen Ency-
klopädie S. 193-212. - Glycera, ebend. S. 351-362.
Gnathänä, S. 100—114. Gnesippos S. 168—174.
Marchai (C): Les ruines romaines de Champlieu. Paris
8. (Revue arch. 1860. II, 438).
Menant (•/.): Les Ecritures euneiformes, expose des tra-
vaux qui ont prepare la leeture et l'interpretation des
inscriptions de la Perse et de l'Assyrie. Paris 1860. 8.
(Revue archeolog. 1860. I, 718ss.).
Meyer (H.): Die römischen Alpeustrassen in der Schweiz.
(Aus den Mitteilungen der antiquarischen Gesellschaft
in Zürich XXV.) Zürich 1861. 23 S. 2 Tafeln. 4.
Murlot: Etudes geologico-archcologiques en Dänemark et
en Suisse: im Bulletin de la societe vaudoise des scien-
ces naturelles, tome I. Lausanne 1860. (Auszug in der
Revue archeol. 1860. II, 121—128).
Müller (A.): Vier sidonische Münzen aus der römischen
Kaiserzeit. Eine numismatisch -phünicische Studie als
Beitrag zur phönieischen Geschichte. (Sitzungsberichte
der kaiserl. Akademie d. W. 1860. Juni). S. 33—51.
Museen, königliche, Nachtrag zum Verzeichniss der Bild-
hauerwerke (von C. Boetticher und E. G. Römische
no. 742—853. Assvrische ho. 1—32). Berlin 1860.
30 S. 12.
— Leitfaden für die Sammlung antiker Metallarbeiten.
Nachtrag etruskischer Spiegel. (Von E. G. no. 1—142).
Berlin 1860. 16 S. 12.
— Verzeichniss der Sammlung der Abgüsse, Abtheilung I.
Antike Bildwerke (von K. Friederichs nach E. G.) Ber-
lin 1860. 186 S. 12.
Payan-Dumoulin (E.de): Antiquites gallo-romains decou-
vertes ä Toulon-sur-Allier, et Reflexions sur la cera-
mique antique. Le Puy 1860. 4. (Vgl. Revue archeol.
1860. II, 436s).
Preller (L.): Griechische Mythologie. Erster Band. Zweite
Annage. Berlin 1860 XII und 873 S. 8.
Publication des oeuvres de Barlolomeo Borghesi, rap-
port adresse A. S. M. l'Empereur par E. Desjardins.
Paris 1860. 32 S. 8.
Ptjl (li. Th.): Die griechischen Rundbauten im Zusam-
menhange mit dem Götter- und Heroenctdtus. Greifs-
wald 1861. 8.
Reber (F.): Die Lage der Curia Hostilia und der Curia
Julia. Habilitationsschrift. München 1858. 59 S. 8. und
1 Taf. in Fol. (Litterarisehes Centralbl. 1860. S. 59).
Rey (G): Voyage dans le Ilaouran et aux bords de la
mer morte. Paris 1860. 8. (Revue archeol. 1861.1,94).
lioulez: Obscrvations sur les voies romaines de la Bel-
gique. Gand 1860. 4. (Revue archeol. 1860. 11,286).
Stichel (J. G.): De Kjihesiis litteris linguae Semitarum
vindicandis. Jenae 1860. 18 S. 4.
Troj/On (Fr.): Habitations lacustres des temps aneiens et
modernes. Lausanne 1860. 495 S. 17 Tafeln. 8.
Tudot (F.): Collection de figurines en argile de l'epoque
gallo -romainc. Paris Rollin, 4. (Vgl. Revue archeol.
1861. I, 175ss.).
Vergers (Xtii-I des): Essai sur Marc-Aurcle, d'apres les
monuments epigraphiaues. Paris 1860. 8. (Revue ar-
cheol. 1860. II, 283. Die Stadt Veromandua betreffend).
Welcher (F. G.): Griechische Götterlehre. Zweiter Band
(zweite Abtheilung bis S. 817). Göttingen 1860. 8.
Wieseler (F.): Denkmäler der alten Kunst nach 0- Mittler
etc. 2. Bearbeitung. Band II. Heft 1, 15 Tafeln. 76 S. 4.
Herausgegeben von E. Gerhard.
Druck und Verlag von G. Reimer.
157*
158*
ARCHÄOLOGISCHER ANZEIGER.
Zur Archäologischen Zeitung, Jahrgang XVIII.
Af 147.
«y T=
März 1861.
Wissenschaftliche Vereine: Rom (Archäologisches Institut); Berlin (Archäologische Gesellschaft). — Beilagen zum Jah-
resbericht: 4. Römisches aus Schleswig; 5. Das zu Eleusis entdeckte Relief; 6. Ueher archäologische Sammlungen und
Studien ; 7. Beules 'Fouilles a Carthage' ; 8. Troyons 'Habitations lacustres'. — Neuestes aus Athen.
I. Wissenschaftliche Vereine.
Rom. Sitzung des archäologischen Instituts
vom 18. Januar 1861- Pater Gornicci hatte einen Pa-
pierabdruck von der kürzlich in Faleri gefundenen Ho-
norarinschrift zur Stelle gebracht und ergänzte mit Hülfe
desselben den Namen der Person in: P. CLich 10 Rtl/ö
roSANO. Dann legte er die Copie einer griechischen
unlängst von Cav. Guidi gefundenen Inschrift vor und
verglich ihren epikureischen Inhalt mit einer lateinischen
aus den Papieren Zaratini's. Endlich sprach er über die
mithrisehe Darstellung des neulich bereits vorgelegten
Monuments des Hrn. Magnussen, wo, wie auf einigen
ähnlichen Werken, die asiatische Venus als Herrscherin
des beweglichen Himmels erscheint, umgeben von Sonne,
Mond und den sieben Planeten, zwei Begleitern des Mi-
thras und zwei eigenen und einer männlichen und weib-
lichen Schlange als Symbolen des Lebens, sowie dem
Fisch der dem Mithrascult auch eigentümlich ist. — Hierauf
zeigte Hr. Coiise die Zeichnung einer Minervenstatue vor,
die er im Thesenstempel in Athen gefunden hatte, eine
Replik des kolossalen Minerventorso, der früher in der
Villa Medici war, jetzt in Paris sich befindet und welchen
er als ein Erzeugniss der besten griechischen Kunst hin-
stellte. Ferner theilte er seine Ergänzung eines in der
Pinakothek der Athenischen Propyläen aufgestellten Re-
lieffragmcnts mit, in welchem er die Anbetung der Minerva
erkannte, hinter ihr den Kekrops mit Scepter und in
Schlangenfarm endend, ganz gleichend einer Figur hinter
Minerva auf einem bekannten clusinischen Vasenbild, das
man früher auch auf Nereus oder Triton gedeutet hatte. —
Hieaach legte Hr. Michaelis eine neue Abschrift der alt -
arkadischen Inschrift von Tegea vor, die kürzlich von
Kvprianos publicirt und von ßergk auch in Gerhards
archäologischer Zeitung mitgetheilt worden ist und er-
gänzte vermittelst derselben verschiedene bisher missver-
standene Stellen, indem er sich zugleich über einige Eigen-
tümlichkeiten des arkadischen Dialekts ausführlicher aus-
liess. — Hr. Pellegrmi reichte eine Lampe seiner Sammlung
mit dem Bildniss des Kaisers L. Verus herum und be-
merkte dass das von ihm in der vorigen Sitzung erwähnte
Basrelief vielmehr Zeus und Semele darstelle (vgl. Mouum.
d. Inst. III, XIV). — Schliesslich gab Hr. Rosa Nachricht
davon, dass bei den Eisenbahnarbeiten vor Porta S. Se-
bastiano das Pflaster des clivus Mortis entdeckt worden sei.
Sitzung vom 25. Januar 1861. Pater Gomicci legte
die Durchzeichnung eines Steines des Museo Kircheriano
vor, wichtig durch die Form des E, welches //geschrieben
war, wie durch das Vorsetzen des Beinamens Veneria vor
den Geschlechtsnamen Sei«. Dann theilte er ein Graffito
von einer Mauer der Basiliea di S. Alessandro mit, in
welchem die sämmtlichen Buchstaben des Alphabetes je
zwei und zwei zusammengestellt sind, und zwar A mit X,
B mit V u. s. f. — Hierauf zeigte Hr. Lovulli einen Gyps-
abdruck einer Gemme vor, auf welcher Zeus thronend und
in der Rechten eine Schale mit einem Widderkopf haltend
dargestellt ist. — Ferner sprach Hr. Herzog über zwei
Cippi, die bei den Eisenbahnarbeiten in der Villa Negroni
zum Vorschein gekommen sind. Ihre Inschriften zeigen
dass sie am siebenten Morgen eines Aquädukts gestanden
haben und zwar am Anio, d. h. am Anio vetus; ja ein
unterirdisches Gewölbe, in der Art der bekannten ispira~
miji«', in dessen Nähe sie gefunden seien, sei wahrschein-
lich der rechts duetus des Anio, der von Frontinus (de
aquaed. urbis Romael, 21) erwähnt wird; nach Angabe der
Inschrift seien sie unter Augustus gesetzt, also vielleicht
bei der Reparation des Jahres 742, von der Frontinus
II, 12G spricht. — Herr Michaelis zeigte dann eine Sil-
bermünze, die von ihm und Herrn Conze auf ihrer grie-
chischen Reise gekauft worden ist; sie ist ein Unicum,
da sie laut der Inschrift aus Helike stammt, das durch
seinen Poseidoncult berühmt war, wie auch diese Münze
den Kopf des Poseidon zeigt. Ferner reichte er eine in
Argos gekaufte Terracotta herum, in deren alterthümlicher
Darstellung einer sitzenden verschleierten Frau er die ar-
givische Hera erkannte. Sodann sprach er über ein von
Herrn Conze gezeichnetes spartanisches Relief im ältesten
bisher nur in der dorischen Colonie Selinunt gekannten
Styl, das die Ermordung der Medusa durch Perseus dar-
zustellen scheint. Ein andres von ihm in Zeichnung vor-
gelegtes spartanisches Relief zeigte die Dioskuren, in ihrer
Mitte das alterthümliche Bild einer Gottheit, welche von
dem Vortragenden auf Helena gedeutet ward. — Schliess-
lich sprach Herr Conze über das kürzlich erschienene
Schriftchen von Fr. Lenorrnant, betreffend die von seinem
verstorbenen Vater entdeckte Athenestatuette im Theseion
zu Athen; dasselbe enthalte ausser der Pietät, seinem
Vater die gebührende Ehre der ersten Entdeckung zu
wahren, nur Irrthümer und Nachlässigkeiten.
Sitzung vom 1. Februar. Hr. Rosa sprach über das
bei den Eisenbahnbauten bei Porta San Sebastiano ge-
fundene Pflaster des clivus Marlis, über die jetzt eben-
falls aufgedeckte Spur der vi« Asinariu, sowie über die
Reste eines alten Aquäduktes, in welchem er die «(/»«
Appia zu erkennen glaubte. Zum Schluss theilte er mit,
dass er die Lage des alten Collatia an der Stelle der
heutigen Lunghezza am Anio wieder entdeckt habe. —
Hierauf theilte Pater Garrucci Näheres über die von
159*
160*
Herrn Herzog in der vorigen Sitzung erwähnten cj/ipi ter-
minale mit, für die er verschiedene andere Beispiele bei-
brachte. Er legte sodann Abschritten mehrerer in Falerii
gefundener Bleiröhren vor. Auch sprach er über die von
Mommsen Inscr. Neap. 562S edirte Inschrift und schlug
vor, in Zeile 5 statt ite R • S • P • ANXATINVS zu lesen
»na RSIS ANXATIBVS. — Zum Schluss legte Herr
Detlefsen eine beim Bau einer Fabrik bei S. Maria dell'
Orto in Trastevere gefundene republikanische Inschrift
vor, wichtig durch die Erwähnung der magislri pagi Ja-
nlcolensis, und knüpfte daran weitere Erörterungen über
die römischen Pagi. Ebendaselbst war auch eine aus der
ersten Hälfte des VII. Jahrhunderts stammende Mosaik-
inschrift gefunden worden, wo ebenfalls de pagi senlentia
unternommene Arbeiten erwähnt werden, sowie ein archai-
scher Stein mit Nennung des Namens der Bona Den
oeluta, welches er nach Auseinandersetzung der Geschichte
des Cultus der Bona Dea für '/nie lata' erklärte.
Sitzung vom 8. Februar. Pater Garrucci besprach
die bei S. Maria dell' Orto gefundenen Inschriften ; er
glaubte statt römischer Aedilen vielmehr mit Bezug auf
die aediles viel Furfensis auch hier aediles pagi Janico-
lensis erkennen zu müssen. Sodann erklärte er in dem
von Mommsen Inscr. Neap. 5507 publicirten Steine die
Worte VECOS SVPN für VICVS SVPINAS mit Hinwei-
sung auf eine Stelle aus de Constanzo. atti di San Bu-
fino p. 364. Schliesslich legte er aus den Scheden von
Zaratino Castellini eine Inschrift vor, welche eines ordo
magistruluum Bonue deue Erwähnung thut. Hr. Detlefsen
theilte einen neuen auf der via Latina gefundenen Grab-
stein eines aus Cagliari gebürtigen liostar Sillinis f. mit. —
Hr. Brunn sprach hierauf über verschiedene von Herrn
Pervanoglu aus Athen geschickte Zeichnungen ; die eine
stellt einen im Gymnasium des Ptolemäus gefundenen
Marmorkopf dar, welchen der Vortragende gestützt auf
das fremdländische Aussehen und den eigenthümlichen
Täuienschmuck für Juba II erklärte, dessen Statue nach
Pausanias in diesem Gymnasium stand. Zwei andere
Zeichnungen zeigten einen l'an mit einem Amor und
einem alterthihnlichen Apollo. — Endlich theilte Hr. Heh-
zen aus Briefen des Dr. Hübner mit, dass sich in Madrid
eine treffliche aus der ersten Kaiserzeit stammende Büste
Cicero's mit der Unterschrift M. CICERO. AN. LXIIII.
befinde.
Sitzung vom 15. Februar. Pater Garrucci gab nach-
träglich einige Bemerkungen zu der von Hrn. Detlefsen in
der vorigen Sitzung vorgelegten Grabschrift des Bostar
und besprach sodann noch einmal den in Trastevere ge-
fundenen Stein der magistri pagi den er für ursprünglich
mit Stuck bekleidet hielt. Schliesslich glaubte er in den
Endbuchstaben der griechischen Inschrift C. I. Gr. 5972
den Namen Abdallah (Q=H) zu erkennen. — Hr. Del-
lefsen berichtet über einen in Hrn. Magnussen* Besitz
gekommenen Münzfund aus Palombara. Die schön erhal-
tenen iiml mir wenig sich wiederholenden Exemplare (circa
120 an der Zahl) gelten bis zum Jahre 72G a. u. e. und
zwei zugleich gefundene Bronzemünzen aus den Jahren
739 und 712 lassen schliesscn dass die andere Hälfte des
Fundes vielleicht verloren gegangen oder in andere Hände
geratheu ist. — Hr. Benzen berichtete nach brieflichen Mit-
theilungen von Hrn. .Michaelis über die in Falerii befind-
lichen Inschriften, und hob ausser dem tihdiis houorarius
des 1*. GL (it) Ius, wie er jetzt lesen möchte, noch die
Inschrift eines schon früher bekannten C. Aconius Potrus
hervor. Derselbe legte nach Mittheilnng des Hrn. W'e-
schcr in Athen die Copie eines dort in der Nähe gefun-
denen .Meilensteines mit auf die Kaiser Valentiniaii, Va-
lens Arcadius. und Ilonorius bezüglicher griechischer In-
schrift vor. — Hierauf zeigte Hr. Brunn eine Zeichnung
von einem Satyr aus der Candelabergallerie des Vatikan,
dessen verkehrte Ergänzung aus der ganzen Bewegung des
Körpers von Hrn. C'ojtse dahin berichtigt worden ist, dass
er sich nach dem mit seiner Linken gefassten Schwanz
umsieht. Zur Bestätigung führte Hr. Brunn eine Replik
dieser Figur auf einem fragmentirten Basrelief des Museo
Chiaramonti an. Als ein andres Beispiel, dass die Figuren
bacchischer Reliefs statuarischen Werken entlehnt seien,
fügte er die Bemerkung hinzu, dass ein von Hrn. Fortu-
nati bei Ausgrabungen an der via Latina gefundenes
Satyrfrngment zu der Gruppe eines einen Satyrknaben aus
einem grossen Gefäss tränkenden älteren Satyr gehöre,
die sich öfter in Reliefs z. B. auf einem Sarkophag des
Vatikan (Mus. Pio-Clem. V, 8) finde.
Sitzung vom 22. Februar. Herr Henzen sprach über
seine auf die Triumphe des Claudius Marcellus und Cor-
nelius Blasio bezügliche Restitution und Combination
zweier bisher nicht eingeordneter Fragmente der kapito-
linischen Fasten. — Hierauf legte Herr Brunn eine Vase
der letzten Francois'schen Funde vor, die auf der einen
Seite den Herakles im Kampf mit Geryon zeigt, auf der
andern aber eine Darstellung, ähnlich der einer andern
Vase bei Overbeck Gall. XVIII, 2, in der man bisher die
Leiche des Patroklos von Antilochos zum Achilles getra-
gen erkannte; Herr Brunn erklärte dieselbe vielmehr für
die Abreise des Achilles und Antilochos zum Trojani-
schen Krieg, wofür die Anwesenheit des Chiron aufunsrer
Vase spreche ; der Name des Nestor sei für Nereus ver-
schrieben. Dann bestätigte er die Deutung einer Vola-
terraner Vase auf einen Kampf zwischen Italern und
Barbaren (Bull. 1SG0 p. 191) durch eine ähnliche Dar-
stellung, wo die Barbaren als Gallier charakterisirt sind.
Schliesslich bemerkte er, dass das im Bull. 1860 p. 98
über Ringe Gesagte durch Artemidor II, 5 zu berichtigen
sei. — Pater Garrucci kam auf das in Trastevere gefun-
dene Mosaik zurück und ergänzte die Buchstaben ASTOS
in paslos, wie sich ja im Griechischen die Forin nüoTog
neben naatug finde.
Sitzung vom 1. März. Herr Petersen legte die Zeich-
nung eines Reliefs am Henkel einer Brouzevase des nea-
politanischen Museums vor; er erkannte in der bisher für
Polyphein gehaltenen Figur den Aiax, wie er nach seinem
Wüthen gegen die Heefden dasitzt im Brüten über sein
Ende versunken. Derselbe knüpfte daran allgemeinere
Bemerkungen über das Gemälde des Timomachos, welches
denselben Gegenstand behandele und auch hier nachge-
ahmt zu sein scheine. — Herr Henzen sprach darauf über
die in Athen befindliche bilingue Inschrift eines M. An-
ton. Terlius, Antoniae Drusi liberlus, der auf der grie-
chischen Inschrift libertus Hatuvievg genannt wird, also
attischer Bürger war, und behandelte bei dieser Gelegen-
heit die Unterscheidung der beiden oft verwechselten
Antonien. Sodann f heilte er einen in der Vigna Aqunri
gefundenen Stein mit, auf welchem das lateinische Alphabet
viermal wiederholt, am Schluss D-MS hinzugefügt wird.
Ebendaselbst war auch ein Grabcippus gefunden, auf dem
zu den gewöhnlichen Bestimmungen 'in fronte' und 'in
agro' noch 'in subseewum' mit nachfolgenden kleineren Grös-
enangaben hinzutritt. — Endlich besprach Herr Brunn
eine grossgriechische Vase des Museo Campana (XIV n. 16),
in deren Vorstellung Herr Con-.c die Scene erkannt hatte,
nie Zeus den Hermes beauftragt die drei Göttinnen zu Paris
zu bringen. Eine sechste geflügelte Figur mit zwei Lanzen
erklärte Herr Brunn für Eris, die nach Analogie der Fu-
161*
162*
rien, der Lyssa und ähnlicher dämonischer Göttinnen ge-
bildet sei.
Sitzung vom 8. März. Herr Friederichs sprach über
eine Marmorerappe des vatikanischen Gartens, darstellend
ein durch Füllhorn als Plutos kenntliches Kind, welches
von einem ihm verwandten weiblichen Wesen auf dem
linken Arm gehalten wird; die Darstellung weise auf at-
tischen Ursprung; die Bedeutung und Zeit der Entstehung
des Originals lasse an den von Kephisodot und Xenophon
gebildeten Plutos auf den Armen der Eirene oder Tyehe
denken. — Hierauf behandelte Herr Petersen den Mar-
mordiskus des Museo Borbonico XIII, 12. Der Zweig, der
hier in des Herakles Hand, und der hinter demselben
befindliche Baum wurden erklärt durch Pindars (Olymp. 3)
Erzählung, dass Herakles den Oelbaum von den Hyper-
boreern geholt, nach Olympia verpflanzt und dort zum
Siegespreis eingesetzt habe. Die Hirschkuh sei hinzu-
gefügt sowohl um den hyperboreischen Wald zu bezeich-
nen, als auch weil des Herakles Laufen nach dem kery-
nitischen Hirsch als Prototyp des Wettlaufes galt (vgl.
Keil in den Annal. 1844 p. 180). Derselbe zeigte auch
eine Glaspaste seines Besitzes, wo Amor und Psyche in
ähnlicher W.eise, wie auf einem pompeianischen Wand-
gemälde (bei Zahn II, 62) erscheinen, zu deren Erklärung
er auf Sappho (cd. Bergk I, 1) verwies. — Sodann legte
Herr Detlefsen einige am Fuss des Palatin gefundene
Backsteine vor, deren Stempel es wahrscheinlich machen,
dass der Bau dieser Theile der Kaiserpaläste in die erste
Hälfte des zweiten Jahrhunderts falle; er knüpfte daran
die Auslegung einiger von Marini nicht erklärter Siglen
auf ähnlichen Stempeln. — Herr Henzen besprach dann
eine Lampe des Hrn. Depoletti, auf welcher eine Victoria
auf einer Quadriga, den Kranz in der Rechten haltend
und neben dem Wagen der Wagenlenker, in der Linken
die Palme tragend, die Rechte gegen den Kopf erhebend
dargestellt sind. Darunter finden sich verschiedene In-
schriften, in denen Corax als das siegende Pferd erwähnt
wird. Er theilte hierauf aus einem Brief des Prof. Barry
in Toulouse eine dort befindliehe Silvanusinschrift mit,
welche aus Steinbrüchen stammte, die laut der Inschrift
zur Gewinnung von cplumnae vicenariae benutzt wurden. —
Zum Schluss legte Herr Brunn die Zeichnung einer Vase
des Museo Campana (IV, G43) vor, auf welcher der ver-
meintliche Herakles mit Löwenfell vielmehr Dolon im
Wolfsfell, von Odysseus und Diomedes ertappt, sei. Fälsch-
lich dagegen werde den Darstellungen des Dolon die Scene
bei Overbeck Gall. n. 39, vielleicht auch n. 40 zugeschrie-
ben, da dort der angebliche Wolfsschwanz nichts als der
Deckel eines Köchers sei. Endlich erklärte derselbe das
Vasengemälde in Gerhards Trinkschalen I Taf. 100 für
einen Ainazoueukampf.
Berlin. In der Sitzung der archäologischen
Gesellschaft vom 8. Januar 18G1 ward durch Herrn
Gerhard zuerst eine gelehrte Neujahrsgabe Professor IVie-
stders zu Göttingen vorgelegt, welche in der archäologi-
schen Zeitung erscheinen soll [abgedruckt Denkm. u. F.
S. 137ff.] und die Xantener oder, genauer zu reden, Lüt-
Ünger Erzfigur im hiesigen königlichen Museum betrifft.
Der Deutung auf Bonus Eventus entgegen, ist es Herrn
Wieselers, auf gewisse Münztypen des Commodus (Denkm.
d. a. K. II no. 960) gestützte, Ansicht, dass in jener Erz-
figur eine Personification des Jahreslaufes gemeint sei, wie
man auch als griechischen Eniautos sie kennt uud bei
jugendlicher Körperbildung als glücklich beginnenden
'Novus Annus' sie fassen konnte. — Herr M mnmscn sprach
über die Topographie von Karthago, indem er Falbes
Stadtplan zu Grunde legte und die durch Beides Aus-
grabungen neulich gewonnenen Ergebnisse eingehend erör-
terte. — Herr Gerhard empfahl das in Abguss neu vor-
liegende Relief der Tafel 150 seiner 'Etruskischen Spie-
gel' zu erneuter Betrachtung, indem die von Hercules
getragene und für Alcestis gehaltene Figur einen mit
dieser Deutung unverträglichen flachen Helm zur Kopf-
bedeckung habe; Herr Boetticher blieb jedoch der Ansicht,
dass ein solcher Helm nicht vorhanden sei. — Von Herrn
Zahn wurde vorgelegt ein Daguerreotyp und zwei Pho-
tographien einer antiken Büste von schwarzem Marmor in
Lebensgrösse, einen Mohren vorstellend, welche im Besitz
des Stadtrath Friedrich in Stettin ist. Diese Büste welche
in Ilerculanum ausgegraben sein soll, war früher in der
reichen Sammlung des Russischen Etats- und Bauraths
von Brentta (dem Erbauer des neuen Palais in St. Pe-
tersburg) der sie in Italien nebst vielen andern Antiken
gekauft hat. Zu genügender Würdigung jenes Kunstwerks
schien jedoch dessen unmittelbare Besichtigung um so
weniger entbehrlich, je mehr auch die Cincpiecentisten
gerade in dunklem und farbigem Marmor sich versucht
haben. — Von Herrn Eichler ward die Büste Eekhels,
des unsterblichen Gründers wissenschaftlicher Münzfor-
schung ausgestellt, welche auf Herrn E.'s Veranlassung
unter Mitwirkung der hiesigen numismatischen Gesellschaft
auf Grund der aus Triest ihm mitgetheilten Familienbildnisse
durch Professor Carl Fischer modellirt ist und die demnächst
auf dem Weg des Kunsthandels weitere Verbreitung finden
wird. — Von Herrn Strack ward Ed. Falkeners, auf grie-
chische Kunstgeschichte bezügliche Schrift 'Dädalus' vor-
gelegt, deren kunstgerechte Ausstattung den Wunsch neu
hervorrief des Verfassers Werk über Ephesus und über
andere Denkmäler Kleinasiens bald eben so schön aus-
gestattet erschienen zu sehen. — Unter den vorliegenden
Druckschriften erschien Wieselers völlig umgearbeitete
neue Ausgabe von Müllers Denkmälern der Kunst, Bd. II
Heft 1 vorzüglich beachtenswerte ; von Herrn FV. Lenor-
mant waren dessen Schriften über die Marmore von
Eleusis und die Minerva des Parthenon eingegangen. Noch
andere Schriften mannigfach erheblichen Inhalts lagen von
den Herren E. Curtius, L. Friedländer, Namur, Over-
beck und Streber vor, wie auch, durch Herrn Müllcnhoffs
Mittheilung, neue gedruckte Berichte über den Fortgang
der sowohl römischen als nordischen Funde in Schleswig
willkommen waren.
In der Sitzung der archäologischen Gesell-
schaft vom 5. Februar d. J. gab Herr Boetticher Be-
merkungen über die Tempelbilder der Hera zu Argos
mit besondrem Bezug auf sonstige Statuen die man nicht
in jedem einzelnen Fall nothwendig für Kultusbilder hal-
ten könne: namentlich aus dem Grund weil der für den
Cultusgebrauch so häufig erforderte Wechsel der Beklei-
dung bei manchen jener Statueu gar nicht möglich ge-
wesen sei. — Herr von Farenheid gab Mittheilungen über
die Sculpturwerke des Museums zu Madrid und verweilte
besonders bei der daselbst autgestellten sogenannten Gruppe
von S. Ildefonso, deren Ergänzungen er genau angab. Es
ward hiedurch nicht nur die von früheren Reisenden,
zuletzt von Professor Guhl begründete Thatsache bestä-
tigt, dass ungeachtet des geflickten Zustands jener Gruppe
ihre Integrität im Wesentlichen nicht zu bezweifeln sei,
sondern auch die Aehnlichkeit des angelehnten Jünglings
mit dem Antinous anerkannt und die Ueberzeugung aus-
gesprochen, dass dessen unverkennbarer Kopf mit der
ganzen dem Apollo Sauroktonos ähnlichen Figur ursprüng-
lich verbunden gewesen sei. Die hieran geknüpfte An-
sicht, als sei die Todesweihe des Antinous iu jener be-
163*
164*
rühmten Gruppe dargestellt, gab Anlass zu Bemerkungen,
durch welche Herr Gerhard den verwandten Standpunkt
früherer Erklärer, namentlich Viscontis, zugleich aber auch
die ihm entgegenstehenden Schwierigkeiten nachwies. —
Andre Notizen über das Museum zu Madrid wurdet] durch
Herrn Mommsen aus Reiseberichten des Dr. Emil Hühner
mit dem Bemerken beigebracht dass derselbe ein Ver-
zeichniss der dortigen Sculpturen ausarbeite und in Verfolg
dieser Arbeit einen Kopf des Cicero mit unverdächtiger alter
Inschrift, den Namen des Cicero und die Angabe seines
Alters von 64 Jahren enthaltend, gefunden habe: eine
Thatsache, welche für das bekanntlich mehrfach bestrit-
tene Bildniss des grossen Redners nur sehr willkommen
sein kann. — Die in einer früheren Sitzung mit der Deu-
tung auf Helios und Aphrodite besprochenen und in pho-
tographischen Abbildungen vorgelegten Marmorkolosse
ägyptischer Herkunft im assyrischen Saal des königlichen
Museums, gaben Anlass zu weitern Ausführungen Herrn
Gerhards über die alte Theorie von Wanderung der See-
len zum Helios als zum Sitze des höchsten Lichts; ein
Dingst edirtes (Antike Bildwerke Taf. XCIII, 4) antikes
Relief verwandter Darstellung ward vorgelegt und der
Sepulcralbezug beider Statuen dadurch bestätigt. — Herr
Eichler hatte den Abguss eines unedirten antiken Thon-
reliefs von guter Arbeit beigebracht, in welchem Herr
Boelticher die Ausrüstung des Perseus durch Hermes er-
kannte und nachwies. — Zwei in Paris durch den Buch-
händler Cadart veranstaltete Sammlungen photographirter
Gemmen und Münzen wurden durch den Kunsthändler
Amsler der Gesellschaft vorgelegt und blieben bei vor-
trefflicher technischer Ausführung derselben empfohlen. —
Aus den Mittheilungen periodischer Schriften kam der
Inhalt der neuesten Berichte über die ägyptischen Funde
des Herrn Mariette, namentlich der Ausgrabungen zu
Tanis und der dort gefundenen Sphinxe zur Sprache,
welche nach der Physiognomik ihrer Köpfe wie nach in-
schriftlichem Zeugniss eine Kunstthätigkeit der semitischen
Einwanderer in Aegypten nachzuweisen scheinen; mit den
hieraus gezogenen Folgerungen erklärte jedoch Herr Lep-
sius nicht einverstanden zu sein [vgl. obenS. 131*]. Hieneben
kamen die zu Byblos vollführten phönicischen Ausgrabungen
des Hrn. Renan in Anschlag, beides nach Mittheilungen der
Revue archeologique. Ein in derselben Zeitschrift berich-
teter Fund, eine mit Nägeln befestigte Wandmalerei zu
Vienne betreffend, brachte ähnliche Thatsaehen in Erin-
nerung, wie solche namentlich aus Pompeji von Herrn
Zahn versichert wurden '). — Als schätzbare Beiträge für
Topographie und Beschreibung der Ausgrabungen wurden
das umfassende und sorgfältige Werk von Troyon über die
Pfahlbauten Helvetiens und andrer Länder, die Arbeit von
H. Meyer über die römischen Alpenstrassen der Schweiz
und F.Kenners 'Beiträge zur Chronik der archäologischen
Funde des österreichischen Kaiserstaats' betrachtet. —
Ausserdem lagen das Schlussheft des Jahrgangs 1860 der
archäologischen Zeitung, mehrere dankbar empfangene
Schriften der Herren Birch, Bnrsiun , Cavedoni, Hühner
und A. Kiessling, wie auch das Manifest der von der
kaiserlich französischen Regierung in neue Aussicht ge-
stellten gesammelten Werke Bart. Boryhesis vor.
') Vom Professor Zahn wurde bemerkt, dass in Pompeji in
einigen Hüusern die Mauern, welche aus rohen Bruchsteinen (Tuff-
steinen) bestehen, mit grossen aufgenagelten Ziegelplalten (Terracotta-
platlen) überkleidet sind, wahrscheinlich um das Durchdringen der
Feuchtigkeit der Hohsteine zu verhindern, welche dann mit Mörtel
überzogen, ganze Wandflächen bilden und mit Malereien aller Art
geschmückt sind. Bei manchen reicheren Hausern in Pompeji sind
sogar die Mauern aus rohen Bruchsteinen, mit grossen Bleiplatten
bekleidet, die mit eisernen Nägeln auf die Mauer befestigt und dann
mit feinerem Mörtel und Malereien versehen sind.
II. Beilagen zum Jahresbericht.
(Schluss zu Seite 153*.)
4. Römisches aus Schleswig.
Ueber die Ausgrabungen bei Süder-Brarup im Her-
zogtum Schleswig (Archäol. Anzeiger no. 121 Januar 1859
S. 7*. 8*) hat der Inspektor der Sammlung nordischer Alter-
thümer in Flensburg, Herr Adjunct Engelhardt, in den im
März 1859 erschienenen, zweiten neft der 'Slesvigskc
Provindsialcfleorntiiinger' einen Bericht veröffentlicht, der
vollständig übersetzt in den Jahrbüchern für Landeskunde
der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg,
herausgegeben von Lehmann und Handelmann (Kiel 1859)
Band II S. 292— 311 und darnach auch besonders als sieb-
zehnter Bericht der Gesellschaft für Sammlung und Er-
hallung vaterländischer Alterthümer in Kiel ausgegeben
ist. Wir entlehnen daraus einige speciellere Angaben,
namentlich über die römischen Stücke des Fundes. Einer
dergrössten und massivsten bronzenen Schildbuckel zeigt
zwischen den Kreislinien, mit denen der Rand verziert ist,
wie schon im Anzeiger a. a. ü. erwähnt, in punktirten
Buchstaben die Inschrift AEL. AELIANVS, ein andrer
von dünnem Blech auf der innern, dem Holz zugewandten,
Seile de, Randes sechs sogenannte angelsächsische Runen,
die ihrer Stellung nach von der Rechten zur Linken
gelesen werden müssen, aber keinen befriedigenden Zu-
sammenhang ergeben. In einem ziemlich grossen, schwar-
zen Thongefäss von einer groben, mit Quarzsand gemischten
Masse ward ein Stück gefunden, das vermuthlich die
Brustplatte eines Ringpanzers ist. Es besteht aus einer
runden Kupferplatte von ungefähr 5 Zoll im Durchmesser,
die mit zwei vergoldeten, über einander liegenden Silber-
platten belegt ist. Auf der Mitte der obersten Platte sieht
man in halberhabener getriebener Arbeit einen Kreis von
9 kleinen weiblichen Köpfen, die alle einander gleich an
den antiken Typus des Medusenhaupts erinnern. Auf der
breitern Platte, die den Rand um diesen Kreis bildet,
sieht man ebenfalls in halberhabener getriebener Arbeit,
aber in barbarischer Ausführung zwischen punktirten Zier-
rathen vier Thiergestalten, wie es scheint, zwei Ziegenböcke
und zwei andre gehörnte Thiere in lebhafter Bewegung;
der Künstler aber hat sich bei dreien Figuren damit be-
gnügt, nur je einen Vorder- und Ilinterfuss anzudeuten.
Einige kleine Delphine, die zwischen den punktirten Zier-
rathen angebracht sind, zeigen indess mehr Geschmack
und Gesch'ck. Dasselbe Thongefäss enthielt auch einen
eisernen Ringpanzer von vorzüglicher Arbeit. Gleichfalls
ist das Hinterstück eines Helmes von 2-anz dünnem Me-
165«
166*
tallblech mit Juppiters Blitzstrahl unter einem Lorbeer-
kranz, mit einem Steril darin, gefunden; auf der gebogenen
Platte die über den Kopf geht sind Flainmenverzierungen
angebracht. Eine Schlange von Bronze in mehreren Win-
dungen hat vielleicht zur Verzierung der Vorderseite eines
römischen Helmes gedient. Ein andrer silberner Haupt-
schmuck aus mehreren Bügeln und Streifen bestehend,
gleichfalls mit Zierrathen in erhabener getriebener Arbeit
verseilen ist ohne Zweifel barbarischen Ursprungs. Bei
der Untersuchung des Moores stiess man überall auf Thon-
gefässe, auf grosse und kleine, alle gebrannt und einige
darunter" fein geglättet, theils auch durch sorgfältig ein-
geritzte Würfel verziert, theils nur durch rohe Striche
längs den Kauten. Einen weit hohem Grad von Kunst-
fertigkeit zeigt die grosse Menge gedrechselter Holzschalen,
sowohl in den teiuen antiken Formen der Schalen selbst
als auch in denen der Griffe. Dasselbe gilt von zwei
Holzlöffeln von einer harten Holzart. Münzen sind im
Ganzen 17 gefunden, sämmtlich Silberniünzen, mit Aus-
nahme von 4 subaeraten: 4 Münzen von Trajan (dar-
unter 2 subaer.), 5 von Hadrian (1 sub.), 1 von L. Aelius
Caesar, 3 von Antoninus Pius (1 sub.), 1 von der altern
Faustina, 1 von M. Aurelius, 1 von der jungem Faustina
und 1 von Commodus vom Jahr 185. Die Aufgrabuug
des Moores wird fortgesetzt und es sind weitere Funde
und Berichte zu erwarten. C. M.
5. Das zu Eleusis entdeckte Relief.
An Herrn Professor Gerhard.
Es thut mir recht leid, lieber Freund, dass Sie in
dem Archäol. Anzeiger im vorigen October (S. 99*) dein
Einfall statt des Jucclios einen nalg uq> iofi'nf an-
zunehmen, Ihre Unterstützung geliehen haben. Es thut
mir leid weil dadurch ein Monument seiner Bedeutung
nach tief herabgesetzt wird, das in Bezug auf das für
Athen und weltgeschichtlich zur Zeit wichtigste Religions-
institut nicht weniger als kunstgeschichtlich so hoch steht,
dass wohl nicht sobald seines Gleichen zum Vorschein
kommen möchte. Ich wiederhole nichts von dem was ich
darüber in meiner' Götterlehre und besonders in den Rö-
mischen Annali des vergangnen Jahres gesagt habe. Be-
merken will ich nur dass ich mir keineswegs, als ich für
die letzteren schrieb, Rechnung darauf gemacht habe, für
meine specielle Erklärung, dass die Dreieinheit der Götter
von Eleusis dargestellt sei, die an die Stelle der durch
den Dual im Namen der Göttinnen und durch viele my-
thische Andeutungen gegebenen Zweieinheit getreten war,
die Zustimmung mancher Archäologen zu erhalten. Denn
wie wenig von den meisten die Feinheit beachtet und er-
kannt wird, womit der feine Verstand der griechischen
Künstler durch Stellung und Bewegung Verhältnisse an-
zudeuten und auf die mystischen in ausgesuchter Weise
hinzuweisen gewusst habe, ist mir nicht unbekannt. Und
doch ist es gewiss schicklich dass das Tiefe und Mysti-
sche, worüber nur die Geistigeren nachdeuken, in Ueber-
eins iminung mit seiner eignen Natur, auch nur in ge-
wissermassen versteckter Symbolik ausgedrückt werde.
Gegen Jacchos wendeten Sie ein, dass der Charakter kein
idealer sei und die Figur sich unsrer sonstigen Vorstel-
lung von Jacchos nicht fügen »olle: Sie meinen von
Dionysos, da nur dieser bekannt, die wenigen Darstellun-
gen von Jacchos, die wir besitzen, hier entschieden un-
anwendbar sind. Mir erscheint diese Figur nicht weniger
ideal als die zwei Göttinnen, und dass sie derb ist und
an das dionysische Ideal durchaus nicht erinnert, scheint
mir gerade das Angemessene zu sein. In Eleusis ist Dio-
nysos nicht der gemeine, der Sohn der Cimele, sondern
er ist dort als Sohn der Demeter oder der Kora nur
cerealisch und mystisch und au Wein ist bei ihm nicht
zu denken. Dieser Jacchos in einem engeren Sinn , der
darum auch seinen besonderen Namen führt, konnte auch
Dionysos nach dem allgemeinen ältesten Namen genannt
werden: aber eigentlich unhistorisch oder dem wirklichen
Gebrauch im Leben widersprechend ist es wenn manche
Dichter etwas darin suchen auch dem allgemeinen Dio-
nysos den Beinamen oder den Namen des eigentlichen
Eleusinisch- Athenischen Gottes zu geben, eine Probe der
poetischen Litenz und Ziererei in mythologischen Namen,
die ihre Spitze in Lykophron erreicht. Die Sprache be-
zeichnete bestimmt durch Namen und Schilderung die zu
besonderen Culten gelangten Seiten oder Aeinter der
Hauptgötter: die Kunst konnte es nur durch Verschie-
denheit der Formen und des Costüms thun. So wenig
man in einem bogenschiessenden Apollon, einem Kitha-
rodos, dem sogenannten Lykischen der behaglich den Arm
auf dem Kopf ruht, Uebereinstimmung sucht, ist sie zu
fodern zwischen dem gewöhnlichen Dionysos und Jacchos.
Setzen wir aber an Stelle des Jacchos einen priesterlichen.
immerhin sehr hochgeehrten Knaben, so suche ich ver-
geblich nach einem Beispiel dass Göttern ein Sterblicher
in unmittelbare Nähe gebracht und in einem Act ver-
bunden werde. Denn wenn Nike einem Sterblichen den
Kranz reicht, der alsdann nicht als Knabe, wie Jacchos
Knabe ist, sondern in der Grösse eines Knaben gegenüber
der Göttin erscheint, so ist in dieser Composition der
allegorische Sinn der Nike über die Geltung als leibhaf-
tige Göttin überwiegend, wie selbst dann wenn sie auf
der Hand des Zeus oder der Athena steht. Der nuTg
u(f,' ioii'ag der niemals ein 'Kind' ist — (uv^ö/nfrog wird
er in einer Inschrift benannt C. Syll. Epigr. Graec. n. 151.
C. I. Gr. n. 306) — darf nicht 'Altarknabe oder Knabe
vom Altar, der zu Ehren der Eleusinischen Göttinnen ein-
geweiht wurde' genannt werden, sondern der Name ist in
Verbindung mit ftrijdtt'g zu denken, was der volle Aus-
druck ist, wie Boeckh zu der von Ihnen angeführten In-
schrift (n. 393) in einer den Gegenstand erschöpfenden
Abhandlung zeigt; und diess wird von Themistius durch
syyi&iv (uv npQQCO&tv, «/./.' iyyv&tv uff taiimg) erklärt,
indem also das wodurch er die Weihe erhielt, ihm un-
mittelbar von dem Heerd zugebracht wurde, während die
Einzuweihenden im Allgemeinen entfernter standen. Er
sollte Ceremonien der Eutsühnung für alle Eingeweihten
verrichten (unofisikioaeTU in H-tTor), wozu das Alter der
Unschuld sich schickte, das zwar auch in andern Culten
zu hohem priesterlichem Dienst gewählt wurde, und er
hiess daher auch der heilige Knabe. Auch ein kleines
Mädchen konnte diesen Dienst üben wie es scheint, nicht
seltner als Knaben ; denn vier Inschriften von ihren Eltern
der Demeter und Kora geweihten Statuen von solchen
heiligen Mädchen sind erhallen, nur zwei von Knaben.
Möglich dass zugleich eine natg £q>' tating [ivififtoa
und ein Knabe fungirten, jene um das weibliche, dieser
um dass männliche Geschlecht zu entsühnen. Sie waren
aus den vornehmsten Athenischen Familien (j'x xäv ngo-
xqitmv) und wurden früher durch das Loos ernannt, um
die Ehre zu steigern, später unter Decret des Raths der
Areopagiteu oder auf deren Anregung. Wie verschieden
von dem Act einer solchen Einweihung vom Heerd selbst
aus wobei der Knabe oder das Mädchen vielleicht, wie
Boeckh vermuthet, auf den Stufen desselben standen, das
Basrelief sei, bedarf keines Wortes. Sie selbst haben in
167*
168*
Ihren Antiken Bildwerken Taf. 51, wo Ihre eigne Erklä-
rung der Amphidromien sicher unstatthaft ist. mit O.Müller
(Handb. §. 300, 4) den nalg ü<(' taxlag vermuthet und
R. Rochette, der in den Momim. med. pl. 38 p. 409 sagt,
dass uns von der Einweihung desselben die Vasen 'so
viele Proben erhalten haben', hatte vermuthlich Ähnliche
Darstellungen im Sinn, deren eine er auch in einer seiner
vielen Abhandlungen in einem Marmor im 1. Bande von
Stuarts Athen nachweist, wo ich sie nicht finde. In Ihren
beiden Vasen nun sehen wir einen Knaben hier vor, dort
auf einem Altar stehen und vor ihm einen Priester, der
auf der ersten ein Weingefäss hält und also ein Bacchi-
scher ist, Eleusis also gewiss nicht angeht. Aber auch
sonst spricht in dieser Weihescene nichts für den vom
Heerd eiugeweiheten Knaben, über den ich nur um diess
einleuchtend zu machen so viel gesagt habe. Anspre-
chend wurde bei Ihnen auch die Deutung des Knaben
auf Triptolemos gefunden, 'zumal wenn man, statt der im
Marmor nur schwer vorauszusetzenden Aehren, welche
Kora (Demeter) dem Triptolemos reiche, etwa eine Rolle
oder sonst ein Wahrzeichen der ans Xenophon uns be-
kannten Geltung des Triptolemos als Mysterienlehrers
sieh denkt'. Mir scheint diese so angenommene Geltung
den wahren Begriff des Triptolemos, wie er nach dem
Namen selbst und allen Stellen unzähliger Autoren so wie
nach den Monumenten zu fassen ist, stark zu verwirren.
Im Homerischen Hymnus auf Demeter, der die Mysterien
einsetzt, ist Triptolemos sogar als Dämon des Ackerbaues
ausgeschlossen und nur als einer der Heroen von Eleusis
eingeführt. Was Xenophon berührt, dass er den Herakles
und die Dioskuren eingeweiht habe, diess that er als der
Einheimische, ohne den Fremde nicht eingeweiht werden
konnten. Ueberhaupt haben solche spielende einzelne Sa-
gen, wie z. B. auch die nach welcher Triptolemos ein Sohn
der Polymnia ist, keinen Anspruch auf Berücksichtigung.
Bonn, 10. März 1861. F. G. Welckeh.
6. Heber archäologische Sammlungen und
Studien.
Die unter obigem Titel auf Anlass der Jubelfeier der
Berliner Universität erschienene Gelegenheitsschrift des
Herausgebers dieser Blattet fasst ihr Ergebniss in den
nachfolgenden Sätzen zusammen, welche wir zugleich als
fromme Wünsche und als nothweudjge Bedingung ferneren
Gedeihens der archäologischen Forschung an dieser Stelle
neu abdrucken lassen. \) Die Kunstmuseen sind aus Denk-
mälcrsammlungen des klassischen Alterthums hervorgegan-
gen; sie bleiben Schatzkammern der AlterthumsforsChung
nicht weniger als der Kunstgeschichte, li) Das Verständ-
niss der Kunstdenkmäler erwachs! aus vergleichender An-
schauung. Apparate, bestimmt den Originalen des Alter-
thums verwandte Nachbildungen gegenüber zu stillen, sind
zunächst in den Sammlungen von Gypsabgüssen antiker
Sculptiinn gegeben und bleiben auch andern Gattungen
der alten Kunst anzuu mischen. .'!) Die museographische
Eitteratur ist noch mangelhaft; ihre Fortschritte sind nicht
sowohl ans den Museen der Kunst als aus den Sitzen
brter Forschung zu erwarten. 1) /um Verständniss
der Kunstdenkmäler des Alterthums kann die ästhetische
Auffassung ihrer Form nie! i. lue, Erfindung
und Nebenumstände des Kun twerks wollen im Zusam-
menhang antiker Poesie, Religion und Sitte gewürdigt
und tiiif der Grundlage Manischer Philologie erkannt
werden. 5) Das archäologische Studium auf nnsern Hoch-
Bchulen gedeihlich zu machen, bedarf es eine- durchgän-
gigen Wechselbezugs mit der klassischen Philologie, deren
monumentale Seite, den schriftlichen Quellen des Alter-
thums gegenüber, der Archäolog hauptsächlich in Kunst-
geschichte, Denkmälerkunde und Mythologie zu vertreten
hat. G) Die Denkmäler Aegyptens sowohl als die der
christlichen Kunst füllen eigne Gebiete der Wissenschaft
aus und lassen mit der Archäologie der klassischen Kunst
in gründlicher Weise sich nicht mehr vereinen. 7) Der
archäologische Unterricht bedarf enger Begrenzung um
im philologischen Studienplan seine Stelle zu finden; doch
lässt er vor Oberflächlichkeit durch methodische Uebun-
gen wie durch geregelte Anschauung und Lectiire sieh
schützen. 8) Archäologische Uebungen, früh begonnen
und ununterbrochen fortgesetzt, werden gedeihlich sein,
wenn eine scharfe Diagnose, vergleichende Anschauung
und steter Wechselbezug zu den Schriftwerken der Alten
sie regelt. 9) Einer zerstreuenden Anschauung und bun-
ten Leetüre entgegen zu wirken, muss theils nach dem
Zustand der archäologischen Eitteratur, theils nach der
Beschaffenheit der Kunstmuseen nothwendig erscheinen.
10) Ein gewählter archäologischer Apparat, mit Muster-
stücken der Kunstgeschichte und Kunsterklärung eben
sowohl als mit dem litterarischen Hausbedarf ausgestattet
ist allerorts als erstes, auch in der Nähe grosser Museen
unabweisliches, Bedürfniss des archäologischen Unterrichts
zu betrachten.
7. Beule's 'Fouilles ä Carlhage'.
Die karthagischen Ausgrabungen, welche Herr Beule
aus eignen Mitteln, mit unternehmender Einsicht und mit
Erfolgen durchgeführt hat wie sie nach den Geschichts-
perioden wiederholter ergrimmter Zerstörung kaum zu
verhoffeu waren, ist eine Leistung wie die Geschichte der
Denkmälerkunde ihrer nicht viele aufzuweisen hat. Unsre
Zeitschrift hat die wichtigsten Ergebnisse jener Nachfor-
schungen unmittelbar nach Empfang von Herrn Beules
ersten Berichten in diesen Blättern ausführlich zusammen-
gestellt (vgl. Archüol. Anzeiger 1859 S. 75*tf. und 1860
S. 10* ff.) und wir können es, ohne auf deren Einzelheiten
zurückzukommen, um so weniger uns versagen die Er-
scheinung des Werks ') noch ausdrücklich hervorzuheben,
in welchem eben jene Berichte in erweiterter Fassung
und mit erläuternden Zeichnungen dem Publikum über-
geben sind. Das Werk zerfallt in drei Abtheilungen
welche, in Gemässheit des Erfolgs der Ausgrabungen über
Byrsa (p. lss.), die Häfen (p. 85ss.) und die Gräber
(p. 119 — 143) Karthagos handeln. Unter den erläutern-
den Zeichnungen, welche man dem Vernehmen nach
grossentheils der Gattin des Herrn Beule verdankt, wird
nächst dem Grundplan von Byrsa (pl. I) und einigen we-
nigen Ueberresten römischer Skulptur (pl. II. III) auch das
bereits früher (Archäol. Anzeiger 1859 S. 76*) von uns
erwähnte merkwürdige, in seiner Construction an etru-
skische Städtemauern erinnernde Mauerstück aus dem
Grundbau von ISyrsa gegeben; auf Tafel IV und V folgt
der Gruudriss der Häfen nebst mehreren dort gefundenen
Fragmenten, und auf der letzten Tafel Gruudriss und
Durchschnitt eines karthagischen Grabes. So äusserst
trümmerhafi. alle Funde und Spuren sind, auf denen jene
Berichte und Zeichnungen beruhen, so wenig fehlt es
ihnen doch au ^tatsächlichen Anhaltspunkten, für welche
auch Forseher, wie Curtius und Kiepert Herrn Beule
'| I einlies ii Cartlingc mix frais et sous la ilircclion de M. Beule
membre de 1'lDstitut. Paria 18» I.
169*
170*
ihren Dank öffentlich ausgesprochen haben und die ge-
bührende Anerkennung ihm auch ferner nicht fehlen kann.
E. G.
8. Troyoos 'Habitalions lacuslres'.
Die Spuren und Ueberreste uralter Pfahlbauten, die
noch vor einem Jahrzehend nur als antiquarische Curio-
sität eines und des andern helvetischen Sees sich be-
trachten Hessen, sind in Folge einiger Jahre geringen
Wasserstands so zahlreich geworden und haben bei ihrer
steigenden Wichtigkeit Forscher und Sammler so nach-
haltig angezogen, dass mau allmählich von einer eigenen
Litteratur jener Funde Sammlungen und Forschungen
sprechen kann. Das hiedurch berührte Alierthum liegt,
wenn nicht jenseits, doch ausserhalb des Denkmälergebie-
tes der klassischen Welt; doch können auch diesem Er-
gebnisse nicht gleichgültig sein, deren geschichtliche Ur-
zeit in sprechenden Zügen aus monumentalen Spuren uns
vorgeführt wird und mit Ueberresten der Römerzeit sich
berührt. Den Thatsachen und Folgerungen dieser For-
schungen näher zu treten ist durch den gelehrten Eifer
helvetischer Patrioten uns leicht gemacht. Von Seiten
der antiquarischen Gesellschaft zu Zürich ward im ver-
gangenen Jahr ein dritter Bericht von F. Keller uns dar-
geboten, der ein so lebendiges als gründliches Bild theils
der betreffenden Funde theils ihrer antiquarischen und
ethnographischen Ergebnisse zugleich mit einer Analyse
der animalischen Ueberreste, von Dr. Rütimeyer enthält;
zu diesen und andern achtbaren Bearbeitungen ist neuer-
dings nun auch Herrn Troyons umfassendes Werk
über die Pfahlbauten ') hinzugekommen. Noch beträcht-
lich früher, als diese Untersuchung in den Vordergrund
trat, hatte Herr Troyon den Sammlungen nordischer Al-
tertbümer lungere Reisen und ein ausdauerndes Studium
gewidmet, welches für die nachgehends in seiner Ileimath
erfolgten Funde die Mittel einer umfassenden Vergleiehung
und Beurtheilung ihm gewährte. Hieraus ist ihm ein Werk
erwachsen, welches durch Vollständigkeit der Notizen und
durch den Reichthum anschaulicher Mittheilung die Lei-
stungen seiner Vorgänger überbietet. Den hauptsächlichen
Inhalt des Werkes bildet eine nach den Perioden über-
') llabilations lacustres des temps aneiens et modernes par
Kr. Troyon Conservateur des antiquitc's au Muse'e cantonal a Lau-
sanne. Lausanne 1860. 8. 17 Tafeln. i9j Seiten.
wiegenden Stein- oder Metallgcräths geordnete Statistik
der Funde: es gehen die Fundorte voran, in denen aus-
schliesslich oder überwiegend sich Steingeräth findet
(p. 15 ss.), worauf dann für die folgenden Abschnitte der
Uebergang aus Steingeräth zum Erzgeräth (p. 100 ss.), der
ausschliessliche Gebrauch des Erzgeräths (p. lOCss.), die
Zeit des Uebergangs vom Erzgeräth zum Eisen (p. 173 ss.),
endlich die Anwendung des Eisengeräths massgebend sind
(p. 181 ss.). Als Fundörter, in deren Pfahlbauten Spuren
römischer Zeit bemerkt worden sind, werden der Bieler
und Neuenburger See (p. 214ss.) genannt und schliesslich
auch, neuere Pfahlbauanlagen aus andern Ländern und
Welttheilen angegeben. Hierauf folgen in einer zweiten
Abtheiluug (p. 245ss) die Folgerungen, welche der Ver-
fasser aus den gefundenen Gegenständen für die ethno-
graphische Kenutniss und Würdigung der vormaligen Be-
völkerung seiner Pfahlbauten zieht, wie denn zuerst über
deren Bausitte (p. 245ss.), Landbestellung und Hausthiere
(p. 269 ss.), Nahrung Technik und Handel (man findet
Gegenstände aus Bernstein p. 289) im Zeitalter des Stein-
geräths das Mögliche beigebracht, und nächätdem über
das Zeitalter des Erzgeräths (p. 297 ss.) und über das
darauf folgende eiserne Zeitaller (p. 327 ss.) gehandelt ist.
in den beiden letzteren Abschnitten mit Bezug auf cel-
tische und helvetische Bevölkerung. Der Text schliesst
mit eingehenden Erörterungen über die vermutliche Ci-
vilisation der aus den Pfahlbauten uns bekannten vorma-
ligen Seebewohner (p. 373 ss.) ferner, nächst verschiednen
beachtenswerthen Nachträgen (p. 426 ss.), mit einem Ver-
zeichniss (p. 455 ss.) der Abbildungen und einem Orts-
verzeichniss der bis jetzt nachgewiesenen Pfahlbauten. Auf
den dem Werk beigegebenen siebenzehn Tafeln sind nicht
weniger als 380 Gegenstände, anhebend von den vorge-
fundenen Baulichkeiten und ausgedehnt auf die verschie-
densten Geräthe der Stein- und Metallperioden dargestellt;
die darin gegebene reiche Auswahl ist um so dankens-
werter, da es, dem patriotischen Sammeleifer zu Liebe,
auch an Fälschungen ähnlicher Funde nicht gefehlt hat,
vor denen Herr Troyon durch seine vieljährige Erfahrung
gesicherter war. So bleibt Herrn Troyons, zunächst und
hauptsächlich für Ethnographie des celtischen und vor-
celtischen Alterthums erspriessliches, Werk auch in der
museographischen Beziehung beachtenswert}! , in welcher
der gewissenhafte Archäolog die Denkmäler römischer Zeit
und Technik von andern fremdländischen Ueberresten zu
unterscheiden zuweilen vergebens bemüht ist. E. G.
III. Ausgrabungen.
Neuestes aus Athen.
(Aus brieflicher Mittheilung.)
Sie werden vielleicht schon erfahren haben, dass die
hiesige archäologische Gesellschaft, nachdem sie von An-
fang des verflossenen Jahres bei den vermutlichen Resten
des Gymnasiums des Ptolemäus zu graben angefangen
hatte, diese Ausgrabung bis Ende Januars 1861 unaus-
gesetzt fortgeführt hat. Anfangs schien es zwar, dass
die Ausbeute gering sein werde; nachdem mau aber in
einer Tiefe von gegen 10 Meter den alten Boden und eine
von Süd nach Nord gegen 120 Meter sich ausdehnende
lange Mauer mit Thüren, vor dieser Spuren von regel-
mässig fortlaufenden Säulen auf der ganzen Länge der
Mauer, hinter der Mauer wieder kleine Gemächer gefun-
den hatte'), erkannte man leicht die Spuren einer vorma-
ligen Stoa, welche wahrscheinlich auch auf der Süd- und
Nordseite einen in der Mitte freien Platz begrenzte, was
für ein Gymnasium passen würde. Die hier gefundenen
architektonischen Fragmente sind meistens aus weissem
Marmor; manche tragen deutliche Spuren von Bemalung,
verrathen aber, so wie auch die Mauer selbst, eine späte
Zeit. Auch die Inschriften, die man dort fand, sind mei-
stens aus später Zeit ; huli^s waren die aus verschiedenen
Fragmenten zusammengesetzten, auf Ephebeu bezüglichen
Stelen, neun an der Zahl, zum Theil vollständig erhalten und
von grosser Wichtigkeit. Diese Inschriften werden sämt-
lich von Professor Kumanndes in der hiesigen philologi-
schen Zeitschrift Philhistor erscheinen; vier derselben sind
') Genauere Auskunft hierüber gibt der Plan der dem Jahres-
berichte J860 der arcbuol. Gesellschaft zu Athen beigefügt ist.
171 =
172*
bereits veröffentlicht. Ich übergehe die grossen Basen des
Herodes Atticus u. a. m., worüber das fiullettino des rö-
mischen Instituts bald nähere Auskunft ertheilen wird.
Auch die wenigen und unbedeutenden dort gefundenen
Skulpturfrngmente sind meistens aus später Zeit. Das
schönste Stück davon ist ein herrlicher Jünglingskopf mit
eigenthümlich uinbundenen Haaren, wovon ich eine Zeich-
nung nach Rom geschickt habe, nach Brunns wahr-
scheinlicher Vermutbung ein Biklniss Juba's II. Uebri-
gens wird die Annahme des P t olemäos -Gymnasiums
auch durch zwei der auf Ephebcn bezüglichen Inschriften
bestätigt, in denen jenes Gebäude ausdrücklieh genannt ist.
Nachdem die Ausgrabungen des gedachten Gymna-
siums wegen mancher hinzugetretener Schwierigkeiten
vorläufig aufgehiirt haben, beschloss die archäologische
Gesellschaft einen Ort auszubeuten, welcher nach man-
chen dort erhaltenen Resten des Alterthums meinerseits
die Vermutbung erregte, als sei hier das Prytaneion
zu suchen. Uie Ausgrabung begann im Anfang Januars
und die bis jetzt erzielten Resultate übertrafen die dafür
gehegten Hoffnungen. Man hat bis jetzt über zehn Stück
von theilweise fragmentirteu zum Theil aber auch gut er-
haltenen männlichen Hermen mit Inschriften gefunden,
deren Köpfe anfangs sämmtlich fehlten, grossentheils aber
allmählich gefunden worden sind. Die Arbeit ist rleissig,
die Erhaltung gut; später Ursprung verräth sich durch
Angabe der Augäpfel. Der Ausdruck eines dieser Köpfe,
tiefsinnig und schön, erinnert bald an Euripides, bald an
Aeschines. Eine Zeichnung davon wird nächstens ans
römische Institut gesandt'). Inschriften sind in grosser
Anzahl dort gefunden worden, die meisten aus römischer
Zeit; eine des Jahres 420 v. Chr. handelt über die Er-
richtung von zwei Statuen. — Ferner fand man eine
grosse Anzahl von Inschriftbasen, die Statuen trugen. Eine
davon gilt einem gewissen Ammonios, Arzt des Pompejus,
auch einem Arzt noch eine andere. Nicht minder beach-
tenswerth sind die auf mehreren dieser Vasen befindlichen
liienächst folgenden Künstlernamen:
Katxoo&tvTjS fnnitjat . . . (von Brunn Künstlergesch.
nicht angeführt, sonst aber schon bekannt3); Words-
Kjorth Ath. i). 122).
EiyttQ xui Evßov'kidijg Inotqa . . . (sehr oft vorkom-
mende Künstler).
Butojv 'HgaxlitcuJTjS Inorqas (bekannter Künstler
Brunn S. 527).
7 "iiioanjuiuc W).rtrc tnotjat (unbekannt).
JiitVjT iug (Dt. .vag fliikiuaittg tnofqot (scheint kei-
ner von den zweien dieses Namens zu sein, die Brunn
anführt).
AtiOyaqr\g inotjOi (auf einer Basis auf welcher zehn
Eigennamen und Demotika wahrscheinlich der zehn
Phylen vorkommen, darunter 'lulfwv 2o(DoxXiovg als
vnoyQUflfluttvg ; es ist daher wahrscheinlich der
Leochares gemeint welcher zwischen Olympias 80—105
lebte. Vgl. Bronn a. ü. I S. 385).
Auf den hier entdeckten Ephebenstelen finden wir manche
merkwürdige Darstellung in Relief z. !'.. eine Naumurliie,
eine Lampadodnmiie, and zwei Epheben die einen dritten
) In einer Nachschrift bemerkt Herr P. Dber vier andre jener
Herroenköpfe, dass zwei derselben bUrtig, zwei andre aber bartlos
kahlköpfig und breiten Angesichts sind; einer dieser Römer erinnere
an die Köpfe des Cicero. A. <l. ll.
;i Vllbekanni isi Nikoslbenea. .4. a. H.
bekränzen; Zeichnungen hievon werde ich nächstens nach
Rom schicken. Unter den im letzten Jahr hier entdeckten
Inschriften rinden sich nicht weniger als 18 Archonten-
namen, wobei ich bemerke, dass das vollständigste Ver-
zeichniss athenischer Archonten in einem Nachtrag der
sehr fleissigen Uebersetzung der griechischen Alterthümer
von Bojesen vom hiesigen Professor Rusopulos (Athen
18G0) gegeben ist. Bei der gedachten Ausgrabung sind
bis jetzt verschiedene architektonische Marmorfragmente
aus später Zeit gefunden worden, aber noch gar keine
Spur irgend eines Gebäudes.
Auch von noch anderen neueren hiesigen Funden habe
ich Ihnen Manches zu berichten. So ist vor wenigen Wo-
chen bei Anlage einer neuen Strasse neben dem Dipylon
eine Grabstele mit Relief von eigenthümlicber Darstellung
gefunden worden; wir sehen nemlich auf einem Bette in-
mitten hingestreckt eine männliche Figur auf deren Kopf-
seite ein auf seinen Hintertatzen stehender Löwe den Lie-
genden bedroht, während von der entgegengesetzten Seite
her eine männliche nackte Figur vorgebeugt den Löwen
abzuwehren strebt; hinter dieser Figur erblickt man die
i'rora eines Schiffes. Oberhalb des Reliefs liest man die
Namensinschritt des Verstorbenen in griechischer und phö-
nicischer Sprache, unten aber eine lange griechische In-
schrift welche meldet, dass der Verstorbene bei Lebzeiten
von einem Löwen angegriffen und von Freunden beschützt
worden sei. Ferner ist im nemlichen Stadttheil eben-
falls eine Grabstele gefunden worden, welche in Relief uns
einen Abschied darstellt; hiebei ist es auffallend, dass die
Tochter des Verstorbenen welche wahrscheinlich später
starb in einem und demselben Grab mit der Mutter bei-
gesetzt gewesen sein muss, da sie auf dem Relief als eine
später hinzugefügte verschleierte weibliche Figur im Hin-
tergründe augegeben, sowie auch ihr Name durch spätere
Inschrift hinzugefügt worden ist. Von sonstigem Zuwachs
der Sammlung der archäologischen Gesellschaft erwähne
ich Ihnen einen Herakleskopf von natürlicher Grösse, vor
wenigen Wochen hier gefunden, und einen Tiberiuskopf
mit Eichenkranz aus Lamia von fleissiger Arbeit und guter
Erhaltung. Ferner sah ich im Privatbesitze einen herr-
lichen jugendlichen Bacchuskopf mit Epheu und Weinlaub
bekränzt, von schönster Arbeit und bester Erhaltung; er
erinnert sehr an die gefälligsten Köpfe dieser Gottheit
in römischen Museen. Derselbe soll hier in Athen ge-
funden sein und war schon im Alterthuin einer Büste oder
Statue (vielleicht von verschiedener Marmorart) zugetheilt.
Eine Zeichnung davon kommt nächstens nach Born.
Die Ausgrabungen des Hrn. Lenormant in Eleusis ha-
ben seit Ende Novembers aufgehört, leider aber erfährt
man nachträglich dass manche hübsche Stücke dieser Aus-
grabung nach Frankreich gekommen sein sollen.
Eben ist auch das königliche Dekret vollzogen wor-
den , durch welches die hiesige fif i^noic uu/iiioXti-
yixi) von der ausschliesslichen Gewall unsere Conservators
Pittakis entfernt und die Redaction derselben einer Com-
missiou übergeben wird, bestehend aus zwei Mitgliedern
der Epborie der archäologischen Gesellschaften, aus dem
zeitigen Professor der Archäologie auf der Universität und
dem Conservator der Alterthümer, indem allen Gelehrten
freigelassen wird sich an dieser IqtltptQig durch kleinere
oder grössere Abhandlungen zu betheiligen, so dass wir
jetzt gegründete Hoffnungen hegen, dass jene Zeitschrift in
würdigster Weise ihre Bestimmung erfüllen werde.
Athen, 11',. März 1801. P. I'ehvanoGlu.
Herausgegeben von /•.'. GferJwrd.
Druck und Verlag von G. Reimer.
173* 174*
ARCHÄOLOGISCHER ANZEIGER.
Zur Ar chäoloyischen Zeitung, Jahrgang XVIII.
M 148.
April 1861.
Wissenschaftliche Vereine: Berlin (Archäologische Gesellschaft). — Museographisches: 1. Alterthümer im Garten der
Königin zu Athen; 2. Römisches aus Spanien; 3. Pränestinische Cisten.
I. Wissenschaftliche Vereine.
IUrlin. In der Sitzung der archäologischen
Gesellschaft vom 5. März d. J. hielt Herr H. Jordan
einen Vortrag über die römischen Funeralgebräuche und
darauf bezügliche Kunstdenkmäler. Es ward bemerkt,
dass die mit einer in amtlichem Auftrag gehaltenen Lob-
rede verknüpfte Ausstellung gefeierter Verstorbener bis
jetzt in Kunstdarstellungen kein andres nachweisliches
Analogen habe als ein durch Micali bekanntes archaisches
Vasenbild, welches jedoch vielmehr aus etrnskischer Sitte
erklärt werden müsse; Gebräuche des funus publicum an-
zuerkennen, ohue vou einer sichtlichen Ausstellung der
Leiche begleitet zu sein, hielt der Vortragende für unzu-
lässig. Dieser letztgedachten Ansicht trat Herr Schnuusc
durch die Bemerkung entgegen, dass die Darstellung we-
gen künstlerischer Convenienz sich auch abgekürzt denken
lasse. Ausserdem fand Herr Tölken durch die von Herrn
J. berührte Anwendung der als Masken zu fassenden
imugines sich veranlasst auf Suetons Beschreibung vom
Leichenzug Vespasians zu verweisen. — Ein von dem bri-
tischen Architekten Herrn Falkener während seines neu-
licheu Aufenthalts in Berlin für die Gesellschaft zurück-
gelassener Aufsatz 'On the Hypaethron of grcek temples'
ward mit einem Bericht über dessen Inhalt von Herrn
Boctticher vorgelegt, von dessen kleiner Schrift 'über den
Hypäthraltempel' Herr Falkener ausgeht, ohne jedoch die
Umarbeitung dieser Schrift in Boettiehers Tektonik gekannt
zu haben (vgl. Beilage). — Ebenfalls von Herrn Boctticher
ward der Abguss einer auf seine Veranlassung geformten
Marmorseheibe des Antiquariuins zu München vorgelegt,
welche in guter Arbeit einerseits den Kampf des Herakles
mit dem nemeischen Löwen, andrerseits denselben Helden
verwundet am Schenkel darstellt; diese im Kampf mit den
Hippokoontiden erfolgte Verwundung ward aus Tansanias
III, 15, 2 von Herrn B. erläutert '). Andere gleichfalls
aus München herrührende, der Sammlung von Tliierseh
entnommene, Gypsabgüsse brachte Herr Struck zur Ansicht
') Herakles kömmt nach des Iphitos Tode narh Sparta sicli
lustriren zu lassen; die Hippokoontiden verweigern seine Sühnung
und weisen ihn all. Bei dieser Gelegenheit entsieht ein Streit über
den von Herakles Begleiter Oionos erschlagenen Haushund , in wel-
chem Oionos ermordet, dann aber auch der zu dessen Bache her-
beieilende Herakles verwunde! wird und sich flüchtet (Paus. Hl,
15, 2). Später kehrt Herakles zurück und setzt den Tyndareos
wieder auf den Thron. Am Platze Debrion stand ein Heihgthum
des Herakles, worin sein bewaffnetes eben mit dem Hippokoun
und dessen Söhnen kämpfendes Bild sich befand. In der xoivrj
laifa zu Tegea aber sah Pausanias (VIII, 53, 3) ein Bild des He-
rakles, welches am Schenkel eine Wunde zeigte die er in jenem
ersten Gefechte mit den Hippokoontiden empfangen hatte.
der Gesellschaft; es befand sich darunter ein schöner aus
Argos herrührender bronzener Stier und die gleichfalls
griechische Terracotta einer anmuthigen sitzenden Fraueu-
gestalt an welche ein Jüngling sich anschmiegt. Das Pro-
gramm von Thiersch, worin nach Herrn Gerhards Bemer-
kung diese Gruppe mit mehreren andern erläutert ist, gibt
auf Tafel IV die gedachte gefällige Gruppe als Venus
und Adonis, wie denn auch Herr Tölken dieselbe in ähn-
licher Weise auf Aphrodite und Anchises zu deuten ge-
neigt war. — Herr Bartels hatte zwölf Abdrücke gewählter
Pasten seiner Sammlung mit beigefügter Beschreibung
derselben vorgelegt, von denen Herr Gerhard zwei Eroten
im Wettlauf mit Fackelu und Kranz, einen Eros der sich
die Beinschienen anlegt, eine der auf den Knaben Tages
bezogeneu Darstellungen, endlich ein vorläufig auf Me-
leager und Atalante gedeutetes Bild hervorhob : einer kurz
bekleideten Jägerin mit Köcher steht ein geharnischter
Mann gegenüber, zwischen beiden am Boden ein Vogel. —
Von Herrn Henzcn zu Rom war eine Zusammenstellung
der vorjährigen zum Theil durch Eisenbahnbauten veran-
lassten, dortigen Ausgrabungen eingelaufen, welche dem
Jahresbericht der archäologischen Zeitung beigefügt wird;
als neue Erscheinung der archäologischen Litteratur ward
die erste Abtheilung der zu Kopenhagen nach den Vor-
arbeiten von Falbe und Lindberg vou L. Midier ausge-
arbeiteten 'Numismatique de l'ancienne Afrique' mit ge-
bührender Anerkennung betrachtet.
Beilage des Herrn Boctticher über eine Abhandlung
des Herrn Falkener. Hr. Falkener hat einen Aufsatz 'On the
Hypaethron of greek temples' eingesendet, welcher sich an
seine kleine Broschüre 'Was the ceiling of the Parthenon
Hat or curved? London 1859', wie an das ihr jetzt ge-
folgte Werk 'Daedalus' anschliesst. Der Aufsatz ist eine
Erneuung dessen was C. Boctticher in der 1846 er-
schienenen Schrift 'Der Hypaethraltempel auf Grund des
Vitruvischen Zeugnisses u. s. w.' gegeben hat, eine Schrift
welche Herr Falkener als Basis seiner Auslassungen nennt.
Es ist zu bedauern dass er die 'Tektonik' nicht verglichen
hat, in deren viertes Buch diese Schrift, umgeformt und im
Wesentlichen erweitert, übergegangen ist. Denn hier ist
nach Seite des Kultus, wie philologisch und tektonisch
der Gegenstand so erschöpfend durehgesproiheu, dass die
Sache als eine längst erledigte betrachtet werden muss,
weil die Litteratur uns weitere Zeugnisse dafür versagt,
die Kriterien einer hypäthrischen Cella aber in den Grund-
rissen aller einschlägigen Monumente bestimmt zu erken-
nen sind. Ein einziges Argument was Hr. Falkener bei
Maccab. II, 1, 15 und 16 noch gefunden zu haben glaubt,
kann nicht als Zeugniss für eine hypäthrale Cella gelten.
175'
176*
Denn hier heisst es dass die Priester der Nanaia den An-
tiochos in den Tempel gehen lassen, die Thüren hinter
ihm verschliesseu, alsdann uvoi^uvi«; rijv tov quTvwua-
jog xpvnT^v &vgav, ftüXXoi-Ttg ntigofg avrtxtguv-
vioauv tov Tjyiftöva u. s. w. Da ist also von einer
xQVJlftj &iga der Decke die Rede, welche man schwerlich
für eine Katarakte des Opaion halten kann. Hinsichtlich
der Decke und des Opaion der Parthenoncella hat Herr
F. zu der Form eines hölzernen Gewölbes gegriffen. Ein
Gewölbe hat schon Quatremere de Quincy vorgeschlagen.
Dass die Münzen welche Götterbilder in Aediculae zeigen
deren Decke eine Curve bildet, für die Ueberdeckung der
Cella nicht massgebend sein können, bedarf keiner Frage;
schon in der Tektonik, IV. Buch S. 251, hat Boetticher
diese Münzen in Betracht gezogen und benutzt, dabei aber
gesagt dass auf ihnen nur die Aedicula des Tempelbildes
in der Cella dargestellt sei. Von solchen hat dennoch
Herr F. die Form auf die Decke der Cella übertragen und
hierin liegt eben ein grosser Irrthum.
In der Sitzung derselben archäologischen Gesell-
schaft vom 2. April d. J. besprach Herr Kirchhoff einen
in der athenischen Ephemeris neuerdings publicirten In-
schriftstein , welcher durch die darin berechneten Kosten
für Fortschaffüng Ausschmückung und Aufstellung zwei
zusammengehöriger Statuen wichtig und in manche kunst-
geschichtliche Forschung einschlagend ist. Da von der
unteren Verzierung eines Schildes geredet wird und auch
die Verbindung verschiedener Stoffe angedeutet zu sein
scheint, so äusserte Herr Boetticher die Vermuthung, dass
jene im unteren Stadttheil Athens gefundene Inschrift zwei
im Vordergrund eines Tropäon aufgestellten Statuen gelten
mochte. Ueber die zu Fortschaffüng derselben besorgte
Bahn wie über die beträchtliche Masse des hiebei oder
behufs der Aufstellung gebrachten Kupfers und Zinns fand
noch manche Erörterung Statt, bei welcher die Herren
Mommsen, Adler und Tölken sich betheiligten. Der als
Gast anwesende Herr Dr. August Conze aus Hannover,
dessen Bereisung nordgriechischer Inseln dem gelehrten
Publikum im Druck vorliegt, hatte auf einer zweiten mit
Dr. Michaelis aus Kiel unternommenen Reise durch das
griechische Festland mancher Benutzbaren Erfolge sich zu
erfreuen, welche in den Annaleu des römischen Instituts
(auf dessen Veranlassung diese Reise unternommen und
hiesigen höchsten Orts unterstützt ward) nächstens ver-
öffentlicht werden sollen. Unter den auf dieser seiner
zweiten griechischen Reise von Herrn Conze ausgeführten
und der Gesellschaft vorgelegten Zeichnungen befindet sich
eine aus Melos stammende, zu Athen aufbewahrte aber
bisher unbeachtete Amphora mit Gefässbildern alterthüm-
lichsten Stvls, darstellend im Hauptbild eine mit Flügel-
rossen bespannte Quadriga, auf welcher in Begleitung
zweier Frauen ein Kitharöd steht. Man ist um so mehr
geneigt denselben für Apollo zu halten, da in einer vierten
dem Wagen entgegentretenden Frauengestalt, welche rech-
terseits einen Hirsch herbeizieht, in der Linken aber einen
Pfeil hält, nur Artemis gemeint sein kann; indess steht
der volle Bart jenes Kitharöden der Annahme eines Apollo
entgegen und macht, wie Herr Gerhard bemerkte, es räth-
licher das Bild aus den festlichen Hochzeitszügen archai-
scher Vasen und aus dem Dienst der brauronischen Ar-
temis zu erklären. Besondre Beachtung fand auch das
über mehreren Inschriften spartanischer Ephebeu bemerk-
liche Bild der Dioskureu, denen eine Frauengestalt mit
Kalathos und anschliessenden Armen, nach allem Anschein
ein weibliches Idol, vielleicht der Helena, zur Seite steht.
Einer baldigen Bekanntmachung dieses und andrer anzie-
hender Reliefs und Inschriften, welche mau den gedachten
beiden Reisenden verdankt, darf man mit Verlangen ent-
gegensehn. — Von Herrn Bartels ward wiederum' eine
Anzahl gewühlter Abdrücke von Gemmen und Pasten sei-
ner Sammlung mit begleitendem Verzeichniss vorgelegt;
beachtenswerth schien besonders ein beflügelter bärtiger
Kopf zu sein, welcher nach seinem Ausdruck und nach
dem etwas struppigen Haar seines Hinterhaupts weder
dem Hermes noch auch dem Schlafgott, deren Köpfe
sonst dann und wann in ähnlicher Weise beflügelt er-
scheinen, zugetheilt werden kann. — Von Herrn Gerhurd
ward die soeben erschienene erste Lieferung einer durch
Herrn C. von Lützow unternommenen Herausgabe antiker
Bildwerke Münchens vorgelegt und bei manchem für die
Fortsetzung dieses Werks zurückbleibenden Wunsch um
so freudiger begrüsst, je mehr es an Kundgebungen einer
zum Verständniss antiker Kunst mitwirkenden Wissenschaft
aus der mit edlen Kunstwerken so reich ausgestatteten
Hauptstadt Bayerns bisher gefehlt hat. — Eine zu Greifs-
wald von Th. Pyl neuerschienene Schrift über die grie-
chischen Rundbauten ward von Herrn Boetticher mit der
Bemerkung vorgelegt, dass der auf dem Titel dieser Schrift
verheissene Zusammenhang runder Bauwerke mit dem
Götter- und Heroenkultus von ihm vermisst worden sei,
auch das Schatzhaus des Atreus ein andres Verständniss
erheische, dagegen die Zusammenstellung der Rundbauten
selbst allen Dank verdiene.
II. Museographisches.
1. Alterlhümer im Garten der Königin zu
Alhen.
Unter den vielen Sammlungen alter Kunstwerke,
welche in Athen unter freiem Himmel aufgestellt sind,
weil man sich über Platz und Plan des künftigen Museums
nicht einigen kann, befindet sich auch eine in dem gros-
sen, in englischem Geschmack angelegten und mit grosser
Sorgfalt gepflegten Garten der Königin, der sich vom kö-
niglichen Schloss südlich bis nahe an den Ilissos hinzieht.
An einem verborgenen, von Gebüsch und Bäumen dicht
umschlossenen Plätzchen desselben ist eine Reihe von
Skulpturen aufgestellt, welche, soweit ich habe in Erfah-
rung bringen können, sämmtlich bei der Anlegung des
Gartens oder in den nächsten Umgebungen desselben an
den Tag gekommen sind. Zwei Stücke des kleinen Mu-
seums, die im folgenden Verzeichniss unter no. 4 und 5
aufgeführten, sind schon von Scholl in seinen archäologi-
schen Mittheilungen als hier befindlich erwähnt; von deu
übrigen ist mir keine Notiz bekannt.
177*
178'
Ich beginne mit 1) den Statuen der Sammlung, zu-
nächst dem lebensgrossen Sitebilde eines Mannes in Chi-
ton und Mantel, mit einer Schriftrolle in der Linken, von
etwas manirirter römischer Arbeit. Der Kopf, die Hälfte
des rechten Vorderarms, das linke Bein vom Knie ab und
ein Theil des rechten fehlen. Ausserdem lässt sieh 2) der
Torso eines Knaben mil umgehängtem Ziegen fei! erwäh-
nen, 3) die Herme des jugendlichen cpheubekränzten
Dionysos (0,59 Meter hoch), welche sich an einen etwas
höheren Pfeiler anlehnt, der oben ein kleines Loch hat.
Vielleicht wurde demnach die kleine Figur als Stütze in
einem Gitter angewandt, wie ähnliche im Theseion befind-
liche Kunstwerke (vgl. Scholl Milth. no. 78. 108), wofür
in unsrem Falle auch noch zu sprechen scheint dass an
den Seiten in den Löchern, welche ebenso wie sonst auch
viereckige Pflücke an der Stelle der Arme augebracht sind,
sich Reste von Eisen rinden. Anstatt der Scham findet
sich nur eine Anzahl eingehauener kleiner Lücher. Neben
dieser Herme des jugendlichen erwähne ich am füglich-
sten 4) den Kopf des balligen Dionysos (.Schüll no. 58)
mit alterthümlicher Behandlung des fein gewellten Bartes
und Haupthaares, welches eine schmale Binde durchzieht.
In den Augen befindet sich eine eingesetzte weisse Masse,
aus der aber die Pupillen ausgebrochen sind. Von 5) dem
Kolossalkopf einer Meduse (Scholl no. 116) in der spä-
ter gewöhnlichen Auffassung, die Schlangen unter dem
Kinn zu einem Knoten verschlungen ist, nur die linke Seite
erhalten. Ebenfalls kolossal ist C) ein ziemlich zerstos-
sencr Kopf des bärtigen Herakles von gewöhnlichem, gut-
müthigem, aber nicht bedeutendem Ausdruck. Die Lö-
wenhaut bedeckt den Kopf und ist um den Hals geknüpft.
Endlich ist noch 7) ein am Halse abgebrochener Kopf des
Demoslhcnrs zu erwähnen, dem die Nase fehlt. Die Ar-
beit ist nicht gerade zu loben, namentlich drängen sich
die Zufälligkeiten, wie die vielen Falten und Runzeln, zu
sehr vor; jedoch verleugnet sich der Ausdruck der cha-
raktervollen, durch innere Kämpfe errungenen klaren
Schärfe und Macht des Geistes keineswegs ganz.
Unter den Reliefs ist 8) ein fein ausgeführtes Frag-
ment von archaistischer Manier zunächst zu bemerken,
dessen Relief, sehr rund ausgearbeitet und an den Rän-
dern unterhöhlt, ziemlich bedeutend aus der Grundfläche
hervorspringt. Erhalten ist nur noch der Unterkörper
einer im Tanzschritt linksbin sich bewegenden Frau im
Doppelchiton, dessen Falten rund ausgeschweift und unten
im Zickzack geordnet sind; die Zipfel sind durch einen
Quast beschwert. Auch sieht man noch den vorgestreck-
ten rechten Vorderarm. In direktem Gegensatz zu der
künstlichen Gemessenheit dieses Fragments steht 9) die
äusserst lebendige Darstellung eines anderen grösseren
Bruchstücks von ungewöhnlich guter römischer Arbeit,
welche uns eine Streitscene innerhalb eines geschlossenen
Raumes zeigt. Ein unbärtiger Mann, von der einen
Schulter den Schwertriemen, von der andern die schmale
knappe Chlamys quer über die Brust gelegt, dringt mit
vorgestrecktem linken und zurückgewandtem rechten Arm
(von beiden sind nur die Ansätze erhalten) lebhaften
Schrittes rechtshin auf einen anderen Jüngling ein, der
mit beiden Armen eine Fussbank gegen den Angreifer
schwingt. Diese Waffe, die wir sonst in den Händen
Klvtaimuestras beim Gattenmord oder von Elektra gegen
Aigisthos geschwungen sehen, mag ihm hier wol die nächste
gewesen sein; denn an einer im Hintergründe stehenden
Kline und einer auf einem hohen Untersatz stehenden
Lampe, die hinten in einen Schwanenhals endigt, mit
brennender Flamme erkennen wir, dass der Streit bei
nächtlicher Weile innerhalb eines Zimmers, etwa beim
Mahle, ausgebrochen ist. Links hinter dem zuerst ge-
nannten Kämpfer, neben welchem ein grosser Schild und
ein Pileus an der Wand zu hängen scheinen, ist noch
eine zweite Gruppe in fast schon entschiedenem Streit be-
griffen ; ein Mann, von dem nur noch der Torso und die
Ansätze der Arme und Beine erhalten sind, liegt auf dem
Rücken am Boden, während ein zweiter — von diesem
ist nur ein Theil des Leibes und der Schenkel übrig ge-
blieben — wie es scheint, auf ihn trat und zugleich iu
der gehobenen Rechten das Schwert gegen ihn zückte.
Die starke Verletzung der Figuren rührt von dem stark
erhobenen Relief her, indem die Figuren zum grossen
Theile sogar ganz vom Grunde gelöst waren. Die Höhe
der Platte beträgt 0,71 M., die jetzige Länge 0,90 M.,
aber beide Enden sind gebrochen. Der sorgfältigen Aus-
führung des Reliefs entspricht die obere Bekrönung durch
einen Eierstab und einen Maiander darüber, beide sauber
in Relief ausgeführt. — Ausser den genannten beiden Re-
liefs sind noch mehrere Grabstelen, ganz oder theilweise
erhalten, da. Aus der besten Zeit dieser Kunstgattung ist
10) das 0,82 M. hohe und 0.30 M. breite Fragment einer
Stele, auf welchem eine verschleierte Frau, den Kopf leise
seitwärts geneigt, Unkshin sitzt; die Linke ruht im Schosse,
die Rechte war wol einst zum Handreichen vorgestreckt.
Unter dem Sitze des Stuhls ist die Platte gebrochen, so
dass der untre Theil der Beine der Frau fehlt. Aus rö-
mischer Zeit dagegen sind ausser einigen unbedeutenden
Fragmenten folgende zwei Stelen. 10) Grabstele mit Gie-
bel, von dessen Akrotcrien das oberste fehlt; im Tym-
panon ist ein runder Schild abgebildet. Darunter steht
die Inschrift
TPACPlZOAYAAnOY
MEIAHEIA
und unter dieser innerhalb eines auf Pfeilern ruhenden
Bogens, zu dessen Seiten je eine Rosette angebracht ist,
steht en face eine Frau im Chiton und Mantel, den sie
vor der Brust mit der Rechten gefasst hat, während die
Linke gesenkt ist; die Haare sind wellenartig gefurcht,
wie an so vielen Portraitköpfen der römischen Zeit. Die
Stele ist 1,62 M. hoch und unten 0,715 M. breit. —
12) Auf dem Fragmente einer andern Grabstele aus spä-
terer Zeit, 0,38 M. hoch, 0,36 M. breit, sehen wir die
untre Hälfte eines in seinen Mantel gehüllten Mannes,
der seine Linke auf eine neben ihm befindliche bärtige,
phallische Herme legt. — Eigenthümlich ist 13) das Bruch-
stück einer Stele von gebranntem Thon, welches oben
unter einem schmalen vorspringenden Leisten eine gelbe
Palmettenzierung auf braunem Grunde aufweist , darunter
einen breiten vorspringenden braunen Streifen, und dar-
unter das links von einem erhöhten Rande eingefasste,
rechts gebrochene vertiefte Feld , welches aber weder von
einem Relief, noch von malerischem Schmuck eine Spur
zeigt.
Den Grabstelen schliessen sich am natürlichsten die
marmornen massiven Grabvasen an, dieser eigenthüm-
liche Schmuck attischer Gräber. Jedoch ist nur eine der-
selben 14) mit Darstellungen geschmückt, und zwar mit
einer der gewöhnlichen Abschiedsscenen. Ein bärtiger
Mann, im Mantel, reicht die Rechte einem gleichen, eben-
falls mit dem Mantel bekleideten Manne, der die Linke
hinter dem Rücken hält, während ein zwischen Beiden
am Boden sitzendes nacktes Kind die Hände gegen den
Letzteren ausstreckt. Ueber dem ersten Manne links steht
PPOAA AXQE, über dem andern rechts NAYZ
|£TPAT02I un£l zwar so dass die Köpfe derselben
179*
180*
in die Lücken zwischen AA und /\ und zwischen JT und |
fallen. — 15) Eine andre, ganz erhaltene und 1,41 M.
hohe Vase enthält jetzt nur noch oben am Bauche die
Inschrift
<DIAO£ENOEAI0AAIAHE.
Darunter war ohne Zweifel einst das Bild des Verstorbe-
nen gemalt, nach einem Verfahren von dem wir auch für
Grabuasen ganz sichere Beispiele haben. Vermuthlich war
dasselbe auch der Fall bei 16) einer oben gebrochenen
Vase etwa derselben Grösse, an deren Bauch jetzt eben-
falls nur noch die Inschrift sichtbar ist
KAPKINOE
AINEiTOY
PPOKONNHZIOE
Ob in der zweiten Zeile nach f£ ein Buchstabe verschwun-
den, oder ob die schadhafte Stelle ursprünglich ist, lässt
sich nicht sagen, doch ist der Namensform wegen wol
Letzteres wahrscheinlicher. Wie leicht übrigens Farben
von den glatten Marmorplatten verschwinden, sieht man
an dem Beispiel der von Ross arch. Aufs. Taf. I, 3 be-
kannt gemachten Stele der Demokrateia, welche jetzt in
der reichen Sammlung der Hadriansstoa aufbewahrt wird,
aber statt der 'ansehnlichen und zuverlässigen Spuren' der
Bemalung bei der ersten Findung kaum noch die Umrisse
der Zeichnung erkennen lässt.
Conze macht mich nachträglich noch auf einige von
mir nicht beachtete architektonische Fragmente aufmerk-
sam , nämlich 17) eine sehr grosse und mit grossem
Schwung, zum Theil ganz frei herausgearbeitete Palmette
von weissem Marmor, die einst als Akroterion diente, und
18) einen Stirnziegel von Terrucotta, gewöhnlicher Art
und Grösse, an dem unten zu lesen ist AGHI^AIOY
wie auf dem von Akerblad aus Athen mitgebrachten Exem-
plar bei d'Agincourt rec. de Frgms. 29, 8.
Nicht ohne Interesse ist endlich 19) ein an demselben
Orte aufbewahrtes Architravstück von 3.60 M. Länge und
0,80 M. Höhe, indem es den erhaltenen Theil der be-
kannten Inschrift von der für die Hadrianopolis bestimm-
ten Wasserleitung am Fusse des Lykabettos enthält (Leake
Topogr. S. 148. Orelli 511). Da ich in Ermangelung des
Stuartschen Werkes nicht weiss ob die Anordnung der
Inschrift auf dem Blocke bekannt ist, setze ich dieselbe
mit Andeutung der architektonischen Glieder hieher.
IMP; CAESAR'T'AELIV5>
AVG'PIVS' COS'ill/ TRIB' POT'TT'P'P.'AOVAEDVCTVAt'INNOVIS'
CONSVMMAV1T
Der Stein ist auf der linken Seite vollständig und bildete
hier offenbar die Ecke des Architraves. Die oberste Zeile
ist in einer vertieften Stelle geschrieben, deren Rand rechts
vollkommen scharf ist; ebenso ist am Ende der zweiten
Zeile (in der wirklich auf dem Stein aoaeihictnm. innovis
steht) noch freier Platz, so dass die Inschrift, welche Cy-
riacus von Ancona noch vollständig sah, in zwei Theile
getheilt und in gleicher Weise auf zwei entweder neben
einander liegende oder einen dritten symmetrisch einfas-
sende Blöcke vertheilt worden zu sein scheint.
An einem anderen Punkte des Schlossgartens, dem
Ilissos näher, liegt ein Marmorblock mit einer Inschrift
in schönen grossen Buchstaben, die am Ende vollständig ist
<V«e] ///XIKHEEIOYEIAET0 9
Daneben liegen andre Architekturfragmente, namentlich
eine etwa zu zwei Dritteln erhaltene Saude, deren Rest in
der untern Hälfte glatt, oben ionisch cannelirt ist.
Endlich weiss ich nicht ob die in bedeutender Aus-
dehnung etwas südöstlich vom Schloss aufgegrabenen Mo-
saikfussböden schon Erwähnung gefunden haben. Sieben
noch erkennbare Räume, darunter zwei von höchst bedeu-
tender Länge, meistens mit kleinen Verschiedenheiten des
Terrains zwischen den an einander grenzenden Abtheilun-
gen, zeigen verschiedene, geschmackvoll angeordnete Mo-
saiken in einfachen aber ziemlich zahlreichen Farben, von
guter Manier und fast durchweg ausgezeichneter Erhal-
tung. Zum Theil sind es nur Maiander und Taimen
sowie andre bloss architektonische Verzierungen, drei
Räume zeigen ausserdem Vögel, einer reiche Decorationen
mit Vögeln Fischen und Gelassen als Mittelfeldern. In der
Mitte dieses letzten Saales, welcher etwa als Speisezimmer
diente, ist ein jetzt übermauertes und mit Blumen ver-
ziertes Viereck von einer Borte umgeben und bezeichnet
vielleicht den Platz des Tricliniums. In einem halbkreis-
förmigen Räume daneben sind noch Spuren vorhanden,
dass das so verzierte Gebäude sich noch weiter unter der
Erde hin erstreckt. Von den Zwischenwänden ist nichts
erhalten. Die geschmackvoll mit einer Laube überdachte
Anlage wird jetzt in der warmen Jahreszeit von den Ma-
jestäten als Speisesaal benutzt.
Rom, 2. December 1860. Ad. Michaelis.
2. Römisches aus Spanien.
Unter allen das römische Alterthum in Denkmälern
bezeugenden Ländern blieb Spanien bisher vielleicht am
meisten der antiquarischen Forschung verschlossen. Grosse
Bautrümmer, einige Denkmäler der bildenden Kunst und
zahlreiche Inschriftsteine sind zwar im Allgemeinen von
dorther bekannt; um jedoch eine genauere Kenntniss, von
der erforderlichen kritischen Sichtung begleitet, darüber
zu erlangen, bedurfte es einer so durchgreifenden Revision
der gesamten römischen Fnschriftkunde wie sie seit einer
Reihe von Jahren von der hiesigen Akademie der Wissen-
schaften für ihr Corpus inscrivtionum lalinartnn ausgeht.
Im Zusammenhang der Vorbereitungen dieses umfassenden
Werks blieb eine planmässige Bereisung Spaniens beschlos-
sen, welche einem hiesigen Philologen, dem Dr. Emil
Hübner, anvertraut ward und jetzt bereits grösstenteils
nach dessen von der Akademie veröffentlichten Reisebe-
richten beurtheilf werden kann.
Was die Wissenschaft dieser Reise verdankt, darf nicht
nach Umfang und Gewicht ihrer mannigfach schätzbaren
materiellen Ausbeute, wohl aber nach den Erfolgen beur-
tbeilt werden, die durch sorgfältige Feststellung und Prü-
fung alles Vorhandenen für die Gegenwart und, man darf
es mit Zuversicht hoffen, auch für die Zukunft erreicht
sind. Der durch die Sachlage von selbst dieser Reise
181
182*
gegebene Gang der Untersuchung war von sehr eigen-
tümlicher Art. Die provinciale Litteratur der spanischen
Alterthümer ist nicht unbeträchtlich; aber was sich an
alten Denkmälern darbot, musste, um für die Forschung
gesichert zu sein, an Ort und Stelle aufgesucht und neu
geprüft werden; dabei ergab es sich vielfach, dass ein
grosser Theil früher vorhandener Denkmäler jetzt durch
Verwahrlosung untergegangen war, ein andrer aber nur
als Produkt der in Spanien überaus zahlreichen patrioti-
schen Fälschungen sich betrachten lässt. Wenn unter
solchen Umständen der Thatbestaud der römischen Denk-
mäler Spaniens noch seiner ersten kritischen Grundlagen
ermangelte, so lässt sich nun um so mehr hoffen, in Folge
der wissenschaftlichen Reise des Dr. Hühner die Ueber-
wachung vorhandner Denkmäler gefördert und ihre Fäl-
schungen theils seltener theils unschädlicher gemacht zu
sehen.
Die bisher erschienenen Reiseberichte des Dr. Hühner
sind in den Berichten der königlich preussischen Akademie
unter besondrer Fürsorge Herrn Mommsens abgedruckt,
welcher als hiesiger Herausgeber des Corpus inscriplinniim
lathuiniin auch die für dasselbe unternommene spanische
Reise hauptsächlich angeregt und gefordert hat. Die ge-
dachten Berichte beginnen mit Barcelona und Tarragona
(Akad. Ber. 1860 Mai S. 231 ff.) und sind dann aus Ma-
drid (ebd. Juni S. 324 ff.), aus Cartagena (ebd. Juli S. 421 ff.),
Grauada (ebd. November S. 594ff.), Sevilla (ebd. December
1861 Januar S. 16 ff.) fortgesetzt. Sie sind reich au ört-
lichen und monumentalen Notizen und dürfen der eignen
Lesung aller Alteithumsfreunde zugleich mit den italie-
uich verfassten Berichten hiemit empfohlen werden, welche
Herr II. gleichzeitig über die auf seiner Reise von ihm
betrachteten Kunstdenkniäler im Bullettino des römischen
Instituts (1860 p. 151 ss. 161 ss. 1861 p. 22ss.) veröffent-
licht hat.
Zur archäologischen Topographie und Museographie
der von Herrn Hühner bereisten Gegenden dürften die
folgenden Notizen, welche den Wanderungen und Berich-
ten des gelehrten Reisendeu genau sich anschliessen, un-
sern Lesern willkommen sein.
In Barcelona besteht ein Museum von Alterthü-
mern ; von 52 früher von dort her bekannten Inschrift-
Steinen sind jetzt nur 21 vorhanden , ausserdem aber 47
andere und 6 Bruchstücke neu hinzugekommen. Abgesehen
von 30 Grabschriften, befinden sich darunter zwei Ehren-
basen dem jüngeren Minicius Natalis gesetzt und manche
andre merkwürdige Inschrift (Akadem. Ber. S. 231 ff.).
Ueber die bildlichen Alterthümer von Barcelona wird nach
Labordes Vorgang im Bullettino (a. O. p. 151 ss.) gehan-
delt; es befindet sich darunter ein androgyner Priapus,
mehr als lebensgross, der Kopf fehlt (a. O. p. 155); neu
eutdeckt ist ein Mosaikbild der Circusspiele mit lateini-
schen Namen (a. O. p. 154). Die Bereisung wichtiger
antiquarischer Punkte dieses nördlichen Landstrichs —
Tarasa (Egara), Malurü (Iluro), Emporie (Ampurias) j dort
ein Mosaikbild mit der Opferung Iphigenias u. a. m. —
hätte vom Hauptzweck der Reise abgeleitet und ward des-
halb vorbehalten.
In Tarragona, in dessen Nähe ein römischer Eh-
renbogen mit Inschrift des L. Licinius Sura noch im
Jahre 1845 einem neueren Triumphator Espartero zu
Ehren vernichtet wurde, sind bauliche, bildliche und in-
schriftliche Trümmer noch in reichem Masse vorhanden.
Die uralte Stadtmauer mit celtiberischer Schrift, die Ueber-
reste des Circus und andre Bauwerke mehr, unter den
Skulpturen eine Bacchusstatue, ein Venustorso, der Torso
einer 'Pomoua oder Ceres' vom durchgebildetsten Styl der
Kaiserzeit, ein Hermaphrodit ohne Kopf, der hier wie in
Barcelona auf Sarkophagen erhaltene Raub der Proserpina,
Reliefs, die zu einem Triumphbogen des Augustus gehö-
ren mochten (a. O. p. 119) und noch andere Bildwerke
mehr fanden an Herrn H. (Bull. 1860 p. 161 ss.) einen
aufmerksamen Beobachter. Seinen der Epigraphik gewid-
meten Hauptzweck betreffend, so fanden von 286 Inschriften
nur 103 sich vor; ihre Zahl ist durch 36 Inschriften und 12
Fragmente neuerdings vermehrt worden. Das Verdienst
diese Alterthümer mehr als bisher zu sammeln und zu
erhalten, gebührt demselben Herrn Buenaventura Heinan-
dez, der aus dem angeblichen Funde des Herkuleserabes
(Archäol. Anz. 1853 S. 326* 1854 S. 442* ff. 1855 S 9* ff.)
dem deutschen Publikum minder vortheilhaft schon früher
bekannt ward (a. O. S. 235 ff.). Unter den dortigen In-
schriftsteinen erkannte Herr II. auch eine auf Theaterplätze
der Provincialgesandten bezügliche Angabe (a. O. S. 239);
ausserdem gaben ungefähr 400 verschiedene Töpferstempel
ihm die Grundlage eingehender Kenntniss über die dem
arretiner Geschirr verwandte, hie und da aber auch mit
iberischer Schrift versehene saguntiner Tüpferwaare (a O
S. 240ff.). '
Bei der zu Madrid von Herrn IL genommenen Ein-
sicht in die dortigen Sammlungen epigraphischer Hand-
schriften wie in die gesamte antiquarische Litteratur Spa-
niens (a. O. S. 324ff.) werden die Arbeiten drei jüngerer
Gelehrter wegen ihres Bezugs auf Ausgrabungen hervor-
gehoben; Munda und Acinipo sind von den Herren Jose
und Manuel Oliver, Custulo von Herrn Manuel de
Gongora untersucht worden (a. O. S. 330). Ein Ausflu"
von Madrid nach Segovia gab wenig Ausbeute.
Inschriften und Ausgrabungen des Königreichs Va-
lencia (a. O. S. 421ff. aus Cartagena) waren durch den
Eifer des Grafen Lumiarcs mehr als die Denkmäler andrer
spanischer Provinzen erhalten worden. Es ist dort zwar
nur von ungefähr 10t) bekannten Inschriften die Rede;
doch siud die Oertlichkeiten , wo alte Denkmäler sich
fanden, in sieben topographische Gruppen vertheilt, dafür
um so genauer nachweislich. In Murvicdro (a. O. S. 423 ff.)
dem alten Sagunt, ist aus überaus grosser Verwahrlosung
und Zerstörung manche merkwürdige Inschrift gerettet^
unter andern eine allerdings späte Ehreninschrift für Scipio
als Hersteller Sagunts, und mehr denn eine Inschrift prie-
sterlicher Salier (M. Haebio M. f. Gal. Crispo Aed. Pbntif.
Suüo conlusores), welche Genossenschaft ausser Rom sonst
nur aus Alba, Lanuvium und Tibur bekannt war. Von
dem sogenannten saguntiner Geschirr fanden sich unter
mehreren Scherben nur zwei mit Stempeln (a. O. S. 427);
an Sammlungen wie sie diesem in mächtigen Trümmern
seines Gemäuers noch vielfach redenden und von Herrn
H. (Bull, dell' Inst. 1861 p. 25ss.) sorgfältig durchsuchten
Ort auch wegen seiner Schleudersteine und sonstiger Anti-
caglien zu wünschen wären, fehlt es gänzlich; als Beispiel
dortiger Funde wird aus dem vorigen Jahrhundert sogar
der Rest einer Belagerungsmaschine (a.O. p. 28) erwähnt. —
Ein durch planmässige Ausgrabungen der Jahre 1608
1745, 1765 und 1777 bezeugter Ort ist 'Nuestra Senora'
del Puig' oder Puig de Cebolla, wo man einen Venus-
tempel voraussetzte und eine reiche römische Villa vor-
handen sein mochte; sowohl dort als in Almenara, wo
ein antikes Heiligthum verbürgt wird, sind Inschriften in
massiger Anzahl gefunden worden. In Valencia selbst
fand Herr H. von 46 ihm bekannten Inschriften nur 21
noch vor; vier andre waren hinzugekommen und in einem
dort entstehenden Museum aufbewahrt, welches jedoch
auch die durch Laborde bekannten Statuen (p. 23) ver-
missen liess; statt dessen fand eine römische Fraueno-estalt
183'
184*
mit verstümmelter Inschrift , eiue Rolle haltend, im Hof
eines dortigen Collegiums sich vor. Unter den In-
schriften von Lina befindet sich die Weihungsinschrift
eines Nymphentempels (templum Niimpharum). Ein andrer
an Inschriften ergiebiger Ort ist Jäliva (S. 432 Saetabis).
Andre in gleicher Beziehung genannte Orte sind Gandia,
OHva, Eleu, Ondara (vielleicht Lauro), Denkt (Dianium),
Villa jai/osa (vermuthlich Alo) u. a. m. Endlich kommen
Inschriften aus Alicanle (Lucentum), einem auch an Fun-
den bildlicher Darstellung ergiebigen Ort (Bull. p. 29s.),
und aus Ehlie und Alcudia (Ilici) in Betracht. Andre
Inschriften mehr gab Herrn H. ein Ausflug nach Palma
auf Mallorca, wo bei Erwähnung zwei ansehnlicher
Ehreninschriften auch die dazu gehörigen Statuen berührt
werden (a. O. S. 436 ff.). Die aus Rom im vorigen Jahr-
hundert dorthin gelangte Skulpturensammlung des Car-
dinais Despuig ist im Bericht nicht erwähnt, von Herrn II.
jedoch dem Vernehmen nach keineswegs unbeachtet ge-
blieben.
Im Königreich Murcia sind vielerorts römische Spu-
ren, aber fast nirgends erhebliche Funde nachzuweisen
(a. O. S. 44Üff. aus Gibraltar). Einen ansehnlichen Vor-
rath von Inschriften, darunter archaische und andre der
ersten Kaiserzeit bietet jedoch Cartagena (a.O.S.444ff.).
Ueber die den Berichten des Polybius entsprechende Lage
dieser Stadt, wie über ein merkwürdiges dortiges Grabmal
und mehrere Skulpturen dortigen Fundes hat Herr Hübner
im Bullettino (18(51 p.29ss.) gehandelt und zugleich auch
der merkwürdigen Funde des fünf Stunden südlich von
Cartagena unweit der Küste gelegenen Ortes Almazurron
gedacht. Ob dort eine Stadt oder nur ein reicher Land-
sitz sich befand bleibt fraglich; doch hat jene Gegend
gegen das Jahr 1782 drei durch Bayer (Numorum He-
braeo - Samaritanorum vindieiae p. 36) schöu abgebildete
Statuen geliefert, welche stark verstümmelt noch vorhan-
den und durch wohlerhaltene Inschriftbasen erläutert sind.
Einer mütterlichen Erdgöttin (muler terrae) und den sie
umgebenden Genien (yenio loci Ficuriensi und genio S.
M. f^icariensi?] vgl. Bull. p. 32) hatte ein dispensulor
Albanus die Inschrift gesetzt. In derselben Gegend be-
finden sich auch Bergwerke, aus denen die Erzfigur eines
Herkules, dem farnesischeu ähnlich, neuerdings zum Vor-
schein gekommen ist.
Eine zweimonatliche Bereisung des Küstenstrichs von
Andalusien zwischen Ahneria und Cadiz führte Herrn
II. zuerst nach Malaga, wo der Eifer des Herrn /{er-
füll«;« und der Gebrüder Oliver Hurlado für die Erhal-
tung der Alterthümer neuerdings sich bethätigt hat. Ausser
den zwei berühmten Erztafeln sind jedoch nur 19 echte
Inschriften und 8 Meilensteine im dortigen Museum vor-
zufinden. Vieles ist dort gefälscht (S. 5961.) und vieles
verloren gegangen. Westlich von Malaga am Abhang
hoher Gebirge liegt Curtamu (einst Cartima) mit 15 In-
schriften, wie auch mit römischen Bauresten, Statuen und
Mosaiken, worüber Herr Berlanga ein eigenes Werk vor-
bereitet; die Inschriften sind aus der ersten Kaiserzeit.
Unter den Inschriften von Alora befindet sich eine Zu-
eignung an L. Verus (a. O. S. 601 f.); zu Caitele la Real
(a. 0. 8. 602f.) war die aus Gruter bekannte jetzt aber
verschwundene, Erzplatte mit dem Briefe Vespasians an
die Quattuorvirn und Decurioneu von Subaru gefunden
worden. Noch ein Fundort alter Inschriften ist Tuba
(a. O. S. 603); wichtiger ist l'illanuevu de Cuuclte, der
alten Stadt Arulispi entsprechend, wo au einem Kirch-
thurm Ehrcninschrifteu für Trajan und Iladrian sich ein-
gemauert finden. Sämtliche Inschriften von Monda, wo-
nach es dem alten Muuda entsprechen soll, siud gefälscht
(S. 604 f.). Aus dem benachbarten Orte Tolox wird eine
poetische Grabschrift erwähnt (S. 605). Westlich von
Malaga lässt der alte Küstenort Stiel nach einer jetzt
verschwundeneu zu Fuengirnla gefundenen Inschrift des
mifliicipivm Suelitanum (S. 606) sich bestimmen; östlich
ist nur noch bei Almunecar ein römischer Grabstein zum
Vorschein gekommen (ebd.). Wichtig, aber durch unkri-
tischen Patriotismus sehr erschwert, sind die Inschriften
von Antequera, sonst Anticaria (nicht Autia) genannt;
ihre kritische Sichtung hat aus einem mit Inschriften be-
kleideten und jetzt verfallenen Ehrenbogen des sechszehu-
ten Jahrhunderts, verglichen mit alten Abschriften, sich
bewerkstelligen lassen (S. 60511'.). Inschriften sind auch
aus Nescania (uicht weit von Volle de Abdulüziz) vor-
handen; eine dritte Stadt, welche gleichfalls zu Antequera
gerechnet ward und Inschriften gegeben hat (S. 611 ff.),
soll Singili Harba oder mitnicipinm Fluvium liberum Sin-
giliense liarbense geheissen haben. Als vierte Stadt wird
Oscuu gleichfalls dahin gerechnet (S. 614ff). Feinere
Inschriftfunde der westlichen Küste hat in älterer Zeit
Guudiaro (S. 617 ff.) und in dortiger Nachbarschaft Ale-
chipe, vermuthlich das alte Lucippo gegeben (S. 6191*.).
In Rontlit rinden sich Inschriften zwei antiker Orte ; auf
einem la meatt de Ronda genannten Ort liegt ein durch
Velasquez und Cean bekanntes antikes Theater, von wel-
chem zur Zeit als es besser erhalten war, gute in der
Akademie zu Madrid noch jetzt erhaltene Zeichnungen
genommen wurden. Auf dem Punkte Rotida la vieja
glauben die Gebrüder Oliver das cäsarische Munda ge-
funden zu haben; die Arbeit derselben steht in Druck zu
erwarten und verspricht gutes für eine vielfach besprochne
Streitfrage (S. 621 ff.), ohne dieselbe abzuschliesseu. Die
nicht unwichtigen (S. 624 ff.) Inschriften jener Oertlichkeit
fahrt Herr II. fort der Stadt Acinipo beizulegen, während
man sich für Munda begnügen müsse es zwischen jeuer
Stelle und Ossuna zu suchen. Erheblich sind auch zwei
Inschriften aus Arundtt , welches dem heutigen Ronda
entsprechen soll (S. 627 ff.). Am Abhang des Penon de
Auditas ward im Jahre 1766 das Erzfragment eines Pa-
tronatsdecrets aus dem Jahre 758 gefunden (S. 629 f.).
Zu Ubritjue unweit Grazulema waren Ehreninschriften des
Antoninus Pius und Commodus, auf eiue res publica Octtr-
rilunorunt rückgehend, zu Anfang dieses Jahrhunderts
entdeckt worden. Ebenfalls aus der Nähe von Ubrique
aus einer dehesa de la Funtasia genannten Oertlichkeit
rühren drei Inschriften einer res publica Saeponensittm
her (S. 63011'.). Aus Jimena de la Fronlera kommen In-
schriften mit Erwähnung der Stadt Oba (S. 633 res pu-
blica Obensis) vor. Von Curteia, dessen Lage nachweislich
ist, kennt man kaum eine und die andere Inschrift. Vou
den Küstenstädten an der Meerenge sind fast gar keiue
Inschriften übrig (S. 636); nur Medina Sidonia ist dort
für Inschriftfunde erheblich (S. 636 ff.). Zu Jerez de la
Fronlera, wo früher gegen 10 Inschriften bekaunt waren,
fand sich nur eine einzige vor (S. 63811'.). Aus Cadiz
sind etwa 200 Inschriften, grössteutheils unbedeutendeu
Inhalts bekannt, jetzt aber nur sehr wenige vorzufinden
(S. 64011'.).
In den Herbstmonaten des vorigen Jahres bereiste
Herr IL die südlichen Provinzen Granada Jaen Cordova
und Sevilla. 'Granadas epigraphische Bedeutung beruht
nicht sowohl auf der Zahl und Wichtigkeit der hier ge-
fundenen Inschriften, als auf den hier zweimal, haupt-
sächlich zu frommen Zwecken, ins Werk gesetzten aus-
gedehnten Fälschungen'. Die seit den Jahren 1588 und
1595 bekannten, im Jahre 1682 von Innocenz XL auto-
risirten, Bleitafeln spanischer Mürtyrer haben ihre eigne
185<
186*
Litteratur (S. 16 f.). Anknüpfend an jene früheren Fäl-
schungen wurden im Jahr 1754 durch Flores Eche.verria
und Vonde im arabischen Kastell "von Granada Ausgra-
bungen, mit den herkulanischen wetteifernd geführt, aus
denen viel christliche und auch acht unverdächtige heid-
nische Inschriften hervorgingen. Die Fälschungen wurden
durch Perez Bayer nachgewiesen und zogen ein recht-
liches Verdaramungsurtheil der dabei betheiligten drei
Hauptfälscher nach sich ; die ächten Inschriften schrieb
im Jahre 1782 Bayer ab, gegenwärtig fanden sich nur
zwei derselben, die eiue aus Hadrians Zeit, wirklich vor,
die andre jedoch in Abschrift. Mehrere derselben legen
zugleich mit einer Togastatue für ein dortiges Grabdenk-
mal der Familie eines Vegetus (S. 22 f.) Zeugniss ab. Der
Streit über die Lage von Iliberris (Municipium Florenti-
num Iliberritanum) ist jetzt dahin entschieden, dass nach
Traditionen und Funden Iliberris oder das alte Granada zwei
Leguen von der neuen Stadt auf halber Höhe der noch nach
ihm hassenden Sierra Elvira, nahe dem jetzigen Orte Atarfe
lag; den Beweis dafür hat D. J. F. de Luque geliefert.
Erst in der gothischcn Zeit stand auf der Stelle des heu-
tigen Granada ein Ort Namens Nativola. Westlich von
Granada werden Archidonu, Loja, lllora und Pinos de la
Piwnte als Fundorte von Inschriften genannt; in der Nähe
von Finos lag unzweifelhaft /(«reo. üestlich von Granada
ist Guadix, in dessen Nähe Acci gelegen haben muss, der
wichtigste Ort : unter den dortigen Funden sind besonders
zwei Inschriften interessant, die auf Verbreitung des ägyp-
tischen Kultus der Isis in Acci schliessen lassen (Mur.
1991,3. ür. 2510). Die sonstigen Fundorte dieser Provinz
sind unbedeutend. Hervorzuheben aus dem mannigfachen
Material jener topographischen und epigraphiseheu Notizen
ist eine auch kunstgeschichtlich erhebliche Inschrift aus
Loja, welche bereits mehrmals (Muratori 482, 5. 737, 6.
124,4), aber so unzulänglich publicirt ist, dass ihre von
Herrn Herrn II. aus einem Gypsabgusse festgestellte Ab-
schrift für baaren Gewinn gelten kann. Dieselbe lautet
wie folgt: 'Poslumia M. f. Aciliunu Baxo (?) poni slaluam
sibi testamcnlo jussil ex sestertium VIII n(uinmtfm); item
ornameittu: seplenlrionum cylindr(orum) XXXXII, mar-
g(arilarum) VII; item lineam cylindrorum XXII; item
fasc(iam) cylindr(orum) LXIII, marg(arilarum) C; item
lineam arg(enteam) marg(uritarum XII. L. Fab(ius) Su-
perstes filius dedieavit inposilis spataliis urg(enleis) gem-
matis exsuper ejus summae s(upra) s(criptae), item unnu-
lum sestertium VII n(ummum) gemma iaspide.'
Die Inschriften der Provinz Jaen (S. 30 ff.) sind
neuerdings in einer von der spanischen Akademie gekrön-
ten Arbeit des D. M. de Gongora gesammelt , deren Er-
scheinung bevorsteht. Von besondrer Wichtigkeit sind in
dieser liegend die Inschriften von Castulo, dessen Lage
unweit der Mühle von Caldona am Guadalimar, ungefähr
halbwegs zwischen Baeza und Linares, durch eine Reihe
übereinstimmender Zeugnisse gesichert ist; die dortige
Gegend wird neuerdings Cazloni genannt. Ausser 23 bis-
her bekannten Inschriften sind noch 25 andre jetzt von
dort nachweislich (S. 32 ff.); es befindet sich darunter eine
mit M. Foloi anhebende Platte aus republikanischer Zeit
und eine metrische Grabschrift von 26 Zeilen, wahrschein-
lich in Senaren verfasst. Castulo war Knotenpunkt einer
Reihe von römischen Strassen. Von andern Orten sind
Baeza, dem alten Bialia oder Viatia entsprechend (S. 36),
und das heutige Jaen erheblich, welchem der alte Name
municipium Flavium Aurgilanum (S. 38) inschriftlich be-
zeugt wird. Angebliche Felseuinschriften in wunderlichen
hieroglyphenartigen Zügen sind von Herrn H. vergeblich
aufgesucht worden. Südlich in der Nähe von Jaen liegt
la Guardia, vormals Menlesa, wie aus der Votivinschrift
eines ordo Mentesanus für Vesta hervorgeht. Toga, öst-
lich von Ubeda, dem Tugia des Itinerars und des Ptole-
mäos entsprechend ist, einem andern Ort Toya la vieja
benachbart, in welchem durch alte Inschriften die colonia
Salariensis des Plinius und Salaria des Ptolemäos wieder
erkannt wird. Südwestlich von Jaen ist Marios der epi-
graphisch wichtigste Punkt (S. 44ff); ausserdem werden
Poreuna (municipium Pontificense Obulconense), Arjona
und Andujar am Guadalquivir hervorgehoben , welcher
letzteren Stadt das Municipium llilurgcnsc (Ililurgi forum
Juitum) entspricht und auch das municipium triumphale
Islurgi, Ipaslurgi oder Ipraslurgi laut dafür zeugenden
Inschriften (S. 49 f.) nahe lag.
Für Cordova (S. 51ff.) sind grosse Sammlungen des
im Jahre 1770 verstorbenen Canonicus Venegas, sowie der
Anfang einer im Druck unterbrochenen Geschichte Cor-
dovas eines Herrn Itumirez vorhanden, der seine Hand-
schrift Herrn II. willfährig mitgetheilt hat. Die Inschriften
sind zahlreich und inhaltreich; von darin genannten Aem-
tern ist ein Iribunus mililum cohortis marilimae , ein flu-
men designatus provinciae Baelicue, ein sacerdos perpetuus
und magister Herum der familia publica colonorum co-
loniae Patriciae, ein magister Lurum Augustorum zu er-
wähnen, woneben auch ein magister gramm. Graecus, ein
caelator unaglylarius (sie!), ein musicarius und piirpu-
rarius Beachtung heischen. Besonders erheblich sind auch
die Meilensteine: es sind ihrer 30 nachzuweisen (S.61ff),
von Augustus bis Valentinian reichend und zum Theil
topographisch belehrend. Die Steine des August und des
Caligula bezeichnen Anfangs - und Endpunkt der Strasse
so: u Bade et Jana Auguslo ad Oceanum; die des Ti-
berius: ab Jano Augusto uui est ad Baelem usque ad
Oceanum. Der gedachte Janus Augustus entspricht der
Bestimmung ah urcu unde ineipit Baetica auf einer In-
schrift des Vespasian; die auf zwei im Dom zu Cordova
eingemauerte Meilensteine gegründete Annahme dass dort
ein Janustempel gestanden habe, widerlegt sich von selbst.
Als antiquarische Fundorte dieser Provinz sind östlich
von ihrer Hauptstadt Montoro, vormals Epora (wo auch
Statuarisches) und mehrere andre Orte, westlich Almo-
dovar fpagus Carbulensis), Penuflor, wo man Ilipa sucht
und auch Statuen und Mosaike vorfand, südlich Monte-
mayor (vielleicht Ulia), Aguilar, in dessen Nähe Ipagrum
zu suchen, und Lucena zu nennen, dessen Inschriften
dem benachbarten Jambra (Cisimbrium) entnommen sein
mögen, auch das jetzige Cabra, dem alteu Igabro ent-
sprechend. Desgleichen haben aus der Umgegend von
Carcabuey inschriftliche Erwähnungen der Städte Ilitur-
gicoli, Ipolcobulco und Iponuba sich ergeben. Das Ategua
des bellum Hispaniense lag an der Stelle des auf dem
Wege von Castro nach Cordova gelegeneu Teba la vieja,
während man das gegenüberliegende Espejo für Ucubi
hält, das den Beinamen Ciaritas Julia führte.
Eine reiche epigraphisehe Ausbeute gewährt Sevilla
(S. 82 ff.), das alte Hispalis, wo es seit dem sechszehnten
Jahrhundert an Sammlern und Sammlungen nicht gefehlt
hat. Das jetzige Museum im Dominicanerkloster de la
Merced besteht hauptsächlich aus dem Denkmälervorrath
welchen D. Francisco de Bruna gesammelt und als Schloss-
hauptmann in dem königlichen Alc.'tzar untergebracht hatte.
Es sind dort Inschriften sehr verschiedenen Fundorts zu-
sammengestellt, obwohl man gemeinhin sie nur aus
Italica ableitet. Die Ruinen von Italica eine Legua von
Sevilla am rechten Ufer des Flusses aufwärts gelegen, sind
aus Montfaucon und Laborde bekannt; eine Nachlese ihrer
Kunstalterthümer, aus Nachgrabungen in den Jahren 1835
187'
188"
bis 1839 hervorgegangen ist in einer nicht zu lobenden
Schrift von D. fvo de la Cortina beschrieben; alle diese
Funde uud Notizen solleu in einem Gesamtwerk des Ar-
chitekten D. Demetrio de los Rios über Italica vereinigt
worden. Verschiedene dortige Inschriftfunde stellt der
akademische Bericht des Herrn H. zusammen; es befindet
sich darunter auch eine der auf Donarien des L. Mum-
mius nach der Zerstörung Korinths bezüglichen Marmor-
tafeln; nach sichrer Ergänzung lautet dieselbe: L. Mum-
nüus h- f- i'»p. Corintho capta üico Ilalicensi (S. 93).
Von Italica den Fluss aufwärts am nördlichen Ufer lag
zunächst IKpo, von welcher Stadt es alte Inschriften gibt,
weiter aufwärts Nueva, Ganama und Arva, sämtlich durch
Funde nachweislich, wie auch ein durch Inschriften be-
zeugtes ntunieipium Munignense. Südlich vom Guadal-
quivir hat hauptsächlich Carmona, vormals Carmo, wich-
tige Inschriften geliefert, denen auch die nur aus Abschrift
bekannte Votivinschrift eines coüegium agrimensorum für
die Ceres frugifera (S. 101) angehört; man fand dort auch
einige griechische Inschriften. Statt mehrerer andrer nach-
weislicher Städte und Funde ist ferner Ecija zu nennen,
dessen Inschriften die von Carmona an Wichtigkeit noch
überbieten sollen. Der plinianische Stadtname Os/ippo
hat sich auf einer Inschrift von Ksli-va vorgefunden.
Nordöstlich von Estepa liegt Lora, vormals Olaura, gleich-
falls durch Inschriftfunde bezeichnet; weiter östlich Casa-
riche und das alte Venlipo. Andrer Orte und ihrer In-
schriften zu geschweigen erwähnen wir die auf Kaiser
Claudius rückweisende" Inschrift der gefälligen Votivstatue
eines knieendeu Atlas aus las Cabczas de San Juan und
einen bleiernen Schleuderstein mit der anziehenden pom-
pejanischen Inschrift ON. MAG. und IMP. (S. 112).
Die Provinz Huelva hat Herr H. als wenig lohnend
nicht besucht; über die nicht bedeutenden antiken Spuren
und Inschriften aus Estremadura steht noch ein Berieht
zu erwarten. Im Ganzen wird der vorstehende, wenn auch
spärliche, Auszug genügen, Umfang und Wichtigkeit jener
für die epigraphischen Zwecke der Berliner Akademie plan-
mässig und erfolgreich durchgeführten Mission auch denen
vor Augen zu führen, welche der römischen Epigraphik
bis in ihre Einzelheiten zu folgen nur wenig geneigt sind.
Das negative Resultat, dass Spanien an bildlichen Ueber-
resten antiker Kunst nicht reich ist, stellt sich günstiger
durch die mehrgedachten italienischen Reiseberichte im
Bullettino dell' Institute-, deren noch nicht erschienene
andere Hälfte veruiuthlich bald zu erwarten steht.
Berlin. E. G.
3. Pränestinischc Cisten.
Die bronzenen Cisten, deren Wichtigkeit für Kunst
und Alterthum aus der vortrefflichen Cista des Kircher-
schen Museums und der darauf eingegrabenen Agonau-
tensage genugsam bekannt ist , waren bisher nur in der
geringen Anzahl vorhanden, welche im ersten Band meiner
'Etrnskischeii Spiegel' einleitungsweise beschrieben uud
abgebildet ist. Ein ähnliches Werk, dessen Graffiti durch
Gräberbezug eigentümlich sind, ward später entdeckt;
es ist ins brittischc Museum gelangt und in den Schrif-
ten der Berliner Akademie vom Jahre 1849 von mir
herausgegeben. Als Fundort fast aller jener Cisten war
Präneste bekannt; man konnte aus dem dortigen er-
giebigen Boden noch manchen ähnlichen Fund verhof-
fen , bleibt aber dennoch sehr angenehm überrascht,
wenn man vernimmt, dass zu ungefähr einem Dutzend
bildlich verzierter Cisten unseren bisherigen Kunstbesitz
nun in Folge neuerer Ausgrabungen noch zwischen zwan-
zig bis dreissig ähnliche Gegenstände hinzugefügt sind
(Archäol. Anz. oben S. 147* Anna. 39). Auf Grundstücken
des Hauses Barberini ausgegraben ist die Reinigung jener
neuen Funde und demnächst die Herausgabe derselben
von der Kunstliebe des Prinzen Barberini und dem ge-
lehrten Beistand des Pater Garrucci nur so allmälig zu
erwarten wie es im Umfang der Arbeit und im Drang
der Zeitläufte liegt ; doch sind ausserhalb jenes barberi-
nischen Kunstbesitzes neuerdings, vermuthlich aus glei-
chem Fundort, mehrere ähnliche Cisten zum Vorschein
gekommen, auf deren anziehenden Inhalt wir die Auf-
merksamkeit unsrer Leser gern verweisen. Namentlich
gilt dies von den in den römischen Monumenti dell'
Institute (VI, 39. 40) soeben verbreiteten Cisten des Herrn
Francesco Martinetti, vou denen die eine den Sagenkreis
des Prometheus, die andre den Mythos des Perseus an-
schaulich macht.
Obige erstgedachten Prometheusbilder empfehlen
sich, ohne auf überwiegenden Kunstwerth Anspruch zu
machen , durch eine fünffache Scene und eigenthümliche
Motive. Zuerst ist Prometheus das Feuer holend, etwa
einer lemnischen Nymphe oder auch seiner Mutter gegen-
über, dargestellt, sodann die Ueberbringung des Feuers
an einen Sterblichen, Pandora, das Gef;iss von Zeus em-
pfangend, wiederum Pandora vor deren Geschenk ein
Sterblicher sich abwendet, endlich als Hauptbild Prome-
theus gefesselt und Herkules der ihn vom quälenden Adler
befreit, hier nicht durch Bogen und Pfeil, sondern durch
die geschwungene Keule.
Auf der zweiten jener Cisten ist rechterseits zuerst
die gefesselte Andromeda, von ihrer Mutter Kassiopeia be-
gleitet, sodann Perseus zu sehen, welcher mit geschwun-
gener Lanze den Drachen bekämpft. Ein gelagerter Si-
len, aus ähnlichen Werken als örtlicher Quelldämon be-
kannt, sondert die eine Hälfte des Bildes vou derjenigen
andern, auf welcher Nike einen Kranz haltend dem im
Kampf gegen den reisigen Phineus bereits als Sieger er-
kennbaren Perseus zuschaut. Das Bild ist kunstgerechter
als jener erstere und bietet zugleich mit den Nebenfiguren
seiner Gefässverzicrung manche Besonderheit dar, auf
welche man bei anderem Anlass gern wieder zurückkom-
men wird.
Wiederum zwei Cisten sind dem Vernehmen nach
auch in den diesjährigen Denkmälerheften des römischen
Instituts zu erwarten ; eine derselben ist durch die auf
Werken dieser Gattung bisher noch nicht vorgefundene
Beigabe zahlreicher Inschriften ausgezeichnet. In den
Ergänzungsband meiner etruskisehen Spiegel werde ich
diese und ähnliche Werke zunächst nicht aufnehmen;
die neuen Funde sind allzu bedeutend als dass es zweck-
mässig sein könnte ihre meinerseits zu verhoffende Heraus-
gabe irgendwie zu durchkreuzen.
Berlin. E. G.
Herausgegeben von E. Gerhard.
Druck und Verlag von G. Reimer.
189*
190*
ARCHÄOLOGISCHER ANZEIGER.
Zur Archäologischen Zeitung, Jahrgang XV1I1.
M 149. 150.
Mai und Juni 1861.
Wissenschaftliche Vereine: Rom (Archäologisches Institut); Berlin (Archäologische Gesellschaft). — Ausgrabungen: Brief
aus Athen. — Museographisches: Athenische Vasen. — Neue Schriften.
I. Wissenschaftliche Vereine.
Rom. In der Sitzung des archäologischen In-
stituts besprach Professor FYiedericfw aus Berlin eine
Marmorgruppe aus dem Vatikan, eine stehende Frau wel-
che eiu Kind mit dem Füllhorn auf dein Arme trägt dar-
stellend. In dem Knaben erkannte er den Gott Plutos
und glaubte gemäss dem griechischen Charakter der Er-
findung das Original auf Kephisodotos, der den Plutos
mit Eirene, oder Xenophon, der denselben im Verein mit
der Tyche gebildet, zurückfuhren zu dürfen. — Dr. Petersen
erklärte die bildliche Darstellung eines Marmordiskus zu
Neapel (Mus. Borbon. XIII, 12) mit Berufung auf Pindar
(Olymp. III.) für Herakles, wie er die Olive von den Hy-
perboreern nach Olympia bringt. — Dr. Dellelsen gab Mit-
theilung von mehreren Ziegelstempeln , «eiche sich noch
auf ihrem ursprünglichen Platze in den Kaiserpalästen
unter S. Anastasia befinden, und mit deren Hülfe die Er-
bauung dieses Theils sich genauer datiren lässt, indem sie
sämtlich aus der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts
stammen. — Prof. Henzen zeigte eine interessante Lampe
aus des Kunsthändlers Depoletti Besitz vor. Victoria steht
mit der Palme auf einer Quadriga, der Wagenlenker zu
Fuss daneben, darunter die Inschriften CANNIVS LA-
CERTAN1CA und CORACINICA. — Dr. Brunn kam auf
die bei Campana (IV, 65) befindliche Vase zurück und
erklärte die bisher für Herakles mit dem Löwenfell ge-
haltene Figur für Dolon mit dein Wolfsfell. Dies gab
ihm Gelegenheit die bisher bekannten Beispiele von Dar-
stellungen aus der Doloneia einer genaueren Sichtung zu
unterwerfen.
In der Sitzung vom 15. März theilte Dr. DelJefscn
mehrere neuerdings in der Vigna Aquari an der via Latina
gefundene Inschriften mit, von denen eine durch den Skla-
vennameu Murpar für Marcipnr grösseres Interesse in
Anspruch nahm. — Prof. Henzen legte darauf die in seinen
Scheden befindlichen Abschriften römischer tabulae luso-
riae vor. Es sind sämtlich Marmorplatten mit Inschrif-
ten in zwei Columnen zu drei Zeilen, jede Zeile zu sechs
Buchstaben. Ueber die Beschaffenheit des Spieles selbst
lässt sich nur soviel mit Sicherheit sagen, dass es ein
Würfelspiel war, dessen Entscheidung auch von der Ge-
schicklichkeit des Spielers abhing. Ferner wurden meh-
rere Inschriften, welche der Architekt Guilluume im Thea-
ter zu Verona abgeschrieben, mitgetheilt. Es sind Namen
von Besitzern der verschiedenen Plätze, und ihre Zeit lässt
sich trotz mancher archaischen Form aus palaeographi-
schen Gründen dem zweiten Jahrhundert zutheilen. — Dr.
Brunn zeigte die von P. liruzza eingesandte Abbildung
eines aus Thracien stammenden, jetzt in Moncalieri be-
findlichen Reliefs. Es stellt die Ceres vor, vor ihr eiu
Mädchen welches das Denkmal laut der Inschrift <Wp
r>,t; opaffteas geweiht, und ausserdem in geringerer Grösse
zwei Gottheiten, vielleicht Juppiter und Juno.
In der Sitzung vom 22. März besprach Dr. Herzog
die Einrichtung der im vorigen Jahr an der via Appia in
der Vigna Rondanini ausgegrabenen Judenkatakombeu und
legte die zum grössten Theil in barbarischem Griechisch
abgefassten Inschriften vor. — Prof. Henzen theilte zwei bisher
unedirte Inschriften aus den Scheden Fea's mit. Die eine,
sehr fraginentirt und hei den Titusthermen 1812 gefunden,
bezieht sich auf eine Erweiterung der cuslrit Misenalhtm,
deren Lage sich dadurch genauer bestimmen lässt. Lei-
der ist der Name des Kaisers, der den Bau anordnete,
verloren ; vielleicht war es Gordianus. Die andere Inschrift
bezieht sich auf die castra veregrinorum und stammt von
der via Appia. — Dr. Krunn legte die Zeichnung einer
Caaipana'schen Vase (XIV, 11) vor, welche die vollstän-
digste Darstellung der Iphigenia auf Tauri gibt.
In der Sitzung vom 5. April besprach Dr. Petersen
die jetzt im Palast Rondanini, früher in der Gallerie Giu-
stiniani, befindliche Ära mit Pluto und Proserpina nebst
Hercules der den Cerberus wegführt, und wies aus dem
Vatikan eine ebenfalls aus der Giustinianischen Sammlung
stammende andere Ära als dazu gehöriges Gegenstück nach. —
Dr. Dettefsen kam auf die Lampe Depoletti's zurück und
glaubte in ihrer Darstellung das von Plinius (VIII, 160)
erwähnte Ereigniss aus den Circusspielen erkennen zu
dürfen. Dagegen machte Pater Ghjthccj geltend, dass so-
viel er wisse der Zuruf nicu erst im dritten Jahrhundert
vorkomme. Darauf sprach Dr. Dellefsen über die so häu-
tig im ganzen Gebiet des römischen Reiches sich findenden
Stempel und Marken der feinen arretiner Thongeschirre.
Er unterscheidet verschiedene Formen und Arten, je nach
dem Stande des Fabrikanten, indem die viereckigen Stem-
pel stets Namen von Sklaven oder Freigelassenen aufwei-
sen, während die ebenso gebräuchliche Form eines mensch-
lichen Fusses sich bloss bei Namen von Freien findet. —
Prof. Henzen legte den Abklatsch einer von Prof. Barry
aus Toulouse mitgetheilten Inschrift vor und theilte das
von dem Verfasser, Hrn. Troyon, übersandte Werk über
die Pfahlbauten der Schweizer Seen mit. — Dr. Brunn zeigte
die Zeichnung des von Visconti (Mus. P. Cl. V, A, 5) un-
genau publicirten Sarkophages mit dem Muttermorde des
Orestes.
In der Sitzung vom 12. April theilte Dr. Detlefsen
eine bei Porta Maggiore in der Nähe der atpia Appia
gefundene Inschrift mit , welche durch die Menge ihrer
191'
192*
Siglen dem Verständniss unlösbare Schwierigkeiten darbot. —
Hr. Zurslrassen gab mehrere in villa Negroui gefundene
geschnittene Steine aus seinem Besitz herum ; wenn auch
einige sieh durch gute Arbeit auszeichneten, so war doch
keiner von grösserem, wissenschaftlichem Interesse. — Dr.
Petersen erklärte das im Museo borbonico I, 32 befind-
liche pompeianische Gemälde für Merkur bei Kalypso an
Stelle der bisherigen Deutung auf Venus am Grabe des
Adonis ; eine nähere Bezeichnung der Handlung ward ver-
misst. Dr. Brunn erinnerte au die im fünften Buch der
Odyssee geschilderteScene zwischen Hermes und Kalypso. —
Prof. Henzen legte eine aus Fea's Scheden stammende un-
edirte Inschrift aus Civita Lavigna vor. Sie bezieht sich
auf den Bau von Thermen zur Zeit des Septimius Severus
und die dazu verwandten Geldmittel. Derselbe zeigte den
Stanniolabdruck einer in Gallerie Doria befindlichen und
aus Loriuin stammenden Bleitafel vor, deren Inschrift Ge-
legenheit gab auf die Fabrikation und die Aufschriften
der zu Wasserleitungen benutzten Bleiröhren einzugehen. —
Schliesslich zeigte Dr. Brunn die Zeichnungen zwei in
villa Medici befindlicher Reliefs. Das eine, die Musen
darstellend, zeichnet sich durch Eigentümlichkeit der
Stellungen und des durch eine Baumreihe angedeuteten
Lokals vor ähnlichen Compositionen aus. Das andere hat
die Erneuerung des Kults der Laren durch Augustus zum
Gegenstande.
In der Sitzung vom 19. April sprach Dr. Petersen
über das kürzlich von Fortunati bei Tor de' Schiavi aus-
gegrabene Mosaik mit Darstellungen der vier Jahreszeiten. —
Hr. L. Renier legte zwei schöne bronzene Pferdegebisse
vor. — Dr. Detlcfsen sprach über die Inschriften auf dem
Boden der römischen Lampen, welche den Namen des
Fabrikanten enthalten. Es lassen sich drei Arten unter-
scheiden, je nachdem die Buchstaben eingedrückt, erhöht,
oder mit einem Rande in Gestalt eines menschlichen Fasses
umgeben sind. — Dr. Brunn zeigte eine schöne Bronzesta-
tuette des Juppiter aus dem Besitz des Cav. Saulini vor,
sowie die Zeichnung einer andern Erzfigur aus Tarragona,
welche einen jungen Aethiopen vorstellt. Ferner legte
derselbe ein archaistisches Relieffragment aus Albano vor,
mit der Figur eines bärtigen Gottes, der sich durch Blitz
Dreizack und Füllhorn als Juppiter in seiner Beziehung
als Herr des Weltganzen kennzeichnet. — Interesse er-
regte schliesslich die Zeichnung einer Vase aus Odessa,
welche eine geflügelte Figur darstellt und sich genau an
die Bildung der Harpyien auf dem Monument zu Xan-
thos anschliesst. Dieselbe Vorstellung zeigten die vor-
gelegten Henkel einer aus Depoletti's Besitz stammen-
den Cista.
Die festliche Sitzung, durch welche das archäologische
Institut am 26. April den Gründungstag Roms und zu-
gleich seine eigne Stiftung in üblicher Weise feierte, eröff-
nete Herr von Reumont als Ehrenmitglied des Verwal-
tungsraths mit einer tiefgefühlten Gedächtnissrede auf den
hochseligcn König Friedrich Wilhelm IV., dessen Verdienste
um Kunst und Wissenschaft, namentlich aber um das
römische Institut welches ihm seine Stiftung und seine
Stütze verdankt, rühmend hervorgehoben wurden. Zugleich
gab der Redner die dankbar empfundene Kunde dass auf
die Befürwortung Sr. Königl. Hoheit des Kronprinzen
Friedricli Wilhelm von Prcussen, welcher seit der Zeit sei-
nes römischen Aufenthalts dem Institut als Ehrenmitglied
angehört, Seine Majestät König Wilhelm geruht habe, das
durch den Tod seines erhabenen Vorgängers und Bruders
erledigte Protectorat allergnädigst zu übernehmen. Ausser-
dem gab Herr v. R. eine Uebcrsicht der archäologischen
Entdeckungen der letzten Monate, wobei er die traurigen
Zeitläufte beklagte, welche wissenschaftlichen Bestrebungen
nur allzu hemmend in den Weg treten. — Der erste rö-
mische Secretar des Instituts Prof. Henzen besprach un-
ter Hinweisung auf eine längere, für den nächstens er-
scheinenden ersten Band des Corpus Inscriptionum Lati-
narum bestimmte, Arbeit die Anordnung der sogenannten
kapitolinischen Fasten, deren genaue durch Dr. Bellefsen
vorgenommene Messung und Verzeichnung mit Sicherheit
dargethan habe, dass dieselben vom Jahre der Gründung
der Stadt begannen und bis zum Jahre 742 hinabreichten,
während die übrigen Jahre bis zum Tode des Augustus
erst vom Kaiser Domitianus hinzugefügt sind. Indem er
sodann die gänzliche Unnahbarkeit der von Caniua neuer-
dings auf Grund Ligorianischer Ueberlieferung aufgestell-
ten Restauration darthat, welche die Fasten an einem
vierseitigen Bogen angebracht sein lässt, nahm er selbst
sie für die regia in Anspruch, die als Wohnung des Pon-
tifex maximus sehr passend mit den unter Aufsicht des
Pontiticatcollegs angefertigten Fasten geschmückt war. —
Der zweite Secretar Dr. Brunn erläuterte zwei etruskische
Sarkophage, welche, bereits im Jahr 1846 in Vulci ausge-
graben, sich in dem jetzt dem Fürsten Torlonia gehörigen
Schlosse Musignano befinden. Der eine, aus Alabaster,
zeigt Amazouenkämpfe und auf der Rückseite Kämpfe
jugendlicher Heroen unter sich, der zweite eine Hoch-
zeitsscene. Der Redner wies den Unterschied nach, wel-
chen diese etruskischen Kunstwerke gegenüber sowohl der
griechischen als der römischen Kuustübung bemerken
lassen, und machte schliesslich auf die Figuren aufmerk-
sam, welche, durch ihre Schönheit vor den gewöhnlichen
Darstellungen ähnlicher Art ausgezeichnet, die Deckel
jener Sarkophage schmücken. — Die Versammlung war
von fürstlichen diplomatischen und litterarischen Notabi-
litäten glänzend besucht, unter welchen letzteren der Prä-
sident der päpstlichen archäologischen Akademie Cav.
Belli und Herr Leon Renier, Mitglied der Akademie der
Inschriften aus Paris, bemerkt wurden. Zu neuen Mit-
gliedern des Instituts wurden auf Anlass desselben Ge-
dächtnisstages die Herren Friederichs (dermalen in Rom),
Kirchho/f, Strack und Stiiicc zu Berlin, L. Müller zu
Kopenhagen und Guerra y Orbe zu Madrid, zu Cor-
respondeuten die Hrn. Herzog, Kiessling, Lovutli, Reber
und Tongiorgi zu Rom, Brandts, Erbkam, Gosche und
Lohde zu Berlin, Wachsmuth zu Athen, Lindcnschmil
zu Mainz, Paulus zu Stuttgart und Liibke zu Zürich
erwählt.
Beki.in. In der Sitzung der archäologischen
Gesellschaft vom 7. Mai d. J. hatte Herr von Farm-
heid mehrere Nachbildungen antiker Kunstwerke zur Stelle
gebracht, deren gefällige Betrachtung zu eingehendem
Verständniss derselben neu aufforderte. Die Statue der
Venus Genitrix aus dem Museum des Louvre, der phiga-
lische Fries, wie Schinkel zur Einfassung einer Schale des
königlichen Gewerbeinstituts ihn benutzt hatte, desgleichen
die Portlandvase des brittisehen Museums waren sämtlich
in Bronze, das letztgedachte Kunstwerk zugleich auch in
einer Nachbildung des doppelfarbigen, weissen und bläu-
lichen, Glasflusses des Originals, der Versammlung vor
Augen geführt. Hr. v. F. machte die beiden Reliefdar-
stellungen dieser Vase zum Gegenstand neuer Erklärung.
Wie schon Millingcn (Uned. Monum. I p.27) vor ihm, sieht
er in der einen Darstellung die Hochzeit des Peleus und
der Thetis, über den Gestalten beider den siegenden Eros
schwebend; die dritte, in der gewöhnlichen Stellung des
Poseidon rechts neben ihnen stehende, Gestalt ist er ge-
neigt für Proteus zu halten, durch dessen Rathschläge
Peleus endlich zum Besitze der Göttin gelangt war. Das
193*
194*
Gegenbild dieser Darstellung wird von Hrn. v. F. auf den
Tod der Phädra bezogen. Als diese Heroine sei das lie-
gend ruhende Weib mit umgestürzter Lebensfackel in der
Linken zu fassen; das geöffnete Diptychon neben ihr am
Boden führe auf diese Erklärung hin. Iliebei fand die
Annahme Widerspruch dass eine Sterbende in der ge-
dachten Figur gemeint sein könne, dagegen es beachtens-
werth blieb, das aus Darstellungen der Phädra wohlbe-
kannte Diptychon auch hier erkannt und für das noch
immer vermissteVerständniss jenes Bilds betont zu wissen. —
Hr. TÖlken kam auf die Inschrift aus Athen zurück welche
durch Hrn. Ki rehhoff "in der vorigen Sitzung mitgetheilt
wurde. Er sprach zuerst über Anwendung der in dersel-
ben angeführten Metalle, namentlich das Kassiteron, bei
alteu Kunstwerken, und erklärte sodann die Gruppe der
beiden Agalmata der Inschrift für eine Darstellung des
lieblichen, durch Plutareh (Thes. 8) weiter ausgeführten,
Mythos vom Theseus und der Sinis- Tochter Perigune,
welche sieh vor Theseus hinter den Stauden von Aspa-
ragos und Stoibe verbarg, diese Pflanzen um Schutz und
Bergung vor dem zürnenden Heros anflehend der eben
ihren Vater erschlagen. Diese Legende, von welcher sich
die heilige Verehrung der genannten Pflanzen bei allen
Nachkommen der Perigune in Karien heischreibe, sei in
der obigen Gruppe verbildlicht ; als das insehriftlich be-
zeichnete Anthemou, welches bis an den Schild (des The-
seus) reiche, erkenne er hiebei einen aus Zinn gebildeten
Strauch (Xo/firj) in den Pflanzenformen des Asparagos
und der Stoibe. Weil die Inschrift nicht auf der Burg
sondern ausserhalb derselben gefunden sei, könne diese
Gruppe sich entweder im Tempel oder auch im Temenos
desTheseus befunden haben. — Hr. Mommsen besprach die
französische Herausgabe der gesamten Werke Bartolomeo
Borghesi's und legte Probebogen ihres ersten Theils vor;
zugleich wurden Exemplare des vollständigen neuen Ver-
zeichnisses von Borghesis Schriften durch ihn vertheilt. —
Dr. Hclbiy gab Bemerkungen über die athenische Kupfer-
und Silbermiinze, indem er die Entstehung jener ersteren
und die Erneuung dieser letzteren den unglücklichen Zeit-
läuften Athens nach der Schlacht bei den Arginusen vin-
dieirte, dergestalt dass mit Hinzutritt paläographischer
Erwägungen das Archontat des Euklides (Ol. 94, 2) für
den Zeitpunkt zu gelten habe, von welchem die neue Münze
anhebt. Die Prägung der Erzmünzen beginne Ol. 93, 4;
in der Anarchie (Ol. 94, 1) habe man nicht geprägt. Als
Ol. 94, 2 wieder geprägt worden sei, habe der alte Stempel
den Athenern fremdartig geschienen; die zwei Jahre vorher
geprägten Erzmünzen neuen Styles hätten den Vorgang
gebildet und so hätte man auch die neuen Silbermünzen
in gleichem Style geprägt. Die Annahmen Eckhels und
die in Beules neulichem Werk vorgetragenen Ansichten
wurden mehrfach hiebei bekämpft; desgleichen ward die
bisherige Lesart einer bekannten Stelle des Aristophanes
(Frösche 718 ff.) dergestalt festgehalten, dass die darin er-
wähnte Goldmünze als spöttische Bezeichnung der neu
aufgekommenen Kupfermünze gefasst ward. — Aus dem
jetzt im Buchhandel vertheilten und der Gesellschaft vor-
gelegten Jahrgang 1860 der Werke des römischen Instituts
hob Herr Gerhard einen durch Graf Couestahilc heraus-
gegebenen Sarkophagdeckel des Museums zu Perugia her-
vor; der in üblicher Weise liegend darauf dargestellte
Verstorbene wird von einer ihm gegenüber sitzenden Frau
greisen und unholden Angesichts am Arm ergriffen, welihe
durch den Ansatz von Flügeln als eine der Parzen oder
sonstigen Schicksalsgöttinnen sich kund gibt. Zur Ver-
gleichung war der für die Denkmülcrgattung etruskischer
Grabreliefs vor Zeiten gesammelte hiesige akademische
Apparat zur Stelle gebracht, zugleich als Anlass das Be-
dürfniss einer planmässigen Herausgabe der seit Inghirami
durch neue Funde bedeutend angewachsenen etruskischen
Urnen neu auszusprechen, wie denn dem Vernehmen nach
ein solches Vorhaben von Dr. lirunn in Rom ernstlich
verfolgt und durch das archäologische Institut unter-
stützt wird.
In der Sitzung vom 4. Juni d. J. hielt Hr. BoeMic/ier
einen Vortrag über den eleusinischen sogenannten 'Altar-
knaben' (nutg u(f tnriag) , dessen Darstellung auf dem
neuerdings zu Eleusis entdeckten Relief er bemüht war
gegen Wclckers Einwürfe festzuhalten. Er berührte die
verschiedenen Ilierurgien welche dieser nmg als eine hei-
lige Liturgie der athenischen Bürgerschaft ausrichten
musste, den Grund seiner Einweihung an der Hestia der
Demeter zu Eleusis, seine Verbindung mit der Hestia des
Prytaneion, seine Amtstracht, seine Vorrechte. Der nuig
sei' kein 'Kind', sondern ein zum Epheben eben heran-
gereifter Jüngling; daher werde er auch, zur vorzeitigen
Ehre, schon mit der Chlamys bekleidet; nut? werde er
nur genannt, weil er r//<rri#«A?}? war. Gerade so gebe
das Bildwerk, was vielleicht manches Apokryphe enthalte,
seine Körperformen; auch zeige es ihn in der Chlamys.
Bei dieser Erörterung berührte der Vortragende auch den
Inhalt der Gruppe von S. Ildefonso; er gab dieselbe
als ein Beispiel, wie er eine Darstellung sich denke in
welcher die Situation eleusinischer Sacra ausgesprochen
sei. Als sprechende Umstände für diese Ansicht führte
er an, dass beide Gestalten jener berühmten Gruppe den
iacchischeii Kranz, den Myrtenkranz') der eleusinischen
Mysten tragen, dass einer der beiden Jünglinge auch die
Fackeln des mystischen Feuers erhebt, dass das Idol der
Kora-Persephone ihnen zur Seite, der Weihealtar desselben
vor ihnen steht. Die Versammlung nahm lebhaften An-
theil an diesem Vortrag und beschloss auf dessen Inhalt
bald wieder zurückzukommen. — Herr Strack legte
die Wiederherstellung des alten Parthenon, der von
den Persern zerstört worden war, im Grundriss und im
Aufriss der Gesellschaft vor. Gestützt auf Penroses sorg-
fältige Messungen der einzelnen Bruchstücke dieses Tem-
pels" namentlich des Gebälks und der Säulentrommeln,
welche in der nördlichen Mauer der Akropolis eingefügt
sind, und des noch vorhandenen alten Unterbaues, der
einen genau zu unterscheidenden Theil des jetzigen Par-
thenon des Perikles bildet, hat er gefunden, dass das
ältere Gebäude ebenfalls 8 Säulen an der Vorderseite und
17 Säulen an den Seiten wie dieses gehabt haben musste.
Um diese Anordnung des Plans mit dem alten Zeugniss,
wonach der hundertfussige Tempel auf der Akropolis
50 Fuss grösser sei als der von den Persern zerstörte, in
Uebereinstimmung zu bringen ist das erwähnte Mass nur
auf die Länge des mit Mauern umschlossenen Raums von
dein Gebäude bezogen worden. In Bezug hierauf wurde
der Grundbau des älteren Tempels als noch deutlich von
dem später hinzugefügten Bau unterschieden in einer
Photographie der Westseite des Parthenon nachgewiesen.
Leakes und Penroses Restauration des alten Tempels mit
G Säulen in der Front und 14 Säulen an den Seiten
') Bei früherer Behandlung (Venere Proserpina 1826 p. 52)
der Gruppe vermochte ich nur Lorheer zu erkennen und ward da-
durch hauptsächlich bestimmt den auch von mir angeregten Gedan-
ken an eleusinische Eingeweihte aufzugellen; doch nahm ich diesen
Gedanken wieder auf, seit ich in der Abhandlung über die Anthe-
sterien (Berl. Akademie 1858 S. 188) das Idol genauer erläutern
konnte, und dachte bei einer längst vorbereiteten Zusammenstellung
des erklärenden Apparats und der neuesten kritischen Besichtigungen
des Originals in diesen Blättern darauf zurückzukommen F. O
*
195*
196*
konnte Hr. Strack durchaus nicht übereinstimmend mit
den Abmessungen dieses Unterbaues rinden. Der Mei-
nung des Hrn. St. traten Hr. Schnause und andere Mit-
glieder vollkommen bei. Zugleich legte Hr. St. eine Pho-
tographie einer Tafel des panathenäischen Frieses vor, die
sich in Athen befindet, und machte darauf aufmerksam,
dass sich neben der Figur, die von einigen Archäologen
für eine Artemis, von anderen für die Agraulos gehalten
wird, die Andeutung einer Blume oder eines Fächers be-
finde. — Herr WUtlch kam auf die neulieh besprochene
Portlandsvase zurück, deren Abbildung er nach eigner
Zeichnung und Radirung neu vorlegte. Es ward von ihm
die Vermuthung geäussert, dass zwei auf den Eintritt ins
Eiland der Seligen und auf den dortigen Aufenthalt be-
züglichen Scenen in jenem räthselhaften Bildwerk gemeint
seiD möchten — , eine Ansicht welche Herr Tollen aus
dem Standpunkt vierjähriger Erfahrung hauptsächlich darum
liestritt, weil er dem Verfertiger jenes Glasgefässes mehr
die Verbindung einzelner Figuren und Motive als eine
planmässige Erfindung beizulegen geneigt sei. Anderer-
seits wollte man weder die harmonische Einheit beider
Bilder aufgeben, noch an deren endlicher befriedigender
Deutung verzweifeln. — Herr Mommsen sprach unter
Vorlage des neuesten pariser Berichts über den Fortgang
der Herausgabe von ßorghesis Werken und forderte zu
Mittheilung derjenigen Beiträge auf, welche aus hie und
da noch versteckten Briefen Borghesis für dessen zum
Druck vorbereitete Briefsammlung vielleicht sich noch vor-
finden könnten. — Herr Gerhard sprach über Wieselers
neueste, den 'Apollon Stroganoff und Apollon vom Bel-
vedere' betreffende inhaltreiche Schrift, auf welche man
zurückzukommen sich vorbehielt; desgleichen legte Herr
lioettkher den ersten Artikel seiner durch Starcks Ein-
würfe hervorgerufenen und im Philologus erscheinenden
Ausführungen über Agonaltempel und sonstige Parthenons-
fragen der Gesellschaft vor. Mehrere andere kleine Schrif-
ten der Hrn. Hause, Kiepert, Klein, E. Petersen, Ritschi,
G. B. de Rnssi und J. de Witte waren ebenfalls einge-
gangen und wurden dankbar entgegengenommen.
II. Ausgrab unge n.
Schreiben aus Athen.
Am Anfange des Aprils dieses Jahres beschloss die
hiesige archäologische Gesellschaft eine kleine Summe
Geldes zu Ausgrabungen von Gräbern an verschiedenen
Orten Attikas zu verwenden, theilweise um durch die zu
findenden Anticaglien ihr Museum zu bereichern, theilweise
auch um durch die an Ort und Stelle zu machenden Be-
merkungen der Wissenschaft zu nützen, und übertrug mir
die Leitung dieser Ausgrabungen.
Es wurde nun beschlossen, dass der Anfang mit der
Umgegend des Piräeus gemacht werde, wo nordwestlich
von der jetzigen Stadt neben dem versumpften gewöhn-
lich Kantharos genannten Hafen schon zu verschiedenen
Zeiten an dem Fusse der diese Gegend umgebenden nie-
drigen Hügel erhebliche Gräberfunde gelungen waren (Ross
Arch. Aufs. S. 39 ff.), sowie auch im Jahre 1854 durch die
französischen Occupationstruppen manche Gräber eröffnet
worden sind. — Unsere Ausgrabung dauerte so ziemlich
einen Monat. Es wurden nicht weniger als siebenzig un-
eröffnete Gräber untersucht, und obgleich das Gefundene
nicht den Hoffnungen entsprach welche man am Anfange
hegte, so glaube ich doch dass der nachstehende Bericht,
einige Beachtung verdienen könne.
Der Anfang der Ausgrabung wurde fast ganz nahe
an den noch erhaltenen bedeutenden Resten der Befesti-
gungsmaner gemacht. In der Tiefe von etwa einem Meter
sind Gräber, meistens in dem dort befindlichen Porosfel-
sen eingegraben, gefunden worden, welche alle durch zwei
ziemlich dicke Platten (manchmal über 15 Centimeter) von
der nemlichen Steinart bedeckt waren, dergestalt dass die
eine dieser Platten immer grösser als die andere ist. Ausser
diesen im Felsen eingehaueiien Gräbern fanden sieh auch
in ziemlich grosser Anzahl andere aus grossen Platten von
gebrannter Erde gebildete und an der schmalen Seite durch
gerade Ziegel begrenzte Gräber; diese Ziegel sind aus
gewöhnlichem Material , im Inneren aber fast alle dun-
kelroth bemalt, ohne Verzierungen '). Wir fanden ferner
') Im Museum der archäologischen liescllschafl befinden sich
ziemlich dicke fragmenime Platten aus gebrannter Erde, von einen
Grabt Anikas, welche noch berrlicbe Sporen vu» bemalten Verzie-
rungen nachweisen, grünliche Blumen auf donkelrofhem Grunde.
auch Gräber aus zwei Stück Ziegeln gebildet in Form von
viereckigen Wannen; sie waren sämtlich klein, also wol
Kindergräber. Die meisten der gefundenen Gräber waren
nicht grösser als 2 Meter lang, gegen 60 Centimeter breit
und gegen 80 tief; fast in allen Gräbern haben wir Kno-
chen in ihrer natürlichen Lage gefunden, welche sehr
leicht sieh zerreiben. Die Richtung der in Rede stehen-
den Gräber war sehr verschieden, indem neben Gräbern,
welche von Ost nach West gerichtet waren , andere von
Nord nach Süd gerichtete gefunden worden sind und in
manchen der Schädel östlich, in anderen westlich gerichtet
war. Am beinerkeuswerthesten schien mir bei der Anlage
dieser Gräber, dass Gräber dicht neben einander, manchmal
über zehn, beisammen gefunden worden sind, welche einen
bestimmten viereckigen Raum einnehmen, und deshalb
vielleicht als Familiengräber zu erklären sind.
Nachdem die in dieser Gegend gefundenen Gräber we-
nig Ausbeute geliefert hatten , eröffneten wir Gräber an
anderen Plätzen immer mehr nach Norden sehreitend, bis
wir am Fuss der nördlich der jetzigen Stadt gelegenen
Hügel ankamen, wo schon zur Zeit von Ross die schönsten
Grabstelen gefunden worden sind; leider aber erwiesen
sich fast alle Gräber die wir eröffneten als wahrscheinlich
den ärmeren Bewohnern dieses Landes angehörend, indem
sie fast gar keine Ausbeute an Vasen und anderen Ge-
genständen lieferten.
Ausser den oben angeführten Arten vou Gräbern fan-
den wir auch eine Vase mit Knochen in einer im Felsen
eingegrabenen Vertiefung; et liehe andre Vasen mit Kno-
chen, ohne Firnisa, waren im losen Erdreich eingesetzt,
alle aber zerbrochen. — Was nun die in diesen verschie-
denen Gräbern gefundenen Gegenstände betrifft, so führe
ich zuerst ein kleines unbemaltes Gefäss mit Deckel an,
etwa ähnlich in Form der Fig. 14 des Berliner Katalogs ')
*) Da Levezows Katalog vom Jahre 1831 nur in weniger Lesei
Händen ist, man es bemerk! «eitlen, dass dessen Abbildung im. I i
e Schüssel mil I isphärisebem Deckel, no. 156 ein benkelloses
Kn'igl , dem Obertbeil eines Alabaslron vergleichbar, no. 69 ein
Stamnion mit Deckel, no. 28 eine Lekanc mit Deckel, no. 129 eine
LelfYtbos und no. 194 ein lampenäbnliches Tropfgefase darstellen,
.4. a. II.
197*
198*
von Levezow, aber mit kleinen Henkeln. Im Inneren die-
ses Gewisses fanden wir gegen zehn kleine runde ziemlich
dicke Gegenstände aus weisser Materie die sich im Wasser
auflöst, in Form von Geldstücken, welche wahrscheinlich zu
Gegenstünden weiblichen Putzes dienten, da in dem nem-
lichen Grabe ein kleines Gefäss mit rother Materie, wahr-
scheinlich Schminke, und ein unverzierter henkelloser
Spiegel ') das Grab als einer Frau gehörig bezeichneten.
In einem anderen Grabe sind drei Afabastra in Form der
Fig. 15G des Berliner Katalogs gefunden worden, deren
grösstes 5 Centimeter hoch ist, und ein kleiner Teller
von dem uemliehen Material 0,9 im Durchmesset, alle
sehr gut erhalten. Ausserdem sind in noch einem ande-
ren Grabe manche Vasen gefunden worden; da aber die
Deckung eingestürzt war, waren die meisten zerbrochen.
Eine mit Deekel 0.20 hoch war in Form der Fig. 69
des Berl. Katalogs, die Grundfarbe dunkelroth, die Figuren
heller: auf der Vorderseite zwei langbekleidete weib-
liche Figuren, welche in ihren Hunden Cisten geschmückt
mit Bündern tragen, auf der Hinterseite eine langbe-
kleidete weibliche Figur mit einem Alabastron in der
Hand , sowie unter jedem Henkel eine beflügelte lang-
bekleidete weibliche Figur schwebend mit Alabastron in
der Hand ; die Bemalung ist ziemlich nachlässig. Ferner
wurde in dem nemlichen Grabe eine Vase gefunden
gleich der Fig. 28 des Berliner Katalogs, auf deren
Deckel auf schwarzem Grunde in rother Farbe sich zwei
beflügelte schwebende Eroten findeu und zwei Frauen mit
Spiegeln vor offenen Cisten ; sodann eine kleine Vase in
Form des Berl. Katalogs Fig. 129 fragmentirt, auf schwarzem
Grunde in rother Farbe: Knabe auf einem Wagen, ge-
zogen von einer Ziege. In eiuem anderen Grabe ist
eine kleine zierliche Vase mit vier Henkeln und Deckel
gefunden worden von einer mir unbekannten Form, auf
welcher wir auf dunkelruthem Grunde in heller Farbe
einen sitzenden Eros fanden, auf dem Revers Eros schwebend
mit Tiinie. Ausser diesen Vasen sind manche unverzierte
schwarze Schüsseln gefunden worden; dann viele kleine
Vasen in Form der Lekythen auf schwarzem Grunde mit
rothen Verzierungen, roh, andere in Form der Fig. 194 des
Berl. Katalogs und sonst unbedeutende"). Von metallenen Ge-
3) Spiegel sind sieben in den verschiedenen Gräbern gefunden
worden, keiner grösser als 10 Centimeter im Durchmesser, ohne Henkel
und Verzierung, nur mit kreisförmigen Linien um den Mittelpunkt,
fast alle neben den Händen der Tudten.
4) Ich mächte hier bemerklich machen . dass die meisten Va-
genständen sind ausser den schon oben angeführten Spie-
geln viele Fragmente von Striegeln gefunden worden, auch
ein kleines bleiernes Gefäss, und in einem Grabe mehrere
sehr kleine Hinge, zu irgend einem Kleidungsstücke des
Todten gehörig. Ferner fanden wir viele massive Ala-
bastra aus Porosstcin, alle aber zerbrochen. — Von Grab-
reliefs und Inschriften fanden wir das Fragment einer
Ahschiedsscene eine sitzende Frau die Hand reichend, aus
später Zeit, auch das Fragment eines Reliets mit Grab-
vase worauf ein Abschied dargestellt: sitzende Frau einem
vor ihr stehenden Mann die Hand reichend. Auf einer
0,51 hohen und 0,17 breiten Stele fand sieh ein rohes Relief:
sitzende Frau, davor die kleine Figur einer Dienerin. Von
Grabinschriften liest man Jlaidiaxrj auf einer 0,50 hohen
und 0,20 breiten Stele,
Evtnii^i; \ —ÜQdtor \ sld ipoxl^g auf einer 1,32 hohen.
0,47 breiten,
TloXvi.iv}] Suaiov | Kliödtogog auf einer 0,17 hohen.
0^19 breiten Stele,
Kn)J,iy.).fg, Mv$Qivq HövXi) Kullixltoig AXatwc,
KaX\ixXio£ yvvrj dvyuTrtQ
auf dem Giebel (0,28 hoch, 0.17 breit, 0,49 tief),
&t(')Ti(KiQ | Swargäto | HO.A10 | (0,32 hoch, 0,18 breit),
(0i)).ijd)lfii}g | (Ti)/iiox}ioz: i IMagaS-uviog | (0,08 hoch.
0,30 breit) auf einer fragmentirten Stele.
Dieses wären die bis jetzt gefundenen hauptsächlichen
Stücke. Da aber hoffentlich im Herbste dieses Jahres
Gräber der Umgegend Attikas und vielleicht auch bei
Sunion und der Mesogaea Attikas eröffnet werden, so ist
Hoffnung vorhanden, dass man durch eine weit grössere
Ausbeute an Anticaglien belohnt werde.
Athen. Pervanoglu.
Ben an den Füssen der Verstorbenen gefunden werden: ferner da?>
die meisten der im Piräeus gefundenen Vasen klein, von zierlichen
Formen, und meistens mit Handlungen aus dem täglichen Leben
darauf versehen sind. Auch stellen die mir bekannten attischen
Lekythen mit L'mrisszeiclinungen auf weissem Grunde meistens die
Schmückung des Grabmals oder sonst Aehnliches dar. Selten finden
sich Stolle der Mythologie dargestellt, doch z.B. sah ich unlängst auf
einer solchen Lckyluos den Mythus des Herakles und Eurystoeos
abgebildet. — Die aus Korinth stammenden Vasen sind meistens
lireitliäuchig und grösser und haben gewöhnlich phantastische Thiere
und Verzierungen in ringsherum laufenden Streifen, während die
meisten Kantharen mit herrlichem schwarzen glänzenden Firniss ohne
Bemalung aus der Umgegend von Theben stammen.
III.
Athenische Vasen.
Mu seogr
Bei der ligenthiimliehen Stellung Athens in der Frage
nach der Herkunft der bemallen Vasen und bei der Spär-
lichkeit der Nachrichten über dort befindliche Gefässe
wird es gestattet sein die folgenden Notizen mitzutheilcn,
die ich mir während meines Aufenthalts in Athen auf-
gezeichnet habe. Ich schicke dabei im Allgemeinen voraus
dass die Angabe Jahns (Münchener Vasenb. Einl. S. 22),
eine grosse Menge von Vasen fänden beständig ihren Weg
ins Ausland, mir von mehreren Seiten bestätigt ward, und
ferner dass im Privatbesitz in Athen eine sehr bedeutende
Anzahl von Vasen sich befindet, die nur durch Zufall oder
durch weit ausgebreitete Verbindungen sich auffinden und
benutzen lassen. Von den mir bekannt gewordenen Samm-
lungen ist wol am umfangreichsten diejenige, welche in
aphisches.
dem aus Schölls Mittheilungen bekannten 'Häuschen
beim Er echtheion ', dem jetzigen Hauptmuseum für
kleinere Alterthümer, aufbewahrt wird. Hier finden sich
Vasen von den verschiedensten Perioden Stylgattungen und
Formen, deren Benutzung leider durch ihre Aufstellung
in verschlossenen Glasschränken sehr erschwert ist. Das
Gepräge hohen Alters trägt (1) eine Art Lekythos von
plumper schwerer Form mit rothbrauner Malerei auf gel-
bem Grunde. Die untre Hälfte des Bauches nehmen drei
Streifen schematiseher Verzierungen ein, während der
oberste, breiteste Streifen vorn das Bild eines von einem
Löwen zerfleischten Hirsches darbietet, daneben rechts
durch einen senkrechten Ornamentstreifen geschieden ein
Pferd, zwischen dessen Beinen der freie Raum durch Zak-
kenornamente ausgefüllt ist (die linke Seite nicht sichtbar i.
Der lange Hals, welcher nach Art eines Tigerfells gefleckt
199*
200*
ist, endist oben in einen Thierkopf mit weit aufgesperrtem
Rachen (nach vorn, nicht nach oben geöffnet). — Unter
den Vasen mit schwarzen Figuren habe ich mir (2) eine
tiefe Schale ohne Fuss bemerkt, auf deren einer Aussen-
seite in einem mit Zweigen übersäeten Felde Herakles über
den Löwen hergeworfen erscheint. Etwas manirirten Styl
zeigt eine plumpe breite Hydria (3), auf der Thesevs ihn
knicenden Minolaur mit dem Schwert zu tödten im Begriff
ist, während jederseits ein Jüngling und ein bärtiger Mann
als Zuschauer der Darstellung den Charakter eines athle-
tischen Schauspiels verleihen. In einem oberen Streifen
sitzt ein Knabe zu Pferde zwischen zwei Jünglingen, da-
neben steht noch ein Mann. — In einem Schranke ist (4)
eine beträchtliche Reihe von Lekythen mit farbigen Um-
risszeichnungen auf weissem Grunde aufgestellt, in denen
die Gewiinder meist ganz farbig ausgefüllt sind. Von
besonders hervorragendem künstlerischen Verdienst erschien
mir keue, aber wegen der ungünstigen Aufstellung und
der stark verwischten Zeichnung war es mir unmöglich
die Gegenstände einzelner genauer zu unterscheiden. Die
sehr leichte Venvisehbarkeit dieser leicht aufgetragenen
Malereien mag mit dazu beigetragen haben , dass diese
Vasen nicht nach Italien ausgeführt wurden (Jahn S.195). ■ —
Unter den Vasen mit rothen Figuren endlich fielen mir
namentlich zwei durch ihre zierliche Ausführung auf. Die
eine (5) ist ein kleiner Nasiterno (Jahn Taf. II, 60), von
dessen Vorstellung wiederum leider nur die Hälfte sicht-
bar ist. Iu dieser erblickt man auf einem mit zwei Re-
hen oder Hindinnen bespannten Wagen ein reich beklei-
detes Mädchen nach links fahren ; von einem ihr entgegen
kommenden Gespann ist leider nur ein Rehkopf sichtbar.
Ihrem Wagen folgt tanzend ein Knabe in der Chlamys,
ein grosses Tympanon in den Händen haltend und sich
umblickend nach einem ebenso bekleideten heraneilenden
Knalien, der in der Linken eine Kanne vorstreckt und in
der Rechten eine lange Fackel hält. Also eine Art liin-
derkomos, über dessen Hauptfigur ich nichts entscheiden
möchte, so lange nicht die vollständige Darstellung be-
kannt ist. Noch zierlicher sind Form (derjenigen des
Münchener Gefässes mit Paidia und Himeros genau ent-
sprechend; vgl. Jahn Ber. der sächs. Ges. 1854 Taf. II. Ann.
1857 Taf. A.) und Zeichnung eines andern kleinen Ge-
lasses (6), das eine Liehesscene uns vorführt: auf einem
Stuhle sitzt in reizender Stellung eine Frau, mit feinem
Chiton bekleidet und die Reine vom Mantel bedeckt; das
Haar wird durch einen Kekryphalos zusammengehalten.
Der linke Arm ruht zierlich über der Stuhllehne, während
die Rechte auf dem Knie liegt. Ihr gegenüber steht auf
einen Stab gelehnt, die Rechte in die Seite gestützt, ein
Jüngling mit gefleckter Chlamys; er scheint reisefertig,
denn der Petasos hängt ihm im Nacken. Den Gegenstand
ihres Abschiedsgespräches mag der kleine Eros andeuten,
der auf die Frau zufliegt, den Ort der Zusammenkunft
ein Kalathos links hinter dem Jüngling, neben welchem
eine Dienerin mit ihren vorgestreckten Händen ihre Theil-
nahrne an der Scene ausdrückt. Rechts hinter der sitzen-
den Frau entfeint sich eine zweite Dienerin, die nicht
vollständig erhalten ist. Mir ist in Athen nur ein Gefäss
vorgekommen (no. 18), das an Zartheit der Empfindung
und Anmuth der Darstellung diesem gleichkäme. Flüch-
tige Ausrührung zeigt dagegen ein grösseres, durch seine
Form ('Kelebe' Jahn Tai. II, 5:i) interessantes Gefäss (7),
auf dessen allein sichtbarer Seite ein ithyphallischer Satyr
eim- nach rechts enteilende fackelt ragende Bakuhaut in verfolgt,
während eine1 zweite Genossin des ThiaSOS nach links davon
flieht. — Auf einem Gefässc ohne Figuren (8), dessen Bauch
einfach geriffelt ist. ist am Halse eingekratzt HWAPV.
Die nächste Stelle in Bezug auf die Menge der Vasen
nimt die Sammlung der Königin ein, die indessen,
seit Bursian im Archäol. Anz. 1855 S. 54*f. über sie be-
richtet hat, keine wesentliche Bereicherung erfahren zu
haben seheint. Ausser den dort erwähnten Gelassen be-
merkte ich (9) eine ganz kleine Lekythos, welche ebenso
wie das Gefäss mit Heralles und den Giganten (? 10)
schwarze Figuren auf weissem Grunde hat (Jahn S. 172 f.)
und von ziemlich flüchtiger Ausführung ist. Während
rechts der jugendlich unbärtige Held Thcscus den mara-
thonischen Stier bändigt, mit Stricken ihn fesselnd um
ihn dann auf die Akropolis zu führen, naht sich von links
ein Wagen, von einer Frau ohne Attribute gelenkt; vor
den Rossen geht Hermes einher, neben denselben und zum
Theil von ihnen verdeckt ein langbekleideter Kitharspieler
(Apollon?). Die Anwesenheit der göttlichen Zeugen weist
aui den des Siegers harrenden Lohn hin; vielleicht dürfen
wir darin auch eine Beziehung auf Theseus als Vorsteher
der Palästra erkennen , wie eine solche für Herakles den
Lüwentödter wahrscheinlich ist (Ann. 1859 S. 71). Die
Polyphemosvase (11) ist ein Nasiterno mit schwarzen Fi-
guren auf rothem Grunde. — Sehr beachtenswerth erschien
auch mir (12) die nicht unbedeutende Anzahl von Vasen,
welche sowohl in den complicirten und nicht eben immer
geschmackvollen Formen, als in der flüchtigen, nachläs-
sigen und von der echtgriechischen Strenge auch in der
Anmuth weit entfernten Art der Malerei, die auch buntere
Farbenzusammenstellungen nicht scheut, den Erzeugnissen
unteritalischer Kunst durchaus entsprechen. Indessen wä-
ren genaue und zuverlässige Angaben über die Herkunft
dieser Gcfässe sehr erwünscht, über die ich nur erfahren
konnte dass sie wenigstens zum Theil nicht aus Athen
stammen. — In einem unteren Zimmer des königlichen
Schlosses befanden sich (13) zwei sehr grosse bauchige
Gefässe, mit blassgemallen Ornamenten, menschlichen und
Thierfiguren ältesten Styles auf gelbem Grunde ganz über-
deckt, welche ebenso wie ein gleiches zur Zeit im Bureau
des Kultusministeriums aufbewahrtes Gefäss aus
Melos stammen, einer Insel die durch ähnliche Gefässe
schon hinlänglich bekannt ist. Genaue Durchzeichnungen
der Vasen im künigl. Schlosse wird Conze baldmöglichst
veröffentlichen.
Die seit einiger Zeit wiedererstandene und eifrig für
die vaterländischen Alterthümer bemühte archäolo-
gische Gesellschaft besitzt in ihrer hübschen Samm-
lung (deren unglaublich rasches Wachsen zeigen kann,
wie bei einem zweckmässig angelegten Museum schon
längst in Athen eine gewaltige Denkmälermasse sich hätte
ansammeln können, die ohne einen solchen Mittelpunkt
theils zerstreut geblieben theils aus dem Lande geführt
ist) auch eine Anzahl von kleinen Vasen. Besonders führe
ich darunter die folgenden Lekythen an, zunächst mit
schwarzen Figuren: (14) Thetis von Pelevs nmfasst , auf
dessen Rücken eine Schlange erscheint. Links hinter ihm
steht Cheiron im Chiton, mit menschlichen Vorderbeinen;
rechts hinter Thetis sitzt auf einem Klappstuhl der weiss-
bürtige Nereus mit Mantel und Seepter. (15) Herakles,
mit Chiton und Löwenfell angethan, erhebt mächtig aus-
schreitend die Ketde gegen eine zu Boden gesunkene,
mit Chiton Helm Schild und Lanze bewehrte Amazone,
der von beiden Seiten je eine Waffengefährtin zu Hülfe
eilt. (IG) Herakles, vorwärts gebeugt, wirft den kretischen
Stier zu Boden und tritt ihm aufs Hörn; ob er einen
Strick angewendet, ist bei der Flüchtigkeit der Malerei
nicht zu entscheiden. Mantel, Keule und der ywQvrvs
hängen oben an Rebzweigen. Rechtshin entfernt sich
Hermes, bärtig, mit Hut und Mantel, indem er sich nach
201'
202Ä
dem entschiedenen Kampfe umblickt, während links Pallas
mit vorgestreckter Liuken in theilnehmender Bewegung
steht. — Rothe Figuren auf schwarzem Grunde, neben
schwarzen Palmetten auf rothem Grunde am Halse, linden
sich (17) auf einer vierten Lekythos, die nur einen rechts-
hiu eilenden Jüngling in der Chlamys darstellt mit einer
Binde im Ilaare. Der Petasos liegt ihm im Nacken; in
der Linken hält er zwei Speere und, während er sich
umschaut, streckt er zugleich die Rechte mit einem Bande
darin zurück. Vor seinem Gesicht steht |>lc/~0}l.
Die Figur ist augenscheinlich aus einer grösseren Com-
positiou entnommen, die ihre Bedeutung erklärte. — Das
Juwel der Sammlung ist ohne Frage (18) ein aus dem
Peiraieus stammendes kleines Gefäss von der auffallenden
Form einer Eichel, welches zu den zierlichsten Erzeug-
nissen attischer Kerameutik gehört. Da ich von der die
zierlichste Antnuth athmenden Darstellung desselben eine
Durchzeichnung besitze, so verspare ich mir eine Bespre-
chung derselben bis zu ihrer Veröffentlichung und be-
merke hier nur, dass der Styl die völlig entwickelte Frei-
heit zeigt und die rothen Malereien durch Anwendung
von Vergoldung noch gehoben sind. — Als Curiosum
erwähne ich noch (19) eine Feldflasche von oben breiter,
unten schmaler Form mit einem kurzen Hals zwischen
zwei Henkelchen, deren Aussenseite ziemlich stark gewölbt
ist, während die innere Fläche eine entsprechende Con-
cavität zeigt, so dass sie sich dem Körper des Tragenden
bequem anschmiegt. Auf der Innenseite des einfach
schwarzen Fläschchens von 19 Centimeter Höhe ist ein
Stempel eingedrückt mit dem Namen des Verfertigers
APoAAßN,
Das Gefäss kommt aus Böotien.
Einige sehr schöne Vasen besitzt Herr Postolakka,
Direktor des mit der Universitätsbibliothek verbundenen
Münzkabinets. Vor allen ist (20) eine kleine Oinochoe
hervorzuheben, deren Vorderseite mit dem fast statuen-
artig hervortretenden Hautrelief eines schwebenden Jüng-
lings verziert ist, dessen beide mächtige Flügel den
Körper des Gefässes von beiden Seiten umschliessen. Die
Chlamys hängt hinter dem Rücken, das rechte Bein fällt
gerade herab, während das linke zurückgebogen ist. Eigen-
thümlich sind ihm eine phrygische Mütze und eine Kanne
in der gesenkten Rechten, sowie eine Schale in der vor-
gestreckten Linken, Attribute, die trotz der Beflügelung,
welche hier durch die Anordnung und zur Vermittelung
zwischen Gefäss und Figur geboten sein konnte, es nahe
legen an den phrygischen Götterschenken Ganymedes zu
denken. Von Bemalung sind deutliehe Spuren vorhan-
den. — Durch ungewöhnliche Grösse, treffliche Erhaltung
und feinste Zeichnung gleich ausgezeichnet ist (21) eine
Lekythos mit Umrisszeichnuugen auf weissem Grunde. In
zarten Linien ist links ein Jüngling dargestellt, der einen
grossen flachen Korb mit roth gemalten Binden einem
rechts stehenden Mädchen hinreicht. Die feinste Anmnth
ist über die zarte Scene ausgegossen. Am Ablauf des
Gefässhalses sind Palmetten und rothe Bänder gemalt. —
Sehr zierlich ist sodann (22) ein schwarzes Älabastron
(Jahn Taf. II, 76), das statt eines Henkels nur oben am
Bauche einen kleinen viereckigen Vorsprung hat. Seine
zarten Darstellungen in rothen Figuren führen uns eine
Liebesscene vor. Vor einer ionischen Säule sitzt rechts
ein bekleidetes Mädchen auf einem Stuhle und hält mit
beiden Händen eine Binde im Schoss. Vermuthlich hat
sie diese Liebesgabe soeben von einem Jünglinge erhalten,
dessen Worten sie verschämt zuhört. Er ist keusch in
seinen Mantel gebullt und scheint, leise vornüber geneigt
und auf seinen Stock gelehnt, ihr einen Antrag zu ma-
chen, indem er einen gewundenen Helixzweig in der Hand
hält. — Zwei andre Gefässc stammen nach der Aussage
des Besitzers aus Korinth, nämlich (23) eine dickbauchige
Lekythos, deren flüchtig gezeichnete Figuren und fast gelb-
liche Farbe sehr an die Weise unteritalischer Vasen er-
innern. Die Darstellung ist sehr einfach: JEros schwebt
auf ein rechts stehendes -Mädchen zu; hinter ihm steht am
Boden ein Kasten und ganz links ein zweites Mädchen.
Schwarze Figuren zeigt (24) eine kleine Oinochoe, auf der
Herakles im Chiton und mit der Löwenhaut umgürtet, ein
Bein aufstützend, eine grosse Kithar hält und der Alhena
gegenüber steht. — Hier füge ich noch (25) ein Gewiss
gleichen Fundorts hinzu , welches ich bei Korinth kaufte.
Es ist eine kleine Lekythos mit sehr flüchtigen schwarzen
Figuren. Herakles, zu Boden geworfen, würgt den Löwen,
der mit der einen Hintertatze nach dem Haupte des Hel-
den greift. An einem Baume im Felde sind Mantel
Schwert Keule und yiorjvzog aufgehängt. Hinter dem
Löwen sitzt auf einem Klappstuhl eine Frau (Athena),
welche die Rechte ausstreckt; links hinter Herakles steht
Iolaos mit Chlamys und Schwert.
Unter den Vasen, die Herr Prof. Rhusopulos be-
sitzt, ist die interessanteste (26) ein aus Korinth stam-
mender sogenannter Aryballos (Jahn Taf. II, 78) ältester
Kunstübung, dessen Verzierung freilich mit Ausnahme
eines Kopfes nur ornamental ist, welcher aber durch zehn
darauf geschriebene Antillen in paläographischer Hinsicht
sich neben das Dodwellsche Gefäss stellt. Die Veröffent-
lichung des Gefässes steht für die Annali 1861 bevor. —
In Athen selbst, bei dem Bau des Hauses des Besitzers
am Abhang des Lykabettos, ist (27) ein kleiner Nasitemo
gefunden, dessen rothe Malerei eine mit erhobener rechter
Vordertatze vor einer Stele sitzende Sphinx darstellt, den
Todesdämon neben der Grabesstele. Ein zweites Gefäss
gleicher Form (28) mit allerliebster leichter rother Malerei,
die einen kleinen Knaben auf einem gefleckten Reh reitend
zeigt, während hinter ihm am Boden ein Krug steht,
stammt angeblich von Melos ; doch möchte ich wegen der
engen Zusammengehörigkeit der Darstellung mit denjeni-
gen zahlreicher attischer Gefässe (Jahn Einl. S. 23 Anm.75.
S. 218. Ber. der sächs. Ges. 1854 S. 243ff.), sowie wegen
des durchaus verschiedenen Charakters sonstiger melischer
Vasenfunde (Jahn Einl. S. 26) das zierliche kleine Gefäss
für attisch halten. Ueber eine angeblich aus Korinth her-
rührende Schale (29) im Besitz der Frau Koromeläs
habe ich im Bull. 1860S. 117f. berichtet und brauche
hier um so weniger auf dieselbe zurückzukommen, da eine
Zeichnung derselben in den Annali 1861 mitgetheilt wer-
den wird. Hier bemerke ich nur dass sie stylistisch mit
der Framjoisvase (die ich freilich nur aus Abbildungen
kenne) und verwandten Monumenten zusammengehört.
Dem Vernehmen nach besitzt der Arzt Herr Makküs
(30) eine Schale, deren Iunenbild genau mit der Berliner
Schale des Sosias mit Pulroklos und Achllleus überein-
stimmt, nur dass die Namensbeischriften fehlen, während
sie aussen mit bakchischen Figuren verziert ist. Durch-
zeichnungen dieses höchst interessanten Gefässes, das we-
gen Abwesenheit des Besitzers mir leider unzugänglich
war, sind durch die Güte des Herrn Prof. Rhusopulos
dem Institut in Aussicht gestellt. Derselbe machte Conze
und mich auch auf eine Schale aufmerksam, die wiederum
dieselbe Vorstellung im Innern enthalte aber nicht ganz
frei von Verdacht sei. Im Besitze eines K u nsthändlers
in der Pl.'ika, unweit des angeblichen Prytaneions, befindet
sich nämlich (31) eine flache Schale ohne Henkel, die mit
ihrem glänzend schwarzen Firniss ohne allen Zweifel antik
ist. Nach aller Analogie antiker Kunstübung erwartet
203*
204*
man nun die Darstellung in der rothen Farbe des Thons
ausgespart zu rinden. Statt dessen aber ist auf den schon
•refirnissten und gebrannten Grund mit einer gelblieh
weissen Deckfarbe (wie bei den Heroa auf den Rückseiten
unteritalischer Vasen) jene Composition der Berliner Schale
gemalt und zwar so dass die Figuren, wie diejenigen tu
den schon bezeichneten Heroa , ganz mit derselben Farbe
ausgefüllt, nicht bloss in Umrissen gezeichnet sind. Die
Innenlinien sind mit einer hellen, etwas rotheren Farbe
gezogen , zum Theil mit anerkennenswerther Sicherheit,
zum Theil aber auch ohne die gehörige Sorgfalt; nament-
lich ist die Zickzacklinie am Rande des Untergewandes
nachlässig gezeichnet, und die flüchtig gezogenen geraden
Linien der Falten treffen nicht immer den gehörigen Punkt
des Zickzacks. Dies stimmt durchaus nicht zu der son-
stigen Strenge der Zeichnung, mit der auch die Buch-
stabenformen ^CN-XoqTAT uud 4-VJ-/'EV< (l
halb verwischt) wohl übereinstimmen. Noch unverträg-
licher mit derselben sind aber die Einfassungen des Bildes,
um das sich zunächst statt etwa eines Maianders eine Borte
folgenden Musters /^S£>oS2>oS2> j weisslich und gelb-
lich gemalt, herumzieht; der Raum zwischen dem so ein-
gefassten Rundbild und dem Rande ist wider alle Analogie
noch einmal verziert durch einen mit derjenigen rothen
Farbe, welche bei schwarzfigurigen Vasen aufgesetzt zu
werden pflegt, gemalten Kranz von einer ebenfalls in un-
teritalischen Vasen eher als in griechischen (wenigstens
einmal
dieses Styls) gebräuchlichen Form
geht die rothe Farbe unbekümmert durch eine Schramme
im Firniss hin. Alle diese Incongruenzen und Auffällig-
keiten, sowie die Abnormität der Technik machen es mir
nicht zweifelhaft, dass hier auf einem antiken Gefäss mo-
derne Malereien angebracht sind, und zwar wie es scheint,
nicht ohne Einfluss unteritalischer Vasen. Da ich nun
kaum glaube dass diese Fälschung in Athen ausgeführt
sei und auch von einem Kunstverkehr zwischen Athen
und Neapel gehört habe, scheint es mir doppelt geboten
.lie mehrfach erwähnten Vasen unteritalischer Kunstart
nicht ohne weitere Gewähr als Erzeugnisse des griechi-
schen Bodens hinzunehmen. — Bei demselben Kunst-
händler befand sich auch noch (32) eine tiefe Schale
f-Kotyle' Jahn Taf. I, 10) mit schwarzen Figuren. He-
rakles mit der Löwenhaut angethan, die auch über den
Kopf gezogen ist, steht rechtshin gewendet auf einem mit
Maiandern verzierten Bathron und spielt Kithar; neben
ihm auf der Stufe stehen zwei reiherartige Vögel. Rechts
sitzt auf einem mehr hohen als breiten Block Hermes mit
langem Stab und Flügeln am Hut, links in entsprechen-
der Stellung Atliena. Die Rückseite zeigt dieselbe Vor-
stellung wiederholt, nur fehlt die Maianderverzierung des
Bathron und einer der beiden Vögel.
Wir sehen also selbst in einer so geringen Anzahl
von Vasen, wie es die angeführten sind — und ich habe
dieselben nicht planmässig gesammelt, sondern nur notirt
was mir zufällig vorkam — alle Gattungen und Perioden
der Keramographie vertreten, von den Gefässen unbehol-
fener Form uud ältester Malerei auf gelbem Grunde (1.
13. 26) beginnend; weiter finden wir ein erlesenes Exem-
plar des Uebergangsstyls (29), zahlreiche Vasen mit
schwarzen Figuren (2. 11. 14. 15. 16. 24. 25. 32), auch auf
weissem Grunde (9. 10) und in manirirter Weise (3); so-
dann Monochrome auf weissem Grunde (4. 21), endlich
Vasen mit rothen Figuren , theils strengen Styles (30 vgl.
auch die Prellersche Doppelscheibe), theils von frei ent-
wickelter Anmuth (5. 6. 17. 18 22. 27. 28) bis zur Flüch-
tigkeit (7) und zur Annäherung an den Verfall unterita-
lischer Kerameutik (12. 23); auch ein Reliefgefäss fanden
wir (20) und es fehlte sogar auch eine Fälschung nicht
(31). Weniger reich ist die Verschiedenheit der Formen,
unter denen die kleineren vorwiegen; doch zeigen zahl-
reiche Scherben dass es auch an grossen Exemplaren nicht
mangelte, und würde in Griechenland mit gleicher Um-
und Vorsicht ausgegraben und mit gleichem Eifer restau-
rirt wie in Italien, so würden die grossen Vasen dort so
wenig mangeln wie hier1). Stylistisch betrachtet aber schei-
nen mir die in Griechenland gefundenen Vasen von dem
Gros der in Etrurien Campanien und Sicilieu gefundenen
durchaus nicht speeifisch verschieden, und finden sich
etwa in Attika mehr besonders zierliche und anmuthige
Gefässe — die übrigens ja anderswo, in Nola z. B. und
auch in Etrurien keinesweges mangeln — so möge man
doch auch bedenken, dass der Geschmack der Käufer in
Attika von dem der Etrusker aller Wahrscheinlichkeit
nach sehr verschieden war und in dieser Richtung ent-
scheidend mitwirkte.
Rom im November 1860. Ad. Michaelis.
') Diese Annahme scheint bedenklich. Es ist seit mehr als
fünfzig Jahren in Attika offen und heimlich doch recht viel gegraben
worden, und was in Folge dessen an Thongefässen in und ausser
Griechenland zum Vorschein gekommen isl, hat meines Wissens noch
kein einziges Thnngcfäss, ganz oder in Scherben, geliefert, welches
den grossen Amphoren und Ilydrien etruskischer Kunde vergleichbar
wäre. Vgl. meinen Aufsatz zur Revision der Vasenkunde (Denkm.
u. F. 1855) S. 102. E. a.
IV. Neue »Schriften.
.1 \ni;i;icnp.K des Vereins von Altcrthumsfreunden im Rhein-
lande. XXIX und XXX. Jahrgang XV. Drei Tafeln.
307 Seiten. Bonn 1860.
Enthalten unter andern wie folgt: Denkmäler. Die Dea
\rduirina s. 05IT. (Brown). Diana von Bertrich S. 78ff. (0. Jahn).
Epigraphische Aualekten S. SU IT. 230 ff. ( J. Fretidenberg). Kapaneus
S. II*.' IT {F. O Welcher). Eine griechische und römische Inschrift
i . 1 1 1 1 S. 117 IT. (F. Fiedler). Bereutes Saxanus s. 1 22 ff. (Broun).
Komische Meilensteines. 134 fT. (C. ttellermaiin). Bronzelampe, ein
Gräberfand vom Niederrhein S. 112 IT. (BerjrafA). Beiträge zur
rheinlandisehen Inschriftenkunde S. 145 ff. (J. Becher). Kronzevase
aus ilei Sammlung des Grafen Caylus S. ISilT. (Hiiiun). Her Ilauli
der Proserpina S. 103 IT [ P. st. Kuntzeler). Neue römische In-
schriften vom Kupcrtsbergc bei Bingen S. 205 IT. (E Schmidt). Nic-
derrheinische Funde S. 224 ff. (E aw'm U'eerthK — Litt erat ur.
Neue Beiträge zur alten Geschichte und Geographie der Rheinlands
von J. Schneider S. 23 4 ff. {F. Fiedler), lieber Trajans steinerne
Donaubrücke und die britannischen Auxiliarlrupprn in den römischen
Donauländern von J. Atchhach S. 2S6 [Freudenberg). — Miscellen.
Adnainatiis S- 263 ; Joppilrr eiihiiinatus S. 201 f. ; Fund in England
s. 265 (Braun). Der Verkauf der Houbenschen Sammlung S. 265 ff,
{Fiedler). Funde auf dein Hundsrucken S. 270 f. {Freudenberg).
Die Alterthümer aus Rheinznbern S. 271 ff. (Braun). Verzeichnis«
einiger aller llöuieriiiönzeii S. 270 IT. (Krusc/i) Kunde zu Sicver-
nirh; Steinsarg zu Kohlenz; Wclckerstiftiing; römisches Einzclhad hei
Mayen aufgefunden; römische Funde in Bonn S. 270 IT. (W.).
Herausgegeben von /.'. Gerhard.
Druck uud Verlag von G. Reimer.
205*
206*
ARCHÄOLOGISCHER ANZEIGER.
Zur Archäologischen Zeitung, Jahrgang XVIII.
JM 151. 152. 153.
Juli bis September 1861.
Wissenschaftliche Vereine: Berlin (Archäologische Gesellschaft). — Ausgrabungen: Skulpturen aus Kyrene; römische
Inschriften aus Mainz; helvetischer Tumulus. - Museographisches: Zum belvederischen Apoll. — Neue Schriften.
I. Wissenschaftliche Vereine.
Berlin. In der Sitzung der archäologischen
Gesellschaft vom 2. Juli d. J. ward zuerst, von Seiten
des Vorstands Herrn Wittich der Dank der Gesellschaft
für die von ihm gezeichnete und radirte Abbildung der
Portlandvase ausgesprochen, welche er in vierzig Abdrücken
zur Vertheilung für die Mitglieder der Gesellschaft abge-
geben hatte. — Dr. Krüger sprach über ein in dem so-
genannten codex Pighianus der hiesigen königlichen Bi-
bliothek überliefertes, jetzt in der Marcusbibliothek zu
Venedig sich befindendes Sarkophagrelief, dessen Darstel-
lung von den beiden früheren Herausgebern Beger (spicil.
ant. p. 146sqq.) und Montfaucon (antiquite expl. I p. 58
pl. XXIV) auf die Erzählung von Kleobis und Biton
bezogen ist. Abweichend von dieser Erklärung, welche
der Vortragende durch eine genaue Analyse der darge-
stellten Handlung als völlig unhaltbar zu erweisen suchte,
machte derselbe zunächst aufmerksam auf die völlige Ueber-
einstimmung der von Beger für eine Personifikation der
aeternitas gehaltenen Figur mit den meisten uns über-
kommenen Darstellungen der Eos und erkannte sodann
eine Gegenüberstellung der abfahrenden, ihren Lauf be-
ginnenden Selene und der an ihrem Ziele im fernen Westen
ankommenden Eos. Die über das ganze Bildwerk ver-
teilten Knabengestalten wurden hiebei ungeachtet des
fehlenden Flügelattributs für Eroten erklärt, als Mittelpunkt
der Handlung aber ward mit Rücksicht auf das nach unten
gekehrte Gesicht der sehr auffallend horizontal zur An-
schauung gebrachten mittleren Knaben und auf den nicht
minder auffällig nach der Mitte des Bildes zurückgewen-
deten Blick des ein Ross der Eos haltenden Knaben die
Erde substituirt, von welcher Eos zurückgekehrt sei, auf
welche Selene dagegen im Begriff sei sich herabzulassen,
um wie jene dort irdischer Liebe sich zu erfreuen. Die
beiden mittleren Eroten dachte sich der Vortragende daher
als dem Wagen der Selene vorausschwebend , während er
zugleich durch Vergleichung eines von Gerhard (Ant.
Bildw. 39) publicirten und auch von Jahn (Archäol. Bei-
träge S. 56) erklärten Endymion -Reliefs wahrscheinlich
machte, dass Selene wie dort auch in dem vorliegenden
Bildwerke nubmtis luihitu dargestellt und die ihr feierlich
mit erhobenem Blicke und brennenden Fackeln voraus-
schreitende, matronenartige Figur eine der fironubae sei,
welche nach römischer Sitte die Braut aus dem elterlichen
Hause nach demjenigen des Bräutigams zu begleiten pfleg-
ten. Die Frau, welche Eos und ihre Gefährten am Ziele
empfängt, wurde versuchsweise als Theia oder Eury-
phaessa gedeutet, aus den verhältnissmässig sehr geringen
Dimensionen aber der in der Mitte des Reliefs sich be-
findenden Vorderansicht eines Tempels gefolgert, dass
dieselbe keinen Bezug auf die Handhing habe, vielmehr
nach Analogie der auf Sarkophagen nicht ungewöhnlichen
Andeutung der Grabesthür nur die beiden dargestellten
Scenen von einander scheiden solle. Durch den hiemit
erörterten Vortrag ward eine mehrfache Besprechung jenes
merkwürdigen Bildwerks hervorgerufen , bei welcher Herr
Tölken geneigt war in den am Boden liegenden von Beger
und Montfaucon für todt, von Hrn. Krüger für schwebend
erachteten Knabengestalten vielmehr das schlafende Per-
sonal einer Incubation zu vermuthen, wie wir aus Tempeln
Apolls und der Hellgottheiten sie kennen. Im Allgemeiucn
stellte die Unzulässigkeit der bisherigen Deutung sich
heraus ohne dass man dem neuesten Erklärungsversuch
leicht sich anschliessen konnte; zu geschweigen dass selbst
der Gedanke einer heimkehrenden Eos auf Widerspruch
stiess, lag es nahe die Schwierigkeiten hervorzuheben
welche der übliche Kunstgebrauch der Marmorwerke der
Voraussetzung flügelloser Eroten und mancher anderen
vorgedachten Annahme entgegensetzt. Jedenfalls aber ward
zu gründlicher Würdigung jenes räthselhaffen Kunstwerks
eine genauere Prüfung des zu Venedig befindlichen, un-
terwärts wie es scheint verletzten, Originals erforderlich
befunden. — Von Herrn Gerhard wurden die im G. Rei-
merschen Verlag neuerschienenen zwei ersten Lieferungen
des dritten Theils seiner etruskischen Spiegel vorgelegt,
in welchem, den früheren Bänden ergänzungsweise ent-
sprechend, zuerst die Reihe der auf dämonische Lasen
Dioskuren und Kabiren bezüglichen Darstellungen vervoll-
ständigt und überdies der von Tafel XXXI an bisher ver-
misste Text fortgesetzt ist. Seinen Erörterungen über
Anlage und Inhalt dieses Werks schloss der Vortragende
eine Notiz über die durch Graf Cnnestabile bei dessen
neulichem Besuch in Berlin ihm mitgetheilte Spiegelzeich-
iiung von Orpheus und Lynkeus an; es ward nicht ver-
hehlt dass dieses von wenigen und schwachen Inschrift -
zügen bezeichnete Bild nur eine Gruppe der Ficoronischen
Cista, nemlich zwei wasserschöpfende Argonauten darstelle,
von denen der angebliche Orpheus jeder Andeutung seines
S.ängeramtes entbehrt. — Von dem zweiten diesjährigen
Quartalheft der archäologischen Zeitung lagen die Blätter
aus, in welchen Otto Jahn Beschäftigungen des täglichen
Lebens, namentlich des Landbaus, auf Bildwerken, und
Ludwig Preller, dessen früher Tod der Wissenschaft und
seinen Freunden eine kaum zu verschmerzende Lücke
schlägt, mehrere schätzbare Miscellen mythologischen und
epigraphischen Inhalts zurückgelassen hat. — Herr von
Olfer» gab Nachricht über eine von Dr. Emil Hübner aus
207*
208*
Spanien eingegangene Sendung von Zeichnungen antiker
Marmorwerke, auch war aus Neapel der siebente Jahrgang
von Minervinis seit längerer Zeit vermisstem Bullettino
archeologieo Naj)olitauo und ein erster Band der von
Fiorelli gesammelten Actenstücke der Ausgrabungen von
Pompeji (Pompejauarum antiquitatum historia Vol. I. Nea-
poli 1860. S.) angekommen. Aus Mainz hatte Herr Dr.
Wittmann Papierabdrücke neuentdeckter Inschriftsteine
eingesandt. Von den antiquarischen Ergebnissen römischer
Eisenbahnbauten hatte man Keuntniss genommen; eben
hatte auch die Nachricht neuentdeckter Skulpturen aus
dem Aesculapstempel zu Kyrene sich verbreitet. Ausserdem
kam die Versetzung der Campanaschen Sammlung, theil-
weise nach Russland, grösstentheils aber nach Frankreich,
als ein Ereigniss in Rede , dessen Wichtigkeit den monu-
mentalen Alterthumsstudien unfehlbar zu grösserer Ver-
breitung und tieferer Erkundung gereichen muss. Die
Gesellschaft vertagte sich für die Sommermonate.
II. Ausgrabungen.
1. Skulpturen aus Kyrene.
Der altberühmte Boden von Kyrene ist mehrfach aus-
gebeutet worden; doch war, was wir aus Pachos Reise-
werk 1S27 und aus den Sendungen französischer Consuln
an pariser Sammlungen keimen, nur dem Reichthum dor-
tigen Grüberschmuckes entnommen. Ein neueres glück-
liches Unternehmen brittischer Marineoffiziere, eines Inge-
nieurlieutenantsSiiuflt und des Flottenlieutenants Porcher, hat
nun auch dortige Marmorwerke ans Licht gezogen. Einige
nach Malta gesandte eiste Funde gaben Anlass zu weilerer
Unterstützung jener Ausgrabungen auf Kosten der eng-
lischen Regierung. Schon liegt, wie wir aus öffentlichen
Blättern vernehmen, zur Verschiffung ans brittische Mu-
seum eine Anzahl von Statuen bereit, namentlich eine
kolossale 8 Fuss hohe Marmorstatue des Aesculap, ein
0 Fuss hoher Bacchus und eine kleinere Frauengestalt,
deren Gruppirung mit einem von ihr bekämpften Löwen
am Orte aus dein sie hervorging kaum anders als auf die
durch gleichen Kampf berühmte Heroine gedeutet werden
kann, von welcher die Stadt Kyrene ihren Namen trug ').
Ausserdem fand man zwölf Köpfe verschiedener Grösse,
darunter einen lebensgrossen Minervenkopf von ausserordent-
licher Schönheit und Vollendung. Mit alleiniger Ausnahme
der Bacchusstatue, die in einem alleinstehenden Tempel
gefunden worden war, wurden alle diese Denkmäler aus
den Ruinen des Aesculaptempels zu Tage gefördert.
2. Römische Inschriften aus Mainz.
Zwei neuerdings entdeckte Inschriften, von denen Herr
Dr. Wittmann, Direktor des mainzer Alterthumsvereins,
uns Papierabdrücke vergünstigt hat, mögen hier eine Stelle
rinden , um thcils die reichen epigraphischen Funde von
Bingerbrück, theils die römische Vorzeit der Stadt und
Umgegend von Mainz durch neue Beispiele zu bezeichnen.
1. Die schon früher (oben S. 128*) von uns berühr-
ten Funde altrömischer Inschrifi steine, welche auf Anlass
der Eisenbahnbauten bei Bingerbrück und am dort gele-
genen Rupertsberge im Sommer des vorigen Jahres sich
ergaben, haben theils eine genauere Kenntniss der in den
alten Itinerarien erwähnten römischen Strasse von Mainz
nach (Koblenz herbeigeführt, theils manches einzelne schätz-
bare Denkmal geliefert. Ihnen ist unter andern die hie-
nächst folgende Inschrift angehörig.
') Wie auch Professor Urlichs in Folge der obigen iiherraseben-
den Kundnoliz uns brieflich bemerkte. Die ersten Berichterstatter
hatten von einer Diana gesprochen.
ANNAIVS • PRAVAI ■ F ■ DAVERZVS
MIL •EXCOH-IIir DELMATARVM
ANN XXXVI • STIPEND • XV
H • S • E • H • P
Professor Mommsen bemerkt darüber: 'Die Inschrift ist
bereits mehrfach gedruckt, so von Rössel in den period.
Blättern des hist. Vereins für beide Hessen und Nassau
1861 Nr. 15/16 und von J. Becker in den Mitth. des
Frankfurter Vereins No. 4 S. 263 und im Rhein. Mus.
N. F. 16,296. Die Schrift ist schön und klar. Ungefähr am
selben Orte fand sich nach Rössel und Becker a. a. O. der
Stein eines anderen Soldaten derselben Cohorte: Buto Da-
suntis fü. natio(ne) Dlüo mil. ex coli. HU Ddmuturum am,
XXXV stipendior. XVh.s.e. H(eres) po(siül). Die vierte
Cohorte der Dalmater stand im J. 104 in Britannien; diese
Steine scheinen älter und die Cohorte also von Oberger-
manien dorthin gekommen zu sein. Die Völkerschaft ist
bekannt (Mannert VII, 292. 302) : Hekataeos (bei Steph.
von Byzanz) und Appian nennen sie Darser oder Darsier,
Polybios und ihm folgend Livius Daorscr, Strabon (VII,
p. 315) Uaorizer, Ptolemaeos (II, 17, 8) Duursier, Plinius
(nach den Handschriften, s. Becker a. a. O.) und ein Mi-
litärdiplom Domitians (Cardinali IX) Daverser; die hier
vorkommende Form Davcrzvs möchte wohl von allen die
ursprünglichste sein. Ebenso kommen die üitiones, eine
paunonische, aber zu Dalmatien geschlagene Völkerschaft
mehrmals vor (Strab. VII p. 314; Plin. h. n. III, 22, 142;
Ptolem. II, 17, 8). Man wird vielleicht sogar die Dal-
malae Uivillenses (Ditienses) damit in Verbindung zu brin-
gen haben.'
Den vorstehenden Bemerkungen Professor Mommsens
fügen wir aus einem schätzbaren Aufsatz des Dr. Rössel
in den vorgedachten periodischen Blättern noch die nach-
folgenden Notizen hinzu. 'Der letzte Inschriftfund von
Bedeutung, besonders interessant durch die Wohlerhnlten-
heit der lebensgrossen Relieffigur eines leicht bewaffneten
römischen Kriegers in nischenartiger Einfassung, erfolgte
am 11. September v. J. Der ganze Stein mit Nische ist
6 Fuss 3 Zoll lang, 2 Fuss 6 Zoll breit und 9 Zoll stark;
auf den Schmalseiten sind 2 Fuss 4 Zoll hohe Relieffigu-
ren ausgemeisselt; der untere stielartige Fortsatz des Mo-
numents ist 1 Fuss 5 Zoll lang, 6 Zoll hoch und 7 Zoll
dick; mit diesem Fuss steckte es in einem sargähnlich
ausgehöhlten Trog von Tuffstein, der diesen Fuss anfallen
Seiten umschloss und auf dem daher das Monument in
seiner ursprünglichen Aul'rechtstelhing geruht haben mochte.
Dir Stein halte 9 Fuss hoch über der Schienenkante,
15 Fuss unter der bisherigen Oberfläche und 2 Fuss 3 Zoll
seitwärts von der Schiene gelegen'.
2. Der nächstfolgende Stein wurde, wie Herr Dr.
209*
210*
Wittmann berichtet, bei der Fundamentirung eines Hauses
auf der sogenannten Mitternacht, einem freien Platze, in
Mainz gefunden und in das Museum des Vereins zur Er-
forschung rheinischer Geschichte und Alterthiimer gebracht.
Die Fundstelle liegt ganz in der Nähe und in der Rich-
tung des Aufgangs zu der ehemaligen steinernen Brücke
in Mainz, über deren noch im Strom liegeude Ueberreste,
wie über deren nicht auf die Römerzeit sondern auf die
Zeit Karls des Grossen hinaufreichendes Alter Herr Witt-
mann in der Zeitschrift des Vereins zur Erforschung rhein.
Geschichte (Bd. II Heft 1 und 2) gründlich gehandelt hat.
Die Inschrift selbst, über welche wir Herrn Mommsens
Bemerkungen geben, lautet folgendermassen.
L • \A L E R I V S
L • F ■ VOL • GRA
TVS • BARNA
EVS ■ LVCA/G AN
X I I X h s E
ST t l AMI CI
OB m e R I Tis
'Der gedruckt mir noch nicht vorgekommene Stein hat ge-
litten; es ist zu wünschen, dass diese nach einem Papier-
abklatsch genommene Copie mit dem Original verglichen
werde, doch ist sie im Wesentlichen sicher. Wahrschein-
lich ist dies der Grabstein eines Legionsrekruten, da er
die Fassung der Legionargrabschrifteu hat, aber die Sti-
pendien nicht nennt und das Alter des Verstorbenen auf
18 Jahre angegeben wird. Lucus Augusti, Luc en Die
in der Provence, begegnet mehrfach in den obergermani-
schen Soldateninschriften als Heimathsort von Soldaten
der daselbst statiouirenden Legionen. Ob meritis ist ein
nicht seltener Solöcismus; vgl. z.B. die Inschrift aus re-
publikanischer Zeit Fabrett. 70,41 : ob fidelitate et ofieeis' ').
J) Ein neues Heft der Frankfurter Mittheilungen bringt einen
Abdruck dieser Inschrift mit einigen Bemerkungen dazu von Hrn.
Becker. Jener weicht von meiner Lesung darin ab, dass Z. 6 a. E. I
und Z. 7. a. E. I bei Becker fehlen, wogegen er in einer achten Zeile
schwache Spuren eines S zu erkennen meint. Ich kann indess nach
wiederholter Prüfung des Abdrucks nur bei meiner obigen Lesung
beharren: jene Buchslaben sind vorhanden und die letzte Zeile ist
3. Helvetischer Tumulus.
Von Herrn Troyon zu Lausanne, dem unermüdlichen
Forscher im Gebiete helvetischer Urzeit, erhielten wir
briefliche Mittheilnng über einen von ihm eröffneten Tu-
mulus in der Nähe von Bafflour ') (Canton de Vaud).
Dieser Tumulus war von elliptischer Form, 6 Fuss hoch
und auf einer Unterlage gehäufter Steine aus Erdmassen
aufgehäuft. Seinem Inhalte nach schien er der helvetischen
Eisenzeit, demjenigen Zeitalter anzugehören, welches der
römischen Besetzung Helvetiens unmittelbar voranging.
Im Mittelpunkt des Grabhügels fand sich das Aschen -
gefäss aus grobem Thon ; mit dem Todten zugleich waren
Thiere geopfert worden, wie aus zerstreuten Knochen her-
vorging. Man fand aber auch die Ueberreste drei ge-
waltsam zerstörter Menschengerippe, welche nicht, wie in
Cäsars Bericht , auf dem Scheiterhaufen selbst verbrannt,
sondern in dessen Nähe geopfert sein mussten. Sonstige
Fundgegenstände waren auffallend zerstreut, wie dies na-
mentlich von den Fragmenten einer Metallscheibe aus
Bronze, von 8 Zoll im Durchmesser (der in Troyons Ha-
bitations lacustres pl. XVH Fig. 21 gezeichneten ähnlich),
und von zwei nicht ins Feuer gelangten Ohrgehängen,
und zwar aus Holz, bemerkt wird, welche 1U Fuss entfernt
von einander gefunden wurden. Ohne Zweifel wird der
Bericht dieser merkwürdigen Ausgrabung anderwärts noch
ausführlicher erscheinen als wir ihn hier zu geben im
Stande sind.
leer. Seltsam ist es, dass der Herausgeber an Barnaevs Anstoss
genommen hat und darin bald einen romanisirten gallischen Namen,
bald gar den Stand oder Beruf des Verstorbenen sucht: bekanntlich
ist es ein oft vorkommendes Cognomen syrischen Ursprungs, über das
es genügt auf Papes Onomastikon und meinen Index zu den
I. N. zu verweisen und von dem erst kürzlich Bitschi (de deck Lat.
recond. p. 12. 21) bei Gelegenheil der seltsamen Nebenform Barnaes
Beispiele zusammengestellt hat. Wie häufig auch bei niedrig Gebo-
renen doppelte Cognomina, namentlich ein ursprünglich römisches mit
einem fremdartigen zusammen, gefunden werden, bedarf keiner Belege.
TA. M.
3) Die Schwierigkeit der Handschrift lasst diesen Namen uns
unklar.
III. Museographisches.
Zum belvederischen Apoll.
Wer hätte gedacht, dass für das Verst'indniss eines
so viel besprochenen Kunstwerks, wie der helvcderische
Apoll eines ist, so viel neue Anknüpfungspunkte sich noch
auffinden könnten wie die durch Slephani bekannt ge-
wordene ähnliche Erzfigur des Grafen Stroganoff ') sie
gewährt. Die artistisch und litterarisch gleich würdige
Ausstattung, mit welcher der petersburger Archäolog jene
bisher versteckte Bronze ans Licht gestellt hat, versetzt
uns bei erster Kenntnissnahme desselben bald in die ganze
Geschichte der Auslegungen des belvederischen Marmors
zurück und führt uns dann wiederum in der neueröff-
neten Parallele beider Statuen neue Momente ihrer Er-
klärung entgegen, denen dies archäologische Anzeigeblatt
sich um so weniger entziehen darf, als nun auch von
') Apollon Boedromios u. s. w. erläutert von L. Stephani. St.
Petersburg 18ft0. fol. Vgl. Arch. Anz. oben S. 120*. 151'.
Wieseler ') derselbe Gegenstand in gelehrter Ausführlich-
keit weiter behandelt worden ist.
Es hat öfters Befremden erregt, dass vom belvede-
rischen Apoll wenig oder gar keine Repliken vorhanden
sind; man hat diesen Umstand wol auch benutzt, um den
griechischen Ursprung jenes berühmten Kunstwerks zu
bestreiten. Im Handbuch der Archäologie (§. 361,1) weiss
Müller zwar von einer in Griechenland selbst angeblich
bei Argos gefundenen, dem belvederischen Apoll ganz ähn-
lichen, von Pouqueville erwähnten Bronze; sie war aber
spurlos verloren gegangen. Jetzt wird dies Werk wieder-
erkannt in der von Stephani herausgegebenen Erzfigur des
Grafen Stroganoff. Die gedachte Bronze war um das Jahr
1818 in Italien von Graf Gregor Orloff gekauft, dann an
einen Fürsten Dolgoruki gekommen; noch früher konnte
') Der Apollon Stroganoff und der Apollon vom Belvedere. Ar-
chäologische Abhandlung zum Winckelmannsfest von F. Wieseler.
Göttingen 1860. 8. Vgl. Arcb. Anz. oben S. 196*.
*
211'
212'
sie demselben Dr. L. Frank gehurt haben, bei welchem
Pouqueville jene Apollofigur nebst einem Medusenhaupt
und noch andern Bronzen gesehen hatte. Es lässt sich der
Ursprung derselben Bronze vielleicht noch weiter verfol-
gen, und, da die Bronzen des Dr. Frank ihm von Veli
Pascha geschenkt worden waren, mit Stephani vermutheil,
dass sie den gleichfalls aus Epirus herstammenden, aller-
dings schon im Jahre 1792 gefuudneu, gegenwärtig das
brittische Museum schmückenden, Bronzen von Paramvthia
angehörten.
Gewiss ist die Stroganoffsche Erztigur vor anderen es
werth, dass man ihrem Ursprung so sorgfältig nachgeht;
sie ist an und für sich ein vorzügliches Kunstwerk und
verheisst neue Belehrung für das ihr ähnliche berühmte
Marmorwerk des Vatikans. Sind beide Statuen einander
nicht durchaus gleich, so lassen sich die stylistischen Ver-
schiedenheiten zum Theil durch die Verschiedenheit des
Marmors und Erzes, die antiquarischen sich anderweitig
erklären. Die Stroganoffsche Erzrigur hat keinen Köcher,
dagegen in ihrer Linken (der linke Unterarm des vatika-
nischen Marmors ist neu) ein leider verstümmeltes Attri-
but gehalten wird, dessen erhaltener Theil die Falten eines
weichen Thierfells zu erkennen gibt. Nach Stephanis An-
nahme ist es ein Ziegenfell und bildete mit dem verloren
gegangenen Stück, vermuthlich demselben Gorgohaupt,
welches Pouqueville neben dem bronzenen Apollo des Dr.
Frank sah, die furchtbare Aegis, deren Gebrauch laut einer
bekannten Stelle der Ilias Vater Zeus dann und wann zum
Schrecken der Völker auch dem Apollo gestattete.
Ausgehend von diesem so erklärten Attribut hat nun
Stephani sowohl die Stroganoffsche Erzfigur als den ihr
entsprechenden vatikanischen Marmor einer neuen durch-
greifenden Betrachtung unterworfen. Nachdem der sta-
tuarische Typus des belvederischen Apoll in einer vorzüg-
lichen Erzfigur griechischen Ursprungs uns vorliegt, kann
man nicht umhin dem griechischen Kunstwerk weiter nach-
zuspüren welches jenen beiden zum Grunde liegt. Stephani
bekämpft ausführlich die bisher allgemeine Voraussetzung,
dass der belvederische Apoll ein Bogenspanner sei; er
glaubt die uns gleichfalls bezeugte Auffassung, nach wel-
cher Apollo ein Kriegesgott, ein Angreifer im Sturm, ein
Boedromios war, in dem Urbild der beiden Werke voraus-
setzen zu dürfen, von denen wir reden. Wieseler ist seiner
Beweisführung im Ganzen gefolgt, so jedoch, dass er nicht
sowohl die mythische Anwendung des Gorgohauptes als
dessen gemeinhin übliche abwehrende Geltung benutzt
wünscht, um einen Apoll als Apotropaios, d. i. als Ab-
wehrer des Unheils . namentlich der von Ares gesandten
bösen Seuchen, für die ursprüngliche Idee der gedachten
Statuen zu erkennen; die zu Athen vor dem Tempel des
delisehen Apollon Patroos aufgestellte Statue des Leochares
scheint ihm nach Styl und Darstellung dem vermuthlichen
Original des belvederischen Apoll am meisten zu ent-
spri eben.
Eine dritte Ansicht über diesen Gegenstand hat durch
die verschiedene Auffassung des räthselhaften Attributs
sich ergeben, welche von Seiten des Herzogs von Lnynus
gerade noch zu rechter Zeit ins Publikum gelangte, um
für den Abschluss von Wieselers Schrift benutzt zu wei-
den. Aus brieflicher Mittheilung ward es bekannt, dass
jener erfahrene Kenner antiker Kunst das verstümmelte
Fell der Stroganoffschen Bronze, statt auf ein Gorgohaupt,
vielmehr auf die abgezogene Haut des Silens Marsyas
deutete, dessen Züchtigung in verschiedenster, zum Theil
recht abschreckender, Form vom kunstbildenden Alterthnm
zu Ehren des Musengottes benutzt ward. Wieseler hat
das Mögliche gethan, um auch dieser Vermuthung gerecht
zu werden. Indem er mit grösserer Zuversicht als wir sie
zu theilen wagen von einer erneuten Prüfung der Bronze
entscheidende Aufklärung über den Sinn des fraglichen
Attributs verhofft, ist er schliesslich nicht abgeneigt, den
Kriegsgott sowohl als auch den Bogenschützen Apoll der
eigenthümlichen Darstellung des Musengottes nachzu-
setzen, die man bei Annahme der Marsyashaut fortan in
den beiden fraglichen Statuen zu erkennen hätte. Seine
Aeusserung hierüber lautet wie folgt. 'Irre ich nicht, so
habe ich mit einer Sicherheit, wie sie auf diesem Gebiete
überall nur erreichbar ist, die Möglichkeit der Beziehung
der Aegis auf den Apollon Apotropaios dargethan. Ich
darf aber nicht in Abrede stellen, dass die Exuvien vom
Marsvas ein an sich viel eher anzunehmendes und auch
viel klareres Attribut sein würden. Weiter: der Wider-
willen gegen die Voraussetzung, dass ein Apollon, wie der
vom Belvedere, mit den Exuvien vom Marsyas zu denken
sei, muss um so geringer werden, je mehr Wahrschein-
lichkeit man dem Umstände einräumt, dass der Künstler
diesen eben als widerwärtiges Scheusal gefasst wissen wollte'.
Wem das Verständniss des belvederischen Apoll von
Wichtigkeit ist, der wird gewiss nicht säumen, die beiden
dahin einschlagenden gründlichen Schriften Stephanis und
Wieselers selbst zu leseu. Unser Bericht über Entdeckung
Erklärung und Ausbreitung der Stroganoffschen Erzfigur
kann deshalb kurz sein; er könnte bereits für beendet
gelten, wäre es nicht augemessen bei der Wichtigkeit des
Gegenstandes zugleich auch den Eindruck zu bezeichnen,
den die von uns dargelegten Notizen und Parallelen unter
den Kunst- und Alterthumsfreuuden unserer Bekanntschaft
hervorbrachten. Antiquarische Untersuchungen von so eigen-
thümlicher Art wie die oben erörterten rufen die kritische
Zweifelsucht unwillkürlich hervor; man will nicht unge-
straft seinen belvederischen Apoll in einen Gott des Hand-
gemenges der Schlachten oder wol gar in einen Beschützer
des Schergenamtes verwandelt sehen. Auf Stephanis Be-
richt, die Stroganoffsche Erzfigur sei aus Stücken zusam-
mengesetzt, ist es nicht gauz zu verwundern, wenn irgend ein
Zweifler der alles selbst prüfen will erst die Ergänzung
untersuchen und namentlich über den linken Arm der
Erzfigur mit seinem räthselhaften Attribut sich ein selb-
ständiges Urtheil verschaffen möchte. Einer solchen in
unseren Landen nicht zu erfüllenden Anmuthung gegen-
über müssen wir auf Stephanis Versicherung an die Ge-
nauigkeit der Ergänzung und an die gleichmässige Treff-
lichkeit der einzelnen Theile jener Figur vorerst glauben.
Ein andrer und weitergreifender Einwurf begegnet uns in
dem Zweifel an der vorausgesetzten vollständigen Ueber-
cinstimmung beider Statuen. Es kann uns nicht entge-
hen dass, wenn wir von dem so überraschenden als un-
gefähren ersten Eindruck absehen, aus der scheinbaren
Gleichheit beider Figuren denn doch Verschiedenheiten,
welche für das Verständniss beider keineswegs unerheblich
sind, in Stellung Motiven und Beiwerk sich nachweisen
lassen — , wofür es statt jedes eingehenderen Beweises zu
(ragen genügt, ob die berühmte und schlagende Aehnlich-
keit des belvederischen Apoll mit der Diana von Versailles
auch eben so leicht auf die Stroganoffsche Erzfigur sich
übertragen lasse. Den Gedanken völliger Gleichheit
beider Figuren hat man demnach aufzugeben, wird alier
ihren Werth darum nicht geringer anschlagen, weil sie.
vermutlilieh in zwiefacher Weise, selbständige Nachbildung
eines und desselben vortrefflichen Urbilds der besten grie-
chischen Kunst uns erhalten haben, auf dessen Erkundung
und Verständniss die Forschung fortwährend gerichtet
bleibt. Dass dies in der That der Fall sei erfahren wir
beim \bschluss dieser Zeilen durch einen soeben uns zu-
213'
214*
gegangenen Aufsatz, der wegen seines verwandten Inhalts
auf die Gefahr einiger Wiederholungen gleich hier zu-
nächst seine Stelle finden mag. E. G.
Durch die nachfolgenden Bemerkungen bezwecken wir,
ausgehend von einer genaueren Beschreibung der Stroga-
noffschen Erzfigur, über drei durch deren Bekanntmachung
angeregte Fragen uns zu verständigen. Wir fragen nem-
lich erstens: Was lässt sieb für die Bedeutung der Bronze-
statue des Grafen Stroganoff feststellen? Zweitens: Sind
wir zu völliger Gleichsetzung des Stroganoffscben Apoll
mit dem belvederischen berechtigt und was ist dessen Be-
deutung? Drittens: Was ist von dem gemeinsamen Urbild
zu halten?
I. Die Stroganoffsche Erzfigur inisst ohne die mo-
derne Basis 0,6 eines französischen Meter; sie stellt einen
bis auf kurze, über die linke Schulter fallende Chlamys
und sehr zierlich ausgeführte Sandalen nackten Apoll dar,
der die unverkennbarste Aebnlichkeit mit der vatikanischen
Statue hat; doch ist die Stellung etwas ruhiger und die
Verhältnisse sind weniger schlank. Der ganze Körper ist
nach der linken Seite gewandt; er ruht auf dem rechten
Fuss, während der linke etwas weiter zurückstehende, auf
der Fussspitze ruhend zum Weiterschreiten bereit ist. Die
linke Hand ist erhoben aber nicht ganz in der Richtung
des Kopfes, sondern etwas mehr nach innen gewandt; auf
ihr räthselhaftes Attribut kommen wir bald zurück. Der
rechte Arm hängt nicht in natürlicher Weise schlaff herab,
sondern ist leise erhoben; die Hand ist halbgeöffnet, aber
ohne Attribut. Der Kopf, dessen lockiges Haar über der
Stirn in einen Knauf gebunden erscheint, ist nach linkshin
gewandt; der Ausdruck des Gesichtes scheint Stolz und
Verachtung kundzugeben. Zu bemerken ist ferner ein
schmales, mit Halbmonden und Punkten oder Sternen zier-
lich geschmücktes Band, das, an der Spange der Chlamys
beginnend, ziemlich eng über den obern Theil der Brust
schräg hinüberläuft.
Nach Stephanis sorgfältigem Bericht war diese Sta-
tuette beim Guss in fünf Theile zerlegt; das Häuptstück
ist sehr dünn, dagegen die Extremitäten stärker, theil-
weise massiv sind. Seine Aeusserung hierüber ist beach-
tenswert und lautet folgendermassen. 'Beim Anlöthen
ist man, wenigstens was die Beine betrifft, mit auffal-
lender Nachlässigkeit verfahren. Keines von beiden ist
genau so angesetzt, wie es in der Absicht des Künstlers
lag. Am meisten wird die Wirkung des Ganzen dadurch
beeinträchtigt, dass dabei die Spitze der linken Ferse am
linken Bein um ein gutes Stück zu weit nach innen ge-
wandt worden ist'. Die Statuette war zerbrochen, doch
wird uns versichert, dass über die Richtigkeit der Ergän-
zung kein Zweifel sein könne, welche uns nun in der
massig vorgestreckten linken Hand den Ueberrest eines
zusammengepressten, oberwärts in Falten ausgedehnten
Stoffes, etwa eines Felles zu erkennen gibt. Stepbani ver-
muthet, dass es ein der Aegis entsprechendes Ziegenfell
war, von welchem nach üblicher Weise das Antlitz der
Gorgo herabhing; er findet diese Vermuthung durch den
Umstand bestätigt, dass Pouqueville (Voyage IV, 10) zu-
gleich mit der Apollofigur auch ein Medusenhaupt er-
wähnt, welches seitdem verloren gegangen. Die seltene
Verknüpfung einer Aegis mit dem Apoll rechtfertigt er
aus der Stelle der Ilias (XV, 221 flf.), laut welcher Apoll,
von Zeus mit der Aegis betraut, das Heer der Acliäer
zurückschreckt. Diese Erklärung ist sehr ansprechend.
•Sobald jenes Fragment in der linken Hand des Gottes auf
nichts andres als die Aegis gedeutet werden kann, wird
auch ein andres Motiv der Statuette kaum denkbar sein.
Auch thut es der Deutung Stephanis keinen Eintrag, dass
Homer die Heftigkeit in der Bewegung schön veranschau-
lichend den Gott die Aegis mit beiden vorgestreckten
Händen (iv ytlfitaatv l'/(i)t) schütteln lässt. Dies durfte
und musste der Künstler ebenso wie das gewaltige dro-
hende Schreien des Gottes im Interesse der plastischen
Kunst ändern. Aber einige andre Bedenken lassen sich
nicht unterdrücken. Stephani glaubt in der Bewegung eine
dreifache Richtung wahrzunehmen, die sich nur daraus
erklären lasse, dass der Gott sich einer langen Schlacht-
reibe gegenüber befinde. Bisher soll er die Feinde vor
sich mit der Aegis geschreckt haben, jetzt dicht an der
Schlachtreihe angekommen hastig den Schritt hemmen,
sich nach linkshin wenden, um die dort befindlichen Feinde
zu bedrohen, und gleichzeitig schon im Begriff sein nach
rechts hin zu schreiten, um sich gegen die Feinde am
äussersten Ende rechts zu wenden , welche die Wirkung
der Aegis gleichfalls noch nicht empfunden haben. Diese
dreifache Richtung der Bewegung zugleich zu erkennen,
ist vielleicht nicht jedem Beschauer gegeben. Der Gott
scheint einfach vorüberzuschreiten und im Vor'überschrei-
ten nach der linken Seite gewandt etwas vorzuzeigen. Dies
Vorüberschreiten stimmt aber wenig zu dem bezeichneten
Momente der Ilias; man müsste also eine weitere Modi-
fication des Künstlers annehmen, deren Grund hier nicht
ganz deutlich ist, etwa eine blosse Erscheinung des Gottes,
dessen Vorüberschreiten genügt, um durch sein vorgezeig-
tes Panier die Achäer zu schrecken.
Ferner bleibt das Band über der Brust des Gottes
nicht völlig ohne Bedenken. Stephani und Wieseler glau-
ben, es lasse sich durchaus nicht entscheiden, ob es ein
Leier- oder Köcherband sei; aber nach dem zierlichen
Schmuck und der geringen Breite desselben wird man be-
rechtigt sein zunächst an ein Leierband, wie bei andern
bekannten Apollostatuen (z. B. Müllers Denkm. II, 12, 132), zu
denken. Und selbst wenn jenes Band für ein Köcherband
gelten könnte, würde diese auf Bogen und Pfeil hindeu-
tende Abbreviatur für den Aegistragenden Gott ohne ver-
ständliche Beziehung sein. Schwierigkeiten dieser Art
werden aufgehoben durch die ansprechende Vermuthung
des Duc de Luynes, das Attribut in der linken Hand
des Gottes sei das Fell des Marsyas gewesen. Schon
Wieseler, der dies mittheilt und ähnliche Darstellungen
ausführlich nachweist, hat geltend gemacht, dass die flüch-
tige Notiz Pouqucvilles für die Entscheidung nicht mass-
gebend sein kann; denn wenn Pouqueville nicht einmal
gemerkt haben solle, dass die tete de Gorgonc zu der
Statuette gehört, so könne man ihm auch zutrauen, einen
Marsyaskopf für ein Gorgoneion gehalten zu haben.
II. Hiermit können wir uns zur zweiten Frage wen-
den, ob die Erklärung der Stroganoffscben Statuette für
den belvederischen Apoll schlechthin massgebend sei.
Bei Deutung einer jeden Statue wird man berechtigt
sein zunächst von ihrer eignen Stellung und von den an
ihr selbst erhaltenen Attributen auszugehen. Finden sich
Repliken mit andern Attributen, so wird man für das ge-
meinschaftliche Urbild dasjenige Attribut voraussetzen müs-
sen, welches die den verschiedenen Repliken gemeinsame
Bildung am befriedigendsten erklärt; Vermöge dieser Voraus-
setzung wird man bei der vatikanischen Statue zunächst
von dem erhaltenen Attribut eines geöffneten Köchers aus-
gehen dürfen, dessen oberer Theil nach Brunns eigens
dafür neu angestellter Prüfung unzweifelhaft alt ist. Wenn
ein Apoll einen geöffneten Köcher trägt, so wird man je
nach der Stellung zunächst zu der Annahme geführt, er
habe eben einen Pfeil entsandt oder wolle ihn entsenden.
215'
21 6 :
Für den belveJerischen Apoll ist jene erstere Auffassung
bekanntlich die vorhersehende. Der Gott soll eben den
Pfeil entsandt, den Gegner getödtet haben und noch mit
dem Auge auf ihn gerichtet, den Arm fast noch völlig in
der Schusslage, in stolzer Siegesfreude von dannen schrei-
ten. Dass man diese Annahme aufgeben muss, hat schon
Feuerbach gezeigt und Stephani von neuem in ausführ-
licher Analyse, mit Beifügung von Abbildungen der ver-
schiedenen Schusslagen, schlagend dargethan. Aus der
festen Stellum,' in dem Moment des Abdriickens in die
Stellung der Füsse, wie sie die Statue zeigt, überzugehen,
darf, wenn sich nicht zugleich auch die Wendung des
Oberkörpers ändert, Tür unmöglich gelten.
Es hat deshalb Feuerbach zu erweisen gesucht, der
Gott sei in dem Augenblick dargestellt, in welchem er den
Pfeil absenden werde, oder sich wenigstens den Schein
gebe, als wolle er dies thun. Auch diese Auffassung soll
nach Stephani durchaus unmöglich sein, man könne un-
möglich hastig vorwiirts schreiten und zugleich mit dem
Bogen schiessen. Aber dies liegt ja auch nicht nothweii-
dig in jener Auffassung. Der Gott schreitet nicht hastig,
sondern langsam und majestätisch daher, er hemmt weder
plötzlich den Schritt, noch soll er noch während des
Schreitens schiessen, sondern während des Vorüberwan-
delns erhebt er langsam und allmählich den linken Arm mit
dem Bogen fast bis in die Höhe der Schusslage und ebenso
allmählich und langsam scheint er die rechte Hand zu be-
wegen , als ob sie einen Pfeil aus dem geöffneten Köcher
nehmen wolle.
Hier können wir uns nun erneuter Betrachtung der
wenn auch noch so bekannten Statue, um uns ihre Stel-
lung und Erhaltung zu vergegenwärtigen, nicht entziehen.
Wie oben bemerkt, ist die Stellung dieselbe wie bei der
Statuette Stroganoff, nur etwas bewegter, die Verhältnisse
sind schlanker; der Ausdruck des Kopfes und der ganzen
Figur ist bei dem schönen Liebling Winckelmanns unend-
lich viel edler, kühner und freier. Der Körper ruht wie-
derum auf dem rechten Fuss; der linke etwas weiter
zurückstehende ist im Begriff weiter zu schreiten; beide
Arme sind etwas höher erhoben, als bei der Bronze; die
l.'hlamys fällt nicht glatt von der Schulter herab, sondern
ist noch einmal um den linken Arm geschlungen, ganz so
wie es bei Bogenschützen gewöhnlich ist und beispiels-
weise an denjenigen bemerkt wird, welche Stephani selbst
auf einer Hülfstafel vereinigt hat. Die Füsse sind auch
hier mit sehr sorgfältig ausgearbeiteten Sandalen bekleidet.
Das nicht mit Zierath eeschmückte, breitere und etwas
völligere Band über der Brust
tört natürlich zum ge-
öffneten Köcher, dessen oberer Theil alt ist. Der linke
Vorderarm und mindestens die vier Finger der rechten
Hand sind modern. Die Stütze des Baumstammes, um
den sieh eine Schlange windet, scheint zunächst für die
Bestimmung des Momentes der Handlung ziemlieh gleich-
gültig; man hat längst erkannt, dass sie für die Marmor-
technik unentbehrlich war. Sie ist von dem Staudort, von
dem aus die Statue ja betrachtet sein will, gerade dem
Antlitz und dem linken Arm gegenüber, kaum bemerkbar
und kommt ähnlich öfters an Apollostatuen in ganz an-
derer Situation vor, z. B. dem Apollino und dem ru-
henden Apoll im Louvre. Nach diesem allen würde mau,
von dein erhaltenen geöffneten Köcher ausgehend] die
linke Hand mit dem Bogen zu denken, durch die Stellung
der Statue selbst nicht gehindert sein und in ihr den (ein-
treffenden Gott erkennen dürfen, wie er vorüberschreitel
oder schwebt und während des Vorüberschweben«, den
Blick in die Ferne gerichtet, den Bogen mit der linken
Hand langsam zur Schusslage erhebt, die rechte bewegt,
als ob sie bald einen Pfeil aus dem Köcher nehmen, und
er ihn entsenden wolle.
Dagegen möchten sich die Bedenken gegen das At-
tribut der Aegis und das bestimmte Motiv aus Homer hier
bei der vatikanischen Statue erneuen und vermehren. Bei
der Statuette Stroganoff kann die leise Erhebung des rechten
Armes als nicht unnatürliche Folge der Haltung des übri-
gen Körpers betrachtet werden; bei der belvederischen
Statue aber ist die Bewegung des rechten Armes doch zu
weit fortgeschritten, um sich auf diese Art erklären zu
lassen ; das Bedenken des Leierbandes wiederholt sich hier
im geöffneten Köcher, der eben doch zunächst den Ge-
danken an einen Pfeil entsendenden Gott wach ruft. Es
tritt endlich hier ein neues Moment hinzu, über dessen
Bedeutung man das Urtheil Stephauis und Wieselers leider
entbehrt. Es ist bekannt genug, dass die Diana von Ver-
sailles in ihren schlanken Verhältnissen, im Charakter der
elegauten Auffassung und Ausführung bis ins Detail der
Sandalen die vollständigste Analogie mit dem vatikanischen
Apoll darbietet ; und dies haben gerade einige der feinsten
Beurtheiler besonders hervorgehoben. Nachdem schon die
französischen Archäologen, in Deutsehland Thiersch darauf
aufmerksam machten, bemerkt Feuerbach, auch gewisse
technische Eigenthümlichkeiten Hessen die Hand ein und
desselben Künstlers vermuthen. Welcker findet die Ver-
wandtschaft beider Statuen so gross, dass die versailler
geradezu als Gegenbild der vatikanischen gelten könne.
Hettner endlich hat die Ansicht ausdrücklich ausgespro-
chen, dass beide Statuen in direktem Bezug auf einander
componirt seien, und man für die Erklärung beider bei
dem genrebildlichen Motive des Ferntreffers und der Pfeil-
erfreuten stehen bleiben müsse, uud dies ist für Diana
wenigstens, die in raschem Vorwärtseilen sich nach rechts
hin zurückwendend, mit der Linken deu Bogen hält, mit
der Rechten einen Pfeil aus dem Köcher nimt, klar genug.
III. Nachdem wir bis hieher das Resultat gewonnen,
dass für den belvederischen Apoll die Stellung mit dem
Attribute eiues Bogens sehr wohl vereinbar ist, ein andres
Attribut aber namentlich durch die deutliche Beziehung
auf die versailler Statue ausgeschlossen wird, dass sich
dagegen, ob Marsyasfell oder Aegis dem Apoll Stro-
ganoff zukomme bei der Undeutlichkeit des Attributs nicht
völlig entscheiden lasse, müssen wir noch die dritte Frage
nach dem gemeinsamen Urbild uud dessen Auffassung iu
Erwägung ziehen und dabei auf die zum Theil sehr ge-
wagten (Jombinationen und Hypothesen Stephanis und
Wieselers eingehen.
Stephani geht von seiner schlagend richtigen Annahme,
der Apoll Stroganoff sei unter Voraussetzung des Attributs
der Aegis, nur durch die Stelle der Ilias erklärbar, einen
Schritt weiter. Er glaubt (S.46.54), das Original der nur
sehr kurze Zeit nachher gearbeiteten Copie, entstamme der
Blüthezeit griechischer Kunst; es sei nicht zur Erheiterung
der Phantasie sondern zur Befriedigung des religiösen Be-
dürfnisses geschaffen. Werke dieser Art gingen von un-
gleich höheren Absichten aus, als nur Dichterworte pla-
stisch darzustellen, wie viel Einrluss diese auch auf die
Auffassung geübt hätten. So sei jenes Original zugleich
allgemein eine Statue des helfenden Schlachtengottes der
Athener gewesen, dem die Aegis auch als habituelles Attri-
but zukomme, uud es sei nicht unmöglich, dass die noch
von Pausauias in Theben gesehene Statue des Apollon
Boedromios das vermisste Original gewesen wäre. Stephani
stützt sieh hiebet auf die oft erwähnte Erzählung, laut
weichet Pbidias seinen Zeus nach allbekannten homeri-
schen Versen gebildet haben soll. Aber man wird dabei
nicht vergessen dürfen, dass dieser olympische Zeus ja
217'
218*
nicht in dem Momente dargestellt war, wie ihn Thetis
bittet, sondern mit der homerischen Stelle in gar keinem
Zusammenhang steht, und nur einen ähnlichen Ausdruck
der Erhabenheit mit ihr gemein hat. Dagegen soll sich
ja das Motiv des Apoll Stroganoff einzig und allein aus
jener Stelle der Ilias erklären lassen.
Wieseler hat das Missliche dieser Annahme gefühlt;
er gibt deshalb jenes verständliche Motiv der homerischen
Verse auf und definirt den Apoll Stroganoft' allgemein als
Vertreter des Vaters Zeus gegen drangende Noth Beistand
leistend ; diese Noth, deren eigentlicher Vertreter der nicht
mit dargestellte Ares sein soll, sei aber trotzdem nicht
Kriegsnoth , sondern Krankheit und derartiges Hebel (cf.
Soph. Oed. lt. 159ff.); er nennt deshalb den Gott nicht
wie Stephani Apollou Boüdromios, sondern Patroos in
seiner Eigenschaft als Ale.\ikakos und Apotropaios, indem
er die Hypothese aufstellt, diesem komme die Aegis ha-
bituell als stärkstes aller Apotropaia zu, er sei aber auch
als Tortor (Suet. Aug. 70) mit den Exuvien des Marsyas
nicht undenkbar, namentlich im Gegensatz Athens gegen
Böotien. Er sucht das Original der Statuen deshalb in
der von Leochares verfertigten, dem Alexikakos des Ka-
lamis gegenüber vor dem Tempel des delischcu Patroos
zu Athen aufgestellten Figur, die, wie er wahrscheinlich
zu macheu sucht, aus Erz gewesen sei.
Wenn wir zunächst die verschiedenartigsten Apollo-
darstellungen, wie sie uns in alten Kunstwerken bewahrt
sind, vergleichen, wird sich kaum verkennen lassen, dass
der Tvpus , wie ihn die belvederische uud ebenso die
Stroganoffsche Statue erkennen lassen, nicht nur nach der
zierlichen Ausarbeitung des Nebenwerks, sondern nach der
ganzen Behandlung, der Bildung des Gesichtes und der
Anordnung des Haares, endlich dem theatralischen Effekt,
der auch in der etwas einfacheren Petersburger Statuette
noch unverkennbar ist, der jüngeren Kunst angehöre.
Müller hatte auch aus den Verhältnissen der vatikani-
schen Statue, die man jetzt meist in die Zeit des Nero
zu setzen pflegt, geschlossen, das Original derselben sei
nicht vorlysippisch. Dies scheint nun durch die gedrun-
generen Verhältnisse der Bronzestatuette widerlegt zu wer-
den. Aber es w.:ire vielleicht doch noch in Erwägung zu
ziehen, ob diese Verhältnisse bei einer Bronze im Viertel
der natürlichen Grösse für die Zeitbestimmung schlechthin
massgebend sind — , zumal es Stephanis scharfem Auge, trotz
aller gerechten Würdigung des hohen Kunstwerthes nicht
entgangen ist, dass die Statuette keine besondere Treue
und Liebe des Künstlers in der Ausführung verriith, viel-
mehr auch die nachlässige Zusammensetzung der fünf
Stücke darauf hinzudeuten scheine, dass er selbst sein
Werk mit ziemlich gleichgültigen Augen angesehen habe
(a.a.O. S. 13). — Es möchte sich also in dem Habitus
der beiden Statuen selbst schwerlich ein Anhalt finden
lassen für die Zurüekfiihrung auf einen der besten Meister
in der glanzvollsten Zeit griechischer Kunst, wie Stephani,
oder auf Leochares, wie Wieseler vermuthet; ebenso we-
nig in dem übrigens ja auch für die petersburger Sta-
tuette noch keineswegs gesicherten, und da es dem Ha-
bitus der belvederischen Statue nicht entspricht, auch für
das gemeinsame Urbild nur mit Schwierigkeit anzuneh-
mende Attribut der Aegis.
Die Misslichkeit dieses Attributs für Apoll mit Aus-
nahme jener einen Scene der Ilias hat Wieseler selbst mit
gewohnter Sorgfalt ausführlich dargethan. Er hat gezeigt,
dass sich unter den unzähligen auf Apoll bezüglichen Bild-
werken kein einziges auffinden lässt, für das die Aegis
nachgewiesen oder auch nur wahrscheinlich gemacht wer-
den könnte, und dass das einzige deutliche schriftstellerische
Zeuguiss, das er beizubringen vermocht hat (Macrob. Sat.
I, 17, 66 u. 67) sich nicht auf den griechischen Apoll,
sondern den orientalischen Sonnengott bezieht, der bald
Apoll bald Zeus genannt wird. Wieseler zeigt ferner,
dass auch die Aegis als Bild der Gewitterwolke mit Apoll
als Gott des Blitzes nicht in Beziehung gesetzt werden
kann, weil er nur, insofern er Lichtgottheit ist, auch als
Gott des zündenden Strahles erscheint; ferner dass auch aus
jener Stelle der Ilias auf die Aegis als habituelles Attribut
Apolls nicht geschlossen werden kann, weil hier Apoll die
Aegis nicht aus eignem Antrieb von Zeus entleiht, son-
dern sie nur im Auftrag desselben führt, um die Griechen
zu schrecken, — eben weil er und nicht Athene oder etwa
Poseidon auf Seite der Troer stehen. Auch der einzige
Vers (IL XXIV, 20), wo Apoll mit goldener Aegis den Leich-
nam Hektors vor Entstellung schützeu soll, könnte, wie
Wieseler zeigt, nicht anders aufgefasst werden. Dazu ist
er an sich nicht unverdächtig uud wird von den Gram-
matikern auch auf andre Weise gedeutet. Somit bliebe
nur die hypothetische Verwandtschaft des Ziegenfelles der
Aegis mit dem Netz des Omphalos. Wieseler macht fer-
ner darauf aufmerksam, dass als Attribut des Apollou
Prostates oder Prostaterios Bogen und Pfeil ausdrück-
lich bezeugt sind, folglich auch als eigentliche Waffe
des Apollon Boedromios anders nicht vorausgesetzt werden
darf, und dass hier gegen die feine Combinatiou Stephanis.
der bemerkt dass Theseus unmittelbar vor dem Kampfe,
auf welchen die Athener das Boedromienfest zurückführ-
ten, dem <pößn<; geopfert haben soll, die Aegis aber deu
höchsten Grad des (fußoq hervorbringe, nicht ins Gewicht
fallen kann ; dass endlich die Begrüssung des Apollon Boe-
dromios nach Erlegung des pythischen Drachen mit dem
Ausruf ir) Tluluv vielmehr auf das Attribut des Bogens
deutet. Wieseler sucht deshalb die Aegis, die ursprünglich
Attribut des Zeus Urios sei, auf andre Art für Apoll
wahrscheinlich zu machen, eben als stärkstes aller Apo-
tropaia für Apollon Patroos in seiner Eigenschaft als Alexi-
kakos und Apotropaios. Eben darauf sucht er das Attribut
des Oelbaumtronkes mit Schlange bei der belvederischen
Statue zu deuten. Durch den Oelbaum soll der Gott,
wie auf einer Gemme (Denkm. d. a. K. II, 11, 122 C)
durch den Oelzweig, als Paian, das Local zugleich als
athenisch und der Gott somit auch als athenischer Patroos
bezeichnet sein; die Schlange fasst er als Symbol des Heil-
gottes; die Monde und Sterne auf dem Leierband der
StroganofTschen Statuette als Apotropaia gegen Kraukheit
(O. Jahn Leipz. Ber. 1855. 42.52. 97). Bei diesen im-
merhin feinen Bezügen und Deutungsversuclien wird man
nicht vergessen dürfen, dass das Attribut des Oelbaum-
tronks mit Sehlange für das Bronzeoriginal, wie es Wieseler
selbst annimt, nicht zulässig ist, und auch die Annahme
einer Andeutung ähnlichen Attributs auf der verlorenen
Basis der Stroganoffschen Statuette misslich erscheint.
Ein sicheres Zeugniss aber oder eine schlagende Com-
binatiou, sei es für die Aegis oder auch für die Exuvien
des Marsyas als habituelles Attribut des athenischen Apollon
Patroos wird man in den reichen und gelehrten Ausfüh-
rungen Wieselers wol kaum anerkennen dürfen, dagegen
annehmen können, dass wenn der Apollon Patroos in Athen
mit dem habituellen Attribut der Aegis gedacht und in
einer so berühmten Statue wie der des Leochares gebildet
worden wäre, sich doch irgend welche Spur in den Bild-
werken oder irgend welche schriftstellerische Notiz erhalten
hätte, die sich mit einigem Schein hierauf deuten liesse.
Als Ergebniss dieser Erörterung, die zunächst nur
den jetzigen Stand der Untersuchung darlegen sollte,
lassen sich folgende Sätze zur weiteren Prüfung em-
219'
220*
pfehlen: Das nicht voralexandrinische Original des Stroga-
noffschen und belvederischen Apoll war eine Bronzestatur
von natürlicher Grösse; es stellte den Gott schreitend dar,
im Momente vor dem Absenden des Pfeiles. Die erste
uns davon erhaltene Replik, die Erzfigur des Grafen Stro-
ganoflf, benutzte dieselbe Stellung zu einem mit den E\u-
vien des Marsvas hiuschreitenden Apoll. Demgemäss wurde
das Köcherband in ein Leierband verändert, die mit der
Richtung des Kopfes für den Schützen uothwendig ganz
gleiche Bewegung des linken Arms etwas mehr gesenkt
und nach innen gewendet, die rechte Hand aber so weit ge-
senkt, dass ihre leise Erhebung als natürliche Folge der
Bewegung des übrigen Körpers gelten kann. Die zweite
uns erhaltene Replik hat zwar das Motiv des Originals,
den Bogenführenden Gott bewahrt; aber der Künstler hat
dies mit mehr Strebeu nach Effekt durchgeführt, und, in-
dem er die Statue zugleich als Gegenbild der Diana von
Versailles dachte, demgemäss eine ganz bestimmte mytho-
logische Beziehung, wenn anders diese bei dem Original
vorhanden war, aufgeben müssen. B. K.
IV. Neue Schriften.
Arneth (Joseph): Der Fund von Gold- und Silbergegen-
ständen auf der Puszta Bakod unweit Kolocza in Un-
garn. Wien 1860. 4.
Hirch (S.): Observations on the newly discovered fragments
of the Statistical tablet of Karnak. 21 S. 8. (London.
Aus den transactions of the Royal Society of Literature.
Vol. VII new series).
Bullettino Archeologico Napolitano. Nuova serie,
pubblicato per cura di Ghilio Minenini. Anno VII.
Xo. 163—176. Febbra-jo 1859 — Agosfo 1859 [Vgl.
Archäol. Anz. 1860. S. 15* ff.].
Knthaltend in no. 103: II mito di Erisittone ed i l'alici (Ml-
nerotnl; fortgesetzt in no. 165. Vgl. annoV tav. V, 1). — no. 164:
Dicbiarszione delle pitlure di un greco vaso inedito del Museo San-
taugelo (Gargallo zu tav. IX, Tod des Adonis); intorno ad alcuni
dolj di tcrracütta rinvenuli vicino il Sarno (Cuntinuazione del n. 161 :
Gutdobuldl) ; scavaziuDi di Cartagine (Minerrini). — - no. 165:
t.iuadrante inedilo della gente Kenia (Minerzini); studj pompeiani,
Uterina de' gladiatori (Minerrini; fortgesetzt in no. 172). — no.
166: Nuovi studj intorno alle antiche monete di Atene (Caredoni;
fortgesetzt in no. 108). — no. 107: Notizia de' piii recenti scavi di
Pompei (Minervini, Gemälde der Tüdtung des Argos) ; descrizione
di un' antica grotta idrofora (Mancinl, am Ausgang des Emissärs
vom Kuciner See); sopra due anlicln pilastrini votivi (Mandnl, In-
schriftpfeiler, der eine als Untersatz eines Herkules verstanden, zu
Manaforno und S. Benedetto im Marsergebiet); antico teatro di Na-
poli (Minervini, hiezu tav. VI); iscnzioni sopra vasi dipinti (Miner-
vini, Schale mit /Jioro und Amphora mit yuinio Im, in der Samm-
lung des Grafen von SyrakusJ; poslilla al no. 164 (Gargallo). —
no. 168: Tipo singulare di una drarnma arcaica di Atene (Cuve-
doni). — no. 109: bcrizioni etrusclie in vasi di Nola e di Capua
i Minervini; vier Inschriften, die ersten mit dem llülisverhum sum
ahschliessend) ; satiri con topo, in vaso dipinto (Minerrini) ; statuetta
in hronzo di provenienza lucana (Minervini); una rettificazione (Mi-
nervini, Epigrapliisrhes zu p. 92); — no. 170. 171. 173: GM Equi-
colie i loro monumenti epigrafici (Onrrucet). — no. 172: Telefo ed
Auge in Misia {Minerrini , Vase hei Marone vom Eeuer angegriffen.
ibgebildel tav. XII); futifibre corrispondenz'a , in un graftito di Poz-
zuoli (L. Hruzza, Absrhrill tav. XIII, 2); la Fortuna eil i Lari, o
Carere ed i Peiiali, dipinto murale preesa il Tifula (Minervini, zu
i.iv. V); Ercole c le Amazzoni, in vaso dipinto (Minervini, zu tav.
XIII, 1 ; am Hals einer grossen Vase bei Barone: Herakles bei Hip-
polyie, welche den Gürtel hall). — nu. 174: Notizie sul Vicus Pa-
latius (G. .Vor/, unweit Calvi , durch Inschrift bezeug)); poche
osservazioni su' varii monumenti del Vicus Palatius (Minerrini, fiac-
Dusstatoc u. a. Mannorwerke, Terracotten der Giittm mit Panthern
oder LOwcn, des schwimmenden Stiers den Nike bekränz) II. a. in.
tav. XIV); intorno alenne njerizioni pubhlicate nel anno VII del bul-
lettino (Minerrini); bihliogralia areheologica (loitgesettl in no. 175.
176). — nn. 170: Indice.
Bulletin de la societe pour la i oiiservutiou des monu-
menti bktoriques d'Alsace. Paris 1860. 144 p. 5pl. 8.
Enthalten unter andern: GiuuMieies celliques de la forcH de
llaguenaii p. M. Victor Guerber p. II — 15, Nolicc sur les
romaioei dn ddpartemenl du Bas-Bbio par Mnriet p. 38 — 105
Herausgegeben von /,'. Gerhard.
und Les tombes celliques de la forel de Schirrhein par M. de Hing
p. 112-117.
Curtius (F.): Festrede im Namen der Georg -Augusts-
universität zur akademischen Preisvertheilung am 4. Juni
1861. Göttingen (1861). 18 S. 8.
Dördclmunn (H-): Minerva conjuneta cum diis marinis
(Promotionsschrift). Halis 1861. 32 S. 8.
Hause (Fr.): Miscellaneorum philologicorum über III.
Vratislaviae 1861. 36 S. 4.
Enthaltend unter anderm I. De Athenis quadrurbe p. 1 — 4.
Jahn (O.): Ueber Darstellungen griechischer Dichter auf
Vaseubildcrn. Leipzig 1861. Ans dem VIII. Bande der
Abh. d. kgl. sächs. Ges. d. Wissensch. S. 699—760.
8 Tafeln. 8.
Kiepert (H.): Ueber die Leleger (Aus dem akadem. Mo-
natsbericht. Berlin 1861). S. 114—132 mit Karte.
Klein (K.): Die römischen Denkmäler in und bei Mainz,
welche ausserhalb des städtischen Museums an öffent-
lichen Orten sich befinden. Mainz 1861. 18 S. 8.
Lutzow (C. F. A. von): Münchener Antiken. Erste Lie-
ferung. München 1861. 12 S. 6 Tafeln. Fol.
Enthalten wie folgt: 1. Alesander der Grosse, vereinigle Samm-
lungen (Büste aus Thon). — 2 und 3. Herakles und Telephos, An-
tiquurium (Marmorscheihe). — 4. Aphrodite, Antiquanum (Erzfigur,
sich beschuhend). — 5 und 6. Vasengemälde, Pinakolhek [Libation
und MaulelligurenJ.
Petersen (E.): Sepolcro scoperto sulla via latina. Estratto
dagli Annali dell' Instituto Roma 1860. p.348— 415.4 tavv. 8.
Paride ed Elena (Ebendaher), p. 121— 128. 1 tav. 8.
Remeai (A. M.): Relazione delli scavi fatti in Luni nell'
autunno 1858 e 1859 e descrizione di un ripostiglio Lu-
nense di medaglie consolari d'argento trovato in Carrara
neir aprile 1860. Sarzana 1860. 35 S. 4.
Recueil des antiquites bellovaques conservees dans le
cabinet de Houbigant, a Nogent-les-Vierges. Paris 1861.
gr. 8 (Revue aroh. 1861 I, 258 ss.).
Ilitschl (F.): De titulo colutnnae rostratae coimn. II. Bon-
nae 1861. X pagg. (Zum Lectiouscatalog) 4.
linssi (G. li. (le): Le stazioni de
nclla cittä di Roma. Estratto dagli Annali dell' Insti-
tuto. Roma 1858. 36 S. 8.
- — Viccnde degli atti de' fratelli Arvali ed un nuovo
framroento di essi (Ebendaher). 1858. j). 28.
— — Dill' arco Fabiano nel foro, lettera a
Momin.scn (Ebendaher). 1859. p. 307—325.
— — Frainmento di un calendario Romano. Estratto dal
Bullettino dell' Instituto Roma 1860. p. 71-80.
Wieseler (F.): Der Apoüon Stroganoff und der Apollon
vom Btlvedere. Eine archäologische Abhandlung zur
Feier des Winckehnannsfestes 1860, im Namen des ar-
chäol. Instituts der Georg-Augusts Universität. Nebst
einer Tafel. Güttingenl86l. 121 S. 8. [Vgl. oben S.209*ff.].
Druck und Verlag von G. Reimer.
sette eborti dei vigili
sia;. Prof.
22r
222'
ARCHÄOLOGISCHER ANZEIGER.
Zur Archäologischen Zeitung, Jahrgang XV 111.
J\g 154. 155. October und November 1861.
Wissenschaftliche Vereine: Berlin (Archäologische Gesellschaft). — Ausgrabungen: Neuestes aus Athen; Südrussische
Ausgrabungen; Etruskisches aus Volterra; Ueber römische Alterthümer von Oehringen. — Museographisches aus
Athen. — Neue Schriften.
I. Wissenschaftliche Vereine.
Berlin. In der Sitzung der archäologischen
Gesellschaft vom 5. November d. J. ward zuerst durch
Hrn. G. IVolff der merkwürdige Fund richterlicher Stimm-
täfelchen mit griechischer Inschrift mitgetheilt, welchen
Hr. Dr. Citri Wuchsmuth aus Athen in einem Brief an Hrn.
Gerhard [unten S. 223* f.] besprochen hatte. — Hr. jlfotiim-
sen berichtete aus Mittheilungen des Oberbibliothekars
Hrn. von Stalin zu Stuttgart über die in Oehringen neuer-
dings gefundenen Alterthümer und legte zugleich Abdrücke
mehrerer dort gefundener wichtiger Inschriften vor, welche
im archäologischen Anzeiger nächstens erscheinen werden
[unten S. 229* ff.]. — Hr. Adler gedachte des vor einiger
Zeit in der archäologischen Zeitung [Arch. Anzeiger 1859
S. 79* f.] ausführlich besprochenen ansehnlichen Onyxge-
fässes, welches zu S. Maurice im Kanton Wallis als Blut-
fläschchen des heiligen Mauricius aufbewahrt wird. Eine
Zeichnung dieses merkwürdigen Gefässes und seines räth-
selhaften Reliefs war von einem vaterländischen Architekten
nach dem Original angefertigt und Hrn. Adler zugesandt
worden welcher sie der Gesellschaft mittheilte; da jedoch
das Original nur unter beschränkenden Umständen zur
Ansicht vergünstigt war, blieb der Wunsch einer durchaus
genügenden Zeichnung, womöglich auch einer Abformung,
zurück. — Hr. Friederichs erläuterte ein vorzüglich schö-
nes Fragment aus dunkelrother gebrannter Erde, welches
vormals in Rom durch den Grafen von Ingenheim erwor-
ben wurde und gegenwärtig unter den Terraeotten des
königlichen Museums sich befindet. Die in flachem Relief
darauf dargestellte bärtige Gestalt ward dem bärtigen Dio-
nysos durch Vergleichung von Vasenbildern zugesprochen,
welche den leicht berauschten Weingott in gleich würde-
voller Gestalt und Haltung darstellen. Der grossartige
Styl jener Vasenbilder gehört der Uebergangszeit aus der
älteren zur jüngeren attischen Kunst an und lässt auch
die Schale an deren Boden jener vollbärtige Gott, ver-
muthlich auf einen kleinen Satyr gestützt, vormals ange-
bracht war, für ein Werk attischer Kerameutik erkennen. —
Herr Emil Hiibner, von seiner wissenschaftlichen Reise
nach Spanien und Portugal kürzlich zurückgekehrt, gab
einen genauen Bericht über gewisse ansehnliche hispa-
nische Kriegergestalten mit römischer Inschrift, zu dessen
Abschluss photographische Abbildungen jener merkwür-
digen Gebilde mit nächstem erwartet werden. — Hr. Eichler
hatte einen vorzüglichen Aesculapskopf ausgestellt, welcher
einem bekannten Marmorwerk im Museum des Louvre
entnommen ist, und stellte zugleich die Provenienz eines
verkleinerten ähnlichen, obwohl nicht durchaus identischen
Kopfes in Frage. — Professor Gejfroy ans Bordeaux,
welcher auf seiner Heimkehr von skandinavischen Reisen
als Gast anwesend war, brachte neue Berichte über die
bei Brarup in Schleswig in den letzten Jahren hervorge-
zogenen Alterthümer zur Stelle. — Zahlreiche und zum
Theil sehr erhebliche neue Schriften waren im Lauf der
letzten Monate eingegangen. Hr. Gerhard, welcher deren
Verzeichniss vorlegte, empfahl zu näherer Ansicht haupt-
sächlich den von sechs grossen Kupfertafeln begleiteten
Bericht (Compte-rendu) der für die südrussischen Aus-
grabungen niedergesetzten kaiserlich russischen Commission
und behielt sich vor, über das Hauptstück der dortigen
Funde, das bereits aus vorläufigen Beschreibungen be-
rühmte und jetzt durch Staatsrath Stephani gründlich er-
läuterte, farbige und vergoldete Thongefäss mit der Dar-
stellung eleusinischer Mysterien, bei minder gedrängter
Zeit eingehender sich zu «äussern. Noch ward des mit
dem vierten Band erfolgten Abschlusses der von Ch. Le-
normunt und J. de Witte seit einer Reihe von Jahren
herausgegebenen Elite ceramographique, des zweiten Theils
des von L. Müller zu Kopenhagen herausgegebenen Werks
afrikanischer Münzen, des Werks von Bachofen über das
Mutterrecht und der Untersuchungen von Rathgeber über
die Gottheiten der Aeoler gedacht. Als lehrreiche Bei-
träge zur Kunstgeschichte und Kunsterklärung waren ein
vierter Band von Welckers alten Denkmälern, Otto Jahns
Aufsätze über Orest und Elektra und über Darstellungen
griechischer Dichter auf Vasenbildern, ferner Boettichers
aus dem Philologus besonders abgedruckte Aufsätze über
agonale Festtempel zu bemerken. Von Professor Ross-
buch zu Breslau war eine Schrift seines Zuhörers Cl. Ko-
nitzer über Vasenbilder des Herakleskampfs mit der Hydra
in mehreren zur Vertheilung bestimmten Abdrücken ein-
gegangen, die man als achtbare Erstlingsfrucht dortiger
archäologischer Thätigkeit willkommen hiess. Von Hrn.
Gerhard selbst war dessen Abhandlung über Orpheus und
die Orphiker vorgelegt; ausserdem waren Schriften der
Herren J. Becker, Cavedoni, Conze und Michaelis, E. Cur-
lixis, Genthe, Gattung, Hettner, Hühner, A. Jahn, Jan-
ssen, Ch. Lenormant, Lloyd, Löwenherz, Mercklin, Over-
beck, Ch. Petersen, Ritschi, Rouge, Satippe, Stephani und
Urlichs eingegangen, von denen mau dankbare Kenntniss
nahm.
223*
224*
II. Ausgrabungen.
1. Neuestes aus Athen.
Aus brieflicher Mittheilung.
In jüngster Zeit hat das hiesige Museum zwei bron-
zene Rieh t er -yjrjip oi kurz hintereinander acquirirt.
Und zwar wurde demselben die erste dieser xptjcpoi von
einem Syrioten zugesandt, angeblich als in Syra gefunden.
Gleich darauf kaufte der Secretär der archäologischen
Gesellschaft, Hr. Professor Koumanoudia, bei einem hie-
sigen Antikenhändler, ein zweites dem ersten sehr ähn-
liches Exemplar, das nach Angabe des Verkäufers vor
nicht langer Zeit bei der Kapelle der Idyta Tgiüdu in der
Nähe des alten Dipylon ausgegraben worden war. Da
nun aber schon der Umstand Verdacht erregt, dass der
Syriote bei allen übrigen Gegenständen, die er dem Mu-
seum zu gleicher Zeit schenkte, den Fundort in Syra genau
lokalisirte, diese xpfj(foi aber blos allgemein als in Syra
gefunden bezeichnete, und da ferner derartige ipijqioi, so
viel mir bekannt, bisher noch nicht gefunden, vielmehr
diese beiden Unica sind, so darf mau zumal bei der com-
pletten Gleichheit der Lettern der Inschriften auf beiden
dem Zufall nicht soviel Spielerei einrammen, dass er in der
kürzesten Zeit hintereinander diese Novitäten in Syra und
in Athen habe finden lassen, sondern muss wol einfach
annehmen, dass beide zusammen bei der Kapelle der
Aytu Tgiüdu gefunden worden sind: eine Annahme, die
durch die bekannte Unzuverlässigkeit der jetzigen Griechen
in dergleichen Angaben genügend gestützt wird.
A. Die angeblich in Syra gefundene bronzene ipijyog.
Dieselbe besteht aus einer etwa 0,001 Meter dicken, glat-
ten, kreisrunden Bronzeplatte, deren Durchmesser 0,062
Meter beträgt und auf deren beiden Seiten sich in der
Mitte ein 0,028 Meter hoher massiver runder Stift von
0,011 Meter im Durchmesser erhebt. Auf der einen Seite
steht in schönen Schriftzügen nacheuklidischer Zeit im
Halbkreise
Auf der anderen Seite steht in vertieftem Viereck die
Marke:
15. Die bei der Kapelle l4yiu Tgiüdu gefundene
1/////0;. DiiM- gleicht der vorhergehenden im Allgemeinen
ganz; nur dass der Stift, auf der mit der Inschrift verse-
henen Seite 0,03 Meter hoch ist, während der andere
gleichfalls 0,028 Meter hoch ist. Wichtig aber ist, dass
hier die beiden Stifte in der Mitte so durchbohrt sind,
dass dieselbe Röhre durch beide Stifte und die Platte in
der Mitte hindurchgeht. Die Inschrift ist ganz in den-
selben Lettern, wie bei A. geschrieben, nur dass nach
THO02 deutlich die drei Punkte der Interpunktion •
stehen. Auf der andern Seite befindet sich die Marke ~|
Wir haben in beiden vorstehenden Stücken unzwei-
felhaft zwei Psephoi athenischer Heliasten , und zwar ist
A eine nXrjgtjg ürgvnrjiog oder uigijTog ipijijiog und
freisprechend, B eine TiTgvnjjfiivij oder diuTtTgvTDj/niv^
und verdammend. Vgl. besonders Pollux VIII, 123 : xjjvj-
yovg d tt'/ov (sc. ot dixuaiul) yuXxüg dvo, xtTgvnrj-
[tivrjv xul uTgvnrjTov und schob Aeschin. in Timarch.
§. 79 p. 24 ed. Dindorf: Tirgvnr^itvij ipriyog, r\v t) xutu-
dtxüQovau, nXqgijg de rj (InoXvovaw ibid. nore de
(iTpyptCovTO oi dixunrut) diu ieTgv7ii]/.iev)jg (xprjqpov)
xul digrjTov y.ul xurixgtvav ftev diu Ttjg TeTgvnrjftlvTlS,
i'oeo^ov de diu lijg utq^tov. Die deutlichste Beschrei-
bung aber und die genaueste Notiz über die Benutzung
unserer Psephoi gibt Aristoteles ei> 'A&tjvuimv noXizeta
bei Harpocration s.v. TtTgvnrjf.itvrj p.175 Bekker: \p}]<pot
de eiai yuXxui, uvXiaxov i'xovoui ev iw ,«£0"w,
ui ftev ruinetui zeTgimvuevui, ui de vataeiui nXt'igeig.
oi öe Xu/ovzeg tm jag iprjqjovg enetöuv eigrjittvot luaiv
ol Xöyoi, nuguäidoaaiv ixüario rw» äixuoiiäv p ipr'iyovg,
TfTQvnijfiifijv xul nXr)Q->]. Also jeder Richter bekam
zwei Psephoi, eine freisprechende in der Form von A und
eine verdammende in der Form von B. Das weitere Ver-
fahren ist dann ganz einfach. Es stehen zwei c/.i(pogeTg
da, ein sogenannter xi'giog oder ngöregog von Erz und
ein uxvgog oder varigog von Holz. In den ersten, der
zur Vorsicht ein enid-tjiiu fiia ipijcpM yiöguv t'xov (Pollux
VIII, 123) hatte, legten die 'Richter die tptjffot, die ihre
Ansicht aussprechen sollten, in den hölzernen die anderen,
die also nichts galten, äxvgoi waren, vgl. namentlich
Aristoph. Vesp. 987 und die Scholien dazu.
Die Marke auf der Rückseite unserer ipT](foi erklärt
sich dann auch einfach durch die aus schol. Aristoph.
Plut. 277 hinlänglich bekannte Sitte, die zehn attischen
Gerichtsabtheilungen mit den zehn ersten Buchstaben des
Alphabets zu bezeichnen. Wie also bei den Riehtertäfel-
chen dem Namen des Richters immer der Buchstabe der
betreffenden Dekurie vorgesetzt sich findet, vgl. C. Inscr.
Gr. I p. 341, so bedeutet die Marke K j ^ass unser
A der zehnten Dekurie zugehört und die Marke
dass B der dritten. Schliesslich habe ich nur noch zu
bemerken, dass diese bronzenen ipijtfoi sehr passend
anovdvXot genannt wurden, vgl. Pollux VIII, 17: anöv-
dvXot de exuXovvJo ui rpr;q>oi ui dtxuaxixul ^ttAxo?'
nenoiij/nevui , denn ein Blick lehrt wie bezeichnend dieses
Wort, was sonst Spindelwirbel und Wirbelknochen be-
deutet, für die Form unsrer ipr^cfoi ist ').
Athen, den 30. September 1861.
Coht Wachsmuth.
') Dass biedurch die bisherige Vorstellung kugelförmiger Pse-
phoi berichtigt wird, bemerkt Herr Hhutnpulos in seiner über den
ubigen Fund uns gleichfalls zugegangenen Notiz in der athenischen
Zeitung Avyri no. 910 (mit Bezug auf Schümann und Westennann).
A. d. H.
225*
226*
2. Südrussische Ausgrabungen.
Laut dem vom Grafen Sergei Stroganoff unterzeich-
neten Bericht der kaiserlich russischen archäologischen
Commission vom 15. April 18GO (Comptc-remhi de la
commission imperiale archeologique pour l'annie 1859.
St. Petersbourg 1860. 4.) wurden im Jahr 1859 im Distrikt
Ekalerinoshtv, dein Lande der alten Skoloten, unter Lei-
tung des Herrn Zabeline vier grosse th eil weise schwer
zugänglich zu machende Gräber autgedeckt, die nach den
darin gefundenen Skeletten, Schädeln und kleineren theil-
weise goldenen Metallgeräthen, von denen nur der ge-
ringste Theil auf griechischen Ursprung zurückgeführt
werden kann, jenem scythischen Volke anzugehören schei-
nen, und zwar führt der Bericht den bedeutenderen Tu-
mulus auf einen Landesgebieter, die andern auf die ihm
geopferten [oder wenigstens in seiner Nähe begrabenen]
Diener zurück (p. VIII).
In der näheren Umgegend von Kertsch sind aehtund-
funfzig zum Theil unversehrte Gräber aufgedeckt worden,
unter denen besonders ein Tumulus auf dem Berg Jouz-
Oba , der nach Art ägyptischer Gewölbe gearbeitet sein
soll, durch den Reichthum seiner Funde ausgezeichnet
war. Es befanden sich darunter folgende: Ohrringe in Form
von Mänaden; ein Armband aus goldner Kette und einem
Chalcedon bestehend, der eine mit sechs Flügeln verse-
hene in den Händen Schlangen tragende Meduse darstellt;
ein schön geschnittener Stein mit einem Rennpferd im
BegrhT am Ziel zusammenzustürzen; eine rothfigurige Am-
phora, auf deren einer Seite ein thronender bärtiger Mann
zwischen Hermes Athene und andern Figuren, andrerseits
eine bacchische Scene angegeben werden ; eine rothfigurige
Schale worauf vierzehn sich schmückende von Eroten um-
gebene Frauen, ausserdem eine männliche Figur und eine
angebliche Priapusherme sich befinden. Aus den übrigen
umliegenden Gräbern wurden unter anderm hervorgezo-
gen: ein in einem vergoldeten Erzgefäss zugleich mit
Knochenresten gefundener Chalcedon mit Aphrodite und
Eros; Steinfragmente mit Inschriften, und eine hübsche
kleine Lampe in Form eines Stierkopfs (p. VIII — XII).
Auf der Halbinsel Taman wurden die Ausgrabungen
hauptsächlich an der vermnthlichen Stätte des alten Phu-
nagorlu (wo schon 1853 eine griechische einem Monu-
mente der Aphrodite Urania angehörige Inschrift aus dem
4. Jahrhundert vor Christus durch Zufall war gefunden
worden), unter Leitung des Herrn Görtz angestellt und
durch reiche Funde aus den verschiedensten Zeiten be-
lohnt; als ältesten Gegenstand fuhrt der Bericht eine
schwarzfigurige Vase, als jüngsten einen Dachziegel aus
byzantinischer Zeit an. Unter den Inschriften ist eine
aus dem Jahr 125 nach Christus auf die Restauration
eines Tempels für die Sonnengöttin (THI &EQI —OA)
unter dem König Rhoemetalces bezüglich, eine andre auf
die, monumental bisher nur auf einer Goldmünze nach-
weisbaren, Königin Dynamis, Enkelin des grossen Mithri-
dates. Von dortigen Funden werden unter andern zwei
Vasen mit rothen Figuren erwähnt, eine Hydria mit Athene
Hermes und andern Figuren, und eine Amphora mit dem
Hauptbild eines Mädchens, das von einem Jüngling ver-
folgt zu ihrem Vater flieht [Peleus Thetis Nereus?]; ein
gewebtes noch in seinen verschiedenen Farben erhaltenes
Tuch (tnouchoir) und ein kleiner Metallspiegel.
Ein ausführlicher Bericht dieser Ausgrabungen wurde
mit Zeichnungen in einem Journal illustre des fouilles
mitgetheilt, welches in unsere Lande bisher nicht gelangt
ist. Berichtet wird auch dass die durch kaiserliche Muni-
ficenz bewilligten Kosten gedachter Ausgrabungen und
Funde über 13,287 Rubel betrugen, im ganzen jedoch loh-
nend genug ausgefallen waren, um auch in den nächst-
folgenden Jahren in ähnlicher Weise fortgesetzt zu werden.
Oben ausgezogener Bericht über die Ausgrabungen
des Jahres 1859 ist mit zwei reichhaltigen Nachträgen
(Supplement I und II), die Funde des Jahres 1858 be-
treffend, versehen, deren hauptsächlichen Inhalt wir gleich-
falls hienächst zu geben versuchen.
In dem als erster Nachtrag gegebenen expose histo-
rique des fouilles executees pr'es de Kertch cn 1858
(p. 1 — 25), das Notizen aus einem Journal de M. Lul-
senho (jetzigen Direktors des Museums zu Kertsch) ent-
hält, wurden die Ausgrabungen im Jahr 1858 an acht
Punkten vorgenommen, von denen besonders der Tumulus
auf dem Berg Pavlovskoi (Pavlovskoi-Kouryun pl . V, 1 — 6
p. 6ss.) durch reiche Funde ausgezeichnet war. Beider-
seits von diesem Tumulus waren kleinere Erdhügel auf-
gehäuft, vielleicht von fehlgeschlagenen Versuchen seiner
Ausbeutung herrührend ; in beiden fanden sich Scherben
eines grossen schwarzen Kraters, vermuthlich eines und
desselben, zerstreut, welcher bei der Leichenbestattung ge-
flissentlich nach eben der Sitte zerstört sein mochte, die auch
aus schönen vom Feuer verletzten nolanischen Scherben uns
bekannt ist. Innerhalb des Tumulus fand sich ein kostbar aus-
gestattetes Grab, bestehend hauptsächlich aus einem mit
farbigem und vergoldetem Zierrath überdeckten theilweise
vollständig erhaltenen hölzernen Sarkophag, an dessen
Ecken wie auch in der Mitte der Langseiten jonische
Säulchen mit Bernsteinstückchen an den Voluten ange-
bracht waren (abgebildet p. 29). Auf dem Deckel waren
Reste eines wollenen mit Stickereien gezierten Gewebes
bemerklieh. Die gute Erhaltung des ganzen Grabmals
machte es möglich sowohl die Bestattungsweise als auch
die schmückenden Gegenstände genau aufzuzeichnen, welche
man theils im Sarkophag selbst theils ausserhalb dessel-
ben auffand. Die Todte war eine Frau; Geschmeide und
Ringe, die man an ihr vorfand, lauter Gegenstände ge-
wählter Art, sind auf Tafel III des Compte-rendu in an-
sprechender Weise zusammengestellt und in dessen zweitem
Supplement durch Stephani ausführlich erläutert. Von
Thongefässen fand eines in der Gestalt eines tanzenden
Scythen (pl. 111,1) sich vor, ausserdem eine geriefte Kanne;
der vorzüglichste Fund dieser Art, eine Amphora mit
breitem Boden (Pelike: Taf. III, 8), gab erst nachdem er
aus seinen zahlreichen durch Vergoldung und Färbung
hervorstechenden Scherben zusammengesetzt war, in dem
vollen Werthe sich zu erkennen, der auf den beiden ersten
Tafeln des Compte-rendu in vortrefflicher Zeichnung und
höchst merkwürdiger Darstellung uns entgegentritt; es ist
dies die unsern Lesern bereits aus einer vorläufigen Be-
schreibung Stephanis (archäol. Anzeiger 1859 S. 26*ff.)
bekannte, mit Bildern der eleusinischen Mysterienfeier
bekleidete Vase, mit deren vorgedachter Publication nun
auch eine ausführliche Erläuterung von Seiten des gelehr-
ten Herausgebers (p. 32 — 119) erfolgt ist. Die gedachten
drei Thongefässe fanden sich sämtlich ausserhalb des Sar-
kophags seitwärts von der rechten Hand der Verstorbenen.
Im Allgemeinen geht aus den gefundenen Gegenständen
hervor, dass dieses Grabmal dem vierten oder fünften
Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung angehörte.
Sonstige Nachgrabungen desselben Jahres wurden in
ausgedehnten Katakomben (pl. V, 5. C) von elliptischer
Anlage in der Entfernung von einer halben Werst von
Kertsch unternommen. Ein Goldplättehen, welches man
dem Schädel eines weiblichen Gerippes entnahm, gab als
227*
228*
Abdruck einer feinen und seltnen Kupfermünze des Königs
Reskuporis sich kund und gewährte durch die Ziffer SO
eine sichere Zeitbestimmung, nemlich des Jahres 560 der
bosporanischen Aera oder des Jahres 2G4 nach Christus
(p. 16 ss.). Ausserdem wurden mehrere Grabhügel unter-
sucht, welche durch Ausbeute darin verhoffter Gegenstände
wenig oder gar nicht lohnten, aber durch ihre Anlage und
Wölbung nichts destoweniger beachtenswerth bleiben. Eine
solche architektonische Wichtigkeit geht hauptsächlich
aus den Zeichnungen des vom Bach Melek-Tschesme (pl.
V, 7—13; VI, 1. 2) benannten hervor (p. 23ss.).
Als zweiter Nachtrag ist dem vorgedachten Bericht
der kaiserlichen Commission eine ausführliche Erklärung
s der im Jahre 1858 gefundenen Gegenstände von Herrn
Stephan* angereiht (p. 27—145), aus welcher die folgen-
den Notizen hienächst ihre Stelle finden mögen. Von der
Kleidung der im Sarkophag von Pavlovskoi-Kourgan be-
statten Frau sind zwei in ihrer Art einzige Ueberreste
erhalten (p. 30): vom Saum ihres bestickten Kleides (doch
wol in dünner Vergoldung zu denken) die Gestalt einer
Amazone, die an ähnliche seit dem homerischen Diplax
der Helena (Ilias III, 126) bezeugte, bildliche Gewandver-
zierung erinnert, und ein Paar Stiefeln, vormals einem
kleinen weiblichen Fuss angehörig, aus Schaft und Sohle
bestehend, welche letztere mit dem Schaft zusammengenäht
war und weniger als jener erhalten ist. Vom Schmuck
derselben Person sind ein sehr feines goldnes Stirnband
(pl. III, 2), ein Paar von Ohrringen als Siegesgöttinnen ge-
bildet (pl. III, 3), ferner seiner Eigenthümlichkeit wegen
ein Ring zu erwähnen, welcher eine beiderseits bildlich
(einerseits mit zwei tanzenden Scytheu, andrerseits mit
Thiergebilden) verzierte blaue Paste umschloss; diese zu
schonen, hatte man sie mit einem krystallenen Ueberzug
versehen (pl. III, 4. 5 p. 122). Aus eben jenem Grab ist
endlich auch ein goldgefasster Scarabäus aus Karneol
(pl. III, 6) mit einer kauernden Aphrodite hervorgezogen
worden; der strenge Styl dieser in späterer Zeit oft wie-
derholten Darstellung wird von Herrn Stephani (p. 122 ss.)
für dessen schon früher (Philologus V S. 178) geäusserte
Ansicht geltend gemacht, dass jenes berühmte Bild auf
einen statuarischen Typus des Dädalos von Sikyon (Ol. 95)
zurückzuführen sei, wofür auch eine bisher leicht verdor-
bene Stelle des Plinius (NT. H. XXXVI, 35) zeuge.
Beachtenswerth sind auch die aus verschiedenen tau-
rischen Gräbern herrührenden und auf Tafel IV des
Compte-rendu zusammengestellten Terracotten. Zuvör-
derst (no. 1) ein Relief von grober Arbeit, merkwürdig
durch das Bild einer bekleideten von Eros und einer
'Taube' umflatterten von einem sprengenden Bock getra-
genen und somit der Pandemos des Skopas entsprechenden
Aphrodite; auf der taurischen Halbinsel scheint sie, wie
Hr. Stephani (p. 126ss.) aus Inschriften nachweist, vielmehr
den Beinamen einer Apatouros geführt zu haben. Als no. 2
ist die Thonfigur einer stehenden und verschleierten, in
der Linken ein Reh oder ähnliches Thier haltenden, rechts
einen Granatapfel an ihre Brust drückenden Kora gege-
ben; eine dritte gleichfalls verschleierte, jedoch sitzend
die 'linke Brust einem Kind reichende Göttin ist unter
no. 3 als Demeter Kurotrophos aufgeführt, welches Prä-
dicat Herr Stephani bei dieser Gelegenheit nur auf säu-
gende Göttinnen beschränkt wissen will (p. 135). Unter
den übrigen zugleich abgebildeten Terracotten befindet
sich auch die Figur eines Mohren (no. 7).
Am SchlflSS des Berichtes handelt ein epigraphischer
Abschnitt von einer in des Tiberius Regierung fallenden
Ehreninschrift und giebt ausserdem zahlreiche Inschriften
von Amphorenhenkeln. Wenn, wie man vernimt, diese
bis jetzt so reichlich belohnten Ausgrabungen fortgesetzt
werden, so kann man nur wünschen, dass sie bei nicht
minder lohnenden Erfolgen mit gleicher Gründlichkeit und
gleich würdiger Ausstattung zur Kenntniss des Publikums
gebracht werden mögen. E. G.
3. Etruskisches aus Volterra.
Aus brieflicher Mittheilung.
Einen mehrtägigen Aufenthalt in Volterra habe ich
benutzt um mich im Museum Guarnaccianum zu orien-
tiren, dessen sottodirettore, Hr. Annibale Cinci, Sohn des
Ihnen wohlbekannten Sammlers, mir mit grösster Freund-
lichkeit alle Schränke und Gelasse öffnete. Zu dem alten
soliden Bestand etruskischer Aschencisten sind im letzten
Jahre durch die Ausgrabungen des Museums etwa iünf
bis sechs Urnen mit bildlichen Darstellungen hinzugekom-
men ; meist Wiederholungen bekannter Reliefs als Orest zu
Delphi, der Eberjagd und fünf anderer, aber ausgezeichnet
durch schöne Erhaltung und reichen Schmuck an Ver-
goldung. Neu, wenigstens ohne Replik in den reichen
Schätzen des Museums, war die Darstellung einer Urne
mit einem Viergespann, auf welchem ein männlicher
Lenker und eine weibliche Flügelgestalt über eine geflü-
gelte bärtige Gestalt mit Schuppenbauch und Schlangen-
füssen (also wol ein Gigant) dahinsprengen. Am Rande
desselben, vor den Pferden, steht eine andre nackte männ-
liche Figur, bärtig, welche mit der Rechten einen Stab
oder eine Keule schwingt, mit der Linken eine Schlange
packt, welche im Begriff steht sie in die Brust zu beissen. —
Von Spiegeln hat das Museum in letzter Zeit wenige und
meist sehr ruinirte Exemplare acquirirt, mit jenen so häu-
figen Einzel- oder Doppelfiguren. Sehr schön sind da-
gegen einige Gefässe in farbigem, blauem, grünem und
goldenem Glasfluss, welche die letzten Ausgrabungen zu
Tage gefördert haben. — Sodann besuchte ich Herrn In-
ghirumi, der auf seinem Grundstück in diesem Jahre ein
Grab mit 42 (oder 44) Urnen geöffnet hat und vollständig
im alten Stande zu erhalten gedenkt. Von den Urnen
war nur eine ohne Replik im Museum, eine Darstellung —
wie mir scheint — des Palladiumraubes. Im Centrum
Andeutung eines Tempels; zwei männliche Figuren tragen
jeder auf dem Arme eine weibliehe Figur, in deren Armen
ein Wickelkind ruht, und schleichen vorsichtig über zwei
am Boden liegende (den Kopf auf Kissen gelegt) und
schlafende Wächter dem am linken Rande der Urne be-
findlichen Stadtthore zu. Hier ist einer der Wächter auf-
merksam geworden, aber der vorderste der beiden Diebe
hat bereits das Schwert gezückt und ihn zu Boden ge-
streckt; auf der rechten Seite der Urne steht der gewöhn-
liche Genius mit Fackel. — Von Privatsammlungen sah
ich noch die des Architekten Solaini, meist Gläser, auf
welche sich augenblicklich die Sammlerwuth concentrirt zu
haben scheint, darin ein schönes Toilcttenfläschchen von
Bergkrystall mit einer einfachen Kugel als Verschluss, und
einige Vasen des gewöhnlichsten Styls. Die Sammlung
des Chirurgen Maixoncini, welche mehrere Spiegel und eine
grössere Anzahl Vasen enthielt, war leider vor 5 Wochen
nach England verkauft worden. Uebrigens sind die Vol-
terrancr Funde wol ziemlieh erschöpft; die an der Ober-
fläche liegenden Gräber sind wol meistens aufgedeckt und
die tiefer liegenden, nach der Kirche S. Giusto hin, durch
Erdstürze ruinirt, so dass sich nur Fragmente, nicht con-
servirte Gegenstände finden. Nichts destoweniger wird das
Museum mit lobenswerther Ausdauer diesen Herbst neue
Ausgrabungen veranstalten.
Volterra, 30. September 1861. A. Kiesslinc.
2u Gerhards archütbl. Anzeiger /SM i5 '-"-■''
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229'
230*
4. Ueber römische Alterthümer von Oehringen.
Iliczu eine Tafel.
Nach Mittheilungen von Oberbibliothekar Stalin und
Dr. E. Herzog in Stuttgart.
Bei Gelegenheit eines für den Eisenbahnbau gemach-
ten Durchstichs wurden im August d. J. im Königreich
Wärtern berg nordöstlich von der Oberamtsstadt Oehringen
an einer Stelle, deren Flurname 'obere Burg' auf Alter-
thümer hinweist und wo auch früher schon Gegenstände
aus der römischen Zeit gefunden wurden, eine Anzahl rö-
mischer Bildwerke und Inschriften ausgegraben, welche
jetzt in Stuttgart in der königl. Alterthumssammlung im
Museum der bildenden Künste aufgestellt sind. Es be-
fanden sich darunter der Vordertheil (Antlitz ohne Nase
und Helm) eines bronzenen Minervakopfes; zwei 3 Fuss
4 Zoll hohe Minervenstatuen von Sandstein, denen der Kopf
fehlt; ein Relief von Sandstein, mit der Epona sitzend zwi-
schen zwei einander die Köpfe zukehrenden Pferden; end-
lich ein männlicher Torso ohne Kopf, Beine und den
grössten Theil der Arme, die Brust entblösst, über den
Rücken ein Mantel geschlagen, vielleicht ein Ortsgenius,
da in der Linken sich der Ansatz eines Füllhorns zeigt.
Die drei erstgenannten Stücke erheben sich zwar nicht über
sonstige Kunstwerke der späteren Zeit, wohl aber durch die
sorgfältige Ausführung über alles, was sonst von Provin-
zialarbeit in dieser Gegend zum Vorsehein gekommen ist.
Bei dem Bronzekopf namentlich ist zwar das Gesicht nicht
von bemerkenswerther Arbeit, wohl aber der Helm und die
Haare, die sich schlangenartig am Rande des etwas zu-
rückgeschlagenen Helms hinziehen. Ausserdem fanden sich
Geschirr und Anticaglien jeder Art; von Münzen sind nur
zwei silberne und sieben kupferne, von Vespasian bis Se-
verus Alexander, nach Stuttgart gekommen.
Inschriften fanden sich vier, von denen die drei ersten
nach den mir zugesandten Abklatschen auf der beiliegen-
Tafel lithographirt sind. Die erste derselben (Fig. 1) ist
etwa folgendermassen zu lesen und zu ergänzen : [ Ve]-
nustu[s, Pale]rnus Tedede..., [Tu]cilus Pedu(cacil) me-
(J(icus?), [Ia]nuurin(lus) Alticus , JMax[i]nünus Dulti,
Senecianus Senecio, Cityitus Celsi v(otum) s(<dver>iut)
l(ubenlcs) l(aeti) m(erito) d(e) s(ua) )>(ec!()ii«) 1c. Sep.
Pris(co) et Apo(Uinitrc) cos. Die Buchstaben IAN zu An-
fang von Z. 4 und IMI zu Anfang von Z. 5 werden durch
Ligatur vereinigt gewesen sein. Es ist ein Verzeichniss
von Leuten, die nicht römische Bürger, sondern Peregri-
nen, theilweise vielleicht Selaven waren. Sie ist vom J.
169 n. Chr. und gehört, wie Herr Stalin bemerkt, zu den
älteren im Würtembergischen gefundenen.
Die auf der Tafel unter Fig. 2 und 3 dargestellten
beiden Iuschriften scheinen vielleicht verschiedenen Gott-
heiten gewidmet, im Uebrigen aber wesentlich identisch
gewesen zu sein. Die erste etwas vollständigere lässt sich
etwa folgendermassen ergänzen: [Pro Salute d. n. (iöe||ro-
rujmque [et || domirs] ei«[s || Ne)mesi, P. Corn[eUo] ||...o
leg{ato) Avg(ttsli) ;>r(o) [pr(neforc)], coh(ors) 1 Hc\w{tio-
rom) et Iiritt[on(es)] [ Aure(lianenses) sub cur(a) C.V.
|| Tifi s(ing»J(tris) leg(ati) ex cor[n(icnf«no) d(onum)
j(anf)]. Der erste fragmentirte Buchstabe der dritten
Zeile wurde anfangs für G gehalten ; auf dem Abdruck
aber ist nur die zweite Linie sicher und wurde G auch
bei nochmaliger Besichtigung des Originals als zweifel-
haft bezeichnet, da was ausser dem Reste eines Perpeu-
dicularstricbes, der von M übrig sein kann, hier sich auf dem
Steine zeigt, wohl eine spätere Verletzung desselben ist. Da-
durch schien die Ergänzung Nemesi gerechtfertigt; welche
Gottheit wenn nicht in Obergermanien, doch sehr häufig
in Pannonien und Dacien auf Militärvotivsteinen begegnet. —
Welche Gottheit der zweite Stein nannte, ist ganz unsicher;
das erhaltene . . DE ist vielleicht nichts als de(ae). — Ob
der Legat von Obergermanien P. Cornelius . . . us sonst
bekannt ist, vermag ich nicht zu sagen. Er mag, wie
Hübner vermuthet, dem Hause des P. Cornelius Anullinus
Consul zum zweiten Mal 199 angehört haben; an diesen
selbst ist nicht zu denken, da wir seine Aemterfolge ken-
nen (Monatsber. der Berliner Akademie 1860 S. 20) und
auch für ein so langes Cognomen wie Anullinus auf
dem Oehringer Stein kein Platz ist. Dass ein singuluris
legati als Befehlshaber der Cohorte auftritt, scheint an-
gemessener als das gleiche Geschäft einem signifer hglo-
nis zuzuschreiben; mag man aber die eine oder die an-
dere Auflösung der Zeichen S • LEG vorziehen, immer
erscheint an der Spitze der in Oehringen stationirenden
helvetischen und brittonischen Hülfstruppen ein Legions-
offizier. Nun finden wir auch auf zwei anderen in dem
nicht weit von Oehringen entfernten Dorfe Böckingen
entdeckten und derselben Cohorte angehörigen Iuschrif-
ten (Orelli 477. 478 = Steiner 20. 24) dieselbe von
Legionscenturionen befehligt; so dass dieser Cohorte
ausnahmsweise ein eigener Präfect gefehlt zu haben
scheint. Auf diesen Steinen so wie auf Ziegeln, die in
Oehringen selbst sich gefunden haben (Steiner 55), nennt
sich die Cohorte cohors l Helvetiorum; andrerseits begeg-
net an eben denselben Orten auch ein numerus Brittonum
Cal (Steiner 56 vgl. 23). Nach Anleitung dieser
Denkmäler sind die neu gefundenen Inschriften ergänzt
worden, zu deren Setzung sieh die beiden von demselben
Offizier geführten Truppenkürper vereinigt zu haben schei-
nen. — Der Zusatz AVRE kann nicht füglich angesehen
werden als von dem Namen des regierenden Kaisers ent-
nommen; denn Caracallas Soldaten nannten sich Antoni-
niani, nicht Aureliani und in der Zeit der älteren Aure-
lier waren dergleichen Beinamen noch nicht üblich. Da
nun andrerseits aus der gleich mitzutheilenden vierten
Inschrift erhellt, dass Oehringen in römischer Zeit vi-
cus Aurelius hiess, so scheinen diese Brittones sich
vielmehr nach ihrem Standquartier Aurelianenses genannt
zu haben. Ein ganz gleichartiges inschriftliches Beispiel
dafür, dass eine Abtheilung der Auxiliartruppen sich
nach ihrem Standquartier benennt, ist mir freilich nicht
bekannt; am nächsten verwandt sind die exploratores
Bremenses der Steine von Bremenium (High -Rochester in
Northumberland), aii die Hübner erinnerte. Der Notitia
freilich sind dergleichen Benennungen geläufig, z. B. Or.
c. 38: numerus Nerv'wrinn D'tctensium Dicti; aber der
offiziellen Titulatur der früheren Kaiserzeit gehören sie
keineswegs an und sind auch insofern nicht correct, als
die Standquartiere der Truppenabtheiluiigen zwar factisch
oft durch Jahrhunderte dieselben blieben, aber doch recht-
lich jeden Augenblick gewechselt werden konnten, also
ständige Beinamen davon nicht füglich herzunehmen waren.
Die vierte Inschrift befindet sich an der erhaltenen
Basis des einen Minervenbildes von Sandstein; da dieselbe
vollständig und leicht zu lesen ist, auch kein Abklatsch
derselben mir vorliegt, gebe ich sie blos im Druck und
mit Auflösung der zahlreichen Ligaturen wieder.
iN • H • D ■ D • VICANIS ■ AVREL ■ SI
GNVM • MINERVAE ■ SVO
IMPENDIO • RESTITVIT • FAVS
TIVS • FAVENTINVS ■ QVAESTOR
LVPO • ET • MAXIMO • CoS- p. C. 232.
231:
232*
Ohne bei dem in diesen Gegenden sehr verbreiteten
Minervencult zu verweilen, soll nur hingewiesen werden
auf den hier zum ersten Mal zum Vorschein kommenden
alten Namen von Oehringeu wicus Aurclhis; willkürlich
setzte Leichtlen (Schwaben unter den Römern S. 205) als
römischen Namen der Stadt Oehringeu so wie des vor-
beifliesseuden Flüsschens Ohrn Anrluna an. Uebrigens
bemerkt Hr. Stalin, dass ein solches AVR bereits früher
daselbst aufgetaucht sei; allein es wurde nicht auf den
Ortsnamen bezogen. Es fanden sich nämlich zur Zeit
Hanselmauns (Fortsetzung des Beweises, wie weit der Rö-
mer Macht u. s. w. S. 15C) zwei Bruchstücke von Ziegeln
angeblich mit folgenden dem Anschein nach zusammen-
gehörenden Aufschriften :
BALR j ■ A'R
woraus Ilanselmann unrichtig machte BAL(ncirm) Re-
stAVR(afum). Da die Ziegelinschriften in dieser Gegend
fast alle militärische Fabriken nennen, so mögen auch
diese den Brittones AurcUanenses gehören; aber das erste
Bruchstück ist gewiss falsch gelesen und nicht mit Sicher-
heit herzustellen. Eine weitere Spur davon , dass Oeh-
ringeu bereits in römischer Zeit der Mittelpunkt einer
Gemeinde gewesen ist, ist die daselbst gefundene Inschrift
eines colleyium iuvenlutis vom 1. November 222 (Steiner
59) , also nur wenige Jahre älter als die neu entdeckte,
deren Quästor eben diesem Collegium oder einer ähnli-
chen Genossenschaft angehört haben mag.
Th. Mommsen.
III. Museographisches aus Athen.
Aus dem eben erschienenen Jahresbericht der hiesi-
gen archäologischen Gesellschaft, den Zeitraum von Juni
1860 bis Juni 18G1 umfassend, sind die nachstehenden
Notizen über den neuesten Zuwachs ihres Antikenvorraths
entnommen, welche auswärtigen Alterthumsfreunden ver-
muthlich willkommen sein werden.
1. Marmorwerke. Ein der Angabe nach in der
Nähe des alten Dipylon gefundenes Fragment einer 0,75
M. langen und 0,47 M. hohen Marmorplatte, worauf in
Relief nackte beflügelte Genien, schreitend, mit Lampen
Gefässen und sonst undeutlichen Gegenständen in den
Händen, dargestellt sind. Ein ähnliches Fragment befindet
sich in der Sammlung im Thurme des Andronikos Kyr-
rhestes 1,20 M. lang und 0,47 M. hoch (vielleicht dasselbe
welches Stuart Ant. d'Atheues II fasc. IV publicirt hat;
besprochen von Visconti opere varie IV p. 77 Note). Nach
Bursian (archäologisch -epigraphische Nachlese aus Grie-
chenland p. 197) soll es eine Darstellung eleusinischer My-
sterien sein. Eher möchten wir eine symbolische Darstel-
lung der Lampadodromie Hydrophone oder sonst ähnlicher
Agonen erkennen, und annehmen dass die beiden Frag-
mente dem Friese irgend eines choragischen Denkmales
angehörten. Uebrigens ist die Arbeit spät und die Ober-
fläche hat stark gelitten. — Gruppe des Eros und Pan
aus Melos (Bullettino dell' Inst. 1801 p. 45). — Fragmcn-
tirtes Weihgeschenk. Ueber einem Phallus die Inschrift Z<ü-
m[[ios] 'A[ayJij7ii]oi xul Yyta t[v/jji>], 0,11 M. breit und
0,12 M. hoch, aus Athen, hinten roh gelassen. — Eine
weibliche Maske, von natürlicher Grösse, in Stücke zer-
brochen, offenbar für architektonischen Schmuck bestimmt;
aus den Ausgrabungen am Gymnasium desl'tolemäus. — Ein
Ileraklcskopf aus Athen. — Ein Tiberinakopf aus Lamia
(Bull, dell' Inst. 1801 p. 141). — Drei andere römische
Porträtküpfe aus Athen. — Mädchenkopf, Porträt römi-
scher Zeit, 0,35 M. hoch, aus Macedonien. — Die grosse
Anzahl der noch unedirten Inschriften wird nach und nach
von Professor Kumanoudis in der hiesigen philologischen
Zeitschrift Philister herausgegeben.
2. Terracotten und Vasen. Zuerst führe ich Ihnen
vier TerroeottengruppeD aus Aegina an (Bull, dell' Inst.
1801 p. 141). Ueber die am Anfange dieses Jahres im Pi-
raeus eröffneten Gräber mit Ausbeute von Terracotten und
Vasen ist schon im arch. Anzeiger dieses Jahres berichtet
worden, ebenso über die Troilosvase aus Kleonae und
die Ilippobatasvase; doch ist nachzutragen, dass sie wahr-
scheinlich die nemliche ist, von welcher Boeckh C. I. Gr.
7:;80b. H. Rochette Lettre a Ms. Schoru p. 0 und Jahn
Catalog der Münchener Sammlung CXLVII Note 1050 be-
richten, sie sei aus Karystos. — Auch finden sich attische Le-
kythen nie st mit sepulcralen Darstellungen. Ein Gefäss
aus Megara in Form von No. 10 in Jahns Catalog, ohne
Basis [henkellose Tasse] 0,8 M. hoch, 0,13 M. Durch-
messer, vou schwarzer Farbe mit Reliefdarstellung und
Ornamenten. Dieselbe Darstellung einer Minerva in der
Haltung der Promachos, daneben ein Dreifuss und eine
Taube die einen Kranz trägt, ist auf allen vier Seiten wie-
derholt und scheint sich auf irgend einen Sieg im Wert-
kampfe zu beziehen. (Vasenscherben mit Reliefdarstellun-
gen sind mir bis jetzt nur aus Boeotien und Megara be-
kannt). — Gefäss aus Syros von eigentümlicher [lampen-
ähnlicher] Form, ohne Bemalung, 0,22 M. hoch. — Gefäss
aus Sardes, 0,10 M. hoch, in Form der Figur 58 [Oenochoe]
in Jahns Calalog, oben ein Widderkopf mit einem kleinen
Loche. Der Boden des Gefässes hat Löcher wie unsre
heut zu Tage gebräuchlichen Streusaudbüchsen. — Kleines
Gefäss [in Form einer Büchse], 0,11 M. hoch, mit rothen
Figuren auf schwarzem Grund; auf dem Bauche des Ge-
fässes erblickt man drei Eroten die drei Frauen Cisten
darbieten; auf dem Deckel zwei Füchse zwei Hasen ver-
folgend; in beiden Darstellungen darf man wol den nem-
lichen Sinn hinterlistiger Liebesnachstellung erkennen. —
Unter dem sonstigen Zuwachs an Terracotten führe ich
Ihnen einen Discus der Angabe nach aus einem Grabe
der Insel Syros von 0,25 M. Durchmesser an; darauf
erkennt man deutliche Spuren der Darstellung einer rothen
Hydria und blauer Gewandung, auf weisser Grundfarbe.
Oben sind zwei Löcher zum Aufhängen des Discus, der
zum Schmucke irgend eines Gebäudes gedient haben muss,
ebenso wie die in den verschiedenen Museen Europas
häufig vorkommenden Marmor-Disken mit Reliefdarstellun-
gen. — Auch die Zahl der mit Stempel versehenen Am-
phorenhenkel hat sich wesentlich vermehrt; unter dem
Zuwachs finden wir ausser der schon bekannten einige aus
Kuidos, Rhodos, Tharsos und aus Kolophon. — Unter
der Menge kleiner Terracotten, welche die Sammlung be-
reichert haben, heben wir folgende als die interessanteren
hervor: Ein kleines sitzendes Figiirchen mit Flügel, da-
neben ein Vogel, wahrscheinlich Ganymed mit dem Adler. —
Ein zierliches weibliches Figiirchen mit dem Kücken an
eine dünne längliche Vase gelehnt, in der Rechten eine
Schale haltend; auf der Stirn hat sie Stephane und neben
den Füssen Rosetten. Dies Figiirchen von schöner Arbeit
und guter Erhaltung stammt aus Cyrene. — Ebenfalls aus
Cyrene ist die kleine Gruppe eines sitzenden Mannes auf
233*
234*
dessen Haupt eine hinter ihm stehende Frau die Hände
gelegt hat. — Eine grosse Anzahl der gewöhnlichen kleinen
sitzenden Idole , die gewöhnlich für Cybele erklärt wer-
den. — Fragment einer kleinen weiblichen Figur, die in
der Hand eine Schale hält, auf dem Arme eine klei-
nere Figur trägt. — Kleine mit Schürze versehene Fi-
gur, deren Kopf abgebrochen ist; sie trägt eine Schale
mit Früchten (ob zum Opfer schreitend?); diese wie
auch die vorigen Terracotten wurden unlängst aus Cy-
reue geschenkt. — Weibliches fragmentirtes Figürchen,
mit Spuren von Vergoldung an Hals und Ohren,
als Ohrringe und Halskette. — Unter den Lampen sind
besonders zwei Fragmente interessant, eines mit einer Dar-
stellung von Eros und Psyche; auf dem andern erblickt
man Eros wie er, mit gesenkter Fackel in der Hand, auf
der Syriux bläst. Endlich haben wir eine ziemliche An-
zahl von aller Art Früchten, Obst, kleine Masken, eine
kleine Schildkröte und sonst ähnliches aus Terracotta.
An Metallsachen wuchs das Museum nur unbedeu-
tend an. Die wichtigsten sind die Ihnen schon aus Dr.
Wachsmuths Berieht bekannten -[pT^rpoi , die eine sieher
aus Athen, die andere wol ebendaher, obgleich sie der
Angabe nach in einem Grabe der Insel Syros gefunden
sein soll; man kann eben nie mit Bestimmtheit auf die
Angaben der Fundorte der hier zu Lande gefundenen Al-
terthümer basiren. Ferner sind zu nennen drei gut er-
haltene verzierte Helme aus Olympia ; eine metallene Leib-
binde, 0,9 M. hoch, aus Plataeae, wahrscheinlich irgend
eines Kriegers; zwei metallene Stiefelsohlen mit Löchern
rings herum, 0,24 M. lang, gefunden in einem Grabe in
Argolis; eine Anzahl bleierner Gewichte ((<>■«) von der
Tetramna herunter, von verschiedener Grösse und mit ver-
schiedenen eingedruckten Stempeln darauf, wie Delphin,
Schildkröte, halbes Gefäss, Amazonenschild, ein E, ein
rH, ein H, ein A u. a. m. Endlich führe ich noch eine
Anzahl kleiner bleierner eiförmiger Schleuderkapseln an ;
manche sind mit eingedruckten Zeichen versehen , z. B.
eine mit einer Pfeilspitze und auf der anderen Seite mit
der Inschrift AMYNTA2; auf einer anderen ist die In-
schrift KAEON1KOY, u. s. w.
Sonst ist wenig Neues zu melden; die Ausgrabungen
der archäologischen Gesellschaft haben seit Monaten auf-
gehört; doch hat man beim Nivelliren einer Strasse in der
Nähe des olympischen Tempels bedeutende Mauerreste,
wahrscheinlich des Peribolos dieses Tempels, gefunden.
Auf der Insel Melos an der sogenannten Tgifitv&tu
neben den Resten des alten Theaters fand man unlängst
einen Mosaikfussboden, gegen 40 Meter lang, daneben
Reste einer Mauer und Thür samt verschiedenen Sculptur-
uud Inschriftfragmenten römischer Zeit, darunter zwei Re-
liefs. Eines stellt eine stehende weibliche Figur dar, die
ihren Arm auf eine Säule stützt und worauf oben fol-
gende Inschrift: Ayad-i] TV/rj Wh'jXov u\hoc\]'\ Ali%äväQO>
y.Ti'oTi] iiqiüv [tvciT(ov. Auf einem anderen Relief rinden
wir Minerva mit Helm Lanze und Schild; ihr Körper wird
bis oben von Schlangen umwunden, die auch hinter dem
Schilde sichtbar sind! Inschriften befinden sich auf ihrem
Körper und auf der Basis. Endlich nenne ich eine Büste
ohne Kopf mit folgender Inschrift: ot ntgißw^ioi ji^v
qiXuvögov Avgijliav Etnoaiuv iv i(3 idi'w avrfjs iQ}'<>>
und noch zwei andere marmorne Köpfe.
Athen 3 15. November 1861. P. Pervanoguj.
IV. Nene Schriften.
Backofen (J. J.): Das Mutterrecht. Eine Untersuchung
über die Gynaikokratie der alten Welt nach ihrer reli-
giösen und rechtlichen Natur. Stuttgart 1861. XL u.
435 S. 9 Tafeln. 4.
Voran die Angabe des Inhalts in geographischer Ordnung, Ly-
cien, Kreta, Athen, Lemnos, Aegypten, Indien und Ccntralasien, Or-
chomenos und die Minyer, Elis, die epizephyrischen Lokrer, Lesbos,
Mantioea, sodann den Pythagorismus und die spateren Systeme, zu-
letzt die Cantabrer betreffend. Die Bildtafeln enthalten wie folgt:
I. Bronzener Leuchter auf eine Figur gestützt die ein Ei hält, im
Museum zu Karlsruhe, zu S. 357 f. II. Flügelgestalt mit einem
Ei, Marmorfragment aus den vereinigten Sammlungen zu München,
zu S. 358, 1. III. Felsengrab zu Fallari (Falerii) mit mannlichem
und weiblichem Geschlechtszeichen am Eingang, zu S. 52, 2. 368, I.
IV. Leichenmahl mit Eiern von doppelter Färbung, Wandgemälde in
der Villa Pamlili, zu S. 135, 2. 192, 2. V. Jo die Mondkuh, Thon-
figur des Museums zu Karlsruhe, zu S. 357, 2. 385,1. VI. VII.
Säule worauf ein Ei u.a.m., nach Silbergefässen aus Bernay im
kaiserlichen Münzkabinet zu Paris, zu S. 333. 357, 1. 383,2.
VIII, 1. Lekythion, worauf die 'Verstorbene' mit Ei als Hera bezeichnet
ist, im Museum des Louvre, zu S. 357, 2. VIII, 2 u. 1. Eier mit
Frauenköpfen, ägyptisch, aus dem kaiserlichen Münzkabinet zu Paris,
zn S. 181, 2. VIII, 3. Schlange mit Ei, Münze von Tyrus, eben-
daher. VIII, 5. Geschmücktes Ei nach Gelassen des Louvre und der
Sammlung von Sevres. VIII, 6. Grabessäule worauf Eier, auf einem
Wiener Vasenbild. IX, 1. Frau mit Ei und Jüngling mit Traube,
Vasenbild des Münzkabinets zu Paris. IX, 2. Jüngling mit Ei vor
einer Stele mit Ei, Vasenbild des Louvre. IX, 3 u. 4. Storch der
in einen Phallus beisst, Bronze des kaiserlichen Münzkabinets und
Münze von Menda; phallischer Esel auf dem ein Storch sitzt, da-
hinter ein Weinstock. Titelvignette: kauernde Frau mit Helm im
Schooss, Relief io Eiform auf einem Lekythus des Louvre.
Becher (J.): Drei keltische Münzen aus der Dr. Römer-
Büchnerschen Sammlung. 17 S. 8. mit Tafel.
— — Dichterischer Erguss über den Pfahlgraben, aus dem
16. Jahrhundert. 3 S. Frankfurt a. M. 1861. 8.
— — Die Heddernheimer Votivhand, der XX. Philolo-
genversammlung etc. Frankfurt a. M. 1861. 23 S. 4.
m. Abb.
Boetticher (C): Ueber agonale Festtempel und Thesauren,
deren Bilder und Ausstattuns; 1—3 (Aus dem Philolo-
gus 1861) S. 1—54. 185—408. 577—605. 8.
Bonstetlen (Baron de): Supplement au recueil d'antiquites
suisses. Lausanne 1860. 28 S. 23 Taf. fol.
Auf Tafel XX, 2 ein sitzender Merkur mit Schildkröte und Ei-
dechse, Erzfigur des Museums zu Luzern.
Brunn (U.): Die philostratischen Gemälde gegen K. Frie-
derichs vertheicligt. Aus den Jahrbüchern für klas-
sische Philologie (Suppl. II). Leipzig 1861. S. 169-303. 8.
Catalogue des monnaies nationales de France de M.
Rousseau. Paris 1861. 190 S. 8.
Cavedoni (C): Nuove osservazioni sopra le antiche inoneti
della Cirenaica. 23 S. 8.
Compte-rendu de la commission imperiale archeolo-
gique pour l'annee 1859. St. Petersbourg 1860. 162 p.
Avec un atlas de VI planches. 4 et fol. Vgl. oben
S. 225* ff.
Conze (A.) e Michaelis (A.) : Rapporto d'un viaggio fatto
nella Grecia nel 1860. 90 S. 6 Taf. 8. (Aus den Annali
dell' Instituto XXXIII.)
Conze (A.): Ueber zwei gefälschte Inschriften im Museolapi-
dario zu Verona und über den Kothon (Philologus 1861
S. 549-551 und S. 565—567 nebst Tafel I und II).
235*
236*
CtiWitis (£.): Beitrüge zur geographischen Onomatologie
der o-rieehischen Sprache. (Aus den Berichten der Göt-
tinger Ges. d. W.) S. 143-162. 8.
_ Festrede [Ueher den Unsterblichkeitsglauben der
Alten]. Göttingen 1861. 18 S. 4.
Eichhorsl (0.): Quaestiouum epigraphicarum de procura-
toribus imperatorum romanorum specimen. Regiom.
1861. 30 S. 8. (Dissertation).
Genthe (A.): Die Windgottheiten bei den indogermanischen
Völkern. Memel 1861 (Schulprogramm). 16 S. 4.
Gerhard (E.): Ueber Orpheus und die Orphiker. Eine
akademische Abhandlung. Berlin 1861. 4. (Aus den
Abh. der Berliner Akademie) S. 1—95.
Grifi (Li.): sopra un tratto dei Fasti consolari del tempo
di Augusto. Roma 1861. 42 S. 4.
Heltner (H.): Das königliche Museum der Gypsabgüsse
zu Dresden. 2. Auflage. Dresden 1861. 118 S. 8.
Jahn (0.): Orestes und Elektra. (Aus den Berichten der
sächs. Ges. der Wissensch. 1861.) S. 100—133. Taf. III.
IV. 1861. S.
Jahresbericht der Gesellschaft für nützliche Forschun-
gen zu Trier über die Jahre 1859 u. 1860. Trier 1861.
99 S. 6 Tafeln und 1 Karte. 4.
Enthallend Antiquarisches auf S. 35. 49(1. 51 ff. 54 ff. 76 ff.
80 ff. Von Wernekink, Schneemann, Seffern, Ost, Ladner.
Ja? (A.): la flotte de Cesar; le Ifpjaiov vui'fta/nv d'Ho-
rnere; Virgilius Nauticus: etudes sur la mariue antique.
Paris 1861. 430 S. 8.
Junssen (L. J. F.): Anzeigen über Troyon's Habitations
lacustres und über Thomsens antiquarische Berichte aus
Dänemark [holländisch]. 13 und 6 S.
Konitzer (CAemens): Herakles und die Hydra. Gruss zur
Feier des 50jährigen Jubiläums der Universität Breslau
im Namen der archäologischen Gesellschaft [des Herrn
Prof. Rossbac/i]. Breslau 1861. 36 S. 8.
Lenormant (C/i.) et de Witte (J.): Elite des monurnents
ceramo'Taphiques etc. Vol. II. Paris 1857. XLHI und
456 S. 118 Taf. Vol. III. 1858. X und 301 S. 101 Taf.
Vol. IV. 1861. XII und 284 S. 100 Taf. 4.
Enthaltend in Vol. II : Vasenbilder von Apollon, Artemis und
andern Lichtgotlheiten, in Vol. III : von Poseidon Demeter und Kora,
Hermes und Hestia, in Vol. IV: von Aphrodite und Ares.
Lenormcmt (Gh.): Commentaire sur le Cratvle de Piaton.
Athenes 1861. 320 S. 8.
Lloiid (Mr. W.)t the eastern pediment of the Parthenon.
49 S. 8. (1861).
Löwenhcrz (J.) : Die Aethiopen der altklassischen Kunst.
Göttingen 1861. 68 S. 8.
Merchlin (L.): Observationes ad S. Ponipei Festi Paulique
exeerpta. Dorpati 1860. (Zum Lectionskatalog.) 14 S. 4.
Michaelis (A.): Ueber den jetzigen Zustand der Akropolis
von Athen. Frankfurt a. M. 1861. 28 S. 8.
Müller (R. />.): Mythologie der griechischen Stumme.
2. Theil. Erste Abtheilung. Göttingen 1861. 216 S. 8.
Müller (L.): Numismatique de L'ancienne Afrique; ouvrage
prupare et commence par C. T. Falbe et J. Chr. Lind-
berg. Deuxieme Volume. Les monnaies de la Syrique,
de la Bvzacene et de la Zeugjtane. Copenhague 1861.
188 S. 4.
Overbech (J.): Beiträge zur Erkenntniss und Kritik der
Zeusreligion. Leipzig 1861. 110 S. 8. (Aus den Abh.
der sächs. Ges. d. W.) •
— — Ueber das ehemals Giustinianische Relief mit der
Pflege des Zeuskindes. (Aus den Berichten der sächs.
Ges. d. W. 1861. S. 75-99.) 8.
Ruthyeber (G.): Gottheiten der Aioler. Mit Excursen
kunstgeschichtlichen Inhaltes, auch mit dem Schema der
Geschichte hellenischer Philosophie. Gotha 1861. XXVIII
und 692 S. 4.
Hierin wird nächst der Einleitung gehandelt von den Gottheiten
der ältesten Aioler S. 7 — 47. Es folgen : Zwölf Gottheiten der Joner
S. 87 — 138, zwölf Urgottheiten der Joner S. 139 — 107 und vierzehn
Excurse betreffend 1. Aristoteles und Hegel S. 48 — 59, 2. Schema
einer Geschichte der hellenischen Philosophie S. 00 — 86, 3. Hephai-
stos Aphrodite Enyalios der Aioler S. 168 — 178, 4. Veränderung der
Religion zu Sikyon [Pfaffencongress] S. 179 ff. , 5. Mysterien und
Volksreligion der Aioler Kleinasiens S. 186 ff., 7. Werke aiolischer
Handwerker und Bildner der hephaistischeu Periode S. 191 ff., 8. Werke
aiolischer Bildner der folgenden Periode bis zur Besitznahme der
aiolischen Insel Lemnos durch jonische Athenaier S. 217 ff., 9. Ein-
führung aiolischer Bildnerei in der längst dorischen Stadt Sikyon
um Ol. 7. S. 256 ff., 10. Uebergang aiolischer Bildnerei zu Sikyon in
dorische Ol. 8 — Ol. 58 S. 26711., 11. Seltene Abbildung des naji]Q
Ovnarös der Aioler S. 285 ff., 12. Zahlreiche Abbildungen der
[■irjirig rena S. 288 ff., 13. Alphabetisches Verzeichniss aiolischer
Heroen und Heroinen aus Bildwerken Etruricns S. 291 ff., H.Abbil-
dungen des Aiolers Narkissos S. 299 — 324. — Uebergang zur theo-
gonischen und zur hekatischen Bibliothek S. 329 — 352. — Alpha-
betisches Verzeichniss der Einzelheiten [mit vielen Nachträgen] S.
353 — 583. Nachträge über Epeios S. 585 ff., Missgeburten S. 636 ff..
Skarabaien S. 050 — 687, und nochmals Nachträge S. 688 — 692.
— — Skarabaien mit Abbildungen beinahe durchgängig
aiolischer Heroen, als Werke aiolischer Steinschneider.
[Sonderdruck aus dem vorgedachten Werk S. 650—687
u. LXXVIII.] Gotha 1861. 4.
Ritschi (F.) : supplementum quaestionis de declinatione
quadam latina reconditiore. Berolini 1861. IX p. 4.
Stephan« (L.) : parerga archaeologica XXV. (Apollinisches
gegen Wieseler. Aus dem Bulletin der Petersburger
Akademie 1861. S. 365-374.) 8.
Tischbein (J. H.): Aus meinem Leben. Herausgegeben
von Dr. Citri IV. G. Schiller. Mit Porträt und einer
Stammtafel. 2 Bde. Braunschweig 1861.
Auf Seite 232 f. des 2ten Bandes ist als vormaliger Besitz Tisch-
beins, jetzt im Berliner Museum, ein schöner Kamee erwähnt, den
Pan mit einem Weinschlauch darstellend, worüber ein Leopardenfell
hängt, ihm folgen zwei muntere springende Ziegenböcke die er mit
der rechten Hand an einer Efeuranke führt. Dieser Stein sollte
zehntausend Thlr. werth sein. 'Was Apollo und Laokoon unter den
Statuen sind, das ist dieser Pan unter den Kameen'.
Urlichs (L.): Ueber das Nereidenmonument von Xanthos
(Aus den Verhandlungen der XIX. Philologenversamm-
lung.) 1860. 7 S. 4.
Welcher (F. G.): Kleine Schriften. Vierter Theil. Zur
griechischen Litteratur. Bonn 1861. 258 S. 8.
— — Alte Denkmäler. Vierter Theil. Wandgemälde. Mit
einer Abhandlung über Wandmalerei und Tafelmalerei.
Göttingen 1861. X und 250 S. 2 Taf. 8.
de Witte (J.): Notice sur Charles Lenormant, associe de
TAcademie. Bruxelles 1861. 60 S. 8. (S. oben Lenor-
mant.)
Iliezu eine Tafel römischer Inschriften.
Herausgegeben von E. Gerhard.
Druck und Verlas von G. Reimer.
237*
238*
ARCHÄOLOGISCHER ANZEIGER.
Zur Archäologischen Zeitung, Jahrgang XIX.
M 156.
December 1861.
Winckelmannsfeste zu Rom, Berlin, Bonn, Göttingen, Greifswald, Hamburg und Kiel. — Ausgrabungen: Skulpturen aus
Kyrenc; das monumentum Ancyranum. — Litteratur: Reisefrüehte aus Griechenland; Müllers Denkmäler der alten
Kunst; neue Schriften.
I. Wissenschaftliche Vereine.
Winckelmannsfeste.
Rom. Am 13. December, als dem nächsten Sitzungs-
tag nach dem Geburtstag Winckelmanns, wurden die win-
terlichen Zusammenkünfte des archäologischen Insti-
tuts durch die übliche Festsitzung eröffnet, welcher die
Vertreter Preussens, üesterreichs und Bayerns, die Fürsten
Massimi und Chigi, der Herzog Gaetani, sowie eine aus-
erwählte Gesellschaft von älteren und jüngeren Freunden
der archäologischen Wissenschaft beiwohnten. Professor
Henzen eröffnete die Sitzung durch einen kurzen Bericht
über die Förderung, welche die monumentale Philologie
im verflossenen Jahr von verschiedenen Seiten, namentlich
durch die von den wichtigsten Resultaten gekrönten wis-
senschaftlichen Erforschungsreisen der französischen Re-
gierung wie auch durch die von der Berliner Akademie
veranlasste antiquarische Bereisung Spaniens auf dem Ge-
biete griechischer Kultur und Kunstübung erfahren hatte.
Derselbe äusserte sich hienächst über den befriedigenden
Fortgang der Druckschriften des Instituts und besprach
sodann in eingehender Weise die kürzlich in Pompeji ge-
fundene, von Fiorelli und Minervini publicirte, Inschrift
der dortigen magislri viel et compiü aus den Jahren 707
und 708. Nachdem die chronologischen Schwierigkeiten
in der Zählung und Anordnung der verschiedenen Dicta-
turen und Consulate Caesars ihre Berücksichtigung gefun-
den hatten, wurden von dem Vortragenden die verschie-
denen Classen der hieher einschlagenden städtischen Ma-
gistrate geschieden. Es ergab sich hiebei dass die speciell
«ico magistri benannten Beamten in Rom wie in den
Municipien nicht erst von Augustus eingesetzt sind, sondern
unter ihm in durchgreifender Weise reformirt wurden. —
Hierauf folgte Dr. Brunn, welcher der Versammlung
Probeabdrücke seiner Publikation einer in Palestrina ge-
fundenen und an das Pariser Museum Napoleons III. über-
gegangenen bronzenen Cista von riesigen Dimensionen und
ansprechendstem Bilderschmuck vorlegte. Dieser letztere
vertheilt sich auf die verschiedenen Abtheilungen des damit
in ansehnlichstem Maasse gezierten Körpers der Cista der-
gestalt, dass die Hauptdarstellung uns die Todtenfeier des
Patrokles vorführt, welche als oberer und unterer Fries
Centaurenkämpfe und ein Bacchanal in bedeutungsvollen
Bezügen begrenzen. In dem gedachten Hauptbild erscheint
Achill sitzend im Begriff die gefangenen Troer zu opfern,
in Gegenwart Agamemnons und anderer Heroen, so wie
des Schattens des gefallenen Freundes. Ein Pferd wird
gleichfalls zum Opfer herbeigeführt, während die eige-
nen Rosse Achills gleichsam als Zuschauer der Scene bei-
gesellt sind. Eine eingehendere Vergleichung der Darstel-
lung, welche, höchst bedeutsam in Rücksieht auf die Com-
position, analogen Anforderungen an die Technik weniger
entspricht, mit der Ficoronischen Cista führte auf die
Annahme gleichzeitiger Entstehung, eine Annahme welche
sich für die Figuren des Deckelgriffs zur uuumstösslicheu
Gewissheit eines identischen Verfertigers steigerte. — Als
ordentliches Mitglied des Instituts ward unter gleichem
Datum Dr. Eugen Petersen, bisheriger Mitarbeiter an den
Annali, gegenwärtig zu Hamburg, anerkannt, zu Correspon-
denteu wurden ernannt: für Italien die Herren A. CasleU
lani zu Rom, C. Santi zu Montalcino, G. Vangolini zu
Pesaro und Graf A. Mazzagalll zu Recanati; für Deutsch-
land die Herren Quid, Koner und G. IVolff zu Berlin,
A. Rossbach zu Breslau und M. Hertz zu Greifswald; für
Frankreich die Herren Perrot und GuiUuume, dermalen
in Kleinasien reisend; ausserdem eine beträchtliche Anzahl
spanischer und portugiesischer Alterthumsfreunde '), wie
auch Herr A. Varadij von Kernend zu Deva in Sieben-
bürgen.
Berlin. Am 9. December d. J. feierte die hiesige
archäologische Gesellschaft unter Vorsitz der Hrn.
Gerhard und Boetticher nach vieljährig befolgter Sitte den
Geburtstag Winckelmanns. Das zu diesem Anlass vertheilte
Festprogramm über 'Apollon mit dem Lamm' ist von Pro-
fessor Fiiedcrichs abgefasst und behandelt eine der Ver-
sammlung zugleich in Abbildung und im Original vorge-
legte archaische Erzfigur des hiesigen königlichen Museums
mit besonderem Bezug auf den durch ägyptischen Einfluss
mannigfach modificirten Entwicklungsgang der ältesten
griechischen Kunst. Nächstdem ist in einer von Hrn. Ger-
hard herrührenden Nachschrift der in der gedachten Bronze
als Herdengott dargestellte Apoll auf den achäisch -dori-
schen Apollon Karneios zurückgeführt und die unterita-
lische Herkunft der Bronze theils in Bezug hierauf theils
als vermuthlicher Ueberrest der sonst uns so wenig be-
zeugten altgriechischen Künstler Unteritaliens geltend ge-
macht. Nach kurzer Darlegung dieses Inhalts durch den
Vorsitzenden und einem Hinblick auf die gleichzeitig aus
') Das Verzeichniss dieser dem Institut durch Dr. Hiibner's Reise
neuerdings bekannt gewordenen Spanier und Portugiesen lautet wie
folgt : Jacob Zobel de Zagroniz und D. Manuel Oliver Hustado zu
Madrid, Auguslo Soromenho zu Lissubon, Jose Joaquim de Silva
Pereira Caldas zu Braga, D. Manuel Ruiz Llull zu Cadiz, D. Luiz
Kamirez y de las Casas Deza zu Cordoba, D. Juan Facundo Riano
zu Granada, D. Jose Oliver Hustado zu Malaga, Jose' Gomes Mon-
teiro zu Oporto, Robert Krascinelli zu Cangas de Onis bei Oviedo
in Asturien, D. Deinetrio de los Itios zu Sevilla, P. Manoel da Gama
Xaro zu Seslübal, P. Jose de Oliveira Berardo zu Vizeu.
239*
240'
anderen Orten, namentlich Greifswald und Kiel'), ver-
sicherte Winckelmannsfeier hielt Dr. Emil Hubner einen
inhaltreichen Vortrag über die vorzüglichen Sculpturen
spanischer Sammlungen mit besonderem Bezug auf die
während seines dortigen Aufenthalts dem hiesigen könig-
lichen Museum von ihm ermittelten Gypsabgüsse. Vier
dazu gehörige Büsten, darunter der mit alter Inschrift ver-
sehene Bildnisskopf des Cicero, waren durch gewogene
Mitwirkung der Generaldirektion der königlichen Museen
zur Stelle gebracht; desgleichen war von dem Gypsabguss
der Madrider Statue des Schlafgotts eine Photographie
entnommen, welche zugleich mit einer Anzahl von Probe-
drücken zusammengestellter verwandter Bildwerke zu an-
schaulicher Erläuterung des Vortrags gereichte. — Herr
von Rauch hatte zu diesem Festanlass eine Auswahl neu-
erworbener antiker Münzen seines Besitzes veranstaltet,
welche er der Gesellschaft vorlegte und mit Erläuterungen
begleitete. Die Reihe der kaiserlichen Goldmünzen ent-
hielt unter andern eine des Augustus mit dem Revers der
von ihm hergestellten Tiberbrücke; am Schlüsse derselben
Reihe war die sehr seltene Münze des Victorinas mit
Köpfen des Mars und der Diana auf dem Revers, letztere
als Bildnisskopf seiner Gemahlin Victorina zu sehen. Unter
den Silbermünzen befand sich ein jüdischer Seckel des Si-
mon, Bruders des Judas Maecabäus, und das seltene Me-
daillon der vereinigten Brustbilder von Antonius und Cleo-
patra; unter den Kupfermünzen ein seltener Typus von
Hadrumetum in Afrika mit dem Brustbild des Quinttlius
Varus und ein kolophonischer Sesterz des Trebonianus
Gallus mit dem Revers eines figurenreichen Opfers für
Apoll. — Noch hielt Hr. Friedericiis einen anziehenden
Vortrag über die tektonischen Vorzüge antiker Geräthe
und Gefässe, mit mehrfacher Hinweisung auf die im An-
tiquarium des königlichen Museums befindlichen Bron-
zen. — Ueber die neu eingelaufnen Vorlagen und sonstigen
Mittheilungen ward von Hrn. Gerhard berichtet. Photo-
graphische Abbildungen einer neuerdings auf Euböa ge-
fundenen schreitenden Artemis aus Bronze hatte Professor
Vischer aus Basel eingesandt. Von dem gemeinhin auf
Kleobis und Biton gedeuteten Sarkophagrclief in der Bi-
bliothek von S. Marco zu Venedig hatte auf Veranlassung
neulicher Besprechung desselben in dieser Gesellschaft
[oben S. 205*] der soeben Italien bereisende Architekt
Bergan eine Angabe der Ergänzungen angefertigt und auf
einer von dem Bibliothekar Herrn Valentinelli ihm ver-
günstigten Photographie eingetragen. Eine Beschreibung
der neusten statuarischen Vermehrungen des brittischen
Museums durch Grabungen zu Kyrene hatte Hr. Ch. New-
ton brieflich gegeben. Von neuen Schriften war ein von
Wieseler mit gewohnter Fülle neu bearbeitetes Heft (II, 2)
von Müllers Denkmäler der alten Kunst, Qttn Jahns phi-
lologisch und monumental wohl ausgestattete Ausgabe der
Elektra des Sophokles, und der zweite Theil von Guhls
und Koners Leben der Griechen und Römer nach Antiken
eingegangen. Professor Schafers zu Greifswald an einem
früheren Winckelmannsfetf gehaltene Rede war in zahl-
reichen Abdrücken eingesandt; ebenfalls vorgelegt ward
eine vom Tage des Winekelmannsfestes datirte Schrift des
Dr. R. Kchili über Mythos und Kunstdenkmüler des Melea-
— Zu würdiger Ausstattung des Versammlungssaales
Hr. Eichler eine Wand desselben mit auserlesenen
Abgüssen antiker Skulpturen geschmückt, in deren Vorder-
grund Winckelmanns bekränzte Büste von den Büsten
Eckhelfl und Welckers umgeben aufgestellt war. Die Ver-
') Einige Tage nach dieser Festsitzung fand auch das Pro-
gramm aus Bonn sieb ein.
ger.
hatte
Sammlung war durch die Gegenwart Sr. Excellenz des
Hrn. Staatsministers von Bethmann - Hollweg beehrt und
schloss mit einem Festmahl.
Bonn. Am Geburtstage Winckelmann's, dem 9. De-
cember, fand, wie seit vielen Jahren eingeführt, die Gene-
ralversammlung des Vereins von Alterthumsfreunden im
Rheinlande im akademischen Senatssaale statt. Der Verein
zählt jetzt 11 Ehrenmitglieder, 238 ordentliche und 12
ausserordentliche Mitglieder. Die Wahl des Vorstandes
ergab: Prof. Braun als Präsident, Prof. aus'm IVerth als
redigirenden Sekretär, Prof. Kraß als Cassirer, Oberlehrer
Freudenberg als correspondirenden Secretär, Dr. Bellermann
als Archivar. An demselben Tage wurde das XXXI. Heft
der Jahrbücher des Vereins ausgegeben , welches die sehr
vollständigen von dem verstorbenen kgl. preussischen Oberst-
lieutenant F. W. Schmidt hinterlassend! Forschungen über
die Römerstrassen im Rheinlande u. s. w. enthält. Diese
Arbeit ist eine sehr reichhaltige und tiefgreifende; sie um-
fasst viel mehr als ihr Titel besagt: auch andere römische
Constructionen sind darin ausführlich berücksichtigt, so
namentlich die römischen Baureste der Stadt Köln mit dem
aus der Eifel dahin führenden sogenannten Rümercanal,
und es liegt um so mehr in dieser Veröffentlichung ein
Verdienst, als sie einen festen Ausgangspunkt für sehr
viele antiquarische Localuntersuchungen darbietet. — Zu
dem Winckelmannsfcste an demselben Tage hatte der Vor-
stand durch eine besondere Druckschrift als Programm
unter dem Titel : 'Das Bad der römischen Villa bei Allenz,
erläutert von Prof. E. aus'm Werth' eingeladen. Sie han-
delt über einen interessanten Fund der neuesten Zeit, wel-
cher gute Einblicke in das wohnliche Leben der Römer
in der Provinz giebt. Die Schilderung des Fundes ist
genau und durch eine Tafel mit Zeichnungen illustrirt.
Die Festversammlung im reichgeschmückten Saale des
Hotel Kley eröffnete der Präsident Braun in einer kurzen
passenden Ansprache, und dieser folgten ausführliche Vor-
träge. Professor Welcher sprach über eine Vase derCam-
pana'schen Sammlung, welche sich auf einen nur durch
einen spätem Rhetor bekannten mythischen Zug aus dem
Hymnus des Pindar auf den Zeus bezieht, nemlich auf den
Siegesgesang nach der Titanomachie und die Hochzeit mit
der Hera durch den Apollon. Ferner beschrieb er noch
eine andere Vase mit ähnlichen Darstellungen. Geheim-
rath Prof. Ritschi theilte eine altlateinische Inschrift aus
Palcstrina mit, welche über das Verhältniss zwischen Sprache
und Schrift interessante Aufschlüsse gab. Prof. Dr. Fiedler
aus Wesel referirtc über die archäologische Reise des Con-
servators des Reichsmuseums zu Leyden, Dr. Janssen, die
letzterer im Jahre 1859 durch Deutschland, Ungarn und
die Schweiz gemacht und in holländischer Sprache in
Druck gegeben hat. Director Dr. Rein aus Crefcld sprach
zur Ehrenrettung des nun verstorbenen persönlich so hoch
verdienten Domherrn von Jaumann in Rotteuburg, indem
er ausführte, wie derselbe auf unverantwortliche Weise
bei dem dortigen Funde selbst getäuscht worden sei. Der
Redner legte Scherben mit gefälschten Inschriften vor, die
schon aus dem vorigen Jahrhundert stammten, und bewies
dadurch, wie lange Zeit schon in Rottenburg die Fälschun-
gen betrieben worden sind. Dr. Bellerinnnn sprach noch
über zwei unlängst am Rheine zu Tage gekommene Funde:
1) eine Metallplatte mit Reliefdarstellung aus dem Mythus
des Herakles, angeblich im Aarthalc ausgegraben, von der
sich aber in Folge einer Vergleichung mit gleichen Täfel-
chen aus den Pariser und Berliner Sammlungen nachwei-
sen Hess, dass sie einem mittelalterlichen italienischen
Künstler Namens Moderni angehören. 2) Eine kleine Bronze,
241'
242*
den alttestamentlichen Propheten Jonas darstellend, von
byzantinischem Typus, dessen symbolische Bedeutung aut
altchristlichen Kunstwerken durch eine Anzahl Bildwerke
aus den ersten Jahrhunderten nachgewiesen wurde. — Dem
Schlüsse der Vorträge folgte ein heiteres Mahl.
Göttingen. Obwohl eine öffentliche Feier des
Winckelmannsfestes nicht statt fand, so steht doch wie
in früheren Jahren eine darauf bezügliche gelehrte Ge-
legenheitssehrift Professor lVieselcrs, diesmal wie wir ver-
nehmen orientalischen Bezuges, nachträglich zu erwarten.
Greifswald. Als Programm zum diesjährigen Winekel-
mannsfeste wurde ausgegeben 'Rede zum Winckelmanns-
feste den 9. Deccmber 1859 gehalten von Arnold Schäfer'
(21 S. 8.), über deren wesentlichen Inhalt bei dem Fest-
bericht des Jahres 1859 [Archäol. Anz. S. 134*] Nachricht
gegeben worden ist. Wir machen hier noch besonders auf
die in einer Anmerkung S. 19 — 21 näher ausgeführte Ansicht
über eins der Gemälde der Stoa Poekile aufmerksam, in
welchem nach der scharfsinnigen Combination des Verfas-
sers nicht ein Kampf der Athener und Lakedämonier bei
Oenoe in Argolis dargestellt war, wie Pausanias angiebt,
sondern in der attischen Tetrapolis, 'eine Darstellung des
vielgefeierten Kampfes, den die Athener für die schütz -
flehenden Herakliden bestanden, und damit ein Bild der
hülfreichen Stadt überhaupt' (S. 12). Die diesmalige Rede
wurde in hergebrachter Weise in der Aula der Universität
von Prof. Susemihl gehalten.
Nach einer Einleitung,
die
eine Parallele zwischen Winckelmann und Lessing zog und
auch für diesen seinen Antheil an der Ehre und dem Ge-
dächtnisse eines solchen Tages in Anspruch nahm, ent-
warf der Redner in scharfen Umrissen ein Bild der
Aesthetik des Aristoteles, wie er in einem früheren Vor-
trage in .ähnlicher Weise sich mit der platonischen Kunst-
lehre beschäftigt hatte.
Hamburg. Dieses Jahr sprach zur Feier von Winckel-
mann's Geburtstag Professor Petersen im Lokal des Kunst-
vereins. Zum Gegenstand seines Vortrags hatte er das im
Jahr 1858 im Hügel Paulovskoi-Kurgan bei Kertsch in der
Krim entdeckte Grab und besonders die Bilder der in dem-
selben gefundenen Vase gewählt. Die Einleitung erinnerte
kurz an die Geschichte der griechischen Colonie dieser
Gegend und die Ergebnisse der seit 1816 dort angestellten
Ausgrabungen. Die Beschreibung des Grabes mit Grund-
riss und Durchschnitten lieferte der historische Bericht der
Ausgrabungen bei Kertsch im Jahr 1858 in dem Compte-
rendu de la Commission Imperiale Archeologique pour
l'annee 1855. St. Petersbourg 1860 [Vgl. oben S. 222*].
Die da gegebene Erklärung der Bilder auf der in dem
genannten Grabe gefundenen Amphora von Ludolph Stc-
phani nahm der Vortragende im Ganzen und Einzelnen
mit Ausnahme einer einzigen Figur auf jedem Bilde an.
Das Gefäss enthält zwei Bilder in rothen Figuren auf
schwarzem Grunde, an einzelnen Theilen mit bunten Far-
ben auf untergelegtem Weiss, die aber verschwunden, und
mit Vergoldung der reliefartig gearbeiteten Schmucksachen
Geräthe und Waffen, wie die Bilder Taf. 16. 17 im Cabinet
Pourtales-Gorgicr. Das eine auf Taf. I wiedergegebene Bild
wird von Stephani für die Rückkehr der Persephone er-
klärt, die sich mit ihrem Sohn dem eben geborenen Jacchos
aus der Erde erhebt, und dabei wird manches Licht über
andere Darstellungen desselben Gegenstandes verbreitet.
Nur die für eine Personification von Eleusis erklärte Figur
erregte Bedenken. Das zweite Bild Taf. II giebt sich un-
mittelbar als die Aussendung des Triptolemos zu erkennen.
In Umgebung der Demeter findet sich zur Rechten der
Hauptgruppe, die von Demeter Pluto und Persephone
gebildet wird, eine Frau von vollen schönen Formen, die
sitzend emporblickt und das Haupt auf die linke Hand
stützt. Sie entspricht der an der entgegengesetzten Seite
sitzenden Figur, die durch Eros als Aphrodite charakte-
risirt ist und ward von Stephani für Peitho erklärt. Da-
gegen spricht nun sowohl die Trennung von der Aphrodite
als die ganze Haltung. Es schien daher in dieser Figur
die grade in diesem Mythos in Beziehung zur Demeter
öfter genannte Kalligeneia gemeint zu sein. Die von Ste-
phani ausgesprochene Beziehung der Bilder auf die Eleu-
sinien führte der Vortrag weiter aus. Seien auch die Thes-
mophorien nach der Sage vom Triptolemos eingesetzt, so
liessc doch die Anwesenheit von Männern nicht an die-
selben denken. Die Verbindung des Triptolemos mit He-
rakles und Dionysos nütbigt uns zu der Annahme, dass
wenigstens das Bild, auf welchem die Aussendung des
Triptolemos dargestellt ist. auf die kleinen Eleusinien Bezug
habe. Der Gegenstand des andern Bildes , das Herauf-
steigen der Persephone auf die Oberwelt, ist aber, in
Uebereinstimmung mit Andeutungen Preller's und des Vor-
tragenden (Geheimer Gottesdienst der Griechen S. 17), von
Gerhard (über die kleinen Mysterien zu Agrae, in dessen
Abhandlung über die Anthesterieu, Abhandlung der Berliner
Akademie 1858 S. 113 f.) als auf die kleinen Eleusinien
bezüglich anerkannt, wenn auch nun zu unterscheiden sein
wird zwischen der Rückkehr auf dem Wagen und dem
Emporheben des Jacchos. Es ward als wahrscheinlich
bezeichnet, dass die Bilder Acte der dgiüfuvu wiedergeben
sollten, wenn auch nur dem Inhalte, nicht der wirklichen Aus-
stattung nach. Das Gefäss, gefunden am Sarge einer Frau
aus Pantikapaeum, das mit Athen in lebendigstem Verkehr
stand, schien zu der Vermuthung zu berechtigen, dass es
zum Andenken an eine für die Besitzerin wichtige Lebens-
epoche mit ins Grab genommen, diese also in die Eleusi-
nien, wahrscheinlich nur in die kleinen, eingeweiht gewesen
sei. Dass das Gefäss in Athen gemacht sei, dafür spricht
die Vollendung der Arbeit; wie denn auch die an der
Leiche gefundenen Schmucksachen denselben Ursprung
annehmen lassen. Dem Styl nach setzt Stephani diese
Kunstwerke in die erste Hälfte des vierten Jahrhunderts
v. Chr. Geb. Schliesslich wurde bemerkt, dass diese Va-
senbilder zu dem schönsten gehören, was wir in dieser
Art kennen und desshalb um der Darstellungen wegen
einer wiederholten Besprechung würdig sind.
Kiel. Nach öfterer Unterbrechung lud Professor
Forchkammer (durch welchen vor Jahren zu Kiel die löb-
liche Sitte deutscher Winekelmaunsfeste zuerst aufkam) in
diesem Jahr wieder zur Feier des 9. December ein , an
welchem Dr. Adolf Michaelis in der akademischen Aula
einen Vortrag über Rom's Antikensammlungen hielt. Nach
einigen einleitenden Bemerkungen über Winckelmann's dop-
peltes Verhältniss zu seinem Vaterlande und zu seiner
zweiten südlichen Heimat, warf der Redner einen Blick
auf die Skulptursammlungen im alten Rom deren Unter-
gang und das allmäliche Wiederauftauchen der Kunst-
werke, zumal im 15. Jahrhundert ; ausführlicher besprach
er die einschlagenden Bestrebungen des 16. Jahrhunderts
und den in ihnen sich kundgebenden Sinn. Die verschie-
denen Wandlungen der Zeiten verfolgend schilderte er so-
dann die Entstehung des kapitolinischen Museums, der
albanischen Sammlung und endlich des Pio-Clementino,
berührte die Wegschleppung der Sammlungen nach Paris,
*
243*
244*
und gab schliesslich einen Ueberblick über den neueren
Zuwachs an Museen in der ewigen Stadt. Der Vortrag
ward unterstützt durch eine Reihe von etwa achtzig Pho-
tographien, welche zum Theil die wichtigsten Kunsträume,
zum Theil die Räume der römischen Museen und audre
einschlügige Localitäten zur Anschauung brachten.
IL A u s g r
a b u n g e n.
1. Skulpturen aus Kyrene.
Ueber die im vorigen Sommer ins brittische Museum
gelangten Statuen aus Kyrene, namentlich den Apoll und
den Bacchus, sind Sie bereits unterrichtet [vgl. oben
S. 2U7*]. Jetzt ist über den Inhalt einer neueren Sen-
dung gleichen Ursprungs zu berichten, zunächst über drei
Statuetten von einem Venustempel, welche mir aus pente-
lischem Marmor und aus der besten Zeit griechischer Kunst
zu stammen scheinen.
1. Torso eines jungen Mädchens, vom Kopf bis zu
den Knien erhalten, möglicherweise eine Amazone. Sie
trug einen bis auf die Knie reichenden Chiton, der beide
Brüste frei lässt. Der Chiton ist in der Mitte der Brust
in eine Art Knoten zusammengefasst der noch Farbespu-
ren zeigt. Die Falten der Gewandung erinnern etwas an
den symmetrischen Parallelismus der alterthümlichen Kunst,
und die ganze Behandlung des Fleisches wie der Gewan-
dung an die verwundete Amazone in Wien.
2. Fragment einer bekleideten Statuette. Die Be-
handlung des Gewandes nähert sich mehr dem Styl des
Phidias. Das theilweise durch Feuer angegriffene Fragment
trug eine Chlamvs.
3. Torso einer bis auf die Füsse bekleideten Venus;
Arme und Füsse fehlen. Der fast vollständige Kopf ist
von ausgezeichneter Schönheit; der Typus erinnert mich
an den der Venus von Arles.
4. Untere Hälfte einer bis auf die Füsse bekleideten
Venusstatuette: die rechte Hand ruhte auf dem an der
vorderen Seite des Körpers gefalteten Gewand. Dieser kleine
Torso verbindet die Anmuth der besten Terracotten mit
ausserordentlicher Vollendung der Ausführung; ich habe
in Marmor niemals etwas gleich vollendetes von so kleiner
Dimension gesehen.
5. Kopf einer Statuette, vielleicht Perseus, aus der
Schule des Lysipp.
G. 7. Ausserdem haben wir zwei, theilweise wie es
scheint durch Feuer zerstörte, Köpfe von unzweifelhaft
griechischer Arbeit. Der eine ist das Bildniss eines bär-
tigen Mannes, etwas über Lebensgrösse. Die Unterlippe
ist roth bemalt, der Bari schwarz und die Wirkung sehr
gut; die Bemalung ist von gedämpfter Färbung- Der
andere Kopf, vielleicht einer Venus, ist unter Lebens-
große. Er ist schön gearbeitet, aber durch Feuer ver-
kalkt und in mehrere Stücke gebrochen.
8. Apollokopf, gefunden bei den Ausgrabungen des
Apollotempels; er stimmt genau mit dem Typus des Apoll
im l'higalischen Saal des brittischen Museum's, der aus
Constantinopel herrührt. Kr scheint von griechischer Ar-
beit und erinnert etwas an die alterthümliche Kunst; der
Kopf ist etwa von natürlicher Grösse.
9. Den gedachten Gegenständen steht an Wichtigkeit
zunächst ein Kopf aus Bronze in Lebensgrösse, offen-
bar ein Porträt'; er wurde elf Fuss unter einem byzanti-
nischen FusOioden im Apollotempcl gefunden. Die über-
wiegend realistische Ausführung leidet an trockner Be-
handlung, ist aber charakteristisch als Erzarbeit. Irre ich
nicht, so hat der Künstler eine Maske nach dem Leben
genommen, wie uns dies von Lysikrates dem Bruder des
Lysipp überliefert ist. Die Details sind von der sorgfäl-
tigsten Genauigkeit. Die Augenwimpern sind durch Punkte
an den Rändern der Augenlider angedeutet, eine Eigentüm-
lichkeit die ich mich nicht erinnere schon jemals bemerkt
zu haben. Die Bronze ist wahrscheinlich gleichzeitig mit
den herculanischen jetzt zu Neapel befindlichen Funden.
Hohle Löcher sind für die Einsetzung gläserner Augen
bestimmt.
10. Kopf aus Marmor, etwa lebensgross. Dieser
Kopf ist nicht nur durch die Trefflichkeit seiner, wie es
scheint, griechischen Arbeit bemerkenswert!), sondern auch
der Thatsache wegen, dass die aus Glaspasten gefertigten
Augen noch in den Löchern erhalten sind; nur die Pu-
pillen fehlen. Der Kopf ist rauh gelassen (rougly torled),
um an der Stirn eine Kopfbedeckung oder einen Helm
von Bronze oder buntem Marmor zu erhalten.
Sehr bemerkenswerth ist eine Anzahl kaiserlicher
Büsten und Statuen.
11. Büste des Antouinus Pius von trefflicher Er-
haltung; ein bewundrungswürdiges Porträt.
12. Büste des Lucius Verus oder M. Aurelius,
ebenfalls von trefflichster Erhaltung, aber doch als Skulptur
dem ebengedachten Antouinus nachstehend.
13. Statue, wahrscheinlich der Domitia, oder doch
aus deren Zeit.
14. Büste des Lucius Verus oder Commodus.
15. Büste der jüngeren Faustina.
16. Büste der älteren Faustina.
17. Unbekannte weibliche Büste aus der Zeit der
altem Faustina; sie trägt einen konischen Kopfputz.
18. Colossale weibliche Statue ; der Kopf trägt Dia-
dem und Sehleier. Sie scheint den Königinnen derPto-
lemäer ähnlich. Die Ausführung ist grob, aber die Con-
ception grossartig.
19. Colossale weibliche Gewandfigur; Kopf und
linker Arm fehlen; ohne Attribute, gute römische Statue.
20. Athene mit sehr kleiner Aegis ; römisch.
21. Relief; Libya krönt die mit einem Löwen rin-
gende Nymphe Kyrene; unten ist eine sehr merkwürdige
Inschrift in elegischem Versmass.
22. Fragmentirte Statuette des bocksfüssigen Pan,
mit Bemalung auf dem Körper. Diese Statuette dienle
zur Stützung von Querbalken oder einer andern Last, nach
Art der Atlanten.
23. Colossale männliche Gewand figur, am Kopf
mit Stirnband; in der linken Hand hält sie einen Lorbeer-
zweig. Die Gewandung gleicht der des Sophokles im La-
teran. Da diese Figur nahe am Tempel des Apoll ge-
funden wurde und bemerktermassen mit einem Stirnband
geschmückt ist, halte ich sie für die Porträtstalue eines
Dichters.
245<
246'
Einer Anzahl noch anderer untergeordneter statuari-
scher Funde zu geschweigen sind noch mehrere kleine
Venusbilder hervorzuheben, welche im Tempel dieser
Göttin gefunden wurden. Die Inschriftsteine liefern
besonders Weihungsinschriften für Apoll und andre Gott-
heiten.
Aus brieflicher Mittheilung des Herrn Ch. Newlon.
2. Das Monumentum Ancyranum.
Gleichzeitig mit den afrikanischen Funden brittischer
Alterthumsfrcunde fesselt die glückliche Bereisung Klein-
asiens durch französische Forscher unsere Aufmerksamkeit.
Den Herren Perrot und Guillaume, bisherigen französischen
Pensionären zu Athen und zu Rom , ist es gelungen im
Verfolg jener Reise eines der wichtigsten inschriftlichen
Denkmäler der ersten römischen Kaiseizeit zu vervollstän-
digen. Zu Ancyra, dem heutigen Angora, dessen gehäufte
Trümmer die Reisenden nur mit der Trümmerwelt Roms
zu vergleichen wissen, war nicht nur die seit langer Zeit
unter dem Namen des marmor Ancyranum bekannte grosse
lateinische Inschrift des dortigen Augusteums neuer Prü-
fungen ihres verderbten und lückenhaften Zustandes sehr
bedürftig, sondern es war seit R. Hamiltons Reise (vgl.
archäol. Zeitung 1843 S. 17 ff.) auch die an demselben Ge-
bäude von neuem Anbau überdeckte griechische Version
theilweise lesbar geworden und hatte zur Vervollständigung
jenes testamentarischen Staatenverzeichnisses des Kaisers
Augustus neuen Eifer hervorgerufen. Der grössere Theil
dieser griechischen Version blieb nemlich verdeckt bis es
den gedachten französischen Reisenden durch Ankauf und
Wegräumung der vorgedachten Häuser neuerdings gelang
diesen verborgenen Sehatz antiquarischer Kenntniss zu he-
ben. Laut den durch das Bullettino des römischen Insti-
tuts 18G1 September p. 193 ss. zu allgemeiner Kenntniss
gelangten brieflichen Mittheilungen des Hrn. Perrot an Hrn.
Leon Renier ist diese Unternehmung überaus gelungen.
Eine fünftägige Arbeit liess nach Wegräumung einer mo-
dernen Backsteinmauer den in die alte Tempelmauer ein-
gegrabenen griechischen Text von Anfang an in sehr guter
Erhaltung wiedererscheinen. Hr. Perrot nahm eine Abschrift
von acht Columnen griechischer Schrift, welche bis zur
Mitte der dritten Columne des lateinischen Urtextes reichen
und diesen in seinem sehr lückenhaften Zustand glücklich
ergänzen. Unvollständig sind allerdings hie und da auch
die ersten vier Columnen des griechischen Textes, dagegen
die übrigen fast unversehrt sind. Am Ende der ersten
lateinischen Columne ist eine beträchtliche Lücke vorhan-
den; diese ist jetzt durch zwei jener griechischen Columnen
ausgefüllt. Augustus erwähnt darin seine Ablehnung un-
umschränkter Selbstherrschaft (nvniovaiov uq/i,v) und
des lebenslänglichen Consulats, die von ihm angenommene
Präfeetur der antiona und das von ihm angenommene Prä-
dikat eines prineeps senutus. Alle diese Notizen fehlen in
dem lateinischen Text. Auch das Datum des Testaments
ist nun vorhanden. Hinsichtlich der Verderbniss des la-
teinischen Textes wird bemerkt, dass die bisherigen Ab-
schriften und Ausfüllungen hauptsächlich an ungenauer
Angabe der Lücken litten. — In einem späteren Brief des
Hrn. Perrot aus dem Monat November an Professor Ilen-
zen (Bullettino dell' Inst. p. 125) ist ein Fortschritt der
Aufräumung dadurch angedeutet, dass von der im Ganzen
aus achtzehn und ein halb Columnen bestehenden grie-
chischen Version überhaupt zwölf Columnen abgeschrieben
sind. Diese Arbeit scheint mit grosser Genauigkeit voll-
führt zu sein und hat auch noch andere Ausbeute für
griechische Epigraphik gegeben.
III. Litterat ur.
1. Reisefrüchte aus Griechenland.
Ueber die von den Herren Conze und Michaelis
(vgl. oben S. 145*) auf Kosten der preussischen Regie-
rung von April bis Juni des Jahres 1860 fast durchaus
gemeinschaftlich ausgeführte Reise in Griechenland liegt
ein ausführlicher, aus den Annalen des archäologischen
Instituts besonders abgedruckter '), Bericht uns vor, aus
dessen zahlreichen antiquarischen topographischen und
kunstgeschichtlichen Mittheilungen einige der zumeist her-
vorstechenden Notizen hienach beigebracht werden sollen.
In Argos wurde eine 0,26 Meter hohe Terracotta, mit
dem alterthümlichen Typus einer sitzenden, mit langem
Aermelchiton Stephane und Schleier geschmückten Hera
(deren linke Hand den Schleier leise gegen die Brust zieht,
während die rechte auf dem Knie ruht), für das Berliner
Museum erworben (tav. d'agg. A. p. 17). Ebendaher wird
eine längere Inschrift zu Ehren eines Zenon, Sohn des
Hekatodoros von Argos, interessant wegen ihres Bezugs auf
eine Genossenschaft dionysischer Künstler und auf den
bithynisehen Körnig Nikomedes, mitgetheilt, wonach die In-
schrift etwa ums Jahr 70 vor Chr. zu setzen ist. — Das
Löwenthor in Mykenä betreffend, wird in Widersprach
gegen Gattung die inmitten des Bildwerks befindliche Säule
') Rapporto (Tun viaggio fatto nella Grecia nel 1860 Ja A. Conze
ed A. Michaelis. Estratto dagli Annali dell' Institute, di conispon-
denza arcueologica T. XXX11I. Roma 1801. 90 S. 8.
als abgerundet und die Durchschneidung der Basis durch
eine senkrechte Linie versichert; die Zeichnung in der
Expedition de Mon:e wird als richtig anerkannt. Statt in
der gedachten Säule ein Götterbild vorauszusetzen, wird
deren Verständniss in der Uebertragung von Formen der
Holzbaukunst in die Skulptur gesucht und auf die Ver-
gleichung lvkischer Denkmäler verwiesen. Ebenfalls durch
Vergleichung anderer Denkmäler, namentlich eines thasi-
schen (Conze Inselreise S. 9), wird es in Frage gestellt, ob
im Bildwerk des Löwenthors wirkliche Löwen oder vielmehr
pantherähnliche Thiere vorauszusetzen sind (p. 18ss.). —
Die Üertlichkeit der steilen Burg von Midea hatte Cur-
tius in dem Paläokastron xijc ^ltvdgäg erkannt; hiezu
haben genauere Bestimmungen und ein kleiner Plan jener
Gegend (tav. F, 1) sich geben lassen. Andre berichtigte
Anschauungen gelten der Topographie von Lerna (tav.
F, 2). Der Tempel der Demeter lag nordwestlich von dem
See, wie ein vor einigen Jahren daselbst gefundner und
mit andern Alterthümern nach Nauplia gebrachter (vgl.
Archäol. Ans. XIII S. 57*) Stein anzeigt, der die interes-
sante metrische Inschrift trägt:
Büxy/p /ie Bäxyiiv xat JJgnüriiv(ii[u] &ttö
2ti'iouvto /Irjuvg h xuj";;{<k/[hJ dö/itw
T<)v 'Ao/i\}.a\oi' 7iu[i]da öuwv[v}u[oi>) nui[gi]
Biixyov ).[v]utw [j']i?C di nty(/''[p]o/[?] ^aif/f]
Quifjio slvxu[(ü\ o[i;]k«« ivihwv ....
247<
24S
ö*
Nachdem der Bericht noch über die Topographie der
Strasse voq Argos nach Mantinea und der letzteren
Stadt sich verbreitet hat, wird von Skulpturen aus Tegea
gehandelt, welche im heutigen Achuria in einem Schulhaus
sich befinden. Besonders beachtenswerth als Friesfragment
erklärt sich das Reliefeines Löwen, der ein Rehkalb angreift;
zwei andre Fragmente desselben Frieses, das eine einen
Löwen, das andre einen stössigen Stier darstellend, Hess
noch sonst in der Nähe sich nachweisen (vgl. Bursian im
Archäol. Anz. S. 479*). Aus stylistischen Gründen finden
unsere Reisenden sich bewogen, jene Friesfragmente auf die
Zeit zurückzuführen, in welcher Skopas den tegeatischen
Athenatempel ausschmückte. Als Irrthum wird es gerügt
dass Ross den gedachten Löwen für den Rest eines Sar-
kophagreliefs hielt. Auf römische Zeit muss man dagegen
ein Marmorrelief von roher Arbeit zurückführen, das deu
Achill in römischer Tracht darstelli, wie er den Leichnam
Hektor's an seinem Wagen schleift (p. 31 tav. B, a); ein
gleiches gilt von den übrigen bereits durch Ross (Reich
und Kaiser S. 70. 73) und Bursian (Archäol. Anz. XII
S. 479*) bekannten Skulpturen. — Aus Megalopolis
wird ein kolossaler Zeuskopf wie auch das Bildwerk eines
Jünglings erwähnt, der ein Ross führt (p. 33). — Unter
den zu Sparta zum Theil aus neuer Auffindung bemerk-
ten Skulpturen steht obenan ein vierseitiger Stein, der
unweit des Theaters aus einem Grabe hervorgezogen wurde,
in welches er ursprünglich nicht gehörte. Die Reliefs
dieses räthselhaften Denkmals zeigen überraschende sty-
listische Aehnlichkeit mit den bekannten uralten Metopen
von Selinunt. Auf der einen Huuptseite (2) durchstösst
ein bärtiger Mann mit breitem Schwert in der rechten
Hand die vor ihm stehende Frau, die er mit der linken
am Kopf gefasst hält. Die Frau welche lang bekleidet und
verschleiert ist, erhebt die Rechte und sucht mit der Lin-
ken das Schwert zu hemmen; die andre ganz ähnliche
Hauptseite (1) ist weniger gut erhalten. Die rechte Haud
des Mannes ist abgebrochen; die nicht verschleierte mit lan-
gen Locken versehene weibliche Figur scheint in die Sichel
des Mannes zu greifen. Iliezu gesellt sich auf jeder der
Nebenseiten eine aufwärts gewundene Schlange (p. 34 ss.
tav. C). Anderer minder erheblicher Skulpturen zu ge-
schweigen, verdient die nicht geringe Zahl noch vorhan-
dener spartanischer Bildwerke Beachtung, welche sich auf
den Dienst der Dioskuren beziehen, und wiederum ist unter
diesen ein mehrfach frei wiederholtes Relief hervorstechend,
welches zwischen beiden göttlichen Brüdern eiu weibliches
Idol (p. 38 ss. tav. D) zeigt. Die Beziehung dieses Idols
auf Helena liegt nahe und ist zugleich mit llinweisung auf
die aus Pindar bekannten Theoxcnien, denen die Diosku-
ren vorstanden, von den Berichterstattern für diesen ihren
schätzbaren Fund sofort geltend gemacht worden. Aus
den zugleich beigebrachten Inschriften ist der dreimal wie-
derholte Ausdruck latvügioi hervorzuheben, welcher mit
gutem Grund nicht sowohl auf die Bevölkerung von Tä-
naron gedeutet, als vielmehr den bei Ilesychius als xaivu-
Qtniui erwähnten Vereinsgenossen eines dem Poseidon
gewidmeten Festes gleichgesetzt wird (p. 44). — Für die
Ortskunde von Amyklä wird der von Sklavochöri, dem
vermuthliehen Amyklaion, in der Entfernung einer römi-
schen Millie nordöstlich gelegene Uügel nach seinem steilen
Abbang und zahlreichen Trümmerspuren als eigenste Oert-
lichkeit der allen Stadt bezeichnet, mit welcher ein neuer
Ort Tsiausi und eine Kirche der siyvr) KvQiuy.i] überein-
stimmen soll. Für die Oertlichkeit von Pharis ist ein
berichtigender Plan (p. 49 tav. F, 4) gegeben ; es wird be-
merklich gemacht, wie auf dem Gipfel der Höhen von
Vaphiö ein länglicher sarkophagähnlichcr Fels von 60—80
Fuss Dinge die Gegend beherrsche, sodann wie das dor-
tige (aus Mure's Besehreibung im rheinischen Museum
bekannte) Schatzhaus in ganz ähnlicher Entfernung und
Richtung zu der Burg von Pharis sich befinde, wie auch
die ähnlichen Gebäude von Mykenü und Orchomenos zu
ihren Akropolen. Das Menelaion, welches bei Curtius
(II, Tafel 10) südlich von Therapne angegeben ist, soll
vielmehr nördlich davon über Mason nachweislich sein
(p. 50). — Aus Messene wird ein stehendes weibliches
Götterbild mit Modius erwähnt, welches nach Darstellung
und grober Technik zwei ähnlichen Votivreliefs einer Da-
mokleia, vormals im Museo Nani, jetzt zu Avignon, ent-
spreche (p. 51). Zu Konstantini ward die seit ihrer ersten
Publication im Archäol. Anz. 1858 S. 253*rY. vielfach be-
sprochene Mysterieninschrift des Karneiasion neu ver-
glichen (p. 51 ss. ); auch wird nachgewiesen, dass ihr
Auffindungsort Kamarais, wo sie zugleich mit Sarkophagen
gefunden wurde, der Ort ihrer ursprünglichen Bestimmung
nicht war. Vielmehr lag das Karneiasion beträchtlich da-
von entfernt, etwas südlich von Andauia, am rechten Ufer
des Flusses Sand;'mi (Xüyadpnt;), wo bei der Ortschaft
Philia, vor einer Kirche, eine Quelle entspringt, in welcher
man den Quell lAyvrj der Mysterieninschrift (p. 16) wieder
erkennt (p. 56). — Von Phigalia aus ward das Gebirge
Elaion und die Höhle der schwarzen Demeter aufgesucht,
welche von unsern Reisenden mit Ablehnung der nahe bei
Pavlitza gelegenen /.lavtioo nijlutu in einer abwärts vom
rechten Ufer der Neda auf schauerlichen Wegen erreich-
ten, jetzt als aztifxiov zijg üuvayiag geheiligten, Höhle,
der einzigen welche im weiten Umkreis dafür iu Rede kam,
wieder erkannt ward (p. 58ss.). — In einem Privathaus
zu Aegion ward ein bei der Seltenheit des Erzgeräthes
aus griechischem Boden beachtenswerther Fund, nemlich
ein im Garten jenes Hauses ausgegrabener Caudelaber aus
Erz von der Höhe eines Meter mit zierlicher Anordnung
eines als Träger des Leuchters dargestellten Sileus be-
sichtigt (p. 03). — Verschiedene Skulpturen werden aus
Delphi erwähnt. Eines mehrbesprochenen fragmeutirten
Sarkophags mit Reliefdarstellungeu des Meleager zu ge-
schweigen, den man vor bald dreissig Jahren auffand uud
'zu besserer Aufbewahrung' jetzt neu vergraben hat, ist
ein bereits durch Bursian (Archäol. Anz. XII S. 480*) be-
schriebenes agonistisches Relief, die zum Altar geführte
Quadriga eines Siegers darstellend nun auch in Abbildung
(tav. B, 1) nachweislich; ein andres, von Bursian (a. O.)
als bogenspannender Apoll gedeutetes, wird von den Ver-
fassern des Berichtes auf einen Athleten in der Stellung
des Apoxyomenos bezogen. Auch ein archaischer Apollo-
kopf wird beschrieben; ferner ein weiblicher Kopf (tav. E, 2)
dessen Gesichts- und Schädelbildung in überraschender
Weise an die ungriechischen Formen der flachen archai-
schen Reliefs etruskischen Fundorts erinnerte (p. 65). Von
der Grundmauer des Apollotempels war westlich von der
durch O. Müller ausgebeuteten Stelle ein beträchtlicher
Theil neu zugänglich geworden, aus welchem eine An-
zahl von Inschriften , den durch Curtius bekannten im
Ganzen gleichartig, sich gewinnen liess (p. 67 ss.). — In
Ambrysos wurde eine von Lebas sehr ungenau abge-
schriebene Inschrift neu verglichen ; auch wird einer im
Jahr 1830 ohne Kopf gefundenen Statue der Venus, von
einem Seethier und einem Eros begleitet, Erwähnung ge-
than. — Aus Orchomenos wird ein Grabrelief mit Fa-
miliensccne erwähnt: Vater und Mutter einander gegenüber
sitzend, zwischen beiden am Boden ein Kind in der Wiege,
im Hintergrund etwa eine Tochter und eine Sklavin. Unter
vier Statuen neueren Fundes ist eine bereits von Vischer
beachtete, welche dem aus Marmorwerken und Bronzen
249'
250*
häufig nachweislichen Typus archaischer Apollostatuen
angehört. Diese Figur ist auf Tafel E, 1 nach einer Zeich-
nung von Conze abgebildet und hat zu eingehenden Be-
merkungen des Berichtes über die vorhandenen ähnlichen
Statuen, wie auch über ähnliche Athletenbilder mit ange-
schlossnen Armen (vgl. Puus. VIII, 40, 1) Anlass gegeben
(p. 79s.). Eine ganz ähnliche Statue sahen die Reisenden
auch in Megara. Noch wird ein (Harnisch von grober
Arbeit erwähnt, welcher mit seinem runden Untersatz einem
Siegesdenkmal angehört haben mag. Die berühmte Grab-
stele mit dem Relief eines aufgestützten Mannes, welcher
einen Hund nach einer Cicade schnappen lässt, jetzt im
Kirchhof von Rhomaiiko aufgestellt, ward von den Rei-
senden mit erfolgreicher Beachtung der au der Basis er-
haltenen inschriftliehen Spuren neu untersucht; sie waren
so glücklich in seinen Zügen den Namen eines für Böotien
bethätigtcn naxischen Künstlers Anxenor zu entdecken
(p.83): Ay^viif) tnr>irLütv o Nuyams yiyyenidtg(s\c). —
Die Position von Alalkomenä wird an einem quellrei-
clien Ort eine Stunde unterhalb des unter dem Namen
Petra bekannten steilen Felsens nachgewiesen (p. 86) ; ge-
naue topographische Nachweisungen sind auch über den
Musenhain und die Quellen des Helikon gegeben; auch
wird die Quelle Aganippe in der ßgvnig mv uyiov
NtxoXiiov wiedererkannt. — Als Schlusspunkt der Reise
wird Eleusis mit Verweisung auf die im römischen Bul-
lettino gegebene Notiz die neuesten Ausgrabungen betref-
fend erwähnt und bemerkt dass der zugleich mit den
neuesten Funden genannte angebliche Kopf des Poseidon
sich schon seit längerer Zeit in dem Schulhaus befand,
dessen Umbau zu den neuesten Ausgrabungen Anlass gab.
Den Kopf sind die Reisenden geneigt vielmehr für ein rö-
misches Kaiserbildniss, vielleicht das des Pertinax, zu
halten.
Im Allgemeinen darf dieser ungefähre Auszug eines
aus dem Schosse des römischen Instituts hervorgegangenen
Reiseberichts als neuer Beleg uns willkommen sein, wie
manche Spur und Verlassenschaft des klassischen Alter-
thums auf dem so viel durchwanderten Boden Griechen-
lands sich noch auffinden lässt, wenn man mit der gründ-
lichen Sorgfalt daran geht, welche wir der obengedachten
Bildungsreise zwei junger deutscher Gelehrten nachrühmen
können. E. G.
2. Müllers Denkmäler der alten Kunst.
Obiger Titel hat einen guten Klang. Man kann wol
sagen dass mit den Bilderheften, die Otfried Müller sei-
nem Handbuch der Archäologie zur Seite erscheinen Hess,
den archäologischen Studien in Deutschland eine erste
Möglichkeit gegeben ward , über die ästhetischen Aus-
rufungszeichen einiger vorzugsweise bewunderten Kunst-
werke hinaus tiefer als vorher zu wurzeln. Müller sorgte
für ausgewählte Belege der Kunstgeschichte und begann
ein Gleiches für seine Kunstmythologie, für welche Millin's
Güllerie, die allmählich auch bereits veraltete, zwar vor-
handen aber nicht wohlfeil genug war. Der kühne Griff den
Müller zu diesem Behuf sich erlaubte, kostbare Publika-
tionen mit Inbegriff der neuesten für seinen Zweck aus-
zubeuten, ward ihm beim Anfang seines Unternehmens
von den Herausgebern solcher Werke, die ihre schönsten
Zeichnungen immer verkleinert, nicht selten verkümmert
sahen, zwar ernstlich verdacht, kann aber nachgehends ihm
nur gedankt werden, in eben dem Masse in welchem die
Concurrenz andrer Vervielfältigungen sich steigerte und
das für die Kunstdenkmäler empfängliche, namentlich phi-
lologische, Publicum einer reichhaltigen und auch die
neuesten Funde umfassenden Auswahl bedürftig war.
Wie sehr seitdem auch Wieseler, dem man die Fort-
setzung jener Müllerschen Hefte zu danken hat, auf eine
die archäologische Litteratur in weitestem Umfang be-
nutzende Auswahl bedacht war, haben zuerst die drei
kunstmythologischen Hefte gezeigt, die auf sieben von
Müller selbst herausgegebene Hefte gefolgt sind, und zeigt
nun auch die zweckmässige Umarbeitung, die er neuer-
dings den beiden ersten kunstmythologischen Heften des
zweiten Bandes, angedeihen Hess '). Die Ausstattung
dieser Hefte ist ungleich reichhaltiger als sie in der frü-
heren Ausgabe war und ist auch artistisch manchem frü-
heren Heft unbedingt vorzuziehn , woneben der Text
mit einer gelehrten Ausführlichkeit erweitert ist, vor wel-
cher die Müllersche Grundlage manchmal vielleicht allzu-
sehr schwindet. Eine Anzahl wichtiger Kunstdarstellungen
ist hiebei einer neuen Prüfung unterworfen und mit man-
chem neuen Erklärungsversuch begleitet worden ; Einiges
dieser Art mag hienächst zusammengestellt und zu weiterem
prüfenden Nachdenken empfohlen werden.
Die bekannte Glaspaste der Berliner Sammlung, in
welcher gemeinhin der Adler des Zeus von Hebe getränkt
vorausgesetzt wird (in Tölkens Verzeichniss III, 2, 159),
ward bereits von Müller (II, 3, 42) vielmehr auf Europa
oder Aegina gedeutet, für welche letztere nun auch Wie-
seler sich entscheidet. — Eine Stoschische Gemme, von
Winckelmann (Description Stosch II, 3, 162) und Tölken
(Verzeichniss III, 2, 116) auf Danae bezogen welche den
goldenen Regen empfängt, scheint richtiger von Wieseler
(II, 3, 45) auf Leda die mit dem Schwan scherzt gedeutet
zu sein, von welchem wenigstens ein Flügelpaar unver-
kennbar zu sehen ist. — Beachtenswerth , aber nicht ein-
leuchtend, ist Wieselers (II, 8, 99) Aeusserung, dass der
gewöhnlich auf Demeter mit dem Kind Jacchos, von Frie-
derichs aber (Archäol. Zeitung 1859 S. 4ff.) zur Deutung
der münchener Leukothea als Ge Kurotrophos angewandte,
athenische Münztypus lieber auf Aphrodite Kurotrophos
zu deuten sei, die er vom bejahrten Sophokles als Für-
sprecherin bei der Hetäre Theoris (Athenaeus XIII p. 592)
angerufen weiss; der Bezug der Ge Kurotrophos auf das
sichtliche Kind Erichthonios ist in dieser Erklärung durch
keine Nachweisung eines andern mythischen Kindes
überboten. — Für den bei Demeter ganz ungewöhnlichen
Mangel an Bekleidung, der auf einem Borghesischen Sar-
kophag im Eouvre (11,9, 103) die Deutung erschwert, bringt
Wieseler nach Zoega's Vorgang die Trauer der auf dem
Fels Agelastos sitzenden Göttin in Anschlag und sucht
diese Deutung theils durch Beispiele eines von der Schul-
ter gestreiften Gewandes (no. 102. 108) theils durch zwei
attische Münztypen (Beule p. 334) zu stützen, in denen
jedoch die halbnackte Figur nicht einen Felsensitz son-
dern einen (namentlich auf der Kupfermünze deutlichen)
Sessel einnimt. — In gewissen Reliefbildern des Kora-
raubs (II, 9, 108) glaubt Wieseler eine der Nebenfigu-
ren für Aura halten zu dürfen, welche andeute, dass
der Wagen der Demeter nach dem Homerischen Aus-
druck 'mit dem Hauche des Windes' d. h. windschnell
durch die Lüfte fahren wird. Die ebendort und sonst
dann und wann das Sarkophagbild einfassenden Hören
sollen kundgeben dass auch der Todte seine (oo<t haben
werde. — Zu dem cerealischen Sarkophag von Wilton-
house (II, 10, 117) wird gemeint, Kora solle bei des
') Denkmäler der alten Kunst. Nach der Auswahl und Anord-
nung von C. 0. Müller. Zweite Bearbeitung durch F. Wieseler.
Band II. Heft 1. 2. Göltingen 1860. 1801. Tafel I— XXX. S. 1 — 190.
251'
252*
Triptolemos Abfahrt mit ihm den Wagen besteigen, ein
uns bisher unbekanntes und mythologisch unsres Wis-
sens auch nicht unterstütztes Motiv. — Der Test zum
belvederischen Apoll (11,11,124) zeichnet sich durch grosse
Ausführlichkeit, namentlich durch Auszüge der dahin ein-
schlagenden Litteratur aus; dass Wieseler im Verfolg dieser
schwierigen Arbeit momentan Apolls Köcher verleugnet
(S. 53) und schliesslich mit Vischer den von Apollo be-
kämpften Feind nur allgemein in der Idee des Unreinen
erkennt, sind Aeusserungen, die er seitdem bei erneuter
Besprechung der vatikanischen Statue wieder aufgegeben
hat. — Bin bekanntes Tischbeinsches Vasenbild, gewöhn-
lich auf Apolls Epiphanie zu Delos gedeutet, glaubt der
Herausgeber (II, 13, 140) wegen der bacchischen Figuren
vielmehr auf dasselbe Begegniss in Delphi deuten zu dür-
fen ; die Deutung von Jahn und de Witte auf Kyrene wird
gleichzeitig erwähnt.
Als inhaltreiche und zu eingehender Prüfung anre-
gende Artikel des eben erschienenen zweiten Hefts erwäh-
nen wir beispielsweise was über die Colonna'sche Artemis
(no. 167) im Berliner Museum, über die Venus von Melos
(no. 270) und über den belvederischen Merkur (no. 307)
zusammengestellt ist, in welchem Wieseler bekanntlich,
gestützt auf häufige Wiederholungen derselben Darstellung,
einen auch auf Bildnissfiguren übertragenen statuari-
schen Typus des chthonischen Hermes zu erkennen geneigt
ist. Bedenklich erscheinen die Erklärungsversuche des
Gemmenbilds mit einer vom Stier getragenen Flügelgestalt
welche als Nike-Nemesis bezeichnet wird (no. 176) — , der
von Visconti als Virbius gedeuteten vaticanischen Statue,
nach Wieseler (no. 181) eines Apollon Agreus mit Hund
(wobei doch, da der Hund fast ganz neu ist, der ähnliche
Apoll mit dem Greif in Villa Borghese zu vergleichen bleibt) — ,
ferner der als Uierodulen oder spartanische Tänzerinnen
viel besprochenen stets flügellosen Statuen, welche Wie-
seler wegen ihrer ornamentalen Beflügelung auf einem Kai-
serharnisch als spartanische Siegsgüttinnen aufzufassen
vorschlägt (no. 214). — Für das runde capitolinische Re-
lief der zwölf Gottheiten in alterthümlichem Styl wird nach
Anhörung vieler bisheriger Meinungen der Gedanke einer
Rückführung des Hephästos zum Olymp im Geleite Po-
seidons fest gehalten (no. 195). — Das gewöhnlich auf
den Schiffsbau der Argo gedeutete Thonrelief (no. 238)
wird mit besonderer Erwägung der Baulichkeit im Hinter-
grund lieber für ein der Minerva als Schiffsgöttin gewid-
metes Bildwerk gehalten. Viel wird über das, auch uusres
Erachtens vielmehr spätrömische als moderne, Gemmen-
bild eines ansehnlichen Sardonyx verhandelt, in welchem
nicht sowohl eine Sehmückung der Venus als vielmehr die
Darstellung einer wie Venus Anadyomene gefeierten Braut
zu erkennen sei (no. 289). — Viel ist über Hermesbilder
zusammengestellt: zu no. 309 in Bezug auf den angelnden
Gott des Fischerverkehrs, zu no. 326 über die Sphinx als
ein dem Hermes zusagendes Attribut.
Es sind dies nur einzelne Beispiele aus einer grossen
Anzahl gelehrter Erläuterungen, in denen der Leser des
Herausgebers Urtheil nicht selten entscheidender oder auch
bündiger wünschen, daneben aber den grossen Dank nicht
verleugnen kann, zu welchem Wieselers mit steigendem
Erfolg fortgesetzte I'ublicationen durch eine in deutschen
Werken sonst vielleicht nirgends so reich gebotene Fülle
monumentaler Anschauung und prüfender Belesenheit uns
verpflichtet. E. G.
3. Neue Schriften.
Bullettino degü seavi della Societa Colombaria No. IV.
Degli seavi nuovamente eseguiti nell' agro Soanese nella
primavera del 1860. (Aus dein Archivio storico von
P. Cujm.) 12 S. 8.
ConcstahUe (G.): Italic. Spicilegium de quelques Monu-
ments ecrits ou anepigraphes des Etrusques. Clusium,
Orviette, Perouse, Musees de Korne et Trente. (Extrait
de la Revue archeologique.) Paris 1861. 23 S. 8.
Curlius (£.): Ueber die Weihgesehenke der Griechen nach
den Perserkriegen und insbesondere über das platäische
Weihgeschenk in Delphi. Aus den Nachrichten der
Göttinger Ges. d. Wiss. 1861. S. 361—390. 8.
Friederivhs (K.): Apollo mit dem Lamm. Einundzwan-
zigstes Programm zum Winekclmannsfest der archäolo-
gischen Gesellschaft zu Berlin. Nebst einer Nachschrift
von IL Gerhard und einer Bildtafel. Berlin 1861. 12 S. 4.
Vgl oben S. 238.
Gerlach (L.): Ilioneus. Archäologische Plaudereien. Zerbst
1862. 91 S. &
Ovidobaldi (Domenico 6V): Su tro dipinti murali pom-
peiani di Danae e Pefseo. Napoli 1861. 29 S., mit far-
biger Abbildung. 8.
Hühner (E.j: Kpigraphisehe Reiseberichte aus Spanien und
Portugal. Aus den Berichten der kgl. Akademie d. W.
zu Berlin. (1861. S. 721— 835. 938—986) 8.
Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im
Rheinlande. XXXI. Sechszehnter Jahrgang l. (Enthal-
tend des verstorbenen kgl. preussischen ObnstlieutenantB
F. W. Schmidt hinterlassene Forschungen über die Rö-
mcrslrassen etc. im Rheiulandc, bearbeitet von dessen
Bruder Major a. D. E. Schmidt.) Bonn 1861. VIII und
229 S. 4 Tafeln. 8.
Janssen (L. J. F.): Oudheidkundige Reiseberigten uit
Duitschland, Hongarije, Bohemen en Zwitserland. I.
Arnhem 1861. 45 S. 8.
KekuM (H.): de tabula Meleagrea. Accedit tabula litho-
graphica. Berolini 1861. 55 S. 8. Vgl. oben S. 239*.
Mommsen (Theodor): Autobiographie des Venetianers Gio-
vanni Bembo. 1536. (Aus den Sitzungsberichten der
kgl. Akademie d. Wiss. 1861. Bd. I Hft. V.) 31 S. 8.
Midier (L.): De puniske Gudcbilleder. Kopenhagen 1861.
29 S. mit Holzschnitten. 4.
Puyy.ttß}] (A\i$. P.): stöyoz ixtpcovq&ils xutu jtjv
intTitiir tOQtrjv rr,g tuv O&wveiov nuttmairiiiinv
xad-idQvaewi; tft 20. Matm) 1861. 'Ev Ad-fjvat$ 1861.
32 S. 1 Karte. 8.
Ross (L.): Archäologische Aufsätze. Zweite Sammlung.
Mit zwanzig Tafeln. XXI und 085 S. Leipzig 1861.
Enthaltend Aufsätze zur alten Geschichte S. 1 — 200; zur Ge-
schichte der alten Cultur, llcligiun und Kunst S. '.'Ol — 377 Tafel l.ll;
über griechische Baudenkmäler S. 378—425 Tafel III — XV; zur Geo-
graphie und Topographie von Griechenland S. 520 — 532 Tafel XVI
—XVIII; zur griechischen Epigraphik S. 532—085 Tafel XIX. XX.
X'hiet (E.j: De l'archeologie de l'Asie Mineure et des re-
centes ezplorations. (Aus der Revue Nationale.) 27 S. 8.
Weerth (E. (turnt): Das Bad der römischen Villa bei
Allenz. Festprogramm zu Winckclmann's Geburtstage
am 9. Deccmber 1861. Herausgegeben vom Vorstande
des Vereins von Alterthumsfreunden im Rhcinlande.
Bonn 1801. 20 S. 1 Tafel. 8. Vgl. oben S. 240*.
Herausgegeben von /•.'. Gerhard.
Druck und Verlag von G. Reimer.
ARCHÄOLOGISCHE ZEITUNG
H K K A U S G E G E B E N
EDUARD GERHARD
i.ENERAI.SECRETAR DES ARCHÄOLOGISCHEN INSTITUTS ZI! ROM.
ZWANZIGSTER JAHRGANG
enthaltend Denkmäler und Forschungen No. 157—168, Tafel CLVII— CLXVIII, Anzeiger No. 157— 168.
BERLIN.
DRUCK UND VERLAG VON GEORG REIMER.
18 62.
DENKMÄLER, FORSCHUNGEN
UND
BERICHTE
ALS FORTSETZUNG
DER ARCHÄOLOGISCHEN ZEITUNG
HERAUSGEGEBEN
VON
EDUARD GERHARD
GENEKALSECRETAK DES ARCHÄOLOGISCHEN INSTITUTS ZU ROM
ZWANZIGSTER JAHRGANG,
enthallend Denkmäler und Forschungen No. 157—168, Tafel CLVII — CLXVIII, Anzeiger No. 157—168.
BERLIN,
DRUCK UND VERLAG VON GEORG REIMER.
186 2.
217
218
DENKMÄLER UND FORSCHUNGEN.
Archäologische Zeitung, Jahrgang XX.
JM 157. 158. 159 A. Januar bis März 1862.
ilypiios der Schlafgott. Trunkener Dionysos. — Eros und Psyche an Tischfüssen zu Berlin und Bologna.
I. Hypnos der Schlafgott.
Hiezu ilie Abbildungen Tafel (XVII. CLVIII, 1.
CLI.V, 1. •„'.
Gleichsam als Gegenstück des freundlich in
raschein Schritt herannahenden Jünglings, der als
Spender des Jahressegens im Anfang der beiden
letzten Jahrgänge dieser Zeitschrift ') uns beschäf-
tigte, tritt in noch edleren Kunstformen die nicht
minder freundliche Gestall des als Jüngling gedach-
ten Schlafgolles aus mehreren antiken \\ iederholun-
gen uns entgegen. Es geschieht dies in einer Zu-
sammenstellung, welche hei Erläuterung eines wich-
tigen, den Schlafgott mit Bacchus und Ariadne
verknüpfenden, vaticanischen Grabsteins*) in diesen
Blättern bereits von Otto Jahn angewandt wurde,
ohne dass die seiner Auslegung zur Stütze gerei-
chenden Bildwerke damals sich anschaulich machen
Hessen. Diesen Mangel jetzt zu vergüten sind wir
hauptsächlich durch einen Abguss des vorzüglichsten
jener Bildwerke, der Madrider Statue, veranlasst,
welcher zugleich mit andern Abformungen dortiger
Marmore durch Emil Hühners Eürsorge ins könig-
liche Museum zu Berlin gelangt ist und nebst den
andern von Jahn verglichenen Bildwerken jetzt etwas
näher \on uns betrachtet zu werden verdient.
Tafel CLV11. Die gedachte Ma rmorsta lue
des Museums zu Madrid führt fast in Lebens-
grösse 3) offenbar denselben Jüngling uns vor Augen,
der in dem oben erwähnten Grabrelief des Vaticans
als unverkennbarer Schlafgott, mit Mohnstengel und
•) Denkmäler und Forschungen Tafel CXXXI1I. CXXXIV S. 1 ff.
(bunus eventus) 137 ff. (novus annusj.
J) Grabstein des Claudius Philetus: oben Tafel CXLI S. 97 ff.
x) Hoch lj Meter; früher abgebildet bei Clarac musee de
sculpture 666 C 1512 C als Merkur, lieber Herkunft und manche
andre Besonderheiten der Statue lassen wir Hrn. Emil Hühners Notiz
in einer Beilage am Schluss dieses Aufsalzes folgen.
einem Trinkhorn einschläfernden Saftes 4) die Wege
der Sterblichen leisen Schrilles durchwandernd, dar-
gestellt ist. Dem statuarischen Bedürfniss gemäss
trilt er fester hier auf, auch sind seine Formen kräf-
tiger, woneben der minder erhebliche Unterschied
dass er mit dem linken Euss, nicht wie dort mit
dem rechten ausschreitet, ins Auge fällt. In solcher
Weise vorschreitend mit vorgebücktem Körper und
freundlich gesenktem Haupt war der jugendliche
Schlafgott dieser Statue ohne Zweifel beschäftigt
das Hörn, welches er im hocherhobenen rechten
Arm hielt, mit abwärts gewandter Mündung über
die Sterblichen welche sein Weg berührt einschlä-
fernd ausströmen zu lassen, während der zurück-
gewandte linke Arm in gleichem Sinne den üblichen
Mohnstengel halten mochte, wie ihn der Schlaf-
gott des vaticanischen Reliefs uns zu erkennen eiebt
Den Inhalt der früherhin auf Merkur b) bezogenen
Darstellung noch mehr zu sichern darf man die
Fliigelchen an den Schläfen des Gottes nicht über-
sehen, eine Eigentümlichkeit welche, so oft sie sich
findet6), nicht sowohl auf raschen Flug7) als auf leise
Annäherung "), vielleicht auch auf Beschirmung eines
*) Laut gangbaren Dichterstellen (Slat. Theb. V, 199. Sil. It.
X, 352) und den weiter unten zu besprechenden Kunstdarstellungen.
Das Attribut des Mohnstengels ist wohlbekannt aus Virgil Aen. V, 254:
Ecce deut ramum Lelhaeo rare madenlem .... super ulraque
tpuutat tempora. Vgl. Sil. lt. X, 355.
') Auf den Merkur ward sowubl dieser Marmor als auch die
florentinische und die Wiener Erzfigur in den älteren Verzeichnissen
der betreffenden Sammlungen gedeutet.
*) An Merkursköpfen mit vermutlichem Bezug auf den Psycbo-
pompos; ausserdem kommen hier die von Emil Braun behandelten
•Kunstvorstellungen des geflügelten Dionysos' (München 1839) in Rede.
7) Wie allerdings Pausanias III, 19, 6 die Flügel des Dionysos
l'silax sich auslegt.
s) Dem Fluge der zarten Schwalbe vergleichbar laut der von
Jahn (Beiträge S. 55) angeführten Stelle des Redners Fronto:
(somnum) dementer pinnis leneris in mutitim Mrundinum adcolare.
219
220
dem Wechsel von Licht und Finsterniss ausgesetzten
Angesichts bezogen sein will. Man hat also den
Schlafgott hier vor sich und hat zu genauerem Ver-
ständniss seiner Darstellung sich nur etwa noch
darüber zu einigen, ob die euphemistische Gräber-
beziehung desselben , die auf dem valicanischen
Grabstein uns nahe gelegt wird, auch schon die ur-
sprüngliche dieser Statue war. Die rein griechische
Kunst, welche aus diesem Werke spricht, macht
einen solchen ursprünglichen Gräberbezug an und
für sich nicht wahrscheinlich; derselbe ist aber um
so mehr abzulehnen, da ein der Madrider Statue
eigenthümliches Symbol noch in Erwägung kommt.
Am Baumstamm welcher dem linken Bein dieser
Statue zur Stütze gereicht sind zwei Eidechsen, die
eine aufwärts die andere abwärts laufend, ange-
bracht, und dieses dein höchsten Sonnenstand vor-
zugsweise befreundete Thier scheint den uns vorge-
führten Gott vielmehr auf denjenigen Schlaf zu be-
schränken der, wie der Mittagsschlaf in südlichen
Ländern und wie der leicht verflüchtigte Weinrausch,
den Sterblichen zu harmloser Erquickung , dem
Hypnos selbst zu triftigster Begründung seines Bun-
des mit Asklepios und mit den Musen gereicht. 9)
Der Zusammenhang mit den Dämonen schreckbaren
Dunkels sollte durch jenes Attribut der Tageshelle
beseitigt sein; es ist nicht sowohl der Zwillings-
bruder des Todes 10) der hier uns vorgeführt wird,
oder der selbst müde Schlafgott anderer Kunstdar-
stellungen "], als jener jugendlich frische, den Gra-
zien holde, wachsam wohlhäbige Dämon, der auf
dem Ida nach Heras Wunsch die Mittagsruhe des Zeus
Das Wehen der Fittiche kann für einschläfernd gelten laut Properz
I, 3. 45: Dum nie iucundis lapsam sopur impitltt alix, wo die Fit-
tiche dem ).rj!>aiov Tinnov hei Kallimachos (I). in Del. 234) ent-
sprechen.
') Hypnosbilder heim Asklepieion zu Sikyon: Paus. II, 10,2.
Hypnos der Musen Freund und mit ihnen verehrt zu Trozen : Paus.
11.31,5. Hypnos des Dionysos Begleiter nach Silius VII, 205 wie
nach dem valicanischen Grabstein.
") Hom. II. XIV, 231. Paus. III, 18, 17. V, 18, 1. Vgl. Ger-
hard auserl. Vas. III, 221.
) So der bärtige Schlafgott eines albanischen Keliefs bei
Zoega Bassiril. II, 03.
) Den S. hlafgott Homers (Hias XIV, 231 ss.) in Jugendkrafl sich
zu denkpn verlangt Zoega (Bass. II p. 210) mit der Bemerkung dass
die Grazie Pasithea, durch welche Hera ihn lohnen tollte, einen ju-
beförderte '*) und dem Waldgotte Pan") tagtäglich
zu gleichem Dienste bereit war.
In der Reihe gewählter Statuen von echt grie-
chischer Kunst wird dieser Hypnos fortan eine Stelle
behaupten. Wenn es trotz einer und der andern
Erwähnung griechischer Statuen desselben Gottes u)
an jedem Anhalt uns fehlt das in Rede stehende
Kunstwerk auf einen berühmten Künstlernamen zu-
rückzuführen, so wird man doch leicht darüber sich
einigen, dass es in noch etwas strengem Styl dersel-
ben neualtischen Kunstrichtung nahe vorangeht, aus
welcher der Apollo Sauroktonos und der Apol-
lino herrühren. In der vollendeten Durchführung
der Verhältnisse und Formen l5) wie in der Sicher-
heit kühner Bewegung ist dieser Eindruck hinläng-
lich begründet, um uns Besonderheiten, welche man
vielleicht auf strengere Stylgesetze einer älteren
Kunst zurückführen möchte, aus anderem Grund zu
erklären. Auffallend ist allerdings die Schärfe, mit
welcher die Augenlider und auch der Band der Lip-
pen gezeichnet sind, und das zierlich geordnete, von
einem dünnen Stirnband gehaltene, hinterwärts ge-
sammelte Haupthaar zeigt ebenfalls eine grössere
Strenge der Behandlung als sie bei Marmorwerken
gleicher Vollendung sonst üblich ist. Ueberdies ist
der lächelnde Ausdruck des Mundes, mit welchem
zugleich die Muskeln der Wangen stark hervortreten,
eigenthümlich genug um es in Frage zu stellen ob
man darin das gezwungene Lächeln der äginetischen
Marmore oder, wenn unsere Statue dem Archaismus
der Kunst sonst nicht angehört, nur einen Ausdruck
der Freundlichkeit zu erkennen hat, mit welcher der
erquickende Schlafgoll allen Sterblichen willkommen
ist. In diese letztere Auffassung einzugehen würde
man sich noch leichter enlschliessen, wenn man die
Erzarbeit vor sich hätte, aus deren für unsern Mar-
mor massgebenden Priorität sich auch jene andren
gendlichen Gott voraussetzen lasst, worin ihm Zannoni (a. O.) bei-
pflichtet.
") Theokrit I, lli: . . . ior lläva tit<5oCxctl^^s^ >] yrtp an
«j'p«c xttvlxa xexfiaxioi txu7i<tvti«t.
'*) Darstellungen des Hypnos: vgl. Anm. 9.
'') Kunsterfahrne Beschauer pflegen besonders gern auch bei
der Ansicht des Kückens, so wie in genauer Betrachtung der mei-
sterhaft ausgeführten Schenkel und Beine zu verweilen, welche übri-
gens durch verhilltnissmässige Kürze die Statue mehr gedrungen ab)
schlank erscheinen lassen.
221
222
Besonderheiten erklären. Die Annahme einer sol-
chen Priorität wird theils durch die schwierige Frei-
stellung der Statue, theils durch den Baumstamm
uns nahe gelegt, der als vermutlicher Zusatz des
Mannorarbeiters betrachtet werden darf — , in Erwä-
gung dass er, dem dargestellten Moment raschen
Laufs ohnehin widerstrebend, bei dem in anderer
Beziehung günstigsten Standpunkt unsres Kunst-
werks das rechte Bein geradezu verdeckt. Die hie-
nächst zu betrachtenden kleinen Erzfiguren gleicher
Darstellung vervollständigen den Beweis, dass jenes
dem Marmorarbeiter als Stütze erforderliche Bei-
werk dem voraussetzlichen Urbild in Erz völlig
fehlte; woneben es anzuerkennen ist, dass bei der
Ausführung in Marmor dem stützenden Baumstamm
das Attribut der Eidechsen hinzugefügt und der
Grundgedanke der Statue dadurch noch anschau-
licher gemacht wurde. ,6)
Tafel CLVIII, 1. Erzfigur der Gallerie zu
Florenz. Diese von Lanzi zuerst als Mercur dann
aber richtiger von Znnnoni gedeutele l;i Erzfigur
von zwei Palmen Hohe stimmt mit der Madrider
Statue im Wesentlichen überein, deren vorher als
lästig bezeichneter Baumstamm hier wegfällt. Uie
Figur schreitet ebenfalls mit dem iinken Bein aus;
Richtung und Bewegung sind nur wenig verändert.
Oberhalb der Flügelchen des Angesichts zeigt die
Figur in ihrem Haar linkerseits eine Mohnblume,
welche zu einem nicht sichtlichen Stirnband gehören
konnte. Der Haurputz zeichnet durch künstlich ge-
ordnete, auf beiden Seilen herabfallende, Flechten sich
aus. ") Beide Arme sind hier wohlerhallen; von
ihren Attributen ist der mit der linken Hand ge-
[assle Mohnstengel nachweislich aber zerstört, der-
) Wer iliese Eidechsen lieber für ursprünglich halt, ist unbe-
hindert sie auch an ilcr Basis eines metallenen Urbildes sich zu denken.
'") GaUeria di Firenze IV, 3 tav. 138 p. 1 30ss. Eine verklei-
nerte Abbild Hien Figur ist auch in Wiesclei's Denkmälern
11, 8 7 ö gegeben. Der von Zannoni aufgestellte Unterschied, dass Mer-
kur die Flügelchen in oder auf dem Haar, der Schlafgült aber sie
an den Schlafen trage, ist nicht schlagend, wie denn auch die vor-
liegenden Itcpliken des Scblafgolls seine Flügel meist mitten im Haar-
wuchs nachweisen.
I8J Hie "weichliche Korperbildung', welche Wieseler (a. 0.)
dieser Eizligur beilegt, ist mehr aus deren künstlicher und fast 'wei-
bischer' Haartracht gefolgert als augenfällig; sie kann um so weni-
ger eingeräumt werden, wenn man eine Replik der Madrider Statue
und deren im Ganzen doch kräftigen Formen hier vor sich sieht.
gestalt dass ein Theil des nach aufwärts gerichteten
Stengels übrig ist; die Dicke desselben, durch
welche Wieseler zur Annahme einer Fackel ver-
leitet ward, ist an derselben Figur auch in den Re-
liefdarstellungen auffällig. ,9) Ungleich deutlicher ist
das Attribut andererseits. Vom hocheihobenen rech-
ten Arm sehen wir dasselbe an seinem schmalen
Ende gefassl. Die betreffende Hand ist nach innen
gewandt, wie es nach der Richtung des Armes auch
an der Madrider Statue vorauszusetzen ist, und lässt
einschläfernde Flüssigkeit aus der nach unten ge-
wandten Mündung ausströmen. ") Dass ein Hörn
zum Behälter des zauberischen Saftes gewählt ward,
erklärte Zoega durch die aus Elfenbein gedachte
Pforte der Träume.
2. Erzfigur des kaiserlichen Antikenkabinels
zu Wien. Diese mit noch einer andern Replik von
Olto Jahn nachgewiesene ") und auf dessen Anlass
gezeichnete Erzfigur stimmt bei überwiegendem
Kunstwerth mit der flor entmischen Bronze und, ab-
gesehen von dem auch hier fehlenden Stamm, be-
sonders mit der Madrider Slatue überein. Der Kopf
ist auch hier mit einem Stirnband versehen, unter-
halb dessen die Flügel aus vollem Haar heraus-
treten ; hinterwärts ist das Haar in einem Knauf ge-
sammelt. Der rechte Arm hall wiederum das Hörn
doch ohne Angabe von Flüssigkeit; der linke gleich-
falls wohlerhallene tritt etwas mehr vor als in der
Madrider Statue und hielt, nach der Oeffnung der
Hand zu urlheilen, den Mohnstengel nach unten ge-
senkt, der in der vorigen Erzfigur no. 1 vielmehr
aufwärts gerichtet sein mochte, wie es in dem vali-
canischen Grabstein und in dem hienächst zu be-
sprechenden Relief des Louvre der Fall ist.
Tafel CLIX, 1. Sarkophagrelief des Endymion
im Campo santo zu Pisa nach Lasinio's Abbildung. ")
") Hiese Annahme Wieseler's ia. 0. ist auch mit der Haltung
der Hand sowohl an der florentiiiischcn als üer Wiener Erzfigur nicht
vereinbar. Eher hätte an einen Stab u; ch Analogie des Hermes-
stabes sich denken lassen (Jacobi Worterb S. 851 , obwohl der
Ausdruck einer Lethaea virya (Sil. It. X, 350) nicht dazu nulhigl.
Wie es bei Statius (Theb. \. 199) beisst: lmplarido fundit
grovia vliu corptl. Vgl. Zoega Bass. II p. 207.
:') Jahn in den Sitzungsberichten der Leipziger Gesellschaft
1853 S. 142. 152; die zweite Replik ist kleiner und minder er-
heblich.
2!) Lasinio raecolta di scullure dcl campo »anto di Pisa. Pia»
1814. 4. tav. 63.
223
224
Unter den zahlreichen Endymionreliefs ,3) ist das
vorliegende hei beschränklerem Umfang eines der
gefälligsten. An seinen Enden jederseits von dem
üblichen Todtengenius, dem Flügelknaben in trauern-
der Stellung mit gekreuzten Beinen und umgestürz-
ter Fackel, eingefasst, ist die Darstellung linkerseits
vom eben angelangten Wagen Selenens, rechterseits
von dem ihres Besuches gewürdigten Endymion und
dem ihn betäubenden Schlafgott ausgefüllt. Der
zweispännige Wagen, welchem die rechtshin eilende
Selene so eben entstiegen ist, steht in linkshin ge-
wandter Richtung; er wird angehalten von der kurz-
bekleideten, hier ausnahmsweise ungeflügelten 2'),
Wagenlenkerin, vermuthlich Iris"), welche mit ihrer
Linken die Peitsche haltend ohne Zweifel die beiden
Rosse zügelt vor welchen sie steht; ein Liebesgott
ist stehend auf einem der Rosse zu denken, ein an-
derer innerhalb des Wagens bemerklich. Selene,
kenntlich an der über ihrem Rücken hervorragenden
Mondsichel, in langem von der rechten Schuller ge-
streiftem Gewand, den bogenförmig wallenden Peplos
mit beiden Händen fest hallend, steht bereits vor
dem sitzend einschlummernden, auf seinem Mantel
ruhenden Endymion, dessen Haupt mit darüber ge-
legtem rechtem Arm durch die sanfte Gewalt des
nahenden Schlafgoltes müde zusammensinkt. Der
gedachte Schlafgott, gegen welchen Endymion's Hund,
vielleicht hellend, vergebens aufblickt, schreitet am
rechten Ende der Darstellung in ganz ähnlicher
Weise herbei wie seine vorher betrachteten Einzel-
bilder es zeigten, nur dass statt des linken Fusses
der rechte vortritt, wie es für eine nach linkshin ge-
wandte Reliefdarstellung kaum anders sein konnte
und auch auf dem vaticanischen Grabstein der Fall
ist. Er ist jugendlich, an den Knöcheln ") sowohl
") Zusammengeslelll und erläutert in Jahn'? archaol. Beiträgen
S. 51 ff., woncben icü eine frühere denselben Gegenstand betreffende
Abhandlung ungedrurkt liess.
'*) Ungeüügell ist diese Figur noch in einigen andern Repliken
(»gl. Jahn S. 58), sofern deren Zeichnung sieber ist,
**) Auf Iris lieber (als auf eine Höre, wie Jahn meint, diese
Figur zu deuten bestimmt mich ihre kurze Bekleidung. Eine Nymphe
der Artemis war nach Tracht und Verrichtung hier noch natürlicher
vorauszusetzen, ist aber mit der üblichen ßeflügeluug nicht vereinbar.
**) Diese Flügel am Knöchel, die sonst beim Scblafgott nicht
vorkommen , sind durch die Analogie der an gleicher Stelle nicht
eilten beflügelten Hermesbilder begreiflich, bin Scblafgott ward von
als im Haar mit kleinen Flügeln versehen, und giesst
wie in den statuarischen Darstellungen mit umge-
kehrter rechter Hand das einschläfernde Hörn über
Endymion aus, während seine jetzt zerstörte linke
Hand den auch am Arm noch nachweislichen Mohn-
stengel aufwärts hielt. Im Hintergrunde des Bildes
sind drei Bäume verlheill, von denen der mittelste
Selenens Bogen und Köcher müssig aufgehängt zeigt.
Das ganz? Bild ist mannigfach verletzt, doch erhalten
genug um seine Hauplzüge, die wir hier auch mit
LTebergehung des Deckels27) zusammenfassten, für den
vorliegenden Zweck unabweislicher und übereinstim-
mender Darstellungen des Schlafgotts mit Sicherheit
uns vorzuführen.
2. Grabrelief der Claudia Fabulla im Mu-
seum desLouvre. Dieses nicht unbekannte18) Re-
lief eines kleinen Sarkophags stellt im Vordergrund
eines aufgezogenen Vorhangs, den jederseits eine
aufrecht stehende Fackel umgrenzt, eine vom Schlaf-
gott heimgesuchte Familienscene dar. Wir erblicken
links auf einem Felsensitz einen von seiner Chlamys
leicht bedeckten jungen Mann, der auf das höher
gestellte linke Knie seinen linken Arm aufstützt, so-
dann ihm gegenüber eine auf ihrem Lager schla-
fende, nur unlerwärls eingehüllte Frau, der seitwärts
ein umkleidetes gleichfalls schlafendes Kind sich an-
schmiegt und an den Füssen ein Amor zur Seite
steht, endlich den Schlafgolt in grosser Ueberein-
stimmung mit den vorigen Darstellungen desselben,
wie trotz einiger Verletzung des Marmors sich wohl
erkennen lässl. Deutlich ist dieselbe mit ihrem rech-
ten Fuss vorwärts schreitende und vorwärts geneigte
Jünglingsgestalt, deutlich die Beflügelung seines
Haupthaars und ebenfalls deutlich der Mohnstengel
in seiner Linken, daher es wol keinem Zweifel unter-
liegt, dass auch der fehlende rechte Arm wiederum
ßrauo auch in dem an Schultern und Knöcheln gelliigelten Jüngling
einer Oenocboe mit rutben Deckfarben erkannt, wu derselbe einem
andern sitzenden mit Lanze oder Dreizack entgegenschwebt (Bullet-
tino dell' Inst. 1851 p. 71 s.).
") Dieser in antiker Weise geformte von menschlich gebildeten
Stirnziegeln begrenzte Deckel giebt durch die Zulbat von Wappen-
schildern und neuer Inschrift seinen jüngeren Ursprung zu erkennen,
dergestalt dass auch die Conccption der mit dem ungewöhnlichen
Attribut einer Fackel schwebenden Siegsgöttinnen dadurch verdäch-
tig wird.
") Abgebildet nach Clane musce de sculpture CCXXfl no. 58.
225
226
ausgestreckt mit dem Attribut des einen einschlä-
fernden Saft ausströmenden Hornes zu denken sei.
Die euphemistische Einführung des Schlafgoltes statt
seines nur tödtend bekannten Bruders ist demnach
hier noch enlschiedner vorhanden als es, in Erman-
gelung des dadurch belheiliglen sterblichen Personals,
auf dem Grabstein des Claudius Philetus der ball
ist, von dessen leise herannahender fasl knabenhafter
übrigens aber ganz ähnlicher Eigur unsre Verglei-
chung anderer Beispiele desselben Schlafgoltes aus-
ging. Einem Hauplbild von Bacchus und Ariadne
zur Seile gestellt konnte jener zarte Hypnos allen-
falls nach Zoega's 2S) Ansicht als Schlalgott des
bräutlichen Lagers dem Dionysos und seiner Ge-
nossin beigesellt sein. Da aber auch der Euphemis-
mus dieser bacchischen Vermählung aus Sarkophag-
reliefs 30) nicht unbekannt ist, so ist es gewiss wohl
begründet den Schlafgott ähnlicher Grabdenkmäler
im Doppelsinn seiner Todesbedeulung zu fassen,
während die von uns betrachteten statuarischen Vor-
bilder derselben Figur von solchem Doppelsinn früher-
hin unbetheiligt gewesen zu sein und nur der harmlosen
Bedeutung des Schlafgolts gegolten zu haben schei-
nen, wie sie aus Sophokles 31) und aus sonstigen
Dichterstellen uns geläufig ist. Aus den überaus
mannigfaltigen, nach Alter Tracht und Beflügelung,
passivem oder activem Zustand, wechselnden Dar-
stellungen des Schlafgolts, die man von den Zeiten
der Kypseloslade bis zur Ueberfüllung der römischen
Sarkophage nach Zoega's ") Anleitung verfolgen
kann, stellt sich der hiemit aus gewählten Belegen von
uns anschaulich gemachte Hypnos mit dem unver-
kennbaren Vorzug echt griechischer Erfindung her-
aus, auf dessen Grundlage bei künftigem Anlass
noch manche verwandte Forschung, namentlich in
Betreff des entsprechenden bärtigen Hypnos und sei-
**) Zoega Bassirilievi II p. 211 ; Jahn (archäol. Zig. XVIII S. 100)
stimmt Dickt bei.
■'") Der von Bacchus im Schlaf aufgefundnen Ariadne steht nicht
selten der Schlafgott zur Seite, wie auf andern ähnlichen Werken
der Thetis und dem Endymion. Vgl. Zoega a. 0. p. 209 s.
") Sophokles im Hhiloktet 827: "Ynv iävvat «<T«>jc, "Ynve
<T üXy&ov, tvarjS rjfiiv U&otf, fiaiiov (ovni.
") Zoega Bassir. II p. 206 ss. Viel Varianten der Bildung des
Schlafgolts sind schon aus dessen häufigen Wiederholungen auf den
Endymionreliefs (Jahn a. 0. S. 53 f.) zu entnehmen.
nes als Dionysos Psilax benannten Doppelgän-
gers 33), zu erwarten steht. E. G.
Beilage.
Zur Statue des Schlafgottes Tafel CLVII.
Die Statue des Schlafgolts steht in dem königlichen
Museum der Seulpturen in Madrid in dem grossen Saale
rechts, unter den freistehenden Werken in der Mitte. Sie
tiihrt die alte Nummer 530 und ist unter dem Namen el
Mercurio bekannt. Sie stammt, zufolge nicht sehr siche-
rer mündlicher Tradition aus dem Besitz der Herzöge
von Frias, vielleicht aus deren Palast in Valladolid, und
ist der Sammlung erst durch die Königin Marie Christine
einverleibt worden. Sie ist gerade 1 ' . Meter hoch. Er-
gänzt ist absolut nichts daran. Doch finden sich in den
Stumpfen der Arme Löcher, welche früher vorhandene
Ergänzungen derselben voraussetzen lassen. Das linke
Bein hat über dem Knie einen kaum merklichen Riss;
doch scheint es nie wirklich gebrochen geweseu zu sein.
Die Nase, die Spitze des rechten Flügels am Kopf und
die Locke daran, der Geschlechtstheil und einige Zehen
des linken Fusses sind abgestossen, die des rechten voll-
kommen erhalten. Ausserdem ist nur die Oberfläche des
linken Oberschenkels etwas durch Feuchtigkeit zerfressen,
und unter der Brust finden sich über den Körper hinweg
einige Schrammen. Sonst ist die Oberfläche des Mar-
mors, des röthlichen, sogenannten greco duro mit grosser
Krystallisation, vortrefflich erhalten, und zeigt, mit Aus-
nahme des Kopfes, die höchste Lebendigkeit der Behand-
lung. Der Baumstamm mit den Eidechsen und der Plin-
thos sind ebenfalls durchaus alt und aus demselben Block
gearbeitet. Die Statue ist darauf berechnet, im Profil,
nach rechts hin schreitend, gesehn zu werden: das zeigt
der auf der gegenüberstehenden Seite abgeplattete Baum-
stamm.
Berlin. Emil Hlbneb.
II. Trunkener Dionysos.
Hiezu die Abbildung Taf. CLVIII, 3.
Das vorliegende Fragment eines Terracotta-
reliefs, früher im Besitz des Grafen Ingenheim, jetzt
eines der schönsten Stücke der hiesigen Sammlung,
ist, wie sich mit ziemlicher Sicherheit behaupten
lässt, ein Stück von dem Innenbild einer Schaale.
") Mit den anregenden Untersuchungen Emil Braun's (oben
Anm. 6) ist dieser Gegenstand noch keineswegs abgeschlossen.
227
228
Man bemerkt nämlich auf der Rückseite des Origi-
nals die Spuren der kreisförmigen Linien, die beim
Drehen auf der Töpferscheibe entstehen und wenn
man die Reste dieser Kreislinien fortgesetzt denkt,
so ergiebt sich, dass das Relief gerade im Mittelpunkt
der Thonplatte sich befand. Daher ist es auch nicht
wahrscheinlich, dass dies Stück zu einer figuren-
reicheren Darstellung gehört habe, es scheint viel-
mehr der Rest einer Gruppe von zwei Figuren zu
sein, denn dass jedenfalls noch eine Figur hinzuzu-
denken, wird sich auch aus der näheren Betrachtung
des Fragments selbst ergeben. Es ist das Ueber-
bleibsel einer Gruppe im Innern einer Schaale, ganz
ähnlich zu denken wie die Innenbilder der bemalten
Schaden, nur dass an die Stelle der Malerei ein
feines flaches Relief getreten ist. An ähnlichen Mo-
numenten fehlt es nicht, auch Schaalen von edlem
Metall sind erhalten mit Reliefdarstellungen in der
Mitte des Bodens. ')
Versuchen wir nun zunächst die Figur zu er-
gänzen. Wie der linke Arm zu denken, ist klar.
Denn es ist an der linken Seile ein Stück von einem
Stabe erhallen und die angespannten Muskeln der
linken Brust und des vom Arm erhaltenen Stücks
zeigen deutlich, dass die Figur diesen Stab hoch an-
gefasst in der linken Hand hielt. Der Stab aber
genügte als Stütze für die Figur keineswegs, denn
betrachtet man die ganze Stellung derselben, so sieht
man, dass die Figur nach der entgegengesetzten
Seite etwas geneigt ist, also hier einer zweiten Mütze
bedarf und das um so mehr, als die Figur keines-
wegs sicher auf ihren Füssen gestanden zu haben
scheint. Es ist in der ganzen Hallung auf das Deut-
lichste ein Zustand der Erschlaffung ausgedrückt als
'| Im künigl. Museum befindet sich eine Thouscbaalc mit dem
Brustbild des Herkules bibax, wo freilich iu dem unruhig hcraus-
springenden llautrclief alles Stylgefiibl, das Gefühl daSB es sich hier
ja nur hui ein dem Ganzen anzufügendes Ornament bandelt, ver-
tebwunden ist. Ferner ist die Schaale des Canoleius zu vergleichen,
auf deren Grand die Rüste eines Silens sich befindet (de Witte, Ca-
binet Durand no. liliij. In <(< in Mittelbild der golduen Schaale im
Parisei Hünzkabinet (Miliin Gal. 126) tat Bacchus dargestellt dem
Herkules einschenkend und am Rande ein barchischer Zug. Anti-
patcr verfertigte eine Schaale von Silber, in welcher er .tiilijiiim
gravutum IMWO COllOCOUitM rriiiia quam caelas.ie dlrtui est (l'lin.
33,155). Dass es in allen diesen Beispielen bacebische Gegen-
stände sind, ist wol nicht zufällig, sondern durch den Zweck des
Geratks veranlasst.
wolle die Figur in sich zusammen knicken. Das
linke Bein hat keinen festen Rand, es sieht wie hän-
gend aus und der Kopf, dessen höchst edler Aus-
druck doch etwas Mattes, Leidendes hat, isl nieder-
gesunken auf die Brust. Es muss auf der rechten
Seite also eine zweite Stütze gewesen sein und da
sich nun zeigen wird, dass die Figur den Dionysos
vorstellt, so kann man nach allen Analogien be-
haupten, dass hier ein Pan oder Satyr den Gott ge-
stützt haben wird, und zwar führt die in den Brust-
muskeln erkennbare Richtung des nicht vorhandenen
rechten Arms darauf, dass der Golt seinem Begleiter
den Arm auf die Schulter gelegt hat. Diese Neben-
figur aber muss beträchtlich kleiner gewesen sein,
weil sonst der Arm höher gehoben sein musste, es
wird wol so gewesen sein, wie es in vielen ähn-
lichen Gruppen der Fall ist, wo ein bedeutend klei-
nerer Satyr stützend neben dem Gott steht, damit die
mächtige imponirende Gestall der Hauptfigur nicht
durch die Maasse der Nebenfigur beeinträchtigt
werde.
Dass hier Dionysos, der sogenannte indische
Dionysos , dargestellt sei vom Rausch überwältigt
auf seinen Thyrsus gestützt, scheint mir zunächst
aus dem ganzen Habitus und der Handlung der
Figur hervorzugehn. Zwar ist er nackt, was an
dem bärtigen Dionysos gewöhnlich nicht der Fall
ist, aber Winkelmann's Bemerkung (4, 120 Eiselein),
dass alle Figuren des bärtigen Bacchus, wenn er
stehend dargestellt sei, ein bis auf die Füsse rei-
chendes Gewand hallen, ist für den heutigen Denk-
inäkrvoiialh nicht mehr richtig. Auch dieser bär-
tige Dionysos ist in Malerei wie in Sculptur 2) nackt
dargestellt. Es sind aber noch zwei Einzelheiten
zu bemerken, die, wie mir scheint, die Deutung auf
Dionysos ganz sicher machen, nämlich erstens sind
von einer breiten Binde, wie sie an Dionysos ge-
wöhnlich ist, noch die Spuren erkennbar, und dann
die Anordnung des Haares. Die Stirn ist mit einem
3) Für die Malerei vgl. z. It. die Berliner Vase no. 1850, wo
Dionysos einen Giganten bekämpft, und auf einer Vase des Lonvre
inline ich auch einen trunknen Dionysos nackt geschn zu haben.
Für die Sculptur vgl. Clarac pl. fi75 no. IÖOOA, welche Figur auch
in der Behandlung des Haares ähnlich ist. Was letzteres betrifft,
so befindet sich auch noch ein Marmorknpf des indischen Bacchus
im Louvre mit je zwei zierlich gedrehten Locken links und rechl9
neben dem Ohr.
229
230
Haarwulst bedeckt und dann über dem Ohr ist das
Haar nicht so, wie es natürlich frei herabfallen würde,
sondern in kurze steif herabhängende Locken ge-
dreht, gerade diese Locken aber linden sich im freien
Styl der Kunst, dem ja unser Fragment angehört,
meines Wissens nur an Dionysos, sowohl an dem
altern als an dem Jüngern. Was ersteren betrifft, so
begnüge ich mich, den berühmten herkulanischen
Bronzekopf anzuführen, der früher als Plalo galt,
dessen Bedeutung als Dionysos aber schon äussere
Kennzeichen feststellen, nämlich die breite Stirnbinde
und der am Halse sichtbare Ansatz des Gewandes,
und in Betreff des jungem Dionysos bietet sich der
berühmte unter dein Namen der capitolinischen
Ariadne bekannte Kopf dar, der giadeso die steif
herabhängenden Locken hat. Diese etwas weibische
Haaranordnung ist bei dem jungem Dionysos, der
auch in seinen Formen dem weiblichen Körper sich
annähert, leicht begreiflich, aber auch bei dem al-
tern, der namentlich wie ihn unsre Terracotla zeigt,
den männlichen Körper in der kräftigsten Entfaltung
hat, doch wol nicht anders zu erklären. Denn wie-
wohl die Leidenschaft in ihm viel gewaltiger und
grossartiger sich zeigt, als in jenem sehnsüchtigen
schmachtenden Jüngling, in dem alles kräftig Männ-
liche aufgezehrt zu sein scheint, so ist doch auch in
ihm etwas Unmännliches, etwas dem betäubenden
Genuss und der Erschlaffung Unterworfenes. Nun
aber beachte man wie der Künstler unsrer Terra-
kotta, der also einen trunknen Dionysos dargestellt
hat, bemüht gewesen ist, diesen gefährlichen Gegen-
stand, der so leicht namentlich in der Darstellung
eines älteren Mannes etwas Gemeines oder Komi-
sches annimmt, auf das Höchste zu adeln. Das Ge-
wand welches in seiner Hauptmasse den linken Arm
bedeckt und dann den Raum zwischen Thyrsus und
Körper ausfüllt und belebt, ist durchaus nicht un-
ordentlich angelegt so wie es nach der gemeinen
Naturwahrheit in solcher Situation natürlich wäre,
sondern zeigt eine grosse Regelmässigkeit der Falten,
ebenso wie auch das Haar nichts Unordentliches hat.
Dadurch verbunden mit dem edeln Ausdruck des
Gesichts erhält die Figur etwas Feierliches und
Ernstes, was der Situation gewissermaassen das
Gegengewicht hält, so dass kein Gedanke an etwas
Niedriges und Gemeines aufkommen kann. Schliess-
lich mache ich noch auf einen Unterschied in den
Darstellungen des altern und Jüngern Dionysos, wenn
sie in derselben Situation wie vom Rausch über-
wältigt sind, aufmerksam. Man wird es fast nie lin-
den, dass in solchen Scenen der ältere Dionysos den
Kopf in den Nacken wirft, so wie es oft vorkommt
an dem jungem, z. B. in der schönen Berliner Mar-
morgruppe des von zwei Satyrn gestützten Dionysos,
wo der Kopf zwar restaurirt, aber seiner Richtung
nach durch die erhaltenen Halsmuskeln bestimmt ist.
Es ist für einen Jüngling sehr angemessen, in sol-
cher begeistert schwärmerischen Stimmung den Kopf
nach hinten zu werfen wie im vollen Genüsse sei-
ner Emplindungen, der ältere Dionysos — so ist es
in den edelsten Vasendarstellungen, welche den Ge-
genstand darstellen, so in dem Herkulanischen Kopf
in dem Ikariosrelief und unsrer Terrakotta — wird
durchgehends mit einer halb wehmüthigen ja schmerz-
lichen Senkung des Kopfes dargestellt, er erscheint
nicht als geniessend, sondern als leidend unter einer
ihn überwältigenden Stimmung. 3)
Wenden wir uns nun zu verwandten Denkmä-
lern, ob sich etwa dadurch etwas abnehmen lässt
für die Zeit, welcher dieser ganze Vorstellungskreis
angehört und vielleicht erhält eins oder das andere
dieser Denkmäler eben durch unsre Terrakotta noch
einige Aufklärung. Dies ist, wie ich glaube, der
Fall mit dem schon erwähnten herkulanischen Bronze-
kopf, den Winkelmann (5, 67) mit vollem Recht als
ein „Wunderwerk der Kunst" gepriesen hat. Zwi-
schen ihm und unsrer Terrakotta ist allerdings eine
überraschende Aehnlichkeit, derselbe ungemein kräf-
tige Nacken, dieselbe schmerzliche Senkung des
Hauptes, dieselbe streng stylisirte Anordnung des
Haares. Unsre Terracotta zeigt eben in welcher
Stimmung und Situation dieser Kopf zu denken ist.
Und welcher Zeit nun diese Vorstellungen zuzu-
weisen sind, dazu geben uns die Vasenbilder, die ja
besonders dadurch, dass sie uns eine ununterbrochene
Entwicklung vorführen, so vielfach ergänzend in die
lückenhafte Skulptur eingreifen , einigen Anhalt.
Nämlich nur auf Vasen des grossartigen Styls, wie
°) So ist es auch in dem obscönen Sarcophag in Neapel (Mül-
ler 2, 44, 548), der freilich aus einer gant andren Anschauung her-
vorgegangen ist, als die hier verglichenen Denkmäler.
231
man ihn mit Recht bezeichnet, kommen Darstellun-
gen vor, die mit den fraglichen Monumenten zu ver-
gleichen sind. 4) Im Louvre z. B. ist eine solche
Vase welche die Rückführung des Hephäst darstellt,
dem Dionysos trunken voranschreitet mit unsicherm
Gang und das Haupt schwer auf die Brust gesenkt,
besonders aber habe ich in den unedirten Zeichnun-
gen des archäologischen Instituts auf einer Vase des
edelslen Slyls einen trunknen Dionysos gesehn, der
ganz dem unsrigen an die Seite zu stellen. Diesem
Vasenstyl, den man annähernd dadurch datiren kann,
dass er sich im Allgemeinen des Ol. S6 in altischen
Inschriften gewöhnlichen Dialekts bedient 5), kann
der heikulanische Kopf nicht fernslehn. Betrachtet
man allein die Geschichte der Skulptur so war es
soviel wir wissen zuerst die jüngere attische Schule,
in welcher alle diese pathetischen Darstellungen, be-
sonders auch die bacchische Begeisterung in die
Kunst eintreten, diese Schule ist aber auch von je-
nem Terminus nicht weil entfernt. Eine genaue Zeit-
bestimmung kann natürlich nicht gegeben werden,
ich muss mich mit dem Resultat begnügen, dass
der heikulanische Kopf und das unsrer Terracolta
zu Grunde liegende Vorbild nur jenen annähernd
däSfbaren Vasenbildern vergleichbar sind und daher
ihnen der Zeit nach nahe sein müssen, während sie
sich von allen sonstigen Darstellungen des Dionysos
auf das Deutlichste unterscheiden.
Berlin. K. Friederichs.
III. Eros und Psyche an Tischfüssen in
den Museen zu Berlin und Bologna.
Hiezu die Abbildung Tafel CLVIII, i. ä.
Ein marmorner Tischfuss im kgl. Museum zu
Berlin (Katalog no. 797, abgebildet auf unsrer Ta-
fel no. 4) ist zusammengesetzt unten aus einem Lö-
wenfusse, oben dem Oberleibe eines Eros, der mit
einem auf der rechten Schulter zusammengeknüpften
Felle eines kleinen spalthufigen Thieres bekleidet,
vor sich mit beiden Händen eine Muschel hält.
Grosse herunterfallende Blätter vermitteln den Ueber-
*) Vgl. Kl. ceramogr, I, 41 ff. besond. -41 u. 47.
>J Vgl. 0. Jahn Einleitung p. CLXXXVfl.
232
gang der menschlichen Form in den Thierfuss. Die
ganze Bildung isl so gefällig, dass das kleine Werk
mit Recht auch unter den Abgüssen im neuen Mu-
seum zu Berlin seinen Plalz gefunden hat. Die
Sammlung im Museum zu Hannover besitzt dasselbe
ebenfalls im Gypsabgusse.
Bei einem andern Tischfusse gleichfalls von
weissem Marmor, welcher sich in der Sammlung
der Universität zu Bologna befindet, anbei abge-
bildet als no. 5 '), tritt als oberer Theil an die Stelle
des Eros eine Psyche, auch sie mit einem glei-
chen Felle in ganz entsprechender Anordnung be-
kleidet. Trauben und andere Früchte hält sie mit
beiden Händen, wie mir schien im Felle selbst, vor
sich hin. Wie bei dem Exemplare in Berlin die
Flügel des Fros, so liegen hier die Flügel der Psyche
an den Seitenflächen der vierseitigen eigentlich tra-
genden Masse des Fusses an. Was die Anordnung
des Felles betrifft, so finden sich der an der rechten
Seile herablallende Kopf desselben und der an der
linken hängende Fuss bei beiden Exemplaren an
gleicher Stelle, während von dem Knoten auf der
Schulter der eine Fuss am Berliner Exemplare ne-
ben dem Kopfe herunterhängt, am Bologneser da-
gegen über die getragenen Früchte herüberliegt;
diese werden niedriger vor dem Leibe gehalten als
die Muschel des Berliner Exemplares, die mit höher
gehobenen Händen vor der Brust getragen wird.
Die Uebereinstimmung beider Exemplare im
ganzen Geschmacke und in der Erfindung bis ins
Einzelne ist sehr gross. Dennoch können sie nicht,
so wie sie da sind, ein zusammengehörendes Paar
an einem Geräthe gebildet haben, da der Bologneser
Fuss 0,67 franz. Meter von der Höhe des Kopfes bis
unter den Löwenfuss misst 2j, dasselbe Maass an
dem Berliner aber nur 0,524 Meier beträgt, möglich
ist es aber, dass sie zwei in verschiedener Grösse
ausgeführten Wiederholungen desselben Paares an-
gehören. 3)
Das Haar der Psyche isl in neben einander
von vorn nach hinten lautenden Strichen, das des
Eros in eine auf dem Scheitel von hinten nach vorn
bis in einen Knoten verlaufende Flechte geordnet.
Beide Haartrachten erlauben uns', als Entstehungs-
zeit der beiden Werke etwa den Anfang des 2. Jahr-
hunderts unserer Zeitrechnung anzunehmen.
Göttingen. A. CoNZE.
') Die Skizze verdanke ich dem Herrn Arcbiteklen Timler.
') Die Messung hat Herr Bibliothekar Luigi Frati in Bologna
auf meine Bitte gemacht, der mir auch mittheilt, dass das Museum
zu Bologna dem zu Berlin gegenüber zu einem Austausche der Gips-
abgüsse solort bereit ist.
') hin sehr ähnlicher Fuss in Gestalt eines eine Muschel hal-
tenden und in einen l.owenluss auslaufenden Klos von Bronze isl
nach einer Abbildung bei Caylus in Müller und Oesterley's Denkmälern
der alten Kunst fortgesetzt von Wieseler auf Taf. XLIV no. ">.i6
mitgetbeilt.
Hiezu die Abbildungen: Tafel CLVIL CLVIII. CHX. Hypnos der ScMafgott u.s.m,
Herausgegeben von E. Gerhard. Druck und Verlag von G. Heimer.
233
234
DENKMÄLER UND FORSCHUNGEN.
Archäologische Zeitung, Jahrgang XX.
J\'i 159 B.
März 1862.
Allerlei: über das Weihgesehenk für den Sieg am Eurymedon, in Delphi; Hermes oder Peleus ; Statuen des Demosthe-
nes; Gruppe des Boethos.
IV. Allerlei.
61. Ueber das Weihgeschenk für den Sieg am
Eurymedon, in Delphi. Für den Doppelsieg am Eury-
medon stifteten die Athener ein Weihgeschenk nach
Delphi, welches von Pausanias (10, 15, 4. 5) und von
Plutarch (Nikias 13) beschrieben wird. Es war ein
eherner Palmbaum mit goldnen Früchten und ein ver-
goldetes oder mit Goldblech überzogenes Bild der
Athene im zw tpolrtxt. Vielleicht hatte ich mich durch
die Anschaulichkeit der Allegorie, worauf mich Preller
schriftlich aufmerksam gemacht hatte, zu schnell be-
stechen lassen, wenn ich mir vorstellte, die gewaffnete
Athene habe auf der niedergeworfenen Palme gestan-
den; denn wenn auch eine solche Darstellung für ein
Gemälde oder ein Relief geeignet gewesen wäre, so war
sie doch für eine freistehende Arbeit kaum passend. Es
mag daher völlig gerechtfertigt sein, wenn Curtius in sei-
nem lehrreichen Aufsatze über die Weihgeschenke der
Griechen nach den Perserkriegen (Götting. gel. Anz. 1861
Nachrichten no. 21 S. 371) diese Ansicht für ein Miss-
verstündniss erklärt; hätte er überzeugende Gründe bei-
gefügt, so würde ich auch nicht das mindeste Bedenken
tragen, unumwunden ein arges Missverständniss einzuge-
stehen. Eine eingehende Begründung bei dieser nur ge-
legentlichen Erwähnung war allerdings nicht erforderlich,
und so begnügt er sich, einfach seine eigne Auffassung
entgegen zu stellen: 'Es war der hochaufgeschossene, mit
Datteln behängte Baum das Symbol des fruchtreichen Sie-
gesglücks und die unter dem Baume ruhig stehende Athena
mit der Eule bezeichnete den Segen der Weisheitspenden-
den Göttin , als die Quelle des Siegesmuths und der Sie-
seskraft der Athener.' Da ich mich stets von der Erklä-
ruug der Denkmölcr fern gehalten und mich darauf be-
schränkt habe, Stellen über Denkmäler zu erklären '),
so kann ich hier die Bedeutung, welche Curtius in
dem Weihgescheuke findet, unberührt lassen, was ich um
so lieber thue, da mir der erforderliche Glaube fehlt ; das
aber darf ich sagen, dass die Auffassung des Kunstwerkes
mit den Texten nicht vereinbar ist. Pausanias sagt, das
Bild der Athena sei ini kü qolvixi gewesen, Curtius
'unter dem Baume' ohne eine Rechtfertigung dieser Ueber-
') Ich sage dies absichtlich und mit Vorbedacht.
Setzung beizufügen. Wir dürfen also vermuthen, entweder
er habe den Vorschlag Bekkers i>7io tiTj (poivtxt zu lesen
angenommen, oder er fasse int in der Bedeutung 'neben'.
Ersteres wiire freilich an sich eine leichte mit Beispielen
reichlich zu belegende Aenderung, wenn die Notwendig-
keit es erforderte. So wird z. B. Paus. 7, 5, 2 Niemand
Bedenken tragen, die Lesart der Handschriften ini zfi
nXuzdrto in vnö zu verändern, da Alexander sein Nachtla-
ger gewiss nicht auf der Platane aufgeschlagen hat; während
dieselbe Veränderung 4, 16, 5 mindestens höchst bedenk-
lich sein würde, da die Vorstellung, die Dioskuren hätten
auf dem hohen wilden Birnbaum, wie auf einer Warte ge-
sessen, um über dem Getümmel erhaben die Schlacht zu
beobachten, sicherlich nichts auffallendes hat. Ob aber
int in der Bedeutung 'neben' bei Pausanias anzunehmen
sei, wird sich im Verlauf zeigen. Aber selbst angenom-
men, Pausanias fügte sich der Vorstellung von Curtius,
so wird doch eine unbefangene Auslegung der Worte Plu-
tarch's nuXXüdtov /qvgovv int (fotvtxog yaXxov ßtßi]-
xög keinen andern Sinn finden können, als dass das Bild
der Göttin auf der Palme gestanden habe. Noch mag
erwähnt werden, dass Curtius von einer Eule spricht,
während Kleitodemos, der Gewährsmann des Pausanias,
die Mehrzahl gebraucht; wie mögen diese vertheilt gewe-
sen sein?
Der Gegenstand bietet Interesse genug, um ihn einer
nochmaligen Untersuchung zu unterziehen. Jedem Leser
des Pausanias werden gewisse Eigenthümlichkeiten und
Freiheiten im Gebrauche der Präpositionen aufgefallen
sein, und unter ihnen macht sich besonders int durch
Weitschichtigkeit der Bedeutung und Schwanken der Rec-
tion bemerklich. Dennoch aber wird sich die Bedeutung
'neben' nicht nachweisen lassen; in der einen Stelle, wo
man sie annehmen müsste, aber nicht annehmen kann,
10, 31, 11 ini zfi niTQtt hat Welcker ohne Zweifel rich-
tig vno hergestellt. Für diesen so oft vorkommenden
Begriff finden wir nuQÜ (mit Gen. und Dat.), nQng, nQÖ
oder ein Verbum wie nuQigrtxtr, nuguxitzut angewendet.
Bei der Präposition int, insoweit sie unsere Frage be-
rührt, kommen etwa folgende Punkte in Betracht: i\e-
yitov oder intypuft/tu int ... mit Gen. und Dat. und in
anderer Bedeutung mit Accus, bei der Seitenfläche des
Bathrons; eben so ist iniigyaüntvog, ixztTvnoiitivog ini
235
236
2. B. ?^>; oder g','?.»;? sicher, itQyuofiirog im ?>;?.?;
wahrscheinlich immer von Reliefdarstellung auf einer Sei-
tenflache zu verstehen. Zahllos sind die Beispiele, wo
liegen, sitzen, stehen auf ... inl xiü ßüd-gta, inl Sgövio,
im nixga (oder mit dem Genitiv) vorkommt; wobei uns
zunächst Ausdrücke wie 'Egiir.g inl g>;A?; (^> *^> ^)>
airjg int gr^-i,? (3, 18, 7), lixwv im grtXrj (2, 25, 5),
'Innog inl gi]).rj (6, 13, 10) interessiren. Noch unmittel-
barer führen uns die Fälle unserer Absicht entgegen, wo
Säulen, xioveg, als ßättgu dienen. Der architektonischen
Säule zumeist verwandt sind 2, 7, 2 xlovtg xal in avioTg
ini9>uua xuzd Toig uiroig; in architektonischer Verbin-
dung, ohne dass die Art und Weise deutlich wäre (;die
Perser sind wohl in ähnlicher Stellung wie die Figuren
der Incantada zu denken,' sagt Curtius Peloponn. II, 313
no. 30) sind 3, 11, 3 in Sparta an der Persischen Halle
Mardonios und die Perser inl züv xiorwv. Wir finden
ferner einen y.t'cov xal uanlg in aixü 8, 11, 8. 9,25,2;
xiiuv y.ul im'd-rjfia inl kü xiori idgi'u 9, 30, 7. 10;
im xi'ovog 'looxgüiovg uvdgiüg 1, 18, 8; uyuliiu Ni'/.^g
inl kü xi'ovi 5, 2G, 1; xiiov av% ixjJjjXdg xal üyalua
Jibg in uviü) fiixgüv 5,24,5; ebenso ist es ohne Zwei-
fel zu verstehen, wenn es 2, 19, 7 heisst: /lavuug uvi-
&>,/.€ xiovug y.ul dtiig xal 'Agziiudog iöavov , wenn die
Stelle unverdorben sein sollte. Aus den angeführten Bei-
spielen, wenn es deren überhaupt bedurfte, ersehen wir,
dass die Säulenform als ßud-gov durchaus nicht unge-
wöhnlich war, wie sie auch bis in unsere Zeiten in Ge-
brauch geblieben ist. Kann es demnach etwas Befrem-
dendes haben, wenn ein Künstler die Palme zu gleichem
Zwecke verwendete ? Ist nicht der gradaufgeschossene
Stamm der schönste Säulenschaft? Bildet nicht die Blät-
terkrone mit den Datteltrauben dazwischen ein schönes,
natürliches Kapital? Bedürfte es einer grossen Nachhilfe,
um dem Götterbild in der Krone einen künstlerisch pas-
senden Standpunkt zu verschaffen? Die Worte des Pau-
sanias und Plutarch's stimmen vollkommen mit dieser
Vorstellung.
Cassel. Sciiubart.
62. Hermes oder Peleus? Auf einer im Museum
zu Berlin befindlichen aus clusinischen Ausgrabungen an-
gekauften und von Gerhard Trinkschalen und Gefässe
Taf. IX, 3. 4. edirten Vase steht in gebückter Haltung
neben einem Baumstämme ein bärtiger Mann, beschäftigt
mit einem kurzen Schwerdt einen derben Ast zu verar-
beiten: er ist geschürzt, mit Flügelstiefeln und einem Pe-
tasus angethan. Schon dies lässt in dieser Figur einen
Hermes vermuthen: dazu kommt die Form des Bartes,
des Haars, was in ganz sichern Darstellungen des Hermes
eben so erscheint, vgl. Gerhard Auserles. Vasenbild. T. I
Taf. XVII. XCVH. CVIII. Aber der Herausgeber hat
vorgezogen, in dieser Figur einen Peleus zu erkennen,
den der Künstler einer Sage, die auch von Pindar (Nem.III,
33) benutzt worden, folgend dargestellt, wie er sich selbst
seine später durch Achill und Homer so berühmt gewor-
dene Lanze schneide und bereite. Es wäre nur erwünscht,
wenn diese Auffassung sich als eine unzweifelhafte anneh-
men liesse, da bildliche Darstellungen, welche sich mit
Pindar verbinden lassen, immer noch selten sind: in die-
sem Fall jedoch kann nach meinem Ermessen dieser
Wunsch nicht erfüllt werden. Denn wenn auch der Pe-
tasus und die Flügelstiefel die Figur auf Hermes zu deu-
ten nicht gerade zu zwingen, so ist doch auch nichts Ent-
scheidendes gegen diese Deutung vorgebracht, die, wie
schon bemerkt , durch die Darstellung des Kopfes unter-
stützt wird : denn das Schwerdt, was als gegen Hermes
sprechend angeführt worden, ist auch sonst bei Hermes,
namentlich bei dem ivuyutvtog (Gerhard Auserl. Gr. Vasenb.
T. I Taf. XVI, vgl. den Text T. I, p. 61 flg.) zu finden
und die Handlung denken wir im Folgenden als zu Her-
mes passend näher nachzuweisen. Aber ehe wir dies thun,
mag bemerkt werden , dass gegen Peleus den Lanzenver-
fertiger ganz Bestimmtes hier spricht: denn das, was von
dem Bärtigen gearbeitet wird, ist keine Lanze , da das
Holz dazu viel zu kurz ist, am wenigsten die Jli^Xiug
ftili'ij, die nach Hom. II. II, 141 eine fieyä^T] war und
zu der kein Ast, sondern ein Stamm verbraucht war:
Scholl. A. D. ad Hom. II. II, 140: auch treten hier andre
Eigenthümlichkeiten dieser Lanze nicht hervor: über sie
vgl. Scholl. Ven. ad Hom. II. II, 142. Scholl. Pind. Nem»
VI, 83: G. Herrn. Opusc. T. V, p.153, woraus man sieht,
wie in den Kyprien wie in der kleinen Ilias von dersel-
ben ausführlich die Rede gewesen: darauf aber wollen wir
kein besonderes Gewicht legen , dass nach Gerhard hier
ein Fichtenstamm vorliegt, während jene Lanze von Eschen-
holz war. Hiernach ist also Peleus hier nicht anzuneh-
men: daher ist denn nur zu loben, dass Preller Gricch.
Mythol. I, p. 317 2. Aufl. den Hermes hier erkennt: wenn
er aber annimmt, es sei hier nach Hom. h. in Mercur.
109 die Anfertigung des xgvnuvov dargestellt, so ist das
sicher abzuweisen, da die Arbeit an dem Ast durchaus
nicht auf Anfertigung von Reibhölzern führt: man vgl.
deshalb noch die Anmerkung von Baumeister zu der an-
geführten Stelle des Hymnos; auch darf man gegen Preller
wohl sagen, dass hätte der Künstler diese Arbeit gewollt,
er den Hermes als Knaben, als Kind wohl dargestellt
hätte. Aber was nun? Den Hermes muss man festhalten:
und da könnte man wegen des Schwerdtes zunächst an
den uyiovtog, ivayu'iviog denken, den Vorsteher der Wett-
kämpfe und Gymnasien: denn da die Vorsteher von Gym-
nasien und Palästren als Zeichen ihrer Würde einen Stab,
ßaxxrigia, gäßäog, trugen — eine Sitte, die vielleicht aus
Sparta stammt, wo die Feldherren Stäbe trugen: Thucyd.
VIII, 84, 2 c. interpp., add. Arist. Av. 1283 — und ihnen
Stäbe fast regelmässig auf Vasenbildern gegeben werden:
s. Gerh. Auserl. Gr. Vasenb. Taf. CCLXXXIII, 3. 4, be-
sonders ib. Taf. CCLXXXV. CCLXX-XVI: vgl. Gerh.
zu Trinksch. u. Gef. p. 17, not. 16: so könnte Hermes
für seinen eignen Bedarf sich einen solchen Stab schnei-
237
238
den, einen Ordner- oder Kampfrichterstab, da auch im
Olympos zuweilen Wettkämpfe vorkamen (Bahr. fab. 68):
oder aber er körnte auch für einen Andern den Stab ha-
ben wollen, z.B. für einen geliebten Epheben, da auch
diese derartige Stube, oxvxalu, trugen: Gerh. Trinksch.
u. Gef. Taf.XIII, 5. G. Auserl.Gr. Vasenb. Taf.CCLXXXV:
so bringt Hermes Aepfel herbei (Gerh. Etrusk. Spieg. T. III,
p. 12G), auch Bahne und Kranz für einen siegenden Ath-
leten (K. O. Müller Denkm. der alt. K. Taf. XXVIII,
no. 308). Aber da dies doch ferner liegt, das Schwerdt
auch nicht zwingt, grade an den üyu'ivwg zu denken, da
Hermes es auch z. B. als tpv/onofinög hat (Gerh. Trink-
schaalen u. Gef. Taf. E. F.) , so wäre etwas Treffenderes
wünschenswerth. Nun ist Hermes bekanntlich Gott der
Heerden, vöiitog, imurj.iog (Hesiod. Theog. 444. Hom.
h. in Mercur. 567, Gerh. Auserl. Gr. Vasenb. I, p. 70),
wie er selbst denn dem Dryops um dessen hübscher Toch-
ter willen die Heerden weidete, Hom. h. XIX, 29: da
hatte er nun einen Hirtenstab, eine xrtXuvgoip (vgl. Ste-
phan. Thes. s. v.), oder ein l.uywftoXov (Theoer. Epigr.
II, 3. Idyll. IV, 19. VII, 128 c. Scholl, et interpp.), oder
eine axinülr} (Polluc. On. X, 131) oder xoQvnl (Arat.
639) nüthig: eine solche könnte er sich hier schneiden,
wie dergleichen auch sonst auf Vaseribildern erscheinen:
s. O. Jahn Archüol. Beitr. p. 310: zu einer solchen passt
der Ast trefflich. Allein hätte an einen solchen Hermes
der Künstler gedacht, so hätte er dem Gotte wohl eine
xvvti] gegeben oder ihn mit Widdern in Verbindung ge-
bracht: K. O. Müller Archäol. d. K. S. 381. So müssen
wir also weiter suchen. Es erscheint Hermes in dem frag-
lichen Bilde in der Tracht des Götterboten: in den Dar-
stellungen als solcher führt er nicht immer das am Ende
gewundene x7lovy.iTor, sondern namentlich in altem Vasen
oft einen einfachen geraden Stab, ßuxjrtQia üg&ij, der
wohl von der QÜßdog zu scheiden: Gerh. Auserl. Gr.
Vasenb. Taf. LXXIII. CX. CXLII: vgl. Welck. Griech.
Myth. I, p. 341: einen solchen also, eine Art oxrJTrznov,
macht sich hier Hermes, wofür auch spricht, dass an der
Stelle des einen kleinen Ast's, den Hermes schon abge-
schnitten, man eine Art Knoten, den callus, deutlich
sieht, wie das bei analogen Stäben der Fall zu sein pflegt.
Dies ist nun wohl die passendste Auffassung: nach ihr
wird aber Hermes hier als selbst arbeitend angenommen:
ist das passend? und somit kehren wir zu der schon oben
berührten Frage nach der auf unserm Bilde dargestellten
Handlung zurück. Es ist dies Arbeiten gerade für Hermes
charakteristisch, der, was er braucht, gern selbst fabricirt:
so arbeitet er, als er die Leier erfindet, mit Meissel und
Schnitzmesser, Hom. h. in Merc. 39 sqq., so schneidet er,
als er das erste Feuer anmacht, sich Holz dazu mit dem
Messer, Hom. 1. c. 107: daher denn die Aeusserung des
Odysseus in Hom. Od. O., 318 sqq., womit man die Verse
aus der Phoronis (Etym. Magn. s. igiovviog, p. 374, 24),
die ihn mit x"kzmoavvutg i i/,vt] iaautg feiern, ver-
gleichen kann. Eben so auch die Kunst: die Leier ar-
beitend findet er sich auf einem Relief bei K. O. Müller
Denkm. Taf. XXIX, no. 326: so hier, wo er den Ast eines
Lorbeer- oder ähnlichen Baumes bearbeitet.
Um diese unsre Erklärung zu siehern, scheint aber
nüthig, noch auf einige andre Vasenbilder einen Blick
zu werfen: es lässt sich nämlich nicht verkennen, dass für
Gerhard's Erklärung das von ihm in Auserl. Gr. Vasenb.
T. III, Taf. CLXXXIII edirte und erklärte Bild spricht,
wo Peleus seinen Sohn Achill dem Cheiron zur Erziehung
bringen soll: weitere Literatur über dasselbe giebt noch
Welcker Kl. Schrift. Bd. III, p. 16, no.8: da haben wir
als Peleus genau dieselbe Figur, welche wir vorhin als
Hermes nachzuweisen bemüht gewesen. Auch scheint die
Erklärung als Peleus sicher: Welcker folgt ihr, eben so
auch Bergkim Philol. XVI, p. 595: und doch, glaube ich,
muss man sie aufgeben und auch hier den Hermes an-
nehmen. Denn zunächst spricht Petasus und dann die
Flügelstiefel für Hermes: aber wie nun die beiden Spiesse
erklären, welche Hermes in der Hand hält? Diese sind
nun auch bei Peleus gar auffallend: wäre er hier, müsste
er nicht seine eine starke ihm von Chiron selbst nach
verbreiteter Sage am Hochzeitstage geschenkte Lanze füh-
ren? Dann ist aber zu beachten, dass diese Spiesse hier
nicht die des Kriegs sind, sondern für Jagdspiesse gehal-
ten werden können, von denen je zwei man zu führen
pflegte, uxüvriu, s. Gerhard Trinksch. u. Gef. Taf. XI.
XII: sie werden aber hier besser als zu gymnastischen
Uebungen bestimmte, für unozofildig, genommen, wie
solche und zwar zwei bei einer Person auf Vasenbildem
auch sonst sich finden, Gerhard Auserles. Griech. Vasenb.
T. IV, Taf. CCXCI, 2, vgl. Krause Hellen. I, 2, p. 953:
und zwar deshalb ist dies hier besser, weil es zur Dar-
stellung Achill's allein passt. Denn dieser hat nicht einen
Kranz, da der ohne Bedeutung wäre, in der Hand, son-
dern wie Bergk schon gesehen, einen Reif, ZQO/og, wo-
durch er als ein Liebhaber der xQixrf.uoiu — freilieh
kein ganz sicher verbürgtes Wort — und somit als ein
der Gymnastik zugewandter Knabe gekennzeichnet ist:
auch die Epheben üben sich noch in diesem Spiel: Le-
norm. Elite des Monum. ceram. pl. XVni. Krause Hellen.
I, 2, p. 962 coli. p. 901. Für diesen bringt sonach Her-
mes [die Spiesse mit, damit ihrer sich der junge Achill
bedienen solle : wie trefflich er sie zu handhaben wusste,
lehrt Pindar, Nem. III, 44 sq., der diese Schilderung aus
Hesiod, der in Aegina bekannt, genommen hat, wie sich
sicher nachweisen lässt: dies gegen Welcker, der (Episch.
Kykl. II, p. 144) die Pindarische Stelle auf die Kypria
zurückführen will. Aber wie kommt Hermes zu diesem
Geschüft? Hermes ist nicht allein Bote des Zeus, er ist
aller Götter Bote: Hom. Hymn. XIX, 29, vgl. ib. XVIII,
3: daher richtet er auch Aufträge der Thetis aus, deren
Hochzeit er ja auch besucht hatte, wie die Vase des Er-
gotimos und Klitias bezeugt. Er geht also in ihrem Auf-
trage mit Achill zu Chiron, den er kennt und mit dem
er verkehrt: Welck. 1. c. p. 15, not. 4: er thut das gern,
239
240
da der Kinder er sich gern annimmt: so bringt er den
kleinen Dionysos dem Amykläischen Thron zufolge auf den
Ohmp, Paus. III, 18, 7, so trügt er Herakles, Arkas und
Andere: s. Welcker Gr. Myth. II p. 444, O. Müll. Handb.
d. Areh. I, 381, 7. Und sonach spricht denn hier Nichts
ge^en Hermes: für ihn ist noch der Stern auf seiner Klei-
dung zu beachten, da Sterne auf dieser sehr häufig sind:
dazu kommt, dass die ganze Composition gewinnt: Thetis,
Hermes, Chiron, nur Götter beschirmen den Achill. Da-
mit ist nun aber uicht behauptet, dass Peleus überhaupt
nicht bei diesem Gegenstand mit diesen Personen verbun-
den werden dürfe: im Gegentheil, Gruppen, wo Peleus
allein, wie auf dem Amykläischen Thron, wo er in Ge-
meinschaft mit Thetis den Achill zu Chiron bringe, ste-
hen fest, s. Gerhard Auserles. Griech. Vasenb. III, p. 72,
Welcker 1. c: aber daraus folgt nicht, dass man ihn bei
der Geleitung Achill's zu seinem Lehrer immer anzuneh-
men habe. Ob die Poesie dieser Leistung des Hermes
irgend wo Erwähnung gethan, wissen wir nicht: möglich
wäre, dass sie in dem Hesiodeischen Gedichte, Xa'goivoi;
ino&rtxat vorgekommen, welches ich bei der obigen Er-
wähnung Hesiod's auch im Sinne gehabt habe.
Göttiugeu. Ernst tos Leutsch.
63. Statuen des Demosthenes. J. M. Wagner
hat in den Anuali 8, 159 ff. die Vermuthung ausgespro-
chen, dass die Statue des Demosthenes, welche aus der
Villa Aldobrandini in Frascati durch Camuccini in das
vaticauische Museum gekommen ist (braccio nuovo 62. Mits.
Chiur. II, 24. Pistolesi Val. IV, 19, 2), eine Nachbildung
der Statue des Polyeuktos sei ; da nun in dieser der Redner
llftTjXl roiig duxTvlovg avviywv dt uV.rp.oiv , so dass
der Soldat bei Plut. Dem. 31 sein Geld in den Händen
der Statue verbergen konnte, so wollte Wagner dieselbe
Haltung uusrcr Statue vindiciren, in welcher die Rolle
mit den Händen und halben Vorderarmen dem Ergänzer
gehört. Diese Vermuthung ist von Jahn Z. f. d. A. W.
1844 S. 239, Brunn Gesch. d. gr. K. I, 399, Braun R.
u. Mus. Roms 238 gebilligt. Von Wichtigkeit ist bei der
Entscheidung darüber eine Replik, welche in Campanien
gefunden , nach Dallaway anecd. p. 383 früher im Palast
Colubrano in Neapel stand und dann vom Marquis von
Dorset nach England gebracht ward. Nach einem bei Jenkins
gebliebenen Gypsabguss, welchem auch der Ergänzer der
vaticanischeu Statue gefolgt zu sein scheint, publicirte
Eea slnr. d. arli del diu. II Taf. 0 diese Statue, natür-
lich ohne über etwa stattgefundene Restaurationen etwas
sagen zu können. Diesem Mangel ist neuerdings durch
G. Scharf abgeholfen, welcher in einem kleinen Aufsatz
oii the uncienl porlraits of Menander and Demosthenes
(Trunsactions of the R. Soc. of LH., vol. IV, neu; Scr.),
dem eine Abbildung beigegeben ist, nach Erwähnung der
vaticanischeu Statue fortfährt: JPe have in England a
still finer statuc, the size of Vife, exaclly like lhat al-
ready describet of the Valican: it is preserved at Knowle
in Kent, the residence of Lord Amherst, and is quite
perfect with the exception of the Ups of the tocs of the
left foot and of two of the right. The serinium here is
entirely onütted [statt dessen eine einfache kleine Stütze
neben dem linken Bein]. The material is a fine hut
highly crystallized marhle, very antike lhat of the Luna
or Carrara quarries [Grecchetto?]. The npper part of
the figure is mach corroded, as if it had been long ex-
posed to renn, whilst the lower pari, especially those portions
of the drapery protecled by the protection of the arms
and scroll, are smooth and cxcellently preserved the
eyeballs are indicated. Bei der bis in die einzelnen Fal-
ten sich genau entsprechenden Wiederholung dürfte es
nunmehr doch gerathen sein, sich auch bei der vaticani-
schen Statue die Rolle gefallen zu lassen und also anzu-
nehmen, dass die Marmorstatuen eutweder auf das Ori-
ginal des Polyeuktos nicht zurückgehen, oder sich einige
Abweichungen von demselben erlaubt habeu.
Kiel. Ad. Michaelis.
64. Gruppe des Boethos. Die bekannte Stelle des
Plinius 34, 84 über den Gänsejungen des Boethos liest
der neueste Herausgeber der naturalis historia so: Boe-
thi, quamquam argenlo melioris, infans ex ultimo unse-
rem strangulal, indem er die ursprüngliche Lesart der
Bamberger Handschrift sex anno (anno« bei Sillig ist nur
ein Versehen) mit möglichst leiser Hand änderte. In-
dessen ist ex animo strangulare doch ein gar zu seltsa-
mer Ausdruck, den man ohne Noth wohl selbst dem Pli-
nius nicht wird zuschreiben wollen. Aus der corrigirten
Lesart der Handschrift sex annis machte Haupt nlnis,
was Urlichs billigte; jedoch wird diese an sich sehr
schöne Vermuthung widerlegt durch die in zahlreichen
Wiederholungen uns erhaltene Gruppe, welche man all-
gemein, und ohne Zweifel mit Recht, auf das Werk des
Boethos bezogen hat. Denn nicht ulnis, sondern mit dem
Arm in der Nähe des Handgelenks presst der Knabe den
Hals des 'schwerwaudeluden Federviehs' in den von Jahn
aufgezählten Exemplaren (die Statue Beschr. Roms II, 2,
276, 11 gehört wohl nicht in diese Reihe), in welchen
allen die fraglichen Theile unverletzt erhalten sind. Es
wird daher Büehelers Vermuthung ni unnisus (mitgetheilt
als These hinter seiner Diss. de Ti. Claudio Caesure
grammatico. Elberf. 1856) vorzuziehen sein, welche durch
die leiseste Aenderung allerdings, wie Gerhard arch. Zeit.
14 S. 221 bemerkt, einen erheblichen neuen Gedanken
nicht liefert — was bei einem uns so gut bekannten
Werke auch kaum zu erwarten war — , aber auf das Tref-
fendste grade den Hauptzug der anmuthigen kleinen
Gruppe hervorhebt.
Kiel. Ad. Michaelis.
Herausgegeben von E. Gerhard.
Druck und Verlag von Cr. Keimer.
241 242
DENKMÄLER UND FORSCHUNGEN.
Archäologische Zeitung, Jahrgang XX.
J\M 160. 161. April und Mai 1862.
Der vorperikleische Parthenon. — Allerlei: über das delphische Weihgeschenk zum Plat;iisehen Sieg.
I. Der vorperikleische Parthenon.
Hiezu die Doppeltafel CLX. CLXI.
Durch die mit überaus grosser Genauigkeit aus-
geführten Messungen und Aufnahmen der Monu-
mente auf der Akropolis zu Athen von Penrose ')
sind uns zum erstenmal die Ueberreste des alteren
Parthenon vollständig bekannt geworden. Sie be-
stehen zunächst aus dem Unterbau, der sich noch
an seiner ursprünglichen Stelle befindet und sich
deutlich durch das Material und die Bearbeitung der
einzelnen Steinschichten von dem späteren Bau des
Penkies unterscheidet. Man vergleiche hiezu unsere
Tafel, wo Fig. \ubcd den Grundriss und Fig. 3 der
schraffirte Theil cf die Seitenansicht des älteren
Unterbaues zeigt. Auf der obersten Schicht, in einer
Ausdehnung von 103,1 englischen Füssen an der
schmalen westlichen, und von 229,1 Füssen an der
langen südlichen Seile, bildet er durch geringe Ver-
breiterung gegen Osten und Norden das Fundament
des späteren Tempels. Die einzelnen Schichten,
10 bis ll£-ZoIl hoch, sind von piräischem Kalkstein
mit vertieften, scharf bearbeiteten Fugen, und die
beiden obersten Schichten geglättet, so dass man
offenbar die Absicht hatte, sie sichtbar zu lassen.
Fernere dazu gehörende Ueberreste sind nun 26 Säu-
lentrommeln von pentelischem Marmor in der nörd-
lichen Burgmauer eingefügt; einundzwanzig derselben
haben 6,2 Fuss und fünf 5,6 Fuss Durchmesser von
Steg zu Steg gemessen, sie sind unvollendet und
nur die unteren Trommeln mit dein Ansatz der Can-
neluren versehen. Dann noch mehrere ebendaselbst
eingemauerte Gebälkslücke von piräischem Kalkstein
mit feinem Stucküberzug; nur die dazu gehörigen
') An Invesligation of tlic Principles of Alhcnian Archilecture
hy F. C. Penrose. London 1851.
Melopenplallen sind von parischem Marmor. Die
Höhe der einzelnen Gebälklheile ist bei allen voll-
kommen gleich, doch zeigen sich in den Längen der
Epistylbalken und in der Breite der Triglyphen zwei
verschiedene Maasse, indem sich Fpistylstücke von
12,57 Fuss und von 13,28 Fuss Länge finden. Das
zu den längeren derselben gehörige Deckgesims
(Geison) zeigt an der oberen Fläche eine der Dach-
neigung entsprechende Abschrägung, so dass es die
zur Dachdecke gehörenden Glieder aufnehmen konnte,
also nur an den Seiten des Tempels befindlich ge-
wesen ist, wogegen das zu den kürzeren Epistylen
gehörende Deckgesims eine horizontale Oberfläche
zeigt, also an den Giebelseiten angewendet war. Bei
einem an den Fuss der Akropolis hinabgestürzten
Stück des Deckgesims finden sich noch die Spuren
von Farbe: die Tänia roth, die Viä blau gefärbt.
Penrose2) stellt nun nach dem Vorgange von
Leake 3) die Behauptung auf, dass der alte Tempel an
der Front sechs und an den Seilen vierzehn Säulen, eine
Cella und einen Opisthodomos gehabt habe. Dem-
nach ergäben sich, da die Epistylslücke genau be-
kannt sind, für die Front eine Länge von 66,1 Fuss
und für die Seite von 176,4 Fuss. Diese Berech-
nung stützt sich nun vorzüglich auf eine Nachricht
im Hesychius4), nach welcher der Parthenon des Pe-
rikles 50 Fuss grösser gewesen sei, als der von den
Persern verbrannte Tempel. Penrose bezieht dieses
Maass von 50 Fuss auf die äussere Länge des Ge-
bäudes. Die Länge des jetzt noch besiehenden Par-
thenons beträgt aber 228,1 Fuss auf der obersten
Stufe gemessen; es bleiben also, von dieser Länge
') Penrose S. 74.
3) Leake's Topographie von Athen, herausgegeben von Rienäcker.
Halle 1829. S. 317.
■") Hesych. v. txaiöpTitdoq Vetos (lt(£uil ioü ifx-
npijff#fVio? v7io tCtv riiQatüv noa\ nirn]xo-mct.
243
244
40 griechische Fuss, welche 50,6 englischen Fuss
gleich sind, abgezogen, noch 177,4 Fuss, welche Länge
mit der von Penrose berechneten für einen Bau mit
14 Säulen nahezu übereinstimmt.
Gegen Penrose's Anordnung und Abmessungen des
Tempels erheben sich aber manche sehr wesentliche
Bedenken. Zufördersl hat Penrose dem Oberbau auf
dem Stereobat seinen Platz mit der grössten Willkür-
lichkeit angewiesen. Nach seiner Berechnung bleibt vor
dem Tempel ein freier Raum von 31,5 Fuss, hinter dem-
selben von 14,5 Fuss und ebensoviel an jeder Seite.
Mit demselben Recht könnte man hier den Oberbau
jede andere Stellung einnehmen lassen. Fs ist aber
völlig undenkbar (wie sich denn an keinem der alten
Denkmäler etwas Aehnliches nachweisen lässt), dass
die Griechen einen so grossen unnützen Aufwand
zur Bildung des Stereobats gemacht haben sollten,
um so mehr, da sich derselbe an der einen Fcke
der Südseite zu einer Höhe von 144 Fuss über dem
Felsboden erhebt. Es ist ja eine wesentliche Eigen-
schaft aller griechischen Architektur, dass sich die
Glieder wie in einem natürlichen Organismus mit
Nothwendigkeit auseinander entwickeln, so dass schon
die Sohle des Stereobats das darauf Folgende er-
fordert. Oie Hauptsache aber ist: die Stelle bei
Hesychius unterstützt die Penrose'sche Berechnung
in keiner Weise. Sie sagt nur, dass der spätere
Tempel um 50 Fuss grösser gewesen sei, als der
alte, und statt diese Ansähe auf die äussere Länjre
des Tempels zu beziehen, muss sie offenbar auf den
von Mauern umschlossenen inneren Raum
bezogen werden, wie sich ja auch die Benennung
llekatompedon auf den inneren Raum der Cella be-
zieht. Her innere Raum, Cella und Opisthodomos,
hat nun bei dem perikleischen Bau mit Hinzurech-
nung der Mauerstärken eine Länge von 157,9 Fuss;
zieht man hiervon oO griechische oder 50,6 englische
Fuss ab, so erhält man 107,3 Fuss für den von
Mauern umgebenen Raum des älteren Parthenon.
Hier wird man nun durch den auffallenden Umstand,
dass bei dem jetzigen Parthenon der Opisthodomos
mit der Mauerstärke genau 50,1 Fuss misst, zu der
Annahme gefühlt, dass der ältere Tempel keinen
Opisthodomos hatte, dagegen seine Cella von der-
selben Länge war, wie die des späteren Baues.
Ordnet man nun 8 Säulen in der Front und 16 an
den Seiten für den früheren Bau, so wird die obere
Fläche des Stereobats in der Breite vollkommen
ausgefüllt und in der Länge bleibt nur an der
östlichen Front ein freier Raum von 144 Fuss, wie
bei dem jetzigen Bau. Rechnet man nämlich 7 Epi-
stylstücke, jedes 12,57 Fuss, zwei halbe Triglyphen,
2,49 Fuss, und den Vorsprung der Ecksäulen und die
3 Stufen an beiden Seilen von 12,6 Fuss zusammen,
so erhält man 7 X 12,57 + 2,49 + 12,6 = 103,12
Fuss, welches Maass vollkommen mit der oberen
Breite des alten Unterbaues übereinstimmt. Die
Länge der Seite ergiebt sich in derselben Weise,
wenn man 15 Gebälkstücke zusammensetzt, und zwar
15 X 13,28 + 2,72 -f- 12,6 = 214,56 Fuss. Es ge-
staltet sich hiernach der Grundriss und Aufriss des
alten Parthenon wie Fig. 1 und 2 unsrer Tafel zeigt,
wo im Aufriss die Theile, von denen noch Ueber-
reste vorhanden sind, wie Unterbau, Säulenlrommeln
und Gebälk, mit Linien ausgezogen sind, das übrige
Ungewisse dagegen punktirl ist. Die Giebelhöhe ist
jedoch aus der noch vorhandenen Abschrägung des
Deckgesims bestimmt. Die kleineren Säulen von
5,6 Fuss Durchmesser sind, gleich wie bei dem
jetzigen Parthenon, im Pronaos und Postikum ange-
nommen.
Den unvollendeten Zustand des Gebäudes bei
seiner Zerstörung bezeugt die roh bearbeitete Um-
mantelung der Säulen mit vorragenden Stücken zum
Versetzen derselben. Zur Vergleicbung der Grund-
pläne beider Tempel dient Fig. 4 der Plan des peri-
kleischen Parthenon, wie er von Herrn K. Böllicher
wiederhergestellt ist.
In Fig 5 und 6 ist das Gebälk von beiden
Gebäuden dargestellt. Aus der Zusammenstellung
ersieht man, dass am älteren Bau bei gleich gros-
sem unteren Durchmesser der Säulen das Gebälk
etwas höher war (um 3| Zoll), und in Betreff
der einzelnen Theile desselben, dass die Trigly-
phen viel schlanker, aber die Tänia mit den Viä
des Deckgesims, der Abakus der Triglyphen und die
Tropfenregula auf dem Fpistyl viel höher und mäch-
tiger gehalten sind, als am späteren Bau. Auch
haben die Tropfen eine grössere Länge und sind
charakteristischer gleich Glockenblumen gestaltet.
245
Das Geison hat an der Unterflüche keine Tropfen-
kante, wie der spatere Parthenon zeigt (s. Fig. 5
und 6), sondern es ist nicht unterschnitten, ähnlich
wie an den Monumenten zu Selinunt und Agrigenl.
Es zeigt sich somit, dass die architektonischen
Glieder des älteren Baues entschiedener und klarer
gehildet sind, dass sie ein charakteristischeres Gepräge
haben und dass der perikleische Parthenon keines-
weges eine höhere Entwickelung des dorischen Baues,
sondern sogar eine Abschwächung der einzelnen For-
men sichtbar werden lässt.
Berlin, Februar. Strack.
II. Allerlei.
65. Ueber. das delphische Weihgeschenk zum Pla-
täischen Sieg. Es war zu erwarten, dass die gründliche
Schrift Frick's Ueber das platäische Weihgeschenk zu Con-
stantinopel das allgemeine Interesse der Archäologen auf
sich ziehen und bei der Wichtigkeit des Gegenstandes weitere
Besprechung veranlassen würde. Einige Bemerkungen und
Bedenken hatte ich in den Fleckeisen'schen Jahrb. für
Philologie 1861 S. 474 — 481 niedergelegt; ohne mir eine
Entscheidung zu erlauben, hatte ich doch einige Zweifel
an der Echtheit des Constantinopolitanischen Schlangen-
gewindes nicht unterdrücken können '). Veranlasst hier-
durch hat Curtius in den Nachrichten zu den Götting.
Gel. Anzeigen no. 21, 1861 S. 361—390: 'Die Weihge-
schenke der Griechen nach den Perserkriegen und insbe-
sondere das platäische Weihgeschenk in Delphi' .einer
eingehenden Untersuchung unterworfen und die Gründe
entwickelt, wesshalb er das Denkmal in Constantinopel
nicht für identisch mit dem platäischen Weihgeschenk
halten könne. In allen Hauptpunkten bin ich mit ihm
einverstanden; nur zwei Bemerkungen erlaube ich mir
nachzutragen.
Die erste bezieht sich auf das Schiangengewinde.
Nachdem Curtius die Gründe dargelegt hat, welche gegen
die Identität des Denkmals in Constantinopel und des
platäischen Weihgeschenks sprechen, fährt er a. a. O.
S. 385 so fort: 'Zu welchen Folgerungen die ganze An-
nahme (?) führe, zeigt die in den Jahrb. f. kl. Piniol.
a. a. O. S. 475 aufgestellte Vermuthung, dass die Schwanz-
enden der Schlangen ihrer unästhetischen Form wegen im
Postamente vergraben gewesen wären und auf diese Weise
zur Befestigung des Ganzen gedient hätten.' Ich theile
ganz und gar die von Curtius ausgesprochenen Bedenken,
gestehe aber, dass mir der Uebergang auf meine Ver-
') Betrafen diese auch nur die Inschrift, so fiel damit
doch die Bedeutung des Denkmals für unsere Frage überhaupt weg.
246
muthung logisch nicht einleuchten will; indem meine auf
Gründen der Statik und Aesthetik beruhende Vermuthung
von der Frage nach der Echtheit des Denkmals ganz un-
abhängig ist. Das Denkmal ist da, ist oben und unten
verstümmelt; wie oben die Scblangenköpfe ursprünglich
auslaufen mussten , ist ziemlich klar, nicht aber so, wie
die Schwänzenden verliefen. Wollen wir nicht annehmen,
dass das Gewinde von Anfang an in der Mitte durchsägt
dargestellt gewesen sei, so sind wir berechtigt, uns eine
Vorstellung zu bilden, wie der Künstler die Schwanzen-
den verwendet haben möge. Schön waren sie nicht; die
Schlangensäule konnte sich nicht durch ihre eigne Schwere
tragen, wenn schon Frick dieses annimmt. Sollte es dem-
nach wirklich so ganz verwerflich sein, die Schwanzenden
sich in das Postament einwühlen zu lassen, wodurch sie
dem Anblicke entzogen wurden und zur Befestigung der
Säule dienten? Einen Grund für seine Verwerfung hat
Curtius nicht beigefügt; so darf ich mich zunächst da-
mit beruhigen, dass Welcker an einer Stelle, auf welche
ich leider zu spät aufmerksam geworden bin, Griech. Gut-
terlehre II, S. 817, sich die Sache ohngefähr eben so ge-
dacht hat wie ich. 'Die drei Schlangen liefen mit ihren
Enden in Eins zusammen oder doch ganz unbedeutend
auseinander und waren vermuthlich in der Basis selbst,
wie noch unter der Erde mit dieser Spitze steckend, be-
festigt und unsichtbar.'
Meine zweite Bemerkung betrifft den Ort, wo am
echten platäischen Weihseschenke die Inschrift angebracht
war. Die Quellenschriftsteller sagen übereinstimmend am
Dreifusse' im xa, roenod,, z B. Thukyd. 1, 132. Pausan.
3, 8, 2); Thukydides erzählt, das Epigramm des Pausa-
nias sei ausgemeisselt worden ünö tov romodog. bs
fragt sich nun, ob man diesen Ausdruck in strengster
Bedeutung, in weiterer, oder in weitester zu fassen habe;
denn allerdings ist es gestattet, ihn vom eigentlichen Drei-
fuss, vom Dreifuss mit der Schlange, oder vom Dreifuss
mit der Schlange und dem sicherlich vorhandenen mar-
mornen Untersatze zu verstehen; und wirklich haben alle
drei Erklärungen Vertheidiger gefunden. Der ersten hatte
ich mich angeschlossen, weil sie den urkundlichen Wor-
ten am meisten entsprach, und der Kessel des Dreitusses
für eine Inschrift einen passenden Raum zu bieten schien.
Die zweite Ansicht hat die SchlangensÜLile in Constantino-
pel für sich und sie würde unnmstösslich sein, wäre die
Echtheit jenes Denkmals ausser Zweifel gesetzt; nur
müsste man dann annehmen, dass die Worte 'am Drei-
fusse' in zweifacher Bedeutung genommen wären, denn
die erhaltene Inschrift stellt an den Schlangen, wo sich
von dem ausgekratzten Epigramm des Simonides keine
Spur findet. Die dritte Meinung vertritt Curtius (a. a. O.
S. 379 ff.), der die Inschrift am Steinpostamente anbringt.
Dass dieser Platz ein sehr gewöhnlicher, ja der gewöhn-
lichste ist, wird kaum in Abrede gestellt werden; ob aber
durch das von Curtius angeführte Eine Beispiel genügend
bezeugt werde, 'dass gerade die Weihinschriften der Tri-
247
248
poden auf diese Weise angebracht zu werden pflegten,'
ist minder sicher. Jedenfalls sah Pausanias die eherne
Schlange und die angenommene und zugegebene Stein-
basis des Denkmals, ohne einer Inschrift zu erwähnen.
Stand diese auf der Basis, so konnte sie ihm nicht ent-
gehen, und es scheint mir, dass gerade in diesem Falle
sein Schweigen schwer in das Gewicht fällt. Seine Auf-
merksamkeit auf Inschriften ist anerkannt, und schwer
-laublich, dass er die unsrige die als wichtige Urkunde
anzusehen war, und die ausserdem als Inschrift eine so
interessante Geschichte hatte, unbeachtet übergangen
haben sollte. Dazu kommt, dass er sich 7, G, 4 bei der
Fra^e, ob die Achäer an der platäischen Schlacht Theil
genommen, für die Verneinung entscheidet, und dafür seine
Meinung lediglich auf die Inschrift in Olympia begründet;
hätte er die in Delphi gekannt, so hätte er eine weit
festere Stütze in dieser gefunden , da sie einen vorzugs-
weise ofüciellen Charakter hatte.
Diese Gründe hauptsächlich bestimmen mich, die In-
schrift nicht an der Steiubasis und nicht an der Schlange
anzunehmen, sondern da wohin der Wortsinn der urkund-
lichen Stellen sie versetzt, am Dreifusse selbst. Zwar weiss
ich, was Welcher (Griech. Götterlehre II, 813) über un-
bedingtes Festhalten in allen Fällen an der eigentlichen
Bedeutung eines Ausdrucks urtheilt, stimme auch gern
bei, dass es nur Tadel verdient, wenn man Sache und
Sinn im Ganzen für nichts achtet; dagegen kann ich aber
auch die Methode kaum für die richtige halten, wenn man
Sache und Sinn im Ganzen, fertig zur Interpretation mit-
bringen, und danach die eigentliche Bedeutung eines Aus-
drucks teststellen oder modifiziren wollte. Da nun hier Sache
und Sinn erst gesucht wird, so kann man in unserem Falle
zur. Unterstützung für die andern Gründe wohl noch die
eigentliche Bedeutung des Ausdruckes 'am Dreifusse' gel-
tend machen, und dabei der Uebereinstimmung der alten
Quellen einiges Gewicht einräumen.
Ehe ich weiter gehe, habe ich noch einen Punkt zu
berühren. Stellen wir uns den Verlauf der Sache in den
Einzelheiten vor. Die Besorgung des Weihgeschenks
hatte ohue Zweifel der Oberfeldherr Pausanias übernom-
men; er hatte bei Simonides das Epigramm, bei einem
Goldschmied den Dreifuss bestellt und diesem doch wohl
die Inschrift übertragen. Die steinerne Basis wurde in
Delphi hergerichtet; ob auch das Werk des Goldschmie-
des und des Erzgiessers ist mindestens zweifelhaft. Wohnte
der Goldschmied nicht in Delphi, so ist es wohl das
wahrscheinlichste, dass er für die Inschrift an seiner Ar-
beit einen Platz gesucht haben werde; die Herstellung
eines Steinpostamentes in Delphi war dann in kürzester
Zeit besorgt und es blieb nur noch die Befestigung des
Denkmals übrig. Was das Austilgen der Inschrift betrifft,
so ist die Wahrheit der Erzählung an sich durchaus nicht
zu bezweifeln; wohl aber wird über die Art der Austil-
gung einige Freiheit gestattet sein, um so mehr da an
ein eigentliches Ausmeissein, Auskratzen, was fxxoXunxav
bedeuten würde, kaum zu denken ist, wesshalb Curtius
(a. a. O. S. 380) es auch dahin erklärt, dass die Ober-
fläche der Marmorbasis abgenommen und auf der frischen
Fläche die neue Inschrift eingemeisselt worden sei. Ob
das Verfahren so einfach war, und ohne Abnahme der
Schlange mit dem Dreifusse bewerkstelligt werden konnte,
darüber steht mir kein Urtheil zu.
Der gewöhnlichste und in den meisten Fällen pas-
sendste Ort für die Inschrift war allerdings an der Basis;
doch band man sich daran nicht so ausschliessend, dass
man eine sich bietende geeignete Fläche am Kunstwerke
selbst verschmäht hätte. Bei Kunstwerken, welche von
weit her kamen, dürfte letzteres sogar ziemlich das gewöhn-
liche gewesen sein. Häufig finden wir Inschriften auf
Schilden (Paus. 1, 13, 3. 5, 10, 4. 5, 19, 4. 5, 25, 10); eine
Inschrift befand sich an einem elfenbeinernen Hörn der
Amaltheia (Paus. 6, 19, 6); an der Seite eines Rosses
(5, 27, 2) und ohne Zweifel auch an den Rossen uud
dem Wagen, G, 10, 7; eine Statue, ein Weihgeschenk der
Thrakischen Mendäer, hatte als Inschrift ein Distichon
an der Hüfte, 5, 27, 12. Oefter diente auch zur Auf-
nahme der Inschrift ein Täfelchen (nträxtuv), Schildchen,
welches an dem Gegenstande befestigt wurde, wie das an
der Säule des Oinomaos zu Olympia, 5, 20, 7; oder
auch aus dem Material der Bildsäule ausgehauen war; so
das mvuxiov ngo liov nudöiv tov'Oqxwv, 5,24,11. Eben
so mag Pheidias seine Inschrift t'»o luv /Jtt)q joig noai
angebracht haben, 5, 10, 2 und die Apolloniaten ihr Epi-
gramm ebenfalls vnu tov ^Jtog tntg noai, 5, 22, 3.
Nach allem diesem wird sieh nicht in Abrede stellen
lassen, dass eine Inschrift auf dem Kessel des platäischen
Dreifusses recht wohl denkbar sei ; eben so wird sich
auch die Annahme eines Täfelehens nicht ohne weiteres
verwerfen lassen. Aus diesem konnte, unbeschadet des
Kunstwerkes, die anstössige Inschrift leicht ausgeschlin'en,
ausgefeilt, oder selbst das ganze Täfelchen durch ein
neues ersetzt werden. Es dürfte sich hieraus dann erge-
ben, dass, die Unechtheit der Schlangensäule in Constan-
tinopel angenommen, eine Nothwendigkeit, die Inschrift
an das Steinpostament zu versetzen, keineswegs vorhanden
wäre. Befand sich dieselbe auf die eine toder die andre
Art am Dreifusse selbst, so findet das sonst höchst auf-
fällige Schweigen des Pausanias eine genügende Erklä-
rung. Schubakt.
lliezu die Abbildung Tafel CLX. CLX1: Der vorperikleische Parthenon.
Herausgegeben von /•.'. Gerhard.
Druck uud Verlag von G. Reimer.
249 250
DENKMÄLER UND FORSCHUNGEN.
Archäologische Zeitung, Jahrgang XX.
J\@ 162 A.
Juni 1862.
Die Balustrade am Tempel der Athena Nike auf der Akropolis von Athen.
1. Die Balustrade am Tempel der Athena
Nike auf der Akropolis von Athen.
Hierzu die Abbildung Taf. CLXII.
Als in» Jahre 1835 unler L. Iloss Leitung die
Trümmer des kleinen Niketempels auf dem West-
vorsprung der kinionisclien Mauer aus der türkischen
Baslion, zu deren Errichtung einsl der Tempel halte
dienen müssen, herausgeschält wurden, landen sich
nehen den Platten des Tempelfiieses auch Relief-
fragmente von grösserem Massslabe, die von Ross
und den mit ihm vereinigten Architekten als Theile
einer Balustrade erkannt wurden, welche über dem
Nordrande des den Tempel tragenden nvQyog hin-
lief. Nur zwei Platten waren leidlich vollständig
erhalten und wurden von Ross in seiner 'Akropolis
von Athen I Taf. 13 unter A und B abgebildet,
daneben unter € I) E die ausgezeichneleren der stär-
ker beschädigten Bruchstücke. Andre Reste fanden
sich erst nach Abschluss jenes Werkes (Ross arch,
Aufs. I, 110), zu denen endlich die von Beule ge-
leiteten Ausgrabungen fünf neue Fragmente hinzu-
fügten (Beule Facropole tf Äthanes I, 253). Der
grössere Theil dieser Sculpturen wird jetzt in der
Cella des Niketempels aufbewahrt; die von Ross
mit CDE bezeichneten Fragmente konnte ich jedoch
dort nicht finden und befürchte dass sie unter dem
traurigen Trümmerhaufen in der Cisterne östlich
vom Erechtheion zugleich mit den Fragmenten des
Erechtheionfrieses begraben liegen, um dereinst —
wer weiss, in welchem Zustande? — aus dem
Schulte hervorgezogen zu werden. Die mir be-
kannten Stücke sind demnach die folgenden.
A. Fast vollständig, wenn auch nicht unverletzt er-
haltene Platte. 1,05 Meter hoch, 1,25 Meter lang. Eine
geflügelte, mit Chiton und Mantel bekleidete Nike sucht
rechtsliin eilend dem Stoss eines Stiers zu entweichen,
den eine in gleicher Weise ausgestattete Gefährtin, den
linken Fuss kräftig gegen ein Felsstüek stemmend, zu-
rückzuhalten sich bemüht (Ross Akrop. Taf. 13 A).
B. Die rechte kleinere Hälfte einer zweiten Platte,
1,25 Meter hoch. 0,58 Meter breit. Eine Nike, ebenso
bekleidet, balanciert auf dem linken Bein und hebt das
rechte empor, um die Sandale dieses Fusses mit der Rech-
ten abzunehmen (Russ Akrop. Tut". 13BI.
C. Torso einer weiblichen Figur, von vom gesehen.
in ruhiger Stellung, mit rechtem Stand- und linkem Spiel-
bein. Sie ist mit einem gegürteten Chiton bekleidet (Ross
Akrop. Taf. 13 C).
t). Rest einer bewegteren Figur mit Kreuzbändern
über der Brust, im übergeschlagenen Chiton und Mantel;
sie eilt ein wenig rechtshin (Ross Akrop. Taf. 13 D).
E. Die von schöner Gewandung bedeckten überein-
ander geschlagenen Beine einer rechtshin sitzenden Frau,
welche einen für mich unkenntlichen Gegenstand auf dem
Schosse hält (Ross Akrop. Taf. 13 E).
F. Rest einer ruhig stehenden Figur, ein wenig nach
links blickend. Ueber dem Chiton, der an den Hüften
einen starken Faltenbausch bildet, fällt ein Diploidion
herab, dessen Falten von dem eingestemmten linken Arm
etwas nach der linken Hüfte gezogen werden; ein kleiner
Ueberwurf bedeckt shawlartig einen Theil des linken Arms.
Auf dem Kopfe liegt ein Tuch oder eine andre eigen-
thümliche Kopfbedeckung mit Seitenlaschen; auf jeder
Seite des Hauptes befindet sich ein kleiner Ansatz, wie von
Flügeln (?). Von den ausgebreiteten Flügeln sind grosse
Theile, vom gesenkten rechten Oberarm nur die Hälfte,
vom rechten Bein nur das oberste Stück, das linke bis
zum Knie erhalten. Das schöne Fragment ist aus drei
Stücken zusammengesetzt und auch durch Abgüsse be-
kannt. Höhe 0,72 Meter.
G = Taf. CLXII, 1 ')• Eine linkshin gewandte Nike
') Die Zeichnungen von Fig. I und 2 verdanke ich der Freund-
schaft des Architekten Herrn C. Tim ler aus Jena.
251
252
deren Kopf abgebrochen ist, steht auf dem rechten Beine,
während das linke leise gebogen ist. Ein feines Unter-
gewand ohne Aermel bedeckt in leichtem Fluss den Ober-
körper, ohne die schönen Formen irgend zu verhüllen;
kaum in höherem Grade ist dies mit dem Mantel der
Fall, der von den Hüften ab um die Beine füllt und von
dem linken Knie leise gegen das rechte gepresst und da-
durch gehalten wird (dieses Motiv ist auf dem Original
noch deutlicher als auf der Zeichnung). An das Bein
legen sich die Falten flach und gleichsam nass an, wäh-
rend der reichere Faltenwurf vor und hinter dem Beine
die Flüchen desselben umrahmt und hebt. Die Arme sind
horizontal vorgestreckt, aber zum grössten Theil abgebro-
chen. Der rechte Flügel ist fast ganz erhalten; an dem-
selben sind zwei Marmorstützen bemerklich, welche dem
sonst ganz frei gearbeiteten linken Flügel festen Halt ver-
leihen sollten. Dieser war besonders verfertigt und durch
Bronzestifte an seinem Ansatz befestigt, in dessen anre-
gelmässig abgebrochenem Rande sich drei entsprechende
Löcher befinden. Höhe 0,93 Meter. (Beule I, 259.)
H = Taf. CLXII, 2; 0,4G Meter hoch. Von linksher
ist ein linker Arm, zum Theil von einem Gewandstück
bedeckt, damit beschäftigt auf einen runden Pfahl, an dem
ein grosser runder Schild hängt, einen sogenannten korin-
thischen Helm zu setzen; ein unten an demselben befind-
liches Bohrloch scheint auf den einstigen Schmuck eines
bronzenen Helmbusches zu deuten. Hingewiesen ist auf
dies Fragment von Ross arch. Aufs. I, 116 Anm. 2.
/. Ein merkwürdiges, 0,47 Meter hohes Fragment, auf
dem nur die verstümmelten Reste eines Kopfes nebst der
rechten Schulter und den angrenzenden Theilen erhalten
sind. Die Figur blickte rechtshin (vom Beschauer); den
Kopf bedeckte ein Helm, von dem sich ein deutlicher Rest
im Nacken erhalten hat; von der Schulter fällt ein sehr
feines schlichtes Gewandstück über die Brust herab, an
dessen Saum drei tiefe Bohrlöcher auf die Annahme einer
einst mit bronzenen Schlangen besetzten Aigis führen. Der
rechte Oberarm, über und unter welchem ein flatterndes
Gewandstück sichtbar wird, ist horizontal vom Körper ab-
gestreckt, vielleicht um einen Speer aufzustützen. Von
Flügeln ist nichts zu bemerken. Dein Original gegenüber
hielt ich es nicht für unwahrscheinlich, dass zu derselben
Figur gehöre
K, der Rest der Beine einer rechtshin gewandten
Figur, vom langen Chiton umwallt, an dem zum Theil
erhaltenen linken Unterarm ein Bruchstück des grossen
runden Schildes. Höhe 0,45 Meter.
L. Reste des gebogenen linken Armes einer Figur
mit fliegenden Gewändern, einen Schild tragend; ein
Stück des grossen Flügels ist sichtbar. 0,45 Meter hoch.
(Beule I, 253.)
M. 0,43 Meter hoch. Brust Flügel und Leib einer
Nike, die einen grossen unten glatten, oben gewandähn-
lichen Gegenstand auf den Armen vor dem Leibe trägt
und gleichsam präsentiert. (Beule I, 253.)
N. Räthselhaftes Fragment, 0,42 Meter hoch. Wahr-
scheinlich ist es ein Stück eines Pfahles, wie auf H, mit
zwei Bohrlöchern unter einander an seiner Vorderseite;
von einem Gewände umwallt.
0. Stück eines linken gewandumhüllten Beines und
unterstes Ende eines Flügels. Höhe 0,44 Meter. (Beule
I, 253.)
P. 0,45 Meter hoch. Ein linker Flügel mit dem Rest
eines fliegenden Mantels, dessen Saum gefältelt ist. (Beule
I, 253.)
Billige andre Bruchstücke sind noch unbedeu-
tender oder noch weniger kenntlich. Die angeführ-
ten Fragmente weiden geniigen um die von Ross
S. 18 angeregte und von Beule S. 260 aufgenom-
mene, aber nicht geförderte Frage der Entscheidung
naher zu bringen, ob wir in dem Relief der Balu-
strade eine einzige zusammengehörige Handlung oder
eine lose an einander gefügte Reihe einzelner Scenen
zu erkennen haben. Hierfür ist besonders das un-
scheinbare Fragment II, Fig. 2 auf unsrer Tafel,
von Wichtigkeit, da es klar ist, wie auch Ross rich-
tig erkannt hat, dass dasselbe zur Errichtung eines
Tropaions gehört. Wahrscheinlich haben wir den
unleren Theil desselben Tropaions in dem Fragment
N erhalten. Die Errichtung eines Tropaions ist die
Spitze und gewissermassen die Besiegelung eines
Sieges, wodurch dieser der Nachwelt überliefert wird;
sie bietet zugleich der bildenden Kunst einen präg-
nanten und allgemein verständlichen Ausdruck für
den errungenen Sieg dar. Ich glaube daher nicht
zu irren, wenn ich in der Auflichtung des Tropaions
den Mittelpunkt der gesnmmten Composilion an-
nehme. Von der zunächst damit beschäftigten Figur
scheint nichts weiter als der linke Arm auf dem
Fragment // erhallen; dagegen scheint mir die schöne
Figur (/, Fig. 1 auf unsrer Tafel, von rechtshcr in
gleicher Weise beiheiligt gewesen zu sein. Ich glaube
kaum dass für die Stellung der Figur und die Rich-
tung der Arme sich ein passenderes Motiv wird fin-
253
254
den lassen als die Beschäftigung mil der Ausschmük-
kung eines Tropaions. Auf diese Weise erhalten
wir für das vermuthete Cenlrum der Composition
eine symmetrische, schön abgerundete Gruppe. Ver-
gleichen lässt sich damit z. B. eine in der Millelhalle
der Propylaien aufbewahrte Marmorbasis, deren Ab-
bildung in der s(pt]fiegig ctQxainXnyixij Heft 27 N.913
mir nicht zur Hand ist. Auf der einen Seite sind
zwei einander gegenüber stehende geflügelte Niken
beschäftigt einen Dreifuss hinzustellen; auf der an-
stossenden Seile richten zwei gleich angeordnete
Siegesgöttinnen ein Tropaion mit Helm Schild und
Gewand auf, und von einer dritten entsprechenden
Gruppe erkennt man daneben noch einen Rest. —
Vielleicht brachte die Siegesgöttin auf M einen neuen
Gegenstand zur Ausschmückung des Tropaions her-
bei, vielleicht auch irgend etwas zum Opfer Gehö-
riges. Denn auf ein Opfer weist deutlich die Platte
A hin, auf welcher zwei geflügelte Genossinnen den
nach altem Kunslbrauch bedeutend kleineren Opfer-
stier herbeibringen. Vielleicht sollte die ruhig da-
stehende Nike mit bedecktem Haupte (/) das Opfer
vollziehen. Stieropfernde Niken sind ja nichts Seltenes
und unter anderen auch in vielen Marmorwerken er-
halten, welche O.Jahn (arch. Ztg. 1850 S. 207) auf
ein Original Myrons zurückzuführen geneigt ist. We-
niger deutlich ist es, in welchem Verhältniss zu der
gemeinsamen Siegesfeier die Handlung der Sandalen-
löseiin B stand; ist sie vom raschen Fluge eben
angelangt und löst sich nun die xalct ntdila? denn
bedeutungslos wird das Motiv in dem ganzen Zu-
sammenhang der Darstellung schwerlich sein '). lieber
die kleinen Bruchstücke lässt sich natürlich nichts
Sicheres sagen; auffallend ist es nur dass das rechts-
hin gewandte Fragment einer sitzenden Figur (E)
nach der von Boss S. IS angegebenen sicheren Spur
das äusserste rechte Ende der ganzen Balustrade
*) Zur Vcrgleichung früherer Auffassung dient l'reller's Aeusse-
rung über diese 'zur Siegesfeier ... in Processen geurdneten' Ni-
ken. In seiner griechischen Mythologie (I. S. 287 = 380 d. n. A.)
heisst es wie folgt: 'Eine schreitet mit weit geöffneten Flügeln
voran, eine andere folgt einen widerstrebenden Stier am Strick zum
Opfer heranzerrend, eine dritte trägt einen Candelalier wie sie zu
den Weihrauchsopfern gebraucht wurden, eine vierte lost in höchst
anmuthiger Stellung die Sohle von ihren Füssen, wohl um in den
Tempel zu treten.' A. d. II.
einnahm, wo die von ihren Gefährtinnen abgewandte
Nike westwärts hinausblickte auf die hafenreiche
Halbinsel des Peiraieus, die Wiege attischer Grösse,
und auf Salamis, den Schauplatz des glänzendsten
aller griechischen Siege. Aber zwei Fragmente
scheinen noch einer Deutung fähig und nicht ohne
Bedeutung für das Ganze. Während alle übrigen
Bruchstücke, wenn sie überhaupt die betreffenden
Theile erhalten haben, geflügelte Siegesgöttinnen
in mannigfachen Beschäftigungen zeigen, erblicken
wir in / und dem vermulhlich dazu gehörigen h
eine allem Anscheine nach ungeflügelte weibliche
Figur, welche sich überdies durch die Bedeckung
ihres Hauptes mit dem Helme und durch die Aigis
auszeichnet. Das kann nicht füglich eine Andre sein
als die Göttin, weicher die Aigis von Rechtswegen
zukommt, Alhena; und an diesem Orte ist es doch
wohl die Inhaberin des über der Balustrade sich er-
hebenden Tempels, Athena Nike oder, wie die Athener
sie ja auch nannten, die ungeflügelte Nike. Diese
Göttin ist hier an ihrem Platze wo es gilt eine Sie-
gesfeier darzustellen; inmitten ihrer beschwingten
Dienerinnen steht sie da, welche den Sieg verliehen
hat und welche nun auch durch die Siegesfeier zu-
meist verherrlicht wird. Und wenn der Blick von
den hilzigen Kampfscenen, welche der Fries des
kleinen Tempels darstellt, herabsank, dann erschaute
er hier das Resultat solchen Bingens und Strebens,
die Siegesfeier unter der Leitung und zum Preise
der Burginhaberin Alhena. —
Die Bildwerke dieser Balustrade sind nicht ohne
Nachwirkung auf die spätere Kunst geblieben, aber
so dass die einzelnen Molive in freierer Weise be-
nutzt und umgestaltet wurden; wie dies ja ein Haupt-
zug der späteren Kunst ist (vgl. 0. Jahn sächs. Ber.
1861 S. 109 ff.). Von den Siegesgöttinnen mit dem
Stier (Platte A) sind uns zwei Nachbildungen er-
hallen. Die bekanntere befindet sich im Apollozim-
mer des Belvedere (No. 94) und ist von Visconti im
Mus. Pio-Vlem. V Taf. 9 herausgegeben und be-
sprochen; sie ist jedoch sehr stark restauriert, indem
nach Viscontis und Gerhards (Beschr. d. St. Rom
II, 2 S. 15S N. 98) übereinstimmender Angabe fast
die ganze Figur links, grosse Theile des Stiers und
die rechte Hand der Figur rechts neu sind. Weit
255
256
besser erhallen isl das zweite Exemplar, weiches
mit den medieeischen Sammlungen nach Florenz ge-
kommen isl und jetzt im Kabinet des Hermaphro-
diten in den Offizien unter N. 331 aulbewahrt wird.
Neu sind hier der Kopf und linke Vorderarm der
enteilenden Figur rechts, sowie das linke Hörn des
Stieres; an der hemmenden Figur scheint nicht ein-
mal der ganz herausstehende rechte Arm gebro-
chen '). Die Arbeit ist nicht eben fein, aber mit
mehr Schwung ausgeführt als die des vaticanischen
Reliefs. Beide Reliefs gehen auf ein gemeinsames
Original zurück, in welchem die Nachahmung des
athenischen Vorbildes im Ganzen ebenso wenig zu
verkennen ist, als die freie Umbildung im Einzelnen,
welche durch die Lösung der einzelnen Scene aus
ihrem Zusammenhange bedingt war. Es sind keine
Niken mehr, sondern gewöhnliche Frauen; die
Schwingen sind ihnen genommen und durch flat-
ternde Gewänder ersetzt. Und wenn in dem Zu-
sammenhang des Baiustradenfrieses das Motiv der
Herbeibringung des sich bäumenden Stiers zum Sie-
gesopfer genügte, so suchte der Nachahmer in die
Einzelscene eine neue Bedeutung dadurch zu legen,
■lass er den Stier eines der heiligen Geräthe gefähr-
den liess. In dem Florentiner Relief hält die Figur
rechts den dreiseitigen Fuss eines Candelabers oder
kleinen tragbaren Altars in der Rechten, um ihn dem
Andrang des Stieres zu entziehen; in dem vaticani-
schen Exemplar wird die (verlorene) Rechte der
entsprechenden Figur wohl in ähnlicher Weise be-
müht gewesen sein den wankenden Candelaber zu
stützen. Weniger gerechtfertigt als das Weglassen
der Flügel und das Hinzufügen dieses IMolives sind
andre in der Nachbildung vorgenommene Aenderun-
gen; das kräftige Gegenstemmen des linken Beines
gegen den Felsblock in der Figur links ist in eine
durchaus nicht zweckentsprechende, tanzmässig leichte
Bewegung umgewandelt; der von den Beinen herab-
gleitende Mantel in der Figur rechts ist weggelassen
*) Dem medieeischen Itclief soll nach Visconti die ganze Figur
rechts fehlen, wogegen eine vollständige lieplik in der farnesischen
N.'iuimlung gewesen sei. Da das Florentiner Exemplar vollständig ist,
in Neapel sich Keine Wiederholung linilet und hei der Abfassung des
fünften Bandes üe* Mut. Pio-Clem. jene heiden Sammlungen nicht
mehr in Rom waren (Visconti spricht v.m beiden im Imperfcct), so
bin ich geneigt mit Gerhard eine Verwechslung Viscontis anzunehmen.
und statt des zauberhaft leichten Hauches, welcher
das Gewand der athenischen Nike, besonders das
Diploidion ihres Chitons, fächelt, treibt ein gewalt-
samer Windstoss den Chiton der geängsteten Sterb-
lichen zur Seile (dies letztere Verhältniss tritt auf
den Originalen noch weit deutlicher hervor als in
den Abbildungen). — Einer ganz ähnlichen Umbil-
dung sehen wir die sandalenlösende Nike (li) unter-
worfen auf einem interessanten Marmorrelief der
Münchener Glyptothek (Niobidensaal N. 145) von
penlelischem Marmor3) und guter, anscheinend grie-
chischer Arbeit, aber angeblich unteritalischer Her-
kunft, welches kürzlich von C. von Lützow in sei-
nen 'Münchener Antiken Taf. 9 bekannt gemacht
und einsichtsvoll besprochen ist. Auf der rechten
Seile des Reliefs sehen wir eine mit ungegürletem
Chiton und Manlel bekleidete Frau, deren Haare von
einer eigentümlichen, auf griechischen Grabreliefs
ähnlich wiederkehrenden Mütze bedeckt werden, auf
dem linken Beine balancieren, worin sie durch die
Haltung des linken Arms unterstützt wird, während
die Rechte nach einem Stück Tuch greift, das nie-
dergefallen und zwischen den Zehen des empor-
gehobenen rechten Fusses hängen geblieben ist. Dabei
blickt sie zu einer die Mille des Bildes einnehmenden
bärtigen Herme auf, welche von linksher von einer
nur mit dem ungegürleten dorischen Chiton beklei-
deten Genossin mit einer Binde geschmückt wird.
Die Uebereinslimmung der erstgenannten Figur mit
der ihre Sandale abnehmenden Nike erstreckt sich
nicht nur auf die gesamte Stellung, sondern reicht
sogar zum grossen Theil bis in di^ Einzelheiten des
meisterhaften Faltenwurfes4); auch scheint nach den
Ansalzspuren der Kopf der Nike nicht gesenkt, son-
dern ähnlich wie bei ihrem Nachbilde gehoben ge-
wesen zu sein. Dagegen fehlen der Frau des Mün-
chener Reliefs, ebenso wie denen der oben genannten
vaticanischen und Florentiner, die Flügel; und die
Umwandlung des Lüsens der Sandale in das klein-
') So erschien er mir; nach Lützow ist er 'wahrscheinlich aar
rarisch'.
*) Dagegen zeigt sich der Unterschied zwischen lebendigem Ge-
fühl für die Gewandung und künstlichem Zurechtlegen der Kalten in
dem von der rechten Schulter herahgcglittenen Gewände, das auf
dem Original ebenso schön und natürlich fallt, wie es auf der Nach-
bildung gezwungen und in fast unmöglicher Lage erscheint.
257
258
liclie Motiv des zwischen den Zehen eingeklemmten
Tuches ist nichts weniger ;ils glücklich. Auch be-
merkt Lülzow mit Recht, aus der Entlehnung der
einzelnen Figuren erkläre sich die geringe Abrundung
der lose zusammengestellten Gruppe und das Be-
deutungslose der Composition im Vergleich mit den
Hauptmotiven der einzelnen Figuren und deren Durch-
bildung. Wenn derselbe Gelehrte aber in der zweiten
Figur des Münchener Reliefs eine freie Nachbildung
der auf Taf. CLXII, 1 abgebildeten Nike erblickt,
so hat ihn sein Gedächlniss getauscht, indem er die
jetzt von mir publicirte Zeichnung nur kurze Zeit
hatte sehen können. Dagegen wird bei der nach-
gewiesenen Nachbildung einzelner Figuren des Nike-
frieses in späteren Kunstwerken überhaupt, sowie
insbesondere bei der Entlehnung der einen Figur
des Münchener Reliefs von eben jenem Fries die
Vermulhung nicht gewagt sein , dass auch die
zweite Figur desselben ihr Vorbild ebenda gehabt
habe; nur dass wir dasselbe nicht in unsrer Nike
G erkennen, sondern in einer der verloren ge-
gangenen Niken, am wahrscheinlichsten wohl in
derjenigen, welche das Tropaion von linksher auf-
zurichten beschäftigt war (II). Die Errichtung des
Tropaions wäre dann also in eine Hermenschmük-
kuug verwandelt und die Sandalenlöserin durch die
hinzugethane Binde, welche wohl auch zum Schmuck
des Gottes dienen sollte, mit diesem neuen Mittel-
punkt der umgewandelten Composition in Verbindung
gesetzt. —
Ich bemerke jetzt noch Einiges über die Aus-
führung der Nikereliefs. Dieselben sind natürlich
aus pentelischem Marmor gearbeitet. Wo die Gren-
zen des Basreliefs innegehalten sind, erhebt sich
dasselbe kaum mehr als 0,12 Meter aus der Grund-
fläche; aber grosse Theile der Figuren sind im
Haulrelief gearbeitet oder auch ganz von der Fläche
gelöst, so zumal Köpfe Arme und Füsse, daher denn
auch manche Theile verschwunden sind ohne eine
Spur zu hinterlassen. Bisweilen ist zur Befestigung
vorstehender Theile der Marmor, der diese mit dem
Grunde verband, der ganzen Länge nach stehen ge-
lassen; andre Male genügten einzelne Stützen, wie
in G, wo überdies der frei gearbeitete Flügel durch
Bronzezapfen mit den solideren Theilen verbunden
war. Das Relief ist mit grosser Meisterschaft und
Kühnheit behandelt, die Schaltenpartien sehr tief,
namentlich mit Hülfe des Bohrers, ausgehöhlt, damit
bei der nicht unbedeutenden Höhe der Aufstellung
über dem Gesichtspunkt die Wirkung doch deutlich
und schlagend sei. Bronze ist mehrfach angewen-
det, nicht blos zur Befestigung einzelner Theile (G),
sondern auch zum Schmuck, bei den Knöpfen die
das Gewand auf den Schultern zusammenhallen (F),
am Gürtel (A C), bei den Schlangen der mulhmass-
lichen Aigis (/), an dem vermeintlichen Tropaion (A),
zum Helmbusch (//). Der Gewandsaum erscheint
bisweilen zierlich gefältelt (/l? und P), wie an vielen
Figuren des Parthenonsfrieses und unzähligen grie-
chischen und römischen Bildwerken. Beachtenswerlh
ist es dass die Flügel verschieden behandelt sind.
Bald sind die Federn deutlich in flachem Relief aus-
geführt, so bei F und P, bei G am oberen, linken
Flügel, bald ist nur der untre Rand federartig an-
gegeben (GL), meist aber die ganze Fläche ohne
solche Andeutung gelassen; und zwar nicht blos wo
dieselbe verdeckt war, wie in G, sondern auch wo
sie offen da liegt, wie in AHM. Wenn wir nun
noch überdies bemerken dass der untre Rand des
rechten Flügels an der Nike rechts auf der Platte
A gar nicht durch die Sculptur bezeichnet ist, so
weiden wir zu der Annahme gedrängt, dass hier wie
an den grossen Flächen der Flügel Bemalung an-
gewandt gewesen sei. Dazu stimmt eine andre Be-
obachtung. Die nackten Theile der Frauen sind an
den gut erhaltenen Stücken, namentlich an dem in
seiner Oberfläche am wenigsten verletzten Fragment
li, sorgfältig geglättet und wahrscheinlich in Folge
des dabei beobachteten Verfahrens (mit Hülfe von
Wachs?) ein Weniges wärmer im Ton, als die Ge-
wänder, die unbearbeiteten Flügel, die Grundfläche
des Reliefs, welche alle rauh gelassen sind. Das-
selbe ist an vielen griechischen Reliefs (nicht, so-
weit ich bemerkt habe, an denen vom Parthenon)
und auch an vielen pompeianischen Statuen zu be-
merken, an welchen letzleren dann sich häufig noch
Farbenspuren an den Gewandsäumen erhalten haben.
Es liegt nahe, auch für die Flügel und vielleicht für
die Gewandung oder einzelne Theile derselben an
unsren Reliefs Bemalung anzunehmen, wo sich dann
259
260
die Verschiedenheit der Behandlung sehr natürlich
erklären würde; ob etwa auch der Stier gefärbt war,
möchte ich nicht entscheiden: an den olympischen
Metopen im Louvre ist der Stier noch jetzt ganz
braunroth, der Löwe, wie es scheint, bräunlich gelb.
F.inen direkten Beweis für Bemal ung an unsren Re-
liefs würden ein paar deutliche rothe Striche geben,
welche hinter dem Kopfe der Sandalenlöserin 11 auf
ihrem rechten Flügel sichtbar sind, wenn deren Echt-
heit über allen Zweifel erhaben wäre. Beule, wel-
cher, soviel ich weiss, zuerst auf diese Spuren auf-
merksam gemacht hat (1, 257 ff.), ist der Vermulhung
nicht abgeneigt, dass ihr Urheber noch am Leben
sei. So viel ist gewiss: wenn die Strichelchen,
welche ja wohl Haarlocken darstellen sollen, modern
sind, so sind sie sehr raffinirt auf Betrug gemalt;
denn wo sie an verletzte Stellen des Marmors slossen,
ist ihre Grenze ebenso scharf wie der Rand des
unversehrten und des zerstossenen Steines. Aber
unbedingt für alt möchte ich sie deshalb doch nicht
halten und am wenigsten auf sie allein die Annahme
von Bemalung begründen. —
Wo die Balustrade aufgestellt war, ist noch
deutlich zu erkennen. In der auf unsrer Tafel unter
no. 3 beigefügten Skizze, die mit Benutzung eigener
Aufzeichnungen nach Lebouteux Plan bei Beule I
Taf. 2 entworfen ist , habe ich den westlichen Vor-
sprung der kimonischen Mauer, den nvqyoo, des
Niketempels mit Einschluss des Südflügels der Pro-
pylaien, in seinem jetzigen Zustande angegeben 5).
Von der Nordecke des Tempels aus, wo das Frag-
ment E mit seiner Rückseite den Stufen des Stylo-
bats angepasst war, zieht sich die deutliche Spur
der Balustrade über dem Nordrande des Vorsprungs
hin östlich bis zu der kleinen Treppe, welche den
Niketempel mit dem Hauptaufgang zu den Propy-
laien in Verbindung setzt, liier bog die Balustrade
um gegen Süden und ihre Spur lässt sich auf der
östlichsten Marmoi platte und der daranslossenden
Porosplatte des Pflasters noch eine Strecke weiter
verfolgen; wahrscheinlich erstreckte sie sich bis an
s) Die Schraflirung von links unten nach rechts oben deutet
auf modernen Ursprung, diejenige von links oben nach rechts unten
zeigt an, dass das Material statt des sonstigen Marmors ntÖQrvos
Leios ist.
die Nordecke des Tempels. Die einzelnen Platten
waren durch 0,26 Meter lange metallene Klammern
von dieser Form [— |— | mit einander verbunden, und
auf dem oberen Rande der Platten sind in regel-
mässigen Abständen von 0,12 Meter runde Löcher
von 0,02 Meter Durchmesser angebracht, welche ein
Metall gilt er trugen. Auf diese Weise entstand ein
abgeschlossener dreieckiger Raum, welcher sich sehr
zweckmässig zur Aufbewahrung von Weihgeschen-
ken und dergleichen verwenden liess, wozu bei grös-
seren Tempeln die gewöhnlich gleichfalls vergitterten
Vorhallen und Opislhodome ö) dienten. Ks ist also
klar, was freilich auch aus dem Charakter der Sculplur
erhellt, dass die Balustrade wenigstens nicht vor Er-
bauung des Tempels der Athena Nike errichtet ward.
Wann aber ward dieser Tempel erbaut? Mir scheint,
Alles wohl erwogen, die Ansicht von Ross, der ihn
(S. 10) von Kimon, wahrscheinlich nach der Schlacht
am Eurymedon, errichtet sein lässt, die wahrschein-
lichste, und zwar nicht sowohl weil ich glaubte dass
er sonst unter den Bauwerken des Perikles aufge-
führt sein müsse, als wegen einiger im Tempel und
seiner Umgebung liegenden Gründe, die meistens
schon von Beule I, 202 ff. richtig angedeutet sind.
Vor Kimon kann der Tempel nicht gebaut
sein, weil er auf dem Westvorsprung der erst von
diesem aufgeführten Südmauer der Akropolis steht.
Er ist aber noch vor den Propylaien, also vor
137 v. Chr., erbaut, weil bei der Anlage der Pro-
pylaien auf ihn Rücksicht genommen ward. Dieses
ergibt sich daraus dass der Südflügel der Propylaien
kürzer ist als der nördliche mit der sog. Pinakothek.
Die mit Ross vereinigten Architekten scheinen nach
dem auf Taf. 4 ihres Werkes gegebenen Aufriss frei-
lich andrer Meinung gewesen zu sein, aber entschie-
den mit Unrecht. Denn die Südwand des Südflügels
schliesst gegen Westen mit einer Ante ab, welche
beweist dass die Mauer sich nie weiter erstreckte als
jetzt. Beule hält I, 178 diese Ante für den Pfosten
einer Thür, die südwärts aus dem Südflügel heraus-
6 Sparen solcher Vergitterung bemerkt man noch an den Säu-
len vieler Tempel. Sic war zum Tlieil an unsrem Niketempel vor-
handen Ituss Akrop. S. 11), ferner z.B. am Parthenon, am Pronaos
des Tempels auf Sunion, am Tempel auf Aigina, am Pronaos des
Tempels von Nemca.
261
262
führte. Aber erstens ist eine Ante mit ihrem Kapital
als Thürpfosten etwas Unerhörtes — alle Thiiren
z. B. in den Propylaien selbst sind anders, ebenso
im Parthenon und Erechlheion ■ — , und zweitens
würde die Tbür ungewöhnlich hoch sein, da das
einfache Antenkapiläl sieh in gleicher Höhe befindet
mit den Kapitalen der Säulen und mit dem Anten-
kapitäl an der Mauer der Pinakothek '). Zugleich
zeigen die in dem Fussboden regelmässig angebrach-
ten Löcher, dass von dieser Ante aus ein Gitlerver-
schluss nordwärts gegen die dritte Säule sich hinzog
und hier also die Grenze des Gebäudes war. Die
Spuren werden in der Mille durch ein sorgfältig ge-
arbeitetes, leise vertieftes Quadrat unterbrochen, in
welches ein Pfeiler eingelassen gewesen zu sein
scheint. — Wir sehen also dass der Südflügel der
Propylaien gegen Westen nicht so weit vorsprang
wie der Nordflügel, dessen Westmauer mit ihrer
Ante ich am Rande bei b ihrer Lage nach ange-
deutet habe; und ferner dass der Verschluss des
Südflügels gegen Westen nicht durch eine massive
Mauer, sondern durch ein Gitter bewerkstelligt war.
Wozu dies? Weil man dem schon vorhandenen klei-
nen Tempel der Alhena Nike nicht zu nahe rücken
und weil man ebenfalls nicht durch eine massive
Mauer auf denselben drücken wollte. Ein weiterer
Beweis, der mir entscheidend scheint, ist in der Pfla-
sterung des Raumes zwischen dem Propylaiensüd-
flügel und dem Tempelchen zu finden. Unmittelbar
westlich von dem Propylaienflügel sieht man in
gleicher Orienlirung mit diesem die Porosblöcke lie-
gen , welche diesem Bau zum Fundament dienten ;
aber hart an dieselben stossen die Marmorplatten,
welche ihrer Richtung nach zum Niketempel gehören ").
Wenn die gewöhnliche Annahme richtig ist, nach
welcher der Südflügel gleich weil vorsprang wie der
") Wie unter ähnlichen Verhältnissen eine solche Nelienthiir aus-
sieht, kann die neuerdings aufgedeckte und durch ihr nnoaioftiaiov
merkwürdige Thür in der Nordhalle des Erechtheiuns zeigen, vgl.
7ii>a/.ir/.a iijf hil tuu 'Eotyjhluv fniT()onijg Taf. 4. Arch. Ztg.
1858 Taf. 1 Fig. 3. Uütticher in Erbiums Ztsclir. für das Bauwesen
IX Taf. L.
s) Der Porosblock hei n springt etwas über den umherliegenden
Platten und Blocken hervor. Es scheint dass dein nördlichen Bande
der Terrasse entlang die Pflasterung sich nach diesem richtete, wie
dies ja auch in dem Stück zwischen diesem Bande und dem Tempel
der Fall ist.
nördliche (also bis zur südlichen Verlängerung der
mit b bezeichneten Ante), so war ein Theil dieses
Marmorpflasters von dem Südflügel bedeckt. Aber wie
nachlässig würde man verfahren sein, wenn man
eine so schwere Mauer auf so dünne Marmorplatlen
basirt hätte! Und andrerseits wie ist es zu erklären
dass jene vermeintliche Weslwand nicht die leiseste
Spur auf jenen Platten hinterlassen haben sollte? 9)
Ich halte mich nach dem Angeführten zu der
Behauptung berechtigt, dass Mnesikles bei der An-
lage der Propylaien den Niketempel schon vorfand.
Aber nicht allein die bisher besprochenen äusseren
Gründe sprechen dafür, sondern ebenso sehr der bau-
liche Charakter des Tempels selbst. Schon Ross
(S. lOf) hat dies bemerkt und auf die Aehnlichkeit
unsres Tempels mit dem jetzt verschwundenen ioni-
schen Tempel über dem llissos hingewiesen, der
wohl allgemein für eins der ältesten Beispiele des
ionischen Slyls gehalten wird. Ja, wie Ross nach-
weist, sind am Niketempel die Säulen verhältniss-
mässig noch niedriger und das Gebälk noch höher
als an jenem. Aus einer von E. Falkener in seinem
mus. üf class. uitt. I, 169 gegebenen Tabelle ent-
nehme ich folgende Zusammenstellung. In Säulen-
durchmessern berechnet ist am
die Säulen- die Gebälk- das Interco-
hühe höhe lumnium
Niketempel .... 7,684 2,587 1,992
Tempel am Ilissus . . 8,238 2,289 2,120
Erechlheion, Nordhalle 9,000 2,153
Erechlheion, Oslhalle . 9,334 2,338 1,9:»4
Hierzu kommt nun noch dass die Verjüngung der
Säulen sehr stark, an dorische Verhältnisse erinnernd
(vgl. Ross Taf. 7), das Kapital sehr gross und schwer
ist und dass die Säulenbasis durch die Niedrigkeit des
unleren Tonis etwas Gedrücktes und Ungeschicktes
hat. Die unvergleichliche Lage und die Kleinheit
des Tempels lässt über diese Eigentümlichkeiten
einer älteren Bauweise freilich zuerst hinwegblicken,
die sich aber einer genaueren Betrachtung nicht ent-
ziehen. Zumal der Vergleich mit dem Erechlheion
setzt einen bedeutend jüngeren Ursprung des Nike-
tempels ausser Zweifel. In das System der peri-
') Eine Schwierigkeit bietet allerdings der Umstand, dass die
Ante und die Ecksäule nicht ganz in einer Flucht liegen.
263
264
kleischen Bauten auf der Akropolis passl aber der
Niketempel schon deshalb nicht, weil er den Pro-
pylaien, wie wir sahen, vielmehr im Wege stand;
und so scheint es mir am wahrscheinlichsten, dass
der Tempel von Kimon auf die Westspilze seiner
Südmauer der Burg gesetzt ward als weithin sicht-
bares Denkzeichen seines Sieges am Ettrymedon,
gegenüber der Siegesinsel Salamis 10). Eine Schwie-
rigkeit, die ich nicht verkenne, stellt dieser Annahme
der Stil des Tempelfrieses entgegen, den man sich
schwer enlschliessen wird vor die Zeit des Pheidias
zu setzen. Indessen ist wohl zu erwiigen dass die
letzten Zeiten Kimons und die bekannlere Thäligkeit
des Pheidias unter Perikles nahe aneinander grenzen;
dass Pheidias (nach Brunns mir sehr wahrschein-
licher Anselzung) um die Zeit der Schlacht am Eu-
rvmedon den Dreissigern nahe stand und manche
seiner Werke ohne Zweifel noch in die kanonische
Zeit fallen ; dass endlich zu manchen Zeiten die
Kunstentwicklung sich weit rascher vollzieht als
sonst — ich erinnere nur an den Anfang des sechs-
zehnlen Jahrhunderts, welcher sich in mancher Be-
ziehung mit den in Frage stehenden Zeiten verglei-
chen lässl. Und wenn ich auch an den Friesen der
Seiten und der liückseile durchaus keine Spuren von
Archaismus erkennen kann, so scheint mir doch der
Fries der Ostfront von mangelnder Freiheit zu zeu-
gen; namentlich möchte ich dafür gellind machen
dass in der weitaus grössten mittleren Partie jenes
Frieses alle Figuren isoliit stehen, nicht zu Gruppen
vereinigt, und dass sich einzelne Motive (namentlich
das attische Lieblings motiv der Frau im Diplus mit
den Steilfalten am Standbein und dem gebogenen
andren Bein) bis zum Ueberdruss, fast an jeder zwei-
ten Figur, wiederholen.
Wie dein nun aber aucli sei, so viel steht fest
dass der Niketempel älter ist als die Propvlaien. Ist
denn nun aber auch die Balustrade mit dem Tempel
gleichzeitig entstanden"1 Dagegen spricht der Stil
der Reliefs sehr entschieden, wie auch bisher ziem-
I ii r den Aristokraten Kimon würde es auch nicht iiliel pas-
leo, dass pi einem Söavov, als» doch wohl mallen Cultusbilde,
i , :ii'iiiT Verehrung verhall.
lieh durchgängig anerkannt worden ist. Nur mit
grossem Bedenken spreche ich eine Vermuthung aus,
welche sich mir an Ort und Stelle aufdrängte und
zu der sich einige Andeutungen auch bei Beule I,
202 N. 3. 4 linden. Ist es nicht auffallend dass der
Txvqyog, auf dem der Tempel sieht, im Nordwesten mit
einem stumpfen Winkel von 108| 't Graden statt mit
einem rechtwinkligen wie im Südwesten schliesst? so
dass die Nordseite desselben nun vortrefflich in die
von der Natur des Bodens ziemlich gebotene Rich-
tung des (späteren) Propylaienbaues hineinpassl, wäh-
rend bei dem vorperikleischen , also auch noch zu
Kimons Zeit üblichen Aufgang (vgl. n. rhein. Mus.
In, 217) eine solche Richtung durch nichts geboten
war. Und ist es nicht auffallend dass der Niketem-
pel nicht blos mit seiner Rückseite, sondern auch mit
seiner Nordoslecke so scharf auf die entsprechende
Fcke des Unterbaus gerückt ist, dass der so ent-
stehende spitz zulaufende, dreieckige Baum über dem
sl eilen Nordrand der Terrasse etwas Beengtes, Aengst-
licbes hat? // u a l() quelque chose cTe'troit, de
tjenc, bemerkt Beule sehr richtig. Und doch war
ja Platz genug, den Tempel ein wenig weiter süd-
wärts anzulegen. Beule spricht von den troces de
remaniemenl qiioffre cetiu terrassc, au dessous de
l'escalit'r des PropSflees: on dir alt i/iion Vu Itiille'e
et reduiie pour l'amener <t Valiynement gencrut,
et tjue ctun rectaitgle on en a fall im tru/je'ze;
Ip.s assises du l/as, en efjet, )>tir lenrs saillies in-
egales et leur radesse, ressembleni shtgitlidrement
() l 'Interieur (Tun massif r/r maconnerie qu'ou uu-
ruit mis u de'couoerl. Er konnte hinzufügen dass
an der INordweslecke der Bastion die Quadern der
beiden untersten Schichten (von oben gerechnet der
16. und 17.), nicht den Winkel von 10$'/2 Graden
zeigen, sondern gegen Norden ein wenig heraus-
springen und dann mit ihrer Nordseite einen rechten
Winkel gegen ihre Westseite bilden. Haben wir hier
noch Spuren einer ehemals weiter vorspringenden, im
NW. rechtwinklig abschliessenden Bastion, auf wel-
cher also der Tempel nicht mit seiner Nordwestecke
den Nordrand berührt hätte, sondern hier im Norden
des Tempels ein freier Platz gewesen wäre? Hier-
über zu entscheiden ist Sache der Architekten, von
denen einer es vielleicht einmal der Mühe werth hält
die auch sonst manche Schwierigkeit bietende Terrasse
auf diesen Punkt hin zu untersuchen. Sollte sich
nieine Vermuthung bestätigen, so würde daraus her-
vorgehen dass die Balustrade nicht vor der Propv-
laienanlage errichtet sei.
(Sililuss folgt.)
Uiezu die Abbildung Tafel CLXll: Die Balustrade am Tempel der At/tena Nike.
Herausgegeben von /•:. Gerhard.
Druck und Verlag von G. Reimer.
265
266
DENKMÄLER UND FORSCHUNGEN.
Archäologische Zettung, Jahrgang XX.
M 162 B.
Juni 1862.
Die Balustrade am Tempel der Athena Nike auf der Akropolis von Athen (Schluss). — Allerlei: Metrologisches; Ares
bei den Amazonen; Zu Varro; Erinyenbilder; Falsche Münzen.
I. Die Balustrade am Tempel der Athena
Nike auf der Akropolis von Athen.
(Schluss.)
Dasselbe Resultat können wir aber auch auf
einem andren Wege mit einiger Wahrscheinlichkeit
erreichen. So lange der Propylaienbau des Mnesikles
nicht vorhanden war und der von Ross (arch. Aufs.
I, 77) besprochene Aufgang auf die Akropolis hinauf-
führte, gelangle man von diesem ohne Schwierigkeit
auf die ungefähr gleich hohe Plattform des Nike-
tempels, ohne dass es dazu der kleinen Treppe be-
durfte, welche von der Nordseite der Plattform herab-
fiihrt und deren nicht vor Mnesikles fallender Ur-
sprung sich schon dadurch kund gibt, dass der zur
Treppe gehörige Unterbau sich an die erst von
Mnesikles errichteten Substructionen des südlichen
Propylaienflügels anschliesst. Bursian spricht freilich
(n. rhein. Mus. 10, 513) dieser Treppe alles Alter-
thum ab, aber gewiss mit Unrecht. Sie ist an ihrem
Platze gut eingefügt und liess sich ohne Schwierig-
keit in der bei Ross (Akrop. Taf. 4) angedeuteten
Weise weiterführen; wenn Bursian dagegen glaubt
dass ein freier Raum zwischen dem Unterbau der
Propylaien und dem des Tempels gelassen war, so
muss ich entschieden widersprechen : da wir gesehen
haben dass die Marmorpflasterung des usQißolog des
Niketempels sich weiter gegen Osten erstreckte, als
jene Treppe, so ist gar nicht abzusehen, weshalb
man hier ein solches kleines viereckiges Loch ge-
lassen haben sollte. Die Treppe ward aber not-
wendig, nachdem durch den Bau des südlichen Pro-
pylaienflügels der Zugang zum Nikelempel von Osten
her versperrt war. Da nun die Balustrade nicht
bloss am Nordrand der Terrasse hinlief, sondern auch
über dem Westrande des Treppchens, so ist es klar
dass sie nicht vor Anlage dieses letzteren, also nicht
vor der Erbauung der Propylaien errichtet ward. Ist
es nun wohl eine zu gewagte Hypothese, wenn wir
die Entstehung der Balustrade mit in den Bau der
ganzen Propylaienanlage hineinziehen? Nach der ver-
mutheten Reducierung der Terrasse des Niketempels
im Norden und nach der Anlage des besprochenen
Treppchens entstand jener dreieckige Raum über dem
Abgrund — was lag da naher, als ihn mit einem
Geländer zu umgeben, welches zugleich jenem engen
Baume den ängstlichen Eindruck benahm und zu der
Pracht des ganzen neuen Burgaufganges einen neuen,
zu dem Niketempel vortrefflich passenden Schmuck
hinzufügte? Der Stil der Reliefs scheint mir nicht
dagegen zu sprechen, wie ja auch Bursian (a. a. 0.
S. 512) dieselben in die letzten Jahre des Perikles
oder die nächsten nach seinem Tode setzen möchte.
Die Reliefs sind allerdings von grossem Effekt durch
die Schönheit der Motive, die Vollendung z. B. der
Gewandung, die Feinheit der Ausführung; aber etwas
'Gesuchtes und Haschen nach Effekt' (Ross) kann ich
in ihnen nicht finden. Was kann einfacher sein als
die Sandalenlöserin, als unsre Nike G, als diejenigen
CEF* Und wie massvoll ist die Haltung der den
Stier hemmenden Nike auf A, z. B. im Vergleich
mit den gewaltsamen und häufig gezwungenen Mo-
tiven des unsrer Annahme nach etwa gleichzeitigen
Frieses vom Apollontempel zuBassai; auch die Ge-
wandung der Nike rechts auf derselben Platte, welche
von allen Fragmenten am meisten Freiheit zeigt, hat
in demselben Friese Analogien genug; man vgl. z. B.
das sehr ähnliche Motiv in der Figur links anc.
marbles IV Taf. 10, in der Figur rechts ebd. Taf. 8
267
268
und die vielen fliegenden und flatternden Gewänder.
Der Unterschied zwischen beiden Friesen liegt nicht
so sehr in der grösseren oder geringeren Freiheit
der Erfindung, als in der Ausführung, welche bei
dem Tempel von Bassai handwerksmassig und oft
grob ist, bei dem attischen Fries dagegen bis ins
Einzelne fein und zart.
Als feststehend betrachte ich nach meinen Er-
örterungen die Erbauung des Niketempels vor 437
v. Chr., und den westlichen Abschluss des südlichen
Propylaienflügels bei der Ante und der dritten Säule;
als sehr wahrscheinlich die Entstehung des Nike-
tempels unter Kimon; als nicht unmöglich die
Errichtung der Balustrade im Zusammenhang des
mnesikleischen Propylaienbaues.
Kiel, April L862. Ad. Michaelis.
Ueberblick aller bisher bekannten Endymionreliefs theils
deren Ergebniss für die Darstellungsweise des Schlafgottes
sieh kundgiebt.
'1. Vorhandene Bildwerke.'
'Sarkophage oder Sarkophagplatten und Reste dersel-
ben mit dem Bild Luna's und des schlafenden von ihr
besuchten Endymious sind sehr viele auf uns gekommen;
grösstenfheils, wie gewöhnlich, in Rom zerstreut. Bekannt
gemacht ist von diesen ein Vatikanischer ') und ein Ka-
pitolinischer ') Sarkophag, beide durch einfach und schön
gedachte Vorstellung allen übrigen vorzuziehen ; noch ein
Kapitolinischer1), ausser seiner Grösse und den Vorstel-
lungen des ursprünglich fremden Deckels durch die merk-
würdige und figurenreiche, obwohl minder kunstgerechte,
Hauptseite ausgezeichnet. Ein vierter des Hauses Giusti-
niani ist minder bemerkenswerth, als man nach seiner
häufigen Bekanntmachung4) glauben sollte. Eine sehr be-
schränkte Vorstellung des Mythos findet sich auf der Hälfte
einer sonst Rondaninischen jetzt Vatikanischen ') Sarko-
phagplatte, deren andere Hälfte des Peleus Annäherang
II. Nachträgliches zu den Hypnosbildern.
Bei neulicher Erörterung der Kunstdarstellungen des
Schlafgottes (Denkm. u. F. no. 157ff. S. 217fF.) ward der
häufigen Erscheinung desselben neben dem unerwecklichen
Schläfer Endymion gedacht. Es ward dabei (S. 223 Anm.
23) auf Otto Jahn's durchgreifende Bearbeitung dieses
Gegenstandes in den archäologischen Beiträgen (S. 51 ff.)
verwiesen, zugleich mit der Bemerkung, dass eine im
Jahr 1820 von mir verfasste, von Jahn nicht gekannte,
Abhandlung über eben denselben , im Wesentlichen von
Jahn erledigten, Gegenstand ungedruckt geblieben ist. Bei
dem durch Prüfung der Darstellungsweise des Ilypnos neu
dargebotenen Anlass schien es mir jedoch nicht überflüs-
sig, inline seit geraumer Zeit zurückgelegte Arbeit wie-
derum einzusehen, und da sie aus mehreren Denkmälern
welche Jahn nicht kannte (namentlich aus mehreren von
Welcker damals mir mitgetheilten Beschreibungen Zocgas),
Nachträge zu seiner Arbeit zu liefern vermag, so mögen
diese hienäebst durch unveränderten Abdruck derjenigen
.u-i Abschnitte*) hier erfolgen, durch «eiche theils ein
"| Der Inhalt dieser Abschnitte lautete wie folgt: 1. Vorhan-
dene Bildwerke; 2. Liina; 3. Endymion; 4. Schlafgötter; 5. Flügel'
knahen; C. Hymen und die Nacht; 7. Victorien; 8. Sternenpfade;
9. Uebcrtliissige Sternkunde; JO. Ilirlenleben; 11. Endymion« Be-
deutung; 12. Luna und die Todtengüttin; 13. Sonnensymbol des
Lünen; 14. Rahmen der Endyroionshildcr ; 15. Deckel; 10. Sarko-
phagdcckel aus Ostia; 17. Parallelen.
') Sarkophag im Vatikan: Mus. Pio-Clem. IV, IG. Miliin Galt.
XXXIV, 117. [Vgl. Welcker Zeitschr. S. 374. Beschr. Roms 11,2,
275. In Jahn's Vcrzeichniss (Archäol. Beitr. S. 511.) mit B be-
zeichnet.]
') Sarkophag im Kapitol: Mus. Capitol. IV, 24. Hirt Bilder-
buch V, 8, am sorgfältigsten hei Re Monum. del Campidoglio II tav. 4.
[Vgl. Beschr. von Born III, 1, 187 IT. Bei Jahn a. 0. mit A bezeich-
net]. Mit Querseiten, Deckel und Inschrift.
3) Sarkophag im Kapitol mit Querseiten: Mus. Capitol. IV, 29.
Re Monum. del Campid. II, 0. [Vgl. Beschr. Korns III, 1, 214. Bei
Jahn als C]
4) Relief Giustiniani, eingemauert im Durchgang zum Sei-
tenlhor des Palastes. Abgebildet erst bei Sandrart, dann bei Gro-
nov Tbcsaur. I. lab. 0. Montfaucon Antin;. Suppl. I, 81. Call.
Ciustin. II, 110; nirgends aber genau, daher Zoega's sorgfältige Be-
schreibung Hillkommen bleibt. [Bei Jahn als E. Den Schlafgott be-
schreibt Zoega wie folgt: 'Morpheus', vorwärts gewandt, Jugendlieben
Antlitzes und reichlichen Haares, mit Schmetterlingsflügeln an den
Schultern, bekleidet mit einer Aenneltunika welche aul'geschürzt
und mit pln •ycischeii Musen verbunden gewesen zu sein scheint.
(Jeher dieser Tunika trügt der Scblafgott eine Chlamys. In der
Rechten halt er ein Hörn mit einschläferndem Saft, der gegen En-
dymions rechte Schlafe herabOiesst und dieselbe fast berührt. Dieses
Hörn ist wie aufgestützt auf Endymious rechten Ellbogen und lii-
terarm' die Mündung linkwärts, die Spitze nach der Rechten hin. In
der linken Hand halt Morpheus den Rest eines Zweiges].
') Relief Rondanini, jetzt im Vatikan im zweiten der Bor-
gia'scben Zimmer: Guatlani Mon. ined. 1788. Febbrajo tav. 2. [Ger-
bard Antike Bildwerke Taf. XL, 2. Bei Jahn mit K bezeichnet].
269
270
zur schlafenden Thetis vorstellt. Ausserdem ist eine grob
gearbeitete Sarkophagplatte von so schöner als sinnvoller
Erfindung im Klosterhofe von S. Paolo b) erhalten. Reich
an merkwürdigen Vorstellungen ist ein grosser Sarkophag
im Casino der Villa Panfili"), dem in den meisten seiner
Besonderheiten eine Sarkophagplatte im kleinen Garten der
Villa Borgheee8) entspricht. Diesen theils früher theils
gleichzeitig mit diesem Aufsatz bekannt gemachten Bild-
werken schlicssen sieh noch manche andere an. Dem Va-
tikanischen Sarkophag sind zwei gleichfalls von Todten-
genien eingeschlossene Reliefplatten des Casino Ruspigliosi
gleich n) "'AB), so wie ein zweites in Villa Panfili") ihm
fast entsprechend. Gleicherweise kommen in reicherer
Ausführung des Hirteulebens und der Anioren nicht we-
nige andere Reliefplatten der Giustinianischen nahe, wie
") Belief in S. I'aolo fuori delle niura, im Durchgang vum
Klostcrlml zum grossen Hofraum aueb nach der Zerstörung der Kirche
übrig geblieben. [Abgebildet in meinen Antiken Bildwerken Taf. X\\l\
S. 283 f. Bei John als H]. Bei Vergleichung des Stichs mit Zoega's
in seiner überaus genauen Weise verfassteu Beschreibung sind aus
dieser letztern der rechtwärts gewandte Blick des Schläfgottes, Flü-
gelchen am Haupt, das einschläfernde Iliirn in der Rechten und die
kreuzweise Lage der jetzt verstümmelten Beine zu versichern.
"j Sarkophag mit Querseiten im Casino der Villa Panfili.
[Hinter der Brust des Endymion, vor dem Hymcnaeus, wie Zoega
den der Mondgöttin voranschreitenden geflügelten Fackelträger benennt,
stellt laut dessen Beschreibung 'Hypnos', beflügelt, mit Chlamys,
geschlossenen Augen, gegen den Schlafenden linkshin gewandt, die
Figur etwas gesenkt ; die Arme sind verloren gegangen. Neuerdings
abgebildet durch Braun Marmor«. I. 8. Vgl. Beschr. Borns III, 3.
S. 6291'. Bei Jahn als G.].
■) Belief der Villa Borgliese, ohnweit des Sees eingemauert.
[Bei Jahn als F. Dieses stark hervorspringende Belief eines grossen
Sarkophags von schlechter Arbeit war hinten in der niedrigen Gar-
tenwand längs den Aquädukten eingemauert, so dass ich dessen in
meinen Antiken Bildwerken Taf. XXXVIII gegebene Zeichnung mit
dein Original vergleichen konnte, ehe die jetzige Aufstellung an einem
hohen Bogcnthur hinter dem See der Villa es fast unmöglich machte.
Um so angemessener ist es, die nichtsdestoweniger in Zoega's Be-
schreibung obwaltenden Abweichungen von den Einzelheiten meiner
Zeichnung hier anzuführen. Die rechte Hand des über Endymion
gebückten Schlafgottes, die zu meiner Zeit abgebrochen war, war zu
Zoega's Zeit noch vorhanden und hielt das gewöhnliche Dorn; über
der Stirn des Jünglings sah Zoega Flügelchen].
'') "') Reliefplatten des Casino Ruspigliosi, der Vatikanischen
ähnlich: beide an der Aussenmauer des Casino, eine hoch oben, die
andre niedriger neben den Kapitellen. Vermuthluh diese letztere ist
von Zoega gemeint, wo er (üassir. II, 93 not. 24) eine Platte jenes
Ortes als die sorgfaltigste und gewichtigste der Fndvuiionsvorstellun-
gen bezeichnet. [Vgl. Beschreibung von Hoin 111,2,399. Von Jahn
als T und U bezeichnet aber nicht verglichen].
") Relief der Villa Panfili; an der hintern Aussenmauer des
Casino zwischen den Fenstern des ersten Stockwerks zur Beeilten.
[Bei Jahn als .V, unverglichen. Die Figur des Schlafgottes beschreibt
Zoega wie folgt: 'Morpheus mit Adlersflügcln an den Schultern,
dies namentlich von eiuer dritten der Villa Pantili") und
von einer andern des Vatikans ") nachzuweisen ist. Noch
andre Bildwerke, von denen wir Kunde haben, sind uns
wegen Entfernung oder Veränderung ihres Orts nur un-
vollständig bekannt geworden; wenigstens noch ein Bor-
ghesisches, jetzt im Pariser Museum"), eines der Villa
Aldobrandini zu Frascati '''), wieder eines in Corneto "B),
ein andres in Pisa''C), noch eins in Mantua ''D), ein bei
bekleidet mit einer Aermellunika, über die linke Schulter einen Mohn-
zweig haltend, leert mit der rechten Hand sein einschläferndes Hörn
über Endymion; die liukc ist neu. Er ist vom Kopf bis zum Un-
terleib sichtlich, übrigens aber hinter dem Berg versteckt, an dessen
Fuss Endymion schlaft. Sein Gesicht ist bärtig, sein Haar kraus
und schattig wie gewöhnlich, aber allzu stark zerfressen als dass
man über das Dasein von Flügelchen am Haupt entscheiden könnte'].
") Ebendaselbst über dem Erdgeschoss. [Bei Jahn als Y, un-
verglichen. Zoega berichtet: 'Morpheus ist ebenfalls (wie Endymion)
der Figur des vorigen Beliefs ähnlich; doch sind seine Flügel die
eines Schmetterlings'.]
'3) Belief im Magazin des Vatikans, vormals in Casa Bar-
tellini in Via S. Isidoro: ein stark beschädigtes aber merkwürdiges
Werk, dessen Zeichnung uns vorliegt. [Vgl. Braun Mannorw. S. 10.
Bei Jahn unverglichen als R. Zoega berichtet wie folgt: 'Hinter En-
dymion sieht ein jugendlicher Schlal'gott, dessen erhobene Becbte
samt dem Hörn fehlt. Weiter links, seitwärts von Endymion, steht
eine vorwärts blickende, mit geschürzter Tunika bekleidete Frau (die
vernnithlichc Nacht), deren verstümmelte Beeilte ausgestreckt war;
die Linke ist eingezogen, der Kopf fehlt'].
,4) Zweites Relief der Villa Borghesc, aus Zoegj's Papieren
und aus der Beschreibung desselben Beliefs im Verzeichniss des Pa-
riser Museums no. 320 (Clarac 170, -538) uns bekannt. [Bei Jahn
als M. Zoega berichtet wie folgt: 'Endymion liegt im Schatten einer
Höhle. Hinter den Felsstücken über seinem Haupt erscheint bis zum
Bauch abwärts eine Figur mit weiblicher Brust, breit gegürteter
Aermeltunika, Scbinetterlingsllügeln an den Schultern, über der linker.
Schulter mit einem verstümmelten Mohnzweige. Kopf und Hände
fehlen ihr; die rechte Hand mochte das einschläfernde Ilorn über
den Schlafenden ausstrecken, die linke aber den Mohnstengel halten'.
Wer wollte die Figur der Nacht in dieser Beschreibung verkennen'?].
") Belief der Villa Aldobrandini (Behedere) zu Frascati.
Nachdem dieser Garten von antiken Bildwerken geleert ist, bleibt die
Kenntniss dieses Beliefs nur durch Zoega's Aufzeichnung uns über-
liefert. Zoega berichtet wie folgt: 'Andrerseits von der Figur des
Endymion steht Morpheus, ein nackter und mit Chlamys beklei-
deter Jüngling mit SchmeUerlingsllügeln an den Schultern, die
Augen halb geschlossen, den Körper etwas linkwärts gegen Endymion
geneigt, den rechten Arm gegen ihn ausgebreitet, aber verstümmelt;
der linke Arm ist nicht sichtlich'].
,5ß) Sarkophag zu Corneto, im Garten des brittiseben Vice-
consuls Quaglia: in einer Zeichnung uns vorliegend. [Zoega, an den
gelagerten Endymion anknüpfend, berichtet wie folgt: 'die Nacht,
geflügelt und verschleiert, steht über ihm; nur ihr Obertbeil ist
sichtbar'].
15 C) Sarkophag im Campo santo zu Pisa, von VVelcker aus
den Lottere pittoriche sul Campo santo p. 93 erwähnt, spater von
Lasinio in den Scullure del Campo santo tav. LX1II bekannt gemacbi.
[Bei Jahn als C; oben Tafel CLIX, 1],
271
272
Bordeaux gefundenes im Pariser Museum ") und eines, das
vormals in Konstantinopel '") sich befand. Von anderen
hieher gehörigen Werken sind nur Fragmente vorhanden:
drei des Vatikans '") ,s) "), eines der Villa Borghese 3,A),
noch eins des Pallastes BarberiniJ'B). Diesen zahlreichen
Bildwerken verwandter Darstellung, denen es an mancher
Nachlese nicht fehlen kann"), schliessen sich nun die
,5D) Sarkophag zu Mantua, von Welcker erwähnt aus Carli
Duc Dissertazioni p. '202 und aus Miliin Yoyage dans le Milanais;
gegenwärtig abgebildet im Museo di Mantova II, 45. [Bei Jahn un-
verglicben als q'].
") Sarkophag des Museums zu Paris, ohnweit Bordeaux
gefunden, mit Querseiten und Deckel; der letztere stellt Paris und
die Göttinnen vor. Vgl. Miliin Yoyage au midi de la France pl. 76,
1. 2. 3 T. IV p. 652. [Clarac 165, 437. Uescription des antiques
du Muse'e du Louvre no. 437. Bei Jahn als D].
'') in den sieben Thiirmen zu C ons tan ti n op el , von Gronov
im Thes. antiq. I tab. 0 erwähnt.
") Fragment eines Beliefs im Vatikan, noch kürzlich in
einem der Borgiaschen Zimmer eingemauert, später aber in die
Magazine des Museums zurückversetzt. Eine Platte von ziemlich
guter Arbeit und Erhaltung, die stehenden Pferde mit der Flügelfrau
vorstellend; vor der letzteren ein altarähnliches Felsstück. Am an-
dern Ende der Flügelrest eines herabschwebenden Knaben, hinter der
Flügelfrau ein olivenähnlicher Baum.
") Fragment im Vatikan, in der Galleric der Ariadne:
der Wagen mit stehenden Pferden Flügelfrau und Amoren , über
der Scene Venus auf dem Zeichen des Krebses. [Bekannt gemacht
in meinen Antiken Bildwerken Taf. XL, 1. S. 284 f. Vgl. Beschr.
Borns II, 2, 182. Bei Jahn als Z\.
•") Fragment im Vatikan, aus dem zweiten Zimmer der
Kandelaber in die Magazine zurückversetzt. Eine aus mehreren stark
verstümmelten Stücken zusammengesetzte Platte ohne hervorstechende
Besonderheilen.
*'A) Fragment, vormals in Villa Borghese, aus Zoega's Pa-
pieren bekannt. [Im Louvre? Vgl. Clarac 170,236. Bei Jahn als O].
•'ß) Aus Zoega's durch Welcker uns mitgetheiltcn Papieren be-
kannt und im Anbang beschrieben. [Zoega berichtet wie folgt:
'Hinter dein Kopf des Endymion, ein wenig über ihn gebeugt, ist
Pasithea, von vorn zu sehen mit einer schiefen Richtung nach
der Linken; ihre Flügel schmetterlingsähnlich, die Linke neu, die
Rechte ergänzt. Sie ist angethan mit einer dreimal herum unter der
Brust gegürteten Tunika, wenn es nicht eine Binde mit drei Falten
ist, Ihre Arme sind neu samt dem Peplos, welcher auf dem linken
Arm hängt, und mit dein Krüglein .Vi, welches sie in dieser Hand
hält; die nackte rechte Schulter aber mit einem Theil des Anns
ist alt'].
.uii den in .lahn's Beiträgen S. 52 als noch unverglichen
angefüliiii n Endwiiionrcliefs ist I» das Gronov'sche mit dem Giusti-
niani'schen (Anni. 9) und das II lanini'si he mit einem der Vatika-
nischen (Aniii. 5) eines und dasselbe, wie denn auch ebendaselbst
V*, /(, s, T, V und x y in den obenerwähnten Mantuanischen,
Vatikanischen. Aldobrandinischen , /.«ei Ruspigliosischen und zwei
PanBliachen CAom. I5D. 13. ISA. 9. 10. II. 12. Welches Borghe-
rail n gemeint sei, ist nicht klar) übereinstimmen. Nach-
zuholen ist aber ein Pembrokischet (Descr. ol Wilton-House p, 18)
nd ein anderes unter den Wobprn marbles IX. Ferner ein hüb-
zwei*1) vou jen Gebrüdern Cartoni zu Ostia entdeckten
Sarkophage an die wir mit Ost. A. und Ost. B. bezeich-
nen werden.'
'4. Schlafgötter.'
'Es liegt uns nun am nächsten, diejenigen Figuren zu
betrachten, welche in plastischer Ausdehnung einerseits
die Sehnsucht der Luna, andrerseits den tiefen Schlaf des
Endymion bezeichnen. Luna besucht den schönen Schlä-
fer, aber es ist ein Hauptzug dieser und ähnlicher Besuche
auf Sarkophagen, dass die schlafende Person unerwecklich
ist. Darum ist ihm auch durchgeheuds eine Figur bei-
gesellt, die nicht ablässt, durch ein ausfliessendes Hörn
mit einschläferndem Saft seinen Schlaf zu pflegen und zu
stärken, am gewöhnlichsten der bärtige Schlafgott in lan-
gem breitgegiirtetem Gewand und mit doppeltem FHigel-
paar [Ost. B. 3. 11. 12 an den Schultern und Schläfen,
jenes allein auf no. 11, dieses in no. 12], seltener (1.2. 22)
ein oberwärts entblösster Alter mit einfachem Fliigelpaar "),
der ohne weitere Attribute den Schlafenden in seinem
Schosse hält; dann und wann ein gleichbedeutender [mei-
stens mit leichter Chlamys, in no. 4 jedoch schwer beklei-
deter] Jüngling (6. 7. 8. 13. IG. 18) mit halbgeschlossnen
Augen (14. 15), Flügelchen (6. 8. 16. Schmetterlingsflügel
14. 15), auf dem müden, einmal (6) mit Stirnbinde ge-
schmückten, Haupt, und Schmetterlingsflügel (so 8. 15.
vgl. 7. [Adlersflügel in no. 16]) auf dem Rücken. Ausser
dem Ilorn, in der über Endymion ausgestreckten Rech-
ten, pflegt seine Linke noch einen Zweig einschläfernden
Mohnes, oder, als winterliches Attribut seiner Todesbe-
ziehung, einen Pinienzweig ,n) v.n halten. Statt dieser ver-
sches Relief zu Cilü , Luna's Besuch bei dem Schläfer darstellend.
Nach Steinbüchel dasselbe bei Muchar (Gesch. von Steiermark I, 18)
Mm Jahn Beitr. III, I S. 68 neu abgebildet. Auch Wandgemälde
verwandten Gegenstandes sind zu vergleichen (Jahn Beitr. S. 60 ff
Vgl. Arch. Anz. 1862 S. 259* Anm. 31), desgleichen Statuen und
Gemmenbilder (ebd.).
•'I Ostiensische Sarkophage, beide im Jahr 1825 ent-
deckt. [Der erste ovale dieser Sarkophage bei Jahn J ward an einen
Engländer Hrn. Western verkauft; der andre bei Jahn .V beflndel sich
gegenwärtig in der kgl. Glyptothek zu München. Vgl. Schorn's Ver-
zeichniss no. 107. Abbildungen beider sind in meinen Anliken Bild-
werken Tal. XXXVI s. 278ff. (Vgl. auch Cardinali in den Aiii dell'
Acad. pontif. VIII, 121 ff.) XXXVII S. '280 gegeben.]
") Zoega I. c. not. 24. Nach Visconti (Pio-Clem. IV, lll) überall
mit Schmetterlingslliigeln. Von diesen ist auT dem Vatikanischen
Sarkophag (1) eine weniger nachlässige als ungewöhnlich lief ange-
brachte Andeutung: auf dein Kapitolinischen (2) dürften Flügel an-
zuerkennen Bein, so schwach sie auch hervortreten. Deallich sind
dieselben in den Ruspigliosischen Platten (0. 10V Verschiedene
lansttlze hat das (no. 16) erwähnte Fragment,
") Den durch die Analogie der andern einschläfernden Figu-
273
274
schieden gebildeten Schlafgötter erscheint auf den beiden
Ostiensischen Sarkophagen eine geflügelte Frau in gegür-
teter Tunika mit langen Aermeln; ihre Linke hält einen
Mohnstengel, die Rechte träufelt, wie die vorerwähnten,
den einschläfernden Saft über Endymion aus. Der Ober-
theil einer ähnlichen Figur, die Hände über den Berges-
abschnitt gelehnt, der sie über Endymion erhoben zeigt,
erscheint auf dem Cornetanischen Sarkophag no. l.'SB.
Diese seltene Figur ist jetzt mehrfach nachweislich (13.
14. 15. 15 B. 21 A). Ihr Geschlecht wie ihre einschlä-
fernde Handlung sind unzweideutig JT), und so lange
Zoega's Deutung auf Pasithea (21 A) nicht neue Stützen
erhält, ein weiblicher Somnus aber selbst bei Schmet-
terlingsllügeln und Flügelchen an der Stirn (Ost. B.) zu
den unerhörten Gottheiten gehört, werden wir nicht an-
stehen, sie für eine Vorstellung der Nacht, und zwar für
eine der wenigen ,8) sichern Vorstellungen zu halten , die
uns antike Bildwerke von dieser Göttin geliefert haben.
Die hinter Lima schwebende Flügelfrau des Pannli'schen
(7) Reliefs, welche, obwohl ungeflügelt, auf dem ßorghe-
sischen (8) mit Ilesperus wiederkehrt, ist für uns gleich-
bedeutend.'
Was hier schliesslich über die Darstellungen der Nacht
bemerkt worden war, hat neuerdings seine volle Bestäti-
gung aus porapeianischen Wandmalereien erhalten, über
welche noch vor kurzem in diesen Blättern (Archüol. An-
zeiger 18G2 S. 259* Anm. 34) die Rede war, und wird
wahrscheinlich auch von Otto Jahn, der früher daran An-
stoss nahm, nicht mehr bezweifelt werden "). E. G.
ren wahrscheinlichen Mulinzweig (4) versichert Zoega (1. c. p. 208
not. 22) für die jungen Scblafgötter unsrer Reliefs (6. 7. 8. 15);
auf 6 und 8 [die Anne der Panfilischen Figur (3) sind ergänzt wie
aueb die Flügel] scheint ein Pinienzweig deutlich. Die Aehnlichkeit
jener Schlafgötter mit Todesgenien, verbunden mit Endymions Be-
ziehung auf einen Verstorbenen und mit den hie und da (Zoega not. 27)
noch angebrachten schlafenden oder wachenden Knaben (etwa per-
sönlichen Genien oder nach Zoega dem passiven Schlaf) rechtfertigte
die mögliche Annahme des letzterwähnten Attributs, um so mehr
wenn die Stirnbinde des Jünglings von S. Paolo (6) vielleicht eine
Bacchische und, nie Zoega ebenfalls berichtet, die jetzt abgebroche-
nen Beine kreuzweis übergeschlagen wären.
") Trotz Zoega's Zweifeln (I. c. not. 19) an ähnlichen Figuren
andrer Werke. [Dieselben Zweifel hat Jahn Beitr. S. 54 anerkannt
und demnach alle ähnlichen Figuren dem Schluuimergott zuge-
sprochen.]
") Die TVi'! mit umgestürzter Fackel (Miliin Gal. 89, 353) ist
sehr spat, die nackte Flügelfigur eines borghesischen Beliefs (Winck.
Monum. 28. Milliu XXXV1I1, 168') und die schlafende F'rau einer
bekannten Lampe (Bellori Luc. I, 8. Hirt Bilderbuch II, 27. Bull.
dell' Inst. 1831 p. 217) sehr zweifelhaft.
'"*) Beim Abscbluss dieses Nachtrags gehen von unserem Freund
Wieseler einige andere durch unsern Aulsatz über die Hypnosbilder
III. Allerlei.
66. Metrologisches. Der babylonische b'uss an
den Tempeln auf Aegina und bei Phigalia und der phi-
lelärische Fuss an dem Polias-Tempel zu Priene und der
Rennbahn zu Aphrodisias. Der die ausgebildeten und
reinen Formen des Dorismus zeigende Athena-Tempel zu
Aegina, von dessen Pteroina die sechs Säulen der Fronten
und die zwölf der Langseiten noch in der Mehrzahl stehn,
misst nach den 'Alterthümern von Jonien' cap. VI pl. 3
an seiner Unterstufe
in der Breite 49 Fuss 10,35 Zoll Engl. = 15,20 Meter
in der Länge 98 - 7,6 - - = 30,08 -
wonach sich die Breite zur Länge des Tempels an der
Unterstufe wie 1 : 2 verhält. Da ganz sicher der alte dem
Bau zu Grunde liegende Fuss grösser als der englische
von 304,8 Millim. und das einfache Verhältniss von Lauge
zur Breite des Tempels nicht in gebrochenen, sondern
graden Zahlen ausgedrückt war, nehmen wir für seine
Unterstufe 48 x 96 alte Fuss an und es ergiebt sich alsdann
die Breite von 15,20 Meter für den Fuss 316,6 Millim.
die Länge von 30,08 - - - 313.3 -
und im Mittel 315 Millim.
Auch im Peloponnes treffen wir auf dies Mass mit
ähnlichem oder gleichem Werth. Der Tempel des Apollon
Epikurios bei Phigalia hat an seiner Unterstufe das Ver-
hältniss von 2:5, da ihre Weiten nach Blouet ') betragen:
an der Schmalseite . . 15,895 Meter
an der Langseite . . . 39,600 - , so dass
das Breitenmaass giebt 50 Fuss zu 317,9 Millim.
das Längenmaass - 125 - - 316,8
Andere Dimensionen des Tempels weichen indessen nicht
so wie die Unterstufe nach dem Grösseren hin ab und
zeigt der 1,10 Meter betragende Durchmesser aller das
Pteroma desselben umfassenden Säulen 3^ alte Fuss von
314,3 Millimeter.
veranlasste Bemerkungen uns zu. Wir erfahren dass die Deutung
der Madrider Statue auf Hypnos zuerst durch Wieselet' in den Denk-
mälern der alten Kunst Band II zu Taf. LX.X no. 870 gegeben
und dann noch späterhin von ihm neu berührt wurde. Es geschah
dies bei Gelegenheit eines ebenfalls in die gedachten Denkmälerbefte
(Tafel XXIX no. 328) aufgenommenen Gemmenbilds, welches ganz
in der besprochenen Bildung des Scblafgotts mit Huin und Muhn-
stengel einen Jüngling darstellt , der wegen der ihm ertbeillen Kopf-
bedeckung eines Petasus nicht sowohl den Schlafgotl als (wie auch
in Tölkens Verzeichniss III, 890 angenommen ist), den als Schlafgott
gedachten Hermes darzustellen scheint. Einige andere auf S. 221
Anm. 18, 19 bezügliche Bemerkungen sollen uns ebenfalls nicht ver-
loren gehen. A. d. H.
') A. Blouet, Expedition scient. de Moree Vol. II pl. 5 und 9.
Bei Platte 9, welche das Prolil der Stufen und ihren Abstand von
den Säulen darstellt . ist auf die Verschiebung eines Grenzzeichens
beim Stich neben der Angabe 1.257 Meter aufmerksam zu machen;
da diese Länge von der Kante der Oberstufe über die Mitte der
Säule bis an ihr Ende reicht; bis zu ihrer Mitte aber beträgt es den
halben Säulendurchmesser weniger, nämlich 0.707 Meter.
275
276
Noch ist der grösstenteils zusammengestürzte Tempel
des Juppiter zu Xemca hier anzuführen, dessen Umfas-
sungssäulen, von denen nur eine sich aufrecht erhalten,
nach Gells Angabe in den 'Antiq. of Jonia', cap. VI pl. 16
einen Durchmesser von 5' 2,5" Engl. = 1,575 Meter ha-
ben, was abermals fünf Fusa zum Betrage von 315 Millim.
ergiebt.
Findet sonach auch im eigentlichen Hellas sich diese
Längeneinheit vor, so erscheint die Vcrmuthung nicht ge-
wagt, dass Pheidon, König von Argos, bei Einführung
neuer Maasse in Griechenland, von welcher die Parische
Chronik meldet, sich an bereits Vorhandenes anschloss:
dies aber war der babylonische Fuss von 0,315 Meter und
die | desselben haltende königliche Elle von 0,525 Meter
die wiederum nichts anderes als die ägyptische ist.
Das Verhältniss 3 : 5 von Fuss zu Elle hat aber bei
seiner Neuheit mancherlei Bedenken hervorgerufen und
weicht von dem aus dem Alterthum früher bekannten zu
sehr ab , um ohne die strengste Begründung für richtig
gehalten werden zu können. Wie der Fuss von 0,315 Meter
ist indess an griechischen Monumenten, die bis dahin ein
metrologisches Räthsel waren, auch die Elle von 0,525
Meter nachgewiesen worden: der für den Fuss von 0,308
und die ihm entsprechende Elle von 0,462 Meter incom-
mcnsurable Apollo-Tempel bei Mild zeigt 4 jener Ellen
als Durchmesser jeder seiner Umfassungssäulen, 10 als
ihren Abstund von Achse zu Achse, 200 als Tempclbreite
und 400 als seine Länge von Mitte zu Mitte der Ecksäu-
len gemessen *).
Auf die von neueren Metrologen in diesem Betreff
erhobenen Einwendungen ') möchten wir Folgendes er-
widern.
Wenn die Elle von 5 und der Fuss von 3 Hand-
breiten darum in Frage gestellt wird, weil durch solche
ungrade Faktoren die Halbiruug dieser Masse sehr er-
schwert wird, so darf wohl an die ägyptische Elle, deren
Eintheilung in 7 Handbreiten, wenn auch durch keinen
Mctrologen der Alten, doch von allen noch vorhandenen
ägyptischen Massstäben bezeugt wird, erinnert und ge-
fragt werden, oh bei dieser Eintheilung die Elle leichter
zu halbiren sei?
Unterliegt es keinem Zweifel, dass das metrisch den
Griechen eigene Verhältniss von Fuss zu Elle = 2:3
praktischer ist als das = 3:5, so geht man doch fehl, es
zugleich für der Natur entsprechender zu halten; die Mes-
sungen des menschlichen Körpers wie die der Antike be-
weisen klar, dass die von Vitruv (III, 1) vorgetragenen
Proportionen schon sehr verflacht und konventionell sind.
Nach den zuverlässigen Messungen des Bildhauers Dr.
') S. DcDkm. u. Forsch. Jabrg. XVI. no. 111 u. Jahrg. .Will
ni). 153 — 159.
3) S. v. Fennebergs: Untersuchungen üb. d. Langcnmaasse der
Alten. Berlin 1859. S. 159 u. 130 worauf F. Hultsch in s. 1802
zu Berlin erschienenen 'Griechische und Komische Metrologie' An-
bang §. .">, 8 Anm 13 sieb bezieht.
G. Schadow1) beträgt an der Apollino-Statue, deren ge-
streckte Höhe 5 Preuss. Fuss 2 Zoll ist:
die Länge des Fusses 10 Preuss. Zoll,
die vom Ellbogen bis zur Fingerspitze 16i -
die Messung der Natur ergiebt an dem mittelgrossen
Manne von 5£ Fuss Höhe für
die Fusslänge 10j Preuss. Zoll
den Unterarm {nifyvg) . . 17A
und das in diesen Zahlen sich aussprechende Verhältniss
von Fuss zu Elle = 3:5 ist eins der konstantesten in der
Natur. Wohl kann man daher behaupten, dass die Ba-
bylonier sich an die betreffende Proportion des mensch-
lichen Körpers in ihrem metrischen System so eng ange-
schlossen s)s wie diese und alle übrigen von den Griechen
in ihren künstlerischen Werken beobachtet worden; bei
ihren zum Handel und baulichem Verkehr dienenden
Maassen aber streng an dem wirklichen Verhältniss der
Natur festzuhalten, hat den Griechen nicht zweckdienlich,
sondern unpraktisch geschienen.
Mit Ilerodots (1,178) Zeuguiss: u dt ßaaili]'iog nij-
%vg tov (itTQt'ov ioü n/j/cog fituov tqio! duxTvXotai
stimmt, was auch dagegen eingewendet wird, die Elle von
525 Millimeter überein , denn nichts ist wahrscheinlicher,
als dass in Jonien , wo Herodot aufwuchs, die massige
griechische Elle zu 22 und die königliche zu 25 könig-
liche Finger gerechnet wurde; ein solcher Daktyl betrug
21 Millim. und drei derselben von der Elle von 525 M.
abgezogen, geben genau 462 Millim. für die gangbare
griechische Elle, wie sie nach griechischem Verhältniss
von 3 : 2 dem Fuss von 308 Millim. zu Hcrodots und
Pcrikles Zeit entspricht.
So viel von dem aus dem Orient stammenden und
sich wie 3 : 5 zur königlichen Elle verhaltenden Fuss. — In
Heron's Schriftstücke negi iv&vfttiQiy.wv wird ein auf '
derselben deutendes Mass aufgeführt, das der philetärischc
Fuss genannt und im Vergleich mit dem römisch-italischen
Fusse auf f- desselben bestimmt wird. Nach den als
Aequivalent des letzteren geltenden 131,1 Pariser Lin. =
295' Millimeter würde der Werth des philetärischen Fusses
354,9 Millim. zu betragen haben und die in den 'Antiq.
of Jonia' beschriebenen Tempel liefern auch ein dazu
[lassendes Denkmal.
Der an den Fronten durch (i und auf den Langseiten
') In den Werken: 'Lehre von den Knochen und Muskeln, von
den Verhältnissen des menschlichen Körpers und von den Verkür-
zungen; in 30 Tafeln zum Gebrauch bei der kgl. Akad. d. Künste.
Fol. Berlin 1830' und 'Polyklet oder von den Massen des Menschen
nach dem Geschlecht und Alter mit Angabe der wirklichen Natur-
grössc nach Bheinl. Fuss. Fol. Berlin 1884' hat der Bildhauer
Dr. G. Schadow die Resultate seiner während eines Menschenalters
fortgesetzten Messungen des menschlichen Körpers niedergelegt.
'•) Die Eintheilung der File in 5 Handbreiten ist die natürliche
weil der Unterarm aus der Hand (-länge) und ulna, die sich =
2 : 3 verhalten, besteht und verhalt sich pes zu cubitus = 3:5
weil ulna und pes einander gleiche Längen in der Natur sind.
277
278
von 11 Säulen jonischer Ordnung geschmückte Tempel
der Athen« Polias zu Priene misst nach Gell (a. a. O.
cap. II pl. 4) von Mitte zu Mitte der Ecksäulen
in der Breite: 58' 2" Engl. = 17,72 Meter
in der Länge: 116' 4,9" - =35,46 -
und geben diese beiden Masse, zu 50 und resp. 100 pfrr-
letiirischen Füssen genommen 354,6 Millim., wobei sich
für jede einzelne Säulenweite, von Achse zu Achse ge-
rechnet, 10 philetärische Fuss herausstellen. Der 'Descrip-
tion de l'Asie mineure von Ch. Te.-tier' III pl. 157 ent-
nehmen wir das Längenmaass eines anderen Monumentes;
die Rennbahn zu Ajihrodisias hat die Eigentümlichkeit,
dass sie nicht an einem , sondern an beiden Enden von
Halbkreisen, in welche die unter den amphitheatralisch
sich erhebenden Zuschauersitzen angelegten Einfahrten
münden, abgeschlossen ist: ihre freie Länge bis zu diesen
Einfahrten beträgt aber 227,74 Meter und nehmen wir sie
für 650 Fuss (wobei über das Stadium der Spina hinaus
an jedem Ende noch 25 Fuss über die 600 frei bleiben)
so ergiebt diese Bahn für den philetärischen Fuss 350,3
Millim. Im Grunde entspricht dieser Werth dem Ver-
hältniss von 2 : 3 zur Elle von 525 Millim. genauer als
der obige und wir dürften bei Berechnung des philetäri-
schen Fusses nach dem rümischen, letzteren, welcher im
zweiten Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung bekannt-
lich herabging, vielleicht da Heron wohl erst um diese
Zeit schrieb, etwas zu hoch angenommen haben. Auch
ist es nicht undenkbar, dass der Poliastempel von Priene
um ein Geringes zu gross nachgemessen wäre, da sein
Säulenbau zusammengefallen und nur die Fundamente am
alten Orte befindlich geblieben sind. Die kleine Abwei-
chung des Werthes kann dadurch motivirt, das Zugrunde-
liegen des in Rede stehenden Masses jedoch nicht in Frage
gestellt werden.
Zugleich bleibt es an diesem Monument in metrolo-
gischer Hinsicht merkwürdig, dass die ehemals einer der
Anten des Poliastempels zugehörige Inschrift:
BAZ1AEYZ AAE~ANJPOI
ANE&HKE TON NAON
AQHNAIH TIOAIAJI
dem philetärischen Fusse ein höheres Alter anweist als
es sein Name thut, da der Tempel als ihn Alexander auf
seinem Durchzuge nach Asien weihte, wenn auch un-
vollendet, doch im Bau schon vorgeschritten sein musste.
Aehnlich scheint es nach manchem Anzeichen sich in
Aegypten mit dem nach den Ptolemäern benannten (mit
dem philetärischen Fuss identischen) Mass zu verhalten,
worüber uns zu äussern vielleicht später gestattet ist.
Berlin. Heinrich Wittich.
67. Akes bei den Amazonen. Mein verehrter Leh-
rer Welcker hat die auf Tafel 88 dieser Zeitschrift abge-
bildete Darstellung eiuer Vase von Ruvo (Denkm. u. F.
XIV S. 178ff.) für eine feierliche Zusammenkunft des He-
rakles und der Hippolyte erklärt, eine Deutung, die sich
auf unbefangene und genaue Betrachtung des Ausdrucks
der einzelnen ngirenden Figuren gründet, welche in ihren
Hauptmomenten Niemand wird bestreiten können. Nur
für einzelne Figuren möchte eine andere Benennung zu-
lässig scheinen. Welcker hält die kriegerische Gestalt,
welche vor dem AVagen der Hippolyte steht, für den Feld-
herrn eines den Amazonen verbundenen Volkes, wie ja
vielfach bei Schriftstellern und auf künstlerischen Darstel-
lungen Thraker, Skythen und andere barbarische Völker
im Heeresgefolge der Amazonen erscheinen. Doch wider-
streitet dieser Ansicht die Analogie aller übrigen derartigen
Darstellungen, welche die Hülfsvölker der Amazonen durch
nationale Tracht zu charakterisiren pflegen, während jener
Krieger auf unserer Vase in der idealen Tracht griechi-
scher Heroen auftritt. Vor Allen aber spricht gegen die
Welcker'sche Erklärung der Umstand, dass jener Krieger
in der Mitte der Handlung eine viel zu bedeutsame und
hervorragende Stellung einnimmt, um für einen Vasallen
der Amazouenkönigin, also offenbar eine Nebenperson er-
klärt zu werden. Vermuthlich wollte der Künstler Ares
darstellen, welcher, wie Pallas dem hellenischen Heros
beisteht, so für sein Volk, die Amazonen , in die Schran-
ken tritt. Ares war einerseits als thrakiseher Gott mit
den Amazonen verknüpft, welche in einer alten Gestalt
der Sage, in der Aethiopis, als Thrakerinnen bezeichnet
werden (Welcker ep. Cyclus II S. 521). xVndererseits gel-
ten die Amazonen entweder im Allgemeinen oder wenig-
stens ihre Königinnen (Isocrat. paneg. 18. Diodor. II, 45.
Steiner über den Amazonenmythus S. IG Anm. 24) gerade-
zu für Töchter des Ares. Ist jene kriegerische Gestalt
Ares, dann liegt auch die Erklärung nahe für den lorbeer-
bekränzteu Jüngling, welchen Welcker Jolaos nennt, wie-
wohl die Darstellung desselben von den anderweitig über-
lieferten Bildungen dieses Heros vollkommen verschieden
ist und die Figur in oberer Reihe erscheint, wo wir in
der Regel Götter dargestellt sehen. Gestalt, Haarwuchs,
Lorbeerkranz führen darauf ihn für Apollon zu erklären.
Hiernach würden Pallas und Apollon als hellenische Gott-
heiten die Sache des hellenischen Heros gegenüber den
barbarischen Amazonen und dem diesen eigentümlichen
Gotte vertreten, gerade wie in der Gruppe, welche die
Athener aus dem Zehnten der marathonischen Beute in
Delphi weihten (Pausan. X, 10, 1) jene beiden Gottheiten
als Vorkämpfer der Athener erscheinen und somit jenes Va-
senbild in den Kreis jener zahlreichen Darstellungen ge-
hören, welche in mannigfaltiger Weise den Gegensatz des
Hellenen- und Barbarenthums vor Augen führen — , ein Ge-
danke, welcher nach den Perserkriegen bei den Hellenen
zum vollen Bewusstsein und künstlerischen Ausdruck kam,
wobei sie die Kämpfe, welche der Mythus ihre Heroen
mit östlichen Völkern wie Kolchiem, Amazonen, Troern
bestehen Hess, mit den Perserkriegen in Verbindung setz-
ten und diese als ihren endlichen Abschluss betrachteten.
Berlin. Wolfgang Helbig.
279
2S0
68. Zc Varro. Bei Varro de ling. Lat. 9, 6, 12
cd. Miielf. heisst es: p'wtores Apelles, Protogenes, sie alii
arlilices egregii non reprehendundi , quod consueliidinem
Miconos, Dioris, Arimnaef, ctium superiorum non
sunt secuti; Arisiophanes improhundus, qui poüns in gui-
busdam ueritalem quam consaetudinem secuta«? Ueber-
liefert ist diorosarismc, diorosarimme, dyorosarime ; ^Müller
dachte au Cimonos, Eumuri. Sollte nicht zu schreiben
sein: Dionysi, ArcesUae? So wie Mikon ein Genosse Po-
lv°-nots war, ebenso nennen Aristot. Poet. 2 und Aeliau.
vemi. Gesch. 4, 3 Dionysios von Kolophon mit Polygnot
zusammen, und wenn in dem Programm des Simonides
(anlli. Pal. 9, 758) mit Müller (Arch. 99, 1) Mixav statt
Kiuiov zu schreiben ist, so waren auch Dionysios und
Mikon an einem und demselben Werke thätig. Von Ar-
kesilaos aber heisst es bei Plinius 35, 122 quidum Aristi-
dis inuentutn putaut, postea consummatum a Praxitele;
sed uVxiuanto uclustiorcs encaustae piclurac extitere, vt
Polygnoti el Nicanoris et Arcesilai Pariorum, wo freilich
der Name des Arkesilaos nicht ganz sicher ist. Die Zu-
sammenstellung von Mikon Dionysius und Arkesilas ist
also sehr passend; unter den superiores verstand Varro
dann wohl Eumaros, Kimon u. s. w.
K;el Ad. Michaelis.
69. Erinyenbilder. Die Figur, welche auf dem
corsiuischen Silbergefässe und dem matteischen Sarkophag-
fragmente links von dem Tische steht (s. Michaelis, das
corsinische Silbergefiiss Taf. I, 1 und II, 2) und von der
Michaelis daselbst p. 1-1 es unbestimmt lässt, ob sie eine
Erinnys oder eine andre Figur als Dienerin des Gerichtes
sei kehrt ebenso auf einem Bruchstück wieder, welches
auf der Loggia scoperta des vatikanischen Museums ein-
o-emauert ist. Freilich sind nur noch zwei Beine des Ti-
sches mit den Lüwenfüssen, und von der links davorste-
henden Figur nur der lange Chiton, die Stiefel und der
umgürtete Shawl mit dem herabfallenden Zipfel erhalten,
nicht der Oberkörper, aber die Gleichheit ist unzweifel-
haft. Von Interesse ist das Stück, weil die herabhängende
Rechte deutlich eine Peitsche hält, während die Linke
fehlt. So haben wir also nach dem gewöhnlichen Attribut
eine entschiedene Erinnys, und ich zweifle nicht dass da-
nach auch in den andren beiden Darstellungen, ursprüng-
lich wenigstens Peitschen gemeint waren, nicht Schriftrol-
len. Genug, alle drei Mal ist es eine Erinnys, und es
fällt auch der Gedanke an einen Diener des Gerichts, für
den doch nur die Unbestimmtheit der Attribute sprach,
»e^en den aber noch sieh einwänden lässt, dass eine Erin-
nys doch am wenigsten sich zu einer solchen unparteii-
schen Stellung eignet. Die Erinnys kann vielmehr nur
als Klägerin oder Verfolgerin dastehn, und ihre Ruhe ist
aus der noch schwebenden Entscheidung zu erklären.
Somit ist auf dem Becher auch der für den Ankläger
erklärte Jüngling, für den so wenig die Jugend, wie die
Trauer passt, und dem die Stellung hinter einem Gerichts-
dieuer viel weniger als dem Orestes hinter der Erinnys
augemessen ist, wieder frei geworden. Dass ich aber die-
sen mit früheren Erklärern wieder für Orestes nehme,
und die sitzende Figur rechts für eine zweite Erinnys,
zwingt mich die auflallende Gleichheit der äusseren Er-
scheinung der beiden Figurenpaare, gegen die kleinere
Abweichungen nicht aufkommen. Die eine Erinnys hat
aber so gut eine zweite bei sich wie Orestes seinen Freund
Pylades, und es entspricht nun dem schwermiithigen Ore-
stes die über die Einmischung der Athene ergrimmte Erin-
nys. Für die auffallende Tracht der Erinnyen, namentlich
den langen Chiton mit Shawlgürtel und die Haartracht,
verweise ich auf den Lykurgossarkophag bei Zoega Ab-
handlungen Taf. I, 1 und Wieseler Denkmäler II, 37, 441 ;
wo doch die Figur rechts von Lykurgos so gut eine Eriu-
nvs ist wie die links.
Erlangen.
E. Petersen.
70. Falsche Münzen. Im zweiten Theil der Denk-
mäler der alten Kunst von Müller und Oesterley Tafel
VI, 69 ist eine Münze des C. Marius C. f. abgebildet,
welche den Kopf des Neptun mit Dreizack und Delphin,
und auf der Kehrseite Neptun von zwei Seepferden getra-
gen zeigt. Dies ist eine falsche, erfundene Münze. Sie
ist nach Morell kopiert, allein dieser beruft sich (S. 593)
auf den berühmten Fälscher Goltz. Eckhel hielt die Münze,
wie es scheint, für so sichtlich falsch, dass er sie nicht
erwähnt, ebenso seine Folger. Auch die Münze der Cor-
nelia Paula ist wohl falsch, welche Miliin in der Gallerie
mythologique Tafel XLIV no. 186 abbildet. Sie hat
VENERI FELICI um eine stehende bekleidete Frau wel-
che ein nacktes Kind auf dem Arm trägt. Sie ist Gess-
ner's grossem Sammelwerke entnommen, wo das einzige
bekannte Exemplar der Sammlung des Caspar von Pfau
abgebildet ist, allein obwohl diese ganze Sammlung in die
Königliche übergegangen ist, fehlt diese Münze, ebenso
wie andere falsche dieser Sammlung fehlen. Man darf
wohl annehmen, sie sei einmal als falsch erkannt und aus-
gemerzt worden, um so mehr als Eckhel, Rasche und Cohen
kein zweites Exemplar beibringen. Die alten numismati-
schen Werke enthalten nicht so gar selten unrichtig ab-
gebildete oder falsche Münzen; eine Verglcichung mit den
neueren Sammelwerken ist daher immer rathsam. Auch
könnte dadurch vermieden werden, dass Münzen, wie es
in deutschen archäologischen Werken noch geschieht, ver-
grössert, von zirkelrunden Rahmen eingeschlossen, und,
was schlimmer ist, im Styl des 16. oder 17. Jahrhunderts
dargestellt werden, so dass selbst ächte entstellt, fremd-
artig, und für den ersten Anblick falsch erscheinen.
Berlin.
J. Friedla'ndek.
Herausgegeben von E. Gerhard.
Druck und Verlag von G. Reimer.
281 282
DENKMÄLER UND FORSCHUNGEN.
Archäologische Zeitung, Jahrgang XX.
M 163.
Juli 1862.
Herakles und liebe.
Allerlei: Eine Scene aus den Perserkriegen.
I. Herakles und Hebe.
Iliezu die Abbildungen Tafel CLXIII.
Bötliger's Amalthea I S. 120 enthält einen Brief
Heeren's, über das vormalige Museum ßorgia vom
April 1820, worin er schreibt: 'Zu den (für die Kunst
wichtigen) Denkmälern gehört ein Relief aus pari-
schem Marmor, etwa einen Quadratfuss gross, das
während meiner Anwesenheil erstanden ward, eine
Apotheose des Herkules darstellend. Es enthielt nur
zwei Figuren : dem in den Olymp aufgenommenen
Heros bietet Hebe den Nektar dar. Die Idee war
eben so schön als würdig und einfach gefasst. Es
schien aus der besten Periode der griechischen Kunst
zu sein. Leider ist es nicht in Kupfer gestochen'.
Dies Denkmal war aber schon 1767 in Gualtani's
Monumenli anlichi inedili p. XLVI1 herausgegeben
und zwar als ein 'bassorilievo esistente nel museo
Borgiano'. Sodann findet sich dasselbe Relief im Museo
Borbonico II, öl abgebildet, wo es, wie Welcker
(Alte Denkmäler 1, 453) bemerkt, fälschlich pompe-
janisch genannt und wo die frühere Veröffentlichung
wiederum nicht berücksichtigt wird. Auf der vor-
liegenden Tafel ist das Relief unter no. 3 nach Guat-
tani abgebildet, während das obere Reliefbild einer
Terracotla angehört, welche sich in den 'vereinigten
Sammlungen' zu München befindet.
Die Zusammenstellung der beiden Reliefs recht-
fertigt sich durch die augenfällige Uebereinstiinmung
ihres Inhalts, und da die einfachen Gruppen keiner
gelehrten Erklärung bedürftig sind, so kommt es nur
darauf an, die Verschiedenheit der Auffassung anzu-
deuten, welche die beiden Darstellungen von einan-
der unterscheidet.
Auf dem Marmorrelief haben wir uns den Olymp
als Schauplatz der Scene zu denken. Herakles sitzt
auf steinernen Stufen, über denen sich eine Säule
erhebt ; auf den Stufen finden sich einige unver-
ständliche, flüchtig eingeritzte Schriftzüge. Die
Tempelstufen dienten, wie aus den delphischen Ge-
sprächen Plutarchs bekannt ist, als Sitzstufen, und
die Säule bezeichnet die Wohnung der Olympier.
Zu vergleichen ist die Tempelhalle, unter welcher
der vergötterte Herakles neben Nike auf Vasenbil-
dern dargestellt wird (Müller Archäol. d. K. 1848
S. 683). Hier ruht er aus, wie Einer, der an der
Schwelle eines gastlichen Hauses angelangt ist und
einer Begrüssung aus demselben entgegensieht. Er
ist schon der Erde entrückt und man sieht den ver-
jüngten Gliedern nichts mehr von den Mühseligkeiten
des Erdenlebens an. Er hat kein Löwenfell, sondern
eine Chlamys ist um den linken Arm geschlagen,
mit welchem er auch die Keule hält. Ihm naht von
der Linken eine langbekleidete Frau, die vor ihm
Halt macht und den fremden Ankömmling mit prü-
fendem Auge ansieht. Sie ist als die Mundschenkin
des Olymps durch das Giessgefäss bezeichnet, das
sie in der Rechten hält, wie die Hygieia auf dem
gortynischen Marmorrelief (Archäologische Zeitung
1652 S. 420), die neben dem Zeus Soter eine der
Hebe sehr verwandte LJeschaffenheit hat. Herakles
streckt ihr den Skyphos entgegen, welchen er als
sein Attribut mit sich heraufgebracht hat; er erwar-
tet, dass sie ihm einschenke. In ihrer Haltung ist
aber sehr bestimmt ausgedrückt, dass sie sich erst
von seiner Persönlichkeil unterrichten will, ehe sie
ihm den Trank spendet, welcher ihn zum Genossen
der Unsterblichen macht. Der rechte Ann hängt
ruhig herunter, während sie mit der Linken den
Schleier vorzieht. Es ist der Ausdruck züchtiger
283
284
Verschämtheit, aber zugleich eine feine Andeutung
des bräutlichen Verhältnisses, in welches sie zu dein
neuen Bürger des Olympos treten wird.
Auf dem Terracottenrelief (no. 1) ist keine An-
deutung des Olymps. Im Gegenlheil ist der Fels,
auf dein Herakles sitzt, und über den die Löwenhaut
hängt, ein Zeichen, dass er noch auf Erden weilend
gedacht wird. Darum ist auch in seinein Körper
nicht die Ruhe und Verklärung wahrzunehmen, wie
auf dem Borgia'schen Relief. Ehe er noch den Olymp
erreicht hat, nahet ihm, von dort gesendet, Hebe und
reicht ihm mit beiden Händen die volle Schale zum
Trinken dar. Herakles selbst wagt nicht seine Hand
an die Schale zu legen. Man sieht aber an dem
vorgebeugten Kopfe, mit welcher seligen Befriedi-
gung er den Trank einschlürft; er ist ganz diesem
einen Genüsse hingegeben, wie der trinkende Kimon
auf dem pompcjanischen Gemälde (Ternite I, S). Man
glaubt es den Gliedern anzusehen, wie eine neue
Lebenskraft sie durchströmt. Denn in der Aufstäm-
mung des linken Arms und der Hallung des linken
Beines ist eine energische Bewegung ausgedrückt,
als wollte sich der Heros sofort mit verjüngter Kraft
erheben, nachdem er den Trank der Unsterblichkeit
gekostet hat. Weniger klar ist die Bewegung der
rechten Hand. Wenn ich auf dem mir vorliegenden
Gipsabgüsse am oberen Rande richtig den Umriss
eines Bechers erkenne, so ist der Sinn der Handbe-
wegung der, dass Herakles jetzt, nachdem er den
Trank der Hebe gekostet, von den Genüssen, die er
früher geliebt hat, nichts mehr wissen will.
In der Darstellung dieser Terracolta wird, so
flüchtig sie auch geformt ist, doch Niemand, wie ich
glaube, die Nachbildung eines sehr schön gedachten
und echthellenischen Reliefs verkennen; es ist eine
Darstellung, welche eben so wie das Borgia'sche
Relief, zum klaren und sinnigen Ausdrucke der auf
Unsterblichkeit und Seligkeit gerichteten Hoffnungen
der Menschen sehr wohl geeignet war. Wenn wir
mit Welcker zu Müllcr's Archäol. S. C83 auch das
schöne Vasenbild bei Gerhard (Antike Bildwerke I,
1.47) hieher ziehen, so haben wir drei unter sich
verwandte und doch verschiedene Auffassungen die-
ser einfachen Gruppe.
Bemerkenswert!! ist endlich das Tcrracollagerälh
selbst (no. 2), an dessen Vorderseite das Relief sich
befindet. Hinter derselben ist, wie die Zeichnung
zeigt, ein schmaler Kasten, welcher in mittlerer Höhe
durch eine horizontale Querwand getheilt ist. In
derselben sind zwei runde Löcher. Der Zweck
dieser Einrichtung ist nicht leicht mit Sicherheit zu
erklären. Vielleicht dienten die Löcher zur Aufnahme
von Kerzen, xavdfjlcti (Athen. 15, 701); dann war
das Ganze eine Art von candelabrum {dictum, quod
in ca candelae fiyantur Festus p. 46 Müll.). Wenn
wir uns solche Gerälhe bei Leichenbegängnissen be-
nutzt denken (siehe Jahn zu Persius III, 103), so
würde sich daraus auch die Wahl der plastischen
Darstellung als eine sehr passende erklären lassen.
Nachschrift. Seit ich das Vorstehende ge-
schrieben, habe ich das Borgia'sche Relief im Ori-
ginal untersucht. Es befindet sich im reichhaltigen
Säle der Reliefs des Museums zu Neapel neben dem
Relief aus Ischia, das in dem Catalog von Aloe 1860
unter no. 278 aufgeführt ist. Ich fand die Zeich-
nung von Gualtani im Ganzen richtig, nur las ich
statt KP ATE IEPO Folgendes:
KPATEZinOZ
EnomiE
Göltingen. E. Curtius.
II. Allerlei.
71. Eine Scene aus den Perserkriegen. In Ger-
hards auserlesenen Vasenbildern III Tafel 1G6 ist die Dar-
stellung einer Schale abgebildet, «eiche der Herausgeber
für einen Kampf zwischen Hellenen und Skythen erklärt.
Indcss scheint sich die reiche Kleidung jener Barbaren
nicht recht wohl mit den Nachrichten vereinigen zu las-
sen, welche über die Tracht dieses armen und bedürfnis-
losen Nomadenvolkes vorliegen (Neumann die Hellenen im
Skytheulande S. 287 ft*.) und mit den künstlerischen Dar-
stellungen , in welchen uns mit Sicherheit Skythen entge-
gentreten (Gerhard a. a. O. III Tat'. 192). Die Skythen
trugen ein schlichtes anliegendes Lederkleid und eine
eigentümliche Mütze, über welcher ein steifer kegelför-
miger Lappen emporragte, die verinuthlieh aus dem ge-
gerbten Kopffelle irgend eines Thieres gearbeitet war.
Diese Tracht findet sich oft auf Vasen mit schwarzen Fi-
guren auf rothem Grunde als das charakteristische Kostüm
der Bogenschützen. Bevor nemlich die Hellenen mit den
285
286
Persern in Conflict geriethen, waren die Skythen das bo-
genkundigste Volk, von dem sie wussten. Alle Hellenen
kannten sie aus den Erzählungen von den Kämpfen, «eiche
die hellenischen Ansiedler am Pontus mit ihnen zu be-
stehen halten, die Athener aus eigener nächster Anschauung,
indem sie schon bald nach der Schlacht von Salamis Sky-
then als leichte Truppen und Stadtpolizei benutzten (Ae-
schines nigi nagnngtnßilag 336). Erst als die Hellenen
die Geschicklichkeit der Perser in der Handhabung dieser
Waffe kennen gelernt hatten, die namentlich bei Plataiai
hervortrat (Herodot. IX, 49, Gl), scheinen sie angefangen
zu haben die Bogenschützen in der bunten persischen
Tracht darzustellen, in welcher sie fast immer auf den
Vasenbildern mit rothen Figuren auf schwarzem Grunde
erscheinen. Die Tracht der Barbaren auf unserer Schale
stimmt in allen wesentlichen Dingen mit der Schilderung
übereiu, welche Herodot VII, Gl von der persischen Li-
nieninfanterie giebt, und mit dem Kostüm, in welchem
uns auf anderweitigen Kunstwerken, vor allen auf der
Dareiosvase und in der Alexanderschlacht, nach unzwei-
felhafter Bestimmung Perser entgegentreten. Wie wir se-
hen, dass sich die griechischen Künstler bei Darstellungen
dieser Art nie unbedingt an die Realität banden, so ahmte
auch der Bildner vorliegender Schale nicht in allen un-
wesentlichen Einzelnheiten die persische Tracht nach, die
er vermuthlich nicht aus eigener Anschauung, sondern aus
mündlicher Tradition und Gemälden kannte; vielmehr
gestattete ersieh veranlasst durch künstlerische Motive Ab-
weichungen und strebte vor Allem darnach, dass der Ge-
samteindruck der kämpfenden Barbaren sie als Soldaten
der noXvygvaug axguxiü der Perser (Aeschylos Perser 9)
charakterisirte. Und gerade bei dieser Darstellung liegen,
wie wir gleich sehen werden, die Motive, welche den
Künstler zu derartigen Abweichungen veranlassten, klar
am Tage. Herodot beschreibt die Ausrüstung der per-
sischen Linie folgender Massen: nigi fiiv xi'ai v.ttia-
).t:ai dyjtv xtägeg xa'i.tnf.iiruvg nD.uvg unayt'ag, ntgt $£
tu aöifiu xi&wvug yttgtdaixnig noixiXovg xu) Oiüguxug ')
Xinidog oidijgtijg oxpiv tyi) cotidtog, ntg) de zu axeXiu
ava%vgiSug, uvx'i di uanldmv ye'ggu- vnu de (fugexgn'j-
re: ixgefiuno. uiyuug äi ßgayt'ag elyov, xö'ia dt /ie-
yuXu, oinxuig 8i xuXuin'iovg , ngog de eyyeigidiu naga
rof diiiijr [trtgov 7tagatcogiVfiivu ix x^g C(övrlg'1). Die
xifrwveg yjuQlSfüToi noixiloi finden sich bei allen Bar-
baren unserer Darstellung, ebenso die <iva£,vgideg die
') Die Worte 'xnl 9(üQaxas' fehlen in den Hdsr. , sind aber
unzweifelhaft richtig von Wesseling ergänzt.
s) Vgl. die Beschreibung, «eiche Aristagoras giebt, bei Herodot
V, 49: lij i£ jun/1) avjt'uiv toxi roojjf, xo$a x«i atyfii] ßyttyi'cc
avaSvgläas <Si i'yoi'iig tgyovtca ig xitg jxayag xttl xvQßaalttg
Im x>jot xiifttlijat.' Die Beschreibung der persischen Ausrüstung
in Xenophons Kyrop. VII, 1,2 ist hiebei nicht zuzuziehen, da zu
Xenophons Zeit die Bewaffnung der Perser bereits nach hellenischem
Muster modificirt war.
bunten Hosen, welche der attische Volkswitz scherzhaft
frvXaxoi nannte (Aristoph. Wespen 1087), beide Kleidungs-
stücke ganz ähnlich wie auf unserer Schale bei den Per-
sern der Alexandersehlacht und der Dareiosvase. Die
xiügug, welche Herodot als nlXovg unrtytug bezeichnet,
erkennen wir mit Sicherheit bei Vieren der kämpfenden
Barbaren. Es ist die bekannte Mütze, auch xvgßuotu
oder ximgig genannt, welche der Grossherr aufgerichtet,
die Unterthanen nach der einen Seite umgestülpt trugen
(Aesch. Pers. CGI. Aristoph. Vögel 48G. Plut. Themisto-
kles29), dieselbe, welche der wachthabende persische Of-
fizier, die Käthe und die Tribut bringenden Völker auf
der Dareiosvase führen. Die übrigen drei Barbaren sind
mit etwas anderen Kopfbedeckungen versehen, der eine
mit einer der Tiara ähnlichen Mütze, von welcher eine
Quaste herabhängt, die anderen beiden mit einer Art von
Helmen, von denen der eine mit einer hörn-, der andere
mit einer kegelförmigen Verzierung versehen ist. Schwer-
lich hat der Künstler hierbei an die bestimmte Tracht
irgend einer besondern persischen Truppengattung (man
könnte an die persischen Reiter denken, von denen Hero-
dot VII, 84 schreibt: Ini rjjffi xexpuXjiai elyov iiexe'ie-
xegoi uvtiüiv xul yüXxeu xai aidrtgeu e$elrßMj.iera noirr
fiuru) oder eines Hülfsvolkes gedacht (vgl. die Assyrer
Herod. VII, 63 die Paphlagonen 72 ff. die Myser 74, die
Moscher 78, die Marer, Kolcher 79). Vielmehr ist es
wahrscheinlich, dass er hierdurch lediglich Mannigfaltigkeit
in die Darstellung bringen und den fremdartigen orientali-
schen Eindruck der Barbarentracht gegenüber der idealen
Rüstung der griechischen Hopliten hervortreten lassen
wollte. Auch die Waffen der Barbaren lassen sich als
persische nachweisen, so zunächst die kurzen, breiten, bü-
gellosen Schwerter mit auffällig markirter Blutrinne, welche
zwei Kämpfer führen, ohne Zweifel die eyyngldia der
herodoteischen Beschreibung. Es ist dies genau dieselbe
Waffe, welche wir in der Hand des persischen Offiziers
auf der Dareiosvase erblicken. Etwas anders gebildet und
mit kleinen Bügeln versehen sind die Schwerter der Bar-
baren im Mittelbilde und des Kämpfers, welcher auf no. 2
von rechts aus der erste ist, eine Nuancirung, zu welcher
den Künstler ähnliche Motive veranlasst haben mögen
wie die eben auseinandergesetzten. Die von Herodot er-
wähnten ro'i"« sehen wir in den Händen der Kämpfenden,
den (fugtxgiima an der Seite des einen. So vermissen
wir von der Ausrüstung, wie sie Herodot beschreibt, nur
die d-t'igaxag Xen/dog oidi;giijg , die ye'gga und die
utyitüg ßgaye'ug. Was zunächst die Panzer betrifft, so
ist es sehr wahrscheinlich, dass sie von den Persern unter
den Chitonen getragen wurden, folglich nicht sichtbar wa-
ren. Wenigstens heisst es bei Herodot IX, 22, 2 vom
persischen Reiterführer Masistios : evxdg d-u'iQrpu erye
ygvaeov Xenid<ox6r, xuxv n eg&e de xoii 9a)Q7]xog xi-
diovu (foivlxiov erdedvxe. Auch ist es zumal bei der
Hitze des südlichen Klimas nicht glaublich, dass das Me-
tall des Panzers ohne weitere Umhüllung den Sonnen-
287
288
strahlen ausgesetzt wurde, was für die Soldaten auf dem
.Marsche und in der Schlacht eine entsetzliche Qual ge-
wesen sein würde. Endlich macht es die geläufige Be-
zeichnung der Perser als buntgekleidete (noixii.oi) wahr-
scheinlich, dass sie die bunten Chitonen sichtbar über dem
Panzer trugen und nicht das umgekehrte Verhältniss Statt
fand. Wenu wir auf unsere Schale die Darstellung der
•jiQQu vermissen, so erklärt sich dies aus der Situation
des Kampfes. Es ist hier bereits zum Handgemenge ge-
kommen. Dies trat aber erst ein, wenn die Feinde die
yiooa. der Perser, welche diese ihnen dicht gedrängt ent-
gegenhielten, durchbrochen hatten. War diese geschlossene
Masse einmal gesprengt, dann waren die ytgga unhandlich
und überflüssig und wurden von den Persern weggeworfen.
'Eyivtto Sk ngiiixor, schreibt Herodot IX, 62,2, wo er
die Schlacht von Plataiai erzählt, nigl tu ytggu i) [tuy.ij.
w$ d( tarra intnuox n, rjöi, iyivtzo fiüyij Inyvgi] y.x)..
(vgL die Beschreibung der Schlacht von MykaleIX, 102, 2).
Da demnach hier das Handgemenge dargestellt ist, kom-
men die ytggu nicht mehr in Betracht, brauchten folglich
vom Künstler nicht besonders ausgedrückt zu werden.
Ebenso verhält es sich mit den kurzen Lanzen. Aus den
Beschreibungen der Schlachten, welche uns Herodot giebt,
geht nicht deutlich hervor, ob jene ulyjiui Stosslanzen
oder Wurfspiesse waren oder sowohl als Nah- wie als
Kernwaffe gebraucht wurden. Waren es Warfspiesse,
welche die Perser hinter den ytggu hervor auf den an-
rückenden Feind abschleuderten, dann können sich die-
selben hier, wo das Handgemenge dargestellt ist, nicht
mehr in den Händen der kämpfenden Barbaren befinden.
Wohl aber könnten in diesem Falle die Schäfte, welche
wir auf no. 2 hinter dein gestürzten Barbaren hervorragen
sehen, derartige Wurfspiesse bezeichnen. Waren dagegen,
was wahrscheinlicher ist (vgl. Herodot. VII, 21 1), jene
luyjutt vorwiegend Stosslanzen, so hatte der Künstler gu-
ten Grund sie wegzulassen, da sonst die Trutzwaffen der
Helleneu und der Barbaren gleichartig gewesen sein wür-
den, deren Verschiedenheit, wie anderweitig, so auch auf
unserer Schale absichtlich hervorgehoben ist. Wir er-
blicken ziemlich in den Händen der kämpfenden Barbaren
Bogen, was sehr auffällig scheint, da es natürlich war und
auch von Herodot ausdrücklich überliefert ist, dass die
Perser, wenn es zum Nahkampf kam, die Bogen wegwar-
fen (s. Herodot IX, 62: tyjögtov xal ovtoi tni tovs
Iltonuq xui o< Tltgaui avitut tu löiu fitttvzig). Der
(trund ist darin zu suchen, dass der Künstler die ver-
schiedene Kampfestüchtigkeii der Helleuen und Perser
sichtbar ausdrücken wollte. Der Bogen ist die charakte-
ristische Waffe der Perser, die langen Stosslanzen die der
Hellenen, ein Gegensatz, welcher mit grosser Vorliebe von
Aeschylos in den Persern betont wird. So fragt Atossa
v. 239 den Chor nach der Bewaffnung der Hellenen:
7101*0« yug To'^ovly.dg uiyjti) dal ytgoiv uvTOtg 7iginti;
worauf der Chor erwidert:
oi'da/ntug- t'yyt; OTudaTu xui (ftgüamötq auyui.
147 fragt der Chor: nüxtgiiv röijor gi'fiu xo rtxwv
t\ uogvxguvov
Xüyyijt; loyig xixgüii]Xiv ;
Die Perser werden allenthalben durch Epitheta Charakter
risirt, welche ihre Bogentüchtigkeit ausdrücken (26. 85.
556. 926. Bakis bei Herodot. IX, 43). Durch den Bogen,
den er in der Hand hält, ist Dareios in der Ale.xander-
schlacht als Grossherr der bogenkundigeu Perser gewisser-
massen als TÖ^ugyuc (Aesch. Pers. 556) bezeichnet. Bogen
und Köcher hängen auf der Dareiosvase neben der Raths-
versammlung.
Was endlich die Streitaxt betrifft, welche wir in der
Hand von zwei Barbaren wahrnehmen, so ist diese Waffe
als eigentlich persische nirgends überliefert. Ob der
Künstler dieselben hierdurch als irgend welche bestimmte
Hülfstruppe der Perser vielleicht als Saken charakterisiren
wollte, die nach Herodot VII, 64 auyügm; führten, sonst
aber anders ausgerüstet waren als unsere Barbaren, oder
ob er sie den Barbaren willkürlich als eine den Hellenen
ungebräuchliche und speeifisch orientalische Waffe in die
Hand gab, ist schwierig zu entscheiden. Wiewohl letztere
Auflassung den Vorzug zu verdienen scheint, da wir dem
Künstler in dieser Beziehung keine allzu grosse Akribie
zutrauen dürfen und die Streitast ähnlich wie der Bogen
zumal als Waffe der Amazonen gewissermasseu symbolisch
der Ausdruck der orientalischen Bewaffnung geworden war,
so dass es bei dem engen Zusammenhang, in welchen die
Hellenen die Amazonen-, Kolchier- und Troermythen mit
den Perserkriegen setzten, nahe lag den Persern dieses
Waffenstück beizulegen. Die Gesichter der Barbaren mit
krummen Nasen, Schnurr- und Backenbärten und lang
herabwallenden Kinnbärten drücken deutlich den orienta-
lischen Typus aus und zeigen einige Aebnlichkeiten mit
gewissen Perserköpfen auf der Dareiosvase, nur dass diese
nicht so scharf markirt sind.
Berlin. Wolfgang IIm.hu.
lliezu die Abbildungen Tafel CLXI11: Herakles und liebe, Reliefs sw Neapel
und München.
Herausgegeben von E. Gerhard.
Druck und Verlag von G. Reimer.
289 290
DENKMÄLER UND FORSCHUNGEN.
Archäologische Zeitung, Jahrgang AA.
V 164. 165. August und September 1862.
Meleagers Sies, bronzene Cista im königlichen Museum zu Berlin. — Allerlei: Schlüssel auf attischen Grabsteinen.
I. Meleagers Sieg,
bronzene Cista im königlichen Museum zu Berlin1)-
Hiezu die Abbildung Tale! CLXIV. CLXV.
In das hiesige königliche Anlimiarium sind un-
längst zwei pränestinische Cisten gelangt, von wel-
chen die kleinere, als Beispiel eines schon früh völlig
verkommenen Kunstgefühls und durch ihre räthsel-
haften Inschriften höchst merkwürdig, mit einem Deu-
lungsversuch von (iarrucci in den Welken des ar-
chäologischen Instituts 2) bereits veröffentlicht ist.
Die zweite grössere, an Kunstwerlh ungleich höher
stehende, aber inschriftslose Cisle, welche noch nicht
besprochen wurde, liegt in verkleinerter Abbildung
auf der Dnppellafel CLXIV. CLXV. vor3).
Auf dem rund umlaufenden, ober- und unterhalb
wie es bei diesen (islen gewöhnlich der Fall ist
durch Blätterwerk begrenzten Hauplbild sind elf Fi-
guren, Männer und Frauen, nebeneinander dargestellt,
ohne dass man sie sofort augenfällig in verschiedene
grössere Gruppen sondern oder etwa eine gemeinsame
Handlung und Richtung sämtlicher Figuren erken-
nen miissle. Doch haftet der Blick des Beschauers
bald auf der nackten weiblichen Flügelgestalt, welche
in der gesenkten rechten Hand einen Hammer hal-
tend, die linke hocherhoben, damit beschäftigt ist,
einen Eberkopf an einen Palmbaum zu befestigen,
während ein Hund neben der Göttin nach dem Eber-
kopf aulblickt. Dies Siegeszeichen zugleich mit dem
Jagdhunde führt zunächst darauf in unserer Darstel-
') Gelesea in der archäologischen Gesellschaft am 6. Mai 1862.
*) Monumenli dell' institulo vol. \l tat. .VV Ann.ili 1861
l>. Iü2ss.
J) Die Höhe der Cista betragt mit Fuss und Deckel 1,09 Fuss
preuss., obne Fuss und Deckel 1 0,5 Zull ; der Durchmesser 9.6 Zoll ;
dip Hohe der Deckelfiguren 4,j Zoll.
lung den Triumph irgend eines berühmten Eberjägers
zu suchen.
Sehen wir uns nun nach dem Helden seihst um,
so wird man diesen, dem ihm angewiesenen Platze
nach, zuerst in dem auf der anderen Seite des Palm-
baums der Siegesgöttin entsprechenden nackten Jüng-
ling vermulhen, welcher, die leichte Chlamvs um den
rechten Arm geschlagen, dasteht und in ruhiger
Freude nach dem Siegeszeichen hinblickt. Aber er
entbehrt zu sehr irgend eines auszeichnenden Attri-
buts oder einer bedeutsamen Geberde, um für eine
Hauptfigur gelten zu können. Eher könnte man an
den Jüngling auf der linken Seite der Göttin denken,
welcher neben der um seinen linken Arm geschla-
genen Cblamys noch durch Wehrgehenk und langen
Speer ausgezeichnet nach der Göttin hinblickt und,
ebenso wie sein ihm folgender langlockiger Gefährte,
die rechte Hand lebendig erhoben hat. Doch scheint
diese Geberde vielmehr missgünsliges Erstaunen und
Enttäuschung als einfache Siegesfreude auszudrücken,
und wenn wir die noch übrigen Jünglinge aufmerk-
sam betrachten, so werden wir nicht zweifeln, dass
in der vierten Figur auf der rechten Seite der Nike
der Sieger gemeint sei; denn er allein ist mit einem
Kranze geschmückt. Diese Figur ist aber zugleich
auch für die Erklärung des ganzen Bildes entscheidend.
Denn in ihrer ausruhenden Stellung, in der Haltung
der linken Hand mit der Lanze, während die rechte
auf die Hüfte aufgelegt ist, und im ganzen Eindruck
entspricht die Gestalt dieses Jünglings augenfällig
dem Typus des Meleager, wie er nicht weniger
aus berühmten Statuen als aus Gemmen und we-
nigstens einem Relief 4) nachweislich ist — , so dass
diese Aehnlichkeit unmöglich zufällig sein kann, soii-
^) Braun Antike Marmorwerke II. li. Vgl. meine Abb. de ta-
bula Meleagrea (Berol. 1861) p. 50. Vis
291
292
dem jener Typus von dem Verfertiger des Cistabil-
des benutzt wurde. Die uns vorliegende Darstellung
bezieht sich also auf Meleager, dessen Sage ja in
etruskischer Kunst auf Sarkophagen wie auf Spiegeln
ein beliebter Gegenstand war.
Unter den übrigen Figuren kann sich der Ver-
ferliger also nicht wohl etwas anderes gedacht ha-
ben als eben die Jagdgenossen des Meleager, seine
Schwestern, seine Gattin Kleopatra, seine Mutter
Althäa nnd etwa noch Atalante.
Die beiden Jünglinge welche wir links von der
Siegesgöttin erblicken geben durch die missmuthige
und staunende Erhebung der rechten Hand sich leicht
als die durch den Sieg des Meleager enttauschten
neidischen Brüder seiner Mutter, als die Thestia-
den, zu erkennen. In dem langen Haare des zwei-
ten derselben ist man versucht die Andeutung eines
besonders weichlichen Helden zu finden; doch wird
uns dies weder von einem der Thestiaden noch über-
haupt von einem der kalydonischen Jagdgenossen
ausdrücklich überliefert; und es kann jene Eigen-
thümlichkeit des langen Haares ja sehr wohl auch
ohne besondere Absicht sein. Hinter den Thestiaden
folgt eine nur mit einem schleierartig vom Hinter-
kopf fallenden Gewandstück versehene Frau welche,
auf einen Pfeiler gelehnt, traurig vor sich hinblickt.
Die ihr angewiesene Stelle und ihr Ausdruck lassen
nicht wohl Althäa, die Mutter des Meleager ver-
kennen, welche die Brüder höher achtend als ihren
Sohn, diesem ein jähes Ende ersinnt. Man könnte
gegen diese Deutung vielleicht die Nacktheit der
Figur geltend machen, welche unserm Gefühl aller-
dings unerträglich scheint. Aber einmal steht die
Gravierung unserer Cisla nach Slyl und Auffassung
völlig auf einer Linie mit der spätesten Art etruski-
scher Spiegel und in dieser durchaus üppigen Kunst-
übung ist auch das scheinbar unmögliche denkbar;
und dann kann wenigstens der Pfeiler auf den sich
Althäa stützt als Andeutung eines Gebäudes gefasst
werden, so dass sie im Innern des Hauses zu den-
ken wäre.
Auch die drei Figuren zwischen dem Palmbaum
und Meleager lassen sich leicht verstehen. Zunächst
neben ihm sitzt eine oberhalb nackte Frau die mit
ihrem Ilaarputz beschäftigt ist; ebenso kann auch
die Bewegung der vor ihr stehenden ganz unver-
hüllten Frau aufgefasst werden. Auch hier wieder-
holt sich die Andeutung eines Gebäudes; man darf
also wol in den beiden Frauen etwa die Gattin
des Meleager Kleopatra und eine seiner Schwestern
erkennen, die des erlangten Sieges froh, im Innern
des Hauses sich festlich schmücken. Der Jüngling
endlich unmittelbar neben dem Palmbaum ist ein
dem Meleager freundlicher Jagdgenosse.
Ungleich schwieriger zu erklären sind die drei
noch übrigen Figuren, welche wir rechts von Me-
leager sehen. Es ist die Gruppe einer von einem
kräftigen Jüngling in die Luft gehobenen und ge-
schwungenen nackten Frau mit um den linken Arm
geschlagenem Gewandstück und eine andere nur mit
leichtem flatterndem Gewand versehene Frau welche,
den Kopf nach der Gruppe zurückwendend und die
rechte Hand wie in staunender Bewunderung über
dies Kunststück erhebend, nach dem Meleager hin-
läuft ; in der gesenkten linken trägt sie einen Palm-
zweig. Dieses Attribut kann uns vielleicht zum An-
halt für die Individualisierung der Figur dienen; denn
es scheint doch eben darauf hinzudeuten dass diese
Frau in dem von Meleager erlangten Sieg theil
hat — , es wäre also jene tapfere Jagdgenossin Ata-
lante gemeint, deren Pfeil den Eber zuerst verwun-
dete, und welche nach der späteren Behandlung der
Sage die unschuldige Ursache des Streits zwischen
Meleager und seinen Vettern war. Mit dieser Deu-
tung scheint auch die kräftige Körperbildung der
dahineilenden übereinzustimmen. Doch will ich nicht
leugnen dass auch eine der Schwestern des Melea-
ger mit dem Attribut des Zweiges recht wohl ge-
dacht weiden kann, und ich möchte auf die indivi-
duelle Benennung dieser Figur um so weniger Ge-
wicht legen als auch die neben ihr befindliche Gruppe
einer ganz bestimmten individuellen Bezeichnung sich
zu entziehen scheint. Man könnte für diese Gruppe
zunächst an den Hingkampf des Peleus mit der Ata-
lante denken, der nach der gewöhnlichen Sage bei
den Leichenspielen des Pelias in Iolkos stattfand,
nach Anleitung eines alten Vasenbildes dagegen, auf
welchem hinler Peleus und Alalante Haut und Kopf
des Ebers sichtbar ist (Gerhard Auserl. Vasenb. Taf.
237) auch in Kalydon bei festlichen Spielen nach
293
294
Erlegung des Ebers gedacht werden könnte. 6) Aber
erstlich scheint mir diese Combination an sich nicht
ganz sicher; ferner scheint es wesentlich dass Peleus
als Greis mit Atalante ringt und von ihr besiegt wird.
Und wenn man auch eine Modificalion der Sage an-
nehmen könnte, so bleiben doch immer noch andere
nicht unbedeutende Schwierigkeiten. Die in die
Luft gehobene Frau trägt am linken Arm ihr Ge-
wand, welches sie im Kingkampf nur stören konnte;
sie ist von durchaus nicht kräftiger Körperbildung,
während das Aussehen der vorhin auf Atalante ge-
dachten Figur mit dem Palmzweig sehr gut zu die-
ser Bezeichnung stimmte. Das entscheidende endlich
scheint mir die Bewegung der Gruppe selbst zu sein.
Es macht vielmehr den Eindruck als ob sich die
Frau in lebendigem triumphierendem Tanz in die Luft
schwingen lasse, als dass sie gegen ihren Willen
gewaltsam dem Boden entrückt sei. Dies ist wie
mir scheint so wesentlich, dass dagegen selbst ein
anderer sehr bemerkenswerlher Umstand, den man
zur Entschuldigung dieser tanzartigen Darstellung
eines Ringkampfs anführen könnte, nicht ins Gewicht
fällt. Die auf der Cista dargestellte Gruppe ent-
spricht nemlich völlig dem Spiegelbild bei Gerhard
II, 225, und es kann nicht bezweifelt werden, dass
beide auf ein Original zurückgehen. Das Spiegel-
bild, welches einige Aehnlichkeit mit manchen der
bekannten Bilder darbietet, auf welchen Peleus die
Thetis davonträgt, ist von Gerhard ebenfalls auf die-
sen Gegenstand bezogen worden ; in der That scheinen
der Vogel und die Schlange neben der Gruppe die
Verwandlungen der Thetis anzudeuten und mithin jene
Erklärung nothwendig zu machen. Doch stimmt
die Haltung und Geberde der getragenen Frau auch
liier nicht recht zu der Situation und wenn man
nun die jedesfalls in ganz anderem Sinn zu fassende
Gruppe unserer Cista in Betracht zieht, wird man
um so weniger bestreiten, dass das beiden Bildern
zu Grunde liegende Original nur die Scene eines
bewegten Tanzes darstellte ; diese Scene ist denn
nach einem zumal in etruskischer Kunst häufig nach-
zuweisendem Brauch auf dem Spiegelbild zu einer
allerdings nicht sehr zutreffenden aber durch die
Attribute deutlichen Darstellung der Bezwingung der
■) Vgl. de fab. Meleagr. p. 12, 2.
Thetis verwandt worden, während auf der Cista der
ursprüngliche Sinn der Gruppe beibehalten scheint.
Betrachten wir, nachdem die einzelnen Figuren
somit erläutert sind , noch einmal die Composition
als ganzes, solässtsich als ihr Gegenstand der Triumph
des Meleager in seinen Wirkungen auf die verschie-
denen Theilnehmer bezeichnen; und zwar lassen sich
abgesehen von der Siegesgöttin und Meleager selbst
die Figuren in drei Gruppen von je drei Personen
sondern. Die geflügelte Nike befestigt als Symbol
des Sieges den Ebeikopf an den Palmbaum. Ihr
zur Linken erblicken wir drei dem Sieger missgün-
stige Personen: die beiden Thestiaden und Althäa.
Auf der andern Seite des Palmbaums sind zunächst
drei Figuren in ruhiger Freude: der Genosse des
Meleager, dann eine der Schwestern und seine Gat-
tin Kleopatra, die sich festlich schmücken — , eine
Darstellung, welche sich zugleich dem Zweck der
Cista hübsch anpasst. Viel lebendiger dagegen ist
der Ausdruck der Freude in der dritten Gruppe,
welche das Tänzerpaar und die mit dem Zweige
dahineilende Atalante umfasst. Zwischen den beiden
ihm freundlich gesinnten Gruppen steht endlich
Meleager während all dieses lauten Jubels auf sich
selbst zurückgezogen und siegesmatt, wie von der
Ahnung belastet, dass ihm dieser Sieg den Tod von
der Hand seiner Mutter bringen wird.
Die Composition unserer Cista bietet somit ein
hübsches Gegenbild zu dem berühmten, allerdings
technisch und ideell ungleich höher stehenden grossen
Peruginer Spiegel des hiesigen königlichen Museums
(Gerhard II, 176. Vgl. de fab. Meleagrea p. 43s.). Auf
diesem Spiegelbild sind unzweifelhaft Meleager und
Atalante einerseits, Venus und Adonis andererseits
dargestellt; zwischen ihnen eine geflügelte Schick-
salsgöttin, die zum Zeichen des fest bestimmten To-
des der beiden Liebenden jenen verhängnissvollen
Nagel einschlägt. Und hier begegnen wir von neuem
einer merkwürdigen Analogie. Die Siegesgöttin auf
der Cista hat eine ähnliche Stellung und durchaus
dieselbe Bewegung der Hände, wie die Atropos auf
dein Spiegel. Man könnte demnach vielleicht ver-
sucht sein, die Darstellung unserer Cista für die
Deutung des Spiegels zu verwerthen, zumal da ja
auch auf dem Spiegel oberhalb des Meleager ein
295
296
bisher einfach als charakterisierendes Attribut gefass-
ter Eberkopf sich befindet. Doch scheint für die
bisherige vorhin bezeichnete Auffassung des Spiegels
die Gegenwart von Venus und Adonis zugleich mit
augenfällig hervorgehobenen Symbol jenes clavus
trabätis und der Inschrift der Göttin entscheidend,
während andererseits auf der Cista die Darstellung
des Sieges in den verschiedenen Abstufungen seiner
Wirkung, wie ich hoffe dargethan zu haben, nicht
geleugnet werden kann. —
Was den Kunstwerth dieser Cista betrifft, so
wird man ihn nicht allzu hoch anschlagen dürfen.
Es sind, wodurch die Cista allerdings in anderer
Beziehung einen eigentümlichen Werlh erhält, in
den Figuren des Meleager und der Tänzergruppe
nachweislich, wahrscheinlich bei der Siegesgöttin,
sehr möglicherweise auch bei andern Personen fremde
Typen benutzt und wie es fast immer bei Kunst-
werken der Fall ist in welchen ursprünglich in ganz
anderem Zusammenhang gedachte Tvpen verwand!
sind, so ist die Anordnung auch hier zwar nicht un-
geschickt und nicht ohne sinnvolle Züge, aber dein
ganzen fehlt doch der feste Zusaminenschluss und
die künstlerische Durchführung. Dazu kommt dass
die gewandte, aber unglaublich flüchtige Zeichnung
die Wirkung der Figuren wesentlich beeinträchtigt,
von welchen namentlich Kleopatra und Atalanle an
sich sehr hübsch gedacht sind. —
Es bleiben endlich noch die beiden geflügelten
schwebenden Siegesgöttinnen zu erwähnen, welche
auf dem Deckel innerhalb einer wellenförmigen Ein-
fassung dargestellt sind und deren eine einen Zweig
trägt. Hier wird man also einen Bezug der Deckel-
verzierung zu dem Hauptbild ohne Schwierigkeit
einräumen können.
Von fremder Hand ist dagegen natürlich der
Griff der, wie auf den meisten Cistadeckeln, aus zwei
die inneren Arme aufeinander legenden mit Aus-
nahme der Beschuhung nackten Figuren eines Sa-
lyrs und einer Iran gebildet ist; ebenso die in Art
von Klauen mit darübergesetzten Löwen plump ge-
nug geformten drei Füsse.
Berlin. K. Kekulk.
II. Allerlei.
71. Schlüssel auf attischen Grabsteinen. Li
dem mir eben zukommeaden vierten Hefte der neuen
ÜQyutdXoyty.}) in ij/ii-gig finden sieh von Kumauudis mit-
getheilt zwei Grabsteine (<'(>/. ixp. 1862 S. 75. 76 no. 81
und 82), der eine (a) &£0(pikrt lÜnruMxov 'l'uiimraio:
dvyütriQ, tler andere (b) TMvrjaiu Kgttodfaov Qogix(ox>
d-vyaTtjQ, .4a«Xij7itttdbv Btotxty.ldov ywij beschrieben.
Unter der Inschrift ist jedesmal ein gleiches Geräth ab-
gebildet und dasselbe, wenn auch halb verwicbt. kann ich
noch an gleicher Stelle auf einem dritten (c) Grabsteine
mit der Aufschrift H^pyiü Olhotaz floyiov ^vyän-o nach-
weisen, welcher im Jahre 1858 als Eckstein in der am neuen
Theatergebäude hinabführenden Strasse zu Athen stand.
^m
Pittakis soll bei der Herausgabe des Steins a (a«;r. tW
no. 3655) dieses Geräth (ür eine Spinde] erklärt und be-
hauptet haben, so hätten die Spindeln noeh bis zur Zeit
des griechischen Aufstand.es ausgesehen, wogegen Kuma-
uudis durch allerlei Erkundigung nur erfahren hat, dass
heutzutage sonst Niemand in Griechenland eine solche
Form von Spindeln kenne. Es lässt sich dem hinzufügen,
dass auch die auf Vasenbildern vorkommenden Spindeln
nie eine derartige Gestalt haben. Dagegen kommt '.trade
auf Vasenbildern der fragliehe Gegenstand mehrfach iu
der Hand \on Frauen und zwar Priesterinnen vor, z. B.
in der Hand der [phigenia in Tauris; Mon. dell' Inst.
IV, Tafel LI. Overbeck Bildwerke Ta£ XXX, 7. Noch
ein neues recht deutliches Beispiel wird der diesjährige
Band der Monumente des archäologischen Instituts brin-
gen. Iu den meisten dieser Darstellungen ist der Gegen-
stand, wie das auch auf den Grabsteiuen a und b der
Fall ist, mit einer umgebundenen Binde verziert. Die
Erklärer ^k-v Vasenbilder (s. z. B. Annali dell' Inst. 1848
S. 208 f.) haben denselben schon längst für einen Schlüssel,
>rade ein oft Benanntes Attribut der Priesterinnen,
!,;,!
ten und ist diese Meinung, wie mir nach der einem Die-
trich ähnelnden Gestalt des Geräthes allerdings scheint,
richtig, so ist auch aül den in Bede stehenden attischen
Grabsteinen ein Schlüssel dargestellt. Hier haben wir in-
dessen nicht nötbig, ihn als priesterliches Abzeichen an-
zusehen; der Schlüssel gehört ja auch im Alterthume ganz
besonders jeder Hausfrau (llesyeh. s. v. xkfidovzoq, yin.
um) iiii T«C xlcig ijjc oi/.i'ug t'/nv) und konnte ibr als
Schmuck auf den Grabstein gesetzt werden', wie sonst zu
ebenso einfacher Bezeichnung der häuslichen Tlwitigkeu
der Arbeitskorb erscheint.
Göttingen.
\ I onze.
Iliezu die Abbildung Tafel CLXIV. CLXV: Meleagers Sieg.
Herausgegeben von /•;. Gerhard.
Druck und Verlag von O Reimer
297 298
DENKMÄLER UND FORSCHUNGEN.
Archäologische Zeitung, Jahrgang XX.
M 166.
October 1862.
Grabrelief aus Scherschel. — Spiegel des Apollas. — Apbrodite als Widdergottheit. — Allerlei: Narciss oder Todesgott;
Phrixos opfernd; Caelius Vibenna und Mastarna; ZIiYi'^-McVcVj;; Zur Symbolik der Eidechse; Repliken etruskischer Spiegel-
I. Grabrelief aus Scherschel.
Hiezu die Abbildung Tafel CLXVI, 1.*)
Das auf dieser Tafel meines Wissens zum ersten
Mal abgebildete Marmorrelief ist bereits vor einigen
Jahren aus dem afrikanischen Scherschel, dem alten
phönicischen Jol, der nachmals Cäsarea ') genannten
Residenz Juba II, in den algierischen Saal des Louvre
gelangt und verdient sowohl in Betracht seines Kunsl-
charaklers, als wegen des Neuen und Rälhselhaflen,
das es neben bekannten plastischen Bildungen dar-
bietet, dein archäologischen Publikum nicht länger
vorenthalten zu werden.
Die namentlich in ihrem oberen Drittel und in
der unteren rechten Ecke unvollständige Reliefplatte
misst in ihrem jetzigen Zustande 0,37 Meter Hübe
bei 0,34 Meter Breite. Der linke und untere Rand
sind unversehrt und es ist kein Grund vorhanden zur
Annahme, dass uns ausser den erwähnten Lücken
etwa noch eine andere vervollständigende Platte fehle,
da die erhaltene Darstellung die Mille einnimmt und
künstlerisch abgeschlossen erscheint. Nach der Höhe,
in der die Reliefarbeit aus der Platte hervortritt, las-
sen sich deutlich drei Gründe unterscheiden, welche
die perspectivische Ansicht vermitteln; die Arme der
Mittelfigur, die in runder Arbeit von der übrigen
Fläche sich sonderten, sind dadurch der Beschädi-
") Nach einem Gypsabguss im Dorpater Universitalsmuseum.
') Plin. n. b. V, 20 : Promontorium Apollinis oppidtinique ibi
celeberrimum Caesarea, anlea vocilatum Jol, Jubae regia a dhro
Claudio coloniae iure dunato. Mela 1,6: Iol ad mare, uliiiuando
ignobilis, nunc, quia Iubae regia fuit et quod Caesarea vocilatur,
illustris. Warum die Neueren z. B. Barth Wanderungen durch die
Küstenländer des Mittelmeers p. 56 und die Herausgeber der Explo-
ration en Algärie den Ort Julia Caesarea nennen, ist mir unbekannt.
gung am meisten ausgesetzt gewesen, der rechte ist
unter dem Ellbogen, der linke bei der Handwurzel
abgebrochen.
Eine Frauengestalt von vollen Formen, mit einem
geschlitzten Aermelchiton und einem bis auf die wie
es scheint unbeschuhten Füsse in reichen und ge-
fälligen Falten hinabreichenden Diploidion bekleidet,
lehnt mit dem rechten Oberarm auf einer grossen
Amphora, deren Volutenhenkel aus einer Maske ori-
giniren; der Hals ist mit Rosetten und die geräumige
Bauchfläche mit der unverkennbaren Darstellung des
Leukippidenraubes geschmückt. Während jene Frau
ihrem Massstabe nach die Hauptsache im Vorder-
grund ausmacht, tritt die Urne, die auf einer eigenen
rohen Basis steht, so wie der in der beschädigten
rechten Ecke noch sichtbare bärtige Atlas, welcher,
aufs Knie gesunken, mit beiden Armen die Himmels-
kugel stützt, vermöge der flacheren Reliefbildung
zurück. Den Hintergrund bildet links ein in drei
Absätzen auf einem roheren Unterbau sich erheben-
des Gebäude, mit langen und gewölbten Fenstern
versehen, die je nach ihrer höheren Stellung sich
entsprechend verjüngen. Die verschiedenen Absätze
oder Stockwerke des in der Eckansicht erscheinen-
den Gebäudes sind zweimal durch Kranzleisten mit
Zahnschnitlen, zu denen einmal noch runde Vertie-
fungen treten, von einander geschieden. Hinler dem
Körper der Frau zeigt sich in dem mittleren Stock-
werk ein von ihr halbverdecktes grosses rundes Fen-
ster oder rosettenartiges Ornament; vor der nach
links gewandten Fronte hängt ein mit einer Quaste
oder einem qöioxoq versehener Gewandzipfel in hö-
herer Reliefarbeit, dessen Fortsetzung mit dem gan-
zen fehlenden Oberstück verloren ist. Ebenso flach
wie die ganze Baulichkeit ist rechts beim Henkel
299
300
der Urne der Hintergrund durch horizontale Striche
in sich nach oben gleichfalls verjüngende Stufen oder
Streifen gelheilt, und andere über dem Henkel der
Vase sichtbare mit den eben genannten nicht ganz
parallele Linien zeigen, dass auch hier der Raum
nicht leer war.
Unter den für das Verstiindniss unseres Reliefs
zu betrachtenden Gegenständen nimt wegen ihrer
sicheren Bedeutung die grosse Amphora die erste
Stelle ein. Ihre sepulcrale Bestimmung ergiebt sich
aus dem Vorhandensein ähnlicher Gefässe2), aus den
an Sarkophagen wiederkehrenden gleichgebildeten
Masken3), und vorzüglich aus der Darstellung des
Leukippidenraubes, in welchem Acte schon Bötliger 4)
und R. Röchelte5) eine symbolische Beziehung auf
den Tod erkannt haben. Die Gruppe des Dioskuren
und der Leukippide kömmt ganz mit der überein,
welche sich auf einer Terracotte bei Campana6) fin-
det, namentlich kehrt auch das über die Brust und
weiter unter den iManlel gehende Wehrgehäng wie-
der. Die männliche, von dieser Gruppe abgewendete
unbekleidete oder nur mit einer leichten Chlamys7)
versehene Gestalt ist aber allen bekannten Darstel-
lungen des Leukippidenraubes-) fremd und lässt sich
nicht mit Bestimmtheit bezeichnen, denn weder für
den Vater noch für einen der Aphariden ist diese
Theilnahmlosigkeit zulässig und auch an einen Wa-
genlenker kaum zu denken, da die Schritte des
Dioskuren nach der entgegengesetzten Seite eilen — ,
man müsste denn annehmen, dass dieser Wagenlen-
ker dem anderen auf der abgevvendeten Seite der
Vase ihm mit seiner Beute zueilenden Dioskuren
entgegensehe.
Das Hauptbild unseres Reliefs, die langbeklei-
dete Frauengestalt, bietet in ihrer Hallung das eben-
falls bekannte9) Motiv der gekreuzlen Beine verbun
den mit der aufgelehnten oder unterstützten Schulter
dar, welches hier mit Rücksicht auf die eben be-
0 Müller Bdb. d. Arch. §. 301, 2.
') Stephani, der ausruhende Herakles p. 32.
*) Ideen z. Archäol. d. Malerei p. 291 ff.
') Muiium. ined. p. 4016. pl. 75.
') Operc in plastica t. 55.
*) Wie beim Ulysses Hillin, g. m. CLXXIi, 030.
') nursinn in dieser Zlschr. 1852 no. 40. 41.
^ Stcphani, der ausruhende Herakles p. 1 i3 ff.
trachtete Graburne am füglichsten die Trauer um
den Dahingeschiedenen, dessen körperliche Ueberreste
jene birgt, ausdrücken kann. Eine sichere Entschei-
dung darüber, ob diese oder eine andere der mit
jener Situation verträglichen Seelenslimmungen an-
zuerkennen sei, ist sowohl durch die Abwesenheit
des Kopfes und seines Ausdruckes, als auch durch
die Beschädigung der Arme erschwert, von deren
linkem vielleicht ein Gewandzipfel noch weiter über
die Line herabfiel, auf welcher an zwei Stellen Spu-
ren der ehemaligen Stützen oder Berührungen be-
merkbar sind. Die ursprüngliche Entfernung der
beiden Arme in ihrer Integrität scheint auch den
Gedanken an ein Attribut, das sie hielten, etwa einen
Kranz oder eine andere Liebesgabe, nicht gerade
auszuschliessen; doch wird auch für diese Annahme
erst eine zweifellose Auflassung des Ganzen von
entscheidendem Einflüsse sein.
Der in der rechten Ecke hingekauerte Atlas ist
dagegen in dieser Stellung durch den bisherigen
Denkmälervorrath nicht vertreten10), so schicklich
gerade diese gedrückte Lage die Last seiner Arme
und seines Nackens zu versinnlichen vermag. Ver-
vollständigt man sich in Gedanken das sichtbare
Segment seiner Kugel, so würde wenigstens noch
ein Träger zur Unterstützung derselben erforderlich
werden. Damit ist der deutliche Beweis geliefert,
dass auf dieser rechten Seite nur wenig bis zu dem
ursprünglichen Rande des Reliefs verloren gegangen
und in dieser durch die Raumbeschaffenheit abbre-
virten Darstellung drückt sich andrerseits auch wie-
der die nebensächliche Bedeutung seines Erscheinens
aus, welche überdies durch das im Vergleich mit
der Hauptfigur niedrigere Relief bestätigt wird. Ich
vermag in ihm nur eine Andeutung des Locals")
'") Am nächsten kömmt der Karneol der Stoschischen Samm-
lung II, 1765, abgebildet bei Gerbard, Archemoros und die llespe-
riden Taf. IV, 5 (Herakles als Himmelstrfiger statt Atlas p. 290).
Die Stäbe mit den Kugeln am unteren Ende als Stützen sind un-
erklärt. Bei I'anofka, Atlas und Atalante, Berlin 1851 Fig. 5 (vgl.
p. 11) kann ich in der Belastung des Hauptes den Diskus, der die
Erde und das auf ihr (aber verkehrt?) ruhende Himmelsgewölbe dar-
stellen soll, nicht anerkennen. Ueber Atlas als Träger des Himmels,
nicht aber der Eide, handelte zuletzt Wclcker Gr. Gotterl. 1 p. 740 ff.
") Ltican. IV, 070 begrenzt das Itcich Jubas durch den Atlas:
— Extremaque mundi Signa suum comitata Jubam, non lusior nlli
Terra fuit domino, qua sunt longissima regna Cardinc ab oeeiduo
vicinus Gadibus Atlas Terminal, at medio conlinis Syrlibus Ammon.
301
302
zu sehen, wie sie sonst bei mythologischen Scenen
an dieser Stelle durch hingelagerte Flussgötler ge-
gegeben zu werden pflegt.
Nun beginnt aber das räthselhafle Beiwerk des
Hinlergrundes. Sollen wir uns die vorgestellte Bau-
lichkeit von wenigstens drei Stockwerken als einen
in Stufen sich erhebenden Tempel, wie den Thurm
des Belus denken, oder als ein Grahmonumenl ") —
und von stattlichen Königsgräbern in der Nähe von
Cäsarea wird gemeldet l3) — , oder als die Wohnung
der Lebenden? In dem einen Fensler des ersten Ge-
schosses hängt etwas, das man als Ampel oder Blu-
mengefäss ansehn könnte und auch das zweite Fen-
ster daneben scheint einst ein ähnliches Geräth ent-
halten zu haben. Bei dieser Undeutlichkeit des
Gegenstandes lässt sich aus demselben keine Ent-
scheidung jener Fragen ableiten. Für Zahnschnitte
als Ornament des Gesimses bedarf es allerdings keines
Nachweises, aber die Verbindung derselben mit run-
den grösseren und kleineren Vertiefungen, welche
auch neben den Fenslern wiederkehren, vermag ich
durch kein zweites Beispiel zu bestätigen. In pom-
pejanischen Bauten finden sich dagegen erhabene
Piosetten unter dem Zahnschnitl u) Leber die Be-
ziehung des offenbar vor der Wand des Gebäudes
(nicht etwa an derselben) hängenden Gewandstücks,
welches mit der Hauptfigur in Verbindung zu setzen
schwer fällt, sowie über die stufenarlige Andeutung
rechts wage ich auch nicht einmal eine Vermulluing
auszusprechen, sondern erwarte die Ergebnisse glück-
licheren Scharfsinns Anderer.
Bei so mancher rückständigen Erklärung des
Einzelnen wird es gerechtfertigt sein über den Sinn
des Ganzen nur muthmassend und mit offenem Vor-
,s) Etwa dem Septizonium Seven ähnlich (Suet. Ti. 1), das trotz
seines Namens nach Becker Hdb. d. R. A. I p. 435 nu. 893 nur
aus drei Stockwerken bestand, l'reller Regionen p. 187. R. Rochette
Hercule Assyrien p. 390 no. C. Spartian. Scv. 24. Qumn septizo-
nium faceret , nihil aliud cogitavit quam ut ex Afrlca venientibus
suum opus accurreret. Auch das Grabmal des Severus (Spart.
Get. 7) war specic Scptizonii exstructum, quod sibi Ute vivus orna-
vcrat. Ein Septizonium in Lambaesa inschrirtlich bezeugt bei Henzen
Orell. p. 513.
13) Mela 1,6: monumentum commune regiac gentis, Barth a. (J.
p. 56. Forbiger p. 240.
'*) Mon. dell' Inst. arch. 11 t. 27 oder Bütticher Baumcultus
Taf. 56.
behalt zu urtheilen. Trotz des entschieden sepul-
cralen Charakters unseres Bildes könnte doch ge-
zweifelt werden, ob die mit der Urne engverbundene
Geslalt dem Mythus, der Allegorie oder der histo-
rischen Wirklichkeit angehöre. Da sich aber eine
persönliche Beziehung derselben zu dem unterge-
ordnet behandelten Atlas nur gewaltsam dürfte be-
wirken lassen, scheint die letzte Annahme den Vorzug
zu verdienen. Zu Gunsten derselben wird sich auch
die sorgfällige Bezeichnung des Locals in Anspruch
nehmen lassen, wie sie in der Figur des Atlas nach
der obigen Auffassung und der wie es scheint treuen
Nachbildung der Baulichkeit und sonstigen Ausstat-
tung des Hintergrundes hervortritt. Da wir es hier
mit einer eher späten als frühen, eher römischen15)
als griechischen Kunstweise zvi thun haben, brauchen
wir in der Hauptfigur nicht nothwendig den Todten
selbst zu sehen, wie er im Leben erschien, und pro-
leplisch auch bei dem eigenen Grabmal erscheint16),
sondern können ebenso gut die Trauer und das An-
denken der Hinterbliebenen ausgesprochen finden,
die, mit engem Anschluss an die Allegorie des Leu-
kippidenraubes , einer verstorbenen Tochter oder
Schwester gegolten zu haben scheint.
Dorpat. L. Mercklin.
II. Spiegel des Apollas.
Hiezu die Abbildung Tafel CLXVI, 2. 3.
Das sehr eigentümliche Kunstwerk , welches
in verkleinerter Zeichnung hier vorliegt, ward uns
von Paris her durch freundliche Mittheilung des Herrn
./. de Witte bekannt, dessen beigefügte Bemerkun-
gen wir hienächst ihrem wesentlichen Inhalte nach
wiederholen.
'Die vorliegende Zeichnung ist einem metal-
lenen Spiegel entnommen; das Original dersel-
ben befindet sich unter andern gewählten Gegen-
ständen im Besitz des den Besuchern des kaiser-
lichen Münzcabinets rühmlichst bekannten Herrn
Muret. Die auf dem Spiegel gravirte, theil-
15) Friederichs, die Philostratischen Bilder p. 74 Anm. 1.
ie) Friedländer, de op. anagl. in mon. sepulcr. Gr. p. 36 s.
303
304
weise durch Rost angegriffene, Zeichnung (no. 2)
führt uns den Kampf des Theseus mit Minotaur vor
Augen, einen auf Vasenbildern sehr häufigen, in
Spiegelzeichnung jedoch noch nicht vorgefundenen
Gegenstand. Das Bild ist umgeben von einer dop-
pelten, aus Zickzacklinien und Efeublättern gebilde-
ten, Einfassung; an der Mündung des Griffs ist eine
Palmette angebracht. Noch mehr jedoch als jene
bildliche und ornamentale Bekleidung verdient das
ganz ungewöhnliche Material dieses aus Eisen ge-
fertigten Spiegels und seine griechische Künstler-
inschrift hervorgehoben zu werden; denn alle bis
jetzt bekannten gravirten Spiegel sind aus Erz und
geben, wo sie mit Inschriften versehen sind, durch
ihre Schriftzüge als etruskische Arbeiten sich kund.
Hier dagegen ist auf der dem gravirten Bild ent-
gegengesetzten Spiegelfläche (no. 3) in ansehnlicher
griechischer Schrift der Künstlername Apollas —
AIIOAAA2 EJJOIE — eingegraben, in dessen
Schreibung die unverhältnissmässige Grösse des O und
die Verbindung des doppelten A bemerkenswerth
ist; denn dass jener Name als Apollas1) zu lesen
sei geht aus Anwendung desselben auf Münzen
von Kolophon und Klazomenae hervor, auf denen
eine Magistratsperson so genannt ist 2).'
Fortgesetzte eingehende Prüfung hat die zum
Theil sehr auffallenden Besonderheiten dieses Spie-
gels in sofern beschränkt dass das in den Spiegel
gravirte Bild, obwohl ein durchaus entsprechendes
Original desselben nicht zur Hand ist, laut einer spä-
teren Mittheilung Herrn de Wittes als ein von
neuerer Hand herrührender Zusatz verdächtigt werden
darf. Hiemit kann jedoch die zuerst unbedenklich
vorausgesetzte Aechtheit eines von griechischer Künst-
lerhand gefertigten Spiegels aus Eisen, sofern aus
dessen eigenster Technik oder aus den Zügen seiner
Inschrift kein schlagender Verdacht erwächst, im-
merhin bestehen; er kann aus unteritalischer Tech-
nik herrühren, wie auch ein durch seine Schwere
auffälliger, plastisch sowohl als graphisch verzierter,
jetzt im Museo Borbonico befindlicher, Spiegel auf
') Nicht Apoinas, wie im Text der ctruskischcn Spiegel III
ä 238 gelesen wird.
) Mionnet description des mcdailles t. III p. 7G no. 114 und
suppl. I. Vi p. 86 no. 35.
dem grossgriechischen Boden von Kroton gefunden
sein soll 3). E. G.
III. Aphrodite als Widdergottheit.
Hiezu die Abbildung Tafel CLXVI, 4.
Von dem kaiserlich französischen Obersten Hrn.
Op/jermann zu Paris, dessen Vorliebe für Gegen-
stände antiker Kunst in manchem werthvollen Denk-
mal seines Besitzes sich ausspricht, empfingen wir
neuerdings die vorliegende Zeichnung, mit Bemer-
kungen des einsichtigen Besitzers begleitet, welche
der nachstellenden Erörterung zu Grunde liegen1).
'Das gedachte, von Herrn Muret mit bewährter
Treue gezeichnete, Bild ist einer getriebenen Kupfer-
platte2) von römischer Arbeit, vermuthlich aus dem
zweiten Jahrhundert entnommen; der Gegenstand
desselben erinnert lebhaft an die in der Archäologi-
schen Zeilung s) früher zusammengestellten und be-
sprochenen Widdergottheiten. Aphrodite erscheint
sitzend auf einem sprengenden Widder; ein über
ihren rechten Arm geschlagenes Gewand bedeckt
den unteren Theil ihres Körpers wie auch die Beine.
In ihrer erhobenen Rechten hält die Göttin einen
Spiegel; die Linke ruht auf dem Kopfe des Thiers,
auf dessen Hinlertheil eine Taube sitzt. Im oberen
Raum sind 7 Sterne angebracht1.
Der Herr Besitzer erinnert dass Venus als Früh-
lingsgöllin bekannt sei und ist geneigt die gedachte
Darstellumr hienach auf ein Bild dieser Göttin im
o
Frühling, wenn nicht als Personification des ihr ge-
heiligten Monats April, zu deuten; in den sieben
Sternen sei ohne Zweifel das Gestirn der Pleiaden
gemeint, deren Frühaufgang bekanntlich der Zeit
des beginnenden Frühlings entspricht. In der That
ist diese Deutung durch das Bildwerk selbst zu
nahe gelegt um im Wesentlichen von ihr abweichen
') Abgebildet und besprochen von Garrucci und Minervini in
deren Ilulletino Nupolitano- N. S. II tav. III p. 128. 188. Vgl. meine
etruskiseben Spiegel III, 253a. S. 240 f. wo kurz vorher, S. 238,
auch des gegenwärtigen Spiegels gedacht ist.
') Eingesandt aus Paris am 21. April 1862.
7) Vermuthlich von einer Lampe"?
5) Archäologische Zeitung Jahrgang VIII Taf. 15 S. li'Jff. Vgl.
IX S. 372.
305
306
su mögen; doch erscheint dasselbe um so beach-
;enswerther, je mehr man das sehr ahnliche auf un-
serer Tafel XV no. 2 angegebene Relief einer io-
nischen Lampe damit vergleicht. Der bekannte
Mythos des Pan, der in Widdergestalt mit Lima
juhlte4), Hess in der von ihrem Peplos bogenförmig
jmwalllen, von einem sprengenden Widder getra-
genen, Fackelträgerin jenes Bildes uns die Mond-
Göttin erkennen. Hier unterscheidet die übrigens
ihnliche Figur sich bei schlichterem Gewand durch
Jen Zusatz aphrodisischer -Symbole eines Spiegels
and einer Taube, so dass wir nicht umhin können,
statt der von Pan geliebten, (an Hermes und die
samolhrakische lirimo erinnernden) Selene in ihr die
Liebesgöttin gemeint zu glauben, deren Verbindung
mit Pan aus attischem Dienst5) wie aus unteritali-
schen Vasenbildern c) wohlbezeugt ist und in der von
einem Bocke getragenen Aphrodite des Skopas7) ein
nahverwandtes Gegenbild findet. E. G.
IV. Allerlei.
73. Nakciss oder Todesgott. Eine Murmorstatue
ms Palast Ruspigliosi in Rom, welche einen nackten Jüng-
ling müde an einen Baumstamm gelehnt darstellt, ist vor
einigen Jahren zum ersten Mal publicirt und als Narzissus
erklärt worden'). Bei dieser Erklärung sind indessen die
erhaltenen Wiederholungen der Figur, von denen wenig-
stens eine, die in Mantua, publicirt war (Mus. di Mantova
I, 23; die dort gegebene Erklärung freilich, dass ein Faun
vorgestellt sei, kann auf sich beruhu bleiben), und auch
') Bekannt ans Virgil Georg. III, 391 und aus dem auf Nican-
der rückweisenden Zeugniss des Macr. Sat. V, 22. Vgl. Wieseler in
dieser Zeitschrift IV S. 214 und ebd. VIII S. 250 Anm. 5.
5) Strabo IX p. 398: ninl <Si HvüifXvaiov lau xai ro na-
vtiov xai rö xijg xialiuäo; '.I(fooi5lzrjg Uqov. Aristoph. Ly-
sistr. 1 — 3 :
'Al£ ti Tis tli Bax/tiav ttvTi\; Ixultaiv
"II V nai'bs jj 'n\ xio).niiS' >j 's rtvtivXliiSoi ,
Ovo' «V äitXDtiv rjV UV vnb j(äv TVu.7luvtoV.
Vgl. de Witte Nouvelles Annales I p. 78.
6) Panofka Muse'e lilacas VII p. 27. Vgl. meine Apul. Vasenb.
Taf. VI. XI. E, 3—5. Hyperb. Hörn. Studien II S. 255, 1.
") Aphrodite Pandemos zu Elis: Paus. VI, 25, 1.
') Von Wieseler in den Monum. ined. delP Inst. 1856 tav. 21.
Nach dem Gypsabguss im neuen Museum zu urtheilen, sind ergänzt der
rechte Arm ohne die Hand und der linke Arm vom Ellenbogen bis
ans Handgelenk.
der Habitus der Figur nicht genauer berücksichtigt. —
Die Figur ist sehr häufig wiederholt sei es weil sie be-
sonders gefiel oder passend erschien für gewisse Lebens-
zwecke, ich habe sie in Rom (Mus. Chiaramonti und Villa
Borghese, beide Male nur Kopt und Brust erhalten), Neapel
(im Zimmer der Artemis, wahrscheinlich aus neuen Aus-
grabungen herrührend, da sie bei Gerhard und Panofka
noch nicht verzeichnet ist), Mantua und München (Anti-
quarium) wiedergefunden, und auch im Berliner Museum
(no. 122) ist eine Wiederholung davon, mit einem Apollo-
kopf versehn und als Apollo erklärt. Es ist also ein
nackter Jüngling, der die Rechte leicht in die Hüfte ge-
legt hat, während die Linke auf einen Baumstamm gestützt
ist und zwar so, dass die ganze Last des Körpers nach
dieser Seite überhängt. So macht die Figur sogleich den
Eindruck des Matten und Müden und dazu stimmt Nei-
gung und Blick des Kopfes nach unten. Eben diese Nei-
gung des Kopfes scheint hauptsächlich der Grund gewesen
für die Benenuung Narzissus, der allerdings auch mit
gesenktem Kopf vorkommt, sein Bild in der Quelle be-
tracht; nd. Allein die Stellung des Narzissus ist immer
viel behaglicher, ungezwungener, während das Characte-
ristische dieser Figur darin liegt, dass sie sich vor Mü-
digkeit gleichsam dehut und reckt, so dass die linke
Schulter so hoch emportritt. Sodann wenn man die be-
deutenderen sicheren Narzissusdarstellungen vergleicht,
no. 9. 10. 12 auf der Kupfertafel zu Wieseler's Abhand-
lung, so findet man ihn übereinstimmend mit dem Character.
den er in der Sage hat, als einen weichlichen Jüngling
mit lang herabhängenden Haaren dargestellt, die unsere
Statue nicht hat. Nun kommen in Neapel und Mantua
Wiederholungen vor, an welchen die auf der Hüfte lie-
gende rechte Hand vollständig erhalten ist, mit einem Attri-
but, nemlich mit einer im Ganzen apfelähnlichen Frucht, die
aber oben in eine Art Spitze ausläuft, so dass ich am
ersten glauben möchte, es sei ein Granatapfel gemeint.
Die Figur in Neapel stützt sich ferner nicht auf einen
Baumstamm, sondern statt dessen auf einen gewandbe-
hängten Pfeiler, neben welchem auf einer Basis eine kleine
weibliche Herme steht, die ganz in ihr Gewand gehüllt
ist und die linke Hand an die Brust legt. Der Granat-
apfel ist vor Allem ein Symbol unterirdischer Götter, ins-
besondre der Persephone, und so möchte man glauben,
es sei ein diesen Gottheiten wesensverwandter Dämon in
dem Jüngling dargestellt und das Müde und Matte, worin
das wesentlich Characteristische der Statue liegt, wäre ja
wol für eine Personifikation des Todes nicht unangemessen.
Hierauf führt gleichfalls die kleine weibliche Herme, die
einer auf Persephone wie mir scheint mit Recht gedeu-
teten Classe von Idolen am nächsten vergleichbar ist.
Berlin. K. Friederichs.
74. Phrixos opfernd. Pausanias erwähnt auf dem
Wege von dem 'Innoi; davgio? zum Parthenon, nachdem
er mehrere Kunstwerke angeführt hat, auch eine Statue
30?
des Phrixos. Er war dargestellt, &vaug luv kqwv —
Tot-e UTjQOvg xuiu vofiov iy.zif.iiuv zuv 'EMjrwv ig av-
loi? y.tuoutvovg uyä (I, 24, 2). Vielleicht ist eine von
Janssen (nederl. rüm. Daktyliothek II Suppl. Taf. 4, 92)
und danach von Panofka (arch. Comment. zu Paus. II, 24
Taf. 2, 1) publicirte Gemme geeignet uns diese Statue
zu vergegenwärtigen. Ein junger Mann, nackt bis auf die
von der linken Seite her über den Rücken gehende und
auf dem rechten Vorderarm ruhende Chlamys, steht vor
einem Altar auf dem ein geschlachteter Widder liegt, den
er mit der rechten Hand aufesst, während er in der Lin-
ken ein blosses Schwert oder Opfermesser hält. Die Figur,
namentlich das Haar, das über der Stirn gelockt, im
Nacken in einen starken Wulst zusammengebunden ist,
scheint noch einige Reminiscenzen an den strengeren Styl
zu verrathen. Was für bestimmende Gründe Pausauias hatte
in dem Widderopferer Phrixos zu erkennen, giebt er nicht
an ; vielleicht war es in der Weihinschrift zu lesen. Auch
den Künstler nennt er nicht, der doch gewiss genannt
war , und an diesem Ort darf man wol einen namhaften
Künstler erwarten. Nun findet sich bei Plinius, wo er
den Argiver Nauhydes, den Sohn des Polyklet erwähnt,
die Notiz (XXXIV, 80) Navcydes — immölante arietcm
censetur. Erwägt man dass Plinius öfter bei Kunstwerken
die bezeichnende Situation anyiebt ohne den Namen der
mvthologischen Person hinzuzusetzen, und dass in sei-
nen Verzeichnissen die auf der Akropolis in Athen befind-
lichen Kunstwerke vorzugsweise Berücksichtigung gefun-
den haben, ohne dass er des Ortes nähere Erwähnung thut,
so kann man wohl geneigt sein die Identität dieser hei-
den Statuen zu vermutheu. Wahrscheinlich wird diese
Annahme durch den Umstand dass im Jahr 1859 östlich
von der Basis der Athene Promachos, also nicht allzuweit
von der Gegend wo Pausanias die Statue des Phrixos sah,
eine Basis gefunden ist mit der Inschrift (itp. äy/. 3389)
NAVKVAHE APrEIOZ EPOHEE
von der auch Brunn vermuthet (Bull. 1860 p. 51) dass
sie auf Xaukydes zu beziehen sei, und nicht, wie Pittakis
meinte, auf den von Plinius (XXXIV, 91) genannten
Glaukydes.
Bonn. Otto Jaun.
75. Caelius Vibenna und Mastabna, Bekannt-
lich sind in dem 1857 in l'uki von Noel des Vergers
und AI. Francois entdeckten, durch seine Wandgemälde
interessanten Grabe '), namentlich zwei grössere, durch die
räumliche Anlage und die Darstellung einander entspre-
chende Compositionen von grosser Bedeutung. Die eine
Seite stellt die Opferung eines der gefangenen Troer
(Truial*) durch Achillens, im Beisein des Schattens des
Patroklos (HinlMal Patrucles) dar; andere Troer werden
durch die beiden Aias gebunden herbeigeführt, auch Aga-
') bull. 1857 p. lOOffi arch. anz. 1857 S. lorn. M. 1. .1. i.
VI, 311 Noel des Vergers l'Elrurie et let Etrusques pl. 21< — 29.
308
memuon ist gegenwärtig. Auf der anderen Seite ist ebenfalls
eine Mordscene dargestellt. Drei unbewaffnete Männer, zwei
bärtige mit einem langen Mantel bekleidet, ein jugendlicher
in einer Art Wamms, werden von drei bärtigen Männern
mit dem Schwert ermordet, ein vierter liegt bereits ge-
tödtet am Boden; das Ganze macht den Eindruck eines
plötzlichen Ueberfalls. Den Schluss macht eine Gruppe
anderer Art. Ein nackter bärtiger Mann steht ruhig da,
beide Hände sind durch ein um die Gelenke geschlunge-
nes Band zusammengebunden; vor ihm steht ein ebenfalls
nackter bärtiger Mann, der mit dem Schwert die Bande
zu zerschneiden im Begriff ist '). Er drückt die Scheide
des Schwerts mit dem Arm gegen seine Brust; da er
ausserdem noch mit einem Schwert umgürtet ist, so ver-
richtet er das Befrciungswerk offenbar mit dem Sehwert
des Gefangenen, um es diesem, sobald seine Bande gelöst
sein werden, zum Gebrauch zu überreichen. Es kann wol
keinem Zweifel unterliegen, dass die Befreiung des Gefan-
genen der Zweck des Ueberfalls und Gemetzels ist. Die
übergeschriebenen Namen, welche unverkennbar dem etrus-
kischen Idiom angehören, nicht etruskisirte griechische
Namen sind, belehren uns dass ein Gegenstand der etrus-
kischen Sage oder Geschichte dargestellt ist, uud schon
diese Gegenüberstellung griechischer und etruskischer Vor-
stellungen bietet kein geringes Interesse dar. Nun findet sich
aber neben dem Gefangenen der Name £r-\NI1R3\J|A)
und neben seinem Befreier AN<>T^)AM'. Wenn man
in dem letzteren an die Stelle von <£> ein |> setzt, was
um so mehr gerechtfertigt erscheint, da sonst in diesen
Inschriften die runde Form O gebraucht ist — , so hat
man die Namen Cuile Vipinäs und Mucstrna, also die
bekannten Ca'dn Vibenna und Mastarna. Vergleicht man
die Worte aus der Rede des Claudius 3)
Servius TuU'tus, si nostros sequimur, captivu natu«
Ocresia, si Tuscos, Cuell quondttm Vivennae sodalls
fidelissimus omnisque eins casus comes, postquam
varia forluna exaetus cum omnibus reUqnis Caeliani
exercitus Etruria excessit, montem Cuclium oecupavit
et a duce suo IIa appellitavit mutatoque nomine —
nam tusce Mastarna ei nomen erat — ila appellalus
est, llt dixi, et reijnum summa cum rei p. titilitittc
optinvit
so können sie wohl einen Anhalt für die Annahme ge-
währen, welche die Darstellung des Wandgemäldes bietet,
dass den Caelius Vibenna seine variu forluna auch in Ge-
fangenschaft geführt habe uud dass Mastarna, der sodalis
fidelissimus omnisque eins casus comes, ihn durch einen
kühnen Ueberfall, bei welchem die Gegner getödtet wurden.
zu befreien unternahm. Die übrigen vereinzelten Notizen
2) Diese Handlung ist deutlich ausgedrückt in der Abbildung
bei Noel des Vergers pl. 28, in der früheren war sie nicht erkennbar.
3) buissieu inscr. ;mt. de Lvun p. 130. Nipperdej Tac. mm
II p. 278,
309
310
über Caelius Vibenna'') geben keinen näheren Aufschluss.
Auch ist es mir nicht gelungen aus den übrigen Namen
weitere Resultate zu gewinnen ; wenn nicht etwa der Name
eines der Mörder ^AIWlI^vRA als leicht verschrie-
ben für Aide Ftpinas anzusehen ist, so dass er für einen
Verwandten des Anführers zu gelten hätte. In jedem
Falle ist aber schon das Factum von Interesse, dass uns
in dem ersten etruskischen Wandgemälde das einen Ge-
genstand der nationalen Sage darstellt dieselben Namen
und Gestalten begegnen, von welchen wir bei so spär-
lichen Nachrichten wenigstens Kunde durch schriftliche
Ueberlieferung besitzen.
Bonn.
Otto Jahn.
7G. MINJH-MENJH. Bei Stephanos von Byzanz
heisst es S. 444, 15 (ed. Meineke): Mtrdij nöXig Qgdxrjg
dno TH/fSijQ yvvatxog. AnoXXoäcoQog TYliväiv avxi]v
qy^ot, xo i&vixijv Mtvöutog oivog. Der beste Codex, der
y
Reluligeranus, hat TVHfärjV. Das /, welches über dem ij
steht, ist offenbar eine Correctur, welche in den übrigen
Handschriften Aufnahme fand; doch zweifelt Meineke mit
vollem Rechte an der Richtigkeit der Lesart Mt'vdiy und
schreibt, 'si (amen WLlvStv scripslt Slephumts, probabile
est id ex vilioso Apollndori codice reeeptum esse.' Aller
Wahrscheinlichkeit nach haben wir hier eine Form des
Stadtnamens zu gewärtigen , welche neben dem gewöhn-
lichen Mtvdt) im Gebrauch war. Sollte sich eine solche
nachweisen lassen und mit den Spuren der Ueberlieferung
übereinstimmen, welche sich in dem besten Codex findet,
so werden wir diese Form des Namens getrost in den
Text setzen können. Hier helfen uns die Münzen aus,
deren Aufschriften uns belehren, dass der ältere Name
der Stadt nicht Mtvdrn sondern Mi'yäi] war. Die älteste
Serie der sicher beglaubigten Münzen von Mende — die
Stücke mit dem ane marchant )( Carre creux , divise cn
quatre parties (Mionnet supplem. III p. 82 no. 498. 499)
können wegen der von den sicheren mendäischen Münzen
abweichenden Gestalt des Einschlags und wegen des Man-
gels der Inschrift nicht mit unbedingter Gewissheit den
Mendaiern vindieirt werden — führt auf dem Revers vier
Einschläge, welche in der Form von Windmühlenflügeln
um ein meist besonders markirtes Ceutrum gruppirt sind.
Auf dem Avers ist ein neben einer Weinrebe stehender
Esel dargestellt, dem auf den grössten Nominaleu — Te-
tradrachmen euböiseher Währung, von welchen Mionnet
eine als 17,26 (=4.37), eine andere als 10,97 (= 4. 314)')
Gramm schwer verzeichnet — ein Bube auf dem Rücken
sitzt. Dabei findet sich die Aufschrift MIN (Mionnet
descr. I p. 477 no. 203. suppl. III p. 82 no. 500 PI. VII,
1. 2) oder MINJAON (= Mtvduiiuv, descr. I p. 477
«) Niebukr Kl Sehr. II p. 33 ff. Müller Etrusker I p. II6f.
Nipperdey zu Tac. ann. IV, Co.
') Mionnet giebt das Gewicht noch von einem Stück dieser
Serie an. Es wiegt 2,735 (= 51 4), ist also wohl ein Tetrubolon.
no. 204 PI. XXXVIII, 5). Demnach war der ältere Name
der Stadt nicht MtvÖifi, sondern Mt'fäi] und ist bei Ste-
phanos zu schreiben: 7AnoX\6S(OQOQ Mivdijv uvxrji' qnjat.
Kundigere Kenner griechischer Handschriften mögen beur-
theilen, ob nicht der Doppelpunkt über dem i bezeichnen
soll, dass die Correctur an falscher Stelle, über dem ff,
steht, während sie eigentlich über dem e stehen sollte.
Die jüngere Serie zeigt auf dem Avers den Silen entweder
auf dem Esel sitzend oder neben ihm stehend, auf dem
Revers im Einschlage eine Weinrebe oder ein Diota oder
einen Buben. Die Inschriften umgeben den Typus des
Reverses innerhalb des Einschlages und lauten: 1UEN-
JAION (descr. I p. 477 no. 205 p. 478 no. 207. 208
PI. XLVIIL4. suppl. III PI. VII,4), MENJAW-N (suppl.
III p. 82 no. 501. 502), MENJAIH (descr. I p. 478
no. 206 suppl. III PI. VII, 3). Auch diese Münzen sind
euböiseher Währung. Mionnet verzeichnet die Gewichte
von zwei Tetradrachmen, die eine zu 16,72 (= 4. 26|), die
andere zu 16,39 (= 4. 20j) und ein Triobolenstück von
2,045 (= 38^) GhraWm. Es fragt sich, woher die ver-
schiedene Form des Stadtnamens kommt. Mende war eine
Colonie von Eretria (Thukyd. IV, 123. StraboX,447. Pom-
pon. Mela II, 2 a. E.), also eine ionische Stadt. Miväij
wird daher der ursprüngliche ionische Name sein. Später
trat die Stadt dem athenischen Bunde bei, vermuthlieh
bald nach 01.77,3 (470), um welche Zeit die Athener
durch Eroberung von Eion in jenen Gegenden festen Fuss
fassten (Böckh Staatshaush. II, 207). Daher wird man die
jüngere Form des Namens nicht anders erklären können
als durch attischen Einfluss entstanden, da ja bekanntlich
der Atticismus vielfach ionisches i in t umzulauten pflegt
(vgl. taxlij, toxt'u u. ä.). Somit hätten wir eine ungefähre
Bestimmung für die Chronologie der mendaiischen Mün-
zen gewonnen. Die Münzen der Mlnda'ier sind geschlagen
in der Periode, bevor die Stadt Mitglied des athenischen
Bundes wurde, die der Mendu'ier in der Zeit, nachdem
sie dem Bunde beigetreten war. Ob letztere Prägung
schon in der Zeit selbst begann, in welcher Mende Bun-
desmitglied war, oder erst um Ol. 93, 4 (405) nach Zerfall
der athenischen Symmachie, kann vor der Hand noch
nicht mit Sicherheit entschieden werden, da uns die nö-
thtgen numismatischen Vorarbeiten fehlen, vermöge deren
wir untersuchen könnten, in wie weit Athen den Bundes-
städten eine eigene Prägung gestattete oder nicht.
Dresden.
Wolfgang Helbig.
77. Zur Symbolik dek Eidechse. Auf den zahl-
reichen Bildwerken mit schlafenden Flügelknaben, welche
je nach ihren Attributen als Eroten, Todes- und Schlum-
mergötter gefasst werden und für die es genügt auf Vis-
conti Pio-Clem. III, 44. Zoega Bassiril. II p. 205 und
Clarac Musee de sculpture pl. 643 ss. 761. 761 B. zu ver-
weisen, fehlt bekanntlich selten die Eidechse zu Füssen
des liegenden. Die constante Wiederholung lehrt, dass
dieses Beiwerk nicht nur den formellen Zweck hat die
311
312
Scene zu beleben, sondern dass mit Recht auch eine sym-
bolische Bedeutung in ihm vorausgesetzt wird. Cavedoni
im Bullettino d. J. 1835 ]>. 14, dem Wieseler Denkm. d.
a. K. II no. 662 beizustimmen scheint, und Zannoni Gal-
leria di Firenze IV, 2 p. 46 fuhren die invalsa opinione
an, c7ie qiief rc/ti(c citstodisca i domicilii per äestargli
ijiiando vegga uppressarsl loro velenoso anitnale. Ihre
Citate führen über Zoega , der Bassiril. II p. 205 dieselbe
Deutung giebt, auf Montfaucon Suppl. I p. 216 wo es zu
tab. 79 einfach heisst : Luvvrtu in memoriam mihi revocat
ovtnionem quanäam quam u teneris ueeepi, hoc videlicet
insectum homini esse amicissimum et cum oecurit homini
in ogro dormienti gradum sistere et propter illutn com-
morari: sl serpentem aictem viderel ad cum uecedentem,
lacertam esepergefaeere et excitare illum, ne u serpente
laedatur. Dass dies in der That französischer und eng-
lischer Volksglaube ist, lehrt Wolf Beiträge zur deutschen
Mythologie II S. 447. Es ist zugleich klar, dass jene durch
ein Versehen Zoega's aufgekommene Erklärungsweise weg-
fallen muss, bis dieselbe Anschauung als griechische nach-
gewiesen ist. — Eine andere von Visconti zu Pio-Clem.
III, 44 gegebene, von Cavedoni a. O. nicht gemissbilligte
Deutung, wonach die Eidechse als Symbol prophetischer
Träume gelten soll, haben Zoega a. O. und Welcker Alte
Denkm. I S. 409 mit Recht verworfen; denn jene schla-
fenden Knaben haben ebensowenig mit prophetischen Träu-
men zu schaffen, als prophetische Träume mit dem Ga-
leotenorakel. Beide Deutungen hat Gerhard Archäol. Ztg.
1862 S. 219 in seiner Erläuterung der Madrider Hypnos-
statue, an deren Baumstamm sich dasselbe Symbol in zwei
Eidechsen wiederholt, stillschweigend abgewiesen; er fasst
sie in ihrer gewöhnlichen Bedeutung als sonnenfreundliche
Thiere und sieht in ihnen einen Beweis mehr dafür dass
in jener Statue der Gott des wohlthätigen Schlummers,
nicht etwa ein euphemistischer Ausdruck des Todesschla-
fes, gemeint sei. Dieser Erklärung würde die Feuerbachs
im Vaticanischen Apoll (S. 199 der 2. Aufl.) auf die Mit-
tagshitze und den Mittagsschlummer nahe stehen; doch
können jene Schlummergötter unmöglich, wie Feuerbach
will, auf diese Art beschränkt werden und Gerhards Deu-
tung würde sich mit manchen deutlich auf den Todes-
schlaf bezüglichen Bildern nur schwer vereinigen lassen.
Das einfachste würde es jedenfalls sein, wenn die Eidechse
vermöge des Winterschlafs der Amphibien unmittelbar als
Symbol eines festen Schlummers gef&sst wird. Dass dies
aber geschehen kann, auch ohne dass man nöthighatmit
Welcker a. O. auf die Notiz des Epiphanius adv. haeres.
II, 33 p. 462 zurückzugehen, wonach die Eidechse im
Winterschlaf erblinden und mit gegen Morgen gerichtetem
Auge die Sonne erwarten soll — , dass die Eidechse viel-
mehr zugleich einestheils Symbol der Sonne, anderntheils
des tiefsten Schlafes ist, scheint doch eben aus ihrem Le-
ben und Art derselben deutlich zu sein , welche Emil
Braun in der Vorschule der Kunstmythologie S. 25 f. ge-
legentlich des Apollo Sauroktonos treffend erläutert hat.1)
Darmstadt. R. Kekule.
78. Repliken etruskischer Spiegel. Der zugleich
mit der ficoronischen Cista ins Museum Kireherianum ge-
langte etruskisehe Spiegel mit den Inschriften Poloces,
Amuces und Losna ward mit denselben Inschriften und
Bildern von Emil Hühner auch unter den Spiegeln der
Nationalbibliothek zu Madrid vorgefunden. Im Text zu
Taf. CLXXI meiner Etruskischen Spiegel habe ich gegen
eine solche für alt und echt gehaltene Replik misstraui-
scher mich geäussert als ich es jetzt verantworten möchte.
Im neuesten Heft des dritten Theils meines Spiegel-
werks habe ich auf Taf. CCLXXXIV zwei einander fast
völlig entsprechende Insehriftspiegel mit der Darstellung
von Mhiervcns Geburt zusammengestellt, von denen der
eine, jetzt in der Berliner Sammlung befindliche, von Emil
Braun im Jahre 1853 (Annali XXIII tav. G. H) bekannt
gemacht ward, der andre aber, seit 1856 im brittischen
Museum befindliche, von Herrn Newton, dem ich eine
Zeichnung desselben verdanke, als unverdächtig bezeugt
und auch durch Varianten in Bild und Schrift ge-
sichert ist, wie sie von keinem Verfälscher ausgehen. Ich
zweifle nun nicht, dass noch mehr solche unverdächtige
Duplicate etruskischer Spiegel und Spiegelzeichuungen sich
vorfinden werden, auch ohne die zum Theil recht oft wie-
derholte Dutzendarbeit der hieratischen Spiegelbilder als
genügenden Beweis dafür geben zu wollen. E- G.
') 'Das kloine muntere Tbier welches in Schlupfwinkeln zu de-
nen kein Sonnenstrahl hindringt seine schattige stillverborgene Be-
hausung bat, wird beim Herannahen des Frühlings von einein ge-
wissen Licbthunger ergriffen und ist dessen Verkündiger lange bevor
die Schwalben dessen Wiederkehr bezeugen. Sobald die Soencnstrahlen
neue Kraft gewinnen, bricht es aus seinen winterlichen Hinterbalten
hervor und freut sieb an ihrer warmenden Labe Zur Zeit der
Sominerwende schwelgt es im Ilochgennss ohne zu ahnden dass die-
ser Augenblick der reichsten Wonne es nicht blos bald in seine
finsteren Behausungen zurückscheucht, sondern aufs neue in winter-
lichen Todesschlaf bannt.'
We-zu die Abbildungen Tafel CLXVI, 1: Grubrelief aus Scher. sehet; CLXVI, 2. 3.
Spiegel des Apollas; CLXVI, 4: Aphrodite als Widder gottheit.
Herausgegeben von E. Gerhard.
Druck und Verlag von G. he'mier.
313
314
DENKMÄLER UND FORSCHUNGEN.
Archäologische Zeitung, Jahrgang XX.
JM 167. 168 A. November und Deceraber 1862.
Herakles und Acheloos. — Allerlei : Zur Symbolik der Eidechse.
I. Herakles und Acheloos.
Hiezu die Abbildungen Tafel CLXV1I, CLXVIII.
Die auf Tafel CLXV1I gegebne Abbildung der
Hauptvorstellung einer Amphora der Campana'schen
Sammlung ') verdient einige Aufmerksamkeit als ein
neues Beispiel der überhaupt2) und namentlich auch
auf alterlhümlichen Vasenbildern nicht häufigen Vor-
stellungen des Achelooskampfes3).
Herakles, mit der Löwenhaut, die aber über
die linke Schulter herabfallt und deshalb die dem
Beschauer zugekehrte rechte Seite seines Körpers
ganz entblösst Iässt, das Schwert an der Seite,
Bogen nebst Köcher auf dem Rücken hängend,
steht vor dem Acheloos und hat mit der Rech-
ten das Hörn desselben erfasst, während er mit der
Linken den zur Abwehr oder zum Zuschlagen er-
hobenen linken Arm seines Gegners gepackt hält1).
Acheloos, hinter dem ein Baum sichtbar wird, ist
nach Art eines Kentauren gebildet, Kopf Arm und
Oberleib eines Menschen sind zusammengewachsen
mit dem Leibe eines Stiers, dessen Hintertheil, wie
nicht selten auch bei Kentauren, nicht sichtbar ist.
') Calal. del museo Campana IV, 28, wo die Rückseite beschrie-
ben ist Due uomini eqneslri con asla in pitgno e io scettro dietro
le spalle. Ciascuno e uecompagnato da un Cime. [Das Gefass ist
nun in Paris, nicht, wie unter unsrer Abbildung steht, in München
zu suchen. .4. d. B.\
2) Ich verweise ein für alleraal auf die ausführliche Behandlung
von Gerhard auserl. Vasenb. II p. 106 II.
3) Bekannt sind ausserdem vier volcentische Amphoren mit
schwarzen Figuren, im Berliner Museum
.4 661. Gerhard etr. u. kamp. Vasenb. 15, 1. 2.
B 669. Gerhard eb. 15, 3.4.
und im brittiscb.cn Museum
C 452. de Witte cat. etr. 92.
D 536.
4) Das Gefäss ist hier beschädigt, so dass man bei der flüch-
tigen Zeichnung zweifelhaft werden könnte, was der Maler gemeint
hat, doch kann es nur der Arm des Acheloos sein.
Das Haupthaar hängt ihm in langen Flechten auf
den Rücken herab, er hat einen langen Bart, der
Mund ist wie zum Schreien geöffnet. Mit aufgeho-
benem rechten Vorderfuss schreitet er vorwärts dem
Herakles entgegen, dessen linkes Rein er dicht über
dem Fuss mit der Rechten gepackt und in die Höhe
gehoben hat, um seinen Gegner, dessen feste Stel-
lung dadurch erschüttert ist, zu zwingen von ihm
abzulassen. Die Keule desselben liegt an der Erde,
er hat sie als eine ungeeignete Waffe von sich ge-
worfen. Hinter Herakles sitzt Athene mit Helm und
schlangenbeselzter Aegis, in der Linken die Lanze,
ihren Schild neben sich am Boden; sie streckt die
Rechte, wie erstaunt über den Kampf, aus. Hinter
ihr steht der bärtige Hermes mit Petasos, Chlamys
und Stiefeln, den Stab in der Rechten, ruhig da;
neben ihm ragt ein Baum hervor. Einige Buchsta-
ben zwischen den Beinen des Acheloos können leicht
als AXEU» der Anfang seines Namens, angesehen
werden; doch wird dies zweifelhaft durch die ganz
sinnlosen Buchstaben neben Hermes.
Die Vergleichung mit den übrigen verwandten
Vasenbildern zeigt dass sie in der Darstellung des
Acheloos nach dem Muster der späteren Kentauren-
bildung übereinstimmen. Der vollständige Oberkörper
eines Mannes ist mit dem vierfüssigen Stierleib ver-
einigt, der Kopf ist ausser mit thierischen Ohren
auch mit Stierhörnern versehen4'). Das Antlitz ist
lang- und spilzbärtig, in der Regel fallen auch lange
Locken oder Flechten auf den stiermässig derb und
kräftig gebildeten Nacken, der den Uebergang in den
Thierkörper vermittelt. Da der halbthierische Fluss-
gott seine Arme zur Gegenwehr gebrauchen kann,
"*) Kentauren mit Stierhörnern kennt Nonnos (XIV, 144. 180.
XX, 223).
315
316
so ist auch die Darstellung eines Zweikampfes mög-
lich, in der freilich Herakles schon als Sieger er-
scheint, indem er in mächtigem Ansprunge auf den
in die Knie gesunkenen Acheloos dessen Hörn fest
gepackt hält um es abzureissen, wonach voraussicht-
lich jeder Widerstand aufhören muss. Wie auf der
vorliegenden Vase so packt Acheloos auch noch auf
einer anderen (li) das im Ansprung erhobene Bein
seines Gegners um ihn zum Wanken zu bringen, ein
andermal fasst er den Arm desselben um ihn zu
lähmen (U), oder er schwingt, auch darin den Ken-
tauren ähnlich, einen grossen Stein gegen Herakles
(C). Anders ist der Kampf auf dem fünften Vasen-
bild {A) aufgefasst. Acheloos rennt davon, Herakles
ist ihm bereits zur Seite und ergreift von hinten das
Hörn, so dass jener von Schmerz ergriffen und fle-
hend die Hände ausstreckt; von Widerstand ist hier
offenbar gar nicht die Rede, und es scheint wesent-
lich auf das Ereilen und Ergreifen des Flüchligen
anzukommen.
Herakles ist überall in gewohnter Weise mit
dem Löwenfell umgürtet, trägt das Schwert an der
Seite, Köcher und Bogen auf dem Rücken, die Keule
hat er, um beide Hände frei zu haben, fortgeworfen ;
auf einem Vasenbilde (IJ) hat er seine sämmtlichen
Waffen an einem Baum aufgehängt, um in seinen
Bewegungen durch nichts gehemmt zu sein.
Als theilnehmende Zuschauer sind auch bei die-
sem Kampfe Hermes stehend (HC) oder sitzend (A),
und Pallas sitzend oder stehend (BC) gegenwärtig, ne-
ben der letzteren noch ein bärtiger Mann mit weissem
Haar, im Mantel, ein Scepter in der Linken, der die
Rechte verwundert erhebt. Man würde ihn nach
allgemeinen Analogien für Oineus erklären, auch
wenn nicht anderweitige Bestätigung hinzukäme. Auf
einem Vasenbilde (C) ist nämlich der Zuschauerkreis
erweitert; auf der Seite des Herakles ist neben Pallas
noch ein bärtiger, mit Helm und Lanze gerüsteter
Mann, lolaos, hinter Acheloos ausser Hermes eine
Frau im Chiton und Peplos mit langem Haar und
ein sitzender bärtiger Greis im Mantel und mit einem
Scepter — offenbar Deianeira und Oineus — zu-
gegen.
Diese Zusammenstellung mit mehreren Zuschauern
erinnert an die von dem spartanischen Künstler
Dontas, der für einen Schüler des Dipoinos und
Skyllis galt, gearbeitete Gruppe von Statuen, die
aus Cedernholz geschnitzt und mit Gold verziert wa-
ren. Zu derselben gehörten Zeus und Ucianeira,
Heruhles und Acheloos, Ares als Bundesgenosse
des Acheloos, Athene als Beschützerin des Hera-
kles5). Es ist sehr zu bedauern dass wir über diese,
wie über so manche andere frei aufgestellte, zum
Theil figurenreichen Gruppen der allen Kunst nichts
Näheres wissen. Bei einer so allerthümlichen Gruppe
ist streng symmetrische Anordnung wahrscheinlich.
Herakles und Acheloos in der Mitte, Athene auf je-
ner, Ares auf dieser Seite finden sich von selbst, und
es bleibt dann kaum etwas übrig als Zeus und Deia-
neira für die äussersten Figuren zu nehmen, jenen
neben Athene, diese hinter Ares, den aitolischen Gott,
der ja auch für den Vater des Meleagros galt6). Es
fällt freilich auf, dass Pausanias Zeus und Deianeira
zuerst und zusammen nennt, wie sie auch in der That
zusammen gehören, wenn Zeus als der Brabeutes
an diesem Kampfe Theil nimmt, dessen Siegespreis
Deianeira war. Dürfte man die seltnere Form der
Aufstellung im Halbkreis annehmen 7), so könnte Zeus
5J Paus. VI, 19. 12 Mtyaqüg äi ot ngög t;} 'AxiixSj i)t]-
aavnöl'ie oizoiJouqoaVTO xal avalhrjiiaia ai'efliactv ig top &rj-
aavnöv, xt'ÖQov yo'idia %t>va<jf SirjV9iO[iiva, rrjf nQog H/eX^jov
'jfoax).iovg (lä^V. Ztvg ös ivrav&a xal j) Jtjiuvuoa xal
' IxiXüog xcd 'jlnaxXijg iaziv, '^ig>jg i£ i'i> '-^X^VV ßorjOwv.
tlajiyxa iH xal ll&ijviig ayaXfia ihe ovau iw 'jlnaxltT avix-
fia/og' cwii] 7raoä Tag 'Ecsnioldag äväxeuai vvv t«j iv t<^
'llfiaC(i). Dort halle er sie schon mit den Worten verzeichnet (V,
17,2) irjV öi Ho-r/iiüv xnavog imxtiuivr\v xa\ fiÖQV xal ättntäa
f/ovaav -iaxtduifiovCov Xiyovoiv hjyov ilvai AUd'vi'iog, iov-
rov (St aäsXtpöv Tf slvat doQvxktCöov xal 7r«pn ävdrtam äi-
tJa%S-TJvai joig avioig (Dipoiuos und Skyllis). An der obigen Stelle
fährt er nach einer längeren Bemerkung über die Zeil, wann der
Thcsauros erbaut worden sei, fort th de ävatlrjuaia ix naXaiov
atpäg f/ctv ilxög, ü ye 6 AaxiSatfiöviog Joving /tmolvov
xal 2ixvkXt3og fia&Tjrrjg inot'ijae. Dass an beiden Stellen derselbe
Künstler genannt sei, der Name also auch beidemal derselbe sein
müsse, bemerkte Hirt (Kunstgesch. p. 7'J) mit Recht, irrte sich aber,
indem er den Namen Medontes annahm. 0. Müller liess unbestimmt,
welcher der richtige sei; wahrscheinlich ist wohl, dass der gewöhn-
lichere Name Mednn den seltnen Donlas verdrängt hat, doch spricht
gegen Brunn's Vermuthung (Gesch. d. griech. Künstler I p. 47) (h'ai
fiiv AliVTa die Stellung des /.iit>. Dass die Acheloosgruppe von
beiden Brüdern Dorykleidas und Dontas gemeinschaftlich gearbeitet
sei, wie Ovcibcck (Gesch. d. griech. Plast, 1 p. 8ä) annimmt, be-
richtet Pausanias nicht.
°) Ap.dlod. I, 8, 1.
') Vgl. die von Pausanias (V, 22, 2) beschriebene Gruppe des
317
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mit Deianeira ganz passend den midieren Platz ein-
genommen haben. Allein davon hätte Tansanias
wohl ein Wort gesagt; vielleicht war auch die
Gruppe, seitdem die Statue der Athene entfernt wor-
den war, in Unordnung geralhen. Leider giebt Pau-
sanias über die Bildung des Acheloos keine Auskunft;
die kentaurenähnliche Gestalt der allen Vasenbilder
scheint aber für den strengen Parallelismus einer
alterthümlichen Gruppe kaum recht geeignet.
Am amykläischen Thron war ebenfalls der Ring-
kampf des Herakles mit dem Acheloos vorgestellt a).
Pausanias giebt leider auch hier keine nähere An-
gabe; der Ausdruck ndlr} weist aber darauf hin,
dass ein eigentliches Ringen dargestellt gewesen sei,
und dafür scheint die Kentaurengeslalt wiederum
nicht passend. Dazu kommt dass unmittelbar dane-
ben Herakles im Kampf mit dem Kenlauren Oreios,
an anderen Plätzen mit anderen Kentauren streitend
vorgestellt war, wodurch es eher wahrscheinlich
wird dass der Flussgotl Acheloos in anderer Weise
kenntlich gemacht war.
Es lässt sich daher wohl fragen, ob wir hier
nicht vielmehr an die Darstellung des Acheloos als
eines kräftigen bärtigen Mannes mit Stierhörnern zu
denken haben, in welcher Gestalt er einen eigent-
lichen Ringkampf am besten bestehen konnte, daher
auch Ovid, der mehrere cy/]/.iaza des Ringkampfs
genau beschreibt, dem Acheloos während der Dauer
desselben diese Gestalt beilegt"), worauf er dann
sich in eine Schlange und zuletzt in einen Stier ver-
wandelt. Philostratos d. j. stellte sich den Acheloos
während des Kampfes ebenfalls in derselben Gestalt
vor. In seiner Beschreibung lu) unterscheidet er ganz
deutlich drei vollständig von einander geschiedene,
Lykios. den Kampf des Aehilleus und Memnon darstellend, und die
in Itbaka gefundene Gruppe der Kusswaschung des Odysscus (Thiersch
Epochen p. '.'73. 445).
6) Paus. III, 18, 10 Jj nnog 'Aytliöav 'IlgtiyJ.iovg netkr].
'') Ovid. mel. IX, 3211. Der Stierhürner geschieht dabei nicht
ausdrücklich Erwähnung, aber vorher sagt Acheloos (VIII, 882 ff.)
natu modo qui nunc sum riileor, modo fiector in nnißiem,
armenti modo dux vires in cornua .*umo,
cornuu, dum potui. nunc pars caret altera lelo
frontis, ut inse vides.
'") Philostr. iun. im. 4. Im Kolgenden ist nur kurz ange-
deutet, wieweit ich nicht mit Kriederichs (die philostrat. Bilder
p. 33 ff.), noch weniger freilich mit Brunn (die philostr. Gemälde
p. 208 f. 243f. 248) übereinstimmen kann.
selbständige Scenen. Die erste schliesst sich genau
an Sophokles bekannte Verse an"), aus denen die
Einzelnheiten bis auf einen Umstand zu entnehmen
sind. Man sah in unmittelbarer Gemeinschaft neben
einander eine mächtige Schlange, einen Stier und
einen Mann mit Stierhörnern, aus dessen Bart Was-
serströme {Hessen; es ist Acheloos, der sich in ver-
schiedenen Gestalten zeigt12). Eine Menge von Zu-
schauern ist herbeigeströmt13), in ihrer Mitte sieht
") Soph. Trach. 9
ftrnairiQ yciQ r\v iioi noret/nog, 'slytlyov X(ym,
ög /u' (v tqio'iv fiOQifaiaiv ttrJTti ncagog,
ipomSv trctgyijg Tuvgog, aXXox cttöXoe
Sgüxiav iXix.Tog, ÜXXot AvägtCot xvtu
ßovngojgog' ix öt öitaxtov ytvtiääos
xgovvot dttQQttCvovia xgnvuiov noxov.
TOioYö" tyio firnaiijotc nnondlJtyf.il'vt]
övarrji'og äti xttiUuvtiv irnivvöuirv,
ng\v TJjad'f xohng lun0.un!)r\val nOTS.
Xgovcp ö" h> varigo) ut"r, uautvn öi [xoi
i xXtirög rjXHt Zi\v'og 'Alxur\vr^g Tf Trat;,
os (lg iywva tojSi avtxntatov iiuyng
IxXvirat us.
") Zr)Ttfg ioojg, i(g r\ xoivwUt SgivxovTOg it — lavpov
Tf — xcil ävSqog tovtov r)fi(9>jnog; — Ayti.oiog 6 nOTauög
Jnictveigttc rrjg Oh'(u>g Igiüv tov yäfiov ontvdtt, xcu ntidai
fitv Smart tiöv ägoiut"v(ov , aXXog ä't SXXort äoxöiv vnö rotg
ögiout'roig ttäeaiv txnXi'fittv rjyttrcd tov Oivia. Dass yavgov
Tl tnnov falsch und ruvgov mit Recht von Wakefield hergestellt
ist beweist schon die Vergleichung des Sophokles; ob 'innov zu
streichen oder ein Beiwort darin versteckt sei ist schwer zu ent-
scheiden. Dass die drei Gestalten neben einander sichtbar zu denken
seien bemerkt auch Welcker, der an die so häufig gewordenen Vorstellun-
gen von den Verwandlungen derThetis erinnert. Die Annahme Gerhards
und Brunns, dass Acheloos als eine aus diesen Gestalten zusammen-
gesetzte Mischbildung zu fassen sei, auf die auch das Wort xotviovCu
nicht hinführt, ist willkürlich, da weder vom Acheloos noch einem
anderen Klussgott eine ähnliche Bildung überliefert ist, und den kla-
ren Worten des Sophokles gegenüber, welche Philostratos vor Augen
hat, nur um so bedenklicher. Die Erklärung von einem Stier mit Men-
schengesicht und Schlangenschweif wird aber dadurch unmöglich,
dass nach Erwähnung des Stiers hinzugefügt wird xu't tirögög tov-
tov t]u(!}7)gog, mit der Erklärung ßovngo>gii ixiv yitg etinio ngö-
aianu. Wie könnte man den Umstand dass der Stier ein mensch-
liches Antlitz trägt so ausdrücken: 'Was bedeutet die Gemeinschaft
der Schlange, des Stiers und des halbthierischen Mannes, den du du
siehst (iovtov), denn sein (des Mannes) Antlitz trägt Slierhörner"?
Und wie verträgt sich mit der angenommenen Mischgcstalt die Er-
klärung des Philostratos selbst ctD.og «XXort üoxüv ?
■3) Diese sind angedeutet in den Worten der Deianeira bei So-
phokles (21 ff.)
xai rgönov fiiv iiv noviav
ovx uv dttlnoiu' ov yitg otS' , &XX' öartg fjv
öttxtiiv ttTiigßrjg rrjs 9t'ag, od' ttv /.{yot.
iyto yitg Tjunv ixntnXnyut'vn <f6ßo),
fxrj uot io xt'dXog lö.yog iitvQOi nori.
319
320
man Deianeira, bräutlich geschmückt, aber von
Entsetzen vor dem unheimlichen Freier erfüllt, ihren
Vater Oineus, niedergeschlagen über das Loos seines
Kindes, und Herakles mit der Keule, der die Lö-
wenhaut14) auszieht, bereit den Kampf zu unterneh-
men. Ausserdem ist eine kräftige heroische Frau,
mit Eichenlaub bekränzt, zugegen, die personificirte
huli/iliin — und diese Figur ist nicht aus Sophokles
entlehnt, hat aber in den Werken der späteren Kunst
zahlreiche Analogien. Dies ist die erste Scene der
Vorbereitung 15), in der zweiten sind die beiden Geg-
ner einander gegenübergetreten, dem Gott ein furcht-
loser Held 1G). Der Flussgott hat sich in einen Mann
mit Stierhörnern verwandelt17) und stürmt auf He-
14) Auffallend ist Ixävoutvog ktoi'Trjg neben <>unui.ov lv iuiv
yiQoiv iyiov , auch der Genitiv 3.ioVTrjg wenigstens ungewöhnlich;
das einfachste wäre tUtfvöfUVÖs >.iovjfiv.
ls) Die Erklärung der Worte xal ja [iiv tv ävußolatg lavra
durch: 'das ist gewissermassen das Vorspiel, denn wir sind jetzt
orientirt und können nun die Handlung selbst ins Auge fassen' er-
scheint mir wiederum ganz willkürlich, da eine genaue Beschreibung
einer bestimmten Scene vorangeht, die dann auch mythologisch er-
klärt wird. Was in dieser dargestellt ist (r«ürr<) ist die Vorberei-
tung des Kampfes selbst, der nun folgt, wie deutlich durch die
Worte iäoii dt xal o»f iwiairixaaiv ijän ausgedrückt ist, in denen
schon xaC darauf hinweist, dass dies gvvtarnxivat etwas Neues ist.
,6) Turpe iteum mortall cedere sagt Achelous bei Ovid (met.
IX, 10).
") Die Worte 6 itiv fg ßovxfnaiv avafionifojaag iavzöv 6
noiauög zeigen ganz klar dass bier eine neue Scene ist, in wel-
cher Acheloos von den vorher erwähnten drei Gestalten, die ihm alle
zukommen , eine bestimmte annimmt. Durch ßovxiQoj; wird aber,
wie auch Gerhard (auserl. Vasenb. II p. 109) annimmt, nur eine
menschliche Gestalt mit Stierhörnern bezeichnet, wie Jo (Aesch.
I'rom. 588. Her. II, 41) übereinstimmend mit den Kunstwerken (arch.
lieitr. p. 410), laktitos (Sophocl. fr. 871), die Satyrn nach späterem
Missbrauch (Gerhard hyperb. röm. Stud. II p. 107 f.) bei Nonnus
(X, 209. XIV, 319. XVII, 38), die Flussgötter bei Lykophron (730.
1407); einen Stier mit Menschengesicht kann man nicht als 'stier-
hörnig' charaklerisircn. Philostratos bat durch dieses geläulige und
unzweideutige VVort den Sinn ausgedrückt, in welchem er den seltnen
und poetischen Ausdruck ßovnnvifiog, den er vorher vom Sophokles
entlehnt hat, verstand, und wie ich glaube ganz richtig. Jiounnoitjog
kann, abgesehen von der Bedeutung, da es ein Opfer verschiedener
Thiere bezeichnet, an deren Spitze ein Kind voranschreitet (Hesych.
Eustatb. p I Ii7li,38. IMut. qu. conv. IV p. 008 C), auch gewiss
'stierköpfig' bedeuten, wie bei llesychius ßoiinfiuxjov ot][A«tvti
ä( xal ti)V ßov7ii>6aoi7iuv. Vielleicht hatte er Tyche im Sinne,
nach der Notiz bei loannes Lydus (de mens. IV, 33) jrjv Tvytji) o<
"E).).r)Vtg ypdwOVÖl ßovnoöoamov, wie sie denn auf Kaisermüiizen
von Cilicicn z. I). von Korykos (Lajard Venus pl. 3, 1), Iotapc (Sc-
stini inus. llederv. II, Add. lab. VI, 8) mit einem Kindskopf vorge-
stellt ist, wo Cavedoni (Bull. 1835 p. 188f) lu. Lajard (Venus p.
rakles ein, dieser erfasst mit der Linken das rechte
Hörn und schlägt mit der Keule dasselbe ab;
dem Verwundeten entfliessen Blutströme, der Sie-
ger sieht triumphirend auf Deianeira hin "). In der
letzten Scene hat Herakles seine Keule auf die Erde
geworfen und überreicht das Hörn des Acheloos als
Brautgabe der Deianeira 19). Jede dieser drei Scenen
ist als Bild möglich, obgleich sich doch einige Be-
denken dabei erheben; ob es wahrscheinlich sei, dass
sie auf einem Gemälde nebeneinander gestellt ge-
wesen seien, kann hier dahingestellt bleiben.
Auf keinen Fall könnten freilich so junge Zeug-
nisse für die Darstellung jener alten Kunstwerke
etwas beweisen; allein dass Acheloos ebensowohl
wie andere Flussgötter20) in menschlicher Gestalt
135 f.) Venus Aslarte erkannten. Auf einer Silbermünze von Meta-
poot (Taf. CLXV1II, 13), welche zuerst von Magnan (misc. 111,20), dann
von Fiorelli (mon. ined. I, 10) und Carelli (157, 148) bekannt ge-
macht wurde, und deren Existenz Millingen (anc. coins p. 17) nicht
bezweifeln durfte, ist in der That Acheloos als Mann mit einem
Stierkopf, in der Linken ein Schilfrohr, in der Hechten eine Schale
vorgestellt. Doch ist es nicht eben wahrscheinlich, dass diese Mi-
notaurosbildung auch von dem attischen Dichter dem Flussgott bei-
gelegt sei, und unzweifelhaft kann ßovTiQuiQog auch den mit Stier-
hörnern, die vor dem Haupte vorstehen, ausgerüsteten bedeuten. Die
Andeutung des Bartes aber, dem Wasser entströmt, setzt es ausser
Zweifel, dass Sophokles an ein menschliches Antlitz dachte, wie auch
O. Müller (kl. Sehr. I p. 73) erklärt.
,s) Die Andeutungen des Chors bei Sophokles (Track. 507 ff.)
über den Kampf sind ganz abweichend. Acheloos erscheint als Stier,
Herakles tritt ihm mit Bogen und Keule bewehrt entgegen. Dieser
gebraucht die Hand und den Bogen, jener die Hürner zum Angriff,
Herakles ringt mit ihm und zerschlägt ihm die Stirn , d. b bricht
das Hörn ab. Auch bei Ovid wird Acheloos als Stier besiegt, und
dies ist die allgemeine Tradition (Pindaros bei schol. II. </>, 194.
Apollod. II, 7, 5. Üiod. IV, 35. Hygin. f. 31), weil für den Stier das
Abbrechen des Ilorns am besten zu passen schien. Die bildende Kunst
verwarf sie, weil der in einen Stier verwandelte Acheloos von einem
gewöhnlichen Stier nicht wohl zu unterscheiden war.
") Ich kann es wiederum nur für Willkür halten, wenn diese
letzte Beschreibung, die an sich ebenso deutlich und bestimmt ist
als das was vorhergeht, doch nur für eine rhetorische Ausführung
des durch den Kampf erweckten Gedankens gelten soll, dass die
Ueberreichung des Ilorns die wahrscheinliche Folge des Sieges sein
werde.
•'") Cornut. n. d. 22 xal to£i? noiafiovg xtnaatpÖQOvs xal
T«vo(ü:rot's äi'aJiXäuovai. Eust. Dion per. 433 javQOXfiavovg
xal xtQaacpoQOvg hvnovv aviovg (tovg nmajAovg). Aelian. v. h.
II, 33 rti ayäkiiuia ctiitöv {iiiöv tiotuumv) fftyaioutvoi ol [iiv
BV&piBitO/iOQtpovs aiirovg ulQvoavm , ül efi ßoüv tldng ttüioig
TiSQidifnxav. — 'AUnvaiui äi löy Knifinadv aväfta piv ditx-
viiovmv fr t ',«;/, xi{iuta i)'t vnoifttCvovitt. Vgl. Eurip. Ion 1261
o) tttVQOfiOQipov ofjua Ktjtjiaaov 7imi>ig. Am Altar des Am-
321
322
aber mit Stierhörnern gebildet wurde, zeigt die merk-
würdige Silbermünze vonMetapont mit einer Aufschrift
in alterlhümlichen Zügen (Taf. CLXVIII, 4) "). Dass
die nackte bärtige Mannesgestalt mit Stierhörnern,
welche mit einer Chlamys über den Schultern da-
steht"), in der Linken ein Schilfrohr, in der Rech-
ten eine Schale halt, Achcloos sei, lehrt die Inschrift
AXEKDIO AOUON C4x**-yov a&Xov), welche zu-
gleich kundgiebt, dass sie zu dem Preis gehöre,
welcher in Kampfspielen zu Ehren des Acheloos ver-
theilt wurde23). Von einem solchen Agon in Meta-
pont ist zwar sonst nichts bekannt, aber dass sie in
Akarnanien gehalten wurden ist ausdrücklich be-
zeugt24). Die Vermulhung liegt nahe, dass diese
Kampfspiele sich an die Tradition von dem Aben-
teuer des Herakles anschlössen, und da Ovid das
Ringen mit dem bis auf die Hörner menschlich ge-
pbiaraos in Oropos waren mit Pan und den Nymphen nebeneinander
Kephissos und Acheloos dargestellt; leider sagt Pausanias I, 34, 3
nichts von ihrer Bildung. Sueton. rhet. 4 Ale Bpidius ortum se
a C. Epidio Xucerino praedieubat, quem ferunt ollm praeeipitatum
in fonlem ßuminis Sarin paulo post cum cornibus taureis extitisse
ac slalim non comparuisse in numeroque denrum nabitum. Fest,
p. 303 taurorum specie simulacra fluminum id est cum cornibus
formantur, quod sunt atrociu ut tauri. Auf Münzen linden sich
Brustbilder von Jünglingen mit kurzen Hörnern an der Stirn zur
Bezeichnung der Flussgütter Hipparis in Kamarina (Ber. d. Sachs.
Ges. d. Wiss. 1852 p. 59f. Taf. IV, a), Gelas in Geta (Torremuzza
33, 12. 13, Aufidus (lauriformis bei Huratius c. IV, 14, 25), in 8a-
lapia (Iliccio repert. I, 16), Krathis in Cosenlia (Biccio repert. I, 8.
Fiorelli mon. ined. p. 15), Sagras in Kaulonia (Garrucci Bull. Nap.
N. S. I p. 19; vgl. Bull. Nap VI, 4, 20. Biccio repert. I, 15), Se-
belhos (Zrinanos) in Neapotls (Bull. Nap. N. S I, 4, 1. 2. mus.
Borb. XV, 44, 1. Kiccio repert. I, 1. arch. Ztg. XI, 58, 14. 15. Mi-
nervini osserv. numism p. 35(1'. Bull. Nap. N S. VI, 7, 1 — 4. p 57 IT.).
Daher scheint der efeubekränzte gehörnte Jünglingskopf auf Münzen
von Metapunt (Carelli 157,148) ebenfalls den Flussgott vorzustellen.
•') Millingen transoct. of the royal soc. of. litt. I, 1 p. 142 IT.
anc. coins I, 21. consider. numism. suppl. I, 1. Duc de Luynes
Metaponte pl. I. arch. Ztg. XI, 58, 9. Biccio repert. I, 0. Vgl. Hol-
länder de rebus Metaponlin. p. 19 ff. 46.
") Heieci riridem de corpore vestem sagt Acheloos bei Ovid
(met. IX, 32).
**) Die Uebereinstimmung mit der Inschrift der panathenaischen
Preisamphoren ivjv Alhp'qttiv l't9).mv tlfiC ist augenfällig (Einleit.
zur Münchn. Vasens. p. Gl ff.
**) Schol. II. n, 616 6 yico tv Amdüvq 9(6; ntcnijrtatv
HyfXioo) Ovar, olttv xal 'AHnvnioi xid .Iv/jnToi xcu 'Poihoi
xn\ Xixthünia nvidv iifitäaiv, Axanvüvis äl xcu ayiSva
twjiö tmit).ovaiv. Die Erwähnung des jf%ti.<jios hmtytövios bei
Philostratos (her. 2, (i) hängt aber mit den ganz besonderen Um-
standen des dort erwähnten Kampfes zusammen.
bildeten Acheloos in schulmässigen Wendungen und
die Bewältigung des Stiers ebenfalls in kunstgerech-
ter Weise 25), wie wir es von den thessalischen und
andern Stierheizen26) kennen, vor sich gehen lässt,
so hat die Annahme vielleicht einige Wahrschein-
lichkeit, dass Ringkampf und Stierhetze bei jenen
Agonen eine Hauptrolle spielten. Dann gewinnt es
eine eigenthümliche Bedeutung dass grade auf jener
alten Preismünze Acheloos in der für den Ringkampf
geeignetsten Weise dargestellt ist. Auch erscheint
er in derselben auf einer Gemme (Taf. CLXVIII, 3) "),
welche ihn aufs Knie gesunken vorstellt neben Hera-
kles, der ihn beim Kopf gepackt hat und nieder-
drückt, indem er das Hörn abbricht, während der
unterliegende vergebens ihn mit der Rechten am
Schenkel, mit der Linken am Arm ergreift, um
seine Kraft zu lähmen.
Die kenlaurenähnliche Bildung des Acheloos auf
allen Vasenbildern sehen wir auf späteren Vasen mit
rolhen Figuren") mit der eines Stieres mit einem
bärtigen Mannesantlilz vertauscht. Eine vuleentische
Amphora der Münchener Sammlung29), die leider
stark ergänzt ist, zeigt auf jeder Seite einen der bei-
den Gegner. Herakles, von dessen Namen noch ein
5S) Ovid. met. IX, 81 ff.
tauro mutatus membra rebetto.
indvil itle toris a laeua parte lacertos
admissumque trahens seqaitur
wie dies auf den Münzen von Pberai (Cadalvene rec. de med. gr
p. 129. Mdlingen anc. coins I, 16) und auf dem Relief einer Lampe
(Passeri lue. III, 18) ganz deutlich ausgedrückt ist.
36) Artemid. I, 8 tavnois ä' In xutu nnoaiQtaiv h> 'Itavlu
madig 'KiftaCojv üyiovCi^ovicti xeu (v 'Artixn nanu riu( 9iai£
tv El.evaiii
xovQot AUqvctiiav ntQiTtMofiivtDV (viavjäiv
xai iv Atttiloon Tiokn jijg Otoaulius ol tmv xtuoixovnior
tvytv(aiii.ioi. In Pcrgamos erwähnt Aristides (or. 26 p. 324) als
&to>nüt 711'tvv i.ttfinnti eine tcivqoiv Oqna, in Smyrna lehrt sie
das bekannte Relief mit Inschriften kennen (marm. Oxon. 37. C. I.
Gr. 3212), in Sinope eine Inschrift (G. I. Gr. 4157); seit Cäsar
waren sie im römischen Amphitheater eingeführt. Böckh zu schol.
Pind. p. 319. Lobeck Aglaoph. p. 206f. Böttiger kl. Sehr. III
p. 325 ff.
2') Millingen transact. of the royal soc. of litt. II, 1 p. 95.
29) Eine Amphora mit rothen Figuren aus der Sammlung des
Fürsten von Canino (1016) kurz von Gerhard (Ann. III p. 150, 369)
erwähnt, Ercole con Achelao ist in keinem der späteren Verzeich-
nisse wieder zum Vorschein gekommen.
") Münchn. Vas. 251, bekannt gemacht von Urlichs ann. XI
p. 267 ff. tav. Q. Guigniaut relig. de l'ant. 190 bis, 681 b.
323
324
paar Buchslaben (. . AK.E£) erhallen sind, mit der
Löwenhaut über dem feinen Chiton, steht mit aus-
gespreizten Beinen da und erwartet den Angriff des
Gegners; mit der Rechten schwingt er die Keule,
in der ausgestreckten Linken hält er den Bogen vor
sich30). Acheloos, durch den beigeschriebenen Na-
men A+EbuO£ bezeichnet, steht neben einem blät-
terlosen Baum; nur der ballige Kopf mit dem Hörn
und der Stiernacken sind erhalten, der Rest der Figur
ist, im Wesentlichen gewiss richtig, ergänzt. Dass
liier keine eigentliche Handlung ausgedrückt ist, wird
durch die Veitheilung der beiden Figuren auf Vor-
der- und Rückseite bedingt.
Ungleich bedeutender ist die Vorstellung einer in
Girgenti gefundenen Vase (Tab CLXV1II, 1) 3I). Ache-
loos ist dargestellt als ein Stier von kolossaler Grösse,
dessen Vordertheil allein sichtbar ist; auf dem mäch-
tigen Nacken sitzt der Kopf eines Mannes mit lan-
gem Bart und gelocktem Haupthaar, der aus dem
Munde einen mächtigen, rothgefärbten Strahl ergiesst,
in dessen Abfluss er das Vorderbein gestellt hat.
(Jeher der Stirn ragt neben dem Stierohr ein mäch-
tiges Hörn hervor, welches Herakles mit der Linken
gefasst hat, indem er mit geschwungener Keule in
gewaltigem Ansprung auf ihn zueilt. Das gesenkte
Haupt des Flussgottes, der schmerzliche Ausdruck
des Gesichts bezeugen dass er seinen Meister ge-
funden hat. Zwischen den Beinen des Hehlen liegt
ein Hörn am Boden, das wie ein Trinkhorn geformt
ist, um auf das xioag Ldficdüslag hinzuweisen, mit
welchem das Hörn des Acheloos bekanntlich identi-
ficirt wurde. Der Sieg ist also bereits errungen und
es kommt nur noch auf die vollständige Demüthi-
gung des Nebenbuhlers an. Hinter Herakles steht
in ruhiger Haltung, ein Scepter in der Linken, eine
Frau: ohne Zweifel Ueianeira, um deren Besitz der
Kampf geführt wird.
Dieses Vasenbild war von grossem Interesse,
weil es zuerst den unanfechtbaren Beweis lieferte,
) Diese Haltung, bei welcher der Bogen niebt als Walte ge-
handhabt wird, findet sich auch sonst ganz ähnlich; Stephani Apollo
RoedromiOS p. 20.
**) Millingen transact. of the royal soc. of litt. II, 1 p. 95 ff-
Form und Rückseite der Vase ist nicht angegeben, auch ist nicht
bekannt, wo dieselbe sich hclindrt
dass Acheloos als Stier mit Menschenantlitz darge-
stellt wurde; eine Bildung, die von alten Schrift-
stellern, wie es scheint, überhaupt gar nicht erwähnt
wird31"). Auf Münzen32) der Stadt Oiniadai (Taf.
CLXVII1, 2) 31) ist ein bärtiger, auf Münzen Akar-
naniens (Taf. CLXVI1!, 6) ") ein jugendlicher ge-
hörnter Kopl an einem Stiernacken geprägt, in
welchen man längst das Bild des Acheloos er-
kannt hat. Nunmehr wird man auch nicht zwei-
feln, dass auf Münzen von Mela/iont, auf denen
Acheloos mit Sicherheit nachgewiesen ist, der ent-
weder nur mit Kopf und Nacken35) oder mit dem
Vordertheil 3C) sichtbare Stier mit Menschengesicht
ebenfalls Acheloos vorstelle. Ls ist bekannt, dass
dieser Stier mit Menschenantlitz einer der häufigsten
Typen auf den Münzen von Unterilnlien und Sicilien
ist, wo er bald stehend, bald schreitend, bald slos-
send37), den Kopf nach vorn oder seitwärts gewen-
det, von einer Nike bekränzt, mit mancherlei Neben-
attributen, in verschiedener Art stilistisch aufgefasst,
unzähligemal erscheint, und dass man diese Gestalt
bald für einen Flussgott, bald für Dionysos erklärt
hat3'). Die erstere Ansicht halte schon früher eine
starke Stütze in einer Münze der Stadt Alontion in
Sicilien39) (Taf.CLXVlII, 9), auf welcher der ruhig ste-
hende Stier mit Menschengesicht einen langen Was-
J") Von dem Herold, welchen Dionysos an Deriadcs abgesendet
hat, heisst es zwar bei Nonnos (XXI, '201 ff.)
ittvQoipvrjs, voltov liäog t/ioi' y.tnut'/.zii (lOQifjj,
üviirvnny /.t(/xrjfi(c atlrflutigai xinicCoig,
und Deriades nennt spottend die Begleiter des Dionysos deshalb
('-'16 ff.)
äXXotfvttg, oii ijiÖTitg oi.rp> ßQOiotiäia ftO(i<(ijv,
tprigtüv tiJog tyunug, t.iti ötäu/läovi fiootf ij
tiol vollui, ittVQOi n xa'i «if«;' itfJKporiQOV yü(j
y.ai floug n'dog iyovat xal ävtfgofliioio iifioaionou,
allein die Art, wie er vorher beschrieben wird, als mit einem Fell
bekleidet, zeigt deutlich, dass er in menschlicher Gestalt mit Stier-
hörnern, thierischen Ohren und Schwanz gedacht ist.
32) Die Münzen auf Tafel CLXVIU sind, wo keine andere Quelle
angeführt ist, nach Exemplaren der königlichen Sammlung in Berlin
nach Angabe von Jul. Friedländer abgebildet.
3J) Vgl. mos. Hunter. SO, 15 - 17.
") Vgl. Ullis. Ilmiter. |, 18-22.
,s) Riccio repert. num. I, 7.
'") Millingen consider. num. suppl. I, 2. Minenini osserr.
num. 0, 7.
3:) Friedländer osk. Münzen 5, 1.
"") Vgl. Minervini osserr. num. p. 39f. 470".
") Vgl. Torremuzza Sic vett. num. li, 9. 10. II.
325
326
serslrom aus dem Munde ergiesst39*). Eine jeden
Zweifel ausschliessende Bestätigung erhielt sie durch
eine neuerdings zum Vorschein gekommene Münze
von Neapolis*") (Taf. CLXVIII, 7), auf welcher der
bärtige Mannesstier zwar nur mit dem Vordertheil
sichtbar ist, allein nicht nur entfliesst dem Munde ein
Wasserstrom, sondern es sind auch unter ihm in
gewohnter Weise Wellen angedeutet, über welche
er hinwegschwimmt. Dadurch ist denn die eigen-
thümliche Haltung der Vorderbeine, welche auf an-
deren Münzen ohne Andeutung der Wellen sichtbar
wird 4I), als die das Schwimmen bezeichnende fest-
gestellt, und auch der ruhig stehende von der Nike
bekränzte Mannesstier auf Münzen derselben Stadt
(Taf. CLXVIII, 14) kann nicht anders verstanden
werden, so dass der Flussgott als Jüngling mit
Slierhörnem, als schwimmender und wasserspeiender
und als ruhig stehender Mannesslier41*) auf den Mün-
zen einer und derselben Stadt erscheint. Ebenso
sahen wir auch auf den Münzen von Metapont eine
noch reichere Abwechslung in den Darstellungen des
Flussgottes, und auf denen von Gela in Sicilien er-
scheint neben dem gehörnten Jünglingskopf auch
der Mannsslier bald in ganzer Gestalt stehend 42),
bald der Vorderleib schwimmend und zwar in einer
besonders alterthümlichen Bildung mit der Beischrift
TEAA* (Taf. CLXVIII, 12)43), und endlich derStier4'),
der in diesem Fall als Bild des Flussgottes aus-
"*) Zur Yergleichung diene eine spanische Münze(Taf. CLXVIII, 8\
welche einen jugendlichen Kopf, der Wasser aus dem Munde speiet,
vorstellt mit der Umschrift Iliberus II vir quinq. Offenbar hat der
duumvir Iliberus als Anspielung auf seinen Namen das Bild des
Flussgottes Hiberus auf die Münze setzen lassen (Eckhel D. N. I
p. 45 f.). Auch der Mannsstier ist auf spanischen Münzen nachge-
wiesen; vgl. Cavedoni Bull. N'ap. N. S. III p. ti'2.
'") Bull. Nap. N. S. I, i, 8. arch. Ztg. XI, 58, 10. Riccio repert.
Dum, I, 9. Minervini osserv. num. I, 4.
■") Münzen von Neapolis s. bei Avellino opusc. II, 3, 7. Conibe
numi mus. brit. 3, 2. Fiurelli am), di num. 3, 6. Riccio repert.
num. I, 10. Minervini osserv. num. 2, 4. 5; von Phisleliu bei Fried-
lander osk. Münz. 5, 7. Minervini osserv. num. 4, 7; vgl. ebd. 3, 5.
Fiorelli osserv. Titelvign.
*'*) Auch eine bartige Maske mit Stierhiirnern findet sich als
Abkürzung auf kleinen Münzen von Neapolis (Taf. CLXVIII, 1Ü nach
Avellino opusc. II, 3, 8. mus. Borb. II, 48, 7).
*") Millingen rec. de med. gr. 1,20. anc. coins 2, 10.
") Vgl. mus. Hunter. 28, 2—12. Müller D. a. K. I, 10, 77.
•*) Mus. Munter. 28, li — 17.
drücklich bezeugt ist43). Demnach wird die Deu-
tung aller ähnlicher Münzlypen auf den Flussgott4")
festzuhalten sein47); in den meisten Fällen ist die
Lage der Stadt am Flusse nachzuweisen, manchmal
mag auch der Münzslempel nur übertragen sein. Ob
diese eigentümliche Bildung ursprünglich als eine
auszeichnende für Acheloos erfunden und vermöge
der weilgieifenden Verehrung desselben auf andere
Flussgötter angewendet sei, lässt sich ebensowenig
bestimmt angeben, als die Gründe erkennbar sind,
welche dieser Darslelkingsweise grade in Sicilien
und Unteritalien so allgemeine Gellung verschafften4").
45) Timaios (schol. Pind. Pyth. I, 185) top yiin tv i;] 7i6l.ii
äeixvvutvov (jicvnov) urf th'ca tov 't'ttkaQtäos, — ttU' cixöva
I'O.u tov nojufxov.
46) Räthselhaft ist mir die Vorstellung einer nolanischen Vase
im muse'e Blacas (32), wo ein Stier mit bärtigem Mannsgesicht, der
eine Frau mit einer Hydria auf dem Kücken tragt, auf ein Wasser-
becken zuschreitet, neben dem eine Frau mit Spiegel und Kamm
steht. Ueber dem Becken schwebt Eros mit hranz und Ball, über
dem Stier sieht ein verschleierter Kopf aus dem Fenster. Wenn
auch die Bedeutung der Handlung nicht klar ist, so tritt doch die
Verbindung des Mannsstieres mit dem Element des Wassers deutlich
hervor. Auf einer lucanischen von Panofka beschriebenen Vase (by-
perb. röm. Stud. I p. 170, ß) ist ein Satyr im Begriff sich zu baden;
'neben ihm fliesst das Wasser aus einer Fontaine in Form eines
Stiers mit schönem bärtigen Menschenkopf, wie wir denselben als
Fluss- oder Bergbezeichnung (?) auf Münzen von Neapolis , Gela.
Tauromenium und einigen lucanischen zu finden pflegen'.
47) Die Deutung auf Dionysos ist dadurch noch nicht begründet,
dass dieser stierformig und als Mensch mit Slierhörnern gebildet
wurde, die eigentümliche Bildung als Stier mit Menschengesicht ist
für ihn nirgends überliefert. Auch reicht dazu das bekannte Gem-
menbild (mus. Flor. II, 57, 2. gall. di Fir. V, 9, 2. Wieseler a. D.
II, 45, 578), das öfter wiederholt ist (Böttiger Kunstmyth. I p. 323)
nicht aus, welches eine Mainade von dein Mannesstier über die
Fluten getragen vorstellt. Denn auch hier ist die Beziehung zum
Wasser offenbar das Wesentliche, und es ist nicht abzusehen, warum
eine Bacchantin nicht von einem Wasserdämon sich über die Fluten
sollte tragen lassen. Dass von dem campanischeu Hebon vollends
gar nicht die Rede sein kann bemerkt O. Müller (kl. Sehr. I p. 70)
mit Recht, da Macrobius (Sat. I, 18, 10) ausdrücklich sagt Liberi
palris eimvlacra fingunt — burbata ttpecie, senili quoque — , ul
in Campania NeapolUqal celebrant //,:wi« cognominanles, auch
die beiden neapolitanischen Qiqj InupttVtoräzq? "Hßm'i geweihten
Inschriften (C. I. Gr. III p. 722, 5790 p. 1255, 5790b) nichts von
der .Stierbildung verrathen. Vgl. Welcker Götter). II p. Olli.
4H) Auf Geramen findet sich der schreitende .Mannstier (cab.
d'Orleans I, 28) , neben einem Felsen auf dem ein Gebäude steht
liegend (Miliin pierr. grav.). Ausgestreckt liegend ist diese Figur
mehrmals wiederholt als architektonische Verzierung in flachem Relief
in Stein, in Chiusi gefunden (Micali storia 57, 8. 9). Obhierausser
der beliebten Monstrosität noch ein bestimmter Sinn gesucht worden
sei, wird schwer zu bestimmen sein. Einem Hunde ähnlich gekauert
327
328
Einige Kunstwerke anderer Gattungen, deren
nur wenige bekannt sind, stellen den Kampf des
Herakles mit Acheloos ähnlich den Stierkämpfen
dar*'). In einer verstümmelten kleinen Bronzegruppe
in Florenz50) ist der Stier mit dem bärtigen Manns-
antlitz schreitend vorgestellt, aber bereits ist er, wäh-
rend er mit dem rechten Bein noch auszuschreiten
sucht, aufs linke Knie gesunken unter dem festen
Druck eines kräftigen Arms, der von rechts her ihm
um den Nacken gelegt ist. Er ist allein von der
Figur des Herakles übrig, welche zu seiner Hechten
stehend ihn mit dem linken Arm umschlang und
presste, indem die rechte Hand das Hörn packte bl).
Das Gesicht des Acheloos verräth Schmerz, seine
Stellung , welche den unterliegenden bezeichnet,
stimmt doch auch mit der schwimmenden der Mün-
zen überein und zeigt, wie ein charakteristisches
Motiv auch in einer neuen Bedeutung angewendet
werden konnte.
(Schluss folgt.)
II. Allerlei.
79. Zur Symbolik dek Eidechse. In Ihrer Er-
klärung einer schönen Madrider Statue ') machen Sie
liegend mit zurückgewandtem Kunf zeigt den Mannstier eine kleine
in Basilicata gefundene Brunze (Bull. 1842 p. 40J, ein ähnlicher
von Bernstein war im Besitze von Sir W. Temple (arch. Ztg. V p. 245).
49) Ohne Nutzen ist die kurze Erwähnung bei Silius Italicus
([II, 42), dass an den Thiiren des Tempels in Gades mit anderen
Arbeiten des Herakles auch der Kampf mit Acheloos in Metall gear-
beitet war, weil das Motiv nicht näher angegeben ist. Ebenso wenig
gewinnen wir durch die von Bock (Bullet, de l'acad. de Belgique
XIII, 2 p. 380) in Erinnerung gebrachte Beschreibung, welche Bischof
Theodulfus von Orleans in seiner paraenesis ad iudices von einem
Silbergefäss macht, das mit Belieldarstellungen der Thaten des He-
rakles geschmückt war, wo es beisst
at pars exteriur crebro usu rasa pnlilur
efftyiesque perit ailtenutita retus,
quo Aleides Calydonque avmis Xessttsque biformis
vertäut pro specie, Deianira, lua.
■°) Gall. di Fir. IV, 25. Urlichs ann. 18äG p. 104.
■'■') Dass man auch von dieser Seite dem Stier beizukommen
und ihn zu bandigen wusste zeigen Münzen von Larissa (mus. Hun-
ter. 32, 9. 11) und Krannon (M. 1. d. I. I, 4 'JA, 5).
selbst darauf aufmerksam, wie sehr das Sounensym-
bol geeignet sei, von Schlaf und Nacht den Gedan-
ken des Dämonischen und Schreckhaften zu entfernen.
Ich finde diese Auffassung sehr schön aber nicht er-
schöpfend; sie führt mich zu einem umfassenderen Ge-
danken, den ich in der apollinischen Religion selbst wieder
erkenne. Vorerst kömmt es darauf an, die Verbindung
der Eidechse mit Schlaf und Tod noch anderwärts zu
constatiren. Visconti behauptet, Somnus sei öfter mit der
Eidechse dargestellt; ich kenne diese Bilder nicht, und
habe Welckers alte Denkm. I p. 409 auch nicht zur Hand,
kenne aber die Eidechse auf Grablampen, so auf einer
zu Arles. In dem Praxitelischen Sauroktonos tritt der
Todesgedanke ebenfalls entschieden hervor : Cupit digitis
ille pertre tuis sagt Martial. Einen Pariser Cippus,
auf welchem der Storch eine Eidechse mit dem Schnabel
ergreift, und ein Säulenkapitell zu Viennes en Dauphine,
auf welchem Eidechse und Eule neben einander dargestellt
sind, will ich nicht weiter benützen; genug, das Thier
des Lichts, das der Sonne geweiht ist (Porphyr, abstin.
4, 16) und das auf einem Vienner Relief bei Miliin voy. 2, 52
einen Schmetterling erhascht, schien den Alten neben Tod
und Schlaf an seiner Stelle. Man hat dies in verschie-
dener Weise zu erklären versucht. Einige sagen, es lebt
ja in Höhlen ; aber die Alten fassen diese Seite nicht auf,
sondern die entgegengesetzte, dass es von der Sonne an
das Licht hervorgelockt wird. Andere helfen sich mit der
Bemerkung, es sei das Thier der Hut und Bewachung;
dies ist nichts weiter als eine Redensart, wie deren viele
gebraucht werden. Ich setze diesen Versuchen einen ganz
andern Gedanken entgegen und sage: die Eidechse
ist immer das Licht. Neben Schlaf und Tod nimmt
sie nicht die Bedeutung dieser Zustände an; sie tritt viel-
mehr zu ihnen in das Verhältniss des Gegensatzes, und
deutet auf denjenigen Zustand in welchen jener sich auf-
löst, auf den Tag der der Nacht folgt, auf das Licht
das aus der Finsterniss hervorgeht, hin. Es ist klar, wie
sehr das Thiercheu in dieser Bedeutung der Natur des
Schlafes entspricht; nicht weniger klar, wie die Auffas-
sung des Todes als eines Schlafs mit der Bedeutung der
Eidechse selbst übereinstimmt. Beide Gedanken haben den
gleichen Mittelpunkt: der Schlaf führt zum Erwachen,
die Nacht zum Tage, dessen vollen Triumph die Eidechse
sinnbildlich darstellt.
Basel. Bachofen.
') Statue des Hypnos: Oben S. 217fT. zu Taf. CLVH. Die hier
gegebene briefliebe Mittheilung ist unabhängig von dem unter gleicher
Deberschrift S. 310ff. mittlerweile gedruckten Artikel. A. d. H.
Uiezu die Abbildungen: Tafel CLXV/I, Herakles und Acheloos, Vasenbild der Campa-
nd sehen Sammlung} Tafel CLXV1I1, Kunst dar Stellungen des Acheloos nach Vasenbildern
Münzen und Gemmen.
Herausgegeben von E. Gerhard.
Druck und Verlag von G. Reimer.
329
330
DENKMÄLER UND FORSCHUNGEN.
Archäologische Zeitung, Jahrgang XX.
M 168B.
December 1862.
Herakles und Acheloos (Schluss). — Allerlei: Der Vaticanische Apollo; Myron's trunkne Alte; Gefälschte Psyche;
Tennes und Hemithea; Der Zeus des Phidias auf eleischen Münzen.
I. Herakles und Acheloos.
(Schluss.)
Am Ende eines goldnen Kranzes von jener feinen
etruskischen Arbeit ist in einem Halbrund ein Re-
lief5') angebracht, in welchem Herakles ganz nackt
vor dem in die Knie gesunkenen Acheloos steht,
dessen Kopf er mit beiden Händen fest gepackt hat
und mit aller Macht auf die Erde drückt, wie es
bei Ovid heisst (met. IX, 83 f.)
de/jressat]ue dura
corttua fiyit hämo meque alta sternit Itarenu
und als letztes Kraftstück bei den Stierheizen nicht
fehlen durfte53).
Auf einer Gemme (Taf. CLXV1I1, 5)54) endlich
hat Herakles Bogen und Keule von sich geworfen
und den Acheloos, der sich auf den Hinterbeinen
aufgerichtet hat, mit dem rechten Arm um den Nak-
ken gepackt und drückt ihn fest an sich um ihn zu
erwürgen, ähnlich wie er sonst den Löwen würgt.
Eine sonst unbekannte Tradition liegt der Vor-
stellung einer in Rom gefundenen, jetzt in Ber-
lin befindlichen und von E. Braun beschriebenen
Gemme (Taf. CLXV11I, 11) 55) zu Grunde. Hera-
kles, unbärtig, ganz nackt, nur mit der Keule be-
waffnet, trägt in der Rechten das Haupt des Ache-
loos, als ein bärtiges Menschenanllitz mit Stierhörnern
und Stierhals gebildet. Es wird zwar nirgends be-
richtet, dass Herakles den Acheloos enthauptet habe,
indessen lässt sich der Einfall ihm das Haupt des-
selben als Siegeszeichen in die Hand zu geben doch
") Micali mon. ined. 21,2. Dieselbe Vorstellung ist an einem
ähnlichen Kranze wiederholt (Wieseler rheinl. Jbb. XI p. 71).
53) Coray zu Heliod. II p. 358.
54) Millingen Iransact. of the roy. soc. of litt. II, 1 p. 95.
56) E. Braun rhein. Mus. N. F. I p, 125.
vielleicht einigermassen erklären. Es ist bekannt
dass das Haupt mit Stierhörnern als Symbol der
strömenden Quelle nicht selten angebracht wurde56)
und dadurch eine gewisse selbständige Bedeutung
bekam, darin vergleichbar dem Gorgoneion. Diesem
wurde es aber auch dadurch ähnlich, dass die Ache-
loosmaske, wie ähnliche, namentlich gehörnte Köpfe57),
als Amulets gebraucht wurden. Thönerne Masken
der Art58) sind in Gräbern gefunden worden zugleich
mit dem Gorgoneion und ähnlichen Masken derselben
Bedeutung59), an dem grossen Kronleuchter von
Cortona sind sie in ähnlicher Umgebung angebracht60),
an einem goldenen Halsschmuck wechseln ebenfalls
Acheloosköpfe mit Gorgoneien61), und auch wo sie
ohne solche Beigabe auf Schmuckgegensländen 6i)
oder auf geschnittenen Steinen63) vorkommen, soll-
ten sie wohl als Phylakterien dienen, so dass es
sehr zweifelhaft ist, ob man damit noch bestimmte
religiöse oder mythologische Vorstellungen verband64).
""•) Ber. d. sächs. Ges. d. Wiss. 1851 p. 143 f. Vgl. die Re-
liefs in Andros (Boss Inselreisen II p. 20) und Amelia (Bull. 1840
p. 86).
5T) 0. Jahn Lauersforter Phalerae p. 2 4 f.
B8) Interessant ist besonders die in Veji gefundene Form einer
solchen Maske bei Urlichs rheinl. Jbb. VIII Taf. 3. 4, 3. 4.
59) J. de Witte cab. Durand p. 376, 1664. Panofka Terracot-
ten p. 137. Urlichs rheinl. Jbb. II p. 63 f. Bull. 1842 p. 40.
6") Micali mon. ined. 9. M. I. d. I. III, 42. 43.
") M. I. d. I. II, 7.
r-2) Bijoux du mus. Napol. III p. 9, 14; 66, 216; das Anhängsel
(bulla) am Halsband ebend. p. 60, 198; 65, 213.
63) Cab. d'Orle'ans 1,29. Miliin pierr. grav. 45. gal.mytb. 75,311.
6") Auf einem in Salzburg gefundenen Mosaikfussboden (Arneth
arch. Anal. Taf. 7) ist neben drei Vorstellungen von Faustkämpfen
zweimal der bärtige Kopf des Acheloos von vorn gesehen dargestellt,
aus dessen rechtem abgebrochenen Hörn Blutstropfen herabfallen;
der Hals ist von einer Schlange umwunden. Die Arbeit ist nicht
fein, die Wirkung aber recht kräftig. Hier ist die Beziehung auf
den Agon unverkennbar.
331
332
War man aber in solcher Weise gewöhnt das Ache-
looshaupt verwendet zu sehn, so lag die Darstellung
eines Herakles mit dem Achelooskopf wie Perseus
mit dem Medusenhaupt nicht so gar fern.
Eine ganz abweichende Bildung zeigt ein vul-
centisches Vasenbild mit rothen Figuren 65), auf wel-
chem der Kampf mit dem Acheloos dem auf Va-
senbildern älteren Styls so ungemein häufigen mit
dem Triton nachgebildet ist. Acheloos (A+EUOION)
hat hier statt des Slierleibes einen langgewundenen,
schuppigen, mit Flossen versehenen Fischleib, aus
dem von der Brust an der Oberkörper eines bärti-
gen Mannes hervorwächst, der durch thierische Oh-
ren und ein Stierhora bestimmt charakterisirt ist.
Herakles (HEPAKUE) ist rittlings über ihn hinge-
schritten, presst mit der Linken seinen Hals zusam-
men und hat mit der Rechten das Hörn gepackt
um es abzubrechen; vergebens greift der Flussgotl
mit beiden Händen nach den Armen seines über-
mächtigen Gegners. Soviel bekannt ist dieser Ver-
such die alte Bildung der Meergottheilen auf den
Acheloos zu übertragen ganz vereinzelt.
Bonn. Otto Jahn.
II. Allerlei.
80. Der Vaticamsche Apollo. Der von Preller
in einigen Briefzeilen hingeworfene Gedanke zur Erklä-
rung des Vaticanischen Apollo gehurt, obgleich er nach
dem Funde des kleinen Stroganoff sehen Apollon nicht
gerade weit zu suchen war oder versteckt lag, zu den
glücklichsten dieser Art, weil er einem der bekanntesten
und vielgepriesensten Kunstwerke der Welt seine wahre
Bedeutung zurückgegeben hat. Haben ja doch nicht we-
nige griechische Kunstwerke ihren höchsten Reiz darin,
dass die lebendigste Auffassung einer Handlung in einem
scharf bestimmten Augenblick in Stellung und Formen bis
in die kleinsten Theile sprechend und harmonisch und
im ganzen Ausdruck das Werk durchdringt. Preller's
Gedanke ist in einer sehr wohl geschriebenen Abhandlung
von Prof. L. Mercklin, die aus dem 5. Bande der Bal-
tischen Monatsschrift besonders abgedruckt mir erst ganz
6B) Brit. mus. 789. liirch Arcbacol. IV p. 101 ff. Gerhard
auserl. Vas. 115. I'anofka, der Vasenbildner Panpbaios p. 6. 20.
Taf. 5. llass die verstümmelte [nsi luifl </<.M'</' EIIOIKI auf
Pamplmrjs zu beziehen sei ist sehr zweifelhaft (Abb. d. sächs. Ges.
d. Wiss. phil.-hist. Cl. III p. Vi')).
neuerlich zugekommen ist, bis zur Unwiderleglichkeit aus-
geführt, und hätte daher auch von ihm selbst nicht als
noch in der Schwebe liegend mit einer anderen gewiss
nicht richtigen Deutung bezeichnet werden sollen. Dass
die Gallier des Brennus mit durch Sturm und Unwetter
vernichtet wurden, bevor sie Delphi erreichten, ist plastisch
auf das Einfachste und Verständlichste dadurch ausgedrückt,
dass Apollon sie durch die Aegis, welche Zeus ihm zu
dem Eude übergeben, vernichtet hatte, nach der aller Welt
bekannten Dichtung Homers in der Schlachtbeschreibung
zwischen den Achäern und Ilektor. Mit Zeus, dem Retter,
war also zugleich Apollon Retter, dessen Darstellung allein
augemessen war. Die Delphier feierten ein Fest Soteria,
das neben dem durch die Wundersage, vermöge des An-
sehens von Delphi noch mehr verherrlichten, an sich gros-
sen Ereiguiss natürlich sehr bald in ganz Griechenland
bekannt wurde. Was Wuuder, wenn die zur Zeit blühend
kräftige Bildhauerei nicht lange auf einen Apollon Soter
für das Delphische Heiligthum warten liess? Was diesen,
ihr Werk betrifft, so machte in einem neulichen Vortrag
darüber O. Jahn die mich sehr ansprechende Bemerkung,
dass die eines Gottes würdig gehaltene Andeutung von
Hohn und Triumph im Antlitz des Apollon gauz überein-
stimmt mit dem physiognomischen Ausdruck der Gorgo.
So hatte ich einst bei der Erklärung der mitleidigen
Aphrodite zu Salamis iu Cypern, welche durch die auf
ihrem Haupte liegende Gorgo die hartherzige Schöne ver-
steinert, leise Züge des Mitleids mit dem hingeopferten
Jüngling (welche selbst Emil Brauu nicht verkannte, indem
er das schöne Gesicht noch für eine Pallas und die auf ihrem
Kopf liegende Gorgo für einen Helm versah) , mit dieser
verglichen. Hier ist das stärker ausgedrückte Mitleid der
vernichtenden Gorgo zur Verstärkung oder Deutung der
Wehmuth einer Göttin eingeführt und dadurch das Räthsel
der geschlossenen Augen einer Gorgo gelöst. Erfindungen
so sinnig zarter Art verdankten die griechischen Künstler
dem gründliehen Studium der Mythologie, in welche sie
mit eben so viel Nachdenken als Gefühl eindrangen, wo-
durch allein es möglich war, sie im künstlerischen Sinne
so vollkommen und so harmonisch umzuschaffen und ge-
wissermassen zu entwickeln und fortzusetzen. Eine andere
Feinheit in dem Ausdruck der Handlung und des Moments
zeigt sich jetzt in dem raschen Davongehen des Gottes,
die dem Magischen, Augenblicklichen jeder göttlichen That
entspricht, und der Leichtigkeit, die sie für ihn gehabt
hat. Diess drückt den Vorgang, das Wunder weit schär-
fer aus als die Stellung des siegreich Hinwegschreitenden,
die Feuerbach und O. Müller dem Apollon anweisen. Der
Gott hat im Weggehen den Arm mit der Aegis noch aus-
gestreckt nach der Seite der Gallier, während vor ihm
und also ausser dem Bereich der Aegis der Beschauende
steht.
Dass die Zeit der Entstehung des Werks um 2G9
v. Chr. zu kennen, auch wenn wir iu beiden erhaltenen
Statuen nur Abbildungen besitzen, für die Kunstgeschichte
333
334
sehr erheblich ist, braucht nicht erst gezeigt zu werden.
Aber wir sind auch der Möglichkeit nahe geführt, dass
der Vaticanische Apollon das Original sei, wofür ihn zu
nehmen die Ausführung uns schwerlich abhalten dürfte.
Er ist gefunden in Antium, wo in Nero's Villa grosse
Kunstschjitze aufgehäuft waren, und von Delphi hat Nero
bekanntlich eine fast unglaublich grosse Menge von Sta-
tuen entführt.
Mit der Möglichkeit, denn an mehr wollen wir nicht
denken, dass auch unser Apollon von dort geraubt sei,
hängen zwei Fragen zusammen , über die man vorab sich
einigen muss, damit Winckelmann's Liebling auch ferner-
hin die Federn der Archäologen in Bewegung setze. Die
erste ist die: ob der Marmor Carrarisch sei oder nicht,
worauf meines Wissens bis jetzt eine ganz entscheidende
Antwort nicht gegeben ist. Als sie in Rom bei dem Be-
suche Dolomieu's eifrig verhandelt wurde, blieb sie un-
entschieden, so viel ich mich erinnere auch für Zoega.
Steht es fest, dass der Marmor des Pentelikon überall ganz
derselbe sei, auch an den hohen Wänden einer tiefen und
langen Grube, die man regelmässig die ganze Höhe von
oben bis unten durch tiefe Einschnitte mit sichtbarer Scho-
nung des edlen Materials im Alterthum ausgebeutet sieht
(nicht ohne Rührung, wenn man damit die barbarische
Art vergleicht, mit welcher auf der anderen Seite für eine
wunderliche französische Herzogin fast auf der Höhe des
Berges ein Marmorpalast, wohin sie, als ich in Athen war,
zuweilen Gäste einlud, und besonders für den Palast Kö-
nigs Otto das Gestein planlos verbraucht und übermässig
vergeudet worden war)? Ist es ausgemacht, dass ausser
den bekannten grossen griechischen Marmorbrüchen nicht
andere zu verschiedenen Zeiten im Gebrauch gewesen
sind, wovon sich vielleicht noch Spuren finden lassen?
Auch der Möglichkeit ist zu gedenken, dass in der Nero-
nischen Zeit die grauenvolle Aegis in Verbindung mit dem
schönen Gotte der Musen dem herrschenden Geschmack
so wenig zusagte, dass der Retter Apollon mit geringer
Aenderung in einen anmuthigeren Bogenschiessenden um-
geändert wurde. Die zweite künftig noch anzustellende
Untersuchung würde sich also auf Alles beziehen, was
Restauration an dem Vaticanischen Apollon ist, und auf
das, was etwa durch die Umbildung unvermeidlich einer
strengen Kritik gegenüber verfehlt werden musste.
Bonn. F. G. Welcher.
81. Myron's tbünkne Alte, Plinius n. h. XXXVI, 33.
Unter den ungefähr fünf und zwanzig Werken Myron's
welche Brunn (gr. Künstlergesch. I p. 142ff.) aufzählt, ist
ein kleiner Theil Götterbilder, das Uebrige sind theilweis
Athletenstatuen , theilweis Thierdarstellungen. Aus den
schriftlichen Nachrichten der Alten, aus den Bildwerken
die sich mit Sicherheit auf Myron zurückführen lassen und
endlich aus dem Kreise von Stoffen, dem er seine Bild-
werke entnahm ist es unschwer, wenigstens in allgemeinen
Zügen ein Bild von der Art und Weise, von dem Kunst-
charakter Myron's zu entwerfen und ihm seine gebüh-
rende Stellung in der Entwickelung der griechischen Pla-
stik anzuweisen, wie dies von Brunn (a. 0. p. 146 ff.)
geschehen ist. Allein es wird noch von einem Werke
Myron's berichtet, welches sowohl von seinen sonstigen
Stoffen, als auch seiner gewohnten Weise der Ausführung
abweicht. Während uns nämlich von Myron sonst nur
Erzbilder bekannt sind (mit Ausnahme eines einzigen of-
fenbar zu Kultuszwecken gefertigten Xoanon der Hekate),
so wird auch noch von Plinius da wo er von Marmor-
werken spricht, die Statue einer trunkenen Alten folgen-
dermassen erwähnt: Nenn Myronis iUius r/tti in unre lau-
dattir unus ebria est Zinyrnae in primis inchita (3G, 33).
Die Statue einer solchen trunkenen Alten findet sich nun
noch (Mus. Cap. III tab. 37), allein sie ist von einer Art
dass es nicht leicht fällt, sich aus ihr eine Vorstellung
von der Myronisclien zu machen, auf die man sie, gestützt
auf die obige Plinianische Notiz, zurückzuführen pflegt.
Und zwar ist dies vorwiegend die Schuld des Gegenstan-
des dessen Wahl fast mit Nothwendigkeit auf eine spätere
Zeit hinweisen würde, wenn dem nicht das ausdrückliebe
Zeugniss des Plinius widerspräche. Denn es ist keinem
Zweifel unterworfen, dass man eine derartige dem eigent-
lichen Genre angehörige Darstellung weit eher geneigt
sein würde, etwa einer hinkenden oder zur Virtuosität
hinneigenden Kunst, welche bereits ihr grosses und eigent-
liches Gebiet erschöpft hatte, zuzuschreiben, als dem
Schaffen eines Künstlers wie Myron, der als älterer Zeit-
genosse des Phidias dasteht. Man ist in solchen Fällen
berechtigt, die Notiz welche das Auffällige berichtet, ganz
besonders prüfend zu betrachten. Allein bis auf das den
Satz einleitende Nam für welches ich keinerlei haltbare
Erklärung aufzufinden vermag, bietet der kleine Satz kei-
nen Anlass zu irgend welchem Zweifel. Gesetzt, man
schreibt Efiam statt nam, so ist die Stelle an sich und
in ihrer Verbindung mit dem Vorhergehenden untadelig,
Doch kommt ein Anstoss von aussen. Man vergleiche
mit Plinius Worten das folgende Epigramm des Leonidas
(Antholog. graec. ed. Jacobs I p. 444 no. 455).
BJugwvig fj qlXoivog, i) nlit(ov anodög,
hzai'd'd y.iirui ygijvg, ?;c vnig ta(fov
yviomiiv nguxinui nüaiv Axxtxr^ xvAi§.
Glivti dl y.ai yög vig&tv, ovy vnig tixvüjv
ovo' uvdgog, oig XiXomiv iväittg ßt'ov
iv d' «vi/ nüvTiov, ovviy' rt xvXi'§ y.ivrr
Die flüchtig sich darbietende Vermuthung für Ma-
gwvig zu schreiben Mvgiovog wird ausser anderen Grün-
den zurückgewiesen durch ein Epigramm von Antipater,
dem Nachahmer des Leonidas (ibid. p. 408 no. 353)
Tf,g noXi^g lödi or^iu Mugwtidog, i)g ini ri^ißw
yXvm^v ix niigijg uvxog ugjjg xvXixu.
i) di (f iXüy.grtrog xa\ üii XuXog ovx int rixvoig
ftfgizui, ov Tixlfov uxTiürw natigi.
'iv di zöd' uiüiln xu\ in ijQtOV, otti xo Bay.yov
ugfiirov ov Büxyov nX^gig t'ntaxt rücfio.
*
335
336
Zudem ist der Name Mugcoiig sehr bezeichnend gewühlt,
vgl. Pollux 6, 26.
Kpuznoi; fiivtoi %6v ohov fiägcovu il'gtjxiv
oincü 'niov joaovrov ovdi nlofiut fiügcoru.
und endlich wird dieses Wort vollgültig beglaubigt durch
ein andres Epigramm des Autipater (ibid. p. 281 no. 291)
B<txyr).i$ ij Büxyov xvktxiov anodog, t'v nozi vovato
xix7.ifuvu etc.
wo mit Beibehaltung des Allgemeinen (auch des nl9(ov
oder xvXi'xiov arwöot;) Muoo)ii$ mit dem nicht minder
bedeutsamen Bax%vVig vertauscht worden ist.
Wenn man sich nun erinnert dass dem Plinius 34, 57
in dem bekannten fitisse et cicadae monumentum «c (oett-
stae carminibus suis Erinna significut (vgl. Anthol. I
p. 360 no. 190) grade mit Myron schon ein arger Irrthum
widerfuhren ist, so wird man sich wohl dazu verstehen
können, auch hier einen solchen bei ihm anzunehmen. —
Zweitelsohne gab es im Alterthume ein berühmtes Bild-
werk eine trunkene Alte darstellend, und die capitolinische
mag auf dasselbe zurückgehen. Auch das wird keinen
Zweifel leiden, dass diese trunkene Alte in Smyrna war.
Allein es ist, zwar nicht evident gewiss, doch aber höchst
wahrscheinlich, dass Plinius auch hier seine Quelle flüchtig
benutzte und statt des Frauennamens Magcovig den Künst-
lernamen zu lesen glaubte. Durch den Beisatz, dass die
betreffende Statue in Smyrna sei, kann man leicht auf
Pasiteles als Quelle rathen aus der Plinius diese Notiz
geschöpft habe (36,39 admiratur et PasiteJes quid quin-
que vohnninu scripsit nobilium operum in loto orbe). Allein
die Art des Irrthums weist darauf hin, dass Plinius aus
einer lateinisch geschriebenen Quelle schöpfte wo er statt
Moronis las: Myronis. Und der Inhalt der vorhergehen-
den Abschnitte p. 27 — 29 und 32, Werke behandelnd de-
ren Urheber unbekannt oder streitig waren , ist von der
Art, dass es nahe liegt au Vurro de proprietute scriplorum
zu denken, ein Werk, welches Otto Jahn als Quelle für
die Kunsturtheile bei Plinius angenommen hat (Ber. der
sächs. Ges. f. Wiss. 1850 II p. 135). Somit wird man
wenigstens nicht mehr mit voller Gewissheit dem Myron
ein Werk zuschreiben dürfen, das seinem Stoffe, seiner
Behandlung, ja sogar dem Material nach seinen sonstigen
Arbeiten als völlig fremd erscheint.
Leipzig. Alfkkd Schöne.
82. Gefälschte Psyche. Im Archäol. Anzeiger 1856
S. 256* hat C. Goertz unter anderm folgende Notiz se-
geben: 'Im Museum zu Darmstadt habe ich unter meh-
reren Büsten aus dem Cinquecento eine ausgezeichnet
schöne weibliche Büste, dort fälschlich Hebe genannt'),
aufgefunden. Da sie dichtanliegende Schmetterlingsflügel
am Kopfe hat, so ist sie leicht als Psyche zu erkennen.
Arbeit und Marmor scheinen mir griechisch zu sein, viel-
leicht aus römischer Zeit'. Man würde demnach hier ein
•) Im Katalog »on Dr. Pb. Wallüer S. 28 no. 29.
einzelstehendes *) , aber formell 3) durchaus verständliches
Beispiel einer am Kopf geflügelten Psyche vermuthen.
Doch ist jene Notiz trüglich. Auf meine Bitte hat Hr.
Inspector Rudolf Hofmann die in Rede stehende Büste
gemeinschaftlich mit mir sorgfältig untersucht und es hat
sich vollständig klar herausgestellt, dass die beiden Flügel
nebst den darunterliegenden Haarpartien, ebenso wie ein
Theil des Haares am Hinterhaupt und die Büste samt
Hals, modern und zwar, nach der Kühnheit der Restaura-
tion und künstlichen Sprüngen zu urtheilen, absichtliche
Fälschung sind. Uebrigens sind diese Theile nicht einmal
aus Marmor, sondern von einer Gypsmasse, welche um
den pentelischen Marmor — denn aus solchem bestehen
die antiken Theile — nachzuahmen mit gelblicher Farbe
übe'rstrichen ist. Wir haben also hier keine Psychebüste,
noch weniger allerdings eine Hebe, sondern, worüber der
Typus nicht den geringsten Zweifel gestattet, den wol
ursprünglich einer Statue zugehörigen Kopf einer jugend-
lichen Venus vor uns. Vortrefflich in der ganzen Auf-
fassung und der freien Behandlung, namentlich auch des
einfach zurückgestrichenen welligen Haares , wie es bei
den schönsten Venusbildern stets der Fall ist, erhält
das Köpfchen durch eine fast noch mädchenhafte Anmuth
und sogar durch den etwas schiefen Scheitel einen eigen-
thümlichen Reiz und scheint mir nicht ohne Bedeutung
für die Beurtheilung der Aphroditedarstellungen durch die
jüngere attische Kunst, der es nach Material und Arbeit
angehört. — Jedesfalls ist im Interesse der Sammlung selbst,
die es besitzt, um so dringender zu wünschen, dass jene
irreführende Restauration beseitigt werde, als diese bei der
jetzigen Aufstellung von dem Beschauer nicht bemerkt wer-
den kann und die Büste in ihrem jetzigen Zustand sogar
bereits durch Gypsabgüsse vervielfältigt worden ist. Der
Grossherzoglicheu Sammlung war sie wie es scheint in diesem
Zustand einverleibt worden, vermuthlich aus der Erbschaft
des Baron von Hüpsch (im Jahre 1808); doch ist eine
sichere Nachweisung der Provenienz nicht mehr möglich.
Darmstadt. R. Kekule.
•) Der Sardonyx Cameo der kaiserl. russischen Sammlung III,
13, II der Berliner Abgüsse stellt ein ausserordentlich schönes
Psycheküpfchen mit Schmctterlingsflügel am Diadem vor. Dass dieser
Cameo ein Werk des jüngeren Picblcr, oder die treffliche Copie eines
solchen, ist, ergieht sich aus Itaspe no. 7047. - A buslwilh n diadem
decoraled with butterfly iriuys. IIIXAEP und ib. Suppl. no.
15408- — Nicola Comattne. Cameo. Psyche, with a diadem
decoraled tri//« a biilter/ly '.* Wingt IIIXAEP.
') Für das formelle Princip der alten Kunst, wo sie aar den
Kopf eines Flügclwesens darstellt, eben diesen zu beflügeln, sind di6
Medusenmasken das auch einem modernen Künstler nächstliegende
Beispiel. Geflügelte Erotenkiipfe hat aus Münzen bereits Müller im
Hdb. S 623 angeführt. Kinen hübschen Beleg giebt auch der Ber-
liner Sarder mit geflügeltem Pegasuskopf, bei Toelken IV, 20fi
(= Codes XV C, 51).
337
338
83. Tennes und Hemithea. Das gefällige Vasen-
bild eines nolanischen Skyphos (Mus. Borbon. II, 30), von
Jorio uur als Verschluss (llecinto) zweier Figuren bezeich-
net und stark missverstanden, überrascht durch seine
Aehnlichkcit mit dem aus Campaua's Besitz zuerst im Rö-
mischen Bullettino 1845 p. 214 kund gewordenen, in far-
bigem Abbild durch Gerhard's Festprogramm vom J. 1854
wohl bekannten, Vasen bild der von ihrem Vater verstos-
senen und in einem Kasten den Wellen des Meeres preis-
gegebenen Danae. Aus dem Vergleich beider Vasenzeich-
nungen gewinnt man die genaue Vorstellung einer antiken
Kleiderlade, worin Helena bei Homer ihre Peploi bewahrte,
indem dieses Geräth von zwei Seiten als ein oblonger
Kasten dargestellt ist, der auf Klauenfiissen ruht und dessen
flacher Deckel sich in Gewerbebanden bewegt. Ob der
Grösse oder der Form nach ein Unterschied zwischen den
dafür bekannten griechischen Benennungen Larnax und
Phoriamos zu machen wäre, dafür fehlen für jetzt noch
die Anhaltspunkte; indess scheint beachtungswerth, dass
bei beiden Vorstellungen — den einzigen mir bekannten
wo Aussetzungsscenen vorkommen, — sich zu der Kiste
dieselbe Form wiederholt wofür Pausanias den Ausdruck
Larnax gebraucht'). Wie auf dem Danaebilde, sind es
hier ebenfalls zwei Figuren, eine männliche und eine
weibliche , die innerhalb der Lade stecken. Aber wen
können sie, da keinerlei Beiwerk noch Inschrift sie bezeichnet,
vorstellen' Jorio, sich des in Neapels Strassen heimischen
Pulcinella erinnernd, sieht in dem Kasten die ursprüngliche
tragbare Bühne der autiken Comödie, die er sich demnach
ähnlich wie die umherwandernden Marionettentheater denkt.
Er verfällt auf diese Auslegung, indem er eine vorgefun-
dene, wonach das Vaseubild auf Astyanax und Andro-
mache, — 'Audromeda' steht verdruckt — bezogen worden,
wegen der Unähnlichkeit mit einem griechischen Grabe
verwirft. Man kann dies zugestehen, ohne darum von der
Verwunderung abzukommen, dass er eine gleich unwahr-
scheinliche an deren Stelle setzt ; denu abgesehen von dem
Misskennen der Lade, deren rückwärts angelehnter Deckel
'poma' eine hinter den Schauspielern aufgerichtete Wand
vorstellen soll, ermangeln diese selbst jeder Andeutung an
scenische Tracht, und ebenso wenig erinnert die Haltung
an theatralische Repräsentation. Die weibliche , mit fein-
aefaltetem Chiton bekleidete Gestalt scheint mit der unter
s
dem Peplos versteckten linken Hand eben das Ende des-
selben aufzunehmen. Bar rechter entblösster Arm deutet
mit ausgestrecktem Zeigefinger auf einen ausserhalb des
Bildes liegenden Gegenstand, wovon zwischen beiden die
Rede ist. Dass diese Ernstliches betreffen mag, zeigt die
lebhafte Handbewegung der dem Ephebenalter noch nicht
entwachsenen männlichen Figur, welche aber nicht sitzt,
wie Jorio angiebt, sondern dem aufgestützten Arm und
') Bei Schubart, zu L. Merklin, die Aufschriften des Kypselos-
kastcns p. 303, sind die Stellen gesammelt, wo Pausanias den Aus-
druck Larnax gebraucht.
dem zum Theil noch sichtbaren, vorgestreckten Schenkel
nach zu schliessen, im Begriff steht, sich in der Lade
auszustrecken. War nun, nach dem eben Angeführten,
die Deutung auf eine scenische Darstellung abzuweisen,
so gelang es doch erst nach längerem Nachsinnen eine
wie ich glaube mit dem Bild mehr im Einklang stehende
aufzufinden. Pausanias erzählt (X, 14, 2) das Geschick
der Kinder des Kyknos, und ich glaube annehmen zu
dürfen, dass das Vasenbild uns den Moment vorführt,
wo Hemithea mit ihrem von der Stiefmutter Phylonome
beim Vater fälschlich angeklagten Bruder Tennes, auf
dessen Befehl in eine Lade 'Larnax' verschlossen und
dann ins Meer gesetzt werden '). Pausanias erwähnt zwar
auch eine von der bekannten abweichende Mythe von der
Aussetzung der Semele III, 24, 3, auf welche jedoch
unser Bild nicht bezogen werden kann, weil ja Semele
ausgesetzt wird, nachdem sie eben das Bacchuskind gebo-
ren, während hier das für Tennes und Hemithea entspre-
chende Altersverhältuiss angedeutet ist; denn Hemithea
war, wie es das Vasenbild angiebt, die ältere des Ge-
schwisterpaares.
Diese Deutung einmal angenommen, so wird nur noch
zu prüfen sein, inwiefern sich die hier dargestellte Hand-
lung unter dem Gesichtspunkt künstlerischer Forderung
der Kyknosmythe anschliesst. Zunächst ist die Haltung
der weiblichen Figur ganz die einer ernst Erzählenden:
nichts widerspricht der Annahme, in ihr die erfahrenere,
mit des Vaters Beschlüsse schon vertrautere Schwester zu
erkennen, welche als Verkünderin nahen Vollzuges den
Grund ihres gemeinsamen Verderbens enthüllt. Mit der
abwärts geneigten Hand deutet Hemithea nach dem nicht
fernen Meeresstrande hin, während Tennes mit zurück-
schreckender Geberde ihre Verkündigung vernimmt. Dass
Beide schon die Kiste betreten und somit ein späterer
Moment in die Darstellung hereingezogen wird, ist dem
epischen Charakter der antiken Kunst durchaus gemäss
und hinreichend deutlich das Geschick dieses Geschwister-
paares zu bezeichnen — , zumal jene Künstler auf ein Ver-
ständuiss allgemein verbreiteter wie localer Mythen beim
Publikum rechnen konnten und die Vasenmalerei auch
wohl grössere Compositionen schon bekannter Gemälde
für ihre Zwecke benutzte, auch wohl nach Bedürfniss abän-
dern oder für den zu verwendenden Raum einrichten
musste.
Cassel. S. L. Ruhl.
s) Suidas u. d. N. und Tzetzes zu Lykuphron 232 stimmen im
Wesentlichen mit der Erzählung des Pausanias überein; Diodor
ä, 83 nennt nur den Tennes, was für seinen Zweck allein erforder-
lich war. Hervorgehoben mag noch werden, dass Konon (Wester-
mann Mythogr. p. 130), der übrigens der gewöhnlichen Sage folgt,
ausdrücklich auf den Deckel der Larnax hindeutet, indem er sagt,
Kyknos habe den Tennes und die Hemithea in die Larnax einge-
schlossen.
339
340
84. Der Zeus des Phidias auf eleischen Münzen
aus Hadrian's Zeit ist aus gangbaren archäologischen Wer-
ken wohl bekannt. Es muss jedoch sehr befremden, dass
man zur Entscheidung der Frage über die Existenz sol-
cher Monumente mit Zeugnissen wie denen von Havcr-
camp (med. du cab. de la reine Christine pl. 56 no. 1)
und Seslini (museo Fontana p. 1 tav. VI no. 1) publicirten
Münzen sich begnügt hat. Denn vorausgesetzt, dass die
in den genannten Werken befindlichen Abbildungen die
Originale genau wiedergeben (was man wohl anuehmen
darf, insofern kein Protest gegen ihre Treue eingelegt
worden ist), scheint schon die oberflächlichste Untersu-
chung nothwendig zu der Ueberzeugung führen zu müssen,
dass jene beide Münzen Producte moderner Industrie sind,
und ist es in dieser Hinsicht namentlich hervorzuheben,
dass sie die Statue in einer unsrer Kunde von der wirk-
lichen Ausstattung und Anordnung des Werkes gänzlich
widersprechenden Weise darstellen. Was erstens die Ha-
vercamp'sche Münze betrifft, genügt es zu erwähnen, dass
auf ihr der thronende Zeus ohne Nike und Lorbeerkranz,
einen faltenreichen Aermelchiton unter dem
Mantel tragend und den Scepter gerade aufrecht
zwischen den Beinen haltend erscheint. Freilich fin-
den sich alle diese Monstrositäten nur in der ursprüng-
lichen Zeichnung zusammen; denn in den Wiederholungen
bei Quatrem'ere de Quincy, K. 0. Müller und Overbeck
ist den meisten der genannten Fehler und Mängel derge-
stalt willkürlich nachgeholfen, dass diejenigen, denen nur
die Nachbildungen zu Gesicht gekommen sind, kaum die
schwächste Vorstellung von dem Aussehen des Urbildes
haben können. So hat z. B. Quatremere (Juppiter Olym-
pien pl. XVTI, 2) zwar den Chiton beibehalten (ja ihn
sogar bis über die Füsse hinab verlängert), aber die Stel-
lung des Scepters hat er auf eigene Hand im Einverständ-
nisse mit dem Gepräge antiochenischer Münzen verändert,
die Nike und den Lorbeerkranz hinzugethan, die Form
des Thrones verschönert und überhaupt der Darstellung
eine weit angemessnere und charactervollere Haltung ver-
liehen als das Vorbild sie besitzt. In K. O. Müller's Denk-
mäler d. a. K. Tb. 1 Taf. XX no. 103 ist die Quatre-
mere'sche Zeichnung reproducirt, aber freilich so, dass
der Chiton schon weit weniger hervortritt; endlich hat
Overbeck in seiner Geschichte d. griech. Plastik dies
Kleidungsstück völlig verschwinden lassen und somit eine
Abbildung zu Tage gefördert, die in ihrer schönen Ueber-
einstimmung mit schriftlichen und monumentalen Zeug-
nissen das grösste Interesse haben würde, wäre sie nur
nicht so durchaus erweislich eine reine Geburt der Phan-
tasie. — Die Darstellung der Sestini'schen Münze ist nicht
mit allen denselben Fehlern wie die der Havercamp'schen
behaftet; doch ist auch hier die Figur mit einem Chiton
bekleidet, und überdies ist die künstlerische Ausführung
dermassen roh und unbeholfen, dass sie allein schon aus-
reicht, um den stärksten Verdacht gegen die Aeehtheit
der Münze zu rechtfertigen.
Nach den vorangehenden Erörterungen wird nun wohl
Niemand Anstand nehmen einzuräumen, dass die Annahme
von der Existenz eleischer Münzen der besprochenen Gat-
tung auf sehr unsichern Stützen ruhe, oder jedenfalls,
dass die ganze Frage einer sorgfältigeren Prüfung, als ihr
bisher zu Theil geworden ist, bedürftig sei. Eine solche
Prüfung herbeizuführen, war der nächste Zweck dieser
Zeilen, und möchte ich schliesslich noch den Wunsch aus-
sprechen, dass dieselbe sich auch bis zu den angeblich
unter Caracalla geschlagenen Münzen (Sestini, museo
Hedervario p. europ. vol. II p. 119 no. 23) erstrecke.
Kopenhagen. S. Birket Smith.
Druckfehler.
Im archäologischen Anzeiger S. 379* Z. 19 ist {?« rijj' i»jin tov
7iQttt/t«s zu lesen, und wird laut Herr Detlei'sens nachträglicher
Bemerkung 'das Haus, der Garten oder vielleicht die lx/Xt\alu des
Primas gemeint sein'. — Ebendort ist S. 380* 7.. 6 v. u. naxtl^r
zu lesen.
INHALT.
DENKMÄLER UND FORSCHUNGEN.
No. 157— 159 A. Hypnos der Schlafgott (E. G. und E. Hühner). — Trunkener Dionysos (K. Friederichs). — Eros und
Psyche an Tischfüssen zu Berlin und Bologna (A. Conze).
No. 159B. Ueber das Weihgeschenk für den Sieg am Eurymedon Schubart) ; Hermes oder Peleus (E. v. Leutsch);
Statuen des Demosthenes (A. Michaelis); Gruppe des Boöthos (A. Michaelis).
No. 160 161. Der vorperikleische Parthenon (Strack). — Allerlei: Ueber das delphische Weihgeschenk zum platäischen
Sieg (Schubart).
No. 1C2A. Die Balustrade am Tempel der Athena Nike auf der Akropolis von Athen (A. Michaelis).
No. 162B. Die Balustrade am Tempel der Athena Nike auf der Akropolis von Athen (A. Michaelis; Schluss). —
Nachträgliches zu den Ilvpnosbildern (E. G.). — Allerlei: Metrologisches (H. Wittich); Ares bei den Ama-
zonen (W. Heibig); Zu Varro (A. Michaelis); Erinyenbildcr (/;. Petersen); Falsche Münzen (J Fricdlander).
No. 163. Herakles und Hebe (E. Cttrtius). — Allerlei: Eine Scene aus den Perserkriegen (W- Heibig).
341 342
No. 164. 165. Meleagers Sieg, bronzene Cista im königlichen Museum zu Berlin (R. KekuM). — Allerlei: Schlüssel
auf attischen Grabsteinen (A. Conze).
No. 166. Grabrelief aus Scherschel (L. Mercklin). — Spiegel des Apollas (J. de Wille und E. G.). — Aphrodite als
Widdergottheit (Oppermann und E. G.). — Allerlei: Narciss als Todesgott (K. Friederichs); Phrixos opfernd
(Otto Jahn); Miude, Mende (W. Heibig); Zur Symbolik der Eidechse (K. Kekule); Repliken etruskischer
Spiegel (E. G.)
No. 167. 168 A. Herakles und Acheloos (Otto Jahn). — Allerlei: Zur Symbolik der Eidechse (Bachofen).
No. 168B. Herakles und Acheloos, Schluss (Otto Jahn). — Allerlei: Der Vaticanische Apollo (F. G. Welcker); My-
ron's trunkne Alte (Alfred Schöne); Gefälschte Psyche (K. Kekule); Tennes und Hemithea (S. L. Ruhl); Der
Zeus des Phidias auf eleischen Münzen (S. Birket Smith).
ARCHÄOLOGISCHER ANZEIGER.
No. 157. Allgemeiner Jahresbericht (E. G). — Beilagen zum Jahresbericht: 1. Neuestes aus Rom (Uenzen); 2. Zur
monumentalen Topographie (E. G.). — Neue Schriften.
No. 158. Allgemeiner Jahresbericht (E. G. Schluss). — Beilagen zum Jahresbericht: 3. Museo Campana in Russland
(E. G.); 4. Newtons Halicaruass und Knidos (E. G.); 5. Lenormant über Mysterienbilder (E. G.). — Wissen-
schaftliche Vereine: Rom (Archäologisches Institut). — Neue Schriften.
No. 159. Wissenschaftliche Vereine: Rom (Archäologisches Institut); Berlin (Archäologische Gesellschaft). — Ausgra-
bungen: Olympieion zu Athen (G. Krüger).
No. 160. Wissenschaftliche Vereine: Rom (Archäologisches Institut); Berlin (Archäologische Gesellschaft). — Aus-
grabungen: Sculpturen aus Kreta (Birch); Briefliches aus der Schweiz (Troyon); Aus Spanien (E. Hiibner). —
Neue Schriften.
No. 161. 162. Wissenschaftliche Vereine: Berlin (Archäologische Gesellschaft). — Ausgrabungen: Akropolis zu Athen
(C. Bötticher); Puyx und Munychia (E. Curtius); Dionysostheater zu Athen (Strack und E. G.); Löwenthor
zu Mykenä (Strack); Südrussische Ausgrabungen (E. G.).
No. 163 — 165. Wissenschaftliche Vereine: Berlin (Archäologische Gesellschaft). — Museographisches: Die Sammlung
Lansdowne in London (A. Michaelis) ; Achilleussarkophag aus Kreta im brittischen Museum (A. Michaelis). —
Epigraphisches: Inschriften aus Falerii (A. Michaelis und E. Hühner). — Neue Schriften.
No. 166. 167. Wissenschaftliche Vereine: Berlin (Archäologische Gesellschaft). — Litteratur: Zum Vaticanischen Apoll
(Th. Pyl); Apulische Vasenbilder (Pentheus, Perseus, Andromeda, F. Fedde). — Neue Schriften.
No. 168. Wissenschaftliche Vereine: Winckelmannsfeste (Rom, Berlin, Bonn, Güttingen, Greifswald, Hamburg, Kiel). —
Ausgrabungen: Briefliches aus Neapel (R. Bergan); aus Trient und Bologna (Neigehaur). — Litteratur: Zur
Topographie von Athen (D. Detlefsen); Zum Vaticanischen Apoll (R. Kekule).
ABBILDUNGEN.
Tafel CLVII. Hypnos der Schlafgott, Statue der Gallerie zu Madrid.
Tafel CLV1II, 1. 2. Hypnos der Schlafgott, Erzfiguren zu Florenz und Wien. — 3. Trunkener Dionysos, Thonrelief
im königlichen Museum zu Berlin. — 4. 5. Eros und Psyche an Tischfdsseu der Museen zu Berlin und
Bologna.
Tafel CLIX. Hypnos der Schlafgott am Sarkophagrelief des Endymion im Campo santo zu Pisa (1) und im Grab-
relief der Claudia Fabulla im Museum des Louvre (2).
Tafel CLX. CLXI. Der vorperikleische Parthenon.
Tafel CLXn. Die Balustrade am Tempel der Athena Nike auf der Akropolis von Athen.
Tafel CLXIII. Herakles und Hebe, Reliefs zu Neapel und München.
Tafel CLXIV. CLXV. Meleagers Sieg, bronzene Cista im königl. Museum zu Berlin.
Tafel CLXVI. Grabrelief aus Scherschel; 2. 3. Spiegel des Apollas; 4. Aphrodite als Widdergottheit, Thonrelief.
Tafel CLXVII. Herakles und Acheloos, Vasenbild der Campaua'schen Sammlung (nicht zu München).
Tafel CLXVIII. Kunstdarstellungen des Acheloos auf Vasenbildern, Münzen und Gemmen.
343
344
VERZEICHNIS DER MITARBEITER.
Ambrosch (J.), Breslau, f
Ascherson (F.), Berlin.
Bachofen (J. J.), Basel.
Barth (H.)5 Berlin.
Baumeister (A.), Lübeck.
Becker (J.), Frankfurt.
Benndorf (0.), Berlin.
Bergk (Th.), Halle.
Beryau (R.), Rom.
Bircfc (Sam.), London.
Bocfc (C), Freiburg.
BöcWi (A.), Berlin.
Bütticher (K.), Berlin.
Borghesi (Graf B.), S. Marino, f
Bra im (E.), Rom. f
Burma» (K.), Tübingen.
Cavallari (X.), Mexico.
Cavedatti (Cef.), Motlena.
Conze {A.), Göttingen.
Ciirtiiis (E.), Göttingen
Detlef sen (D.), Paris.
Erbkam (G.), Berlin.
Fedde (F.), Brandenburg.
Frans (J-), Berlin, t
Frick (0.), Wesel.
Frictieric/is (K.), Berlin.
Friedländer (J.), Berlin.
Friedländer (L.), Königsberg.
Froehner (II'.), Paris.
Gaedechens (K.), Jena.
Gerhard (£.), Berlin.
Görtz (C), Moskau.
Gattung (K.), Jena.
Grotefend (G. F.), Hannover, f
Haafcft (G.), Stuttgart.
Hefner (J. «.), München.
Heftig (W.), Rom.
Henzen (W.), Rom.
Hermann (K. F.), Göttingen. f
Hertz (JW.)j Breslau.
Heltner (H.), Dresden.
Horkcl (J.), Magdeburg, f
Hübner (E.), Berlin.
Joji (K. v.), Prenzlau.
J«/nt (0.), Bonn.
Janssen (L. J. F.), Leiden.
Kandier (P.), Triest.
KeH (K.), Schulpforte.
Kekule (R.), Darmstadt.
Kenner (F.), Wien.
Kiepert (fl.), Berlin.
Kiessling (A.), Berlin.
Kirchhof} (A.), Berlin.
Koner (W.), Berlin.
Lachmann (K.), Berlin, t
Lajurd (F.), Paris, f
Lauer (J. F.), Berlin, f
Leontjeff (P.), Moskau.
Lepsius (R-), Berlin.
Lersch (L.), Bonn, j-
Leatsch (E. u.), Göttingen.
E?o«/d (IT. 11'.), London.
Maiiiissis (T/i.), Athen, f
Matt/ticssen (Ch.), Altona.
Mazzetli {Ant.), Chiusi.
Meineke (A.), Berlin.
Mercklin (L.), Dorpat.
Meyer (H.), Zürich.
Michaelis (A.), Greifswald.
Minervini (G.), Neapel.
Mommsen (Th.), Berlin.
Movcrs (F. C), Breslau, f
Müllenhof (C), Berlin.
Müller (L.), Kopenhagen.
Neigebaur, Turin.
Neivton (Cli.), London.
Oppermann, Paris.
Osann (F.), Giesscn. f
Ovcrbeck (J.), Leipzig..
Panofku (Th.), Berlin, f
Papasliotis (G.), Athen.
Paucker (C. v.), Dorpat.
Pervanoghi (P.), Athen.
Petersen (Ch.), Hamburg.
Petersen (E.), Erlangen.
Preller (L.), Weimar, -f
Prokesch-Ostcn (Frhr. v.), Konstanti-
nopel.
Pulszky (F. v.), Turin.
Pyl (Th.), Greifswald.
Rangabe (R.), Athen.
Rathgeber (G.), Gotha.
Rochette (Raoul), Paris, f
Rofs (L.), Halle, f
Roulez (J.), Gent.
Ruhl (S. L.), Kassel.
Schürft' (G. jun.), London.
Schillbuch (R.), Breslau.
Schmidt (L.), Bonn.
Schöne (A.), Leipzig.
Schott (W.), Berlin.
Scfcuborl (J. H. Ch.), Kassel.
Schulz (//. IV.), Dresden, f
Smith (S. B.), Copenhagen.
Stark (K. B.), Heidelberg.
Stalin (V. v.), Stuttgart.
Stephani (E.), Petersburg.
Struck (H.), Berlin.
Urlichs (L.), Würzburg.
Ussing ( F. L.), Kopenhagen.
V eisen (A. «.), Athen, f
Fischer (II'.), Basel.
Waugen (G.), Berlin.
Wachsnutth (C), Bonn.
Walz (Ch.), Tübingen, f
Welch» (F. G.), Bonn.
Wieselet (F.), Göttingen.
Witte (J. de), Paris.
Wittich («.), Berlin.
Wolff (G.), Berlin.
Wüslemann (E. F.), Gotha, f
Zahn (W.), Berlin.
Ziiiiij)« (A. W.), Berlin.
Herausgegeben von E. Gerhard.
Druck und Verlag von G. Reimer.
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ARCHÄOLOGISCHER ANZEIGER.
Zur Archäologischen Zeitung, Jahrgang XX.
M 157.
Januar 1862.
Allgemeiner Jahresbericht.
Beilagen zum Jahresbericht: 1. Neuestes aus Rom; 2. Zur monumentalen Topographie. —
Neue Schriften.
I.
Allgemeiner
I. Ausgrabungen. Anders als im vergangenen Jahr,
als die Kunde ägyptischer ') und phönicischer Ausgrabun-
gen wundersam uns umdrängte, ist auch nach Abschluss
der letzteren') die Aufmerksamkeit der Alterthumsfreunde
wiederum vorzugsweise auf die berühmtesten Trümmer-
stätten der griechischen und römischen Welt gerichtet.
Der Boden Athen's wird bei grösserer Belebung des dor-
tigen archäologischen Vereins planmässiger als früher
durchsucht und hat unter andern durch Denkmäler einer
vormaligen Palästra gelohnt1); ein uud der andre Fund
ist aus Griechenland, diesmal besonders aus den Inseln Me-
los und Kreta, auch sonst zu berichten 4). Den mancherlei
zufälligen Funden gesellt das Ergebniss planmässiger Nach-
forschungen sich bei. Dass im Auftrag der französischen
Regierung das ganze nördliche Griechenland bis nach
Makedonien aufwärts neu bereist wurde, hat aus Pydna
und Pharsalos die Erkundung griechischer Tempel und
Grabhügel herbeigeführt ; auch hat man durch Aufräu-
mung des Bodens einen bisher verdeckten Theil der Grund-
mauer des Tempels zu Delphi , desgleichen in Kleinasien
die mit griechischer Inschrift bedeckte Tempelmaucr des
aucyranischen Augusteums'') zu Tage gelegt. Nicht min-
der" erfreulich ist es, dass zu gleicher Zeit auf Herrn
Newton's Veranlassung von Nordafrika her eine beträcht-
liche Anzahl kyrenäischcr Tempclsculpturen ins brittische
Museum gelangt sind*) und dass auch die Gräber des
taurischen Chersones eine noch unversiegte Fundgrube
griechischer Kunst für den kaiserlich russischen Antiken-
schatz bleiben T). Andererseits behauptet auch Rom die
unerschöpfliche Anziehungskraft seines geschichtlichen und
kunsterfüllten Bodens, indem neuerdings nicht nur der
gewohnte Glücksfall zufälliger Funde, namentlich am Ja-
niculus und an der Via Appia, sondern auch die Durch-
schneidung der ewigen Stadt durch Eisenbahnschienen den
Entdeckungen zu Hülfe kam, welche besonders zur Kennt-
niss der römischen Aquäducte sich neu ergiebig erwiesen'1).
Aus der Umgegend Roms werden Ostia und Präneste noch
immer als Ausgrabungsorte genannt; auch hat der räth-
selhafte Bau der sogenannten Mäcenasvilla zu Tivoli neue
Grabungen veranlasst ').
Ueber sonstige antiquarische Funde Italiens war die
neueste Kunde verhältnissmässig gering. Nur aus Pom-
peji ist von neu aufgedeckten Häusern und Wandgemälden
Einiges uns berichtet worden, obwohl im vormaligen, seit
seiner Verjüngung für uns minder als vorher ergiebigen,
Königreich beider Sicilien auch mancher sonstige antiqua-
rische Fund nicht fehlen konnte '"). Etruskische Funde
kamen wenigstens aus Chiusi und Volterra zu unserer Kennt-
niss"). Was aber diesseits des Apennins von antiken Trüm-
Jahresbericht.
mern zu Tage kommt, wagen wir kaum in der früher von
uns befolgten Weise noch fernerhin aufzuzeichnen. Aus
Oberitalien pflegt höchstens Modena uns Fundnotizen zu
liefern "). Die bis nach Afrika hinüberreichende Fülle
französischer Ausgrabungen13) wird nur sehr sporadisch
uns mitgetheilt, wie wir denn auch in Deutschland über
die von Mosel und Rhein bis zur untersten Donau rei-
chenden Spuren der Römerherrschaft ,4) noch immer
nur mangelhaft unterrichtet werden. Die antiquarischen
Funde hören nicht auf, ihr Gesichtskreis ist für uns er-
weitert seit auch die Denkmälerfunde Spaniens15) uns nä-
her gerückt sind; doch kann eine ängstliche Aufsammlung
antiquarischer Fundnotizen bei so geringem Beistand von
uns nicht länger erwartet, sondern nur deren Wichtigkeit
für alle Alterthumskunde und insbesondre für Zwecke der
monumentalen Topographie16) neu von uns betont und
empfohlen werden.
II. Denkmäler. Wenn die Ausgrabungen des ver-
gangenen Jahrs im Ganzen nur wenig Erfolg darbieten,
so wird dieser Mangel vergütet durch die in reichem Mass
neuerdings aufgebotene Anstrengung gelehrter Reisen auf
klassischem Boden und neu erweiterter Kunstsammlungen.
Der französischen Regierung gereicht es zum Ruhm, in
einem und demselben Jahr die phönicischen Küsten, die
Landschaften Kleinasiens, und verschiedene Landstriche
des nördlichen Griechenlands, Thessalien und Makedonien
einbegriffen , durch die vereinten Kräfte rüstiger und be-
fähigter Reisender neu untersucht zu haben17), und an-
dererseits ist der iberische Westen Europa's in seinen
antiquarischen Beziigen mit der planmässigen Gründlich-
keit bereist worden, welche von einer für wissenschaftliche
Zwecke der Berliner Akademie vollführten Reise sich er-
warten liess1"). Im Verfolg solcher Unternehmungen ist
zunächst die Orts- und Baukunde des alten Griechenlands
gleichzeitig mit manchem entsprechendem Zuwachs der
römischen Topographie mehrfach gefördert worden ").
Die Bauwerke griechischer Kunst machen Athen fortwäh-
rend zum Zielpunkt architektonischer Forschungen; ihre
Kenntniss ist neuerdings selbst aus Makedonien vermehrt
worden -"), woneben es auch an neuer Erkundung der
Denkmäler Roms31) nicht gefehlt hat. Für die Museen
bildlicher Kunstdenkmäler hat das vergangene Jahr be-
deutende Fortschritte nachzuweisen, dadurch hauptsächlich
dass die unvergleichbar reiche Sammlung des Marchese
Campana aus ihrem bisherigen päpstlichen Besitz zu ge-
seilter Aufstellung theils nach Petersburg, theils und
hauptsächlich nach Paris versetzt wurde, die Grundlage
eines neuen Museums zu bilden''). Ausserdem ist das
255*
256*
brittische Museum durch die Sculpturen aus Kyrene, das
kaiserlich russische durch die südrussischeu Funde berei-
chert worden, woneben man gern auch der zu Athen sich
bildenden Sammlungen") und des Vortheils gedenkt, der
durch erleichterte Abform ung wenig bekannter Sculpturen
auch den Sammlungen der Gypsabgiisse zugute kommt"1).
An erheblichen Werken der Plastik ist man aus Kreta Megara
und Athen, besonders aber durch die Statuen aus Kyrene
reicher geworden, welche zum grossen Theil aus guter
griechischer Zeit herrühren "). Eine nicht unbeträchtliche
Anzahl von Reliefdarstellungeu anziehenden Gegenstands
scheint hauptsächlich zu Athen neu gewonnen zu sein2").
Ferner sind auch verschiedene Metallfiguren -') und
manches merkwürdige Erzgeräth zum Vorschein gekom-
men2"). Ansehnliche Thontiguren kamen aus Aegina, ein
und das andre erhebliche Thonrelief in Athen zu Tage29).
Von Gemmenbildern ward ein Camee der Livia bekannt
und gepriesen3"); einige Funde von Münzvorräthen blie-
ben auch im vergangenen Jahr nicht aus3'). Was von
eingegrabenen Zeichnungen aus Cisten und Spiegeln zum
Vorschein kam, ist mehr antiquarisch erheblich als künst-
lerisch ausgezeichnet32); doch ist sowohl von dieser Seite
als aus dem Bereich alter Vasenbilder 33) und Wandge-
mälde 34) mancher schätzbare Zuwachs vernommen worden.
Unter den Mosaiken neueren Fundes sind hauptsäch-
lich zwei aus Spanien kund gewordene, Herkulesthaten
und Circusspiele darstellend, beachtenswerth '''). Von neu
entdeckten griechischen Inschriften lassen die auf Epheben
bezüglichen eines athenischen Gvmnasiums zugleich mit
mannigfacher anderer Ausbeute 36) , insbesondere auch
eine und die andre metrische "), von römischen beispiels-
weise die auf das Amt der vicomagislri und andrer Be-
zirksvorsteher bezügliche Inschrift sich erwähnen ").
(Scüluss folgt.)
I. Ausgrabungen.
') Aus Aegypten berichtet der Herr Mariette weniger über
neueste Funde als über die nachhaltigen Erfolge seiner früheren
Ausgrabungen. Vgl. Revue archeologique 18151, 1 p.337ss.
2) Die Phönicische Expedition des Herrn Renan (Rev.
arch. 1861, I p. 317 ss. 418 s. II p. 70) war von vier Hauptpunk-
ten ausgegangen. Zuerst durchforschte man die Gegend von Byblos
(Arch. Anz. S. 131*) und die des benachbarten Libanon, dann die
Gegenden von Marathus und Arados, sodann Sidon und Tyrus. Ausser
den schon früher von uns erwähnten Grabstelen aus Byblos und zwei
phönicischen Inschriften werden hauptsächlich elf bildlich verzierte
Sarkophage aus Sidon und ein grosses byzantinisches Mosaik aus
Tyrus, die zwölf Monale darstellend, als Ausbeute dieser Reise be-
achtet, welche im Allgemeinen eine vielseitige Erkundung des ph"-
nicischen Rodens und seiner Trümmerwclt zur Folge gehabt hat.
3) Aus Athen sind die neuesten Funde im Rulletlino des rö-
mischen Instituts 1801 p. 41 ss. 1311 und in diesem Anzeiger S. 169*ff.
195' ff. erörtert zu linden. Durch den mm belebten Eifer der ar-
chäologischen Gesellschaft wurden a) die Grabungen bei der Panagia
Pyrgiotissa (Arch. Anz. S. 127* Anm. 56) mit erheblicher Ausbeute
besonders von Ephebeninschriftcn und zu mehrfachem Zeugniss
fortgeführt, dass dort das Gymnasium des Ptolemäos gelegen
habe (Bull. p. 42). Später liess dieselbe Gesellschaft 6) beim Thurm
des Andronikos Kyrrhestes graben, wo eine für antik gehaltene Mauer
verleitet hatte das Prytaneion zu suchen; nach Massgabe der Funde,
hauptsachlich von Henneoköpfea und agonistischen Reliefs, schien man
auch dort auf der Stelle eines Gymnasiums sich zu befinden, auf welches
man den inschriftlichcn Namen .hoydutoi (Bull, p, 139) zu be-
ziehen geneigt ist. Auch in der Nähe des c) Dipylon bei der Kirche
Trinitä und d) nordwestlich vom Pir.ieus ward gegraben und beider-
orts manche Ausheute an Grabreliefs und gemalten Gelassen gemacht,
worauf c) neuerdings laut Rericht des Professor Husopulos in der
revtxri t<fr}utQts iij; 'EkkutSo; no. C3IT. , auch die Aufräumung
der Umfangsmauer des Olympielon mit Entdeckung der Inschrift
einer dortigen Hadrianstatue gefolgt ist.
*) Aus Griechenland wurden neue a) auf der Insel Melns
erfolgte Funde berichtet, wo in der Nähe des Theaters ein grosser
Mosaikfussboden zugleich mit erheblichen Inschriftsteinen neulich
zum Vorschein kam (oben S. 234*). Ausser noch andern dortigen
(Bull. p. 42) Funden hören wir als neulichen Zuwachs der 6) ar-
chäologischen Gesellschaft zu Athen Sculpturen aus Megara (vgl.
Anm. 25o) und Lamia, Terracotten aus Aegina (Anm. 29) und
Gefässbilder aus Kleonä erwähnen (oben S. 131* ff); ins c) brit-
tische Museum ist soeben aus Kreta die bei Gortyn gefundene Mar-
morgruppe einer Europa auf dem Stier (Anm. 256) gelangt. Auf
die durch d) französische Reisende erfolgten Ausgrabungen zu Delphi
(Anm. 17) und Pydna (Anm. 206) kommen wir weiter unten zurück.
'') Aus Kleinasien ward der Erfolg der für das monumentum
Ancyranum durchgeführten Aufräumungen nach dem römischen Bul-
lettino (p. 162. 19J. 225) schon oben S. 2 45* f. von uns be-
richtet.
6) Aus Kyrene sind die oben S. 207". 2 43* IT. genauer be-
schriebenen Mannorwerke zu Tage gekommen.
7) Süllrussische Ausgrabungen, wie sie seit mehreren Jahren
zur Auffindung griechischer Kunstdenkmäler gedient haben , werden
auf Kosten der kaiserlich russischen Regierung fortgeführt. Vgl. oben
S. 225*1.
*j Rom. Nachdem wir hier kurz wiederholten, was der Haupt-
sache nach in Henzen's Nachtrag zu unserm vorigen Jahresbericht
(S. 153* f. Vgl. AI Ig. Z. 1861 no. 177) schon beigebracht war, ver-
weisen wir noch auf die im römischen Bullettino p. 12 ss. 70 ss.
ausführlicher gegebenen Notizen über die auf Anlass a) der Eisen-
bahnbauten gewonnene antiquarische Belehrung. Ebendaselbst p. 16ss.
91 ss. ist über die 6) in vigna Rondanini an der via Appia ausge-
beuteten jüdischen Katakomben genauere Nachricht gegeben. Der
c) für Ortskunde und Bauwerke Roms neuerdings, namentlich am
Palatin und am Portikus der Octavia, geführten Grabungen gedenken
wir weiter unten (Anm. 21), und lassen übrigens zur Vervollstän-
digung dieser Notizen eine so eben aus Rom einlaufende reichhaltige
Mitlüeilung in der Beilage 1 nachfolgen.
') Umgegend Roms. Der Grabungen von Ostia Präneste
und Tibur auch Tusculum wird gleichfalls in der so eben erwähnten
Beilage 1 (no. 10— 13) gedacht.
'") In Pompeji wird unter Fiorelli's einsichtiger Leitung fort-
während gegraben; wie es heisst mit grösseren Mitteln als vorher;
doch fehlen uns seit längerer Zeit die früherhin regelmässig erschie-
nenen Berichte (vgl. unten Anm. 34). Einige neu entdeckte Häu-
ser und Wandmalereien sind im Bullettino delP Inst. p. 233 von
Dr. Lugchil, einem gelehrten Russen, beschrieben.
") Etruskische Ausgrabungen. Den bereits iin vorigen
Jahr erwähnten Ausgrabungen zu a) Falerii (oben S. 154*) sind
neuere Funde zu 6 1 Chiusi (Bulleltino p. 109) und c) Vollerra (oben
S. 228*. Bullettino p. 144) gefolgt.
'•') Aus Oberitalien ward der Fund einer antiken Silberbüste
des Apoll berichtet, welche man zu Semese bei Mndenn zwar nicht
ausgegraben, wohl aber als vergessenen und versteckten Schatz aus
einer alten Mauer hervorgezogen hat (Bullettino p. 192).
") Gallische Funde, stets zahlreich, sind a) in Bezug auf
celll.sche Grabhügel und deren Inhalt wieder aus mehreren Orten
zum Vorschein gekommen (Rev. arch. I, 1 ss. 290.491. II, 373 ss.
409 ss. Alisia ebd. I p. 195), von 6) römischen Ueberreslen kamen
Inschriften aus Frejus (Rev. arch. I p. 458) und Sie. Columbe am
rechten Rhuncufer (Bull. p. 14i), hauptsächlich aber die Allcithü-
mer der trüinmerreichen Stadt Vienne in Rede. Nachdem man
vor einigen Jahren die Spuren des alten Circus dort verfolgt hatte, ist
es neuerdings gelungen in architektonischem Zusammenhang mit dem
Augustusteinpel den erhöhten Gl'undbau der Portiken nachzuweisen,
welche in einer Rreite von 7 5 M. das altrömische Forum begrenzten
(Bull. p. 142 ss.).
") Deutschland und Nehcnländer. Von a) germanischen
Ausgrabungen ward der durch Eisenbahnbauten bei Ocbringen zu-
saminengehaiift entdeckten erheblichen Sculpturen und Inschriften,
die nebst Minervenbildern aus Stein und Erz auch die dortige alte
257<
258«
Ortsbenennung Victu Aurclii zum Vorschein brachten, in diesen Blat-
tern (S. 229* ff. Vgl. Allgemeine Zeitung no. 200) bereits ausführ-
licher gedacht; mancher andere kleinere Kund wird in dem unserm
Wunsche (Arch. Anz. 18G1 S. 128* Anni. 18) gemäss zu verhüllen-
den (vgl. Beilage 2) Gesamtbericht eine Stelle finden. Aus b) dem
österreichischen Kaiserstaat sind neuerdings keine Fundnotizen uns
zugekommen. Dagegen werden aus c) der Schweiz, seit das Studium
der Pfahlbauten ein wenig nachlässt, Ausgrabungen noch immer bald
in Grabhügeln celtischer Art (oben S. 210*), bald in Sculpturen und
Inschriften römischer Zeit uns berichtet, wie solche neuerdings in
der Nahe des Münsters zu Hasel sich fanden. Auch zu Aventicüm
ward von neuem gegraben.
'') Spanische Ausgrabungen aufmerksamer als bisher zu er-
kunden haben Dr. Hübner's Reiseberichte eine willkommene Anre-
gung und manche neue Fundnotiz dargeboten. Beispielsweise lassen
zwei grosse und wichtige Mosaike (Anm. 35) sich erwähnen, zahl-
reicher Inschriften, neuestens aus Leon (Bull. p. 252), nicht zu ge-
denken.
") Zur monumentalen Topographie. Eine regelmässig
fortschreitende Sammlung der Fundnotizen zu begründen bleibt vvün-
schenswertb; weitere Ausführungen darüber giebt unsere Beilage 2.
II. Df.nkmäler.
1T) Keisen. Von Frankreich aus ist Phönicien durch Herrn Henan
(Anm. 2), hleinasicn durch die Herren Perrot und Quillaume (Bull.
p. 130 ss. Bev. arch. II p. 323 s.), Makedonien und Thessalien durch
die Herren fjeuzey und Daumet (Rev. arch. II p. 477 ss.), Delphi
und das mittlere Griechenland durch Herrn Wegeher (Bull. p. 131 ss.)
neu erkundet worden.
") Die Bereisung Spaniens durch Herrn P.'miV Hühner
hat zunächst den epigraphischen Zwecken des akademischen 'Corpus
inscriptionum latinarum' gedient, ist aber zugleich auch einer ge-
naueren Kenntniss der in Spanien zerstreuten antiken Kunstdenkmäler
und Kunstsammlungen förderlich geworden. Eine vorläufige Notiz der
dabei gewonnenen Reisefrüchte ist theiis in den Monatsberichten der
Berliner Akademie, thcils im Bullet tino dell' Instituto (p. 104ss. 1 IG ss.
100 ss. 228) gegeben. Die in beiderlei Bezug erheblichsten Haupt-
ortc monumentaler Topographie jenes trümnierrcichen Landes sind
zu leichlerer Uebersicht auch in diesen Blättern (Arch. Anz. 1SÜ1
S. 180' ff.) zusammengestellt.
") Topographie. Für a) griechische Ortskunde steht manches
Ergebniss der oben (Ann). 17) gedachten neuesten Reisen zu er-
warten. Für die b) römische wird eine genauere Angabe der Lage
von Collatia gerühmt (oben S. 158*). Vorzugsweise erstrebt und un-
ter kaiserlichen Auspicien mit Ruhm gekrönt bleibt die so lange ver-
gebens gesuchte Oertlichkeit der gallischen Veste Aliüa, welche nun
allgemein in Alise-Sainte-Reine anerkannt wird (Rev. arch. 1 p. 490
II p. 66 ss. 09 s. 141s.).
3') Griechische Rauvverke. Den Baunerken a) Athens ist
Bötlieher's und seiner Freunde langst vorbereitete Reise gewidmet.
Aus b) Makedonien sind wir über die Funde der Herren Heuzey und
Daumet, dorisch-ionische Tempelreste und ein in Form und Verzie-
rung eigenthiimlicb.es Grabmal, beides zu l'ydna, vorläufig unterrichtet
(Anm. id).
*') Von römischen Bauwerken wurden die Kaiserpaläste des
von der französischen Begierung angekauften Palatins (Beilage 1 no.0)
und ward der bis jetzt in allzu geringer Ausdehnung erkannte Säu-
lenumgang des Portikus der Octavia (Bull. p. 201 ss.) untersucht.
Neu untersucht ward auch zu Tivoli der mächtige Bau der sogenann-
ten Maecenasvilla, der im Sinne von Tempeltrümmern des Hercules
Victor auf Anleitung alter Inschrift bereits von Nibby (analisi della
carte de' dintorni di Roma III p. 192ss.) gewürdigt worden war. Vgl.
Beilage 1 no. 12.
i:) Museo Campana. Ein Theil dieser reichsten aller bis-
herigen Antikensammlungen , deren Besitz die päbstlicbe Regierung
den Zeitumständen zum Opfer brachte, ist dem Vernehmen nach für
den Preis von 120000 Scudi, hauptsächlich Marmore Vasen und Bron-
zen enthaltend (vgl. Beilage 3 ) , nach Petersburg verkauft worden,
worauf der noch übrige ungleich grössere Denkmälervorrath, überaus
reich hauptsächlich an Terracotten Vasen und Goldschmuck, für den
Kaufpreis von 812000 Scudi nach Frankreich gegangen ist, um einem
neu zu gründenden Musee Napoleon 111 als Kern und Grundlage
zu dienen.
") Museen. Der o) ins brittische Museum gelangten Sculp-
turen aus Kyrcne ward oben Anm. 0 , der Vermehrungen des Mu-
seums zu b) Petersburg durch Vasen und Metallgerälh aus südrussischen
Funden oben Anm. 7 gedacht. Hieneben ist mit besonderer Be-
friedigung die rasch anwachsende Sammlung c) der archäologischen
Gesellschaft zu Athen (oben S. 231* ff.) zu erwähnen, von wo aus
auch der legi. Privatbesitz antiker Gegenstände neuerdings (S. 176* ff.
Garten der Königin) uns näher bekannt ward.
") An Gypsab gössen wurden neuerdings hauptsächlich die
Sammlungen zu Berlin und Bonn planmässig bereichert, namentlich
auch durch die aus spanischen Originalen an beide Orte gelangten
Abformungen der Statue des Hypnos (Denkm u. F. CLVTI) u. a. m.
*'') Statuarisches. Aus a) Griechenland vernahmen wir den
Fund einer archaischen Apollostattie (ausMegara: Bull. p. 4 4 s. Vgl.
oben S. 249*), einer Gruppe des Pan und Eros (aus Melos: Bull.
p. 45 s.; oben S. 231*) und noch mancher andern Sculptur (Bull,
p. 141; oben S. 231*). Eben wird auch aus dein britlischcn Mu-
seum der Fund einer aus b) Kreta (Anm. 46) dort angelangten fast
lebensgrossen Marmorgruppe, eine vom Stier getragene Europa dar-
stellend, uns milgethcilt. Nach Herrn Ncvvton's Urtheil ist diese
Gruppe erst späten Ursprungs und die Ausführung des Stiers, der
den archaischen Münztypen von Gortyn entspricht, besser als die der
Frau. Den reichhaltigsten neueren Zuwachs statuarischer Werke ge-
währten die aus c) Kyrene ins brittische Museum versetzten Mannor-
vverke (oben S. 207*. 243* ff.).
") Reliefs. Was über Reliefdarstellungen neueren Fundes,
hauptsächlich aus Athen, uns berichtet ward, scheint mehr antiqua-
rischen als artistischen Werth zu haben. Wir erfahren von man-
chem «) auf Athena bezüglichen Votivrclief, von denen eines den
schlangenleibigen Kekrops (Arch. Anz. S. 1 57*), ein anderes die ganze
Gestall der Göttin von Schlangen umwunden (ebd. S. 234*) zeigt.
Zu dem wie es scheint erheblichen Zuwachs an 6) agonistischen Re-
liefs (Bull. p. 1 36s.) gehört vermuthlich auch eines, welches geflügelte
Ephebcn mit Gefässen darstellt (Arch. Anz. S. 231*. Vgl. Annali 1801
p. 121). Auch manches eigentümliche c) griechische Grabrelief
(Bull. p. 140 s. Arch. Anz. S. 172*) und d) einige etruskische Sar-
kophage mit vorzüglichen Reliefs (Arch. Anz. S. 192*) sind neu ent-
deckt worden.
JT) Metall figuren. Ein Brustbild des Apollo aus Silber, einen
halben Palm hoch, ist in Modena zum Vorschein gekommen (Anm.
12). Erhebliche Erzliguren neuen Fundes fanden wir nicht er-
wähnt; aus Besancon (Rev. arch. II p. 377ss.) ward unter andern
ein Morpheus erwähnt.
2S) Erzgeräth. Als erhebliches Erzgeräth wurden die zu
Athen aufgefundenen runden Abstimmungstäfelchen (Arch. Anz. S. 123*1.)
und eine gastliche Tessera mit Inschrift (Rev. arch. II p. 169ss.)
besprochen; der neu zum Vorschein gekommenen eisten und Spiegel
gedenken wir weiter unten (Anm. 32).
") Terracotten. Die gedachten ansehnlichen Thonfigurcn
aus Acgina sind bacchischen Inhalts (Bull. p. 141 s.); sie wurden
uns aus Athen zugleich mit einem schwarzen Gefäss aus Megara ge-
nannt, welches auf seinen vier Seiten dos Bild der athenischen Burg-
göttin in Relief wiederholt (oben S. 232*). Auch eine ebendort er-
wähnte Lampe mit agonistischem Relief (oben S. 161*) und manche
andre im Bullettino (unten S. 265*) erwähnte, verdient Beachtung.
J") Gemmcnbildcr. Als ein Camee ersten Ranges ward ein
aus dem Museo Campana nach Petersburg versetztes Brustbild der
Livia (vgl. Beilage 3) genannt; von älteren Gemmenbildern kam ein
fragmentirter schöner Camee, der aus Tischbein's (Arch. Anz. S. 236*)
Besitz jetzt in der Sammlung zu Berlin sich befindet, in Rede, des-
gleichen ein bärtiger beflügelter Kopf, schwerlich der eines Schlaf-
gotts (oben S. 76*), aus der Sammlung des Herrn Bartels.
") Münzfunde. Ein Schatz römischer Familienmünzen aus
Palombara (Arch. Anz. S. 159*) kam in Rom, mancher andre
bedeutende Münzfund in Frankreich zum Vorschein, darunter vier-
tausend massilische Münzen und mehrere Münzvorräthe celtischen Ge-
präges (Rev. num. p. 332).
") Graffiti etiuskischer Cisten und Spiegel sind aus der
ersten dieser Kunstgattungen mehrfach zum Vorschein und auch zur
Oeffenllichkeit (Arch. Anz. S. 187* f. 237*f. Mon. dell' Inst. VI, 54.
259*
260*
55) gekommen. Die Auffindung etruskischer Spiegel hört nicht auf;
doch kam sie neuerdings den Funden früherer Jahre nicht gleich,
von denen übrigens ein und der andere überschätzte (vgl. Arch. Anz.
S.206" über Orpheus und Lynkeus) auszuscheiden sein dürfte. Ein
römischer Spiegel mit Bildniss des Nero, doch wol in Relief, ward
in der Normandie gefunden (Rev. arch. I. p. '.'52).
") Vasenbi lder. Das sehr altertümliche Bild einer an-
sehnlichen Amphora aus Melos ward zu Athen durch Conze hervor-
gehoben, der es abbilden und erläutern will (Arch. Anz. S. 175*).
Ebenfalls aus Athen ward das Troilosbild einer flaschenförmigen In-
schriftvase mit dem Künstlernamen Timonidas uns erwähnt (Bull,
p. 46 s.). Etwanige untentalische Vasenfunde werden erst später zu
unserer Kenntniss gelangen.
") Wandgemälde. Als neu entdeckt zu Pompeji werden ver-
schiedene anziehende Gemälde erwähnt (Bull. p. 233 ss.): ein ste-
hender Hermaphrodit mit gesenkter Fackel, in dessen Umgebung
baccbUche Figuren dem Liebesgott gesellt musiciren; ferner ein Her-
kules spinnend bei Omphale und deren Gefährtinnen, Europa auf
dem Stier, Luna bei Endymion, ein stattliches l'arisurtheil , zwei
räthselhafte Adonisbilder, eine Victoria auf deren Schild ein S. C.
geschrieben steht, endlich ein vom Berichterstatter ausführlicher
besprochenes Bild, die von Dionysos im Schlaf aufgefundne
Ariadne darstellend und an das meistens auf Zephyrus und Flora
gedeutete Wandgemälde erinnernd. Das gedachte Bild entspricht die-
sem letzteren auch in der am Haupt Ariadnens stehenden, sonst für
die Nacht gehaltenen, hier jedoch thätig mitwirkenden und einen Stab
haltenden Flügelgestalt.
3') Mosaike. Anziehende Mosaikdarstellungen beträchtlichen
Umfangs sind neuerdings hauptsächlich aus Spanien durch Dr. Hüb-
ner uns kund gewurden : das zu d) Barcelona entdeckte mit Cir-
cusspielen (archäologischer Gesellschaftsbericht vom 4. Februar d. J.)
und ein kleineres aber inhaltreiches 6) der Villa Loring bei Malaga,
darstellend den Herkules inmitten seiner zwölf Thaten, im unteren
Bild einen Flussgott und unter demselben eine auf Alcestis gedeutete
Scene (Bull. p. 170 s.). Aus e) Hom ward ein bei Tor de' Schiavi
entdecktes Mosaik , Kopfbilder der vier Jahreszeiten darstellend, er-
wähnt (Bull. p. 85). Ein sehr ausgedehnter Mosaikfussboden ward
auch aus d) der Insel Melos (oben S. 134*), ein stark zertrümmer-
ter und grösstenthcils noch verschütteter aus e) Lyon (Bull. p. 244),
letzterer mit der Bemerkung angezeigt, dass aus den Fragmenten
auf vorgespannte Löwen oder andre reissende Thiere sich sekliessen
lässt.
") 'Griechische Inschriften. Epbebeninschriften und In-
schriften von Bildnisshermen fanden bei den neuesten athenischen Ausgra-
bungen (Anm. 3a) in reichem Masse sich vor; auch an Kiinstlerinschrif-
ten neuen Fundes (Bull. p. 138 s. oben S. 171*) ist kein Mangel.
Eine agonistische Inschrift vereinigt mit den Repräsentanten der zehn
Phylen des Sophokles Nachkommen Jophon (Bull. p. 137), und noch
manche andere wichtige Inschrift ward in Alben sofort bekannt ge-
macht (Anm. Gl). Neuerdings weiter aufgedeckt durch französische
Reisende ist auch die griechische Version des monumentum Ancy-
ranum (oben S. 245* f.) erhalten worden.
3:) Metrische. Hier mag a) die von Herrn Guidi neulich
bei Rom ausgegrabene metrische Grabscbrift eines Epikureers einge-
reiht werden, die wir nach A. Kiessling's Lesung dem römischen Bul-
lettino p. 38 entnehmen:
<Pq6vti£' iwg Cfjf tö; xciXiZs TCKfrjOtat
Kiu £rjoov üjc fjjs* OKKATii yc'cg ovx e%lts
Ov nvQ ävüxpai oviSt ditnvrjocti xaXwg-
'Eyu> Xtyto aoi juvzcc nüvte. neiQÜacis'
'Evjlvtfiv ovd't'ig änoCIuvuiv {yitnuca.
Auch die metrische Grabscbrift eines 6) zu Frejus (Rev. arch. I
p. 371) gefundenen mit vorangestellter lateinischer Grabscbrift versehe-
nen Steins mag hier eine Stelle finden; sie lautet nach Herrn E. Mil-
ler's (ebd. II p. 10) Lesung wie folgt:
Töv ratfov fjQydCorro yiQccioripot;- 6 u*£ ^/«('ueov
Nrjniov ih'iißoJ.rjo' kmitulg xXCftatt.
Zvyysvils ytvdai 7£ bfiov ov iVntipav edenf/uv
rä'Cov. ,il [teQOTiüiV D.nidiq ov /uoviuoi.
38) Römische Inschriften. Allerlei neue Inschriftfunde
verzeichnet das Bulleltino (p. 255). Inschriften gallischen Fundorts
wurden hauptsächlich aus Frejus (Rev. arch. I p. 371. 458 II p. 10),
die spanische einer bisher unbekannten Gottheit (Deo Vagodonnaego)
aus der Provinz Leon bekannt (Bull. p. 252 s.); auch allerlei neue
Ausbeute aus Algerien kam zur Sprache (Rev. arch. I p. 253).
Aller Beachtung werth sind auch die aus Oehringen herrührenden
durch den allen Ortsnamen und consularisches Datum anziehenden
Inschriften (Anm. 14«).
II. Beilagen zum Jahresbericht.
1. Neuestes aus Rom.
(Zu Anmerkung 8.)
1. Im Frühlinge 18G1 wurde beim Aufbau eines
Hauses in der Via di portü Ptnciona ein schöner Fuss-
boden aus buntem Marmor gefunden, ohne dass jedoch
weitere Ausgrabungen sich daran geknüpft hätten.
2. Im Laufe des verflossenen Sommers wurde in
der unterhalb Araceli das Capitol übersteigenden Via di
Marforio das Strassenpflaster tiefer gelegt, und kamen
dabei an der dem Trajansforum zugekehrten Seite der
Strasse Grundbauten von Häusern, Thürschwellen, hie
und da Säulen zum Vorschein, welche bezeugen dass
eine alte Strasse hier denselben Gang einhielt. Herr
Rosa hat es übernommen, die Sache im Bullettino zu be-
sprechen.
3. Die Ausgrabungen Guidi's bei den Antoniuiani-
schen Thermen und vor Porta Portese wurden zwar fort-
gesetzt, jedoch ohne erhebliche Resultate, denen schon
die ungeheure Erdmasse, welche dort auf den Ruinen
lastet, hindernd im Wege steht.
4. Die Eisenbahnbauten und die durch dieselben
veranlassten Entdeckungen sind im Bullettino 1861 wie-
derholt besprochen, namentlich von Herzog p. 12ss. und
Rosa p. 70ss. Sehr zu bedauern ist, dass die vermuthliche
Via Apjtiu durch Wegräumung des damals aufgedeckten
Theils ganz wieder verschwunden ist.
5. Bei der Anlage des Bahnhofes in Villa Negroni
wurde der Servianische Wall durchbrochen, und
man erkennt jetzt ganz deutlich dessen Grösse und Aus-
dehnung an der ganz reinen, aufgeschütteten Erde, die
ihn bildet, an der zu beiden Seiten die Schichten späte-
rer, mit Schutt gemischter Erde emporsteigen. Von
Steinbauten, wie sie die Servianische Mauer an den HU-
gelabhängen, z. B. am Aventin, bildeten , ist hier keine
Spur.
6. Seit dem Beginne des Winters hat Herr Rosa
am P(i?<ifii» in den Farnesianischcn Gärten seine syste-
matischen Ausgrabungen eröffnet, die zunächst durch die
Notwendigkeit sehr gehemmt waren, sich durch Anlage
eigner Wege die Möglichkeit für die Fortschaffung des
Erdreichs zu schaffen. Einerseits begann er damit, die
grossen, tief in den Berg sich hineinziehenden Ziegelge-
wölbe auszuräumen und zugänglich zu machen, wobei
einige Doppelbüsten, ein kleiner Gewandtorso und ein Stück
Fries von nicht geringer Arbeit gefunden wurden; andrer-
261 =
262*
seits grub er an dem dem Circus maximus zugewandten
Abhänge einen grossen, rings mit Stufen und Nischen
umgebenen Saal aus, von dem freilich nicht viel mehr
als die Grundmauern erhalten sind. Nahe dabei in der
Richtung der sogenannten Bäder der Livia war gleich zu
Anfange ein schöner Fussboden aus buntem Marmor ent-
deckt worden, der offenbar einem prachtvollen Saale an-
gehörte, da die Wände rings umher mit Giallo antico be-
legt sind. Ganz neuerdings ist in sehr bedeutender Tiefe
dicht vor der vom Titusbogen nach dem Kloster S. Bo-
naventura führenden Strasse antikes Pflaster gefunden
worden, welches nach Herrn Rosa's wohl unzweifelhafter
Vermuthung dem alten auf den Palatin führenden Clivus
angehörte.
7. Im Hofe des Palazzo Valentini auf Piazza
SS. Apostoli wurden nicht unbedeutende Trümmer ge-
funden, welche dem Traj an us-Tempel angehört ha-
ben. Es werden namentlich auch Architekturstücke aus
Basalt erwähnt.
Ueber alle gedachten Ausgrabungen hat Herr Rosa
dem Bullettino sorgfältige Berichte verheissen, die leider
bis jetzt durch seine grossen Palatinischen Arbeiten sich
verzögert haben.
8. In der sogenannten Villa der Quinctilier bei
Roma vecclüa auf der via Appia grub ein gewisser Ga-
gliardi; eine antike Oelpresse und Oelreinigungsanstalt
ist das einzige bedeutendere Resultat dieses Unterneh-
mens, das jetzt an der via Latina, etwa 4 — 5 Miglien von
Rom fortgesetzt wird. Die gefundenen Inschriften sind
ohne Bedeutung; auf einem fragmentirten Grabdenkmale
sind Phaleren abgebildet.
9. In den Katakomben gehen unter de Rossi's kun-
diger Leitung die Ausgrabungen stetig weiter, ohne dass
hervorragende Resultate augenblicklich vorlügen.
10. In Ostia wurden im verflossenen Winter die
Thermen und das Mithrasheiligthum weiter ans Licht ge-
fördert; auch sind im laufenden Jahre die Arbeiten wieder
aufgenommen; doch liegen bedeutendere Entdeckungen bis
jetzt nicht vor.
11. Auf Tusculum Hess der Fürst Aldobrandini im
vorigen Sommer die sogenannte Villa di Cicerone von
Schutt und Erde befreien, wobei es sich mehr und mehr
herausstellte, dass die dieselbe bildenden grossen Gewölbe
und Mauerreste die Unterbauten einer vorspringenden
Piazza sind, wofür sie Rosa stets erklärt hatte. Schöne
Reticulatmauern bilden an der Seite eine fortlaufende Cel-
lenreihe, die sich auch hinten, zum Theil in älterer Con-
struction, fortsetzt.
12. In Tivoli machte der Architekt Thierry von der
französischen Akademie unter Rosa's Aufsicht einige Aus-
grabungen bei der sogenannten Villa des Maecenas zum
Zwecke einer Restauration dieses Gebäudes. Es bestätigte
sich dabei durch eine an ihrem Platze gefundene In-
schrift, dass dasselbe in der That der Tempel des in
Tibur so berühmten Hercules victor ist, dessen An-
lage ziemlich klar erkannt werden konnte [Vgl. Anm. 21]. —
Früher war unterhalb Tivoli eine Statue des Aesculap
gefunden worden.
13. In Praencste gehen die Ausgrabungen unter der
Hand fort, wie nicht selten neu auftauchende Cisten be-
weisen, von denen wiederum eine ungewöhnlich grosse
heimlich erwähnt wird.
Rom 1. Februar 1862. W. Henzen.
2. Zur monumentalen Topographie.
(Zu Anmerkung 10.)
Die Notizen antiquarischer Ausgrabungen zusammen-
zureihen erscheint als das undankbare Geschäft einer
müssigen Neugier, sofern es nicht dem leitenden Gesichts-
punkt monumentaler Ortskunde unterliegt; wo es aber ge-
lingt, unsere Karte der alten Welt bald durch Münz- und
Inschriftfunde, bald durch die Nachweisung anderer die-
sem und jenem klassischem Boden entzogener Denkmäler
zu vervollständigen, ist die darauf verwandte Mühe nicht
ganz gering anzuschlagen. Eine archäologische Karte, zur
Aufnahme aller durch Denkmälerfunde erheblichen Orts-
namen bestimmt, ist meines Wissens bis jetzt nur für die
Münzkunde vorhanden, und ausserdem höchstens noch für
die Inschriftkunde einzelner Landschaften versucht wor-
den. Auch ein litterarisches Repertorium aller Denkmä-
lerfunde der klassischen Welt bleibt, da Oberlin's Arbeit
(1790) veraltet und auch der betreffende Abschnitt von
Müller's Archäologie (§. 251 ff.) sehr dürftig gehalten ist,
trotz dem grossen vorhandenen Material ein noch nicht
in Erfüllung gegangener Wunsch. Meine seit dem Jahr
1823 fast ununterbrochen — erst in Schorn's Kunstblatt
(vgl. hyperboreisch -römische Studien I 1833), dann im
Bullettino des römischen Instituts, späterhin in der
hallischen Litteraturzeitung, und endlich in diesem ar-
chäologischen Anzeiger — geführten Ausgrabungsberichte
sind als Materialieusammlungen für jenen einleuchten-
den Hauptzweck einer monumentalen Topographie des
klassischen Alterthums zu betrachten und dürfen, wenn
dieser Zweck nicht ganz unwichtig erscheint, der Theil-
nahme aller derer empfohlen werden, welche in ihren
Wohnsitzen Gelegenheit haben dafür mitzuwirken. Bei-
träge solcher Art finden jedoch nur aus wenigen Orten
sich regelmässig zusammen, und es möchte daher der vor-
liegende Anlass geeignet sein, einige dahin einschlagende
Wünsche neu auszusprechen.
Eifrig bemüht um Ausgrabungsberichte bleibt von
Rom aus das Institut für archäologische Correspondenz,
dessen Bullettino bei jedem Jahresschluss einen lehrrei-
chen Ueberblick der von ihm herausgegebenen Berichte
zu liefern im Stande ist und eine Reihe von Jahren hin-
durch auch zu Neapel eifrige und lehrreiche Nachfolge
fand. Eben hat jenen römischen Berichten auch von Pe-
tersburg aus der Anfang regelmässiger und von Her-
ausgabe der Denkmälerfuude begleiteter Ausgrabungsbe-
richte sich beigesellt, woneben eine planmässig angelegte,
in topographischer Ordnung verfolgte, Chronik der Funde
des österreichischen Kaiserstaats zu Wien bereits seit
längerer Zeit besteht. Ungleich weniger aber ist aus
andern Gegenden einer vormaligen griechischen oder rö-
mischen Bevölkerung zur Feststellung neu gewonnener
archäologischer Thatsachen und Funde uns kund gewor-
den. Was in manchen Geschichtsvereinen Deutschlands
und Frankreichs dafür geschieht , bleibt allzu zerstreut
und vereinzelt um ohne eine ordnende Hand als baarer
Gewinn betrachtet werden zu können. Eine antiquarische
'E<prltttiQig für die Funde Athens, ein 'Bullettino Napo-
letano' für die Entdeckungen Unteritaliens, eine 'Revue
Africaine' für die römischen Ueberreste Algeriens sich zu
verschaffen, entschliesst man sich leichter als es ausführ-
bar erscheint die Ausgrabungen deutscher und französischer
Provinzialschriften sämtlich einzusehen und zu erschö-
pfen. Es drängt daher der Wunsch sich auf, übersicht-
liche Jahresberichte über die antiquarischen Funde
des vormals römisch bevölkerten Nordens veranlassen zu
können, und allerdings scheint dies ein Leichtes zu sein,
263*
264'
wenn thätige Geschichtsvereine oder eifrige Alterthums-
freuude dafür mitwirken wollen.
Frankreich betreffend, so ist die Fülle und Wich-
tigkeit dortiger antiquarischer Entdeckungen hinlänglich
bekannt und in diesen Blättern auch oftmals neu betont
worden (vgl. Arch. Anz. 1860 S. 23* f. u. a. m.). Ein-
zelne Notizen darüber erscheinen in der 'Revue archeo-
logie|ue' und in dem 'Bulletin de la societe des anti-
quaires de France', vermuthlich auch in Provinzialschrif-
ten, welche nicht zu uns gelangen; dagegen fehlt ein
Gesamtbericht jener Entdeckungen, wie man ihn zunächst
von der eben gedachten Societät erwarten könnte, aber
auch jedem einzelnen Alterthumsfreund, der ein solches
Bedürfuiss ius Auge fasste, aufrichtig danken würde.
Erwägt man überdies, welche Aufopferungen die franzö-
sische Regierung gerade im gegenwärtigen Zeitpunkt für
eine Karte des alten Galliens einsetzt und welchen Eifer
die Akademie der Inschriften in Commissionsberichten
über die nationalen Alterthümer Frankreichs bewährt (Re-
vue archeol. 1861, II p. 227ss.), so scheint es fast unver-
meidlich, dass mit der Zeit auch ein officieller Ge-
samtbericht über die antiquarischen Funde des alten Gal-
liens zu regelmässiger Ausführung kommen werde.
Aus deutschen Landen sind uns die Jahrbücher
der Alterthumsfreundc am Rhein und im Moselland (Bonn
Mainz und Trier) ein dankenswerther Beweis, wie umfang-
und inhaltreich die Ausgrabungsberichte des vaterländischen
Bodens sich sammeln und fortführen lassen. Andre Ver-
einsschriften mögen vielleicht ein gleiches Ziel verfolgen,
ohne dass ihre Schriften hinlänglich verbreitet oder rasch
genug abgedruckt werden, wie denn auch selbst die von
der kaiserlichen Akademie ausgehenden, topographisch
geordneten, 'Beiträge zur Chronologie der archäologischen
Funde' des österreichischen Kaiserstaats (Archiv für Ge-
schichtsquellen XXIV, 2) bis jetzt nur das Jahr 1858 er-
reichen. Es lag demnach nahe, bei unserm Verzeichniss
der uns bekannt gewordenen Ausgrabungen den Wunsch
auszusprechen, dass die zerstreuten römischen Ueberreste
Deutschlands mit Inbegriff des österreichischen Kaiserstaats
der Fürsorge des Gesamtvereins deutscher Geschichtsfor-
schung zum Behuf regelmässiger Buchführung empfohlen
werden möchten. Ein im vorigen Jahr (S. 128* Anm. 18)
von uns geäusserter Wunsch dieses Inhalts ist zu unserer
Freude von einem unserer achtbarsten Alterthumsforscher,
Herrn Archivsceretar Dr. Grotef end zu Hannover, dem vor-
gedachten Gesamtverein für deutsche Geschichtsforschung
empfohlen worden und hat in dessen vorjähriger Versamm-
lung zu Altenburg erwünschte Gewährung gefunden, de-
ren Ergebnissen wir nun verlangend entgegensehen.
E. G.
III. Neue Schriften.
Monumenti dell' Instituto di corrispondenza archeo-
logica per l'anno 1861. Volume VI tavola XLIX — LX.
Roma 1861. fol.
Enthalten wie folgt: Taw. XLIX — Ulli. Sepolcro a stucebi e
pitture di Via Latina [Das zweite der von Fortunati entdeckten Grä-
ber]. — LIV. Prima cista con iscrizioni [aus Palestrina, vom Han-
delsministerium in Born angekauft]. — LV. Seconda cisla con iscri-
zioni [aus Palestrina; jetzt im k. Museum zu Berlin]. — LVI. 1 — 3.
Nascita di Minerva. 4. Ercole c Nesso [Ein Spiegel und zwei Va-
sen der Campana'schen Sammlung]. — 1. VII 1. 2. Terrecotte di Mc-
los [Orestesdarstellungcn im Besitz der Uli. Bbusopulos und kom-
nos]. 3. 4. Testa di marmo [Jnba II] ritrovata in Atcne. —
LV1II. Divinita riunite nell' Olimpo [Zwei Vasen etruskiseben Fund-
oris, 1. friiber in Depoletti's Besitz; 2. im Museum Campami]. —
LDL Gruppo sepolcrale eeretano [Das sogenannte Lydiscbe Monument
des Campanascbcn Museums]. ■ — LX. Gruppo sepolcrale cbiusino
[desselben Museums].
Annali ihm.' Instituto ecc. per l'anno 1861. Roma
1861. 8vo. 419 pagg.
Enthalten wie folgt: I. VIAGGI. Ilappnrto d'tin viaggio fatto
nella Grecia nel 1800 (taw. d'agg. A — F): A. Conze, A. Michaelis,
p. 5— «0.
II. MONUMENTI. a. Architetluru: Serondo sepolcro sco-
perto sulla via Latina (Mon. vol. VI, law. XLIX — LIII, tav. d'agg. I):
A. Petersen, p. 100 — 242. — Sulla grande scalinata de' Propilei
dcll' acropoli d'Atene (law. d'agg. K c L) : 8. Jtanoff, p. 275 — 293.
Tenne d'ltalica (tav. d'agg. B u. de los Hins, p. 375— 379.
b. Scultura: Base trisogolarc agonistica d'Alenc (tav. d'agg. G):
J'. Perranoglu, p. 112 — 122. — SarcofagO con rappn-si-ntanza delle
Mose esistente nella cattedralc di Palermo (tav. d'agg. II): F. It'iV-
seler, p. 122 — 133. — liitornu ad on bassorilievo ateniese rappre-
sentante una triere (tav. d'agg. M, no. 2): O. Meinen, p. 327 — 330.
— Ristanra d'una statuetta di Satiro (tav. d'agg. N): A. Conze,
p. 331 — 333. — Statuetta di Minerva l'arlbenos (tav. d'agg. OP):
A- Conze, p. 334 — 340. — Bassorilicvo con epignife greca prove-
niente da Filippopoli (tav. d'agg. S): L. Bruzza, p. 380— 388. —
Mnnumento ctrusco (Mon. vol. VI, tav. LX): II. Brunn, p. 404 —
409. — Due iigure etrusebe (taw. d'agg. T): H. Brunn, p. 409 —
412. — Testa di Giuba II (Mon. vol. VI, tav. LV1I, 3. 4): H. Brunn,
p. 412 — 413. c. Bronzi graffiti: Ciste pienestinc con epigrati
(Mon. vol. VI, taw. LIV e LV): R. Garrucci, p. 151—177. d. Ter-
recotte: Oreste ed Elettra (Mon. vol. VI, tav. LVII): A. Conze,
p. 340 — 348; giunta: 11. Brunn, p. 348 — 351. — Monumento
etrusco (Mon. vol. VI, tav. LIX): H. Brunn, p. 391 — 404. e. Pit-
tura rasculare: Divinita riunile nell' Olimpo (Mon. vol. VI, tav. LVIII):
F. G Welcher, p. 293 — 298. — La naissance de Minerve. Her-
cule et Nessus (Mon. vol. VI, tav. LVI): J. Roulez, p. 299— 321.
f. Numitmatica; Medaglie ineditc (tav. d'agg. O): A. Postolacca,
p. 352—355. — Tre medaglie del Chersoneso (tav. d'agg. M, no. 3
— 5): P. Becker, p. 365 — 374. g. Epigrafiu: Sülle tavolc trion-
fali ßarberininne : G. Henzen, p. 91 — 10t). — Frammento delle tavolc
trionfali capilolinc: G. Henzen, p. 106—113. — Inscriptioncs Asia-
nae Graccae et Lalinae a Mordtmanno descriplae: A. Kirchhoff,
p. 177 — 189. — Iscrizione greco-fenicia d'Alene ('.av. d'agg. M,
no. 1): .4. Hhusonulus; C. Wmhsmulh; G. Gildemeister, p. 321
— 327. — Tessere giudiziali (tav. d'agg. M, no. ti) : .4. S. Hhu-
sopulos, p. 388 — 390.
III. OSSERVAZIONI. Osservazioni numismatiebe sopra aleune
delle medaglie urbiclic edite da IL P. Borrcll: C. Cavedoni, p. 134
— 150. — L'orneoscopia nella mantica di Delfo: C. Boettither,
p. 243 — 257; F. IVieseler, p. 356 — 365. — Sul signilicato de'dadi
c delle mani nei sepolcri dcgli antiebi (articolo secondo): 1. 1. Bach-
ofen, p. 257—275; giunta. //. B., p. 414 — 415.
Iliezu die TAVOLE D'AGGIUPvTA wie folgt : A. Ginnone, ter-
racotla trovata ad Argos ed esistente al r. Museo di Berlino.
B. 1. Quadriga, rilievo a Delfo. 2. Acbillc strascinunte il corpo di
Etloie, rilievo di Tegca. C. Pietra scolpila da quattro lau, a Sparta
D. Ilioscuri, bassirilievi di Sparta. ¥.. 1. Stalua arcaica, trov. in
Orcotneno. 2. Testa trov. a Delfo. 3. Iscrizione di Orcomcno.
F. Piante di Midea, Lerna, Asca c Pilaris, e muro a Delfo. G. Base
trianguläre agonistica d'Alene. IL Sarcofago rappr. le Muse , oai-
stcnle nella catledrale di Palermo. I. Arcbitettura del seeundo se-
polcro scoperto sulla Via latina. K. L. La grande scalinata de' Pro-
pilei dcll' acropoli d'Alene. M. 1. Iscrizione fenicia, trov. iu Atcne.
265*
266*
2. Bassorilievo atcniese rappr. una triere. 3 — 5. Tre medaglie del
Cbersoneso. 0. Tcssera giutliziale. N. Satiro, statuetla e rilievo
esistenti al Museo Vaticano. 0. P. Staluelta di Minerva Parlhenos,
trov. in Atene. Q. Medaglie inedite. H. Terme d'ltalica. S. Bas-
sorilievo votivo di Filippopoli, esistente a Moncalieri. T. I. Sla-
tuetta di domia elrusca, esislente presso i! sig. Bucci a Civitavcc-
cbia. — 2. 3. Figurina di bronzo con iscrizione elrusca.
Bollettino dell' Instituto ecc. per l'anno 1861. Roma
1861. 8vo. 255 pagg.
Enthalt wie folgt : I. SCAVI E V1AGGI. Scavi d'Alene (Pervanoglu)
1 3G — 1 42 ; — della Grecia (Peruannylu) 4 1 — 47; — di Delfo ( Wescher)
131 — 135; — di Pydna (Desjardins) 129 — 131; — di Vienna e di
Lione {Mimers) 142—144; — di Volten a (Cinci) 144— ISO; —
di Cbiusi (Mazzelli) 209—210; di Pompei (Lugebit) 233—240; —
della via ferrata di Civitavccchia (Hosa) 70 — 75; — di Villa Ne-
groni (Herzog) 12 — 10; — di Vigna Rondanini [Visconti) 10—22;
(Herzog) 91 — 104. Viaggi nell' Asia minore (Perrot) 101 — 105;
193 — 19S; 225—227. — Antiehitä della Spagna (Huebner) III Va-
lencia e Murcia 22—32; IV Museo Despuig 1 0 i — 111; 110— 120;
V Andalusia 166—177; 228-233; 245—249.
II. MONUMENTE a. Archilettura: Purtico di Oltavia (A. Pel-
legrini). 241 — 245. b. Scuttura: Statua di Minerva in Atene
(C'onse) 36; — bassorilievo ateniese: adorazione di Minerva (Conze)
36; — arcaico: di Giovc (Brunn) 86; — Tiche e Plutos (Friede-
richs) 67; — Satiro del Museo Vaticano (Brunn) 65; — Satiro
del sig. Fortunati (Brunn) 65; — Bassorilievi della Villa Medici
(Brunn) 34; — ara ltondanini (Petersen) 83; — disco di marmo:
Ercole con ramoscello (Petersen) 68; — urna vulterrana: combat-
timento tra Itali e barbari (Brunn) 30; — urna etrusca: Laio ed
Edipo (Brunn) 10; — busto votivo d'Apollo (Ciwedoni) 192; —
di Cicerone (Huebner) 150 — 152. c. Bro'nxi, ori ecc: Figurina
di bronzo del sig. Saulini: Giove (Brunn) 85; — rnanico di bronzo:
Aiace furente (Petersen) 66; — anello d'ambra (Brunn) 66; —
laminetta d'argento mitriaca (Magnussen) 11. d. Pielre incise:
Gemma con Giove seduto in trono (Lovntti) 38; — Pasta: Amore
e Psicbe (Petersen) 68. e. Oyelli d'osso: Tessera gladiatoria
(Henzen) 152; — tcatrali (Huebner) 128. f. Terrecotte: Forma
di stueco: Anliteatro Flavio (Pellegrini) 33; — lucerna bacchica
(Brunn) 65; — cid ritratto di L. Vero (Pellegrini) 37; — cir-
cense (Henzen, Detlefsen) 69; 82. g. Pitlura vasculare: Vaso
della Criinea: Arpia (Brunn) 86; — vasi antiebissimi di Milo
(Conze) 9; — greci: di Timonida: Acbille e Troilo (Pervnnoglu)
46 — 47; — d'Atene (Michaelis: Brunn) 34. 47; — del M. Cain-
pana: giudizio di Paride e D.done (Brunn) 67 — 69; — cbiusino:
Cecrope (Conze) 36; — nei Musei di Parigi e di Londra (Conesta-
bile) 210 — -218. h. Musaici: di Tor de'Scüiavi: le stagioni (Pe-
tersen) 85; — di Reims (Desjardins) 113 — 116. i. Pitlura:
Mercurio e Calisso (Petersen) 84. k. Numismalica: Ripostiglio di
Carrara (Mommsen, Cavedoni) 78 — 80: 124 — 126; — denario di
Valerio Aciscolo (Remedi) 126—128; ripostino di Palombara (Det-
lefsen) 65", — quinario di M. Catone (Cnslellani) 80; — moneta
de' Lacedemonj (Cnvedoni) 111 — 112. f. Epbjraßu: Iscrizione
greca (Garrucci) 8; 65; — Iscrizioni epicurce greche e latine
(Qarruccl, Messung) 37 — 38; — greca dell' Apolline cumeo (Gar-
rucci) 11; — iscrizioni latine dell' Asia minore (Henzen) 120 —
12 4; — Postilla all' iscrizione de' propilei eleusinj (Cavedoni) 64;
— di Leone (Guerra) 252 — 253 — iscrizione di Lione (Henzen)
10; — corfiniese (Garrucci) 38; 39; — di Furlo; Trasacco (Gar-
rucci) 40; — dei Marsi Aniates (Garrucci) 39 — di Saturnia
(Garrucci) 11; — di Mesa ( Detlefsen) 10; — di Palestrina (Gar-
rucci) 8; — eippi terminali dell' Anio vetus (Garrucci) 39; —
Iscrizioni della via latina (Detlefsen) 81; 249 — 252; — di porta
Maggiore (Detlefsen) 84; — di s. Alessandro (Garrucci) 38; —
del pago Gianicolense e di Trastevere (Detlefsen) 48 — 63; 75 — 78;
177—180; (Garrucci) 06; — della Bona Dea (Garrucci) 41; —
coli' alfabeto latino (Garrucci; Henzen) 38; 67; — arcaica del
Museo Kircheriano (Garrucci) 38 — 39; — tavole Jusorie (Henzen)
81—82; — bolli di s. Anastasia 'Detlefsen) 69; — iscrizioni delle
lucerne littili (Detlefsen) 85; — bolli dei vasi arelini (Detlefsen)
82 — 83; — Ostola aquaria (Cacedoni) 152 — 153); — lubi di
piorobo trovati a Falerii (Garrucci) 39 ; — formule sepolcrali ripe-
tute (Garrucci) 34 — 30; — arguzia epigrafica (Cavedoni) 153 —
154; — osservazioni sulle iscrizioni falische (Detlefsen) 198 — 205.
III. OSSERVAZIONI. Notizie arebeologiebe conservate nel
Kiriaco d'Ancona (Jahn) 180 — 192; — occliio umano con doppia
pupilla (Curedoni) 240; — Primnesso e Cotico (Cavedoni) 207 —
208; — sui fasti capitolini (Henzen) 218 — 224; — sul sacerdos
cabesis (Mommsen) 205 — 207.
IV. LETTERATURA. Grifi , L. sopra un tratto dei fasti con-
solari del tempo di Augusto (Henzen) 158 — 100; annotazioni al
tomo XXXII degli Annali (Cavedoni) 155 — 158.
V. ADUNANZE SOLENNE Adunanza solenne intitolata al
natale di Winckelinann: discorso del sig. A. de Reumont 3 — 8; —
adunanza solenne della fondazione di Roma : discorso del medtsimo
80-91.
Revue archeologique, Nouvelle Serie. 2e annee. Volume
I et II. Paris 1861. Vgl. Arcli. Ana. 1861. S. 138*.
Enthält unter anderm wie folgt: in Volume I no. I : Les toin-
belles d'Auvcnay (A. Bertrand p. 1 — 11 pl. I. U). Note sur un
puids Egyptien de la collection de M. Harns d'Alexandrie (F. Cha-
bas p. 12 — 17); les Harpyies, fin (J. F. Cerguand p. 18 — 35);
les Quinquegentiens et les Babares, anciens peuples d'Afrique
(Creuly p. 51— 5S); explication du nom d'artiste AÜGtuoc (Miller
p. 59 — 03); Bulletin mensuel de l'Acadcmie des Inscriptions et de
la societe des antiquaires de France (p. 65) ; Rapport fait au nom
de la Commission des antiquites de France par M. Alfred Maury
(p. 65 — 85); Nouvelles arche'ologiques (p. 80 — 91). — In no. II:
Lettre de M. Auguste Mariette a M. le vicomte de Rouge, sur les
fouilles de Tanis (p. 97 — 111); memoire sur l'ancienne voie Aure-
lienne entre Antibes et Aix (Rabon p. 112—128); la bulte des
croix, tumulus de Linie transforme en gibet (Prioux p. 129 — 144) ;
Bulletin mensuel etc. (p. 164— 170); Nouvelles archeologiques: lettre
de M. E. Renan a MM. A. Maury et Egger (p. 171 — 174). —
In no. III: Periples d'Afrique dans l'antiquite (Robiou p. 191 — 215);
des origines de la Champagne (iFArbois de Jubainville p. 216 —
220); Bulletin mensuel etc. (p. 248—252); Nouvelles archeologiques:
inscriptions relatives a des Rationales dcconverles a Constantine
(p. 253—255). — In no. IV: Sceaux trouves sur des anses d'am-
pbores Thasionnes (G. Permi p. 282 — 289); instruments en silex
taille's tronves dans le Diluvium a Quincy-sous-le-Mont (M. de Saint-
Marceaux p. 290 — 297); de la circoncision chez les Egyptiens
(C. F. Chabas p. 298—300); lettre a M. Alfred Maury sur diver-
ses appellations de Mars considere comrae divinite topique des Gau-
lois, par M. le baron Chaudruc de Crazannes (p. 311 — 310); Bul-
letin mensuel etc.: Rapport a l'empereur par E. Renan (p. 317 —
336); Nouvelles archeologiques: lettre de M. Mariette a M. Alfred
Maury; lettre de M. Creuly (p. 337—343). — In no. V: Inscrip-
tions trouvees ä Frejus (C. Alexandre p. 370—375); copie recti-
lie'e du milliaire de Tongres (Creuly p. 408 — 413;; Bulletin men-
suel etc. (p. 414—417). — In no. VT: Bataille d'Octodure (F. de
Saulcy p. 439 — 457); inscriptions trouvees a Frejus, fin (C. Ale-
xandre p. 458 — 466); objets en bronze decouverts dans le departe-
ment de l'Allier (Tudot p. 494 ; pl. XII); Bulletin mensuel (p. 495—
•497, Alise-Seinte-Reine).
Volume II. In no. VII : Bataille d'Octodure (F. de Saulcy
p. ] — (j); nouvelles observations sur l'Inscription greco-latine trou-
vce a Frejus (E. Miller p. 10—19); les villes de la Tripolitaine
(M. de Krapff p. 29. 30) ; le cedre dans les hie'roglypbes (Chabas
p. 47—51); armes et objets divers provenant des fouilles exe'cu-
tres a Alise-Sainte-Reine (p. 66—68 zu pl. XIII); Bulletin men-
suel etc. (p. 69— 72). — In no. VIII: Les muse'es et les col-
lections arche'ologiques. I. Le Musce de Namur (A. Bertrand
p. 82— 87); les descendants iinmediats d'£porvdorix, d'aprcs tine m-
scription d'Autun et d'autres documents (Creuly p. 110— 119); ob-
jets en bronze decouverts ä Neuvy, pres Orleans (p. 138—140);
e'pec Romaine (fouilles d'Alise- Sainte-Reine p. 141. 142 pl.XIV);
Bulletin mensuel etc. (p. 143 — 161. rapport a l'empereur par M.
Renan). — In no. IX: Observations historiques sur I'institution qui
correspondait cbez les Alheniens a notre etat civil, et explication de
l'inscription inedite dune plaque de bronze provenant d'Athenes
(E. Egger p. 169—186); e'tude sur divers monuments du regne de
Toutmes III, decouverts ä Thebes par Mariette (vicomte de Hou.oe
p. 196—222); Bulletin mensuel etc. (p. 223 — 2i5). rapport de
267*
268«
M. Maury au nom de la Commission des amiquite's de la France
p 227 244); Bibliographie (Apollon Stroganoff par F. Wicseler ')
p' 246). In no. X: Lettre ä M. A. Mnrielte sur quelques mo-
numents relatifs aui Hyq-s'os (T. Dererin p. 249— 261, pl. XVI.
XVII); un ceramiste Arverne Ed. Tudnt p. 262—264); Notice sur
la bataille livree par Labienus sous les raurs de Paris (CA. Lcnor-
manl p. 26a 290); note sur le tumulus de Forst (M. de Bonslet-
ten (p. 309—311); Bulletin mcnsuel etc. (p. 312— 322), enthaltend:
Lettre de M. Wescher sur les decouvertes faites a Delphes; lettre
de lt. Ileuzey, Charge par l'empereur d'une mission scientifique en
Macedoine etc. Nouvelles arche'ologiques : Lettre de M. G. Perrot
de l'Asie Mineure (p. 323 — 327). — In no. XI: Note sur l'era-
manchement des haches de tronze (Penguilly-l'Haridon p. 329 —
332, pl. XVIII); etude sur divers monuments du rigne de Tout-
mes' 111 decouverts a Tbebes par II. Marietle; lin (D. de Rouge
p 344 372); notes sur quelques bronzes Gaulois trouves pres
d'Autun {Bulliot p. 373— 376); II. le Muse'e de Be'sancon [A. Ber-
trand p- 378 — 392); lettre sur les fouilles ope'rees dans quelques
tumulus Gaulois (F. de Saulcy p. 393— 398); Bulletin mensuel etc.
/ 30,9 40^ plaque de bronze rentrant dans les symbola et les
äusseres ä inscripliun (M. Egger p. 401 cf. p. 474 s.); Nouvelles ar-
cheologiques (p. 402— 404). — In no. XII : Note sur la Ne'cropole
Gauloise de Brullv et sur cellc du bois de la Perrouse, di;pendant
dAuvenay (F. de Sauley p. 409—412, pl. XIX); sur les anciens
sites de la Tripolitaine [Vitien de Saint- Martin p. 413 — 424);
revision critique d'un ternoignage de Ciceron, concernant les artistes
Grecs (Egqer p. 425 i31); spicilegium de quelques monuments
ecrits ou anepigraphes des Etrusques, Clusium, Orviette, Perouse,
muse'es de Boine et Trente (Ginncarlo Conestabile p. 432—452);
quelques diflicultcs du second livre des commentaires de Cesar etu-
die'es sur le terrain (Crevly et Alex. Bertrand p. 453 — 466); une
ville Hoinerique, sa Vcropole, decouvertc par Auguste Salzmann
(Khodische Ausgrabungen auf Kameiros p. 467—472) ; Bulletin men-
suel etc. (p. 473—475, carte de Gaule p. 473); Nouvelles arcbe'olo-
giques et correspondance (anliquile's Gauloises Cochett p. 480 ss.).
Revue numismatique etc., nouvellc Serie, tome sixieme.
Paris 1861. 8. Vgl. Arch. Anz. 1861. S. 139*.
Enthalt unter anderm wie folgt: In no. I: Etudes de numis-
matique asiatique, Co (W. II. Waddingion p. 1— 22 pl. I. II); Lettre
ii M. Adr. de Longperier (J. Erans p. 62—64); Lettre de Vaillant
(4. L. p. 6 1 67); Monnaies romaincs de la collection de M. Ilcrpin
(J W. p. 67 73). — ln n0- ": Lettre a M. de Longperier sur la
numismatique Gauloise XII (F. de Saulcy p. 77 — 90); Monnaies
inedites imperiales romaines, grecques et colonialcs {J. Sabatier p.91
— 105, pl. IV. V). — In no. III: Lettre a M. de Longperier sur la nu-
mismatique Gauloise XIII (F. de Saulcy p. 165— 179); le nummus
Tullianus. Lettre a M. A. de Longperier (V. Vasquez Queipo p. 180—
200) ; De quelques medailles suppose'cs. Victorina, Lollianus, L. Aelianus
(J. de Witte p. 201— 210, pl. IX); Description generale des mc-
daillons contorniates par .1. Sabatier (J. W. p. 238 — 247). — In
no. IV: Monnaies de plomb d'Alise (A. de Longperier p. 253 — 256
mit Vignette); Essai sur les medailles de la famillc de Gallien
(.4. D«-iH*p.2J7— 289, pl. XII); Orgitorix, fils d'Atepillus (p. 326);
Prix de numismatique (p. 327); Decouvertes de monnaies (p. 332).
[n no. V: Monnaies des Saiasses (A. de Longperier p. 333 — 347,
p|^ XV). In no. VI: Pieces gnllo-grecques de Marseille (.4. Car-
penlin p. 397—406 pl. XVII); Monnaies du se'rapeum de Memphis.
Tro^aille de Myt-P.ahineh (A. de Longperier p. 407—428, pl. XYlllj ;
■) In diesem Bericht wird der Deutung Apollo StroganofT auf
die Bestrafung des Marsyas mit folgendem Zusatz gedacht (p. 247):
M. Gerhard nuus muntre que Ic caracterc demoniaque de Marsyas
iustilierait l'einploi de cette peau corame cpouvantail dans un com-
bat contre le ge'nie de la contagion. Der Herausgeber unserer Zeit-
schrift, den diese Aeusserung trifft, ist sich jedoch nicht bewusst,
sie in diesem Anzeiger v. J. no. 151 ff. oder sonst irgendwo ver-
schuldet zu haben. A. d. II.
Description historique des monnaies frappees sous l'empire romain,
par M. Henri Cohen {Cavedoni p. 479 — 489); The Nuraismatic
Chronicle, nouvelle se'rie, publiee par M. M. IV. Vaux et John
Evans (p. 489).
Bulletin de la socie'te pour la conservation des mouuments
historiques d'Alsace. IV volume 1860 — 1861 premiere
partie. Proces-verbaux. Paris et Strasbourg 1861, 50 S.
1 photogr. Tafel. 8.
Cohen (H): description historique des monnaies frappees
sous l'empire romain, communement appelees medailles
imperiales. Vol. IV. V. 503 p. XX pl.; 629 p. XVI pl.
Paris 1860; 1861. 8.
Ueber Vol. I. II vgl. Cavedoni in der Revue numismatique 1861
p. 479ss.
rtviATj ai'viX ivat f iwv ftil.üv ifjg iv 'Ad-r^vaiQ uq-
%auoXayixij$ natotuc, ovyy.poTtj&uoa tT; 2. Iovkiov
1861. Ev 'A&r^ui; 1861. 34 S. 1 Plan. '4.
Gcrlach (F. D.): Der König Hiero und Marcus Claudius
Marcellus, oder die Eroberung von Syrakus. Basel 1861.
39 S. 4.
Guidohaldi (D. de'): Su tre dipinti murali Pompeiani di
Danae e Perseo. Napoli 1861. 29 S. 1 Tav. 4.
Hultsch (F.): Griechische und römische Metrologie. Ber-
lin 1862. 327 S. 8.
Janssen (L. J. F.): Overdrukken etc. [Sammlung ver-
mischter Aufsätze aus verschiedenen Zeitschriften.
1861]. 8.
Lindenschmit (L.): Die Altert hiimer unserer heidnischen
Vorzeit. Herausgegeben vom römisch-germanischen Cen-
tralmuseum in Mainz. 1 — 9. Heft. (Jedes Heft zu 8
Tafeln nebst 2 Bogen Text.) Mainz 1861. 4.
Lenormunt (Ch.): Memoire sur les representations qui
avaient lieu dans les mysteres d'Eleusis. Paris 1861.
103 S. 4.
Liilzow (C. F. A. von): Münchens Antiken. Zweite Lie-
ferung. München 1862. S. 13—22. Taf. 7—12. Fol.
Enthaltend auf Taf. 7 Artemis (Ceres), Glyptothek [vorher mit
modernem Füllhorn versehen und daher als Ceres benannt]. — Taf. 8
Grabrelief [Familicnsccne], Glyptothek. — Taf. 9 Hermencultus, Glyp-
tothek. — Taf. 10 Athena [Agorcia, Erzfigur], Antiquarium. —
Taf. 11. 12 Vasengemälde (Kontos], Pinakothek.
Lisch (G. C. F.): Ueber die ehernen Wagenbecken der
Bronzezeit. Schwerin 1860. 2S S. 8.
Michaelis (A.)-. Inschrift aus Tegea. Aus Fleckeisen 's
Jahrbüchern 1861. S. 585—596. 1 Taf. 8.
Notice sur les objets d'art de la Galerie Campana a
Korne acquis pour le musee imperial de l'Ermitage [par
M. Gucdeonow]. Paris 1861. 113 S. 8.
Newton (C. T., assisted by R. P. Pilllan): A History
of Discoveries at Halicamassus, Cnidus and Brauchidae.
London 1862. Fol. (Vgl. Allgemeine Zeitung 1862 no. 43).
Reinaud : Memoire sur le commencement et la fin du
Royaume de la Mesene et de la Kharacene et sur l'e-
poque de la redaction du periple de la mer Krythree.
Paris 1861. 104 S. 8.
Sabatier (J-): Description generale des medaillons con-
torniates. 19 pl. Paris 1860. Vgl. Revue numismat.
S. 238 ss.
Schillbuch (R.): Ueber das Musenthal im Helikon, eine
archäologisch -topographische Abhandlung, nebst einer
Karte und Zeichnung. Breslau 1862. 12 S. 4.
Herausgegeben von E. Gerhard.
Druck und Verlag von G. Reimer.
269*
270*
ARCHÄOLOGISCHER ANZEIGER.
Zur Archäologischen Zeitung, Jahrgang XX.
M 158.
Februar 1862.
Allgemeiner Jahresbericht. — Beilagen zum Jahresbericht: 3. Museo Campana in Russland; 4. Newton's Halikarnass
und Knidos; 5. Lenormant über Mysterienbilder. — Wissenschaftliche Vereine: Rom (archäologisches Institut). —
Neue Schriften.
I. Allgemeiner Jahresbericht.
(Schluss zu Seite 255*.)
III. Litteratub. Die archäologische Litteratur ist
noch immer vorzugsweise durch die ihr eigens gewid-
meten periodischen Schriften des römischen Instituts ''')
gefördert, denen wenig andre selbständige Zeitschriften *"),
aus akademischen und Vereinsschriften") aber, wie aus
den Zeitschriften allgemein philologischen Inhalts *2), man-
che schätzbare Arbeiten zur Seite gingen. Im einzelnen
sind zunächst verschiedene neue Beiträge zur Periegese
und Topographie der klassischen Welt zu rühmen, wie
solche durch mehrfache Bereisungen Griechenlands und
auch durch die oben erwähnte antiquarische Erkundung
Spaniens sich ergeben haben *')■ Die Litteratur der grie-
chischen **) sowohl als römischen") Alterthümer ist nicht
leer ausgegangen, und auch die Bearbeitung der Mytho-
logie "") ist, einseitiger Tendenzen''") unbeschadet, noch
immer im Fortschritt begriffen; ebenso steht es mit der
aus monumentaler Anschauung erweiterten Kunstmytho-
logie >s), von deren Vervollständigung auch die Mysterien-
bilder sieh nicht mehr aussehliessen lassen*'). Die Kunst-
geschichte, im Allgemeinen begünstigter, hat, wenn nicht
grössere Werke, doch manche neue Anregung aufzu-
weisen. Für die Geschichte der Baukunst und ihrer Denk-
mäler gewährt soeben uns Newton's Werk über Halikar-
nass und Knidos einen längst erwarteten ungewöhnlich
reichen Beitrag, und sind auch die Ausführungen wichtig
mit welchen Bötticher seine Theorie agonaler Festtempel
neu unterstützt hat '"). Auch im Gebiet der bildlichen
Denkmäler steht man nicht still. Das Zeitalter museogra-
phischen Wetteifers ist vorüber; doch ist ein Gesaratwerk
über Münchens Antiken eröffnet, und von Rom her kom-
men stattliche Publikationen vatikanischer und lateranensi-
scher Skulpturen allmählich zu unserer Kunde51), woneben
auch einzelne Statuen 5") und Reliefs ") durch gelehrte
Kunsterklärung unserm Verständniss näher gerückt wor-
den sind. Ansehnliche etruskische Urnen von einer fa-
belhaft gesteigerten stylistischen Wichtigkeit hat das rö-
mische Institut publicirt, von welchem auch eine Gesamt-
ausgabe dieser so wichtigen als seltsamen Denkmälergat-
tung gleichzeitig unterstützt wird M). Andrerseits wird das
etruskische Alterthum auch durch den neueröffneten
Ergänzungsband meiner etruskischen Spiegel ,s) gefördert
und auch in Bezug auf seinen Gemmenvorrath ••) beachtet.
In bekannter selbständiger Weise hat nach wie vor auch
die Litteratur der alten Münzkunde ihren Fortschritt ").
Für Denkmäler und Geschichte der alten Malerei ist es
forderlieh sowohl deren Erklärung im Einzelnen als auch
die Streitfrage über die Wirklichkeit philostratischer Ge-
mälde mit Gründlichkeit fortgeführt zu sehen '"). Die
Vasenkunde hat durch Abschluss der Pariser Elite cera-
mographique so wie durch Herausgabe mancher neuer
inedita, hauptsächlich des eleusiuischen Prachtgefässes
aus Kertsch, gewonnen 5P), und auch zur Erklärung schwie-
riger Vasenbilder hat es an Beiträgen, zum Theil von
durchgreifender Art, nicht gefehlt1'"). Inschriften betref-
fend , so lässt der stete Zuwachs griechischer Inschrift-
steine den bisher verzögerten Abschluss des Corpus in-
scriptionum graecarum zugleich mit ergänzender Fort-
setzung seines Inhaltes zuversichtlicher verhoffen "}. Es
geschieht dies in einem Zeitpunkt, in welchem die
gleichfalls von Jahr zu Jahr neu anwachsende Litte-
ratur der römischen Epigraphik sich in dem Corpus latei-
nischer Inschriften zusammendrängt, dessen so gut wie
vollendeten ersten Band wir als wichtigste Neuigkeit dieses
bibliographischen Abrisses vorläufig begrüssen, ohne die
bisher erschienenen einzelnen Beiträge zur römischen 63)
oder auch altitalischen ") Inschriftkunde zu übersehen.
Unter den Verlusten des jüngst vergangenen Jahres
konnte für unsere Studien kaum ein andrer empfindlicher
sein als das Hinscheiden Ludwig Preller's, dessen viel be-
währte Thätigkeit, insonderheit für die Mythologie, zu-
nächst unersetzt bleibt *3).
Berlin, im März 1862. E. G.
III. Litteratur.
39) Das Institut für archäologische Correspondenz hat unter
der Leitung von Henzen und Brunn seine Annalen Denkmälerhefte und
Monatsberichte auch für das »ergangene Jahr inhaltreich fortgesetzt.
Vgl. oben S. 263* ff.
"") Von archäologischen Zeitschriften ist, abgesehen von
den eben gedachten Werken des römischen Instituts , ausser dieser
unserer Zeitschrift, im Augenblick nur noch die Pariser 'Revue
archeologique' (oben S. 266' ff.) zu nennen, deren Inhalt zwar kei-
neswegs bloss dem klassischen Alterthum gilt. Um so erfreulicher
ist es, durch den zu Athen neuerwachten wissenschaftlichen Eifer
zwei besonders für Epigraphik (Anm. 61) fruchtbare Zeitschriften,
den wie wir vernehmen bereits seit Jahr und Tag erscheinenden
^tXCaxoiQ und die neu eröffnete Folge der 'EtfrjUin'ic ägyaioXo-
yixi] hier erwähnen zu können (unten S. 284*). Unerwähnt darf
endlich auch das früher so viel bewährte 'Bullettino Napolitano' hier
nicht bleiben; dasselbe scheint mit Abschluss des Jahrgangs 1859
eingegangen zu sein, soll aber dem Vernehmen nach als 'Bullettino
Italiano' neu aufleben.
*') Akademische und Vereinsschriften. Aus a) akademi-
schen Werken wurden (oben S. 220*. 235* f. 284*) archäologische
Arbeiten von E. Curtius (Göttingen), Gerhard (Berlin), Otto Jahn
(Leipzig), Kiepert (Berlin), Lenormant (Paris), Ol erbeck (Leipzig),
aus 6) Vereinsschriften die Arbeiten der Alterthumsfreunde zu Bonn
■27 V
272*
Mainz und Trier, neuerdings auch der zu Zürich erscheinende 'anti-
quarische Anzeiger' uns kund.
**) Philologische Zeitschriften. Das rheinische Museum von
WOcher und Kitschi, der durch E. v. Leutsch besorgte Philologus
und FleckeiseiVs Jahrbücher der Philologie haben erfreulichen Fort-
gang (unten S. 284*).
,3) Topographie. Für Periegese und Ortskunde a) Grie-
chenlands bietet der Reisebericht von Conze und Michaelis (S. 234*.
246*11.) manchen schätzbaren Zuwachs, der zweite Band aber der
-esammelten Schriften von h. Ross (S. 252*) und der von Jahn
commentirte Abschnitt des Pausanias über die Athenische Burg
iS. 235* Michaelis ebd.) manche zu neuer Würdigung empfohlene
Thatsache dar. [Eben geht auch \ewlons grosses Werk über Hali-
karnass und Knidus uns zu und veranlasst die in unserer Beilage 4
darüber enthaltene Auskunft.] Griechische Ueberreste des südlichen
Uusslands hat Slephani (S. 2 2 5* ff.) gründlich erläutert. Hinsicht-
lich b) römischer Orts- und Denkmälerkunde ward der neuen
Erkundung Spaniens schon oben (Anm. 15) gedacht. Den Römer-
strassen am Rhein gilt eine nachgelassene Arbeit des Major Schmidt
(S. 251*)", römische Bäder bei Allenz a. d. Mosel bat E. uus'm
Weerlh (S. 252*) erläutert. 'Der wahre Zug der römischen Militär-
strasse von Cilli nach l'eltau' wird im Archiv für Kunde österreichi-
scher Geschichlsquellen XXVI S. 45 — OB von R. Knabl bespro-
chen. Für helvetische Alterthümer ist ein Nachtrag zu Bonstetten's
(S. 234") Werk und die Fortsetzung des in Zürich erscheinenden
Anzeigers (Anm. 416) zu rühmen. Für 'die römischen Funde in
Serbien' ist ein von F. Kanilz angelegtes Verzeichniss dortiger Denk-
mäler und Fundorte (anziehend auch durch die Notiz häufiger Votiv-
steine des phrygischen Attis) in den Sitzungsberichten der kaiserlichen
Akademie (phil.-hist. Kl.) 1861 S. 195 ff. erschienen.
"*) Griechische Alterthümer sind in ihrer ethnographi-
schen Wurzel durch zwei akademische Abhandlungen Kieperts über
Pelasger und Leleger (S. 22t)"), in ihrer sinnvollen Sitte durch die
neueste Abhandlung über Weihgeschenke von E. Curtius (S. 251*)
erläutert wurden.
4S) Römische Alterthümer sind im zweiten Theile des
schon früher erwähnten Werks von Guhl und Koner (S. 239*) an-
sprechend behandelt.
**) Mythologie. Ihren rüstigsten Bearbeiter hat die grie-
chische Mythologie in Ludwig Preller unmittelbar nach Vollendung
der zweiten Ausgabe seines Handbuchs (II. 1861) verloren. Eine
Sammlung seiner zerstreuten mythologischen Aufsätze bleibt zu wün-
schen. Im Einzelnen hat Overbeck die Zeusreligion (S. 236*),
SchwencH die homerischen Giganten (S. 283* im Sinn des phüaki-
schen Todtenreichs), E. Genlhe die Windgottheiten (S. 235*, vorerst
die des Orients) besprochen; fortgesetzt ward auch die Mythologie
von B. D. Müller (S. 235*). Namen und Cultusbezüge der grie-
chischen Vorgebirge sind in einem Aufsatz von E. Curtius 'zur geo-
graphischen Onomatologie (S. 235*) beleuchtet. Für asiatische Cul-
tusbezüge ergiebig ist Bachofens Werk über das Mutterrecht (S.233*).
Dem Entwickelungsgang des griechischen Mysterienwesens gilt meine
Abhandlung über Orpheus und die Orphiker (S. 235*).
4") Mythologische Tendenzen. Von zwei überaus gelehr-
ten Forschungen dieses Gebiets hat Bachofens Muttenechl (S.233*)
mit überbrauchtcr Symbolik, Bathtjeber's Gölterwesen der Aeoler
|S. 237") mit eigenwilliger Hockstellung eines von Achaeern und
Doriern allzuwcnig gesonderten Vulksstamms zu kämpfen. Die ety-
mologische Ausbeutung der Mythologie hat Lenormant in der nun
abgeschlossenen Elite ceramographique (S. 235') bis auf Extreme
verfolgt, in die man nicht einstimmen kann , welche jedoch durch
seinen nachgelassenen Commentar über den platonischen Kratylos
(S. 235*) begreiflicher werden.
48) Kunstmythologie. Ausser den erst neulich von uns
besprochenen (S. 2i9*IT) Denkmälerheften von Wieseler ist das
hiesige Festprogramm über Apollon Karneios (oben S. 251*), eine auf
Cultusbilder der Münzen gegründete Abhandlung von L. Müller über
punischc Götterbilder (S. 252*) und die eben erschienene Schrift
von R. Kekule über Melcager (oben S. 239*. 252*) nebst einigen
andern Monographien (Dördelmann S. 220* Liiwenherz S. 235") zu
erwShnen.
**) Mysterien bilder. Den in Millin's Gallerie und in Müller-
Wieselcr's Denkmälerheften, der Anlage dieser Werke gemäss, wenig
oder gar nicht vorhandenen, hauptsächlich auf orphischer Grundlage
beruhenden Bilderkreis habe ich im fünften Abschnitt meiner Ab-
handlung über Orpheus und die Orphiker in seinen Hauptzügen dar-
zulegen versucht. Ebenfalls dahin einschlagend ist die aus Lenor-
mant's Nachlass soeben erschienene , in unserer Beilage 4 näher
bezeichnete, Abhandlung über das sinnvolle Schaugepränge der Eleu-
sinien.
5") Geschichte der Baukunst. Newtons längst erwar-
tetes grosses Werk über Halikarnass und Knidos, lehrreich für das
Mausoleum samt andern Tempeln und Grabdenkmälern jener Gegend,
ist soeben erschienen (S. 268*) und wird in unserer Beilage 4 be-
sprochen. Bötticher's von einer Apologie seines agonalen Festtem-
pels ausgehende Erläuterungen sind, in fünf Abschnitte vertheilt, im
Philologus (unten S. 234*) abgedruckt. Eine selbständige Ansicht
über den antiken Parthenonsbau ward von Strack vorgetragen
(S. 195*) und soll in diesen Blattern ausgeführt werden zu Tafel
CLX. CLXI. Ueber die Aufgangstreppe der Propyläen, die nicht
aus deren erster Anlage sondern erst aus der Zeit Hadrians her-
zurühren scheint , hat der russische Architekt Iwanoff (Annali
1861 p. 271 ss.) gehandelt. Hieher gehörig ist endlich auch die oben
S. 176* erwähnte Schrift von Pyl über die Rundbauten der griechi-
schen Kunst.
''') M useo graphis ches. Noch nicht zu unserer Ansicht ge-
langt ist der vor Jahr und Tag zu Rom erschienene dritte Band des
Museo Chiaramonti und der ebendaselbst mit Text von Garrucci neu
erschienene erste Band der Denkmäler des Laterans. Näher liegt es
uns der verdienstlichen, hauptsächlich Sculpturen umfassenden, Her-
ausgabe der 'Münchener Antiken' durch Hrn. von Lützow (oben
S. 176*. 220') hier zu gedenken, von welcher bis jetzt zwei Hefte
erschienen sind. Neue Verzeichnisse sind von der Berliuer Skulp-
turensammlung (Aufl. 36) und von der Sammlung der Gypsab-
güsse zu Dresden erschienen (S. 235*); nicht minder willkommen
ist die durch E. Guedeonow veröffentlichte museographische Notiz
der nach Bussland verkauften Auswahl des Museo Campana (s. Bei-
lage 3). Ein Versuch Provincialsammlungen Frankreichs zu beschrei-
ben ist in der Revue archeologique (II p. 81ss. 377ss. 381 ss.) mit
Namur und Besancon gemacht worden.
5*j Statuarisches. Die archaische Bildung des Hermes Krio-
pboros, in einer unteritalischen Erzfigur auf Apoll übertragen, ist
weiterem Nachdenken empfohlen worden toben S. 238*. 251* Frie-
derichs}. Zur Erklärung alter Marmorwerke gingen reichliche Bei-
träge ein, indem Jahn über die Gruppe von Orest und Elcktra
(oben S. 235*), Wieseler und andere, durch Slephani angeregt,
über den Bclvederiscben und Stroganoff'schen Apoll (oben S. 209* IT.
220*. 236*), Lloyd über die Giebelsculpturen des Parthenon (S.235*)
ausführlich gehandelt haben, Bölticher über die Gruppe von S. Ilde-
fonso iS. 194*) sich äusserte und Friederichs (S. 101*) die attische
Gruppe von Eirene und Plutos im Vatican nachzuweisen versuchte.
Von plastischen Ueberresten alter Votivbestimmung ist 'die Heddern-
heirner Votivhand' durch J. Becker (oben S. 234*) gelehrt erläutert
worden.
'-') Von bekannten Reliefs hat das Xanthische Nereidenmo-
nument seine geschichtliche Deutung durch Urlichs (oben S. 236*)
aus der Belagerung von Telmessos erhalten , das Giustinianische der
Zeuserziehuiig ward von Overbeck (S. 236*) seiner alten Erklärung
neu zugesprochen, wobei hauptsächlich die Efeubekränzung der pfle-
genden Nymphe noch immer Bedenken zurücklässt. Ueber das eleu-
sinisebe Relief (oben S. 194*. Overbeck unten S. 284*) sind neue
Ansichten aufgestellt, welche noch ihres Abschlusses bedürfen; neue
Anregung ward zu Prüfung der gangbaren Deutung des Reliefs von
Kleuliis und Biton (S. 205*) wie auch zum Verständniss der Port-
laiidvase (S. 192' f. 195*f.) gegeben. Als umfassende Erklärung
eines in seinen Reliefs vielfach anziehenden Grabdenkmals Ist
Petersens ausführlicher Text zum 'sepolcro di via latina' in den
Annalen des römischen Instituts (oben S. 220*) zu beachten, wone-
ben mehrere in den Annali abgebildete und besprochene Reliefs
(oben S. 263* ff.), vorzugsweise die aus Melos herrührenden zwei auf
Orestes bezüglichen Thonplatten (Mon. dell' Inst. VI, 57, I. 2. AiiikiIi
p. 3i0ss.), wie auch das aus Philippopolis herrührende hieratische
Votivrelicf einer Augenkranken (Ann. tav. S. p. 380 ss. oben S. 190")
in Betracht kommen.
M) Etruskisc he Urnen, angeblich 'lydisch-pelasgische': Mon.
dell' Inst. VI, 59. 60. Annali p. 40iss. Ein Gesamtwerk etruskischer
Urnen beabsichtigt Brunn unter Mitwirkung des Instituts herauszugeben.
273*
274*
") Etruskiscbe Spiegel. In den bis jetzt neu erschiene-
nen drei Lieferungen eines dritten Bandes ist mein so betiteltes Werk
bis auf Tafel CCLXX fortgeführt und mit dem nachträglichen Text
der früheren Bande verseben wurden.
**) Gern menkundc. Die etruskischen Skarabäcn heroischen
Inhalts hat Ruthgeber bebandelt (oben S. 230*).
•*:) Münzkunde. Die französische 'Kevue numismatiejue' (oben
S. 207*) hat ihren regelmässigen Fortgang. Das durch L. Müller
herausgegebene Werk afrikanischer Münzkunde ist fortgesetzt (S. 235*).
Cohens Verzeichniss der Kaisermünzen ist mit dem fünften Band
abgeschlossen , von Sabotier ein Gesanüwcrk über die Contorniaten
(S. 2138*) veröffentlicht worden.
") Wandgemälde. Welcker's Test zum Ternite'schen Werk
ist als vierter Theil seiner allen Denkmäler (oben S. 230*) neu ab-
gedruckt ; Brunns gegen Friederichs gerichtete Apologie der l'hilo-
stratiseben Gemälde (S. 234*. erschien im Supplemcntband von Fleck-
eisen's Jahrbüchern. Für die Gemälde der Stoa Poikile hat Schäfer
eine scharfsinnige Vermuthung aufgestellt (oben S. 241*).
59) Vasenkunde. Die stets erhebliche Unterscheidung grie-
chischer und italischer Technik machte ein neues Verzeichniss von
Vasen athenischen Fundorts (oben S. 197* ff.) uns willkommen. Die
von Lenormant und de Witte herausgegebene Elite ceramograpbique
(oben S. 235") ist mit dem vierten Band abgeschlossen. Das eleu-
sinische Prachtgefäss aus Kertsch erschien mit Slephnni's Text im
'Compte-rendu' der südrussischen Ausgrabungen (oben S. 255* ff.).
"") Vasenerklärung. Die Darstellungen griechischer Dichter
auf Vasenbildern bat in einer reich ausgestatteten Abhandlung Jahn
besprochen (oben S. 220*). Als neue Deutung rätbselhafler Vasen-
bilder ist von Welcher ein der Titanomachie entnommener Brautge-
sang Apolls zur Hochzeit von Zeus und Hera in Erwägung gekommen
(Annali p. 293ss. oben S. 240*); unedirte Vasen der Minervengeburt
hat Hnitlez zu Tafelst) der Monumenti (Annali p. 299 ss.) erläutert.
Andre beachtenswerthe Vasenerklärungen gab Brunn in den Sitzun-
gen des archäologischen Instituts (vgl. oben S. 100* Achills Abreise,
Eris beim Pariszug, S. 101* angeblicher Dolon). Eine Gelegenheits-
schrift von IV. Kunitzer (S. 235*) behandelt auf Grund des aus
Schaubert's Besitz jetzt zu Breslau befindlichen Originals eine früher
durch Welcker herausgegebene Inschriflvase, des Herakles Kampf mit
der Hydra darstellend.
61) Griechische Inschriften. Umfassende Iiegister, mit
welchen das Böckbische Corpus inscriptionum abschliessen soll, wer-
den seit längerer Zeit vorbereitet. Inedila aus neuen Funden liefern
besonders die periodischen Schriften Athens {Anm. 40), von denen
der reichhaltige <PiU<rttoQ vorläufig durch E. Curtius (Göttinger Ge-
lehrte Anzeigen 1802 no. 8; uns bekannt ist, und die mit der In-
schrift Ziffer 4159 beginnende archäologische 'E(fiju((>(; (unten
S. 284*) uns auch bereits vorliegt. In Deutschland kommt der
griechischen Epigraphik der Monatsbericht der Berliner Akademie und
manche philologische Zeitschrift zu statten. Uebrigens ist von kri-
tischen Arbeiten dieses Gebiets insbesondere der von E. Curtius
glänzend geführte Beweis gegen die Ursprünglichkeit der byzan-
tinischen Replik des platäiscben Weihgeschenks (oben S. 251*; vgl.
jedoch S. 284* Göttlina zu erwähnen.
") Römische Inschriften. Der erste Band des akademi-
schen Corpus inscriptionum latinarum enthält zuerst die Inschriften
aus ältester Zeit, denen der von Bilschl besorgte Band epigraphi-
scher Facsimile's in grösserem Format zur Seite gehl, sodann Leges
Fasten und Calendaria. In Frankreich ist die mit kaiserlicher Mu-
nificenz eingeleitete Gesamtausgabe der Werke Boryhesi's nach voll-
ständiger Erledigung testamentarischer Schwierigkeiten dergestalt vor-
bereitet, dass die Erscheinung der Fasten alsbald zu erwarten steht.
Durch Einzelschriften sind llenzens Forschungen über Zusammenhang
und ursprüngliche Anordnung der Fasten (oben S. 192*) und die TOD
llübner auf seiner spanischen Reise gesammelten Notizen bekannt
geworden (oben S.251*). Altlateinische Inschriften bronzener Cisten
bat Qarrticci (zu Mon. dell' Inst. VI, 54. 55) bekannt gemacht und
erläutert.
63) Etruskiscbe Inschriften verschiedener Denkmäler bat
Conestabile (oben S. 251*) herausgegeben.
64) Nekrolog. Ludwig Preller (oben S. 200*) starb am
21. Juni zu Weimar.
II. Beilagen zum Jahresbericht.
3. Museo Campana in Russland.
(Zu Anmerkung 22.)
Seit es keinem Zweifel mehr unterlag, dass die pübst-
liche Regierung eingewilligt habe die unschätzbaren Samm-
lungen des museo Campana theils russischen theils fran-
zösischen Käufern zu überlassen, war die Frage von Wich-
tigkeit, welche aus dem gedruckten Verzeichniss bekannten
Denkmäler nach Petersburg und welche anderen nach
Paris gelangt wären. Eine erwünschte Auskunft hierüber
ist durch das von dem römischen Bevollmächtigten der
russischen Regierung Herrn Gvedi'ovoxv herrührende und
zu Paris gedruckte Verzeichniss gegeben , welches durch
freundliche Mittheilung uns vorliegt; ein Auszug seines
hauptsächlichsten Inhalts wird unsern Lesern willkom-
men sein.
Das Verzeichniss macht uns mit Denkmälern dreier
Kunstgattungen, Vasen Bronzen und Marmoren, anhangs-
weise auch mit einem prachtvollen Cameo der Livia und
den Frescohildern aus Rafaels Villa, als mit Gegenständen
bekannt, welche, aus dem museo Campana herrührend, das
kaiserlich russische Museum hinfort zieren sollen. Voran
stehen (I.) die Vasen, für welche wir auf unsere früher
gegebene Notiz über diese Abtheilung des museo Cam-
pana (Arch. Anz. 1859, S. 23* ff. 99* ff. 137* ff) verweisen
können. Die ganze für Russland ans den 3791 Vasen des
museo Campana getroffene Auswahl beläuft sich auf 5G6
Stück, welche, wenu sie durchgängig so auserlesen sind wie
die im Museum zu Neapel als Zierden der Sammlung aner-
kannten 505 Vasen, dem kaiserlich russischen Museum (so
wird auf p. 9 uns angedeutet) den Vorzug vor allen andern
mit griechischen Vasen ausgestatteten Museen zu sichern
im Stande sind. Ob diese Auswahl nun wirklich lauter
Gegenstünde ersten Ranges vereinige, ist freilich nicht
unbezweifelt und wird, wenn erst die nach Paris gelang-
ten Schütze des museo Campana kund werden , vermuth-
lich lebhaft bestritten werdeu; abgesehen aber von invi-
diosen Vergleichungen wird auch der selbständige Werth
der nach Russland verkauften Vasen einleuchtend bleiben.
Das Verzeichniss erörtert sie folgendermassen.
1. Vasen von primitivem Styl, hauptsächlich aus Cure ;
26 an der Zahl.
2. Etruskische Vasen mit schwarzem Firniss aus
Veji, Vulci, Chiusi und Cervetri, im Ganzen 41 Stück.
3. [Sogenannte] Etruskische Vasen theils mit schwar-
zen theils mit röthlichen Figuren, im Ganzen 138 Stück.
Eine nähere Angabe dieser Vasen ist aus Mangel an Zeit
nicht erfolgt; doch erfahren wir, dass fünfzehn grosse Ge-
fässe in Glockenform und manches bereits berühmte Va-
senbild sich darunter befinden ; beispielsweise werden Dar-
stellungen der Danae, des Theseus im Amazonenkampf,
eines bacchischen Triumphs, des Todes des Patroklos, des
275*
276'
Herakles und Eurystheus hervorgehoben. Es kann nicht
fehlen, dass in dieser Auswahl noch mehrere der Gefäss-
bilder ersten Ranges sich befinden, welche in dem früher
von uns gegebenen Auszug des Campana'schen Katalogs
(Arch. Anz. 1858 S. 137* ff.) uusem Lesern bereits genauer
beschrieben wurden.
4. Ein vierter Abschnitt enthält Trink- und Giess-
gefässe von verschiedenster Form, im Ganzen 233 Stück
aus einem Vorrath von mehr als fünfzehnhundert ausge-
wählt; ein fünfter enthält 10 Reliefgefässe der aretini-
schen Art, angeblich aus Chiusi und Cervetri herrührend,
ein sechster nolanische Gewisse, wie es scheint ohne
Figuren, 35 an der Zahl. Im siebenten Abschnitt ist
eine Auswahl 'iinit/iie «n monde' grosser unteritalischer
Vasen zusammengestellt, solcher wie das Museum zu
Neapel nur zehn, der Vatican nur drei (die Museen zu
Paris, London, Berlin, München wol gar keines?) besitzen
sollen. Ohne Zweifel sind hier viele treffliehe und in-
haltreiche Kunstwerke zusammengestellt; man übernahm
wie es scheint sämtliche Vasen ansehnlichster Grösse und
figurenreichster Darstellung, welche sich im Museo Cam-
pana vorfanden. Beispielsweise genannt werden Jason's
Drachenkampf und die Lösung von Hektors Leichnam,
Darstellungen des Orestes zu Delphi und die (unsres Er-
achtens nicht so hoch anzuschlagende) Rinuccini'sche Vase
(Bellerophon und Stheneböa), die bei Inghirami Vasi fittili
I, 3 abgebildet ist. Diese Beispiele hätten unter den über-
haupt 35 Vasen dieses Abschnittes ohne Zweifel noch
glänzender gewählt werden können.
Endlich schliesst dies Vasenverzeichniss mit der dann
und wann auch als 'Vasen könig' benannten cumanischen
Vase, deren glänzende Beschreibung durch Raoul-Rochette,
aus diesem Anzeiger 1854 S. 434* entlehnt, zugleich bei-
gebracht ist (p. 26 ss.). Zugleich mit dieser Vase sind
noch andre durch Relief und Vergoldung geschmückte
Gefässe gleichen Fundorts erwähnt, so dass diese Reihe
cumauischer Vasen von nun an einen eigenthümlichen
Vorzug der Petersburger Sammlung bilden wird.
II. Die Reihe der Bronzen (p. 33 ss.) beginnt mit
Erzfiguren, zuerst mit der Statue eines angeblichen Lu-
cumo aus Perugia; dieser und den bis no. 17 nachfolgen-
den Erzfiguren ist als no. 18 ein silberner Krater mit
bacchischem Relief beigesellt. — Ein zweiter Abschnitt
enthält 42 Waffenstücke, in deren Verzeichniss zwei aus-
gezeichnete Helme voranstehen, der eine, volcentisch,
mit dreierlei goldenen Kränzen umgürtet und an den
Backenlaschen mit je einem Eber in Relief geziert — ,
der zweite aus Silber, über dem eisernen Helmbusch
mit einem von zwei Seepferden gestützten Dreizack aus
Silber geschmückt, ein Prachtstück aus Bolsena, welches
die päbstliche Commission zugleich mit der grossen cu-
manischen Vase vorzugsweise gern dem Vatiean vorbe-
halten hätte. Auf einen dritten Abschnitt, Candelaber
enthaltend, folgt ein vierter mit 20 etruskischen Spie-
geln; es befinden sich darunter zwei im Campana'schen
Verzeichniss als no. 1 und 2 vorangestellte schöne Stücke
und der durch Inschriften ausgezeichnete Adonisspiegel,
welcher in den Denkmälerheften des römischen Instituts
allernächstens erscheinen soll. Unter den 21 Gefässen des
fünften Abschnitts befinden sich eine durch Minervini be-
kannte Inschriftvase aus Capun (no. 1), ein ovales Gcfäss
mit dem Relief einer auf einem Panther sitzenden Frau
mit Füllhorn, welcher ein Flügelknabe vorangeht (no. 4),
eine pränestinische Cista an Deekel und Füssen verziert,
mit eingegrabenen Zeichnungen von gutem Styl (no. 20)
und ein Krug aus Viterbo, laut der punktirten Inschrift
des C. Pomponius Zoticus einem apolliuarischen Collegium
gewidmet. Unter den 16 Gerätschaften des sechsten Ab-
schnittes zeichnet no. 14 der Dreifuss mit Herkulesthaten
und Thierkämpfen, Gegenstück eines ähnlichen im Vatican,
sich aus. Die Abtheilung schliesst siebentens mit 14 ar-
tigen Kleinigkeiten gemischten Inhalts.
III. Eine dritte Abtheilung umfasst die für Russland
angekauften Marmorwerke, 80 an der Zahl. Einlei-
tungsweise sind die Statuen anderer Museen zusammen-
gezählt, um einleuchtend zu machen wie ansehnlich die
Zahl dieses neuesten kaiserlichen Ankaufs sei, was man,
etwaniger Rechnungsfehler unbeschadet, gern einräumen
kann. Ohnehin hat der Verfasser des Katalogs mit rich-
tigem Kunstgefühl den altgriechischen und etruskischen
Kunstdenkmälern diesen kostbarsten Theil seines Ankaufs
erst nachfolgen lassen, so dass man hier nicht sowohl
Werke rein griechischer Plastik, als Schaustücke römischer
Marmorpracht zu erwarten berechtigt ist. Aber Campana's
Besitz war durchgängig gewählt und war eine Reihe von
Jahren hindurch mit unbeschränkten Mitteln aus den ver-
stecktesten Quellen vermehrt worden, so dass auch sein
statuarischer Reichthum bewundert und ohne Rückhalt
anerkannt werden darf. Voran steht ein Pantheon von
14 Götterbildern, lauter achtbaren Statuen von natürlicher
oder auch colossaler Grösse; ein Sitzbild des Juppiter,
eine vortreffliche Juno, zwei Minerven, vier Merkursbilder
(no. 6 'vielleicht das schönste' vorhandene), zwei Statuen
der Venus (no. 10 Venus Genetrix an Kunstwerth der
Niobe verglichen), zwei des Bacchus, ein liegender Herma-
phrodit und ein lykischer Apoll bilden die erste Reihe die-
ser Götterversammlung. Es folgen die Statuen der neun
Musen in Styl und Grösse trotz ihrer durchaus verschie-
denen Herkunft einander nicht widerstrebend, welche Cam-
pana mit grosser Geschicklichkeit vereinigt hatte, so dass
nur der Unterschied auffällig bleibt, den die beiden zuletzt
(no. 22. 23) erwähnten, als Euterpe und Kalliope ergänzten,
durch grössere Annäherung an den Styl des Phidias dar-
zubieten scheinen. Zu den übrigen zum Theil kleineren
Götterbildern der Sammlung gehören (no. 24 — 28) ein
Aesculap , eine Najade mit ergänzter Muschel, an-
geblich ein 'Wunderwerk griechischer Kunst', eine Najade
auf einem Schwan, Pan als Dornauszieher mit einem Satyr
gruppirt, und eine Isis. Aus der heroischen Mythologie sind
in diesem statuarischen Reichthum Leda in Giuppirung
mit dem Schwan, ein aufgehängter Marsyas, Olympus,
Hyacinth (no. 32 'mervelllcuse fiyurc . . . vne des plus
Irrrprochablcment belles quo Von connaisse'), Omphale mit
Löwenfell und Keule, Hylas vor einem Brunnen, Antio-
chia mit ihrem Flussgott, vorhanden (no. 29 — 35). Von
zwei darauf folgenden Statuen gilt die eine für eine Prie-
sterin der Cybele, die andre (no. 37), eine zu Cumä ge-
fundene in gegürteter dorischer Tracht, mit einem Stirn-
band und in jeder Hand mit einer Fackel versehene,
Mädchengestalt ihrer Bedeutung nach für eine unzwei-
felhafte Fackelträgerin des eleusinischcn Zugs (?), nach
ihrem künstlerischen Werth aber für ein Meisterstück der
Kunst und Epoche des Phidias, vielleicht auch für das
Hauptstück der hier beschriebenen Sammlung; über die
Ergänzungen ist nichts angemerkt; das Mass beträgt über
l1/ Meter. — Von Kaiserstatuen (no. 38 — 40) ist ein sitzen-
der Augustus, eine Sabina mit cerealischen Attributen,
stehend, und ein Sitzbild der älteren Faustina vorhanden.
Endlich sind noch Statuen des Sokrates, des Demosthenes
(sitzend) und des C. Marius (mit Inschrift C. Marius C.
am Sockel) zu erwähnen (no. 41 — 43). — An Hermenköpfen
und Brustbildern sind vorhanden (p. 81ss. no. 1 — 29)
Juppiter Amnion, Minerva Pacifera, Bacchus bärtig (auch
Doppelkopf aus schwarzem Marmor no. 4), ein kolossaler
277*
278*
Kopf der Niobe (no. 5 'au Kunstwerth nur mit der Ve-
nus von Milo und der Ludovisischen Juno zu vergleichen'),
ein Brustbild des Laokoon etwas über Lebensgrösse
(no. 6: lpeute'lrc l 'original meine sorti du eise«» des ar-
tisles rhodiens' !)j Paris, Herodot, Sappho, Virgil, M.
Marcellus, P. Scipio mit der bekannten Narbe, Sulla, Ci-
cero, M. Antonius, M. Brutus, Pompejus, S. Pompejus,
Agrippa, Salust, Corbulo, Cäsar, drei gefangene Dacier,
Comutus und Antinous, letzterer mit einem angeblich nach
alter Spur ergänzten bronzenen Efeukranz.
Auch erhebliche Reliefs waren in diesem Ankauf mit
einbegriffen , namentlich ein hochgepriesener kolossaler
Sarkophag mit der Darstellung von Phädra und Hip-
polyt (p. 89 no. 1: He plus beuu peul-etre de lous les sar-
cophages exlslents'), und eine durch Emil Braun bekannte
vortreffliche Niobidengr uppe, über welche der Katalog
(p. 90 no. 3) mit den Worten sich äussert: 'o'ftSt «n poiitne
eil morbre, dont les motifs fönt penser ä Rupliael, Vexe-
cution « Scopas et Praxifele'. Beigesellt ist (2) ein Sar-
kophag mit römischem Hochzeitsbild aus Monticelli. Noch
ein viertes Relief stellt die Entführung des Deianira durch
den Centaur Nessus dar. #
Der ansehnliche Kamee mit dem Brustbild der Li-
via, welches durch einen auf ihrer Schulter sitzenden
Liebesgott an den ähnlichen Münztypus der Venus Gene-
trix erinnert, war als früherer Besitz des Pabstes Alexan-
der VII (Chigi) bekannt. Dieser kostbare Stein ist zu-
gleich mit einem Goldring von gleicher Darstellung, ge-
funden am Palatin im Jahr 1844, den an ähnlichem
Kunstbesitz bereits so reichen kaiserlich russischen Samm-
lungen anheimgefallen ; seinen Werth zu erhöhen hätte es
des vom Goldschmied zu reicher Fassuug benutzten, nicht
sehr antiken Gedankens kaum bedurft, dass dieser Edel-
stein weiland als Vorstecknadel einen kaiserlichen Harnisch,
ohne Zweifel des Augustus, geschmückt habe.
Wie aus diesen Notizen hervorgeht, hat die kaiserlich
russische Antikensammlung einen überaus werthvollen Theil
des Museo Campana erlangt. Was nach dieser auf gutes
Glück unternommenen Vorwahl zurückblieb und für fast
siebenfach grösseren Kaufpreis nach Paris gegangen ist,
wird mit selbständigem Glanz, für den Umfang der Kunst-
geschichte vielleicht noch lehrreicher, in seiner bald zu
verhoffenden Aufstellung sich zu entfalten vermögen, ohne
den Ausfall der Prachtstücke verschmerzen zu können,
welche von nun an den kaiserlich russischen Sammlungen
zu grösster Zierde gereichen werden. E. G.
4. Newlon's Halikarnass und Knidos.
(Zu Anmerkung 50.)
Seit mehr als zwanzig Jahren, anhebend von Capitain
Spratt's im Jahr 1838 unternommener Aufzeichnung der
Küstengegend von Halikarnass und fortgesetzt mit aller
seit dem Jahr 1847 (Archäologische Zeitung 1847 TafelXII
S. 177ff.) unsern Lesern bekannten ausdauernden For-
schungslust des Herrn Churles Newton, ist die Untersu-
chung des von Spuren des klassischen Alterthums und
seiner Kunst reichlich erfüllten Bodens auf welchem das
Mausoleum stand dem Ziele entgegengeführt, welches im
längst erwarteten Werk jenes hochverdienten Alterthums-
forschers und des mit ihm zugleich bewährten Architekten
PitKon, mit der hinzugetretenen Ausbeutung von Knidos
und von der Branchidenstrasse vermehrt, gegenwärtig uns
vorliegt. Wie ungemein reich und wichtig die Frucht der
Besichtigungen Grabungen und Forschungen sei welche
diesem Werke zu Grunde liegen, war theils durch die im
brittischen Museum neu aufgehäuften Kunstdenkmäler
Kleinasiens theils durch die officielleu Berichte Herrn
Newton's vorläufig bekannt, deren ins grössere Publikum
nicht gelangter Inhalt auszugsweise in diesen Blättern
(Archäol. Anzeiger 1858 no. 115ff. 1860 no.l39ff.) sei-
nen Hauptzügen nach schon früher mitgetheilt ward. Das
neueste Werk legt diesen Reichthum in einem ansehn-
lichen Folioband von 97 Tafeln, begleitet von einem er-
läuternden Octavbaude vor, dem ein zweiter in kurzer Zeit
nachfolgen soll ').
Die gedachten monumentalen Vorlagen gelten vor-
zugsweise den Denkmälern von Halikarnass denen sodann
die topographische und artistische Ausbeute aus Knidos
und andern Orten und zuletzt der Vorrath neuentdeckter
Inschriften sich anschliesst. Das Werk beginnt mit Si-
tuationskarten von Halikarnass, legt demnächst den
glücklich erkundeten Boden und Plan des Mausoleums mit
augenfälliger Angabe seiner Aufräurnungen und seiner
Funde vor und erläutert von Tafel V an dieses mit gründ-
lichem Scharfblick erlangte Ergebniss durch Abbildung
der sprechendsten Ueberrestc. Auf Tafel VI ist der
auf der Westseite erhaltene Treppenaufgang und das auf
der Nordseite erhaltene aus Quadern erbaute Mauerstiick
des Peribolos, auf Tatel VII das in gleicher Nähe gefun-
dene Alabastergefäss, in vierfacher hieroglyphischer und
Keilschrift den Namen des Xerxes enthaltend, auf Tafel VIII
der grosse Stein abgebildet, welcher den unterirdischen Zu-
gang zur Grabeskammer des Königs Mausolos verschluss.
Es folgen auf Tafel IX und X vier schöne Fragmente der
Amazonenreliefs des Frieses, auf Tafel XI noch vorhan-
dene Stufen der Pyramide und Trümmer der nördlichen
Mauer, dann auf den drei folgenden Tafeln genaue An-
sichten und Details der in den Fels gehauenen Grabes-
kammer, endlich auf Tafel XV Fragmente der verzierungs-
weise an mehreren Stellen des Gebäudes vorauszusetzenden
Löwen. Auf Tafel XVI. XVII sind halbirte Pläne des
Peristyls der Basis und der Pyramide, Aufrisse der Süd-
und Westfronte auf Tafel XVIII. XIX, Durchschnitte des
Gebäudes auf Tafel XX und XXI gegeben, worauf noch
architektonische Details (auf Tafel XXIX Gesimsfragmente
mit Farbenresten) folgen. Auf Tafel XXXI sind Löwen-
köpfe des Gesimses zusammengestellt; eine übersichtliche
Gruppirung verschiedener dem Halikarnassischen Mauso-
leum verwandter Bauwerke schliesst den auf dies Gebäude
bezüglichen reichhaltigen Abschnitt. — Eine Reihe fol-
gender Tafeln (XXXII — XXXVIII, 1) gilt dem benach-
barten, seit den Zeiten der rhodischen Ritter berühmten,
Castell Budrum, von welchem die Plünderung aber auch
die Wiederauffindung des Mausoleums ausgegangen war.
Mehrere folgende Tafeln (XXXVIII, 2 — XLI) sind den
Mosaikfussböden einer römischen Villa auf dem Grund-
stück des Hadji Captan gewidmet. —Es folgen die Ueber-
reste des Halikarnassischen Arestempels auf Tafel XLII —
XLIV und nächstdem Tafel XLV der Situationsplan des
Grundstückes des Chiaoux, aus welchem cerealische In-
schriften und Terracotten zu Tage gekommen sind. Zwölf
dort ausgegrabene Thonfiguren sind auf den zwei folgen-
den Tafeln abgebildet; sie erinnern in Styl und Darstel-
lung an ähnliche unteritalische Funde unter denen na-
') A bistory of discoveries at Halicarnassus, Cnidus and Bran-
cbidae by C. T. Newton, M. A., keeper of tbe Greek and Roman
antiquities, British Museum; assisted by H. P. Pullan, F. R. I. B. A.
London Day et Son 1862 341 S. mit drei Platten und vierzehn
Holzschnitten. Der dazu gehörige Kupferband enthält 97 Tafeln mit
einem Foliobogen erklärenden Testes des Architekten Pullan.
279*
280*
mentlich die Demeter Kurotroplios (XL VII, 5) und auch
männliche Figuren in Art der für Dionysos gehaltenen
(ebd. no.6) unter den cerealischeu Terracotten aus Paestum
(Gerhard Bildwerke XCVI, 8. XCIX, 4. 13) sich wieder-
finden. Auf chthonischen Dienst lassen auch alle diese
Thonfio-uren sich beziehen, wie denn eine sitzende Cybele
mit dem Löwen (no. 5), eine Gewandfigur mit Mohnköpfen
(no. 1), eine Frau mit dem Opferschwein (XLVII, 4, ober-
wärts nackt), eine andre mit einer Taube (XLVII, 2) nebst
zwei schönen Hydrophoren darunter sind und die übrigen,
mit einer Schale (XLVII, 3. 6) oder auch gar keinem
Attribut versehenen Gewandfiguren derselben Auffassung
sich fügen; durchaus unsicher ist die Benennung Nemesis
für die vermeintlich geflügelte Gewandfigur (XL VI, 2).
Es <*eht mithin aus diesen Funden die Wahrscheinlichkeit
eines cerealischen Heiligthums für jene Stelle hervor. — Ein
Situationsplan mit Andeutung einiger alter Bautrümmer
hat auch für das Grundstück Hagia Marina Tafel XL VIII
sich geben lassen.
Mit besonderer Gründlichkeit ist der Boden von
Knidos ausgebeutet und anschaulich gemacht worden.
Von Tafel XLIX an sind Karten des Golfs von Kos, des
triopischen Vorgebirgs und der Stadt Knidos wie auch
mehrere Ansichten des Hafens von Knidos gegeben. Nach
einem mit Fundnotizen reichlich versehenen Plan des Te-
menos der Demeter (LIII), dessen Ansicht zugleich mit
einer Ansicht der Ruinen des Odeums (LIV) gegeben ist,
folgen drei dort gefundene schöne Statuen, nemlich eine
als Demeter gedeutete sitzende Gewandfigur (LV), eine
aufschauende stehende Gewandfigur, deren ältlich er-
scheinendes Antlitz die Benennung einer Demeter Achäa
veranlasst hat (LVI) und eine mit hohem Modius verse-
hene stehende Gewandfigur, die mit grösserer Wahrschein-
lichkeit für Persephone gilt (LVII). Es folgen drei Büitter
mit zahlreichen Votivdenkmülern gleichen Fundorts, zuerst
Marmore (LVIII) unter denen eine weibliche Herme mit
inschriftlicher Zueignung an Kora (no. 1), Opferschweine
(no. 2. 3), ein Kall) (no. 4), weibliche Brüste (no. 5. 6. 8. 9,
meistens vermuthlich Gewichte wie auch die beiden Mas-
ken no. 7) , desgleichen ein Kalathos mit Inschriftbasis
(no. 12) sich befinden. Die auf Tafel LIX und LX ge-
gebenen Terracotten zeigen Gewandfiguren, eine Hydro-
phore, einzelne Köpfe und manches andre gefällige Frag-
ment. Hierauf folgt der colossale Löwe (LXI) der als
vermuthliche Bekrönung eines durch Lage und Grösse
imposanten und auch in seinen einzelnen Trümmern an-
ziehenden Grabmals von dorischer Ordnung nachgewiesen
und hergestellt ist (LXII— LXVII). Von knidischen Denk-
mälern sind ausserdem das eigentümlich geformte Hei-
ligthum Apolls und der Musen (Plan auf Tafel LXVIII),
die Ansicht des Theaters und des Lykäthiosgrabes (LXIX),
das Grab auf der Halbinsel und dessen mit festlich ge-
stützten Gewinden verzierter Sarkophag (LXX. LXXI),
Plan und Trümmer des Odeums mit Spuren der Redner-
bübne (LXXII) und die Burgruinen (LXXIII) gegeben.
Von den berühmten archaischen Sitzbildern der hei-
ligen Strasse der Branchiden bei Milet sind in dem
Newton'schen Werk sechs Figuren, charakteristisch in ihrer
ansehnlichen Grösse (LXXIV. LXXV) abgebildet; der Plan
der heiligen Strasse ist beigefügt (LXXVI). Auf den
nächstfolgenden Tafeln (LXXVIIff.) ist mit Einschluss
von zwei verschiedenen Gräbern, das eine zu Labranda,
vom Hekateternpel zu Lagina Kenntniss zu nehmen,
dessen ansehnliche und anziehende Friesreliefs (LXXTX.
LXXX) stark gelitten haben und zwischen der Annahme
von Göttervereinen oder von votiven Familienscenen uns
zweifelhaft lassen. — Der Karte von Kos (LXXXI) sind
ausführliche Zeichnungen des dortigen Charmyleion
(LXXXII) beigefügt. Die Tafel LXXXIII vereinigt nach-
trägliches zu den Bauwerken von Knidos mit Zeichnungen
von Grabdenkmälern verschiedener Orte. Als Nachtrag
zu den knidischen Terracotten sind die auf Tafel LXXXlV
zusammengestellten Fragmente zu betrachten, in deren
Mitte als eigentümlich geformter Leuchter eine vom Hund
begleitete stehende Artemis erseheint, deren ausgestreckte
Arme jederseits eine Lampe unterstützen. Diese mit Un-
recht für Hekate gehaltene Figur wird anziehender durch
das ihr beigefügte Idol welches nach Modius und auf die
Brust gelegter Hand dem Idol der Gruppe von S. Ilde-
fonso entspricht, so dass nach unserer Erklärung dieses
Idols Artemis Agrotera (Pausanias I, 19, 6) zugleich mit
dem Korabild der zu Agrä gegründeten kleinen Mysterien,
den vereinigten Tempeln beider Göttinnen (Pausanias I,
14, 1. VgL Abh. Anthesterien Berl. Akad. 1858 S. 174)
entsprechend, hier zu erkennen sein dürften.
Das Werk schliesst mit einer Reihe von Inschrift-
tafeln, deren ausführliche und getreue Abbildung neuer-
wünscht ist, nachdem die früheren Berichte des Herrn
Newton von deren reichem Jnhalt bereits einen Vorschmack
gegeben hatten. Früher unerwähnt war unseres Wissens
unter andern die Artemis Hyakintotrophos, welcher wir
zwei Inschriften (no. 28. 52) gewidmet finden. Einiges
andre wird der rückständige zweite Band noch nachtragen,
wie wir denn unter anderm vernehmen, dass eine im Denk-
mälervorrath aus Knidos anfangs unbeachtet gebliebene
Bleimasse nach ihrer Aufrollung neue und selbständige
Wiederholungen der in gleichem Material früher bekann-
ten Verwünschungsformeln, den infernalen Gottheiten em-
pfohlen, geliefert hat. Ausserdem bleibt zu erwähnen dass die
vermuthlich zur Bekrönung des Mausoleums gehörigen co-
lossalen Sculpturfragmente, namentlich der angebliche Kopf
des Mausolos, ein weiblicher Kopf und der Rest eines
Pferdekopfs mit bronzenem Zügel, ihre Abbildung im Text-
band j). 103 ss. gefunden haben. E. G.
5. Lenormnnt über Mysterienbilder.
(Zu Anmerkung 47.)
Charles Lenormant, der in Eleusis ein Ziel seiner
Forschungslust und seines Lebens fand, hatte kurz vor
seiner Reise eine Abhandlung 'sur les representations qui
avaient Heu dans les mysteres d'Eleusis' gelesen, welche
im 24. Band der 'Memoires de l'academie des inscriptions
et belies lettres' abgedruckt ist. Wie andere Arbeiten des-
selben Verfassers ist diese einem wichtigen Gegenstand
gewidmete Abhandlung reich an anziehendem Stoff, den
wir hier ebenso wenig verfolgen können als die ihn ver-
knüpfenden und aus ihm gefolgerten zum Theil sehr ge-
wagten Hypothesen; wohl aber dürfte hier der geeignete
Ort sein die monumentalen Bezüge hervorzuheben, in
welche die Abhandlung eingreift. Es ist darin ein Versuch
gemacht, die noch nachweisliche Baulichkeit des eleusini-
schen Tempels zu genauerem Verständniss der eleusini-
schen Feier zu benutzen, dergestalt dass das mit dem
Opaion versehene überaus grosse Anaktoron einen einzigen
Hauptsaal für alles Schaugepränge erst der Mysten, dann
der Epopten, und zwar für eine einzige Pannvehis darge-
boten habe; dieser Saal sei mit Vorrichtungen für auf-
steigende kolossale Bilder und zu gleichem liehut mit einer
Krypte verseben gewesen, die man auf Ritualzwecke der
Mysterien zu deuten nicht berechtigt sei (p. lOss. 76).
281'
282*
Aus Claudian ist bekannt, dass dem Kreis jener mysti-
schen Darstellungen hauptsächlich die dreifache Hekate
angehörte; da nun die Colosse des Schaugepränges in
Umgebung lebender priesterlicher Figuren von mensch-
licher Grösse zu denken seien, so könne daraus das Ver-
ständniss gewisser dreifacher Hekatebilder und Hermen
berichtigt werden, um deren streng alterthümliche Götter-
bilder in noch vorhandenen Marmorwerken eine Dreizahl
kleinerer Figuren sich schaare. In diesem Sinn werden
die drei Figuren, welche ein von uns in diesen Blättern
(Denkm. u. F. 1857 Taf. XCIX) gegebenes Hekatebild,
jetzt im Louvre, umscbliessen, auf Demeter Kora Artemis
und den (nemlich als Panisk gebildeten) Titanen Anytos
gedeutet (p. 15. 79), und auch die dreifache Herme Cha-
blais, welche für uns ein wichtiges Zeugniss zwiefach auf-
gefassten samothrakischen Dienstes ist (Gerhard Bildwerke
XLI), in anderer für uns allzu künstlicher Weise ausgelegt
(p. 98s.). Eine weitere Anwendung der vom Verfasser
der Abhandlung vorausgesetzten Mysteriencolosse ist auf
Vasenbilder gemacht, deren Colossalfiguren, verbunden mit
Mysterienbezug der Nebenfiguren in Reminiscenzen des
eleusiuischen Schaugepränges begründet zu sein schei-
nen. Diese Deutung gilt zunächst hauptsächlich gewissen
durch Herrn von Bourville ins Museum des Louvre ge-
langten kyrenäischen oder vielmehr aus Bengazi herrüh-
renden Vasen, in denen, wenn wir recht verstehen, viel-
leicht funfzehnmal (p. 5) solche Colossalbilder vorkommen
sollen, wie deren eines schon früher (Mon. dell' Inst.
IV, 46, 1) von ihm mit der jetzt etwas modificirten Deu-
tung auf Athene Promachos publicirt worden war (p.lss.).
Eine genauere Kenntniss aller dieser Vasen bleibt wün-
schenswert!), obwohl, wenn deren häufigste Vorstellung der
Aphrodite gilt (p. 4s.), ihr Mysterienbezug von der aus
Themistius XX p. 287 (ed.Dind.) gefolgerten (p. 69), aber
doch noch sehr problematischen Vermuthung abhängig ist,
dass der Bilderkreis eleusinischer Feier mit Aphrodite und
den Chariten abschloss.
Hiemit hätten wir aus dieser inhaltreichen Abhand-
lung eine Anzahl monumentaler Erörterungen ausgezogen,
welche zu ruhiger Prüfung gelehrter Leser sich eignen,
zumal auch der vierte Band der durch Lenormant's Tod
abgebrochenen Elite ceramographique den Reichthum dar-
gebotener Grundlagen und Hypothesen vermehrt. Wenn
die geistreiche Beweglichkeit, durch welche Lenormanf
sich auszeichnete, der Gründlichkeit seiner Forschung nicht
selten Eintrag that, so wusste er dies durch seine um-
fassende Kenntniss und Anschauung mannigfach zu ver-
güten, daher seine Leistungen für Münz- und Vasenkunde,
die mythologische Abtheilung des 'Tresor de numismatique'
samt mancher anderen seiner zahlreichen Schriften und
insbesondere auch seine hiemit besprochene letzte Abhand-
lung uns nicht gleichgültig lassen können. Wie schwer
empfunden und unersetzt sein Verlust für die archäologi-
schen Studien in Frankreich sei, lässt sich ebenso wenig
verkennen. E. G.
III. Wissenschaftliche Vereine.
Rom. In der Sitzung des archäologischen In-
stituts vom 20. December v.J. sprach Professor Henzen
über Fragmente einer Inschrift, welche sich auf die Wie-
derherstellung eines durch Brand zerstörten Hauses durch
Kaiser Hadrian bezog. Leider Hess sich über den bei
dieser Inschrift besonders wichtigen Fundort trotz der
von Hrn. Descemet, welcher ein Facsimile derselben ver-
günstigt hatte, angestellten Nachforschungen nichts Nä-
heres ermitteln. Hr. Henzen legte darauf ein Bruchstück
der acta fratrum Arvalium vor, welches an ihrem ge-
wöhnlichen Fundort Affoga I'nsino am vierten Meilen-
stein der via Portuensis gefunden worden war und sich
jetzt im Besitz des correspondirenden Mitglieds Angelo
Pellegrini befindet. Er zeigte, dass dasselbe der Zeit Do-
mitians angehöre und sich auf den Circus des heiligen
Hains dieses Priestercollegiums beziehe, welcher sich genau
an dem Orte befand wo dieses Bruchstuck zum Vorschein
kam. Eine genauere Besprechung behielt sich Hr. Hen-
zen für die Veröffentlichung desselben in einer der näch-
sten Nummern des Bullettino vor. Er zeigte darauf ein
Fragment einer Bronzetafel, welche von dem Vorsteher
des Museum Kircherianum für dasselbe erworben worden
war. Auf demselben befinden sich einige griechische
Worte, welche die Tafel als ein Proxeniedecret erkennen
lassen und sie zugleich der römischen Zeit zuweisen. Dar-
auf legte Hr. Henzen eine Zeichnung von tesserue iudi-
ciales vor, welche sich jetzt im archäologischen Univer-
sitätsmuseum zu Athen befinden. Dieselbe war von Hrn.
Rhusopulos zugleich mit einem für die Annalen bestimm-
ten Aufsatze über diese Täfelchen eingeschickt worden.
Namentlich wurde die genaue Uebereinstimmung zwischen
denselben und ihrer Beschreibung bei Aristoteles hervor-
gehoben. Schliesslich zeigte Hr. Henzen eine Photogra-
phie des von Renan in Tyrus aufgefundenen Mosaiks
(jetzt in Paris), welche nach der grossen Zeichnung von
Tadder gemacht war. Dasselbe bildete den Fussboden
einer christlichen Kirche, deren Erbauung in das Jahr 610
unserer Zeitrechnung fällt. Die Darstellungen (zahlreiche
Thierfiguren) zeigen eine Freiheit der Behandlung, die
für eine so späte Zeit doppelt bewunderungswürdig ist. —
Hr. Klessling sprach über die Formel sacrum reUg'iosum
ohne Hinzufiigung von dis Manibus auf einer bei den
Eisenbahnarbeiten in der Nähe der via Latina gefundenen
Inschrift. — Hr. Brnnn kam noch einmal auf die Erör-
terungen in der vorigen Sitzung zurück, indem er neue
Gründe für das Verhältniss der Gruppen, welche die Deckel
der Ficoroni'schen und der Pariser Cista schmücken, bei-
brachte. Alsdann sprach derselbe über die Technik
dieser Cisten und gründete darauf den entscheidenden
Beweis für die von P. Marchi aufgestellte Ansicht, nach
welcher die Deckelgruppen nicht blos in dieselbe Zeit mit
den Cisten fallen, sondern ganz eigentlich für die Cisten,
welche sie schmücken, gearbeitet sind. Darauf legte der-
selbe die Zeichnung eines an der via Latina gefundenen
kleinen Reliefs vor, welches ein Kind von einer Ziege
unter einem Baume gesäugt darstellt. Da die Gegenwart
Merkurs den Gedanken dass der junge Zeus hier dar-
gestellt sei nicht zulässt, so nahm Hr. Brunn die Dar-
stellung für den Mythos des Asklepios in Anspruch, der
ebenfalls von einer Ziege gesäugt wurde, wenn auch die
Alten nichts von der schützenden Gegenwart Merkurs bei
diesem Ereigniss erwähnen. — Ein ebenfalls an der via
Latina gefundener Torso einer kleinen Statue, welche einen
Mohnstengel im Arme trägt, wurde von Hrn. Brunn als
Bild des Schlafgottes erklärt.
283'
284*
IV. Neue Schriften.
Monatsbericht der künigl. Preuss. Akademie der Wis-
senschaften zu Berlin. Aus dem Jahr 1S61. Berlin
1862. 1160 S. 8.
Enthaltend unter anderm : Gerhard die Geburt der Kabiren auf
einem etruskischen Spiegel (S. 937 f.), Kiepert über den Volksna-
men der Leleger (S. 114 ff. , KircAAo/f Mittheilungen aus dem epi-
graphischen Nachlass des Hrn. v. Velsen iS. 601 ff.), Bemerkungen
zu den Bruchstücken einer Abrechnung von Vorstehern eines öffent-
lichen Werks aus perikleischer Zeit (S. 860 ff.) und über Inschriften
von Tomis (S. 1040 ff.), wie auch den Schluss der von Mommsen
mitgetheilten epigraphischen Reiseberichte des Hrn. Hübner (vgl.
S. 251*).
Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wis-
senschaften. Phil.-histor. Classe. Bd. XXXVII Heft 1—4.
Januar bis Juli 1861. Wien 1861. 427 S. 8.
Enthaltend unter anderm: A. Müller Astarte, ein Beitrag zur
Mythologie des orientalischen Alterthums (S. 1 ff.) 1 Tafel; Kenner
über einen semuncialen Quadrans von Larinum (S. 161 ff.); Schröt-
ter die chemischen Bestandtheile der Bronzen in den Gräbern von
Haistadt und ihre Beziehung zu deren Ursprung (S. 174 ff.).
Rheinisches Museum für Philologie. Herausgegeben
von F. G. Welcher und F. Ritschl. Neue Folge. Jahr-
gang XVI. 1861. 8.
Enthalt unter anderm in Heft II: Heber den jetzigen Zustand
der Akropolis von Athen (A. Michaelis S. 2t Off.); aus dem aristo-
telischen Dialog Eudemos ( T. Bemays S. 236 ff.); Pamphilos der
Maler und Grammatiker (L. Urlichs S. 247 ff.). — In Heft III:
Heuzey, le mont Olympe et l'Acarnanie (C. Bursian S. 41 4 IT.). —
In Heft IV: Vocalunterdrückung in der Schrift; Pränestinisches La-
tein (F. Hitschl S. 601 ff.); neue herculanische Papyrus (F. R.
S. 618); Epigraphisches : F. Ritschi und J. Becher S. 62äf.); die
Athene Parthenos in Villa Borghese (J. Orerbeck S. 639).
Philologus. Zeitschrift für das klassische Alterthum,
herausgegeben von Ernst von Leutsch. Jahrgang XVII.
Göttingen 1861. 768 S. 1 Taf. - XVIII Heft 1. 2. 1862.
Enthalt unter anderm wie folgt: die Gedichte des Hesiodus I. II.
(K. Merkel 121). — In Heft II: lieber Epitheten der Götter und
Menschen (L. Kräh 193 — 228); die Gedichte des Hesiodus (K. Mer-
kcl 3()7 — 320 ; Griechische Inschrift aus Daphne (G. F. Schümann
344 347); Athenastatue in Villa Borghese [A. C'nnze 367 — 369c,
'de consilii sententia' (A. Conze 369;.— In Heft III: Ueber agonale
Festtempel und Thesauren, deren Bilder und Ausstattung. 1. Das
Bild der Atbena-Nike und der Athena-Parthenos {K. Bötticher 3ST>
— 409); Wohlgeruch der Götter (K. Schirenck 451); zu den
von Heuzey mitgetheilten Inschriften (M. Schmidt 549); zwei ge-
fälschte Inschriften im Museo lapidario zu Verona [A. Conze 549 —
551); Kothon (4. Conze 568). — In lieft IV: Ueber agonale Fest-
tempcl und Thesauren, deren Bilder und Ausstattung. 2. Der Par-
thenon und Hekatompedos in der Cella des Parthenon (C Bötticher
577—005); die Giganten (K. Schwenck 673—682); zu C. I. Gr.
no. 666 (K. Keil 718). Jahrgang XVIII. In Heft I: Ueber
agonale Feattempel und Thesauren, deren Bilder und Ausstattung.
3. Die drei Hyperoa im Hekatompedos mit ihrem Kleiderschalz. Pom-
peia (C. Bötticher 1—53. — In Heft II: Zu Plin. Nat. bist.
\\\IV, 64 (L. von Jan 364—307).
Jahrbücher fiir klassische Philologie. Herausgegeben
von A. Fhcl-eisen Jahrgang VII. (Zugleich als Band 83
von Jahn's Jahrbüchern). 1861. Heft 1 — 12. 868 S. 8.
Enthaltend unter anderm: Zur Urkunde der Aufseher des Pro-
pyläenbaus (A. Kirchhoff S 47—58); die neuere Litteratur des
Pausanias (J. H. CA. Schubart S. 297— 316. 471 — 481); H. Don-
dorf, .lonier auf Euböa (E. Cur/ins 449 — 460); die gallischen Mauern
nach Cäsar (.4. Zestermann S. 509 — 518); zwei neuentdeckte In-
schriften aus Pantikapäon (P. Becker S. 521 — 531); zur Litteratur
des antiken Bühnenwesens (Schriften von Schünborn, Conde und
Sommerbrodt. J. Sommerbrodt S. 563 — 570); Inschrift aus Tegea
(A. Michaelis S. 585—596).
Aoyuidlnyixfi Etf ?; itigi g ixäiöo/ievtj vni rrjg iv 'A&rr
ratg ttQyuioXoyixrjq tiaigtag, danuvrj rijg ft<iat\txr;g
■/.vßtov^ntwQ. 'Ev I4^»;»«i? 1862. Tev/og Ä , '/«-
vovugiov. 13 S. 5 Tafeln. 4. [Neue Folge von der In-
schrift no. 4159—4181, samt Fundnotizen.]
Bötticher (C): Ueber agonale Festtempel und Thesauren,
deren Bilder und Ausstattung. Aus dem Philologus
Jahrgang XVIII. XIX.
Enthaltend wie folgt : 4. Proedria im Parthenon. Panathenüische
Trapeza. Opferaltare (Jahrgang XVIII S. 385 — 417); 5. das recht-
liche Verhältniss des Scbatzgutes in der Cella und dem Pronaos des
grossen Burgtempels (S. 577 — 603) ; 5. §. 2. das Anatheraa und
commendirte Gut des Tempelschatzes, gegenüber dem heiliggemachten
Gute (Jahrgang XIX S. 1 — 75).
Curlius (E.): Recension über die Zeitschriften OiXlaxoyg
und 'Ag/uioXoyixrj 'Eq>T)/.itgig. (Aus den Güttinger Ge-
lehrten Änz. 1862. no. 8). S. 281—290. 8.
Egger (F.): Observations historiques sur l'institution qui
correspondait chez les Atheniens a notre etat civil et
explieation de l'inscription inüdite d'une plaque de Bronze.
(Aus der Revue archeologique 1861.) 20 S. 8.
GbttWng (C): de monumento Plataeensi II. Jenae 1862.
6 S. 4. (Lectionscatalog.)
Herzog (F.): de quibusdam praetorum Galliae Narbonensis
municipnlium inscriptionibus dissertatio historica. Lip-
siae 1862. 39 S. 8.
Overheck (J.): Das eleusinische Relief nochmals. (Aus den
Berichten der S;lchs. Gesellschaft der Wissenschaften.)
S. 133-144. 1 Tafel. 1861. 8.
Schäfer (A.): Rede zum Winckelmannsfeste. 21 S. Greifs-
wald 1861. 8. [Vgl. oben S. 241*].
Wagner (A.): Inscriptions Grecques recueillies en Asie
Mineure. Academie Royale de Belgique, extrait du
tome XXX des memoires couronnes et des savants etran-
gers. (Nebst den Berichten von Roulez und J. de Witte.)
47 S. 8 Tafeln. 4.
Wieseler (F.): Akademisches Museum (dessen Vermeh-
rungen betreffend). Aus den Göttinger Gelehrten An-
zeigen 1862. no. 2. S. 29—43. 8.
Herausgegeben von E. Gerhard.
Druck und Verlag von G. Reimer.
285
X*
286*
ARCHÄOLOGISCHER ANZEIGER.
Zur Archäologischen Zeitung, Jahrgang XX.
M 159.
März 1862.
Wissenschaftliche Vereine: Rom (archäologisches Institut); Berlin (archäologische Gesellschaft).
Olympieion zu Athen (Paus. I, 18, 6).
— Ausgrabungen:
I. Wissenschaftliche Vereine.
Rom. In der ersten diesjährigen Sitzung des archäo-
logischen Instituts vom 3. Januar legte Hr. Henzen
im Auftrage des Hrn. Rosa, Conservators der Kaiserpa-
läste, mehrere Photographien vor, welche den gegenwärti-
gen Stand der von Hrn. Rosa im Auftrage Napoleons III.
gemachten Ausgrabungen in den Farnesischen Gärten zeig-
ten. Bis jetzt sind diese Ausgrabungen hauptsächlich in
der Richtung auf den Titusbogen und auf der andern
Seite nach der ehemaligen villa Spada zu unternommen
worden. Hr. Rosa, der zugegen war, fugte einige Erklä-
rungen hinzu und verpflichtete die Versammlung noch zu
besonderem Danke dadurch, dass er sie einlud am näch-
sten Sitzungstage die Ausgrabungen in Augenschein zu
nehmen. Hr. Henzen theilte alsdann die Resultate seiner
Forschungen über die Lage der Gebäude, welche das Cu-
riosum urbis und die Notitia der dritten Region zuweisen,
mit. Bisher unbekannte Documente Hessen ihn die frü-
hem Erklärungen der betreffenden Stellen als irrthiimlieh
erkennen. Dieselben bestehen einestheils in der Angabe
von Aldus Manutius über die Auffindung der bekannten
von Beamten der kaiserlichen Münze herrührenden Wei-
hungsinschriften, anderntheils in der handschriftlichen
Notiz Fea's über die Entdeckung einer auf die castra
Misenatium sich beziehenden Inschrift. Danach würde
die kaiserliche Münze bei S. demente liegen, nährend die
castra Misenatium sich hinter den Titasthermen befanden.
Vermittelst dieser festen Anhaltspunkte und einiger An-
gaben der Alten über die verschiedenen Gebäude dieser
Region lässt sich mit viel grösserer Sicherheit die Lage
der übrigen Baulichkeiten bestimmen. Die darauf bezüg-
lichen Untersuchungen wird Hr. Henzen in den Schriften
des Instituts veröffentlichen. — Hr. Brunn zeigte ein Erz-
figürchen, welches ihm von dem Kunsthändler Depoletti
vergünstigt worden war. In Anlage und Ausführung gleich
anmuthig, stellt dasselbe ein nacktes sitzendes Knäbchen
dar. Bekränzt mit Aehren trägt dasselbe in der Linken
Achren und Mohnblumen; das Attribut der Rechten,
welche auf dem Knie ruht, ist verloren. Hr. Brunn wies
den Gedanken zurück dass man eine Darstellung des
Sommers vor sich habe, indem die Jahreszeiten nie ein-
zeln, sondern zusammen mit den andern und so dass die
eine die andere verlangt, gebildet würden. Derselbe er-
innerte daher an die Darstellungen auf den Münzen des
Commodus, wo der Novns Annus mit dem Füllhorn ge-
genüber den vier Jahreszeiten, welche auf ihn zu kommen,
erscheint'). Für denselben Novus Annus nahm Hr. Brunn
den früher von ihm als jungen Dionysos erklärten Kna-
ben auf dem Mosaik von Sentino, jetzt in München, in
Anspruch. — Darauf besprach Hr. Brunn einen Diskus,
') Unsern Lesern bekannt aus Wieseler's Aufsatz in den Denk-
malern u. Forsch. 1801 S. 137ff. Taf. CXLVII, 6—9. A. d. H.
welchen Hr. Zurslrassen in die Sitzung gebracht hatte
und der nach der Angabe desselben in der Nähe des Pa-
lastes Cinci gefunden worden war. Es ist einer von den
Disken, welche dazu bestimmt waren in den Intercolurn-
nien von Peristylen aufgehiingt zu werden, und welche
man wegen des häufigen Vorkommens bacchischer Dar-
stellungen auf denselben bacchische zu nennen pflegt.
Auch dieser zeigt auf der einen Seite den jungen Bacchus
und eine Nymphe; auf der andern Seite finden wir ein
Bild der Minerva, welches, da Minerva sitzend dargestellt
ist, als ein seltenes bezeichnet werden darf. Hr. Brunn
wird auf diesen Diskus, welcher sich durch seine vortreff-
liche Erhaltung auszeichnet, wegen der Eigentümlichkeit
des Styls in den Schriften des Instituts zurückkommen.
In der Sitzung vom 10. Januar legte Hr. Henzen,
indem er an die von ihm in einer Sitzung des vergange-
nen Winters unternommene Wiederherstellung des Frag-
ments der kapitolinischen Triumphalfasten erinnerte, wel-
ches sich auf die Jahre 557. 558. 559 d. St. bezieht, den
Gypsabguss eines ,andern Fragments ähnlicher Tafeln vor.
Dasselbe wurde 1819 auf dem Gebiete von Tolentino ge-
funden und wird in der Bibliothek Leopardi zu Recanati
aufbewahrt. Die erste Kunde von diesem Fragment ver-
dankt Referent Hrn. Detlef sen, welcher dasselbe in dem
Handschriftencatalog der genannten Bibliothek veröffent-
licht fand, während der Gypsabguss durch die Güte der Gräfin
Paolina Leopardi, die freundliche Vermittlung des Grafen
Agatocle Mazzugalli und des Prof. Monlanari zu Osimo
vergünstigt wurde. Hr. Henzen zeigte, wie vollkommen
das neue Fragment mit dem erwähnten der kapitolinischen
Tafeln zusammenpasse. Jener M. Helvius, von dessen
Namen in diesen Tafeln wenige Spuren geblieben sind,
wurde in der ersten Zeile des neuen Fragmentes erwähnt,
wie dies die in den folgenden Zeilen enthaltenen Triumphe
des Minucius Thermus, Porcius Cato und Quinctius Ca-
mininus zeigen. Daran fügte Hr. Henzen Ergänzungen
des neuen Fragments im Anschluss an Livius, indem er
zugleich die Darstellung des Livius durch neue Daten vervoll-
ständigte. — Hr. /»'rifun zeigte den bekannten Spiegel mit
der Darstellung des Streites zwischen Venus und Proser-
pina um den Besitz des Adonis und knüpfte daran Be-
richtigungen der früheren Veröffentlichung (Monum. dell'
Inst. VI tav. 24, 1), bei welcher nicht das Original selbst
sondern eine Zeichnung desselben vorgelegen hatte. Be-
sonders wichtig erschien die bei der Besichtigung des
Spiegels selbst zum Vorschein kommende Genetivform des
Namens der Proserpina (Proserpinais), welcher Genetiv
sich an die auf andern Spiegeln vorkommenden Dative und
Accusative anschliesst. Bei dieser Gelegenheit theilte Hr.
Brunn die glänzende Entdeckung O. Jahn's mit, wonach
der auf einer bronzenen Cista (Monumenti dell' Instituto
287*
288*
VI t. LV) vorkommende lateinische Name OINVMAMA
sich nicht aufOenomaus beziehe, sondern l/nimctmnia als
Bezeichnung der Amazone bedeute, deren Gestalt sich aut
der Darstellung noch erkennen lässt. — Darauf begaben
sich sämtliche Anwesende unter Führung des Hrn. Rosa
auf den Palatin, um die dortigen Ausgrabungen zu be-
sichtigen.
In der Sitzung vom 17. Januar theilte Hr. Rosa einen
Brief des französischen Architecten Hrn. Thierry mit,
welcher mit der Wiederherstellung des Tempels des Her-
kules Victor zu Tivoli beschäftigt eine Weihinschrift ge-
funden hatte, welche unzweifelhaften Aufschluss über die
Lage des Tempels giebt. In der Inschrift lesen wir von
einer Pomponia, Gattin eines Nunnuleius, welcher in einer
andern Inschrift, welche dieselbe Pomponia ihm gesetzt
hatte, C. Nunnuleius Nudus und legatus pro praetore
genannt wird. Hr. Henzun erklärte, vergebens nach einer
Notiz über eine vornehme Familie dieses Namens gesucht
und überhaupt nur ein Beispiel desselben gefunden zu
haben; derselbe setzte die Inschrift in die Zeit vor Nero.
Hr. Rosa berichtete darauf über die von ihm an demsel-
ben Tage gemachte Entdeckung eines sehr gut erhaltenen
Strassenpflasters, ohne Zweifel zu dem clivus gehörig, der
von dem Titusbogen zum Palatin hinaufführte. — Hr.
Kiessling zeigte eine sehr merkwürdige Inschrift, welche
an der via Latina in der Nähe der vigna Aquari gefunden
worden war. Sie nennt einen Julius Julianus, der be-
zeichnet wird als vir magnus, philosopus primus; wenn
die ziemlich dunkeln Ausdrücke der Inschrift nicht falsch
gefasst sind, so kam derselbe bei der glorreichen Verthei-
digung eines römischen Lagers um. — Hr. Hcnzen legte
eine von Hrn. Descemet mitgctheilte Durchzeichuung von
Inschriften an Bleiröhren vor, welche vor Kurzem in den
castra praetoriana ausgegraben worden waren. Referent
ergriff diese Gelegenheit, um die Falschheit verschiedener
Ligorischer Inschriften, die derselbe an Wasserleitungen
des Prätorianerlagers gefunden zu haben behauptete, nach-
zuweisen, wie denn Ligorius überhaupt eine besondere
Vorliebe für das Prätorianerlager gehabt zu haben scheint.
Unerklärt blieb eine Inschrift, welche mit dem Consulat
des Jahres 175 die Worte tessera caslrcsis verbindet. —
Hr. lirunn legte sechs kleine Gegenstände von Bronze vor,
von der Form welche man gewöhnlich als bullae zu be-
zeichnen pflegt. Derselbe vertheidigte die ihm von der
verstorbenen Frau Mertens-Schaaffhawsen mitgetheilte An-
sicht, wonach diese Bronzen nicht bullae sondern Siegel-
kapseln seien. Darauf zeigte derselbe ein Terracottarelief,
welches im Allgemeinen zwei anderen von Combe und
Campana veröffentlichten entspricht, zugleich aber eine
neue Stütze für die O. Müller sehe Erklärung ') jener bei-
den bietet, welcher darin die Wiedererkennung des The-
seus durch Aegeus sah, nemlich dadurch, dass dasselbe
mit andern Reliefdarstellungen aus dem Leben des The-
seus zusammengefunden wurden ist. Schliesslich legte Hr.
Brunn die Zeichnung eines Scarabaeus aus Cortona vor,
auf dem sich eine seltene Darstellung der Medusa findet.
Die Medusa ist enthauptet und aus ihrem Halse geht
nicht blos der Pegasus hervor, sondern zugleich ein mensch-
liches Wesen, Cnrysaor, der bisher nur ein einziges Mal
auf einer Cumanischen Vase der Sammlung Campana zum
Vorschein gekommen war (Ann. dell' Inst. 1855 tav. 2).
In der Sitzung vom 24. Januar bemerkte Hr. Benzen
mit Bezug auf die vorige Sitzung dass Hr. Kiessling und Hr.
Degenkolb in der Inschrift der Bleiröhre (tessera cuslresis)
eine Bezeichnung des Wasseranthcils, welcher dem Präto-
rianerlager zukam, erkannt hätten, verhehlte aber nicht dass
') Diese Erklärung ward zuerst weil von Tulken gegeben. A. d. II.
tessera in dieser Bedeutung ohne Beispiel sei. Nachdem
derselbe alsdann die Durchzeichnungen verschiedener neuer-
dings gefundener Inschriften, welche Hr. Ruspi in die
Sitzung gebracht hatte, vorgelegt, von welchen eine einen
adiutor a codicillis erwähnt, berichtete er nach Mitthei-
lungen des Hrn. Desjardins über den jetzigen Stand der
Publikation der Borghesischen Werke, die nunmehr als
gesichert betrachtet werden darf. Hierauf legte Hr. Hen-
zen einen von Hrn. Lovatli gefundenen und von demsel-
ben dem Institut geschenkten Ziegelstempel vor, der, an-
fangs als unedirt angesehen, von Hrn. Kiessling als iden-
tisch mit dem im Bullettino vom Jahr 1833 veröffentlichten
Bollo erkannt wurde, nur dass bei der damaligen Publi-
kation dass ohnehin lückenhafte Exemplar falsch entziffert
worden war. Nach der Erklärung des Hrn. Kiessling
bezog sicli der Stempel auf den POIUhs Licinii und wur-
den in demselben die figlinae eines T. Quinctius Parra
erwähnt. Schliesslich legte Hr. Henzen im Namen des
Hrn. Spano, Rectors der Universität von Cagliari, den
Jahrgang 18G0 und 1861 des von demselben veröffent-
lichten Bullettino Sardo vor, indem er die grosse Wich-
tigkeit dieser Unternehmung für die wenig bekannten
Alterthümer der Insel Sardinien hervorhob. Derselbe be-
sprach alsdann eine schon früher von Hrn. Spano heraus-
gegebene Inschrift, die er auf eine neue von seiner eigenen
frühem sowohl, als von der Erklärung Spano's (die der-
selbe nochmals ziemlich unglücklich vertheidigt hatte),
abweichenden Weise auffasste, indem er die Worte DE-
CVRIALI • SCR • CER in decvriali scribae cerario auf-
löste und zur Erklärung auf einen Artikel im Bullettino
vom Jahr 1859 {intorno ad una lapide Ostiense) verwies,
worin ein scriptus cerarius und seribae cerurii im Gegensatz
zu scribae librarii zur Sprache kommen. — Hr. Brunn
berichtete nach einem von der Gräfin Gaetani-Lovatelli
mitgetheilten Briefe des Hrn. Ransonnet über einen vor
einigen Jahren in der Wallachei gefundenen Schatz, in
Goldsachen bestehend, welcher von Prof. Bock als dem
gothischen König Athanarich angehörig erkannt worden
war. Alsdann legte Hr. Brunn zwei im Besitz des Hrn.
Lovatli befindliche Spiegel vor. Der eine stellt vier Fi-
guren mit phrygischer Mütze dar, der andere gehört zu
der zahlreichen Klasse von Spiegeln, welche die Dioskuren
in Gesellschaft von zwei andern Gottheiten oder Heroen
darstellen, im gegenwärtigen Fall von Minerva (Menfra)
und Jolaos (Fite). Ausser verschiedenen andern analogen
Darstellungen zeigte Referent einen Spiegel, der neuerdings
für das Berliner Äluseum erworben worden war, auf wel-
chem in ähnlicher Gruppirung Laran , Herde, Menrfa
und Fite vereinigt erscheinen. Auf einer von demselben
Um. Lovatti in die Sitzung gebrachten Gemme erkannte
Hr. Brunn einen sitzenden Dionysos oder Satyr, welcher
eine bärtige Maske in der Hand hält und mit einem vor
ihm stehenden Knaben oder kleinen Satyr scherzt. Zu-
letzt zeigte Hr. Brunn den Gypsabguss eines Terracotta-
reliefs, welches ein Gegenstück zu dem in der vorigen
Sitzung besprochenen bildet, und nachdem er einen Ueber-
blick über die verschiedenen Tliaten des Theseus, wie sie
auf derartigen Reliefs, welche ursprünglich einen Cyclus
gebildet hätten, vorkommen, gegeben, erklärte er die vor-
liegende Darstellung als die Tödtung Skiions durch den
jugendlichen Helden.
In der Sitzung vom 31. Januar legte Dr. Kiessling
eine von dein Architekten Hrn. Zimmermann ausgeführte
Zeichnung eines sehr merkwürdigen Monuments vor, wel-
ches Hr. Oagliardi bei einer mit Genehmigung des Eigen-
thümers des Bodens, Principe Torlonia, unternommenen
Ausgrabung in der Nähe der angeblichen Villa der Quinc-
289*
290*
tilier oder Roma vecchia an der Via Appia entdeckt hatte.
Dasselbe bestellt in einem marmornen Apparat, der offen-
bar zur Reinigung des Oels bestimmt war. Die Zeichnung
nebst den Erklärungen des Hrn. Kiessling wird in den
Annalen des laufenden Jahres zur Veröffentlichung ge-
langen. — Hr. Lanct theilte eine in der Nähe von Roma
vecchia an der Via Latina gefundene Inschrift mit, welche
sich auf einen M. Ulpius Epaphroditus, Freigelassenen
eines Phaedimus, bezieht. Dieser Phaedimus, welchen die
Inschrift als Augusti u cubiculo bezeichnet, ist nach der
wahrscheinlichen Vermuthung lim. Henzen's mit dem in
zwei Inschriften des Vaticanischon Museums erwähnten
Freigelassenen Trajans gleichen Namens identisch. — Hr.
Ranzen legte zwei im Besitz des Advokaten Hrn. Lovatli
befindliche 'glandes missiles' vor, welthe bei Perugia ge-
funden sich auf den Perusinischen Krieg beziehen. Als-
dann zeigte er den Papierabklatsch einer vor Kurzem in
Ostia gefundenen Inschrift, welcher von dem Commenda-
tore Visconti vergünstigt worden war. In der Inschrift
ist nach dem Referenten von der Weihung zweier Kronen
die Rede; von denselben war die eine der Isis in Buba-
stos, die andere der Venus in Argos bestimmt. Schliess-
lich besprach Hr. Henzen einige ihm von Hrn. liallefsen
mitgetheilte Inschriften aus Piacenza. — Hr. de Latre las
einen Aufsatz über die Ableitungen des Namens Diovis. —
Hr. Brunn zeigte eine ihm von Hrn. L. Depoletti mitge-
theilte Bronzestatuette, welche Ilygieia darstellt, die mit
einer Patera in der Rechten die sich um ihren linken Arm
windende Schlange tränkt. Dieselbe verdient sowohl we-
gen ihrer Grösse (27 Centimeter) als wegen der vortreff-
lichen Erhaltung Beachtung. Hr. Brunn legte alsdann die
Zeichnung eines Reliefs vor, welches sich in einem Palaste
in der Nähe des arco della Ciambella befindet. Dasselbe
stellt Achilles dar, welcher die Lyra in Gegenwart seines
Lehrers Chiron spielt, ein Gegenstand, welcher, durch ein
berühmtes pompeianisch.es Wandgemälde bekannt, sich hier
zum ersten Mal in einem Werke der Sculptur findet.
In der Sitzung vom 7. Februar berichtigte Hr. Hen-
zen seine Mittheilung über die Ostiensische Inschrift da-
hin, dass in derselben, wie ihm P. Vercellonc, welcher das
Original selbst gesehen, versichert habe, nicht von einer
der Venus in Argos geweihten Krone, sondern von einer
unter den beiden Kronen derselben Isis gewidmeten Statue
der Venus aus Silber die Rede sei. Er zeigte alsdann
im Namen des Hrn. Lovatli eine schöne in der Sabina
gefundene Lampe aus Terracotta, welche in Relief die
Köpfe der Isis und des Serapis mit der Unterschrift
AAES.IKAKOI enthielt. Schliesslich besprach Hr.
Henzen die Inschrift eines Altars, welcher bei S. Maria
dell' Orto in Trastevere, an derselben Stelle an welcher
neben anderm die auf den pagus Janicolensis bezüglichen
Inschriften zum Vorschein gekommen, gefunden worden
war. Das neu entdeckte Monument ist für das Heil des
Kaisers Alexander Severus und seiner Mutter Mammaca
Augusta dem 'Aselepius' von einem Militärtribunen Aure-
relius Silvanus und Andern geweiht. Professor Th. Momm-
sen aus Berlin, welcher kurz vorher in Rom angelangt
war, bemerkte, dass in den Denkmälern der Kaiserzeit die
griechische Namensform 'Asklepios' viel häufiger sei als
die lateinische 'Aesculapius', eine Erscheinung, deren Er-
klärung in der gräcisirenden Hauptstadt nicht schwer
sei. — Derselbe berichtete alsdann nach den Mittheilun-
gen des correspondirenden Mitglieds Hrn. Zohel in Ma-
drid, über die hauptsächlichsten in Spanien bis jetzt ge-
fundenen Münzthesauren, den von Rosas, den von Liria
und den von Castulo. Der Thesaurus von Rosas ist von
hoher historischer Wichtigkeit; er besteht aus Sicilischen
Obolen und Litren von alterthümlicher Form, welchen
sich Münzen von Emporia beigemischt rinden, deren Ge-
präge von grösstcr Aehnlichkeit ist und welche gewiss
die ältesten Münzen sind, die südlich von den Pyrenäen
geprägt wurden. Die beiden andern Thesauren bestehen
aus römischen Denaren und zwar sind die Münzen von
Liria aus demselben Jahre, welchem auch die italienischen
Thesauren von Villola, Collecchio und Sant' Anna ange-
hören, nemlich dem Jahre der allgemeinen Verwirrung 711
nach der Ermordung Cäsars. Viel wichtiger ist der Fund
von Castulo, welcher im Jahre 1G18 entdeckt und vom
Marchese de la Aula mit ziemlicher Genauigkeit beschrie-
ben wurde. Er ist der älteste von allen bis jetzt bekann-
ten da er um acht Jahre älter ist als der Fäsulauer The-
saurus, und enthält wie der Fäsulauer eine ungeheure
Menge von Denaren aus den Jahren 662 — 670. — Schliess-
lich legte Hr. Brunn die Zeichnung eines von ihm unter
den in den Catalogen nicht registrirten Gegenständen des
ehemaligen Campana'schen Museums gefundenen Spiegel
vor, welcher wahrscheinlich aus Caere stammt. Dargestellt
ist Venus (Titrun) sitzend mit einer Ciste neben sich, wie
sie einer andern stehenden Frau einen Kranz reicht.
Diese letzte trägt den durch andere Inschriften bekannten
Namen Tlialna.
In der Sitzung vom 14. Februar sprach Hr. Kiessling
über die Consuln des Jahres 117 unserer Zeitrechnung,
welche gewöhnlich Quinctius Niger und C. Vipstanus
Apronianus genannt würden, ohne dass es dem Referenten
gelungen wäre zu rinden, auf welche Autorität, sei es die
eines alten Schriftstellers oder einer Inschrift, sich die
gentilicia der genannten Consuln gründeten. In den In-
schriften würden dieselben stets mit den blossen cognomina
als Niger und Apronianus bezeichnet. Diese Ungewissheit
wird nach Hrn. Kiessling einigermassen durch den Stempel
eines Ziegels gehoben, welcher in der handschriftlichen
Sammlung von Pighius sich befindet. Nach der von dem
Referenten unternommenen Wiederherstellung der verstüm-
melten Inschrift würde Aquilius das gentilicium des Niger,
Rebulius, ein bisher unbekanntes nomen, das des Apro-
nianus sein. — Darauf legte Hr. Mommsan den von dem
correspondirenden Mitgliede Hrn. Cicerchia mitgetheiltcn
Abklatsch einer archaischen Inschrift aus Palestrina vor,
welche nach der ungenauen Veröffentlichung von Ceccoui
im C. I. L. vol. 1 no. 73 abgedruckt worden war. Er be-
merkte zunächst, dass in Präneste viel früher als in Rom
der Gebrauch der Schrift sich zeige, und dass demnach
in sehr alten Zeiten in Präneste eine nicht geringe Cultur
geherrscht habe, wodurch diese Stadt damals Rom über-
legen gewesen sei. Daraus erkläre sich zum Theil die
Rivalität, welche lange zwischen beiden Städten bestanden
habe. Hr. Mommsen wandte sich darauf zur Erklärung
der Inschrift, welche durch ihre grammatischen Formen
besonderes Interesse hat. — Hr. Henzen zeigte ein Amulet
aus pietra nera, welches bei Arbeiten im Palast des Für-
sten Aldobrandini in Rom gefunden und mit Erlaubniss
desselben durch Hrn. de Rossi dem Institut vergünstigt
worden war. Dasselbe enthält ausser den an solchen
Anmieten stets vorkommenden unverständlichen Buchsta-
ben ein an den Herrn des Gedankens und der Orakel
gerichtetes Gebet, in der Nacht eine wahrhafte Antwort,
die dem Gedächtniss sich einpräge, zu geben. — Schliess-
lich zeigte Hr. Brunn die Zeichnung von dem Fragment
einer Vase, welche auf der erhaltenen Seite eine bis jetzt
einzeln dastehende Darstellung enthält, in welcher Referent
den Mythus von Herakles und Syleus (vgl. Otto Jahn Ar-
chäol. Ztg. 1861 S. 157 ff.) erkannte. Hr. Brunn lügte
hinzu, dass Otto Jahn durch eine nachlässige Beschreibung
291<
292*
einer Campana'schen Vase (Ser. IV no. 647) verleitet, in
derselben die Bestrafung des Syleus habe finden wollen:
vielmehr seien dort eine That des Herakles und zwei des
Theseus vereinigt dargestellt, nemlich des Herakles Kampf
mit dem Löwen, und Theseus, wie er mit dem Sehwert
gegen den Minotaurus angeht und mit einer Doppelaxt
oder vielmehr einem Hammer einen Gegner, wahrschein-
lich Prokrustes, erschlügt.
In der Sitzung vom 21. Februar trug Hr. Rosa über
den Tempel des Hercules Victor in Tivoli vor, dessen
Lage durch die Ausgrabungen des durch die Rathschläge
des Referenten unterstützten Hrn. Thierry sich deutlich
herausgestellt hat. Hr. Rosa wies die phantastische Re-
construction Canina's in ihrer Unnahbarkeit nach und gab
ein einfaches und klares Bild des Tempels nach den durch
die Aussrabungen gewonnenen Resultaten. Ausführlichere
Mittheilungen versprach Referent in einem Artikel des
Bullettino zu liefern. — Darauf legte Hr. Mommsen einige
von Hrn. Depoletti vergünstigte 'glandes missiles' vor,
welche sich sämtlich auf den Krieg von Picenum bezogen.
Referent ergriff die Gelegenheit, auf eine ziemlich ausge-
breitete moderne Fabrikation dieser Anticaglien hinzuwei-
sen, die in den letzten zwanzig Jahren aufgekommen sei. —
Hr. Henzen sprach über ein neues Fragment der Trium-
phalsten, welches Hr. Mommsen in einem epigraphischcn
Codex der Barberina aufgefunden hatte. Durch dasselbe
erhalten wir positive Daten über die Triumphe von Octa-
vianus und C. Carrinas und gewinnen zugleich die völlig
neue Notiz von dem Triumph eines C. Calvisius Sabinus.
Ueber die Berichtigungen, welcher des Referenten früherer
Artikel durch diese neue Entdeckung erfahrt, wird der-
selbe sobald als möglich im Bullettino Rechenschaft geben.
In der Sitzung vom 28. Februar sprach Hr. Henzen
über einige Inschriften von Meilensteinen Kleinasiens,
welche ihm von Hrn. Perrot mitgetheilt worden waren.
Derselbe hatte sie auf seiner wissenschaftlichen Reise im
Innern Kleinasiens abgeschrieben. — Darauf theilte der-
selbe nach einem Briefe des Hrn. DelJefsen eine merk-
würdige Inschrift mit, welche von demselben in den Samm-
lungen der Brera in Mailand copirt worden war. Dieselbe
wird im Bullettino abgedruckt werden. Schliesslich legte
Hr. Henzen im Namen des Herzogs von Norlhumberland
das unter den Auspicien desselben veröffentlichte Werk
über den römischen Grenzwall in Brittannien vor. — Hr.
Mommsen sprach über einen neuen dupondius, welcher
sich in der Sammlung des Hrn. Depoletti gefunden hatte. —
Hr. Brunn legte einen pränestinischen Spiegel des Hrn.
Depoletti vor, welcher einen Herakleskopf mit der Keule
enthält; derselbe lässt sich in Bezug auf die schöne Zeich-
nung mit dem Bacchuskopf bei Gerhard 71, 4 vergleichen.
Darauf zeigte derselbe eine aus Grossgriechenland stam-
mende und jetzt im Besitz desselben Hrn. Depoletti be-
findliche Gruppe aus Bronze. Diese stellt in ihrem gegen-
wärtigen Zustand den Apollo unbekleidet inmitten eines
Gitters dar, welches von Säulchen gebildet wird und in
zwei Halbkreise ausläuft; auf demselben sitzen zwei Jagd-
hunde. Bei der vom Referenten angestellten Untersuchung
stellte sich indessen heraus, dass die Gruppe in neuerer
Zeit aus drei Stücken zusammengesetzt sei; allgemeinen
Beifall fand die vom Referenten versuchte Herstellung des
ursprünglichen Kunstwerks. — Hr. Willmer hatte in die
Versammlung ein Marmorrelief von ovaler Form und un-
gefähr 4U Centimeter Breite gebracht, das in einer vigna
vor Porta maggiore, nach Andern bei Palast Salviati an
der Lungara gefunden sein soll. Dasselbe stellt den Lao-
koou mit beiden Söhnen in einer Weise dar, dass die
Gestalt des Vaters und der Altar, auf dem er sitzt, deut-
lich an die berühmte Gruppe im Vatican erinnert, wäh-
rend die Composition der Söhne starke Abweichungen von
derselben zeigt. Die Arbeit ist in einigen Theilen nach-
lässig, in andern sehr sorgfältig und überlegt, und die
ganze Composition verräth einen nicht unbedeutenden
Künstler. Da indess alle bisher zum Vorsehein gekom-
menen Repliken der vaticanischen Gruppe ganz oder zum
Theil als moderne Arbeit erkannt worden waren, so er-
regte auch dies Relief Zweifel an seiner Echtheit, und es
wurde nicht geleugnet, dass der erste Eindruck an die
Arbeiten des sechszehnten Jahrhunderts erinnert; tüchtige
Bildhauer sprachen sich jedoch nach sorgfältiger Prüfung
in entgegengesetztem Sinne aus.
Berlin. In der Sitzung der archäologischen
Gesellschaft vom 7. Januar d. J. wurden zuerst innere
Angelegenheiten verhandelt. Hr. Gerhard übernahm als
Vorsitzender die Leitung der Gesellschaft von neuem, da-
gegen Professor Böiticher's bisherige Mitwirkung, auf
Veranlassung seiner bevorstehenden Reise nach Griechen-
land, durch Professor Frietlerichs ersetzt ward. Derselbe
eröffnete die Reihe der wissenschaftlichen Mittheilungen
durch einen Vortrag über die verschiedenen Gattungen
des alterthümlichen Styls der griechischen Plastik. Bei-
spielsweise wurden die Metopen von Selinunt, das Har-
pyienmonument und die äginetischen Statuen zu Grunde
gelegt, um einen altdorischen, einen ionisch-attischen und
einen äginetischen Archaismus zu unterscheiden, dessen
conventionelle Magerkeit hauptsächlich in einer Anzahl
noch erhaltener Thonreliefs seine Vergleichung finde und
der mit der Zeit der Unabhängigkeit Aegina's aufgehört
haben möge. — Hr. Hühner berichtete unter Vorlegung
des von der Akademie zu Madrid herausgegebenen Werks
der Gebrüder Oliver 'Munda Pompeiana' (Madrid 1861
gr. 8.) über die vielbestrittene, jetzt mit Wahrscheinlichkeit
der Gebirgsgegend von Ronda zugesprochenen Lage von
Munda. — Hr. Mommsen knüpfte hieran die Notiz eines
durch Hrn. Zobel zu Madrid zu seiner Kenntniss gelang-
ten spanischen Münzfunds, in welchem es an Denaren des
Sextns Pompeius nicht fehlte und bezeichnete diesen Um-
stand als entscheidend gegen die gewöhnliche Herleitung
aller Münzen des Sextus Pompeius aus der Zeit seines
Aufenthalts in Sicilien, mit Betonung des Schlusses wel-
cher aus der Gemeinschaft der Münzen beider Söhne des
grossen Pompeius auf deren Gleichstellung im itnperium
sich ziehen lasse. Das gedachte Verhältniss der Münz-
funde bestätigte Hr. von Rauch durch die Bemerkung,
dass ihm laut Mittheilung des Münzhändlers Rollin zu
Paris die häufige Provenienz ähnlicher Münzen aus Spa-
nien wohl bekannt sei. — Ein durch Hrn. Hühner der
Gesellschaft mitgetheilter Bericht ihres dermalen zu Rom
verweilenden Mitglieds Hrn. Jordan betraf die von dem
Architekt Rosa auf kaiserlieh französische Kosten gelei-
teten Ausgrabungen auf dem Palatin, durch welche unter-
halb des Klosters S. Bonaventura ein mit Nischen verse-
hener halbzirkliger Bau neuerdings zum Vorschein kam.
Von Hrn. Jordan berichtet war auch der zu Syrakus er-
folgte Fund zweier römischer Togastatuen, deren eine
von einem Geldkasten als Abzeichen eines Schatzmeisters
begleitet ist. — Lieber athenische Ausgrabungen im Peribolos
des Olympieion, durch welche die Spur eines halbzirkligen
Ausbaues und die Inschrift einer Statuenbasis des Hadrian
zu Tage kam, ward durch einen an Hrn. Gerhard einge-
sandten Aufsatz eines griechischen Zeitungsblatts (VtvixTj
itj ijfttnis rrjg 'li\).üdog 1861 no. 53.65 s. unten S. 295* ff.)
Auskunft gegeben. — Als litterarische Neuigkeit war ein
von K. Keil sorgfältig herausgegebener und von der Teub-
293*
294*
ner'sehen Buchhandlung würdig ausgestatteter zweiter Band
archäologischer Aufsätze von Ludwig Ross eingegangen,
in welchem die zerstreuten kleineren Arbeiten dieses un-
vergesslichen, um Griechenlands Orts- und Inschriftkunde
hochverdienten, Forschers nebst einer Reihe dazu gehö-
riger Abbildungen vereinigt sind. Eine besonders anzie-
hende Abhandlung von E. Curtius (Nachrichten der Ge-
sellschaft der Wissenschaften zu Göttingen 18G1 no. 21)
handelt 'über die Weihgeschenkc der Griechen nach den
Perserkriegen und insbesondere über das platäische Weih-
geschenk zu Delphi'; in Bezug auf dieses letztere ist die
mit den betreffenden Inschriften versehene bronzene
Schlange des Hippodroms zu Constantinopel als eine ver-
mutlich im Jahr 400 den Zwecken einer Wasserkunst
angepasste sehr ungefähre Copie des platäischen Weih-
geschenks nachgewiesen. Eine dänisch geschriebene Ab-
handlung von L. Müder zu Kopenhagen behandelt grä-
cisirte pnönicische Gottheiten auf Grundlage afrikanischer
Münztypen. Ausser diesen von Hrn. Gerhard vorgelegten
Schriften waren noch mehrere andere der Hrn. Capei,
Gerlach zu Zerbst, Heibig, Schwarte '), Vinet und E. «»s'm
Weerlh eingegangen, von denen man dankbare Kenntniss
nahm.
In der Sitzung vom 4. Februar ward zuerst von
Hrn. Gerhard der unter den Gypsabgüssen des köuigl.
Museums soeben aufgestellten Madrider Statue des Schlaf-
gottes gedacht, deren Abbildung in drei photographischen
Aufnahmen vorlag und demnächst in der 'Archäologischen
Zeitung' erscheinen wird (Tafel CLVII). — Ein andres
gleichzeitig in Gypsabguss hieher gelangtes anziehendes
Marmorwerk ward zur Stelle gebracht, um den daran ge-
knüpften Erläuterungen des Professor Friederichs zur
Grundlage zu dienen. Es handelte sich um das mehr als
lebensgrosse Brustbild eines behelmten jungen Helden, auf
dessen linker Schulter die Aegis ruht — , ein Umstand
welcher zuerst den Gedanken an Perseus den Gorgobe-
sieger hervorgerufen hatte, dann aber vielmehr durch die
Aegis erklärbar schien, welche dem nach des Patroklos
Tod seiner Waffen beraubten Achill durch göttlichen Bei-
stand die Kraft verlieh, den Uebermuth des herandringen-
den Feindes zurückzusehrecken. Wenn mit diesem home-
rischen Moment die Helmbedeckung des Kopfes nicht
stimme, so lasse doch in dem fraglichen Marmorwerk eine
Darstellung des Achill sich erkennen, bei welcher jene
momentane Verleihung der Aegis einer symbolischen An-
wendung dieses Attributs für Achill diene. Die Züge des
Kopfes selbst, dessen stylistische Eigenthümlichkeit etwa
der lysippischen Zeit zuzuschreiben sei, könne man mit
der homerischen Vorstellung vom jungen Helden Achill
sehr wohl vereinigen, wenn auch nicht mit dem angeb-
lichen Achill der borghesischen Statue, die man zugleich
mit einer gleichfalls berühmten und gleichfalls auf Achill
gedeuteten Statue der Villa Ludovisi mit Emil Braun viel-
mehr als ein Bild des Kriegsgottes zu betrachten habe.
Die Erwähnung dieser beiden Statuen, auf welche der
Vortrag weiter einging, rief lebhafte Erörterungen mehrerer
Mitglieder der Gesellschaft hervor. Hinsichtlich der bor-
ghesischen Statuen blieben bei sonstiger Beiprlichtung die
Ansichten dergestalt getheilt, dass Hr. Waagen darin ein
römisches Werk erkannte, Hr. Friederichs aber mit andern
Kunstfreunden darin die römische Replik eines griechi-
schen Originals aus guter Zeit festzuhalten geneigt ist.
Den über dem Knöchel des rechten Fusses befindlichen
3) 'Vom Ursprung der Mythologie'. Nachträgliche Bemerkungen
gegen Forchhammer. Dieser Aufsatz ward in mehreren vom Verfasser
eingesandten Abzügen vertheilt.
Ring, der bei der Voraussetzung eines Achill die Ver-
wundbarkeit dieses Helden andeuten soll, hatte Hr. Frie-
derichs vielmehr als Abzeichen der Liebesbande Aphro-
ditens gedeutet, wogegen Hr. Tölken auf die nachweisliche
Fesselung alter Cultusbilder sich stützend, vielmehr den
unwandelbaren Schutz des Sieg und Frieden erkämpfenden
Gottes darin gemeint wissen wollte. Hinsichtlich der
Ludovisischen Statue äusserte Hr. Legationsrath Meier
im Sinn des von Baoul-Roehette vertretenen Standpunkts,
die Deutung derselben auf Achill nicht wohl aufgeben zu
können. Wenn nichts destoweniger sich überwiegend die
Ansicht empfahl, dass sowohl die ludovisische als auch
die borghesische Statue vielmehr den Ares als den Achill
darstelle, so blieb bei solcher Einbusse vermeintlicher
Achillesbilder der Wunsch offen, dass auch echte Dar-
stellungen des in Poesie und Kunst so hoch gefeierten
vornehmsten Helden der Ilias aus dem uns gebliebenen
Denkmälervorrath ein andermal um so entschiedener her-
vortreten möchten. Willkommen in solcher Beziehung war
ein aus dem köuigl. Antiquarium von Hrn. Friederichs zur
Stelle gebrachtes bronzenes Brustbild eines jugendlichen
behelmten Kriegers, welches durch einen leisen Zug
schwermüthigen Ausdrucks und durch einige Aehnlichkeit
mit dem Madrider Marmor mehr dem Charakter Achills
als dem des Kriegsgottes verwandt zu sein schien. —
Hierauf beschrieb Dr. Hübner ein im April 1861 in Bar-
celona an der Stelle des alten Palau gefundenes grosses
Mosaikbild mit Wagenrennen im Circus. Die besonders
ausführliche Darstellung der spina und ihres Schmuckes,
so wie die den vier wettfahrenden Quadrigen bei"-eschrie-
benen Namen der Pferde und Pferdezüchter, sowie des
einen Wagenlenkers, sichern diesem Bild eine hervorra-
gende Stellung unter den zahlreichen erhaltenen Darstel-
lungen desselben Gegenstandes, von welchen die meisten
(Mosaikbilder von Lyon, Italica, Carthago und Augsburg
und nahe an zwanzig Sarcophagreliefs) ein°ehender Ver-
gleichung unterworfen wurden. Es knüpfte°sich daran die
Erörterung einiger noch nicht gehörig beantworteter Fra-
gen in Betreff der Wettfahrten im Circus: über Ort und
Signale der Abfahrt, über die Zahl der Rennen und Um-
läufe nebst den sie darstellenden Zeichen auf der spina,
über den Ort wo die Sieger gekrönt wurden, und anderer. —
Mit Bezug auf Fenerbach's, in der neulichen Schrift 'Ilio-
neus' von L. Gerlach neu aufgenommene Vermuthung,
als sei der belvederische Apoll im Zusammenhang mit
Orest und den Eumeniden zu denken, kam ein in Eng-
land gefundenes und in den actis eruditorum von 1739
edirtes Relief aus Silber in Rede, welches in der gedach-
ten Schrift zur Unterstützung jener Hypothese citirt wird.
Zum Beweiss dass jene Vergleichung trüglich sei lag eine
genaue Beschreibung des gedachten Reliefs von Dr. Ke-
kule vor '). — Als litterarische Neuigkeiten legte Hr.
Gerhard das zweite Heft der sehr verdienstlichen Heraus-
gabe von 'Münchens Antiken' durch C. von Lülzow
und eine Abhandlung des verstorbenen Lenormanl vor,
in welcher auf Grund einer Anzahl von kyrenäischen Va-
senbildern gewisse colossale Darstellungen auf Thonge-
fässen als Reminiseenzen von Scenerien des Mysterien-
gepränges betrachtet werden. Noch andre Schriften, ein-
gegangen von den Hrn. F. D. Gerlach, GuidobalJi,
Janssen, Michaelis und Reinaud waren zu dankbarer
Kenntnissnahme der Gesellschaft vorgelegt.
4) Es ist hier von demselben Relief die Rede welches schon
früher einmal in derselben Gesellschaft besprochen wurde und damals
zu einer von Herrn W. Koner verfassten , in der Arcu. Ztg. 1848
S. 281 f. obgedruckten Beschreibung Anlass gab. A. d. H.
295
t*
296*
II. A u s g r
1. Olympieion zu Athen.
(Paus. I, 13, 6).
In der yivixi) i<fr;i[iigig t/~£ 'EMüduc, nolurixi) xai
(ftlo't.oyir.rj vom 4., 6. und 20. December 1861, wie vom
2., 15. und 22. Januar 1862 erstattet Hr. K/uisojui/os Be-
richt über Ausgrabungen, welche neuerlich auf Veranlas-
sung eines Wegebaues in dem nordwestlichen Theile des
Olympieion zu Athen Statt gefunden haben. Die in mehr-
facher Hinsicht interessanten Ergebnisse derselben stellen
wir im Folgenden kurz zusammen.
Von der Mauer des Peribolos war bisher nur der die
Südostecke bildende Theil bekannt; jetzt sind auch deut-
liche Spuren der nördlichen Mauer entdeckt, welche be-
weisen, dass der Tempel gerade in der Mitte des Peribolos
erbaut ist, und die überdies eine genaue Ausmessung des
letzteren ermöglicht haben. Hiernach betrügt die Länge
desselben 204, die Breite 130 Meter, woraus sich ein
Umfang von 668 Meter oder 31, , olympischen Stadien er-
giebt, entsprechend den Worten des Paus. I, 18, 6: o /liiv
drj nät; nttjißoXot; axuöliov fiü).iattt iiaadtiov tazlv. —
Den Eingang zum Peribolos vermuthete bereits Lcahe nicht
im Osten, sondern im Nordwesten des Tempels; die Aus-
grabungen des letzten Jahres scheinen dies zur Gewissheit
erhoben zu haben. In dem westlichen Theile der Nord-
mauer des Tempelbezirks nämlich, 19'/» Meter vor der
Biegung nach Westen, befinden sich Reste eines Baues,
der nach aussen in einem Halbkreise von 10,90 Meter
Durchmesser vorsprang. Das Material desselben stimmt
völlig mit demjenigen der übrigen Theile des Peribolos
überein, so dass eine moderne Verunstaltung der Um-
fangsmauer, etwa durch einen Thurm, sich hier nicht
voraussetzen lässt. Ein Thurm aus alter Zeit aber nur
an jener Stelle der Mauer würde durchaus räthselhaft
sein. Mit Recht erinnert dagegen Hr. Hlnisopnlos an
obige Vermuthung Leuke's. Uns dünkt es nicht zweifel-
haft zu sein, dass wir dort die Reste eines Propylaion
haben, welches liölticlier bekanntlich als Vorbau vor den
Thüren des Peribolos nachgewiesen hat. Unrichtig be-
trachtete indessen Lenke das Thor des Hadrian als Ein-
gangsthor des Peribolos selbst. Jenes bildet vielmehr ein
Kunstwerk für sich, leitet aber durch seine sehnige Stel-
lung nach dein Eingänge hin, wo sich zunächst der nord-
westliche Theil des Tempels den Blicken darbot. Auch
der Peribolos des Parthenon, die Oberfläche der Akropo-
lis, hat nordwestlich von jenem Tempel den Eingang, die
Propyläen, und von diesen aus bewundert der Kommende
nicht nur die Westfront, sondern auch die Säulen der
Nordseite des Parthenon. Wie aber gleichwohl der Ilaupt-
eingang dieses Heiligthnms selbst sich im Osten befand,
so ist dasselbe auch für den Tempel des olympischen
Juppiter anzunehmen, und wünschensvverth erscheint mm
die Auffindung des Weges, welcher von dem Eingangs-
thore nach den Stufen im Osten des Tempels geführt
haben wird.
Gefunden sind ferner im westlichen Theile des Peri-
bolos zwei Basen, eine viereckige, aus mehreren Steinen
bestehende und eine mnnyyv'kr] (tuo/tugtrri fiui'ä).t&og,
die grösste aller dort gefundenen Basen. Das Aeussere
derselben ist uneben; an einer Seite jedoch ist ein 0,72
.Meter breites Viereck SUSgemeisseltj in welchem eine In-
schrift bezeugt, dass auf der Basis einst eine von der sy-
rischen Stadt Laodicea ad mare geweihte Statue des Ha-
drian stand. Ausser jener Inschrift, auf welche wir unten
zurückkommen werden, ist jetzt die bereits im corp. i.
gr. 335 nach Chandler getreu veröffentlichte Weihinschrift
a b u n g e n.
wieder zum Vorschein gekommen. Sodann fehlt es auch
im Olympieion nicht an christlichen Inschriften. An dem
mittleren Theile der Nordmauer des Peribolos befinden
sich nämlich Begräbnissstätten aus christlicher Zeit und
eben dort eine antike Säule, die 2,58 Meter lang ist und
einen Durchmesser von 0,48—0,41 Meter hat. Ursprüng-
lich scheint dieselbe eine Grabstele gewesen, sodann aber
in einer Kirche für irgend einen architektonischen Zweck
verwendet zu sein. Oben an der Säule sind nun Spuren
von drei Inschriften in nachlässig geformten Uncialen er-
halten, die, obgleich bereits verwittert, erkennen lassen,
dass hier einst die Namen von mehreren verstorbenen
Geistliehen gestanden haben. Bekanntlich sind auch die
Säulen des Parthenon mit derartigen Inschriften reich be-
deckt, die Kirchhof im corp. i. gr. IUI 2 zusammenge-
stellt hat.
Endlich verdienen ausser einem unweit der nördlichen
Mauer des Peribolos gefundenen Theile einer Säule vou
weissem Marmor noch Erwähnung mehrere Skulpturwerke,
allerdings, wie es scheint, sämmtlich aus römischer Zeit.
Nämlich:
1. eine kleine Büste ohne Kopf;
2. ein Kopf eines Jünglings vou nicht schlechter Ar-
beit, aber um Nase und Mund stark verstümmelt;
3. ein kleiner Zeuskopf;
4. ein Pan, der mit gekreuzten Füssen auf einem
mit einem Löwenfelle bedeckten Felsen sitzt und mit der
wahrscheinlich mit beiden Händen an den Mund gehal-
tenen Syrinx sich unterhält. Seine Ellenbogen sind auf
die Knie gestützt, und den Rücken bedeckt ein vorn auf
der Brust zusammengeknüpftes Ziegeufell oder ein Theil
des erwähnten Löwenfelles. Die Höhe der Statue beträgt
mit dem Felsen 0,40, ohne denselben 0,30, ihr Umfang
0,61—67 Meter. Die thierisehe Natur scheint an ihr
durch das ganze Aeussere besonders stark hervorgehoben
zu sein, da der griechische Berichterstatter erinnert an
den in der dö/iun).. itfijfug. 1840 T. 389 abgebildeten
Pan der Panshöhle in Athen , bei welchem in der That
das Thierisehe in dem Aeussercn überwiegt;
5. ein stark verletztes Fragment des Mittelstückes
eines kolossalen Weihbildes.
Erfreulich ist die Nachricht, dass die Ausgrabungen
ausserhalb der nördlichen Mauer des Peribolos kürzlich
wieder aufgenommen sind. Hoffentlich werden dieselben
auch auf andere Theile des Olympieions ausgedehnt wer-
den, damit manche Zweifel, die bei der beklagensuerthen
Kürze des Pausanias über dieses für die Culturgcschichte
so wichtige lleiligthum augenblicklieh noch bestehen, end-
lieh ihre Lösung finden. Wirklichen Werth aber werden
derartige Ausgrabungen erst dann haben, wenn Athen
selbst ein Museum besitzt, welches die zu Tage geförder-
ten Kunstwerke vor Zertrümmerung und Verschleppung
zu sichern im Stande ist.
Wie wir Herrn Rhusopulos für den von ihm erstat-
teten Bericht dankbar sind, so sehen wir mit Verlangen
der von ihm verheissenen Veröffentlichung aller im Olym-
pieion gefundenen Alterthümer in der seit Anfang dieses
Jahres auf Staatskosten erscheinenden ug/uwl. kpfjfllQ.
[vgl. oben S. 284*] entgegen.
Die im Vorstehenden erwähnte Inschrift ') einer
') Bekannt wurde mir der Wortlaut der Inschrift zunächst durch
eine mir von Herrn l'rof. Curlins in Göttingen gütigst inilgetheilte
Abschrift aus dem 'InlCotcon (1801 II, 432), wo Kumanudes dieselbe
hat abdrucken lassen. Nachher erhielt ich vun Herrn Geheimerath
297*
298*
von der syrischen Stadt Laodicea dem Olympieion ge-
weihten Statue des Hadrian lautet wie folgt:
Avioxgüiogu Kuiaugu Qurv Tgaiuvav
vtov Gtov Ntgovu v'iiovdt' Tguimov Aägtuvov
atßucsinv 'OXvftntov t] nöXtg '[ovXittov Vtov xul Auo
dtxt'iov tüv ngog &uXaoi] tijg hgüg xul üavXov xul
Ol tUVOflOV
5 vuvugylöog aw/trldog <piXrtg avf.if.td/ov xonwtov
drjfiov
Poiiiuuor i^uigt'iwg tlttifj.rjfJ.BV7i dtogtutg xudiog xut
iv Kunt
twXiut ütXjot n fgtt'yovatv , diu iniftiX?]tMV xul
ngtaßtv
rüv AgyiXüov 'AgytXüov tov Titfitigyov, xul 31'
OviosXXt'ov TUtov
v'tov KoXXt'ru Ilgu'axov, xul I' KugnjXt'ov I'utov
i'iov Kvgttvu
10 IHu^t'uov, xul 'AnoXXwvtov Atoyvt]tov toi intxuXov
fit > uv Eui'ov.
Die Inschrift besteht aus äusserst nachlässig geform-
ten Uncialen; die Buchstaljen sind von ganz verschiedener
Grösse, diejenigen der ersten und zweiten Reihe sogar
bedeutend grösser, als alle anderen. Was im Uebrigen in
formeller Beziehung auffallend erscheinen könnte, erklärt
sich vollständig aus der Zeit , in welche die Inschrift ge-
hört, d. h. aus der Zeit nach 132 n. Chr. G. ; denn nicht
vor diesem Jahre, in welches die Weihung des Olympieions
fällt, hat Hadrian den Beinamen 'OXrfimog (Franz elem.
ep. gr. p. 286). Kein Anstoss ist dalier an der verschie-
denen Gestalt zu nehmen, in welcher mehrere Buchstaben
sogar in einem und demselben Worte erscheinen: st A,
AA, E Q, 2 E, £2 U CO; zur Bezeichnung des o fitxgöv
dient in dem Worte 3'lu'^t'fiov (Z. 10) sogar nur ein
Punkt. Ferner darf nicht befremden neben dem Jota
subscr. oder adscr. in KuntnoXtio (Z. 7) das Fehlen des-
selben in den Wörtern xXulaojj (Z. 4 für &uXüaaij), KoX-
Xlvu und Kvgeivu (Z. 9) '). Eine Interpunction findet sich
in der angegebenen Weise Zeile 7, 8, 9 und 10, ein grös-
serer Raum Zeile 3 zwischen den Wörtern 'OXvftniov und
r\ nöXtg. Vgl. Franz a. a. 0. S. 244 ff. Das hinter dem
31 in Zeile 8 überlieferte Zeichen hält II r. Rhusopulos
für eine dem Lateinischen entlehnte Abkürzung des Na-
mens Manius. Da indessen ein allein stehendes 31 oder
31 Marcus bedeutet, und ein jenem ähnliches Zeichen in
Inschriften mehrfach als Apostroph oder nur zur Tren-
nung von Wörtern angewendet ist (corp. 380, 2851, 1950,
2454. Frans a.a.O. S. 375), so kann wenigstens mit dem-
selben Rechte auch jener Name in dem betreffenden Buch-
staben vermuthet werden. Der in syntactischer Beziehung
beaehtungswerthe Uebergang in den Genetiv Sing, bei
vorausgehendem Genetiv Plur. und folgendem Nominativ
endlich (Z. 4) wird erläutert durch die Aufschrift mehrerer
gleich zu erwähnenden Münzen.
Durch ihren Inhalt giebt sich die vorliegende In-
schrift als Weihinschrift einer Statue des Hadrian zu er-
kennen, welche die Bewohner der syrischen .Stadt Laodicea
im Olympieion zu Athen aufgestellt hatten ; Basen von
Standbildern des Hadrian, durch welche das Ausland die-
sem Kaiser in jenem Ileiligthume Dankbarkeit und Ver-
ehrung zu bezeugen gesucht, sind bereits mehrfach bekannt.
Die daran befindlichen Inschriften (corp. 331—345), die
Gerhard die yfvtxr) lif-tjfj. vom 20. Dec. V. J., in welcher Rhuso-
pulos die Inschrift genauer veröffentlicht hat. Beiden Herren stalte
ich hiemit ineinen verbindlichsten Dank ab.
2) Der zur Bezeichnung der tribus übliche Dativ, wie z. B.
corp. i. gr. 2460, 2462.
in ihrer ganzen Fassung wesentlich mit der unsrigen über-
einstimmen, rühren her von Abydos, Aegina, Amphipolis,
Anemurion und Pompeiopolis in Cilicien, Ephesus (oder
Smvrna), Keramos in Karien, Kyzikos, Milet, Pnleis auf
Kephallenia, Sebastopolis, Sestos, Thasos, Thera 3). Wie
diese Orte durch Wohlthaten, welche sie vom Hadrian
erhalten hatten , zu jener Huldigung veranlasst sein wer-
den, so war auch die Stadt Laodicea demselben zu nicht
geringem Danke nach obiger Inschrift verpflichtet, die
zugleich einen interessanten Einblick in das zwischen Rom
und jener Stadt obwaltende Verhältniss gewährt. Seit der
Zeit des Julius Cäsar, der Laodicea mit der Autonomie
beschenkte, und dem zu Ehren die Einwohner nicht nur
sich fortan Julienser nannten, sondern auch ihre Zeitrech-
nung mit dem Jahre seines dortigen Aufenthaltes (48 n.
Chr.) begannen, seit jener Zeit war die Macht dieser durch
ihren Haien, wie durch die Fruchtbarkeit ihres Gebiets
stets berühmten Stadt in fortwährendem Steigen. Septi-
mius Severus erlheilte derselben die Vorzüge einer Colonie
mit italischen Rechten uud einer Metropole, der vier
Städte untergeordnet waren (vgl. Pmthfs Real-Encycl.s.v.).
Aber schon Hadrian hat sich offenbar die Sorge für das
Wohl der Bewohner von Laodicea sehr angelegen sein
lassen, und ihn werden wir für den Urheber der meisten
der denselben in der Inschrift verliehenen Ehrentitel zu
halten haben. Für mehrere dieser Titel bilden die Mün-
zen der Stadt die besten Belege. Auch auf diesen werden
die Einwohner bezeichnet durch Auodtxiutv ti'iv ngog
&uXünaii (Mionnet, descr. V, 342, 482, 714f., 757; suppl.
VIII, 215 f.) 4), AuoÖixhoi' tiüf ngog düXuaauv (descr.
V 343, 481,483 t'., 712f.), 'IovXihov Auoätxüor (descr. V,
716; suppl. VIH 225, 227) , 'IevXikov xul Auobtxhov
(suppl. VIII 237), 'lovXittov xtov xul Auoötxttov (descr.
V674, 77-84, 89-92, 96-98, 701-10, 17, 19-56,59
—63, 77, 822—24; suppl. VIII 202f., 5—13, 21—24, 26,
28-30, 32—36, 38—43), sodann Auodr/.kov trtg hgüg
xul uvzovüfiov (descr. V 671—73, 85—88, 93—95, 99,
700, 711, 820f.; suppl. VIII 198—201, 204). Das Epi-
theton tiavXog kehrt wieder in einer Inschrift des soeben
erschienenen A'ciofon'schen Werkes über die Alterthümer
von Halikarnass, auf welche Hr. Professor Kirchhoff mich
gütigst aufmerksam gemacht hat, und in welcher die Be-
wohner der Stadt, wie folgt, genannt werden (T.LXXXVIII
11): 'IovXihov ti'iv xu't Aaoätxiütv ngog itaXüaar) ttjg
hgüg xul ünvXnv xul uvtovöftov. Die Bezeichnung
vuvugytg findet sich meines Wissens inschriftlich nur noch
in dem bekannten Schreiben, welches die in Puteoli an-
sässigen Tyrier im J. 174 n. Chr. an ihre Mutterstadt
gerichtet haben'); der Eingang lautet: intcnoXi) ygu-
(fttau zr) nöXu 1'vgitov tijg ngüg xul uavXov xul
uitovoftov ftr/tgonöXi(og 0otveixTjg xul uXXcxiv noXiwv
xul vuvug/Jdog tl.gyovat, ßovXr/ , öijfioj xul trjg xvgt'ug
natgldog'') ol iv floziöXotg y.urotxovvttg yutgav. Der-
selbe Ehrentitel ist aber ausserdem überliefert auf meh-
reren Münzen der phönizischen Städte Dora, Sidou, Tri-
polis und Tyrus (vgl. Echhel d. n. III p. 363, 367 no. 47
3) Dazu kommt die Statue, welche die [Coluni]a Julia Aitgusla
. . . densinm geweiht hatte. S. Bücklt zu corp. 331.
4) Vgl. corp. 1093, 14: .Itxat'ttQyov 'Pti.Ml't'Jci ^-tttodtxia
TtSv norl ihttXuaati. — Dion. Per. 'JI5: Auoälxrpi 0\ Ij xttiai
in rfiöviaai üat.aaot]S. — Civ. ad fam. XII, 14: — Dolabella —
Laodiceam, quae est in Syria ad mare, se euntulil. — Inschriften
aus L. im corp. 4470 — 73.
') dritter 1105,3. lgnurra, palaestra Neapol. p. 230— 314.
Corp.i.qr. 5853. Mommsen, Berichte d. sächs. G. d.W. 1850 S. 57 ff.
') Tr\g xvpiits nttTQt'doi stellt Böckh. mit Becbt nach Strei-
chung der vorhergehenden Partikel xn! hinter rctvit^ytöog.
299<
300*
u. 52, 371, 375 f., 386 f.)- Dass sich das Wort auf das
Ansehen bezieht, welches die genannten Städte durch ihre
Flotte genossen, liegt auf der Hand; doch berechtigt viel-
leicht jenes jetzt zuerst auch für eine Stadt Syriens im
enteren Sinne nachgewiesene Epitheton, in Verbindung mit
der hervorragenden Stellung der Stadt Laodicea überhaupt,
zu der Vermuthung, dass die bis jetzt erst aus wenigen
Inschriften') bekannte classis Syriaca der Römer in dem
geräumigen Hafen von Laodicea und nicht, wie Becker
(rüm. Alt III, 2 S. 405 f.) anzunehmen geneigt ist, in Se-
leucia, der Hafenstadt von Antiochia, stationirt war. Ueber
die nach der Zeit des Hadrian der Stadt Laodicea gege-
benen Ehrentitel vgl. Eckhel d. n. III p. 320ss. und Mion-
nct ieser. V 764-69, 71-74, 76, 78-83, 90-97, 802-15 ;
suppl. VIII 244-47, 49, 521'., 55 f., 61-63.
In Jahn's Jahrb. f. Phil. 1861 S. 482 f. glaube ich
nachgewiesen zu haben, dass in dem Berichte des Pausa-
nias Tiber die dem Olympieion geweihten Statuen des
Hadrian (I, 18, 6) die Worte: «m yug noXuogJxüoTrjg
uxiöv 'Aöqiuvov ßuoi'/.hog üvü/.itTui, xa't atfäg vntg-
fßäXovTO 'Attip'ulut töv y.uXoaaiiv avuOivitg uniödt tov
vaov &tag ul-iov unmittelbar hiuterdie Worte gehören:
yuX/.uX 8i tOTÜat ngb xwv v.wviov (lg 'A&^vutut xalov-
äiv anoixovg nülug. Bei der in sämmtlichen Hand-
schriften überlieferten Anordnung de^ Worte ist der Re-
lativsatz ilg L4&ijiuTot y.ulovGtv tlnoixove nülug schwer
verständlich, und ixdaxrfi im Nachfolgenden entbehrt der
durchaus notwendigen Beschränkung. Stellen wir dage-
gen die Worte in der angegebenen Weise um, so sind
nun folgende Statuen des Hadrian zu unterscheiden : zwei
von thasischem und zwei vou ägyptischem Marmor, über
deren Geber nichts verlautet, eine von den Athenern ge-
weihte Colossalstatue und eine Reihe von ehernen Stand-
bildern, die aufgestellt waren von denjenigen Städten, ug
jifhivaioi xulniaiv ünur/.ovg nöXiig. Die hier ohne
Zweifel nicht ohne besonderen Grund von Pausanias ge-
brauchte Umschreibung verbietet, bei diesen Worten aus-
schliesslich an athenische Colonialstädte zu denken, wie
dies nach dem Vorgange Anderer a. a. O. auch noch von
mir irrthiimlich behauptet ist. Vielmehr werden zu den-
jenigen Städten, welche durch eherne Bildnisse dem Ha-
drian ihre Huldigung dargebracht hatten, auch alle dieje-
nigen zu zählen sein, deren Namen mit den Basen der
von ihnen geweihten Portraitstatuen noch erhalten sind
(s. oben; cor;). 331—345). Indem jene und viele andere
von Hadrian irgendwie ausgezeichnete Orte nach Athen,
dessen Einwohner in jenem Kaiser einen ihrer grössten
Wohlthäter verehrten, in das von demselben geweihte
Olympieion Standbilder sandten, betrachteten sie selbst
Athen gleichsam wie ihre Mutterstadt und mussten es sich
daher gefallen lassen, von den Athenern anoixot iiülug
genannt zu werden'1).
Wo waren alle diese Statuen aufgestellt? Die Angaben
des Pausanias auch hierüber sind unbestimmt, und seit
jeher ist deshalb jene Frage verschieden beantwortet. Kei-
nem Zweifel unterliegt, dass die Colossalstatue der Athener
onta&t tov vaov, d. h. im westlichen Theile des Peri-
bolos aufgestellt war")- Den Ort dagegen, an welchem
') Corp. i- gr. 2346e und 3125. Oretti, iibÜJ und 6924.
") Pausanias scheint liier genau zu referiren, was er vun Exe-
geten vernommen hat.
") Warum liier? Wahrscheinlich damit der Blick des in den
Peribolos Eintretenden sofurt auf jener Statue ruhte. Auch diese
Aufstellung derselben spricht dafür, dass der Eingang des Peribolos
sich in dem nordwestlichen Theile der Umfangsmauer befand (s. o.).
sich die vier bereits erwähnten Marmorstatuen befanden,
bezeichnet der Perieget durch ein einfaches iviavSa, wo-
mit er die vor der vorausgehenden längeren Parenthese
mit den Worten: ngiv öl ig to Upov Uvui tov ding tov
'OXvf.ii tov begonnene Beschreibung des Heiligthums wieder
aufnimt. Unter hgöv aber ist hier das gesamte Tempel-
gebiet zu verstehen (vgl. Hermann gottesd. Alt. §. 19, 2);
demnach werden sich jene aus Marmor verfertigten Bild-
nisse vor dem (nordwestlichen) Eingange in den Peribolos
befunden haben. Die ehernen Statuen endlich waren auf-
gestellt 7rpo twv xtövtov , wofür ich, nachdem Viele an
den Worten Anstoss genommen"1), gleichwohl ohne hin-
reichenden Grund a.a.O. vorgeschlagen habe: ngt) twv
Xi&t'vtov. Nach reiflicher Erwägung zweifle ich nicht mehr,
dass mit jenen xiovtg die Säulen des Peristyls des Tem-
pels gemeint sind, und dass vor diesen die betreffenden
ehernen Statuen aufgestellt waren. Abgesehen von dem
Ausdrucke des Pausanias spricht hierfür der Umstand,
dass eine der erhaltenen Basen gefunden ist int er co-
lumnas Olympiei (corp- i. gr. 337); die aus mehreren
Stufen bestehende XQTjmg des Tempels macht es wahr-
scheinlich, dass dieselbe dorthin nicht erst in den Zeiten
der Zerstörung verschleppt ist. Vor Allem aber stützt sich
obige Behauptung auf die jenem Heiligthume von Hadrian
selbst gegebene Bestimmung. Das Olympieion in der Ge-
stalt, wie dieser Kaiser es vollendete und weihte, war nicht
ausschliesslich (wie einst Pisistratus beabsichtigt haben
wird) eine Stätte der Verehrung des höchsten Gottes, des-
sen Ansehen ja bereits bedeutend gesunken war. Hadrian
wollte durch jenen Bau, die Krone aller in Athen von
ihm unternommenen Bauten, vor Allem sich selbst ver-
herrlichen, ja göttlicher Ehren theilhaftig werden. Daher
schuf er für sich selbst dort einen Altar"); daher sorgte
er für Aufstellung auch seiner Statue in dem Tempel "),
und nach liöchh's Vermuthung ist unter dem in einer In-
schrift (corp. 353, 36) erwähnten 'OXv/tmog ot'xog zu ver-
stehen domus Caesarea in Attico Olympico. 'Das Olym-
pieion', sagt Vischer"), 'ist mehr ein Tempel Iladrians,
als des höchsten Gottes; die Idee, die wenigstens bei sei-
ner Vollendung vorwaltete, war die der menschlichen
Selbstvergötterung'. Aus diesem Grunde sandten eben
dorthin die unotxoi noXag Bildnisse des Kaisers; lag aber
Selbstvergötterung in seiner Absicht, so wird auch die
Aufstellung derselben vor den Säulen des Peristyls kei-
neswegs seinen Wünschen widerstritten haben. Der Tem-
pel gab sich dadurch sofort als eine für den Cultus des
Hadrian bestimmte Stätte zu erkennen, wie auch die vor
dem Eingange des Peribolos aufgestellten vier Marmor-
statuen jeden Kommenden darauf hinwiesen, dass er in
ein Heiligthum träte nicht sowohl des Zeus 'OXvftmog,
als des Hadrian 'OXiftntog.
Berlin. Gustav Khügek.
10) Ganz in der Luft schwebt die Behauptung Hathgeber's (Rrsch
u. Gntber Encycl. s. v. Olympieion III, 3, 190 f.), dass der Peribolos
mit einer inneren Säulenhalle eingefasst war, und dass die ehernen
von den römischen Colonien geweihten Bildnisse Iladrians vor den Säulen
der Stoa im Freien standen, in dieser selbst dagegen an der Mauer des
Peribolos die von den griechischen Staaten errichteten Bildsäulen.
") Spart. Haar. 13: per Alheims Her fecit alque Optra, i/ime
npud Alhenieuses coeperat, äeäicarit ; ul Jovis Olympü aedem el
aram stbi.
") Cass. p. 69, 16: l4J()iavöc äi idre 'OXv/unov iö iv
l-Mrivc«;, fv i!> xtä aviög l'Jgvjai, titnoCrjat xal JgaxOYta tt
rviÖ nnö 'Ivä(aq xouiaOivm uvi&itxtv. Xiphilin. Hadr. v. 16.
II p. 1164 cd. Beimar.'
") Erinnerungen und Eindrücke aus Griechenland S. 189.
Herausgegeben von E. Gerhard.
Druck und Verlag von G. Reimer.
301* 302*
ARCHÄOLOGISCHER ANZEIGER.
Zur Archäologischen Zeitung, Jahrgang XX.
M 160.
April 1862.
■Wissenschaftliche Vereine: Rom (archäologisches Institut); Berlin (archäologische Gesellschaft). — Ausgrabungen:
Sculpturen aus Kreta; Briefliches aus der Schweiz; Aus Spanien. — Neue Schriften.
I. Wissenschaftliche Vereine.
Rom. In der Sitzung des archäologischen In-
stituts vom 7. März zeigte Hr. Lovatti einen Quadrans,
welcher obschon vor Jahren von Milano publicirt, wegen
seiner Seltenheit von Cohen übersehen worden ist. Die
Erklärung, welche Borghesi von dem auf demselben be-
findlichen Monogramm IE gegeben hatte (Plautius Hyp-
saeus) bezeichnete Prof. Mommsen als unbefriedigend.
Hr. Lovatti legte alsdann ein Amulet aus pietra nera mit
dem Bild des Anubis vor. Eine andere Gemme, welche
derselbe besprach, verdiente nicht sowohl wegen der Dar-
stellung (eine Hand, welche ein Ohr hält) als wegen der
lateinischen Inschrift meinen fo statt der gewöhnlichen
griechischen ftvijfiövtvt Aufmerksamkeit. — Professor
Henzen legte die Inschrift einer runden marmornen Basis
vor, welche vor einigen Monaten in der Nähe des Tem-
pels des Zeus Olympios in Athen gefunden und von dem
correspondirenden Mitgliede Hrn. Rhusojndos mitgetheilt
ward [vgl. oben S. 299*]. Dieselbe bezieht sich auf
eine Statue, welche dem Kaiser Hadrian von den Laodi-
censern in Syrien errichtet worden war. Besonders in-
teressant war die in derselben enthaltene Notiz, dass die
der Stadt Laodicea vom Kaiser bewilligten Ehren in den
auf dem Capitol aufbewahrten Documenten aufgezeichnet
seien. Ref. erinnerte dabei an den von Mommsen in den
Annalen des Jahres 1858 geführten Beweis für die Existenz
eines Archivs auf dem Capitol, welches ausschliesslich zur
Aufbewahrung von internationalen Verträgen bestimmt war.
Alsdann sprach derselbe über eine von Hrn. Perrot ein-
gesandte griechische Inschrift aus Ancyra, in welcher eine
Priesterin des Augustus (aißaaTOtpavTovaa) erwähnt wird,
während wir sonst nur von Priestern des Augustus wissen.
Beide Inschriften werden demnächst im Bullettino veröf-
fentlicht werden. Schliesslich legte Hr. Henzen im Namen
des Hrn. Roiich Smith dessen Werk über das römische
London vor. — Prof. Brunn hatte eine Reihe von Kno-
chenarbeiten ausgestellt, welche ihm von Hrn. Donato
Bucci in Civita vecchia geschickt worden waren. Dieselben
hatten sich in einem Grabe in der Nähe von Aquila in
den Abruzzen gefunden. Ref. stellte dieselben mit analo-
gen Monumenten zusammen, welche vor 25 Jahren von
Marchese Dragonetti dem Institute geschenkt worden wa-
ren, und aus der Umgegend von Civita Ducale stammen.
Dieselbe Herkunft hat wahrscheinlich eine dritte Gruppe,
welche sich jetzt im Berliner Museum befindet (Gerhard
Etrusk. Spiegel Taf. 14). Diese Kunstfertigkeit scheint
darnach den Abruzzen eigenthümlich zu sein, umsomehr,
als nach der Bemerkung des Hrn. Rosa noch jetzt in
dieser Gegend sich Spuren derselben finden. Zum Schluss
sprach Hr. Brunn über die Darstellung einer Gemme,
welche nach ihm nicht, wie man bisher angenommen hatte,
Aiax und Kassandra sondern Meuelaos, die Helena ver-
folgend, enthält.
Am 14. März legte Hr. Lovatti eine im Gebiet des
Ager Romanus gefundene äusserst seltene Münze des
L. Aelius Caesar vor, welche sich auf die Colonie Sinope
bezieht. Wenn dieselbe auch nicht durchaus als Ineditum
bezeichnet werden kann, so ist sie doch bisher noch von
Niemand genau veröffentlicht worden. Ref. versprach
einen Artikel über dieselbe ins Bullettino zu liefern. —
Prof. Mommsen ergriff darauf das Wort, um zwei von
ihm auf der via Appia unweit der Torre di selei copirte
Inschriften mitzutheilen. In der einen ist von einem pig-
meniarius des vicus lorurius, einer bisher unbekannten
Localität in Rom, die Rede; die andere ist wichtig wegen
der Erwähnung eines magister, der dem Hercules Spiele
(lud») veranstaltet hatte. Ref. erinnerte an die Compita-
licischcn Spiele, welche in republicanischer Zeit von den
betreffenden maglstri veranstaltet wurden. Derselbe legte
ausserdem eine Inschrift vor, welche aus den Ausgrabun-
gen von Tor Marancia herrührt. In derselben (sie ist
unter dem sechszehnten Consulat des Domitian gesetzt) ist
der Name Augustus, der sonst stets geschont zu werden
pflegt, ausgemerzt. Der gegenwärtige Besitzer derselben,
der Herzog von Sermonefu, welcher zugegen war, ver-
pflichtete das Institut zu besonderem Danke dadurch, dass
er den Stein demselben zum Geschenke anbot. — Prof.
Henzen zeigte den von Hrn. Descemet vergünstigten Ab-
klatsch einer Anagniner Inschrift, in welcher ein Prätor
dieser Stadt erwähnt wird, und ergriff die Gelegenheit,
um im Namen des Dr. Herzog dessen neulich erschienene
Abhandlung über die Municipalprätoren mehrerer Städte
von Gallia Narbonensis vorzulegen. Prof. Mommsen knüpfe
daran Bemerkungen über die bedeutungsvollen Beziehun-
gen, in welchen das Vorkommen dieser Titulatur in den
Municipien am Ende der Republik mit den Tendenzen
der demoera tischen Partei zu stehen scheint. Prof. Henzen
legte alsdann einen von Herrn Lovatti mitgetheilten Ab-
klatsch einer Inschrift vor, in welcher ein Soldat der fünf-
ten prätorischen Cohorte mit dem Namen Suavithus vor-
kommt, der offenbar dessen barbarische Abkunft bekundet.
Für die Sitte, den in der Heimath geführten Namen nach
Erlangung des römischen Bürgerrechtes als gentilicium
fortzufuhren, brachte Ref. mehrere Belege aus den Alge-
rischen Inschriften von Renier bei. — Der Herzog von
Sermoneta hatte in die Sitzung ein kleines Monument von
Silber gebracht, welches kürzlich von Hrn. Castellani er-
worben worden war. Dasselbe besteht in einem runden
Tischchen, ungefähr V, Palm hoch, auf drei Füssen ru-
hend, welche in Thierfüsse auslaufen, und oben mit Mas-
ken und drei Halbfiguren von Satyrn geschmückt, welche
303*
304*
auf musikalischeu Instrumenten blasen. Der Herzog machte
auf die Patina aufmerksam , welche das ganze Kunstwerk
überdeckt und, wie ihm schien, jeden Gedanken an mo-
derne Arbeit ausschliesst. Er glaubte daher dasselbe als
eine Antike, vielleicht aus Hadrianischer Zeit anerkennen
zu müssen. Prof. Brunn bezeichnete indess gewisse Eigen-
tümlichkeiten des Styls und des Ausdrucks, welche in
demselben eine Arbeit des sechszehnten Jahrhunderts er-
kennen Hessen, in welchem die Künstler den Styl der alten
Kunst, namentlich den der Kaiserzeit, nachzuahmen such-
ten. Derselbe legte alsdann das Stephani'sche Buch, be-
titelt 'Apollo Boedromios' vor. Ueber die unerwartete
Lösung, welche dadurch verschiedene auf den Apollo von
Belvedere bezügliche Fragen erhalten, wird in einem der
nächsten Bogen des Bullettino ausführlich gesprochen
werden.
Am 21. März theilte Prof. Henzen mehrere Inschrif-
ten mit, welche in der ehemaligen Vigna Cicciaporci, jetzt
Vigna Morelli zwischen der Via Xomentana und der Via
Tiburtina gefunden worden waren und sich jetzt im Be-
sitz des Hrn. Vincenzo Colonna befinden, bei welchem
dieselben von Hrn. Mommsen abgeschrieben wurden. In
einer wird ein miles lanciarius von einem Soldaten der
fünften prätorisehen Cohorte sein communuculus genannt,
in einer andern ein Aurelius Muci(anus) als (pro)lector
(ie(qncs prae)lorianorum bezeichnet. Nachdem Hr. Henzen
eine Erklärung dieser Ausdrücke gegeben hatte, sprach
er über eine von Hrn. Lovutli mitgetheilte marmorne
Basis, welche beim Niederreissen einer an das Hospital
von S. Giovanni anstosseuden Mauer zum Vorschein ge-
kommen war. Diese ist dem genius sodalicii Jov'ts con-
servutoris cwsorum Caesaris geweiht. Darauf legte der-
selbe im Namen des Canonicus Spano in Cagliari die erste
Nummer des achten Jahrgangs seines Bullettino Sardo
vor, in welchem eine phünizisch-griechisch-lateinische In-
schrift, von der nur der lateinische Text und die Ueber-
setzung des griechischen und phünizischen mitgetheilt war,
wegen der höchst seltsamen Fassung des lateinischen
Theiles den entschiedensten Verdacht der Fälschung her-
vorrief. — Hr. Brunn zeigte eine kleine Erzfigur, die Hr.
Weljbach für das Kopenhagener Museum erworben hatte.
Dieselbe stellt einen unbekleideten Jüngling in ruhiger
Haltung dar, der sich zu den Uebungen der Palästra vor-
zubereiten scheint, und erinnerte wegen des sehr reinen
archaischen Styls an die Aeginetischen Statuen. Hr. Brunn
theilte alsdann einen von zwei Photographien begleiteten
Brief des Bar. de Meester de Ravenstein mit, worin der-
selbe eine kürzlich in Belgien gefundene Votivhand be-
schreibt. Zu derselben diente als gef; illiges Seitenstück eine
andere, welche in der Umgegend Roms gefunden und von
Hr. Marlinetti vergünstigt worden war, jetzt aber für das
Kopenhagener Museum angekauft ist. Beide werden dem-
nächst im Bullettino ausführlich beschrieben werden.
Am 28. -März theilte Prof. Lanvi einige Bemerkun-
gen über die in eleu Annalen von 1861 veröffentlichte
griechisch -phönizische Inschrift so wie über die In dem-
Bande abgedruckte aber unerklärt gebliebene etrus-
kische Inschrift mit. In Betreff der letzteren entspann
sich eine Discussion, indem Hr. Lanci bei seinen Deutungs-
wrsuchen in Widerspruch mit den durch das Alphabet
von Bornarzo gewonnenen Resultaten gerieth. — Dr. Momm-
sen zeigte das im Besitz des Hrn. Lovatti befindliche
höchst seltene Ass des Dictators Sulla und verglich dieses
Exemplar mit dem andern bisher bekannten, welches von
Riccio veröffentlicht worden ist. Derselbe berichtete als-
dann über einen Münzschatz, welcher vor Kurzem in Oliva
bei Jai:n in Spanien entdeckt worden war, und über wel-
chen das correspondirende Mitglied, Hr. Zobel de Zagroniz
in Madrid, einen durch seine Genauigkeit sich auszeich-
nenden Bericht eingesandt hat. Dieser Schatz besteht aus
1270 Münzen, sämmtlich römisch, mit Ausnahme einer
einzigen mit celtiberischer Legende. Auch dieser Schatz
ist älter als der von Fiesole, dagegen jünger als der von
Castulo. — Hr. Henzen legte nach einer brieflichen
Mittheilung des zur Zeit in Neapel sich aufhaltenden Dr.
Kicssüng eine auf einer pompejauischeu Vase befindliche
Inschrift vor. In derselben werden ein Tampius Flavia-
nus und ein Pompeius Silvamts genannt, in welchen Ref.
Consuln erkannte, ohne dass sich jedoch das Amtsjahr
derselben feststellen Hess. Derselbe theilte ausserdem eine
von demselben Hrn. Kiessling in Pozzuoli abgeschriebene
Inschrift mit, in welcher ein prorela der Misenatischen
Flotte vorkommt, und welche wegen Erwähnung des ordo
proretarum Aufmerksamkeit verdient. Schliesslich legte
derselbe im Namen des Fürsten Massimi eine von dem-
selben aus der Campana'schen Bibliothek erworbene Hand-
schrift vor, welche ausser vielen Zeichnungen von antiken
Monumenten zahlreiche lateinische Inschriften, wenn auch
sehr wenig neue und unbekannte, enthält. Indessen ist
dieselbe doch nicht ohne Werth, wegen der Angabe der
Localitäten, an welchen sich zur Zeit des Verfassers die
betreffenden Inschriften befanden. Die Handschrift scheint
in die letzten Jahre des sechszehnten Jahrhunderts zu
gehören; über den Verfasser liess sich jedoch nichts Nä-
heres ermitteln. — Hr. Brunn sprach über zwei im Besitz
des Hrn. Castellani befindliche Antiken. Die eine, eine
schöne Lampe von Terracotta, war mit einem Relief ge-
schmückt, welches Diana vorstellte, schwebend, auf dem
Haupte einen Halbmond , mit zwei Fackeln in der Hand
und einem Schleier der einen Bogen über ihr bildet.
Unter ihr ist ein grosses Blatt sichtbar, welches wegen
seiner Form sehr gut ein Blatt der Platane sein kann.
Die andere Antike bestand in einem kleinen Täfelchen
aus Elfenbein mit einem der sogenannten Juppiter-Am-
monsköpfe von schöuer und feiner Arbeit. Dasselbe scheint
ursprünglich zu einem Kästchen gehört zu haben.
Am 4. April berichtete Hr. Rosa über den auf An-
lass der Eisenbahnbauten erfolgten Durchschnitt des Ser-
vianischen Walls in der ehemaligen Villa Negroui. Es
war dabei ein grosser Erdwall zum Vorsehein gekommen,
welcher auf der äussern Seite von einer Mauer aus gros-
sen Quadern gedeckt war. Ref. legte einen Plan der
Ausgrabungen im Hof des Palazzo Valentini, sonst Imperiali
vor, durch welche ein unerwartetes Licht auf die Gebäude
fällt, welche sich ehemals auf dieser Seite des Trajans-
forums befanden. Ueber beide höchst wichtige Entdek-
kungen wird derselbe im Bullettino eingehenden Bericht
abstatten. — Hr. Degenholli sprach über eine kürzlich in
Pozzuoli entdeckte und von Miuervini iu der zehnten
Nummer seines Bullettino italiano veröffentlichte Inschrift.
Interessant ist dieselbe wegen des in ihr vorkommenden
solarium. Dieselbe ist ausserdem von Wichtigkeit für die
Geschichte und Topographie von Pozzuoli, indem in ihr
eine basilica Augusti Anniana erwähnt wird. — Hr. Henzen
legte eine im Besitz des Hrn. Abbau befindliche tessera
vonsularis vor, welche sich auf die Consuln (Cn. Corne-
lius Lenlulus und L. Marcius Philippus) des Jahrs 698
bezieht. Dieselbe gab dem Ref. Veranlassung, näher auf
die Bestimmung dieser lesseruc, welche man gewöhnlich
lesserae gladiatoriae nennt, einzugehen. Alsdann zeigte
derselbe die Abschrift einer griechischen Inschrift, welche
in den Treppenstufen der Absis von S. demente von Cav.
de Rossi gefunden worden war, und sich jetzt in den
Magazinen des Lateran befindet. Dieselbe ist merkwürdig
305'
306*
wegen der Erwähnung eines fiovaünluaiov Kagva£, wel-
ches ein ducenarius Namens Cocceius Juliunus Smesius
aus Antiochia seiner Gattin und seinem Sohne gesetzt
hatte. — Hr. Brunn zeigte eine von Hrn. IVeilbach für
das Kopenhagener Museum erworbene Bronze, welche die
Büste eines efeubekränzten Silen mit der Nebris über die
Brust darstellte. Ref. schloss daran Bemerkungen über
die Bestimmung derartiger Bronzearbeiten, und über die
eigenthümliche Technik der vorliegenden Bronze. Darauf
legte derselbe den Abklatsch einer Grabinschrift vor, welche
sieli in einem Hause der Via dell' arco di Parma befindet.
Interessant ist dieselbe wegen der beiden Reliefs auf den
Seiten, welche ein Gegenstück zu den auf dem von Raoul-
Roehette (Mon. ined. pl. 42A) veröffentlichten palermitaner
Sarcophag bilden.
Am 11. April legte Hr. G. B. de Rossi den ersten
Band seines grossartigen Werkes über die christlichen In-
schriften Roms vor, welches auf Kosten der päbstlichen
Regierung veröffentlicht und Sr. Heiligkeit Pius IX. ge-
widmet ist. Dieser erste Band enthält alle Inschriften,
welche mit einem Datum versehen sind, und ist ausserdem
mit ausführlichen chronologischen und litterarischen Ein-
leitungen, sowie mit historischen Commentaren zu den ein-
zelnen Inschriften ausgestattet. Ref. erklärte in einem
eingehenden Vortrage den Plan seines Werkes und wurde
am Schlüsse desselben von Hrn. Mommsen beglückwünscht,
welcher ihm im Namen der Versammlung die Freude über
die Vollendung eines so wichtigen und von der gelehrten
Welt so sehnlich erwarteten Werkes aussprach. Hr.
Mommsen sprach alsdann über eine von Dr. Kiessling
aus Neapel mitgetheilte Inschrift einer glans missilis,
welche sich in der reichen Santangelo'scheu Sammlung
befindet. Derselbe fand in der Inschrift eine Anspielung
auf die von den Alten als Pnrgirmittel gebrauchte Malve
und fügte daran einige Worte über eine Inschrift, welche
in den ältesten italischen Buchstaben ßovaiQOfftjSov ge-
schrieben ist. Dieselbe befindet sich in S. Omero im
Besitz des Hrn. Svinosa und war von demselben Hrn.
Kiessling nach einer Abschrift des Canonicus GandeUi in
Teramo initgetheilt worden. — Hr. He.nzcn theilte mit,
dass er von Hrn. Spano in Cagliari einen Abklatscli der
in einer der vorhergehenden Sitzungen besprochenen Tri-
linguis erhalten habe. Danach stellte sich heraus, dass
an der Aechtheit derselben nicht zu zweifeln sei, indem
die sonderbare Fassung des lateinischen Textes , welche
Verdacht erregt hatte, auf der ungeschickten Auflösung
einiger Siglen beruhte. — Hr. ßrinut zeigte eine im Be-
sitz des Hrn. Steinhäuser befindliche Lampe von zierlicher
Arbeit, deren Relief eine Sirene vorstellt. Das Relief einer
andern, welche dem Hrn. Lovatti gehört, schien die Dar-
stellung der römischen Isis zu enthalten. Ferner sprach
Hr. Brunn über ein Terracottarelief, welches zusammen
mit den beiden vom Ref. in den frühern Sitzungen für den
Cyclus des Theseus in Anspruch genommenen Reliefs ge-
funden worden ist. Von der Voraussetzung ausgehend,
dass auch dies dritte Relief demselben Cyclus angehöre,
verhehlte er nicht, dass es ihm bis jetzt nicht gelungen
sei, eine befriedigende Erklärung desselben zu finden.
Wahrscheinlich beziehe es sich auf das Zusammentreffen
des Theseus mit der Aethra, von deren Aufenthalt in
Athen wir in den auf uns gekommenen Schriftstellern
keine genauere Notiz finden, während verschiedene Kunst-
werke uns zeigen, dass dieser Theil der Theseussage in
mannigfaltiger Weise von den Dichtern ausgebildet war.
Ref. zeigte alsdann zwei, Hrn. CasteUani gehörende Car-
neole, deren Darstellungen nach ihm eine philosophirende
Umbildung des Prometheusmythus enthalten. Eine andere
Castellani'sche Antike, welche Hr. Brunn vorlegte, bestand
in einer Silberarbeit von den kleinsten Dimensionen in der
Form eines Parallelepipedon, welche ursprünglich als Amu-
let gedient zu haben schien. In altetruskischem Styl fan-
den sich an derselben folgende Darstellungen eingravirt:
an der Basis eine geflügelte Frau in rascher Bewegung;
an den vier Seiten ein Löwe welcher einen Stier zerreisst,
eine Eidechse (?), eine Ziege mit einem Schwane, und auf
der letzten ein gestürzter Hirsch mit einer Schildkröte.
Am 25. April hielt das archäologische Institut
seine feierliche auf den Geburtstag Roms anberaumte
Schlusssitzung vor etwa achtzig römischen und auswärti-
gen Freunden unserer Wissenschaft. Herr von Reumotit
gab in seiner Eröffnungsrede einen Ueberblick über die
Resultate, welche durch Ausgrabungen in Rom und Um-
gebung (besonders Tivoli), Pompeji und bei den Arbeiten
an der Marenneneisenbahn in Toskana während des ver-
flossenen Winters zu Tage gefördert wurden. Alsdann
wurde als eine der grossartigsten schriftstellerischen Lei-
stungen auf dem Gebiet der Alterthumswissenschaft der
so eben erschienene erste Band der christlichen Inschrif-
ten von G. B. de Rossi hervorgehoben und schliesslich
über den Fortgang der Publikation der Borghesischen
Schriften sowie der Arbeiten an dem Corpus inscriptionum
Latinarum, und über das Erscheinen des ersten Theiles
von Newtons Geschichte der Ausgrabungen zu Halikarnass
und Knidos berichtet. — Hr. G. B. de Rossi schloss daran
einen Vortrag über das Verhältniss der Inschriftensamm-
lung von Martinus Smetius zu der des Onufrius Panvinius.
Nachdem derselbe die verschiedenen Widerwärtigkeiten,
welche die Inschriftensammlung des Smetius vor ihrem
Drucke betroffen, erzählt hatte, knüpfte er an den Ver-
dacht an, welchen zuerst Scipio MafTei ausgesprochen und
den Tiraboschi wiederholt hatte, wonach Smetius die
Sammlungen von Panvini ohne diesen zu nennen sich an-
geeignet hätte, und setzte die Gründe auseinander, welche
ihn früher bestimmt hatten, den Verdacht in eine formu-
lirte Anklage gegen Smetius zu verwandeln. Während
der Redner nämlich Anfangs die verloren geglaubte Pan-
vini'sche Inschriftensammlung in zwei Inschriftencodices
der Vaticana wiedergefunden zu haben glaubte, führte ihn
die völlige Verschiedenheit der Anordnung und Eintei-
lung in Klassen, die in den Vaticanischen Handschriften
befolgt ist, von dem Prospect, den Panvini vou seinem
lange erwarteten aber nie gedruckten epigraphischen Werke
gegeben hatte und welcher von Angelo Mai wieder ans
Licht gezogen worden ist, dahin, nicht in den Vaticani-
schen Handschriften, sondern in einem Farnesianischen
Codex zu Neapel die Sammlung Panvini's zu erkennen.
Dafür schien nicht nur die völlige Uebereinstimmung der
Eintheilung der Inschriften in diesem Codex mit dem
Prospect von Panvini, sondern auch der Ort der Aufbe-
wahrung selbst zu sprechen, sobald man sich erinnerte,
dass Panvini der Schützling des Kardinals Farnese war.
Der Farnesianische Codex ist nun offenbar der Grundstock
und die erste Form des Smetiusschen Corpus, so dass es
danach ausgemacht zu sein schien, dass Smetius sich die
Früchte der Panvini'schen Arbeit zu eigen gemacht hatte.
Diese Ansicht wurde von dem Redner in einem der Mo-
natsberichte der Berliner Akademie mit einigen Vorbe-
halten ausgesprochen, stiess aber auf den Widerspruch
von Theodor Mommsen. Der in dieser Weise von beiden
Seiten eingeleitete Streit kam bei der Anwesenheit Momm-
sens in Rom zum Austrag, indem durch gemeinschaftliche
Bemühungen der wahre Sachverhalt der Hauptsache nach
festgestellt und Smetius von der Anklage des Plagiats
freigesprochen wurde. Mommsen veröffentlichte demnach
307*
308*
im Bullettino seine schon früher aufgesetzte Verteidigung
des Smetius und überliess dem Vortragenden den ausführ-
lichen Bericht über die Untersuchung. Das Resultat der-
selben ist kurz folgendes. Der Farnesianische Codex ent-
hält nicht die Panvini'sche Inschriftensammlung, sondern
die erste Skizze des Corpus von Smetius und ist identisch
mit dem von Gruter benutzten handschriftlichen Smetia-
nischen Apparat, den dieser durch Vermittlung von Fulvius
Orsinus aus der Bibliothek des Cardinais Farnese erhalten
hatte. Die Panvini'sche Sammlung findet sich dagegen
in den beiden Vaticanischen Handschriften (6035, 6036),
die der Vortragende zuerst darauf angesehen hatte. Durch
Vergleichung anderer Panvini'schen Autographe ergab sich
nämlich als unzweifelhaft, dass jene beiden Handschriften
den von Panvini's und seines Amanuensen Hand geschrie-
benen Inschriftenapparat enthalten. Dieser Apparat ist in
Anlage und Material von dem Corpus des Smetius völlig
verschieden, so dass auch die letzte Spur eines Verdachtes
gegen diesen zu beseitigen ist. Die Verschiedenheit in der
Anordnung, welche Panvini in diesem Apparat befolgt,
von derjenigen Eintheilung, die er in seinem Prospect
angiebt, würde sich schon aus der verschiedenen Zeit,
welcher beide angehören, erklären, wenn nicht die nähere
Untersuchung deutlich lehrte, dass die beiden Handschrif-
ten nur eine vorläufige Eintheilung des ganzen Stoffes
enthalten. Schliesslich erörterte der Vortragende noch
einige dunkel gebliebene Nebenpunkte der Streitfrage, die
im Grossen und Ganzen als gelöst zu betrachten ist. —
Professor Henzen berichtete sodann über die auf den Wall
des Servius Tullius bezüglichen Resultate, auf welche die
bei Gelegenheit der Eisenbahnarbeiten zur Herstellung
eines Centralbahnhofs in der Villa Negroni, jetzt Villa
Massimi gemachten Ausgrabungen geführt hatten. Die
ersten Mittheilungen über diesen grossartigen Fund, durch
welchen die in den letzten Jahren entdeckten Monumente
des ältesten Roms in der glänzendsten Weise bereichert
werden, hatte in einer der vorhergehenden Sitzungen Hr.
Pietro Rosa, der unermüdliche Erforscher der topogra-
phischen Alterthümer gemacht; aber zu sehr von seinen
grossen Arbeiten auf dem Palatin in Anspruch genommen,
sah er sich genöthigt, die weitere Feststellung der Resul-
tate einem Andern und zwar Hrn. Architect Bergau zu
überlassen. Durch die Untersuchungen desselben hat sich
eine vollkommene Uebereinstimmung mit den Beschrei-
bungen, welche uns Dionys von Halicarnass und Strabo
von dem servianischen Walle geben, herausgestellt, indem
auf der einen Seite eine Mauer aus einer dreifachen Lage
von grossen Peperinquadern bis zu einer Länge von
22,75 Meter und von einer Breite von 3,22 Meter zum
Vorschein kam; auf der andern Seite fehlt allerdings die
Fortsetzung dieser ältesten Mauer, indem sich hier Repa-
raturen aus sehr später Zeit finden, aber die Linien der
innern Seite derselben Mauer von jüngerem Datum entspricht
vollkommen der der innern Seite der erhaltenen serviani-
schen Mauer, und der an dieser Seite von den Eisenbahn-
arbeiten noch unberührt gebliebene servianische Wall lässt
noch deutlich die Form der ältesten Mauer erkennen.
Was die Gestalt des Walles selbst betrifft, so bildete der-
selbe eine Fläche, die sich über das jetzige Niveau (des
Bahnhofs) 4,50 Meter erhebt. Das Niveau der alten Stadt
muss natürlich bedeutend niedriger angenommen werden.
Eine scheinbare Verschiedenheit von der Beschreibung des
Dionysius zeigte sich in Betreff der Stärke des Walls, in-
dem nach der Berechnung von Hrn. Bergau als Mass der-
selben sich 55 preuss. Fuss (= 58% röm. Fuss^) ergaben,
während Dionysius 50 Fuss angibt; diese Verschiedenheit
erklärt sich, wenn man dieselbe auf die Differenz zwischen
der obern Fläche des Walls und der Basis desselben be-
zieht. Von den Thürmen, welche Strabo erwähnt, hat
sich bis jetzt noch keine Spur gefunden ; dagegen zeigten
sich an der äussern Seite der Mauer Vorsprünge von
2,28 Meter, vielleicht blos dazu bestimmt, gegen die Last
des dahinter gelegenen Walls als Gegenpfeiler zu dienen.
Als ferneres Resultat dieser neuen Entdeckungen wurde
von dem Vortragenden die richtige Bestimmung der Lage
der Porta Viminalis durch Hr. Rosa hervorgehoben. Es
findet sich nämlich in dem neuentdeckten Stück der ser-
vianischen Mauer eine Unterbrechung, die nicht als eine
zufällige betrachtet werden kann, und welche um so mehr
als die Stelle der Porta Viminalis, bei welcher die Via
Tiburtina begann, anzusehen ist, als die modernen Häuser,
welche zwischen diesem Punkte und der Porta di S. Lo-
reuzo liegen, in die geradeste Linie fallen, die sich zwi-
schen denselben ziehen lässt. — Professor Brunn legte
eine Reihe von interessanten Kunstgegenständen (bestehend
in dünnen Silberplättchen, die offenbar als Einfassung einer
kleinen runden Ciste gedient hatten, einer silbernen Patera,
einer Halskette aus Ringen von Bernstein und kleinen
Silbercylindern; an letztere sind in der Weise wie bullae
eine Art von Amphoren aus demselben Metall befestigt;
ferner in Bronzearbeiten z. B. Schilden u. s.w.) vor, welche
der Güte Hrn. Castellani's verdankt wurden. Dieselben
gaben dem Vortragenden Veranlassung, auf den Stand der
Forschungen über die Kunst der alten italischeu Bevöl-
kerung und die Hindernisse, welche sich einem gedeih-
lichen Fortgange derselben entgegenstellen, näher einzu-
gehen. In den vorgelegten Kunstgegenständen erkannte
der Vortragende nämlich Proben der ältesten einheimi-
schen Kunst Italiens. Dieselben stammen aus einem Grabe
des alten Präneste ; aber ihr Fundort ist nicht die Nekro-
polis von Präneste, in welcher in den letzten Jahren so
viele Cisten und Spiegel gefunden worden sind, sondern
eine Localität, an welcher schon früher zwei Gräber von
gleich befremdlichem Charakter gefunden sein sollen: in
allen fand sich weder ein Sarcophag, noch eine Todten-
kammer, sondern die ganze Leichenausrüstung war unter
einem Haufen roher Felsblöcke verborgen. Dem entspricht
der elgenthümliche Kunstcharakter, durch welchen sich
diese Funde von den übrigen pränestinischen unterschei-
den. Aus der Zusammenstellung derselben mit den Mo-
numenten, die in dem berühmten Regulinischen Grabe zu
Caere und in dem sogenannten Isisgrabe zu Vulci gefun-
den worden sind, geht zunächst hervor, dass zwischen der
ältesten etruskischen und pränestinischen Kunst kein Un-
terschied besteht. Ferner gelangen wir durch Verglei-
chung dieser ältesten Kunst mit der der folgenden Epo-
chen zu einer bestimmten Classification der italischen
Kunstwerke; indem wir ausser der archaischen und der
Periode der freien Entwicklung eine Epoche kennen lernen,
welche der archaischen vorausliegt und die man metapho-
risch als die Periode der Incuuabeln bezeichnen könnte,
in welcher es sich weit mehr um Nachahmung fremder
Muster als um eine eigue und selbständige Entwicklung
handelt. Fasst man diese Thatsachen zusammen, so lässt
sich der eigenthümliche Charakter dieser Denkmäler und
der Entwicklungsgang der altitalischen Kunst bestimmt
und klar formuliren. — Zu derselben Gedächtnissfeier
hatte die Centraldirection des Instituts mehre neue Mit-
glieder ernannt: zum Ehrenmitglied den Herzog von Ser-
moneta, zu Correspondenten die Herren Bartoccini und
Bergau zu Rom, Finazzi zu Bergamo, Farabolini zu Ra-
venna und Colonel Oppermunn zu Paris. — Der Sitzung
wohnten von hervorragenden Persönlichkeiten namentlich
der österreichische Botschafter Hr. von Bach, Mgr. Nardi,
309*
310*
uditore della rota, die Fürsten Chigi und Massimi, die
Fürstin Rospigliosi, der Herzog von Sermoneta, die Gräfin
Lovatelli und Andere bei.
Berlin. In der Sitzung der archäologischen
Gesellschaft vom 11. März brachte Herr Gerhard
zuerst zwei wichtige Vorlagen zur Sprache: erstens das
grosse von Churlcs Newton soeben veröffentlichte Werk
über die grossentheils ins brittische Museum versetzten
Alterthümer von Halikarnass Knidos und von der Bran-
chidenstrasse bei Milet, sodann die in Paris erschienene
von Hrn. Guedionow verfasste inhaltsschwere 'Notice' über
den für die kaiserlich russischen Sammlungen zu Rom
angekauften und in Petersburg bereits angelangten effekt-
vollsten Theil des Museo Campana. — Hr. Müllenhoff
hielt einen Vortrag über den Bernsteinhandel des klassi-
schen Alterthums. Es ward zuerst der im Norden ge-
machten Funde griechischer und römischer Münzen ge-
dacht und auf kritische Prüfung der dahin einschlagenden
Notizen gedrungen. So lasse namentlich auch Levezow's
Abhandlung über die im Grossherzogthum Posen gefun-
denen griechischen Münzen genauere Angaben über die
Auffindung vermissen, und selbst der Inhalt des ursprüng-
lichen Fundes stehe nicht fest, da neben den 37 uralten
Münzen zwei von viel jüngerem Datum aufgeführt werden — ,
eine Ansicht welcher auch Hr. von Rauch beipflichtete.
Die nichts destoweniger unleugbaren Funde von Mün-
zen eines durchaus klassischen Gepräges seien unab-
hängig vom Bernsteinhandel der baltischen Küstenlän-
der, welcher in Gemässheit bekannter Stellen in der
Germania des Tacitus und der Naturgeschichte des Plinius
erst den Anfängen der römischen Kaiserzeit gleichzeitig
zu setzen sei. — Dr. Heibig besprach ein von Welcker im
Jahrgang 1856 des archäologischen Instituts (Monumenti
1856 tav. 9) auf Sühnungsgebräuche gedeutetes grossgrie-
chisches Vasenbild, und glaubte vielmehr den mit Lösegeld
für die ihm entführte Tochter flehend zu Agamemnon
gekommener Priester Chryses aus dem Anfang der Ilias
darin nachweisen zu können. — Ein auf Narcissus ge-
deutetes statuarisches Werk desselben Bandes der Monu-
menti dell' Instituto (1856 tav. XXI p. 97) ward von Hrn.
Frieder ichs besprochen, welcher in Erinnerung ähnlicher
Figuren, insonderheit an eine von ihm im Sluseum zu
Neapel bemerkte auf das Idol einer Todesgöttin gestützte
und mit einem Granatapfel versehene Figur, geneigt ist
eine eigenthümliche Darstellungsweise des Todesgottes
darin zu erkennen. Hinsichtlich des dabei erwähnten,
aus der Gruppe von S. Ildefonso und sonst viel bekannten
Idols der Todesgöttin mit der Hand auf der Brust wies
Hr. Gerhard eine Wiederholung desselben neben einer
dieses Idol überragenden Artemis aus einer im Newton'-
schen Werk Tafel LXXXIV, 5 soeben veröffentlichten Ter-
racotta nach, welche vermuthlich die Artemis Agrotera
in Bezug auf die Mysteriengöttin von Agrä (Pausan. I,
14, 1. 19, 6) darstelle. — Dr. Krüger gab aus griechi-
schen Zeitungsberichten Nachricht über die neuesten Aus-
grabungen am Olympieion zu Athen wie auch über die
dabei gefundene Weihungsinschrift einer Hadrianstatue
durch die Stadt Laodicea am Meer. — Dr. Hübner be-
richtete aus Mittheilungen des Hrn. Zobel zu Madrid über
einen neuen beträchtlichen Münzfund und die Erzfigur
eines vermuthlichen Kabiren, darstellend, wie auf den
Münzen von Malaca und Ebusus, einen mit Hammer ver-
sehenen bärtigen kurzbekleideten und mit Schiffermütze
bedeckten Mann. — Bei so mannigfachen Mittheilungen
ward ein von Hrn. Tölken in Aussicht gestellter Vortrag
seinem Wunsche gemäss für die folgende Sitzung aufbe-
halten. — Als eine für die Abwege der Kunst und ihrer
Symbolik charakteristische Vorlage war durch Hrn. Baron
von Korff eine Anzahl sardischer Götzenbilder, dem hie-
sigen kgl. sardinischen Gesandten Grafen von Lonay ge-
hörig, zugleich mit den Abbildungen zahlreicher ähnlicher
Figuren in Graf della Marmora's Reisewerk und mit er-
läuternder Beschreibung des Vortragenden zur Stelle ge-
bracht. Da dergleichen Idole in unsern Landen eben
so selten als an ihren Fundörtern häufig sind und die
wenn auch noch so rohe symbolische Andeutung ihres
religiösen Dualismus beachtenswerth bleibt, konnten auch
diese dem griechischen Kunstprincip polarisch entgegen-
gesetzten Vorlagen ihrer dankbaren Anerkennung nicht
verfehlen. Die gedachten Figuren sollen sämtlich aus der
Gegend von Ogliastra herrühren, mit Ausnahme eines bild-
lich verzierten Dolchs ohne Griff, welcher mit andern
gleichartigen Waffen zu Gliebarga gefunden sein soll.
Wichtig ist was zugleich bemerkt ward, dass unter den
vielen ähnlichen Figuren, welche man in Sardinien findet,
keine der andern durchaus entsprechend sein soll. — Von
Professor Rhusopulos zu Athen war das erste Heft der
mit dem laufenden Jahr zu Athen neu erscheinenden
'EaprjfttQig, von Geh.-R. Neigebaur zu Turin genauere Nach-
richt über das durch die Palagi'schen Sammlungen reich-
lich vermehrte Museum zu Bologna eingegangen. — Ein
neues spanisches Kunstjournal (El Arte en Espaöa, revista
quincenal de las artes tlel dibujo Madrid 1862) brachte
Hr. Hübner zur Ansicht und knüpfte daran die Bemerkung
dass eine zufällig von ihm selbst einem dortigen Gelehrten
mitgetheilte christliche Inschrift (p. 16) jetzt als Produkt
des Trigueros von ihm erkannt werde, dessen äusserst
schlaue Fälschungen alter Denkmäler aufzuspüren ihm erst
neuerdings gelungen sei. — Ausserdem waren Schriften
der Hm. Bötticher, E. Curtius, Egger, Göltling, Herzog,
Lisch, Ovcrbeck, Wagener zu Gent und Wieseler einge-
gangen, von denen man dankbar Kenntniss nahm.
In der Sitzung vom 8. April legte zuerst Hr. Gerhard
den eben erschienenen elften Band der Engravings from
ancient marbles in the British Museum vor, mit welchem
dieses berühmte Kupferwerk dem Vernehmen nach seinen
Abschluss erhält. Es sind darin die noch rückständigen
Marmorwerke der Townley 'sehen Sammlung samt den mit
ihr verschmolzenen gleichartigen Geschenken anderer Do-
natoren enthalten und mit der aus den früheren Bänden
bekannten technischen Meisterschaft wiedergegeben; der
die Kupfertafeln begleitende Text wird den Hrn. Vaux
und Oldßeld verdankt. — Hr. Tölken begann einen der
Gesellschaft schon länger in Aussicht gestellten ausführ-
lichen Vortrag über verschiedene räthselhafte Kunstdenk-
mäler mit erneuter Betrachtung der grossen Koller'schen
Vase no. 1016 des hiesigen königl. Antiquariums, deren
Hauptbild gewöhnlich auf die Vermählung des Herakles
mit der Hebe gedeutet wird. Indem er diese, zuletzt in
Gcrhard's Apulischen Vasenbildern ausgeführte Erklärung
und um so mehr auch die dort versuchte Ergänzung der
zerstörten Figuren verwarf (auch insbesondre bemerkte
dass die für Hebe gehaltene Figur seines Erachtens mehr
mütterlich als jugendlich erscheine und ein mit der Keule
versehener Herakles ein Löwenfell tragen und bärtig sein
müsse), kam der Vortragende auf eine bereits im Jahr 1834
dem hiesigen wissenschaftlichen Kunstverein mitgetheilte
Erklärung zurück, laut welcher das in Rede stehende
Hauptbild auf Phädra und Hippolyt zu deuten und auch
auf der beträchtlich zerstörten Kehrseite der durch den
Zorn des Poseidon herbeigeführte Tod des Hippolyt voraus-
zusetzen sei. Wegen beschränkter Zeit ward die andere
Hälfte dieses Vortrags, in welcher die somit neu aufge-
stellte Erklärung ihre umfassende Begründung erhalten
311'
312*
soll, der Sitzung des nächsten Monats aufgespart. — Hr.
Friederichs sprach über den Doryphoren des Polyklet. Er
glaubte den statuarischen Typus dieses berühmten Kunst-
werks in vier noch erhaltenen Repliken, zweien zu Florenz,
einer im Braccio nuove des Vaticans und einer zu Neapel
nachweisen zu können, welche letztere für das hiesige neue
Museum durch seine Vermittelung neuerdings abgeformt
worden ist. — Hr. von Olfers gab aus brieflicher Mit-
theilung Nachricht über die von Hrn. Bötlicher auf der
Akropolis zu Athen erfolgreich geübte Thütigkeit. Der
Versicherung dass seine Auffassung der Baulichkeiten des
Erechtheion sowohl als des Parthenon sich an Ort und
Stelle vollkommen bestätigt habe, hatte Hr. Bötticher die
Zeichnung einer in Schiffsform gebildeten bronzenen Lampe
beigefügt, welche bei der durch ihn veranlassten Aufräu-
mung an der in Hrn. Böttichers Plan dem Poseidon Erech-
theus' zugetheilten Stelle gefunden ward. Von anderer Seite
erfuhr man dass Hrn. Strack's Bemühung, das Theater
des Dionysos zu Tage zu legen, mit glücklichem Erfolge
gekrönt sei. — Von Hrn. Waagen ward ein im brittischen
Architekteuverein gehaltener Vortrag des Architekten Fer-
gusson über die Beleuchtung der Hypäthraltempel vorge-
legt und zugleich in mehreren von dem Hrn. Verfasser zu
diesem Behuf eingesandten Abdrücken unter die Gesell-
schaft vertheilt. — Hr. Hübner brachte den aus Guarrazar
unweit Toledo herrührenden westgothischen Goldschmuck
in den wohlausgestatteten Werken von Lasteyrie und Amador
de los Rios zur Ansicht. — Von Hr. Leemanns zu Leiden
war der im Nederlandsche Staatscourant no. 70 abgedruckte
Jahresbericht eingesandt, in welchem nach löblicher Sitte
der neueste Zuwachs des dortigen Museums der Alterthü-
mer zu öffentlicher Kenntniss gebracht ist. — Vom Bul-
letin des Geschichtsvereins für den Elsass waren zwei mit
antiquarischen Notizen ausgestattete Hefte (vol. III livr.2.4)
eingegangen. — Von sonstigen neuen Schriften wurden
Bachofens inhaltreicher Vortrag über das lykische Volk
(Freiburg i. B.), der hiesigen Ortes neulich gehaltene Vor-
trag von Friederichs über Winckelmann, eine Abhandlung
von F. Kenner über einen semuncialen Quadrans von La-
rinum (Wien) und die von A. Premier zu Tübingen
herausgegebenen zwei Abhandlungen über Hestia der Ge-
sellschaft vorgelegt und dankbar entgegengenommen.
II.
A u s g r
a h u n g e n.
1. Sculpturen aus Kreta.
Das brittische Museum hat eine Anzahl Sculpturen
aus Kreta durch Vermittlung des Consuls Guarnaccino
erhalten. Diese sind:
1. Statue der über das Meer getragenen Europa,
aus Gortyn, von pentelischem Marmor, 5 Fuss 9 Zoll hoch,
4 Fuss 6 Zoll lang. Das Werk ist nicht aus einem Stein
gearbeitet, sondern der Stier ist aus mehreren Stücken zu-
sammengesetzt; ebenso besteht die Nymphe, die auf der
linken Seite des Stiers auf seinem Rücken sitzt, aus zwei
oder mehr Stücken; ihr Kopf fehlt. Sie ist mit langer
Tunika bekleidet welche von einem Gürtel um den Leib
gehalten wird. Dieser Gürtel war, wie die noch sichtli-
chen eingebohrten Löcher beweisen, aus Bronze aufgesetzt.
Die Figur der Europa war mit bleiernen oder kupfernen
Zapfen an dem Stier befestigt ; sie sind in das Gewand
der Nymphe eingetrieben und waren wol von dem Staud-
ort aus nicht sichtlich, von dem aus die Gruppe betrachtet
werden will. Die Figur der Europa ist in Lcbensgrösse.
Ihre rechte Hand ruht auf dem Nacken des Stiers, aber
der Arm ist abgebrochen und fehlt; die linke hielt ver-
muthlich das Ende des über ihrem Kopf flatternden Ge-
wandes. Der göttliche Stier ist über die Fluthen spren-
gend dargestellt mit erhobenen die Basis nicht berührenden
Vorderfüssen. Er wendet sich nach links zurück um seine
schöne Last zu sehen. Das Gewicht dieses vorderen Theils
der Gruppe ist durch eine Stütze getragen, an der zwei
Delphine angebracht sind, um das Element über welches
der Stier dahin eilt anzudeuten. An dem hinteren Theil
des Nackens des Stiers ist eine Inschrift leicht einge-
schnitten; man liest etwa II. IM1. Die Gruppe ist von
grober Ausführung, doch offenbar griechisch und aus der
Zeit vor der römischen Herrschaft.
2. Ein weiblicher Kopf von archaischem Styl, zu
einer Statue gehörig, aus Gortyn, 10 !/. Zoll hoch.
.'5. Ein zweiter weiblicher Kopf mit langem Haar.
Die Augen sind eigenthümlich behandelt; die Haare wal-
len vorn herab und sind hinten in einen Krobylos gesam-
melt, wie es in der Kaiserzeit üblich war. 41/, Zoll hoch.
4. Die untere Hälfte einer kleinen Stele mit dem
Basrelief einer stehenden weiblichen langbekleideten Figur,
welche in der linken Hand ein Schwert hält; die rechte
war, wie es scheint, ebenfalls erhoben. Ihr zur Rechten
ist eine grosse aufgerichtete Natter oder Schlange, zu
ihrer Linken ein Greif sichtlich. Sie steht auf der auf
dem Boden rücklings ausgestreckten nackten Figur eines
Mannes oder Kindes. Der obere Theil dieser Stele ist
abgebrochen. Sie bietet uns eine Vorstellung dar welche
in der alten Kunst wol neu ist und schwerlich auf Me-
dea bezogen werden kann. Das Werk kommt aus Gortyn
und ist von pentelischem Marmor. 1 Fuss hoch, ll1 , Zoll
breit.
5. Bärtiger sehr zerstörter Kopf von roher Arbeit;
aus Kuossos, 11 Zoll hoch.
Aus brieflicher Mittheilung des Herrn Samuel Birch vom
20. Februar 1862.
2. Briefliches aus der Schweiz.
Zugleich mit einem gedruckten Bericht über die für
Gegenstände vormaliger Pfahlbauten ergiebig gewordenen
Ausgrabungen zu Concise am Neuenburger See') ver-
danken wir dem unermüdlichen Altcrthumsforscher Herrn
F. Troyon, Director des Museums zu Lausanne die nach-
stehenden brieflichen Mittheilungen vom 23. Januar d. J.
') Rapport a la commission des muse^es du cantoo de Vaud
sur le fouillcs faites a Concise du 23 septembre au 19 octobre
1861 (Extrait du Nouvelliste Vaudnis du 31 decembre 1861, des
2 et 3 janvier 1862). 16 S. 8. Die Ausgrabung war dureb Eisen-
bahnbauten veranlasst und ward in den Munatcn September und
Octobcr vorigen Jahres ausgeführt; die Kosten wurden aus einem
dafür gesammelten Fonds bestritten. Unter den gefundenen Gegen-
ständen ist besonders die grosse Zahl von Arbeiten aus Hirschhorn
auffällig.
313*
314*
'Soeben erhalte ich einige Gegenstände der Bronze,
die in den letzten Tagen in einem neuerdings aufgedeck-
ten Grabe nahe bei Bex im Rhonethal (Canton de Vaud)
gefunden worden sind. Eine 27 Centimeter lange Haar-
nadel hat als Kopf eine runde feingestreifte Platte mit
einem Durchmesser von 65 Millimeter. Ein ovales durch-
brochenes Armband ist mit der Länge nach fortlaufenden
Canneluren geschmückt. Eine Schelle in Kugelform (Ha-
bitat. lacustr. PI. XVII, 22a) hat einen Durchmesser von
4 Centimeter und als Klöpfel ein Stück oxydirtes Eisen.
Das bemerkenswertheste Stück ist ein Diadem von Bronze,
von welchem eine Zeichnung anbei skizzirt ist '). Dies
Stück ist ziemlich ähnlich den im Museum zu Copenhagen
aufbewahrten Diademen. Das Grab, welches diese Gegen-
stände einschloss, enthielt keine Waffen; aber die Schelle
ist charakteristisch als ein auch sonst bekanntes an Ketten
gehängtes Verzierungsstück helvetischer Gräber aus einer
dem Einfall des Cäsar vorangegangen Zeit. Bei so alter-
thümlichen Gräberspuren erinnert man sich mancher in
jener Umgegend zurückgebliebenen Spur der celtischen
Vorzeit selbst in den Eigennamen, wie es denn im Rhone-
thal noch Familien giebt, deren Namen uns durch ihre
Endung an die Namen der gallischen Heerführer erinnern,
wie die Cherix in Be.x, die Beatrix und die Cocatrix im
Waadtlaud. Uebrigens muss es noch einige Gräber in
der Nähe desjenigen, welches aufgegraben worden ist,
geben und ich beabsichtige sie sobald als möglich zu
öffnen'.
'In der vorigen Woche habe ich mich nach Avanches
begeben, wo man innerhalb der Umfassungsmauer von
Aventicum an sechs verschiedenen Punkten die Ruineu
von römischer Bauart aufdeckt. An einem derselben sieht
man eine grosse Treppe von 6 Meter 3 Decimeter Breite,
deren Stufen aus Sandstein bestehen. Nachdem man vier
Stufen herabgestiegen ist, theilt sich die Treppe nach zwei
Seiten hin. Die Steinplatten zur Rechten sind von einer
26 Centimeter breiten und 15 Centimeter tiefen Rinne
durchfurcht ; links gehen zwei Stufen tiefer in den Boden
hinab. Fragmeute von weissem Marmor, Reste viereckiger
Heizungsrühren und verschiedene andere Trümmer gehö-
ren zu diesen Ruinen, welche noch lange nicht vollständig
aufgedeckt sind. — An einem andern Orte zeigt eine
kreisförmige Construction, von 4 Meter 20 Centimeter
Durchmesser und 2 Meter unter der Oberfläche des Bo-
dens, auf der Seite eine gewölbte vom Feuer ganz ge-
schwärzte Oeffnung. Ein Saal ganz in der Nähe, dessen
Fussboden aus weissem Marmor besteht, war durch aus
dem Mauerwerk der Wand genommene Röhren geheizt.
Auf meine Vermuthung, dass dieser Fussboden unterhölt
sei, ward die Ausgrabung an dieser Stelle fortgesetzt,
worauf sich in der That erwies, dass unter diesem Saal
ein leerer Raum von ungefähr 80 Centimeter war, und
dass der Fussboden aus grossen Backsteinen bestand, de-
ren Ecken auf kleinen Pfeilern, gleichfalls aus Backstein,
ruhten. Ueber diese erste Schicht war eine dicke Lage
von Stuck gebreitet, welche die Marmorplatten trug. Diese
Heizungsart ist nicht selten in unsern Ruinen römischer
Bäder. — Auf einem benachbarten Gruudstiick sieht man
von Strecke zu Strecke grosse Würfel in weissem Marmor,
°) Das gedachte Diadem, von der richtiger als Stirnkrone zu
bezeichnenden Form, zeigt drei horizontale Reihen mit pyramidalen
Verzierungen, unterbrochen von drei senkrechten Reihen, welche wie
mit Perlen verziert sind.
welche die Grundschichten der Basen einer Colonnade
bildeten. Einige Schritte weiter sind gewölbte Cellen, aus
deren einer man schon vor mehrern Jahren zahlreiche
Amphoren von verschiedenen Formen und grossen Di-
mensionen herausgenommen hat. Diese letztern Ruinen
schliessen eine grosse Zahl Fragmente aus italischem und
griechischem Marmor, ja selbst aus ägyptischem Por-
phyr ein'.
3. Aus Spanien.
Auch für Spanien ist der letzte Monat nicht ohne
archäologische Ausbeute gewesen. Herr Berlungu sandte
aus Malaga photographische Abbildung eines in dem alten
Cartima gefundenen kleinen Bronzekopfes von zierlicher
Arbeit, welcher sich im Besitz des englischen Consuls in
Malaga, Mr. William Penrose Mark, befindet. Die ju-
gendlichen Züge, das kurze etwas gelockte Haar und der
kaum sprossende Flaum auf den Wangen lassen an Mer-
kur oder vielleicht eher noch an einen 'Hp«x/.r;f üva-
navo/ntiog denken, wie er auf Basreliefs zwischen einer
oder zwei Hesperiden sitzend dargestellt zu werden pflegt.
Zu vergleichen ist das Relief aus Villa Albani bei Zoega
2 Tafel 64, und ein unedirtes des neapolitanischen Mu-
seums, sowie das von Raoul Rochette peintures antiques
inedites S. 428 angeführte Reliefmosaik von Wiltonhouse,
Tafel 7; ein ähnliches befindet sich in Madrid in Pri-
vatbesitz.
Herr Manuel de Bofurull y Sarlovio in Barcelona
hat deu ältesten spanischen Meilenstein aus republikani-
scher Zeit (vgl. Monatsberichte der Berliner Akademie von
1861 S. 974 und jetzt C. I. L. 1486) in dem kleinen Ort
Caldas de Mombuy wieder . aufgefunden und für seine
Aufbewahrung im Museum von Barcelona Sorge ge-
tragen.
Herr Hernandez schreibt aus Tarragona von der
bevorstehenden Uebersiedelung des dortigen Museums in
ein neues Local, wodurch es die nächste Zeit Besuchern
unzugänglich bleibt; und von bei dem Hausbau des Hrn.
Miret zu Tage gekommenen unterirdischen Gängen und
Bauten römischer Construction.
Endlich hat Herr Zobel von Madrid aus eine Reise
nach Jätiva (Saetabis), Valencia, Murviedro (Sagunt) und
Castellön de la Plana gemacht, und an diesen Orten eine
Reihe von Alterthümern gesehn, Münzen, kleine Bronzen,
Thonfiguren, geschnittene Steine u. s. w. Interessant ist
besonders sein Bericht über verschiedene alte Grabhügel
(von den Landleuten puigöls genannt) am Meeresstrand
bei Castellön, deren einer 12 Palm an Höhe und 180 Palm
an Umfang hat. In den gemauerten Grabkammern sind
Aschenkrüge, Gold- und Silberschmuck, auch einige kel-
tiberische Münzen, und im Jahr 1851 eine kleine aufge-
rollte Bleitafel mit der längsten bisher bekannt ge-
wordenen keltibcrischen Inschrift gefunden worden, welche
in Madrid aufbewahrt wird und von Lorichs in seinen
recherches sur les monnaies iberiennes (Paris 1852 S. 202
Tafel 80) publicirt worden ist. Sie lässt keinen Zweifel
darüber, dass jene Gräber zwar wohl nicht der vorrömi-
schen Zeit, aber der unter der römischen Herrschaft fort-
lebenden einheimischen Bevölkerung angehören.
Berlin. Hübneb.
315*
316*
III. Neue Schriften.
Ahrens (H. L.): Ueber die Göttin Themis. Erster Theil.
Hannover 1862. 66 S. 8. (Schulprogramm.)
— — Ueber eine wichtige indogermanische Familie von
Götternamen. 41 S. 8. (Aus Benfey's Orient und Occident)
Jahrg. II. Heft 1).
Bachofen (J. J.) : Das lykische Volk und seine Bedeu-
tung für die Entwicklung des Alterthums. Freiburg im
Breisgau 1862. VII und 87 S. 8.
Caffiaux (H.): Hyperide. Plaidoyer pour Euxenippe
contre Polyeucte. Traduit pour la premiere fois en
franc,ais avec des notes. Valenciennes 1860. 37 S. 8.
— — Hvperide. Oraison funebre de Leosthenes et des
Atheniens morts dans la guerre Lamiaque etc. 2 edition.
Valenciennes 1861. 31 S. 8.
Cavedonl (C): Mouumento sepolcrale cristiano del terzo
o quarto secolo, scoperto di recente in Modena. 7 S. 8.
(Modena).
Coppi (A.): Memorie storiche di Maccarcse [in der Nähe
des alten Fregenae]. Roma 1862. 19 S. 1 Karte 8.
Description of the collection of ancient marbles in the
British Museum. With engravings. Part XI. London
1861. 106 S. 52 Taf. 4. [Vgl. oben S. 310*].
^Ap/uioloyiy.t) i (pijfiiplt; iy.didof.itv?] vno T^c *v
I4&rjvui$ ügyrtioloyiy.FjG ixatoiuc. üipiodog B'. *Erog
A' . 1862. Tti'xog t". Ä '. Maortov. 'AnQO.t'ov.
Athen 1862. 63 S'. 4 Taf. S. 67-102. 4.
Fergusson (J.): on the mode in which light was introdu-
ced into the greek temples. 36 S. 1 Taf. 4. (London).
Frocci« (C): Egesta e i suoi monumenti, lavoro storico
archeologico. Palermo 1859. 159 S. kl. 4.
— — Preventiva sposizione di taluni monumenti segestani
inediti e di talune nuove ricerche archeologiche. Pa-
lermo 1861. 44 S. 2 Taf. kl. 4.
Fricdcric/is (C): Winckelmanu. Ein Vortrag gehalten am
am 22. Februar 1862 im wissenschaftlichen Verein zu
Berlin. Hamburg 1862. 32 S. 8.
Grotefend (C. L.): Epigraphisches IV. (Separatabdruck
aus den Jahrbüchern des Vereins von Alterthumsfreun-
den im Rheinlande XXXII). Bonn 1862. 48 S. 8.
Huulhiil (F.): Die Sosiasschale im königlichen Museum
zu Berlin, mit deren Abbildung. (Aus der Zeitschrift
Faust. Wien und Leipzig 1860 no. 6. 7. 8. 14). fol.
Hultsch (F.) : De Damareteo argenteo Syracusanorum
nummo. Dresden 1862. 36 S. 1 Taf. 8. (Schulpro-
gramm).
Kenner (F.): Ueber einen semuncialen Quadrans von La-
rinum. Wien 1861. 15 S. 8.
Kortegnm (A.): De tabula Archelai. Bonn 1862. 45 S.
1 Taf. 4. (Berliner Promotionsschrift).
Lenormani (Irmncois): Recherches archeologiquc;, a Eleu-
sis execntees dans le cours de l'annee 1860. Recueil
des Inscriptions. Paris 1862. 420 S. 8.
MercWin (L.): Der vatikanische Apollo, Vortrag bei der
Jahresfeier der Universität Dorpat am 12. December
1861. 21 S. 1 Taf. 8. (Separatabdruck aus Heft 3 des
V. Bandes der baltischen Monatsschrift).
[Michaelis (A.)]: Museen und Alterthiimer in Griechen-
land. (Aus den Grenzboten 1862). S. 454—468. 8.
Oliver Hurtado (Jose y Manuel): Munda Pompeiana.
Madrid 1861. gr. 8. 515 Seiten nebst Karte und Plänen.
Petersen (Chr.): Ursprung und Alter der Hesiodischen
Theogonie. — Zwei Inschriften aus Kallipolis. Ham-
burg 1862. 46 S. 4. (Zum Lectionskatalog).
Petersen (E.): De Philocteta Euripidea. Erlangae 1862.
18 S. 8. (Habilitationsschrift.)
Piper (F.): Einleitung in die monumentale Theologie.
(Aus der Theol. Realencyklopädie S. 752—807). Gotha
1862. 8.
Premier (August) : Ueber die erste und letzte Stelle der
Hestia-Vesta in Cultushandlungen und die Göttin Hestia
bei Homer. Tübingen 1862. 50 S. 8.
Ring (M. de): Tombes Celtiques de l'Alsace,, suite de
memoires presentes au comite de la societe pour la
conservation des monuments historiques, ä Strasbourg.
Deuxieme edition. Strassburg 1861. 38 S. 14 Taf. fol.
Rutgcrs (J.) : Sexti Juli« Africani 'Olv/itniudiov üva-
yQo:qnq. Adiectis ceteris quae ex Olympionicarum fastis
supersunt. Recensuit, commentario critico et iudice
Olympionicarum instruxit J. R. Lugduni Batavorum
1862. 169 S. 8.
Sauhy (F. de): Les campagues de Jules Cesar dans les
Gaules, etudes d'archeologie militaire. Paris 1862. 8.
(Revue arch. 1862 I p. 159).
Smith (S. B.): De Malede Vaser i Antikkabinet i Kjö-
benhavn. Koj>enhagen 1862. 3 Taf. [mit Gefässformen].
120 S. 8.
Stark (K. B.): Ueber das Niobidenrelief Campana (Denk-
schrift der philosophischen Fakultät zur Feier des fünf-
zigjährigen Doctorjubiläums des Dr. C. H. Rau). Hei-
delberg 1862. 25 S. 1 Taf. 8.
Druckfehler.
Im Arcb. Aoz. 1861 S. 247* Z. 19 u. 20 v. o. ist zu lesen: 'Ross
(Reise und Reiserouten S. 70. 73)'
desgl. 1862 S. 286* Z. 17 v. u. ist zu lesen: 'Flamininus'
statt Camininus.
S. 286* Z. 5 v. u Proscrpnais.
desgl. S. 289' Z. 25 v. u. ist zu lesen: 'ausser' statt
unter.
Herausgegeben von E. Gerhard.
Druck und Verlag von G. Reimer.
317* 318*
ARCHÄOLOGISCHER ANZEIGER.
Ziur Archäologischen Zeitung, Jahrgang XX.
M 161. 162.
Mai und Juni 1862.
Wissenschaftliche Vereine: Berlin (archäologische Gesellschaft). — Ausgrabungen: Akropolis zu Athen; Pnyx und
Munychia; Dionysostheater zu Athen; Löwenthor zu Mykenä; Südrussische Ausgrabungen.
I. Wissenschaftliche Vereine.
Berlin. In der Sitzung der archäologischen
Gesellschaft vom 6. Mai d. J. äusserte zuerst Herr
Tölken, die von ihm versprochene Erklärung der grossen
Vase (no. 1016) der hiesigen königl. Sammlung nächstens
gedruckt überreichen zu wollen, und gab statt des dar-
über in Aussicht gestellten Vortrags einige Bemerkungen
zur Würdigung Lessings, dessen ehrfurchtgebietende Au-
torität in antiquarischen Dingen neuerdings dann und wann
überschätzt worden sei. — Hr. G. Krüger sprach über
das auf Tafel 152 der archäologischen Zeitung mit der
Unterschrift 'Perseus lernt fliegen' bekannt gemachte Thon-
relief, dessen in seinen Besitz gelangtes Original er zu-
gleich vorlegte. Im Gegensatz zu Bötticher's von dem
Herausgeber jener Zeitschrift weiter ausgeführter Erklä-
rung glaubte Hr. K. in dem gedachten Relief statt einer
Ausrüstung des Perseus vielmehr die Entsendung des
Schlaf- und Traumgotts durch Hermes zu erkennen, dem
in seiner Eigenschaft als Seelenführer und Gebieter der
Träume ein solches Amt wohl zustand; die Gestalt des
vermeintlichen Perseus glaubte der Vortragende vielmehr
als der Idee des Schlafgottes entsprechend nachweisen zu
können. Gegen die Echtheit des Reliefs wurden einige
Bedenken namentlich von Seiten der Hrn. Bartels, Schnaase
und Zahn laut, welche jedoch, wie von den gedachten
Herausgebern desselben, auch im übrigen Kreis der Ge-
sellschaft anerkannt wurde. — Hr. Gerhard berichtete über
den neuerdings erfolgten Ankauf zweier aus Präneste her-
rührender bronzener Cisten mit eingegrabener Zeichnung
für das hiesige königl. Antiquarium. Obwohl der Kunst-
werth beider Gefässe hinter dem berühmten Musterstück
dieser Gattung, der Ficoronischen Cista, weit zurückbleibt,
so sind die selbständigen Vorzüge beider Denkmäler doch
augenfällig in mehr denn einer Beziehung. Die eine jener
beiden Cisten, Figuren des troischen Sagenkreises darstel-
lend, ist durch ihre altitalischen Inschriften ausgezeichnet,
von denen beispielsweise die einer Reiterfigur zugetheilte
Beischrift Oinumama von Garrucci (Mon. dell" Inst. VI, 55)
auf Oenomaos, von Otto Jahn überzeugender als 'einbrü-
stige' (uuimamma) Amazone gedeutet, hervorgehoben ward,
lieber die zweite dieser Cisten hielt Dr. R. Kehtile einen
Vortrag, in welchem die darauf befindliche, durch bessere
Ausführung und glänzende Kunstmotive empfohlene Dar-
stellung aus dem Sagenkreis des Meleager eingehend er-
klärt ward. Besonders anziehend erwies sich hiebei die
Uebereinstimmung einiger Figuren jener Cista mit anderen
Kunstwerken, namentlich zwei berühmten des hiesigen kgl.
Museums, indem sowohl die neben einem Eberkopf den Nagel
einschlagende Schicksalsgöttin des vormals Oddi'schen Spie-
gels, als auch die in dem vorzüglichsten Exemplar hier vor-
handene Marmorstatue des Meleager auf jenem etruskischen
Werk sich vorfindet. — Prof. Friederichs besprach ein schö-
nes Marmorfragment der kgl. Sculpturensammlung (no.468),
darstellend den Kampf eines Kriegers zu Ross gegen einen
bereits zu Boden gesunkenen Fusskämpfer mit den darüber
befindlichen Schlusszeilen zweier griechischer Distichen. Im
Zusammenhang paläographischer Gründe, laut welchen Hr.
Kirchhoff die Schrift zwischen Ol. 94 und 100 setzt, ward
dies Fragment den besten Zeiten der attischen Kunst bei-
gelegt.
Dass es dem Inhalt der Inschrift zufolge nach
aller Wahrscheinlichkeit einem Grabdenkmal gehörte, ver-
anlasste den Vortragenden auch den Reiterkampf eines be-
rühmten albanischen Reliefs auf Gräberbestimmung zurück-
zuführen, zumal es an Beispielen von Grabreliefs in lebens-
grosser Dimension auch sonst nicht fehle. — Herr Heibig
berichtete über den neulich von Longperier in der Revue
numismatique 1861 (Decerabre) publicirten Münzfund von
Myt-Rahineh und machte namentlich auf zwei Münzen
desselben aufmerksam. Zuerst auf eine Münze von Ko-
rinth mit dem Pegasus auf dem Avers und dem Quadratum
incusum auf dem Revers, von sehr alter Arbeit und 14,28
Gramm Gewicht. Es ist dies ein Tetradrachmon und zwar
kleinasiatischer Silberwährung, was sehr eigenthümlich ist,
da sonst in Korinth die Währung herrscht, in welcher
der Silberstater auf das Gewicht des kleinasiatischen gol-
denen Halbstücks geschlagen wird. Bis jetzt ist dies
Exemplar einzig in seiner Art. Nächstdem sprach der
Vortragende über eine von Longperier der Stadt Chalke-
don zugewiesene Münze. Er vermuthete aus dem Typus,
wie aus dem Gewicht (8,58 Gr.), dass die Münze eubüisch
ist, wahrscheinlich geschlagen von der Stadt Eretria. Es
ist ein Didrachmon in der im Alterthum und heute ge-
wöhnlich attisch genannten Währung. Vielleicht liefert
diese Münze einen monumentalen Beleg für eine Annahme,
auf welche Combinationen verschiedener Art mit Entschie-
denheit hinweisen, dass nemlich die Silberpräguug auf den
kleinasiatischen Goldfuss in uralter Zeit von Chalkis und
Eretria in Anwendung gebracht wurde und dass Solon
diese Währung von den ihm benachbarten blühenden Han-
delsstädten auf Athen übertrug. Durch diese Annahme
würde es sich erklären, warum das später attisch genannte
Talent bei Herodot das eubüische heisst. Ebenso würde
es dann nicht mehr auffallen, wenn wir diese Währung in
den alten Münzen der chalkidischen Kolonien in Sicilien
und Italien (wohin in so früher Zeit schwerlich attischer
Einfluss drang) auch in Etrurien vorfinden, wohin sie aus
dem chalkidischen Kyme verpflanzt zu sein scheint. —
Aus Athen waren an Hrn. uon Olfers Exe. und an Hrn.
Adler befriedigende Nachrichten über die Reise der Hrn.
Bötticher Curtius Strack und Vischer eingegangen ; die Ge-
sellschaft ward hievon in Kenntniss gesetzt. Ausser den
319*
320*
auf die Bauwerke der Akropolis, das Theater des Diony-
sos, die Lage der Pnyx, den Lauf der städtischen und
Verbüidungs-Mauern und die zerstreuten bildlichen Ueber-
reste bezüglichen Untersuchungen der gelehrten Reisenden
kommt von dorther auch manche neu entdeckte griechische
Inschrift und selbst eine wichtige römische, für die Le-
bensgeschichte Hadrians lehrreiche, in Betracht, mit deren
Erläuterung Professor Henzen in Rom beschäftigt ist. —
Anziehende Nachrichten antiquarischer Funde waren aus
mehreren Hauptplätzen Spaniens Herrn Hühner zugegan-
gen. — Hr. Wautjen zeigte ein sehr gefälliges, S. K. H.
dem Prinzen Albrecht von Preussen gehöriges Erzfig'ürchen,
einen mit Maske bedeckten Komiker darstellend, welcher
auf einem Schlauch sitzt. — Hr. Bartels zeigte mehrere
neu erworbene Glaspasten seiuer Sammlung, unter denen
eine vielleicht auf Herkules und Jolaus bezügliche Gruppe
und, einem Dichter beigesellt, die Herme eines ungeflü-
gelten Eros auffiel. — Von Staatsrath Mercklin zu Dorpat
waren Bild und Erklärung eines unedirten griechischen
Grabreliefs, von Colonel Oppcrmann zu Paris das ver-
mutlich als Constellation zu deutende Bild einer vom
Frühlingswidder getragenen Venus, auf einem Kupfer-
plättchen befindlich, eingegangen. — Von neuen Schriften
ward der jetzt im Druck vollendete Text zu Gerhard's
etruskischen Spiegeln (bis Tafel 240) und desselben Ver-
fassers Abhandlung über eine Spiegelzeichnung, die Ge-
burt der Kabiren darstellend, vorgelegt; ferner Sturk's
Festprogramm über ein berühmtes Niobidenrelief, zu-
gleich als Probeheft für des Verfassers reichhaltiges Werk
über den Sagen- und Bilderkreis der Niobe beachtens-
werth — , sodann eine vielfach auch in die Denkmälerkunde
(zumTheil gewaltsam) eingreifende Monographie von Ahrens
über die Göttin Themis und eine gelehrte Schrift des
Professor Piper, in welcher die Grundsätze monumen-
taler Philologie auch für christliche Denkmälerkunde be-
nutzt worden sind. Noch andere Schriften der Herren
Caffiaux, Grotefend, Hultsch, Kortcgarn, Ch. Petersen und
S. B. Smith (Kopenhagen) wurden vorgelegt und dankbar
entgegengenommen.
In der Sitzung vom 3. Juni d. J. gab Hr. von Olfers
Exe. aus einem Schreiben des Professor Bötticher Nach-
richt über dessen erfolgreich fortgesetzte Erkundung der
Baulichkeiten auf der Akropolis von Athen. Nächst den
an der Cella des Parthenon und am Poliastempel vorge-
fundenen Besonderheiten, durch welche Hrn. Bötticher's
frühere Ansicht fast durchgängig bestätigt worden ist, hat
auch die früher verkannte zur Umgrenzung des ältesten
Burgtempc-ls bestimmte Mauer, als ein aus polygonen Werk-
stücken so mächtig als kunstgerecht aufgeführter Peribolos
sich bekundet. Ausser diesen auf der Akropolis von Hrn.
Bötticher verfolgten Untersuchungen [vgl. unten S. 321* ff.]
ist auch die Abformung des Löwenthors zu Mykenä für
die Sammlung der Gypsabgüsse des hiesigen neuen Mu-
seums neuerdings vollfuhrt worden; auch hat, wie Hr.
Gerhard aus einem Brief des Hrn. Struck berichten konnte,
die Aufdeckung des kleineren unweit des sogenannten
Schatzhauses des Atreus belegenen Rundbaus stattgefunden,
in welchem oberhalb ähnlich construirter ringförmiger
Steinschichten auch noch ein Theil ihrer bronzenen Be-
kleidung sich erhalten hatte. Ebenfalls aus Mittheilung
des Hrn. Strack berichtete Hr. G. über die epigraphische
Ausbeute der im Theater des Dionysos geführten Ausgra-
bungen, deren architektonisches Ergebniss bereits in an-
dern Berichten vorliegt. Ueberraschend durch Zahl und
Inhalt sind die bereits auf 45 anlaufenden, fast durchgän-
gig auf Priester bezüglichen, Inschriften der unmittelbar
vor der Orchestra befindlich gewesenen marmornen Ehren-
sitze [vgl. unten S. 327* ff.]. Zu den bereits seiteinigenWochen
eingegangenen und in Abklatsch vorgelegten Inschriften
welche Hr. Kirchhoff vortrug war neuerdings noch ein
Nachtrag ähnlicher Inschriften hinzugekommen, unter de-
nen ein Priester der Musen und, das Zeitalter dieser In-
schriften zu bezeichnen, auch einer des Antinous sich be-
findet. Zu willkommener Erläuterung jenes iuhaltreichen
Fundes gereichten endlich die von Hrn. Erbkam vorge-
legten Zeichnungen einiger der gedachten Marmorsessel,
unter denen der mittelste und geschmückteste dem Priester
des Dionysos Eleuthereus als desjenigen Gottes galt, aus
dessen Dienst und Festfeier das ihm vorzugsweise gewid-
mete Theater hervorgegangen war. — Hr. Hübner gab
topographische Bemerkungen über mehrere alte Städte der
Südküste Spaniens, wobei die oft überbrauehte Annahme
phönicischer Ueberreste in ihre Schranken zurückgewiesen
und zugleich manche Notiz neuer Funde beigebracht ward.
Namentlich sprach derselbe eingehend über die in Barbate
bei Tarisa an der Südküste Spaniens geraachten Ausgra-
bungen antiker Bauwerke und Gräber, nach Mittheilungen
des Correspondenten des römischen Instituts in Cadiz,
Hrn. Manuel Ruiz Llull. Es wird dadurch die bisher
unbekannte Lage einer alten Stadt, des portus Baesippo,
festgestellt. Daran knüpften sich Bemerkungen über ge-
wisse kleine Bronze-idole, welche in verschiedenen Gegen-
den Spaniens vorkommen, und neben den Münzen die
einzigen Reste des Aufenthaltes der Phönikier auf der
Halbinsel zu sein scheinen. Von Herrn Demetrio de
los Rios in Sevilla waren einige neugefundene Inschriften
eingesendet worden, die eine aus Italica, die andere aus
Cazalla de la Sierra nördlich von Sevilla, mit dem Namen
der alten Stadt Naeva, welche bereits aus anderen In-
schriften (vgl. Monatsberichte der Berliner Akademie 1861
S. 89 und 96) bei Plinius (III, 3, 11) hergestellt worden
ist, ohne dass ihre Lage bekannt ward. Diese wird durch
die neu gefundene Inschrift annähernd bestimmt. Hr.
Ramires y de las Cusas Deza in Cordoba berichtet von
einem grossen Mosaikfussbodeu, der in jener Stadt bei der
Alameda de la Vitoria zum Vorschein gekommen ist, und
verspricht eingehendere Beschreibung. — Ein von Dr. Hau-
thal mitgetheilter Aufsatz [oben S. 315*] über die im hie-
gen königl. Museum befindliche Schale des Sosias veran-
lasste Hrn. Gerhard die für die ganze Götterversammlung
weniger als für den alleinigen Zeus zulässige Möglichkeit
zu besprechen, dass in einer Mundschenkin der Göttin
nicht lilos Hebe, sondern auch Nike gemeint sein könne. —
Von litterarischen Neuigkeiten ward der rasche Fortgang
der zu Athen erscheinenden archäologischen 'Eq)rjf.itQlg,
die Sammlung eleusinischer Inschriften von Franvois Le-
normant, die vom Namen Sandon ausgehende Untersuchung
von Ahrens über eine wichtige indogermanische Familie
von Götteruamen, endlich das schön ausgestattete Werk
des Hrn. M. von Ring über celtische Gräberfunde im
Elsass [oben S. 316*] hervorgehoben und zugleich mit noch
anderen Schriften der Herren Coppi Frucciu Mercklin und
E. Petersen dankbar entgegengenommen.
321*
322*
II. Ausgrabungen.
1. Akropolis zu Alhen.
Aus Briefen des Professor Bötticher an den Generaldirektor
der künigl. Museen wirklichen Geh. Rath von Olf'crs Exe.
Athen den 15. März 1802. Euer Exe. wollen mir
die Mittheilung erlauben, dass ich seit 12 Tagen meine
Arbeiten im Erechtheion und Parthenon begonnen habe.
Eine Zahl Arbeiter sind mir beständig zur Hand um den
Schutt aus dem erstem, die kolossalen Trümmerstücke in
dem letztern Gebäude aus dem Wege zu räumen. Die
Zerstörung ist überall grösser als ich je gemeint hatte;
nach 50 Jahren wird man viele Dinge gar nicht mehr
wahrnehmen die ich noch heute vor mir habe. Selbst
von so manchem "Wichtigen was vor 12 Jahren noch Pen-
rose messen konnte, habe ich mit der grössten Mühe nur
einiges Wenige noch gefunden. Dagegen hat sich viel
Anderes noch gezeigt was durch alle meine Vorgänger,
von Stuart bis auf Penrose übersehen worden ist.
Morgen hoffe ich auch den alten Eingang zu Pro-
naos und Cella frei zu haben. Seit 14 Tagen arbeiten al-
lein sechs Steinhauer daran den Theil der Apsis der
christlichen Kirche abzubrechen, welche ihn verdeckt. Aus
dem Mauerwerk, dessen Mörtel hart wie Glas ist, sind
schon sechs Inschriften bruchstückweise zu Tage gekom-
men. Ich habe nicht Zeit sie zu lesen, kann auch keinen
Staniolabdruck machen, weil die vertieften Buchstaben mit
Mörtel ausgefüllt sind. Es scheinen jedoch Psephismata,
Decrete und Schatzmeisterurkunden zu sein. Herr Pittakis
sitzt eben vor den Steinen und schreibt die Inscriptionen
ab; sie sollen im nächsten Hefte der archäologischen Ephe-
meris publicirt werden.
Athen den 5. April 1862. Meine Aufdeckungen und
Untersuchungen im grossen Burgtempel sind kostspielig
und zeitraubend ; sie ergeben jedoch Aufschlüsse, wie ich
sie nur zu wünschen vermag. Zuerst sind die beiden
Verbindungsthüren in der Scheidewand zwischen Heka-
tompedos und Opisthodomos (B und C in meinem Grund-
risse; vgl.PhilologusfSGl) durch mich als monumentale
Thatsache aufgedeckt worden. Von diesen lagen die
Spuren der Thüre C an der Nordwand zwar für ein mit
dem Monumente in seinem gewesenen Zustande vertrautes
Auge offen vor, es sind auch seit Zerstörung der Scheide-
waud und Hinwegnahme der Thürschwelle im Mittelalter,
unzählbare Füsse über diese Stelle gegangen , es haben
seit Stuart Augen und Hände genug hier gemessen und
gezeichnet, Knowley und Penrose sogar nach Hundert-
theilen eines Zolles, — allein Niemand von Allen hat die
Pfannenlager der Thürwirbel gesehen, oder die Riegel-
lücher zum Verschluss der Flügel vor der Anschlagschwelle
wie die Schrammen welche die Bewegung der Flügel
auf dem Marmorboden gebildet hat. Niemand hat hier
eine Thüre geahnet. Selbst meine Begleiter samt und son-
ders habe ich wochenlang darüber hingehen lassen ohne
dass sie wussten was ich hier schon sah, bis ich bestimm-
ten Tages die Stätte in den Spuren der Thüraulage ge-
reinigt und wahrnehmbar aufgedeckt, ihnen vor Augen
legte. Anders verhielt es sich mit der Thüre B auf der
andern Seite an der Südwand. War jedoch meine alte Ergän-
zung zweier Thiiren richtig, dann musste sich diese letz-
tere, als der ersteren entsprechend, hier finden. Sie musste
auch vielleicht sich noch besser erhalten haben, weil ihre
Stätte länger als ein Jahrhundert mit grün überwachsenem
Schutt und kolossalen Trümmerblöcken bedeckt lag. Ich
schritt sofort zur Abräumung und Aufdeckung, und fand
nach achttägiger Arbeit genau das was ich vorausgesetzt
hatte und suchte. Die Thüre lag offen da, auch ungleich
schöner erhalten als die vorige, der sie auf das genaueste
in Form, Lage und Mass entsprach. Ich habe alles auf-
gedeckt und reinlich frei gelegt damit es so bleibe und
von jedermann verzeichnet oder verglichen werden könne.
Ueberhaupt ist dies Grundsatz bei meinen Aufdeckungen;
es bleibt alles offen vor aller Augen wie ich es aufdeckte.
Hätten dies Verfahren meine Vorgänger ebenfalls beob-
achtet, würde ich viel unnütze Zeit und Geld erspart ha-
ben ; so aber hat man die Stelle immer wieder verdeckt
die bereits aufgeräumt gewesen war. Bei dieser Aufdek-
kung kam noch eine Section des Zophorus um die Cella
zu Tage, welches eine hübsche Ergänzung dieses Bild-
werkes ist; es enthält einen ganzen Reiter und zwei Pfer-
dehälse. Jede dieser Thüren ist übrigens 5 Fuss im
Lichten breit; es sind Flügelthüren gewesen und ihr Ver-
schluss geschah, wie die Vorrichtungen zeigen, vom
Hekatompedos aus; nur von hier aus war es möglich
die Thüren zu öffnen und von der Cella aus den Opi-
sthodom zu betreten. Vor der Thüre C sind nach Reini-
gung des Fussbodens vor ihr, ganz wohl erhalten die
Schrammen welche die Thürflügel beim Oeffnen und
Schliessen in so manchen hundert Jahren in den Boden
eingerissen haben , zu Tage getreten. Der Radius die-
ser kreisförmigen Einrisse, mithin die Breite eines Flü-
gels, zeigt circa 28 Zoll. Sogar der Aufsatz des locker
gewordenen Schwellenriegels in diesen Einrissen ist deut-
lich wahrzunehmen.
Das betraf erst die Thüren. Sodann bin ich auch
im Stande gewesen meine Proedrie (Bema) vor der Pa-
rastas des grossen Agalma zu ermitteln. Eben so hand-
greiflich wie bei den Thüren, sind die Spuren hiervon
gewonnen und aufgedeckt. Ich bin im Stande gewesen
die Länge und Breite dieses Baues samt allen dazu gehö-
renden Marken der Fundirung genau zu vermessen und zu
verzeichnen, bemerke jedoch hierzu dass eine spätere Be-
nutzung derselben Stätte in christlicher Zeit eine Grün-
dung auf ihr veranlasst hat; man kann aber diese Vor-
richtung in der jener Zeit eigenthümlichen Arbeit genau
von der antiken Vorrichtung unterscheiden. Die mit pi-
räischem Steine bedeckte Stelle ist richtig, wie ich längst
ausgesprochen habe, der Kern dieses Bema gewesen. Auf ihr
lag einst noch eine hohe Lage piräischen Steines, das zeigt
die ganze Construction; auf dieser die Marmorbedeckung;
die Marmorstufen schlössen an den vier Seiten den piräi-
schen Kern ein und verdeckten ihn. Diese Constructions-
weise ist es welche nicht blos bei diesem Tempel, sondern
auch bei dem Poliastempel, den Propyläen, dem Niketempel
und dem Theseion durchgängig befolgt ist.
Die Untersuchung der Stelle wo ich die beiden Trep-
pen vor B und C hingelegt habe, zeigt dass es wirklich
nur hölzerne Treppen gewesen sein konnten, gleich denen
im Artemistempel zu Ephesos. Die Anlage ihrer Wangen
ist nur noch durch Löcher im Fussboden bezeugt; denn
die Wände der Parastas, ferner die Seitenwände des He-
katompedos die ihr Seitenlager bildeten, sind theils ver-
schwunden oder doch so zerstört dass daraus nichts hierfür
gefolgert werden kann.
Die neun Säulen jeder Seitenportikus im Hekatom-
pedos sind ebenfalls, wenn auch mit Mühe und nur bei
323*
324*
Morgenlichte deutlieh erkennbar, in den leisen Umrissen
ihrer Bettungen d.h. der sogenannten Lehre ihrer Rhab-
dosis vorhanden. Plump und grob gearbeitet liegen die
viel kleineren Bettungen des christliehen Umbaues, von
welchen schon Spon berichtet die auch noch Stuart sah, in
und neben diesen antiken Bettungen. Aber nur drei die-
ser Bettungen und zwar auf dem südlichen Stylobat, sind
noch erkennbar; während Knowley und Penrose vor 12
Jahren mehr als noch einmal soviel vor sich hatten. Auf
dem nördlichen Stylobat ist keine Spur mehr von ihnen
vorhanden ; so viel haben seit dieser Zeit die Sohlen der
hier Verkehrenden abgeschliffen. Auch die östliche Ante
dieser Säulenreihe b (bei E) ist vorhanden; die ihr ent-
sprechende andere bei a dagegen nicht mehr. Dennoch
hat Penrose letztere noch vor sich gehabt und verzeichnet.
Mit gleicher Bestimmtheit gelang es auch die, von
mir (s. Philolog.) früher nur problematisch vorgeschlagene,
Ausdehnung der Sehraiikenabgrenzung des inneren Par-
thenon (bei d. d) in den wohlerhaltenen Spuren auf dem
Boden ermitteln zu können. Die Schranken wurden durch
Schiebegitter nach vorn geöffnet.
Auf der Schwelle der Parastas (zwischen a. a), ist
keine Spur von einer Säulenbettung; auch konnten
hier auf keinen Fall Säulen gestanden haben, weil die
Dimensionen der Stylobatplinthen einer solchen Anlage in
ihrer Theilung absolut widersprechen. Noch andere tech-
nische Zeugnisse beweisen wie die Annahme einer Parastas für
das Bild, für mich monumental entschieden sei. Die Theilung
und der Schnitt der Stylobatplinthen für die Säulen der
Seitenportiken als Vorbereitung zu diesen, ist dagegen so
genau für je neun Säulen angelegt, dass in ihnen kaum
Differenzen von ', „ Zoll wahrgenommen werden können. Nur
im Opisthodom sind keine Anten vorhanden gewesen, wie
ich mich nach sorgfältiger Untersuchung überzeugen konnte.
Es ist dies eine Abweichung von der durchgehenden Regel,
die mir sehr lehrreich gewesen ist, deren Grund ich aber
zu errathen glaube. Der Stand des grossen Agalma in
der Parastas, die Befestigung dieses kolossalen Holzbildes
im Rücken mittelst Metallstangen an der Hinterwand leidet
also keinen Zweifel mehr.
Die Thüre zum Opisthodom ist eine merkwürdige
Erscheinung hinsichtlich ihrer Anlage. Es ist eine dop-
pelte Thüre mit einer dem entsprechenden doppelten
Schwelle gewesen. Die vordere Thüre schlug mit den
Flügeln in der Laibung der 6Va Fuss starken Wand an.
Die innere Thüre öffnete ihre beiden Flügel in den Opi-
sthodom hinein. Von beiden Thüren sind die Wirbellager,
von der innern Thür auch noch die Rollgleise vorhanden.
Letztere beweisen dass es eine metallene Gitterthür war,
während die erstere wol nur volle Flügel aus Tafelwerk
hatte. Meine alte Correctur bei Vitruv (IV, 6, 1) liiine»
bgperfhyridis statt hypaelhri bei der Tempelthüre zu lesen,
bestätigt sich. Die Thüre des Opisthodom hatte ein un-
geheures vergittertes Oberfenster.
Athen den 3. Mai 1862. Ueber den Fortgang meiner
Untersuchungen hier erlauben Sie mir noch weitern Be-
richt. Zunächst über den Tempel der Polias.
Bald hatte ich in diesem Tempel die Kryptenfenster,
welche noch von keinem Zeichner dieses Gebäudes bemerkt
und wiedergegeben, auch weder von der athenischen Un-
tersuchungs-Commission des Jahres 1852 noch von irgend
einem Berichterstatter gesehen sind, wohl erhalten aufge-
funden. Sie werden sich erinnern dass diese Kryptenfen-
ster als ein Hauptzcugniss für das ehemalige Vorhandensein
der Krypten unter der Cella der Polias und dem Oikema
der Butaden, von mir genutzt wurden. Ich kannte ihr
Vorhandensein lange, wusste aber nicht ihren besonderen
Ort zu bestimmen. Nur dass ihre Form ganz gleich der
Form der kleinen Fenster in den Wohnhäusern Pompejis
sei, war mir mitgetheilt worden. Auch in den Souterrains
des sogenannten Ptolemaion habe ich dieselbe Fensterart
neulich gefunden. Es sind aber in den erwähnten Krypteu
anstatt Vier, welche ich nur setzte, Sechs zu beiden Sei-
ten; drei in der Südwand über dem Fussboden aussen,
drei in der Nordwand; dort also Drei, hier noch
Zwei erhalten. Ein zeugenderer Beweis für meine An-
nahme der Krypten, mithin der zwei Stockwerke jener
Cellen, wie für die Scheidung des Innern in drei Cellen,
kann wol nicht gewonnen werden. Und damit fallen,
ausser der ganzen Hypothese von Fr. Thiersch, auch alle
anderen Restaurationen dieses Tempels welche seit Inwood
bis heute der meinigen entgegengestellt worden sind.
Furchtbar zerstört ist dagegen das Stück vor der
Ostfronte des Poliastempels, wo die Thymele lag. Doch
ist es unabweisbar gerade hier eine tief eindringende Auf-
grabung bei gelegener Zeit und mit ausreichenden Mitteln
zu machen.
Endlieh habe ich während dem meine Untersuchung
der famosen unterirdischen Kammer unter der Nordhalle
beendet. Ich habe vier Durchschnitte und zwei Interieurs
davon gezeichnet, jeden Stein gemessen, jeden Dübel un-
tersucht und verzeichnet.1)
2. Pnyx und Munychia.
Aus brieflicher Mittheilung des Professor E. Curtius.
Professor Curtius hatte sich die Aufgabe gestellt, die
wichtigeren Fragen der attischen Topographie an Ort und
Stelle von Neuem einer genauen Revision zu unterziehen,
um über die alten Gaue des Stadtgebietes, die ersten Plätze
städtischer Zusammensiedelung, den Gang der ältesten
Ringmauer, die Erweiterung derselben nach den Perser-
kriegen , das ganze System der von Themistokles entwor-
fenen Stadt- und Hafenbefestigung, das Verhältniss der
Hadrianischen Stadtanlage zu dem älteren Athen, über den
Gang der erst in neuerer Zeit aufgefundenen sogenannten
Valerianischen Stadtmauer, kurz über die ganze Geschichte
der Bewohuung und Befestigung Atfiens möglichst sichere
Thatsachen zu gewinnen, die als Grundlagen einer wis-
senschaftlichen Topographie von Athen verwendet werden
könnten. Bei dieser schwierigen Arbeit hat er sich der
wirksamsten Unterstützung eines mit Terrainaufnahme ver-
trauten Generalstabsoffiziers, des Herrn Major von Slranlz
zu erfreuen gehabt, und wenn es jetzt möglich ist, einen
Grundriss von Athen und seiner Umgebung zu liefern, auf
welchem das natürliche Terrain so wie die erhaltenen
Spuren des Alterthums genauer dargestellt sind als auf
allen früheren Karten, so ist dafür dem genannten Herrn,
so wie dem Herrn General von Moltke, durch dessen Güte
diese wichtige Unterstützung für unsere Expedition ge-
wonnen worden ist, das Verdienst beizumessen. Es sind
nicht nur die früheren Karlen berichtigt und ergänzt,
sondern es ist auch ein bedeutender Theil des Terrains
zwischen Athen und dem Hafen neu aufgenommen worden.
Die Umgestaltung, in welcher das jetzige Athen begriffen
') Uchcr die Erwerbung einer ganzen lleihe uneilirter Bildwerke
welche Professor Bötticher im Auftrage der Generaldireclion der kü-
niglicben Museen für die kiesige Sammlung der Gyps-Abgüsse zu Atbeo
formen licss, beballen wir uns speciellere Mittheilung vor, und be-
merken nur dass sich unter denselben auch ein Abguss der Stele
des Aristion, wie des Löwcnbildwcrkes über dem Burgthoro zu My-
kenac befindet. A- d. II.
325*
326*
ist, veranlasst eine so durchgreifende Veränderung des
Bodens und verwischt die schwachen Spuren des Alter-
thums so rasch, dass für das Gelingen einer solchen Ar-
beit keiu späterer Termin gewühlt werden durfte. Was
die innere Stadt betrifft, so ist für den Topographen die
Geschichte der Agora die Hauptfrage. Dass dieselbe bei
den grossen Veränderungen, welche im Laufe der Geschichte
die ganze Bewohnung der Stadt erfahren hat, nicht immer
auf demselben Platze geblieben sein kann, ist einleuch-
tend. Für den Raum, welcher seit der Pisistratidenzeit
Stadtmarkt gewesen ist, geben die neuen Entdeckungen
einiges neue Material. Namentlich bildet die grosse Bau-
anlage, in welcher man das ptoletnäische Gymnasium er-
kennen muss, einen Anhalt, um die Grenze des städtischen
Marktraumes zu bestimmen und so unmöglich es auch ist,
auf der von Häusern und Kapellen dicht besetzten Nie-
derung des Kerameikos die Anordnung der alten Gebäude
festzustellen, so gewähren doch die natürlichen Boden-
verhältnisse hier soviel Anhalt, dass in der Hauptsache
kein Irrthum möglich ist. Es musste ferner ein beson-
deres Augenmerk darauf gerichtet sein, wie sich zu die-
sem älteren Stadtmarkte Athens die Plätze verhielten,
welche seit Beginn der Kaiserzeit unter dem Nordfusse
der Burg sich entlang zogen, die Plätze zu welchen die
Thorhalle der Athena Archegetis, der Thurm des Andro-
nikos und die in derselben zum Vorschein gekommenen
Hallen gehören. An verschiedenen dieser Gebäude sind
Nachgrabungen veranstaltet worden, um die ursprünglichen
Naturverhältnisse sicherer zu erkennen. Mit der Geschichte
des attischen Marktes, welche die Kernfrage der Topo-
graphie von Athen ist, hängt die Frage nach dem Ver-
sammlungsräume der Bürgerschaft nahe zusammen. Bei
den Gelehrten in Athen hatten alle die Zweifel, welche
gegen die Richtigkeit der Chandler'schen Hypothese über
die Lage der Pny.\ laut geworden sind, sehr wenig ge-
wirkt. Es kam darauf an, hier aus der Erforschung des
Bodens neue Momente zu gewinnen, durch welche diese
wichtigste aller Fragen attischer Topographie in ein neues
Stadium gebracht werden könnte. Es wurde also ein Theil
der von S. M. dem Könige und I. M. der Königin von
Preussen huldreichst bewilligten Mittel dazu angewendet,
die ganze Terrasse, welche seit Chandler Pnyx heisst,
nach ihrer äusseren Begrenzung und ihrer inneren Ein-
richtung gründlich zu untersuchen. Es wurde also die
polygone Mauer, die bis dahin zum grössern Theil im
Schutte steckte, freigelegt; es wurde sodann der obere
Theil der Terrasse untersucht, der ganze Raum an der
Felswand entlang, welche die Rückwand der unteren Ter-
rasse bildet und aus deren Mitte der Felswürfel mit seinen
Stufen vorspringt, den man so lange bo;i« fide für den
Standort der atiischen Volksredner gehalten hat. Bei die-
sen Nachgrabungen kam am östlichen Ende der Felswand
eine sehr merkwürdige Anlage zu Tage, indem sich zeigte,
dass durch tiefe und aufs Sorgfältigste ausgearbeitete Grä-
ben ein Theil des gewachsenen Felsens isolirt worden ist
und eine besondere Felsmasse bildete, deren obere Fläche
rauh und zerklüftet ist, deren Seiten aber rechtwinklig
abgeschnitten sind, so dass diese abgeschnittene Felsmasse
die Basis einer mit der Bedeutung des ganzen Raums
nothwendig zusammenhängenden Terrasse gebildet haben
muss. Auch auf der andern Seite des sogenannten Bema
zieht sich ein Felskanal unterhalb der senkrechten Fels-
wand hin, dessen Aufräumung den Beweis liefert, dass die
Stufen, welche am Rande der oberen Terrasse sich befin-
den, keine Treppenstufen gewesen sein können, welche
von der oberen Terrasse zu der unteren, der sogenannten
Pnyx, geführt haben. Derselbe Kanal, welcher unter der
Rückwand aufgedeckt wurde, setzt sich auf beiden Seiten
der Terrasse fort, indem er der Polygonmauer, welche
den unteren Theil derselben halbkreisförmig umgiebt, auf
beiden Seiten gleichsam entgegenkommt. Der Grundriss,
welchen Herr Tuckcnmann aufgenommen hat, wird die
ganze Anlage, welche viel künstlicher ist als man bisher
geahnt hat, deutlich machen. Nachdem die ursprüngliche
Begrenzung der Terrasse so weit als möglich nachgewie-
sen war, kam es darauf an, ihre innere Einrichtung ken-
nen zu lernen. Da eine vollständige Aufdeckung der
ganzen Terrasse unmöglich war, so wurde von der Mitte
des sogenannten Bema ein Graben in gerader Linie auf
die Polygonmauer gezogen. Dieser Graben erwies nun
zuerst, dass der Felsboden sich vom Bema aus senkte und
dass er geebnet, also nicht bestimmt war mit Erde be-
deckt zu sein. Eine künstliche Ebene ist hier also nicht
gewesen. Weiter abwärts traf man auf Fundamente mit-
telalterlicher Bauten und als das aus Backstein gebildete
Gemäuer hinweggeräumt war, zeigten sich auf dem ur-
sprünglichen Boden drei Felsstufen, in gleicher Linie mit
dem oberen Stufenbau, den man das Bema nennt. In
dem Schutte, welcher bei dieser Gelegenheit aufgeräumt
wurde, kaineu eine Menge von Thonscherben, kleine Terra-
cotten, Bruchstücke von Inschriften und zwei Fragmente
von marmornen Weihgeschenken zu Tage; es waren
Skulpturen derselben Art, wie sie Lord Aberdeen nach
England geschafft hat, nackte Körpertheile mit der Wid-
mung an den Zeus Hypsistos. Es sind bei dieser Ge-
legenheit die ersten Denkmäler dieses Cultus in die atti-
schen Museen gekommen. Diese Funde sowie die Spuren
späterer Baulichkeiten dienten also zu genügender Wider-
legung derjenigen Athener, welche, um ihre Pnyx zu
retten, behaupteten, dass der jetzt aufgegrabene Felsgrund
mit seinen Stufen schon in alter Zeit zugeworfen und be-
deckt gewesen sei. Nachdem so über die innere Beschaf-
fenheit der Terrasse Aufklärung gewonnen war, kam es
drittens darauf an, die Zugänge zu derselben nachzuweisen
und den Zusammenhang, in welchem dieselbe mit der Stadt
gestanden. In dieser Beziehung gelang es wenigstens, eine
alte Strasse, welche von dem Thale zwischen Nymphen-
hügel und 'Pnyx' her nach der oberen der beiden Ter-
rassen führte, zu erkennen und zu säubern. Unsicherer
bleiben die Zugänge zur unteren Terrasse und räthselhaft
blieb auch die Anlage von niedrigen Felsstufen, welche
bei den Aufgrabungen unterhalb der Polygonmauern zu
Tage treten.
Die genauere Beurtheilung aller hier angedeuteten
Thatsaehen muss einer ausführlicheren Abhandlung vor-
behalten bleiben. Hier werde nur noch erwähnt, dass
gleichzeitig mit der Aufdeckung der 'Pnyx' auch die Ab-
hänge des Museions, deren topographische Bedeutung bis
dahin unbeachtet geblieben war, durch Grabungen unter-
sucht wurden. Auch hier war eine umfängliche Bloslegung
des ursprünglichen Bodens unmöglich , doch zeigten die
eröffneten Gräben die ursprüngliche Natur des Bodens;
es kommen geebnete Felsflächen und Terrassirungen zu
Tage, Spuren welche hoffentlich zu weiteren Forschungen
Anlass geben.
Die Hafenstadt ist auch an mehreu Punkten genau
untersucht und der Grundriss derselben revidirt worden.
Als der merkwürdigste Punkt erschien die Höhle am west-
lichen Abhänge der Munychia, hart unter dem Gipfel
derselben. Sie bildet den Eingang einer Felstreppe, welche
mit grosser Kunst angelegt in den Schoss des Berges
hinabführt. Man konnte annehmen, dass der untere ver-
schüttete Theil ohne grosse Mühe ausgeräumt und so die
Beschaffenheit und der Zweck einer unterirdischen Bau-
327'
328*
aulaa;e erkannt werden könne, welche zu den merkwür-
digsten auf griechischem Boden gehört und welche um
so mehr ein besonderes geschichtliches Interesse in An-
spruch nimt, weil wir gerade diese Berghöhe als den Sitz
der alten Minver kennen und aus Strabon wissen, dass
der Hügel von Munychia durch seine Felsunterhühlungen
berühmt war. Die Arbeiten, welche hier begonnen wur-
den, zeigten sich aber viel schwieriger als man erwarten
konnte. Curtius musste die Autgrabungen verlassen, ehe
sie zu Ende geführt waren. Man darf aber, da die Fels-
treppe tiefer und tiefer hinabgeht, auf ein lehrreiches Er-
aebniss hoffen und diese Hoffnung dürfte nur in dem
Falle getäuscht werden, dass wir hier mit einem niemals
vollendeten Bau zu thun hätten; ein Fall, der doch nicht
als wahrscheinlich vorausgesetzt werden durfte. Dafür
dass nach unsrer Abreise die Arbeiten rüstig fortgesetzt
werden, bürgt der Name des Herrn Professor Rhusopulos,
welcher die Aufsicht übernommen hat. Sein hingebender
Eifer für die griechischen Alterthümer ist bewährt, und
sollte die zurückgelassene Summe nicht ausreichen, so
würde wol Rath geschafft werden, um das Werk nicht
in Stocken gerathen und den mit grosser Mühe bis über
50 Meter Tiefe aufgeräumten Felsgang nicht von Neuem
mit Schutt und Erde sich anfüllen zu lassen.
3. Dionysosthealer zu Athen.
Aus brieflicher Mittheilung des Ilofbauraths Strack
aus Berlin an den Geheimen Oberbaurath Stüler erfuhren
wir zuerst den glücklichen Fortgang der im Theater des
Dionvsos von ihm aus eigenen Mitteln eröffneten Aus-
grabungen. 'Ich habe jetzt (schrieb derselbe aus Athen
vom 3. Mai 1862) schon 17 Sitzreihen, 14 Marmorsessel
und zwei Piedestale, welche alle an ihrem ursprünglichen
Orte stehen, aufgefunden. Die Sitze stehen in den drei
ersten Reihen an der Orchestra und bilden gleichsam den
ersten Rang. Der grösste und schönste ist der mit Sa-
tyrn und geflügelten Genien verzierte Sessel für den
Priester des Dionysos. Dann stehen da die Sessel für die
Priester des vergötterten Kaisers Augustus und des Ha-
drian, an welchen beiden man eine frühere Inschrift aus-
gemeisselt findet.'
Nach diesen und den noch später von Hrn. Strack
uns zugegangenen Mittheilungen waren die reihenweise im
Dionysostheater vorgefundenen Marmorsitze mit den nach-
stehenden Inschriften bezeichnet, für deren buchstäbliche
Abschrift wir auf die diesjährigen Sitzungsberichte der
hiesigen königlichen Akademie S. 279ff. und theilweise
auch auf das Aprilheft der 'AgyuioKoyixr\ iif rjfiigig ver-
weisen können.
In der vordersten Sitzreihe fand zuerst der Sitz des
Hicruphanten sich vor; die darauf folgenden gehörten dem
Priester des olympischen Zeus, dem Ausleger des delphi-
schen Orakels (nvttnypijrjTov e^tjy^tov no. 3), dem Prie-
ster des Dionysos Elcuthereus, dem Priester des Stadtbe-
schirmers Zeus ((hoc nnlnuig no. 5), und dem insonderheit
so genannten Opferpriester ( S'vtjxoov (sie) no. 6).
Nach einer für einen Durchgang gelassenen Lücke waren
Sitze für den Hieromncmou, den Priester und Erzpriester
des Kaisers Augustus (itpttog . . . xut ug/ngnog aeßaavov
xumugng no. 8) und für den Priester Iladrians (ngiwg
ii.dgiu.vov iXfvitiguioig) aufgestellt. Die in der zweiten
Sitzreihe vorgefundenen Sessel gelten dem Daduchen und
dem Priester des pythischen Apoll; in der dritten ward der
Sitz eines Priesters der olympischen Siegsgüttin vorge-
funden, in einer vierten die des Feldherren (argaxr^'ov
no. 13) und des Herolds. Sieben andere Sitze, deren
Ortsangabe uns nicht vorliegt (no. 15 — 21), waren dem
Priester des delischen Apoll, dem Priester des Poseidon
Phytalmios, einem von der Stadt dadurch geehrten Mar-
cus Ulpius (vgl. C. I. G. 378 'Eq>i][i. ug/.. 391), einem
Priester der Chariten und der Artemis Epipyrgidia, dem
lebenslänglichen Exegeten (tiijyijxov £g tvnuxgidujv ywa-
goxovrjxov vno xnv dij/.inv diu ßiov no. 19), dem Posei-
donpriester vom Erechtheion (ttgtwg noottdtovng yuirjoyni-
xui igiy$iu>g no. 20) und dem Priester der Artemis Ko-
lainis zugeeignet.
Von zwölf etwas später aufgefundenen Sitzen am
westlichen Ende des Zuschauerraums nahm der cerealische
Priestersitz (ngtiog dtj^iijrgog xut (ftggv] uxxijg no. 0) die
äusserste Stelle ein. Die ihm angereihten Sitze gelten
dem Priester des Zeus Buzyges, dem Priester des Theseus,
dem Priester eines vermuthlichen Heros Lithophoros
{ugaog Xt&otfogov no. 3), dem Priester des etwa von
einer Schlucht benannten Dionysos Auloneus (ngitog av-
Iwrtwg diorvaov no. 4), dem Priester des Apollo Daphne-
phoros, dem Priester des Hephästos und dem der Nemesis
Urania, dem Priester der Dioskuren und des Heros Epi-
tegios ((t(pf)wc uruxwv xui ijgwog mirtyiuv no.8), dem
zur Tempelreinigung des olympischen Zeus in der Stadt
eingesetzten Phädrynten ((futdvvxnv ding oXvfimov iv
aaxu no. 9), dem Priester des Apollo Lykeios (ugiojg
anoXXoivog Ivxrjov no. 10) und dem Phädrynten des Zeus
zu Olympia ((fuidvvxov ding tx nuaijg no. 11).
Noch dreizehn andere an später entdeckten Sesseln
befindliche Inschriften gelten den Priestern der Zwöl/'götter
(tt(g)i(og äu)(d)t(x)it #{«>■ no. 12), des Zeus Philios, der
Musen, des Asklepios, der Eukleia und Eunomia, des
Dionysos Melpomeuos (no. 17 mit dem Zusatz ix xtyrtt-
xwv), des Apollon Patroos, des Antinous mit bacchischem
Prädicat (uvxtvonv yngiinv tx xtyvnx(io)v no. 19), des
Zeus Soter und der Athena Soteira, des Zeus Bulaios und
der Athena Bulaia, des Zeus der Buzygen im Palladion
(ßovCvyov iigtcog Sing iv nuXluduo no. 22), und noch
einmal des Dionysos Melpomenos mit dem auf die prie-
sterlich musikalischen (Harpocrat. v. Eiriidut) Euneiden
bezüglichen *£ ivvttd<or. Endlich überrascht uns unter
den Inschriften neuentdeckter Theatersitze auch die Er-
wähnung einer Frau, nemlich der einer Athenapriesterin
mit dem, wie Hr. Kirchhoff nachweist, auch aus andern
Inschriften (E<frlii. ugy. 33Ü3) bereits bekannten Namen
Athenion (ngiug u&rjvug a&rjviov ohne Nummer).
Ueberblicken wir den reichen und mannigfach anzie-
henden Inhalt dieser Inschriften, so ist im Allgemeinen
zunächst nichts befremdlicher als die Bestimmung fast aller
bisher aufgefundener Ehrenplätze des athenischen Thea-
ters für priesterliche Personen dergestalt dass unter den
überhaupt vier und vierzig mit Marmorscsselu versorgten
Personen nur der Feldherr der Herold und ein vornehmer
Römer als nicht priesterliehe Würdenträger erscheinen.
Diese auffallende Erscheinung kann zufällig sein, da gewiss
ungleich mehr Ehrenplätze zerstört als erhalten siud uud
es namentlich an bevorzugten Plätzen der Magistratsper-
sonen nicht fehlen konnte; doch macht andererseits die
ausnehmende Geringfügigkeit mancher in jenen Inschriften
priesterlich vertretener Kulte (solcher wie der Priester-
thümer der Musen, der Eukleia und Eunomia und gewisser
obscurer Heroen no. 4.8) es wahrscheinlich dass ein aus-
gedehnter Ansprach priesterlicher Personen auf Theater-
plätze früh bestand und späterhin durch halb illusorische
Priestertitel benutzt ward. Ob dies in der Kaiserzeit Ha-
drians, aufweiche das Priesterthum des Antinous (no. 19)
329*
330*
uns zurückweist oder noch ungleich später geschah (wie
denn sogar die Möglichkeit uns betont wird dass Kaiser
Julian im Dionysostheater ein Fest gegeben habe) müge
dahin gestellt bleiben. Nach aller Erwartung die Trüm-
mer des bis in spute Zeit herab viel gebrauchten Diony-
sostheaters nur unbelohnend zu finden, hat doch die von
Strack vollführte Ausgrabung auch architektonisch durch
nähere Kenntniss der kunstgerecht angelegten Sitze und
einige Ueberreste des Skenegebäudes gelohnt, über welche
wir noch einer näheren Kunde entgegensehen. Was wir
zuletzt vernahmen, ist die Aufdeckung des von der Or-
chestra zur Mitte des Prosceniums führenden Aufgangs,
an dessen oberster Stufe folgendes Epigramm eines athe-
nischen Archonten aus der Kaiserzeit gelesen wird:
2ol rode xulov i'iiv'it, qiXi'igyti, ßrjfia ihtijTQOv (sie)
0uidQos ZiuiXov fitodiüiogog slT&idog «p/of.
Unserer Abschrift ist folgende Uebersetzung Professor
Vischer's beigefügt:
Diese Bühne die schöne hat, schwärmender Gott, dir
gebauet
Phaidros Zoilos Sohn des gesegneten Attikas Archon.
E. G.
4. Löwenthor zu Mykenä.
Aus Athen schrieb Hr. Struck vom 3. Mai an Hrn.
Stüler wie folgt: 'In der vergangenen Woche habe ich
eine prächtige Fahrt oder vielmehr einen Ritt mit Pro-
fessor Vischer und dem Architekt Schirrmacher über
Eleusis Megara und Korinth nach Mykenai gemacht. Der
Deckstein des Löwenthors ist so gewaltig, dass er drei
Reiter bedecken kann. Wir blieben da einige Tage, ich
zeichnete unterdess das Thor, von welchem die Säule im-
mer falsch angegeben ist; sie ist gar nicht nach unten
verjüngt und hat ein ausgebildetes Capitell. Wir mach-
ten hier auch einige kleinere Ausgrabungen und kehrten
über Tiryns und Epidauros auf einem kleinen Segelboot
nach dem Piräeus zurück'.
Ueber denselben Ausflug nach Mykenä schrieb Hr.
Strack an den Herausgeber dieser Zeitschrift aus Athen
vom 10. Mai d. J. wie folgt: 'Wir haben in dem Rund-
gebäude neben dem sogenannten Schatzhause des Atreus
14 ringförmige Steinschichten aufgegraben und fanden
eine Erzplatte an der inneren Fläche noch wohl erhalten.
An der Nordwestseite der Burgmauer Hessen wir eine
spitzbogige Gallerie, ähnlich der von Tiryns, frei legen, so
dass sich jetzt in Mykenai alle Arten pelasgischer Con-
struetionen finden. Die spitzbogige Gallerie hat Hr. Major
von Struntz zuerst entdeckt.
Das Relief am Löwenthor wird in diesem Augenblick
geformt. Alle Abbildungen davon sind ganz falsch. Die
Löwen haben Mähnen und zeigen viel Naturwahrheit und
eine ausgebildete Technik, wie auch Anwendung des Stein-
bohrers. Die Säule ist durchaus nicht nach unten ver-
jüngt, ihr Durchmesser ist unten wie oben gleich gross;
ich habe sie vermittelst einer Leiter gemessen. Das Ca-
pitell ist ziemlich ausgebildet und das Gebälk darüber
zeigt nicht Kugeln im mittleren Theil, soudern cylindri-
sche Körper wie Baumstämme. Auch stehen die Löwen
auf zwei gesonderten Untergestellen, nicht auf einem mit
einem Loch in der Mitte. Die Köpfe waren vermittelst
steinerner Dübel eingesetzt, weil die Dicke der Steintafel
nicht ausreichte, damit sie nach vorn gewandt vorspringen
konnten'.
5. Südrussische Ausgrabungen.
Ueber die südrussischen Ausgrabungen des Jahres
1860 giebt der kürzlich erschienene Bericht der unter dem
Vorsitz des Grafen Sergei Strogauofi dafür niedergesetzten
kaiserlichen Commission eine ins einzelne gehende Aus-
kunft (Compte rendu de la commission imperiale archeo-
logique pour l'annee 1360. St. Petersbourg 1861. 4. nebst
AÜas in fol.). Die Ausgrabungen wurden in den Distrik-
ten von Kertsch, Enikale, Ekaterinoslav und in der Um-
gegend von Bielozersk am Ufer des Bielo-Ozero fortgeführt:
die grossmüthig dafür aufgewandten Kosten beliefen sich
auf 15,519 Rubel.
Am ergiebigsten war wiederum die Umgegend von
Kertsch. Die wichtigsten dort aufgedeckten Grabhügel
befanden sich, wie die im Jahr 1859 ausgebeuteten, auf
den Anhöhen von Jouz-Oba. Einer derselben (Compte-
rendu pL VI no. 1) führte durch seinen Vorhof in eine
gewölbte Grabeskammer, die einen fast völlig zerstörten
Sarkophag aus vergoldetem Holz mit dem Ueberrest eines
Skelettes umschloss. Neben der rechten Hand des letz-
teren war ein goldener Oelzweig, neben dem linken ein
goldener Ring mit der eingegrabenen Darstellung einer
zu Wagen fahrenden Siegsgöttin zu bemerken. Zu Füssen
desselben Leichnams fanden zwei Thongefässe sich vor,
eine schwarze Amphora mit vergoldeter Bekränzung und eine
gleichfalls schwarze Schale mit dazu gehörigem Deckel,
worauf Schmückungsscenen des Frauenlebens dargestellt
waren. In demselben Grab fand man überdies zwei Bal-
samare von der Form des Alabastron, einen Untersatz von
schwarzem Thon und eine Süberm'ünze von Panticapaeum
aus dem vierten Jahrhundert v. Chr. mit dem Typus des
Pan und auf dem Revers mit Stierkopf versehen. Noch
erheblicher war die Ausbeute des zweiten Tumulus (pl. VI
no. 2), der einen noch wohlerhalteuen sehr grossen ver-
goldeten Sarkophag mit geschnitzten und farbigen Ver-
zierungen samt einem in zwei Absätze getheilten Deckel
enthielt. Neben diesem Sarkophag fanden sich mehrere
Thongefässe, namentlich eine Amphora wie die in dem
ersten Grab, eine Schale mit griechischem Monogramm
am Boden, und eine mit Pflaumenkeruen augefüllte bemalte
Schale. Innerhalb des Sarkophags fanden sich neben der
linken Hand des zerstörten Leichnams zwei goldene Ringe,
von denen der eine das Bild einer um einen Bogen ge-
wundenen Schlange an sich trug; neben der rechten Hand
ein langer Schilfstock (canne en Jone), am Kopf ein
eisernes Messer, eine Striegel aus gleichem Metall und
eine Tasse von schwarzer Erde; noch fand man an jeder
Seite des Gerippes ein Alabastron, an beiden Füssen Reste
von Fell, vermutlich der Stiefeln. — Das in demselben
Tumulus befindliche zweite Grab enthielt einen ähnlichen
Sarkophag welcher jedoch an den Seiten durch angeheftetes
vergoldetes Schnitzwerk, Hirsche von Greifen zerfleischt,
letztere mit Flügeln aus Elfenbein, darstellend bevorzugt
erschien. Neben dem Leichnam fand sich wiederum an
mehreren Stellen verschiedener Schmuck, hier auch neben
dem Schädel. Von drei bei der linken Hand gefundenen
Ringen war der eine unverziert, der andere mit dem In-
taglio von Aphrodite und Eros versehen, ein dritter mit
beweglichem Ringkästchen umschloss einen Chalcedon mit
fliegendem Vogel und mit der Namensinschrift des Künst-
lers. Weiter unten fand man eine Amphora mit Bekrän-
zung, eine Schale mit den Buchstaben rY und einen
grossen vergoldeten Spiegel aus Erz. Noch andere Ueber-
reste minderen Belangs fänden sich zerstreut. Erheblicher
waren die oberhalb des Grabs vorgefundenen Scherben
dreier Vasen welche sich herstellen Hessen. Die eine dieser
331 '
332*
Vasen, deren Bild auf das Urtheil des Paris gedeutet wird,
ist ein Krater von ungewöhnlicher Grösse; die Darstel-
lungen der beiden andern scheinen gleichfalls dem Paris
zu gelten.
Eine beträchtliche Anzahl von Gräbern aus Stein oder
Backstein, welche gleichfalls in der Umgegend von Kertsch
untersucht wurden, hat mehrere Sarkophage, Inschriften
(darunter die metrische eines Pharnaces) und kleinere Ge-
genstände geliefert. Unter den aus freier Hand für das
Museum zu Kertsch gekauften Gegenständen finden wir
ein Goldplättchen mit dem Relief des nemeischen Löwen-
kampfs und eine auf der Halbinsel Taman gefundene
Amphora erwähnt, deren Malerei eigentümlich und noch
unerklärt sei. Unvollendet blieb, weil man durchaus zu
keiner Ausbeute gelaugte, die schon im Jahr 1859 be-
gonnene Aufdeckung eines sehr grossen Grabhügels zu
liara-Oba. Im Allgemeinen wird bemerkt dass die Aus-
grabungen der drei letzten Jahre in der schon so viel
ausgebeuteten Umgegend von Kertsch noch immer loh-
nend waren.
Im Distrikt von Eltaterinoslav, dessen Grabhügel durch
Mannigfaltigkeit der Form sich auszeichnen, wurden be-
sonders diejenigen ausgebeutet, welche die ungefähre Form
einer Halbkugel an sich tragen und mit der Volksbenen-
nung Tolslya Mogihj ('grosses tombes') bezeichnet werden.
In eiuem derselben, dessen Untertheil mit einem Steinwall
beschützt war, fand man in der Tiefe des Mittelpunkts
eine viereckte Grube ; seitwärts von dem dazu hinabfüh-
renden Wege fanden sich die sehr zerstörten Ueberreste
eines Wagens und siebenzig Gebisse aus Eisen. Man hält
es nicht für unmöglich, dass dies der von Herodot er-
wähnte, durch alle scythischen Gebiete geführte, Leichen-
wagen eines scythischen Königs sei, und dass auch die
siebenzig Gebisse etwa als Andeutung ebenso vieler zu
dessen Comitat gehöriger Pferde betrachtet werden dürften.
Dass die Zerstörung jenes Wagens geflissentlich war, geht
besonders aus den noch vorhandenen Radspeichen un-
zweifelhaft hervor. An derselben Stelle fand man noch
zahlreiche Ueberreste von Kupferplatten, welche zur Füt-
terung eines Gewandes gedient zu haben scheinen, des-
gleichen noch allerlei Ueberreste von Pferdegeschirr,
Schelleu und Pfeilspitzen in grosser Anzahl, endlich noch,
etwa als Verzierungen eben jenes Wagens und Geschirrs,
vier gegossene Drachen, ebenso viel Greife und zwei an-
dere Figuren fliegender Vögel. Die gedachte Grube war
bis zur Höhe des Tumulus mit Steinen ausgefüllt; nach
deren Wegräumung fand man nur einige zerstreute Ge-
beine, einige Ueberreste aus Eisen und einige schlichte
Thonscherben. Nicht weit davon in westlicher Rich-
tung fand sich das Grab von vier Pferden, deren Köpfe
noch deutliche Verzierungen aus Silber von sehr eigen-
thümlicher Form an sich trugen. An der nordwestlichen
Ecke der Grube öffnete sich eine Gallerie, welche zu
einem grossen Souterrain oder einer Katakombe führte;
an der Mauer derselben, unter dem Schutt des Einsturzes,
sah man eine Reihe von sieben Amphoren, von griechi-
scher Arbeit und zugespitzter Form. Fragmeute eines
Schwertes und eines Messers, aber auch Scherben eines
Kraters von sehr feiner Arbeit lagen zerstreut umher. Dass
dieser Ort planmässig geplündert worden war, Hess sich
nicht verkennen und ward auch durch einen gewaltsam
in die Katakombe geleiteten Schacht bestätigt. Uebrigens
war die durchgängige Uebereinstimmung dieser Tolsldiu
Mogila mit der 20 Werst davon gelegenen Lougowaiu
auffällig. — Eine Anzahl anderer Grabhügel in dieser
Gegend erwies sich als unerheblich; als beachtenswerthe
Besonderheit wird erwähnt dass der Volksname liabawa-
tyia ('aux vieilles femmes') durch statuarische Funde ver-
anlasst zu sein scheint, wie denn auch der Rest einer
solchen llaba, vormals vermuthlich bestimmt die Höhe
des Grabhügels zu zieren, an einem aus Quadern aufge-
führten ansehnlichen Monument (p. X) noch jetzt sich
vorfindet. In andern Gräbern dieser Umgegend war es
auffallend die Todten in sitzender Stellung begraben zu
finden (p. XI). — Drei grosse Grabhügel wurden auch in
der Umgegend von Bielozersk (p. XII ss.) untersucht ohne
jedoch durch Ausbeute zu lohnen.
Dem auf die Funde des Jahres 1860 bezüglichen
Ausgrabungsbericht, welchem wir die obigen Notizen ent-
nahmen, ist in dem neuesten Compte-rendu eine von Hrn.
Stephan! herrührende gelehrte Ausführung (Supplements
p. 5ss.)'über die Fundgegenstände des Jahres 1859 bei-
gefügt, deren Abbildung auf fünf Tafeln des mit dem
neuesten Compte-rendu erschienenen Atlas enthalten ist.
Zuvörderst ist auf Tafel I eine Toilettenscene der verfei-
nertsten griechischen Sitte und Kunst, befindlich auf dem
Deckel einer mit Ornamenten versehenen ansehnlichen
Schüssel, abgebildet und mit Bezugnahme auf sämtliche
bisher bekannten Gef isse und Darstellungen derselben Art
vom Herausgeber erläutert. Auf Tafel II ist eine Am-
phora (Pelike) gegeben, deren schöne und räthselhafte
Darstellung vom Herausgeber scharfsinnig auf Admet und
Alkestis gedeutet wird (S. 39 ff.). Auf Tafel III folgen
zwei Vasenfragmente mit bacchischer Darstellung nebst
eiuem dritten anziehenden Fragment Lichtgottheiten ent-
haltend (S. 54ff.). Auf Tafel IV ist als no. 1 ein Trink-
gefäss mit der Inschrift Hermes (vase pour offrir des
libations ä Hermes vgl. S. 84 f.), als no. 2 die Thonfigur
eines Jünglings der einen Apfel hält, als no. 3 die Thon-
figur eines sitzenden Mädchens gegeben (S. 85 ff.); dieselbe
Tafel enthält noch zierliche Ohrgehänge (no. 4.5), einen
Chalcedon mit schreitender Gorgone (no. 0), sodann Gem-
menbilder einer von Eros umarmten Aphrodite (no. 7),
einer gefesselten Psyche (no. 8), eines wüthenden Stiers
(no. 9), eines laufenden Pferdes (no. 10), eines schreiten-
den Löwen (no. 11), endlich einen Goldring mit der ein-
gegrabenen Darstellung einer Cicade die auf einer Rose
sitzt (no. 12). Das auf Tafel V gegebene auf der Halb-
insel Taman (Phanagoria), gefundene Vasenbild einer Hy-
dria führt den durch Athena's Beistand losgesprochenen
Orest in figtirenreicher Umgebung uns vor Augen (S. 94ff.).
Der darauf bezüglichen Erklärung ist die Herausgabe meh-
rerer griechischer Inschriften (S. 92ff.) angereiht. Auf
Tafel VI schliesst die schon oben erwähnte Ansicht der
vorzüglichsten im Jahr 18G0 bei Kertsch ausgebeuteten
Gräber diesen Atlas, für dessen ausgewählten und würdig
ausgestatteten Inhalt man der kaiserlich russischen Regie-
rung von neuem zu danken hat.
E. G.
Herausgegeben von E. Gerhurd.
Druck und Verlag von G. Reimer.
333'
334*
ARCHÄOLOGISCHER ANZEIGER.
Zur Archäologischen Zeitung, Jahrgang XX.
JM 163. 164. 165.
Juli August und September 1862.
Wissenschaftliche Vereine: Berlin (archäologische Gesellschaft). — Museographisches: die Sammlung Lansilowne in
London ; Achilleussarkophag aus Kreta im brittischen Museum. — Epigraphisches: Inschriften aus Falerii. — Neue Schriften.
I. Wissenschaftliche Vereine.
Berlin. In der Sitzung der archäologischen
Gesellschaft vom 1. Juli d. J. ward zuerst Hr. liöttkher
nach seiner Heimkehr aus Athen von der Gesellschaft be-
griisst; der über den Erfolg seiner dortigen Forschungen
von ihm gegebene Bericht wird im 'Archäologischen An-
zeiger' nächstens erscheinen. [Vgl. oben S. 321*] — Hr.
Friederichs sprach über die Wiener Amazonenstatue, die
er von einer nicht sichtlichen Wunde getroffen sich denkt
und als ein dem bekannten ephesischen Wettstreit voran-
gegangenes Werk betrachtet. — Hr. Hühner legte eine
Abbildung in Holzschnitt von dem Mosaikbild mit Wett-
fahrten im Circus aus Barcelona vor, welches er in einer
früheren Sitzung eingehender besprochen hatte ; ferner die
Photographie eines Silen, welche Hr. Berlanga eingesen-
det hatte. Diese kleine Marmorstatue ist in Espejo, dem
alten Ucubi, gefunden worden und befindet sich zu Ma-
laga in Privatbesitz. Endlich besprach derselbe noch einige
Inschriften neueren Fundes aus Spanien, welche Hr. Guerru
in Madrid, Mitglied des römischen Instituts, in Papier-
abdrücken eingesendet hatte. Zwei davon befanden sich
auf freiem Feld in der Nähe des Escorial , und sind auf
des Berichterstatters Veranlassung nach Madrid in die Na-
tionalbibliothek gebracht worden. Es sind Dedicationen
au den (sonst nicht vorkommenden) Mars mugmis, von
Einheimischen gesetzt, wohl aus augustischer Zeit. Die
dritte Inschrift befindet sich in Caldas bei Santiago de
Compostella, und ist eine Weihung an eine unbekannte
einheimische Gottheit. — Hr. Heibig las über die ältesten
Münzverhältnisse der eubüischen Städte. Er führte aus,
dass die von Solon in Athen eingeführte und später at-
tisch genannte Prägung bereits in vorsoloniseher Zeit in
den eubüischen Städten Chalkis und Eretria im Gange
war und dass die analogen Prägungen , die in den chal-
kidischen Städten Italiens und Siciliens und in Etrurien
erscheinen, von Euböa abzuleiten sind, nicht wie bisher
angenommen ward von Athen. — Hr. Koiier sprach über
die räthselhafte Construktion der Triremen und hob in
Bezug hierauf die Wichtigkeit eines vom archäologischen
Institut ganz neuerdings (Annali 1861 tav. M, 2) heraus-
gegebnen Reliefs hervor, in welchem die Ruderbänke un-
gleich niedriger, die Ruder ungleich schräger gestellt er-
scheinen als man es gewöhnlich voraussetzt. — Von Hrn.
Antonino Salinas aus Palermo ward eine Sammlung wohl-
ausgeführter Zeichnungen nach Anticaglien aus Metall und
gebrannter Erde vorgelegt. Namentlich fanden darin
sich, vier Tafeln ausfüllend, zahlreiche Exemplare der
in Syrakus und andern Orten Siciliens häufigen Blei-
marken zusammengestellt, welche mit Wahrscheinlich-
keit auf commereielle Besteuerung zurückgeführt wer-
den. Eine andere Reihe dieser Zeichnungen enthält
Thonreliefs antiker Münztypen nach athenischen Terra-
cotten (31 an der Zahl) der Faher'schen Sammlung zu
München. — Von Herrn Eichler ward der Gypsabguss
eines von Künstlern nicht selten gebrauchten Panskopfes
zu prüfender Auskunft über dessen Original vorgelegt,
welches jedenfalls für modern, vielleicht auch für be-
trächtlich jünger als das 16. Jahrhundert, erachtet wurde.
— Von Hrn. Gerhard ward ein vollständiges Exemplar
des erst jetzt im deutschen Buchhandel angelangten Jahr-
gangs 1861 der Annali und Monumenti des archäologischen
Instituts zugleich mit vier ansehnlichen Probedrücken aus
dessen diesmaligem Denkmälerheft vorgelegt, in denen die
von der französischen Regierung neuerdings angekaufte
ansehnlichste aller bisher bekannten bronzenen Cisten mit
eingegrabener Hauptdarstellung des achilleischen Men-
schenopfers für Patroklos enthalten ist. Nächstdem wurde
das 'Coinpte-rendu' der kaiserlich russischen Ausgrabungs-
commission für 1860 nebst dem dazu gehörigen Atlas vor-
gelegt, auf dessen sechs Tafeln wiederum eine Auswahl
schöner und von Slephami gelehrt erläuterter Vasenbilder
nebst manchen andern Funden gegeben ist. Von der Ge-
sellschaft der Alterthumsfreunde im Rheinland war ein an
topographischen Beiträgen reiches Heft (XXXII) einge-
gangen. Sonstige litterarische Neuigkeiten wurden den
Hrn. Bachofen, Conestubile, Falhener, Gadechens, Janssen,
Ch. Petersen, Polt und Tölken verdankt. Die Gesellschaft
vertagte sich bis zum Monat November.
II. Museographisches.
1. Die Sammlung Lansdovvne in London.
Durch die gütige Vermittlung meines Freundes G.
Scharf erhielt ich während eines Aufenthalts in London
im vergangenen Sommer von Lord Lansdowne die Erlaub-
niss die Antikensammlung seines Palastes an Berkeley-
Square zu besichtigen. Ein Ueberblick über diese werth-
volle Sammlung ist von Müller in Böttigers Amalthea
III, 241 ff. und von Waagen (Kunstwerke und Künstler in
England II, 70 ff.) gegeben; wenn auch dieselbe seitdem
keinen oder wenigstens keinen wesentlichen Zuwachs er-
halten zu haben scheint, so wird es doch gerechtfertigt
335*
336*
sein, auf einige der dort geschmackvoll in den Sälen ver-
teilten Werke von Neuem zuriickzukommen. Vor Allem
schien mir die Amazouenstatue beachtensvverth, welche
in den Spec. of anc. sculpt. II, 10 und bei Clarac 833B,
2032 C abgebildet, zuletzt von Otto Jahn sächs. Ber. 1850
S. 47 besprochen worden ist (Steiners Schrift ist mir
hier nicht zugänglich). Der linke Unterarm zur Hälfte,
vom rechten Arme etwa drei Viertel, die Beine von un-
terhalb der Kniee an nebst dem entsprechenden Stück
des Pfeilers, auf den der linke Arm sich stützt, sind
modern ; der Kopf dagegen ist mit Unrecht von Meyer
(zu Winckelmann IV, 358), der die Statue gar nicht ge-
sehen zu haben scheint, als nicht zur Figur gehörig be-
zeichnet. Der Kopf war dergestalt gespalten, dass der
Vorderkopf mit Inbegriff des Gesichtes und eines Theiles
vom Halse abgelöst war, gehört aber nicht bloss wegen des
von Müller hervorgehobenen passenden Ausdrucks ur-
sprünglich dazu, sondern auch nach der Art des Bruches,
den Schichten des Marmors — es ist pentelischer Mar-
mor von sehr schöner Qualität — und nach der vollen
breiten Arbeit. Jahn zählt unsre Statue zu den Wieder-
holungen desjenigen Typus, welcher z. B. in der Floren-
tiner Bronze (Jahn Taf. 5) erhalten ist, jedoch lässt sich
eine sehr wesentliche Modification jenes Typus nicht ver-
kennen. Die Bronzefigur ist allerdings nicht unbeschädigt,
wie Jahn meint, sondern beide Arme, der rechte mit
Einschluss der Schulter, und der rechte Fuss sind ergänzt,
der letztere sogar recht plump und schlecht; das linke
Bein war scharf am Rande des Gewandes gebrochen, ist
aber alt und zugehörig '). Nichtsdestoweniger lässt sich
vollkommen sicher sagen, dass die kräftige kleine Figur
mit ungeschwächter Elasticität fest auf den Beinen stand.
Ganz anders die lansdowuesche Statue. Die ganze Elasti-
cität der Kämpferin ist hier gebrochen, müde stützt sie
den linken Arm auf den Pfeiler, der ihr zur Seite steht,
das Haupt hängt matt nach der rechten Seite hin, fast
als wolle sie ohnmächtig werden. Der Kopf ist ausser-
ordentlich schön, das Haar einfach wellig angeordnet wie
gewöhnlich bei den Amazonen; der Mund hat sich leise
geöffnet und das nicht sehr tief liegende Auge ist schon
halb gebrochen. Schmerz ist es weniger, was sich in dem
edlen Gesichte ausspricht, aber so recht todesmüde ist sie.
Und woher das? Die Mattigkeit erklärt sich durch eine
tiefe Wunde aussen neben der rechten Brust, aus der das
Blut in mehreren Tropfen dick hervorquillt. Müller hat
diesen Umstand übersehen und auch ich bemerkte ihn
erst, als ich auf einen Stuhl gestiegen die nicht hell be-
leuchtete Partie in der Nähe besah. Die Wunde veran-
') Die bei .hiiin S. i7 mit ß bezeichnete Statue stehe ich nicht
an für identisch mit der S. 45 unter 6 aufgeführten zu erklären.
Denn eine zweite Amazune von dem Typus der matteischen befindet
sich nicht im Valican; die von Gerhard Deschr. der St. Uom II, '2,
94 no. 63 beschriebene Statue trägt jetzt im braccio nunvn die
Nummer 71 und wird von Braun (Humen und Museen Roms S. 241,
vgl. das Inhaltsver/.. S. \lll) als die im mus. Ciliar. II, 18, welches
ich nicht einsehen kann, abgebildete angegeben. Sic zeigt den Typus
der Florentiner Bronze, i*t aber nach der matteischen Amazune er-
gänzt. Und zwar werden beide Arme mit den Ifogeuansä'tzen, der
Köcher an der linken Hüfte, das rechte Bein vom Gewand an, das
linke unterhalb de« Knies, der Baumstamm mit der Petta und jer
Axt moderner Restauration verdankt. Dieses alles stimmt so genau
mit Jabn's Bemerkungen zu ß, dass man an der Identität wohl nicht
zweifeln kann. Nach llraun verdankt das Museum die in den echten
Tbeilen schön gearbeitete, aber durch die Ergänzungen, namentlich
der Heine, entstellte Statue dem älteren Camoccioi, der sie vielleicht
im Palast Barberini aufgefunden halte; leider ist mir Claracs musee
de snitiil nicht zugänglich und kann ich daher über dessen Bezeich-
nung, sie sei aus der Sammlung l'acetli, nichts angeben.
lasst nun auch die Erhebung des rechten Arms, grade wie
bei der auf Kresilas zurückgeführten Amazone des Sosikles
und deren Genossinnen , und es ist mir sehr wahrschein-
lich dass der Ergänzer das Rechte traf, wenn er den Arm
auf dem Haupte ruhen Hess. Auch der Kopf gleicht dem
des Kresilastypus, während das Gewand, dessen Wollen-
stoff in der eigentümlichen, wenn auch nicht mit der
äussersten Sorgfalt durchgeführten Behandlung deutlich
hervortritt, der Anordnung an der Bronzefigur entspricht;
die Gewandmotive, auch au der Rückseite, sind alle sehr
schön, und ebenso ist die Behandlung des Nackten, na-
mentlich die breite, an die Parthenonsfiguren erinnernde
Brust, sowie die Beine, besonders die Kniee, höchlich zu
loben. Wir haben also in dieser Figur eine interessante
und schöne Mittelstufe zwischen der oft wiederholten ver-
wundeten Amazone und derjenigen, welche die Florentiner
Bronze repräsentiert, und einen neuen Beweis für die häufig
gemachte Bemerkung, mit welcher Freiheit die alten
Künstler ein einmal gefundenes Motiv benutzten und durch
mehr oder weniger leises Umformen, durch Hinzunehmen
eines andren Motives und Durchdringung beider mit ein-
ander, der halb bekannten, halb neuen Schöpfung einen
frischen Reiz zu verleihen wussten. Solche Verschieden-
heiten finden sich auch in den einzelnen Exemplaren
der dem Kresilas zugeschriebenen Amazone. So weisen
bei dem einen capitolinischen Exemplar (mit dem Namen
des Sosikles, A bei Jahn) die Falten des Gewandes darauf
hin, dass die Linke in der That, wie auch der Ergänzer
ausgeführt hat, damit beschäftigt ist das Gewand von der
Wunde wegzuziehen ; dasselbe Motiv ist auch an der va-
ticanischen Statue (C) wahrscheinlich; während bei der
zweiten capitolinischen Wiederholung (ß), deren echteTheile
so schön sind dass man die jämmerliche Ergänzung sehr
bedauern muss, das an dieser Stelle vollständig erhaltene
Gewand jenes Motiv nicht zulässt. Bei dem torloniaschen
Exemplar (D), dessen Arme nach der matteischen Ama-
zone ergänzt sind, ist die betreffende Partie des Gewandes
stark überarbeitet; das Gleiche habe ich mir von der
Replik im Louvre ( F) angemerkt. Auch dem Wör-
litzer Bruchstück (G) scheint dies Motiv zu fehlen; die
giustinianische Statue (E) habe ich im Palast Giustiniani,
wo auch Winckelmann sie nicht mehr gekannt zu haben
scheint, nicht gefunden ; von einem bei Jahn übergangenen
Exemplar (H) im Hauptsaal des Palastes Colonna (Beschr.
der Stadt Rom III, 3, 170) mit der natürlich modernen
Inschrift KAOHslIA^.) auf der Basis habe ich mir nur
bemerkt: 'Nicht gutes Exemplar; Kopf, rechter Arm,
rechte Brust bis zum Gewand und Andres ergänzt'. Eine
ähnliche Freiheit haben sich die Copisten in Betreff der
Wunde erlaubt. Bei Ali D befindet sich eine Wunde über
der rechten Brust mit hervorquillendem Blute (bei D we-
nigstens wahrscheinlich alt), bei G an derselben (bei der
lansdowneschen daneben); in G sehen wir eine zweite
blutende Wunde unter der Brust, welche auch in /> sich
findet, hier aber den Verdacht eines modernen Zusatzes
durch die Art erregt, wie die ganze Umgebung der Stelle
vertieft ist und so erst das Blut sein Relief erhalten hat.
A zeigt an derselben Stelle nur einen kleinen Einschnitt,
der alt aber durch Ueberarbeitung entstellt und verküm-
mert scheint. /•' hat gar keine Wunde angegeben, ebenso
wenig C, wo aber die rechte Brust modern ist, wie auch
in H die ganze Partie ergänzt ist.
Auffallend ist es mir dass Müller eine Kolossal-
büste der Pallas nur mit ein paar Worten (S. 2-15) als
Replik der velletrischen Statue im Louvre bezeichnet,
während Waagen (S. 76) sie 'höchst edel und von guter
Arbeit' nennt. In der That haben wir es mit einem vor-
337*
338*
trefflichen Werke zu thun, welches ich kein Bedenken
trage dem Kopf der Pariser Statue weit vorzuziehen und
dem berühmten albanischen Kopfe in der Münchener
Glyptothek no. 88 wenigstens nicht nachzustellen. Der
Ausdruck ist höchst grossartig und majestätisch, das Ge-
sicht von einem kräftigen Oval. Die Formen zeichnen
sich durch die Schürfe der Behandlung aus; der untere
Rand der Stirn und die Augenlieder sind sehr scharf be-
zeichnet, die Lippen am Rande mit einer Linie umrissen;
dies, sowie die scharfe Behandlung des welligen Haares
lassen an ein Bronzevorbild denken. Die Nase und ein
kleiner Theil der Lippen, das unterste Stück des herab-
hangenden Haarzopfes, und die vorn über die Stirn her-
vorragenden Spitzen des sogenannten korinthischen Helmes,
auf dessen Gipfel sich noch ein Stück der Schlange er-
halten hat, sind restauriert, desgleichen viele Stücke des
Schlangenbesatzes der Schuppenaigis, das Vordertheil der
Brust mit dem Gorgoneion und die ganze linke Schulter
mit einem Stück des Peplos, wogegen die rechte Schulter
mit Theilen des Gewandes und der Aigis alt sind. Hier
ist auch noch das viereckige Loch erhalten , in welches
der aus einem besonderen Stücke gearbeitete Arm einge-
lassen war; woraus sich ergiebt dass unser Kopf nicht für
sich allein gearbeitet war, sondern einer Statue angehörte.
Der Marmor ist griechisch, wie mir schien, pentelisch;
das Material der Statue von Velletri dürfte, nach gewissen
glitzernden Flächen darin zu schliessen, der in römischer
Zeit so beliebte thasische Marmor sein.
An dem als Diomedes mit dem Palladion ergänzten
myronischen Diskobol (Clarac 829, 2085,4) war mir
interessant, dass nach einer leisen Andeutung der Hals-
muskeln der Restaurator dem alten aber nicht zu dieser
Statue gehörenden Kopfe die Wendung etwas nach hinten
gegeben hat, welche wir aus dem trefflichen Exemplar des
Palastes Massimi alle Colonne als richtig kennen. Die
gleiche Andeutung ist in gleicher Weise in zwei anderen
falsch ergänzten Exemplaren befolgt (in Florenz und im
Kapitol, s. Welcker alte Denkm. I, 420), in einem dritten
dagegen vernachlässigt worden. Ich meine den bekann-
ten, von den englischen Kunstkritikern übersehätzten town-
leyschen Diskobol (spec. of anc. sculjit. I, 29) des briti-
schen Museums, der in einzelnen Theilen besser, in an-
deren geringer als die vaticanische Wiederholung der
saht della biga, mit der massimischen Statue sich auch
nicht entfernt messen kann. Auch hier findet sich jene
Andeutung, aber durch den falsch zwischengesetzten Hals
erscheint der aufsteigende Muskel jetzt wie gebrochen.
Der Kopf scheint mir zur Statue zu gehören; dass er
aber nicht richtig aufgesetzt ist, ergiebt sich deutlieh aus
den Adern oder Schichten des (pentelischen) Marmors,
die hier in ganz andrer Richtung laufen , als am Körper,
während die Richtung dieselbe sein würde, wenn der Kopf
auch hier zurückblickte. Da nun endlich Braun (Ruinen
u. Mus. Roms S. 466) mit Recht bemerkt, dass auch in
der vaticanischen Copie 'nicht blos die Bewegung der
Halsmuskeln, sondern auch die Lage der Schlüsselbeine
entschieden auf eine rückgewandte Bewegung (des Kopfes)
hinweisen', so ist die Uebereinstimmung sämmtlicher Wie-
derholungen in diesem Punkte festgestellt, und brauchen
wir hier also nicht mit Visconti (»ins. Pio-Cl. VI, 17) eine
Freiheit der alten Copisten anzunehmen. Alt ist übri-
gens an der lansdowneschen Figur nur der Torso mit Ein-
schluss des rechten Schenkels und des geflickten linken
Beins bis etwa zur Hälfte der Wade; die Arbeit dieser
Theile ist recht gut, wenn auch nicht ausgezeichnet, der
Marmor ein grobkörniger parischer. Die Pubes hat auch
hier, wie an dem townleyschen Exemplar, den myronischen
Charakter bewahrt, welcher ebenfalls an dem von Brunn
wiederentdeckten myronischen Marsyas (Mon. dell' Inst.
VI, 23) sehr deutlich hervortritt.
Ueber eine andre Figur (Clarac 564,4, 1213,4), die
Müller (S. 244) für eine Demeter, Waagen (S. 73) für eine
Hera halten möchte, habe ich mir Folgendes bemerkt. Die
imposante Figur zeigt das unverwüstliche griechische Motiv
einer stehenden Frau von breitem Typus, im einfachen
Aermelchiton mit langem Ueberschlag, der vom Gürtel mit
gehalten wird, ohne Mantel '). Am linken Beine, auf dem
die Figur ruht, bildet der Chiton grosse Steilfalten; aussen
am Bein ist er geöffnet und bietet in seinen beiden Rändern
ein doppeltes Zickzack von Falten dar. Das ein wenig
nachgezogene rechte Bein umgeben die Falten in etwas
freierem , aber immer sehr einfachem Schwung. Der ge-
senkte linke und der erhobne rechte Arm sind, soweit sie
nackt sind , neu. Ein Band zieht sich von der rechten
Schulter quer über die Brust, und auf dem Rücken, der
nur wenig ausgeführt ist, sind Spuren eines Köchers be-
merklich. Hiernach haben wir also eine Artemis vor
uns, flir die der matronale Charakter allerdings sehr auf-
fallend ist. Der Kopf mit seinem partienweise zurückge-
strichenen Haare erinnert an den der Artemis in der
stanzet delle maschere des Vaticans (Pio-Clem. 1,29); da
aber der zwischengesetzte Hals neu ist, lässt sich nicht
mit Sicherheit behaupten, dass der Kopf ursprünglich zur
Statue gehört. Dem grossartigen Motiv entspricht die
übrigens nicht üble Arbeit nicht völlig; der Marmor ist
pentelisch.
Die archaisierende Herme eines Mädchens (Clarac
779, 1933 B), dessen lange Locken in ein paar Streifen
herabfallen, im Doppelchiton, erinnerte mich an die alter-
thümliehen Frauenstatuen in Villa Ludovisi und Villa
Borghese (Braun Ruinen u. Mus. S. 594 und Conze bei
Jahn sächs. Ber. 1861 S. 118 Anm. 24) und die hercula-
nensischen sogen. Tänzerinnen von Bronze. Zumal der
Kopf, das Beste an der Figur, weist auf ältere Vorbilder
zurück nach Art der Elektra in der von Jahn neulich
wieder besprochenen Gruppe zu Neapel. Der Hermenschaft
und die Arme mit Schüssel und Kanne sind neu.
Von dem schönen Hermeskopf (spec. ofunc. sculpt.
1,51. Müller Denkm.a.K. II, 28,304) bemerkeich, dassnicht,
wie Waagen (S. 76) angiebt, der Petasos, sondern nur
dessen Rand restauriert ist. Desgleichen sind an der Leda
(Clarac 410 ß, 1715,4) Kopf und Hals, der rechte Arm
mit Ausschluss der Hand, der linke Arm mit dem Mantel,
Hals und Kopf des Schwans und Einzelnes am Gewände
ergänzt.
Wenn Müller (S. 246) behauptet dass an der Psyche
in der Gruppe von Amor und Psyche (Clarac 653,
1501,4) ziemlich Alles antik sei,/ so ist dies doch dabin
einzuschränken dass ausser dem grössten Theile der Flügel
der linke Vorderarm mit dem Schmetterling und der rechte
mit der gesenkten Fackel neu sind. Man könnte dies
höchstens so verstehen dass Psyche dem Eros den ge-
quälten Schmetterling zugleich mit der Fackel entrissen
habe, jedoch würde ein solcher Gedanke an und für sich
nicht ohne Schwierigkeit, hier aber überdies sehr man-
gelhaft zum Ausdruck gebracht sein. Was für einen Ge-
genstand Psyche aber in der Hand hielt, der ihr Mitleid
und Eros neugierige Theilnahme so in Anspruch nimt,
wüsste ich nicht anzugeben. Wenn die Gruppe sich auch
nicht mit der capitolinischen vergleichen lässt, so scheint
mir der künstlerische Werth der Erfindung doch von
') Dasselbe Motiv wiederholt sich in einer zur Fortuna umge-
formten Statue des Speisesaales (Clarac 454B, 839 B).
339*
340*
Müller unterschätzt zu sein. — Eine andre Knabensta-
tuette (Clarac 650 D, 1478 4) halten Müller (S. 245) und
Waagen (S. 75) für den Knaben Herakles; ich glaube es
ist der ungefliigelte Amor oder ein Knabe, der den He-
rakles parodirt und zwar in der bekannten Stellung des
ausruhenden Heros. Denn der Stamm mit der linken
Hand, die Keule, Theile des Fells und die Beine vom
Knie ab sind neu; der Rest aber stimmt genau zu besser
erhaltenen Repliken jenes Motivs, z. B. in der Villa Bor-
ghese. So erklärt sich auch der schalkhafte Ausdruck
des Kindergesichts, und die Statuette gehört in die grosse
Reihe jener Vorstellungen, in denen wir Ainoren, geflü-
gelte wie ungeflügelte, an die Stelle der Heroen oder Men-
schen getreten, ihre Thaten oder Beschäftigungen verrich-
ten sehen. — Die Ära, auf welcher der Knabe steht, ist
nicht blos wegen der von Müller (S. 246) angegebenen
Darstellung beachtensvverth, sondern ebenso wegen einer
stilistischen Eigenthümlichkeit. Der bärtige langgewan-
dete Dionysos mit übergeknü]>fter Nebris weist nämlich
den bekannten steif archaistischen Stil auf, während die
drei Mainaden (die erste mit Messer und zerrissenem Zick-
lein, die zweite mit Zicklein und Thyrsos, die dritte mit
einem Kranz, vgl. Zoega buss. II, 84) den durchaus freien
Stil vollendetster Kunst zeigen. Die Art des Reliefs und
die Wahl des pentelischen Marmors entsprechen ganz der
Sitte der neuattischen Schule, z. B. der Vase des Sosibios,
dem Iphigenienaltar in Florenz; und dazu passt auch
durchaus die Buntheit des Stils und die Verwendung zu-
sammengeborgter Motive. — Von bester echt attischer
Arbeit ist ein Relief von pentelischem Marmor, das unter
der eben besprochenen Ära in eine Basis eingelassen ist.
Die friedliche Athena oder Atheua Nike steht ruhig,
in rechtshin gewandtem Profil, indem die Last des Kör-
pers auf dem rechten Beine ruht; das linke Knie ist leise
gebogen. Ein Doppelchiton, unter dessen Ueberschlag ein
reicher Faltenbausch hervorquillt, bildet ihre Bekleidung,
vervollständigt durch einen hinter dem Rücken lang herab-
fallenden Mantel; längs des rechten Beines ist der Chiton
geöffnet und bildet hier die doppelte Reihe von Zickzack-
falten. Keine Aigis bedeckt ihre Brust. Die Rechte in
die Seite gestemmt, betrachtet sie den mit einem Busch
geschmückten Helm von der sogenannten korinthischen
Art, den sie auf der Linken hält; der Schild steht neben
ihrem linken Bein und dabei sitzt auf einem Pfeiler die
Eide, die Schlange aber hat ganz rechts einen Baumstamm
umwunden. Das höchst edle Werk ist in schönem ge-
rundetem Relief gearbeitet, das sich bis auf den rechten
Unterarm innerhalb der Grenzen des Basreliefs hält. Die
Höhe beträgt ungefähr 70, die Breite gegen 45 Centi-
meter. — Echt attisch ist auch das leider sehr geringe
Fragment einer grossen schönen Grabstele von pente-
lischem Marmor, das in der Eintrittshalle aufgestellt ist.
Erhalten ist nur der herrliche überlebensgrosse Kopf einer
verschleierten Frau, und auf dem Epistyl darüber ....
Die sehr restaurierten Statuen eines Apoll on (Clarac
476/1, 906/1) und eines Athleten (mit neuem Castus,
ursprünglich goss er sich wohl Ocl in die Hand; Clarac
851, 2180/1) und einige andre Stücke der Knlrunce Hall
übergehe ich, um noch einige Monumente des Treppen-
hauses zu erwähnen. Hier steht zunächst die von Müller
(8. 245| beschriebene, ziemlich decorativ gehaltene Statue
der Artemis (Clarac 567, 1217/1). Sodann eine massige
Statue der Hygicia (Clarac 552, 1172/1), im Motiv der
weit besseren Hope'schen Statue (spec. I, 26. Clarac
555, 1178. Wieselcr D. a. K. II, 61. 780), an dereinige
Gewandmotive vortrefflich sind, entsprechend. Der Kopf
unsrer übermässig in die Länge gezogenen Figur mit
einem Kekryphalos ist alt und kann zugehörig sein. We-
nig besser ist eiue Replik des gewöhnlichen sitzenden
Serapis mit dem Kerberos neben sich (Clarac 758,1851/1);
neu sind daran der linke Arm vom Mantel an, der rechte
Vorderarm, die Nase, ein Theil des Haares mit dem Mo-
dius, die mittelste Schnauze des Hundes. — Clarac theilt
aus der Sammlung drei liegende Nymphen mit (750,
1829/1. U.D). Indessen ist U mit A identisch und nur
nach einer schlechteren Zeichnung wiedergegeben ; es ist
ein blosses Decorationsstück und stark ergänzt, li dage-
gen ist keine Quellnymphe, sondern ein liegender Her-
maphrodit, etwas unter Lebensgrösse, in griechischem
Marmor nicht schlecht ausgeführt. Neu sind das linke
Bein vom Knie ab nebst der Kniescheibe, das rechte Bein
von der Hälfte des Schenkels au mit fast dem ganzen
Gewand, die beiden Vorderarme und Theile der Brust;
der alte Kopf gehört nicht zur Statue. Der Körper ist
recht hübsch und voll, die Hüfte ganz weiblich gebildet. —
Ein Sarkophag zeigt Arnoren als Waffenschmiede
thätig. Links setzt einer den Blasebalg des Ofens, in dem
die Flamme lodert, in Bewegung; weiterhin sitzt einer
und hält auf einem Ambos ein Waffenstück, wahrschein-
lich eine Beinschiene, auf das zwei andre loshämmern.
In der Mitte halten zwei Arnoren einen grossen Helm
über einem am Boden liegenden Panzer; weiter rechts
halten zwei gleiche einen runden Schild, der von einem
knieenden Genossen in der Stellung des Atlas getragen
wird. Auf den Seitenflächen ist je ein Greif dargestellt.
(Dass das von Müller S. 248 beschriebene Musenrelief
nicht ein 'Ehrendenkmal' sondern eine Sarkophagplatte
ist, hat Waagen S. 76 bemerkt.) — Endlich noch ein paar
römische Grabmonumente, Reihen von Büsten neben
einander; eine dieser Platten trägt zwischen den gut ge-
arbeiteten Büsten eines Mannes und einer Frau in Haut-
relief folgende missmüthig resignierte Inschrift, von der
ich nicht weiss ob sie bekannt ist:
HA NC • TALEM
CONIVGEM • QVAM
P R A E F E S T I N A S sie
F A T V S • P E R E M *
QVAMFORSTRIBVIT
FORTVNAADEMIT
C A S V S DOMINATVR
QVAPROPTERHOS
PES-SPERAPAV
CAADPETEVIVE
Q V I E T V S T E Q V E II O
M I N EMCOCNOSCAS
O M N I A • D E S P I C I E S
DEVMMANIVM
S ACRVMPARCE
ITATEDEIS • SVPERIS
ATO VE INFERIS
PARCAtf
VALE
Leider konnte ich das von Welcker (alte Denkm. II
Tal'. 11,19) bekannt gemachte Homer osrelief nicht
genauer untersuchen, doch habe ich mir einen Zweifel
notiert, ob der hadesähnliche Kopf ursprünglich dazu ge-
höre. Auch über die Statuen, die den Speisesaal schmiik-
ken, kann ich nicht viel Genaueres angeben; sie sind wohl
alle bei Clarac abgebildet. An dem Athleten (Clarac
856, 2180) sind die Vorderarme mit dem Castus modern;
hübsch ist ein Hermes (Clarac 946, 2436/4) von pentc-
341*
lischem Marmor, der bis auf die linke Hand ganz erhalten
ist; sein jugendlich strenger Kopf erinnert an denjenigen
der unter dem Namen Idolino bekannten Bronzestatue der
Uffizien. Hier befindet sich auch der (snec. I, 27) abge-
bildete weibliche Kopf. — Wo sich der in den Moii.
delV Inst. V, 28 abgebildete Thron mit apollinischen At-
tributen befindet, weiss ich nicht anzugeben, ebensowenig
ob derselbe von aller Restauration frei ist.
Endlich sei noch erwähnt dass auch einige moderne
Stücke der Sammlung nicht fehlen. So eine Copie des
früher roudaninischen, jetzt lateranischen Dichterreliefs
(Winckelmann mon. ined. 192. Garrucci «ms. hui. 42, 4).
Ebenso halte ich einen schönen jugendlichen Kopf
im Ballsaal, an dem die Zähne angegeben sind, für mo-
dern und zwar für eine Nachbildung des schönen Kopfes,
der, von Pagan in Ostia gefunden, aus der Sammlung
von Samuel Rogers vom brittischen Museum 1856 für
107 Livres erkauft ward und im sogenannten tliird Graeco-
Roman Suloon über der Treppe, die zum Gracco-Roman
Bascmcnt Room führt, aufgestellt ist. Man möchte sich
so Achilleus denken, von edlem Zorn leise bewegt, etwa
wie er Briseis ziehen lässt oder Odysseus abweist.
Kiel. Ad. Michaelis.
2. Achilleussarkophag aus Krela im britti-
schen Museum.
In einem der an Kunstwerken des Altei thums so ausser-
ordentlich reichen Kellerräume des brittischen Museums,
welcher die sämtlichen Grabmonumente des Museums,
griechische römische und etruskische, aufzunehmen be-
stimmt ist, befinden sich seit nicht gar langer Zeit in pro-
visorischer Aufstellung zwei grosse Sarkophage, welche
uach der Aussage des Herrn Samuel Blich aus Kreta
stammen. Der erste von weissem , nach Art des pente-
lischen schichtigem Marmor bietet in seinen fast nur or-
namentalen Sculpturen wenig Interesse. An den vier Ecken
ist je ein Stierschädel angebracht; an denselben hängen
Frucht- und BlumengehMnge, die in der Mitte der Vor-
derseite noch einmal von einem nackten Knaben getragen
werden. Die Rückseite ist leer gelassen. Der Deckel ist
mit blattartig eingravierten Ziegeln geschmückt, wie viele
Sarkophagdeckel und wie das Dach des Lysikratesdenk-
mals in Athen.
Weit bedeutender ist der zweite Sarkophag von
kaltem, bläulich weissem Marmor, dessen Keliefschmuck
unter den Sarkophagen stilistisch einen sehr guten Platz
in Anspruch nehmen darf. Leider sind aber die Darstel-
lungen sehr stark beschädigt, so dass über die Bedeutung
mancher Einzelheit Zweifel entstehen kann. Alle vier
Seiten stellen Scenen aus dem Leben des Achilleus dar,
und zwar ihrer historischen Aufeinanderfolge nach in fol-
gender Ordnung: die Darstellung beginnt mit der rechten
Nebenseite, dann folgt die Vorderseite, dann die rechte
Schmalseite, und die Rückseite macht den Beschluss.
Auf der rechten Nebenseite finden wir dieselbe
Scene wie auf der einen Schmalseite des Sarkophags von
Barile (Overb. S. 285 no. 8; die Abbildung in den ann.
IV Taf. D. E ist mir leider nicht zur Hand), die Cnter-
welsung des jugendlichen Achilleus durch Gkeiron. Rechts
sitzt der Kentaur auf dem Boden, linkshin blickend, die
Linke an einen die Mitte des Bildes einnehmenden Baum-
stamm gelegt, während er mit der Rechten den vorge-
streckten linken Arm des ihm gegenüber stehenden Jüng-
lings lenkt. Dieser ist ganz nackt; der rechte Arm ist
342*
hinter den Kopf gelegt, das rechte Bein vor-, das linke
zurückgestellt. Es ist also ganz die Stellung des Kory-
koskämpfers auf der ficoronisehen Cista, an den auch
Overbeck erinnert, und da der linke Arm des Achilleus
in Thätigkeit ist, so haben wir auch hier eine Uebung,
nicht im Speerwurf, sondern im Faustkampf zu erkennen.
Zuerst möchte man geneigt sein auch die Vorstellung
der Hauptseite für identisch mit derjenigen zu halten,
welche auf der Vorderseite des Sarkophags von Barile und
derjenigen des Petersburger Sarkophages (der übrigens mit
dem berüchtigten Funde des Grafen Pasch van Krienen ')
nichts gemein hat, s. Ross, Graf Pasch van Kr. S. 134 f.)
sich findet, und also auch hier Achilleus unter den Töch-
tern des Lykomedes zu erkennen. Obgleich mir auch die
Publication des Petersburger Sarkophages von Heyne un-
zugänglich ist und ich also auf die Beschreibungen beider
Denkmäler Lei Jahn arch. Beitr. S. 354ff. und bei Over-
beck Gall. I, 288 beschränkt bin, so stehe ich doch nicht
an, trotz mancher Uebereinstimmung unsrer Darstellung
mit jenen, dennoch eine andre Scene anzunehmen. In der
Mitte sitzt Achilleus, Rücken und Beine von der Chlamys
bedeckt, auf einem Sessel, dessen Füsse von gewaltigen
Löwenbeinen gebildet werden; neben demselben steht die
Schildkrötenkithar, von der aber nur der massive Rumpf
erhalten ist. Im linken Arm scheint er einen unkenntlich
gewordenen länglichen Gegenstand (das Schwert?) zuhal-
ten, auf der ausgestreckten Rechten trägt er den mit einem
Busch verzierten Helm. Er hat denselben, wie es scheint,
von einem links vor ihm stehenden unbärtigen Mann im
Mantel erhalten, welcher ihm auch noch etwas Andres,
vielleicht den Panzer, bringt, während der runde Schild
schon neben Achilleus steht. Ein hurtiger Mann ist dem
Letzteren zugewandt, im Begriff zu ihm zusprechen; zwi-
schen den beiden Männern steht noch ein Jüngling, der
linkshin gewandt in die Trompete stösst. Von dieser
Gruppe enteilt linkshin, aber nach den Genossen sich um-
blickend, ein bärtiger Mann in kurzem Chiton und Man-
tel, auf einen Jüngling in der Chlamys zu, der ein Pferd
am Zügel hält. Diese ganze Gruppe der Begleiter würde
zu der Scene auf Skyros nicht übel passen , und zumal
der Trompeter erinnert bestimmt an den Agyrtes jener
Sarkophage. Auch die Kithar neben dem Sessel des
Achilleus findet in den Darstellungen des Aufenthalts auf
Skyros manche Vergleichung (s. Jahn S. 3G4ff.). Aber
wohl zu beachten ist dass Achilleus auf unsrem Sarko-
phag weder irgend eine Andeutung der Verkleidung dar-
bietet, noch von den Töchtern des Lykomedes umgeben
erscheint; namentlich vermisst man Deidameia, die auf
den Sarkophagen von Barile und in Petersburg, sowie auf
einigen der übrigen Denkmäler, in eine ebenso enge als
bedeutsame Beziehung zum Peleiden gesetzt erscheint. In-
dessen auch dafür würden wir vielleicht Ersatz finden in
der bald zu beschreibenden Frauengruppe rechts, hinter
Achilleus; unerklärlich aber bleibt bei der Annahme des
Ereignisses auf Skyros, dass der Held durchaus nicht in
leidenschaftlicher Erregung erscheint, sondern vielmehr
mit dem unverkennbaren Ausdruck der Trauer den Kopf
zurückwendet zu einem bärtigen Manne, welcher, mit einem
Mantel bekleidet, hinter ihm steht und ihm von seinem
Vorhaben abzurathen scheint, indem er zur Unterstützung
seiner Bedenken seine -Linke an Achilleus linken Arm legt.
') Am Eingange der berühmten Stalaktitengrotte von Antiparos
fand ich in den Fels gegraben folgende Worte:
HLCONTELEPASchdE
GRIINEEBARONEdl
KRIENEN
vgl. Pasch, descr. dell' Arcipcl. p. 128 ff.
343<
344*
Wollten wir auch in dieser Figur den Lykomedes erken-
nen, der anstatt seiner Tochter den Peleiden von der
Theilnahme abzuhalten sich bemühte, so würde doch die
Trauer und Ruhe des Achilleus in diesem Augenblicke
nicht motiviert sein, während auf anderen Monumenten
(Jahn S. 3G4f.) die Ruhe dadurch wenigstens entschuldigt
wird, dass die Ueberbringung der Waffen noch nicht statt-
gefunden hat. Ich möchte daher an eine andre Scene
denken, welche Motive aus dem achtzehnten Gesang der
Ilias weiter ausgeführt zur Darstellung brächte: Achilleus
hat die Botschaft vom Tode des Patroklos erhalten. In
Trauer sitzt er da; er möchte hinauseilen, den Freund zu
rächen, aber unthätig hält er die Waffen in der Hand
und hört auf die Worte des alten Freundes Phoinix (vgl.
R. Rochette inon. inei. Taf. 80 = Overbeck I Taf. 18, 12),
die wohl ähnlich lauten mögen wie diejenigen der Thetis
bei Homer
wxiuogog 5r\ iioi rixog l'aatai, oi* uyogtvag-
avxlxu yäg tot tntna fti&' "Extoqu nüriiog troTiiog
und
üXXü toi h'Tta xuXd iitza Tgrtnaatv I'/ovtui
yüXxtu /tapfiuiQOVTa.
Die Kithar aber neben dem Sessel erinnert, wie auf so
manchen anderen Darstellungen, an die Zeit, da der ge-
kränkte Held seinen Groll durch das Saitenspiel zu er-
leichtern suchte, wie es 9, 189 heisst: * t« ilyt ttvtiöv
i'Ttgntv, aetdt t)' Sga xXtn avägwv. Und an die Wir-
kung, welche die Todesbotscbaft auch auf die weibliche
Dienerschaft des Achilleus ausübt,
Suoxi'i d', ug 'AyiXtvg Xijiaauxo IJÜTgoxXug xi,
(hiftov äxjjyj/itiui ittya ia%ov, ix äi d-i'gu'Ct
1'doafiov dfiop' L4yiXija dui'rpgovu, ytgni dt nüoui
axrj^ta ntnXtfiavxo, Xvfrtv d vno yvTu txaoxrjg
an diese Schilderung erinnert lebhaft die Scene, welche
rechts, hinter Achilleus und dem vermutheten Phoinix,
dargestellt ist. Eine der Frauen, eine schöne Figur in
Chiton und Mantel (an Briseis zu denken hiesse wol sich
zu weit von Homer entfernen), ist auf ihrem Stuhle, unter
welchem ein umgefallener Kalathos liegt, in Ohnmacht
hingesunken und wird von einer anderen , anscheinend
verschleierten Dienerin gehalten, während von den Män-
nern her und nach diesen sich umschauend eine wohl
jüngere Dienerin herbeikommt; Reste einer anderen Figur
sind endlich noch zwischen der zuletzt erwähnten Dienerin
und der Gruppe des Achilleus bemerkbar. — Auf jedem
Ende schliesst die Darstellung eine Karyatide ein, in Chi-
ton und Mantel, den äusseren Arm gehoben, mit dem ge-
senkten anderen den Mantel hebend.
Wenn wir in dieser Darstellung die auf Patroklos Tod
folgende Scene erkennen, so schliesst sich der Gegenstand
der linken Nebenseite unmittelbar daran an. Links
befindet sich auf einer niedrigen Basis ein steinerner Sessel
mit Löwenfuss, auf welchem Hephalslos in der Exomis
sitzt und an dem runden Schilde, der auf einem Ambos
steht, hämmert. Zu ebner Erde steht in der Mitte des
Bildes rechtshin gewandt Thetis im Doppelchiton, und hält
im rechten Arm das Schwert, im linken eine Beinschiene.
Rechts steht, ziemlich von vorn gesehen, Aclülleus im Be-
griff sich zu rüsten, Panzer und Untergewand hat er schon
angelegt, den Helm setzt er sich eben mit beiden Händen
aufs Haupt.
Die Darstellung der Rückseite ist, wie die der Vor-
derseite, von zwei Karyatiden eingeschlossen. Von links
her steigt Achilleus, nackt, das Schwert an der Seite und
den runden Schild am linken Arm , auf den zweirädrigen
Wagen, dessen beide Rosse rasch dahineilen. Die Rechte
ruht auf der Leiche Hektors, die auf den Wagen gebun-
den hinter demselben her geschleift wird; Achill blickt
sich um. Während aber auf den übrigen Reliefdarstel-
lungen dieser Scene (vgl. Overbeck I S. 459 ff. und ann.
1860 Taf. /{, 2) immer die Mauer Troias im Hintergrunde
erscheint und dadurch die erste Schleifung des eben ge-
tödteten Helden um die Vaterstadt angedeutet ist, erhebt
sich hier, ähnlich wie auf den meisten Vasenbildern, hoch
das Grabmal des Patroklos. Vor den Pferden her eilt
noch ein Krieger mit Helm und Schild und fasst das eine
der Rosse mit der Rechten am Zügel.
Unser Sarkophag zeigt also nach der Schilderung der
ersten kriegerischen Uebungen des heranwachsenden Pe-
leiden in drei rasch aufeinander folgenden Scenen seine
durch den Tod des Patroklos hervorgerufene Thätigkeit:
den Eindruck der Trauerbotschaft, die Rüstung mit den
göttlichen Waffen, die Sühne für den Freund.
Der schönen Composition und sehr guten Ausführung
entspricht auch die reich durchgeführte Ornamentierung
des Sarkophags. Die Vorderseite und die Seitenfläche
sind oben mit einem Gesims gekrönt, dessen Gliederung
einen Eierstab und andre entsprechende Ornamente im
Relief zieren, während auf der Rückseite die blosse Glie-
derung ohne die Reliefverzierung erscheint. Aehnliche
Glieder sind unten angebracht, und überdies an den Ecken,
wie bisweilen an besonders reichen Sarkophagen, niedrige
Vorsprünge, den Füssen eines Schraukes vergleichbar. Diese
sind wiederum mit kleinen Reliefs geschmückt; vom links
ein rechtshin schreitender, rechts ein nach links sprin-
gender Löwe; auf der rechten Seite je ein anspringender
Hund, einander gegenübergestellt; auf der Rückseite links
ein nach rechts springender Hund und ein Baum, rechts
ein entgegeneilender Hund; auf der linken Nebenseile links
ein rechtshin laufender Hund, der einem rechts in gleicher
Richtung entfliehenden Panther nachsetzt.
Kiel. Ad. Michaelis.
III. Epigraphisches.
Inschriften von Falerii.
Im Februar des vorigen Jahres schrieb ich in S. Maria
di Fallen, dein alten Falerii, einige kürzlich gefundene
lateinische Inschriften ab, auf welche der Pater Garrucci
in einer der Institutssitzungen aufmerksam gemacht hatte.
Da dieser Gelehrte von den ihm mitgetheilteu Abschriften
meines Wissens bisher keinen Gebrauch gemacht hat, so
theile ich dieselben jetzt hier mit.
Ausserhalb der wohlerhaltenen Nordmauer jenes gros-
sen Quadrats, welches die Lage der römischen Stadt Fa-
lerii bezeichnet, hatte man kürzlich begonnen das ziemlich
grosse von W. nach O. gerichtete Amphitheater auszu-
graben. Im östlichen Eingang desselben lagen folgende
Inschriftsteine:
1. Ein grosser Peperinblock, 0,70 Meter hoch, 0,98
Meter lang. Links oben und unten vollständig erhalten,
rechts gebrochen. Buchstaben c. 0,11 Meter hoch.
345«
346*
D ■ F • V O L T
* O R • PRISC^ s
? roga VTIBVS-FAL iscis
PEQ-SVAFEC it.
2. Bruchstücke eines Peperinblocks, oben mit einem
einfachen Gliede verziert. Die 19 Cm. hohen Buchstaben
gehören der ersten Zeile an
O h
....ESEN tfS-
n (Rest eines grossen C)
Am westlichen Ende des Amphitheaters lagen ibisende
Blöcke: '
3. Ein Marmorblock, 0,58 Meter hoch, 1,48 Meter
lang; Buchstaben c. 12 Cm. hoch. Vollständig.
C-ACONIOC-F
//// SCPONTIFICI
4. Ein gleicher, 1,06 Meter lang, 0,60 Meter hoch;
Buchstaben 17—18 Cm. hoch. Vollständig.
? locus public VSDATVS
In dem neben der schönen romanischen Klosterruine
(deren Baumeister dieselben sind, die sich am Dom von
Civita Castellana nennen : + Luurentius cum Iucobo filio
suo magislri doctissimi Romani h' opus fecerunl) gele-
genen Wirthschaftshofe liegen weitere Fragmente:
5. Ein grosser Block von Peperin, nur an der rech-
ten Seite gebrochen:
P LEG VmTH.... (wpanicae)
ONIMVNI'.... (von einem C)
MPITHEATR.... (sie)
6. Drei Fragmente die zu einander zu gehören
scheinen :
(i b c
....V.... po] jNTIi [/" ....fW... (ius?)
(vonL) ...._, -SA.... uec]VNIAS[ua .... NVS ....
....VIR-I\.... V ~ ....DlC...
7. Vier Fragmente, die ebenfalls zusammen zu ge-
hören scheinen:
« 6 c d
..v. (von C) ...\IÄI...
...UP-SA.... ...SPI NT... ...i-pr...
...RBT....
8. Eine stark zerbrochne Marmorplatte, auf den vier
Seiten vollständig.
P^CimiOPf ANO • cos
im I R \ • / . A.f. /: SAL • PALAT
QV\ESTOR«.c\ESARISPRAETORI
FL 4 mINIAVGVsf«IIHASTA PVRA DONATO (sie)
PErCENSVRAMoB- BIP • VESPASIANO
CAeSARE • AVG • P P • ETi iTOIMPCAESARE
o\ G- F ■ LOC • PVB1IC • DAT ■ D • D
Der Gentilname in der ersten Zeile lautet sicher nicht
Cluvio, wie in der Institutssitzuug vermuthet ward, mög-
licherweise Cilnio, obwohl auch dafür der Platz etwas
knapp ist.
9. Eine links vollständige und mit einem glatteu
Streifen versehene (Marmor-?) Platte, rechts und unten
gebrochen; rechts fehlt aber nur wenig, hinter dem letzten
Buchstaben in Z. 7 ist nur für einen Buchstaben Platz,
dann folgt der Rand. Oben ist der Rand der Platte er-
halten, aber die Oberfläche etwa 0,15 Meter abgesprun-
gen; da die Buchstaben c. 0,02 Meter, die Zwischenräume
0,01 Meter hoch sind, der glatte Streifen aber 0,05 Meter,
so mögen etwa drei Zeilen im Anfang verloren gegan-
gen sein.
(Buchst, oben gebrochen) V M I R A —
(ri) .... xIANORPRAEPOSIi [o expedi
tioii]i SORR H O ENISPRAEPOj [ito (sie)
ex] ^ PLOR ATIONIS-SEIOPENSIj.. (sie)
N VMERI ■ AVRELIANENSIS..
PRAEPOSITO-NVMERI-BRI [t
TONVM • P R A E P O S I T O -ANN [o
NAE • EXPEDITIONE [ßer
MANIC*'r-
Die Inschrift scheint sich auf Begebenheiten aus der Re-
gierung des Severus Alexander zu beziehen.
10. Eine hohe Basis für eine Statue, ringsum voll-
ständig.
/^/SANcTISSIMAE Der Name in
AVG-MATRI • CASTRO der ersten
RVM'CONIVGIDN.GE Zeile scheint
TI • AVG ■ AC ausgemeis-
5 ES • RETRO seit. Der An -
) R T I S S M I (sie) fang der Zei-
OL ■ FALIS len4— 13 ist
V O T V S weggebro-
\ A I E S T A eben.
10 S • C V R A N
•SPPTi
/ O • V • P •
• O P E
RVI In.L • PVBL
15 ... RVM
11. Eine Anzahl Bleiröhren, wenn ich nicht irre,
beim Amphitheater gefunden. a) MANTONIVSSAL-
VIVSil, (fecit). Der Punkt am L des Namens Sahius
ist zufällig. - b) CCREMVTSECVNDINFEC (öfter vor-
kommend). - c) FELIX • SER ■ MVNICIPI- FALISCI -
d) FELIX • SERMVNICI - e) SEPTEMBER
SERREIPVBLFALICORFE^ (sie). TEundAL in Ligatur.
Innerhalb der Stadt fanden Conze und ich sonst nur
einen Stein, den Anfang der beiden ersten Zeilen einer
Inschrift enthaltend,
12. C • V
C • V
Uebrigens schien uns der Kopf über der davon genannten
porta di Giove (Dennis, Etrurien Taf. III, 37 derUebers.)
ein weiblicher zu sein, mit lang herabfallenden Locken,
unbedeckten Hauptes, mit leiser Wendung des Halses.
Ist es die Schutzgöttin der Stadt, der Colonen Iunonut
(/iiae appellulur Faliscosl
Schliesslich will ich die Abweichungen unsrer Abschritt
angeben von der von Henzen gegebenen Copie einer von
Dennis zuerst aufgefundenen Grabinschrift (bull. deW Inst.
1844 p. 162), damit ein künftiger Besucher Faleriis die
Inschrift noch einmal darauf prüfe. Z. 1 VI] VC- — nach
E scheint eine Lücke (T). — Z. 2 PO . AE • ABELESE,
Polae war mit einem l geschrieben. — Z. 3 PLENE&1-«
- Z. 6 LEVLEIS, V aus L corrigiert. - Z. 7 PAREN-
TARE.
Kiel. Ad. Michaelis.
Zu 5) Wohl das aus mehreren Stücken zusammengesetzte t'pi-
styl des Amphitheaters, das ein P(rimus) P(««l») der neunten Legion
dedicierte, vielleicht mit einem anderen zusammen, beide als patroni
municipf, wie Mommsen vermuthet. Anmerk. des Dr. Emil Ilübncr.
Zu 6) a und c gehören nebeneinander, b wol darunter. Z. 1
enthielt die Namen; Z. 2 die Tribus Ool(eria) oder V*l(ina) [doch
gehörte Falerii zur Horatia] und das Cugnomen; Z. 3 den Titel
II oder IUI vir iure dieuntfo. E. H.
347'
348'
Zu 7) a und 6 zeigen ausser der Tribus Pomp(tina) und dem
Cognomen Reste der Titel eines höheren Magistrats (/[tiaestor) «r-
h(anus), Irib(unus) pl(ebi), pr(aetor?). E. H.
Zu 8) Der Name Cilnius passt ; bei Fabr. 750, 509 kommt
ein C. Cilnius C. f. Pom(ptina) Paetinus, legat(us) Ti. Caes(aris)
Aug(usti), pr(aetor) , tr(ibunus) pl(ebis), q(uaestor) u. s. w. vor.
Der hier genannte unbekannte Consul kann einer verwandten Familie
angehören. E. H.
Zu 10) Ich weiss den Namen der Kaiserin nicht mit Sicherheit
zu ergänzen. Ge... Z. 3 kann kaum richtig sein; Mommsen dachte
an Carini; dazu passen die folgenden Titel inn'cti Aug(usti) ac
supei' omnes retro principe* /brtiss(i)mi. In diesem Fall war der
ausgemeisselte Name zu Anfang Magniae oder Vrbicae. Dedicant
ist wohl der ordo dec(urianum) eol(oniae) Faliscorum rfevotus
numinl maiestafique eius, curanfe .... S(e)pti»n'o Fla\u [oder dgl.]
v(iro) pi erfectissimo) curat ore operum [was hierauf folgt verstehe
ich nicht; etwa der Stadtname'?] publicorum. E. H.
IV. Neue Schriften.
Blacas (Ditc de): Essai sur les medailles autonomes Ro-
maines de l'epoque imperiale. Paris 1862. 42 pp.
4 pl. 8.
Cuvedoni (C): Nuova silloge epigrafica Modenese ossia
supplemento agli antiehi marmi Modenesi, inserita nel
tomo IV delle memorie della R. Accademia di Modeiia.
Modena 1862. 70 S. 4.
— — Dichiarazione di alcune monete imperiali di Sicione
dell' Acaia. (Aus den Memorie della R. Accademia di
Torino. Serie II. Tom. XX). 1862. 9 S. 4.
Cohen (ff.): Description historique des monnaies frappees
sous l'empire romain eommunement appellces medailles
imperiales. Vol. VI. Paris 1862. 629 p. 20 pl. 8.
Connestabile (G.): Quelques mots '.t propos de la fiole en
verre du musee de Reims. Paris 1862, 8 S. 8 (Aus
der Revue archeologique).
Conze (A.): Melische Thongefässe. 7 S. Text in Quer-
folio zu 5 farbigen Tafeln. Vgl. des Verfassers Anzeige
in den Göttinger Gelehrt. Anzeigen 1862. no. 15.
C'itrfitis (E.): Festrede im Namen der Georg -Augusts-
Universitiit. Göttingen 1862. 25 S. [Athenische Reise-
früchte betreffend].
— — Anzeige von Newtons Halicarnassus. (Aus den Güt-
tinger Gelehrten Anzeigen no. 29). 1862. S. 1136—1150.
Falkener (E.): On the Hypaethron of Greek Temples.
London 1861. 38 S. 8.
Fricfc (O.): Die Echtheit des platäischen Weihgeschenks
zu Constantinopel. (Aus den Jahrbüchern der klass.
Philologie 1862. Heft 7.) S. 441—466. 8.
Guedechens (R-): Der marmorne Himmelsglobus des Fürstl.
Waldeckischen Antikencabineta in Arolsen. Göttingen
1862. 57 S. 2 Taf. 8.
Garrueci (II.): Monumenti del musco Lateranense descritti
ed illustrati da R. G. e publicati per ordine della san-
tita di N. S. papa Pio IX. Roma, tipografia della S. C.
de propagauda tide 1861. IV u. 128 S. Text. 51 Ku-
pfertnfeln in Fol. [Gründlich augezeigt von A. Conze in
den Göttinger Anz. 1862. no. 33].
Grohmann (J. V.): Apollo Smintheus und die Bedeutung
der Mäuse in der Mythologie der Germanen. Prag
1862. 86 S. 8.
Hefner (J. v.): Die römische Tüpferei in Westemdorf
(aus dem XXII. Baude des Oberbayrischen Archivs).
München 1862. 97 S. 4 Taf. 8.
H'ittorff: Recherches archeologiques en Grece faites sous
les auspices du gouvernement de Prusse. Extrait de la
Revue archeologique. Paris 1862. 14 p. 8.
— Pompei et Petra. Extrait de la Revue archeologique.
Paris 1862. 20 p. nebst pl. X. 8.
Jahn (0.): Römische Alterthümer aus Vindonissa. (Aus
den Mittheilungen der antiquar. Gesellseh. in Zürich
IV, 4). Zürich 1862. S. 93-110. 5 Taf. 4.
— — Darstellungen antiker Reliefs, welche sich auf Hand-
werk und Handelsverkehr beziehen (aus den Berichten
d. phil.-hist. Classe der Königl. Siichs. Gesellsch. d.
W. 1861) S. 291—374. 8 Taf. 8.
Janssen (L. J. F.): Terra -Cotta's uit het museum van
Oudheden. Leiden 1862. 27 p. X pl. Fol.
Kirchhof}' (A.): Ueber die Chronologie der attischen Volks-
beschlüsse für Methone. (Aus den Abh. der Berliner
Akademie d. W. 1S61). S. 555-606. 2 Taf. 4.
Koch (T/t.): Alküos und Sappho. Berlin 1862. 98 S. 8.
Lloyd (Nr.): Pindar and Themistocles, Aegina and Athens.
London 1862. 25 p. 8. [Zu Pindar Nem. VIII].
Overbecl; (F.): Ueber eine Statue im Palast Barberini in
Rom, welche Lnodamia, und eine solche der ehemals
Campana'schen Sammlung, welche Penelope darstellt.
(Aus den Berichten der phil.-hist. Cl. der Kgl. Siichs.
Gesellschaft d. W.) S. 251—289. 2 Taf. 8.
Petersen (Gh.): Der Donnerbesen, als 21. Bericht der kgl.
Schleswig-Holstein-Lauenburgischen Gesellschaft für Al-
tertümer. Kiel 1862. 40 S. 7 Taf. 8.
Pott (A. F.): Etymologische Legenden bei den Alten.
(Aus der Zeitschrift für vergleichende Sprachkunde).
S. 253— 348. 8.
Ring (M. de): Fouilles executees dans les tombelles cel-
tiques de la foret de Haguenau aux environs de Schir-
rhein. Strasbourg 1862. 12 p. Gross 8. m. Abb.
Ritschl (F.): priscae latinitatis epigraphicae supplementum.
Bonn 1862. 1 Taf. 16 p. 4.
Roulez (J.): Sur la carte de la Gaule sous le proconsulat
de Cesar. (Extr. des Bulletins de l'academie Belgique
2me serie, t. XIII no. 4). 8 p. 8.
— — Observations grammaticales et paleographiques sur
les miroirs antiques ä inscriptions latines. (Extrait de
la Revue de l'instruction publique en Belgique, Juillet
1860). 7 p. 8.
Schmidt (/,.): Pindars Leben und Dichtung. Bonn 1862.
532 S. 8.
Schubring (J.J.): De Cypselo Corinthiorum tyranno. Got-
tingae 1862. 69 p. (Promotionsschrift). 8.
Tölken (E. ff.): Zur Lösung einer kunstgeschichtlichen
Schwierigkeit. [Den Belvederischen Apoll betreffend.
Aus der Spenerschen Zeitung 1862 no. 146.] 2 S. 4.
Urlichs (L.): Verhandlungen der Philologischen Gesell-
schaft in Würzburg. Würzburg 1862. 136 S. 8.
Enthaltend wie folgt: Attische Epheben-Inscbriften (L. Gras-
berger S. 1 — 75); über die Bekränzung der athenischen Bulc von
Ol. 109, 2 M. Rldenauer S. 77 — 90); Decretum in honorem
Phaedri factum (lt. Klüber S. 97 — 126); Coniccturae in Pausaniam
(itf. Zink S. 127—137).
Valenlinelli (G.): dei' marmi scolpiti del Museo archeo-
logieo della Marciana di Venezia. 49 S. 8.
Wagener (A.): Memoire sur la Symphonie des anciens,
presente ;> l'Academie rovalc de Belgique le 1er juin
1861. 82 p. 4.
Witte (./. de): Notice sur les vases peiuts et ;i reliefs du
musee Napoleon III. Paris 1862. 35 p. 8.
Herausgegeben von K. Gerhard.
Druck und Verlag von G. Reimer.
349* 350*
ARCHÄOLOGISCHER ANZEIGER.
Zur Archäologischen Zeitung, Jahrgung XX.
JM 166. 167.
October und November 1862.
Wissenschaftliche Vereine :
Berlin (archäologische Gesellschaft). — Litteratur: zum Vaticanischen Apoll; Apulische
Vasenhilder (Pentheus. Perseus, Andromeda); Neue Schriften.
I. Wissenschaftliche Vereine.
Berlin. In der Sitzung der archäologischen
Gesellschaft vom 4. November d. ,T. fand auf Anlass
der durch Hrn. Struck bei seinem Aufenthalt in Constan-
tinopel für das hiesige königliche Museum ermittelten Ab-
formungen eine Besprechung über die räthselhafte Schlan-
gensäule statt, in welcher die neueste Forschung vielmehr
eine dem Hippodrom zu Byzanz bestimmte Copie des nach
der Platäischen Sehlacht von den Hellenen gestifteten
Weihgeschenks als einen echten Ueberrest dieses Weih-
geschenks selbst zu erkennen geneigt war. Indess setzte
Hr. Kirchhoff', in Uebereinstimmung mit der bereits von Otto
Frick ausgeführten Apologie des fraglichen Denkmals, die
nach Einsicht der Abformimg ihm zur Ueberzeugung ge-
diehenen Gründe auseinander, durch welche er die Aecht-
heit der darauf befindlichen Inschriften gegen jede An-
fechtung zu schützen bereit ist. Derselben Ansieht ent-
sprechend äusserte auch Hr. Struck, sowohl den in der
Nähe der Sehlangensäule gefundenen und zu den drei
Schlangenkörpern wohl passenden bronzenen Oberkiefer
eines Schlangenkopfes als auch die Schlangenwindungen
selbst für alt griechisch und mit dem Weihgeschenk eines
Dreifusses wohl verträglich zu halten. Zur Bekräftigung
dieser Annahme legte er eine Zeichnung mit der Ansicht
und dem senkrechten Durchschnitt des Schlangengewindes
vor, woraus die naturgetreue Bildung der drei Schlangen-
leiber und die wohldurchdachte Anordnung des ganzen
Werks ersichtlich war; er erwähnte der sorgfältigen Arbeit
und der Vollendung des Gusses und erklärte dies Werk,
welches aus Gold und Erz ausgeführt war, entschieden für
eine altgriechische Arbeit. Ein Herstellungsversuch, wel-
cher die Schlangensäule als stützende Unterlage eines die-
selbe einschliessenden hohen Dreifusses zu erkennen giebt,
ward zugleich vorgelegt und trug wesentlich dazu bei die
Gründe zu entkräften, welche der bestrittenen Aechtheit
eines so wichtigen Ueberrestes altgriechischer Kunst und
Geschichte entgegen zu stehen schienen. Mehrere Mit-
glieder der Gesellschaft, unter anderen die Hrn. Stiller
Lohde und Adler traten der Auffassung und Ausführung
dieses Versuchs vollkommen bei. — Von einem noch äl-
teren griechischen Monument, derNiobe auf dem lydischen
Berg Sipvlos, lag eine durch Hrn. v. Ol/ers E\c. mitge-
theilte Photographie, genügend um darzuthun dass jenes
berühmte Felsmonnment kein blosses Naturspiel sei, zu
prüfender Einsicht vor; auch ein Lichtbild der neulich
besprochenen Miener Erzfigur des Schlafgottes (Archäol.
Ztg. 1SG2 Taf. 158, 2) war beigefügt. — Hr. FWedencJis
besprach mehrere im Original zur Ansicht vorliegende
Terracotten des königliehen Antiquariums, die er unter
dem Gesichtspunkt vormaliger Bestimmung zu Kinder-
spielen vereinigt hatte. Diese Bestimmung erschien in athe-
nischen Gliederpuppin unverkennbar und ward auch für
mehrere klappernde Gegenstände einer sonst für bedeutsam
geltenden Darstellung unschwer eingeräumt. Der Vortra-
gende warnte vor den Verirrungen gelehrter Auslegung
und rieth unter andern auch die sonst als Votive für De-
meter oder Artemis gedeuteten Schweine mit einem dar-
über gestreckten nackten Knaben lediglich für Heiterkeiten
hellenischen Kinderlebens zu halten '). — Hr. Pinder gab
Nachricht über Ausgrabungen, welche in der Nähe von
Malmedy einen Becher von versilberter Bronze, in oberer
und unterer Mündung gleich anwendbar, geliefert hatten.
Dieses eigenthümlich geformte Gefäss war als einziger Ge-
genstand in der Tiefe eines aus grossen behauenen Steinen
aufgeführten Grabes gefunden worden. Ob der gedachte
Fund und die dort in künstlicher Verschränkung plan-
mässig angelegten Gräber römischen oder sonstigen Ur-
sprungs waren, bleibt vorerst unentschieden. — Hr. Hühner
legte eine photographisehe Abbildung des bereits in einer
früheren Sitzung erwähnten Mosaikbildes aus Cartama vor,
welche Hr. ISerhinyu in Malaga eingesendet hat. Das Bild
stellt den Herakles umgeben von den Symbolen seiner
zwölf Arbeiten vor ; dazu einen sitzenden Flussgott (viel-
leicht Alpheios) und in einer grösseren Darstellung darun-
ter nicht (wie nach Hrn. Bcrlanga's Beschreibung anfäng-
lich angenommen wurde) die Zurückführung der Alkestis,
sondern vielmehr den Herakles trunken unter Thiasoten.
Die Erhaltung des interessanten Bildes durch Verpflanzung
auf einen Landsitz in der Nähe von Malaga wird der
preiswürdigen Liberalität des Marcpuis de Casa-Loring ver-
dankt, desselben welcher die beiden Bronzetafeln von Ma-
laga und Salpensa vom sicheren Untergang gerettet hat. —
Ferner legte Hr. H. die Tafeln zu einer numismatischen
Arbeit des Hrn. Jacob Zobel de Zungroniz in Madrid vor,
welche demnächst publicirt werden soll. Sie stellt zum
ersten Mal eine Münzreihe meist sehr seltener Stücke zu-
sammen, welche sämmtlich büingues sind, und nach den
zum grösseren Theil geographisch fixirten lateinischen
Stadtnamen, alle an die Südküste von Andalusien und in
den Stadtbezirk von Gades gehören. Die Aufschriften in
unbekannter Schrift sind noch unerklärt; Hr. Zobel zeigt,
dass die Buchstaben sowohl von den verschiedenen ibe-
rischen Alphabeten, die bisher bekannt sind als auch von
dem phönikischen und libyschen Alphabet sehr erheblich
abweichen, obgleich das phönikische Alphabet auch ihnen zu
Grunde zu liegen scheint. — Hr. Mommsen legte seine eigene
für die Annalen des römischen Instituts bestimmte numisma-
tische Arbeit über spanische Münzfunde vor, welche durchaus
') Diese Auflassung erscheint bedenklich und verdient der Ge-
genstand wohl genauer erwogen zu werden. A. d. B.
351*
352*
auf den vortrefflichen Berichten des schon genannten spa-
nischen Miinzkenners, Hrn. Zobel in Madrid, beruht. Drei
spanische Denarfunde, sämmtlich älter als alle bisher be-
kannten italienischen, von denen der eine zum guten Glück
durch die einsichtige Fürsorge der Akademie der Ge-
schichte in Madrid und ihres Präsidenten, des Herrn Be-
narides, in seiner ganzen Integrität couservirt und zu
fortgesetzter Nachprüfung im einzelnen zugänglich gemacht
worden ist, haben dem Vortragenden das schätzenswer-
theste Material zur Fortführung der in seinem Buch über
das römische Münzwesen geführten Untersuchungen über
die Chronologie der römischen Denare geliefert. — Von
Dr. Kiessling ward die photographische Abbildung eines
neulich von ihm zu Pompeji besichtigten und im Bullettino
des römischen Instituts (1862 p. 92 ss.) von ihm erklärten
Wandgemäldes, darstellend die Heilung des Aeneas durch
Artemis (II. V, 445 ff.), vorgelegt. — Bei so gehäuften
Mittheilungen ward die von Professor Baumeister zu Lü-
beck eingesandte Photographie eines für antik gehaltenen
Laokoonreliefs für die nächste Sitzung zurückgelegt. —
Von Hrn. Elchler war ein verkleinerter Abguss der schö-
nen antiken Gruppe des Knaben der eine Gans würgt
zur Stelle gebracht. -- Eine photographische Abbildung
der vor einigen Jahren bei Cortaccia im Etschthal gefun-
denen Statue eines Merkur war von Geh.-R. Neigebaur
zugleich mit Notizen über das Museum zu Trient einge-
gangen, in welchem die gedachte Statue sich gegenwärtig
befindet. — Ebenfalls in photographischer Abbildung war
von Hrn. Ministerialrat!] Braun zu Gotha ein aus der im
Anfang dieses Jahrhunderts zerstörten dortigen Stadtmauer
hervorgezogenes Bildwerk zu prüfender Kenntnissuahme
empfohlen worden. Es erscheint darin als Rundbild das
Obertheil einer monströsen, wie es scheint männlichen Fi-
gur, welche in jedem der beiden an die Brust geschlos-
senen Arme ein Kind zu halten scheint; man ist geneigt
irgend ein Götzenbild des früheren Mittelalters darin zu
vermuthen , doch machen Barbarei und Zerstörung des
fraglichen Monuments jede Vermuihung über dasselbe un-
sicher. — Hr. G. Wol/f gab Nachricht über die auf der
Philologenversammlung zu Augsburg zur Oeffentlichkeit
gelangten archäologischen Vorträge. — Unter den zahl-
reichen im Verlauf der letzten Monate an Hrn. Gerhard
eingegangenen litterarischen Neuigkeiten stehen oben an
die von A. Conze in einem ansehnlichen und kunstgerecht
ausgestatteten Werk behandelten 'Melischeri Thongefässe'.
In den farbigen Abbildungen dieses Werks sah die Ge-
sellschaft die am 2. April v.J. ihr vorgelegte, schwierige
und auch jetzt noch unerklärt gelassene Zeichnung eines
Vasenbilds ihr neu vorgeführt, dessen künstlerische Beschaf-
fenheit eigenthümlicher und umfassender als ein andres
bisher bekanntes die mit der Kunst des Orients sehr ver-
wandten Anfänge der Gefässmalerei anschaulich macht,
wie in dem begleitenden Text zugleich mit der örtlichen
Hinweisung auf Melos im Einzelnen es geschildert und
nutzbar gemacht ist. Eine andre aus Holland eingegan-
gene Publication, von dem unermüdlichen Conservator des
Museums zu Leiden Hrn. Janssen herrührend, giebt eine
Auswahl der Terracotten gedachter Sammlung mit beglei-
tendem Text. Aus Neapel hatte der in früheren Jahren
durch sein Bullettino Napolitano reichlich bethätigte Hr.
Minervini ein Heft akademischer Abhandlungen, Vasen-
bildcr von Perseus und Andromeda enthaltend, eingesandt,
aus Paris der Herzog von Rlacas seine Abhandlung über
autonome Münzen der Kaiserzeit. Zu besondrer Beachtung
wurden noch 0. Jahns Abhandlung über die auf Hand-
werk und Handel bezüglichen Bildwerke und dessen Her-
ausgabe vermischter Aufsätze von L. Ross, eine Abhand-
lung von Ovcrhcck über statuarische Darstellungen der
Laodamia und der Penelope, wie auch die von Urlichs
herausgegebenen, grösstentheils auf griechische Inschriften
bezüglichen, Verhandlungen der philologischen Gesellschaft
zu Würzburg empfohlen. Durch noch andre gelehrte
Schriften hatten die Herren Uergau, Caveäoni, Graf Co-
nestubile, Conze, E. Curüus, Derenbarg, Egger, J. v. Hef-
ner, Hittorf, 0. Jahn, Koch, Lloyd, Ed. Pinder, M. v.
Ring, Ritschi, Roulcz, Schubring, Valenünelli , Wagener
und J. de Witte den Dank der Gesellschaft hervorgerufen.
II. Litteratu
1. Zum Vaticanischen Apoll*).
Je bedeutender und bekannter ein Kunstwerk ist,
desto häufiger wird es besprochen und desto verschiede-
nere Urthefle bilden sich über dasselbe. Diese Erfahrung
bewährt sich auch beim Vaticanischen Apollo, namentlich
seit durch Stephani's Bekanntmachung des Apollo Stro-
ganoflf die älteren Meinungen über jene Statue wesentlich
erschüttert wurden. Es scheint mir daher angemessen,
die verschiedenen Urtheilc und namentlich die sachlichen
Motive derselben, welche von der Statue ausgehen, streng
zu sondern, da diese Motive das Fundament bilden, auf
") Obigen Aufsatz nehmen wir unverkürzt und ohne Angaben
der Bedenken auf, welche von andrer Seite nicht fehlen werden.
Jeder neue Erklärungsversuch der belvedcriscben Stallte ist einiger
licachtung werlh und der zur Uebersicht der obwaltenden Streitfra-
gen angewandte Schematismus kann seinen Nutzen haben, obwohl
er, wie es uns scheint, die bisherige Littcratur und auch den Inhalt
unsrer eignen Verhandlungen (Arcb. Anz. 18G1 S. 209* II. 213* ff.)
nicht erschöpft. A. d. U.
welchem die längeren mythologischen und archäologischen
Betrachtungen aufgebaut werden.
Wir können diese sachlichen Fragen in kurzen Sätzen
nach den Hauptmotiven anordnen:
I. Gruppirung des Vaticanischen Apollo:
1) Gehört der vat. Apollo zu einer Gruppe? (Ovcrbeck
Arch. Samml. d. Ün. Leipz. p. 50.)
2) Besteht ein Zusammenhang mit der Diana von Ver-
sailles? (Feuerbach Vatic. Apollo p. 83, 85, 232.
Welcker Rhein. Mus. 1835 III p. 632. Alte Deukm.
I. p. 403.)
3) Oder ist der Vat. Apollo eine Einzelfigur? (Wicseler
Denk. d. a. K. 2. Ausg. II. p. 51-55)
II. Aufstellung des Vaticanischen Apollo.
4) Wie war die Aufstellung des Vat. Apollo im Kniser-
palast zu Antium?
5) Ist die zerbrochen gefundene Apollostatue richtig
auf das Postament gesetzt und der zurücktretende
Unterschenkel absichtlich vom Künstler nach per-
spectivischem Gesetz verlängert?
353*
354'
6) Von welcher Seite muss der Apollo vorzugsweise
betrachtet and dem gemäss auch abgebildet wer-
den, wenn man das Motiv der Statue erken-
nen soll?
7) Ist der Oelbaumstamm mit der Schlange vom
Künstler im Zusammenhang mit der Statue ge-
dacht, oder nur ein technisches Beiwerk?
III. Bestimmung des Vaticanischen Apollo.
8) Ist die Statue des Vat. Apollo eine allgemeine
Darstellung seines göttlichen Wesens? (Häekermann
d. Vat. Apollo. Greifswald 1857.)
9) Oder ist der Vat. Apollo in einer bestimmten Hand-
lung gedacht?
IV. Com position un d Attribute des Vat. Apollo.
10) Ist der Vat. Apollo schreitend oder im Stillstehn
gedacht?
11) Was trug die Statue in der vorgestreckten linken
Hand"
12) Was trug die gesenkte rechte Hand?
13) Haben der Vat. Apollo und der Apollo Stroganoff
dasselbe Motiv'.'
14) Trugen Beide die Aegis oder ein anderes Attribut?
15) Welches ist der Gesichtsausdruck des Vat. Apollo?
16) Ist die Haltung der Statue und ihre Geberde
hastig bewegt oder gemessen?
17) Wohin richtet der Apollo den Schritt?
18) Wohin richtet der Apollo den Blick und die aus-
gestreckte Hand in der seinem Schritt entgegen-
gesetzten Richtung?
19) Welche Bedeutung hat die Aegis in der Hand bei-
der Statuen?
Die sieben Fragen hinsichtlich der Gruppirung und
Aufstellung der Apollostatue lassen sich nur bei genauer
Prüfung des Originals, also nur an Ort und Stelle selbst
entscheiden. Dass dies nothwendig ist, kann man daraus
entnehmen, dass man bei einem so bekannten Monument,
wie der Vat. Apollo, dennoch in den neusten Untersu-
chungen (vgl. Wieseler Apollo Stroganoff p. 44) noch im
Ungewissen war, ob der Köcher antik oder restaurirt sei.
Im Uebrigen lässt sich mit Hülfe der Gypsabgüsse so
viel entscheiden, dass die oberflächliche Behandlung der
Rückseite des Vat. Apollo von der grossartigen Auffassung
und der sorgfältigen Ausführung der Vorderseite wesent-
lich verschieden ist und deshalb auf den Schluss führt,
der Apollo habe zu Antium in einer Nische gestanden.
Die Zusammenstellung mit der Diana von Versailles
kann meines Erachtens durch Nichts Anderes begründet
werden, als durch die gleiche Grossartigkeit der Auffassung
und die gleich sorgfältige und prächtige Ausführung bei-
der Statuen. Daraus folgt aber nichts weiter als ein
gleiches Zeitalter der Entstehung, höchstens die Annahme
desselben Künstlers. Im Uebrigen ist die Haltung beider
Figuren und ihr Gesichtsausdruck sehr verschieden. Das
Gesicht der Diana von Versailles zeigt eine kalte Ruhe1),
das des Apollo bewegte Mienen und Hoheit. Diese Ver-
schiedenheit geht daraus hervor, dass jene als Artemis
Agrotera in der bewegten Stellung des Jagens mit dem
dazu gehörigen Attribut der Hirschkuh dargestellt ist.
Der Vaticanisclie Apollo hingegen hemmt den Schritt und
bedarf deshalb eines bestimmten Motivs, während diese
Annahme bei der Diana keineswegs nothwendig ist. Ihre
') Im Gegensatz zur Diana von Versailles zeigt das Gesiebt der
Diana Colonna zu Berlin .Milde und Hoheit, wie überhaupt die ganze
Figur grössere Verwandtschaft mit dem Vaticanischen Apollo hat, in-
dem in ihr das Wesen der Artemis als helfender Lichlgoltheit aus-
gesprochen ist. Vgl. meine Abhandlung Diana Colonna im llheinischen
Museum 1859 p. I i'2.
Bewegung und das Verhältnis ihrer Arme zu den Attributen
ist nicht allein klar, sondern auch dem allgemeinen Wesen
dieser Gottheit angemessen.
Auch vom Vat. Apollo ist behauptet worden, dass er
ohne bestimmtes Motiv dargestellt sei. •') Hiegegen spricht
meines Erachtens:
1) die vom Künstler sehr hervorgehobene Emporrich-
tung des linken Armes,
2) die Wendung des Hauptes nach einem Gegenstande
ausserhalb, während die Diana von Versailles den Blick
und den Arm nach ihrem Köcher wendet,
3) Der Gegensatz zwischen der Richtung des Blickes
und des Schrittes,
4) die Verlängerung des zurücktretenden Schenkels.
Eine so auffallende Erscheinung, die von der sorgfältigsten
Berechnung des Künstlers zeigt, wird nicht bei einem Mo-
numente angewandt werden, welches den Gott als Cultus-
bild im allgemeinen Ausdruck seines Wesens zeigt, son-
dern verlangt ein sehr bestimmtes und bedeutendes Motiv,
welches einem solchen Aufwände der Technik entspricht.
Ziehen wir in der Kürze das Resultat unserer Betrachtung,
so beantworten wir von obigen Fragen:
1, 2, 3) Der Vat. Apollo ist eine Einzelfignr ohne
Zusammenhang mit der Diana von Versailles.
4, 5, 7) Der Vat. Apollo stand in einer Nische und
ist richtig auf das Postament gestellt.
8, 9) Die Apollostatue ist kein allgemeiner Ausdruck
Apollinisehen Wesens, sondern hat ein bestimmtes Motiv.
6) In Rücksicht auf dies Motiv ist der Vat. Apollo
fast auf allen Abbildungen von der unrichtigen Seite dar-
gestellt, indem dieselben dem Beschauer das volle Gesicht
zeigen. !) Die Statue muss vielmehr im Profil von der
Stelle aus gesehen werden, nach welcher der Gott den
Schritt lenkt, so dass er auf den Beschauer zuschreitet,
und letzterer der Wendung des Hauptes und der ausge-
streckten linken Hand mit dem Auge folgen kann. Steht
man aber dem Blick und der ausgestreckten Hand des
Apollo gegenüber, ist man selbst gewissermassen das Ziel
seines Arms, so verliert man natürlich die Klarheit über
dasselbe. Nur in der von mir angegebenen Stellung kann
man das Motiv der Statue deutlich erkennen. — Ein sehr
vollwichtiger Grund für meine Ansicht ist auch der, dass
man in der gewöhnlich angenommenen Stellung die Ver-
längerung des zurücktretenden Schenkels bemerkt, die
man doch nach des Künstlers Absicht nicht bemerken soll,
und, was noch schlimmer ist, dass von dieser Seite gesehn
die ganze Figur zu fallen scheint oder doch wenigstens
fallen könnte, während sie in der von mir angenommenen
Richtung den Eindruck einer kühneu festen Stellung ge-
währt. Ich dächte nun, wenn mau zwischen beiden Ein-
drücken zu wählen hat, so wird man doch gewiss die
letztere Stellung als die vom Künstler beabsichtigte an-
nehmen.
Wenden wir uns nun zu den Fragen, welche die Com-
position und die Attribute des Vat. Apollo betreffen,
Fr. 10 — 16, so hielt nach der Meinung fast aller früheren
*) Göttling Arch. Mus. d. Univ. Jena p. 50. Haeckermann Vat.
Apoll. Wieseler Denkm. a. K. 2. Ausg. II. p. 51.
3) Ich befinde mich hiebei im Widerspruch mit der gewöhn-
lichen Ansicht (Feuerbach p. 146, Wieseler Apollo Stroganoff p. 57);
allein selbst im Besitz eines Gypsabgusses in der Originalgrösse und
genöthigt, denselben öfter umzustellen, glaube ich Erfahrungen genug
über die Aufstellung des Apollo gesammelt zu haben , um jener An-
sicht entgegentreten zu können. Bei 'der Aufstellung in Antium
mochte theils durch die Verliefung der ISische, theils durch die An-
lage des Baumes, wo die Statue stand, bewirkt «erden, dass man
die Figur im Profil sah.
355'
356*
Erklarer Apollo ia der linken Hand den Bogen, um
einen Pfeil auf ein feindliches Wesen mit der rechten
Hand abzuschiessen, oder er hatte diesen Schuss so eben
schon gethan. Gegen diese Annahme ist ausser Häckermann
namentlich Stephani in seiner über den Apollo epoche-
machenden Schrift aufgetreten und, wie mir scheint, mit
völlig überzeugenden Gründen. Wieseler (Apollo Stro-
ganoff p. 50) bemerkt allerdings, dass die Möglichkeit, der
Apollo könne einen kleinen Bogen mit dem Gestus des
Zeigens gehalten haben, dennoch vorhanden sei. In die-
sem Falle würde der rechte Arm nach dem geöffneten
Köcher greifen, oder einen Pfeil halten.
Allein die durch Stephani geschehene Publication des
Apollo Stroganoff spricht auch gegen diese Annahme.
Man kann nicht leugnen, dass beide Statuen dasselbe
Motiv haben. Sie sind zwei modificirte Nachahmungen
desselben Urbildes. — Auch scheint mir sicher zu stehn,
dass das Attribut des Apollo Stroganoff die Aegis ist, und
daraus würde denn auch folgen, dass der Vat. Apollo die
Aegis in der linken Hand getragen habe.
Gegen die von Wieseler erwähnte Annahme der Mar-
syasstrafe und die Möglichkeit, das verstümmelte Attribut
des Apollo Stroganoff sei das Fell des Marsyas, spricht 1) die
schon von Wieseler (Apollo Strog. p. 100) erwähnte Gross-
artigkeit der Composition, 2) der Oelbaumstamm mit der
Schlange, welcher ein Symbol für die milde, heilende
Kraft des Apollo ist, 3) das Fehlen des Leierattributs "),
4) der Gesichtsausdruck des Vat. Apollo. Auch in diesem
Falle befinde ich mich im Widerspruch mit der gewöhn-
lichen Annahme (Feuerbach p. 268. Wieseler Apollo Str.
p. 43), welche in dem Gesicht des Vat. Apollo Zorn oder
gar Hohn erkennt, während dasselbe nur Hoheit und gött-
liche Erhabenheit ausspricht. Ich kann mir diese Be-
hauptung nur daraus erklären, dass diejenigen Gelehrten,
welche die Tödtung des Drachen Python oder eines ähn-
lichen Wesens bei der Statue als Motiv annahmen , aus
dieser Handlung den fraglichen Zorn und Hohn ableiteten
und hierin befangen dem Gesicht des Apollo unterlegten.
Ausserdem kann die Annahme noch darin ihren Grund
haben, dass man den Apollo vorzugsweise in der gewöhn-
lich angenommenen Stellung betrachtete. Das volle Ge-
sicht zeigt wenigstens bewegte Mienen und ernsten Ausdruck
wenn man aber langsam in die von mir als die richtig be-
zeichnete Stellung übergeht B) und allmählig das Gesicht
des Apollo im Profil erseheinen sieht, so verliert dasselbe
jeden Ernst und zeigt Milde und Güte. Man könnte im
Profil eher ein Lächeln als Zorn und Hohn erkennen. Mit
diesem milden Ausdruck steht auch der Oelbaumstamm
mit der Sehlange als erklärendes Attribut in Zusammen-
hang. Auch ist der Gott nicht in hastiger Bewegung des
Zorns , sondern er hemmt den Schritt mit Gemessenheit.
Seine Haltung und Geberden zeigen ebenso wie das Ant-
litz Hoheit und göttliche Erhabenheit. Er wendet das
Haupt nach einer seinem Schritt entgegengesetzten Rich-
tung und hält auch die Aegis nach dieser Seite hin. Dies
veranlasst zu. der Annahme, dass der Gegenstand, auf den
er zugeschritten, seinen Standpunkt nach der linken Seite
4) Es ist zwar die Möglichkeit von verschiedenen Seilen be-
hauptet worden, das Band des Apollo StroganolT (vgl. Archaol. Anz.
1801 p. 214") könne ein Leierband sein, doch scheint mir der
beim Vatic. Apollo erhaltene Köcher hier auch auf den Apollo Slrog.
den Hiickscbluss zu erlauben, dass auch diese Figur das Köcherhand
trage und dies den fehlenden Köcher andeute.
') Ich habe diese Probe mit vielen ganz unbefangenen Personen
gemacht, die gar nichts von der Streitfrage ahndeten und alle fanden
denselben (.'ehergang von Erhabenheit zur Milde. Mehrere wollten
sogar ein Liebeln erkennen.
hin verändert habe. Aus diesem Grunde hemmt der Gott
den Schritt und wendet Arm und Haupt, um dann erst den
Schritt zu ändern, eine sehr naturgemässe Folge. Diese
letzten Fragen führen uns nun schliesslich zu dem Motiv
der Aegis und zu dem Grunde, welcher den Gott be-
stimmte, den Blick zu wenden und den Schritt zu hem-
men. Ehe wir Beides beantworten, finden wir als Resultat
unserer Betrachtungen:
13) Der Vaticanische Apollo und der Apollo Stro-
ganoff haben dasselbe Motiv.
11, 14) Beide tragen die Aegis in der linken Hand
und richten den Blick und das Attribut nach der linken
Seite.
15, 16) Gesicht und Haltung Beider zeigen Erhaben-
heit und Milde gemischt.
7) Deshalb ist auch der Oelbaumstamm mit der
Schlange als Symbol der Milde und Heilkraft absichtlich
hinzugefügt.
10, 17, 18) Beide hemmen den Schritt, weil der Ge-
genstand ihres Handelns den Standpunkt verändert hat.
6) Man erkennt dies und den Gesichtsausdruck am
richtigsten, wenn man die Statue im Profil betrachtet.
Als Motiv der Aegis und der Haltung der Statuen
nimmt Stephani an, dass Apollo, von Zeus mit der Aegis
ausgerüstet, zur Hülfe für die Trojauer herbeigeeilt sei
und die Griechen mit derselben zurückschrecke. Wie be-
denklich diese Annahme sei, namentlich wie es sich er-
kläre, dass der Gott die Angriffswaffe in der linken
Hand trage, während die rechte unthätig sei, dies zu zei-
gen, ist namentlich der Inhalt von Wieseler's Schrift, auch
ist darauf in der Archäologischen Zeitung (18G1. Anz.
p. 214*) hingewiesen worden. Indem ich mich in dieser
Beziehung an Wieseler anschliesse, will ich dessen Mei-
nung nicht wiederholen und nur das hervorheben (vgl.
Wieseler Ap. Strog. p. 63 ff".), dass sowohl der Oelbaum-
stamm mit der Schlange, als auch meines Erachtens der
milde Ausdruck des Vat. Apollo der Stephanischen Ansicht
entgegen steht.
19) Welches ist nun das Motiv der Aegis und der
Haltung beider Statuen? Ich gehe bei Beantwortung die-
ser Frage von zwei Anhaltspunkten aus, einerseits von dem
deutlich hervorgehobenen Attribut des Oelbaumstammes
mit der Schlange, andererseits von einem meines Erach-
tens noch von Niemand hervorgehobenen Umstand, dass
der Vaticanische Apollo so dargestellt ist , als wenn er
von der Höhe herabschreitet. Beim Apollo StroganoiT
lässt sich hierüber wenig entscheiden , da dessen Fussge-
stell modern ist (Wieseler Apollo Stroganoff p. 70). Beim
Vaticanischen Apollo dagegen ist der zurücktretende Schen-
kel mit einer weit höheren Unterlage versehen , als zum
Sehreiten in der Ebene nothwendig ist. In der Ebene ist
diese Darstellung gezwungen, die beim Herabschreiten ganz
natürlich erscheint. Aus diesen beiden Voraussetzungen
mache ich den Sehluss, dass Apollo in einer Handlung
des Schutzes dargestellt ist, zu welcher er vom Olvmpos
herabeilt. Diese Handlung wird uns bei Homer Ilias XXIV.
20 ff. berichtet, wo Apollo herabeilt und den Leichnam
des Hekt.or bei der Schleifung durch Achilles vor Ver-
letzung beschützt. Zu diesem Zweck breitet er die Aegis
über ihn, die als Schutzwaffe sehr wohl in der linken
Hand gehalten werden kann. Bei dieser Annahme kön-
nen wir auch die Wendung des Hauptes und Armes leicht
erklären, Apollo hat von oben die Schleifung des Ilektor
bemerkt und schwebt herab, um ihn zu schützen. In-
zwischen ist Achills Wagen nach links vorwärts geeilt, so
dass Apollo nun dorthin seinen Blick wendet, und eben-
falls die Aegis zum Schutz nach derselben Gegend richtet.
357*
358*
Die Hemmung seines Schrittes geht daraus hervor, dass
er in demselben Augenblicke dargestellt ist, wo sein Fuss
den Erdboden betritt, und zwar nach der Richtung hin,
wo kurz zuvor der Wagen des Achilles ihm gegenüber-
gestanden hätte. Fragen wir nun noch nach der rechten
Hand und ihren Attributen, so können wir zu diesem
Zweck verschiedene Vaseubilder vergleichen B), auf denen
Apollo bei Hektors Kampf mit Achilles gegenwärtig ist
und einen Pfeil in der Hand trägt. In Rücksicht auf
diese Analogien, die uns Apollo ebenfalls als schützende
Gottheit zeigen, könnte man auch in der Hand des Vati-
canischen Apollo einen Pfeil vermuthen, den er aus dem
geöffneten Köcher genommen. Ihm nach Analogie einer
Amphora (Gerh. Auserl. Vaseub. Taf, 204. Överbeck
Taf. XIX. 4.) einen Bogen in die rechte Hand zu geben,
scheint deshalb bedenklich, weil der grössere Bogen die
Statue überladen würde, ein Umstand, der bei dem klei-
neren Pfeile nicht zu befürchten ist.
Ich wüsste keine Handlung, welche zu dem Ausdruck
des Vaticanischen Apollo sowohl im Gesicht als in der
Haltung und ebenso zu dem Attribut des Oelbaumstammes
mit der Schlange in grösserem Einklang stände, als die
Beschützung Hektors. Der Ernst, welchen das volle
Gesicht der Statue zeigt, ist dem Achilles zugewendet, die
Milde, welche der Beschauer im Profil erkennt, spricht
die Theiluahme für den gefallenen Helden aus, und die
Hoheit, die erhabene Majestät des Antlitzes, in welcher
sich Ernst und Milde vereinigen, entspringt aus dem
Selbstgefühl des Gottes, welcher sich bewusst ist, dass
schon das Ausstrecken seiner Hand genügt, um die Ge-
waltthat des Achilles zu überwinden und den gefallenen
Helden zu schützen. Auch wüsste ich keine Handlung,
aus welcher Winckelmanns Worte sinniger abgeleitet wer-
den können, welcher in begeisterter Rede von dem Vati-
canischen Apollo sagt: 'Auf seiner Stirn schwebt der Götter
Friede in seliger Stille'.
Greifswald.
Th. Pyl.
2. Apulische Vasenbilder.
Perseus, Pentheus, Andromeda.
In einem kürzlich erschienenen Heft akademischer
Abhandlungen ') hat Hr. Giulio Minervini mehrere Aufsätze
veröffentlicht, die sich zum Theil mit der Erläuterung einer
Reihe von zugleich publicirten Kunstwerken des National-
museums in Neapel beschäftigen.
1. Das erste der publicirten Monumente ist eine schon
bekannte-') aber noch nicht edirte Patera aus Ruvo, die
40 Centimeter Breite hat. Die Aussenseite dieser Schale
ist mit zwei roth auf schwarz gut ausgeführten Darstel-
lungen geschmückt, deren jede aus vier symmetrisch ein-
ander entsprechenden Figuren componirt ist.
Auf der einen Seite ist Pentheus (PEI^GEYZ)
6) Vgl. Gerbard Auserl. Vasenb. Taf. 202, 4. 5 vgl. 1. 2. Taf. 204.
Överbeck Gallerie heroischer Bildwerke Taf. XIX, 3. 4. p. 451 IL
') Memorie accademiche di Giulio MinerviDi. Napoli 1862. 4.
Von Minervini, seit langer Zeit dem einzigen Mann der aus Neapel
uns Denkmäler zuführt und dem Reichthum dortiger antiker Kunst-
werke als Schatzmeister zur Seite steht, nach mehrjähriger Unter-
brechung eine neue Arbeit erhalten zu haben, ist allzu erwünscht
als dass wir es unsversagen könnten den Inhalt derselben ausführ-
licher als wir sonst pflegen hier mitzutbeilen. A. d. H.
■) 0. Jahn Einleitung in die Vasenkunde S. XLI Anm. 234, c.
Diese Vase erläutert Minervini in der ersten Abhandlung (p. 1— 32).
im Kampf mit drei Mainaden dargestellt3). Pentheus,
unbärtig, nackt, an der linken Seite das Wehrgehenk,
kniet mit dem rechten Knie auf einem Steinhaufen nieder,
hinter dem ein zweiastiger Baum aufspriesst; den linken
Arm in die Chlamys gehüllt, ist er im Begriff einen Speer
mit der Rechten gegen die gefährlichste Feindin zu ent-
senden, welche in rasendem Laufe von rechts her auf ihn
eindringt. In langem Chiton, mit einer gefleckten Nebris
über dem linken Arm, schwingt diese in der rechten Hand
ein Schwert, während sie mit der linken eine brennende
Fackel, wie eine Lanze, zum Stoss vorwärts richtet. Von
links kommen ihr zwei Gefährtinnen zu Hülfe. Die vor-
derste , in langem Chiton , auf dem Haupt eine Stephane,
hat mit der linken Hand die Lanze des Bedrängten an dem
hintern Ende fest getasst und streckt bereits die rechte da-
nach aus, sich auch des vorderen Theiles der Lanze, un-
mittelbar vor seiner Hand, zu versichern. In schweben-
der Tanzbewegung, mit zurückwallender Kleidung und
losgelöstem Haar, eilt die dritte Mainade heran, in der
Rechten das Schwert, in der Linken die Scheide schwin-
gend. Der lange Chiton ist von der rechten Brust her-
untergeglitten; ein kurzer Ueberwurf hängt über ihrem
linken Arm.
Will man überhaupt die einzelnen Mainaden benennen,
so wird man schwerlich mit Minervini (p. 7ss.) in der
Mainade mit Schwert und Scheide, die dem Pentheus vor-
läufig am wenigsten schädlich ist, die Mutter desselben
Agaiie erkennen, sondern am ersten in der ihn am meisten
bedrängenden mit Sehwert und Fackel; auch beim Euri-
pides (Bakchen V. 1107) greift zuerst Agaue ihren Sohn an,
ein Zug, der durch die tragische Nemesis fast nothwendig
gefordert wird. Noch weniger wird man dem neapolita-
nischen Gelehrten beistimmen, wenn er (p. 9) den Ver-
fertiger der Vase durch die Bakchen des Euripides (1081 ss.)
in besondrer Weise inspirirt glaubt, da ja doch Pentheus,
wie er selbst (p. 5) bemerkt, bei diesem Tragiker (a. O.
V. 1108ss.) keinen Widerstand leistet, sondern sein Heil
in demüthigstem Flehen sucht.
Auf der anderen Seite zeigt Athene dem Perseus
(PEPZEYZ) das Medusenhaupt in einer Quelle; links
ist eine Nike, rechts ein zuschauender Satyr*). Perseus,
mit Flügelhelm und Flügelstiefeln, sonst nackt, hat sich
bequem auf seiner Chlamys, rechts oberhalb der vierecki-
gen Einfassung der Quelle, die aus einer kleinen Oeffnung
dieser Cisterne hervorquillt, einen sanften Abhang hinauf
gelagert; auf den rechten Ellenbogen gelehnt, in der rech-
ten Hand die Harpe haltend und mit der linken neben
sich die aufwärts gekehrte Lanze aufstützend, neigt er sein
Haupt seitwärts nach rechts dem Wasserspiegel zu, um
darin das grässliche Haupt seiner besiegten Gegnerin zu
erblicken. Links von der Quelle hat die mit langem Chi-
ton bekleidete Athene, deren Haupt eine Stephane schmückt,
ihren linken Fuss auf den Abhang gesetzt; während sie
in ihrem rechten Arm einen Lanzenschaft ruhen lässt,
dessen Spitze hinter der Cisteme verborgen ist, hält sie
mit der ausgestreckten Linken das Medusenhaupt hoch
über dem Wasserspiegel und schaut nach dem Wider-
schein desselben hinunter. Hinter ihr schreitet die lang-
') Eine ähnliche Darstellung ist auf der von 0. Jahn Pentheus
und die Mainaden Taf. II, a publicirten miinchener Vase ; vgl. O.Jahn
Beschreibung der Vasensammlung des Kon. Ludwig S. 258 f.
■*) Nach Minervini (p. 11) sind ähnliche Darstellungen auf einer
von Gargallo in den Annali dell' Inst. 1850 tav. d'agg. A publicirten
Vase und auf einer von 0. Jahn in den Berichten der kön. Sachs.
Gesellsch. der Wissensch. 1857 S. 2S7f. erläuterten. Vgl. Gerhard
Etrusk. Spiegel Tafel CXX1I. CXXIV
359*
360*
bekleidete, beflügelte Nike heran, die irgend einen, auf
der Vase zum grossen Theil restaurirten, Gegenstand")
in beiden Händen vor sich trügt. Von der rechten Seite
ist ein wohlbeleibter Satyr, mit einer Nebris bekleidet,
herbeigeeilt. Um über den Band der Cisterne in den
Wasserspiegel zu blicken, hat er sich auf beide Fussspitzen
mit zusammengepressten Beinen erhoben und sein hurtiges
Haupt in die Höhe gereckt; dabei drückt er seinen Thyr-
sos mit dem linken Arm gegen den Leib und streckt die
rechte Hand mit einem Gestus des Staunens aus').
Mit Becht weist Minervini (p. 12s.) eine Deutung auf
Andromeda und Perseus zurück, da es durchaus unpas-
send ist dem zarten Mädchen das grässliche Gorgonen-
haupt in die Hand zu geben*); dass wir aber das wirk-
liche Medusenhaupt vor uus haben und nicht ein Abbild
desselben, wie es nach einer späteren Sage s) vor der
Bekämpfung der Gorgo dem Perseus von der Athene ge-
zeigt wurde, erhellt genugsam ") daraus, dass Perseus das-
selbe nur im Spiegel des Wassers zu betrachten wagt.
Hienach bleibt nur die Erklärung übrig, dass Athene
nach der Besiegung der Medusa, worauf auch die Nike
hinzuweisen scheint, das Ha.upt derselben dem Perseus im
Quell zeigt, eine Sage, die schriftlich allerdings nicht be-
zeugt ist. Für die Athene spricht übrigens auch der
Lanzenschaft und die Aegis, die auf der ähnlichen von
O. Jahn edirten Vase über den linken Arm der Göttin
geworfen ist und nach Minervini "') vielleicht nur wegen
Mangels einer Scherbe oder wegen schlechter Bestauration
auf unsrem Vasenbilde fehlt.
Minervini erkennt (p. 31) in unsrer Vase einen my-
stischen Sinn und eine Beziehung der beiden Seiten auf
einander mit Anspielung auf den dionysischen Cult, indem
er das Band beider Darstellungen in dem Satyr sieht,
der sich verwundert und gleichsam versteinert beim An-
blick des Perseus zeige. Die Darstellungen sind ohne
solche mystische Nebenbezüge durchaus klar, und die Ge-
genwart des Satyr, der zur Vervollständigung und Bele-
bung der Scene eingeführt ist, wird durch die bekannte
Neugierde dieser Waldbewohner vollständig motivirt. Die
ten Erörterungen daher übet die siegreichen Kämpfe,
die Perseus mit Bakchos führte (p. 16ss.), über das Grab
des Letzteren in Delphi und das seiner Anhängerinnen in
Argos (p. 18 ss.), über den tieferen Sinn dieser Mythen
-') Minervini p. 10: tili oggello in gran parle ili restauro, che
sembra vna tnbella o nun cassetta. Letzterem gielit er den Vor-
zug wenn er p. 13 vennulliet; quetto oggetto polrebbe accennare
alle riltriri heinlr, ehr coflteneva.
"■) Ob der Satyr versteinert sei durch den Anblick der Gorgo,
oder nicht, liisst sich schwerlich ausmachen; Minervini hält ihn p. 14,
wo er ;i ns seinem Gehahren beweisen will, dass das wirkliche Gor-
gonenbaupt dargestellt sei, für ■petrifleato äalla vinta della gorgo-
nictt lexln. wahrend er p. 3 I . WO er in dem Auftreten desselben den
Husdrucs für den Antagonismus des bakchischen Elements gegen den
Perseus sucht, ihn vielmehr als mararigtiato e quasi Impielraln all'
atpetto iii Versen betrachtet.
') Auf fünf bekannten pompeianisrhen Gemahlen ist dargestellt,
wie Perseus der Andromeda das Medusenhaupt in einer Quelle zeigt;
rgl, weitet unten.
*) Nicht bloss nach schriftstellerischer Deberlicfcrung (vgl. Tzetzes
ail l.vcciphr. MiS . sondern auch auf Monumenten wurde l'erseus von
der Athene auf den Kampf mit der Gorgo vorbereitet; vgl. den
etru'ki-i lien Spiegel der Gallerie in Florenz bei l.crhard Etruskiscbe
Spiegel tav. i:\Mll.
'I Minervini sucht es auch durch die angebliche Versteinerung
des Satyrn zu begründen; vgl. Anm. 5.
" I Minervini sagt p. 13 von dem Mangel der Aegis: i7 che e
forte dovulo atta mancanza ili qvatche frammenlo, Ovrero a male
tiegvlto reflauro.
(p. 26 ss.), über den mit verschiedenem Glücke von Per-
seus und Pentheus gegen den Dionysos ausgeübten Anta-
gonismus, der sich in ihren eben deswegen besonders vom
Verfertiger der Vase hingeschriebenen Namen ausdrücke
(p. 29s.), scheinen nichts zum tieferen Verständniss der
Darstellungen beizutragen. Nicht erspriesslieher ist die
Schlussbemerkung (p. 32). dass die dargestellten Gegen-
stände sich nicht bloss durch die mystischen Ideen, die
sie wecken, sondern auch durch die Namen der Haupt-
personen besonders für die Grabesbestimniung der Vase
eignen.
2. Das zweite Monument, welches Minervini auf drei
Blättern publicirt, ist eine schon rühmlichst bekannte "),
prächtige Amphora desselben Museums aus Canosa ').
Den Bauch derselben schmücken zwei Reihen von Darstel-
lungen, die durch einen dritten schmaleren Streifen, der
mit Fischen und anderen Seethieren ausgefüllt ist"), von
einander getrennt sind.
Die obere Reihe '*) nehmen zwei getrennte Scenen
ein. Auf der Vorderseite ist die dem Ungeheuer ausge-
selzle Andromeda , umgehen von fünf trauernden Angehö-
rigen, dargestellt '''). Andromeda, in langem breitge-
gürtetem Chiton, mit Sandalen, geschmückt mit Armbän-
dern und Halskette und einem Diadem , von welchem
schleierartig ein Obergewand bis zu den Kniekehlen herab-
wallt, steht inmitten des Bildes auf einer zierlichen Fuss-
bank mit ausgebreiteten Armen durch Klammern an zwei
Bäume angefesselt, deren Zweige abgehauen sind. Weh-
muthsvoll neigt sie ihr langlockiges Haupt nach links hin
der Mutter Kassiepeia zu, die bekümmerten Angesichts,
mit wankenden Knieen, vorübergebeugt und auf einen weis-
sen, oben gekrümmten Stab mit der Rechten gestützt, von
einem Jüngling, der trauernd sein Antlitz zurückwendet,
von rechts herangeführt wird. Das mit breitem senk-
rechtem Streifen vorn ausgestattete Uutergewand und das
bunte Obergewand, in welches sie beide Arme und Hände
gehüllt hat, die gestickten Schuhe und die hohe rothe
Tiara auf ihren greisen Locken bezeichnen sie als Königin;
der junge Mann, welcher sie vorsorglich mit beiden, eben-
falls ins Gewand gewickelten, Händen am linken Arme
unterfasst, ist mit weisser phrygischer Mütze, Anaxyriden,
Chiton und Chlamys angethan. Hinter diesem steht ein
junges Mädchen mit losgelösten langen Locken, der
Andromeda zugewendet, in Schuhen, langem Chiton und
Obergewand bis zu den Knien; traurig birgt sie ihr Ant-
litz in der Linken, die wie der ganze Oberkörper eng in
das Obergewand eingehüllt ist. Links von der Andromeda,
von dieser abgewendet, sitzt ein zweites Mädchen auf einer
") Gefunden im Jahre I So 1 von Vito Lacrosta in einem Grabe
zu Canosa zugleich mit der Dariusvase und sechs andern schönen
Gefassen. Besprochen im Bullettino arch. Nap. INuov. serie II p. 1 7 1 ss.;
Gerhard Arrha. .1 Zeit. 1857 S. 57; 1858 S. 53; Fedde Dissert. de
l'erseo et Andromeda. Berolini 1800 p. 50 ss. Minervini's zweite
Abhandlung bespricht diese Vase auf p. 33 — 51.
'■') Die Form ist die unter no. 52 bei O. Jahn, ein incensiere;
sie ist auf dem ersten Dlsitt publicirt.
'3) Diese Seetbiere werden von den beiden neapolitanischen
Professoren Costa, Vater und Sohn, in einem Anhange zu Minervini's
Abhandlung auf p. 61 ti i erläutert.
") Auf dem zweiten Blatte nebst dorn Mittelstreifen mitgetheilt;
der unterste Streifen nimmt das dritte Blatt ein.
' ) Grosse Aehnlichkeil hat eine Vase der Sammlung Santangelo:
Bull. Arch. Napol. III p. IS; Arrhaol. Zeil. 1848 S. Ü 22; Fedde de
Persco et andromeda p. 53. Minervini p. 40. Auch eine andre
Vase, die Schulz (Annali dell' Inst. 1838 p. 184) im Besitz des
Neapolitaners Casanova sah, scheint sehr ähnlich zu sein: Fedde a. O.
p. 54.
361*
362*
umgestürzten Hydria, an den ihr zunächst stehenden
Baumstamm mit dem Rücken angelehnt; in den auch über
den Hinterkopf heraufgezogenen weiten Peplos bis auf den
mit Armbändern geschmückten linken Vorderarm, den
Vorderkopf und die nackten Fasse eingehüllt, stützt sie
in traurigem Sinnen ihr Haupt auf den rechten Arm,
welcher offenbar mit dem Ellenbogen in der auf den
rechten Schenkel aufgelegten rechten Hand ruht. Deber
sie hält eine fast ganz im Rücken sichtbare, neben ihr
stehende Dienerin, deren nach rechts gerichtetes Gesicht
im Profil gezeichnet ist, einen Sonnenschirm ; sie hat kurzes
krauses Haar und ist bis auf die nackten Füsse mit einem
einfachen im Rücken lose zusammengeschnürten Gewände
bekleidet; ein Ueberwurf hängt über ihrem linken Arm
und eine von der rechten Schulter schräg über den Rücken
laufende Schnur scheint bestimmt zu sein, den Sonnen-
schirm zu tragen. Abgesehen von einem zierlichen Spiegel,
der rechts von der Fussbank gegen den Baumstamm ge-
lehnt ist, sind auch die oberhalb der Figuren gelassenen
Lücken mit weiblichem Spiel- und Schmuckgeräfh ausge-
füllt: links vom Haupte der Andromeda ist ein Ball, rechts
ein an einem Pflock aufgehängter kleiner Kasten, dann
eine Lekythos "•), ein Spiegel, ein zweiter Ball und hinter
dem äussersten Mädchen rechts eine Tänie. — Auf der
Rückseite erblickt man in nachlässiger Zeichnung den
ruhenden Dionysos, der von einem heranschwebenden Eros
und einer hinter ihm stehenden Bacchantin bekränzt wird,
ausserdem links vor ihm eine zweite stehende Bacchantin,
und rechts am Ende einen unbärtigen Satyr.
Den untersten Streifen füllt eine einzige, allerdings
nicht zu strenger Einheit verbundene, Darstellung aus:
Persans im hitzigsten Kampfe mit dem Ungeheuer, be-
kränzt von einem Eros und umgehen von fünf Nereiden
auf Seelhieren. Perscus, ungefähr in gerader Linie un-
terhalb der Andromeda, auf dem Haupt den Flügelhelm,
au dem vorn das Medusenhaupt angebracht ist, an den
Füssen die Flügelstiefel, schräg über die Brust den Riemen
des Wehrgehenks und mit flatternder Chlamys, holt mit
der Rechten zum Schlag mit der Harpe aus, während er
mit der Linken das Ungethüm fest im Nacken gepackt
hat. Dieses, in der gewöhnlichen Gestalt der Seedrachen
dargestellt, hat, schon an zwei Stellen verwundet, in ge-
waltigen Windungen etwa mit der Mitte seines Schlangen-
leibes das rechte Schienbein und mit dem Schwanzende
den linken Knöchel des Helden umwunden uud sucht zu-
gleich, wenn auch vergebens, mit dem aufwärts gerichteten
langen Rüssel demselben beizukommen. Der Eros, nackt,
aber reich geschmückt, in kleiner Gestalt mit grossen Flü-
geln von rechts heranschwebend, ist im Begriff mit der
rechten Hand einen Kranz um die Kopfbedeckung des
Perseus zu legen, während er mit der Linken einen zweiten
Kranz an einem Bande nach sich zieht. Die drei Nereiden
dem Perseus zunächst drücken ihre Erregung über den
Kampf, der sie aus ihrer Ruhe aufgescheucht hat, und
dem sie jetzt ihre Aufmerksamkeit zuwenden, durch leben-
dige Handbewegungen aus; sie sind alle drei mehr oder
weniger leicht bekleidet und mit allerhand Zierrath ge-
schmückt. Die Nereide links von der Hauptgruppe streckt
die linke Hand von sich und legt die rechte auf den
Delphin, welcher sie trägt ; die zweite Nereide, rechts von
Perseus, hat ihre rechte Hand unwillkürlich zwischen den
aufregenden Anblick und ihr Antlitz erhoben, während sie
die linke um den Nacken des Hippohampen legt, auf dem
sie sitzt; die auf diese folgende dritte Nereide streckt
die Rechte mit krampfhaft gespannten Fingern aus und
l() Von der Form no. 72 bei Jahn a. 0.
schlingt den linken Arm um den Bauch einer Sepia. —
Die vierte und fünfte Nereide auf der Rückseite, ebenfalls
geschmückt und etwas schwerer als die vorigen bekleidet,
sind mit einander in Unterhaltung begriffen. Die vierte
stützt sich mit der Rechten auf den Rücken des Drachen.
auf dem sie reitet, und streckt die Linke aus, um, wie es
scheint, von der fünften Nereide, die sich nach ihr zurück-
wendet, den mit der linken Hand dargebotenen Ball in
Empfang zu nehmen. Erstere hat an dem linken Fuss
einen weissen Schuh, während der Schuh vom rechten
Fuss herabgeglitten ist und etwas weiter rückwärts erblickt
wird; letztere hält sich mit der Rechten an einer Sepia
und hat dem Beschauer den Rücken zugewendet. —
Die Lücken unterhalb der Figuren sind mit Seethieren
ausgefüllt; oberhalb nimmt mau einen Vogel mit einer
Tänie und einen Stern wahr.
Der ohne Zweifel dargestellte Gegenstand und die
Hauptpersonen Andromeda, Kassiepeia und Perseus, siud
von Minervini erkannt, und es wird von ihm für die An-
wesenheit der Kassiepeia auf Ovid und die Schoben des
Aratos (p. 43) ,T), für den Drachenkampf uud die Anwe-
senheit des Eros wie der Nereiden ebenfalls auf Ovid1'')
verwiesen (p. 46 s.). Die weitere Erläuterung der Vase
jedoch geht weniger von einer unbefangenen Würdigung
des wirklich Dargestellten und des sonst Ueberlieferten,
als von unbewiesenen Voraussetzungen, zum Tbeil der
abenteuerlichsten Art, aus.
Die Besonderheit, dass Andromeda an zwei Bäume
angefesselt ist, deutet (nach p. 40s.) auf die Ueberschwem-
mung, welche Poseidon zugleich mit dem Ketos über Ae-
thiopien verhängte, das Schmuck- und Spielgeräth auf
die frühere Lebensweise der Königstochter (p. 42), die
allgemeine Trauer der Anwesenden auf die, von einem
byzantinischen Antiquar'4) bewahrte, spätere Benennung
des Aussetzungsplatzes Threnodia (p. 44), der der vierten
Nereide entfallene Schuh auf den Namen des Ortes San-
dalion in Lykaonien (p. 4Sss.) '"), der Gestus der zweiten
Nereide, welcher Abwehr des Lichtes bezwecken soll, auf
die solarische Natur des Perseus und vielleicht auch den
astronomischen Ursprung des ganzen Mythos, oder auf
Furcht vor dem Gorgonenhaupte (p. 47s.). Die Willkür
aller dieser Einfälle macht eine ernstliche Widerlegung
unmöglich.
Ferner soll das Mädchen, welches ihr Antlitz verhüllt,
eine Schwester der Andromeda sein und die auf der Hy-
dria sitzende Jungfrau die Nymphe der Quelle, in welcher
Perseus später seiner Geliebten das Haupt der Medusa
zeigte (p. 44s.). Von einer Schwester der Andromeda
weiss iudess weder schriftliche noch monumentale Ueber-
lieferuug sonst etwas, und für eine Nymphe ist denn doch
die Beschützung durch einen Schirm äusserst auffallend;
freilich behauptet Minervini (p. 45) gegen den Augenschein,
dass der Schirm für die Andromeda bestimmt sei.
In Anknüpfung an die Dariusvase, die nach den Per-
sern des Aeschylus gearbeitet sein soll, setzt Minervini
ferner voraus, dass unser, mit jener Vase zusammengefun-
denes, Gefäss von demselben Künstler nach dem zur Per-
sertrilogie gehörigen Stücke Phineus componirt sei. Indem
") Ovid Metamorph. IV, C91s. Schob ad Arati puaenom. p. 2'».
Uebrigens ist nach Ovid ausser der Mutter auch der Vater Kepheus
zugegen, und im Sternhilde sitzt die Kassiepeia auf einem Sessel.
,9) Ovid a. 0. IV, 724 ss. 758s. 747s. Bei Ovid v. 758s. er-
scheinen Hymenaeus und Amor nach dem Siege, und v. 7S7ss
verwundern sich die Nymphen des Meeres über die durch den Blick
der Medusa neu entstandenen Korallen.
") Banduri Imper. Orient. I p. 105.
") Strabo XII, 0, 4. C. 509.
363*
3Ö4*
er weiter annimmt, dass der weniger berühmte Bruder des
Kepheus, Namens Phineus, dem übrigens uns durchaus
unbekannten aeschyleischen Stücke den Namen gegeben
habe, glaubt er schliesslich, dass jener phrygisch geklei-
dete Jüngling unsrer'Vase eben dieser Phineus, der frü-
here Verlobte der Andromcda, sei (p. 51). Allein einer-
seits hatte doch dieser Bräutigam, der selbst sich gescheut
hatte für seine Braut einzustehen, allen Grund sich in
diesem Augenblicke fern zu halten, wie er auch nach kei-
ner Ueberlieferung bei der Aussetzung zugegen war, und
andrerseits passt das unbedeutende, jugendliche, ja sanfte
Aeussere des dargestellten Jünglings keinesfalls für den
Phineus, der nach der Sage der Oheim der Andromeda
und später der wilde und grausame Gegner des Perseus war.
Bei alledem hat Minerviui Recht, wenn er den Dar-
steller von der griechischen Tragödie inspirirt glaubt,
welche anerkanntermassen ") Vasen unsern Styls oft zu
Grunde liegt. Der theatralische Pomp des Kostüms in
der Hauptdarstellung der oberen Reihe, namentlich an der
Kassiepeia und Andromeda, der sinnlich leidenschaftliche
Ausdruck der ganzen Scene, besonders wieder in dem wohl-
berechneten Jammerbilde der alten Mutter, führen auf die-
selbe, und zwar mehr auf die, überhaupt in Vasengemälden
unsrer Gattung in hervorragender Weise ausgebeutete,
euripideische und nacheuripideische, als auf die ältere.
Findet es sich nun , dass Sophokles und Euripides eine
Andromeda gedichtet haben, so werden wir in einer von
diesen Quellen die Anregung zu unsrer Darstellung suchen,
und begreiflicherweise eher in dem euripideischen Stücke,
selbst wenn es nicht, wie es wirklich der Fall ist, das
entschieden berühmtere gewesen wäre. Was sich über
das Drama des Euripides feststellen lässt, bestätigt die
Vermuthung: Andromeda erschien darin, wie sie an der
Meeresküste angefesselt dem Ungeheuer ausgesetzt war;
der Chor bestand aller Wahrscheinlichkeit nach aus Al-
tersgenossen der Protagonistin und solche sind in den
beiden trauernden Mädchen zu erkennen ; der Kampf, der
auf der Bühne natürlich nur von einem Angelos berichtet
wurde, wurde nach den Fragmeuten der ennianischen Bear-
beitung dieses Stücks mit der Harpe, nicht mit dem Gor-
goneion geführt; Eros wurde in berühmten Versen von
Perseus zu Hülfe gerufen, bevor er in den Kampf ging.
Die Anwesenheit der Kassiepeia lässt sich aus den Frag-
•') 0. Jahn Einleitung in die Vasenkundc p. CCXXV'ss.
menten nicht erweisen, ist indessen der Natur der Sache
nach höchst wahrscheinlich. Nunmehr bleibt nur der
phrygisch gekleidete Jüngling zu erklären, in dem ich aus
oben angegebenen Gründen nicht den Phineus, noch auch
den Kepheus, sondern einen Diener der Königin erkenne,
welcher innerhalb der Darstellung der Dienerin entspricht.
In Betreff der Hydria, auf welcher das eine Mädchen sitzt,
ist auf die ähnliehe Figur der ficoronischen Cista zu ver-
weisen32).
Von p. 52 — 59 bringt Minervini einige wenig bedeu-
tende Bemerkungen über die in den Monumenten des
Instituts VI, 40 edirte pränestinische Cista und über die
von Birch in der Archaeologia XXXVI p. 53 — 70 publi-
cirte Vase des brittischen Museums.
Auf den letzten fünf Tafeln werden die schon im
Museo Borbonico publicirten Gemälde pompeianischen und
herculaneischen Fundorts von neuem edirt, welche insgesamt
darstellen, wie Perseus der Andromeda das Gorgoneion in
einer Quelle zeigt"3). In der beigegebenen Abhandlung (p.
65 — 81) will Minervini die Entstehung des Mythos erklä-
ren, der von Schriftstellern uns nicht überliefert wird: er
glaubt ihn an den Namen der Stadt Ikonion anknüpfen
zu dürfen, welche erst nach der Ankunft des Perseus und
Befreiung der Andromeda durch ihn, wie ein byzantini-
scher Antiquar2*) berichtet, diesen Namen bekam, und
das Andenken an beide in ihren Bildsäulen bewahrte.
Endlich werden noch die Inschriften von drei neuer-
dings in Puteoli ausgegrabenen Piedestalen publicirt, die
dem Antoninus, der Faustina und dem Marc Aurel vom
Collegium der puteolanischen Scabillarier dedicirt sind;
die Abhandlung (p. 83 — 117) beschäftigt sich vorzüglich
mit Besprechung dieses Collegiums.
Brandenburg a. H. Fr. Fedde.
2!) Die oben vorgetragene Vermuthung habe ich schon in mei-
ner Dissertation p. 52 s. auf Grund der im Bullettino Nap. a. 0.
gegebenen Beschreibung aufgestellt, und ich finde mich darin nach
Vergleichung der Abbildung bestärkt; nur von der Erklärung des
phrygisch gekleideten Jünglings auf Kepheus nehme ich jetzt natür-
lich Abstand.
") Alle fünf Gemälde sind im Museo Borb. IX, 39; XII, 49— 52
publicirt und daselbst von Bechi besprochen. Die vier ersten sind
in Pompeji gefunden ; das letzte in Herculaneum ausgegrabene ist
bereits in den Pitture d'Ercol. III, 12 p. 17 edirt. — Vgl. Fedde
a. 0. p. 60 ss.
'*) Banduri a. 0. I p. 105 s.
3. Neue Schriften.
Aschergon (F.): Umrisse der Gliederung des griechischen
Drama. Leipzig 1862. 28 S. 8.
lienndorf (0.): de Anthologiae graecae epigrammatis quae
ad artes speetant. Lipsiae 1862. 76 S. 8.
Braun (E.): Römische Baudenkmäler mit einem Vorwort
von J. Marquardt. I. 70 S. 8. (Aus dem Philologus).
Guetlechens (It.): die Antiken des fürstlich Waldeckischen
Museums zu Arolsen. Arolsen 1862. 142 S. 8.
GöttUng (C.) : de Ericapaeo Orphicorum numine. Jenae
1862. 12 p. 1.
_- — additamentum ad tabellam aheneam Romanam quae
a Goetlingio edita est MDCCCLVIIII. Jenae 1862.
5 p. 4. (Zum Lectionskatalog).
Hühner (E.): die antiken Bildwerke in Madrid. Berlin
1862. 8. VIII, 356 S. mit 2 Tafeln.
Afinervini (G.): Memorie accademiche. Napoli 1862.
117 S. 9 Tafeln. 4. [Vgl. oben S. 357* ff.].
Iioss (L.): Erinnerungen und Mittheilungen aus Grie-
land. Mit einem Vorwort von Otto Jahn. Berlin 1863.
8. XXX, 313 S.
Susemild (f.): die Lehre des Aristoteles vom Wesen der
schönen Künste. Greifswald 1862. 28 S. (Einladungs-
schrift zu 1862).
Welcher (F. G.): Griechische Göttcrlehrc. Dritter Band.
Göttingen 1862. XXXII, 233 S. 8.
Herausgegeben von /•.'. Gerlturd.
Druck und Verlag von G. Reimer.
365*
366*
ARCHÄOLOGISCHER ANZEIGER.
Zur Archäologischen Zeitung, Jahrgang XX.
M 168.
December 1862.
Wissenschaftliche Vereine: Winckelmannsfeste (Rom, Berlin, Bonn, Göttingen, Greifswald, Hamburg, Kiel). — Ausgra-
bungen: Briefliches aus Neapel; Aus Trient und Bologna. — Litteratur: zur Topographie von Athen; zum Vatica-
nischen Apoll.
I. Wissenschaftliche Vereine,
Winckelmannsfesle.
Rom. Am 12. December d. J. feierte das archäo-
logische Institut unter dem Vorsitz seiner Secretare
der Herren Henzen und Brunn in üblicher Weise den
Gedächtnisstag Winckelmanns. Herr v. Eeumont eröffnete
die Sitzung in seiner Eigenschaft als berathender Beisitzer
der Centraldirection. Nachdem er der Bedeutung Winckel-
mann's sowohl in Bezug auf die Archäologie als auf die
gesamte Kulturentwicklung gedacht hatte, gab er eine
Uebersicht der im letzten Sommer gemachten archäolo-
gischen Entdeckungen und der in derselben Zeit er-
schienenen bedeutenderen Werke archäologischen und
antiquarischen Inhalts, und berichtete schliesslich über den
Stand der Publicationen des Instituts und über die Er-
gebnisse einer im Auftrage des Instituts unternommenen
Bereisung Etruriens. — Hierauf handelte Professor Hen-
zen über die Inschrift der Basis einer Statue des Hadrian,
welche demselben vom athenischen Volke vor seinem Re-
gierungsantritte nach Führung des Arehontats errichtet
worden war. Sie wurde zu Athen im Dionysostheater bei
den unter Strack's Leitung angestellten Ausgrabungen ge-
funden und enthält die Aemter Hadrians von dem höch-
sten, dem Consulat an, in absteigender Reihenfolge. Pro-
fessor Henzen ging die einzelnen Aemter durch , ergänzte
und berichtigte aus der Inschrift die historischen Nach-
richten, namentlich des Spartian, und wies schlieslich nach,
dass das Archontat Hadrians iu das Jahr 112 n. Chr.
fällt, dass also die Inschrift um eben dieses Jahr ver-
fasst sein muss. Abdrücke der Inschrift wurden vertheilt
und trugen wesentlich zum Verständniss dieses gehaltrei-
chen Vortrags bei, dem die Versammlung mit gespannter
Aufmerksamkeit folgte. — Professor Brunn handelte über
eine Büste des Museo Chiaramonti, welche bisher für
einen Odysseuskopf erklärt worden war. Er verglich mit
ihr den Kopf eines sicher bestimmten Odysseus aus dem-
selben Museum, zeigte wie diese beiden Köpfe sowohl
in einzelnen Zügen als im Gesamteindrucke von einander
völlig verschieden sind, und erwies durch genaue Darle-
gung des Charakters des Odysseus, dass dieser durch die
gedachte Büste nicht dargestellt werden konnte. Hierauf
schilderte er die charakteristischen Merkmale des He-
phaestosidcals, wies dieselben auf jener Büste nach und
erklärte sie somit für ein Bild des Hephaestos. Bei der
Seltenheit unzweifelhafter plastischer Darstellungen dieses
Gottes erschien das gedachte Ergebniss wichtig genug um
es als Bereicherung der Kunstmythologie willkommen zu
heissen. — Professor Eiiiif Woljf stellte eine antike Mar-
morvase mit gefälligen Darstellungen von Tritonen und
Seethieren zur Ansicht aus. — Die Versammlung war
zahlreich besucht und durch die Gegenwart hoher Gäste
aus den ersten Kreisen der Gesellschaft beehrt. — Zu
Correspondenten des Instituts waren auf Anlass dessel-
ben Festes erwählt: zu Rom die Herren Dr. H. Jordan
aus Berlin, Dr. E. Pinder aus Berlin, Dr. Beifferscheidt
aus Bonn und der Bildhauer Zur Strassen; zu Corneto der
Canonicus Dominica Sensi, zu Volterra der Canonicus
Fllippo Gorl; zu Venedig Hr. Vincenzo Litzen-, zu Udine
Professor Pironu; in Dalmatien Hr. Glavinic zu Spalatro,
Hr. Ferrari in Zara, Hr. Kasnacic zu Ragusa und Hr.
Machieda auf Lesina; ferner in Deutschland der Bildhauer
v. Launllz zu Frankfurt a. M., in Russland Dr. C. Lugebil,
endlich in Spanien die Herren Boffarull y Sartorio und
Camparier y Fuertes, beide zu Barcelona.
Bkrlin. Am 9. December d. J. feierte die hiesige
archäologische Gesellschaft unter Vorsitz der Hefren
Gerhard und Friedericlhs iu der seit dem J. 1841 befolg-
ten Weise den Gedächtnisstag Winckelmanns. Da dieser
Tag zugleich als Stiftungsfest der Gesellschaft betrachtet
wird, so sprach Hr. Gerhard zuerst über deren bisherige,
neben dem Zusammenwirken günstiger Umstände haupt-
sächlich dem treuen Anschluss an Winckelmanns Vorbild
und Lehre verdankte Wirksamkeit, wie solche aus den
Sitzungsberichten der Gesellschaft, aus den zahlreichen
Jahrgängen ihrer Zeitschrift und aus ihren Festprogram-
men auch dem grössern Publikum bekannt geworden ist.
Das gute Glück reicher Kräfte und wichtiger Mittheilun-
gen hatte die Gesellschaft auch in dem nächstens verflos-
senen Jahr mannigfach zu rühmen, in welchem durch nah
befreundete Genossen ihres Kreises alle Baulichkeit der
Akropolis von Athen neu untersucht, das dortige Dionysos-
theater mit überraschendem Erfolg aufgedeckt, das hiesige
Museum mit seltenen griechischen Gypsabgüssen bereichert,
Italien und Dalmatien für die römische Epigraphik bereist
und die Münzkunde Roms in Folge wichtiger spanischer
Funde neu aufgeklärt worden ist; nebenher aber bleibt
auch mancher bisher vorhandene kleinere Kunstbesitz seiner
Bekanntmachung oder schärferen Beachtung gewärtig. In
diesem Sinn ist der zwiefache Gegenstand des von Hrn.
Gerhard unter dem Titel 'Thetis und Priumne' verfassten
diesjährigen Festprogramms gewählt, welches der Gesell-
schaft vorgelegt und vertheilt ward. Es handelt dasselbe
über einen etruskischen Spiegel der kaiserlich russischen
Sammlung und über Gräberidole des hiesigen königlichen
Antiquariums. Das sehr gefällige Bild jenes Spiegels ward
im Museo Campana zu Rom ohne Lesung seiner noch
verdeckten Inschriften gezeichnet, nächstdem aber hiesigen
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368*
Orts neu geprüft, indem das mittlerweile nach Petersburg
versetzte Original durch preiswiirdige kaiserliche Libera-
lität zu solchem Zwecke hieher vergünstigt worden war.
Durch vorsichtige Reinigung des äussersten Randes gaben
allmälig vier Inschriften sich zu erkennen, welche der zu-
erst vorausgesetzten Darstellung einer Brautwerbung des
Menelaos um Helena zwar nicht sich fügen wollten, um
so geeigneter aber erschienen befreundete Kunsterklärer
zur Lösung des dadurch neu geschürzten Räthsels aufzu-
fordern. Noch ein andrer beachtenswerther Gegenstand
wird durch dasselbe Programm neu zur Sprache gebracht;
er betrifft die im hiesigen königlichen Antiquarium zahl-
reich vorhandenen griechischen Gräberidole, mit besondrem
Bezug auf das häufige Bild einer thronenden Erdgöttin.
Das Bild dieser Göttin, der Mutter Erde, welche den aus
ihr geborenen Sterblichen nach seinem Tod wieder auf-
nimt, ist übereinstimmend im Ganzen, abweichend im Ein-
zelnen aus griechischen Gräbern verschiedener Gegenden
uns bekannt, wie solches mit Varianten stylistischen sowohl
als antiquarischen Bezuges in den auf dem Tisch der Ver-
sammlung aufgestellten, der königlichen Sammlung entlehn-
ten, Terracotten athenischer, argivischer, sicilischer, pästa-
nischer und mittelitalischer Herkunft augenfällig zu sehen
war. Unter ihnen zeichneten besonders die athenischen
Exemplare durch feinere Ausführung und durch die Ver-
schiedenheit ihres Stirnschmucks sich aus, der nicht als
cerealisches Getreidemass, sondern in Art des Polos als
Andeutung des Himmelsgewölbes erscheint. Da nun über-
dies dasselbe Idol auch mit dem Gorgoantlitz auf der Brust
versehen sich findet, seine Wichtigkeit auch aus der dem
Todten zur Seite nachweislichen Aufstellung erhellt und
für dessen Deutung sei es als Ge Olympia oder als Burg-
göttin Athens viel sich sagen lässt, wie noch neulich in
einer Publication von Janssen geschah, so blieb der ge-
gebene Anlass willkommen, einsichtige Besucher des könig-
lichen Museums auf diese aus keiner andern Sammlung
mit gleichen Vorzügen bekannten athenischen Gräberidole
neu hinzuweisen. — Hienächst ward der auswärtigen
Winckelmannsfeste gedacht, von denen zwei aus Bonn und
Greifswald bereits angelangte Programme [vgl. unten] ein
augenfälliges Zeugniss ablegten. Desgleichen traf auch
aus Kiel zur Stunde der Versammlung von Professor
Forchhammer eine telegraphisehe Botschaft folgenden auf
den oben gedachten Spiegel bezüglichen Inhalts ein: 'den
Winckelmann Feiernden Gruss und Heil! Programm: He-
lena, Achill, Thetis, Doris, Nereus; oben Psimmithe. Näch-
stens mehr.' — Hierauf hielt Hr. Friederichs einen Vortrag
über Masken der alten Tragödie. Die Streitfrage, ob die
Schauspieler innerhalb einer Rolle die Maske gewechselt,
entschied er dahin, dass dies in besonderen Fällen aller-
dings vorgekommen, was z. B. in Blendungsscenen bei
Sophoeles und Euripides aus den Worten der Tragödie
selbst deutlich hervorgehe. Auch wären Beispiele vor-
handen, dass die Schauspieler durch Schminke und der-
gleichen Mittel die Masken bei Stimmungswechsel verändert,
Worte in der Antigone wiesen z. B. gradezn darauf hin.
Im Allgemeinen aber hätten die Alten keinen Anstoss daran
genommen, die verschiedensten Stimmungen hinter ein und
derselben Maske darzustellen, wie Sophoeles Electra und
die Bacchcn des Euripides deutlich bewiesen; uns müsse
diese Unveränderlichkeit freilich bei den mehr pathetischen
Stücken des Sophoeles und Euripides anstössig sein, we-
niger bei Aeschylus. Ob aber die Grösse des griechischen
Theaters zur Entschuldigung dafür dienen dürfte, bezwei-
felte er, es gründe sich dieser Unterschied offenbar auf
die weniger realistische Richtung der alten Bühne. Die
Masken characterisirte er im Anschluss an Pollux nach
dem Onkos, der Farbe der Haare und des Gesichts, der
Frisur der Haare, dem Zuge der Augenbrauen und endlich
der Form der Nase, was im Einzelnen mit Beispielen er-
läutert wurde. — In dem hierauf folgenden Vortrag des
Hrn. Gosche über 'Winckelmann's Verhältniss zur orien-
talischen Kunst' ging der Redner von dem Widerspruch
aus, der zwischen Winckelmann's durchaus hellenischer
Begabung für Kunstbetrachtung und dem Wesen des
Orientalischen zu bestehen scheine, einem Widerspruch,
der sich zur Bedeutung eines prinzipiellen Gegensatzes
steigere. Dazu kam, dass für Winckelmann's Forschung
verhältnissmässig weniges und einseitiges kunstgeschicht-
liches Material aus Asien vorlag: noch gab es keine gros-
sen ägyptischen Museen, das Pompeji der Euphrat- und
Tigrisländer war noch nicht entdeckt, Kleinasien noch
nicht erforscht; die Fusionen griechischen und orientali-
schen Kunststyls in den semitischen und indisch-persischen
Grenzgebirgen waren noch ziemlich unbekannt. Nichts-
destoweniger hat Winckelmann die orientalische Kunst-
geschichte ebenso schöpferisch begründet wie die antike
und zwar durch drei Momente: durch seine Entdeckung
des Styls in historischer Entwicklung, durch seinen ein-
seitigen Kunstbegriff, und durch seine Steigerung des Be-
griffs der Schönheit. Er war überhaupt der erste, der
den Kunststyl geschichtlich entwickelte und ungeachtet
seines hellenischen Enthusiasmus wie unzureichenden Ma-
terials wenigstens an einem wichtigen Zweige des Orien-
talischen, an dem ägyptischen, in seiner 'idealischen' Be-
deutung nachwies ; damit war die Methode für die anderen
Gebiete asiatischer Kunstgeschichte gewonnen. Der Winckel-
mann'sche Begriff der Kunst ist zwar in der Allegorie
befangen und muss daher für ungenügend, wenn nicht
falsch gelten: in ihm wurde aber unwillkürlich der orien-
talische Begriff der Kunst gewürdigt. Endlich , indem
Winckelmann die höchste Schönheit in Gott legt, findet
die in der orientalischen Kunst versuchte Verbindung des
Weltlichen und Göttlichen, ihre hieratische Grösse und
Schwäche, ihre Anerkennung. So darf also auch die
orientalische Wissenschaft das Gedächtniss des hellenisch
angelegten Mannes dankbar begehen. — Hr. Hühner hielt
nächstdem einen Vortrag über die Brücke von Alcantara im
spanischen Estremadura. Er legte eine Reibe von photogra-
phischen Abbildungen dieser Brücke vor und knüpfte daran
einige Bemerkungen über den Ursprung und die Bedeutung
dieses schönen Bauwerks aus traianischer Zeit, über den Inhalt
und die Ueberlieferung seiner Inschriften, sowie über seine
späteren Schicksale. Die Brücke, der Bogen desTraian dar-
auf, und der dazu gehörige kleineTempel des Traian sind
nach langer Vernachlässigung (fast fünfundzwanzig Jahr
lang waren zwei Joche der Brücke zerstört und der Fluss
nur auf Fähren überschreitbar) durch die spanische Re-
gierung unter der einflussreichen Vermittelung der Aka-
demie der Geschichte zu Madrid in verständiger Weise
wieder hergestellt worden; der Architekt, welcher den
schwierigen Bau mit grossem Geschick geleitet hat, ist
Hr. Alejandro Millan. Nach erfolgter Wiederherstellung
sind die vortrefflichen Photographien durch den englischen
Photographen Clifford aufgenommen worden. Nur zwei
Exemplare dieser Aufnahmen sind ins Ausland gelangt:
eines an den Kaiser Napoleon, und das der Gesellschaft
vorgelegte, welches der ausnehmenden Gefälligkeit des
Herrn Guerra in Madrid verdankt wird. Einige andere
Mittheilungen über neuere Funde von Bildwerken und In-
schriften, welche ebenfalls von Herrn Guerra, sowie von
Herrn Zobel in Madrid, soeben eingelaufen waren, ver-
sparte der Vortragende zu eingehender Besprechung für
die nächste Sitzung. — Die Reihe der Vorträge beschloss
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370*
Hr. Tölken durch Bemerkungen über die praxitelische
Statue des Sauroktonos. Die darin bezweckte Beweisfüh-
rung, dass dieser Sauroktonos mit Unrecht für einen Apollo
gehalten werde, soll in einem eigenen Bündchen vermisch-
ter Aufsätze des Hrn. Verf. erscheinen. — Hr. v. Quast machte
die erfreuliche Mittheilung, dass eine zu Aufräumung der
römischen Thermen zu Trier seit längerer Zeit aus Staats-
mitteln verhoffte Unterstützung jetzt grossmüthig bewilligt
und demnächst manches schöne antiquarische Ergebniss
von dorther zu hoffen sei. — Ausserdem hatte Hr. Sal'mas
in italienischer Sprache drei Mittheilungen mit begleiten-
den Münzabdrücken und einer Abbildung eingereicht be-
züglich auf eine Münze von Himera mit dem Kopfe des
Kronos, auf syracusische Münzen, deren mehrfach entstellte
und deshalb missdeutete Inschrift sich durch antike Fäl-
schung (numi aubaerati) erklärt, und endlich auf einen in
der Nähe von Termini nachweislichen ansehnlichen römi-
schen Aquäduct. — Zur Besichtigung vorgelegt waren
Garrucci's Monumenti del Museo Lateranense und eine
Anzahl neu eingelaufener Schriften, namentlich eine neue
Abtheilung von Welcher's griechischer Götterlehre (III, 1),
ein nachgelassenes Fragment Emil Braun's über römische
Baudenkmäler, Beschreibungen der antiken Bildwerke in
Madrid von E. Hubner und der Antiken zu Arolsen von
R. Gaedechens, eine Promotionsschrift von 0. Bendorf
über die auf Kunstwerke bezüglichen Epigramme der grie-
chischen Anthologie und F. Ascherson's 'Umrisse der
Gliederung des griechischen Drama'. Von den noch un-
vollendeten Institutswerken für 1862 waren Probedrücke
und Aushängebogen vorhanden. — Die zahlreich besuchte
Versammlung war durch Gegenwart des Hrn. Staatsmini-
sters v. Bethmanii-Hollweg Exe. und andrer hochgestellter
Personen beehrt. — Bei dem darauf folgenden Festmahl
sprach Hr. Gerhard zu Ehren Winckelmann's, des von
Deutschland nach Rom, von Rom nach Deutschland aus-
gegangenen Meisters der Kunstgeschichte und Kunsterklä-
rung — , des Mannes welcher mit gründlicher Ablehnung
ästhetischer und antiquarischer Halbheit, ein Kernmann im
Ganzen und Grossen, das Bünduiss der Intelligenz mit der
Schönheit, der Anschauung mit der Forschung, der clas-
sischen Philologie mit der Denkmälerkunde begründet hat.
Es ward der unverwüstlichen Einflüsse Winckelmann's auf
die Gegenwart gedacht, wie sie seit einem Jahrhundert
durch Lessing und Heyne, Goethe und Schelling, Welcker
und O. Müller vermittelt und zuletzt durch das von Bun-
sen und dessen Genossen vor jetzt einem Menschenalter
zu Rom gegründete und unter dem Schutz drei vaterlän-
discher Könige fortgeführte archäologische Institut beträcht-
lich gesteigert worden sind. Für zwei noch lebende Mit-
gründer jenes Instituts, den greisen Weither, Deutschlands
Lehrer für Mythologie und Kunsterklärung, und den Herzog
von Luynes, den grossmüthigsten Kenner klassischer Kunst,
wurden dankbare Wünsche laut, welche Hr. Mommscn
nächstdem auch auf den Vorsitzenden der Gesellschaft
ausdehnte. Schliesslich vereinigte sich die Versammlung
zu einem dreifachen Lebehoch für Se. Majestät den König,
für die Pfleger und Jünger des archäologischen Instituts
und für alle sonstigen Gönner und Nachfolger Winckel-
mann's.
Bonn. Der Verein der Alterthumsfreunde für
das Rheinland hielt auch dies Mal am 9. December sein
Winckelmannsfest. Das diesmalige Festprogramm , vom
Oberlehrer des hiesigen Gymnasiums Joli. Freudenberg
geschrieben, enthält die interessante Besprechung eines
Monuments des Hercules Saxanus, das sich in den Tuff-
steinbrüchen des benachbarten Brohlthals gefunden hat,
von woher schon mehr denn zwanzig Inschriften stammen,
die der Verfasser des Programms zusammengestellt hat,
und die den Cultus des |Hercules als Beschützers der
Steinbrüche nachweisen. Das besprochene Denkmal ist
aber nicht eine einfache Inschrift, sondern eine schmuck-
reiche Votivtafel, auf der neben dem Altar noch andere
Seitennischen erscheinen, wie dies alles eine beigegebene
schöne Lithographie veranschaulicht. — Das Fest selbst
brachte eine Reihe interessanter Vorträge. Prof. Braun
hielt die Eröffnungsrede über Winckelmanu und dessen
Verdienste. Hierauf legte Geh. Rath Ritschi fünf neue
archäologische Prachtwerke und als sechstes die eben
vollendeten Priscue Lutinitutis Monumenta epigruphica, ed.
Frid. Rilschl. Bonnae 1862. Fol. vor. — Prof. Otto Jahn
sprach über den Apoll von Belvedere und theilte zuerst die
begeisterte Schilderung die ihm Winckelmann widmet mit,
knüpfte aber daran auch die neuesten Forschungen, die
darüber seit der Entdeckung der Stroganoffsehen Erzfigur
gemacht worden sind. Denn durch dieses griechische
Werk bestätige sich auf das Bestimmteste, was schon frü-
her bemerkt worden, dass der Belvederische Apoll, dessen
linke Hand neu ist, weder gedacht werden könne als habe
er soeben einen Pfeil abgeschossen, noch als sei er in der
Vorbereitung zum Schiessen begriffen ; seine ganze Stel-
lung müsste sonst eine andere sein. Jene kleine bronzene
Statue hält nämlich einen Gegenstand, der, obgleich ver-
stümmelt, doch mit völliger Sicherheit als die Aegis mit
dem Medusenhaupte nachgewiesen sei. Und so haben
wir hier die Darstellung des Apollo, wie er im Auftrage
des Zeus, nach der Homerischen Schilderung, vor den
Troern herschreitet, und durch das Schütteln der Aegis
den Achüern Schrecken und Niederlage bereitet. Beson-
ders betont ward (Preller's geistreiche Vermuthung, dass
zu dem Original des Vatikanischen Apoll der Angriff
der Gallier unter Brennus auf das Delphische Heiligthum
unter Antigonus Gonatas, 278 v. Chr., die Veranlassung
gegeben habe. — Oberberghauptmann v. Devhen sprach über
den berühmten Römercanal, der aus der Eifel frisches
Wasser nach Köln leitete, dessen bedeutende Reste noch
an vielen Orten sichtbar sind und über den jetzt eine
beachtenswerthe Monographie von A. Fick erscheint. —
Endlich legte der Director und Besitzer der Gasanstalt in
Köln, Pepys, eine höchst reichhaltige Sammlung gläserner
und irdener Anticaglien vor, die er beim Bau auf seinem
Grundstücke gefunden hat. — Ein gemeinschaftliches Mahl
hielt alle Freunde noch lange zusammen, und allen war
besonders die Anwesenheit des würdigen Seniors der Wis-
senschaft, Prof. Welcher, auf das Höchste erfreulich. —
Uebrigens besteht der gedachte Verein in voller Gunst und
Thätigkeit. Bei der statutenmässigen Wahl des neuen
Vorstandes wurden wiedergewählt: Prof. Braun als Prä-
sident, Prof. Krafft als Schatzmeister, D. Bellermann als
Archivar, Oberlehrer Freudenberg und Prof. Ritter als
redigirende Secretäre, letzterer an die Stelle des ausge-
tretenen Prof. Aus'm Werth.
Göttingen. Der Gedächtnisstag Winckelmann's ward
dies Mal ohne öffentliche Festsitzung ') , wohl aber durch
eine gelehrte Arbeit aus dem Gebiet der vergleichenden
Kunstmythologie gefeiert, welche Professor Wieseler als
Festprogramm zugleich des laufenden und des vorigen
Jahres soeben herauszugeben sich anschickt.
') Wie kann man nach so trefflicher früherer Observanz die
Winckelmannsfeste zu Güttingen einschlafen lassen, wo die umfas-
sendste Denkmälerkenntniss durch Wieseler und das lebendige Wort
durch Curtius so glänzend vertreten ist? A. d. B.
371<
372*
Greifswald. Zu der diesjährigen Wiuckelmanns-
feier war nach hiesiger Sitte durch den Abdruck der vor-
jährigen Festrede des Herrn Professor Dr. Franz Stisemihl
eingeladen worden, welche 'die Lehre des Aristoteles vom
Wesen der schönen Künste' darstellt (28 S. 8.)- Vor einer
recht zahlreichen Versammlung hielt in der akademischen
Aula, nachdem die Kunstsammlung zuvor dem Publikum
geöffnet gewesen war, dies Mal Herr Professor Dr. Baier
die Rede, in welcher er Winckelmann's ästhetische Grund-
ausichten vom Wesen der Schönheit und der Grazie, zum
grossen Theile mit des Gefeierten eigenen Worten dar-
legte; der Redner führte sodann durch, wie das Wesen
der Schönheit sich verschieden in den Künsten der mehr-
fachen alten Völker und besonders in den Hauptstylen
der griechischen Kunst geoffenbart habe, und wies schliess-
lich nach, in welchem Verhältniss Winckelmann's An-
schauungen zu den ästhetischen Ansichten der Nächstfol-
genden, zumal Goethe's und Schiller's, ständen. Der Vortrag
wird später gedruckt erscheinen. —
Ebenfalls aus Greifswald erfahren wir, dass die in
regelmässiger Reihenfolge bei gleichem Anlass erschienenen
Festprogramme verschiedener Jahre nicht in den Buch-
handel gelangt und dergestalt selten geworden sind, dass
einer und der andern dadurch gegebenen Mittheilung ein
neuer Abdruck gewünscht wird. Ein solcher Wunsch ist
namentlich für eine gewisse gelehrte Anmerkung des Hrn.
Professor Schäfer zu seiner Festrede vom Jahr 1859 uns
zugegangen und kann, so wenig wir sonst Gedrucktes neu
abzudrucken gewilligt sind, in Erwägung deren wichtigen
Inhalts und massigen Uinfaiigs hier um so mehr erfüllt
werden, da der gedachte Hr. Verfasser uns jene seine Ar-
beit über die Wandgemälde der Stoa Poikile neu
geprüft und erweitert zugesandt hat. Dieselbe lautet
wie folgt.
•Pausanias 1,15 beschreibt vier Wandgemälde, von denen
das zweite, dritte und vierte in ihrer gegenseitigen Bezie-
hung klar siud. Das zweite stellt die Athener und The-
seus im Kampfe mit den Amazonen dar, das mythische
Vorspiel der Kriege mit den Barbaren; das dritte das
Gericht der Könige über Ajax, O'ileus Sohn, der die Kas-
sandra von dem Bilde der Schutzgüttin hinweggerissen,
eine Frevelthat welche immer neue Heimsuchungen der
Griechen in ihrem Gefolge hatte, wie auch die Perserzüge
es waren; das letzte die Schlacht von Marathon, in der
den siegreichen Athenern, an ihrer Spitze Kallimachos und
Miltiades, Götter und Heroen beistehen. Dagegen ist die
Bedeutung des ersten Bildes, welches nach Pausanias ein
Treffen der Athener und Lacedämonier bei dem argoli-
schen Oenoe darstellte, und seine Beziehung zu den übri-
gen bisher unerklärt Pausanias sagt (§. 1) uvtij äi >]
aiou ji(j(7iiu fiiv 's4{rr,rulovg t-'yti xtiuyfJilvwog h Olvörj
irtg .4(jyiluc ivuvxlu yluxtdui/ioiiotf ytyganiui dt ovx
ig iixftf,v üywrug uidi tulfiijuumv fc tni'Jn'tiv tu
tgyuk rjdj) riQOTjxov, uKka dy/ufniij it it fiäy.V '■"' *£
ytioag i'zi ovvti'ivitg. Von einem Siege der Athener bei
dem argolischen Oenoe weiss sonst niemand; nur Pausa-
nias X, 10, -1 erwähnt dessen auch bei der Beschreibung
der argivischen Weihgeschenke im delphischen Hcilig-
thume: zuerst die neben vor Theben: oviot uiv dfi
inuTooiuQov xm „Iiitaiuyn tovog naiv tyya, xui inuiTj-
auv oifüg, n>g uvto'i 'Ayytun Xtyovaiv, ürtu j;~? vixTjg
TjVUra iv O'ivuij i fi 'Agyttu uviut it y.ui IdOijtuwiv
IntKovQoi si<txtoai[iut>lovg IvixTjauv. Pausanias fügt
hinzu, von denselben Meistern seien die ebendaselbst von
den Argivem aufgestellten Epigonen. Diesen gegenüber
stunden andere Bildsäulen von Heroen, und zwar von Da-
naos, Hvpermnestra, Lynkeus und deren Nachkommen bis
auf Herakles und auf Perseus: Tovtovg oi uvld-iaav o\
'.Jgyttuv tuv olxia/iov toü Wltaaijrl(ov 0)tßulatg xul
Enufteiviäväa fiiTuayiivTeg. Wir können aus den Wor-
ten des Pausanias abnehmen, dass die Veranlassung zur
Widmung dieser Heroenbilder ausdrücklich in Delphi ver-
zeichnet stand, nur wegen der sieben Helden bezieht er
sich auf die mündliche Aussage der Argiver. Indessen,
glaube ich, dürfen wir auch dies Weihgeschenk in die
gleiche Zeit setzen: denn es liegt offenbar die Absicht vor
sowohl durch die Darstellung jener Heldengruppen als des
Stammbaumes der Heroen den uralten Vorrang von Argos
zu beurkunden. Dazu stimmt die Zeit des Hypatodoros,
der nach Plin. XXXIV, 50 in der 102. Olympiade blühte:
denn Ol. 102, 3 traten die Argiver mit den Thebauern in
Bund gegen Sparta und halfen in demselben Jahre mit
zur Herstellung von Messenien. Die Athener aber waren
damals den Argivem nicht verbündet, überhaupt seit dem
korinthischen Kriege nicht, so dass jener gemeinsame Sieg
bei Oenoii mir sehr bedenklich erscheint. An und für
sich ist es klar, dass, wenn ein solcher Sieg thatsächlich
ist, er in der peisianakteischen Halle schon der Zeit hal-
ber nicht gemalt werden konnte: überdies aber auch des
Gegenstandes wegen nicht. Wir wissen, dass der Bau und
die Ausschmückung der Halle von Kimon und seinem
Schwager Peisianax ausging. Nun streitet es geradezu
mit der Gesinnung Kimons an dieser Stätte einen Sieg zu
verherrlichen , den die Athener an der Seite der Perser-
freunde, der Argiver, über die jüngst erprobten Bundes-
genossen, die Spartaner erfochten hätten: und dazu musste
es doch eine glorreiche That gewesen sein, welche werth
erschienen wäre der Schlacht bei Marathon gleichzustehen,
ja an erster Stelle, vor den Bildern der Heroenzeit, dar-
gestellt zu werden. Niemals aber hat ein Athener sich
eines Sieges bei dem argolischen Oenoe berühmt, und
wenn, wie ich nicht zweifle, an dem Bilde in der Stoa der
Name Oenoe zu lesen stand, kann meiner Meinung nach
nur an einen der attischen Orte d. N. und au mythische
Begebenheiten gedacht werden. Unter diesen ist keine
That der Athener mehr gepriesen worden, als der Schutz,
den sie den Herakliden gegen Eurystheus und die Pelo-
ponnesier gewährten. Das ist das erste was die Athener
bei Plataeae für ihren Ehrenplatz geltend machen: Herod.
IX, 27 H.Qux'k&ldiig — fiovvot imo&t<£afievoi xtjv Eigv-
o&tug Vjiijti' xuTtikofXiV, avv ixtivutai ftü/i] vtxrtauvTig
Tuvg lott tyovzag HeXonownaov ; erst an dritter Stelle
wird die Amazonenschlacht genannt. Auch Thukydides
(I, 9) erwähnt, dass Eurystheus in Attika gefallen sei und
hei Xen. Hell. VI, 5, 47 macht Prokies von Phlius gerade
dies geltend: so gut wie die Athener die Ahnherrn der
Spartaner vor der Wuth des Eurystheus gerettet hätten,
müssten sie nun ganz Sparta vor dem Untergange retten.
Die Dichter und Redner sind voll davon, namentlich Iso-
krates Helena §. 29 ff. S. 213 f. Paneg. 54 S. 51 f. Phil.
33f. S. 89. Pauath. 193f. S. 273. An der letzten Stelle
fasst er die Siege über die Thraker, die Skythen und
Amazonen, die Peloponnesier unter Eurystheus, endlich
die Perser bei Marathon zusammen als rettende Thaten
für Griechenland. Die Scene aber der Herakliden in At-
tika war Marathon und überhaupt die Tetrapolis, zu der
Marathon Oenoe Probalinthos Trikorynthos gehörten. Die
Spartaner verschonten bei der Verwüstung der attischen
Landschaft dieses Gebiet diu ro xuvg nguyäriivg uvtöüv
tiiuiÜH xuTtoxrjxivui xu'i luv EvQVO&tu vtnxi xfvat
itjv <ii>it>,r tx iHvxtjg noir/aaut'vovg Diod. XII. 45 (nach
Bphoros) und Istros in den Schol. Soph. Oed. Col. 689
(701). Zu Marathon standen die Athener vor der Schlacht;
dort war die Quelle Makaria, wo die Tochter des Hera-
373*
374*
kies sich opferte : aber schwerlich fand die Schlacht auf
den Feldern von Marathon statt. Denn ich meine, die
Antithese würde nicht vergessen sein, dass auf derselben
Feldmark, wo einst Eurystheus besiegt ward, wiederum
die Perser unterlagen. Gar wohl aber kann die Sage die-
ses Schlachtfeld bei Oenoe angesetzt haben, dem nächsten
Orte von Marathon in nördlicher Richtung, auf dem Wege
nach Trikorynthos, wo die Herakliden wohnten und wo
das Haupt des Eurystheus begraben lag (l)iod. IV, 57.
Strab. VIII S. 377). Dies also war meiner Ansicht nach
der Gegenstand des ersten Bildes, Kimons Sinne um so
entsprechender, weil er zugleich zur Verherrlichung des
Theseus dienen konnte. Was das Gemälde anhingt, so
war nach Pausanias der Moment gewühlt, wo die Athener
und Spartaner eben handgemein wurden: im Hintergründe
wird man die schutzflehenden Herakliden erblickt haben.
Vielleicht ist sogar von diesem Gemälde noch eine Notiz
erhalten. Nämlich zu Aristophanes Plut. 384 bemerkt ein
Scholion tu tov nv/Kfltivici uvtoig (toig Hgax/.iid mc)
Cwygtiffog r/f IIiifKpiXog 'Ad'r^'uiog t'ig t>)v nioav twv
'A&ijvuuov l'yguxpt, und nach einem anderen waren dar-
gestellt o< HgaxXtÜlai xui l4.\/.inlvtl v.u.) HgnxXtovg
&vyiiT>jg lALttnvuioVQ ixetsvovttg, Evgvod'ta dedtoTtg,
rjXig llitfiff ikov ovx teilt, (ffifftv, üA).' AnoXkoäwgoV.
Es liegt hiebei ein Missverständniss zu Grunde, denn
Aristophanes spricht, wie ein anderes Scholion richtig er-
klärt, nicht von einem Maler, sondern von einem Tragö-
den Pamphilos, der in Euripides Herakliden gespielt hatte.
Aber wir lernen doch bei dieser Gelegenheit , dass in der
Stoa ein Gemälde vorhanden war, das die schutzMehenden
Herakliden darstellte, und erhalten damit eine Bestätigung
für die oben ausgesprochene Ansicht, lieber den Künstler
der es gemalt hatte, war man offenbar nicht sicher unter-
richtet. Wir wissen, dass Polygnotos das Gericht der
Könige über Ajax, Mikon die Amazonenschlacbt und wie
es scheint mit Panaenos die Schlacht bei Marathon malte
(s. Brunn griech. Künstler II, 19ff.). Ein Pamphilos von
Athen ist überall als Maler nicht bekannt; dem Sclioliasten
ist es zuzutrauen, dass er bei der aristophanischen Stelle
an den berühmten Sikvonier dachte, der erst um die 103.
Olympiade blühte. Eher könnte Apollodoros von Athen
hieher gehören, dessen Bliithe um den Anfang des pelo-
punnesischen Kriegs fällt; er war ein Nachfolger der
Meister, welche jene anderen Gemälde ausgeführt hatten.
Demzufolge nahm Brunn a. O. S. 17 an, dass das Bild
der Herakliden nicht zu dem ursprünglichen Cyclus ge-
hörte, sondern erst später hinzugefügt wurde. Diese An-
sicht kann ich jedoch nicht theilen; vielmehr seheinen
mir, entsprechend der Beschreibung des Pausanias, die
vier Gemälde in engem Zusammenhange gedacht zu sein.
Daher halte ich dafür, dass es unbekannt war, wer (unter
Polygnotos Leitung) jenes Bild ausgeführt habe, so dass
auf diesen oder jenen Meister gerathen werden konnte.
Ob die Erzählung der Argiver, bei dem argulischen Oenoe'
hätten ihre Vorfahreu mit einer athenischen Hülfsschaar
die Lakedaemonier besiegt, in argivischen Localsagen von
den Herakliden einen Anhalt fand, lasse ich dahingestellt.
Eine Abweichung von der attischen Sage ist es, wenn die
Stelle wo Eurystheus fiel auf den Isthmos an die skiro-
nischen Klippen rerlegf wird (Apollod. 11,8,1. Paus. I,
44, 1Ü) und wenn die Herakliden nach dem Siege ein
Jahr über den ganzen Pcloponnes herrschen und dann erst
sich nach Marathon zurückziehen.'
Hamburg. Dieses Jahr hielt Prof. Petersen seinen
gewöhnlichen Vortrag zur Feier von Winckelmann's Ge-
burtstag im engen Kreise der akademischen Gymnasiasten.
Nach einer kurzen Erinnerung an W.'s wissenschaftliche
Verdienste behandelte er. wie gewöhnlich, ein speeielles
Thema aus der Archäologie , der Kunst. Der bereits in
einem früheren Vortrage: Uebcr die Bedeutung mytholo-
gischer Darstellungen an Geschenken bei de» Griechen
(Hamburg 1855 S. 21 not. 21) ausgesprochene Gedanke,
dass die zahlreichen Gefässe, die mit Abbildungen aus
dem Mythos von der Hochzeit des Pehus und der Thelis
versehen sind '), zur Aufnahme und Uebergabe von Hoch-
zeitsgesehenken dienten oder selbst zu solchen bestimmt
gewesen seien, führte er an der berühmten Fran^ois-Vase
aus; erstlich wies er daraufhin, dass nach Arist. Nub.
1067 die Verheirathung der Göttin Thetis an einen Sterb-
lichen als eine besondre Auszeichnung betrachtet und daher
diese Vermählung zu einem Prototyp geworden sei; dann
zeigte er bei Erklärung der einzelnen Bilder, in welchem
Zusammenbang sie mit dem Hauptbilde, dem Zuge der
Götter zu jener Hochzeit, ständen, nach dem Grundsatz
deu er in jenem Vortrage zu begründen gesucht hatte,
dass die in den Vasenbildern dargestellten Mythen in ähn-
licher Beziehung zum Zweck der Gefässe gestanden hät-
ten wie die Mythen in den Pindarischen Hymnen. Die
Bilder stellen theils die durch Kampf errungene oder ge-
schützte Liebe, eine Bewerbung um das Ideal göttlicher
Schönheit, theils Scenen aus dem Leben Achills dar, der
als Sohn, Glück und Ruhm dieser Ehe, auch noch im
Tode gefeiert wird. Am schwersten ist in dieser Bezie-
hung der Kampf der Pygmäen mit den Kranichen zu
deuten. Hat nun bloss der Homerische Vergleich IL III. 5
den Maler veranlasst diesen Kampf anzubringen oder sollen
die Kämpfe des Lebens im Allgemeinen angedeutet werden
oder ist darin zu den übrigen Gemälden eine Beziehung
wie zwischen dem Satyrdrama und der Tragödie? Zum
Schluss wurden die wichtigsten andern Darstellungen aus
diesem Mythenkreise kurz besprochen.
KrEL. Professor Forchhammer, dessen thätiger Eifer
die deutsche Feier der Winckelmannsfeste früher als in
andren deutschen Städten zu Kiel hervorrief und von Jahr
zu Jahr durch gewählten Zuwachs der dortigen archäolo-
gischen Sammlung neu belebte, hat, nachdem jene Feier
seit einigen Jahren unterblieb, in der oben S. 367* be-
frührten Weise an dem Berliner Winckelmannsest sich
betheiligt.
«) Zusammengestellt in J. Ovcrbeck's Gallerie heroischer Bild-
werke. BraunscUweig DJ. 1. 18 j'i S. 172 ff.
II. A u s g r a b
1. Briefliches aus Neapel.
Aus Neapel giebt es wenig Neues. Im Museum ist
man beschäftigt die antiken Gemälde in ausgebesserten
u n g e n.
Zimmern in würdigerer Weise in gewisser Ordnung auf-
zustellen. Von Bronzen ist in den letzten zwei Jahren
mancherlei an Gewissen, Lampen, Stempeln, kleinen Can-
delabern und allerlei Geräth hinzugekommen; doch habe
375*
376*
ich nichts bemerkt was mir von besondrem Interesse schien.
Unter den Terracotten zeichnet sich ein Trinkhorn (no.
5606) mit Reliefs, die ich leider nicht genauer untersuchen
konnte, vorteilhaft aus, unter den Pretiosen ein grosser
goldner Ring mit vertieft geschnittenem Onyx, in der
Grösse der schönen Ceres des Berliner Museums. Er zeigt
einen jungen Herakles mit Keule und Schwert ; dabei der
Name Solonos. Ring und Stein, vollkommen erhalten, ge-
hören zum Schönsten was man in dieser Art sehen kann.
Die Beamten des Museums sind sämmtlich ausserordent-
lich freundlich und zuvorkommend. Gypsabgüsse sind leicht
zu haben ; man kann jetzt formen lassen was man will.
Photographien sind überall käuflich.
Die Ausgrabungen in Pompeji werden seit dem Re-
gierungswechsel mit grossem Eifer betrieben. Anfangs
waren 400 Arbeiter und 40 Karren thätig; jetzt sind 2 —
300 Arbeiter und der Karren bedarf man nicht viel, da
man eine Eisenbahn auf schiefer Ebene angelegt, auf wel-
cher die mit Erde beladenen Karren von selbst sich fort-
bewegen. Die Erde wird auf dem Damm, der sich durch
die ausgegrabne Erde immer verlängert, hinter das Amphi-
theater transportirt. Es sollen jetzt 2000 Ducati jährlich
ausgesetzt sein. Was bis dahin unter Aloes Leitung aus-
gegraben war, findet man in dem Büchelchen von Alue
'Les ruines de Pompei (Naples 1861)'. Unter FioreUi's
Leitung hat man zuerst die schon unter dem alten Regi-
ment begonnene Aufgrabung der neuen Thermen been-
digt, deren Inneres sich besonders durch einige Wunde
auszeichnet, die mit Reliefs in Stuck versehen sind, in
ähnlicher Weise wie sonst mit Malerei. Ueber die neuen
Ausgrabungen wird regelmässig und genau in dem von
Fiorelli gegründeten 'Giornale degli scavi di Pompei' Be-
richt erstattet, von welchem Heft 1—4 und 13 u. 14 er-
schienen sind. Man hat in den zwei Jahren der neuen
Regierung seitwärts von der zum Forum nundinarium und
zu der 'porta di Stabia' führenden langen Strasse, in der
Richtung und diesseits der als 'Rue de l'Abondance' be-
nannten Seitenstrasse gegraben. In der Nähe des schon
1852 ausgegrabnen Hauses 'der russischen Fürsten' findet
sich das Haus des Siricus, dessen Bilder und Inschriften
Dr. Klessling vor Kurzem in den Schriften des Instituts
[Bull. 1862 p. 92 ff.] besprochen hat. Seitdem hat auch
Fiorelli in Heft 13 des Giornale di Pompei p. 4 — 24 die-
ses Haus genau beschrieben. Nicht weit davon ist ein
kleines Gebäude, welches wegen 20 grosser eingemauerter
bleierner Pfannen die Färberei genannt wird. Hier fand
man vor einem Monat in einem ganz kleinen schmuck-
losen Zimmer, neben einem Marmortisch, den Kopf nach
unten, eine vorzügliche Erzfigur von 25 Zoll Höhe, ganz
wohl erhalten. Es ist ein jugendlicher Bacchus von
schlanken Verbältnissen, den Kopf auf die rechte Seite
geneigt, die linke Hand in die Hüfte gestützt, die rechte
sprechend erhoben. Die Augen sind hohl; im Haar ein
kleiner Weinkranz. Er ist ganz nackt und hat nur über die
linke Schulter ein Ziegenfell gehängt; die Füsse sind mit
reich ornamentirten Sandalen bekleidet. — Ebenfalls nicht
weit davon aber durch eine CJuerstrasse getrennt ist im
hintern Theil eines Hauses ein grosser noch wohl erhal-
tener Backofen gefunden worden, genau wie sie schon
früher bekannt geworden. Er war mit eisernen Thüren
dicht verschlossen, so dass keine Asche eindringen konnte.
Als man diese Thüren fortnahm, fand mau ßl wühl erhaltne
runde Brode von 6 — 13 Zoll Durchmesser, die in Neapel
viel von sich reden gemacht. Sic haben genau dieselbe
Form, wie das von Chirke (Pompei Vol. I p. 114) abge-
bildete. Die Arbeiter versichern, sie häuten noch einen
angenehmen Brodgeruch empfunden, als sie die Tliür öff-
neten, ein Umstand den man dahingestellt lassen muss. — Die
gedachte Strasse ist sehr enge. In der Höhe der ersten
Balkenlage sieht man an der Aussenseite der Häuser eine
Reihe viereckiger Löcher in welchen die|Balken lagen, wo-
raus hervorgeht dass an diesen Häusern entlang ein Balkon
umherlief, der jetzt auch wieder hergestellt wird. In der-
selben engen Gasse hat man vor kurzem auch ein kleines
zweistöckiges Haus mit sehr obseöuen Bildern gefunden,
das offenbar zur Aufnahme öffentlicher Frauenzimmer diente.
Im Erdgeschosse sind fünf kleine Zimmer und in jedem
ein gemauertes Bett (Beschreibung im Giornale Heft 14
]). 48ff.). Besonders interessant sind zwei in der Strasse
des Holconius belegne Häuser. Das erstere, uo.15, bietet
in seinem Plan nichts Besonderes, hat aber in seinem Atrium
einen vorzüglich schönen Marmortisch autzuweisen. Am
Atrium steht ferner eine gut gearbeitete Büste (Herme),
mit dem Namen C. Cornelius Rufus (Giornale Heft 4 tav.
XII), nach welcher das Haus Casa dl Rufo genannt wird.
Viel interessanter ist das zweite Haus, no. 4, Eckhaus der-
selben Strasse, das Fiorelli im Giornale Heft 1. 2 p. 13 — 99
genau beschrieben hat. Das Peristyl ist sehr unregelmäs-
sig; es hat theilweise Pfeiler, theils Säulen. — In bau-
licher Beziehung interessant ist ein grosses Haus in
der Pia di Slubiu no. 10, das zwei Peristyle neben ein-
ander hat, die durch eine Wand geschieden und durch
zwei Thüren und sechs Fenster mit einander verbunden
sind. Leider ist es noch nicht ganz ausgegraben.
Die Ausgrabungen werden mit der grüssten Sorgfalt
unternommen und für die Erhaltung des Gefuudnen wird
soviel als möglich gethan. Die Wandmalereien werden
meistens an Ort und Stelle gelassen. Die Mauern werden
oft durch starke eiserne Bänder zusammengehalten, der
Stuck mit kleinen eisernen Klammern befestigt. Der Archi-
tekt der Ausgrabungen Hr. Campanella fertigt Photographien
nach den Originalgemälden an; auch ist man beschäftigt
ein Modell von ganz Pompeji in Verhältniss von t^ö an-
zufertigen. — Fiorelli hat in einem seit langer Zeit ver-
schlossenen Magazin eine Anzahl Fensterscheiben gefunden,
die viel grösser und besser als die im Berliner Museum
befindliche sind; sie sind schon vor längerer Zeit ausge-
grahen aber vergessen worden.
Die Gräiber, welche der Prinz von Syracus vor sechs
Jahren zu Capri hatte ausgraben lassen und worin er
viele goldne Gegenstände fand, sind nicht mehr aufzufin-
den. Sie sind wahrscheinlich wieder zugeschüttet, da die
Landleute in der Nähe nichts davon wissen. Nur einige
Gruben sind noch vorhanden, in welchen bedeutende ar-
chitektonische Fragmente (Capitelle, reiche Gesimseetc.) von
sehr vorzüglicher Arbeit sich gut erhalten finden und die
wahrscheinlich in die Zeit des Hadrian zu setzen sind. Auch
liegt daselbst eine überlebensgrosse weibliche Gewandsta-
tue, die bis auf den fehlenden Kopf sehr wohl erhalten
und von guter Arbeit ist. Umfassende, sorgfältige und mit
Kenntniss geleitete Ausgrabungen würden in Capri noch viel
Interessantes zu Tage fördern. Von den Ruinen ragt nur
wenig aus der Erde hervor und ist, da alles mit Gebüsch
bewachsen, schwer kenntlich. An den Ruinen auf dem
sogenannten monte dt Tiberio hat man sehr viel mehr als
bei flüchtiger Betrachtung erscheint; namentlich sind noch
eine Anzahl unterirdischer Gemächer erhalten, in deren
kleinsten Theil nur einzudringen ist. Die Palastanlage ist
ausserordentlich weitläufig. Vielleicht gelänge es das
bronzene Reiterstandbild des Tiberius, von dem die Tra-
dition spricht, aufzufinden. Es ist oft gegraben worden,
aber nie in gehörigem Umfang. Eine Ausgrabung ähnlich
der auf dem Palatin würde von höchstem Interesse und
grosser Wichtigkeit sein. Noch im letzten Winter hat ein
377*
378*
englischer Maler, Namens Murrel, in Capri gegraben aber
nur wenig gefunden und da es ihm nur auf Erwerbung
von Kunstgegenständcu ankam, Alles, ohne eine Zeichnung
des Grundplans zu nehmen, wieder zugeschüttet.
In der Villa des Pollio auf der Punta di Sorrento
ist mehr erhalten als man vermutheil sollte. Es sind wohl
meist Substructionen, doch sieht man auch Reste von
Wandmalerei und an einer Stelle auch Stuckornamente in
Relief. Bei Grabungen, die 1844 hier veranstaltet sind,
soll man Vieles gefunden haben. Auch im J. 1624 soll
daselbst schon gegraben worden sein. Im erzbischüfiichen
Palast in Sorrent befindet sich eine wenig bekannte sehr
schöne Brunnenmündung mit Pflanzenornamenten in Relief.
Neapel.
R. Berga.it.
2. Aus Oberitalien.
1. Bologna. Der gelehrte Graf Gozzadini hat vor
kurzem in Bologna selbst ein Bruchstück eines colossalen
Bauwerkes aufgefunden. Er entdeckte nemlich in der Ba-
silica di S. Stefano in den beinahe unzugänglichen Grund-
mauern, am Brunnen des heiligen Petronius, ein Bruch-
stück eines antiken architektonischen Marmorblockes, den
er für das dortige Museum herausschaffen liess. Derselbe
ist 2,23 Meter lang, 1,48 Meter hoch, und 0,30 Meter dick,
im Gewicht von 4000 Kilogramm, und enthalt folgende
Inschrift:
. . . . S. PVBLICE.
mit 30 Centimeter hohen Buchstaben aus dem besten Zeit-
alter. Man glaubt, dass das an der abgebrochenen Stelle
übrig gebliebene S, den letzten Buchstaben des Wortes
BONONIENSES darstelle. Graf Gozzadini , Senator des
Königreichs Italien und Ehrenmitglied der philosophischen
Facultät der Universität zu Bologna, ist damit beschäftigt
zu ermitteln, zu welchem öffentlichen Bauwerke der
Stadt dieses Bruchstück gehörte. Sein Ergebniss soll in
der antiken Topographie der alten Stadt Bologna mitge-
theilt werden, einem Werk womit dieser Gelehrte seit länger
beschäftigt ist. Uebrigens soll es aus einer Chronik des
Mittelalters nachweislich sein, dass obengedachtes Bruch-
stück antiker Prachtbaue der alten Bononia schon im 13.
Jahrhundert an derselben Stelle wo mau es neulich auf-
fand, eingemauert war.
Ausserdem wurden in dem benachbarten Pieuc di
Bugnacavallo mehrere antike Ziegel mit eingedruckten
Stempeln gefunden, welche, auf verschiedne Weise geformt,
die gleichlautende Inschrift enthielten:
SANTERNI ARMENTARIA.
Der gelehrte Bibliothekar der Stadt, Herr Frali, bekannt
durch seine Erläuterung des Runen-Kalenders in Bologna
und der dortigen Münzen, behauptet dass dort ein Ort
Namens Armentaria gelegen habe, der von seinen reichen
Viehweiden den Namen hatte, worin Herr F. durch alte
Urkunden unterstützt wird, die Fantuzzi in seinen Monu-
menti Ravennati anführt. An dem dortigen Flusse Sau-
temo befand sich noch im 11. Jahrhundert eine Ortschaft,
Fornuce genannt, so dass dort die Werkstatt sich kundgiebt,
wo diese Ziegeln gebrannt worden sind. Ueber die Zeit
aus welcher dieselben herrühren, bemerkt Hr. Frati, dass
die gedachten Buchstaben ganz denen aus der Zeit von
Theodorich gleichen.
2. Tri ent. Die Stadtbibliothek in Trient besitzt in
ihrem Museum seit dem vorigen Jahre einen kurz vorher
zu Cortaccia in der Nähe von Trient in dem Thale der
Etsch aufgefundenen Merkur der ohne den fehlenden Kopf
3 Fuss hoch ist; auch fehlt der linke Arm, und der in der
rechten Hand gehaltene Beutel, der die Lende berührt
hatte, wie die daran befindliche Spur zeigt. Ein um den
linken Arm geschlungenes leichtes Gewand fällt auf einen
neben dem Merkur stehenden Widder, was auf den Han-
delsverkehr mit Wolle bezogen wurde. Der Marmor aus
dem diese liebliche Gestalt gearbeitet ist, ist weiss wie
Elfenbein. Die Arbeit zeugt von einem bedeutenden Künstler,
so dass manche Beschauer darin griechische Kunst finden
wollen. In den Umgebungen des Fundortes hat man übrigens
keine Spuren bedeutender alter Bauwerke gefunden; doch
kennen die Alterthumsforscher hinreichend die Wichtigkeit
der alten römischen Niederlassung an den Stellen wo jetzt
Trient liegt; auch ist das Museum, das sich mit der städti-
schen Bibliothek vereinigt befindet, reich an hier aufge-
fundenen klassischen Bildwerken, von denen besonders ein
weiblicher Kopf sich durch treffliche Arbeit auszeichnet.
Eine Menge Bruchstücke von Marmorgestalten, eine reiche
Sammlung von Lampen, Thongefässen und anderen Resten
klassischer Alterthümer zeigen, dass hier ein reges Leben
an der grossen Militärstrasse nach Rhätien und Vindelicien
geherrscht hat; aber auch aus der Zeit der Etrusker
findet man hier Spuren, besonders einen schönen Eimer
von Bronze mit Inschriften. Dieses Alterthumsmuseum ver-
dankt hauptsächlich seinen Ursprung dem Appellations-
Präsidenten Baron Mazzelti, der 1827 starb und seine
Sammlung seiner Vaterstadt vermachte, und einem andern
Mitbürger, dem Vicar Tonelli, der bei seinem 1858 er-
folgten Tode die Frucht seines wissenschaftlichen Strebens,
die gesammelten Auticpiitäten der Umgegend, der Biblio-
thek seiner Vaterstadt vermachte, welche in dem gelehrten
Bibliothekar Tomaso Gar einen treuen Bewahrer dieser
Alterthümer hatte, welcher jedoch eben jetzt als Rector
an das Lyceum zu Mailand berufen worden ist.
Neigebaur.
III. Litteratur.
1. Zur Topographie von Alhen.
Bei dem Interesse, das neuerdings grade die Alter-
thümer Athens und die Topographie dieser Stadt gewon-
nen haben, können vielleicht die folgenden Notizen ver-
werthet werden, die ich aus dem cod. Paris, graecus 1631 A,
einer Miscellanhandschrift, ausgeschrieben habe. Ich selbst
bekenne sie weder vollständig zu verstehn, noch ein Wort
über ihre Bedeutung sagen zu können, da ich mit den
einschlägigen Fragen nicht bekannt bin. Die mehrfach
vorkommenden alten Namen und die Schrift dieser No-
tizen, die dem 15. Jahrhundert angehört, verleiteten mich
sie zu copiren; mögen andre daraus die möglichen Resul-
tate ziehn. Auf iol. 158 der Handschrift steht also nach
verschiedenen Excerpten über Maasse das folgende :
nigi rijg ürnxijf
to xöffipo ilvui rj uxQunoltt;. to la^iixtä thui o vaot; rrjg
d&tjvüg Trjt; nuXXudog
379*
380*
tj ygvaoanr^.iöiiaau. tivui TO nn^Xutov toi nuvog.
ul dvo xoio'ivuig tlg Trtv fituv i^rov tu üyuXfiu lijg
u&livüc
ftl Ti;g yogyinvag ii/i' xi(paKr}v, xai (ig xt\v uAhijV ijov
t6 üyaifia luv dn)g üno/.uTai tlg rr,v bnoiitv tivat
n goXöyiov (sie)
uugfiugtviov.
oXiyOV nugiixüxto tjov i<) 'i.ixtov nyoXtiov iov ugiaro-
fig lö»- uyiov yuogyiov iov <l\tiuvt)gov dg T1]V n).oxu
tivui
v.üvdvXi iiuguugttinov tov dijitoa&trovg.
7] /.ttyüXij xuiiugu tfvui i] Tn).rt zi]c noXewg.
7) xo't.ojvixig zr.g »aqtQÖljg. i',t<iv ttt'uigov xui 1) ax^nj
inv ügiaioopüvovg.
tlg %uTg ävo xoXn'/vig iov ßovvov. i]tov xovti iov
jgaiavov
101 ßuaiXhog fit ti)v in) ßuq>i} in Xuiivixu.
tlg Tt]v t/;J«(?) tov nm/ttug. rjov vnog xa) oyoltiov rov
awxguTOvg, iyti jgiyogov Toig diodtxu uvttiovg. xui
Tatg öiguig
dg tov ayiov ytiugyiov tov dxu/idzt, r)Tov to xigufti-
xov y.ui
0 vuog Toi) &io~i(og.
Tu iiagfxugivtuv XtovTugt. rjtOv ?/ /LityuXri uyioyt] twv
u&i,vuuov
XUI TU. LIVT llUTll TluV r^liKOV.
tlg tu ßuothxu 1/Toy ayoXttov ti'iv moixiöv.
tlg Tt]v ttxudfjfilav tjtov ayoXttov rov nXuTiovog.
Auffallend ist die Aehnliehkeit dieses Bruchstücks
eines athenischen Fremdenführers mit den 'Mirabilia Ro-
mae', die in eben so dürftiger Weise die halb gelehrten,
halb volkstümlichen Erinnerungen des 11. oder 12. Jahr-
hunderts an die damaligen Loealitäten Roms anknüpfen.
Ob das atheniensische Bruchstück dem 15. Jahrhundert
selbst, oder ursprünglich einer früheren Zeit angehört,
weiss ich nicht; jedenfalls aber beweist die Lücke, die der
Schreiber in dem Worte n goXöyiov absichtlich gelassen,
dass ihm ein an dieser Stelle unleserliches Original vor-
gelegen hat. Vielleicht wird es eben so schwer sein, hi-
storische Daten daraus zu entnehmen als aus den römi-
schen Mirabilia. Sowohl über Athen wie über Rom sind
seit der Entstehung jener mittelalterlichen Notizen zu
schwere Verwüstungen ergangen, so dass es vielleicht nicht
minder Mühe erfordert, die neuen Loealitäten zu bestim-
men, auf die der Verfasser jene alten bezieht, als bisher
verwandt ist, die letzteren allein festzustellen. Indess wird
hoffentlieh die Bereicherung des Materials den athenischen
Topographen lieb sein.
Paris. D. Detlefsen.
2. Zum Valicanischen Apoll.
Unter dieser Aufschrift hat Hr. Theodor Pyl einen
im archäologischen Anzeiget d. J. S. 351* abgedruckten
Aulsatz verfasst, in welchem ein neuer Erklärungsversuch
des belvederischen Apoll als aegistragendeu Gottes ent-
halten ist. Zuvörderst ruft jener Aufsatz den Wunsch
hervor, dass der Verfasser zur Vereinfachung seiner vielen
Fragen, es der Mühe werth erachtet hätte, nicht nur
die Ausführungen von Stcphani und Wieseler, sondern
auch die in diesen Blättern 18G1 S. 209* ff. 213*ff. vor-
getragenen Bemerkungen etwas genauer, sei es billi-
gend oder widerlegend , in Betracht zu ziehen. Der
Verfasser würde dann vielleicht das Attribut der Aegis
nicht einmal für die Stroganoffsche, geschweige denn
für die belvederische Statue als unzweifelhaft betrach-
tet haben ; er würde sich überhaupt vielleicht gescheut
haben, trotz thatsüehlich vorhandener Unterschiede diese
beiden Statuen in seiner Erklärung von vornherein als
völlig und schlechterdings identisch zu behandeln und
demgemäss z. B. die Annahme eines zierlich geschmückten
Leierbandes für die Stroganoffsche Statue einfach mit dem
Bemerken abzulehnen, der vatikanische Apoll habe eben
einen Köcher. Der Verfasser würde dann , um anderes
(wie z. B. die Vermischung einer mehr genreartigen Auf-
fassung des belvederischen Apoll als Bogenschützen mit
der bekannten Auffassung des Hrn. Häckermann, oder
seine Bemerkung über die Stütze des Baumstamms der
'absichtlich zugefügtes Symbol der Milde und Heilkraft'
sein soll, während ein Zweifel darüber dass er in erster
Linie für die Marmortechuik nothwendig war nicht wohl
möglich ist) zu übergehen, sich doch wohl gescheut haben,
die kunstgeschichtlich in der That unerhörte Behauptung
zu äussern, das noch auf der Grenzlinie des erha-
benen und des anmuthigen Styls attischer Kunst stehende
Bild der Artemis Colonna habe mit dem belvederischen
Apoll mehr Verwandtschaft als sein von aller Welt aner-
kanntes Gegenbild, die Diana von Versailles.
Aber auch mit Hintansetzung aller dieser und ähn-
licher Einwände, wird man der Deutung des vaticauischen
Apoll, als eines die Leiche Hektors vor Achill's Wuth mit
der Aegis schützenden Gottes sich nicht anschliessen kön-
nen. Diese Deutung geht aus von dem Eindruck des mit
Milde gemischten Grolls, den man bei der Beschauung der
Statue von der Stelle aus empfinde 'nach welcher der Gott
den Schritt lenkt, so dass er auf den Beschauer zuschreitet
und letzterer der Wendung des Hauptes und der ausge-
streckten linken Hand mit dem Auge folgen kann u. s. w.'
Es wird sich schwerlich ein zweiter Beschauer finden,
welcher in Widerspruch mit der einstimmigen Voraus-
setzung wohl aller Künstler und Erklärer den der Statue
günstigsten Standpunkt nicht gerade dem Antlitz gegenüber,
wo die Erscheinung des dahinschwebenden Gottes einzig
und allein mächtig und von gewaltigster überraschendster
Wirkung ist, sondern vielmehr da sucht von wo aus frei-
lich das Profil gewonnen wird, dafür aber auch vor allem
der Baumstumpf alle Bewegung hemmt und die beiden
Beine in fast widerlicher Art hängend und gestaucht er-
scheinen. Ferner sollen Ausdruck und Haltung der Statue
darauf beruhen dass man gegenüber einen trotzigen Achill,
neben ihr Hektors Leiche, sich vorstelle. Kann man dies
in der That von der Phantasie des Beschauers fordern''
Endlich steht selbst die mythologische Begründung
dieser neuen Erklärung auf schwachen Füssen. Wir ken-
nen nur eine Stelle der Ilias (24, 20) wo Apoll Hektors
Leiche schützt ; aber er schützt sie vor Entstellung bei der
Schleifung durch Achill
igig d' igvaug ntg'i o^ftn Mtvotziaduo Ouvoviog
traft? Ivi y.).i(Ti'i] nuvioxtio, tijv dt T t'urjxtv
iv xi'iii ixzuvvaug ngongriviu. 10T0 d JinoXXwv
nüauv i'tgtr/ii^v untytv ygo'i. qon' iXtui'gioi;
xui Tt&vyoTit ntg' mg) 1)' ulylSt nuvia xuXvnxtv
ygvat(rt, 'Im fit) fitv unodgvffot tXxi'ozuuov
und aus diesen Versen würde sich die von Pyl vorausge-
setzte Situation doch nur sehr mittelbar ableiten lassen.
Darmstadt. R. Kekule.
Herausgegeben von £. Gerhurd.
Druck und Verlag von G. Reimer.
381* 382*
ARCHÄOLOGISCHER ANZEIGER.
Zur Archäologischen Zeitung, Jahrgang XX.
Beilage zu J\§ 168.
December 1862.
DENKMÄLER - VERZEICHNIS* UND ALPHABETISCHES REGISTER
ZU DEN JAHRGÄNGEN 1857-1862 DER ARCHÄOLOGISCHEN ZEITUNG*).
A. DENKMÄLER -VERZEICILMSS.
I. ARCHITEKTUR UND TOPOGRAPHIE.
1. Afrika. Aegypten: Ausgrabungen von Hariette zu Aby-
dos, Edfu, Memphis und Theben XVIII, 9*f. XIX, 129* IT. — Aby-
dos: Osiristempel Seli's II und Rhamses' II XVI, 130*. Anm. I. —
Elephantine: Nilmesscr XV, 95 f. Anm. 4. — Pyramide von Glzeh
XV, 68*. XVI, 160 IT. XIX, 129*. — Ausgrabungen zu Gurnah, Kar-
nnk, Tmiis XIX, 130*. — Gurnah: Grab der Königin Aah-Holep
XVIII, 9*. — Kyrene: Ausgrabungen XIX, 207*. — Karthago:
Ausgrabungen XVIII, 3* Anm. 2. XIX, 168* ff. — Ruinen der Byrsa
XVII, 75* f.— Gräberanlogen von Beule aufgedeckt XVIII, 10* f. —
Hafen Will, II*. — Palast des röm. Proconsuls XVII, 78*. —
Aesculapteuipel XVII, 78*. Tripolis: Römisches Monument bei
IMurzuk XV, 81*. — Algerien: Ausgrabungen des Hrn. Guerin
XIX, 128* A. 1«. — Keltische Gräber zu DJelfn XVI, 132* A. 15. —
Ausgrabungen zu Caesarea Aitgnsla XV, 31*. — Colonla Julia
■/.nral XVI, 257*11
2. Asien. Phönizien: Ausgrabungen XIX, 131*f. — Byblos
XIX, 131*. — Kappadocien: Bauwerke XVII, 33*f. — Uejiik,
Ruinen daselhsl XVII, 34*. 49 ff. Tal. CXXV1. Assyrischer Winier-
palast XVII, 53. Portal desselben XVII, 56. — Humen zu ßoghäs-
koei XVII, 52. — Knidos: Ausgrabungen XVII, 5*r. XV1I1, 89*11'. —
Hader XVII, 6*. — Graft eines Lykuethios (?) XVII. 5*. — Gymna-
sium XVIII, 93*. — Tempel Apolls und der Musen XVIII, 92*. —
Theater XVII, 5*. — Halicarnass: Ausgrabungen XVIII, 88* ff. —
Koratenipel XVI, 210*. — Gesimsfragmente korinthischer Bauart
XVI, 2I(i*. — Reste von Kussböden XVI, 210*. — Trümmer eines
ionischen Baus XVI, 211*. — Ionische Säulcuslürkc aus pari-
schem Marmor XVI, 211*. — Mausoleum XVI. 209*11'. XVII, ]*.
Anm. I. XVII, 5* f. Fries des Mausoleums XVI, 211* IT. unter-
irdischer Gang XVI. 211*. Geslalt und Ausdehnung des Mausoleums
XVI, 212*. Pyramide als Gipfel des Mausoleums XVI, 213* f. Beste
des Peribolos XVI. 214*. Architravfragmente XVII, 5*. Fragmente
einer Quadriga edd. Löwe und Leopard ebd. — Areslempel XVI,
2 II* f. — Felsengräber XVI, 215*. — Griechisches Haus XVI, 218*.
Dorische Säulen ebd. — Basis mit Inschrift ebd. — üidymae:
Tempel des Apoll XV. 67*. XVI. 114IT. — Aphrodisias: Renn-
bahn, Metrologisches XX, 277. — Fphesus: Artemistempel XVI,
144. XV. '.18. A. Iü. — Niohefcls im Gebirge Sipvlos XX. 349*.—
Smyrna: Lage der Stadt XVI. 227* ff. — Theater MI. 1 33* f. —
Sogenannt« Dianenbäder XVI, 228*. — Kirche des Theologen Jo-
*l Ausgearbeitet zugleich mit dem nachfolgenden Begister
den betreffenden Jahrgang, die arabischen ohne Stern die Seiten der
Anzeigers.
bannes XVI, 228*. — Troas: Gräberfunde von Bardanas und
Xeit-llion XV, 5*. 7*. — Cylinderförmige Wasserrohren XV, 5* f. —
Galatien: Ruinen zu Tavlum XVII, 52.
3. Griechenland und Inseln. Acharnae XVI, 197*. —
Aegina: Atbenalempel, Metrologisches XX, 274. — Aeaian: Archi-
tekturfragmente XV, 123*f. — Alalkomenae: Topographie XIX, 249*. —
Amyklae: Topographie XIX, 247*. — Athen: Ausgrabungen XIX,
127*. A. 5. XVIII, 12*. XVIII, 97*f. Topographisches XX, 32i* ff. —
Agora XX, 325*. — Dionysostheater XX, 320*. 327* ff. — Erech-
Iheinn XVII, 70*. XX, 321* ff. — Grab XVI, 199*. - Gymnasium des
Plolemäos XIX, 169*, XX, 255*. A. 3. — Munychia XX, 324* ff. —
MuseionXX, 326*. — JViTfWeiiipe/.ÜallusIradeXX, 249 ff. Tafel CLXI1. —
Orieum der Begilla XV, 1*. 3*. A. 7. — Olympieion XIX, 234*. XX,
295* f. — Parthenon und Frechtheion XX, 321* IT. — Parthenon,
der vorperikleiscbe XIX, 194*. XX, 241 IT. Tafel CLXf. — Piraeeus:
Ausgrabungen XV, 1*. 3*. A. 8. XIX, 195*. Gräber mit bemalten
Ziegeln XIX, 195*. — Pnyx und Munychia XX, 32 4* ff. — Polias-
tempel XVI, 117 IT. Tafel CIX. XVI, 173*. Prostomiaion und Para-
stas desselben ebd. Adyton 119 ff. Thyroma XVI, 125 ff. — Pry-
taneion XIX, 171*. — Stoa Poekile XVIII, 74*. — Theater des
Herodes Alticns XVII, 1* A. 3. — Theseion XVIII, 98*. — -
Bussue: Fries des Apollolempels XX, 266. — Delphi: Grundmauer
des Apollotempels XIX, 218*. — Eleusls: Ausgrabungen XIX, 127*.
A. 6. Mauer aus Polygonen Steinen XVI, 197*. Propyläen XIX. 115*.
A. 21. — Eubaeu: Anliker Brunnen zu Eretria XV, 27*. — lnsel-
funde XVII, 1* A. 2. — Kamaruis in Messenien: Demetertempel
XVI, 252*. — Kopoto-See: XVII, 125*. Antike Brunnen XV, 1*. 3*.
A. 10. — Karinth: Tempel XVI, 198*. — Kos, Buinen einer an-
tiken Stadt XV, 3*. — Kypurissos: Gräber daselbst XV, 99*. —
Lamia, Buinen: Thor, Hafen, Theater XVI, 188* f. — Lerna, Topo-
graphisches XIX, 215*. — See Melite bei Oeniadae XVI, 191*. —
Mykenue: Ausgrabungen XX, 329*. Löwenthor XIX, 246*. XX,
329*. — Nemea: Zeustempel, Metrologisches XX, 275. — Oeniadae.
Buinen XVI, 187* IT. — Onhomenos: Pfahlbauten am Kopais-See
XVII, 125*. — Paeunium (Polybios IV, 65) XVI, 1S7*. — Pharis:
Topographie XIX, 248*.— Phiaalin: Topographie XIX, 218*. Apollo-
tempel, Metrologisches XX, 274. — Priene, Poliaslempel, Metrolo-
gisches XX, 277. — Pleitrnn XVI, 191* f. — Hhodos: Gräberfunde
zu Kameiros XVIII, 69 TT. 91*. — Samos: Heratempel XV, 96 f.
67*. — Taenaron. Poseidonion XVI, 149*. A. 24.
4. Italien und Sicilien. Aeqtiicum: XVII, 83*. — Agri-
durch Herrn Ludwig Weniger. — Die römischen Ziffern bezeichnen
Denkmäler und Forschungen, die mit Stern versehenen die Seiten des
A. d H.
A
383'
384*
gent Tempel des olympischen Zeus XV, 98. — Albanella (Unter-
italien) Gräberfunde XV, 1*. 3*. Anm. I). — Ancona: Trajans-
bogen XVII, 86. — Bologna: Kolossale Ruinen XX, 377*. —
Campanische Funde: XVI11, 4*. Anm. 7. — Canosa: Gräberfunde
XV, 55. Tafel CIV. Trajansbogen, Porta Varrense XV, 57. Hypo-
geum (Dariusvase) XV, 57. Tafel CIV. Tesoro de' Monlerisi , altes
Grabmal XV, 59. Tesoro di Barbarossa, llypogeum XV, 60. —
Capri: Gräberfunde XX, 376*. — Capua: Hciligtbum der Lliana Tifa-
tina XVI, 129*. 131*. A. 4. — Clusium: Ausgrabungen XVII, 3*.
Grabgewölbe mit Tudtenkisten XVII, 3*. A. 9. Denkmal des Porsenna
XVII, 49*. — Et/urien: Ausgrabungen XVIII, 4*. XIX. 127* A. II.
XVI. 149* A. 23. - Falerii: Inscbriflsleine \IX. 157*. — Labi-
cum, Lage XVII, 20* A. 25. — Luna, Forum XVI, 132* A. 12.—
Modem: Gräberfunde XV, 2*. 4* A. 17. Grabmonument XVII, 4*
A. 15. — Neapel: Ausgrabungen XVIII, 4* A. 7. — Nemi: Ruinen
am See XVI, 237. — Norba: Bäder XVIII, 19*. — Oberilalische
Ausgrabungen: XVIII. 4* A. 12. — Ostia, Ausgrabungen, Stadtthor
XV, 8». Milhräuiu XVIII, 56*. XIX, 153*. XX, 261*. Thermen XX,
261*. — Olrnnlo: Gräberfunde XVI, 128 IT. Tafel CX. Steinerner
Aschenbehälter ebd. — Perugia, Ausgrabungen XVII, 3* A. 10. —
Phislelia (Samnium) XV, 3*. Anm. II. — Praenesle: Ausgrabungen
XVIII, 12* ff. Nekropoliä XX, 308*.
Pompeji: Ausgrabungen XX, 256*. A. 1(1. — Rachofen mit zwei
Brüden XX, 375*. — Färberei ebd. — Forum XIX, 141. — Haus mit
zwei Treppenaufgängen XVII. 3*. A. 7. — Strasse des Bolconlus XX, 376*.
— Haus des Lucretius XV, 3*. A. 13. — Seue Thermen: XV, 3*. A. 13.
XVI, 134*f. XVII, 1 7 ET. Tafel CXXIV. XVII, 37 IT. XX, 375*. Vorhalle
XVII, 19. Säulengang ebd. Apodyterinm XVII, 22. 30. 38 f. Stuck-
verzierung, Silen XVII, 21. Eläothenuni XVII, 43. Exedra XVII, 42.
Cella frigidaria ebd. Tepidariurn XVII, 31. 39. Heizapparat XVII, 38.
Latrina XVII, 27 f. XVIII, 115*. Palästra XVII, 21 IT. — Vesta-
heiliglhum am Forum XIX. 141. - Via di Slabia XX, 376*.
Korn: Ausgrabungen XVIII, 4*. A. 10. XVIII, 14*. XIX, 153*.—
Avenlin, Ausgrabungen XV, 33*. Mühle mit Inschrift XVI, 168*. ■ —
Baslttcn des beil. Stephanus XVI, 131*. A. 6. XVI, 161. — Belus-
lempel XIX, 154*. — Ausgrabungen bei S. demente XVII, 16*. —
Granitsäule mit Festzug des Isisdienstes XVII, 3*. A. 11. — Isis-
tempel XV, 1*. 4*. A. 14. 8*. XVII, 1*. 3*A. II. — Säulentriiinmer
bei S. Nicola de' Cesarini XV, 79. — Palalinische Ausgrabungen
XX. 257*. 260*f. 292*. — Sklaveubehausung am Westende des
Palalin XVI, 160*. -- Ausgrabungen |hei Porta Porlese, Palazzo
Fiano und S. Paolo XIX, 127*. A. 9. — Ausgrabungen bei S. Srt-
bina XVI, 238*. — Wasserleitung bei S. Sabina XV, 50*. — Ser-
rianische .Mauer XX, 260*. 307*. — Terre nuora, Grabmal der
Caucilier XVI, 131*. A. 7. — Monte Teslaeeto: Terminalcippus des
Vespasian und Titus XV, 18*. — Trajanslempel XX, 261*. — Tra-
slerere Ausgrabungen XIX, 154*. — Veslalempel XIX, 112. — Via
Appta; Jüdisches Grab XIX, 153*. — 17« Laiina: Gräber XVI,
170*. XVII, 1*. 51* ff. — Via di Uarforto, Strassen XX, 259*. —
Via Porluensis, Gräber und Badegemächer XVII, 3* A. I {. — Via
Praenesltna XVII, 3* f. A. 14. — Porta Viminalis XX, 308*.
Sablnerland: Villa des lloraz XVI, 149*. A. 23. 155* ff. —
Samnium Ausgrabungen XVIII, 4*. A. 8. Phislelia XV, 3*. A. 11. —
Sardinien: Ausgrabungen XVIII, 77* ff. Römische Gräber XVI, 200*. —
Sorrenl: Villa des l'ollio XX, 377*. — Tagltacozzo: Ruinen von
Aequicum XVII, 83*. — Taormina: Theater XVI, 149* f. A. 24. -
Tivoli Ausgrabungen XX, 257* A. 21. Tempel des Hercules Victor
XV 261*. 291*. — Trient: Gräberfunde XVI, 237*. — Tusculum:
Villa des Cicero XX, 261*.— Venusia: Villa des Horaz XV, 49*. —
Villanora Sardinien : Römische Grundmauern XV, 73*. — Vnlsinii:
Ausgrabungen XVI, 149* A. 23. — Volterra: Hundes Grabmal XV,
8» f. _ vulci. Etruskische Gräber XV, 81*. 101*.
5. Gallien. Gallische Ausgrabungen XVIII, 23*. XIX, 128*.
V 15. Alcsia, Lage XV. 29*. XVII, 4*. A. 17. 20*. A. 25. XX,
257*. A. 19. — Riiuiisehes Caslrum zu Cosa: XV, 2*. 4'* A. 18. — ller-
baiill : RSmiscUCB Castrum XVI, 141*. — Paris: Thermen XV, 2*.
1'. \. 18. Römische Subslruclionen XV, 29*. Römischer Keller mit
Amphoren XV, 4*. A. 18. 29*. — Vienne: Aller Circus, Portiken
XX, 256*. A. 13. — Vendee: Römische Villa XVI, 136*.
6. Spanien. Aleinlara, römische Brücke XX, 368. — Portos
Baesippo, Lage XX, 320*. — Topographisches aus Andalusien XIX,
183* f.; Barcelona 181*; Cordora 186"; Granada 184" f.; Jaen
185"f.; Murc'a 183"; Serllla I86»f.; Tarragona 181"; Valencia 182*.
7. Kngland. Aufdeckung des alten Uriconium bei Wroxester
XVIII, 5* f. A. 13.
8. Schweiz. Aranches: Ruinen von Aventicum XX, 313*. —
Biet bei Solothurn: Pfahlbauten XV, 107*. Steindenkmale mit runden
Vertiefungen XV, 108*. — Helvetische Gräber in der westlichen
Schweiz XV, 9*. — Lausanne: Druidenaltar und Tumulus XV, 10*. —
Pfahlbauten XIX. 169*f. — Canton de Vaud , Helvetischer Tu-
mulus XIX, 210*.
9. Deutschland. Bonn: Römische Substitutionen XV, 119*. —
Clere: Römisches Castrum zu Qualburg bei Clevc XVII, 4*. A. 19. —
Oehringen (Würlcmherg) Ausgrabungen XIX, 229*. — Oeslerreichi-
sche Funde XVIII, 24*. — Rheinische Ausgrabungen XVIII, 5*. A.
15. XIX, 128*. A. 18. — Rheinland: Römische Villa bei Äugst
XVIII, 5* A. 15. — Rheinzabern: Oefen zum Gefässbrennen XV.
46*. — Schleswig: Ausgrabungen zu Süder-Brarup XIX, 163* ff. —
Im Taunus: Die Saalburg ein römisches Castrum XV, 2*. 4*. A.
23. — Vilbel bei Frankfurt a. M. Römische Bäder (Mosaik w. m. 0.)
XVIII, 113f. Tafel CXLII. — Westernhofen bei Ingolstadt: Rö-
mische Villa XV, 10*. Impluvium XV, 11*.
10. Donaulander, Südrussland. Siebenbürgen: Rö-
misches Castrum zu Stornos ÜJvär XVI, 1 49. Südrussische
Ausgrabungen XVIII, 5*. A. 16. — Alexandropol (Gouvernement Ja-
roslaw) Scvthische Gräber und Brunnen XV, 73* f. Scvthiscb.es
Königsgrab XV, 3*. A. 1. Pferdegräber XV, 73*. — Balakluia: Stei-
nerner Rundbau XV, 75*. — Ekaterinoslav: Gräberfunde XIX,
225*. — Bartsch; Ausgrabungen XX, 330*. Katakomben, zum Tbeil
sehr kostbar XIX, 226* f. — Phanagoria: Ausgrabungen XIX, 225* f.
Konstantinopel: Säule der Kaiserin Eudoxia XV, 88* f. —
Architrav aus Sandstein mit Inschrift XV, 90*. — Obelisk aus Por-
phyr XV, 91*.
Teutonisches.
Athen: Dionysostheater, Priestersessel XX, 327*. Salbgefäss aus
Alabaster XVI, 199*. — Thera: Reste eines Ehrendenkmals XVII,
1*. A. 2. — Rom: Vaticnn, Badesessel von Rosso antico aus den
Bädern des Caracalla XVII, 28. Museo Campana: Sarkophag XV,
19*. Museo Kircheriano: Töpfchen aus Stein XVI, 166*. — Reg-
gio: Sarkophag XVII, 4*. A. 15. — Sardinien: Scano, Aschengcfäss
XV, 72*. — — Kanstantinopel: Schlangensäule des Atmeidan XV,
47 f. XX, 245 ff. 249* (vgl. unten Bronzen). — Christliche Sarko-
phage aus Porphyr XV, 91*.
II. S C U L P T U R.
A. In Stein.
Statuarisches.
1. In Africa. Aegypten: Sculpturen bei der Pyramide von
Gizeh XIX, 129*0". — Abgdos: Koloss des Königs Sesurtahem 1.
XVIII, 9*. — Tanis: Androsphinv. mit Löwenmähne XIX, 131*. —
In Kyrene: Statuette der Kyrene mit dem Löwen XIX, 207*.
2. In Asien. Ilalikai nass (meist beim Mausoleum gefun-
den): Amazonenkopf XVI, 218*. — Amazone reitend XVII, 21*.
Anm. 34. — Bärtige Köpfe XVI, 214*. 216*. — Hunde und Löwen
XVI, 212*1. — Weibliche Gewandstalue, kolossal XVI, 213*. 215*.
219*f. — Kolossalfigur XVI, 210*. — Leopard XVI, 216*. —
Zwölf Löwen und Löwinnen XVI, 211*. XVII, 21*. Anm. 34. —
Männliche Figur, kolossal XVI, 211. — Malerei an Sculpturen XVI,
211*. — Fragment einer Nike oder Nemesis XVI, 210*. — Nike
XVII, «gl*. Anm. 31. — Kolossales Pferd XVI, 2! IT. — Sonjien-
wagen auf dem Gipfel des Mausoleums XVI, 145* f. Anm. 30. 209*.
— — Knidos: Aphroditekopf XVII, 5*.— Basalllignr XVII, 6*. —
Basis einer dreifachen llekate ebd. — Demeter ebd. — Desgl. mit
Weihinscbril't XVIII, 91*. — Desgl. Torso XVII, 5*. — Demeter und
Kora XVIII, 89*. — Löwe, kolossal XVII, 5*. XVIII, 90* f. — Zwei
Schweine und zwei Kälber XVII, 5*. — Weibliche GewandflgUT ebd.
— — Mitet: Sitzbilder an der Braiicbidenstrasse XVII, 21* A. 23.
— — Smgrna; Sammlung Spiegellhai: Allgemeines XV,83*ff. —
Bacchus und l'an XVIII, 22*. — Bacchant taumelnd XV, 86*. —
Furienkopf ebd. — Ganymed auf dem Adler XV, 86". XVIII, 22*. —
Hera- und Cybeleköpfc XV, 86*. — Kleopatrakopf XV, 85*. — Luna
385'
386*
und Endymion XV, 86*. XV), 1 45*. — Merkurskopf XV, 85*. —
Muhreukopf XV, 85*. — Süenskopf XV, 85*. — Todtengenius XV.
Sli*. — Doppelherme einer Venus XV, 85*. — Weibliche Statuen
XV, 8G*. — Sammlung Iwanow. Henneskopf XVI, 229*. — Samm-
lung Vhlich: Aphrodite nackt XVI, 230*. — Apollo -Torso MI.
230*. — Bacchoskopf XVI, 230*. — Eros auf einem Delphin rei-
tend XVI, 230*. Am Sipvlo.-: Felsenbild ihr Niobe XX,
3411*.
3. In Griechen land und auf den griechischen Inseln. Aeglon:
Weiblicher Kopf mil Stephane XV, I23*f. Rechter Ann XV, 124*. —
Argot: Aphrodite auf einen Schwan tretend XVI, l'.Ml*. .Uli, 21*. 35.
Athen: Anliluehus Antiochos?), Statue vun Aristion XVII. 21*.
35. — Archäologische Gesellschaft, Sammlung derselben Will, loi'f.
109* II. Athena Parlhenos, Marmorflgiirchen Will, 21 ff. Tafel
i:\VW. 3. i. 19*. 73* f. 102*. - Atbena (Thescion) XIX, 157*.—
Bacchuskopf XIX, 172*. — Brflste, Voti» Will, 1 1I*. — Demostbcnes-
kopf (Garten der Königin) XIX, 177*. Dionysoskopf bärtig ebd. XIX,
177'. Dionysosberme ebd. XIX, 177*. — Ge Kurotrophos XVII, 0.
II. Tafel CXXI11, 3. — Gewandstatue, weiblich, ohne hupf Will.
109*. — Gewandstatue, weiblicb, mit Cista am Boden XVIII, 110*.—
Herakleskopf XIX, 172*. 177*. — Herme (PrylaneionJ XIX. 171*. —
Herodeskopf (Odeion des Herodes) XVI, 198* I. — Julia II, Kopf
(Gymnasium des Piolemäos) XIX, 159*. — Schöner .lünglingskopf
Will, llll". — Knahe mit Ziegenfell (Garten der Königin) XIX.
177*. — Weiblicher Kopf vom Parthenon XVII, 171*. — Kopf mit
Modius, Halbmond und Weintrauben Will. 102*. — Mann sitzend
mit Sclinftriille (Garten der Königin | XIX, 177*. — Maske weiblich
Archäologische Gesellschaft) XIX, 231*. — Regula, Kopf derselben
[Odeioo des Herodes) XV. 121*. — Sitzender l'an mit Syrinx XX,
290*. — Scblangenfüssler als Atlant XVIII. 12*. — Selenentorso vom
l'arthc Will. 84*. — Tiheriuskopf mit Eichcnkranz XIX, 172*.
231*. — Weibliche Gestalt mit Granale und Aeliren XVIII, 110*.
Chaeronea: Löwe XVI, 237*. — Eleusis: Zeus mit Adler XV, ]*.
3* Ann). 9. 29*. — Lamia: Nackter Mann in lysippischen Verhält-
nissen XI.X, 145* A. 24. — Lesbns: Frauenkopf zu Mitjlene Will,
3* Anm. 3. — Opnnt: Athlet als Hermes XV, 29*. — Orchomenos:
Archaische Statue, dem archaischen Apollotypus ahnlieh XIX, 249*. —
Palm.-: Anliuousbiislcn XV, 124*. — '/Wo*: Amor und Psyche
XVII, 6*.
4. Italien. Unteritalien: Canosa: Kolossalligur am Gie-
bel eines Grabmals XV, 55. — Neapel: Museo Borhonico: Aristo-
pbanes und Mcnander, Uoppelbüste XVIII, 13. — Artemis von I.phe-
sos, Alabaster XV, 69. — Barmodios und Aristogeiton, Gruppe des
Kritios XVII, 07. Tafel C.XWII. XVII, 87*. — Laokoonfragment XVI,
237*. — Psyche XVI, 183*. — Todesgott, nicht Narcissus XX, 306.
— Prinz vun Sitlerno: Attis, zwei Statuen XVI, 237*.
Kom; Museen: Villa Borgliese: Achill oder Ares XX, 293*f. —
Amazonenloreo XVI, 180*. — Minerva mit Gorgolielm XV, 2 — Pin-
dar, Slalue XVII, 131. — Museo Campana [Tgl. S. Petersburg) :
Sculpturen desselben XVII, 27*. 28*. — Frau auf einem Schwane
sitzend XVI. 233. Tafel CXIX, I. — Capitol: Sogenannter An-
tinous XV, IIb'. XVI, 138*. — Euterpe, ergänzt XIX, 132. 130. —
Museo Chiaramonti: llcpbustoskopf, nicht Odysseus XX, 365*. —
Palast Faniese: Unbekleideter Ringer XVII, 09. — Lateran:
Satyr XVI, 242*. — Sophokles XVII, 89. — Villa l,udnrisi:
Achill oder Ares XX, 293* f. — Orest und Eleklra (?) XVIII.
III f. — Musen Pio- Clanentino: Herakles mit Telepuos in der
Löwenhaut XV. 70. — Palast Hnspigliosi : Ganyniedes XVI, 237*. —
Minerva mit Eule und Tritonide XVII, 93. — Narciss oder Todes-
gott XVI. 237*. XX, 305 f. — Palast Sparta: Aristolelcs XIX,
2 Kl f. — Palast Torlonin: Ge Kurotropho«, Replik der Münchener
sogenannten Leukolhea XVII, 9. — Vatican (vgl. Museo Chia-
ramonli und Pio-Cleinenlino) : Amazone XV, 99*. — Apoll von Bel-
redere: XVIII, 99* f. 1 09* f. XIX. 209* IT. XX, 294*. 33IIT. 35l*ff.
370*. 379* f. — Schlafende Ariadne XVII, 100. Anm. 7. — Slatue
eines Daluiaiius oder Bogmaticus XVI. 150*. Anm. 25. — Demosthe-
nes XX. 239. — Julia, Büste XVII. 21*. 35. — Minerva GorgolopOOS
(mehrmals) XV, 2. — Nike mit dem Stier XX. 25 4 f. — Plutosund
Eirene oder Tycbe XIX, 161*. — Satyr XIX. 100*. — Telephos, Dio-
nysos, Saljr und Hirschkuh XV, 76. — — Privatbesitz und
Kunsthandel: Custellani: Figur mit Schlange Schale und Kad XVI.
179. — Wiltmer: Bacchus mit Slierfell XVI, 101* f. 238*. XVII.
21*. Anm. 35. [letzt im Museum zu Berlin]. — Steinhäuser, Bacchus
mil Stierfell XVI, 150*. 31. — Sonstiges im Kunsthandel: He-
rakles mit Keule XVII, 9*. — — Sonstiges zu Born: Aus den
Grabungen vom Aventin: Venus und Amor XVI, 169*; vom Ists-
tempel: Kuh voll rolliem Granit XV, 8*. XVII, 3*. Anm. 1). Sphinxe
XVII, 3*. Anm. 11; bei Porta Portese: schöne Venus XVIII, 4*. Anm.
20.21. — — Ungenannten Ortes: Amazone XVI, 150*. Anm.
31*. — Bacchischc Hermen XVI, 150*. Anm. 31. — Caelius Satur-
ninus, Ebrenstatue XV, 8*. — Dacier XVIII, 4*. Anm. 10. 21. —
Dichterin, Kopf XVI. 150*. Anm. 31. Faun ohne Schwanzchen
XVI, 150*. Anm. 31- — Heraklesstaluelle aus Probirslein XVII, 9*. —
Herakles und Cerberus XVI, 150*. Anm. 31. — Juppiterkupf XV,
49*. — Narciss XVI, 150*. Anm. 31.
Umgegend lloms: Allda', Anicius Achilius Glabrio Faustus
Ehrenstatue XV. S*. 3 1*. Botsena: Statuette eines Mädchens mit
Inschrift Ruttlia, etruskiscb XVII, 83". — Faterii: Kopf über der
•Porla di Giove' weiblich XX, 340*. — Ostia: Stalue der Ceres XVI.
263*. — Tnsnilnm: Aniazonenslaliic XVI, 131*. Anm. 9.
Oberitalien und Sardinien: Bologna: Tischfuss mit Ober-
leib einer Psyche XX, 231 f.— CagUart: Poetenkopf XVI, 200*. Mar-
morgefässe ebd. Bacchus biformis ebd. — Carbanara: (Sardinien):
Bacchuskopf XVI, 202*. — Chisium: Vierscheibige Stele mit Kugel
XVII. 3*. Anm. 9. — Florenz: Gallerie: Aristophanes, Herme XVII,
90. — Lysippischer Herakles, Fragment XV, 78 f. — Nike mit
dem Slier XX, 255. — Mintuu: Todesgott nicht Narciss (Mus. di
Mantova I. 23) XX, 305 f. — Se.vr/no (Umbiien): Togafigur XVII,
4*. Anm. 11. — Trient (Museum): Merkur mil Widder XX. 378*. —
Venedig: Sitzende Frau, Unterlbeil XVIII, 43*. — Löwen am Arse-
nal XVill. 43*.
5. Frankreich: Amiens (Museum): dreifache Hekate XV, 24.
Tafel XCIX. — Xarbonne: Silen XV, 29*. — — Paris: Louvre:
Artemis von Versailles XX, 353*. — Assyrischer Stier, geflügelt XV,
2*. 4* f. Anm. 25. — Asklepios, daneben Omphalos XVII, 122*. —
Gräbervenus, borghesische Slatue XIX, 132. 130. — Minerva aus
Alabaster und Bronze XV, 40. — Phönicische Deckelfigur XV, 6*.
Anm. 37. — Plolemäosbüste XVI, 141*. — Münzhabinet: Aphro-
dite Eros und Priap XVI, 233. — Dreifache Hekale XV, 23 f. Taf.
XCIX. — Privatbesitz: Duc d Anmale: Pietas XVI, 237*. —
Musee Blacas: Asklepioskopf von der Insel Melos XVII, 117*. —
{Fould): Satyr und Satyrknabe XVII, 118*. -- Vicomte de Janze:
Alexander der Grosse, Statuette XVII, 119*. — Graf Laborde: Kopf
von einer Melope des Parthenon XVII, 121*. — Musee Pourlales: Kopf
der Arsinoe Pliiladelphi XVII, 115*.
0. Spanien und Portugal. Madrid: Cicerobiiste mit Inschrift
XIX, I 59*. 1 1)3*. — Hypnos der Scblafgolt XX, 2 1 7 ff. Tafel CLVII. —
Gruppe von S. Ildefonso XVI, 1 83* I. XIX, 162*. 194*. XX, 293*.—
— Lissabon: Gallakische Krieger XI.X, 185 ff. Tafel CLIV. —
Vian'm: Galläkiscber Krieger XIX, 187 f.
7. Kngi.and. London: Br itish Museum: Amazonentorso aus
Kyrene XIX. 243*. — Anlinous als Bacchus XVI, 138*. — Antoni-
nus Pius, Büste aus Kyrene XIX, 24 1*. — Apollokopf, aus Kyrene
XIX, 243*. — Apollokopf, aus Karthago XVII, 6*. — Domitian, aus
Kyrene XIX. 214*. — Europa auf dem Slier, aus Kreta XX, 256*.
Anm. 4. 25. XX. 311*. — Fauslinenbüslen, aus Kyrene XIX, 244*. —
Herakles, Kolossalkopf XV, 78. — Kaiserstatue ohne Kopf, aus Kar-
thago XVII, 6*. — Kaiserin , ohne Kopf, aus Karthago XVII, 6*. —
Klytie, Kopf XV. 67*. — Kopf mit Glasaugen, aus Kyrene XIX, 244*. —
Libya und Kyrene, aus Kyrene XIX. 244*. — Midas, Marmorhernie
XV, 46. — Porlrätslatue eines Dichters, aus Kyrene XIX, 244*. — Sta-
tuette aus der Ptolemäerfamilie XI.X, 2 4 4*. — Sitzbilder von der Bran-
chidenslrassc XVII, 17*. — Lucius Verus, Büste, aus Kyrene XIX,
244*. — — Sammlung Lundsdnwne: Amazone XX, 335. — Amor
und Psyche (Clarac 053. 1501 A.) XX, 338*. — Arlemis (Clarac
564A. 1213 A.) XX, 338*. — Athlet (Clarac 856. 2180» XX. 340*. —
Diskobol (Clarac 829. 2085 A.) XX, 337* f. — Hermaphrodit liegend
XX, 340*. — Hermes (Clarac 946. 2436A.) XX, 340*f. — Hermes-
kopf (Müller Denkm. II, 28. 304) XX, 338*. — Hygiea (Clarac 552.
1172B.) XX, 339*r. — Jugendlicher Kopf, modern XX, 341*. —
Knabenstatuette (Clarac 650 D. 1 478 A.) XX. 339*. — Leda (Clarac
41 0 B. I715A. XX, 338*. — Mädchen, Herme, archaisirend (Clarac
779. 1933B.) XX. 338*. — Pallas, kolossal XX, 336* f. — Serapis
silzend (Clarac 758. 1851 A.) XX, 340*f.
8. Deutschland, Schweiz. Berlin (Museum : Aphrodite To-
desgöttin. Marmorkoloss aus Aegvplen XIX, 129 ff. Taf. CXLV. CXLVI. —
A*
3S7^
388*
Sogenannte Eutcrpe, Grähervenus XIX, 132. 130. — Jünglingskopf
bekränzt XVI II, 62*. — Helios Seelcnempfänger, Marmorkoloss aus
Aegvpten XIX, 129 IT. Tar. CXLV. C.XLVI. — Knüchelspielerin, Domi-
tilla XVI, 137*. — Kupf der Klytie XV, 67*. — Narkaios , Kopf
XVI, 137*. — l'liönicisclie Deckelfigur, Fragment XV, 6*. Anm. 37. —
Tischfuss mit Oberleib eines Eros XX, 231 f. — Todesgott (nicht
Apoll) XX, 306. — Weibliche Figur XVIII, 62*. — Zeus Agoraios
XVI. 137*. — Bonn: Aristophanes und Menander, Doppclbüste (Mon.
dcir Inst. V, tav. 55) XVII, 87IT. XVIII, lü. — Herakles, klein XVI,
132*. Anm. 18. — Bolzen (Tyrol): Merkurstorso XIX, 128*. Anm.
12. — DarmslaJl: Venusbüsle, nicht Psyche XX, 335 f. — ■ Dres-
den: Dreiseitige (iasis XV, 122".— Pallas XV, (ilff. — Moteltand:
Meine Diana XVII, 4. Anm. 19. — München | Glyptothek I : Soge-
nannte Leakothea oder Ge Kurotrophos XVI, 246*. XVII, I IT. Tafel
CXXI. CXXII. XVIII, 82* f. — Schweiz: Idol einer celtischen Göttin
zu Vindonissa gefunden XV, 1*. Anm. 19. — Steiermark (Sissek):
Friedensgöttin XVIII, 26*. — Stell in: Mohr von schwarzem Marmor
XIX, 162*. — Trier: Amazonentorso XV. 43". — Wien: Sterbende
Amazone XVI, 180*. XVIII, 43*. XX, 333*.
9. Üissland. Pelernburg: Campana'scheSammlungXX,276*f. :
Büsten von Agrippa, M. Antonius, M. Brutus, Cäsar, Cicero, Corbulo,
Herodot, M. Marcellus, I'ompeins, S. I'ompeius, Sallust, Sappho, P.
Scipio. Sulla, Virgil XX, 277*. — Fackelträgerin (Meislerwerk) XX,
276*. — Hyakinthos ebd. — Laukoon, Büste XX, 277*. — Najade
mit Muschel XX, 276*. — Midie Kopf XX, 277*. — Priesterin der
Cybele XX, 276*.
10. ungenannten Orts: Kopf des Plato XV, 66*f. — Gott
Pan (Mon. dell' Inst. 1856. XXVII.) XVI, 237*. — Todesgott (Mon.
delf Inst. IS56. tav. XXI) XX. 309*.
I, .: I.
I F. F S.
1. Afrika. Aegvpten. Theben: Sarkophag mit Zodiakal-
bildern und Inschrift XVI, 130*. Anm. 1. — Kyrenaika: Grab-
relicf mit Inschrift XVIII. 103". — Karthago: Heiterfigur auf
einem punischen Grabstein XVIII, 3*. Anm. 2. — Algerien (Det-
lis): Sarkophag eines Arztes mit Darstellungen aus dessen Thäligkeit
XVII, 55*IT.
2. Orient. Kappadocien: ÜJük, am assyrischen Pallast:
Doppeladler auf Mäusen stehend, am Portal XVII, 54 IT. Tafel CXXVI,
la. Löwenbilder XVII, 56. Tafel CXXVI, III. Processen ebd. Kind
ebd. Sphinxe ebd. Schafe ebd. Gruppe von Personen ebd. Thro-
nende Figur und drei darauf zuschreitende Männer ebd. — — Ila-
likarnass: Marmorblock mit Reliefs XVI, 218*. — Apoll, Dionysos
und Frau, Stele XVI, 2l8*f. — — Smyrna. Sammlung Spiegel-
thal: Altar zwischen einem Huss und vier Frauen XV, 87*. — Göttin
niil Modius, Stele XV, 87*. — Knabe mit Hund ebd. - Lykisches
Relief mit vier Kriegern und lykischor Inschrift XVII, 52*. — Samm-
lung Vhlich: Artemis auf der Jagd, Ornament XVI, 229*. — Gast-
mahl Pferdekopf und Schlange XVI, 230*. — Grabstele, Frau und
Mädchen XVI. 229*. — Grabvose mit Inschrift, Abschied von Mann
und Frau XVI, 229*. — llckate, dreifach XVI, 230*. — Knabe in
bewegter Stellung, mit Inschrift ebd.
hortsluntinupel: Ariadne auf Naxos, Phädra und llippolvt, Sar-
kophag XV. 33 IT. Tafel C. XVI. 131.
3. Griechenland und Inseln. Aeglua: Orpheus und
seine Thierwelt XVIII. 51*. — Aeglon: Delphine an Architektur-
fragmenten XV, 123*. — — Athen: Sammlung der archäologi-
schen Gesellschaft XVIII, H0*f. — Aristion-Slele (Tbeseustempel)
XVIII, 19. Tafel CXXXV. A^klcpios sitzend (Akropolis) XV, 29*.—
Athenareliefs auf der Akropolis XVIII, 21 f. — Athene, Anbetung
derselben XIX. 157*. — Athene und Bot/iij XVIII, 110". — Athene,
.Nike und attischer Dennis , mit Inschrift XV, 99. — Athene der
Polis die Hand reichend, mit Inschrift XV, 100. — Basis mit bac-
cbischem Tanz (Akropolis) Will. 6*. Anm. 22. — Flügelgestal-
ten nackt (Archäologische Gesellschaft) XIX, 231*. — Frau tanzend,
Fragment (Garten der Königin XIX. 177*. — Grabstelen XVI, 198*.
\l\. 17«'. — Grabstele: Männer und Löwe XIV., 172*. — Harmo-
dios und Aristogeiton, an einem Mormorstubl XVII, 65. Tal. CXXVII. —
Herakles, lysippiscb, unbeendigtes Reliel (Akropolis) XV, 71. — Her-
mes bärtig XVIII. i,'. Anm. 22. Hermes mit dem Kind Ion XVIII,
128. — Knabe mit dem Vogel, Grabrehef XVII, 2 1*. Anm. 36. —
Krieger auf einer Stele XVII, 21*. Anm. 36. — Niketempel, Re-
liefs desselben: zwei Niken und Stier XX, 250; Nike an der San-
dale beschäftigt ebd.; Eilende Figur mit Kreuzbändern ebd. ; Stehende
Gewandfigur mit Flügeln ebd.; Stehende Nike nach links gewandt
XX. 2501'. Tafel CLXII. 1 ; Arm mit Waffenschmuck, Fragment ebd.
Tafel CLXI1, 2 ; Kopf und rechte Schulter ebd. — Parthenonfnes,
Fragmente desselben XVI, 175*. XX, 322*. — Stele eines Mannes, ähn-
lich der des Aristion XVIII, 1 7 ET. — Triere (Akropolis) XVII, 13*.
Delphi: Agonistisches Relief XIX, 248*. — Apollokopf XIX, 248*.—
Sarkophag mit Meleagerdarstellungen XIX, 2 18*. — Elens!.*: Deme-
ter. Kora und Triptolemos oder .lacchos XVIII, 2*. 6*. Ann). 22. j i*.
99*. 114*. XIX. 165* II'. — Buboea (Karystos): Grabstele eines ste-
henden Jünglings mit Inschrift XV, 27*. — Orchomcnos: Grab-
stelen ; Fauulienscene XIX, 248*; — Mann der einen Hund nach einer
Cicade schnappen lässl, mit Künstlerinschrift A-nxenor XIX, 249*. —
Putins: Nereide mit Fischschwanz XV, 124*. — Sparta: Dios-
kuren und Helena XIX, 158*. 247*. — Mann und Frau in altem Styl
XIX, "2 47*. — Perseus und Medusa XIX, 158*. — Aus Thracien:
Demeter und Mädchen mit Weihinschrift XIX, 190*. — Tegeu: Fries-
fragmente: Löwe und Rehkalb XIX, 217*. Löwe und Stier ebd.
4. Italien. Albano: Iuppiter als Herr des Weltalls, archaisti-
sches Fragment XIX, 191*. — Aricia: Mythos des Pentheus, Sarkophag-
relief XVII, 21*. Anm. 37. — Chiusi: Ermordung von Aegisthos und
Klytamnestra auf etruskischen Urnen XVII, 28*. — Löwe, einen Speer
zerbeissend XVII, 28*. — Cornelo: Endymion, Sarkophag XX, 270. Anm.
15 B. — Cumae: Stelen mit archaischer Schrift XVII, 3*. Anm. 5. —
Florenz: Gc Kurotrophos und Schwanenfrau XVI, 243. — Frnscati:
Villa \ldobrandini: Endymion XX, 270. Anm. 15. — Isernia, Dar-
stellung der Alexanderschiacht bei Arbela XVI, 179*. 263*. XVII, 43* IT.
(Annall 1857 N.). — Musignnno (s. unten s. Vulci). — Xeapel (Museo
Borbonico): lo, das dodonäische Orakel befragend (sonst auf Oedipus
gedeutet) XVI. 193*11. — Herakles und Hebe XX. 281 ff. Tafel
CLXII1. — Oenomaus, Sarkophag XV, 28. Tafel LXXIXf. — Aus
Ostia: Endymion, zwei Sarkophage XX, 272 f. Anm. 23. — l'isu
(Campo santo): Endymion, Sarkophag XX, 222. CLIX, 1. — Perugia:
Opfer der Iphigenia, etruskische Urne XVI, 262*. — Verstorbener
und Schicksalsgöttin, Sarkophagdeckel XIX, 191*. — Pompeji: Ily-
las und zwei Nymphen, in Stucco XVII, 23. — Zeus sitzend ebd.
— Hapalla: Sarkophagdarstellungen aus der griechischen Helden-
sage XV. 6*. Anm. 38.
«oin. Villa Altiani: Festzug zur Kurotrophos XVII, 12. — Pe-
lops und Oinomaos, Sarkophag XVIII, 51*. — Villa Horghese: En-
dymion, Selene, Hypnos XX, 269. Anm. 8. — Aehnliches Relief XX.
270. Anm. 14. — Museo Campana (vgl. Petersburg): Klruski-
sches Ehepaar auf Ruhebett XVII, 22*. Anm. 38. — Hippolyt und
Pbädra, Sarkophag XVI, 238*. — Marsyas, Wettstreit desselben XVI,
242*. XVII, 151'. — Urne mit Bild" der Diana XVI, 203*. —
Museo Capitalino: Tabula lliaca XVII, 1 49*f. — Villa Casall: Diony-
sos und Semcle. Sarkophag XVII, 101. Anm. 9. — Palast Giusliniani:
Endymion, Selene und Hypnos XX, 268. Anm. 4. Lateran: All-
tagsleben (Brutbacken etc.), Sarkophag XIX, 145 IT. — Ära mit Stier-
upfer und Inschrift XVI, 241*. — Villa Ludnrisi: Juno auf einen Hirsch
tretend XVII, 22*. Anm. 37. — Villa Mediri: Musen XIX, 191*. —
Villa Pamftli: Endymion, Selene und Hypnos auf Sarkophagen XX, 2691'.
Anm. 7 und I I. — Thebanische Darstellung, Sarkophag XIX, 195 IT. —
Palast Hondunini: Herakles und Cerberus XIX, 190*. — Palasl
Spuitu: Palladienraub XVII, 93. — Ynlirnn: Bacchus und Ariadne.
VermSlllungszug XVII, 102 f. Tafel CXXXI1, 2. — Dreifussraiib auf
einer Candcluherhasis XVI, I 10. Tafel CXI. - Endyniionreliefs XX.
2701'. Anm. 18 und 19. — Herakles im Gedränge" XIX, 169 IT.
Tänzerin, verschleiert XVII, IUI. Anm. 10. — Plo-Clementlno: All-
lag-lchen XIX, 153. — Dionysos, Ariadne und Hypnos, Grabcippus
XVIII, 97 IT. Tafel CXLI. — Dionysos und Nysa'.WTI, 110. Anm.
35. In Privatbesitz: Coslellani: Morra-Spicl XVI, 172*.
Aus römischen Grabungen. Mstempel: Granitsäule mit Festzug
und hiiToglvphischcr Inschrift XVII, 3*. — Via tat Ina: Apoll und Artemis
bei Pluto XVII, 53*. — Bacchischer Sarkophag XVI, I70*f. — Basis
mit Reliefs XVI, 101'f. — Diomed, Philoktet, Odysseus XVH, 53*. —
Dionysos und Frau von Centauren gezogen, Sarkophag XVII, 54*. —
Hercules Musarum XVII, 53*. — Hippolyt und Phädra, Sarkophag
XVII, 54*. — Indischer Triumph, Sarkophag XVI, 131*. Anm. 6. —
Kind von einer Ziege unter einem Baume gesäugt, dabei Merkur XX,
282. — Parisurlheil XVII, 53*. — Priamus und Achill ebd. —
389*
390*
Thierkämpfe von Conlauren XVII. 53*. — Zeus auf dem Adler, in
einem Grabmal XVII, 53*. Ferneres zu Rum: Achill hei Chi-
ron leierspielend XX, 289*. — Amorinen und Schiffe, Sarkophag
XV, 49*. — Apolls Streit mit Herakles um ein Reh XVI, 150*.
Anm. 32. — Dioskur mit Bacchus und Nymphe. Minerva sitzend
XX. 280*. — l.aokoon und Söhne XX, 291*1. — Tropäen an der
Tru.;a«*säule XVII, 81. Anm. 9. Widder aur derselhen XVII, 82 f.
Anm. 7. — Trapezophor mit Sphinxen XVI, 1 50*. Anm. 32.
Salerno: Baccbiscber Sarkophag XVI, 237*. — Snrteano'. Hip-
polyt und Seestier, etruskischc Urne XVII, 28*. — Turin: Kairos
XV, 35*. — Vnllerra: Etruskische Urnen, Achills Todtennpfer für
Patroklos XV, 113*. — Palladienraub (lnghirami) XIX. 228*. —
Sterbescene, Grabrelief (Museum) XVI, 196. — Viergespann, Gigant
u. a. m. XIX, 228*. — Venedig (Bibliothek S. Marco): Eos und
Selcne, Sarkophag XIX, 205*1'. — Aus Vutet (jetzt Musignann):
Amazonen und Heroen kämpfend, Sarkophag XIX, 192*.
5. Frankreich. Purin. Kaiserliche Bibliothek: Ncoko-
ros , Wiederholung des Reliefs der Dresdener dreiseitigen Dasis
XVI, 205*. — Louvre: Bona Uea XVII, \4. — Grabrelief der Claudia
Fabulla (Hypnos etc.) XX, 224. Tafel CLIX, 2. — Grabrelief aus
Cherchel, Bruchstück XX, 292 ß'. Taf. CLXVI, I. — Sammlung Janzi:
Jüngling und Herme XV, 80*. — Muse'e de Cherchel: Grabstein, sieg-
reicher Reiterkampf XVI, 140*.
ö. England. London (British Museum): Achilleussarko-
phag aus Kreta XX, 341*0". — Amazonenreliefs vom Mausoleum zu
Halikarnass XVI, 209* IT. — Herakles und die Hirschkuh XVI, 240*. —
Manade XVI, 240*. — Mann Frau und Schlange, Stele XX, 312*. —
Vier Medaillons der Jahreszeiten XVII, 6* f. — Sammlung Hamilton:
Aphrodite l'arakyptusa (Athena Gorgolophos) XV, 06*. XV, I . Taf. XCVII. -
Sammlung Landsdaune: Amoren Wallen schmiedend, Sarkophag XX,
340*. — Athena Nike XX, 339*. — Ära mit härtigem Dionysos und
Mänaden XX, 339*. — Verschleierter Frauenkopf einer Grabstele XX,
339*. — Ince bei Liverpool, Sammlung Blundetl: Prometheus von
Hephästos angeschmiedet, Sarkophag XVI, 108.
7. Deutschland. Berlin, Museum: Agonales Belief XIX. 175 IT.
Tafel CLIIL — Athena Parthenos die Nike tragend XV.
Tafel CV.
XVI, 177 II. — Bacchos und Ariadnc XVII. 102. Anm. 15. — Eros Aphro-
dite und Priapos XVI, 233. — ■ Krieger zu Boss gegen einen Fussgänger XX,
318*. — ■ Stele aus Larnaka, assyrisch XV, 117*. — Tropäum der
Göttin Borna XVII, 81. Tafel CXXVIII. CXXIX. 87*. — Waschanstalt,
Naniscbes Relief XVII, 80*. — Braunschweig : Trauernde Isis XIX, 209.—
Dresden: Dreiseitige Candelahei hasis, verschieden erklärt XVI, 1 33 ff.
Tafel CXI. 197 ff. Tafel CXVI. CXVII. 203*. 2 45*. — Ladenburg am
Neckar: Feldgottheit XIX, 211 ff. — München (Glyptothek): Il'och-
zeitszug von Dionysos und Ariadnc XVII. 103. Tafel CXXX, 2. —
Nike sandalenlösend XX, 250. — Antiquarium: Herakles käm-
pfend, Marmorscheibe XIX, 171, 173*. — — Oehringen (Württem-
berg): Epona zwischen Pferden sitzend XIX, 229*. — Hheinland:
Römischer Krieger in nischenartiger Einlassung, mit Inschrift (aus
Bingerbrück) XIX, 208*. — Hercules Saxanus (aus dem Brohl-
thal) XX. 309* f. — Merkur und Apollon, mit Bemalung
XVIII, 5*. Anm. 15 und 22. — Speier: Rcliefplatle der 5 Gottheiten
XV, 47*.
8. Serbien. Grabstein eines Gellius mit Relief: Wagen, Me-
duse und Jagdscene XVIII, 83*.
9. Rissland. St. Petersburg (Mus. Cnmpana) : Niobidengruppe
XX, 277*. Phäilra und Hippolyt, sehr schöner Sarkophag XX, 277*.
10. Ungenannten Orts. Herakles den Oelbaum zu Olym-
pia pflanzend. Marmordiskus XIX, 101*.
Sonstiges, poblicirt oder gezeichnet. Botssard, antiq. Born.
V, 9: Herakles und Auge XVII. 6111. — Zeichnung aus Emil Brauns
Nachlass: Stier, Barke mit Weinstock und Scheffel mit Aehren XVI,
162*. — Sirenen und bärtige Männer XVI, 130f. — — Monumentl
deW Inst. 1, XXX: Sarkophag Ammendola XVII, 81. Anm. 3. S. 84,
Anm. 9. — 1850, V: Zeus und Pallas mit Nike XVI, 237*. — 1857^
VI, 3: Dionysischer Opferstier XVI, 23S*.
In Tkrkacotta
Statuarisches.
1. Asien. Dardunus: Sitzende Göttin XV, 0*. Löffel mit
weihlichem Kopf XV, 0*. — Halikarnass: Allgemeines XVIII, 53*.
Artemis Agrolera (Newton, Halikarnass etc. Taf. LXXXIV. 5) XX,
309*. — Tbonarbeiten der römischen Kaiserzeit XVI, 209*. —
Knidos: Terracottafunde XIX, 140*. Anm. 30. — Smyma: Samm-
lung Spiegeltbal XV, 87*. ff. Arion vom Delphin getragen ebd. —
Sammlung Iwanow: Weibliche Figur mit Eros XVI, 229*. — Troas.
30 Terrakotten XVI, 133*. — Cybele ebd. — Kopf XV, 7* Tliier-
figuren XVI, 133*.
2. Griechenland und Inseln. Argas: Sitzende Hera
XIX, 158*. 245*. — — Athen: Sammlung der archäologischen Ge-
sellschaft XVIII, 102* f. 111*. — Ganymed und Adler (Arch. Ges.)
XIX, 232*. — Kleiner Kegel mit Löchern XVI, 700*. Stirnziegel
mit Inschrift (Garten der Königin) XIX, 180*. — Hhodos [Kamei-
ros): Gefässe in Form von behelmten Kriegerköpfen XVIII, 72*. —
Tanagra: Hermes Kriophoros XVII, 1*. Anm. 4. 22*. f. Anm. ii.
3. Italien und Sicilien. Cagliari: Gefäss mit Löwen-
kopföffnung XV, 72*. — Gefäss in Form eines Schiffchens mit
Widderköpfen XV, 72*. — Cannsa: Figur mit erhobenen Hän-
den betend XV, 58. — Gräbergenien oder Eroten, vier Thon-
figuren XV, 00. — Sirenenbilder und Anderes in Gräbern XV,
56. — Venus auf der Muschel XV, 00. — Vorderlheile von Pfer-
den XV, 58. — Zeus dreiäugig XV, 00. — l'iritucecchia: Elru-
skisches Präfericulum aus schwarzer Erde mit Inschrift Aris und
Fanuru: XVIII, 49*. — Cumae: Aegyptiscbe Thonligur XVII, 3*.
Anm. 5. — Neapel: Frau auf einem Schwan sitzend XVI, 23 1.
Taf. CXIX, 3. — Osliglia bei Mantua: Römisches Thongefäss XVII,
4*, Anm. 15. — Perugia: Flügeljüngling mit Lampe XVII, 80. —
Hom: Terracotten des Museo Campana XVII, 26* f. — Amazone
XVI, 1 80*. — Scano (Sardinien) : Weinkrüge XV, 72*. - Aschen-
gefäss mit Knochen XV, 72*. — Syracus: Eros mit Gans XV, 69*.
— Tharros (Sardinien): Aphrodite ein Ferkel an die Brust drückend
XVI, 201*. — Citherspieler mit Kind XVI, 200*. — Typhon XVI,
202*. — Vnllerra: Venus als Unterweltsgöttin XV, 9*.
4. Frankreich. Paris (Louvre) : Aphrodite bekleidet, sitzend
XV, 39*. — Kyrenäische Terracotten XV, 5*. Anm. 28. XV, 39*. —
Jüngling zu Boss XV, 40*. — Sammlung Jörne: Amor und Psyche
XV, 79*. — Apoll mit Leier XV, 77*. — Archaische Göttin XV, 78*. —
Ariadnc XV, 78*. — Artemis ebd. — Artemis als Gliederpuppe ebd.
— Artemis mit Hirschkuh XV, 77*. — Bacchantin XV, 78*. —
Desgl. tanzend ebd. — Bacchus gehörnt mit Satyr ebd. — Ball-
schläger ebd. — Charon XV, 70*. — Demeter mit Modius XV, 79'.
— Demeter Kurotropbos XV, 78*. — Eros ebd. — Desgl. schwe-
bend ebd. — Desgl. von einem Hund angebellt XV, 77*. — Europa
auf dem Stier XV, 77*. — Frau mit Helm Speer und Schild der
Venus opfernd XV, 76*. — Ganymed XV, 77*. — Hebe mit Schale
XV, 78*. — Hecuhamaske XV, 78*. — Herakles mit Keule XV, 77*.
— Hermes Kriophoros XV, 77*. — Heros auf einem Sarkophag
silzend XV, 77*. — Kind in einer Wanne XV, 78*. — Kora blumen-
lesend XV, 70. — Desgl. mit Granatapfel XV, 78*. — Leda den
Schwan fütternd XV, 78*. — Medusenkopf gehörnt XV, 77*. —
Mnemosyne XV, 79*. — Muse XV, 78*. — Pallas eine Kugel hal-
tend XV, 77*. — Paris XV, 78*. — Satyr XV, 78*. — Schau-
spieler mit Schweinskopf XV, 78*. — Tänzerin, rückwärts gebeugt
XV, 70*. — Tbeseus XV, 79*. — Tbetis oder Nereide auf dem Tri-
ton sitzend XV, 78*. — Trinkbörner in Thierform XV, 79*. — Ve-
nus nackt XV, 70*. — Desgl. nackt mit gekreuzten Beinen XV, 7S*.
— Venus sitzend XV, 78*. — Venuskopf XV, 78*. — Verhüllter
Mann mit Cinerar XV, 77*. — Sammlung Pourtales: Juppiter, Nep-
tun und Pluto, Büsten mit Modius XVII, 116*.
5. England. London (British Museum": Allerlei Tlionge-
sebirr aus Kalymna und Rhodos XVI, 151*. Anm. 36. — Bekleidete ste-
hende Frau XV, 28*. — Frau mit Pallium, sitzend XV, 28*. — Jason.
Medea und Schlange XVIII, 74 — Scylla (aus Canosa") XV, 28*. —
Venusstatuette, sehr schön XIX, 2 43'. Venus Ana.lyomene mit
Apfel, vor zwei Secmuscheln niedergeduckt XV, 2S*.
6. Deutschland. Berlin (Museum): Gräberidole der Erd-
göttin XX, 307*. — Knabe auf einem Schwein XX. 3S9*f. —
Karlsruhe : Mädchen auf dem Bücken eines Schwanes ruhend XVI, 23 4.
Anm. 21. — München: Jüngling und Frau (Sammlung Thiersch) XIX,
173*f. — Orest und Elektra .Will, 1 1 1 . — i Rheinland Grimlingbau-
sen): Thongefäss mit Inschrift innen XVII, 4*. Anm. 19.
Südrussland. Alexandropal (Gouv. Jaroslaw : Amphoren
mit griech. Stempeln XV, 74*. — Balaklava: Pithoi XV, 75*. — Kora
391<
392*
mit Granatapfel und Beb XIX, 227*. — Thongefäss in Form eines
tanzenden Scythen XIX, 226*. —
7. Ungenannten Orts. Demeter Kurotrophos (Gerhard.
Antike Bildwerke XCVI. 1—4) XVII, 14. — Krau mit Kind (Stackel-
berg, Graber der Hellenen L1X) XVII. 14. — Opfertiscbe (Mon.
dell" Inst. 1856, XXVIII s.) XVI, 237*. — Pallaskopf mit Aufsatz
einer Nike; — Venusidol mit Taube i Bircb , bistory or ancient
pottery) XVI, 158*.
T II 0 N RELIEFS.
1. Griechenland und Inseln. Athen: Diskus mit bun-
ter Bemalung (Archäologische Gesellschaft) XIX, 232*. — Eros die
Svrinx blasend, Lampe XIX, 233*. — Eros und Psyche. Lampe XIX,
233*. — Orest und Elcktra (aus Melos) XVII, 23*. Anm. 44.
MX. 13i*. — Kalymna: Sitzbilder von Demeter und Kora mit
Apfel XVIII. 53*.
2. Italien. Bnlsena: Versilberte Patera mit Helief XV, 8*. —
Canota: Amazone und Greif an einem vergoldeten Gelass XV, 59. —
Pompeji: Neue Bäder; Stuccoreliefs in bunler Farbe, Amoren, Delphine,
Fabelthiere, Flügelgestalten, Nymphen etc. XVII, 3911. Dädalos und
Ikaros XVII. 23. — Rom: Amphion und Dirke (Mus. Campana)
XVIII, 126 f. — Antelix mit etruskischer Inschrift, Chrysaor als
chlhonischer Dämon XVIII, 59* f. — Diana mit Fackeln und Halb-
mond. Lampe XX. 304*. — Herakles und Flügelknabe, nebst In-
schrift, Lampe XVIII, 54*. — Isis und Serapiskopf, nebst Inschrift
dligtxaxot, Lampe XX, 289*. — Palladienraub in Stucco. XVII, 94.
Sappbo silzend (Steinhäuser) XVI, 161*. XVII. 134*. — Länd-
liche Scenen und Inschrift Titurus auf einer Lampe XV, 5*. Anm. 28.
XVII, 172*. — Theseus vor Aetlira den Stein aufhebend (Mus. Cam-
pana) XVIII, 123 f. — Theseus von Aegeus wiedererkannt XX, 287*.
— Theseus und Sinis (Mus. Campana) XVIII, 125. — Theseus und
Skiron XX, 288*. — Theseus und Peripbeles XVIII, 124. — Lucius
Verus auf einer Lampe XIX, 157*. — Victoria mit Trophäe an einer
Amphora XVI. 178*. — Victoria und Wagenlenker XIX, 161*. —
Ziegelstempel mit Römischer Inschrift XX, 288*.
Canosa: Krüge mit Gütterküpfcn XV, 58. — Medusenhaupt an
einem Thongefass XV, 58. — Rätbselhaftes Reliefgefüss XV, 59. —
— Cagliari : Genius auf einer Lampe XV, 72*.
3. Frankreich. Pari* (Louvre): Bacchus an einem Gefäss
XV, 40*. — Frau mit Opferschwein, grossgriechisch XV, 39*. — Ge-
fäss mit Tritouen Nike und Gorgo XV, 39*. — Beliefhrustbilder der
Kora, grossgriechisch XV, 39*.
4. Kngland. London (British Museum):
eine Frau tragend XVI, 236.
5. Deutschland. Berlin (Museum):
Fragment, Innenbild einer Schale XIX, 221*. XX,
;',. — Frauen mit Schwänen und Flügelgestalten XVI, 2 42 — hinder-
wagen XIX, 205. — Privatbesitz: Perseus lernt fliegen (?) XIX, 174 f.
Tat. CLII. XX, 317*. — München (Vereinigte Samminngen): Hera-
kles und Hebe auf einem Candelabrum XX, S. 281 IT Tafel CLXlll.
6. SÜDRUSSLAND. Kertsch: Aphrodite von einem Bock ge-
lragen, nebst Eros und Taube XIX, 227*.
7. Ungenausten Orts. Etruskische Schale mit Darstel-
lung von vier Gottheiten XVIII, 7*. Anm. 26. — Drei Parzen XVII,
23*. Anm. 45. — Siegesgöttinnen, vier an der Zahl XVII, 23*. Anm.
i.".. — Urne mit Götterbildern und Inschrift XVII, 23*. Anm. 45.
In Metall.
Fliegender Schwan
Dionvsos trunken,
226." Tafel CLVII1,
Statuen und Keliefs.
In Hrunze.
Maske des Dionysos XVII, 5*. — Mas-
1. Orient. Knidos: Maske des Dionysos XVII, 5*. — Mas-
kenform ebd. — Bmyrrut: Samml. Spiegeltbali Neptunischer Dreizack
(aus Eisen) XV, 82*. 86*f. — Springendes gehörntes Boss XV, 87*.
(Samml. Iwanow): Stehender Jüngling XVI, 229*. — Abydom Löwe
mit phönikiseben Schnflzeichcn XVIII, 54*. — — Konitanlinopel :
Schlangeniäule im Atmeidan XV, 47 f. XX, 245 IT, 349*.
2. Griechenlanu und Inseln. Athen: Sammlung der
Archäologischen Gesellschaft .Will. 112'. — Payonda: (Euboea):
Arlemisligürchen XIX. 201 ff. Tafel OLIV, 4. 5. — Bhodus: Kolossaler
Helios, Obertbeil XVII. 22*. Anm. 40. — Taenaron: Votivbronzen
des Poseidonion XVI, 130* f. Anm. 2. — Stier XVIII, 36*.
3. Italien Sardinien und Sicilien. Barletta : (Apu-
lien) Erzkoloss XV11I, 33 ff. Tafel CXXXVI. — Basilicata (Bull,
dell' Inst. 1S42 p. 40): Mannsslier, gekauert XX, 326 f. Anm. 49.
— Bolsena: Sculpturfragmenlc XVI, 151*. Anm. 33. — Cagliari:
Heraklesstaluette XVI, 200*. — Chiu.i: Pallas mit dem Erichtho-
nioskinde XVII, 81*. XVIII, 6*. Anm. 24. — Curneto: Herkules
und Hesiune, Belief XVI, 168*. — Corinna: Janus und Herkules,
so benannte Idole XVI, 151*. Anm. 33. — Florenz (Gollerie^ :
Amazone XX, 335*. — Hypnos XX, 221. Tafel CLV1II, 1. —
Perseus Bellerophon und Herakleskämpfe, vier Figuren XVI. 237*. —
Schreitender Stier mit Hannskopf XX, 327. Anm. 50. — Mes-
sina: Typhon oder Meduse XV, 8. — Neapel vgl. Pompeji): Apollo
XV, 35*. — Bärtiger Dionysoskopf aus Herculanum XX, 230. —
Oliora (Sardinien): Arisläus XVI, 202*. XVII, 52*. — Stier XVI.
202*. — Orrieto: Elruskiscbes : Frau Weihrauch streuend XVI, 1 66*.
Frau mit der Slirnkrone XVI, 160*. Hygiea mit einer Schlange XVI,
166*. — Römisch: Figuren aus Metallplaücn geschnitten XVT.
166*. — Perugia Kopf XVI, 237*. — PUtrabbondaute: Sam-
nitisehes: Frau mit Schürze XVIII, 21*. Hahn ebd. Pferd ebd.
Reiterfigur XVIII, 6*. f. Anm. 24. Venus mit Polos und Taube
XVIII, 6* f. Anm. 24. — Pompeji: Apollo XVI, 151*. Anm. 33. —
Bacchus jugendlich XX. ':>lj*. Eros mit Gans und geflügelter
Hermaphrodit. Gefässrelief XV, 70*. — Mantelfigur XVI, 172*. —
P. Nigidius Vaccula, Büste XVIII, 6*. Anm. 23. — Pozzunli :
Venus XV, 5 4*. — Praenesle: Spiegeldeckel; Amazone und Jüng-
ling kämpfend XVIII, 6*. Anm. 23. — Herakles sitzend XVIII, 14*.
Hom: Bronzen des Museo Campana XVII, 26*. — Samm-
lung des Herrn Meester de Haveslein [jetzt in Belgien] : Apollo-
figürchen XVI, 165*. — Bacchantin. Kopf XVII, 12*. — Bacchantin
epbeubekränzt XVII, 12*. — Frauenligiircbcn XVI, 163*. — Her-
kules nnbürtig XVI, 167*. — Desgl. mit Keule, Löwenhaut und He-
sperideuäpleln XVI, 179*. — Herkules bärtig, Kupf XVII, 12*. —
Krieger und Boss XVI, 169* f. — Mädchenkopf minervenähnlich
XVII, 13*. — Manlelligur eines Silens XVII, 13*. — Minerva XVT,
163*. — Heiter XVI, 163*. — Sphinx XVII, 13*. — Victoria
XVI, 177*. — Sonstiges in Kunsthandcl und in Privatbesitz:
Farnesischer Herakles (l)cpoletti' XVI, 179*. — Glaukos oder Me-
dusa des Meeres, Kopf (ßonichi) XVI, 171*. — Mima, Erzfigur
(Castellani) XV, 33*. Novus Annus, nacktes Knäbchen XX, 285*.
Weibliche Figur mit Füllhorn XVI, 177*. — Sonstige*: Apoll und
2 Jagdhunde XX, 291*. — Delphine und Löwenkopf, Lampe XVI,
177*. — Herakles mit Amazone kämpfend XVIII, 55*. — Hygiea
XX, 2S9. — Nackter Palästrit, Archaisch XX, 303*. — Silen efeu-
bekränzt XX, 305*.
Targuinii: Venus und Amor XVIII, 6*. Anm. 23. — Viterbo:
Venus und Amor bogenspannend, Relief XVII, 85*.
4. Frankreich. Cosa : Nackter Jüngling XV.29*. — Pariskopf
XV, 29*. — Feignis: Erzfignren XV, S*. Anm. 1 8. Zwei Herkurstatuen und
eine Victoria XV. 29*.— Lintia (imJura): Gruppe der Epona XIX, 128*.
Anm. 15. — Porta (in Privatbesitz): Diu- de Blucas: Nackter grie-
chischer Hcri'S XVII, 1 17*. — Vicomte de Janze: Bacchus VV, 80*.
— Camillus ebd. — Etruskischer Sonnengott XV, 80*. — Genius
einer Sladt XV. 80*. — Opferer XV, 80*. — Priesterin der Isis
XV, 80*. — Poet sitzend XV, 80*. — L'räus XV, 80*. — Fould:
Kykuos XV. 4*. Anm. 27. — Oppermatm: Aphrodite als Widder-
gottheil, getriebenes Belief XX, 3041'. Tafel CLXVI, 4. Yienne:
Junokopf XVIII, 7*. Anm. 24. — Siegesgöttin ebd.
5. SPANIEN. Madrid: Kabir mit Hammer und SebiOermützc
XX, 309*. — Herakles Aiiapauoiiienes, Kopf XX. 314*.
6. Kngland. London (British Museum): Camillus jugendlich
XV. 28*. — Faun, Brustbild XV, 28*. — Kopf von hohem Kunsl-
werth aus Kyrene XIX, 244*. — Hercur silzend XV, 28*. — Venus
ihr Haar flechtend XV, 28*. — Aehnliche Figur mit silbernen Au-
gen ebd.
7. Deutschland Schweiz und Don \i Länder. Berlin
I Museum): Apollo mit dem Lamm MX, 23H* f. — Jugendlicher
behelmter Krieger, Brustbild XX, 291". — Betender Knabe XVI,
173*. — Satyr und Frau. Griff eines Rtstendeokela XX, 295. Ta-
fel CLXIV, f. — Xantener Erzfigur als Bonus Evenlus oder Novus
Amins gedeutet XVII, 4*. Anm. 19.22". Anm. 39.113" f. XVIII, 1 ff.
393'
394*
Tafel CXXXIII f. XVIII, 62*. XIX, 137 ff. — In Besilz des Prin-
zen Albrecht von Preussen: Komiker mit Maske XX, 319*. —
Bonn: Leopard als Feldzeichen XVI, 151*. Anni. 35. — Priapus
XVI, 132*. Anm. 18. — München: Candelaberbasis mit Juno
Sospita und Hercules XVI, 107*. — Vergoldeter Adler mit Inschrift
XVII, 22*. 40. — Niederbiber bei Neuwied: Minerva XVII, 4*.
Anm. 19. — Rheinzabern: Adler XVII, 4*. Anm. 20. — Schleswig
(Siiderbrarup): Weiblicher Kopf, Belief XVII, 8*. — Schlange XVII. 8*.
XIX. 164* f. — Wien (Antikenkabinet): llypnos XX. 222. Tafel
CLVIII, 2.
Schweiz. Bern (Museum): Götterbild XV, 10*.
Donaulande. Komische Reiterfigur, Belief XVI, 132*. Anm. 21.
— Szamos Ujvur in Siebenbürgen: Komische Krieger XVI, 184*.
— Mars und Dioskuren, Reliefs in getriebener Arbeit XVI, 14 KIT.
Tafel CX1I.
8. Kussland. Petersburg: Cnmpana'sehc Bronzen XX, 275* f.
— Im Besitz des Grafen von 8troganoff: Apollo Boedromios XIX, 146*.
Anm. 25. 210* f. XX, 353*.
Krzgeräth.
1. Griechenland und Orient Athen: Spiegel XVI,
199*.— Lampe in Scniffsfonn XX, 311*. Bichterpsepboi XIX,
223* f. Troas: Armband XV, 7*.
2. Italien und Sardinien. Bologna: Gefässe XV, 8*. —
Gefäss mit Frauenkopf XVI, 151*. Anm. 35. — Trinkhörner mit
Hirsch, Gans u. s. w. verziert. XVI, 151*. Anm. 35. — Ca-
nosa: Lanzenspitze von Eisen XV, 58. — Pferdezügel von Erz
XV, 58. — Eherne Rüstungen, vergeudet, in Gräbern XV, 57. —
Chiusi: Erzgetälh XVIII, 7*. 25. — Cista panaria XVIII, 7*.
25. — llerculaiium: Gefäss mit Stempel XVII, 49*. • — Pom-
peji: Henkel mit Masken XVI, 172". — Kohlenheerd mit Lü-
nenfüssen und Sphinxen (in den neuen Bädern) XVII, 24. —
Kupferner Kessel (in den neuen Bädern) XVII, 38. — Mantelfigur
XVI, 172*. — Prueneste : Unverzierle Cista, darin ein Spiegel
XVI, 131*. Anm. 9. — Rom: Privatbesitz und Kunsthandel; Pallosl
Barberini: Striegeln mit griechischer Inschrift .Will, 87*. — Castel-
lani : Füllhorn mit den Büsten der capilolinischen Gottheiten XVI,
177*. — Weibliche Figur mit Füllhorn XVI, 179*. — Meester de
Ravestein (jetzt in Belgien): Bronzefuss mit Hahn XVI, 107*. —
Gefäss mit zierlichem Deckel XVII, 12*. — Gewichte XVII, 12*. —
Gewichte in Form von Schweinen XVII, 29*. — Opfermesser XVTI,
30* f. — Sistrum mit Verzierung einer Katze XVII, 12* — Stem-
pel XVII, 31*. — Herzog von Sermoneta: Instrument zum Ader-
lassen XVI, 169*. — Ungenannten Besitzes: Kupfergewicht mit
Kreuz XVI, 178*. Sar dinien: Donigale: Gefäss mit Inschrift
XV, 72*. — Esportato: Schwert von Eisen XVI, 200*. — Gudoui:
Glocken, Dolch, Ring, Ketteben etc. XVI, 202*. — Xuagos: 5 Kup-
fertafeln XVI, 201*. — Tharros: Instrumente XVI, 202*. — —
Vulci: Candelaber XVI, 151*. Anm. 35. Cista panaria XVI, 151*.
Anm. 35.
3. Frankreich. Cosa: Lampen XV, 29*. — Musikinstru-
mente XV, 29*. — Ring mit Stein und Satyrmaske XV, 29*. — Ven-
dee: Erzgefäss, am Henkel Amor mit Leyer und Köcher XVI, 136*.
4. Kngland. London (British Museum): Helme, sehr schün
XV, 28*. — Pferdezaum XV, 28*. — Rüstung, Fragmente XV, 28*. —
Sporn XV, 28*.
5. Belgien, Deutschland, Schweiz. Belgien: Brun-
oenröhre iu Gestalt eines Triton XVI, 151*. Anm. 35. — Berlin:
Christliche Ringe mit Inschrift XVII, 36*. — Bonn: Römisches
Schwert XV, 4*. Anm. 21. — Hagenow (Mecklenburg): Gefässe mit
Stempeln XVI, 222*6°. — München: Candelaberbasis, Juno sospita
und Hercules XVI, 167*. — Vergoldeter Adler mit Inschrift XVII, 22*.
Anm. 40. — Hheinzabern: Armbänder mit Springfedern und Inschrift
XV, 46*. — Schwert mit Inschrift XV, 46*. — Rottenburg am
Neckar: Römische Wurfmaschine aus Eisen XVII, 4* f. Ann). 20. —
Schleswig (Süder ßrarup): Helm mit Juppiters Blitz XVII, 8*. XIX,
16i*f. — Kettenpanzer von Eisen XVII, 7*. — Panzerplatte mit
weiblichem Kopf XVII, 8*. — Teplitz: Kölnische Casserole mit In-
schrift XVI, 196*. — Sonstige römische Gefässe mit und ohne In-
schrift XVI, 221*. 225*. Schweiz: Bex im Khonethal :
Armband, Schelle, Diadem, Haarnadel u. s. w. XX, 313*.
Canosa: Blitz aus sechs Strah-
— Olivenkränze und Frauen-
56. — King mit kleinem Ge-
6. Südrussland. Leichenwagen und 70 Pferdegebisse aus
Eisen XX, 331*.
Gold.
1. Aegtpten. Ournah: Goldene und silberne Schmucksachen
aus dem Grabe der Königin Aah-Hotep XVIII, 9* f.
2. Griechische Inseln. Lesbos: Kranz in einem Aschen-
gefäss gefunden zu Mitylene XVIII, 3*. Anm. 3. — Rhodus: Goldsachen
aus Kameiros XVIII, 70* f. — Gold und Silber in Gräbern XVIII.
146*. Anm. 128.
3. Italien und Sardinien.
Icn auf einem Goldblättchen XV, 58.
schmuck an weiblichen Gerippen XV,
bäuse(elwa für Gift) XV, 58. — Cumae: Schmucksachen XVI, 1 57*. ■
Rom: Goldsachen des Museo Campana XVII, 26*. — Bulla mit
Frauenraub XVTI, 178*. — King mit Satyr, etruskisch XVII, 9*.
Sardinien: Esportato: Ring und Ohrringe XVI, 200. — Florinos:
Ring und Halsband mit Türkisen XVI, 202*. — Tharros: Goldfassung
von Skarabäen XV, 72*. — Halsschmuck XV, 72*.
4. Frankreich. Pari« (Louvre): Gallischer Köcher XV,
39*. — Plättchen mit eingegrabenen Kriegerfiguren (aus Korinth)
XV, 39*. — Votivbild einer kleinen Schildkröte XV, 39*.
Musee Blacas: Rulla mit der enthaupteten Medusa, aus der ein dop-
pelter Pegasus entspringt XVII, 117*. — Vendee: Schmucksachen
XVI, 136*.
5. Kngland. London (British Museum): Fibula XV, 28*. —
Halsband aus Corneto XV, 28*. — Hinge XV, 28*.
6. Deutschland. Schleswig: Süder-Brarup: Schmucksachen
XVII, 8*. — Diadem XVII, 8*.
7. Donauländer und Russland. Siebenbürgen: Gold-
kette XVIII, 25*. — Armbänder, Ringe u. dgl. XVIII, 25*.
Alexandropol (Gouvernement Jaroslaw): Pferdebaisband mit Kämpfen
von Greifen gegen Eber und Hirsche XV, 73* f. — Kerlsch: Ama-
zone, Saum eines Gewandes XIX, 227*. — Goldener Oelzweig ne-
ben der Hand eines Todten XX, 330*. — Ohrringe in Form von
Nikcn XIX, 227*. — Ring mit beweglichem Ringkäslehen XX, 330*. —
Ring mit zierlichen Figuren und blauer Paste XIX, 227*. — Ring:
Darstellung einer Schlange um einen Bogen XX, 330*. — Vergol-
detes Schnitzwerk, Tbiergruppen u. dgl. XX, 330*.
Petersburg (Eremitage). Armband: Thetis und Peleus, Eos
und Kephalos XV, 94.
8. Ferneres. Micali Mon. ined. 21, 2: Goldener Kranz mit
Relief von Herakles und Acheloos XX, 329. Anm. 52.
Silber.
1. Griechischer Orient. Troja: Ohrringe XV. 7*. —
Rhodos: Kameiros: Phiale mit vier Namensringen ägyptischer Könige
XVIII, 71*.
2. Italien. Modena: Apollobüste XX, 256*. Anm. 12. —
Neapel: Schlange mit gothischer Inschrift XVTll, 5i*. — Pietrab-
bondante: Heraklesfigur XVTll, 21*. — Rom: kleines Amulet mit
Graurangen von Tbiergruppen XX, 306*. — Mithrasdarstellung und
Hekate, eingeschnitten XIX, 134*. — Meester de Ravestein: Hermes-
figürchen XVII, 13*. — Herzog von Sermoneta: Tischchen mit mu-
sicirenden Satyrn verziert XX, 302* f.
3. Spanien. Badajoz: Schild mit Darstellung des Thcodo-
sius XVIII, 35. Tafel CXXXVI, 5.
4. Frankreich. Malmedy: Silberner Doppelbecher XX, 350*.
— Paris (Louvre): Apoll an einen Pfeiler gelehnt, auf einer Scheibe
XX, 39*. — Schalen aus Angers XV, 38* f. — Venus in der Mu-
schel von Tritonen getragen, Relief XV, 39*.
5. Deutschland und die Schweiz. Berlin (Museum): Sil-
berkästeben mit Reliefs: Stillleben ; Leda mit dem Schwan XVI, 229 ff.
Tafel CXVIII. — Besitz Sr. Maj. des Königs: Xantener Phaleren
XVII, 132*. — Crefeld: Juppiter Ammon, Relief XVI, 244*. —
Mainz: Feldzeichen eines Mars XVI, 132*. Anm. 19. — Schleswig:
Brustplatte eines Panzers mit getriebener Arbeit, aus Süder-Brarup
XIX, 164*. — Sisseh (Oesterreich): Gefäss in Flascbenform mit
Reliefs Will, 25*. — — Westliche Schweiz: zwei Armbänder
XV, 10*.
6. Russland. Alexandropol (Gouvernement Jaroslaw): Sil-
berne Bühre XV, 74*. — Scepter XV, 74*. — Verzierungen von
395*
396*
Pterdezaumen XV, 73*. Petersburg (Eremitage) : Telephos, auf
einem Kliyton aus Kertsch XV. öl f. Taf. CVII. •- Sammlung Schu-
waloff: Silberne Kanne XVI, 226*. — Sammlung SlroganofV: Ge-
fäss mit altrussischer Darstellung. Beilage zu D. u. F. 139. 140.
TIT. Will. lli*.
Blei.
1. Griechenland und Ortest. Athen: Gewichte (Samm-
lung <ler Archäologischen Gesellschaft) XVIII, 102*. XIX, 233*f. —
Schleudergeschosse XVIII, 102*. — Schleuderkapseln mit Inschrift
Archäologische Gesellschaft XIX, 234*. Dardunus: Hufeisen-
förmiges Geräth XV. li*. — Salbbüchse XV, 6*. — Knidos: Blei-
platten XVII, 5*.
2. Italien. Falerü: Höhren mit römischer Inschrift XX,
346*. — Perugia: Gehäuse in Form etruskischer Urnen, bildlich
\erziert XVI. löl*. Anm. 33. — Pompeji: Gänseschnäbel als Was-
serausflüsse in den Thermen XVI, 135*. — Hom: Glandes missiles
;,ut den picenischen Krieg bezüglich (Depoletti) XX, 291*. — Höh-
len mit Inschrift via latina^ XVI, 162*. Desgleichen XX, 287*. —
Tafel 'Gallerie Doria) XIX, 191*.
3. Westliches Europa. Frankreich (Beauvais): Sarkophag
XVII. i*. Anin. 17. — England: Barren mit Inschrift aus antiken
englischen Bergwerken XV, 35*. — Spanien (Castelluo): Tafel mit
keltiberischer Inschrift XX, 314*.
Elfenbein und Knochen.
1. Italien. Canosa: Figuren an einem ehernen Leichenbett
XV. 50. — Cirilarecchia: Knochenarbeiten aus den Abruzzen XX,
;)01*. — Corneto: Altetruskische Reliefs aus Knochen XVI, 168*. —
Cuma: Kästchen von Holz und Elfenbein (.worin ein Spiegel) XV, 3*.
Anm. 12. — Hom: Kästchen mit Ileliefs: Opferung der Iphigenie;
Rellerophon und Pegasus; Europa etc. XVIII, 20*. — Kleiner Löwe
aus Knochen XVI, 237*. — Täfelchen mit Ammonskopf XX, 304*. —
Tesseren aus Knochen XV, 49*. XVII, 81*. — Tarquinii: Etruski-
sche Beliefs XIX. I i6*f. Anm. 33.
2. Frankreich. Beaurais: Belief in einem Bleisarkophag
XVII. 4*. Anm. 17. — Pari*: Dichtergruppe. Relief XVI11, 21*. —
Diptychon mit Jongleurs und tragischen Schauspielern (Sammlung
Janzci XVII, 120*. — Diptychon mit Musen und Dichtern. (Louvre)
XV, 40*.
3. Deutschland. England. Castel bei Mainz: Römischer
Aiiuilifer aus Knochen XV, 35*. — London (British Museum): Kamm
mit Reliefs und Inschrift XVI, 151*. Anm. 37.
Glas.
1. ('riechenland UND Orient. Athen: Gläser mit dünnem
Halse XVI, 200*. — Kreta: Glasmünze mit Kreuz Scepter und In-
m lnift eines Eparchen Theodotos XVIII, 103* f. Tripolis: Bunt-
farbige Lakrymalorien XVI. 133*. 'Trojn: Amphora von dunkel-
blauer Farbe XV, 7*. — Flacher Teller von Krystall XV, 7*.
2. Italien. Cagltarl: Anmiete von Glas: Gebärende Frau
XV. 72*. — Gefäss XVI. 200*. — Castri (Sardinien): Lekythos
viereckig XV. 73*. — Thranenlläschchen XV, 73*. — Cumae: ün-
guentarium und Thränenflaschchen XVI, 157*. — Pompeji: Fenster-
scheiben XX, 376*. — Hom: Glassachen des Museo Campana XVII,
27*. — Torres (Sardinien): Lacmiiaturien XVI, 200*. — Volterru:
Schöne Gläser XIX, 228*. — Toilettenfläscbchen von Bergkryslall
XIX. 228*.
3. Nordisches: Frankreich. Paris: Halsbänder von bun-
tem Glas (Cara'sche Sammlung) XV, 23*. Anm. 50. — England.
London (British Museum): Gelasse, polychrom XV. 28*. — Port-
landvase XIX, 192*. 195*. — Schale aus bunten Glasstäbchen XV,
28*. — Fünf Tauben von weissem und blauem Glase XV, 28*. —
Violette Vase XV, 28*. — Deutschland! Berlin: Relief einer
Bacchantin i Koller'scbe Sammlung) XVI. 1 90*. — Köln: Gefäss [jetzt
im Berliner Museum] mit Reliefs. Kpiiiietlicus XVIII, 5i*. 01*.
Mistel l. 1M,|.;\.
I. Stein. Orchomeno«: Mierlei Geräth, mit Pfahlbauten zu-
Mmmenhsngend XVII, 12 }*IT. — rtom: Messer aus Feuerslein XVII, 31".
2. Bernstein. London (Sir W. Temple): Gekauerter Manns-
stier XX, 327*. Anm. 48.
3. Holz. Schleswig (Silderbrarop) : Lanzenschafte, Bogen und
Schilde XVII, 7*. — Donaulande: Kästchen aus Cedernholz XVII,
6*. Anm. 22. — Siebenbürgen: Wachsläfelchen XV, 119*.
4. Werereien und Kleidungsstücke. Canosa: Prächtig
gewebtes Leichentuch in einem Grabmal XV, 56. — Schleswig (Sü-
deihrarup): Wollene Kleidungsstücke XVII, 8*. — Lederspuren an
metallnen Gegenständen XVII, 8*. — Kertsch (Südrussland): Frauen-
Stiefeln XIX, 227*. — Phanayoria (Südrussland): Gewebtes Tuch,
noch bunt erhalten XIX. 225*.
Geschnittene Steine.
1. Orient. Halikarnass: Onyxplättchen XVI, 216*.
2. Italien. Canosa: Weibliches Brustbild. Kameo XV, 58. —
Chiusi: l'hokos, Skarabäus mit Inschrift Puci XIX, 147*. Anm. 34. —
Skarabäen mit Peleus und bärtigem Manne XVII, 23*. Anm. 48. XVII, 9*
— Skarabäen mit etruskischer Inschrift XVII, 36*. — Corinna: Enthaup-
tete Medusa aus der Pegasus und Chrysaor entspringen XX, 287*. —
Cumae: Carneol mit Caduceus und Inschrift XVIII, 56*. — Florenz:
Herakles bei SyleusXIX, 161. Tafel GL, 3. — Neapel (Museo. Borb. :
Onyx. Herakles. Inschrift Solonos XX, 375*. — Patesirina: Carneol.
Tiberius und seine Mutter XVIII. 20*. — Perugia: Hyacinth. Reiter
mit Schild und Lanze XVI, 178*. Koni (Privatbesitz und Samm-
lungen |: Amor mit Schmetterlingen pflügend XVI, 179*. — Amulet
aus pietra nera mit Inschrift XX, 290'. — Apoll altcrlhiinilich mit
Hindin XVII, 15*. — Athene Promachus, Scarabäus XVIII, 56. —
Frauenbildniss mit Inschrift Daedalis XV, 49*. — Hand die ein Ohr
hält mit Inschrift inenienlo XX, 301*. — Herakles und Kerberos,
Skarabäus (Caslellani) XVII, 81*. — Herakles innerhalb eines Por-
tals; andererseits dreifache Hekate (Cullegio Romano) XV, 24. Tafel
XCIX. — Hermaphrodit und Bacchisches XVIII, 56*. — Hermes
sitzend (Privatbesitz) XVII, 84*. — Imperator dein ein Kopl über-
reicht wird, sitzend (Bunichi) XVI, 166*. — Zwei Krieger, Ska-
rabäus (Castellani) XVII. 81*. — Maske mit unleserlicher Inschrift
(Depoletti) XVI, 179*. — Palme, zwei Hände und Inschrift (Water-
ton) XVIII, 57*. — Pantheon XV, 49*. — Parthenos nach Pbidias
(Garrucci) XVIII, 50*. — Perseus die Meduse köpfend XVI, 109* f. —
Philoktet und Machaon (?), etruskischer Skarabäus XVII, 9*. — Zwei
Carneole mit philosophirender Umbildung des Prometheusmythos \X,
305*. — Satyr ithyphalliscli, Skarabäus (Castellani) XVII, 81*. —
Satyr sitzend, mit Maske, scherzend mit einem andern XX, 288*. —
Zeus mit Sehale worauf ein Widderkopf XIX, 158*. — Zeus sitzend
mit Adler und Palmzweig XVII, 15*. Sardinien: S. Palma: Amor
vor einem Altar XVI, 201*. — Sulci: Baum mit Früchte pflücken-
den Flügelknaben XV, 73*. — Tharros: Aegyptische Scarabäen XVI,
201*. — Steilisch (?) Goldring, junonische Figur XIX, 147*. Anm. 34.
3. Frankreich. Orleans: Schreitender Mannsstier XX, 320.
Anm. 48. Paris: Gemmen der PariserSammlung nach Cbabouil-
let's Katalog XML 60*. — Louvre: Bacchus und Ariadne von Cen-
tauren gezogen, Glaskameo XV, 39*. — Kaiserbildnisse aus Onyx
XV, 39*. — Köpfe aus Chalcedon XV, 39*. — Medusenkopf aus
Achat XV, 39*. — Cabinet des medatltes: Marcia, Concubine des
Commodus XVI, 154*. Anm. 54. — Duc de Blacas: Achill leyer-
spielend, Inschrift des Pamphilos XVII, 117*. — Cara'sche Samm-
lung (aus Sardinien): Heber 100 Skarabäen mit phönicischer Dar-
stellung XV, 23*. Anm. 50. — Duc de Luynes: Glaukos, Sohn des
Minus, Carneol XVIII, 71. — Fould: Selene auf Ochsenwagen
XVII. 118*.
4. Df.it.scmi.and u»d Schweiz. Berlin (Museum) : Diony-
sos und Semele (Toelken III, 3, 9Ü7) XVII, 109. Anm. 34. — He-
rakles bei Syleus, Paste XIX, 162. Anm. 13. — Isis auf dem Sirius
sitzend XIX. 209. — Mars als Orakelgott von Tiara XV, 30. — Pan
und Ziegenbocke XIX, 236*. XX, 258*. Anm. 30. — Schwan eine Frau
tragend XVI, 236. — Sammlung Bartels: Achill und Penlhcsilea XVI,
140*. — Danae XVIII, 35*. — Flügelkopf, bärtig XIX, 170*. —
Drei Grazien mit Maisstengel und Apfel XVII, 86*. — Herakles und
.lolaos XX. 319*. — Her eines ungeßllgelten Eros XX, 319*. —
Mclragcr und Alalanle XIX, 17 4*. — Odysseus auf ein Ruder ge-
stützt XV. 117*. — Ländliches Opfer XVI, 246*. — Palästrit mit
Henne und Preisgeläss XV. 117*. — Rhea auf dem Löwen XVI,
19'.'. — Gerhard. Dreifache Hekate, gelber Jaspis XV, 25. Tafel
397*
398*
XCIX. — Hannorer: Schmiede, dabei Mann an einen Daum gebunden
XVII, 14*. — Karlsruhe: Aesculapskopf und Inschrift XVII, 114*. —
Aus der Grafschaft Mansfeld: Juppitcr mit Blitz und Scepter XV,
99* f. — Mühlhausen a. d. Huhr: Neptun, Brustbild (ob acht?) XVIII,
63*. — Wecelingho;en bei Düsseldorf: Juppitcr strahlenbckränzt
XVI, 226*. — Wien: Dionysos und Semele XVII, 109. Anm. 34. —
Schweiz. St. Maurice in Wallis: Onyxgcfäss mit Relief der Iphi-
genia in Tauri XVII, 79* f.
4. Donauländer und Russland. Siebenbürgen: Gott
Lunus XVI, 174*. — Kertsch: Aphrodite kauernd, Carneol XIX,
227*. — Aphrodite und Eros, Chalcedon XIX, 225* — Medusa mit
sechs Flügeln und Schlangen in den Hunden, Chalcedon XIX, 223*. — ■
Petersburg: Livia, Brustbild XX, 277*. — Psychekopf mit Schmet-
terlingsflügeln XX, 330. Anm. 2.
5. Sonstiges. Annali 1857, H. J.: I'hiloktet XVI, 203*. —
Gerhard, Antike Bildwerke Tafel CCCXI, 17: Auge für Telepbos Schutz
flehend XVI, 170*. — lmpronte deli lnstitulo, 3,81: I'alladienraub
XVII, 94. — Weimar (Bibliothek): Hundlempel des Herakles, zwei
geschnittene Steine XV, 79. — Janssen nederl. röm. Daktyliothek
II. Suppl. Tafel 4, 92: Phrixos opfernd XX, 307. — Miliin (jallerie
CLVI, 539: Helena geflügelt, etruskischer Skarabäus XVII, 107. Anm.
30. — Millingcn, transact. of the royal society of litt. II, 1. p. 95 :
Herakles und Achelous XX, 322. Anm. 27. Tafel CLXVIII, 3. — He-
rakles tragt das Haupt des Achelous XX, 329 f. Tafel CLXVIII, 11.
6. Ungenannten Orts. Leda mit dem Schwan XVI, 231.
Tafel CXV1II, 4. — Leda mit dem Schwan neben einem Brunnen
XVI, 232. Tafel CXVIII, 5. — Leda den Schwan heranlockend XVI,
231. Tafel CXVIII, 0. — Frau auf einem Schwan reitend, Skarabäus
(Tassie pl. 21, 1187) XVI, 235. Anm. 23. — Taufe Christi durch
Johannes, byzantinisch XVI, 181*.
Münzen.
Allgemeines: Ueber athenische Kupfer- und Silbermiinzen
XIX, 193*. — Münzfunde XIX, 147*. Anm. 35. — Französische
Funde zu Paris, Kaisermünzen XIX, 128*. Anm. 15. — Oesterrci-
chische Funde, Kaisermünzen XVIII, 24*. — Sardinische Funde
(Cagliari), Kaisermünzen XV, 72*. XVI, 200*f. — Schleswigsehe
Funde von Süderbrarup, Kaisermünzen von Trajan bis Commodus
XVII, 8*. XIX, 165*. — Spanische Funde zu ltosas, Liria und
Castulo XX, 289*f. — Römische Münzen gefunden bei ManluaXSl,
177*. — Münzftind von Palombara XIX, 159*. — Römische Gold-
münzen aus Tibcrius Zeit bei Cherbourg XVI, 132*. Ann). 14.
Nach Orten und Personen geordnet. Goldmünze der
Aelia Pulcheria XV, 117*. — Aealis in Aetolien XVI, 178. — Akar-
nanien, Achelooskopf (Berlin) XX, 324. Tafel CLXVIII, 0. — Ale-
xander der Grosse XVI, 174 f. — Alonlion, Mannsstier (Berlin) XX,
324 f. Tafel CLXVIII, 9. — Clodius Albinus (aus der Vendce) XVI,
136*. — Amphipolis XVI, 135. Anm. 1. Mit l'hanos XVI, 200.
Tafel CXVII, I. — Antiochia, karische XVI, 151*f. Anm. 38. —
Antonius und Cleopatra, Medaillon (Berlin, v. Rauch) XIX, 239*. —
Aphrodisias, karische XVI, 15l*f. Anm. 38. — Aptera XVI. 172. —
Asteria XVI, 172. — Athen, mit Athena Partbcnos XVII, 47; mit
Ge Kurotrophos XVII, 3f. Anm. 8. Tafel CXXIII, 1; mit lysippi-
schem Herakles, Bronze (Paris Cab. de m.) XV, 73; Tetradrachina
mit Harmodios und Aristogeiton XVII, 65. Tafel CXXV1I. — August
mit Inschrift 'Providentia' (Sardinien) XV, 72*. — August, R. Tiher-
brücke, Goldmünze (Berlin, v. Rauch) XIX, 239*. — August, B. Tibe-
rius (Berlin, v. Rauch) XV, 117*. — M. Aurel (Berlin, v. Rauch)
XV, 117*. XVI, 200. — Aurelianus XV, 117*. — L. Aelius Caesar
XX, 302*. — Julius Caesar, Goldmünzen, mit Angabe des Miinz-
beamten (Paris) XVII, 23*. Anm. 47. — Callatia und Tomi XV, 4*.
Anm. 21. [Calydon u. a. m. siehe unter K.] — Capua XV, 78. —
Quinarius des M. Cuto XIX, 147*. Anm. 37. — Chalcedon: Apollo
vom Schwan getragen XVI, 240. Anm. 36. — Ciiicische Kaiser-
münze mit stierköpfiger Tyche XX, 319. Anm. 17. — Claudius XVI,
202. — Claudius und Agrippina minor (Berlin, v. Rauch) XV, 117*. —
Commodus, Bronze XIX, 138. — Constantinus Chlorus 11. Diosku-
ren, Gold XV, 117*. — Canstantin der Grosse, Doppelaureus XV,
117*. — Demelrius IL XVII, 74. — Diocletian XV, 119*. — Epi-
daurus XVI, 172. — Ulis, aus Hadrians Zeit, mit dem Zeus des
Phidias XX, 339 f. — Egnatia gens XVI, 172*. — Ephesus: Athene
Areia XV, 98*. — Eppius Quaestor XVI, 211. — Erelria, Didrach-
mon XX, 315*. — Eumenia Phrygiae XIX, 165. — Familienmün-
zen, römische XV, 9*. — Annia Faustina, Kupfer XVII, 9*. —
Faustus XV, 83. — Flarianus (Berliner Museum) XV, 30. — Furia
gens XVII, 83. Anm. 8. — Galtenus, Gold XVI, 175*. — Gallische
Stateren aus Elektron, darauf Apollo Bolenus und Pferd mit Menschen-
kopf XVII, 4*. Anm. 17. — Gela, Mannsstier, Flussgott XX, 325.—
Gela, Mannsstier schwimmend, Vorderleib XX, 325. Anm. 43. Tafel
CLXVIII, 12. — Hadrumetum, Kupfer XIX, 239*. — Hamaxia,
Hamaxitos? XIX, 165 f. — Helike in Achaia XIX, 163. Tafel CL, 5. —
lleraclea in Leukanien XV. 75. — Heraclea ad Pontum XV, 3*.
Anm. 2. — Ilerenniu Etruscilla, Gold XVI, 178*. — Hispanische
Thesauren zu Bosas, Liria und Castulo XX, 289*f. — Hispanische
bilingues XX, 350*. — Hispanische mit dem Flussgott Hiberus XX,
325. Anm. 39. Tafel CLXVIII, 8. — Johannes tyrannus (Berlin, v.
Rauch) XV, 117*. — Julia Mamaea XIX, 136. Anm. 26. — Kaly-
don XVI, 172. — Kamarina XVI, 235. — Kamniskiros, Könit:
XVII, 71 ff. — Kleonae XVI, 172. — Klilor XVI, 172. — Kalo-
phonischer Sesterz des Trebonianus Gallus XIX, 239*. — Korinth :
Pegasus, R. Quadratmn inciisum XX, 318*. — Korinth: Lysippi-
scher Herakles (Gotha) XV, 75. — Kyzikos halber Stater XV, 1 17. —
Lacedaemon XVI, 174. — Lebadea XVI, 172. — Lilybaeum XV,
35*. — Lipara XV, 35*. — Mantinea XVI, 1 75 f. — Marciana
XVII, 85. — Motidia XVII, 85. — Metapont, Acbeloos (Berlin) XX.
321. Tafel CLXVIII, 4. Desgl. XX, 320. Tafel CLXVIII, 13. — Mi-
let XV, 117*. — Milon oder Molon, König XVII, 74. — Mimte
oder Monde XX, 309 f. — Mykalessos XVI, 198*. — Natiolum Apu-
liae: Athenakopf und sitzender Löwe XV, 78. — Desgl. lysippischer
Herakles XV, 77. — Xaxus Siciliae: falsche Münzen XIX, 68. —
Neapolis: Stier mit bartigem Menschengesicht, Flussgott XX, 325.
Tafel CLXVIII, 7. — Desgl. bärtige Maske mit Stierhörnern XX, 325.
Anm. 41. Tafel CLXVIII, 10. — Desgl. Stier mit bärtigem Menschen-
gesicht und Nike XX, 325. Tafel CLXVIII, 14. — Nero (Bonn) XV,
119*. — Nerva, Familicnmünze XV, 37*. — Oeniadne, Acbeloos
als Stier mit Menschengesicht, bärtig XVI, 186*. XX, 324. Tafel
CLXVIII, 2. — Olenus XVI, 175 f. — Orchamenus Arcadiae XVI,
176. — Paestum: Bona Dea XVII, 16. — Palombara, Münzfund
XIX, 159*. — Panticapaeum XX, 330*. — Parrhasia XVI, 176.—
Patrae XVI, 175 f. — Perinth: Herakles und Dionysoskopf XV, 75.
Desgl. schlafende Ariadne XVII, 100. Anm. 7. — mvfuattav XIX,
165f. — Phalasurna XVI, 172. 177. — Pheneos, Dionysoskind von
Hermes getragen XVII, 3. — Philippus U., XVI, 174 f. — PMsteliu
XV, 5*. Anm. 30. — Phocis XVI, 178. — Sextus Pompeius, De-
nare XX, 292*. — Pomponia gens : Herkules leierspielend XV, 81. —
Poslumus, 20000 Münzen XVI, 136*. — Probus (Berlin, v. Rauch)
XV, 117*. — Psophis XVI, 175 f. — Quadrans mit Monogramm
XX, 301*. — Rhypes XVI, 178. — Reskuporis, König, Abdruck
einer Kupfermünze auf ein Goldplätteben XIX, 227*. — Sererus
Alexander XV, 117*. — Sykion XVI, 176. — Simon, jüdischer Sekel
(Berlin, v. Bauch) XIX, 239*. — Smyrna: Dionysos und Semele
XVII, 109. Anm. 34. — Sulla, Ass XX, 303*. — Tarent XV, 5*.
Anm. 30. — Tarent, Bronze, Nike mit Blitz (Berlin) XIX, 144. —
Tarsos XV, 76. — Tegea XVI, 172.176. — Theben XVI, 198*.—
Theodosius, Medaillon ^Berlin, Friedländer) XVIII, 35. — Theodo-
lits, Glasmünze aus Kreta XVIII, 103*f. — Theophilus, Gold XVI,
2Q0*. — Thurii, Kopf mit Najade und Stier, Gold XV, 48. —
Thyren in Argolis XV, 97*. — Trajan XVI, 200*. — Victorinus,
R. Mars und Diana, Gold (Berlin, v. Rauch) XIX, 239*. — M. Vol-
teius M. f. XVIII, 36*.
III. MALEREI.
A. Wandgemälde.
Aus Pompeji und Herkulanum (meist im Museo Borbo-
nico). Neue Bäder: Bacchisches XVII, 23. — Landschaft XVII.
20. — Landschaften und Victorien XVII, 23. — Landschaft mit
Thiergruppen XVII, 22. — Laubwerk und Vögel, Fische etc. XVII,
42. — Nymphen, halbbekleidet, XVII, 21 f. — Satyr tanzend XVII.
22. — Silen XVII, 43. — Sterne auf blauem Grunde XVII, 43. —
Tempelchen mit Schlange und Altar mit Früchten XVII, 29. — Ado-
B
399*
400«
nisbilder XX. '.'59*. Anm. 34. — Aeneas verwundet durch Artemis
geheilt XX. 351*. — Brunnenorakel XVII, 36*. — Dädalus und Ika-
rus (Paris, Sammlung ßlacas) XVII, 117*. — Dionysos und Ariadne
XVII, 110. Anm. 36. — Desgleichen XX, 259*. Anm. 3i. — Europa
auf dem Stier XX, 259*. Anm. 34. — Flussgutt XV, 45. Tafel CL —
Herakles hei Ompliale XX, 259*. Anm. 34. — Herakles und Auge
XVII. 6 Iß'. — Hermaphrodit stehend mit gesenkter Fackel XX, 259*.
Anm. 34. — Hermes, Frau und Priap XVI, 233. Anm. 17. —
Luna bei Endymion XX, 259*. Anm. 34. — Merkur bei Kalypso
XIX, 191*. — Göttin Nacht, die schlafende Ariadne umlassend XVII,
1(17. Anm. 29. — Ortsnymphe XV, 45 ff. Tafel C1I. — l'arisurtheil
XX. 259'. Anm. 34. — Psyche XVI, 193*. — Silen und Bacchus
auf Stierwagen XVI, 237*. — L'lvsses bei denSirenen (Paris, Samm-
lung Blacas) XVII, 117*. — Victoria XX, 259*. Anm. 34. — Vic-
toria mit Schild und Speer XV, 66*.
Rom: Wandgemälde des Museo Campsna XVII, 27*. — Villa
Punfili: Athene und Herakles XVI. 167*. Anm. 3. — Jüngling bei
einem Grabmal XVII, 58*. — Basilica di S. Alessandra: Sämtliche
Buchstaben des Alphabets in eine Mauer eingekratzt XIX, 158*. —
Palalin: Crucilix aus der Kaiserzeit (in eine Wand eingekratzt)
XVI, 160*. — Titttsthermen (Ponce, bains de Titus pl. 47) Auge
für Telephos schutzflehend XVI, 176*.
Ktruskische: Vulct: Allgemeines XV, 113* f. — Alltags-
leben XV, 103*. — Caelius Vibenna und Mastarna, in dem von
Francois entdeckten Grabe XV, 307 f. — Kassandra von Ajax ange-
griffen XV, 102*. — Kriegerscenen XV, 103*. — Leichenopfer Achills
für Patroklos, mit Inschriften XV, 102*. — ■ Verhüllter Mann und
Jüngling mit Vogel XV, 103*. — Nestor und Phönix, daneben Bru-
dermord des Eteokles und Polyneikes, mit Inschriften XV, 102* f.
— Thierliguren, Fries XV, 103* f. — Troischcs XX, 308. — Troer
von Achill geopfert mit Inschriften (Mon. d. I. VI, 31 f.) XX, 307.
Sonstiges. Cnnosa: An den Wänden von Gräbern, Kampfes-
scenen u. dgl. XV, 56 IT. ■ — Paestum: Krieger XV, 5. Anm. 31. —
Paris (Jaoze): Flötenbläser und nackte Frau von einem Aethiopen
verfolgt, nebst anderen Figuren XV, 80*.
B. Mosaike.
1. Afrika. Karthago: Allgemein XV, 4*. Anm. 18. — Städte-
darstellungen XVII, 5*. — Comtnntine: Poseidon und Amphitrite zu
Wagen .WIM, 121) lf. Tafel CXLIV.
2. Asien. Tyrus, byzantinisches der zwölf Monate XX, 255*.
Anm. 2. — Halikarnass: Aeneas und Dido, mit Inschrift XVI,
217*. — Amphitrite XVI, 217*. — Brustbilder der vier Jahres-
zeiten, mit Inschrift XVI, 217*. — Dionysos mit Panther XVI, 218*.
— Europa neben dein Stier XVI, 218*. — Hunde und Ziegen XVI,
217*. — Hund, Vogel und Ornamente XVI, 217*. — Löwe und
Hund XVI, 217*. — Löwe und Ochse XVI, 217*. — Meleager und
Atalaute, mit Inschrift XVI, 217'. — Nereide mit Hippokamp XVI,
216*. — Partner und Hirsch XVI, 217*. — Phobos XVI, 217*. —
Satyr und Nymphe MI, 217*. — Städtedarstellungen von Halikar-
nass, Alexandria und IScrjlos XVI, 217*. — Thierliguren und Or-
namente XVI, 218*. — Wassernymphe gelagert XVI, 218*. —
Weinlese mit Pan, Eros u. A. XVI, 218*. — Xeu-lllon: Geome-
trische Figuren XV, 7*.
3. Griechenland. Athen: Ornamentales im Garten der
Königin XIX, 179*f.
i. Italien. Captta: Allgemein XV, 3*. Anm. 12. — Pom-
peji. Nene Bader : Schwarzweisser Fussboden XVII, 28. — Weisse
Mosaike XVII. 31. — Rom: Poseidon Nereiden und Fischer .Will,
122. Anm. 10. — Aventin: Jagd von Nilpferden XVII, 3*. II. XVI,
169 •
5. Frankreich. Hheims: Circuskämpfe XIX, 128*. Anm.
15. 148*. Anm. 45. — Vlenne: Achilleus auf Skyros; vier Jahres-
zeiten XVI, 57. Tafel CXI1I. — Jagd von Nilpferden' XVII, 24*. Anm.
54. — Orpheus und seine Tbierwelt XVIII, 8*. Anm. 31.
<i. SPANIEN. Barcelona: Circusspiele XX, 29 4*. — Carlama
bei Haiaga: Herakles, Flussgott u. s. w. \\, 259*. Anm. 35. 350*.
7. Kmh.ami. London: Fasan, dort entdecktes römisches
Mosaikfrogmcnl XML 24*. Anm. 51. — British Museum: Karthagi-
sche St :> ■ 1 : > «1 1 1 -ii-llungen (aus Karthago) XVII, 6*.
'S. Deutschland. Salzburg: Faustkämpfer und Acheloos-
kämpfe XX, 330. — Vilbel bei Frankfurt a. M.: Neptunisches XVIII,
113ff. Tafel CXLII— CXLIV. — Weittmhofea hei Ingolstadt: Tbiere,
Jagdscenen, Blumen, Seegotlbeiten u. dgl. XV, 6*. Anm. 33. 10*ff.
C. Vasenbildkr.
1. Orient. Cyrenaika: Polychrome Vasen XV, 7*. — Pa-
nathenäische Amphora mit Inschrift XV, 7*. — Troja: Bombylios
und Skyphoi XV, 7*. — Lekythen mit Dionysos und Satyrn XV, 7*.
— Kämpfe von Kriegern XV. 7*. — Oenochoe mit Pegasus XV, 7.
2. Griechenland ind Inseln. Argot: Bacchische Fi-
guren XVII, 33. — Herakles und Hydra. II. Herakles und Ker-
beros XVI, 198*. 244*. XVII, 34. Tafel CXXV. 24*. Anm. 52.
122*. — Athen: Archäologische Gesellschaft: Sammlung dersel-
ben XVIII, 103*. — Eroten und Frauen XIX, 232*. — Feldflasche
mit Stempel XIX, 200*. — Herakles und Amazone XIX. 200*. —
Herakles und der kretische Stier XIX, 200*. — Jüngling-Iigur XIX,
200*. - Lekylhos in Eichelform XV1I1, 103*. 112*. — Minerva mit
Dreifuss und Taube XIX, 232*. — Pelcus und Thetis XIX, 200*.
— Sammlung der Königin: Herakles und Gigant XIX, 200*. —
Polyphemos XIX, 200*. — Theseus und der marathonische Stier
XIX, 200. — Häuschen beim Ereilttheum: Herakles mit dem Lö-
wen XIX, 198* f. — Liebesscene sehr schön XIX, 198* f. — Stier
ithypballiich und Bacchantin XIX. 1 98* f. — Theseus und Mino-
taur XIX, 198* f. — Thierbilder XIX, 198* f. — Wagen mit lteb-
gespann, Kinderkomos XIX. 198 'f. — Sammlung des Hrn. Posto-
lakkas: Eros und Mädchen XIX. 202*. — Ganymedes fliegend XIX,
201*. — Herakles und Atbena XIX, 202*. — Jüngling und Mäd-
chen XIX, 201*. — Liebesscene, sehr zierlich XIX« 201*. — Grä-
berfunde im Piraeus: Eroten XIX, 197*. — Eroten und Frauen
XIX, 197*. — Frauen und Flügelgestalten XIX, 197*. — Knabe
von einer Ziege gefahren XIX, 197*. — Sonstiges zu Athen:
Vasenscherben, bemalt XV, 105. Tafel CV1II. — Vasen aus Milos,
Figuren auf blassgelbem Grunde XIX, 133*. 200*. — Amphora mit
Kitharöd und zwei Frauen XIX, 176*. — Herakles zitherspielend,
Hermes und Athene XIX, 203* IT. — Knabe und Heb XIX, 203*. —
Sphinx vor einer Stele XIX, 202*. — Darstellung dem Innenbild
der Berliner Sosiasschale entsprechend, aber ohne Inschrift (Besitzer
Makkasl XIX, 202*. Kleonae: Achill und Troilos, Vase des
Timonidas XVIII, 113*. XIX, 148*. Anm. 43. — Korinth, Hera-
kles mit dem Löwen XIX, 202*. — Rhodos: Kameiros, Funde
daselbst XVIII, 73*. XIX, 147*f. Anm. 41 f. — Hektor und Mene-
laos im Kampf XVIII, 54*. XIX, 148*. Anm. 43. — Schreitende
Gorgo in jeder Hand einen Schwan ballend .Will, 72* f. — Tod des
Euphorbos XVIII, 72* f.
3. Italien. Adria: Vasenscherben XV, 105. Anm. 2. —
Ami, Hochzeit von Zeus und Hera XVII, 14*. — Bologna: Codrus-
schale (Palagi) XVII, 21*. Anm. 32. — ■ Aus Bolscnu: Amphora mit
etruskischer Inschrift XVII, 81*. — Schale mit Relief, Herkules und
Frauengestalten XVI, 164*. — Aus Caere: Inschriflgefässe des Ni-
koslhenes XVII, 19*. — Canosa: Vasenfunde XV, 56. 58. — Aphro-
dite und die Chariten tanzend XV, 59. — Bacchisches XV, 57. —
Bacchus' und Ariaduens Hochzeit XV, 60. — Dariusvase (s. Neapel)
XV, 57. — Europa auf dem Stier XV, 57. — Gräber und Todlcn-
opfer XV, 57. — Jagdscene des Darius XVIII, 46 f. — Medea nach
dem Kindermord flüchtend XV, 57. — Orest im taurischen Artemis-
tempel XV, 60. — Patroklos' Scheiterhaufen XV, 57. — Perseus
und Andromeda XV, 53. 57. — Chiusi: ßoreas doppelköpQg XVII,
52*. — Erichlboniosvase XVII, 13. — Hermes Apoll und Hepba-
stos XVI, 152*. Anm. 41. — Aus Cotneto: Pelias von seiner
Tochter 'Alkandra' zur Verjüngung herbeigeschleppt .Will, 7. Anm.
30. — Perseus das Ungeheuer tödlend XVII, 13*. — Cumae: Va-
senfunde XVII, I*. 3*. Anm. 5. — Cannelirlc Gefässe, schwarz mit
Gold XVI, 157*. — Achills Büstung und Thetis XV, 9 4*. — Aeneas
und die cumanisebe Sibylle XV, 94*f. — Amazonenkampf, Theseus,
Munychos und Phaleros inschriftlicu XV, 94*. — Bacchantin auf
einem Panther reitend XV, 93*. — Dionysos eine Quadriga bestei-
gend XV, 92*. — Dionysos auf einem Maullbier reitend. It. desgl.
auf einem Stier XV, 92*. — Dionysos und Ariadne ' XV, 93*. —
Eos und Kephalos XV, 95* f. — Eos zu Wagen und andre Gespanne
XVI, 211. Anm. 42. — Epigonenkampl XV, 95*. — Europa aul dem
Stier XV, 94*. — Flügelgespann von Eos Helios und der Nach) XV,
93*. — Gauklerin mit Schwert und Leier XV, 5' f. Anm. 32.
Rekate zur Niederfahrt Koras leuchtend XV, 92. — Hektor und
401-
402*
Andromache XV, 94*. — Herakles und der kretische Stier, Theseus
und Minotaur XV, 03* f. — Hydrophone mit Inschrift 'Rhodope' etc.
XVII, 24*. Anm. 53. — Kampf von Heitern und Fussgängern XV,
95*. — Kitharödin und Frau XV, 9li*. — Krater innen mit Schiffen
bemalt XVI, 157*. — PaDathenjjiscb.es Preisgefäss XV, 5*. Anm. 32.
— Desgl. mit Angabe seines Masses XV, 9ti*. — Pegasus' Gehurt
XV, 05*. — Hingergruppc XV, 96*. — Telephos, Orest und Aga-
memnon \V, 95*. — Thetis von Peleus gerauht XV, 94*. — Was-
serträgerin, R. Ilauh der Kora XV, 93*. — Vase des Xenokles XVII,
3*. Anm. 5. — Oirgenti: Herakles und Acheloos XX, 323. Tafel
CLXVIII, 1. — Mailand (Vidoni): Amphora, Prometheus gepfählt
XVI, 166. Tafel CXIV. — Aus Mino: Kos und Kcphahis Will.
53*. — .Ven;ie( (Museo ßorbonicu. jetzt Nazionale : Andromcda
ausgesetzt; Dionysos Eros und Bacchantin; Perseus' Kampf mit dem
Ungeheuer, Amphora aus Canoaa XX, 3iin*ir. — Dariosvase XV,
W. Tafel CHI. XV, 83*. I07*IT. 118*. XVII, 45. XVIII, 41 ff. —
Krauen schaukelnd XV, 58. — Das kronunvonische Wildschwein
(oder Circe und ein Gcnoss des Odysseus) XV, 87. — Marsyasdar-
stellung, H. Palladienraab XVII, '29*. — Perseus gegen drei Mänuden,
R Athene zeigt dem Perseus das Mcduseuliaupl , Ruveser Patera XX,
358*1'. — Telephos XV, 89. — Tennes und llemithea XX. 337 f. —
Tereusvase XV, 53. — Sammlungen und Privatbesitz. Graf von Sy-
rakus: cumanische Vasen XV, 91*ff. — Telephos XV, 90. — Sant-
amielo: Archaische Schale mit Semele XVII, 100. — MangelU:
Verwandlung der Tyrrhener in Delphine XVII, 24*. Anm. 52. —
Barone: Trojanische und dodonische Sagen XVII. 1119* IT. — Un-
genannten Besitzes: Zeus thronend und Krauen, nebst Eroten und
Hermes XVIII, 65* f. — Aus Nocera: Bildhauerwerkstatt XV, 68*. —
Das krommvonisebe Wildschwein XV, 69*. — Orphisches Orakel des
lesbischen Apollo XVII, 24*. Anm. 53. — Käthselhafles Bild auf
die triopische Demeter bezüglich XVI, 237*. — Aus Paeslum:
Krater des Apcas mit Phrixos und Helle XVII, 91*. — Pnlenza:
Sübnungsscene XVI, 237*. — Harn. Museo Campana: Allgemeines
XVII, 23*IT. — Achills Zorn, drei Vasen XV, 5l*f. — Achill und
Memnon, Thetis und Eos XVII, 139*. — Achill erhält von Thetis.
die Waffen XVII, 141*. — Adrast und Amphiaraos XVII, 109*. —
Aeneas, Diomed und Troilos XVII, 107*. — Ajax und Achill losend.
Pallas und Hermes. Herakleskänipfe XVII, 105*. — Ajax und Achill
würfelnd XVII. 141*. — Amazonen XVII, 142*. — Amazonenkönigin,
Amazonen und Theseus XVII, 145*. — Amazonen und Griechen
kämpfend XVII, 104*. — Amazonen und Herakles XVII, 101*. —
Amphiaraos' Auszug. Pallas. Hermes, Achill und Kurie. Amphiaraos'
Abschied von Eripbyle XVII, 142*. — Apoll, Hermes und Dio-
nysos XVII, 106*. -- Apoll, Dionysos und Hochzeitswagen XVII,
100*. — Apoll urakelnd. karrikirt XVII. 138*. — Apoll und Ko-
ronis. Bärtiger Greis und Frau XVII, 109*. — Apoll, Hermes und
Aphrodite, K. Apoll und Bacchantinnen XVII, 107*. — Apoll und Ti-
tyos XVI, 237*. — Desgl. XVII, 105*. — Desgl. mit Inschrift ebd.
— Apoll und Marsyas XVII, 144*. — Apoll, zwei Krauen und Zeus
XVII, 146*. — Apoll und zwei Krauen, /{. Kithan'id und vier Frauen
XVII, 142*. — Apoll, Artemis und Leto XVII, 141*. — Arbeiten
des Ackerbaus XVII, 108*. — Artemis mit Kocher und Fackel XVII,
144*. — Athenens Gehurt XVII, 140*. — Desgl. R. Deianeira von
Nessos geraubt XVIII, 19*. — Athene und Frau nebst Altar XVII.
105*. — Athene mit Oelzweig XVII, 105*. — Bacchiscbe Gebräuche
XVI. 237*. — Bacchisrber Triumph XVII, 143*. — Bacchischer Zug
XVII, 143*. - Desgl. 144*. — Desgl. Vase des Euphronios XVII,
144*. — Bacchus und Ariadne XVII, 147*. — Bacchus, Hermaphro-
dit und Frauen. Merkur und 'Zara' (Lara?) XVII, 148*. — Bac-
chus, I.ihera und bacchisches Personal XVII, 107*. — Bacchus und
Libera XVII, lllj*. — Bacchusidol und Krauen XVII, 104*.— ßac-
cbusidol, Satyr und Krau XVII, 105*. — Bellerophon und Chimära
XVII, 102*. — Bellerophon und Sthenehoea. Herakles und Athene
XVII, 145*. — Brautpaar zu Wagen XVII, 141*. — Briseis und
Achill, Vase des Hieron XVII, 144*. — Danae im Kasten XX, 237*.
— Danae Polydektes und Perseus XVII, 139*. — Danae vom Gold-
regen des Zeus betroffen XVTI, 138*. — Diomeds Palladienraub, R.
Odysseus' Palladienraub. Theseus und Aethra XVII, 108*. — Dio-
meds und Odysseus Palladienrauh XVI, 108*. 226*. — Dionysos
bärtig, R. Hermes und Widder XVII, 103*. — Dionysos und Her-
mes XVII, 106*. — Dionysos geharnischt als Besieger Indiens XVIf,
137*. — Dionysos' Epipbanie in Kora's Begleitung XVI, 238*. —
Eleusinia (sogenannter Vasenkönig) XVII, 144*. — Eos einen Can-
delaher haltend XVII, 103*. — Eos und Kephalos XVII, 143*. —
Eos von vier weissen Rossen gezogen XVII, 148*. — Epheben.
Innen: Zeus und Iris XVII, 108*. — Klügelgestalt '/ujp' XVII, 99*.
— Flügelgeslalt, weibliche, einen Löwen verfolgend XVII, 101*. —
Flügelknabe, Krau und Schwan XVII, 147*. — Flügelfrau eine Frau
verfolgend, R. Zwei Frauen im Lauf, Innen: Orest und Klvtämneslra
XVII, 107*. — Frau auf Quadriga XMI, 145*. — Frauenbad XVII,
103*. — Frauen zechend XVII, 51*. — Frauenraub XVI, 238*. —
Gigantomachie XVII, 28*f. — Desgl. XVTI. 102*. - Gigantomachic.
Archemoros Tod. Orest zu Delphi XVTI, 146*. — Gottheiten, H.
Grabmal und drei Figuren XV, 1 iti". Götterversammlung XVII,
103*. — llrklois Leichnam ausgelöst. Argonauten zu Kolchis XVII.
146*. — Hektors Abfahrt und die Familie des Priamos XVI, 139'.
152*. Anm. 41. — Hektor und die Seinen, H. Bärtiger Dionysos
und Gefolge XVII, 138*. — Hekuha und Neoptolemos. Iphigenia
und Oresl. Amazonenkampf etc. XVTI, 146*. ■ — Hephästos Bufitby-
pballischem Maulthicr XVTI, I 40*. — Hephästos' Bückkehr zum Olymp
XVI, 138*. — Herakles ein Seeungeheuer tödtend XV, 50*. — He-
rakles und Cerherus XVII, 100*. — Herakles und Centauren. Troi-
los XVII, 10(1*. — Herakles, Jole, Iphilos u. A. H. Kampf um Pa-
troklos XVII, 101*. — Herakles besiegt den Kakos XVII, 101*. —
Herakles und Nessos XVII, 102*. — Herakles und Triton XVII,
102*. — Desgl., Vase des Timagoras XVTI, 103*. — Herakles und
Acheloos XVTI, 103*. — Herakles, Pallas und Enkelados, R. Sphinv
und vier Figuren XVII, 104*. — Herakles Pallas und Jolaos. Hera-
kles und der nemeischc Löwe XVII, 104*. — Herakles ein Wein-
fass öffnend, nebst Centauren XVTI, 104*. — Herakles Apoll und
Pallas in den Olymp ziehend XVTI, 105*. — Herakles und Hippolyt,
R. Zeus Athene Herakles und Ares XVII, 105*. — Herakles und
Triton, R. Nereiden und Ncreus XVTI, 105*. — Heraklesthaten
karrikirt XVII, 106*. — Herakles mit dem Eher und Eurystheus,
R. Telemachos Abschied von Nestor XVII, 106*. — Herakles, Frau
und Hermes XVTI, 100*. — Herakles zu Wagen, Pallas und Her-
mes XVTI, 107*. — Herakles und die Kcrkopen. Herakles gegen
Räuber XVTI, 108*. — Herakles und Anläos, Vase des Euphronios
XVII, 137*. — Herakles und der crymanthische Eber XVTI, 139*. —
Herakles und Amazone, R. Apoll, Leto, Artemis XVTI, 139*. —
Herakles in den Olymp geführt, R. Dionysos und Satyrn XVII, 139*.
— Herakles Hebe Apoll, K. Libera auf einem Maulthier XVII, 139*.
Herakles' Drcifussrauh XVTI, 139*. — Herakles Amazonenkampf XVII.
140*. — Desgl. XVII, 140*. — Herakles, Pallas, Dionysos etc. XVTI,
141*. — Herakles und die olympischen Götter XVTI, 141*. — He-
rakles und die stymphalischen Vögel XVTI, 141*. — Herakles mit
den Hesperidenäpfeln , nebst Götterliguren XVTI, 143*. — Herakles
und Jole XVTI, 148*. — Hermes und Maia, R. Jüngling von einer
Gorgone verfolgt XVTI, 101*. — Hermes und saitenspielender Apoll
XVII, 106*. — Hermes das Bacchuskind tragend XVII, 106*. —
Hermes, Artemis und Hirschkuh, R. Apoll und Libera XVII, 107*. —
Hermes und die zwei Gorgonen, Medusa enthauptet am Boden XVTI,
140*. — Hochzeitszug und Opferscene XVTI, 99*. —Desgl. 102. —
Desgl. R. Kriegers Abschied XVII, 99*. — Hydropboren am Brun-
nen XVTI, 106*. — Iris geflügelt und Frauen XVTI, 105*. — Itys,
Proline und Philomele XVIII, 54*. — Jüngling Frauen verfolgend
XVII, 143*. — Kanonische Jagd XVII, 107*. — Desgl. H. Europa
auf dem Stier XVTI, 102*. — Jüngling eine Frau verfolgend XVII, I42*f.
— Krieger und Frauen. Ajax und Kassandra XVII, 108*. — Lei-
chenhestattung XVII, 99*. — Linos und Musäos. Palästrisches XVI.
237*. XVTI, 109*. — Männlicher und weiblicher Kopf XVTI, 1112'.
— Drei Männer (Oifttctv^Qo;) XVII, 99*. — Melampus XVIII,
55*. — Menelaos und Helena, Chiron und Achill, Vase des Pan-
taios XVII, 141*. — Menelaos und Helena XVII, 143*. — Minotaurs
Tüdtung XVTI, 99*. — Minotaur, nemeischer Löwe, Achill und
Memnon, Thetis und Eos XVTI, 139*. — Mohrenkind, R. Sänger
mit Saitenspiel XVTI, 105*. — Drei Musen XVTI, 142*. — My-
stisches Ritual (?) XVII, 105*. — Neoptolemos' Abschied von Lyko-
medes XVTI, 103*. — Vasen des Nikostbenes aus Cäre XVII, 25*. —
Odysseus und Nausikaa XVTI, 99*. — Tityos Apoll und Leto, R.
Zeus und zwei Frauen XVII, 104*. — Triptolemos, Demeter und
Kora, R. Hermes und Frauen XVTI, 104*. — Triptolemos, Deme-
ter, Kora, Priesterin. R. Pluto und Persephune. Dionysos und
Ariadne XVII, 110*. — Troiscber Kampf, Diomed und Patroklos
XVII, 137*. — Troilos, Achill, Polyxena, R. Hermes und Perseus
mit Gorgoneion XML 142*. — Tydeus und lsmene XVI, 249*. XVTI.
B
403*
404*
102*. — Unterwelt (Pacilcosche Vase) XVII, 145*. — Desgl. XVII,
146*. — Vasenkönig: Eleusinisches XVII, 144*. — Zeus auf Qua-
driga, Pantherwagen mit Jüngling XVII, 147*. — Zeus und Gany-
med XVII, 143*/— Desgl. XVII, 143*. — Desgl. R. Aktäon XVII,
109*. — Zeus und Hebe XVII, 103*. — Zeus und Aegina XVII,
107*. — Zeus und Aegina (?), H. Jüngling und Frauen XVII, 104*.
Zweikampf um einen Todtcn XVII, 99*. — — Sonstiges in
Privatbesitz: Baccbiscbes (Maler Brül) XVIII, 52*. — Herakles mit
Gerjon kämpfend (Maler Brül) XVI, 103. — Jüngling zu Boss und
Satyr (Maler Brül) XVI, 163*f. — Ungenannten Orts: Frauen am
Mörser XVIII, 56*. Hermes Kriuplioros XVIII, 56*. — Hyaden im
Hesperidengarten XV, 140*.
Aus Ruro: Herakles und Hippolyte XX, 278 f. — Yolterra:
Kampf zwischen Italern und Barbaren XIX, 100*. — Aus Yulci :
Apull. Artemis und Leto, Stamnos XVI, 152*. Anm. 41. — Athena
zwischen gelagerten Figuren XVI, 152*. Anm. 41. — Baccbantin u. A.
XVI, 152*. Anm. 41. — Herakles und Antäos, Vase des Euphro-
nios XV, 65*. — llydropburen XVI, 152*. — Menelaos und Helena
XIX. 133*. — Zwei Minerven XVI, 238*. — Panathenäiscbes Preis-
gefäss XVI, 152*. Anm. 41. — Desgl. R. Baub der Helena XV, 33*.
— Telcpbos XV, 89. — Theseuskämpfe XV, 88.
4. Frankreich. Paris: Hepbästos' Bückführung (Louvre)
XX, 231. — Herakles und Syleus XIX, 161. Tafel CXLIX. CL. 2. —
Herakles und Ackeloos (Museu Campana s. oben Born) XX, 3 13 ff.
Tafel CLXVII. — Herakles' und Hebes Hochzeit (Rollin) XV, 43*. —
Homerischer Kanthartis (Duc de Luynes) XVI, 140*. — Korythali-
stria an den Tithenidien (Louvre) XV, 17. Tafel XCVIII. — Ki-
tbaröden und Siegesgöttin (S. Janzc) XV, 79*. — Mannsstier, bärtig,
eine Frau tragend (M. Blacas) XX, 326. Anm. 46. — Peleus und
Poseidon (Duc de Luynes) XV, 97*. — Theseus und Minotaur, ar-
chaisch (Cara) XV, 23*. Anm. 50.
5. England. London (British Museum): Gefäss in Form
einer Krabbe XV, 28*. — Desgl. eines Delphins XV, 28*. — Desgl.
Phyton in einen Mauleselkopf endend XV, 28*. — Acheloos fiscb-
leibig und Herakles XX, 331. — Amazone zu Boss einen Griechen
besiegend XV, 28*. — Dreifussraub XVI, 140*. — Hippolytos Tod
XV, 27*. — Gastmahl nach dem Leichenbegängniss XV, 27*. —
Midiasvase, Inschriften XVI, 129 0". — Parisurtheil, Lekythos XV, 27*.
6. Deutschland. Berlin (Museum): Aegistbos' Tod XVIII,
43f. — Frau auf einem Schwan, Eros u. A. XVI, 237 f. — Giganten-
kampf XV, 62. — Herakles' und Hebes Hochzeit XV, 70*. — Hera-
kles und Hebe oder Phädra und Hippolyt XX, 310. — Hermes und
Silen, R. Silen XVII, 4511. — Kriegers Abschied und Heimkehr
XIX, 207 ff. Tafel CLVI. -- Bärtiger Mann einen Ast abhauend,
Hermes oder Peleus XX, 235 ff. — Peleus und Thetis XV, 97*. —
Prometheus vom Adler befreit XVI, 165. Tafel CXIV. — Sanger und
sieben Musen XVI, 194*. — Semele (inschrifllich) XVII, 100. Anm. 8.
— Vermählungszug XVII, 104. — Gerhard's Besitz: Kindesgeburt
aus Ei, Nolanisches ßalsamar XVII, 58*. — Göttingen (Curtius Be-
sitz): Knabe auf einem Steckenpferd XVI, 140*. — München : Vasen
aus Canosa XV, 77. — Argonautenbilder, Amphora XVIII, 73ff.
Tafel CXXIX, CXL. — Dreifussraub XVI, 143. — DreifussweiheXVI,
216. — Eileithyia, Innenbild einer Schale XVI, 172* f. — Herakles
und Acheloos, Amphora XX, 322 f. — Minos Badamanthys und
Aeakos XV, 109*. — Wien: Kyrene auf dem Schwan, Apoll u. A.
XVI, 238 ff. Tafel CXX. 1.
7. Russland. Sl. Petersburg: Campana'sche Sammlung (s.
oben Born) XX, 273*11. — Jagdscene des Darius, Vase des Xeno-
phantos XVIII, 46. — Siidrussische Funde XX, 330*0". — Kertsch:
Ad.net und Alkestis XX, 332*. — Baccbiscbes XX, 332*. — Eleu-
sinisches XVIII, 27. XIX, 226*. 241* f. — Fraucnleben XX, 330*.
— Greifen- und Chimärenjagd, Vase des Xenophantos XV, 65*. — ■
Orcst durch Athenens Beistand freigesprochen XX, 332*. — Toilet-
lenscene XX, 332*. — Odessa: Flügelgestalt, harpyienähnlich XIX,
191*. — Phanagoria: Peleus Thetis und Nereus XIX, 225*.
8. Ungenanntkn Orts: Annati dell' lustituto 1857. A.
Paidia und Hirnen» XVI, 262*. — ebd. 1857. F. G : Scylla mit
Frauen und llippokampen XVI, 263*. — Bulleltino dell' Inst. 1836.
p. 122. Dionysos Thyone und 'Eua' XVII, 108. Anm. 32. — Bullet-
tinn Napolitano V. VI Geryones oder dreifacher Zeus XVII, 24* —
Anm. 53. — Mord des Aegistbos XVII, 24*. Anm. 53. — Duhois
MaUonneuse pl. 67: Streit um Adonis (?) XVIII, 45£ — Kille
ceramoftraphiqae: Aphrodite Peilho XVI, 180*. — Gerhard Aus-
erlesene Vasenbilder: Tafel 49: Sogenanntes Schiff des Patriarchen
Noah XVI, 162*. Tafel 166: Scene aus den Perserkriegen XX,
284 ff. Tafel 237: Peleus und Atalante XX, 292 f. Tafel 242:
Athene Polias XV, 53*. Tafel 320, 1: Apoll auf dem Schwan und
sitzende Frau XVI, 240. Anm. 40. Tafel 320, 3: Apoll auf dem
Schwan und Mänaden XVI, 240. — Gerhard Antike Bildwerke Ta-
fel 59: Dionysos und Frau XVII, 110. Anm. 35. — Gerhard My-
sterienbilder VII: Frau und Eros XVI, 231. — O. Jahn Vasenbilder
Tafel 3: Dionysos, Thyone und Dione XVII, 10S. Anm. 32. — Mil-
lin Galerie 611. CLXIX: Archemoros' Tod, Vase des Lasimos XVII,
14*. Miliin Vases I, 15: Helios, Abend- und Morgenstern XVI,
242. ebd. II, 49: Nysa und zwei Nymphen XVII, HO. Anm. 35.
ebd. II, 51 : Frau auf einem Schwan nebst zwei Eroten XVI, 237.
— Millingen, vas. Coghill 21: Frau von einem Schwan getragen,
darüber Eros XVI, 237. — Millingen, Nouvelles Annales, Mon. X:
Alkmene auf dem Scheiterhaufen, Krater XV, 22. — Hochitte, Mon.
Ined. I pl. 38: Orest zu Delphi XVIII, 49 ff. Tafel CXXXVII f. —
Tischbein I, 12: Apoll vom Schwan getragen XVI, 240. — Son-
stiges. Achills und Antilochos Abreise XIX, 160*. — Doloneia XV,
54*. — Herakles von den Kerkopen die Keule zurückfordernd XV,
115*. — Hesperiden XVII, 24*. Anm. 53. — Lynkeus (Fragment
einer Schale) XVI, 165*. XVII, 24*. Anm. 53. — Liegende Satyrn
mit Bocksköpfen XVI, 181*. — Zeus, Hermes, Eroten und Frauen
XVII, 27*.
D. Graffiti.
ClSTEN.
Rom. Palast Barberini (vgl. Präneste): Pränestinischc Cisten
XVIII, 85* f. XIX, 187* f. — Perseus und Andromeda (Mon. dell'
Inst. VI, 39) XIX, 147*. Anm. 39. XIX. 188*. — Promelheusdar-
stellungen (Mon. dell' Inst. VI, 40) XIX, 147*. Anm. 39. XIX,
188* (XVIII, 57*). — Gallerie Doria: Achill und Briseis, Bronze-
eimer (Mon. dell" Inst. VI, 48. Annali p. 494ss.) XVIII, 18*. XIX,
147*. Anm. 39. — Ferneres aus Praeneste: Amazonenkämpfe
XVI, 165*. — Parisurtheil XVII, 82*. — Patroklos' Todtenfeier
XIX 237*.
' Berlin (Museum): Meleagers Sieg XX, 2S9ff. Tafel CLXIVs.
XX, 317*. — Troische Darstellungen mit altitalischer Inschrift
XX, 317*.
Spiegelbilder.
1. Italien. Chiusi: Inschriftspiegel mit 'Capne', 'Castra',
'Efas', '(C)Astur' XV, 71*. — Inschriftspiegel mit Eos und Memnon
XV, 71*. XVI, 152*. Anm. 40. — Helenas Schmückung XVII, 29*.
— Merkur, sitzende Frau und Mann XV, 71*. — Florenz, Gal-
lerte: Semele Bacchus und Ariadne (aus Vollerra, Cinci) XVII, 106.
Tafel CXXXII, 1. — Orbetello: Perseus, Medusa und Merkur XVI,
170*. XVII, 23*. Anm. 49. — Inschriftspiegel mit Venus, Juppiter
und Proserpina 23*. Anm. 49. XVI, 152*. Anm. 40. 168*. 170*.
XVII, 36*. — Orvielo: Minerva, Venus, Dioskuren und drei Kin-
der (vgl. Gerhard II, 166) XVI, 104*. — Perugia: Brunnenscene
der Ficoronischen Cista mit Namen des Orpheus und Lynkeus XVI,
152*. Anm. 40. XVI, 164*. — [Kinder der Dioskuren XVI, 152*.
Anm. 40, vgl. Orvieto]. — Praeneste: Baccbiscbes XVII, 84*. —
Frau und kniender Jüngling XVIII, 57*. — Insehriftspiegel des
Herakles und Jolaos XVI, 131*. Anm. 9. XVII, 16*. — llerakles-
kopf nebst Keule XX, 291*. — Jüngling mit vier Flügeln XVIII, 57*.
— Mann und Frau, beide geflügelt XVIII, 57*. — Minerva einen
Giganten tüdtend XVIII, 57*. — Satyr und Mänade XVII, 16*. —
Insehriftspiegel von Venus und Alexander XVII, 16* (vgl. Born, Bar-
licrini). — Rom. Palast Barberini, sämtlich aus Präneste: Löwe
mit Eroten kämpfend XVIII, 86*. - Insehriftspiegel mit sechs Fi-
guren (Crisitha u. a. m.) XVIII, 86*f. — Paris, Helena und Her-
mionc XVIII, 7*. Anm. 29. ■ — Musen Campana: Geburl der Alhena
Will, 9*. — Pelias, NeletlS und Tyro XVII, 50*. — Insehrift-
spiegel, Venus auf einem Schwan reitend XVII, 8 i*. — Inschriftspie
gel mit Venus und Thalna XX, 290*. — Insehriftspiegel, Venus und
Adonis XVII, 30*. — Spiegel mit römischer Inschrift, Venus Cupido
Victoria etc. XVII, 82". XVIII, 7*. Anm. 29. — Sonstiges in Samm-
lungen und Privatbesitz: Streit um Adonis (vgl. Orbetello) XX,
405*
406*
286*. — Akläon von den Hunden zerrissen (Meester de liavestein)
XVII, 13*. — Bacchus und zwei Frauen (Meester de liavestein) XVII,
51*. — Inschriftspiegel, Bacchus Minerva Artemis Ariadnc (Meester
de Ravestein) XVII, 51*. XVIII, 7*. Anm. 29. — Bewaffneter zwi-
schen zwei Frauen, Spiegel mit Eisengriff (Meester de liavestein)
XVII, 52*. — Bärtiger Centaur mit Schild und Tanne (Meester de
Ravestein) XVII, 13*. — Inschriftspiegel, Dioskuren Minerva und
Jolaos (Lovatti) XX, 288*. — Vier Figuren mit phrygischer Mütze
(Lovatti) XX, 288*. — Frauen beim Putz (Meester de liavestein)
XVII, 84*. — Kadmos' Dracuenkampf (Meester de Ravestein) XVII,
81*. — Inschriftspiegel mit Lara und Aplu (vgl. Ghd. 50, 2), fal-
sche Replik hei Meester de liavestein XVII, 7*11'. • — Pegasus (Meester
de Ravestein) XVII, 50* f. — Inschriftspiegel aus Viterbo (Meester
de Ravcstciu?) mit Satyr und Mänade XVII, 16*. — Seniele Bac-
chus und Ariadne XVII, 107. Tafel CXXXI1, 2. — Sternbilder,
Orion etc. (Meester de liavestein) XVII, 9.
2. Frankreich. Paris: Sammlung Janze: Apoll mit Saiten-
instrument und Minerva XVII, 120*. — Orest und Neoplolemos
(vgl. Ghd. Spiegel XX, 1) XV, 80*. — Peleus und Atalante XVII,
120*. — Kopf des Sonnengotts XV, 80*. — Thetis auf einem See-
stier XV, 80*. — Sammlung Mutet; Eiserner Spiegel des Apollas
mit Theseus und Minotaur XX, 302 ff. Taf. CLXIV. 2, 3. — Aus der
\ormandie: Römischer Spiegel mit Bild des Nero (ob Relief?) XX,
259*. Anm. 32.
3. Spanien. Madrid (Nationalbibliotbck): Inschriftspiegel mit
Poloccs, Amuccs und Losna XX, 312.
4. Knslakd. London (British Museum): Semele Bacchus und
Ariadne XVII, 104. — Kunslhandel (Boeke): Bacchus Ariadne und
Semele XVII, 106. Anm. 28.
5. Deutschland. Berlin (Museum): Inschriftspiegel, Achill
und Penthesika (Ghd. 233) XVII, 112. — Inschriftspiegel, Dio-
nysos und Semele XVII, 97 f. Anm. 2. — Inschriftspiegel, Eos und
Tithonos XVII, 112. — Inschriftspiegel mit Laran , Herde, Menerfa,
File (aus Präneste w. m. n.) XX, 288*. — Korybantenvveihe XV, 53*.
— Meleager, Atalante, Venus und Adonis (Gerhard II, 176) XX,
294 f. — Venus und Adonis XVII, 116.
6. Russland. Petersburg: Inschriftspiegel, Thetis und Priumne
XX, 366* f.
Sonstiges ungenannten Orts: Apoll und Artemis (Mon.
dell' Inst. 1855. 3, 4. Luynes und Campana) XV, 65*. — Ariadne
durch Artemis entführt (Gerhard I, 87) XVII, 103. Anm. 18. —
Inschriftspiegel mit Bellerophontes XVII, 87*. — Herakles als Süsser
(Gerhard II, 163) XIX, 172f. — Semele geflügelt neben Zeus (Ger-
hard I, Sl, 2) XVII, 107. Anm. 31. — Tanzscene (oder Peleus und
Thetis, Gerbard II, 22 j) XX, 293 f.
IV. INSCHRIFTEN.
A. Orientalische.
Aegyptische zu Sakarah: Herrschernamen XIX, 1 29* f. —
Hieroglyphische und demotisebe XVI, 130*. Anm. 1. — Tributinscbrift
des Louvre, Fragmente in Aegypten XVIII, 9*. — Hieroglyphische am
Isistempel zu Rom XVII, 49*. — Falsche Hieroglyphen zu Mann-
heim XV, 43.
Assyrische zu Paris und London XV, 6*. Anm. 34.
Keilschrift: Votivplättchen im Louvre XV, 39*.
Kyprische Erztafel des Üuc de Luynes XV, 36*.
Phrygische zu Uejük XVII, 60.
Griechisch-palmyrenische auf den Beluscult bezüglich zu
Rom (Porta portese) XVIII, 14*. 18*f.
Punische (?) Grabinschriften, 40 an Zahl zu Karthago XVII, 6*.
B. Griechische.
1. Orient. Cyrenaika: auf einem Grabrelief Hqtitzovs
'.iXxtpuL 77. XVIII, 103*. — Knidos: an Aphrodite XVII, 5* —
Künstlernamen XVII, 5*. — Epigramm des Antigonos XVIII, 93*. _
Grabschriften des Atlhis XVIII, 94*. — An Demeter Kora und Pluto
XVIII, 92*. — Eines Handwerkers an den pytbischen Apoll XVIII,
92*. — An Hermes XVIII, 92*. - - An Persepbone XVII, 5*. —
7iQoaiK7ui des Gymnasiums XVI11, 93*. — Widmung des So-
stratos XIX, 166. Hatikarnass: Bau eines Apollotempels XVI,
217*. — Bau eines Gymnasiums XVI, 216*. — Metrische Grabschrift
eines Hermukrates XVII, 55* f. — Metrische Grabschrift eines Arztes
Melanthios XVII, 5*. 55*1. — Mit Anrufung des Jao XVII, 91*ff. —
Weihinschrift auf Demeter und Kora XVI, 209*f. — Priene: Wid-
mung auf dem Poliastempel XX, 277.
C'onttantinopel: Am Delphischen Weihgeschenk XV, 2*. — Me-
trische auf der Säule der Eudoxia XV, 89* f. — Griechisch -latei-
nische auf einem Architravfragment XV, 90*. — Ancyra: Priesterin
des August XX, 301*.
2. Griechenland und Inseln. Aegion: Vipsania XV, 124?
— Argos: Epigramm auf Nikokreon von Cypern XVII, 60. —
Athen: Agonistiscbe mit Nennung des Jophon, Nachkommen des
Sokrates XX, 260*. Anm. 36. — An einem Relief in der Kirche
des heiligen Andreas XVIII, 18. — Bilingue eines M. Antonius Ter-
tius XIX, 160*. — An Asklepios und •Hygia', auf einem Weibge-
schenk XIX, 231*. — Attisches Dekret 'Evärjfiov Ilkiaaittos
XVII, 73*. — Dekrete (Akropolis) XV, 29*. — Dionysostheater,
Priesterinschriften XX, 320*. 327* f. — Frauennamen (Piräeus)
XVIII, 45*f. — Auf Grabslclen {Eifnp. 1862. S. 75f.) XX, 296.—
Desgl. XVI, 199*. — Desgl. im Piräeus XIX, 198*. — Desgl. im
Garten der Königin XIX, 17S*ff. — Desgl. Inschrift zweier Ehe-
gatten XV, 101*.— Hadrians Leben betreffend XX, 365*. — Künst-
lerinschnften (Akropolis) XVIII, 8*. Anm. 32. XIX, 148*. Anm. 40.
— Desgl. Baton, Eubulides, Eucheir, Demetrios, Kaikostbenes, Leo-
cbares, Timostratos XIX, 171*. — Eine Hadriansstatue von der
Stadt Laodicea errichtet XX, 297*0". 301*. — Naukydes nicht Glau-
kydes, Künstlerinschrirt XX, 307. — Orgiastinnen-Verzcichniss XVIII,
46*. — Epigramm, Widmung des Archon Phädros an Dionysos XX,
329*. — Dekret des Oxythemis XVI, 230*ff. — Im Piräeus, Weib-
gesebenk an die Göttermutter XVIII, 101*. 109*f. — Bauinschrift
auf den Poliastempel bezüglich XVI, 117. — Richterläfelcben XVIII,
112*. XIX, 223* f. — Eines Reliefs, auf einen Sieg bezüglich XV,
99 f. — Statuenerrichtung XIX, 175*. — Votivinschrift, metrisch
XVIII, 8*. Anm. 32. — Zeus Stratios XVII, 147*f. — Böotien:
Inschriftfunde aus Thisbe XV, 1*. 3*. Anm. 10. — Eleusis C. I.
Gr. no. 429, XVII, 59. — Eitböa: Eretria, TißOxlt\g Iluviaivou
XV, 27*. — Karystos: Beamtenverzeicbniss XV, 25* ff. — Kreta
(Lyttos): Weibung auf ßrilomartis XVII, 148*. — Lurissa: Grab-
schrift des Hippokrates XVII, 87*. — Lerna: Metrische, die Lage
des Demetertempels betreffend XIX, 246*. — Melos: an Aurelia
Euposia XIX, 234*. — Eines Mysteriengründers Alexander XIX, 234.
— Messenische Mysterieninschrift XVI, 251*ff. XVII, 28*. — Me-
gara: C. I. Gr. I, 1094, XVII, 59. — Oeanthea: Vertrag der Städte
Oeanthea und Cbalion XV, 35*11. — Orchomenos: C. I. Gr. no.
1569, XV, 60. — Am Pelion: Zeus Akraios XVII, 92. — Phiga-
lia: Bündniss XVII, 111* f. — Plataeae: Böotische Eleuterien
XVII, 148*. — Siphnos (Pasch von Krienen S. 116): Grabschrift
auf einer Marmorurne XVI, 220*. — Tegea: Altarkadisch, Bauord-
nung XVIII, 63* f.
2. Italien. Keapel: Museo Borbonico, auf der Dariusvase
XV, 59 ff. — Borgia, Künstlerinschrift eines Reliefs: Kratesipos XX,
284. Tafel CLXIII. — Piemont (Moncalieri) : Reliefinschrift aus
Tbracien, inig rij; öpetoftuf XIX, 190*. — Rom: In die Wand
gekratzt unter einem Crucitix: MeStiftevog oeßtrai tffov XVI,
160*. — Weihung eines put nonluarov XägvctS XX, 304*.— .Me-
trische Grabschrift eines Epikureers XX, 260* Anm. 37. — Palast
Spada: Aristoteles, Statueninschrift XIX, 210. — Vor Porta Portese
gefunden: griech. palmyrenische auf Belus-Cult bezüglich XVIII, 14*.
18* f. — Christliche von der Via latina XVI, 204*. — Frascati:
Metrische Widmung an Herakles XVI, 154*. Anm. 57. 167*. — Sar-
dinien (Tbarros) : auf einem Cippus XVI, 200*.
3. Frankreich. Frejus: Metrische Grabschrift eines Kna-
ben XX, 260*. Anm. 37. — Paris (Louvre): Epigramm des Harpa-
gusmonuments aus Xanthos XVII, 61 f. — [Codex Parisinus Graecus
1631 A, zur Topographie Athens XX, 377*11'.]
407*
408*
4. Kngland. London (British Museum): Die Grabschrifl
Homers XVI, 210*. — ehester: Volivinscbrift eines Arztes XVIII, 5*.
Anm. 14.
5. Holland. Amsterdam: auT einem attischen Cippus XVII,
123* f.
6. Deutschland. Berlin (Museum): An der Basis einer
Aphroditenstatue, Widmung an Sarapis XIX, 134. — München: Me-
trische Grabsehrift ausThiersch' Nachlass XVIII, 80* Anm. 2.
7. Rissland und Donaulander. Petersburg: Antiq.
du Bosph. cimme'r. T. 2 Inscriptions n. XL: XV, 31 f. — Donau-
mündung: auf einem Gewicht XV, 4*. Anm. 21. — Balaklava:
an Thonvvaaren XV. 75". — Phunagoria: auf die Restauration
eines Sonnentempels bezüglich XIX, 225*.
Sonstiges. Corpus Inscriptiomim Graecarum no. 136 ver-
vollständigt XIX, 148*. Anm. 46.— C. I. Gr. no. 5858 XIX. 134*.
t. I. Gr. no. 5972 XIX. 150*. — Heuzey, le mont Olympe: Grah-
sebnften XVIII. 94*. — Im Archäologischen Institut besprochen: Int'-
yocti>« XIX, 133*.
C Etruskische und Altitalische.
Elruskische: Des Grabes der Volumnier XVI, 236*; einer Gra-
hesplatte von Volterra XV, 0*; auf clusinischen Todtencisten XVII,
24*. Anm. 38 und 57; 'Suthina': auf Metallgeräth von Bolsena
XVI, 152*. Anm. 44; 'Lasn Hacuneta' , Spicgelinschrift (Paris,
Cab. des medailles) XVI, 233* IT.; auf Spiegeln des Berliner Mu-
seums XVII, 112; auf einer Kupferplatte aus ConstantinopeJ XV,
97*f. 104*f.
Altitalische, ßovOTQOtptjdov geschrieben XX, 305*. — Samni-
li.-che aus Capua XVII, 3*. Anm. 6. 24*. Anm. 58. — Oskische
auf einer Sonnenuhr in Pompeji.
V. Römische.
1. Afrika. In Algier, Allgeineines XV, 57*. — Allocution an die
Truppen XVI, 259*f. Anm. 2. — Cirta: Metrische XV, 62*. — Cirta als
Colonia Constantina bezeichnet XVIII, 20*. — Lagerrede Hadrians
XV. 58*. — Bömischer Schalttag XV, 59*. — Theatergeld XV, 60*.
— Dellis, munieipium Busocuritanum XVIII, 52*. — Lambaesis:
militärisches XV, 58*. — Metrische, dem Gott Medaurus geweiht
XV, 02*. — Provinz Kumtdia XVIII, 20*. — Thamugns au Pom-
ponianus XV, 63*. — Zrala (colonia Julia Zarai'), Zolltarif XVI,
.'.-)-' IT. XVII, 4*. Anm. 18. 33.
2. Griechenland und Orient. Aus Troas: Colonia Au-
gusta Troadensis XVI, 132. — Römisch-griechische des Momenlum
Ancyranum XIX, 245*. — Konstantinopel: Auf der Säule der
Eudoxia XV, 89*. XVI. 132. — Römisch -griechische auf einem
Architravfragment XV, 90* f. — Athen: Wasserleitung am Fuss
des Lykabettos XIX, 180*. — Eleusinische Weihinschrift des Ap-
pius Claudius XIX, 148*. Anm. 47. — Pelopannes, Grabschrift einer
Claudia Prisca XV, 100*.
3. Italien. Acguasparta, Sccnischcs XVIII, 49*. — Anagni:
Khreninschrifl des Ti. Claudius Crescentianus XVII, 50*. — Agni-
num: eines Auguslalen XVI, 165'. — AHeia'. Centurio sextus prin-
ceps posterior XVTII, 19*. — Khreninschrifl des Anicius Achilius
Glabrio Faustus XV, 34*. — BagnacavaUo bei Bologna: Zic^el-
stempel 'Santerni arnieutaria' XX. 377*. — Benevent: eines Fla-
rius Lupus XVIll. -49*. — Aus Valentinians II. Zeit XVTII, 50*. —
Bologna: ... s. Publice XX, 377*. — Bomnrzo: eines L. Lucceius
Narcissos XVTII. 50. — Caere: ums Jahr 600 d. St., für die Zeil
der Vasenmalerei wichtig XVI, 165*. — Capua: Auf Tuffpyramiden,
der Juno Lucina u. A. XVII, 84*. XVTII, 8*. Anm. 33. — Faleril:
Am Amphitheater XX, 345*. — Auf Bleiröbren XX. 346*. — Eines
Cilnhu XX. 345*. — Fragmente \\. 345*. — Grabinschrift be-
richtigt (Bullett. 1844. p. 16V XX, 346*. — 'Hasta pura per Cen-
Buram' durch Vespasian und Tilus verlieben XIX, 133". — Hono-
rarlitel XIX, 159*. — 'Laurenlius cum Jacobo lilii)' XX, 3 45*. —
Auf die Regierung des Severus Alexander bezüglich XX. 345* f. —
Auf einer Statuenbasis XX, 316'. — Fermo: Hendekasyllaben XV,
50*. — Luna: Claudius Marcellus XVI. 132*. Anm. 12. XVI, 136'.
— Aus Sulla's Zeil XVI. 161*. — Mailand: Des Plinins, Fragment
XVI, Hi'i'. — Kazzano: Grenzstein XVIll. 55*. — Neapel (Bullett.
Nap. V, 117) XVII, 3*. Anm. 6. — Ostia: Von der Gattin und
einem Alumnus seinem Patron XVII, 27*. — Weihnng an Isis XX,
289*. — Palestrina: XVI. 165*. XVTII. 8*. Anm. 33. — For-
tuna Primigenia XVI, 131*. Anm. 9. XVII. 9'.— Des D. Poblicius
comicus, Tempelpacht XVTI, 9*. — Pompeji: Aus dem l'.onsulat
des Tampitis Flavianus und Pompeius Silvanus XX, 304*. — In den
neuen Bädern XVI, 135*. XVTI, 24. — ebd. in die Wände gekratzt
XVTI, 20. 25. — ebd. aus dem Jahre 70 XVTI, 18*. — ebd. des
August XVTI, 39 f. — ebd. auf den Erbauer XVII. 18. Anm. 2. —
Pozzuoli: Topographisches XX, 304*. — Heggin: Grabstein eines
P. Vennonius XVII, 4*. Anm. 15. — Rom: Lateinisches Alphabet,
vier Mal (Via Aquari) XIX, 160*. — Alogia = Gastmahl (Villa Pan-
lili) XVI, 166*. — L. Annius Octavius. nebst Distichon. Sarkophag
(Lateran) XIX, 145. — Acta Fralrum Arvalium. Fragment XX, 281*.
— Arvaltafeln (Vigna Ceccarelli) XVI, 16 4*. — Mit ausgemerztem
Namen des Augustus XX. 302*. — Auf einer Bleiröhre (Via Latina)
XVI, 162*. — Caracalla und Julia Domna XVTI. 11*. — Aus einem
Columbarium XVTII, 51*f. — Cippi vom Anio Vetus, bei einem
Aquädukt XIX, 158*. — Duumviri (aus Fidenae, Villa Spada) XVIII.
55*. — Fasti eines unbestimmten Collegiums (Via Latina) XVI, 162*.
— Fasti capitolini, Fragment XVI, 152*. — Eines Grabcippus mit
Relief (Gmter 1156, 9) XIX, 204. — Eines Grabcippus aus Nero's
Zeit (Vatican) XVTII, 97. Tafel CXLI. — Herculesspiele eines Magister
(via Appia) XX, 302*. — Eines Julius Julianus (via Latina) XX,
287*. — ■ Aus den Katakomben von einer Amphora XVTII, 51*. —
Capitolinische Triumphalfasten, Fragment XX, 286*. — Devotion
auf einer Lampe des Museo Kircheriano XVTII, 55*. XIX, 167f. —
'A commentariis lanificiorum', aus der Vigna Volpi XVI, 177*. —
'Magistri pagi Janicolensis' XIX, 159*. — Nicomedes, Erzieher des
Lucius Verus (Via Lahicana) XV, 51*. XVI, 131*. Anm. 5. — Pig-
mentaiius des Vicus lorarius (via Appia) XX, 302*. — Zur Bestim-
mung des Pomoerium XV. 1*. 4*. Anm. 14. — Des Scxlus Pom-
peius (Via Praeneslina) XVTI. 3*f. Anm. I 4. — Den Portus Licinii
betreffend, Ziegelstempel (Archaol. Institut ) XX, 288*. — Grenz-
stein Vespasians (Porta Ostiensis) XVI, 152*. — Villa der Servilier
XVI. 131*. Anm. 6. — Des Titus drittes Consulat. auf einer Gla-
iliaturentessera (Depoletti) XVTI, 85*. — Wiederherstellung eines
abgebrannten Hauses XX, 281*. — Lampe, Wagenlenker und Pferd
betreuend. — Trns teuere: an Asklepios für Alexander Severus XX,
289*. — Sardinien: XVI, 202*. XVIII, 78*; auf Ziegeln XVI, 203*;
zu Austis XVI, 201*; zu Cagliari, des Collegiums der Martcnses
XVI, 162* f. ; zu Donigale auf einem Erzgefäss XV, 72*. — Satur-
nia, Grabsehrift XIX, 13 4*. — Tifata XVTI, 3*. Anm. 6. — Tifer-
num: Des Maxentius XVI, 178*. — Tivoli, Weihinschrift der
Frau eines C. IS'unnuleius Nudus XX, 287*. — Venosa: via Her-
culea XVTI, 81*.
4. Frankreich. Christliche in Gallien XV, 64*. Lage von
Alesia XVTI, 4*. Anm. 17. — Elsass: Votivsteine des Merkurtem-
pels zu Niederbronn XV. 44*. — Töpfernanien , römische und bar-
barische XV, 46*. — Karbonne: Hebräisch-lateinische XV, 29*.
XVI, 171*. — Paris (Cab. des medailles i: Abweisender Orakel-
spruch, Erztäfelchen. — Toulouse: Observatores aquarum XVI, 177*.
— Vierme: Des L. Liludius auf einem bronzenen Junokopf, Voliv-
inscbrift XVTII, 8*. Anm. 33.
5. Spanien und Portugal. Ausbeute Hiibner's, allgemein
XIX, [81* ff. — Auf einem Schleuderblei: CN. MAG. und IMP.
\l\. 187*. — Cordorn: Heilensteine XIX. 186*. — Verschiedene
Aemter XIX, 186*. — Italicu: Auf Donarien des L. Miimuiius nach
der Zerstörung Korinihs bezüglich XIX, 187*. — Loja: Aufstellung
einer Statue XIX, 185*. — Murcia', eines dispensator Albanus zu
I. In eu der Erdgöttin XIX, 183*. — Lage von Kaera XX, 320*. —
Am allen Sagunl zu Ehren Scipios XIX, 182*. — — Portugal.
Yalenea i/o Minho: Grabstein XIX, 190. — Auf dem Schenkel der
Statue eines Galläkiscben Kriegers, Widmung an den Verstorbenen
XIX, 189. 193.
6. Britannien. Künstlerinschrift Glaukus XVI, 132*. Anm.
16. 136*. — Aus Cambridge: Xanthus, Töpfernanien XV, 3k*. —
London: S. Landsdowne: Grabschrifl XX, 310*. — Kewr.astle: Des
ProprStors Claudius Paulinus XV, 4*. Anm. 20.
7. I>i:i Tsriu.AND. Berlin (Museum): Der Malidia Augusta
auf dein Relief des Trupäums der Göttin Roma XVTI, 85 f. — Ben-
telsbach (Württemberg): eines M. Viducius Geminianus aus dem
drillen Jahrhundert n. Chr. XVIII, 13* f. — lloiin: L. Candidinius
409*
410*
auf einem Altar XVIII, 5*. Anm. 15. — Hagenow (Mecklenburg):
Fabrikstempel auf Erzgefässen XVI, 223*f. — Karlsruhe: Aus Bahn-
brücken, eines Cessorinus an Mercur XVII, 125*; aus Eigeltingen,
an Silvaiius XVII, 125*. — Aus Ladenburg am Neckar: Widmung
an Septimiue Severus XVII, 125*. — Auf dein Helicf einer Feld-
gottbeit: Secundinus XIX, 212. — Mainhurdl (Württemberg): rö-
miscbe Grabschrift mit keltischem Namen XVIII, 13* f. — Mainz:
Grabschrift eines Legionsrekruten XIX, 2119*. — Soldateninschriften
der Dalmatercohorte XIX, 208*. — Oehriugen (Württemberg): Wid-
mung an Nemesis XIX, 229* f. — Auf einer Minrrvenstatue, Wid-
mung an die Göttin, mit Zeitbestimmung XIX, 230*. — Vicus
Aurelius = Oebringen XIX, 230*. — RJtetnzabern: Erotische auf
bronzenen Armbändern XV, ili*. — Auf dem Oberlheil einer Stan-
darte XV, iti*f. — 'Silvano Tettco Serus Fitacit ex voto' XV, 46*.
— Hotlenburg am Neckar: dem Bonus Eventus gewidmet XVIII, 05*.
71*0". — Schleswig (Süderbrarup) : Aelius Aelianus auf einem Schild-
deckel XVII, 8X. XIX, 103*. — Sigmaringen'. Künstlername auf einem
Cohortenzeichen XVIII, 104*. — Speter: eines Tetticus XV, 43*. —
Teplitz: auf einem ErzgefSss XVI, 190*. — Vilbel bei Frankfurt
a. M.: Peroneus, Mosaikinschrift XVIII, 119. Anm. 10. — Wies-
baden: Militärdiplom des Traian XVII, 13*.
8. Donauiande, Russland. Bukarest: Militärdiplome XV,
lli'f. — Bulgarien: Juppitcr Nundinarius XVII, 84*. — CUU
(Steiermark): Votivsteine XVIII, 25*1. — Mojgrad bei Zilah: eines
von lladrian gegründeten Amphitheaters XVI, 132*. Anm. 21. —
Peltau (Steiermark): Ziegelstempel XVIII, 20*. — Siebenbürgen:
Allgemeines XVII, 126*£f.; ex voto an Mars XVII, 127*; auf Wachstafeln,
Schuldverschreibung aus dem Jahre 162 n. Chr. XV, 119*. — Un-
garn: des M. Appianus und Ti. Julius Quintilianus XVII, 95* f. —
Petersburg: Hand, Antiquae inscriptiones Latinae (seil, l'etropolita-
nae) XV, 32.
9. Sonstiges, ungenannten Orts. Gruter 115,2: an einem
Relief von Herakles und Auge, ob echt? XVII, 63. — Mommsen,
Inscr. Neap. no. 5507, XIX, 159*. no. 5628, XIX, 159*. — Im
Archäol. Institut besprochen : Mit Nennung eines Adjutor a co-
dicillis XX, 288*. — Collegium aeneatorum XVII, 83*. — ßac-
chische Mysterien XVII, 14*. — An Bona Mens und Dens Mars Se-
gumo Dunas XVII, 50*. — Disticha zu Ehren eines Verstorbenen
XVII, 14*. — Grabschnft eines Soldaten, auf den marsischen Krieg
bezüglich XVII, 14*. — Scriba cerarius XX, 288*. — Sors Mer-
curi; L. Muci und Salvi, auf Geräthen XVIII, 22*. — Triumphal-
fasten, Fragment XX, 291*.
411
412*
B. REGISTER.
Was liier vermisst wird ist im Denkmäler -Verzeichnifs nachzusehen.
Aberglaube der Römer XVI, 193. — Accenle auf Inschriften
XVI, 1711*. — Achäische Münzen XIX. 164. — Acheloos auf Me-
Uipontinermünzen XX. 324. — Acheloos menschlich mit Stierkopf XX,
319. Anm. 17. — Acheloos Stier mit Menschenanthtz XX, 31 4 IT.
CLXVII. — Acheloos fischleibig XX, 331. — Acheloos und He-
rakles XVI, 186*. XX. 31 3 IT. CLXVII s. — Acheloos und Herakles,
Gruppe des Dontas und Medon XX, 310. Anm. 5. — Acheloos und
Herakles am amykläischen Thron XX, 317. ■ — Acheloos, Kampfspiele
ihm zu Ehren XX, 321. — Acheloos. Maske, Amulet XX. 330. —
Achill's Erziehung durch Chiron, Sarkophag-Relief XX, 341*f. —
Achill und Deidamia? XV, 0*. Anm. 38. XVI, 158. — Achill vom
Tod des Patroklos benachrichtigt, Relief XX, 342*f. — Achills
Waffen geschmiedet XX, 34 4*. — Achill schleift den Hektor XX,
344*. — Ackerbau, plastisch dargestellt XIX, 146. — Acker-
geräthe XIX, 1 47 ff. — Adler, auf einem Sarkophag XV, 44. —
Adouis, Streit der Giittinnen um denselben XVIII, 45. — Adoran-
len XVI, 173*. — Aedicula als C.edächtnisstafel XV, 65. — Aedi-
leu in deu Prafecturen XVIII, 17*. — Aegis, als Kleid der grie-
chischen Manten XVI, 245*. — Aegyplisches XIX, 1 29* ff. — Ae-
gyptische Könige, Pyramidenerbauer XVI, 162 1". Anm. 11. —
Aegyplisches Ellenmass XV, 95. — Aegyplisches Stadium XVI, 162.
— Achrenkranz. Siegerpreis XV, 70. — .4e;iea(ore»-Collegium XVII,
83*. — Aeolische Künstler zu Rom XV, SO. — Ah-Aeolische Rau-
tveise bei den Römern XV, 79. — All-.4eo/i'scAe liildnerei zu Rom
XV, 81. — Tie.a- Aeolische Bildnern XV, 81. — Aesculap, Stein
desselben XVI, 21 1 f. — Agamemnon des Aeschylus, Scene XVIII, 35*.
— Agamemnons Scepter XVIII, 51. — Agamemnon und Telepuos
XV, 90. Tafel CVI. — Agathe Tyche der Stadt Aurasos XV, 72. —
Ageladas XV, 74. — Agon XV, 67. — Agon, Bedeutung XVIII,
1081. — Agon, Versammlungsplatz XVIII, 109. — Agon, zu Eleu-
sis XV, 70. — Agonales XV, 65 IT. — Agonales Relief XIX, 175 ff.
Tafel CUUI. — Agonallempel XV, 66. XVIII, 108 ff. — Agraulos
und Hcrse XVII, 89* f. — Agrigenliner Votivstatue XVI, 173*f. —
Aiax und Tekmessa XIX, 208. Anm. 3. — Aktäon XVII, 91. — Ak-
(uoii.s-Idol auf dem Pelion XVIII. 15. — Akrasos, Agathe Tyche dieser
Stadt XV. 72. — Alexanderschlacht des Lysippos XV, 82. — Ale-
sia XVIII, 24*. — Alltagsleben XIX. 145 ff. — Altar der Artemis,
in Beziehung auf Hippolyt XV, 38. — Althäa XX, 291. Tafel CLXIV,
5. — Amaltheas Hörn XX, 323. — Amarynlhos, Arlemistempel
XIX. 203. Amazonen. Töchter des Ares XX, 278. — Ama-
zonen, Thrakierinnen XX, 278. — Amazone, verwundet, statua-
risch XX. 335* ff. — Amazone durch (".reif bedroht XV, 65*. —
Amazonenkampf auf der Dariusvase XV, 54. — Ammonshaupt an
Rruiinenmündungen XVII. 35*. — Amphiaraos XIX, 196. — Am-
phiotl und Dirke XVIII, 123. — Amphitrite und Poseidon XVIII,
120(1. — Amulet e XX. 330. — Amyktiios, Künstler XVI, 141. —
Anathemata XVI, 1 1)8 f. — Andalusien, Altertliümer XX, 1 83* f. —
Andromeda ausgesetzt XX. 360*. — Andromedu des Euripides XX.
363*f. — Anfangsbuchstaben als Nalionalzeicben XVI, 171. — Ani-
cfer-Familie XVI, 161*f. — Antaphrodtle XV, 4. — AiienorXVII,
tili. Antenor und Praxiteles XIX, 143 f. — Anticaria XIX,
isr. — Antigone XIX, 198 f. — Antlgonos, Heros zu Milct
XVIII. 91*. — Anlinous XVI. 138*. — Anliochus Epiphancs XV,
103. — Anxenor, Künstlername XIX, 249*. — AHA oder APA
auf der Dariusvase XV, 49. Anm. 54. Tafel CHI. — Apala auf der
Tenuisvasc XV, 53. — Aphidryma der Artemis von Ephesos nach
AkrosiH XV. 72. — Aphrodite Aparehos XVIII, 46*. — Aphrodite
Epitymbia XIX, 135. Anm. 21. Aphrodite Euploia XVIII, 40*. —
Aphrodite jIs Frühlingsgöltin XVI, 238. — Aphrodite die Mit-
leidige XV, 5. XX, 332. — Aphrodite Nikephoroi von llypcrinnestra
getveibl XV. 09. — Aphrodite Parakvptusa XV, (i. — Aphrodite,
Todcsgöttin XIX, 129 11. - Aphrodite Widdergottbeit XX, 304 f.
Tafel CLXIV, l; des Skopns auf einem Rock XX, 305. Anm. 7. —
Aphrodite von Salamis XV, 100*. Tafel XCV1I. — Aphrodite über
die See getragen XVI, 234. — Aphrodite auf dem Schwan XVI,
236. — Aphrodite mit Isis vermischt XIX, 135. — Aphrodite und
Helios XIX, 133. — Aphrodite und Pan XX, 305. Anm. 5. —
Aphrodite Zephyritis XVI, 244. Anm. 48. — Aphroditenkopf für
Perseus gehalten XV, 1. — Apollas. Künstlerinschrift eines eiser-
nen Spiegels XX, 302. Tafel CLXVI, 2. 3. — Apollas Magistrats-
name auf Münzen XX, 303. — Apollinischer und Dionysischer
Dienst verbunden XVI, 200. — Apollino, Massverhältnisse XX, 276.
— Apollo, Feste desselben XV, 120*. — ^IpoHo Aktios XVIII, 16.
■ — Apollo Aputropaios XIX, 211*. — Apollo Boedromios XVIII,
99* IT. XIX, 211*. — Apollo Boedromios zu Theben XIX, 216*.
— Apollo Boedromios auf der Dariusvase XV, 116. — Apollo
XnnOfAojdos zu Delphi XVIII, 55. — Apollo als Frühlingsgott XVI,
240. — Apollo nelios als Löwe XVIII, 72. — Apollo, Sonnengott
XVI, 221. — Apollo Moiragetes zu Delphi XVI, 139. — Apollo
Patroos des Leochares XIX, 217*. — Apollo Soter XX, 332. —
Apollo von Belvedere, Zeit desselben XX, 332. — Apollo von Bel-
vedere, Marsyasschinder? XIX, 211*ff. — Apollo von Belvedere und
Ap. Stroganoff XIX, 210*ff. XX, 331 f. 351*ff. 370*. — Apollo
in Kyrene XVI, 240. — Apollo, die Musen und Herakles zu
Ithome XV, 81. — Apollo und die Musen XVIII, 87. — Apollo,
vom Schwan getragen XVI, 240. — Apollo mit dem Schwan auf
der Dariusvase XV, 52. — Apollo, Dionysos und Frau XVI, 218*f. —
Apollo, Gleichsetzung mit Dionysos Hades und Helios XV, 121*.
- Apollo, Vermahlung mit Thya XVI, 219. — Apollo auf dem
Dreifuss zu Constantinopel XV, 47. — Apollokoloss auf dem Ka-
pitol XV, 80. — Apollokoloss durch Lukullus entführt XV, 84. —
Apollokopf auf Münzen von Amphipolis XVI, 200. — Apollodor von
Athen, Maler XX, 373*. — Apollodors und Piatos Bildniss XVI,
243*. — Apollodor in Piatos Symposion XVI, 246* ff. — Apophis
XIX, 130*. — Apsyrtos XVIII, 81. — Aqua Appia XIX, 153*.
— '■APA', Fluchgöltin, auf der Dariusvase XV, 56. — Aratispi
XIX, 183*. — Archäologische Apparate und Museen XVI, 205 ff. —
Archaismus XX, 292*. — Archemorosvase XVI, 191. — Archi-
damos Marsch desselben XVI, 197*. — Archiv für das Kapitol
XX, 301*. — Areopag in den Perserkriegen XVIII, 38. — Area-
pag, richtend über Orest XVIII, 64 ff. — Ares Aphneios XV, 30. —
Ares, ätolisch, Vater des Meleager XX, 316. — Ares Enyalios
zu Megara XV, 104. — Ares Enyalios auf dem Kypseloskasten XV,
104. — Ares Enyalios auf der Mazocchischen Vase XV, 104. —
Ares und Enyalios identisch XV, 99. — Ares und Enyalios XV,
103 f. — Ares hei den Amazonen XX, 277 f. — Ares zu Kolchis
XV, 30. — Ares den Giganten Mimas tödtend XV, 63. — Arete
vermittelt die Heirath von Jason und Medea XVIII, 80f. — Argo-
nauten zu Kolchis XVIII, 77 ff. — Ariadne, Name und Bedeutung
XVII. 99. Anm. 5. — Ariadne auf Kunstwerken XVII, 100. Anm.
7. — Ariadne, Darstellung bei Philostrat XVIII, 93. — Ariadne.
Semcle und Dionysos XVIII. 0 7 IT. Tafel CXXXss. — Ariadne als
Braut XVII, 102. — Ariadne s Brautkranz XVII, 102 f. — Ariad-
ne s und Bacchus Hochzeit XV, 60. — Ariadne auf Nasos, Sar-
kophag XV, 34. TafelC. — Ariadne von einem Faun belauscht XV,
36. — Ariadne und Phädra, Sarkophag XV, 33. Tafel C. — Ari-
maspinnen XV, 65*. — Aristäos XVIII. 15. — Aristophanes, kahl-
köpfig XVII, 87f. XVIII, 14. — Aristoteles, Slatue XIX, 210. —
Armilustrium zu Rom XVI, 193. — Arrhephorlenpompa XVII, 67*0".
— Arsinoe von einem Slrauss getragen XVI, 2 41. Anm. 48. —
Artemis Agrolcra auf der Dariusvase XV, 115. — Artemis als
Brabeutes XVI, 180. — Artemis zu Ephesos mit Bildwerken an
den Armen XV, 70. — Artemis zu Ephesos, Ilolzhild XV, 70 f. —
Artemisbilder in Filialen des ephesisrhen Mullcrtcmpels XV, 71. —
Artemis KoQVlrCtXla in Sparta XV, 20. — Artemis Plmsphoros zu
llhomc XV, 81. — Artemis Tauropolos XVI, 135. Anm. 1. — Ar-
413"
414*
temis den Gration lödtend XV, 63. — Artemis mit Dammhirscli
und Jagdhund XV, 52.
Artemis auf der Dresdener Dreifussba-
sis^?) XVI, 137. — Artemis und Zeus, Anathema aufstellend (naeli
Stark) XVI, 1118 f. — Artemistempel zu Aniarjnthos XIX, 203.—
Artaphernes XV, Ulf.; auf der Dariusvase Ulf, — Asia per-
sonificirt XV, 51. — Asiarchos, Priesterami XIX, 134. Anm. 15.
— Asklepins XV, 120*. — Askteplos und 'Aesculapius' XX, 289*.
— Asklepios und seine Söhne, Statuen zu Ithome XV, 81. —
Asklepiustempel zu Ithome XV, 81. Aspuragos und Sloibe XIX,
193*. — Assyrische Sculpluren im Louvrc XV, 2*. 4*. Anm. 25.
— Assyrische Flügclgeslalt mit Geierkopf XV, Uli* f. — Assy-
rischer Wunderbaum XV, 116*. — Asturer XIX, I93f. — Astn-
rica Augusta, Astorga XIX, 194. — A Inlaute XX, 292. Tafel
CLXIVs. — Athen, Topographisches XX, 377* ff. — Alheim Alea
in Tegea XVI, 17t). — Alheim, Gorgo genannt bei F.uripides XV, 3.
— Alheim. Gorgolophos XV, 119*. — Alheim Pandrusos XVI,
177. 178. — Alheim Pandrusos im I'oliaslempel XV, 68. — Alheim
Parthenos XV, 6811. — Alheim I'arthenos des Phidias XV, 27.
XVII, 92f. XVIII, 109. — Alheim, Schlange derselben XVII, 47.
— Alheim. Aufstellung derselben XVIII, 2 4. — Alheim mit der
Nike XV, 67. Tafel CV. — Alheim Polias, Tempel derselben XVI,
117. 173*. — .-liAenn-Agalma im Poliastempel XVI, 119. — Alheim
Sthenias XV, 81*. — Alheim im Gigantenkampf XV, 63. — Alheim
beim Dreifussraub zu Delphi XVI, 141. — Alheim in Sparta XVI,
174. — Alheim tnl im tpoivixt bei Paus. X, 15, 4. 5. XX, 233.
— Alheim am Niketempel XX, 254. — Alheim einen Sieger krö-
nend XV, 70. — Alheim, Peplos derselben XV, 62. — Athena-
rellefs auf der Akropolis gefunden XVIII, 24. — Athenische Ma-
gistrate auf Münzen XVII, 62*. — Athlelenkränze XIX, 176. —
Alias, Stellung XX, 300. Anm. 10. — Angenpaar als Gegen-
zauber XVII, 114* — Augustales XVI, 165* f. — Augustales du-
pliciarii XVI, 169*. — Aurelianenses XIX, 230*. — Aurigalor
XIX, 205. — Arentin, zur Topographie XVI, 192. — Axiukersos,
Axiokersa und Kadmilos XV, 23 f. Tafel XCIX.
Babylonisches Ellenmass XV, 95. — Babylonischer Fuss XX,
274 f. — Babylon, das Westthor XV, 56*. — Bachofen, Mutter-
recht XIX, 233*. — Bakchische Agonen XVII, 101. Anm. 11. —
Bakchische Mysterien in Italien XVII, 14*. — Bakchos = Kranz
XVI, 201. — Bakchos = Phanos XVI, 199 ü". — Bakchos = Stab
der Mysten XVIII, 30*. — Bakchos = Zweig in der Weihe XVI, 201.
— Bänder zum Binden von Fackeln XVI, 203. — Barbarenfigur auf
athenischen Scherben XV, 108. — Burbiton, Darstellung desselben
XVI, 184. Tafel CXV, 6. — Burbiton in der Hand von Alcaeus und
Sappho XVI, 184. — Barcelona, Museum und Altertlnimer XIX,
181*. - Barnaeus XIX, 209*f. Anm. 2. — Bathylla XVIII, 112.
— Baumcullus der Aegypter XV, 67*. — Begräbnissplatz beim
Mausoleum XVII, 220*. - Heine, gekreuzt XIX, 131. — Bellero-
phon XV, 54. — Belos Jaribolos XVIII, 19*. — BWusheiliglhum
zu Rom XIX, 127*. Anm. 9. — Belrederischer Apoll, s. Apollo.
— Bernslcinhandel XX, 309*. — Bilder, den römischen Namen
entsprechend XVII, 24. — Binde von Opferthieren XVI, 229. —
Bleimurken bei Besteuerung XX, 334*. — Blutsprengen XVIII, 63.
Boelhos, Gruppe desselben XX, 240. — Bogen der Goldschmiede,
dem Septimius Severus errichtet XVII, 85. — Bogentltor der Ser-
gier zu Pola XVII, 86. — Bona Dea XVII, i6. — Bona Dea,
Mutter des Midas XVII, 16. — Bona Dea und Marsyas XVII,
13 ff. — Desgleichen XVII, 95 f. — Bona Dea oculata XIX, 166.
— Bona Dea mit Scepler XVII, 16. — Bona Dea als Terra und
Ops der Cybele gleich XVII, 16. — Bonus Eventus XVIII, 5. 65*.
75*. — Boreaden zu Kolchis XVIII, 75. — Brneura Augusta =
Braga in Portugal XIX, 194. — Braun, Emil, Nekrolog XV, 47*.
— Brauronischer Cultus der Artemis Tauropolos XVIII, 64.. —
Brittones XIX. 230*. — Bronze an Tempelsculpturen XX, 258.
— Bronzecomposiliou XIX, 203. — Broil XIX, 153. — Brödchen
zum Opfer XV, 21. — Brode zu Pompeji gefunden XX, 376*. —
Brudbacken XIX, 152. - Brodbereilung XIX, 152. — Brod-
rerkauf XIX, 156. — Brunnenmündungen mit Ammonskopf XVII,
35*. — Brnnnenornkel, pompejanisches Wandgemälde XVII, 36*.
— Brunnen zu Thamugas XV, 63*. — Brustbilder in Medaillon-
fonn XV, 45. — Brustbilder als Schildzeicben XV, 45. — Buch
aus Erztafeln XV, 36*. — Antike Bühne, Bedeckung derselben XVIII.
84*ff. — Bullae oder Siegel kapseln? XX, 287*.
C oder (, Zeichen eines halben Obolus XV, 61. — Cadureus
der Felicitas XIX, 137. — Caeculus XVI, 195. — Caelius Vi-
benna XX, l!08. — Caesarea in Afrika XX. 297. Anm. 1. — Cae-
sars Garten zu Uom XIX, 127*. Anm. 9. — Cella der Athena
Polias, Lage XVI, 117*. — Caesarea, Königsgräber daselbst XX,
301. — Campona'sche Sammlung XVII, 18*. 23* ff. XX, 257*.
Anm. 22. 273*0". — Campteras (Plin. N. H. XXXVI, 4, 25) XVII,
74 f. — Candelaber, Gebrauch bei den Griechen XVII, 77. — Can-
detabrr bei Leichenbegängnissen XX, 284. — Cuimenlatisches Dop-
pelthor zu Rom XV, 56*. — Caslra Misenalium XIX, 190*. —
Caslra peregrinorum XIX, 190*. — Caslulo XIX, 185*. — Cella
der Olympier nach Osten gewandt XVI, 118. - Cella der Pan-
drosos im Poliastempel XVI, 117. Cella des Parthenon und
Olympieion zur Kränzung der Sieger XV, 07. — Cella der L'n-
tenvellsgötter nach Westen XVI, 118. — Cellarll, inschrifllich XVII,
9*. — Cellisches in der Schweiz XV, 107. — Celtisches in Gal-
lien XVIII, 24*. — Cellische Gräber XX, 256*. Anm. 13. — Censur
in den Municipien XVI, 241*. — Cenlurio sextus prineeps poste-
rior XVIII, 19*. Cerealischer Agon XV, 70. — Ceres frugifera
XIX, 187*. — Ceres, Liber und Libera XVII, 99. Anm. 6. —
Cisla, unverziert, mit Inschriftspiegel XVI, 131*. Anm. 9. — X in a'ler
Form Y XV, 60. — Chalkiope, Schwester der Medea XVIII, 75.—
Xaudftiga XVIII, 9. — Charilu als Bussfest XV, 122*. — Cha-
riten des Sokrates XVIII, 128. - Charon, etruskisch XV, 102.* —
Churon, doppelt XIX, 148*. Anm. 44. — Chimaera auf der Da-
riusvase XV, 54. — Chimaera und Greif XVIII, 48. — Chlonis,
Künstler XVI, 141. — Chirama.riiim XIX, 205. — Choephoren
des Aeschylos XVIII, 35*. — Xofidoiovor, Saitenhalter XVI, 187.
189. — Christliche Inschriften im Olympieion XX, 295* f. —
Chronologie der Vasen XVI, 191. — Chrysaor XV, 65*. XX,
287. — Chryse, auf einem Wandgemälde XVIII, 23*. Anm. 50.
— Chylroptis, Phanos XVI, 204. — Circus Maximus XV, 33*.
— Cistendeckel XX, 282*. — Clavus trabalisXX, 295. — Clirus
Martis XIX, 157*. — Clivus Publicius XVI, 193. — Clutamus
XIX, 190. — Codex Parisinus, zur Topographie von Athen XX,
377* ff. — Cohors I. Helvetiorum XIX, 230*. — Colmnbarien
XVII, 11*f. — Commodus XIX, 138. — Commndus als Janus
dargestellt XIX, 139. — Conze und Michaelis, Reisebericht XIX,
245*ff. — I*. Cornelius... us, Legat in Obergermanien XIX, 230*.—
Crt/ri/limit Eselskopf als Spotlbild XVI, 1C0*. - Cybele XVII, 75.107.
Daedalos von Sikyon XIX, 227*. — Damophon, Bildhauer
XV, 81. — Dardanisches Thor von Troja glückbedeutend XV, 55*.
— Dariusvase XV, 53. 109IT. XVI, 139*. XVIII, 41 ff. Tafel CHI.
— Darius Hystaspis XV, 51. — Darius in der Unterwelt XV,
109*11. — Deianeira und Acheloos XX, 319. Delelron, Schiffs-
leuchter XVI, 204. — Delphi, Aetoma des Tempelhauses XVI,
219. — Delphi, von den Galliern bedroht XX, 332. — Delphi.
die heiligen Waffen XVI, 199. — Delphi, Stoa Poekile XX, 371*f.
— Delphischer Dionysos XVI, 218. — Delphischer Festcyclus XV,
120*. — Delphische Thesauren XV, 103. — Delphische Theorien
desOrest XVIII, 149. Taf. CXXXVI1,5. — Delphisches Weihgeschenk
für den Sieg am Eurymedon XX, 233. — Desgl. für den bei
Platää XX, 245 (vgl. Denkmälerverzcichniss). — Delphos, Sohn
Apollos und der Kelaino XVI, 221. — Demeter und Dionysos XVI,
162*. — Demeter zu Enna XV, 69. — Demetrios, Bildhauer XIX.
181. — Demosthenes, Statuen XX, 239. — Destriclarinm XVII,
44. XVIII, 115*. — Diudem des Constantin XVIII, 34. — Diadem
der römischen Kaiser XVIII, 34. — Dtanenlempel auf dem Aven-
tin XVI, 192 ff. - Diespiler, Lichtgott XVI, 196. — Dikäarch
XVIII, 110. Dikaios, Bruder des Syleus XIX, 159 f. Anm. 9 ff. —
Diocletianischer Preistarif für Gefässe XVI, 223*. — Diomedes,
Trompeter XVI, 159. — di'ono; oder 3tontpn, Nivellir-Inslru-
ment XVIII, 111. — Diopos, Kunstheros XVIII, 110 f. - Dioskur
und Leukippide XX, 299. Tafel CLXVI, I. Dioskuren und He-
lena XIX, 176*. — Dioskuren und Mars XVI, 156. — Dioskuren
mit Sternen und Halbmond XV, 26. — Dionysien XVI, 221. —
Dionysisches zu Delphi XVI, 215. Dionysos bärtig, nackt XX.
228. Anm. 2. — Dionysischer und Apollinischer Colt verbunden
XVI, 200. - Dionysischer Preisdreifuss XVI, 214. — Dionysos
XV, 120*. — Dionysos, Apollo und Frau XVI, 2 18* f. — Dio-
nysos mit Ariadne vermählt XVIII, 98. — Dionysos, Ariadne und
Hypnos XX, 225. Anm. 30. — Dionysos auf der Archemorosvase
XVI, 191. — Dionysos cerealisch XI\, 166*. — Dionysos und
C
415*
416*
Demeter XVI, 162*. — Dionysos, Dios Phoos XVI, 217. — Dioivy-
sos Epimacuos? XIX, 16li. — Dionysos den Eurylos tödtend XV,
63. — Dionysosfeste XVI, 121*. — Dionysos, der indische, auf
der Dresdener Dreifussbasis XVI, 138. — Dionysos Gleichstellung
mit Apollo, Hades und Helios XV, 121*. — Dionysos für den Gott
der Juden gehalten XV, 121*. — Dionysosyrab XVI, 217. 245*. —
Dionysos und Hephästos im Gigantenkampf XV, 03. — Dionysos
mit Kora verbunden, orphiscb XVII, 108. — Dionysos und Kora
XVII, 99. Anm. 6. — Dionysos Melpomenos XVI, 191 f. XVII,
10."). Anm. 24. — Dionysos auf Panther XV, 107. — Dionysos,
Semele und Anadne XVII, 97 IT. Tafel CXXX IT. — Dionysos, Sonne
in der winterlichen Hemisphäre XVI, 221. — Dionysos Sphaller
XVI, ISO*. — Dionysos, slierförmig XX, 326. Anm. 47. — Dio-
nysos Tauromorphos XV, I6l*f. — Dionysos Tod und Wiedergeburt
XVI, 220. — Dionysos trunken XX, 228. — Dionysos Weihe durch
die Korybanten XV, 16. — Dionysos weissagend vom Dreifuss XVI,
220. — Dionysos Zerstückelung XVI, 220. — Dionysos und Zeus
Amnion XVII, 35*. — Dirke und Amphion XVIII, 123. — Diyltos,
Künstler XVI, 141. — Donlas, Künstler XX, 310. — Doppelange
für Gorgoneion XVIII, 40. — Doppeladler, assyrisch XVII, 55 f.
— Doppelheil des labrandiscben Zeus XV, 72. — Doppeldrachme
zu Athen XVII, 61*. — Drachen des Ares XVI, 153.— Dreifnss
von Delphi nach Pheneos entführt XVI, 223. — Dreifussqrnb des
Dionysos XVI, 218. — Dreifussbasis zu Dresden XVI, 214 If.
226 0". 203* ff. 245*. — Dreifnss aus Lorbeerruthen XVI, 210. —
Dreifuss. mantischer XVI, 219. 222. — Dreifussraub XV, 122*.
XVI, 133IT. 197 6". Tafel CXI. CXVIf. — Dreifnssravb, eherne
Gruppe zu Delphi XVI, 151. — Dreifassraiib, Helief im Tempel
der Despuina zu Akakesion XVI, 140. — Dreifussueihe XVI, 213f.
— Dreischenkel auf athenischen Münzen XVII, 01*. — Dupliciarii
XVI, 100*. — Dynamit, Enkelin des Mithridates XIX, 225*.
Eber, Symbolik desselben, Denkm. u. F. 139. 1 iO. Beilage
S. 4* f. — Eberjagd in Beziehung auf llippolyt XV, 37. Tafel C. —
Echidna XVI. 155. — Efeu, apollinisch XVI, 221 f. — Ei auf Denk-
mälern XVII, 57*IT. — Ei, siebenfach im Circus XVI, 58*. — Ei
statt Apfel beim Parisurlheil XVII, 58*. — Ei, Symbol des Arztes
XVII, 55*. — Eidechse, Symbolik derselben XX, 219. 310f. 327,f.
— Eidechse auf Grablampen XX, 328. — Eirene XV, 53*. —
Elektro des Sophokles, deren Scene XVIII, 36*. — Elektro zu Delphi
XVIII, 57. — Eleusinisches XVIII, 26*IT. XX, 210*ff. - Elfenbein-
büchsen XVIII, 82*. — Ellenmast, griechisches XX, 275 ff. — En-
dijmiont Bilder XX, 20817. — Endymian und Hypnos XX, 268 ff. —
tyytioidta, Persische Schwerter XX, 286. — Eniantos XIX, 1 38. —
Enlblötten der Brust XIX, 197. — Enynlios und Ares XV, 103 f. —
Enyo, Mutter des Ares XV, 104. — Enyn, Mutter des Enyalios XV,
104. — Eos mit Strahlenkranz, nicht Nimbus XVIII, 95. — Eos
und Kephalos XV, 94 IT. — Eos mit Tithonos XV, 22 f. Tafel
XCVIII, 2. — Epaminandas, Eiserne Bildsäule zu Ithome XV, 81. —
Epheheneid, XV, 104. — fnl bei Pausanias XX, 234 f. — tniiSi-
■<u Will. 61*. 67*IT. — Eplinachot XIX, 160. — Epinikion, pa-
nathenäisches XV, 101. — Epione XVI, 211. - F.pnna XIX, 128*.
Anm. 15. 140*. Anm. 25. — Erdgöltin in Gräberidolen XX, 307*. —
BrecMheion XVII. 70*. — Ergolimosrase XVIII, :0f. — Erichtho-
nios XVII, 13. — Ertnyenbilder XX, 279 f. — Eris beim Baub
der Helena XV, 33*. — Ernte XIX, 148. — Erntewagen XIX, 150.
— Erat mit dem Haar einer Krau spielend XV, 47. — ■ Eros auf
Phadra zielend XV, 41. — Bros und Pan XVII, Uli. — Eroten
hisend XVIII, 83. - Erat musicirend XV, 59. — Eroten spielend
XVIII, 84. — Enjmanlischer Eberkopf XV. 79. — Erysii he, alter
Nnme für Oeniadae XVI, 190*. — Eschara, Ipnos, Phanos XVI,
20 i. — F.teaklet und Polyneikes XIX, 197. — Etrasklsche Kunst-
Übung XVII, ||*. — EtrnMsche Spiegel, Itepliken XX, 312. —
EtrusMsche Spiegel, Zeitbestimmung XVII, 36*. -- Elntskische
Sprache, semitisch XVI, 235*f, — Enböische Münzverhältnisse XX,
333*. — Ruböische Prägung XX, 318". — Eule bei der Parlbenos
des Pbidias XVII, 93. XVIII, 23. 50*. — Eumeniden auf der Da-
nusvase XV. 112*. — Eumeniden als Kilhurödrn XVI, 192. —
Ruripides Sileu* XIX, 157. — Euryslheus XX, 372*. — Euthos,
Geinmenbildner XIX, 184.
Fabrikzeichen auf Henkeln XVIII, III". — Fackel über die
Grenze geworfen XV, 51. — ■ Fackeln beim Geheimdienst XVI, 201. —
Fackelträger XVII, 80. — Fackelträger, geheiligt XV, 52. — Fa-
UtkUche Spracbreslc XIX, 128". Anm. 11. — Fasclnus XVI, 194. -
Fasli Capitolini XIX, 192*. — Feldzeichen der Homer XVII, 82 f.
Aum. 7. — Felicitas XIX, 135 ff. — Felicitas auf Münzen XIX,
132. — Ferkel zur Sühnung XVIII, Olli. — FeslzQge von Gott-
heiten mit Quadrigen XV, 56*. — Filipus = Fidibus? XVI, 202. Anm.
11. — Die Fischer des Philostrat XVIII, 93. — Fischer im Kahn
XVIII, 122. — Fiatlerrose im Todtencult XV, 26. — Flussgott,
Wandgemälde XV, 45. Tafel CI. — Flussgötler als Menschen mit
Stierhörnern XX, 320 f. Anm. 20. — Flüge/gestalten XVIII, 63*. —
Flügelgestnlten tanzend XV, 9 ff. — Flügeljüngling auf dem Bücken
einer Frau XV, 81*. — Flügelköpfe XX, 218. 336. Anm. 3. —
Fortuna s. Glücksgöttin. — Forum XVIII, 53*. — Fratres Uterini
XIX, 191. — Fraiiengeräth in Form einer Schlingpflanze XVIII, 88.
— Fuhrmaunsscene XIX, 152. - Fultonica XVI, 135*. — Fttlvius
Köbllior XV, 81. — Fitneratyebrüiiche XIX, 173*. — Fussmass
XIX, 177 IT.
Gda XVII, 7. — Cäa sitzend zu Paträ XVII, 7. — Gänse-
Jungi- des Boetbos XX, 240. — Galateia XVI, 231. — Gallaker
XIX. 191 ff. — Gullukisches XIX, 1851V. — Ganges, Maya und
Cama hellenisirt XV, 48. — Ge Olympia XX, 367*. — Gewand
von Papageifedern XV, 46. — Gewandbausch von Eroten gehallen
XVIII, 121. — Gewichte mit Stempeln XV, 75*. — Giganten- und
Götterkampf, Dresdener Pallas XV, 62. — Gignnleukampf am Schild
der Parlbenos XV, 64. — Gladiatorentesseren XVIII, 59*. — Clau-
des missiles XX, 289*. — Glasmünzen XVIII, 103*. — Glaitkus,
Sohn des Minos XVIII, 09 IT. — Glücksgöttin mit dem Segensgenius
XV, 20. Anm. 5. — Glykon, Bildhauer XV, 78. — Gnuthon der
Walker XVIII. 47. — Gobryas und Otanes XV, 115. — Goldene
Basis des Perserkönigs XV, 51. — Goldene Braut XVII, 110. Anm.
35. — CoWelfenbeinhilder, nicht zum Cultus XV, 65. — Gold-
münzen von Athen XVII, 61*f. — Gorgo am Helmlappen XV, 2. —
Gorgoneion XX, 332. — Gorgoneion als Amulet XX, 330. —
Gottheiten, vertreten durch ihre Priester XVI, 180. — Grabesher-
mes XVIII, 22*. — Grabion = Fackel XVI, 204. — Grabmal des
Patroklos XX, 344*. — Grabschriften, metrische, aus andern Stücken
zusammengesetzt XIX, 145. — Gracchlsche Revolution XVI, 192.
— Gruber zu Athen XIX, 197*. — Gruber zu Karthago XVIII,
10*. — Gruber von Troas XV, 1*. 3*. Anm. 3. — Grabervenut
XIX, 132. 135 f. — Granada XIX, 1 8 4* F. — Granatapfel des To-
desgottes XX, 306. — Gration von Artemis getödtet XV, 63. —
Greif und Chimära XVIII, 48. — Griechische Beisen XIX, 145*.
Anm. 20.
Haarabschneiden des Orest XVIII, 62. — Haarflechte auf Kna-
benköpfen XVIII, 36 f. — Hades, Darstellung XV, 110*. — Hadrian
XX, 305*. — Hadrian, Standbilder XX, 297* f. — Hadriuns tri-
bunicia polestas XV, 115*. — Hafenanlagen XVIII, 11*. — Hnnd-
mühlen XVII, 22*. Anm. 43. — Handwerk XIX, 155. — Harmo-
dios und Arislugeiton, bildlich XVII, 86*. — Hase aphrodisisch XV,
43. XVIII, 95. — Hase und Hahn erotisch XVIII, 104*. — Hasen
und Füchse auf Vasen XIX, 232*. — T. Haterius Nepos, Consul
XV, 115*. — Hathna, etruskischer Satyrname XVII, 30*. — Haube
der Eos XV, 23. Tafel XCVIII, 2. — Haupt mit Slierhörnern, Quell-
symbol XX, 330. Anm. 56. — Hebe, vermählt mit Herakles XV, 29.
— Hebe und Herakles auf Beliefs XX. 281 IT. Tafel CLXIII. —
Heban XX, 326. Anm. 47. — Heerdfeuer der Vesta XVII, 79. —
Helena auf etruskischen Spiegeln XVII, 107. — Helm, korinthisch
XVIII, 20. — Heknle tödtel den Klytios (?) XV, 64. — Hekate
dreifach, mit Pallas und Nemesis XV, 25. Tafel XCIX. — Hekate
und samothrakische Gottheiten XV, 23 6". Tafel XCIX. — Helios und
Aphrodite XIX, 133. — Helios Serapis XIX, 135. Anm. 19. —
Helios, Seelenempfänger XIX, 129 ff. — Heliosguell beim Ammonium
XVII, 35*. — Hellas von den Göttern beschützt, bildlich XV, 52. —
Heoiithea und Tennes XX, 337 f. — Hephästos, Gigantenbekämpfer
XV, 03. — Ilephastos und Dionysos im Gigantenkampf XV, 03. —
Hera zu Argos XVII, 90. XIX, 102. — Hern und Pfau XV, 71. —
Hera und Porphyrion XV, 04. — Hsra zu Samos XV, 72. — He-
rakleen in Delphi XV, 120*. — Herakles XV, 120*. — Herakles
und Acbeloos XX, 3136". Tafel CLXVII, s., — am auiykläischen Thron
XX, 317. — Herukles des Ageladas XV, 7 i. — Herakles auf Münzen
der Akmoneer XV, 77. — Herakles Alexikakos auf athenischen
Münzen XV, 71. Herakles als Büsser XIX, 172f. — Herakles
und das delphische Orakel XV, 82. XIX, 173. — Herakles, Sohn der
Dike XVI, 108*. — Herakles Dreifussräuber XVI, 138. Tafel CXI.
221 ff. — Herakles Epitrapezios XV, 86. — Herakles des Glykon
4!'
418*
XV, 78. — Herakles im Kampf mit Hades XVII, 36f. — Heraktes
Vermählung mit Hebe XV, *.".). — Herakles und Bebe auf Reliefe
XX, 381 ff. Tafel CLXIII. — Herakles und die Hippokoonlidcn XXI,
171. — Herakles hlistes auf Münzen XV, 75. — Herakles leidend
XIX, 169 ff. — Herakles Kampf mit den Ligurrrn XIX, 171. —
Herakletbüäet des Lysippus XV, 73D'. SO. — Herakles im Kj-
DOSSI'gcs XV, 73. — Heraklesalulue in Sullas Hesitz XV, 83. — Herakles
auf athenischen Münzen XV, 73. — Herakles von Minerva geheilt
XIX, 173 f. — Bero/rfevkopf auf Münzen von Korinlll XV, 75. —
Herakles und die Musen XV, 81. — Herakles ton Nike mit Lor-
beerzweig beschenkt XV, 29. — Herakles von Nike bekränzt XV,
75. — Herakles und Oiunos XIX, 173*. Anm. I. — Herakles im
Olymp XV, 29, XX, 28'-'. — Herakles, phöniciBcher Sonnengott
XVI, 142. — Herakles mit Skyphos XX, 282. — BerffMesstatue
auf dem platäiscberj Weihgeschenk XV, 48. — BeraMrOTlatuc ans
lleraklcia nach Rom XV, 85. — Herakles siebend XV, 73. ■ — He-
rakles und Syleus XIX, 157. — Herakles den Telephus tragend
XV, 90. — Herakles vergiftet XV, 82. — Herakles verwundet XIX,
171. 173*. Herakles Vergötterung auf Transparenten XV, 77. —
Herakles Wahnsinn XIX, 73. — Bereutet, Allare XV, 80. — Ber-
eutes, ältestes Bildwerk desselben zu Rom XV, 79. — Hercules
Cnstos XV, S3. — Hercules Musagetes in Circo Flaminio XV, 79.
81. — Hercules Saxauus XX, 309*1. — Hercules tunicalus XV,
84. — Hercules Victor XV, 79. — Hercules, Menschenopfer dessel-
ben bei den Puniern XV, 82. — Hercules, Tempel am Forum boa-
rium XV, 79. 83. — Bereutet, Tempel am Khud is XV, !S3. —
Hercules, Statue auf dem Capilul XV, 80. — Hernie auf der Da-
riusvasc XV, 115. — Heimes mit dem Dionysoskind XVIII, 1 28. —
Hermes Dolios XV, 54*. — Hermes den Giganten RippolytOS löd-
tend XV, 03. — Hermes der Gräber XVIII, 22*. — Hermes mit
dem Kind Ion XVHI, 127 f. — Hermes Propylaios des Sokrates
XVIII, 1271. — Hermes einen Stab schneidend? XX, 237. —
'r.nuoü xliJQoc XVHI, 83. 91. Anm. 19. - Betott XV, 122*. XVII,
1(12. — Heise und Agraulos XVII, 89* f. — Hesllu XVII, 78. —
Heslia des Skopas XVII, 79. — Ileslia Kurntrophos XVIII, 83*f. —
Heslia in Olympia XM1, 7S. — Heslia zu Tenedos XVII, 78. —
Heslia und Zeus XIX, 143. — Hetärenpaar, Bildwerk des Skopas (?)
X \ II, 75 f. — Heuschrecke als Ainulel .Will, 40. — Heuschrecke
auf Münzen von Melapont XVIII, 39. — Hiernniken XVI, 180. —
Hipvurcliia XIX, 1 8 1 IT. — Bippias bildlich XV, 113. Hippn-
itamia , Erzbild XVI, 179. — Hippndamia und Pclnps, Sarkophag
XV, 28. — Hippodrom zu Konstantinopel XV, 1*. 3*. Anm. 4. —
Hippnlu-ates, Grabschrift XVII, 87*. — Hirienleben XIX, 154. —
Holzbild der ephebischen Artemis XV, 70 f. — Holzbild der Pallas
XV, 01. — Holzbild des labrandisehen Zeus XV, 72. — Harn des
Acheloos XX, 31 4 ff. Tafel CI.XVlIs. — Born der Amalthca XX, 323.
— Harn des Schlafgottes XVIII, 99. XX, 222. — Borti serviliani
XVII, 70. — Boratiut, Namensableilung XV, 49*; dessen Villa XVI,
155*ff. — lliibiier's Reise in Spanien XIX, 1 80* IT. — Hundsopfer
des Enyalios XV, 104. — Hydria zur Losung XVIII, 45. — Hypa-
todaros XX, 372*. — Hxiruthrallempel XIX, I74*f. — Hyper-
mnesliaW, 09. — Hypnos XVIII, 98 f. XX, 2 1 7 ff. Tafel CLVIIss. —
Bypnofbllilcr XX, 2071V. — Hypnos als Jüngling XX. 272. —
Hypnos bärtig XX, 219. Anm. 11. 270. Anm. 11. — Hypnos bärtig
mit doppeltem Flügelpaar XX, 272. — Hypnos mit Schmetterlings-
flügeln am Haupt XX, 272. — Hypnos mit Flügeln an den Füssen
XX, 223. Anm. 20. — Hypnos, Asklepios. die Musen und Dionysos
XX, 219. — Hypnos und Thanalos XVIII, 100. — Hypogeen zu
Canosa XV, 55 ff. ■ — Hypsas, Flussgott XVHI, 38 f. — Hypsipyle
XVI, 191. XIX, 195 f.
Jakchos XVIII, 27*. — Juki hos im Arm einer Eingeweihten
XV, 19. Anm. 19. Anm. I. Tafel Xl.Vlll. — Jakchos, Pflegling der
Demeter XVII, 13. — Jagdscenen des Darius auf Vasenbildern XVIII,
46. — Jahre.-kreis XIX, 140. — Jahreszeiten beflügelt XVI, 217*.
— Jahreszeilen in Mosaik XVI, 100. — Janas, obersler Jahresgott
XIX, 140. — Jao insebriftlirli zu Halikarnass XVII, 91*11'. — Jason
bei Kiike XVHI, 01. — Jason zu Kolihis XVIII, 74. — Jasons und
Medea's Vermählung XVIII, 80. — Idol auf der Dariusvase XV, 52.
— Ikmiios zu Kcos XVHI, 15. — Jliberris XIX, 185*. — In-
schriften auf Kunstwerken, niebl auf der liasis XX, 284. — lakatte
XIX, 1 1)7 f. — loiiisthe Kapitelle XV, 97. — Ion und Hermes XVIII,
127. — Joseph und Pharao XIX, 131*. — Joih, Cvyur, bei Sai-
teninstrumenten XVI, ISS. . — lphiyenia als Hekale, Beisitzerin der
Arlemis XVHI, 53. — lphiyenia des Poljeidos XVIII. 44. — ipnas
oder Fsehara XVI, 204. — Iris als Wagenlenkerin XX, 223. —
Isis trauernd XIX, 209. — Isis und Aphrodite XIX. 135. — Ita-
lische Kunst XX. 308*. — JünglingsU(,uren (lebend, zu Olympia
XVI, 173*. — Julius Major XV, 115*. — Juno Cinxia XVI, 108*.
— Juno Lucina, etruskiseh XVII, 14. — Juno Lucina, Licht- und
EbtbindUDgsgöttin XVI, 190. — Juno IVonuha XIX, 155. Anm. 37.
— ■fiinoatatue des Polyklet zu Argos XVII, 90. — Juppller, Koloss
auf dem Capilul XV, 80.
habiren XVIII, 22*. — Kadinilns, Axiokersos und Axiokersa
\\. 23 f. Tafel XCIX — Kairos, Jugendarbeit des Lysippos XV, 81.
80. — Kulydon, personilieirl XX, 319. — Kalyke bei Stesichoros
XV, 4. — Knmarina die Nymphe XVI, 235. — Kamciros in liho-
dos XVIII, 72*. — Kamniskiros, Königename auf griechischen Mün-
zen XVII, 73. — Kampfspiele zu Lhren des Acheloos XX, 321. —
Kunephure mit Lampe XVII, 8(1. — Karneiuxion XIX, 248*. —
Karl/tagische Ausgrabungen XVII. 75*. — Kassiepeia XX. 360*.
362*. — Kattort Doppelleben XV, 20. — Kaslors Entführung
durch Schlaf und Tod XV, 25 ff. — Kattor den Pollnx vertretend
XVI, 157. — Katharinas des Heeres vor der Schlacht XVIII, 58. —
Kelaino, Mutler des Delphos XVI, 221. Kentaurenkampf XVIII,
88f. - Kentauren mit Stierhörnern XX, 314. Anm. 4*. — Ke-
phalos und Eos XV. 94 IT. — Keule des Herakles XVHI, 124. —
Kföa(>i; XV, 15. Kinderspiele XIX, 204 IT. Tafel CLV. — Ki-
Ihnr reich geschmückt XVI, 183. — Kithar mit Rückseite von Holz
XVI, 187. — Kilhuröden singend XVI, 190. — Kleaputra, Gattin
des Meleager XX, 291 f. Tafel CLXIV, 5. — Klytämnestra, Aga-
memnon und Teleplios XV, 90. Tafel CVI. — Klylios von Hephästos
bekämpft XV, 03. - Knabe und Hündchen XIX, 206. — Knaben-
liebe XIX, 170. — Knabe mit Obst XIX, 200. — Knabe mit Pa-
pageiflügeln XV, 47. — Knabe mit Vogel XIX, 200. — Knaben auf
Vasen weiss gemalt XV, 9(1. — Köcher in einer Schüssel XVI, 135.
197 IT. Tafel CXI. — Königsgruber bei Cäsarea in Afrika XX, 301.
— Koro aphrodisisch XIX, J32. — Korn und Dionysos vermählt
XVII, 99. Anm. 0. — Koros Rückkehr XVIII, 27*. "— Koridalis,
Sprengbüschel von Wolle XVIII, 03. — Korinthischer Helm XVIII,
20. — Koriibanlen, xö(ißavzte XV, 15. — Karybanlen und Ku-
reten XV, 12. — Korybantltche Mysterien XV, 12 f. — Koryban-
lemreihe XV, Bff. 53*. — Korykta, Mutter des Lykoros XVI, 220 f.
— KoQvlIaXli XV, 20. — Koryihalislria an den Tithenidien XV,
17 ff. farel Xt.VIII — Kos, Ausgrabungen XV, 1*. 3*. Anm. 0. —
Kralesipos, Künstlerinschrift XX, 28 i.— Krattnos XVIII, 10 IT. —
Kralinos und Menander, Statuen zu Byzanz XVII, 88 f. — Krede-
mnon der Leukotbea XVII, I. — Kresphuntes mit den Kindern des
Aristodemos XVIII, 83. — Kreterin in Stein verwandelt XV, 5. —
Kriegers Abschied und Heimkehr XIX. 207. — Krittot, Bildhauer
XVII. 06. — Krommyonisi lies Wildschwein XV, 87. — Künstler-
namen XIX, 158*. Anm. 40. — Kugel in Helios Hand XIX, I29f.
Anm. 2. — Kugeln in der Palästra XVII, 21. — Kureten, Dämo-
nen der Dünste und Winde XV, 12. — Kybele XV, 107. XVH, 75.
— Kynosai yes in Brand gesteckt XV, 73. — Kypsclnskasten XVIII,
27 FT. 101 IT.', dessen Aufschriften XVHI, 101 ff., Vertheilung der
Bildwerke XVIII, 10if. — Äi-<>,*«oY«-Turhan XV. 15. — Kvnßnc
in Alben XV, 15. — Kyreue von Apoll ent fühlt XVI, 239 f. —
Kybele XV, 107. XVII, 75.
./, lakedämonisches Sehildzeichen XVI, 171. 174. — Labran-
discher Zeus XV, 72. — Lauinicum in den Bädern XVII, 44. —
Latus XIX, 133*f. — Lamachos: Gorgolophos bei Aristophanes
XV, 3. — Lampadodromie XVI, 135. Anm. 1. — Lampter, Hafen
von Phokaa XVII, 77. — AafintiJQH XVII, 76 f. — Lampterta,
bacchisches Fest XVII, 77. — £n»rf.«i/iiwiie'srhe Sammlung XX. 333* ff.
— Landicea XX, 298* f. — Lares bullali XVI, 242*. — Larnax
XX, 337. — Lasa, etruskischc XVI, 235*f. — Lalrina publica
XVII. 116*. — Lniirelum zu Rom XVI, 193 — Leda mit dem
Schwan XVI. 230. — Lederkamaschen XIX, 149. — Legionszeichen
XVII. 82. Anm. 7. — Leichenbett aus Erz XV. 50. — Leichentuch
gewebt XV, 56. — Leichenwagen eines scylbisehen Königs XX, 331*.
— Lenormant über Mysterienbilder XX, 280*0". — Leopard als
Cohorlenzeichen XVII, 83. Anm. 7. — Z.e/o bildlich XVI, 137. —
Lruihhr zu Seilen der Vesla XVIII, 7. — Leuchlerarlen \\\, '20i.
— Leuchter zu Kerzen XVI, 202. — Leiikomunlis in Stein verwan-
delt XV, 5. — Leikothra XVII. 1 ff. Tafel CXXIs. — Lex l'uteo-
lana XVHI. 81*. — Liber, l.ibera und Ceres XVII, 99. Anm. 6. —
C*
419'
420*
Lit inianus XV. 103. — Liebesgötter bei Pbilostrat XVIII. 94. —
Liebeszauber XV, 107. — Ligare. Ausdruck für Verzauberung XIX, H'iS.
— Lille, deren Werlb. XIX. 200. — Lilien am Gewände des Zeus XIX,
199. — Liknon zur bacekiseben Reinigung XV, 58. — Löthen bei Erz-
liguren XVIII, 2. — Loire, Symbol des Helms Apollo XVIII, 72. — Lo-
trenkopf XV , 78. — Löwenthor zu Mykenae XVIII, 35*. — Loosende
Manner XVIII, 83. Loosung in einer Hydria XVIII, 45. — Lophnls
Fackel aus Weinrinde XVI, 203. — Lorbeer bei der Blutsühne XVIII,
63. — Lorbeer reinigend XVIII, 37. — Lotbeerschmückung des
mantischen Dreifusses XVI. 211). — Loretam maius auf dem Aven-
tin XVI. 193. — Lucense» XIX, 194. — ittciM Augusti XIX, 194.
Luftgotthellen auf Schwänen XVI. 242. — Luna von einem Widder
getragen XX, 305. Tafel XV. no. 2. — Luna-Tempel XVI, 193. —
Lustration blutig XVIII, tili. Liw'ra'ion*-Apparat XVIII, 60. —
Lychneion zu Tarent XVII, 79. — Lukeion in Brand gesteckt XV,
73. — Lykomedes, Tochter desselben XVI, 1 öS. Tafel CXIII. —
Lyknrgos XIX. 161. 196. — Lyknrgos und Hypsipyle XIX, 196. —
Lyru aus einer Schildkröte gebildet XVI, 181. — Lyra, Construc-
. XVI, 186f. — Lyra, Arten dslbn. XVI, 181 ff. — Lysippischer
Herakles in ehernen Abgössen XV, 75. — Lysippischer Herakles
Epitrapezios XVII, 131*. — Lysipplscher Herakles von Taras nach
Dorn XV, 79. — Lysippischer Herakles auf dem Markt zu Sikyon
XV, 85. — Lysippus XV. SO.
Madrid, Epigraphisches XIX. IS'.'*. -- Malten des Getreides
XIX, 118. — Monaden XX, 358*. — Mara, Mutler des Aktion
Will. 15. — Mahlen des Brotes XIX, 152. — Mayag, Steg von
Saiteninstrumenten XVI, 187. — Magierkampf des Darius XV. 111.
Hj. _ Malaga XIX, 183*. — Mantischee Dreifuss XVI, 215. 222.
— Manes iuferi XIX, 1 Ü8. — Marathon personilieirt XV, 112*. —
Marathonisches Siegesfest XV. I I 5 f. - Q. Marcius Tremulns, Rei-
lerbild XV. Sil. — Mardanius, bildlich XV, Ulf. — Marielle in
Aegvpten XIX. 125*. Anm. 1. 1 29* f. — Marpar, Sklavenname XIX.
189*. — Mars mit Füllhorn und Caduceus XV, 30. — Mar* ma-
gnus XX, 333*. — Mars l'aeifer XV. 30. — Mars als Orakelgott
von Tiora XV. 30. — A'.u. «-Tempel am Rbodanus XV, 83. — Mar-
syas XVI. 2 12*. — Marsyas und Athene, Gruppe des .Myron XVI,
242*f. — Marsyas und Bona Dea XVII, 13 IT. 95 f. — Martenses,
Collegium XVI, 163*. — Maske eines Meergoltes XVIII, 119. —
Masken der alten Tragödie XX, 367*. — Mass bei Tempelbauten
XVI, 145 IT. — Mass, Aegyptisches XV. 95. XVI, 163. - Mass,
Asiatisches XV, 67*. — Mass, Babylonisches XV, 95. — Mass,
Griechisches und Königliches XVI, 1 18. — Masse, Josippäiscbes El-
lenmass XVI, 148. — Mass, Sainisches XV, 68*. '.15. XVI, 145 ff. —
Masse bei Phnius XVI, 147. — Massslab im Propylaion zu Karnak
XV, 163. Anm. 13. — Maslarna, eii n-kisclie Inschrift XX, 308. —
Mausoleum zu llalikai nass XVII, 65*. — Maus und Heuschrecke
•1 . XXIII. 39/— Metton oder Paulas , Iviiustlername XX,
3 In. Anm. 5. — Medusa mit geschlossenen Augen XV, 6. — Me-
dusenhaupl XVIII, 118f. — Medusenhaupt auf Aphroditenkopf XV,
I ff. Tafel XCVII. Medusenhaupl als Apotropaion XVI, 160. —
Megara, Tempel des Enyalios daselbsl XV. 104. — MelanipposXVi,
156. Meleagers Sieg, Cistenbild XX, 289ff. Tafel CLXIV f. —
Meleager und Alalante. Sarkophag von Rapolla XV, 6*. Anm. 38. —
Mellleus Auffindung .Will. 69. — Memnan von llypnos und Tha-
natos entführt W. 52*. Mennlkas stürzt sich vom Felsen XV, i.
— Menander Will. 10 il. Menanders und Kratinos Statuen zu
;,./,::/ XVII, ssl. Mende oder Minde XX, 309f. — Merovin-
yische Monogramme XV, 9'. — Metellus durch Nike gekrönt XVI,
179. — Metrologisches XX, 27 4 IT. — Metrologisches ober imler-
i. rcmpcl XIX, I77IT. — • Michaelis und Gonze, Reisebericht
XIX, 2i5*ff. — Midas hei Pbilostrat XVIII, 94. — Mllilärdiplome
XV, 11 i'l. - Miliin (Call, mylhol.), Abbildung einer falschen Münze
\X. 2S0. — Mlnde oder Mende XX, 309f. Mlncr ventempel auf
dem Aventin XVI, 193. — Minerva des Pbidias, Nachbildung des
Üuc de Luynes XV, 42*. — Minerva, Schuttgöttin hei christlichem
kirebenbau XVI, 250*. Mlnos, Itadamanthys und Aeakos bild-
lich* XV, 109*0 Minolnur XX, 303IT. Tafel Gl. XVI, 23. —
Mtthritlaies durch Nil.'- gekrönt XVI, 179. — Mlthrlscht Symbole
XVI, 17 i' Unasklras oder Kamin. kiros XVII, 73. - Modell
bächcr elruskischer Künstler XV, I13*f. - Modlus der Hekate
W. vi. Tafel XC1X. — Modlus, seltsam geformt XV, 25. Tafel XCIX.
Hohnslengel des Hypnos Will, 99 XX, 218. Molen tödtend
W. lii Monda XIX, 183". — Monogramme auf griech. Miiuzen
XVI. 171 IT. — Monogramme der römischen Kaiserzeit XVIII, 47f. —
Monogramm des Theodosms XVIII, 47 f. — Monumentum Ancyra-
num XIX, 2i5*f. — Morpheus mit Adlerflügeln XX, 269. Anm. 11.
— Morpheus bariig XX. 270. Anm. 11. — Morpheus mit Schmet-
terlingsflügeln XX, 270. Anm. 12. — Morra-Spiel XVIII, 84. —
Mors oder Moria, Todesgültin XVI, 195. — Aurelius Moscianus XV,
72. — Müllers Denkmäler der alten Kunst XIX, 249* ff. — Müller
Denkm. d. a. K.. falsche Münze XX, 280. — Münzen, gefälscht XX,
280. — Münzen als Neujahrsgratulationen XIX, 140. — Münzen
den Quellnymphen geopfert XV, 106*. — Münzkunde Athens XVII,
60*. — Münzprägung zu Athen XIX, 193*. — Münzthesauren in
Spanien XX, 289*f. Münztypen (Monogramme) XVI, 171 f. —
Münzverhältnisse auf Euböa XX, 333*. — Mummius. korinthischer
Kunstraul) XV, 82. — Mundo XIX, 18i*. XX. 292*. — MnnJeipal-
magistrate XVII, 131*. — Munychia XX, 326*f. — Murcia, An-
tiquarisches XIX, 183*. — Muscheln als Schildschmnck XIX, 188. —
Museen XIX, 145*. Anm. 22. — Museen in Athen XVII, 20*. -
Museen in Deutschland XVII, 20*. — Museen in Frankreich XVII.
20*. - Musen .Will, 85 ff. — Musen, ägyptisch XVII, 39*. -
Musen mit Astragalen spielend XVIII, 88. — Muffenbildsäulen aus
Ainluakia in Rom XV, 81. — Musen und Herakles zu Ithome XV.
81. - Musen und Herakles XV, 81. — Musen und Zeus von Ly-
sippos gefertigt XV, 81. — Museum zu Trient XX, 378*. — Mu-
sischer Agon hei den Panathenaen XV, 68. — Mutlerrecht XIX,
233*. — Mykenae, die Thesauren XVIII, 33*. — Myron XVII, 132*.
XVIII, 112. — Myronische Werke XVI, 243*. — Myrons trunkene
Alle XX, 333 IT. - Myrte, der Aphrodite und l'eilho gewidmet XVII,
88*. — Myrlilos und Oenomaos XV, 27. — Mysterienbilder XX,
280* ff.
Die Nacht, bildlich XX, 270. Anm. 13. 14. 15BIT. — Göttin
Nacht XVII. 107. Anm. 29. — Narciss oder Todesgott, Statue XX,
305 f. — Nationalzeichen bei den Griechen XVI. 171. — Naukydes,
Sohn des Polyklet XX, 307. — Naukydes, Künstlerinschrift? XX,
307. — Nemesis und Hekate XV. 25. Tafel XGIX. — Neptunische
Mosaike XVIII, 113 IT. Tafel CXLU— CXLIV. — Nereiden XVIII, 122f.
— Neros Aberglauben XVI, 194. — Nesepletlls, Göttin XIX, 132*.
— Neujahrsgaben der Bömer XVI, 137* f. — Neujahrsgratulatio-
nen XIX. 140. — Neujahrslumpen, römische XVI, 138*. — New-
ton im llalikarnass XVI, 209*; dessen Werk XX, 277*IT. — Nike
und Eneoe XV, 53*. — Nike der Athena des Pbidias XV, 68 f. —
Nike durch Mädchen repriisentirt XVI, 180. — Nike, den Eberkopf
des Meleager annagelnd XX, 294. Tafel CLXIV. — Nike bei My-
sterien anwesend XV, 77. — Nike im Parthenon XV, 27. XVI, 179.
— Nike slieropfernd XX, 253 — Nike aus Tarent XIX, 144. —
Niketempel, Zeitbestimmung XX, 260 ff. — Nil, Darstellung bei Phi-
lostrat XVIII, '.13. — Nilmesser von Elephantine XV, 95. Anm. 4. —
Nimbus der Amphitrite XVIII, 121. — Nlobidenmylhos XVI, 250*.
— Nltokrlsgrab zu Babylon XV, 56*. — Nävus Annus XIX. 137 ff.
— Nysa XVII, I III. Anm. 35.
O, höotisches Zeichen eines Obolus XV, 6 1 — Oberstufe Act
Tempel als Mass XV, 98. — Ochsen mit beweglichen Hörnern XVI,
175. — Oeleeiiiiguit'i durch Marmorapparal XX. 288* f. — Oeneits
beim Acbeloos kämpf XX, 315. — Oenoe, Sieg daselbst XX, 371*.
— Oesterreicltische Funde XVIII, 24*. — Oinumama = l'nimamina.
Amazone XX, 286* f. — Olonos XIX, 173*. Anm. I. — Olympia.
Zeustempel XV, 63. — Olympieion zu Alben XX, 295* IT. —
Olympien zu Antiocbia XVI, 180. — Omphalos XVI, 218 f. XVTII,
60*f. — Omphalos zu Delphi XVI, I 13. 219, 245*. XVIII. 54 f. —
Omphalos, Grab des Dionysos XVI, 224. — Omphalos zu Phlins
XVI, 22 1. Omphalos des Zeus Amnion XVII, 35*. — Onatas
von Aegina XVII, 72. — Opfer thlere, Relief XVI, 229. Tafel GXVIII.
— Orakeltafelchen, lateinische XVIII. 36*. — Orbona XVI, 194. —
Orestes zu Delphi XVIII, 55 ff. 61 IT. - Orestes und die Erinyen
XX. 280. — Orestes und Pallas XVIII, 06. — Orestes und Pro-
serpina XV, 6*. Anm. 38. — Orestes" Schwertweihe XVIII, 49 ff. —
Orestes' Strafe für den Mutlermord XVIII, 61. — Orestes von Te-
lepbos gepackt XV, 90. Tafel GVL — Orestes' Theorien nach Delphi
XVIII, 19 IT. Tafel G.XXXVII f. — Orpheus auf christlichen Darstel-
lungcn XVIII, 51". — Orphlker die Kunst beeinflussend XVII, 42*.
Anm. 70. — Orphlscher Hymnus an die Natur XV, II. — Oslrls
durch die l'vtliagorrcr na. Ii Griechenland übertragen XV, 121". -—
Ostia, Hei nur der viatores XVII, 27*. — Otanes und Gobryas XV.
115. — Oxythemis XVI, 23:}*f.
42 r
422*
Päslum, Tempclmasse XIX, 178. — Haie dtf>' fori«? XVIII,
99*. XIX, 166*. 194*. — Palästrisches XIX. 175 IT. — Palla-
dienraub XVII, lii. — Palladium, Streit um dasselbe XVI, 226*.
— Pallas zu Dresden, Zeitbestimmung XV, üi. — Pallas neben
llekate XV, 25. Tafel XCIX. — Pallas, Mulzbild derselben XV, 61.
— Palme als ß«»nov XX, 235. — Palme zu Uelos XIX, 177.
— Palmslab der Sieger XVI, 178. — Palmzweig, palästrisch
XIX, 177. — Pamphilos Tragöd nicht Maler XX, 373*. — Pan
bei Ariadne XVII, 10G. Anm. 27. — Pan und Aplirudite XV, 54.
XX, 305. Anm. 5. — Pan und Eros im Weltkampf XVII, 101. —
Piiii in Widdergestall mit Luna buhlend XX, 305. — Pauathe-
näischer Peplos XV, 62. — Panailienäischer Sieger XV. 05 IT. Taf. CV.
— Paiioinius Epigraphiker XX, 306* f. — Parthenon XV, 65 ff.
99 IT. Tafel CV. 55*. XVI, 177. — Pnndrosas, Cello derselben im
l'oliaslempel XVI, 117. — Panlheistische Ilildwerke XV, 82*. —
Pantomimische Tänze XVII, 102. — Panzer der I'erser verhüllt
XX, 287. — Parastas und l'rostomiaiun XVI, 117. Tafel CIX. —
Parastas = Pilaster nach Thiersch XVI, 120 IT — Parnasses,
apollinisch XVI, 220. — Parthenon, der alte XIX, 19 4*. — Par-
thenon, ngonistiscb.es und Schatzgebäude XV, 65. XVII, 113*. —
Parthenon Culttempel XVIII, 109f. — Parthenonfries XVI, 181*f.
XVII, 65* ff. 88* f. — Parthenos des Phidias XVIII. 21 ff. — Pasch
von Kriencn XVI. 219*. — Pasiteles XX, 335. — Pasithea bild-
lich dargestellt XX, 271. Anm. 2111. — Paitsanias I, 18, 6 (Um-
stellung) XX, 299*. — Paitsanias V, 11, 1 uv!H(dv rä xa(ra
XIX, 200. — Pegasa in Lydien XVII, 62. — Pegasus doppelt,
aus der Meduse entspringend XVII, 117*. — Peitsche in Helios
Hand XIX, 129 f. Anm. 2. — Pelens übergieht den Achill an Chiron
XX, 238. — Peleus seine Lanze schneidend XX, 236. — Pelens
und Thelis XV, 94 IT. 374*. — Pelion, Procession auf demselben
XVII, 91. — Peltuinum XVIII, 17*. — Penlelischer Marmor XX,
333. — Pentheus XX, 357*f. — Perikles behelmt XVIII. 14. 40. —
Persepbone-liok XX, 306. — Perserkriege XV, 110 f. Scene aus
denselben XX, 28 4 IT. — Perseus XX, 358*. — Perseus hei Phi-
lostrat XVIII, 96. — Perseus lernt fliegen XIX, 174 f. Tafel CLII. —
Persische Königsstrasse XVII, 50. — Persische Provinzen, perso-
niliciit auf der Dariusvase XV, 52. — Persische Soldatentracht XX,
285 f. — Persische Waffen XX, 286 f. — Pervincus, Töpfername
XVIII, 119. Anm. II. — Pfahlbauten XV, 100*. XIX, 128*. Anm.
12 und 14. 147*. Anm. 37. — Pfahlbauten am Copaissee XVII,
125*. — Pferdenamen XVIII, 113*. — Pferdepreise unter Theo-
dosius XVI, 202*. — Pflug XIX, 146 f. — Phät: , das krommyo-
nische Wildschwein XV, 87. — Pinta, Ortsnyinphe XV, 88. —
Phiidra, Sarkophagdarstellung XV, 31. Tafel C. 39. — (fciXaxnog
XVII, 87 f. — P/ialeren XVIII, 55*ff. — Phanos XVI, 199 f. 2*17.
Tafel CXV1 f. — Pheuens, apollinisches Orakel statt Delphi XVI,
223. — Phidias, Parthenos desselben XVIII, 21 IT. — Philippos,
Hülse für Fackelhölzer XVI, 202. — Pliilostr. iun. im. 4. XX, 31 7 f.
Anm. 10. 12. — Philostratische Bilder XVII, 132*. XVIII. 92 ff. —
Phitet arischer Fuss XX, 274 f. — Plauens XX, 362* f. — phlius,
Omphalos daselbst XVI, 224. — Phünicisches XIX, 13l*f. —
Phorminx XVI, 185. — Phoroneus in Argos, Erfinder des Feuers
XVI, 173*. — Phrixos, Name und Bedeutung XV, 31. — Phrixos
opfernd, Statue XX, 306f. — Phrynichos Tragödien XVIII, 41.—
Pinahat liehen bei Heiligthümern XV, 102. — Pinienopfer, assy-
risch XV, 116*. — Pinienzweig des Schlafgottes XX, 273. Anm.
26. — Platäisches Weihgeschenk XX, 245 ff. 349*. — Plato oder
bartiger Dionysos XV, 67*. XVI, 183*. 193*. — Platohilder XV,
67*. XVI, 183*. — Plektron XVI, 189. — PHntiw XXXIV, 70. 72
emendirt XIX, 144. — Plinins XXXVI, 33 (Myronis) XX, 240 f.—
Plinius XXXIV, 84 emendirt XX, 240. — Plinthns aus Gold XVIII,
71 f. — Plumarii und plumatae vestes XV, 46. Anm. 2. — Plu-
tas XIX, 138. — Pnyx XVIII, 4 1 * IT. XX, 325*IT. — Polema der
Perieget XV, 101 f. — Polykarp, Martyrplatz desselben XVI, 133*f.
— Polgdoros ermordet XV, 92. Anm. 8. — Pulyeidns' Iphigeneia
XVIII, 44. — Pohjgnolische Bilder XX, 373*. — Polyidos und
Glaukos XVIII, 70. — Polyklel XVII, 111. — Pulyklets Kanon
XVIII, 112. — Polyneikes XIX, 197. — Pampa der Aenianen
XVII, 69*. — Pampen auT dem Purthennnfnes XVII, 66* ff. —
T. Pomponius Atticus XV, 85. — Pantus XV, I*. 3*. Anm. 2. —
Porphyrion und Hera XV, 6 4. — Porsenna, Grabmal desselben
XVII, 30*. — Pnrlrailbildung XIX, 210. — Poseidon und Am-
phitrile XVIII, 120 ff. — Poseidon Basileus XV, 81. — Poseidon
Helikonios XIX, 164. — Poseidon den Giganten Poljbotes lödtend XV,
63. — Possenreisser bei den Korylhalistrien XV, 21. — Possis.
dessen Amazonis XVIII, 81. — Praefectus vehiculorum, Postdirec-
tor XV, 51*. — Praeneste, Cultus daselbst XX, 290*. — Prn.ri-
teles und Antenor XIX, 143 f. — Praxiteles' Gruppe des Harmo-
dios und Aristogeiton XVII, 66. — Praxiteles' Hermes mit dem
Dionysoskind XVIII, 128. — Priapen geflügelt XVI, 226. — Prio-
pos neben Leda XVI, 232. Tafel CXVIII. Priucipes hei Civil und
Militair XVI, 163*. — Privatsammlungen XVIII, 6*. Anm. 20. —
Prometheus gepfählt XVI, 165. Tafel CX1V. — Prometheus nach
Aescbylos XVI, 169. — Propyläen später als der Nikelcmpel XX,
260 IT. — Prostomiaion und Parastas XVI, 117. Tafel CIX. —
Proteus, Grossvater der Korybanlen XV. 14. — Proteus 'ägypti-
scher Sophist' XV, 14. — Proxenos XV, 37* f. — Prytaueion
XIX, 141 f. — Iprjcpot, freisprechend und verdammend XIX, 224*. —
Pteriu nicht Stadt sondern Landschaft XVII, 34*. 50. — Plole-
miiisches Fussinass XVI, 164. — Publicius, Publicia XIX, 134*. —
Pijgmiien und Kraniche XX, 374*. — Pi/ramiden von Dascbur und
Giz'eh, Messung XVI, 161. 162. — Pythia zu Delphi XVIII, 57.—
Pylhieu XV, 120.
Quaestor pro praelore XV, 62*. — Qualluarviri XVIII, 17*.
— Qucllheiligthümer XVI, 118*. — (Jitinclins Niger und C. Vip-
stanus Apronianus, Consuln 117 p. C. XX, 290*. — (Juinqueciri
XVIII, 17*.
Rädchen mit Spindel XV, 107 f. — Ralhgeber, Gottheiten der
Aiuler XIX, 236*. — Raumausfüllung auf Vasen XVII, 97*. —
Rechts und links im Cultus XV, 55*. — Rechts und links aul
Kunstwerken XVIII, 61*f. — Reisen XX, 257*. Anm. 17. — Reise-
stipendien XVIII, 43* ff. — Rheinische Fundorte XVII, 4*. Anm.
19. — Reliefs im Innern von Schalen XX, 227. — Renan's Aus-
grabungen XIX, 125*. Anm. 2. — Renan in Phönicien XIX, 131* f.
XX, 255*. Anm. 2. — Rhahdonomos bei den Panathenäen XVI,
176*. — Rhökos, Vater des Theodorus XV, 97. — Rica, tubulus
und suffibulum XVI, 165*. — Richterpsephoi XIX, 223* ff. —
Ring an Inschrifttafeln XV, 36*. — Roma, die Göttin XVII, 82. —
Rom, Topographie XX, 285*; topographische Handschrift XX, 304*.
— Römerstrassen im Rheinland XIX, 240*. — Römische Waffen
XVII, 82. — Romulus gen Himmel geführt XV, 16. — Romla
XIX, 184*. — Ross über das Mausoleum XVI, 210. — Ruder-
bänke XVII, 13*. — Rundtempel des Hercules XV, 79. — Rus-
sische Kunst XVIII. D. u. F. no. 140. Beilage S. 6*.
Saat und Ackerbau XIX, 147. — Säule zur Andeutung eines
Heiligtbums XV, 100. — Säule vor der Athena Parthenos XVIII, 25.
Anm. 7. — Säulendurchmesscr XV, 97. — Säulenform als Ba-
thron XX, 235. — Säulenstellung XVI, 147. Anm. 15. — Sa:iunt
XIX, 182*. — Saitenhalter, /oncSororov XV, 187 IT. — Saiten-
instrmente XVI, 181 ff. Tafel CXV. — Saitenspieler XVI, 190. —
Saitenspiel des Bräutigams XVII, 105. Anm. 25. — Saitenzahl
XVI, 187. — Salier zu Sagunt XIX. 182*. — Salzfass des Ben-
venuto Cellini XVI, 178*. — Sambyke XVI, 186. — Snmisclic
Elle XV, 95. XVI, 145 ff. — Satirische Münztypen XV, 72. — Sa-
mothrakische Gottheiten und Hekale XV, 23 ff. Tafel XCIX.— 8atur
als Dreifussräuber XVI, 142. — Satt/rn bei Ariadne XVII, 106.
Anm. 27. — Satyrn bei Semele XVII, 104. Anm. 20. — Satgr
und Olympos, bei Philostrat XVIII, 9 4. — Sauraktonos kein Apollo
XX, 369*. — Scannte entführt Kunstwerke XV, 83. — Scepter
des Agamemnon XVIII, 51. — Schrtllgchäiise der Rithar XVI, 186.
— Schallloch bei Saiteninstrumenten XV, 187, — Schalttag
der Römer XV, 59*. — Schiffe, Darstellung auf Grabma-
len! XIX, 155. Anm. 36. — Schiff als Symbol des Lebens XIX,
155. Anm. 36. — Schild auf gekreuzten Lanzen XIX, 207. —
Schild des Scipio XVI, 156. — Schlaf als Flügelgreis gebildet
XV, 26. — Schlafgötter XX, 272 L — Schlaf und Tod bärtig
XV, 26. — Schlangen, Ortshüter ägyptisch XV, 67*. — Schlauyc
als Schildzeicben XVI, 153 f. — Schlangen bei Hekate XV, 25.
Tafel XCIX. — Schlange und Schwan, Attribute des Mars XVI,
153. — Schlingpflanze als Geräthform XVIII, 88. — Schlüssel
der Priesterinnen XX, 296. — Schlüssel auf attischen Grabstelen
XX, 296. — Schnitter XIX, 149. — Schwaneufrnnrn XVI, 229 ff.
Tafel CXVIII— CXX. — Schwan als Schildzeicben XVI, 153. —
Schwan und Schlange XVI, 153. — Schwan der Wasser und Luft-
gotlbeiten XVI, 229 ff. Tafel CXVIII ff. — Schwein als Söunopfer
XV, 20. — Schwert mil zwei Sicheln XV, 31. — Scylla XVI, 155. -
423*
424*
seecentaur XV, 12*. — Scecentnureii XVIII. 116. — Seegel
viereckig XVIII, 122. Anm. IC. — Seegethier XVIII. HCf. —
Seeleben XIX. 155. — Seelemcnntlcrung zu Helios XIX, 1 63*. —
Semele. Bedeutung und Name XVII. 118. Aum. 3. — Semele als
Brautmutter XVII, lOi. — Semele, Anagoge derselben XVI, 221. —
Semele auf Kunstwerken XVII. 1011 IT. Ann). 8. 32. — Semele des
Aescbjlos XV11. 109. — Semele Dionysos und Ariadne XVII, 97 IT.
Tafel CXXX IT. — Semele im Olymp XVII, 103. — Selinuntisehe
Silbermünzen XVIII. 37. — Selinunlisihes Tempelmass XIX, 179 f.
— Siptizoninm des Sepl. Se\crus XX, 301. Anni. 12. — Sepul-
crnlpompen X\ II, 67*f. — Ilorli Sereiliani XVII, 79. — Seruilü
XVI, 161*. — Sevilln XIX, 18fr f. — Sielen vor Theben XIX,
196. — Siegelkapseln XX, 287*. — Sieger in den Aguncn XV,
66. — Siegesmomiment der Meder zu Zela XVII. 51. ■ — Sikou
Sklavenname XIX, 18i. — Silanion der Bildbauer XVI, 246*. —
silen auf einem Esel XX. 310. — Stillos, Name von Satyrn oder
Silenen XVII, J 00. Anm. 26. — Simon der Hippolog XIX. 180 IT.
— Simonides, Freibeitsdichter XV, 110. — Sirenen auf Grabern
XVI, 137*. — Sisyphos losend XVIII, 84. — Sisyphos' gastliche
Tessera XVIII, 79. — Sisyphos von Medea geliebt XVIII, 90. Anm.
12. Das Skiiische Tbur vor Troja XV. 55* f. — Skene der Al-
ten XVIII. 106*. — Sklavenpreise zu Korn XVI, 262*. — Skopas
sitzende Vesla XVII, 73 6. — Skopns und der Fries des Mausoleums
XVI, 214*. — Skorpion der Isis XIX, 209. — Skythen als Sladl-
polizei zu Athen XX. 285. Skythen, Tracht XX, 284 f. — Sme-
tius Epigrapbiker XX, 306*f. — Smilis. Bildner der Hera XV, 71.
— Sokrnles als Dildhauer XVI, 137*. .Will, 127 f. — Son«en«ftr
in Pompeji XVII. 20. — Soranus, Arzt de« Trajan XV, 124*. —
Surfe* der Planeten XVII. j0*. — Sorles Praenestinae XVII, 61*.
— Sosipolis Segensdamun XVIII. 6. • — Soleria, Fest zu Delphi
XX, 332. — dp. Cnrvilius, Bildsaule XV. 80. — Spharisterium
zu Pompeji XVII, 21. — Sphinx, Attribut des Ares XVI, 155. —
Sphinxe, dionysisch XVI, 225. — Sphinxe, Sonnen und Weis-
sagesymbole XVI, 112. — Spiegel in atiischen Grübern XIX, 197*.
— Spinnten, Thesauros zu Delphi XV, 10! f. — Spitzhut, per-
sische Kopfbedeckung XV, 51. — Spondylot XIX, 224*. ■ — Spratt's
Ausgrabungen in Halikarnass XVI, 209* ff. — Stab als Brabeion
XVI, 175*. — Sltih des Panotlienäensiegers XV, 67. Tafel CV. —
Stabtragen der Feldbern] etc. XX, 236. — Siadllhore von Troja
XV, 55* f. — Sieg der Saiteninstrumente XVI, 187. — Stempel
XIX, 190*. — Stempel auf Backsteinen XIX, 161*. — Stempel
auf einer Feldflasche XIX, 201*. — Stempel in Bronze XVII, 31*.
— Stempel von Töpfern XIX, 232*. — Slephnnus Byzantius
(Mende) XX, 309f. — Slephanephoros, Heros der allischen
Münze XVII, 64*. — Slephanos, bacebisch XVII. 90. — Sterbe-
scene XVI, 196. — Steuereinnehmer des Perserkönigs XV, 53. —
Stierljinilitis XVI, 161*f. — Stier aus Erz als Weihgeschenk XV,
53 f. — Stierhetze XX, 322. Anm. 26. — Stier des Karyslier zu
Delphi XVIII, 37. — Sfier der Kerkyräer XVIII, 37. — Stier mit
Menscheneesicht, AchelooS XX, 318 6. Anm. 17. — Stier auf Mün-
zen von Plalaa XV, 53*. — Stier auf Münzen von Selinus XVIII,
37. — Stiere als Weihgeschenk XV, 53 f. XVIII, 37 f. — Stim-
mung von Saiteninstrumenten XVI, 188 f. — Sinn des Hadriau zu
Alben XVIII, 12*. -■ stoa Poikile XIX, 241*. XX, 371* ff. —
Stylunterschiede des Archaismus XX, 292*. — Sulla, liesiizer
eines Ijsippischen Herakles XV, 83. — Sumpfvogel auf Münzen
von Selinus XVIII, 37 f. — Stirn, Wohnung desselben XVI, 193. —
Syleus XIX, 157.
'/', Zeichen eines Vierte] - Obolos XV, 61. — Tabuin lliaca,
Material XVII, I49*f. — Tabulae lusoriac XIX. 189*. — Taena-
rier XIX, 217*. — Tnenia XVIII, II. — Tiiuie zum Siegeskranz
XVI, 178. — Tnnz vor den Mysterien XV, I'.' IT. — Tarragona,
Alierihümcr XIX, 182*. — Touristin- Mission des Orest XVU1, 64 ff.
— 7\i(iro;io<o«-Cult zu Brauron XVIII. 64. — 'l'elephas XV, 89.
Tafel CVI I. — ■ Tempelaufseher in Rom XVII, 9*. — Tempelbau
MX, 17711. — Tempelmass XIX, 1776. — Tennes und llemi-
thea XX. 337 f. — Tessera castresis XX, 2 87* f. — Tessera con-
Bularis XX, 301". — Tessera bospitalis des Sisyplios XVIII, 79. —
Tesseme iudioalcs XX, 2Si'. Thallapharen am l'arlhcnon-
Iries XML 8S*. — Thnnnlos und Hypnos XVIII, 100. — Thea-
lergeld bei den Römern XV, 60*f. - 'I healerplflize athenischer
Priester XX, 328*. — Thebaninche* XIX. I95IT. — Theodosixs-
Bildsüulc in Contianticopel XVIII. 30. — '/7ieo</o*iu«stalue .Will,
34 ff. — Theophanien XV, 120*. XVI. 221. — Theorien des
Orest nach Delphi XVII, 49 IT. Tafel GXXXVII, ä. -- Theoxenien
XV, 120*. XIX, 247*. — Thera, Beste eines Ehrendenkmals XVII. |*.
Anm. 2. — Therme^ zu Pompeji XVII, 19 6. — Thesauren zu
Mykenae Will, 33*. — Thesauros der Spinaten zu Delphi XV,
Hilf. — Theseus, Sohn des Poseidon XV, 3b. — Theseus und
Hippolvt XV. 36. — Theseus und das krommyonische Sehwein
XV, 87 f. - 7'AescH.vkümpfe XVIII, 123. — Theseus und der ma-
rathonische Slier XVIII, 125. — Theseus und Minolaur XX, 302 6.
Tafel CLXVI. 2, 3. — Theseus und Perigune XIX, 193*. — The-
seus und Periphetes XVIII, 124. — Theseus und Sinis XVIII. 125.
— Thesliaden XX, 291. Tafel GLXIV s. — Thetis und l'elcus
XV, 94 ff. — Thicrbilder als Feldzeichen XVII, 82 f. Anm. 7. —
Thierseh' Antikensammlung XVIU, 79*f. — Thukydides, kahlköpfig
XVIII, 14. — Thya , erste Prieslerin des Dionysos XVI, 219. —
Thyadeu, altische und delphische XVI, 220. — Tiara der Perser
XV, 51. XX, 286. — Tilhenidien, Ammonfest XV, 20. — Titho-
7io.? in den Armen der Eos XV, 22. Tafel XCV11I, 2. — Timiios,
alolischcr Feldherr, inschriftlich XVII, 111* f. — Timoleon zu
Delphi XVIII, 58. — Timonidas, Künstlername XVIII, 113*. —
Tiresins und Kreon streitend XIX, 195. — Tlepolemos und Sar-
pedon .Will, 33*. — Todesgott oder Norciss XX, 305 f. — To-
pferstempel in Spanien XIX, 182*. — Topographisches von Athen
in einer Pariser Handschrift XX, 377*6. — Topographie, monu-
mentale XX. 262*6. — Tragiker, Slatuen im Dionysion XVIII, 12.
— Trauerpampa zum Heroun Achills XVII, 68*. — Trient, Mu-
seum XX. 37S*. — Trieteris XV, 121*. — Trigonon , Saitenin-
strument XVI, 185 f. TaTel CXV, 14. — Triptolemos Aussendung
XVIII, 27*. — Triptolemos auf der Dariusvase? XV, 110*. —
Triptolemos und Demeter XV, 70. — Triptycha XV, 119*. —
Tritüa und Ares XVI, 156. — Triton, Dämon des Sturms XVI,
156. — Triton und Ares XVI, 156. — Trifolien am delphischen
Tempelgiebel XVI, 1551. — Triumphalfasten XIX, 133*.— Trium-
virat, Municipalamt XV, 61. — Troitus, weiss gemalt als sehr ju-
gendlich XV, 90. Anm. 3. — Tropiion der Göttin Borna XVII. 81 IT.
Tafel CXXVIII CXXIX. — Tropiion der Homer XVII, 8 4. Anm. 9.
— Trunkene Alte nicht des Myron XX, 333 ff. — Tunicae tenua-
riae XVI, 260*. — Tunicatus popellus XIX, 205. — Tgehehild zu
Ithorae XV, 81. — Tychc mit Stierantlitz, auf Münzen XX, 319.
Anm. 17.
V ausgestoßen XIX, 167. — Uhr zu Gaza XVI, 159. Anm. 5.
— Civilas Vlgia, Ladenburg XIX, 211. — Vlyss und Pcoelope
bildlich XV, 6*. Anm. 38. — Vnctorium XVIII, 115*.
Valencia, Alierihümcr XIX, 182*. — Vasenbilder auf Skulp-
turen bezüglich XVIII, 75. — Vasenexport XIX, 204*. — Vasen-
fabrikation zu Alben XV, 105. — t'asen, Ankunft derselben XVIII,
105*. — Vasenkunde, von Birch bearbeitet XVI. 158*ff. — P«-
senmalerei, Zeitdauer XVI, 165*. — Vasenstyl, schwarze Figuren
XVIII, 20. — Vejeniisches zur Vasenchronologie XVI, 191. —
Veji XVI, 191. — dentis cluaria zu Rom XVII. 88*. — Venus
als Frühlingsgöttin XX, 301 f. — Venus Libitina XIX, 133. —
Venus Pompeiana XIX, 154. — Venus Pronuba XVII, 103. Anm.
17. — Venus Proserpina XIX, 132. — Veires' Kunstraubcreien
XV, 84. — Verschleierung bacchischer Frauen XVII, 101. Anm. 10.
— Venia, Melallslülzen XV, 71. — Vesla XIX, 143. — Vesta-
lililer .Will. 8l*r. — Vesta, deren Heerdfeuer XVII, 79. — Ve-
stalia XIX, 143. — Vesta, sitzende des Skopss XVII, 73 f. .Will,
7 f. — Via Latina, Grabmaier daselbst XVII, 51*ff. — Via La-
iinas XVII, 85*. — Viatores zu Ostia XVII, 27*. — Caelius
Vibenna, elruskische Inschrift XX, 308. - Vicomagislri XIX.
g37». _ Victoria flügellos XVI, 154. Tafel CXI1. — Victoria den
Mars bekianzend XU, 151. — Victoria auf INcujahrslampcn XVI,
137*. XIX, 140. — Victoria zum Neujahr glückwünschend XVI,
137*. — (Dens) Vitlnus XVI, 195. — Virga bei Aeon oder Mi-
llnas XIX. 139. — Vilrnv IV, 6. I, emendirt XX, 323". — Val-
cenlischt Wandgemälde XV, l,13*f.
Waffen, in Delphi aufbewahrt XVI. 199. — Waffen der
Perser XX, 2S6f. — Wagen, geweiht XVI, 152 f. — Wagen,
scythische, dreirädrig XV, 74*. — Wahfact auf einer röm. Münze
XVII, 37' f. — Wandgemälde angenagelt XIX, 145*. Anm. 21.
164*. — Wasser als weihend XVI, 220. — Wasservögel .Will.
87. — Weihgeschenk, delphisches, für den Sieg am Euryuiedon
XX, 233. — Weihgeschenk für den politischen Sieg XX, 24 äff. —
425<
426*
Wciliumi zu Delphi XVIII, 58. — Weihtcedel , nicht Thyrsos
XVI, 216. — Weinbau XIX, 153. — Weinbesclineiden XIX, 154.
— Weinernte XIX, 150. — Weinverkauf XIX, 151. Anm. 24. —
Wetlreilen XVIII, 85. — Wettspiele für Dionysos Ariadne und
Semcle XVII, 101 f. — Wiedergeburt durch Entzündung des Le-
henslichls VVi, 217. — Winckelmunn XX, 36»*. — Winde,
Tempel derselben XVI, 118. — Winzerhippe, Attribut der Pomona
XIX, 15i. - Wirbel, zoilo.-»;, hei Saiteninstrumenten XVI, 18S.
— Wollscheeren XIX, 147*. Anm. 38.
Xeuocles, Künstlername zu Cumae XVII, 3*. Anm. 5. — Xe-
nadike, Tochter des Syleus XIX, 159. — Xemtdike, Tochter des
Minos XIX, 159*. Anm. 8. — Xenophuntes, Vasenmaler XVIII, 40.
Znuherblume, mythisch XV, 10. — Zanherrildcnen XV, 1(18.
— Zeug-Agamemnon XVIII, 51. — Zeus-Agoraios XVI, 137*. —
Zeits-Akraios oder Aktaius auf dem Pelion? XVII, 89 0. XVIII, Uff.
— Zeus Aktaios, Proceasion desselben XVIII, 10. — Zeus Amnion
und Dionysos XVII, 34*f. — Zivis Aristaios XVIII, 15. — Zeus
Bastians XV, 81*. — Zeus von Dodona in Doppelhermen XVI, 191*.
— Zeus Enyalios und Zeus Areios XV, 104. — Zeus efeubekränzt
XV, 29. — Zeus und llestia XIX, 143. — Zeus Hikesios oder
Prostropaios XVI, 2 1 9. — Zeus Hypsislos, Cultdenkmäler XX, 326*.
— Zeus llypsuranios oder Samemrum in Phönicien XIX, 132*. —
Zeus Labrandeus, llulzhild XV, 72. — Zeus lorbeerbekränzt XV.
70. — Zeus Muiragetcs XVI, 2 45*. — Zeus Moiragetes im delphi-
schen Tempel XVI, 139. — Zeus und Musen von Lysippos XV, 81.
— Zeus, olympischer lirabeut XVI, 180. — Zeus Osoga XV, 102 f.
— Zeus des l'hiilias auf eleischen Münzen XX, 339 f. — Zeus
Serapis XIX, 134. - Zeus Stratios zu Athen XVII. 147* f. —
Zeusaippos zu Constantinopel XVII, 89. XVIII, II. — Zieaelstem-
pel XX, 288*. 377*. — Zolltarif aus Nord-Afrika XVI, 257*11. —
Zweisnch des Pluto XVII, 116*.
GETT* CENT!
3 3125 00098 2757