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Full text of "Archäologische Zeitung"

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AECHÄOLOGISCHE  ZEITUNG. 


UNTER  MITWIRKUNG 


E.  CURTIUS  UND  C.  FRIEDERICHS 


HERAUSGEGEBEN 


E.     H  Ü  B  N  E  R. 


NEUE  FOLGE 

VIERTER     BAND 

VIERTES  HEFT. 

DER   GANZEN   FOLGE 

NEÜNUNDZWANZIGSTER   JAHRGANG. 


BERLIN, 

DRUCK   UND    VERLAG   VON   GEORG    REIMER 
1872. 


INHALT. 

Seite 

F.  Adler,  Stirnziegel  aus  Caere  (hierzu  Taf.  41) 1 

K.  BöTTicnF.R,  zwei  Hermenbildnisse  der  Sappho  (hierzu  die  photographische  Taf.  50) 83 

A.  CoNZE,  athenisches  Sepulcralrelief  (hierzu  Taf.  49) 81 

C.  CuRTius,  der  attische  Friedhof  vor  dem  Dipylon  (hierzu  Taf.  42.  4.3.  44)       12 

E.  CuKTius,  zur  Topographie  von  Attica ; 3 

J.  Friedlaender,  Philoktet  und  Aeacus,  auf  zwei  Münzen  des  K.  Münzkabinets  zu  Berlin         ...  79 

H.  Heydemann,  Cadmos 35 

Vasensammlung  des   Museums   zu   Palermo   (hierzu  Taf.  45.  46.  47.  48   und   ein 

Holzschnitt  S.  61)       •     .     , , 53 

Relieffragmente  (liierzu  Taf  54) 116 

das  Morraspiel  (hierzu  Taf.  56) 151 

Jason  bei  Aietes,  Vasenbild  aus  Ruvo 154 

Darstellungen  aus  dem  Mythos  der  Phädra  und  des  Hippolytos 157 

G.  HiRscHFELL),  dic  Ausgrabungen  in  der  Certosa  bei  Bologna 7 

E.  HCbner,  die  Madrider  Sapphoherme      .     , , 86 

H.  Jordan,  über  römische  Aushängeschilder  (hierzu  ein  Holzschnitt) .  65 

Anhang:  tres  Fortnnae 77 

A.  Klügmann,  eine  Darstellung  des  Skaperdaspiels  (hierzu  eine  Lithographie) 40 

Fr.  Matz,  Goldschale  von  Pietraossa  (hierzu  Taf.  52) 135 

Ad.  Michaelis,  zu  den  Parthenonsculpturen       110 

griechische  Grabreliefs  (hierzu  Taf.  53.  5oa)        138 

R.  Schöne,  Reliefgruppe  in  Jlarsala  (hierzu  Taf.  51) 133 

H.  Wittich,  das  Stadion  an  den  griechischen  Rennbahnen 37 

von  den  Maafsen  des  Parthenon,  des  vorpersischen  und  des  Perikleischen 105 

MISCELLEN. 

J.  Becker,  römische  Inschriften  aus  Deutschland 171 

R.  Bergau,  Antikenfund  in  Nürnberg 166 

K.  BöTTicHEK,  Berichtigung 46 

A.  CoNZE,  zu  Tafel  47 > 163 

E.  CuRTius,  Neuestes  aus  Athen 50 

R.  Förster,  archäologische  Miscellen  (hierzu  Taf.  55) 123 

P.  W.  Forchhammer,  Eirene  mit  dem  Plutos  und  Athene  Lemnia 131 

J.  Friedlaender,  antike  Bernsteinschnitzwerke       49 

über   das  von  Hrn.  Professor   Wieseler  gefundene    „bisher  nicht  richtig  erkannte 

Attribut  des  Vulcanus'"       162 


IV  I  X  H  A  L  T. 

Seite 

K.  Herzog,  neue  Inschrift  aus  Afrika lO'l 

il.  IIeydemann,  apulisebe  Vasenbilder •     .     .     .  101 

Museo  Espaiiol  de  anliguedades 1*37 

Zusatz  zu  dieser  Zeitung  1871  S.  11 168 

Kurze  Beschreibung  der  Vasensammlung  König  Ludwig  I 169 

G.  Hirschfeld,  Reisenotizen 50 

E.  IliiiNER,  zur  Aphrodite  mit  der  Stephane 51 

die  Fälschung  der  Xeuniger  Inschriften  von  Ernst  ausm  Weertu  (Bonn  1870,  8.)     •     •     ■  9fi 

R.  Kekui.e,  über  eine  angebliche  Darstellung  der  Tyche  mit  Plutos 51 

Ad.  Micuaelis,  Priamos  bei  Achilleus       100 

A.  S.  Murray,  etruskische  Spiegel 102 

P.  Pervanoglv,  zur  Topographie  Athens 164 

L.  Schwabe,  Aphrodite  mit  der  Saudale  drohend 97 

H.  Schi.iemans,  Inschriften  aus  Neu-Ilion 169 

Ch.  Fr.  von  Stalin,  neue  Inschriften  aus  Würtemberg 131 

E.  aus'm  Weertu,  Ausgrabungen  iu  Nennig  und  Cöllig 103 

G.  WiLMANNs.  Bonner  luschriftsteine 166 

BERICHTE. 

Sitzungsberichte  der  archäologischen  Gesellschaft  zu  Berlin        42.  89.  172 

Festsitzung  des  archäologischen  Instituts  in  Rom 87 

Chronik  der  Winckelmannsfeste  (1871) 175 

Litteraturbericut  (von  E.  Merzbacher) 180 

Verzeichniss  der  Mitarbeiter " 186 

ABBILDUNGEN. 

Taf.  ,41^  Stirnziegel  aus  Caere. 

Taf.  ^4^  Der  attische  Friedhof  vor  dem  Dipylon. 

Taf.  >Jf.  44.     Grabreliefs  aus  Athen. 

Taf.  4^.  Nike,  Boreade  in  Liebesverfolgung, 

Taf.  ^.  Theseus,  Tod  des  Aias, 

Taf.  47.  Chiusinisches  Vasenbild, 

Taf.  4g.  Tod  des  Troilos, 

Taf.  49.  Athenisches  Sepuleralreliel. 

Taf.  ßO.  Zwei  Hermenbildnisse  der  Sappho  (Photographie). 

Taf.  .ol.  Reliefgruppo  in  Marsala. 

Taf.  52.  Goldene  Schale  von  Petrossa. 

Taf.  Jiß-  äi5(t.     Griechische  Grabrelicfs. 

Tai.  fi4.  Relicfbruchstiicke  aus  Neapel  und  Rom. 

Taf.  pfi.  Satyr  und  Nymphe,    Genrescenc,  auf  einem  Skyphos  des  Museums  zu  Palermo. 

Taf.  ^.  Morraspiel. 


Vasen  des  Museums  zu  Palermo. 


STIRNZIEGEL  AUS  CAERE. 


Hierzu  die  Abbildung  Taf.  41. 


Unsere  Kenntniss  der  Bmikunst  des  elassischen 
Alterthmns  Lat  durch  den  im  Jahre  1869  stattgehab- 
ten Fund  architectonischer  TerracottenbruchstUcke 
zu  Caere  eine  werthvolle  Bereicherung  erfahren.  War 
schon  das  eigeuthüuiliche  Vorkommen  von  Frag- 
menten aus  verschiedenen  Bauepocheu  an  derselben 
Stelle  für  den  Forscher  beachtenswerth,  so  steigerte 
sich  das  Interesse  durch  die  Fülle,  Mannigfaltigkeit, 
Technik  und  "trotz  der  Zerstörung  gute  Erhaltung 
der  zahlreichen  Stücke.  Leider  ist  der  ganze,  wie 
es  scheint,  sehr  umfangreiche  Fund  noch  nicht  völ- 
lig gehoben,  so  dass  eine  eingehende  Untersuchung 
über  die  Gröl'se,  bauliche  Gliederung  und  tectoni- 
sche  Aus.stattung  der  untergegangeneu  Baudenkmäler 
der  alten  Tuskerstadt  augenblicklich  ebenso  unmög- 
lich ist,  als  eine  sichere  Beantwortung  der  nahe  lie- 
genden Frage,  wie  weit  sich  die  merkwürdigen  Bau- 
stücke als  Material  zur  genaueren  Erkenntuiss  der 
(lisposilio  hiscanica  verwerthen  lassen.  Hierzu  wäre 
die  Anfertigung  eines  vollständigen  Verzeichnisses 
aller  Fundstücke  mit  Angabe  der  Maafse,  Stückzah- 
len, Abbruchsspuren,  Nagellöcher  etc.  unbedingt  er- 
forderlich. Es  mag  diese  nicht  leichte,  aber  loh- 
nende Arbeit  der  umsichtigen  Fürsorge  Helbig's, 
dem  wir  einen  werthvoUen  Vorbericht  in  den  Grenz- 
boten (1870  S.  149  ft'.)  verdanken,  freundlichst  em- 
pfohlen sein. 

Vorläufig  sei  es  gestattet,  von  den  in  das  Ber- 
liner Museum  gesandten  24(5  Stücken  (vergl.  das 
Verzeichniss  in  der  Archäol.  Ztg.  1870  S.  12.5)  ein 
durch  Form  wie  Farbe  besonders  charakteristisches 
Baustück,  einen  ytirnziegel  in  nahezu  halber  Natur- 
gröfse  und  in  einer  durch  Ersparnissrücksicliten  be- 
dingten angenäherten  Farbencharakteristik  den  Le- 
sern der  Archäologischen  Zeitung  vorzuführen. 

Ein  weiblicher  Kopf,  etwas  unter  Lebensgröfse, 
von  ernstem,  fast  starrem  Ausdrucke,   steht  einge- 

Arcli.  Zig.,   .lalir'inii!,'  XXIX. 


bettet  in  einer  breiten,  muschelförmig  vertieften  Um- 
rahmung, deren  innerer  Rand  mit  dem  symmetrisch 
eingetheilten  Schema  von  Palmetten  und  Lotos- 
kelchen  in  kräftiger  Reliefbildung  geschmückt  ist. 
Das  Haupt  ist  mit  dem  Polos  bedeckt;  der  Vorder- 
seite seheint  eine  Reihe  flach  gearbeiteter  Rosetten 
ein  bedeutungsvolles  Sjmbol  zu  leihen.  Das  wel- 
lenförmig gescheitelte  und  in  freien  Locken  zu  den 
Wangen  herabfliefsende  Haar  hat  einen  besonderen 
Schmuck  durch  flügelartige  mit  Kugeln  belegte  Gar- 
nituren erhalten,  deren  goldgelbe  Färbung  offenbar 
auf  die  Charakteristik  ächten  Goldschmuckes  hindeu- 
tet. Ein  zum  Hinterhaupte  hinaufsteigendes  schleier- 
artiges rothes  Gewand  verhüllt  den  grölsten  Theil 
des  Halses.  Ein  mäandervevzierter  Plinthus  giebt 
endlich  nach  unten  hin  den  architectonischen  Ab- 
schluss. 

Zu  der  energischen  Behandlung  des  Hochreliefs 
gesellt  sich  eine  ebenso  kräftige  Bemalung  mit  tie- 
fen, aber  scharf  gebrochenen  Tönen.  Schwarzblau, 
hellrotli,  braunschwarz,  graugrün  und  röthliches 
Goldgelb  in  Verbindung  mit  gelblichem  Weifs  und 
heller  Fleischfarbe  bilden  eine  so  umfangreiche 
Scala  von  Farbentönen,  wie  sie  selbst  unter  den 
ganz  bemalten  Terracotten  nur  selten  vorkommt  und 
bei  architectonischen  Fragmenten  dieser  Technik 
meines  Wissens  bisher  nicht  beobachtet  worden  ist. 
Der  hinter  der  Plinthe  noch  auf  eine  Länge  von 
1  Fufs  vorhandene,  an  der  Abbruclisstelle  mit  einem 
Nagelloche  versehene  Halbcylinder  beweist  evident, 
dass  das  Baustück  als  Deckziegel  fungirte,  und  zwar 
ein  mit  Maske  geschmückter  Stirnziegel  war.  Der 
hohe  und  starke  Thonhenkel,  der  vom  Rücken  des 
Halbcylinders  bis  zur  Spitze  des  muschelförmigen 
L'andes  aufsteigt,  ist  nur  ein  technisches  Ilülfsmit- 
tel ,  um  das  so  leicht  eintretende  Schwinden  und 
Verziehen  des  vorderen  Muschelstückes  beim  Luft- 

1 


trocknen  iiud  Brennen  zu  beliiuderu  ').  Das  im 
.Scheitel  vorhandene  Loch,  welches  nach  Helbig"s 
Angabe  bei  einigen  Exemplaren  mit  einem  Bronze- 
stift gefüllt  gefunden  ist,  kann  zur  Befestigung  von 
Kerzen  oder  Talgbecken  —  also  für  Zwecke  nächt- 
licher Beleuchtung  —  gedient  haben. 

Das  Material  des  Tliones  ist  nicht  von  besonde- 
rer Güte.  Der  Brand  ist  deshalb  mit  grofscr  Vorsicht 
bewirkt;  gleichwold  fehlt  es  nicht  an  zahlreichen 
Brandrissen.  Die  auffallende  Gröfse  des  in  mehrere 
Stücke  zerbrochenen,  aber  gut  wiederhergestellten 
Baustückes  legt  den  Gedanken  nahe,  dass  es  nicht 
als  Hegemon  der  schräg  herabsteigenden  Deckzie- 
gel gedient,  sondern  den  vorderen  oder  hinteren  Ab- 
schluss  der  horizontalen  Deckfirstziegel  als  Mittel- 
akroterion  eines  Giebels  gebildet  hat,  wobei  aller- 
dings eine  dagegen  sprechende  Beobachtung  —  näm- 
lich dass  der  Plinthus  unten  keinen  stumpfwinkligen 
Einschnitt  besitzt  —  nicht  übergangen  werden  mag. 
Indessen  können  die  zur  Ausgleichung  nothwendigen 
dreieckigen  Futterstücke  an  dem  Simenborde  gleich 
angearbeitet  gewesen  sein,  so  dass  für  das  Mittel- 
akroterion  doch  nur  ein  horizontales  Auflager  er- 
forderlich wurde,  wie  es  unser  Baustück  zeigt. 

Da  vier  Stück  gleicher  Gröfse  —  wenn  auch 
mit  kleiner  Verschiedenheit  in  der  Behandlung  — 
nämlich  theihveiser  Durchbrechung  des  Itandes  — , 
in  das  hiesige  königliche  Museum  gelangt  sind,  so 
könnte  es  wol  statthaft  sein,  in  diesen  Exemplaren 
die  zwei  Mittelakroterienpaare  zweier  Heiligthümer 
gleichen  Maafsstabes  und  eng  verwandter  arehitecto- 
nischcr  Ausstattung  anzunehmen.  Zwei  trefflich  mo- 
dellirtc  und  bemalte  Silcnsköpfe  —  wahre  l'racht- 
stlk'ke  der  bemalten  Terracotta-Architectur  —  wür- 
den dem  lleiligthume  des  fröhlichen  Weingottes 
entsprechen,  und  für  die  beiden  weiblichen  ilasken, 
ilcren  strenge  Haltung  die  den  Silensköpfcn  nicht 
viel  nachstehende  freie  und  siciiere  Stilbehandlung 
leicht  übersehen  lässt,  würde  mit  Kücksiclit  auf  die 

')  Irrlhümliclicr  Weise  liat  i':mufka  in  seinen  Terr.ieollin  S.  28 
II.  3.  0.  iterarlige  Slirnzieüel  mit  Tliunlienkeln  als  tragbare  Vulivslirn- 
ziegfl  aufgefasst.  Ah^eselien  von  den  l'linlhen,  welche  die  meisten 
F.xemplare  besitzen,  dürfte  das  Gericht  in  vielen  Fällen  ein  Tragen 
nicht  geslaticn.  In  dem  vorliegenden  Falle  l/etragt  das  <jeHiclit  rot. 
,'i.5  ITunH. 


Rosenverzierung  und  die  Starrheit  des  Ausdrucks  an 
ein  chthonisches  Heiligthum  (Koratempel)  zu  denken 
sein.  Für  diese  letztere  Annahme  können  mehre 
ausgezeichnete  Stücke  von  thöncrnen  Antepagmen- 
ten,  nut  Grabesrosen  bemalt,  ähnlich  der  tectoni- 
schen  Charakteristik  der  grofsen  Thürumrahinung 
in  der  Nordprostasis  des  Erechtheions,  als  weitere 
Stütze  dienen. 

Indem  ich  eine  weitere  Behandlung  des  interes- 
santen Themas  bis  zur  Veröifentlichung  des  ganzen 
Fundes  in  den  Momim.  dell'  Inst,  mir  vorbehalte, 
bemerke  ich  noch,  dass  maskengeschmückte  imd 
bemalte  Stiriiziegel,  wie  der  hier  edirte,  wesentlich 
in  Mittelitalien,  von  Apulien  bis  Nordetrurien,  vor- 
gekommen sind.  Von  den  flüchtigen  Leistungen 
spätgriechischer  und  römischer  Kunst  abgesehen,  be- 
findet sich  in  den  Sammlungen  zu  Athen  nur  das 
von  Gerhard,  Ross,  Laborde  u.  A.  publicierte  Exem- 
plar des  alterthümlichen  Gorgonenhauptes  als  Stirn- 
ziegel angewendet.  Ebenso  wenig  habe  ich  ähnliche 
Bildungen  in  den  öffentlichen  und  Privatsamnduu- 
gcn  von  Palermo,  Catania,  Syrakus  etc.  vorgefun- 
den. Auch  der  Duo  de  Luynes  theilt  keine  aus 
Metapont  und  Locri  mit.  Dagegen  besitzt  das  .Mu- 
seum zu  Neapel  zwei  sehr  interessante  aus  Pietra- 
bondante  und  zwei  aus  Cuniae.  Ihnen  schliefsen 
sich  die  beiden  alterthündichcn,  oft  abgebildeten 
Stirnziegel  des  hiesigen  Museums  an,  welche  aus 
Bellori's  Samndung  herrüliren  und  wahrscheinlich 
aus  Latium  oder  Campanien  stammen.  Andere,  bei 
Panotka  abgel)ildet,  sind  aus  Koller's  Besitze  in  das 
hiesige  Museum  gelangt  und  lassen  eine  Provenienz 
von  Apulien  oder  Campanien  vermuthen.  Eine  sehr 
bedeutende  Ausbeute  haben  endlich  Campana's  Gra- 
bungen in  Etrurien  diesem  Gebiete  der  classisclien 
Baukunst  zugeführt.  Was  ich  davon  in  Paris  und 
Rom  für  meine  Zwecke  sammeln  konnte,  zeigt  die 
genaueste  IJebereinstimmung  mit  den  neuesten  Cae- 
retauer  Erwcrbungon,  aber  grolse  Vcrscliiedenhci- 
teil  in  technischer  wie  .stilistischer  Beziehung  mit 
den  Resten,  welche  ans  Grolsgricchcnland,  noch  mehr 
mit  denen,  welche  aus  Athen  stammen. 

Berlin,  .\piil   1S71.  F.  Ai>i.ek. 


ZUR  TOPOGRAPHIE  VON  ATTICA. 


Auf  keinem  Gebiete  der  clnssiscben  Alter- 
tiiuiiiskundc  entsprecbcn  die  Fortscliritte  der  Wis- 
senschaft unsern  Wünschen  in  geringerem  Grade 
als  in  der  Topograjibie  der  attischen  Demen.  Das. 
hängt  damit  zusammen,  dass  aulserhalb  Athen  und 
Peiraieus  hi  Attica  wenig  gebaut  und  deshalb  auch 
an  Denkmälern  wenig  gefunden  wird;  das  karge 
Material ,  auf  welches  sich  die  Topographie  der 
Demen  angewiesen  siebt,  ist  also  seit  längerer  Zeit 
kaum  vermehrt  worden.  Um  so  erwünschter  kommt 
uns  die  von  Herrn  Eustratiades  abgeschriebene  In- 
schrift {l4ox.  ^E(p  1870  n.  415),  welche  Mommsen 
(Hermes  V  S.  129  f.)  als  Urkunde  einer  Rentenstif- 
tung erkannt  hat.  Vgl.  Sauppe  in  den  Gott.  Gel. 
Anz.  1870  S.  1919.  Es  ist  die  erste  Urkunde,  welche 
uns  eine  ansehnliche  Reihe  von  Ortsbestimmungen 
im  attischen  Lande  darbietet,  wie  wir  dergleichen 
schon  früher  aus  Akrai  hatten  (C.  I.  Gr.  HI  ]).  .ö81) 
und  aus  Thasos  in  den  Epidemieen  des  Hippokra- 
tes.     Vgl.  Meineke  im  Monatsbericht  1852  S.  569. 

Nachdem  also  das,  was  für  Münz-  und  Rech- 
nungswesen der  Provinz  Achaia  aus  der  Inschrift 
zu  lernen  ist,  von  Mommsen  a.  a.  0.  behandelt  wor- 
den ist,  versuche  ich  die  topographische  Ausbeute 
darzulegen  und  glaube  dabei  am  besten  so  zu  ver- 
fahren, dass  ich  die  vorkommenden  Ortsbestimmun- 
gen nach  ihren  Gattungen  ordne,  um  auf  diese 
Weise  von  den  verschiedenen  Methoden,  deren  man 
sich  in  Attica  bediente,  um  die  Lage  von  Grund- 
stücken zu  bezeichnen,  eine  Uebersicht  zu  geben. 
Dabei  ist  aber  nicht  aufser  Acht  zu  lassen,  dass 
wir  es  mit  einer  späten  (d.  h.  wenigstens  nach-Flavi- 
schen)  und  nur  zum  kleineren  Theile  lesbaren  Ur- 
kunde zu  tliun  haben,  welche  sich  in  ihrer  ganzen 
Abfassungsart  durch  vielerlei  Nachlässigkeiten  von 
den  ents|)rechenden  Urkunden  römischen  Ursprungs 
sehr  zu  ihrem  Nachtheile  unterscheidet.  Die  Re- 
daktion ist  sehr  ungleich.  Bald  werden  Grund- 
besitzer und  Grundstücke  in  umständlicher  Form 
angegeben,  bald  ganz  kurz  und  ungenau.  Die 
Flüchtigkeit  der  Schreibung  zeigt  sich  in  der  Masse 


willkürlicher  Abkürzungen;  ywolnv  ist  nur  einmal 
ausgeschrieben;  sonst  immer  -/mq.  Als  Abkürzung 
müssen  wir  auch  die  barbarische  Genetivform  'lojviöö 
(auch  'lovidiö),  ^l^adidiö  ansehen,  wo  vielleicht 
auf  dem  Steine  ein  Strich  erkennbar  ist,  welcher 
den  Schlussbuchstaben  ersetzen  soll  ').  Die  Schrei- 
bung bat  den  Charakter  einer  Cursivschrift  und 
erinnert  an  Rhangabe  n.  S82,  Inscr.  Att.  XH  p.  2L 
Die  Bedeutung  der  verschiedenen  Namen  ist  bei  dem 
Mangel  an  Genauigkeit  häutig  unsicher,  namentlich 
an  den  beiden  Stelleu,  wo  ausnahmsweise  den  ein- 
zelnen Grundstücken  nicht  die  entsprechenden  Geld- 
sunnnen  folgen,  wie  in  der  Anhäufung  von  Orts- 
namen bei  den  Grundstücken  der  Julia  Antiocha 
A  ni,  40  und  des  Ventidius  B  II,  49.  Es  begreift 
sieh,  dass  unter  diesen  Umständen  die  Verwerthung 
der  Urkunde  für  attische  Ortskenntniss  nicht  wenig 
erschwert  wird. 

I. 

Die  gewöhnlichste  Bezeichnung  liegender  Gründe 
war  die  nach  benachbarten  Heiligthümern  ').  Sie 
kommt  auch  hier  vor.  Die  Bezeichnung  ist  aber 
nicht  so  genau,  wie  z.  B.  in  Akrui  (t'/ifo  rnü  Kn- 
QEinv ,  vno  xo  ]A(fQndiaLnv ,  nntl  %(.[>  l4ozefiiitc)), 
sondern  die  Namen  der  Heiligthünier  werden  nur 
im  Genetiv  beigesetzt:  xf"?'"''  nrjTQOinv  iv  'üoojtkJ) 
A  III,  28,  'AanlrjnioT'  ]A2Qaö[()vving  oder  ovvxi] 
B,II,  .38,  KexooTctstou  iv  Qgiaoi(i)  B  II,  89,  i^iicpia- 
Qccov  A  I,  1.3.  Wir  werden  den  Genetiv  nicht  anders 
erklären  können,  als  so,  dass  die  Grundstücke  den 
genannten  Heiligthümern  früher  angehört  und  da- 
von den  Namen  bebalten  haben,  auch  nachdem  sie 
in  den  Besitz  dessen  übergegangen  sind,  welcher 
jetzt  über  dieselben  disponirt.  Wir  lernen  ferner 
aus  diesen  Anführungen,  dass  Oropos  damals  unter 
diesem  Namen  attischer  Gau  war  und  dass  l^y.na- 
dotig  nicht,  wie  man  bis  jetzt  angenommen  hat.  eine 

')    Inittisclien    habe  ich  durch   Hrn.    Dr.   Kühler  erf.ihren,    d.nss 
keine  Spur  eines  Alkürzungszeichens  auf  dem  Steine  zu   linden  ist. 
')    Vgl.   Gesch.   des  Wegebaus  29.i   (S.  87). 

1* 


der  Komödie  aiigehörige  Namensform,  sondern  eine 
volkstliümliclic  und  im  Lande  übliche  gewesen  ist. 
Wie  Teuipelgut  in  Privathäude  übergeben  und  da- 
für unter  Umständen  eine  Genehmigung  Seitens  der 
Götter  herbeigeschafi't  werden  konnte,  sehen  wir  an 
einem  gerade  das  Ani])biaraion  betreffenden  Beispiel 
in  der  Rede  des  Hypereides  für  Euxenippos.  Vgl. 
l'reller  über  Oropos  iu  Ber.  der  K.  S.  Ges.  d.  Wiss. 
1854  S.  207.  Sauppe  in  Gott.  Gel.  Auz.  1870  S.  253. 
Nach  Analogie  der  Götter  und  Heroen  geben 
auch  menschliche  Besitzer,  P'.inzelne  wie  Genossen- 
schaften, ihren  Xamen  dem  Grundstücke,  auch  nach- 
dem es  in  andere  Bünde  übergegangen  ist  (einmal 
wird  der  Kaufvertrag  besonders  angeführt  mit  na- 
mentlicher Bezeichnung  der  früheren  Eigenthümer 
[ri)öoax£  nagd  TÜv  0).ciniHnv  Eixpavovg  xI>]qov6- 
/.Hüv  B  II,  55]).  Hierher  gehören:  riagct^eaTov  •/ojolmv 
B  I,  10,  l4£Tov  TtQog  Tt;7  KoQvioda).iiJ  A  II,  18,  'Eqfia- 
(fooöeizov  A  III,  33-  llvgyov  xai  Kiü/u(i)döJv  A  II,  .30. 
Die  -KCDfKiJÖol  hatten  also  wie  die  zgayMÖol  in  Athen 
ihre  eigenen  Grundstücke  (Hesyebios  unter  Mslntov 
oixoq).  Auch  die  Fcstgenosseu  der  hesiodeischen 
Musen  kommen  bekanntlich  als  Grundbesitzer  vor; 
Khangabe  892.     Vgl.   Lüders  CoUegia  Ärtif.   Seen. 

p.  IG. 

H. 

Die  zweite  Gattung  von  Lokalljczeicluuingen 
bezieht  sich  auf  die  verschiedenen  Arten  des  Bo- 
dens und  seines  Anbaus.     Dahin  gehört: 

1.  Das  baumlose  Terrain:  xpEilov,  d.  h.  iptXdg 
Tonng,  \piXfj  yfj,  worauf  eine  nähere  Ortsbestimmung 
folgt,  wie  l^iKftttQcxov  A  I,  13  (ein  Name,  welcher 
immer  ohne  weiteren  Zusatz  die. früher  zum  Am- 
phiaraion  gehörigen  Grundstücke  zu  bczciclinen 
pflegt),  nora^inl  B  II,  48. 

2.  Nackter  Felsbodcn :  ntTga  IlaiavinT  zwei- 
mal A,  III,  3  4. 

3.  Gartenland,  entweder  gartenartig  bestelltes 
Ackerland  äyg6xT]nog  (in  l'rospalta  B  I,  28),  oder 
ein  wirkliches  Gartengrundstück,  wie  der  keionische 
Garten  am  Thore  nach  Acharuai  {xr^nng  ngng  ifj 
^4xagrixfj  nvXrj  nQoaayoQSvöfiivog  Keinving)  A  II,  31, 
ein  Garten  nqog  zoj  'l\liaaiji\  AI,  Is  und  ein  drit- 
ter [riQog]  t[(^]  T47/<[«Tt  B  I,  12  (vielleicht  identisch 


mit  dem  l4&tpäg  Ti?.fia,  das  bei  Rangabe  II  879  in 
Verbindung  mit  einem  Bade  und  einer  nach  Dio- 
chares  benannten  Lokalität  vorlvommt). 

4.  Waldland.  Für  die  Geschichte  des  attischen 
Bodens  ist  es  nicht  ohne  Interesse,  dass  noch  Wald- 
bestände in  den  Ebenen  von  Attica  angeführt  wer- 
<len,  und  zwar  in  der  Nähe  des  Meeres,  wie  z.  B. 
in  Lamptrai  am  Südfufse  des  Hymettos  (vi?]  yfafi- 
TiTgäoi  V>  II,  44,  wo  ebensowenig  wie  bei  Paiania, 
Ankyle,  Agryle  Ober-  und  Untergau  unterschieden 
werden).  Auch  den  Ausdruck  ßrjoa(üvi4(i<fixgnniiat. 
A  III  42,  werden  wir  vielleicht  hieher  ziehen  und 
von  den  Waldschluchten  in  Laurion  verstehen  können. 

5.  Obst-  und  Weinland,  äfinelovgyä,  werden 
verbunden  mit  avxä^ieivov  A  II,  20  in  Athmonon 
namhaft  gemacht,  also  in  der  Gegend  des  heutigen 
Marusi,  welche  noch  immer  besonders  wein-  und 
baumreich  ist.  Ueber  Maulbeerpflanzungen  Hehn 
Culturpflanzen  S.  278.  Ich  glaube,  wir  können  noch 
über  eine  andere  Art  von  Obstproduction  in  Attica 
aus  unserer  Inschrift  Auskunft  gewinnen;  denn  den 
Ortsnamen  Ileuaixiov,  den  Eustratiades  als  Personen- 
namen ansieht,  dürfen  wir  doch  wohl  auf  negatxov 
zurückführen.  Tltgaixa  aber  (sc.  xdgva)  sind  bei 
Theophrast  (Athen.  83)  und  in  dem  att.  VolksbescliL 
über  Mals  und  Gewicht  (Böckh  Staatsli.  II  S.  359) 
Wallnüsse;  die  Frucht  hieis  ihrer  Herkunft  nach  die 
pontische  Nuss  und  ebenso  die  Kiinigsnuss.  Man 
betrachtete /JaafAfx«  und  neoatxd  als  identisch  (Hehn 
S.  285);  in  dieser  Inschrift  werden  sie  unterschie- 
den, wenn  wir  nändich  den  Namen  ßaailixä  in 
dieser  Weise  deuten.  A  III,  ](;  u.  38  haben  wir  eine 
Wallnusspflanzung  ntgaixwv  (yojginv  nsgaixwvog 
Wliu^oi  —  (bkorjoi  ngog  tuj  Titgaixwvi)  und  zwei- 
mal ßaailixä:  ß\aai?.ixiü[v  '^y^agvr^ai  B  II.  45. 
ßaai).i[xwv]  kv  M[t\anyEi(it  B  II,  47. 

III. 

Eine  dritte  Gattung  von  Ortsbezeichnungeu  ist 
diejenige,  wo  die  Namen  von  Flüssen,  Bergen  und 
Distrikten  zur  Bestimmung  der  Lokalitäten  dienen. 
Dahin  gehört  ngog  toi  'Yiir/TT(^  A  II,  22,  ngng  T(j~ 
Ii.)}cfeiai[)  nozauoi  \  111.  11;  1!  11.  11  ngog  toj  'l[lia- 
Giül  A  I,  18.    Die  Di.strikte  sind  entweder  (Uiue  von 


Attica,  in  denen  das  Grundstück  ohne  nähere  Be- 
stimmung angeführt  wird  (•/cog/nv  l4yxv).rjOi  A  II,  21, 
ywQiov  'A&fxovol  II,  32  u.  s.  \v.),  oder  es  sind  Distrikte 
anderer  Art,  kleinere  Oertlichkeiten,  wie  ev  l4xadt]- 
/.isla  uQog  ifi  A—  (vielleicht  Xecocpögo))  B  I,  31. 
XioQiov  2ux[s\littg  n(/dg  tu  .  .  to.  w.  A  III,  9.  Hier 
finden  wir  also  noch  zur  Kaiserzeit  den  uralten 
Hügelnamcu  in  Geltung,  über  dessen  Bedeutung  ich 
im  Rheinischen  Museum  1851  eine  Vermuthung  aus- 
gesprochen habe,  welche  sich  auf  die  Bezeichnung 
des  Hügels  als  eines  TQiax£h]g  Xrnpog  gründet  (Gr. 
Gesch.  II  ^  S.  755).  Alle  diese  Ortsbestimmungen 
würden  ungleich  lehrreicher  sein,  wenn  die  Text- 
worte in  gröfserem  Zusammenhange  lesbar  wären. 
Am  merkwürdigsten  ist  aber  ohne  Zweifel  die  wie- 
derholte Erwähnung  der  Blesogaia,  über  welche, 
seit  ich  das  Ehrendekret  der  Mesogeier  in  den 
inscr.  att.  XII  herausgegeben  habe,  so  viel  verhan- 
delt worden  ist,  ohne  dass  die  topographische  Frage 
zu  gröfserer  Klarheit  gebracht  worden  wäre.  Vgl. 
Sauppe  in  seiner  Recension  meiner  Schrift  (N.  Jen. 
Litt.  Ztg.  1845  No.  60.  61)  und  Hanse  Ath.  Ötamm- 
verf.  S.  71.  Die  attische  Mesogaia  ist  seitdem  noch 
in  einem  Fragmente  der  Ephem.  Arch.  3234  zum  Vor- 
schein gekommen,  welches  einem  auf  dortigen  Cul- 
tus  bezüglichen  Kaiserrescripte  anzugehören  scheint 
TJrjg  kiTOVQytag  (fvlä^ai  iv  rnig  negl  Meaoye  — 
ßnvloj.iai  dodqvai.  Unsere  Urkunde  giebt  aber 
zuerst  nähere  Aufschlüsse  über  das  topographische 
Räthsel.  Denn  zunächst  ist  Jetzt  deutlich,  dass 
zweifellos  eine  engere  iMesogaia  von  der  bei  Pollux 
VIII,  109  angeführten  zu  unterscheiden  ist,  was  mir 
damals  von  meinem  Recensenten  u.  A.  bestritten 
wurde.  Die  weitere,  als  Viertheil  von  Attica,  bleibt 
ein  unklarer  Begriff,  welcher  auch  nie  eine  geschicht- 
liche Bedeutung  gehabt  zu  haben  scheint,  während 
Mesogeion  hier  deutlich  als  ein  bestimmt  begränzter 
und  nicht  allzugrofser  attischer  Landbezirk  erscheint, 
indem  gewisse  Grundstücke  Iv  Meanyn'q)  angeführt 
werden,  wie  sonst  sv  'Axadrif.ua  u.  dgl.  Das  Wich- 
tigste aber  ist:  riaXh'ivrjat  ev  Meanysi'o)  A  II,  30. 
Denn  hieraus  folgt  mit  Sicherheit,  dass  Mesogeion 
einen  Abschnitt  des  Landes  bildete,  welcher  Theile 
verschiedener  Gaue   urafasste,    und    zweitens  dass 


derselbe  dort  gelegen  war,  wo  Brilessos  und  Hy- 
mettos  n)it  ihren  Vorhnhen  einander  nahe  treten, 
weil  ein  Theil  von  Pallene  dazu  gehörte.  Nun  be- 
stätigt sich  auch  vollkommen,  was  von  der  Nach- 
barschaft eines  Herakleion  und  des  Eurystheusgra- 
bes  bei  Lukian  deor.  cont.  7  zu  lesen  ist.  Es  ist 
derselbe  Platz,  wo  'H^axlsl  xal  ti[i  O^eIoj  geojjfert 
wurde  (C.  I.  523)  in  dem  Pallene  benachbarten  Gar- 
gettos. So  ist  also  für  die  Statistik  des  attischen 
Heraklescultus  (mit  der  sich  der  früh  verstorbene 
hoffnungsvolle  Hermann  Dettmer  in  seiner  Bonner 
Dissertation  de  Hercule  Attico  18G9  eingehend  be- 
schäftigt hat)  von  Neuem  ein  fester  Punkt  gewon- 
nen, und  wenn  wir  uns  auf  der  Karte  von  Attica 
überzeugen,  dass  die  Senkung  zwischen  den  Bergen, 
wo  Pallene  und  Gargettos  zusammenstiefsen,  nuge- 
fähr  in  die  Mitte  zwischen  der  Ustküste  und  den 
Gestaden  von  Eleusis  und  Phaleros  fällt,  so  lässt 
sich  auch  der  Name  Mesogeion  begreifen.  Ein  drit- 
ter Gau,  welcher  auch  mit  einem  Ende  seines  Ge- 
biets hineinfiel,  ist  All,  10  genannt:  laxailag  FIO 

Iv  BJeaoyslcij.  Die  Gröfse  der  Lücke  ist  nicht  un- 
bedingt sicher;  es  kann  aber  nur  TIöqov  oder  IIo- 
rafiov  ergänzt  werden,  und  der  Raum  scheint  dem 
letzteren  günstiger  zu  sein.  Ich  glaube  also  die 
Vermuthung  aussprechen  zu  dürfen,  dass  der  für 
attische  Geschichte  so  wichtige  Gau  der  Potamier 
mit  seiner  oberen  Hälfte  (J7.  xa&vneg&ev)  an  dem 
jetzt  sogenannten  Bache  Ballana  (auf  dessen  Zusam- 
menhang mit  Pallene  ich  schon  früher  hingewiesen 
habe)  in  den  Kreis  von  Mesogeion  hineinreichte. 
Als  vierten  Gau  können  wir  endlich  nach  dem  Me- 
sogeierdekrete  Bäte  feststellen,  den  Heimathsgau 
des  Antragstellers  wie  des  Geehrten,  ohne  dass  wir 
gezwungen  wären,  auch  den  Fundort  des  Dekrets 
in  den  Umkreis  von  M.  hereinzuziehen,  da  ja,  wie 
schon  Sauppe  bemerkt  hat,  der  Fall  sehr  denkbar 
ist,  dass  der  Geehrte  aufserhalb  seines  Demos 
wohnte.  Dann  ist  also  mit  der  Lage  von  Meso- 
geion auch  die  von  Bäte  gegeben,  und  wir  haben 
nun  allerdings  von  der  religiösen  Genossenschaft 
der  Mesogeer  (denn  au  einen  Ueberrest  politischer 
Selbständigkeit  einzelner  Staaten  in  Attica  mit 
A.  Philippi  Beitr.  z.  Gesch.  des  ath.  Bürgerr.  S.  269 


zu  denken  sehe  ich  keinen  Anlass)  als  einem  atti- 
schen Landbezirke  auf  Grund  unserer  Inschrift  eine 
wesentlich  deutlichere  Vorstellung  erlangt. 

Es  werden  mit  den  Gaunamen  auch  andere  Be- 
stiminuugcn  verbunden,  deren  Deutung  schwieriger 
ist.  So  ywQlnv  KutiqImv  ^/ciftnigüac  All,  24,  wo 
man  doch  kaum  berechtigt  ist,  nach  dem  Beispiele 
Schümanns  zu  Isaios  p.  229  ICnnglcüv  zu  schrei- 
ben, sondern  eher  eine  kyprische  Ansiedelung  vor- 
aussetzeu  wird.  Sicherere  Belehrung  giebt  All,  26: 
6otwatcj[v]  d.  i.  Ogiaanov  ngog  ti;"  Mi'gf(rjxi.  Diese 
Bestimmung  erinnert  au  den  ()rt  ^Ivgurjxng  arganog 
l49i]PTjaiv  iv  Ixctußioviöcüv  bei  Ilesychios.  Skam- 
bonidae  aber  wurde  von  0.  Müller  nach  Paus.  I,  38 
in  die  eleusiuische  Ebene  gesetzt.  Dagegen  mach- 
ten Forchhammer  Top.  v.  Athen  S.  Sü,  Sauppe  de 
demis  urb.  p.  15  und  Boss  einstimmig,  jedoch  ohne 
durchgreifenden  Grund,  den  Gau  zu  einem  städti- 
schen. Jetzt  wird  wohl  Niemand  mehr  zweifeln, 
dass  0.  Müller  Becht  hatte. 

IV. 

Baulichkeiten  und  Bildwerke  dienen  zur  Be- 
zeichnung der  Grundstücke.  Dahin  gehören  die 
Thore,  das  acharnische  Thor  mit  dem  anliegenden 
Garten  A  II,  .35  und  das  Bciterthor,  hier  im  Sin- 
gular {ngog  tf,  'innädi  B  I,  34).  Dann  die  Land- 
häuser in  grölsereni  und  kleinerem  Malsstabe:  nvg~ 
yoi  und  Tzvgyiöia.  Wir  haben  uns  darunter  solche, 
auf  linhem  rnteibaii  ruhende,  die  Landschaft  über- 
scliaueude  Gebäude  zu  denken,  wie  sie  an  vorUber- 
fliefsendem  Bache  auf  pompejanischen  Gemälden  vor- 
kommen (Heibig  Wandgemälde  No.  1563).  Solcher 
Art  war  auch  der  unzugängliche  Tliurm  des  Timon 
im  attischen  Oelvvalde  ("Baus.  I,  .30).  Tlmrmliäuser 
dieser  Art  wurden  auch  zu  vieren,  walirsclieinlich 
im  Quadrat,  zusanmiengebaut  und  bildeten  eine  ze- 
zganvgyla  {zezganvgyla  L4crjii]ai  A  111,  43).  Diese 
Bezeichnungen  werden  mit  ycoglnv  verbunden  (yio- 
Qinv  nvgyiöiov  AI,  24).  gewöhnlich  alier  bezeich- 
nen sie  das  Grundstück  selbst  mit  oder  ohne  nähere 
Bezeichnung  {nvgyng  'Innovixov  Qngixnii  A  111,4(1, 
Tivgyldinv  I,  15,  ni'gyidinv  iv  Meaoye/o}  I,  2.5). 
Auch  Wirthschaftsgebäude   werden  als  Hypotheken 


aufgeführt,  namentlich  Viehställe:  ßavlni  (vulgär  für 
ßöavXnt)  fittxgnl  xai  /.isya'/.ni  iv  xnlg  OlanviEioig 
B  II,  50.  Ein  Gasthaus  {navdnxsinv  B  II,  42)  und 
eine  mit  dem  Grundstücke  verbundene  Töpferei 
{\xnü  Tigog\nving  avirng  xegafielnv  1.  43).  Bei  dem 
uralten  Gräuzkastelle  Aphidna  werden  noch  in  die- 
ser Zeit  Verschanzungen  erwähnt,  welche  zur  Orien- 
tirung  dienen  {yojglnv  rfgnvghovlficpidvtjoi,  A  III,  21). 
Von  Bildwerken  wird  ein  Hermes  Trikephalos 
in  Erchia  als  Lokalbezeichuung  benutzt  A  III,  7. 
Ueber  andere  namhafte  rgixtrpakni  Güttling  de  loco 
qiiodam  in  Aristo phanis  Triphalele.  Jen.  Prooem. 
1861—62. 

V. 

Eine  besondere  Klasse  bilden  die  gezählten 
Reviere.  Denn  anders  wird  es  doch  nicht  aufzu- 
fassen sein,  wenn  in  Thria  ein  Grundstück  ngog  zm 
Mvgfn]xt  erwähnt  wird  und  dann  ein  anderes  fis~ 
gnvg  zgicov  A  II,  27  und  liitgnvg  i'xinv  A  III,  19, 
öevTtgnv  1.  19.  Am  auffallendsten  bleibt  der  Aus- 
druck fisgüiv  xeaaägiiiv  A  III,  17. 

Es  fehlt  natürlich  auch  nicht  an  solchen  Orts- 
bestimmungen, welche  durchaus  unklar  bleiben;  so 
im  Demos  Anakaia  das  yioglnv  xvvaguov  A  III,  29, 
in  Acharnai  der  l'latz  ngng  rm  'EfißnXqi  A  III,  27, 
in  lonidai  ngog  to'  dvögnfnvoi  Kotvti)  A  II,  14,  iu 
Phlya  ngog  xin  Al^ioni  A  1,  10.  Endlich  kommt 
dreimal  der  Ausdruck  ayaairigta  vor  (B  II,  46  Ko- 
Xiornl  A  I,  17,  a/aaTt]glai  Bair;ai  A  II,  17)  und  muss 
also  eine  besondere  Gattung  von  Grundstücken  be- 
zeichnen, über  die  ich  nichts  Sicheres  zu  sagen 
weil's.  Hesychios  erklärt  og^iiDTijgla;  Lobeck  Khem. 
p.  bö  vergleicht  caslcrki.  Also  vielleicht  Platz  zur 
Ablagerung  von  Holz,  Stein  u.  dgl. 

Andere  Dunkelheiten  entstellen  daduich,  dass 
die  verschiedenen  Namen  iu  einer  Weise  an  einan- 
der gereiht  werden,  welche  es  häufig  zweifelhaft 
lässt.  ob  ein  Ortsname  oder  ein  Personenname  (da 
auch  nach  den  Besitzern  die  Lokalitäten  bezeichnet 
werden)  zu  verstehen  sei  und  wie  viele  unter  den 
Namen  auf  einen  Demos  zu  beziehen  seien.  So  z.  B. 
A  III,  4(t,  wo  die  verschiedeneu  Grundstücke  der 
Julia  Antiocha  au  einander  gereiht  werden,    1)  ein 


Grundstück  iu  Anaphlystos  ohne  weitere  Bezeich- 
nung;   2)    der  Pyrgos  des  Hi|iponii\os  in  Thorikds; 

3)  ein  Grundstück  'EnixniQov  ffiXa   [(fikaiöüv'i); 

4)  ytvainv  ßrjaoiZv  l'/ficpiTQnnrjoi .  wenn  man  bei 
dem   zweiten  Namen   nicht   an  Bilon   denken  will; 

5)  hier  scheinen  drei  Lokalnamen  mit  einem  Gau- 
iiamen  verbunden  werden  zu  müssen:  'BaymiCxq, 
Uiigyiöinv.  TeTQCtnvgyiag  l-irijvtjai ;  (>)  kann  man 
wiederum  vier  Namen  zusammenfassen  oder  man 
theilt  sie  in  (l)Qsagoir>v  u4v).wv(tQ  und  Nijgiai'ov 
IdxQttdovvmg;  dann  wird  man  geneigt  sein,  Aulon 
als  einen  Demosnamen  zu  nehmen.  Diese  Beispiele 
zeigen,  wie  sehr  die  wissenschaftliche  Verwerthung 
des  an  interessantem  Detail  so  reichhaltigen  In- 
schriftsteins durch  die  nachlässige  Abfassung  der 
Urkunde  beeinträchtigt  wird. 

Wir  würden  auch  fehl  gehen,  wenn  wir  annäh- 
men, dass  die  unmittelbar  auf  einander  folgenden 
Grundstücke  desselben  Eigenthümers  einem  benach- 
barten Distrikte  angehören  müssten  (unter  den  Gü- 
tern des  Vibullius  folgt  z.  B.  Paiania  unmittelbar  auf 
Phlya).  Aber  es  kommt  vor,  dass  ein  Grundstück 
zwei  Demen  angehört,  und  diesen  Fällen  verdan- 
ken wir  noch  einige  wichtige  Belehrungen.  So  lag 
das  Grundstück  des  Kallistomachos  (A  II,  13)  ]Ait- 


ftnvnl  xai  (DXvi'ai.  Dadurch  ist  die  Lage  des  so 
überaus  wichtigen  Demos  Phlya  zuerst  nnt  annä- 
hernder Genauigkeit  zu  bestimmen,  und  in  gleicher 
Weise  erfahren  wir  aus  A  II,  21  {yufjiov'Ayy.vlriai 
xal  'AYQvXr^ai  nqog  tm  Yf.triTxi^)  Näheres  über  die 
Lage  von  Ankyle  und  Agryle,  welche  sich  vom  llis- 
sos  aus  neben  einander  zum  Gebirge  hinaufzogen. 
Beides  waren  sehr  volkreiche  und  deshalb  zweithei- 
lige Gaue,  deren  untere  Hälften  Vorstädte  von  Athen 
waren.  Unsere  Urkunde  unterscheidet  auch  hier 
die  Theile  nicht,  sondern  giebt  nur  durch  den  Zu- 
satz noog  TV)  'Yi.ii]Tim  zu  erkennen,  dass  das  be- 
treffende Grundstück  im  Uberlande  der  beiden  Gaue 
(■jtai^iineQDev)  zu  suchen  sei. 

Wie  viel  neue  Gaunamen  in  der  Urkunde  vor- 
kommen, lässt  sich  nicht  mit  Sicherheit  feststellen, 
da  es  keine  untrüglichen  Merkmale  giebt,  um  sie 
von  anderen  Namen  zu  unterscheiden.  Ich  bin  ge- 
neigt, "Ogsädeg  {vg\.JetQäöes)  oder 'Opeadat (All,  16) 
für  einen  Gaunamen  zu  halten,  vielleicht  auch  u4u- 
?Mi',  die  nuithnial'sliche  Heimath  des  Dionysos  Aulo- 
neus  (Vischer  Entdeckungen  im  Theater  des  Dio- 
nysos.  Bern  1863.  S.  18). 

E.    CURTIUS. 


DIE  AUSGRABUNGEN  IN  DER  ('ERTOSA  BEI  BOLOGNA i). 


An  der  westliehen  Seite  der  Stadt  Bologna, 
von  der  Porta  S.  Isaia  kaum  eine  halbe  Stunde 
entfernt,  liegt  die  im  Jahre  L33.Ö  erbaute  Certosa, 
welche  im  Jahre  1801  zum  Campo  santo  geweiht 
wurde.  In  einem  der  Höfe  erschien  im  Frühling 
des  Jahres  186i»  bei  der  Anlage  eines  Grabes  eine 
Cista  von  Bronze  in  der  Art,  wie  deren  bisher  nur 
acht  bekannt  gewesen  waren  (s.  Areh.  Ztg.  XXVIII 
1870  S.  9ü),  und  diese  gab  den  Anlass  zu  wei- 
teren Nachgrabungen.     Es   war  ein  Glück  in  jeder 

')  Diese  Bemerkungen  sind  gleich  nach  dem  Besuch  aus  der 
Erinnerung  anfgezeiclinel  worden  und  werden  daher  im  einzelnen  zu 
vervollständigen  sein;  das  Thatsachliche  hoffe  ich  genau  gegeben  zu 
haben. 


Beziehung,  dass  ein  so  geschickter  und  gewissen- 
hafter Mann  wie  der  Ingenieur  Antonio  Zannoni, 
der  ein  grofses  Wissen  und  Können  im  Technischen 
mit  gelehrten  Kenntnissen  verbindet'),  diese  Aus- 
grabungen leitete.  Er  beabsichtigt  selbst  eine  ge- 
naue Veröfl'entlichung  der  Resultate  mit  Abbildun- 
gen, welche  man  in  einigen  Monaten  zu  erwarten 
hat,  und  seine  Gründlichkeit  bürgt  für  die  Brauch- 
barkeit der  Arbeit.  Der  erste  bereits  vollendete 
Theil  besteht  in  einer  sorgfältigen  Darlegung  der 
Thatsachen  des  Fundes;  in  diesen  wurde  mir  Ein- 
sicht   gestattet,    und   daraus    wie   aus  der   Ansicht 

^)    Zeugniss    dafür    ist   die  gn'ifsere  Schrift:    Prnijetio   tti  rint- 
iivnzione  ilelV  nnlico  niqueildllo  Hiiloi/nese.    Bologna  1808. 


8 


der  Monumente    sind    die    folgenden  Umrisse   ent- 
standen. 

Bis  jetzt  sind  in  dem  einen  ganz  durchsuchten 
Hofe  187  Gräber  zu  Tage  gekommen,  13  in  einem 
anderen;  Versuche  endlich  an  verschiedenen  Stellen 
haben  ergeben,  dass  man  es  hier  auf  dem  neuen 
Canipo  Santo  mit  einem  antiken  von  gröfsester  Aus- 
dehnung zu  thun  hat,  und  die  Municipalität,  von  den 
bisherigen  Eriolgen  befriedigt,  hat  Herrn  Zannoni 
eine  gröfsere  Summe  bewilligt,  um  die  Grabungen 
wieder  aufzunehmen,  sobald  die  Jahreszeit  es  er- 
laubt. 

Unter  den  bis  jetzt  geöffneten  Grabstätten  waren 
141  unverbrannter  Leichen,  59  verbrannter.  Die 
letzteren  waren  entweder  in  Behältern  oder  blus  in 
Gräbern.  Von  den  Behältern  sind  38  von  Thon, 
;•  von  Bronze,  1  von  Marmor;  die  thöuernen  zer- 
fallen iu  18  gewöhnliche,  rohe  und  in  20  l)emalte, 
mit  Darstellungen  versehene  (roth  auf  schwarz);  sie 
standen  im  nackten  Terrain,  nur  eins  in  einer  kleinen 
mit  Kieseln  ausgekleideten  Grube.  Von  den  Bronze- 
gefäfsen  sind  8  runde  Cisten  mit  12 — 14  Streifen 
und  runden  (einmal  mäanderförmigcn)  Verzierungen 
am  Boden,  eins  in  Trümmern  ein  Gefäfs  von  fast 
kugelförmiger,  nach  unten  etwas  spitzer  Form  mit 
vier  getriebenen  Relicfstreifen ,  über  welche  unten, 
mehr.  Die  thönernen  Gefäl'se  waren  mit  Kieseln 
und  mit  Schiefer  bedeckt,  die  Henkel  aller  Gefälse 
hatten,  wie  auch  die  Skelette,  die  Eichtung  von  West 
nach  Ost.  In  den  kleineren  und  mittelgrol'sen  Be- 
hältern fanden  sieh  aufser  den  verbrannten  Ge- 
beinen 'j  auch  Fibeln  und  Hinge,  in  wenigen  ganz 
grolsen  auch  bemalte  Vasen.  Von  den  Cisten  ent- 
hielten einige  nur  die  Gebeine  und  einige  ßhulae, 
eine  Würfel  und  bunte  Steine,  das  erwähnte  mit 
Bildern  geschmückte  Gefäfs  zwei  kleine  Thongefäfse. 

Sind  die  verbrannten  Gebeine  in  den  Erdgrä- 
bern blos  beigesetzt,  so  befindet  sich  der  Aschen- 
haufen im  nördlichen  Winkel,  doch  ein  wenig  von 
West  nach  Ost  verlängert,  nördlich  von  ihm  die 
Gegenstände. 

Diese  Gräber  wie  die  der  ganzen  Leichen  tbeilt 
Herr  Zannoni  in  drei  äul'serlich  geschiedene  Klassen: 

')  Diese  waren  in   Marzaliullu   nie  in  den  Gefüfsen. 


1)  die  nssitarj  ßliili  cinerei  e  brniü  enthaltenden, 

2)  die,  in  wefchen  aufserdem  noch  rotlie  Vasen, 

3)  die,  in  welchen  bemalte  Vasen   und   Bronzen 
sich  fanden. 

Die  Gräber  der  Skelette  sind  oblong,  die  Gröfse 
aller  ist  von  dem  ßeichthum  ihres  Inhaltes  abhängig, 
so  auch  ihre  Tiefe  unter  dem  jetzigen  Boden,  die 
zwischen  2,50  bis  7,50  M.  variirt.  Manche  sind 
schon  früher  beraubt  worden.  Von  den  pozzi  fune- 
rarj ,  welche  bei  Marzabotto  so  merkwürdig  sind 
(s.  Arch.  Ztg.  XXVin  187(J  S.  94),  fand  sich  bis 
jetzt  hier  keine  Spur. 

Fundgegenstände.  Genau  in  der  Mitte  des 
Grabes  erhoben  sich  die  Grabdenkmäler,  deren 
Material  ein  in  der  Xähe  brechender  Sandstein  ist; 
auf  den  Gräbern  der  Verbrannten  ist  es  immet  nur 
ein  etwas  bearbeiteter,  oft  linsenförmiger  Stein  ohne 
eine  Spur  von  Darstellung;  die  Gräber  der  nicht 
verbrannten  Leichen  aber  haben  aufser  dieser  Art 
noch  zwei  andere  Arten  aufzuweisen:  erstens  bear- 
beitete kreis-  oder  eiförmige  Steine  ohne  Darstellung, 
—  es  ist  anzunehmen,  dass  auf  diesen  wie  auf  den 
vorher  erwähnten  die  Namen  der  Verstorbenen  mit 
Farbe  angegeben  waren.  Den  fremdartigsten  Ein- 
druck aber  macht  auf  denjenigen,  der  unter  die 
Gegenstände  im  Aichiginnasio  tritt,  die  dritte  Art 
der  Stelen  mit  ihrer  bedeutenden  Gröfse,  ihrem 
Kcichthum  an  Darstellungen  und  ihrem  altertliüm- 
lichen  Stil.  Von  ihnen  sind  etwa  ;;(»,  zum  Thcil  in 
wenig  bedeutenden  Stücken,  gefunden;  einige  sind 
an  ihren  sichtbaren  Theilen  —  die  unteren  zum 
Einsetzen  in  die  Erde  bestimmten  blieben  natürlich 
roh  —  oben  gerundet,  andere,  und  zwar  die  Mehr- 
zahl, oval  etwa  in  der  Form  von  Hufeisen. 

Ich  beschreibe  vier,  die  gut  erhalten  oder  schon 
zusammengesetzt  sind.  Die  gröfsestc,  welche  ich 
sah,  hufeisenförmig,  ist  etwa  2,10  M.  hoch,  ohne 
den  Untersatz,  an  der  breitesten  Stelle  1,26  M.  breit 
und  0,30  dick;  auf  der  ^'()rllerseite  zieht  sich  zu- 
nächst ein  l!and  von  Wellenlinien  herum,  dieser 
Rand  sclieiiit  allen  genieinsam  gewesen  zu  sein; 
hier  ist  er  nach  der  Innenseite  zu  noch  durch  eine 
schräg  gerippte  Leiste  cingefasst;  nun  folgen  Dar- 
stellungen in  ganz  niedrigem  Relief  —  die  Erhebung 


beträgt  nicht  einen  halben  Centimeter  —  in  vier 
Reihen  übereinander:  oben  ein  Seepferd  von 
einer  Seejungfrau  geg:enüber  mit  der  einen  Hand 
an  einem  Bein  gepackt,  ihre  andere  Hand  schwingt 
hoch  einen  Fisch,  ein  solcher  schvyimmt  auch  unter 
ihr;  in  der  zweiten  Reihe  tabrt  von  links  nach  rechts 
(vom  Beschauer)  ein  Zweigespann,  am  Wagen  vorn 
als  Zierde  ein  Vogel  mit  Menschenkopf,  die  Rad- 
speichen in  derselben  Weise  angeordnet,  wie  auf 
einer  Münze  von  Tuder;  auf  dem  Wagen  sitzt  eine 
Gestalt,  welche  einen  grofsen  Schirm  über  sich 
hält,  vor  ihr  der  Rosselenker;  über  dem  Gespann 
schwebt  ein  auch  an  den  FUfsen  Geflügelter  in  ganz 
horizontaler,  sehr  natürlicher  Lage,  vor  den  Rossen 
rennt  ein  ]\Ianu  mit  helmartiger  Kopfbedeckung, 
einen  Schurz  um  die  Lenden,  eine  Fackel  in  der 
zurückgestreckten  Rechten  haltend,  ein  Ruderende, 
wie  mir  scheint,  in  der  vorgestreckten  Linken ;  seit- 
wärts von  den  Rossen,  also  dem  Anschein  nach 
unter  ihnen,  ein  Knalje  mit  einem  Hunde,  der  sehr 
natürlich  emporspringt,  wie  um  die  Rosse  anzubellen. 
Im  dritten  Streifen  findet  sich  ein  Zweikampf, 
und  zwar,  wie  es  scheint,  ein  Faustkampf,  zwischen 
den  Kämpfenden  eine  kleiner  gebildete  Gestalt  Flöte 
blasend,  rechts  schliefst  die  Scene  ein  auf  den  Stab 
gestützter  Mann,  der  Aufseher  oder  Richter,  ab, 
links  ein  Jüngling,  der  in  der  zurückgestreckten 
Rechten  ein  Salbgefäl's,  in  der  Linken  schon  das 
Geräth  zum  Faustkampf  (?)  trägt;  im  vierten  schma- 
leren Streifen  endlich  thront  inmitten  nach  links 
hin  eine  männliche  Gestalt,  ihr  naht  sich  von  vorn 
zunächst  eine  Figur  mit  einer  Wage,  wie  es  scheint, 
dann  eine  andere  mit  Korb  und  anderen  nur  nicht 
ganz  deutlichen  Gaben;  auch  hinter  dem  Thronen- 
den nahen  zwei  schon  fast  verwischte  Gestalten. 
Die  Trennungsstreifen  sind  entweder  mit  schrägen 
Strichen  verziert,  oder  mit  Epheublättern  und  -Rau- 
ken, dem  häufigsten  Ornament  an  diesen  Denkmälern. 
Aber  auch  die  Rückseite  dieser  Stele  ist  mit  Dar- 
stellungen in  drei  Streifen  angefüllt:  oben  ein  Weib 
in  zwei  Schlangen  endigend,  die  mit  beiden  Händen 
einen  gewaltigen  Stein  über  den  Kopf  hebt,  wie 
um  ihn  zu  schleudern,  im  zweiten  Streifen  Wagen 
mit  Lenker  und  zwei  sprengenden  Rossen,  im  dritten 

Archiiolüg.  Ztg.,  Jiihrgnng  XXIX. 


ein  mit  Speer  und  Schild  (?)  versehener  Mann  vor 
einem  Anderen  stehend;  ich  sage  „Mann,"  mit  glei- 
chem Recht  kr>nnte  man  ihn  wie  alle  übrigen  männ- 
lichen Figuren  auch  einen  Jüngling  nennen,  denn 
Zannoni  machte  mich  richtig  darauf  aufmerksam, 
dass  auf  keiner  Stele  ein  Bärtiger  dargestellt  ist.  Die 
Haartour  der  betreffenden  Männer  auf  der  vorliegen- 
den Stele  ist  übrigens  dieselbe,  wie  sie  auf  den  alten 
etruskischen  Gennnen  (in  Berlin  „der  Hermes")  er- 
scheint; die  Dicke  unserer  Stele  ist  dann  noch  mit 
grofsen  Epheublättern  geschmückt.  Eins  der  best- 
erhaltenen Exemplare,  ebenfalls  oval,  von  L30  M. 
Höhe,  1,20  AI.  Breite  an  der  breitesten  Stelle,  0,30  M. 
Dicke,  zeigt  am  Rande  oben  und  unten,  die  Wellen- 
linien trennend,  eine  Palmette,  unten  einen  Blätter- 
streifen; den  ganzen  Vorderraum  nehmen  hier  zwei 
Figuren  ein :  ein  im  Wesentlichen  nackter  Geflügel- 
ter (mit  fast  weibischer  Haartracht)  —  ein  Gewand 
hat  er  shawlartig  um  den  Hals,  dann  unter  den 
Armen  hindurch  geschlungen  — ,  der  die  Linke  in 
die  Seite  stützt,  reicht  einem  Bekleideten  (mit  einem 
Ueberwurf,  wenn  ich  mich  recht  erinnere)  die  Rechte 
wie  zum  Willkommen,  „einem  Herbeigekommenen," 
denn  das  hinter  ihm  Dargestellte  sehe  ich  als  das 
Vordertheil  eines  Nachens  an.  Die  Kehrseite  hat 
wieder  drei  Abtheilungen:  oben  Kampf  einer  sich 
windenden  grofsen  Schlange  gegen  ein  Seepferd, 
das  sie  in  den  Rucken  beifst  —  bis  jetzt  noch  zwei- 
mal wiederkehrende  Darstellung;  im  zweiten  Strei- 
fen Wagen  von  zwei  Flügelrossen  gezogen,  von 
einem  nach  vom  gebeugten  Manne  gelenkt,  voran 
eilt  ein  geflügelter  Mann;  im  dritten  Streifen  Kampf 
eines  Reiters,  der  in  der  Rechten  das  Schwert 
schwingt,  gegen  einen  Krieger,  der  in  der  Linken 
den  seinen  Körper  deckenden  Schild  hält,  in  der 
Rechten  das  Schwert.  Ein  dritter  Grabstein  ist  rund 
—  Durchmesser  etwa  1,50  M.  —  ,  auf  der  Vorder- 
seite ein  geflügeltes  Zweigespann  von  einem  Manne 
gelenkt,  unter  den  sprengenden  Rossen  spriefsen 
zwei  grofse  Epheublätter  empor,  ebenso  im  oberen 
Abschnitt,  am  Rande  die  Wellen,  auf  der  Kehrseite 
ein  Kreis,  in  dessen  Innerem  Kreisbogen  geschlagen 
sind  (eine  Rose).  Ganz  ohne  Darstellung  scheint  die 
übrigens  arg  abgeschundene  Kehrseite  einer  vier- 


10 


ten  hufeisenföi-migeu  Stele,  an  deren  Vorderseite 
im  obersten  Abschnitt  der  Kampf  zwischen  der 
Schlang-e  und  dem  ISeepferd;  im  mittleren  Streifen 
erblickt  man  ein  Zweigespann  von  rechts  nach 
links  fahrend,  auf  dem  Wagen  ein  tief  verhülltes 
AVeib  einen  Schirm  haltend  —  aus  Kaummangel 
aber  vor,  nicht  über  sich,  woraus  man  sieht,  dass 
der  Schirm  als  wesentlich  erschien  — ,  der  Lenker 
hockt  anscheinend  auf  den  Pferdehintertheileu,  vor- 
aus eilt  wieder  ein  ungeHügelter  Mann ;  im  unteren 
Streifen  ein  (oder  wohl  besser  das)  Weib  einem 
Geflügelten  gegenüber,  von  welchem  nur  ein  Rest 
vorhanden.  Eine  kleine  wohlerhaltene  Stele  zeigt 
eine  weibliche  (?)  Gestalt  zwischen  Epheuranken; 
ein  Fragment  den  unteren  Theil  eines  Mannes,  der 
zu  einer  am  Boden  stehenden  Amphora  hinzueilen 
scheint,  ein  anderes  einen  Geflügelten  rücklings  auf 
einem  Sessel  liegend  unter  dem  liest  eines  spren- 
genden Zweigespanns;  solche,  auch  Viergespanne, 
sind  überhaupt  häufig,  die  Zügel  sind  nicht  selten 
eben  nur  eingeritzt. 

Als  eine  vierte  Art  von  Denkmälern  kommen 
zwei  Kugeln  auf  viereckigen  Basen,  ebenfalls  von 
Sandstein,  in  Betracht:  eine  kleinere,  und  eine  ganz 
colossale  (3,35  M.  Umfang,  ],60  M.  Höhe),  in  der  Mitte 
durch  einen  Gürtel  getheilt,  über  welchem  eine  jetzt 
verwischte  Darstellung  sich  befand;  noch  ist  ein 
Eilender  zu  erkennen  (das  Material  ist  einer  langen 
Conservierung  ja  im  Allgemeinen  nicht  günstig), 
die  Basis  ist  mit  Widderkopfen  an  den  vier  Ecken 
geziert. 

Andere  Fragmente  sollen  noch  zusammenge- 
setzt werden. 

Was  den  Sinn  der  Darstellungen  betrifft,  so 
bleibt  im  Einzelnen  Manches  dunkel,  im  grolseu  und 
ganzen  kann  nicht  wohl  bezweifelt  werden,  dass 
Fahrt  und  Ankunft  sich  auf  das  Iteich  der  Todten 
beziehen,  und  dass  die  anderen  Darstellungen  ent- 
weder besondere  Ereignisse  aus  dem  Leben  des 
Verstorbenen  angehen  oder  auf  allgemeine  Ge- 
bräuche und  Uebungen  bezüglich  sind. 

Der  Stil  ist  alterthündich  —  man  wird  immer 
mehr  inne,  dass  dem  älteren  etruskisciieu  Stil  das 
Flachrelief  eigen  ist  — ,  die  I'roportionen  gedrückt, 


die  Bewegungen  eckig,  manche  Figuren  erinnern 
an  die  Spiegel;  bemerkenswerth  ist,  dass  keine  Aehn- 
lichkcit  mit  der  merkwürdigen  Stele  von  Marzabotto 
vorhanden  ist ;  von  einer  Durchbildung  der  Formen 
im  Einzelnen  ist  selten  etwas  zu  sehen. 

Bronze.  Die  Cisten  sind  bereits  oben  erwähnt 
worden;  ausser  denselben  sind  Gefälse  von  mannig- 
faciier  Gestalt  gefunden  worden,  ähnlich  den  ge- 
schmackvollen Gefälsen  des  Museo  Gregoriano.  Von 
Spiegeln  sind  etwa  8  oder  9  gefunden,  klein  und 
ohne  Zeichnung;  einige  Siebe,  Kellen,  etwa  IG,  mit 
Enteuköi)fen  am  Stielende,  und  zwar  oft  so,  dass 
eine  kleinere  mit  einem  Kopf  zwischen  die  zwei 
Köpfe  einer  gröfseren  hineinpasst.  Von  Candelabern 
sind  drei  mit  dem  Schaft  erhalten,  zwei  davon  mit 
dem  dreigetheilten  Fufs,  der  in  Krallen  ausgeht; 
oben  steht  in  der  Mitte  bei  einem  ein  mit  Bogen 
und  Köcher  versehener  Mann,  bei  dem  zweiten  eine 
Gestalt  nach  Art  der  Apollostatuette  im  brittischen 
Museum,  beim  dritten  ein  anscheinend  tanzendes 
Weib;  von  den  übrigen  nur  in  den  Aufsätzen  er- 
haltenen zeigen  die  meisten  in  der  Mitte  einen 
Vogel,  viele  einen  Hahn;  einer  ist  von  Blei,  einige 
von  Eisen.  Auch  Kugel  von  Bronze  fanden  sich 
in  den  Gräbern. 

Abgesehen  von  den  mit  Palmetten  geschmückten 
Henkelansätzen  vieler  Gefäl'se  entbehren  die  Bronze- 
sachen der  Verzierungen  bis  auf  das  oben  schon 
erwähnte  zertrümmerte  Gefäfs,  das  in  vier  etwa 
4 — 5  Centimeter  hohen  Streifen  mit  getriebenen 
Keliefs  geschmückt  ist;  es  ist  interessant  genug, 
um  eingehender  beschrieben  zu  werden.  Die  oberen 
drei  Streifen  werden  von  einem  Zuge  von  etwa 
40  Personen  eingenommen,  der  vierte  von  tixbel- 
haften  Ungeheuern ;  alle  Personen  zeichnen  Progna- 
tiiismus  des  Gesichtes  und  dicke  Backen  aus,  der 
Leib  ist  eine  etwas  geformte  Beule  des  Metalls,  so 
zwar,  dass  jeder  Unterschied  von  Körper  und  Klei- 
dung aufhört.  Arme  und  Beine  ganz  r(di  heraus- 
getrieben. Den  Zug  im  oberen  Streifen  eröffnen 
zwei  Kciter,  über  denen  ein  Vogel  fliegt,  dann  folgen 
drei  Arten  von  marschierender  Infanterie,  zunächst 
fünf  mit  länglichem  Schild  und  gesenktem  Speer  und 
spitzer    Kopfbedeckung,    die    zweiton    und    dritten 


11 


(etwa  7— S)  mit  Helmkappen,  runden  Schilden  und 
ebenfalls  gesenktem  Speer;  Kichtung  von  rechts 
nach  links.  Die  entgegengesetzte  Richtung  hat  der 
zweite  Streiten,  in  welchem  zuerst  ein  Hund,  dann 
zwei  Figuren,  die  auf  den  Schultern  an  einer  Stange 
zwischen  sich  ein  Gefäfs  tragen.  Dasselbe  thun  die 
zwei  folgenden  Gestaheu  in  einem  oft  wiederkehren- 
den Costiim  in  weitem  Gewände  mit  einem  unge- 
heuer breiten  Hute;  vor  ihnen  ein  gleicher;  dann 
drei  Figuren,  welche  Holzbiindel  und  Sessel  zu  tragen 
scheinen;  es  folgt  ein  Ochse,  über  dem  ein  Vogel 
fliegt  wieder  zwischen  zwei  Breithütigen,  dann  drei 
Frauen  (V),  einhenklige  Gefül'se  auf  den  Köpfen 
tragend;  den  Zug  schliefst  ein  mit  zwei  Mauleseln  (?) 
beschäftiger  Mann  ab.  Im  dritten  Streifen,  der  zu- 
nächst die  Richtung  von  rechts  nach  links  hat, 
schreiten  zwei  Ochsen,  über  welchen  ein  Vogel  fliegt, 
voraus,  ihnen  folgt  ein  Mann,  der  einen  Ffiug  auf 
den  Schultern  trägt,  dann  ein  grofser  Vogel;  nun  än- 
dert sich  die  Richtung  und  zwar  nahen  von  beiden 
Seiten  einige  Personen  einem  Ruhebett,  auf  wel- 
chem in  jeder  Ecke  ein  Breithütiger  die  Leier  spielt, 
während  auf  den  aus  Tliierköpfen  gebildeten  Armen 
des  Ruhebetts  zwei  dienende  Knaben  sich  befinden; 
in  der  Mitte  zwischen  den  Spielenden  hängt  ein 
Gefäfs;  von  links  naht  ein  Breithütiger,  dann  eine 
Figur,  welche  ein  Schwein  an  den  Hinterbeinen 
hinter  sich  her  zieht;  von  der  rechten  Seite,  zugleich 
den  Streifen  abschliefsend,  wieder  ein  Breithütiger, 
dann  zwei  Figuren  ebenfalls  mit  einem  Thier  (diese 
letzteren  habe  ich  etwas  ungenau  notirt,  vor  dem 
Gefäfs  schienen  sie  mir  Köche  oder  dgl.).  Man  hat 
also  einen  grofsen  Festzug  vor  sich,  der  mit  einem 
Gelage  schliefst. 

Zur  Bronze  gebort  ausserdem  noch  das  in  grofser 
Menge  gefundene  aes  rüde;  Zannoni  lässt  mit  die- 
sem wie  dem  meisten  anderen  Material  genaue 
chemische  Analysen  anstellen.  Von  anderem  Metall 
ist  besonders  eine  grofse  Anzahl  von  jibulae  und 
ein  Ring  in  Silber  hervorzuheben;  von  Gold  fan- 
den sich  Ohrringe  (wie  im  Museo  Gregoriano  und 
in  Jlarzabottü),  einige  Proben  von  Filigrau,  ein 
Blättchen,  wie  sie  zum  Gewandschmuck  gebraucht 
wurden.     Von    edlen   Steinen   kommt  nur  ein  ganz 


kleiner  Skarabaens  vor,  auf  dessen  Kehrseite 
sich  eine  sitzende  Figur  befindet.  Von  Glas  finden 
sich  bunte  Fläschchen  (wie  in  IMarzabotto) ,  auch 
die  kleinen  pyramidalen  Gegenstände,  von  denen 
einige  hier  durch  ihre  Lage  zu  den  Skeletten  deut- 
lich als  die  Gewichtchen  am  Gewände  bezeichnet 
sind.  Endlich  erinnere  ich  mich  auch  noch  eines 
oder  einiger  Alabastra.  Auch  einige  Steinspitzen 
sind  bemerkenswerth. 

Thon.  Ausser  den  grofsen  unbemalten  Thon- 
gefäfsen  ist  auch  eine  Fülle  bemalter  Vasen  (viele 
waren  noch  nicht  zusammengesetzt)  zum  Vorschein 
gekommen,  von  gröfseren,  Amphoren  und  Krateren, 
etwa  60,  eine  grofse  Anzahl  kleinerer  Schalen, 
Kantharen,  Tassen  mit  einer  Eule.  Es  finden  sich 
schwarze  Figuren  auf  rothem  Grunde  (einige  un- 
verkennbar imitirt),  und  rothe  Figuren  auf  schwar- 
zem Grunde  bis  zu  den  schönen  Gefäfsen  mit  wenigen 
Figuren.  Beide  Arten,  schwarz-  und  rothfigurige, 
kamen  auch  in  denselben  Gräbern  vor.  Unter  den 
Darstellungen  überwiegen  die  dem  gewöhnlichen 
Leben  und  dem  bakchischen  Kreise  entnommenen. 
Von  mjthischeu  Darstellungen   ist  mir  aufgefallen: 

Herakles  gegen  die  Aethiopen;  einen  hat  er 
auf  den  Altar  geschleudert,  links  und  rechts  fliehen 
zwei  andere,  einer  mit  dem  Dreifufs  (?),  der  andere 
mit  dem  Opfermesser;  grofse  rothe  Figuren  auf 
schwarzem  Grunde;  die  Aethiopen  sehr  charakte- 
ristisch, die  wolligen  Locken  etwas  in  Relief.  Glei- 
chen Stiles  ein  heroisclier  Kampf 

— *-  — >-  -<—  -<— 

Geflügeltes      Krieger  siegend;    der  von  In's  Knie gesun-  Gefliigelles 

Weib           innen  sichtbare  Scbild  mit  kener   Krieger;  Weib, 

mit  Binde,      vielen  Handhaben  und  ei-  Schildxeichen:  wie  ihn 

nem  Bilde  (innen):  Satyr          Ccntaur.  schützend. 

auf  ein  Weib  zukummend. 

Die  Rückseiten  bieten  gleichgültige  Darstellun- 
gen. Häufiger  sind  Frauenverfolgungeu,  einmal  ist 
Zens  durch  Blitz  und  Scepter  als  der  Verfolgende 
bezeichnet,  einmal  Poseidon  durcii  den  Dreizack. 

Von  nicht  mythischen  Darstellungen  hebe  ich 
hervor  zwei  Vasen  (s  auf  r)  mit  Zweigespannen, 
ganz  von  vorn  gebildet,  ein  paar  Gelage;  wegen 
der  Schönheit  die  Bekränzung  eines  Kitharöden 
{r  auf  s)  mit  der  Art  von  Köpfen,  wie  sie  Stephan! 

2* 


J2 


itu  letzten  Band  der  Coraptes  rendus  besprochen 
hat.  Auch  die  schönsten  Vasen  wird  Zanuoni  in 
Abbildungen  publidereu. 

Von  Inschriften  habe  ich  au  deu  Vasen  nichts 
bemerkt,  aber  auch  die  Spuren  von  Schrift  be- 
schränken sich  auf  die  bekanuten  Zeichen  am  Bo- 
den der  Thongefäfse ;    und   einmal    kommt,  wie   es 


scheint,  die  Inhaltsangabe  so  vor.  Von  etruskischer 
Schrift  ist  nicht  die  kleinste  Spur  vorhanden;  ein 
ychreibgrilfel  soll  gefunden  sein.  Die  vorhandenen 
Schädel  »zerfallen  deutlich  in  zwei  Arten,  eine  ver- 
ständige Untersuchung  derselben  wird  Zannoui's 
Arbeit  begleiten. 


Bologna. 


G.    HlRSCHFELD. 


DER  ATTISCHE  FRIEDHOF  VOR  DEM  DIPYEOX. 


Hierzu    die   Tafeln   42.   43.    4  4. 


Das  Jahr  1870  ist  auch  für  die  Nachforschun- 
o-eu  auf  dem  Boden  des  alten  Athen  ein  ereigniss- 
volles  gewesen.  Kaum  war  durch  den  Architecten 
Ernst  Ziller  das  pauathenäische  Stadion  von 
dem  Schutte  befreit,  unter  dem  sich  noch  die  alte 
Brüstung  und  die  schöne  Doppelhernie  des  Apollon 
und  Dionysos  vorfand  '),  so  begann  die  archäo- 
logische Gesellschaft  zu  Athen  eine  umfassende 
und  erfolgreiche  Ausgraliung  im  äul'seren  Kera- 
meikos.  Eine  reiche  Ausbeute  war  hier  ganz 
sicher  zu  erwarten,  da  ja  nach  dem  Zeugnisse  des 
Pausanias  vor  dem  alten  Dipylon  auf  deu  Stral'sen 
nach  der  Akademie  und  Elcusis  die  wichtigsten 
Grabmonumente  standen,  und  da  hier  schon  vor 
mehreren  Jahren  eine  zusammenhängende  Gräber- 
straCse  mit  zahlreichen  Grabsteinen,  die  noch  an 
ihrem  alten  Platze  stehen,  aufgedeckt  ist. 

Im  Westen  von  Athen  nämlich,  zwischen  der 
alten  Kingmauer  und  der  Gasanstalt,  wird  durch 
die  alte  und  neue  Piräusstrafse  und  durch  die  Strafse 
nach  Elcusis  ein  niedriger  Sandhügel  umschlossen, 
der  durch  die  Anlage  jener  drei  Stralsen  eine  drei- 
eckige Gestalt  erhalten  hat  und  an  seinem  Nord- 
rande  die    kleine   Kapelle    der   II.   Trias   trägt '). 

')  Vgl.  meine  liericlite  in  der  Arcli.  Zeit.  .N.  F.  II  S.  117.  131 
und  im  Philol.  .\.\IX  70  4.  r>ieuerilings  liat  Ziller  seihst,  wie  ich 
höre,  Pläne  von  den  archilcctonisclien  Uesten  des  Stadions  ver- 
öSentlicbt. 

')  Die  Terrainverbältnisse  sind  am  besten  zn  üherschen  bei 
E.  Curlius  sieben  Karten  z.  Topogr.  v.  Athen  lil.  3  ii.  Textbeil.  3 
S.  38,  und  bei  Salinas,  monum.  sepolcr.  gvniierli  /iresjo  In  chicsa 
ilella  S.  Trinitii.  Toriao  1863.  Taf.  V. 


Zwischen  diesem  Hügel  und  der  neuen  Piräusstrafse, 
also  am  Nordrande  des  ersteren,  fliefst  eine  alte 
Wasserleitung  (s.  Taf.  42),  welche  aus  der  Stadt 
von  dem  Nordabhange  der  Akropolis  in  westlicher 
Richtung  unterirdisch  herabfliefst  und  hier  an's  Ta- 
geslicht kommt.  Unter  dem  genannten  Hügel,  der 
offenbar  im  Wesentlichen  erst  durch  spätere  Auf- 
schüttungen entstanden  ist,  hat  man  jetzt  einen 
ganzen  Friedhof  aufgedeckt,  wie  wir  keinen  zwei- 
ten auf  griechischem  Boden  erblicken.  Wir  befinden 
uns  inmitten  einer  grofsartigen  Gräberanlage,  die 
von  einer  breiten  Strafse  durchschnitten  wird  und 
mit  Grabmälern  des  schönsten  hellenischen  Stils 
sowie  von  handwerksmäfsiger  Arbeit  aus  römischer 
Zeit,  mit  prachtvollen  Reliefdarstellungen  zum  An- 
denken der  Reichen  und  mit  uuscheinbaren  Stelen 
der  Armen,  mit  grolsen  ausgemauerten  Familien- 
begräbnissen und  mit  einfachen  Gräbern  aus  Thon- 
platten  auf  das  Reichste  besetzt  ist.  Die  Menge 
und  der  Weith  der  dort  gefundenen  Kunstwerke 
und  Inschriften  ist,  wie  mir  geschrieben  wird,  so 
grol's,  dass  die  Ausgrabungen  bei  der  H.  Trias  allein 
einen  Besuch  von  Athen  lohnen  und  ein  reiches  Ma- 
terial für  archäologische  und  epigraphische  Studien 
gewähren  wurden.  Da  aber  über  alle  diese  neuen 
Schätze  bisher  aufser  einer  kurzen  Mittheilung  von 
R.  Scholl  im  römischen  Bulletino  (1870n.  VIll) 
und  von  Conze  (..antike  Grabmäler"  in  den 
Preulsischen  Jahrbüchern  1871  S.  145  ff.)  und  eini- 
gen neugriechischen  Publicationeu,  die  in  Deutsch - 
laiul   wenig  Verbreitung  finden,   nichts   iu   die  Uef- 


13 


fentlichkeit  gedrungen  ist,  so  wird,  wie  ich  hoffe, 
ein  zusammenfassender  Bericht  iil)er  den  Verlauf 
der  Ausgrabungen  und  iln-e  wichtigsten  licsultate 
nicht  unwillkommen  sein.  Der  Zeitpunkt  hierfür 
ist  ein  günstiger;  denn  wenn  auch  noch  nicht  der 
ganze  Hügel  abgetragen  ist,  so  sind  die  Arbeiten 
doch  jetzt  zu  einem  vorläutigen  Abschluss  gediehen. 
Den  Anfang  derselben  habe  ich  sell)st  noch  bei 
meiner  Anwesenheit  in  Athen  mit  angesehen.  Für 
den  weiteren  Verlauf  bin  ich  angewiesen  auf 
den  ausführlichen  Bericht  von  Rhusopulos  in  der 
'Eq^iuKglg  xiov  (Dilo/.iaOiöv  1870  n.  736 — 44  (1.  Blai 
bis  9.  Sept.);  ferner  auf  eine  kurze  Zusammenstellung 
von  Kumanudis  im  Programm  der  archäologischen 
Gesellschaft  von  1870  ^),  dem  ein  sehr  brauchbarer 
Situationsplan  mit  Eintragung  der  einzelnen  Monu- 
mente und  ihrer  Inschriften  beigegeben  ist;  endlich 
auf  die  brieflichen  Mittheilungen  meiner  Freunde  in 
Athen,  der  Proff.  v.  Heldreich  und  Postolacca 
und  des  Buchhändlers  Carl  Wilberg,  von  dem 
ich  auch  einige  Photographien  der  schönsten  Grab- 
reliefs erhalten  habe.  Insbesondere  verdanke  ich 
der  gütigen  Bemühung  meines  Freundes  Th.  v.  Held- 
reich eine  treffliche  Terrainaufnahme  der  ganzen 
Gräberanlage,  die  den  beifolgenden  Plänen  (Taf.  42) 
zu  Grunde  liegt,  und  zur  Verauschaulichung  des 
im  Texte  Gesagten  dienen  wird.  Während  der  kleine 
Eckplan  nur  den  Zweck  hat,  die  Lage  des  Fried- 
hofs mit  seinen  Umgebungen  im  Allgemeinen  an- 
zugeben, sind  auf  dem  grölseren  Plan  die  einzelnen 
noch  am  Platz  befindlichen  Monumente  nach  der 
im  Juni  1870  cdirten  Zeichnung  von  Kumanudis 
aufgetragen  und  die  später  ausgegrabenen  nach 
Nachträgen  v.  Heldreich's  hinzugefügt,  die  bis  zum 
Schluss  der  Ausgrabung  reichen.  Die  dunklere 
oder  hellere  Farbe  bezeichnet  die  gröfsere  oder 
geringere  Tiefe,  welche  die  Ausgrabung  erreicht 
hat,  und  damit  meistens  auch  das  Niveau  des  alten 
Friedhofs  selbst. 

')  Juo  yfrixit'i  ovvd.tvoii;  twt  tiui(io)v  lijf  ^J'  'AHrjVatg 
aQ/aioloyixfii  haiQiitf.  1870.  Ein  Theil  der  neu  gefundenen  In- 
schriflen  ist,  wie  Kumanudis  hier  bemerkt,  bereits  in  dem  biillelin 
de  Veciile  franiiiife  dVK/ii'Hes  herausgegeben  worden.  Doch  sind 
mir  die  neuesten  Hefte  dieser  Zeitschrift  bisher  nicht  zu  Gesichte 
gekommen. 


Wie  gewöhnlich  so  wurden  auch  bei  der  H.  Trias 
die  ersten  Funde  dem  Zufall  verdankt.  Als  man 
nämlich  in  den  Jahren  18(31 — 62  zur  Anlegung  der 
neuen  Piräusstrafse  den  nördlichen  Vorsprung  des 
Hügels  abtrug,  stiei's  man  in  der  Tiefe  auf  eine 
Reihe  von  Grabmouumenten  und  einfachen  Grali- 
stelen  mit  Inschriften,  die  von  Pittakis  in  der 
'E(pi]i.iEQig  aQxaioloyinrj  n.  4109  ff.  und  von  Rhuso- 
pulos in  der  neuen  Folge  dieser  Zeitschrift  (Januar- 
und  Februarheft  1862  S.  4  ff.  18  ff.)  herausgegeben 
und  besprochen  sind.  Unter  den  hier  gefunde- 
nen plastischen  Werken  sind  namentlich  bekannt 
das  schöne  Relief  eines  geharnischten  Kriegers 
QdQiarovavtrjq)  *) ,  der  merkwürdige  Grabstein  des 
l4vTinaTQog  aus  Askalon  mit  phönikischer  und  grie- 
chischer Inschrift  ^)  und  ein  grofses  Relief  mit  einer 
Abschiedsscene  von  drei  Personen  °). 

Hierdurch  auf  die  Bedeutung  jenes  Hügels  auf- 
merksam gemacht,  unternahm  die  archäologische 
Gesellschaft  zu  Athen  im  April  1863  eine  zweite 
Ausgrabung,  die  planmäfsigcr  ausgeführt  wurde  und 
eine  reiche  Ernte  von  Kunstschätzen  gebracht  hat. 
Indem  man  nämlich  in  gerader  Richtung  von  Osten 
nach  Westen  südlich  an  der  Kapelle  hin  einen  15— 
20  Meter  breiten  Graben  durch  den  Hügel  bis  zur 
neuen  Piräusstrafse  zog,  kam  man  auf  eine  alte 
Gräberstrafse,  die  in  einer  Länge  von  120  M. 
bis  auf  das  Niveau  des  alten  Bodens  aufgedeckt 
wurde  und  auf  der  Südseite  mit  den  herrlichsten, 
zum  Theil  aus  der  Blüthezeit  der  attischen  Kunst 
stammenden ,  Monumenten  besetzt  ist.  Dieselben 
sind  mit  der  Front  nach  Norden  gerichtet  und  stehen 
auf  mehreren  Mauern  von  verschiedener  Höhe,  die 
zwar  mehrfach  von  Durchgängen  durchbrochen  und 
theilweise  nur  noch  in  den  Fundamenten  erhalten 
sind,  aber  doch  im  Ganzen  (von  kleinen  Vorsprün- 
gen abgesehen)  eine  gerade  Linie  von  Osten  nach 
Westen  bilden.  Die  Mauern,  an  deren  nördlicher 
Vorderseite   man   noch  Spuren   von  Farbe  erkennt, 

*)  Abgeb.  in  der  'Eifri/ti.  ccg/.  N.  F.  niv.ll  p.  21.  35;  vgl. 
Rhusopulos  im  Bullet.  1803  S.  172;  Pervanoglu  das.  1862  S.  87; 
Kekule,  die  Bildwerke  im  Theseion   n.  400. 

^)  Herausgegeben  in  den  annali  dell'  inst.  ISOl  p.  321  IT.;  Per- 
vanoglu, d.  Gräbst,  d.  alten  Gr.  p.  72;    Kekule  a.  a.  0.  n.  57. 

*)  Vgl.   Kekule  n.   iOI;    Pervanoglu  p.  02. 


14 


stammen  offenbar  aus  verschiedener  Zeit;  denn 
einige  Stüclce  sind  in  regelrechtem  Quaderbau  auf- 
geführt, andere  dagegen  sind  polygen  und  zwar 
wieder  in  verschiedener  Constniction.  Hinter  diesen 
Mauern  sieht  man  eine  Ileihe  von  Familiengräbern 
in  Gestalt  von  ausgemauerten  Vierecken,  innerhalb 
deren  sich  dann  die  einzelnen  Gräber  zum  Theil 
noch  mit  den  Gebeinen  vorgefunden  haben.  Wäh- 
rend die  gröfsten  und  schönsten  Monumente  auf 
der  Mauer  als  Basis  ruhen  und  der  Strafse  zuge- 
kehrt sind,  stehen  kleinere  derselben  Familie  ange- 
hörige  Grabsteine  innerhalb  der  Grabumfiissuug 
selbst,  und  noch  andere,  die  meist  wohl  Aermere 
bezeichneten,  weiter  südlich  hinter  der  vorderen 
Gräberreihe.  Die  Hauptdenkmäler  der  letzteren 
sind  nach  den  schönen  Zeichnungen  und  Grund- 
plänen in  dem  angeführtcu  Werke  von  Salinas 
(Anm.  2)  und  nach  den  Bericlitcu  von  Khusopulos, 
E.  Curtius  u.  A. ')  so  bekannt,  dass  ich  hier  jeder 
weiteren  Beschreibung  überhoben  bin  und  daher 
nur  zur  Erläuterung  des  Plans  (Taf.  42)  die  dort 
eingetragenen  und  mit  Zahlen  versehenen  Monu- 
mente kurz  aufzähle. 

Kommt  man  von  der  Stadt,  so  trifft  man  zu- 
nächst links  gerade  südlich  unter  der  Kirche  das 
berühmte  Reitermonunient  des  Dexileos  (No.  1)  auf 
dem  Südrand  einer  Mauer  aus  Porosquadern,  welche 
einen  Viortelkreis  bildet  und  ein  grol'ses  Familien- 
begräbniss  einfasst ").  Auf  dem  Nordrande  dessel- 
ben stehen  zwei  Stelen  mit  den' Inschriften  yivaiag  \ 
^vaavlnv  |  QnQi'xins  (No.2)  und  Mfhrra  ytvaavtou  \ 
Qngixlnv  i^i'ydxT^Q  |  Navai'aToazng  |  ^TQaToxXinvs  \ 
2^ff>;TTtng  (No.  .3)  und  südlich  in  einiger  Entfernung 

';  lUiusupulos  in  der  'Elf.  t'iQ-/.  N.  F.  180->— Ü3  S.  279  IT.  295  ET. 
und  im  römischen  Bullet.  1803  S.  101  S.  180  4  S.  40  IT.  nCv.  MF' 
AM';  E.  Curlius  Nachr.  v.  d.  Oölt.  Ge.s.  d.  Wiss.  1803  S.  187  ff. 
215  f.  297  ff.;  Arch.  Anz.  1803  S.  102»  ff.;  erläut.  Text  zu  den 
sieben  Karten  z.  Top.  v.   Athen   Heil.  3. 

')  Für  diese  und  die  folgenden  Denkniiiler  verweise  ich  auf  die 
Ahbildungen  bei  Salinas  a.  a.  0.  und  E.  Curlius,  in  der  Textbeil.  z. 
d.  top.  Karten.  —  Dass  das  Heitermonnment  nicht  das  bei  Pausa- 
oias  (I,  29,  II)  auf  dem  Wege  nach  der  Akademie  erwähnte  Polyan- 
drion  der  im  korinthischen  Krieg  Gefallenen,  sondern  ein  Familien- 
grabmal ist,  ergieht  sich  jetzt  mit  Sicherheit  ilar.nis,  d.iss  auf  dem 
Rande  der  Mauereinfossung  und  in  der  Nähe  derselben  mehrere  Stelen 
lon  Verwandten  des  Üc.vileos  an  ihrem  ursprünglichen  Platze 
gefunden  sind  (No.  2 — 4). 


ein  ebenfalls  dieser  Familie  angehöriges  Denkmal 
mit  yivaavias  y/vaavinv  Oog/xing  |  Kalliar^äxri  \ 
KalXKpavrjg  ylvcavlnv  QnQi'xing  (No.  4).  Westlich 
von  jenem  utumauerfen  Familiengrab  folgt  dann 
nach  einem  Durchgang  eine  lange  aus  kleinen 
Steinen  mit  Stuckbewurf  und  rother  Farbe  aufge- 
führte polygone  Mauer,  die  zunächst  einen  massiven 
Sarkophag  mit  Farbenspuren  (No.  ,ö),'  dann  die  Basis 
eines  zerstörten  Monuments  (No.  6),  endlich  die  drei 
Denkmäler  der  Familie  des  Agathon  trägt,  und  zwar 
das  tempelartige  Grabmal  der  KnqäXXinv  l4yä9tovag 
lyvvi]  (No.  7)  mit  dem  Relief  einer  Familicnsceue,  den 
schlanken  Grabpfciler  für  !^j'a '>((;i/  |  "Aya&nxliovg  \ 
'HQaxkicoT)]g  |  ^ojaixQcxTTjg  \  ]Aya&ox'kiovg  \  Hqa- 
xXeiiktjg  (No.  8)  und  das  tempelartige  Denkmal  des 
lAyä!}cüv  I  Idyad^nxlsiovg  \  'HQctxXsio'nrjg  (No.  9). 
An  die  Agatlionisehcn  Denkmäler  reiht  sich  west- 
lich eine  aus  grofseu  Werkstücken  bestehende  Mauer, 
auf  der  keine  Grabsteine  erhalten  sind,  und  dann 
eine  dritte  Mauer  ans  Quadern,  auf  der  das  grolse 
Deidviual  des  Jiovvaing  (No.  l(j)  steht.  Im  Bücken 
wird  dasselbe  von  einem  hohen  Gemäuer  aus  Poros- 
stein  (No.  11)  überragt,  das  vielleicht  als  Basis  für 
einen  in  der  Nähe  gefundenen  marmornen  Stier 
diente  ').  Dicht  daneben  haben  sich  ferner  die  bei- 
den Stelen  des 'EQi.ioxXfjg  |  ylvawvog  \  UgoßaHaing 
(No.  12)  und  des  JwQÖ^eog  \  zIwqov  \  l^xagväv 
(No.  13)  und  ein  skjthischer  Bogenschütze  gefunden. 
Unmittelbar  an  das  Grabmal  des  Dionysios  reiht 
sich  auf  der  Frontseite  der  Mauer  das  der  M^^lig  \ 
Mthjaici  (No.  14),  welches  aus  einem  auf  hohem 
Fundamente  ruhenden  MarmqrvierecK  besteht,  und 
dann  ein  nach  Süden  führendeK- Durchgang.  West- 
lich davon  stofscn  wir  auf  einen  viereckfgeu  grofsen 
Gräbercomplex,    von   dem   die  Ostmauer  .4  M.  weit 

'■')  Diese  Mauer  Iräst,  wie  liliusopuhis  hier  zuerst  bemerkt,  auf 
dem  Sluckbewurf  die  mit  spitzem  Instrumente  eingeritzte  Inschrift 
Kiöiing  Z(i[/I6f]  xal  6  yni'aj'it;.  In  Dezug  auf  diese  erinnert  lihu- 
sopulüs  treffend  an  den  Schol.  zu  Ar.  vcsp.  98,  wonach  die  Athe- 
ner die  Namen  von  Geliebten  nicht  nur  auf  Thongefafse,  sondern  auch 
auf  Wände  und  Thiiren  und  auf  die  Grabsteine  des  Kerameikos  auf- 
schrieben, und  an  eine  Stelle  des  Lucian  (hain.  iSiiik.  4,2),  der 
von  Namen  spricht,  die  zur  Heschimpfung  auf  Stelen  im  Kerameikos 
geschrieben  waren.  Die  Worte  xctl  6  yothl'ns  sind  offenbar  ein 
Zusatz  eines  später  Vorübergehenden.  Vgl.  Conze  a.  a.  (•.  p.  154. 
[0.  Jahn  Ein!,  zur  .Münchener  Vasensammlung  S.  CXXII.] 


15 


ausgegraben  und  die  Nordmauer,  theils  polj'goner, 
theils  regulärer  Construction,  iu  eiuer  Lauge  von 
17  M.  und  Höhe  von  1  M.  mit  einigen  Unterbrechun- 
gen dazwischen  erhalten  Ist.  Am  Ostrand  dieser 
Mauer  erblickt  man  eine  greise  Hündin  von  hymet- 
tischem  Stein  (No.  15)  und  dahinter  die  Stele  der 
'Aqucilitt  (No.  KJ);  in  der  Mitte  das  bekannte  grol'se 
Grabrelief  (No.  17),  auf  dem  ein  Todtenmahl  und 
davor  Cbaron  mit  seinem  Fährboot  dargestellt  ist  '"). 
Im  Innern  des  erwähnten  Mauervierecks,  das  ver- 
schiedenen Familien  zum  Begräbnissplatz  gedient  zu 
haben  scheint,  sind  noch  mehrere  Gräber  und  kleine 
Grabsteine  gefuuden,  nämlich  der  des  ^vatatQatng 
(No.  18),  des  ^vati.ittyiöi]g  \  ^/vaiiiiä'/ov  |  ^Ayaqvsvg 
(No.  19)  und  des  ^Ival^ayog  (No.  2n)  "),  und  ferner 
etwas  weiter  nach  Westen  eine  iu  die  Tiefe  führende 
Brunnenröiire  (No.  21),  die  aus  runden  Thonplatten 
besteht  und  oben  einen  viereckigen  Marmoraufsatz 
mit  einem  runden  Loch  hat.  Den  westlichen  Abschluss 
der  ganzen  Gräberstrafse  bilden  die  Fundamente 
einer  11  M.  langen  und  5  M.  breiten  Mauer,  die 
ebenfalls  eine  Reihe  von  Gräbern  nmschliefst;  drei 
derselben  haben  noch  eine  Deckplatte  mit  Inschrif- 
ten, von  denen  die  eine  (No.  22)  unlesbar  ist,  die 
zweite  NixoaTQÜxrj  (No.  23),  die  dritte  Krjquaödioqog 
(No.  24)  lautet.  Endlich  sind  auch  hinter  der  Front 
der  Gräberstral'se  und  der  ihr  angeliörigen  Denk- 
mäler und  Mauereinfassungen  einige  Gräber  zu  Tage 
getreten,  welche  somit  Theile  einer  zweiten  süd- 
lichen Keihe  ausmachen.  So  sehen  wir  liinter  den 
Agathonischen  Denkmälern  einen  Denkstein  mit 
der  Inschrift  'laTQnxXPjg  lAQiamxQiTov  l4vaxaEvg  '^)  | 
Wiliva  (No.  25),  der,  wie  es  nach  dem  Plan  von 
Kumanudis  scheint,  iu  einer  besonderen  Umfassungs- 
mauer steht;  und  weiter  westlich  hinter  der  Hündin 
(No.  15)  die  runden  Stelen  der 'Ottw^k  |  ^oiaißlov  \ 

'»)  Vgl.  Salinas  a.  a.  0.  Taf.  I.  L.  und  Uhiisopulos  im  Rullet. 
deir  inst.  18(>3  p.  17(1. 

1')  Ob  die  Inscliriflen  von  No.  18  u.  20  vollständig  sind,  kann 
ich  nicbt  angeben,  da  ich  dieselben  nur  auf  dem  Plane  von  kuma- 
nudis gefunden  habe.  Aus  dem  gleichen  Stamm  der  Ninnen  Avol- 
OTQaios,  ^4uaiLict/iö'iis  und  ^Ivaiua/jis  lässl  sich  nubl  scbliefsen, 
dass  sie  einer  Familie  angebürlen. 

")  Die  Form  Idraxaivg  als  Demotikon  scheint  neu  zu  sein; 
wenigstens  giebt  Ross  in  seinen  „Demen"  nur  lAvcxtti  iv  g  und 
-'iyitXttiaHtv  an. 


MeyaQtxrj  (No.  26)  und  der  Mt^rj  \  Jinvvainv  \ 
Mdrjaia  (No.  27). 

Von  dem  ganzen  Friedhoie  also,  der  unter  dem 
Hügel  der  H.  Trias  ruht,  war  nur  eine  von  Osten 
nach  Westen  führende  Strafse  und  eine  Reihe  von 
Familiengräbern  und  Grabsteinen  am  Südrand  der- 
selben aufgedeckt,  als  im  März  1870  die  archäo- 
logische Gesellschaft  eine  dritte  auf  gröCscre  Dimen- 
sionen ausgedehnte  Ausgrabung  unternalim,  deren 
Resultate  im  Folgenden  kurz  hervorgehoben  werden 
sollen.  Doch  gebietet  mir  der  Raum,  hier  aulser  den 
mit  bildlichen  Darstellungen  versehenen  Monu- 
menten nur  diejenigen  Grabsteine  namentlich 
zu  erwähnen,  die  noch  ihre  alte  Stelle  bewahrt 
haben  und  auch  auf  dem  Plan  verzeichnet  sind. 
Zum  Schluss  werde  ich  noch  einige  Worte  über  die 
Anlage  der  Grälier  im  Allgemeinen  hinzufügen,  wäh- 
rend ich  die  übrigen  bei  dieser  Ausgrabung  gefun- 
denen Inschriften  demnächst  in  den  Jahrbüchern  für 
classische  Philologie  zusammenzustellen  denke. 

Nach  Rhusopulos'  Bericht  wurden  die  Arbeiten 
in  der  Weise  vorgenomnjen,  dass  man  1)  einen 
Graben  {A)  von  den  Denkmälern  des  Agathou 
(No.  7 — 9)  in  nördlicher  Richtung  am  Westrand  der 
Kapelle  entlang  bis  zu  der  alten  Wasserleitung  neben 
der  Strafse  nach  Eleusis  zog;  2)  die  östliche  Fort- 
setzung der  alten  Gräberstrafse  ")  vom  Reitermonu- 
ment (No.  1)  nach  der  Stadt  zu  suchte  (ß);  3)  das 
ganze  Dreieck  (C)  zwischen  der  Gräberstrafse,  der 
Kirche  und  der  neuen  Piräusstrafse  abgrub;  4)  das 
Terrain  unmittelbar  südlich  unter  der  Kirche  frei- 
legte (/));  und  5)  südlich  von  der  alten  Gräber- 
strafse und  deren  östlicher  Fortsetzung  (B)  mehrere 
Einschnitte  {E  F  G)  in  den  Hügel  machte,  von  dem 
aber  im  Süden  und  Westen  noch  immer  ein  bedeu- 
tender Theil  stehen  geblieben  ist.  Doch  erscheint  es 
mir  für  diesen  Bericht  geeigneter,  das  bei  einander 
Liegende  nicht  zu  trennen  und  die  einzelnen  Denk- 
mäler nach  ihrer  Lage  aufzuführen,  zunächst  die 
nördlich  von  der  alten  Gräberstrafse  und  westlich 
von  der  Kirche  aufgedeckten. 

'')  So  bezeichne  ich  der  Kürze  wegen  die  bei  der  Ausgrabung 
von  1863  aufgedeckte  Strafse  mit  den  sie  im  Süden  begränzenden 
Monumenten  (No.  1 — 27). 


16 


In  dem  11  Schritt  breiten  und  41  Schritt  langen 
Graben  am  Westabhang  der  Kirche  (A)  sind  aufser 
einer  runden  hymettischen  Stele  (No.  28)  mit  der 
Inschrift 

znnYPOE 

MOEXinNOE 

MAPAOnNIOZ  ") 
keine  am  Platz  befindliche  Monumente  gefunden,  da- 
o-en-en  eine  grofse  Anzahl  von  Gräbern  aus  römischer 
Zeit  in  verschiedener  Höhe  und  Eichtung  zum  Theil 
noch  mit  den  Gebeinen  verwester  oder  verbrannter 
Leichen.  Diese  Gräber  bestehen  theils  aus  4—6  Plat- 
ten von  hymettischem  Stein  mit  einer  weiteren  als 
Deckel,  theils  aus  4  mit  kleinen  Steinen  gemauerten 
und  innen  mit  Anwurf  von  Sand  und  Kalk  ver- 
sehenen Wänden,  theils  endlich  aus  runden  oder 
viereckigen  Thonplatten.  Sie  enthielten  aul'ser  eini- 
gen unbemalteu  Gefäfsen  eine  Keihe  von  kleinen 
Erzgeräthen  (_s.  unten),  einen  dünnen  Ohrring  mit 
einem  bläulich-schwarzen  Stein,  Goldblättchen,  end- 
lich auch  sog.  Goldbrakteaten  mit  dem  Stempel  der 
attischen  Eule.  Aus  der  Menge  zerstreuter  runder 
Grabstelen,  die  entweder  einfach  in  die  Erde  ge- 
steckt oder  unten  in  eine  Basis  von  Porosstein  ein- 
gelassen waren,  ist  nur  eine  von  pentelischem  Stein 
mit  der  Inschrift 

AEYKIOS 

KÜPNHAIOE 

AlOrENHE 
bemerkenswerth,  weil  sie  oben  eine  viereckige  Ver- 
tiefung (breit  und  lang  0,14;  tief  0,01.5)  hat,  in  der 
wieder  ein  gleich  grofser  Würfel  von  Porosstein 
steckte.  Dagegen  sind  drei  Grabsteine  mit  bild- 
lichen Darstellungen  geschmückt : 

1)  Stele  mit  Giebel  und  drei  Akroterien  (pen- 
telischer  Stein,  hoch  0,88",  breit  0,47);  auf  dem 
Epistyl  findet  sicli  die  Inschrift 

MIKA  AlßN 

unter  der  innerhalb  eines  vertieften  Vierecks  eine 
Abschiedsscene  im  Relief  dargestellt  ist.  Links  (vom 
Beschauer)  sitzt  eine  Frau  [Mixa)  auf  einem  gepol- 
sterten Sessel  ohne  Lehne,  indem  sie  die  boschuh- 

*')  Obwohl  dieselbe  auf  dem  l'lan  bei  Kumanudis  nicht  ver- 
zeichnet ist,  habe  ich  mit  No.  38  ihre  ungefähre  Lage  bezeichnet. 


ten  Füfse  auf  einen  Schemel  stellt.  Sie  trägt  lan- 
gen Aermelchiton  und  Obergewand,  das  den  Rücken, 
den  linken  Oberarm  und  den  Unterkörper  bedeckt, 
und  in  den  Haaren,  die  in  einem  Lockenkrauz  die 
Stirn  umgeben  "'),  oben  auf  dem  Kopf  eine  Tänie. 
Mit  der  linken  Hand  hält  sie  einen  Spiegel  vor  das 
Gesicht,  während  sie  die  rechte  einem  rechts  neben 
ihr  stehenden  unbärtigen  Manne  (JUdv)  reicht.  Der- 
selbe trägt  krause  Haare  ohne  Scheitel  und  ein 
einfaches  Gewand,  das  die  ganze  Brust  nackt  lässt 
und  nur  die  linke  Schulter,  den  linken  Arm  bis  zur 
Hand  und  den  Unterkörper  bedeckt.  Das  Relief 
zeichnet  sich  durch  schöne  Arbeit  und  zarten  Aus- 
druck namentlich  in  dem  trauernd  gesenkten  Antlitz 
des  Jlwv  aus;  es  gehört  nach  Kumanudis'  Urteil 
(a.  a.  0.  p.  10)  zu  den  besten  der  bei  dieser  Aus- 
grabung gemachten  Funde  und  stammt  auch  nach 
dem  Charakter  der  Inschrift,  in  der  die  zweite  Hasta 
des  N  nicht  ganz  hinunter  reicht,  wahrscheinlich  aus 
dem  4.  Jahrhundert  v.  Chr.,  also  aus  der  Blüthezeit 
der  attischen  Kunst. 

2)  Platte  von  pentelischem  Stein  (s.  Taf.  42), 
oben  und  unten  mit  vorspringendem  Rand  (h.  0,6.5; 
br.  0,35).  Unter  dem  oberen  Rand  ist  eine  ganz  eigen- 
thümliche  Rosette  angebracht,  indem  nämlich  nur 
die  Blätter  des  äufseren  Umkreises  plastisch  darge- 
stellt sind,  die  Mitte  aber  von  einem  runden  durch 
den  Stein  gehenden  Loch  eingenommen  wird.  Oft'en- 
bar  war  diese  rosettenartig  ausgeschmückte  Oetfuung, 
wie  die  an  Grabstelen  so  gewöhnlichen  Löcher,  für 
einen  Einsatz  bestimmt,  an  den  Blumen,  Kränze 
oder  andere  auf  den  Todtencult  bezügliche  Gegen- 
stände gellängt  wurden  '").  Ungewöhnlich  ist  ferner 
an    dieser   Stele   die  Art,    wie   die   Inschrift   ange- 

'^)  lihiisupuhjs  hat  auf  dem  Uauple  der  Mixic  eine  Mütze  wahr- 
genommen, die  ich  nicht  'gesehen  hübe;  auch  ist  die  Mütze  gewöhn- 
lich ein  Kennzeichen  vun   Dienerinnen. 

'*)  Ueber  die  bekannte  Sitte  der  Griechen,  die  Grabsteine  nicht 
nur  mit  Tänien  zu  behDngen,  was  daher  anf  den  allischen  Lekythoi 
so  häufig  dargestellt  ist,  sondern  auch  mit  Blumen  und  Kränzen, 
namentlich  mit  Eppichkriinzen  zu  schmücken  (Alciphr.  epist.  I,  36; 
l'liit.  Timul.  Viil,  verweise  ich  anf  die  verdienstvolle  Abhandlung  mei- 
nes l'reundes  Ernst  .Schulze  (i/c  vnsculii  ]iicto  el  Amiizonis 
puiinnm  el  itifffinriim  rilus  rcprncfcnlanle.  Gotha  1870.  p.  4,  8 f.), 
der  das  Material  aus  den  Schrirtstellern  und  Vasenbildern  reichhaltig 
zusammenstellt  und  nachweist,  dass  jener  griechische  Gebrauch 
zahlreichen  Darstellungen  italischer  Gefäfse  zu  Grunde   liegt. 


17 


bracht  ist.  Während  nämlich  Mi)^t]r7iai  unter  dem 
oberen  Rande  steht,  laufen  die  Namen  selbst  au 
beiden  Seiten  in  seukrecliter  Schrift  (x^oi/^rfo;')  herab. 
Dazwischen  stehen  in  flachem  Relief  die  beiden 
Schwestern  'IXäga  und  Zwaäginv,  die  Töchter  des 
Milesiers  '')  liUiov,  und  reichen  sich  die  Rechte. 
Da  die  links  stehende  'iXäga  (nach  Rhusopulos  die 
ältere)  eine  mehr  vorüber  geneigte  Haltung  und 
einen  mehr  trauernden  Gesichtsausdruck  hat,  so 
scheint  sie  es  zu  sein ,  die  von  der  Schwester  Ab- 
schied nimmt.  Beide  tragen  langen  Chiton  und 
Obergewand,  welches  bei  der  'Iläqa  als  Schleier 
den  Hinterkopf  bedeckt,  von  der  Ziooaqinv  aber, 
deren  Haare  hinten  in  einen  Ki-obylos  zusammen- 
gebunden sind,  mit  der  linken  Hand  gehalten  wird. 

3)  Grabstein  einer  Isispriesteriu  (pen- 
telischer  Stein;  liuks  abgebrochen;  hoch  1,65;  breit 
0,45;  Reliefvorsprung  0,10).  Zwei  runde  korinthische 
Halbsäulen  mit  drei  vorn  befindlichen  Cannelirungen 
tragen  ein  Epistyi,  auf  dem  man  liest: 


;  \AEIANAPA3OH0E 

KTHTOYTYNH 


ld\kE^ävdQa  \]AlE^ärdQni>\  'Oii^£[v. 
Kri]xnv  yvvrj 
Das  Zeichen  3,  welches  auf  attischen  Urkunden  be- 
zeichnet, dass  jemand  der  Sohn  eines  gleichnamigen 
Vaters  ist  (cf.  Franz  elem.  epigr.  p.  374),  soll  hier  bei 
einer  Frau  angewandt  doch  wahrscheinlich  bedeu- 
ten, dass  Alexandra  die  Tochter  eines  Alexandros 
war  '"). 

Unter  dem  Epistyi  steht  en  face  mit  rechtem 
Standbein  fast  in  Lebensgrölse  eine  weibliche  Figur 
i^Ale^cniÖQü),  von  der  jedoch  der  rechte  Arm  fehlt, 

")  Dass  derselbe  wirklirh  in  Milel  geboren  war,  ist  damit  nicht 
gesagt.  Denn  da  die  Zahl  der  Milesier  auf  den  atiischen  Grabsteinen 
eine  aufrailend  grofse  ist,  hat  man  geschlossen,  dass  sie  in  Athen 
eine  eigne  Colunie  oder  ein  eignes  Gemeinwesen  bildeten  (vgl.  Ditlen- 
berger  i/c  ejihchis  p.  18).  Hieraus  scheint  sich  auch  zu  erklären, 
dass  auf  den  Epbebenkatalogen  sämmtliche  fremde  Epheben  (infy- 
yQiiif'Oi)  eine  Zeit  lang  Mü.ijaioi  genannt  werden.  Vgl.  Neubauer 
tomment.  eyiijr.  p.  10Ü. 

'*)  Rhusopulos  hält  auch  die  Auflösung  liXtiKvänctq  für  mög- 
lich. Doch  wurde  ja  in  Athen  nie  der  Name  der  Mutter  hinzu- 
gefügt. —  Die  Buchstaben  sind  in  1.1  kleiner  als  in  Z.  1;  vor 
Kir]jov  fehlt  nichts,  da  am  Anfang  von  1.1  ein  unbeschriebener 
Kaum  ist. 

Arcb;i(jl.  Zig.,  Jahrgiiii;;  XXIX. 


die  Nase  und  die  Zehen  des  rechten  Fufses  stark 
bestofsen  sind.  Sie  trägt  Sandalen  mit  Riemen, 
langen  Aermelchiton  und  ein  bis  über  die  Kniee  her- 
abfallendes Obergewand,  dessen  gefranzte  Enden 
auf  der  Brust  von  vier  Seiten  her  so  zusammen- 
geknüpft sind,  dass  ein  fünfter  Zipfel  nach  unten 
herabfällt.  Die  Haare  sind  schön  ausgearbeitet,  in 
der  Mitte  gescheitelt  und,  wie  Rhusopulos  bemerkt 
haben  will,  von  einer  Tänie  durchzogen.  Vom  Hin- 
terkopfe hängt  an  beiden  Seiten  eine  lange  Locke 
herab,  die  sich  wieder  verzweigt  und  auf  Brust  und 
Schultern  niederfällt.  Durch  die  Situla,  welche 
Alexandra  in  der  herabhängenden  Linken  hält,  sowie 
durch  die  eigenthlimliche  Verknüpfung  des  Ober- 
gewandes ist  sie  hinlänglich  als  Isispriesteriu 
charakterisirt.  Wahrscheinlich  wird  sie  daher  auch, 
wie  sich  aus  ähnlichen  Grabstelen  in  dem  Theseion 
(Kekulö  d.  Bildw.  d.  Thes.  n.  306)  und  der  Hadrianstoa 
(Pervanoglu  d.  Gräbst,  d.  Gr.  p.  22,  24,  85)  abneh- 
men lässt,  in  der  erhobenen  Rechten  ein  Sistrum 
getragen  haben.  Dass  aber,  wie  Kumanudis  p.  10 
aus  den  angeführten  analogen  Grabsteinen  schliefst, 
rechts  neben  der  A.  noch  ihr  Manu  {Ktfjzog)  dar- 
gestellt war,  möchte  ich  deshalb  bezweifeln,  weil 
die  Inschrift  gerade  in  der  Mitte  über  dem  Haupte 
der  A.  steht,  und  weil  der  Name  des  Mannes  sonst 
doch  wohl  über  seinem  Haupte  mit  gleich  grofsen 
Buchstaben  verzeichnet  wäre.  Zu  beiden  Seiten  des 
Kopfes  der  A.  ist  ein  Loch  im  Stein  mit  Metalleinsatz, 
offenbar  zu  ähnlichen  Zwecken  wie  die  durchlöcherte 
Rosette  in  dem  vorher  erwähnten  Grabstein;  zwei  an- 
dere Löcher  finden  sich  an  der  rechten  Seitenwand 
und  ein  fünftes  oben  auf  der  Stele.  Obwohl  das  Re- 
lief aus  später  Zeit  stammt,  ist  doch  die  Arbeit  vor- 
trefflich und  namentlich  der  Ausdruck  des  Gesich- 
tes ein  schöner,  wenn  auch  die  Haltung  der  Figur 
etwas  Steifes  und  die  Gesichtszüge  der  A.  ent- 
sprechend ihrer  priesterlichen  Würde  etwas  Ernstes 
und  Feierliches  haben.- 

War  durch  den  oben  erwähnten  Graben  (A) 
ein  Durchstich  von  der  alten  Gräberstrafse  nach 
der  neuen  Piräusstrafse  gemacht,  so  blieb  westlich 
von  jenem  noch  ein  dreieckiger  Raum  (C)  abzu- 
tragen.   Indem  man  nun  zunächst  die  alte  Gräber- 


18 


strafse  nach  Norden  erweiterte,  stiefs  mau  auf 
eine  Reihe  am  Platz  befindlicher  Monumente,  die 
siimnitlich  mit  der  Front  nach  Süden  gekehrt  sind 
und  also  der  schon  früher  aufgedeckten  Gräberreihe 
gerade  gegenüber  liegen.  Zwar  befinden  sich  die 
einzelnen  Denkmäler  weder  in  ununterbrochener 
Folge,  da  einige  weiter  vorspringen,  andere  etwas 
zurückliegen,  noch  in  ganz  horizontaler  Linie,  noch 
endlich  in  gleicher  Höhe;  doch  lässt  sich  ein  gewis- 
ser Zusammenhang  zwischen  ihnen  nicht  verkennen, 
vermöge  dessen  sie  die  nördliche  Begränzung  der 
durchschnittlich  etwa  20  Schritt  breiten  Gräberstrafse 
bilden.  Wir  liefinden  uns  somit  auf  einer  Haupt- 
strafse,  welche  vom  Dipylon  kommend  den  gan- 
zen Friedhof  in  der  Mitte  durchschnitt.  Gegenüber 
dem  Keitermouument  ist  auf  der  Kordfront  eine 
Lücke,  da  sich  hier  keine  Denkmäler  erhalten  haben. 
Dieselben  beginnen  erst  gegenüber  dem  Denkmal 
des  Agathon  (No.  9)  und  reichen  bis  zu  dem  Grab- 
relief mit  dem  Todtenmahl  und  Charon  (No.  1 7).  Da 
diese  Denkmäler  schon  von  R.  Scholl  im  bull,  dell' 
inst.  1870  n.  VIII  beschrieben  sind,  so  genügt  hier 
eine  kurze  Aufzählung  derselben  in  ihrer  Reihen- 
folge von  Osten  nach  Westen  und  eine  Verweisung 
auf  ihre  in  dem  Plan  verzeichnete  Lage: 

No.  29.     Viereckige    hymettische    Stele 
(h.  0,88)  mit  Giebel  und  der  Inschrift : 
NENHSKAAAIOY 
APrEIOS:  XAIPE 
Darunter  ist  in  vertieftem  Viereck  nach  rechts  ein 
jugendlicher  Reiter  (JMii'r^g)  mit  Chiton  und  Cblamys 
dargestellt,   der  in  der  linken  Hand  die  Zügel,  in 
der  rechten   eine  an   den  Kopf  des  Pferdes   ange- 
lehnte Lanze  hält.    Sowohl  die  Arbeit  als  auch  der 
Zusatz  x«'ß^  ")  verweisen  das  Relief  in  sjjäte  Zeit. 

No.  30.  Pentelische  Platte,  oben  abge- 
brochen, wo  einige  Reste  von  Buchstaben  erkennt- 
lich sind. 

No.  31.     Hymettische  Platte  mit  Kyniation 

")  Nach  rer»anoglu  i.  Gräbst,  d.  allen  Gr.  p.  9i  finden  sich 
die  Zusätze  ynTin  und  yiirimog  bei  den  Njincn  der  Verstorbenen 
zuerst  in  makedüniscber  Zeil,  und  zwar  nur  selten,  sehr  häufig  da- 
gegeo  in  römischer  Zeit. 


und  Giebel  von  pentelischem  Stein  (hoch  1,66;  breit 
0,G0).     Auf  dem  Epistyl  die  Inschrift: 
SAMAKIONirrOKAEOYS: 
EITEAIOY0YrATHP 
Der   Frauenname  ^ai.iäxtnv  ist   bei  Pape-Benseler 
noch  nicht  verzeichnet. 

Nach  einer  9  Jleter  langen  Lücke  folgen  dann 
w^estlich  drei  dicht  an  einander  stofsende  Monumente: 
No.  32.  Hymettische  Stele  mit  zwei  Lüchern 
oben,  die  vielleicht  zum  Einsatz  eines  pentelischen 
Giebels  dienten  (h.  1,42;  br.  0,50).  Auf  der  Vorder- 
seite des  Steins  ist  eine  zweihenklige  Hydria  darge- 
stellt, welche  nach  einer  gewöhnlichen  Annahme 
bezeichnet,  dass  der  Verstorbene  unvermählt  war  '''). 
Zu  beiden  Seiten  der  Hydria  befindet  sich  ein  von 
unten  nach  oben  geschriebenes  Epigramm,  das  ich 
hier  nach  der  Lesung  von  R.  Scholl  in  Minuskeln 
gebe,  nämlich  rechts: 

nöirtla  ^jcücpQnavvt],   ^vyaitQ  f.ityaXö(fQC,voq 
Aldn[v\g, 
n).£iaTa  ae  Tii.ii'jaag  sinöXt/^tnv  x  AqExriv 
links: 

Iil£idi]i.ing    Mshitig    Iü.eidrji.iido\i']    h'üäös 
Ksiiai 

I  .  ÄOCrATPINOI  ■  •  MHII 

An  der  Stelle  des  zweiten  Pentameters  sind  nach 
Rhusopulos'  Wahrnehmung  ausgetilgte  Buchstaben 
einer  älteren  Schrift  erkenntlich,  die  die  spätere 
undeutlich  machen.  Für  die  Personification  der 
Aldwg  erinnert  Scholl  an  den  Altar  derselben  auf 
der  Agora  in  Athen  (Paus.  I,  17,  1)  und  an  mehrere 
Stellen  in  den  Tragikern  (z.  B.  Soph.  Oed.  Col.  1270). 
Da  der  Diphthong  nv  stets  durch  o  geschrieben  ist, 
muss  die  Inschrift  vor  die  Mitte  des  4.  Jahrhunderts 
v.Chr.  fallen"). 

No.  33.  Schlanke  i)entelische  Stele  (hoch 
2,87;  breit  0,.ö7)  mit  Antliemion,  zwei  Rosetten") 
und  mit  der  Inschrift: 


")    Vgl.  K.  0.  Müller  .\rcliäol.  d.  K.  §431. 

")  Ein  SchnanlieD  zwischen  0  und  OV  beginnt  nach  lürcb- 
boff  (Hermes  J,  t'J)  erst  Ol.  103—0. 

")  Die  Gestalt  der  Siele  scheint  der  des  'Ayiu'iiov  und  2^woi- 
xpnri)?  (.No.  8)  ganz  ähnlich  gewcseu  zu  sein  (vgl.  Salinas  a.  a.  0. 
Tüf.  I,  E). 


19 


CnsilKAHS  ") 
EYOYAHMOY 
EITEAIÜC 
■ßJ      0 
KOPOIBOS 
5    KAEIAHMIAO 
MEAITEYC 

KAEIAHMIAHC 

KOPOIBOY 

MEAITEYS: 

10    KOPOIBOY 

KAEIAHMIAOY  ") 
MEAITEY^ 

EY0YAHMOC 

Cn^lKAEOYC 
15  EITEAIOC 
Wie  bei  den  Agathoniscben  Denkmälern,  so 
war  wobl  auch  hier  hinter  der  Stele  ein  Familien- 
grab des  KnQoißog  aus  Melite,  seines  Sohnes  und 
Enkels,  mit  denen  wabi scheinlich  der  auf  dem  Epi- 
gramm der  benachbarten  Stele  (No.  32)  genannte 
Ki.£iör]fing  verwandt  war.  In  Z.  4 — 6  ist  die  sorg- 
fältigste und  älteste  Schrift,  die  wegen  des  O  für 
OY  doch  wobl  ins  4.  Jahrhundert  gehört  '^).  Erst 
später  scheint  dagegen  über  den  Kosetten  der  Name 
des  ^coaixirjg  aus  Eitea  und  ganz  unten  der  seines 
Sohnes  Ev&vdtjfing  aufgeschrieben  zu  sein,  die  aber 
wobl  in  einiger  Entfernung  begraben  waren.  Denn 
von  dem  letzteren  hat  sich  6  Meter  nördlich  ein 
einfaclier  bj'mettischer  Grabstein  mit  der  Inschrift 

EYGYAHMOS: 

SnSilKAEOY  "■) 

EITEAIOC 
gefunden.    Dies  war  aber,  wie  sich  aus  einem  ana- 
logen Fall  mit  der  M^lig  Milrjaia  ergiebt,  nur  ein 

")  Z.  1  fehlt  bei  Scholl,  der  jedoch  selbst  für  müglich  hält, 
dass  er  sie  übersehen  habe. 

")    Rhusopulos  liest  KAElzIHMT/IO. 

'^)  Wenn  Rhusopulos  wegen  der  unten  anschwellenden  Schen- 
kel der  Buchstaben  die  Schrift  um  300  v.  Chr.  ansetzt,  so  scheint 
mir  doch  die  im  Text  erwähnte  orthographische  Eigenlhümlichkeit 
für  ein   höheres  Alter  zu  sprechen. 

")  Auch  die  Form  ^wnixXiov  für  i:toaixi.(ovg  zeigt,  dass  der 
erste  und  letzte  Name  auf  No.  33  später  eingetragen  ward,  als  die 
drei  mittleren. 


interimistischer  Denkstein"),  indem  die  Namen 
des  EvO-vörjfing  und  seines  Vaters  später  auf  der 
grofsen  Stele  an  der  StraCse  eingetragen  wurden. 

No.  34.  Grabrelief  der  Hegeso  (Taf.  43) 
in  Gestalt  eines  kleinen  Tempels  mit  Giebel  und 
drei  Akroterien  aus  einem  Stück,  an  den  Seiten- 
wänden mit  Pilastern  (pentelischer  Stein ;  h.  1,52;  br. 
oben  0,93).  Die  Basis  von  Porosstein  springt  auf 
der  linken  (westlichen)  Seite  bedeutend  Über  und 
hat  hier  ein  rundes  Loch  in  Gestalt  einer  xoTvlr^. 
Dasselbe  diente  wahrscheinlich  dazu,  um  Liba- 
tionen  (xoai),  die  man  den  Todten  häufig  (z.  B.  an 
ihren  Geburtstagen)  darbrachte,  aufzunehmen  ").  Auf 
dem  Architrav,  aber  mehr  nach  rechts  liest  man 

HrHcnrpoiENo 

Darunter  befindet  sich  in  einem  vertieften  Viereck 
ein  meisterhaftes  und  sehr  wohl  erhaltenes  ")  Relief, 
das  nach  einer  mir  von  dem  Buchhändler  Wilberff 
zugesandten  Photographie  auf  Taf.  43  abgebildet  ist 
und  daher  keiner  ausführlichen  Beschreibung  bedarf. 
Wie  die  Griechen  es  liebten,  auf  ihren  Grabsteinen 
Scenen  des  Lebens,  nicht  des  Todes  darzustellen, 
so  sehen  wir  auch  auf  diesem  Relief  eine  dem  täg- 
lichen Leben  entnommene  Schmuckscene.  Die  Ver- 
storbene, eine  schöne  jugendliche  Frau  {'Hyrjaio), 
sitzt  rechts  auf  einem  Stuhle  und  nimmt  einen 
Schmuckgegenstand  aus  einem  geöffneten  Kästchen, 
welches  eine  links  neben  ihr  stehende  Dienerin  mit 
beiden  Händen  hält.  In  jenem  Gegenstande  glaubt 
Scholl  einen  Ring  oder  Juwel,  Rhusopulos  eine 
Tänie,  Conze  eine  Schnur  zu  erkennen.  Wenn  diese 
Frage  auch  nicht  bestimmt  entschieden  werden  kann, 
so  scheint  mir  doch  die  Haltung  der  Hände  bei  der 
Hegeso fUrdieAnsicht  der  letztgenannten  zu  sprechen; 
denn  nicht  nur  die  rechte  etwas  erhobene  Hand  fasst 
mit  Daumen  und  Zeigefinger  einen  Gegenstand,  son- 

")  Ueber  solche  interimistische  Inschriften  vgl,  Heydemann  im 
Hermes  IV,  383. 

'*)  Ueber  die  bei  den  Tragikern  (vgl.  Aesch.  Coeph.  15.87; 
Soph.  Ant.  431;  Eurip.  Iph.  Taur.  161)  vielfach  erwähnten  Todten- 
spenden  vgl.  Becker  Charikles  II,  198  und  besonders  die  bereits 
(Anm.  16)  erwähnte  Abhandlung  von  Ernst  Schulze  {de  vasculo 
picto  etc.   p.  9). 

")  Nur  der  linke  Daumen  der  'Hyrjnco  und  die  Nase  der  Die- 
nerin sind  etwas  beschädigt.  Der  Stuhl  der  ersteren  und  die  rechte 
Schuller  der  letzleren  springen  ein  wenig  über  den   Rand  vor. 

3* 


20 


dem  auch  die  linke,  die  auf  dem  Sclioofse  liegt, 
seheint  mit  Daumen  und  Mittelfinger  etwas  zu  halten. 
Vielleicht  war  es  daher  eine  durch  Farbe  angedeutete 
Tänie  oder  Schnur,  deren  beide  Enden  Hegeso  er- 
greift. Auf  diesen  Schmuck  blickt  sie  mit  etwas  nach 
vorn  geneigtem  Haupte,  so  dass  ihre  ganze  Haltung 
den  Eindruck  grofser  Zartheit  macht.  Die  Haare  sind 
auf  dem  Hinterkopf  mit  einer  'arfevdnuj  befestigt 
und  mit  dem  Obergewand  schleierartig  verhüllt, 
vorn  dagegen  von  zwei  Tänien  durchzogen,  unter 
denen  sich  zarte  Locken  zeigen,  die  von  der  Stirn 
durch  eine  aT£(fdvr]  getrennt  werden'").  Mit  diesem 
reichen  Haarschmuck  und  dem  faltenreichen  Ober- 
ffewand  der  Herrin  contrastirt  die  einfache  Klei- 
düng  der  Dienerin,  die  nur  einen  eng  anliegenden 
Chiton  und  eine  Haube  auf  dem  Kopfe  trägt.  Die 
edle  würdevolle  Haltung  und  die  ruhige  einfache 
Stellung  beider  Figuren  sowie  die  meisterhafte  Be- 
handlung der  Gewänder,  welche  die  Körperformen 
in  der  anmuthigsten  Weise  durchblicken  lassen, 
sichern  diesem  Kelief  nach  Aller  Urteil  unter  den 
bei  der  H.  Trias  gefundenen  Grabsteinen  den  er- 
sten Rang  nach  dem  Fieitermonumente  und  erinnern 
lebhaft  an  den  echten  Stil  des  Phidias.  Und  da 
sich  H.  fl  und  I  in  Privaturkunden  schon  während 
des  peloponnesischen  Krieges  finden ''),  so  möchte 
man  trotz  des  jonischen  Alphabets  in  der  Inschrift 
nicht  annehmen,  dass  das  Relief  noch  dem  5.  Jahr- 
hundert angehöre.  Jedenfalls  darf  man  auch  die 
Inschrift  nicht  über  die  erste  Hälfte  des  4.  Jahrhun- 
derts hinab  ansetzen. 

Acht  Meter  weiter  westlich  folgt  eine  zweite 
Gruppe  von  drei  wahrscheinlich  einer  Familie  an- 
gehörigen  Grabmonumenten,  von  denen  das  mittlere 
etwas  weiter  nach  Süden  vorgerückt  ist. 

No.  35.  Viereckige  liymettische  Basis 
ohne  das  zugehörige  Denkmal. 

'")  Die  Beschreibung  des  Hoarsclimiicks,  der  auf  der  l'liolugra- 
pbie  und  darum  auch  auf  unserer  Abbildung  nicht  deutlich  zu  er- 
kennen ist,  ist  dem  Bericht  von  Hhusopulos  entnommen,  der  darüber 
sagt:  Tiji/  Tolyioaiv  liig  xiiiui.tj;  f/ei  xakiiq  (hicxsxoafitiuü'ijV, 
aipiväövij  oniaHtv  vnoxnazovuivriv  xid  ajnfiti'ij  iiimmalHv 
vji'tQ  lö  fiitianov,  h'rjfi^oaad'ij  xaiii  jov  nniatfnov  xnajaijov, 
avio  <Ji  TOÜ  /jutünov  x«l  ätnlfj  inivCit.  Vgl.  über  dieses  Relief 
die  BemeHungen  von  Conze  in  den  Preufs.  Jahrb.   1871   S.  iDif. 

")  Vgl.  Kirchhoir  Slud.  z.  Gesch.  d.  gr.  Alph.  2.  Aufl.  p.  68. 


No.  36.  Dorische  Säule  mit  20  Cannelirungen 
und  etwas  verstümmeltem  Abacus  (h.  2,03 ;  Umfang 
oben  0,88,  unten  1  M.).  Die  runde  Basis  (h.  ■0,33) 
und  der  Schaft  sind  hymettisch,  das  Capital  ist 
pentelisch.  Die  Säule  endigt  unten  in  ein  Kymation 
und  hat  oben  unterhalb  des  Echinos  zwei  enge,  hori- 
zontale Ringe.  Auf  der  Basis  steht  die  im  4.  Jahr- 
hundert V.  Chr.  geschriebene  Inschrift 

BinNEYBIOrOTAMIOC 

auf  der  südlichen  Fläche  des  Abacus: 

.APXIKAH^APXIOY  ") 
rOTAMIO^ 

Merkwürdig  ist  diese  Säule  besonders  deshalb,  weil 
wir  durch  sie  eine  bisher  unbekannte  Form  eines 
Grabdenkmals  erhalten. 

No.  37.    Pentelische  Stele   mit  Anthemion 
und  zwei  Rosetten  (hoch  1,88;  breit  0,47),  auf  einer 
Basis  von  Poros.stein.     Ueber  den  Rosetten  steht: 
EY(DPOS:YNH(!)ANirrO> 

r  O  T  A  M  I  O  Y 
EYBIO^  (DANirrOY 
BlßNEYBIOY 

r   o  T  A  M  I  o  s: 

Unter  den  Rosetten  ist  in  vertieftem  Viereck  eine 
Abschiedsscene  im  Relief  und  unter  diesem  die  In- 
schrift: 

AEEIKAEIAitlAinNOSEZOlOY 
APXIASEYBIOYrOTAMIOS:  ") 
Das  zwischen  beiden  Inschriften  befindliche  Relief 
zeigt  links  eine  nach  rechts  gewandte  Frau  (EvcpQo- 
avvrj)  in  doppeltem  Gewände;  sie  sitzt  auf  einem  ge- 
polsterten Sessel  mit  Rücklehne  und  gedrehten  Bei- 
nen, unter  dem  sich  ein  Hündchen  zeigt.  Die  Frau 
reicht  die  rechte  Hand  einem  ihr  gegenüberstehen- 
den Jüngling  (Btiov),  welcher  durch  das  Oelfläsch- 
cheu  und  die  Strigilis  als  Ephebe  charakterisirt  ist. 
Er  trägt  kurzes  Haar  und  Bart  und  ein  einfaches 
Gewand,  das  die  Brust  frei  lässt.  Zwischen  diesen 
beiden  Figuren  steht  nach  reclits  gewandt  ein  bär- 

'^)  So  habe  ich  nach  liluisupuliis  und  kcmianuJis  gegeben,  «ab- 
rend  Scholl  nur  Vi'Xi/...:^  \PXIO  bat  und  l4o/{itid\ii;  lln- 
Xt'ii[v]  vorschlägt. 

")  Obwohl  Scholl  die  unlere  Inschrift  nicht  angiebt,  kann  an 
ihrer  Existenz  nicht  gezweifelt  «erden,  da  sie  von  Kumanudis  und 
Hhusopulos  gleichlautend  aufgeführt  wird. 


21 


tiger  Alter  {Evßmg),  der  die  rechte  Hand  herab- 
hängen lässt  und  mit  der  liniien  das  Gewand  auf 
die  Schulter  zieht.  Nach  Rhusopulos'  Urteil  ist  die 
Arbeit  sehr  unvollkoniiuen  und  die  Inschrift  etwa 
dem  2.  Jahrhundert  v.  Chr.  angehörig.  Die  drei 
Figuren  entsprechen  den  in  der  oberen  ^')  Inschrift 
genannten  drei  Namen,  während  die  untere  wohl 
erst  später  hinzugefügt  ist.  Evßiog  ist  der  Vater  des 
Bictjv  und  wahrscheinlich  auch  des  unten  genannten 
l^Qxias,  EvcfQoavvrj  die  Mutter  oder  vielleicht  die 
Schwester  des  Evßiog,  Js^lxXeia  aber  wohl  ein  an 
Oillwv  aus  Ölnv  verheirathctes  Mitglied  jener  Fa- 
milie. Da  zu  derselben  auch  der  auf  der  dorischen 
Säule  (No.  36)  genannte  Biiov,  der  freilich  früher 
gelebt  haben  niuss,  gehörte,  so  befand  sich  wahr- 
scheinlich hinter  der  engverbundenen  Gruppe  der 
drei  Denkmäler  No.  3.3 — 37  ein  grölseres  Familien- 
grab, wie  sich  solche  am  Siidrand  der  Gräberstrafse 
erhalten  haben. 

Wenn  wir  bisher  zu  beiden  Seiten  der  alten 
Strafse  einen  festen  Plan  in  der  Anlage  und  eine 
gewisse  Regelmäl'sigkeit  in  der  Anordnung  der  Grä- 
ber und  Grabsteine  erkannten,  so  finden  wir  das 
gerade  Gegentheil  in  den  nun  zu  besprechenden 
Grabmälern,  die  nördlich  von  jener  Strafse  zwischen 
der  Kirche  und  der  neuen  PiräusstraCse  (C)  gelegen 
sind.  Die  Gräber  liegen  hier  nämlich  weder  in  einer 
Reihe,  noch  auch  haben  sie  dieselbe  Richtung;  viel- 
mehr stehen  einige  Grabsteine  mit  der  Front  nach 
Süden,  andere  nach  Norden,  noch  andere  nach  Nord- 
osten parallel  mit  der  Strafse  nach  Eleusis.  Fort- 
laufende Mauern,  auf  denen  wie  an  der  Südseite 
der  Strafse  die  Denkmäler  stehen,  sieht  man  nir- 
gends, wohl  aber  einzelne  Mauervierecke,  die  zur 
Einfriedigung  von  Familiengräbern  dienten.  Bei  der 
zerstreuten  Lage  derselben  erklärt  es  sich  ferner, 
dass  keine  Strafsen  dazwischen  gefunden  sind. 
Man  scheint  hier,  wie  ich  unten  zeigen  werde,  über- 
haupt erst  später  begraben  zu  haben,  und  zwar  ohne 
bestimmte  Ordnung  da,   wo  sich  gerade  ein  geeig- 

'*)  Weshalb  Rliusopulos  die  zwei  Namen  der  uüteren  In- 
sclirift  mit  den  diel  Hersonen  des  Heliefs  in  Beziehung  setzt,  kann 
ich   nicht  einsehen. 


neter  Platz  fand.  Zur  Passage  werden  nur  kleinere 
Durchgänge  gedient  haben,  deren  Rhusopulos  drei 
zwischen  der  Gräberstrafse  und  der  Wasserleitung 
in  der  Richtung  von  Norden  nach  Süden  erkennen 
zu  können  glaubt.  Denn  obwohl  auf  dem  grofsen 
Räume,  der  ohne  Zweifel  einst  dicht  mit  Gräbern 
angefüllt  war,  nur  wenige  Grabsteine  noch  an  ihrem 
alten  Platze  stehen,  so  unterscheidet  man  unter  ihnen 
doch  zwei  Gruppen,  eine  östliche  und  eine  west- 
liche, während  zwischen  ihnen  und  zu  beiden  Seiten 
der  Raum  frei  bleibt.  Der  östlichen  Gruppe,  die 
aber  wie  auch  die  westliche  keine  gerade  Linie 
bildet,  gehören  von  Süden  nach  Norden  folgende 
Denkmäler  an: 

No.  38  '*).    Platte  von  hymettischem  Stein  (hoch 
0,36,  breit  0,37)  mit  der  Front  nach  Norden  gerichtet: 
A0HNAII: 
XIA 

No.  39.     Platte  von  hymettischem  Stein  (hoch 
0,25;  breit  0,26)  nach  Süden  gerichtet: 
APAGIIN 
BOZnOPEITHZ 
Agathon   war  somit  ein  Anwohner  des  thrakischen 
oder  kimmerischen  Bosporos.    Die  Inschrift  stammt, 
wie  das  ix  für  t  zeigt,  aus  später  Zeit. 

No.  40.  Aehnliche  Stele  (hoch  0,45;  breit 
0,24)  nach  Norden  gewandt: 

EYNETH  ^vvixri 

T  I  T  e  H  ^iz^rj- 

No.  41.  Grofses  Grabmal  in  Form  eines  klei- 
nen Tempels  mit  Giebel  und  einem  Akroterion  in 
der  Mitte  und  Pilastern  an  den  Seiten;  nach  Nor- 
den gerichtet  und  auf  einer  Basis  ruhend;  (pente- 
lischer  Stein;  hoch  1,32;  breit  0,80): 

im  Giebel      ONH^ l^/AOgC::^o^HTopor 

auf  dem  Epistyl 
nPJ^TONOH'MlKOiTPATH-rETKOAlMH  ") 

''")  Auf  eine  genaue  Nachbildung  der  Buchstabenformen  muss 
ich  bei  den  meisten  der  jetzt  folgenden  Inschriften  verzichten,  da  ich 
in  den  Vorlagen  von  Rhusopulos  und  Kumanudis  hierzu  nicht 
den  nothisen  Anhalt  limle.  So  hat  ersterer  immer  ^,  letzterer 
immer  <..  Wo  mir  daher  nicht  genauere  Angaben  vorliegen,  be- 
diene ich  mich   der  genühnlichen  Unzialen. 

^')  Die  Inschrift  sowie  die  folgende  Beschreibung  des  Reliefs 
habe  ich  nach  einer  mir  vorliegenden  Photographie  gegeben. 


22 


Die  Schrift  ist  nachlässig,  sehr  gedrängt  und  wohl 
nicht  vor  dem  3.  Jahrhundert  v.  Chr.,  möglicherweise 
aber  später  entstanden;  denn  wenn  die  Buchstaben 
auch  noch  nicht  die  der  römischen  Zeit  eigenthiini- 
lichen  Verzierungen  haben,  so  sind  doch  die  Linien 
■vielfach  gebogen,  y/r^aßmg  ist  wohl  nur  ein  Schreib- 
fehler für  yfäaßing.  In  Z.  1  erkennt  man  eine  Ra- 
sur und  zwischen  'Ovi'^aiung  und  'Ovi^rngog  die  Buch- 
staben OL.  welche  einer  ausgetilgten  Schrift  angehö- 
ren. Vielleicht  stand  zuerst  bloss  'Ovi]aifwg  ohne  den 
Namen  des  Vaters  und  Vaterlandes  da.  —  Unter 
dem  Epistyl  ist  in  ziemlich  flachem  Relief  (Vor- 
sprung 0,07)  eine  Scene  von  vier  Personen  darge- 
stellt. Links  an  den  Pilaster  angelehnt  steht  mit 
rechtem  Standbein  und  nach  rechts  gewandt  eine 
jugendliche  Frau,  wahrscheinlich  IlQMTovnrj.  Sie 
trägt  Chiton  mit  kurzen  Aernieln  und  Gürtel  und  ein 
Obergewand,  das  den  Rücken  und  vorn  den  Unter- 
körper bedeckt,  Sandalen  ohne  Bänder  und  unge- 
scheitelte  vorn  gelockte  Haare.  Mit  wehmüthigem 
Blicke  schaut  sie  auf  ein  kleines  ihr  gegenüber  ste- 
hendes und  zu  ihr  aufblickendes  Mädchen  (Elxn- 
}.tvr])  hin,  indem  sie  es  mit  der  linken  Hand  schmei- 
chelnd am  Kinn  und  mit  der  rechten  am  rechten 
Handgelenk  fasst.  Das  Mädchen  hat  Doppelchiton 
mit  Gürtel  und  Kreuzbändern  auf  der  Brust  und 
hält  in  der  Rechten  einen  Vogel  (Schwalbe?)  em- 
por, während  die  herabhängende  Linke  das  Gewand 
fasst.  Sie  trägt  Ohrringe,  ein  Halsband  und  am 
linken  Arm  zwei  Armbänder.  Zu  ihren  Füfsen 
springt  ein  zottiger  Spitzhund  empor.  Auf  dem  zu- 
rUckgebeugten  Haupte  hat  sie  krause  Locken  und 
eine  zierliche  Flechte  um  die  Schläfe.  Im  Hinter- 
gründe steht  in  der  Mitte  des  Reliefs  eine  grofse 
Frau  {NixöaTQazr])  in  doppelter  Gewandung  und 
ebenfalls  auf  das  Mädchen  herabblickend.  Doch  sind 
von  ihr  nur  die  Brust  und  der  Kopf  sichtbar,  den 
hinten  ein  Schleier  verhüllt,  und  die  linke  Hand, 
mit  der  sie  den  Schleier  fasst.  Neben  ihr  steht 
rechts  ebenfalls  im  Hintergrund  ein  älterer  vollbär- 
tiger Mann,  der  mit  der  rechten  Hand  den  Bart  be- 
rührt und  die  linke  auf  die  Schulter  des  Mädchens 
legt.  Das  Gewand  liegt  auf  der  linken  Schulter 
nnd  lässt  die  Brust  nackt;    der  übrige  Körper  ist 


bis  auf  das  linke  Bein  und  den  mit  Stiefeln  beklei- 
deten Ful's  durch  das  Mädchen  verdeckt.  Während  die 
drei  andern  Personen  mehr  im  Profil  dargestellt  sind, 
steht  der  Mann  fast  ganz  en  face  und  schaut  gerade 
vor  sich  hin.  Offenbar  tritt  das  Mädchen,  auf  wel- 
ches die  beiden  Frauen  blicken,  als  die  Hauptfigur 
hervor,  so  dass  EvxoXivTj  daher  für  die  Verstorbene 
zu  halten  sein  wird.  Wir  sehen  sie  hier  in  einer 
Scene  des  täglichen  Lebens  mit  ihren  Lieblings- 
thieren,  bekleidet  mit  ihren  Schmuckgegenständen 
und  umgeben  von  ihren  Verwandten.  In  Bezug  auf 
die  Arbeit  ist  ein  merklicher  Unterschied  zwischen 
den  Figuren  des  Hintergrundes  und  Vordergrundes; 
während  man  an  jenen  plumpe  Gesichtszüge  und 
eine  rohe  Arbeit  wahrnimmt,  sind  diese  ungleich 
feiner  in  den  Zügen  sowie  in  der  Gewandung  be- 
handelt. Bemerkensvverth  ferner  ist  an  diesem  wohl- 
erhalteuen  ")  Relief,  auf  wie  engem  Raum  eine  so 
bewegte  Scene  von  vier  Personen  zusammenge- 
drängt ist,  so  dass  die  Arme  mehrfach  verschlungen 
sind  und  die  hinteren  Personen  nicht  recht  zur  Wir- 
kung kommen.  Es  fehlt  die  edle  Einfachheit  der 
Composition  und  die  ruhige  Haltung  der  Figuren,  die 
wir  an  den  Werken  der  früheren  Zeit  bewundern. 
Ueber  den  Köpfen  sind  zwei  Löcher  von  der  Dicke 
eines  Bleistifts  sichtbar,  in  die  wohl  Metallstifte  zum 
Anhängen  von  Kränzen  (Anm.  l(i)  eingefügt  waren. 
Das  Monument  steht  nach  dem  Plan  von  Kumanudis 
auf  dem  Südrand  einer  viereckigen  Mauer,  die  etwa 
6  M.  im  Quadrat  hat  und  wie  die  ähnlichen  Mauer- 
züge an  der  Strafse  zur  Einfriedigung  eines  Fami- 
lienbegräbnisses diente.  Nicht  weit  von  der  Südost- 
ecke desselben  steht 

No.  42   ein  viereckiger  Grabstein  von  hymetti- 
schcm  Stein  mit  der  Front  nach  Nordosten 
KAPnOE 
XPHZTOE 

No.  43.  Flacher  Dcekstein  von  pentclischem 
Marmor  in  derselben  Richtung,  nördlich  von  No.  41 
(hoch  0,41 ;  breit  0,n'2]  lang  0,91);  an  der  nördlichen 
Schmalseite  mit  der  Inschrift 

")   Nur   die  Oberfläche    der  Figuren  ist  etwas   bcslofsen,   auch 
die  Nasen  sind  zum  Theil   verstümmelt. 


23 


APIZTYAAA 
nAMcDlAÜY 
ArYAHBEN  ") 
OVrATHP 

Ein  wenig  westlich  von  diesem  Grabstein  zeigen  sich 
ebenfalls  Spuren  einer  Mauer. 

No.  44.  Runde  Stele  von  pentelischera  Stein 
nördlich  von  No.  4;» 

ZnZIKAHL 

ArAZinnoY  ") 

AXAPNEYZ 
Dieser  Grabstein  steht  unmittelbar  am  Rande  der 
alten  Wasserleitung,  in  deren  Nähe  noch  mehrere 
Gräber  und  Mauerziige  erkennbar  und  nach  Kuma- 
nudis  auf  den  Plan  eingetragen  sind,  ohne  dass 
ich  Näheres  darüber  angeben  könnte.  Etwas  wei- 
ter östlich,  nicht  weit  von  jeuer  Wasserleitung,  steht 
endlich  noch  am  alten  Platze 

No.  45.     die  runde  Stele  des 

APILTOKPATHZ: 

KOPIN0IOL 

Eine  zweite  westlichere  Gruppe  unter  den 
Denkmälern,  welche  innerhalb  des  Dreiecks  nördlich 
von  der  Gräberstrafse  liegen,  zieht  sich  nördlich  von 
dem  Grabmal  der  Hegeso  (No.  34)  bis  zur  neuen 
Piräusstrarse  hin;  hier  erwähne  ich,  von  Süden  be- 
ginnend, die  folgenden  Jlonumeute: 

No.  46.  Platte  von  pentelischem  Stein  (hoch 
0,o7;  breit  0,27),  mit  der  nach  Süden  gewandten 
Inschrift  KAAAlZTil 

nPOMAXOY 
AAßnEKHöEN 
GYPATHP 
No.  47.     Runder  hymettischer  Grabstein,   nach 

Süden  gerichtet 

nPßTO^ANHE 

ANTIXAPOY  '"} 

ANAtDAYETIOE 

^')  So  lesen  Kunianidis  und  liliiisopulos.  Docli  ist  es  wohl 
nur  ein  Stlireibfehler  fiir  das  beliannle  Uemulilion  lAy(>v).fj!}(r. 

3«)   Kumanudis  liesl  OPASmnOY. 

*  ")  Kunianudis  giebl  auf  dem  l'lan  ANTIXAPO-  Dann  wiirde 
die  luscbrirt  in  das  4.  Jahrhundert  fallen.  Dagegen  wird  sie  durch 
Itliusopulos'  Lesung  'AmxaQov  (statt  l-tiiiyc'iQOVi)  in  makedonische 
oder  römischer  Zeit  vern lesen. 


No.  4S.  49.  Dicht  daneben  befindet  sich  die 
viereckige  Basis  (No.48)  einer  Stele  und  ein  Grab 
mit  Kalkbewurf  (No.  49),  das  die  Form  eines  jetzigen 
Sarges  hat.  Dasselbe  ist  von  Osten  nach  Westen 
1,59  M.  lang,  im  Westen  0,90  breit,  im  Osten  schma- 
ler und  0,50  hoch.  Wahrscheinlich  lag  daher  der 
Todte  mit  dem  Kopfende  nach  Westen,  so  dass  sein 
Antlitz  nach  Osten  der  aufgehenden  Sonne  zugekehrt 
war.  Auf  der  Oberfläche  des  Grabmals,  0,34  M.  von 
dem  westlichen  Ende  entfernt,  befindet  sich  eine 
viereckige  Stele,  von  der  jedoch  nur  die  untere 
Hälfte  noch  an  Ort  und  Stelle  steht,  während  die 
obere  abseits  gefunden  und  jetzt  augefügt  ist.  Die 
Inschrift  lautet: 

A0HNOAnPOE 

nieEYZ 

No.  50.  Grofses  tempeiförmiges  Grabmal  mit 
Pilastern  au  den  Seiten  und  mit  der  Front  nach 
Norden  (pentelischer  Stein;  hoch  1,47;  breit  0,47). 
Auf  dem  Epistyl  liest  man  APIZTII2N  und  darauf 
noch  in  ganz  verwitterten  Zügen  ZliiriEE  ( ?  )• 
Darüber  ist  in  voller  Figur  mit  ausgebreiteten  Flü- 
geln, die  rechte  Hand  vor  der  Brust  und  die  linke 
auf  dem  Haupte,  eine  Sirene  dargestellt,  die  wir 
ja  als  Sängerin  der  Todtenklage  häufig  auf  attischen 
Grabsteinen  sehen  ^').  Zwischen  den  Pilastern  steht 
nach  links  ein  nackter  Jüngling,  der  in  der  Rechten 
eine  Schwalbe  und  in  der  Linken  das  am  Rücken 
herabhängende  Gewand  unten  fasst.  Neben  ihm 
vor  dem  linken  Pilaster  (also  aufserhalb  des  eigent- 
lichen, als  Heroon  gedachten,  atjxog)  steht  ein  klei- 
ner nackter  Knabe  mit  gekreuzten  Armen  und  einer 
Strigilis  in  der  rechten  Hand.  AVenn  die  kleineren 
Proportionen  ihn  als  Diener  charakterisiren,  so  deu- 
tet die  Strigilis,  die  er  seinem  Herrn  trägt,  an,  dass 
dieser  ein  Ephebe  und  noch  der  Palästra  angehörig 
war.  Eine  Reihe  ganz  ähnlicher  Grabsteine  in  Athen 
sind  von  Pervanoglu  (die  Gräbst,  d.  alten  Gr.  p.  35) 
besprochen.  —  Wenige  Schritte  weiter  westlich  tref- 
fen wir  auf 

No.  51.     Basis  eines  ähnlichen  grofsen  Grab- 

*')  Vgl.  Preller,  griech.  Mylh.  1',  482.  Eine  Sirene  mit  Leier  und 
Plektron  ist  auch  schon  früher  in  den  Ausgrabungen  bei  H.  Trias 
gefunden.    Vgl.   Kekule,  die  Bildw.  d.  Thes.  n.  7i. 


24 


mals.  Dieselbe  ruht  auf  einer  zweiten  Basis  von 
Porosstein,  und  diese  wieder  auf  einer  Mauer  (Ge- 
saramtiiöhe  etwa  1,47  M.)-  Die  obere  Basis  hat 
eine  viereckige  Vertiefung  an  der  Stelle,  wo  das 
eigentliche  Denkmal  stand,  von  dem  noch  Spuren 
der  Seitenwände  erkennbar  sind.  Zwischen  diesen 
ist  auch  in  dieser  Basis  eine  runde  Vertiefung  für 
Todtenspenden  eingehauen.  Demselben  Zwecke  diente 
ohne  Zweifel  ein  daneben  stehender  kegelförmiger 
Stein  (hoch  0,G0;  breit  0,55),  der  in  eine  Basis  ein- 
gelassen ist  und  oben  eine  ähnliche  Höhlung  hat. 

Xo.  52.  Nördlich  von  No.  bO  und  51  hat  Ku- 
manudis  Mauerzüge  verzeichnet,  die  an  die  Form 
eines  Kreuzes  erinnern.  Da  mir  Freund  Heldreich 
bestimmt  versichert,  dass  sie  alt  sind,  so  werden 
sie  ebenfalls  ein  Familiengrab  umschlossen  haben. 

No.  5.3.  Kleine  viereckige  Stele,  nach  Nord- 
osten gerichtet. 

rAAYKON  ") 
HnEIPßTIZ 
Zu  beiden  Seiten  derselben  steht  ein  Block  von  Po- 
rosstein,  von  denen  der  eine,  wie  die  Furche  auf 
der  Oberfläche  zeigt,  als  Basis  für  ein  Grabmal  diente. 

No.  54.   Runde  hymettische  Stele,  nach  N. 
«DIAOKPATEIA 
ArAeOKAEOYL 

AizriNEnz 
evrATHP 

Dieselbe  bildet  den  nördlichen  Abschluss  der  west- 
lichen Gruppe  von  Denkmälern,  indem  sie  bereits 
der  Wasserleitung  und  der  neuen  Piränsstrafse  be- 
nachbart ist.  Neben  der  letzteren  stehen  etwas  wei- 
ter südwestlich 

No.  55.  Eine  ähnliche  Stele  (nach  Norden) 
der  APIZTION 

AnOAAOAnPOY 

EAniÜY 

IKAPIEnZ 

TYNH 
No.  öG.    Viereckige  Stele  (nach  Süden)  des 

KAAAIZTPATOE 

die  sich  ganz  vereinzelt  im  Westen  des  dreieckigen 

*')    D.iiixov  ist    als  Name   einer    Frau    noch    nicht    hei    Pape- 
Beoseler  veneichoel,  sondern  nur  als  Name  einer  Sladl  in  Aegypien. 


Raumes  (C)  befindet.     In  der  äufsersten  Ecke  des- 
selben sehen  wir  endlich  noch 

No.  57.  Basis  eines  Grabmals. 
Obwohl  zwischen  No.  56,  57  und  zwischen 
der  westlicheren  Gruppe  von  Grabsteinen  (No.  46 
bis  55)  ein  weiter  Raum  frei  bleibt,  so  kann  doch 
nicht  bezweifelt  werden,  dass  auch  dieser  einst  mit 
Grabmälern  besetzt  war,  die  theils  zerstört  sind, 
theils  ihren  alten  Platz  verloren  haben.  Denn  auch 
in  dem  mit  C  bezeichneten  Räume  sind  eine  Menge 
von  zerstreuten  Grabsteinen  gefunden,  deren  In- 
schriften ich  an  einem  andern  Orte  zu  behandeln 
denke. 

Auf  dem  Plane  nicht  verzeichnet  ist  eine  eben- 
falls bei  der  Piränsstrafse  am  Platz  gefundene  runde 
Stele  (hoch  0,87)  mit  der  Inschrift 

MHNOAOTOE 

ELTIAIOY 

EcDHTIOL    s'V' 

KßMßlAüZ 
Wir   lernen    aus  derselben    einen  Koiuödiendichter 
MrjvödoTng  kennen,  der,  so  yiel  ich  weifs,  noch  un- 
bekannt ist  und  wohl  der  neueren  Komödie  ange- 
hörte. 

Endlich  sei  hier  noch  der  runde  Grabstein  des 
NIKIAE 

NIKOKPATOY 

AYEIMAXEYE 
wegen  seiner  eigenthUmliehen  Gestalt  erwähnt.    Er 
ist  mit  der  Basis  aus   einem  Stein  und  hat  aufser 
dem  gewöhnlichen   oben   undaufendeu  Wulst  unten 
einen  zweiten  etwas  engeren  Ring. 

Aber  nicht  nur  der  dreieckige  Raum  westlich 
von  der  Kirche  ist  freigelegt  worden,  sondern  man 
hat  auch  durch  Ausgrabungen  die  Gräbcrstrafse 
nach  Osten  erweitert,  und  hier  eine  Fortsetzung 
der  Gräberreihe  sowohl  auf  der  Nord-  wie  auf  der 
Südseite  gefunden.  Um  die  crstere  zu  suchen, 
grub  man  den  Raum  unmittelbar  südlich  unter  der 
Kirche  (/>)  ab,  wobei  das  früher  hier  befindliche 
Wächterhäuschen  weiter  nach  Osten  verlegt  werden 
musste.  Hier  stiefs  man  gegenüber  dem  Reiter- 
monunient  auf  eine  Reihe  von  Denkmälern,  die  be- 


25 


deutend  höher  als  jenes  gelegen  (nui-  1  Meter  unter 
dem  jetzigen  Boden),  durch  Betreten  üben  beschä- 
digt sind.  Wenn  dieselben  aueli  nicht  in  einer  gera- 
den Linie  und  ein  wenig  nördlicher  als  die  west- 
licheren Denkmäler  (No. '29  —  37)  liegen,  so  geben 
sie  sich  doch  als  eine  Fortsetzung  der  Nordfront  zu 
erkennen.  Am  weitesten  nach  der  Strafse  Yorge- 
rückt  ist 

No.  58.  Grabmal  der  llipparete,  ein  grofser 
Deckstein  von  peutelischeui  Marmor  (hoch  0,65; 
breit  0,93;  lang  1,89),  oben  mit  vorspringendem 
Rand.  Der  Stein  hat  an  der  Unterfläche  eine  ob- 
longe Vertiefung,  der  eine  gleiche  Vertiefung  in  der 
etwas  gröCseren  aber  dünneren  Basis  entspricht. 
Wahrscheinlich  diente  diese  verborgene  Höhlung 
zur  Aufbewahrung  der  Asche  der  Verstorbenen: 
eine  eigenthümliche  und,  wie  ich  glaube,  bisher  un- 
bekannte Art  der  Bestattung.  Auf  der  südlichen 
der  Stral'se  zugekehrten  Schmalseite  des  Steins  steht 
die  Inschrift 

ilnrAPETH 

AAKIBIAAÜY 
CKAMBIiNlAÜY 

KPITOAEA^ANOKAEOYSKHTTIOY 
<t>ANOKAH:::ANAPOMAXOVAEVKONOIEY5  ") 
Z.  1  —  3  sind  mit  gröl'seren  Buchstaben  und  älterer 
Schrift  als  Z.  4 — 5  geschrieben,  und  zwar  nach  Rhu- 
sopidos'  Urteil  einerseits  vor  der  Mitte  des  4.  Jaiir- 
hunderts,  andererseits  nach  Euklid  wegen  der  con- 
sequenten  Anwendung  des  jouischen  Alphabets  und 
besonders  wegen  des  OY-  Dieser  Umstand  spricht 
gegen  die  sonst  nahe  liegende  Vermuthuug,  dass  die 
hier  genannte  'InnaqsTii  die  Frau  des  berühmten 
Alkibiades  und  Tochter  des  reichen  Hipponikos  (nach 
andern  seines  Sohnes  Kaliias;  vgl.  Plut.  Ale.  S)  sei, 
man  müsste  denn  seine  Zuflucht  zu  der  unwahr- 
scheinlichen Annahme  nehmen,  dass  der  Hipparete, 
welche  nach  Plutarch  a.  a.  0.  vor  ihrem  Manne 
starb,  dies  Denkmal  erst  lange  Zeit  nach  ilirem 
Tode  gesetzt  sei.  Andererseits  aber  weist  die  Zu- 
sammenstellung der  Namen  lli]iparete  und  Alkibia- 

■")  Die  bei  den  Lexikographen  und  schul.  Ar.  av.  997  (vgl.  L.  Koss, 
Uemen  S.  126)  bezeugte  Form  ^4tvxoroi(v;  staU  ^Uvy.oroivg  IriU 
hier  und  auf  dem  folgenden  Grabstein  zuerst  auch  urkundlich  hervor. 
Arch.  Zls-,  Johrsfni]!,'  XXIX. 


des  und  ihre  Herkunft  aus  dem  Demos  Skambonidai 
bestimmt  auf  die  Familie  des  grofsen  Staatsmanns. 
Vielleicht  war  daher  die  Verstorbene  nicht  die  Frau, 
sondern  die  Tochter  desselben,  da  diese  sehr  wohl 
um  die  Mitte  des  4.  Jahrhunderts,  der  die  Inschrift 
angehört,  gestorben  sein  kann  ^').  Die  auf  f^Jai-oxA^g 
und  KQivoXta  bezügliche  Inschrift  ist  offenbar  erst 
später  auf  dem  Grabstein  der  Hipparete  hinzugefügt. 
Das  eigentliche  Grab  des  Phanokles  aber  scheint  in 
der  Nähe  gewesen  zu  sein,  da  wir  auf  einer  Stele 
von  hymettischem  Stein,  die  vor  dem  Grabmal  der 
Hipparete,  aber  nicht  am  Platze,  gefunden  ist,  den 
Namen  des  (|)ANOI<AHE 

ANAPOMAXOY 
AEYKONOIEYE 
noch  einmal  finden.     In  unmittelbarer  Nähe,   aber 
etwas  weiter  nördlich  von  der  Front  der  Stralse  zu- 
rückliegend, stehen  noch  mehrere  runde  Stelen  mit 
Namen  von  Verwandten  des  Phanokles: 

No.  .59.  No.  61. 

AAKIBIAAHZ 

APISTinNOE  ■''')  (DANÜKAEÜYZ: 

AEYKüNüEßC  AEYKONOEYE 

No.  60.  No.  62. 

APICTinN  K  •  A 

(PANOKAEOYZ  KAEnNEflZ 

AEYKONOEYE  AIHßNEßE 

tDANOKAEOYE 
AEYKONOEßE 
TYNH 
Auf  No.  62  stand  in  Z.  1  der  Name  einer  Frau.    Ist 
Z.  2  von  Kunumudis  richtig  gelesen  (Khusopulos  giebt 
das  schwerlich  richtige  AEßNEOE),  so  müsste  der 
Nominativ  Klewreiig  heitsen,  welcher  Name  bisher 
nicht  bekannt  ist.    Darnach  war  die  hier  genannte 
Frau  die  Tochter  des  Kkeoirsvg  und  die  ( ienuililin  des 
Oaroxkr/g.  —  Auffallend  ist,  dass  unmittelbar  neben 
dem  Grabmal  der  Hi])parete  der  Grabstein  (No.  ijl) 
eines  Alkibiades   steht.     Doch   kann  dieser   uumög- 


**)  A.  Conze  (antike  CrabniUler  in  den  l'reufs.  .hhrh.  lid.  .\XVII 
S.  I.i2)  nimmt  an,  ilass  Hipparele  die  Tochter  des  jüngeren  Alki- 
liiades  gewesen   sei. 

*^)  So  nach  dem  l'lon  von  Kumancidis.  lilinsiipiilos  liest: 
AHS  .  .  .  nNOt  I  AEYKONOEYS:. 


2(1 


lieh  ein  Nachkomme  des  Staatsmannes  sein,  da  er 
aus  dem  Demos  Leuisonoe  stammt.  Vielleicbt  war 
aber  der  Umstand,  dass  iler  Name  Alkibiades  in 
der  Familie  des  Phanokles  heimisch  war,  die  Ver- 
anlassung, dass  man  seinen  Namen  auf  dem  Grab- 
mal der  Tochter  seines  grol'sen  Landsmanns  ver- 
zeichnete und  seine  Verwandten  in  der  Nähe  begrub. 

No.  ()3.  Ocstlich  von  jenem  befindet  sich  ein 
Familiengrabmal,  dessen  2  M.  hohe  Mauern  un- 
ten aus  kleinen  Steinen  und  oben  aus  Porosquadern 
ausgeführt  und  mit  der  Schmalseite  nach  Süden  ge- 
kehrt sind.  Wahrscheinlich  sind  es  die  auf  dem 
Plan  mit  No.  G3  bezeichneten  Mauerzüge. 

No.  64.  Ein  wenig  nordöstlich  von  No.  6o  ist 
von  Kumauudis  ein  grolses  Grabmal,  sei  es  die 
Umuiauerung  eines  Familiengrabes  oder  ein  grolser 
Grabstein,  verzeichnet  und  an  der  Westseite  die 
Inschrift  (DIAOKPATHL 

KAEOrENOY 
KYAAGHNAIEYZ 

Weiter  östlich  von  der  Kirche  haben  sich  keine 
Monumente  auf  der  Nordseite  der  Gräberstralse 
gefunden.  Dagegen  ist  eine  Fortsetzung  derselben 
auf  der  Südseite  östlich  von  dem  Reitermonument  (Bj 
nach  der  Stadt  zu  zum  Vorschein  gekommen.  War 
hier  schon  früher  ein  vereinzeltes  Stück  einer  poly- 
gonen  Mauer  sichtbar,  so  ist  jetzt  eine  zusammen- 
hängende Reihe  von  Familiengräbern  aufgedeckt,  die 
gleichwie  die  weiter  westlich  gelegenen  von  Mauern 
eingefasst  und  der  Strafse  zugekehrt  sind.  Doch 
bilden  diese  nicht  die  gerade  Fortsetzung  der  Nord- 
seite vom  Monument  des  Dexileos,  sondern  sie  setzen 
au  der  Südostecke  desselben  an,  ziehen  sich  in  ost- 
südöstlicher Richtung  nach  der  Stadt  zu  und  biegen 
nach  einem  Lauf  von  IS  M.  südlich  um.  Aus  dieser 
südlichen  Einbiegung  sowie  aus  dem  weiteren  Zu- 
rücktreten der  gegenüberliegenden  Gräber  auf  der 
Nordseite  (D)  scheint  sich  zu  ergeben,  dass  die 
Strafse  sich  im  Osten  nahe  beim  Thor  mehr  er- 
weiterte. Die  hier  in  Frage  stehende  Mauerlinie 
aber  bildet  nach  Rhusopulos  die  Hegränzung  für 
vier  hinter  derselben  gelegene  Familien- 
gräber: 


No.  65.  Die  an  die  Südostecke  des  Reitermonu- 
ments sich  anschliefsende  Mauer  (8,70 M.  lang)  ist 
auf  ihrer  westlichen  Hälfte  nur  in  den  Fundamen- 
ten erhalten,  auf  der  östlichen  in  regelrechtem  Qua- 
derbau aus  Porosstein. 

No.  66.  Hieran  reiht  sich  ö.stlich  eine  poly- 
gone  Mauer  aus  grofsen  Steinen,  die  im  0.  mit 
einem  hohen  aufrecht  stehenden  Stein  endigt  (lang 
2,10;  hoch  2,-10;  dick  oben  1,40V  Auf  der  Mauer 
steht  nichts  als  eine  Basis  von  Porosstein.  Dage- 
gen hat  sich  südlich  hinter  derselben  die  Krönung 
(No.  66  a)  eines  grofsen  Grabmals  von  pentelischem 
Stein  (lang  2,49)  und  einer  ungewöhnlicheren  Ge- 
stalt gefunden..  Es  ist,  wie  ich  aus  einer  Skizze 
meines  Freundes  Postolacca  ersehe,  ein  flaches 
Dachgesims,  auf  dem  oben  an  der  Frontseite  als 
Verzierung  15  kleine  Ante  fixe  mit  noch  kleineren 
Zwischenräumen  angebracht  sind.  Die  an  beiden 
Enden  befindlichen  Antefixe,  deren  äufsere  Hälfte 
fehlt,  dienen  zugleich  als  Eckakroterieu.  Ueber  der 
mittleren  ist  in  einem  Loch  ein  viereckiger  Einsatz, 
der  in  eine  Art  von  S|)itze  ausläuft.  Ofteubar  diente 
diese  mittlere  Erhöhung,  deren  Gestalt  mir  nicht 
ganz  klar  ist,  dazu,  dem  verzierten  Gesims  einen 
architectonischeu  Abschluss  zu  geben.  Unter  dem 
eigentlichen  Gesims  befinden  sich  zwei  schmalere 
Streifen.  Auf  dem  unteren  und  schmälsten,  welcher 
offenbar  die  Decke  des  nicht  mehr  erhaltenen  Grab- 
mals bildete,  steht  die  Inschrift 

MAKAPEYSIAAKIAAHC  APXEBIOC 

Der  hier  genannte  Mcxxaoavi^  ist  ohne  Zweifel  iden- 
tisch mit  dem  tragischen  Dichter  (r^rioyog  zixvrjq 
TQayixfjg),  dessen  Grabe])igramni ")  auf  einer  Basis 
von  Porosstein  schon  bei  der  zweiten  Ausgrabung 
ganz  in  der  Nähe  gefunden  ward.  Ohne  Zweifel 
gehören  daher  diese  Basis  und  der  oben  erwähnte 
Giebel  demselben  Monumente  an,  welches  auf  der 
polygonen  Mauer  älmlicti  wie  die  Denkmäler  des 
Agathon  weiter  westlich  stand.  In  der  Nähe  jener 
Mauer  sind  noch  mehrere  Basen,  Grabsteine  und 
Reliefs  gefunden. 

No.  67.  Familiengrab  aus  grofsen  Quadern 
(lang  5,30;   hoch  2,25;   dick  2  M.).     Auf  der  Nord- 

")    Eiliil  vun   Hhusopulos  im  bull,   dtll'  insl.    18ßi   S.  iO. 


27 


inauer  steht  eine  grolse  Basis,  die  gröfste  der  bis- 
her gefundenen.  Von  dem  darauf  befindlichen  Grab- 
mal (breit  2,ö7;  tief  0,70)  hat  sich  nur  die  üstecke 
erbalten.  Von  mehreren  Basen,  die  hier  noch  ste- 
hen, hat  eine  von  Norden  nach  Süden  drei  runde 
zu  Todtenweihen  bestimmte  Löcher. 

No.  68.  Familiengrab  mit  Mauern,  die  aus 
kleinen  Steinen  bestehen  und  mit  Farbe  versehen 
sind.  Die  Mauer  ist  an  der  Nordfront  2  M.  hoch 
und  3,60  M.  lang  und  biegt  dann  im  rechten  Winkel 
nach  Süden  um. 

Unter  den  nicht  am  alten  Platze  befindlichen 
Denkmälern,  die  auf  dem  Terrain  B  hinter  den 
Mauern  No.  65  —  68  gefunden  und  theils  in  dem 
Wächterhäuschen,  theils  im  Museum  der  Archäo- 
logischen Gesellschaft  untergebracht  sind,  seien  hier 
kurz  noch  folgende  erwähnt: 

1.  Grabstein  des  Komödiendichters  Ev- 
&ittq.  Auf  der  linken  Hälfte  einer  Basis  von  Po- 
rosstein  (hoch  0,43;  breit  1,36;  dick  0,73),  die  in 
der  Mitte  einen  viereckigen  Vorsprung  hat  und,  wie 
die  Spuren  am  Stein  zeigen,  zweimal  als  Basis  für 
ein  Denkmal  benutzt  worden  ist,  findet  sich  das 
Epigramm 

ZrjXol  a  'Ekläg  näaa  \  nod-sl  -i/  Isgnlg  sv  aymaiv,  | 

Eviti'a,  nvx  ädlxiijg.  ng  ze'/vei  '  ovyl  (pvaei. 
'Efi  ßozQvnaiecpävq)  j  xcofic^dla  rjdvyihozi 

JevTSQog    iüv  xä^ei,  nqioTog  fcfvlg]  ancpia  *'). 
Da  die  Inschrift  nach  Rhusopulos'   Urteil  etwa  in 
das  2.  Jahrhundert  v.  Chr.   zu    setzen  ist,    so   ge- 
hörte  der   bisher   unbekannte    Dichter  Evd^iag    der 
neueren  Komödie  an. 

2.  Schönes  Grabrelief  ")  in  Form  eines 
Tempels  auf  einer  Platte  von  pentelischem  Stein 
mit  Antenpfeilern  an  den  Seiten  (hoch  1,48;  breit 
0,88;  Kelieferhebung  0,!0  — 171  Das  Piclief  stellt 
eine    Abschiedsscene   mit   drei    Personen    dar   von 

■")  Tt'/vn  in  Z.  2  ist  eine  auf  späleren  Inscbiiften  gewöhnliche 
SchreibuDg  für  if'/i';/.  In  Z.  4,  wo  auf  dem  Stein  E'i'Y^O'PfAf 
steht,  ist  das  eine  .i'  wohl  nur  durch  ein  Versehen  weggelassen,  da 
durch  die  Anrede  im  Vocativ  die  zweite  Person  erfordert  wird. 

*®)  Die  Beschreibung  ist  nach  einer  mir  vorliegenden  Photogra- 
phie gemacht,  die  ich  der  Güte  des  Hrn.  Wilberg  in  Athen  ver- 
danke. 


einer  so  zarten  Auffassung  und  so  vollendeter  Ar- 
beit, dass  es  nur  in  der  BlUthczeit  der  attischen 
Kunst  entstanden  sein  kann.  Links  sitzt  auf  einem 
Stuhle  ohne  Lehne  mit  gedrechselten  Beinen  eine 
Frau  in  langem  Chiton  mit  genestelten  Aermeln 
und  Übergewand,  das  die  Brust  und  die  Unterarme 
freilässt  und  in  schönen  Falten  über  den  Schools 
gelegt  den  Kücken  sowie  den  ganzen  Unterkör- 
per verhüllt.  Die  Füfse,  an  denen  sie  hohe  San- 
dalen ohne  Riemen  trägt,  ruhen  auf  einem  grofsen 
Schemel;  die  Haare  sind  gescheitelt,  vorn  schön 
gelockt  und,  wie  es  scheint,  mit  einer  Tänie  ge- 
schmückt. Während  der  linke  Unterarm  anmuthig 
nach  dem  Gesicht  zu  erhoben  ist,  reicht  sie  die 
Rechte  einer  ihr  gegenüber  stehenden  Frau,  zu 
der  sie  sanft  hinaufblickt.  Die  letztere  hat  die 
rechte  Hand  gesenkt  und  die  linke  au  die  Brust 
angelegt  uud  blickt  schmerzlich  auf  die  sitzende 
Frau  herab.  Jene  hat  dieselbe  Haartracht  und  Ge- 
wandung, nur  dass  das  Obergewand,  welches  den 
rechten  Unterarm  und  die  rechte  Brust  freilässt, 
mit^  einem  Zipfel  über  den  linken  Arm  gelegt  ist. 
Zwischen  den  Frauen,  aber  mehr  hinter  der  sitzen- 
den, steht  im  Hintergrund  nach  rechts  gewandt 
ein  Mann  mit  krausen  Haaren  uud  vollem  Barte, 
der  gesenkten  Hauptes  auf  die  stehende  Frau  hin- 
blickt. Er  fasst  mit  der  linken  Hand  den  Bart 
am  Kinn  und  legt  die  rechte  an  die  Brust.  Das 
einfache  Gewand  liegt  auf  der  liidcen  Schulter  uud 
bedeckt  nur  den  linken  Oberarm  uud  die  rechte 
Hand  sowie  den  Unterkörper,  der  übrigens  hinter 
der  sitzenden  Figur  verschwindet.  Während  auf 
vielen  Reliefs  die  im  Hintergründe  stehenden  Figu- 
ren nachlässiger  gearbeitet  sind  (s.  No.  41),  erhält 
diese  Gestalt  durch  die  Feinheit  der  Gesichtszüge, 
welche  die  tiefste  Trauer  ausdrücken,  und  durch 
die  schöne  Behandlung  des  Haars  sowie  der  Musku- 
latur auf  der  nackten  Brust  einen  ganz  Itesondercn 
Reiz.  Dem  ganzen  Relief  aber  müssen  wir  sowohl 
wegen  seiner  künstlerischen  Vollendung  als  auch  we- 
gen seiner  ausgezeichneten  Erhaltung  '")   unter  den 

■")  Abgebrochen  ist  von  der  ItückwanJ  oben  die  rechte  und  unten 
die  linke  Ecke  mit  dem  einen  Stubibem.  Die  Figuren  selbst  sind 
bis  auf  die  Nase   und   den   Mund   der  sitzenden  Frau   und   des  Mannes 

4* 


28 


neuen  Funden  bei  der  H.  Trias  nach  dem  Denkmal 
der  'Hyrjatü  (No.  34.  Tat".  43)  den  Preis  zuerkennen. 

3.  Temjielartiges  Grabrelief  mit  Giebel  und 
drei  Akroterien,  und  mit  Antenpfeilern  an  den  Sei- 
ten; gefunden  bei  der  halb  zerstörten  Mauer  No.  65. 
(Pentelischer  Stein;  hoch  l.Ki;  breit  0,02;  Helief- 
erhebungOjll.)  In  dem  Giebeldreieck  findet  sich  die 
schlecht  und  unsymmetrisch   geschriebene  In.schrift: 

AAlKinNAIANTOiinPOY 
ANArVPASIOS: 
AHAAOSTPATH         AAAEINITH 
AISXP-QNOS:  AAlKinNOSOPIAS:iOY 

AAAEnS  '") 

Unter  der  Inschrift  ist  in  vertieftem  Viereck  gleich 
wie  auf  dem  Grabstein  der  Hegeso  eine  Schmuck- 
scene  dargestellt.  Rechts  sitzt  eine  jugendliche 
Frau  auf  einem  gepolsterten  Stuhl  ohne  Lehne;  sie 
legt  die  linke  Hand  auf  den  Rand  des  Stuhles,  die 
rechte  auf  den  rechten  Schenkel  und  trägt  einen 
dünnen  eng  anliegenden  Chiton,  der  an  den  Ober- 
armen sorgfältig  Zusammengeheftelt  ist.  Das  Ober- 
gewand bedeckt  den  Rücken,  die  linke  Brust,  die 
als  Stutze  benutzt  ist,  und  den  ganzen  Unterkörper. 
Die  beschuhten  FUfse  ruhen  auf  einem  viereckigen 
Schemel.  Vor  ihr  steht  links,  ebenfalls  mit  dop- 
peltem Gewände  und  Sandalen,  eine  Dienerin  und 
hält  ein  halb  geöffnetes  Schmuckkästchen  hin.  Das 
Relief,  an  dem  noch  Spuren  von  blauer  Farbe  er- 
kennbar waren,  ist  trefflich  erhalten  und  stammt 
aus  guter  Zeit,  während  die  Inschrift  offenbar 
jünger  ist.  Denn  abgesehen  von  der  nachlässigen 
Schrift  entsprechen  die  vier  Namen  derselben  auch 
nicht  den  beiden  Figuren  des  Reliefs. 

4.  Massive  Marmorvase  (hoch  0,(35).  Auf 
derselben  sieht  man  in  flachem  Relief  drei  bärtige 
Männer.  Der  eine  sitzt  links  auf  einem  gepolster- 
ten Sessel  mit  Schemel  und  reicht  die  rechte  Hand 
einem  zweiten  vor  ihm  stehenden;  hinter  diesem 

TÖilig  unversehrt.  Wahrscheinlich  war  oben  auf  der  l'latle  noch  ein 
Giebel  aufgesetzt,  au(  dem  die  Namen  der  drei  Figuren  verzeichnet 
waren. 

'")  Das  Demotikon  lAinfiis  statt  des  gewöhnlichen  Adj.  'yD.onvg 
von  '.Hill  ist  bei  Ross  „Demen"  nicht  angegeben,  wohl  aber  bei 
Slcph.  Byz.  0.  d.  W.  —  Die  Buchstaben  in  Z.  1  —  'i  bilden  eine 
gebogene  Linie.   —  Der  Name  'Aftnvhr\  in  Z.  3  ist  neu. 


steht  mit  trauriger  Miene  ein  dritter,  der  die  rechte 
Hand  herabhängen  lässt  und  die  linke  vor  die  Brust 
hält.  Bei  allen  dreien  liegt  das  Gewand  auf  der 
linken  Schulter  und  lässt  die  rechte  Brust  und  den 
rechten  Arm  frei. 

5.  Alabasterkopf  einer  epheubekränzten  Bak- 
chantin  von  der  Gröfse  eines  Apfels.  Derselbe  ist 
inwendig  liolil  und  diente  nach  Rhusopulos'  Ansicht 
als  Aufsatz  für  ein  Alabastergefäl's. 

().  Gypsform  eines  schönen  sitzenden  Mäd- 
chens (hoch  0,08).  Sie  trägt  einen  langen  schön 
gefalteten  Chitou,  der  die  rechte  Brust  nackt  lässt, 
und  hält  in  der  rechten  Hand  einen  uukenutlichen 
Gegenstand,  in  der  linken  vor  sich  einen  andern, 
auf  den  sie  wohlgefällig  hinschaut.  Es  ist  eines 
der  schönsten  Exemplare  dieser  Kunstgattung,  von 
denen  schon  früher  bei  der  H.  Trias  viele  gefunden 
und  im  Museuut  der  archäologischen  Gesellschaft 
aufbewahrt  werden. 

Während  die  Mauer  an  der  Front  von  No.  65 
bis  68  von  dem  Reitermonument  iu  etwas  südöst- 
licher Richtung  abbiegt,  sind  ziemlich  genau  in  einer 
Linie  mit  der  Gräberstrafse,  aber  etwa  40  Meter  öst- 
lich von  jenem  Monument,  zwei  greise  Denkmäler 
gefunden,  die  ein  ganz  besonderes  Interesse  in  An- 
spruch nehmen: 

No.  G9.  Schlanke  Stele  von  pentelischem 
Stein  (hoch  3,35;  breit  0,82;  dick  0,2(1)  auf  zwei 
Basen  stehend,  die  einen  treppenartigen  Aufgang 
bilden,  indem  die  obere  1,15,  die  untere  1,22  M. 
breit  ist.  Die  Stele  selbst  hat  etwas  über  der  hal- 
ben Höhe  eine  nacii  beiden  Seiten  vorspringende 
Verzierung,  und  obeu  erst  ein  Kymation  mit  Eier- 
stab, dann  einen  Giebel  mit  drei  Akroterien.  Die 
Ornamente  sind  aber  nicht  im  Relief,  sondern  mit 
gut  erhaltener  Farbe  geraalt.  Unter  dem  mittleren 
Abschnitt  steht  das  Epigramm: 
'Evddde  &SQaavdQnv  xai  Si/avIov  ai>d(je  nn^eivdi 

nazQiSi  KtQxt'Q^e  öt^axo  yala  zäcpii). 
nQiaßE\i\g  fXdnvtag,  xaza  awtvyjav  dt  y^avovzag 

TlalSeg  ^ADrivaiiov  drjj.inaitt  xTfQiaav. 
Wegen    der    Schreibung    ÜPEIBEI   für .  ngdaßsig 
einerseits  und  der  Anwendung  des  jonischen  Alpha- 


29 


bets  andererseits  ist  die  Inschrift  in  die  nächsten 
Jahrzehnte  nach  Euklid  anzusetzen.  GsgaavÖQog 
und  3/a'Aog  sind  Kerl<yräer,  die  auf  einer  Gesandt- 
schaftsreise nach  Athen  dort  zufällig  {xara  avvxv- 
y,iav)  starben  und  von  dem  Volke  der  Athener  durch 
ein  öffentliches  Begräbniss  {drif.inala)  im  Keramei- 
kos  geehrt  wurden.  Wahrscheinlich  gehörten  sie 
jener  Gesandtschaft  an,  die  im  Jahre  .37n  v.  Chr. 
den  Beitritt  der  Kerkyräer,  Kcphallenier  und  Akar- 
nanen  zu  dem  neuen  unter  dem  Archon  Nausinikos 
(:^78/77)  abgeschlossenen  Seebund  vermittelte  *'), 
nachdem  Timotheos  durch  seine  Expedition  in  das 
jonische  Meer  diese  Staaten  für  Athen  gewonnen 
hatte.  Einige  genauere  historische  Bemerkungen, 
sowie  eine  Facsimilirung  dieser  und  der  folgenden 
Inschrift  nebst  den  Steinen  denke  ich  demnächst 
an  einem  andern  Orte  zu  geben. 

No.  70.  Schlanke  Stele  auf  doppelter  Basis 
und  von  ganz  ähnlicher  Gestalt  wie  No.  69,  nur 
dass  der  obere  Theil  von  dem  Vorsprung  an  fehlt. 
Wahrscheinlich  war  derselbe  aber  früher  vorhanden. 
Die  Inschrift  lautet: 

nvOayaQo[v\. 
ÜQO^Eviag  agsifjg  te  xÜqii-i  nqnyöviov  ze  xctl  avTn[v] 

'Ei'^äd^  Id^rivaloi   Ifvr'J^ayngrjv  sd^saav 
Yinv  drj/.ioata  JinvvGio\v\.     "^Innnßnvov  de 

TlaTQi'da  ^aXvßQi'av  "xet  ayng:  fp9-ii^itvn[v\. 
Aus  einem  mir  vorliegenden  Abklatsch  ersehe  ich, 
dass  die  Buchstaben  von  Z.  1  viel  grölser  sind  als 
die  übrigen,  dass  bei  |sj  die  erste  Hasta  etwas  nach 
rechts  geneigt  ist  (Ai),  bei  A  der  rechte  Schenkel 
schräger  steht  als  der  linke,  bei  ß  und  p  statt  der 
runden  Linien  eckige  sind  (F>  p)  und  dass  in  Z.  2 
durch  ein  Versehen  r'f>0r'0NI2N  geschrieben  ist. 
Da  jene  Formen  noch  der  älteren  Schreibweise 
angehören  und  ferner  der  Diphthong  OY  noch  con- 
sequent  durch  O  bezeichnet  ist,  so  muss  die  In- 
schrift bald  nach  Euklid,  wahrscheinlich  noch  früher 
als  No.  09  verfasst  sein.     Aus   diesen   orthographi- 

5')  Ueber  Jen  neuen  Seebund  und  den  Beitritt  Kerkjra's  vgl. 
E.  Curtius,  gr.  Gesch.  III,  2H0,  28.i;  Biindnissurkunde:  Rangabc, 
ant.  hell.  II  n.  381  und  p.  373f.;  A.  Schäfer,  de  sociis  Äth.  in 
tab.  publ.  inscr.  Bonn  1866.  p.  11.  Die  Gesandtschaft  der  Kerkyräer 
IQ  Athen  (Ol.  101,  2  =  375/74)  wird  besonders  erwähnt  in  der 
Urkunde  bei  Rang.  n.  382. 


seilen  Gründen  ist  es  nicht  glaublich,  dass  Pytha- 
goras,  des  Dionysios  Sohn,  aus  Selynibria  "')  zu  der 
Zeit  lebte,  als  Philipp  sich  jener  Stadt  bemächtigte, 
sondern  man  iiuiss  annehmen,  dass  ihm  schon  in 
früherer  Zeit  von  den  Athenern  das  Ehrenamt  der 
Proxenie  übertragen  wurde  und  dass  ihm  wegen 
seiner  Verdienste  um  Athen,  wo  er  auch  starb,  ein 
öffentliches  Denkmal  zuerkannt  ward.  Vielleicht 
hatte  auch  er,  wie  die  auf  No.  69  Genannten,  in 
seiner  Vaterstadt  für  den  Beitritt  zu  dem  neuen 
attischen  Seebund  mitgewirkt  ^'). 

Unter  der  grofsen  Zahl  der  bei  der  H.  Trias 
gefundenen  Monumente,  die  sonst  sämmtlich  Fa- 
miliengräbern oder  Einzelgräbern  von  Privaten  an- 
gehören, sind  No.  ()9  und  70  die  einzigen  Denkmäler, 
die  von  Staatswegen  ( öi^fioalu)  gesetzt  sind. 
Doch  sind  dieselben  zu  unterscheiden  von  den  öffent- 
lichen Monumenten  zum  Gedächtniss  der  im  Kriege 
gefalleneu  Bürger,  die  auf  dem  Wege  nach  der 
Akademie  lagen  (Paus.  I,  29;  vgl.  schol.  zu  Aristoph. 
av.  ,395)  und  wahrscheinlich  weiter  nördlich  zu 
suchen  sind  (s.  unten).  Pythagoras  sowohl  wie 
Simylos  und  Thersandros  sind  Ausländer,  denen 
das  Volk  der  Athener  wegen  ihrer  Verdienste  die 
Ehre  eines  öft'entlichen  Begräbnisses  bewilligte.  Ihre 
Gräber  aber,  die  ganz  nahe  vor  dem  Dipylon  ge- 
legen haben  müssen,  waren  Thorgräber,  die  bei 
den  Griechen  in  ganz  besonderem  Ansehen  stan- 
den "').  Aus  diesem  Grunde  scheint  es  mir  auch 
nicht  zweifelhaft,  dass  dieselben  an  der  grofsen 
Strafse  lagen,  die  aus  dem  Dipylon  führte  und  den 
Friedhof  durchschnitt.  Denn  die  von  Prof.  v.  Held- 
reich  auf  meine  Anfrage  dagegen  geäufserten  Be- 
denken, dass  nämlich  No.  69  und  70  fünf  Meter 
tiefer  liegen  als  das  -)()  M.  entfernte  Reitermonu- 
ment (s.  u.),  werden  gehoben,  wenn  man  annimmt, 

'')  ^AAYBPIA  in  Z.  4  ist  jedenfalls  die  dorische  Form  für 
^tjkvßQtn  und  dieses  wieder  eine  Nebenform  für  —rjXvijßQfn ,  vgl. 
die  Belege  bei  Pape-Benseler.  Die  Athener  behielten  somit  auf 
der  Urkunde  in  dem  Namen  der  dorischen  Stadt  auch  die  dorische 
Form  liei. 

")  Die  .iijAi'i/,i()i«)'Ot  sind  auch  auf  dem  Rande  der  m  Anm.  51 
angeführten   Riindnissurkunde  in  Z.  28  verzeichnet. 

^*)  Vgl.  E.  Curtius,  z.  Gesch.  des  Wegebaus  bei  d.  Gr.  in 
den  Ahhandl.  der  Berl.  Akad.  1854  S.  266,  269;  Conzc  a.  a.  0. 
S.  152. 


30 


dass  das  Tcnaiii  aucli  schon  im  Altertbuui  hüge- 
lig war. 

Den  Schluss  tUn'  Ausgrabungen  bildete  eine 
Untersuchung  des  Terrains  (£)  südlich  von  dem 
Reitermonument,  von  der  flauer  Xo.  6n — 68  und 
deren  östlicher  Fortsetzung  bis  zu  No.  (59  -  70.  Von 
hier  wurden  noch  weiter  nach  Süden  zwei  von  eiu- 
aniler  getrennte  Einschnitte  (Fund  G)  in  den  Hügel 
gemacht,  die  l)is  nahe  an  die  alte  Piräusstrai'se 
reichen.  Da  aber  diese  Arbeiten  erst  nach  Vollen- 
dung der  Berichte  von  Rhusopulos  und  Kunianudis 
in  Angrili'  genommen  sind,  so  kann  ich  unter  der 
grol'sen  Anzahl  der  auf  dem  Terrain  EFG  gefun- 
denen Monumente  nur  diejenigen  namentlich  auf- 
führen, von  denen  mir  v.  Heldreich  eine  Beschrei- 
bung und  Postolacca  die  Inschiiften  geschickt 
hal)cn.  In  Bezug  auf  diejenigen  Denkmäler,  die 
auf  dem  Plan  ohne  Zahl  und  im  Texte  nicht  er- 
klärt sind,  bemerke  ich,  dass  die  runden  Punkte 
einfache  runde  Grabsteleu,  die  vollständig  ausge- 
zogenen Quadrate  und  Rechtecke  gröfsere  Grabniäler 
oder  deren  Fundamente,  die  mit  unterbrochenen 
Linien  angegebenen  Mauerzüge  die  Einfassungen 
von  Fannliengräbern  bezeichnen. 

Auf  dem  Terrain  E  zunächst  ist  südlich  von 
dem  Reitermouument 

Xo.  71  eine  Fortsetzung  der  Mauer  bei  No.  2!^ 
aufgedeckt,  die  erst  nach  Süden,  dann  nach  Osten, 
endlich  wieder  nach  Süden  umbiegt  und  eine  Reihe 
von  Grabmälern  unischliesst. 

No.  72.  Grablekythos  von  hymettischem  Mar- 
mor mit  der  Inschrift 

OEOAnPOC 

AHMOTIilNOC 

«DHrOYSIOS 

No.  7.-5.   Stele  von  pentelischem  Stein. 
TAYKEPA 
ANTIOXÜ 

.:;:KNßsio.;;:- 

Da  n  für  nv  steht,  sclicint  die  Inschrift  aus  der 
ersten  Plälfte  des  4.  .lahrluiudcrts  zu  stammen.  Ocst- 
lich  gränzen  an  No.  72  und  7."i  zwei  Mauervierecke, 


die  jedenfalls  Familiengräber  umschlossen.  Das  eine 
trägt  an  der  Westseite 

No.  74.  Die  giebelförmige  Decke  eines  Mo- 
numents, die  (zufällig?)  auf  einer  gemauerten  Basis 
liegt 

aiokahs:eyapas:toy 

No.  75.  Giebelförmige  Decke  an  der  Süd- 
seite derselben  Mauereinfassung 

NAYCIONS:ßANAPOY 
OYFATHP 

kaaais:iomaxh  aiokaeoys  oytathp 
pam(t)iah  ahmhtpianikippoy 

Die  Inschrift  ist  nachlässig  und  uusynniietrisch  ge- 
schrieben. Der  erste  Name  soll  offenbar  KaXliaxo- 
l-iäyr]  heisseu.  Der  Frauenname  Navainv  ist  noch 
nicht  nachgewiesen,  ^cöavögog  eine  Nebenform  von 
^luaavÖQng.  Die  Stellung  der  Buchstaben  liefs  sich 
wegen  der  grolsen  Breite  der  Zeilen  auf  dem  Stein 
hier  nicht  ganz  genau  nachbilden. 

No.  76.  Schöne  Grabvase  aus  pentelischem  Stein 
auf  viereckiger  Basis,  welche  letztei'e  in  guter  Schrift 
aus  dem  4.  Jalirhundert  die  Inschrift 
H  THTßP 
KH^MSüAnPO 
hat.      Auf   der    Vase    selbst   ist    in    Basrelief   eine 
stehende  bärtige  männliche  Figur  dargestellt,  welche 
die    Hand    einer    auf    einem    Lehnstuhl    sitzenden 
weiblichen  Figur  reicht.     Ueber  dem  Manne  steht 
auf  der  Vase  selbst  in  schlechter  Schrift  HTHTflP, 
über  der  Frau  PAM0IAH 

No.  77  (^Taf  44).  Grolses  tempelartiges  Grab- 
mal (pentelischer  Stein;  hoch  1,V)4;  breit  1,24;  ge- 
funden im  October  1870)  mit  stark  beschädigtem  Gie- 
bel ^^)  und  mit  Seitenwänden,  die  oben  in  ein  antcn- 
artiges  Capital  auslaufen.  Auf  dem  Epistyl  liest  mau 

AHMHTPIA  PAM0IAH 

Das  darunter  betiudliche  Relief,  welches  sich  in 
einem  stark  vertieften  Viereck  befindet,  ist  auf  Taf.  44 
nach  einer  Photographie  abgebildet  und  bedarf  daher 
keiner  ausführlichen  Beschreibung.  Die  beiden  hier 
dargestellten  Frauen  haben  eine  ähnliche  Gewan- 
dung; sie  tragen  einen  langen,  an  den  Acrmeln  zu- 

^')    Der  Giebel    (hoch  0,23;    breit   l,'i4)    ist  getrennt  von  dem 
Itelief  gefunden  und  später  aufgesetzt. 


31 


sammen genestelten,  Chiton  und  ein  Ohergewand,  das 
den  Hinterkopf,  den  ganzen  Rücken  und  den  Unter- 
körper von  der  Brust  an  bedeckt.  Die  Unterarme 
sind  nackt,  die  Fiilse  mit  Sandalen  ohne  Kiemen 
bekleidet.  Die  sitzende  Figur  (TTaiitrpllTj)  fasst 
das  Obergewand  mit  der  rechten  Hand  an  der  Schul- 
ter und  mit  der  linken  auf  dem  School'se,  die  ste- 
hende (JrjfirjTQia)  mit  der  linken  ebenfalls  an  der 
Schulter  und  mit  der  rechten  vor  der  Brust.  Die 
Haare  der  ersteren  sind  in  der  Mitte  gescheitelt  und 
theilen  sich  in  kleinen  Locken  nach  beiden  Seiten 
aus  einander,  während  sie  bei  der  letzteren  in  mehre- 
ren Reihen  kurzer  gedrehter  Locken  die  Stirn  um- 
kränzen. Der  Stuhl,  auf  dem  llctficft?.!]  sitzt,  ist 
gepolstert  und  hat  gedrehte  Beine,  eine  gerundete 
Rücklehne  und  eine  in  einen  Widderkopf  auslau- 
fende Armlehne,  die  vorn  von  einer  kauernden 
Flügelsphinx  gestützt  wird  '^).  Der  Gegenstand  die- 
ses bis  auf  kleine  Verletzungen  ")  wohlerhaltenen 
Reliefs  macht  keine  Schwierigkeit;  die  beiden  Figuren 
sind  einfach  in  einer  Scene  des  täglichen  Lebens  ne- 
ben einander  gestellt.  Dagegen  sind  in  Bezug  auf 
die  Darstellung  zwei  Punkte  bemerkenswerth, 
zunächst  die  ungewöhnlich  grofse  Erhebung  des  Re- 
liefs '"),  so  dass  die  Gestalten  vollständig  ausgear- 
beitet sind  und  sich  nur  lose  an  die  Rückwand  anleh- 
nen. Ferner  sind  auf  diesem  Relief  die  Figuren,  die 
sonst  auf  Grabsteinen  in  der  Regel  einander  zuge- 
wandt sind  und  daher  im  l'rotil  erscheinen,  beide 
dem  Beschauer  zugekehrt,  indem  Pamphiie  voll- 
ständig und  Demetria  fast  ganz  e»  face  dargestellt 
ist.  Die  auf  dem  Grabstein  der  Hegeso  (Taf.  43) 
noch  festgehaltene  altgriechische  Einfachheit  der 
Darstellung  in  flachem  Relief  und  in  der  Profilstel- 
lung der  Figui-en  ist  hier  aufgegeben  und  hat  der 
anspruchsvolleren  Schaustellung  e«  face  Platz  ge- 
macht (vgl.  Conze  a.  a.  0.  S.  In4).  Dennoch  ge- 
hört dies  Relief  zu  den  werthvoUsten  Funden  der 

**)  Aelinlicli  ilecorirle  Armlehnen  finden  .sich  auch  auf  zwei 
Grabsteinen   im  Theseion    (vgl.  Kel;ulc  n.  1.^5.  ITiT). 

^')  Verlelzt  sind  die  Nasenspitze  der  stehenden  Frau,  die  Fin- 
ger- und  Zehenspitzen  der  sitzenden;  vom  Stuhl  ist  ein  Stüclc  der 
Rück-  und  Armlehne  und  ein  Bein  abgebrochen. 

")  Der  gröfste  Vorsprung  des  Reliefs  am  linken  Arm  und  lin- 
ken Knie  der  sitzenden  Frau  beträgt  0,37  M. 


ganzen  Ausgrabung  und  ist,  wie  man  nach  dem 
edlen  Faltenwurf  der  Gewänder,  der  graziösen  Hal- 
tung der  Hände  und  der  Feinlieit  im  Ausdruck  der 
Gesichter  (namentlich  bei  der  Pamphiie)  schlielsen 
möchte,  gewiss  noch  in  der  Bliithezeit  der  attischen 
Kunst  entstanden.  Damit  stimmt  auch  der  Charakter 
der  Inschrift  und  der  L^mstand,  dass  nafirpilr]  wahr- 
scheinlich die  Frau  des  auf  No.  76  erwähnten  '/fy;'- 
TWQ  ist,  dessen  Grabstein  ans  dem  4.  Jahrhundert 
stammt.  Da  nafi(pi'Xrj  nebst  der  Jt^^irjTßla  noch- 
mals auf  dem  Giebel  (No.  7;"-)  verzeiclmet  ist,  so  ist 
es  wahrscheinlich ,  dass  sie  mit  ihren  Verwandten 
in  dem  grofsen  Familiengrab,  auf  dessen  Mauer 
No.  7.'i  ruht,  begraben  war,  und  dass  ihr  aul'ser- 
deni  das  grrfl'se  Grabmal  No.  77  als  ein  besonderes 
Ehremnonument  später  errichtet  ward  (vcrgl.  zu 
No.  33,  58). 

No.  78.  Runde  Grabstele  von  hymettischem 
Marmor  AoPKAC 

•       ClKYnNIA 

No.  7'J.  Südlicli  von  der  Mauer  No.  68  be- 
findet sich  ein  gewölbtes  backofenförmiges 
Grabdenkmal,  das  jetzt  nur  noch  wenig  sicht- 
bar ist. 

Die  folgenden  vier  Denkmäler  (No.  80 — 83)  lie- 
gen bedeutend  weiter  nach  Osten,  südlich  von  dem 
Monument  des  Thersandros  und  Simylos  (No.  69). 
No.  Sl— 83  scheinen  kleine  Grabstelen  zu  sein;  als 
solche  wenigstens  sind  sie  auf  dem  Plan  von  Ku- 
manudis  verzeichnet,  dem  allein  ich  auch  die  In- 
schriften entnehme. 

No.  80.  Massive  einhenkliche  Vase  (pen- 
telischer  Stein;  hoch  !,01;  Durchmesser  0,35;  unten 
etwas  verletzt;  jetzt  im  Museum  der  archäologischen 
Gesellschaft)  mit  gemalten  Ornamenten  am  oberen 
Rande  des  Bauches  und  Spuren  von  blauer  Farbe 
auf  dem  Halse.  Auf  dem  Bauche  ist  in  flachem 
Relief  ein  bärtiger  Mann  dargestellt,  der  einer  ihm 
gegenüber  stehenden  Frau  die  Rechte  reicht.  Rechts 
von  dem  Manne  steht  die  Inschrift 

AYKOYPrOS 

Dass  liiermit  der  berühmte  Redner  Ljkurgos  ge- 
meint ist,  möchte  ich  bezweifeln,  da  dieser  gewiss 
ein  gröfseres  Monument  hatte. 


32 


Nu.  81.  No.  H2.  No.  83. 

BOIAION  EYKAEIA  AHMß 

0ETTAAH  KnMAlOY  KfiMAlOY 

AAKIAAÜY        AAKIAAOY 
OYrATHP  TYNH 

Der  Name  Kcoftalos  (sofern  ich  so  riebtig  auf  dem 
Plan  gelesen  habe  und  es  nicht  '  Poualng  heifst)  ist 
bei  Pape- Benseier  nur  als  Beiname  des  Apollon 
bezeichnet. 

No.  84  bezeichnet  eine  Anzahl  zusammengeleg- 
ter runder  Grabstelen.     Oestlich  davon  ist 

No.  85  eine  tiefe  runde  Höhle,  die  ein  in  spä- 
terer Zeit  angelegter  Kalkofen  gewesen  zu  sein 
scheint. 

In  den  beiden  Einschnitten  F  und  G,  welche 
bedeutend  hoher  liegen  als  das  Keitermonument, 
sind  ebenfalls  sehr  viele  Denkmäler  der  verschie- 
densten Art  gefunden,  welche  v.  Heldreich  sämmt- 
lich  genau  auf  dem  Plane  verzeichnet  hat.  Auf 
dem  Terrain  F  befinden  sich  im  Norden 

No.  86  zwei  gerade  Mauerziige,  die  aber  wahr- 
scheinlich nicht  aus  dem  Alterthum  stammen.  Die 
folgenden  Inschriften  der  noch  am  Platze  befind- 
lichen Grabsteine  °")  verdanke  ich  der  Güte  des 
Herrn  Postnlacca: 

No.  ST.  ,;,.    No.  88. 


EYBYMENHE 

EY(-)YKPATC)Y 

MYPPINOYZIOL 

No.  89. 

Auf  einer  kloinen  Stele: 

CmiJPÜNH 


AZKAHriAAHE 
ANKYPANOZ 

No.  90. 
N  I  K  A  N  n  P 
KEPAflNOi: 
FEPrAMHNOE 


No.  91.  Der  Name  !Akaävdiog  ist  neu, 

ANTIOXOH  sofern  liier  niciit  ein  Versehen 

AAEANAIOY  •'>■'''■■'     des  Steinmetzen  oder  des  Ab- 
DAIANIEYE  sciireibers  vorliegt. 

No.  92.     ZTOPPH 
No.  93.     lifll  T  T  ()  E     1"  /^cile  1  stand  vielleicht 

KAEONIKOY     \Ba]zTog. 

ANTIüXEYZ 

'")  Wo  nichts  Besonderes  bemerkt  ist,  sind  es  einfache  runde 
Sielen  von  hymettiscbem  Marmor,  die  theils  noch  am  Platze  stehen, 
thcils  umgestürzt  sind. 


Von  dem  Terrain  G  hat  mir  Freund  Posto- 
lacca  ebenfalls  zahlreiche  Inschriften  geschickt,  doch 
ohne  ihren  Platz  genauer  zu  bezeichnen.  Ich  ge- 
denke dieselben  demnächst  in  den  Jalirbücliern  für 
classische  Philologie  zu  ediren  und  erwähne  hier 
nur  noch  einen  Grabstein  mit  dem  Eeliefbild  des 
römischen  Marinesoldaten  M.  Julius  Sabi?riani(S  von 
der  Mottenstation  Misenum.  Die  mit  No.  94  be- 
zeichneten Mauerzüge  sind  nach  Hcldreich's  Angabe 
alt  und  dienten  offenbar  zur  Einfassung  eines  Fa- 
miliengrabmals. 

Nachdem  wir  so  die  im  Jahre  1870  bei  der 
H.  Trias  gemachten  Ausgrabungen  in  ihrem  Verlauf 
und  ihren  überraschenden  Resultaten  verfolgt  und 
die  wichtigsten  Denkmäler,  soweit  es  der  Raum  ge- 
stattete, betrachtet  haben,  bleibt  es  zum  Schluss 
noch  übrig,  einen  kurzen  Blick  auf  die  Anlage  des 
Friedhofs  im  Allgemeinen  zu  werfen.  Zunächst 
ist  hier  der  bedeutende  Unterschied  in  der  Höhe 
und  Tiefe,  welche  die  alten  Monumente  haben,  be- 
merkenswerth.  Obwohl  icli  dieselbe  schon  auf  dem 
Plane  durch  die  hellere  und  dunklere  Farbe  zu  ver- 
anschaulichen gesucht  habe,  schalte  ich  doch  zur 
grölseren  Genauigkeit  noch  eine  briefliche  Mittheilung 
des  Prof.  v.  Heldreich  hier  ein.  „Das  alte  Niveau 
der  Denkmäler  ist  bei  b  und  c  am  tiefsten  und 
zwar  so,  dass  das  Terrain  b  ungefähr  1  Meter  unter 
das  Niveau  der  heutigen  Eleusisstral'se  zu  liegen 
konmit,  das  Terrain  c  aber  noch  weit  tiefer,  näm- 
lich etwa  ö  M.  unter  der  Eleusisstrafse.  An  der- 
selben entlang  ist  also  eine  gerade  Erdwand,  sowie 
an  Stelle  der  auf  dem  Plane  schraffirten  Linie,  die 
das  Terrain  c  nach  W^estcn  und  Süden  begränzt.  Es 
ist  dieses  also  eine  waiire  (irrulje  im  Verhältniss 
zum  Uebrigen.  Bei  d  ist  ziendich  dieselbe  Tiefe 
wie  bei  c;  dagegen  bildet  f  eine  kleine  Hocliebene 
für  sich.  Das  Reitermonument  und  überluinpt  das 
Terrain  n  ist  so  ziemlich  in  einem  Niveau  mit  der 
Eleusisstrafse.  Hinter  jenem  Monumente  und  der 
Mauer  No.  Gf) — 68  erhebt  sieli  das  'J'errain  allmählig 
nach  e  zu  und  bis  zum  Niveau  des  Plateaus  von  e, 
das  bei  No.  77 — 79  anfängt.  Daraus,  dass  e  und  f 
hoch  gelegen  sind,   ist  aber  nicht  zu  folgern,  dass 


33 


die  daselbst  aufgedeckten  Gräber  an  der  Oberfläche 
oder  wenig  tief  lägen.  Man  niusste  im  Gegentheil 
auch  hier  sehr  tief  graben  und  die  begränzenden 
Erdwände  sind  bei  e  und  f  auch  3-4  M.  hoch;  aber 
dies  kommt  daher,  dass  der  Schutthügel  an  diesen 
Stellen  seine  gröfste  Höhe  hatte.  Auffallend  ist  nur, 
dass  c  so  tief  liegt  und  zwischen  c  und  a  sowie 
zwischen  rf und  /'ein  so  grolscr  und  plötzlicher  Absturz 
ist"  '^").  Diese  bedeutende  Niveauverschiedenheit  er- 
klärt sich  zum  Theil  dadurch,  dass  schon  im  Alter- 
thum  eine  allmählige  Erhöhung  des  Terrains  statt- 
fand, da  wir  bisweilen  mehrere  Gräber  Über  ein- 
ander finden  *")  und  bei  einzelnen  (wie  namentlich 
bei  D)  f)  —  6  versciiiedene  Erdschichten  unterschei- 
den können.  Am  Ausgang  des  Alterthums  muss 
die  Verschüttung  des  Friediiofs  schon  eine  voll- 
ständige gewesen  sein;  denn  es  haben  sich,  wie 
Kumanudis  bemerkt,  gar  keine  christliche  Grä- 
ber gefunden.  Ferner  aber  muss  man  annehmen, 
dass  das  Terrain  au  und  für  sich  schon  bei  Anlage 
des  Friedhofs  ein  hügeliges  gewesen  ist,  wie  denn 
die  Griechen  es  überhaupt  liebten,  ihre  Todten  auf 
Hügeln  zu  bestatten  "*).  Das  Terrain  scheint  sowohl 
von  dem  Dipylon  als  auch  von  der  neuen  Piräus- 
stralse  und  der  Wasserleitung  nach  dem  lieiter- 
monument  und  der  Gräberstralse  gestiegen  zu  sein 
und  bei  e  und  /',  wo  wahrscheinlich  der  Gipfel  des 
alten  Hügels  war,  seine  gröfste  Höhe  erreicht  zu 
haben.   Ob  es  von  hier  wie  nach  Norden  und  Osten 

o")  Um  allen  Missverständnissen  vorzubeugen ,  bemerke  ich  in 
Bezug  auf  den  Terrainplan  (Taf.  4'.',  1)  noch  Folgendes.  Je  dunk- 
ler die  Farbe  daselbst  aufgetragen  ist,  desto  tiefer  stehen  die  an- 
tiken Denkmäler;  je  heller  der  Ton  der  Farbe  ist,  desto  höher 
ist  das  alle  Niveau.  Die  Verschiedenheit  des  Mveaus  ist 
aufserdem  durch  die  kleinen  Buchstaben  angegeben,  während  die 
grofsen  Buchstaben  das  Terrain  der  .\iisgrabung  in  ihrem 
Fortschreilen  bezeichnen.  Die  Lage  und  Gestall  der  einzelnen  Mo- 
numente, deren  Zahlen  den  Nummern  im  Teste  entsprechen,  ist  na- 
türlich nicht  mit  mathematischer  (lenauigkeit,  sondern  nur  annä- 
hernd richtig  angegeben;  namentlich  musslen  die  kleineren  IJenkmäler 
oft  etwas  gröfser  als  nach  dem  Mafsstab  von  1  :  400  aufgetragen 
werden. 

*')  Die  Gräber  der  römischen  Zeit  helinden  sich  grül'slentheils 
etwa  2  Meter  unter  der  jetzigen  OberOäche,  während  andere  5  Meter 
und  darüber  tief  sind. 

")    Vgl.   E.   Curtius,  z.  Gesch.   d.  Wegebaus,   in  Abh.   d.   ßerl. 
Akad.    I85i  S.  201.     Auf  Hügeln    liegen    auch   die   Gräber  der  soge- 
nannten Felsenstadt    im   Westen   von   Athen. 
Arcliaolog.  Ztg.,  J:iiirgaiJg  XXIX. 


so  auch  nach  Süden  in  der  Richtung  auf  die  alte 
Piräusstrafse  abtiel,  müssen  weitere  Ausgrabungen 
lehren.  Die  aus  dem  Dipylon  kommenile  Stralse, 
welche  links  von  dem  Hügel  mit  der  Kapelle  des 
H.  Anastasios,  rechts  von  dem  Aschenhügel  (s.  Taf. 
42,  2)  begränzt  war,  führte  daher  wahrscheinlich 
über  den  Hügel  vveg,  auf  dem  der  Friedhof  schon 
im  Alterthum  lag. 

Es  fragt  sich  nun,  welche  StraCse  diesen 
durchschnitt.  In  das  Dipylon  mündete  von  Nor- 
den die  Strafse  nach  der  Akademie,  von  Nord- 
westen die  heilige  oder  thriasische  oder  eleusinisclie 
Stralse,  von  Südwesten  wenigstens  in  späterer  Zeit 
die  liauptstralse  nach  dem  Piräus.  Doch  ist  damit 
nicht  gesagt,  dass  diese  drei  Strafsen  sich  sogleich  bei 
dem  Thore  schon  verzweigten,  was  sogar  aus  forti- 
ficatorischen  Gründen  nicht  einmal  zweckmäfsig  ge- 
wesen sein  dürfte.  So  nimmt  denn  auch  Böttichcr 
an,  dass  der  südliche  der  beiden  Thorwege,  die 
das  Dipylon  bildeten,  nach  Eleusis  und  dem  Piräus, 
der  nördliche  nach  der  Akademie  führte  "^).  Dabei 
erscheint  es  sehr  wahrscheinlich,  dass  die  beiden 
ersteren  Wege  noch  vereinigt  als  Gräberstralse  durch 
den  Friedhof  gingen  und  sich  erst  dann  nach  Eleusis 
und  dem  Piräus  trennten.  Diese  W^ahrseheinlichkeit 
wird  noch  verstärkt  durch  einen  beim  Beginn  der 
Ausgrabungen  gefundenen  Gränzstein,  welcher  die 
aus  der  Mitte  des  4.  Jahrhunderts  stammende  In- 
schrift trägt "'): 

H  O  P  O  < 
THCOAOTHC 
EAElYjSINAAE 
Der  Stein,  welcher  in  der  alten  Wasserleitung  (s.  den 
Eckplan  Taf  42,  2),   wo   er   als   Unterlage   für  die 
Wäsche  diente,   von   einer  Waschfrau   zufällig   ent- 
deckt wurde,  wird  scliwerlich  sehr  weit  von  seinem 

'■'i  Vgl.  C.  Bötticher  im  l'liilol.  Siippl.  III.  :f'.»7  IT.,  wo  auch 
über  die  Gestalt  und  bauliche  Einrichtung  des  Dipylon  gehandelt  wird. 
Dagegen  glaubt  V.  Köhler  (in  d.  Ber.  d.  Berl.  Akad.  1870  S.  274), 
dass  die  heilige  Strafse  in  den  nördlichen  oder  nordwestlichen  der 
beiden  Thorflügel    münde. 

°')  Auf  einer  l'lalte  von  liymeltiscbem  Stein;  unten  abgebrochen; 
hoch  0,20;  breit  O.SCi;  dick  0,11.  Die  bereits  von  U.  Köhler 
a.  a.  0.  edirte  und  von  lUiusopulos  und  Kumanudis  a.  a  0.  besprochene 
Inschrift  ist,  wie  gewöhnlich  bei  den  Gränzsleinen ,  auf  einer  etwas 
geglätlelen  Flache.     Vgl.   I'hilnl.  XXIX  p.  691   Taf.  1. 


34 


ursprünglichen  Platze  verschleppt  sein.  Da  er  also 
wahrscheinlich  im  Nordwesten  des  Friedhofs  stand 
und  die  Gränze  der  alten  Eleusisstrai'se  bezeichnete, 
so  kann  diese  sehr  wohl  rechts  von  der  Gräber- 
strafse  abgezweigt  sein,  während  die  Piräusstral'se 
nach  links  abbog.  Die  an  der  'isga  hdög  gelege- 
nen Denkmäler,  welche  Tansanias  (I,  31))  beschreibt, 
würden  dann  erst  bei  dieser  Verzweigung  begonnen 
haben.  Dagegen  wird  die  Stralse  nach  der  Aka- 
demie, au  der  ja  die  öffentlichen  Denkmäler  der 
gefallenen  Krieger  lagen  (Paus.  I,  29),  sich  wohl 
schon  östlich  von  der  H.  Trias  näher  bei  der  Stadt 
in  mehr  nördlicher  Richtung  abgezweigt  haben, 
doch  so,  dass  der  grolse  Friedhof  im  Kerameikos 
unmittelbar  vor  dem  Thore  begann,  und  dass  sich 
die  verschiedenen  Arten  der  Monumente  auf  die 
verschiedenen  Stralsen  vertheilten,  die  öffentlichen 
Gräber  der  Krieger  auf  die  Stralse  nach  der  Akade- 
mie, die  Privatgräber  auf  die  anfangs  vereinigte 
Piräus-  und  Eleusisstralso  und  deren  Umgebung. 
Damit  mag  sich  auch  die  sonst  auffallende  That- 
sache  erklären,  dass  sich  auf  dem  mit  Grabsteinen 
aus  der  verschiedensten  Zeit  noch  jetzt  dicht  besetz- 
ten Friedhof  keines  der  bei  Pausanias  vor  dem  Di- 
pylon  aufgezählten  Denkmäler  gefunden  hat.  Denn 
auch  das  wichtige  Monument,  welches  beim  Beginn 
der  Ausgrabungen  !';")( i  Schritt  nordwestlich  von  der 
H.  Trias  in  der  llichtung  nach  der  Akademie  in 
eiuer  Ziegelbrennerei  ( Taf.  42,  2)  zufällig  aufge- 
deckt wurde,  und  unter  einer  grofsen  Palmetten- 
krönung die  Namen  der  bei  Korinth  und  Koroneia 
gefallenen  Ritter  (darunter  auch  den  des  Dexileos) 
enthält,  ist,  wie  der  Herausgeber  Dr.  U.  Köhler 
richtig  bemerkt,  wahrscheinlich  nicht  mit  dem  öf- 
fentlichen Monument  der  im  korinthischen  Krieg 
gefallenen  Krieger,  dessen  Pausanias  (I,  29,  11) 
gedenkt,  identisch  "'j. 

Während  an  der  Strafse  nach  der  Akademie 
schon  im  ."i.  Jahrhundert  v.Chr.  ötfentliche  Denkmäler 
errichtet  wurden,  ist  derjenige  riicil  des  grofsen 
Friedhofs  im  äiirseren  Kerameikos,  der  bis  jetzt  auf- 

")  Vgl.  U.  Köhler  a.  a.  0.  S.  272  f.  —  Eine  Abbildung  des 
achön  verzierten  Steins  und  ein  Facsimile  der  Inschrift  werde  ich 
demnächst  verülTentlichen. 


gedeckt  ist,  erst  nach  dem  peloponnesischen  Kriege 
in  Angrit!"  genommen,  da  unter  der  grofsen  Menge 
von  Inschriften  keine  älter  als  Euklid  ist,  sondern 
die  ältesten  am  Anfang  des  -I.Jahrhunderts  verfasst 
sind,  die  jüngsten  bis  in  die  römische  Zeit  reichen. 
Die  Mehrzahl  der  älteren  Grabsteine  stehen  zu 
beiden  Seiten  der  Gräberstrafse  (vgl.  No.  1 — 4.  10. 
.o2 — 34.  36 — 37.  5S.  69.  70»,  während  die  aus  ma- 
kedonischer und  römischer  Zeit  stammenden 
meist  auf  dem  Terrain  C,  F,  G  gefunden  sind.  Dort 
sind  hauptsächlich  attische  Bürger,  hier  auch  eine 
grolse  Anzahl  von  Ausländern  bestattet.  Hieraus 
ergiebt  sich,  dass  man  anfangs  an  der  Stralse 
selbst  die  Gräber  anlegte,  später  aber,  als  diese 
schon  an  beiden  Seiten  besetzt  war,  den  Friedhof 
auch  über  das  Terrain  im  Norden  und  Süden  der- 
selben ausdehnte.  Da  nun  die  ältesten  Grabsteine 
nicht  über  das  4.  Jahrhundert  hinausreichen,  so  ist 
es  sehr  wahrscheinlich,  dass  diese  Gräberstrafse  zu 
der  Zeit  angelegt  wurde,  als  Konon  die  von  den 
Spartanern  zerstörten  Stadtmauern  wiederherstellte 
(393  v.Chr.),  womit  natürlich  mancherlei  Umgestal- 
tungen in  dem  benachbarten  Terrain  des  äulseren 
Kerameikos  verbunden  waren.  Denn  Konon  war 
nach  dem  Zeitalter  des  Perikles  der  erste,  der  auf 
die  monumentale  Ausschmückung  Athens  wieder 
sein  Augenmerk  richtete.  Seinem  Einfluss  dürfen 
wir  daher  die  Anlage  der  Gräberstrafse  um  so  eher 
zuschreiben,  als  das  älteste  sicher  datirbare  Monu- 
ment, das  des  394  gefallenen  Dexileos,  während 
seiner  Bauthätigkeit  errichtet  ward  "). 

Bei  den  einzelnen  Gräbern  ist  wie  in  Attika 
überhaupt"),  so  auch  hier  namentlich  an  der  Stralse 
selbst  die  Lage  von  Westen  nach  Osten  vorherr- 
schend. Doch  sind,  wie  ein  Blick  auf  die  Tafel 
zeigt,  auch  sehr  viele  von  Norden  nach  Süden,  und 
von  Nordwesten  nach  Südosten  parallel  der  Eleusis- 
.strafse  gerichtet.  Die  Notiz  des  Plutarch  (Sol.  10)» 
dass  die  attischen  Gräber  die  Direction  von  Osten 
nach  Westen  hätten,  findet  daher  hier  so  wenig  wie 
an  dem  Abhang  des  Museion  "")  eine  durchgängige 

")    E.   r. urtius,    erläuternder   Text   zu   den   sieben    Karten   z. 
Topogr.  von  Athen  S.  38. 

")  Vgl.  denselben  z.  Gesch.  d.  Wegebaus  S.  264. 

6»j   IVrvanuglu,  bull,  dell'  inst.   18()2  S.  148. 


35 


Bestätigung.  In  vielen  Gräbern  waren  noch  die  Ueber- 
reste  verbrannter  oder  einfach  in  der  Erde  bestatteter 
Leiclien,  darunter  ein  so  vollständig  erhaltenes  Ske- 
lett, dass  es  in  die  Anatomie  gebraclit  und  dort  von 
den  Aerzten  untersucht  worden  ist.  Bemalte  Vasen 
von  Bedeutung  haben  sicli  bei  dieser  Au.sgrabung 
nicht  gefunden,  dagegen  viele  kleinere  ohne  Be- 
nialung,  und  ein  grofses  Thongefäls,  in  dem  sich 
ein  kleineres  mit  Deckel  fUr  die  Asche  betindet. 
Unter  den  zahllosen  Erz-  und  Thougeräthen  sind 
mehrere  kleine  Messer,  die  die  Gestalt  der  Schneide 
eines  Beils  haben.  Endlich  erwähne  icii  noch  zer- 
stückelte Gypsfonnen,  die  nach  Khusopnlos'  Ansicht 
als  Modelle  für  Erzgeräthe  dienten,  und  den  linken 
Arm  eines  Mannes  aus  Gyps  vom  Ellbogen  bis  zum 
Handgelenk.  In  diesem  steckt  noch  der  Knochen 
selbst,  um  den  sich  die  Form  des  Arms  abdrücken 
sollte. 

Die  kleinen  Kreise,  welche  auf  dem  Plan  ver- 
zeichnet sind,  bedeuten  Brunnenötfnungen  mit  senk- 


recht in  die  Erde  führenden  Röhren,  die  aber  meist 
verschüttet  sind.  Zwei  derselben,  das  eine  bei  dem 
Denkmal  des  Agathon  (No.  Sti,  das  andere  bei  dem 
des  Kephisodoros  (No.  24)  waren  jedoch  noch  geöff- 
net. Arbeiter,  die  hinabgestiegen  waren,  haben  ver- 
sichert, dass  zwischen  ihnen  ein  unterirdischer  Gang 
in  der  Höhe  eines  Mannes  und  in  der  Richtung  auf 
die  Gasanstalt  zu  erkennen  sei.  Eine  weitere  Verfol- 
gung dieser  Wasserleitung  könnte  vielleicht  zu  Auf- 
schlüssen über  das  Bewässerungssystem  von  Athen 
führen.  Ueberhaupt  müssen  wir  hoffen,  dass  die 
archäologische  Gesellschaft  die  vorläufig  unterbroche- 
nen Ausgrabungen  bei  der  H.  Trias  bald  wieder  auf- 
nehmen und  durch  völlige  Abtragung  des  Hügels  die 
ganze  Nekropolis  vor  dem  Dipylon  frei  legen  wird. 
Denn  nach  den  bisherigen  Resultaten  zu  schlielscn, 
kann  es  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  hier  noch 
eine  Fülle  von  Denkmälern  und  Urkunden  das  alten 
Athen  unter  der  Erde  ruhen. 

Altona.  Carl  Clrtius. 


K  A  D  M  0  S. 


Im  Compte-remlii  (18G0  Taf.  V  S.  99  ff".)  hat 
Stephani  die  Zeichnung  einer  Hydria  aus  der  Krim 
(Vasensammlung  der  Eremitage  No.  2189)  veröifent- 
licht  und  die  schöne  Darstellung  auf  des  Orestes 
Freisprechung  durch  Athene  vor  dem  Heiligthum 
der  Eumenideu  in  Gegenwart  von  Hermes  Ge  und 
fünf  Semnai  erklärt  —  eine  mythologische  Scene 
welche  bisher  unter  den  Gefäfsrnalereien  nicht  nach- 
zuweisen war  *). 

Meiner  Meinung  nach  gehört  dagegen  die  Vasen- 
zeichnung den  bekannten  Darstellungen  der  Kadmos- 
sage  an,  in  denen  der  Held  den  Drachen  tödtet, 
welcher  die  Quelle  des  Ares  bei  Theben  bewachte 
(Apollod.  3,  ;!,  4).  Eine  Musterung  der  erhaltenen 
Darstellungen  wird  dies  darthun. 


*)  [tine  aüdere  Ueuluiig  —  Allione  Kreclillieus  oder  Ericülbo- 
nios  Hermes,  die  drei  Kekropslöchler  und  die  drei  Ereclitheuätücb- 
ter  —  giel)t  Stark  (Heideib.  Jahrb.  der  Litt.  1871  No.  2.  S.  2ü  ff.), 
der  ich  mich  jeducb  aiirb  nicht  .mscbliersen   kann] 


Die  umfassendste  Darstellung  zeigt  eine  Hydria 
(A)  ')  aus  Vulci,  die  sich  mit  ihrem  Gegenstück  — 
einem  Farisurtheil  -  im  Berliner  Museum  betindet. 
Kadnios  (KAAAA^s),  mit  Chiton  Mantel  und  Schuhen 
bekleidet,  bekränzt,  im  Nacken  den  Petasos,  eilt 
mit  gezücktem  Schwert  auf  die  gegen  ihn  sich  empor- 
ringelnde Schlange  los.  Zwischen  Kadmos  und  dem 
Drachen  steht  Athene  (AOHNA)  "iid  reicht  ihm 
einen  Kranz,  während  über  ihm  eine  kleine  Nike 
(NIKH)  steht  und  einen  gelö.sten  Kranz  auf  den 
Helden  herabhält.  Unten  hinter  der  Schlange  sitzt  die 
personiticirte  Thebe  ;OHBAj,  welcher  ein  Eros  eimn 
Kranzzweig  zu  FUfsen  legt  —  sie  wird  durch  den 
Sieg  des  Kadmos  vom  Drachen  befreit.  Dem  Kamiif 
schauen  zu  einerseits  Demeter,  Kora,  Apollon, 
Artemis,  die  alle  mit  Inschriften  versehen  sind  — 
andererseits  Harmonia,    Poseidon,    Hermes  (welche 

')  A.  Berl.  Vasens.    I74M:  abg    (Jhd.   Kir.  Camp.   Vas.   C,  I— .">; 
Welcker  Alle   Denkm.    IJ,  r.\,   I. 


36 


drei  auch  inschriftlich  bezeichnet  sind).  Aphrodite  ') 
und  ein  Jüngling  '),  neben  dem  ein  Reifen  liegt 
und  in  dem  ich  den  Liebling  des  Poseidon,  den 
Pelops,  erkenne. 

Ebenfalls  mit  Inschriften  versehen  ist  die  Vase 
(ßi  des  Asteas  *),  auf  der  Kadmos  (KAAAAO^),  auf 
dem  Kopf  den  Pilos,  nni  den  Hals  die  Chlamys, 
in  der  Linken  die  Dopjjellany.e  und  das  Wehrge- 
häno-e.  in  der  erhobenen  Rechten  einen  Stein  gegen 
die  Schlange  schleudert;  vor  ihm  liegt  die  Amphora. 
Ueber  dem  Drachen  sitzt  ruhig  die  persoiiificirte 
Tiiebe  (OHBH\  während  Athene  (AOHNHj  liinter 
dem  Helden  ermunternd  die  Rechte  vorstreckt.  Oben 
sind  noch  die  Brustbilder  des  Flusses  Ismenos 
'  IMHNOSisic!)  und  des  Thors  Krenaiai  (KPHNAIHJ 
sichtbar 

Sehr  ähnlich  ist  die  Darstellung  auf  einer  unter- 
italischen Vase  (C)'),  die  früher  der  Kaiserin  Jo- 
sephine gehörte.  Kadmos,  auf  dem  Kopf  den  Pilos, 
um  den  Hals  die  Chlamys,  um  die  Brust  das  Wehr- 
gehänge, in  der  Linken  die  Amphora,  schleudert 
in  der  Rechten  einen  Stein  gegen  den  Drachen: 
hinter  demselben  steht  zuschauend  eine  bekleidete 
Frau  (Thebe)')  mit  einem  Lorbeerzweig  in  der 
linken  Hand,  während  hinter  Kadmos  eine  zweite 
bekleidete  Frau  steht,  welche  in  der  Rechten  eine 
Schale  hält  —  nach  Millingen  und  Welcker  eine 
Nymphe,  welche  dem  Drachen  sein  Futter  reichte. 
Oben  sind  die  Brustbilder  des  Hermes,  der  Aphro- 
dite, des  Pan  und  eines  jungen  Satyrs  sichtbar, 
die  alle  als  Zuschauer  figurircn. 

Auf  Kadmos,  welcher  in  der  Linken  die  Ani- 
jiboni  hält  und  in  der  Rechten  einen  Stein  gegen 
den  emporzüngelnden  Drachen  schleudert,  Athene  die 
ermunternd  zuschaut  und  einen  staunenden  Pan  be- 
schränkt  sich    die  Darstellung  eines  Kraters  (/>)  ') 

')    Nach  fJbd   Heslia;    nacli   Welcker  Aphrodite. 

')  Nach  GhJ  uod  Welcker  Ismcnus,  nach  Strube  (Eleus. 
Bilderkr.  S.  5.5  Anm.)  lasion. 

*)  *.  Neap.  Mus.  du.  3226:  abg.  MilÜDgen  Uncd.  Mon.  27; 
Mus.  Borb.   1  i,  2». 

»)  C.  Miliin  Mon.  ined.  11,25—27;  l'eint.  des  Vas.  11,7;  Gal. 
mylh.   18,  3U5;  Üubois  Maison.  II,  1;  Inghirami  Vasi  liu.  239.  240. 

•)    Nach   Millingen,  welchem  Welcker  mit  Recht   beistimmt. 

')  D.  Vasens.  der  Eremitage  no.  847:  abg.  Ghd.  Etr.  Camp. 
Vas.  C,  6.  7. 


aus  S.  Agata  de'  Goti,  der  wie  die  vorige  Vase  (C) 
die  Höhle  des  Drachen  umständlich  gezeichnet  zeigt. 

Noch  geringer  endlich  ist  die  Zahl  der  Figuren 
in  einem  Vasenbilde  i£) "),  welches  Rochette  abge- 
bildet bat:  wir  sehen  Kadmos,  im  Nacken  den 
Petasos,  über  dem  linken  Arm  die  Chlamys,  in  der 
linken  Hand  Doppellanze  und  Gefäl's,  mit  einem 
Stein  in  der  rechten  auf  den  Drachen  loseilen,  der 
sich  hinter  der  dem  Kadmos  ruhig  gegenübersitzen- 
den Thebe  erhebt. 

Endlich  nur  ..den  Helden  mit  dem  Schwerte 
gegenüber  dem  Drachen"  sah  Welcker  auf  einer 
weilsen  attischen  Lek;ythos  (F)  ")  in  der  Sammlung 
Skene. 

Dies  sind  die  Darstellungen  des  Kampfes 
zwisclien  der  Schlange  und  dem  Helden:  eine  frühere 
Scene  dagegen  stellt  das  Innenbild  einer  leider  noch 
nicht  veröffentlichten  vulceutischen  Schale  (G) '"}  vor, 
deren  Aulsenbilder  den  Tod  der  Niobiden  zeigt. 
Athene  reicht  dem  Kadmos  iKAAAA'^«)  einen  Stein 
(zum  Kampf  gegen  den  Drachen);  der  Held,  der 
sich  im  Fortgehn  zur  Göttin  umwendet,  hält  in  der 
Linken  eine  Hydria  und  hat  zur  Seite  das  Schwert. 

Gleichfalls  eine  Scene  vor  ")  dem  Kampf  stellt 
nun  auch  die  Vase  der  Krim  dar:  Kadmos,  bekränzt 
(wie  auf^).  in  der  Linken  eine  Doppellanze  [BE), 
ist  bei  der  Quelle  augelangt,  an  der  die  personi- 
ficirte  Thebe  sitzt:  hinter  dieser  erhebt  sich  gegen 
den  Helden  der  Drache  (ganz  wie  auf£).  Kadmos 
hat  erstaunt  die  (zum  Wasserschöpfen  bestimmte) 
Hydria  vor  sich  hingestellt  (vgl.  ßi,  während  Athene 
vor  ihm  steht  (vgl.  A  i  und  ihm  Auskunft  giebt  über 
die  Schlange  und  über  das  was  er  zu  thun  habe. 
Die  Gegenwart  des  Hermes  (AC)  und  der  kleinen 
Nike  (/li,  die  hier  auf  die  Göttin  als  auf  diejenige 
zufliegt,    welcher   der   endliche  Sieg  zu  verdanken 


8)    K.    Hochelle   Mun.   ined.   IV,  2. 
»)    r.    Welcker  Alte  Dcnkm.   III   S.  380. 
'»)    G.    Calal.   llurand  no.  19. 

")  Wenn  Bliimner  (Abbandl.  der  Schles.  Ges.  für  vaterl.  Cultur. 
Phil.  Hist.  Classe.  1868  I  S.  31  IT.)  die  gleiche  Scene  in  dem  athe- 
nischen Vasenbilde  der  Arch.  Zig.  1867  Taf.  224,  2  erkennt,  so  kann 
ich  ihm  nicht  beisiimmen  und  verweise  auf  meine  Deutung  Arch.  Ztg 
1870  S.  81  f.;  vgl.  auch  noch  l'crvanoglu  Arch.  Ztg.  1808  S.  74  f.; 
Weniger  Ahliandl.   der  Schles.  Ges.   I.  c.   S.  35  ff. 


37 


ist,  bedarf  keines  weiteren  Wortes;  aber  wer  sind 
die  fünf  Frauen,  die  dein  bevorstehenden  Kampf 
zuschauen?  Zwei  von  ihnen  tragen  reicher  bestici<te 
Gewänder;  doch  glaube  ich,  dürfen  wir  daraufliiu 
keinen  Unterschied  zwischen  iiinen  und  den  übrigen 
drei  Frauen  machen:  es  sind  entweder  alle  fünf 
Göttinnen,  wie  ja  auf  der  Berliner  Hydria  lA]  vier 
Göttinnen  versannnelt  sind,  oder  aber  fünf  Nymphen 
des  (damals  noch  unbewohnten)  Landes,  wie  auf 
der  Vase  C  wenigstens  eine  Nymphe  zugegen  ist. 

Diese  grofse  Anzahl  von  Nymphen  möchte  wun- 
derbar erscheinen;  aber  vielleicht  geht  sie  auf  eine 
Sagenwendung  zurück,  nacli  der  Tbebe  etwa  mit 
ihren  Dienerinnen  von  dem  Drachen  —  wie  in 
unsern  Märchen  die  verwünschten  Prinzessinnen  — 
bewacht  wurde  und  erst  vom  Kadmos  befreit  wer- 
den musste:  diesen  Eindruck  macht  mir  wenigstens 


die  Darstellung  der  von  Rochette  publicirten  Vase 
(£),  welcher  sich  die  Hydria  der  Krim  anreiht,  und 
auch  die  Stellung  der  Thel)e  in  einigen  der  ande- 
ren Darstellungen  hinter  der  Schlange  [AB;  auch 
wol  C)  deutet  darauf  hin. 

Die  Palme  und  das  Wasserbecken  unter  den 
Henkeln  der  Hydria  bezeichnen  —  wenn  sie  über- 
haupt einen  Gedanken  des  Malers  wiedergeben  und 
nicht  nur  zur  RaumausfuUung  dienen  —  die  Heilig- 
keit des  (»rtes,  wie  dies  auf  der  Berliner  Vase  (^i 
durch  die  beiden  Dreifüfse  geschieht. 

Sollte  diese  meine  Deutung  des  Vasenbildes 
nicht  den  Vorzug  habeu  vor  deijenigen,  welche  der 
gelehrte  Herausgeber  des  Compte-remlii  für  das 
Gemälde  aufstellt?  Ich  überlasse  die  Entscheidung 
gern  seinem  Urtheil. 

H.  Heydeman.n. 


DAS  STADION  AN  DEN  GRIECHISCHEN  RENNBAHNEN. 


So  unbestritten  die  Berechtigung  ist,  in  der  Renn- 
bahn, welche  die  Hellenen  Stadion  nannten,  diesem 
alten  Wegeniafse  zu  begegnen,  so  fraglicli  ist  bei 
der  Verschiedenheit  der  alten  Ellen,  Fulse  und 
Stadien  —  wie  sie  allein  schon  aus  den  beiläufigen 
Mittheilungen  Herodot's  hervorgeht  —  der  Werth 
des,  von  den  Griechen  bei  ihren  zu  Wettspielen  be- 
stimmten Schauplätzen  angewandten,  Wegemafses; 
man  glaubte,  ohne  vorher  über  dasselbe  in's  Klare 
gekommen  zu  sein,  aus  noch  messbareu  Ausdeh- 
nungen einiger  halbverfallener  Bauwerke  dieser  Gat- 
tung darauf  schliel'seu  zu  können  und  meinte  das 
Stadium  von  diesen  Monumenten  abgeleitet  zu  haben, 
wenn  man  die  Länge  der  Arena  als  solches  nahm; 
eine  andere  Dimension  war  selten  gemessen,  von 
einer  Spina  noch  seltner  etwas  übrig  und  mit  einem 
alten  Schriftsteller  konnte  man  dabei  nicht  in  Wider- 
spruch kommen,  da  keiner  eine  Auskunft  darüber 
giebt,  in  Avelcher  Länge  an  den  Rennbahnen  das 
Stadium  eigentlich  Ausdruck  fand. 

Auf  die  Ueberreste  verschiedener  alten  Renn- 
bahnen hier  sogleich  übergehend  erlaube  ich  mir  in 


Betreff  des  Fufsmal'scs  von  ('."l/'j  Meter,  welches 
ich  für  das  bei  den  Bauten  der  Hellenen  übliche 
zu  halten  nicht  umhin  kann,  mich  auf  das,  was  dar- 
über bereits  an  einem  anderen  Orte  ')  gesagt  wor- 
den ist,  zu  beziehen  und  ein  dem  entsprechendes 
Stadium  von  190  Meter  dem  Folgenden  zu  Grunde 
zu  legen;  weiterhin  dürfte  auf  dies  alte  Metrum  in 
Kürze  noch  zurückzukommen  sein. 

Die  metrologische  Untersuchung  wandte  bisher 
den  Rennbahnen  des  kleinasiatischen  Griechenlands 
vornehudich  sich  zu,  weil  von  ihnen  mehr  erhalten 
zu  sein  schien  als  v(in  denen  im  eigentlichen  Grie- 
chenland. In  seiner  Descriplion  de  l'Asie  Mincure 
t.  HI  hat  Ch.  Texier  von  dem  Stadion  zu  Aphro- 
disias  in  Carien  eine  umfassende  und  in  den  Einzel- 
mafsen  detaillirte  Darstellung  gegeben,  die  sehr 
interessant  an  und  für  sich  ist,  doch  —  da  der  Bau 
seinem  Ursprung  nach  aus  der  Zeit  der  römischen 
Kaiser  stammt  —  von  der  Stadienanlage  der  alten 
Griechen  kein  Bild  giebt.    Die  diesen  gewiss  fremde 

')    Philologus  Bd.  XXIV  S.  588.     Die   Wegeniafse  der  Orienljlen 
wie  der  Griechen  und   Homer.   —   Itas  olympische  Stadium  S.  598. 


38 


Abruiidung  der  Arena  an  beiden  Enden  findet  sich 
wie  dort  auch  an  der  Laufbahn  des  iilirygischen 
J^aodicea  und  giebt  Thomas  Sniitii  (in  s.  notit.  VII 
eccles.  pag.  40)  deren  Lange  zu  72'.)  engl.  Fufs 
=1  222  Meter  an.  Einer  näberen  Betrachtung  scheint 
diese  Angabe  werth,  auch  wenn  sie  nicht  das  Re- 
sultat sorgfältiger  Messung  sein  dürfte.  Bei  einer 
Arenalänge  von  222  Meter  hatte  (von  dem  Centrum 
des  einen  bis  zu  dem  des  anderen  Halbzirkels  ge- 
rechnet) ein  Stadion  von  60U  alten  Fufs  =  190  Meter 
gut  seinen  Kaum  und  es  bleiben  dabei  für  den  freien 
Umlauf  und  die  Breite  der  Bahnen  32  (vielleicht 
auch  nur  riiyj  Meter,  welche  grade  ein  Plethron 
oder  ]()()  alte  Fufs  wären.  Die  Breite  der  Arena 
ist  meines  Wissens  nicht  gemessen  worden,  bestim- 
men lielse  sie  sich  jedoch  einigermafsen,  wenn  man 
für  die  Spina  das  Nothige  mit  in  Anschlag  bringt; 
1,5  Meter  für  ihren  Durchmesser  angenommen  und 
zu  den  .'jlVj  Meter  gezählt  würde  .'53  bis  34  Meter 
ergeben,  welche  allerdings  nur  eine  gute  Messung 
präcisieren  konnte. 

Erst  seit  kurzem  verdanken  wir  dem  deutschen 
Architecten  Herrn  Ernst  Ziller  aus  Dresden  die 
Aufdeckung  und  sorgsame  Ausmessung  des  Pan- 
athenäischen  Stadion  vo;i  Atlicn,  deren  bedeutende 
Ueberreste  bis  jetzt  unerforscht  geblieben  waren. 
Wie  die  in  Erbkam's  Berliner  Bauzeitung  mitge- 
theilte  Darstellung  zeigt,  hatte  auch  in  spätester  Zeit 
diese  Rennbahn  nur  einen  halbkreisförmigen  Ab- 
schluss,  was  den  Beweis  giebt,  dass  die  einst  von 
Lykurgos  nivellirte,  mit  der  Brustweiir  eingefasste 
und  einem  Wasserabzug  versehene  alte  Arena  der- 
selben in  ihrer  (iestalt  und  Ausdehnung  nicht  durch 
die  fünf  .Jahrhundert  siiäterc  Undegung  mit  umr- 
nuirncu  Sitzreihen  durch  Herodes  Atticus  alterirt 
worden  ist..  Die  völlig  messbar  gefundene  Breite 
der  Arena,  deren  Mals  von  Zillcr  zu  ,';.n,:'(;  Meter 
angegeben  wird,  licfs  midi  sogleich  auf  vorhandene 
Hundert  Fuls  zu  0,31'/,  Meter  ebenso  wie  auf  eine 
verschwundene  1,7  Meter  breite  Spina  scidicfsen. 
Die  von  dem  Herrn  Entdecker  in  einer  Linie  mit 
den  Stirnmauern  der  Zuschauerräume  angenomme- 
nen, aber  in  keinem  Ueberrest  mehr  vuihandenen, 
Schranken  sciiienen   dagegen   der  Rennbahn   einen 


ein  wenig  zu  kurzen  Sehluss  oder  Anfang  zu  geben, 
indem  die  hiernach  gemessene  Axenlänge  der  Bahu 
204,07  Meter  beträgt,  während  das  Stadium  nebst 
den  50  Fufs  Halbmesser  der  Sphendone  zusammen 
gute  205,8  Meter  ausmachen.  Schon  bei  seiner  An- 
wesenheit am  Orte  der  Ausgrabung  ist  es  Herrn 
Baurath  Adler  jedoch  nicht  entgangen,  dass  sich 
über  die  Stirnwände  der  Zuschauerräume  hinaus 
die  Fundamente  der  Arenabrüstung  noch  ein  Stück 
weiter  fortziehen  und  dies  lässt  sich  auch  auf  dem 
von  Herrn  Ziller  edirten  Grundriss  ganz  deutlich 
sehen.  Es  wird  sonach  schwerlich  einem  Zweifel 
unterliegen,  dass  das  Panathenäische  Stadion  nacli 
dem  Wegemafs  von  neueren  190  Meter  abgesteckt 
ist,  in  der  Weise,  dass  diese  Länge  für  die  Ent- 
fernung der  Terma  von  der  Aphesis,  ein  Plethron 
für  die  freie  Bahneubreite  und  folglich  fünfzig  Fuls 
zum  Halbmesser  der  Sphendone  genommen  wor- 
den sind. 

Indem  zugleich  der  dem  Stadion  von  190  Meter 
zu  Grund  liegende  Fufs,  wie  weiter  noch  nachge- 
wiesen werden  soll,  von  dem  überrestlich  noch  vor- 
handenen Zeustempel  zu  Olympia  abgeleitet  ist, 
glaube  ich  schon  hier  bevorworten  zu  dürfen,  dass 
auch  die  einst  so  hochberühmte  Ringbahn  daselbst 
nach  ebendemselben  bemessen  gewesen  sein  wird, 
und  allem  Anschein  nach  wir,  was  die  Arena  be- 
triä't,  ein  übereinstimmendes  Abbild  derselben  in  dem 
Pauatbenäischen  Stadium  haben  ''). 

Etwas  anders  verhält  es  sich  mit  der  Rennbahn 
von  Aezani  in  Phrygien,  über  welche  in  dem,  auf 
Veranstaltung  der  französischen  Regierung  1848  zu 
Paris  erschienenen,  Voyage  archeologiqi(e  en  (iri'ce 
et  VII.  Asie  Mineure,  von  Ph.  le  Bas,  Näheres  mitge- 
thcilt  worden  ist.     Nach  demselben  hält  die  Arena 

')  liemerkensHcrth  sind  einige  Auslassungen,  zu  denen  die  lle- 
i'iihnillifit  des  Stadion  von  Olympia  manchem  rümisclien  und  sp.-it- 
griecliisclien  SchriflstelliT  Veranlassung  gegeben  hat;  so  deduiirt 
Gellius  von  der  riesigen  Länge  der  Fufssohle  des  Hcikules  eine,  alle 
anderen  liennbahnen  Griechenlands  üherlrcITendc  Grol'se  des  Stadion 
von  Olympia,  und  Libanios  vindicirt  semer  Vaterstadt  Antiochia  das 
einzige  noch  auTser  Olympia  bestehende  olympische  Stadium  mit  der 
Kriauterung:  die  Erlauhniss  zu  dessen  Anlage  sei  von  den  Antiuchiern 
in  Olymp.  90  von  den  Kleern  erkauft  norden.  Es  genügt  dabei  sich 
zu  ermnern,  dass  an  die  Gründung  der  Hauptstadt  von  Syrien  nicht 
vor  Olymp.   I2S  gedacht   wurde. 


3fl 


dieses,  mit  zu  den  besser  erhaltenen  geliörigen, 
Stadion  207,5  Meter  Länge  zu  ;iK,2  Meter  Breite.  Zu 
vermuthen  ist,  dass  auch  hier  der  Abstand  der 
Terma  von  der  Ajihesis  nach  dem  olympischen 
Stadium  bemessen  gewesen  und  U)0  Meter  betragen 
habe,  die  vim  der  Gesammtlänge  der  Arena  blei- 
benden 17,5  Meter  geben  freilicii  nicht  50  oljmpische 
Fufs  zu  O,:-?!'/,  Meter,  aber  nichtsdestoweniger  50 
antike  Fufs,  die  unter  dem  Namen  ptoleniäischcr 
Fufs  bei  alten  Schriftstellern  öfter  vorkommen  und 
dem  Didymos  von  Alexandria  zufolge,  der  das  Ver- 
hältuiss  des  römischen  Fufses  zu  denselben  rund 
auf  5  :  G  angiebt,  mit  modernen  (),.').')0  Meter  gleich- 
bedeutend sind.  Ein  dem  entsprechendes  }ttole- 
mäisches  Plethron  für  die  Breite  der  freien  Lauf- 
bahnen angenommen,  würden  von  dem  Gesammt- 
diameter  der  Arena  für  die  Dicke  der  Spina  dann 
3,2  Meter  bleiben. 

Als  Pococke  vor  etwa  vierzehn  Decennien  das 
Morgenland  bereiste,  müssen  von  dem  Stadion  zu 
Ephesus  noch  sehr  erhebliche  Trümmer  vorhanden 
gewesen  sein;  aus  seiner  Beschreibung  und  dem 
ihr  beigefügten  skizzirten  Grundriss  ersieht  man, 
dass  diese,  auch  nur  an  einem  Ende  abgerundete, 
Rennbahn  aufser  einer  Durchfahrt  unter  den  Sitz- 
reihen in  der  Längenaxe  des  Baus  noch  seitwärts 
in  die  Arena  mündende  Zugänge  liatte,  welche 
zwischen  den  Schranken  und  den  Stirnnmuern  der 
Zuschauerräume  lagen.  Die  Hauptlänge  der  Bahn 
ist,  wie  es  scheint,  nur  von  Chandler,  und  zwar  zu 
087  Fufs  engl,  gemessen  worden'),  was  genau  ge- 
nommen die  der  Rennbahn  von  Aezani  noch  um  fast 
2  Meter  überschreiten  würde;  da  sie  jedoch  in  etwas 
flüchtiger  Weise  mit  Beihülfe  nur  eines  Seiles  ge- 
funden ist,  erseheint  dies  Grölsersein  etwas  zwei- 
felhaft. 

Zu  näherem  Betracht  des  vorerwähnten  Stadion 
von  Aphrodisias,  welches  sich  besonders  durch  seine 
gi-ofse  Länge,  wie  nicht  minder  durch  ungemeine 
Schmalheit  auszeichnet,  ist  zu  bemerken,  dass  Texier 
jene  zu  227,74  und  die  Breite  der  Arena  zu  ;;0  Me- 
ter fand.  Die  Entfernung  vom  Mittelpunkt  des  einen 
bis  zum  Mittelpunkt  des  anderen  Halbkreises  be- 
')  Chandler,   Voi/.  en  Asie  Mineure   l.  I  p.  265. 


trägt  lil7,74  Meter,  und  anstatt  600  geben  diese  (125 
olympische  Fufs,  eine  Zahl,  wie  nur  die  Römer  sie 
auf  das  Stadium  zu  rechneu  pflegten.  Da  nun  bei 
der  geringen  Breite  der  Rennbahn  die  Spina  kaum 
über  einen  halben  Meter  dick  gewesen  sein  wird, 
sind  in  den  für  die  freien  Bahnen  bleibenden  29,5 
Meter  wohl  100  Fufs  zu  flnden.  Jedoch  nicht  grie- 
chische, sondern  römische.  Sonach  trägt  diese 
griechische  Anlage  ganz  römisches  Gepräge.  Un- 
verkennbare Merkmale  der  Einrichtung:  eine  (resp. 
die  eine)  Sphendone  für  Schauspiele  von  Gladia- 
torengefechten und  Thierkämpfen  in  vollem  oder 
verlängertem  Kreise  abzuschlicfsen,  werden  an  allen 
diesen  noch  überrestlich  vorhandenen  Rennbahnen 
gefunden,  doch  besagt  eine  bei  dem  Stadion  von 
Laodicea  gefundene  Inschrift,  dass  dasselbe  zum 
Amphitheater  erst  durch  einen  Wohlthäter  umge- 
staltet worden  sei,  wonach  sein  Bestehen  älter  als 
die  neue  Einführung  war  *). 

Unter  den  vielen  Oirken  Roms  wird,  nach  bal- 
digem VorUbergang  der  von  Julius  Cäsar  aus  Holz 
construirton  Anlage,  nur  einer  solchen  unter  dem 
Namen  Stadium  gedacht,  dessen  massive  Erbauung 
Sueton  (V.)  dem  Kaiser  Domitian  zuschreibt,  und 
in  welchem  laut  den  Notizen  30088  Zuschauer  Platz 
fanden.  Dagegen  konnten,  wie  Hr.  Ziller  sagt,  zu 
Athen  im  Panathenäischen  Stadion  gegen  50000 
SIenschen  sitzen  und  umgaben  den  Schauplatz  etwa 
50  Sitzreihen,  während  zu  Ephesos  und  Aphrodisias 
sich  deren  nur  halb  so  viele  erhoben,  und  in  dieser 
weiten  amphitheatralischen  Ausdehnung  von  Pracht 
l)entelischen  Marnnjrs  am  wohlgewählten  Ort  finden 
die  Ausbrüche  der  Bewunderung  des  Pausanias 
(XIX,  Attic.)  wohl  ganz  hauptsächlich  ihren  Grund. 

Um  mit  wenigen  Worten  noch  auf  den  griechi- 
schen Fufs  xai  fSo'/ijv  zu  kommen,  welcher  als  Ein- 
heit dem  unter  dem  Namen  samische  Elle  von  He- 
rodot  schlechtweg  angeführten,  mit  der  ägyptischen 
(der  Landvermessungs-,  aber  nicht  der  königlichen) 
Elle  verglichenen  ")  dinndov  entspricht,  so  erscheint 

*)  Aus  einer  anderen  ebenda  gefundenen  Inschrift  geht  hervor, 
dass  der  in  die  Regierungszeit  des  Tilus  und  Domitian  fallende  liau 
dieser  Rennbahn  zwölf  Jahre  gedauert  hat,  von  dem  Jahre  79  bis 
82  n.  Chr.     Alterth.  v.  Jonien,  deutsche  Ausg.  S.  217  u.  218. 

^)    Herodot  11,  168.    —    Die   seclis  Halm   der   königlichen   Elle 


40 


er  von  ebenso  erstaunlichem  Alter  als  bewunderns- 
werther  Dauer.  Von  J.  Oppert  an  cten  Ueberresten 
von  Babylon  bei  dem  heutigen  Hiilali  nachgewie- 
sen ')  und  an  den  Baudenl<mälern  des  alten  Hellas 
von  mir  aufgefunden  ')  wird  sein  üebergaug  in  jün- 
gere Zeiten  durch  die  31,5  Meter  betragende  Weite 
der  Ku])pel  der  Sophienkirche  in  Constantinopel 
bezeugt "),  und  während  er  in  den  Rheinlanden  auf 
etwa  0,314  Meter  herabgegangen  ist,  hat  er  seinen 
vollen  und  ungetrübten  Bestand  noch  im  Süden  und 
Norden  von  Deutschland:  in  Oesterreich  und  in 
Dänemark. 

An  dem  Zeustempel  zu  Olympia  fand  A.  Blouet 
{Expedition  scient.  en  Moree  Vol.  I  pl.  62)  die  äufsere 
Breite  des  Naos  zu  15,8  Meter,  welche  ebenso  ge- 
wiss zu  50  alten  Fuls  zu  nehmen,  wie  die  von  dem- 
selben gemessene  obere  Dicke  der  Aufsenseite  des 
Tenjpels:  1,896  Meter  für  G  und  die  untere  Häulen- 
dicke  von  2,244  Meter  für  7'/,s  alte  Fuls  anzusehen 
sind. 

Zu  näherer  Erklärung  des  dem  Leser  ohne 
Zweifel  auffallenden  Zwölfteifulses,  der  bei  der  Be- 
trachtung von   7  Fufs  starken   Säulen    selbst   dem 

machen  nur  fünf  Palm  der  samisclien  Elle  aus;  daher  die  in  den 
allen  schriflen  öfter  vorkommende  Bede  von  einer  Elle,  die  eine 
Hand  gröTser  ist  als  j<"ne. 

')  A.  Bückh:  IJeber  das  Babylonische  Längenmafs.  In  dem  Be- 
richt über  die  zur  Bekanntmachung  geeigneten  Verhandlungen  der 
K.  Pr.  Akademie  der  Wissenschaften  lu  Berlin,  Monat  Februar  1854, 
S.  76  u.  f. 

')  Philologus  Bd.  XXVI  4  S.  (117  IT.  Der  griechische  Fufs  nach 
den  Baudenkmälern  Athens. 

')  G.  Fossali:  The  Aijit  Sufia.  1852.  —  Auch  Philologus  XX 
Heft  3  im:   ümriss  der  Lüngenmafs-Sjsteme  des  Allerthums  S.  437. 


geübtesten  Auge  leicht  entgehen  dürfte,  füge  ich 
eine  Wahrnehmung  bei,  die  das  Ergebniss  der  un- 
gemein sorgfältigen  Messung  des  grofsen  Tempels 
von  Paestuni  durch  den  französischen  Architecten 
Delagardette  ist.  Als  derselbe  die  Aufsensäulen  des 
Tempels  aufs  genaueste  untersuchte  und  mafs,  fand 
er  im  .allgemeinen  ihren  unteren  Durchmesser  zu 
2,058  Meter,  an  den  vier  Ecksäulen  aber  2,0S5  Me- 
ter —  was  ersteres  6'/'„  letzteres  6'/,  -f  '/,.,  altgrie- 
chische Fufs  sind  —  und  demgemäfs  wird  bei  ge- 
nauem Betracht  es  sich  mit  dem  Tempel  von  Olympia 
ähnlich  verhalten,  so  dass  die  übrigen  Säulen  7  Fuls 
untere  Dicke  halten,  dieser  jedoch  au  den  Ecksäu- 
len um  ein  Zwölftelfufs  verstärkt  ist "). 

Aus  dieser  kurzen  Abschweifung  von  dem  Sta- 
dion auf  den  Daktylos  mag  zugleich  der  Schluss 
folgen,  dass,  wenn  schriftliche  Nachrichten  darüber 
auch  nicht  auf  uns  gekommen  sind,  wir  den  Hel- 
lenen neben  der  sedecimalen  Eintheilung  ihres  Fufses 
auch  die  duodecimale  nicht  wohl  absprechen  kön- 
nen, welche  mit  der  vierundzwanzigtheiligen  sami- 
schen  Elle  in  nächstem  Zusammenhang  steht. 


Berlin. 


H.  Wittich. 


')  So  genau  Blouet's  Einzelmafse  —  welche  man,  um  hinter 
die  gröfseren  Weilen  des  Tempels  zu  kommen,  erst  zusammenzählen 
muss  —  sicher  genommen  sind,  scheinen  bei  späterer  Herausgabe 
seines  Werks  in  deren  Placirung  doch  einige  L'ngenauigkeilen  mit 
untergelaufen  zu  sein.  Wie  in  dem  Grundriss  pl.  ti'i  an  dem  süd- 
lichen Pleron  die  allerengste  Säulenweite  in  sehr  auffallender  Weise 
sich  an  der  drittletzten  statt  letzten  Stelle  angegeben  findet,  so  ist 
der  Durchmesser  von  2,2  44  Meter  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  an 
einer  nicht  mehr  an  ihrem  alten  Fleck  befindlichen  Säulentrommel 
von   ihm   gemessen  worden. 


EINE  DARSTELLUNG  DES  SKAPERDASPIELES. 


In  der  ehemaligen  Sammlung  Campaiia  befand 
sich  eine  Lampe,  deren  Belief  mit  folgenden  Wor- 
ten beschrieben  wird:  Iniiii-  Icfialo  ml  nn  palo  che 
allaca  im  Amorino  (Catal.  Camp.  VA.  IV  Ser.  10 
n.  164).  Die  seltsame  Darstellung  wiederholt  sich 
auf  einer  Lampe  der  Kestnerschen  Sammlung,  wie 
Wieseler  in  seiner  sehr  verdienstvollen  Bcsciirei- 


bung  der  letzteren  bemerkt  (Nachr.  v.  d.  Geseilscii. 
d.  Wissensch.  zu  Göttingen  1870  n.  10  S.  16:i  ff.). 
Da  die  Kestner'sche  Lampe  jedoch  nur  fragmenta- 
risch erhalten  ist  und  somit  auch  von  Wieseler 
nicht  vollständig  erläutert  werden  konnte,  so  sei  es 
mir  gestattet,  eine  im  vorigen  Jahre  in  Rom  erstan- 
dene gut  conservierte  dritte  Replik  in  dieser  Zeit- 


41 


Schrift  zu  veröffentlichen.  Ist  die  in  der  Folge  ver- 
suchte Erklärung  richtig,  so  bietet  die  Darstellung 
insofern   ein   Interesse,   als   sie   mit  einem   antiken 


Spiel  in  Verbindung  steht,  welches  bisher  noch  nicht 
durch  Monumente  anschaulich  gemacht  worden  ist. 


Auf  einer  kleinen  Basis  erhebt  sich  in  der  Mitte 
des  Reliefs  ein  Pfahl.  Von  der  Spitze  desselben 
laufen  die  beiden  Enden  eines  starken  Taues  herab, 
das  eine  ist  um  den  Leib  eines  Löwen  gebunden, 
das  andere  verschwindet  hinter  dem  Rücken  eines 
Araorin,  hält  aber  gewiss  die  gewaltsam  nach  hin- 
ten gestreckten  Arme  desselben  gefesselt.  Der  Amo- 
rin ist  im  Begriffe  zu  fallen  und  wird  vom  Löwen 
angegriffen. 

Spiele  und  Scherze  von  Amorinen  mit  einander 
oder  mit  wilden  Thieren,  besonders  mit  dem  Könige 
der  Thiere,  dem  Löwen,  haben,  wie  bekannt,  sehr 
häufig  den  Schöpfungen  der  späteren  Kunst  Motive 
geliefert,  und  wenn  es  auch  den  kleinen  geflügelten 

Archäolog.  7-lg.,  Jahrgang  XXIX. 


Wesen  nur  ausnahmsweise  begegnet,  in  den  Necke- 
reien den  Kürzeren  zu  ziehen,  so  gehört  doch  auch 
das  vorliegende  Relief,  wie  schon  Wieseler  erkannte, 
seiner  Bedeutung  nach  im  Allgemeinen  offenbar  zu 
der  angedeuteten  Classe.  Das  ihm  eigenthümliche 
Motiv  ist  unserer  Meinung  nach  von  einem  Spiele 
hergenommen,  welches  Pollux  (IX,  116)  folgender- 
malsen  beschreibt:  i)  de  axansgöa,  önxov  sv  f-isanj 
ZQV7H]aavTag  xaxamjyvvovaiv  öid  öi  rnv  TQvm]/.ia- 
Tog  öielQzai  axoLviov,  ov  exaTegoiO-ev  sig  Exöeöerai, 
ov  ngng  xfiv  doxnv  ßltnojv  «AA'  aneoiQanfisvng'  o  öe 
Tov  fzeQOv  TiQog  ßtav  izXxiaag  tug  td  vttJia  avrov 
TTJ  dnxiö  nQoaayaysiP,  vixäv  ovvog  öoxü'  xai  tnvio 
axaneQÖav  skxnv  Xiyovaiv.  —  Das  Wort  axaniqöa 

6 


42 


lässt  sich  in  seiner  ersten  Silbe  mit  clor,  axänog, 
ax^TiTQov,  scapiis,  Sciiaft  (vgl.  G.  Curtius  Griech. 
Etym.  I  S.  136)  zusaninienstellen,  zumal  der  Pfabl 
von  Bedeutung  in  dem  Spiele  ist;  hinsichtlich  der 
beiden  letzten  Silben  soda  aber  wagen  wir  keine 
Yerniutliung  zu  äufsern  und  weisen  nur  darauf  hin, 
dass  das  Wort  sich  grade  durch  diese  Endung  von 
den  Namen  sämmtlicher  andern  von  Pollux  (IX,  110) 
verzeichneten  Spiele  unterscheidet. 

Die  von  Pollux  gegebene  Beschreibung  des 
Spieles  findet  sich  im  Wesentlichen  auch  bei  Hesy- 
chius  (s.  V.),  Pliotius  (s.  v.)  und  Eustatbius  (ad  Iliad. 
p.  1111,  25  ff.).  Der  leider  nur  unvollständig  erhal- 
tene Artikel  von  Hesychius  stellt  an  den  Anfang  die 
Notiz:  ev  zn'ig  Jwvvointg  ayo^iivrj,  fügt  aber  zum 
Schlüsse  hinzu:  x«t  näv  xo  dvaxsQtg  axanigda  Xe- 
yerai  xal  n  naayiov  axctniQÖrjg.  Eustatbius  bestä- 
tigt letzteres  mit  den  Worten:  ix  xnvxnv  öi  xal  xa 
övaxsgii  navxa  axaniqdav  llsynv  naQüiiiiaxiög  dia 
%6  inlnovov  xijg  nXxrjg  xal  avO-nXxPjg.  Der  sprich- 
wörtliche Gebrauch  von  axaneQÖa  ist  an  dieser  Stelle 
hervorzuheben;  denn  die  Erklärung  des  Lampen- 
reliefs beruht  auf  der  Voraussetzung,  das  Spiel  sei 
in  der  römischen  Welt  so  bekannt  gewesen,  dass 
man  auch  eine  gewissermal'sen  indirecte  Darstellung, 
in  welcher  an  die  Stelle  der  gewöhnlichen  Gegner 
zwei  ganz  andere  getreten  sind,  doch  sogleich  ver- 
standen hat.  Giebt  man  dies  zu,  so  erklären  sich 
leicht  die  auffälligsten  Thcile  des  Reliefs,  der  Pfahl 
nnd  das  Tau,  als  wesentliche  Werkzeuge  beim  Spiel, 


wie  auch  die  Haltung  der  Arme  des  Anioriu  ihre 
Deutung  darin  findet,  dass  die  Spielenden  gebunden 
waren  und  zugleich  einander  den  Piücken  zuzuwen- 
den hatten.  Der  kleine  Amorin  wird  sich  mit  sei- 
nen auf  den  Kücken  gelegten  gefesselten  Armen 
bemüht  haben,  den  schweren  Löwen  regelrecht  in 
die  Höhe  zu  ziehen,  dieser  aber,  unfähig  auf  das 
Spiel  einzugehen  und  gereizt  durch  die  Bewegungen 
seines  Gegners,  springt  auf  und  fällt  ihn  an.  Es 
war  allzusehr  axanigda,  was  der  Kleine  hier  unter- 
nahm ,  und  da  er  gefesselt  ist,  können  ihn  nicht 
einmal  seine  Flügel  vor  der  Niederlage  retten.  — 
Die  dem  Schwänze  des  Löwen  gegebene  seltsame 
Form  ist  wohl  durch  unrichtige  Charakterisirung 
des  Büschels  entstanden,  in  welchen  derselbe  be- 
kanntlich ausläuft.  Findet  sich  das  gleiche  Ver- 
sehen auf  den  anderen  oben  genannten  Repliken 
wieder,  so  darf  man  glauben,  dass  bei  allen  eine 
und  dieselbe  Form  benutzt  worden  ist. 

Der  Name  des  Fabrikanten  der  vorliegenden 
Lampe  war  FKVGI.  Er  findet  sich  auf  der  unteren 
Fläche  derselben,  und  zwar  mit  erhobenen,  nicht 
mit  vertieften  Buchstaben.  Diese  Art  der  Buchsta- 
ben ist  freilich  die  seltnere,  doch  finden  sich  z.  B. 
in  der  Wiener  Sannuluiig  manche  Beispiele  davon 
(vgl.  Kenner  die  antiken  Thonlampen  des  k.  k. 
Münz-  und  Antiken-Cabinets  S.  2o  n.  1).  Der  Fabri- 
kantenname kehrt  auf  einer  Lampe  der  Sammlung 
Campana  wieder  (Catal.  a.  a.  0.  n.  200). 

Rom.  A.  Klüomann. 


MIS  GELLEN    UNI)    BEKICHTE. 


S  1  T  Z  U  N  G  S  B  E  R I  (J  H  T  Vu 


Berlin.  Archäologiscli  c  Gesellschaft. 
Sitzung  vom  10.  Januar.  In  der  ersten  Sitzung  des 
Jahres  wurden  zunächst  die  üblichen  Geschäfte  er- 
ledigt. Hr.  Wolff  legte  die  Jahresrechnung  mit 
den  Belegen  vor,  dieselbe  wurde  von  den  Herren 
Adler  und  Wittich  geprüft  und  dem  Kassenführer 


Der  bisherige  Vorstand  \vurde 


Decharge  ertlicilt 
durch  Acclamation  wiedergewählt,  mit  Ausnahme 
des  Hrn.  Friederichs,  welcher  ausgeschieden  ist. 
Doch  wurde  bcsciilossen  die  Stelle  eines  zweiten 
Secretärs  einstweilen  nicht  wieder  zu  besetzen.  Der 
Vorstand  für  das  Jahr  1871  besteht  daher  aus  den 


43 


Hrn.  Curtius  als  Vorsitzendem,  Hübner  als  Secre- 
tär  und  Wolff  als  Kassenflihrer  und  Archivar. 
Nacbdeui  sodann  eine  Conimission  zur  Revision 
einiger  Paragraplien  der  Statuten,  bestehend  aus 
den  Hrn.  Curtius,  Oorssen  und  Grimm  eingesetzt 
und  der  Bildhauer  Hr.  Albert  Wolff  als  neues  Mit- 
glied der  Gesellschaft  aufgenommen  worden,  legte 
der  Vorsitzende  die  inl)altreiche  Abhandlung  von 
W.  Vis  eher  über  die  lokrische  Inschrift  von  Nau- 
paktos  (vgl.  Arch.  Ztg-.  18(19  S.  113)  vor,  welche 
von  dem  Verfasser  in  die  Zeit  nach  dem  Ende  des 
peloponncsischen  Krieges  gesetzt  wird,  ferner  W. 
Wattenbachs  Passio  sauclorum  qnaluor  corona- 
torum,  mit  den  von  0.  Benudorf  besprochenen,  lür 
die  Archäologie  wichtigen  Angalien  über  den  Be- 
trieb der  pannonischen  Bergwerke  unter  Diocletian, 
über  den  Aeskulapcultu.  s.  w.  Hervorgehoben  wurde 
die  gesetzliche  Verpflichtung  der  Kurgäste,  ihre  Ge- 
nesungsgeschichte inscliriftlich  im  Heiligthum  zu  be- 
zeugen (curas  hl  praeconias  aeneas  infigere)  mit  Hin- 
weisung auf  die  araxE^ievai  ^eganslcii  von  Kos, 
die  nivaxeg  von  Epidauros  u.  s.  w.  Ferner  wurde 
W.  Helbig's  Aufsatz  über  die  Darstellung  des 
Athmens  in  der  griechischen  Plastik  (aus  den  Grenz- 
boten) und  Conze's  Uebersiciit  neuer  Erscheinungen 
der  archäologischen  Literatur  (aus  der  Zeitschrift 
für  die  österreichischen  Gymnasien)  besprochen. 
Hr.  Curtius  legte  dann  die  Photographie  eines  durch 
Gröfse  und  vorzügliche  Arbeit  ausgezeichneten  Grab- 
steins vor,  der  eine  sitzende  und  eine  stehende  Frau 
darstellt,  des  letzten  bedeutenden  Ergebnisses  der  Aus- 
grabungen am  Dipylon  von  Atlien  (s.  Taf. 44).  —  Hr. 
Hühner  legte  die  für  die  Gesellschaft  eingegangenen 
Geschenke  vor;  es  wird  dafür  den  Gebern,  den  Hrn. 
H.  Brunn  in  München,  Francesco  Coppi  in  Modena, 
B.  v.  Köhne  in  Öt.  Petersburg  und  Alcidc  Oliari 
in  Mailand  der  schuldige  Dank  öffentlich  abgestattet. 
—  Hr.  v.  Sali  et  theilte  einige  Notizen  über  das 
Berliner  königliche  Münzkabinet  mit,  welches 
in  den  letzten  Jahren  unter  J.  Friedlaeuders  Leitung 
an  griechischen,  römischen  und  Mittelalter-Münzen 
ebenso  zahlreiche  als  wichtige  Erwerbungen  ge- 
macht hatte.  Darauf  legte  derselbe  einige  vor  Kur- 
zem aus  Athen  hierher  geschickte  griechische  Mün- 


zen vor,  unter  denen  sieh  besonders  ein  Tetradrach- 
mon  von  Acanthus  in  Maccdonien  mit  dem  einen  Stier 
anfallenden  Löwen  durch  grolsartigen  Stil  und  S'oll- 
kommene  Erhaltung  auszeichnete.  -»-  Hr.  H.  Heyde- 
mann  legte  eine,  durch  G.  Jatta's  Güte  vermittelte 
Durchzeichuung  einer  Hydria  aus  Canosa  vor, 
deren  schöne,  auf  Phädra  und  Hippolytos  bezügliche 
Darstellung  von  allen  uns  erhaltenen  Entwicklungen 
und  Bearbeitungen  dieses  Stotfes  in  Kunst  und  Dich- 
tung der  Alten  abweicht  und  wohl  als  Bild  einer 
nacheuripideischen  Tragödie  gelten  darf  (vgl.  Arch. 
Ztg.  1870  S.  .tI3).  —  Der  kaiserl.  russische  wirk- 
liche Staatsrath  Freiherr  v.  Köhne  aus  St.  Peters- 
burg berichtete  kurz  ül)cr  die  Ausgrabungen  im 
Gouvernement  Ekatarinoslaw.  Dort  befinden 
sich  die,  unter  dem  Namen  Zarskie  kurgani 
(königlichen  Grabhügel)  bekannten,  schon  von  Hero- 
dot  erwähnten  Gräber  der  Skythenkönige.  Auf  Vor- 
schlag des  Vortragenden  Hess  der  Minister  Graf 
Perowsky  vor  etwa  fünfzehn  Jahren  diese  Gräber 
öffnen.  Man  fand  in  ihnen  eine  grofse  Anzahl  höchst 
merkwürdiger  Gegenstände,  namentlich  ein  goldenes 
Schwein,  welches  eine  Art  Feldzeichen  gewesen  zu 
sein  scheint,  Greife  in  Form  der  pantikapäischen, 
mit  Glöckchen  versehen,  welche  wahrscheinlich  einem 
gleichen  Zwecke  gedient  haben,  goldene  Platten  mit 
Thicrfiguren  in  Relief,  von  griechisch- asiatischer 
Arbeit,  bronzene  Kessel,  Pferdegeschirr  n.  a.  Auch 
nach  dem  Tode  des  Grafen  Perowsky  wurden  die 
Ausgrabungen  fortgesetzt.  Sie  ergaben  eine  grofse 
Anzahl  Goldsachen,  zum  Tlieil  von  schöner  grie- 
chischer Arlicit:  goldene  Schwertgrifle ,  zahlreiche 
Platten  zum  Schmucke  von  Gürteln  und  Kleidern, 
eine  prachtvolle  grolse  Silbervase  mit  Hautrelief- 
Figuren,  die  ganze  Erziehung  des  skythischen  Pferdes 
darstellend,  eine  treffliche  Arbeit,  wahrscheinlich 
von  einem  griechischen  Künstler  am  Hofe  eines 
Skythenkönigs  gefertigt.  Viele  dieser  Gegenstände 
sind  in  den  Publicationen  der  Ausgrabungs- Kom- 
mission abgebildet.  Zu  einer  andern  Kategorie  ge- 
hört der  in  demselben  Gouvernement  der  Erde  ent- 
nonmiene  Schatz  eines  Huuneufürsten.  Derselbe 
besteht  aus  Sachen  ganz  eigener  Form,  welche  an 
die   berühmten  Goldsachen   des  Wiener  Münz-  und 

6* 


44 


Antiken-Kabinets  erinnern,  die  Hr.  Dr.  Franz  Bock 
den  Alanen  zugeschrieben  hat.  Originell  ist  eine 
hohe  Krone  aus  feinem  Golde,  deren  Spitzen  aus 
Hirschen  gebildet*  sind  und  an  deren  Hauptstelle  ein 
schöner  byzantinischer  Canieo,  ein  Brustbild  dar- 
stellend, prangt.  Ein  anderes  Diadem  ist  einfacher 
und  niedriger.  Dann  sind  zwei  Goldgefäfse  vor- 
handen, deren  Henkel  aus  Thieren  gestaltet  sind, 
ferner  goldene  Fettbüchsen,  deren  sich  die  Nomaden 
noch  heute  bedienen,  um  durch  Einreiben  mit  Fett 
die  Klingen  vor  Rost  zu  bewahren,  u.  a.  Gegen, 
stände  mehr.  Hoffentlich  kann  dieser  Schatz  bald 
durch  Photographieen  dem  gelehrten  Publikum  zu- 
gänglich gemacht  werden.  —  Hr.  Major  v.  Rauch 
legte  zwei  Münzen  von  Berytus  in  Phönizien 
mit  dem  Brustbild  des  Kaisers  El:igabal  im  Avers 
vor,  als  einen  neuen  Beweis  dafür,  dass  öfleutlich 
ausgestellte  Kunstwerke  in  den  griechischen  (oder 
richtiger  aufserrömischen)  Städten  auf  Münzen  vor- 
kommen. Sie  rühren  aus  einem  im  Jahre  1869  in 
Beirut  gemachten  bedeutenden  Funde  griechischer 
Kaisermünzen  her.  Auf  der  Hauptseite  beider  be- 
findet sich  das  belorbeerte,  gut  ausgeführte  Brust- 
bild des  Elagabal.  Die  Legende  des  Reverses  ist 
bei  beiden  Stücken:  COL(onia)  IVL(ia)  AV6(usta) 
FEL(ix)  BER(ytus).  Die  eine  zeigt  in  einer  Gruppe 
den  Poseidon,  die  Nymphe  Beroe  (nach  der  Berytus 
benannt  ist)  beim  Wasserschöjifen  raubend.  Die 
weinende  Beroe  hält  ein  einlienkliges  Wassergefä's 
in  der  Rechten  und  sieht  sich  angstvoll  um  mit 
erhobenem,  linkem  Arm,  welchen  Poseidon  in  schrei- 
tender Stellung,  um  sie  fortzuziehen,  erfasst.  Die- 
selbe Gruppe  befindet  sich  auf  der  Spitze  eines  vier- 
säuligen  Tempels,  auf  dessen  Ecken  zwei  weibliche 
Figuren,  einen  Schleier  im  Halbkreis  über  sicii  mit 
ausgebreiteten  Armen  haltend,  vorgestellt  sind.  In 
der  Glitte  des  Tempels  sieht  man  die  Statue  der 
Astarte  (häufig  auf  Münzen  von  Berytus);  vor  ihr 
auf  einer  Säule  eine  kleine  Victoria.  Zum  Tempel 
führen  einige  Stufen;  unten,  zur  Seite  der  Treppe, 
befinden  sich  zwei  Tritonen  auf  Delphinen.  Inter- 
essant ist,  dass  uns  durch  die  zweite  Münze  der 
Standort  der  in  gröfserera  Malsstabe  auf  der  ersten 
Münze  vorgestellten  Gruppe  bekannt  wird.  Hr. 


Curtius  gab  sodann  im  Anschluss  an  frühere  An- 
deutungen (Arch.  Ztg.  1870  S.  SO)  eine  ausführlichere 
Erörterung  der  Ausbeute,  welche  aus  der  von  Hrn. 
Eustratiades  abgeschriebenen  und  von  Hrn.  Momm- 
sen  im  Hermes  (V,  129)  behandelten  Urkunde  einer 
Rentenstiftung  für  attische  Topographie,  namentlich 
für  den  Bezirk  der  Mesogeer,  zu  gewinnen  sei  (s.  ob. 
S.  3  tr.).  —  Die  Vorträge  der  Hrn.  Wittich  und  Hüb- 
ner  wurden  der  vorgerückten  Zeit  wegen  auf  die 
nächste  Sitzung  verlegt.  —  Hr.  Eich  1er  hatte  ein 
früher  vou  ihm  publiciertes  Gipsmedaillon  mit  dem 
antik  römischen  Neujahrswunsch  und  den  Gipsabguss 
einer  antiken  Glaspaste  mit  dem  Kopf  der  Pal- 
las, ähnlich  dem  auf  den  bekannten  Münzen  von 
Thurii,  ausgestellt;  dieselbe  ist  von  Hrn.  Friederichs 
aus  Athen  mitgebracht  und  befindet  sich  jetzt  hier 
im  Privatbesitz. 

Sitzung  vom  14.  Februar.  Die  Sitzung  begann 
mit  der  Wahl  des  bisherigen  aufserordentlichen  Mit- 
glieds Hrn.  A.  Holländer  zum  ordentlichen  Mitglied. 
Hr.  Curtius  legte  dann  von  den  letzten  Funden 
bei  der  Hagia  Trias  in  Athen  die  schönsten 
und  besterhaltenen  Grabreliefs  in  Photographien  vor. 
Hr.  Hübner  sprach  über  die  durch  Prof.  aus'm 
Weerth  in  Bonn  im  neusten  Heft  der  Jahrbücher 
des  Vereins  von  Alterthumsfreunden  im  Rheinlande 
gegebenen  Aufklärungen  über  die  Fälschung  der 
Nenniger  Inschriften,  durch  welche  dieselben 
hoffentlich  endgültig  beseitigt  sein  werden,  auch  dem 
Laienpublikum  gegenüber,  welches  die  längst  da- 
gegen vorgebrachten  entscheidenden  wissenschaft- 
lichen Argumente  nicht  zu  würdigen  versteht.  — 
Hr.  Adler  legte  das  soeben  erschienene  erste  Heft 
der  von  Schülern  der  königlichen  Bauakademie  nach 
durchgehends  gleichem  Mafsstab  gezeichneten  und 
herausgegebenen  Denkmäler  der  Baukunst  vor; 
die  beiden  ersten  Hefte  dieser  durch  Sorgfalt  und 
üebersichtlichkeit,  sowie  durch  den  ungemein  billig 
gestellten  Preis  (i^U  Sgr.  für  das  Heft)  sieh  aus- 
zeichnenden Publication  sollen  den  griechischen  und 
römischen  Bauwerken  gewidmet  sein  und  emiifeli- 
len  sich  als  anschauliches  Unterrichtsmittel  auch 
aufscriialb  der  architektonischen  Kreise.  Die  in 
Umlauf  gesetzte  Liste  von  Subscriptionen  auf  dieses 


45 


Werk  fand  zahlreiche  Unterschriften.  —  Hr.  Curtius 
legte  der  Gesellschaft  den  ersten  Band  der  RUieri 
delle  urne  Elrusche  vor,  welche  auf  Veranstaltung 
des  Instituts  für  archäolog:ische  Corre.spondenz  in 
Rom  von  Prof.  Brunn  herausgegeben  werden.  Er 
gab  eine  Uebersieht  über  Verbreitung,  Stil  und  In- 
halt dieser  Grabreliefs  und  wies  nach,  wie  wichtis: 
es  sei,  dass  nun  auch  diese  umfassende  Gattung 
von  Denkmälern  nach  Vorgang  der  von  Gerhard 
herausgegebenen  etruskischen  Spiegel  in  systema- 
tischem Zusammenhange  durch  deutsche  Wissenschaft 
bearbeitet  werde.  —  Von  dem  der  Gesellschaft  vorge- 
legten Grundriss  des  panathenäischen  Stadion 
bei  Athen,  dessen  Ueberreste  der  Arciiitekt  Ziller 
im  vergangenen  Jahr  aufgedeckt  und  in  Erbkani's 
hierselbst  erscheinender  Bau -Zeitung  bekannt  ge- 
macht hat,  nahm  Hr.  Wittich  Gelegenheit  zur  Be- 
sprechung des  den  meisten  Anlagen  dieser  Art  in 
Griechenland  zum  Vorbild  gedient  iiat)enden  Stadion 
zu  Olympia  (s.  oben  S.  37ff.)  —  Hr.  Heydemann 
legte  zwei  Monumente  mit  Darstellungen  aus  der 
Sage  von  Hippolytos  uudPhädra  vor,  die  schon 
bekannt,  aber  in  ihren  Einzellieiten  bis  jetzt  nicht 
richtig  erklärt  worden  siiul:  das  erste  ist  der  Sar- 
kophag in  Constantinopel  (vgl.  Archäologische  Zel- 
tung Jahrgang  1857  Taf.  100),  auf  dem  einerseits 
Hippolytos  als  Verehrer  der  Artemis,  andererseits 
Phädra  unter  der  Macht  der  Aphrodite  dargestellt 
ist;  der  Referent  besprach  dann  —  im  Anschluss 
an  den  der  Phädra  gegenüber  befindlichen  bogen- 
schiel'senden  Eros  '—  die  seltenen  Darstellungen  des 
Liebespfeile  schiefsenden  Eros  auf  alten  ivunstwer- 
ken.  Das  andere  Monument  ist  ein  V^asenbild  der  Ba- 
silicata  (abgeb.  Monument!  dell'  Inst.  1S,')4  Taf  16), 
dessen  untere  Streifen  den  inschriftlich  bezeugten 
Kampf  des  Theseus  und  Peirithoos  gegen  die  Cen- 
tauren enthält,  während  im  oberen  Raum  die  liebes- 
kranke, trauernde  Phädra  in  Gegenwart  der  Annne, 
einiger  Dienerinnen  und  des  Pädagogen  des  Hippo- 
lytos dargestellt  ist.  —  Hr.  Hühner  gab  endlich 
noch  aus  einem  Brief  des  Hrn.  Murray  vom  britti- 
schen  Museum  Mittheilungen  über  die  Jüngste  Reise 
Hrn.  Newton's  (in  dessen  Begleitung  sich  Hr. 
Murray  befand)  nach  Griechenland  und  Kleinasien 


und    die    damit   zusammenhängenden   Erwerbungen 
für  das  brittische  Museum. 

Sitzung  vom  7.  März.  Hr.  Momnisen  sprach 
zuerst  über  die  in  Oxford  aufbewahrte  Handschrift 
eines  Theiles  von  dem  grofsen  Werk  des  berüch- 
tigten Fälschers  Pirro  Ligorio  aus  Neapel  über  rö- 
mische Alterthümer  und  das  schwierig  festzustellende 
Verhältniss  derselben  zu  den  in  Turin  und  Rom  be- 
findlidien  umfangreicheren  Theilen  des  Werkes.  Er 
machte  auf  die  zahlreichen  architectonischen  Zeich- 
nungen in  demselben  aufmerksam  und  lud  die  Her- 
ren Architecten  in  der  Gesellschaft  ein,  dieselben, 
wenngleich  mit  aller  Vorsicht,  zu  studiren,  da  die 
Handschrift  durch  die  preiswUrdige  Liberalität  der 
Oxforder  Bibiiotlieksvorstände  zur  Benutzung  hier- 
hergesandt worden  ist.  Derselbe  legte  sodann  eine 
interessante,  durch  Hrn.  Wood  in  Ephesus  neuer- 
dings zu  Tage  geförderte,  lateinische  Inschrift  vor, 
deren  Papierabdruck  durch  Hrn.  Newton's  Güte 
an  Hrn.  Hühner  gelangt  war.  Dieselbe  bietet,  wie 
fast  alle  ephesischen  Inschriften,  der  Erklärung  man- 
cherlei Schwierigkeiten,  deren  Lösung  demnächst  an 
passender  Stelle  versucht  werden  soll.  —  Hr.  Bot- 
tich er  hatte  einen  Abguss  der  vierseitigen  Stele  aus 
Sparta  aufgestellt,  und  trug  daran  anknüpfend  die 
S.  47  mitgetheilte  Berichtigung  vor.  —  Hr.  Heyde- 
mann, welcher  die  bestrittene  Erklärung  aufgestellt 
hatte,  gab  in  der  sich  daran  anknüpfenden  Discussion 
die  Irrtliündichkeit  der  einen  Voraussetzung  derselben 
zu  (dass  nämlich  beide  Männer  der  Stele  bärtig  und 
identisch  wären).  —  Hierauf  folgte  die  Wahl  zweier 
neuer  Mitglieder,  der  Herren  Baumeister  Jacobsthal 
und  Prof  Büehsenschütz.  —  Hr.  Adler  sprach 
sodann  über  einige  der  architectonisch  besonders 
merkwürdigen,  neuentdeckten  Grabdenkmäler  von 
dem  Friedhof  bei  der  Hagia  Trias  in  Athen,  unter 
Vorlage  von  Zeichnungen,  welche  auf  seinen  eige- 
nen Aufnahmen  und  Messungen  beruhen.  Dieselben 
werden  in  der  archäologischen  Zeitung  veröffentlicht 
werden.  —  Hr.  Curtius  knüpfte  an  den  Vortrag 
des  Hrn.  Adler  noch  einige  Bemerkungen  über  neuer- 
dings aufgefundene  Inschriften  desselben  Fundortes, 
welche  sich  auf  die  Gräber  zweier  in  Athen  verstor- 
bener Gesandten  der  Kerkyräer  beziehen.    —   Der 


46 


Architeet  Hr.  Seh w echten  legte  eiue  Anzahl  von 
sorgfältigen  Aquarellaufnahmeu  der  in  den  Kaiser- 
palästen auf  dem  Palatin  in  den  letzten  Jahren  durch 
Hrn.  Rosa  aufgedeckten  Wanddeoorationen  vor,  von 
deren  harmonischer  FarbenWirkung  und  Durchfüh- 
rung im  Einzelnen  die  früher  schon  der  Gesellschaft 
von  Hrn.  Strack  vorgelegten  Photographien  nur 
einen  sehr  unvollkommenen  Begriff  zu  geben  ver- 
mocht hatten.  Die  Gesellschaft  fühlte  sich  daher 
Hm.  Sehwechten  für  die  schönen  Vorlagen  zu  be- 
sonderem Danke  verpflichtet.  —  Hr.  Curtius  legte 
darauf  die  Zeichnung  eines  sehr  merkwürdigen  Mo- 
saikfufsbodens  von  Lilleboune  bei  Ha  vre  vor, 
welche  er  der  Mittheilung  des  Hrn.  C.  ßössler  ver- 
dankt, der  zuerst  über  diesen  Fund  an  Hrn.  de  Long- 
perier  berichtet  hat.  Das  Mosaik  enthält  in  vier 
Feldern  die  figurenreiche  und  wohlerhaltcne  Dar- 
stellung einer  Hirselijagd,  die  mit  einem  Dankfeste 


an  Diana  schliefst.  Das  Rundbild  in  der  Mitte  des 
Ganzen  hat  einen  durchaus  griechischen  Charakter. — 
Hr.  Hübner  machte  endlich  noch  einige  Jlittheilun- 
gen  aus  einem  jüngst  eingetroffenen  Brief  des  Dr. 
Gustav  Hirschfeld,  welcher  auf  seiner  Reise  nach 
Athen  eine  Anzahl  italienischer  Städte,  wie  Verona, 
Bologna,  Pesaro,  Aucona,  Bari  und  Briudisi  besucht 
und  daselbst  mancherlei  interessante  Alterthümer  zu 
sehen  Gelegenheit  gehabt  hat.  lns))esondere  be- 
richtet er  genauer  über  einen  neuen  jüngst  durch 
den  Ingenieur  Ihn.  Antonio  Zannoni  in  der  Certosa 
bei  Bologna  aufgedeckten  etruskischeu  Begräbniss- 
platz, von  welchem  schon  etwa  2(J()  Gräber,  theil- 
weis  von  hohem  Alter,  untersucht  worden  sind 
(s.  oben  S.  7).  —  Weitere  Vorlagen  der  Herren 
Heydemann  und  Hühner  mussten  der  vorgerück- 
ten Zeit  wegen  auf  die  nächste  Sitzung  verschoben 
werden. 


BERICHTIGUNG. 


Im  verwichenen  Jahre  hatte  ein  iMitglied  un- 
serer Gesellschaft  es  gütigst  übernommen  in  einer 
Sitzung  für  mich  einzutreten,  um  meine  Deutung 
derselben  spartanischen  Stele  mitzuthcilen  die  heute 
wieder  hier  aufgestellt  ist.  Diese  Deutung  kann  jetzt 
nicht  wiederholt  werden,  sie  war  aus  No.  216  A  des 
neuen  Verzeichnisses  der  Abgüsse  des  Königlichen 
Museums  gegeben,  worauf  ich  verweise.  Es  mag 
nur  erinnert  sein  dass  sie  den  Inhalt  der  Vorder- 
seite des  Werkes,  auf  Polyneikcs  zurückführte  der 
eben  die  Eriphyle  mit  dem  Geschenke  des  Halsban- 
des der  Harmonia  besticht,  sie  damit  zum  Verrathe  an 
ihrem  Gatten  Amphiaraos  bewegend;  auf  der  Rück- 
seite erkannte  ich  die  Bestrafung  der  Verräthcrin 
durd)  den  eignen  Sohn  Alkmaion:  auf  den  Neben- 
seiten, in  jeder  Schlange  deren  Blick  und  Bewe- 
gung aufmerksam  nach  der  Scene  des  Verrathes 
gerichtet  ist,  die  theromorphische  Darstellung  der 
Erinyes.  Für  Letztere  mag  noch  hinzugefügt  sein, 
dass  sie  die  älteste,  wenigstens  mir  bekannte  Bild- 
vorstellung dieser  rächenden  Dämonen  ist;  ob  schon 


Jemand  vor  mir  in  den  Schlangen  an  diesem  Monu- 
mente die  Erinyen  erkannt  habe,  weifs  ich  nicht.  — 
Dem  in  der  arch.  Z.  (1870  S.  20)  sehr  lückenhaft  pu- 
blicirten  Berichte  von  dieser  Mittheilung,  war  eine  Bei- 
lage als  Entgegnung  angeschlossen  (S.  21),  welche 
meine  Deutung  als  „zu  gesucht  und  zu  gelehrt"  ver- 
warf, anstatt  dessen  auf  der  Vorderseite  des  Monu- 
mentes, die  Begegnung  zwischen  Orest  und  Elektra 
am  Grabe  des  Agamemnon,  auf  der  Kehrseite  aber 
den  Orestes,  eben  die  Klytämnestra  mordend  setzte. 
Nur  meine  Auslegung  der  Schlangenbilder  wurde 
allenfalls  adoptirt. 

Hätte  nun  dieses  wiclitigc  Denknuil  altpelojion- 
nesischer  Kunst,  nicht  die  eminente  Bedeutung  welche 
es  nach  meiner  festen  Ueberzeugung  cinschlielst, 
dann  möchte  es  sich  kaum  lohnen  auf  dasselbe  wie- 
der zurückzukommen;  allein  wegen  dieser  Bedeu- 
tung, welche  durch  seinen  Fundort  Sparta,  mehr 
aber  noch  dadurcii  gesteigert  wird  dass  es  nicht 
mythologischen  sondern  rein  geschichtlichen 
Inhaltes   ist,    konnte   ich    mich    einer  empfangenen 


47 


Aufforderung  nicht  entziehen,  dasselbe  licute  noch 
einmal  „dem  Urtheile  der  Archäologen  vorzAdegen", 
an  welches  die  Entgegnung  meiner  Deutung  appel- 
lirt  hat  ' ). 

Es  versteht  sich  von  selbst  dass  man  gegen- 
über einem  solchen  Bildwerke,  7Ainächst  auch  der 
Entgegnung  einmal  in  das  Auge  sehen  muss  um 
deren  Gründe  zu  wägen.  Ich  will  nur  die  Haupt- 
punkte derselben  berühren  und  sie  berichtigen. 

1)  Die  Entgegnung  redet  von  einer  ..spartani- 
schen Ära":  ich  habe  das  Werk  als  Stele  bezeich- 
net, eine  Ära  von  solcher  tektonisehen  Form  möchte 
im  ganzen  Alterthume  schwerlich  zu  finden  .sein. 

2)  Von  vorn  herein  wird  gegen  mich  einge- 
wendet, ,.dass  in  Sparta  die  Sagen  der  Orestie 
den  thebanischen  an  Heimathsrecht  und  Ruhm  weit 
überlegen  sind,  uud  bei  einem  so  alten  Monument 
sicherlich  die  entferntere  Sage  zurücktreten  muss." 
Diese  Einwendung  belehrt  mich,  dass  das  Heimaths- 
recht der  Orestessage  nicht  in  Argos  zu  suchen  sei, 
wie  ich  bisher  schon  auf  Grund  der  Zeugnisse  des 
Aescbylos,  Sophokles  und  Euripides  glaubte,  son- 
dern in  Sparta.  Von  thebanischer  Sage  enthält 
übrigens  das  alte  Monument  nichts,  seine  Bildnerei 
behandelt  nur  zwei  Vorgänge  zu  Argos  in  Bezie- 
hung auf  den  thebanischen  Krieg. 

Hinsichtlich  jenes  überlegenen  „Ruhmes"  aber, 
so  knüpfen  Geschichte  und  Denkmale  —  nicht  blos 
Sagen  —  an  den  Amphiaraos,  den  Alkmaion  und 
die  Eriphyle,  die  zwei  gewaltigsten  Katastrophen, 
welche  Hellas  vor  dem  Troischen  Zuge  berührt  ha- 
ben; es  sind  die  beiden  Kriege  der  Peloponnesier 
gegen  Theben,  also  gegen  den  alten  Sitz  der  Har- 
monia,  von  woher,  wunderbar  genug,  so  das  verhäng- 
nissvolle Halsband  wie  später  das  Prachtgewand  an 
Eriphyle  kamen,  deren  allein  wegen  sie  zur  Urheberin 
jener  Kriegszüge  wurde.  Beide  Ereignisse  haben  eine 
nationale  Bedeutung  gehabt,  sie  haben  Spuren  und 
Folgen  hinterlassen  die  noch  bis  zum  Absterben  des 


')  Es  versieht  sich  von  selbst,  dass  wir  die  Verantwortung  für 
die  hier  ausgesprochenen  geschicbllichen  Ansiciiten  ausschliefsüch 
unserem  geehrten  Hrn.   Mitarbeiter  überlassen.  A.  d.  R. 


hellenischen  Lebens  unter  den  römischen  Kaisern,  un- 
verlöscht  geblieben  sind.  So  beispielsweise  nur,  die 
Stiftung  der  gro(sen  panhellenischen  Festspiele  des 
Zeus  und  Archemoros  zu  Xemea,  durch  Ampliiaraos 
und  die  anderen  sechs  Fürsten:  die  Stiftung  vom 
Orakel  des  Zeus- Amphiaraos  zu  Oropos:  die  Stif- 
tung des  Orakels  zu  Mallos  durch  Ampbilochos, 
des  .\mphiaraos  Sohn.  Dieseiu  gegenüber  hat  die 
Orestessage  ein  sehr  geringes,  nur  religiös -dogma- 
tisches Gewicht,  in  ihrer  BezieFiung  auf  die  Blutsnhne 
des  delphischen  Apollocultes.  Ein  unbedeutendes 
Gewicht  deshalb,  weil  das  delphische  Priesterinstitut 
dieses  ganze  Dogma  schon  lange  Zeiten  vor  dem 
Auftreten  des  .Orest,  nach  Athen  übersiedelt  und  die 
Eupatriden  hier  zu  seinen  Trägern  und  Katharteren 
gemacht  hatte. 

.'))  Die  Entgegnung  setzt  anstatt  Polyneikes  und 
Eriphyle,  „Orest  mit  Elektra  welche  sich  wieder- 
erkennen und  umarmen,"  sie  findet  hierin  das  ..tyjo 
GS  xsqaiv  des  Sophokles"  ausgedrückt:  dabei  reiche 
Elektra  dem  Brtider  einen  Kranz,  „um  im  Voraus 
das  Gelingen  seiner  That  anzuzeigen."  —  Die  Ueber- 
reichung  eines  Kranzes  bei  dieser  höchst  wunder- 
baren uud  ganz  unerwarteten  Begegnung  Beider,  ist 
eine  Fiction;  davon  steht  Ijci  Sophokles  kein  Wort, 
am  wenigsten  aber  liegt  es  in  dem  urgirten  ..b%io 
OS  yiEQGiv;'-  aliein  diese  Fiction  ist  darum  auch  so 
völlig  verfehlt,  weil  sie  mit  dem  superstitiösen  Glau- 
ben und  dem  Brauche  der  Helleneu  in  ganz  offen- 
baren Widerspruch  tritt.  Die  Darreichung  eines 
einem  Todten  auf  seinem  Grabe  als  Todtenspende 
geweihten  Kranzes  au  einen  Lebenden,  würde  das 
denkbar  unglücklichste  Omen  für  letzteren  gewesen 
sein:  es  hätte  für  Orestes  hier,  den  traurigsten  Aus- 
gang seiner  That,  es  hätte  seinen  Tod  .vorbedeutet. 
Wie  viel  die  Alten  auf  solche  Vorbedeutungen  ga- 
ben, ist  zu  bekannt  als  dass  es  hier  der  Beispiele 
bedürfte:  niemals  hätte  Sophokles  eine  solche  Scene. 
in, die  Elektra  eintlechten  können. 

4)    Beseitigt    mau   mit  solchem   Kranze   weder 
das  fatale  Halsband,  noch  Eriphyle  und  Polyneikes 
von  dem  Relief,  so  bürgt  für  dasselbe  auch  ein  an-  ■ 
deres  inschriftlich  gesichertes  Denkmal.  —  In  einem 
bekannten    Vasenbilde    (Annal.  d.  Inst.  1.S63,   tav. 


48 


d'agg.  G,  zu  p.  233)  was  hier  zur  Hand  liegt,  steht 
vor  dem  sich  zum  Abzüge  eben  wappnenden  Ani- 
phiaraos  die  Eriphyle:  sie  trägt  den  kleinen  Amphi- 
lochos  auf  der  Schulter  und  wird  mit  dem  Hals- 
bande in  der  Hand  als  solche  charakterisirt.  Wäre 
nicht  der  Kriegsmann  durch  die  Legende  A0IAPEO^ 
neben  sich  kennbar,  mithin  auch  die  Eriphyle  zwei- 
fellos gemacht,  dann  würde  man  sicher  dieses  Hals- 
band für  einen  Kranz  halten  den  ein  Weib  einem 
heimkehrenden  Krieger  darreiche,  und  es  er- 
schiene gewiss  noch  viel  gesuchter  und  viel  gelehr- 
ter hier  ein  Halsband  sehen  zu  wollen.  Hinter  Eri- 
phyle steht  Polyneikes,  in  der  Bewegung  seiner 
Hände  das  Frohlocken  über  das  Gd.'ngen  des  Ver- 
rathes  ausdrückend:  Amphiaraos  hat  den  Dreifufs 
als  Scliildzeichen,  da  ihn  der  delphische  Gott  schon 
zum  Mantis  gemacht  hatte. 

5)  Ferner  hat  man  entgegnet,  „die  Schlangen 
an  den  sclnnalen  Querseiten  bezeichnen  entweder 
die  Heiligkeit  des  Monumentes,  oder  vertreten  viel- 
leicht die  der  Blutthat  auf  dem  Fulse  folgenden 
Erinnyen."  —  Das  ist  ein  Irrthum  der  auf  einem 
Sehfehler  beruht.  Wie  das  Monument  zeigt,  so  ist 
Wendung  und  Blick  der  aufgerichteten  Schlangen 
ganz  bestimmt  nach  der  Vorderseite,  also  auf  die 
vermeintliche  Begegnung  des  Orest  mit  Elektra  ge- 
richtet: in  dieser  Scene  geht  aber  die  Blutthat  nicht 
vor,  sondern  umgekehrt  auf  der  entgegengesetzten 
Seite  von  welcher  die  Schlangen  doch  vollständig 
abgewendet  sind,  auf  die  sie  mithin  gar  keinen  Be- 
zug haben  sollen. 

())  Einen  zweiten  Sehfehler  von  noch  einschnei- 
denderen Folgen,  begellt  die  Entgegnung  indem  sie 
in  beiden  Männern  auf  l)eiden  Seiten,  eine  und  die- 
selbe Person,  den  Orestes  sieht,  während  das  Bild- 
werk doch  otfenbar  zwei  ganz  verschiedene  Personen 
zeigt.  Auf  der  vorderen  Seite,  wohin  die  Schian- 
gcni)licke  gehen,  hat  der  vermeintliche  Orestes  gar 
keinen  Bart:  durch  Zerstörung  der  Nase  ist  bl,os 
scheinbar  das  Kinn  stärker  hervorspringend  ge- 
worden, es  hat  durchaus  nur  den  Schnitt  wie  in 
-allen  gleichen  archaischen  Gesiclitshiklungcn,  denn 
der  Mund  blieb  unversehrt;  das  Kopfhaar  ist  dicht 
über  den  Schultern  horizontal  weggeschnitten,  eine 


Schnur  umfängt  es  rings  um  den  Kopf.  —  Auf  der 
hinteren  Seite  dagegen,  hat  der  Mann  einen  bestimmt 
ausgeprägten  stark  vorstehenden  Spitzbart:  das  lang 
über  Schultern  Brust  und  Rücken  herabhängende 
Kopfhaar,  ist  vom  auf  der  Brust  in  einzelne  Flecht- 
stränge geordnet.  —  Soll  man  nun  die  Auslegung 
des  Bildwerkes  durchaus  in  der  Elektra  suchen, 
ungeachtet  sein  Ursprung  doch  Jahrhunderte  vor 
dieser  Dichtung  liegt,  dann  mUsste  uoth wendig  in 
einem  Zeiträume  weniger  Stunden,  die  bei  Sopho- 
kles zwischen  der  Begegnung  beider  Geschwister 
an  des  Vaters  Grabe  und  dem  Eindringen  in  die 
Königswohnung  liegen,  dem  Orestes  Haar  und  Bart 
zu  einer  solchen  Länge  gewachsen  sein.  Dass  er 
sich  vielleicht  so  maskirt  hätte,  um  nicht  erkennbar 
zu  sein,  davon  erwähnt  Sophokles  nichts:  er  war 
ja  von  Niemand  hier  gekannt,  selbst  Elektra  er- 
kennt ihn  blos  an  der  arfgayis  natQng  (v.  1223), 
nicht  einmal  den  Pädagogen  kennt  man  mehr,  „we- 
gen des  Alters  und  der  langen  Abwesenheit"  wie 
der  Dichter  sagt.  —  In  Wahrheit,  stärker  als  durch 
Bart  und  Haar,  konnte  in  dem  allgemeinen  archai- 
schen Typus  in  welchem  diese  Physiognomien  ge- 
halten sind,  schwerlich  bezeichnet  werden  dass 
beide  Männer  ganz  verschiedene  Personen  vorstel- 
len sollten. 

7)  Hat  man  sich  zum  Beweise  dass  der  spitz- 
bärtige Mann  dennoch  der  im  Muttermorde  begrif- 
fene Orestes  sei,  auf  das  ganz  bekannte  Relief  aus 
Aricia  berufen  (Welcker  A.  D.  11,  8)  wo  der  Heros 
bärtig  erscheint,  so  habe  ich  dieses  Relief  bei  mei- 
ner Deutung  wohl  erwogen,  aber  kein  Gegenzeug- 
niss  darin  für  dieselbe  finden  können.  Von  diesem 
merkwürdigen  Relief  fehlen  leider  die  Abgüsse,  ich 
kann  blos  die  Zeichnung  vorlegen,  es  befindet  sich 
in  Maiorca.  Wohl  habe  ich  vor  einigen  Jahren 
einem  Reisenden  bekannten  Namens,  Herrn  Dr. 
Fiedler,  welcher  durch  Spanien  dorthin  ging,  die 
Bitte  an  das  Herz  gelegt,  ohne  Ansehung  der  Kosten 
einen  Abguss  davon  für  unsre  Sammlung  zu  erwir- 
ken, höre  indess  jetzt  von  Fiedler  der  nach  Leipzig 
heimgekehrt  ist,  dass  seine  Bemühung  um  einen 
Abguss  vergebens  gewesen  sei.  Glaubt  man  aber 
dass    dieses   Relief   „aus    derselben    Kunstepoche'' 


49 


stamme  wie  unser  Stelenbild  werk,  dann  liegt  doch 
die  zeitlich  weit  jüngere  Abkunft  desselben  deutlich 
vor  Augen. 

So  viel  zur  Beleuchtung  der  erhobenen  Ent- 
gegnung, um  schliefslich  meiner  Auslegung  eine 
Vermuthung  beizufügen,  zu  welclier  der  Kunsttypus 
dieses  Monumentes  berechtigt  das  in  seiner  tekto- 
nischen  Form,  meines  Wissens,  die  älteste  aller  be- 
kannten hellenischen  Stelen,  in  seiner  Rildnerei,  die 
ältesten  Reliefgestalten  acht  archaischen  Gepräges 
aufbewahrt 

Pausanias  triift  zu  Sparta  in  der  Strafse  Aphe- 
tais,  ein  Heroen  des  Amphiaraos.  Es  gehörte 
unter  den  Denkmalen  welche  sich  zu  des  Reisenden 
Zeit  dort  noch  fanden,  wohl  zu  den  ältesten,  denn 
er  bemerkt  über  seine  Abkunft,  dass  es  noch  vom 
Agamemnon  und  Menelaos  herrühre,  welche  das- 
selbe dem  Amphiaraos  als  ihrem  nahen  Ver- 
wandten gestiftet  hätten.  Wie  man  sich  dieses 
Heroenmal  nun  auch  denken  möge,  so  kann  we- 
der von  eiuem  wirklichen  Grabe,  noch  von  einem 
Kenotaphion  die  Rede  sein:  es  bleibt  vielmehr 
blos  ein  Erinnerungsmal,  ein  Mnemeion  mit  be- 
züglichem Bildwerke,  auf  der  Stätte  des  Heroon 
übrig.  Ein  Grabmal  war  unmöglich,  denn  Amphia- 
raos war  nicht  gestorben,  er  lebte  in  seiner  Trans- 
formation weiter:  Zeus  hatte  ihn,  noch  lebend,  zu 
Harnia  entrückt,  ihn  als  mimen  corijuiicfum  in  seine 
Gottgemeinschaft  aufgenommen  und  zu  seinem  Hypo- 
pheten  im  Orakel  zu  Oropos  gemacht,  so  dass  von 
da  ab  Zeus  hier  eben  so  zum  Zeus -Amphiaraos 
wurde,    wie  Poseidon  zu  Athen  durch  Vereinigung 


mit  Erechtheus,  zum  Poseidon- Erechtheus.  Bedenkt 
man  die  Wahl  des  Bildvverklichen,  so  konnte  ein 
geschichtliches  Erinnerungsmal  für  den  Amphia- 
raos, wobl  durch  nichts  treffender  bezeichnet  wer- 
den als  mit  jenen  zwei  Scenen:  sie  geben  den  An- 
fang und  das  Ende  der  beiden  Akte  jenes  kriege- 
rischen Drama,  dessen  einzige  Urheberin  Eriphyle 
gewesen  ist.  Die  Vorderseite  beginnt  mit  dem  ersten 
Akte;  sie  zeigt  den  Verrath  des  Weibes  an  ihrem 
Gatten,  ohne  dessen  Theilualune  und  Führung  der 
erste  Kriegszug  nach  Theben  unmöglich  ward,  der 
bekanntlich  mit  dem  Untergange  des  ganzen  Heeres 
endete.  —  Auf  diesen  Verrath  allein  beziehen  sich 
au  den  beiden  schmalen  Seiten  der  Stele,  die  beiden 
Schlangen  der  Erynis.  In  Blick  und  Bewegung  aus- 
schliefslich  nur  auf  diese  Scene  gerichtet,  sind  sie 
als  Zeugen  derselben  gegenwärtig:  mit  ganzer  Deut- 
lichkeit und  Schärfe  ist  in  ihnen  der  Gedanke  der 
wachend  lauernden  Poine  ausgedrückt,  welche  die 
Verrätlicriu  zuletzt  treffen  wird.  —  Die  Kehrseite 
der  Stele,  enthält  den  Schluss  des  zweiten  Aktes 
vom  Drama:  sie  zeigt  die,  vom  scheidenden  Am- 
phiaraos dem  Sohne  aufgegebene  Wiedervergeltung 
an  der  schnöden  Urheberin  auch  des  zweiten  Heeres- 
zuges, nach  der  Rückkehr  des  Alkmaion  von  dem- 
selben. —  Alle  diese  Umstände  erwägend  nehme 
ich  keinen  Anstand,  in  der  Stele  das  Mnemeion  des 
Amphiaraos  in  jenem  von  Pausanias  berührten  He- 
roon zu  sehen,  auch  die  Stätte  zu  Sparta  wo  die- 
selbe vor  einem  Jahrzehnt  aufgefunden  ward,  als 
einen  Punkt  der  alten  l4(peTaig  6ö6g  zu  bezeichnen. 

K.     BOETTICHER. 


ANTIKE  BERNSTEIN -SCHNITZWERKE. 


Hr.  Geh.  Rath  Prof.  Göppert  in  Breslau  hat, 
öffentlichen  Blättern  zufolge,  am  2.  März  einen  Vor- 
trag über  den  sicilianischeu  Bernstein  gehalten  und 
darin  gesagt,  den  Römern,  welche  bekanntlich  den 
Bernstein  so  hoch  schätzten,  scheine  sein  Vorkom- 
men in  Sicilien  unbekannt  geblieben  zu  sein.  — 
Nicht  allein  in  Sicilien,  auch  in  Lucanien  kommt 
Bernstein  vor,  und  dort  wenigstens  ist  er  im  Alter- 
thum   keineswegs  unbekannt  gewesen,    denn    man 

Arcll.  Zig.,   Jahrgang  XXIX. 


hat  ihn  verarbeitet.  Nicht  so  gar  selten  findet  man 
dort  im  Erdboden  —  und  zwar  entfernt  von  der 
Küste  —  rohe  Bernsteinstücke  und  in  Gräbern  an- 
tike Schnitzwerke,  oft  von  recht  ansehnlicher  Grölse. 
Aller  dortige  Bernstein  ist  von  dunkelrother  Farbe. 
Damit  des  kostbaren  Stoifs  so  wenig  als  möglich 
verloren  gebe,  hat  man  ihn  nicht  zu  willkürlichen 
Gestalten  geschnitten,  sondern  man  hat  die  natür- 
liche  Form   des   rohen  Stücks  über  die  daraus  zu 

7 


50 


schnitzende  Gestalt  entscheiden  lassen.  Fast  alle 
Stücke  sind  durchbohrt,  sie  sind  also  als  Zierrate 
oder  Amulete  getragen  worden.  Ich  habe  in  Lu- 
canien  einige  solche  Stücke  für  unsere  Sauuulung 
angekauft,  andere  sind  in  Neapel  erworben  worden. 
Sie  sind  im  Antiquarium  unter  Glas  ausgelegt.  Das 
gröfseste  Stück  ist  ein  flaschenförmiges  mit  einem 
liegenden  Löwen  verziert,  andere  stellen  eine  Har- 


pye,  Köpfe  von  Faunen,  Gorgouen,  Widder  u.  s.  w. 
dar;  das  beste  ist  eine  weibliche  Gewandtigur,  den 
etruskischen  Bronzefiguren  im  Styl  und  in  der  Klei- 
dung verwandt.  Ein  kleines  Stück  zeigt  eine  antike 
Goldfassung.  Die  dabei  befindlichen  Arbeiten  aus 
honiggelbem  nordischen  Bernstein  stammen  aus  Rom 
und  aus  Köln. 

J.  Fkiedi.^nuer. 


R  E  I  S  E  N  0  T  I  Z  E  N. 


1.  Die  von  Couze  im  arch.  Anz.  1S67  S.  hß* 
aufgeworfene  Frage,  ob  das  Mädchen  auf  dem  Re- 
lief im  Garten  Giusti  zu  Verona  schläft,  ist  zu  ver- 
neinen; es  bat  dieselbe  oflenc  Augenbiidung  wie 
die  anderen  erhaltenen  Köpfe. 

2.  Die  Inschrift  von  dem  Salpionrelief  (arch.  Z. 
1870Taf.24)  ist  sicher  modern;  es  zeigen  dies  aufser 
dem  ganzen  Charakter  der  Schrift  besonders  die  am 
A  und  an  dem  an  den  oberen  Ecken  glatten  fl  un- 
ten angebrachten  hakenfönuigen  Querstriche  (  TT  ). 
Aber  auch  die  Arbeit  des  Reliefs  ist  als  modern 
zu  bezeichnen;  die  Brutalität  der  Linien,  auch  in 
den  Gesiehtsformen  der  verhüllten  Frau,  tritt  viel 
schärfer  hervor,  als  die  Photographie  es  zeigt;  fer- 
ner sind  die  Umrisse  der  Figuren  gegen  den  Grund 
gerade  abgeschnitten,  was  mir  an  griechischen  Flach- 
reliefs nicht  vorgekommen  ist.  Ich  habe  übrigens 
in  Uebercinstimmung  mit  dem  Bibliothekar  Hrn. 
Frati  in  Bologna  nur  die  Arbeit  modern  genannt; 
der  moderne  Künstler  arbeitete  nach  der  Antike; 
wie  weit  das  ging,  entscheide,  ich  nicht. 

:).     Bei   Pesaro    ist  ein    höchst  alterthümliches 


Werk  gefunden  (jetzt  im  Hof  des  Plospitals,  wel- 
chem das  betreffende  Grundstück  gehört):  eine 
Steinplatte,  auf  welcher  ein  Schifltskampf  eingeritzt 
oder  besser  in  Relief  en  rreux  (denn  die  Treunungs- 
linien  sind  ein  wenig  breit)  dargestellt  ist.  In  näch- 
ster Zeit  wird  der  Professor  Oderici  in  Parma  das 
Werk  veröffentlichen. 

4.  In  Bari  am  Porto  nuovo  zeigte  mir  Hr. 
Löhrl,  ein  für  Kunst  und  Alterthum  begeisterter 
deutscher  Kaufmann,  einen  unten  abgebrochenen 
Säulenstumpf  (0,76  M.  hoch,  0,60  breit)  mit  folgen- 
der Inschrift: 

CXXVIII 

IMPCAESAR 

DIVINERVAEF 

NERVATRAIA 

Der  Stein  i.st  am  Hafen  bei  der  Anlage  dicht  am 
Meere  einige  Meter  tief  gefunden  worden.  (Die 
Zahlen  (',14  hoch,  die  Buchstaben  0,06 — 007;  die 
zwei  ersten  Zeilen  etwas  gröfser  als  die  folgenden.) 
Athen.  G.  Hirschfel'd. 


NEUESTES  AUS  ATHEN. 


Nach  Mittheilungen  von  Ende  .\iiril,  welche 
wir  Hrn.  Dr.  Hirsch  fei  d  verdanken,  ist  man  nun 
auch  am  Ostrande  der  Stadt  Athen  auf  einen  alten 
Begräbnissplatz  gcstofsen,  wo  man  einen  Grab.stein 
in  seiner  ursprünglichen  Stellung  gefunden  hat. 
Dieser  Platz  liegt  an  der  „Peireieusstrafse,"  dem 
Orphanotropheion  gegenüber  in  der  Ecke  der  Strafse 
und  des    „Ludwigsplatzes,"  wie  er  nach   dem  von 


mir  herausgegebenen  Stadtplane  von  Athen  auf  bei- 
folgendem Holzschnitte  angegeben  ist:  * 


Wnlft/j^^u^. 

A 

:     :i 

i     T     a 

a 

LUDWIGS-; 

PLATZ  : 

t 

51 


Der  Grabstein,  nach  Westen  gerichtet,  trägt  oben 
die  Namen  'Ovt]aiiitng  und  L4v&>]dojv  in  einer  Reiiie; 
darunter  zwei  Rosetten;  darunter  nach  rechts  Fhi- 
xega.  Das  Relief  mit  vier  Figuren  (bärtiger  Mann 
stehend,  Frau  sitzend,  Mädchen  stehend,  Knabe  mit 
Vogel  in  der  Hand  am  Knie  der  Frau  stehend)  ist 
von  geringer  Arbeit.  Das  Grab,  aus  grofseu  Stei- 
nen zusammengesetzt,  ],6(t  lang,  0,fiö  breit,  0,40 
hoch,  enthielt  ein  vollständiges  Geiippe  und  zwei 
kleine  Vasen,  schwarz  mit  rotiien  Palnietten.  Es  sol- 
len hier  fünf  (jräberschichten  über  einander  liegen. 
Beim  Alibruche  eines  Thurms  der  Panagia  Pyr- 
giotissa  sind  Fragmente  von  Ephebeninschriften, 
Ehrendecreten,  Kiinstlerinschriften  (Eucheir  und  Eu- 
bulides)  zum  Vorschein  gekommen.  Wichtig  ist  ein 
Denkpfeiler,  1,275  hoch,  mit  einer  bis  auf  den  Rand 
links  wohl  erhaltenen  Inschrift:  tj  e^  Idgeinv  näyov 


ßnvhj  xal  rj  ßnvXfj  tiov  e^axnaKov  xal  n  drji-ing  rnv 
fTTifielrjirji'  T/yc  xara  rrjv  Ttnliv  d}'ngäg  Otölav  (Di- 
Stov   Pa^tvni'Gim'  «per/Jg  "vexev. 

Bei  der  Kapelle  des  aTavQtopevng  nixQog  (vgl. 
Aug.  Mommsen  Athenae  ChrisHanae  p.  56)  ist  ein 
Mosaik  römischer  Zeit  zu  Tage  gekommen. 

Der  grofse  Wasserbehälter  am  Lykabettos,  von 
dem  Stuart  noch  zwei  zur  Fa(;ade  gehörige  Säulen 
sah,  ist  schon  im  Herbste  vom  Demarchen  ausge- 
graben und  wieder  in  Stand  gesetzt,  zugleich  mit 
der  Leitung  bis  Ampelokepoi.  Am  Lykabettos  ist 
die  Prytaneninschrift  (^vy^  21.  Sept.  1S70)  gefun- 
den, aus  dem  15.  Jahre  nach  der  ersten  Anwesen- 
heit Hadrians,  dem  Jahre  des  Praxagoras  aus  Tho- 
rikos.  Der  Inschriftstein  befindet  sich  jetzt  vor  dem 
im  Bau  begrifi'enen  Museum  an  der  Patissiastrafse. 

E.  C. 


ZUR  APHRODITE  MIT  DER  STEPHANE. 

(Arcbäolog.  Ztg.   1870  S.  91.) 

Zur  Erklärung  des  Motivs   dient   ein  Vers  des 
Reposianus  de  conciibitu  Martis  et  Veneris  80  ff.  (in 
Riese's  Anthologie  1  S.  17o): 
A  qiiotiens  Faphie  viiJlum  iiienfila  furevds 
Luinine  converso  senim   innisavit  aniaiiiem! 
Verbera  saepe  dolens  meutita  est  diilcia  serlo. 

Hier  ist  freilich  Mars,  niclit  Amor,  der  Gegen- 


stand der  zärtlichen  Züchtigung;  doch  war  die  Si- 
tuation dem  späten  Dichter  wold  aus  älteren  Mustern 
geläufig.  Das  moderne  Epigramm  in  Meyer's  An- 
thologie N.  1500  (2  S.  19;-!) 

Quid  naium  cacdit  Venus?  Arcum  perdidit  u.  s.  w. 
ist  vielleicht  durch  ein  antikes  Kunstwerk  veran- 
lasst worden.  E.  H. 


ÜBER  EINE  ANGEBLICHE  DARSTELLUNG  DER  TYCHE  MIT  PLUTOS. 


Unter  den  Welcker'schen  Auszügen  aus  den 
Papieren  Zoegas,  auf  der  Universitätsbibliothek  zu 
Bonn,  findet  sich  ein  Schreiben  Zoega's  an  den  Erb- 
prinzen Friedrich  vom  ll.December  17!)0,  welches 
ich  im  folgenden  mittheile: 

„In  der  Bildhauerkunst  ist  nichts  neues  hervor- 
gebracht worden,  man  rechne  denn  dahin  eine  Gruppe 
von  Pacetfi's  Erfindung,  von  alten  und  neuen  Stücken 
zusammengesetzt  und  in  der  römischen  Anthologie 
als  eines  der  merkwürdigsten  Ueberbleibsel  alter 
Kunst  beschrieben.  Die  Idee  ist  ihm  wahrschein- 
lich von  einem  unserer  gelehrtesten  Antiquare  mit- 
getheilt;    denn  sie  ist  aus  Pausanias,   wo   er  unter 


den  in  Athen  in  seiner  Zeit  vorhandenen  Statuen 
die  Friedensgöttin,  den  jungen  Plutus,  des  Reicb- 
tliums  Genius,  im  Arm  beschreibt  und  den  Cephi- 
sodotus  als  den  Meister  dieses  Werks  nannte.  Pa- 
cetti  also,  welcher  einen  Torso  einer  bekleideten 
Frauenzimmerstatue  von  mittelmäfsiger  Arbeit  ohne 
Kopf,  Arme  oder  irgend  ein  Attribut  besafs,  und 
zugleicli  ein  sitzendes  nacktes  Kind  mit  einem  Blu- 
menkranz auf  dem  Kopfe  und  einem  Cornucopiae 
auf  dem  linken  Aira,  weiches  vermuthlich  einen 
Harpokrates  vorstellte,  denn  die  Stirne,  die  bei  die- 
sem Gott  ein  charakteristisches  Ornament  zu  haben 
pflegt,  und  der  rechte  Arm,  der  so  gebogen  zu  seiu 


52 


scheint  dass  die  Hand  zum  Munde  zurückkommt,  man- 
gelten —  Pacetti  machte  aus  diesen  zwei  Stücken, 
in  Marmor  und  Arbeit  ganz  verschieden,  und  aus 
einem  andern  alten  Frauenzimmerkopfe  der  sicher 
nicht  zu  diesem  Torso  gehörte,  die  hochgepriesene 
Gruppe.  Die  Arme  hat  er  hinzugethan.  Die  Frie- 
densgöttin hält  in  der  Rechten  einen  Oelzweig  von 
Bronze  und  zeigt  denselben  dem  Plutus,  welcher 
auf  ihrem  linken  Arm  sitzt  und  seine  rechte  Hand 
gegen  ihr  Kinn  zum  Liebkosen  ausstreckt.  Das 
Ganze  ist  mit  einer  Art  Patina  überstrichen,  so  dass 
die  verschiedenen  Marmore,  der  neue  und  der  alte, 
eine  Farbe  bekommen.  Und  nun  wird  der  Lieb- 
haber erwartet,  welcher  angelockt  durch  die  gelehrte 
und  zierliche  Beschreibung  in  der  Anthologie  diese 
wohl  conservirte  Antike  kaufe.  Es  ist  ohne  Zwei- 
fel interessant  zu  wissen,  wie  man  hier  zu  Werke 
geht,  um  neue  und  wichtige  Monumente  zu  er- 
schaffen, mit  welchen  theils  die  hiesigen  Museen 
vermehret,  theils  und  noch  mehr  die  reichen  aus- 
wärtigen Sammler  versehen  werden.  Man  vermuthet, 
dass  die  erwähnte  Gruppe  zugleich  mit  einer  Menge 
anderer  zum  Theil  ebenso  ächter  Antiquitäten,  welche 
im  vorigen  Sommer  für  das  Königlich  Preussische 
Museum  gekauft  worden  sind,  nach  Berlin  gehen 
werde." 

Es  konnte  mir  nicht  zweifelhaft  sein,  dass  die 
in  Visconti's  Opere  varie  II  p.  1.39  f.  mit  der  Anmer- 
kung l'uulnf/rafo  si  conserva  presso  il  cav.  Pietro 
Visconti  nipole  dell'  aiilore  abgedruckte  Beschreibung 
dieser  Gruppe  mit  der  von  Zoega  angeführten  iden- 
tisch sei,  obwohl  Labus  in  der  Vorrede  zu  diesem 
Band  p.  XII  sagt,  dieselbe  sei  unediert.  Die  Anto- 
logia  ist  mir  hier  nicht  zugänglich;  aber  eine  Mit- 
theilung von  befreundeter  Hand  bestätigt,  dass  sich 
diese  Beschreibung  in  der  Antologia  romana  in 
Nummer  14  vom  üctober  1790,  p.  lOö  f.  des  17. 
Bandes,  mit  einer  einzigen  stilistischen  Abweichung 


—  statt  si  sla  attualmente  alla  stia  primiera  itäegritd 
restilueiido  heisst  es  in  der  Antologia  si  sta  attual- 
menle  alla  primiera  sua  itäegritd  restituendo  —  wört- 
lich wiederfindet.  Der  Aufsatz  ist  daselbst  anonym 
und  geht  mit  dieser  Beschreibung  nicht  zu  Ende, 
sondern  es  folgt,  ohne  Unterbrechung,  die  Anfüh- 
rung anderer  Antiken  bei  Pacetti  und  eines  eignen 
Werkes  desselben,  welches  la  Ninfa  Imera  vorstellt. 

Die  Gruppg  ist  nicht  nach  Berlin  gekommen, 
sondern  befindet  sich  in  den  Gärten  des  Vatican, 
und  kann,  da  die  Aufstellung  einer  bequemen  Be- 
trachtung des  einzelnen  nicht  günstig  ist,  den  Be- 
schauer leicht  irre  führen.  So  glaubte  Friederiehs, 
wiewohl  ihm  die  Mittelmäfsigkeit  der  Arbeit  nicht 
entging,  doch  (nach  Pausan.  IX,  l(i,  1.  2.  I,  8.  2) 
attische  Erfindung  voraussetzen  zu  dürfen  und  dachte 
au  eine  Copie  einer  der  von  Pausanias  erwähnten 
Gruppen,  Eirene  mit  Plutos  von  Kephisodot  —  welche 
seitdem  von  Brunn  in  der  Leukothea  nachgewiesen 
worden  ist  —  oder  Tyche  mit  Plutos  von  Xeno- 
phon  oder  eines  analogen  Werkes  derselben  Epoche 
(BuUett.  deir  Ist.  1861  p.  67);  und  Stark,  dem  ebenso 
wie  Friederichs  die  Beschreibung  Visconti's  in  den 
Opere  varie  entgangen  zu  sein  scheint,  billigte  die 
Benennung  Tyche  und  Plutos  (Nuove  meniorie  dell' 
Ist.  p.  2.53  ff.) 

Ich  erinnere  micli  zuerst  durch  Schöne  gegen 
die  Gruppe  misstrauisch  geworden  zu  sein,  deren 
Hauptfigur  diejenige  Weise  des  Standes  zeigt,  welche 
besonders  durch  die  Venus  von  Milo  und  die  Victoria 
von  Brescia  bekannt  ist.  Eine  genaue  Untersuchung 
wird  ohne  Zweifel  die  Angaben  Zoega's  bestätigen 
und  lehren,  dass  genügende  Anhaltspunkte  für  die 
von  Pacetti  vorgenommene,  von  Visconti  in  jenem 
anonymen  Aufsatze  gebilligte  Ergänzung  nicht  vor- 
handen waren. 

Bonn.  Reinhard  Kekule. 


(Mai    1871) 


VASENSAMMLUNG  DES  MUSEUMS  ZU  PALERMO. 

(Vgl.    Archäologische  Zeitung  187»  S.  1 1  ff.  42  (T) 
Hierzu    die  Abhiiiliingen  Taf.  'ij.    41).    i7.    'i8. 


H'6)  Amphora  aus  Gela;  h.  O^^O  Meter.  Zeich- 
nung leidlich  gut;  unter  dem  Ful's  ist  eingeritzt:  A. 
Die  eine  Seite,  deren  Abbildung  auf  Taf.  45  er- 
folgt, zeigt  eine  herbeifliegende  Fliigelfrau  (Nike)  in 
doppelstoftigeui  Chiton  und  Haube,  an  Uhren  und  Hals 
geschmückt,  die  in  beiden  Händen  ein  Geräth  trägt; 
darüber  eine  unleserliche  oder  wenigstens  mir  un- 
verständliche Inschrift  POEDA-  Am  Boden  steht 
ein  Altar  mit  Flammen.  Auf  der  Rückseite  flieht 
vor  der  nahenden  Gottheit  ein  Manteljüngling,  in 
der  Linken  einen  Stock,  die  Rechte  hebend  und 
zurückblickend.  —  Das  von  der  Nike  getragene 
Geräth  findet  sich  bekanntlich,  allerdings  mit  Ver- 
schiedenheiten, auf  verschiedenen  Vasenbildern  (z.  B. 
Mnller-Wieseler  H,  2'JGf/  und  Gab.  Fouitales  33),  wo 
einige  J^rklärer  einen  Käfig  erkennen  wollten;  doch 
liefs  Jahn  (Vasen  mit  Giddseli.  S.  4,  Anm.  lOj  diese 
Erklärung  fallen,  weil  bei  einer  Toilettenscene 
aus  Kertsch  (Stephani  Compte  rendu  1860  pl.  I) 
dasselbe  Geräth  unter  anderen  Badeputzgefäfsen 
sich  vorfindet;  richtige  wirkliche  Käfige  vgl.  z.  B. 
Stephani  I.e.;  Luynes  Descr.  de  vases  37;  Wieseler 
Tbeat.  und  Bühnenw.  IX,  'J.  Uass  an  einen  Käfig 
nicht  zu  denken  ist,  zeigt  unser  Vasenbild,  welches 
aber  auch  verbietet  darin  einen  Kasten  zu  sehen,  — 
wie  ich  zuerst  that,  durch  den  Deckel  und  dieFüfse 
verleitet  — ,  denn  man  sieht  ja  deutlich  den  linken 
Unterarm,  der  auf  der  hinteren  Seite  das  Ding  ge- 
fasst  hält.  Vielleicht  trifft  folgende  Vermuthung, 
wenigstens  für  das  hier  veröft'entlichte  Vasenbild, 
dass  richtige:  sollte  das  Gestell  etwa  zum  Schutz 
der  Opferflamme  dienen,  wie  wir  z.  B.  auf  den 
Grabreliefs  der  Haterier  über  dem  Feuer  des  Altars 
kleine  Schutzdächer  angebracht  finden  (Mon.  dell' 
Inst.  V,  7.  8;  vgl.  Benndorf- Schöne  Lat.  Mus.  S.  214 

Arcluiul.,;;    Zif.,  .I.iliii;;ilis  X.\l.\. 


u.  231)?    Hotfentlich  giebt  ein  späterer  Fund  einmal 
sichere  Antwort  und  Lösung. 

■34)  Lekythos,  ebendaher;  H.  0,14;  die  Zeich- 
nung ist  ungemein  zart  und  fein;  abgeb.  Taf  4(1. 
Auf  einem  Altar,  der  lorbeerbekränzt  und  mit  Blut 
befleckt  (vgl.  Conze  Gott.  gel.  Anz.  18R7  S.  b91)  ist, 
sitzt  traurend  ein  Jüngling  mit  Chlamys  und  Keule. 
Ob  aber  Herakles  in  ihm  zu  erkennen  sei,  dünkt  mich 
zweifelhaft:  man  müsste  dann  etwa  an  jenen  von 
Hera  über  den  jungen  Helden  verhängten  Wahnsinn 
(Diod.  4,  11)  denken,  als  er  vom  delphischen  Orakel 
über  seine  Frohnzeit  beim  Eurystheus  erfahren  hatte. 
Treffender  ist  wohl  die  Erklärung  auf  Theseus,  der 
auf  dem  ßco/ing  ciQ'/alng  Msiliyjnu  z/ing  am  Ke- 
phisos  sitzt,  um  von  den  Phytaliden  gereinigt  zu 
werden  wegen  seiner  Blordthaten  auf  der  Isthmi- 
sclien  Strafse  (Paus.  I,  37,  4). 

35)  Lekythos  aus  Girgenti:  H.  0,4.5;  Umf.  0,43; 
sehr  feine  Zeichnung.  Eine  Frau,  mit  Chiton  Mantel 
und  Haube  bekleidet,  hält  in  der  Rechten  einen 
Helm;  die  Linke  ist  auf  den  zur  Erde  gesetzten 
Schild  (Zeichen:  Schlange)  gestützt;  vor  ihr  steht  ein 
Jüngling  lorbeerbekräuzt,  welcher  sich  den  Panzer 
anlegt;  hinter  ihm  lehnt  seine  Lanze  an. 

36)  Krater  (Jahn  II,  53) ;  H.  0,37 ;  zerstört.  — 
A.  Ein  Jungling,  um  das  Haupt  die  Tänie,  eilt 
fort,  nach  einem  bärtigen  Mann  zurückblickend,  der 
mit  Mantel  und  Stock  versehen  ist;  der  Jüngling 
hält  in  der  Rechten  einen  Helm,  in  der  anderen 
Hand  einen  Schild  (Zeichen:  Mann  mit  Schild  eilig 
laufend),     ß.  Mann  in  Mantel,  mit  Krückstock. 

37)  Krater  (Jahn  II,  .53);  H.  0,.39;  flüchtige 
Zeichnung.  —  Auf  einem  Viergespann  steht  ein  bär- 
tiger Mann  in  langem  (Wagenlenker-)  Chiton,  in 
den  Händen  Zügel  und  Kentron  haltend.    Ihm  eilt 

8 


54 


entgegen  Athene,  mit  Helm  Schild  und  Speer,  zum 
Theil  durch  dje  Rosse  verdeckt.  Auf  der  Rück- 
seite ist  in  roher  Zeichnung  eine  Frau  zwischen 
zwei  Mauteljünglingen  gemalt. 

38)  Amphora  (Jahn  I,  38);  H.  0,2-2;  feinste 
Zeichnung.  —  A.  Ein  JUngling,  in  Chlamys  und  mit 
Dojjpellanze,  steht  vor  eiuer  auf  einem  Lehnstuhl 
sitzenden  Frau,  welche  eifrig.st  mit  ihm  spricht.  Sie 
ist  in  Chiton  und  Mantel,  auf  dem  Haupte  eine 
Strahlenstephanc,  und  hat  die  Beine  übereinander- 
geschlageu;  ihre  Linke  liegt  auf  dem  Schoofs,  die 
andere  Hand  ist  gehoben.  B.  Eine  Frau,  in  Chiton 
Mantel  und  Haube,  hält  iu  der  Rechten  eine  Schale. 

39)  Krater  (Jahn  H,  53)  aus  Girgenti;  H.  0,41; 
Umf.  1,06;  feine  Zeichnung.  A.  Ein  bärtiger  Mann 
(Zeus),  um  das  Haupt  die  Tänie,  über  den  Armen 
die  Chlamys  shavvlartig  tragend,  verfolgt  eine  Maid, 
die  er  schon  mit  der  Linken  gefasst  hat,  während 
er  in  der  Rechten  das  Scepter  bebt.  Die  Jungfrau, 
in  Doppelcliiton  und  Mantel,  mit  Stephane  und  Ohr- 
ring versehen,  blickt  entsetzt  um.  B.  Eine  ihrer 
Genossinnen,  in  der  1.  Hand  eine  Fackel  haltend, 
flieht  den  Blick  zurückwendend.  Abg.  bei  Politi 
Cinque  Vasi  de  premio  Taf.  4.  b  (Separatabdruck 
aus  La  Coucordia,  Giornale  Siciliano  H  no.  14);  vgl. 
Bull.  Nap.  I  p.  14;  unten  no.  43. 

40)  Krater  (Jahn  H,  fio),  ebendaher;  H.  0,30; 
Umf.  1,0").  A.  Kaineus  wird  von  drei  Kentauren,  von 
denen  zwei  mit  Felsblöcken,  der  dritte  mit  Baum- 
stannn  bewaffnet  ist,  in  die  Erde  gestampft;  der 
Held  verwundet  den  einen  Kentauren  mit  der  I^anze. 
Inschrift  KA02  (sie).  B.  Drei  Manteljünglinge.  Ab- 
geb.  l)ei  l'oiiti  Cinque  Vasi  de  premio  Taf.  G;  vgl. 
Bull.  Nap.  I  p.  14s. 

41)  Krater  (Jahn  II,  53),  ebendaher;  II.  0,:-;7; 
Umf.  1,00;  sehr  flüchtige  Zeichnung.  A.  Ein  bär- 
tiger Mann,  im  Mantel,  auf  den  Stock  gestützt,  ist 
im  Gespräch  mit  einer  vor  ihm  sitzenden  bekleideten 
Frau,  wciclie  ihm  einen  Zweig  zeigt;  über  ihnen 
hängen  ein  Schuh,  eine  Sandale  und  ein  Alabastron. 
Hinter  dem  Manne  steht  ein  Jüngling,  mit  Mantel 
und  Stock,  zuhörend;  oben  sind  eine  Sandale  und 
eine  Tasche  aufgehängt.  Eine  Säule  dient  zur  Be- 
zeichnung   des    iinieren   Hauses.      //.    Diei   Mantel- 


jünglinge, deren  mittlerer  ohne  Stab  ist.  Abg.  bei 
Politi  Cinque  Vase  di  premio  Taf.  1;  vgl.  Bull.  Nap. 
I  p.  13  s. 

42)  Sog.  Campana,  ebendaher;  H.  0,34;  Umf. 
1,04;  feine  Zeichnung.  A.  Eine  Bacchantin,  Inder 
Rechten  den  Thyrsos,  eilt  mit  erhobener  Linken  auf 
den  bärtigen  Bacchus  zu,  der  ihr  entgegenkommt; 
in  den  Händen  trägt  der  Gott  den  Kantharos  und 
einen  traubenschweren  Weinstock.  B.  Ein  bärtiger 
Mann,  über  dem  linken  Arm  die  Chlamys,  in  der 
erhobenen  Linken  eine  Schale,  bebt  in  der  Rechten 
den  Krückstab  uud  blickt  zu  dem  ihm  folgenden 
jungen  Flötenbläser  um,  dessen  hohe  Pumpstiefel 
Beachtung  verdienen.  Zwischen  beiden,  die  festlich 
bekränzt  sind,  ein  Hund.  Abg.  bei  Politi  Cinque 
Vasi  Taf.  2.  3;  vgl.  Bull.  Nap.  I  p.  14. 

43)  Sog.  Campana,  mit  den  vorhergehenden  vier 
Vasen  (no.  39—42)  1841  in  einem  Grabe  bei  Gir- 
genti gefunden;  Höhe  der  Fig.  0,23;  Durchm.  des 
Gefäfses  0,53  Meter;  saubere  schöne  Zeichnung. 
A.  Auf  dem  geflügelten  Schlangenwageu  sitzt  Triptole- 
mos  (^OM3v/OTni*lT),  in  der  Linken  das  Scepter 
und  Aehreu,  iu  der  Rechten  eine  Schale  haltend;  ihm 
will  Demeter  (AEMETER)  einschenken,  weichein 
der  Linken  gleichfalls  Aehren  hält.  Hinter  ihr  steht 
Keleos  (KEV  EO^),  erstaunt  die  Rechte  hebend; 
eine  Säule  begränzt  hier  die  Darstellung.  Hinter 
Triptolemos  sehen  wir  Kora  (Ä^A<^3*^^(l)),  mit 
Schale  und  Aehren,  und  Hippothoon  (HirPOGON)- 
Abg.  bei  Politi  Cinque  Vasi  Taf.  7 ;  VA.  cer.  UI,  G2. 
Vgl.  Archäologisciie  Zeitung  1843  S.  12  tf;  Bull. 
Nap.  I  p.  15  ss;  Stcphani  C.  R.  1859  p.  82  ss.  no.  17; 
Ghd  Eleusis  III  S.  392,  u\  ß.  Zeus  (lEV^) 
thronend,  von  Thetis  (OETI^)  und  Eos  (^09H) 
bestürmt  wegen  der  Entscheidung  des  Kampfes  zwi- 
schen Achill  und  Memnon.  Abgeb.  Politi  1.  e.  Taf  8; 
R.  Rochette  Peint.  de  Pom]).  p.  5;  Overb.  Sagenkr. 
22,  10.  S.  527,  (iU;  Panofka  Zufluchtsg.  III,  1  (ohne 
die  Inschriften!);  vgl.  Arch.  Ztg.  1.  c;  Bull.  Nap. 
I  !>.  k;  uud  p.  81. 

44)  Sog.  Caiice  aus  Gela;  H.  0,38;  Umf.  0,94. 
A.  Auf  einem  Stuhl  sitzt  ein  bärtiger  Mann,  um  das 
Haupt  die  Tänie,  um  die  Brust  das  Wehrgehänge; 
oben   hängt  ein  l'ilos.     Er  hält  in  der  Linken  eine 


55 


Lanze  (saumler)  und  in  der  Rechten  eine  Schale,  in 
die  eine  vor  ihm  stehende  Frau  aus  einer  Kanne 
in  der  Rechten  eingiclst;  das  Weib  ist  in  Chiton 
und  Mantel  (der  sich  über  ihrem  Haupte  wölbt), 
mit  Stepliane  und  Armbändern  geschmückt,  und 
stützt  die  Linke  auf  einen  Schild  (Zeichen:  Stern) 
neben  sicli.  Hinter  dem  sitzenden  noch  ein  Jüng- 
ling mit  Chlaniys,  Wehrgehänge  und  Lanze.  B.  Ein 
nackter  Jüngling  mit  Stab  zwischen  zwei  Mantel- 
jUnglingen,  deren  einer  gleichfalls  einen  Stab  hält. 

4r))  Sog.  Vaso  alle  colonette  (Jahn  II,  . 5.3 ),  aus 
Girgenti;  H.0,3n;  [Jmf.0,<.(9;  feine  Zeichnung.  A.  Ein 
Mann,  in  den  Mantel  gehüllt  und  auf  den  Stock  ge- 
stützt, spricht  mit  einem  Manteljüngling,  der  in  der 
rechten  Hand  ein  Ei  oder  eine  Frucht  hält.  Noch 
zwei  Manteljünglinge  im  ües])räcii,  der  eine  mit  einem 
Stab  versehen.  Inschr.  KAAOC-  B.  Zwei  Mantel- 
jünglinge bei  einer  ithyiihallischen  bärtigen  Herme. 

46)  Amphora,  nach  unten  zugespitzt  (Jahn  I,  4.ö), 
aus  Girgenti;  H.  0,54;  Umf.  L09;  Zeichnung  flüch- 
tig und  nachlässig.  Da  die  gesammten  auf  die 
Midassage  bezüglichen  Bilder  der  interessanten  Vase 
in  den  Mon.  dell'  Inst.  IV,  10  gut  abgebildet  sind, 
so  unterlasse  ich  der  Kürze  wegen  hier  die  Be- 
schreibung der  zahlreichen  Figuren,  und  bemerke 
nur,  dass  das  Geräth,  welches  im  dritten  Bildstrei- 
fen ein  junger  Satyr  ( der  in  der  Rechten  einen 
Eimer  trägt)  auf  der  linken  Schlüter  herbeibringt, 
sicher  ein  Kottabosständer  ist  (vgl.  Annali  1868 
p.  223  sq ).  Vgl.  Braun  Bull.  1 84;)  p.  oö  und  An- 
nali 1844  p.  200 ss;  Panofka  Archäolog.  Ztg.  1845 
S.  87tf;  Cavedoni  Bull.   1846  p.  141. 

47)  Amphora  (Jahn  I,  ;}()),  ebendaher;  H.  0,.38; 
Umf.  1,0(1;  feine  schöne  Zeichnung.  A.  Die  Dar- 
stellung der  Vorderseite  erinnert  in  jeder  Hinsicht 
an  die  herrliche  Vase  mit  der  Feier  des  Bacchos 
Perikionios  durch  Bacchantinnen  aus  Nocera  de' 
Pagani  (im  Museum  zu  Neapel  no.  2419;  abg.  z.  B. 
Mus.  Borb.  12,  21;  u.  öfter):  wir  sehen  drei  Bacchae, 
die  eine  mit  Thyrsos  und  Kantharos,  das  Haar  ge- 
löst, die  zweite  mit  Leier  und  Plektron,  die  dritte 
mit  zwei  Fackeln  welche  sie  zur  Erde  senkt;  alle 
drei  sind  bekleidet  und  bekränzt.  B.  Eine  Frau 
mit  Trinkhorn  steht  vor  einer  zweiten  mit  Thyrsos ; 


daneben  ein  Jüngling,  der  sich  auf  seinen  Thyrsos 
lehnt. 

48)  Dickbauchige  Amphora  i  Jahn  I,  38 );  H.0,20; 
die  feine  sehr  flüchtige  Zeichnung  der  Vorderseite  ist 
abgebildet  auf  Taf.  45.  Auf  der  Rückseite  sind  zwei 
Manteljünglinge  gemalt;  einer  mit  einem  Stock.  — 
Ebenso  einfach  als  die  Ilauptdarstelluug  des  Gefäfses 
scheint,  ebenso  fraglich  ist  die  Erklärung.  Denn 
man  könnte,  nach  Analogie  des  Eros  Phthonos  auf 
der  Meleagervase  im  Museo  San  Angelo  (no.  12; 
vgl.  Kekule  Strenua  festosa  p.  8  ss.)  oder  des  Eros 
Talas  auf  der  von  Jahn  verötfentlichten  Sapphovase 
(Abh.  der  Sachs.  Ges.  III,  I,  1  p.  712  ss),  hier  sehr 
wohl  einen  feindlichen  Eros  erkennen,  dessen  Liebe 
der  verfolgten  Maid  den  Tod  bringt.  Doch  scheint 
es  gerathener  in  dem  Flügeljüngling,  welcher  mit 
gezücktem  Schwert  dahineilt,  einen  der  Boreaden 
(vgl.  z.  B.  Ghd  Auserl.  Vas.  153)  zu  vermuthen, 
welcher,  gleich  seinem  Vater  Boreas  in  Liebe  zu 
einer  Sterblichen  entbrannt,  sie  verfolgt;  mülsig  wäre 
die  Untersuchung,  ob  Kaiais  oder  Zetes  vom  Vasen- 
nialer  gemeint  sei;  auch  der  Name  der  Geliebten 
bleibt  uns  vorläufig  unbekannt').  Die  nicht  grade 
zarte  Art,  durch  Drohungen  mit  Schwert  oder  Lanze 
die  verfolgte  Geliebte  zu  erschrecken  und  zu  er- 
haschen, findet  sich  bekanntlich  oft  genug  auf  Va- 
senbildern;   vgl.  Jahn  Arch.  Beitr.  S.  34 ft'. 

IL 

U  n  t  e  r  i  t  a  1  i  s  c  h  e  \'  a  s  e  n  b  i  1  d  e  r . 

Die  folgenden  scheinen  mir  der  Beachtung 
werth : 

49)  Skyphos  mit  schwarzen  Figuren;  Müchtige 
Zeichnung;  viel  gebrochen  und  restaurirt.  Antik  ist 
nur  die  Darstellung  der  Vorderseite:  auf  einer 
grofsen  Schildkröte  liegt  auf  dem  Bauch  ein  bär- 
tiger Mann,  mit  den  Händen  sich  festhaltend.  Hinter 
ihm  ein  FelsstUck  mit  Zweig.  Etwa  der  ( vom  The- 
seus  herabgestürzte)  Skeirou? 

M)  Skyphos;  Dm.  (3,30;  H.  0,23  Meter;  rothfig; 
leichte  feine  Zeichnung.    A.  Auf  einem  Fels  sitzt  ein 

')  .\uf  oiiRT  Scliale  [iiit  ctnisliisi  hen  i\;iiiiiMi ,  dcTcn  Lesung 
aller  niclil  ganz  siclinr  isl .  verfiplgt  Zeles  (Zetun)  eine  Maid,  die 
l'huipa  (?)   Iieifsl:    n.Mi/cn   Itull,    I.SäO  p.  124  s. 

8* 


56 


Ijärtiger  Satyr,  in  der  Rechten  den  Thyrsos;  die  Linke 
ruht  auf  dem  höher  gesetzten  Knie;  das  Hauiil  ist  in 
Vorderansicht  gemalt.  Vor  ihm  bläst  eine  Frau  (in 
Chiton)  die  Doppelfiöte.  Auf  einer  Stele  neben  dem 
Satyr  liest  man  seinen,  von  den  sicilianischen  Archäo- 
logen (I.e.)  nicht  richtig  entzifferten,  Namen:  ONhA- 
EEYOE  (sic!i;  der  dritte  Buchstabe  ist  wohl  sicher 
ein  N,  der  vorletzte  ein  0,  so  dass  wir  einen  neuen 
Satyrnamen  'Ovvaasvng  erhalten,  über  dessen  Ab- 
leitung —  sei  es  von  omg  und  aeino,  was  für  einen 
Satyr  gewiss  sehr  ])assend,  sei  es  von  nvtvr]ai,  was 
sprachlich  richtiger  scheint")  —  ich  nicht  zu  ent- 
scheiden wage.  B.  Die  Rückseite  zeigt  eine  auf 
Fels  sitzende  Frau,  in  Chiton  Mantel  und  Strahlen- 
stephane, welche  in  einen  Spiegel  schaut;  man  sieht 
das  Gegenbild  im  Spiegel.  Vor  ihr  steht  ein  Jüng- 
ling, in  der  Rechten  einen  Stab,  über  der  linlvcu 
Schulter  die  Chlamys.  Abg.  und  besprochen  von 
De  Spucches  im  Builettino  della  commissione  di  an- 
tichiti'i  e  belle  arti  in  Sicilia  1864  läse.  1.  p.  IGss. 
und  fasc.  2  p.  15  s;  vcrgl.  Salinas  ebend.  fasc.  2 
p.  1 1  SS. 

51)  Dickbauchige  Amphora;  H.  0,.^7  ,  Umf.  0,97; 
rothtig;  feine  leichte  Zeichnung.  A.  Eine  Frau,  in 
Chiton  und  Mantel  der  auch  ihr  Hinterhaupt  ver- 
hüllt, ist  im  Gespräch  mit  einem  Jüngling,  welcher 
in  der  Rechten  eine  Strigilis,  in  der  Linken  eine  Tänie 
hält.  Daneben  eine  Frau  in  Chiton  und  Stephane,  die 
einem  vor  ihr  stehenden  Eros  einen  Lorbeerkranz 
aufs  Haupt  setzt.  Der  Gott,  den  rechten  Fufs  auf 
Gestein  gesetzt,  hält  den  Kopf  hin  und  reicht  der 
Maid  zugleich  mit  beiden  Händen  Früclile.  B.  Drei 
ManteljUnglinge,  der  mittlere  ohne  Stock. 

52)  To])f  mit  Kleeblatttülle;  H.  u,22;  rothtig. 
flüchtige  Zeichnung;  gebrochen.  Auf  einer  Basis 
steht  ein  Jüngling,  in  der  Rechten  einen  Lorbeei'- 
baum,  die  Linke  mit  Chlamys  in  die  Seite  gestemmt 
(Apollon?);  er  ist  im  Gespräch  mit  einer  vor  iiini 
stehenden  Frau,  welche,  in  Chiton  und  Stephane, 
die  Linke  in  die  Seite  setzt  und  die  Rechte  hebt. 
Ein   Tigerclien   zwischen    beiden  spiingt  zum   Gott 


^)     Wobei   Jf<lrsiii:il    ilas   liijppt'lte  N    als    ein    I-cIiNm-  des   Malers 
angcnuiiiinin  wird. 


wie  ein  Hund  empor.  Hinter  der  Frau  (Baccha?) 
eine  Stele. 

.53)  Sog.  Campana;  H.  0,27;  rothf;  später  Styl. 

A.  Ein  Jüngling,  bekränzt,  mit  (um  den  Hals  ge- 
knü])fter)  Chlamys  und  hohen  Stiefeln,  in  der  Lin- 
ken eine  Keule,  naht  und  streckt  die  Rechte  vor,  im 
Gespräch  mit  dem  auf  einem  Tigerfell  sitzenden 
Papposilen,  der  in  der  Linken  eine  Doppelflöte  hält 
und  die  Rechte  im  Gespräch  hebt.  B.  Zwischen 
zwei  Manteljünglingen  eine  Stele. 

54)  Campana;  H.  0,24;  rothf;  flüchtige  Zeich- 
nung. A.  Auf  dem  Pegasos  sitzt  Bellerophon,  auf 
dem  Rücken  Petasos  und  Chlamys,  und  zückt  die 
l^anze  gegen  die  dreigestaltige  Chimaira.  B.  Zwischen 
zwei  ManteljUnglingen  eine  Stele. 

55)  Dickbauchige  Amphora;  H.  0,28;  rothfig; 
später  Styl.  ./l.  Auf  Lehnstuhl  sitzt  eine  Frau,  in  Chi- 
ton und  Mantel,  in  der  Linken  einen  Spiegel,  in  dem 
ihr  Gesicht  sichtbar  ist.  Vor  ihr  ein  Jüngling,  auf 
dessen  vorgestreckter  Rechten  eine  Ente  sitzt;  er 
zeigt  das  Thier  der  hinter  der  Herrin  stehenden 
Dienerin,  welche  dem  Vogel  eine  Schale  hinhalten 
will;  dieselbe  ist  in  Doppelchiton.    Oben  eine  Tänie. 

B.  Drei  Manteljünglinge,  einer  ohne  Stock. 

56)  Skyphos;  H.  0,1G;  rothfig;  später  Styl. 
A.  Ein  lorbeerbekränzter  Jüngling  (Herakles?)  streckt 
die  Rechte  mit  einem  (theilweisc  ergänzten)  Topf 
vorwärts;  er  trägt  au  der  linken  Seite  den  Köcher 
und  hält  in  der  Linken  die  Keule.  Vor  ihm  eine 
Stele;  oben  ein  Kranz.  B.  Eine  Frau,  in  Chiton 
und  Mantel,  eilt  mit  Schale  und  Kanne  herbei.  Vor 
ihr  gleichfalls  eine  Stele. 

m. 

E  t  r  u  s  k  i  s  c  h  e  V  a  s  e  n  b  i  1  d  e  r. 

Es  liegt  nicht  in  meiner  Absicht,  die  meistens 
bekannten  Vasen  der  ehemaligen  Sammlung  Casuccini 
—  cf  Catalogo  del  Museo  Casuccini  (Siena  1862)  — 
noclimals  zu  besclireiblän;  ich  werde  nur  kurz  an- 
geben, welche  publieiiten  Gefäfse  ich  im  Museum 
zu  Palermo  vorfand,  und  dieser  Uebersicht  einige 
unbekannte  in  Beschreibung  anschliel'sen. 

57)  Folgende  Vasenbilder  des  Etrusco  Museo 


57 


Chiusino  (Fiesole  1^;?2)')  sind  in  Palermo:  Taf.  35 
(=  Panofka  Gr.  Eigennamen  mit  xalög  II,  2);  45; 
48;  60  (viel  gebrochen);  Ü8;  69;  ISO  (viel  gebrochen); 
Sb—81;  88;  95;  106.  107;  109—111;  113;  114;  134; 
137;  140;  141;  152;  153;  154;  158;  160;  162;  165; 
167;  169.  170  (grobe  überschmierte  Zeichnung); 
171.  172;  177;  194.  195;  196;  197—199;  200—202; 
205—207;  209—211;  214.  215  (grobe  Zeichnung; 
viel  gebrochen). 

58)  yog.  Calice;  H.  0,42;  Umf.  0,89;  rothfig; 
A.  Geburt  des'Erichthonios;  abgeb.  Mon.  dell' Inst. 
III,  30;  El.  cer.  I,  85  A;  vgl.  Bull.  1837  p.  22;  18,38 
p.  82  s;  Braun  Annali  1841  p.  91  ff;  Jahn  Arch. 
Aufs.  S.  63  ff.  B.  Rohere  Zeichnung.  Kcphalos,  in 
Stiefeln  und  mit  Chlaniys,  flieht,  die  Rechte  mit  Pe- 
dum  (?)  hebend,  vor  Eos,  welche  in  Doppelchiton 
und  Haube  ist;  er  blickt  zur  Göttin  um.  Ein  Ge- 
nosse, mit  Keule,  flieht  gleichfalls  erschreckt  von 
dannen. 

59)  Der  Stanmos  mit  Herakles'  Kampf  gegen 
die  Hydra  —  abgeb.  bei  Gerhard  Auserl.  Vasenb. 
148;  vgl.  Welckcr  A.  D.  III  S.  259;  Konitzer  Her. 
und  Hydra  S.  11,2  —  ist  ebenfalls  im  Museum  zu 
Palermo;  H.  0,35;  Umf.  0,93  Meter. 

60)  Ebendort  ist  das  schöne  Parisurtheil,  das 
im  sog.  Grabmal  des  Porsenna  gefunden  wurde; 
die  Hydria  hat  H.  0,38;  Umf.  0,92;  abgeb.  Braun 
Lab.  di  Pors.  5;  Ghd  Apul.  Vas.  D,  2;  vgl.  Overb. 
Sagenkr.  S.  226,  58;  Welcker  Alte  Denkm.  V,  S.  407, 
60;  u.  a.  m. 

Cil)  Ampliora  mit  der  Vermählung  der  Thetis 
und  des  Peleus  vor  Cheiron;  H.  0,:!4;  Umf.  0,94. 
abgeb.  Inghiranü  Mus.  Chius.  45.  46;  Vasi  fitt.  77. 
78;  Gal.  omer.  II,  235;  Donati  Delia  mauiera  d'  iu- 
terpretare  le  pitt.  vasc.  Tav.  3.  p.  .■)3  ss;  Ovcrb.  8,  6. 
8.  197,  46. 

()2)  Topf  mit  schwarzen  ücliefs;  11.  0,44;  Umf. 
1,10;  abgeb.  Micali  Storia  degli  i)<)p.  ant.  italiaui 
(1832)  Taf.  22;  iVlüller-Wieseler  I,  280. 

63)  Schwarzfigurige  Amphora,  viel  gebrochen; 

^)  Da  (lies  buch  iii  Palurini)  niclit  vui  li.iiKlfii  u,ir.  su  war  ah 
auf  iiifiii  Geüüchlniss  und  mi'ine  iNulizi'ii  angewiesen  uiul  hesihiaiike 
mich  daher  auf  die  inil  Figuren  hemailen  Vasen,  von  ilenen  icii  l,eine 
wesentliche  übergangen  zu  haben   glaube. 


H.  0,.35;  Umf.  ungefähr  0,85:  Geburt  der  Athene; 
abgeb.  Meinorie  romane  di  ant.  e  belle  arti  IV,  10 
p.1.54  (Dorow);  Jlicali  Storia  (1832)  79;  Mus.  Chius. 
119;  Nicard  Manuel  d'archeol.  XXII,  19;  Elite  cer. 
I,  57. 

64)  Verschiedene  Alabastra  —  das  gröl'ste  ist 
0,35  Meter  hoch  —  mit  gemalten  Thierfiguren  und 
Ornamentenfiillung. 

65)  Hydria,  H.  0,34;  mit  vier  Streifen  voll  von 
gemalten  Thierfiguren  und  Ornamenten. 

i]C))  Skyi)hos,  zerstört;  H.  0,^5;  rothfig.  Auf 
der  einen  Seite  fliegt  ein  Eros  mit  einer  Schale  auf 
eine  bärtige  ithyiihallische  Hernie  zu;  die  andere 
Seite  konnte  ich  niclit  sehen.' 

(;7)  Kylix,  rothfig;  Dm.  0,23.  —  ./.  Ein  Jüng- 
ling auf  einer  Kline  liegend,  in  der  erhobenen 
Rechten  eine  Schale  zum  Kottabosspiel  gefasst;  unten 
eine  Fnfsbank.  A.  Ein  sitzender  Manteljiingliug  im 
Gespräch  mit  zwei  anderen,  die  sich  auf  Stöcke 
lehnen  und  von  denen  der  eine  in  der  Linken  einen 
Beutel  hält.     B.  Aehnliche  Darstellung. 

68)  Sog.  Amphora  alle  colonette;  H.  0,40;  rf.  — 
A.  Auf  einer  Kline,  vor  der  ein  Tisch  steht,  liegt 
ein  bärtiger  Mann,  in  der  Rechten  die  Schale  zum 
Kottabosspiel  gefasst;  vor  ihm  hängt  ein  Mantel  (oder 
Korb).  B.  Ein  Jüngling,  über  dem  vorgestreckten 
linken  Ann  die  Chlaniys,  eilt  herbei. 

69)  In  mehreren  Exemplaren  findet  sich  ein  klei- 
ner Skyphos  (Jahn  I,  10;  Dm.  0,08;  rothf.),  der  auf 
jeder  Seite  eine  Eule  zwischen  Olivenzweigcii  hat. 
Die  unbeholfene  Zeichnung  verräth  Nachalimung. 

70)  Schwarzfig.  Skyphos  (H.  0,16;  Din.  0,22); 
flüchtige  Zeichnung.  Auf  jeder  Seite  wiederholt  sich 
die  folgende  Darstellung:  reclits  und  links  von  einem 
Baum  (Olive?)  mit  weilausgespannten  Zweigen,  un- 
ter dem  ein  Reh  stellt,  ist  je  eine  Frau  in  Ciiiton 
und  Mantel  gemalt,  deren  eine  die  linke  Hand,  die 
andere  aber  die  Rechte  erhebt.  Unter  den  Henkeln 
je  ein  weifser  Vogel. 

71)  Schale,  rotiif;  Dm.  0,22  Metr;  Zeichnung 
flüchtig;  die  Abbildungen  der  Aul'senbilder  (Taf.  4K) 
Kind  einer  Zeichnung  im  Arch.  App.  des  Museums 
zu  Berlin  entlehnt.  Das  Innenbild  zeigt  einen  Krie- 
ger,   in  Helm   und  Schurz,    mit  Lanze  und  Schild, 


58 


dessen  Zeichen  ein  baumschwingeuder  Kentauros 
ist.  A.  Ein  naciiter  Krieger,  bärtig  und  behelmt, 
in  der  Linken  einen  runden  Schild  i Zeichen:  gleich- 
falls ein  baumsehleudernder  Kentaur),  stöfst  einem 
Jüngling,  der  mit  seinem  verwundeten  Ross  gestürzt 
ist,  das  Schwert  in  die  linke  Oberschlüsselbein- 
grube  *);  in  reichen  Strömen  Hielst  das  Blut  aus 
dieser  Wunde.  Der  Jüngling  ist  in  feinfältigem 
Doppelchitou  und  Chlamys;  das  schmerzvolle  Ge- 
sicht en  face  gerichtet.  So  weiblich  seine  Tracht 
auch  immerhin  ist,  können  wir,  bei  vollständigem 
Fehlen  der  Brüste,  doch  nur  an  einen  Jüngling  den- 
ken; ich  glaube  kaum  zu  fehlen,  wenn  ich  ihn 
Troilos  nenne,  den  Achilleus  ermordet.  Denn  als 
troischen  Ursprungs  charakterisirt  ihn  anl'ser  der 
weichlichen  Tracht  (vgl.  z.B.  Overbeck  15,  5;  G)  auch 
noch  der  phrjgisch  gekleidete  Begleiter,  welcher, 
in  der  Rechten  eine  Streitaxt,  erschrocken  entflieht. 
Das  Fehlen  irgend  einer  Andeutung  von  Polyxena 
findet  ein  Analogen  in  der  Schale  des  Euphronios 
(Ghd  Auserl.  Vas.  224ss;  Overb.  1.  c;  vgl.  Welcker, 
A.  Denkm.  V,  S.  474,  40;  Brunn  Künstlergesch.  II, 
S.  684,  4;  u.  s.  \v.),  wo  allerdings  die  Inschriften  jeden 
Zweifel  verbieten.  Zu  beachten  ist  das  gewaltsame 
der  Composition,  das  immerhin  leidlich  widergege- 
ben ist.  B.  Wer  der  von  zwei  Kriegern  angegrif- 
fene erliegende  bärtige  Held  ist,  den  das  andere 
Aufsenbild  der  Schale  vorführt,  wüsste  ich  nicht  zu 
sagen;  seine  Körpergröfse,  welche  aus  dem  küust- 
lerischen  Bestreben  nach  Isokephalismos  (vgl.  Frie- 
dericlis  Hansteine  S.  10)  zu  erklären  sein  w'ird,  kann 
keinen  Anhalt  bieten.  .So  flüchtig  die  Zeichnung  ist, 
so  l(il)enswcrth  dünkt  mich  die  Composition. 

12)  Amphora,  schwarzfig;  H.  0, .3 8  Meter;  Zeich- 
nung flüchtig  und  grob.  A.  Zwei  bärtige  Kentauren, 
deren  einer  vorn  menschliehe  Füfse  hat,  reichen  sich 
die  Rechte;  die  linke  Hand  haben  sie  gleichmäfsig 
gehüben  und  an  den  Baumstamm  gelegt,  der  zwi- 
schen ihnen  steht.  Zwei  andere  Bäume  neben  den 
Kentauren.  B.  Unter  einem  Palmbaum  sitzt  Apol- 
bm.  lorbeerbekränzt,  im  Mantel,  mit  Leier  und 
Plektron,  einer  Frau  gegenüber,  welche  im  Gespräch 

*)    Vpl.    z.  n    .'licnsd    lici  Glid   Au?.  V.ns.   Si'.l    nn.i    dio    lichligc 
Bemerkung  Im'i   Hr.iuii   Huiii.   iMu-.   liuiiH  S.  .iliS. 


die  Rechte  hebt;  sie  ist  mit  Chiton  und  Mantel  be- 
kleidet (Leto  oder  Artemis). 

7.3)  Amphora  (Form  bei  Jahn  I,  .38),  rothfig; 
H.  0,;)0;  Zeichnung  flüchtig.  —  A.  Ein  bärtiger  Mann, 
bekränzt,  den  Mantel  shawlartig  über  beiden  Ar- 
men, verfolgt  eine  Jungfrau,  die  erschrocken  flieht 
und  zurückblickt;  in  der  Rechten  hält  er  einen 
(ScepterVJ  Stab,  dessen  Bekrönung  durch  die  Frau 
verdeckt  wird  —  Zeus'??  B.  Ein  bärtiger  Mann, 
bekränzt  und  mit  einem  Mantel  versehen,  der  in 
der  Linken  einen  Schlauch  trägt,  höbt  den  Zeige- 
finger der  Linken  hoch  und  blickt  zu  dem  ihm 
folgenden  Jüngling  um;  dieser  hält  in  der  Rechten 
ein  Gefäfs  (Skyphos)  und  streckt  die  linke  Hand 
nach  dem  Schlauch  ans.  Er  ist  gleichfalls  bekränzt 
und  bemäntelt. 

74)  Rothfignriger  Skyphos;  H.  0,27;  Dm.  0,30; 
leider  sehr  zerstört;  jederseits  zwei  Reihen  von 
Darstellungen.  A.  Oben:  In  der  Mitte  ein  Altar  mit 
Opfergaben.  Von  links  naht  ein  bärtiger  Mann,  in 
Mantel,  Patera  und  Schwert  in  den  Händen;  ihm  folgt 
ein  Jüngling  der  einen  Widder  herbeiführt,  indem 
er  ihn  von  hinten  umhalst.  Von  der  anderen  Seite 
nahen  drei  Jünglinge,  der  erste  mit  Mantel  und 
Schwert,  der  andere,  gleichfalls  bemäntelt,  flöten- 
blasend; der  letzte,  welcher  nackt  ist,  hebt  die  Rechte 
und  hält  in  der  Linken  einen  Stab  ('?).  Alle  drei 
haben  ebenso  wie  der  erstbeschriebene  bärtige  Mann 
um  den  Koiif  eine  Tänie  nnt  einer  kleinen  gebo- 
genen Spitze  über  der  Stirn:  Friedrichs  glaubte 
darin  den  Krobylos  sehen  zu  dürfen  (Bausteine  I 
S.  2'.J),  was  Conze  mit  Recht  zurückweist  (Beitr.  zur 
gr.  Plast.  S.  34,  4).  Letzterer  erklärt  es  ..vielleicht 
für  das  Ende  der  Binde".  Ich  mochte  (nach  den 
unzähligen  Beispielen,  die  das  Neapeler  Museum 
darbietet,  zu  schlielsen)  glauben,  dass  wir  dabei  nicht 
an  eine  wollene  weiche  Binde  zu  denken  haben, 
sondern  etwa  an  einen  Broiizcrei/'  mit  einer  kleinen 
schmückenden  Erhöhung  über  der  Stirn,  ß.  Oben: 
Zwei  Jünglinge,  einer  in  Mantel,  beide  mit  Stöcken, 
im  Gespräch.  Aufscrdcm  ein  nackter  laufender  Jüng- 
ling, ein  Mantcljüngling  und  ein  dritter,  der  sich 
im   Fanstkampl'  übt. 

Den  unteren  Streifen   nehmen  ringsum  Kampf- 


59 


scenen  ein :  ob  Kentauren  und  Lapitlien,  ist  bei  der 
Zerstörung  der  Bilder  niciit  mehr  zu  behaupten, 
aber  wahrscheinlich.  Ein  Jüngling-  kämpft  mit  Keule 
und  Bogen  gegen  einen  Jiingling,  der  Lanze  und 
Schild  führt;  von  einem  anderen  Paar  kämpft  der 
eine  mit  Schild  und  Felsstiick,  der  andere  mit  Schild 
und  Lanze.  Dann  eine  Gruppe  von  Kära|)fern,  deren 
einer  wohl  ein  Kentaur  ist;  sicher  den  Kampf  eines 
Kentauren  gegen  einen  Jüngling  zeigt  die  vierte 
Gruppe.     Aulserdem  noch  zwei  Jünglinge. 

75)  Schwarzf.  einierartiges  Gefäfs  ohne  Henkel, 
mit  Deckel.  H.  0,27;  Dm.  0,20;  sauber  ausgeführte 
Zeichnung.  Auf  dem  Deckel  A.  erwürgt  Herakles 
den  Löwen;  rechts  und  links  stehen  als  Zuschauer 
je  zwei  Männer,  in  Mänteln  und  mit  Lanzen,  von 
denen  einer  bärtig  ist.  B.  Fünf  Jünglinge,  in  Chi- 
ton, reiten  eilig  auf  eine  Stele  zu;  unten  verfolgen 
vier  Hunde  einen  Hasen.  Zwischen  diesen  beiden 
Vorstellungen  ist  keine  sichtliche  Trennung. 

Am  Bauch.  A.  Ein  Krieger,  ganz  bewaifnet, 
zückt  umblickend  das  Schwert  gegen  eine  Frau, 
welche  seine  Rechte  snl  xoQniZ  gefasst  hat,  wäh- 
rend sie  mit  ihrer  Linken  den  Schleier  vom  Gesicht 
zieht;  wohl  Menelaos  und  Helena  (vgl.  Heydemann 
Iliupersis  S.  22,  3).  Vor  Menelaos  stehen  zuschauend 
zwei  Mantelmänner  mit  Lanzen,  ein  Krieger  und  eine  • 
Frau;  hinter  Helena  gleichfalls  zwei  Mantelmänner 
mit  Lanzen,  ein  Krieger  und  eine  Frau,  die  einen 
Kranz  hebt.  Hier  und  da  Inschriftspuren,  aus  denen 
sich  jedoch  kein  Name  gewinnen  lässt.  B.  Um  einen 
Jüngling  zu  Ross  stehen  im  Gespräch  ein  Jüngling, 
der  die  Rechte  hebt,  ein  bärtiger  Mann  mit  Lanze, 
ein  zweiter  bärtiger  Mann  und  ein  Jüngling,  die 
beide  bemäntelt  sind  und  die  Linke  erstaunt  heben, 
ein  Mann  in  Mantel  und  mit  Lanze,  und  endlich  ein 
Mantcljüngling.  Inschriftspuren  auch  auf  dem  Bihle 
dieser  Seite,  die  von  der  anderen  nicht  weiter  ab- 
gegrenzt ist. 

76)  Gegenstück  zum  vorigen  Gefäl's,  dem  es  in 
Form  Gröl'se  und  Zeichnung  völlig  entspricht. 

Auf  dem  Deckel  ist  ringsum  ein  Tanz  (xögSa^) 
von  acht  Frauen  und  acht  bärtigen  Männern  gemalt, 
zum  Theil  mit  obscönen  Bewegungen.  Die  Frauen 
sind  in  enganliegenden  Tricots,   welche  vom  Hals 


bis  kurz  über  die  Scham  reichen,  die  Männer  da- 
gegen nackt.  Ucberall  Inschriftspuren.  Am  Bauch 
zwei  Darstellungen,  zwischen  denen  keine  sichtliche 
Trennung  angebracht  ist.  A.  Herakles,  in  der  Lö- 
wenhaut, die  Keule  in  der  Rechten,  hebt  die  linke 
Faust  geballt  (drohend?);  ihm  gegenüber  findet  sich 
Athene,  welche  den  Schild  vor  sich  hält;  sie  ist 
in  Chiton  Aegis  und  Helm  und  hält  in  der  Rechten 
die  Lanze.  Hinter  Herakles  stehen  zuschauend  ein 
bärtiger  Mann,  in  Mantel  und  mit  Lanze,  und  ein 
Jüngling,  der  über  den  rechten  Arm  die  Chlamys 
trägt  und  die  Linke  verwundert  hebt;  aulserdem  ein 
bärtiger  Mann,  welcher  ein  Pferd  (oder  MaulthierV) 
bändigt.  Diese  drei  Figuren  widerholen  sich  auf 
der  anderen  Seite  hinter  der  Göttin.  Inschriftspu- 
ren, diu  aber  ebensowenig  wie  beim  vorigen  Gcfäfse 
einen  Namen  liefern.  Eine  Abbildung  dieser  interes- 
santen Darstellung  wäre  gewiss  sehr  erwünscht,  da 
auf  antiken  Monumenten  ein  Zwist  zwischen  Hera- 
kles und  seiner  Beschützerin  ebenso  neu  ist  als  ihre 
trauliche  Freundschaft  häufig  dargestellt  wird  (vgl. 
z.  B.  Welcker  Alte  Denkni.  III,  5.  S.  38  ff. ;  Heyde- 
mann Bull.  18G1I  p.;)7).  Leider  war  es  mir  unmöglich, 
eine  Durchzeichnung  zu  nehmen:  vielleicht  darf  ich 
mich  der  Hoffnung  hingeben,  durch  die  gütige  Unter- 
stützung meines  Freundes,  des  Herrn  Prof.  Saunas, 
die  Vorstellung  später  einmal  zu  veröffentlichen. 
B.  Ein  Krieger,  in  Helm  Panzer  und  Beinschienen, 
mit  Schild,  hebt  drohend  das  Schwert  gegen  einen 
hinter  iiim  befindlichen  bärtigen  Mann  welclier,  be- 
mäntelt und  mit  einer  Lanze  versehen,  ruhig  dasteht. 
Hinter  diesem  Manne  sind  als  Zuschauer  gemalt: 
eine  bekleidete  Frau,  die  in  der  erhobeneu  Linken 
einen  Kranz  hält,  und  ein  bärtiger  Mantelmann  mit 
Lanze.  Andererseits  stehen  vor  dem  Krieger  zwei 
bekleidete  Frauen,  welche  in  der  erhobenen  Rech- 
ten je  einen  Kranz  halten,  und  zwei  bärtige  Män- 
ner, in  Mänteln  und  mit  Lanzen. 

77)  Den  Beschluss  dieser  Uebersicbt  der  Vasen 
des  Museums  zu  Palermo  möge  eine  Vase  gleich- 
falls der  ehemaligen  Samndung  Casuccini  machen, 
welche  zwar  schon  seit  Jahren  bekannt  ist  labg. 
Annali  1848  tav.  d'agg.  Kj,  aber  ihre  richtige  Er- 
klärung noch  nicht  gefunden  hat.  Da  ich  für  die  eine 


60 


ihrer  interessanten  Darstellungen  die  zweifellos  rich- 
tige Deutung  zu  geben  vermag,  für  die  Rückseite 
wenigstens  eine  wahrscheinlichere  Vermuthung  als 
die  bisherigen  zur  Beurtlieilung  vorlegen  zu  können 
glaube,  so  wird  die  nochmalige  Veröffentlichung 
der  betreffenden  Vasenbilder  (auf  Taf.  46.  47)  nach 
einer  von  mir  gefertigten  Durchzeichnung  gerecht- 
fertigt sein.  Die  Vase  ist  ein  sog.  Stamnos  (Jahn 
I,  ."(1;  H.  0,20;  Umf.  0,80;  mit  Deckel).  Die  jetzt 
theilvveise  verletzte  Zeichnung  der  rothen  Figuren 
ist  flüchtig,  sogar  roh;  um  so  anziehender  sind  die 
Darstellungen:  ich  beginne  mit  derjenigen,  deren 
Deutung  kein  Ikdenken  zulässt. 

A.  Vgl.  Braun  Bull,  dell'  Inst.  1838  p.  84ss; 
Jahn  Annali  1848  p.  217  ss;  Overbeck  Sagenkr. 
S.  789,  2;    Heydemanu  Arch.  Ztg.  1870  S.  18. 

Von  den  drei  Figuren  dieses  Gemäldes  (Taf  46) 
sind  zwei  nicht  schwer  zu  benennen.  Zur  Rechten 
des  Beschauers  naht  leisen  Schrittes  der  krumninasige 
Charun  der  Etrusker,  auch  aus  Vasenbildern  (mit 
oder  ohne  Beischrift)  wohlbekannt").  Zwar  ist  er 
dort  schrecklicher  und  scheufslichcr  dargestellt,  als 
hier,  mit  struppigem  Haar,  Thierohren  und  fletschen- 
den Hauern,  aber  die  krumme  Nase  unseres  Dä- 
mons ven-äth  trotz  der  milderen  Auffassung  deutlich 
seiuen  Namen;  auch  die  Rückenflügel  sprechen  nicht 
gegen  Charun")  und  sind  zum  Ausdruck  seiner  un- 
fehlbaren Schnelligkeit  so  passend  als  möglich.  Auf- 
fälliger ist  das  Fehlen  des  grolsen  Hammers,  den 
dieser  Todtengott  sonst  immer  bei  sich  trägt;  aber 
er  würde  in  unserem  Bilde  das  leise  sichere  Besitz- 
nehnien  des  Opfers  durch  Auflegen  und  Zugreifen 
der  Hände  nur  stören  und  iiindern.  üebrigens  wird, 
falls  man  überkritisch  die  Benennung  unserer  Figur 
als  Charun  ablehnen  wollte,   in  der  Erklärung  des 

••)    Koljjemle  sind  mir  in  Zi'icIinungiMi   lii'kimnt: 
a.    Mnn.  ineil.  MV  Insl.  183  4.   II,  '.I:    (;;iliinpt  liecisnüt  ."ili. 
L     Arcli.  Zig.  18fi3,  180,3;     Dennis  F.lriir.   II  Tuelkiipler;    «cihl   mit 

der  l.iiynes'sclicn  Sainnilung  in  den  l.onvri'  gekommen. 
K.  Berlin  Nu,  IG'.'I :  abg.  Amlirosch  de  Clurunle  Taf.  '>.  3. 
d.    Berlin    No.  If)2-.':  alj»:.    Amhroseli   1.  c.  Taf.  I. 

*)  Mil  Hiickenlliigpjn  linden  wir  ilin  —  durch  den  Hammer  als 
Cliarun  gesichert,  aber  künslicriscb  vervielfälligt  —  in  den  Wand- 
gemälden des  Grulla  del  Cardinale  genannten  lirabcs  zu  Tarqninii: 
ahg  z  II.  Micali  Storia  (1832),  6."i;  MüMer- Wieseler  I,  33f).  nnd  Sfler 
JVgl.  auch   Mon.  dell'  Inst.   IX,  I 'i.  1.i]. 


Flügelmannes  nichts  wesentliches  geändert:  er  bleibt 
immer  ein  Unterweltsdämon,  dem  Charun  verwandt, 
nur  für  uns  dann  namenlos');  ich  jedoch  stehe  nicht 
an,  Charun  selbst  zu  erkennen  und  iim  im  Folgen- 
den so  zu  heifsen.  Dem  Unterweltsgotte  gegenüber 
steht  Athene,  durch  Lanze  und  Aegis  zur  Genüge 
gekennzeichnet;  letztere  nicht  wie  gewöhnlieh  über 
Brust  und  Schultern  geworfen"),  sondern  über  den 
Kopf  gezogen,  so  dass  die  Schlangen  um  das  Ge- 
sicht herumzüngeln.  So  kleidet  sich  ja  auch  ihr 
Liebling  Herakles  mit  dem  Löwenfell,  und  mit  dem 
Ziegenfell  über  dem  Haupte  erscheint  Juno  auf 
etruskischen  Monumenten  (z.  B.  Müller -Wieseler  I, 
299;  vgl.  n,  GSa)").  Zugleich  erhöht  im  Verein  mit 
Charun  diese  seltsame  Tracht  das  Schauerliche  der 
Scene.  Die  Göttin  hat  den  linken  Fufs  auf  ein 
todtes'")  Rind  gelegt,  und  während  die  Linke  die 
Lanze  iiält,  weist  der  Zeigefinger  der  anderen  Hand 
auf  ein  am  Boden  aufgestelltes  Schwert.  Zwischen 
den  beiden  Gottheiten  aber  steht  ein  junger  Mann, 
über  den  linken  Arm  die  Chlamys,  sonst  nackt;  er 
hat  in  der  Linken  die  Scheide  des  Schwerts,  die 
Rechte  aber  hebt  er  gen  Himmel,  im  Gespräch 
mit  Athene.  Um  seinen  Namen  können  wir  nicht 
verlegen  sein:  es  ist  Aias  Telamonios,  der  sich 
in  sein  Schwert  stürzen  will.  Man  höre  nur  als 
besten  Commentar  zum  Vasenbilde  den  Anfang  des 
sophokleischen  Monologs  (Aj.  815  ss;  vgl.  dazu  Jahn 
Hermes  HI  S.  175  ff): 

o  fih'  arpayevg  earrjxev  fj  toiiwraxog 
ysvniT    av,  el'  fw  xai  luyiCeadai  axo^-rj, 
diognv  fiev  avöqng  "ExrnQng  ^ivMv  sfinl 
fiäXiara  fuat^d^evzng,  hidiainv  ü^'  ogäv. 
nentjye  6'  ev  yfj  noXsi-iict  rrj   Tgtoädi, 
aidrjQnßgiÖTi  i^riyavrj   v£rjxnvr]g' 
enrj^a  6    avtnv  ev  negiaieiXag  f.yiö, 


')  Odi'r  scillli'  man  etwa  an  M  a  n  l  ii  s  denken??  V(;l.  I'reller 
Rfim.  Myth.   S,  -ilifl   (I.  Ausgabe). 

"j  Abneichiingen  davun  sind  im  Ganzen  selten,  linden  sich  aber; 
man  vgl.  *z  B.  Müller- WIesoler  II,  'illia;  Laborde  Vas.  Lamberg 
I,  93;  11.  a. 

^}  V^;l.  auch  die  Hncchantin,  welche  ein  Tigerfell  so  über  ilen 
Kopf  gezogen  hat:   Ingbirami  Vasi  litt.  374  =  Miliin  Peint.  d.  Vas.  I,  7. 

'")  Zwar  siebl  man  keine  Wunde,  aber  die  Lage  des  Thieres, 
vor  Allem  der  eine  forlgestreckle  Hinlerfufs,  charakterisiren  es  als  todt. 


61 


svvovavaTov  ziiiS'  avöfji  öiä  Tä%nvg  &aveiv. 
ovT(o  /iisv  svax£vnv/.i£V  ax  ds  tiüvöe  fini 
ai)  TiQiÖTng,  w  Zev,  xal  yuQ  eixng,  aqxaonv.  xtL 
Was  der  Dichter  iu  einer  Reihe  zeitlich  auf  einan- 
der folgender  Begebenheiten  wiedergiebt,  drängte  der 
Künstler,  auf  den  diese  Vasenzeichnung  zurückgeht, 
in   einen  Moment   bildlich   zusammen:    das  Tödten 
der  Ilecrden  im  Wahnsinn  auf  Anstiften  der  Athene, 
die  Reue    und   den   Selbstmord.     Das  Schwert  des 
Hektor  ist  aufgepflanzt,  Aias  rechtet  noch  mit  den 
Göttern  und  der  feindlichen  Göttin,  welche,  den  Fufs 
auf  einen    der   getödteten  Stiere  gesetzt,    mit   der 
Rechten   auf  das  Eisen  weisend,    ihm  fast  gebiete- 
risch den  einzigen  ehrenvollen  Weg  zeigt,  den  Aias 
gehen  kann  und  gehen  wird :  schon  ist  Charun  da, 
bereit  sein  Opfer  zu  packen;   leise  und  unbemerkt 
naht  er,   die  Hände  begierig  vorgestreckt,   und  of- 
fenbart uns  die  unabänderliche  Zukunft  (863  ss.j  — 
—  —  Xaiqex^  w  rgntf/jg  sfioi' 
zovi)-'  {'/.UV  A^lag  Tovuog  vaxaxov  ^qoeI, 
TCc  d    ai.X    Iv  'Aidov  xnTg  xäiut  f.ivi)-i^ao^ai. 


einen  späteren  Moment  geben  und  den  Wahnsinn 
nicht  kennen  ")  oder  wenigstens  nicht  andeuten. 
Das  eine  Bild  {B)  zeigt  den  bärtigen  Helden  im  Begrifl' 
sich  ins  Schwert  zu  stürzen,  das  im  Boden  aufge- 
pflanzt ist;  er  ist  schon  auf  die  Knie  gesunken  und 
streckt  beide  Arme  aus,  zum  letzten  Anruf  an  Zeus 
und  Helios,  die  Erinyen  und  den  nnitnalng  'Egitiig 
yßnving  (Soph.  Aj.  8oO  ff.).  Neben  ihm  liegt  Helm 
Schwertscheide  und  Schild.  In  einem  anderen  Va- 
senbilde (C),  wo  zum  Ueberfluss  sein  etruskischer 
Name  beigefügt  ist  {Aifas),  hat  er  sich  schon  in 
das  Schwert  gestürzt,  das'  ihn  au  der  einzigen  ver- 
wundbaren Stelle  {xaiu  to  alln  a<'ö^ia  axQCovng  7]v, 
xard  ÖS  irjv  ^laaxahjv  zQiozdg  xiX.  Schol.  Soph.  Aj. 
8;^;-J  ed.  Elmsley)  durchbohrt;  das  Blut  entströmt 
der  Wunde  und  —  ä/(yt  ö'e  oöffe  xtlairii  vv^  exä- 
Xvxl'tv.  Der  Mord  aber,  zu  dem  der  bärtige  Held 
sich  mit  Myrthen  bekränzt  hat  (Jahn  Tel.  n.  Troil. 
S.  8Ü,  100),  geht  auch  hier  im  Zelt  vor  sich,  wie 
das  an  Pflöcken  aufgehängte  Gewandstück  und  die 
Scheide    beweisen;    an    der   Erde    liegen    das    aä- 


Die  Säule  hinter  Charun  endlich  dient  zur  Bezeich- 
nung des  Locals,  d.  i.  des  Zeltes  des  Helden,  wohin 
auch  das  gemordete  Vieh  weist  (Soph.  Aj.  296  ss.). 
Zu  dem  grofsen  inneren  Werth,  den  unsere  Vorstel- 
lung durch  Hinzufügung  der  Athene  und  des  Charun 
als  künstlerische  Composition  hat,  kommt  noch  der 
Umstand,  das  Darstellungen  des  Sell)stmords  des 
Ajax  Telamoniüs  nicht  allzuhäutig  sind.  Mir  sind 
aul'ser  unserem  Vasenbilde  {A)  noch  vier  sichere 
Vasendarstellungen")  bekannt,    welche   aber   alle 

"j    Es  sind  folgende  Vusenbilder: 

A.  Die  Palermilaner  Vase. 

B.  Kleines  Gefäfs,  rolhf.  aus  Noia:  abg.  Bull.  Nap.  Arch.  N.  S.  I,  10, 
4  ss;    vgl.  Minervini  1.  c.  p.  191. 

Aicliaulijg.  Zig.,  Jahrgaiij;  XXIX. 


xog   fi'viE   nvgyov ,    yuhxEov    emaßoEinv ,    und    eine 
Keule. 

Einen  späteren  Moment  geben  die  beiden  letz- 
ten   Vasenbilder   (DE),    nämlich    das    Finden    des 

C.  Sog.  Calice,  rothf.  aus  Vulci:  ahg.  Mon.  dell'  Inst.  H,  8,  A; 
Ingh.  Vasi  flu.  397;  Guigniaut  Bei.  fig.  242,  815  b;  Overb.  Sa- 
genkr.  24,  2.  S.  568  f;  vgl.  Bochelte  Annali  1«34  p.  272  ss; 
Cab.  Durand  251. 

D.  Kleiner  Krug  mit  Kleeblatitiille,  schwarzf;  früher  bei  Campana: 
üben  abg.  in  Holzschnitt  nach  einer  Zeichnung  im  Arch.  Apparat 
des  Berliner  Museums. 

E.  Amphora  mit  Inschriften,  früher  Campana  (II,  23):  abg.  Mon. 
deir  Inst.  VI,  33.  Ann.  1859  p.  249  s  =  Welcker  A.  Denkm. 
V,  15  S.  2Ü7  f;   vgl.  Arch.  Anz.  1859  S.  100,  11. 

'')  Auch  Arktinos  kannte  den  Wahnsinn  des  Aias  nicht:   Welcker 
Ep.  Cycl.  11  S.  179  f. 


62 


Leichnams.  In  der  einen  Darstellung  (£)  finden  ihn, 
der  mit  Helm  und  Beinschienen  bewaffnet  ist.  Dio- 
iiiedes  und  Odj'sseus,  während  der  Kampf  zwischen 
Griechen  und  Troer  in  alter  Heftigkeit  fortwährt; 
alle  drei  sind  mit  Inschriften  versehen.  Die  andere 
Darstellung  {D)  war  bis  jetzt  unedirt;  ich  entnehme 
die  rohe  archaisirende  Zeichnung  (einer  Oenochoe,  de- 
ren jetziger  Aufenthalt  mir  unbekannt  ist)  den  Map- 
pen des  Arch.  Apparats  im  Berliner  Museum.  Sie 
gewinnt  an  Interesse  durcli  einen  komischen  Zusatz, 
dem  Bilde  des  tragischen  Selbstmordes  hinzugefügt 
wie  das  erheiternde  Satjadrama  der  ernsten  Tri- 
logie.  Ein  Grieche  nämlich,  ein  Begleiter  der  Tek- 
messa,  wrd  durch  das  grausige  Bild  des  aufge- 
hängten Schildes  —  es  scheint  eine  Sileusfratze  — 
so  geschreckt,  dass  er  mit  gezücktem  Schwert  und 
vorgehaltenem  Schild  gegen  das  Bild  losgeht;  da- 
neben aber  findet  Tekmessa  den  entseelten  Leich- 
nam des  Helden,  wie  beim  Sophokles,  wo  sie  aus- 
ruft (898): 

u4l'ag  od'  rjiiüv  ägrlcüg  veoaq>ay^g 
xeirai,  y.QVfpaidj  (faayävoj  71£qi71tvx>]?- 
Aufser  dem  Schilde  finden  sich  noch  beim  Aias  eine 
Beinschiene,  eine  Lanze  und  die  Schwertscheide. 
Andere  Darstellungen  von  dem  Selbstmorde  des 
Aias  kennen  wir  bisher  nicht;  wenn  Otfried  Müller 
den  Tod  des  Helden  noch  auf  einer  anderen  Vase") 
erkennen  will,  so  dünkt  mich  dies  irrig.  Auf  der- 
selben stufst  ein  bärtiger  Mann  in  Küstung  einem 
nackten  zur  Erde  gesunkenen  Jüngling,  dessen 
Hände  wohl  auf  dem  Kücken  gebunden  zu  denken 
sind,  das  Schwert  in  die  Oberschi üsselbeiugrube 
(vgl.  no.  71,4);  daneben  steht  der  «(^lieulsliche  Clia- 
rnn  (YAPV);  über  dem  Haupte  des  Mörders  neben 
der  Stirn  liest  man  Aiias  (AIFA^)-  Diese  Vor- 
stellung erklärt  nun  Müller  so:  ...\ivas,  von  einem 
anderen  erstochen,  Gladiatorenwitz,  dabei  Cham". 
Gewiss  unrichtig,  denn  die  Insclirift  S(dl  entschie- 
den dem  bärtigen  Manne,  nicht   dem  Jüngling  an- 


")  Früher  in  der  Sammlung  Bciignot  (No.  '>'A) :  nlig.  Mon.  dell' 
Inst.  II,  9,  A;  Ingli.  Vasi  fitl.  3'.»8;  vgl.  Köchelte  Ann.  ISÜ'i  p.  274  ss; 
Sccchi  Ann.  1836  p.  77  ss;  Müller  Hdb.  S.  I'.l.i;  [Brunn  Ann.  18.i9 
p.  356  s,  mit  dem  ich,  nie  ich  sehe,  in  der  Deutung  dieses  Vasen- 
liildes  übereinlrefTe]. 


gehören;  ferner  sprechen  auch  die  Rüstung  jenes 
und  die  auf  den  Rücken  gebundenen  Hände  dieses 
gegen  die  Erklärung.  Das  Vasenbild  stellt  vielmehr 
Aias  vor,  einen  (troischen)  Gefangenen  mordend: 
vielleicht  ist  der  Held  gedacht  dem  Achill  beim 
Todtenopfer  für  Patroklos  helfend?  Icli  gestehe 
freilich  dass  mir  ein  Schreibfehler  und  Versehen 
von  Seiten  des  etruskischen  Vasenmalers  wahr- 
scheinlicher scheint:  er  hatte  den  Achill  selbst  ") 
gemalt,  aber  sich  im  Xamen  verschrieben,  was  ja 
öfter'')  vorkommt. 

Ebenso  wie  dies  Bild  in  keinem  Bezug  zu  dem 
Selbstmord  des  Aias  steht,  ebensowenig  ein  ande- 
res"), dass  uns  Aias  und  ein  Weib,  wohl  Tekmessa, 
vorführt:  der  Held  stützt  sich  auf  die  Lanze  und 
hält  das  Schwert  in  der  rechten  Hand,  im  Gespräch 
mit  der  Geliebten;  zwischen  beiden  eine  Blume, 
auf  der  sein  Name  Aifas  geschrieben  ist,  ohne 
dass  wir  deshalb  in  der  Blume  die  Hyakinthe  (vgl. 
Ovid.  Met.  1.3,  394  ss.)  zu  erkennen  genöthigt  sind 
und  damit  ein  Hinweis  auf  seinen  Tod  (de  Witte 
1.  c.  l'epee  pour  se  donner  la  mort;  ebenso  Ste- 
phani  a.  a.  0.)  ausgedrückt  wäre.  Es  ist  vielmehr 
eine  Alltagsscene  dargestellt,  durch  den  hinzuge- 
fügten heroischen  Namen  individualisirt  und  geho- 
ben"),  wie  ja  auch  durch  die  etruskische  Beischrift 
Elinai  auf  der  zweiten  Darstellung  desselben  Ge- 
fäl'ses  eine  alltägliche  Liebesscene  heroisirt  worden 
ist.  Aber  sowohl  der  von  mir  angenommene  Schreib- 
fehler aul'  der  obigen  Vasendarstellung  als  die  He- 
roisirung  der  Alltagsscene  auf  dem  letztbesproche- 
nen Bilde  durch  die  Inschrift  Aifas  zeigen,  im 
Verein  mit  den  theils  echt  etruskischen  (C)  theils 
etruskisirenden  {ADE)  Darstellungen  des  Selbstmor- 

'*)  Dessen  blutiges  Tudlenupfer  für  den  Freund  die  etruskische 
Kunst  mit  Vorliebe  behandelte;  vgl.  z.B.  die  pränestische  Ciste  Kevil 
(abg.  Overb.  1',),  13;  cf.  Schöne  Ann  1800  p.  103,8);  eine  zweite, 
ebendort  gefunden  (Mon.  dell'  Inst.  VI,  Ol.  02;  cf.  Schiine  I.  c. 
|i.  100,  16);  ferner  das  vulcenlische  Wandgemälde  (abg.  Mon.  dell' 
Inst.   VI,  31). 

'•>)  Vgl.  Hejdemann  lliup.  S.  20  f;  die  dort  angeführten  Bei- 
spiele können  noch  bedeutend  vermehrt  werden,  was  ich  spater  ein- 
mal  zu  thun   beabsichtige. 

")  früher  in  der  Sammlung  Durand  {'So.  377),  jetzt  im  Louvre: 
abg.   Micali   Mon.  ined.   38;    vgl.   Stephani   CK.    1861    S.  139. 

")  Cf.  Hcydcmann  Bull,  dell' Inst.  1868  p.  15.i,  12  und  Griech. 
Vasenb.  S.  6  zu  VI,  4. 


63 


des  dieses  Helden,  wie  beliebt  bei  den  Etraskern 
die  Gestalt  des  trotzigen  Helden  war,  dessen  Name 
schon  Weh  und  Trauer  ahnen  lässt  (Soph.  Aj.  480  ss.), 
während  nur  eine  Darstellung  (ß)  griechisch  ge- 
nannt werden  kann. 

Was  nun  meine  Deutung  des  Vasenbildes,  von 
dem  wir  ausgingen,  betrifft,  so  halte  ich  sie  für  so 
zweifellos  richtig,  dass  ich  weder  die  schon  von 
Overbeck  zurückgewiesene  Erklärung  Braun's,  wel- 
cher Teiresias  und  Odysseus  in  der  Unterwelt  er- 
kannte, noch  die  Vermuthung  Jahn's,  es  sei  eine 
Lustration  dargestellt,  zu  widerlegen  für  nöthig 
erachte,  sondern  dem  unbefangenen  Urtheile  der 
Leser  die  Entscheidung  überlasse. 

B.  Vgl.  Braun  Rull.  dell'  Inst.  1888  p.  84ss; 
Campanari  ibid.  p.  184  ss;  Jahn  Ann.  1848  p.  214  ss; 
Overbeck  Hagcnkr.  S.  72L^;  Btephani  C.  R.  18^1 
S.  13Ö  f. 

Weniger  sicher  ist  die  D'eutung  des  zweiten  Bil- 
des (j4;  vgl.  Taf.  47)  der  Vase,  welches  sechs  Figuren 
umfasst.  Den  Mittelpunkt  bildet  ein  Altar,  auf  den 
ein  Weib  in  langem  dorischen  Chiton  und  Stephane 
eine  grofse  Masse  —  wohl  einen  Stein  —  legt;  dieser 
Handlung  schauen  ein  lorbeerbekränzter  Herrscher 
zwei  lanzentragenden  Jünglinge  und  ein  dritter  im 
Reiseanzug  (vgl.  Jahn  Arch.  Ztg.  18Ö4  S.  231  fif.) 
zu,  während  Hermes  davoneilt,  aber  gleichfalls  die 
Augen  auf  den  Vorgang  zurückgewandt  hat.  Diese 
beiden  letzten  Figuren  sind  unter  den  Henkeln  und 
daher  in  kleinerem  Verhältniss  angebracht.  Der  Ober- 
theil  einer  Säule  mit  Triglyphen  bezeiclinet  den  Ort 
der  Vorstellung  in  oder  bei  einem  Tempel.  Schon 
Braun  und  Jahn  haben  auf  die  Aehnlichkeit  mit 
einem  zweiten  {B)  Vasenbilde '**)  hingewiesen,  wo 
wir  gleichfalls  in  der  Mitte  den  Altar  sehen,  auf 
dem  jene  Masse  in  Eiform  gerundet  liegt;  ein  Lor- 
beerbaum und  eine  Säule  charakterisiren  den  hei- 
ligen Ort.  Herum  stehen  staunend  die  Frau,  der 
Herrscher  und  die  beiden  Lanzenträger,  alle  festlich 

'*)  /»'.  Krater,  rulhf;  in  Wien:  abg.  Laborde  Vas.  Lamberg 
1,14.  p.  läss;  Annali  1848  Tav.  d'agg.  L,  1;  vgl.  Sacken  und 
Kenner  Wien.  Ant.  S.  211,  V,  16;  R.  RocheUe  Mon.  incd.  p.  200; 
Müller  Eumeniden  S.  147;  Weicker  Gr.  trag.  S.  1175,  13,  4;  Braun 
Aonali  1837  p.  2U1  s;  Jahn  Ann.  1848  p.  217;  Stephani  Nimbus 
S.  110,  2  und  CR.   1861  S.  135,  1. 


geschmückt.  Aufserdem  finden  wir  dieselbe  Dar- 
stellung noch  auf  zwei  Vasen  vor.  Die  eine  (C)  "') 
findet  sich  jetzt  in  der  Eremitage  zu  Petersburg: 
auf  dem  Altar  in  der  Mitte  des  Bildes  liegt  wie- 
derum jene  (weifse)  Älasse.  Herum  stehen  zu- 
schauend die  Frau  und  der  Herrscher,  sowie  Her- 
mes '")  und  ein  lanzentragender  Jüngling;  die  drei 
Männer  sind  bekränzt. 

Endlich  das  vierte  Vasenbild  (ö) "')  ist  früher 
verschiedentlich  verkannt  worden,  gehört  aber  (wie 
schon  Stephani  richtig  gesehen  hat)  sicher  hierher. 
Es  zeigt  in  der  Mitte  gleichfalls  jene  Masse,  nicht 
auf  einem  Altar,  sondern  auf  einem  Steinhaufen,  wie 
ja  auch  der  Altar  der  Göttin  Chryse  (vgl.  z.  B.  Arch. 
Ztg.  1845  Taf.  ?,b,  1.2)  aus  Steinen  aufgeschichtet 
sich  findet  und  Pindar  (Pyth.  4,  206)  von  einem 
vsnxTiarnv  liScuv  ßiijfiolo  devoQ  des  Poseidon  singt. 
Der  lorbeergeschmttckte  Dreifufs  auf  einer  ionischen 
Säule  kennzeichnet  die  Heiligkeit  des  Ortes.  Herum 
stehen,  festlich  bekränzt  und  gekleidet,  aufmerksam 
erstaunend,  das  Jünglingspaar,  der  Skepterträger, 
das  Weib  im  dorischen  Chiton  und  Hermes.  Neu 
ist  die  Zuthat  eines  herbeifliegenden  Vogels,  den 
wir  wohl  als  Adler  des  Zeus  und  glückbringendes 
Augurium  fassen  dürfen. 

Was  aber  stellen  die  eben  beschriebenen  Bilder 
darV  Laborde  erklärte  die  Darstellung  der  Wiener 
Vase  [B),  der  zuerst  bekannt  gemachten,  für  Ore- 
stes' Sühnung  in  Trozen  (Paus.  II,  31,  7),  worin  iiim 
R.  Röchelte,  0.  Müller  und  Weicker  beistimmten; 
Braun  erkannte  Orestes  und  IVlades  in  Tauris, 
welche  Deutung  Campanari  folgerecht  auf  die  Vase 
Casuccini  (A)  ausdehnte;  Jahn  deutete  die  Darstel- 
lungen beider  Gefäl'se  auf  einen  Lustrationsritus. 
Stephani  dagegen  vermuthet  in  der  Darstellung 
sänimtlicher  Vasenbilder  das  Ei  der  Helena,  be- 
trachtet von  Leukippos,  Phoebe,  den  Dioskuren  und 
Hermes!  Was  endlich  die  vierte  Vase  (D)  betrifft, 
so  bezog  Pauker  ihre  Darstellung  auf  die  Ankunft  der 

")  C.  Vasensamml.  No.  2188  (Krim):  abg.  bei  Siephani  CR. 
1861   VI,  2  S.  134  rt'. 

''")    Nach   Stepbani    dagegen    trotz    dem  Kerykeion    ein  Dioskur. 

")  n.  Abgebildet  bei  Gbd  Arcb.  Ztg.  1853  Taf.  59;  vgl. 
Paucker,  ebd.  S.  12'J  ff;  Kriedericbs  Praxiteles  S.  112  ET.;  Stepbani 
CR.  1861   S.  I36f,  2;    Heydemann  Arch.  Ztg.  1867  S.  54,  U. 

9* 


64 


Dioskuren  in  Delphi,  Friederichs  dagegen  auf  das 
erste  Befragen  des  delphischen  Orakels  von  Seiten 
des  Orestes  und  seines  Freundes  (sog.  erste  Theorie), 
welche  Erklärung  ich  früher  annehmen  zu  müssen 
glaubte.  Aber  keine  dieser  Deutungen  kann  ge- 
nügen und  scheint  mir  richtig,  weil  sie  jene  Masse, 
die  bald  von  der  Frau  auf  den  Altar  gelegt  wird  (A), 
bald  schon  angestaunt  daliegt  [BCD),  unberücksich- 
tigt lassen  oder  irrthümlich  deuten.  Denn  die  An- 
nähme  Laborde's,  dass  es  ein  Erdklumpen  (morceau 
de  terre)  sei,  aus  dem  der  Lorbeerbaum  (ß)  ent- 
sprösse, bedarf  kaum  der  ernstlichen  Widerlegung, 
da  nach  zahlreichen  Analogien  aus  dem  Bereich  der 
Vasenzeichnungen  klar  ist,  dass  der  betreffende  Lor- 
beerbaum als  hinter  dem  Altar  wachsend,  nicht  aber 
aus  jener  Masse  hcrvorspriefsend  zu  denken  ist. 
Auch  Stephaui's  Erklärung,  dass  jene  Masse  auf 
dem  Altar  ein  Ei,  und  zwar  dasjenige  der  Helena 
sei,  trifft  nicht  zu,  da  auf  CD  die  Masse  sicher 
kei7i  Ei  sein  kann ,  und  sie  auch  auf  den  anderen 
beiden  Gefäfsen  keineswegs  durchaus  nur  als  sol- 
ches erklärt  und  erkannt  werden  muss.  Ferner 
wissen  wir  wohl,  dass  der  Leda  das  von  der  Ne- 
mesis ev  Tolg  älasai  gelassene  Ei  von  einem  Hirten 
(Apollod.  III,  10,  7)  oder  von  Hermes  (Hyg.  Astr. 
2,  8)  gebracht  sein  soll  und  sie  es  elg  XÖQvaxa  ge- 
legt habe,  bis  Helena  geboren  sei;  auch  dass  dies 
Ei  der  Helena  in  der  raritätensüchtigen  Zeit  des 
Pausanias  (III,  IG,  1)  bei  vSparta  gezeigt  wurde; 
aber  diese  Sagen  sind  so  spät  und  gesucht,  dass 
sie  zur  Erklärung  des  in  Frage  kommenden  Bildes 
nicht  benutzt  werden  können,  wenn  sich  aus  dem 
Sagenreichtbuni  des  griechischen  Volkes  eine  pas- 
sendere Deutung  tiuden  sollte,  welche  in  jener  Masse 
auf  dem  Altar,  dem  punctum  saliens  der  viermal 
uns  erhaltenen  Sccne,  nur  das  sieht,  was  zu  erken- 
nen auf  allen  vier  Vasenbildern  das  Einfachste  ist  — 
nämlich  einen  Stein.  Vielleicht  dass  meine  folgende 
Deutung  zutrifft. 

Die  Sage  über  des  Zeus  Geburt  ist  bekannt: 
als  Rhea  das  Kind  geboren,  versteckte  sie  es  auf 
Kreta,  dem  Kronos  aber  reiisbte  sie  einen  Stein, 
in  Windeln  gehüllt,  welchen  er  statt  des  Sohnes 
verschluckte,  wie  er  seine  übrigen  Kinder  verschluckt 


hatte.  Nachdem  Zeus  aber  erwachsen  war,  berückte 
und  bezwang  er  den  Vater  mit  Hilfe  der  Gaia; 
darauf  —  so  heifst  es  in  der  Theogonie  des  Hesiod 
weiter  (497  ss): 

nqiüTov  d    i^ijfieaas  Xi9ov,  nvjuaTov.  xazaniviov' 
Tov  (.liv  Zeiig  azijgi^E  xaxd  x^ovng  svQvodsitjs 
IIvSol  £v  rjyad^sr]  yväknig  vno  IlaQvTjaoln 
aiii-i    1'i.iEv  i^onlaco,  ^av/ita  d^vrjzolai  ßgorolai. 
Diesen    nicht    grolsen   Stein  {Udng  ot'  fieyag)    sah 
noch   Pausanias   (X,  24,  6)    aufserhalb    des    grolsen 
Tempels  und  berichtet,  dass  er  täglich  mit  Oel  be- 
gossen und  bei  Festen  '')  mit  unbearbeiteter  Wolle 
geschmückt  wurde  ");    nach  Tzetzes   (ad  Lycophr. 
400)  hatte  er  die  Form  eines  Diskos. 

Auch  die  bildende  Kunst  bemächtigte  sich  der 
Sage  und  verherrlichte  sie.  An  dem  schönen  Zeus- 
altar im  capitoliuischen  Museum  sehen  wir  Rhea, 
ängstlich  und  zaghaft,  dem  finsteren  thronenden 
Kronos  nahen;  er  str'eckt  gierig  die  Rechte  nach 
dem  steinernen  Wickelbalg  aus,  das  die  Gattin  ihm 
reicht  (öfter  abgeb.,  z.B.  Müller- Wieseler  11,804; 
Braun  Vorschule  2;  u.  s.  w.). 

Sollte  der  Maler  des  Originalbildes,  auf  das 
unsere  vier  erhaltenen  Vasenzeichnungen  zurück- 
gehen, etwa  die  Weihung  dieses  Steins  in  Delphi 
dargestellt  haben?  Fast  möchte  ich  es  vermuthen. 
Der  Stein  ist  vom  Himmel  gefallen  und  wird  nun 
aufgerichtet  (A)  von  der  delphischen  Priesterin  oder 
ist  schon  (BCD)  aufgestellt;  dass  dies  auf  einem 
Altar  ^*)  geschieht,  ist  wohl  Zusatz  des  Malers,  um 
die  Heiligkeit  des  Gegenstandes  mehr  hervorzuhe- 
ben ;  oder  sollte  Pausanias  übergangen  haben,  dass 

'")  Vgl.  auch  die  Veniinthung  Visclier's  (N.  Scliw.  Miis.  111  S.  .i8) 
zur  Scsselinsclirift  Uo^(og  J.i'htifünuv  iui  Hionysisclien  Tliealer  2U 
Alhen  (K|,li.  Arcli.  18(i-.'  p.  Kl'i;  u.s.  w.);  cf.  noch  \\n\  l'liilul.  23 
S.  •>!•.'. 

^')  Vgl.  aufli  ülriclis  lieisen  u.  Forsch.  I  S.  10.);  liüllicher 
Ouiphalos  des  Zeus  S.  6  f. 

"')  Dass  dies  ein  Altar  sei,  wurde  in  der  .laiiuarsilzung  der 
Archäologischen  Gcsellschafl  (Arch.  Zig  IS70  S.  18)  von  Kinigen  be- 
zweifelt, welche  vielmehr  eine  Schale  mit  Henkeln  auf  einem  Untersatz 
erkennen  wollten.  Aber  diese  Henkel'  sind  nur  nücbtig  gezeichnete 
seitliche  fiegrenzungen  der  Altaruberll.äche,  wie  sie  deutlich  z.  B.  Over- 
beck  Sagenkr.  XXX,  4  und  (nur  auf  einer  Seite)  XIV,  il  sich  linden ;  vgl. 
auch  XX,  i,  wo  zu  diesem  Zwecke  die  Voluten  nach  üben  gewandt 
sind,  und  XXIV,  4,  »o  diese  llegrenziing  zwischen  zwei  Widderkopfen 
henkelarlig'   wie  auf  unserer  Vase  erscheint. 


65 


bei  dem  Stein  ein  Altar  sich  befand?  auch  dies 
ist  möglich.  Zugegen  ist  —  aufser  der  delphischen 
Priesterin  (^IßCI»)  —  Ze\xs{ABCD),  für  dessen  be- 
ginnende Herrschaft  der  Stein  ein  Wahrzeichen  ist; 
zugegen  ist  Hermes  (ACD),  der  Götterberdld,  bereit 
(A)  der  Welt  das  W^under  niitzAitheilen.  Die  beiden 
Lanzenträger  (ABD)  sind  die  Dioskureu,  auf  C  ist 
(wir  wissen  nicht  warum)  nur  ein  Dioskur  angebracht: 
sie  repräsentireu  die  Heroenwelt  bei  dem  feierlichen 
Acte.  Auf  der  Vase  Casuccini  {A)  kommt  noch  ein  Ver- 
treter des  wanderlustigen  Griechenthums,  der  eigent- 
lichen Menschheit,  hinzu.  Götter,  Heroen.  Menschen 
sind  zugegen,  staunend  [BC)  oder  aufmerksam  zu- 
schauend {AC);  in  D  erfahren  die  Heroen  aus  dem 
Mund  der  apollinischen  'Priesterin,  welclie  wir  etwa 
Phemonoe")  heifsen  könnten,   die  Wichtigkeit  des 

2ä)    Strab.   p.  419;    Paus,  10,  5,  7;  u.  a.  m. 


Moments,  von  dem  an  die  Herrschaft  des  Zeus  da- 
tirt.  Lorbeerbaum  (B)  und  Dreifufs  (CD)  deuten  das 
delphische  Local,  das  Säuleneapitell  (A)  den  delphi- 
schen Tempel  an.  Eigenthümlich  ist  einem  Vasen- 
bilde (/>)  der  Zu.satz  des  herbeifliegenden  Adlers, 
der  wohl  einfach  als  Augurium  zu  fassen  ist  und 
dem  Originalbilde  möglicherweise  fehlte.  Diesem 
scheint  das  Gemälde  in  Palermo  (A)  am  nächsten 
zu  stehen,  weil  es  vollständiger  ist  als  die  anderen 
{BCD),  auch  die  Handlung  klarer  vorführt,  doch  wird 
ein  gültiger  Entscheid  dieser  Frage  und  Untersu- 
chung bei  der  Spärlichkeit  des  Materials  und  dem 
selbständigen  Sehaffungstrieb  der  griechischen  Künst- 
ler nicht  mehr  zu  tretfen  sein. 

Berlin.  H.  Heydemann. 


ÜBER  RÖMISCHE  AUSHÄNGESCHILDER. 


66 


Das  bier  abgebildete  Relief  befindet  sich  ge- 
genwärtig im  königlichen  Antikeumnseuni  zu  Berlin 
(Berlins  Ant.  Bildvv.  S.  125,  340.  Verz.  Ö.  186  Nach- 
trag 996).  Auf  einer  etwa  1  Zoll  dicken,  13  Zoll 
hohen,  16  Zoll  breiten  Tafel  ..von  griechischem  (?) 
Marmor-  sieht  mau  zur  Linken  die  aus  zahlreichen 
Repliken  bekannte  Gruppe  der  drei  nackten  Gra- 
zien (s.  Jahn,  die  Entführung  der  Europa  S.  34  ff.) : 
sie  sind  unbekränzt  und  haben  die  Haare  in  Toupe- 
form  aufgebunden,  die  zur  Linken  hält,  wie  auch 
auf  anderen  Darstellungen  (z.  B.  auf  dem  Fresco- 
bilde  einer  Grabkammer  in  Syrakus  (Mon.  dell' 
Inst.  11  T.  XXXXVII)  in  der  r.  Hand  ein  paar  Äh- 
ren, die  zur  Rechten,  welche  sonst  in  der  L.  eben- 
falls ein  Attribut  zu  halten  pflegt  (Blumen  oder 
Früchte,  letztere  auf  dem  genannten  Bilde),  stutzt 
sieh  mit  derselben  auf  das  Knie  einer  sitzenden 
Frau;  ihr  rechter  Fuls  ist  mit  dem  rechten  der  mitt- 
leren Grazie  zusammengearbeitet:  eine  Flüchtigkeit 
des  Künstlers.  Das  Gesicht  der  mittleren  Grazie 
ist  bis  auf  das  Auge  zerstört.  Jene  Frau  ist  mit 
einem  bis  fast  auf  die  Knöchel  herabreichenden 
Ärmelchiton  bekleidet,  ihr  Obergewand  hat  sie 
über  den  Kopf  gezogen  und  hält  den  Zipfel  des- 
selben, welcher  ihr  am  linken  Rein  herabfällt  und 
mit  einem  Gewicht  beschwert  ist,  mit  der  linken 
Hand  auf  dem  Schofs,  während  der  rechte  Arm  mit 
dem  Ellenbogen  auf  dem  Schenkel  und  die  rechte 
Hand  über  der  Brust  ruht.  Sie  sitzt  auf  einem 
Stuhl,  hält  die  blofsen  Füfse  auf  einem  Kissen  oder 
einer  Fulsbank.  Das  Haar  ist  einfach  gescheitelt 
(nicht  Toupe)  und  fiillt  lose  im  Nacken  herab.  Die 
ganze  Figur  ist  im  Verhältniss  zu  der  der  Grazien 
breit  und  matronenhaft,  das  Gesicht  nicht  wesent- 
lich von  dem  der  Grazien  verschieden,  die  Nasen- 
spitze fehlt.  Diese  Darstellung  wird  eingerahmt 
von  zwei  Filastern,  welche  ein  niedriges  Tympa- 
non,  an  den  Ecken  Akroterien  tragen.  Im  Tvm- 
panon  sieht  man  zwei  Vögel  (Raben?)  picken.  Un- 
ter dem  Rvclief  steht  die  Inschrift 

AD  •  SORORES  ■  IUI 
so,    dass  unter  dem  l'ilaster  links  freier  Raum  ist, 
die  Zahl  bis  unter  den  Filaster  rechts  reicht.    Spä- 
ter hinzugefügt  ist  diese  aber  nicht.     Die  Buchsta- 


ben, elegant  und  schön  geschnitten,  tragen  nach 
Hühners  Urtheil  den  Schriftcharakter  der  trajani- 
schen,  vielleicht  der  vespasianischen  Zeit.  Dazu 
stimmt  wohl  die  bei  einem  Monument  von  so  unter- 
geordnetem Charakter  bemerkenswerthe  Correctheit 
der  Ausführung,  welche  die  Abbildung  richtig  wie- 
dergiebt,  nur  dass  die  Gesichtszüge  auf  dem  Ori- 
ginal um  ein  Weniges  gröber,  die  Verschiedenheit 
der  Grazieugesichter  von  dem  der  Sitzenden  ge- 
ringer erscheint. 

Das  Relief  gehört  zu  dem  ältesten  Bestände 
der  Berliner  Sammlung  und  ist  bereits  bei  Beger 
(Thes.  Brandenb.  [1696]  3,  272)  abgebildet.  Es 
stammt  aus  Rom.  Eine  Abbildung  desselben,  nicht 
etwa  eines  andern  Exemplars,  findet  sich  schon  bei 
Fighius  (S.  291  v.  der  Berliner  Handschrift:  Jahn, 
Berichte  der  sächs.  Ges.  d.  Wissensch.  1868  S.  ISb). 
Fighius  war  Inbh  und  1574  in  Rom.  Er  giebt  nicht 
an,  wo  sich  damals  das  Relief  befand.  Aber  es 
unterliegt  keinem  Zweifel,  dass  wiederum  dasselbe 
Relief  es  ist,  dessen  Inschrift  Smetius  32,  8  (in  Rom 
1545 — 51:  aus  ihm  Gruter  93,  4)  in  domo  Caesiorum 
abschrieb,  also  in  der  reichen  Kunstsammlung  des 
Cardinais  de  Cesis  im  Borgo.  Dass  es  daselbst  von 
Aldroandi  (Statue  [1.558]  S.  122  ff.)  und  von  Bois- 
sard  (Schotfs  Itin.  Italiae  S.  351  f.)  nicht  erwähnt 
wird,  kann  bei  der  Kleinheit  des  Monuments  nicht 
auffallen.  Dasselbe  Relief  ist  es  ferner,  welches 
e  schedis  Ptolomaeis  ungenau  Muratori  (489,  6)  be- 
schreibt: ihi  imugines  triimi  mulienim  saltaiitium, 
qtiarta  sedel.  Die  Inschrift  ist  dieselbe.  Die  Orts- 
angabe in  liorlis  diicis  Aquaesparlae  stimmt  zu  der 
des  Smetius;  denn  die  Cesi  waren  Herzöge  von 
Acquasparta  ').  Es  scheint  also,  dass  das  Relief, 
bis  es  nach  Berlin  kam  (vor  1696),  in  der  Samm- 
lung Cesi  verblieb  und  dort  um  die  Mitte  des 
17.  Jahrhunderts  für  Francesco  Tolommei  gezeichnet 
wurde.  Dagegen  kann  man  auf  den  ersten  Blick 
zweifeln,  ob  Fabretti's  Publication  (De  afpiis,  Diss. 
n  T.  XIII  1680.  2.  A.  1788)  das  Berliner  Relief 
oder   eine  Replik    desselben  wiedergiebt.     Er  licls 


')   Uriefliche   Mitlhcilung  vun  \V.  llenzm  in   Uum,  ili>r  liinziifiij;!, 
dass  seine  Schcdcn  keine  weiteren   Fundnotizen   entliieltcn. 


67 


das  Bild  nach  einer  Handzeichnung  (ex  antographo) 
stechen.  Der  Stich,  im  Uebrigen  durchaus  mit  dem 
Berliner  Relief  übereinstimmend,  zeigt  aber  einen 
Defect,  welchen  jenes  nicht  hat:  es  fehlt  niinilich 
das  Mittelstück  der  Graziengruppe  vom  Nabel  ab- 
wärts bis  in  die  Mitte  der  Oberschenkel.  Dieses 
Stück  erscheint  wie  herausgeschnitten,  auf  dem 
rechteckigen  Loche  stehen  die  Worte:  hacc  pars 
tempori  cessii.  Da  aber  eine  so  eigenthümliche 
Darstellung  mit  ihrer  noch  eigenthümlicheren  Un- 
terschrift schwerlich  genau  wiederholt  worden  ist, 
so  liegt  es  nahe  anzunehmen,  dass  der  Verfertiger 
jener  Handzeichnung  oder  auch  Fabretti  selbst  An- 
stand genommen  hat,  die  nackte  Gruppe,  wie  sie 
war,  abzubilden,  und  dass  jene  Worte  diese  Un- 
treue beschönigen  sollten.  Jedenfalls  hat  er  das 
Original  nicht  selbst  gesehen:  er  hätte  sonst  nach 
seiner  Gewohnheit  nicht  unterlassen,  den  Aufstel- 
lungsort anzugeben.  —  Es  muss  demnach  das  Re- 
lief nicht  lange  vor  169G  aus  der  Sammlung  Cesi 
in  die  Berliner  übergegangen  sein  und  darf  mit 
Sicherheit  als  stadtrömischen  Ursprungs  betrachtet 
werden. 

Die  Erklärung  des  Bildes  ist  deshalb  schwie- 
rig, weil  wir  es  hier  offenbar  mit  einer  launigen 
Erfindung  zu  thun  haben,  welche  durch  den  Ort, 
an  welchem  das  Monument  aufgestellt  werden  sollte, 
bedingt  wurde.  Ueber  einen  gewissen  Grad  von 
Wahrscheinlichkeit  also  wird  man,  da  jene  ursprüng- 
liche Bestimmung  unbekannt  ist  und  nur  eiratlien 
werden  kann,  nicht  hiuauskommeu.  Die  architek- 
tonische Einrahmung  trägt  ganz  den  Charakter  der 
itediciila,  wie  sie  namentlich  zur  Ornamenticrung 
von  Aschenkisten  verwandt  wurde.  Fast  regelmäl'sig 
erscheinen  liier  auch  im  Tympauon  zwei  Vögel, 
hald  sich  schnäbelnd ,  bald  nach  Kränzen  oder 
Früchten  pickend  (z.  B.  Schöne -Benndorf,  Lateran 
n.  86.  175.  IT'.ih.  367.  46oa.  574.  ö7s).  Dass  aber 
unsere  Marmorplatte  weder  von  einem  Grabmonu- 
ment herrührt,  noch  auch  eine  Votivtafel  ist,  wofür 
der  Berliner  Katalog  sie  ausgiebt,  lehrt  die  mit 
diesen  beiden  Bestimmungen  unvereinbare  Inschrift 
ad  sorores  IUI.  Richtig  hat  auf  Grund  derselben 
P.  E.  Visconti  (Atti  dell'  acad.  pontificia  lo,  2.58) 
und  nach  ihm  Jahn  (Berichte  1S68  a.  a.  0.)  bemerkt. 


dass  unsere  Tafel  ein  Aushängeschild  oder  signinn 
(Plin.  35,  25)  ist  (später,  Entführung  der  Europa 
S.  39,  scheint  er  freilich  wieder  schwankend  gewor- 
den zu  sein):  ob  eines  Ladens,  wie  sie  meinten, 
oder  etwa  eines  Privathauses,  muss  einstweilen  da- 
hingestellt bleiben.  So  fraglich  es  ist,  wie  die  drei 
Grazien  dazu  kommen,  eine  vierte  Schwester  zu 
erhalten,  und  wer  diese  sei,  so  sicher  ist  es,  dass 
die  Formel  ad  sorores  IUI  eine  andere  Erklärung 
niclit  zulässt. 

Denn  zu  allererst  erinnern  wir  uns,  dass  es  in 
der  römischen  Geschäftswelt,  wie  zum  Theil  noch 
jetzt  in  der  italienischen,  Sitte  war,  das  Geschäfts- 
local  seiner  Lage  nach  näher  zu  bezeichnen,  und 
zwar  seit  Augustus  durch  Angabe  fast  regelmäfsig 
nicht  der  Region,  d.  h.  eines  der  14  Stadtbezirke, 
was  ja  meistentheils  eine  ungenügende  Bezeichnung 
gewesen  wäre  (keine  Ausnahme  ist  z.  B.  pigmen- 
iario  negotianti  Esquiiis  Henzeti  5080),  sondern 
entweder .  des  vims  oder  des  Namens  der  Stadt- 
gegend in  engerer  Begrenzung  (wie  Subura,  Vela- 
brum),  eines  nahen  bekannten  Monuments,  oder  end- 
lich der  beiden  letzten  vereinigt.  Wir  kennen  diese 
Bezeichnungsweise  fast  ausschliefslich  aus  Grab- 
schriften von  Geschäftsleuten,  auf  denen  die  Formel 
a  oder  de  via  sacra,  vico  Tusco,  Velabro,  a  sex 
aris  u.  s.  w.  eben  gewissermafsen  zur  Firma  gehö- 
ren uud  die  Lage  des  Ladens,  nicht  des  etwa  da- 
von verschiedenen  Wohnhauses  oder  gar  des  Ge- 
burtshauses bezeichnen  (Mem.  dell'  Inst.  2,  238). 
Die  Verbindung  des  Locals  mit  dem  Personennamen 
bedingt  in  correcter  Sprache  die  Anwendung  der 
Präposition  a  oder  de,  wie  dieselbe  sonst  von  der 
Origo  in  Appositionen  gebraucht  wird,  und  ist  auch 
in  der  nicht  technischen  Ausdruckweise  mannigfach 
mit  Anspielung  auf  jenen  Geschäftsgebrauch  üblich 
gewesen,  z.  B.  in  dem  witzigen  und  leichtverständ- 
lichen virgo  de  siibsaxo  (mit  Anspielung  auf  die 
Bona  dea  subsaxana)  des  Seaeca  Controv.  1,  3,  11. 
Ungewöhnlich  ist  die  Verbindung  des  Personen- 
namens mit  dem  Genetiv  des  Ortsnamens  auf  der 
Grabschrift  eines  argcnlar'ms  macelli  magni,  wie  die 
Erklärer  des  Laterans  S.  245  richtig  hervorheben. 
Es  ist  selbstverständlich,  dass  die  Lage  jener  Lä- 
den aufserhalb  der  Verbindung  mit  dem  Personen- 


68 


namen  mit  ad  oder  in  {in  vico  Tusco,  in  sacra  via; 
ad  sex  dras  u.  s.  vv.)  bezeiclinet  wurden,  und  be- 
greiflieh,  dass  auch  in  der  Verbindung  mit  Per- 
sonenuaraen  allenfalls  ad  gesetzt  werden  konnte, 
obwohl  dies  selten  und  meistens  nur  unter  beson- 
deren Umständen  geschehen  ist.  Denn  motivirt  ist 
das  ad  durch  das  beigesetzte  Verbum  in  der  Grab- 
schrift des  Leineuhändlers  (bei  Marini  Arv.  347  a) 
qtii  [mjanet  in  Sebnra  [mjaiore  ad  Ninfafs]:  er  hcätte 
sich  nach  gewöhnlicherem  Gebrauch  de  Sitbura  a 
Ninfis  genannt,  wie  Jener  de  Velabro  a  HU  scaris 
(Henzen  5087").  Ein  Anakoluth  liegt  vor  in  der 
Grabscbrift  des  Quiutus  Fabius  Theogonus  (Henzen 
5080):  pigmentario  negotianti  Esquiiis,  isdem  (d.  h. 
idem)  ad  statuaiu  Planci  u.  s.  w.  Theogonus  besafs 
also  zwei  Läden  in  verschiedenen  Stadtgegenden 
(vgl.  Digg.  14,  4,5,  16:  duas  labentas  eiiisdem  nego- 
üationis).  Doch  kennen  wir  auch  einen  faber  ar- 
g(entariiis)  [ad  Voß-ttimnum  (Henzen  5085),  wie  an- 
dere Geschäftsleute  post  aedem  Casloris  (Or.  4195). 
Wir  begegnen  demselben  Wechsel  von  ab  und  ad 
in  der  appositionellen  Bezeichnung  von  Oertlichkei- 
ten  hinter  dem  Namen  von  Beamten  oder  Aufsehern 
derselben.  Neben  vier  viatores  ab  aerario  bei  Orelli- 
Henzen  (3140,  3245,  3253,  3964)  steht  ein  malor 
ad  aerarium  einer  Inschrift  der  Galleria  lapidaria 
des  Vatican  ')  (vgl.  den  pr(aetor)  ad  aerarium  Or. 
723);  neben  proe(nrator)  a  loricala  (Henzen  6342) 
nicht  allein  der  von  Friedländer  Darst.  2,  225  an- 
geführte ad  hflcphanlos  (Or.  2951),  sondern  auch 
der  aclor  Caesaris  ad  CastorCis?)  et  adloricata(m) 
(Or.  2893),  zugleich  Beweise  für  Marini's  Erklä- 
rung a  (staiiia)  loricala  (Arv.  522a).  Es  wurde 
bemerkt,  dass  statt  des  rictis  auch  wohl  die  Stadt- 
gegend oder  ein  Monument  oder  beides  angegeben 
wurde.  Daflir  sind  zwei  charakteristische  Belege 
die  angeführten  Inschriften  in  Sebnra  [mjaiore  ad 
Ninfas  und  de  Velabro  a  IUI  scaris.  Wir  kennen 
die  (pirilltior  srnri  aus  dem  Kegioncnhuch  als  ein 
wahrschciulicli  an  einem  lacns  aufgestelltes  Monu- 
ment der  ^:.  Kegion  (vgl.  m.  Topographie  2,  19) 
und  haben  also  anzunehmen,  dass  in  der  Subura 
ein  bekanntes  Monument  „die  Nymphen,"  sei  es  als 

')     Der  Stein    zcit;l    im    llcliei   einen   zugebundenen   vullcn   (jeld- 
sack,  auf  dem  jene  Wurle  stehen.      Daneben  eine  Kelle. 


Relief  an  einem  Brunnen  oder  compHnm,  wie  wir 
solche  kennen,  sei  es  als  freistehende  Gruppe  gab. 
Die  gewöhnliche  Dreizabl  der  Njmphen  liels  mich 
vermuthen,  dass  auf  dem  Aventin  ebentalls  ein  sol- 
ches, nymfas  Ires,  gestanden  und  durch  Schreibfeh- 
ler in  dem  Regionenbuch  zu  nyinfea  Iria  gewor- 
den sei  (ebenda  2,  3S).  Sehr  häufig  nun  sind 
namentlicli  seit  der  Einrichtung  der  14  Regionen 
nach  solchen  Monumenten  auch  vici  benannt  wor- 
den. Es  genügt,  aus  den  zahlreichen  Namen 
derselben  (ebenda  2,  585  ff.)  die  vici  statuae 
Valerianae,  silani  salierilis,  Slatae  Siccianae  als 
sichere,  die  cici  capitis  canlerii,  capitis  Africae, 
delßni  als  wahrscheinliche  Belege  hervorzuheben. 
Auch  umgekehrt  haben,  was  nicht  zu  übersehen 
ist,  solche  Monumente  Beinamen  von  den  vici  oder 
von  Stadtgegenden  erhalten:  so  der  Apollo  sanda- 
liarius,  so  wahrscheinlich  der  elefas  herbarius,  Her- 
cules olivarius,  Apollo  lorlor  (s.  Hermes  4,  231  f.), 
endlich  der  Mercurius  sobrius,  bekannt  durch  den 
nuntmularius  a  Mercurio  sobrio  (Henzen  5094) ,  der 
sehr  wahrscheinlich  nach  dem  vicus  sobrius  (Fest. 
S.  296)  hiefs.  In  jenem  Falle  aber  ist  es,  da  die 
Localbezeichnungen  nicht  immer  technisch  genau 
sind,  nicht  selten,  dass  vicus  nicht  hinzugesetzt  wird. 
Nur  durch  Probus  wissen  wir,  dass  es  einen  vicus 
capitis  Africae  gab,  die  Inschriften  kennen  nur  ca- 
pul  Africae.  Es  wäre  also  möglich,  dass  es  auch 
einen  vicus  (pKdluor  scarorum  und  vinfarum  gab, 
ja  dass  auch  das  caput  Gorgonis  und  die  capila 
bubula  Namen  von  vici  sind.  Nothwendig  aber  ist 
das  nicht.  In  vielen  Fällen  bleibt  es  also  unge- 
wiss, ob  die  Verbindung  von  ab  oder  de  (oder  ad) 
mit  dem  Namen  eines  Monuments  einen  vicus,  ja 
ob  sie  überhaupt  einen  allgemein  gangbaren  Na- 
men eines  Locals  bezeichne,  und  nicht  vielmehr 
eine  rein  individuelle  Ortsbestimmung  sei.  Solcher 
Zweifelhalter  Fälle  erwähne  ich  hier  noch  einige, 
da_sie  nur  zum  Tlicil  von  P.  E.  Visconti  a.  0.  ge- 
sammelt sind:  republikanisch  ist  der  locus  statuae 
Cinciae,  also  wahrscheinlich  ad  slatuam  Cinciam 
(Festus  S.  262  vgl.  57).  Verschiedene  Geschäfts- 
leute a  Septem  Caesaribus  (Marini  Arv.  245,  s.  un- 
ten), verschiedene  ab  Hercule  primigenio  (Or.  2463 
Bull,  deir  Inst.  1861,  19),  je  einer  a  Irilone  (Grut. 


69 


S12,  G,  vgl.  clims  delßni),  a  sex  aris  (Fabr.  649,  420, 
Zangemeister Hermes  2,  471),  ab  slalna  Fi. .  .  (Sche- 
den  des  C.  I.  L.,  mir  früher  mifgetheilt  von  Zange- 
meister), ad  slaliiam  Planci  (oben).  Auf  die  Orts- 
bezeichnungen ad  tria  Fata  und  ad  tres  Forliruas 
werde  ich  am  Schluss  zurückkommen.  Allen- 
falls lassen  sich  dahin  reclnien  die  Ausdrücke  ad 
nixas  (Kalender  des  Philocalus  z.  lä.  Oct.  C.  I.  L.  1 
S.  3.")2.  404),  d.  h.  ad  riconias  nixas  (Preller  Reg. 
S.  17.5),  ad  gaUinas  aUias  (Ivegionenbueh  E.  VI  vgl. 
Hermes  2,  8.öff.),  schwerlich  aber  noch  die  ange- 
führten ad  Caput  Africae,  Gonpoiiis,  ad  capita  Im- 
bula,  ad  malnm  pimicum,  ad  pirum,  ad  hncinum  au- 
reiim,  sicher  nicht  ad  palmam. 

In  der  Nähe  des  Domitianischeu  Senatshauses 
und  des  Severusbogeus  nämlich  nennen  die  Ex- 
cerpta  Valesiana  00  und  die  Acta  S.  Restituti  29.  Mai 
S.  12  einen  Ort  ad  palmam,  denselben  die  Vita  Ful- 
gentii  episc.  Rusj).  c.  1,3  (I-'Ugd.  1622)  locus  qui  palma 
aurea  dicitur  (schon  von  Cancellieri  Fossessi  S.  XXI 
u.  A.  benutzt),  endlich  nennt  Cassiodor  bei  der  por- 
iicus  curva,  wahrscheinlich  also  in  nächster  Um- 
gebung jenes  Senatshauses,  eine  domus  palmata 
(Var.  4,  30).  Mit  diesen  Zeugnissen  pflegt  man  die 
domus  Palmati  des  Liber  pontif.  von  unbekannter 
Lage  zu  identificieren ,  was  doch  ganz  ungevviss 
bleiben  muss,  und  die?  dowus  palmata  daher  als 
Privathaus  eines  Pulmatius  oder  Palmalus  zu  be- 
trachten, wozu  dann  noch  die  equl  palmati  heran- 
gezogen werden  (Urlichs,  Memorie  delF  Inst.  2,  88 ; 
Dirksen,  Schriften  1,  216  ff.  222  f.).  Die  drei  zu- 
erst genannten  Stellen  aber  lassen  keinen  Zweifel 
darüber,  dass  von  einer  domus  palmata  und  nicht 
Palmaüa  die  nächste  Umgebung  den  Namen  ad 
palmam  (auream)  erhalten  habe,  also  dort  ein  vor- 
nehmes Haus  (palazzo)  stand,  das  durch  eine  oder 
mehrere  (goldene)  Palmen  oder  Palmenzweige  aus- 
gezeichnet war.  Richtig  urtheiit  auch  so  mit  Ande- 
ren Marquardt  .5,  2,  8.3.  Wer  aber  noch  daran  zwei- 
feln möchte,  wird  wohl  zugeben  müssen,  dass  zu 
der  domus  palmata  die  domus  rostrata  des  Pompejus 
die  schlagendste  Analogie  bietet,  in  deren  Vestibu- 
lum  nach  bekannter  Sitte  als  Spolien  nach  dem 
Seeräuberkriege  roslra  befestigt  waren    (Cic.  Phil. 

Aicli.iulog.  Zig.,  Jahrgiirif  .\.\1X. 


2,  28,  68)  und  auch  nach  dem  Wechsel  des  Eigen- 
thümers  blieben  und  bleiben  mussten  (Plin.  8.'),  7). 
Von  diesem  charakteristischen  Schmuck,  hiels  sie 
im  Volksmunde  domns  rostrata  (Capitolin.  Gord.  .3). 
Da  das  Haus  am  Tellustenipel  stand  (vgl.  Drumanu 
4,  587),  so  kann  mit  diesem  der  vicus  rostrate  der 
14.  Region  (Capit.  Rasis  47,  Lesung  sicher,  s.  To]). 
2,  586)  Nichts  zu  thuu  haben,  dennoch  aber  ist 
auch  hier  kaum  etwas  Anderes  als  (domus')  rostra- 
t(a)e.  zu  verstehen,  und  eine  solche,  wenn  man  an 
die  Naumachien  und  das  Ravennatenquartier  denkt, 
auch  nicht  grade  auffallend.  Auch  mag  die  Sta- 
tion der  Via  Flaminia  rostrata  v'dla  (Itiner.  Ant. 
124,  8W.)  ihren  Namen  ebenfalls  von  einem  solchen 
Schmuck  haben.  Gleichviel  nun  welchen  Grund  der 
ursprüngliche  Eigenthümer  des  Hauses  zur  Palme 
haben  nujchte,  dieses  Sinnbild  zu  wählen,  die  Na- 
men domus  palmata  und  rostrata  berechtigen  uns, 
weiter  zu  fragen,  ob  sie  denn  die  einzigen  ihrer 
Gattung  gewesen  und  nicht  vielmehr  häufiger  an 
den  Eingängen  römischer  Wohnhäuser  aulser  dem 
Namen  der  Besitzer,  Sinnsprüchen  und  Apotropäen 
(vgl.  Maripiardt  .5,  1,  229)  Sinnbilder  mannigfacher 
Art  angebracht  gewesen  und  die  Ursache  zu  cha- 
rakteristischen Benennungen  dieser  Häuser  und  der 
nächsten  Umgebung  geworden  sein  mögen.  Die  in 
vielen  Punkten  für  das  altrömische  Stadtwesen  lehr- 
reiche Analogie  der  Sitte  im  deutschen  Mittelalter 
unterstützt  diese  Verniuthung.  Es  ist  von  Homeyer 
(die  Haus-  und  Hofmarken  S.  1.5.3.  352  f.)  gezeigt 
worden,  wie  die  ursprünglichen  aus  blolsen  Verbin- 
dungen von  Strichen  bestehenden  Marken,  welche 
als  Bezeichnung  der  Person  gebraucht  und  als 
Hausmarken  über  der  Thür  angebracht  wurden, 
etwa  im  12.  oder  13.  Jahrhundert  allmählich  bild- 
lichen Darstellungen  und  Sinnbildern  weichen.  Nach 
diesen  Bildern  sind  z.  B.  in  Erfurt  die  Häuser  nicht 
blos  im  Volksmunde,  sondern  auch  im  Rechtsver- 
kehr benannt  worden.  Da  aber  die  Stral'sen-  und 
Gassennamen  zum  Theil  den  Namen  hervorragen- 
der Patrizierhäuser  entlehnt  wurden,  so  haben  sie 
nicht  selten  die  Namen  von  Hausbildern  erhalten 
und  auch  nach  dem  Verschwinden  derselben  be- 
wahrt.     Ich    werde    darauf    aufmerksam    gemacht, 

10 


70 


(lass  eiue  Seite  des  Breslauer  Markts  die  Sieben 
Kurfürsten  heiCst  nach  einem  auf  derselben  betind- 
lichen  nocli  Jetzt  mit  den  Bildern  derselben  gezier- 
ten Patrizierlianse.  Für  die  ans  Namen  von  unter- 
gegangenen Hausbildern  entstandenen  Strafsennamen 
bieten  die  meisten  älteren  Städte  Deutschlands  zalil- 
reiche  Belege.  Beispielsweise  vergleiche  man  die 
Häuser-  und  Strafsennamen  von  Köln  bei  Ennen 
(Geschichte  der  Stadt  Köln  l,t)02ff.).  Dass  unter 
ähnlichen  Verhältnissen  in  Rom  ähnliche  Localnamen 
entstanden  sein  können,  wird  Niemand  leugnen 
wollen.  Ueberall  in  häuserreicheu  Städten  niuss  vor 
der  Einführung  der  Strafsennamen  und  der  Hans- 
nummern sicli  das  Bediirfniss  fühlbar  geniaclit  ha- 
ben, anders  als  durch  Abzälilen,  Nennung  des  Be- 
sitzers oder  weitläufige  Beschreibung  die  Häuser  zu 
kennzeichnen.  Freilich  ist  dieses  Zählen  und  Be- 
schreiben noch  bis  in  die  Kaiserzeit  ein  Auskunfts- 
niittel  gewesen,  für  Gassen,  Häuser' und  Läden:  die 
Zählungen  sexliim  a  porta  angiportum ,  septumas  a 
porla  aedis,  exlra  jnirliuii  lerlimii  tabeniam  bei  Plau- 
tus  (^Pseud.  9üO.  ötiT.  65S),  itona  a  pikaCis  fratribus 
pila  bei  CatuU  37,  2  (darüber  unten),  die  schwer- 
fällige Beschreibung  der  Lage  des  Hauses  des  Scau- 
rus  bei  Asconius  S.  21:  cum  ab  sacra  via  descenderis 
i't  per  proxbnum  riniiii.  qni  est  ab  suiistra,  prodie- 
ris,  zeigen  dies  anschaulich.  Aliein  wie  sollte  da- 
neben nicht  seit  der  Zeit,  als  die  bildende  Kunst 
in  Rom,  spät  genug,  auch  Geräth  und  Häuserbau 
aus  ihrer  primitiven  Rohheit  zu  befreien  anfing,  der 
Besitzer  eines  stattlichen  Hauses  dasselbe  durch  ein 
Bildwerk  zu  kennzeiclineu  und  das  Publicum  erst 
das  Haus  und  bald  die  Umgebung  desselben  da- 
nach zu  benennen  geleimt  haben?  Dieses  Bestreben 
ist  im  Altertliuiii  und  im  .Mittelalter  so  natürlich, 
wie  heutzutage  der  Gegensatz  desselben,  das  Drän- 
gen nach  dem  Zahlenscliematismus,  der  in  den  num- 
mcrirten  und  uubenannten  StraCsen  NevvrYorks  sei- 
nen letzten  Ab.schluss  erreicht.  Wenden  wir  uns 
von  diesen  fiesichtspunkten  ausgehend  zurück  zu 
den  oben  angeführten  Localnamen,  so  werden  wir 
von  vornlierein  annelimen  dürfen,  dass  das  öchitt's- 
schnabeihans  des  Pompejus,  Haus  und  Gasse  oder 
Platz  zur  Palme  eines  unbciiannten  ersten  Eigen- 


thümers  ein  Paar  sichere  Beispiele  für  eine  weit- 
verbreitete Sitte  sind,  der  wir  weiter  naclizuspüren 
haben.  Nur  zwei  Einwürfen  ist  von  vornlierein  zu 
begegnen.  Dass  ein  Haus,  ja  dass  sogar  ein  Laden 
in  der  Weise  benannt  werden  könne,  dass  sie  ge- 
wissermafsen  als  dem  suptum  benachbart  {ad),  wie 
einem  nahen  Monument  benachbart,  erscheinen,  da- 
für lässt  sich  freilich  kein  unzweideutiger  Beleg 
beibringen:  allein  Nichts  hindert  dies  für  möglich 
zu  iialten,  da  auch  die  unten  zu  besprechenden 
hospilia  nach  ihren  signa  in  derselben  Weise  heifsen, 
und  der  gemeine  Voiksausdruck  ad  mammam  für  diae- 
lae  Mammaeae  (Lamprid.  Alex.  2(i)  sciieint  unter  dieser 
Voraussetzung  erst  seine  Pointe  zu  erhalten.  Zwei- 
tens hat  man  wohl  daran  gedaclit,  dass  Localnamen, 
wie  ad  mulnm  Punicuiu,  zur  Bezeichnung  entweder 
der  vici  oder  „.minder  belangreicher  Plätze"  (?)  ge- 
dient und  von  den  Symbolen  auf  Terminalcippen 
der  Regionen  entlehnt  sein  möchten  (Dirkseu  a.  a.  0. 
S.  222).  Es  würde  dies  auf  eine  Art  von  Regions- 
wappeu  führen,  wie  solche  das  mittelalterliche  Rom, 
wie  es  scheint  seit  dem  13.  Jahrhundert  (Gregoro- 
vius  6,  706),  besessen  hat.  Allein  so  sicher  Städte 
und  Familien  wappenälinliche  Abzeichen  im  grie- 
chischen wie  im  römischen  Alterthum  führen  (vgl. 
Monimsen,  R.  Forschungen  1,  13  f),  so  bedenklich 
ist  es  doch,  diese  Sitte  ohne  jeden  Beweis  auf  die 
Bezirkseintheilung  zu  übertragen.  Dass  auf  den 
gewiss  vorhanden  gewesenen  Terminalcippen  der 
augustischen  oder  gar  der  vier  alten  Regionen  bild- 
liche Darstellungen  angebracht  worden  wären,  ist 
ganz  unglaublich.  Höchstens  könnte  man  sie  ver- 
mutheu auf  den  Corapitalbrunncn.  Aber  aucli  diese 
Annahme  wird  durcli  das  sporadische  Vorkommen 
von  Zierratlien  auf  den  Brunnen  von  Pompeji  kaum 
unterstützt  werden  k(iuneu  (m.  Topographie  2,  GO). 
Seilen  wir  also  zu,  ob  die  erwähnten  Namen  uns 
auf  Hauszeichen  führcti.  Der  erste  und  letzte  wer- 
den in  den  von  Preller  Ue^.  S.  (iH  behandelten  Stel- 
len in  gleichartiger  Weise  genannt.  Suetoii  sagt 
nändich  von  Augustus  (Aug.  ö):  iiatus  est  regioiie 
l'dlalii  ad  capila  biibiila,  ubi  niiiic  sarrarium  habet 
itlnpianto  post  (jiium  exrcssit  eonslilnliini ,  und  von 
Domitian   (Dom.   1):    naiiis   est  regioue  urbis  sexla 


71 


ad  malinn  punicum  domo  quam  poslea  in  tcmphim 
(joitis  Flaciae  coiireriit.  Man  bedenke,  dass  der 
erste  Namen  nur  liier  vorkonii)it,  der  zweite  aulser 
in  dieser  Stelle  nur  in  der  Notitia  R.  VI,  woselbst  er 
im  Curiosum  fehlt:  er  geliöit  zu  den  von  dem  Heraus- 
geber der  Notitia  in  die  Originalurkunde  eingetra- 
genen Zusätzen,  welche  zum  Theil  sehr  untergeord- 
nete Namen  umfassen  (Top.  2,  HO).  Da  aiier  diese 
Urkunde  die  geus  Flavia  nannte,  so  ist  es  sehr  wahr- 
scheinlich, dass  der  ursprüngliche  Name  des  Geburts- 
hauses des  Kaisers  sich  im  Volksrnunde  für  die  un- 
niittelliare  Umgebung  desselben  erhalten  hatte  und 
dem  Herausgeber  der  Notitia  nennenswerth  erschien. 
Was  steht  dem  also  entgegen,  das.s  man  anniiuint, 
Augustus  sei  in  dem  Hause  zu  den  Ochsenköpfen 
geboren  und  Domitian  in  dem  Hause  zum  Granat- 
apfel, und  dass  diese  signa  der  Häuser  auch  als 
Bezeichnungen  der  nächsten  Umgebung  galten? 
Wenn  bei  Hcrvius  zu  A.  s,  odl  richtig  gelesen  wird: 
laulas  (Carinas)  propter  Aiigustinii ,  qui  nalus  est 
[curiis  veleribus  et  imtriliis]  in  laiilis  Carmis  (aber 
die  in  f]  geschlosseneu  Worte  fehlen  bei  P.  Da- 
niel), so  würde  darin  eine  Bestätigung  zu  sehen 
sein:  mindestens  war  also  ad  capita  bitbula  nicht 
die  allgemein  übliche  Bezeichnung  der  Strafse  oder 
des  ..Quartiers"  (vgl.  ad  pinim).  Dass  beide  Orts- 
angaben unzweifelhaft  dieselbe  Gegend  bezeichnen, 
habe  ich  schon  früher  (Memorie  dell'  Inst.  2,  2.%) 
bemerkt.  Die  curiae  veferes  sind  auf  der  dem  forum 
boarium  entgegengesetzten  Seite  zu  suchen,  mit 
diesem  haben  die  capita  bnbula  also  Nichts  zu  thun. 
Hingegen  kann  der  Besitzer  das  signiini  der  Ochsen- 
köpfe gewählt  haben,  weil  das  Haus  in  einem  der 
beiden  vici  bubularii  (s.  m.  Topogr.  a.  a.  (J.)  stand.  — 
Dasselbe  gilt  von  der  Bezeichnung  ad  pirum.  Aus 
dem  Alterthum  kennen  wir  diese  Bezeichnung  nur 
aus  Martial's  Epigramm  1,  117.  „Du  brauchst," 
redet  er  den  Lupercus  an,  „wegen  meiner  Gedichte 
keinen  Boten  zu  mir  auf  den  Quirinal  zu  schicken, 
du  hast  es  bequemer  nach  der  Buchhhandlung  unten 
am  Argiletum." .  Die  Wohnung  bezeichnet  er  Vs.  6 
so:  longum  est,  si  velit  ad  pirum  venire.  Wenn  er 
sich  anderwärts  acrola  pilae  tiburiinae  nennt  (ö,  22), 
mit  einem  wieder   nur  hier  vorkommenden  Namen, 


so  ist  dieser  wahrscheinlich  von  einem  am  compi- 
tum  oder  im  viciis  aufgestellten  Monument  entlehnt 
(vgl.  vicus  coliimiiac  ligneue).  Grade  das  scheint 
mir  wieder  darauf  hinzuweisen,  dass  einfach  zu 
übersetzen  ist:  „es  ist  weit  bis  zu  meinem  Hause 
zur  Birne.''  Becker  kannte  nur  den  Beleg  aus  Mar- 
tial  (Topogr.  S.  .ö77  A.  1218).  Ein  merkwürdiger 
Zufall  belehrt  uns,  dass  die  von  dem  Hause  auf 
die  Umgegend  übergegangene  Bezeichnung  ad  pirum 
noch  im  Mittelalter  erhalten  war.  Denn  grade  auf 
dem  Quirinal  nennt  eine  Bulle  Innocenz  HI.  (llegesta 
2,  102  V.  J.  llHii)  den  Ort  ad  pirum.  Vielleicht  hat 
es  dieselbe  Bewandtniss  mit  dem  biicinum  anreum 
der  R.  IV  (so  die  Originalurkunde).  Wenn  in  der 
auch  von  Dirkscn  S.  220  beigebrachten  Stelle  des 
Ulpian  (Digg.  14,  4,  5,  lli)  von  dem  Besitzer  zweier 
tabernae  (s.  oben),  einer  ad  bucinnm  und  einer  trans 
Tiberim,  die  Rede  ist,  so  sieht  man  freilich  deutlich, 
dass  jener  Ausdruck  (gewiss  nur  die  verkürzte  Be- 
nennung des  bnciiium  aureum)  eine  bekannte  Stadt- 
gegend bezeichnet  (vgl.  Lanipr.  Heliog.  30:  cum  alter 
maneret  in  Capitolio,  alter  in  Palatio,  alter  super  ag- 
gerem,  alter  in  Caelio,  alter  trans  Tiberim).  Nichts 
aber  hindert  anzunehmen,  dass  diese  Bezeichnung 
ausgegangen  ist  von  dem  sigiiuni  eines  Hauses. 

Ist  diese  Erklärung  richtig,  so  haben  wir  da- 
mit zugleich  einen  weiteren  Beweis,  dass  die  For- 
mel mit  ad  in  doppelter  Weise  angewandt  worden 
ist:  einmal  zur  Bezeichnung  der  Nähe  eines  Monu- 
ments oder  einer  Stadtgegend,  zweitens  zu  der  un- 
serem Sprachgebrauch  geläufigen  Hinweisung  auf 
ein  an  dem  Hause  selbst  befestigtes  Sinnbild,  oder 
um  es  nun  gleich  auf  unser  Relief  anzuwenden,  so 
konnte  dasselbe  (wir  wollen  hier  noch  nicht  ent- 
scheiden) befestigt  gewesen  sein  entweder  an  einem 
Hause,  welches  in  der  Nähe  eines  sorores  qnattuor 
(wie  Septem  Caesares)  benannten  Monuments  oder 
Platzes  stand,  oder  an  einem,  welches  selbst  eben 
nach  der  dargestellten  Giuppe  als  das  Haus  oder 
der  Laden  ad  sorores  qualluor  von  seinem  Besitzer 
bezeichnet  wurde.  Was  von  dem  Privathause  und 
dem  hospilium  gilt,  wird  auch  von  der  taberna  gel- 
ten. Aber  Beispiele  von  Tabernennamen  in  der 
besprochenen  Formel  sind  mir  nicht  bekannt.    Dena 

10* 


72 


dass  P.  E.  Visconti  mit  Unrecht,  jedenfalls  ohne 
genügenden  Grund,  die  Namen  ad  uimphas,  a  IUI 
xcaris  (=  ad  IUI  scaros)  angeführt  hat,  haben  be- 
reits für  jenen  C.  L.  Visconti  (Bull,  dell'  Inst.  18G1, 
20  f.),  für  diesen  Schöne  und  Benndorf  (Lateran 
S.  75)  richtig  bemerkt:  die  IUI  scari  lassen  keinen 
Zweifel,  dass  der  Laden  nicht  „zu  den  vier  Fischen," 
sondern  „bei  dem  (anderweitig  bekannten)  Monu- 
ment der  vier  Fische"  genannt  wird.  Ebenso  un- 
möglich ist  es  anzunehmen,  dass  ein  coaclor  argen- 
tariiis  und  ein  necjoliator  rinarhis,  ein  eborarius  und 
ein  menestralor  ihre  C4eschäftslocale  jene  mit  dem 
Signum  der  VII  Caesares,  diese  mit  dem  eines  Her- 
cules primigenius  werden  bezeichnet  haben  (die  Be- 
lege oben).  Kann  man  bei  dem  letzteren  an  eine 
Statue  und  einen  davon  benannten  Platz  denken, 
so  ist  das  bei  den  seplem  Caesares  kaum  möglich. 
Natürlich  sind  auch  P.  E.  Visconti  die  sieben  Kö- 
nige eingefallen.  Sollten  die  „sieben  Kaiser"  die 
volksthümliche  Bezeichnung  einer  Gasse  sein,  in  wel- 
cher ein  Haus  oder  Laden  zu  seinem  signum  eine 
Reliefdarstellung  der  Königsstatucn  des  Capitols 
(Plin.  33,  9.  34,  29)  gewählt  hatte?  Was  wir  sonst 
noch  von  den  bildlichen  Darstellungen  auf  Laden- 
und  Wirthshausschildern  wissen,  bedarf  auch  nach 
den  neuesten  Zusammenstellungen  einer  Sichtung. 

Das  älteste  Zeugniss  für  Tabernenschilder  in 
Rom  bietet  Cicero  de  or.  2,  Gl!,  2G6.  C.  Julius  Cae- 
.sar  Strabo  erwähnt  dort  die  Art  des  Witzes,  welche 
(trahitur)  ex  smilitudine,  quae  uul  eollalionem  habet 
aul  lamquam  imaginem.  Es  folgen  Beisi)iele  für  die 
„Vergleichung,"  dann  weiter:  talde  anlem  rideiiiur 
etiam  imagines,  quae  fere  in  deforniilalem  aiil  in  ali- 
qiiod  cllium  corporis  ducnnlnr  cum  siinililudine  liir- 
pioris;  ut  ineum  illud  in  Ilelriiim  Manriam:  ,,iani 
uslendam  cuius  modi  sis";  cum  ille:  ..oslende  quaeso", 
demotistravi  digito  piclum  Gallum  in  Mnriann  scuio 
Cimbrico  sub  nocis ,  distorlum  eiecta  lingita,  hueeis 
fluentibus.  risus  est  commolus:  nihil  tarn  Manciae 
simde  visum  est.  Es  scheint  übersehen  zu  werden, 
dass  Quintiliau  diese  Geschichte  nur  aus  Cicero 
wiederholt  (Inst.  or.  G,  3,  38):  ul  fecit  C.  Iiilius  qui 
cum  Helcio  Manciae  [mancipe  die  Ilss.)  saepius  ub- 
strepenti  sibi  diceret:  ,.iam  osleudam  qnalis  sis",  is- 


que  plane  instarel  interrogatione  qualeni  tandeni  se 
oslensurus  esset,  digito  deinoustracit  imaginem  Galli 
in  sciilo  Cimbrico  pictum,  cid  Mancia  {manceps  die 
Ilss.)  tum  simillimus  risus  est.  taberiiae  aiileni  crant 
circa  forum  ac  scutum  illud  signi  gratia  '  posilum. 
Die  Uebereinstimmung  ist  vollkommen,  die  Be- 
nutzung Cicero's  an  sich  wahrscheinlich;  nur  der 
erklärende  Zusatz  über  die  Tabernen  ist  Eigenthum 
Quintilian's.  Hingegen  kann  man  zweifeln,  ob  auch 
Plinius  (Nat.  bist.  35,  25)  Cicero  ausschreibt  oder 
vielmehr  im  Kopfe  gehabt  hat:  ille  Crassi  oratoris 
lepos  agentis  sub  veteribns,  cum  testis  compellatus 
instaret:  „die  ergo,  Crasse,  qualem  me  noris?^',  ..ta- 
lem,"  inquit,  osteiidens  in  tabula  pictum  inßcetissime 
Gallum  exserentem  linguam.  Ich  sage,  man  kann 
zweifeln:  denn  dass  hier  der  Witz  dem  Crassus 
beigelegt  wird,  könnte  ein  Gedächtnissfehler  sein. 
Auch  die  Abweichungen  beider  Versionen  sind  ge- 
ring und  lassen  sich  allenfalls  erklären  durch  die 
Annahme  einer  freien  Nacherzäldung  des  Plinius. 
Plinius  lässt  den  Kläger  oder  Verklagten  einen 
lästigen  Zeugen,  der  nicht  genannt  wird,  durch  Hin- 
weisung auf  seinen  Charakter  abweisen,  wie  solche 
inicrrogationes  leslium,  nicht  selten  vorkommen  (Bris- 
sonius,  de  form.  5,  206),  bei  Cicero  ist  der  so  ab- 
gewiesene Mancia,  wie  es  scheint,  nicht  Zeuge,  son- 
dern Partei.  Für  dieses  Verhältniss  erscheint  die 
allercntio  passender.  Die  bestimmtere  Angabc  des 
Plinius  könnte  wohl  seine  eigene  Deutung  der  un- 
bestimmteren seiner  Quelle  sein.  Bei  beiden  aber 
haben  wir  es  mit  einem  Vorgange  ante  tribunal 
praeloris  zu  thuu:  Cicero  lässt  den  Caesar  auf  das 
Bild  sub  noris  (der  Nordseite  des  Forums)  weisen, 
Plinius  den  Crassus  sub  veteribus  (auf  der  Südseite) 
stehen.  Auch  dies  kein  Widerspruch.  Schon  zur 
Zeit  des  Cicero  stand  das  präturischc  Tribunal  nicht 
melir  auf  dem  Coniitium ,  wo  es  ehemals  sich  be- 
fand (Varro  5,  155),  also  sub  noris,  sondern  in  der 
Nähe  der  regia  (Cic.  p.  Cacc.  6,  14),  also  sub  vete- 
rihus  (Jlommsen  in  Bekker's  Jahrbb.  des  gem.  d. 
Itcchts  lyGo  S.  3S1)  Ö'.  gegen  Dernburg,  Zeitsclir.  f. 
Kechtsgeschichte  2,  1,  GU  If.).  Keine  erhebliche  Ab- 
weichung endlich  ist  es,  dass  Cicero  genauer  von 
dem  Bilde  auf  einem  Schilde  spricht,  Plinius,  wel- 


73 


eher  in  jenem  Abscbnitte  von  den  talmJde  handelt, 
auch  diese  Malerei  einfach  als  (iallmn  in  tuhiila 
pictiiin  bezeichnet.  Allein  der  Umstand,  dass  Pli- 
nius  in  jenem  Buch  §  l(i  und  an  entsprechender 
Stelle  im  Autorenverzeichniss  den  Cornelius  Nepos 
citiert  (vgl.  Brunn  de  auct.  iudic.  Plin.  S.  43)  macht 
es  wahrscheinlich,  dass  er  aus  den  Exempla  dieses 
Öciiriftstellers  sowohl  diese  als  die  gleich  folgende 
Anekdote  (s.  unten)  entlehnte.  Gleichviel  also,  ob 
Cicero  oder  Nepos  erzählte,  die  Geschichte  spielt 
nach  dem  Jahre  der  Cimbernsclilacht  101  und,  fol- 
gen wir  der  augenscheinlich  ursprünglicheren  Fas- 
sung bei  Ciceio,  vor  87,  in  welciiem  Julius  Caesar 
Strabo  umkam,  während  Mancia  noch  55  gelebt  hat 
(Drumann  3,  127;  Meyer  Fragto.  or.  Rom.  S.  327  f.). 
Damals  (und  wie  Quintilian  hinzusetzt,  si)äter  nicht 
mehr:  die  topographische  und  chronologische  Frage 
hier  nach  Urliciis  Kh.  Mus.  1857,  215  aufzunehmen 
würde  zu  weit  führen),  damals  war  das  Forum  von 
beiden  Seiten  mit  Tabernen  besetzt  ac  scutiim  illud 
signi  gratia  posHum,  aber  von  wem  und  wie?  Man 
hat  an  eine  Nachahmung  eines  Cimbcruschildes,  ein 
Signum  in  Schiklforni  gedacht  und  neuerdings  gel- 
tend gemacht,  dass  in  Pompeji  eins  der  sonst  zur 
Ausschmückung  der  Intercolumnien  dienenden  Mar- 
niorschilder  „si  trova  inscrto  nella  jiarete  esteriore 
di  una  bottega  in  vicinanza  della  basilica,  ove  forse 
teneva  luogo  d'insegna"  (Fiorelli,  Giornale  degli 
scavi  1861  n.  1  S.  31).  Diese  Ansicht  wird  ausge- 
schlossen durch  den  Ausdruck  in  Mariano  sculo 
Cimbrico.  Es  war  ein  Cimbernschild  aus  der  Ma- 
riauischen  Beute.  Schon  Vissering  (Quaestiones 
Plautinae  1,67)  bemerkt  richtig,  dass  wahrschein- 
lich den  Tabernenbesitzern  nach  dem  Siege  des 
Marius  Beutestücke  zur  gleiclnnäfsigen  Decoration 
der  Läden  überwiesen  worden  sind,  wie  nach  dem 
Siege  des  P.  Decius  Mus  auruta  .sciila  dominis  ar- 
gentariarum  ad  foniiii  oniaiidiim  (Livius  ü,  4U).  Dass 
die  germanischen  Schilde,  jene  viereckigen  Holz- 
tafeln oder  mit  Fell  (V)  überzogenen  Flecbtwerke 
mit  ihrer  bunten  Bemalung  (vgl.  die  Ausleger  zu 
Tac.  Germ.  6)  weder  ein  so  dauerhafter  noch  ein 
so  schöner  Schmuck  als  die  goldenen  der  Samniter 
waren    scheint  mir  kein  stichhaltiger   Einwand   zu 


sein.  Dass  nun  aber  der  auf  dem  Schilde  gemalte 
Galhis  dislortiis  eiecia  livgiia  biiccis  fhienlihiis  eine 
zu  besserer  Auszeicimung  der  Taberne  auf  das  Holz 
oder  Leder  des  Schilds  aufgetragene  römische  Male- 
rei war,  die  den  Schild  nun  als  labnUt  erscheinen 
liefs,  ist  einleuchtend.  Es  versteht  sich,  dass  der 
Galliis  ein  Gcrmane  ist  (wie  bei  Sallust  Jug.  114) 
und  kein  Hahn;  dass  der  ,. verzerrte,  Zunge  heraus- 
streckende, hängebackige"  Gesell  eine  Karikatur 
auf  den  ungeschlachten  Barbareutypus  war,  also 
nicht  etwa  an  ein  echtes  cimbrisches  Schildzeichen 
zu  denken  ist.  Es  wird  auch  sonst  dafür  gesorgt 
gewesen  sein,  dass  die  Besitzer  der  Tabernen  am 
Forum  nicht  eigenwillig  den  architectonischen  Cha- 
rakter desselben  verunstalten  durften:  liefs  man  es 
sich  doch  selbst  angelegen  seiu,  den  Hauseigenthü- 
mern  das  Aufhängen  von  AVaffen  im  Vestibül  des 
Hauses  oder  an  den  Thürpfosten  zu  verwehren, 
wenn  sie  dieselben  nicht  dem  Feinde  selbst  abge- 
nommen hatten,  und  den  Käufern  solcher  Häuser, 
die  rechtmäfsig  aufgehäugten  zu  beseitigen  (Plin. 
35,  7  vgl.  meine  Prolegomeua  zu  Cato  S.  XCIV  f.). 
Diese  officielle  Ausschmückung  war  nicht  die  ein- 
zige jener  Tabernen.  Schon  in  altrepublikanischer 
Zeit  sah  man  hier  noch  andere  Schildereien.  Die 
Anlage  der  Tabernen  bot  mannigfache  Gelegenheit 
sie  anzubringen. 

Zur  Zeit  des  Augustus  schreibt  Vitruv  für  den 
Bau  des  Marktplatzes  einer  italischen  Stadt  vor, 
mit  Rücksicht  auf  die  Benutzung  desselben  zu  Gla- 
diatorenkänii)fen:  igiliir  circiim  speclaaila  spaliosiora 
iiilercoliimiiia  dixIribiKiiilur  circaquc  in  purliribiis  ar- 
genfariae  tabcnuie  maenianaqve  siipvriuribus  coaxa- 
üonibiis  conlocentiir,  <pnic  et  ad  iisiim  et  ad  cecügalia 
publica  rede  erunl  disposila  (5,  1,1).  Man  glaubt 
diese  Tabernen  in  Pompeji  an  der  Ostseite  des  Fo- 
rums vor  dem  sogenannten  Pantheon  zu  erkennen 
(Overbeck,  Pompeji  1,  ü7.  114).  In  Rum  finden  wir 
vor  Augustus  die  Tabernen  den  Regeln  Yitruv's  ent- 
sprechend: die  maeuiuna  sab  ceteribus  waren  nacli 
Varro  (Plin.  35,  113)  von  Serapion  ausgemalt.  Es 
kann  sein,  dass  eine  jener  tabulae  der  maenirnia 
das  von  Piinius  an  unserer  .Stelle  erwähnte  Bild 
war:    fiiil  cl    iUu    in  foro  pasloris  senis   cum  baculo 


74 


de  qua  Teutnnonim  legatus  respondit  inlerrogaliis 
qnaiiliiie  eiiin  aestimarel,  sihi  douari  nolle  iiinm  ce- 
ritmquc:  vcniuithlicb  erzählte  dies  Nepos.  Es  kann 
auch  ;iii  ein  signum  gedacht  werden.  Vgl.  den  lacns 
und  das  compitiim  pasloris  (Top.  2,  Ö4.ö.  59'J). 

Es  versteht  sich,  dass,  wie  wir  es  noch  in  Pom- 
peji sehen,  die  Tabernen  zu  ebener  Erde  lagen,  für 
den  Beschauer  von  aufsen  getrennt  von  einander 
durch  Pfeiler.  Wie  man  Jemandem  scplnmas  a 
porta  aedis  oder  extra  purlam  tertiam  tabernam  wies 
(oben),  so  bezeichnete  mau  einen  Laden  als  den 
„neunten  Pfeiler  {pilu)  vom  Castortempel"  (CatuU. 
37,  2).  Aber  sie  Lielsen  auch  wohl  nach  dem  signiim 
oder  nach  dem  Besitzer.  Mir  ist  es  kein  Zweifel, 
dass  einen  solchen  Ursiirung  der  Name  pUa  Horatia 
(so  als  Singvüar  Schol.  Bob.  zu  Cic.  S.  277  Or.)  hat, 
den  die  gelelirte  Welt  zur  Zeit  des  Augustus  falsch 
mit  der  Hovatierfabel  in  Verbindung  brachte.  Es 
war  der  .,Ecki)feiler  der  einen  Halle  am  Markt" 
[t^  ycüviala  azvlig  rj  zijs  kifQag  naaiäöog  aq^nvaa 
Iv  aynqä  Dionys  3,  21  z.  E.).  Unter  dieser  ,, einen 
Halle"  pflegt  man  die  Tabernenreihe  der  einen  Seite 
zu  verstehen.  Aber  wenn  zu  Augustus  Zeit  von  zwei 
naatctdeg  am  Forum  geredet  wird,  so  ist  es  natür- 
licher, mit  Schneider  Saxo  an  die  beiden  Basiliken 
zu  denken,  vor  denen  die  Tabernen  zum  Theil  noch 
fortbestanden.  Eine  Taberne  am  Forum  also  hiel's 
der  ..Horatierpfeiler,"  aber  man  verstand  später  ..die 
Horatierspeere,"  und  natiirlicli  sagt  Dionys:  xa  fiiv 
ovv  nnXa  i^fpäviarai  dia  fiT^xog  ygnvnv:  so  löst  sich 
der  vermeintliche  und  für  Schwegler  (R.  G.  1,  572 
A.  3)  unlösliche  Widerspruch  der  Quellen.  Ueber 
den  Tabernen  zu  ebener  Erde  scheint  es  in  der 
Eegel  ein  zweites  Stockwerk  gegeben  zu  haben, 
welches  entweder  als  maeniana  dem  Publicum  offen 
stand  oder  kleine  Wohnungen  enthielt,  also  labernae 
cum  pergnlis  suis,  wie  in  Pompeji  (C.  I.  L.  4,  138 
vgl.  li;;ii  und  Overbeck  2,  102  vgl.  1,  248 f.).  Zu 
diesem  Stockwerk  führten  Tre])pen,  die  auf  zahl- 
reichen Grundrissen  des  capitolinisehen  Stadtplans 
durch  Figuren  wie  diese:  V\  oder  A  oder  /^  an- 
gedeutet sind.  Um  den  Circus  maximns  lief  von 
aufsen  her  eine  otna  ftnvnßieyog  Igyaazi^Qia  (labrr- 
nas)   eyovaa   tv  avifj  xal  olxi^aeig  (pergulas)   vneQ 


avza,  dl  rjg  slaiv  sl'aodni  xe  xal  ävaßäasig  zolg  iril 
zrjv  i}eav  a(pixo/.ievnig  Tia^'  l'xaaznv  eoyaazijgiov 
(Dionys  3,  fi8).  Danach  versteht  man,  wenn  am  Fo- 
rum Cludius  flüclitct  (H  scalas  labernae  librariae  und 
diese  verrammelt  (Cic.  Phil.  2,  '.i,  21).  Die  Treppe 
führte  in  einen  nicht  durch  Fenster  erleuchteten  Raum 
{scalarum  tenebrae  Cic.  p.  Mil.  lö,  40),  vernmthlich  aus 
dem  Laden  selbst  hinauf.  Wenn  Augustus  zuerst  iiixta 
Romanum  foruiii  siipra  scalas  aimlarias  in  domo 
quae  Calvi  uralaris  fuerat  wohnte,  später  in  Palatio, 
sed  nihilo  minus  aedibus  modicis  Hortensianis  (Suet. 
Aug.  72),  so  denkt  man  zunächst  an  einen  jeuer 
Treppenaufgänge  zu  höher  gelegenen  Orten,  wie 
scalae  Tarqiiilae  u.  a.  (Top.  2,  lOi:)),  und  Urlichs  hat 
a.  a.  0.  S.  221  diese  \yfa/ae  an  den  Palatin  verlegt. 
Allein  es  ist  doch  zu  bedenken,  ob  dies  möglich 
und  nicht  schon  durch  Suetou's  Worte  iiixta  forum  — 
in  Pa/a<io  ausgeschlossen  ist.  Mir  scheint  jetzt,  dass 
supra  scalas  anularias  nur  heilsen  kann  supra  sca- 
las labernae  amdariae,  also  an  ein  zweites  Stock- 
werk über  einer  Taberne  zu  denken  ist  (vgl.  ille 
qui  supra  nos  habilal  Plaut.  Persa  819).  Denkt  mau 
sich  die  Tabernen  in  dieser  Weise  gebaut,  so  mö- 
gen die  Schilde  aus  der  Beute  die  Gebälklinien 
zwischen  den  beiden  Stockwerken  in  ähnlicher  Weise 
geschmückt  haben,  wie  dies  nach  der  bekannten 
Münze  (Cohen  T.  I  Aemil.  8  =  Mommseu  Münzvv. 
n.  27r)  S.  033  f.)  bei  der  basilica  AemiUa  der  Fall  war. 
Auch  das  Colosseum  war  ähnlich  mit  Schilden  ver- 
ziert (Mommseu,  Chronograph  S.  Ü53  A.  53),  und 
vielleicht  auch  jene  äufsere  Halle  des  grofsen  Cir- 
cus, wie  ich  aus  der  Münze  des  Severus  (Cohen 
Sev.  341  Bd.  3  T.  VIll)  schlielse. 

Dass  die  Tal)erne  mit  dem  Cimbernschilde  ad 
Gallum  in  sculo  Cimbrico  benannt  worden  sei,  ist 
möglich,  aber  nicht  gewiss.  Was  wir  son^t  von 
eigentlichen  Tabernenschildern  wissen,  ist  ganz  ge- 
ringfügig. Eine  sichere  Taberneninschrift,  aber  ohne 
bildliche  Darstellung,  in  Form  einer  tabella  ansata, 
lautet  (C.  L  L.  7,  21)0):  feliciler  sil  genio  loci,  ser- 
vulc    utere   felix  tabernam  aureßciiiam  ').     Von   den 

')  Itaihselliart  ist  mir  das  iiu'rkwüniige  llelicf  des  Museo  Pio- 
clemenlmu  (Arcli.  Zeitung  1847  T.  IV  vgl.  S.  .jO),  darstellend  einen 
Tempel,   In  dessen  seclissäuliger  Vorhalle  zwei  Götterbilder  vor  dem 


75 


zahlreichen  Reliefs  mit  Daistellunpon  aus  dem  rö- 
mischen Leben,  welche  Jnlm  behandelt,  gehören  die 
mit  Inschriften  versehenen  niciit  zu  der  Gattung 
der  Ladenschilder.  Von  den  nicht  mit  Inschriften 
versehenen  können  zwar  einige  Ladenschilder  sein 
(Jahn,  Berichte  der  sächs.  (i.  d.  W.  ISCl,  ;}Ö3.  373), 
aber  sicher  oder  sehr  wahrscheinlich  ist  es  nur  das 
von  P.  E.  Visconti  (s.  oben,  Jahn  S.  ;55o)  zuerst 
publicierte  Relief,  welches  fünf  Schinken  darstellt. 
Bei  den  übrigen  lässt  sich  mindestens  eben  so  gut 
an  die  Decoration  eines  Grabes  denken.  Was  hin- 
dert z.  B.  anzunehmen,  dass  die  zwei  schönen  zu- 
sammengehörigen Florentiner  Reliefs,  welche  Scenen 
im  Tuchladcn  darstellen  (bei  Jahn  a.  0.  T.  XI  2.  3), 
symmetrisch  über  und  unter  der  Grabschrift  oder 
auf  dem  Sockel  des  Monuments  auf  den  Seiten  an- 
gebracht gewesen  sind?  Man  braucht  nur  an  das 
Grab  der  Naevoleja  Tyche  in  Pompeji  und  an  die 
Haterier- Denkmäler  zu  erinnern.  Eine  Gewissheit 
kann  immer  nur  die  Inschrift  geben.  —  In  Pompeji 
ist  kein  einziges  Tabernenschild  mit  Inschrift  erhal- 
ten. Die  erhaltenen  (Terracottareliefs,  rund  oder 
viereckig,  oder  Wandmalereien,  Overbeck  Pompeji 
2,  5  f.)  deuten  in  einfach  verständlicher  Weise  das 
Geschäft  au.  Dass  eine  Gladiatorenscene  (Heibig 
n.  lölo)  als  Tabernenschild  gedient  habe,  ist  eine 
unwahrscheinliclie  Vermuthung. 

Von  diesen  tabernae  verschieden  sind  die  hospi- 
tia  (vgl.  C.  I.  L.  2,  42S4).  Wir  kannten  den  ospi- 
ialis  a  (/allo  galUnacio,  den  Gastwirth  zum  Hahn  zu 
Narbo  (Or.  4330).  Die  neuesten  Ausgrabungen  von 
Pompeji  haben  ein  hospilinm  kennen  gelehrt,  auf 
dessen  Aufsenwaud  (gegenüber  dem  Bordell)  ein 
Elephant  von  einem  kleinen  Mann  geführt  gemalt 
ist.  Darüber  steht  auf  einem  Täfelclicn  Sillins  resli- 
tiiil  elcfanln ,    darunter   liosiiilimii  hie  localnr,    tricli- 


ilieselbe  in  der  giinzen  Breite  schliersenden  Tiiller,  aber  hinter  den 
'Säulen  sitzen.  Eine  Freitreppe  fiilirt  liinauf,  deren  untere  Stufen 
jetzt  von  einer  kreisförmigen  Höhlung  unterbrochen  sind,  die  der 
Erklärer  für  einen  Wüsserbehaller  hielt.  Dies  ist  unmöglich.  Man 
möchte  vermuthen,  sie  sei  erst  nachträglich  zu  irgend  einem  Zweck 
eingegraben,  wenn  nicht  die  Inschrift  augenscheinlich  Rücksicht  auf. 
sie  nähme.  Auch  diese  versiehe  ich  nicht  nach  Borghesi's  Vermu- 
thung IN  Hi(C  AEDe  .ShBINI  MATecni  luW  .  LOCnNTVr.  .ledenfalls 
haben  wir  es  hier  mit  einer  Art  Aushängeschild  zu  tliun. 


niiim  cum  Irihiis  leclis  et  comm[odis]  (Zangemeister 
C.  I.  L.  4,  806.  S07;  Heibig  Wandg.  1601).  Fiorelli 
macht  darauf  aufmerksam  iGiornale  degli  scavi  1S()2 
n.  14  S.  41  f.),  dass  der  bekannte  Parteigänger  Cae- 
sars P.  Sittius  von  Nuceria  (vgl.  Mommsen  Hermes 
>•,  47  ff.)  nach  der  Eroberung  von  Cirta  unter  an- 
deren Colouien  auch  die  colonia  Sarneusis  und  co- 
lonia  Veneria  gründete  (Henzen,  Ann.  1860,  85), 
welche  Namen  auf  die  Heimath  der  Colonistcn  hin- 
weisen. Jener  Sillins  der  Inschrift  sei  der  lio.tpi- 
talis  und  gewiss  .,discendente  o  compagno"  des 
afrikanischen  Condottiere,  somit  das  Elephanten- 
schild  kein  willkürlich  gewähltes.  Aus  den  Ilospi- 
tienschildern  erklärt  nun  Manpiardt  mit  Recht 
eine  Reihe  von  Stationennamen  aus  den  Itineraria. 
Seine  Zusammenstellung  aber  ist  unzureichend,  und 
in  vielen  Fällen  ist  es  zweifelhaft,  ob  wir  es  mit 
einem  Schilde  zu  thun  haben.  Gleichartig  sind  zu- 
uäch.st  folgende  Namen:  ad  pimim,  ad  piriim,  ad 
oirram,  ad  inahiiii  (Italien,  Sicilien),  ad  iiioruni  (Spa- 
nien), ad  ßriim  (Afrika).  Aber  keiner  derselben 
schliefst  die  Annahme  aus,  dass  der  Baum  und 
nicht  die  Frucht  gemeint  sei,  dass  die  Station  also 
nicht  nach  einem  jene  darstellenden  Schilde,  son- 
dern nach  einein  daneben  stehenden  einzelneu  Baum 
benannt  sei,  grade  wie  heute  bei  Rom  die  Osteri.a  del 
jiino  nach  einer  einzelneu  mächtigen  und  schönen 
Pinie  benannt  ist.  Auch  zwingt  uns  schwerlich  zu 
einer  anderen  Erklärung  die  Gegend  ad  malum  pu- 
iiiriini  in  Koni.  Nicht  ohne  Weiteres  ist  von  dem 
Bildwerk  an  einem  Compitum  der  Stadt  auf  ein 
Wirthshausscliild  zu  schlielsen.  Aehnlich  steht  es 
mit  arborem  felirein  (Germanien),  tres  arhores  (Gal- 
lien"). Auch  die  Götternaraeu  (ad  Hermlem,  ad  Ma- 
trem  vuKjiiam,  ad.  Diaiiam,  ad  Merriirios  Ngl.  ail 
aras)  können  durchaus  kein  Zeugniss  für  llosjiitien- 
schildcr  abgeben,  da  ja  in  jedem  Falle  die  Nähe 
eine«  Heiligthums  oder  Bildes  gemeint  sein  kann. 
Aber  es  bleiben  allerdings  noch  einige  Namen  übrig, 
die  kaum  anders  erklärt  werden  können:  ad  i/allniii 
gallinaciuni  (Afrika),  ad  ansam  (Britannien),  ad  ro- 
iani  (Afrika),  ad  drarones  (Afrika,  Asien),  ad  aqiii- 
lam  maioreiii,  minorem  (Afrika':  es  ist  beinerkens-' 
werth,  dass  wir  auf  der  capitolinischen  Basis  lesen: 


76 


vico  longi  aquilae,  wahrscheinlich  eine  falsche  Cou- 
struction  für  vico  longo  aipdlae  (vgl.  mcus  biibida- 
rius  norus\  Bilder  endlich  werden  gemeint  sein, 
und  vielleicht  auch  Karikaturen,  mit  den  Xameh  ad 
fratres,  ad  Septem  fratres,  ad  sorores,  ad  lippos,  ad 
centuriones  (alle  in  Spanien). 

Wir  wenden  uns  schlieCslich  zur  Erklärung  des 
Reliefs,  welches  zu  der  vorstehenden  Untersuchung 
die  Veranlassung  gegeben  hat.  Wir  haben  gefun- 
den, dass  nicht  allein  lubeniac  und  hospilia,  son- 
dern wahrscheinlich  auch  donuis  piivulae  durch 
Signa  gekennzeichnet  wurden,  dass  die  Benennung 
der  hospitia  wie  der  tabernae  bald  von  dem  sigmim, 
bald  von  nahen  Monumenten  oder  Oertlichkeiteu  ent- 
lehnt wurden  und  beide  Bezeiclinungsweisen  durch 
ad  mit  dem  Accusativ  des  auf  dem  signiim  Darge- 
stellten oder  des  Monuments  ausgedrückt  wurden; 
wir  glaubten  annehmen  zu  können,  dass  auch  do- 
mus  privatae  in  dieser  Weise  nach  ihrem  Signum 
benannt  wurden.  In  der  Regel  bedurfte  das  Bild 
nicht  der  Unterschrift,  aber  Nichts  hindert  anzuneh- 
men, dass  sie  zum  Ueberfluss  darunter  gesetzt  wer- 
den konnte.  Bei  unserem  Relief  scheint  dies  der  Fall 
zu  sein:  ad  sorores  quattuor  erläutert  die  darüber 
dargestellte  Gruppe  der  Grazien  mit  der  sitzenden 
Frau  und  deutet  durch  das  formelhafte  ad  an,  dass 
das  Haus  (Laden,  Gasthaus)  und  weiter  vielleicht 
die  Strafse,  in  der  es  stand,  an  welchem  die  Platte 
angebracht  war,  ..zu  den  vier  Schwestern"  hiefs. 
Was  hatte,  wer  dies  Bild  anheften  liefs,  damit  sa- 
gen wollen?  Nichts  Anderes,  antwortet  Jahn  (Eu- 
ropa S.  ;<9),  als  was  unter  anderen  Callimachos 
(Anth.  P.  .0,  146  =  Epigr.  51  Mein.)  sagt: 

lianainq  ul  Xtioizfi'  tiotI  yiin  /jdi  TfnV  Tnin'i   y.tCruiq 

aoTt   nini7i).tt(i!fr{   xqii   uvooiai   yoitt 
evteiwr  h'  ndoir  aoiC(0.og  Btoti'Cy.cc, 

ü;  ihfii   Oll)"    f<i''7«i   I«)    XäniTf;   Xrioiif?. 

Sehr  künstlich  —  und  das  ist  auch  die  Ansicht 
meines  verehrten  CoUegen  Lehrs  —  erklärt  Meiueke 
S.  290.  es  sei  von  einer  eben  aus  der  Werkstatt 
hervorgegangenen,  eben  gesalbten  Statue  der  Be- 
renike  die  Rede.  Die  eben  erstandene  vierte  Gra- 
zie, Berenike,  mag  als  noch  von  Salben  tropfend 
und  duftend  als  die  zur  Göttin  gewordene  und  in 
vollster  Schönheit  wie  dem  Bade  entstiegen  gedacht 


worden  sein.  Der,  wie  Jahn  und  0.  Schneider 
(z.  d.  St.)  bemerken,  bei  griechischen  Dichtern  wie- 
derkehrende Gedanke  findet  sich  auch  bei  Ausonius 
in  dem  von  Fabretti  augeführten  Epigramm  (114): 

tres  fiicrtinf    Chnrites :  HL'd,  dum  iticu  Lcsliri  vi.vit, 
ifiuiUunr;   nl   periit,   tres  ititiiwranlur  itcin. 

Kein  Zweifel  also,  dass  auf  unserem  Relief  die 
sitzende  verschleierte  Frau  die  vierte  Grazie  sein 
soll,  welche  die  echten  drei  als  solche  auch  anzu- 
erkennen scheinen,  indem  sie  sicli  vertrauensvoll 
auf  sie  stützen.  Aber  die  neue  Schwester  ..tropft 
nicht  von  Salben,"  sondern  sitzt  etwas  gekauert, 
bekleidet  und  mit  über  den  Kopf  gezogenem  Ober- 
gewand auf  dem  Sessel:  kein  Attribut  kennzeichnet 
sie,  sie  ist  nicht  [lortraitlialt  gebildet.  Wer  kann 
es  sein"?  Fabretti  (S.  9.5)  meinte,  der  ..Schleier" 
und  die  Vögel  im  Giebel  qualificiertcn  sie  als  die 
noi-a  nnpla,  die  durch  Bild  und  Unterschrift  gefeiert 
werde.  Allein  abgesehen  davon,  dass  die  Vögel, 
wie  wir  sahen,  zu  dem  gewöhnlichen  decorativen 
Schmuck  von  Aschenkisten  gehören,  auch  das  über- 
gezogene Obergewaud  kein  Schleier  ist,  und  weder 
das  aufgelöste  Haar  noch  sonst  Etwas  au  den  ha- 
bifiis  7iupüalis  erinnert,  so  ist  es  doch  schon  ein 
ganz  unzulässiger  Gedanke,  dass  ein  Hauseigenthü- 
mer  oder  gar  Ladenbesitzer  durch  ein  in  publica 
angebrachtes  Relief  seine  Huldigungen  den  Spazier- 
gängern vordemonstriert  haben  sollte.  Und  doch 
ist  —  was  Fabretti  nicht  bedachte  und  Jahn  schliefs- 
lich  aus  nur  unbekannten  Gründen  wieder  bezwei- 
felt zu  haben  scheint  —  eine  andere  Bestimmung 
der  Tafel  ganz  undenkbar.  Anders  Bcger,  wel- 
cher (S.  272)  die  Darstellung  mit  noch  weniger 
Recht  für  eine  ernsthaft  gemeinte  mythologische  hält 
und  neben  den  drei  Hören  eine  vierte  Schwester, 
fortasse  Hyemis  praeses,  erkennen  wollte.  Aber  wie- 
der fragt  man:  was  beifst  denn  ad?  Von  den  zwei 
gefundenen  Bedeutungen  dieser  Formel  ist  die  eine 
unzulässig:  dass  sorores  IUI  zwei  in  der  Nähe  be- 
findliche Monumente,  eine  Graziengruppe  und  etwa 
das  Bild  oder  den  Tempel  einer  Göttin,  bezeichnen 
sollte,  wie  man  einen  Platz  ad  tres  Forlunas  (un- 
ten) nannte,  ist  doch  nicht  anzunehmen,  so  sicher 
auch  neuerdings  nachgewiesen  worden  ist,  dass  rö- 


77 


mische  Künstler  es  liebten,  die  Nähe  von  Tempeln 
durch  Nebeneinanderstellung  der  Gottheiten  zu  ver- 
sinnbildlichen (Reifferscheid,  iMemorie  dell'Inst.  ;?,4(J3 
vgl.  Schöne  und  Benndorf,  Lateran  Ö.  233).  So  bleibt 
also  nur  übrig,  die  vier  Schwestern  für  die  frei  ge- 
wählte Composition  eines  signinii  zu  halten.,  nach 
welcher  das  Privathaus,  der  Laden,  das  Gasthaus 
selbst  „zu  den  ^ler Schwestern"  hiels.  üenn  zwischen 
diesen  drei  Gattungen  durl'eu  wir  wählen:  die  Wahl 
kann  aber,  wenn  wir  die  Hypothese,  dass  uns  die 
junge  Ehefrau  des  Besitzers  vorgeführt  werde,  ab- 
lehnen müssen,  wohl  nur  für  eine  der  beiden.  La- 
den oder  Gasthaus,  ausfallen.  Aber  was  kann  die 
attributlose  idealgebildete  Frau  bedeuten?  Ich  will 
nicht  verschweigen,  dass  ich  an  eine  Darstellung 
der  Flora  in  ilirer  bekannten  Bedeutung  als  Patro- 
nin lasciver  Freuden  gedacht  und  unser  Relief  für 
das  siffHiim  einer  .lalax  tabenia  gehalten  habe.  Auch 
könnte  alleni'alls  die  Wirthin  selber  sich  hier  als  die 
vierte  Schwester  empfehlen,  und  es  mag  dabei  an 
die  jedem  Römer  geläufige  Bedeutung  von  soror 
erinnert  werden:  swe  sibi  couiiix,  sive  fatiira  soror 
(Tibull.  3,  1 ,  26).  Indessen  die  Bedenken  dieser 
Auslegung  verhehle  ich  mir  nicht  und  mag  sie  nicht 
weiter  zu  stützen  versuchen.  Auch  hilft  es  wenig, 
mit  Jahn  an  die  den  Apntropaeen  äiniliclie  Bedeu- 
tung der  Graziengruppe  zu  erinnern.  Der  gordische 
Knoten  bleibt  ja  immer  die  Verbindung  derselben 
mit  der  sitzenden  Figur.  Ihn  zu  lösen  wäre  viel- 
leicht nur  möglich,  wenn  wir  den  Charakter  des 
Geschäfts  kennten,  welches  sich  in  dieser  Weise 
empfahl.  Dagegen  muss  ich  die  Behauptung  auf- 
rechterhalten, dass  das  Relief  weder  ein  Votivbild 
noch  ein  Grabrelief  ist,  letzteres  nicht,  bis  man  nicht 
nachweist,  wie  es  möglich  war,  die  technische  und 
auch  in  Anspielungen,  wie  ad  mammam  (oben),  wie- 
derkehrende Formel  mit  ad  auf  ein  Grabmal  zu 
setzen.  Es  mag  zum  Ueberfluss  noch  hervorgeho- 
ben werden,  dass  sie  zu  der  Darstellung  ursprüng- 
lich gehört  und  nicht,  wie  manche  andere,  denen 
Jahn  in  dem  Aufsatz  über  die  Handwerksbilder  ihre 
richtige  Stelle  angewiesen  hat,  eine  nachträgliche 
ist,  deren  Ungewölinlichkeit  au  solcher  Stelle  zu 
ertragen  wäre. 


Archuulog.  Zig.,  Jalir-j 


XXIX. 


Es  ist  zu  wünschen,  dass  Archäologen  von  Fach 
den  Denkmälervorrath  darauf  hin  durchuiusterten, 
ob  er  weitere  Belege  für  die  hier  versuchte  Behaup- 
tung biete,  dass  es  in  Rom,  wie  Laden-  und  Gast- 
haus-, so  au.ch  Hausabzeichen  gegeben  hat. 


ANHANG:    TKES   FORTUNAE. 
Das  Epigramm  des  Krinagoras  Anth.  Plan.  4,  40: 

yiCTOVti  ot'  TQiaaai  /jovvov  Tuyai  snQtnov  fh'cti 
A'pi'CTTTf,  ßaOvTiXovrov  aijs  'ivtxiv  xf/atStrjs, 

äi.la  z«l  al  näviMV  niiaaf  il  j'cty  üräin  loaioiSt 
cirjyjafi   fig' fjr'(Q(ov  uvrn'ov   fi'ifooavrrjv ; 
5     iiüv  ih'  as  y.ai  tovjiov  y.Qiaauiv  fni  ufiXov  äi'Soi 
Kctiani)'   iL^  y.iii'ou  /(oolg  iti>qti€   Tvyrj; 

ist  zwar  schon  von  Zangemeister  (Hermes  2,  4G9  f.) 
gegen  Jahn  (das.  245  f )  richtig  gedeutet  worden  — 
nur  ein  bei  Jahn  so  seltener  Gedächtnissfehler  liels 
ihn  die  unzweifelhafte  Sache  verkennen  — ,  indes- 
sen hat  derselbe  die  unmittelbar  sich  ergebenden 
Folgerungen  nicht  gezogen.  Dass  der  augeredete 
Crispus  der  im  Jahre  20  u.  Chr.  verstorbene,  von 
dem  Geschichtsschreiber  Sallust  adoptirte  Enkel  sei- 
ner Schwester  ist,  welcher  dem  Augustus  nahe  stand 
(Tac.  Ann.  3,  30),  derselbe,  an  den  Horaz  seine 
Ode  2,  2  gerichtet  hat,  steht  fest,  und  dass  die  xqiaaal 
Tvyai  die  ires  Forliniae  bei  porla  Collina  sind,  bis 
wohin  die  horü  SallasIkiHi  reichten,  hat  Zaugemeister 
bemerkt:  ebenso  (Becker  Top.  S.  58G)  dass  diese 
Gärten  bereits  unter  Nero  kaiserliches  Eigenthum 
gewesen  sind.  Sie  blieben  es  und  dienten  als  Soni- 
merresidenz  noch  bis  in  die  Zeit  Constantin's  (m. 
Top.  2,  124).  Es  ist  sehr  wahrscheinlich,  dass  sie 
ein  Veruiächtniss  des  genannten  Freundes  des  Au- 
gustus an  seinen  Souverän  sind.  Ihre  Lage  an  der 
portn  Collina  kennen  wir  genau  (s.  a.  O.  S.  12ö) 
und  ebendaselbst  also  einen  Ort  ad  tres  Furtunas. 
Vitruv  3,  2,  2  sagt:  hinus  {acdis  in  atitis)  cxemplar 
erit  ad  tres  Foriunas,  ex.  trßus  qiiae  est.  proxime 
pdrtam  Collituim.  Wir  kennen  von  diesen  dreien 
zwei  sicher.  Im  Kalender  nändicli  steht  (1)  zum 
25.  Mai:  ForlunCae)  prim(igeniae)  in  colCIe)  (Ven.), 
Forlun(ae)  piiblic(ae)  pr(imiyeiiiae)  in  coll(e]  (Esqu. ), 
(2J  zum  5.  April:  Fortunae  piiblicae  citeriolri]  ||  in 
colle  (Praen.).    Ovid  zu  denselben  Tagen  nennt  jene 

11 


78 


(1)  Forliiiia  polois  piihUca  (n,  729),  von  dieser  (2) 
sagt  er:  sacrata  rst  colli;  (valle  die  Ilfelder  Ils.  und 
geringere  I  Quirini  liac  Fortuna  die  publica.  Moniru- 
sen  bemerkt  richtig  (C.  I.  L.  1  S.  394),  dass  die  erste 
mit  vollem  Namen  Fortuna  publica  p.  H.  primigenia 
geheifsen  habe  (aedcs  Forlunae  priiuigeiiiae  in  colle 
Quirinale,  gegründet  56(1,  Liv.  34,  53,  dieselbe  aedes 
primigetiiae  Forlunae  quae  in  colle  est  Liv.  43,  5)  und 
(a.  0.  S.  391)  dass  die  zweite  im  praenestinischen 
Kalender  Fortuna  publica  citerior  heilse  und  un- 
möglich citerio[rij  in  colle  (mit  Inversion)  construirt 
werden  könne.  Die  primigenia  würde  danach  in 
demselben  Kalender  als  publica  niterior  aufgeführt 
Avordcn  sein  (der  Monat  fehlt),  also  näher  am  Thore. 
Für  diese  Bezeichnungsweise  bieten  die  vici  Sulpicü 
citerior  und  ullerior  der  capitolinischen  Basis  3.  4 
eine  Analogie.  Beide  also  haben  nahe  am  Thor, 
also  auf  der  Höhe  des  Quirinal,  in  colle  und  nicht 
in  imlle  Quirini  gestanden.  Dies  ist  die  interpolirte 
Lesart  in  den  Fasten,  ja  eine  vallis  Quirini  hat  es 
überhaupt  nicht  gegeben,  so  sehr  sie  auch  die  leicht 
erregbare  Phantasie  der  Topographen  beschäftigt 
hat.  Denn  die  einzige  Stelle,  die  ihrer  sonst  zu 
gedenken  scheint,  ist  die  Juvenals  2,  134.  Der 
Leichtsinnige,  welcher  den  Ernst  des  Marsfeldes 
scheut,  entschuldigt  sich  mit  Verhinderung:  ..officium 
cras  prima  sole  mihi  peragendum  in  valle  (so  die 
Hss.)  Quirini'''.  quae  causa  ofßcii?  „quid  quaeris?  nu- 
bit  amicus  uec  mullos  adhibet.''  Die  Schollen  7A\  133: 
in  ralle  rolle  Quirini.  ad  invidiam  dixil  in  valle. 
Hierin  scheinen  zwei  verschiedene  Bemerkungen  zu 
stecken,  eine  blofse  Variante  valle j  colle  und  eine 
Jüngere  alberne  Erklärung  der  Vulgata.  Beutley 
nun  hat  zu  Hör.  C.  1,  2,  46  ohne  Weiteres  in  colle 
Quirini  citiert,  gewiss  weil  er  richtig  annahm,  dass 
Juveual  die  Verse  des  Horaz  Epist.  2,  1,  67  ff.  vor- 
schwebten: hie  sponsnm  voral,  hie  andilnm  scripta, 
rcliclis  Omnibus  ofßciis,  cubat  hie  in  colle  Quirini, 
hie  extremo  in  Aventino  visendus  uterque.  Juvenal 
wählt  den  (,)uiiinal  mit  (irund:  ..sciion  bei  Sonnen- 
aufgang muss  ich  morgen  auf  den  steilen  Quirinus- 
liügel  klettern."  Die  Unmöglichkeit  bei  Ovid  vallis 
zu  lesen,  die  Stelle  der  Episteln,  das  völlige  Schwei- 
gen anderer  Quellen  sind,  auch  abgesehen  von  den 


rein  topographischen  Bedenken,  Gründe  genug  die 
vallis  Quirini  zu  streichen,  die  auch  Becker  mit  rich- 
tigem Gefühl  A.  120S  nur  widerwillig  anerkennt 
und  Urlichs  mit  Mühe  und  Noth  zu  retten  sucht  (Top. 
in  Leipzig  S.  134,  vgl.  Becker  Antwort  S.  84  f.).  — 
Von  den  beiden  genannten  Tempeln  meint  Diou, 
wo  er  von  den  Prodigien  des  Jahres  707  spricht 
(42,  26),  vermuthlich  den  der  Fortuna  publica  im 
eigentlichen  Sinne:  -xeQavvni  te  ig  re  to  Kanixio- 
kiov  xal  fg  Tov  ifjg  Tv^rig  rfjg  drjfioaiag  xakovi.tsvr]g 
vaov  i'g  ts  rovg  tov  Kaiaaqng  Tcr^novg  xaTsaxrjipav 
■xavxavd^a  innog  zig  tcZv  ovx  rji.t£?.T]fieviüv  ansd-avEv 
vre  avxiüv,  xai  xo  Tv^ctlov  arTOf-iarov  avewx&rj. 
TiQog  ds  xovTOig  a'tfxct  xe  IS,  iQyaarrjQlov  aixonoiov 
nqoxv^iv  acplxsxo  TtQog  vecov  exSQOv  Tv/rjg,  rjv  ix 
xnv  ndvxa  xd  xe  iv  dqi&al/Liolg  xal  xd  xaroniv  xat 
sfpOQÖv  xal  sxXoyitEa^at  '/qi^vai  xiva  (.irjöe  eniXav- 
d^dvta&ai  e§  o'kov  ning  lyevExn  xai  idovaavxo  xal 
sxdlsaav  xqönov  xivd  ovx  £va(frpT]xov''ElX>]ai.  Wenn 
das  Tvxalov  bei  den  Gärten  Cäsars  angenommen 
werden  nmss,  so  ist  es  sicher  identisch  mit  der 
aedes  Foi'lis  Fortunae  Tiberim  iuxta  in  hortis  quos 
Caesar  populo  Romano  populo  legaverat  (Tac.  Ann. 
2,  41),  verschieden  von  dem  Tempel  der  Göttin  am 
6.  Meilenstein  der  via  Portuensis.  Denn  wie  Momni- 
sen  zeigt  (C.  L  L.  1  S.  395),  ist  zwar  jene  aedes  erst 
unter  Tiberius  gebaut,  aber  an  der  Stelle  eines  äl- 
teren sacellum  getreten,  welches  füglich  Fortunium, 
Tvxalov  heifsen  konnte.  Der  vicus  Fortis  Fortunae 
hatte  wahrscheinlich  nach  diesem  Heiligthum  seinen 
Namen,  gehörte  also  der  14.  Region  an.  Ueber  beide 
Tempel  der  Fers  Fortuna  vgl.  Henzen,  Scavi  nel 
bosco  de'  fi"at.  arv.  S.  100  f.  und  Bull,  dell'  Inst. 
1869,  124.  —  Den  zuletzt  genannten  Tempel  der 
Fortuna  hält  Preller  R.  Myth.  S.  558,  1  für  den  der 
respiciens,  was  mir  kcinesweges  sicher  scheint. 

Es  bleibt  also  nur  ungewiss,  welcher  Fortuna 
der  dritte  Tempel  auf  dem  Quirinal  geweiht  war. 
Oder  war  es  nur  eine  ara'^  Auf  keinen  Fall  wird 
nmn  an  den  ßioftdg  Tvxtjg  Evelnidog  im  vicus  lon- 
gns  (Plut.  fort.  Rom.  10)  denken  dürfen.  Denn  die 
Stelle  des  Vitruv  setzt  die  unmittelbare  Nähe  der 
drei  Fortunen  voraus,  während  diese  Strafse  nicht 
bis  in  die  Nähe  des  coUiuischen  Thors  reichte.   Man 


79 


pflegt  diesen  Namen  ohne  jeden  Anhalt  Forlnna 
bonae  spei  zu  übersetzen.  Ich  denke,  es  wird  eine 
ara  Spei  et  Forhinae  gewesen  sein.  Die  mit  Un- 
recht verdächtigten  lempla  dito  noca  Spei  et  Fortii- 
ttae  des  üiocletian  (in.  Topographie  2,  23.  37)  haben 
offenbar  in  nächster  Nähe  von  einander  gestanden, 
waren  vielleicht  gar  nur  Gellen  einer  aecles  und 
setzen  eine  ältere  Cultusverbindung  beider  Gotthei- 
ten voraus. 

Wenn  .Jahn  behauptet,  drei  Fortunen  vereinigt 
kämen  nicht  vor,  so  ist  das  also  höchstens  soweit 
richtig,  als  sie  niclit  im  Cultus  und  in  Folge  dessen 
in  der  Kunst  in  der  Dreizalil  auftreten,  wie  die  drei 
Hören,  Moiren,  Chariten  und  Nymphen,  über  welche 
letzteren  Fabretti  a.  a.  ü.  eingehend  handelt.  Dass 
aber  unter  den  igiaaal  Tvyai  des  Gedichts  nichts- 
destoweniger die  nur  räumlich  verbundenen  tres 
Fortimae  verstanden  werden  müssen,  wird  wohl 
nach  dem  hier  Gesagten  nicht  mehr  bezweifelt  wer- 
den. Indessen  ist  doch  in  dem  Schweigen  unserer 
Ueberlieferung  kein  genügender  Grund  zu  erkennen, 
weshalb  nicht  auch  die  Fortunen,  welche  wenigstens 
in  Antium  (und  in  PraenesteV  Preller  S.  .502,  1)  als 
zwei  sorores  verehrt  wurden,    nicht  einmal   in  der 


Dreizahl  aufgetreten  sein  sollten,  und  die  engere 
Vereinigung  von  drei  individualisirteu  Fortunen  eben 
deshalb  auch  die  locale  Vereinigung  ihrer  Tempel 
am  collinischen  Thore  motivirt  haben  sollte.  Einen 
schlagenden  Beweis  dafür  kenne  auch  ich  nicht. 
Nicht  zu  übersehen  aber  ist,  dass  auf  einem  von 
Garrucci  ( Vetri  T.  XXIII,  -1 )  i)ublicierten  Bilde  drei 
sitzende  weibliclie  Figuren,  eine  jede  mit  dem  Füll- 
horn in  der  Linken,  einer  Wage  in  der  Rechten  dar- 
gestellt sind,  welche  der  Herausgeber  als  „tre  Mo- 
nete"  erklärt,  wegen  der  von  ihm  für  Geld  gehal- 
tenen zu  ihren  Fül'sen  befindlichen  mir  undeutlichen 
Gegenstände:  es  sind  zum  Tlieil  kleine  Kreise,  zum 
Theil  Gegenstände  von  dieser  Form  J\.  lieber 
den  Häuptern  steht  geschrieben  wi<)as  vivas.  Soll 
wirklich  die  Moneta  dargestellt  sein,  wofür  mir  jeder 
Anhalt  zu  feljlen  scheint,  so  würde  die  Dreizalil  gar 
keine  Erklärung  haben.  In  der  Kaiserzeit  giebt  es 
zwei  monetae,  die  alte  auf  dem  Capitol,  die  kaiser- 
liche bei  S.  demente.  Drei  Münzgottinuen  schwe- 
ben völlig  in  der  Luft.  Dagegen  sehe  ich  nicht  ein, 
weshalb  man  nicht  an  drei  Fortunen  als  Verkäufe- 
i'innen  denken  könnte. 

Königsbei'g.  H.  Jordan. 


PHILOKTET  UND  AEACüS 

AUF  ZWEI  MÜNZEN  DES  K.  MÜNZKABINETS  IN  BERLIN. 


Philoktet  lässt  sich 
zum  ersten  Mal  mit 
Sicherheit  auf  einer 
Münze  mit  der  Auf- 
schrift AA  nachweisen, 
welche  Lamia  in  Thes- 
salien geliört.  Wird 
diese  Stadt  auch  nicht 
unter  den  vier  Ort- 
schaften der  thessali- 
schen  Landschaft  Ma- 
gnesia genannt,  deren 
Männer  Philoktet  führ- 
te (Ilias  II  71(3),  so  lag 
sie  doch   in    geringer 


Entfernung.  Sie  liat 
auch  nocii  andere 
Münzt}  pen,welciie  den 
Bogen  des  Herakles 
feiern,  wie  die  Erle- 
gung der  Stymphali- 
scheu  Vögel.  Ueber- 
haupt  sind  in  Thessa- 
lien Bogen  und  Köcher 
des  Herakles  häufige 
Typen,  eben  weil  der 
thessalische  Held  sie 
geerbt  hatte,  als  er  dem 
Herakles  den  Scheiter- 
haufen baute. 
11* 


80 


Philoktet  crliebt  hier  (Tafel  No.  1 )  mit  der  Ge- 
Ijärde  des  tiefen  Schmerzes  die  Rechte  bis  über  den 
spitzigen  Hut  welchen  er  auf  dem  Haupte  hat,  und 
stützt  sich  mit  der  Linken  auf  den  Felsboden,  auf 
welchem  er  sitzt.  Ob  das  Bein  etwa  mit  Binden 
umwunden  ist,  wie  oft  auf  Gemmen,  wo  er  es  mit 
einem  Fittich  kühlt,  lässt  sich  nicht  deutlich  erken- 
nen. Im  Felde  sieht  man,  gleichsam  aufgehängt, 
Bogen  und  Köcher.  So  klein  das  Köpfchen  auf  der 
Münze  selbst  ist,  erkennt  mau  doch  deutlich  die 
Magerkeit  des  Gesichts  und  den  leidenden  Aus- 
druck, wie  ihn  die  vergrölserte  Abbildung  der  Kehr- 
seite zeigt.  Freilich  noch  bewunderungswürdiger 
ist  die  Darstellung  auf  einer  Gemme  unsei*er  Samm- 
lung (Abth.  IV  No.  o4.^),  welche  zur  Vergleichung 
ebenfalls  vergröfsert,  hier  unter  No.  3  dargestellt  ist. 

Ein  unvollkommenes  Exemplar  einer  etwas  an- 
deren Münze  mit  demselben  Typus  und  AAMIEI2N 
hatte  Herr  Freiherr  von  Prokesch  in  diesen  Blättern 
1843  S.  147  No.  10  Tafel  IX  No.  2  publiciert.  So 
verschieden  von  der  unsrigen  auf  den  ersten  Blick 
diese  Abbildung  erscheinen  mag,  so  wird  doch  nie- 
mand der  beide  sorgfiiltig  und  ohne  Vorurtheil  ver- 
gleicht, bezweifeln  dass  es  beide  Mal  dieselbe  Vor- 
stellung ist.  Allein  dort  ist  neben  dem  am  Boden 
Sitzenden  eine  Keule  dargestellt,  welche  in  Wahr- 
heit nur  ein  Theil  des  Fufsbodens  ist;  mit  der  Rech- 
ten ergreift  er  dort  eine  Schlange  welche  sich  um 
eine  Säule  windet,  so  erschieu  Bogen  und  Köcher. 
Aber  tidtz  dieser  Undeutlichkeiten  nannte  Herr 
von  Prokesch  den  Mann  richtig  Philoktet.  Der 
Herausgeber  der  Zeitschiift  wandte  jedoch  in  einer 
Anmerkung  ein,  die  Keule  passe  nicht  zu  Philoktet, 
und  Herr  Professor  Wieseler  hat  dann  (ebenda  1844 
S.  253),  weil  er  die  Alibildung  für  richtig  halten 
niusste,  den  Mann:  Herakles  Ophiuchos  genannt,  eine 
Meinung,  welcher  sich  Herr  von  Prokesch  anschloss, 
als  er  die  Münze  nochmals  publicierte  (Abhandlun- 
gen der  Berliner  Akademie  184.")  S.  79).  Dass  es 
jedoch  wiiUlifh  Philoktet  ist,  lässt  unsere  Abbildung 
nicht  bezweifeln. 

So  lehrt  diese  Münze  wieder,  wie  sehr  die  Nu- 
mismatik und  die  Archäologie  Schaden  leiden,  wenn 
unvollkonnnene  Münzen  abgebildet  und  darauf  dann 


weitere  Schlüsse  gebaut  werden,  welche,  so  gelehrt 
und  vortrefflich  sie  an  sich  sein  mögen,  mit  ihrem 
unsicheren  Fundamente  fallen.  So  schwer  es  sein 
mag  neue  Typen  zurückzuhalten,  man  sollte  diese 
Entsagung,  wenn  die  Münzen  undeutlich  sind,  öfter 
üben  als  in  unseren  Tagen  geschieht. 

Ein  anderer,  hier  zum  ersten  Mal  vorkommen- 
der Münztypus:  Aeacus,  muss  leider  mit  dem  Ge- 
ständniss  publiciert  werden,  dass  sich  noch  nicht 
ermitteln  lässt,  wohin  die  Münze  gehört.  Sie  ist  in 
zwei  übereinstimmenden  Exemplaren  im  k.  Münz- 
kabinet.  Die  Kehrseite  zeigt,  in  unserer  Abbildung 
No.  2  ebenfalls  vergröfsert,  den  durch  die  Beischrift 
AIAKOC  beglaubigten  Todtenrichter  thronend;  der 
vor  ihm  stehende  eng  in  sein  Gewand  gewickelte 
ist  als  ein  Verstorbener  durch  den  Todesgenius  be- 
zeichnet, welcher  neben  ihm  auf  einem  Cippus  steht, 
in  der  hergebrachten  Weise  mit  gekreuzten  Beinen, 
auf  die  umgekehrte  Fackel  gestützt,  und  die  Rechte 
in  die  Hüfte  setzend. 

Auf  der  Vorderseite  beider  Exemplare  ist  der 
Stadtname  nicht  lesbar,  sondern  man  sieht  nur  den 
Anfang  der  Umschrift  CAB  •  ■  • ,  es  fehlen  wahr- 
scheinlich viele  folgende  Buchstaben,  der  Schluss 
scheint  . .  HTßN  i^u  sein ,  doch  sind  diese  vier 
Buchstaben  nicht  ganz  sicher.  Der  Kopf  ist  gewiss 
ein  Bildniss,  es  gleicht  jedoch  keinem  der  ersten 
Kaiser,  deren  Zeit  gleichwohl  die  Münze  anzugehö- 
ren scheint.  Beide  Exemplare  zeigen  einen  einge- 
schlagenen radäbnlichen  Stempel,  welcher  nicht  zum 
ursprünglichen  Typus  gehört. 

Bei  Aeacus  an  Aegina  zu  denken  liegt  nahe, 
auch  konmien  die  Münzen  aus  Athen.  Man  darf  aber 
doch  wohl  kaum  das  .  .  HTI2N  —  wenn  es  sicher 
ist  —  zu  AirtlNHTßN  ergänzen,  weil  erst  von 
Septimius  Severns  die  Kaisermünzen  der  Insel  be- 
ginnen, und  weil  keine  aul'ser  dem  Stadtnamen  eine 
Aufschrift  hat,  während  das  CAB  •  •  •  (^"ch  wohl 
einen  Beamtennamen  beginnt.  Vielleicht  finden  sich 
nun  in  anderen  Sammlungen  Exemplare  welche  die 
Aufschrift  der  Vorderseite  vollständiger  haben. 

Zwei  Niobiden  habe  ich  auf  einer  Münze  von 
Orchomenus  in  Boeotien  in  dieser  Zeitschrift  1864 
S.  13.-'.  Tafel  IS.'!  nachgewiesen.    Hier  ist  unter  No.  4 


81 


eine  unlängst  in  das  k.  Miinzkabinet  gelangte  Münze 
abgebildet  welche  denselben  Tyjjus  abweichend 
darstellt,    während    auch    hier  die  Vorderseite   die 

Ob   hier  neben 


knieend  schielsende  Artemis  zeigt. 


dem  niederstürzenden  Knaben  zu  EP   f'as  X  "flc" 
etwa  ein  Monog-ramm  steht,  lässt  sich  nicht  erkennen. 

J.  Friedl.ender. 


ATHENISCHES   SEPULCRALRELIEF. 

Hierzu  die  AhhiMung   Tüf.  49 


Im  Jahre  isiio  befand  sieh  unter  den  an  der 
Hadriansstoa  zu  Athen  gesammelten  Alterthümern 
ein  in  zehn  Stücke  zerbrochenes  und  auch  sonst 
arg  beschädigtes  Relief.  Pittakis  gab  auf  Befragen 
nur  an,  es  sei  in  Athen  selbst  gefunden  und  aus 
der  Demarchie  nach  der  Hadriansstoa  gebracht. 
Durch  Postolakkas  dankenswerthe  Vermittelung  er- 
langte ich  eine  von  Nikolaos  71't//c  angefertigte 
Zeichnung.  Sie  liegt  der  Lithographie  auf  Taf.  49 
zu  Grunde.  Trotz  ihrer  Treue  bleiben  beschreibende 
Angaben  unerlässlich,  da  die  sehr  starke  Zerstörung 
manche  Form  zweifelhaft  erscheinen  lassen  könnte, 
wenn  es  auch  so  schlimm  nicht  ist,  wie  der  zur 
Zeit  meiner  Anwesenheit  an  der  Hadriansstoa  wacht- 
habende Invalide  meinte,  dass  nämlich  gar  Nichts 
mehr  zu  erkennen  sei,  oder,  wie  er  sich  ausdrückte: 
..(.irjXE  avdQionriL  swai  firjTe  Cwa  /(/Jrs  rinoTS.''^ 

Der  Reliefstein  von  weifsem  Marmor  misst  in 
der  Höhe  0,65  M.,  in  der  Breite  1,05  — 1,10  M.  und 
in  der  Dicke  etwa  0,  I2M.  Die  Einrahmung  bildete 
nach  der  bei  Grab-  und  Votivreliefs  üblichen  Art 
auf  einem  Sockelstreifen  jederseits  ein  Pilaster, 
welche  wieder  oben  einen  Gebälkstreifen  trugen; 
links  ist  der  Stein  aber  abgestofsen;  Viel  fehlt  je- 
doch keinenfalls,  aufser  dem  Pilaster  schwerlich 
mehr  als  der  Raum  für  etwa  eine  oder  zwei  Figuren. 

Quer  über  das  ganze  Reliefbild  läuft  eine  lange 
gepolsterte  xlivrj,  deren  Gestell  von  einer  vorn  hän- 
genden Draperie  ganz  verdeckt  ist;  nur  ein  Fufs 
scheint  sichtbar  etwa  in  der  Mitte  der  ursprüng- 
lichen Reliefbreite.  Auf  der  Kline  ruhend  sind  zehn 
Gestalten  erhalten,  ganz  rechts  noch  hinreichend 
deutlich  Herakles  auf  untergebreitetem  Lüwenfell; 
Kopf  und  Tatzen  des  Fells  hängen  vorn  über  die 


Kline  herab.  Herakles  ist  vom  Rücken  zu  sehen; 
in  der  ausgestreckten  Linken  hält  er  den  Becher, 
den  rechten  Arm  hat  er  ausruhend  über  den  Kopf 
gelegt.  Sein  Gesicht  seheint  im  Profil  nach  links 
gesehen  zu  haben,  und  nur  hierin  weicht  die  Figur 
von  dem  auf  der  Albanischen  Marmorvase  und  der 
Albanischen  sog.  Apotheose  des  Herakles  wieder- 
holten Typus  ')  ab.  Zunächst  an  Herakles  reiht 
sich  ein  wie  alle  aufserdem  noch  übrigen  Figuren 
von  vorn  gesehener  Mann,  mit  dem  Himation  be- 
kleidet, welches  die  rechte  Brust  und  den  rechten 
Arm  frei  lässt.  Die  übrigen  acht  Figuren  sind 
weibliche;  darüber  erlaubt  die  bei  einigen  noch 
deutliche  Körperform,  bei  allen  die  Gewandung  kei- 
nen Zweifel.  Bei  einigen  von  ihnen  sind  noch  Ueber- 
reste  von  Gegenständen,  die  sie  hielten,  sichtbar 
geblieben  (bei  der  zweiten,  der  vierten,  fünften  und 
siebenten  von  links  gezählt),  aber  nur  ein  Mal  (bei 
der  fünften)  ist  darin  mit  einiger  Sicherheit  etwas 
Bestimmtes  und  zwar  ein  Saiteninstrument  zu  er- 
kennen (s.  die  Seitenansicht  desselben  in  halber 
Originalgröfse  auf  Taf  49  links  zur  Seite  der  Haupt- 
abbildung). 

Vor  der  Kline  sind  vier  der  üblichen  dreifül'si- 
gen  Tische,  die  Fülse  ans  Löwenkopf  und  -iufs 
gebildet,  aufgestellt,  mit  den  igayrjftara  bedeckt, 
deren  Einzelheiten  aber  zerstört  sind.  Am  Boden 
stehen  ganz  rechts  ein  Krater,  dann  neben  dem 
nächsten  Tische  vielleicht  eine  Cista,  neben  dem 
folgenden  Tische  ein  Scrinium  und  wieder  nelien 
dem  dann  folgenden  Tische  noch  ein  Mal  ein  Kra- 
ter.   Zwischen  diesen  Tischen  und  Geräthcn  bcsor- 

'j    Sti'plinni  iliT  liiisrulicnilf  Hciakles.   PiMcrsLiirger  .Miüdt'iiiiL'scIir. 
1854.   S.  12,')  u.  l'i'i  des  SqKiruUilidnicks. 


82 


geu  drei  Eroten  (die  Flügel  bei  allen  dreien  noch 
kenntlich)  die  Aufwartimg;  der  mittlere  und  der 
links  reichen  Etwas  zu  den  Frauen  hinauf.  Die 
Kline  ist  im  Freien  unter  Bäumen  aufgestellt,  die 
am  dichtesten  nach  dem  oberen  Ende  der  Tafel 
hin,  wo  Herakles  liegt,  zusammenstehen.  Fünf  Laub- 
bäume uud  zwei  Cypressen  sind  erhalten.  Um  die 
Kronen  der  Bäume  ')  schweben  vier  Knaben,  Eroten. 
Bei  dreien  ist  ein  umgeworfenes  Gewand  noch  sicht- 
bar; mehr  als  ein  Stück  davon  ist  von  dem  Knaben 
ganz  links  am  Rande  des  Bruches  überhaupt  nicht 
geblieben.  Hier  ist  die  Zerstörung  sehr  weitgehend; 
doch  steht  das  Angegebene  fest. 

Das  Ganze  stellt  also  eine  Mahlzeit  dar,  die 
schon  durch  den  Vorsitz  des  Herakles  und  die  Ero- 
tenschaar  der  Sphäre  der  Wirklichkeit  entrückt,  aber 
mit  Allem  ausgestattet  ist,  was  das  gesteigerte  Wohl- 
leben des  späteren  Alterthums  der  Phantasie  au  die 
Hand  gab,  ein  Platz  unter  schattigen  Bäumen,  mu- 
sische uud  littcrarische  Unterhaltung,  denen  das  In- 
strument wenigstens  der  eiuen  Frau  und  das  Scri- 
uium  am  Boden  dienen. 

Als  weitere  Erklärung  glaube  ich,  damit  we- 
nigstens die  Gesammtbedeutung  des  Picliefs  bezeich- 
nend, wiederholt^)  vermuthen  zu  dürfen,  dass  der 
Mann  nächst  Herakles  ein  Sterblicher,  ein  Gestor- 
bener ist,  dass  hier  also  eines  jener  seligen  Mahle 
im  Jenseits  dargestellt  ist,  welche  der  Todtencul- 
tus  ',)  des  späteren  Alterthums  —  und  römischer 
Zeit  wird  auch  dieses  Piclief  angehören  —  in  so 
grolser  Zahl  von  deu  Bildhauern  forderte.  Für  die 
lange  Reihe  hierher  gehöriger  Reliefs,  uuter  denen 
dieses  aber  an  Reicbthum  der  Darstellung  einzig 
dasteht,  hatten  bereits  einzelne  Aeltere,  dann  Vis- 
conti, tlieilweise  auch  Gerhard,  dann  Müller  und  der 
nie  zu  veraciitende  Letronne  die  richtige  Deutung 
gefunden,  welche  namentlich  von  Welcher")  noch 
ein  Mal  mit  Heftigkeit  verworfen,  endlich  von  Ste- 
])liani  ")  besonders  umfassend  aufs  Neue  begründet 

*)   Thcokiit   Eiilyll.    I.i,  l-.'lt  II. 

^)  Verbandliingi'n  der  -"i.  Vers,  ileulschcr  l'hilul.  n.  Scliulm.  in 
Heidelberg  S.  I.ill. 

<)    Vgl.   Apiilej.    Fli.r.    IV   n.  I '.1. 
»)   Alle  Denkiii.  II,  S.  281  11'. 
»]   a.  a.  0. 


wurde.  Ich  kann  dem  Letztern  zwar  nicht  in  Allem 
und  nicht  darin  folgen,  dass  ich  mit  ihm  eine  durch- 
greifende Scheidung  von  wirklichen  Grabreliefs  und 
andererseits  Auathemen  des  Todtencultus  vorneh- 
men ')  und  dann  unser  Relief  unter  die  Anatheme 
einreihen  sollte,  aber  die  gesammelten  Hülfsmittel 
zum  Verständnisse  des  athenischen  Reliefs  in  der 
angegebeneu  Weise  bietet  die  Arbeit  Stephaui's. 
Ich  will  sie  hier  nicht  ausschreiben. 

Wie  Horaz^)  vom  Augustus  es  ausmalt:  (Pollux 
et  Hercules),  quos  inier  Anguslus  recumbens  ptirpitreo 
bibit  ore  nectar,  so  stellt  unser  Relief  den  Verstor- 
benen, dessen  Andenken  es  galt,  beim  Mahle  an 
der  Seite  des  Herakles  dar,  dieses  Vorbildes  ver- 
klärter Sterblichen,  dessen  Seligkeit  schon  von  Al- 
ters her  gern  mit  Genuss  reicldichen  Mahles  ver- 
bunden gedacht  wurde  ').  Unter  den  Bäumen  fehlt 
die  Cypresse  (arbor  fnnebris),  wie  wir  sahen, 
nicht.  Eroten  schweben  umher  und  machen  die 
Diener,  wie  sie  gar  nicht  selten  auf  sichern  Grab- 
reliefs in  ganz  gleicher  Weise  erscheinen.  Ich  nenne 
nur  beispielsweise  den  Sarkophag  des  P.  Caecilius 
Vallianus  im  Lateranischen  Museum  '"). 

Es  bleiben  noch  die  Frauen  zu  erklären,  von 
denen  acht  erhalten  sind.  Mauches,  was  ich  nicht 
aufzuzählen  nöthig  habe,  könnte  an  die  Musen  er- 
innern ").  Vielleicht  sollte  aber  dem  mit  allem  Ge- 
nüsse ausgestatteten  Mahle  auch  nur  die  Frauen- 
gesellschaft nicht  fehlen,  und  ein  Relief,  wie  das 
bei  Montfaucon  (suppl.  III,  pl.  27.  s.  Stephan!  a.  a.  0. 
S.  57),  so  wie  andere,  auf  denen  zwei  oder  drei 
Frauen  neben  dem  Verstorbeneu  erscheinen  "),  dürf- 
ten dann  den  Uebergang  zu  der  noch  gröfseren  Uep- 
pigkeit  unseres  Reliefs  bilden.  Ich  lasse  hier  einige 
Unsicherheit. 

Die  etruskischen  Vorstellungen  von  Mahlzeiten, 
zu  denen  die  Todten  im  Jenseits  zugezogen  werden, 

')  Dagegen  sprach  nucli  Holländer  de  auaglypliis  sepulcraliluis 
grai'cis  qiiae  coenam  repraesentare  dicuntur.  Disscrl.  Herol.  IStl.'i. 
S.  12  ff. 

«)    Cann.   III.  3,  '.)  II. 

")    Siephani  a.  a.  0.   S.  l',).')IV.   über  Herakles  auf  llrabmalern. 

'")    licnndurf  ii.  Schilne  n.  481. 

")    Vgl.  Stephan!  a.  a.  0.  S.  42,   Anm.  2. 

")    Die   Lampe   bei   Passeri  III,   lav.  51  ? 


83 


sind  seit  Stephani's  Bcliandlung  derselben  besonders 
durch  die  sehr  ausführlichen  Malereien  des  Grabes 
Golini  bei  OiTieto  '^)  vermehrt.  Als  eine  \vichtig:e 
Vermehrung    der    entsprechenden   griechisch  -  römi- 

'^)    Coneslülpile  piUiire   iniirali   etc.     KirenzL'    ISIl.'). 


sehen  Darstellungen  kann  das  wenn  auch  noch  so 
schlecht  erhaltene  athenische  Relief  gelten,  durch 
dessen  Veröffentlichung  ich  endlich  eine  ^^tephani 
längst  gegebene  Zusage  erfülle. 

Wien.  A.  Conze. 


ZWEI  HERMENBILDNISSE  DER  SAPPHO. 

Hipmi   die  pliotogiMpliiscIie  Tafel   51). 


Ein  eigentliches  Porträtbildniss  der  Sappho,  in 
deren  Zeit  und  nach  dem  Leben  gearbeitet,  hat  sich 
bis  jetzt  nicht  gefunden,  es  steht  auch  kaum  eines 
zu  erwarten;  die  Standbilder  der  Dichterin  welclie 
Literaturzeugnisse  erwähnen,  ihre  Gestalten  auf  Re- 
liefs und  Vasenbildern,  ihre  Köpfe  und  Büsten,  wer- 
den sämmtlich  blofs  Porträte  geben  welche  zeigen, 
wie  sich  die  verschiedenen  Künstler  Sappho  gedacht 
haben.  Alle  solche  noch  vorhandenen  Bildnisse  müs- 
sen daher  nothwcndig  mehr  oder  minder  in  den 
Gesichtszügen  von  einander  abweichen,  sind  also 
hinsichtlich  ihres  künstlerischen  Werthcs,  blofs  je 
nach  dem  Grade  der  Vollkommenheit  zu  bemessen 
mit  welcher  es  dem  Bildner  gelungen  ist  entweder 
in  der  Situation  der  ganzen  Gestalt,  oder  in  den 
Zügen  des  Antlitzes  das  individuelle  Wesen  und 
den  Charaliter  auszuprägen,  welche  dem  Geiste  der 
Dichtungen  und  den  überlieferten  Lebensverhältnis- 
sen der  Sappho  am  meisten  entsprechen;  je  weni- 
ger dabei  in  solchem  Bilde  das  Individuelle  unter 
den  idealisirenden  Formen  verwischt  erscheint,  desto 
höher  wird  man  seinen  künstlerischen  Werth  achten 
dürfen. 

Das  Einzige  was  sich  vom  Aeusseren  der  Dich- 
terin auf  Münzen  und  in  Büsten  noch  treu  bewahrt 
habfen  mag,  wird  die  Tracht  des  Kopfes  und  Haares 
sein.  Das  schöne  Haar  der  Sappho  und  seine  eigen- 
thttniliche  Toilette,  konnte  sehr  wohl  in  der  Erin- 
nerung als  bezeichnend  für  sie  fortleben,  oder  es 
mochte  diese  Weise  es  zu  tragen,  als  die  den  my- 
tilenischen  Frauen  zu  Lebzeiten  der  Dichterin  eigen 
gewesene,  noch  bekannt  sein.  In  diesem  Punkte 
stimmen   die  meisten   Bildnisse    derselben   überein: 


sie  zeigen  die  Umhüllung  des  Kopfes  entweder  mit 
einer  schlichten  vollen  Haube,  oder  mit  der  kunst- 
voll umgebundenen  Opisthosphendone.  Bei  beiden 
ist  die  Fülle  des  Haares  nach  dem  Hinterhaupte 
gelegt  und  hier  gesammelt,  während  es  an  den 
Schläfen  nur  in  kleinen  Gruppen  unter  den  Hauben- 
bändern hervorsieht.  Mit  der  ersten  Art  Haube 
zeigen  ihren  Kopf,  schon  sehr  allgemein  idealisirt, 
die  mytilenischen  Erzmünzen  in  den  Exemplaren 
wo  er  nicht  bekränzt  ist;  aus  der  Haube  kömmt 
dann  auf  dem  Wirbel  des  Hinterkopfes,  ein  starker 
Flechtstrang  des  Haares  zum  Vorscheine,  der  über 
den  Schädel  hinweg  bis  an  die  Stirn  vorgelegt  ist 
nnd  hier  vom  Bande  der  Haube  festgehalten  wird. 
Eine  der  Münzen  in  der  Sammlung  des  Berliner 
Museums  welche  diese  Tracht  zeigen,  ist  in  dop- 
pelter natürlicher  Gröl'se  hier  photographisch  genau 
wiedei'gegeben:  eine  ändert  hat  0.  Jahn  ')  in  der 
schönen  Abhandlung  über  griechische  Dichterbilder 
mitgetheilt.  Dagegen  weicht  die  älteste  der  myti- 
lenischen Erzniünzen  ')  mit  der  Legende  4^An(c|))i2, 
bedeutend  von  diesen  ab,  indem  sie  stark  indin- 
duelle  Gesichtszüge  wiedergiebt:  die  Nase  ist  spitzer, 
der  Mund,  dessen  Winkel  sehr  tief  liegen,  bedeut- 
sam geformt  nnd  in  den  Lippen  sprechend  geöffnet, 
das  Auge  von  scharfem  und  lebendigem  Blicke,  die 
Halswurzel  uragiebt  der  Ansatz  des  Gewandes;  vor- 
nehmlich aber  findet  sich  weder  jene  Haube  noch 
der  Haarstrang  auf  dem  Schädel,  sondern  die  Masse 

')  Uehcr  Darstellungen  griecliisclier  Dicliler,  Taf.  8,  '.',  aci>  Jen 
Abliandl.   d.    Königl.   Sachs.   Gesellscli.   d.    Wiss      Leipi.  IHCil. 

")  Am  0.  0.  Taf.  H,  I  :  nacli  einem  Aljiirnclie  nnler  dem  kun- 
digen  Auge  von   .1.   Friedlaender  gezeichnet. 


84 


des  Haares  ist  auf  dem  Wirbel  hinten  gesammelt 
und  vdu  einem  Bandsysteme  festgehalten.  Das  Haar 
so  hinten  gesammelt,  kömmt  ebenfalls  vor,  auf  der 
als  Unicum  geltenden  Münze  der  Berliner  Samm- 
lung mit  dem  kitliarlialteudeu  Sitzbilde  und  der 
Namenslegende  ZA00il  0=  dann  auf  der  sehr 
späten  Münze  von  Eresos  *),  dem  Geburtsorte  der 
Dichterin:  eben  so  in  dem  Terracottarelief ')  wo 
Alkaios  vor  ihr  steht  und  an  ihre  Leier  fasst:  end- 
lich noch  mit  eineui  Bandsystem  am  Vorderhaupte 
vereint,  in  einem  Vasenbilde  wo  Y.AD.0D.  sitzend 
die  Rolle  ihrer  Gesänge  in  der  Linken  hält,  wäh- 
rend TAAAE)  die  Personification  der  unglücklichen 
Liebeserduldung  welche  den  Inhalt  dieser  Gesänge 
bildet,  heranschwebend  ihr  den  Kranz  reicht "). 
Selbst  noch  in  der  BoreU'schen  Terracotta  des  bri- 
tischen Museums  '),  wo  Kopf  und  Haar  der  sitzen- 
den Dichterin  vollständig  in  eine  formlose  Haube 
gehüllt  sind,  erkennt  man  immer  noch  das  hinten 
gesammelte  Haar.  Auf  den  mytilenischen  Münzen 
wo  ihr  Kopf  bekränzt  erscheint,  ist  weder  die  volle 
Haube  noch  die  Opisthosphendone  zu  seheu  ').  An- 
ders erscheint  ihr  Kopf  in  eineui  Vasenbilde  ')  wel- 
ches sie  vor  Alkaios  stehend  zeigt:  man  sieht  über 
der  Stirn  eine  niedrige  von  aufrechtstehenden  Blät- 
tern gebildete  Stephaue,   deren  Täuien  am  Hinter- 

')   A.  0.  0.  Taf.  8,  i. 

')    A.  o.  0.   Taf.  8,  5. 

»)    A.  0.  0.  Taf.  2,  •.>. 

»)    A.  0.  0.  Tüf.  1,  I. 

')    A.  a.  0.  Taf.  ■>,  1. 

')  Ein  sanz  kürzlich  hier  zum  Vorscheine  gekommener  Abguss 
eines  Sappbobopfes  von  etwas  über  halber  Lebensgröfse,  angeblich 
aus  Cussel ,  ähnelt  sehr  dem  Kupfe  auf  der  Münze  unserer  photu- 
graphischen  Bildtafel  und  allen  den  bei  Note  2  an;;ezogeuen  Münzen. 
Der  Schädel  ist  eben  so  wie  bei  diesen  nicht  durch  eine  Opistho- 
sphendone, sondern  mit  einer  vollen  Haube  (Kalyptra?)  verhüllt, 
welche  mit  zwei  schmalen  Bindebandern  kreuzweise  Überweg  und  um 
Stirn  und  Schlafen  befestigt  wird:  nur  auf  dem  Wirbel  des  Hinter- 
hauptes lasst  sie  die  Oeffnung  frei  durch  welche  der  kurze  Flecbt- 
strang  über  den  Schädel  hinweg  nach  der  Stirn  gelegt  ist,  wo  er 
von  dem  ringsum  gehenden  Stirnbande  festgehalten  wird.  Ueber  jedem 
Ohre  ist  in  die  Händer  ein  nach  vorn  zu  gerichteter  einzelner  l.orber- 
zweig,  kein  Kranz,  mit  ganz  kolossalen  Blättern  eingesteckt.  Die 
mit  Gewand  leicht  bedeckte  Brust  scheint  ihrer  Büstenform  wegen 
unbedingt  als  moderne  Ergänzung:  wie  viel  aufserdem  noch  an  dem 
Kopfe  modern  sein  mag,  wird  sich  wohl  ermitteln  lassen.  Näheres 
darüber  mitzutheilen   behalte  ich  mir  vor. 

»)   A.  a.  0.  Taf.  1,  i. 


haupte  zu  einer  grolsen  Schleife  verschlungen  sind 
und  mit  ihren  Zipfeln  dann  auf  die  Schultern  herab- 
hängen; hierbei  sind  jedoch  am  heinerkenswerthe- 
sten  die  zwei  gewellten  langen  Haarstränge,  welche 
hinter  den  Ohren  abgehen  und  sich  zu  beiden  Sei- 
ten des  Halses  vorn  über  die  Brüste  hinunterlegen: 
es  sind  das  dieselben  Haarstränge  welche  an  den 
beiden  Hermenbildnisseu  unserer  photographischen 
Tafel  wiederkehren. 

Die  Vergleichung  dieser  verschiedenen  Köpfe, 
mit  Berücksichtigung  dessen  was  vom  Leben  und  Cha- 
rakter der  Sappho  überliefert  wird,  hat  mich  in  einem 
lebensgrol'sen  bis  dahin  unbeuannten  Hermenkopfe 
aus  parischeut  Marmor  in  der  Sammlung  des  Ber- 
liner Museums  No.  148, '")  ein  Bildniss  der  Dichterin 
erkennen  lassen;  das  gleiche  Bildniss  au  einer  Dop- 
pelherme zu  Madrid,  gab  eine  Bestärkung  dieser 
Annahme.  In  den  Gesichtszügen  stimmt  der  Berliner 
Kopf  durchweg  mit  jenem  unter  Note  2  angezogenen 
Müuzbilde,  wo  das  Haar  auf  dem  Hinterhaupte  ge- 
sammelt liegt:  die  Anordnung  der  von  hinten  lang 
über  die  Hermenbrust  gelegten  Haarstränge,  hat  er 
mit  dem  Vasenbilde  in  Note  0  gemein.  Es  scheint 
dass  der  sonst,  wie  in  den  Münzen  bei  Note  1,  auf 
dem  Schädel  liegende  Flechtstrang  in  solche  zwei 
wellige  Stränge  aufgelöst  ist.  Der  Marmor  hat 
zwar  seine  ganze  Epidermis  verloren,  doch  ist  die- 
ser Verlust  überall  ein  so  gleichmälsiger,  dass  die 
Formenzüge  wohl  leise  abgeschwächt  sind,  nicht 
aber  in  ihrem  Ausdrucke  gelitten  haben:  nur  das 
tiefe  Bohrloch  jedes  Mundwinkels  ist  durch  Verwit- 
terung unverhältnissmäfsig  erweitert.  Stark  angegrif- 
fen und  in  ihren  feinen  Formen  zerstört,  sind  da- 
gegen die  Haarstränge  welche  über  die  Brust  herab- 
hängen, so  dass  sie  früher ' '),  wo  überdies  noch  eirfe 
dicke  Schmutzrinde  auf  ihnen  lag,  nur  für  Bänder 
der  Opisthosphendone  gehalten  werden  konnten;  erst 
nach  der  kürzlich  erfolgten  lieiniguug  des  Marmors 
zur  Abformung,  lielsen  sie  sich  alsHaarstränge  er- 
kennen, man  sieht  jetzt  deutlich  wie  jeder  von  bei- 

'")    Verzeichniss  der  Abgüsse    1871,  S.  476. 

")  Wie  das  auch  so  im  Verzeichnisse  von  1871  S.  477  angege- 
ben ist.  Abgüsse  des  Bildnisses  sind  jetzt  vom  Königlichen  Museum 
zu  bezieben. 


85 


den  in  zwei  dünnen  Strängen  besteht,  die  aus  dem 
langen  Haupthaar  genommen,  und  über  dem  Nacken 
unter  der  Opisthosphendone  zu  einem  Knoten  ver- 
schlungen wurden.  Ergänzt  sind  die  halben  Ohr- 
fliigel,  die  äul'serste  Spitze  der  Nase  und  des  Kinnes, 
ein  Theil  des  Lockenbusches  hinten  bis  zum  Band- 
streifen vor  ihm,  ein  Stlick  des  einen  frei  ali- 
stehenden  llaarstranges  im  Nacken;  die  Seliulter- 
seitcn  beide  sind  leider  gewaltsam  verscimitten  und 
abgerundet,  um  die  Brust  einem  modernen  kleinen 
Untersatze  anschlieCsbar  zu  machen,  wobei  man  auch 
die  Spitzen  der  Haarstränge  mit  hinweggenonimen 
hat,  doch  ist  die  untere  Kante  der  Hermenbrust 
vorn  deutlich  erkennbar  geblieben. 

Dieser  meisterhaft  und  mit  aller  Freiheit  ge- 
arbeitete Kopf  gehört  zu  den  schönsten  Bildnissen 
der  Berliner  Samndung,  er  kann  wohl  eine  Perle 
derselben  genannt  werden.  Das  Antlitz  ist  voll  in- 
nerlichen Lebens,  auch  zeigt  es  keinen  Anflug  von 
Idealem,  vielmehr  erinnert  es  bei  allem  Adel  der  For- 
men, überwiegend  noch  an  die  individuellen  Züge 
des  schönen  Modelies  welches  der  Bildner  vor  sich 
hatte.  Das  s|irechende  grofse  Auge  mit  der  auffal- 
lend breiten  Thränendrüse,  hat  einen  lebhaften  und 
fixirenden  Blick,  der  mit  den  bestimmt  geöffneten 
Lippen  des  Wundes  den  Ausdruck  gespannter  Auf- 
merksamkeit hervorbringt.  Hinsichtlich  der  acht 
künstlerisch  geordneten  Tracht  des  Kopfes,  kom- 
men dem  Bildnisse  nur  wenige  andere  gleich:  das 
lockige  Haar,  von  Stirnc  und  Schläfen  nach  hinten 
gelegt,  drängt  sich  hier  auf  drm  Wirlicl  zu  einem 
starken  Busche  kurzer  Locken  in  der  (Jpisthosphen- 
done  zusammen,  deren  eigenthümlich  geschlungene 
Bänder  durch  ihr  knappes  Anliegen  rings  um  den 
Kopf,  die  auffallend  edle  Bildung  des  Schädel- 
.  knochens  besonders  scharf  hervorheben.  Diese 
Kopftracht  ist  in  der  That  so  genial  benutzt,  dass 
man  glauben  könnte  der  Bildner  habe  auch  mit  ihr 
dem  Charakter  der  Künstlerin  des  prachtvollen  Stro- 
phenbaues entsprechen  wollen. 

Eine  Replik  iiiervon,  zugleich  mit  dem  Bild- 
nisse des  Pliaon  vereinigt,  giebt  die  aus  griechi- 
schem j\larmor  gearbeitete  Doppellierme  auf  der 
photographischen  Bildtafel.    Auch  dieses  Werk  lässt 

Archoulni;.  Zig.,  Jnlirg.ms  XXIX. 


sich  den  schönsten  Porträten  des  Altertiuunes  an  die 
Seite  stellen,  in  so  weit  es  die  rein  ideale  Auffas- 
sung der  Gesichtszüge  angeht:  dabei  ist  dasselbe 
wegen  seiner  seltenen  Vereinigung  der  Bildnisse 
eines  Gatten  mit  der  Gattin  vom  höchsten  Interesse. 
Hinsichtlich  der  Erhaltung  des  Marmors  übertritft 
es  das  Berliner  Werk:  nur  ..die  Nasenspitze  des 
Ko]ifes  links  vom  Beschauer,"  also  nun  der  Sap])ho, 
soll  nach  der  Angabe  ergänzt  sein.  In  dem  Ver- 
zeichnisse der  Sammlung  zu  Madrid  ")  wird  es  als 
„Doppelherme  zweier  griechischen  Frauen,"  vermu- 
thungswcise  der  „Sappho  und  Corinna"  angeführt, 
obwohl  der  eine  Kopf  ganz  in  die  Augen  springend 
ein  männliches  Antlitz  zeigt.  P^s  ist  Schade  dass 
über  den  materiellen  Zustand  eines  so  hervorsprin- 
genden Werkes,  in  diesem  Verzeichnisse  nichts  be- 
merkt wird,  auch  nicht  einmal  die  Inschriften  unter 
beiden  Köpfen  beachtet  sind:  sein  Zustand  lässt  sich 
daher  bloss  an  dem  Abgüsse  erkennen.  Dieser  zeigt 
nun  dass  beide  ursprünglich  aus  einem  einzigen 
Marmorblocke  gearbeiteten  Köpfe,  später  lothrecht 
aus  einander  gesägt,  dann  aber  wieder  zusammen- 
gefügt sind.  Der  Schnitt  zwischen  beiden  ist  noch 
deutlich  wahrnehmbar,  er  geht  an  den  Schulter- 
seiten mitten  durch  die  tiefen  viereckigen  Löcher 
in  welche  sonst  die  Zapfen  eingesetzt  waren  au 
denen  man  Kränze  und  Binden  aufhing:  diese  Löcher 
sind  bei  der  Wiedervereinigung  zugeflickt.  Eine 
solche  Trennung  in  zwei  Halbhermen,  wahrschein- 
lich für  die  Geschäfte  des  Kunsthandels,  kömmt  an 
Doppelhermen  sehr  häuflg  vor:  die  bekannte  Dop- 
pelherme des  Thukydides  und  Herodot  in  Neapel'^), 
giebt  eines  dieser  Beispiele  von  welchen  die  Ber- 
liner Sammlung  eine  ganze  Anzahl  aufweist'^).  Die 
Herme  scheint  in  einem  niedrigen  Uutei'satze  von 
Metall  zu  stehen,  au  welchem  sich  auf  den  Gesichts- 
seiten die  Namen  ZAIl^ß  mn'  f0)AnN,  klein  in 
guter  alter  Schriftform  befluden:  doch  sind  die  Buch- 

12)   E.  Hübner,   Die  onlilcen  Bildwerke  in  Madrid,  S.  lOn,  No.  I  4.S. 

")  Abguss  in  der  Rerliner  ^;inimlung  unler  No.  774  des  Ver- 
reiclinisses  von    IS7I. 

")  Nuclitrog  z.  Verzeicliniss  iler  Bildliüuerwerlie  1S67,  No.  992. 
994.  99j.  1009.  1010.  1011.  1018:  auch  die  schöne  Her;ililesherme 
No.  1012  war  so  behandelt,  wie  die  jetzige  Ergänzung  des  ganzen 
glatt  abgesiiglcn  Hinterhauptes  zeigt. 

12 


86 


Stäben  nicht  vertieft  wie  gewöhnlich  liei  Marmor 
und  Erz,  sondern  leise  erhaben  als  wenn  sie  von 
Silber  eingelegt  oder  in  die  Hohli'orm  vor  dem  Aus- 
gusse eingezeichnet  wären.  Wie  sich  das  verhalten 
mag  wird  nur  eine  sachkundige  Untersuchung  des 
Originales  aufklären  können.  Obwohl  die  Inschrift 
nach  meiner  Ansicht  die  richtigen  Namen  angiebt, 
kann  man  doch  sehr  wohl  von  ihrem  Zeugnisse  ab- 
sehen, indem  schon  das  ganze  Verhältniss  beider 
Köpfe  von  selbst  für  diese  Personen  als  Bild  und 
Gegenbild  spricht.  Denn  nicht  bloss  in  seiner  ju- 
gendlichen Schönheit  entspricht  der  männliche  Kopf 
einem  Phaon,  den  Aphrodite  nach  der  Sage  einst 
unter  Lattich  verborgen  und  durch  eine  Zaubersalbe 
zum  schönsten  aller  Männer  gemacht  haben  sollte, 
es  wird  auch  schwerlich  in  dem  blühenden  bart- 
losen Antlitz  desselben  ein  anderer  berühmter  Ly- 
riker zu  erkennen  sein,  den  man  der  Sappho  als 
Genossen  vereinigt  hätte.  Sein  ideales  Gesicht  ist 
schöner  als  das  der  Sappho:  das  reizend  gelockte 
Haar  umgiebt  eine  rund  gewundene  Tänie  deren 
Zipfel,  symmetrisch  den  fein  gewellten  Haarsträngen 
des  Gegenbildes,  hinter  den  Ohren  herabfallen  und 
vorn  auf  der  Hermenbrust  flach  aufliegen. 

Der  Sapphokopf  zeigt  neben  dem  Berliner  eine 
ganz  auffallende  Erscheinung.  Hinsichtlich  der  Kopf- 
tracht sind  beide  von  einer  Identität,  welche  sich 
bis  auf  die  kleinsten  Gruppen  und  Formen  des 
Haares  wie  der  Opisthosphendone  erstreckt,  so  dass 
nicht  allein  das  Hinterhaupt  auf  das  Genaueste  von 
dem  Berliner  Kopfe  ergänzt  wird ,  sondern  auch 
beide  wie  durch  Puncturen  von  einem  und  demsel- 


ben Urbilde  übertragen  aussehen.  In  den  Zügen 
des  Gesichtes  dagegen,  wenn  man  auch  die  schlecht 
ergänzte  Nase  aul'ser  Betracht  lässt,  weicht  er  von 
jenem  Kopfe  bedeutend  ab:  denn  diese  erscheinen  so 
ideal  verallgemeinert,  dass  alles  individuell  Porträt- 
ähnliche durchaus  unterdrückt  ist,  wie  dies  auf 
den  bei  Note  1  angezogenen  mjtilenischen  Münzen 
der  Fall  war.  Das  ist  allerdings  ein  Kunsträthsel 
für  dessen  Erklärung  nur  die  Vermuthung  übrig 
bleibt,  es  habe  der  IMeister  des  Berliner  Kopfes  auch 
eine  Doppelherme  gearbeitet,  von  welcher  diese 
Madrider  eine  von  anderer  Hand  übertragene  und 
in  den  Gesichtszügen  veränderte  Copie  sei. 

Ueber  die  Herkunft  der  Berliner  Hernie  ist 
nichts  weiter  bekannt,  sie  ging  aus  dem  krmigiichen 
Schlosse  zu  Berlin  in  das  Museum  über:  schon 
Tieck  verniuthete  im  Verzeichnisse  desselben  eine 
Dichterin  in  dem  Bildnisse.  Für  die  beigegebene 
Abbildung  der  Münze  habe  ich  die  photographi- 
sche Darstellung,  und  zwar  gleich  in  doppelter 
Gröl'se  aus  dem  Grunde  gewählt,  um  zu  zeigen 
wie  dieselbe  nicht  bloss  alle  Zeichnungen  auf 
Kupfer,  sondern  auch  jede  andere  mechanische 
Weise  der  bildlichen  Wiedergabe,  an  Treue  bei  wei- 
tem überwiege  und  ihr  vorzuziehen  sei:  sicher  wird 
sie  künftighin  für  die  Publication  von  Münzen  auch 
noch  deshalb  zu  wählen  sein,  weil  sie  bei  einer 
mathematischen  Genauigkeit  der  bildlichen  Darstel- 
lung, zugleich  eben  die  Vergröfserung  der  kleinsten 
Müuzhilder  und  des  zartesten  Gepräges  zulässt. 

Berlin.  K.  Bötticiier. 


DIE  MADRIDER  SAPrHÖHER:\IE. 


Gegenüber  dem  auf  der  vorhergehenden  Seite 
ausgesprochenen  Bedauern,  dass  in  meinem  Catalog 
der  antiken  Bildwerke  in  Madrid  iihci'  ..den  mate- 
riellen Zustand-*  der  fraglichen  Doppelherme  ..nichts 
bemerkt  sei,"  erlaube  ich  nur  zu  bemerken,  dass 
bei  dem  Umfang  der  in  kurzer  Zeit  in  Nebenstun- 
den hergestellten  Arbeit  die  Beschränkung  auf  das 


noth wendigste,  d.  h.  die  Angabe  der  Ergänzungen- 
und  der  hervorragenden  Beschädigungen,  ein  selbst- 
verständliches Gesetz  war.  Diesem  Gesetz  ist  durch 
die  Bemerkung,  dass  nur  die  Nasenspitze  des  einen 
Kojifes  neu  sei,  genügt.  Was  aber  den  ferneren 
Tadel  anlangt,  dass  ..nicht  einmal  die  Inschriften 
unter  beiden  Köpfeu  beachtet  seien",  so  erledigt  er 


87 


sich  sehr  eiufacb.  leb  habe  veranlasst  dui'ch  die 
bevorstehende  Veröt^'entlicliung-  der  Berliner  Büste 
sogleich  nach  Madrid  geschrieben,  um  zu  erfahren, 
ob  ich  die  Inschriften  übersehen  hätte:  denn  ein 
solches  Uebersehen  würde  allerdings  kein  günstiges 
Licht  auf  die  Zuverlässigkeit  meines  Catalogs  wer- 
fen, obgleich  es  immerhin  von  billigen  Beurtlicilern 
durch  die  dunkele  Aufstellung  und  die  scbwierigeu 
Umstände  bei  der  Abfassung  meiner  Notizen  hätte 
entschuldigt  werden  können,  llr.  Aureliano  Fer- 
nandez  Guerra,  einer  der  sorgfältigsten  jetzt  leben- 
den Gelehrten  in  Spanien,  schreibt  mir  unter  dem 
17.  April  d.  J.,  er  sei  im  Museum  gewesen,  habe 
die  von  mir  bezeichnete  Büste  genau  untersucht 
und  —  110  tieue  iii  unu  sola  letra  escrila,  no 
hay  tal  cosa  de  los  nombres  de  Saffo  y  Faoii. 
Dass  die  Schrift  des  hiesigen  Abgusses  modern  sei, 
habe  ich  nie  bezweifelt;  der  einzige  Umstand,  dass 
sie  erhaben  ist,  genügt  meiner  Ansicht  nach  dazu, 
sie  als  solche  zu  erkennen.  —  Den  Irrthum  in  Be- 
zug auf  das  Geschlecht  des  einen  Kopfes  muss  ich 
zugeben.  Ich  erinnere  mich  sehr  wohl,  darüber  mit 
Ed.  Gerhard  bei  der  Drucklegung  meines  Catalogs 


wiederholt  gesprochen  zu  haben.  Er  hielt  an  der 
Bezeichnung  Sajipbo  uud  Corinna,  die  ich  in  dem 
Catalog  ausdrücklich  als  von  ihm  herrührend  be- 
zeichnet habe,  fest,  und  ich  wagte  nicht  ihm  zu 
widersprechen,  habe  mich  aber  sehr  bald  selbst 
davon  überzeugt,  dass  der  Kopf  männlich  sei.  Der 
Berliner  Abguss  ist  nicht  ilurch  mich,  sondern  durch 
Gerhard  in  die  hiesige  Sammlung  gekommen.  Er 
wusste  nicht  genau,  woher  er  stamme,  meinte  aber 
sich  zu  erinnern,  dass  ihn  ein  Engländer  in  Kom 
besessen  habe.  Dort  wird  er  wohl  den  modernen 
Untersatz  mit  den  Inschriften  erhalten  habe.  Oder 
sollte  er  von  eiuem  anderen,  nicht  von  dem  Ma- 
drider Exemplar  genommen  sein?  Ich  habe  zwar 
keinen  Grund  zu  bezweifeln,  dass  der  Abguss  mit 
dem  Madrider  Original  vollkommen  übereinstimme 
(denn  die  Identität  beider  drängte  sich  mir  sofort, 
als  ich  den  Abguss  sah,  auf  und  ist  mir  von  spä- 
teren Besuchern  der  Madrider  Sammlung  bestätigt 
worden),  allein  ich  habe  sie  nicht  nebeneinander 
gesehen.  Die  Photograiihie  des  Abgusses  wird  jetzt 
eine  erneute  Vergleichung  erleichtern. 


E.  H 


UBNER. 


MISCELLEN    UND    BERICHTE. 


SITZUNGSBERICHTE. 


Rom.  Festsitzung  des  archäologischen 
Instituts.  Der  2!.  April,  der  GrUndungstag  Konis, 
ward  vom  archäologischen  Institut  in  üblicher  Weise 
mit  einer  Festsitzung  begangen.  Den  Saal  sclnnück- 
ten  farbige,  von  L.  Schulz  meisterhaft  ausgeführte 
Copien  der  Odyssee-Landschaften,  welche  im  Jahre 
1849  auf  dem  Esquilin  gefunden  Avurden  und  seit- 
dem in  einem  Zimmer  der  vaticanischen  Bibliothek 
ausgestellt  sind.  An  dieselben  knüpfte  der  Vortrag 
des  zweiten  Secretärs,  Hrn.  Heibig,  an.  Auf  das 
Zeuguiss  Vitruv's,  welcher  als  beliebten  Gegenstand 
der  Wandmalerei  der  antiqui,  unter  denen  die  Grie- 
chen nacli  Alexander  zu  verstehen  sind,   die  Wan- 


derungen des  Odysseus  (Ulixis  crratioiies  per  topia) 
anführt,  erklärte  der  Vortragende  die  vorliegenden 
Bilder  für  Nachbildungen  hellenistischer  Originale, 
angefertigt  in  den  letzten  Jahrzehnten  der  Republik 
oder  in  den  ersten  der  Kaiserzeit.  Ohne  auf  die 
Erklärung  der  einzelnen  Bilder  näher  einzugehen, 
machte  er  es  sich  zur  Aufgabe,  das  Verhältniss  der 
antiken  Landschaftsmalerei  zur  moderneu  kurz  zu 
entwickeln,  und  bezeichnete  als  besonders  charakte- 
ristisch für  die  erstere  die  organische  Entwickelung 
des  Terrains  und  die  stilvolle  Gestaltung  der  ein- 
zelnen Bestandtheile  desselben,  in  welchem  Punkte 
sie  mit  dem  Besten,    was   die  moderne  Zeit   biete, 

12* 


8S 


wetteifern  könne.  Während  dagegen  für  die  Mo- 
dernen das  Hauptmittel  zur  Charaiiteristik  der  Land- 
schaft die  Darstellung  atmosphärischer  Erscheinun- 
gen sei,  wiesen  die  erluiltenen  antiken  Bilder  keine 
Spur  einer  solchen  auf.  Der  Grund  davon  sei  nicht 
in  dem  Umstände  zu  suchen,  dass  uns  aus  dem 
Alterthum  nur  Frescobilder  erhalten  seien,  deren 
Technik  der  gedachten  Darstellungsweise  etwa  wi- 
derstrebt haben  könnte,  sondern  müsse  lediglich  in 
dem  Wesen  des  antiken  Geistes  gefunden  werden, 
welcher  mit  Verwerfung  alles  Verschwimnieuden  und 
Unklaren  eine  scharfe  Bestimmtheit  der  Form  er- 
heischte. Die  bei  Schriftstellern  erhaltenen  land- 
schaftlichen Schilderungen,  die  Armuth  der  classi- 
schen  Sprachen  zur  Bezeichnung  der  in  Rede  ste- 
henden Phänomene  bewiesen,  wie  wenig  Eindruck 
diese  auf  das  Gemüth  der  Alten  gemacht,  wie  wenig 
mithin  sie  künstlerisch  darzustellen  ein  Grund  vor- 
lag. Der  Charakter  der  antiken  Landschaftsmalerei 
sei  also  im  Gegensatz  zur  modernen  im  Wesentlichen 
ein  plastisch-topographischer.  Daher  wähle  dieselbe 
für  die  Aufnahme  einen  verhältnissmälsig  hohen 
Standpunkt,  von  welchem  aus  die  Gestaltung  des 
Terrains,  der  Zusammenhang  der  einzelnen  Theile 
klar  zu  überschauen  sei;  aus  dem  Vorwalten  des 
plastischen  Elements  erkläre  sich  auch  die  Thatsache, 
dass  wir  eine  grofse  Anzahl  monochromer  antiker 
Landschaften  besitzen,  in  welchen  auf  alle  ^\"irkung 
durch  die  Farbe  verzichtet  ist.  Die  ästhetische  Wür- 
digung der  antiken  und  modernen  Richtung  hinsicht- 
lich der  der  Landschaftsmalerei  gesetzten  Ziele  und 
Grenzen  behielt  sich  der  Vortragende  für  eine  an- 
dere Gelegenheit  vor. 

Der  erste  Secretär,  llr.  llenzen,  hatte  zum 
Gegenstand  seines  Vortrags  das  uralte  Collegium 
der  .\rvalbrüder  gewählt,  in  dessen  heiligem  Haine 
vor  einigen  Jahren  durcli  die  Freigebigkeit  Ihrer 
Majestäten  des  Kaisers  und  der  Kaiserin  von  Deutsch- 
land ermöglichte  Ausgrabungen  mit  bedeutsamen  Re- 
sultaten gemacht  worden  waren.  In  l'rüheren  Fest- 
sitzungen hatte  der  Vortragende  von  der  Organisation 
des  CoUegs,  von  seinem  ^lagister  und  Flamen,  von 
den  in  seinen  Acten  berichteten  historischen  That- 
eacben  gesprochen;  für  dies  Mal  beschränkte  er  sich 


darauf,  mit  Uebergehung  aller  der  den  Arvalen  mit 
anderen  Priesterschaften  gemeinsamen  Ceremonien, 
von  dem,  was  sich  in  ihren  Festen  und  Gebräuchen 
an  Alterthümlichkeiten  bewahrt  hat,  zu  handeln, 
unter  welchem  Gesichtspunkt,  aul'ser  den  Weihungen 
und  Entsühnungen  des  Haines,  nur  das  grofse  an 
drei  Tagen  des  Monats  Mai  gefeierte  Fest  und  von 
diesem  wiederum  nur  die  am  zweiten  Tage  im 
Haine  begangenen  Functionen  in  Betracht  kommen. 
Als  Beweis  für  das  hohe  Alterthum  des  CoUegs 
führte  der  Vortragende  in  der  Einleitung  die  That- 
sache an,  dass  die  Sage  seinen  Ursprung  über  Xuma 
und  die  Gründung  Roms  hinaus  auf  die  zwölf  Söhne 
der  Acca  Larentia,  der  Nährmutter  des  Romulus, 
zurückführt.  Die  Zwöll'zahl  blieb  beständig  in  Ge- 
brauch, und  wenn  auch  bei  den  Cultushandlungen 
selten  alle  zwölf  Mitglieder  zugegen  waren,  so  ha- 
ben wir  doch  aus  dem  Jahre  57  n.  Chr.  den  Bericht 
über  eine  Feier,  welcher  zwölf  Brüder  beiwohnten. 
Der  Xame  Fratres  an  sich,  der  im  römischen  Sa- 
cralwesen  sonst  nicht  wiederkehrt,  und  dessen  sich 
daher  die  christlichen  Genossenschaften  als  unter- 
scheidender Bezeichnung  bedienen  konnten,  bezeugt 
ferner  das  hohe  Alter  des  Collegs.  Das  Nämliche 
beweist  das  veränderliche  Datum  des  oben  erwähn- 
ten Festes,  welches  am  17.,  19.,  2Ö.  oder  27.,  29., 
oO.  Jlai  begangen  wurde  und  deshalb  jedesmal  vom 
Magister  angesagt  werden  musste.  Mommsen  hatte 
aus  dem  ihm  zu  Gebote  stehenden  ^laterial  die 
Regel  abgeleitet,  dass  die  Feier  in  den  gemeinen 
Jahren  des  vorjuliar.ischen  Kalenders  auf  den  27., 
29.,  .30.,  in  den  Schaltjahren  auf  den  17.,  19.,  20. 
gefallen  sei,  und  der  Vortragende  fand  diese  Regel 
durch  die  aus  den  neuen  Ausgrabungen  hinzuge- 
kommenen Acten  bestätigt,  da  von  29  nunmehr  be- 
kannten Fällen,  in  denen  wir  über  das  Fest  sichere 
Zeitangaben  besitzen,  24  zu  ihr  stimmen  und  nur 
fünf  von  ihr  sich  entfernen.  Unter  diesen  fünf  Fäl- 
len finden  sieh  vier,  in  denen  die  Jahre  nicht  die 
von  der  JMommsen'schen  Norm  geforderten  sind; 
doch  fallen  von  diesen  Jahren  drei  in  die  Zeit 
Neros,  das  vierte  ist  das  auf  dessen  Regierung  un- 
mittelbar folgende  Jahr  (jlt.  Ofl'enbar  hatte  Nero, 
der  wie  Domitian  das  Kalenderwesen  dadurch  mo- 


89 


dificirte,  dass  er  ciueu  Monat  iiafli  scinciii  Xanien 
benannte,  hinsichtlich  des  Datums  des  Arvalfestes 
eine  Veränderung  eing-ef(ihrt,  welche  im  Jahre  G9 
noch  fortbestand.  Der  fünfte  unter  Doniitian  in's 
Jahr  90  gehörende  Fall,  in  welciiem  ganz  neue 
Tage,  der  25.,  27.,  28.  Mai,  erscheinen,  steht  völlig 
isolirt  da  und  kann  nicht  weiter  in  Betracht  kom- 
men. Die  von  ]\Iomniseh  beobachtete  Thatsache  darf 
mithin  als  sicher  gelten,  und  für  nicht  minder  sieher 
hielt  der  Vortragende  den  von  Mommsen  für  die- 
selbe beigebrachten  Grund.  Ursprünglich  war  das 
Fest  auf  den  9-,  11.,  12.  der  Zwillinge  angesetzt, 
welche,  nach  dem  System  des  eudoxischen  Kalen- 
ders auf  Tage  des  späteren  bürgerlichen  Jahres 
reduciert,  genau  abwechselnd  den  17.,  19.,  20.  und 
27.,  29.,  30.  Mai  ergeben.  Somit  ist  die  Beweglich 
keit  des  Datums  ein  Zeugniss  für  den  frühen  Ur- 
sprung des  Arvalfestes. 

In  die  älteste  Zeit  gebt  das  ursprünglich  dem 
Mars,  später  der  Ceres  geweihte,  im  Monat  Mai  ge- 
feierte Fest  der  Ambarvalia  zurück,  dieses  aber  ist 
kein  anderes  als  das  von  den  Arvalen  begangene, 
wie  der  Vortragende  gegen  Marini,  Schwegler,  Mar- 
quardt,  Preller  nach  Mommsen's  Vorgange  aus  der 
Identität  von  Zeit  und  Ort  erwies,  indem  er  sich 
für  die  erstere  auf  ein  Martyrologium,  für  den  letz- 
teren auf  eine  Stelle  Strabo's  bezog.  Auch  die  Opfer 
sind  in  beiden  Festen  die  gleichen.  Der  dea  Dia, 
über  deren  Identität  mit  Ceres  kein  Zweifel  besteht, 
opferten  die  Arvalen  eine  Sau,  eine  Kuh  und  ein 
weibliches  Lamm,  was  genau  dem  ursprünglichen 
Ritus  der  Ambarvalia  entsiiricht,  an  welchem  ein 
Eber,  ein  Stier  und  ein  männliciies  Lamm  darge- 
bracht wurden.  Dass  nändich  weibliche  Opferthiere 
die  männlichen  ersetzten,  ward  nach  der  religiösen 
Sitte  der  Römer  uothwendig,  sobald  an  die  Stelle 
der  männlichen  Gottheit  eine  weibliche  trat.  Die 
Identität  beider  Feste  wird  endlich  durch  eine  Stelle 
des  Paulus  Diacouus  bewiesen,  sofern  man  nur  eine 
seit  dem  l(i.  Jahrhundert  vorgeschlagenene  und  ver- 
geblich angefochtene  Emendation  zuzulassen  sich 
nicht  sträubt.  Uebrigens  linden  sich  unter  den  Ge- 
bräuchen der  Arvalon  noch  Spuren  vom  Cultus  des 
Mars,    des  ursprünglichen  Gottes  der  Ambarvalien, 


in  dem  Hymnus,  welchen  die  Priester  zu  Ehren  des- 
selben sangen  und  dessen  Sprache  allein  ein  hin- 
längliches Zeugniss  für  das  iiohe  Alter  der  Institution 
abgeben  würde.  Ein  weiterer  Beweis  für  dasselbe 
ist  das  Verbot,  eiserne  Instrumente  in  dem  heiligen 
Hain  zu  verwenden,  dessen  Bedeutung  man  aus 
dem  von  Hrn.  Michele  de  Rossi  erwiesenen  Factum 
erkennt,  dass  in  ältester  Zeit  die  Bronze  das  für 
Cultusgeräthc  allein  zulässige  Metall  war.  Als  uralt 
erkannte  der  nämliche  de  Rossi  auch  die  bei  den 
Ausgrabungen  im  Arvalhain  zu  Tage  gekommenen 
Thongeschirre,  welche  an  das  simpuoiiim  Numac 
tngnimque  calinnm  bei  Juvenal  erinnerten,  wie  denn  ■ 
auch  von  den  ollae,  deren  in  den  Arvalacten  oft 
Erwähnung  geschieht,  vielfache  Reste  sich  gefunden 
haben. 

Von  der  wahrscheinlich  durch  Augustus  vor- 
genommenen  Reorganisation  des  ArvalcoUegs  zu 
reden  lag  aufserhalb  der  Grenzen,  welche  sich  der 
Vortragende  gesetzt,  und  sonnt  berührte  er  auch 
nicht  die  nach  jenem  Zeitpunkt  neu  hinzugekom- 
menen Cercmonien. 

Die  Sitzung  erfreute  sich  eines  zaidreicheu  Be- 
suchs. Graf  Tauflf'kirchen,  der  derzeitige  Vertreter 
Deutschlands,  war  durch  Unpässlichkeit  zu  erschei- 
nen verhindert  worden;  anwesend  war  dagegen  der 
Secretär  der  preufsischen  Gesandtschaft,  Hr.  v.  De- 
reuthall.  ^'on  Deutsidicu  waren  ferner  zugegen  die 
Herren  A.  v.  Keumont,  Gregorovius,  Professor  Gac- 
dechens;  von  Italienern  die  Herren  Gebrüder  de  Rossi, 
der  Rector  der  römischen  Universität  Tommasi,  Pro- 
fessor Lignana,  die  Patres  Bruzza  und  de  Vit.  — 

Berlin.  Archäologische  Gesellschaft. 
Sitzung  vom  4.  April.  Der  Vorsitzende  Hr.  Cur- 
tius  eröffnete  die  Sitzung  und  besprach  die  wich- 
tigsten der  neu  erschienenen  Schriften,  namentlich 
die  „Probleme  in  der  Geschichte  der  Vasenmalerei" 
von  H.  Brunn,  nach  dessen  Ansicht  die  Masse  der 
in  Etrurien  gefundenen  griechisciien  Vasen  nicht 
originale  Arbeiten  des  .5.  Jahrhunderts  v.  Chr.  sind, 
sondern  für  den  Export  gearbeitete  Kachahmungen 
des  3.  und  2.;  ferner  Urlichs"  ..Anfänge  der  grie- 
chischen Künstlergeschiehte,"  worin  alle  Gründe 
zusammengestellt  werden,   um   die   Brunn'sche  An- 


90 


sieht  7Ai  widerlegen,  dass  erst  um  Ol.  öO.  circa  5T(> 
V.  Chr.,  die  Anfänge  der  bildenden  Kunst  bei  den 
Oriechen  zu  setzen  seien;  sodann  Stnrk's  „Ueber- 
siclit  der  neuesten  Literatur  auf  dem  Gebiete  der 
antiken  Vasenkunde."  aus  den  Heidelberger  Jahr- 
büchern der  Literatur  und  endlich  Charles  Newton's 
Notiz  ..on  a  Elertnim  Slater  possiblt/  of  Eiikcsiis," 
nach  dem  Verfasser  eine  Tempelniünze  der  Artemis 
ndt  einer  sehr  merkwürdigen,  noch  unerklärten  In- 
schrift. —  Hr.  Hübner  legte  zuerst  den  Gold- 
fund von  Waldalgesheim  bei  Bingen,  ein  gol- 
dener Halsring  und  drei  ebenfalls  goldene  Armringe 
(zusammen  einen  Goldwerth  von  rund  40(J  Thlr.  re- 
präsentierend), der  Gesellschaft  zur  Ansicht  vor.  Der- 
selbe ist  von  Hrn.  Prof.  aus'ni  Weerth  in  Bonn, 
welcher  ihn  dem  Vortragenden  zur  Vorlage  in  der 
heutigen  Sitzung  anvertraut  hatte,  der  Wissenschaft 
erhalten  und  im  letzten  Winckehnaunsprograunu  des 
Vereins  von  Alterthumsfreuuden  im  Kheinlande  ge- 
lehrt erläutert  worden;  der  Freiherr  von  Diergardt 
hat  den  ganzen  Fund  (einschliefslich  einer  Anzahl 
von  Geräthen  und  Schmuckgegeuständcn  aus  Erz) 
gekauft  und  dem  genannten  Verein  zur  Aufbewah- 
rung übergeben,  bis  er  einem  Provinzialmuseuni 
einverleibt  werden  könne.  Hr.  Prof  aus'm  Weerth 
sucht  nachzuweisen,  dass  diese  und  ähnliche  Fuud- 
stücke,  deren  aus  der  dortigen  Gegend  schon  ziem- 
lich zahlreiche  bekannt  sind,  einer  einheimischen, 
aber  an  römische  und  griechische  Vorbilder  sich 
eng  anlehnenden  Technik  zuzuschreiben  seien.  Sie 
gehören  auf  alle  Fälle  spätestens  der  augustischen, 
vielleicht  einer  noch  älteren  Zeit  an.  —  Derselbe 
legte  sodaun  die  von  dem  hiesigen  Buchhändler 
Hrn.  ¥j.  Quaas  zur  Ansicht  eingesendeten  sehr  zahl- 
reichen Photographien  nach  den  berülimtesteu 
antiken  Kunstwerken  in  den  öffentlichen  Sammlun- 
gen zu  Florenz,  Rom  und  Nca]icl,  welche  in  seinen 
Verlag  übergegangen  sind,  vor.  Dieselben  geben 
Statuen,  Büsten  und  Reliefs  in  Marumr.  Bronzen, 
Gemälde,  Mosaiken  und  Vasen  in  zum  grofseu  Theil 
sehr  gelungener  AVeise  wieder.  Ferner  zeigte  der- 
selbe den  soeben  fertig  gewordenen  4.  Band  des  von 
der  hiesigen  Akademie  der  Wissenschaften  heraus- 
gegebenen Corjiiis  iiisrriptioiiinii  Laliininnn.  welcher 


die  von  Hrn.  Dr.  Zange  meist  er  in  Gotha  bear- 
beiteten gemalten  und  eingeritzten  Inschriften  der 
AVände  der  poinpejauischen  Häuser,  sowie  die  von 
Hrn.  Prof  Schöne  in  Halle  gesammelten  gemalten 
Aufschriften  auf  zur  Aufbewahrung  von  Flüssigkei- 
ten bestimmten  Thongefäfsen  enthält  und  sich  be- 
sonders durch  eine  stattliche  Anzahl  von  Facsimile- 
tafeln  auszeichnet.  Ueber  den  Werth  des  Bandes 
für  die  archäologische  Kenntniss  von  Pompeji  wird 
Hr.  Heydemann  später  noeli  ausführlich  berich- 
ten. —  Hr.  Hübner  besprach  sodann  drei  merk- 
würdige, zwar  schon  seit  längerer  Zeit  veröffent- 
lichte, unter  den  deutschen  Archäologen  aber  nur 
sehr  wenig  bekannte  Denkmäler  römischer  Kunst 
aus  England,  nämlich  erstens  eine  grol'se  viereckige 
silberne  Schüssel,  welche  in  flachem  Relief  die 
Gestalten  des  Apoll  und  der  Diana,  der  Minerva, 
der  Juno  und  Vesta  zeigt,  den  Gefäl'sen  des  Hildes- 
heimer  Fundes  zum  Theil  verwandt  (sie  ist  in  Cor- 
bridge  in  Northumlierland  gefunden  worden  und 
befindet  sich  im  Besitz  des  Herzogs  von  Northum- 
bcrland;  ein  schöner  neuer  Kupferstich  danach,  auf 
Kosten  des  Besitzers  hergestellt,  war  von  Hrn.  Bruce 
eingesendet  worden);  ferner  den  im  Jahre  1796  in 
Ribchester  in  Lancashire  gefundenen  und  jetzt  im 
Briftischen  Museum  befindlichen  ehernen  Helm  in 
Gestalt  eines  Mincrvenkopfes  mit  Kampfscenen  in  Re- 
lief (Townley,  der  ihn  besafs,  hat  ihn  in  den  Vehisla 
Mornimeiilo  ediert  und  mit  mystischer  Gelehrsamkeit 
erläutert);  endlich  die  zwei  Fufs  hohe  Bronze  Sta- 
tuette eines  jungen  Römers  in  Feldherrntracht, 
vielleicht  des  Britanniens,  früher  in  des  Earl  of 
As)i!)urnham  Besitz,  jetzt  im  Brittisclien  Jluseuni 
(ebenfalls  im  4.  Band  der  Vrlusta  Motiutin'iila  pu- 
bliciert).  Von  den  beiden  letztgeijaunten  Werken 
würden  Photographien  oder  Abgüsse  sehr  erwünscht 
sein.  —  Hr.  v.  Sallet  legte  einige  neue  Erschei- 
nungen der  numismatischen  Litteratur  vor: 
das  erste  Heft  des  in  Palermo  erscheinenden 
Werkes  von  Salinas  ../c  moiiclc  dcllc  anl'irhc  cillu 
di  Sirilki,"  welches  auf  120  Tafeln  die  Münzen  des 
alten  Siciliens  nebst  genauen  Beschreibungen  ent- 
halten wird;  ferner  den  zweiten  Band  der  in  Wien 
erscheinenden  ..numismatischen  Zeitschrift"  mit  Auf- 


91 


Sätzen  von  Prokes^eh- Osten,  Huber,  Friedlaender 
U.S.W.,  sowie  eine  kleine  Schrift  des  Vortragenden: 
..die  Künstlerinschriften  auf  griechischen  IMünzen," 
welche  ein  Supplement  zu  dem  bctreftcnden  Ab- 
schnitt in  Brunu's  Kiinstlerg-eschichte  bilden  soll.  — 
Hr.  Scholl  legte  eine  Anzahl  Photographien  von 
]\[onumenten,  Mosaiken,  Keliefs  u.  s.  w.  aus  Ka- 
venna  vor,  als  l'roben  eines  umfangreichen  Sammel- 
werkes von  Nachbildungen  aller  für  die  christliche 
Archäologie  irgend  wichtigen  Denkmäler  jener  Stadt, 
welches  ein  dortiger  Jlaler  und  Photograph  Kicci 
seit  langer  Zeit  vorbereitet  und  welches  auf  2— 300 
Blätter  berechnet,  an  Stelle  der  bisherigen  ungenü- 
genden Copien  ein  werthvoUes  Hülfsnüttcl  tür  die 
einschlagenden  Studien  zu  werden  verspricht.  Er 
knüpfte  daran  einige  Bemerkungen  über  den  Werth 
jener  Denkmäler  als  Kunstwerke,  die  sämmtlich 
einem  kurzen  Zeitraum  der  altchristlichen  Kunst, 
an  der  Grenzscheide  zwischen  Alterthum  und  Mittel- 
alter, angehören  und  zum  grofseu  Theil  datiert  sind; 
insbesondere  üljer  die  durch  den  reichen  Inhalt  ihrer 
Darstellungcü  aus  dem  Gebiete  der  heiligen  Ge- 
schichte und  christlichen  Sj^mbolik,  der  damaligen 
Kirehengeschichte  und  des  Palastlebens  ebenso  wie 
durch  ihre  Ausdehnung  kunstvolle  Technik  und 
Schönheit  vor  allen  ähnlichen  Arbeiten  in  Rom  und 
ünteritalien  ausgezeichneten  Mosaiken.  Besonde- 
ren Werth  erhalten  diese  Kunstwerke  Ravennas 
durch  ilire  durchgehende  Abhängigkeit  von  der  An- 
tike in  der  ganzen  .\usdrucks\veise  wie  in  den  ein- 
zelnen Fornieu  und  Motiven,  Personiticationen  ab- 
stracter  Begriffe,  directer  Verwendung  und  leichter 
Umbildung  antiker  Figuren  und  Typen,  wie  im 
Einzelnen  besonders  au  den  Elfenbeinreliefs  der 
Cathedra  des  Maximiauus  in  der  Sakristei  des  Do- 
mes ausgeführt  wurde.  Als  antike  Vorbilder  auch 
der  Mosaiken  erweisen  sich  nicht  sowohl  die  Wand- 
gemälde als  die  Werke  der  Plastik,  besonders  die 
Sarkophag-  und  Säulenreliefs,  wie  zahlreiche  gleich- 
artige Erscheinungen  aufser  Zweifel  stellen. 

Sitzung  vom  2.  Mai.  Hr.  PIü  bner  legte  zuerst 
die  neu  eingegangenen  Druckschriften  vor  ,  unter 
welchen  er  die  Jlittheiluugen  der  antiquarischen 
Gesellschaft  in  Zürich  sowie  einige  Abhandlungen 


des  Hrn.  Sehürmans  in  Lttttich  hervorhob.  —  Hr, 
Heydemann  besprach  den  grofsen  antiquarischen 
Werth  des  (schon  in  der  letzten  Sitzung  vorgeleg- 
ten) IV.  Bandes  des  Corpus  ius-rriplionum  lalinanint. 
welcher  —  Dank  dem  unermüdlichen  Flcil'se  und 
dem  scharfen  Auge  des  Dr.  0.  Zaugemeister  — 
die  erste  vollständige  Sannnlung  der  pompejanischen 
Wandinschriften  (ungefähr  MOOO  Xunnnern)  enthält 
und  uns  einen  anziehenden  Einblick  in  das  alltäg- 
liche Leben  und  Treiben,  Denken  und  Trachten  der 
Pompejaner  gewährt.  Nachdem  der  Referent  eine 
gedrängte  Uebersicht  der  reichen  Fülle  sowohl  der 
gemalten  als  der  eingeritzten  Inschriften  gegeben, 
machte  er  am  Schluss  noch  auf  die  dem  Bande  au- 
gehängten Amplioreninschriften  (No.  2251  —  2880) 
aufmerksam,  welche  Prof.  R.  Schöne  gesammelt 
und  abgeschrieben  hat,  sowie  auf  den  Plan  Pom- 
peji's,  den  genausten  und  besten,  welcher  bis  jetzt 
vorhanden  und  gleichfalls  dem  unverdrossenen  Fleils 
des  Di'.  Zangemeister  zu  verdanken  ist.  —  Hr.  Adler 
hielt  hierauf  einen  durch  Vorlage  von  Originalen, 
zahlreichen  Aquarellzeichnungen  und  anderen  Ab- 
bildungen unterstützten  Vortrag  über  Reste  helle- 
nischer und  tuskischer  Backsteinarchitec- 
tur.  Ausgehend  einerseits  von  der  bei  Pausanias 
erhaltenen  Nachricht  über  Byzes  und  Euergos,  die 
Erfinder  der  Marmorsäge  für  die  Herstellung  von 
marmornen  Regenziegeln  um  Ol.  50,  und  anderer- 
seits von  der  muthniarslichen  Zeit  des  Dibutades 
(oder  Butades)  etwa  Ol.  20,  welchem  eine  reichere 
Ausstattung  der  Ziegeldächer  (sei  es  mit  Löwen- 
masken an  den  Simen,  sei  es  mit  menschlichen 
Gesichtsmasken  an  den  Stirnziegeln)  zugeschrieben 
wird,  nahm  der  Vortragende  als  feststehend  an, 
dass  in  Hellas  die  l'em])ekiächer  schon  in  sehr  frü- 
her Zeit  bestimmte  Kunstformen  erhalten  hätten  und 
dass  mithin  der  Backsteinbau  des  Dachbaus  eine 
Vorstufe  für  den  Bau  des  Marmordaches  gewesen 
sei.  Die  Nachrichten  der  alten  Schriftsteller  viju 
Tempel-  und  anderen  Bauten  in  Backstein,  verbun- 
den mit  den  erhaltenen  Resten  der  Technik,  welche 
der  Vortragende  an  den  vorliegenden  Originalen 
näher  erläuterte,  zeigen  sogar  deutlich,  dass  der 
Backsteinbau    bei    reicher   malerischer  Behandlung 


00 


und  dadurcli  bedingter  Kostbarkeit  auch  sjiäter  noch 
in  hohen)  Ansehen  stand  und  grade  flir  Prachtbau- 
ten angewendet  wurde.  Von  Resten  des  Backstein- 
baues seien  bisher  bekannt  geworden:  Firstzieg'el 
aus  Aegina  (durch  Cockereirs  Notizen),  treffliche 
Platt-  und  Deckziegel,  Simen-  und  Balkenverkleiduu- 
gen  aus  Metapont  (durch  den  Herzog  von  Luyuesl, 
ein  Firstziegel  des  Asklepiostempels  zu  Phlius  (durch 
Michaelis),  aus  Syrakus  Catania  und  Cuniae  Stirn- 
ziegel und  Balkenbekleidungen  (ähnlich  denen  von 
Metapont),  niancherlei  Stücke  aus  sicilischen,  unter- 
italischen und  etrurischen  Fundstätten,  endlich  Reste 
aus  den  Gräbern  zu  Athen.  Die  hervorragendste 
Stelle  nehmen  die  aus  ziemlichen  Tiefen  älterer 
Schuttmassen  auf  der  Akropolis  zu  Athen  hervor- 
gezogenen und  jetzt  daselbst  aufbewahrten  Reste 
der  altathenischen  Backsteindächer  der  Burgtempel 
ein,  welche  schon  von  Ross  erwähnt,  theihveis  von 
Gerhard,  Laborde  und  Poppe  edirt,  auch  für  die 
Geschichte  der  Technik  von  hohem  Wcrthe  sind. 
Was  von  derartigen  Resten  in  den  öffentlichen  wie 
Privatmuseen  Athens  vorhanden  ist,  hat  der  Vor- 
tragende gesammelt  und  in  zahlreichen  nach  der 
Natur  gemachten  Aufnahmen  fixiert.  Hervorgeho- 
ben wurden  darunter  besonders  die  Reste  der  wahr- 
scheinlich dem  alten  Hekatompedon  zugehörigen 
Sinia,  sowie  der  einzige  maskenbesetzte  Stirnziegel, 
welchen  die  ältere  attische  Baukunst  bis  jetzt  über- 
haupt aufzuweisen  hat,  ein  Stiniziegel  mit  Gorgonen- 
ko}if,  wahrscheinlich  vom  alten  Erechtheion.  Auf 
kleinen  Reliefziegeln  aus  Athen  finden  sich  dagegen 
Symbole  der  Athene  und  Hera,  wie  die  Spindel. 
Maskenziegel,  meist  mit  haubenartiger  Umkleidung, 
seien  dagegen  in  Sicilien,  Unteritalien  und  Etrurien 
häufig,  wie  u.  a.  die  aus  Campanien  und  Apulien 
durch  Hellori's  und  Kdllcr's  Saniiiduugeu  in  das 
hiesige  Museum  gelangten  bekannten  und  zur  Stelle 
gebrachten  Exemplare  lehrten.  Die  letzten  zum  Theil 
sehr  Ubcrtriel)enen  Auswnclisc  dieser  Behandlung  des 
Stimziegels  zeigten  verschiedene  Ziegel  der  Cam- 
panaschen Sammlung  und  des  gregorianischen  Mu- 
seums, endlich  die  neuesten  Funde  von  Cäre,  von 
welchen  die  in  das  iiiesigc  Museum  gelangten  Stücke 
ausgestellt  waren.    Das  1.  Heft  der  Archäolog.  /.ei- 


tung  hat  eiii  bemerkenswertlies  Bcisjiiel  in  farbiger 
Ausführung  nach  des  Vortragenden  Zeichnung  ge- 
bracht (vgl.  Taf.  41).  Derselbe  verweilte  zuletzt  bei 
dem  Irrthum  Panofkas,  welcher  die  oft  an  den  Stirn- 
ziegeln hinten  angebrachten  Handhaben,  welche  das 
Sehwinden  beim  Brennen  zu  verhindern  bestimmt 
sind,  für  dazu  angebracht  hielt,  dass  die  Ziegel,  die 
er  für  Weihungen  nahm,  in  Festzügen  getragen 
werden  konnten;  eine  Annahme,  welche  sich  schon 
durch  das  grofse  Gewicht  einzelner  derselben  von 
selbst  verbiete.  Doch  seien  dieselben  allei-dings 
zuweilen  mit  Henkeln  versehen  gewesen  und  als 
Oscillen  aufgehängt  worden,  wie  erhaltene  Beispiele 
und  Darstellungen  auf  Ornamentenreliefs  von  Mar- 
mor zeigten.  Hr.  Adler  behielt  sich  vor,  auf  ein- 
zelne der  angeregten  Fragen  später  noch  ausführ- 
licher zurückzukommen.  —  Hr.  von  Rauch  legte 
eine  Auswahl  von  28  vorzüglich  erhaltenen  griechi- 
schen und  römischen  Münzen  seiner  Sammlung  in 
chronologischer  Ordnung  zur  Ansicht  vor,  nämlich 
von  Goldmünzen  drei  Doppelstater  von  Kyzicus,  von 
Tarent  und  von  Alexander  dem  Grol'sen ;  von  Silber 
die  älteste  athenische  Tetradrachme,  einen  atheni- 
schen Obolus  sowie  die  ungemein  kleinen  Haib- 
und Viertelobolen,  die  älteste  Didrachme  von  Ko- 
rinth,  zwei  dergleichen  von  Theben,  die  inuiisehe 
Silbermttnze  von  Panormus  mit  dem  Namen  Kar- 
thago"s,  eine  Münze  der  Königin  Philistis,  aus  Unter- 
italien die  Münzen  von  Posidonia  und  Kroton,  end- 
lich die  von  Myrrhina  und  Philipps  von  Macedonien; 
von  römischen  Münzen  in  Silber  den  ältesten  cani- 
panischen  Denar  (später  als  Doppeldenar  geltend) 
sowie  dessen  Hälfte,  einen  alten  vor  dem  zweiten 
puuischen  Krieg  geschlagenen  Denar,  den  Sesterz 
der  Republik;  in  Gold  das  iiO-,  40-  und  2(i-Sesterz- 
stück  eampanischer  Fabrik,  sowie  fünf  interessante 
Aurei  des  Augustus  (mit  der  Erinnerung  an  die  von 
den  Parthern  zurückerlangten  Feldzeichen  i,  des  Ves- 
pasian  (von  Trajan  restituiert),  des  Domitian  und 
der  Domitin,  des  Trajan  (mit  der  Darstellung  sei- 
nes Forums)  und  des  Hadrian  mit  der  Jahrzahl 
der  Stadt  874.  Der  Vortragende  knüpfte  daran 
Bemerkungen  über  Alter  und  Schönheit  der  Prä- 
gungen   und    über    die    ISestimniung    des    heutigen 


93 


Wertlies  der  Münze,  auf  Gnmd  von  in  der  hiesigen 
•  Münze  vorgenommenen  Schmelzungen,  welche  oft 
zu  ganz  anderen  Resultaten  geführt  hätten,  als  man 
sie  noch  in  den  neuesten  AVerken  über  die  alte  Ge- 
schichte finde.  —  Hr.  Curtius  legte  als  wichtige 
Bereicherung  der  archäologischen  Literatur  den  von 
Hrn.  Newton  verfassten  zweiten  Band  des  Catalogue 
of  tlie  Greek  aitd  Efniscan  vases  in  (he  British  Mu- 
seum vor,  der  die  Vasen  des  Jüngern  Stils  enthält, 
und  dann  als  besondere  Gruppe  die  künstlerisch 
so  reich  ausgestatteten  Gefäfse  aus  Cyrenaica,  von 
denen  hier  zuerst  eine  sorgfältige  Beschreibung  ge- 
geben ist.  Ein  dritter  Band  wird  die  Vasen  •  aus 
dem  griechischen  Jlutterland  und  dem  Archipelagus 
enthalten.  Dann  des  Staatraths  Becker  in  Dresden 
„Studie  über  die  Münzen  von  Aniorgos,"  wobei  u.  A. 
das  räthselhafte  Geräth  zur  Sprache  kommt,  in 
welchem  Hr.  Lambros  einen  Schröpfkopf  erkennen 
wollte.  Der  Referent  legte  aus  dem  Cabinet  Pour- 
tales-Gorgier  das  Relief  des  Arztes  lasou  vor,  wo  ein 
ähnlich  gestaltetes  Geräth  als  ein  in  den  Bädern  ge- 
bräuchlicher, beweglicher  Heizapparat  vorkommt  '). 
Ferner  lag  vor  von  Hrn.  J.  de  Witte  eine  kurze 
Notice  sur  Ed.  Gerhard,  die  elfte  Auflage  der  im 
k.  Museum  käuflichen  Gipsabgüsse  u.  A.  Endlich 
konnte  der  Vorsitzende  eine  Reihe  von  Mittheilun- 
gen aus  Athen  vorlegen,  welche  er  der  Güte  des 
Hrn.  Dr.  G.  Hirschfeld  verdankte,  und  zwar  1)  eine 
Beschreibung  nebst  Grundriss  des  im  vergangenen 
Herbst  aufgegrabenen  Wasserreservoirs  am  Lyka- 
bettos,  in  dessen  Nähe  ein  Frytanenverzeichniss 
gefunden  ist  aus  dem  Jahre  127  v.  Chr.;  2)  einen 
Bericht  über  die  neuen  Entdeckungen  von  Insciirif- 
ten  bei  der  Panagia  Pyrgiotissa,  darunter  auch  die 
Belobung  eines  ..Aufsehers  des  städtischen  Markts" 
n.  A.;  ;'.)  einen  Bericht  über  die  Auffindung  einer 
neuen  Gräberstätte  in  der  Ecke  zwischen  der  Pi- 
ränsstrafse  und  dem  Ludwigsplatze,  wo  ebenfalls 
Grabpfeilcr  an  ihrem  ursprünglichen  Standorte  ste- 
hend gefunden  worden.  Der  zuerst  aufgedeckte 
trägt  die  Namen  Onesinios,  Anthedon,  Glykera 
(vgl.  die  oben  S.  .")0  darüber  gegebene  Jlittheihuig). 

•)   Vgl.  dazu   Friedlaender's   Aufsatz  im   II.  Bande   der  Nunilsma- 
tisclien  Zeitschrift  von   Huber  und   Karabacok. 
Arclinolog.  Ztg.,  Jaliifiiif;  X.KIX. 


Von  besonderem  Interesse  waren  endlich  die  ein- 
gesendeten Photographien  von  den  grofsen  am  Pha- 
leros  gefundenen  Lekythen  (vgl.  Archäol.  Ztg.  1S70 
S.  IS)  und  die  Durchzeichnungen  der  ganz  alterthüm- 
lichen  Darstellungen,  wo  in  einer  Stilgattung,  die 
sonst  nur  Pflanzen,  Thiere  und  Ornamente  zeigt, 
auch  Menschengestalten  (Zweigespanne,  Ausstellung 
von  Todten,  Züge)  in  einer  von  aller  Naturwahrheit 
entfernten  schematischen  Form  vorkommen. 

Sitzung  vom  C  Juni.  Hr.  Curtius  eröffnete  die 
Sitzung  mit  Mittheilung  von  neuen  Briefen  des  Hrn. 
Dr.  G.  Hirschfeld  in  Athen,  welcher  über  dortige 
Grabungen  berichtet.  Durch  Auffindung  solcher 
Plätze,  wo  man  vier  bis  fünf  Schichten  wohl  erhal- 
tener Gräber  nachweisen  kann,  wird  es  möglich, 
für  den  Kunstzweig  attischer  Gefäfsmalerei  chrono- 
logische Anhaltspunkte  zu  gewinnen.  Es  lagen  auch 
diesmal  Durchzeichnungen  von  Vasen  vor,  welche 
nur  in  der  untersten  Gräberschicht  gefunden  wer- 
den, unvemiengt  mit  anderen  Stilarten,  aber  mit 
Gold-  und  Silbersacben,  die  in  späteren  Perioden 
nicht  vorkommen;  namentlich  die  Durchzeichnung 
einer  Schitfsdarstellung,  welche  Anlass  gab,  die 
Photographie  eines  Steins  aus  Pesaro  vorzulegen, 
auf  dessen  drei  Seiten  Schiffe  und  Schiffsmanuschaf- 
ten  eingeritzt  sind.  Dann  legte  der  Vorsitzende  den 
neuen,  diesmal  besonders  reich  ausgestatteten  Band 
der  Annali  und  Monumenti  des  römischen  archäo- 
logischen Instituts  vor  und  besprach  insbesondere 
den  wichtigen  Aufsatz  von  Brunn  über  die  Statuen 
des  Attalos  auf  der  Akropolis  und  die  Publication 
der  Wandgemälde  aus  den  Gräbern  von  Corueto 
durch  Heibig.  —  Hr.  Wittich  hielt  hierauf  einen 
Vortrag  über  die  Mafse  des  Parthenon  und  beleuch- 
tete dabei  die  bis  in  die  neueste  Zeit  zu  Tage  ge- 
kommene Ansicht,  nach  welcher  es  ein  directes 
Zeugiiiss  dafür,  dass  der  vorpersische  Parthenon  ein 
Hekatompedos  gewesen  sei,  nicht  gäbe.  Der  Vor- 
tragende bemerkte,  dass,  wenn  der  monumentale 
Beweis  dafür  vermisst  wurde,  sich  die  Schuld  niclit 
auf  Rechnung  der  Perser  setzen  und  ebensowenig 
den  bei  der  Wiedererbauung  des  Parthenon  statt- 
gefundenen Veränderungen  wie  den  Eiuwirkungeu 
eines  mehr  als  zweitauseudjährigen  Zeitabschnittes 

13 


94 


zuschreiben  liefse;  indem  geltend  gemacht  wurde, 
dass  die  Perser  den  ganzen  (Stereobat-)  Unterbau 
des  Tempels  unzerstört  gelassen,  dass  demselben 
von  den  Baumeistern  des  Perililes  nur  ein  Ausatz 
angefügt  worden  sei,  bei  welchem  die  vollständige 
Breite  des  alten  Unterbaus  deutlich  zu  erkennen 
geblieben  wäre,  was  auch  noch  jetzt  der  Fall  sei. 
Dass  in  diesem  von  Penrose  bereits  vor  20  Jahren 
genau  gemessenen  Monumente  das  (verloren  ge- 
glaubte) Zeugniss  nicht  gesehen  würde,  sei  so  we- 
nig zu  verwundern,  als  dass  Stuart  in  dem  noch 
vorhandenen  Poliastempel  der  Burg  den  im  Jahr 
40'J  V.  Chr.  noch  im  Bau  begriftenen  Tempel  der 
alten  Urkunde  nicht  erkannte.  Der  Grund  davon 
sei,  dass  von  den  beiden  einst  in  Hellas  gebrauch- 
ten Malsen  der  sogenannte  mäfsige  Fufs  allein  in 
Betracht  gezogen  und  irrthümlich  für  den  im  hel- 
lenischen Bauwesen  üblichen  gehalten  worden  sei; 
es  beruhe  dies  aber  auf  seiner  Nichtunterscheidung 
von  dem  sa mischen  Fufs,  mit  dem  er  deshalb 
nur  allzuoft  verwechselt  werde.  In  Attika  fänden 
Beispiele  von  100  sami sehe  Fufs  langen  Tempeln 
sich  mehrfach  vor,  wie  zu  Khamnus  der  Tempel 
der  Nemesis  und  zu  Athen  das  Theseion:  eiu  ganz 
eben  solches  Plethron  weise  der  vorpersiscbe  Par- 
thenon aber  in  seiner  Breite  des  Unterbaus,  als 
sicheres  Merkzeichen  seines  Charakters  als  Heka- 
tompedos  auf.  Dass  hingegen  an  dem  periklei'schen 
Parthenon  das  Plethron  seinen  Ausdruck  in  mäfsi- 
gem  =  attischem  Mals  gefunden  habe,  könne  nicht 
anders  als  eine  durch  besondere  Umstände  bei  die- 
sem Bau  herbeigeführte  Ausnahme  angesehen  wer- 
den, wenn  man  die  Totalität  des  reichgegliederten 
Monuments  und  nicht  nur  eine  einzige  Dimension 
desselben  in's  Auge  fasse.  —  Hr.  Heydemann 
legte  zuerst  das  Buch  des  Prof.  Ad.  Michaelis  in 
Tübingen  über  den  Parthenon  vor,  welches,  so- 
eben in  Leipzig  erschienen  und  dem  Andenken  Otto 
Jahn's  gewidmet,  aus  einem  Atlas  (lö  Tafeln  Folio) 
nebst  Textheft  (XVI  und  870  Seiten  mit  einer  Hilfs- 
tafel; 8.)  besteht  und  mit  seltener  Vollständigkeit, 
gröfster  Genauigkeit  und  mustergilligem  Fleilse  ein 
langersehntes  Kcpertorium  des  massenhaften  Mate- 
rials giebt,   welches  der  Parthenon  in  den  Resten 


seiner  Architectur  und  seiner  Sculpturen  sowie  in 
seinen  mannigfachen  späteren  Schicksalen  und  deiv 
auf  ihn  bezüglichen  Inschriften  dem  Studium  dar- 
bietet —  eiu  Material,  welches,  hier  und  da  in  Mu- 
seen und  Büchern  zerstreut,  bis  jetzt  einer  voll- 
ständigen kritischen  Vereinigung  und  Herausgabe 
entbehrte.  Der  Referent  gab  eine  gedrängte  Ueber- 
sicht  des  reichen  Inhalts  und  wies  auf  den  künst- 
lerischen Grundgedanken  des  Phidias  hin,  den  Mi-  ' 
chaelis  aus'  dem  bildlichen  Schmuck  der  Statue  und 
des  Tempels  der  Parthenos  sehr  fein  entwickelt  und 
darlegt,  sowie  in  Kürze  auf  einige  Ergebnisse  in 
der- Erklärung  der  .Metopen,  der  Giebelgruppen  und 
des  Frieses,  bei  denen  der  Verfasser  (ebenso  wie 
der  Eeferent)  sich  mehrere  Male  in  Widerspruch 
gegen  Bötticher's  Hypothesen  befindet.  So  z.  B.  — 
nur  dies  Eine  hob  der  Referent  hervor  —  in  Bezug 
auf  die  Versetzung  des  erhaltenen  Niketorso  in  den 
westlichen  Giebel,  welche  Bötticher  bei  der  Auf- 
stellung der  Abgüsse  im  hiesigen  Museum  vorge- 
nommen (vgl.  arch.  Ztg.  1870  S.  GO,  2)  hat,  was 
mit  der  Zeichnung  Carrey's  in  otfenbarem  Wider- 
spruch steht.  In  der  sich  daran  knüpfenden  Dis- 
cussion  sprach  sich  Prof  Curtius  für  die  Bötticher- 
sche  Ansicht  aus,  während  andere  Mitglieder  dagegen 
stimmten.  —  Dann  legte  der  Vortragende  drei  Vasen- 
zeichnungen (Raub  der  Europa;  lason  vor  Aietes; 
Familiensceue)  vor,  welche  er  der  Güte  seines  Freun- 
des Giovanni  Jatta  in  Ruvo  verdankt;  genaue  Be- 
schreibungen erfolgen  in  der  Arch.  Ztg.  187 1.  — 
Zum  Schluss  sprach  der  Ref.  über  Darstellungen 
von  Windgöttern  bei  Schriftstellern  und  auf  Kunst- 
werken und  legte  eine  Reihe  von  Jlonumenten  vor, 
auf  denen  dieseliicn  als  blasende  Köpfe,  ähnlich 
dem  bekannten  Wappen  der  Familie  Braschi,  dar- 
gestellt sind.  —  Hr.  Hübner  legte  noch  kurz  das 
soeben  erschienene  erste  Heft  der  archäologischen 
Zeitung  sowie  den  zweiten  Band  des  Lapklarium 
septenlrioiiale  von  Dr.  Hiuce  in  Xewcastle  vor,  in 
welchem  sich  sehr  schöne  Facsimileabbildungen  der 
drei  in  England  gefundenen  und  im  l>rittischen  Mu- 
seum aufbewahrten  .Militärdiplomc  betindeu;  die  Her- 
stellung derselben  wird  der  Munificenz  des  Herzogs 
von   Ndrthnmberland    verdankt.     .\uch    sprach   der- 


95 


selbe   im  Naaieu   der  Gesellschaft   den   öfFentliclieu 
Dank  derselben  aus  für  die  ilir  übersendeten  Sclirif- 


ten   der  Altertbumsvereine   zu  Ulm   und  Wiesba- 
den aus. 


DIE  FÄLSCHUNG  DER  NENNIGER  INSCHRIFTEN 
von  Ernst  aus'm  Weerth. 

(Aus  den  Jalirbiichern  des  Vereins  von   AllerthumsfursrluTn   im   Hlieinlund  Heft  XLIX,   1870.) 

Bonn  1S70,  56  S.  8. 


Dass  die  sämmtlicben  bisher  aus  den  Resten 
der  schönen  römischen  Villa  bei  Nennig  zu  Tage 
geförderten  Inschriften,  auf  die  Wände  gemalte  wie 
in  Stein  gehauene,  Fälschungen  seien,  ist  von  allen 
Sachverständigen  von  ihrem  ersten  Erscheinen  an 
mit  einer  so  unglaublich  ungeschickten  Productioneu 
gegenüber  natürlichen  Einstimmigkeit  behauptet  wor- 
den, und  bei  dieser  Ansicht  wird  die  Wissenschaft, 
trotz  aller  von  Seiten  einiger  Localantiquare  ver- 
suchter Widerlegungen,  Drohungen  und  Einschüch- 
terungen ohne  allen  Zweifel  beharren  ').  Mithin 
könnte  jedes  Wort,  welches  noch  ferner  über  die 
abgethane  Saclie  gesprochen  wird,  als  überflüssig 
erseheinen.  Die  Angelegenheit  bat  aber  durch  die 
sonderbare  Taktik  ihrer  Vertheidiger  eine  über  den 
engen  Kreis  der  Wissenschaft  hinausgehende  Bedeu- 
tung erlangt;  und  für  deu  weiteren  Kreis,  welcher 
sich  für  die  Streitfrage  interessiert,  ohne  das  Gewicht 
rein  wissenschaftlicher  Argumente  gehörig  würdigen 
zu  können,  hat  sich  der  Verfasser  der  obengenann- 
ten Schrift  einer  sehr  dankenswerthen  Mühwaltung 
unterzogen.  Er  hat  nämlicii  vor  anderthalb  Jahren, 
in  der  Zeit  vom  11.  October  bis  27.  November  18G9, 
in  anitliclieni  Auftrag  in  Nennig  eine  genaue  Prü- 
fung des  Thatbestandes  der  Ausgrabungen  so  wie 
der  sämmtlichen  darauf  bezüglichen  amtlichen  und 
nichtamtlichen  bisher  noch  nicht  veröffentlichten 
Schriftstücke  vorgenommen.  Das  in  der  Hauptsache 
mit  Sicherheit  vorauszusehende,  im  einzelnen  aber 

')  Die  beiden  einzigen  imler  den  Veiilieidigern  der  Aeclillicit, 
welclie  überhaupt  von  laleiniscben  Insciiriflen  etwas  verstanden  oder 
zu  verstehen  meinten,  Janssen  in  Leiden  (welcher  freilich  die  no- 
torisch modernen  Stücke  der  Leidener  Sammlung,  der  er  vorstand, 
für  acht  gehallen  hat)  und  Klein  in  Mainz,  sind  beide  jüngst  ver- 
storben. Wir  wissen  nicht,  ob  sie  ihre  Ansicht  bis  zuletzt  festgehal- 
ten haben;  es  ändert  das  aber  an  der  Sache  durchaus  nichts. 


vielfach  überraschende  Resultat  dieser  halb  antiqua- 
rischen halb  juristischen  Untersuchung  enthält  die 
bezeichnete  Schrift.  Der  Vf.  ist  dabei  mit  aller 
möglichen  Unparteilichkeit  zu  Werke  gegangen;  er 
hat  an  Ort  und  Stelle  einem  derjenigen  Laien,  welche 
die  Aechtheit  der  Inschriften  oder  vielmehr  wohl  die 
materielle  Unmöglichkeit  ihrer  Fälschung  für  erwie- 
sen hielten,  dem  Hrn.  von  Salis,  jede  Gelegen- 
heit geboten,  sich  mit  ihm  von  der  wirklichen  Sach- 
lage zu  überzeugen. 

Er  begann,  in  vollständiger  Kenutuiss  aller 
frülier  an  jenem  Ort  gemachten  Entdeckungen,  da- 
mit, die  von  dem  Hrn.  Schaff  er  verfassten  archi- 
tectouischen  Pläne  aller  von  ihm  im  Auftrag  der 
Regierung  geleiteten  Ausgrabungen  nebst  den  dazu 
gehörigen  Beschreibungen  angesichts  der  oflfeuliegen- 
den  Reste  und  im  Vergleich  mit  deu  unabhänsi» 
von  deu  Schtfer'schen  gemachten  Authahmen  des 
Regierungsbauraths  Seyffarth  zu  prüfen.  Hierbei 
stellte  sich  heraus,  dass  Schäßer's  Arbeiten  durch- 
aus unzuverlässig  sind.  Die  sehr  sorgfältige  Seyf- 
farth'sche  Aufnahme  enthielt  nur  das,  was  der  Auf- 
nehmende selbst  gesehen  hatte,  und  das  war  weit 
weniger,  als  das  von  Schäffer  verzeichnete.  Hr. 
aus'm  Weerth  liefs  sofort  alles,  was  der  Schätfer'sche 
Plan  mehr  als  der  Seyffarth'sche  enthielt,  auf's  neue 
aufgraben.  Das  Gesuchte  aber  „war  entweder 
gar  nicht  vorhanden  oder  durchaus  anders 
als  angegeben"  (S.  7).  Mit  den  beschreibendeu 
Beilagen  des  Hrn.  Schäffer  verhielt  es  sich  ebenso; 
sie  entbehrten  „au  vielen  Stellen  der  thatsächlichcn 
Wahrheit."  Sobald  die  Ausgrabung  vollendet  und 
die  „schon  lange  druckbereite"  (S.  7)  Arbeit 
des  Hrn.  von  Wilmowsky  ül)er  die  Nenniger  Villa, 
welche  sich   an  dessen  frühere  Publicatiouen   über 

13* 


96 


das  grofse  Gladiatorenniosaik  und  die  Inschriften  an- 
schliefsen  soll,  erschienen  ist,  wird  Hr.  aus'm  Weerth 
die  Belege  hierfür  veröffentlichen  (S.  31). 

Ein  ganz  ähnliches  Eesultat  ergab  die  Unter- 
suchung über  die  von  Schäft'er  entdeckten  Malereien, 
welche  laut  seinen  in  den  Akten  der  Regierung  zu 
Trier  befindlichen  Berichten  und  den  sorgfältig  colo- 
rierten  Copieen  aus  sechs  verschiedenen  grofseu  und 
kleinen  Wanddecorationen  bestehen,  von  denen  jedoch 
keine  einzige  im  Original  aufbewahrt  worden  ist.  Hr. 
aus'm  Weerth  stellt  fest,  dass  bis  auf  ein  einziges  Was- 
serbecken, auf  welches  nachträglich  eine  der  Inschrif- 
ten von  Schäffer  aufgemalt  worden  ist,  keine  dieser 
Malereien  überhaupt  jemals  anderswo  als  in  der 
Phantasie  Schäfter's  existiert  hat  (S.  12).  Eine  sorg- 
fältige chemische  Analyse  der  gemalten  Inschriften, 
angestellt  von  dem  Chemiker  Kekule  in  Bonn, 
ergiebt,  dass  dieselben  mit  einer  von  chinesischer 
Tusche  kaum  zu  unterscheidenden  Masse  auf  den 
alten  Verputz  aufgetragen  worden  sind  (S.  15—18). 
Und  zwar  ist  dies  mit  einer  Schablone  geschehen, 
wie  längst  von  den  Kennern  alter  Schrift  vermuthet 
worden  war;  nur  ist  die  so  gewonnene  Schrift  noch 
hinterher  zmveilen  mit  dem  Pinsel  ausgebessert  wor- 
den. Die  Aussagen  der  Arbeiter,  die  Schäfter  beim 
Ausgraben  beschäftigte,  ergeben  nämlich,  dass  Schäf- 
fer die  Inschriften  ..mit  einem  Pinselchen  und 
schwarzer  Farbe  ausgebessert,  mit  Wasser- 
glas überzogen  und  dann  mit  Schuttstaub 
überzogen"  hat  (S.  lU),  um  sie  recht  alterthUmlich 
aussehen  zu  machen. 

Es  zeigt  sicii  ferner,  dass  dieselbe  Fläche,  welche 
am  Sonntag  den  :]ii.  Septend)er  1S66  Morgens  die 
erste  gemalte  Inschrift  zeigte,  am  Sonnabend  Abend 
vorher  ohne  jegliche  Spur  von  Inschrift  blolsgelegt 
worden  war.  Nichtsdestoweniger  gab  SchäÖer  schon 
am  Sonnabend  den  29.  Septendier  'j  Nachts  12  Uhr 
in  Nennig  zwei  noch  vorhandene  Briefe  an  die  Her- 
ren SpyftVtrth  und  Schömann  in  Trier  zur  Post,  in 
welchem  er  den  ganzen  Text  der  Inschrift  ')  ihnen 


ndttheilte  und  die  wichtigen  historischen  Consequen- 
zen  ihrer  Erklärung  zog.  Schäffer  hat  nachträglich, 
in  der  Trierischen  Zeitung  vom  30.  März  lisTO,  eine 
lahme  Vertheidigung  dieses  ofl'enbareu  Falsums  ver- 
sucht: er  habe  erst  am  30.  geschrieben,  aber  in  Un- 
sicherheit über  das  Datum  den  29/30.  datiert.  In 
den  Briefen  selbst  aber  nennt  er  den  Tag  des  Fun- 
des ausdrücklich  Samstag  und  spricht  davon,  dass 
er  ..morgen  trotz  Sonnjag"  arbeiten  lassen  wolle 
(S.  49).  Es  kann  mithin  kein  Zweifel  darüber  be- 
stehen, .,dass  die  vorräthig  gehaltene  erste 
Inschrift,  in  der  Nacht  mitgetheilt,  dann 
auf  die  blofsgelegte  Wand  aufgemalt,  mit 
Schutt  verdeckt  und  endlich  Sonntags  früh 
gefunden  wurde"  (^S.  24). 

Die  zweite  gemalte  Inschrift  ist  von  Niemandem 
au  Urt  und  Stelle  gesehen  worden  (S.  25  Anm.  1). 
Die  dritte  Inschrift  war,  nach  den  eidlichen  Zeugen- 
aussagen der  bei  ihrem  angeblichen  Funde  bethei- 
ligten Arbeiter,  überhaupt  zuerst  auf  der  Wand- 
fläclie,  auf  welcher  sie  steht,  gar  nicht  vorhanden, 
sondern  kam  erst  etwa  zehn  Tage  nachher,  nach- 
dem jene  Wandfläche  aus  unbekannten  Gründen 
auf  Sehäffer's  Anordnung  wieder  zugeschüttet  wor- 
den war,  zum  Vorschein  (S.  26). 

Endlich  der  Inscliriftstein,  welcher  die  Veran- 
lassung zu  dem  von  mir  aufgesetzten  paläographi- 
schen  Gutachten')  gegeben  hat,  in  zwei  Theilen 
am  31.  October  und  am  1.  Decejuiber  1866  gefunden, 
war,  wie  alle  Zeugenaussagen  bekunden,  ehe  Jemand 
die  Schrift  auf  ihm  gesehen  hatte,  wenigstens 
sechs  Stunden  in  Sehäffer's  Händen  zu  ganz 
freier  Disposition  (S.  27);  Zeit  genug  für  einen 
in  der  Fracturschrift  geübten  Bildhauer,  die  Inschrift 
in  den  weichen  Jurakalk  einzumeifseln. 

Dies  sind  die  hauptsächlichen  Ergebnisse  von 
.Hrn.  aus'm  Weerth's  Untersuchung.  Nebenher  er- 
fährt mau  auch  noch  allerlei  interessantes,  z.  B.  dass 
Schäfter  „neu  aussehende  |antike?J  Münzen 
mit   einer  Flüssi:;keit   bestrich    und   im   Bo- 


')  Hr.  von  VVilmoHsliy  selzl  liafür  in  Sfinor  Scliiift  „iltircli 
einen  Sclireibfchlpr"   den  22.  Sepicnilier. 

')  Noch  da^u  mit  etwas  anderer  Zeilenabtiieilung  und  einer  in- 
teressanten Variante,  lioimis  eri\rit  statt   domitin  iivtil,  wie  der- 


gleichen   bei    der  VerKlVenllichiing    dieser  Inscliriflen    auch  sonst  vor- 
gekommen sind,  S.  23   Anm.  1. 

♦)    Monatsberichte    der    Berliner    Akademie    1867   S.  62  11.;    vgl. 
Bonner  Jahrb.icher  Heft  l(i,    ISü'.l  S.  81  ff. 


97 


(leu  der  Villa  vergrub,  um  sie  als  alte  wie- 
der hervorzuziehen"  (S.  14);  dass  derselbe  sich 
das  Ansehen  zu  geben  wusste,  als  sei  er  mit  einer 
Art  von  ..Berichterstattung  über  Zustände 
und  Personen  im  Kreise  Saarburg"  beauf- 
tragt, dass  in  Folge  davon  auf  seine  Denunciatiou 
ein  Bürgermeister  abgesetzt  worden,  und  dass  er 
am  Tage  vor  der  von  der  Kegierung  angeordneten 
amtlichen  Vernehmung  der  Arbeiter  die  Hauptr 
zeugen  durch  ein  Privatprotokoll  in  ihren 
Aussagen  zu  binden  wusste  (S.  29). 

Auch  auf  die  Genesis  der  ganzen  Fälschung 
fällt  ein  gewisses  Licht.  Hr.  von  Wilmowsky  hatte 
eine  in  Trier  im  Jahre  18G2  gefundene  Mosaik- 
inschrift falsch  gelesen  und  irrlhiinilich  auf  einen 
Tribunen  M.  Pilonius  Victorinus  gedeutet,  wäh- 
rend sie  sich  unzweifelhaft  auf  den  späteren  Kaiser 
M.  Piaonius  Victorinus  bezieht,  wie  ich  in  den 
Bonner  Jahrbüchern  Heft  39.  40  18G6  S.  1  ff.  nach- 
wies. Dies  stimmt  nicht  zu  den  Schlüssen  über  das 
Alter  des  Baus,  welche  Hr.  von  Wilmowsky  aus 
angeblich  untrüglichen  Beobachtungen  über  die  Lage 
des  Schuttes  und  dergleichen  gezogen  hat.  Darauf 
bezieht  sich  die  folgende  in  dem  Briefe  Schäfter's 
an  Schömann  befindliche  Stilprobe:  ., Ich  freue 
mich,  dass  Hr.  von  Wilmowsky  so  glänzend 
mit  seinem  Urtheil  jetzt  gerechtfertigt  und 
bestätigt  wircL  Hübner  hat  sich  so  arro- 
gant über  seinen  Pilonius  geäufsert;  ich 
schicke  Ihnen  die  Kritik,  ich  hab  das  Blatt 
wo  es  steht.  Nun  triumphirt  die  Wissen- 
schaft,   welche    gründlich    zu    Werke    geht. 


nach    Erfahrung    urtheilt,     nicht    nach    der 
Laune"  (S.  50). 

Es  ist  gewiss  nicht  erfreulich  und  für  das  neu- 
erstandene Deutschland  nicht  sehr  ehrenvoll,  dass 
diese  unsaubere  Wirthschaft  nun  vor  aller  Augen 
offen  daliegt.  Aber  nur  durch  die  schonungslose  Auf- 
deckung derselben  kann  der  leider  in  der  mensch- 
lichen Xatur  begründeten  Neigung  zur  Wiederholung 
ähnlicher  Kunststücke  mit  einiger  Aussicht  auf  Er- 
folg vorgebeugt  werden');  und  deshalb  verdient 
Hr.  aus'm  Weerth  unseren  vollen  Dank.  Hoffen 
wir,  dass  überhaupt  sobald  nicht  wieder  die  Xotli- 
wendigkeit  eintritt,  sich  solchen  Dank  zu  erwerben"). 

E.  Hübner. 

*)  Die  Aacliener  i.  B.  wissen  von  solchen  ganz  neuerdings  ge- 
schehenen Dingen  zu  erzählen;  s.  die  Bonner  Jahrbücher  Heft  42, 
I8G7  S.  143  IT.  und  rieft  43  S.  223  ir. 

*)  Der  Broschiirenstrom  in  dieser  leidigen  Angelegenheit  will 
immer  noch  nicht  versiegen.  Soeben  gebt  uns  zu:  Die  Nenniger 
Inschriften.  Ein  Vortrag,  gehallen  in  der  Sitzung  der  Gesellschaft 
für  nützliche  Forschungen  zu  Trier  am  21.  Mai  1871  von  ihrem  Jah- 
respiasidenten.  Trier  1871.  14  S.  8.  Der  Herr  Präsident,  dessen 
Name  »oh!  als  bekannt  vorausgesetzt  und  daher  nicht  genannt  wird, 
hält  die  Inschriften  für  acht.  Wir  conslatieren  dies,  ohne  uns  auf 
eine  ßespiechung  einzulassen,  und  erklären  hiermit  unsererseits  zum 
letzten  Mal  in  dieser  Angelegenheit  geschrieben  zu  haben.  Auch  ver- 
zichten wir  im  Interesse  unserer  Leser  darauf,  auf  die  soeben  ein- 
gelaufene neueste  Broschüre  des  Domcapilulars  von  Wilmowsky 
(Die  Fälschung  der  Nenniger  Inschriften  von  Ernst  aus'm  Weerth. 
Geprüft  von  D.  v.  W.  Herausgegeben  von  der  Gesellschaft  für  nütz- 
liche Forschungen  zu  Trier.  Trier  1871.  8.),  worin  den  Briefen  des 
Hrn.  Schauer  sogar  die  Ehre  der  Facsimilierung  zu  Theil  wird,  von 
neuem  einzugehen.  Denn  es  ist  in  der  Thal  von  archäologischen 
Lesern  nicht  zu  verlangen,  dass  sie  sich  über  die  weitläufigen  Fund- 
berichte und  Zeugenaussagen  ein  juristisches  L'rtheil  zu  bilden  ver- 
suchen; wen  die  längst  vorgebrachten  sachlichen  und  formalen  Gründe 
niclil  von  der  Fälschung  zu  überzeugen  vermocht  haben,  der  ist  über- 
haupt auf  wissenschafilichem   Wege  nicht  zu   belehren. 


APHRODITE  JIIT   DER   SANDALE  DROHEND. 


E.  Hübner  hat  im  vorigen  Jahrgang  dieser  Zei- 
tung S.  91  ff.  Taf.  38  eine  Bronzestatuette  aus  Alexan- 
dria ..Aphrodite  mit  der  Stephane  drohend''  ver- 
öffentlicht. Von  verwandten  Darstellungen  hat  er 
aus  der  archäologischen  Litteratur  nachgewiesen  nur 
eine  in  Stackelberg's  Gräbern  der  Hellenen  S.  47 
Taf.  71  aus  dem  Besitz  eines  Herrn  von  Palin  in  Rom, 
welcher  sie  aus  Cypern  erhalten  hatte  (s.  E.  Ger- 
hard, Hall.  AUg.  Lit.Ztg.  1838  Erg.Bl.  No.  7G  S.G08), 


bekannt  gemachte  Bronze,  deren  liau])tsächlichste 
Abweichung  von  der  alexandrinischeu  darin  Ijesteht, 
das.s  jene  nicht  wie  diese  mit  einer  ..Stephane," 
sondern  mit  einer  Sandale  droht. 

Dies  veranlasst  mich,  an  eine  jenen  Werken 
aus  Alexandrien  und  Cypern  sehr  nahe  stehende 
Biouze  des  Kunstmuseums  der  hiesigen  Universität 
zu  erinnern.  Sie  ist  bereits  von  L.  Mercklin  in  einer 
freilich  wohl  wenig  verbreiteten  Gelegenheitsschrift: 


98 


„Aphrodite  Nemesis  mit  der  Sandale.  Griechisches 
lM-zl)ild  des  Dorpater  Kimstnuiseuius.  Dorpat  1SÖ4. 
K;  SS.  4."  herausgegeben  uud  gelehrt  erläutert  wor- 
den. Jedoch  geben  die  ganz  missratheneu  Abbil- 
dungen, welche  das  Werl;  in  natürlicher  Gröfse  von 
drei  Seiten  darstellen,  nur  eine  sehr  ungenügende 
^■or.stellung  von  dem  Stil  und  Werth  desselben,  und 
auch  Merekliu's  Erklärung  als  Ai)hrodite  Nemesis 
wird  sich  kaum  Freunde  erworben  haben,  und  sich 
nach  der  Bekanntmachung  der  alexandriniscben 
Bronze  solche  um  so  weniger  erwerben  können, 
als  die  ..Stephane"  in  der  r.  Hand  der  Aphrodite 
von  Alexandrien  seiner  Erklärung  die  Hauptstütze 
entzieht.  Uebrigens  entging  der  Sorgfalt  F.  Wie- 
seler's  die  Dorpater  Bronze  nicht,  als  er  in  seinen 
Denkmälern  d.  a.  K.  II  no.  285b  die  c\prische  Bronze 
nach  Stackeiberg  aufs  neue  abbilden  liefs. 

Die  abgesehen  von  wenigen  abgeriebenen  Stel- 
len vortrefflich  erhaltene  Dorpater  Bronze,  von 
ü.  F.  von  Richter  1815  in  Damaskus  erworben 
(s.  0.  F.  Y.  Richters  Wallfahrten  im  Morgenlande. 
Berlin  1822.  S.  143),  kam  unter  des  Genannten 
Kunstnachlass  1819  in  das  hiesige  Kunstmuseum. 
Als  Aphrodite  mit  der  Sandale  und  entschieden 
griechische  Arbeit  wurde  sie  schon  von  K.  Morgen- 
stern (s.  a.  a.  0.  S.  620  und  Dörptische  Beiträge 
3,  464)  mit  Recht  anerkannt.  Es  stammen  also  die 
drei  erwähnten  einander  so  ähnlichen  Kunstarbeiten 
sämmtlich  aus  dem  griechischen  Osten,  ja  mau  wird 
darauf  hinweisen  können,  dass  die  Fundstätten  der- 
selben (Cypern,  Damaskus,  Ale.xandrieu)  einander 
einigermafsen  benachliart  sind.  —  Die  damaskische 
Bronze  ist  21 '/j  Ceutimeter  hoch,  ist  also  um  ein 
weniges  kleiner  als  die  alexandrinische  (2/j'  ^  Ctm.): 
wogegen  nach  Stackelberg's  Angabe  die  cyprische 
fast  doppelt  so  hoch  als  jene  beiden  war  (etwa 
40  Ctui.j.  Um  mit  dem  Acufserlichsten  anzufangen, 
alle  drei  Werke  sind  oline  Piedestal  gefunden  wor- 
den, auch  die  alexandrinische.  In  der  Haltung  ist 
unsere  Bronze  im  Grofsen  und  Ganzen  den  beiden 
anderen  aufscrordentlicli  ähnlich.  Fast  das  ganze 
(k'wicht  des  Körjiers  ruht  auf  dem  rechten  Bein. 
Das  linke  im  Knie  gebogene  setzt  den  auswärts 
gewendeten  Fufs.  der  nur  mit  dem  Ballen  der  grofsen 


Zehe  den  Boden  berührt,  etwas  zurück,  ganz  wie 
die  Aphrodite  von  Cvpern  es  zeigt,  welche  nur  in- 
sofern von  der  Damascener  abweicht,  als  ihr  linker 
Fnis  mehr  auswärts  gestellt  ist;  und  so  lässt  es  sich 
auch  für  die  Aphrodite  von  Alexandrien  nach  der 
Beschaft'enlieit  des  Bruches  verniuthen.  Ebenso  stim- 
men die  Bronzen  von  Alexandrien  und  Cyperu  mehr 
unter  einander,  als  mit  derjenigen  von  Damaskus 
in  der  Haltung  des  rechten  Unterarms  übereiu.  Denn 
die  damaskische  Aphrodite  zieht  den  rechten  Unter- 
arm dergestalt  an  den  Körper  au,  dass  der  Ballen 
des  Daumens  gerade  über  der  rechten  Brust  steht 
und  die  in  der  rechten  Hand  gehaltene  Sohle  mit 
dem  gesenkten  oberen  Ende  nahe  über  den  Locken 
auf  der  rechten  Schulter  steht.  Dagegen  liegt  der 
rechte  Oberarm  der  Aphrodite  von  Damaskus  gleich 
demjenigen  der  alexandriniscben  am  Köi'per  nahe 
an  und  entfernt  sich  nicht  von  ihm,  wie  bei  der 
Bronze  von  Cypern.  Die  Sandale  (Blaute)  ist  deut- 
liehst in  ihrer  Form  der  Gestalt  der  menschlichen 
Ful'ssohle  angcpasst  und  trifft  auch  in  ihren  IMalseu 
(.3 Vj  Ctm.  lang)  genau  mit  dem  Fufse  der  Aphro- 
dite überein.  —  Dass  der  Künstler  der  alexandri- 
niscben Bronze  statt  des  drohenderen  Pantoffels  den 
ungefälnlicheren  Kranz  in  die  Hand  gegeben  hat, 
entspricht  ganz  der  Mildeuung  in"s  Feine  und  Zier- 
liche, welche  im  Vergleich  mit  der  damaskischen 
die  alexandrinische  (wie  die  cypr-ische)  A])lirodltc 
auch  sonst  erkennen  lässt. 

Der  linke  Arm  unserer  Bronze  ist  ähnlicher 
dem  entsprechenden  Arm  der  alexandriniscben  als 
demjenigen  der  Aphrodite  von  Cypern  i^nauientlich 
ist  er  nicht  wie  bei  dieser  nach  aufseu  gedreht): 
doch  ist  er  noch  mehr  als  bei  der  alexandriniscben 
Aphrodite  dem  Körper  genähert  und  mehr  im  Ellen- 
bogen gekrümmt.  Die  Hand  ist  ganz  erhalten,  aber 
nicht  so  gebildet  wie  an  der  cypriscbeu  Bronze, 
deren  Gestus  Mercklin  (S.  4)  sehr  gut  erklärt  durcli 
Hinweis  auf  Quintilian  11,  .3,  94  al  rniu  In-s  cou- 
Irarli  (diiiili)  pitllirr  prciii ii nt iir ,  liiiii  duiUiis 
illc,  quo  iisiim  opiimc  Crassinii  Cicero  (de  orat.  2, 
45,188)  dirit,  pxplirari  solet  üs  in  exprobraiido 
rl  iiidlcaudo,  iindc  cf  ei  iiomeii  est,  iialrl:  et  allriiiiln 
(ir  spi'rtdtile  liiiiiicnnii  niaiiii  pnidiim   incliitdhi.s  ujl'n'- 


99 


mal,  iicrsns  in  terram  et  quasi  protius  iiryel. 
Vielmehr  bildet  bei  der  llronze  von  Damaskus  der 
Daumen  mit  dem  Zeigefinger  eine  rundliche  Oeif- 
nung  und  auch  die  übrigen  Finger  krümmen  sich 
nach  innen,  „Inlden  gewissermafsen  eine  Rinne" 
(Mercklin).  Mercklin  meint  (S.  j?),  die  Hand  könne 
etwas,  müsse  aber  nicht  etwas  gehalten  haben.  Mir 
ist,  so  oft  ich  unsere  Bronze  betrachtete,  innucr  als 
das  wahrscheinlichste  erschienen,  dass  Aphrodite 
etwas  leicht  in  der  linken  Hand  gehalten  habe,  so- 
wohl wegen  der  Fingerstellung  als  auch  wegen  der 
schon  erwähnten  Krümmung  im  Ellenbogen  (s.  auch 
Hübner  a.a.O.  S.  92,6).  In  der  Handlu'ihlung  er- 
kennt man  zudem  eine  ausgebohrte,  ausgefeilte  Stelle, 
als  wenn  da  einst  etwas  eingepasst  worden  wäre.  — 
Die  Haltung  der  linken  llaiid  ist  bei  der  Bronze 
von  Cypern  mit  dem  Haui)tgedankeu  des  Werkes, 
das  ja  eben  als  drohend  die  Göttin  darstellen  sollte, 
mehr  als  bei  den  zwei  anderen  in  Einklang  gesetzt. 
Der  Künstler  dieser  cyprischen  Bronze  konnte  frei- 
lich auf  diese  Hilfe  um  so  eher  verfallen,  als  er 
im  Antlitz  den  Ausdruck  der  drohenden  unwilligen 
Göttin  gar  sehr  abgeschwächt  zu  haben  scheint. 
Anderseits  will  sich  die  Haltung  des  linken  Arms 
und  der  linken  Hand  der  Aphrodite  von  Damaskus 
nicht  recht  harmonisch  mit  der  V<irstellung  der  stra- 
fenden Gottheit  vereinigen  lassen.  Auch  hier  nimmt 
die  Bronze  von  Alexandrien,  deren  linker  Arm  lässig 
herabhängt,  eine  Mittelstellung  ein,  die  in  ihrem 
Verhältniss  zu  den  beiden  anderen  Bronzen  noch 
anderwärts  zu  bemerken  ist. 

Den  Kopf  anlangend,  steht  in  der  Wendung 
nach  links  und  unten  die  damaskische  Bronze  der 
alexandrinischen  näher  als  der  cyprischen,  die  von 
der  Drehung  nach  links  kaum  etwas  und  nament- 
lich nichts  von  der  Senkung  nach  unten  hat.  Doch 
ist  die  Drehung  und  Senkung  des  Kopfes  noch  stär- 
ker bei  der  damaskischen  als  bei  der  alexandrini- 
schen Bronze.  Auch  in  der  Haartracht  sind  diese 
beiden  einander  ähnlicher  als  der  cyprischen.  Die 
damaskische  wie  die  alexandrinische  Aphriidite  tra- 
gen auf  beide  Schultcin  herabgefallene  Locken,  die 
der  cyprischen  fehlen.  Aufserdeni  haben  sie  beide 
noch  einen  besonderen  Schmuck  des  sonst  schlichter 


als  bei  der  cyprischen  Aphrodite  angeordneten  Haa- 
res, und  zwar  die  alexandrinische  einen  Kranz  aus 
Kosen,  die  damaskische  eine  vom  Scheitel  nach  bei- 
den Seiten  sich  erniedrigende,  oben  geränderte,  of- 
fenbar als  metallen  gedachte  Stephane.  Hinten  ist 
das  Haar  unserer  Aphrodite  in  einen  Knoten  auf- 
genommen und  fällt  nicht  wie  bei  der  alexandrini- 
schen leicht  verschlungen  in  den  Nacken  hinab.  In 
den  weitgeöfl'neten  Augen  der  Aphrodite  von  Da- 
maskus sind  die  Augensterne  angegeben,  wovon  die 
Abbildungen  der  beiden  anderen  nichts  melden,  und 
die  Ohrläppchen  der  beiden  anderen  sind  durchbohrt. 
Von  einem  Ansatz  auf  dem  Scheitel  wie  an  der 
alexandrinischen  Bronze  findet  sich  bei  der  damaski- 
schen nichts,  auch  keine  Spur  eines  Befestigungs- 
niittcls  zum  Aufstellen  auf  ein  Postament.  Versucht 
man  übrigens,  sie  auf  eine  horizontale  Ebene  auf- 
zustellen, so  hängt  sie  dergestalt  von  oben  über, 
dass  sie  zu  fallen  scheint.  Diese  unmögliche  Stel- 
lung konnte  bei  der  Auflöthung  auf  ein  Postament 
mit  aller  Leichtigkeit  verbessert  werden.  Hübner 
erwähnt  von  der  alexandrinischen  Bronze,  dass  hin- 
ten gerade  auf  der  rechten  Wade  ein  Stück  so  aus- 
gebrochen sei,  dass  maiÄ'ermuthen  könnte,  die  Figur 
habe  sich  hier  an  Etwas  angelehnt.  Davon  ist  an 
der  damaskischen  Bronze  nichts  zu  finden.  Die  an 
der  linken  Wade  sichtbaren  kleinen  Kerben  können 
nicht  durch  das  Losreil'sen  von  einer  Befestigung 
entstanden  sein.  — 

Ein  allgemeiner  Vergleich  der  drei  Werke  — 
der  natürlich  nur  in  der  Voraussetzung,  dass  die 
Abliildungen  der  cyprischen  und  alexandrinisciien 
treu  sind,  angestellt  wird  —  ergiebt  die  Aphrodite 
von  Cypern  als  die  in  den  Formen  reifste,  weich- 
lichste, ja  üppigste.  Den  schlichtesten,  hier  und  da 
harten  Stil  zeigt  unsere  damaskische  Bronze,  welcher 
noch  die  auffällig  langen  Arme  und  Beine  das  An- 
sehen einer  gewissen  Magerkeit  verleihen.  Nament- 
lich ist  das  rechte  Bein  recht  hart  modelliert,  be- 
sonders leblos  aber  ist  der  linke  Arm.  Im  Ganzen 
steht  die  Bronze  von  Damaskus  in  der  Formen- 
gebung  entschieden  näher  der  alexandrinischen,  auch 
hier  vermittelnden,  als  der  cyprischen.  Die  Bildung 
des  Torso  der  damaskischen  Aphrodite   ist  ebenso 


100 


wie  bei  der  alexaiidrinischen  (s.  Hiibuer  a.  a.  0.  S.  911 
besonders  zu  rühmen,  und  ganz  besonders  weich  und 
schön  ist  der  Rücken.  Wie  bei  der  alexandriuisehen 
fallen  auch  bei  der  Aphrodite  von  Damaskus  die 
grofsen  Hände  und  Füfse  auf.  Aufserdem  lässt  die 
linke  Hand  eine  sorgfältigere  Zeichnung  sehr  ver- 
missen. Alles  an  der  Aphrodite  von  Damaskus  ist 
anspruchslos  und  bescheiden  vorgetragen,  keine  Spur 
von  Ueppigkeit  ist  zu  bemerken,  selbst  nacli  feiner, 
zierlicher  Eleganz  hat  ihr  Verfertiger  nicht  gestrebt. 
In  der  Formengebung  meidet  er  das  Eingehen  in 
feineres  Detail  und  beschränkt  sich  auf  das  Haupt- 
sächliche. Auch  das  Gesicht  der  Aphrodite  von  Da- 
maskus hat  einen  strengeren,  herbereu  Ausdruck 
als  dasjenige  der  beiden  anderen,  zumal  in  den 
weitgeöft'neten  Augen,  die  sehr  abweichend  von  der 


Süfslichkeit,  die  besonders  die  Aplirodite  von  Cypern, 
aber  auch  diejenige  von  Aiexandrien  im  Auge  hat, 
vielmehr  ernster  drein  schauen,  womit  die  etwas 
geblähten  Nasenflügel  und  die  hinaufgezogene  Ober- 
lippe in  trefflichem  Einklang  stehen. 

Alles  erwogen  scheint  es  unzw'eifelhaft,  dass 
unsere  Bronze  von  Damaskus  dem  (wahrscheinlich 
der  alcxaudrinischen  Zeit  angehürigen  Original;,  auf 
welches  die  besprochenen  Bronzen  alle  zurückgehen, 
ähnlicher  sei  als  die  Aphroditen  von  Aiexandrien 
und  Cypern,  und  dass  dieselbe  den  „Repliken  die- 
ser Erfindung  in  reinerem  Stil"  zuzurechnen  sei, 
welche  in  der  arcliäologischen  Zeitung  18158  S.  58 
als  vorkommend  erwähnt  werden,  ohne  des  Ge- 
naueren nachgewiesen  zu  sein. 


Dorpat. 


L.    ScHWAE 


PRIAMOS  BEI  ACHILLEÜS. 


Im  achten  Bande  der  Institutsmonuraente  ist 
auf  Taf.  27  eine  schöne  Vase  aus  Cerveteri  abge- 
bildet, deren  eine  Seite  Priamos  Besuch  bei  dem 
Peliden  darstellt.  Der  Greis,  von  vier  dienenden 
Personen,  welche  die  Gesßlienke  tragen,  begleitet, 
tritt  eben  ein,  den  langen  Stock  noch  in  der  Hand. 
Er  findet  seinen  Feind  auf  dem  Lager,  unter  wel- 
chem Ilektors  Leichnam  ausgestreckt  ist,  bei  der 
Mahlzeit,  auf  die  aulscr  dem  mit  Speisen  gefüllten 
Tische  das  Messer  in  der  Rechton  des  Helden  weist; 
ein  jugendlicher  Weinschenk  mit  Löffel  und  Durch- 
schlag steht  zu  Häupten  des  Bettes.  In  der  Haupt- 
sache der  Scenerie  ist  also  Homers  Schilderung  be- 
wahrt (ß  471  ff.): 

iy  i)(  uir  avioi' 

ivot ri'ov  i)'   ünO.riyfv  fäioärii 

ia!)o)V  xtti  n{v(i>v  hi  xn't  nuQ^xnto  iijäjif^n. 
lovi  <J'   fi.af>'  t1ntXilü)V  If(>i(cuo;  uf'ym.  . . 

nur  dass  ein  etwas  früherer  Moment  der  Mahlzeit 
gewählt  ist.  Bcnndorf  fasst  nun  in  seiner  Erklä- 
rung (nmiali  XXXVIII,  244  f.)  den  Vorgang  so  auf: 
Priamos  habe  seine  Bitte  bereits  vorgebracht  und 
Gewährung  erhalten,  Aciiill  wende  sich  an  den  Die- 
ner mit  dem  Befehl  dem  Alton  Wein  zu  liringen, 
und  dieser  schicke  sicii  an  das  Gebells  auszufüh- 
ren.    Das  scheint  mir  gegen  den  .\ugenseheiu  zu 


sein;  namentlich  wäre  es  auffallend,  dass  Achill 
während  der  ganzen  vorhergehenden  Sceue  sein 
Messer  in  der  Hand  behalten  oder,  vom  Hunger 
gequält,  es  schon  wieder  ergriffen  haben  sollte,  ehe 
er  noch  seinen  ermüdeteu  Gast  sich  hätte  setzen 
lassen.  Die  richtigere  Erklärung  bieten  meines  Er- 
achtens  die  homerischen  Verse  480  tf.: 

o'is  i)'   üV   «1'  uvdn    tirr]  nvxivr)  i-rii^ij,   üs   t'   h'i   ^«Tiji] 
ifüijc.   xitjnxTfivt<;  tü.).ü>v  (ilxijo   d'ij/ioy, 
«l'Ooof  ^i  tafi'tiov,   Onußog  d"    f/fi   fitjnoöonTagy 
Uli  l-lyii.ivq  Hdfißrinn'  Idojr  JI(ii'ctjuot'  ilfOtidin' 
ilnußi]anv  ät  xai  UU.oi,  ig  ä).).i^>.oi'g  iSf  i'iiorjo. 
lor  xci'i  Xiaaoittrog  Uniauo;  rrnig  uC&oi'  hinfv. 

Dieses  Erstaunen  bildet  den  Gegenstand  unseres 
Bildes.  Priamos  hat  seine  Bitte  noch  gar  nicht  vor- 
gebracht —  sein  Kniceu  vor  dem  Peliden  ist  be- 
kanntlich das  Motiv  der  meisten  Darstellungen  — 
sondern  er  betritt  erst  in  diesem  Augenblick  das 
Zelt  des  schmausenden  Feindos,  dessen  tfeber- 
raschung  durch  den  ganz  unerwarteten  Besuch  sich 
höchst  natürlich  in  dem  Al)weuden  dos  Blickes 
äufsert,  ohne  dass  Aciiill  auch  nur  die  Zeit  gehabt 
oder  den  Gedanken  gefasst  hätte,  das  Messer  bei 
Seite  zu  legen.  Ebenso  überrascht  ist  der  Mund- 
schenk; aber  während  jener  den  Blick  abwendet, 
sieht  sich  dieser,  seinei'  Jugend  und  seiner  Stellung 


[Ol 


geinäfs,  neugierig  den  Fremclliiig  an.  In  dieser  cha- 
raktergemäfsen  Variation  der  gleichen  Grundstirn- 
mung  des  i^äfißog  gegenüber  der  Kube  des  eintre- 


tenden Priaraos  zeigt  sich  am  meisten  die  Feinheit 
des  Künstlers. 
Tübingen. 


Ad.  Michaelis. 


APULISCHE   VASENBILDEK. 


I. 


Von  der  im  vorigen  Jahrgang  der  Zeitung  kurz 
erwähnten  Amphora  aus  Canosa  (arch.  Ztg.  1870 
S.  51,2)  mit  einer  Vorstellung  aus  der  Europa- 
fabel liegt  mir  durch  G.  Jatta's  P^ürsorge  eine 
Durehzeichnung  vor,  welche  zwar  nicht  zur  Ver- 
öffentlichung geeignet  ist,  aber  doch  eine  genauere 
Beschreibung  der  Darstellung  ermöglicht. 

In  der  Mitte  steht  Europa  (nach  rechts  ge- 
wandt), beschuht  bekleidet  und  reich  geschmückt, 
vor  dem  stattlichen  seheckigen  Slier,  auf  dessen 
Kopf  sie  nicht  ohne  Furcht  die  linke  Hand  legen 
will,  während  sie  in  der  Hechten  einen  Zweig  hält, 
um  ihn  dem  Thiere  (zum  Fressen)  zu  gebeu.  Hiuter 
Europa  liegt  am  Boden  eine  sogenannte  mystische 
Leiter  —  das  Musikinstrument,  mit  dem  die  Königs- 
tochter und  ihre  Gespieliuneu  sich  vor  dem  Erschei- 
nen des  Stiers  ergetzteu.  Auf  dem  Nacken  des  Thiers 
steht  ein  kleiner  Eros,  der  beide  Hände  ausstreckt 
und  sich  zur  Europa  herabneigt.  Hinter  dem  Stier 
findet  sich  eine  Gespielin  der  Europa,  wie  jene 
gekleidet  und  geschmückt,  welche  in  Scherz  und 
Uebei'muth  mit  beiden  Händen  den  langen  Schwanz 
des  ruhig  stehenden  Thiers  gepackt  iiat  ')  und  das- 
selbe fortzuzerren  vergeblich  sich  abmüht;  neben  ihr 
liegt  ein  Spiegel.  Uelier  ihr  .sitzt  eine  Frau  {Aphro- 
dite), in  Schuhen  Chiton  Mantel  und  reichem 
Schmuck;  sie  hält  in  der  linken  Hand  einen  Fächer, 
in  der  Rechten  eine  Schussel  mit  Aepfeln  und  Zwei- 
gen und  (an  Fäden,  die  verlöscht  sind)  ein  Rädchen 
und  blickt  zur  Europa  um.  Den  Beschluss  auf  die- 
ser Seite  macht  Hermes,  der  sich  mit  der  Linken 
auf  sein  Kerykeiou  stützt  und  mit  der  Rechten  auf 
das  Thuu  Europas  hinweist;  er  ist  mit  hohen  Stie- 
feln versehen,    hat   um  den  Hals   die  Chlamys  ge- 

')   Vgl.  dasselbe  Moliv  auf  einer  Amphora  des  Museo  Gregoriano 
(ahg.   Monifaucon  Am.  expl.  Suppl.   III,  3();    Passeri   l'ict.   Etr.   1,  5; 
Gori  Mus.   Elr.   1,  IG'.';   I'islulesi  Vat.  descr.   III,  91). 
Althaulog.  Zig.,   Jalirg.tng  XMX. 


knüpft,  auf  dem  Nacken  den  Petasos,  um  den  Kopf 
einen  Lorbeerkranz.  Hinter  Europa  —  links  vom 
Beschauer  —  steht  mit  höher  gesetztem  linken  Fufs 
ein  bärtiger  Mann  (Zeus)  '),  lorbeerbekränzt  und 
unterwärts  bemäntelt,  in  der  Linken  das  mit  einem 
flatternden  Vogel  bekrönte  Scepter;  er  neigt  sich 
aufmerksam  vornüber  und  streckt  die  rechte  Hand 
vor,  als  ob  er  Europas  Handbewegung  nachahme  und 
sie  erniutliigeu  wolle.  Hinter  diesem  Manne  nalit 
eine  Gespielin,  wie  die  übrigen  gekleidet  und  ge- 
putzt; sie  hält  in  der  gesenkten  Linken  das  eine 
Ende  ihres  Shawls  und  streckt  die  Rechte  vor.  Vor 
ihr  liegt  am  Boden  ein  Ball.  Den  Beschluss  auf 
dieser  Seite  macht  Fan,  in  jugendlicher  mensch- 
licher Bildung,  mit  zwei  Hörnern  auf  der  Stirn:  er 
sitzt  auf  einem  Löwenfell,  hält  in  der  gesenkten 
Liuken  die  Keule,  in  der  erhobenen  anderen  Hand 
die  Syriux  und  blickt  aufmerksam  auf  den  Vorgang 
in  der  Mitte.  Unter  ihm  ein  Schwan  oder  eine  Gans, 
welche  mit  erhobenen  Flügeln  auf  eine  Blume  los- 
geht. Oben  zur  Raumausfüllung  Sterne  und  eine 
Rosette  (oder  Patera),  unten  ßlumeu  und  Gräser. 

Die  Darstellung  gehört  also  zu  denjenigen, 
welche  dem  Raub  der  Europa  vorhergehen  (Jahn 
Entführung  der  Europa  S.  1  ff.),  und  zeigt  das  durcli 
das  Erscheinen  des  von  Zeus  gesandten  Stiers  un- 
terbrochene Spiel  (Vogel,  Ball,  Spiegel  und  Musik- 
instrument) der  Jungfrauen,  sowie  das  Tändeln 
derselben  mit  dem  Thier  in  Gegenwart  von  Zeus, 
Aphrodite,  Eros,  Hermes  und  Pan. 

n. 

So  eben  erhalte  ich  durch  G.  Jatta's  Güte 
wieder  die  Durchzeichnung  einer  neuen  in  Ruvo 
gefundenen  Vase,  deren  Hauptbild  dem  täglichen 
Leben  entlehnt   ist.     Die  Form   ist  leider  nicht  au- 

')  Vgl.  Jabn  Enirfilirung  der  Europa  S.  4,  5;   Stephan!  CR.  18üG 
S.  87  f. 

14 


102 


gegeben.  Die  Zeichnung  der  rothfarbigen  Figuren 
ist  im  Ganzen  sauber  und  gut;  die  späte  Zeit  ilner 
Entstehung  zeigen  deutücli  sowohl  die  reiche  Ver- 
wendung des  AVeils  als  die  einheimische  Tracht  des 
männlichen  Geschlechts. 

Rechts  vom  Beschauer  sitzt  (nach  liukshin  ge- 
wandt) zu  Ross  ein  langgclockter  Jiinging,  in  steif 
anliegendem  breitgegürtetem  reichbesetztem  kaum 
bis  zur  Scham  reichendem  Chiton  (vgl.  Neap.  Vasens. 
776;  872;  u.  a.  m.)  und  hohen  Stiefeln,  auf  dem  Kopf 
den  Helm  mit  Backenlaschen  langwallendem  Busch 
und  zwei  grofsen  hoch  emporstehenden  Federn;  in 
der  Rechten  hält  er  die  Zügel,  in  der  gesenkten 
linken  Hand  zwei  Speere  (die  Spitzen  nach  unten 
gewandt)  und  den  runden  Schild,  dessen  Zeichen 
ein  grofser  Stern  ist.  Das  Pferd  hat  um  Hals  und 
Brust  einen  breiten  mit  Nägeln  verzierten  Gurt. 
Diesem  nahenden  Jüngling  eilt  eine  Frau  entgegen 
und  hält  ihm  in  der  vorgestreckten  rechten  Hand 
einen  Kranz  hin,  während  sie  in  dem  linken  Arm 
eine  grofse  ')  Vase  (Form  bei  Jahn  Müuch.  Vasens. 
I,  46)  trägt;  sie  ist  in  einen  langen  Chiton  geklei- 
det, der  an  der  rechten  Seite  mit  zwei  Streifen  be- 
setzt ist,  beschuht  und  reich  geschmückt.  Zwischen 
beiden  Figuren  steht  ein  hoher  belaubter  Baum. 

Links  vom  Beschauer  steht  (nach  rechts  ge- 
wandt) ein  bärtiger,  langlockiger  Manu,  in  Betreft' 
der  Schuhe  und  des  Chiton  wie  der  Reiter  geklei- 

')   Die  Hübe  ist  =  0,05  Meter,  wahrend  die  Frau  =  0,1 4  Meter 


det,  über  den  beiden  Schultern  shawlartig  die  Chla- 
mys,  auf  dem  Kopf  einen  hohen  ')  bienenkorbartigen 
Pilos;  ein  wenig  vornüber  gebeugt  stützt  er  sich 
mit  der  Linken  auf  zwei  lange  Speere  auf  und 
streckt  die  Rechte  vor,  in  welche  ein  kleiner  vor 
ihm  stehender  Knabe  mit  der  Rechten  einen  Apfel 
(oder  Ball?)  legt.  Das  Kind  ist  gleichfalls  in  hohen 
Schuhen  und  steif  anliegendem  breitgegürtetem  reich- 
besetztem Chiton,  der  grade  bis  über  die  Schnni 
reicht;  um  das  lange  Haar  trägt  es  eine  breite 
Binde,  in  der  gesenkten  Unken  hält  es  einen  Krug 
(Form  bei  Jahn  H,  63).  Ueber  ihm  schwebt  auf 
den  Mann  eine  kleine  Nike  zu  und  hält  ihm  in  der 
Rechten  eine  Tänie  hin;  die  Siegesgöttin  ist  beklei- 
det, beschuht  und  reichgeschmückt.  Oben  ist  zur 
Raumausfüllung  hier  ein  Tänienkranz,  dort  eine  Ro- 
sette angebracht.  Unter  den  Fülsen  der  Figuren 
sind  ])uni;tirte  Linien  gemalt. 

Die  Handlung  ist  klar:  die  beiden  Männer  keh- 
ren siegreich  aus  dem  Kampf  zurück;  dem  Sohne 
bringt  die  Mutter  den  Kranz,  dem  Vater  die  Nike 
die  Siegstänie,  während  der  kleine  Knabe  auf  seine 
Weise  den  Vater  empfängt.  Der  Krater  und  der 
Krug  in  den  Händen  der  Zurückgebliebenen  zei- 
gen,  dass  sie  eben  zum  Empfang  den  Wein  mischen 
wollten. 

April   ls71.  H.  H. 

••)   Die  Hülle  beträgt  =  4'/,  Centimeter;   der   Mann   ist  ungefillir 
0,15  Meter   liutb. 


hoch  ist. 


ETRÜSKISCHE  SPIEGEL. 


Brieflicher  Mittheilung  iles  Hrn.  A.  S.  Murray 
entnehmen  wir  folgende  Notizen  über  etruskische 
Spiegel  des  Brittischen  Museums: 

L  Die  Spiegelzeichnung  bei  Gerhard  Taf.  280,  3 
ist  nach  dem  einstimmigen  Urtheil  der  Herren  Mur- 
ray, Newton  und  AI.  Castellani  sicher  falsch.  Die 
„schöne  grüne  Patina,"  von  der  Gerhard's  Quellen 
berichteten,  ist  nur  grün  aufgemalt;  die  Linien  der 
Zeichnung  sind  voll  von  Staub  und  nicht  von  Pa- 
tina. Der  Kranz,  welcher  die  Zeichnung  un)giebt 
und  bei  Gerhard  fehlt,  ist  sehr  schlecht;  die  ganze 
Gruppe  der  Figuren  nimmt  nur  die  Mitte  des  Spie- 


gels ein  und  liisst  ringsum  einen  breiten  leeren 
Raum,  was  auf  keinem  anderen  Spiegel  vorkommt, 
aber  wumlerbar  mit  dem  modernen  Geschmack 
stimmt.     Die  Figuren  sind  sehr  unbcdeuteud. 

2.  Der  Spiegel  bei  Gerhard  Taf  2t)0,  1  (und 
Akad.  Sehr.  Taf.  72,  3),  einst  in  der  Pizzati'sciieu 
Sammlung,  ist  seit  lb4'J  im  IJrittischen  Museum. 
Gerhard's  Zeichnung,  zu  welcher  eine  Bause  und 
Gipsabguss  von  Braun  benutzt  wtirde,  bedarf  der 
Revision.  Die  Inschriften  über  den  beiden  Figuren 
links  vom  Beschauer  sind  CC\-\'QC\  '""1  fl'lQHfl'1 
zu  lesen;  ich  sehe  keine  Spur,  um  den  ersten  Buch- 


103 


stabeu  der  zweiten  Inschrift  M  oder  den  vorletzten 
?1  zu  schreiben  und  darin  Manrfa  zu  lesen.  Ferner 
hat  die  Figur  dieses  Namens,  wie  schon  Gerhard 
bemerkt,  keinen  Helm  auf  dem  Kopf,  sondern  ist 
mit  einem  Diadem  geschmückt,  dessen  Band  hinten 
lierabflattert;  ein  Verseben  ist  es  auch  zu  sagen, 
dass  ihr  rechter  Arm  über  ihrem  Haupte  erhoben 
ist,  denn  der  so  erhobene  reclite  Arui  gehört  viel- 
mehr zu  der  mittleren  männlichen  Figur,  welelie 
mit  einer  phrygischen  Mütze  bekleidet  ist.  Ein 
Irrthum  ferner  ist  es,  dass  die  jugendliche  Figur, 
welche  zur  rechten  sitzt,  beide  Hände  ausstreckt, 
als  ob  sie  etwas  empfangen  wolle:  der  linke  Ellen- 
bogen ist  vielmehr  zurückgezogen  und  die  linke 
Hand  nachlässig  gesenkt  (wie  bei  der  correspondi- 
renden  Figur  zur  Unken),  während  ihre  rechte  Hand 
gegen  die  mittleie  mäuuliclie  Figur  ausgestreckt  ist 
und  etwas  wie  einen  Helm  hält.  Es  ist  kein  Zwei- 
fel, dass  die  beiden  Figuren  an  den  Enden  männ- 
lich sind.  Endlich  finden  sich  aul'ser  den  beiden 
schon  erwähnten  Namen  noch  andere  sehr  verwischte 
Inschriften;  die  eine  ist  senkrecht  vor  der  Mittel- 
figur  geschrieben:  |Q\|4'Qfl  ;  ^ic  andere  vor  der 
weiblichen  Figur  zur  Kechten:  IHiVI  (möglicher- 
weise   nach    der   Figur    zu    schliefsen   Turan    oder 


Venus).  Ein  dritter  Name  vor  der  übrig  gebliebe- 
nen männlichen  Figur  ist  gänzlich  unleserlich.  Die 
Zeichnung  des  Spiegels  ist  so  leicht  und  seine  Ober- 
fläche ist  derart  zerfressen,  dass  den  Linien  nur 
sehr  schwer  zu  folgen  ist. 

.-!.  Ein  dritter  Ijpiegel,  der  1847  durch  E.  Braun 
in's  Britische  Museum  kam,  ist  bei  Gerhard  noch 
nicht  abgebildet.  Der  bildliche  Gegenstand  ist  der 
Kampf  zwischen  Po  lyneikes  und  Et  eo kl  es,  sehr 
ähnlich  wie  auf  dem  vulceutischen  Bilde  in  den 
Mon.  deir  Inst.  VI,  32.  Polyneikes  ist  bärtig,  der 
Bruder  jünger  und  unbärtig;  bei  jenem  ist  leicht 
eingesclmitteu  die  Inschrift  OVl/NICEi  be'  diesem 
3n/>VI:3^  .  Falls  die  Zeichnung  noch  nicht  ver- 
öffentlicht sein  sollte,  wäre  sie  ein  wichtiger  Zu- 
wachs zu  den  bildlichen  Darstellungen  des  theba- 
nischen  Sagenkreises');  wegen  der  Aehnlichkeit  mit 
den  Figuren  auf  unserem  Spiegel  glaube  ich,  dass 
auf  zwei  anderen  Spiegeln  (Ghd  253  und  391  [?]) 
ebenfalls  Eteokles  und  Polyneikes,  und  nicht  die 
bewaffneten  Dioskuren,  zu  erkennen  sind.  Die  Li- 
nien der  Zeichnung  sind  leicht  und  sehr  gut. 
Loudou,  IC.  Juni  1871.  A.  S.  Mcrray. 

')    Eine  Veröllenllicliung  v\äre  sehr  erniinscLt  und  dankensnerlb. 

A.  a.  H. 


AUSGRABUNGEN  IN  NENNIG  UND  COLLIG. 


Von  dem  Leiter  der  an  den  obengenannten 
Orten  auf  öffentliche  Kosten  veranstalteten  Ausgra- 
bungen, Hrn.  aus'm  Weerth,  gehen  uns  die  folgen- 
den Notizen  über  dieselben  zu: 

1.  In  Neunig  wurde  in  diesem  Frühjahr  der 
nördliche  Flügel  der  Villenanlage  auf  dem  Kirchhof 
und  Pfarrdorf,  der  bisher  wegen  seiner  Lage  auf 
diesen  Terrains  nicht  aufgegraben  wurde,  durch 
Bergleute  festgestellt  und  dabei  ersehen,  dass  an 
diesen  Flügel  sich  wahrscheinlich  ein  ebensolcher 
Crypto-Porticus  anschliefst,  wie  er  vom  südlichen 
Flügel  zu  den  Bädern  führt.  Es  i>t  mithin  auch 
nach  dieser  neuen  Ausgrabung  noch  nicht  an  eine 
Publicatiou  des  Gebäudes  zu  denken,  sondern  be- 
darf es   nunmehr,    nach  Freilegung   der  Felder  im 


Herbste,  erst  der  Aufdeckung  der  neugefundeuen 
Gallerie.  Das  51osaik  ist  auf  Veranlassung  des  Lei- 
ters der  Ausgrabungen  durch  eine  theilweise  Wa- 
schung mit  Soda  iu  ungeahnter  Frische  aus  langer 
Verschmutzung  erstanden  und  hat  durch  eine  De- 
coration der  Wände  des  Ueberbau's  iu  pompejani- 
scher  Weise  aulserordentlich  gewonnen. 

2.  CöUig  ist  drei  Stunden  von  Neunig  Mosel- 
abwärts  auf  der  Höhe  gelegen.  Hier  wurde  eine 
kleinere  römische  Villa  mit  Badeanlagen  vollständig 
aufgegraben.  Das  llesultat  der  Ausgrabungen  wird 
demnächst  in  den  Jahrbüchern  des  Vereins  von  Alter- 
thumsfreunden  im  liheiulande  veröffertücht  werden. 

Kessenich  bei  Bonn. 

E.  aus'm   Weerth. 


104 

NEUE  INSCHRIFT 
Hr.  Bibliothekar  Dr.  Eutin«:  in  Tübingen  erhielt 
dieser  Tage  von  Hrn.  Kaufmann  Kallenberg  aus 
Lindau,  der  sich  gegenwärtig  auf  einer  Geschäfts- 
reise in  Susa,  dein  alten  Hadrunietuni ,  aufhält  und 
in  sehr  verdienstlicher  Weise  sich  für  die  Alterthii- 
mer  der  dortigen  Gegend  interessirt,  die  Copie  einer 
römischen  Inschrift,  die  derselbe  einer  im  J.  1870 
in  ..ülisipira  bei  Hadrumetum,"  wie  er  schreibt, 
gefundenen  Marmortafel  von  6'  Höhe  und  3'  Breite 
entnahm.  Dem  Wunsche  des  Hrn.  Dr.  Euting,  der 
mir  sie  freundlichst  mittheilte,  entsprechend,  bringe 
ich  sie  hiermit  zur  Verötfeutiichung.  Da  die  Locali- 
sierung  des  alten  Ulisippira  (Peut.,  Ovltußi^Qa  bei 
Ptolem.)  nicht  sicher  ist,  so  ist  zu  bedauern,  dass 
der  Einsender  nicht  eine  moderne  Bezeichnung  des 
Fundorts  gegeben  hat.  Gueriu  in  seinem  Voijage 
arclieologique  dans  la  rcgencc  de  Tunis  II,  319  setzt 
Ulisipirra  beim  heutigen  El-Menzel,  nördlich  von 
Susa  und  westlich  von  Herglah,  den  alten  Horrea 
Caelia,  an.     Die  Abschrift  lautet  wie  folgt: 

I.\IP-CAES-iM-  AVKELIO  COMMODO  ANTOnInO  FELICI  AVG- 

PID     SARMATICO    GERMANICO    MAXIMO    BRITTANICO  ') 

PONTIF  •  MAX  •  TRIB  •  POTEST  •  XI  •  IMP  •  VII  •  COS  •  V  •  P  •  P 

dIvi  •   M   •   AKTONINI  •   PlI  •    GERMANICI   ■   SARMATICI 

5        FIL  •  dIvi    PiI    NEP  •  l)Ivi     hADRIANI    PRONEP  •   dIvI 

TRAIANI    PARTIIIC  •  ABNEP  •  dIvI    NERVAE  •  AD  •  NEP  • 

L    •    AXT0NIVS    CRESCENS    DEMETRIANVS    FLAM    •    PERP  • 

SVPER      LEGITIMA      bOSORIS      FLAM    •    PERPET    •    SVI 

ET    •     HS      DVD       MILIA      NVMMORVM      PATKIS      EIVS    • 

10        DECRETO      ORLlINIS     TRAN     STAT     ADIECTA      AMPLIVS 

PECVNIA  FECIT  ' 

Imp(erafori)  Ciic.s(ari)  .1/.  Aiirelio  Comiiiodo  Aiito- 
nini)  Felici  AugOislo)  Pio  Surmalico  Germanico 
mnx'imo  Bri[l)nnln]ico,  pontif(iri)  ma.r(iiniO,  l''i- 
bCiiincia)  polcsICdte)  XI,  imp(crulori)  VH,  cos.  I'., 
p(alri)  p(atriae),  Piei  M.  Antonini  Pii  Germanici 
Sarmniici  fil(io),  Divi  Pii  nep(oH),  Diri  Iladriani 
pronep(oti),  Dici  Traiani  ParlhicO)  abnep(oli),  Diri 
Ncrvae  ailitrp(oli).  L.  Antonius  Crescciis  Deine- 
trianiis,  ßa>n(cnj  perpCetiiiis),  super  Icgitiina  hono- 
ris Ihiiii(i)iatus)  perpet(ui)  sui  et  i+S  diio  inilia 
nummoruni  palris  eins  decrelo  ordinis  Trafiu]- 
n(etisi$)  stat(uam)  adiecla  ciinpliiis  i>ecunia  ferit. 

')   So  die  Alisibrifl. 


AUS  AFRIKA. 

Das  Monument  ist  Z.  3  datiert  aus  dem  Jahr 
IRi)  n.  Gh.,  und  zwar,  da  gegen  den  Schluss  dieses 
Jahres  Coramodus  Imperator  VIII  wurde  (Eckhel 
d.  n.  7,  114),  aus  einer  früheren  Zeit  dieses  Jahres. 
Dem  Inhalt  nach  reibt  sich  die  Inschrift  zunächst 
an  folgende  iu  der  Nähe,  18  M.  von  Tunis  gefun- 
dene analoge  an  (Gr.  Henzen  n.  5314):  Iiiliae  Doinnae 
Aiiguslae  —  Siliciiis  Vieler  et  C.  Failiiis  Fortiinalus 
ob  honorem  ßam(inatus)  sui  perpetui  statuam  cum 
base  ex  HS  binis  milibCus)  n.  legitiiuis,  adiectis  ter- 
tis  ex  decreto  payaHor(uin)  payi  Mercurialis  vetera- 
norum  Medelitanor(um)  s(na)  p(ecunia)  [(ecerunt) 
idemquc  dedicaoerunf.  Die  übrigen  analogen  In- 
schriften sind  von  0.  Hirsehfeld  in  den  Annali  1866 
S.  03  gesammelt;  besonders  ist  die  Inschrift  Renier 
n.  1723  zu  vergleichen.  Einige  Schwierigkeit  macht 
bei  unserer  Inschrift  nur  GRDINI3  TRAN,  das  ich 
ordinis  Traianensis  lese.  Ich  beziehe  damit  die  In- 
schrift auf  Hadrumetum,  die  dem  P\indort  nächst- 
liegende gröfsere  Gemeinde,  die  von  Trajan  zur 
Colonie  gemacht  wurde  und  sich  davon  colonia  Con- 
cordia  llpia  Traiana  Augusta  frugifera  Hadrumetina 
nennt  (Or.  30.Ö8).  Eine  Analogie  für  solche  Benen- 
nung einer  Stadt  oder  ihrer  Angehörigen  nach  einem 
Nebennamen  weil's  ich  allerdings  nicht  anzugeben. 
Der  Abschreiber  hat  vielleicht  in  dem  TRAN  eine 
Ligatur  übersehen  "). 

Tübingen,  den  13.  Mai  1871. 

E.  Hei;zog. 

')  Am  Schluss  inöclite  ich  lesen  super  legilimn  tinnoris  fiti- 
m{(inii)  peri)el{iu)  sui  el  {,<vslcrliiiiii)  iluu  miliii  uuiniiwnim  palris 
cins^  tiecreto  tirdivis  trii»s[l]itt(fi),  tutiecta  amplius  pccuuin  fecit, 
llie  von  Hrn.  Herzog  frennillichst  mitgelheille  Ünginalahsclirift  zeigt 
das  T  iilierall  mit  gescbwiingenem  Qnerslricü  oben;  dem  fraglichen 
liuchslaben  fehlt  zwar  der  nnlere  Qiiersiricü  des  L,  allein  er  hat 
auch  nicht  jenen  geschwungenen  oberen ,  sondern  statt  dessen  nur 
eine  nach  rechts  gewendete  Spitze,  ähnlich  wie  die  I.  Auch  sonst 
ermangeln  eine  Keihe  von  sicheren  L  in  dieser  Inschrift,  wie  über- 
haupt in  der  schlanken  Scbriftgattung  dieser  Zeit,  des  unleren  Quer- 
strichs ganzlich.  Der  Sinn  wäre  dieser:  der  Flamen  hat  für  die 
rebernahme  seines  Fhiminals  sich  '.'DOO  Sesterze  und  ebensoviel  für 
das  von  seinem  Vater  bekleidete  in  die  Geuieindekasse  einzuzahlen; 
der  Senat  gestattet  statt  dieser  Leistungen  eine  Statue  zu  errichten 
und  der  Dedicant  schiefst  dann  noch  zu.  'fraiislaln  steht  apposili» 
zu  Iciiiliiiia  und  iluii  milin.  Tnnisferre  von  veränderter  Verwen- 
dung der  Zahlung   ist  mir  unhedenklicb. 

Tb.   M. 


(August  1871  ) 


VON  DEN  MAASSEN  DES  PARTHENON, 

DES  VORPERSISCHEN  UND  DES  PERIKLEISCHEN. 


Der  Festteiupel  der  Jungfrau  auf  der  Burg  von 
Athen  behauptet  auch  in  der  Metrologie  eine  her- 
vorragend wichtige  Stelle  und  ist  seit  Stuart  viel- 
fach in  Betracht  gezogen  worden,  doch  leider  immer 
nur  nach  der  einen  Dimension,  an  welche  der  Name 
Hekatompedos  sich  knüpft;  es  ging  hierdurch 
die  richtige  Würdigung  verloren  und  wurde  die  me- 
trische Construction  des  Ganzen  zu  einer  Unmög- 
lichkeit. An  seine  prachtvolle  Wiedererbauung  unter 
Perikles  traten  Anforderungen,  die  erfüllt  werden 
mussten,  die  Lösung  der  bei  dem  ursprünglichen 
Tempel  einfachen  Aufgabe  aber  zu  einer  in  vieler, 
und  auch  in  metrischer,  Hinsicht  schwierigeren 
machte,  als  es  den  Anschein  hat. 

Wenn  die  Säulen  der  Ptera  eines  Tempels,  die 
Metopen  seines  Gebälks  u.  dgl.  m.  den  Regeln  der 
Kunst    nach    (auiser    an    den    Ecken)    vollkommen 
gleich  zu  halten  sind,  zeigen  doch  auch  die  classi- 
schen  Bauwerke  aus  der  Perikleischen  Zeit,   dass 
die  Technik  jederzeit  hinter  der  Absicht  zurückge- 
blieben ist.     Bei  dem  Parthenon  kommen  die  klei- 
nen Unterschiede  ein  und  derselben  sich  öfter  wie- 
derholenden Weite  aus  der  genauen  und  umfassenden 
Messung  von  Penr ose  um  so  mehr  zum  Vorschein, 
als  diesem  verdienten  Forscher  die  Eigenheit  pas- 
sierte, dass  er  seine  Messungen  nach  einem,  wie  er 
sagt  um  ein  Tausendtheil  —  wie  ich  jedoch  nicht 
ohne  Grund  glaube  um   zwei  Tausendtheile  —  zu 
kleinem    englischen   Fuls    ausgeführt    hat  ') ,    was, 
wenn  auch   von  keinem  Eintiuss  auf  das  gegensei- 
tige Verhältniss  der  Weiten,    nicht  ganz   zu  über- 
sehen ist,  da  es  erklärt  warum  dieselben  nach  seinen 
Angaben  etwas  gröfser  erscheinen   als  nach  Stuart. 
Da   bei  den  ersterwähnten,    durch   die  Ausführung 
in   den  Bau  gekommenen,   Unterschieden   der  ein- 
fache Durchschnitt  nur  unsicher  zu  dem  beabsich- 

')  Invesiiiiiiliuu  vf  llie  jiriiiciiilfi  of  .illieiiidii  Ardiileclnre 
Inj  F.  Pijiruse.  Lundon  ISfil.  Siehe  Jie  längere  Aimierkung  zu 
Seile  7. 

Arcliäolog.  Ztj-,  Jahrgang  XXIX. 


tigten  Mafs  führt,  ist  Penrose  bei  seiner  Untersuchung 
öfter  rationellen  Verhältnissen  gefolgt  und  hat  einige 
Weiten  auch  nach  antik  griechischem  Metrum  auf- 
geführt; um  jedoch  einen  Einblick  in  die  Anordnung 
des  Baus  zu  gewinnen,,  ist  dies  in  zu  einzelnen  Fäl- 
len und  zu  unzusammenhängend  geschehen,  und  man 
sieht,  dass  er  dabei  nicht  glücklicher  war,  als  Alle 
welche  über  den  zuerst  von  Stuart  an  der  Oberstufe 
des  Parthenon  nachgewiesenen,  im  Verhältniss  von 
25  :  24  zu  dem  römischen  stehenden  attischen  Fuls 
nicht  hinausgekommen  sind. 

Es  ist  an  Orten,  wo  gewöhnlich  nach  dem  Fufs- 
mafs  gebaut  wurde,  ausnahmsweise  wohl  vorgekom- 
men, dass  eine  Weite  nach  dem  Ellenmafs  verlangt 
wurde,  und  nahm  der  Architekt  dann  für  die  Elle 
anderthalb  oder  zwei  Fuls,  je  nachdem  eben  das 
Verhältniss  war.  Ebenso  ist  es  weder  undenkbar 
noch  unerhört,  dass  eine  Weite  nach  anderem  als 
dem  gemein  üblichen  Ful'smars  vorgeschrieben  wurde, 
und  ein  solcher  Fall  dürfte  bei  dem  Bau  des  Peri- 
kleischen Parthenon  vorgekommen  sein.  Um  ein 
und  dieselbe  Weite  in  ein  anderes  Metrum  zu  über- 
tragen, braucht  man  nur  das  Verhältniss  der  beiden 
Malse  zu  kennen,  und  wenn  dies  in  Betreff  des  atti- 
schen und  des  samischen  Fulses  uns  keineswegs  so 
geläutig  ist  wie  den  Alten,  so  ist  der  Parthenon  mit 
seinem  Unterbau  ganz  geeignet  darüber  Auskunft 
zu  geben.  Zugleich  ist  der  hier  in  Betracht  kom- 
mende samische  Fuls  in  neuerer  Zeit  so  vielfach 
zur  Sprache  gebracht,  dass  ihn  als  ganz  fremd 
vorauszusetzen  wohl  nicht  am  Ort  erscheint '). 

Wie  an  der  Breite  des  Stylobatos  (der  Ober- 
stufe) des  Perikleischen  Parthenon  sich  hundert 
attische  Fuls  darstellen,  zeigt  die  Breite  des  noch 
von  dem  vorpersischen  Bau  herrührenden  Stereobats 

')  Siehe  Hefl  I.  dieses  Jjhrgungs  der  Archaol.  Ztg.  S.  'M  IT. ; 
„Das  Stadion  ao  den  griechischen  Kennbahnen."  —  Seite  .'lO  Z.  I" 
daselbst  (links)  lies  Aussensaulen  für  Aussenseile,  und  S.  40  Z.  \'S 
(reclits)  diese  für  dieser. 

15 


106 


(des  unteren  Tlieils  des  Unterbaus) ')  hundert  sa- 
raische  Fuls,  und  wenn  Herodot  die  zweierlei  Mal'se 
nur  schlechtweg  nennt  und  Plutarch  nur  vorüber- 
gehend erwähnt,  dass  von  Solon's  Veränderungen 
auch  die  I^Ialse  berülirt  worden  seien  '),  so  giebt 
die  Messung  dieses  Untcrl)aus  genaueren  Aufschluss 
über  diese  Veränderung  und  bestätigt  dafs  von  Solou 
befolgte  Verhältniss,  welches  aus  anderen  ^Lonu- 
raenten  und  Angaben  schon  früher  erkannt  worden. 
Nach  Penrose  niisst 

derStylobat  des  jüngeren  Parthenon  lnl,.-]4lF.  engl. 

derStereobat  des  älteren  Parthenon  1U4,227F.  engl, 
und  es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dass  diese  Weiten 
in  dem  gegenseitigen  Verhältniss  von  35  :  36  ste- 
hen ^);    sonach    sintl    hundert   attische    Fufs   soviel 

100x3.0 
wie 77;. —  =  97^'   Fuls  sannsch-olyrapisch ,    oder 

ob  " 

(was  nur  um   '/-^.^„^  diflerirt)  97 '^  sami.sche  Fufs. 

Wenn  man  die  Wichtigkeit  in  Betracht  zieht, 
welche  bei  Säulenbauten  tler  untere  Säulendurch- 
niesser  hat  —  sein  Halbtheil  ist  Vitruv's  modulus, 
der  iftiidctjg  der  griechischen  Baumeister  —  zu  wel- 
chem alle  Theile  des  Bauwerks  in  das  nöthige  Ver- 
hältniss zu  setzen  sind,  so  kann  man  nicht  umhin, 
die  Säulendicke  vorzugsweise  für  'mafsgebend  zu 
halten.  Der  Diameter. der  Aufsensäuleu  beträgt  nach 
Penrose  an  dem  vorpersischen  Parthenon  6,233  Fufs 
engl,  und  bei  dem  des  Pcriklcs  6,24  bis  6,25  F.  e. "). 
Dies  sind  6  saniische  Fufs,  wie  sicii  solche  an 
Säulenunterthcilen  des  Heraion  auf  Samos  und  IV/, 


')  Der  Ansalz ,  welnhen  ciieser  dpr  persisclicn  Zcislüning  ent- 
gangene Stereobat  hei  dem  Neubau  des  rarthenon  naeli  Norden  zu 
erliiell,  markiert  sicli  so  deutlich,  dass  die  ursprüngliche  Breite  genau 
messbar  ist. 

■*)  I'lnlarch  Sulon.  I.i.  —  Her  leicht  iiiisszuverstehende  Aus- 
druck Inavitnig  lässt  sich  nur  auf  die  Zahl,  niiiit  auf  die  Grüfse 
der  Melra  beziehen;  in  letzterem  Sinn  hndet  ihn  liöckh  unbegründet. 
Staatsli.  d.  Alb.  II  S.  3('>3. 

')  Wahrend  8  altische  Stadien  =  KIOÜ  Passus  sind,  geben 
7  samisch-olympisclie  Stadien  900  Passus.  J.  Caesar  de  hello  civili 
III,  II  "2.  —  Der  römische  Fufs  verhält  sich  zu  dein  saiuisclien  Inovi 
y.ai    fio/rjv)  =  14  :  l.i. 

')  Mit  den  ti^a^  attischen  Kiifs,  welche  der  im  Durchschnitt 
6,'H  engl,  fufs  starke  Säiilemluichrnesser  nach  dem  von  der  Ober- 
stufe des  Parthenon  abgeleiteten  Fufs  ergiehl,  kann  Niemand  etwas 
anfangen,  noch  auch  das  vorhandene  ''4,  zur  Verst.irkung  der  Eck- 
säulen danach  hinzufügen. 


an  den    Peripteralsäulen    des   grofsen  Tempels    zu 
Paestuni  finden  '). 

In  der  Höhe  aller  drei  Stufen  des  Parthenon, 
die  zusammen:  Stuart  zu  5  F.  2,4  Z.  e.  =  5,2  F.  e., 
Penrose  jedoch  zu  5,256  mafs,  findet  man  5  sami- 
sche  Fiils,  und  da  die  überstufe  um  ein  Sechzig- 
theil  dieser  Höhe  ('/, ,  F.  sain.)  höher  als  die  beiden 
unteren  Stufen  ist,  zeigt  sich  darin  auch  der  sami- 
sche  JcfxrcAog. 

Das  Mafs  der  Metopen  an  dem  Gebälk  der 
Fronten  variirt  von  4,06  bis  4,32  F.  e.;  doch  lassen 
sich  darin  4  samische  Fufs  nicht  verkennen. 

Die  von  Penrose  nach  ihren  zurückgelassenen 
Spuren  auf  3, 127  F.  e.  bestimmte  Dicke  der  Zwischen- 
wand der  Cella  und  des  Opisthodomos  giebt  3  sa- 
mische Fufs. 

Da  Penrose  die  seitlichen  Ptera  mit  der  Naos- 
stufe  15,01  und  ohne  die  letztere  13,97  F.  e.  breit 
fand,  hat  die  Naosstufe  1,04  F.  e.  —  das  ist:  einen 
samischen  Fufs  an  Breite. 

Viele  Mafse  lassen  sich  in  ihrer  Wiederholung 
zusaminengeiiommen  noch  besser  als  im  Einzelnen 
beurtheilen,  und  zeigt  sich  dabei  —  wie  der  Leser 
hier  am  Schluss  wahrzunehmen  Gelegenheit  hat  — 
ob  die  Summe  in  den  Kniimen  des  Ganzen  passt 
oder  nicht.  Was  die  Breite  der  Area  des  Periklei- 
schen  Parthenon  betrifft,  so  sind  als  Hekatompedon 
KJU  attische  Fufs  dafür  als  vorgeschrieben  anzusehen. 
Diese  aber  waren  da,  —  und  Perikles  wird  nichts  da- 
gegen einzuwenden  gehabt  haben  —  wenn  statt  ihrer 
Hitinos97  '/j  samische  Fufsin  seinen  Bauplan  eintrugt). 

Einen  Tempel  nur  nach  der  Breite  seines  Unter- 

')  Am  lleraion  sind,  nach  Gell,  Alterth.  v.  .lonien  c.  5.  pl.  5, 
die  Säulen  ü  F.  2,  j()  Z.  engl,  dick  und  am  Poseidontempel  zu  Paestuni, 
nach  Delagardelte,   2,0,i8  Meter.    Der  engl.  Fufs  ist  =  0,30  i8  Meter. 

*)  Dass,  wie  zu  Perikles  Zeit,  auch  vor  und  nach  ihm  im  Bau- 
wesen das  samische  Mafs  im  Brauch  gewesen,  sieht  man  einigcr- 
niafsen  schon  daran,  dass  die  Säulen  am  Theseion  genau  18,  die  an 
der  östlichen  Halle  der  Propyläen  27  sam.  Fufs  hoch  und  die  Säuleu 
des  Tempels  rier  Nike  Apteros  l'/a  niid  die  llalbsäulen  der  Westwaiid 
des  Erechllieion  2  sam.  Fufs  in  ihrem  unteren  Diirchincsser  stark 
sind.  Es  scheint  sonach  der  mäfsige  solonische  Fufs  im  alten  Bau- 
wesen zu  nicht  mehr  Keltung  gekommen  zu  sein,  als  Solon's  neues 
Gewicht  im  Handel;  Böckh's  Slaalsh.  d.  Ath.  I  S.  2.>.  II  S.  363. 
Im  Münzwesen  «ar  die  Umlegung  von  72  aginäischen  in  100  attische 
Drachmen  jedenfalls  durchgreifender,  als  die  der  70  samischen  in 
72  attische  oder  mäfsige  Fufse  für  das  Bauwesen  zu  Lande. 


io; 


bans  7Ai  benennen  scheint  indess  bei  den  Griechen 
nicht  f;ebr:üiclilich  u:e\vesen:  sie  kannten  grölsere 
als  hundert  Fuls  breite  Teni|)el  nicht  bios  ans  den 
kleinasiatischen  Colonien  "),  in  Athen  selbst  wurde 
■ —  und  sehr  wahrscheinlich  gleichzeitig  mit  der 
Grundlegung  zu  dem  Festtenipel  auf  der  Burg  — 
unter  Pisistratns  die  Fundamentirung  des  viel  um- 
fangreicheren Olynipieion  in  Angritf  genommen.  ])er 
Name  Hekatompedon  betrifft  nicht  eine  einzelne  Rich- 
tung, und  die  Erklärung,  welche  das  Etyniologicum 
magnuni  von  ihm  giebt  '"),  steht  mit  dem  wiederher- 
gestellten Parthenon  noch  in  genngsaniem  Einklang. 
Nur  in  doppeltem  Sinn,  also  nach  Länge  und  lireite 
genommen,  konnte  die  Hundertfülsigkeit  dem  Par- 
thenon eine  Auszeichnung  (was  sie  sein  sollte)  vor 
allen  Tempeln  Griechenlands  sein.  Schwerlich  auch 
dürfte  man  der  Cella  den  Namen  Hekatomjiedos  im 
engereu  Sinne  jemals  beigelegt  haben,  wenn  im 
alten  Bau  sie  nicht  wirklich  diese  Länge  (im  Lich- 
ten) gehabt  hätte;  er  erhielt  sich  bei  der  späteren 
Cella,  der  nur  mit  Einschluss  ihrer  lliickwand  die 
Verhältnisse  hundert  attische  Fufs  zu  geben  erlaub- 
ten, durch  die  alte  Tradition,  um  so  mehr  als  die 
jüngere  Cella  zwar  verkürzt,  aber  nichts  weniger 
als  verkleinert  worden  war. 

Da  bei  dem  ursprünglichen  Hekatompedon  die 
Absicht,  einen  zur  Feier  grol'ser  Panathenäen  brauch- 
baren Naos  von  100  Fuls  Länge  mit  einem  Peristyl 
auf  ebenso  breitem  Unterbau  zu  schaffen,  ohne  Ne- 
benabsicht zur  Geltung  kam,  ist  schon  aus  metri- 
schen Gründen  der  vorperikleische  Parthenon  nicht 
anders  denkbar,  als  wie  er  als  Oktastjlos  von 
H.  Strack  aus  tektonischen  Gründen  im  strengen 
Anschluss  an  die  noch  jetzt  vorhandenen  Ueberrcste 
wiederhergestellt  worden  ist ' ').  Die  erhalteneu  Ge- 
bälke  und  Säulentionuneln  gestatten  nicht,  einem 
Hexastylos  eine  solche  Ausdehnung  zu  geben,  dass 

°)  Die  Breite  des  Äpollotempels  von  Milet  lietrug  an  IGO,  die 
des  Heraion  auf  Saraos  etwa  J80  und  die  des  epliesisclien  Artemision 
nacU  Plinius  220  oder  225  Fufs. 

'")  Etymoi.  M.  s.  v.  'J^xaTo/intö'or-  riuk  iaii  itn  'AHiji'ä; 
TioiSäiv   fitaiöv  fx  niiarjq  TtXtvijü;'   Hin   iiivjo   yitn  (övouaalhj. 

")  Der  vorpi-rii^leisclie  Parthenon.  Von  H.  Strack.  .Mit  einer 
erläuternden  Tafel,  v\elclie  die  Grundrisse  des  älteren  und  des  jünge- 
ren Baus  giebt,  auch  die  Ueberreste  und  die  wiederhcrgeslellle  Vorder- 
seile des  älteren  Parthenon  darstellt.    Archaolog.  Ztg.   1802  .S.  241. 


eine  100  Fufs  lange  und  demnach  50  Fufs  breite 
Cella  in  seinem  Pcripteros  Platz  fände;  den  erfor- 
derlichen Raum  für  sie  wie  für  die  Pronaoi  und  die 
Ringhalle  gewährt  dagegen  ein  Oktastylos  mit  — 
wenn  man  die  Zahl  der  Intercolumnien  der  Fronten 
doppelt  an  den  Flanken  uimmt  —  Ib  Säulen  an 
den  Langseiten  und  schliefst  ein  solcher  Aufbau  sich 
dem  vorhandenen  Unterbau  zugleich  organisch  an. 

Gehen  wir  weiter  zu  der  Nachricht  des  Hesy- 
chius,  dass  der  nach  dem  Brande  wiedererbaute  Par- 
thenon um  50  Fufs  vergrölsert  worden  ")  und  näher 
zu  den  Mal'sen  des  noch  an  seiner  Stelle  vorhande- 
nen Teiupels  über,  so  wird  es  Niemand  dem  grie- 
chische« Architekten  verdenken,  dass  er,  um  2500 
(^uadratfufs  Flächenraum  für  ein  Schatzhans  zu  ge- 
winnen, es  vorgezogen  hat,  seinem  Opisthodom  statt 
50  Fufs  in's  Geviert,  ihm  4:^  Fuls  Tiefe  und  00', 
Fuls  Breite  zu  geben.  Wie  an  den  Dimensionen 
der  Area  deutlich  zu  erkennen  ist,  hat  Iktiiios,  um 
durch  den  anzufügenden  Opisthodom  nicht  die  Länge 
des  Tempels  zu  giol's  weiden  zu  lassen,  au  dem 
Yerhältuiss  von  4  :  0  zwischen  Breite  und  Länge 
der  Area  des  Tempels  festgehalten.  Was  die  Cella 
nach  der  einen  Richtung  dabei  gegen  früher  ein- 
hülste,  erhielt  sie  durch  die  Erweiterung  des  ganzen 
Naos  nach  der  anderen  mehr  als  vierfach  zurück. 

Um  die  Veränderungen  bei  dem  Umbau  an- 
schaulicher zu  machen,  mögen  in  der  folgenden 
Darstellung  der  Flachmafse  des  Parthenon  —  von 
dem  Triglyphon  al)wärts  bis  zum  Stylobat  oder  der 
Area  des  Temjiels  —  zugleich  nebenher  die  Älafse 
des  wiederhergestellten  oktastylen  älteren  Baus  auf- 
geführt werden. 

Die  mittlere  der  drei  Zahlencolounen  giebt  die 
Messung  des  Penrose  (so  weit  sie  vorhanden  ist) 
nach  seinem  zchntheiligen  englischen  Fuls,  und  die 
beiden  zur  Seite  befindlichen,  deren  resp.  Ueber- 
tragung  in  das  antike  zwölftheilige  Baunmis:  nach 
samisch-olympi  sehen  Fufsen  und  Daktylen. 
Den  Werth  des  samischen  Fulses  nehme  ich  rund 
zu  0,;U7  Meter  oder  L<>4  Fufs  engl.,  nur  für  des 
Penrose  Messungen  zu  J,042  Fufs  engl. 

'*)  Hesych.  s.  v.  'KxitTOfinid'ng'  i'fiüj  ii'  iij  'AxßonoXfi 
llttoUiriiir,  xn7nnxii'un:ii'i;  vno  H'.lriVttimy ,  iiit^uif  rov  tu- 
7i(jria0ü'To;  i'.To   lltnadir  noa'i  77fi njzovia. 

15* 


lOS 
AELTERER   PARTHENON. 

;7oJ.  t^ftx  — «u.  Füfs  engl.  tiocT-   ("in/.^nu, 

Säulendurchmesser 6      —                6,233  —  — 

Ecksäulendurchmesser 6         1                   —  —  — 

Gebälk  der  Fronten: 

vierzehn  Metopen zu 3        8                3,795  51        4 

dreizehn  Triglyphen    ....  zu 2        4'/,             2,49  30  10% 

zwei  Ecktriglyphen     ....  zu 2         4'/,               —  4         9'/, 

Gebälkbreite —       —                   —  87  — 

Stylobatbreite  =  Gebälkbreite  +       1       —                   —  88  — 

Gebälk  der  Flanken: 

achtundzwanzig  Metopen      .     .  zu 3       10                 3,92  107         4 

siebenundzwanzig  Triglyphen  .zu 2         6%             2,72  68  11'/* 

zwei  Ecktriglyphen      ....  zu 2         IV^               —  5         2  % 

Gebälklänge —       —                  —  181         6 

4 

Stylobatlänge  =  Gebälklänge  +1       —                   —  182         6 
Pteron  der  Fronten: 

fünf  Säulenweiten  von  Axe  zu  Axe  zu 12         1               12,57  60        5 

zwei  Ecksäulenweiten        dgl.            zu 10        1\\              —  21        3 

zwei  Stufenabstände zu 3         2                   —  6         4 

Stylobatbreite —       —                  —  88  — 

Pteron  der  Flanken: 

zwölf  Säulemveiten  von  Axe  zu  Axe  zu 12        9              13,28  153  — 

zwei  Ecksäulenweiten         dgl.             zu 11         7                  —  23        2 

zwei  Stufenabstände zu 3        2                  —  6        4 

l82         6~ 
Breitendurchschnitt: 

Pteron  mit  der  1  tt.  breiten  Stufe  vor  der  Naos-Area 15  — 

Naoswand  uiit  dem  Vorsprung  der  Naos-Area 4  ■ — 

Cellabreite  im  Lichten .50  — 

Naoswand  (wie  oben) 4  — 

l'teron  (wie  oben) 15  — 

Stylobatbreite • 88  — 

Längendurchschnitt: 

Pteron   mit   der  Stufe  vor  der  Naos-Area 16         6 

l'ronaostiefe 19  — 

Wamldicke 6  — - 

Cellalänge  im  Lichten , 100  — 

Wamldicke 6  — 

Tiefe  des  Posticum 18         6 

l'teron  mit  der  Vorstufe  des  Naos 16         6 

Stylobatlänge 182         6 

Im  Gegensatz  zu  dem  vorpersischen  Bau  haben         kung  der  Ecktriglyphen  erscheint  mehr  analog  den 
an  dem  perikleischcn  Partiicnon  die  Säulen  in  allen         Ecksäulen   als  ganz  sicher;   die  Ungleichheiten  der 

vier  l'terois  ganz  glciclic  liitcrcoluninicn  (ausgcnom-         Metopen,    ob  beabsiclitigt  oder  nicht,  dienen  dazu 
mcn  an  den  Ecken),  dagegen  stehn  ihre  Triglyphen         andere  Ungleichheiten  auszugleichen, 
nicht  genau   in  einer  Axe  mit  ihnen.     Die  Verstär- 


109 


P  E  R  I  K  L  E  I  S  C  H  E  R   PARTHENON. 

6      — 

tj        1% 


SäuleiuUircbmosser o 

Ecksäulendurcbuiesscr ^ 

Gebälk  der  Fronten: 

vierzebn  Jletopen zu ,     .     .     .  4 

diei/ebn  Tiiglyiiben    ....  zu 2 

zwei  Eektriglyphen      ....  zu 2 

Gebälkbieite — ■ 

Ötylobatbreite  =  Gebälkbieite  + 

Gebälk  der  Flanken 

dreizehn  Metopen zu 

neunzehn  Mittelmetopen  ...  zu 

einunddreilsig-  Triglyphen     .     .  zu 

zwei  Eektriglyphen      ....  zu ,  • 

Gebälklänge 

Stylobatlänge  =  Gebälklänge  + 

Pteron  der  Fronten: 

fünf  Säulenweiten  von  Axe  zu  Axe  zu 13 

zwei  Ecksäulenweiten         dgl.             zu 11 

zwei  Stufenabstände zu 3 

St3'lobatbreite — 

Pteron  der  Flanken: 

vierzehn  Säulenweiten  von  Axe  zu  Axe  zu 13 

zwei  Ecksäulenweiten zu 11 

zwei  Stufenahstände zu 3 


9 
1 

1 

8 
9 

1 

6 

8V, 


Fufs  engl. 

(;;,24— 6,25 
6,38 

4,06—4,32 

2,77 

100,2 
101,34 


770(T.    iU(x.2.'au 


2'/a 


227,0 
228,14 

14,07—14,11 
3,285 

13,98—14,14 
3,357 


B  r  e  i  t  e  n  d  n  r  c  h  s  c  h  n  i  1 1 : 

Pteron  mit  der  1  n.  breiten  Stufe  vor  der  Naos-Area 15,00 

Naoswand  von  3  u.  8  S.  mit  dem  Vorsprung  der  Naos-Area — 

Cellabreite  im  Lichten 63,01 

Naoswand  von  3,83  Fufs  engl,  mit  dem  Vorsprung  der  Naos-Area — 

Pteron  (wie  oben) 15,02 

Stylobatbreite  (—  100  attische  Fuls)     ....        — 

L  ä  n  g  e  n  d  u  r  c  h  s  c  h  n  i  1 1 : 

Pteron  mit  der  1  st.  3  d.  breiten  Vorstufe  zum  Naos 17,138 

Tiefe  des  Pronaos 17,78 

Wanddicke 6.82 

rellahinge  im  Lichten")       l      ^„„     ^,.      ,     ,,      I 98,04 

,,.,",  ^        =100  attische  tussj  „  ,.^., 

Zwischenwand     .     .     .     .     (  ' ö,lzi 

(Jpisthodomos 43,764 

Wanddicke 6,81 

Tiefe  des  Posticuni 17,33 

Pteron  mit  der  1  tt.  4  (5.  breiten  Vorstufe  zu  dem  Naos 17,27 

Stylobatläuge — 


56 

34 

5 


97 

52 

77 

82 

5 


217 

218 

67 
23 

6 


14 
3 

60 
3 

14 


97 

16 
17 

6 
94 

3 
42 

6 
16 
16 


•2 
3 


9 
10 

6 
5 
4 


97  3 

189  — 

23  5 

6  5 

218  10 


5 
11% 

6 

11% 
5 


5% 

6 
3 


6 

7 
6V 


218       10 


'^)  Das  Innere  der  Cella  ist  an  den  Seilenwänden  und  an  der 
Hückwand  von  einem  schmalen  Voisprung  einselassl,  welclier  sieb 
auch  im  OpislhüduniDS  findet;  niil  diesenL  Vorsprunn  nach  beiden 
Seilen  misst  die  Zwisdienwand  3,78j  Fnls  engl.,  uhne  denselben 
3,127  F.,  wunach  dieser  Vursprung  doppell  0,658,  einfach  0,329  F.  e. 
beträgt.  Nach  l'enrose's  Grundriss  pl.  4  tritt  an  der  Eingangsseite 
der  Cella  die  Seh« eile  der  Thür  um  etwa  die  halbe   Breite  des  Vor- 


B<= 


Sprungs  in  die  Cella  hinein  und  betrüge  dies  0,164  F.  e.,  was  von 
Henrose  bei  den  ',18,04  e.  F.  lichte  Lange  der  Cella  nicht  mitgerechnet 
ist,  und  wenn  er  in  seinem  Te.xt  S.  'J  dafür  0,0.'>5  F.  e.  annimmt, 
dürfte  dies  um  etna  0,1  10  F.  e  zu  »enig  sein.  Dem  gewiss  genauen 
llrnndrisse  nach  erscheinen  ',»8,204  ricliligt-r  als  die  von  Penrnse  S.  '.» 
angenommenen  llS.O'.t.")  F.  e.  —  In  fiezug  auf  die  Uebereinstimnuing 
in   Lange   und  tireite  des  Hckatompedon   ist  dies  benierkenswerth. 

HeINKICII    WlTIKH. 


110 


zu  DEN  PARTHENON -SCÜLPTUREK 


Büttichei-  hat  in  seinein  nnifängliehen  Katalog 
des  Berliner  neuen  Museums  aucli  den  Sculpturresten 
vom  Parthenon  eine  eingehende  Behandlung  gewid- 
met ' ).    Manche  seiner  bisher  nur  hruehstüci^weise 
mitgetheilten  Ansichten  erhalten  durch  diese  zusam- 
menhängende Darstellung  helleres  Licht;   ich   hebe 
nur  seine  Annahme   eines   doppelten  Festzuges  an 
den  Panathenäen,    zu  Anfang    und    am   Ende    des 
Festes,  sowie  die  Zerlegung  des  Farthenont'rieses  iu 
eine  blolse  Aueinanderrcihung  von  lauter  einzelnen, 
örtlich  wie  zeitlich    geschiedenen  Eiiisodeu   hervor, 
ob   diese   Meinungen   und  Deutungen  Anderen  au- 
nehmbarer  erscheinen  als  mir,   weiss  icli  nicht;   da 
wir  aber  wohl  noch   einmal   eine  mit  den  Belegen 
ausgestattete  Darlegung  von  Botticher  erhoffen  dür- 
fen, so  ziehe  ich  es  vor,  den  Streit  über  diese  Fragen 
einstweilen   ruhen  zu  lassen.     Für  jetzt   ist  es  nur 
meine  Absicht,  ein  paar  Punlcte  zu  besprechen,  bei 
denen  es  nicht  sowohl  auf  Abwägung  oder  Conibina- 
tion  von  Zeugnissen  ankommt,  sondern  blofs  auf  Fest- 
stellung dessen,  was  in  deu  Bildwerken  selbst  noch 
erkennbar  ist.     Denn  je  weniger  es  mir  begreiflich 
ist,  wie  in  dergleichen  Fragen  eine   Meinungsver- 
schiedenheit obwalten  kann,  desto  erwünschter  wird 
es  sein,  wenn  die  Mitforscher,  sei  es  angesichts  der 
Originale,    sei   es  mit  Hilfe  zuverlässiger  Abgüsse, 
sich   selbst  ein  Urtheil  bilden.     Es  sind  zum  Theil 
Punkte  von  entscheidender  Wichtigkeit  für  die  Er- 
klärung,  und   eben  deshalb   möchte   ich  versuchen 
vorzubeugen,    dass  eine   meines   Erachtens    falsche 
Angabe  über  die  monumentale  Tradition  die  ohne- 
hin schon  so  schwierige  und  verwickelte  Erklärung 
Jener    Bildwerke    noch    weiter    verwirre.     Dies    ist 
■   aber  um  so  eher  möglich,   da  ein  Katalog  iu  viele 
Hände  gelangt  und   seine  zuversichtlichen  Behaup- 
tungen, durch  die  Auctoritiit  eines  bedeutenden  Na- 
mens gestützt.  Manchem  imponieren  möchten.     Des- 
halb auch  hier  vücfi:   xal  iiiiivaa    uTriaTÜv,  äo'ton 
raiita  tüv  (fqevüJv. 

')   Königliche    Museen.      Erkläremies    Verzeicliniss    der     Abgüsse 
antiker  Werke  von  Carl   BöUicüer  (Berlin  1871)  S.  801T.  188-'>i8. 


Zunächst  kommt  der  Ostfries  in  Betraciit,  wo- 
bei ich  die  Figurenbezitferung  meines  ..Parthenon" 
(Taf.  XIV)  anwende.     Die  Frage,  ob  in  den  sitzen- 
den Gestalton  der  Jlitte   Götter  zu  erkennen   seien 
oder  nicht,   wird  ihre  sicherste,   weil  ganz  authen- 
tische Lösuug  erhalten  haben,   wenn  wirklich,  wii» 
ich  im  Jahre  isiiö  in  den  imoce  mcmoric  dcll'  hisli- 
tiito  S.  ISo  tf.   UMchzuweisen   gesucht   habe,   in   den 
beiden  Figuren  28  und   42  Flügelgestalten   vor- 
liegen.   Hinsichtlich  der  erstereu  leugnet  dies  Bötti- 
cher  eutschieden  (S.  204f. ),   über    die  zweite  gibt 
er  die   kurze  Auskunft,    dass  der  Abguss,    iu  dem 
allein  dieser  Theil  der  Gruppe  erhalten  ist,  ..hoffent- 
lich bald  an  seiner  Stelle  eingereiht  sein  wird."    Es 
ist  gewiss   bei  der  ungewöhnlichen  Wichtigkeit  für 
die  ganze  Frieserklärnng  autlallend,    dass  während 
ganzer  sechs  Jahre  sich  keine  Gelegenheit  geboten 
bat,  diesen  Abguss  um  wenige  Franken  für  das  .Mu- 
seum zu  erwerben;  ja  wenn  Möller  (kl.  Schriften  11, 
558)  Recht  hat,  brauchte  man  sich  nicht  einmal  nach 
Paris  zu  wenden,   sondern  konnte  ein  Exemplar  in 
Berlin  selbst  im  Akademiegebäude  finden.    Nun  wie 
dem  auch  sei,  Bötticher  hat  den  Abguss  nicht  ge- 
sehen; er  nimmt  aus  meiner  nach  einer  Photograidiie 
gemachten  Abbildung  desselben  den  darin  von  mir 
nachgewiesenen  Sonnenschirm  als  unverfänglich.  Ja 
als    erwünschtes    Zeugnis    für    menschliche    Wesen 
au,   wird   aber  jjlötzlich   skei)tisch,   wo   es   au  die 
Flügel  geht  (S.  207):   „Neuerdings  [das  heisst  1831, 
wo  Mullers  Aufsatz  erschien]  hat  man  zwar  an  seineu 
beiden  Schultern  Flügel  w  a  h  r  z  u  n  c  hin  c  n  ge  gl  a  u  b  t. 
was  natürlich  die  Annahme  eines  Eros,  mithin  aucli 
einer   Aphrodite   in   dem  Weibe  bestärken   müssto, 
doch  bleibt  das  hypothetisch.    Denn  abgesehen 
davon,  dass  Carrey  keine  Fittigc  gezeichnet  hat,  so 
lässt    auch,    nach    dem    menschliclicn    Modelle    be- 
messen,   die    beinahe    ganz    ins    Profil    gewendete 
Stellung  des  Knaben  in  seiner  Verbindung  mit  deiii 
Körper  des  Weibes ,   namentlich    mit  der  Lage  von 
ilaeni  linken  .Vrnu',  keine  Möglichkeit  der  Beflüge- 
liing  zu."     Hat  Carre^•  denn  deu  Suniienschirni  ge- 


111 


sehen,   dca  doch   lÜUticher  nihijj  aeceptiert?    Was 
(lern  Eineil  rocht  ist,  ist  dem  Andern  billi-;  die  Mög- 
lichkeit der  Beflügekuii;'   \vir(l   auch    dnrch  die  Ab- 
liildnng  genügend  erwiesen.     Ist  es  aber  überhanpt 
sachgeniäfs,  ein  von  Anderen  (nnd  eine  so  ganz  ver- 
ächtliche Auctorität  sollte  doch  K.  0.  Müller  für  den 
Vertasser  der  seinem  Andenken  gewidmeten  „Tek- 
tonik"' nicht  sein!)  bezeugtes  und  durch  Abbildung  be- 
legtes Factum  einfach  für  hjpothetisch  zu  erklären,  wo 
eine  Nachprüfung  und  Constatiernng  keinerlei  Schwie- 
rigkeit bot?  Ich  bezeuge  hiermit  nochmals,  sowohl  auf 
die  Abgüsse  hin,  welche  unser  Tübinger  Kabinet  und 
die    Stuttgarter    Sammlung   besitzt,  wie  auf  Grund 
des  Bonner  Abgusses,    nach  dem  die  Abbildung  in 
den  niioi^e  inemorie  Taf.  8  gemacht  worden  ist,  dass 
die  Flügel  vorhanden  sind,   ebenso    sicher  wie  der 
Sonnenschirm,  und  dass,  um  mit  Rötticher  zu  reden 
('S.  '_'03),  ..keine  Dialektik"  sie  ..hinweg  zu  detiniren 
vermag".    Auch  den  Ausweg,  die  unbequemen  Flügel 
als  Zusatz    eines  Restaurators   fortzuschalfen,  hoffe 
ich  in   dem   früheren  Aufsatze  versperrt  zu  haben. 
Möge  also  jeder,  der  in  der  Lage  ist  einen  Abguss 
zu  betrachten,  selbst  prüfen,  hier  wie  auch  bei  der 
anderen   Figur  2S,   über  welche   Böfticlier   S.  204 
bemerkt:    ..Stuart,    welcher    das  Original    noch    in 
besserer  Erhaltung  sah,   hat  eben  so   wenig  einen 
Flügel  gezeichnet  als  das  Relief  einen  bezeugt:  denn 
•1er  vermeinte  Flügel  ist  nichts  anderes  als  das  mit 
dem  linken  Arme  gelüpfte  C4ewand,  es  ist  niclit  die 
leiseste  Spur  der  Angabe  von  Gefieder  auf  ihm  vor- 
handen."   Das  klingt  freilicii  sehr  apodiktisch,  macht 
aber  doch  nur  so  lange  Eindruck,  bis  man  das  Mo- 
nument  selbst  oder   einen   scharfen  Abguss  —  ein 
solcher   steht  vor  mir  —  zu  Rathe  zieht.     Hier  ist 
der  regeimäfsig  gerundete  Umriss  des  Flügels,  sein 
etwas  erhöhter,   wenn   auch  ein  wenig  zerstofsener 
Rand,  die  vollständige  Faltenlosigkeit   des   angeb- 
lichen Gewandes,  welche  ebenso  seltsam  seiu  würde 
wie  die  Biegung  desselben  über  der  Hand  —  dies 
alles  ist  so  klar  und  deutlicii ,    dass  kein  Unbefan- 
^^ener  es  verkennen  kann;  ganz  abgesehen  von  der 
dem  Pliidias  zugemutheten  Aermlichkeit,  das  gleiche 
Motiv  zweimal    unmittelbar    neben    einander   anzu- 
bringen.    Der  Flügel  dieser  Nike  ist  genau  ebenso 


gebildet  wie  die  vorhin  besprochenen  des  Eros 
Fig.  42;  auch  diesem  fehlt  jede  plastische  Andeu- 
tung des  Gefieders,  welches,  wenn  mich  mein  Ge- 
dächfniss  nicht  teuseht,  ebenso  wenig  auf  der  Flügel- 
gestalt der  Nordnietope  XXY  erscheint').  Was  soll 
denn  üiierhau])t  darin  für  eine  Schwierigkeit  liegen? 
Um  nur  eine  Analogie  aus  nächster  Nähe  zu  be- 
rühren, so  genügt  ein  Blick  auf  die  Abgüsse  oder 
auf  die  Tafeln  in  Kekules  Schrift  ül)cr  die  Balu- 
stradenreliefs vom  Tempel  der  Atheua-Nike,  um  zu 
zeigen,  dass  neben  plastisch  ausgeführten  Federn 
einiger  Flügel  andere  ganz  glatt  gelassen  und  ge- 
nau ebenso  gebildet  sind  wie  die  Flügel  am  Par- 
thenonfriese; mag  man  nun  eine  Ergänzung  durcii 
Malerei  für  wahrscheinlich  halten,  wie  es  meistens 
geschieht  und  auch  ich  es  thue,  oder  mag  man  dies 
mit  Bötticher  abweisen.  AVie  aber  steht  es  mit  Stuart, 
welcher  das  Original  ja  noch  in  besserer  Erhal- 
tung gesehen  haben  soll?  Dies  ist  jedenfalls  uner- 
weislich, für  unseren  Fall  aber  auch  ganz  gleich- 
gilfig,  da  Stuarts  Tafel  den  Umriss  des  Flügels 
wenn  auch  ein  wenig  verzogen,  so  doch  ganz  deut- 
lich angiebt;  besser,  ja  vollkommen  genau  erscheint 
der  Flügel  in  der  musterhaften  Copie  Corboulds  in 
den  Aiicienl  Marbivs  VIII  Taf.  2  wiedergegeben. 
Sollte  etwa  der  Berliner  Abguss  an  dieser  Stelle 
schadhaft  sein?  Von  den  Reiterreliefs  bemerkt  ja 
Biitticher  selbst  (Piniol.  Suppl.  III,  44ri),  sie  seien 
..eben  nicht  lobenswerth  geformt."  Dann  muss  ich 
all  ecljipo  male  formalo  ad  ectypnm  melius  fiirman- 
didii,  wie  ein  solches  mir  vor  Augen  steht,  oder 
lieber  noch  od  ipsum  arrhclijpuin.  appellieren;  hie- 
ist  kein  Zweifel  möglich. 

Noch  eine  Figur  jener  Gruppe  muss  ich  be- 
sprechen, obschon  ungern,  da  hier  Bötticher  ganz 
allein  steht  nnd  selbst  solche,  welche  ihm  sonst  beir 
stimmen,  wie  Bergau,  sich  gegen  die  jiienkundigc 
Tiiatsache  nicht  haben  verschlielsen  können  (Piniol. 
XV,  202  fl'.).     Ich   meine    die  Figur  2(5   des   Ost- 

2)  „0\i  die  Fliigelgp^talt  No.  ISI  iüierhaupt  zu  diesen  Scul]i- 
turen  gehört,  bleibt  fraglich"  sagt  Bötticher  S.  80.  Ob  auch  für 
dieienigen,  welche  Laburdes  Bericht  in  der  revue  nrchcologiijiie  II, 
Itjf.  kennen,  möchte  ich  doch  bezweifeln;  vgl.  auch  meinen  l'artbe- 
non  Taf.  IV  und  S.  139.  —  Auch  die  Flügel  in  Nordmetope  \.\.\l 
scheinen  ohne  Andeutung  von  Gefieder  zu  sein. 


112 


frieses,  in  welcher  wir  anderen  meistens  Demeter 
mit  der  Fackel  erkennen,  Bötticher  dagegen  einen 
hurtigen  Khabdonomos  mit  einem  Bündel  Kutlien 
oder  Stäbe.  Bekanntlich  hat  .Stuarts  Zeichnnng 
hierzu  Anlass  gegeben.  ..Bei  der  Zuverlässigkeit" 
meint  Bötticher  (S.  201)  ..und  dem  für  Auffassung 
griechischer  Formen  auf  das  Vollkommenste  gebil- 
detem Auge  dieses  Zeichners,  darf  Niemand  wa- 
gen dessen  Treue  anzufechten;  um  so  weniger,  als 
derselbe  alle  Relieftafeln  der  zerstörten  Ostseite  be- 
reits unten  am  Boden  liegend  fand,  mithin  dicht 
vor  .\ugen  hatte";  es  soll  unbegreiflich  bleiben, 
„wie  man  das  monumentale  Zeugniss  des 
Stuart  von  der  Gestalt  als  Mann  läugnen  konnte" 
(S.  202);  endlich  soll  ,.keine  Dialektik  seine  Gestalt 
als  menschliche  Persönlichkeit  hinweg  zu  definiren" 
vermögen  (S.  20.3).  Der  Dialektik  bedarf  es  aucli 
garnicht  zu  jenem  Wagnis,  sondern  nur  eines  un- 
befangenen Auges  und  einer  Verständigung  darüber, 
was  man  ein  ..monumentales  Zeugnis"  nennen  will, 
ob  das  noch  erhaltene  Monument  selbst  oder  die 
Zeichnung  eines  Mannes,  der  —  daran  zweifle  ich 
garnicht  —  seine  Vorlage  genau  copiert,  dann  aber 
nachträglich  im  Stich  ergänzt  oder  interpoliert  hat. 
Denn  dass  Letzteres  bei  Stuart  der  Fall  gewesen 
ist,  glaube  ich  in  meinem  ,.Parthenon"  S.  1()4  für 
jeden,  der  ähnliche  Untersuchungen  auf  philologi- 
schem oder  historischem  Gebiet  anzustellen  oder  zu 
verfolgen  gewohnt  ist,  zu  voller  Evidenz  gebracht 
zu  haben.  Ich  maclie  auch  Stuart  aus  seinem  Ver- 
fahren l^aum  einen  Vorwurf,  da  er  vielleicht  über 
den  Sachverhalt  selbst  berichtet  haben  würde,  wäre 
es  ihm  vergönnt  gewesen  den  zweiten  Band  seines 
Werkes  noch  selbst  herauszugeben  ').  Nun  meint  aber 
Bötticher  (S.  201),  Stuart  habe  ..den  jetzt  ziendich 
in  der  Silhouette  abgesprengten  Kopf"  noch  völlig 

')  Erwünscht  wäre  es  allerdings  wenn  Stuart  ülierall  seine  Er- 
gänzungen durch  verschiedene  Art  des  Stiches  aneedentet  hätte,  wie 
das  z.  B.  bei  Ostfries  Kig.  18.  1  !l  geschehen  ist.  [C.arreys  Zeich- 
nung der  letzteren  Ueslallen  hat  neuerdings  durch  die  in  Athen 
wieder  aufgefundene  untere  rechte  Ecke  dieser  Platte,  wie  nicht  an- 
ders zu  erwarten  war,  ihre  Bestätigung  erhalten.  Eine  Puhlicaliun 
dieses  Stückes  sowie  einer  Anzahl  von  anderen,  meistens  nicht  sehr 
erheblichen  Friesfragmenten,  welclie  den  bisherigen  Nachforschungen 
entzogen  waren,  haben  »ir  demnächst  von  Herrn  Evsiratiadis  zu  er- 
warten; Abgüsse  der  säiumtlichcn  Stücke  werden  für  das  britlisclie 
.Museum  geformt  (Jan.    I87'J.}J 


unversehrt  vorgefunden  und  ihn  „durchaus  genau 
gezeichnet,  und  zwar  mit  einem  kurzen  Barte".  Es 
genügt  wiederum  eine  genaue  Prüfung  des  Originals, 
zu  der  auch  hier  jeder  aufgefordert  sein  mag,  um 
zu  erkennen,  dass  der  noch  verfolgljare  Unn-iss  des 
Kopfes  mit  Stuarts  Bart  und  überhaupt  mit  einem 
Bart  ganz  unverträglich  ist  (so  unverträglich  wie 
bei  den  benachbarten  Figuren  24  und  2.ö  Stuarts 
Kappen  mit  dem  welligen  Umriss  des  Haares  ; 
C'arrey  hatte  also  auch  hier  ganz  Recht,  den  Kopf 
unbärtig  zu  zeichnen.  Mit  welchem  Rechte  aber 
Bötticher  S.  202  behau])tet,  Carrey  gebe  die  Figur 
als  Maun,  davon  mag  wiederum  jedermann  sich 
selbst  überzeugen,  wenn  er  Labordes  Facsimile  iu 
seinem  Parthenon  vergleicht;  er  wird  den  Frauen- 
kopf ebenso  unverkennbar  finden  wie  die  Andeutung 
der  weiblichen  Brust,  die  denn  auch  auf  der  Ab- 
bildung in  den  Anc.  Marhles  A  111  Taf.  1  so  gut  wie 
auf  dem  Marmor  nicht  wohl  wegzuleugnen  ist.  T.-it 
überhaupt  ein  unterwärts  gegürteter  langer  Chiton 
mit  faltenreichem,  tief  herabhangendem  Bausch  oder 
Ueberschlag,  wie  ihn  dieser  vermeintliche  Rhabdonom 
trägt,  für  einen  Mann  nacliweisslichV 

Eine  weitere  Interpolation,  diesmal  al)er  nicht 
Stuarts  sondern  K.  0.  Müllers  (Denkni.  der  alten 
Kunst  I,  24,  llnö,  hat  auch  wieder  Bötticher  ge- 
teuscht  (S.  206),  wie  vor  ihm  schon  Manchen; 
Ostfr.  4  7  schwingt  kein  Tuch  oder  was  es  sonst 
sein  sollte  (s.  meinen  Parthenon  S.  25'.)) ,  sondern 
begleitet  nur  seine  Rede  mit  einer  ausdrucksvollen 
Bewegung  der  Rechten:  so  zeigt  ilin  der  gleiche 
Abguss,  welchem  wir  den  Eros  mit  seinen  Flügeln 
verdanken.  —  Endlich  mache  ich  noch  darauf  auf- 
merksam, dass  der  Nordfries  in  seiner  Platte  IV 
keine  Schafböcke  oder  junge  Hammel  aufweist,  wie 
Bötticher  annimmt  (,S.  210.  216.  28.3),  sondern  nur 
Schafe.  Dass  die  Hörner  dem  nicht  im  Wege  stehen, 
lehrt  jedes  gute  Handbuch  der  Naturgeschichte;  ja 
wenn  Schafböcke  gemeint  wären,  müsten  die  Hörner 
mclir  gewunden  sein,  während  die  wenig  gebogenen 
und  am  Kopfe  tmliegendcu  llöiucr  grade  für  wciti- 
liclic  Tliiere  sprechen;  wie  denn  auch  ein  ausge- 
zeichneter Zoologe,  ohne  um  die  Streitfrage  zu 
wissen,  sich  ohne  Besiiuien    für    weibliche    Tliiere 


113 


entschied  (vgl.  meinen  Partlieiion  S.  243).  Diese 
Thiere  sind  also  kein  Beweis  gegen  die  Panathenäen, 
im  Gegentheil  bestätigen  sie  dieselben  bei  Veiglei- 
chung  dei-  von  mir  Anh.  II  Zeng.  222.  223  beige- 
brachten Inschriften  *),  welche  mich  in  diesem  Theile 
des  Zuges,  ebenso  wie  es  auch  Bötticher  thut,  die 
Sendungen  der  attischen  Klcruchen  und  der  tribut- 
pflichtigen Städte  erkennen  lielsen. 

Andere  Bedenken  knüpfen  sich  an  die  Erörte- 
rungen über  die  Reste  der  Giebelgrupi)en.  Auch 
hier  lasse  ich  die  Ansicht  auf  sich  beruhen,  dass 
die  yiveaig  Athenas  im  Ostgiebel')  keine  y-fifatg 
sondern  eine  Theophanie  in  Attika  sei  (S.  2oi.)); 
selbst  der  aus  der  Anwesenheit  des  Helios  und  der 
Selene  entnommene  Beweis  gegen  das  olympische 
Lokal,  weil  es  in  djer  Götterwohnung  keinen  Wechsel 
von  Tag  und  Nacht,  keinen  Aufgang  und  Niedergang 
gebe  (S.  233 f.),  wird  schwerlich  irgend  einen  Leser 
Homers  irren.  Aber  von  grofsem  Belang  für  die 
Deutung  des  Ustgiebels  würde  es  sein,  wenn  Bütti- 
cher  mit  seiner  Ansicht  Recht  hätte,  dass  die  all- 
gemein diesem  Giebel  zugeschriebene  Nike  (Ostg.  J, 
Taf.  VI,  14  meines  Parthenon)  vielmehr  in  den  West- 
giebel gehöre  und  mit  der  von  Carrey  gezeichneten 
Wagenlenkerin  Athenas  (Westg.  G,  Taf.  VII,  2  meines 
Atlas)  identisch  sei;  eine  Ansicht,  welche  in  der 
Sitzung  der  archäologischen  Gesellschaft  vom  G.  Juni 
d.  J.  (s.  0.  S.  94)  gegen  geltend  gemachte  Bedenken 
auch  von  anderer  Seite  vertheidigt  worden  ist,  ich 
weiss  niciit  mit  welchen  Gründen.  Vergleichen  wir 
jenen  Torso  (natürlich  mit  der  von  Lloyd  entdeckten 
Ergänzung  durch  den  rechten  Schenkel)  mit  Carreys 
Zeichnung,  so  ergeben  sich  hauptsächlich  zwei  to- 
tale Verschiedenheiten.  Erstens  hat  der  erhaltene 
Torso  den  linken  Schenkel  zurückgesetzt,  so  dass 
er  mit  dem  Oberkörper  ungefähr  eine  grade  Linie 

*)  Die  Worte  derselben /3o["i)' z«l  n Qoßaja  ävo  sind  elienso 
{;ecignet  zu  zeigen ,  was  mit  den  '^Tf(ja  ff of Tn  eines  Aristopliunes- 
scholion  (ebenda  Zeugn.  221)  gemeint  sei,  nie  der  übrige  Inhalt  jener 
Inschriften  die  Vermulliung  zu  widerlegen  scheint,  die  fraglichen  Gaben 
seien  „nicht  zu  den  grofsen  l'anatbenäcn  allein,  sondern  wohl  zu 
allen   Hochfesten   Athens"   gesandt   worden   (Bollicher  S.  223). 

*)   llass  die  Worte,    „es  sei  im   Ai-'tos  der  Eingangsfronte  alles 
zur  Genesis  der  Alhena  Gehörende  enthalten"  (S.  2S0)  etwas  ganz  an- 
deres aussagen    als   die  des  l'ausanias    ndun  {;  tijI'  l-IHtirä;  f/n 
yivioiv,  bedarf  nur  des  Hinweises. 
Archiirildg.  Zli-.,  Jahrgaus!  XXIX. 


bildet;  bei  der  Wagenlenkerin  ist  der  linke  Schenkel 
hoch  erhoben,  so  dass  er  in  einem  rechten  oder 
gar  einem  spitzen  Winkel  zum  Oljerköriier  steht. 
Zweitens  trägt  der  Torso  einen  kitrzen  Chiton,  der 
das  vortretende  rechte  Knie  entblolst  lässt  (vgl.  auch 
Schwabcs  ohsercaUoncs  an-haeol.  II,  Dorpat  1870, 
S.  19  ff.),  die  Wagenlenkerin  dagegen  zeigt,  wie  na- 
türlich, beide  Beine  vollständig  vom  laugen  Gewände 
umwallt.  Ich  übergehe  Anderes,  wie  z.  H.  die  gänz- 
lich verschiedene  Haltung  der  rechten  Schulter,  und 
gestehe  rathlos  der  Frage  gegenüberzustehen,  wo 
denn  eigentlich  die  Aehnlichkeit  zwischen  der  vor- 
wärts laufenden  und  der  zurückgebeugt  sitzenden 
Gestalt  stecken  soll.  Nach  Bötticher  dagegen  „bleibt 
es  seltsam"  dass  alle  Gelehrten  diese  Nike  in  den 
östlichen  Giebel  versetzt  haben.  Wie  wenn  Visconti 
bekanntlich  fast  die  einzige  Auctorität  der  wir  "e- 
nauere  Fundnotizen  über  die  einzelnen  Stücke  der 
elginschen  Sammlung  verdanken,  ausdrücklich  be- 
zeugt, die  Figur  sei  auf  dem  Boden  des  östlichen 
Giebelfeldes  liegend  gefunden  worden  {mem.  S.  42)? 
Wo  bleibt  denn  nun  die  ..Seltsamkeit"?  Es  ist  aber 
diese  Notiz  von  gröfstcr  Wichtigkeit  für  die  Eecon- 
struetion  des  O.stgiebels,  wie  ich  in  meinem  Buche 
S.  166  gezeigt  habe,  indem  diese  Figur,  richtig  nach 
der  Giebelmitte  zu  gewandt,  die  Einheit  des  olym- 
pischen Lokals  im  ganzen  Giebel  feststellt.  Da  in- 
dessen diese  Aufstellung  bestritten  ist  und  ^ndere 
die  Nike,  entsprechend  der  Iris,  nach  aussen  eilen 
lassen,  so  sei  es  mir  erlaubt  auf  eine  Beobachtung 
Helbigs  hinzuweisen,  welche  derselbe  kürzlich  am 
Original  gemacht  und  in  der  Londoner  Acadennj  vom 
1  Sept.  d.  J.  S.  413  mitgetheilt  hat.  Er  bezeugt, 
dass  die  Nike  auf  ihrer  rechten  Seite  unendlich  we- 
niger sorgfältig  ausgeführt  sei  als  an  der  linken, 
dort  seien  nur  die  Hauptlinien  angegeben,  hier  alles 
bis  in  die  feinsten  Faltenpartien  hinein  aufs  fleissig- 
ste  durchgeführt.  Die  Consequenzen  aus  dieser 
Beobachtung  liegen  auf  der  Hand,  liefern  aber  zu- 
gleich einen  neuen  Beweis,  wenn  es  dessen  noch 
bedürfte,  gegen  Böttichers  Umstellung  "). 

")  Heibig  bemerkt  ferner,  die  linlie  Seile  habe  nielir  vom  Weliej- 
gelitten  als  die  rechte,  sei  also  für  die  äussere  zu  halten.  Das  Ge- 
wicht   dieser   Bemerliung    mindert   sich   etwas,    wenn    man    bedenkt, 

16 


114 


Zum  Ersatz    für    die    cntfülirte   Nike,    wie   es 
scheint,  hat  Bötticher  den  Ostgiebel  mit  einer  ganz 
neuen  Statue  bedacht,    keiner   gevingeien  als    der 
Mittelfigur  des  ganzen  Giebels,  der  Athena,   die  er 
in  dem  prachtvollen  Torso  aus  der  Villa  Medici, 
jetzt  in  der  Pariser  erolr  des  hcanx  arls,  wiederge- 
funden zu  haben  glaubt  (S.  2ö2.  358  ti'.)-    Ich  schenke 
Böttiehers  Angabe,    dass  der  MaruKU-  pentclisch  sei 
I  nicht  carrarisch,  wie  Xibby  gemoiut  liatte,    atniali 
XII,  92)  um  so  lieber  Glauben,  als  sie  mit  meiner 
eigenen     Beobachtung     übereinstimmt     (Parthenon 
S.  170),  vermisse  aber  jede   Spur  von  Beweis  für 
die  Zutheihmg  zum  Parthenon;  denn  die  von  Bötti- 
cher geltend  gcnmcliten   Umstände    sprechen    doch 
nur  für  eine  attische  Arbeit   aus  guter  Zeit  (wofür 
auch  Conze  biillel.  1S61,  36  sich  mit  Recht  aussprach), 
welche,  wie   schon  Braun  {tiuii.  a.  a.  0.)  bemerkte, 
bestimmt  war  mit  dem  Rucken  gegen  eine  Wand  zu 
stehen  ').    Andrerseits  ist  es  sehr  schwer,  sich  vorzu- 
stellen, wie  er  kolossale  Torso  vom  Parthenon  nach 
Kom  gekommen  sein  sollte.    Vor  der  Mitte  des  fünften 
Jahrhunderts  ward  der  Ostgiebel  desTempels  schwer- 
lich zerstört   (Parthenon  S.  50);    in    den    nächsten 
Jahrhunderten  ist  der  Transport  nach  Rom  undenk- 
bar.   Die  Vermuthung,  dass  zur  Zeit  der  fränkischen 
Herscher  ein  Statuenexport  vmi  der  Akropolis  nach 
Italien   begonnen   habe,   scheint  mir  bei  der  dama- 
ligen »Sinnesart   und   bei   dem  Zustand    der  Wege 
keineswegs  so  nahe  zu  liegen  wie  Büttichern  (S.  360\ 
ja  sogar  ziemlich  unglaublich  zu  sein ;  und  für  die 
spätere  Zeit,  wo  solcher  Handel  wirklich  betrieben 
ward,    hat  die  Annahme  wenig  Wahrschcinliclikeit, 
dass  jener  Torso   vom   östlichen  Giebel   überhaupt 
noch  existiert  habe.    Wie  viel  einfacher  ist  doch  c^e 

da«s  der  Torsu  viclleiclit  liingrre  Zeil,  m,in  weiss  niciit  in  welcher 
Late,  auf  dem  Gieljellmden  gelegen  hat.  Nach  weniger  kann  ich  die 
an  sich  feine  Bemerkung  Alessandro  Caslellanis  liir  sehr  belangreich 
hallen,  der  Raltenzug  der  Nike  müsse  ileiii  der  Ins  entsprechen, 
beidemal  sei  er  durch  den  vom  Meere  kummendcn  Murgenwind  ver- 
anlasst. Vielmehr  folgen  die  Fallen  der  raschen  Bewegung  der  Fi- 
guren selbst;  man  vergleiche  nur  den  Gegensatz  in  der  Hichliing  des 
Faltenzuges   an   den   beiden   Wagenlenkcrinnen   des   Westgiebels. 

')  Die  Behauptung,  der  Schwerpunkt  des  Kolosses  sei  noch  auf 
das  unwankbare  Triglyphcm,  nicht  auf  die  Ausladung  des  Geison  ge- 
fallen, ist  falsch,  wie  ein  Blick  auf  den  Durchscbnill  hei  Bevett 
Aiitiq  II,  1,8  oder  in  meinem  l'arlliennn  Taf.  VI,  I  fnoch  l'enrose) 
zeigen  kann. 


Annahme,  dass  dies  schöne  Werk  aus  irgend  einem 
attischen  Bauwerke,  nur  nicht  gerade  dem  Parthe- 
non, bereits  im  Alterthum  seinen  Weg  nach  Rom  ge- 
funden habe  und  wie  so  viele  andere  aus  doi'tigen 
Ausgrabungen  in  die  Villa  Medici  gelangt  sei.  Einen 
andern  Grund  gegen  Bötticliers  Vermutliung,  der 
Gewandbehandlung  entnommen,  habe  ich  a.  a.  0. 
S.  170  angedeutet,  kann  ihn  aber  ohne  eine  noch- 
malige Prüfung  des  Originals  oder  eines  Abgusses, 
die  mir  zur  Zeit  nicht  möglich  ist,  und  oline  Bei- 
hilfe andeutender  Zeichnungen  nicht  weiter  aus- 
füliren. 

Bei    den    Resten    des    West gieb eis    ist    na- 
mentlich die  vorgeschlagene  Ergänzung  der  Figur  ß 
(Taf.  \IU,  2  meines  Atlas)  nebst  der  darauf  gegrün- 
deten Deutung  (S.  241  ff.)  nachweislich  falsch,   wie 
ich  schon   in  meinem   Buche    S.  194   kiuz  erinnert 
habe.     Bötticher  hält  die  grol'sen  Schlangenwindun- 
gen für  den  Rest  eines  Hippokampen.    .,Der  Schwanz 
des  Thieres  hinten,  Brust,  Hals  und  Kopf  desselben 
vorn,  sind  nicht  mehr  vorhanden:   doch  erkennt  man 
an  den    Stoi'sflächeu    mit  den  tiefen  Zapfenlöchern 
genau,  dass  beide  Theile  einzeln  gearbeitet  und  an- 
gestückt waren."    Letzterer  Umstand  ist  namendich 
für  die  vordere  Stofsfläche  in  der  Photographie  (^arch. 
Ztg.  XXVIII  Taf.  35)  sehr  deutlich  erkennbar.    Be- 
reits  am  2  November  1848   ist  in  der  Berliner  ar- 
chäologischen Gesellschaft  davon  die  Rede  gewesen, 
dass  Lloyd   die    Ergänzung  jener  Lücke  in  einem 
Schlangenfragmente  nachgewiesen  habe  (arch.  Ztg. 
VI  381);  Lloyd  selbst  hatte  kurz  zuvor  im  Classical 
Mus f um  V,  428  f.   seine   Entdeckung  dargelegt,  die 
seitdem   keinem   Besucher   des   britischen  Museums 
unbekannt  geblieben  sein  wird.    Es  handelt  sich  um 
das  bekannte  Fragment,  welches  in  den  Anc.  Marbles 
VI,  Taf.  8  und  danach  öfter  abgebildet  worden  ist. 
Stuart  scheint  dasselbe  sogar  noch  au  seiner  Stelle 
gesehen   zu  liaben  (s.  Taf.  VIII,  Var.  zu  Fig.  2,  in 
meinrm   Atlas),  da  er  die  volle  liundung  gicbt  wie 
sie  auch  heute  noch  nach  der  Zusainniensct/.ung  er- 
scheint.    Danacii    kann  also  von  dem  Vnrdertheile 
eines  Hip])okanipeii  zur  Ergänzung  jener  Ijückc  nicht 
mehr  die  Rede  sein,  sondern  es  ist  nichts  mehr  und 
nichts  weniger  als  eine  Schlanoc,  und  diesem  ..mo- 


115 


uumentalen  Zeugnis"  gegenüber  fallen  alle  salanii- 
iiiscb-niaratliouisclieu  Vennutlimigen  zusauiiiien.  Er- 
wähnen will  ich  auch  das  noch,  dass  die  verloreue 
linke  Hand  der  weiblichen  Figur  nicht  wohl  etwas 
wie  ein  Aphlaston  in  der  Hand  gclialten  lialien  kann, 
da  sie  beschäftigt  war  das  gelöste  Gewand  zu  halten. 
Davon  kann  man  sich  leicht  überzeugen,  wenn  mau 
einmal  bemerkt,  dass  das  Gewand  auf  der  linken 
Schulter  und  dem  angrenzenden  Stücke  des  Halses 
nicht  am  Kuipcr  anliegt,  und  zweitens  die  Kiclitung 
der  Falten  des  Gewandzipfels  vor  dem  Halse  auf- 
merksam verfolgt. 

An  einer  anderen  Stelle  des  Giebels  leugnet 
Bötticher  die  einstige  Existenz  von  Hipp okampeu 
wo  ich  sie  mit  Anderen  annehme,  indem  er  Amphi- 
trite  (Westg.  0)  ..auf  Delphinen  stehend"  herbeige- 
kommen sein  lässt  (S.  240).  Wie  man  die  durch 
Carrey  und  die  übrigen  Zeichner  (Parthenon  Taf  VII, 
2.  3.  Hilfstafel  Fig.  1),  sowie  aus  dem  erhaltenen 
Torso  (ebenda  Taf.  VHI,  is)  uns  bekannte  Gestalt 
Amphitriles  für  stehend  halten  kann,  begreife  ich 
nicht;  auch  wäre  für  eine  so  auffallende  Darstellung, 
wo  die  Königin  des  Meeres  Delphine  als  Wasser- 
schuhe benutzte,  eine  antike  Parallele  erwünscht. 
Was  soll  aber  dann  aus  der  grol'sen  Lücke  werden, 
welche  zwischen  Anipbitrite  nebst  ihrer  Begleiterin 
(iV)  und  dem  Poseidon  klafft,  wenn  mau  sie  nicht 
durch  ein  Gespann  ausfüllt,  sei  dies  nun  ein  Hippo- 
kampen-  oder  ein  gewöhnliches  Eossegespann? 
Bei  Carrey  ist  die  Lücke  freilich  nur  klein,  bei 
,.Nointels  Anonymus"  dagegen  (Taf  VII,  .3)  sehr 
weit,  und  dass  dies  richtig  ist,  steht  jetzt  durch 
Daltons  Zeichnung  fest  (s.  Hilfstafel  Fig.  L  2). 
Bötticher  ist  beim  Leugnen  jener  Lücke  wie  es 
scheint  K.  0.  Müller  gefolgt,  dessen  Abhandlung  de 
sigiiis  olini  in  poslico  Parlheiiun'is  fasli(jio  positis  ihn 
zu  einem  noch  folgenreicheren  Irrtbum  verlockt  hat. 
Denn  die  „attische  Legende" ,  dass  im  Streite  mit 
Poseidon  Athcua  zwei  Zeugnisse  vorgezeigt  habe, 
den  Oclbaum  und  das  Rossgespann  (S.  2üS), 
beruht  meines  Wissens  auf  keinem  antiken  Zeug- 
nisse, sondern  blofs  auf  einer  eigens  für  unser  Gie- 
belfeld aufgestellten  Combination  Müllers,  deren 
ITuhaltbarkeit  längst  nachgewiesen  worden  ist.    Eben 


weil  Rossezähmung  jener  Sage  vom  Streite  fremd 
ist,  glaube  ich  auch  nicht  an  den  vermeintlichen 
Erichthonios  neben  den  Pferden  (Westg.  H);  noch 
viel  weniger  freilich  daran,  dass  Phidias  den  für 
den  Streit  so  wichtigen  Gel  bäum  hinter  den  Rossen 
ganz  versteckt  haben  sollte,  wie  Bötticher  anninnnt. 
indem  er  (wie  vor  ihm  Lloyd  und  Andere)  das  be- 
kannte Fragment  mit  den  Fülsen  und  dem  zur  Stütze 
des  einen  Beines  dieuendeu  Baumstamm  (Taf.  VKL  4) 
mit  jenem  sog.  Erichthonios  verbindet.  Wie  sollte 
wohl  Erichthonios  zu  solcher  Beschuhung  kommen? 
Die  Zugehörigkeit  des  Fragments  zu  den  Parthenon- 
sculpturen  ist  ganz  unbezeugt,  und  so  empfiehlt  sich 
hinsichtlich  desselben  grofse  Vorsicht. 

Doch  genug  von  diesen  Controverscn;  fürchte 
ich  doch  die  Grenzen  thatsächlicher  Bemerkungen 
bereits  überschritten  zu  haben.  Auch  der  vielfältige 
Widerspruch,  zu  dem  andere  Abschnitte  des  bötti- 
cherschen  Katalogs  Anlass  geben,  mag  für  jetzt 
unterdrückt  bleiben.  Kur  noch  eine  Bemerkung  füge 
ich  hinzu,  durch  welche  ich  vielleicht  dem  Einen 
oder  dem  Andern  unnützes  Suchen  ersparen  kann. 
Bei  Besprecliung  der  Kolosse  von  Monte  Cavallo 
S.  727  erwähnt  Bötticher  Werke  zweier  bisher  unbe- 
kannter Autoren,  „des  römischen  Verlegers  Laureutius" 
(1584)  und  des  „Bapt.  de  Caval"  (1585).  Liest  man 
auf  den  betreffenden  Titelblättern  nur  noch  je  eine 
Zeile  weiter,  so  entpuppen  sich  die  jedem  Archäolo- 
gen wohlbekannten  Namen  (Müller  Handb.  d.  Archäol. 
§  o7.  3)  Lanrciitij\Vacrurij,  d.h.  des  Lorenzo  della 
^^•lccaria,  und  des  lo.  Bapüsla  de  Caval  Icriis. 

Tübingen  im  Oktober  1871. 

Ai).  Michaelis. 

[Nachtrag.  Die  Bemerkungen  von  F.  Matz 
in  den  Göttinger  gelehrten  Anzeigen  1871  S.  1948  tf. 
über  den  Niketorso  (Taf.  VI,  14j  veranlassen  mich 
dem  oben  über  dies  Fragment  Gesagten  noch  etwas 
hinzuzufügen;  nicht  als  ob  Böttichcrs  Ansicht,  die 
auch  Matz  ausdrücklich  abweist,  irgend  glaublich 
geworden  wäre,  sondern  weil  Viscontis  Fundnotiz 
mir  jetzt  minder  sicher  erscheint  als  früher.  Mat/^ 
entnimmt  seinen  Zweifel  dem  auch  von  mir  S.  175 
bemerkten  Umstände,  dass  in  dem  nach  Viscontis 
Aufzeichnungen  redigierten  Katalog  jenes  Fragment 

IG* 


llfi 


sich  als  Xr.  i;j  unter  den  Frafiniculs  or  Slahies  front 
ihe  Pedimeiils.  Ilie  naiiies  or  phices  of  wliiclt  cire  not 
pasificeli/  ascertained ,  befindet  (Parthenon  S.  3:')(V). 
Jener  Katalog-,  den  Visconti  nie  selbst  publiciert 
hat,  erhält  aber  ofi'enbar  nur  die  ersten  von  ihm 
in  London  1814  niedergeschriebenen  Notizen,  und 
ich  würde  um  seinetwillen  der  bestimmten  Angabe 
des  memoire  (18 Ir)")  nicht  den  Glauben  verweigern. 
Dagegen  wird  die  Angabe  allerdings  verdächtig 
nach  folgendem  bisher  nicht  beachteten  Passus  aus 
einer  im  Januar  1817  von  Visconti  verölTentlichten 
Recension  des  vierten  Bandes  der  Aiäiqmties  of 
Athens:  "II  fWoods^  «  attribue  ä  l'une  des  ßgiires 
du  edle  gaiiclte  du  frontoii  occidcnfal,  quil  appelle 
Jiition,  le  fnujmenl  dune  slatiie  de  fennne,  qui  pro- 
bablem enl  eloit  da/IS  le  fronlon  oppose,  et  qiie  les 
Irous  oii  des  alles  de  brou^e  eloient  scellees ,  m!ont 
fall  reconnoitre  pour  iine  Vicioire"  (op.  var.  III,  308). 
Wird  hiernach  Viscontis  Zeugnis,  das  mir  bisher 
als  unanfechtbar  galt  und  somit  jede  andere  Com- 
bination  zurückzuweisen  schien,  mindestens  sehr  un- 
sicher, so  lässt  sich  gegen  die  einst  von  Woods 
und  Quatremere  de  Quincy  und  jetzt  wieder  von 
Matz  angenommene  Identität  unseres  Torso  mit 
Amphitrites  Begleiterin  im  Westgiebel  {N)  ein  äulse- 
rer  Grund  nicht  mehr  anführen.  Vielmehr  gibt  die 
grolse  Aelinlichkeit  des  erhaltenen  Fragments  und 
der  Zeichnung  bis  auf  das  entblölste  rechte  Knie 
hin  (vgl.  den  Anonymus  Taf  VII,  3),  ferner  die  Un- 
wahrscheinlichkeit  dass  der  Künstler  au  der  glei- 
chen Stelle  beider  Giebelfelder  die  gleiche  Figur 
sollte  wiederholt  haben,  endlich  der  Uiustand  dass 
der  Torso   im  Westgiebel   noch   um   die  Mitte    des 


vorigen  Jahrhunderts  dort  neben  der  Amphitrite 
vorhanden  war  (s.  Dalton  auf  meiner  Hilfstafii 
Fig.  1),  dies  alles  gibt  jener  Annahme  einen  hohen 
Grad  äul'serer  Wahrscheinlichkeit.  Damit  sciieint 
mir  freilich  die  Deutung  des  Westgiebels  nicht,  wie 
]\latz  meint,  viel  einfacher  und  natürlicher,  sondern 
aufserordentlich  schwierig  zu  werden.  "Sie  (Nike) 
erscheint  hier  nicht  im  Vordergrunde  unter  dem 
von  links  nach  rechts  ziehenden  Gefolge  des  Meer- 
beherrschers, sondern  eilt  vcm  dem  neutralen  Hinter- 
grunde — ■  und  vt)n  der  Seite  musste  sie  doch  kom- 
men —  auf  Athene  zu."  So  Matz.  Von  einem 
solchen  neutralen  Hintergrunde,  welcher  mit  der 
reliefartigen  Composition  sich  kaum  verträgt,  ist 
soust  nirgend  eine  Spur  vorhanden,  vielmehr  ist  der 
Parallelisnnis  unserer  Figur  N  und  dem  neben 
Athenas  Rossen  liereilenden  Manne  //  so  augen- 
scheinlich, dass  eine  solche  Anordnung  nur  geeignet 
sein  konnte  den  Beschauer  gradezu  irre  zu  führen, 
wenn  jenes  Weib  nicht  zu  Poseidons  Wagen,  ja 
garnicht  einmal  zu  seiner  Partei  gehören,  sondern 
an  ihm  vorbei  zur  Athena  eilen  sollte.  Ja  wären 
nicht  die  Flügelansätze  im  Rücken  vorhanden,  welche 
jede  andere  Deutung  als  die  auf  Nike  ausschliessen  ! 
Da  ich  die  bezeichnete  Unklarheit  dem  Künstler 
kaum  zutrauen  mag,  so  bleiben  mir  an  der  Richtig- 
keit von  Matz  Annahme  noch  immer  einige  Zweifel, 
die  ich  gern  gegen  eine  plausiblere  Erklärung  der 
ganzen  Gruppe  aufgeben  würde.  Matz  übrige  Er- 
örterungen über  den  Sinn  der  Mittelgrup|)e  scheinen 
mir  freilich  nicht  aunehmlj 
der  Nike.  —  Januar  187i^ 


mir    freilich    nicht   annehmbarer   als   obige  Deutung 


A.  M. 


1. 


Zu  dcnirui;;en  Zeiiimungen,  welche  schon  litho- 
graphirt  und  vuu  (ierlianl  zur  Fortsetzung  der  An- 
tiken Bildwerke  bestimmt  waren,  aber  .später  in  Folge 
eines  unberechenbaren  Zufalls  nicht  ven'itlcntliciit 
wurden,  gcliört  auch  die  auf  Taf.  54,  1   in  Verklei- 


R  E  1. 1  E  F  F  R  A  G  M  E  N  T  E. 

Hierzu  die  AbblklungPii   Taf.  54. 

nerung  wiederholte  Zeichnung  eines  Reliefs,  welche 
uns  ein  verlorenes  —   oder  wenigstens  zur  Zeit  ganz 


verschollenes  —  altes  Monument  ersetzt  und  daher 

die  Veröffentlichung  an  dieser  Stelle  wohl  verdient. 

Das    Hruciistück,    welches    wir  mit    ziendicher 

Sicherheit  als  die  Nebenseite  eines  Sarkopliags  be- 


117 


zeichnen  diiifen,  zeigt  den  Tod  des  Mele<i<icr  nacli 
einer  Sagen wendung,  welctie  jetzt  schon  in  mehre- 
ren üarstellungen  nachgewiesen  und  kürzlich  auf 
(las  eingeiiendste  von  Fr.  ^latz  besprochen  ist  (An- 
nali deir  Inst.   ISÜU  p.  'j;j  ss). 

Ueber  das  Ende  des  Meleager  gab  es  verschie- 
dene Sagen.  Piei  Homer  (II.  '.»,  .ö29  ss)  richtet  den 
Helden  die  Erinys  zu  Grunde,  welche  der  Mutter 
Fluch  gehört  hat;  absichtlich  al)er  lässt  der  Dichter 
den  Phönix  das  Wie  und  das  Wann  des  Todes 
übergehen:  er  deutet  den  (baldigen)  Tod  in  der 
Schlacht')  nur  kurz  au  (598): 

Im  griechischen  Volke  dagegen  ging  die  Sage 
von  jenem  geheimnissvollen  Scheit  um,  an  dem  das 
Leben  des  Meleager  hing  und  das  Althäa  im  Zorn 
über  der  Brüder  Tod  in  das  Feuer  warf,  eine  Wen- 
dung der  Sage,  welche  die  tragischen  Dichter  (Paus. 
X,  31,4)  aufgritfen,  ausbildeten  und  schiefslich  zur 
allgemeinsten  Geltung  brachten. 

Ganz  abweichend  davon  war  endlich  die  Er- 
zählung, welche  die  Dichter  der  Eoiai  und  der  Jlinyas 
gaben  und  deren  Ueberlieferung  wir  dem  Pausauias 
verdanken :  in  diesen  Gedichten  der  Hesiodeischeu 
Schule  starb  Meleager  in  der  Schlacht  gleich  Achilleus 
durch  die  Hand  des  Apollon,  welcher  den  Ku- 
reten  gegen  die  Aetoler  Hilfe  leistete  (Paus.  X,  ,31,  3: 
^4n()X).iüra  aiwvot  Knigi]atv  Inl  xoig  ^hwlnvg 
xal  unniyuvalv  MslsayQO)'  vno  lAnnXXojvng). 

Dieser  letzteren  Sage  nun  folgte  der  Künstler 
des  Sarkophags,  dessen  eine  Seitenfläche  in  der 
Gerhard'schcn  Zeichnung  noch  vorliegt:  Ai)ollon, 
nur  mit  der  kurzen  flatternden  Ghlamys  versehen, 
schiefst  einen  Pfeil  ab  auf  den  ihm  gegenüberstehen- 
den Meleager,  der  das  Gesicht  abwendet  und  nach 
hinten  zurücksinkt;  der  Held  hat  auf  dem  Kopf  den 
Helm,  in  der  Linken  den  Schild  und  in  der  schlalf- 
gesenktcn  Hechten  das  Wchrgehäiige,  von  dem  je- 
doch nur  noch  ein  Uestcheu  des  Bandes  in  der  Hand 
erhalten,  während  das  Uebrige  weggebrochen  ist  ■). 

')  VbI.  clifpso  niuli  Apollüii.   I,  8,  .■{,  2  f. 

-)   nies  eisielil  sich    aus    der  Wrnleicliung    mit  dem   Sarkophag 
Harberini  und  dem  laleranischen   Helief. 


Die  Bestätigung  dieser  Erklärung  giebt  der 
Sarkophag  Barbcriui,  den  Matz  in  den  Mon.  delT 
Inst.  IX,  2,  1  veröft'entlicht  hat.  Wir  sehen  auf  der 
Vorderseite  die  Aetoler  den  Leichnam  des  reisigen 
Helden  aus  der  Schlacht  heimtragen  und  den  Jam- 
mer der  Aeltern  über  des  Sohnes  Verlust.  Auf  der 
einen  Seitenfläche  legt  Althäa  das  verhängnissvolle 
Scheit  in  das  lodernde  Feuer  eines  Altars,  während 
eine  Erinys  davoneilt:  sie  sieht  ilir  Werk  volll)racht 
und  kann  nun  gehen.  Die  andere  Seite  zeigt  Apol- 
lon, um  den  Hals  die  kurze  flatternde  Chlamys  ge- 
knüpft; er  schielst  einen  Pfeil  ab  auf  den  vor  ihm 
fliehenden  und  hinsinkenden  Meleager,  welcher  um 
den  Hals  die  Chlamys  hat,  auf  dem  Kopf  den  Helm 
(mit  einem  Busch),  in  der  Linken  den  Schild  und 
in  der  gesenkten  Rechten  das  Wehrgehänge. 

Dieselbe  wimderliche  Vereinigung  dieser  zwei 
ganz  abweichenden  Sagewendungen  über  den  Tod 
des  Meleager  wiederholte  sich  in  einem  Sarkophag 
der  Villa  Strozzi  a  Termini  (jetzt  Merode),  der  un- 
tergegangen oder  verschollen  ist,  dessen  Darstellun- 
gen aber  in  einer  genauen  Beschreibung ')  Zoega's 
noch  erhalten  sind.  Der  Sarkojihag  zeigte  auf  der 
Vorderseite  die  kalydonische  Jagd  und  Althäa  das 
Scheit  verbrennend  (mit  der  Erinys  und  der  Neme- 
sis), auf  den  Seitenflächen  aber  einerseits  zwei  Jä- 
ger, die  im  Netz  den  getödteten  Eber  forttragen, 
andererseits  Apollon,  den  Todespfeil  auf  Meleager 
absendend.  Um  die  grofse  Uebcreinstinimung  dieser 
letzten  Scene  mit  ihren  übrigen  erhaltenen  Darstel- 
lungen zu  zeigen,  setze  ich  /Zoega's  Beschreibung- 
wörtlich her  (1.  c.  p.  96):  ....  La  teslala  sembra 
ullii.sira  nlln  tiiorle  di  Meleayro  coinc  caijionala  dallc 
uieritabili  o.sciire  freccie  d' Apollo.  Un  yioriiie  niida 
coH  elmo  siinile  ad  un  pileo  otalo  in  cinia  a  cui  im 
holloiie'),  lo  sciido  siil  hraccio  xiiiisiro.  resta  rednto 
di  faccia  ^)  in  atliludine  d'iiiio  rlw  ni  scnle  venir  meno. 
La  desira  pcndenle  ed  ahbandonula,  il  rollo  lornalo 
alla  sinisira  ")  c  ckinato.  Atla  siia  desira  redest  ai- 
ricare  im  dio  yiocine,    niido    ron  In  claiiiide  siiolaz- 

^)  AligeHnickt   liei   Malz  I.e.   p.  '.I.'iss;  vgl.  auch  die  Erwähoun» 
und  richtige  Erklärung  des  Sarkophags   hei  Zuega   bassiiil.   I   p, 'il'.). 
*)   Aehnlich   in  der  (ihii'schen  Zeichnung. 
'i  Wie  auf  der  Ghd'sehen   Zeichnung. 
^)  Wie  auf  der  Ghd'sehen  Zeichnung. 


118 


zanle  '),  «  cuiielli  aslrelti  alla  ieslu  e  lej/ali  in  »iiic- 
rhio  gulla  cercire  ').  Le  biaccia  lese  iiinanzi,  menlrc 
tliiir  arco  tenuto  nella  sitdslra  colla  destra  scocca 
iiiia  f'ieccia  atvicinala  alla  spuUa  destra  del  (jiotirie 
eroe  "). 

Eine  dritte  Wiederholung  ist  in  dem  Fragment '") 
eines  Sarkophags  erhalten,  der  sich  im  Lateran  be- 
findet. Von  der  Vorderseite  sind  nur  noch  Tiieiie 
des  Wagenlenkers  erbalten,  der  wie  auf  anderen 
iMeleagersarktyphagen  dem  Leichnam  des  Helden 
folgte.  Auf  der  anstofsenden  Seitenfläche,  die  von 
zwei  Bäumen  eingefasst  ist,  steht  der  lorberbekränzte 
Apolion,  nackt  bis  auf  die  kurze  flatternde  Chlamjs; 
er  schielst  den  Pfeil  ab  gegen  den  ihm  gegenüber- 
stehenden Meleager,  welclier,  auf  dem  Haupt  den 
Helm  mit  wallendem  Busch,  in  der  Linken  den 
Schild  (mit  Gorgoueion),  in  der  gesenkten  Eechten 
das  Wehrgehänge,  den  Kopf  auf  die  Brust  senkt 
und  sich  leise  vorüber  beugt. 

Eine  vierte  Wiederholung  endlich  befand  sich 
einst  in  der  Villa  MiuUis  "),  im  Palazzo  an  der 
Scala  del  secondo  piano,  wie  aus  der  Indicazione 
delle  sculture  e  della  galleria  de'  quadri  esisteuti 
nella  Villa  Miollis  al  Quiriuale  ")  hervorgeht,  wo 
p.  43  no.  213  verzeichnet  wird:  Bassoriliero  luyoro 
con  Apollo  che  scagliu  im  dardn  contro  im  giifniero 
forse  l'rotesilao.  Dass  nicht  Protesilaos,  sondern 
Meleager  zu  erkennen  ist,  leuchtet  von  selbst  ein. 

Eine  fünfte  Replik  wäre  nun  das  Monument  der 
Gerhard'schen  Zeichnung  —  wenn  dieses  niciit  viel- 
mehr, wie  mich  mehr  als  wahrscheinlich  dünkt,  mit 
dem  MioUis'scheu  llelicf  identisch  ist  ").  Zwar  stimmt, 
wie  wir  gesehen  haben,  das  hier  veröfl'entlichte  Re- 
lief genau    nnt  derselben   Scene    des  Strozzi'schen 

')  Wie  auf  den   ülirigen   Harslelhingen. 

*)  So  auch  auf  Jein  Sarkopliag  Barberini  und  auf  der  Gbd'scben 
Zeichnung. 

•)  So  auch  auf  der  Ohd'schen  Zeichnung  und  im  lateranischen 
Relief. 

'»)  Abg.  bei  lienndorf-Schöne  Tal.  II,  •.'  no.  270;  vgl,  ebd.  S.  I7.")f; 
Curtius  Arch.  Zl«.  18(57  S.  80  f.  (dessen  Deutung  auf  das  erste  liucb 
der  llias  jetzt  binfälllg  uird.) 

")  Vgl.  über  sie  und  die  «ecbselnden  Besitzer  die  Besihr.  Uunis 
III,  2  S.  395  n. 

")  Von  Fll.  Aur.  und  AIcss.  Visconti.  Iloma  181  i.  i;  vgl.  auch 
Malz  I.  c.  p.  \)6  s. 

")  VbI.  auch   Anh.   Ztg.    187Ü  S.' 79. 


Sarkophags  überein  "),  aber  an  eine  Identität  bei. 
der  ist  niclil  zu  denken,  da  Gerhard  sicherlich  den 
ganzen  Meleagersarkophag  hätte  zeichnen  lassen; 
oder  man  niüsste  annehmen,  dass  der  Strozzi'sche 
Sarkophag  nach  Zoega's  Beschreibung  mit  Ausnahme 
der  —  von  Gerhard  dann  gezeichneten  —  Seiteu- 
fläche untergegangen  wäre.  Möglich  ist  diese  letz- 
tere Annahme  Ja  immerhin,  aber  wahrscheinlicher 
ist  es,  dass  Gerhard's  Zeichnung  dem  Relief  der 
Villa  Miollis  entnommen  ist,  welches  nie  volLstäu- 
diger  erhalten  war;  dazu  kommt,  dass  Crerhard  von 
den  Antiken  der  Villa  Miollis  mehrere  zeichnen 
liels  ''),  worunter  auch  das  hier  zum  ersten  Mal 
verötfeutlichte  Reliefbruchstuck  gewesen  sein  mag. 

Somit  haben  wir  bis  jetzt  im  Denkmälervorrath 
vier  sichere.  Darstellungen  vom  Tod  des  Meleager 
durch  Apollou  nach  der  späteren  epischen  Sagen- 
wenduug. 

2. 

Das  Marmorrelief,  dessen  von  L.  Schulz  aus- 
geführte Zeichnung  auf  Taf  ,'»4,  2  vorliegt,  l)efand 
sich  im  Sommer  18G8  —  und  berindet  sich  wohl 
noch  —  im  linken  Hofraum  des  Museo  Nazionale 
zu  Neapel.  Das  Bruchstück,  über  dessen  Herkunft 
ich  leider  niclils  erfahren  konnte,  ist  l,lö  Meter 
lang,  0,73  Meter  hoch,  0,44  Meter  tief  und  gehört 
einem  Friese  an,  wie  das  mit  Astragalos  und  Ky- 
niation  gezierte  Architravstück  ((),;Ju  Meter  hoch) 
deutlich  zeigt;  die  Rohheit  der  Arbeit  weist  die  Ver- 
fertigung des  Reliefs  in  das  dritte  Jalnimndert  un- 
serer Zeitrechnung. 

Um  so  anziehender  alter  ist  die  Darstellung, 
welche  —  so  viel  ich  sehe  —  bis  jetzt  ganz  un- 
beachtet geblieben  ist;  nur  II.  Jordan  hat  sie  kurz 
in  den  Annali  dell'  Insliuito  l.siu  p.  398  '")  erwähnt 
uiul  in  der  Archäologischen  Zeitung  1868  S.  ;i7,  4 
auslnlnlicher,  alier  in  vielen  Punkten  irrig  beschric- 


")  .\ur  in  dem  Fehlen  des  Welirgfhanges,  das  die  rechte  Hand 
unserer  Zeichnung  gelragen  zu  haben  scheint,  zeigt  sieb  ein  übrigens 
leicht   erklürbarcr  Unterschied. 

''')  Vgl.  die  drei  Sarkopbagreliefs  in  den  Antiken  Hild«.  Taf.  7'.',  I 
3    und    101),  4. 

"'j  Ahbuimn  mm  iliihtilii  ,  In  iiii  ti'.'itti  i-  lU^h-ulUi.  .••uiht 
priin  iti  mm  nnvi'  in  im  rilicvn  /Hferc^.-'rtH/f.-'.viHio,  die  .s/<i  nvl 
tortiU'  ili'l  yjiiscu  \tiziinitile  tli  \njitth. 


119 


])cii,   wie   eine  Vergleichuiii;'  mit  der  beifolgenden 
treuen  Zeiclmuug  ergicbt  ''). 

Zur    Recliten  seilen  wir    eiu   Schiflf,    das   eben 
gelandet  ist;  sein  Vorder- und  Hintertlieil  siiid  stark 
beschädigt  und  nicht  mehr  im  Einzelnen  erkennbar. 
Im  Hintergrund  sieht  man  das  liaasegel  mit  seinem 
Gitterwerk   und   zwei   Tauen,    an   der  Prora   unten 
das  mit  einem  Widderkopfe  verzierte  Proembolion  '''), 
an   der  dem  Beschauer   sichtbaren  Seitenwand  vier 
Ruder  nebst  Andeutung  der  Wellen.    Im  Schiff  be- 
tindeu    sich    fünf   oder   genauer  nur  vier  Figuren, 
denn  die   fünfte  Figur,   welche   kleiner  als  die  an- 
deren   gebildet    und    ohne  Zweifel   eiu   Knabe    ist, 
steigt  eben   auf  dem   (weggebrochenen)  Landungs- 
brett des  Schiffes  ans  Land ;  er  ist  mit  Chiton  Chla- 
mys  und  Schuhen  (V)  bekleidet.    Ihm  ist  im  Begriff 
zu  folgen  ein  bärtigerJManu,  in  Chiton  Mantel  und 
Panzer,   welcher  die  vorgestreckte  Rechte  sorgsam 
an  den  linken  Oberarm  des  Knaben  legt,  während 
er  mit  der  linken  Hand  einen  bärtigen  Manu  unter- 
stützt,  der  die  Rechte  auf  seine  linke  Schulter  ge- 
legt hat  und  sich  mühsam  aufrichtet.     Derselbe  ist 
in  Chiton  und  Mantel,  welcher  auch  den  Hinterkopf 
verhüllt;   dies  letztere  Motiv  ")  zusammen  mit  dem 
mühsamen  Sicliaufiiclitcn  kennzeichnet  deutlich  das 
hohe  Alter  und  die  kranke  Schwächlichkeit  der  be- 
treifenden Figur,  die  in  dem  linken  Arm  einen  cy- 
linderförraigen  getlochteneu  Kasten  trägt.   Aulser  die- 
sen drei  Personen  linden   sich   im  Schiff  noch   der 
Steuermann,  welcher  hinter  dem  Alten  sitzt  und  in  den 
Händen  noch  den  Schaft  des  (abgebrocheneu)  Steuer- 
ruders hält,    und   ein  anderer  Manu,   dessen  Ober- 
körper über  dem  aussteigenden  Knaben  zum  Vor- 
schein   kommt;   beide  Männer  siud  bekleidet.     Am 
Lande   —    links  vom    Beschauer  —    st-ehen    einige 
Männer,  welche  die  Aussteigenden  empfangen.    Zu- 
erst ein  Mann,  in  Chiton  Mantel  und  Schuhen,  der 
in  der  Linken  ein  Parazonium  hält;  Kopf,  rechter 
Arm    und   rechtes  Bein  sind   abgebrochen.     Ferner 
hiiiter  ihm  —  in  Flachrelief  —  ein  bekleideter  Mann, 

")  Dieselbe  wurde  in  der  Maisilzung  der  archäologischen  Ge- 
sellscball  des  vorigen  .bhres  vun  mir  vorgelegt  und  besprochen;  vgl. 
Arcb.   Ztg.    1870   S.  .i(l. 

"j   Vgl.  Graser  De  vet.  re  nav.  §.80.81. 

">)  Vgl.  Arcb.  Zig.    18ÜÜ  S.  läV,  14. 


der  mit  der  Linken  eine  Lanze  schultert  und  die 
Rechte  nach  links  (vom  Beschauer)  weisend  aus- 
streckt. Dann  ein  Mann  in  Chiton  Mantel  und  Pan- 
zer, der  umblickend  (?)  davoneilt;  leider  fehlen  ihm 
Kopf  Arme  und  Beine,  doch  ist  die  Bewegung  der 
Figur  gesichert.  Endlich  ist  noch  ein  vierter  sehr 
zerstörter  Mann  erhalten,  der  bekleidet  und,  wie 
die  übrigen,  beschuht  ist  und  nach  links  fortgeht; 
er  hob  den  rechten  Arm  empor.  Vor  diesem  liegt 
auf  der  Erde  ein  Thier,  von  dem  aber  nur  noch 
das  Hintertheil  mit  langem  Schwanz  erhalten  ist  — 
mich  dünkt  am  wahrscheinlichsten,  dass  es  ein 
Pferd  (?)  gewesen  ist. 

Soweit  die  erhaltenen  Figuren,  für  deren  Er- 
klärung uns  der  Kasten  im  linken  Arm  des  Alten 
eine  sichere  Handhabe  bietet.  Denn  es  unterliegt 
nach  anderen  erhaltenen  Denkmälern  keinem  Zweifel, 
dass  wir  in  ihr  jene  berühmte  troische  Penaten- 
cista")  und  im  Träger  den  greisen  Anchises  zu 
erkennen  haben. 

Vor  Allem  kommt  hier  das  Mittelbild  des  Pinax 
Troikos  des  Theodoros  in  Betracht,  dessen  von  oben 
herab  rcdigirten  Inhalt  Welcker ' ')  so  trefflich  als 
Illustration  des  Vergilianischen  Tantae  molis  erat  Ro- 
maintm  coiiilere  (iciilriii  erläutert  hat.  Da  sehen  wir 
zuerst,  wie  Aeneas  {Aivrjag),  während  ringsum  Mord 
und  Kampf  wüthcn,  die  Cista  mit  dem  gelieimniss- 
vollen  Unterpfand  dem  Anchises  zur  Rettung  über- 
giebt  ■^'),  während  ein  Grieche  auf  sie  zueilt.  Dann 
sehen  wir  vor  dem  Thore  Aeneas  {Aivtjag),  an  der 
Rechten  den  Sohn  {Aaxaving)  führend,  auf  den 
Schultern  den  alten  Vater  {Ay/ßiüi^o)  tragend,  der 
in  den  vorgestreckten  Händen  die  Cista  hält;  hinter 
Aeneas  erscheint  seine  Frau  Kreusa"),  die  rechte 
Hand  an  das  Kinn  legend,  a's  ob  sie  sich  besinne 
und  zurückbleiben  wolle.  Hermes  (Egfi/jg)  geleitet 
die  Fliehenden  und  deutet  ebenso  wie  die  über  der 
Mauer   (rechts  vom  Thorej   erscheinende   Aphrodite 

'")  Dass  dieselbe  nur  in  Uildwerken ,  im  Uebrigen  von  keiner 
Tradition   überliefert  ist,   bemerkt  Jahn   Hermes  111   S.  XV.i. 

")  Vgl.  Alle   Denkm.   II   S.  18.)  ss.   (=  Annali    18-'«   p.  T>' if). 

•-)  Hier  wie  in  den  folgenden  beiden  Scenen  mit  der  pbrygi- 
sehen    iMiilze  vergeben. 

•^)  Welcker  a.  0.  S.  191  scbeiiit  in  ihr  vielmehr  Ajihroilile  zu 
sehen,  «as  mir  irrig  scheint;  vgl.  auch  meine  llmpersis  S.  3I,'2. 


120 


den  Götterschutz  au,  den  sie  geniel'sea.  Endlich  ist 
die  Abfahrt  des  Aeneas  dargestellt  {^4tv>jag  avu  intg 
töioig  "')  anaiQiüv  tig  rrjv  EarrEQiav  und  annnlovg 
AivTinv):  die  Ruderer  sitzen  schon  bereit  in  dem 
Schiff,  in  das  Aeneas,  an  der  rechten  Ilaud  den 
Askanios  führend,  steigt;  voran  geht  auf  dem  Brett, 
von  Aeneas  mit  der  Linken  und  einem  Schiffsmann 
unterstutzt,  Auchises  und  hält  in  der  vorgestreckten 
Rechten  die  Penatencista  {Ayx"J']S  >«««  ^a  teoa)'"'). 
♦  Hinter  Askanios  folgt,  die  Rechte  trauernd  vor  das 
Gesicht  legend,  der  Steuermann  Misenos  {31iatjvog). 
Wenn  auf  der  Tabula  iliaca  die  Heiligkeit  und 
Wichtigkeit  des  Penateubehälters  durch  die  drei- 
malige Wiederholung  hervorgehoben  wird,  so  ge- 
schieht dies  iu  der  lliupersis  eines  pompejanischen 
Gladiatorenhelms  ^'')  durch  eine  zweimalige  Wie- 
derholung. Auf  demselben  ist  nämlich  —  aufser 
dem  Frevel  des  Aias  "),  dem  Tode  des  Priamos 
und  dem  Wiederfinden  der  Helena  durch  Meuelaos  — 
zuerst  der  bärtige  (sie!)  Aeneas  dargestellt,  auf  der 
linken  Schulter  Anchises  tragend,  welcher  auf  dem 
Schofs  mit  beiden  Händen  die  schmale  Cista  hält '"); 
daneben  steht  die  Basis  eines  Götterbildes.  Dann 
folgt  in  einer  zweiten  Sceue  wieder  der  bärtige 
Aeneas,  der  in  der  linken  Hand  eine  schmale  Cista 
■ —  doch  wohl  wiederum  den  Penatenbehälter  ")  — 
trägt,  während  er  mit  der  Rechten  den  auf  einen 
Altar  geflüchteten  Ascanius  fortfuhren  und  retten 
will:  die  Frau,  welche  den  Knaben  mit  beiden  Hän- 
den an  seinem  rechten  Arm  zurückzuhalten  sucht, 
ist  Kreusa,  welche  den  Sohn  auf  dem  Altar  ge- 
sicherter wähnt! 

'*)    Nicht  li.ioii  —  vgl.  auch   Michaelis   Annali    1858  p.  119. 

")  Dion.  Hai.  Arch.  Rom.  I,  46  nennt  die  Penaten  i«  IfQt't 
if(  Ttninom.     Vgl.   l'reller  Itöin.  Mylh.   1858  S.  548  und  S.  678. 

")  Gefunden  Jen  "J3.  Mai  1767  in  der  filadialorenkaserne:  vgl. 
Kiorelli  Ant.  I'onip.  I,  1  p.  'i07 ;  Martini  Aufleh.  Pomp.  S.  318.  Al>g. 
hei  Niccolini  Oase  di  I'ompei  Oaserina  de'  glad.  II,  8;  wiederholt  bei 
tlevaemann  lliup.  III,  I;  vgl.  Panofka  Neap.  Anl.  Bildn.  S.  216  11; 
Heydemann  a.  0.   S.  32  f. 

")  Die  Zeichnung  des  Palladion  hei  >'iccolini  I.  c.  ist  richtig, 
wie  ich  mich  vor  dem  Original  überzeugt  hahe.  Anders  Panofka 
a.  0.  S.  -.'17. 

")  Wie  Panofka  richtig  erkannt  hat,  wahrend  Niccolini  die  Cisla 
übersehen   hat. 

")  Dadurch  wird  die  Kellung  der  Penaten  noch  specieller  dem 
Anneng  beigelegt. 


Auf  einem  späten  Mannorrelief  in  Turin  '")  führt 
Aeneas  an  der  Rechten  den  Knaben  Ascanius,  wel- 
cher ein  Lagobolon^')  trägt,  und  hat  auf  der  link eu 
Schulter  den  alten  Anchises,  der  im  Schofs  wiederum 
die  Cista  hält;  sein  Hinterkopf  ist  wie  auf  dem 
Neapeler  Relief  mit  dem  Mantel  verschleiert.  Diese 
letztbeschriebene  Darstellung  muss  einem  berühmten 
Original")  eutlehnt  sein,  denn  wir  finden  die  Gruppe 
fast  ganz  ebenso  in  Terracotta^'),  aufgeschnittenen 
Steinen")  und  auf  Münzen'')  wieder;  auf  einem  pom- 
pejanischen Wandgemälde"),  welches  parodireud 
statt  der  Heiden  Affen  (oder  Hunde?)  vorführt,  sehen 
wir  gleichfalls  Anchises  mit  der  Cista  auf  dem  Schofs 
und  in  der  Rechten  des  mühsam  folgenden  Asca- 
nius ")  das  Lagobolon! 

Nach  diesen  Darstellungen  kann  kein  Zweifel 
darüber  sein,  dass  der  alte  schwache  Mann  des 
Neapeler  Reliefs  Anchises  ist  mit  der  Penaten- 
cista in  dem  linken  Arm.  Dann  folgt  von  selbst, 
dass  die  bärtige  ihn  unterstützende  Figur  im  Panzer 
der  pius  Aeneas,  der  Knabe,  welcher  das  Schiff  ver- 
lässt,  Ascanius,  ferner  der  Steuermann  desselben 
Misenus  (nach  der  ilischen  Tafel)'")   oder  Pali- 

'")   Abg.   bei  Rochette  Mon,  ined.  76,  4;   Oveib.  Sagenkr.  27,  16. 

")  Als  Spielzeug  (vgl.  Annali  1855  lav.  VI)  zur  Charaklerisirung 
seiner  .lugend?! 

^')  Etwa  die  auf  dem  Forum  Augusti  aufgestellte  Statue  des 
Aenens  onernliis  fiiiiiilere  cnru  (Ovid.  Hast.  V,  563)?  Vgl.  Mommsen 
C.  I.  L.il.  I  p.  282  zu  dem  unter  dieser  Statue  einst  befindlichen 
Elogium. 

^')  Im  kleinen  .Museum  zu  Pompeji  findet  sich  eine  ungefähr 
0,15  Meter  hohe  Terracottagruppe,  von  der  ich  mir  folgende  Heschrei- 
bung  gemacht  habe:  „Aciivas  (nach  rechtshin  vom  Beschauer  ge- 
wandt), gerüstet,  mit  Wehrgehünge,  ohne  Kopfbedeckung,  trägt  auf 
dem  linken  Arm  den  am  Hmlerkopf  verschleierten  Authises,  welcher 
die  Rechte  um  den  Hals  auf  die  rechte  Schulter  des  Aeneas  legt  und 
in  der  linken  Hand  die  l'enntetuifln  hält;  beide  sind  bärtig.  An 
der  rechten  Hand  führt  Aeneas  den  Knaben  Ascnniiis,  der  phrygiscU 
gekleidet  ist  und  in  der  rechten  Hand  ein  Peilntii  hat.  Spuren  von 
Bemalung. " 

3*)  Vgl.  z.  B.  Beil.  tjemmens.  IV,  376  (=  Slosch  IV,  119;  abg. 
Overb.  26,  10  S.  660,  158)  und  377  (=  Slosch  IV,  120);  Cemine 
früher  Merlens-Schaaflhausen  (Kalal.  no.  1021;  vgl.  Overb.  Sagenkr. 
S.  660);  u.  a.  —  Ebenso,  aber  nhne  das  Lagobolon,  auf  einer  Ber- 
liner Paste  IV,  378  (=  Stosch  IV,  121;  vgl.  Overb.  S.  660,  159)  u.  s.  w. 

'»)  Vgl.  Rochette  Mon.  ined.  p.  386  Note  4;  Overbeck  S. ''>ß" '. 
Cf.  auch  Sabalier  Descr.   gener.   des   Contorn.   14,10. 

ä«)   Heibig  nn.  1380:  abg.  z.  B.  (Ja!.  Myth.  173,  607;  und  üfter. 

")  Cf.  Verg.  Aeii.  II,  723:  ilf.rlnie  sc  iiiin<iis  .Inlnx  iiiiilhiiit 
m'iiuititrtjue  pntri'in   mm   jmssthiis   m-yitis,   elc. 

")   Vgl.   auch    Vict.    De   Orig.    (ienl.    Rom.    9. 


121 


nurus  (nacli  Verg-.  Aeu.  V,  12)  ist;  die  fünfte  Figur 
könnte  man  Achates  nennen,  weini  man  sie  iluicli- 
aus  benennen  will. 

Wir  haben  also  eine  J.Mndiiny  des  aus  Troja 
fliehenden  Aeneas  vor  uns  und  es  fragt  sich  nur,  ob 
wir  den  Ort  der  Landung  noch  näher  bezeichnen 
können.  Dionysios  von  llalikarnassos  (Arcb.  Rom. 
I,  50  ss)  berichtet  von  Landungen  in  Thrakien,  Do- 
los, Kythera,  Zakynthos,  Leukas,  Aktion  '"),  Japy- 
gia  und  endlich  auf  Sicilieu  bei  Drepaua,  wo  dem 
Vergil   zufolge    Anchises    stirbt    (Aen.  III,  7U7  ss), 


nachdem  die  Flüchtlinge 


nach  dem   römischen 


Epiker  (Aen.  III,  l^j  ss)  —  in  Thrakien  Delos  Kreta 
den  Strophaden  und  Actiuni  gelandet  waren.  Von 
diesen  Laudungen  können  jedoch  meiner  Meinung 
nach  nur  zwei  in  Betracht  kommen:  nämlich  die 
beiden  Landungen,  wo  ihnen  befreundete  Männer 
entgegentreten,  denn  auf  unserem  Ilelief  wird  ja 
das  Schiff  von  den  Männern  auf  dem  Lande  ohne 
Feindseligkeit  freundlich  bewillkommt.  Dies  ist  zu- 
erst der  Fall  bei  der  Landung  in  Zakynthos,  dessen 
Bewohner  nach  Dionysios  ")  troischeu  Stammes  wa- 
ren und  die  Flüchtigen  ngog  (fillav  dia  xö  avyyt- 
vtg  aufnahmen.  Dann  trifft  Aeneas  wieder  troische 
Genossen  unter  Elynios  und  Aigestos  in  Sicilien 
neqi  xa  xalov/ieva  z/genava  (Dion.  1,  52)  und  hält 
sich  bei  ihnen  auf.  Davon  berichtet  auch  Vergilius, 
welcher  von  dem  Aufenthalt  in  Zakynthos  nichts 
erwähnt;  nur  dass  er,  um  das  Abenteuer  des  Aeneas 
bei  der  Dido  einzufügen,  einen  doppelten  sicilischen 
Aufenthalt  bei  Acestes  —  so  nennt  er  ihn  —  er- 
dichtet: den  ersten  Aufenthalt  berührt  er  nur  ganz 

'')  Die  beiden  Ausflüge,  vvelcbe  Anchises  von  hier  allein  nach  Bu- 
throtum,  Aeneas  aber  xa)  ol  axfjaioiaxoi  ovv  avun  rou  OTQaruv 
nach  Dodona  machen,  kommen  hier  nichl  in  Belracht,  weil  Dionysios 
(I,  öl)  bei  ihnen  Aeneas  und  Anchises  Uennt.  Uei  Vergil  (III,  294  ss) 
dagegen  scheint  Anchises  nicht  mit  in  Biiihrolon  zu  sein:  vgl.  III,  472. 
(Die  Verse  3ii9  —  343  können  nicht  vervvertliel  «erden,  da  sie  von 
l'eerlkauip   und  Haupt  mit  Bechl  als  inter|iolirl  betrachtet  «erden.) 

'")  Dion.  I,  äO:  ....  tii  Zay.uvf^uv  «if  ixioCvicii.  di-ictfj^- 
)'(«)'  ä'  uvroii;  xci'i  jur  Zaxvr!h'iur  nijög  {/ilini'  diu  to  avy- 
yii'ic  ^taod'üio)  yiio  im  ^lios  xitl  'JIJJxrQiti  jijs  'Ai).aviiäog 
(Svo  ytrioUcu  ijuniv  tx  liartCag  Ttiaäitg,  ZnxviUov  it  xcü 
'I^Qi/Hoiior'  wr  ö  fJtr  Aivtiiov  jtfjöyoi'og  ijV  (cf.  Apollod*  Bib!. 
III,  12,2).  Zdxvvilog  6i  jfjg  jijöou  xiiaim.  iniirr/f  i)»j  lijj 
ovyytvting  dvctf^i'^ait  xai  (f>i/.0(f  Qoovni  lajf  ^ntytüQiOiv  dtttifji- 
ßovitg  aüiöiti  xa'i  i'iua  ankolu  xnjuf/yofJtloi,  OiiovOiV  Alf  qo- 
J/fj/   XI X. 

Archaolüg.  Ztg.  Jahrgang  XXO-. 


kurz  (Aen.  I,  34;  III,  707  ss;  cf.  I,  549  ss)  uud  er- 
wähnt als  die  Hauptsache  des  Anchises  Tod;  beim 
zweiten  Aufenthalt,  wo  Acestes  (III,  40) 

ijriitatnr  rednces  et   ijnzn  litetus  aijri'sli 
crrtpit   nr   ^fv.^o.«   npifius  sohiltir   iimicis   — 

und  nun  zu  Ehren  des  Anchises  Leichcnspiele  ge- 
feiert werden. 

Da  diese  letztei-e  Landung  nun  durch  die  Städte- . 
grUndungeu  die  l)ei  weitem  wichtigere  und  durch  die 
vergiliauische  Dichtung  berühmtere  geworden,  si> 
könnten  wir  auf  dem  neapolitanischen  lielief  eine 
Darstellung  derselben  um  so  eher  erkennen,  als 
auch  dazu  die  Haltung  des  alten  Anchises  stimmen 
würde,  dessen  bald  nach  der  Landung  erfolgter  Tod 
die  grofse  Schwächlichkeit  der  ganzen  Erscheinung 
andeuten  mag.  Aber  bei  dem  allzu  kleinen  Bruch- 
theil,  der  uns  von  dem  Friese  noch  erhalten  ist, 
können  wir  mit  viilliger  Sicherheit  darüber  nicht 
entscheiden,  sondern  müssen  uns  mit  dem  Ergebniss 
begnügen,  dass  auf  dem  Friese  die  Irrfahrten  und 
Thateu  des  Aeneas   dargestellt  waren,   von   denen 


noch    eine   vollständige  Scene 


vermuthlich   die 


Landung  bei  Drepanum  —  und  der  Anfang  einer 
zweiten  Scene  übrig  geblieben  sind,  zu  welcher  das 
Hintertheil  des  Thieres  sowie  der  nach  links  ge- 
wandte vierte  Mann  gehören,  für  deren  Erklärung 
ich  jedoch  keine  einigermafsen  annehmbare  Vermu- 
thung  zu  äul'sern  vermag. 

Dies  geringe  Ergebniss  der  Deutung  mindert 
aber  durchaus  nicht  die  Wichtigkeit  des  neapolita- 
nischen Fragments.  Denn  abgesehen  von  der  Flucht 
des  Aeneas  aus  dem  brennenden  Troja,  die  ja  aulser 
auf  den  alten  oben  berührten  Kunstdenkmälern  be- 
sonders auf  griechischen  Vasen  unzählig  oft  vor- 
kommt*'), sind  bildliche  Darstelluugen  der  Aeneas- 
sage,  wie  sie  bei  den  Kömern  ausgebildet  und  vor 
allen  durch  Vergil  geheiligt  war,  äul'serst  selten''), 
nild  jede  Bereicherung  derselben  innuerhin  dankbar 
zu  bcgrüfsen,  zumal  wir  dadurch  von  der  Existenz 
eines  heiligen  Gebäudes  im  dritten  Jahrhundert  unse- 
rer Zeitrechuuug  erfahren,  dessen  bildlicher  Schmuck 

*')  Vgl.   dazu   Hejdeinann   lliup.   S.  31,  1. 

")  Trotz  Macrobius  (Sal.  V,  17,.")),  «elcher  berichlel,  dass  die 
fnbiilu  liisiivieulis  Didonis  sehr  büulig  von  Künstlern  jeglicher 
Art  dargestellt  wurden  seil 

17 


122 


aus  dei'  Aeneassage  wohl  auch  eine  Verwendung  des 
Baues  für  den  Aeueascultus,  sei  es  allein,  sei  es  ver- 
einigt mit  dem  Cultus  der  Dea  Roma  oder  irgend 
eines  Kaisers,  erfordert  und  sehr  wohl  jener  sputen 
Zeit  angehört  haben  mag,  die  bemüht  war  durch 
Auffrischung  altitalischer  CuUe  und  tragen  das  sin- 
kende Reich  der  Aeneaden  zu  stützen  und  zu  kräf- 
tigen *'). 

Bei  einer  Musterung  der  wenigen  auf  die  röniisclie 
Aeneassage  bezüglichen  Denkmäler  haben  wir  zuerst 
eine  Reihe  irrig  hergezogener  kurz  anzudeuten.  Si- 
cherlich nicht  auf  Acneas  und  Dido  zu  deuten  ist  das 
spätrümische  Sarkopliagrelief  des  Pio-Ciementino  '*), 
welches  mit  seiner  phantastischen  Menge  von  Ge- 
bäuden und  Tempeln  an  die  pompejanischen  Arciii- 
tecturstücke  erinnert  und  vielleicht  eher  Bacchus  und 
Ariadne  darstellt,  als  Aeneas  und  Dido  darstellen 
kann.  Eben  so  wenig  ist  Viscontis  Deutung  zweier  in 
Rom  befindlichen  ytatueu'")  auf  die  sterbende  Dido*') 
richtig,  wie  Braun*')  und  Uverbeck")  erkannten, 
ohne  dass  freilich  jener  Gelehrten  Namengebung  und 
Deutung  der  Figuren  das  Wahre  träle.  Mich  dünkt 
nämlich  in  den  beiden  Repliken  keine  mythologische 
Heroine  dargestellt,  sondern  vielmehr  die  Genre- 
ji(jur*')  eines  Mädchens,  welches,  in  der  erhobenen 
Rechten  den  Griff  eines  Spiegels  (oder  eines  Fächers) 
haltend,  auf  einer  Bank  oder  einer  Stufe  sitzt  neben 
einer  Quelle,  in  welche  die  vaticanische  Figur  (a) 
schaut,  während  das  barberinische  Exemplar  [b) 
emporsieht;  den  linken  Fuls  hat  die  Maid  vielleicht 
zum  Bade  schon  des  Schuhs  entkleidet'?    Ferner  lege 

*')  Vergl.  Bormann  Ungedr.   lal.   Insclir,   (Herlin    1871)   S.  Kill'. 

")  Visconti  Pio-r.l.  VII.  17;  vgl.  licsclir.  Konis  II,  2  S.  P.M,  3 
und  Beilagen  S.  9  IT. 

*')  Visconti  I'io-Clein.  (n)  11,40  (=  Gal.  mylh.  160,049") 
und  (i)  lav.  B,  6  (=  Ovcrb.  Bcr.  d.  Sachs.  Ges.  1861  Taf.  Va) 
p.  253  ss;  vgl.  Bescür.  Borns  II,  2  S.  171,  28  und  III,  2  S.  .'.31. 

■")  Eine  verlorene  Statue  (li;r  slerbendfu  llido  wird  beschrielien 
im  Epigramm  der  Anlliol.  Planud.   IV,  l.il. 

*')  Braun   Mus.   Iluin.    Borns  S.  342:   l'ciulope. 

**)  Overlifck  Bcr.  d.  Sachs.  Gesellsch.  ISül  Taf.  V  a.  S.  2j|  11': 
Ijaotlfimeiti. 

■")  Vgl.  auch  die  derselben  Kunstrichtung  angehörige  Statue  des 
sitzenden  WäiMers  In  der  Villa  Ludovisi;  vgl.  Braun  Mus.  Buin. 
Bums  S.  569,2;    Kricderichs  Baust.   No.  683. 

=")  Abgeb.  Mon.  dell'  Inst.  VIII,  7.  8;  vgl.  Brunn  Aniiali  1804 
p.  3r)6  ss;  iNissen  Jahn's  Jjhrbb.  91.  92  (I86J7  S.  37.')ll;  Schone 
Ann.   1866  p.  167,  18. 


ich  auch  die  Cista  Pasinati '°)  bei  Seite,  weil  mir*') 
die  von  Brunn  aus  der  vergilianischen  Aeneis  ver- 
suchte Deutung  eben  so  wenig  sicher  als  die  Aecht- 
heit  der  graflirten  Zeichnung  über  jeden  Zweifel 
erhaben  erscheint.  Endlich  müssen  auch  die  Minia- 
turen der  vaticanischen  Codices  no.  o2'2b  und  ;;867 
unberücksichtigt  bleiben,  die  zwar  Copien  von  Bil- 
dern immerhin  guter  Zeit,  aber  allzu  sklavische 
Illustrationen  des  Textes  sind,  als  dass  sie  einen 
selbstständigen  künstlerischen  Werth  haben  und  be- 
anspruchen können. 

Xach  Ausschliel'sung  dieser  Darstellungen  blei- 
ben dann  —  so  viel  ich  sehe  —  bis  jetzt  nur  die 
folgenden'  drei  sicheren  Darstellungen  aus  der  römi- 
schen Aeneassage  übrig. 

Auf  der  einen  Seite  der  dem  Augustus  geweih- 
ten Ara^')  im  Vatican  sehen  wir  das  berühmte  Alba- 
nische Mutterschwein^')  mit  sechs  von  ihren  dreifsig") 
Ferkeln,  in  Beisein  von  Aeneas,  welcher  auf  einen 
Stab  gestützt  das  .,ocidis  mirabile  monstninr'  be- 
trachtet, und  einer  sitzenden  bekleideten  Figur, 
welche  in  den  Händen  ein  Volumen  hält.  Rochette 
(und  ebenso  Jordan  1.  c.)  erkennt  in  ihr  die  Sibylla  — 
eine  Erklärung,  die  gewiss  anzunehmen  wäre,  wenn 
nur  nicht  im  Original  die  Figur  vielmehr  bärtig  und 
demnach  männlich  wäre.  Deshalb  erklärt  Visconti ") 
sie  für  Homer;  richtiger  ist  vielleicht,  in  ihr  den 
weissagenden  Tiber  (Verg.  Aen.  VIII,  31  ss)  oder 
etwa  gar  Vergilius  (?)  selbst  zu  erkennen. 

Die  zweite  sichere  Darstellung  aus  der  Aeneas- 
sage bietet  ein  pornppjanisches  Wandgemälde  (Hei- 
big no.  i;38.'!),   welches   1S()2  gefunden   wurde  und 


^')   Und  auch  Anderen,  wie  ich  von  befreundeter  Seite  vernehme. 

")  Abg.  N'ihby  Mus.  Cbiar.  111,  19;  Bochelte  Mon.  ined.  69 
p.  389  ss;  vgl.  Jordan  Annali  1862  p.  3ü,")  ss ;  Ghd.  Beschr.  Koms 
II,  2  S.  141,  55. 

^"'j  Vgl.  das  Thier  mit  einer  Anzahl  von  Ferkeln  nlleiii  —  wie 
Ijuvitiii  in  pnlilico  (Varro  de  re  rust.  2,  4,  18)  —  in  einer  vatica- 
nischen Marmorgruppe  (Visc.  I'io-Clem.  VII,  32,  2;  vgl.  Braun  Mus. 
liuin.  S.  320,  Ol);  an  der  Basis  des  jetzt  im  Louvre  beliudlichcn 
Tiber  (Fröhner  Musee  Imp.  du  Louvre  1  no.  449);  auf  Münzen  der 
Gens  Sulpicia  (Cohen  38,  1);  des  Antoninus  Plus  (Collen  II,  12, 
292;  630);  auf  Gemmen  (z.  B.  Zannoni  Gall.  di  Firenze  V,  1.  XXII,  5). 
Vgl.   Bochelte  Mon.  ined.   p.  3110,  3. 

5'j  Vgl.  Aen.  III,  390  ss.  und  VIII,  42  ss;  Varro  de  I..  L.  V,  l'ii ; 
u.  a.  m.     Vgl    Preller  Böm.    Myth.  S.  OSO  f. 

'')  Visconti  Pio-Clem.  VII  p.  158,  1   (ed.  mil.)  zu  Taf.  32,  2. 


123 


von  Fiorelli  riclit^-  aus  der  Aeiieis  (XII,  383  ss) 
erklärt  worden  ist.  Aeneas  ist  am  Obersclienkel 
verwundet:  er  stützt  sicli  mit  der  Kecliten  auf  die 
Lanze,  mit  der  Linken  anf  den  weinenden  Asca- 
uius;  vor  ihm  kniet  der  Arzt  Japis  und  ist  im  Be- 
grifif  mit  der  Zange  das  Eisen  aus  der  Wunde  zu 
ziehen.  Hinter  Aeneas  stehen  Achates,  Mnestheus 
und  ein  dritter  Held,  während.  Allen  unsichtbar,  Ve- 
nus mit  dem  auf  dem  kretischen  Ida  gepflückten 
Dictamnum  herbeischweht  —  Alles  fast  wörtlich  mit 
der  vergilianischeu  Erzählung  übereinstimmend,  so 
dass  wir  an  der  Richtigkeit  der  Deutung  nicht  zwei- 
feln können.  Anders  verhält  sich  dies  nut  den  übri- 
gen hierhergezogenen  Bildern  in  Pompeji  (Heibig 
110.  J3S1;  1381  b;  1382;  1390):  dieselben  können 
allerdings  zum  Theil  aus  der  Aeneis  des  Vergil  *") 
gedeutet  werden,  aber  ein  innerer  Zwang  scheint 
mir  tiichl  zu  bestehen,  und  müssen  die  Erklärungen 
bei  der  Verdorbenheit  und  L'nkenntlichkeit  der  Ori- 

**)  Deren  verbreitete  ßckanntscliuft  in  Pompeji  auch  die  graffiti 
bezeugen;  cf.  C.  I.  L.  IV,  1237;  1841;  2:^13  (rf.  1671:  3151); 
23.10  k;  2361  (cf.  1282;  3198;  Gioro.  di  l'ump.  N.  S.  II  p.  35); 
Giorn.  di  Pomp.  N.  S.  I  p.  281;  u.  a. 


ginale  sowie  der  Unsicherheit  der  Uebcrlieferung 
vorläufig  lieber  unberücksichtigt  bleiben. 

Endlich  sind  Aeneas  und  Dido  dargestellt  und 
glücklicherweise  durch  Inschriften  {Aivea,  Judio) 
gesichert  auf  einein  Mosaik  '')  späterer  Zeit  aus 
Ilalikarnassos,  auf  dem  die  berühmte  Jagd  (Aen.  IV, 
löl  ss)  derselben  dargestellt  ist  als  Gegenstück  zu 
den  jagenden  Atalante  und  Meleager  {^4[ttkavri}, 
MtltayQog) :  diese  j^gen  einen  Löwen  und  einen 
Leoparden;  von  jenen  jagt  Aeneas  einen  Tiger,  Dido 
aber,  zu  Ross  wie  Atalante,  ein  anderes  jetzt  zei- 
störtes  wildes  Thier. 

Für  die  grofse  Kargheit,  mit  der  uns  bis  jetzt 
Darstellungen  aus  der  römischen  Aeneassage  erhal- 
ten sind,  nuiss  uns  die  Menge  der  Bildwerke  ent- 
schädigen, welche  die  Flucht  des  Aeneas  aus  Troja 
verherrlichen,  und  unter  diesen  nimmt  das  hier  ver- 
öflentlichte  Relief  des  Museo  Nazionale  zu  Neapel 
einen  nicht  unbedeutenden  Platz  ein. 


^')  NeHton_Discov.'al  Halicarnassus  p.  283  sq ;  Bull,  dell'  Insl. 
1860  p.  lo:,. 

H.  Heydemann. 


I. 


MISCELLEN. 

ARCHAEOLOGISCHE  MISCELLEN. 

(Hierzu  die  Abbildung  Taf.  55.) 

unverständliches. 


Das  in  der  Arch.  Ztg.  1870  Taf.  27  publicirte 
Relief  von  Bologna  ist,  wie  Kekule  S.  4  richtig  an- 
genommen hat,  mit  dem,  welches  Welcker  seiner  Zeit 
in  der  Sammlung  Palagi  in  Mailand  gfesehen  hatte, 
identisch.  Und  zwar  ist  dasselbe,  ebenso  wie  die. 
im  Arciginnasio  aufgestellten  ägyptischen  Denkmäler, 
wie  ich  in  Bologna  vom  Kustoden  erfuhr,  durch  den 
im  J.  18.o0  verstorbenen  Archäologen,  Maler  und 
Bildhauer  Pelagio  Palagi  selbst  nach  Bologna  ge- 
kommen. Die  auf  dem  Relief  befindliche  Inschrift 
^aXnliiJv  tnolrjas  ist  von  Kekule  mit  Recht  für  mo- 
dern erklärt  worden;  auch  seine  Deutung  der  drei 
Figuren  auf  Zeus,  Hera  und  Hebe  ist  gewiss  richtig. 
Nichts   destoweniger   ist  in  der  Darstellung   etwas 


Man  fragt  vergebens  nach  der 
vom  Künstler  beabsichtigten  Bedeutung  der  Hera, 
welche,  wie  ihre  ganze  Stellung,  besonders  aber 
die  ausgestreckte  linke  Hand  zeigt,  nicht  blolse  Zu- 
schauerin sein  kann.  Aus  dem  zum  Vergleich  heran- 
gezogenen Relief  des  Louvre  (Clarac  pl.  2Uü,  2ö  n. 
232.  Kekule  Hebe  Taf.  III.)  lässt  sich,  da  sämmt- 
liche  Köpfe  desselben  moderne  Restauration  sind,  auf 
diese  Frage  keine  Antwort  gewinnen.  Zu  diesem 
sachlichen  Anstofs  kommen  aber  auch  formale,  stili- 
stische Bedenken.  Am  auffallendsten  ist,  dass  das 
über  den  ausgestreckten  linken  Unterarm  der  Hera 
geworfene  Gewaudende  nicht,  wie  es  sollte,  hinter, 
sondern  vor  demselben  herabfallt.  Die  Art  wie  sie 
ihr  Scbleiergewand  anfasst,  nämlich  von  hinten  und 

17* 


121 


so,  dass  es  unuiittelbar  auf  die  Scludter  selbst  zu 
liegen  kommt,  ist  sehr  plump  und  mir  an  keinem 
andern  antiken  Kunstwerke  bekannt.  Das  Öchleicr- 
gewand  pflegt  vielmehr  ein  wenig  vom  Körper  ab 
nach  der  Seite  gezogen  zu  werden.  Die  unverhält- 
nissmäfsig  hohe  Stephane,  die  entsetzlich  dicken  und 
langen  obern  Augenlider  an  Hera  und  Hebe,  welche 
in  der  Zeiclinung  nicht  stark  genug  wiedergegeben 
sind,  die  Verschiedenheit  in  der  Bildung  der  Augäpfel 
an  ihnen  und  am  Zeus  —  die  Augäpfel  der  weih- 
en Figuren  sind  länglicher,  der  des  Zeus  runder 
—  endlich  die  rohe  Arbeit,  besonders  an  den  Haaren, 
Fülsen  und  Gewändern  der  weibliehen  Figuren  — 
Zeus  ist  besser  gerathen  —  dies  alles  liefs  mir 
angesichts  des  Originals  wie  der  Photographie, 
welche  ich  der  Güte  des  Hrn.  Dr.  Frati  verdanke, 
Zweifel  an  dem  antiken  Ursprung  des  Reliefs  auf- 
kommen, welche  ich  den  in  Italien  weilenden  Facli- 
genossen  zu  erneuter  Prüfung  unterbieiten  möchte  '). 

II. 

Das  Relief,  welches  ich  diesem  anschliesse, 
habe  ich  in  den  letzten  Tagen  meines  Aufenthalts 
in  Rom  im  Juni  vorigen  Jahres  bei  dem  Photogra- 
phen Boisen  gesehen.  Es  gehörte  der  Frau  Jcrichau. 
Dasselbe,  von  griechischem  Marmor,  stammt  angeb- 
lich aus  Griechenland;  u,525  M.  hoch,  misst  es  an 
der  längsten  Stelle  1,07  M.  Die  Relieferhebung  ist 
sclir  stark. 

Die  Darstellung  ist  von  der  Linken  zur  Rechten 
folgende ').  Zwei  Jünglinge  stehen  vor  einem  Wa- 
gen, dessen  Deichsel  in  einen  Widdeikopf  ausgeht; 
vom  Wagen  ist  nur  der  vordere  Theil  des  sein-  hohen 
Kastens  erhalten.  Der  vordere,  dem  Beschauer 
zunächststellende,  Jüngling  hält  in  der  gesenkten 
Rechten  das  am  Wagen  befestigte  Ziehseil,  dessen 
anderes  Ende  jetzt  auf  den  Boden  herabgleitet, 
während  es  beim  Ziehen  selbst  verniuthlich  an  dem 
Bandclier,  welches  über  die  Brust  des  Jünglings 
geht,  befestigt  war.     Seine  linke  Hand  ist  auf  den 

')  So  ehen  sehe  ich,  duss  auch  H.  Dr.  G.  Hirschfeld  (Arch.  Zig. 
1871    S.  .')0)   Inschrift  iiml   Helief  für  (jriodern  erklart. 

')  Mir  liegt  jetzt  eine  kleine  l'bolographic  vor,  welche  mir  die 
Eigcnthümerin  gütigst  verslaltetc. 


Widderkopf  gelegt;  über  den  linken  Unterarm  fällt 
ein  Stück  Chlaniys  herab.  Vmi  dem  hinteren, 
ebenfalls  mit  Chlamys  bekleideten  Jüngling  ist  der 
rechte  Ann  durch  den  Vorderinaun  vullständig  ver- 
deckt; der  linke  ist  gehoben,  doch  ist  der  gröfsere 
Theil  des  Unteranns  abgebrochen.  Er  steht  nicht 
wie  der  andere  mit  beiden  Fülsen  auf,  sondern  ist, 
wie  der  rechte  den  Boden  nur  mit  den  Spitzen  be- 
rührende Eufs  zeigt,  noch  im  Gehen  begriflen.  Vor 
ihnen  befindet  sich  nach  rechts  schreitend  eine  weib- 
liche Figurinit  xitcop  TiodtjQrjg  und  Mantel,  welcher 
schleierförmig  über  den  Hinterkopf  gezogen  ist ;  der 
Gürtel  über  dem  Chiton  ist  nur  durch  Vertiefung 
angedeutet,  nicht  ausgearbeitet.  Sie  hält  mit  beiden 
Händen  ein  eylinderartiges  Gefäl's,  das  noch  am 
ersten  au  die  pränestinischen  Cisten  erinnert,  oben 
aber  sich  sehr  stark  verjüngt;  während  sie  mit  dem 
rechten  Arm  den  Mantel  an  den  Körper  drückt,  hält 
sie  mit  der  Linken  von  hinten  den  einen  Zipfel  des- 
selben an  das  Getafs,  wie  um  es  zu  decken.  Sie 
schreitet  auf  eine- weibliche  Figur  los,  welche  vor  ihr 
auf  einem  Thronsessel  sitzt  welcher  sich  auf  zwei  Stu- 
fen erhebt.  Sie  ist  ebenfalls  mit  Chiton  und  schleier- 
förmig über  den  Hinterkopf  gezogenem  Mantel  ge- 
kleidet; der  Chiton  zeigt  das  Motiv  des  Heraidiploi- 
dion;  der  Mantel  fallt  auf  den  Sitz  herab  und  ist 
hinten  über  die  Rücklehne  in  die  Höh  genommen. 
Auf  letztere  stützt  sie  ilncn  linken  Ellbogen,  wäh- 
rend die  Finger  das  Gewand  vorn  am  Halse  fassen; 
mit  dem  rechten  Arme  stützt  sie  ein  Scepter  auf 
den  rechten  Oberschenkel.  Auf  dem  Kopf  trägt  sie 
die  Stephane.  Rechts  von  ihr  erhebt  sich  stark 
vortretend  eine  sich  nach  oben  verjüngende  Stele; 
hinter  den  zwei  Stufen  steht,  das  gauze  Relief  an 
der  rechten  Seite  abschlietsend,  eine  runde  Säule, 
deren  Spitze  jedoch  ebenso  wie  die  an  diese  au- 
gränzendeu  Theile  des  Hiutergrundes  des  Reliefs  ab- 
gebrochen sind.  Ol)  und  wie  weit  sich  das  Relief 
hinter  dem  \\'agen  mich  furtsct/.te,  ist  schwer  zu 
sagen. 

Die  Erhaltung  ist  eine  sehr  gute;  durch  das 
ganze  Ridief  geht  \(iii  ölten  nach  unten  ein  Bruch 
hart  vor  den  beiden  Jünglingen  dergestalt,  dass  er 
den  vorderen  Theil  des  linken  Fui'scs  des  hinteren 


125 


Jünglings  abschneidet.  Docli  ist  daduvcli  nichts  ver- 
loren gegaug-en.  xVusser  den  schon  genannten  Theileu 
ist  an  den  einzelnen  Fii^uren  noch  folgendes  abge- 
stol'sen:  l)  der  gröfsere  Thcil  der  Nase  sammt  Spitze 
an  dem  vorderen  Jüngling,  2)  ein  Stück  unter  dem 
Ohr  und  neben  dem  Miinde,  sowie  ein  Stück  der 
Chlamys  an  der  Brust  des  hinteren  Jünglings,  3)  die 
Nasenspitze  der  sitzenden  weiblichen  Figur. 

Der  Hauptreiz  des  Denkmals  liegt  in  der  Dar- 
stellung selbst,  deren  Deutung  nicht  zweifelhaft  sein 
kann.  Die  Priesterin  der  Hera  Argeia,  • —  Kydippe 
oder  Theano  — ,  in  Ermangelung  der  Zugthiere, 
von  ihren  beiden  Söhnen  Kleobis  und  Biton  gezo- 
gen, naht  sich  der  Göttin  mit  Opfergcfäls.  Dass 
dieser  in  der  griechischen  und  römischen  Literatur 
seit  Herodot  so  gefeierte  Gegenstand  auch  die  Auf- 
merksamkeit der  bildenden  Künstler  auf  sich  zog, 
zeigt  das  Relief,  welches  Paus.  (H,  20,  3)  in  Argos 
selbst  sah,  auf  welchem  die  beiden  Söhne  die  Mutter 
ziehend  dargestellt  waren,  desgleichen  das  Epi- 
gramm (Append.  epigr.  2(54;  epigr.  adesp.  CCCVHb; 
Jacobs  Anth.  IV  p.  183): 

o?ös  Biiwv  Kkinßig  z^nl  aiöuaaiv  nlxtioioi 

welches  sich  jedenfalls  auf  ein  Kunstwerk  bezieht. 
Bis  vor  kurzem  war  in  dem  gesammten  Vorrathe 
von  Denkmälern  nur  ein  einziges^)  bekannt,  welches 
denselben  Moment  darstellt,  nändich  eine  Glaspaste 
des  Berliner  Museum  (Tölken,  Gemmeukatalog  Kl.  V, 
N.  7);  dazu  ist  in  neuester  Zeit  noch  eine  aus  der 
Kaiserzeit  stammende,  jetzt  ebenfalls  im  K.  Münz- 
kabinet  zu  Berlin  betindliche  Münze  von  Argos  ge- 
kommen, welche  zusammen  mit  der  Paste  in  jener 
Auswalil  kunstgeschiclitlich  interessanter  Münzen  von 
J.  Friedläuder  Arch.  Ztg.  Ibül:»,  Taf.  23,  No.  9  pu- 
blicirt  worden  ist.  Auch  sie  zeigt  die'  Priesterin  auf 
dem  Wagen  von   den   beiden  Söhnen   gezogen.     Ist 

3)  Dass  das  Relief  in  Venedig  (Arcli.  Ztg.  18G3  Taf.  172  S.  lSs(f. 
Vergl.  Arch.  Zig.  I8öl  S.  'JOi'  u.  239*)  nicht  diesen  Gegenstand  dar- 
stellt, wie  Beger,  Monlfuiicon,  aber  auch  Siephani  (Ausr.  Herakles  S.  44 
Anin.),  dieser  allerdings  vur  enier  genauen  Puhliculion  desselben  an- 
nahmen, wird  jetzt  niemand  mehr  bezweifeln,  dütb  ist  meines  Erach- 
tens  die  richtige  Erklärung  auch  jetzt  noch  nicht  gefunden.  Lässt 
sich  nicht  in  dem  Kelief  eine  Darstellung  der  T.igeszeilen  (Selene, 
]N').\,   Eos,    HciiieraJ   mit   den   entsprechenden    tienien   erkennen? 


der  auf  itnserm  Relief  dargestellte  Moment,  dass  die 
Priesterin  vor  die  Göttin  selbst  tritt,  bisher  auf  Kunst- 
werken noch  nicht  nachgewiesen,  so  würde  dasselbe 
eine  um  so  höhere  Bedeutung  beanspruchen,  als  es 
aus  Griechenland  selbst  stammen  —  soll.  Ich  sage, 
soll.  Denn  in  der  That  scheint  mir  der  antike  Ur- 
sprung auch  dieses  Reliefs  nicht  über  jeden  Zweifel 
erhaben,  wie  denn  auch  schon  in  Rom  seiner  Zeit 
Bedenken  laut  wurden.  Der  Grund  dafür  liegt  in 
gewissen  stilistischen  Eigenthümlichkeiten  oder  ge- 
nauer Stilverschiedenheiten  in  dem  Relief.  Der  vor- 
dere Jüngling  zeigt  eine  conventionellere,  gebun- 
denere Behandluugsweise  als  der  andere  und  die 
beiden  weiblichen  Figuren.  Er  repräsentirt  im  gan- 
zen einen  älteren  Typus  vom  Schlage  des  Harmo- 
dios; sein  Haar  ist  kurz  und  kraus,  das  des  andern 
lang  und  straft' anliegend;  seine  Nase,  obwohl  nicht 
ganz  erhalten,  springt  in  stärkerem  Winkel  vor  als 
die  der  anderen  Figuren;  seine  Augenlider  sind 
mehr  gerundet  als  am  anderen,  wo  sie  von  aul'sen 
nach  innen  ansteigen,  ohne  sich  wieder  zu  senken; 
sein  Kopf  ist  leerer  und  ausdrucksloser.  Zu  diesen 
Stilverschiedenheiten  kommen  noch  folgende  Beson- 
derheiten: Bohrlöcher  im  Ohr,  Auge  und  Nabel  des 
hinteren,  am  Auge  und  Nabel  des  vorderen  Jüng- 
lings; die  Geschlechtstheile  am  hinteren  Jüngling 
sind  dem  Nabel  zu  nahe;  sie  sitzen  höher  als  am 
anderen,  obwohl  sein  Nabel  tiefer  sitzt  als  der  des 
anderen;  die  ungeschickte  Art,  mit  welcher  Hera 
auf  der  Kante  des  Sessels  sitzt,  ihr  Gewand  dicht 
am  Halse  fasst,  den  Ellbogen  auf  die  Stuhllehne 
stutzt,  so  dass  zwischen  ihrem  Körper  und  dieser 
Lehne  eine  sehr  störende  Lücke  entsteht;  endlich 
die  plumpe,  wohl  schwer  nachweisliche  Form  des 
Gefäfses  der  Priesterin:  alle  diese  Umstände  geben 
mir  Anlass,  an  der  Echtheit  des  Reliefs  zu  zweifeln. 
Die  Priesterin  stimmt  in  Stellung  und  Haltung  fast 
gänzlich  mit  der  Rhea  der  capitolinischen  Zeusbasis 
überein;  wenigerschlagend  ist  die  Uebereinstimmung 
zwischen  der  Göttin  und  der  sitzenden  Hera  eines 
Sarkophags  in  Neapel  (aus  Luceria  im  Saal  der 
Reliefs  No.  ISO,  an  dessen  Vordei'seite  in  vier  von 
einander  getrennten  Feldern  Hera,  Zeus,  Apollon 
und  eine  Muse  dargestellt  sind);  diese   sitzt  weder 


126 


so  auf  der  Kaute   des  Stuhls,   noch  stützt   sie  den 
Arm  so  auf  die  Lehne. 

III. 
Gleichzeitig  mit  dem  eben  besprochenen  tauchte 
in    demselben  Besitze   ein    angeblich   ebenfalls  aus 
Griechenland  stammendes  IJelief  a>if,  von  welchem 
ich  auch  eine  kleine  Photographie  besitze.    Dasselbe, 
von  griechischem  Marmor,  misst  in  die  Länge  Ü,8S, 
in  die  Höhe  0,7  M.;  an  der  linken  Seite  ist  es  un- 
vollständig.    In  der  Mitte   sitzt,   das   Gesicht  nach 
links   (vom   Beschauer),   Asklepios,    im    Haar    eine 
Binde,  den  Mantel  um  den  Unterkörper  geschlagen, 
auf  einem  Steine,   die  Linke   auf  diesen   stützend, 
mit   der  Rechten   seinen  Stab  auf  das  rechte  Knie 
stellend.    Um  diesen  windet  sich  eine  Schlange  und 
trinkt,  von  einer  weiblichen  Figur  (mit  ärmellosem 
Chiton   und  Ueberwurf  bekleidet)    mit   der   Linken 
unterstützt,  aus  einer  Schale,  welche  ihr  diese  hin- 
hält.    Letztere  soll   wohl  Hygieia  sein.     Hinter  ihr 
ist  noch  die  vordere  Hälfte  einer  männlichen  nach 
rechts  gewandten  Figur  (in  kurzem  Kock,  die  Chla- 
niys  über  den  vorgestreckten  linken  Arm  geworfen) 
zu  sehen.    Alles  übrige,  auch  der  Kopf,  fehlt.    Die 
mit  den  übrigen  übereinstimmende  Gröl'se  dieser  Fi- 
gur macht  es   wahrscheinlicher,   dass  in  ihm  eine 
dem  Asklepios  nahestehende  Persönlichkeit,    etwa 
Machaou  oder  Podaleirios,   als  ein  Adorant  darge- 
stellt sei.     Hinter  Asklepios   stehen   ebenfalls  nach 
links  gewandt  Hermes,  kenntlich  am  Flügelhut,  und 
vor  ihm  Pallas  mit  korinthischem  Helm,  Aegis,  Chi- 
ton und  Mantel,  den  linken  Arm  in  die  Hüfte  stem- 
mend, mit  der  Rechten  sich  auf  die  Lanze  stützend.  — 
Die  Erhaltung  ist  auch  au  diesem  Relief  eine  sehr 
gute;    zwar   geht  ein  Bruch   durch   den   Helm  und 
unter  dem  linken  Auge  durch  die  linke  Wange  der 
Pallas,  ein  zweiter  durch  das  Gesicht  des  Asklepios, 
aber  keiner   von   beiden  hat  wesentliches  zerstört; 
nur  vom  ÜMkcn  Unterarm  des  letzteren  ist  die  Vor- 
derseite abgestolscn.  —   Die  Darstellung  selbst  be- 
trettend,  80    wird  man  hinsichtlich  der  Haupthand- 
lung am  meisten  an  die  vatikanische  (iruppe  (Mus. 
Piocl.  II,  3  =  Chirac  pl.  r)4i;,  U.jl  Bi  'i  eriumrt.    in 

*)   Etwas    anders   ist    die  Uarherinisclie  (iruppc  (Malz  Bull.  d.  1. 
187Ü  S.  36).     Vergl.  auch  Clarac  pl.  1177  n.  00  u.  (jl. 


welcher  ebenfalls  Hygieia  die  Schlange  des  Askle- 
pios tränkt.  Zwar  ist  an  dieser  der  rechte  Arm  der 
Hygieia  mit  der  Schale,  sowie  der  obere  Theil  der 
Schlange  neu,  die  Restauration  scheint  aber  das 
richtige  getroften  zu  haben.  Auch  die  Wahl  der 
Nebcntiguren  lässt  sich,  oWohl  mir  an  keinem  an- 
deren Denkmale  bekannt,  wohl  rechtfertigen.  Die 
Beziehung  der  Athena  zu  Asklepios  und  Hygieia  ist 
keine  fernliegende:  man  denke  nur  an  die  auch  in 
Athen  verehrte  Idüijvä'  Yyiaia  (^Paus.  I,  2o,  ö),  und 
auch  die  Theilnahme  des  Hermes  an  dieser  dem 
Menschengeschlecht  heilbringenden  Scene  fände  ihre 
Erklärung  nicht  nur  in  seiner  Eigenschaft  als  egiov- 
ring  und  uxaxi'jaing,  sondern  auch  in  der  ihm  ver- 
dankten Errettung  des  Asklei)ios  (^Paus.  II,  2(j,  6- 
Kekule,  Nouv.  Mem.  p.  123  sq.)  —  Aber  auch  hier 
kann  ich  gewisse  formelle  Anstöfse  nicht  verschwei- 
gen. Während  das  Relief  im  ganzen  dem  freien 
entwickelten  Stil  angehört,  ist  die  Behandlung  des 
Haars  au  Asklepios  abweichend  von  der  an  den 
übrigen  Figuren  eine  alterthümlichere.  Ko})f-  und 
Barthaare  erinnern  mit  ihren  scharfen  und  feinen 
Linien  durchaus  au  Bronzetechnik;  an  den  Enden 
sind  sie  gai»  in  Löckchen  zusammengedreht.  Be- 
sonders tritt  dies  auch  am  Schnurrbart  hervor,  wel- 
cher sich  auffallend  stark  vom  Backenbart  abhebt. 
Der  linke  Arm  des  Asklepios  ist  im  Verhältniss  zum 
übrigen  Körper  zu  laug.  Die  Art,  wie  Pallas  ihren 
unter  dem  Mantel  steckenden  linken  Arm  an  die 
Hüfte  stemmt  und  die  dadurch  entstehende  Falteu- 
gebung  hat  etwas  theatralisches  und  gekünsteltes  '). 
Muss  endlich  nicht  auch  die  Gleichheit  der  Herkunft 
beider  Reliefs  unter  solchen  Umständen  Venlacht 
gegen  dieses  erwecken? 

IV. 

In  dem  Museum  des  berühmten  ehemaligen  Be- 
nediktiner-Klosters San  Nicola  zu  Catania,  welches 
jetzt  allerdings  weder  an  Antiken  noch  an  Hand- 
schriften reich  ist  —  nach  Angabe  des  früheren 
Bibliothekars,   jetzigen   Sekretärs    des    Krzbischofs, 

^)  Die  Motive  an  di-n  Calhis^laluen  Clarac  pl.  'ifi'iA  n.  Si'.'A; 
pl.  .'iti'Jli  n.  888C;  pl.  i71  n.  WO  sind  hci  auliLM-licliiT  .\i-linlulikeil 
doch  recht  verschieden. 


127 


Padre  dclla  Mana,  ist  die  einzige  klassische  Haiid- 
sclirif't  ein  Codex  der  Priapea  -^  befindet  sicii  ausser 
einer  bcträclitlielien  Zalil  Vasen  ein  Marnioirelief, 
die  Blenduni;-  des  Cyklopeu  darstellend.  Dasselbe 
ist  zwar  nicht  unbekannt,  hat  vielmehr  schon  zwei 
Publicationen  erfahren,  1)  durch  In^^hirauii  Gal.  oui. 
III,  08,  2)  durch  II.  Kochette  Mon.  Ined.  pl.  6^,  2, 
welchem  Overbeck  Call.  her.  Bildw.  S.  770  N.  27 
Tat'.  XXXI,  lü  gelulgt  ist;  beide  aber  weichen  so 
stark  von  einander  ab,  dass  sie  nicht  einem  und 
demselben  Monumente  anzugehören  scheinen,  dass 
demnach  eine  Revision  geboten  war.  Als  Resultat 
derselben  theile  ich  mit,  dass  die  Zeichnung  Ro- 
chettc's,  was  die  Richtung  der  Figuren  betrifl't,  die 
richtige  ist;  da  jedoch  auch  sie  von  Irrthümern  nicht 
ganz  frei  ist,  lasse  ich  eine  genaue  Beschreibung 
desselben  folgen.  Das  Relief  niisst  in  die  Höhe, 
ohne  die  Räuder  0,58,  mit  den  Rändern  0,70,  in 
die  Länge  0,(39  M. ;  die  Erhebung  der  Figuren  ist 
sehr  stark,  sie  treten  fast  ganz  aus  der  Grundfläche 
heraus.  In  der  Mitte  liegt  auf  einem  abschüssigen 
Felsen  ausgestrekt,  das  Gesicht  nach  links  '^vom 
Beschauer)  der  Cyklop,  bärtig,  mit  zwei  Augen  — 
auf  der  Stirn  ist  kein  Auge  vorhanden  —  nur  mit 
eiuem  Fell  bekleidet,  was  mit  den  Klauen  —  aber 
gemeilselt  ist  nur  eine  Klaue  —  auf  der  Brust  zu- 
sammengebunden ist.  Sein  rechter  Arm  fällt  quer 
über  den  Leib,  der  linke  schlaft'  am  Felsen  herunter; 
ebenso  gleitet  das  linke  Bein  am  Felsen  herunter; 
das  rechte,  im  Knie  gebogen,  stufet  mit  dem  Fufs 
gerade  auf  dem  Felsen  auf.  iSein  Gesicht  ist  ver- 
zerrt, das  Fleisch  über  den  Augen  zusammenge- 
zogen. In  der  Höhlung,  welche  der  Felsen  unter 
ihm  bildet,  liegt  ein  Tliier,  vom  Zeichner  Rochette's 
als  Hund,  bei  Inghirami  als  Widder  gezeichnet, 
welches  sich  nach  links  umsieht;  dasselbe  ist  zwar 
klein  und  schlecht  gemacht,  allein  der  dicke  wollige 
Schwanz  sowie  das  Haar  lassen  doch  den  Widder, 
der  auch  zur  Situation  besser  passt,  erkennen.  Die 
Schnauze  ist,  nachdem  sie  einuial  abgebrochen  war, 
ungeschickt  wieder  befestigt.  Rechts  von  diesem, 
unter  der  linken  Hand  des  Kyklopen  liegt,  sowie 
er  dieser  entfallen  w-ar,  ein  Napf  mit  doppelter  Hand- 
habe,   dem  Beschauer  mit  der  Oeft'nung  zugekehrt. 


Oberhalb  des  Kyklopen  steht  ebenfalls  auf  dem  Felsen, 
alle  überragend,  der  Held  des  Ganzen  Odysseus,  mit 
etwas  sjiitzem  Pilus,  bekleidet  mit  kurzem  ärmellosen 
Rock  und  Chlamys,  welche  auf  der  rechten  Schlüter 
befestigt  ist;  sein  Unterkörper  wird  durch  den  Ky- 
klopen verdeckt;  er  blickt  nach  rechts;  seine  linke 
Hand  liegt  neben  dem  Kopf  des  Kyklopen,  um 
diesen  festzuhalten  und  den  Stol's  sicherer  zu  machen; 
in  der  rechten  Hand  hält  er  ein  rundes  dickes  Etwas, 
vermuthlich  den  Schaft  des  Pfahles,  der  dann  aller- 
dings nur  sehr  kurz  sein  würde.  Zu  beiden  Seiten 
des  Polyphem  stehen  ängstlich  harrend  die  Ge- 
fährten des  Odysseus;  der  eine;  rechts  vom  Be- 
schauer, jugendlich,  in  kurzem  Rock  mit  Aermeln 
und  Ueberwurf  blickt  gerade  aus  mit  den  deutlichen 
Zeichen  gröl'ster  Angst:  das  Gesicht  krampfhaft  zu- 
sammengezogen und  den  Mund  geöffnet,  wagt  er 
gar  nicht  nach  der  Scene  hinzublicken;  nur  mit  der 
Rechten  hält  er,  dem  Befehl  des  Odysseus  gehor- 
chend, den  Hinterkopf  des  Kyklopen,  damit  dieser 
nicht  nachgebe.  In  der  Linken  hält  er  einen  kleinen 
etwas  verstümmelten  Gegenstand,  es  ist  nicht  ganz 
deutlich  ob  einen  Stein,  oder  den  Griff  einer  Watt'e, 
doch  ist  ersteres  wahrscheinlicher '').  Dahinter  fehlt 
nichts  an  dem  Relief.  Links  vom  Kyklopen  stehen 
zwei  andere  Gefährten,  beide  völlig  nackt;  nur  dem 
ersteren,  welcher  dem  Polyphem  näher  steht,  fällt 
ein  Bandelier  über  den  Rücken;  das  linke  Bein  auf 
dem  Erdboden,  hat  er  das  rechte  auf  den  Fels  neben 
das  Bein  des  Kyklopen  gesetzt,  doch  blickt  auch 
er  seitwärts  nach  seinem  Gefährten  hin,  dem  Be- 
schauer den  Rücken  kehrend.  In  dem  gebogenen 
rechten  Arm  hält  er  einen  Gegenstand,  welchen  ich 
ebenfalls  für  ein  Felsstück  erkläre;  weder  mit  einem 
Schlauch  (Overbeck)  noch  mit  einem  Pfahl  (Rochette) 
hat  er  genügende  Aehnlichkeit.  Der,  wie  es  scheint, 
bartlose  Kopf,  ist  ebenfalls  erst  später  wieder  be- 
festigt worden.  Dagegen  ist  der  neben  ihm  stehende 
Gefährte  mit  wildverzerrtem  Gesichte  bärtig;  auch 
er  blickt  in  gröister  Aufregung  nicht  nach  Odysseus 
und  dem  Kyklopen,  sondern  geradeaus;  das  linke 
Knie  stemmt  er  auf  den  Felsen,   ndt  dem   rechten 

*)  H.   Dr.   Krell,  welcher  nach  mir  djs  Itclief  gesellen   hat,   ent- 
schied sich   für  einen   Stein,  wie  bei   dem  dritten   Gefährlen. 


128 


Fufse  steht  er  fest  auf.  In  der  rechten  Hand,  welche 
■ebenfalls  abgebrdchen  und  später  ungeschickt  au- 
gesetzt worden  ist,  hält  er  einen  kleinen  Gegen- 
stand, wahrscheinlich  auch  einen  Steiu.  Sein  linker 
Arm  ist  durch  den  andern  Gefährten  verdeckt. 
Demnach,  so  scheint  es,  ist  es  in  dieser  interessanten 
Darstellung  Odysseus  allein,  welcher  die  That  voll- 
bringt; die  Gefährten  sind  nur  bereit,  ihn  im  Noth- 
falle  mit  Steinen  zu  unterstützen.  Gerade  der  Gegen- 
satz zwischen  der  festen  und  mänulich-cutschlosse- 
iien  Thatkraft  des  Odysseus  einerseits  und  dem 
Zittern  und  Zagen  der  Gefährten  andrerseits  be- 
herrscht die  ganze  Compositiou.  Höchst  wahrschein- 
lich habeu  wir  es  hier  mit  der  sehr  schlechten  und 
späten  Copie  eines  sehr  guten  griechischen  Originals 
zu  thun,  welches  vom  Kopisten  nicht  einmal  in 
Einzelheiten  überall  treu  und  richtig  wiedergegeben 
zu  sein  scheint.  Die  Arbeit  ist  in  der  That  nicht 
nur  sehr  flüchtig,  sondern  stellenweis  geradezu  roh. 
Dieser  Umstand  und  die  schlechte  Erhaltung  erschwert 
leider  sehr  das  Urtheil  über  die  etwaige  Version 
der  Sage,  welcher  der  Künstler  des  Originals  folgte. 
Der  Stoif  ist  sicher  in  Sicilien  sehr  beliebt  gewesen; 
aufser  der  Vase  Trabbia  erinnere  ich  an  zwei  Frag- 
meute von  Lampen,  in  Solunt  gefunden,  welche 
Odysseus  mit  dem  Skyphos  und  ihn  oder  einen  Ge- 
fährten unter  dem.  Widder  zeigen  (Salinas  Scavi  di 
Solunto  t.  I  n.  3  u.  6). 

V. 

In  einer  besonderen  Schrift  sulla  mancunza 
delle  immarjiiii  di  Giunone  nelle  meUaylie  yreco- 
sicuk,  Catania  ISö4,  hat  C  (arlo)  G(emellaro),  der 
bekannte  sicilische  Naturforscher  und  Numismatiker, 
die  Behauptung  aufgestellt,  Hera  habe  in  Sicilien 
gar  keinen  Cultus  gehabt.  Nun  ist  die  Beobach- 
tung, auf  welche  er  diese  Behauptung  stützt,  dass 
nämlich  Hera  auf  sicilischen  Münzen  fehle,  wohl 
richtig;  die  Beschatt'enheit  der  Stiche  in  dem  Werke 
des  Paruta  Sicil.  uumism.  erlaubt  wenigstens  nidit 
die  auf  t.  X,  it2  abgebildete  .Münze  von  l'anormos 
als  Gegenbeweis  anzuführen,  und  Salinas  konnte 
mir  keine  sicilische  Münze  mit  lleiatypus  nach- 
weisen.   Allein  aus  diesem  Umstände  folgt  durchaus 


uielit,  Hera  sei  überhaupt  nicht  in  Sicilien  verehrt 
worden.  Es  wäre  dies  um  so  auffallender,  als  Si- 
cilien gerade  au  dorischen  Colonien  so  reich  ist, 
Hera  aber  in  dorischen  Staaten  eine  ganz  besondere 
Verehrung  genoss.  Gerade  die  Entdeckungen  der 
letzten  Jahre  haben  Zeugnisse  aller  Art  für  den 
Cultus  dieser  Göttin  auch  in  Sicilien  geliefert.  Bis 
dahin  war  man  nur  auf  einige  zum  Theil  unsichere 
Schriftstellerzeugnisse  angewiesen.  Die  Stelle  des 
Aeliau  var.  bist.  VI,  1 1  dta  lavzä  tol  xat  Iv  tiZ 
tfjg  —ixekiag'IiQag  %'toj  tazrjxev  avznv  elxiuv  yv(.iv()v 
ai'Tov  ösixt'vaa  xai  C'jfio).öy£i  ti]v  7T(jS~ii'  lov 
riliüvng  to  yQÖ.iqia  lässt  unentschieden,  au  welchem 
Orte,  ob  in  Syrakus  selbst  oder  anderswo,  der  Hera- 
tempel war,  in  welciiem  das  Bild  Gelons  stand 
(cf.  XIII,  37).  Und  aus  der  Stelle  des  Plin.  h.  n. 
XXXV,  64  ^Zeuxis)  tunlus  diligentia,  iit  Acjragvnüuis 
facturus  iabulani,  quam  in  icmplo  lunonis  Laciiiiae 
publice  dicarent,  inspexerit  virijuics  eurum  inidus  etc. 
lässt  sich,  besonders  gegenüber  den  Erzählungen 
des  Dionys  von  Halicarnass  und  des  Cicero,  die 
Existenz  eines  Tempels  der  Hera  in  Akragas,  wie 
Picone  Memorie  Sipriche  Ayrigentine  p.  138  ange- 
nommen bat,  niclit  ')  erweisen,  aber  das  zeigt  die 
Stelle  jedenfalls,  dass  Hera  bei  den  Akragantinern 
Verehrung  genoss,  uud  jeder  Zweifel  über  ihren 
Cultus  in  Akraga,s  wird  durch  den  dort  gefundenen 
prachtvollen  Herakopf  im  Besitz  von  AI.  Castellani 
(Mon.  d.  1.  Villi  t.  1)  beseitigt.  Für  ihre  Verehrung 
in  Pauormos  dürfte  das  im  .1.  isii'j  auf  der  Piazza 
della  Vittoria  in  Palermo  ausgegrabene  Mosaik  ( Arch. 
Ztg.  18Ü1I  S.  ;.8.  Bull.  d.  I.  ISTO  S.  S)  s))rechen,  auf 
welchem  sich  auch  Hera  auf  einem  Pfau  reitend 
befindet;  für  Solunt  der  Piombu  mit  iler  Inschrift 
"llgsa,  publicirt  von  Salinas  Ann.  d.  I.  lyGli  S.  l'.t, 
N.  7  t.  B;  für  Seliuunt  endlich,  wenn  einem  die 
Deutung  der  einen  Metopc  auf  Zeus  uud  Hera  oder 
die  Deutung  des  im  J.  JSG5  daselbst  gefundeneu 
Koiifes  (Bull.  d.  I.  1868  p.  89 j  auf  Hera  zweifelhaft 

')  Duss  Zc'iiNis  ilas  Bilil  für  die  Akrig:inliner  .,utiJ  für  deren 
Tempel  der  Hera  Lakiina"  geiiiaclil  liahe,  wie  Sthubnng,  Al-ragas 
S.  (il  anniniml,  sagt  [Miiiius  gar  lüclil.  üeber  die  Willl>iir  der  diinb 
Kazello  eingefiilirten  Beiieunung  des  einen  der  Tempel  von  Girgenti 
als  Heralempcl  vergl.  Scliubring  I.e.  S.  4ösq.  Holm,  Gescb.  Sicil.  I, 
'ilti  u.  HO. 


129 


sein  sollte,  liefert  den  sichersten  Beweis  eine  i!,leicli- 
zeitig  mit  dem  Kopf  im  eigentlichen  Naos  des  süd- 
lichsten Tempels  auf  dem  östlichen  Hügel  —  es  ist 
derselbe,  welchem  jene  Metope  angehört  —  ge- 
fundene in  mehrfacher  Hinsicht  interessante  Inschrift. 
Dieselbe  ist  publicirt  worden  von  Sav.  Cavallari 
(Bull.  d.  I.  1.  c.  mit  dem  Fehler  evyyp)  und  von 
N.  Camarda,  dem  Presidente  des  Liceo  in  Palermo, 
in  dem  Journal  La  Sicilia  18G5  n.  21.  Der  Stein 
mifst  in  die  Länge  0,13  M. ;  die  Höhe  der  Buch- 
staben beträgt  etwas  über  0,1  M.  Die  Inschrift,  von 
welcher  ich  einen  Papierabklatsch  genommen  habe, 
lautet: 

APKEZrj 

AIEXYAOY 

HPAI  EYXAN 
Von  allen  Erklärungen,  welche  Camarda  aufgestellt 
hat,  ist  nur  die  letzte  haltbar.  Der  Sinn,  wie  der 
stehende  Gebrauch  in  griechischen  Votivurkunden 
den  Namen  des  Weihenden  dem  der  Gottheit  vor- 
anzustellen, schlielst  die  Möglichkeit  in  IdQxsao) 
einen  Dativ  zu  erkennen  aus,  und  weist  darauf  hin, 
dass  in  demselben  der  Nominativ  eines  Femininum 
]Aqy,Eao}  steckt.  Dergleichen  Nominativformeu  auf 
qj,  wie  ?}  yltjn!),  —ancfw,  sind  bereits  durch  Hero- 
dian  in  den  Canones  des  Theodosius  (Bekker  Anecd. 
III,  p.  1204)  als  in  dgxala  avilygacfa  vorkommend 
bezeugt;  aber  auch  auf  Inschriften  von  Delos,  Chalcis 
auf  Euböa,  Kyrene  —  auch  auf  einer  athenischen 
Grabinschrift  ex  schedis  Fourmonti  C.  I.  u.  (J96  findet 
sich  eine  Milesierin  !d^pf£^(>^  —  sind  sie  von  Böckh, 
nachdem  er  sie  anfangs  als  auf  Schreibfehlern  be- 
ruhend beseitigt  hatte,  anerkannt  und  von  C.  Keil 
(Leipz.  Kepert.  1851,  III,  p.  12ö)  und  Ahrens  (Kuhn"s 
Zschr.  III,  S2)  belegt  worden.  Zu  den  von  diesen 
angeführten  sind  nachzutragen  die  Inschriften  einer 
in  Caere  gefundenen,  also  wohl  auf  Korinth  zurück- 
weisenden, Hydria  Jm},  Fuf.  'Akc(ih[)  (Conze  Ann. 
d.  L  18G4,  tv.  d'agg.  0.  P.  Jahn  Arch.  Ztg.  ISGG, 
S.  200);  desgleichen  auf  einer  delph.  Inschr.  ( Wescher 
Foucart  Inscr.  de  Delph.  435,  2)  *<Af/-.  wenn  dies  nicht, 
wie  häufig  gerade  auf  diesen  delphischen  luschriften, 
nur  Schreibfehler  statt  Wilw  ist,  was  sich  in  dersel- 
ben Inschrift  findet.     Die  aus  diesen  Formen  für  den 

Archäuliii;.  Zig.,  .laliijang  XXIX. 


ursprünglichen  Stamm  dieser  Feminina  sich  erge- 
benden Resultate  sind  bereits  von  Ahrens  1.  c.  und 
von  G.  Curtius  (Erläuterungen  S.  50  u.  51)  gezogen 
worden.  Ist  aber  die  Vorliebe  gerade  der  Dorier 
für  solche  Feminina  auf  w  bereits  von  Ahrens  de 
dial.  dor.  p.  238  bemerkt,  so  finden  sich  auch  spe- 
ciell  Formen  auf  aw  sehr  häufig.  Ich  erinnere  an 
ytvoM  (Inscr.  de  Delph.  61,  4),  'Ayriaiö  (HG,  5),  Te- 
lta<o  (70,  7;  UG,  3),  Icoaiö  (43,  14;  Simonid.  fr.  18äB), 
Ntixaaü  (C.  J.  n.  1710),  'Axevaw  (C.  J.  2481),  und 
der  l4(»z£ff(ü  unserer  Inschrift  sind  völlig  entspre- 
chend Idxtaiü  (0.  J.  n.  5171)  und  Mvaacj  (2448). 

Welches  aber  der  Gegenstand  ist,  welchen  diese 
Arkeso,  Tochter  des  Aescliylos,  der  Hera  weihte,  ob 
vielleicht  die  Aedicula,  welche  in  der  Nähe  der  In- 
schrift gefunden  wurde,  lässt  sich  nicht  entscheiden; 
das  aber  lässt  sich  aus  dem  Orte  —  dem  Naos 
selbst  —  und  der  Art,  wie  sie  unter  schweren  Stei- 
nen versteckt  gefunden  wurde,  wohl  mit  Bestimmt- 
heit schliel'sen ,  dass  der  Tempel  der  Hera  geweiht 
war.  Zugleich  spricht  auch  diese  Inschrift  dafür, 
dass  der  ganz  in  ihrer  Nähe  gefundene  archaische 
Kopf  von  Tuff  eine  Hera  vorstellt.  Für  eine  Metope 
ist  derselbe  zu  grols;  er  misst  vom  Ende  des  Halses 
bis  zum  Ende  des  niedrigen  Polos  über  1  Fufs;  auch 
sind  die  weiblichen  Köpfe  au  den  Metopen  dieses 
Tempels  sämnitlich  von  Marmor.  Dies  macht  es 
wahrscheinlich,  dass  er  dem  Agalnia  selbst  ange- 
hört. Die  Aushöhlung  des  Halses  weist  darauf  hin, 
dass  er  eingesetzt  werden  sollte.  Somit  würde  iler 
Kopf  für  unsere  Kcnntniss  des  vori»olykletischcn 
Heratypus  von  der  gröfsten  Wichtigkeit  sein,  l^eider 
aber  gestattet  die  Zerstörung  des  Gesichts  kein  Ur- 
theil  über  die  Hauptfragen,  Lage  der  Stirn,  Kich- 
tung  der  Nase,  Stellung  der  Augen,  Form  des 
Kinns  u.  s.  w.  Der  Mund  scheint  geschlolsen  zu 
sein,  wie  auch  an  dem  archaischen  Kopfe  der  \'illa 
Ludovisi,  wohl  dem  ältesten  aller  wciljlichen  Köpfe 
in  Rom;  wie  an  diesem,  so  lallen  auch  hier  die 
Haare  in  einen  langen  und  breiten  Scho]if,  welchrr 
aus  12  w-ellenforniig  neben  einander  laufenden  Rei- 
hen besteht,  herunter;  dagegen  ist  vorn  das  Ha:ir 
nicht  mehr  in  jene  steif  symmetrischen  Löckcluu 
gewickelt,   sondern  nur  in  5  über  einander  liegen- 


130 


den  Reihen  gewellt.  Auch  die  Ohren  stehen  nicht 
so  hoch  wie  an  jenem  Kopfe;  und  es  ist  wohl  nicht 
zu  bezweifeln,  dass  er  jenem  an  Alter  nachsteht, 
ebenso  wie  den  3  Mctopen  des  Tempels  C  (nach 
Serradifalco)  auf  der  Akropolis  von  Selinunt;  andrer- 
seits aber  scheint  er  doch  die  Metopen  seines  Tem- 
pels au  Alter  zu  übertrefteu.  Die  Inschrift  gehört 
ohue  Zweifel  eiuer  viel  spätem  Zeit  au,  wie  Form 
und  Wahl  der  Buchstaben  zeigt. 

VI. 

Heydemanu  (Arch.  Ztg.  187(i  S.  43  Anm.)  mis- 
billigt  meine  Deutung  der  einen  Seite  des  Paler- 
mitaner  Krater  (Bull.  d.  I.  1870  S.  70)  auf  Zeus  und 
Aegina;  allein  er  hat  in  seiuer  eignen  Beschreibung 
der  Vase  eine  Hauptsache,  auf  welche  sich  diese  Deu- 
tung gründete,  nämlich  den  deutlich  dargestellten 
Zweig  in  der  Hand  der  Verfolgten  übersehen.  Dieser, 
einem  Schilfstengel  nicht  unähnlich,  scheint  sie  eben 
als  Tochter  des  Flussgottes  Asopos  zu  charakterisiren, 
gerade  so  wie  auf  der  von  mir  auch  für  die  Com- 
position  herangezogenen  Vase  des  Museo  Gregoriano 
^^ßrauü,  Antike  Marmorwerke,  1  Dek.  Taf.  VI),  deren 
Deutung  durch  die  Inschriften  gesichert  ist,  eine 
ihrer  Schwestern  bez.  Gefährtinnen  einen  solchen 
Zweig  hält. 

Was  die  Rückseite  dieses  Kraters  betrifft,  auf 
welcher  die  Einführung  des  Herakles  iu  den  Olymp 
dargestellt  ist,  so  schien  es  mir  mit  Rücksicht  auf 
die  ausdrückliche  Ueberlieferung  des  Diodor  IV,  39 
angemessen,  den  erhobenen  Zeigetiiiger  an  der 
rechten  Hand  des  Herakles  als  Gestus  bescheid- 
ner Ablehnung  zu  fassen.  Vielleicht  ist  es  je- 
doch vorzuziehen,  darin  einen  Ausdruck  der  Ver- 
ehrung zu  sehen,  welche  Herakles  dem  Zeus  dar- 
bringt, mit  Bezug  auf  die  Schilderung  der  Verehrung 
welche  die  Menscheu  der  Psyche  zollen,  bei  Apul. 
-Met.  IV,  24  iiuircessae  foi'iiioiisiliilis  (uliniruliunc 
slnpidi  et  admoverUes  oribiis  suis  dcxlcrain  priiiiore 
dujilo  in  ereclum  polliceiu  residente  ul.  ipsuin  prur- 
sns  deum  Veuerem  reliyiosis  adorativnibiis  .  . .  etc. 
Dabei  darf  allerdings  nicht  verschwiegen  werden, 
dass  in  der  von  Apulejus  geschilderten  Art  der  Ver- 
ehrung der  Daumen,  liier  der  Zeigefinger  gehoben  ist. 


VII. 

Der  Skyphos,  welcher  auf  Taf.  öö  zum  ersten 
Mal  in  natürlicher  Grölse  abgebildet  worden  ist, 
nachdem  er  bisher  nur  in  einer  Miniaturskizze  bei 
Giusejjpe  de  Spuches,  epiyraji  inedile  ed  cillri  oygetti 
(irclieologici,  Palermo  l8H5t.  Un.  3")  publicirt  war, 
befindet  sich  in  der  Vasensamudung  des  Museum  zu 
Palermo.  Er  war  früher  in  der  Sammlung  des  Duca 
di  Verdura  e  Papparopoli  iu  derselben  Stadt.  Nach 
der  Angabe  von  de  Spuches  stammt  er  aus  Grofs- 
Griecheuland;  er  ist  0,25  M.  hoch,  an  der  Mündung 
0,30  M.  breit.  Die  Figuren  sind  roth,  später  sind 
die  Umrisse  derselben  noch  einnud  schwarz  um- 
zogen und  zwar  nicht  immer  mit  den  rothen  über- 
einstimmend. Die  Zeichnung  ist  sehr  fein.  Zu  bei- 
den Seiten  der  Henkel  ist  ein  schönes  Palmetten- 
ornameut;  die  Darstellung  selbst  erhebt  sich  auf 
einem  durch  Mäander  gebildeten,  von  Kreuzen  durch- 
brochenen Streifen. 

Auf  der  Vorderseite  sitzt,  das  Gesicht  dem 
Beschauer  zugewandt,  gemächlich  auf  einem  Felsen 
ein  bärtiger  und  behaarter  Genosse  des  bacchischeu 
Thiasos;  in  der  Rechten  hält  er  einen  laugen  Stab 
mit  zwei  Seileuästen  und  einem  grolsen  Piuieuapfel 
an  den  Körper  gelehnt,  während  er  die  Linke  auf 
das  iu  die  Höhe  gezogene  linke  Knie  stützt.  Im 
Haar  trägt  er  eine  gestickte  und  wie  es  scheint  auch 
mit  Blättern  (?)  durchwundene  Jiinde,  welche  zu 
beiden  Seiten  der  langen  Ziegenohren  bis  auf  die 
Brust  herabfällt.  Er  lauscht  dem  Spiele  eiuer  vor 
ihm  stehenden  Nymphe  [iu  ärmellosem  Chiton), 
welche  auf  der  Doppelflöte  bläst.  Hinter  ihm  er- 
hebt sich  bis  zur  Höhe  seines  Kopfes  ein  schnuiler 
Pfeiler,  an  welchem,  von  oben  beginnend,  die  In- 
schrift steht  ONAAEEY3E  (Oi'aaoEv[o]^),  iu  wel- 
cher wohl,  wie  häutig,  kein  tieferer  Sinn  zu  suchen 
ist ').     Nicht  ohne  Beziehung  auf  diese  Darstellung 

'}   Vergl.  aiicb   HeyJemann   Arcli.   Zig.    1.S7I    S.  ju. 

»)  Die  Lesung  des  de  Spuclies  ON  •  A2IEY  •  •  E  i*'  un- 
genau; seine  üuulungen  Oitit;  tiiiog  (als  r<anie  des  Verstorbenen) 
uder  6  yix(i;  tiiu;  (d.  Ii.  l'an  selbst)  sind  uubaltbar.  Aucb  lleyde- 
uianii's  Angabe  (Arcb.  Ztg.  1871  S.  .■>())  ist  ungenau.  Das  erste  A 
ist  sogar  deullicber  als  das  jiveite;  vom  zweiten  ü  '*'  "'"'  ''''^ 
Zrteile   Hallte  erbalten. 


131 


ist  die  Genre-Scene  der  Rückseite,  welche  sich  als 
solche  auch  durch  weniger  gute  Ausfuhrung  cha- 
rakterisirt.  Hier  sitzt  eine  weibliche  l'Mgur  in  Chiton 
und  Mantel,  im  Haar  einen  iteifen,  nach  links  ge- 
wandt mit  üljerschlagenen  Beinen  auf  einem  Felsen; 
in  der  Rechten  hält  sie  einen  Spiegel,  iu  welchem 
sich  ihr  Gesicht  wiedersjiiegelt.  Vor  ihr  steht  ein 
nackter  Jüngling  —  nur  über  die  linke  Schulter  und 
den  linken  Arm  ist  die  Chlamys  geworfen  —  mit 
der  Rechten  sich  auf  einen  Stab  stützend.    Offenbar 


sucht  auch  er  das  Madchen  zu  unterhalten,  jedoch 
wie  es  scheint  mit  weniger  Glück  als  die  Nymphe 
bei  dem  alten  gemüthlichen  Satyr;  wenigstens  be- 
schäftigt sie  sich  mehr  mit  ihrem  Spiegel  als  mit 
seinen  Worten.  Eine  solche  Beziehung  zwischen 
beiden  Seiten  scheint  mir  nicht  gesucht.  Der  Ge- 
danke an  ein  Parisurteil,  welchen  de  Spuches  ge- 
habt hat,  dürfte  schwerlich  jemandes  Beifall  finden. 
Breslau.  Richard  Förster. 


NEUE  INSCHRIFTEN  AUS  WÜRTEMBERG. 


1.  Vor  dem  Freiherrl.  v.  Berlicliingen' sehen 
Schlosse  in  Jagsthausen  (wiirtembergisches  Oberamt 
Neckarsulm)  gefunden  ISGil  und  allda  im  Kittersaal 
aufgestellt : 

LEG  •  XXII 
PR-P   F 
Der  Altar  ist  1.3"  lang,  it"  hoch. 
So  aufgeführt  iu  Zeitschrift  des  histor.  Vereins 
für  das  würt.   Franken  Bd.  8   Heft  2   1869   S.  330. 
Ein  anderes  Exemplar    dieser  Inschrift    fand    sich 
schon  früher  ebendaselbst;  s.  meine  Würtemb.  Ge- 
schichte 1  S.  öö  N.  253  und  danach  Brambach  C.  I. 
Rh.  n.  1610. 

2.  In  Jagsthausen  gefunden  1871,  allda  in 
Privatbesitz,  aus  welchem  der  Fund  für  die  Staats- 


sanunlnng  in  Stuttgart  zu  erwerben  mir  noch  nicht 
geglückt  ist: 

I  ■  0  •  M 
ATVSONtVS 
VICTOR  (MVS 
V  ■  S  ■  L  •  L  •  M 
Die  Inschrift  wird   im  heurigen  Festprogramm 
von  Rector  Keller  in  Oehringen,  dem  MitHnder  der- 
selben,   besprochen  werden,  worauf  ich  hinweise. 
Vorläufige  Anzeige    in    der  Schwäbischen   Chronik 
(Beilage  zum   Schwäbischen  Mercur)    vom   7.  Juni 
1871. 

Der  Stein  ist  2'  ',l"  hoch,  1'  4"  breit,  das  Ge- 
sims oben  und  unten   1'  7  "  breit. 

Stuttgart.  Stalin. 


EIRENE  MIT  DEM  PLUTOS  UND  ATHENE  LEMNIA. 


Die  Absicht,  in  Erinnerung  an  das  nach  rö- 
mischen Vorgang  zuerst  in  Kiel  gefeierte  Winkel- 
mannsfest, schon  im  vorigen  .lahre  oben  genannte 
Statuen  vor  der  hiesigen  Kuusthalle  aufzustellen, 
war  in  Folge  des  Kriegs  verzögert.  Die  Aufstel- 
lung ist  nunmehr  am  6.  August  erfolgt  und  wurde 
durch  eine  Rede  des  Professors  Forchhammer  ein- 
geleitet. Zunächst  sprach  derselbe  über  die  nach 
Aristoteles  den  Griechen  geläutige  alte  Eintheilung 
der  Güter  in  die  des  Geistes,  des  Körpers  und 
iiufsere  Güter  und  über  den  Wechsel  derselben  als 


Gegenstand  des  Strebeus  einzelner  Menschen,  ein- 
zelner Classen  und  ganzer  Völker,  letzteres  mit  be- 
sonderer Beziehung  auf  Athen,  wo  zwar  nach  der 
langen  Kriegsepoche  vom  Anfang  des  peloponne- 
sischen  Krieges  bis  zum  Frieden  [374)  371  das 
Bedürfuiss  nacii  Wiedergevvinnug  des  Wohlstandes 
durch  den  Frieden  gröfser  geworden,  aber  dennoch 
aller  Wohlstand  und  aller  lieichthum,  den  die  Eloijiij 
ifiQovoct  Illovtov  nalöa  bringen  mochte,  nach  der 
Forderung  des  Aristoteles  und  der  Philosophie  nur 
als  Mittel,  als  ..Choragie"  verwendet  wurde  für  die 


132 


Gewinnung-  und  Mebrung  geistiger  Güter,  für  die 
Fortentwiclielung  aller  Wissenschaften  unter  dem 
Schutz  der  Athene,  die  allmälig  aus  einer  vor- 
zugsweise kriegerischen  Göttin  zu  einer  Göttin  der 
^\■eisheit  und  aller  Güter  des  Geistes  geworden  war. 

Der  Vortrag  ging  dann  über  zu  einer  Erzäh- 
lung der  Schicksale  und  der  Erklärungen  der  Gruppe 
Ino-Leukothea  mit  dem  Bacchus,  jetzt  Eirene 
mit  dem  Plutos,  gedachte  der  Verdienste  von 
Friederichs,  Stark,  Üvcrbeck,  und  besonders  Brunn 
um  die  richtige  Erklärung,  Bottich ers  um  die  Zeich- 
nung der  richtigen  Ergänzung,  Wolfs  um  die  Mo- 
delirung  derselben,  wonach  dann  die  Zinkgiesserei 
des  Herrn  Geils  iu  Berlin  das  erste  correcte  Exem- 
plar der  schönen  Gruppe  des  Kephisodotos  für 
das  Kieler  Museum  geliefert  habe. 

Gleichzeitig  mit  diesem  wurde  auch  ein  zweites 
Staudbild  vor  der  Kunsthalle  aufgestellt,  die  so- 
genannte Minerva  Giustiniani  oder  Medica.  Der 
Vortrag  suchte  wahrscheinlich  zu  machen,  dieselbe 
sei  eine  alte  sehr  vollendete  Copie  der  Athene 
Lemnia  des  Phidias.  Mit  den  Naclirichten  dass 
die  Lemnier,  die  treuen  Verbündeten  der  Athener 
ein  Weibgeschenk  für  Athen  von  dem  grölsten 
Künstler  fertigen  lielseu,  welches  nach  alten  Zeug- 
nissen zu  den  schönsten  Werken  des  Phidias  ge- 
hörte, stimmt  alles,  was  wir  an  dieser  Statue  Eigen- 
thümliches  finden.  Zunächst  ist  sie  entschieden  die 
schönste  unter  allen  bisher  entdeckten  Statuen  der 
Athene  und  entspricht  vollkommen  der  Beschreibung, 
die  Lukian  im  Anlang  der  Imagines  von  einzelnen 
Theilen  giebt,  und  dem  Lobe  bei  Paus.  1,  2s  und 
Plinius  34  §  04  obwol  es  keinesweges  sicher  ist, 
dass  des  letzteren  Minerva  ,,ex  aere"  mit  der  Lem- 


nia   dieselbe   ist      War  aljer  diese   eine  Erzstatue, 
dann   ist  das  Zeugniss   des  Piirasealogen  Himerios 
um  so  mehr  zu  verwerfen;  denn  wie  an  einer  Erz- 
statue   die    Schönheit    der    Göttin    sich    unter    dem 
IkOth  der  Wangen  verbergen  soll,   ist  nicht  einzu- 
sehen;   abgesehen  davon,   dass  nichts  uns   zwingt, 
jene    Phrase    des  Himerios    auf   die    Lemniscbe 
Athene  zu   beziehen,     Vielleicht   bezieht    sich   sein 
„liotli  der  Wangen"  auf  die  ,.na(jl}evog"  d.  h.  auf 
die   im  Parthenon.     Auch   aus  der  Aufzählung  der 
drei  Staudbilder  bei  Aristides  orat.  50  (Vol.  2.  p.  ä5G 
ed.  Dind.)  nändich  der  s?.£q>avztvrj,  der  Xalxtj  und 
der  uirj^vla  liefse  sich  wohl  ein  Zweifel  an  der  Be- 
ziehung des  ..ex  aere"  des  Plinius  auf  die  Lemnia 
ableiten,   und  vielmehr  folgern,    sie  sei   nicht  aus 
Elfenbein  oder  Erz,  sondern  aus  Marmor  gewesen. 
Vor  allem  aber  dürfte  auf  die  EigenthUmlichkeit  zu 
achten   sein,    dass   unter   den   zahllosen   Bildsäulen 
der  Athene  diese  die  einzige  ist,   zu   deren  FUlsen 
sich,    wie    bei    der    Partbenos    des    Phidias,    die 
Erachtbeus -Schlange  mit  Sicherheit  nachweisen 
lässt.     Wenn  schon   dadurch   sich   dieses  Standbild 
als  für  Athen   bestimmt  ausweist,    so   mochte  es 
um  so  eher  als  ein  Wcihgescbenk  der  Lemnier  mit 
dieser  EigenthUmlichkeit  versehen  sein,  als  die  Insel 
Lemnos  ja  vorzugsweise  dem  Hephästos,  dem  Vater 
des   Erecbtbeus,    geheiligt   war.     So    scheint  Alles 
dafür  zu  sprechen,  dass  wir  in  der  Minerva  Giusti- 
niani in  derThat  die  Athene  Lemnia  vor  Augen 
haben,  und  wenn  dies,  dann  ist  die  grofse  Sorgfalt 
um  so  erklärlicher,  deren  sie  sich  durch  alle  Jahr- 
hunderte erfreut  hat,   und  der   die  vorzügliche  Er- 
haltung des  Standbildes  zu  danken  ist. 

Kiel.  P.     W.    FuRCHIIAMMEK. 


Durch  den  Slrike  der  Selzer  ist  das  Erscheinen  dieses  Heftes,  welches  spätestens  Ende  November  v.  .1.  erfolgen  sollte,  bis  jetzt 
Verzügen  wordea.  Die  zu  den  Tafeln  ,il,  ,i2,  ä'i  und  53a  gehörenden  Aufsiilze,  ebenso  Sitzungsberichte  und  weilere  Miscellen  sind,  um 
noch  längeren  Aufenthalt  zu  vermeiden,  für  das  vierte  Heft  zurückgelegt  Morden,  welches  so  schnell,  als  es  der  immer  noch  unsichere  Personal- 
bestand der  Druckerei  gestattet,  diesen)  nachfolgen  soll. 

Februar   187'.'.  Die  Hedaction. 


RELIEFGRUPPE  IN  MARSALA. 


(Hierzu  die  Abbildung  Tafel  51.) 


Die  auf  Tafel  51  uaeli  dein  Maassstab  von  1  :  10 
abgebildete  Gruppe  ')  ist  in  Marsala  im  P^rdgesclioss 
lies  Municiniuuis  aufgestellt,  z'isaujnien  nnt  einer 
])unischen  luscliiift  ^),  welche  Gesenius  sepulciiuu 
Mazori  figuli  übersetzt.  Die  Inscln-ift  befand  sieh 
schon  im  vorigen  Jahrhundert  au  derselben  IStelle  ') 
und  Süll  nach  der  Angabe  bei  Torreiuuzza  1779  auf 
auf  der  lusel  S.  Pantalco  oder  Pantaleone  bei  Mar- 
sala ausgegraben  worden  sein.  Nach  der  Tradition 
des  Ortes  ist  die  Gruppe  mit  der  Inschrift  zugleich 
gefunden,  eine  in  sich  wahrscheinliche  Angabe,  da 
die  beiden  Stücke  die  einzigen  im  Municipium  vor- 
handenen antiken  Monumente  sind  und  augenschein- 
lich gleichzeitig  dort  ihre  Auf.'itcUung  gefunden  ha- 
ben. Eine  Unterstützung  der  Angabe  durch  ältti-e 
Nachrichten  habe  ich  aber  nicht  zu  tinden  vermocht. 
Munter  in  seinen  ..Nachrichten  von  Neapel  und  Si- 
cilien,  auf  einer  Heise  in  den  Jahren  1785  und  178G 
gesammelt"  (S.  243  der  Uebers.J  erwähnt  sogar  als 
einzige  Spur  des  alten  Motya  ,,eiue  punische  In- 
schrift, die  man  vor  einigen  Jahren  gefunden  hat"; 
doch  hat  er  weder  Marsala  noch  S.  Pantalco  selbst 
besucht.  Der  neueste  Localhistoriker  Andrea  di 
Girolamo  gedenkt  in  seinem  überhaupt  werthlosen 
Discorso  storico-critico  suH'  origine  ed  an- 
tichitä  di  Lilibeo  (Palermo  1856)  der  Gruppe 
gleichfalls  nicht;  und  wenn  Scliubring  in  seiner  Ab- 
handlung über  Motye-Lilybaeuni  (Pliil.  NXIV  S.  80) 
das  ..grol'se  Relief  aus  Motye"  erwiihut,   so  hat  er 

')  Die  Basis  ist  M.  1,80  breit,  M.  (),','7  bocb;  die  Hübe  der 
Gruppe  über  der  Basis  beträgt  M.  1,10. 

")  Turreniuzza  Sicüiae  ..  .  inscr.  class.  W  No.  17  p.  323  der 
2.  Ausgabe;  Gesenius  Scripturae  linguaeque  P/wen.  mon.  1  p. 
Uli  Kü.  44  und  II  Tfl.  14;  Scbriider  Die  pbüniz.  Spraclie  S.  252 
Nu.  \.\  Tfl.  -Will,  25.  Dieser  führt  nocb  die  mir  unzugängliche 
Schrift  von  Greg,  ügdulcna  JSulle  nwnele  Punico-Sicule  ^Palermo 
1857)  p.  47  an,  welche  nach  Schubrings  freundlicher  Mittheilung  die 
gleiche  Fundnotiz  enthält. 

ä)  Irrtbümlich  giebt  Gesenius  Mazzara  als  Aufbewahrungsort  an. 
ArcliäüUii;.  Zig.,  Jahrgang  XXIX. 


die  Güte  gehabt,  mir  brieflich  zu  bestätigen,  dass 
sich  diese  Angabe  auf  eben  die  mündliche  locale 
Nachricht  gründet,  der  ich  sie  verdanke,  während 
auch  ihm  niciit  gelungen  sei,  einen  litterarischeu 
Beleg  dafür  zu  finden. 

Diese  Ungewissheit  über  den  Fundort  ist  zu 
bedauern,  da  die  Bestimmung  desselben  im  vorlie- 
genden Falle  eine  besondere  Bedeutung  hätte.  Die 
Insel  y.  Pantaleo  ist,  wie  schon  Cluver  ^)  erkannt 
und  fortgesetzte  Forschung  ')  lediglich  bestätigt  hat, 
das  alte  Motya,  Motvij,  C'olouie  und  hauittsäcliliclie 
Operatiousbasis  der  Karthager  auf  Sicilieu  ").  Es 
ward  3'J7  v.  Chr.  von  Dionysios  von  iSyrakus  ero- 
bert'), darauf  3Ü5  v.  Chr.  von  llimilko  zwar  von 
Neuem  genommen  *"),  aber,  wie  es  scheint,  nicht 
wieder  aufgebaut;  vielmehr  soll  gleich  nach  der  er- 
sten Eroberung  für  Motye  Ersatz  geschaffen  worden 
sein  durch  Colonisation  von  Lilybaeum ").  Mit  gro- 
fser  Wahrscheiuliclikeit  also  darf  man  alle  Alterthü- 
mer  der  Insel  S.  Pantaleo  für  älter  halten  als  die 
angegebnen  Jahre  und  es  scheint  in  der  That,  dass 
nichts  was  dort  zu  Tage  liegt  oder  kommt ,  dem 
widerspricht '").  Üb  wir  diesen  au  sich  schon  nicht 
schlechthin  bündigen  Schluss  auch  auf  die  vorlie- 
gende Thiergruppe  ausdehnen  dürfen,  bleibt  bei  der 
mangelhaften  Beglaubigung  der  Fuudnotiz  leider 
ganz  im  Ungewissen. 

Die  Grupjie  ist  aus  Marmor  oder  marmorähnli- 

*)  Sicilia   anliqua   S.  241)  fl'. 

')  S.  des  Herzogs  von  Luynes  Bechtrches  sur  V emplacement 
de  l'ancienne  ville  de  Motya.  Ann.  dell'  Inst.  1855  S.  92  If.  und 
Schubrings  o.  a.  Abhandlung. 

*)  Diod.  XIV,  47,  4,  ov  fiaxnctv  Tov  lof/ov  tüvtov  (sc. 
'.EQVxog)  JVfoTvi]  noiii  )])'  linoiy.ng  Kc<Q/i]d'ovtoji'  ij  /.liU.iaitt 
l/nüivjo   xttiä   irjs  2iixii.iic;  6iiur,jrjn{i;j. 

')  Diod.  .\IV,  53. 

8)   Diod.  XIV,   55,   4. 

»)   Diod.  XXII,   10,   4   Dind. 

'»)  S.  Schubring  a.  a.  ü.  S.  ül. 

19 


134 


lichem  Kalkstein  in  so  hohem  Relief  ausgearbeitet, 
dass  mau  auf  den  ersten  Blick  sie  für  ein  Rund- 
werk hält,  zumal  da  der  Reliefgrund  längs  des  obe- 
ren Aufsenconturs  der  Figuren  weggescblageu  ist; 
wahrscheinlich  war  das  Ganze  auf  Ausfüllung  eines 
bestimmten  Raumes ,  beispielsweise  eines  Bogens 
oder  Dreiecks  über  einer  Thür  berechnet;  in  der 
Weise  etwa  wie  eine  ähnliche  Gruppe  im  Gie- 
bel eines  Grabmals  zu  Jlyra  vorkommt  ").  Es 
drängt  sich  dabei  unwillkürlich  die  Vermuthung 
auf,  dass  die  Gruppe  seihst  zu  einem  Grabe  und 
zwar  zu  demjenigen  gehört  habe,  von  dem  die  oben 
erwähnte  Inschrift  herrührt.  Dagegen  hat  nach 
Herrn  Dr.  Schubring's  Mittheilung  Cavallari  dem- 
selben die  Vermuthung  ausgesprochen,  dass  sie  über 
dem  Portal  des  nördlichen  Stadtthores  gestanden 
habe,  in  dessen  Nähe  die  Inschrift  gefunden  sein 
soll.  Mir  scheint  die  Grup]ie  für  diesen  Zweck  zu 
klein  '").  Ueber  manche  Einzelheit  der  Formen  ist 
das  Urtheil  durch  den  heutigen  Zustand  des  Wer- 
kes erschwert;  es  ist  in  der  Mitte  geborsten  und 
vielfach  bestol'sen  und  abgerieben.  Doch  kommen 
nicht  alle  Unbestimmtheiten  auf  Rechnung  späterer 
Beschädigung.  Das  forndose  Stück  am  linken  Hin- 
terbein und  das  andere,  welches  an  Stelle  des  lin- 
ken Vorderfufses  steht,  sind  kaum  anders  zu  erklä- 
ren als  durch  die  Annahme ,  dass  das  Werk  nie 
ganz  vollendet  gewesen  sei. 

Das  Erhaltene  genügt,  lun  die  vortreffliche  Com- 
position  zu  erkennen  und  zu  würdigen.  Zwei  Lö- 
winnen oder  Tiger  haben  einen  Stier  angegriffen. 
Mit  katzenartiger  Behendigkeit  ist  das  eine  Thier 
dem  Stier  auf  den  Rücken  gesprungen,  das  andere 
hat  ihn  von  vorn  gefasst;  beide  packen  ihn  mit  den 
Zähnen  im  Kreuz:  ungcsuclit  ergiebt  sich  eine  sehr 
weitgehende  Symmetrie  in  der  Bewegung  beider 
Thiere,  welche  den  Gedanken  an  engen  Zusannnen- 
hang  mit  strenger  Architektur  besonders  nahe  legt. 
Der  Stier  ist  auf  das  rechte  Knie  zusammengesun- 
ken, während  das  linke  Bein  sich  vergeblich  in  die 
Höh'  stemmt.  Hinten  hält  er  sicli  nocii  aufrecht, 
aber  der  linke  Hintcrfufs  ist  bereits  in  eine  falsche 

")   Fellous   EntJpckunRen  in   l.ykien,  (Iciitsch  v.  Zenkt'r,  Tfl.  23. 
")  S.  die  Mafse  des  Tlioreä  \m  Scliuhring  l'liilol.  XXIV  S.  61. 


Bewegung  gedrängt,  die  seine  Kraft  lähmen  muss: 
es  ist  keine  Frage,  dass  der  Stier  als  verloren  er- 
scheint. Gearbeitet  schien  mir  die  Gruppe,  soweit 
ein  Urtheil  noch  möglich  ist,  nicht  mit  besonderer 
Sorgfalt,  aber  von  freier  und  geschickter  Hand. 
Die  scharfe  Beobachtung  der  Thiere,  die  sich  darin 
ausspricht  und  die  glückliche  ihrem  Charakter  vor- 
trefflich angepasste  Composition  wird  die  Abbildung 
auch  ohne  nähere  Erläuterung  erkennen  lassen. 

Gruppen,  welche  der  vorliegenden  im  Gegen- 
stand und  der  Composition  sehr  gleichen,  sind  auf 
allen  Gattungen  von  ]\tonumenten  nicht  selten.  Un- 
ter den  Reliefs  ist  aufser  dem  schon  oben  aus  Myra 
angeführten  Beispiele  der  Fries  des  Tempels  zu  As- 
sos  "*)  und  ein  Relief  aus  Xanthos  zu  erwähnen  '^), 
dem  die  Composition  eines  wahrscheinlich  unterita- 
lischen Terracottareliefs  im  Berliner  Museum  '') 
ziemlich  genau,  aber  von  der  Gegenseite  entsju-icht: 
Andere  kleinasiatische  Parallelen,  deren  Publicationcu 
mir  nicht  zu  Gebote  stehen,  führt  Kekule  Theseion 
Ko.  1  au,  zur  Erläuterung  einer  in  Athen  gefunde- 
nen ähnlichen  Gruppe.  Auch  der  etruskischen  Kunst 
ist  der  Gegenstand  und  die  gleiche  Art  der  Compo- 
sition nicht  fremd  ").  Dagegen  sind  die  verwand- 
ten Darstellungen  römischer  Sarkophage  von  Ste- 
phani"),  der  sie  zusammenstellt,  wol  richtig  auf 
die  renationes  des  Amphitheaters  zurückgeführt 
worden. 

Die  Jlehrzahl  der  hierher  gehc'irigen  Reliefs 
scheint  zu  Gräbern  zu  gehören;  es  wäre  wichtig 
festzustellen  in  wie  weit  dies  der  Fall  ist,  und  ob 
der  Gedanke.  Gräber  mit  diesen  Gegenständen  zu 
schmücken,  kleinasiatisclieu  Ursprungs  sei:  um  so 
mehr  als  eine  weitverbreitete  und  vielbesiudchenc 
Gattung  von  Grabreliefs  auf  dasselbe  Vaterland  zu- 
rückzuweisen scheint.  Indess  eine  solche  Untersu- 
chung ist  unausführbar  ohne  ein  monumentales  und 
litterarisches  Material,  dessen  Benutzung  mir  gegen- 
wärtig versagt  ist. 

Halle  a.  S.  Ricuauh  Sciir>NE. 

>3)  Moniini.  dell   Insl.  III,  35. 

1«)   Fellows  a.  a.  0.   Taf.  Kl.   cfr.   S.  2()2   d.   Uchers. 
")  Gerhard  Ant.  Bildw.  Tfl.   I.XXVIII,  2:  Prodromns  S.  317. 
")  Vgl.  die  .\pbenscite  des  Sarkopliages  ans  Vulci  :   Mon.  VIII,  18. 
")  Compte-Hendu  1867  S.  140. 


135 


GOLDSCHALE  VON  PIETRAOSSA. 

Hierzu  die  Abbildunf'  Taf.  52. 


Das  merkwürdige  auf  Taf.  52  dieses  Jahrgangs 
abgebildete  Monument,  das  ich  auf  den  Wunsch 
des  Herausgebers  dieser  Zeitschrift  mit  einigen  Worten 
begleite,  ist  das  Hauptstück  des  bedeutenden  Fundes 
von  Goldgeräthen,  welcher  im  Jahr  1837  zu  Pic- 
traossa ')  (oder  Petrossa)  im  Distrikt  von  Buzeo  in 
der  Walachei  von  einem  Bauern  gemacht  wurde.  Ab- 
gebildet und  kurz  besprochen  wurde  es  zuerst  von 
Arneth  in  den  Monumenten  des  k.  k.  Münz-  und 
Antikenkabinettes  in  Wien,  Beil.  V.  pag.  85  ').  Da 
jedoch  die  dort  reproducirte  Zeichnung  weder  sti- 
listsch  getreu  noch  in  den  Details  zuverlässig  ist, 
auch  das  genannte  Prachtwerk  nicht  sehr  verbreitet 
sein  dürfte,  musste  eine  neue  Abbildung  äusserst 
wünschenswesth  erscheinen,  wie  sie  hier  nach  einem 
der  archäologischen  Gesellschaft  vor  einigen  Jahren 
vorgelegten  Abguss  (vgl.  Arch.  Anz.  18G7  p.  130) 
gegeben  wird.  Während  man  durch  das  kostbare 
Material  an  die  berühmte  Schale  von  Rennes  (Miliin 
M.  A.  J.  I  Taf.  24)  erinnert  wird,  liegt  rücksichtlich 
des  Stils  der  Arbeit  der  Vergleich  mit  der  allerdings 
noch  bedeutend  roher  ausgefülirten  Silberschale  des 
Grafen  Stroganoff"  näher  (abgab,  im  1.  Jahrgang 
dieser  Zeitschrift  1843  Taf.  10),  mit  der  sie  auch 
von  Gerhard  (ebendas.  pag.  IGl  — 165)  schon  zu- 
sammengestellt worden  ist.  Das  Aeussere  der  Schale 
ist  vollkommen  schmucklos,  inwendig  dagegen  zieren 
sie  zwei  von  concentrischen  Kreisen  eingeschlossene 
Keliefstreifen ,  von  denen  der  eine  etwa  viermal 
so  breit  als  der  andere,  innere,  vor  Allem  die  Auf- 
merksamkeit auf  sich  zieht.  Die  letzthin  mehrfach 
gemachte  Beobachtung,  dass  uralte  Kunstformen  in 
später  Zeit  wieder  auftauchen,  ist  auch  hier  zutref- 
fend. Die  eben  beschriebene  Disposition  erinnert 
unwillkürlich  an  diejenige,  die  bei  den  neueren  Be- 
sprechungen des  homerischen  und  hesiodeischeu 
Schildes  als  altasiatisch  nachgewiesen  ist;  allerdings 
ist  dies  Decorationsprincip  hier  durch  die  starke  Be- 
vorzugung des   einen  der   beiden  Streifen  ziemlich 

')   Gelegen   auf  dem   Wege  von  Jassy  nach   Bucliaresl. 
')  Vgl.    die   Sitzungsber.    der   Wiener   Acad.    1,    18  48   S.  42  ff. 
(2.  Ausg.  S.  8li  ff.)  A.  d.  H. 


verdunkelt.  Geschieden  sind  die-beiden  Gürtel  durch 
schmale  Bänder,  die  theils  als  schlichte  Rundstäbe 
profilirt  sind,  theils  strickartig  gedreht  erscheinen. 
Den  äusseren  umgiebt  ein  ziendich  breiter  in  Wel- 
lenbewegung sich  dahinschläugehider  Kranz  von 
Reben  (vgl.  Theoer.  I,  29  t(;7  nsgi  ftiv  "/si'Ar]  fia- 
QVEittL  vxp6i}t  xiaong). 

Den  Mittelpunkt,  um  den  sich  diese  concentri- 
schen Kreise  bewegen,  bildet  das  ziemlich  roh  ge- 
arbeitete Figürchen  einer  Frau  oder  eines  jungen 
Mädchens  im  einfachen  ärmellosen  Chiton.  Der 
niedrige  Sitz  ist  mit  demselben  Rankenornament 
verziert,  welcher  den  Rand  der  Schale  umgiebt;  in 
der  Hand  hält  sie  einen  becherartigen  Gegenstand. 
Der  Kopf  ist  unverhältnissmäfsig  grol's,  wahrschein- 
lich um  die  Porträtzüge,  die  das  Gesicht  aufnehmen 
sollte,  deutlicher  bilden  zu  können  ^).  Analogien  für 
diese  eigenthümliche  Art  eine  Figur  in  der  Bütte  eines 
Gefäl'ses  anzubringen,  sind  mir  nicht  erinnerlich,  auch 
ist  mir  nicht  bekannt,  ob  dieselbe  etwa  beim  Ge- 
brauch des  Gefäfses  abgenommen  werden  konnte  ■*). 

Auf  dem  kleinen  inneren  Kreis,  der  die  Mittel- 
ligur  umgiebt,  ist  eine  Heerde  dargestellt,  die,  wäh- 
rend der  Hirt  schläft,  von  einem  Löwen  und  einem 
gefleckten  Panther  angegriffen  wird.  Es  liegt  nahe, 
die  allerdings  viel  reicher  motivirte  Scene  auf  dem 
homerischen  Schilde  (II.  XVHI,  573  ff'.)  zur  Verglei- 
chuug  herbeizuziehen. 

Wenn  diese  Darstellung  durchaus  einfach  und 
verständlich  ist,  so  stöi'st  die  Erklärung  des  breiten 
Hauptstreifens  auf  nicht  geringe  Schwierigkeiten. 
Wir  befinden  uns  hier  in  der  misslichen  Lage, 
zweifelhatt  zu  sein,  ob  unsere  Unwissenheit  unserer 
Erkenntniss  so  enge  Schranken  steckt,  oder  ob  der 
halbbarbarische  Künstler  durch  Mischung  nicht  zu- 
sammenhängender Vorstellungen  sich  Willkührlich- 
keiten  erlaubt  hat,  an  denen  jeder  Versuch  einer 
methodischen  Hermeneutik  scheitern  muss. 

'')   Man  wird  sicli  dabei  der  auf   den  elruskiscben  Ascbenkislen 
liegenden  Figuren  erinnern. 

*)  Sie    ist,    wie    eine  Anfrage    in   Bucharest    ergab,    aufgelöthet. 

A.  d.  H. 
19» 


136 


Einen  gewissen  Anhalt  für  die  Erklärung  bietet 
die  unverkennbare  Sj'rametrie  in  der  Yertlieilung 
der  Figuren.  Nach  ihr  zerfällt  der  ganze  Figuren- 
gürtel in  zwei  nicht  ganz  gleiche  Hälften.  Dieselben 
werden  von  einander  getrennt  oder  eingerahmt  — 
beide  Auffassungen  scheinen  möglich  —  durch  zwei 
sitzende  halbnackte  männliche  Figuren.  In  der 
einen  erkennt  mau  auf  den  ersten  Bück  Apollon. 
Lässig  sitzt  er  da;  der  rechte  Ellenbogen  ist  auf- 
gestützt, die  Beine  auf  den  Schenkel  gestemmt,  zu 
seinen  Füssen  lagert  der  Greif.  Ebenso  ist  die  ent- 
sprechende Figur  schon  durch  das  Krokodil,  das 
ihr  als  Sitz  dient ,  deutlich  als  Nil  gekennzeichnet. 
Er  sitzt  hier  gegen  die  gewöhnliche  Auffassung  auf- 
recht wie  auf  den  berühmten  Ouyxschale  zu  Neapel 
(Visc.  M.  P.  Cl.  III,  Tav.  c.  I).  Das  Haar  ist  mit  Lo- 
tosblumen bekränzt,  mit  der  Linken  umfasst  er  ein 
Füllhorn,  aus  dem  Früchte  hervorragen,  in  der 
Hechten  hält  er  ein  Instrument,  das  aus  einer  an 
einen  kurzen  Stiel  befestigten  Kugel  besteht.  Die 
Bedeutung  desselben  isst  mir  unbekannt;  ich  vermag 
dasselbe  überhaupt  nur  noch  einmal  auf  der  gewiss 
stark  interpolirteu  und  durch  die  Inschrift  schon 
verdächtigen  Zeichnung  bei  Boissard  (VI,  78  =Mont- 
faucon  A.  E.  II  pl.  CXXVIII  =  C.  I.  Gr.  (1006)  in  der 
Hand  des  Anubis  nachzuweisen.  Die  von  diesen 
beiden  eingeschlossene  Gruppe  besteht  nun  aus  fünf 
Figuren.  Die  mittlere,  auch  durch  die  Efifai^e- 
stellung  hervorgehoben,  ist  ein  bis  auf  die  Chlamys, 
die  lang  über  den  Kücken  herfällt,  völlig  nackter 
Jüngling  mit  aufgebundenem  Haar;  in  den  Händen 
hält  er  zwei  sich  an  die  Schultern  anlegende  höl- 
zerne PHugschaaren  der  einfachsten  Art.  Rechts 
und  links  von  ihm  stehen  zwei  andere  unbärtige 
junge  Männer.  Der  zur  Linken  hebt  mit  der  einen 
Hand  ein  Instrument,  in  dem  trotz  der  etwas  plum- 
pen Form  eine  Peitsche  unverkennbar  scheint.  Im 
rechten  Arm  des  Andern,  der  noch  einen  Schurz 
um  den  Leib  trägt,  ruht  ein  geschwungener  Stab, 
während  er  mit  der  Linken  einen  mit  Früchten  ge- 
füllten Korb  emporhält.  Es  folgen  links  und  rechts 
wiederum  sich  entsprechend  zwei  Fraueugcstalten; 
die  erste,  in  einen  .Mantel  eingeschlagen,  der  den 
gröfsten  Theil  des  Leibes  entblöfst  lässt,   hält  auf 


der  flachen  Hand  eine  Schaale,  ins  Haar  ist  eine 
Blume  gesteckt,  deren  Blätter  seitwärts  abstehen 
und  diesem  Kopfschmucke  das  Ansehen  der  be- 
kannten Knpfflügelcheu  der  Erinnyen  geben,  lieber 
die  Schulter  fallen  gedrehte  Locken  herab.  Die 
zur  rechten  ist  völlig  bekleidet  mit  einer  kurzärme- 
ligen unter  der  Brust  gegürteten  Tunica;  mit  der 
Linken  erhebt  sie  eine  Schale,  in  der  Rechten  hält 
sie  eine  ägyptische  Situla.  Klar  ist  von  dieser  Vor- 
stellung nur  so  viel,  dass  sie  sich  auf  den  Acker- 
bau bezieht,  und  wenn  man  in  der  Mitteliigur  den 
Erfinder  desselben  Triptolemus  zu  erkennen  sich 
getraut,  so  wird  man  passend  die  jetzt  in  Peters- 
burg befindliche  Vase  aus  Ruvo  zur  Vergleichung 
herbeiziehen,  auf  der  Triptolemus  auf  seinem  Wagen 
an  dem  durch  Beischrift  als  solcher  beglaubigten 
Nil  (NEIAOO  erscheint  (Stephani,  Vasensammlung 
der  Ermitage  No.  350:  abgeb.  Compte-Kendu  v.  IS(V2 
pl.  4.  5  p.  54).  Die  Gegenüberstellung  Apollons  und 
des  Nil  bleibt  mir  allerdings  dabei  vollkommen  un- 
verständlich. 

Die  Mitte  der  andern  Hälfte  der  Dar.stellung 
wird  von  zwei  völlig  bekleideten  weiblichen  Figuren 
von  nationalem  Ansehen  eiugenomnieu.  Das  Hin- 
terhaupt beider  wird  durch  einen  Mantel  verhüllt. 
Die  zur  linken  thront  auf  einem  Sitz,  dessen  Rück- 
lehne durch  einen  Bandstreifen  nut  seltsamem  ent- 
fernt dem  Mäander  ähnelndem  (Jrnament  verziert 
ist.  In  der  linken  Hand,  die  auf  dem  Schofs  ruht, 
hält  sie  ein  Blatt,  mit  der  rechten  umfasst  sie  ein 
kurzes  Scepter,  das  eigenthümlieher  Weise  nicht, 
wie  man  erwarten  sollte,  auf  den  Boden  gestemmt, 
sondern  mit  der  Spitze,  welche  eine  Sternblume  ver- 
ziert, nach  unten  gewendet  ist.  Die  Fülse  sind  auf 
einen  Untersatz  von  spitzwinkliger  Form  gestellt. 
Die  seltsame  Gestalt  dieses  Geräthes  erklärt  sich 
wohl  nur  aus  Rücksicht  auf  den  Raum.  Als  ein 
eigenthümlieher  Kopfschmuck  machen  sich  zwei  vou 
einem  Puncte  ausgehende  Hörnchen  geltend,  die 
Aehnlichkeit  iiabcn  mit  den  Fühlern  eines  Insectes. 
Die  zweite  Figur  ist  offenbar  als  vor  dem  Sitz  ste- 
hend gedacht;  im  linken  Arm  ruiit  eine  grofse  bren- 
nende Fackel.  Nimmt  man  Rücksicht  auf  die  Umge- 
bung, in  der  liier  die  Göttinnen  erscheinen,  so  wird 


137 


man  kaum  zweifeln,  tlass  in  ilmen  Demeter  und 
Perseplione  zu  erkennen  sind.  Zur  Kecliteu  und 
Linken  befinden  sich  je  drei  Figuren  Erwachsener, 
links  ist  noch  ein  kleiner  Knabe  eingeschaltet.  Von 
den  drei  zur  rechten  ist  die  mittlere  durch  das  be- 
franzte,  auf  der  Brust  in  einen  Knoten  zusammen- 
senonimene  Gewand  deutlich  als  eine  Priesterin  der 
Isis  gekennzeichnet.  Im  linken  Arm  ruht  das  Füll- 
horn, ein  der  Göttin  selbst  entlehntes  und  für  diese 
durchaus  charakteristisches  Attribut.  Mit  einem 
Stäbchen,  welches  sie  in  der  erhobenen  Rechten 
hält,  berührt  sie  den  Scheitel  eines  bärtigen 
Mannes,  der  in  ein  den  grölseren  Theil  des  Ober- 
leibs unbedeckt  lassendes  Plimation  eingeschlagen 
ist.  In  der  Hechten  hält  derselbe  eiue  corona  tor- 
tUis,  die  Linke  legt  er  auf  die  Brust.  Stellung  und 
Geberde  scheinen  eine  andächtige  Sammlung  aus- 
drücken zu  sollen,  und  wir  irren  deshalb  wohl  nicht, 
wenn  wir  annehmen,  dass  hier  eine  Weihe  vor  sieli 
geht.  Rechts  von  der  Priesterin  erscheint  die  Figur 
eines  Knaben  mit  über  der  Stirn  geflochtenem  und 
über  die  Schultern  herabhängendem  Haar.  Das 
umgeworfene  Himation  lässt  den  Leib  bis  unter  den 
Nabel  blol's.  Am  reeiiteu  Oberarm  erkennt  man  ein 
Armband,  im  liiiken  ruht  ein  roh  gebildeter  Palm- 
zweig, in  der  rechten  hält  er  einen  Mohnstengel. 
Mau  wird  ihn  als  boniis  Ecenlus  ansprechen  dürfen. 
Neben  der  thronenden  Göttin,  der  Figur  des  Einzu- 
weihenden entsprechend ,  folgt  eine  Priesterin  mit 
verhülltem  Hinterhaupt,  in  der  Linken  eine  Schale, 
in  der  Rechten  eiue  Situla  haltend.  Eiligen  Schrittes 
mit  fliegendem  Haar  kommt  von  links  ein  Jüngling 
herbei  mit  flatternder  Chlamys  und  um  den  Leib 
gegürtetem  Schurz,  wie  ihn  eine  Figur  der  andern 
Hälfte  trägt;  im  rechten  Ann  ridit  eine  brennende 
Fackel,  in  der  Rechten  hält  er  eine  ausseriirdentlich 
grofs  und.  plump  gebildete  Kornähre.  Nicht  klar 
ist,  ob  er  sie  dem  flachen  Korb  entninunt,  den  ein 
kleiner  Knabe  auf  dem  Kopf  trägt,  oder  ob  sie  sich 
nur  zufällig    über  diesem  Geräth   befindet.     Höchst 


eigeuthüudich  ist  die  letzte,  dem  sitzenden  ApoMon 
zunächst  befindliche  Figur,  die  einen  langärmeligen 
unter  der  Brust  mit  einer  breiten  Rinde  gegürteten 
und  am  unteren  Rande  ausgezackten  Chiton,  wie  es 
scheint  von  Thierfellen,  trägt;  eine  eng  anliegende 
Kojifbedeckung  scheint  aus  demselben  Stoffe  gefer- 
tigt zu  sein;  über  den  Rücken  fällt  eine  Chlamys; 
im  linken  Arm  ruht  ein  von  einem  sehmalen  Bande 
spiralförnn'g  umwundener  Stab,  mit  der  Rechten 
eihebt  er  eine  an  den  zwei  Zipfeln  zusammenge- 
nounuene  Täuie,  vermuthlich  von  wolligem  Stofi'. 
Zwischen  seinen  Beinen  erscheint  ein  allerdings  ohne 
Andeutung  des  Wassers  schwimmender  Fisch,  der  für 
Neigebaur  (Arch.-Ztg.  184o  p.  128)  Veraulassung  ge- 
wesen zu  sein  scheint,  diese  Figur  für  Poseidon  zu 
erklären,  wofür  sonst  kein  irgendwie  erkennbarer 
Grimd  vorliegt. 

Üebrigens  ist  der  Zusammeuhang  zwischen 
(lieser  und  der  vorigen  Hälfte  durcli  die  Beziehungen 
der  beiden  grol'sen  Gottheiten  zum  Ackerbau  von 
selbst  gegeben.  Derselbe  wird  besonders  enge  er- 
scheinen, wenn  in  der  Hauptfigur  jener  wirklich 
der  Schützling  der  Demeter  Triptolemos  erkannt 
werden  darf.  Das  Theuia,  welches  der  Künstler 
in  dieser  figurenreichen  Darstellung  auszuführen  be- 
müht gewesen  ist,  sind  sonach  Segnungen  der 
eleusinischen  nnd  ihnen  nahe  stehender  Gottheiten; 
Segnungen  übrigens  der  maimigfachsten  Art,  und, 
wenn  wir  anders  in  jener  einen  Grupi>e  richtig  eine 
Weihung  erkannt  haben,  nicht  blos  solche,  die  sich 
auf  das  leibliche  Wohlergehen  der  Menschheit  be- 
ziehen. Im  Einzelnen  bleibt  dabei  allerdings  mehr 
als  ein  Punct  unverständlich;  doch  wird  hofl'entlicli 
diese  neue  Publication  Andern  Veranlassung  werden, 
sich  mit  dem  Monument  eingehender  zu  beschäftigen 
und  entweder  die  Schwierigkeiten  in  befriedigender 
Weise  zu  heben  oder  die  Unmöglichkeit  einer  Lö- 
sung überzeugend  nachzuweisen  '). 

Göttiugen.  Fu.  Matz. 


')  (Eine  ausführliche  Bescbreibung  des  ganzen  Schatzes,  welcher  im  J.  lSti7  ilurcli  die  Liberalität  des  Fürsten  Karl  auf  der  Pariser  .Aus- 
stellung zugleich  mit  den  von  Hrn.  Odobesco  vorbereiteten  chromolithographierten  Abbildungen  zu  sehen  war,  gab  Hr.  Charles  de  Linas 
in  der  rev.  arclUol.  17,  1868  8.46(1.  Man  findet  daselbst  auch,  nach  dem  Vorgang  der  Herren  Odobesco  und  Nciiineister,  damals 
evangelischem   Pf.irrer  in   ßucharest,  eine  Erklärung  des  Heliefs  der  grofsen   Schale  aus  der  nordischen  Mjthologie.  A.   i.  H.] 


138 


GRIECHISCHE  GRAßRELIEFS. 

Hierzu  die  AbbildungeD  Taf.  53.  53a. 


Die  oben  bezeieliueteu  beideu  Tafeln,  welche 
seit  längerer  Zeit  zur  Publieation  bereit  liegen,  be- 
gleite ich  auf  den  Wunsch  der  Redaction  mit  einigen 
Erläuterungen.  Dabei  standen  mir  verschiedene  An- 
gaben und  Notizen  Heydemanns,  aus  dessen  Material 
die  Tafeln  zusammengestellt  worden  sind,  zu  Gebote; 
in  ein  paar  Fällen  wäre  mir  allerdings  erneute  eigene 
Autopsie  sehr  erwünscht  gewesen,  uui  einigen  Zwei- 
feln gegenüber  zu  einem  festeren  Resultat  zu  ge- 
langen. — 

Die  Mitte  der  Tafel  .")o  ninnnt  als  Xo.  2  das 
stattliche  griechische  Grabrelief  ein,  welches  unter- 
h  alb  der  Treppe  des  P  a  1  a  z  z  o  B  a  r  b  e  r  i  n  iin  die  Wand 
eingelassen  ist,  einer  der  wenigen  Ueberreste  der 
einst  so  reichen  Sammlung,  die  noch  dort  verblieben 
sind.  Winckelmanu,  zu  dessen  Zeit  der  Palast 
freilich  noch  in  vollem  Glänze  seines  Antikenhesitzes 
strahlte,  ist  bei  seinem  Suchen  nach  echtgriechischeu 
Werken  an  diesem  Relief  ebenso  vorbeigegangen, 
wie  au  manchem  ähnlichen  Stück');  dagegen  ent- 
ging es  nicht  der  Sorgfalt  Gerhards,  der  es  in  sei- 
nem an  richtigen  Blicken  so  reichen  Aufsatz  über 
Roms  antike  Bildwerke  )  in  der  Reihe  der  dort  be- 
findlichen griechischen  Arbeiten  mit  aufzählt. 
Gerhard  Hess  auch  für  die  Fortsetzung  seiner  ..an- 
tiken Bildwerke"  eine  Zeichnung  anfertigen,  welche 
mir  vorliegt  und  zur  Controle  der  von  L.  Schulz 
für  Heydemann  gemachten  und  auf  unserer  Tafel 
wiedergegebeneu  Zeichnung  dient  ^).  Moderner  Re- 
.stauiatiun  gehört  uiciit  Jiloi's  das  oberste  abgerundete 
Stück  an,  sondern  auch  die  beiden  darunter  betind- 
licheu,  deren  eines  Kopf  und  Hand  der  stehenden 
Frau  enthält;  ferner  nach  einer  Mittheilung  Heyde- 
manns der  ganze  Ijaum.  Ilienuit  stimmt  die  Ger- 
hardsche  Zeichnung  ül)ri ein.  nach  welcher  die  Grenze 
des  Ergänzten  unmittelbar  am  Kopf  und  Rücken  der 
sitzenden  Figur  hinläuft.     In   der   That  würde   der 

')  Vgl.   Malz  in  den  Giitl.  gel.  Anz.    1871,  S.  lUil  f. 
';   Uescbr.  iii:r  Staill   lioni   I   S.  290:  „Cercalisclies    Uiabntlief". 
')  Nach  Gerhards  Zeichnung  beträgt  die  Breite  des  lieliefs  wenig 
mehr  als  fünf  Palmen. 


Zusatz  eines  Baumes  zu  einer  Scene,  wie  sie  hier 
dargestellt  ist,  auf  griechischen  Grabreliefs  sehr  auf- 
fällig, wo  nicht  unerhört  sein.  Hier  sind  dergleichen 
Frauenseenen  stets  im  Innern  des  Hauses  gedacht, 
was  auf  manchen  Reliefs  durch  das  Beiwerk  vol- 
lends deutlich  gemacht  wird;  während  auf  römischen 
Nachahmungen  der  Baum  mehrfach  vorkommt  ^). 
Daher  mag  denn  auch  der  moderne  Restaurator 
.seinen  Baum  entlehnt  haben.  Modern  ist  auch  die 
untere  rechte  Ecke  des  Reliefs,  dagegen  bestehen 
hinsichtlich  des  Kopfes  der  sitzenden  Frau  Zweifel. 
Gerhards  Zeichnung  gibt  ihn  als  echt  an,  die  unse- 
rige  lässt  ihn  einem  besonderen  Fragment  ange- 
hören ;  Platner  ')  bezeichnet  beide  Köpfe  als  neu, 
Heydemann  endlich  bemerkt,  dass  am  Kopfe  der 
sitzenden  Frau  geschmiert  sei.  Jedenfalls  wird  der 
Kopf,  sollte  er  etwa  auch  dem  Restaurator  ange- 
hören, in  der  ganzen  Haltung  richtig  ergänzt  sein. 
Der  antike  Re.-t  des  Reliefs  ist  somit  einfach  genug  °). 
Eine  Frau  in  voller  Bekleidung,  das  Hinterhaupt 
mit  dem  Mantel  verschleiert,  sitzt  auf  einem  schmuck- 
losen Sessel  und  stützt  ihre  Fül'se  auf  einen  Schemel, 
dessen  Füfse  als  gebogene  Thierbeine  gebildet  sind'). 

*)  Z.  B.  der  Baum  mit  der  Schlange  auf  dem  laleranischen 
Grabrelief  von  italischem  Marmor  (lienndurf  und  Schöne  10.  VVin- 
kehnann  M.  I.  I,  72.  Mus.  Chiaram.  II,  ".'O);  der  bauin  auf  dem 
sog.  Telepbosrelief  der  Villa  Borgliese.  (Winckelmann  iL  I.  I,  71. 
Visconti  mon.  scelti  11,  9  [33].     Nibby  711011.  scelti  Taf.  18). 

5)  Beschr.   d.  Stadt  Hom  111,  2,   S.  421). 

')  Die  ganze  L'mwandelung  des  lieliefs  erinnert  einigermafsen  an 
das  berühmte  Pasiiccio  in  Villa  Albani,  welches  Hall'ei  in  seiner  zwei- 
ten Inssertalum  abbildete  und  aufUerenike  deutete,  bebt  griechisch, 
mit  einem  leisen  Anflug  von  Allertbiiiiilicbkeil,  ist  die  untere  linke 
Kcke  von  penleliscbeni  Marmor  (Zoega  iasäiV.  11,  11'.'.  Lunkiu.  d. 
a.  Kunst  11,  2i,  257),  welche,  wie  ich  glaube,  keine  .\|diroJite  dar- 
stellt, sondern  das  Fragment  eines  Grabreliefs  ist  und  zwar  eines 
der  alleren  unter  den  erhalleneu.  Modern  sind  Beine  und  Hände 
dieser  Figur,  der  Tempel  und  der  Altar,  nicht  aber,  wie  Fil.  Aur. 
Visconti  (bei  Zoega  S.  2S0)  mit  Berofung  auf  Fea  und  l'iale  meint, 
die  grofse  Athena  mit  dem  Kandelaber;  diese  ist  alt  und  grliört  der 
archaistischen  Kunst  an.  Her  ilalische  Marmor,  aus  dem  diese 
recble  Halfle  des  ganzen  lieliefs  besieht  ,  ist  \on  dem  des  einge- 
nicklen   modernen    Fiillsliicks  verschieden. 

')  Unter  der  Sohle  des  linken  Fusfes  der  Frau  gibt  unsere 
Zeichnung  noch  einen  Strich,  der  wohl  nur  ein  zur  Slülze  stehen 
gebliebenes  Stück  Marmor   bezeichnen  kann.     Weniger  klar   ist   der 


139 


Sie  blickt  aul'  zu  einer  zweiten  ebenfalls  vcrscblei- 
erten  Fiau,  welcbe  in  iiiliiger  Haltung  ihr  gegen- 
über stellt;  das  Kinn  mag  wohl  immer  auf  die  Linke 
gestützt  gewesen  sein  ").  Also  nicht  die  so  gewöhn- 
liehe Scene  eines  durch  Handreichung  bezeichneten 
Abschiedes  hat  der  Bildhauer  uns  vorführen  wollen, 
sondern  wie  auf  andern  Grabsteinen  Toiletten-  und 
dergleichen  gewöhnliche  Scenen  des  Frauenlebens 
erscheinen  "),  so  hat  er  sich  auch  hier  begnügt  die 
beiden  Frauen  im  Gespräch  einander  gegenüberzu- 
stellen. Dabei  hat  er  aber  noch,  dem  «älteren  fei- 
neren Sinne  folgend,  die  beiden  Figuren  wirklich 
innerlich  und  iiusserlich  zu  einer  Gruppe  verbunden, 
nicht  sie  nur  lose  neben  einander  gestellt,  wie  der 
Verfertiger  der  eft'ectvoUen  Denietria-Pamphile-Stele 
oben  auf  Taf.  44 '").  Von  dieser  letzteren  Art  liegt  ein 
anderes  Beispiel  in  der  ebenfalls  schönen  Stele  35  des 
Theseion  vor,  wo  die  sitzende  Figur  sich  noch  auf- 
fälliger dem  Beschauer  zuwendet  (Skizze  in  meinem 
Besitz);  für  jene  besser  geschlossene  Coniposition 
mit  einander  redender  Frauen  mögen  als  weitere 
Belege  dienen  —  ich  sehe  dabei  von  denjenigen 
Beispielen  ab,  wn  der  Herrin  eine  Dienerin  gegen- 
übergestellt ist  —  die  schöne  T.cydener  Stele  der 
Archestrate  mit  lebensgrofsen  Figuren  "),  die  figu- 
renreichere im  Theseion  157  (arch.  Ztg.  IH  Taf  .34), 
die  stark  beschädigte  ebenda  9,  die  sehr  gut  erhal- 
tene ebenda  ri20,  endlich  ein  viel  späteres  und  grob 
ausgeführtes,  aber  in  der  Composition  noch  recht 
lebendiges  Relief  im  Louvre  (Clarac  H,  IHl  A,  3ö.ö 
H).  Mit  Ausnahme  dieses  letzten  mögen  die  ge- 
doppelte oliere  llitiriss  des  Fiifses,  «elclier  auf  iler  gerliordsclien 
Zeichnung  fehlt;  der  rechte  Fufs  kann  es  nicht  sein,  da  dieser  nach 
der   Biegung  des  Knies  weiter  zurückgestellt  sein  muss. 

8)  Ehenso  oder  ähnlich  arch.  Ztg.  111  Taf.  34.  .Janssen  Graf- 
reliefs Taf.  1.  Clarac  mus.  de  sculpt.  II  Taf.  IfilA,  355H.  Ke- 
kule  Theseion  Sä  u.  ö.  Die  Hand  könnte. auch  den  Schleier  gefasst 
haben,  vgl.  z.  R.  die  Demelria  oben  Taf.  44  und  die  Frauen  bei  Ke- 
knle  Thes.  320  (Skizze  in  meinem  Besitz");  Pervanoglus  symbolische 
Deutung  dieses  rein  künstlerischen  Motivs  (Gräbst.  S.  4t))  vermag  ich 
mir  freilich   durchaus   nicht  anzueignen. 

')  Am  nächsten  liegt  es  an  die  Hegeso  (oben  Taf.  43)  zu  er- 
innern: besonders  schiin  ist  auch  die  Stele  der  Ameinokleia  (Kekule 
Theseion  140),  von  der  mir  eine  gute  Zeichnung  vorliegt.  Sonst  vgl. 
Pervanoglu   Grabsteine  S.  4fi  Ef. 

'")  Vgl.  dort  C.   Curtius   Bemerkung  S.  31. 

")  .lansscn  Griehsche  en  Romeinache  CIrafreliefs  uit  ket 
Muieum  van  Oudheden  ie  Leyden  Taf.  1,1. 


nannten  Reliefs  wohl  alle  dem  vierten  Jahrhundert 
angehören,  dem  auch  das  barberinische  Fragment 
wird  zugewiesen  werden  dürfen.  Damit  stimmt,  so 
weit  meine  Erinnerung  reicht  und  unsere  Abbildung 
ein  Urtheil  gestattet,  sein  stilistischer  Charakter 
wohl  ül)erein. 

Unsere  besondere  Beachtung  verlangt  aber  noch 
der  Gegenstand,  welchen  die  sitzende  Frau  in  der 
rechten  Hand  hält.  Leider  macht  die  Verstümme- 
lung, vielleicht  auch  Verschmierung  desselben  eine 
bestimmte  Deutung  unmöglich.  Nach  Platner  schien 
es  eine  Mohnblume  zu  sein,  und  Gerhards  Bezeich- 
nung unseres  Grabreliefs  als  eines  ..cerealischeu" 
wird  sich  wahrscheinlich  auf  die  gleiche  Annahme 
gründen,  da  bekanntlich  der  Mohn  zu  den  belieb- 
testen Attributen  Demeters  gehört  (Müller  Hdb.  .357, 
7).  Allein  obschon  die  gerhardsche  Zeichnung  den 
rundlichen  Gegenstand  deutlich  als  eine  Frucht  gibt 
und  die  Form  derselben  einigermafsen  einem  frei- 
lich sehr  grofsen  Mohnkopfe  ähnelt,  so  widerspricht 
jener  Deutung  doch  sehr  entschieden  die  Art  wie 
der  Mohnkopf  am  Stengel  sitzen  würde,  nicht  am 
oberen  Ende  desselben,  sonderu  an  einem  ganz 
kurzen  Nebenzvveige.  Dies  passt  eher  zu  einem 
Apfel  oder  (Granatapfel,  wofür  jedoch  die  Frucht 
etwas  klein  und  allzu  länglich  erscheint.  Ein  Gra- 
natapfel in  der  Hand  der  Verstorbenen  Hesse  sich 
sonst  unschwer  auf  die  sepulcrale  Bedeutung  dieser 
Frucht  zurückführen,  auf  welche  der  Mythos  von 
Demeter  und  Hades  hinweist '"),  aber  der  Einfach- 
heit attischer  Grabreliefs  liegt  eine  derartige  nicht 
unmittelbar  aus  der  Handlung  sich  ergebende,  son- 
dern mit  äusserlichen  Zuthateu  operierende  Symbolik 
fern,  die  eher  am  lykischen  Harpyiendenkmal  an 
der  Stelle  sein  mag.  Eine  ganz  andere  Möglich- 
keit deutet  Heydemann  an,  indem  er  eine  Spindel 
vermuthet.  Ich  weiss  dabei  freilich  das  lange  Quer- 
holz, welches  die  Frau  mit  der  Rechten  mehr  be- 
rührt als  hält,  anstatt  der  zu  erwartenden  Scheibe") 

")  llom.  II.  Dem.  371  f.  und  danach  ApolUul.  I,  5,  3.  Mi 
sehe  absichtlich  von  dem  späten  Bericlit  bei  Clem.  Alex.  Protrepl. 
p.  I  i   über  die   Entstehung  des  Granatapfels  ab. 

")  Vgl.  z.  B.  das  huniholdtsche  Parcenrelief  Denkm.  d.  a.  Kunst 
II,  72,  922,  die  Vase  bei  Millingen  vases  Coghill  Taf.  21.  Panofka 
Bilder  ant.   Leb.  Taf.  1!),  2  und  Rieh   Wörterbuch  der  röin.   Allerth. 


140 


nicht  zu  erklären,  siaulie  aber  in  der  That,  dass 
die  Deutung-  des  fraglichen  Gegenstandes  in  der 
bezeichneten  Region  zu  suchen  ist,  unter  den  Ge- 
rätheu der  weiblichen  Arbeit,  des  Putzes  oder  son- 
stiger häuslicher  Bescliäftigungen ;  gerade  wie  so 
überaus  häufig  auf  dem  Schofse  der  sitzenden  Frau 
oder  in  den  Händen  stehender  Frauen  auf  den  atti- 
schen Grabreliefs  das  Schmuckkästchen  erscheint  "). 
Welches  Geräth  aber  gemeint  sei,  will  mir  bei  der 
Beschädigung  des  Kelicl's  an  dieser  ^^telle  nicht  ge- 
lingen zu  erratheu.  — 

Dieselbe  Tafel  enthält  noch  zwei  Fragmente, 
welche  bereits  früher  j)ublicicrt  wareu.  hier  aber  nach 
weit  besseren  Zeichnungen  niitgetheilt  werden.  Das 
llelief  Fig.  1,  auch  in  Gipsabgüssen  verbreitet,  soll 
1838  iui  Piräeus  gefunden  sein  ''")  und  befindet  sich 
im  Theseion  (40  Pittäkis  =  29  Kekulei.  Bei  einer 
Hohe  des  ganzen  Fragments  von  0,ö8  und  bei  eiuer 
Breite  von  0,39  Metern  erhebt  sich  das  lielief  nur 
um  0,025  M.  aus  dem  Grunde  und  zeigt  auch  übri- 
gens, namentlich  in  den  Falten,  eine  ziemlich  leichte 
und  flache  Behandlung;  nach  S(  iuem  stilistischen 
Charakter  mochte  es  der  zweiten  Hälfte  des  vierten, 
spätestens  dem  Anfange  des  dritten  J;diihuiiderts 
zuzuweisen  sein  "').  Im  Theseiun  erregte  das  Denk- 
mal zuerst  die  Aufmerksamkeit  Stephanis,  der  es 
1852  im  neunten  Bande  des  bulleiin  hlslorico - phi- 
lolog'upie  der  Petersburger  Akademie  abbilden  liess 
und  richtig  erklärte  ")•  ^^^  ziemlich  erwachsenes 
Mädchen  (die  Form  der  Brust  ist  noch  wenig  ent- 
wickelt), im  langen  Chiton,  dessen  obere  Ränder  an 
Schulter  und  überarm  zusammengeknöpft  sind,  und 

/usus.  Die  Spindel  bei  Stupliani  C.  li.  181)3  Tuf.  1,  3  eiitln:hil 
ganz  der  Scheibe;  diejenige  üuI  dem  Bildchen  hei  llcvdeinann  griech. 
Vasenb.  Taf.  9,  äc  hut  »ieder  eine  andere  pfeiUilinliche   Vurm. 

'*)  Einige  Beispiele  linden  sieh  uiiler  den  üben  angeliihiten 
Grabsteinen,  sie  zu  vermehren  ist  hier  unnuthig.  tme  Spimiei 
glaubte  ich  angesichts  des  Originals  in  der  linken  Hand  der  sitzenden 
l-'rau  auf  einem  Londoner  Grabstein  vermulhen  zu  dürfen,  dessen 
Abbildung  in  den  Aitc.  Marbles  X  Taf.  4«,  2  ich  jetzt  nicht  ver- 
gleichen kann. 

'■i)  Nach  Bötticher  Verz.  der  Abgüsse  (1871)  S.  112  Nu.  Wd 
,.gef.  z«  Athen".     S.  dagegen  kekule  Theseion  S.  II. 

"y  Stephani  denkt  an  das  zweite  oder  dritte  .lalirliuiidert,  wie 
er  überhaupt  geneigt  ist,  die  Datierung  der  attischen  ürabreliefs 
ziemlich  tief  binabzurücken. 

")  =  Melange«  grico-rom.  1  S.  18.")  IV.  Die  gleiche  Krkliirung 
geben  Friederichs  Bausteine  S.  203  iNo.  3ü8  und  Kekule  a.  a.  0. 


im  Mantel,  vollständig  erhalten  bis  auf  Hals  und 
Kopf,  steht  ganz  ruhig  da  und  hält  mit  beiden  Hän- 
den ein  Püppchen  "j.  Dieses,  ein  sYdcAnv  ßgayv 
h  nriXou  (Suid.  xoQouläd^ni),  etwa  so  lang  wie  die 
Hand  des  Mädchens,  ist  erkennbar  weiblichen  Ge- 
schlechts .  womit  auch  die  griechischen  Bezeich- 
nungen der  Puppen  (Anm.  18)  übereiustiinnien,  und 
ganz  nackt;  Stephaui  vermuthet.  das  Mädchen  wolle 
die  Puppe  ankleiden,  was  niüglich.  aber  diircii  keine 
weitere  Andeutung  nahe  gelegt  ist.  Das  Auffallend- 
ste an  dem  Figürchen  ist  das  Fehlen  der  Beine  und 
Arme  von  den  Knieen  und  EUenliogeu  an.  wodurch 
Newton  zu  der  ihm  selber  seltsam  erscheinenden 
Annahme  gebracht  ward,  die  Figur  kniee  und  halte 
beide  Arme  hinter  dem  Rücken").  Dies  ist  gegen 
den  Augenschein  und  wird  vollends  durch  Fig.  3 
unserer  Tafel  widerlegt.  Die  uns  noch  erhaltenen 
antiken  nackten  Thonpuppeu  sind  bekanntlich  gröls- 
teutheils  Gelenk-  oder  Gliederpuppen,  deren  Arme 
und  Beine,  beziehungsweise  Uuterbeine,  so  an  den 
Körper  befestigt  sind,  dass  sie  beweglich  bleiben. 
Stephani  hatte  auf  ein  solches  Exemplar,  das  aus 
Kertsch  in  die  Petersburger  Eremitage  gelangt  sei, 
bereits  1852  hingewiesen;  später  hat  er  im  campte 
rcinht  lS(;s  Taf.  1,  18  (vgl.  S.  57)  ein  anderes  Exem- 
plar gleichen  Fund-  und  Aufbewahrungsortes  publi- 
ciert.  Eine  ganze  Anzahl  ähnlicher  weiblicher  Glie- 
derpuppen von  Thon  besafs  das  Museum  Canipana^"), 
und  auch  sonst  linden  sie  sich  nicht  selten  '').    Es 

'*)  Die  Stellen  der  Allen  über  die  fast  durchgängig  thönernen 
l'uppen  {y.ontii,  xoiidiJ.iri ,  xoooxoauid ,  liiKfiii,  n'/.(iyy6l'(g)  s. 
bei   Beckcr-Henuann   Cbarikles   IP  S.  13  f. 

")  Auliquitlei  at  Athens  and  in  its  nehjhhourlwod  S.  18 
(Transactlons  R.  Soc.  LU.,  new  Series,  V)..  Auch  l'ervanoglu 
(Grabsteine  der  alten  Griechen  S.  73)  ist  der  Sinn  der  „kleinen 
Statuette"  dunkel  geblieben. 

-")  Cataloijhi  del  Maseo  Gampana,  classe  IV  S.  I  4  No.  41). 
51.  S.  17  Nu.  277.  27S.  S.  IS  N"o.  48.  S.  20  .Nu.  I3'.l.  S.  211 
astuccio  1   No.  2. 

^'i  Vgl.  die  Nachweise  bei  Stepbani  antiq.  du  Bos])hore  cimm 
II  S.  117  mit  den  Nachtrügen  C.  R.  1803  S.  2'i9  Anm.  3  und 
181)8  S.  :w  Anm.  7.  Stark  zu  KF.  Hermanns  Privalallerlh.  §  33,  27. 
Die  von  Slepliani  an  der  zweiten  Stelle  ausgesprochene  Ansicht,  das« 
derartige  Figuren  wenigstens  zum  Theil  nicht  zum  Spiel  der  Mädchen 
bestiiumt  genesen,  sundern  aus  dein  Gebrauch  bei  Petrun  3  4  zu  er- 
klären seien,  wird  keinenfalls  auf  unsere  Grahreliels  auszmlehnen  sein; 
iiherliaii[il  aber  dürfte  sie  nicht  sehr  wahrscheinlich  sein,  da  die 
Figuren  wenn  auch  sehr  uniollkommen,  so  doch  uichl  skeictarlig 
gebildet  sind. 


141 


wäre  nun  allenfalls  denkbai',  dass  aucli  liier  eine 
solche  Puppe  gemeint  sei,  doch  hat  Kekule  sehr 
zutreffend  auf  eine  korinthische  Thonfigur  der  Samm- 
lung Komnos  in  Athen  hingewiesen,  welche  ijuch 
ihrer  Grofse  nach  ((),  14  M.)  ganz  mit  unserer  Puppe 
stimmt"').  Sie  ist  weiblich,  ohne  Vorderarme  und 
Unterbeine  und  ohne  Löcher  zur  Befestigung  dieser 
Theile,  also  unserer  Figur  völlig  entsprechend.  „Es 
ist  eine  Puppenart,  die  sich  auch  sonst  findet"  fügt 
Kekule  hinzu,  und  übereinstimmend  bemerkt  Frie- 
derichs, die  Puppe  sei  ^ genau  von  der  Form,  wie 
sie  aus  attischen  Kindergräberu  bekannt  ist".  Diese 
einfache  Art  hat  ja  auch  durchaus  nichts  Auffälliges, 
da  eine  Bekleidung  der  Puppe  ohnehin  den  Körper 
fast  ganz  verhüllen  muste,  und  die  Zerbrechlichkeit 
durch  das  Fehlen  der  vorstehenden  Extremitäten 
bedeutend  gemindert  ward.  Danach  fallen  auch 
die  Bedenken  Aveg,  welche  Bötticher  neuerdings 
gegen  die  Ansicht,  dass  hier  „wohl  gar"  eine  Puppe 
zu  erkennen  sei ,  geltend  gemacht  hat  '^).  Seine 
eigene  Ansicht,  es  handle  sich  um  eine  Votivgabe 
die  man  zum  Danke  für  Heilung  solcher  erkrankter 
körperlichen  Theüe  weihte,  und  sein  Zweifel  an  der 
sepulcralen  Bestimmung  der  Stele,  die  vielleicht 
besser  als  Votiv  zu  denken  sei,  sind  ohne  Frage 
unbegründet.  Als  Votivgaben  weiiite  man  ja  grade 
Abbilder  der  geheilten  Gliedmalsen  -'),  die  hier 
fehlen  würden;  die  Annahme  erklärt  also  nicht  nur 
nichts,  sondern  ergibt  blofs  eine  gröfsere  Abson- 
derlichkeit. 

Derselbe  Zweifel,  ob  Grab-  ob  Votivreüef,  hat 

")  Bullettino   1808  S.  55  No.  24. 

'')  A.  a.  0.  (Anm.  15).  IIa  ßöuiclier  weder  Stephanis  noch 
Kekules  Arbeit  kennt,  kann  die  Bemerkung  nur  gegen  Friedericüs 
gericlilet  sein.  Es  scheint  mir  fraglich,  ob  die  zahllosen  Seilenhiebe 
gegen  Friederichs  ,, Bausteine",  welche  zum  Vergleich  mit  diesem 
ganz  ausgezeichneten  Buche  förmlich  herausfordern,  wirklich  im  In- 
teresse des  neuen  ,, Verzeichnisses"  lagen. 

")  So  wird  doch  wohl  auch  der  Fufs  in  der  Hand  des  .\an- 
thippos  auf  einem  prachtvollen  athenischen  (jrabsleine  des  britischen 
Museums  {Anc.  Marlies  \  Taf.  3:i)  zu  deuten  sein,  will  man  ihn 
nicht  auf  eine  glückliche  Wanderung  beziehen  mit  0.  Jahn  sächs. 
Ber.  1855  S.  103  Anm.  310,  der  aber  gewis  nicht  mit  Hecht  das 
ganze  Belief  für  ein  Votivrelief  hält;  dagegen  spricht  schon  die  Fas- 
sung der  Inschrift:  S<''V!)ninog  am  oberen  Bande  ohne  jeden  wei- 
teren Zusatz.  Nicht  minder  verfehlt  ist  Friedlünders  Gedanke  {de 
oper.  anaiji.  S.  23),  .\anlhippos  sei  Schuster  gewesen;  es  ist  ein 
Fufs,  kein  Schuh,  was  er  halt. 
ArrliSol.i^',  Zig.,  .I:ilir^',ini;  X.MX. 


auch  lange  hinsichtlich  des  ähnlichen  Keliefs  (Fig.  3 
unserer  Tafel)  gehersclit,  welches  bereits  von  Pa- 
ciaudi  publiciert,  dann  mehrfach  besproclieu  worden 
und  endlich  mit  einem  grol'sen  llieil  der  nanischeu 
Sammlung  aus  Venedig  in  das  vom  Arzte  Calvet 
gestiftete  reiche  Museum  zu  Avignou  gelangt  ist"). 
Dort  liess  Heydemanu  es  von  Neuem  zeichnen.  In- 
nerhalb der  tempelartigeu  Einfassung,  welche  bei 
den  Grabreliefs  so  gewöhnlich  ist,  steht  ein  voll- 
entwickeltes Mädchen,  reich  mit  dem  Mantel  über 
dem  Chiton  drapiert;  ihr  Haar  fällt  lang  den  Nacken 
hinab.  Ganz  ebenso  wie  auf  dem  athenischen  Pe- 
lief  hält  sie  mit  beiden  Händen  eine  etwas  gröfsere 
Puppe  von  genau  gleicher  BeschaÖ'euheit,  während 
eine  kleine  Dienerin  im  Aermelchiton,  au  der  Haulie 
kenntlich"),  ihr  eine  Ente")  entgegenhält.  Passeri 
wollte  hier  Persephone  mit  der  Seele  der  Verstor- 
benen in  den  Händen  erblicken;  Paciaudi,  dem  sich 
Creuzer  anschliesst,  setzte  die  Auferweckung  einer 
Seele  aus  dem  Grabe  {Ma?iium  euocaüo)  durch  eine 
iniTviiißds  (?)  an  die  Stelle,  eine  Dienerin  bringe 
eine  Gans  für  das  Sühnopfer  herbei.  Vorsichtiger 
spricht  sich  das  nanische  Museumswerk  für  eine 
Frau  mit  einer  Statuette  aus  und  erklärt  die  Ente 
für  eine  Grabesgabe.  Gerhard  ■**)  wiederum  war 
geneigt,  Kora  (angeblich  mit  dem  Modius  bedeckt) 
zu  erkennen,  wie  sie  das  Idol  einer  A])hrodite  Pan- 
demos  halte  und  einer  Sterblichen  erscheine,  welche 
ihr  eine  Gans,  das  brünstige  Thier  der  Tiefe,  als 
unterirdisches  Opfer  darbringe.  Ja  auch  Stark 
(Anm.  25)  verkannte  das  Grabrelief  und  deutete  die 

'*)  Faciaudi  monum.  Pelop.  II  S.  210  (vgl.  S.  249  Anm.  I, 
wo  er  sich  auf  Passeris  mir  unzugängliche  osservazioni  sopra  alc. 
anl.  monumenti  I  S.  XV  beruft);  danach  im  Museo  Naniano 
(Yen.  1815)  No.  236,  bei  Sanquirico  mon.  det  mus.  Grimani  Taf. 
56  und  bei  Creuzer  Abbildungen  zur  Symb  u.  Mjth.  (18111)  Taf.  i\\ 
2  (nicht  in  den  Tafeln  zur  dritten  Aullage  der  Symbolik),  Vgl.  dazu 
B.  Stark  Sladteleben,  Kunst  und  Alterlhum  in  Frankreich  S.  581  f. 
(arch.  Anz.   1853  S.  367). 

^')  Nuove  memorie  deW  inst.  S.  207.  Weitere  Beispiele  sind 
nicht  selten,  vgl.  oben  Taf.  43.  Ann.  l  Taf.  G.  XXXVIII  Taf.  EF.  Ke- 
kule  Hebe  Taf.  1.   5,  3.     Clarac  mus.  de  sculpt.  II   Taf.  203,  270. 

^'j  Nicht  eine  Gans,  wie  es  nach  der  früheren  Abbildung  schien; 
auch  schon  im  Mtis.  Naniano  S.  2ti  wird  die  Ente  richtig  genannt. 
Ausführliche  Untersuchungen  über  Schwäne,  Gänse  und  Enten  in 
alten  Kunstwerken  finden  sich  bei  Stephani  CM.  1863  S.  17  (I. 

'')  Ueber  Venusidule  S.  19  (lierl.  Ak.  lSi3  S.  330  =  akaJ. 
Abhandl.  I  S.  280). 

2Ü 


142 


Darstellung  auf  die  Opferdarbringung  eines  Wasser- 
vogels an  eine  KovQoxQofpng,  wobei  er  das  „kleine 
Kind"  in  ein  Tuch  gehüllt  sein  lässt.  Die  richtige 
Erklärung  gab  auch  hier  Stepliani  in  dem  oben  be- 
zeichneten Aufsatze,  wo  er  unser  Relief  ebenso  mit 
dem  vorigen  zusammenstellte,  wie  dies  sjiäter  Frie- 
derichs gethan  hat.  Nach  dem  bereits  Bemerkten 
wird  das  keiner  weiteren  Kechtfertiguug  bedürfen. 
Sollte  etwa  das  vorgeschrittene  Alter  des  Miiilcheus 
(denn  das  ist  sie:  eine  Frau  wurde  nach  dem  ste- 
henden Brauch  der  Grabreliefs  verschleiert  sein)  für 
die  Beschäftigung  mit  der  Puppe  minder  passend 
erscheinen,  so  darf  an  das  Epigramm  der  palatini- 
schen  Anthologie  fci,  280  erinnert  werden : 
Tifia(jeTa  noo  yüi.ioin  t«  Tvfinava  Trjv  x  EQaxsivrjv 

acfaiQUV  Tov  re  xn/iiag  qvtoqcc  xEXQv(f>af.nv 
zccg  TS  xoQug,  ^i^iväxi,  xöga  xnga  log  intsixeg 

av&sxo  xal  t«  xoqöv  evöii^iar'  l4QTij.iiöi. 
Die  Puppen  verbleiben  also  den  Mädchen  bis 
zur  Hochzeit,  und  erst  dann  wird  dies  Spielwerk, 
wie  nach  römischer  Auffassung  von  dem  Bräutigam 
die  Nüsse,  zugleich  mit  dem  Gürtel  bei  Seite  ge- 
than und  der  Gottheit  dargebracht ;  so  kann  die 
Puppe  als  bezeichnendes  Symbol  der  Jungfrau, 
xrioctg  y.oQa,  auf  dem  Grabe  verwandt  werden.  Auch 
die  Ente  in  den  Händen  der  Dienerin  hat  bereits 
Stepliaui  ganz  richtig  als  das  Lieblingsthier  des 
Jlädchens  gedeutet.  Schwäne,  Gänse  {döi.icüv  ipidu- 
xsg  fui-ed/ji-toveg  pal.  Anth.  7,  425,  7)  und  Enten  ge- 
hören bekanntlich  zu  den  bevorzugten  Genossen  des 
griechischen  Frauengemaches  ■^'');  spielen  sie  doch 
schon  in  Penelopes  Traum  bei  Homer  (r  53ö)  eine 
ähnliche  Piolle: 

Xi^ftg  ftoi  xaxä  ntxnv  esixnai,  nvqnv  töovai. 
Die  kleinere  Gestalt  der  Dienerin  endlich  entspricht 

";  s.  besonders  Slcpliani  C.  li.  ISOU  S.  .il  IT.  1«G»  S.  68  f. 
Den  duri  geriebenen  Ueispielen  lässt  sich  auch  das  (jrabrelief  21(i 
hek.  im  Thesciun  anreiben,  wo  der  in  den  Händen  des  Madciiens  be- 
hiidliche  und  von  Pcrvanoglu  (Gräbst.  S.  21  No.  4)  mit  einer  Vase 
verglirhene  Vogel  nach  meinen  Notizen  an  Grölse  einer  Enle  am 
üactisten  kommt.  Auch  die  cataloijlii  del  Museo  Campana  weisen 
in  iiirer  claase  IV  mehre  Thonhguren  von  Mädchen  oder  Krauen 
lull  Gänsen  (S.  14  No.  60.  72.  Ti.  S.  21  No.  210),  Schwänen  (S.  17 
.No.  16)  und  tnlen  (S.  20  No.  146 — I4'J)  auf.  Uass  aucli  knalien 
gern  mit  diesen  Thieren  spielen,  ist  bekannt,  s.  Jahn  sachs.  Her. 
1848   S.  41    ir.      Sicphani    C.    R.    1863    S.   jii   ir.      Conze    annall 

.\.\.\i  s.  32  nr. 


ganz  dem  Gebrauch  der  Grabreliefs  wie  überhaupt 
der  griechischen  Kunst,  welche  ja  die  Nebenfiguren 
den  Haui)tpersoueu  um  so  mehr  auch  äusserlich 
unterzuordnen  liebt,  wenn  dadurch  nicht  blols  der 
Gedanke  deutlicher  gemacht  und  die  Aufmerksam- 
keit des  Beschauers  sofort  der  Hauptsache  zugelenkt, 
sondern  noch  überdies,  wie  es  hier  der  Fall  ist, 
ein  Gewinn  für  die  äussere  Anordnung  der  Com- 
position  erzielt  wird.  — 

Auf  der  anderen  Tafel  53a  enthält  Fig.  1  wie- 
derum kein  unbekanntes  Relief,  sondern  nur  eine 
neue  bessere  Zeichnung.  Der  Grabstein,  welcher 
1826  auf  Rheneia  gefunden  ist  und  von  da  zuerst 
nach  dem  benachbarten  Mykonos  kam,  ward  lange 
Zeit  in  Athen  an  der  „Hadriansstoa"  als  No.  3344 
aufbewahrt  und  ist  von  dort  neuerdings  in  das 
Wärterhäuschen  auf  der  Akropolis  (No.  490) 
verbracht  worden.  Er  ist  0,66  M.  hoch,  oben  0,27, 
unten  0,32  M.  breit ;  das  vertiefte  Relieffeld  ist  0,25 
M.  hoch,  das  Relief  selbst  aber  springt  nur  0,1  M. 
aus  dem  Grunde  vor.  Die  oft  wiederholte  Darstel- 
lung ,  welche  mehrfache  Deutungsversuclie  hervor- 
gerufen hat  '"),  wird  sich  besser  behandeln  lassen, 
nachdem  zuvor  auch  die  übrigen  Exemplare  aufge- 
zählt worden  sind  ^ '). 

A.  Aus  RüENEiA..  rXvK<x)v\  riQcoToyevov  \xQf]OT£ 
XC^QS-  Abg.  Exp.  de  Morie  UI  Taf.  20,  1.  'E(pt]fi. 
aQx-  393.  Pervänoglu  Gräbst.  Taf.  1,  11.  Vgl.  Ste- 
phani  No.  5.  Pervänoglu  S.  71  No.  6.  Friederichs 
No.  376.    Bötticher  No.  226. 

B.  Aus  RuENEiA.  0iltj/.iiüv  lddfirj\TOv  QeTia- 
}.ovi]xEÜ  x«<oe  [C-  I-  Gr.  23226,  18).  Abg.  Exp.  de 
Moree  III  Taf.  14,  3.    Stephani  No.  7. 

C.  Aus  KvNTMos.  Zrjvojv  'AQze/.uduiQOv\^iöcv- 
ving  '/Qijoci  x^'^Q^-  Fiue  Zeichnung  von  E.  Wolf 
liegt  mir  vor.  Jetzt  au  der  „Hadriansstoa"  No.  3355. 
Vgl.  Gerhard  anii.  1  S.  146  f.  Stephani  No.  6.  Per- 
vänoglu No.  7. 

'")  Passeri  osservazioniiS.XWl.  l'aciaudi mon.  Pelop. HS. 2jif. 
Gerhard  antiali  IS.  146  f.  I.\,  2  S.  124.  Friedlander  de  oper.  anagl, 
S.  2.'i  IT.  Stephani  ausr.  Herakles  S.  24  0'.  Pervänoglu  Grabsteine  S. 
69  IT.  Friederichs  ISausleiae  5j.  20.i  No.  376.  Bötticher  Verzeich- 
niss  S.  112  No.  220. 

")  .Mit  Ausnahme  von  ß  und  D  kenne  ich  alle  aus  eigener 
Anschauung  und  konnte  eigene  Notizen  benutzen. 


143 


D.  Herkunft  iinhekaniit.  ngnOvi-iog  yQtjai:  \e]  | 
yaiQe.  Abg.  Paeiaudi  7110».  Pi-lop.  II  ö.  j?37.  Mus. 
Naniano  «8.  Jetzt  in  Avignou  vgl.  Stark  Städteleben 
S.  583.    Stephani  No.  S. 

E.  Herkunft  unbekannt,  l^g^äya^e  Jtndüqov] 
Y^QrjöTE  xal  a).i>n£  xß'?£-  In  Verona  No.  20.  Abg. 
Maffei  mus.   Veron.  öl,  12.    Stepbani  No.  9. 

F.  Aus  KiiENEiA.  ^nnois  rgävie  ^vKov 
Pwj^ial\E  ygrjazi  xal  cx?.vTt£  '/aloe.  Jetzt  im  The- 
seion 315  Pitt.  =  265  Kek.  Abg.  Icfrjfiv.  ctQy.  1014. 
Ste))bani  ausr.  Her.  Taf.  G,  2.  Vgl.  Stepliani  No.  2. 
Pervänoglu  No.  3. 

G.  Aus  RiiENEiA.  luscbrift  verwischt.  Jetzt  im 
Theseiou  No.  292  Pitt.  :=  247  Kek.  Stephan!  No.  1. 
Pervänoglu  No.  1. 

\H.  Aus  Rheneia.  ytsvxiE  [Av]q<idiE\  Ja^ia 
XQT^OTE  xal  ahme  yalQS.  Jetzt  im  Theseiou  No.  4.50 
Pitt.  =  329  Kek.  Karrikatur  in  der  i(f7]^i.  agy.  1002. 
Vgl.  Gerhard  a?in.  IX,  2  S.  124.  Stepliani  No.  4. 
Pervänoglu  No.  ö-J 

[J.  Aus  Rheneia.  WQ6[vii.t]s  (c|)PO\l/f  1E) 
Jinvvalnv  |  yorjari  yaloe.  In  kleinerer  Schrift  spä- 
ter hinzugefügt:  Ö£0(3o(7/'a  [ß/;gJ(;T(a  (b.i?YTIA)  | 
"AQi^aifj  yaT()E.  Jetzt  im  Theseion  352  Pitt.  =  2Ü5Kek. 
Vgl.  Stephan!  No.  a  (tu.  Gr.  IV  S.  24  Anni.  1 ).  Per- 
vänoglu No.  4.] 

Aus  dieser  Reihe  ist  es  zunächst  gerathen  die 
letzten  beiden  Nummern  HJ  auszuscheiden.  In  // 
wird  gar  kein  Boot  sichtbar,  sondern  es  ist  nur  die 
Gestalt  des  auf  dem  Felsen  sitzenden  nackten 
Mannes  von  den  anderen  Darstellungen  entlehnt '") ; 
der  kleine  Diener  neben  ihm  entfernt  das  Bild  noch 
mehr   aus  diesem   Kreise.     J  gehört  freilich  einem 

")  Auf  dem  späten  nilien  Griilislein  eines  Fischers  iin  liritischen 
Museum  sitzt  auf  einem  Felshiock  nacb  rechts  ein  unhärtiger  Mann, 
nackt  bis  auf  einen  Schurz  um  den  Leib  (arcb.  Ztg.  XXI,  34),  in  der 
Linken  einen  Korb  oder  ein  Gefafs,  mit  der  Heciiten  angelnd;  vor 
ihm  auf  Wellen  ein  Fisch,  der  in  die  Angel  beisst.  (Vgl.  dazu  lull. 
1860  S.  11  j  f.  Ells  Townky  Galt,  l  S.  223  f.  Vaux  Handbook 
S.  226  f.).     Darüber  die  Inschrift: 

AFA 

0HM6Ti 

POCACIATIXÜl) 

CYNTPO(l)WMNH 

MHCXAPIN 

d.  h.  Aya!)qui<>o;  'AainTi[i:]<ü  avyio6(foi  fiV'ijjrji  /äoiv. 


Schiffer  an,  da  der  wiederum  auf  einem  Felsen  sitzende 
Plironimos  ein  Ruder  hält;  im  Uebrigen  ist  es  eine 
gewöhnliche  Abschiedseeue  zweier  Gatten  im  Bei- 
sein eines  Dieners  und  einer  Dienerin,  wie  denn 
ja  auch  die  Gattin  Theodosia  später  selbst  in  dem 
gleichen  Grabe  beigesetzt  worden  ist.  Das  Ruder 
dient  hier  also  jedenfalls  nur  zur  Bezeichnung  des 
Berufes,  wie  bei  Homer  k  77  nq^ai  x  Inl  Tviißi^) 
iQETjiiöv ,  TW  xal  ^(üog  tgEoanv  eiüv  (.ist  ffioig  erä- 
Qoiatv,  oder  indem  angeblich  sapphischen Epigramme 
Fr.  120  Bergk  =  pal.  Anth.  7,  505  ").  Den  Übrigen 
sieben  Darstellungen  gemeinsam  sind  der  auf  einem 
Felsen  sitzende  und  in  tiefe  Trauer  versunkene 
Mann,  überall  in  der  gleichen  Haltung,  und  neben  dem 
Felsen  ein  mehr  oder  weniger  vollständig  darge- 
stelltes Schiff  im  Meere.  In  ABDEG  nimmt  der  Manu 
die  linke,  in  CF  die  rechte  Seite  des  Reliefs  ein; 
das  Boot  ist  auf  der  entgegengesetzten  Bildhälfte 
dargestellt,  nur  in  F  erstreckt  es  sich  vorn  über  die 
ganze  Breite  des  Bildes,  und  auch  in  G,  wo  den 
Platz  zur  Rechten  eine  zweite  Figur  einnimmt,  wird 
es  vor  dem  sitzenden  Manne  sichtbar.  Letzterer  ist 
meistens  oder  immer  uubärtig  (bärtig  nur  in  B, 
wenn  die  nicht  eben  gute  Zeichnung  in  diesem 
Punkte  Zutrauen  verdient),  bald  ganz  nackt  (ACÜ), 
bald  mit  einem  kurzen  Chiton  oder  der  Exomis  des 
Seefahrers  angethan  {BEFG).  Das  Schiff  ist  ver- 
schieden dargestellt.  In  ABE  erblicken  wir  das 
Vordertheil,  in  ^  mit  seinen  Yxgia  versehen;  in  FG 
ist  das  Boot  fast  vollständig  sichtbar,  aber  so  dass 
in  F  das  Vordertheil,  wiederum  mit  den  l'xqia,  be- 
sonders hervorgehoben  ist,  während  in  G  am  Ilin- 
tertheil  das  Steuerruder  erscheint.  L.etzteres  ist  luch 
in  CD  dargestellt,  in  C  überdies  noch  ein  Tau, 
welches  nach  dem  (nicht  sichtbaren)  Mäste  hin!»uf- 
geht  („Pardun,"  inliovog).  Wichtiger  als  diese 
kleinen  Abweichungen  ist  es,  dass  in  ABCD  ausser 
der  Hauptfigur  keine  weitere  Menschengestalt  sicht- 
bar wird,  in  E  dagegen  vor  dem  Schiffe  aus  dem 
Wasser  noch  zwei  Köi)fe  hervorragen  (,so  nach  mei- 
nen Notizen);  in  F  macht  das  Schiff  den  Eindruck 
eines  halbgesunkenen,  in  dessen  Innerem  man  zwei 
Köpfe    erblickt,    während    die    obere   Hälfte   einer 

")  S.   Friedlünder  a.  0,   S.  27. 

20* 


144 


menschlichen  Gestalt  über  Bord  mit  dem  linken  Arm 
ins  Wasser  hinein  häni;t;  alle  haben  den  AnscLein 
von  Todten  '*).  G  endlich  unterscheidet  sich  von 
allen  andern  dadurch,  dass  vor  der  Hauptfigur  noch 
eine  kleine  männliche  Gestalt  auf  dem  Lande  da- 
steht und  mit  erhobener  Kechten  jene  anzureden 
scheint,  während  im  Boote  ein  kleiner  Mann  am 
Kuder  sitzt,  wie  es  scheint  mit  beiden  Händen  uu- 
tliätig. 

ISeit  zuerst  eine  dieser  Darstellungen  (£)  be- 
kannt ward,  hat  es  an  Deutungen  nicht  gefehlt 
(Anm.  'M)).  Fassen  erkannte  darin  Schiffbrüchige, 
wollte  aber  zugleich  in  dem  Schiffe  Charons  Nachen 
(oiiiie  Charon)  erblicken.  Letztere  Annahme  ward 
von  Paciaudi  und  Gerhard  mit  Recht  zurückgewiesen 
und  hätte  neuerdings  nicht  wieder  vorgebracht 
werden  sollen  ^').  Paciaudi  beschränkte  sich  auf 
die  Annahme  eines  Schiffbrüchigen,  Geriiard  bei 
Besprechung  von  C  auf  die  eines  Schiffers  überhaupt, 
setzte  aijer  später  bei  Gelegenheit  von  H  die  An- 
nahme an  die  Stelle,  der  Todte  sei  in  heroischer 
Nacktheit  auf  der  Insel  der  Seligen  dargestellt.  Da- 
mit ist  weder  seine  offenbare  Trauer  vereinbar,  noch 
gilt  die  Nacktheit  auch  nur  für  tlie  Mehrzahl  der 
Beispiele.  Friedläuder  sah  in  den  ihm  bekannten 
Grabsteinen  (BCDE)  Kcnotaphien  im  Meere  Verun- 
glückter; ebenso  Friedericlis  mit  dem  Zusatz,  sie 
seien  als  verschlagen  und  dort  traurig  ums  Leben 
gekommen  gedacht.  Pervänoglu  lässt  daneben  auch 
die  Beziehung  auf  nicht  verunglückte  Seefahrer  zu; 
Bötticher  setzt  auf  der  Seefahrt  Verschollene  an  die 
Stelle.  Stephanis  Erklärung,  welche  den  Tod  in 
den  Wellen  beibehält,  unterscheidet  in  EF  zwei 
zeitlicli  geschiedene  Scenen,  den  Moment  des  Er- 
trittkeus  und  einen  späteren,  in  welchem  der  Ver- 
storbene oder  genauer  sein  Eidolon  über  seinen  Tod 
trauernd  auf  einem  Felsen  im  Meere  sitze.  Letztere 
recht  künstliche  Annahme,  welcher  die  äussere  Er- 
scheinung  des   augeblichen  Eidolon    durchaus  nicht 

")  Kckuh-  liiil  seine  Vcrinutliung,  die  Ictzipenaniite  Kigur  scLeine 
das  SchifT  abzustofseü,  selbst  als  fraglich  liczeichnet. 

")  Von  Krüger,  Charun  und  Tlianalus  (l'rogr.  d.  Cliarlollenb. 
tivinn.  18üt))  S.  ü  f.  JNacli  einer  Noiiz  Heydemanns  lial  auch  Lupi 
in  seiner  dUa.  ad  epitaph.  Seuerae  Marl.  p.  I  72  die  gleiche  An- 
sicht vertreten;  mir  ist  das  Buch  hier  nicht  zur  Hand. 


zu  Hilfe  kommt,  wird  jedenfalls  hinter  Friederichs 
einfacherer  und  der  Auffassuugsweise  dieser  Grab- 
steine besser  entsprechender  Deutung  zurückstehen 
müssen.  Mir  erscheint  aber  überhaupt  Pervänoglus 
Vorsicht  ganz  gerechtfertigt.  Ein  Schiff'bruch  liegt 
klar  und  unzweideutig  nur  in  den  von  Stephani  an- 
gegebenen beiden  lieliefs  EF  vor,  und  selbst  hier 
lässt  sich  fragen,  ob  wir  es  nothwendig  mit  einem 
Kenotaph  zu  thuu  habeu.  Im  siebenten  Buche  der 
palatinischen  Anthologie  sind  (4',i-i  —  ',A)4.  öU(J)  zwölf 
Grabschriften  im  Meere  verunglückter  Seefahrer  und 
Fischer  zusammengestellt,  von  deneu  vier  (495  — 
497.  ÖOÜ)  sich  unzweideutig  als  Aufschriften  von 
Kenotaphieu  zu  erkennen  geben,  z.  B.  4Uü,  ö: 
yvv  d    0  (ji(,v  ev  naviit)  xqvsqüq  vaxvg  "  o'i  ös  ßageiav 

vaviiXirjv  xeveol  zr^ös  ßoiooi  xdipoL, 
und  das  Epigramm  auf  Lykos'  Denkmal  497,  3: 

ovÖe  yu(j  oi^vtiqv  ki.u'/tv  xotnv,  uKXä  Tig  axcrj 
Gvpias  fj  vi'jOiov  riovTidöiov  xig  i'/ti " 

evit-  (iye  nov  ndvziov  xtsoiiov  uieq  öaxtu  (fuiveb 
yi'f.it>6g  ia  d^elvov  xsifietog  alyiu/.oü. 
Ungevvis,  ob  es  sich  um  ein  Kenotaphion  oder  das 
wirkliclie  Grab  eines  im  Meere  Verunglückten  aber 
aus  Land  Gespülten  handelt,  ist  es  schon  bei  50^; 
das  Letztere  hat  gröfsere  Wahrscheinlichkeit  für 
sich  bei  deu  beiden  Fischergrabschriften  494  und 
ÖU4,  auch  wohl  bei  499,  wenn  man  damit  das  ähn- 
liche aber  deutlicher  sich  aussprechende  Epigramm 


5Ui  vergleicht: 


Evqov  xei^tiQiai.  at  xatuf/ideg  i^exvliaav, 

tl)if.Xi,  no).vx).vani)  yi'/.ivdv  kn    rjiövi, 
nlv/joFjg  ytio(iOio  TtaQu  atpvQOv  •  alyiXmos  öe 
ntzQov  a?ußQ£xiii)  xelaat.  vno  ngönoöi. 
Auf  ein  wirkliches  Grab  gehen  auch  öUo  undöOlj; 
ferner  49S,  wo  der  alte  Daniis  Lailuug  uiul  Mann- 
schaft glücklich  aus  den  Stürmen  gerettet,  dann  aber 
xa^Ltiitvi^c.  ini  ntigatg  uyxii()rjg  den  Tod  gefunden 
hat;  endlicii  die  kcnkyräische  Grabschrift  des  drei- 
undzwanzigjährigeu   Basileidas  im  Museunt  zu  Ve- 
rona '"j  Z.  7: 

zrjXöi/i  yäq  nüiQijg  Beiifvvlöog  oiXeaa  t^v^tov 
vavtillq  Xi'yQfi  vqi  z  ififj  niGvvog. 

")  Mus.    Veron.  S.  (ij  f.     C.   /.   Gr.   1888.     Jacuhs    anilwl. 
Palal.  app.  3Ü7. 


145 


xüuui  d'  iv^ytol/i  naga  üi'iv  a).og  i'vsftötoaat', 
vazaza  hvyqnv  iftnl  d egxo f^terng  n i ).ayog. 
Diese  letzten,  bereits  von  Paciaudi  augefülirten 
Worte  geben  die  Situation  unserer  I3ilder  so  ganz 
entsiireclieud  wieder,  dass  ich  darin  die  Bestätigung 
finden  niöchte,  es  bandle  sieb  bei  EF  um  wirkliebe 
Graber  sulciicr  im  Meere  verunglückter  ]\[änner, 
deren  Leichnam  an  die  Küste  gespült  waren  und 
luer  ihre  Bestattung  gefunden  hatten  *').  Jlöglich 
ist  diese  Erklärung  auch  bei  ABCD,  doch  ist  der 
wesentliche  Unterschied,  dass  dort  keine  Spur  von 
einem  ISchitibruch  oder  verunglückten  Genossen  sich 
zeigt,  nicht  zu  übersehen.  Zur  Erklärung  dieser 
Keliefs  würde  jedenfalls  die  Annahme  vollkommen 
ausreichen,  dass  sie  das  Grab  eines  Seefahrers 
schmücken  sollten,  der  in  einsamer  Fremde,  fern  von 
den  Seinen,  den  Tod  gefunden.  Philemon  (ß)  wird 
als  gebürtig  aus  Thessalouike,  Zenou  (C)  als  Si- 
duuier  bezeichnet;  bei  Glykou  untl  l'rothymos  tehlt 
eine  Angabe  der  Heimat.  Diese  Erklärung  scheint 
mir  vollends  durch  G  nahe  gelegt  zu  werden,  wo 
im  Boote  sich  noch  ein  Underer  befindet  und  dem 
sitzenden  Mann  ein  zweiter  zur  Gesellschaft  beige- 
geben wird  (vgl.  //).  liier  kann  es  sich  doch  nicht 
fuglich  um  einen  Tod  in  den  Wellen  handeln,  ja 
selbst  der  Aufenthalt  in  der  Fremde  wird  fraglich, 
und  es  scheint,  dass  das  Boot  am  felsigen  Ufer  nur 
den  Beruf  des  Seefahrers  anzeigen  soll.  Aehnlich 
ist  auf  dem  Veroneser  Grabstein  des  Marcellus 
No.  G4  (/«MS.  Veron.  öii,  3)  unter  dem  Kelief  ein 
Schiff'  angebracht  als  Zeichen,  welchem  Stande  der 
Verstorbene  angehörte  *").  Will  mau  indessen  auch 
den  Tod  in  der  Fremde  wegen  der  stark  betonten 

^'j  Die  Daislellung  eines  ScbiBbruches  lindel  KricillanJer  S.  ".'ti 
A[iin.  i'i  auf  dem  vielbesproclienen  Veruneser  llcliel  N'u.  äjj  des 
Aigenidas.  In  der  Tbat  sehen  die  am  Strande  liegenden  Menschen 
in  der  Abbildung  des  mus.  Veron.  47,  7  ans  Land  gespulten  Leichen 
sehr  ahnheb;  weniger  schon  in  der  grüfseren  bei  Cam.  Silvestri  in 
anagl.  Gr.  interprel.  posth.  zu  S.  '28.  Die  Erklärung  verbietet 
sich  aber  durch  den  Sinn  des  ganzen  Keliels  als  Dankesgabe  an  die 
Diuskuren  liir  glückliche  Kückkehr,  und  Bückh  (zu  C.  I.  Gr.  194y) 
erkennt  in  jenen  vier  Figuren  richtig  vier  am  Strande  neben  dem 
[Avk]xiiov  gelagerte  Matrosen,  die  sich  vun  ihren  Strapazen  er- 
liülen.     Thiersch   Reisen  I  S.  70  f.  sagt  nichts    über  diese  Gestalten. 

^*)  Vgl.  das  oben  über  J  Bemerkte,  ferner  den  l'llug  Theseion 
148  Kek.,  oder  das  Tischlergerälh  des  Stuhlfabrikanten  I'.  ßoitenos 
Hermes  bei  Clarac  II  Taf.  2,i9,  442.  Anderes  bei  Friedländer  S.  27  f. 
Auf  römischen  Grabsteinen  ist  dergleichen  bekanntlich  sehr  haulig. 


Trauer  und  des  Felssitzes  festhalten,  so  braucht  das 
Boot  oder  Schiff"  doch  nichts  anderes  als  die  Fahrt 
ans  der  Heimat  nach  dem  Orte,  wo  der  Tod  er- 
folgte, zu  bezeichnen.  Hierfür  lässt  sich  als  ur- 
kundlicher Beleg  der  It-dl  an  der  h.  Trias  zu  Athen 
entdeckte  und  leider  noch  nicht  [inblicierte  merk- 
würdige Grabstein  des  Antipatros  von  Askalon  an- 
führen '").  Der  Todte  aul'  dem  Bette  wird  hier  von 
einem  Löwen,  dem  ein  Jüngling  entgegentritt,  be- 
droht, während  im  Hintergrunde  ein  Schiff'  ange- 
deutet ist.  Diese  seltsame  Darstellung  bekommt 
folgenden  stammelnden,  aber  doch  verständlichen 
Commenfar: 

firj^tlg  av!}()[uj\Tif_i)i'  i}avf.ia'Ci.ciü  eunva  zipde, 
u)g  neol  fitv  /<£  lt(ov  ntQi  ds  (/)  nQÜtQ[q\  'xTezavvacai. 
i]ki}s  yuQ  s{L)xi}QoliCüv   Tu^d  üi^tüv  aTt[a\gciaai, 
aXXd  (film  x  rji.tvvav  xai  /iinv  xTiQiaav  zäcpor  nozq. 
Ol  g   tOthiv  rptliOJi',   hqÜc   urih    vqiig   invCEg. 
(lidiiixrjv  6i   Xinnv  zrjöe  /d'oi'i  awaa   xixQvitftat. 
Hier  also  soll  das  Schiff'  lediglich  die  Seefahrt  von 
Phönikien  nach  Athen  bezeichnen,  die  übrige  Ver- 
schiedenheit der  Darstellung  aber  erklärt  sich  durch 
die  besonderen  Umstände,  wie  Antipatros  ums  Leben 
kam.     Alles   in  Allem   genommen,    dürfte  Gerhards 
Bezeichnung    dieser    Grabsteine    als    Gräber    von 
Schilfern  oder  Seefahrern  die  zutreff'endste  sein:  alle 
nähereu  Bestimmungen  hängen  dann  von  den  Ein- 
zelheiten der  Darstellungen  ab  ^"). 

•■")   Annall  delV   inst.  X.\.\lll,   U.'l    IL      l'ervänoglu   Gräbst.    S. 
72   f.     Kekule'  Theseion   ."i7. 

■"')  Friedlander  hat  an  die  bekannten  Worte  in  Marcellinus 
Leben  des  Thukydides  !;  31  erinnert:  ot  /^tv  oi)»'  avjov  Ixti  kfyov- 
oiv  iinoUcivtiv  ivHit  xttX  äiinjißt  ifvyaq  mv.  xai  (finnvai.  ui'(>- 
ruyiov  ToO  fti]  xttaDui  t6  oiöua  fn)  jrjs  'Anixiji  '  ixoioy  yuo 
Ini  TW  Tt'cffuv  xetoOai ,  rou  xtvojttif Cov  dt  lovio  yviöittOfMi 
iirui  lnr/_u)inoy  xa'i  t'O/ji/uov  '.^iKXÖP  iiuv  ItiI  roiKi/ri)  ävaivyja 
7fr(/.fui>]x6i(of  xiü  jui;  h'  UOrjntis  Kiij fiiioi'.  Er  nimmt  an, 
das  i'xQioi'  sei  nur  m  efjiijie  auf  dem  Kenotaph  aufgestellt  worden 
und  Marcellinus  selber  oder  seine  Quelle  habe  die  zu  Grunde 
hegende  Sitte  von  den  Kenotaphien  Scliiü'brüchiger  fälschlich  auf 
alle  Kenotaphien  übertragen.  Damit  bliebe  aber  dies  Symbo 
auf  Thukydides  Kenotaph  völlig  unerklärt.  Wenn  das  Schiff  auf 
dem  Grabsteine  die  Seereise  in  die  Fremde  bezeichnet,  waiiiin 
soll  da  das  'ixiitov  auf  dem  heimischen  Kenotaph  nicht  auch  auf 
den  Tod  des  Verbannten  über  See  hinweisen  kiinnen?  mit  einer  An 
von  echt  attischem  Euphemismus ,  wo  die  Verbannung  als  Anlass 
zurücktritt  hinter  der  blolsen  Entlcioung  von  der  Heimath.  Wie 
sehr  aber  den  Athenern  die  Verbannung  mit  dem  ihnen  natürlichsten 
Verlassen  der  lleimath  auf  dem  Seewege  zusammenliel,  können  auch 
die  Brauche  beim  äixuatijutuv    h'  'l'ijtitiiui   beweisen.      Was  nun 


146 


Diese  Denkmäler  gehören  säninitlich  dem  späteren 
Stil  an ,  wie  er  namentlich  in  den  zahllosen  Grab- 
steinen der  delischen  Gräberinsel  llheneia  vertreten 
ist,  aber  auch  in  anderen  Inseln  und  Gegenden 
Griechenlands  sieh  häutig  tindet.  Die  Zeichnung 
ist  meistens  ziemlich  plump,  die  Relieibehaudlung 
hat  etwas  Vierkantiges,  die  Ausführung  pflegt  grob 
zu  sein;  der  Marmor  ist  ein  graulich  grobkörniger, 
welcher  auf  Faros  Naxos  und  andern  Kykladen  viel- 
fach vorkommt,  kein  pentelischer,  wie  denn  über- 
haupt au  Attika  nur  wenig  mehr  erinnert.  An  un- 
serer Stele  des  Glykou  mag  noch  besonders  auf  die 
ungenügende  Ausfüllung  desllelieffeldes  hingewiesen 
werden.  Komische  Zeit  bezeugen  theils  die  Namen 
(vgl.  FH),  theils  die  Architektur  der  Grabsteine.  Die 
einfachere,  mehr  griechische  Anordnung  mit  dem 
viereckigen  iielieffelde  linden  wir  ausser  bei  A  noch 
bei  DG;  ein  auf  Pfeilern  ruhender  Rundbogen 
rahmt  das  Bild  in  BEF  ein,  in  U  ist  ein  Triglypheu- 
gebälk  über  korinthische  Säulen  gelegt,  in  C  endlich 
ist  der  obere  Theil  der  Stele  abgebrochen  und  nur 
jederseits  der  liest  einer  glatten  Säule  übriggeblieben. 
Stephani  (S.  24)  schreiut  diese  Schiflersteine  alle 
der  christlichen  Zeit  zu,  keiner  derselben  werde 
über  das  zweite  Jahrhundert  zurückreichen.  Ich 
halte  diesen  Ansatz,  der  nicht  blols  auf  unsere 
Gruppe,  sondern  auf  die  grolse  Masse  der  Grab- 
reliefs von  gleicliem  Stile  und  gleichen  äusseren 
Merkmalen  ausgedehnt  werden  müste,  für  viel  zu 
spät.  Abgesehen  von  anderen  Gründen  bestimmt 
mich  besonders  die  Herkunft  der  meisten  Steine 
aus  der  dclischin  Nekropolis  auf  Kheueia.  Bekannt- 
lich erhielt  die  alte  mercantile  Blüthe  von  Delos, 
diesem  rechten  Emporion  des  ägäischen  Meeres, 
eine  neue  mäciitigc  Förderung  durch  die  Römer  ^'j. 
iS'ach  der  Besiegung  des  Ferseus  (IGbj  bestraften 
sie  die  unvorsichtig  kundgegebenen  luterventious- 
gelUste    der   Uhodier  dadurch,    dass   sie  Delos    zu 

eigeotlicb  unler  ileiii  txnior  zu  verstellen  sei,  ist  Ijel  der  Vieldculig- 
kcil  dieses  Worlcs  (s.  Hesycb.  txiUu  und  Eustalb.  lu  lioui.  y  350 
p.  1472)  zweifellialt  —  mit  Stephani  ausr.  Her.  S.  •,"(  Anni.  "i  ein 
Kuder  darin  zu  linden,  gellt  gewiss  mein  an  — ;  um  so  melir  wird 
man  sich  eines  Unheils  enthalten  müssen,  wie  jenes  i'xijiuv  auf  dem 
Grabe  angebracht  war. 

*')  Vgl.   Ulrichs  Keisen  und   Fürschungen  11  S.  203  11'. 


einem  Freihafen  machten.  Ueber  das  Weitere  mag 
Strabüu  bericiiten  (p.  48G) :  t^v  fiiv  oiv  Jrjlnv 
i'vSoiot'  Y£vofitirjv  ncxiog  tri  ^tü/J-ov  ifi'^rjat  xaza- 
axcxcptlaa  vrih  'PiouciUdv  Kögiidng  •  tutiaa  yaQ  fis- 
tey/ÖQrjaav  ni  s/itnnQnt,  xal  ri'jg  aisXatag  tov  'isqov 
nQOxaf.ovfiivrjg  ainnvg  xal  xqg  euxaiQtag  tov  }afievog ' 
iv  xcx/.iö  yaQ  xeicai  xnlg  ex  T/yg  ^Izu)Jag  xal  xT^g 
E).).ädng  sig  xi]v  ^aiav  nllovoiv  •  q  xs  narrlyvQig 
i^iTTOQtxöv  XI  ngäyfiä  toxi,  xal  avvqOtig  i^aar  ainf^ 
xal  Pojfiaini  iiuv  a?J^iov  fiakiaia,  xal  ox£  avi'tiaTi]xti 
i)  KoQiitJ^og  ■  ^&i]valoi  xe  Xaßnvieg  t/]v  vT^anv  xal 
zLuv  "laoüiv  a/xa  xal  tüv  if.innQCüv  enaaeloiivxo 
'ixavüg.  Für  Roms  Autheil  an  dieser  Handelsblüthe 
legt  auch  Cicero  in  der  Rede  de  imp.  Cn.  Fompei  55 
Zeugnis  ab;  auf  die  avpodog  xwv  Tvottuv  a/.in6QWv 
xal  vavxh'j()iov  bezieht  sich  die  Inschrift  des  C^.  Gr. 
2271  aus  jeuer  Zeit.  Aber  bereits  um  das  Jahr  88 
nahm  dieser  Glanz  ein  Ende.  Menophanes,  der 
mithradatische  Feldherr,  eroberte  die  offene  Stadt, 
metzelte  Delier  und  Fremde  schonungslos  nieder, 
plünderte  die  Habe  der  Kaufleute  und  des  Tempels 
und  zerstörte  die  Stadt  bis  auf  den  Grund  {utn]v 
ig  kdu(fog  xatäßa).a  xr'jv  JT^Xnv  Fans,  i],  23,  3  f.). 
Kai  nauälaßov ,  tährt  Strabon  fort,  eQiji.it]v  oi 
Piufxaloi  näXiv  xrjv  vT^aov  .  . .  xul  öiaxtktaa  juixQ'' 
vvv  avösiug  TtQaxxovaa.  Dies  wird  vollständig 
bestätigt  durch  zwei  Epigramme  von  Strabous  Zeit- 
genossen Autipatros  von  Thessalonike,  der  von  der 
Verödung  der  Kykladen  spricht  yjalat.  Anthol. 
;i,  421J: 

//  {}    vj.iäg  adlda^av  tva  xQonov  rj  xoia  ?.avxij 
/J^jkag,  £Qrj/.iaiov  daii.tovng  ÖQ^afiäv}], 
und  noch  stärker  in  dem  Vergleich  von  Tenos  und 
Delos,    welcher  noch   heute   nicht  zutretfender  ge- 
geben werden  konnte  (ebd.  5öU): 
viiv  di  av  ftiv  Ciuaig,   q  d    ovxäxi  •  xig  xav  twknai 

öiptaO^ai  Ttjvov  Jfjkov  tQrjfioxäotjv) 
Delos  hat  sich  nie  wieder  erlmlt;  aucli  tue  schwachen 
Versuche  Uadrians  blieben  Iruchtlos,  und  mit  Aus- 
nalime  einer  kleinen  athenischen  Besatzung  war  die 
In.'^el  im  zweiten  Jahrhundert  nach  Ciiristo  unbe- 
wohnt ",i.     Es  war  gewis   schon  damals  jene  ent- 

*'')  l'aus.  8,  33,  I  »j  .liji.oi  d(,  fir/f/.diii  luif  itij i>vovu(- 
rovg  nu(i  'Alfrji'nitur  lg  ToiJ  hnov  lijy  (f  novndl' ,  .1i]i.toiV  y€ 
ih'ixn  iQTjftöi  iozii'  ärUf>ui7)iuv. 


147 


setzliehe  Einöde,  von  Menschenhand  bereitet,  welche 
noch  heute  den  Besucher  der  einst  so  festest'roben 
gottgeliebten  Insel  tief  melancholisch  stimmt.  Der 
eine  dort  stationierte  Invalide,  der  Nachfolger  jener 
athenischen  Besatzung,  ist  nicht  im  Stande,  das 
grofse  Gräberfeld  von  Ilheneia  vor  der  Habsucht 
der  nach  Ballast  suchenden  Schiffer,  der  kuust- 
liebenden  Eeisenden  und  Antiquitätenhändler,  der 
kalkbereitenden  Mvxnvioi  yeiioveg  zu  schützen; 
scheinbar  ganz  und  gar  durchwühlt,  scheint  es  doch 
noch  immer  uuerschöpflich  zu  sein.  Wie  wäre  es  nun 
wohl  denkbar,  dass  im  zweiten  nachchristlichen 
Jalirliundert,  wie  Stephaui  meint,  auf  der  menschen- 
leeren Insel  diese  Masse  von  Grabsteinen  errichtet 
sein  sollte?  Ohne  Frage  müssen  wir  mit  ihnen 
zwei  Jahrhunderte  höher  hinaufrücken :  die  achtzig 
Jahre  von  IGH  bis  HS  vor  Christi  sind  es,  denen 
diese  Klasse  von  Grabdenkmälern  vorzugsweise  an- 
gehört. Damit  stiuimt  auch  der  iialäographische 
Charakter  der  Inschriften  überein,  welcher  im  grolsen 
Ganzen  derjenige  der  beiden  letzten  vorchristlichen 
Jahrhunderte  ist.  Um  einige  bezeichnende  Buch- 
staben herauszuheben ,  so  sind  die  gewöhnlichen 
Formen:  AEZOMriEil,  meist  mit  leichten  Apices; 
in  A  hat  meine  Abschritt  p  statt  fli  iu  C  findet 
sich  I  statt  Z,  also  noch  Reste  älterer  Paläographie. 
Daneben  aber  treten  auch  schon  mehrfach  die  ab- 
gerundeten Formen  von  ^  und  C  auf  und  weisen 
mindestens  auf  das  letzte  Jahrhundert  vor  Christo 
hin;  so  steht  in  C  in  dem  Worte  ZIAIINIÜC  ein- 
maliges C  neben  i-egelmässigem  Z,  D  hat  nach  Pa- 
ciaudi  durchgängig  tue  runden  Formen,  J  in  seinem 
ersten  Theile  ebenfalls,  im  zweiten  steht  wiederum 
t)EO£iOCIA  neben  XPHETH-  üas  für  die  Kunst- 
geschichte vielleicht  nicht  ganz  uninteressante  Re- 
sultat, das  ich  hier  angedeutet  habe,  hat  sich  mir 
bei  genauer  Durchsicht  aller  18üU  und  l.sßl  in 
Athen,  London,  l^aris  und  in  einigen  kleineren  Mu- 
seen vorhandenen  Grabsteine  bestätigt  und  kann 
bei  einem  so  wiiuschenswerthen  corpus  unacjlyphorum 
sepulcralium  Graecoriim  für  die  allgemeine  histori- 
sche Einordnung  derselben  von  Werth  sein.  Ich 
will  nur  noch  darauf  hinweisen,  dass  die  Reliefs 
der    hauptsächlich    im    letzten    vorchristlichen    und 


ersten  nachchristlichen  Jahrhundert  in  Rom  thätigen 
sogenannten  neuattischen  Schule  die  auffallendste 
Analogie  in  der  vierkantigen  Art  der  Reliefbehand- 
lung mit  jenen  Grabsteinen  aufweisen,  und  dass 
auch  die  „Apotheose  Homers",  welche  spätestens  aus 
dem  ersten  Jahrhunderte  vor  Christo  zu  stammen 
scheint  *'),  in  diesen  Kreis  gehört. 

Eine  Besonderheit  besitzt  Glykons  Grabstele 
endlich  noch  in  der  Binde,  welche  in  Relief  darge- 
stellt den  Stein  zwischen  Giebel  und  Bild  umwindet. 
Die  griechische  Sitte,  Grabsteine  mit  Tilnien  zu 
schmücken,  ist  bekannt  "),  seltener  gab  mau  diesem 
Grabesschmuck  eine  bleibende  Form  ''").  Unser  Mo- 
nument hat  für  seine  Relicfdarstellung  der  Tänie 
unter  dem  bisher  bekannten  Denkmälerschatz  erst 
zwei  ganz  entsprechende  Genossen  gefunden.  Erstens 
die  Stele  der  Stymphalierin  Lampron  im  Theseion 
(GOo  Pitt.  =  1.%  Kek.),  welclie  ebenfalls  dem  zweiten 
Jahrhundert  anzugehören  scheint'").  Hier  ist  die 
Binde  weit  zierlicher  durchgeführt,  die  Zipfel  sind 
vom  Knoten  aus  beiderseits  noch  einmal  unter  die 
Binde  geschoben  und  hängen  erst  dann  herab,  auch 
sind  sie  nicht  so  plump  durch  das  Rclicffeld  ab- 
geschnitten, sondern  wie  es  bei  Tänien  üblich  ist 
rundlich  beendet  und  laufen  in  ein  paar  Fädchen 
aus'').  Das  zweite  Beispiel  einer  Relieftänie  bietet 
die  Stele  von  Same  aus  anscheinend  makedonischer 
Zeit,  deren  Inschrift  sich  im  C.  I.  Gr.  II  p.  1)68  n. 
1930 /"abgedruckt  findet;  Böckhs  Zusatz  „infra  sunt 
(liiae  Ineidae  iiodo  iuuctae,    quantiim  inlelligo"   wird 

*")  Korlegarns  auf  einer  Andeutung  Brunns  berulieniler  Ansatz 
ins  .labr  17  nach  Cbr.  {de  tabula  Archelai  S.  36  fl.)  hat  für  midi 
wegen  der  gänzlieben  Verscbiedenbeit  des  Reliefs  von  den  unter  ein- 
ander nahe  verwandten  tabulae  liiacae  nicbts  Ueberzeugendes.  Aucb 
Friederitbs  Gründe  (Bausteine  S.  400  f.)  für  den  Anfang  der  haiser- 
zeil  als  früheste  Zeitgrenze  lassen  einen  su  bestimmten  Schluss  niebl 
wohl  zu.  Ich  habe  bestimmte  Gründe  für  die  Annahme  etwas  frü- 
herer Entstehung,   welche  sich  nicht  «ohi  in  der  Kürze  angehen  lassen. 

")  Vgl.  Benndorf  griech.  u.  sicil.  Vasenb.  S.  33  mit  der  dort 
angegebenen  Litterutur  und  E.  Schulze  de  uasculo  picto  (Gotha  1870) 
S.  4   Anni.  Tl  ff. 

*')  Vgl.  meine  Miltheilungen  in  den  Berichten  der  sächs.  Ges. 
der  Wiss.   1867   S.  117  II.  und  Schulze  a.  a.  0.   S.  8. 

*^)  Sie  lässt  sieb  nur  bis  Syra  zurückverfolgen,  dürfte  aber  wohl 
auch  aus  Rheneia  stammen.     Der  Marmor  erschien  mir  parisch,  je-, 
denfalls  nicht    pentelisch,    was   auch    Kekuie   zweifelhaft    war.     ti8'& 
Skizze  liegt  vor  mir. 

*')  Vgl.   z.  B.  die  Tanien   bei   [ienndorf,  Taf.  14   ff. 


148 


durch  Mures  wir  vorliegende  Originalskizze  be- 
stätigt. Bötticlier  erinnert  ausserdem  an  die  schöne 
marmorne  Grablekythos  bei  Lebas  (voy.  urcli., 
mon.  fig.  Taf.  79,  1),  wo  vom  Halse  des  Gefälses  zu 
der  Windung  des  Henkels  sich  eine  kurze  sculpierte 
Binde  schlingt.  Etwas  häufiger  sind  die  Beispiele, 
wo  eine  solche  Täuie  nicht  iu  Relief,  sondern  nur 
durch  Farbe  ausgedrückt  worden  ist.  Kekule  hat 
Spuren  an  der  Stele  der  Nike  von  Thasos  (Thes. 
53  =  562  Pitt.  Exped.  de  Moree  III  Taf.  1«,  2)  und 
an  einer  andern  (Thes.  158  =  G05  Pitt.  Exped.  de 
Murve  III  Taf.  21,  1)  bemerkt;  ich  lüge  die  des 
Gorgias  aus  dem  phöuikischen  Laodikeia  hinzu 
(Thes.  278  Kek.  =  335  Pitt.),  wo  zwischen  dem  ge- 
malten Kymation  und  dem  Kelieffeld  ein  rothes 
Band  mit  Schleife  erkennbar  ist  *'').  Diese  drei 
Grabsteine  gehören  der  Gruppe  der  delischen  Reliefs 
an.  Ein  paar  ältere  attische  Beispiele  besitzt  die 
Sammlung  au  der  „Hadriausstoa"  "),  beide  von  hy- 
mettischem  Marmor,  aber  aus  paläographischen 
Gründen  ist  wenigstens  die  erste  noch  der  ersten 
Hälfte  des  vierten  Jahrhunderts  angehörig,  und  der 
Gebrauch  der  Formel  ya'iqa  allein,  obgleich  er  na- 
njcntlich  der  sjtätercn  Zeit  eigen  ist,  reiclit  kaum  hin, 
den  Stein  der  Aphrodisia  viel  später  anzusetzen. 
Wenige  Striche  werden  den  einfachen  Schmuck  an- 
schaulich machen: 


/\  M  0  I  K  T  Y  n  N 

"_  KPATirror 

1  iVrETAlÄN  I 

rotli 


y 


AO'POAICIA 
XAIPE 

~1 \~ 

rotb 


/ 


Kand 
eines  liolien 
lienkellusen 
nur  gemalten 

Geluf^es 


V 


Es  leidet  wuhl  keinen  Zweifel,  dass  dieser  Gebrauch 
einst  viel  verbreiteter  gewesen  ist,  und  es  ist  leicht 
möglich,  ilass  aucii  jetzt  nocli  unsere  Museen  manche 
bisher  Uliersehene  Beispiele  enthalten.  — 

*')    Meine  trühere  Ansähe  a.  a.  0.  lAnm.  45)  S.  1  l'.l,  die  Binde 
Sri   auch  sculpiert,  nar  irrliiüiiillcli. 
*'')  Vgl.  meine  Notiz  a.  a.  0. 


Das  Relief  Fig.  2,  welches  so  einfach  ist  dass 
es  keiner  ausführlichen  Beschreibung  bedarf,  befindet 
sich  in  dem  Museum  der  Villa  Ludovisi,  wo  es 
im  zweiten  Zimmer  über  einem  der  Fenster  einge- 
mauert ist  ■'").  Wegen  dieser  höchst  ungünstigen 
Lokalität  war  es  Heydemann  unmöglich,  mehr  zu 
constatieren  als  dass  die  Zeichnung  Riepenhausens, 
abgesehen  von  etwas  ..verschönender"  Manier,  zu- 
verlässig sei;  ihm  schien  das  Relief  keine  römische 
Nachahmung,  sondern  griechisch.  Dies  kommt  mir 
unglaublich  vor.  Kein  Gegenstand  ist  auf  griechi- 
schen Grabsteinen  häufiger  als  Abschiedsscenen;  der 
Abschied  eines  Kriegers  von  seiner  Gattin  ist  na- 
mentlich auf  den  Reliefs  der  marmornen  Grabvasen 
sehr  beliebt "').  Aber  stets  wird  der  gewöhnliche 
Typus  der  Absehiedsdarstellungen  beibehalten'*); 
meistens  erscheint  auch  der  Krieger  als  vollständig 
gerüsteter  Hoplit,  oder  aber  mit  Chiton  oder  Schild 
versehen;  nur  in  der  Vase  bei  Lebas  a.  a.  0.  Taf.  80 
nimmt  der  junge  Stephanos  von  Kos  von  seinem 
Vater  Kydrokles  in  der  blufsen  Chlamys  Abschied, 
während  der  junge  Diener  den  grolseu  runden  Schild 
trägt.  Auf  unserem  Relief  dagegen  erscheint  eine 
andere  Bekleidung'')  und  eine  ganz  andere  Com- 
positiou.  Was  aber  noch  viel  auffallender  ist,  das 
ist  die  Art,  wie  der  Trennungsschmerz  sich  kund- 
gibt. Die  übrigen  Denkmäler  begnügen  sich,  wenn 
sie  überhaujit  direct  an  den  letzten  Abschied  er- 
innern wollen,  mit  einer  weit  bescheideneren  An- 
deutung desselben:  Männer  greifen  nach  dem  Bart, 
Frauen    stützen    Kinn    oder  Wange    in    die    Hand, 

5»)  Siehe  Platner  in  der  Beschr.  der  Stadt  lloiii  III,  2  S.  588 
Nn.   52. 

=  ')  Theseion  54  Kek.  (=  liy  l'itl.  'TT'/'JU.  an-/.  220.  I'cr- 
vanoglii  Taf.  2,  14  S.  55,  5).  In  der  „Hadriansstua"  habe  ich  mir 
sieben  solche  Vasen  notiert,  davon  eine  bei  Lebas  rnij.  arch.,  mon. 
fig.  Taf.  80  abgebildet,  eine  von  F'ervSnoglu  S.  Oü  'S«,  til  beschrieben 
ist;  derselbe  gibt  S.  Ö7  No.  71  ein  weiteres  lieispiel  aus  der 
Sammlung  der  archäologischen  Gesellschaft.  Dazu  .Janssen  Graf- 
reliefs ie  Leyden  Taf.  1,  2.  Am-.  Marlies  in  the  Brit.  Mus. 
I.\  Taf.  31.  32.  33.  —  VVI.  auch  die  Stele  bei  l'aciaudi  mon. 
Pelop.  II  S.  273.  Andrer  Art,  auf  InnfjS  hezüslicb,  sind  die  lle- 
liefs  bei  Clarac  II  Taf.  152,  267.  272  (Bouillon  III,  ci/i/'«»  T^f-  -. 
8.      I'ases  et  urnea  Taf.   8,   2). 

*')  So  ja  auch  noch  auf  der  lateranisrhen  Nachahiniing  (Aniii.  4) ; 
desgleichen  in   vielen  athenischen   Beispielen. 

")  Auch  die  Konn  des  Helmes  ist,  «enn  auch  nicht  ungriechisch, 
so  doch  vtenigslens  für  griechische  Krieger  nicht  ge"ohnlich. 


149 


beide  blicken  wohl  traurig  auf  die  scheidende  Haupt- 
figur und  neigen  ihr  Haupt,  aber  kaum  auch  nur 
so  stark  und  absiciitlich,  wie  es  hier  bei  dem  ju- 
gendlichen Krieger  der  Fall  ist.  Vollends  findet  die 
Geberde  der  Frau,  ihr  starkes  Weinen,  das  Empor- 
ziehen des  Gewandes,  um  die  Thräuen  abzutrocknen, 
meines  Wissens  in  dem  ganzen  grofsen  Vorrath 
antiker  Grabreliefs  keinerlei  Analogie  ^').  Nimmt 
man  zu  dieser  unantiken  Sentimentalität  das  Unge- 
schick der  Darstellung,  die  Unklarheit  des  Falten- 
wurfs, das  Stillose  des  ganzen  Bildes  hinzu  —  mag 
auch  dies  oder  jenes  auf  Rechnung  des  Zeichners 
kommen  — ,  so  drängt  sich  immer  von  Neuem  ein 
Verdacht  auf,  welchen  ich  wegen  mangelnder  Aut- 
opsie lieber  nur  andeuten  als  geradezu  aussprechen 
will.  Auf  keinen  Fall  aber  scheint  es  mir  möglich, 
über  die  römische  Zeit  hinaufzugehen,  in  welcher 
ja  allerlei  Versuche  gemacht  wurden,  die  alten 
Motive  der  griechischen  Gra])steine  wieder  aufzu- 
nehmen; meistens  mit  sehr  unglücklichem  Erfolg, 
indem  die  naive  Einfachheit  der  Muster  in  der 
Nachahmung  trocken  und  steif  ward  und  an  die 
Stelle  der  zusammenhangenden  Handlung  eine  blofse 
Nebeneinauderstellung  der  Figuren  trat.  In  unserem 
Relief  würde  der  entgegengesetzte  Versuch,  die  in- 
neren Motive  stärker  hervorzuheben,  Anerkennung 
verdienen,  träte  nur  dies  Bestreben  weniger  ab- 
sichtlich auf  und  wäre  es  in  der  Durchführung 
glücklicher  ausgefallen.  — 

In  ganz  anderer  Weise  eigenthümlich  und 
schwierig  ist  das  letzte  Relief  dieser  Tafel,  Fig.  3. 
Es  befindet  sich  im  Neapler  Museum  ^°),  hat  aber 
bisher,  wie  es  scheint,  keine  besondere  Beachtung 
gefunden.  Die  Höhe  des  antiken  Fragments  beträgt 
0,.34,  die  Breite  0,40  Meter;  die  Arbeit  wird  von 
Heydemaun  als  anziehend  und  fein  bezeichnet,  was 

")  Die  Figur  Lei  Clarac  II  Taf.  198,86,  auf  welche  man  sich 
köünle  berufen  «ollen,  pehört  nach  Claracs  richtiger  Bemerkung 
einem  Adonissarkopliag  an,  vgl.  ebda  Taf.  116,  So. 

")  Neapels  ant.  Bildw.  S.  139  No.  52j;  die  moderne  obere 
Hälfte  ist  in  unserer  Zeichnung  weggelassen.  Das  Relief  dürfte 
identisch  sein  mit  dem  von  Finati  mus.  borbon.  (1842)  S.  253 
unter  No.  80  beschriebenen  bassorilievo  in  marmo  greeo,  welches 
er  als  eine  Hochzeitvorstellung  bezeichnet.  „Scultura  romana." 
Danach  würde  es  aus  Herculaneuni  stammen,  doch  sind  diese  An- 
gaben bei  Finati  nicht  durchweg  zuverlässig. 
Arch.  Zti;.  Jahrgang  XXIX. 


auch  die  Zeichnung  bestätigt.  Die  Darstellung  ist 
sehr  ungewöhnlich.  Neben  einem  Bauino  steht  links 
ein  Mann  in  der  Chlamys,  welche  den  Umriss  des 
Körpers  fast  unverhüllt  hervortreten  lässt;  er  erin- 
nert lebhaft  an  die  feinen  Schöpfungen  der  Blüthe- 
zeit  griechischer  Kunst  ^'').  Während  er  den  linken, 
vom  Mantel  bedeckten  Arm  etwas  gebogen  hält  und 
mit  dem  Zeigefinger  der  leise  geballten  Hand  ab- 
wärts weist,  reicht  er  einem  Jüngling  ^'1  von  ähn- 
licher Bekleidung  und  Haltung,  welcher  von  einem 
schlanken  Hunde  begleitet  wird""),  die  Rechte  dar. 
Dieser  Jüngling  scheint  nur  zögernd  heranzutreten. 
Ein  kurzbekleidetes  Weib  von  feinen  Formen  legt 
ihm  die  Rechte  auf  die  Schulter  und  bezeugt  da- 
durch den  Autheil,  den  sie  an  ihm  nimmt;  ob  er 
in  diesem  Falle  mehr  antreibend  oder  zurückhaltend 
sei,  ist  schwer  zu  sagen.  Sie  trägt  einen  kurzen 
Chiton,  von  der  linken  Schulter  hängt  ein  Mantel 
herab,  der  den  Rücken  bedeckt,  dann  von  der  Frau 
mit  der  Linken  gefasst  und  vor  dem  Schols  empor- 
gezogeu  wird.  Die  ganze  Composition  muthet  uns 
weit  mehr  griechisch  als  römisch  an. 

Mit  der  Annahme  einer  gewöhnlichen  Abschieds- 
scene  ist  offenbar  nicht  auszukommen.  Das  zö- 
gernde Auftreten  der  Mittelfigur  findet  dabei  so 
wenig  eine  Erklärung,  wie  die  kurze  Bekleidung 
der  Begleiterin;  jenes  lässt  eher  auf  eine  Begrülsung 
unter  Fremden,  als  auf  einen  Abschied  von  Auge- 
hörigen schliessen.  Der  Hund,  der  neugierig  zu 
dem  einzelstehenden  Manne  emporblickt,  scheint 
diesen  auch  als  einen  Unbekannten  zu  bezeichnen; 
die  Zuthat  des  Baumes  mitten  im  Felde  verdient 
daneben  als  ungewöhnlich  hervorgehoben  zu  werden. 
Dazu  kommt,  dass  der  Jüngling  rechts  vom  Baum 
auffällig  an  manche  Darstellungen  des  Hermes  er- 
innert. Die  Haltung  der  linken  Hand  würde  sich 
am  leichtesten  erklären,  wenn  wir  einen  Stab  darin 

ä")  Man  vergleiche  den  Triptolemos  des  eleusinischen  Reliels 
{man.  delV  inst.  VI ,  45.  Weicker  alle  Denkm.  V  Taf.  6  u.  o.), 
oder  noch  besser  den  prachHollen  Bellerophon  des  einen  spadaschen 
Reliefs  (Braun  zwölf  Basreliefs  Taf.  1). 

")  So  nach  Heydemann,  gegenüber  den  Zweifeln  Gerhards  und 
der  modernen  Ergänzung  der  Figur  als  einer  weiblichen;  zur  Wider- 
legung dürfte  schon  die   Bekleidung  allein  hinreichen. 

■''*)  Vgl.  den  Hund  der  Artemis  auf  dem  Vasenbilde  bei  Stepbani 
G.  R.   1868  S.  66. 

21 


150 


voraussetzen  dürften;  fast  genau  so  hält  der  schon 
oben  (Anni.  56)  verglichene  spadasche  Bellerophon 
seine  Lanze,  und  bei  Hennesbildungen  ist  die  das 
Kerykeion  haltende  Hand  sehr  ähnlich  gebildet  ^'■'). 
Sollte  ein  Stab  aber  auch  auf  dem  Original  fehlen 
und  immer  gefehlt  haben  (auch  der  Hermes  der 
Orpheusreliefs  trägt  kein  Kerykeion),  immer  würde 
die  Handbevvegung  ganz  wohl  dazu  passen,  die 
Rede  eines  Boten  zu  begleiten ").  Nun  ist  der 
Psychopompos  Hermes  auf  griechischen  Grabreliefs 
eine  wenn  auch  seltene,  so  doch  keineswegs  uner- 
hörte Erscheinung.  Pervanoglu,  dem  wir  den  Nach- 
weis mancher  unerkannten  Grabdarstellungcn  ver- 
danken, hat  kürzlich  in  dieser  Zeitung  (XXVI  S.  74) 
auch  die  schönen  attischen  Reliefs ,  die  man  all- 
gemein auf  Orpheus  und  Eurydike  deutet"'),  auf 
einen  gewöhnlichen  Krieger  beziehen  wollen,  wel- 
chem Hermes  seine  Frau  in  den  Hades  entführe. 
Wie  der  attische  Krieger  zu  dieser  Kopfbedeckung 
und  den  hohen  Stiefeln,  wie  er  vor  Allem  zu  der 
Kithara  statt  der  Waffen  kommen  sollte,  das  bleibt 
dal)ei  ebenso  unerklärt,  wie  das  ganze  Bewegungs- 
motiv dieser  Figur,  wogegen  erst  bei  der  mythischen 
Erklärung  jede  Einzelheit  und  die  feine  Motivierung 
der  Composition  in  ihr  vtjlles  Recht  tritt "'').  Möglich 
ist  es  aber  dennoch,  dass  wir  in  diesem  dreimal  wie- 

59)  Vgl.  [lenkm.  ci.  ü.  luiost  11  Till'.  28,  30'.)  (Neapel).  29,  314 
(Londuii).  318  (Villa  Luilovisi,  falscli  mit  dein  Beutel  restauriert) 
32 j   (Neuwied).    Braun   Kunslniylti.  Taf.  Ol    (Farnese,   London). 

^°)  Vgl.  den  Hermes  Psychopompos  auf  dem  kapitoliniscben 
Sarkophügdeckcl  mus.  Capitol.  IV  Taf.  iit.  Dcnkm.  d.  a.  Kunst 
II  Taf.  fi8,  858,  eine  Figur,  die  auf  römischen  Grabsteinen  sich 
öfter  wiederholt. 

*')  Villa  Albani:  Zoega  bassir.  Taf.  42.  —  Neapel:  Mus. 
borlon.  \  Taf.  02.  —  Louvre  (Borghcse) :  Winckelmann  M.  I. 
Taf.  IS.'i.  Miliin  rjal.  myth.  Tiif.  107  6i«,  .il2.  Bouillon  II,  rdiefs 
Taf.  I.  Clarac  II  Taf.  Uli,  212  {Zelus ,  Anliopa,  Amphion  s. 
Zoega   hei  VVeIcker  alte  IJenkiii.   II  S.  31!)  f  ) 

°-)  Vgl.  die  Besprechungen  Brauns  Ruinen  und  Museen  S.  049  IT., 
0.  Jahns  arch.  Ztg.  .\l  S.  83  f.  und  Friederichs  Bausteine  S.  I  7.5  ff. 
Jahns  Zweifel  an  der  Echtheit  der  Neapler  Inschriften  halle  ich 
übrigens  nach  genauer  Mriifung  derselben  für  vollkonimen  gerechl- 
fertigl.  Sie  sind  mit  geringer  Sorgfalt  eingegraben,  leigen  paläogra- 
phische  Sonderbarkeiten,  wie  das  Y  mit  gerundeten  Armen  und  das 
<t>  init  verlanwerler  Hasla,  den  verralherischen  Fehler  HPMHS 
(nicht  HYPIAIKH)  nnd  den  nach  Vasenart  riicklaiilig  geschrie- 
benen Namen  SYB^tlO-  "le  bekannte  Karjatideiiinschrifl  des- 
selben Museums  zeigt,  dass  unser  Beispiel  nicht  die  einzige  falsche 
griechische  Aufschrift  im   Neapler  Museum   ist. 


derholten  Relief  den  Schmuck  eines  Grabes  oder 
Heroon  zu  erblicken  haben,  wenn  auch  einer  ganz 
anderen  Auffassungsweise  entsprungen ,  als  die 
Masse  der  attischen  Grabi-eliefs  mit  ihren  unmytho- 
logischen, dem  täglichen  Leben  entlehnten  Gegen- 
ständen. Dann  aber  werden  wir  jene  Reliefs  un- 
gern von  den  nach  Form  und  Stil  nahe  verwandten, 
dem  lateranischen  Medeiarelief  ")  und  dem  von  E. 
Petersen  richtig  auf  Herakles  Hadesfahrt  gedeuteten 
albanischen  Relief  ") ,  trennen  wollen.  Letzteres, 
dessen  Ideenvervvandtschaft  mit  den  Oipheusreliefs 
auch  Petersen  hervorhebt,  fügt  sich  einer  solchen 
Vermuthung  ganz  leicht,  nicht  so  bequem  das  Me- 
deiarelief, obgleich  die  dort  geübten  Verjüngungs- 
künste und  was  zu  ihnen  gehört  allenfalls  sich 
jeuem  Ideenkreis  würden  einreihen  lassen  ").  Wie 
es  sich  aber  auch  hiermit  verhalten  mag,  Perva- 
noglu hat  noch  ein  weiteres  sichreres  Beispiel  für 
Hermes  in  Verbindung  mit  wirklichen  Verstorbenen 
auf  einem  attischen  Grabrelief  im  Besitz  der  archäo- 
logischen Gesellschaft  beigebracht,  wo  der  Gott, 
durch  Schlangeustab  und  Flügelschuhe  deutlich 
bezeichnet,  eine  Frau  sanft  bei  der  Hand  gefasst 
hat,  um  sie  ins  Reich  des  Hades  zu  geleiten.  Leider 
fehlt  eine  Angabe,  welchem  Stile  und  welcher  Zeit 
dieses  Relief  angehöre.  Aus  etwa  dem  letzten  vor- 
christlichen Jahrhundert  lässt  sich  als  weiterer  Be- 
leg eine  Grabstele  in  Verona  anführen  *'),  wo 
Hermes,  mit  Chlaiiiys  Kerykeion  und  FufsHügeln, 
dem  Asklepiades  die  Hand  reicht,  dass  er  iiim  Iblge. 
Noch  ein  anderes  Beispiel  bietet  ein  ziemlich  grofser 
altarfürmigcr  Grabstein  im  britischen  Jluseum  dar 
(dem  Stile  und  der  Form  nach  etwa  aus  Rhcnein), 
wo  neben  einem  zum  Abschied  sich  die  Hand  rei- 

")  Amallhea   I   Taf.  4.      ßenndorf  und   Schöne   .No.  92. 

")  Zoega  bassir.  II  Taf.  103.  E.  Petersen  arch.  Ztg.  .\.\IV 
S.  258   f. 

''^)  Eine  syiiibuüsche  Handlung  zwisclien  T»)  und  '/iow^c  stellt 
auch  der  Veroneser  Grabstein  im  mus.  Veron.  äl,  9  (Denkin.  d.  a. 
Kunst  II  Taf.  30,  329.  Jahn  sücbs.  ßer.  1849  Taf.  9,  3  und  S.  102  IT.) 
dar,  jedoch  ist  die  ihm  zu  Grunde  liegende  Idee  weit  abslrader,  als 
dies  bei  jenen  der  lleruenmylhologie  entnommenen  Vergleichen  der 
Fall  ist;  sie  verhalten  sich  zu  einander  etwa  nie  ein  l'hilosophem 
zu  einem  pindarisclicn  .Mythenbeispiel.  Icli  sehe  daher  von  jenem 
Kelicf  hier  ganz  ab. 

'"')  Mne.  Veron.  jl,  I  'Aax).T]7iiuä>]  'Ano).kix)i'C'jv  Auf/i- 
nuXii«  /(iijnti  /('Tije. 


151 


chenden  Ehepaar  Hermes  auftritt,  mit  dem  Petasos, 
Flügeln  an  den  Fülsen,  der  Clilamys  um  den  Hals 
und  den  linken  Arm,  dem  Kerykeiou  in  der  linken 
Hand;  die  rechte  Hand  zeigt  zu  Boden  oder  hielt 
etwas ,  der  Blick  ist  auf  das  Paar  gerichtet "'). 
Diese  drei  sicheren  Beispiele  eines  Hermes  Psycho- 
pompos  auf  griechischen  Grabreliefs  ***)  können  nun 
auch  einer  entspreclienden  Erklärung  unseres  Neapler 
lieliefs  zur  ytiitze  dienen:  Hermes  würde  einen  als 

*')  Das  eigenlbiimliche  Monument  befand  sich  1861  in  den 
Kellerrüumen  des  Museums  und  trug  die  Bezeichnung  S^'/j^S.  Höhe 
0,80,  Durchmesser  0,82,  Höhe  der  Kiguren  0,41),  Erhebung  des  lie- 
liefs über  dem  Grunde  0,05 — 00,6  Meter.  Ganz  liniis  eine  Sonnen- 
uhr auf  einer  Console,  dann  der  Hermes  en  face,  hinblickend  auf 
die  verschleiert  rechlsbin  sitzende  Frau  (neben  ihr  eine  kleine  Die- 
nerin), welche  einem  ihr  gegenüberstehenden  Manne  die  Hand  reicht. 
Dieser  ist  im  Begriff,  nach  rechts  abzugehen;  neben  ihm,  dem  Her- 
mes entsprechend,  ein  Mann  en  face  mit  undeutlichem  Gestus; 
endlich  ein  kleiner  nackter  Diener,  an  eine  Basis  gelehnt,  auf  der 
sich  ein  konischer  Grabhügel  erhebt.  Ausserdem  siud  drei  Stier- 
.köpfe  mit  Guirlanden  om  Grabstem  angebracht;  von  einer  Inschrift 
keine  Spur. 

'^)  Es  lasst  sich  daran  erinnern,  dass  auch  unter  den  altischen 
Grablekylben  mit  Umrissmalereien  auf  weissem  Grunde  neben  zahl- 
losen Scenen  am  Grabe  (welche  hier  die  Stelle  der  Abschiedsscenen  auf 
den  Grabrcliels  vertreten)  ein  paar  Beispiele  eines  die  Seelen  zum 
Charon  geleitenden  Hermes  sich  finden  (Stackeiberg  Graber  der  Hell. 
Taf.  47.  Thiersch  hell.  bem.  Vasen  Taf.  3.  I'anolka  Bilder  ant.  L. 
Taf.  20,  7.  Benndorf  Vaseng.  Taf.  27,  und  ebda  S.  44);  desgleichen 
noch  eine  andere  Cbaronsdarstellung  (Stackelherg  Taf.  48.  Panofka 
Griechen  und  Griechinnen  No.  17.  Denkm.  d.  a.  hunsl  H  Taf.  09, 
869,  identisch  mit  der  von  Fauvel  bei  Miliin  mag.  encycl.  1811,  II 
S.  140  beschriebenen?)  Auch  auf  einem  allischen  Grabrclief  ist 
neuerdings  in  ähnlicher  Vereinzelung  der  sljgische  Fährmann  nachge- 
wiesen: Salinas  vion.  sepolcr.  Taf.  I,  L.  5.  E.  Curlius  sieben  Karten, 
Texlbeilage  3.  Gütt.  gel.  Anz.  1863  S.  1264.  Gült.  Nachr.  1863 
S.  297.  351.  Bhusopulos  bull.  1803  S.  170.  Krüger  Charon  und 
Thanatos  S.  9.     I'ervanoglu  arch.  Ztg.  XXVI  S.  74. 


Jagdliehhaber  charakterisierten  Jüngling  abberufen 
zum  Hades;  dieser  reicht  ihm  nur  zögernd  die  Hand, 
und  die  Handbewegung  der  Begleiteiiu,  Liebe  und 
schmerzliches  Bedauern  zugleich  ausdrückend,  fände 
ihre  trefl'endste  Analogie  in  derjenigen  Euiydikes 
auf  jenen  Orpheusreliefs.  Allein  ganz  genügt  auch 
dieser  Deutungsversuch  nicht,  da  die  kurze  Beklei- 
dung der  Frnn  sich  immer  wieder  der  Annahme 
einer  Alltagsscene entgegenzustellen  scheint  Es  bliebe 
also  nur  der  Ausweg,  hier,  wie  es  vielleicht  beim 
Orpheusrelief  der  Fall  war,  ein  mythologisches  Paar 
als  Stellvertreter  der  wirklichen  Verstorbenen  zu  er- 
blicken. An  die  attische  Jägerin  Prokris  mit  ihrem 
von  Minos  erhaltenen  Hunde  lässt  sich  nicht  wohl 
denken,  da  dann  diese  statt  des  Kephalos  von 
Hermes  abgefordert  werden  müste.  Der  Annahme 
des  Jägers  Orion,  des  lieblichen  Jünglings  welchem 
Artemis  einen  sanften  Tod  bereitet,  stellt  sich  das 
Kostüm  der  vermeintlichen  Eos  entgegen.  Eher 
könnte  Meleagros  in  Betracht  kommen,  von  dem 
Atalante  ungern  sich  trennte.  Aber  freilich  fehlen 
alle  bestimmten  charakteristischen  Merkmale.  Eine 
sichere  Deutung  ist  also  noch  nicht  gefunden,  und 
ich  möchte  nur  zum  Schluss  noch  die  Frage  auf- 
werfen, ob  das  Kelief  überhaupt  sicher  ein  Grab- 
relief sei,  worauf  wenigstens  seine  äussere  Be- 
schaffenheit nicht  nothwendig  zu  führen  scheint. 
Vielleicht  gelingt  es  einem  Andern,  durch  eine  evi- 
dentere Erklärung  der  Scene  die  Autwort  auf  diese 
Frage  nach  dieser  oder  jener  Seite  zu  geben. 
Tübingen.  An.  Michaelis. 


DAS  MORRASPIEL. 

(Vortrag  gehalten  am  9.  December  1871.) 
Hierzu  die  Abbildungen  Tafel  56. 

Als  Beitrag  zur  Winkelniannsfeier  biete  ich  der  blitzschnellen  Handbewegungen  und  das  dazu  kurz 


Gesellschaft  eine  Tafel  mit  Vasen-Zeichnungen,  die 
ein  altes  noch  jetzt  in  Italien  und  Griechenland  üb- 
liches Spiel  darstellen,  welches  wohl  Jedem  von 
Ihnen  bekannt  ist:  das  Morraspiel,  il  giuoco  alla 
morra.   Wer  in  Rom  gewesen,  wird  nicht  leicht  jene 


und  heftig  hervorgestol'sene  Geschrei  des  Morra- 
spiels  vergessen,  welches  so  oft  die  unheimliche  .'^tille 
der  Campagna  weithinschallend  unterbricht  und  be- 
lebt; wer  die  gelobten  Länder  unserer  Wissenschaft 
noch  nicht  geschaut  hat,  kennt  das  Spiel  aus  lieise- 

21* 


152 


beschreibimgen,  die  es  selten  unterlassen,  von  den 
Moi'raspielen  ausfuhrlich  zu  berichten. 

Wie  das  Morraspiel,  welches  auch  hei  den  alten 
Aegyptiern  bekannt  war  '),  von  den  Griechen  ge- 
nannt wurde,  wissen  wir  nicht ') ;  l'toleniaeos  Heph- 
aestion  (Nov.  bist.  4) ,  der  es  von  der  schönen  He- 
lena erfunden  sein  lässt,  umschreibt  es  mit  n  did 
daxTvhov  xUjqoQ.  Bei  den  Römern  hingegen  hiess 
es  micurii  dhßüs  oder  nur  micare,  wie  das  von  ihren 
Schriftstellern*)  häufig  erwähnte  Sprichwort  „qvicum 
m  lenebris  iiiices  oder  micare  possis"  darthut  für 
Jemand,  welcher  so  ehrlich  ist,  dass  man  mit  ihm 
sogar  im  Dunkeln  Morra  spielen  kann. 

Das  Spiel  ist  an  sich  sehr  einfach,  aber  auch 
ebenso  schwer,  weil  es  grolse  Geschickliciikeit  und 
ungemein  schnellen  Blick  erfordert:  zwei  Spielende 
nändich  strecken  gleichzeitig  eine  beliebige  Anzahl 
der  Finger  je  ihrer  rechten  Hand  aus  und  schreien 
dazu  so  schnell  als  möglich  die  Summe  aller  ausge- 
streckten Finger  hervor.  Vergleichen  wir  hiermit 
die  Beschreibung  in  einem  Varronischen  Fi-agmente 
(nncandum  eril  cum  Graeco,  ntriim  ego  illhis  nu- 
vienim,  an  ille  meiim  assequatur)  *')  und  erwägen, 
dass  der  Spielende,  welcher  die  Zahl  der  von  ihm 
selbst  ausgestreckten  Finger  ja  kennt,  nur  die  vom 
Gegner  ausgestreckte  Fingerzahl  zu  erratheu  hat, 
um  die  Gesammtsumnie  auszurufen,  so  ersehen  wir, 
dass  das  Morraspiel  im  classischcn  Altertlium  ganz 
in  derselljen  Weise  ')  ausgeführt  wurde,  in  der  es 
noch  heutzutage  gespielt  wird.     Und  wie  dies  Fin- 

')  Vgl.  die  Abbildung  eines  Wandgemäldes  aus  Keni-Hassun  bei 
liosellini  Mon.  dell'  Egillo  II  102,  4  (inil  der  Inschrift:  tetes);  we- 
niger deullicli  ist  das  Morraspiel  dargestellt  in  einer  Zeichnung  be 
Wilkinson  Man.  and.  cost.  II  p.  417  (schlecht  wiederholt  hei  Kich 
illustr.   Wörterh.   s.   v.  micalio). 

^)  Wenn  l'anofka  Bild.  ant.  Leb.  S.  17  zu  X,  9  behauptet,  dass  es 
iSnxTvI.üjy  ^ncii.Xuii^  heisse,  was  auch  bei  Guhl-Koncr  Leb.  d.  Gr.  u. 
Höni.  S.  Hl  7  (11.  Aull.)  wiederholt  wird,  so  ist  dies  ein  Irrthum,  da 
die  dafür  angeführte  aristotelische  Stelle  (de  insotnn.  'i  =  p.  'jlit)  B, 
20  Beklier)  gar  nicht  von  dem  Spiele  spricht;  auch  die  umschrei- 
benden lexikographischen  Glossen  (H.  Steph.  p.  138  micat  —  ).{!)/icrfi 
und  p.  .i2o  liay/di'to  —  mico)  ergeben  die  griechische  Benennung 
nicht;  vgl.  Jahn  Annali   181)0   p.   326  s. 

')  Vgl.  Gir.  de  olT.  III,  l'.l,  77,  de  fin.  II,  lO,  iV.';  IVtr.  Sal. 
44;  Front.  Epp.  ad  Caes.   1,  4;  Augustin.  de  'Irin.  8,  ä. 

*)  Bei  Nonius  p.  347  (=  p.  237  Gerl.  Uoth);  asseijuatur  ist 
Kmendaiion  (für  sequalur)  von  Vahlcn  Coniecl.  |i.  i)8. 

')  So  auch  Jahn  Annali  18fi(>  p.  32fi,  3;  anders  urtheilen  Rein 
in  Becker's  Gallus  III  S.  341   und  Michaelis  Arch.  Ztg.  18lj'i   S.  201. 


gerspiel  heute  bald  einfach  zur  Unterhaltung,  bald 
zur  Entscheidung  in  heiteren  oder  ernsteren  Dingen 
dient,  so  auch  bei  den  Griechen  und  Römern "),  wo 
einerseits  z.  B.  gesanglicbende  Hirten  durch  die 
Morra  den  Anfang  ihres  Wechselgesangs  regeln 
(Calpurn.  Ecl.  II,  25  ss.)  oder  Ganymedes  und  Eros 
dadurch  entscheiden,  wer  beim  Kottabosspiel  beginne 
(Nonn.  Dionys.  Py.j,  77  ss.),  andererseits  erwähnt  und 
zugleich  durch  ein  Edict  des  Praefecliis  urbi  verboten 
wird  (Ürelli  no.  31G(J),  dass  das  Volk  beim  Vieh- 
verkauf deu  Ausschlag  durch  das  Morraspiel  herbei- 
führe; ja  Augustus  (Suet.  Octav.  13)  trieb  die  Frivo- 
lität so  weit,  dass  er  Vater  und  Sohn,  welche  beide 
in  seine  Kriegsgefangenschaft  geratheu  waren,  um 
ihr  Leben  Morraspielen  hiess! 

In  Betrefl"  der  bildlichen  Darstellungen  unseres 
Spiels  auf  Werken  griechischer  und  römischer  Kunst 
gebührt  (so  viel  ich  sehe)  l'anofka  ')  die  Anerken- 
nung, zuerst  unzweifelhaft  das  Morraspiel  nachge- 
wiesen zu  haben  auf  einem  schönen  uuteritalischen 
Prachtgefäls  der  Münchener  Vasensammlung  (no. 
SO;')),  welches  (ausser  Darstellungen  aus  der  Belle- 
rophonsage,  dem  Argonauteuzuge,  u.  a.)  in  einem 
Streifen  Aphrodite  inmitten  iiires  Erotenhofstaates 
sitzend  zeigt ").  Während  hier  ein  Eros  mit  einem 
Kranz  der  Göttin  entgegenfliegt  und  zwei  Eroten 
über  einen  zweiten  Kranz,  den  der  Eine  hält,  sich 
angelegentlichst  unterhalten,  spielen  zwei  andere 
Liebesgötter  „alla  Morra"  (Taf.  öti.  2):  sie  sitzen  sich 
gegenüber,  halten  je  mit  der  Linken  einen  Stab 
gefasst,  strecken  Finger  ihrer  rechten  Hände  —  der 
eine  Eros  einen  Finger,  der  andere  alle  fünf  — 
aus,  beobachten  sich  aufmerksam  und  sind  so  le- 
bendig gezeichnet,  dass  man  aus  ilircm  iMuiulc  den 
Schrei  der  Zahl  (sechs)  zu  hören  vermeint. 

Ein  zweites  Beispiel  (Taf.  5G,  3)  wies  Panof  ka 
dann  auf  einer  äusserst  fein  gezeichneten  uolanischen 
Hydria  der  Sammlung  Betti  in  Neapel  nach,  welche 
jetzt   der  Sammlung  Dzialynski   in  Paris  angehört 


«)  Vgl.  noch  Cic.  de  off.  III,  23,  ',10  und  de  div.  II,  41,  8:), 
wu   beidemal   das   Morraspielen   dorn    l.oosen   gleichgesetzt  wird. 

')   l'anofka  liilJ.   anl.   Leb.   S.  17   zu  .\,   !l. 

*)  Abgebildet  z.  ß.  auch  in  der  Arch.  Ztg.  1800,  130;  u.  s.  w.  ; 
Vgl.   Klasch  .Angebl.    Argunautenb.  S.  30   11- 


153 


und  vou  Jahn  veröffentlicht  ist ') ;  die  Vase  hat 
durch  Verbrennen  auf  dem  Scheiterhaufen  theilweise 
gelitten.  Zwei  Jungfrauen  haben  sich,  um  auf  dem 
Gang  von  der  Quelle  auszuruhen,  auf  ihre  vollen 
Hydrien  gesetzt  und  spielen  7.um  Zeitvertreib  ..alla 
Morra" :  mit  der  Linken  fassen  Beide  einen  Stab, 
während  die  eine  zwei  Finger,  die  andere  die  fünf 
Fina-er  der  rechten  Hand  ausstreckt.  Wo  schöne 
Mädchen  weilen,  ..kommt  auch  schon  Amor,  der 
lächelnde  Knabe,"  hier  mit  einer  Tänie  in  den  Hän- 
den der  Siegerin  entgegenschwebend;  hinter  den 
Spielenden  steht  noch  eine  Gefährtin,  welche  auf- 
merksam dem  Spiele  folgt  und  in  der  erhobenen 
Rechten  einen  Kranz  als  Gewinn  en)porhält. 

Ein  drittes  Mal  findet  sich  das  Morraspiel  in 
dem  einen  Bilde  einer  ruvesischen  Schale  des  Museo 
Nazionale  zu  Neapel  (uo.  2.574),  welches,  bis  jetzt 
unbekannt,  eine  leidlich  gute  Zeichnung  des  voll- 
reifen  apulischen  Stils  ist  (Taf.  5G,  1).  Wir  sehen 
einen  Jüngling  und  eine  Maid  s[üelen:  er  hebt  alle 
fünf  Finger  empor,  sie  streckt  —  ein  wenig  unge- 
geschiekt  oder  zaghaft  —  zwei  Finger  der  rechten 
Hand  vor;  die  linken  Hände  fassen  wieder  einen 
Stab;  die  gespannte  Aufmerksamkeit  der  Spielenden 
ist  trefflich  wiedergegeben.  Oben  sitzt  ein  Eros, 
welcher  der  gewinnenden  Frau  den  Siegeskranz 
hinhält;  daneben  steht  eine  Genossin,  die  in  den 
Händen  Fächer  und  Kranz  haltend  zuschaut. 

Diese  drei  Vasenbilder,  welche  in  der  Wieder- 
gabe des  Spiels  ebenso  miteinander  übereinstimmen 
als  in  der  Lebensfrische  der  Zeichnung,  bieten  uns 
nun  einen  Anhalt,  etwaige  andere  Darstellungen  des 
Morraspiels  sicher  zu  stellen.  Zuerst  scheint  näm- 
lich aus  den  gegebenen  Beispielen  hervorzugehen, 
dass  beim  Morraspiel  der  alten  Griechen  und  Römer 
der  Gebrauch  eines  Stabes,  den  die  linken  Hände 
der  Spielenden  hielten,  üblich  gewesen  ist,  um  so 
ein  absichtliches  oder  unabsichtliches  Stören  durch 
die    linke   Hand    zu    verhindern  '");    heute    pflegt 

'j  Abgeb.  Annali  Jell'  Insl.  1806  tav.  d'agg.  L';  vgl.  Jahn  ebd. 
p.  326;  Panofka  Arch.  Ztg.  1848  S.  246,  2;  Longperier  Rev.  arch. 
N.  S.  XVII  p.  354. 

"J  Vielleicht  auch,  um  die  Spieler  in  einer  bestinimlen  Kntfernung 
jim  einander  zu  halten  (was  bei  der  lebhaften  Erregung,  die  das 
Spiel  leicht  bewirkt ,   immerhin  nünschenswerlh    erscheinen   mochte) 


aus  derselben  Ursache  der  italienische  Morraspieler 
die  Linke  geballt")  auf  dem  Rücken  zu  halten. 
Doch  dünkt  mich  ein  solcher  Stab  nicht  absolut 
nöthig,  und  sind  Morraspieler  auf  antiken  Bildwerken 
ohne  denselben  immerhin  möglich  (vgl.  Nonn.  1.  c ); 
andererseits  aber  zwingt  das  Vorhandensein  und 
derartige  Benutzen  eines  Stabes  keineswegs,  immer 
das  Morraspielen  zu  erkennen,  wie  z.  B.  auf  dem 
bei  dem  Heiligthuni  des  Zeus  Urios  am  Bosporos 
gefundenen  und  von  Michaelis  besprochenen  Relief- 
bruchstück ")  sicherlich  nicht  alla  Morra  gespielt 
wird,  sondern  zu  irgend  einem  Zweck  die  Länge 
des  Stabes  unter  aufmerksamster  Theilnahme  der 
Mitspielenden  gemessen  wird. 

Ferner  ist  auf  das  Genaueste  die  Haltung  der 
Finger  zu  beachten,  denn  nicht  jede  lebhafte  Finger- 
bewegung weist  auf  ein  Morraspielen,  zumal  bei  der 
lebhaften  Gestikulation  des  Südländers,  der  sich 
darin  heute  wie  im  Alterthume  gleichgeblieben  ist: 
die  Finger  sind  der  Natur  des  Spiels  gemäls  dem 
Gegner  entgegengestreckt ,  damit  er  ihre  Anzahl 
leicht  zu  übersehen  vermag.  Dies  hat  Jahn  unbe- 
achtet gelassen,  wenn  er  nach  Gerhards  Vorgang 
auf  einer  roh  gezeichneten  Hydria  des  hiesigen  Mu- 
seums (no.  1%3)  '')  Morraspieler  erkennen  möchte: 
hier  steht  ein  Jüngling,  die  linke  Hand  in  den 
Mantel  gewickelt  und  auf  seinen  Stab  gelehnt,  die 
fünf  Finger  der  Rechten  lebhaft  erhebend,  vor  einer 
auf  einem  Stuhl  sitzenden  Frau,  welche  beide  Hände 
lebhaft  bewegt  und  zwar  die  fünf  Finger  der  nach 
oben  geöffneten  rechten  Hand  ziemlich  wagerecht 
vorstreckt,  dagegen  die  fünf  der  hoch  erhobenen 
Linken  nach  innen  krümmt.  Mir  scheint  dies  all- 
zusehr ein  Verstols  gegen  den  Sinn  und  die  Natur 
des  Spiels,  und  demnach  auf  dem  Berliner  Vasen- 
bilde nur  eine  äusserst  lebhafte  Unterhaltung  ") 
dargestellt,  ebenso  wie  auch  auf  einem  etruskischen 
Spiegel   des  Museo  Gregoriano  (Ghd.  76)  nur  eine 

oder  um  au  dem  Stab  mit  den  Fingern  der  linken  Hand  die  Zahl 
der  Gewinne  zu  bezeichnen,  nciches  z.  E.  aus  iNo.  1  und  3  geschlossen 
werden  kann. 

")   Ebenso  bei  Nonnos  Dionjs.   33,  79  s. 

»«)  Michaelis  Arch.  Ztg.  1864,  192  S.  198  ff.  [Das  Relief  ist 
seit  Kurzem   für  das  Berliner  Museum  erworben.) 

")  Abg.   Annali   1860  tav.  d'agg.   V;    vgl.  .lahn  ebd.  p.  328. 

"J   VVas  übrigens  auch  Jahn  1.  c.  für  möglich  halt. 


154 


von  Handbewegungen  begleitete  Unterredung  zwi- 
schen den  Gottheiten,  aber  kein  Ausschlag  gebendes 
Morraspiel  dargestellt  ist.  welches  Feuerbach  (Nach- 
gel. Schrift.  IV  S.  9.3  f.)  zu  erkennen  glaubte. 

Dass  alle  diese  und  ähnliche  Darstelluugen 
nicht  Morraspieler  vorführen  "'),  beweisen  genugsam 
die  drei  mitgetiieilten  Vaseubilder,  welche  uns  für 
die  Darstellung  des  Spiels  eine  sichere  Handhabe 
gewähren  und  zugleich  durch  die  Aninuth  ihrer 
Zeichnung  und  Vollendung  ihrer  Ausführung  eine 
Bestätigung  des  Urtheils  darbieten,  welches  Winkel- 
ig) Audi  bei  Cohen  Med.  imp.  VI,  20,  6  p.  .')'il,  0  ist  sicher 
nicht  an  das  Morraspiel  zu  denken,  sondern  vielmehr  ein  BreUspiel 
dargestellt. 


mann  (Kunstgescb  HI,  4,  35)  über  die  Vasen  gefällt 
hat  und  mit  dem  ich  meine  Mittheilung  schliessen 
will:  „Diese  Gefäfse  sind,  wie  die  kleinsten  ge- 
ringsten lusecten  die  Wunder  in  der  Natur,  das 
Wunderbare  in  der  Kunst  und  Art  der  Alten ,  und 
so  wie  in  Raphaels  ersten  Entwürfen  seiner  Ge- 
danken, der  Umriss  eines  Kopfes,  ja  ganze  Figuren, 
mit  einem  einzigen  unabgesetzten  Federstrich  ge_ 
zogen,  dem  Kenner  hier  den  Meister  nicht  weniger, 
als  in  dessen  ausgeführten  Zeichnungen,  zeigen; 
ebenso  erscheint  in  den  Gefäfsen  mehr  die  grolse 
Fertigkeit  und  Zuversicht  der  alten  Künstler,  als  in 
anderen  Werken.  Eine  Sammlung  derselben  ist  ein 
Schatz  von  Zeichnung-en."  H.  Heyukmann. 


In  Ruvo  di  Puglia  ist  vor  Kurzem  eine  Vase 
gefunden  worden,  deren  bildliche  Darstelluugen  mir 
durch  die  bewährte  Güte  G.  Jatta's  in  Durchzeich- 
zeichnungen  vorliegen.  Die  Vase  hat  die  Form  des 
sog.  Faso  a  tromha  oder  der  sog.  arifora  pugliese 
(Jahn  Münch.  Katal.  II,  47),  da  diese  Form  sich 
sehr  häufig  ja  fast  ausschliesslich  in  Apulien  vor- 
findet, und  ist  mit  verschiedenen  Vorstellungen  ver- 
sehen, die  den  Charakter  der  späteren  unteritalischeu 
Kunst  deutlich  an  sich  tragen. 

Am  Hals  sehen  wir  in  der  Mitte  der  einen 
Seite  auf  einem  Stuhl  eine  Frau  mit  laugen  Locken 
sitzen,  in  Schuhen  Chiton  reichem  Schmuck  und 
Mantel,  der  das  Hinterhaupt  verhüllt;  sie  hat  die 
Beine  gekreuzt,  die  liechtc  auf  das  rechte  Knie  ge- 
legt und  senkt  den  Kopf  nachdenklich.  Auf  die- 
selbe schwebt  ein  beschuhter  reichgeschmückter  Eros 
zu,  welcher  in  beiden  Händen  ein  IJädchen  an 
dem  Faden  hält.  Unter  dem  Eros  steht  vor  der  Frau 
eine  viereckige  Cista  mit  (dachähulichcni)  Deckel 
und  Henkel,  deren  Seiten  mit  FigUrchen  geschmückt 
sind.  Der  Frau  gegenüber  sitzt  auf  einem  Lchn- 
stuhl  ein  unbärtiger  lorbeerbekränzter  Mann,  unter- 
wärts bemäntelt,  in  der  Kochten  einen  Stab;  er 
streckt  im  Gcsiniich  die  Linke  vor.    Hinter  der  Frau 


JASON  BEI  AIETES, 

VASENBILD  AUS  KUVO. 

steht  eine  zweite,  in  Chiton  und  Mantel,  Schuhen 
und  Schmuck,  welche  in  der  gesenkten  Linken  einen 
Kranz  hält,  während  sie  die  Rechte  gegen  den  Mund 
hebt  und  auf  den  Jüngling  hört;  vor  ihr  liegt  unten 
ein  Spiegel.  Hechts  und  links  wird  die  Vorstellung 
von  je  einer  grofsen  schlanken  Amphora  (mit  reich- 
verzierten Henkeln)  begrenzt;  oben  zur  liaumaus- 
füllung  ein  Ball  und  eine  Rosette. 

Auf  der  anderen  Seite  sitzt  in  der  Mitte  auf 
einem  Lehnstuhl  eine  Frau,  beschuht  bekleidet  und 
reichgeschmUckt,  die  Beine  gekreuzt;  sie  hat  die 
Rechte  an  das  rechte  Knie  gelegt  und  hebt  die  linke 
Hand  in  eifrigem  Gespräch  mit  dem  abgewandt  vor 
ihr  auf  einem  Stuhl  sitzenden  Jüngling  (Apollon?), 
der  das  Gesicht  zu  ihr  umwendet.  Derselbe  hat 
um  die  lang  herabfallenden  Locken  einen  l'erlen- 
kranz,  um  die  Obersehenkel  die  Chlamys,  in  der 
Rechten  eine  grolse  Leier:  mit  der  Linken  stützt 
er  sich  auf  den  Stuhl.  Hinter  der  Frau  sitzt  abge- 
wandt im  höheren  IJaume  ein  Eros,  beschuht  und 
reichgeschmückt,  in  der  Linken  einen  Kranz  haltend; 
der  kleine  Gott  wendet  das  Gesicht  zu  den  beiden 
Figuren  um.  Hinter  der  Frau  kommt  eilig  eine 
Zweite  herbei,  in  Chiton  und  Mantel,  beschuht  und 
geschmückt,  welche  in  beiden  Händen  eine  grofse 


155 


scliwere  Schüssel,  an  den  Henkeln  gefasst,  vor  sich 
her  trägt  und  niedersetzen  will ;  unten  —  vor  ihr  — 
liegen  ein  Spiegel  und  ein  Fächer.  Hinter  dieser 
Dienerin  steht  auf  einem  niedrigen  candelaber- 
artigcn  ')  Untersatz  eine  hohe,  schlanke  Lckythos; 
vor  dem  Jüngling  mit  der  Leier  dagegen  steht  eine 
grol'se  dickbauchige  Hydria. 

Am  Bauch  sind  zwei  Bildstreifen  angebracht, 
von  denen  der  untere  eine  der  gevvölmlichen  Ver- 
sammlungen von  Frauen  und  Jünglingen  zeigt,  die 
mit  einander  in  Unterhaltung  begriffen  sind.  Auf 
der  Vorderseite  —  unter  der  oben  beschriebenen 
Vorstellung  —  sehen  wir  z.  B.  links  einen  auf  sei- 
ner Chlamys  sitzenden  Jüngling,  der  in  der  Linken 
seinen  zur  Erde  gesetzten  Stab  hält,  im  Gespräch 
mit  einer  Fi-au,  welche  ihm  auf  der  vorgestreckten 
Rechten  einen  Schwan  zeigt ;  sie  ist  mit  Chiton  und 
Mantel  versehen ,  beschuht  und  reichgeschmückt, 
kreuzt  die  Beine  und  lehnt  sich  mit  dem  linken 
Arm  auf  eine  Stele.  Oben  hängt  eine  Tänie.  Da- 
neben ist  ein  Jüngling,  welcher  um  den  gesenkten  rech- 
ten Arm  die  Chlamys  und  in  der  erhobenen  Linken 
eine  Strigilis  trägt,  im  Gespräch  mit  einer  vor  ihm 
auf  einem  Lehnstuhl  (mit  Fufsbank)  sitzenden  Frau, 
welche  zu  ihm  das  Gesicht  umwendet;  sie  ist  mit 
Schuhen  Chiton  und  Schmuck  ausgestattet,  und  hält 
in  der  Linken  auf  dem  linken  Knie  eine  Kithara. 
Zwischen  beiden  Figuren  liegt  ein  grolser  Fächer. 
Vor  der  eben  beschriebenen  Frau  steht  eine  andere, 
mit  Schuhen  Chiton  Mantel  und  Schmuck,  welche 
in  der  linken  Hand  einen  Spiegel,  in  der  Rechten 
eine  Schale  hält. 

Bieten  die  bisher  beschriebenen  Darstellungen 
soviel  ich  zu  sehen  vermag,  nur  Scenen  des  täg- 
lichen Lebens,  so  enthält  dagegen  die  Vorderseite 
des  oberen  Streifens  eine  mythologische  Scene 
aus  dem  Sagenkreis  der  Argonautika;  über  die  je- 
denfalls unwichtige  Vorstellung  der  Rückseile  dieses 
oberen  Streifens  vermag  ich  nichts  ndtzutheilen,  da 
mir  G.  Jatta  weder  Banse  noch  Beschreibung  der- 
selben zugestellt  hat. 

Die  Vorstellung  der   Vorderseite   zeigt  Jason 

')  Vgl.  den  ähnlichen  Untersatz  auf  Tal.  I,  53  in  meinem  Ver- 
zeicbniss  der  Neapeler  Vasensammlung. 


mit  dem  goldenen  Vliess  vor  Aietes.  Der 
(in  der  Bause  unbärtige  (V),  auf  der  Vase  wohl 
weissbärtige)  Kolcherkönig,  in  phrygischer  Mütze, 
kurzem  gegürtetem  Aermelchiton  Mantel  und  hohen 
Stiefeln  (hSQOfitSsg),  sitzt  in  der  Mitte  des  Bildes; 
auf  seinem  Schols  liegen  zwei  kurze  Lanzen,  die 
er  vermuthlich  mit  der  Rechten  hält.  Die  Linke 
streckt  Aietes  vor,  als  ob  er  das  Widderfell  in  Em- 
pfang nehmen  will,  welches  der  vor  ihm  stehende 
Jason  in  der  Linken  am  Schwanz  gefasst  hält;  der 
Held  trägt  hohe  Stiefel,  um  den  Hals  die  Chlamys 
geknüpft,  im  Nacken  den  Petasos,  um  die  Brust 
das  Wehrgehänge,  in  der  Rechten  *zwei  Lanzen. 
Zwischen  beiden  Männern  schwebt  ein  reichge- 
schmückter Eros  mit  einer  Perlentänie  in  den  Hän- 
den auf  Jason  zu;  der  kleine  Flügelgott  blickt  um 
zu  der  hinter  Aietes  stehenden  Frau,  welche,  int 
Chiton  und  Mantel,  beschuht  und  geschmückt,  den 
rechten  Fufs  höher  aufgesetzt  hat  und  aufmerksam 
auf  Jason  blickt;  in  der  gesenkten  Rechten  hält  sie 
(an  Fäden,  die  wenigstens  in  der  Bause  fehlen)  ein 
Rädchen,  während  die  Linke  lebhaft  vorgestreckt  ist. 
Jedenfalls  haben  wir  in  ihr  Medea  zu  erkennen, 
deren  Zauberkünste  und  Liebe  den  Jason  zum  Be- 
sitze des  Vliesses  verholfen  haben;  wie  sie  im  an- 
deren Vasenbildern  durch  den  (fWQiafing  als  Zau- 
berin charakterisirt  wird  ''),  so  hier  vielleicht  durch 
das  Rädchen,  dessen  Gebrauch  bei  der  Magie  ja 
bekannt  ist  ') :  falls  der  Maler  es  nicht  einzig  aus 
Gedankenlosigkeit  hinzugefügt  haben  sollte.  Untei-- 
halb  Medea  liegt  ein  grofser  Hund  und  ein  Sack 
nebst  fünf  kurzen  Stäben,  ganz  wie  auf  der  Melea- 
gervase  der  Sammlung  Santangelo  (no.  11),  nur 
dass  auf  unserer  Vase  der  Sack  nicht  gcHeekt  ist. 
Ob  diese  Jagdgeräthe  und  der  Hund  dem  Aietes 
zugehören  oder  dem  Jason?  ob  der  Maler  dadurch 
etwa  die  Erlegung  des  das  Widderfell  bewachenden 
Drachen  als  Jagd  der  Argonauten  charakterisiren 
wollte?  Möglicherweise  dienen  Hund  und  Jagdge- 
räth  auch  nur  zur  Raumausfüllung.  Hinter  Jason 
sitzt  noch   auf  seiner  Chlamys   ein  unbärtiger  Ar- 

')  Vgl.  z.  B.   auf  der  Vase  des  Meidias  (Ür.  Mus.  1264);   Mi'in- 
chener  Vase  No.  80.ö;  u.  a.  m. 

ä)   Vgl.  Jahn   ßer.  der  Sachs.   Ces.   IS.i'i  S.  256  ff. 


156 


gonaut,  mit  boheu  Stiefeln,  im  Nacken  den  Pe- 
tasüs,  um  die  Brust  das  AVehrgehänge,  in  der 
Rechten  eine  Doppellanze;  er  zieht  mit  der  Linken 
den  einen  Zipfel  seines  Mantels  über  die  linke 
Schulter  und  blickt  um  (nach  anderen  nicht  mehr 
gemalten  Gefährten).  Ein  zweiter  Argonaut  steht 
hinter  Medea,  in  Chiton  JMantel  und  Stiefeln,  auf 
dem  Haupte  den  Petasos:  er  hat  die  Beine  gekreuzt 
und  stützt  sich  auf  einen  Krumnistab.  Den  Beschluss 
macht  eine  hinter  ihm  befindliche  Erinys  mit  ge- 
waltigen Kückentlügcln,  welche  fortgehend  zu  Jason 
und  Medea  zurückblickt;  die  Fluchgöttin  ist  mit  einem 
kurzen  gegürteten  Aermelcbiton  hohen  Jagdstiefeln 
Mantel  und  Kreuzbändern  verseilen,  den  Kopf  (wie 
es  scheint)  mit  Schlangen  umwunden.  In  der  Rech- 
ten hält  sie  ein  Schwert  (in  der  Scheide),  in  der  ge- 
senkten Linken  eine  Fackel,  mit  welchen  beiden  At- 
tributen sie  auch  auf  einer  Canosiuer  Vase  des  Xea- 
peler  Museums  (no.  0221 )  bei  dem  Kindermorde  und 
der  Flucht  der  Medea  aus  Koriuth  zugegen  ist. 

Dass  unser  Vasenbild  den  Jason  mit  dem  Widder- 
fell vor  Aietes  zeigt,  unterliegt  keinem  Zweifel :  die 
phrygische  Tracht  des  Königs  zeugt  dafür;  dagegen 
ist  Medea,  wie  öfter,  in  griechischer  Kleidung  dar- 
gestellt; die  Tracht  ihres  Vaters  genügte  vollauf  zur 
Bezeichnung  der  Scene. 

Die  gröfste  Aehnlichkeit  hat  mit  der  eben  be- 
schriebenen Darstellung  ein  von  Millingen  heraus- 
gegebenes (Peint.  de  vas.  VII)  Vasenbild,  über  dessen 
Deutung  verschiedene  Meinungen  herrschen.  Vor 
einem  sitzenden  Herrscher,  der  in  der  Linken  ein 
Seepter  hält,  steht  Jason  *),  wie  auf  der  ruveser 
Vase  gekleidet,  nur  ohne  Stiefel,  in  der  Linken  das 
Widderfell.  Auf  ihn  schwebt  eine  Nike  mit  Kreuz 
und  Tänie  zu.  Hinter  ihm  stellt,  mit  übereinander- 
geschlagenen  Beinen  an  eine  ionische  Säule  gelehnt, 
Medea,  durch  die  phrygische  Mütze  unzweifelhaft 
gesichert.  Hinter  dem  König  sitzt  (il)cn  Hermes 
mit  Kerykeion  und  Fruchtschale ,  während  eine 
Dienerin  geschäftig  einen  Sessel  herbeibringt  und 
ihn  neben  den  König  hinstellen  will.  Diesen  grie- 
chisch ^)  gekleideten  König   nannte  Ottfried  Müller 

*)  Millingeo  I.  c.  sieht  dagegen  den   Plirixos  in  dieser  Figur! 
*)  Vgl.  z.  B.  den  Ihebanischen  Kreon  aiir  Taf.  iO  der  Arcli.  Ztg. 
des  Jahres   1870;  u.  a.  m. 


Pelias  (Handb.  §  412,  4  S.  694),    dagegen  Flasch 
(Festgruls    der  jihil.  Gesellsch.  zu    Würzburg    1868 
S.  77  if.)  in  ihm  Aietes  sieht"):  wie  mich  dünkt  mit 
Unrecht.    Denn  die  Gründe  gegen  Müllers  Erklärung, 
die  Flasch  vorbringt,  scheinen  mir  nicht  stichhaltig. 
Wenn  uns  „die  litterarische  Notiz  darüber  fehlt,  dass 
Jason    das   goldene   Vliess    dem   Pelias    persönlich 
überbracht  hätte,''   so  ist  das  nur  ein  Zufall,  denn 
da   Pelias   dem  Jason   das  Holen  des  Vliesses  be- 
fohlen,  so  musste  Jason  es  ihm  auch  überbringen, 
um  die  Erfüllung  der  Aufgabe  zu  zeigen.    Ferner  ver- 
mag ich  in  der  Stellung  und  Haltung  Medca's  nicht 
zu  erkennen,  dass  sie  ..nicht  mit  dem  Jüngling  eben 
angekommen,    sondern  sich    schon  früher    in    dem 
Palaste  ihres  Vaters  Aietes  befand."    Während  Jason 
dem  König  Pelias  das  Widderfell  zeigt  und  dieser  er- 
staunt die  Rechte  ausstreckt,  steht  die  Barbarin  Medea 
hinter  ihrem  Geliebten   und  betrachtet  aufmerksam 
und  verschlossen  den  König,  der  das  nächste  Opfer 
ihrer  List  sein  wird.     Für  Pelias  spricht  auch  die 
Kleidung,  da  viel  eher  (die  hellenisirte)  Medea  grie- 
chisch gekleidet  sein  kann,  als  der  kolchische  Aietes; 
und  wie  auf  der  neuen  ruvesischen  Vase  der  Barbar 
Aietes  allein  ist,  umgeben  von  den  Argonauten  und 
seiner  mit  diesen  verbündeten  Tochter,    so  ist  an- 
dererseits auf  dem  Millingen'schen  Vasenbild  wie- 
derum die  ausländische  Medea  fremd  und  allein  in 
Griechenland,  und  dies  fühlt  sie,  wie  ihr  prüfender 
Blick  verräth.     Nike,    welche  den  Jason   nach  be- 
endeter Fahrt  krönt,  und  Hermes,  der  ihn  wie  alle 
Helden  begleitet  hat,   sprechen  auch  mehr  für  den 
Schlussact    des    Unternehmens    bei    Pelias,    dessen 
Dienerin  dem  langentfernten  Helden  den  Sessel  her- 
beibringt, Avährend  an  die  fremde  Frau  nicht  weiter 
gedacht  wird. 

So  haben  wir  also  meiner  Meinung  nach  in 
jedem  der  beiden  Vasenbilder  bei  aller  Aehnlich- 
keit (loch  verschiedene  Scenen  zu  erkennen:  auf 
der  ruvesischen  Am])hora  Jason  niif  dem  Widder- 
toll  bei  .\ietcs,  dagegen  in  der  Millingen'schen 
Zeichnung  bei  Pelias. 

11.   I1eyiikm.\xn. 

l«)  Ebenso  auch  Stephan!  CR.   1869  S.  112.  .■).] 


157 


DARSTELLUNGEN  AUS  DEM  MYTHOS  DER  PHÄDRA  UND  DES 

HIPPOLYTOS. 


Vgl.  Arch.  Ztg.  1871  S.  45  und  S. 


1. 


SARKOPHAG  AUS  SALONICHI. 

In  der  archäologischen  Zeitung  des  Jahres  1857 
ist  ein  Sarkophag  veröffentlicht  (Taf.  100),  der  aus 
Salonichi  staninit  und  jetzt  vor  der  Irenenkirche  zu 
Coustantinopel  sich  tindet.  Da  die  beigefügte  Er- 
klärung von  Dr.  0.  Frick  (S.  33  ff;  vgl.  auch  Arch. 
Ztg.  1858  S.  131)  nicht  in  allen  Punkten  das  Rich- 
tige trifft,  die  irrige  Deutung  der  Vorstellung  aber 
iu  der  letzten  Besprechung')  der  hierhergehürigen 
Monumente  beibehalten  worden  ist,  so  scheint  eine 
neue  Besprechung  des  Reliefs  nicht  überflüssig. 

Nach  Frick  stammt  der  Sarkophag  aus  dem 
Zeitalter  der  Antonine;  Prof.  Adler  dagegen  setzt 
ihn  nach  Autopsie  in  noch  bedeutend  spätere  (bj- 
zautinische)  Zeit.  Die  Abbildung  erlaubt  keinen 
Entscheid  in  dieser  Sache.  Die  Figuren  sind  — 
wie  aus  der  Beschreibung  bei  Frick  hervorgeht  — 
fast  alle  ohne  Köpfe,  hier  und  da  fehlt  auch  ein 
Arm  und  ist  die  Oberfläclie  beschädigt,  ohne  dass 
jedoch  über  die  Motive  und  Ergänzungen  (wie  sie 
die  Abbildung  aufweist)  Unklarheiten  zurückbleiben. 
In  Betreff  der  Schmalseite,  welche  Theseus,  Ariadne 
verlassend,  darstellt,  möchte  ich  nicht,  wie  Frick, 
in  dem  schuppenartig  verzierten  Holz  ein  Steuer- 
ruder, sondern  vielmehr  das  an  Stelle  der  Schiffs- 
leiter (xlifiaxlg  Böckh  Seeurkunden  S.  1 2.ö,  3)  häufig 
gebrauchte  Breit  (dnnßäitQa  Paus.  X  2.5,  3)  erken- 
nen, auf  dem  Theseus  iu  das  Schiffsteigen  wird.  Ein 
Gefährte  fasst  mit  der  Linken  nach  dem  linken  Arm 
des  Theseus,  um  sein  Einsteigen  zu  beschleunigen, 
ganz  wie  auf  dem  Wandgemälde  der  Casa  dcl  pocla 
in  Pompeji  (Heibig  no.  1218). 

Die  Langseite,  jederseits  durch  eine  Karyatide 
begrenzt,  zerfällt  deutlich  in  zwei  Scenen  des 
Phädra-  und  Hippolytosmythos,  die  durch  eine 
Säule  ")   auch   äusserlich  sichtbar  getrennt  werden; 

')  Von  Hinck  in  den  Annali  dell'  Inst.   18(i7  p.  109,  3. 
")   Sicherlicb  kein  A  llar!    Freilich  weiss  ich  den  glockenförmi- 
gen Aufsatz  nicht  zu  erklären. 
Archäolog.  Zlfe'.,  Jahrgang  XXIX. 


und  zwar  wird  in  jeder  Sccne  die  Thätigkeit  und 
das  Gebahren  hier  der  Phädra,  dort  des  Hippolytos 
in  scharfem  Gegensatz  gegeneinander  geschildert. 

In  der  Scene  links  vom  Beschauer  erscheint 
Phädra,  der  Allgewalt  der  Aphrodite  erliegend, 
welche  ihren  kleinen  Sohn  Eros  anweist,  einen 
Liebespfeil  in  das  Herz  der  Phädra  zu  schiessen: 
Eros  kniet  auf  einem  Altar  —  vielleicht  des  Apollon 
Agyieus, vielleicht  der  Aphrodite  selbst  —  und  schiesst 
einen  Pfeil  ab;  beide  Gottheiten  sind  unsichtbar 
zugegen  zu  denken.  Während  dessen  ist  die  sitzeude  ^) 
Phädra  in  eifrigem  Gespräch  mit  der  Amme,  weiche 
hinter  ihr  steht.  Vermuthlich  wollte  der  Künstler 
des  Sarkophags  den  Augenblick  wiedergeben ,  iu 
dem  Phädra  der  Trophos  den  Namen  desjenigen 
mittheilt,  den  sie  liebt,  worüber  die  Amme  heftig 
erschrickt:  oi'/.tni,  xi  ksSeig,  zixvov;  äg  (.i  aniöXsaag 
ruft  sie  beim  Euripides  (Hipp.  354)  aus  —  in  der 
Darstellung  legt  sie  entsetzt  die  Rechte  aufs  Haupt 
und  greift  in  der  Aufregung  die  Linke  der  Herrin, 
X^V  enl  xuqtkZ,  während  eine  Dienerin  über  das 
eben  gehörte  Geheimniss  nachdenklich  und  erstaunt 
den  Zeigefinger  der  rechten  Hand  gegen  die  ge- 
senkte Stirn  führt. 

Gegenüber  dieser  unter  Aphrodite  willenlos 
leidenden  Phädra  führt  nun  die  andere  Scene  den 
thätigen  Ilijipolytos  vor  unsere  Augen  und  zwar 
als  .läger  und  freiwilligeu  Verehrer  der  Artemis. 
Denn  in  dem  sitzenden  Manne  mit  Schwert  und 
Dreizack  in  den  Händen  ist  gewiss  nicht  ..Theseus  zu 
erkennen,  den  der  Dreizack  als  Sohn  des  Poseidon 
bezeichnet,  während  das  quer  über  den  Schols  ge- 
legte Schwert  auf  die  Mutter  Aethra  deutet,"  wie 
Frick  will,  der  deragemäls  in  der  Scene  Theseus 
und  den  sich  rechtt'crtigendeu  Hippolytos  sieht. 
Vielmehr  ist  Hippolytos  in  der  sitzenden  Figur  dar- 
gestellt,  und  der  Dreizack  in  seiner  Liiüien   aller- 

')   Unter    ihrem    Stuhl    sieht    in    der    Zeichnung    ein    Gefafs    — 
sollte  etwa  ein   Arheilskorh  gemeint  sein? 

22 


158 


dings  sonderbar,  aber  ininierhin  leicbt  zu  erklären. 
Entweder  haben  wir"  nämlich  einen  dieispitzigen 
Speer  vor  uns,  den  Hesychios ')  erwähnt  und  der 
bei  Eberjagden*)  zuweilen  gebraucht  zu  sein  scheint, 
oder  —  und  dies  dünkt  mich  auch  niöglich  —  eine 
zum  Fischstechen  dienende  Triaina  oder  Triodus '), 
welche ,  von  Flaton  ')  Aristoteles ')  und  sonst  ") 
mehrfach  erwähnt,  von  PoUux  ausdrücklich  '")  unter 
denaxEvf]  äXievztxä  mitangeführt  wird,  auch  auf  Bild- 
werken ")  beim  Fischfang  vorkommt.  Hipjiolytos  ist 
also  nicht  nur  ein  Liebhaber  der  Jagd  vierfülsiger 
Thiere,  wie  ihn  die  griechische  Sage  kennt,  sondern 
wird  durch  den  Dreizack  möglicherweise  auch  als  eifri- 
gerFischfängercharakterisirt  und  dadurch,  fast  möchte 
ich  sagen,  romanisirt,  indem  ihm  die  Fischfanglieb- 
haberei römischer  Grolseu  [vg\.  Becker-Rein  Gallus 
III  S.  .^6  ffl  beigelegt  wird.  Der  jugendliche  Held, 
Von  der  Eberjagd  heimgekehrt,  sitzt  da  und  wendet 
sich  zu  einem  Genossen,  welcher  an  einer  Säule  (die 
Andeutung  eines  Artcniisheiligthums)  ein  Hirsch- 
geweih befestigt,  als  schmückendes  Weibgeschenk 
an  die  Artemis,  der  Hippolyt  bei  Euripides  (71) 
seinen  Kranz  weiht;  die  Basis  der  Säule  ist  hier 
schon  mit  Guirlauden  geziert.  Neben  Hippolytos 
ist  noch  sein  Pferd  angebracht,  das  seinen  Durst 
löscht,  und  zwei  Jagdgenossen,  von  denen  der  eine 
beschäftigt  ist,  den  erlegten  Eber  sich  selbst  auf  die 
Schultern  oder  auf  das  Pferd  zu  laden,  während 
der  andere,  welcher  um  den  linken  Arm  noch  nach 
Jägerart  "')  die  Chlamys  trägt,  entweder  mit  ihm 
spricht    oder    mit    Theiluahme    der  Bewegung    des 

*)   Hesycli.  s.  v.  lyCniin'  iSonv  iQfig  fy,uv  lixtii'i.;. 

')  So  i.  B.  von  Melcigros  und  Mopsos  auf  der  Miinclicner 
Schale  des  Arcliikles  und   Glaiikjtes  (no    'i'i'ij;  n.  a.  in. 

•;  Nach  l'hotlos'  Lexikon  aucli  l/ü^vüxniiioy  genannt  s.  v. 
ijfHuoxiViijoi'  "  itjV  iiihtiyav  •  ynwriai  yitn  iii'j[i  hü  riül'  titynltov 
lyllvoiv. 

')   l'lal.  Suphisl.  p.  '220. 

«)  Arislol.  Mirah.  89  (p.  387  U,  1 4  eJ.  Bekker);  Mist.  Anim. 
-1,  10  (p.  .iH7  A,  -il)  und  1(1,  I  (p.  008  li,  17);  Kragni.  1517  (  = 
Allien.  p.  3'>3  C). 

»)   Z.  II.   Antiiul.    l'al.    VI,  :tO. 

'«)  l'ollnx   VII,    i:i8  und   X,  133. 

")  Z.  K.  auf  dem  grofsen  Krater  des  llildeslieinier  Sillierfundes 
(Wieseler  Taf.  I);  u.  a.  m. 

")  Pullux  V,  18:  /Utjxii  ijy  itl  i;]  /f'C't  i;/  ^'"'«  Ttdjii- 
yCilUV  oTtöxt   utxuUfoi  I«   9rjnttt   ^  niiuiud/oitu   Kiuioii  xi).. 


Rosses  zusieht,   ein  Motiv,   welches  z.  B.  auch  auf 
der  Westseite  des  Parthenonfrieses  ")  sich  findet. 

Der  Künstler  des  Sarkophags  (oder  vielmehr 
des  Originals,  das  zu  Grunde  liegt)  hat  also 
auf  der  Langseite  die  beiden  Hauptpersonen  des 
Jlythos,  Pliädra  und  Hippolytos,  in  ihrem  Tliun  und 
Treiben  treffend  charakterisirt  und  gegenübergestellt, 
auf  der  Schmalseite  aber  duicb  die  Darstellung  der 
Untreue  des  Theseus  gegen  Ariadne  angedeutet, 
dass  Phädra's  Untreue  gegen  den  Gemahl  nur  ein 
göttlicher  Vergelt  ist  —  /;  d'  evKlujg  für,  al).'  ofiiog 
annXlviai  (Eur.  Hipp.  47). 

")    Miehaelis  Taf.  I.\,   .\ll,  •_>  i. 


VASENBILD  AUS  ANZI  DI  BASILICATA. 

Abgesehen  von  der  Canosiner  Hydria  ')  der 
Signora  Petrone,  auf  welcher  unzweifelhaft  der 
Selbstmord  der  Phädra  dargestellt  ist,  sind  bis  jetzt 
Vasenbilder  mit  Darstellungen  aus  dem  Mythos  des 
Hippolytos  und  der  Phädra  nicht  nachzuweisen  ge- 
wesen, wie  Jahn  (Arch.  Beitr.  S.  306  f)  mit  Recht 
in  Hinsicht  auf  einige  darauf  gedeutete  Vasenzeich- 
nungen behauptet. 

Dasselbe  gilt  von  der  Panofka'schen  Deutung 
einer  Kestner'schen  Vase  (Arch.  Ztg.  lS,');j  Taf.  5(', 
1.  S.  2  fl") ,  deren  Erklärung  auf  Phädra  und  Hip- 
polytos durchaus  irrig  ist.  Ebenso  verfehlt  ist  auch 
der  Versuch  ")  Millingens,  auf  einer  unteritalischen 
ehemals  Durand'schen  ^)  Vase  (Peint.  des  vases 
]-2.  i;].  p.  23  ss)  einerseits  das  Opfer  des  Theseus 
an  den  Poseidon  nebst  Hi])polytos  und  der  Perso- 
nification  des  Waldes,  andererseits  Hippolytos  Phä- 
dra und  die  Amme  zu  sehen. 

Denn  die  für  Poseidon  erklärte  Figur  iiat  in  der 
rechten  Hand  sicherlich  nicht  den  Dreizack,  sondern 
ein  mit  einer  Palmctte  bekränztes  Sce])ter,  wodurch 
die  Benennung  hinfällig  wird;  ferner  ist  die  ,,Fer- 
somjicalioH  dit  hois  roiisarre  d  Hippoli/Ie"  unzwei- 
felhaft ein  Apollon,  und  die  Figur  des  Hippolytos 

')  V((l.   Arch.  Ztg.    1H70  S.  ."il,  •.'   und    1871    S.   '.3. 

')   Gebillist  von   llinck  Annali    18(17   p.  117,  3. 

')  Im  iJc  Wilte'schen  Verzeichniss  nicht  aufgcliihrt  und  lie- 
schriebeo.  .letzt  mihi  im  l.imvre,  wohin  die  erste  Vasensaminlung 
Durand  gelangte     Nutice  sur  .M.   K.   Durand  p.  10). 


159 


\vohl  vielmehr  der  auf  unteritalischen  Vasen  so 
liäufige  ganz  nienselilicli  gebildete  Pan  —  so  dass 
wir  liier  nicht  ein  Opfer  des  Theseus,  sondern  irgend 
ein  anderes,  wahrscheinlich  nnthisches  Opfer  dar- 
gestellt sehen,  ohne  im  Stande  zu  sein,  die  beiden 
bärtigen  Heroen  mit  Namen  zu  versehen-  Die  Klick- 
seite der  Vase  aber  zeigt  nicht  Phädra  Hippolytos 
und  die  Amme,  sondern  irgend  einen  Jüngling  zwi- 
schen zwei  Frauen,  die  zu  benennen  \\ohl  dem 
Vasenmaler  selbst  schwer  und  unmöglich  gewesen 
sein  möchte. 

Vielleicht  ist  die  folgende,  diesem  Mythos  ent- 
nommene, Deutung  eines  längst  bekannten  Vasen- 
bildes richtig  und  jtassend  —  wenigstens  ist  sie  mir 
seit  Jahren  als  die  zutreffendste  erschienen.  Es  ist 
das  Hild  eines  Kraters  ■")  der  früheren  Sammlung 
Fittipaldi  in  Anzi,  veröffentlicht  und  besjirochen 
von  Braun  in  den  Monumenti  und  Annali  1854 
Taf.  16  p.  bö  s;  vgl.  auch  Bull,  dell'  In.st.  1853 
p.  166.  Das  betreffende  Bild  besteht  aus  zwei 
lieihen  von  Figuren,  deren  Zusammengehörigkeit 
und  innerer  Verband  auch  äusserlich  dadurch  ange- 
deutet ist,  dass  sie  nicht  durch  irgend  einen  schmalen 
ornamentalen  Mittelstreifen  getrennt  sind,  sondern 
nur  eine  lieihe  von  Punkten  den  oberen  Figuren 
als  Grundlinie  dient.  Die  untere  Reihe  enthält  — 
durcb  Inschriften  zum  Ueberfluss  bestätigt  —  den 
Kampf  des  Theseus  {&r]asvg)  und  Peirithoos  (TTet- 
Qtd-nng)  gegen  den  bekränzten  Kentauren  Eurytion, 
welcher  die  Gattin  des  Peirithoos,  hier  Laodameia 
{^ianöa^ieia)  genannt,  entfüliren  will.  Unter  dem 
Räuber  liegt  ein  umgestolsener  Skyphos  als  Andeu- 
tung seines  Bausches.  Rechts  und  links  eilen  zwei 
Gefährtinnen  der  Lapithenfürstin  entsetzt  davon. 

Gegenüber  diesen  lebhaft  bewegten  Gestalten 
des  gestörte'n  Hochzeitsfestes  zeigt  der  obere  Theil 
des  Bildes  das  ruhige  Innere  eines  Frauengemachs, 
an  dessen  Wänden  eine  viereckige  Cista  ein  Ball 
und  ein  drittes  mir  unerklärliches  Geräth^)  hängen, 
an  dem  eine  Tänie  gebunden  ist.    In  der  Mitte  steht 

*)  Spälcr  in  der  Sammlung  des  Prinzen  Nüpoleon  (Krohner 
Catal.   1808  No.  'J'i);  jeUt  wo? 

^)  Ktwa  ein  der  sog.  mystischen  Leiter  ähnliches  Musik- In- 
slrument?  Oder  wohl  der  Webkanim  (  Fru'"isr  I.  c:  Melier  de 
tisserand)'? 


eine  hohe  Kline  mit  Kissen  und  Fufsschemel.  Da- 
neben sitzt,  in  tiefer  Trauer ''),  die  Beine  über  ein- 
ander geschlagen  und  die  gefalteten  Hände  um  das 
rechte  Knie  gelegt,  eine  Frau,  welche  durch  die 
Stejjhane  als  Fürstin  gekennzeichnet  ist.  In  ihr  er- 
kenne ich  Phädra,  die  während  der  Abwesenheit 
dos  Theseus  mit  der  Liebe  gegen  Hippolytos  ringt. 
Nach  Euripides  ')  war  Theseus  auf  einer  Theorie  in 
Delphi,  nach  Seneca  ')  mit  Peirithoos  in  der  Unter- 
welt; unser  Vascnmaler  stellt  ihn  sich  bei  dem 
Hochzeitsfeste  des  Peirithoos  weilend  vor,  wie  die 
Darstellung  des  unteren  Streifens  zeigt.  Hinter  Phä- 
dra steht  die  weisshaarige  Annue  "),  ihr  zusprechend 
und  rathcnd,  während  ein  Eros  —  nach  Analogie 
der  von  Jahn  '")  veröft'entlichtcu  Sapphovase  oder  der 
Meleagervase  der  Sammlung  Santangelo  (no.  1 1  j 
möchte  ich  ihn  in  Hinblick  auf  den  unglücklichen 
Ausgang  dieser  Liebe  als  Talas  oder  Phthonos  be- 
zeichnen —  mit  einer  Tänie  auf  Phädra  zuschwebt. 
Ausser  dieser  Hauptgruppe  zur  Linken  des  Be- 
schauers sind  noch  zwei  Gruppen  von  je  zwei  Fi- 
guren dargestellt.  Zuerst  vor  der  Kline  zwei  Die- 
nerinnen der  Phädra,  im  eifrigen  Gespräch  über  die 
geheimnissvolle  Krankheit  der  Herrin  —  ciarjua  ö' 
ijfili'  ijrig  eaiiv  i)  voam;,  sagt  der  Chor  bei  Euri- 
pides (269);  die  eine  hält  in  der  Rechten  einen 
grofsen  Fächer,  die  andere,  in  nachlässiger  Stellung 
gegen  die  Kline  gelehnt,  hat  beide  Hände  nachdenk- 
lich auf  den  Kopf  gelegt  ")  und  hört  auf  die  Aus- 
einandersetzung der  Gefährtin  '*).  Rechts  vom  Be- 
schauer endlich  steht  noch  eine  Frau,  wohl  ebenfalls 
eine  Dienerin  der  Phädra,  aufmerksam  den  )\  orten 
des  vor  ihr  stehenden  und  eifrigst  sprechenden  Päda- 
gogen (des  Hippolytos)  zuhörend;  den  Inhalt  seiner 

*)  Paus.  X,  31,  5:  ä/ucfioiioec;  iyti  ri'ig  /jni«i  nfQi  lo 
aoiajfooi'  yöl'V,   äriüjuiruv  n/ijucc   (uifuirior. 

')  Eur.  Hipp.  634;  787. 

^)  Sen.  Hipp.  833;  »gl.  624. 

°J  Nach  Fruhner  (1.  c),  der  in  der  süßenden  Krau  wiederum 
Laodomeia  erkennen  möchte,  vielmehr  ein  Mann  i,vieillard)'?  Also 
später  reslaiirirt? 

'")  Jahn   Darst.  gr.   nichler  auf  Vasenh.  I,    I    -S,  712  IT. 

")  Vgl.  z.  1!.  dieseihe  Uallung  hei  der  Figur  des  Todes  ■  Clarac 
Mus.  300,   18:i9). 

")  Vgl.  eine  ähnliche  Gruppe  auf  dem  von  Chorikius  heschrie- 
benen   Bilde  gleichen  Inhalts   ed.   Boissonade  p.  16'i. 

22* 


160 


Rede  bildet  entweder  gleichfalls  die  Trauer  der  Für- 
stin oder  auch  —  wenn  wir  der  Kuripideischen  Dich- 
tung auf  den  Maler  dieser  Vase  Einfluss  und  Wirkung 
zuricbreibeu  wdllcn  —  die  einseitige  Götterverehrung 
seines  Jünglings,  über  welche  er  zu  Anfang  der 
erhaltenen  Euripideischen  Tragödie  (v.  ^1  ss)  dem 
Hippolytos  Vorstellungen  zu  machen  versucht. 

Ist  diese  meine  Erklärung  der  oberen  Figuren 
der  lueanischen  Vase  richtig,  so  bildet  die  Zeichnung 
ein  interessantes  Seitenstück  zu  der  anfangs  er- 
wähnten Canosiner  Hydria  mit  der  Darstellung  der 
sterbenden  Phädra. 


SAKKOPHAGKELIEF  AUS  SPALATO. 

In  Spalato  in  Dalmatieu  ist  kürzlich  ein  .Sar- 
kophag gefunden  worden,  von  dem  wir  durch  die 
Zuvorkommenheit  des  Herrn  Gla\inic,  Professors  am 
dortigen  Gymnasium,  eine  wohlgelungene  Photo- 
graphie vorliegt.  Der  Sarkophag,  dessen  Erhaltung 
vorzüglich  ist,  stammt  aus  spätrömischer  Zeit;  die 
Arbeit  ist  sehr  schlecht,  sogar  grob  und  roh:  die 
Haare  und  Gewandfalten  sind  mit  dem  Bohrer  ge- 
arbeitet, die  Hände  und  Füssc  äusserst  plump  wie- 
dergegeben. Um  so  werthvoller  ist  die  Darstellung, 
welche  die  Sage  von  Phädra  und  Hippolytos 
enthält  und  zwar  so  genau  wie  möglich  die  bis 
jetzt  alieinstehende  Composition  eines  Sarkophags 
wiederholt,  welcher,  bei  Chiavoue  au  der  Marem- 
menbahn  gefunden,  in  die  Sammlung  Campana  kam 
und  jetzt  in  Paris  ist  ').  Dieser  Pariser  Sarkophag, 
von  vortrerilicher  Arbeit  und  im  Ganzen  guter  Er- 
haltung, Hndet  nun  durch  die  neue  noch  besser  er- 
haltene dalmatinische  Darstellung  im  Einzelnen  seine 
Ergänzung,  wodurch  das  beiden  Sarkophagen  ge- 
meinschaftlich zu  Grunde  liegende,  jedenfalls  berühmte 
Original  uns  deutlicher  vor  Augen  tritt,  wie  eine  ge- 
naue Vergleichung  beider  Kcplikeu  und  die  folgende 
15esclu-eibung  des  dalnuitinischen  Sarkophags  dies  zur 
zur  Genüge  darthun.  Die  \orderseite  der  neuen  Sar- 
kophagdarstcllung  zerfällt  in  dieselben  drei  nebenein- 
ander l.elindlichen  Scenen,   die    der  Pariser  Sarko- 

»)  Al.g.  in  den  Mon.  deir  |n^l.  VIII,  38,  I  und  br^proclien  n.n 
iiinck  Ann.   I8ti7  p.  I|5  ss. 


phag  darbietet,  vor  welchem  sie  in  Betreff  der  Figuren- 
anzahl eine  Person,  nämlich  eine  Dienerin  der  Phä- 
dra, und  statt  eines  Hundes  zwei  Hunde  voraushat. 
Zur  Linken  des  Beschauers  sitzt  auf  einem  Thron 
(mit  mehrfach  gegliederten  Fülsen) ,  unter  dem  ein 
Spiegel  liegt,  die  liebeskranke  Phädra,  den  Kojif  zu 
einer  Dienerin  umwendend,  welche  tröstend  und  zu- 
sprechend die  rechte  Hand  auf  den  rechten  Oberarm 
der  Herrin  legt,  während  ein  kleiner  Eros,  mit  ge- 
kreuzten Beinen  an  Phädra's  rechtes  Knie  gelehnt, 
die  rechte  Hand  zu  ihr  emporhelit  und  zu  iiir  auf- 
blickt. Neben  Phädra  —  über  dem  Eros  —  stehen 
zwei  andere  Dienerinnen,  beide  in  Vorderansicht: 
die  eine  hat  den  rechten  Arm  über  den  Bauch  ge- 
legt und  den  linken  Arm  im  Ellenbogen  (der  an 
der  rechten  Hand  liegtj  erhoben;  ihr  wohl  nach 
rechts  ')  gewandter  Kopf  und  der  linke  Unterarm 
nebst  der  Hand  sind  weggebrochen.  Die  andere 
Dienerin,  welche  auf  dem  Pariser  Sarkophag  fehlt, 
hat  den  rechten  .\rm  gleichfalls  über  den  Bauch 
gelegt  und  den  linken  Arm,  dessen  Ellenbogen  auf 
der  rechten  Hand  liegt,  erhoben:  sie  steht  in 
Vorderansicht,  wendet  den  Kopf  zur  Gefährtin,  mit 
der  sie  wohl  spricht,  und  legt  den  Hinterkopf  auf 
die  geschlossene  linke  Hand.  Ausser  dem  Zusatz 
dieser  dritten  Dienerin  unterscheidet  sich  also  der 
Sarkophag  aus  Spalato  darin  vom  Pariser,  dass  die 
Basis  fehlt,  auf  der  die  erste  Dienerin  nebst  Phädra 
und  dem  Eros  steht;  ferner  dass  diese  Dienerin  keinen 
Chitonüberwurf  hat,  und  dass  der  Chiton  der  Phädra 
unten  ganz  vom  Jlantel  bedeckt  wird;  endlich  dass 
die  zweite  Dienerin  nicht  so  lebhaft  an  der  Hand- 
lung theilnimmt.  Sonst  stimmt  alles  übrige  dieser 
Scene  in  beiden  Sarkophagen  überein. 

In  der  fdigcnden  Mittelscene,  deren  Hintergrund, 
wie  bei  der  vorigen  Scene,  mit  einem  Vorhang  be- 
deckt ist,  ist  auf  dem  Sarkophag  von  Spalato  die 
Trophos  weniger  alt  dargestellt,  trägt  eine  Tänie 
um  den  Kopf  und  hat  mit  der  recliten  Hand  den 
rechten  Ellenbogen  des  Hippolytos  gefasst;  der  ju- 
gendliche Held,  an  dessen  linker  Seite  ein  langes 
Schwert  heratihängt,  hält  in  der  linken  Hand,  über 
deren  Unterarm  der  eine  Zipfel  der  Chlaniys  herab- 

')   Nach   den   llülsrnuskeln    auf    der  i'liotugrapliie    zu    schliessen. 


161 


fällt,  den  Jagdspeer ')  und  in  der  (im  Ellenbogen 
gebogenen)  rechten  Hand  auf  der  Brust  gerade  vor 
sich  den  Liebesbrief,  welclien  er  von  der  Amrae  eben 
erbalten  hat:  dieser  Brief  ist  also  —  bei  der  ge- 
nauen Uebereinstinimung  der  beiden  Darstellungen 
—  auch  auf  dem  Pariser  Sarkophag  in  der  Rechten 
des  Hippolytos  vorauszusetzen.  Das  hinter  Hippo- 
lytos  befindliche  Ross,  dessen  Riemenzeug  reich  mit 
Nägeln  besetzt  ist,  ist  mit  einem  Löwenfell  gesattelt*) 
und  hat  den  Kopf^)  ganz  nach  rechts  gerichtet  zu 
seinem  Führer,  welcher  wie  auf  dem  Pariser  Sar- 
kophag den  Kopf  umwendet,  aber  barful's  ist  und 
in  der  in  Brusthöhe  erhobenen  linken  Hand  sein 
Schwert  (in  der  Scheide)  am  Griff  gefasst  hält  — 
welches  Motiv  wohl  auch  in  der  hier  beschädigten 
Pariser  Rei)lik  vorauszusetzen  ist.  Unten  findet  sich 
rechts  vom  Beschauer  neben  dem  liegenden  Hund, 
dessen  Kopf  und  lange  Ohren  sehr  missglückt  sind, 
ein  zweiter  stehender  Hund,  welcher,  nach  links 
gerichtet,  den  Kopf  bellend  um-  und  emporwendet; 
er  trägt  ein  breites  Halsband. 

Was  endlich  die  dritte  und  letzte  Scene  anlangt, 
so  sind  es  nur  Kleinigkeiten,  in  denen  der  dalmati- 
nische Sarkophag  sich  vom  Pariser  unterscheidet: 
so  legt  der  Pädagoge  die  rechte  an  seinen  Kinn- 
bart; ferner  ist  das  Kind  auf  dem  Arm  der  Wärterin 
ganz  nackt  und  stutzt  sein  linkes  Händchen  auf 
ihre  Linke:  sein  erhaltenes  Köpfchen  ist  zur  Frau 
emporgewandt;   diese  aber  hat  die  rechte  Schulter 

')  Von  demselben  ist  der  Schaft  —  bis  auf  das  Stück  in  der 
Hand  —  forlgebroilien,  dagegen  die  Spitze  mit  zwei  kleinen  Seiten- 
baken vollkommen  erbalten. 

•)  Derselbe  Sattelscbmuck  wiederholt  sich  auch  auf  anderen 
Darstellungen  desselben   Mythos  z.  B.   Zoega   Bassir.  49;   u.  a.   m. 

^)  Zu  beachten  ist  der  kleine  emporgerichtete  MShnenbüschel 
zwischen  den  Ohren,  der  sich  z.  B.  bei  dem  Pferd  des  Marc  Aurel 
auf  dem  Capitol  u.  s.  w.  findet,  anch  auf  unteritalischen  Vasenbildern 
häufig  vorkommt  ;/.  B.  Bull.  Nap.  IV,  3,  4;   u.a.  m.). 


und  Brust  vom  Chiton  bedeckt  und  am  Hinterkopf 
einen  Zopf.  Der  Bote  ist  bärtig;  ob  die  hoben 
Stiefel  vorn  die  Zehe  fieilassen •* ),  wie  auf  der  Pa- 
riser Replik,  ist  nicht  zu  entscheiden,  da  sein  rechter 
(dort  sichtbarer)  Fuls  hier  von  dem  linken  Fufs  der 
Wärterin  und  dem  rechten  des  Theseus  verdeckt 
wird;  die  erhobene  linke  Hand  ist  mit  dem  Wander- 
stabe abgebrochen,  von  welchem  nur  noch  ein  An- 
satz am  oberen  vorspringenden  Einfassungsrand  des 
Sarkophags  erhalten  scheint.  Endlich  ist  unter  dem 
Sessel  des  Theseus,  der  mit  der  königlichen  Binde 
geschmückt  ist,  das  Postament  ebenso  wie  beim 
Thron  der  Phädra  fortgelassen. 

In  Betretf  der  Gesichter  bemerke  ich  noch,  dass 
die  Köpfe  des  dalmatinischen  Sarkophags  —  im 
Gegensatz  zur  Pariser  Replik,  auf  der  die  Köpfe 
Idealbildungen  sind  —  alle  mehr  oder  weniger  Por- 
traits  wiedergeben,  am  meisten  die  Gesichter  des 
Hippolytos  und  der  Kinderwärterin,  welche  mir  so- 
gar Familienähnlichkeit  zu  haben  scheinen. 

Die  ganz  im  Groben  gelassenen  Nebenseiteu 
des  Sarkophags  aus  Spalato  stellen  —  nach  den 
Mittheilungen  des  Herrn  Glavinit  —  einerseits  den 
sitzenden  Theseus  dar,  der  in  den  Händen  den  ver- 
hängnissvollen von  der  Phädra  kurz  vor  ihrem  Sterben 
geschriebenen  Brief  hält,  andererseits  aber  Hippo- 
lytos neben  seinem  Rosse  stehend,  etwa  als  ver- 
götterter Heros,  wie  ihn  der  Schluss  der  Eurypi- 
deischen  Tragödie  feiert.  Auf  dem  Deckel,  dessen 
Zugehörigkeit  mir  versichert  wird,  liegen  zwei  Frauen, 
in  Rundarbeit,  deren  Köpfe  weggebrochen  sind. 

H.  Heydemann. 

'")  Vgl.  ebenso  z.  B.  Annali  dell'  Insl.  1864  tav.  L,  3  (Later.  Mus. 
551);  1806  tav.  J,  I  (Hai.  Parafili  und  Tav.  N;  Christ  Beiträge  zu 
den  Anl.  Münch.  Taf.  II;  u.  a.  m. 


162 


M I  S  C  E  L  L  E  N. 


UEBER  DAS  VON  HRN.  PROFESSOR  WIESELER  GEFUNDENE  ^.BISHER  NICHT  RICHTIG 
ERKANNTE  WICHTIGE  ATTRIBUT  DES  VULCANUS". 


In  einem  gelehrten  und  interessanten  Artikel 
der  Xacbrichten  von  der  K.  Gesellscliaft  der  Wis- 
senschaften in  Güttingen  ')  hat  Herr  Prüf.  Wieseler 
dem  Hut  des  Yulcan,  welcher  neben  den  W^erk- 
zeugen  des  Gottes,  Ainbos  Hammer  und  Zange, 
auf  einem  bekannten  Denar  des  T.  Carisius  darge- 
stellt ist,  eine  neue  Deutung  gegeben.  Schon  ein- 
mal habe  ich  diesen  Hut  zu  schützen  geliabt;  man 
glaubte  nämlich,  weil  die  Vorderseite  des  Denars 
den  Kopf  der  MONETA  zeigt,  auf  der  Kehrseite  die 
Werkzeuge  der  Münzprägung  zu  erkennen,  und  da 
zu  diesen  der  Hut  nicht  passte,  wurde  er  für  den 
oberen  Münzstempel  erklärt  oder  für  ,.das  Metall- 
stück, welches  beim  Prägen  den  oberen  Münzstempel 
enthielt".  Diese  Erklärung  nannte  Emil  Braun  eine 
geistreiche  Entdeckung  Cavedoni's,  allein  sie  rührte 
nicht  von  Cavedoni  sondern  von  Riccio  her,  und  wer 
auf  dem  Denar  den  Hut  betrachtet  und  eine  Vor- 
stellung von  der  Münzprägung  hat,  sieht  sogleich 
dass  diese  Erklärung  falsch  war '). 

Den  nämlichen  Hut ,  welchen  mau  für  den 
oberen  Müuzstempel  hielt,  erklärt  Herr  Prof.  Wie- 
seler für  den  Omphalos;  dieser  sei  ursprünglich 
Symbol  der  llestia,  also  des  Heerdleuers,  und  da 
die  Beziehung  des  Vulcan  zum  Feuer  uud  Ileerde 
eine  so  enge  sei,  stehe  ihm  der  Omi»]ialos  ebenso 
zu  als  der  Hestia.  Allein  es  gicbt  noch  kein  Bei- 
spiel davon,  dass  Vulcan  wirklich  mit  dem  Omphalos 
dargestellt  worden  ist.  Herr  Pnif.  Wicseler  fülirt 
zwar  an,  dass  auf  der  astrologischen  Ära  von 
Gabii  in  Paris,  welche  die  Monate  darstellt,  beim 
SeptemJK'r,  dem  Monat  des  Vulcan,  sieh  eiii  Om- 
phalos finde,  doch  ist  die  Abbildung  sichtlich  nach 
dem    restaurierten    Monument    gezoichnet .     und 

')  J.ihrgang   I87'i  Nr.  7  vuiii   ti.  März. 

')  In  den  Annali  dcll'  inslituto  arclieologico  Hand  31  S.  4117, 
1859,  ist  sie  ausführlich  widerlegt,  und  in  meinem  Aufsatz  über  die 
ällesleo  Medaillen  ist  die  Darslcllung  der  antiken  Münzprägung  auf 
einer  Münze  «on  Paestum  ahgeliildet. 


obenein  sagt  Bouillon  selbst,  welchen  Herr  Prof 
Wieseler  citirt,  die  Himmelszeichen  und  die  Götter- 
attribute seien  hier  in  unerklärlicher  Unordnung 
zusammen  gestellt.  Folglich  ist,  wenn  auch  wirklich 
der  Omphalos  hier  erscheint,  keineswegs  erwiesen 
dass  er  sich  auf  Vulcan  beziehe.  Das  andere  ange- 
führte Beispiel  des  Omphalos  neben  \'ulcan  auf  einem 
Herrn  Prof  Wieseler  nur  aus  Abbildungen  bekannten 
Medaillon  des  Antoninus  Pius  trifft  nicht  zu;  dieser 
Omphalos  ist  ein  Ambos.  Die  Schwefelpaste  des  Me- 
daillons zeigt  dass  der  sitzende  Vulcan  den  Blitz,  wel- 
chen er  schmiedet,  auf  einen  kleinen  Ambos  legt  der 
auf  einem  Cippus  steht,  wie  noch  jetzt  der  Ambos 
auf  einem  Block  zu  stehen  pflegt.  Und  genau  das- 
selbe sieht  man  auf  einem  zweiten,  Herrn  Prof. 
Wieseler  unbekannt  gebliebenen  Medaillon,  wo  der 
stehende  Vulcan  den  mit  der  Zange  gehaltenen  Blitz 
auf  denselben  kleinen  Ambos  legt,  welcher  hier 
nicht  auf  einem  Cippus  sondern  auf  einem  breiten 
Stein  steht.  Der  Ambos  ist  oben  rundlich  weil  er 
nicht  zum  Schmieden  sondern  zum  Treiben  des 
Metalls  dient.  Also  nachgewiesen  ist  der  Omphalos 
beim  Vulcan  noch  nicht,  und  auf  dem  Denar  des 
Carisius  ist  er  gewiss  nicht  dargestellt.  Wer  Ge- 
legenheit hat  eine  Reihe  guter  Exemplare  zu  sehen, 
wird  finden,  dass  die  untere  Linie  des  Huts  zu- 
weilen ein  wenig  nach  oben  ausgeschweift  ist,  so 
dass  man  gleichsam  von  unten  in  den  Hut  hinein- 
sieht. Dasselbe  bemerkt  man  zuweilen  an  dem 
Freiheitshut  der  Münzen  des  Brutus  und  noch  weit 
deutlicher  auf  bekannten  kleinen  Broiizeinünzen  Ca- 
ligula's,  wo  man  in  den  Freilieitshut  von  unten  hin- 
einsieht. Einen  Stein  wie  deu  Omphalos  kann  man 
Sil  nicht  darstellen.  Auch  der  vorn  geschlossene 
Kranz,  welcher  den  Hut  auf  dem  Denar  des  Cari- 
sius umgiebt,  passt  für  den  Hut  aber  nicht  für  den 
Omphalos,  welchen  man  sich  als  einen  grofsen 
Stein  zu  denken  hat.    Ferner  ist  der  Hut  schwebend 


163 


über  dem  Aiubos  dargestellt;  würde  mau  den  schwe- 
ren Stein  in  der  Luft  schwebend  gezeichnet  haben? 
Der  Omphalos  wird  stets  am  Boden  stehend  abge- 
bildet; auf  Münzen  steht  er  fast  immer  auf  dem 
Strich,  welcher  den  Abschnitt  trennt  und  den  Boden 
bezeichnet;  fehlt  einmal  dieser  Strich,  weil  die  Um- 
schrift keinen  Raum  für  einen  Abschnitt  liess,  so 
erhält  der  Omphalos  wohl  einen  ausgreifenden  Un- 
tersatz, damit  er  dadurch  feststehend  erscheine. 
Und  endlich,  wäre  es  nicht  dem  Geist  der  römischen 
Kunst  zur  Zeit  der  Republik  zuwider,  mitten  unter 
den  derben  Handwerks- Attributen  Vulcans,  Ambos 
Zange  Hammer,  das  Feuer  durch  ein  so  fern  lie- 
gendes Symbol  wie  den  Omphalos  bezeichnet  zu 
finden,  den  Omphalos  der  Hestia,  welcher  doch  zu- 
nächst das  Heerdfeuer,  das  häusliche,  und  nicht  das 
Schmiedefeuer  bedeutet? 

Ein  fernerer  Beweis  dafür,   dass  der  Hut  auf 


dem  Denar  des  Carisius  ein  Omphalos  sei,  soll  darin 
liegen,  dass  der  Hut  einer  ähnlichen  Darstellung  auf 
einer  Münze  ohne  Kaisernamen  unten  einen  kleinen 
vorspringenden  Rand  hat,  welcher  nach  Herrn  Prof. 
Wieseler's  Meinung  wohl  dem  Omphalos  zukommt 
aber  nicht  dem  Hute  Vulcans.  Allein  in  einer  An- 
merkung erwähnt  er  selbst  eine  Münze  von  Lipara, 
auf  welcher  Vulcan  einen  Hut  mit  einer  kleinen 
Krampe  trägt,  und  nicht  allein  auf  dieser  einzelnen 
sondern  auf  allen  Münzen  der  dem  Vulcan  heiligen 
Insel  hat  der  Hut  auf  seinem  Haupte  diese  Krampe 
und  stimmt  genau  überein  mit  der  Darstellung  auf 
jener  Münze  ohne  Kaisernamen.  Es  kann  demnach 
als  unzweifelhaft  betrachtet  werden,  dass  auf  Mün- 
zen Vulcan  nicht  durch  den  Omphalos  bezeichnet 
wird. 

Berlin.  J.  Friedlaender. 


ZU  TAFEL  47 

Heydemann  hat  auf  S.  59  ff.  dieses  Jahrgangs 
der  Zeitung  von  den  Bildern  einer  Vase  in  Palermo 
das  eine  treftend  auf  den  Tod  des  Aias  gedeutet; 
durch  seinen  Erklärungsversuch  des  zweiten  Bildes 
scheint  er  selbst  wenig  befriedigt  zu  sein,  doch  hat 
er  jedenfalls  darin  Recht,  dass  in  dem  hier  wie  auf 
noch  drei  anderen  Vasen  dargestellten  Vorgange  die 
Handlung  sich  um  einen  Stein  dreht;  zunächst  ist 
jedesmal  eine  Frau  mit  ihm  beschäftigt. 

Dio  Chrysostomos  kommt  gleich  im  Anfange 
seiner  Rede  über  das  Exil  (419  R)  auf  eine  beson- 
dere, aber  von  ihm  offenbar  als  etwas  Bekanntes 
vorausgesetzte  Art  der  Orakelbefragung  zu  reden. 
Von  den  Frauen,  welche  in  den  Tempeln  diese 
fiavzeia  ausübten,  heisst  es:  IxsIvul  yaq  ßiolöv  xiva 
rj  Xid-ov  aiQovaai  axonovaiv  iv  lovxo)  negl  zov 
TiQayfiazog  ov  novOavovzui.xai  dij  zalg  ^tiv  avzüiv 
(paai  ylyveaO-at  xov(fov,  zalg  de  ßaqvv,  log  /.itjös 
xivijaai,  övvaaiyai  Qadiwg.  So  erscheine  auch  Ver- 
bannung, Arumth,  Alter,  Krankheit  und  dergleichen 
dem   Einen   schwer,   dem  Andern  leicht  erträglich, 


nur  sei  der  Unterschied,  dass  dort  bei  den  Orakeln 
die  Gottheit  den  Stein  nach  Umständen  leicht  mache, 
hier  es  auf  Jeden  selbst  ankomme,  die  Sache  schwer 
oder  leicht  zu  nehmen. 

Diese  Stelle  dürfte  den  Schlüssel  zum  vollen 
Verständnisse  der  Vasenbilder  bieten,  die,  um  kurz 
zu  sein,  den  Orestes  und  Pylades  darstellen,  wie 
sie  vor  ihrer  Rachethat  das  Orakel  in  der  eben  er- 
wähnten Form  befragen.  Friederichs  (Praxiteles 
S.  116  f.)  ist  dem  ganz  nahe  gekommen;  nur  die 
besondere  Art  des  Orakels  erkannte  er  nicht,  und 
auf  B,  C  und  D  allein  für  sich  genommen  ist  sie 
auch  weniger  anschaulich.  Die  Frau  steht  da  jedes- 
mal noch  vor  dem  Schicksalssteine,  erst  im  Begriffe, 
ihn  zu  erfassen,  vielleicht  auch  mit  einer  adoriren- 
den,  als  solche  dem  Beginne  der  bedeutungsvollen 
Handlung  ganz  angemessenen  Bewegung  und  dem 
entsprechend  sind  die  übrigen  Anwesenden  wenig 
bewegt,  erwartungsvoll.  Anders  auf/1;  da  ergreift 
sie  eben  den  Stein ,  vielleicht  dass  er  sich  schon 
glUckverheissend  bewegt  und  so  namentlich  die  leb- 


164 


hatte  Bewegung  des  Hermes  veranlasst.  Die  Frau 
gehört  sieher  iu  das  Heiligthum,  und  man  begreift, 
dass,  wie  Dio  bezeugt,  die  heilige  Handlung  grade 
von  Frauen  ausgetuhrt  wurde,  bei  denen  das  Heben 
eines  schweren  Steins  um  so  leichter  als  ein  Wunder 
erscheinen  konnte.  Der  Bärtige  mit  Szepter  und 
Kranz  muss,  wie  Friederichs  bereits  annahm,  ein 
Priester  sein,  wie  der  rrgnfptjzrjs  in  Delphi,  wohin 
die  Sage  die  berühmte  Orakelbefragung  des  Orestes 
verlegte.    Meines  Wissens  ist  die  Form  des  Orakels 


durch  Steinheben  weder  bei  diesem  Orestesorakel 
sonst  je  genannt,  noch  überhaupt  grade  für  Delphi 
bezeugt;  doch  darum  erscheint  sie  mir  auf  den 
Vasenbildern  nicht  minder  deutlich.  Auch  deren 
Abweichungen  unter  einander,  Nebenfiguren  und 
Beiwerke,  Alles  vereinigt  sich  mit  der  hier  nicht 
mehr  umständlicher  auszuführenden  Erklärung  auf 
das  Einfachste. 

Wien.  CoNZE. 


ZUR  TOPOGRAPHIE  ATHENS 

Athens  archäologische  Gesellschaft,  deren  Jah- 
resbericht (vom  Juni  1870  bis  Juni  1871)  uns  vor- 
liegt, unternahm  auch  im  verflossenen  Jahre  nach 
althergebrachter  lobenswertlier  Sitte,  ausser  An- 
käufen mancher  wertlivollen  Reste  altgriechischer 
Kunst  zur  Bereicherang  ihres  Museums,  auch  Aus- 
grabungen im  Gebiete  des  alten  Athen.  Sie  vollen- 
dete, so  weit  es  für  jetzt  thunlich  war,  nicht  ohne 
nennenswertlie  Resultate  zu  erzielen,  die  schon  seit 
Jahren  begonnene  Ausgrabung  und  Aufräumung  des 
südlichen  Flügels  der  Stoa  des  Attalos  im  inneren 
Kerameikos,  sowie  der  Gräberstätte  am  äusseren  Di- 
|iylon,  die  uns  schon  mit  so  werthvollen  Resten  alt- 
griechischer  Kunst  beschenkt  hat  (man  sehe  den  aus- 
führlichen Bericht  über  diese  Ausgrabung  von  C. 
Cuitius  in  dieser  Zeitung  oben  S.  12  ff.)  und 
setzte  endlich  auch  die  schon  im  Jahre  1858  begon- 
nene und  damals  wegen  mancher  örtlichen  Hinder- 
nisse abgebrochene  Aufräumung  dei  im  inneren 
Kerameikos  östlich  nalic  dem  sogenannten  Theseion 
liegenden  Gigantenstatuen ,  und  zwar  von  Anfang 
Mai  bis  Ende  Juli  dieses  Jahres,  fort. 

Bekannt  sind  Jedem,  der  sich  mit  der  Topogra- 
jihie    des    alten  Athen    beschäftigt,  die   kolossalen, 


auf  viereckigen,  an  der  Vorderseite  mit  Reliefs  ge- 
aufgestellten   Schlangenftilsler, 


schmückten  Basen 
welche  schon  im  l,j.  Jahrimndert  vom  Wiener  Ano- 
nymus als  Zeusstatucn,  sowie  auch  im  Jahre  14G;') 
vom  Architekten  Giulio  di  San  Gallo  in  seinem,  jetzt 


in  der  barberinischen  Bibliothek  zu  Koni  aufbewahr- 
ten Reiseberichte  kurz  angeführt  werden.  Seitdem 
gänzlich  verschollen,  traten  sie  erst  zu  Anfang  dieses 
Jahrhunderts  wieder  ans  Tageslicht,  nachdem  bei 
der  Zerstörung  Athens  im  letzten  Befreiungskampfe 
Griechenlands  auch  die  sie  gänzlich  verdeckenden 
elenden  türkischen  Hütten  zerstört  wurden,  und  lenk- 
ten wieder  mit  Recht  die  Aufmerksamkeit  der  Archäo- 
logen auf  sich.  Es  sind  drei  an  Zahl,  zwei  davon 
auf  viereckigen  Basen  aufgestellt;  sie  konnten  bis 
jetzt  nicht  genau  untersucht  werden  wegen  des  sie 
noch  theilweise  verdeckenden  Schuttes.  Die  archäo- 
logische Gesellschaft  hat  nun  im  Jahre  1858  und 
1871  diesen  Scluitt  aufräumen  und  die  Statuen 
samnit  den  Basen  bis  zu  ihren  Fundameuten  btofs- 
legen  lassen.  Die  höchst  wichtigen  Resultate,  zu 
welchen  man  dadurch  gelangte,  werden  von  Prof. 
Kumanudis,  dem  unermüdlichen  langjährigen  Sekre- 
täre der  Gesellschaft,  und  ausführlicher  noch  von 
dem  Architekten  HeiTU  Kautantzoglu  in  einem  dem 
Jahresberichte  beigefügten  und  durch  Skizzen  illus- 
trirteu  Anhang  näher  beleuchtet. 

Bekannt  ist  die  höchst  merkwürdige  Ansicht  von 
Ross,  welcher  in  seiner  Abiiandlung  ..das  Theseion" 
S.  65  ff',  seine  schon  früher  bei  anderer  Gelegen- 
heit geäusserte  Ansicht  ausführlicher  zu  motiviren 
trachtet,  dass  nändich  diese  Schlaugcnfülslor  Reste 
der  in  römischer  Zeit  erneuerten  Ei)onymenstatuen 
seien.    R.  Ro  chette  folgt  in  seiner  Topographie  von 


165 


Athen  S.  49 — 52  dieser  Ansicht  von  Ross,  nachdem 
er  früher  in  den  tioiir.  ammlcs  de  l'hist.  I  (1837) 
n.  313  ff.  diese  Schlangeufüfsler,  wie  fast  alle  Topo- 
graphen Athens  (so  z.  B.  Gerhard,  in  den  annali 
d.  Ittsl.lX,  109  tt'.,  Ulrichs  Reisen  II,  lan,  auch 
Curtius  attische  Studien  II,  49)  für  gebälktragende 
Telanionen  irgend  eines  Gebäudes  aus  römischer 
Zeit  erkannt  hatte.  Die  gänzliche  Aufräumung  des 
sie  theilweise  verdeckenden  Schuttes  hat  nun  bewirkt, 
dass  wir  sie  jetzt  viel  leichter  genauer  untersuchen 
können.  Ihre  gänzliche  Blol'slegung  hat  unter  An- 
derem, wie  Kautantzoglu  mit  Recht  hervorhebt,  be- 
wiesen, dass  sowohl  ilir  jetzt  gänzlich  aufgedeckter, 
höchst  roher  und  primitiver  Unterbau,  als  auch  die 
viereckigen  Basen,  worauf  sie  stehen,  wegen  der 
sehr  späten  Arbeit  der  Reliefs,  die  eine  sich  um  einen 
Oel-  oder  Lorbeerbaum  emporwindende  Sehlange 
darstellen,  und  aus  anderen  technischen  Gründen 
zu  den  Gigantenstatuen  in  gar  keiner  Beziehung  ge- 
standen haben  können,  und  dass  ihre  jetzige  Aut- 
stellung nur  ein  Werk  sehr  später  Zeit  sei.  Die 
Ausführung  der  Giganten  ist  älter  und  fleissiger, 
obwohl  auch  sie  den  Verfall  der  Kunst  in  römischer 
Zeit  verräth.  Es  fallen  damit ,  wie  natürlich ,  die 
meisten  von  Ross  für  seine  Deutung  angeführten 
Gründe,    und   die   Ansicht   der  übrigen    Topogra- 


phen gewinnt  immer  mehr  an  Wahrscheinlichkeit. 
Es  fallen  damit  auch  alle  Schlüsse,  die  man  aus 
ihrer  Lage  und  Richtung  zu  ziehen  versucht  war, 
da  ihre  jetzige  Aufstellung  sich  als  ein  Werk  ir- 
gend eines  ehrgeizigen  Potentaten  erwiesen  hat, 
welcher,  wie  z.  B.  Phaedros,  der  Erbauer  der 
Skene  des  Diogenestheaters,  aus  Resten  alter,  hier 
in  der  Nähe  befindlicher  Gebäude  der  Nachwelt 
eiu  Erinnerungsmal  zu  hinterlassen  suchte.  Die 
vor  Kurzem  aufgedeckten  Reste  der  attalischen  Stoa 
hatten  uns  schon  früher  bei  anderer  Gelegenheit 
(Neue  Jahrb.  f.  Philol.  1870  S.  50  f.)  bewogen,  eine 
in  römischer  Zeit  unternommene  Verlängerung  der 
vom  Dipylon  nach  der  Agora  führenden  Hallen- 
strafse,  folglich  eine  auf  der  Nordseite  geschehene 
Verkürzung  der  Agora  anzunehmen.  Wenn  wir  nun 
jetzt  diese  nicht  fern  von  der  attalischen  Stoa 
nach  Westen  hin  gelegenen  Giganten  als  Reste 
einer  auf  der  Westseite  der  Hallenstrafse,  der  atta- 
lischen Stoa  gegenüber  gelegenen  Halle  aus  römi- 
scher Zeit  ansprechen,  so  glauben  wir,  dass  dadurch 
unsere  früher  ausgesprochene  Ansicht  von  einer 
in  römischer  Zeit  geschehenen  Verkleinerung  der 
Agora  von  Athen,  immer  mehr  an  AVahrscheinlich- 


keit  gewinnt. 
Triest. 


P.  Pervanoglu. 


BONNER  INSCHRIFTSTEINE. 


Nicht  der  Wichtigkeit  der  Inschriften  wegen 
veröffentliche  ich  die  nachfolgenden  Fragmeute,  son- 
dern nur,  um  unsere  rheinischen  Alterthumsfreunde 
auf  eine  Stelle  hinzuweisen,  wo  sich  vielleicht  ohne 
grofse  Mühe  noch  mehr  zu  Tage  fördern  liesse. 
Ich  wohnte  bei  einem  kurzen  Aufenthalte  in  Bonn 
im  letzten  Sommer  im  Hause  der  Frau  von  Droste 
(Vogtsgasse  3)  unmittelbar  am  alten  Zoll;  dort  machte 
mich  mein  Vetter,  der  dortige  Bcrghaui)tmann  Bras- 
sert,  auf  eine  Anzahl  Steine  aufmerksam,  die  zum 
Theil  schon  seit  fast  einem  halben  Jahrhundert  im 
Garten  aufgestellt  waren. 

Der  eine  ist  das  obere  Stück  eines  grofseu 
Grabsteins;  er  trägt  in  der  Mitte  zwei  der  gevvöhn- 

Archnolog.  Zli;.,  .I.'ilii  gniig  XXIX. 


liehen  Protonien;  zur  Linken  ist  ein  D  erhalten,  dem 
zur  Rechten  jedenfalls  ein  M  entsprach;  die  Grab- 
scbri ft,  welche  einst  darauf  folgte,  ist  nicht  mehr 
vorhanden. 

Der  zweite    ist    das   rechts    und  links  so  wie 
unten  abgebrochene  Fragment  einer  Ära: 
i  ■  0  m 
T  .  C 
Sie    war   offenbar    dem    Iiippiter    opliiims    inaiimus 
geweiht,  wie  die  Darstellung  der  einzigen  noch  er- 
haltenen Seite,  eiu  Adler  auf  einer  Kugel,  beweist. 
Auf  Ergänzung  des  Namens  des  Dedicanten  kann 
man  sich  natürlich  nicht  einlassen. 

Der  dritte  ist  ein  Jlatroueustein: 

23 


166 


MATROX  is 

r VMAXEH  s 

C  •  A  •  S 

Die  maironae  Rnmanehae  sind  ja  bekannt  genug; 

das  C  •  A  •  S  ist  offenbar  ein  abgekürzter  Name  wie 

C.  AOtreliiis]  S(eciiiidus). 

Von  dem  vierten   erhielt   ich   erst  Kunde   nach 
meiner  Rückkehr,    und   habe   ihn   in  P'olge   dessen 
selbst    nicht    gesehen;    drei    Abklatsche,    die    mein 
Vetter  gemacht  und  mir  übersandt  hat,   haben  mir 
folgende  Lesung  möglich  gemacht: 
.  .  LVIUiiiiiii  S-ET 
joACATA  -  EX 
;  MPERIO  •  IPSAR 
Der   Stein,    der    oben    und  links  abgebrochen   ist, 
scheint  recht  gelitten  zu  haben   und  ist,   nach  den 
Abklatschen    zu   urtheilen,    schwer  zu   lesen;    doch 
ist  mir    nur    der   Anfang   der    ersten   Zeile   dunkel 


geblieben,  der  wohl  einen  Männernamen  enthielt 
(vielleicht  Silviniis).  Docii  wird  die  Conjectur  viel- 
leicht dnrch  Besichtigung  des  Steins  überflüssig- 
Dass  wir  es  auch  hier  mit  einem  Matronenaltar  zu 
thun  haben,   zeigt  der  Schluss. 

Der  ISchrift  nach  gehören  alle  diese  Steine  etwa 
in  das  Ende  des  zweiten  Jahrhunderts. 

Ich  habe  gebeten,  dass  die  Steine  in  das  Ronner 
Museum  gebracht  werden,  und  ich  denke,  man  wird 
meinem  Wunsche  willfahren.  Ich  bemerke  nur  noch, 
dass  nach  der  Aussage  des  Gärtners  unter  dem 
ganzen  Garten  sich  in  geringer  Tiefe  ein  schönes 
römisches  Pflaster  findet;  Ziegel  davon  habe  ich 
gesehen;  einen  davon  mit  dem  bekannten  Stempel 
der  legio  I  Minervia  pia  fidelis: 
L  I  MP  E 
Dorpat,  3.  October  1871.        Gustav  Wilm.\nns. 


ANTIKENFUND  IN  NÜRNBERG. 


Auf  dem  Hofe  des  Hauses  Hirscheigasse  26  zu 
Nürnberg,  welches  laut  Inschrift  an  der  Hinterfront 
im  Jahre  15.')6  erbaut,  im  Zeitalter  des  Roccocco 
aber  vollständig  umgebaut  worden  ist,  sah  der  Bild- 
hauer M.  zur  Strafsen  kürzlich  zwei  Büsten,  unter 
deren  dicker  Kruste  von  Gyps  und  Oelfarben  er 
antike  Arbeit  vcrmuthete.  Er  erwarb  dieselben, 
reinigte  sie  und  fand  seine  Vcrmuthung  vollständig 
bestätigt. 

Die  Köpfe,  der  eine  weiblich,  der  andere  männ- 
lich, aus  pentelischem  Marmor  recht  gut  gearbeitet, 
leider  aber  sehr  fragmentirt,  sind  I'orträts,  deren 
Namen  ich  jedoch  hier,  aller  Hulfsmittel  entbehrend, 
nicht  ermitteln  kann.  Die  Haare  des  weiblichen 
Kopfes  und  das  einzig  erhaltene  (»lir —  mit  einem 
Loche  für  den  Ring  —  sind  nur  angelegt,  nicht 
ausgeführt,  wahrscheinlich  weil  der  Kopf  mit  einem 
abneiiiiibaren ,  in  der  Form  wechselnden ,  hohen 
Haaraufsatz  aus  Marmor  oder  Bronze  versehen  war. 

Beide  Köpfe  waren  schlecht  in  Gyps  restaurirt 
uiul    auf  Hru.ststücke  von   Holz    gesetzt.      Offenbar 


sind  sie  in  der  ersten  Hälfte  des  1(5.  Jahrhunderts, 
als  auch  in  den  gebildeten  Kreisen  Nürnbergs  das  In- 
teresse für  das  klassisclie  Alterthum  erwacht  war  und 
daselbst  ein  reger  Sammeleifer  herrschte,  aus  Italien 
(Rom  oder  Venedig)  hierher  gebracht  worden  und 
haben  als  Schmuck  des  hinter  dem  bezeichneten 
Hause  belegenen  Gartens  gedient.  Später  sind  sie 
..des  bessern  Ansehens  wegen"  wiederholt  über- 
schmiert  worden  und  waren  dadurch  völlig  unkennt- 
lich geworden,  so  dass  nur  das  Auge  eines  be- 
währten Kenners,  der  viel  mit  den  Antiken  Roms 
sich  beschäftigt  hat,  den  verlornen  Schatz  entdecken 
konnte. 

Das  bezeichnete  Haus  geluirt,  wie  auch  das 
Tucher'sche  und  Hirschvogel'sche  (jetzt  Rupprecht'- 
sche)  Haus  zu  der  Reihe  jener  in  der  ersten  Hälfte 
des  sechzehnten  Jahrlumdcrts  entstandenen  pracht- 
reicheu  Landhäuser  mit  grolsen  (iärten,  welche  die 
Nürnberger  Patrizier  in  der  Hirscheigasse,  damals 
noch  Vorstadt  von  Nürnberg,  sich  erbauten. 
Nürnberg,  26.  Novbr.  1871.  R.  Bf.koau. 


167 


ZUM  URTHEIL 

In  der  letzten  Lieferung-  des  zweiten  Bandes 
des  Giornale  degli  scavi  de  Pompei  (Nnoca  Serie 
1870)  ist  auf  Taf.  V,  1  ein  i^leines,  kürziicli  in  Her- 
culaneum  ausgegrabenes  Wandgemälde  abgebildet 
und  von  De  Petra  auf  pag.  I3b  —  144  ausfiibrlich 
besproeben  wcn-deu,  obne  dass,  wie  mich  dünkt, 
mein  verehrter  Freund  die  richtige  Erklärung  des 
Bildchens  gefunden  hat,  welche  ich  hiermit  seiner 
Beurtheilung  vorlege. 

Die  Darstellung  besteht  aus  vier  Figuren :  in 
der  Mitte  steht  neben  einer  Kline  eine  nackte,  mit 
Arm-  und  Fussspaugeu  geschmückte  Frau,  im  lic- 
grift',  einen  Chiton  aus-  oder  anzuziehen,  den  eine 
Dienerin  am  oberen  Ende  mit  der  Linken  gefasst 
hält;  zwischen  beiden  Frauen  findet  sich  auf  der 
Erde  ein  Waschbecken.  Dieser  Scene  schaut  rechts 
ein  phrygisch  gekleideter  Jüngling  aufmerksam  zu, 
welcher  auf  einem  Lehnstuhl  sitzt  und  in  der  rechten 
Hand  eine  Lanze  hält,  während  links  eine  Frau, 
wohl  eine  zweite  Dienerin,  ruhig  dasteht  und  sich 
mit  dem  rechten  Ellenbogen  auf  einen  Pfeiler  stützt. 

Diese  Vorstellung  erklärt  nun  der  Herausgeber 
—  nachdem  er  eine  Deutung  auf  Paris  und  Helena, 
wie  mir  scheint  mitRecht '),  zurückgewiesen  bat — auf 
Kandaules,  welcher  die  Reize  seines  Weibes 
den  Blicken  des  Gyges  blofsstellt,  wie  dies 
ausführlichst  von  Herodot  (I,  8tt'.)  berichtet  wird;  das 

')  Freilich  spricht  meiner  Meinung  nach  niclit  die  völlige 
Nacktheil  der  Frau,  sondern  das  Sitzen  des  zuschauenden  Jüng- 
lings gegen  die  Deutung  auf  Paris  und  Helena.  Denn  Paris  müssle 
als  Ankömmling  in  Sparta  stehend  dargestellt  sein,  überrascht 
von  der  Schönheil  der  Helena,  deren  Beize  ihn  sofort  belhören:  und 
so  geben  die  Scene  auch  erhaltene  Darstellungen  z.  B.  Overb.  XH, 
6;  8;  9;  10;  u.  a. 


DES  PARIS. 

Fehlen  des  Gyges  versucht,  De  Petra  durch  Hinauf- 
rUcken  des  dem  berculanischen  Bilde  zu  Grunde 
liegenden  Originals  „ad  im  epoca  mollo  remolu,  in 
cui  1I0H  iincora  la  tecinca  dell'  arte  si  era  pieuu- 
metile  svihippata"  zu  erklären,  in  welcher  Epoche 
eine  hinter  einer  Thür  hervorguckende  Figur  tech- 
nisch nicht  darstellbar  gewesen  und  daher  ganz  fort- 
gelassen sei! 

Da  diese  Erklärung  des  Wandgemäldes  nur  als 
Versuch  auftritt,  kann  ich  mir  wohl  den  Beweis 
ihrer  Unmöglichkeit  erlassen  und  gleich  zu  meiner, 
hoffentlich  richtigen  Deutung  übergehen :  ich  erkenne 
nämlich  in  dem  Bildchen  eine  Scene  des  Parisur- 
t  h  e  i  1  s  in  genrehafter  Autfassung,  und  zwar  nach  jener 
bei  Lucian  (Dial.  deor.  21,  11)  erhaltenen  Sagenwen- 
dung, nach  welcher  die  Göttinnen  einzeln  mit  dem 
Königssobn  verhandeln.  Der  phrygische  Jüngling  ist 
Alexandros,  vor  dem  sich  Aphrodite  mit  Hilfe  einer 
Cbaritin  entkleidet  (vgl.  Lucian  ibid.  10)  und  —  nach 
der  Schale  zu  schliessen  —  waschen  oder  sal))en 
will,  wie  ja  auch  auf  dem  schönen  Parisurtheil  aus 
Pisticci  (abg.  z.  B.  Overb.  X,  2)  Athene  sich  wäscht, 
während  Hera  im  Spiegel  den  Schleier  ordnet  und 
Aphrodite  von  Eros  geschmückt  wird.  Dass  Aphro- 
dite im  vorliegenden  berculanischen  Wandgemälde 
durch  Enthüllung  ihrer  Korperreize  siegt,  wiederholt 
sich  auf  mehreren  Kunstwerken  römischer  Zeit;  vgl. 
z.  B.  Overbeck  XI,  5;  11;  13;  u.  a.  m.  Die  au  den 
Pfeiler  gelehnte  Frau  ist  eine  zweite  Charitin  oder 
auch  Peitho,  wohl  nur  zur  Herstellung  des  Gleich- 
gewichts gegenüber  der  Figur  des  Paris  hinzu- 
gefügt. H.  H. 


MUSEO  ESPANOL  DE  ANTIGUEDADES. 


Da  das  unter  Leitung  des  Herrn  Juan  de  Dios 
de  la  Rada  von  Herrn  Jose  Dorregaray  herausge- 
gebene Museo  espanol  de  antiguedades,  von  dem  bis 
jetzt  vier  Lieferungen  vorliegen,  seines  Ifnifangs  und 
seiner  Kostspieligkeit  wegen  wohl  nur  in  sehr  we- 
nigen Exemplaren   nach  Deutschland  gelangen  und 


bekannt  werden  wird,  so  folgt  hier  die  Beschreibung 
derjenigen  Tafeln,  welche  Denkmäler  der  griechisch- 
römischen  Kunst  enthalten. 

Taf.  II.  p.  23  SS.  Fünf  goldene  und  drei  silberne 
PtolemäermUnzen,  die  ohne  jeglichen  Werth  sind. 

Taf.  III.  p.  41  SS.     Sarkophag  im  Dom  zu  llu- 

23* 


168 


sillos;  Höhe  0,58;  Breite  2,02;  Tiefe  0,65  Meter.  — 
Derselbe  zeigt  in  guterhaltener  Eeliefdarstellung  Sce- 
nen  aus  der  Orestessage,  und  zwar  auf  der  Vor- 
derseite den  Mord  der  Klyteuinästra  und  des 
Aegisthos  durch  Orestes  und  Pylades  fast  ganz  ge- 
nau übereinstimmend  mit  dem  Sarkophagi-elief  gleichen 
Inhalts  im  Museo  Pio-Clementino  (V,  22;  abg.  auch 
z.  B.  Overb.29,  1 ;  u.a.).  Die  geringen  Abweichungen, 
die  sich  bei  einer  Vergleichuug  der  Abbildungen 
beider  Sarkophagreliefs  auf  dem  spanischen  Sarko- 
phag ergeben,  sind  folgende:  die  im  Stehen  schla- 
fende Erinys  (zur  Linken  des  Beschauers)  hält  in 
der  gesenkten  rechten  Hand  einen  Dolch;  die  Tro- 
phos  trägt  kein  Kopftuch;  von  der  ersten  Erinys 
hinter  dem  Vorhang  kommt  die  linke  Hand  mit  der 
Schlange  links  vor  dem  Parapetasma  zum  Vorschein, 
und  ist  die  Kechte  mit  der  Fackel  nicht  gesenkt,  son- 
dern erhoben,  so  dass  die  Fackel  vor  ihrem  Gesicht 
sichtbar  ist;  das  Haar  der  Klytämuestra  fällt  nach 
hinten  gelöst  herab ;  die  zur  Rechten  des  Beschauers 
schlafende  Erinys  hat  in  der  Linken  keine  Schlange; 
endlich  ist  der  Lorbeerbaum  über  dem  Dreifufs 
kahl,  ohne  Blätter.  Es  fehlen  am  Sarkophag  von 
Husillos  die  linke  Hand  und  der  rechte  Unterarm 
des  mordenden  Orestes  und  die  Schwertklinge  in 
seiner  liechten,  als  er  sich  vom  Dreifufs  wegstiehlt; 
die  Hernie  sowie  hier  und  da  die  Köpfe  der  Figuren 
sind  zerstolsen. 

Interessanter  als  die  Vorderseite  sind  die  beiden 
Nebenseiten,  von  denen  diejenige  zur  Linken  des 
Beschauers  den  caiculiis  Minervae  darstellt,  und 
war  genau  übereinstimmend  mit  dem  (von  Visconti ') 

')  Vgl.   ho  Clem.  V  p.  149,3  (ed.  inil\ 


als  eine  Seitenfläche  des  Giustinianischen  Orestessar- 
kophags [Gall.  H,  130]  erkannten)  Bruchstück,  wel- 
ches bei  Michaelis  Corsin.  Silbergefals  II,  2  S.  9  in 
einer   neuen  genauen  Zeichnung  gegeben  ist.     Die 
Abweichungen    sind    gering:    auf   dem    spanischen 
Relief  kommt  die  Aegis  der  Athene  über  dem  Mantel 
zum  Vorschein;  ferner  ist  das  rechte  Bein  der  Erinys 
mehr  vorgesetzt  und  bildet  der  Gurt  des  gefranzten 
Chitons  um  ihren  Leib  hinten  eine  grolse  Schleife'); 
in  der  Linken  hält  diese  —  entschieden  weibliche 
—  Figur  einen  Stab,  in  der  Rechten  dagegen  (nach 
der  Abbildung   zu  urtheilen)  nichts;  endlich  haben 
die  Schuhe,  die  nicht  so  hoch  hinaufgehen,  keinen 
gezackten  Besatz.  —  Auf  der  anderen  Seitenfläche 
sind  Orestes  und  Pylades  bei  den  Taurern  dar- 
gestellt, gebunden  und  von  einem  Skythen  bewacht: 
die  drei  Figuren  stimmen  genau  Uberein  mit  den 
gleichnamigen  in  der  Scene  links  auf  dem  MUnchener 
Sarkophag  (no.  222),   der  die  taurische  Expedition 
des  Orestes  darstellt  (abg.  z.B.  Overb.30,  1),  nur  dass 
der  Kopf  des  ersten  Gefangenen  auf  dem  spanischen 
Relief  tiefer  gesenkt  ist.    So  bietet  uns  der  Sarko- 
phag von  Husillos  ein  neues  schlagendes  Beispiel 
für  die  Willkür  und  Laune,  mit  der  die  Sarkophag- 
arbeiter einzelne  Scenen  eines  Mythos  aus  der  ihnen 
vorliegenden  Originaldarstellung  zusammenstellten, 
welches  Original  wohl  in  Zeichnung  (Vorlegeblätter) 
in  jeder  Werkstatt  Korns  sowohl  als  der  Provinzen 
vorhanden  war. 

H.  H. 

')  Wie  bei  der  entsprejhenden  Figur  auf  dem  Corsinischeo  Ge- 
fäfse  (Michaelis  a.  0.  1,  1). 


Unter  den  vielen  Vasen,  welche  kürzlich  bei  Bo- 
logna gefunden  sind,  beschreibt  Dr.  H.  Hirschfcld  ') 
auch  einen  ..heroischen  Kampf"  zwischen  zwei  Krie- 
gern, von  denen  einer  schon  in"s  Knie  gesunken  ist; 
hinter  diesem  steht  ein  geflügeltes  Weib  ..wie  ihn 
schützend",  hinter  dem  siegreichen  Gegner  eine  ge- 

')  Ebenso  .lucli  E.   Biriio  bull.  delC  inat.   1872  S.  88,  55. 


ZUSATZ  ZU  DIESER  ZEITUNG  Ls71   S.  11. 

flttgelte  Frau  ..mit  Binde".  (Ihne  Zweifel  ist  hier 
Memnon's  Kampf  mit  Achilles  dargestellt,  und 
die  beiden  geflügelten  Frauen  sind  ihre  Mütter  Eos 
und  Thetis.  Dass  aucli  die  Letztere  beflügelt  ist, 
findet  sich  z.  B.  cl)enso  auf  einer  vulcentischcu  Schale 
des  brittischcn  Mui^eunis  (no.81 1 ;  abg.  Ghd.Trinksch. 
Gef.  D),  welche  denselben  Kampf  darstellt,  und  auf 


169 


einem  etruskischen  Spiegel  des  Museo  Gregoriano 
(Ghd.  396),  welcher  die  Bitte  der  beiden  Mütter  bei 
Zeus  zur  Darstellung  bringt.  Thetis  hält  hier  eine 
Tänie  zAun  Zeichen  des  Sieges,  den  Achill  gewinnt, 
wie  sie  auf  einer  anderen  Vase  (Overb.  22,  6)  dem 
Sohne  einen  Kranz  hinhält:  Eos  aber  sucht  noch  ihr 


fallendes  Kind  vor  dem  Todesstofs  zu  schützen,  ein 
psychologisch  feiner  Zug  der  Mutterliebe,  welche 
sich  in  anderen  Darstellungen  bei  ihr  in  verzwei- 
feltem Schmerz  (Overb.  22,  4;  7;  u.  a.)  äussert. 

H.  H. 


KURZE  BESCHREIBUNG  DER  VASENSAMMLUNG  KOENIG  LUDWIGS  I. 


(München  1871.  Lindauor'sche 
Bekanntlich  erschien  gleichzeitig  (1854)  mit  dem 
grofsen  Katalog  der  Vasensammlung  in  der  Mün- 
chener Pinakothek  von  0.  Jahn  ein  kurzer  Auszug 
für  Liebhaber  der  alten  Kunst;  dieser  liegt  jetzt  in 
zweiter,  von  H.  Brunn  besorgter  Autlage  vor. 
Der  Abdruck  ist  wesentlich  der  alte,  nur  hier  und 
da  sind  Aenderungen  und  Berichtigungen  (z.  B.  bei 


liuchbantlluüg.    Kl.  8».    116  S.) 

den  No.  (J;  247;  272;  415;  805)  eingetreten.  Ferner 
wird  bemerkt,  dass  auf  dem  Wandgemälde  aus 
Tusculum  ein  Kentauren-  (kein  Herakles-)  köpf 
dargestellt  ist  (S.  43);  dagegen  stammt  das  ebend. 
beschriebene  campanische  Wandgemälde  nicht  aus 
Pompeji,  sondern  aus  Herculaneum  (vgl.  Heibig 
No.  578).  H-  H. 


INSCHRIFTEN  AUS    NEU-ILION. 

In  meinen  Ausgrabungen  im  October  und  No-  in  der   Ebene  von  Troia,   fand  ich   in  einer  Tiefe 

vember  dieses  Jahres  im  Berge  Hisarlik,  am  nord-  von  circa  fünf  Ful's  nachstehende  Inschriften: 

westlichen   Ende   der  Baustelle  von  Ilium  Novum, 

1.  EPEIAHAIAcbENHEPoAAEIlZTH 

A^NITHZAIATPIBnNPAPATnißAEI 
A  Eia)IAoEßNKAIEYNoYEAIATEAEI 
TillAHMßlXPEIAZPAPEXoMENOE 
5    PPoGYMßZEIEAANTIZAYToNPA 
PAKAAHIAEAoXOAlTHIßoYAHIKAI 
TßlAHMniEPAINEEAlMENAYToNE 
P  I  T  o  Y  T  o  I  E  P  A  P  A  K  A  A  E  I  N  A  E  K  A  I  E  i  E 
ToAo|noNEINAia)IAOTIMoNEIETAToY 
10    AHMoYEYAAcDEPoNTAAEAoEOAlAE 
AYTIi   I  PoAlTEIANPPo^ENIANErKTH 
EINATEAEIANnrKAlolpoAlTAIATE 
AEIEEIEIKAIEiDoAoNEPITHNBoYAHN 
PPßTßIMETATAIEPAKAIAcMiINKAI 
15    EMPoAEMßlkAIENEIPHNHIAEYAEIKAl 
AEPoNAEIANATPAYAlAETAAEAoME 
NAAYT  ßlTAYTAEIEETHAHNKAI 
O  E  I  N  A  I  E 


170 


Die  Höhe  der  Marraoriilatte  ist  65  Ceutimetev, 
<iie  Breite  oben  Hn,  unten  39  Centimeter. 

'ErtEiöi^  Jia(pevT}g  nnXXecoc  Trj^ivhrjg,  diuTQi'ßiov 
nriQa  r«;'  ßaaiXti.  (piXog  wv  xal  evrnvg  Siarsltl  to) 
6r;U(i),  XQsiag  naQtynnsvng  itQoitvßiog  elg  a  av  xig 
avtnv  nagoxalfi,  deööyßai  zf,  ßovXfj  xal  tu  di]fi(i) 
fnacvsaai  fisv  amov  Eni  Tovzoig,  nagaxaXeh'  äf^  xal 
£ig  tn  Xninov  elvai  cpiXöcinnv  elg  tu  tov  ö)]fiov 
oviitpiqovza ,  äedoai/ai  ös  ainui  nnliziiav,  ngn^s- 
2. 


riav.  e'yxzrjaiv,  aziXeiav  ioy  xal  nt  nnXlznt  azeXslg 
eiai  xal  stpodov  inl  ztjv  ßnvXfjv  nQiuzo)  fisza  rä 
leQce  xal  äcpi^iv  xal  su  nnXsfio)  xal  sv  £iq>]1'>j  aavXsl 
xal  aannvöst  '  avayQoti).iai  ös  zd  deön/niva  avzü, 
zavza  elg  azrjXrjv  xal  [ctva]i}Eivai  £[ig  .... 

Der  König,  von  dem  in  dieser  Inschrift  die 
Rede  ist,  muss  einer  der  Pergamener  sein  und  nach 
dem  Charakter  der  Schrift  glaube  ich  dieselbe  dem 
dritten  Jahrhundert  v.  Chr.  zuschreiben  zu  müssen. 

lAIEIZEAüEANMENEAAni 

A  P  P  A  B  A  I  o  Y  A  O  H  N  A  I  ß  I  E  Y  E  P 

r  E  T  H  I  r  E  N  o  M  E  N  n  I  A  Y  T  ß  N 

KAITEIMTHNEAEYOEPIAN 
sANAPIArAOnirENoMENßl 

PPoiENIANKAlEYEPrEZIAN 

Die   Länge  dieser   Marmorplatte  ist  42   Centi-  Diese  zweite  Inschrift  scheint,  nach  der  Form 

meter    die  Breite  34.  dsr  Buchstaben  zu  urtheilen,  aus  dem  ersten  Jahr- 

'IXuig  söoaav   MsveXäio   'A^qaßainv  l4^r]vaio)  hundert  v.  Chr.  zu  sein,    lä^qaßa'ing  kommt  hier  zu- 

svegytzr^  yEvnftäfoi  avTwv  xal  ttsqI  tt^jv  iXtv^faglav  erst  als  ein  attischer  Name  vor. 
ccvöqI   äya9oi   yevo/.tiv(i)   ngo^svlav  xal   Evegysaiav. 

3.  MHNoOlAoZrAAYPIoYElPENErEI 

A  H  n  A  E  I  o  N  E  E  T  n  N  n  o  A  I  T  n  N  E  P  E  A 
OoNTELEPITHNB«  YAHN(t)AEINXAIPEANToN 
TETArMENoNEPABYAoYEYNoYNTE 
öEINAITHIPoAEIKAIENIolZPPELBEYoME 
NoILYPüToYAHMoYPPoEAYToNBoYAo 

MENoNTHIP-'AEiXAPlIEZOAlTH  NPA 
Z/\NZPoYAHNkAIPPoNo|ANPoEIZOAI 
KAITolZZYNANTßZINAYTßlTnNPO 
loAlTilN'DIAANOPßPßZPPoZ^DEPEZOAl 
INAoYNKAIoAHMoE(DAINHTAITHNKäOH 
koYZANXAPIN/-\Pc.  AlAoYZTolZPPoAlPoY 

MENi'IZTHNPo 
AEA" XO A  I 


MrivntpiXng  rXavgiov  tlnev  ■  tneidi]  nXEtoveg 
ii'iv  nnXiiiüV  in£X!}övzEg  tnl  zrjv  ßnvXi'jV  (fuaiv 
Xrtioiav  zov  z£zayi.tEvov  En.'Aßvöov  evvovv  ze  eivai 
zfi  tiÖXei  xal  ivinig  nQEoßtvniitvnig  vnn  zrtv  drfinv 
Tiong  av(i>v  ßnvXo/^uvnv  zrj  nöXei  xaQitEai>ai  zr'jv 
Tiäaav   anovöfiv    xal   ngövotav    nnElal}aL   xal  zotg 


(jinai'züoir  avii7>  ziöv  rrnliiwi'  (filavd-QdJnojg  ngna- 
fpiOEaO^ai,  '/va  ni'i>  xal  n  dij^wg  (paiv}]zai  n]vxa:h]- 
xnvaav  yaqtv    anndidni'g    znlg    ngnaigni-tiirnig   rijv 

rro(At)') ÖEÖoyilai 

Diese  dritte  Inschrift  scheint  ebenfalls  aus  dem 
eisten  Jahrhundert  v.  Ciir.  zu  sein. 


171 


Ich  copierte  im  Dorfe  Tschiplak  in  der  Ebene 
von  Troia  von  einer  Marmorplatte  von  30  Centi- 
uieter  Länge  und  Breite,  welche  am  oberen  Ende  das 
Bild   eines  Mannes  in  Basrelief  zeigt,  nachstehende 


Inschrift,  die  aus  dem  dritten  oder  vierten  Jahrhun- 
dert n.  Chr.  zu  stammen  scheint 

a)AorioNXEPE 
Athen.  Dr.  H.  Schliemann. 


RCEMISCHE  IN^^CHKIFTEN 

In  der  Osterburkener  Votivinschrift  (Archäolo- 
gische Zeitung  1868  S.  29  f)  hat  Momnisen  den  ein- 
heimischen Beinamen  des  Mars  nicht  Cnabetius, 
wie  ich  las  und  demgemäfs  auf  der  im  Originale 
verlorenen  und  offenbar  verstümmelt  geweseneu 
Votivinschrift  von  Erbstctten  herzustellen  vorschlug, 
sondern  CatHibeiiiis  oder  bezicJiungsweise  Cabetiiis 
lesen  zu  mlissen  geglaubt.  Ich  habe  in  meinen  Bei- 
trägen zur  römisch -keltischen  Mythologie  (im  50. 
Bonner  Jahrbuche  S.  102  ft".)  meine  Lesung  auf- 
recht zu  erhalten  und  zu  deren  weiteren  Begründung 
auf  zwei  verstunjmelte  und  daher  bis  jetzt  wenig 
beachtete  Inschriften  aus  dem  Kreise  Ottweiler,  Re- 
gierungsbezirk Trier,  aufmerksam  gemacht  und  in 
der  einen  (Brambach  C.  I.  K.  7.öO)  aus  den  Wörtern 
MAR  und  CNAUETO,  in  der  andern  (Brambach  7.51) 
aus  dem  ETM  .  .  .  .  1|  CNA  ....  denselben  Mars 
Cnabetius  hergestellt;  doch  blieb  die  Richtigkeit 
meiner  Ergänzung  und  Deutung  zunächst  immerhin 
noch  zweifelhaft.  Inzwischen  aber  ist  mir  eine  wei- 
tere (fünfte)  Votivinschrift  an  denselben  Mars  zu- 
gänglich geworden,  welche  nicht  allein  die  Ergän- 
zung jener  beiden  Inschriften  aus  dem  Kreise  Ott- 
weiler noch  wahrscheinlicher  macht,  sondern  auch 
den  barbarischen  Beinamen  desselben  in  der  von 
mir  auf  dem  Täfelchen  von  Osterburken  gelesenen 
Form  ausser  allen  Zweifel  stellt.  Es  enthält  näm- 
licii  die  \'!<b\'i  erschienene  dritte  Abtheilung  der 
..Mittheilungen  des  historisch-antiquarischen  Vereins 
für  die  Städte  Saarbrücken  uud  St.  Johann  und  deren 
Umgegend"  eiue  Abhandlung  von  Dr.  Fr.  Schröter 
„über  die  römischen  Niederlassungen  und  die  Römer- 
strafsen  in  den  Saargegenden.  •'  Hier  wird  nun  S.  58,  2 
folgende  im  Bann  Wahlscheidt  gefundene  Inschrift, 
welche  sich  jetzt  in  Saarbrücken  befindet. 


AUS  DEUTSCHLAND. 

.  EO  MARI 

.  NABETIO 

.  ENIGNVS 

.  ASGILLVS 
.  S  .  L  .  M 
mitgetlieilt  uud  die  in  Z.  1  unverkennbare  Ligatur 
von  T  und  I  in  MARTI  als  durch  die  Abnutzung 
des  Steines  theilweise  zerstört  bezeichnet.  Den 
localen  Beinamen  des  Mars  vermochte  aber  auch 
der  zu  Rath  gezogene  nunmehr  verstorbene  Prof 
C.  Klein  zu  Mainz  nicht  näher  zu  deuten.  Es  ist 
klar,  dass  nur  Cnabetio  zu  ergänzen  ist.  Diese  In- 
schrift von  Wahlscheidt  ist  leider  von  Brambach 
ebenso  übersehen  worden,  wie  eine  andere  desselben 
Fundortes,  welche  von  Schröter  S.  57  mitgetheilt  wird 
uud  den  Namen  des  Dedicanten  der  obigen  voll- 
ständig enthält: 

DEGOVEXI  « 

BENIGNIVS 

TASGILLVS 

V  .  S  .  L  •  M 
und  überliefert  eine  bis  jetzt  durch  keine  weitere 
Inschrift  beurkundete  Gottheit  Degovexis ,  deren 
Namen  auffallender  Weise  an  die  subpyrenäischen 
Götter-  und  Menschennamen  Lexis,  Bonexsis,  Ber- 
liaxis,  llaunaxis,  Duuiiohoxis,  Ulohoxis  u.  a.  m.  bei 
Du  Hege  man.  relig.  des  Volces-Tectosages  S.  Uli,  348; 
Cenac-Moncaiil  Voyage  archeul.  et  liist.  (Tarbes  uud 
Paris  1856)  S.  17,  21,  23  und  Rmtc  archeoL  XIII 
1857,  2  S.  677  erinnert.  Lebhaft  bedauere  ich,  dass 
ich  von  der  Existenz  dieser  beiden  Inschriften  noch 
nicht  wusste,  als  ich  im  Juli  1871  in  Saarbrücken 
anwesend  war;  ich  würde  sonst  selbst  eine  Unter- 
suchung derselben  vorgenonmien  haben. 

Frankfurt  a.  M.,  im  Februar  ls72.       J.  Beckeu. 


172 


SITZUNGSBERICHTE. 


Berlin.  Sitzung  vom  4.  Juli.  Hr.  ;Curtius 
legte  der  Gesellschaft  1)  das  Werk  von  vau  Len- 
nep  vor  (7Vare/A'  in  Mle  known  parts  of  Asia 
minor  1870,  2  Hände),  die  lehrreichen  Aufzeich- 
nungen eines  Missionärs,  in  welchen  auch  wich- 
tige üenkmäler  des  Alterthums  (Eujuk,  Sipylos, 
Amasea)  eingehend  behandelt  sind;  •>)  Newtons 
Aufsatz  über  Tetradachnien  Orophernes  II.  von  Cap- 
padocien,  welche  im  Tempel  von  Prieue^deponirt 
waren  und  aus  dortiger  Münze  zu  stammen  scheinen; 
;;)  einen  Aufsatz  von  iJr.  Köhler  (aus  dem  ..Hermes") 
über  die  Lokalitäten  des  Areopags  und  die  Süd- 
grenze der  Agora  nebst  einigen  merkwürdigen  In- 
schriften, die  sich  auf  den  Dienst  der  unterirdischen 
Götter  am  Areopag  beziehen;  4)  ein  Programm  des 
Pädagogiums  in  Basel  von  1871  mit  einer  Abhand- 
lung des  Kathsherrn  und  Prof.  Dr.  W.  Vi  scher 
über  antike  Schleudergeschosse  und  attische  Richter- 
täfelchen nebst  einem  Vortrage  desselben  Gelehrten 
über  die  beiden  berühmten  Marmorköpfe,  die  Re- 
pliken des  Apollo  von  Helvedere  und  des  Herkules 
Farnese,  welche  jetzt  dem  Museum  in  Basel  ange- 
hörenf  —  Hr.  Bötticher  knüpfte  hierauf  an  eine 
Besprechung  des  Werkes  von  Prof.  Ad.  Michaelis 
über  den  Parthenon  eine  erneute  Darlegung  seiner  An- 
sichten über  die  Bedeutung  des  Frieses,  indem  er  da- 
bei auf  seinen  demnächst  erscheinenden  Katalog  der 
GypsabgUsse  des  hiesigen  Museums  Irinwies  (s.  oben 
S.llOff).  — Hr.  Mommsen  legte  die  im  letzten  Bande 
der  Annalen  des  römischen  archäologischen  Instituts 
verötfcntlichtc  sorgfältige  und  ergchnissreiclie  Al)- 
handlung  des  Padre  Bruzza  über  die  Inschriften 
der  an  der  Marniorata  in  Rom  ausgegrabenen  Mar- 
morblöcke einer  kurzen  Darlegung  der  Bedeutung 
dieser  Inscliriften  zu  Grunde,  in  welclier  er  in  einigen 
Punkten  von  Bruzza's  im  Ganzen  gesichelten  Re- 
sultaten abwich  oder  über  dieselben  hinausging  (vgl. 
das  Hulletino  von  1S71  S.  I.V.»)-  -  "'•  l'""niann 
führte  aus,  wie  die  vielfach  besprochene  Frage  nach 
der  Benennung  der  l)eidcn  Teni]ielruinen  zwischen 
dem   römischen  Capitol  und   dem   Forum,    der  mit 


den  acht  und  der  mit  den  drei  Säulen,  schon  durch 
ihre  früher  vollständig  abgeschriebeueu  und  Jetzt 
zum  Theil  erhaltenen  Aufschriften  einfacli  und  sicher 
entschieden  werde.  Von  den  Inschriften  der  Tempel 
unter  dem  Ca|)itol,  welche  die  Handschrift  von  Ein- 
siedeln ohne  Abtheilung  giebt,  ist  die  erste  noch 
erhalten  und  nimmt  in  zwei  Zeilen  den  ganzen  Fries 
der  Facade  des  Tempels  der  acht  Säulen  ein.  Von 
der  dritten  ist  das  Ende  noch  auf  dem  Fries  des 
Tempels  der  drei  Säulen  erhalten;  dieser  Rest  reicht 
aber  hin,  um  mit  völliger  Sicherheit  festzustellen, 
dass  die  Inschrift  in  einer  Zeile  geschrieben  war 
und  nur  auf  dem  unteren  Theile  des  Frieses  stand. 
Die  zweite  Inschrift  £>/F0-  VESPASIAAOAVGVSTO- 
S  ■  P-  (J  ■  R  muss  also,  da  sie  nicht  auf  der  Rückseite 
eines  Tempels  augebracht  sein  konnte,  und  da  es 
ebenfalls  undenkbar  ist,  dass  mau  nur  den  unteren 
Theil  des  Frieses  beschrieben,  den  oberen  Theil 
aber  freigelassen  habe,  auf  der  oberen  Hälfte  des 
Frieses  der  Ruine  mit  den  drei  Säulen  gestanden 
haben.  Älithin  war  dieser  Tempel  der  des  Vespa- 
sian.  —  Hr.  Heydemauu  legte  die  Schrift  von 
Heinrich  Holzer:  Der  Hildesheimer  antike 
Silber fuud,  seine  archäologische  und  artistische 
Bedeutung  (mit  lii  lithographirteu  Tafeln,  Hildes- 
heim 1870,  8.  IV  u.  Iu7  S.)  vor,  welche  das  Ver- 
dienst hat,  zum  ersten  Male  die  sämmtlichen  Ueber- 
reste  des  Fundes  iu  recht  guten  Abbildungen 
zusammenzustellen.  Der  begleitende  Text  l^erichtet 
zuerst  die  Geschichte  des  Fundes  und  stellt  ohne 
stichhaltige  Gründe  die  Vermuthung  auf,  dass  die 
Silbersachen  der  von  Cacina  befehligten  Abtheilung 
des  Heeres  des  Germanicus  angehört  haben  möchten; 
dann  werden  die  bildlichen  Darstellungen  erklärt, 
jedoch  mit  entschiedenem  Missgritt',  an  dem  die  Hy- 
perUiitik  des  'S'crfassers  Schuld  ist:  z.  B.  erkennt 
er  nicht  Athene,  sondern  die  Dea  Üonia.  nicht  den 
schlangenwUrgeudcn  Herakles,  sondern  den  Sflian- 
spieler  Roscius  u.  s.  w.  und  auf  dem  sciiönen  Krater 
ist  die  Verwendung  der  Muscheln  und  Seethierchen 
zu  Blumenthcilen  nicht  einfach  ein  decoratives  Motiv, 


173 


sondern  vielmelir  die  von  Ovid  (Met,  IV  744  ii.  s.  \v., 
vgl.  XVII  41t)  u.  s.  w.)  erwälnite  Eutsteluiiig  der 
Korallen  dadurch  dargestellt!  Arg  ist  das  Versehen 
über  Kolotes'  Zeitalter  iS.  it-l)  und  die  Deutung  der 
TheatA'inasken  auf  die  vier  Jahreszeiten  (S.  80  ((■)■ 
Glücklicher  löst  der  Verfasser  die  Aufgabe,  den 
hohen  künstlerischen  Werth  der  Silbersachen  zu 
würdigen,  was  er  mit  stetem  Hinblick  auf  die  jetzigen 
Kunsterzeugnisse  der  Art  thut  und  dabei  manche 
beherzigungswerthe  Bemerkung  für  die  Künstler 
beifügt.  —  Hr.  Adler  legte  die  soeben  erschienene 
zweite  Lieferung  der  Denkmäler  der  Baukunst, 
welche  Studireude  der  hiesigen  Bauakademie  her- 
ausgeben, vor,  und  knüpfte  daian  einige  Erläute- 
rungen. —  Hr.  Eich  1er  hafte  den  Gipsabguss 
eines  in  Kassel  befindlichen  angeblichen  Sappho- 
kopfes  ausgestellt,  dessen  antike  Bestandtheile  jedoch 
noch  einer  genaueren  Untersuchung  bedürfen. 

Sitzung  vom  7.  November.  Hr.  Hübner  be- 
grüfste  die  Gesellschaft  bei  ihrem  ersten  Zusammen- 
treten nach  den  Ferien,  da  der  Vorsitzende  Hr. 
Curtius  von  seiner  Eeise  noch  nicht  wieder  zu- 
rückgekehrt war.  Die  Gesellschaft  hat  den  Verlust 
von  vier  iiirer  langjährigen  Mitglieder,  welche  in 
dem  Zeitraum  seit  ihrer  letzten  Versammlung  ge- 
storben sind,  zu  beklagen,  der  Herren  v.  Gans- 
auge, Friederichs,  Pinder  und  Zahn;  ihr  An- 
denken wird  bei  passender  Gelegenheit  noch  be- 
sonders gefeiert  werden.  Hr.  Hübner  knüpfte  zu- 
nächst einige  Bemerkungen  au  das  inzwischen  fertig 
gewordene  Heft  der  archäologischen  Zeitung  und  die 
darin  durch  Hrn.  B  ö  1 1  i  c  h  e  r  publicierte  Doppelherme 
der  Sappho  und  des  Phaou.  Die  auf  dem  hiesigen 
Gipsabguss  befindlichen  Aufschriften  (die  Namen  der 
beiden  Dargestellten  in  erhaltener  Schrift  enthaltend) 
befinden  sich  nicht  auf  dem  Madrider  Original  und  sind 
daher  als  eine  moderne  Zuthat  des  Gipsgiessers 
anzusehen  (s.  oben  S.  80).  —  Hr.  S.  S.  Lewis  in 
Cambridge  hatte  Photographieen  in  natürlicher  Gröfse 
eingesendet  von  einer  in  der  Nähe  von  Cambridge 
gefundenen  Erzstatuette  des  Mars  Victor,  mit  einem 
etwas  zu  klein  gerathenen  korinthischen  Helm,  Brust- 
haruisch  (dessen  Ornamente,  Gorgoneion  und  Blät- 
terschmuck, von  eingelegtem  Silber  sind)  und  Bein- 

Aicli.-ioln^..   ZlM  ,  .l,.ljr:;iii]^  XMX. 


schienen  in  der  üblichen  Stellung  mit  Speer  und 
Schild  (welche  fehlen),  von  8'/,  Zoll  Höhe.  Der 
Einsender  glaubt  zwar  in  den  Bemerkungen  über 
das  kleine  Werk,  welche  in  den  Berichten  der  an- 
tiquarischen Gesellschaft  zu  London  (Bd.  4  S.  4!)8  f.) 
abgedruckt  sind,  wegen  des  dem  Jupiterideal  ent- 
sprechenden Kopfes*  mit  starkem  Haarwuchs  und 
vollem  Bart  und  wegen  der  auf  den  Beinschienen  vor- 
handenen Donnerkeile  darin  einen  Zeus  Areios  erken- 
nen zu  müssen.  Doch  vergleicht  er  selbst  mit  Recht 
die  Pyrhus  genannten  Kriegerfiguren  (z.  B.  die  ca- 
pitolinische  Statue  und, einige  Gemmenbilder),  welche 
ebenfalls  unzweifelhaft  den  Mars  vorstellen.  Tracht 
und  Stellung  kehrt  besonders  auf  einer  Anzahl  von 
sicheren  Darstellungen  des  Mars,  die  in  England 
gefunden  worden  sind,  wieder.  Als  Zeit  der  Aus- 
führung des  gewiss  oft  wiederholten  Typus  wird 
das  Ende  des  zweiten  oder  der  Anfang  des  dritten 
Jahrhunderts  unserer  Zeitrechnung  angesehen  werden 
können.  Die  Statuette  befindet  sich  jetzt  im  Britti- 
schen Museum ;  eine  ähnliche  kleinere  von  zierlicher 
Ausführung  besitzt  das  hiesige  Museum.  —  Aus  der 
beträchtlichen  Anzahl  von  inzwischen  für  die  Ge- 
sellschaft eingegangenen  Gaben,  für  welche  allen 
Gebern  der  schuldige  Dank  erstattet  wurde,  und 
den  neuen  Erscheinungen  der  archäologischen  Litte- 
ratur  hob  Hr.  Hüb n er  drei  Werke  besonders 
hervor.  Das  erste  ist  Waddiugtons  neuestes  In- 
schriftenw  erk  (inscriptions  Grecqiies  et  Laliiies  de 
lu  Sjjrie,  Paris  1870,  4.),  welches  der  vorzügliche  Ge- 
lehrte, der  neuerdings  auch  in  der  französischen 
Nationalversammlung  eine  hervorragende  Stellung 
einnimmt,  seinen  deutschen  Freunden  gesandt  hat, 
ein  erfreuliches  Zeichen  dafür,  dass  doch  nicht  alle 
französischen  Gelehrten  den  wissenschaftlichen  Ver- 
kehr mit  Deutschland  gänzlich  abgebrochen  haben. 
Das  zweite  Werk  ist  die  unter  der  Leitung  des  Hrn. 
Rada  begonnene  Publication  des  neu  gegründeten 
spanischen  Nationaliiniseuins  (Mnseo  Espanol  de  aii- 
lujiu'dades,  Heft  1 — 4,  Madrid  1871,  fol.),  welche 
.sich  auf  alle  Klassen  von  Alterthiiniern  erstrecken 
soll.  Die  sogenannten  vorhistorischen  behandelt 
Hr.  Tubino  in  einem  systematischen  Aufsatz;  Hr. 
Castroveza  beschreibt  acht  Pfoleniäerniünzen;  Hr. 

24 


174 


Guerra  ilen  Sarkopliag-  von  Husillos  (Tod  des 
Apraniciniion;  der  Vif.  vergleicht  die  verwandten 
Darstellungen  auf  den  Sarkophagen  Giustiniani,  Rar- 
berini  und  Borghese);  Hr.  Amador  de  los  Rios 
mittelalterliche  Keliimienschreine.  Das  Unternehmen 
ist  auf  einen  sehr  grofsen  Umfang  berechnet,  die 
Tafeln  sind  mit  grofser  Pracht  ausgestattet  und  es 
bleibt  nur  zu  wünschen,  dass  das  Werk  nicht,  wie  die 
noch  prachtvolleren  'architektonischen  Denkmäler 
Spaniens',  welche  die  frühere  Regierung  herausgab, 
unvollendet  bleibe  (vgl.  oben  S.  167).  Das  dritte  Werk 
ist  der  in  erster  I-ieferung  vorliegende  dritte  Band  von 
Dr.  L.  Linde nsc hm its,  des  verdienten  Dircctors  des 
römisch-germanischen  Central -Musfeums  zu  Mainz, 
schönem  Werk  über  die  Alterthümer  unserer 
heidnischen  Vorzeit  (Mainz  1871,  4.).  Der  Her- 
ausgeber behandelt  darin  den  von  dem  Verein  von 
Altcrthuiiisfreuuden  im  Khciidand  bereits  publicierten 
Grabfund  von  Waldalgesheim  bei  Bingen,  knüpft 
aber  in  einem  besonderen  Beilageheft  an  die  Be- 
schreibung desselben  die  eingehende  Bes]irechung 
einer  wichtigen  antiquarischen  und  historischen  Frage. 
Gegenüber  nämlich  der  von  anderer  Seite  aufge- 
stellten Behauptung,  dass  der  Ursprung  der  in  jenem 
Fund  entdeckten  Gegenstände  (Goldschmuck,  Waffen 
und  Gcfäfse  von  Bronze)  in  einer  einlieimischen, 
griechische,  etruskische  und  römische  Vorbilder  nach- 
ahmenden Technik  zu  suchen  sei,  tritt  Hr.  Linden- 
schmit  den  P)Cwris  au,  dass  dieselben  vielmehr 
etruskisches  Fabrikat  seien,  welches  in  ausgedehntem 
Mafse  eingeführt  worden.  Die  mit  umfassender 
Sachkenntniss  geführte  Untersuchung  wird  nicht  ver- 
fehlen Aufsehen  zu  machen;  der  Vf.  fordert  am 
Schluss  die  elassisclien  .\rch;iologeii  besonders  dazu 
auf,  den  bisher  fast  gariz  vernachlässigten  Waffen 
und  Gcrätlicn  aus  den  drei  letzten  Jahrhunderten  der 
römischen  Republik  eingehende  Aufmerksamkeit  zu 
schenken,  weil  nur  auf  diesem  Wege  feste  AnJinlt 
jiunkte  für  die  Zeit  und  lierkuuftsbestimmniig  der 
verwandten  Gegenstihide,  welche  ans  nicht  italisciien 


Funden  herstammen,  zu  gewinnen  sind.  Unzweifel- 
haft ist  hier  noch  ein  weites  Feld  für  vergleichende 
Untersuchungen,  von  welchen  sichere  Resultate  er- 
wartet werden  dürfen.  —  Hr.  Heydemann  legte 
zuerst  einige  Neuigkeiten  der  archä(dogischeÄ  Litte- 
ratur  vor,  darunter  C.  Jnsti's  ungedruckte  Briete 
von  Stosch,  die  der  gelehrte  Biograph  Winckelmanns 
mit  einem  anziehenden  und  reichen  Commentar  ver- 
sehen hat;  ferner  die  14.  Lieferung  des  Giomale  di 
Pompei,  in  der'ein  kleines  Wandgemälde  aus  Hercula- 
neum  abgebildet  ist,  welches  der  Herausgeber  gewiss 
irrthündich  auf  Kandaules  und  Tudo  deutet,  während 
vielmehr  eine  Scenc  des  Parisurtheils  dargestellt 
ist;  (s.  oben  S.  167).  Dann  zeigte  er  die  Photogra- 
phie eines  kürzlich  in  Spalato  gefundenen  Sarkophags, 
die  er  der  Güte  des  als  Gast  in  der  Gesellschaft 
anwesenden  Herrn  Professors  Glavinie  verdankt: 
die  wohlerhaltcne  Darstellung  ist  eine  genaue  Wie- 
derholung der  Phädra-  und  Hippolytosvorstellung 
eines  jetzt  in  Paris  befindlichen  Sarkophags,  welcher 
in  den  Mon.  deW  Insl.  VHI,  38,  1  abgebildet  ist ;  eine 
kurze  vergleichende  Beschreibung  wird  in  der  archäo- 
logischen Zeitung  gegeben  werden  (s.  oben  S.  160  f.). 
Endlich  legte  der  Ref.  die  Durchzeichnung  einer  Vase 
der  Sammlung  Jatta  in  Ruvo  (No.  1096)  vor,  die  in 
schönster  Zeichnung  den  Raub  der  Leuki]ipiden  dar- 
stellt und   besprach   dabei   die   erhaltenen   Darstel- 


luni;en  desselben  Mvthos. 


Hr.  von  Sallet  legte 


neue  nunnsmatische  Werke  vor:  das  vom  Verfasser 
der  Gesellschaft  zum  Geschenk  gemachte  Kniifer- 
werk  von  Dr.  Imhoof-Blumer,  Choix  de  monnaics 
grecf/iies,  das  diitte  Heft  von  Salinas'  monc.le  delle 
aiiliche  ciltä  di  Sirilia,  die  Münzsammlung  des  Stiftes 
St.  Florian  von  Dr.  Kenner  und  den  ersten  Ilalb- 
band  des  dritten  Jahrgangs  der  numismatischen 
Zeitschiitt  von  lluber  (Wien  und  Berlin),  welcher 
Aufsätze  über  antike  Münzen  von  Ilnber,  luihoof, 
v.  Prokesch-Osten,  Friedlacn  der,  Reichardt, 
Trau,  Kenner  und  v.  Sallet  enthält. 


175 


CHRONIK  DER   WINCKELMANNSFESTE. 


Rom,  15.  Deceniber.    Hr.  K.  Lanciani  sprach 
■/.uerst  ühor  die  neuesten  Ausgrabung-cn  am  Forum. 
Der    Castortempel,   im  Jahre   210   der   Stadt   Rom 
nach   der  Schlacht  am  See  Regillus  geweiht,    und 
'/war  nach   dem  Praenestiuischen  Kalender  am  27. 
Januar,  nach  Livius  und  Polybius  (bei  denen  Monimsen 
nnt  Recht  eine  Verwechselung  des  Schlaclittages  mit 
dem  (iriinduiigstage  des  Tempels  angenommen  hat) 
am   1;").  Juli,  wird  in  den  DenkiuiUern,  die  uns  aus 
der  Zeit  der  Republik  übrig  sind,  öfter  erwähnt,  u. 
A.  in  dem  Bantischen  Gesetz.     Doch    ist  uns   nicht 
dieser   alte  Tempel    erhalten,    dessen   Säulen,   wie 
Cicero  in  den  Verrinen  erzählt,  mit  Stuck  überzogen 
waren,   sondern  die  drei  Säulen   bei  der  Kirche  S. 
Maria  Liberatrice  gehen  auf  eine  Restauration  des 
Tiberius  zurück;    auch  Domitian  besserte  an  ihnen 
aus.      Die    diesmaligen    Ausgrabungen   wurden    im 
October  begonnen,  nach  Aufräumung  der  Basilica- 
Julia,    und   habeu   bis  jetzt  den  Tempel    von   dre 
Seiten  fast  ganz   freigelegt.     Die   Nachrichten   von 
häufig  dort  schon  angestellten  Ausgrabungen  liefsen 
freilich    nicht   auf  neue  unerwartete   Funde   hoffen. 
Wann  der  Tempel  zerstört  wurde,  ist  unsicher;  schon 
Anfang  des  fünfzehnten  Jaiirhunderts  wird  eine  via 
triam  coliimiianim  erwähnt,  in  der  Nähe  von  Bögen, 
die  jedenfalls  zur  Basiiica  Julia  gehörten  und  von 
Papst  Eugen  dem  Vierten  gegen  14oö  zerstört  wor- 
den sind.     Von  der  Zeit  des  Pomponius  Laetus  an 
sind    dann     häufig    doit    Ausgrabungen    angestellt 
worden,  wobei  neben  anderen  Ueberresten  die  Frag- 
mente   der    capitolinischen    Fasten    zum    Vorschein 
kamen.    Audi  die  auf  den  Q.  Fabius  Allobrogicinus 
Maximus  bezUgllclie  Inschrift,    die    als    ..ad  forum 
hoariuiii  in  liorlis  Musinioninv  liefindlicli  bezeichnet 
wird,   scheint  nach   einer  Notiz  des  Ligorio  in  der 
Handschrift  der  Bodleiana  in  Oxford  aus  den  Aus- 
grabungen   am    Castortempel    herzurühren.      Leider 
erfahren  \\ir  durch   I^igorio,    dass   aucli   hier    eine 
Kalkbrennerei  eingerichtet  war,  die  wohl  viel  kost- 
bare Denkmäler  verschlungen  li;>ben  mag.  Von  1547 
bis  zum  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  ruhen  die 


Nachforschungen;  doch  von  177.")  folgen  sie  häufiger 
(171»1).  1811,  ISlü),  theilweise  durch  Wegnahme  der 
Marniorbekleidung  und  sogar  der  Tuffinasscn  mit 
grolser  Zerstörung  des  Temjiels,  ja  ernstlicher  Ge- 
fährdung der  noch  \(irhandcnen  Säulen  verbunden. 
Der  Tempel  zeigt  doppelte  Bauweise;  der  eine  zum 
Tragen  der  Cellawand  bestimmte  Theil,  aus  TuÖ- 
quadern  aufgeführt,  ist  fast  ganz  verschwunden  und 
nur  die  Füllnng,  aus  kleineu  Steinen  und  .Mörtel 
bestehend,  ist  wegen  ihres  geringen  Werthes  den 
Händen  der  Plünderer  entgangen.  Auffällig  ist  der 
Umstand,  dass  der  äussere  Umgang,  dessen  einstige 
Höhe  duich  die  Basis  der  noch  vorhandenen  Säulen 
angezeigt  wird,  höher  liegt,  als  der  Boden  der  Cella, 
auf  dem  sich  Reste  feinen  Mosaiks  erhalten  haben. 
Vielleicht  ist  dies  durch  die  Restauration  des  Do- 
mitian veranlasst  worden,  der  sich  begnügte,  die 
unversehrte  oder  wenig  zerstörte  Cella  zu  erhalten 
und  mit  einem  neuen  Umgange  zu  versehen.  Die 
Massigkeit  und  Breite  der  ganzen  Anlage  erklärt 
sich  aus  der  schlechten  Beschatfeuheit  des  Bodens. 
Eine  Quelle,  die  von  der  Nordostecke  des  Palatin 
her  sieb  nach  der  Stelle  des  Tempels  hinzog,  hat 
trotz  der  grolsen  Aufschüttungen  auch  im  Mittelalter 
und  in  neuester  Zeit  nie  ganz  geruht,  und  durch 
sie  veranlasste  Versumpfungen  und  Erdeinstürze, 
die  uns  mehrfach  berichtet  werden,  und  die  jenem 
Platze  den  Namen  ..l' Inferno"  verschafft  halten, 
mögen  im  Alterthume  zur  Erzählung  vom  (Jpfertode 
des  Curtius  geführt  haben.  Ob  sich  noch  Fragmente 
der  fasti  Capitoliiä  finden,  müssen  die  Ausgrabungen 
ergeben.  Zwar  sagt  Panvinius,  dass  alles  ringsum 
ganz  genau  erforscht  sei,  doch  da  man  damals  die 
Ausgrabungen  nur  mit  Gallerien  betrieben  hat,  wäre 
es  immer  noch  möglich,  einiges  zu  finden. 

Hr.  Hei  big,  der  zweite  Secretär  des  lusti- 
t\ite.s,  berichtete  sodann  über  die  Ausgrabungen, 
welche  neuerdings  bei  S.  Maria  di  Ca|)ua  unter- 
nommen worden  sind.  Aus  den  Löchern,  die  in 
Decken  und  Wänden  der  Gräber  diiselbst  sich  fanden, 
ergab  sich,  dass  dieselben  sämmtlich  bereits  geplüu- 


76 


dert   \v:\ren-,    glücklicher   Weise    hatten    die   Räuber 
mit    den    gefundeneu  Metallgeräthen    sich    begnügt 
und   die    bemalten   thönernen  Gefäfse    an   Ort    und 
Stelle  gelassen.     Der  Vortragende  bezog  auf  diese 
Erscheinung  eine  Stelle  des  öueton  (im  Lehen  des 
Caesar  Cap.  81),  wo  es  beisst,  dass  die  durch  das 
julische  Gesetz  nach  Capua  geschickten  Colonisten 
die  umliegenden  Gräber  untersucht  hätten,  um  darin 
nliquatitiun  vascidoriaii  opcris  anüqui  zu  tinden.   Jene 
casciila  sind  nicht  gewöhnliche  Vasen,  sondern  ar- 
chaische Bronzevasen,  wie  sich  daraus  ergiebt,  dass 
in   (kn    nicht    geplünderten    canipanischeu  Gräbern 
häufig   dergleichen    altes   Bronzegeräth    sich  findet. 
Unter  den  bei  jenen  Ausgrabungen  gefundenen  Vasen 
hob    Hr.    Heibig   besonders    eine    011a    des    Hieron 
hervor,  deren  Darstellung,  die  Aussendung  des  Trip- 
tdlcuuis,  dadurch  vorzüglichen  Werth    erhält,    dass 
allen  Personen  die  Namen  beigesclirieben  sind,  ferner 
eine  Schale  des  Brygos  mit  Malereien,  die  auf  zwei 
Sceuen   aus  einem  Satyrdrama  zu  gehen  seheinen, 
eine  grofse   panathenäische  Preisamphora  mit  dem 
Namen   des  Archon  Niketas   (v.  J.  332) ,    und   ein 
]irachtvolles,  von  einer  Sphinx  getragenes  Alabastron. 
Die  Wandmalereien  dieser  Gräber  sind  leider  sehr 
zerstört;   doch    einige   besser  erhaltene  Theile  sind 
immerhin  höchst  interessant;   es  sind  weibliche  Fi- 
guren, die  trotz  der  Blumen  u.  s.  w.,  welche  sie  in 
den    Händen   halten,  doch  wohl   für   Bildnisse   der 
Verstorbenen,  also  von  Frauen  aus  Capua  anzusehen 
sind.     Der  Umstand,  dass  ihre  Tracht  auf  das  ge- 
naueste mit  derjenigen  übereinstimmt,  welche  noch 
heute  in  den  Abruzzen  üblich  ist,  beweist,  dass  diese 
letztere  nicht,  wie  man  gewöhnlich  angenonnnen  hat, 
eine    in   Icbung  gebliebene   .Mode  des  Mittelalters, 
sondern  unmittelbar  aus  dem  Alterthume  überliefert 
ist.     Die  genauen  l'intok(dlc   über  die  .\nsgrabung, 
welche   der  Vortragende   besitzt,    führen    zu    einer 
licihc  von  Gesichtsjnmkten,  die  für  die  Picurtheihing 
der  Chronologie  der  antiken  Vasenmalerei  und  zur 
Kectifieation  der  neuerdings  von  Brunn  über  diesen 
Gegenstand  aufgestellten  Theorien  von  gnilscr  Wich- 
tigkeit sind. 

Hr.  llenzen,  der  erste   Secretär  des  Instituts, 
sprach   über  eine  der  sogenannten  labitlac  koncslac. 


missionis  oder  Militärdiplome.  Die  eine  Hälfte 
einer  solchen  Erztafel  war  schon  vor  zwei  Jahren 
von  dem  Vortragenden  vorgelegt  worden,  die  zweite 
verloren  geglaubte  Hälfte  war  nur  entwendet  und 
verborgen  worden,  die  ganze  Tafel  i.st  jetzt  im 
Besitz  des  Grafen  Alexander  Apponyi  in  Ungarn. 
Der  Vortragende  gab  zunächst  einen  kurzen  Ueber- 
blick  über  das  römische  Militärwesen,  um  darauf 
auf  die  Gunstbezeugungen  überzugehen,  durch  welclie 
die  Kaiser  die  Truppen  an  sich  zu  ketten  suchten; 
eins  der  gebräuchlichsten  Mittel  war  die  Ertheilung 
des  Bürgerrechts  an  die  Hülfstruppen ,  womit  dann 
zugleich  das  Kecht  des  Conubium  verknüpft  war. 
Derartige  Edicte  wurden  in  Bronze  gegraben  und 
bis  auf  Domitian,  der  ihnen  den  Tempel  des  Divns 
Augustus  auf  dem  Palatin  anwies,  auf  dem  Capitol 
bei  dem  Temiiel  der  Fides  populi  Ihiniuni  aufgestellt. 
Diese  Originale  unterscheiden  sich  in  einem  wesent- 
lichen Punkte  von  den  kleinen  Copien,  die  sich 
öfter  in  den  Provinzen  finden  und  von  denen  das 
vorgelegte  Document  eine  ist.  Während  jene  nach 
Schluss  der  gewöhnlichen  Formeln  alle  diejenigen 
Personen  namentlich  aufzählen,  die  an  dem  darin 
verliehenen  Vorrechte  Antheil  haben,  folgt  bei  diesen 
nur  ein  Name  mit  Angabe  des  Postens,  den  er  im 
Heere  bekleidete.  Die  einzelnen  Soldaten,  welchen 
das  Bürgerrecht  durch  eine  derartige  kaiserliche 
Gnadenbezengung  verliehen  war,  Hessen  sich ,  um 
einen  Ausweis  zu  haben ,  von  dem  Original  eine 
Copie  machen,  die,  um  Betrügereien  vorzubeugen, 
nach  Art  eines  Testamentes  angefertigt  wurde;  d.  h. 
man  schrieb  das  Edict,  nur  mit  Weglassung  der  un- 
nöthigen  Nameusliste,  auf  zwei  Tafeln,  die  dann, 
beide  Seiten  mit  Schrift  einander  zugekehrt,  durch 
Draht  an  zwei  Ecken  verbunden  wurden  nach  Art 
eines  Diptychons.  Um  dieser  Copie  mm  legale  Kraft 
zu  geben,  setzten  sieben  oder  neun  Zeugen  ihren 
Namen  auf  eine  der  Rückseiten,  zogen  einen  zweiten 
Draht  durch  zwei  mehr  nach  innen  liegende  Löcher 
und  schlössen  diese  mit  ihrem  Siegel.  Um  nun  aber 
doch  von  dem  Inhalt  der  Copie  Kenntniss  nehmen 
zu  können,  ohne  das  Siegel  der  Zeugen  zerstören 
zu  müssen,  wurde  der  ganze  Text  wörtlich,  nur  mit 
Abänderungen    und    öfter    mit    kleinen  Ungenauig- 


177 


keiten,  auf  der  zweiten  Rückseite  wiederholt.  Von 
dieser  Beschaffenlieit  ist  auch  das  vorgelegte  Do- 
cumeiit,  durch  welches  wir  zugleich  Auskunft  über 
einige  chronologische  Daten  erhalten.  Da  in  dem 
Decrete,  welches  vom  20.  Februar  des  Jahres  98 
datirt  ist,  Trajan  als  nur  mit  der  einfachen  fribimicia 
poteslas  bekleidet  angeführt  wird,  so  erhellt,  dass 
nicht,  wie  Monmisen  annahm,  Trajan  die  tribunici- 
scbe  Gewalt  zum  zweiten  Male  am  1.  Januar  des- 
selben Jahren  annehmen  konnte.  Wahrscheinlich 
ist  dieses  Zcugniss  um  ein  Jahr  weiter  auf  den  1. 
Januar  '.i'.l  zu  verschieben,  wo  Trajan,  nachdem  er 
zur  Alleinherrschaft  gekommen  war,  leicht  die  neue 
Zählung  einführen  konnte.  Unter  den  Titeln  des 
Kaisers  fehlt  der  des  pater  patriae  und  dies  stimmt 
mit  dem  übereiu,  was  uns  Plinius  von  Trajan  er- 
zählt, dass  er  zuerst  diesen  Titel  zurückgewiesen 
habe,  bis  er  ihn  sich  werde  verdient  haben.  Welches 
der  Sieg  sei,  der  Nerva  zur  Annahme  des  wieder- 
holteu  Impcratortitels  veranlasst  hat,  ist  nicht  ge- 
wiss; der  Führer  der  Truppen,  welche  in  Panuonien 
standen  und  der  als  Consular  bezeichnet  wird,  findet 
sich  nicht  in  den  Consularfasten.  Der  Consul,  der 
mit  Trajan  zu  Ende  der  Urkunde  genannt  wird. 
Sex.  Julius  Frontinus  (ebenso  wie  Trajan  zum  zweiten 
Mal  Consul),  ist  der  bekannte  Schriftsteller;  an  sei- 
ner Stelle  figurirte  in  den  Fasten  bisher  fälschlicher 
Weise  T.  Flavius  Libo. 

Darauf  berichtete  der  Vortragende,  dass  durch 
ein  aus  Versailles  datirtes  königliches  Rescript  die 
oberste  Leitung  des  Instituts  der  königlichen  Aca- 
demie  der  Wissenschaften  zu  Berlin  definitiv  über- 
tragen worden  sei.  Die  Arbeiten  schreiten  regel- 
mälsig  vorwärts,  der  letzte  Rogen  der  Annali  ist 
unter  der  Presse  und  das  Bulletino  ist  auf  dem 
Laufenden. 

Die  Versammlung  war  zahlreich  besucht.  Der 
bayerische  Gesandte  Graf  Tautfkirchen,  der  zeitige 
Vertreter  des  deutschen  Reichs,  war  leider  durch 
Krankheit  verhindert  zu  erscheinen;  er  wurde  durch 
den  Legationssecretär  Hrn.  von  Derenthall  vertreten. 
Von  fremden  und  einheimischen  Gelehrten  waren 
unter  andern  G.  B.  de  Rossi  und  Graf  Gozza- 
dini  aus  Bologna  erschienen. 


Berlin,  9.  December.  In  der  Festversammlung, 
welcher  der  Kronprinz  von  Preussen  und  des 
deutscheu  Reiches  als  Protector  der  Konigl. 
Museen  durch  seine  Gegenwart  diesmal  einen  be- 
sonderen Glanz  verlieh ,  befanden  sich  ausser  den 
zahlreich  erschienenen  Mitgliedern  der  Gesellschaft 
eine  Anzahl  geladener  Gäste,  wie  Hr.  v.  Roggen- 
bach, der  Geheimerath  Olshausen  vom  Cultus- 
ministerium,  Abgeordnete  des  Reichstags  und  Land- 
tags u.  s.  w.  Der  Saal  war,  wie  alljährlich,  mit  der 
Büste  Winckelmanns  geselimückt,  ausserdem  hatten 
die  Verwaltung  der  Königlichen  Museen  und  Herr 
Ei  ch  1er  eine  Auswahl  von  Gipsabgüssen  nach  bisher 
noch  nicht  oder  erst  wenig  bekannten  Werkeu  der 
alten  Kunst  hergeliehen.  Es  befand  sich  darunter 
der  jüngst  hergestellte  Gipsabguss  des  Sappho- 
kopfes  von  griechischer  Arbeit  im  hiesigen  Mu- 
seum, ein  Abguss  der  sogenannten  Diana  (oder 
Nymphe)  von  Gabii  in  Paris,  und  eine  Anzahl 
kleiner  Bronzen  der  Wiener  Sammlung,  die 
bisher  in  Abgüssen  nicht  verbreitet  waren;  diese, 
sowie  die  Pariser  Diana,  sind  aus  Herrn  Eichlei's 
Kunstanstalt  hervorgegangen. 

Der  Vorsitzende  Hr.  Curtius  gedachte  in  der 
einleitenden  an  die  Gesellschaft  und  ihre  Gäste  ge- 
richteten Ansprache  der  im  letzten  Jahre  gestorbenen 
Mitglieder,  des  Generals  von  Gansauge,  der  Herren 
Binder  und  Zahn,  deren  Verdienst  um  die  Kunst 
der  Alten  er  hervorhob;  und  dann  besonders  des 
nach  langen  Leiden  verstorbenen  Friederichs, 
dessen  Wirksamkeit  für  Geschichte  und  Erklärung 
der  Kunstdenkmäler  der  Wissenschaft  wie  der  Ge- 
sellschaft unvergesslich  bleibt.  Dann  ging  er  zu 
dem  ersteu  der  für  die  Festsitzung  bestinuuten  Vor- 
träge über,  indem  er  einen  übei'sichtlichen  Bericht 
über  seine  in  den  letzten  Monaten  gemachte  Reise 
nach  Griechenland  und  Kleinasien  erstattete  '). 
Er  hob  an  von  den  Alterthümern  des  Bosporus  und 
besprach  das  durch  neuere  Ausgrabungen  bekannter 
gewordene  Heiligtbum  des  Zeus  Urios,  dann  be- 
richtete er  über  die  wichtigsten  Punkte  der  Topo- 
graphie von  Troja.    Sodann  wurden  die  von  Smyrna 

')  Derseüie  ist  in  den  l'reiissistliiMi  .lalirbiiilaTn  Bil.  '."J,  IS71 
geclriiclit  würiltn. 


178 


aus  uacli  Perganius,  Sardes  uud  Ephesus  gemachten 
Excursionen  beschrieben  und  iiauieutlich  die  Lage 
des  Aitemision  von  Ephesus  auf  dem  neu  entwor- 
fenen Stadtplane  deutlich  gemacht.  In  Bezug  auf 
Athen  wurden  die  Ausgrabungen  am  Areopag  be- 
sprochen, so  wie  die  wichtij;sten  neueren  Funde  und 
die  Bereicherungen  der  dortigen  I'rivatsammlungen; 
endlich  die  Fahrt  um  Salamis  und  nach  dem  Hera- 
kleion  auf  dem  königlichen  Dampfkanonenboote 
l)elpiiin. 

Den  zweiten  Vortrag  hielt  11  r.  llübncr  über 
den  Wall  des  Kaisers  Antoninus  Pins  in 
Seil  Ottland.  Anknüpfend  an  einen  früher  beider 
gleichen  \'eranlassung  gehaltenen  Vortrag  über  den 
Wall  des  Hadrian  in  Nonlengland,  die  sogenannte 
Pictcnmauer,  von  welcher  der  weniger  bekannte 
schottische  W  all  noch  in  vielen  gangbaren  Büchern 
nicht  unterschieden  zu  werden  pflegt,  setzte  er  zu- 
erst iu  kurzer  Uebersicht  die  Aehuliclikeit  der  bei- 
den Wälle  in  Bezug  auf  Anlage  uud  Zweck  aus- 
einander. Beide  Befestigungslinien,  über  welche 
Schriftstellerzeugnisse  uud  Inschriften  mannigfachen 
Anfschluss  geben,  zeigen  eine  dreifach  gegliederte 
Anlage,  bestehend  aus  dem  südlich  liegenden  Erd- 
wall und  Graben,  einer  nördlich  davor  liegenden 
steinernen  Mauer  mit  Tiiünneii  und  kleinen  Castellen, 
und  endlich  einer  Keihe  von  zwischen  beiden,  dem 
Erdwall  und  der  Mauer,  angelegten  grölseren  Ca- 
stellen. Der  rnterschied  der  beiden  Befestigungs- 
linieii  von  einander  iiesteht  hauptsächlich  in  der  ge- 
ringeren Ausdehnung  und  Stärke  des  schottischen 
Walles  gegenüber  dem  englischen.  Der  englische 
(auf  der  Linie  von  Newcastle  nach  (,'arlisle)  ist  etwa 
7.'5  engli.sche  Meilen  lang,  der  schottische  (auf  der 
Linie  Lilinljuigh-Glasgovv)  etwa  .'IT;  den  englischen 
schützen  siebzehn  gröfsere  Castelie,  den  schottischen 
nur  zehn  u.  s.  w.  Leider  ist  der  schottische  Wall 
seit  der  .Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts  nicht  sorg- 
liiltig  untersucht  und  to))ograiihisch  anfgenonimen 
wnnlon;  beider  fortschreitenden  Cultiir  des  Landes 
verschwinden  seine  Keste  mehr  uml  mehr.  —  Zum 
^^cliluss  legte  Hr.  Hey dcmann  eine  Tafel  mit  Va- 
senzcicbnugcn   des  Morras)iiels   vor  und  bc- 

«;       S.       UI.IMI       S.  (T. 


sprach  die  schriftlichen  Erwähnungen  dieses  Spiels 
bei  den  Schriftstellern,  sowie  die  erhaltenen  bild- 
lichen Darstellungen  desselben  (s.  oben  Ö.  151  ft'.). 
Bonn,  iL  December.  Der  Verein  von  Alterthunis- 
freunden  im  Uheinlande,  der  nunmehr  fast  schon  seit 
dreissig  Jahren  dem  Geburtstage  Winckelmann's  eine 
besondere  Feier  widmet  und  jedesmal  zu  diesem  Tage 
eine  besondere  Festschrift  erscheinen  lässt,  beabsich- 
tigte ursprünglich  zum  9.  December  1S71  den  durch 
seine  Anregung  restanrirten  Jlosaikboden  der  Kryiita 
von  St.  Gereon  iu  Köln  zu  verötfentlichen.  ludessen 
zwang  der  durch  Herrn  Protessor  aus'ni  ANCrths 
letzte  italienische  Reise  festgestellte'Zusammenhang 
dieses  Mosaikbodens  mit  einer  ganzen  Reihe  italie- 
nischer Mosaiken,  hiervon  abzusehen,  wenn  man 
letztere,  wie  es  die  Vergleichung  verlaugt,  mit  pu- 
bliciren  wollte.  Wir  werden  desshalb  erst  in  diesem 
Jahre  jenes  Werk  erhalten.  Nach  seinen  Statuten 
ist  der  Bonner  Verein  verpflichtet,  das  ganze  Rheiu- 
gebiet  vom  St.  Gotthard  bis  Amsterdam,  einschliess- 
lich des  Gebietes  der  Nebenflüsse  des  Eheines,  in 
historisch-archäologischer  Hinsicht  in  Betracht  zu 
ziehen;  dadurch  erklärt  es  sich,  dass  die  Mitglieder 
als  diesjährige  Festgabe  die  Aufhellung  eines  geo- 
graphisch fenüiegenden  Gebietes,  nämlich  des  Vicus 
Aurelii  (das  heutige  Oehringen),  aus  der  kundigen 
Feeder  0.  Keller's,  eine  gelehrte  stattliche  Arbeit  von 
acht  Bogen  mit  sieben  Tafeln  und  ^'ielen  Holz- 
schnitten, enipflngeu.  —  Berghauptmaun  Nögge- 
ratli  als  zeitiger  Präsident  eröft'nete  das  Fest  mit 
einigen  der  Bedeutung  desselben  gewidmeten  Worten. 
Darauf  hielt  Hr.  Geh.  Legationsrath  A.  v.  Reumont 
einen  Vortrag  iilter  das  im  letzten  Winter  I)eim  Nie- 
derreissen  der  TIniriue  an  Porta  Salara  zu  Rom 
entdeckte,  im  April  v.  J  vnu  ihm  besuchte  (irabmal 
des  (^iiintiis  Sul|iieius  Maxiinus,  eines  elfjährigen 
Knaben,  der  im  Jahre  '.14  unserer  Aera  beim  dritten 
Wettkample  der  von  Doniitian  gestifteten  caiiiiolini- 
sehen  Spiele  mit  .'il  Poeten  als  Mitbewerber  um  den 
Preis  in  der  imiinivisii teil  griechischen  Dichtung 
auttrat  und.  wenn  er  nicht  den  j'reis  t'rrang,  wie 
man  l)eim  Auftindeu  des  Monumentes  in  Folge  wahr- 
scheinlich irri:;er  Deutung  der  Inschrift  annahm,  doch 
cum    htiide    (liscessil.     Unter    Vorlegnu';'    der    nach 


179 


Zeiclu.ungen  des  .Architekten  Vespignani  in  Rom  an- 
gefertigten lithographischen  Ahbihlinigen  theiltc  der 
Redner  deutsche  metrische  Uehertragungen  der 
beiden  griechischen  Epigramme  und  des  extempo- 
rirten  Gedichtes,  ..Zeus'  Vorwürfe  an  Helios  nach 
Phaeton's  Sturze",  mit,  welche  die  ganze  Vorderseite 
des  ans  einer  Grahstcle  mit  Postament  bestehenden 
Denkmals  neben  und  unter  der  Ni.sehe  mit  der 
Rclicftigur  des  jungen  Poeten  bedecken,  und  gab 
dann  im  Umriss  die  Geschichte  der  capitolinischen 
Spiele,  welche,  zu  Jujiiter's  Ehren  eingesetzt,  noch 
längere  Zeit  unter  den  christlichen  Kaisern  währten, 
gleich  anderen  Ceremonieen  und  Wettkämpfen  ihres 
religiösen  Charakters  entkleidet  und  lediglich  den 
von  V(dksfesten  bewahrend,  deren  Aufhebung  selbst 
den  dem  alten  Götterglauben  feindseligsten  Impera- 
toren der  Constantinischen,  wie  der  Valentinianischen 
und  Theodosischen  Dynastie  nicht  in  den  Sinn  kam. 
Professor  Fr.  Ritter  gab  alsdann  Aufschluss 
über  den  Erwerb  eines  höchst  interessanten  und  im 
Festsaale  aufgestellten  ponipejanischen  Wandge- 
mäldes, welches  der  Verein  der  edlen  Freigebigkeit 
des  Herrn  August  Startz  in  Aachen  und  der  recht- 
zeitigen Bemühung  des  Professors  aus'ni  Weerth  zu 
verdanken  hat.  Der  Redner  hob  hervor,  wie  das 
unerwartete  Wiedererscheinen  dieses,  zuerst  im 
Jahre  1826  im  Real  Museo  Borbonico  (Taf.  20)  zu 
Neapel  publicirten,  später  für  verloren  geltenden 
Bildes,  welches  eine  in  ruhiger  Haltung  dastehende 
Frau,  die  eine  Flut  von  Scheltworten  von  einem  von 
zw-eien  ihr  gegenüberstehenden  Jlännern  über  sich 
ergehen  lässt,  darstellt,  die  darüber  bis  jetzt  aus- 
gesiuTichenen  Ansichten  mehrfach  zu  modificiren  und 
zu  berichtigen  veranlassen  werde.  Professor  Ritter 
suchte  dies  an  den  einzelnen  Figuren  des  Werkes 
nachzuweisen  und  wird  in  den  Jahrbüchern  des 
^■ereins  seine  Auffassung  des  Bildes  bekannt  machen. 
Professor  aus'ni  Weerth  sprach  über  die  verhält- 
uissmälsig  späte  Entwicklung  des  römischen  Me- 
dicinalwesens  und  die  in  Ftdge  der  gesetzlichen 
Freiheit  des  ärztlichen  Gewerbes  stattgefundene  Ver- 
einigung  der   ärztlichen   Praxis  mit   dem   Vertriebe 


der  Arzneimittel.  In  notliwendiger  Folge  hätten  die 
Aerzte,  ähnlich  den  heutigen  Homöopathen,  Taschen- 
apotheken geführt,  deren  schönstes  Exemplar  in 
einem  Elfenbeinbehälter  aus  Sitten  in  der  Schweiz 
nachzuweisen  Redner  die  Gelegenheit  ergriff.  Die 
Büchse  sei  bisher  für  einen  Reliquienbehälter  ge- 
halten worden,  zeige  aber  durch  ihre  innere  Ein- 
theilung  in  kleinere  Cassetten  und  durch  den  Kunst- 
schrauck  des  Deckels  unzweideutig  den  erkannten 
Zweck.  Auf  dem  Deckel  erscheine  nämlich  im  be- 
kannten Zeustypus  der  göttliche  Arzt  Aesculap  und 
neben  ihm  seine  Tochter  Hygiea,  als  Sinnbild  der 
Gesundheit.  Das  Nähere  über  den  sinnreichen  Be- 
hälter erscheint  ebenfalls  im  nächsten  Jahrbuche.  — 
Professor  Freudenberg  besprach  am  Schlüsse  die 
im  Laufe  dieses  Sommers  zu  Coblenz  im  Bering  des 
alten  Römercastells  gefundene,  in  mehrfaclier  Hin- 
sicht merkwürdige  römische  Votivara,  welche  ein 
Zöllner  (piiblicaniis)  C.  Crispinus  Cladaeus  den  Kreuz- 
weg-Göttern (Qtiadrirüs  compilalibiis)  nebst  einer 
Umzäunung  und  einem  Tiujre  geweiht  hat.  Redner 
wies  nach,  dass  die  Inschrift,  auch  ihrer  Form  wegen, 
auf  eine  frühere  Gründungszeit  des  castellwm  Coii- 
ßiienles  schliessen  lasse,  als  die  bisherigen  spär- 
lichen Funde  von  Römerresten  anzunehmen  er- 
laubten. —  Hr.  Kaufmann  Wolf  aus  Köln  zeigte 
eine  Anzahl  merkwürdiger  celtischer  Bronzen,  welche 
von  dem  grofsen  Funde  von  Petronell  bei  Wien  her- 
rühren und  eine  rohe  Form  einheimischer  Cultur  an 
sich  tragen. 

HAMBiuiG.  Am  Montag  den  11.  December  hielt 
Hr.  Dr.  Jnstns  Brinkmann  im  grofsen  Hörsaal 
des  Gymnasiums  einen  Vortrag  über  Winckel- 
mann  und  die  Kunst  seiner  Zeit,  der  sich  im 
wesentlichen  an  Justi's  bekanntes  Buch  anschliesst. 
Wir  verzichten  desshalb  auf  den  Abdruck  des  aus- 
iührlichen  Auszugs  aus  dem  Vortrage,  welcher  uns 
seiner  Zeit  durch  die  Güte  unseres  inzwischen  ver- 
storbenen treuen  Corres|)ondenten  Hrn.  Chr.  Pe- 
tersen zuging,  zumal  unser  Raum  in  diesem  Jaiu- 
gang  besonders  beschränkt  ist. 


LITTERATURBEIIICHT 

von  E.  Merzbacher. 


In  Fcilge  einer  ilmrli  ilie  Abwesenheit  der  bisherigen  Bearbeiter  eingetretenen  Versjjütnng  war  es  nicht  nielir  niiiglich.  ilen 
allgemeinen  Jahresbericht  in  der  wünschenswerthen  Vollständigkeit  anszuarbeiten.  Es  wird  daher  für  diessnml  nnr  ein 
Litteratnrbericht  über  die  uns  bekannt  gewordenen  Kinzelschrit'teu  gegeben.  Das  Verzeichniss  der  Zeitschriften,  die  zum  Theil 
nnr  imvoUstiimlig  vorlagen,  und  der  systematische  Theil  des  Jahresberichtes  sollen  im  nächsten  Jahrg.ang  nachgetragen  werden.  — 
Die  mit  einem  Stern  bezeichneten  Schriften  lagen  nicht  vor. 


(G.  tl'ADn.\)  ricerche  sidle  urtl  e  snlV  industrkt    iniiiiuia 

{vusa  vitnui  dlulreta)  miinwria  telta  al  R.  IstUtilo  Lom- 

bardo.     {Raidiconti  Scr.  II  vnl.  III  fasc.  IV.)     Mailand 

1870,  4.     (M.  2  photogr.  Tafeln.) 
r.  .'\dleu  das  Pantheon  zu  Rom.    (Wiiickelmanns-Progr.) 

Berlin   1871,  4. 
*-N^.  Allvnkli.i  (liiff  iiiilico   tuatro  niiiuinn,  notizic  diverse 

raccoUe  ed  esposie  daW  uulore.     Neapel,  8. 
L.  AuDHT  epigruphie  Sunlone  et  Aunisienne.  Paris  1871,  8- 
Churchill  BAiiiNfiTON  on  varioits  grcek  iiiscriplioiis  from 

Telos,   Cos,  Altidia,   and  llio  regioii   of  the    Hlack  Seit. 

copicd  t»j  Cniiluhi  Sprult.    (Aus  Transuclioiis  of  Ihr.  lioij. 

Soc.  of'Llter.  vol.  X  N.  S.)    8. 
C.    Bauut    die    Priester   der    vier    grofsen    Collegien    aus 

römisch-republikanischer  Zeit.    (G.  P.)    Berlin   1871,  4 

O    Ben.ndokf  griech.  und  sicilische  Vasenbilder.     2.  Lief. 

Taf.  XIV— XXX.     Berlin  1870,  ful.     [Zcitschr.  f.    bild. 

Kunst  VI    1870   S.   90;    Heidelb.   Jahrb.    1871    S.   49; 

Lit.  Centralbl.  1871   S.  592.] 
J.  Bkhger  moderne  und  antike  Heizuiigs-  und  Veutilations- 

iiiethodeii.       (.-^us    der    .Samml.    gemeinverst.    wissensch. 

Vortr.-ige.)      Berlin   1870,  8. 
E.  Brülk  le  drame  du    Vcsiwe.     Paris  1872,  8. 
E.  Frh.  V.  BiuHA  Die  Bronzen  und  Kupferlcgirungeu    der 

alten  und  .-iltesten  Völker  mit  Rücksichtnahme  auf  jene 

der  Neuzeit.  Erlangen  1869,  8.  [ßerl.  Blatt.  1870  S.  360.] 

T.BiEiiLKU  Catalüg  der  Gemmeusainmliuig  des  Tobias  Biehler. 

Wien    1871,    8. 
O.    Blvu    dritter    Bericht    über   römische    Alterthiimer    in 

Bosnien.  (.Vus  den  Monatsbericht,  d.  Berl.  .Vkad.  1S70.)  8. 

II,    Blü.msku    Beitrüge    zur   Geschichte    der    griechisciien 

.Malerei.     (.-Vus  dem  Rhein.  Mus.  Bd.  26.)     8. 
A.  BoF.CKii   gesammelte   kleine   Schriften.     V.  Bd.      .\ka- 

demischc  Abhandlungen.     Leipzig  1871,  gr.  8. 
C.  BüTTK'iiKii  königliche  Museen;  erkl.-irendes  Verzeichniss 

der  Abgüsse  antiker  Werke.     Berlin   1871,  8. 
—  Verzeichniss  der  .Abgüsse  antiker  Werke.  Berlin  1871,8. 

[Auszug  aus  dem  obigen  grösl'eren  Verzeichnisse.] 
E.  BoKMANN  uugedrnckte  lateinische  Inschriften.    (Gvtnn.- 

Progr.)     Berlin  1871.  4. 
W.  Brf.nni'.cki;    die  L.'indcr   an    der    unteren    Donau    und 

Konstantinopel.      Reise  -  Erinnerungen    ans    dem    Herbst 

186«.    Hannover  187U,  8.     [Lit.  Centrall)l.  1871  S.  i")33.] 

Briti.su  MrsiiUM,  u  gtiide  lo  Ihe  hronze  room  in  ihe  de- 


purttncnt  of  Greek  and  Roman  antiiiniUes.  London 
1871,  8. 

E.  Bitizio  s.  Ro.-^si. 

II.  BuDCKHVus  Griechenland  geographisch,  geschichtlich 
und  eultnrhistorisch.  Leipzig  1870,  4.  [Lit.  Centralbl. 
1871   S.  841.] 

(J.  C.  BitucK)  Lapidariiitn  seilten IrionaJe:  or  a  description 
of  Ihe  Mnniniienls  of  Roman  iiile  in  Ihe  Norlh  of  Eng- 
land.    Part.   II.     Newcastle   1871,  fol. 

H.  Brugsch  über  Bildung  und  Entwicklung  der  Schrift. 
(Aus  der  Samml.  gemeinverstöndl.  vvissenschaftl.  Vor- 
tr.-ige.)    Berlin  1870,  8.     [Philol.  Anz.  1871  S.  184.] 

H.  Brun.n  Probleme  in  der  Geschichte  der  Vasenmalerei. 
(.Aus   den  Abh.  d.   k.   Bayr.  Akad.   d.  Wiss.)     München 

1870,  4.  [Lit.  Centralbl.  1871  S.  541;  Zfsehrft.  f. 
östcrr.  Gymn.  1871  S.  830;    linll.   1871  S.  85.] 

—  j  rilievi  delle  urnc  etrnsche.  I.  Bd.  Rom  1870,  4. 
[Lit.  Centralbl.  1871  S.  886;  (iött.  Gel.  Anz.  1871 
S.  401;  Ztschr.  f.  österr.  Gymn.  1871   S.  820.] 

—  zur  Chronologie  der  .'iltesten  griechischen  Kiuistler. 
(Aus  d.   Sitzgsb.   d.   bayr.   Akad.   1871.)     8. 

—  zweite  Vertheidiijuug  der  Philostratischen  (}em;ilde. 
(Aus  d.  N.  Jahrb." f.  iPh.   u.   P.   1871.)     8. 

C.    G.    Brun.s     fonii's    Iuris    Koiikhu    «ji(i(/iii.       Ed.    all. 

emendala.     Tübingen   1871,    8.     [Gott.   Gel.  .Anz.    1871 

S.   1321;   The  Acad.  II  S.  541] 
E.   BiicnHf)LTZ  homerische  Realien   1.  .Abthlg.   homerische 

Kosniographie  und  Geographie.     Leipzig  1871,  8.     [Lit. 

Centrafbl.   1872  S.   112'] 
C.  BOCHKR   Qnaeslionum  Amphielionicarnm  specimen.      De 

yenle   Aeloliea    Amphictioniae    parliiipe.       Boiui     1870, 

m.   1    lilh.   Taf.      (Diss.) 
W.  |{l(hni:i!  homerische  Studien.     I.   die  Elienc  von  Troja 

und  ihre  Bedeutung  für  den  trojanischen  Krieg.    (Prcigr.) 

Schwerin  1871,  4.     [Philol.  Anz.  S.  340.] 
*1!.   BiKN    Rome   and    Ihe   ('ampagna:    an    liisinricol    and 

/(i(i()(;r(i()/i'(((/    description    on    the    sile.,     tiiiildings    and 

neiglibonrliood  of  ancient  Ronw.     1871,  4.     ['ihn  Acad. 

II  S.  201.] 
C.  Bt  u.suN  Geographie  von  Griecheidand.    Pid.  II.    Leipzig 

1871,  8.  I'clopo  nnesos  und  Inseln.  2.  Abthlg. 
[Lit.  Centralbl.    1871  S.   1088.] 

M.  (^\KRIKRK  die  Kunst  im  Zusammenhang  der  Cullur- 
eulwiekluns;  und  ilie  Ideale  der  Menschheit.  4.  Ild. 
Leipzig   1871,  8.     [Lit.  Centralbl.   1871   S.  499.] 


181 


(;.  Cavedoni  (VahiindziniK;  dclh;  mniiclc  (inliilic  dcll'  isola 
rli  Li)Kin  riivcoJie  ihil  liuron  di  Maiidralisat  Fnrko 
Pirajno.  (Ans  d.  V.  15(1.  der  Atü  c  iiiciii.  dellc  RR. 
diinit.  di  sloria  pulrui  fier  Ic  pnw.  ninil.  c  fiann.) 
ModeiiM   1809,  4.     [ßcrl.   \i\.  1870  S.  3G3.] 

Ceretis  Idhtila  recnyiiiivit,  procfiiliis  csf,  itpjiuratu  cr'itico 
et  vuilionnii  i/it/icc  uisIrKxil  Fr.  Drosihii.  Leipzig 
1871,  8.     [Lit.  Ceiitralbl.  1871   S.   1110.] 

Ch.  Clermont-Ganneai;  Ui  sitde  de  Mesu,  roi  de  Moub. 
Paris  1870,  4. 

—  hl  siele  de  DIüIkiii  oii  /h  siele  de  Mesu.  Paris 
1870,  4. 

(Es  sflieiiit  hinreiclieiul,  aus  der  bereits  .'iusserst  reich- 
haltigen Litteratur  dieses  Monuiiieiits  diese  beiden  grund- 
legenden Piiblicalioiieu  der  auch  für  die  classisehe 
Archiiologie  nicht  unwichtigen  althebrJiischcu  Inschrift 
anzuführen.) 

G.  W.  CoK  Mythohiyy  of  tlie  ylii/rui  iiutiniis.  2  Bde. 
London   1870,  8.     [Gott.  Gel.  Aiiz.  1872  st.  3.] 

A.  CoNZE  Vnrlegeblütter  für  arah;iologische  Uebungen. 
2.  Serie.     Wien  1870.     3.  Serie.    Wien  1871. 

—  zur  Geschichte  der  .\nf;iuge  griechischer  Kunst.  Wien 
1870,  8.  [Lit.  Centralbl.  1871  S.  591;  Phil.  Anz.  1870 
S.  608      rhe  Aaid.  II  S.  170.] 

—  antike  Grabniiiler.  (Aus  den  Preuss.  Jahrbüchern 
Bd.  27.)     8. 

—  Uebersicht  neuer  Erscheinungen  d.  arcli.'iol.  Liltcratur. 
(Aus  d.  Zeitschr.  f.  österr.  Gyrnn.  1871.)     8. 

*F.  Crüzet  recherches  stir  In  )ii»si</)ic"  (iiicieniie.  Grenoble 
1870,  8. 

A.  CuNMNGHAM  the  uticietit  yenyrdpliii  of  Indiu.  I.  Bd. 
London  1871,  8.     [Lit.  Centralbl.  1871  S.  857.] 

J.  G.  Cu.xo  Forschungen  im  Gebiete  der  alten  Völker- 
kunde.    1.  Theil.     Die  Skythen.     Berlin  1871,  8.     [Lit. 

—  Centralbl.   1871  S.  1025.]' 

E.  CuRTiis  die  knieenden  Figuren  d.  altgriech.  Kunst. 
Berlin   1869,  4.      [Heidelb.  Jahrb.   1871   S.   114.] 

NoRHERT  Dechaxt  (les  gfuve  romtiiuim  et  Uuliciim. 
(Gynniasialprogr.)  Wien  1869,  gr.  8.  [Hubers  Num. 
Zeitschr.   1869  S.  360.] 

—  der  Denar  Vicforiat  und  rediicirte  As  der  riiniischen 
Republik.  (Gvnniasialprogr.)  Wien  1871,  4.  [Hnbers 
Num.  Zeitschr.   1871   S.  306.] 

III.    r.    j/r/iiinza    up/aid.    ytrny^dtf  i'o.    n'c    IMny.idovlng 

awia/ß^tinm.     yctiü    xug    ntiyüg    y.i/.i    lu    (iinjitii/LiuTa. 

3lt()üc   (/..      Xi'itj(jyna(fi'a.     Athen    1870,   gr.    8.      [Lit. 

Centralbl.  1871  .S.  531.    vgl.  d.  Gegenkritik  in  TIuvöiÖqu 

Jhrg.   22  S.  249.] 
Dexkm.\li :r  der  Baukunst,  herausg.  v.  Studirenden  d.  kgl. 

Bau-Akademie  zu  Berlin.     Lief.  I  —  II[.   .«Antike  l'aukunst. 

Lief.  IV.  Altchristi.  Baukunst.     Berlin  1871/72,  fol. 

C.    DES    E.SSARTS    (/((    ty])e   d'Herciile   dans   lu    lUleratiire 

grec(jiie  deptiis  les  orighies  jusifiC  au  siede  des  Antonines. 

'Paris   1871,  8. 
K.    DiLTHEY    arehJiologische    Streifzüge   III.      Einige   Ge- 

mjilde  des  Aristides.      Entgegnung   an  Hrn.  L.  Urlichs. 

(Aus  dem  Bhein.  Mus.   I5d.  26.)"8. 
II.    C.   DiRKSEN    hinterlassene    Schriften    zur    Kritik    und 

Auslegung  der  Quellen  rüinischer  Rechtsgeschichte  und 

Altertlinniskunde,  herausg.   v.  Prof.  F.  D.  Sanio.    2  Bde. 

Leipzig  1871,  gr.  8.     [Lit.  Centralbl.  1871  S.  772;  1872 

S.  137.] 
Jose   Gil   Dokregarvy   museo   espaiwl   de   antigiiedades. 

Archiioloi,'.  Zlf.  Jalirgans  XXIM. 


Lief.    1—3.       Äladrid     1871,    fol.       [.\rch.    Ztg.     1871 
S.   167.] 
A.     DuMONT    Rapport    siir    im    voyage    aveheologiqiie    c». 
Thrace.     Paris  1871,  8.     [Jonrn'.  d.  Sun.  1871  S.  453.] 

—  de  ]iliimbeis  u])ud   (iruecns  tesseris.     Paris  1870,  8. 

—  inscriplions  ceruniiqves  de  In  Or'eee.  Paris  1871,  gr.  8. 
(M.  14  Tafeln;  Sammlung  von  Ilenkelinschriften  namentl. 
V.  Thasos  u.  Rhodos.) 

Ed.  Edwards« /jue.«  of  the  founders  of  Ihe  llrilish  Mnseum 

wilh  notices   of  ils   vhief  uugmenlers   and   nther   bene- 

fuelors  1570-1870.     London  1870,  8.     [Gott.  Gel.  Anz. 

1871  S.  1841.] 
E.  E(i(;i  R  des  fir'ineipales  colleclions  d'inseriplions  greciiues 

pnbliees   depuis    nn    deini-sieele   et    parlieiili'eremenl    dn 

Cnrpiis    iuseri]>tioniim    graevunini   ete.     (.Aus    Joiiin.    <l. 

Sav.  1871.)    4. 
J.  J.  E<;li  nomin«  geographica.    Versuch  einer  allgemeinen 

geographischen    Onomatologie,      1.    Lief.      Abhandlung 

u.  Le.xicon.     Leipzig  1871,  gr.  8.     [Lit.  Centralbl.  1871 

S.  701.] 
C.  J.   Ehlinger    de   A]iolline    et    oravulo    ejus    Delphico. 

Emmerich  1870,  4.     (Progr.) 
11.  Ellis  Ihe  Asiutic  afßnities  of  the  Old  [laliuns.    London 

1870,  8.     [Gütt.  Gel.  Anz.  1871   S.  554] 
E.   Enderi.s    Versuch    einer    Formenlehre     der     oskischen 

Sprache     mit    den    oskischen    Inschriften    und    Glossar. 

Zürich  1871,  8'.     [Lit.  Centralbl.   1871   S.  687.] 
J.   Euting    Punische   Steine.      (.'\us    Mem.    de  l'Acad.    de 

St.  Petersb.  1871.)   4. 
E.  Fellenberg    und    A.  Jahn    die   Grabhügel   bei   Alleu- 

lüften    (Cts.    Bern).      Zürich    1870,    4.      (Mittheil,    der 

Antiq.   Gesellschaft.     Bd.   17,  Heft  1.) 
J.   Fergusson    rüde    slone    monuments    in   all   eountrles, 

thcir  uge  and  use.     London  1872,  8. 
A.  Fla.sch  augebliche  Argonautenbilder.   Miaicheu  1870,8. 

[Heidelb.  Jahrb.  1871  S.  95.] 
Giov.  Flechl4  di  ulcune  forme  de'  mnni  Incali  delV  Ituliu 

sujieriore.      Di.'<serlazione   linguisliea.      Turm    1871,    4. 

(.Aus  den  niernorie  d.  Turiner  Akadem.)     [Lit.  Centrall)l. 

1871   S.   1315.] 
A.  FoRßi(;ER  Hellas  und  Rom.     Popul.'ire  Darstellung  des 

öttentl.  u.  häusl.  Lebens  d.  Griechen  u.  Römer.     1.  Abtb. 

Rom  im  Zeitalter  der  Antonine.    1.  Bd.     Leipzig  1871, 

8.     [Lit.  Centralbl.  1871  S.  309.] 
P.    FouCART    memoire    sur   im    decret    ini'dit    de    la    ligue 

Areudieniie,  en  Ihonneur  de  l'Athenien  Phjilarclios.   (.Aus 

d.   VIII.  Bd.  (2.  Th.  d.  1.  Ser.)   der  memoires  presentes 

pur  divers  sav.  ä  l'acad.  d.  inscr.)     Paris  1870. 
C.  Frildekichs    Berlins   antike  Bildwerke.     II.  Bd.     Ge- 

riithe  und  Bronceii  im  alten  Museum.  .\.  u.  d.  T.  Kleinere 

Kunst  und  Industrie  im  Alterthu.u.     Düsseldorf  1871,  8. 

—  Königliche  Museen.  —  Antiquarium.  Uebersicht  üb. 
d.  vorzüglichsten  Preziosen,  Gemmen,  Bronzen,  Terra- 
cotten   u.   Vasen.     J  erlin   187],   8. 

J.  Fr]edl7Knder  meduglie  maeedoniche  di  Marco  lirulo. 
(Aus  Bull.  d.  inst.)  Rom  1870.  [Ilubers  Num.  Zeit- 
schr.  1871   S.  299.] 

— •  Königliche  Museen.  —  Das  Miinzkabinet.  Geschichte 
u.  .Anordnung,  Verzeichniss  der  in  lien  Schautischen  aus- 
gelegten .Auswahl  von  Münzen  u.  Medaillen.  Berlin  1871.8. 

L.  Fru.dl.ender  Darstellungen  aus  der  Sittengeschichte 
Roms  in  der  Zeit  von  August  bis  zum  .Ausgang  der 
Antonine.     III.   Thl.     Leij)zig  1871,  8. 

25 


182 


(i.  Fköhner  Iu  colonnc  Trujane,  n-prndmlc  eii  photo- 
tijlioqrdplue  par  G.  Arosa.  Lief.  1  —  6.  Paris  1872, 
2r.   tbl.     (Fmclitausgübe.) 

—  fli-iix  Pv'iiiluvcs  de  Vuses  grecs  provttnaitl  ((es  fnuUlcs 
ile  Cumiros.     P.iris  1871,  gr.   tbl. 

F.   J.    Fkolkh    Beitr.-ige   zur   Gescliichtc   der    Musik    der 

jiltereii   und    neuereu  Zeit,    auf  tinisikalisciie  Documeute 

gegründet.     1.  Bd.     Text.     Würzburg    1868,   4.      [Lit. 

Centralbl.  1871   S.  209.]  ^      . 

W.  Gebhard  Beitrag  zur  Geschiclitc  des  Pancultus.   (G.-P.) 

Braunschweig  1872,  4. 
A.  Gemoll  de  cooplatioiic  saciiddliiiii  liiniKiiioriiiti.    Berlui 

1870,  8.     (Diss.) 
J.    GiRARD    le  sentliiieiil    reVitiiaiix   cii    Gii-cc    d'Homm-e   ii 

Aesdnih:     J'aris   1861),  8.  '  (Philol.  An/,.   1871   S.  33.] 
GooLi)  ciilulcrgiiß  expliciilif,  hislor'Kjtie  kI  scicnl'ißque  dun 

cnrtdiii  iiiiiiilirc  d'iihji-lfi  vnnlciiiin  diiiis  Ir-  Mtisci;  inijiiridle 

de    C'oiistdiil'niople.      Coustautinoiiel    1871.    4.       [Augsb. 

A.  Ztg.  1871  Beil.  z.  No.  224.] 
C.    GtERTZ     Arch.-iologiscbe     Tojiügrapliie     der    Halbinsel 

Tainan.    Moskau  1870,  4.    [Gütt.  Gel.  Anz.  1871  S.  280; 

The  Acad.  II  S.  91 ;  Berl.  Bl.  1870  S.  366;  Bull.  1872  S.  5.] 
J.  GozzADiNi    coiigr'es  d' urchvol ogie  prrhislor'ique;   session 

de  liologiie.     Discoiir.i  d'ouverlun'..     Bologna  1871,  gr.  8. 
• —  /()   iiecropnle  de   iilUuwvd.     Bologna   1870,  gr.  8. 

—  Renseigiieiueiits  sur  um;  uncieituc  Meeropole  i't  Mdrzd- 
botlo  pres  de  liologue  puhlirs  a  Toixosioji  du  7'.  congies 
interniitinnal  d^uilhropoUigie  et  d'urcheologic  prehislo- 
rique.     Bologna  1871,  gr.  8. 

F.  Gregorovius  Gescliielite  der  Stadt  Rom  im  Mittelalter 
vom  V.  bis  zum  XVI.  Jahrli.  7.  Bd.  Stuttgart  1871,  8. 
[A.  A.  Z.  1871  S.  363;  Lit.  Centralbl.  1871.  S.  605] 

J.  Grimm  kleinere  Schritten.  4.,  5.  Bd.  Berlin  1869, 1870,8. 

A.  Ha\ivE  der  Besitz  u.  sein  Werth  im  homerisch.  Zeit- 
alter.    Berlin  1872,  4. 

IIarti-NK  riJniisclic  AuNiliartruppcn  :ini  Rhein.  1.  Theil. 
Würzburg  1870,  4.  (G}'mnasialprogr.)  [Lit.  Centralbl. 
1871  S.  311.] 

W.  Henke  die  Menschen  des  Michel-.Vngelo  iin  Vergleiche 
mit  der  Antike.     Rostock  1871. 

A.  Heiss  description  generale  des  monndies  dnl'ujues  de 
l'Ii.spagne.     Paris  1870,  gr.  4. 

G.  Hes.s  Beitrüge  zur  Untersuchung  ül)er  das  Naturgefühl  im 
ciassischen  Alterthum.     Rendsburg,  4.     (Progr.)- 

H.  Heydemann  griechische  Vascnbildcr.  Berlin  1870,  fol. 
[N.  Jahrb.  f  Ph.  u.  P.  101  (1870)  S.  745;  Lit.  Cen- 
tralbl. 1871   S.  90;  Heidelb.  Jahrb.   1871   S.  87.] 

G.  HniscHFELn  tiluli  sluluurinrum  .vciiZ/ifoiiMiK/iie  grae- 
corum  cum  prolegomenis.  Berlin  1871.  gr.  8  [Lit. 
Centralbl.  1871  S.  887;  Götl.  Gel.  Anz.  1871  S.  601; 
Ztschr.  f.  üst.  Gvmn.  1871  S.  832;  N.  Jahilj.  f.  Ph.  u. 
P.  103  (1871)  S".  317.] 

.\.  Hoi,\i  la  Ir'Kjuelru  nei  mnniimcnli  dell'  dntiiliild'.  (.\us 
Rh).   Sic.   III.)     Palermo   1871,  gr.  8- 

II.  IIoi./.KR  der  Hildrsheimer  antike  Silberfiiud,  seine 
archäol.  u.  aiti.-,t.  Bedeutung  mit  13  lilhographirten 
Talein  nach  Zeichnungen  von  W.  Bovsen.  Ilildesheim 
1870,  8.  [Philol.  Anz  1871  8.  403;"  Ztschr  f.  üsterr. 
Gvmn.   1871   S.  833;  Arch.  Zeit.  1871  S.  172.] 

*E.  IIvciii.R  Xnte.s  xur  le.i  mrduille.i  gnulnixes  nljrdnl  le 
Irisk'ete,  l'dslre  11  qudtre  ratjon.s  et  lex  legenden  A'ri'A'AA 
et  CALEDV .  .  .  ("hartres  1870,  8.  'Joiiin.  d.  Sav. 
1871  S    389.] 


E.  Hühner  insctiptiones  Hispuniae  christiande.  Berlin 
1871,  4.  [Protestantische  Kirchenzeit.  1872  S.  33;  The 
Acdd.  in  S.  156.] 

—  Notlcius  iirvheologicus  de  Portugal.     Lissabon  1871,  4. 

F.  Hüttk.mann.  die  Poesie  der  Orestessage.  Tbl.  I.  Brauns- 
berg 1871,  4. 

G.  A  IIi!L.sEB()S  hehnopte  heschr'ijving  der  archaenlogische 
verzdinelüig  van  het  provincidl  Utrechtsvh  genootscliup 
van  Inuisien  en  wetenschuppen.     Utreclit  1870,  8. 

—  Verslag  aangaundc  het  museunt-  van  nudheden  van  het 
provlnciaal  Utrechtsch  genoolschap  van  hunsten  en 
wetenschappen.     Utrecht  1871,  8. 

G.  Jatta  valalogo  del  mnseo  Jutta.    Neajiel  1869.    [Ztsclir. 

f.  üstcrr.  Gyruu.   1871   S.  819;   Bull.  1871   S.  219.] 
F.  I\nu)()E-BT,u.Mi-.R   die  Flügelgestalteu  der  .\theua  u.  Nike 

auf  Münzen.     Wien  1871.     (.\us  Huber's  Num.  Ztschr.) 

—  chui.r  de  monnaies  Grecqves.     Winterthur  1871,  fol. 
H.  Jordan    Topographie   der   .Stadt   Rom    im    .\lterthum. 

2.  Bd.     Berlin  1871,  8. 
C.    Jii.-i-n    Antiquarische    Biriefe    des    Baron    von    Stoseh. 

Marburg  1871,  4. 
F.  JusTi  Beitrüge  zur  alten  Geographie  Persiens.    Abtli.  2. 

Marburg  1870,  4.     (Progr.) 

R.  Kekile  die  Gruppe  des  Künstlers  Menelaos  in  Villa 
Ludovisi.  Leii)zig  1870,  4.  [Lit.  Centralbl.  1871 
S.  136.] 

—  die  Balustrade  des  Tempels  der  Athena-Nike.  Leipzig 
1869.     [Bt'ü,  crit.  V  S.  125.] 

—  die  antiken  Bildwerke  im  Theseion  zu  .\theu.  Leipzig 
1869.     [Rev.  crit.  V  S.  125.] 

F.  Keller  Helvetische  Denkmjiler  II.  Die  Zeichen-  oder 
oder  .Schalensteine  der  Schweiz.  Zürich  1870,  4.  (Mit- 
theil, der  Antiq.  Gesellschaft.     Bd.  17.  Heft  3.) 

O.  Kl  lle:r  vkus  Aurelii  oder  Oehriugcn  zur  Zeit  de» 
Römer.  (Wiuckelmauns-Progr.  d.  \er.  v.  .\lterthmsfr. 
im  Rhnld.)     Bonn  1871,  4. 

Fn.  Kenner  Noricum   und  Paniionia.     Wien  1870,  4. 

—  Joseph  Hilarius  von  Eckhel.    Vortrag.    Wien  1871,  8. 

—  die  Müuzsanimlung  des  Stiftes-  St.  Florian  in  Ober- 
Oesterreich  in  einer  Auswahl  erklärt.  .  .  .    Wien  1871,  4. 

Ch.  W.  Kinc;  Culalogue  of  colonel  Leahe's  engraved  gems 
in  llie  Fitzwilliam  Museum,  uith  euyruvings.  .  .  . 
(3  ptutes.)     Cambridge  u    London   1870,  4. 

G.  Kinkel  die  Gypsabgüsse  der  arch.'iologischeu  Samm- 
lung im  Gebäude  des  Polytechiiicums  iu  Zürich.  Zürich 
1871,  8.     [Ztschr.  f.  üste'rr.  Gvmn.   1871   S.  819.] 

G.  Kinkel  jr.  Euripides  und  die  bildende  Kunst.  Ein 
Beitrag  zur  gr.  Litteratur-  und  Kunstgeschichte.  Bcrliu 
1871.  's. 

A.  KiRCiiiiuEE  Über  die  Tributlisten  d.  Jahre  Ol.  85.2 — 87,1. 
(Aus  den  Abhandl.  d.  ISerl.  Akad.  Juli  18T0.)  Nach- 
trag dazu.     (Monatsber.  d.  Berl.  .Akad.   1871.) 

B.  VON  KoiiNE  der  Tempel  des  Cajiitolinischeu  Juppiter 
nach  den  Münzen.  (Aus  den  Berliner  Bliittern  für 
Münz-,  Siegel-   und   Wappenkunde.     1870.)     8. 

U.   KuiiLEK   Urkunden   u.   Untersuchungen  zur  Geschichte 

des    deliscii-altisclien    Bundes.      Berlin    1870,   4.      |Lit. 

Centralbl.  1871   S.  7;   The  Acad.  H  S.  563.] 
JS'.  l\iirii(it'()i'u)riC  L-iiTty.riC  fniyotKfiti  tiiiiiiifiiui  .  .  .    .\then 

1871J  4.     [The  Acad.  III  S.'  158.] 
F.  X.  Krai  .<  ]ioma  sotleraneu,  die  Römischen  Katakomben, 

eine   Darstellg.    d.    neust.   Forsch,    in.    Zugrundelcg.    d. 


183 


Werkes  v.  J.  Spencer  Nortikote  u.  W.  K.  Brownlow. 
I.   Lief.     Freil)urg  i.  B.   1872,  8. 

J.  II.  Kravse,  die  Musen,  Grazien,  Hören  und  Nymphen 
mit  Betracliturig  der  Flussgütter  in  piiilologiseher,  my- 
thisch-relia;iiiser  und  kunstarcliJiologischer  Beziehung. 
Halle  187i,  8. 

Josef  Kre.mer  Grticzga  sturozytna  i  jVj  szluhu.  Posen 
1868;  8.     („Griechisches  Alterthiira   u.  seine  Kunst.") 

P.  Krüger  Kritische  Versuche  im  Gebiete  des  römischen 
Rechts.     Berlin  1870,  8.     [Gült.  Gel.  Anz.  1871  S.  441.] 

F.  Ku(iLER  Handbuch  d.  Kunsti^eschichte.  5.  Aufl.  bearb. 
V.   W.  Liibke.     3.  u.   4.  Bd."    Stuttgart   1871,  gr.  8. 

F.  L.VMi'KECiiT  (Je  rebus  Erylltracuritin  publicis.  Berlin 
1871,  8.     (Güttinger  Diss.) 

FLtvliic:  ^iit/inpog  Niiiiin/Ktru  r^^c  vt'/nov  AfinQyriv  .  .  . 
Athen  1870,  4.  [Hubers  Num.  Zeitschr.  II  (1870) 
S.  2.39.] 

.^/7.  II.  ylufinoix:  T()  ITiti'ol'hirittxoi'  — f«()/f/j'  y.u}  lu  if 
(tvTiö  uvoMxuif  iti.  'E/.!}tni:iQ  (lynyt'diafftTmtt  fV  Ttö 
1/  iXdXii-j'iy.iii  (JiOJ.öyiii  0  llaorunnug.  Athen  1870.  [Lit. 
Centralbl.'l871   S.  4.39.] 

L.  Lance  Römi>^clie  Stuats.dterthiimer  III.  Th.  1.  Abth. 
Berlin   1871,  8. 

E.  V  V.  Lausitz  WandtaCeln  zur  Veranschaulichung  antiken 
Lebens  und  antiker  Kunst.  2.  Lief.  Cassel  1870.  [Zeit- 
schr. f.  österr.  Gymn.  1871  S.  833;  N.  Jahrb.  f.  Ph.  u. 
P.  103  (1871)  S.  13.3.] 

Ed.  Le  Blant  mamtel  d'ej>igr(t])lH(!  chnWuniiii;  iVajirits  hs 
iiiurhres  d<;  la  Gaule.  Paris  1869,  12.  [Jouni.  d.  Sav. 
1871  S.  261.] 

C.  Leemans  NehalennUt  altitur  onhmys  le  Doxtitunj  ont- 
decht.  (Versliifien  en  Mededeeruujcu  der  KnninUijke 
uliudemlc  viiu    IVvtensehiipjicn.)     .'\nisterdam   1871,  8. 

W.  E.  H  Lecky  Sittengeschichte  Europas  von  Augustus 
bis  auf  Karl  den  Grol'sen.  Nach  der  2.  Aufl.  mit  Be- 
willig, d.  Verf.  übersetzt  v.  Dr.  H.  Jolowicz.  2  Bde. 
Leipzig  n.  Heidelberg  1870,  8.  [Lit.  Centralbl.  1871 
S.  1097.] 

H.  J.  vanLennep  travels  in  Utile  knwwn  parls  of  As'ia  minor. 
2  Bde.    London  1870,  8.    [Gott.  Gel.  Anz.  1871  S.  2019.] 

C.  R.  Lep!?iij.-<  über  einige  aegyptische  Kinistfornien  und 
ihre  Entwicklung.  (Aus  d.  Abh.  d.  Berl.  .»Vkad.)  Berlin 
1871,  gr.  4. 

—  die  Metalle  in  d.  aegv|)tischen  Inschriften.  M.  2  Tafeln. 
Berlin  1872,  4.  (.Aus  d.  ,\bhdlgn.  d.  Berl.  Akad.  d. 
Wiss.   1871.) 

J.  LiERLEiN    liieroglyphisches    Naitienwörterbuch.      Nach 

den  aeiryptischeii  üenkmlllern.     Christiania  1871,  gr.  8. 

[Lit.  Centralbl.  1871   S.  1014] 
L.    LiNDENSCHMiT     die   Alterthümer    unserer    heidnischen 

Vorzeit.      Bd.  HI,  Liefr.  1.     Mainz  1871,  4. 
W.   Lühke  Geschichte  der  Plastik  von  den  jiltesten  Zeiten 

bis  auf  die  Gegenwart.     2.  Aufl.     2  Bde.     Leij)zig  1871, 

gr.  8.     [Lit.  Centralbl.   1871   S.  993.] 

—  Grundriss  der  Kunstgeschichte.  5.  Aufl.  Stuttgart  1871, 
gr.  8.     [Lit.  Centralbl.   1871   S.  993.] 

C.  V.  LüTzow  Münchener  .\ntiken.  München  1861—69. 
[Heidelb.   Jahrb.   1871   S.  45.] 

G.  LuMBRo^o  reclierches  sur  Vecononde  polili(iue  de  VEgyjite 
S0U.1  les  Luijides.  IVIrmoire  couroiiure.  Turin  1870,  8. 
[Lit.  Centralbl.  1871   S.   155.] 

Eo.  MACiNU-s  die  Polychromie  vorn  künstlerischen  Stand- 
punkte.     Ein    Vortrag    für    eine    Anzahl    befreundeter 


Künstler  u.  Kunstverst.-indiger  aufgezeichnet.    .Ms  Manu- 
script  gedruckt,     lierlin   1871,  8. 
C.  Mancini  ilhi.struzione    diinu    mensu    poiulcrnria  Poni- 
poicdi«  esistenle  nel  museo  nazionah;  <li  Xajioli.    Nea|iel 
1871,  4.     (Aus   Giorn.  d.  Seuv.  dl  Pompeji  Bd.  II.) 

A.  Martette-Bey  Danderah.  nescription  g(W'rale  du 
grand  temple  de  cette  ville.     2  Bde.     Paris  1871,  fol. 

J.  Marqtiardt  u.  Tu.  Mommsen  Ilandliuch  der  Römischen 
Alterthümer.     I.   Bd.  s.   .Mommsen. 

H.  N.  Story-Maskelyne  the  Marlhfiriiugh  gi'iim,  iie'iug  ii 
collccliiin  .  .  .  I'oiiiied  by  Genrye,  llürd  dul^e  nf  Morbn- 
rouyh.     London   1870,   8. 

F.  Matz  H.  Brunns  zweite  Vertheidigung  der  Philostra- 
tischen Gemrdde.     (Aus  d.  Philol.  Bd.  XXXI  1871.)    8. 

—  Ueber  ein^  dem  Herzog  von  Coburg-Gotha  gehörige 
Sammlung  alter  Il.indzeichnungen  nach  Antiken.  (.'Vus 
d.   Monatsber.  d.   Berl.  .Akad.  November  1871.)    8. 

K.  MENDELssou.v-BArtTiioLDA'  Gcschichte  Griechenla  ds 
von  der  Eroberung  Constantinopels  durch  die  Türken 
im  Jahre  1453  bis  auf  unsere  Tage.  1.  Th.  Leipzig 
1870,  gr.  8.     [Lit.  Centralbl.  187rs.  843.] 

J.  Mestore  der  archiiologische  Congress  in  Bologna. 
Hamburg  1871,  8. 

.\.  Michaelis  der  Parthenon.  1  Heft  m.  15  Tafeln  fol.  und 
1  Band  Text  8.  Leipzig  1870  u.  71.  [Gütt.  Gel.  Anz. 
1871  S.  1933;  Ztschr.  f.  österr.  Gymn.  1871  S.  824; 
Phil,  Anz.  1872  S.  50;  Lit.  Centralbl.  1872  S.  15;  The 
Acud.  II  S.  412;  Bull.  1872  S.  54.] 

G.  MiNERVi.Ni  di  un  iinlicu  iscrizinne  scoperla  in  .lf/i(iiio. 
Neapel  1871,  4. 

Th.  Mo.\im?e.v  Handbuch  der  Römischen  Alterthümer.  — ■ 
Römisches  Staatsrecht.     I.  Bd.     Leipzig  1871,  8. 

B.  Modestow  der  Gebrauch  der  Schrift  unter  den  rö- 
mischen Königen.  (Nach  dem  Russischen.)  Berlin  1871. 
[Rivista  crilicu  1871  S.  172;  N.  Jahrb.  f.  Ph.  n.  P. 
103.  Bd.  1871  S.  717.] 

C.  Morbio  opere  slor'ien  -  numismutiehc  e  descrizione 
illu.ttrdta  delle  s}ie  rnccoUe  in  Miluno.  Bologna  1870,8. 
(EnihJilt  auch  eine  kurze  Angabe  der  Vasen,  Terracotten, 
Bronzen,  S]iiegcln,  Gcnimcn  etc.,  die  in  M."s  Besitz  sind.) 
[Lit.   Centralbl.    1871   S.   1033] 

R.  Mowat  etudes  philologUptes  sur  les  inscriptions  guUo- 
roniuines  de  Rennes.  Le  Hom  de  peuple  Redones.   Rennes 

1870,  8.     [Jouni.  de  Suvtints  1871  S.  71;  Rev.  crit.  V 
S.  140.] 

—  (es  noms  fanuiicrs  chez  les  Romains.  (Aus  den  mc- 
moires  de  la  soeiete    de  Linguisliipte    de  Paris.)     Paris 

1871,  gr.  8.     [Lit.  Centralbl.  1871  S.  1016.] 

K.  MüLLENHOEE  Deutsche  Alterthumskunde.   I.  Bd.    Berlin 

1870,   8.     [Philol.   Anz.  S.  456    n.    Philol.  XXXH   1872 

S.   106;    Lit.   Centralbl.   1871   S.  521;    Ztschr.  f.  österr. 

Gvnm.  XXII    S.    153;    N.   Jahrb.   f.   Ph.  u.  P.    Bd.   103 

(1871)  S.   707.] 
C.  Fr.  Müller  die  scenische  Darstellung  des  Jischyleischen 

Pron)etheus.     (Gymnasialprogr.)    Stade   1871,  4.      [Phil. 

Anz.   1871  S.  318] 
*E.   Naville  lu  litteralure  de  l'ancienne  Egypte.     Seancii 

donnee  ü  l'Athenee  le  14.  Mars  1871.     Genf  u.  Basel,  8. 

Die  Nenniuer  Inschriften.   Ein  Vortrag  gehalten  in  der  Sitzg. 

d.  Gesellsch.  f.  nützl.  Forschgn.  zu  Trier.     Trier  1871,  8. 
C.  T.   NiowroN    a   culalngue   of  tlte    Greck   und    Elruscun 

vases  in  Ihe  lirilish  Museum.    Vol.  H.    London  1870,  8. 

[Bull.  1870  S.  205;  Gütt.  Gel.  Anz.  1871  S.  975.] 

25* 


184 


C.  T.  Nkwton  Oll  «11  inediied  Telradroclim  of  Oinplmrncs 

U,   King   of  K(i)i}iii<lociu.      (Aus  dmii  ,Vi(iiiisiii(((ic  t'/iio- 

iiic/e.)     Loiuluii   1S71,  8. 
Jose  y  Manvei,  Olivkr  lUheri   i/  Gruiuida.     (Aus  d  iirle 

en  Espana  1870.)     Madrid  1870,  4. 
M.  Oliver   y    M.   Gomez  Morkno  inforine.  sohre    vurius 

unliiiurdadus  dcscnliinrtas  cn   la  vc.ga  du  esta  cliidud  cet. 

(Jramula   1870,  8. 
J.  0\i:kbi;ck  griechische  Kuustiuythologie.    2.  Bil.   Leipzig 

1871,  gr.  8."    (Der  1.  lid    wird  erst   spiiter   erscheinen.) 

f/iiwi.vf«   ailka   1871   8.  20;');    Ztschr.  f.  üsterr.  Gymn. 

1871   S.  822;  Phil.  Anz.   1872  S.  57.] 
—     \nalekteii    zur   Kunstiiivthoiogie    des   Zeus.      (.\us    d. 

Ber.  d,  sJlchs.  Ges.   d.   \Viss.  1871. j     iM.  2  Tafehi.     8. 
G.   I'.VKTiiEY  llorapülio  von   den   Hieroglyphen.     (Aus  den 

Monatsber.   der  Berl.   Atad.   1871.)     8'. 
O    Peschel  neue  Probleme  d.  vergl.  Erdkunde.     Leipzig 

1870,  gr.  8.     |Lit.  Centralbl.   1871  S.  403.] 

E.  Petersen  kritische  Beiuerkungeu  zur  ältesten  Geschichte 
der  griechischen  Kunst.  Ploen  1871.  (Gymnasialprogr.) 
[Zeifschr.  f.  österr.  Gyum    1871  S.  833.'] 

A  PniLii'i'i  Beitrüge  zu  einer  Geschichte  des  attischen 
Büriierreehts.  Berlin  1870,  8.  [Lit.  Centralbl.  1871 
S.  276.     N.  Jahrb.  f.  Ph.  n.  P.  (103)  1871  S.  51.] 

G  PmiJi'i's  über  eine  iberische  Inschrift.  (Sitzgsh.  d.  kais. 
Acad.  d.  W'issensch.  zu  Wien.     M;irz  1871   Bd.  67.)    8. 

1'.  l'iciii.ER  die  rihnischen  Grabschriften  des  norisch-pan- 
nonibchen  Gebietes.  (S.  \.  aus  d.  Zeitschr.  d.  bist.  Ver.  v. 
Steiermark.     XIX.)     Gr.-itz   1871,   8. 

F.  Pn'tu  Einleitung  in  die  monumentale  Theologie.  Gotha 
1867,  8.     [Lit.  Centralbl.  1871  S.  97.] 

K.  Cii.  Flank  Gesetz  u.  Ziel  der  neueren  Kunstentwicklung 
im  Vergleiche  mit  der  antiken.  Stuttgart  1870,  gr.  8. 
[Lit.  Centrallil.  1871.  S.  793] 

Jos.  Pohl  Vorljernerkungen  und  Beitrüge  zu  einer  latei- 
nischen  Orlhographie.    (G.-P.)    Linz  am  Rhein  1871,  4. 

IIaiiki.vnus  Pu  vciiov  (iii/i((i!i,s-.»;iiMa  imiiiiiiiicHfa  Xantli'ntcit 
deUneuvU  .  .  . .  S(.  Petersburg  1871,  fol.  (Atlas;  Te.xt 
russisch.) 

J.  QiJossEK  ein  Versuch,  den  Umfang  des  römischen  Lagers 
Novesium  in  dem  gegenvviiitigen  Neuss  nachzuweisen; 
dabei  eine  Planzeichnung.     Neuss  1870,  4.     (Progr.) 

F.  Ravaisson  la   Viimis  de  Milo.     Paris  1871,  8. 

E.  DK  Meesteh  de  Rwestein  Musee  de  Ravestmn;  calu- 
Imiite  desaiplif.  T.  I.  Lüttich  1871,  4.  [liull.  1872 
S.'  61;  Ann.  d.   llidron  1871   8.  267.] 

F.  Rehi;h  Kunstgeschichte  des  Alterthiims  (mit  250  Holz- 
schnitten). Leipzig  1871,  8.  [Piniol.  Anz.  1871  8,  315; 
Ztschr.  f.öst.Gymn.  1871  S. 834;  Lit  Centralbl.  1872 S  38] 

A.    V.    Reumont    Geschichte    der    Stadt    Rom.      III.  Bd. 

Berlin    1870.    8.      [Lit.    Centralbl.    1871    S.    173;     The 

Ai-ad.  II  S.  143.] 
().  RrniiECK  .Auninge  und  EntwiekUuig  des  Dionysoscultus 

in  Attika.     (Schrift,  d.   Ünivers.  Kiel  aus  d.  Jahre  1869. 

XVI.  Bd.)     Kiel  1869. 
—   I'hilocteta  des  .\ccius.     Aus  einer  Geschichte  d.  griech.- 

röm.  Tragödie.     Kiel   1872,  4.     (M.  2  lith.  Taf) 
.\.    KossBAfii     römische    llothzeits-     luid    Ehedenkm.'iler. 

Leipzig  1871,  8.     [Ztschr.  f.  öst.  Gymu.  1871  S.  834.] 

Russi  u.  E.  Bkizio  calaloghi  dcl  Musco  civieo  di  IMngnu. 

Bologna  1871,  4. 
E.  Frhr.  v.  Sacken  die  antiken  Brinizcn  des  k.  k.  Miinz- 


uud  .\ntikenkabinets  in  Wien.     1.  Tbeil.    Wien  1871,  fol. 
[Ztsehr.  f.  österr.   Gymn.   1871   S.  828.] 
A.  V.   Sallet    Daten    der   alexandrinisehen   Kaisermünzen. 
Berlin   1870,  8.      [Lit.   Centralbl.   1871   S.  1032;   llubers 
Num.  Ztsehr.  1871   S.  277  mit  wichtigen  Ergiiiizungen.l 

—  die  Künstlerinschriften  auf  griechischen  Münzen.  Berlin 
1871,  8.  [Ztschr.  f.  österr.  Gvmn.  1871  S.  834;  Lit: 
Centralbl.   1872  S.  37] 

A.  Salenas  Ic  nionele  delle  unliche  citlii  d'i  Sic'iVtK.  fasc. 
1-3.  Palermo  1871,  fol.  (M.  Tafel  I-VIII.)  [Hubers 
Num.  Zisch.  1871  S.  302;  Lit.  Centralbl.  1872  S.  18; 
liull.  1872  S.  95.] 

—  siil  lipo  de'  tetrtidnininii  di  Sejii'sta  c  kii  di  alcnne 
rappresi'iiluziöni  nnmisnmtiche  di  Pann  Agre«.  (Aus  d. 
Period.  di   -Vii.ii.  e  Sfriig.  Bd.  III.)     Florenz  1871,  8. 

.^.  Salzmann   /((  nrcrnp(de  de  Cawiros.     Lief.  1 — 7.     Paris 

1871,  gr.   fol. 
F.   DE  Sallcy'  recherchcs  ,<iir  les  tnnnnuies  dt-.i  h-lrarques 

heredituires    de    la     Chaicidt-ne    et    de    l'Aliilene.      {.\u^ 

Wien.    Num.    Monatsh.       Bd.   V,    Abthlg.    I.)       [llubers 

Num.  Zeitschr.   1870  S.  247.] 
M.  Scheins  de  electro  metallico.     Berlin  1871,  8.     (Diss.) 

B.  Schmidt  das  Volksleben  der  Neiigriechen  u.  das  helle- 
nische .Alterthum.  1.  Theil.  Leijizig  1871,  8.  [Lit. 
Centralbl.   1872  S.   13.] 

C.  ScHNAASE    Geschichte  der   bildenden  Künste.     2.  Auf- 
lage. III.   Bd.  2.  Abthlg.    bearb.   unt.  Mithülfe  v.  J.  R. 
Rahn.     IV.  Bd.     1.  u.2.  Abthlg.    bearb.   unt.  Mithülfe' 
von   Alw.  Schultz  u.  W.  Lübke.      Düsseldorf  1869,  70, 
71,  8.     [Lit.  Centralbl.  1871  S.  993.] 

J.  ScHNATTER  synchronistische  Geschichte  der  bildenden 
Künste.  II.  Theil.  Vom  Untergang  der  antiken  Kunst 
bis  zur  Renaissance.     Berlin  1871,  4. 

J.  Schneider  neue  Beitrüge  zur  alten  Geschichte  u.  Geo- 
graphie der  Rheinlande.  3.  Folge.  Der  Kreis  Duis- 
burg unt.  d.  Römern.  A.  u.  d.  T.  Localforschungen 
über  die  römischen  Grünzwehren,  Heerstrafsen,  Schanzen 
u.  sonstige  .'Vlterthünier  zwischen  fler  Lippe  n.  Ruhr. 
Düsseldorf  1871,  4.     [Lit.  Centralbl.   1872  S.  65.] 

L.  F.  .SciicE.MANN  Griechische  Alterthümer.  Bd.  I.  3.  Aufl. 
Berhn  1871,  8.     [Phil.  .-Vnz.   1872  S.  42.] 

R.  ScHdiNE  siehe  Zangemeister. 

H.  SciiUER.MANs  Inscnplions  Roniaines  de  la  llelgiqne.  (.\us 
dem  linllctin  des  commissions  Uoyales  d'url  el  d'arclieo- 
Ingie.)     Vol.  6,  7.  8.     Brüssel   18G9  — 1871,  8. 

E.  Schulze  Beschreibung  der  Vasensamminng  des  Frei- 
herrn Ferd.  von  Leesen.  Leipzig  1871,  4  [l'lnl.  .\nz. 
1871  S.  456] 

K.  SimvAUiz  Beitrüge  zur  Geschichte  des  nassaniseheu 
.Vltertliumsvereins.  (Separatabdruck  des  XI.  Bds.  d. 
,\nnal.  d.  Ver.  für  Nassauische  Allerthumskde.)  Wies- 
baden 1871,  gr.  8. 

F.  A.  C.  V.  Specht  Geschichte  der  M'affen.  .  .  I.  Bd. 
Cassel  1870,  gr.  8.      [Lit.  Centralbl.   1871   S.   1131.] 

Fr.  SiME(iEL  Eranische  Alterthnmskunde.  1.  Bd.  Geo- 
graphie, Ethnogra])hie  und   ülteste  Geschichte.      Leipzig 

1871,  gr.  8.     [Lit.  Centralbl.   1871  S.  675.] 

K.  B.  Stark  neueste  Litteratur  auf  dem  Geliiete  der  an- 
tiken Vasenkunde.     (.\us  den  lleidelb.  Jahrb.  1871.)   8. 

—  aus  dem  Reiche  des  Tantalus  u.  Crösus.  Eine  Reise- 
studie.    M,    einer  Karte    u.    einer  Lithographie.     Berlin 

1872,  8. 


185 


L.  Stu'iiaxi  Boreas  und  Jie  Büieaden.  St.  Petersburg 
187],  4.     (Aus  Mem.  de  VAaid.  de  St.   Prtersb.) 

H.  W.  Stoll  Bilder  aus  deui  altgriechisclien  Leben. 
Leipzig  1870,  8.     [Lit.  Centralbl.  1871  S.  956.] 

—  Bilder  aus  dem  altrömischen  Leben.     Leipzig  1871,  8. 

C.  Strube  Studien  über  den  Bilderkreis  von  Eleusis. 
Lei|,zig  1870,  gr.  8.     [Heidelb.  Jahrb.  1871   S.  15.] 

—  Supplement  zu  den  Studien  über  den  Bilderkreis  von 
Eleusis,  herausg.  v.  H.  Bkunn.     Leipzig  1872,  8. 

K.  Thomanx  der  französische  Atlas  zu  Caesars  gallischem 
Kriege.     I.  11.     Zürich  1871,  4. 

A.  Trexdki-knburg  kleine  Schriften.  2  Bde.  Leipzig 
1871.     [Preuss.  Jahrb.  XXIX  S.  2,52.] 

G.  Trev  Katalog  des  Museums  in  der  Academie  der  bil- 
denden Künste  zu  St.  Petersburg.  [Zeilschr.  f.  österr. 
Gymn.  1871  S.  820.] 

L.  Urlichs  einige  Gemlilde  des  Aristides.  (.-\us  dem  Rhein. 
Museum  lid.  XXV.)    8. 

—  Die  Anfiinge  der  griechischen  Künstlergcsthichte.  (Pro- 
gramm zur  I.  Stiftungsfeier  des  v.  Wagnerschen  Kunst- 
instituts.) Würzburg  1871,  4.  IL  Heft.  (Programm 
zur  IL  Stiftunssf.  desselb.  Instituts.)  Würzburg  1872,  4. 
[Phil.  Anz.  1871  S.  512.] 

—  codex  tirtns  Rnmuc  (opopid/i/iic».';.     Wüizburg  1871,  8. 

D.  J.  ViLANovA  Y  D.  Fr.  M.  Tubino  viitje  cienlifico  a 
Dinunnirca  y  Siiecia.     Madrid  1871,  8. 

W.  ViscHER,  Vorfrag  über  zwei  antike  Köpfe  des  IJasler 
Museums.  (Aus  dem  dritten  Jahreshefte  des  Vereins 
schweizerischer  Gymnasiallehrer.)     Aarau  1871,  8. 

. —  epigr.iphische  und  arch.'iologische  Kleinigkeiten.  (Mit 
zwei  lithographirten  Tafeln.)  Basel  1871,  4.  (Programm 
des  Pädagogiums.) 

C.  L.  VrsCDXTi  II  sepnicin  deJ  fanriuUo  Oniiitn  Siilp'n'to 
Mussimo  delhiedlo  da  i'lrgliiin  J'iwpigiKiiii.  coii  liiclua- 
rtizioiie  del  iiiDiiiimento.  Rum  1871.  fol.  [Ihdt.  1871 
.S.  98;  Philol.  Anz.  1871  S.  322;  Gott.  Gel.  Anz.  1871 
S.  1036;  Arch.  Ztg.  1871  S.  178.] 

W.  H.  Waddington  Inscriptions  Grcapies  et  Lulines  de 
la  Sijrie.     Paris  1870,  fol.    [Lit.  Centralbl.  1872  S.  193] 

M.  Wanner  Beiträge  zur  Ausmittelung  der  römischen 
Militiirstalion  Juliomagus  in  der  Umgebung  von  Schleit- 
heim.     Frauenfeld  1871,  8. 

W.  Wattenr.ach  pussio  sai^clorum  tjualuor  coronuloriim. 
Mit  archäol.  u.  chronol.  Bemerkungen  von  O.  Bi.nnd,(RF 
u.  M.  BCdinger.  Lei)izig  1870,  8.  (S.  A.  aus  M.  Bü- 
dingers  Untersuchungen  z.  Rom.  Kaisergesch.  Bd.  III.) 


W.  Wattenbach  das  Schriftwesen  im  Mittelalter.  Leipzig 
1871,  8. 

E.  aüs'm  Weerth  Verhandlungen  des  inlernaticnialen  Con- 
gresses  für  AlterthumsUunde  und  Geschichte  zu  Bonn 
im  Sei)tember  1868.     lionn  1871,  8. 

—  der  Grabfund  von  Wald-Algesheim.  Festprogramm  zu 
Winckelmanns  Geburtstag  am  9  Dec.  1870,  herausgeg. 
vom  Vorstande  des  Vereins  von  Alterthumsfreunden  im 
Rheinlande.  Bonn  1870,  8.  [Lit.  Centralbl.  1872  S.  66; 
vgl.  auch  üben  Lindenschmit  und  archäol.  Ztg.  1871 
S.  174.J 

—  die  Fälschung  der  Nenniger  Inschriften.  Bonn  1870,  8. 
(Aus  d.  XLIX.  Bd.  d.  Jahrb.  d.  Ver.  v.  Alterthfr.  im 
Rheinlande.)  [Arch.  Ztg.  1871  S.  95;  Lit.  Centralbl. 
1871  S.   90.] 

F.  Wieseler  über  den  delphischen  Dreiful's.  Nebst  einer 
lithographirten  Tafel  (Aus  den  Abhandlungen  der  K. 
Ges.  der  Wissensch.  zu  Göttingen.  Bd.  15.)  Göttingen 
1871,  4. 

F.  Willems  hs  ««(«/iiüt's  Ranuünes  eiivisuyces  uu  polnt 
de  vue  des  inslUtitions  poViliques.     Löwen  1870,  8. 

D.  V.  W(ilmowsky)  die  F;ilschuüg  der  Nenniger  Inschriften 
von  Ernst  ans'm   Weerth,  geprüft.  .  .     Trier  1871,  8. 

J.  de  Witte  noiice  siir  Edouard  Gerliiird.  Brüssel  1871,  8. 
(.Aus  dem  tuniiiuire  de  rAcudenue  Roiiule  de  lieli)iijtie 
37,  1871.) 

K.  WoiiMANN  Über  den  landschaftlichen  Natursinn  der 
Griechen  und  Römer.  Vorstudien  zu  einer  Arch;iologie 
der  Landschaftsmalerei.  München  1871,  8.  [Phil.  Anz. 
1871  S.  406;  Ztschr.  f.  Ost.  Gymn.  1871  S.  836.] 

C.  Zangemeister  corpus  'mscriplinmim  Latinurum.  vol.  IV. 
Inscripliones  parielariue  Pom]ie'ian<te  Herciilanenses 
Stidiuiiiue.  Accediint  vusonim  fict'd'nim  ex  eisdem  op- 
pidis  ci)i/or»»i  inscripliones  edllue  u  R.  Schöne.  Berlin 
1871,  fol.  [The  Acud.  II  S.  443;  N.  Jahrb.  f.  Ph.  u. 
P.  105  (1872)  S.  57.] 

.\.  Z\XNONi  sugVi  scavi  deUa  Cerlosu.  Bologna  1871. 
[Ztschr.  f.  üst.  Gymn.  1871   S.  837.] 

—  projjctto  di  riullivuzione  delT  untico  ncqnedoUo  liolognese. 
Bologna  1869,  4. 

—  uUa  crUica  del  signor  Paolo  Bovi  siil  progetio  di 
rialUvuzinne  dciV  untico  itcijuedotto  liolognese.  Bologna 
1869,  4. 

C.  ZiMMERMAXN  Rom  und  seine  Umgebung.  In  Holz- 
schnitten nach  Skizzen  und  Studien.  Mit  erläuterndem 
Text  von  Prof  Dr.  Kühne.  Leii)zig  1870,  4.  [Plulol. 
Anz.  1870  S.  609.] 


(April  1872.) 


186 


VERZEICHMSS  DER  31ITARBEITER. 


Adler  (F.),  HpiÜ". 

/.'iic/io/'t-ii  {J.  J.).  Uasel. 

Itmlli  (H.),  ßorliu  f. 

Itiiiiiueister  (A.),  Strafshurg. 

/{(•c/.i;)-  (.7.),  Fraiiktiirt  a.  M. 

licniiilnrt'  (0.),  Prag. 

ISenjait  (K.),  Nürnberg. 

lin-fll;  (Th.),  Bonn. 

liirth  (Shhi.),  London. 

/>V»iii/ii;r  (H.),  Breslau. 

/>'(.<:;.7i.  (^.),  Berlin  f. 

Iii)ltlcher  (/!.)>  Berlin. 

noriihcsi  (Graf  H.),  S.  Marino  f. 

Ihiiiiii    (E.),  Rom   f. 

lininn  (H.),  München. 

lUirsUiii  (K-),  Jena. 

CavnUuri  (X.),  Palermo. 

('(/DcdoiiJ  (CV/.),  Moilena  f. 

C/iris«  (K.),  Heidelberg. 

ConestubUi!  (Graf  G.  C),  Perugia. 

Conzi;  (A.),  Wien. 

Curliiis  (C),  Wesel. 

Ciirtjws  (£.),  Berlin. 

nnlefsen  (D.),  Glüekstadt. 

niinlzer  (//.).  Kühl. 

F.ngclmiiiiii  (R.),  Berlin. 

EfUkam  (O.),  Berlin. 

Fic/.(<!r  (C.   B.  A.),  Marniheiin   f. 

Förslrr  (/}.),  Brcslan. 

Fnrclihuiiiiiiar  (P.    M'.),   Kiel. 

Franz  (J.),  Berlin  f. 

Fi-icfc  (<).),  Potsdam. 

lü-ieilarivhs  (K.),  Berlin   t- 

riic'(//(((;;i(((;r  (.liiL),  Berlin. 

Fiieillutittiler  (L.),  Königsberg. 

i'rouhiier  { H''.),  Paris. 

Guedcchenx  (R.),  Jena. 

Garrucci  (/>.),  Koin. 

Ourhard  (F..),  Berlin  t. 

Görtz  (C),  Moskau. 

Giilllliiii  (K.),  Jena  f. 

Gralcfriid  (f.  L.),  Ilainiover. 

Giirlilt  (l\'.),  Gotha. 

Helbiii  {»'.),  Rom. 

fleiizini  (II'.),  Rom. 

Hcrclier  (lt.),  Berlin. 

Hi'niitniii  (K.  F.),  Göttingen  f. 


Herlz  (.VI.),  Breslau. 
Herzog  iE),  Tübingen. 
HeUncr  (U.),  Dresden. 
Heijdemiinn  (H.),  Berlin. 
Wrzel  (H.),  Rom  f. 
Hirsihfchl  (G.),  Berlin. 
Hurkd  (J.),  Magdeburg  f. 
Hiibiter  (f.),  Berlin. 
Jiihii  (0.),  Bonn  f. 
Juit  (K.  V.),  Landsberg  a.    d.  W. 
Jdiixscn  (7y.   F.),  Leiden  f. 
Jordan  [H.),  Königsberg. 
Kiiiidicr  (P.),  Triest. 
heil  (K.),  Schul])furte  f. 
liekuUi  (K.),  Bonn. 
Kenner  (F.),  WHen. 
Kiepert  (H.),  Berlin. 
Kiesslini)   (A.),  Greifswald. 
Kirchholt  (A.j,  Berlin. 
Klein  (K.),  Mainz  f. 
Khiipnunn  (A.),  Rom. 
Köhler  (U-),  Stralsburg. 
Koner  (W.),  Berlin. 
Krii;ier  IG.),  Halle. 
Ldchiniinn   (K.),  Berlin  f. 
L(ij(ird  (F.),  Paris  +. 
Lauer  (J.   F.),  Berlin  t- 
Lepsins  (R.),  Berlin. 
Ler.ich  (L.),  Bonn  f. 
LeuLseli  {E.   t».),  (löttingen. 
Lindensehmit  (//■),  Mainz. 
Lohde  (L.),  Berlin. 
Loyiolaliden  (S.),  .Vegina. 
Llniß  (IV.  ]V.),  London. 
Lui/chil  (t'.j,   Petersburg. 
Malz  (F.),  Güttingen. 
Meineke  (A.),  Berlin  f. 
Mereklin  (L.),  üorpat  f. 
Merkel  (R.),  Quedlinburg. 
Meier  (II.),  Zürich. 
Michaelis  {A.),  Tübingen. 
M'nu-rviiii  (G.),  Neapel. 
Mointnsen   ('l'li.),  Berlin. 
Mnvers  (F.  C),  Breslau  f. 
Miillenholf  (K.),  Berlin. 
Maller  (L.),  Kopenhagen. 
Mnrraij  {A.   S.),   London 


Neu-Ion   (Ch.  T.),  London. 

Nissen   (//.),  Marburg. 

Opjierniunn  {A.),  Paris. 

Osann   (F.),  Gies.sen  f. 

Overbech  (J.),  Leijizlg. 

Panoßu  (Th.),  Berlin  t- 

Pujwsliotis  (G.),  Athen. 

Parth'Mj  (G.),  Berlin  t- 

Puucker  (C.  v.),  Dorpat. 

Peirot  (G.),  Paris. 

Pervunoyhi  (P.),  Triest. 

Petersen  (Ch.),  Hamburg  f. 

Petersen  (E.),  Husum. 

Preller  (L.),  Weimar   f- 

Prokesch-Osten  (Frhr.  v.),  Constanti- 

nopel. 
Palszky  (F.  v.),  Pesth. 
Pijl  (Th.),  Greifswald. 
Runyalie  (R.),  Athen. 
Ruthgeber  (G.),  Gotha. 
Rhnsojinlos  (A.),  Athen. 
Roehette  (Raoal),  Paris  f. 
Ross  (L.),  Halle  t- 
Roulez   (J.),  Brüssel. 
RuU  (S.  L.),  Kassel. 
Sulinus  (A.),  Palermo. 
Schuefer  (A.),  Bonn. 
Schurll'  (G.),  London. 
Schillbuch  (R.),  Potsdam. 
Schlie  (F.),  Waren. 
Schliemann  (H.),  Athen. 
Se/iiiiirf(  (L.),  Marburg. 
Schmitz  (jr),  Köln. 
Schidl  (A.),   Weimar. 
Schöne  (A.),  Erlangen. 
Sc/tö)ie  (R.),  Halle. 
Schott  (IV.),  Berlin. 
Schiiburt   (J.   H.   Ch.),   Kassel. 
Schidz  (H.   W.),  Dresden  -f- 
*>i/i«;((bc  (L..),  Dorpat. 
.Siiii(/i  (S.   liirket),  Kopenhagen. 
Stark  (K.   li.),  Heidelberg. 
Stalin  (Chr.  F.  von),  Stuttgart. 
Stein  (IT),  Danzig. 
Slephanl  (L.),  Petersburg. 
Struck  (IT),  Berlin. 
Urlichs  (h.),  M'ürzburg. 


187 


Velsen  (A.  «.),  Athen  f- 
Vischci-  (W.),  Basel. 
IVnageii  (C),  Berlin  f- 
Wnchsmnlh  (C),  Göttingen. 
Walz  (C/i.),  Tübingen  f. 
aiis'm   Wecrlh  (lu),  Bonn. 


IVeUlier  (F.  G.),  Bonn  f. 
WenUßtr  (i..),  Breslau. 
Wiesder  (F.),  Göttingen. 
Wilmunns  (G),  Strafsburg. 
Witte.  (J.  (h),  Paris. 
WMich  (H.),  Berlin. 


Woljl  (G.),  Berlin. 
H''».s/i'iii(niii   (E.  F.).  Gotha  f. 
Zahn  (ir.),  Berlin  f. 
Zangcmeister  (K.),  Gotha. 
Ziimpl  (A.   W.),  Berlin. 


188 


NEUE  FUNDE  IN  KLEINASIEN  UND  GRIECHENLAND. 


Eine  uieikwiiniigc  Inschrift  ist  im  April  aus 
Sniynui  durch  Hni.  Kossonis  nach  Athen  gebracht 
und  von  Hrn.  Stephanos  Kuinanudes  in  der  Palin- 
genesia  vom  lö.  Ajtril  veröffentlicht  worden,  ein 
Deiiret  aus  der  Zeit  des  Lysimachos,  weiches  zeigt, 
dass  nach  dem  Aufbau  von  Smyrua  der  alte  Bund 
der  ionischen  Städte  wiederhergestellt  worden  ist. 
Es  ist  ein  viereckiger  Stein,  0,40  hocli  und  treit, 
an  der  rechten  Seite  (wo  von  den  2ö  Keiheu  je 
•J—:)  Buchstaben  lehlen)  und  unten  abgebrochen. 
Die  Inschrift  lautet  nach  Kumanudes,  der  sie  nur  in 
^linuskeln  mitgethcilt  hat,  \\ie  folgt:  ldn;£v  'lo'jrcjv 
Tcp  xoipvj  Twv  Tf)t\ia-/.ai\dExa  nolecov  kneiöij  In- 
Ttnaioainq  ^l7Tn\ndi'j\tinv  31ilr^aing  (pilog  lov  xnv 
^iaaü.i(.o\g  ylvai  \uäynv  xal  aiQaxrjyog  hii  cüju  nn- 
}.e\u)v\  xiüv  'lädwv  xaraozaittig  oixelaig  x[al  (fi\- 
kavi^Qcönwg  xal  IdUe  txäaijj  ziüfi  n[oX£iov]  xai 
xoivij  näai  '/_Qiü!.uvng  diaiei.el'  aya[d-^  i^i>\xi}  de- 
döxifai  Toj  xnivö)  'ln7iö\azQa\iov  '^Innadru.inv  Mi- 
Xr^Giov  ao(.xT)g  %vtx\a  xcii\  tvvoiag  i]v  hyiov  öiaxEkel 
fiQog  zo  xniv[6v  x(Zv\  hofiov  xoi  etvai  avzöv  azehj 
nävziüv  E\y  ralg]  näXeai  za7g  ziöv  hoviov  zavxa  ös 


v7iaQ[x£iv\  InnoaxQazto  avxw  xal  sxyoinig'  ailiaa\i 
Öi  avJTOv  xal  eixdva  xaXxqv  irf  'itctiov  aft  IJavico- 
[vt(;i]"  kliad^ai.  Ö£  noXeig  ovo  rjdr],  a'ixiveg  sti[ii.ieI>^\- 
aovxai  oniag  av  tj  elxojv  ij  InnoozQdzn\v  üza\dfj 
■xaztt  xa%ng,  'Iva  xal  nl  Ininnl  navzeg  \sldia\an',  ozi 
Ol  Iioveg  xnvg  xaXnvg  xal  ayaiyov\g\  avdqag  xal 
XQ^iaf-i  naQSx,nj.iivnvg  zal\g  n6}.E\ai  xi/^iüai  öcuQsaig 
xalg  ngoarjxovaaig'  \avsvEy]x£lii  ös  sxäaznvg  ziöu 
ßovXEvziüv  za  Ey\riüaf^iE]va  'hoai  Eig  zag  Idlag  nn- 
ksig,  oniog  vnälqxfi  ev\  xdig  ör]uoaioig  dvayEyQaj.i~ 
(.tEva  xd  E\yvü)a\ixEvtt  vno  Iojvmv  xo  öe  doyiia  xoös 

I  dva\y(jonpa\i  Eig  xo  ßä&Qov  xTjg  Eixnvog  xqg 

In  Sparta  hat  man  nacli  der  irprj^iEQlg  züv 
cvLi]xt](SEiüv  vom  7.  April  in  der  Nähe  des  alten 
Tiieaters  und  des  'Leonidasgrabes"  (Feloponn.  II  224) 
unter  Trümmern  von  Säulen  und  Architraven  eine 
lebensgrofse  männliche  Marmorstatue  gefunden,  de- 
ren Kopf  abgeschlagen  war,  mit  kreisförmiger  Basis, 
auf  welcher  KAAV  BPAEIAA  TON  HATEPA  zu 
lesen  sein  soll.  Des  Brasidas  Kenotaphion  erwähnt 
Pausanias  Ili  14,  1  bei  dem  Theater. 

E.  C. 


ZUR  RELIEFGRUPPE  IN  MARSALA. 

(S.  133  ff.) 


Cavaliari  iiat  inzwischen  seine  Vermuthung  über 
die  ursprüngliche  Bestimmung  des  Reliefs  von  Motye 
selbst  ausgesprochen  im  BuUettino  Siciliano  1871 
No.  4  S.  25  Anm.  2:  'Delhi  slessa  pielrti  fuäm- 
lich  von  einem  lufo  calcare  bianco  e  ili  iiiki  con- 
crezioiie  a  iiraim  finissima]  e  l'allo  riliero  pro- 
reiiii'nte  da  Moziu- M a rstt  hi  tlciiotanlc  im  liiro 
xhrii  Uli  I  ()  (ta  (lue  leuii  i.   (Jncstii  sc  nit  nrti  forsr. 


era  sitiiala  sopra  In  porta  d'  ingre  ssü  della 
cittä  dt  MoTiia  a  (juisa  dei  leoni  della  porta 
di  Ulicene.  .\uch  hier  freilich  fehlt  der  Nachweis 
der  Quelle,  aus  welcher  die  Herkunft  des  Reliefs 
geschöpft  ist,  und  es  bleibt  fraglich,  ob  eine  andere 
als  die  mündliche  Ueberlieferung  überhaupt  dafür 
existirt. 

Mai  1S72.  R.  S. 


TafA-l. 


Ihof 


Arfhiifoloffisriif  ZriUitu^  tSlI. 


STI  K.VZIFMiKI,     Al'.S     CAKIiK. 


Arcli<i<'(il<i(/i.yclir   '/,,  i/////,r  ISII. 


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1.     Der     Allischc      FriodlioC 

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Archiifolutlisehf  'AriliULy  /SIC       * 


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2.   rii«'  i-.s  iclit     Uli  PI-    (Ihn    't'<Ti-nin     vor    (In  in     Dipvloii 


T>.  v.H(Mr»ich  1- 


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All  im,  luiiijixfhi-  'Aeillinii  /,•>/ 


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'5.V   VIKR,  [^81  BORE  ADE     l.V     LIEBESVERFOLdU.YG, 
Vasen   dps   Museums    ■•"    '''"mo. 


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TOD     DES-  TRO  IT/OS. 
Vase    d«s- Museiinis    zu   Pal'' 


77    CHlUSl.YlHCli:  1' 

im   Museum    . 


Archa^oloau-ilir  '/.rihiruf  ISJI. 


Tcif  'tS. 


71, 

TOD.    DES-  TROlliOS- 
V'ase    (ks- Museums    zu   Palerm; 


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ans  Xeapi'l  _!     inul   l'nm    '■'  ■ 


\irh<(Ct'l<tip,s-<lif  'Ariturifi  liill. 


Tftf:  55. 


I.SATYR    UND    NYMPHE,    2.  ÖENKE-SCEXE 
auf   emem    Skyphos    des   Museums    '/.a  Palermo. 


ARCHÄOLOGISCHE  ZEITUNG. 


UNTER  MITWIRKUNG 


E.  CTJRTIXJS 


HERAUSGEGEBEN 


E.    H  tJ  B  :N^  E  R. 


NEUE  FOLGE 

FÜNFTER     BAND 

DER  GANZEN  FOLGE 

DREISSIGSTER   JAHRGANG. 


BERLIN, 

DRUCK   UND   VERLAG   VON   GEORG   REIMER. 
1873. 


INHAL  T. 


Seite 

A.  CoNZE,  die  Antikensammlung  der  Marciana  zu  Venedig 83 

E.  CuRTius ,  die  Geburt  des  Erichtbonios  (hierzu  Taf.  (J3) öl 

neue  Funde  in  Ilion  (hierzu  Taf.  64  und  ein  Holzschnitt) 57 

die  Säulenreliefs  von  Ephesos  (hierzu  Taf.  65.  66)       ~'~ 

Bruchstück  eines  Cäretauer  Wandgemäldes  (hierzu  Taf.  68) % 

J.  FuiEüLAENDEE,  Erwiderung 'i'l 

B.  Graser,  das  Bronze-Bugbild  eines  antiken  Fahrzeugs  aus  Actium  (hierzu  Taf.  62) 40 

H.  Heydemann,  deux  peiutures  de  Vases  grecs  de  la  Necropole  de  Kameiros  von  W.  Fröhner  (hierzu 

zwei  Holzschnitte) 35 

zur  Danaevase  (No.  1723)  der  Petersburger  Ermitage  (hierzu  zwei  Holzschnitte)     ...  37 

Teller  aus  Kameiros  (hierzu  ein  Holzschnitt) 38 

vier  Wandgemälde  aus  Stabiae 63 

Adonia  (?)  auf  einer  Vase  aus  Ruvo 65 

die  Wuth  des  Lykurgos  auf  einer  Vase  aus  Ruvo 66 

Antiken  des  Grafen  Wilh.  von  Pourtales  in  Berlin 68 

pompejanische  Wandgemälde  (hierzu  Taf.  67) 81t 

Beschreibung  der  Vasensamiulung  des  Freiherrn  Ferd.  von  Lecseu  von  E.  Schulze  i  hierzu 

Taf.  70 1 '-'1 

Berichtigung  zum  Programm  des  ;J2.  Berliner  Winckelmannsfestes:  Atheua  und  JFarsyas 

von  G.  Hirschfeld ^'*^ 

G.  HiRSf  iiFEi.D,  Nachträge  zu  den  attischen  KUustlerinschriften  (hierzu  Taf  6(>.  Gl) 19 

0.  Luders,  der  Westfries  der  Cella  des  Parthenon  in  seinem  jetzigen  Zustande 31 

F.  Matz,  Sarkophag  aus  Patras  (hierzu  Taf.  59) 11 

J.  ScHUBRiNü,  die  neuen  Entdeckungen  von  Selinuut,  Vortrag  gehalten  am  '.).  üecember  1872  (hierzu 

Taf.  71) 

E.  Schulze,  über  die  Giebelgruppe  des  capitolinischen  Juppitertempels  (hierzu  Taf.  57) 1 

des  Tempels  des  Hercules  au  der  Porta  tiigemina  (hierzu  Taf.  58) l^' 

Fr.  Wieseler,  das  Heerd-  und  Feuersymbol  bei  Vulcauus 69 

H.  WiTTKii,  zum  ephesischen  Artemision       -"^ 

die  Pyramidenmaafsc  des  Pliriius 'j" 

der  Zeustempel  zu  Olympia  und  sein  Ausbau 103 


97 


IV  INHALT. 


MISCELLEN. 


R.  Bergau,  die  sogenannte  Riesensäule  im  Odenwalde 80 

E.  CuRTius,  zu  S.  19 111 

Gr.  Hirschfeld,  zu  S.  54 111 

E.  Hübner,  zur  Madrider  Sapphoherme  (Taf.  50) 46 

zum  Grabstein  des  Antipatros  von  Askalon  in  Athen  (Arch.  Ztg.  29,  1871   S.  145)       .     .  47 

Ausgrabungen  in  der  Saalburg 47 

Alterthümer  aus  der  Provinz  Posen 81' 

römische  Inschrift  aus  Frankfurt  am  Main       ,    .     .     .     .  82 

aus  dem  brittischen  Museum       , 104 

Scblusswort 148 

K.  WoERMANN,  pompejauische  Anmerkungen 78 

W.  Koner,  zur  Aphrodite  mit  der  Stephane  drohend 111 

BERICHTE. 

Sitzungsberichte  der  archäologischen  Gesellschaft  zu  Berlin 39.  75.  105 

Festsitzung  des  archäologischen  Instituts  zu  Rom 44 

Chronik  der  Winekelmannsfeste,   Rom 107 

Berlin 108 

Greifswald 109 

Allgemeiner  Jahresbericht  (für  1871  und  1872)  von  R.  Engelmann 112 

Nachträge 111 

Verzeichniss  der  Mitarbeiter 146 

ABBILDUNGEN. 

Taf.  57.  Der  Giebel  des  capitolinischen  Juppitertempels. 

Taf.  58.  Der  Tempel  des  Hercules  an  der  Porta  trigemina. 

Taf.  59.  Sarkophag  aus  Patras. 

Taf.  60.  61.     Griechische  Künstlerinschriften. 

Taf.  62.     Bronze-Bugbild  eines  antiken  Fahrzeugs. 

Taf.  63.  Die  Geburt  des  Erichthonios. 

Taf.  64.  Metope  aus  Ilion. 

Taf.  65  und  66.     Relief  einer  Säule  des  Artemistempels  zu  Ephesos. 

Taf.  67.  Pompejauische  Wandgemälde. 

Taf.  68.  Terracotta  aus  Ccrvetri. 

Taf.  (j'.i.  Apulische  Terracottagefäl'se  (der  Text  von  H.  Heydemann  folgt  im  nächsten  Heft). 

Taf.  70.  Vasenbild  der  Sammlung  Jatta  in  Ruvo. 

Taf.  71.  Plan  von  Selinunt. 


UEBER  DIE  GIEBELGRUPPE  DES  CAPITOLINISCHEN  JUPPITER- 

TEMPELS. 

(Hierzu  Taf.  57.) 


Je  geringei"  die  Zalil  von  Giebelgruppen  römi- 
scher Tempel  ist,  über  deren  Compositiou  wir  un- 
terrichtet sind,  um  so  nielir  scheint  es  geboten,  allen 
Hülfsmitteln,  welche  unsere  Kenntnis«  derselben  zu 
fördern  vermögen,  eine  sorgsame  Beachtung  zuzu- 
wenden. Ein  solches  neues  HUlfsmittel  bieten  für 
die  Giebelgruppe  des  capitolinischen  Juppitertempels 
die  Blätter  No.  122  und  156  der  Coburger  Zeich- 
nungen, deren  Entstehung,  wie  Friedrich  Matz  nach- 
gewiesen hat'),  in  den  Zeitraum  von  lööO — 155.5 
fällt.  An  Bedeutsamkeit  kann  sich  mit  diesem 
Tempel  kein  anderes  Heiligthum  Roms  messen. 
Sowie  das  Capitol,  wo  die  Bildnisse  aller  Götter 
standen*),  das  Heiligthum  und  der  religiöse  Mittel- 
punkt des  römischen  Staates  nicht  nur  der  Stadt 
Rom  |war'),  so  war  dieser  Tempel  niciit  die  zu- 
fällige Schöpfung  eines  Herschers,  sondern  mit 
freiwilliger,  unentgeltlicher  Hülfe  der  Plebejer  unter 
Tarquinius  Superbus  begonnen  '),  wurde  er  im  dritten 
Jahre  nach  Vertreibung  der  Könige  wesentlich  unter 
Leitung  etruskischer  Künstler  vollendet  an  dem  Orte, 
den  man  als  den  Mittelpunkt  des  Reiches  ansah  und 
in  einer  Gröfse"),  welche  der  künftigen  Bedeutung 
des  emporstrebenden  Staates  angemessen  zu  sein 
schien.  Dieser  Tempel  stand  mit  unwesentlichen 
Veränderungen  in  seinem  äusserlichen  Schmuck, 
überreich  mit  Weihgeschenken  angefüllt ")  bis  zum 
Jahre  83  v.  Chr.,  in  welchem  er  durch  ein  aus  Nach- 
lässigkeit   ausgekommenes  Feuer   in  Asche   gelegt 

')  Id  den  Monalsljer.  der  Königl.  Akad.  d.  VVissensch.  zu  Berlin 
1871   S.  458. 

^)  Serv.  zu  Virg.   Aen.   II   SI'J. 

')  Ambrosch  Studien  und  Andeul.  i.  G.  d.  ailröm.  Bodens  u. 
Cultus  S.  225. 

*)   Dionys.   Hai.  IV  (il.    Liv.  I  .i6.    tic.   in   Verr.  V  19,  4S. 

*)  Dion.  Hai.  a.  a.  0.  öxitinkiHnoi  ir^v  niotoifor,  Jmzo- 
alojv  nuöüjv  fyyiara  irjv  nXevQÜv  fyiav  fxaajt]V. 

«)  Uv.  XL  51,  II  22,  6.  Becker  Handb.  d.  röm.  Allertb.  I  399. 
Archoolog.  Ztg.  Jalngang  XXX. 


wurde').  Sulla  sorgte  für  den  Wiederaufbau  des 
Tempels,  welcher  auf  die  bestimmte  Anordnung  der 
Priester  genau  in  Gröfse  und  Form  nach  dem  Muster 
des  ersten  Tempels  eingerichtet  wurde.  Jm  Jahre 
70  u.  Ciir.  ging  während  des  Kampfes  des  Sabinus 
gegen  die  Vitellianer  dieser  zweite  Tempel  in  Flam- 
men auf-).  Vespasian  liefs  es  nach  Wiederherstel- 
lung der  Ordnung  seine  erste  Sorge  sein,  den  Tem- 
pel, das  Unterpfand  des  Reiches,  wiederherzustellen 
und  legte,  um  das  Volk  anzufeuern,  beim  Wegschaffen 
des  Schuttes  selbst  Hand  an').  Dieser  Tempel,  im 
Umfang  den  zwei  früheren  gleich,  jedoch  etwas 
höher,  stand  kaum  neun  Jalire.  Im  Jahre  80  n.  Chr. 
brannte  er  unter  der  Regierung  des  Titus  bei  einer 
drei  Tage  in  Rom  wüthenden  Feuersbrunst  ab  '"). 
Titus  begann  sofort  mit  grofser  Pracht  den  vierten 
Bau,  welchen  Domitian  vollendete,  und  sein  Werk 
scheint  sich  bis  gegen  das  Ende  des  römischen 
Reiches  erhalten  zu  haben. 

Ueber  die  Architectur  und  die  Verzierungen 
des  Giebels  hat  kürzlich  B.  v.  Köhne  ausführlich 
gehandelt  und  die  Abbildungen  der  dabei  haupt- 
sächlich in  Betracht  kommenden  Münzen  gegeben  "i. 
Indem  ich  auf  seine  Abhandlung  verweise,  erwähne 
ich  nur  kurz,  dass  wir  den  zweiten  Tempel  durch 
zwei  Denare  des  Petillius  ungefähr  vom  Jahre  40 
V.  Chr.  kennen.  Er  hatte  sechs  Säulen  in  der  Front, 
im  Giebelfeld  ist  die  auf  Schildern  sitzende  Roma, 
vor  ihr  Romulus  und  Remus  unter  der  Wölfin  zu 
erkennen,  auf  der  Spitze  erseheint  die  Quadriga  des 

')  Obseq.   c.  118.    Plut.   Süll.   c.  27.   App.   b.   civ.  1  8(3. 

8)  Tac.  bist.  III   71. 

')  Suel.  Vesp.  8.     Dio  Cass.   LXVl    10.     Plut.   Popl.    15. 

'»)  Plut.   Popl.    15.     Dio  Cass.   LXVl   24. 

")  Berliner  Bläller  für  Münz-  Siegel-  und  Wappenkunde  V  1870 
S.  257  —  270,  T.  LXII  und  Revue  de  la  numiamatique  beige 
5.  airie  —  tom,  II  Bruxelles  187Ü  S.  51 — 65  planche  3. 


Juppitcr.  an  beiden  Ecken  Adler.  Zwischen  diesen 
und  der  «Quadriga  lässt  der  eine  Denar  nur  starre 
Spitzen,  der  andere  dagegen  Juiki  und  Minerva  mit 
Lanze  und  Hcepter  erkennen.  Küliue  setzt  daher 
die  Aufstellung  jener  zwei  Statuen  kurz  nach  Prä- 
gung des  ersten  Denars  (?). 

Den  dritten  Tempel  zeigen  die  Grolsbroncen 
des  Vespasian,  von  welchen  T.  L.  Donaldson  ''') 
eine  vergröl'serte  Abbildung  gegeben  hat.  Sechs 
korinthische  Säulen  tragen  das  Dach.  In  dem  mitt- 
leren Zwischenräume  erscheint  Juppiter,  auf  hoher 
Basis  thronend,  im  nächsten  Intercolumnium,  zu 
seiner  Rechten  Minerva  mit  Helm  und  Lanze  stehend, 
zu  seiner  Linken  Juno,  gleichfalls  stehend.  Im 
Tympanum  erscheint  Juppiter  mit  Blitzstrahl  und 
Scepter,  undeutlich  sind  Minerva  und  Juno  neben 
ihm.  In  der  rechten  Ecke  sind  zwei  Schmiede  an 
einem  Ambos  beschäftigt,  in  der  linken  Ecke  ent- 
sprechen ihnen  zwei  Männer,  deren  Thätigkeit 
nicht  klar  zu  erkennen  ist  '^).  An  den  Spitzen  des 
Giebelfeldes  sitzen  Adler,  aflf  dem  Abfall  des  Daches 
erscheinen  die  Köpfe  und  die  Hälse  von  zwei  Paaren 
von  Pferden,  sowie  die  Oberkörper  ihrer  Lenker. 
Auf  dem  Gipfel  kann  man  das  Viergespann  des 
Juppiter  nur  vermutheu. 

Der  vierte  dem  Juppiter  Capitolinus  von  Titus 
und  Domitianus  errichtete  Tempel,  welcher  in  einem 
Goldschniuck  von  ungeheurem  Wcrthe  prangend  '*) 
von  Säulen  aus  pentelischem  Marmor  getragen  wurde, 
ist  ebenfalls  auf  einer  Münze,  einem  Silberniedaillon 
vom  Jahre  a:)b  der  Stadt,  dargestellt '').  Wir  sehen 
auf  derselben  zwischen  den  zwei  mittleren  Säulen 
der  viersäuligen  Front  Juppiter  thronend,  in  dem 
Intercolumnium  zu  seiner  Rechten  Minerva  mit  dem 
Helm  stehend,  zu  seiner  Linken  Juno  mit  langem 
Scepter  glciclitalls  stellend;  oben  auf  dem  Giebel 
zeigt  sich  ein  Viergespann,  an  beiden  Ecken  des 
Giebels  statt  der  Adler  der  früheren  Tempel  je  ein 

";   Architeclura  numiamatica,  Londun  ISJO   S.  6  N.  3. 

'^)  In  the  correapondinij  ant/le,  on  the  opposite  aide,  are 
also  two  figures,  and  a  block  hetween  them,  seemingly  occupied 
in  »ome  viechanical  Operation.     S.  7. 

")   Plut.   Popl.  l.i. 

")  Cohen  Mid.  imper.  I  S.  387  .N.  1  mit  der  Inschrift  Ca- 
pit  Jlestit. 


Zweigespann.  Die  Darstellung  des  Giebelfeldes  ist 
auf  der  Münze  nicht  deutlich  zu  erkennen  '")  und 
wir  sind,  um  uns  die  Composition  der  Giebel- 
gruppe zu  vergegenwärtigen,  auf  die  Nachbildung 
angewiesen,  welche  ein  früher  in  der  Kirche  St.  Mar- 
tino  eingemauertes,  im  XVI.  Jahrhundert  nach  dem 
Conservatorenpalaste  auf  dem  Capitol  gebrachtes 
Relief  uns  bietet.  Dasselbe  stellt  den  Mai"c  Aurel 
dar,  wie  er  vor  dem  vier  Säulen  in  der  Front  zei- 
genden Tempel  des  Capitolinischen  Juppiter  ein 
Opfer  bringt.  Dieses  Relief  ist,  so  weit  es  den 
Giebel  des  Tempels  zeigt,  nach  einer  neuen  Zeich- 
nung von  Brunn  in  den  Monuinentl  inedili  deW  Inst.  V. 
Tav.  XXXVI  zugänglich  gemacht  und  eingehend 
besprochen  worden'').  Die  Coburger  Sammlung 
enthält  eine  Zeichnung  des  ganzen  Reliefs  und  eine 
besondere  des  Giebels  "). 

Dieser  letztere,  Xo.  122  der  Sammlung  ((7.),  zeigt 
so  wesentliche  Abweichungen  von  der  Abbildung  in 
den  Moniimenti  ined.  (B.),  dass  eine  genaue  Ver- 
gleichung  des  am  ersten  Absätze  der  Treppe  des 
Conservatorenpalastes  eingemauerten  Originals  nö- 
thig  erschien,  um  festzustellen,  welche  von  beiden 
Zeichnungen  das  Richtige  biete.  Dieser  Mühe  unter- 
zog sich  mein  Freund  Adolf  Trendelenburg,  dem 
ich  eine  Durchzeichnung  von  C.  schickte.  Nach- 
dem mir  Trendelenburg  das  Resultat  seiner  Unter- 
suchung, die  er  mittelst  einer  Leiter  so  genau  als 
möglich  anstellte,  mitgetheilt  hatte,  schickte  mir  F. 
Matz  die  auf  die  Giebelgruppe  bezüglichen  Angaben 
Zoegas  aus  dessen  handschriftlichem  Apparat  zu  den 
Basreliefs  S.  IG'.i''.  Icli  sehe  mich  also  durch  diese 
gütigen  Mittlieilungen  in  den  Stand  gesetzt,  neben 
das,  was  die  beiden  Zeichnungen  bieten,  die  An- 
gaben von  zwei  Bcschreibern  (7'.  Z.)  zu  stellen. 
Die  Abweichungen  in  einzelnen  Punkten  beweisen, 
wie  schwer  es  ist,  bei  der  nuiir  andeutenden  als  aus- 
geführten Behandlung  des  Reliefs  jede  Figur  genau 
zu  erkennen ,  doch  wird  über  das  wirklich  Darge- 
stellte kaum  ein  Zweifel  bleiben. 

'")  Bei  Köline  a.  a.  0.  ist  eine  Büste,  zu  Helchvi-  bin  sich  Schlan- 
gen winden  in  dem  Giebel  zu  erkennen,  was  jedenfalls  auf  einem 
Irrlhume  des  Zeichners  beruht. 

'•)   Annali  delV  Inst.   1851   .Will   S.  2.1'.». 

'8)  F.  Matz  a.  a.  0.  S.  464.  25  =  Nu,  68  und  20  =  No.  122. 


Juppiter,  welcher  mit  entblöfstem  Obeiköiper 
dasitzend,  mit  der  Linlcen  ein  langes  Seepter  hält, 
fasst  nach  Z.  (/a  mano  d.  riposaia  nel  seno  in  allo 
di  tenere  il  fulmine  il  quuJe  per  allro  non  e  iroppo 
dislinto)  mit  der  im  Sehoofse  ruhenden  Rechten  einen 
Blitzstrahl,  wie  auch  B.  und  C.  andeuten,  während 
T.  nur  einen  Gewandvvulst  zu  erkennen  glaubt. 
Minerva  links  von  ihm  greift  mit  der  Kechteu  nach 
dein  Helm  und  trägt  die  Aegis,  wenngleich  das  Gor- 
goueion  nicht  zu  sehen  ist  (ß.  T.  Z.).  Hier  ist  also 
C.  ungen;.u,  da  Minerva  mit  einem  Schleier  über 
dem  Hinterhaupte,  mit  Stephaue  und  einem  gegürteten 
Chiton  dargestellt  ist.  Juno  zur  Rechten  Juppiters 
trägt  zwar  einen  Schleier,  doch  keine  Stephane,  wie 
C.  angibt. 

Am  widersprechendsten  sind  die  Angaben  über 
die  vierte  Figur;  welche  neben  Minerva  uoch  theil- 
weise  auf  der  erhöhten  Basis  steht,  welche  den  drei 
capitolinischen  Gottheiten  als  Sitzplatz  dient.  Z. 
hält  sie  für  Hercules  {Ercole  imberbe,  tiudo  fuori 
della  leonina  che  posta  siiUa  spalla  e  ml  bracclo  d. 
in  modo  che  uita  parle  ne  cada  liingu  la  schiena, 
rallra  reitga  a  cuoprire  la  coscia  d.  esso  sla  alla  s. 
di  Minerva  in  luogo  alqiianto  basso.  la  persona  pie- 
gata  inanzi  il  ginoccliio  d.  piegalo  a  (jiicslo  piede 
posato  in  luogo  piü  allo  dell'  altro  coinc  ein  monta 
per  gradini.  la  m.  s.  nascosta  dietro  la  schiena  il 
braccio  d.  appogiato  su  questa  coscia  e  nella  mano 
una  ckwa  applicala  alT  omero.  egli  e  tedttio  di  pro- 
filo  allo  d.  menlre  guarda  verso  Minerva).  B.  und 
C.  hingegen  stellen  nur  einen  Mann  mit  der  Chla- 
mys  über  der  linken  Schulter  dar.  C.  lässt  über 
der  linken  Achsel  eiu  rundes  Fragment  sehen, 
welches  sehr  wohl  einen  Hut  darstellen  kann. 
Nach  C.  und  T.  hat  er  nicht  eine  Keule,  sondern 
einen  oben  abgebrochenen  Stab  iu  der  rechten 
Hand,  welcher  nach  T.  am  ehesten  ein  caduceus 
sein  kann.  Wir  werden  also  wohl  niciit  fehl  gehen, 
wenn  wir  in  dieser  Figur  M  er  cur  sehen. 

Der  Knabe  links  von  dem  Adler,  der  zu  Juppi- 
ters Fülsen  sitzt,  istauf  B.  und  C.  richtig  gezeichnet, 
er  ist  nackt  und  ohne  Attribute.  Z.  schreibt  von 
ihm:  alla  d.  dcll'  aqiiila  ed  avanti  i  piedi  di  Giimone 
sta  Mercurio  senza  azione  o  aliribuü,  il  braccio  d. 


pendenle  al  ßanco,  la  mano  alla  coscia,  la  s.  vicina 
al  venire  e  chiusa.  egli  d  una  fignra  piiiltoslo  gj-ossa 
senz-a  carattere  e  poco  terminala  e  potrebbe  prendersi 
ancora  per  Ganimede ,  sc  non  fosse  che  la  presenza 
di  Mercurio  sewbri  di  rarhiedersi  in  ipicsla  radunanza 
di  dei.  Die  Deutung  des  Knaben  als  Mercur  ist, 
wenn  unsere  Erklärung  der  vorherbesprochenen  Ge- 
stalt richtig  ist,  unhaltbar;  aul'serdem  scheint  mir 
die  Darstellung  des  Gottes  als  Kind  in  diesem  Zu- 
sammenhange unpassend.  B.  erkennt  in  dem  Knaben, 
wohl  hauptsächlich  durch  die  Nähe  des  Adlers  be- 
stimmt, Ganymedes,  dessen  Anwesenheit  jedoch  der 
ernsten  Würde  der  Compositiou  nicht  angemessen 
wäre;  Cavedoni '")  glaubt  in  ihm  luventas  zu  er- 
kennen, indem  er  einige  Münzen  des  Marc  Aurel 
anführt""),  auf  denen  ein  Jüngling  in  kurzem  Ge- 
wände mit  einem  Zweige  in  der  Hand  neben  einer 
Trophäe  zu  sehen  ist,  dabei  die  Umschrift  luventas 
S.  C.  Doch  kann  der  Jüngling  unmöglich  die  dea 
luventas^'),  welche  auf  anderen  Münzen  desselben 
Kaisers  als  Frau  ")  erscheint,  selbst  vorstellen;  viel- 
leicht ist  es  der  Kaiser  als  princcps  iuveniulis.  Es 
scheint  misslich,  noch  eine  Deutung  zu  versuchen, 
doch  möge  meine  Vermuthung  hier  Platz  finden, 
dass  der  Knabe  nicht  eine  Gottheit,  souderu  der 
durch  die  Einführung  der  Penaten")  in  Italien  be- 
rühmte Stammvater  der  Cäsaren'^),  lulus  ist.  Er 
erscheint  in  der  Grüudungssage  immer  als  der 
schöne"),  unbärtige")  Knabe  und  da  er,  wie  die 
heranwachsenden  Jünglinge  Hberhaui)t*'),  ein  Schütz- 
ling des  Juppiter")  war,  so  könnte  man  in  ihm 
einen  passenden  Vertreter  des  von  den  capitolini- 

")   Im  Bulletino   1852  S.  158.     ^ 

=")   F.ckljfl  duclr.   num.  VII   4ä. 

-')  Augiistin.  de  civ.   dei   IV  11. 

-')  Cohen  descriplion  des  monnaics  frappies  sous  l'emp. 
Rom.  II  S.  534  No.  5(il  Anmerk.  vgl.  S.  5  48  No.  057  und  EckUel 
a.  a.   0. 

^'j  Felix  terra  tuos  cepil,  Jule,  deos  Prop.  IV  1,  48.  Lucan. 
IX  993. 

")  Cass.  Diu  XLI  34,  ->,  XLIII  43,  •>.  Suet.  Cacs.  81.  Ovid. 
Met.  XV  4i7. 

")  Vii-s.  Aen.  V  570,  IX  293.  Ovid.  Met.  XIV  538.  Heroid. 
VI!  77,  83. 

2«;  Virg.   Aen.   V  54B,  X  133. 

")   I'estus  s.   V.  pullus  S.  "JII. 

")   Dion.   Hai.   II   b.     Virg.   Aen.   VII    1  Iti. 

1* 


sehen  Göttern  beschützten  römischen  Volkes  sehen. 
Die  Lima,  welche  ihren  Wagen,  der  mit  einem 
Pferde  bespannt  ist,  von  der  Mittelgruppe  hinweg 
nach  links  lenkt,  hält  mit  der  Rechten  die  Zügel 
{B.  C.  T.  Z.).  Der  linke  Arm,  um  welchen  das 
bogenförmig  über  dem  Kopfe  tiatternde  Gewand  ge- 
schlungen ist,  ist  nicht  wie  bei  B.  rechtwinklig  ge- 
hoben, sondern  wie  auf  C.  nach  dem  Rande  des 
Wagenkorbes  gesenkt  (T).  In  der  Gruppe  der  drei 
Schmiedenden  in  der  linken  Ecke  des  Giebelfeldes 
trägt  die  Mitteltigur,  was  bei  C.  übersehen  ist,  einen 
pileus,  der  rechts  stehende  Cyclop  ist,  wie  es  scheint, 
(T.),  unbärtig,  der  links  stehende  hat  den  Hammer 
erhoben,  doch  innerhalb  des  Giebelgeisons,  während 
er  bei  C.  etwas  darüber  hinausragt. 

Von  rechts  fährt  Sol  mit  einem  Zweigespann 
der  Göttergruppe  entgegen.  Zwischen  seinem  Wagen 
und  dem  Adler  stehen  zwei  Gestalten,  welche  auf 
C.  wie  es  scheint  im  Geschlecht  vertauscht  und  auch 
sonst  nicht  richtig  aufgcfasst  sind.  Dem  Wagen 
zunächst  nämlich  steht  auf  C.  eine  huigbekleidete 
w  eibliche  Figur,  neben  ihr  ein  scheinbar  ganz  nackter 
Mann,  doch  ist  gerade  hier  das  Papier  der  Zeich- 
nung beschädigt.  Z.  sagt  von  der  Figur  zunächst 
am  Sonneuwagen:  Esculapio  sollanto  il  petto  nndo 
lu  d.  appoggiala  siil  bastone  serpenticinlo ,  und  T. 
gibt  au,  dass  die  linke  Schulter  und  der  Unter- 
körper vom  Mantel  bedeckt  sind  und  unter  die  rechte 
Achsel  ein  langer  Stab  gestützt  ist,  welcher  am  un- 
teren Ende  eine  Schlaugenwindung  zeigt,  neben 
demselben  hängt  der  rechte  Arm  lang  herab.  B. 
irrt  also  insofern,  als  er  dem  Aesculap  einen  nur 
bis  zur  Hüfte  reichenden  Stock  gibt. 

Nicht  ganz  gleich  lauten  die  Angaben  über  die 
zwischen  Aesculap  und  dem  Adler  stehende  Frau. 
Z.  schreibt:  Entlienia  o  cpiole  allra  sia  la  dca,  vcs- 
lita  di  Innica  e  peplo  rhi:  trontsi  alla  s.  delC 
mpiila  uratiii  le  (jcnnbc  di  Mi/wird  .  ella  porta  siil 
braccio  s.  im  cormicopia  die  potrcbbe  prvndersi  ancora 
per  mia  data  .  il  braccio  d.  e  slalo  omesso  dullo 
scullore  .  titfta  la  ßyura  e  poco  piü  che  abozzata.  T. 
bemerkt,  dass  der  rechte  .\rm  nicht  sichtbar,  der 
Hinterkopl  verhüllt  und  das  .VUrilmt  in  der 
Linken    einer  Fackel    ähnlich    iNt.     Diese    beiden 


letzten  Angaben,  denen  B.  fälschlich  widerspricht, 
da  diese  Figur  mit  freiem  Haupthaar,  Perlenhals- 
band und  kuizem  Sccpter  dargestellt  ist,  veranlassen 
mich,  wenigstens  versuchsweise  neben  den  Benen- 
nungen Euthenia  nud  Salus  eine  neue  Deutung 
zu  geben.  Zu  Füfsen  der  Minerva  gestellt  und  durch 
das  verschleierte  Hinterhaupt  wüe  durch  die  Fackel 
charakterisirt,  scheint  diese  Figur  die  Vesta  darzu- 
stellen. So  finden  wir  die  ..greise  Vesta"")  mit 
verhülltem  Hintcrko]ife,  ndt  einer  Lam|ie  oder 
Fackel  "j  auf  Münzen  und  sie,  die  Hüterin  des 
Herdfeuers,  welches  der  Mittelpunkt  jeder  mensch- 
lichen Ansiedelung  und  somit  auch  die  nothwcndige 
Bedingung  des  staatlichen  Lebens  ist,  welche  durch 
das  Symbol  des  ewigen  Feuers  die  ewige  Dauer 
des  Staates  verbürgt,  wurde  nicht  nur  zu  Alba  mit 
Juppiter  0.  M.,  Minerva  und  Juno  gemeinschaftlich  ^') 
verehrt,  sondern  zu  Rom  selbst  stand  das  Feuer 
der  Vesta  unmittelbar  unter  dem  Schutze  der  Mi- 
nerva ■"). 

In  der  aus  drei  Figuren  bestehenden  Gruppe 
in  der  rechten  Ecke  des  Giebelfeldes  glaubt  Z. 
Venus,  Amor  mit  der  Fackel  und  vielleicht  Mars  zu 
erkennen.  B.  zeigt  die  am  meisten  nach  rechts 
stehende  Figur  mit  rückwärts  gewendetem  Kopfe 
und  einem  bandähnlichen  Dinge  in  den  Händen; 
ebensowenig  ist  die  Thätigkeit  der  sitzenden  Mittel- 
figur und  des  mit  dem  Rücken  dem  Beschauer  zu- 
gewendeten Mannes  zur  Linken  erkennbar,  so  dass 
Brunn  auf  jede  Erklärung  verzichtet,  während  Ca- 
vedoui "")  eine  höchst  seltsame  Deutung  auf  einen 
sitzenden  Terminus  gibt,  den  zwei  Männer  verge- 
bens fortzuziehen  versuchen.  Hier  bietet  C.  das 
Richtige,  wie  T.  unijedingt  bestätigt.  Ganz  genau 
der  Gruppe  links  entsprechend,  sehen  wir  hier  drei 

'*)  Virg.  Aen.  V  744.  Martlül.  1  71,  3.  Klausen  Aeneas  und 
die  I'enalen  S.  626. 

'")  Gnievius  thesnurus  ant.  Rom.  V  630,  b'.Vi.  Grsncr  lamiism. 
ani.  imper.  Rom.  tub.  .XX.KVl  14,  3.'i.  Vesta  mit  veili  iillleui 
Hinterkopfe  stellend  eine  Lampe  in  der  Hand;  Hasche  Lexi- 
con  univ.  rei  iiumar.  veter.  111  2,  419  Vesta  manu  geatat 
facem^  ut  notam  aeterni  irjnis. 

"  Orelli  inscr.  l'i'Ji.  Knniiis  Anna),  v.  63  ed.  Valilen  nennt 
Vesta  ziviseben  Juno  und  Minerva.  Mit  Juppiter  zusammen  wird  sie 
als  perpetuorum  cuslos  iynium  angerufen;  vgl.  Liv.  V  52,  14. 

")   Ovid.   Trist.   III   1,  29.      I'ropert.  IV   4,  45. 

"j   Bullelino   1852  S.  Ij8. 


Schmiedende.  Der  Mittlere  sitzt  so,  dnss  er  den 
Auibos  zwiselien  den  Schenkeln  hat,  der  znr  liech- 
ten  hat  eben  niedergeschlagen,  was  allerdings  niclit 
ganz  deutlich  auf  C.  zu  erkennen  ist,  der  zur  Rech- 
ten schwingt  den  Haninier,  doch  kommt  derselbe 
jiach  T.  nicht  über  seiner  linken  Schulter  ( ß),  sondern 
über  dem  Haupte  des  Sitzenden  zum  Vorschein. 

Auf  der  Spitze  des  Giebels  steht  das  Vierge- 
spann des  J  uppiter,  welches  zuerst  aus  gebrannter 
Erde  von  etruskischen  Künstlern  in  Veji  gearbeitete^), 
später  durch  ein  wahrscheinlich  ehernes  ")  von  den 
um  die  Ausschmückung  des  Tempels  hochverdienten 
Ogulniern  ersetzt  wurde.  Auf  den  Ecken  erscheinen 
nicht  die  Adler,  welche  Tacitus'")  beim  Brande  des 
zweiten  Tempels  erwähnt  und  welche  von  Vespa- 
sian,  als  er  den  dritten  Tempel  baute,  erneuert 
wurden,  sondern  zwei  Zweigespanne,  wie  sie  auf 
dem  obenerwähnten")  Silber-Medaillon  vom  Jahre 
82  n.  Chr.,  welches  den  von  Domitian  wiederher- 
gestellten Tempel  zur  Anschauung  bringt,  zu  sehen 
sind. 

Nachdem  wir  somit  den  (üfbcl  des  Capitolini- 
schen  Juppitertempels  nach  Maafsgabe  des  Reliefs  im 
Conservatorenpalaste  [B.)  kennen  gelernt  haben,  wen- 
den wir  uns  zur  Betrachtung  desjenigen  Reliefs,  wel- 
ches bisher  nur  durch  die  Zeicliuuug  beiPiraucsi,  della 
magnißceuza  ed  architetiura  de  Romanip.  CÄCVIII^") 
[P.)  bekannt  war.  No.  löii  der  Coburger  Zeich- 
nungen ( C),  welche  auf  Tafel  57  wiedergegeben  ist, 
bietet  eine  in  wesentlichen  Punkten  genauere  Copie 
dieses  Reliefs,  welches  Piranesi  gemals  seiner  dem 
Stiche  beigeschriebenen  Angabe  „Ex  schemate  veteris 
anaglyphi,  qnod  adsercalur  in  bibliothera  Valicana" 
nicht  nach  dem  Originale  abbilden  liel's;  ob  dieses 
überhaupt  noch  irgendwo  existirt,  ist  zweifelhaft. 

Ganz  ähnlich  wie  auf  B.  sehen  wir  auf  diesem 
Relief  Juppiter  auf  einer  erhabenen  Basis  zwischen 
Juno   und  Minerva  thronen.     Jupi)iter  auf  einem 

^')  Plut.  Popl.  13.  Feslus  s.  v.  lialumena  porla  S.  27  4. 
Servius  zu  Virg.  Aen.  VII   188. 

'^)  Liv.  X  'i'i,  12  aenea  in  Capitolio  limlna  et  trium  men- 
sarum  argentea  vasa  in  cella  lovis  lonemque  in  culmine  cum 
quadriga  posuerunt.     ßeclier  Handb.  d.  r'uin.  Allerlh.  1  398. 

^')  histor.   111  71. 

^')  Vgl.   .\DmerkuLg  9. 

^*)   Hiernach   bei   Müller-Wieseler   Denkin.   a.   Kunst   I!   2,    13. 


Sessel  mit  hoher  Rücklehne  sitzend  ist  nach  P.  bärtig, 
während  er  auf  C.  bei  sehr  undeutlichen  Gesichts- 
zügen doch  Hartlosigkeit  und  überhaupt  sehr  schlanke 
Körperformell  erkennen  lässt.  Mit  der  Linken  stützt 
er  das  Scepter  auf,  die  Rechte  ruht  auf  dem  rechten 
Oberschenkel,  welcher  von  dem  Mantel  bedeckt  ist, 
dessen  Zipfel"  auch  über  der  linken  Schulter  sichtbar 
ist.  Beide  Göttinnen  neben  ilini  sind  mit  einem  ge- 
gürteten Chiton  bekleidet,  mit  einer  Stephane  ge- 
schmückt und  haben  das  Hinterhaupt  mit  einem 
Schleier  verhüllt.  Juno  zur  Linken  Juppiters  trägt 
ein  Seeptei,  die  Lehne  ihres  Thrones  ist  nicht  recht 
sichtbar.  Minerva  auf  der  anderen  Seite,  weder 
durch  Acgis  noch  durch  Helm  gekennzeichnet,  senkt 
die  rechten  Hand  zum  Knie  nieder  und  stützt  den 
linken  Unterarm  auf  die  Seiteulehne  des  Sessels. 
Zu  Fülseu  Juppiters  sitzt  ein  Adler  mit  ausgebrei- 
teten Flügeln  seinen  Kopf  dem  Zweigespann  des 
Sol  zugewendet,  welcher  von  links  heranfährt,  indem 
er  mit  der  Linken  die  Rosse  lenkt.  Luna,  wie  Sol 
von  einem  Bogen  des  flatternden  Gewandes  über- 
spannt, führt  von  rechts  auf  die  Mittelgruppe  zu. 
Sie  lenkt  nicht,  wie  P.  angibt,  ein  einziges  Pferd, 
sondern  ebenfalls  ein  Zweigespann,  an  dessen  Brust- 
gurten Halbmonde  zu  sehen  sind.  Hinter  dem  Ge- 
spanne der  Luna  sieht  man  bei  P.  einen  Manu  in 
kauernder  Stellung  neben  einem  Baumstamme,  der 
ihn  mit  seinen  Zweigen  überschattet.  An  Stelle 
dieser  unerklärlichen  Darstellung  zeigt  B.  eine  durch 
ein  halbes  Gewölbe  angetleutete  Schmiede,  in  wel- 
cher der  Schmied  hinter  dem  Ambos  sitzend  mit 
erhobener  Rechten  den  Hammer  schwingt.  Diesem 
entsprechend  sitzt  am  linken  Ende  des  hier  durch 
einen  Bruch  verstümmelten  Reliefs  eine  Figur  iu 
gleicher  Haltung,  welche  man  auch  bei  P.,  wenn 
man  das  Pendant  dazu  kennt,  als  einen  sitzenden 
Schmied  deuten  kann.  In  der  rechten  Ecke  des 
Giebelfeldes  liegt  auf  den  rechten  Arm  gestützt  mit 
übereiuandergeschlagenen  Beinen  ein  ^\'assergott, 
nicht  durch  Attribute,  aber  durch  seine  Stellung 
cliarakterisirt. 

Auf  der  Spitze  des  Giebels  sieht  man  wie  auf  B. 
die  Reste  des  Viergespanns  des  Juppiter;  rechts 
von  demselben  abwärts  zunächst  eine  lan"bekleidete 


Frauengestalt  mit  einer  Lanze  in  der  Rechten.  Ne- 
ben dieser  stellt  mit  Helm  und  aufgestütztem  Speere, 
ein  Scbwert  in  der  Linken  haltend,  die  Cblamys 
über  die  linke  Schulter  geworfen,  sonst  unbekleidet, 
ein  Krieger,  vermuthlich  Mars.  Unten  an  der  rechten 
Ecke  erseheint  eine  weibliche  Figur  auf  einem 
Zweigespann  und  zwar  stehend  und  nach  vorn 
blickend,  nicht,  wie  sie  auf  /'.  dargestellt  ist,  sitzend, 
den  Kücken  halb  den  Pferden  -zugekehrt,  das  rechte 
Bein  über  das  linke  geschlagen.  Auch  an  den  Gurten 
dieser  Pferde  sind  Halbmonde  als  Verzierung  au- 
gebracht. Auf  der  linken  Abdachung  zeigen  sich 
die  Reste  einer  nicht  weit  von  der  Quadriga  stehen- 
den Statue  mit  langem  Gewände.  Von  der  rechten 
Ecke  des  Giebels  au  lässt  uns  F.  ein  .Stück  der 
Seitenwand  des  Tempels  sehen.  Es  zeigen  sich  da- 
selbst vier  Säulen  corinthischer  Ordnung  und  die 
Köpfe  von  zwei  in  der  Unterhaltung  begriifenen 
Römern.  C.  gibt  nur  das  Giebelfeld  mit  dem  sta- 
tuarischen Schmucke  auf  dem  Dache,  liisst  aber 
alles  Andere  weg,  doch  beweist  die  eben  angestellte 
Vergleichuug  die  gröfsere  Genauigkeit  von  C. 

Zunächst  wird  nunmehr  gewiss  jedes  Bedenken'") 
darüber  gehoben  sein,  ob  B.  und  P.  wirklich  Copien 
von  ein  und  derselben  Giebelgruppe  seien,  oder  nicht. 
Es  wird  vielmehr  trotz  der  Abweichungen  in  Einzel- 
heiten zugestanden  werden  müssen,  dass  beide  Re- 
liefs den  vierten  von  Domitian  dem  Juppitcr  Capi- 
tolinus  erbauten  Tempel  darstellen.  B.  gibt  die 
Giebelgruppe  in  ihrem  Figurenreichthum  genauer 
wieder  als  P.,  jedoch  so,  dass  auch  dieses  Relief, 
abgesehen  von  den  zwei  Bildsäulen  auf  dem  Dache, 
eine  Ergänzung  des  ersteren  liefert.  Denn  der  auf 
P.  in  der  rechten  Ecke  liegende  Wassergott  muss, 
da  der  Verfertiger  des  Reliefs  sich  gewiss  keine 
selbstständigen  Zusätze  erlaubte,  ganz  entsprechend 
den  abschliessenden  Figuren  in  vielen  Giebelgruppen 
griechischer  Tempel,  welche  zu  Domitians  Zeit  in 
Rom  bekannt  waren,  als  in  dem  Giebel  des  Tempels 
ebenfalls  vorhanden  angenommen  werden.  Am  ent- 
gegengesetzten Ende  sei,  meint  Brunn,  als  Pendant 
zu  dieser  Figur,  die  er  lür  Tiber  hält,  wolil  eine 
Personification  des  collis  cnpitolinus  zu  denken.    Wir 

"}   S.   liunsen   Beschreih.   Roms  III    )    S.   112. 


O^' 


kommen  auf  diese  Figuren  weiter  unten  noch  ein- 
mal zurück. 

Die  Mittelgruppe  der  drei  ruhig  thronenden 
Gottheiten  stimmt  bei  B.  und  P.  im  Wesentlichen 
überein,  doch  ist  B.  genauer  in  der  Wiedergabe  der 
Kleidung  und  Attribute  der  Götter.  Die  drei  Fi- 
guren zwischen  dem  Adler  und  den  beiden  Wagen 
hat  P.  weggelassen  und  die  ursprüngliche  Stellung 
vou  Si)l  und  Lima  geändert;  denn  da  der  Tempel 
mit  seiner  Front  nach  Süden  gerichtet  war^"),  so 
kam  Sol  jedenfalls  vou  rechts  gefahren,  während 
Luna  nach  links  hinabfuhr,  wie  auf  B.  Dass  beide 
sich  entgegenfuhreu,  scheint  nach  Vergleichung  vieler 
ähnlicher  Darstellungen*')  nicht  glaublich.  Wir 
müssen  also  auch  hierin  B.  folgen,  wenngleich 
wir  die  ungeschickte  Art,  wie  er  das  Pferd  der 
Luna  hinter  dem  Cyclopen  verschwinden  lässt,  nur 
auf  Rechnung  des  nachbildenden  Künstlers  setzen 
dürfen,  wie  wir  gewiss  auch  ein  Viergespann 
des  Sol  und  ein  Zweigespann  der  Luna  im  Original 
annehmen  müssen. 

Bei  der  Darstellung  der  Schmieden  sind  uns 
die  vollständigen  Gruppen  von  je  drei  am  Ambos 
arbeitenden  Männern  nur  auf  B.  erhalteu;  auf  den 
obenerwähnten  Broncen  Vespasians  begnügte  sich 
der  Stenipelschneider  mit  je  zwei**);  der  Bildhauer 
des  Reliefs  P.  endlich  hielt  einen  einzigen  für  aus- 
reichend, um  dem  riiniischen  Beschauer  die  wohl- 
bekannten Gruppen  ins  Gedäehtniss  zu  rufen. 

Wenn  wir  nun  die  Giebelgruppe  als  Ganzes 
überblicken  und  sie  prüfen  nach  Waatsgabe  von 
Bröudstedts  Worten*"),  dass  durch  die  Art  der  Ver- 
zierung ..der  Stirne  des  geweihten  Gebäudes  ein  be- 
stimmter, sogleich  erkennbarer  Charakter,  das  Ge- 
präge und  das  Wappen  des  inwohnenden  Gottes 
aufgedrückt  werden  soll,"  so  linden  wir  hier  zwar 

mcf\t  die  geistvolle  Compositiou  eines  gncc^igßiuui 
><■*    M ■     ■ 

'     ")   Canina  indicazione  topografica  di  Roma  antica  S.  liOfl. 

"j  Vgl.  Annali  d.  J.  XIX  18i7  Tav.  d'ar/g.  Q.  lierichle 
Jcr  Sachs.  Gts.  d.  W.  pbilul.-liisl.  Ci.  1849  Tuf.  IV  1.  Rauul-Ro- 
cliolle  mon.  inid.  t  I.XXII.  S.  Hiiiloli  lucerne  II  '.I.  0.  Jjlin 
arcli.  Beilr.   S.  8,5. 

")  Dass  die  zwei,  nach  Donaldsoii  mit  eiuer  mechaDischen  Thä- 
tigkeit  hcscliäftigten  Männer  sclnnicdeu,  wird  durch  ihre  llallnng, 
wie  durch  die  analogen   üarslelluogen   unzweifelhaft. 

«")   Heise  in  Griechenland  II   S.  160. 


Kjinstlpvs,  (Ipi-  uns  eiue  ausgezeichnete,  segensreiche 
That  des  den  Tempel  bewohnenden  Gottes  in  einer 
lebensvollen  Grniipe  handelnder  und  vdll  Theiinahuie 
/Aischauender  Gestalten  vor  Augen  fuhrt,  sondern 
die  Figuren  werden  mehr  durch  den  llainucn  äusser- 
licher  Syninictrie  zusauiuicugehalten;  dennoch  fehlt 
unserer  Giebelgruppe  der  einheitliche  Gedanke  nicht. 

Juppiter,  welcher  in  der  königliche  Ehre,  Sieg 
und  ewige  Wohlfahrt  Roms  ")  bedeutenden  Quadriga 
als  Triumphator '")  über  die  Feinde  des  üeichs  oben 
auf  der  Spitze  des  Giebels  erscheint,  sitzt  im  Mit- 
telpunkte der  Gruppe  auf  seinem  Throne  als  das 
ideale  Oberhaupt  des  Staates;  der  lilitzstrahl,  das 
Symbol  seiner  Macht,  ruht  in  seinem  Schoolse. 
Neben  ihm  thront  Juno  Hegina,  die  Schutzgöttin  der 
Städte"'),  welche  besonders  zu  Koni  über  die  Un- 
versehrtheit des  Staates  wacht.  Auf  der  andern 
Seite  sitzt  Minerva,  welche  den  Laudmann  in  der 
Frühe  durch  den  Hahn  zur  Arbeit  weckt  und  mit 
der  Trompete  zu  Jagd  und  Krieg  die  Männer  wach 
ruft,  die  nicht  nur  der  häusliciien  Arbeit  der  Frauen 
vorsteht,  sondern  aucii  d;is  Hauswesen  des  Staates 
leitet  und  gerade  zu  Kom  als  Stadtbeschützerin '') 
erscheint.  Diesen  drei  Sehntzgoftheiten  wurde  im 
Jahre  217  v.  Chr.  bei  Annäherung  Hannibals  ge- 
opfert, um  ihren  Beistand  gegen  die  Schaaren  der 
Feinde  zu  erlangen. 

Neben  Minerva  steht  zu  rascher  Ausführung 
jedes  Befehls  bereit  Jlcrcurius,  den  cacliireus  in  der 
Hand.  Wir  haben  ihn  einfach  als  den  Boten")  des 
höchsten  Gottes  anzusehen. 

Zu  Füfsen  der  drei  Schutzgötter  Roms  steht 
zunächst  dem  Adler,  dem  geflügelten  Diener  Jnppi- 
ters,  Vesta  mit  der  Fackel  zur  Andeutung  des  hei- 
ligen, nnauslüschbareu  Feueis"),  welclics  als  Un- 
terpfand der  Unzerstorbarkeit  des  Staates  erhnlten 
wird  von  den  Vestnlinncn,  deren  Jungfräulichkeit 
das  Bild  unversehrter  Häuslichkeit  ist.    Ihr  oiiferten 

**)   Dionys.   Hai.  11   34.    l'lut.   linm.  -".. 

*»)   Liv.   V  23.     Preller  röm.   Mylliol.   S.  •>{)j. 

")   Preller  a.  a.   0.   S.  248  Anm.  2  u.  4. 

^')  te,  custos  urbis,  Minerua  Cic.  pro  duni.  57,  l't'i.  de 
Legg.   II  17,  42.    ad  Fam.  Xll  2,"),   I. 

*^)  magni  lovis  et  deorum  Nuntium  Hur.  caiin.  1  10,  5. 
Virg.   Aen.  IV  35fi.      Macrob.  Salurn.   I    12,  20. 

•"'}   Plul,   Numa   c.  9. 


bei  ihrem  Andsantritt  Consuln  und  Prätoren  ^°),  da 
sie  nicht  nur  die  Hausgenossen  um  den  Heerd,  deu 
MitUlpuid<t  des  Familienlebens,  zusammenhält,  son- 
dern auch  für  die  Staatsgemeinschaft  gevvissermaafseu 
das  Centi'um  ■''')  bildet.  Neben  ihr  steht  Aesculap, 
der,  wie  er  bei  seiner  Uebersiedelung  nach  Rom 
46.')  V.  Chr.  das  Aufhören  der  damals  seit  drei 
Jahren  wiithcnden  Test  veranlasst  haben  soll  ^^),  das 
leibliche  Wohlergehen  der  Bürger  auch  fcrncrirni 
schützte. 

Auf  der  anderen  Seite  des  Adlers  steht  Julus 
als  Repräsentant  des  rönnschen  Volkes,  welchem 
vor  Allen  der  wohlthätige  Schutz  Juppiters  zuge- 
wendet ist.  Hiernach  ist  in  der  Mittelgruppe  das 
schützende  Walten  der  drei  mächtigen  Gottheiten 
über  ihr  irdisches  Reich  ausgedrückt,  in  welchem 
sie  den  Sinn  für  unbefleckte  Häuslichkeit  wach  und 
die  Gefahren  schlimmer  Krankheiten  fern  halten. 
Jedenfalls  werden  wir,  wenn  auch  die  Zahl  der  zur 
Seite  des  Adlers  dargestellten  Götter  grölser  war, 
als  die  uns  erhaltene  Nachbildung  zeigt,  und  wenn 
auch  uusere  Deutung  nicht  jeden  Zweifel  ausschliefst, 
doch  an  dieser  Stelle  niedere  Gottheiten  zu  suchen 
haben,  welche  auf  die  Menschheit  einen  besonders 
segensreichen  Einfluss  ausüben. 

Sol  und  Luna,  welche  als  ..ewig  waltend"^') 
im  Gebete  für  das  Heil  des  Reichs  angerufen  wurden, 
umgeben  hier,  wie  am  Throne  des  Juppiter  zu 
Olympia,  die  Götter.  Sie,  deren  unwandelbar  regel- 
mälsiges  Kommen  und  Gehen  die  Ordnung  der  Welt 
sichert  und  erhält,  sind  die  Bilder  der  Ewigkeit 
und  Gesetzmäfsigkeit  °*)  im  Laufe  der  natürlichen 
Weltordnung  und  sie  verbürgen  zugleich  die  Dauer 
der  römischen  Herrschaft  unter  dem  Schutze  der 
ca]atolinischen  Gottheiten.  Wohl  denkbar  ist  es, 
dass  in  dem  (igurenreicheren  Original  den  Gespan- 
nen von  Sul  und  Luua  die  Dioskuren  ^^)  beigesellt 
waren,  wie  Brunn  vermuthet. 

^°)   Cic.   de  hanisp.  resp.   Vi    12. 

^')  Niebubr  röm.   Gesch.   I  Anm.  '.135. 

"'  Liv.  X  47,  periocha  I.  XI.  (Ivid.  Met.  XV  (i22  ff.  Valer. 
Max.   1   8. 

")   Orelli   inscr.   1926— 1929.     Preller  rüm.   Mytii.   S.  290. 

^*)  Hör.  carm.  saec.  v.  9  fr.;  vgl.  Haotil-itucheUe  Mon  med. 
S  397. 

^')   A.  a.   0.    S.  291.     .labn   arcb.   Beilr.  .S.  S^f.;    ebenso    sind 


Aufserlialb  der  durcli  die  Wagen  von  Sol  und 
Lima  abgesclilossenen  Göttergruppe,  also  durch  ein 
sichtbares  Blerkmal  von  der  höheren  Sphäre  der 
Gottheiten  des  Himmels  getrennt,  erblicken  wir  die 
zwei  Schmieden.  Um  die  richtige  Deutung  derselben 
zu  linden,  müssen  wir  sie  im  Zusammenhange  mit 
den  beiden  liegenden  Figuren  betracliten,  von  denen 
wir  oben  gesehen  haben,  dass  wir  sie  nach  Maafs- 
gabe  von  P.  im  Original  anzunehmen  haben.  In  der 
rechten  Ecke  liegt  ein  Wassergott,  wie  wir  ihn 
auf  verschiedenen  Münzen  und  Gemmen,  deren  Zu- 
sammenhang mit  der  capitolinischen  Giebelgruppe 
0.  Jahn  nachgewiesen  hat  "),  ebenfalls  linden.  Auf 
denselben  entspricht  dieser  Wassergottheit  die  Ge- 
stalt der  hingelagerten  Tellus.  Diese  also  w'erden 
wir  in  der  linken  Ecke  des  Giebels  annehmen 
müssen,  gerade  so  wie  wir  auf  dem  Relief  der  Villa 
Medici,  welches  das  Parisurtheil  darstellt''),  t^en 
Juppiter  mit  Adler  und  Blitzstrahl  zwischen  Sol  und 
Luna  thronen  sehen  über  einem  liegenden  Seegott, 
der  durch  das  Steuerruder  charakterisirt  ist,  und 
über  der  sitzenden  Tellus,  an  welche  ein  Flussgott 
sich  anlehnt.  Gibt  man  die  Richtigkeit  dieser  An- 
nahme zu,  so  lässt  sich  auch  eine  passende  Deutung 
der  Schmieden  finden.  Zunächst  ist  klar,  dass  wir 
nicht  an  die  Verfertigung  der  Blitze  für  Juppiter 
denken  dürfen;  denn  einerseits  ist  derselbe  nicht  als 
strafender,  rächender  Gott  dargestellt,  anderseits 
dürfen  wir  hier  nicht  die  Darstellung  einer  vorübei'- 

auC  einem  liclief  in  dem  neubegriindelen  Museum  der  Sapienza  in 
Hom  die  drei  capilolinischen  (jolllieiten  in  einem  Fasliginm  thro- 
nend dargestellt,  in  beiden  Ecken  die  Köpfe  der  Dioskuren  mit 
spitzen  Mützen,  wie  mir  F.  Matz  aus  seinen  Aufzeichnungen  mitlheill. 
^')  Arch.  Beitr.  S.  8fi.  Bronze-Münze  ?on  Nikäa  unter  der 
Regierung  von  Antoninus  Pius  geschlagen,  Mionnet  descrlpt.,  Sup- 
plem.  T.  V  No.  78.  Müller-Wieseler  Denkm.  a.  K.  II  2,  VO.  Per- 
gamenische  Münze,   Gotha  numaria  auctore  Liebe  S  4y8. 


gehenden  ThUtigkeit,  sondern  einer  beständig  und 
gleichmäfsig  wirkenden  Kraft  suchen.  Da  wir  nun 
bereits  die  Bilder  des  Wassers  und  der  Erde  ge- 
funden haben,  so  dürfen  wir  wohl  kein  Bedenken 
tragen,  in  den  Schmieden  eine  Verkörperung  des 
unermüdlich  wirksamen  Feuers^")  als  Element 
zu  erkennen.  Die  AViederholung  ist  nur  decorativ"\ 
Von  den  Elementen  fehlt  demnach  nur  die  Luft. 
Vergleichen  wir  nun  noch  die  Darstellung  auf  einer 
Lampe,  auf  welcher  ebenfalls  die  capitolinischen 
Gottheiten  "")  über  einem  Wasseigott  mit  der  Urne 
eingeschlossen  von  Sol  und  Luna,  thronend  darge- 
stellt sind,  während  oben  zu  beiden  Seiten  ein  die 
Muscheltrompete  blasender  Windgott  gebildet  ist, 
so  liegt  die  Vermuthung  nahe,  dass  zwei  Wind- 
götter auch  in  der  Giebelgruppe  ihre  Stelle  ge- 
funden hatten").  Es  sind  demnach  die  capitoli- 
nischen Götter,  die  den  römischen  Staat  beherrschen 
und  beschirmen,  dargestellt  als  Lenker  der  in  den 
vier  Elementen  verkörperten  Welt. 

Gotha.  Ernst  Schulze. 

")  0.  Jahn  Berichte  der  sächs.  Ges.  d.  Wiss.  philol.-hist.  Cl. 
1849  S.  5r>  — 69  Taf.  IV.  —  Die  drei  capitolinischen  Gottheiten 
über  der  hingeiagerlen  Tellus  und  dem  Coelus  mit  bogenförmig 
flatterndem  Gewände  sehen  wir  auch  auf  einem  Sarkophage  von 
Amain   bei  Gerhard  ant.   Bildw.    118. 

^')  Das  kraftige  Arbeiten  der  Cyclopen  bezeichnet  also  die  rast- 
lose Thatigkeit  des  tlements,  des  äxciiinTOi'  Tivn  Homers,  vgl.  in- 
genium  velox  Uli  moiusque  perennis  Lucil.   iun.  Aetna  212. 

")  Vgl.  Theoer.  idyll.  XV  124. 

^°)  S.  Bartoli  lucern.  II  9.  Dass  der  Töpfer  die  Giebelgruppe 
des  Juppitertempels  nachahmen  wollte,  geht  mit  Sicherheit  daraus 
hervor,  dass  er  die  Minerva  genau  so,  wie  das  Helief  B.  zeigt,  nach 
dem  Helm  greifen  lässt.  Vgl.  Beger  thesaur.  Brandenb.  111  S.  439 
lit.   H. 

")  Auch  auf  dem  Sarkophagrelief,  welches  den  Sturz  des  Phae- 
thon  darstellt,  sehen  wir  ausser  der  Personification  von  Meer  und 
Land  in  der  Hohe  die  Ueberreste  von  zwei  gellngellen  Luftgotlheiten. 
Clarac  rtms.  de  sc.  II  PI.  210  No.  732.  Winckelraann  Mon.  ined. 
I  43. 


DER  TEMPEL  DES  HERCULES 

(Hierzu  T 

Dass  es  zu  Rom  zwei  Tempel  des  Hercules 
Victor  gab,  von  denen  der  eine  an  der  porta_.Jri^,. 
(jcm'ma^A&{  andere  auf  dem  forum  boaiinm  stand, 
berichtet  Macrobius  ').  Ebenso  bezeugt  Plutarch  •), 
dass  dieser  Heros,  welchem  in  Koni  an  zahlreichen 
Stellen  unbedeutende  Altäre  erriclitet  waren,  zwei 
berühmte  Cultusstätten  hatte.  Lange  jedoch  ist  es 
zweifelhaft  gewesen,  ob  noch  ein  dritter  Tempel  des 
Hercules  in  derselben  Gegend  anzunehmen  sei,  oder 
nicht.  Da  Livius  ')  einen  Kundterapel  des  Hercules 
auf  dem  forum  boarium  nahe  bei  dem  Heiligthume 
der  Pudicitia  erwähnt  und  aulserdem  der  grotse 
Altar  des  Hercules  am  circiis  maximus,  dessen  Grün- 
dung bis  auf  Evander  ,zurUckgeftUirt  wurde,  mehr- 
fach genannt  wird  *),  so  war  allerdings,  jenen  Tempel 
an  der  porla  Iriyemaia  mitgerechnet,  die  Annahme 
von  drei  Heiligthüniern  des  Hercules  auf  und  am 
forum  boarium  uuabwei.slich,  bis  de  Kossi  in  seinem 
vortrefflichen  Aufsatze  deW  ara  massima  e  del  lempio 
d'  Ercole  nel  foro  bourio  ')  die  räumliche  Vereini- 
gung der  beiden  letztgenannten  Hciligthümer  nach- 
wies. Gestützt  auf  Nachrichten  italienischer  Ge- 
lehrter vom  Ende  des  XV.  und  Anfang  des  XVI. 
Jahrhunderts  legt  de  Rossi  dar,  dass  der  von  Livius 
erwähnte  Rundtempel  hinter  der  Kirche  S.  jAIaria  in 
Cosmedin  nahe  an  den  corceres  des  circus  nuiximus 
lag.  Hier  wurden  zahlreiche  Weihiuschriften  mit 
den  Worten  Herculi  invicfo  und  Hercnli  vicfori  und 
eine  Broncestatue  desselben  Heros  gefunden  ").    Er 

•)  Saturn.  III  6,  1 0  liomae  autem  Vicloris  Herculis  aedes 
duae  sunt,  una  ad  portam    trigeminam,   altera  in  foro  boario. 

')  Quaest.  lioin.  LX  ..-//«  li,  övuTv  ßwfjüiv  'itQnxl.^ovg 
öi'TOJV  ov  fnreiXtiiißärouai  ywai^xte  ovä(  ytvovTcti  luiv  (n'i 
TOÜ  fifC^ovoi   1) un^i f'i'ujf 

')  X  'i'i  Insii/nem  supplicailonem  fecit  certamen  in  sa- 
cello  PudU'itlae  pa'ru'iae,  quae  in  foro  boario  est  ad  aedeiii 
TotundaTii  Merculls,  inier  tnaironas  ortum, 

')  Servius  zu  Virg.  Aen.  VIII  271  Ingens  enim  est  ara  Her- 
culis, sicut  videmus  Iwdieque  posi  ianuas  circi  Marlmi.  Tüc. 
ann.  XV  41  Magna  ara  fanumgue,  quae  praesenti  Herculi 
Areas  Evander  sacraveral. 

^)  Monuvienti  annali  e  bulletini  pubbl.  daW  Inst,  di  corr. 
arch.   1854  S.  28—38. 

«)  de  Rossi  a.  a.  0.  S.  30  Anin.  7. 
Arclinolog.  Ztg.,  Juhrgting  X.\X. 


AN  DER  PORTA  TRIGE.MINA 

af.  58). 

stand  also  auf  dem  geweihten  Bezirke  der  von 
Evander  gegründeten  am  maxima,  denn  dieser  baute 
keinen  Tempel,  sondern  legte  nur  ein  fumun,  con- 
saeplum  oder  z£/.i£vog  an ').  Als  Erbauer  ist  M.  Oc- 
tavius  Herrenus")  anzusehen,  wie  daraus  licrvorgelit, 
dass  derselbe  von  seinem  durch  Handel  erworbenen 
Vermögen  den  Zehnten  dem  Hercules  weihte,  was 
immer  an  der  ara  maxima'')  geschah;  bestätigt  wird 
diese  Ansicht  durch  den  Anfang  des  Panegjricus 
des  Mamertinus  auf  Diocletiau  und  Maximian.  Wir 
dürfen  also  den  Octavius  nicht  mit  Becker  '")  als 
den  Gründer  des  an  der  porla  Irigemina  gelegenen 
Herculestempels  ansehen.  Jener  Rundtempel  an  der 
ara  maxima  ging  nach  Tacitus'  Augabc  im  Neroni- 
schen Brande  zu  Grunde.  Es  wurde  also  jedenfalls 
au  derselben  Stelle  ein  gleicher  erbaut.  Vor  diesem 
brachte  der  praclor  urbanus  jährlich  ein  Opfer,  wie 
die  zahlreichen  dem  2. — 4.  Jahrhundert  n.  Chr.  au- 
gehörigen Inschriften  "j  beweisen;  derselbe  stand 
noch  am  Ende  des  XV.  Jahrhunderts  und  von  ihm 
theilt  de  Rossi  aus  cod.  Vatic.  34.3ii  eine  Zeich- 
nung mit. 

Der  zweite  Tempel  des  Hercules  Victor  stand  an 
der  porla  irigemina.  Hier  stand  zuerst  nur  ein  vom 
Hercules  dem  lupiter  itwentor  zum  Dank  für  die  Auf- 
findung der  von  Cacus  geraubten  Rinder  errichteter 
Altar.  Dionysius  von  Halicarnass  fährt,  nachdem  er 
die  Erschlagung  des  Cacus  und  die  Zerstörung  sei- 
ner Höhle  durch  Hercules  erzählt  hat,  so  fort: 
ayviaag  de  kü  noTOfic^  xov  (/6vov  idqvatai  nXr^alov 
xnv  T 6 71 0  0  Jihg,  EvQiaiov  ßcofiov.  ng  ean  zr^g 
Ptöfirjg  nagti  rfj  zQidvftq)  n  iilrj  ^'').  Die  Höhle 
des  Cacus  lag  nämlich  noch  Solin.  a.  a.  0.  an  dem 

')  Tue.  ann.  XV  41.  Solin.  ed.  Salinas.  Paris  102<l  S.  2.  Strab.  V3. 

")  IHasurius  ßabinus  memorabil.  II  liei  Macroli.  Saliirn.  III 
ti,   II. 

')   l'lul.   quaest.   Human.  .Will.    DioniS.    Ilal.   aniq.  I   Kl. 

'"J   llandbiirb   der  rüm.   Alteitb.   I   476.   Anm.  "HU. 

")   de  Uossi  S.  3.5  Anm.  I. 

")  Ebenso  unterscheiden  Sidin.  a.  a.  0.  und  Ovid.  Käst.  I,  .581  IT. 
zwei  nacb  AiifliDdung  der  iiinder  gegründete  Altare.  Prop.  V  'J, 
t)7  — 68  und  Virg.  Aen.  VIII  271  sprechen  nur  von  der  ara  maxima 
und  lassen   nicht  Evander,  sondern   Hercules  selbst  diese  gründen. 

2 


10 


Orte,  cui  Salinae  nameu  est.  vbi  trigemina  nunc  porta. 
Hier  also  wurde  später  dem  Hercules  ein  Temjiel 
errichtet.  Als  Erbauer  dieses  Teuipels  den  L.  Mum- 
mius  anzuneliiiien,  welcher  allerdings  nach  Einnahme 
von  Corinth  dem  Hercules  Victor  in  Folge  eines  Ge- 
lübdes einen  Tempel  zu  Eom  errichten  liefs,  wird 
man  so  lange  nicht  geneigt  sein,  als  mau  keine 
Verschleppung  der  hierauf  bezüglichen  Inschrift  '*), 
welche  in  der  Nähe  des  Lateran  aufgefunden  wurde, 
mit  einiger  Sicherheit  nachweisen  kann.  Dass  An- 
toninus  Pius  für  diesen  Herculestempel  Sorge  trug, 
hat  de  Rossi  mittelst  der  Münzen  dieses  Kaisers 
dargethan.  Auf  der  Rückseite  der  einen  vom  drit- 
ten Consulat  des  Antoninus  ")  sehen  wir  Hercules 
mit  Löwenffll  und  Keule,  der  nach  Erlegung  des 
Cacus,  dessen  Leichnam  und  dessen  Höhle  ebenfalls 
sichtbar  sind,  Einigen  der  Eingebornen  seine  Rechte 
zum  Küssen  hinstreckt.  Auf  einer  andern'*)  sehen 
wir  rechts  neben  einem  Altar,  auf  welchem  ein 
Feuer  brennt,  den  Hercules,  welcher  mit  der  linken 
Hand  Keule  und  Löwenfell  hält,  während  er  mit 
der  rechten  ein  Trankopfer  darbringt.  Von  links 
fuhren  zwei  Diener  eine  Kuh  herbei.  Hinter  dem 
Altar  erscheint  ein  Mann  mit  einer  Lanze  (V)  uad 
ganz  im  Hintergrunde  die  Front  eines  Tempels, 
dessen  vier  Säulen  paarweise  verbunden  einen  brei- 
ten Eingang  freilassen.  Darunter  steht  cos.  IUI.  — 
Die  Vermuthung,  dass  Antoninus  Pius  selbst  der 
Gründer  dieses  auf  seineu  Münzen  vorkommeuden 
Tempels  gewesen  sein  könnte,  weist  de  Rossi  mit 
der  Bemerkung  zurück,  dass  das  Citat  aus  Masurius 
Sabiuus  bei  Macrobius  zeige,  dass  dieser  Tempel 
des  Hercules  wenigstens  schon  im  ersten  Jahrhun- 
dert unserer  Zeitrechnung  gestanden  habe.  Sehen 
wir  indess  die  Stelle  des  Macrobius  näher  an,  so 
kann  es  nicht  zweifelhaft  sein,  dass  zwischen  das 
Citat  aus  Varro  '")  und  die  den  Memorabilia  des 
Masurius ")    entnommenen   Worte    die    Bemerkung, 

'')  Mjriui  Atli  e  Munumenti  dei  fratelti  Arvali  I  t.  III 
S.  ."{0  ;    ».^1.   Canina  indicazione  topoijr.  di  lioma  ant.  S.  88. 

'*)  Eckhel  (iucir.   nuin.  VII  S.  29  —  30. 

")  Numismata  aerea  select.  e  muaeo  l^iaano  olim  Corrario 
lab.  XVI  und   A.  Matzolpnus   commtntaTÜ  in  num.  mus.  PIs.   S.  41. 

"'j  Varro  divinaruni  libro  quarto  viciorem  Ilerculem 
putai  dictum,  quod  omne  yenua  animaiium  vicerit. 

"j  Iluius    commenti    causam  Masurius  Sabinus  Memora- 


dass  es  zu  Rom  zwei  Tempel  des  Hercules  Victor 
gebe  (Anui.  1),  vom  Schriftsteller  selbständig  und 
nicht  gerade  sehr  passend  eingeschoben  worden  sind. 
Dass  sie  nicht  dem  Werke  des  Masurius  entnommen 
sind,  geht  aus  dem  folgenden  „inquil"  uuumstölslich 
sicher  hervor.  Wir  haben  also  kein  Zeugniss  für  das 
Vorhandensein  des  Herculestempels  an  der  porla  tri- 
gemina aus  der  Zeit  vor  Antoninus  Pius  —  einen 
Altar  daselbst  nennt  freilich  schon  Dionysius  von  Ha- 
licarnass  —  und  es  steht  demnach  nichts  im  Wege, 
diesen  Kaiser  als  den  Erbauer  desselben  anzunehmen, 
wenngleich  es  an  einem  positiven  Zeugnisse  dafür 
mangelt;  jedenfalls  wendete  derselbe,  welcher  wegen 
seiner  milden  und  frommen  Siunesart  und  seiner 
Sorge  für  die  Götterverehrung  als  ein  zweiter  Numa 
Pompilius '  )  angesehen  wurde,  dem  Cultus  des  Her- 
cules besondere  Aufmerksamkeit  zu. 

Einen  Herculestempel  stellt  nun  auch  ein  frag- 
mentirtes  Relief  dar,  von  welchem  sich  auf  Blatt 
No.  88  der  Coburger  Sammlung  ")  (abgebildet  auf 
Taf.  58)  eine  Zeichnung  findet.  Das  Relief,  welches 
jetzt  nicht  mehr  vorhanden,  oder  doch  nicht  bekannt 
ist,  befand  sich  um  die  Mitte  des  XVL  Jahrhunderts, 
wie  eine  auf  der  rechten  unteren  Ecke  des  Blattes 
stehende  Bemerkung  besagt  ad  clivTi  CapitotiJ  edibiis 
pricatis'").  Es  zeigt  uns  den  oberen  Theil  eines 
Stadtthores,  welches  von  zwei  runden  Thürmen  flan- 
kirt  wird.  Der  Schlusssteiu  des  Thorbogeus  ist  mit 
einem  Eberkopfe  verziert,  während  in  den  Zwickeln 
zu  beiden  Seiten  runde  und  eckige  Schilde  mit  ver- 
schiedenartigen Verzierungen,  drei  Sturmhauben  und 
ein  grolses  zweihenkeliges  Gefäfs  sichtbar  sind.     Li 

bilium  libro  secundo  aVuer  exponit.  Marcus,  inquit,  Octa- 
vius  e.  q.  s.  Die  beinahe  wörtliche  Uebereinsliminung  der  Be- 
inirkung  des  Servius  zu  Virg.  .\i'ii.  VIII  303  sucht  Becker  Handbuch 
der  röiii.  Allerlh.  1  Anin.  994  dadurch  in  erklären,  dass  er  anmmiut, 
Macrobius  und  Servius  hätten  beide  aus  Sabinus  g^chüpft.  Eine 
Vergleicbung  der  vielen  gleichlautenden  Stellen  m  den  Salurnalia  von 
III  'i,  7  ao  mit  den  entsprechenden  Demerkungea  in  den  Commen- 
larii  des  Servius  lehrt,  dass  dieser  das  Werk  des  Macrubius  be- 
nutzt hat. 

")   lulius   Capilulinus  im   Anlon.   I'ius  c.  13;    vgl.    Kabretli    in- 
scr.  X  03  S.  081. 

"J  No.  30  bei  Malz  a.  a.  0.  S.  407. 

'"J     In   der  entgegengesetzten   Ecke  steht  dicht  am   Band: 
sis   veiauitis  arviis 
erculis  ad  postem 
aus   Hur.  epist.  I  I,  4.  5. 


11 


der  Oeffnung  des  Thores  hängt  eine  Guirlande,  über 
welche  eine  Bucina  gelegt  ist.  Die  Tliürme  sind 
bis  zur  Höhe  der  Mauer  aus  grolsen  Quadern  ge- 
baut, zwischen  denen  Je  zwei  Schiel'sscharten  ange- 
bracht sind.  Ueber  die  Mauer  hinaus  reicht  eine 
Brustwehr  von  kleineren  Steinen,  welche  oben  vou 
je  drei  Zinnen ,  die  an  dem  Thurme  rechts  noch 
vollzählig  erhalten  sind,  gclirönt  ist.  Drei  gleiche 
Zinnen  stehen  auf  dem  Thorbogen.  Dieselben  sind, 
wie  häufig*'),  durch  einen  dachähnlichen,  horizontal- 
liegenden Stein  bedeckt  und  hier  aufserdem  mit 
einer  Fensteröffnung  oder  Scbielsscharte  versehen. 
An  dem  Thurme  zur  Linken  ist  noch  das  obere 
Ende  einer  Tuba  zu  sehen. 

Ueber  dem  Thore  zeigt  sicii  ein  Tempel,  dessen 
Langseite  der  Stadt  parallel  läuft.  Die  perspecti- 
visch  dargestellte  Vorderseite  hat  vier  canelirte 
ionische  Säulen,  welche  in  dem  breiten  mittleren 
Intercolumnium  die  halbgeötfneten  Thürflügel  sehen 
lassen,  von  denen  der  eine  mit  einem  Löwenkopfe 
geschmückt  ist.  Im  Giebelfeld  erblickt  man  Bogen 
und  Keule  übereinandergelegt.  Das  Dach  ist  mit 
grofsen  Ziegeln  oder  Platten  gedeckt. 

^'J  Canina  archlteltura  Romaria    lav.  III,  VIII,  X.     C.  Prumls 
nloria  delV  aniica  Torino  luv.  III. 


Derjenige,  welcher  unter  die  Zeichnung  die 
Worte  setzte:  lemplit  He.rculis  vicloris  ad  porla  tri- 
geinind  Macrobius,  hatte  dabei,  wie  aus  der  Bei- 
fügung des  Schriftstellers  hervorzugehen  scheint, 
wohl  keinen  positiven  Beweis  für  diese  Benennung; 
doch  hat  er  sich  offenbar  nicht  geirrt.  Denn  sobald 
man  zugibt,  dass  das  Relief  einen  Tempel  der  Stadt, 
in  welcher  efe  sich  befand,  darstellt,  so  führt  die 
Unwahrscheinlichkeit,  dass  ein  zweiter  Hercules- 
tempel  an  einem  Stadtthor  Roms  gelegen  habe  und 
die  Vergleichung  der  oben  erwähnten  Münze  des 
Autoninus  Pius  mit  Notiiwendigkeit  auf  den  Tempel 
an  der  porla  Irigeinlnu.  Wenn  dieses  Thor,  welches 
nach  dem  Eniporium  führend  gewiss  sehr  lebhaft 
war,  drei  Thoröftnungen  hatte,  wie  der  Name  an- 
deutet"), so  zeigt  uns  das  Relief  nur  einen  Theil 
desselben.  Der  Tempel  war  ungefähr  nach  Osten 
orientirt,  falls  seine  Lage  zur  Stadtuiauer,  welche 
zwischen  Tiber  und  Aventin  an  jener  Stelle  von 
Osten  nach  Westen  lief,  perspectivisch  richtig  dar- 
gestellt ist. 


Gotha. 


Ernst  Schulze. 


^J   Becker  Handbuch  der  rüm.   Alterlh.  I    IS.S. 


SARKOPHAG  AUS  PATRAS. 


(Hierzu  Abbildung 

Visconti  hat  mehrfach  Gelegenheit  genommen, 
die  Vermuthung  auszusprechen ,  es  möchten  die 
römischen  Sarkophage  zum  grölseren  Theil  in 
Griechenland  selbst  gearbeitet  und  fertig  nach 
Italien  gebracht  worden  sein  ').  Wenn  nun  auch 
die  Angabe  richtig  ist,  dass  das  Material  häufig 
aus  griechischem  Marmor  besteht,  so  wird  jener 
Vermuthung  doch  schon  durch  die  einfache  That- 
sache    der    Boden    entzogen,    dass    zwischen    den 

')  M.  P.  Cl.  vol.  IV.  ed.  Milauü  p.  IS:  i  marmi  dl  Grecia 
in  che  appariscona  (i  sarcofagi)  per  la  maggior  parte  scavati 
€  i  volti  sovenie  lasciati  rozzl  ne'  ritratti  de'  dejunti  dan  mo- 
tivo  a  co7igetlurare  che  dalla  Grecia  stessa  si  trasportassero 
in  Roma  giä  lavorati  per  enjJorsi  venali  a  cht  volesse  farne 
uso.     Vgl.   vol.  V  p.  ä6  no.  1.   und   VII   p.  'i'i  no.  1. 


auf  Taf   .'',9.) 

römischen  und  den  in  Griechenland  gefundenen  Sar- 
kopliagcn  Unterschiede  bestehen,  die  auch  dem 
nicht  entgehen  können,  der  nur  wenige  Exemplare 
beider  Gattungen  gesehen  liat.  Auf  sie  wurde  schon 
Gerhard  während  seines  Aufenthaltes  in  Athen  auf- 
meriisam,  doch  unterlieTs  er  es  damals  auf  diesel- 
ben genauer  einzugehen,  indem  er  der  .\nsiclit  war, 
dass  bei  der  verhältnissmäfsig  geringen  Anzahl  der 
griechischen  Monumente  dieser  Art  eine  Ver- 
gleichung verfrüht  sein  würde ')• 

■^)  Gerhard  im  Arcliiiolugischen  Intelligenzhialt  Jahrg.  IS37 
S.  91.  Vgl.  üenndcirf  in  den  (ireiizbolen  von  ISti'J  no.  7  S.  247. 
Gerhard  giebt  in  den  Annall  ilcli'  Insl.  von  181)7  p.  130  eine  Auf- 
zühluug  der  ihm   beliannlen  griechischen  Sarkophage. 

2* 


12 


Wenn  nun  aucli  seitdem  flie  Zahl  der  griechi- 
schen Sarkophage  nicht  sehr  gewachsen  ist,  so  lehrt 
doch  eigentlich  jeder  neue  Fund,  dass  wir  es  hier 
mit  einer  sich  absichtlich  beschränkenden  Kunst- 
Ubung  zu  thun  haben.  Es  kann  nicht  zufällig  sein, 
dass  in  dem  kleinen  Kreise,  welchen  unsere  Beob- 
achtung umspannt,  gewisse  Decorationsweisen  auf 
das  entschiedenste  vorherrschen  und  auch  schon 
von  den  figürlichen  Darstellungen  mehrfache  Wieder- 
holungen sieh  gefunden  haben.  Danach  ist  die 
Aussicht,  dass  auf  diesem  Gebiete  noch  eine  Fülle 
unbekannter  Motive  und  Typen  zu  Tage  kommen 
werde,  die  auch  nur  annähernd  eine  Vergleichung 
mit  dem,  was  uns  die  römischen  Sarkophage  bie- 
ten, auszuhalten  vermöchte,  eine  geringe.  Jeden- 
falls aber  dürfen  wir  diesem  Umstände  die  Be- 
rechtigung entnehmen,  die  sich  Gerhard  noch 
nicht  zugestand.  Eine  Zusammenstellung  der  we- 
sentlichen üitferenzpunkte  wird  aller  Wahrschein- 
lichkeit nach  nicht  zu  einem  Kesultat  führen,  welches 
sich  durch  spätere  Funde  als  durchaus  verfehlt 
lierausstellen  könnte.  Sie  scheint  mir  bei  dieser 
Gelegenheit,  wo  wir  ein  sehr  schönes  und  charak- 
teristisches Exemplar  eines  griechischen  Sarkophags 
vor  uns  haben,  nicht  unpassend  und  am  wenigsten 
überflüssig,  denn  wenn  auch  die  Unterschiede  zu 
Tage  liegen,  so  glaube  ich  doch  bemerkt  zu  haben, 
dass  man  sich  ihrer  nicht  immer  ganz  klar  be- 
WHisst  ist. 

^'orausschicken  muss  ich  die  Bemerkung,  dass 
während  der  römische  Sarkophag  speciell  auf  llom 
beschränkt  ist  und  schon  in  den  italischen  Pro- 
vinzen Modilicationen  unterliegt,  die  es  leicht 
inaclicn  einheimische  Fabrikate  von  importirten 
stadtrömischen  zu  unterscheiden,  die  Form  des 
griechischen  nicht  blos  im  Mutterlande  vorkommt, 
sondern  sich  auch  in  Kleinasien,  Syrien,  Nordafrika, 
GrofsgriechenJand  und  Sicilien,  ja  in  Massilia  und 
dem  tauiisclicn  Chersones  tindct.  In  l!<im  gielit 
es  nur  ganz  wenige  versprengte  Exemplare  dieser 
Gattung,  die  höchst  wahrscheinlich  eingeführt  sind. 

Gehen  wir  bei  der  Vergleichung  von  dem  all- 
gemeinen Eindruck  aus,  deji  beide  Gattungen  auf 
uns  machen,    so  werden  wir    nicht   umhin   können 


zuzugestehen,  dass  der  griechische  Sarkophag  vor 
dem  römischen  den  Charakter  des  ]\Ionumentalea 
voraus  hat.  Was  bei  den  römischen  Sarkophagen 
zuerst  und  meist  allein  auffällt,  ist  der  reiche  Ee- 
liefschmuck,  sei  es,  dass  dieser  aus  Compositionen 
von  Figuren,  sei  es,  dass  er  aus  jenen  geschwun- 
genen Riefeln  besteht,  die  ein  eigeiithümlich  buntes 
durch  kräftige  Schatten  und  Lichtvvirkungen  ge- 
hobenes Linienspiel  erzeugen.  Bei  den  griechi- 
schen Sarkophagen  ist  dieser  Schmuck  durchaus 
nichts  Nothwendiges,  denn  viele  sind  absolut 
schmucklos  und  glatt;  wo  er  vorhanden  ist,  zeigt 
er  sich  stets  als  von  secundärer  Bedeutung.  Da- 
gegen springt  liier  die  architektonische  Gliederung 
vor  Allem  ins  Auge.  Den  eigentlichen  Sarkophag- 
körper begrenzen  oben  und  unten  stark  vorladende 
kräftig  und  reich  gegliederte  Einfassungen  und 
meist  ist  auf  den  Steinbehälter  ein  schwerer,  nach 
allen  Seiten  übergreifender,  dachförmiger  Deckel 
mit  bedeutenden  Eckakroterien  gestürzt.  Während 
bei  den  römischen  Sarkophagen  vorwiegend  die 
Längenausdehnung  ins  Auge  fällt,  macht  sich  hier 
auch  die  Höhe  geltend;  das  ganze  Monument  er- 
scheint kürzer  und  massiger.  Eine  überall  scharf 
abgekantete,  nicht  selten  ziemlich  dicke  Platte, 
pflegt  die  Unterlage  des  Ganzen  zu  bilden;  über 
ihr  liegt  ein  reich  profllirtcr  Leisten,  oder  an  sei- 
ner Stelle  eine  wulstige  Guirlande,  die  aus  ganz 
dicht  zusammengedrückten,  schuppenartig  über  ein- 
ander liegenden  Blättern  besteht.  Nicht  selten  sind 
es  breitgedrückte,  durch  Reliefschmuck  ausgezeich- 
nete Basen,  die  den  Sarkophagkörper  mit  der 
Grundplatte  verbinden,  so  dass  er  auf  Fülsen  zu 
ruhen  scheint:  ein  Motiv,  welches  ganz  augenschein- 
lich aus  der  Holztechnik  in  den  Stein  übertragen 
ist.  Nach  oben  pflegt  die  Profilirung  noch  reicher 
zu  sein;  hier  sind  es  Astragalenschnüre  und  Eier- 
stäbe, die  die  Steinlade  absehliefsen  und  selten  fehlt 
ein  lesbisches,  stark  geschwungenes  Kymation. 
Von  imponirender  Mächtigkeit  i>flegt  der  dachför- 
mige Deckel  zu  sein,  der  vor  allem  dazu  beiträgt, 
das  Ganze  als  Analogon  eines  Tempels  ersciieinen 
zu  lassen. 

Bei  den   römischen  Sarkophagen    ist  auf  den 


13 


Saikoiihagkorper  allein  alle  Sorgfalt  venvendet 
und  siud  die  Glieder,  die  diesen  hervorheben  und 
schirmen  sollen,  ganz  ungebührlich  vernachlässigt. 
An  die  Stelle  der  reichen,  architektonischen  Einfassung 
treten  schmale  schlichte  Leisten,  die  für  das  Auge  so 
gut  wie  gar  nicht  existiren.  Auch  der  Deckel  ist 
sehr  verkümmert.  Die  Erhebung  des  Dachrückens 
ist  eine  ganz  unbedeutende  und  häufig  wird  das 
Dach  für  den  Beschauer  absolut  verdeckt  durch 
einen  sich  vorn  in  der  ganzen  Länge  desselben 
hinziehenden,  oft  gleichfalls  mit  ßeliefsclimuck  be- 
deckten Streifen,  den  man  wohl  als  den  überhöh- 
ten Kinnleisteu  aufzufassen  hat.  Die  Stelle  der 
Eckakroterien  vertreten  meist  Masken.  Endlich  sind 
die  griechischen  Sarkophage,  wenn  sie  überhaupt 
Reliefsclimuck  haben,  ringsum,  namentlich  auch  auf 
der  Rückseite  sculptirt,  was  bei  den  römischen  Sar- 
kophagen höchst  selten  der  Fall  ist. 

Der  eigentliche  Grund  der  so  durchaus  von 
einander  abweichenden  Bildung  beider  Klassen  liegt 
in  der  verschiedeneu  Art  der  ihnen  ursprünglich 
zugedachten  Art  der  Aufstellung.  Boss  hat  in  sei- 
nen archäologischen  Aufsätzen  I  S.  22  sehr  richtig 
bemerkt,  dass  der  griechische  Sarkophag  ursprüng- 
lich zu  den  Grabmonumenten  über  der  Erde  ge- 
höre. Beispiele  dieser  Art  der  Aufstellung  sind 
auf  dem  griechischen  Festlande  und  auf  den  Inseln 
nicht  ganz  selten,  namentlich  aber  _  iu  Kleinasien 
häufig '').  In  der  That  wird  man  sich  nicht  verhehlen 
können,  dass  die  meisten  auch  der  aus  den  Grab- 
kamniern  hervorgehobenen  Sarkophage  erst  dann 
günstig  wirken,  wenn  man  sie  sich  auf  einem  Sockel, 
oder  einen  Stufenunterbau  gestellt   denkt,    wie   ein 

')  Beispiele  aus  TLera  und  Anaphe  fiilirl  Russ  an  der  on- 
peführlen  Stelle  seiner  archäologischen  Aufsatze  an.  Vgl.  auch 
Welcker  zu  Müllers  Handhuch  §  2'.)'i,  i.  AhhiMung  eines  solchen 
Sarliophags  auf  Thasos  hei  Conze  Reise  auf  den  Inseln  des  thra- 
kiscben  Meeres  Taf.  IX  2.  Sarkophage  bei  Assos  erwähnt  bei  Fel- 
lows  A  Journal  writlen  during  an  excursion  in  Asia  minor  p.  47 
und  52;  in  Pamphylien  ebenda  p.  172  u.  p.  175;  zu  Aphro- 
disias  Kellows:  An  Account  of  discoveries  in  I.ycia  p.  30;  zu  Ala- 
banda  ebenda  p.  57;  zu  Blau  dos  in  Mysien  Lebas  Voyage  archeo- 
logique,  Itineraire  pl.  51.  Bei  Rom  an  der  Via  Cassia  hat  sich  ein 
solcher  auf  hohem  Postament  stehender  riesiger  Sarkophag  in  dem 
sogenannten  Sepolcro  di  Nerone  erhalten.  Abgeb.  bei  Rartoli 
Antichi  sepolcri  Tov.  44.  Vgl.  auch  den  sogenannten  Sarkophag  des 
Seneca  in  der  Restauration   bei   Canina:  Via  Appia  lav.  19. 


solcher  den  sarkopliagartigcu  Marmorbau  empor- 
trägt, welcher  den  Namen  des  Grabes  des  Kyros 
fuhrt.  Erst  dann  gewinnen  die  architektonische 
Gliederung  und  Einrahmung,  sowie  das  mächtige 
Regendach  Sinn  und  Bedeutung. 

Für  eine  ganz  andere  Art  der  Aufstellung  war 
die  grofse  Masse  der  römischen  Sarkophage  be- 
stimmt. Sie  sollten  in  der  Grabkamnier  an  den 
Wänden  entlang,  oder  halb  in  Nischen  geruckt  auf 
niedrigen  Untersätzen  stehen  und  im  Zusammen- 
hang mit  dem  meist  reich  dekorirteu  Innern  der 
ganzen  Grabanlage  betrachtet  werden.  Nur  in  den, 
wie  es  scheint,  verhältnissmäfsig  seltenen  Fällen, 
wo  ein  Sarkophag  grade  in  der  Mitte  der  schwach 
erleuchteten  Grabkamnier  aufgestellt  werden  sollte, 
nähert  er  sich  deshalb  der  griechischen  Form,  ohne 
jedoch  dass  die  für  diese  charakteristischen  Theile 
mit  Consequenz  durchgebildet  würden.  So  hat  der 
schmucklose  Sarkophag,  der  in  der  Hauptkammer 
des  berühmten  an  der  linken  Seite  der  via  lalina 
entdeckten  Grabes  zurückgeblieben  ist,  wohl  die 
allgemeine  Form  eines  griechischen,  namentlich 
ist  der  Deckel  nach  griechischem  Muster  gebil- 
det, aber  den  Sarkophagkörper  isolirende  Leisten 
und  Gesimse  fehlen*).  Letztere  sind  bei  dem 
grofsen  Museusarkophag  von  St.  Paolo  ^)  und  dem 
Achillessarkophag  des  Capitolinischen  Museums") 
zwar  vorhanden,  aber  doch  für  die  Gröfse  und  Mas- 
sigkeit beider  Monumente  lange  nicht  kräftig  genug 
entwickelt,  um  eine  Aufstellung  im  Freien  als  mög- 
lich erscheinen  zu  lassen.  Ebenfalls  nur  bei  der 
Aufstellung  in  der  Grabkammer  erklärlich  ist  die 
Vertauschung  des  dachförmigen  Deckels  mit  einem 
Pfühl,  auf  welchem  der  Verstorbene  allein  oder  mit 
seiner  Gattin  gelagert  erscheint.  Der  eben  erwähnte 
capitolinische  Sarkophag  ist  dafür  ein  ausgezeich- 
netes Beispiel.  Hier  ist  der  Sarkophag  als  Kline 
innerhalb  eines  Wohngemachs  aufgefasst. 

Bekanntlich  lässt  sich  diese  Sitte  weit  über 
die  Zeit  der  römischen  Sarkophage  hinaus  in  den 
etruskischen  Gräbern  verfolgen.     Es   war  wohl  der 

■•)  Annali  dell'  Inslituto  1861  lav.  d'agg.  1. 
5)  Nicolai  la  basilica  di  San  Paolo  tav.  10. 
«)  Foggini  M.  C.  IV  tav.  ],  2,  3. 


14 


Wunsch  an  Stelle  des  Todten,  den  man  ursin-üng- 
lich  in  vollem  Schmuck;  auf  einer  gemauerten 
Bank  des  Grabes  zur  Schau  stellte,  ein  weniger 
vergängliches  Abbild  zu  setzen,  welcher  zu  die- 
ser Bildung  des  Sarkophagdeckels  führte.  Indem 
man  nun  den  Todten  in  die  ausgehöhlte,  also 
zum  Sarkophag  gewordene  Kline  bettete,  ver- 
suchte sich  die  Kunst  an  der  Nachbildung  seiner 
Gestalt,  die  sie  allmählig  mit  dem  vollendetsten 
durch  Farbenschmuck  erhöhten  Realismus  darstel- 
len lernte.  Mit  der  durch  Aufkommen  des  Verbren- 
nens  der  Leichname  bedingten  Anwendung  der 
Aschenkisten  mussten  jene  gelagerten  Figuren,  die 
man  nun  einmal  nicht  aufgeben  wollte,  zu  jenen 
hässlichen  Cretinbildungen  zusammenschrumpfen, 
an  denen  unsere  Museen  so  reich  sind.  Erst  auf 
den  römischen  Sarkophagen,  die  unzweifelhaft  an 
jene  ältere  italische  Kunstsitte  anknüpfen,  gewan- 
nen sie  ihre  normale  Gestalt  wieder.  Von  Rom  ist 
dann  diese  Sitte  schliefslich  auch  in  einzelnen  Fäl- 
len auf  griechische  Sarkophage  übergegangen,  doch 
sicherlich  erst  als  man  auch  hier  den  Sarkophag 
in  das  Innere  der  Grabkammer  stellte.  Das  vor- 
züglichste Exemplar  dieser  Art  ist  der  grofse  Ama- 
zonensarkophag von  Salonichi,  jetzt  im  Louvre'). 

Die  architektonische  Einrahmung  der  griechischen 
Sarkophage  bedingt  nun  von  vorn  herein  eine  ganz 
andere  Art  des  Reliefs:  sie  beherrscht  dasselbe  und 
nöthigt  es  dadurch,  weit  anspruchsloser  aufzutreten, 
als  dies  auf  den  römischen  Sarkophagen  der  Fall 
ist.  Nur  zu  oft  haben  die  römischen  Bildhauer 
sich  erlaubt,  dem  Reliefschmuck  eine  Bedeutung 
zu  geben ,  die  ihm  von  vorn  Iierein  nicht  zu- 
kommt; jene  Reihen  mythologischer  Bilder,  die 
nicht  selten  eines  festen  Mittelpunktes  entbehren, 
sind  nicht  entfernt  mehr  blofse  Decoration ").  Bei 
den  griechischen  Sarkophagkünstlern  erscheint  da- 

')  Clarac  M.  d.  sc.  II  |ii.  117.  Vgl.  aulserdem  solche  Ueckel- 
figuren  auf  einem  Sarkophag  von  l'etalidi  und  hei  Sparta  (Curlius 
im  Bullelt.  dell'  IdsI.  1S41  p.  4ö),  zu  Kephissia  Henndorf  Arch. 
Ztg.  1868  S.  Ii9;  endlich  Kckule:  die  antiken  Bildwerke  im  Theseion 
DO.  147  u.  3«7. 

*)  üeber  die  Art  des  römischen  Sarkophagreliefs  und  ilie  das- 
selbe vom  griechischen  unterscheidenden  Merkmale  zu  handeln i 
würde  hier  zu  weit  führeo.  Man  vergleiclie  inztviscbea  die  feine  Be- 
merkung Brunns  in  seinen:    Rilievi    delle   L'rnc    ctrusche  p.  ß   no.  1. 


gegen  das  Bewusstsein,  dass  der  Reliefschmuck 
nur  von  secundärer  Bedeutung  sei,  fast  niemals 
verdunkelt. 

Mir  sind  gegen  zwanzig  griechische  Sarko- 
phage bekannt,  deren  einziger  Schmuck  aus  Guir- 
landen  besteht,  die  an  den  Ecken  befestigt  und  in 
der  Mitte  der  Langseiten  noch  einmal  aufgenommen 
sind.  An  den  Ecken  sind  es  meist  Stierköpfe,  die 
den  Stützpunkt  bilden,  in  der  Mitte  der  Langseiten 
erscheint  aul'ser  schwebenden  Eroten  mitunter  auch 
ein  prächtiger  Adler  mit  halb  entfalteten  Schwingen. 
Entsprechend  der  kräftigen  architektonischen  Ein- 
rahmung ist  auch  das  Relief  überaus  kräftig  gehal- 
ten. Die  Guirlanden,  über  deren  halbkreisförmigen 
Ausbuchtungen  häutig  Löwenköpfe,  mitunter  auch 
schreitende  Greife  erscheinen,  sind  ebenso  wie  die 
Stierhäupter  von  grolser  Fülle  und  Schwere  der 
Formen ').  , 

Auch  wenn  man  für  die  Vorderseite  figürlichen 
Schmuck  wählte  wird  dies  decorative  Princip  nicht 
verläugnet.  Zwar  tritt  die  symmetrische  Ent- 
sprechung der  Figuren  nur  auf  einer  der  hier  in 
Betracht  kommenden  Gattungen  durchgehend  her- 
vor, doch  lässt  ihre  sparsamere  Vertheilung  über 
den  Keliefgrund  sie  schon  von  selbst  gegen  die 
Wirkung  des  Monumentes  in  seiner  Ganztheit 
zurücktreten.  Die  Zahl  der  zur  Darstellung  gekom- 
menen Gegenstände  scheint  eine  beschränkte  ge- 
wesen zu  sein.  Besonders  beliebt  waren  Amazonen- 
kärapfe,  mit  welchen  auch  der  schönste  von  allen, 
der  Wiener  Sarkophag,  geschmückt  ist,  der  aber, 
wenn  nicht  Alles  täuscht,  einer  viel  früheren  Zeit 
als  alle  übrigen  zuzuweisen  ist'").  Von  dem  Ama- 
zonensarkophag von  Salonichi  hat  sich  eine  genaue 
Replik  der  Vorderseite  in  einer  zu  Athen  ausge- 
grabenen und  dort  im  Barbakeion  aufbewahrten 
Platte   erhalten").     Aufserdem  gehören  noch  hier- 

°)  Die  Aufzählung  wird  man  mir  gern  erlassen.  Ich  erwähne 
hier  der  Merkwürdigkeit  halber  das  Frajjmeol  der  Vorderseite  eines 
solchen  Sarkophags  im  Vorhof  der  Kirche  zu  Gr  olla- Kerrata;  es 
ist  oITenbar  von  den  griechischen  .Mönchen  des  Klosters  zugleich  mi' 
dem  berühmten  Grabrclief  und  dem  gleichfalls  griechischen  Belief  der 
Bestattung  llectors  nach  Italien  gebracht  worden. 

'")  Am  besten  bei   Bouillon  M.  d.  sc.  im  Anhang  zu  Vol.  II  ('.13). 

")  Stand    mit    der   Bezeichnung  Aid  379,    186'.t    in    einem 


15 


her  ein  Sarkophag  aus  Sidon  "),  jetzt  im  brittischen 
Museum,  und  ein  Fragment  in  ISparta.  Darstel- 
lungen aus  der  Jugendgcscliichte  Achills  sind  bis 
jetzt  auf  Sarkophagen  aus  Kreta"),  Jos'*)  und 
Barile  '')  zum  Vorschein  gekommen,  sämnitlich  sehr 
nahe  unter  einander  verwandt.  Vielleicht  gehört 
auch  das  Fragment  eines  Sarkophags  aus  Kertsch  '') 
hierher.  Sceuen  aus  der  späteren  Geschichte  des 
Heroen  sieht  man  auf  einem  Sarkophag  aus  Ephe- 
sus  jetzt  in  Woburn-Abbey  ").  Ein  jetzt  zertrüm- 
merter Sarkophag  aus  Delphi  bot  Meleagerdarstel- 
lungen'");  Phädra  und  Hippolytus  tinden  sich  auf 
einem  Sarkojjhag  aus  Salonichi  jetzt  in  Konstanti- 
nopel'")  und  in  anderer  Auffassung  auf  dem  be- 
rühmten gräcisirenden  Sarkophag  von  Agrigent'^'), 
von  dem  eine  Keplik  unweit  Korns  zum  Vorschein 
gekommen  ist").  Ferner  kommen  vor  Helena  und 
die  Dioskuren  auf  einem  Sarkophag  von  Kephissia  "). 
Herakles  mit  dem  Löwen  ringend,  im  concetto  genau 
einer  alterthUmlicheu  auf  schwarzfigurigen  Vasen 
häufigen  Darstellung  entsprechend,  auf  einem  Sar- 
kophag der  jetzt  zu  einem  Grabmal  in  der  Kirche 
Sta.  Maria  sopra  Minerva  zu  Rom  verwendet  ist "). 
Eine  Notiz  Welckers  zu  Müllers  Handbuch  lehrt,  dass 
sich  eine  RepUk  dieser  Darstellung  auf  einem  Sar- 
kophag in  einei  Kirche  hinter  dem  Hymettus  wieder- 
findet^'). Ungleich  componirte  Kampfdarstellungen, 
in  die  sich  Kentauren  einmischen,  finden  sich  auf 
einem  Sarkophag  aus  Petalidi  im  Theseion "'), 
Kentauren    von    wilden    Thieren    angegriffen    sieht 

hellerrraQm  des  Barbakeion.  Beschrieben  vun  Köhler  Bull.  delC  Inst. 
1805  p.  36. 

■2)  Arcb.  Zig.    1848  S.  133. 

")  Armali  dell'  Inst.   1801   p.  37. 

")  Beschrieben  von   Michaelis  Arch.   Anz.  1862  S.  34t. 

'=)  Heyne:  Das  vermeinte  Grabmal  Homers.     Leipz.  1794. 

'«)  Annali  dell'  Inst.  1832.    Tav.  d' agg.    Ü  u.   E. 

")  Dubüis  de  Montpereux  Vojage  au  Caucuse.  Serie  IV 
T.  26   Fig.  2. 

'*)   Beschrieben  von   Conze  Arch.   Anz.  1864  p.  211*. 

")  Abgebildet  in  der  Epheraeris  arch.  No.  1027.  Vgl.  Arcb. 
Anz.   1854  S.  479   und  Annali  dell'  Inst.   1861   p.  63. 

")  Arch.  Ztg.  1857  Tf.  C  S.  33.  44  u.   18r.8  S.  131. 

»')  Arch.  Ztg.   1847  Taf.  V  u.  VI. 

")   Mon.   Ined.  dell'   Inst.     1857  Vol.  VI.  Tav.  1    u.   2. 

")  Beschr.  von 'Benndurf  Arch.  Zig.    1868  p.  38. 

'■")   Braun  Antike   Marmurwerke  II   7. 

'^)  Handbuch  der  Archäologie  §  410,  4  S.  677. 

")  Kekule  Theseion  no.  376. 


man  auf  einem  athenischen  Sarkophag  jetzt  gleich- 
falls im  Theseion").  Repliken  dieser  letzten  Dar- 
stellung haben  sich  in  Marseille  ''")  und  auch  auf 
der  Rückseite  des  Sarkophags  aus  Jos  erhalten.  Eine 
Jagd  auf  einen  Löwen  und  einen  Eber  sieht  man 
auf  einem  Sarkophag  der  Stadionstrafse  zu  Athen ""). 
Ein  wüthender  Stier  von  mehreren  Seiten  augegrifl'en 
erscheint  auf  Sarkophagen  in  der  Villa  Alticchiero 
bei  Padua*")  und  zu  Cafania^').  Jagd  und  Vorberei- 
tungen zu  derselben  auf  einem  Sarkophag  von 
Spalatro'*).  Bacchische  Darstellungen  sind  selten. 
Sie  finden  sich  auf  eiuein  Sarkophag  der  Stadions- 
stralse  zu  Athen")  und  einem  andern,  der  noch  zu 
Mistra  am  Taygetos  als  Brunneutrog  dient"). 
Römischer  Auffassung  nähert  sich  das  Relief  eines 
schon  durch  seine  Wannenform  ausgezeichneten  Sar- 
kophages  aus  Kreta,  jetzt  im  Fitz- William-Museum") 
Aufserdem  werden  noch  Fragmente  eines  lakoni- 
schen Sarkophags  mit  Darstellungen  tritoniseher 
Gottheiten  erwähnt").  Ueber  den  Triptolemussarko- 
phag  in  Wiltonhouse  müssten  besser  beglaubigte 
Nachrichten  vorliegen,  ehe  ich  an  seine  augeblich 
attische  Provenienz  glauben  kann.  Er  hat  keine 
charakteristischen  Merkmale  der  griechischen  Sar- 

")  Ebendaselbst  no.  146. 

-^)  Miliin  voyage  dans  les  departements  du  midi  de  la  France 
pl.  LVI  2.  Der  Sarkophag  stammt  aus  Aix.  Vgl.  den  Text  Bd.  111 
p.  151  —  155.  » 

")  Beschr.  von  ßursian  Arcb.  Ztg.    1854  S.  477. 

'»)  Alticchiero  par  Mad.  1.  W.  C.  D.  R.  ä  Padue  1787  pl.  26. 
Auf  der  einen  Nebenseite  des  aus  dem  Peloponnes  stammenden  Sar- 
kophags findet  sich  die  genaue  Wiederholung  einer  Erotengruppe  auf 
einem  der  Sarkophage  zu  Kephissia,  in  der  Benndurf  Eros  und 
Anteros  erkennen   will. 

")  Aligeb.  bei  lluiiel  voyage  pittoresque  par  la  Sicile  II 
pl.  CX.WVIll. 

^')  Lanza  Dell'  anlico  palazzo  di  Diocieziano  a  Spalatru. 
tav.  .\I. 

3ä;  Beschr.  Arch.  Ztg.  1854  S.  475.  Abgeb.  ebendaselbst.  1869 
Taf.  19  u.  20  beschr.  von  Conze  S.  50.  Mit  Ausnahme  der  Eck- 
liguren  balle  ich  die  Figuren  der  Vorder-  wie  der  Ncbenseile  mit 
ßursian  für  Erwachsene  von  etwas  gedrungener  Bildung.  Jene 
Kinderliguren  an'  den  Ecken  sind,  wie  der  Augenschein,  lehrt  ganz 
anders  gestaltet. 

'*}  Gerhard  A.  Bw.  CVI.  Besser  in  Expedition  scienlif.  d.  Moree 
V  'Ze.  pl.  43. 

•^)  Abgeb.  bei  Pasbley  Travels  in  Creta  II  p.  7  p.  IS  u.  19; 
vgl.   Conze  im  Arch.   Anz.  1804  S.  171  '. 

ä«)  Von  Gottlmg  in  den  Ber.  der  sächs.  Ges.  d.  W.  1846 
S.  158. 


16 


kophage;  viehuehi  spricht  alles   für  röraischen  Ur- 
sprung. 

Diese  figürlichen  Darstellungen,  wenn  auch 
durchgehend  klarer  und  durchsichtiger  componirt 
als  diejenigen  der  römischen  Sarkophage  können 
doch  besonders  glücklich  nicht  genannt  werden. 
Weit  wirkungsvoller  sind  die  Reliefconipositionen 
der  besonders  zahlreichen  Klasse  griechischer  Sar- 
kophage, zu  denen  der  uns  vorliegende  Sarkophag 
aus  Patras  gehört").     Hier,   wo  an  die  Stelle  Er- 

")  Mir  sind  folgende  bekannt: 

I.  Eroten   trunken   von   einem  Komos  zurückkehrend 

A.  zu  Anapbe.  Beschrieben  von  Ross  im  Kunstblatt  v.  1836 
S.  78;  für  uns  besonders  bemerkenswerth,  weil  er  noch  an 
seiner  alten  Stelle  an  einem  Bergabhang  im  Freien  steht. 
Die  eine  der  Nebenseiten  dieses  Sarkophags  auf  welchem 
Bellerophon  den  Pegasus  bändigend  dargestellt  ist,  ist 
lithographirt  in  den  Abb.  der  k.  bair.  Akademie  1838 
Taf.  III.    Vgl    auch   Ross.  Inselreisen  I   S.  80.  • 

B.  Im  Theseion  zu  Athen.  Bei  Kekule  a.  a.  0.  no.  3(56. 
Abgeb.  bei  Stepbani  der  ausruhende  Herakles.  Taf.  II 
1-3. 

C.  Zu  Petalidi.  Beschr.  von  Scholl  im  Kunstblatt  v.  1840 
S.  306. 

D.  Zu  Patras.  Beschr.  von  Bursian  Arch.  Ztg.  1854  S.  479. 
Vgl.  auch  Bull,  deir  Inst.  1870  p.  1 1  a.  12.  Eine  Skizze 
des  Monumentes  habe  ich    1S6'J  genommen. 

E.  Schönes  Fragment  in  Villa  Medici  auf  dem  Pincio  in  den 
ofl'enen  Halle  an  der  Ostseite  des  Gartens. 

F.  Wie  es  scheint  ziemlich  genaue  Nachbildung  eines  solchen 
Sarkophags  auf  einem  der  Wandgemälde  Ghirlandajos  im 
Chor  von  Santa  .Maria  Novella  in  Florenz  den  Besuch  bei 
der  Kindbetterin   .Maria  darstellend. 

II.  Eroten  opfernd,  oder  zum  Opfer  sich  anschickend. 

C.  Sarkophag  von  Kephissia.  Beschrieben  von  Benndorf 
Arch.  Ztg.  1868  S.  37. 

H.  Im  Garten  Soutzos  zu  Athen  auf  dem  Wege  nach  Ko- 
lonos.  Arch.  Anz.  1835  S.  119  be.schr.  von  Bursian 
Von   besonders  schöner  Arbeit  und  Erhaltung. 

III.  Eroten  auf  Löwengespannen  in  rein  decorativer  Behandlung. 

I.  Zu  Athen,  im  Hufe  eines  Hauses  der  Universität  gegen- 
über. 

IV.  Eroten   als  VVetikarapfer  und  Athleten. 

K.  Jetzt  verschollen.  Abgebildet  in  der  Galleria  Giustiniani  II 
tav.  124.  Um  die  griechische  Provenienz  wahrscbeihlich 
erscheinen  zu  lassen,  brauche  ich  nur  daran  zu  erinnern, 
dass  die  Familie  grofsc  Besitzungen  auf  den  Inseln  des 
ägeischen  Meeres  bcsafs. 

L.  Zu  Trapani  in  der  Kirche  S.  Nicolo.  Nach  einer  Be- 
schreibung die  mir  von  A.  Janssen  mitgetheilt  ist. 

M.  In  Villa  Carpegna  vor  porla  Fahbrica.  Von  sehr  roher 
Arbeit  und  wie  es  scheint  die  spute  römische  Nachbil- 
dung eines  griechischen  Muslers.  Uie  Vorderseite  ist  ab- 
gebildet in  Doni's  Inscripliones  (1731)  als  Vignette  über 
der  praefatio. 


wachsener  Eroten  getreten  sind,  macht  sieh  auch 
sofort  der  natürliche  Zug  zu  streng  symmetrischer 
Gliederung  geltend,  die  sich  bei  jenen  Compositio- 
uen  nicht  durchführen  liefs,  hier  aber  fast  in  kei- 
nem Exemplar  vermisst  wird.  Nicht  zu  übersehen 
ist  auch  der  Umstand,  dass  solche  Erotendarstellun- 
gen für  das  Relief  ein  besonders  günstiger  Vorwurf 
sind;  denn  während  die  Gestalten  Erwachsener  stark 
verkleinert  bei  einer  sparsamen  Vertheilung  über 
den  Reliefgrund  dem  Ganzen  ein  mageres  Aussehen 
geben^*),  so  wirken  die  Kinderkörper  mit  ihren  brei- 
ten und  vollen  Formen  in  ähnlicher  Weise  wie  jene 
kräftigen,  oft  derben  Ornamente  der  an  erster  Stelle 
erwähnten  Sarkophage.  Die  anfserordentlich  glück- 
liche Harmonie,  in  welcher  der  Reliefschmuck  hier 
zu  der  architektonischen  Umrahmung  steht,  wird 
Niemandem  entgehen,  der  unseren  Sarkophag  be- 
trachtet und  in  dem  Umstand,  dass  hier  einmal  das 
Richtige  getroffen  war,  ist  wohl  der  Grund  zu 
suchen,  weshalb  die  Zahl  dieser  Sarkophage  eine 
so  besonders  grofse  ist.  Der  unsrige  gehört  der 
Anlage  wie  der  Ausführung  nach  entschieden  zu 
den  schönsten  in  seiner  Art.  Die  Jlittelgrnppe  der 
Vorderseite,  die  vor  Allem  unsere  Aufmerksamkeit 
auf  sich  zieht,  besteht  aus  zwei  Kuabenfiguren. 
■Beide  haben  einander  derartig  umschlungen,  dass 
die  Hand  des  einen  auf  der  Schulter  des  anderen 
ruht,  während  die  des  zweiten  den  Körper  des 
Gefährten  unter  der  Achsel  umfasst;  sie  scheinen 
trunken,  doch  äufsert  sich  diese  Trunkenheit  nicht 
bei  beiden  in  derselben  Weise.  Während  der  zur 
Rechten  des  Beschauers  lebhaft  vorschreitet,  ist  der 
zur  Linken,  einen  Augenblick  in  Nachsinnen  ver- 
sunken, stehen  geblieben  so  dass  der  zurückgehaltene 
Gefährte  in  anmuthiger  Bewegung  gegen  ihn  zu  sin- 
ken scheint;  die  Hand  des  einen  hält  eine  umgekehrte 
brennende  Fackel,  die  des  anderen  einen  Kranz, 
der  aus  einem  dünnen  Strange  mit  wulstigen  Thei- 
len  besteht,  und  durchaus  denen  gleiciit,  die  man 
bei  Zechgelagen  auf  Kunstwerken,  namentlich 
Reliefs,  bemerkt.  Zur  Rechten  und  Linken  die- 
ses Paares  stehen    zwei   Eroten.     Es    hat  den  An- 

'")   Deshalb    hat    der  Verferliger   des   Note  34   erwähnten    Sar- 
kophags zu  Misira  den  Hintergrund  mit  Rankenwerk  überzogen. 


17 


scheiu,  als  seien  sie  ebcu  herangetreten.  Von 
den  Arraen  ist  der  eine  anfwärts  vorgestreckt,  der 
andere  geht  frei  vom  Leibe  abwärts  nieder,  über 
dieselben  hängen  in  der  Nähe  des  Handgelenkes 
die  Zipfel  eines  Gewandes  herab,  welches  sich 
bogenförmig  über  den  Rücken  zieht.  Die  erhobene 
Hand  beider  hält  einen  deutlich  erkennbaren  Schmet- 
terling an  den  Flügeln.  An  den  Ecken  stehen  voll- 
kimmen  ruhig  zwei  Eroten,  beide  mit  einem 
Lagobolon;  der  eine  stützt  eine  Schale  mit  Früch- 
ten, auf,  der  andere  hält  einen  todteu  Hasen  an 
den  Hinterfüfsen.  Die  Mittelgruppe  kann  ich  genau 
in  dieser  Form  nicht  wieder  nachweisen,  doch  sind 
verwandte  Gruppen  um  so  häufiger.  Gewöhnlich 
—  und  das  ist  auch  auf  den  römischen  Sarkopha- 
gen mit  „bacchischen  Eroten"  der  Fall  —  ist  der 
eine  der  beiden  trunkenen  seiner  Glieder  .noch  weit 
weniger  mächtig  und  bedarf  einer  kräftigen  Unter- 
stützung seines  Gefährten,  dem  er  mitunter  nahezu 
bewusstlos  in  die  Arme  sinkt.  Auffallend  und  be- 
sonders anziehend  ist  die  Handlung  der  beiden 
herantretenden  Eroten.  Bei  der  innigen  Beziehung 
zwischen  Eros  und  Psyche,  der  die  Dichter  so  wie 
die  bildenden  Künstler  des  Alterthums  eine  so 
grol'se  Fülle  sinnvoller  Motive  abgewonnen  haben, 
scheint  es  von  vorn  herein  geboten,  auch  in  unse- 
rer Darstellung  ein  solches  zu  suchen;  doch  fürchte 
ich,  dass  auch  andere  sich  in  dieser  Erwartung  ge- 
täuscht finden  werden.  Mir  wenigstens  ist  es  nicht 
gelungen,  den  Grund  einzusehen,  weshalb  hier  Eros 
und  zwar  dem  trunkenen  Eros  das  Symbol  der  Psyche 
genähert  wird.  Nichts  zu  thun  hat  mit  der  hier 
dargestellten  Handlung  das  Aufsetzen  des  Schmet- 
terlings aut  das  Haupt  des  noch  unbelebten,  eben 
durch  Prometheus  geformten  Menschen'"),  aber  auch 
andere,  jedenfalls  in  diesen  Kreis  gehörende  Dar- 
stellungen, werfen  auf  unsern  Sarkophag  kein  Licht. 
Ich  meine  hier  vornehmlich  Eros,  wie  er  meist  ab- 
gewendeten Blickes  den  Schmetterling  iil)er  die 
lodernde  Flamme  einer  Fackel  hält,  indem  er  wie 
hier  denselben  in  erJKdjener  Hand  an  den  zusam- 
mengedrückten Flügeln  gefasst  hat'").    Mir  will  es 

")   Vgl.    V(ir   Allem    ilen    cuiiilollnisclicn    S;irkupli;ig    bei    Miiller- 
Wleseler  D.  A.   K.   II   L.W  S38  a. 

*")  Namenllicb  auf  dein  jeut  verschüllenen  viiticanisclien  Uiiter- 
Archäolog.  /[y.,  Jiilirgiiiig  XX.\. 


um  so  eher  scheinen,  dass  ein  tieferer  Gedanke 
hinter  der  Darstellung  unseres  Sarkophags  nicht 
zu  suchen  ist,  als  die  beiden  nnt  Ausnahme  der 
Richtung  gleichen  Erotenfiguren  nicht  für  diesen 
Zweck  selbstständig  erfunden,  sondern,  wie  schon 
die  F.rotenfigur  auf  der  Nebenseite  zeigt,  aus  einem 
andern  Zusammenhange  entlehnt  sind.  Sehr  ver- 
wandte meist  etwas  lebhafter  vorschreitende  Gestalten 
tinden  sich  häutig  auf  bacchischen  sowie  auf  mit 
Eroten  geschmückten  Sarkophagen.  Dort  ist  es  meist 
ein  Kantharos*'),  ein  Kranz ^^),  oder  auch  wohl  ein 
Tympanou'"),  was  wie  hier  der  Schmetterling  em- 
porgehoben wird.  Man  wird  dem  Künstler  deshalb 
nicht  gerade  den  Vorwurf  machen  können,  dass  er 
etwas  vollständig  Bedeutungsloses  dargestellt,  denn 
das  Symbol  der  Psyche  versetzt  in  Verbindung  mit 
Eros  den  Beschauer  stets  in  einen  ganz  bestimmten 
Kreis  von  Vorstellungen,  nur  läuft  die  Handlung 
hier  auf  eine  neckische  Spielerei  hinaus,  die  der 
scharf  zugespitzten  epigrammatischen  Pointe  ent- 
behrt. Eine  Verdoppelung  des  den  Schmetterling 
haltenden  Eros  war  durch  die  Blittelgruppe  selbst 
geboten,  nicht  weniger  wurde  sie  durch  die  Symme- 
trie gefordert.  Es  bleiben  uns  sonach  noch  die  gleich- 
falls symmetrisch  gestellten  Eroten  an  den  Enden 
der  Vorderseite  übrig.  Benndorf  glaul)t,  dass  man 
in  zwei  verwandten  Figuren  eines  Sarkophags  zu  Ke- 
phissia  eine  abgekürzte  Darstellung  der  Jahreszeiten 
erkennen  dürfe  ").  Ich  möchte  dort  wie  auf  einem 
verwandten  Monument  des  Gartens  Soutzos,  wo  ein 
Altar  mit  lodernder  Flamme  den  Mittelpunkt  der 
Composition  bildet,  eher  an  Eroten,  welche  Üpfer- 
gaben  darbringen,  denken. 

salz.  Abgeb.  bei  Müller -Wieselcr  n.  A.  K.  II  L!ll  071  und  dem 
Kraler  Cbigi  ehendas.  An  Sarkophagen,  die  die.se  Darstellung  eniballen 
sind  mir  bekannt:  einer  im  Hdfe  des  l'al.  Giusliniani.  Abgeb.  Call. 
Giu^l.  II.  97.  Nahe  verwandt  damit  ein  zweiler,  der  sieh  in  Casa 
Boscbi  zu  Tivoli  befand.  Besclir.  von  Zuega  in  dem  handscbr.  Appa- 
rat 2U  den  Bassirilievi  di  Roma  p.  .")7.'),  endlii'b  ein  Sarknphag  in 
Villa  Taverna  in  Frascaii.  Bull,  delf  Inst.  ISIi'.l  \>.  i'i\l  Zeiilinung 
beim   In.slilul. 

■")   Auf  dem   Sarkophag  von    Misira.      Geih.    A.    Ilw.   Tal.  (^Vl. 

'-)  Auf  einem  Sarkophag  von  Capua  bei  Gerhard  A.  Hw.  Xi'.l  '> 
und   erncm   zweiten   in  Born   ebenda   .XCII  2. 

*'l  Auf  der  Nebenseile  eines  bacchischen  Sarkophag-  in  Villa 
Ludovisi. 

")  Arch.  Zig.   I80S  S.  37. 


18 


Die  linke  Nebenseite  wiederholt  genau  die 
Gestalt  und  Bewegung  des  links  von  der  Mittel- 
gruppe  der  Vorderseite  betindlicben  Eroten,  uur  ist 
es  bier  ein  erjagtes  Tbier,  welches  am  Hinterbein 
gefasst  und  dem  unten  sitzenden  Jagdhunde  neckisch 
vorgehalten  wird^^).  Von  der  anderen  Nebenseite 
des  Sarkophags  liegt  uns  keine  Nachbildung  vor; 
vermuthlich  aus  keinem  andern  Grunde,  als  weil 
das  auf  ihr  gebildete  Relief  keine  Photographie  zu 
verdienen  schien.  Es  kann  geradezu  als  eine  Eigen- 
thünilicbkeit  der  griechischen  Sarkophage  hervorge- 
hoben werden,  dass  die  Nebenseiten  derselben  in 
vielen  Fäll-en  mit  ganz  heterogenen  Darstellungen 
geschmückt  sind,  und  einer  figürlichen  Darstellung 
eine  ornamentale  entspricht").  Man  ging  dabei 
von  der  Vorstellung  aus,  dass  man  beide  ja  nie 
zu  gleicher  Zeit  zu  betrachten  im  Stande  ist.  Auf 
römischen  Sarkophagen  kenne  ich  dagegen  kaum 
eine  Ausnahme  von  der  durchgängigen  Regel  an 
diesen  Stellen  gleichartigen  Keliefschmuck  anzu- 
bringen. Dieselbe  entspricht  unserem  Gefühl  für 
Symmetrie  jedenfalls  besser,  da  doch  die  Erinnerung 

**)  Vgl.  das  scliüae  Relief  des  Louire  hei  Miiller-Wieseler 
D.  A.  K.  11  Taf.  XXXi.X,  465  und  das  von  l.ukian  de  domo  'H  be- 
schriebene Gemälde:  O  Bnäyyug  Inl  nhoug  ünHijutfOi  üvi/ti 
Xitywi'^   Tjnonnat^^i   TÖv   y.vvtt. 

**)  Besonders  böufig  ist  auf  der  einen  der  Nehenseilen  eine  ge- 
flügelte sitzende  Spbin.x.  Diesem  Gebilde  entsprechen  auf  folgenden 
Sarkophagen  folgende  Scenen,  Gruppen  und  Figuren,  die  selbstver- 
ständlich in  viel  kleinern  Proportionen  gebildet  werden  mussten. 
Auf  dem  Sarkophag  der  Irenenkirche  (S.  n.  20)  Theseus  die  Ariadne 
verlassend;  auf  dem  S.  zu  Patras  (S.  n.  37  D)  Bellerophon  den 
Pegasus  bändigend;  auf  dem  S.  la  Anaphe  (S.  n.  37  A^  genau 
dieselbe  Darstellung;  auf  dem  S.  zu  Mistra  {S.  n.  34)  zwei  tan- 
zende Mänaden  zwischen  Rankenwerk,  auf  dem  S.  zu  Alticchiero 
(S.  n.  30)  Eros  und  Anleros;  auf  einem  der  SS.  von  Kephissia 
(S.  D.  37  G.)  ein  Clipeus  mit  dem  Brustbild  eines  Mannes;  auf  dem 
S.  des  Gartens  Soulzos  (S  n.  37  H.)  ein  (lorgoneiun  (der  Sphinx 
ist  auf  der  andern  Seite  in  ganz  kleiner  Figur  Oedipus  mit  der 
Harpe  heigegeben).  Auf  einem  S.  der  Stadionsiral'se  zu  Athen  (S. 
no.  V9)  ein  Löwe,  der  einen  Stier  zerfleischt.  —  Mehreren  bacchi- 
schen  Eroten  ist  auf  dem  S.  der  Villa  Carpegna  (S.  n.  37  M.)  ein 
Clipeus  gegenübergestellt,  und  auf  dem  von  Cooze  besprochenen  bac- 
chischen  S.  der  Stadionstrafse  (S.  n.  33)  entspricht  einer  eigen- 
Ihiimlichen  Gruppe  eines  Satyrs  mit  einein  Mädchen,  ein  Seeross 
mit  gewundenem   Schweif. 


an  das  Gesehene  noch  eine  Zeit  lang  festgehalten 
und  mit  Nothwendigkeit  auf  die  correspondireuden 
Theile  desselben  Jlonumentes  übertragen  wird.  Wer 
die  unten  angeführten  Fälle  durchmustert,  wird  es 
mit  mir  für  wahrscheinlich  halten,  dass  auf  der 
uns  unbekannten  Seite  eine  grofse  geflügelte  Sphinx 
dargestellt  war. 

Die  Rückseite  der  griechischen  Sarkophage, 
die,  wie  oben  bemerkt,  ursprünglich  im  Freien  auf 
hohem  Sockel  stehend,  von  allen  Seiten  betrachtet 
werden  sollten,  ist  nie  schmucklos,  wenn  der  Sar- 
kophag überhaupt  sculptirt  ist,  doch  sind  hier  freie 
figürliche  Darstellungen  in  der  Regel  vermieden*') 
und  es  tritt  eine  streng  symmetrische  ornamentale 
Behandlung  der  Fläche  ein.  Unter  den  hier  vor- 
kommenden Gebilden  sind  namentlich  zwei  von 
links  und  rechts  auf  einen  Kandelaber,  Pfeiler  oder 
eine  schlanke  Amphora  zuschreitende  Greifen  be- 
liebt gewesen*-).  Sie  finden  sich  auch  auf  unserem 
Monumente  und  sind  hier  von  ganz  besonders 
schöner  Zeichnung;  wahre  Muster  wohlgelungener 
Raumfüllung.  Das  dabei  benutzte  Motiv  ist  be- 
kanntlich im  Grunde  ein  orientalisches,  das  sich 
schon  am  Tlior  von  Mykenä  findet  und  auf  orien- 
talischen Teppichen  in  zahllosen  Umbildungen  und 
Müdificationen  bis  spät  ins  Mittelalter  hinein  vor- 
kommt. 

Ueber  die  Ausgrabung,  der  wir  dies  schöne 
Monument  verdanken,  welches  dem  Sarkophag  im 
Hause  Diplaropoulos  vollkommen  ebenbürtig  ist, 
liegen  leider  keine  Nachrichten  vor.  Die  Photo- 
graphie, nach  welcher  unsere  Abbildung  angefertigt 
ist,  erhielt  Prof.  Curtius  im  Herbst  vorigen  Jahres 
zu  Athen.  Fr.  Matz. 

■")  Eine  Ausnahme  ist  z.  li.  der  Sarkophag  lon  Petalidi  im 
Tbeseion  (n.  20  . 

*')  Auf  dem  S.  von  Altifchiero  S.  n.  30);  zu  Catauia  (S. 
n.  311  nach  einer  Notiz  in  der  Descrizione  di  Calania  Cal.  18  il 
8"  p.  I4i,  die  mir  Holm  mitgetheilt  hat;  zu  Marseille  (S.  no.  28i 
in  der  Irenenkirche  (S.  no.  20);  zu  Barile  (S.  n.  Mi);  zu  Anaphe 
^S.  n.  37  A.  ;  zu  Alhen  S  n.  37  K.);  in  der  Cyrenaika.  S.  Pacho  : 
Voyage  dans  la   Gyri'naique  pl.   LVIIl. 


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NACHTRAGE  ZU  DEN  ATTISCHEN  KÜNSTLERINSCHRIFTEN 

(Hierzu  Taf.  60.  61). 


Diese  Nachträge  entbalten  theils  bisher  unbe- 
kannte theils  uug:enügend  bekannte  Künstlerin- 
schrifteu.  Einerseits  sind  im  Jahre  1871  während 
meiner  Anwesenheit  in  Athen  mehrere  Inschriften 
dieser  Art  au  das  Licht  gekommen,  andererseits 
führte  eine  erneute  Prüfung  der  dort  befindlichen 
Steine  zu  einigen  nicht  unwesentlichen  Abweichun- 
gen von  früheren  Publicationen,  welche  entweder 
in  epigraphischer  oder  sachlicher  Beziehung  nicht 
ganz  genau  wareu.  Zunächst  lässt  sich  eine  An- 
zahl Tou  Varianten  definitiv  beseitigen;  dann  hat 
bisweilen  eine  vielleiclit  verzeihliche  Vorliebe,  die 
Namen  der  Inscliriften  aul  anderweitig  überlieferte 
Künstler  zu  beziehen,  Annahmen  hervorgerufen, 
welche  vor  epigraphischen  Bedenken  schwinden 
müssen.  Die  betreftenden  Inschriften  sind  zum 
gröfsesten  Theilc  auf  den  liierzu  gehörigen  Tafeln 
(10  und  Gl  in  möglichst  genauen  Facsimilien  abge- 
bildet '"),  welche  zugleich  eine  kleine  Uebersicht  über 
die  Entwickelung  und  Mannigfaltigkeit  athenischer 
Scbriftformen  gewähren  können.  Bei  der  Bespre- 
chung sei  es  mir  erlaubt,  mich  an  die  Reihenfolge 
meiner  tituli  statuariorum  sculploniinqiie  yraecorum 
anzuschlielsen,  deren  Zahlen  in  Klammern  neben 
die  laufenden  der  zwei  hier  beigegebenen  Tafeln 
gesetzt  sind. 

Die  Inschriften  des  Aristion  Taf.  60,  1  {liliil.  6) 
und  des  Gorgias  Taf.  HO,  2  {tiiul.  7)  sind  als  die 
ältesten  athenischen  Künstlerinschriften  von  be- 
sonderem Werth.  Der  Stein  des  Aristion,  auf 
welchem  von  der  Hauptinschrift  noch  Reste  der 
dritten  Zeile  erhalten  sind,  ist  eine  Platte,  welche 
in  späterer  Zeit  mit  einer  runden  Oeft'nung  ver- 
sehen wurde  und  als  Brunueumttnduug  gedient 
zu  haben  scheint.  Die  Platte,  welche  vor  dem 
Thurm   der    Winde  aufbewahrt  wird,    ist  jetzt    in 

'")  In  den  Zalilenungalicn  ist  da  des  Outen  vielleirht  zu  viel 
getban;  es  geseliali  dies  nicht  nur  aus  dem  allgemeinen  Grunde,  ein 
richtiges  Bild  von  den  Inschriflsleinen  zu  ermöglichen,  sondern  auch 
um  das  Verhältiiiss  der  Kiinsllerinschriften  zu  den  Weiheinschriften 
recht   deutlich  zu   machen. 


zwei  Theile  gebrochen,  deren  jeder  eine  der  In- 
schriften enthält.  Der  Ausdruck  arjua  deutet  mit 
Bestimmtheit  auf  ein  Grabmonument;  es  ist  daher 
nicht  ersichtlich,  weshalb  die  Inschrift  in  der  vor- 
trefflichen Sammlung  von  St.  Kumanudis  JIttixtiq 
eTiiygacpcti  tTrnvftßioi  (sv  ^&^vatg  1871)  keine 
Aufnahme  gefunden  hat.  Ein  wenig  regelmälsiger 
sind  schon  die  Züge  der  anderen  Inschritt  Taf.  60,  2, 
auf  ein  aus  dem  Zehnten  gelobtes  Weihegeschenk 
bezüglich;  die  verkehrte  Stellung  des  ^-f  am  An- 
fang der  Inschrift  beruht  wohl  auf  einem  Schreib- 
fehler. Der  Stein  befindet  sich  jetzt  in  den  Keller- 
räumen des  Varvakion. 

Von  der  Inschrift  des  Endoios  {Htul.  9  Kuma- 
nudis a.  a.  0.  No.  3090)  und  eines  des  Kritios  und 
Nesiotes  (iitiil.  10")  finden  sich  die  treuesten  Abbil- 
dungen auf  den  Tafeln  bei  Lebas  (VI  2,  VII  10). 

Den  Namen  eines  Kunstlers,  aber  einer  so 
alten  Zeit  recht  entsprechend  innerhalb  der  Weihe- 
inschrift, enthielt  auch  das  Fragment  Taf.  GO,  '6  (etwa 
0,20  hoch,  0,.S5  lang),  dessen  Buchstaben  denen 
des  Kritios  und  Nesiotes  am  meisten  gleichen;  das- 
selbe ward  in  Minuskeln  veröfl'entlicht  im  Arch. 
Anz.  1864  S.  235*  (von  Conze  nach  Postolakkas) 
und  in  Majuskeln  nicht  ganz  genau  im  Bullet.  1864 
S.  88.     Es  lautet 

.  .  6   XnAaQ}'£\i'g 
.  .  .  vng  eqyov 

und  die  Inschrift  war  offenbar  in  Hexametern  ab- 
gefasst. 

Hier  schliesse  ich  die  aeginetische  Inschrift 
{lihil.  11)  Taf.  60,  4  an,  welche  auch  im  Hermes 
V  469  ff.  behandelt  worden  ist.  Sie  befindet  sich  noch 
an  dem  daselbst  beschriebenen  Orte,  unterhalb  der 
Terrasse,  welche  einst  das  Heiligtiiuui  der  Artemis 
Aphaea  trug  (Pausan.  11  30,  3).  Die  Buchstaben 
sind  in  den  erhölieteu  Rand  etwa  einen  Ccntimcter 
tief  eingegraben;  gerade  so  viel  ist  im  Anfang  von 
der  Rinne  bis  zum  ersten  erkennbaren  Buchstaben 

3  * 


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wohl  absichtlich  abgenieilselt,  und  dies  scheint  die 
im  Hermes  a.  a.  0.  aufgestellte  Vermuthung  zu 
bestätigen,  dass  die  luschfift  mit  dem  Namen  der 
Gottheit  begann.  Die  untere  Seite  des  Steines  oder 
besser  der  Platte  ist  schräg  abgeglättet  und  zwar 
so,  dass  sie  auf  eine  ebene  Fläche  gelegt  die  Rinne 
an  der  geneigten  Seite  hatte;  hierdurch  wird  es 
nur  noch  wahrscheinlicher,  dass  der  Stein  als  Altar- 
tisch gedient  hat.  Der  Nariie  des  Künstlers  scheint 
doch  lAßlicov  gewesen  zu  sein,  wie  Stackeiberg 
giebt,  das  Wort  am  EndeL^Ar/äAo  (d.  h.  o  i>),  viel- 
leicht tälrlaXog:  doch  möchte  das  Erstere  vorzu- 
ziehen sein,  und  somit  hätten  wir  darin  den  Vater- 
namen des  weihenden  Künstlers  '/a\  erkennen;  die 
Inschrift  lautete  also  wohl 

Tijj  d-eu}  Tcjj  oder  zä  i^eü  zä  i]v  KioXiädaig 
Läßlliov  STznirjae  '^4Xziähov. 
Die    beiden  Eigennamen   stehen    freilich    bis  jetzt 
einzig  da. 

Die  aeginetische  Inschrift  ütiil.  14  liegt  au  dem- 
selben Orte;  das  genaueste  Faesimile  giebt  die  ex- 
pedition  de  la  Moree  III  Taf.  4G,  ö.  Von  dem  snolijaEv, 
das  Boeckh  nach  Prokeschs  Angabe  hinzusetzte, 
habe  ich  jedoch  auf  dem  Steine  keine  Spur  be- 
merkt, so  dass  die  Inschrift  aus  den  KUnstler- 
inschriften  zu  streichen  wäre. 

Ich  kehre  zu  den  athenischen  Inschriften  zurück; 
diejenige  des  Demetrios  Taf.  GO,  5  {tiiul.  19),  auch  im 
Hermes  IV  310  noch  nicht  ganz  genau  publiciert, 
ist  ozoixrjdnv  geschrieben;  auf  der  linken  Seite  ist 
der  Stein  in  der  Höhe  von  Zeile  4  erhalten,  welche 
im  Anfang  sicher  avzoj  hat.  Die  Weiheinschrift 
war  in  Hexametern  abgefasst,  deren  erste  Hälften 
in  Z.  3  und  4  deutlich  erkennbar  sind : 

zoj\idi   ov  Tilnvmv  aiöiL\£  ztiog  ^vyuzrjo'i  uu-u 

avziüi  xai  yeveüi  öna  .... 
Dem  Sinne  und  Ausdrucke  nach  zu  vergleichen  ist 
eine   im  Jahre  1864   auf  der   Akropolis  gefundene 
Inschrift,   welche   ich   augenblicklich   nur  nach  der 
griccliischen  Publication  in  Minusiicln  in  der  t(fi]us- 
Qig  Twv  (piknf.iai)iiJv  '1.  nxtiüßQiov  18(14  eitleren  kann: 
0at(huldrjg  aveO^tjxtv  ^d-rjvaiai  znö    ayal/ita 
vog  Tlqonäqynii  Ilooßaliaini:,  (;>  av  Jog  nXßnv 
avztü  xai    nuia'iv  zo'ig  t    iniyiyvnfiirnig. 


Die  Inschrift  des  Demetrios  ist  übrigens,  wie  man 
sieht,  nacheuklideisch,  gehört  aber  doch  schon  etwa 
in  die  IdO.  Olympiade:  der  Künstler  kann  also  sein- 
wohl  mit  dem  bekannten  ..Naturalisten"  identisch 
sein  '). 

Die  an  diese  Inschrift  in  den  tituH  p.  7:')  ge- 
knüpfte Behauptung,  dass  nämlich  Pittakis  beinahe 
niemals  Inschriften  erfunden  habe,  "erhalte  ich  trotz 
der  Gegenbemerkung  des  Herrn  Recensenteu  im  Lite- 
rarischen Centralblatt  (1871  S.  8s7)  aufrecht;  ebenso 
urtheilt  auch  K.  Keil  im  N.  Rhein.  Mus.  XVII  (1862) 
S.  60  und  R.  Neubauer  commentationes  epigraphicae 
S.  131.  Die  Zahl  seiner  Erfindungen  ist  unter  den 
von  ihm  veröffentlichten  Inschriften  verschwindend 
klein ;  sie  werden  meist  einer  sehr  unverhüllten  pa- 
triotischen Tendenz  verdankt ')  und  sind  eigentlich 
nicht  im  Stande,  ernstlich  zu  täuschen. 

Dass  tiliil.  19  (Taf.  60,  0)  die  Künstlerinschrift 
eines  Apollodoros  ist,  vielleicht  des  bekannten 
(Brunn  I  39S),  wird  nach  der  Stellung  der  Spuren 
über  dem  Namen  nicht  mehr  bezweifelt  werden 
können. 

Der  ersten  Hälfte  des  vierten  Jahrhunderts  ge- 
hört die  metrische  Inschrift  Taf.  60,  7  an,  welche 
bereits  im  Jahre  18G6  gefunden  sein  muss,  aber  bis 
jetzt  völlig  unbekannt  geblieben  ist.  Umwandert 
man  vom  Piräeus  kommend  die  Landzunge  Eetio- 
neia,  deren  bisher  nicht  hinlänglich  beachtete  Be- 
festigungsreste für  das  Verständniss  von  Thukydides 
VIII  90  ff.  wichtig  sind,  so  wird  mau  allmälilich  in 
die  stille  kleine  westlich  von  der  Landzunge  ge- 
legene Bucht  ^)  geführt,  welche  an  drei  Seiten  von 
niedrigen  Hügeln  umzogen,  im  Alterthum  auch  gegen 
das  Meer  hin  durch  eine  Mauer  abgeschlossen  war. 
Hier  deckte  im  Jahre  186G  ein  Privatmann  eine 
Reihe  von  seehs  grofsen  Altären  aus  weil'sem  Mar- 
mor auf,  welche  sich  auf  einer  Substruction  von 
Piräischem  Kalkstein  erhoben.  Die  ganze  Anlage 
ward  bald  darauf  von  dem  Eigenthümer  des  Platzes, 
der  den  wüsten  und  unfruchtbaren  Strich  in  einen 
Garten   umwaudelu  wollte,  zerstört^),    einige  Mar- 

')  Cii'siliiclilc  iltT  giiech.   Künstler  I  '.'.i.')  IT. 

«,  VVif  die  lies  Anlenur  tilui.  (213]  und  die  des  l'raNileles  |-."iy]. 

^;  Sie   lülirl  jrl/.l   ileii   sonderbyren   Namen   KootifJVtütcjtiv. 

*)  Im   Anh.   An/..    IMili   S.  2I9*  ist   iilier  die    Kntdeckuiis  .sebr 


21 


morplatten  sind  zur  Fassung  einer  Cisterne  benutzt, 
andere  in  einem  nahe  gelegenen  Kalkofen  verbraueht, 
in  welchem  wir  noch  Stücke  weissen  Marmors  sahen. 
Drei  Steine  mit  Inschriften  fanden  wir  noch  an 
Ort  und  Stelle;  darunter  die  Künstlerinschrift, 
deren  sehr  schöne  Buchstaben  in  einen  einfachen 
pentelischen  Marinorblock  (0,55  lang,  0,445  hoch, 
0,4s  tief)  gegraben  sind,  der  an  der  oberen  Fläche 
eine  viereckige  Vertiefung  aufweist.  Die  Inschrift 
lautet: 

Uv&ojr   Egufi  ayctl/ita    EofioaTgäTov  Aßdrjo!Ti]g 

karrjaeu  nnXXag  ü-rjaduevog  nnXrjag. 

EvcpQoii'  e^ennirjO  nvx  ddar/g  UäQing. 
Die  Verse  sind,  wie  man  bemerkt,  nicht  unbedenklich. 
Unser  Abderit  war  vielleiciit  ein  Vorfahr  des  reichen 
und  vornehmen  Python,  welcher  nach  dem  Zeugnisse 
des  Diodor  *)  .seine  Vaterstadt  Abdera  dem  Eumenes 
im  Jahre  1 70  v.  Chr.  verrieth.  Hermes  kann  hier  im  All- 
gemeinen als  Gcleiter  der  Reisenden  {odiog,  Ivöding) 
gemeint  sein,  oder  auch  als  der  besondere  Gott  der 
Kaufleute  {f.ninn?.a7ng):  das  blofse  -fhpäuevng,  des- 
sen sich  Python  bedient,  macht  das  erstere  wahr- 
scheinlicher. Die  Künstlerinschrift  schliefst  sich  der 
Weiheinschrift  unmittelbar  an,  sie  ist  metrisch  abge- 
fasst,  wie  jene  (auffallender  Weise  als  Pentameter) ; 
zwei  Eigenthümlichkeiten,  welche  wesentlich  der 
älteren  Zeit  zukommen  (/«/?/iJ  S.  Hl  und  17).  Wenn 
Euphron  identisch  ist  mit  dem  von  Plinius  (XXXIV 
51)  bei  der  IK^.  Olympiade  aufgezählten  Künstler, 
so  könnte  mit  dieser  Zeitangabe  im  äufsersten  Falle 
nur  das  Ende  seiner  Lebenszeit  bezeichnet  sein.  Das 
naive  Selbstlob  des  Künstlers,  das  in  dem  oix  adarjg 
und  auch  in  dem  Ausdruck  E^ennlr^ae  ausgesprochen 
ist,  entspricht  ebenlalls  durchaus  dem  Sinne  der 
alten  Zeit  (tUiil.  1.  .5.  12.  15.  p.  IG:!  tif.  1.  3.  7b.  8. 
u.  s.  w.);  zwei  der  hierher  gehörigen  Inschriften 
itiliil.  1  und  p.  IdO,  8)  beziehen  sich  zufällig  auch  auf 
Künstler  von  Faros.  Diese  Insel  konnte  den  An- 
spruch erheben,  eine  unverhältnissmäfsige  Zahl 
gTofser  Künstler  hervorgebracht  zu  haben:  Aristan- 
der,  Agorakritos,  Thrasymedes,  Skopas,  Lokros  und 

kurz  urul  vor  ihrer  l!eendij;iing  hcriiii'.el.  Eine  genauere  Kennlniss 
des  in  mehreren  lleziehungen  wichtigen  und  interessanten  Punktes 
jst   nun   vöihg   uninnglich   geworden. 

^)   Frarjm.   Hb.   XXX    (j   exe.   de  virl.   et  vil.   p.  309V.  ö/SVV. 


woid  Kolotes.  Vielleicht  fügt  schon  unser  Euphron 
nicht  ohne  Stolz  das  Ethnikon  hinzu  (vgl.  tiliil.  p. 
1G7,  15.  16),  das  iu  späterer  Zeit  {titul.  154),  auch 
für  die  in  Italien  arbeitenden  Künstler  {tilnl.  140. 
141)  eine  ähnliche  Empfehlung  sein  mochte,  wie 
der  Zusatz  des  Llfyqvalog  (s.  tiiul.  S.  45)"). 

Da  die  beiden  anderen  an  demselben  Ort  be- 
findlichen Inschriften  von  weiter  reichendem  Inter- 
esse sind,  so  füge  ich  sie  hier  bei.  Die  eine  der- 
selben befindet  sich  auf  einer  länglichen  sehr 
zerstolsenen  Basis  aus  peiitelisehem  Marmor  ") 
(0,80  hoch,  0,42  breit,  0,31  tief). 

PAlA^Cf///  AAEO  Wllllll 

SnTHPIANEOÄ 
d.  i.: 

naideg  .  Xlso  . .  (Vatername)  [z/tt? 
aiü-ürJQi  avsiy[rixav 

Dass  Zeus  aioTrjq  im  Piräeus  verehrt  wurde,  ist 
bekannt  genug');  doch  wäre  es  immerhin  möglich, 
dass  hier  eine  andere  Gottheit  so  bezeichnet  ist. 

Die  zweite  Inschrift  ist  phoenikisch;  mein  Freund 
Geizer  fand  sie  auf  einem  altarähnlichen  Steine, 
welcher  oVjcn  durch  Voluten  abgeschlossen  ist.  Die 
Uebersefzung  ist  nach  dem  Prof.  Levy  in  Breslau 
folgende:  ..Dies  ist  der  Altar,  welchen  (weihte) 
Ben-Chodesch  (d.  i.  Numenios)  Sohn  Baaljathons 
Sohnes  Abdesmuns  des  Schuffeteu",  aus  Kition  ;  sein 
Gelübde  segne  mächtiger  Soeben '). 

In  jener  heimlichen,  dem  Geräusche  des  Hafens 
völlig  entzogenen  Bucht  werden  wir  uns  also  einen 
geweiheten  Ort  vorzustellen  haben,  an  welchem 
Schiffer  und  Reisende  aller  Nationen  nach  iiirer 
heimischen  Weise  den  religiösen  Bedürfnissen  ge- 
nügen konnten,  welche  sich  etwa  vor  oder  während 
der  Fahrt   geltend  gemacht  hatten. 

Die  Inschrift  Tal.  60,  8  (litiil.  21)  liegt  auf  der 
Akropolis    ein    wenig  östlich   von   dem  angeblichen 

')  An  deniselhen  Orte  ward  ein  leln'iisgrcjrser  Pnrlr.iilKüpf  eines 
bilrtigen  Mannes  gefunden,  »elcher  jetzt  im  Varvakion  aufhewahrt  wird 
(Hyc().ti.  fiaijnuij.  lä"2'i).  Ilerseihe  zeigt  entschieden  archaischen 
Charakter,  und  ich  möchte  ihn  daher  mit  (iein  Werke  des  Enphrou 
auch    nicht   verniuthungsweise   in   Heziehung   setzen. 

')   Ungenau   veröffentlicht   im   Arcli.    Anz.    KSIiti   .S.  '.'ill*. 
*)   Siraho  IX  15   p.  :i9(j  C;    vgl.    I'ausan.   11,3.      Leake    T.ipn- 
graphie  vun  Athen   (iihers.  von   Baiter  und   Sauppe)  S.  262  Note  7. 
°j   hiiier  im   l'iräeus  vgl.   U.   höhler  Hermes  V  ^  1  (T. 


22 


Fufsgestell  der  Athena  des  Pliidias.  Sie  ist  iu  sehr 
regelmäfsigen  kleinen  Buchstaben  geschrieben  und 
gehört  zunächst  ganz  aligemein  in  das  vierte  Jahr- 
hundert, aber  wohl  nicht  in  den  Anfang  desselben. 
Schon  dies  begünstigt  nicht  eine  Identificicrung  des 
Künstlers  mit  dem  als  Genossen  des  Polyklet  be- 
kannten Naukydes,  dessen  spätere  Lebenszeit  schon 
in  Ol.  95  zu  fallen  seheint'").  Weniger  günstig 
noch  ist  dieser  Auffassung  der  Rest  des  ersten 
Buchstaben,  welcher  vielmehr  auf  ein  A  führt  und 
die  Ergänzung  des  athenischen  Herausgebers  |  Vl\av- 
xvdrjg  wahrscheinlich  macht  (icfi]i.i.  3HS9).  So  wird 
auch  Jahns  Vermuthung  unhaltbar,  dass  jene  In- 
schrift sich  auf  einen  widderopferndeu  Phrixos  des 
Naukydes  bezogen  habe,  welcher  sich  auf  der  Burg 
von  Athen  befand  ' '). 

Von  der  Inschrift  Taf.  60,  9  (ütul.  33),  welche 
nahe  der  nördlichen  Halle  des  Erechtheion  aufge- 
stellt ist,  findet  sich  die  genaueste  Abschrift  wieder 
bei  Lebas  {inscr.  I  n.  14);  sie  möchte  so  zu  lesen 
sein: 

Kv]öiov  ' AnnlknöoJQOV  (DQ£\äQQing 
'Ad^rjvä  Tlohädi  avei}rj\xsv 
' E^rjxeazng  ennrfiEr 
Der  Name  des  Künstlers  ist  vollkommen  sicher. 
Die  Inschrift  des  Strabax  Taf.  60,  10  (tiUd.  34) 
ist     zu    wiederholten    Malen  ")     genau     verööent- 
licht  worden;  dies  noch  einmal  zu  thiin,  dazu  ver- 
anlasst mich  die  Vernuithung  des  Herrn  Kecensen- 
ten  im  Literar.  Centralblatt,  Bursian  (1^71  ö.  1^88), 
dass  diese  Inschrift    nämlich    in  die   römische  Zeit 
zu  rücken  sei,  weil  ein  Künstler  Strabax  (Taf.  (il,  29; 
/(/(//.  113)    nach    den    Buchstaben    seiner    Inschrift 
sicherlich  jener  Epoche  angehöre.    Dies  Letztere  ist 
unbestreitbar;   gegen   die  Identität  beider  Künstler 
aber  spricht  geradezu  Alles,  früher  auch  der  Reccn- 
sent   selber,   welcher  bei  Gelegenheit   der  Inschrift 
Taf  (JO,  lu  im   K.   Rhein.  i\Ius.  X  020    wörtlich    so 
sagte:  ^mit  Recht  setzt  Ross,  dem  Brunn  folgt,  den 

"J   liriinn   1   -.'/'J. 

")  Ar.h.  V.M.  IS()2  XX  :iU7  nach  l>lm.  \\.\1V  H(l  uii.l  l'üiisau. 
12'., -J. 

■'  /^'/'/.i'.  II.  726.  —  L.  Hoss  Artli.  Zip.  184  4  -'iS.  — 
Uruon  I  400.  —  Hangabe  II  ii.  II 78.  —  Heuli-  l'acropole  £  Athene» 
I  3J3.  —   I,p|):is  inscr.  I  I.M. 


Künstler  in  die  Mitte  des  vierten  Jahrhunderts  v.Chr.- 
Es  wäre  von  vorn  herein  freilich  nicht  unerlaubt, 
an  einen  absichtlichen  Archaismus  zu  denken,  be- 
sonders weil,  wie  Bursian  treffend  bemerkt,  die 
Erwähnung  des  Areopags  als  der  Behörde,  welche 
eine  Statue  errichtet,  mehr  der  späteren  Zeit  zuzu- 
kommen scheint;  —  allein  die  Künstlerinschriit 
zeigt  trotz  der  offenbaren  Flüchtigkeit  und  Sorg- 
losigkeit, mit  der  sie  am  oberen  Rande  des  Steines 
eingehauen  ist,  alte  Charaktere,  während  anderer- 
seits iu  der  Inschrift  des  jüngeren  Strabax  ^Taf.  (j2, 
29)  arglos  die  späteren  Formen  gebraucht  sind,  so 
sorgfältig  sie  auch  geschrieben  ist,  sogar  in  der 
Anordnung  der  Buchstaben  —  aroixrjdov  (hierin  ist  die 
erste  Zeile  auf  der  Tafel  nicht  ganz  genau)  —  ihrem 
älteren  Vorbilde  folgend.  Die  Beispiele  von  Gleich- 
namigkeit älterer  und  späterer  Künstler  sind  nicht 
mehr  allzu  selten  ")  (s.  auch  Taf.  62, 15.16);  es  war 
für  die  jüngeren  ein  so  leichtes  Mittel,  die  Aufmerk- 
samkeit von  vorn  herein  auf  sich  zu  ziehen,  und 
ward  auch  nicht  blofs  auf  diesem  Gebiete  in  An- 
wendung gebracht  "). 

Die  Inschrift   ütul.  35  c,    welche   am  Schlüsse 
bietet 

KrjffiaodoTog  TqtaQxng  lAOr^valoi  snnltjocev 
habe  ich  in  Megara  nicht  aufzufinden  vermocht;  im 
Text  zu  Lebas  II  n.  2;i  a  berichtet  Foucart  jetzt, 
dass  sie  dort  in  Marmaria  Spilaia  zum  Vorschein  ge- 
kommen sei.  Der  Recenseut  in  den  Gott.  Gel.  Auz. 
IbTl  S.  603,  Herr  Benndorf  meint,  die  Inschrift  habe 
wahrscheinlich  für  einen  Hexameter  gelten  wollen, 
„da  diese  beiden  Künstler  sich  sonst  ohne  das  Eth- 
nikon  nennen."  Dies  letztere  ist  richtig,  aber  der 
Zusatz  erklärt  sich  auch  vollkommen  befriedigend 
dadurch,  dass  die  Künstler  el)eu  nicht  in  ihrer  Hei- 
niath  arbeiteten'').  Nur  durfte  gerade  ein  Recen- 
seut, welcher  sich  a.  a.  0.  S.  621  f.  doch  so  nach- 
drücklich gegen  die  Annahme  der  Firmenartigkeit 
in  den  griechischen  Künstlerinschrifien  erklärt,  das 
Autfalicude  eines  solchen  einmaligen  Zusatzes  nicht 
hervorheben,    ohne   sieh  damit  einer  merkwürdigen 

'^}   Tiiuli  p.  4  j  11'. 

";   L.   Friedlaiidcr  Sittengeschiclilo  der  KiinuT  Ii  :>S7  II. 

'')    TUuli  p.  15  noi. 


23 


Inconsequenz  schuldig  zu  niaclieu.  Ebensowenig 
durfte  er  mir  dann  (S.  627)  das  zugeben,  dass  ich 
„nicht  ohue  Wahrscheinlichkeit"  in  den  Vaternamen 
der  Künstler  zugleich  Namen  von  Künstlern  sähe. 
Denn  damit  ist  ein  gewisser  fester  Factor  der  In- 
schrift und  somit  ein  Theil  der  Firmenartigkeit  wie- 
der zugegeben.  Eine  gröfsere  Beweglichkeit  des 
Ethnikon  habe  ich  nicht  in  Abrede  gestellt,  aber 
das  ändert  nichts  an  der  Hauptregel;  s.  tilul.  S.  15  f. 
Die  vier  verschieden  abgefassten  Inschriften  des 
Steinschneiders  Dexamenos  wird  man  als  ein  schla- 
gendes Beispiel  von  Irregularität  zwar  gern  aner- 
kennen, nur  nicht  gegen  die  Inschriften  der  bilden- 
den Künstler.  Bei  einem  so  kleinen  Räume,  wie 
ihn  eine  Gemme  bietet,  steht  dem  Künstler  ja  ge- 
wöhnlich die  Fassung  seiner  Inschrift  nicht  frei; 
dann  bilden  auch  Schrift  und  Darstellung  da  ge- 
wissermal'sen  ein  Ganzes,  und  ein  ungehöriges  Mehr 
oder  Minder  in  der  Inschrift  entstellt  hier  das  Bild. 
Die  Steine  des  Dexamenos  {comple  rendu  1861 
Taf.  VI  10,  1SI16  Taf.  III  40,  1868  Taf.  I  12)  ver- 
rathen  gerade  in  dieser  Beziehung  ein  sehr  richtiges 
Gefühl;  und  diese  Inschriften  dienen  so  vielmehr 
—  um  anderer  zu  geschweigen  —  als  Stütze  für 
die  Ansicht,  dass  Benndorf  und  wohl  auch  An- 
dere von  einer  zusammenhängenden  Behandlung 
aller  Künstlerinschriften  vorläufig  einen  zu  grofseu 
Gewinn  für  das  Ganze  erwarten.  Denn  die  Inschrif- 
ten der  verschiedenen  Arten  von  Künstlern  fallen 
eben  zu  wenig  unter  die  gleichen  Gesichtspunkte, 
wie  denn  die  Inschriften  der  Vasenmaler,  welche 
doch  vorwiegend  in  Betracht  kämen,  in  den  aller- 
meisten Fällen  eine  formelle,  epigraphische,  aber 
nicht  eine  sachliche  Behandlung  erfordern. 

Die  Inschrift  des  Demetrios  von  Ptelea 
Taf.  60,  12  {titiil.  40),  welche  übrigens  auch  in  der 
IprjuEQi'g  (1862  Taf.  32,  3)  treu  nachgebildet  ist, 
scheint  viel  zu  früh  angesetzt  zu  sein;  allein  die 
Buchstaben,  welche,  obgleich  zwischen  Linien  ge- 
setzt, doch  sehr  unregelmäfsig  sind,  haben  eigent- 
lich keinen  recht  entschiedenen  Charakter;  sie  glei- 
chen auch  durchaus  nicht  denen  des  anderen  Deme- 
trios von  Ptelea,  des  Sohnes  des  Philou  Taf.  61,33 


{tilul.  117).    Sollte  hier  eine  zugleich  mit  der  Basis 
später   erneuerte  Inschrift  vorliegen? 

Ich  komme  zu  der  Inschrift  des  Nikomachos, 
Taf.  60,  13  (titiil.  44a)  welche  noch  dem  vierten  Jahr- 
hundert augehören  kann.  Herr  Bursian  (a.  a.  0. 
S.  888)  und  Herr  Benndorf  (a.  a.  0.  S.  604  f.)  hal- 
ten für  ausgemacht,  dass  Nikomachos  der  attische 
Archon  vcm  Ol.  109,  4  sei,  wie  K.  Keil  bewiesen 
habe"^),  welcher  eine  Abschrift  Stephani's '')  be- 
nutzte. Dass  mir  dieselbe  nicht  unbekannt  geblie- 
ben war  vielleicht  daraus  zu  ersehen,  dass  gerade 
die  betreffende  Schrift  Stephani's  an  der  Stelle 
{titiiL  S.  85)  citiert  wird.  Die  Abschrift  dieses  sonst 
so  genauen  Gelehrten  ward  aber  absichtlich  bei 
Seite  gelassen,  weil  es  unmöglich  war,  eine  Copie 
für  treu  zu  halten,  welche  durchgehends  das  a  in  der 
Form  von  /\  bot  und  dennoch  beanspruchte,  die  In- 
schrift einer  so  alten  Zeit  anzuweisen.  Herr  Stephani 
muss  den  in  der  Apsis  der  kleinen  Metropolitankirche 
hoch  oben  eingemauerten  Stein  nur  von  unten  gelesen 
haben.  Dass  Keil  den  Widerspruch  übersah,  ist  ein 
Versehen,  welches  diesem  Gelehrten  gegenüber 
nicht  der  Erwäimung  werth  schien.  Dass  ich  Recht 
daran  that,  mich  auf  Leake's  Copie  zu  verlassen, 
beweist  die  hier  gegebene  Abschrift,  welche  aucii 
mit  einer  von  Herrn  Köhler  genommenen  durchaus 
übereinstimmt.  (Pentel.  Stein  1,  15  lang,  0,  22  hoch.) 
2    ävsOrjxe  KXeidtj/iing  Bleidiovog  Uhod-evg 

'EQE"/9-f]ig  di'ÖQiüv  svlxa 

MsvEzelrjg  MivrjTog  l^vayvQÜaiog  i%OQ^'/e 
5  ^LdQUTog  ldQyi]ing  ip)X[ei 

Nixöuayng  inoirjasv 

Die  Vermuthung,  es  möchten  hier  zwei  Steine 
zu  trennen  sein  {tilul.  S.  86),  ist  unrichtig.  Keil 
nimmt  a.  a.  0.  S.  75  vielleicht  mit  Recht  an,  dass 
die  erste  nur  noch  wenig  erhaltene  Zeile  mit  dem 
dvi&rjxev  der  zweiten  einen  Hexameter  gebildet 
haben  möge,  welcher  die  Weihung  an  Dionysos  aus- 
sprach. Es  bleibt  aber  dann,  wie  auch  er  bemerkt, 
immer  noch  autfallend,  dass  die  Widmung  von  Klei- 

*^j   Milanges  greco-romaiiiti  II     IS*)'.!)   S.  7i  ff. 
")   Ki'ise    durcb    einige  Gegenden  des  nördliclien   Griechenlands 
Taf.  VI  n.  81   s.  S.  Uti. 


24 


deiuus,  und  uicht  vieluiehr  von  dem  sicgrcichcu 
Choregen  Meueteles  ausgieng.  Zu  der  Aunalinie, 
dass  die  drei  Zeilen  der  choregischen  Inschrift  spä- 
ter liinzugefügt  seien  (Keil  S.  75),  liegt  auch  in 
epigraphischer  Beziehung  keine  Veranlassung  vor. 
Uebrigens  steht  nichts  im  Wege,  diesen  Nikoniachos 
mit  dem  Künstler  einer  anderen  Inschrift  auf  der 
Burg  (litid.  44)'*)  zu  identificieren. 

Die  grosse  Inschrift  tilul.  45,  in  zierlichen  Buch- 
staben des  vierten  Jahrhunderts  geschrieben,  befin- 
det sich  auf  einer  später  als  Baustein  verwendeten 
pentelischen  Basis  (0,68  hoch,  0,25  breit,  0,175  tief), 
welche  in  vier  Stücke  gebrochen  jetzt  in  den  Kel- 
lerriiumen  des  Varvakion  liegt. 

Der  Anfang  sieht  so  aus: 

«iVPEObliilTt  .  .  •  •  OYAA 

«VAAMArOHZA^OAITEIA0f  i  |  [oölit]  az- 

£r;>.\NnOEN  rESYPOTilNAH  [^iorüv 

ariOECANTEIAc|^PO|l[<'r/; 

Im  0  fehlt  nicht  selten  der  Punkt.  / 

Von  deu  Namen  sind  folgende  sicher  festzu- 
stellen : 

Z.    6    Jll\xoi.iivPig 

Z.    9    .  .  yeinq 

Z.  VA    .  ■  ffii.rjng 

Z.  17    i:('Jxf/,7'"'i''  Ejii^tjitnvng 

z. 20  irnos: Aiy^y \pro\'i'^i '-^»rivmTtnv 

Z.  23    .  .  Imng 

Z.  28  .  .  QÜTTjg  .  .  o&eiXov 
Nur  die  zwei  letzten  Zeilen  bilden  die  Inschrift  des 
Künstlers;  die  Ergänzung  seines  Namens  iu  ylvo\- 
iag  bleibt,  da  der  Vater  Lysimachos  heilst,  nach 
der  Gewohnheit  griechischer  Namengebuug  immer 
noch  die  wahrscheinlichste. 

Die  Inschrift  des  Mikion  Taf.  ()(),  14  {Hl id.  47) 
steht  auf  einem  hymcttischen  Steine  (",20  hoch, 
1,01)  breit,  0,öü  tief),  welcher  westlich  von  dem  Par- 
thenon an  der  Mauer  liegt.  Die  Buchstaben  der 
Klinstierinschrift  deuten  auf  das  zweite  vorchrist- 
liche Jahrhundert,  während  der  in  der  späteren 
Weiheinschrift ")   genannte   Domitius  Alienobarbus 

"*)  In  ikTSellicn  isl  iiiich  /.  II  diiri-h  ein  \'iTS*'lit'ii  ffit/  j.äi^og 
eij'V^S  ausgefallen. 

")  Es  ist  zu  IdMililfn,  da-s  mi'  üucIi  kU-inerc  (-'im  imii  luil,  als 
die  des  Künstlers. 


ohne  Zweifel  der  Cousul  des  Jahres  5!  ist.  Wenn 
aber  das  Werk  des  Mikion  in  der  That  identiscli 
war  mit  dem  von  Dio  Chrysostomos'")  in  Athen 
gesehenen  Bilde  des  Alkibiades,  das  auf  einen 
Ahenobarbus  umgeschrieben  war,  so  müsste  es  doch 
lauge  nach  dem  Tode  des  Alkibiades  verfertigt  ge- 
wesen sein. 

Die  Inschrift  tilnl.  4s,  welche  deu  Namen  Spio- 
dros  enthält,  suchte  ich  in  dem  Dorfe  Menidhi, 
wo  sie  sich  befinden  soll,  vergebens.  Sie  ward  her- 
ausgegeben in  der  EcprjixEQig  n.  2735  und  neuerdings 
von  Kuuianudis  'AitiTirig  suiygacpal  ETiiTv^cßint. 
No.  3;Ju;),  welcher  dieselbe  also  als  eine  Grabin- 
schrift betrachtet. 

Die  zwei  Inschriften  Taf.  61,  15  {til.  50)  und  16 
bieten  wieder  das  Beispiel  zweier  gleichnamigen, 
aber  nach  der  Form  der  Buchstaben  weit  getrennten 
Künstler:  während  der  ältere  Batou  dem  vierten 
Jahrhundert  anzugehören  scheint,  verweisen  deu 
jüngeren,  dessen  Inschrift  ebenfalls  in  L4y.  ^t]fif]- 
TQtov  Katt](p6qrj  gefunden  ist,  seine  Buchstaben  in  ' 
die  römische  Zeit. 

Die  Inschriften  des  Künstlers  Kaikos then es 
Taf.  61,  19.20  {tilul.  53  a,  b)  haben  sehr  verschiedene 
Schriftformen  (tt,  ö),  doch  gleichen  der  Küustler- 
inschrift  19  die  Buchstaben  der  Weiheinschrift  von 
2o  so,  dass  man  auf  die  Vermuthung  kommt,  es 
sei  hier  der  Künstler  später  hinzugefügt  worden, 
besonders  da  auch  die  Buchstaben  seiner  Inschrift 
grölser  sind  als  diejenigen  der  Widmung,  ein  Ver- 
hältniss,  das  sich  sonst  schwer  nachweisen  lassen 
möchte. 

Die  Inschrift  der  zwei  Künstler  Kaikosthenes 
und  Dies  Taf.  61,  17  {lilul.  irJ)  befindet  sich  auf 
einer  sehr  abgeblätterten  pentelischen  Basis  (0,7(i 
hoch;  (1,03  breit;  0,24 — 0,26  tief),  welche  westlich 
vor  dem  Parthenon  steht|: 

'A7in]imiiji'\ing  .  .  . 
l4\cpidv[aio]g  [ii]i' 
d-jvyaziQa  l4\v\Ü£iiila\v 

'")  Or.  37,  iO  p.  rj.'  U.  y.i'i  Emp.  fttiaatifiJif  xai  jöv'Akxi- 
ßi<h)t]r  Tor  y.Ki.br  luv  Ai.ntluv  uvx  &W  onov,  v).r}V  ditnaii- 
uijt'  (f  xiü.i{i  Tijg'EX)i.ciiios,  (niyottifiir  't}(üViH  Xu).xonu)yu)VOi. 


25 


5  xor[t|  o  &£7og  Oi'Xi[ddt]g 

x[ai  //l  ^njzr^Q   (Jnlco  .  .  . 

a\vsfft]xav 

10     £]ni  \e\Qel\ag  n£VT£T7]Qtdo[g  xrjg 
'/£Joo[x|Ae'r)i'g   (l)'kvi(i)\g 
Kat[xoa9^ivrjg  Jijrjg  '^nnXMvi'do\v 
\(l)v).äaioi  lnoi\r]aav. 
Z.  ß.    Als  den  Namen   der  Mutter  vermuthete  Keil 
(Philologus  XXIII  594)  JirfiXrj;   doch  ist  zwischen 
dem  Q  und  (p  nur  ein  unregelmäfsiger  Strich,   und 
der  Name  mag  (DiXiovIg  oder  dergl.  gewesen  sein. 
Das  Demotikon  der  Künstler  kann   natürlich  auch 
als  (Dlväaini  ergänzt  werden,  da  die  Inschrift  mit 
denselben    Künstlernamen    Taf.  Gl,  18    (litul.   52a) 
ausser  der  entsprechenden  Lücke  nur  die  Endbuch- 
staben .  .  (Tini   enthält.     Diese  Inschrift  zeigt  übri- 
gens, wie  mau  sieht,  jüngere  Buchstaben,  die  aber 
sehr   sorgfältig    eingehauen    sind.     Die   betreffende 
Basis  befindet  sich  im  Theater  des  Dionysos. 

Das  Fragment  tilnl.  56  gehört  frühestens  in  das 
zweite  Jahrhundert;  lilnl.  .59  für  eine  Künstlcrinschrift 
zu  halten,  liegt  kein  Grund  vor:  alle  drei  fragmen- 
tierten Zeilen  sind  in  gleicher  Grölse  und  in  gleichem 
Abstände  von  einander  geschrieben. 

Die  Inschrift  des  Eutychides  Taf.  Gl,  21 
{titiil.  Gl)  ist  zwischen  Linien  und  doch  sehr  unsorg- 
fältig in  einen  hymettischen  Stein  gegraben  (0,45 
hoch;  0,95  lang),  welcher  jetzt  in  eine  Ecke  der 
Kirche  tov  ay.  xätpov^^)  eingemauert  ist.  Sie  möchte 
frühestens  am  Ende  des  dritten  Jahrhunderts  ge- 
schrieben sein  und  bezieht  sich  daher  schwerlich 
auf  den  bekannten  Schüler  des  Lysipp,  welchen 
Plinius  in  die  121.  Ol.  setzt"). 

Ich  komme  nun  zu  der  Familie  des  Eucheir 
und  Eubulides,  Taf.  61,  22 — 28,  welche  in  der 
letzten  Zeit  eine  besonders  reiche  Vermehrung  er- 
fahren hat.  Zu  den  sechs  bisher  bekannten  In- 
schriften tiluli  107"'),  a,  h,  c,  d,  108  treten  zunächst 
drei  andere  aus  Athen 

'")  A.   Mommsen  Athenae  christianae  S.  27   unter  n.  24. 

")   Brunn  1  411  ff.     Overbeck  Scliriflquellen   l.öliOff. 

")   Den    (iurt    erwähnlen    Diogenes    hol    Hr.   höhler  im    Hermes 
VII  4  mit  dem   Plirurari-Iien   Hes   l'iraeus  identiticiert.     So  vermuthete 
auch  K.  Keil   l'hilol.  Will  i'j:!. 
Ai-cliyolo^.  Zig.  Jjiiißaiig  XX)'. 


Taf. 62,  22  El'ysio  Evßoi>).t'dni>  KoioTTi'ötjg  errntjale 
.,  ,,  24  Ei'xsiQxai  Eiißovklör^gL4l>>]valnifnoirjaav 
„  „  28  EußnvXidrjg  Evyeiqng  KQioTttötjg  snnrjaev, 
welche  auf  sehr  ähnlichen  hohen  und  länglichen 
Basen  aus  hymettischem  Marmor  mit  uuterm  Ab- 
schluss  bei  der  Abtragung  eines  Tiiurmes  an  der 
Stelle  der  Panagia  Pyrgiotissa ")  im  Jahre  1871 
an  das  Licht  kamen  (22:0,28  hoch;  1,4.3  lang; 
0,59  breit.  —  24:0,82  hoch;  1,48  lang;  0,57  breit 
—  28:  0,73  hoch;  1,445  lang;  0,52  breit;  auch  die 
fast  verlöschte  Inschrift  lilul.  107  b  ist  ebenda  auf 
einer  ähnlichen  Ba.sis  gefunden,  welche  0,80  hoch, 
1,60  lang,  0,65  breit  ist). 

Hierzu  gesellt  sich  als  zehnte  eine  Inschrift  aus 
Megara'^)  in  der  Kirche  der  Hypapanti  auf  einer 
Stele  aus  grauem  Blarmor  befindlich: 
dmvvandiüQov  XaQildnv 
0   düfing  dvsd^rjxsv 
aQSxäg  t'vexsv  y.al  svvolag 
lag  elg  avtöv. 
EvyjiQ  L4&rjvalog  ennlrjaev. 
Da  diese  Inschrift   bis  jetzt  nur  in  Minuskeln  ver- 
öffentlicht ist,   so  lässt  sich  über  die  etwaige  Iden- 
tität dieses  Eucheir  mit  dem  unserer  Taf.  Gl,  22  noch 
nichts   sagen.  ■ —   Die    zehn   bekannten  Inschriften 
der  Familie  vertheilen  sich  also  in  folgender  Weise: 
zwei  auf  einen  Eucheir,   sechs  (tihd.  107,  a,  b,  c,  d. 
Taf.  Gl,  24)  auf  Eucheir  und  Eubulides,  zwei   (Taf 
61,27,28)  auf  Eubulides  allein. 

Hierzu  kommen   zwei  Inschriften  anderer  Art: 
in  der  einen   derselben'")  —  aus   dem  Piräeus  — , 
in  welcher  der  Katli  die  Epimeleten  irgend  eines 
Werkes    aufzeichnete,    findet    sich    Col.   B.    Z.  28 
Evßovlidrjg   Evyeigog   Kqioniörjg.      Die    andere    ist 
eine    der    delphischeu    Proxenielisten,    welche    von 
Wescher  und  Foucart  veröffentlicht  sind,  iiiscr.  rec. 
ä  Delphes  n.  18  S.  22. 
Z.  20  Toide  Jel(j'wv  nqö^evoi 
7i.l\^!AQxnvTog  Ütalinog  ßovlsvövTcov  zdv  ngci- 
xav  liäf.iqvov  ^AvdqnxQiiov,  lü.eoöocfinv, 
^ivtüvog  E  vßovXidrj  g  E  uxrjgng  l4  />  rjvalog 
^*)  A.   Mummsen  Athenae  christianae  S.  '.I'.'   n.  110. 
*')  P.   Kuucarl  Text  zu  Leiias  inscr.  II  n.  39 a. 
"I  'E(j>]u    1801)   n.  3760.     'Euiyn.    uiixJ.  ifvXX. 


Athen 


ISöO  n.  19. 


26 


Dass  dieser  Eubulides  der  Kiinstlerfamilie  ange- 
hört, iu  welcher  die  Namen  Eubulides  und  Eucheir 
wechselten,  ist  doch  sehr  wahrscheinlich.  Aller- 
dings erscheint  es  zunächst  auffallend,  einen  Künst- 
ler so  geehrt  zu  sehen;  dass  aber  die  Familie  in 
Athen  eine  gewisse  Stellung  einnahm,  folgt  wohl 
schon  aus  der  Erwähnung  des  Eubulides  unter  den 
Epimeleten,  besonders  aber  aus  der  weiter  unten  zu 
behandelnden  Nachricht  des  Pausanias,  nach  welcher 
ein  sehr  bedeutendes  Werk  in  Athen  von  einem  Eu- 
bulides uicht  blos  verfertigt,  sondern  auch  gestiftet 
war.  Glücklicherweise  gewinnen  wir  nun  auch  für 
diese  Familie  bisher  vermisste  chronologische  An- 
haltspunkte *').  Der  delphische  Archon  Phainis, 
unter  welchem  Eubulides  die  Proxeuie  erhielt,  ist 
nach  A.  Mommsen's  scharfsinniger  Berechnung ") 
in  Ol.  147,  2  =  191/90  v.  Chr.  zu  setzen. 

Die  piraeische  Urkunde  der  E])iraeleten  ent- 
zieht sieh  zwar  für  sich  allein  einer  zeitlichen  Be- 
stimmung, es  ist  aber  gelungen,  eine  solche  an- 
nähernd wenigstens  aus  demVerhältniss  zu  gewinnen, 
welches  diese  Inschrift  zu  einigen  andern  einnimmt; 
da  diese  ganze  Untersuchung,  welche  sich  auf  eine 
gröfsere  Reihe  erstreckt,  in  anderem  Zusammen- 
hange behandelt  werden  soll,  auch  hier  viel  zu  weit 
lühren  würde,  so  deute  ich  nur  die  nüthigsten  Punkte 
an.  Die  Epimeletenurkunde  enthält  Namen  von 
Personen,  welche  selber  oder  deren  Väter  in  einer 
noch  unedierten  gleichfalls  aus  dem  Piräeus  stam- 
menden Inschrift  genannt  werden.  Diese,  welche 
Beiträge  von  Privatpersonen  zum  Theaterbau  auf- 
zählt, nennt  als  den  ersten  den  Philaulen  Nikoge- 
nes,  auch  nach  deu  Namen  seiner  ebenda  erwähn- 
ten Söhne  zu  schliessen  denselben,  welcher  in  der 
grossen  auf  die  Theseen  bezüglichen  Urkunde 
{(DillacMQ  III  150  ff.)  eine  Hauptrolle  spielt;  in 
dieser  letzteren  wird  Col.  B.  Zeile  96  'lAßQwv  Kal- 
).iov  [AlyE]löog")  (pv'Krjg  als  Sieger  im  Pankration 

")  Brunn  1  5ji  setzt  ilieselhß  „elwa  gegen  den  Beginn  der 
Kaiserzeit. " 

")    llelpiii.-iclie    Arcliüiilen    n^jcli    der    Zeit    tieordnet,     l'luiulugijs 

.\xiv  ii.soo)  s.  :ii. 

")  Her  llerausgeher  erg.lnzt  [Oh(\ii\uq ,  ehensu  A.  Duniiint 
esfiai  Hur  tu  cUronoloyie  des  archonLes  AtUenienn  S.  1  I  j  ii.  il  N. 
^ffi/(Trdi)/)uo,",  aller  die  Familie  ist  aus  dein  Dennis  Bäte:  Sle|ili. 
B)Z.   JJdZri,   örjitd^   7 ^i  .-///r/VV»;  </fAiJ,',   o<Ut'   T]y  '^tßuwy  6  AicX- 


unter  den  Knaben  r^g  ösnrfgag  rjlixlag  genannt. 
Es  ist  mehr  als  wahrscheinlich,  dass  dieser  'lAßgiov 
KalUnv  es  ist,  welcher  zu  Delphi  die  Proxenie 
unter  dem  Archon  Xenon  erhielt  d.  i.  Ol.  147,  4  = 
189/88  V.  Chr.  ^°).  Hieraus,  sowie  aus  demVerhält- 
niss, in  welchem  die  unedirte  Inschrift  aus  dem 
Piräeus  andererseits  zu  der  bekannten  auf  den  Chre- 
monideischen  Krieg  bezogenen  Urkunde  bei  Ean- 
gabe  II  n.  88' »  steht,  lässt  sie  sich  bestimmen  als 
verfasst  zwischen  220  u.  210  v.  Chr.  Die  Ejjimele- 
teninschrift  erwähnt  aber  auch  Männer,  deren  Söhne 
in  der  Inschrift  bei  Ross  Demen  No.  14  vorkom- 
men, welche  man  etwa  in  das  Jahr  140  setzen 
kann.  Die  Epimeletenurkunde  steht  also  zwischen 
dieser  und  der  unedierten,  aber  der  letzteren  näher, 
weil  sie  einige  Personen  nennt,  welciie  auch  dort 
schon  als  Männer  erscheinen;  demnach  möchte  das 
Jahr  190  v.  Chr.  als  ihr  spätestes  wahrscheinliches 
zu  bezeichnen  sein. 

So  erhalten  wir  auf  zwei  Wegen  um  diese  Zeit 
einen 
EvßnvXidqg  EvyßiQng  KQiontdijg  bez.  ^Ai^r^vmog. 

Aber  auch  eine  der  Künstlerinschriften  ist  an- 
nähernd bestimmbar:  es  ist  die,  welche  als  deu 
vom  Volk  geehrten  den  MiXTiddt]g  Zio'Clov  Maga- 
i^coi'iog  nennt,  Taf.  61,  2.3  {ülul.  107  c);  von  diesem 
wird  in  einer  andern  auf  die  Theseen  bezüglichen 
Urkunde  erzählt,  dass  er  sehr  freigebig  für  die  Aus- 
rüstung der  Spiele  gesorgt  habe  {(DiliazioQ  II,  132ff.). 
Ebenda  kommen  Männer  vor,  deren  Väter  in  der 
bereits  erwähnten  Inschrift  (DiUohoq  IV  S.  341 
No.  b  (s.  Note  29)  vom  Jahre  19(J  noch  als  Kin- 
der erscheinen,  aber  schon  als  erwachsen  in  der 
Siegerliste  bei  Rangabe  II  n.  962,  welche  nach  der 
Erwähnung  des  Königs  Eumenes  II  (Col.  B.  Zeile ;>!) 
sicher  vor  159,  dem  Todesjahr  desselben,  fallen 
muss,  wahrscheinlich  aber  schon  um  1 7u  anzusetzen 
sein  möchte.  Andererseits  nennt  die  des  Miltiades 
gedenkende  Theseeninschrift  auch  Personen,  welche 

jlf'üi',   ^^f]yt]ift'i-,   TitnX  Htoiiöv  y.a)    'lunitny  ytyotttj  tn^.  lier  ulien 

genannte    Hatiron    wird    in    einer   sehr   grofsen    Inschrift  'l'i/.tniioo 

IV  'ii\  f.   Nu.  5.   Col.  B.  Zeile  ',10    aufgeführt    als  "Aßijiur  ISia!]:nv. 
Diese  Inschrift  fiilll  aiieh   etwa  in  das  Jahr   l'.IO. 

")  Wescher  und  Kuucart  a.  a.  0.  n.  18  p.  Vli  Z.  lOJ.  A.  Muiuni- 
sen  a.  a.  0.   S    i'l. 


27 


bei  Ross  Deinen  No.  14  also  wie  oben  bemerkt, 
etwa  im  Jahre  140  vorkommen;  somit  ist  als  die 
Zeit  ihrer  Abfassung  die  Mitte  des  zweiten  vor 
christlichen  Jahrhunderts  anzusehen,  und  dahin  fiele 
dann  auch  das  Klinstierpaar  Eucheir  und  Eubulides, 
welche  die  Statue  des  Miltiades  machten.  Die  epi- 
graphischen Difl'erenzen  sind  nicht  grofs  genug, 
um  von  diesem  Paare  irgend  eines  der  auf  den 
anderen  fünf  Inschriften  genannten  zu  trennen.  Der 
oben  um  IDO  bestimmte  Eubulides  ist  aber  ein  äl- 
terer; wir  werden  nicht  irre  gehen,  wenn  wir  als 
seinen  8ohu  den  EiysiiJ  Elßovlidnv  der  neuen 
athenischen  Inschrift  betrachten,  deren  ISchriftzüge 
auf  ein  den  Paaren  gegenüber  etwas  höheres  Alter 
deuten  (Taf.  61,  22).  Dieser  Eucheir  arbeitet  dann 
mit  seinem  Sohne  zusammen,  der  endlich,  wohl 
nach  des  ^'aters  Tode,  allein  auf  zwei  Inschriften 
erscheint,  Taf.  61,  27.  28,  deren  letztere  freilich  auf- 
fallend nachlässig  eiugehauen  ist.  Das  Stenuna 
ist  also  folgendes: 

Eubulides,  Proxenos    in   Delphi   11)0  v.  Chr. 
j  Künstler? 

Eucheir,     Taf.  61,  22  allein;  zusammen  mit 

I 
dem  Sohne  Eubulides, Taf.61, 23— 26  titul.lO",  107b ; 

dieser  allein  arbeitend  Taf.  61,  27.  28. 
Es  bleibt  übrig,  die  Nachrichten  der  Alten  über 
diese  Künstler  heranzuziehen ""):  die  Aufzähhmgen 
des  Plinius  (XXXIV  88,  91)  sind  hier  ohne  Nutzen; 
nur  Hesse  sich  vielleicht  auch  aus  ihnen  folgern, 
dass  die  Künstler  nicht  erst  dem  Beginn  der  römi- 
schen Kaiserzeit  angehörten.  Dasselbe  gilt  von  der 
einen  Nachricht  des  Pausanias  VIII  14,  10,  dass 
Eucheir  des  Eubulides  Sohn  aus  Athen  für  die 
Pheneaten  das  marmorne  Bild  ihres  Hauptgottes 
Hermes  gemacht  habe;  ja  es  wäre  möglich,  dass 
hier  ein  noch  älterer  Eucheir  bezeichnet  wäre,  als  ihn 
unsere  Inschriften  kennen.  Die  andere  Notiz  des 
Pausanias  I  2,  5  ist  in  mannigfacher  Beziehung  wich- 
tig und  ich  setze  sie  ganz  hierher:  oToal  de  elaiv 
and  ziöv  niO.aiv  eg  xnv  Kegaf^itixai'  .  .  .  .  t)  di 
erega  xCjv  axowv  syei  fiiv  isQa  ^eüv,  l'ysi  de  yvf.ivä- 
giov"Eq(.iov  xalni'fievov  k'ari  di  if  avTfj  TIovIvtIco- 

")   Overlieck   Jlchriflqiiellen  '2'i'ij  f\'. 


vng  otxia,  xctO-'  rjv  naqa  rrjv  ^EXavaivi  dgäaai  t£~ 
i.ST7Jv  ]A^rjvai(t)v  (paalv  ov  rnvg  afpavEOTarnvg ' 
fn  e/itnij  ös  aveixn  /tinvvaio.  /hovvaov  de  xnvrnv 
xaXovai  Blslnöfievnv  knl  ?Myq)  xniiZös  fy'  onnt(<) 
nsQ  l4ji  öXkiiiva  Mnvat]yexr]v.  'Evxav&ä  saxtvl40Tj- 
väg  ayalfia  nctaoviag  xal  Jiog  xal  Mvr^fiocvvrjg 
xai  Movaiöv,  lAnoXliovog  (Anölhov  Schub,  nach 
einigen  Hss.)  xe  avad-rj (la  xai  eqyov  EvßnvXi- 
dnv  xal  dalf-uov  xcuv  af.i(fl  /liorvariv  l4xQaxog'  ttoo- 
aconöv  saxiv  ol  /novnv  evojxodoinrjf.isvov  xoi'yji».  Mexd 
dexa  xov  Jiovvanv  xi/^tevng  laxiv  (HKt]f.ia  u.  s.  f. 

Mit  dieser  Stelle  hat  Ross")  bekanntlich  die 
auf  einer  bymettischen  Platte  (1,  10  lang;  0,28  hoch) 
befindliche  Inschrift  titul.  108,  Taf.  61,  27  in  Verbin- 
dung gebracht,  welche  im  Jahre  1837  am  west- 
lichen Ende  der  Hermesstral'se  gleich  südlich  von 
der  Kirche  H.  Asomatos"),  dem  jetzigen  Bahnhofe 
etwa  gegenüber,  gefunden  wurde,  und  zwar  bei  den 
Resten  eines  sehr  grolsen  Postamentes,  welches  von 
SW  nach  NO  streichend  gegen  NW  Fa^ade  machte. 
Die  Ansicht  von  Ross,  die,  wenn  sie  zuträfe,  für 
die  Athenische  Topographie  von  Bedeutung  wäre, 
hat  sich  eines  geringen  Beifalls  zu  erfreuen  gehabt: 
mau  warf  ein,  das  bei  Pausanias  erwähnte  Werk 
habe  sich  im  Hause  des  Pulytion  befunden,  wäh- 
rend man  aus  den  Worten  des  Schriftstellers  mit 
ebenso  grol'sem  Rechte  schlielsen  kann,  dass  es  im 
Temenos  des  Dionysos  gestnnden  hat;  dann  ver- 
misste  man  in  der  betreffenden  Inschrift  das  avi- 
■d-rjKEv,  da  doch  die  Gruppe  (oder  nur  der  ApollonV) 
auch  von  Eubulides  geweiht  gewesen  sei.  Ross  sel- 
ber hat  gemeint,  es  habe  eine  zweite  Platte  etwa 
xai  avE&r^xsv  enthalten;  aber  dieser  Vermuthung  ist 
wenig  günstig,  dass  nach  dem  e7ioir]aev  der  Künst- 
leriuschrift  noch  0,23  freier  Raum  ist.  Ich  möchte 
aber  doch  die  gegen  Bedenken  folgende  That- 
sache  hervorheben:  es  giebt  von  der  Blüthezeit  der 
Kunst  an  gerechnet  gar  keine  Künstlerinschrift  in 
Athen,  welche  nur  annähernd  so  grol'se  Buchstaben 
hätte  und  über  einen  so  ausgedehnten  Raum  (fast 
0,90)  geschrieben  wäre  wie  diejenige  des  Eubulides 

2')   Arcliiiol.  Aufsaire   1    S.  1-43  ff;   die  PluUe   liegt  jclzt   auf  dem 
riaue  vor  dem  Theseion. 

''    A.   Mumnisen   Atheiitie  chrlsiianae  n.  107. 

4* 


28 


Taf.  61,  27,  und  dabei  fehlen  am  Anfang  noch  12 
Buchstaben,  also  mehr  als  ein  Drittel  der  Inschrift. 
Diese  ungewöhnliche  und  anspruchsvolle  Form  — 
mau  beachte  überdem  nur  die  Kleinheit  der  ande- 
ren Inschriften  derselben  Familie  auf  viel  gröfseren 
Basen,  —  würde  auch  von  vorn  herein  die  Ver- 
muthung  hervorrufen,  dass  der  Kiinster  zugleich 
der  Weihende  gewesen  sei;  der  Zusatz  des  avi^t]- 
xev  war  unnöthig,  wenn  ein  Name  eines  anderen 
Stifters  eben  einfach  nicht  angegeben  war.  Ich 
halte  daher  immer  noch  für  möglich,  ja  vorläufig 
für  wahrscheinlich,  dass  die  von  Koss  beschriebenen 
Reste  gerade  zu  dem  von  Pausanias  erwähnten 
Denkmal  gehörten.  —  Es  ist  hier  nicht  der  Ort, 
weiter  auf  die  topographische  Frage  einzugehen, 
und  ich  setze  nun  die  Besprechung  der  Küustler- 
inschriften  fort. 

Taf.  (il,  20  {liliil.  113)  die  bereits  oben  S.  22 
erwähnte  Inschrift  eines  jüngeren  Strabax;  sie  be- 
iludet sich  auf  einer  hymettischen  Basis  (0,30  hoch; 
0,8y  lang;  0,67  tief),  auf  deren  Oberfläche  zwei 
Fufsspuren  bemerkbar  sind.  Solche  finden  sich  fast 
immer  nur  auf  Baseu,  welche  zugleich  die  Widmung 
enthalten;  diejenigen  Steine  aber,  welche  nur  mit 
der  Küustlerinschrift  versehen  sind,  zeigen  an  ihrer 
Oberfläche  meist  Spuren  von  der  Befestigung  einer 
zweiten  Basis,  an  welclier  wohl  dann  die  Widmung 
staud,  und  auf  welcher  das  Werk  selber  sich  er- 
hob. Unter  diesen  Umständen  wird  man  doch  ge- 
wöhnlich an  Marmorwerke  zu  denken  haben. 

Die  Inschrift  des  Künstlers  Herodoros  Taf.  61, 
30  habe  ich  bei  Abfassung  der  titiili  übersehen:  sie 
ist  schon  in  der  f^'?:"-  ^-  2907  herausgegeben.  Die 
Basis  aus  hymcttischem  Stein  ((1,10  hoch;  0,7!»  lang; 
0,64  tief)  liegt  au  der  südlichen  Seite  des  kleinen  Mu- 
seums, welches  man  auf  der  Akropolis  östlich  vom 
Parthenon  erbaut.  Die  ältere  Weiheinschrift  lau- 
tete wohl: 

Eiörj]j.tnv  ZioKvöov   <I)iXa'Cd\riv 
(Dip.wv  (/JtAwi'og   (l)).viv\g 
r]nv  iai'zoZ  y6viü[i\  dd£X(fo\v 

Die  zwei  Inschriften  Taf.  61,  .'il  und  .'12  'Jilul. 
116  a)  enthalten  den  Künstlernamen  des  Praxite- 
les.    Die   Inschrift  32,   welche,   wie  auch  in   den 


tituli  a.  0.  vermuthet  ward,  weder  so  besonders 
alt  ist,  noch  auch  inoiet  enthält,  befindet  sich  auf 
einer  pentelischen  Basis  (0,28  hoch;  1,(45  lang; 
0,65  tief);  diese  bildet  jetzt  die  erste  Stufe  der 
Treppe,  welche  unterhalb  der  Pinakothek  zur  Kle- 
psydra  hinabführt.  Sie  bezieht  sich  auf  einen  Cn. 
Acerronius  Proculus,  ohne  Zweifel  denselben,  welcher 
im  Jahre  37  n.  Chr.  das  Consulat  bekleidete;  in 
unserer  Inschrift  erscheint  er  als  Proconsul  und 
zwar  doch  wohl  von  Achaia  selber:  denn  erst 
unter  dieser  Annahme  erhalten  die  angewendeten 
Ausdrücke  svi'ola  und  x7^d£/.iovia  ihren  rechten  Sinn. 
Da  Achaia  eine  praetorische  Provinz  war,  so  fällt 
unsere  Inschrift  vor  das  genannte  Jahr  des  Consu- 
lates,  aber  gewiss  nicht  lange.  Die  Küustlerinschrift 
ist  in  die  letzte  Zeile  der  Widmungsiuschrift  ge- 
rathen ;  die  Beschaffenheit  der  Inschriftfläche  schliefst 
die  an  sich  zulässige  Vermuthung  aus,  dass  ursprüng- 
lich eine  andere  kürzere  Weiheinschrift  dort  gestan- 
deu  habe,  zu  welcher  auch  die  Inschrift  des  Praxi- 
teles gehörte;  vielmehr  hat  wohl  der  Künstler 
seinen  Namen  zuerst  angebracht,  ohne  den  Kaum, 
welcher  für  die  Hauptinschrift  reservirt  werden 
rnusste,  genau  zu  wissen  oder  gehörig  zu  berück- 
sichtigen. Hiernach  sehen  wir  den  Künstler  am  An- 
fang des  dritten  Jahrzehntes  n.  Chr.  thätig;  da  nun 
kein  Grund  vorliegt,  ihn  von  dem  Praxiteles  der 
anderen  Inschrift  Taf.  61,  31  zu  scheiden,  so  kann 
der  dort  genannte  C.  Aelius  Gallus  kaum  identisch 
sein  mit  jenem  Praefecten  Aegyptens  unter  Augus- 
tus,  welcher  sich  besonders  durch  einen  Zug  in 
Arabien  bekannt  gemacht  hatte:  denu.  dies  Ereig- 
niss  fällt  bereits  in  die  Jahre  25/24  v.  Chr. 

Die  Inschrift  des  Demetrios  Taf.  61,  33  {H- 
lul.  117)  steht  auf  einer  pentelischen  Basis  (0,33  hoch; 
0,775  lang;  1,13  tief),  welche  sich  noch  an  ihrem 
Fundort,  der  Stelle  von  ay.  Ji]iti'jTQiog  Iiairj<p6Qr]s'*) 
befindet.  Dieselbe  war  etwas  früher  anzusetzen,  da 
ilue  Schriftzüge  denen  der  grofsen  Inschrift  des 
Eubulides  (Taf.  61,  27)  am  meisten  gleichen. 

Viel  zu  spät  ist  ferner  die  Inschrift  des  Her- 
niippos  Taf.  61,  35  (litul.  122)  angesetzt,  die  bei 
Panagia  Pyrgiotissa   auf  einer  Basis   aus   hymetti- 

^*)   Ä.   Müimiirin  Alhenae  cliristxauae  S.  7s  ii.  HÜ. 


29 


schem  Marmor  steht,  welche  denen  der  Familie 
des  Eucheir  und  Eubulides  ähnlich  ist  (0,S0  hoch; 
1,444  lang:;  0,60  tief).  Sie  ist  spätestens  der  älte- 
sten Inschrift  des  Eucheir  Taf.  (H,  22  gleichzeitig. 

In  die  Mitte  des  ersten  christlichen  Jahrhun- 
derts, in  die  Kegierungszeit  des  Claudius,  führt  die 
bei  der  Inschrift  des  Eubulides,  Eubulides'  Sohn, 
aus  dem  Demos  Piraieus  Taf.  CA,  34,  welche  ich, 
falls  die  Zeilen  von  ungefähr  gleicher  Länge  waren, 
nicht  überall  passend  zu  ergänzen  weits.  Sie  wurde 
im  Jahre  1871  bei  der  Panagia  Pyrgiotissa  gefunden 
und  steht  auf  einem  pentelischen  Stein,  der  an  der 
rechten  Seite  fragmentiert  ist  0,41  hoch,  0,92  lang, 
0,50  tief). 

TißsQinv  KXavdiov  Kai'aaQ[a  ^eßccoidv 

reQi-iavixnv  avTnxQdtnQ[a 

naTQiöov  o  tegivg  avtov 

öitt  ßiov  xai   axQtt-crjyds  sni  [xa   onla 

10  TQiinv  ztinvvaodiOQog  ^n  .  ,  .? 


Jinvvisvg  xov  eaviov  te  xa[b 
navTog  oi'xnv  acoz^ga  xal  svelgyei/jv 

EißovXlÖTjg  (Eißnvktdnv)  Htgaieiig  enotei 
Es  ist  wahrscheinlich,  dass  der  Dionysodoros  von 
Sunion  der  athenische  Archon  ist,  welchen  Phlegon 
de  niirabb.  cup.  7  erwähnt"),  und  dessen  Demos 
bisher  nicht  bekannt  war.  Phlegon  setzt  sein  Ar- 
chontat  gleichzeitig  mit  dem  Consulate  des  D.  Julius 
Silanus  Torquatus  und  L.  HateriusAntouinus,  welches 
in  das  Jahr  53  fällt;  damit  kann  denn  freilich  nach 
griechischer  Zeitrechnung  und  für  griechische  Ver- 
hältnisse sowohl  das  Jahr  52  53  wie  das  Jahr 
53/54  gemeint  sein,  da,  wie  es  scheint,  nicht  be- 
stimmt werden  kann,  welchem  System  Phlegon  bei 
seinen  doppelten  Zeitangaben  gefolgt  ist. 

^')   Frar/m.  hist.  graec.  III  tili!   n.  ,'$();  vgl.  H.     eulKiiier  com- 
mentaliones  epiyraphicae  S.  135  Anm. 

Kom.  G.    HlRSClIFELD. 


ZUM  P:PHESISCHEN  ARTEMISION. 


Die  nachfolgenden  Bemerkungen  über  das 
ephesiscbe  Artemision  verdanken  ihren  Ursprung 
den  freundlichen  Mittheilungen  des  Hrn.  Prof.  Adler. 
Bekanntlich  war  derselbe  auf  seiner  vorjährigen 
Reise  nach  Kleinasien  zusammen  mit  Hrn.  Curtius 
so  glücklich  durch  Autopsie  nähere  Kenntniss  und 
Einsicht  in  die  überaus  interessanten  Ausgrabungen 
zu  gewinnen,  welche  der  bewundernswerthen  Aus- 
dauer und  den  aufwandsvollen  Anstrengungen  des 
Hrn.  Wood  verdankt  werden.  Durch  dieselben  sind 
Ueberreste  des  Heiligthum  s  wieder  ans  Licht 
gekommen,  an  deren  Nochvorhandensein  man  längst 
den  Glauben  aufgegeben  hatte:  war  doch  selbst 
die  Stelle,  an  der  der  Tempel  gestanden,  gänzlich 
all'  und  jedem  Gedächtniss  entrückt  und  bedurfte 
es  doch  langjähriger  systematischer  Nachgrabungen 
in  weitester  Ausdehnung  und  in  sehr  bedeutender 
Tiefe,  um  sie  aufzufinden.  Dies  ist  nun  endlich 
nach  Aushebung  eines  20  Ful's  mächtigen  Alluvium 
unter  eindringenden  versumpften  Grundwassern  im 


Nordosten  der  Stadt  zwischen  dem  Berge  Prion 
und  der  jetzt  nach  dem  heil.  Lukas  benannten  An- 
höhe, unweit  vom  Fufs  der  letzteren,  geglückt.  Da 
nunmehr  jeder  Zweifel  gehoben  ist,  dass  die  unter 
dem  angeschwemmten  Boden  mühsam  entdeckten 
Reste  dem  vom  Alterthum  hochgeprieseuen  Dianen- 
tenipel  angehören,  dürfen  wir  bei  weiterem  Verlauf 
der  Nachforschungen  in  nicht  allzulanger  Zukunft 
den  interessantesten  Aufschlüssen  über  dieses  hoch- 
wichtige Denkmal  entgegensehen. 

Inzwischen  will  ich  über  die  maalslichen  An- 
gaben des  Plinius  in  Betreff  des  Tempels,  wie  über 
dessen  Säulenstellung  einige  kurze  Bemerkungen 
machen.  Plinius,  dessen  Nachrichten  sich  nur  auf 
den  nach  dem  Brande  von  Dimikiates  wieder- 
aufgebauten Tempel  beziehen  können,  erwähnt 
der  mit  dem  Tempel  vorgegangenen  Umgestaltung 
bei  der  Kürze  seines  Berichtes  gar  nicht,  sondern 
nennt  allein  den  ersten  Architekten  desselben, 
Chersiphron,   von   dem  in  Vitruv's  Werk  auch  eine 


30 


Schrift  über  die  ionische  Baultunst  erwähnt  wird. 
Man  hat  aus  letzterem  Umstund  geschlossen,  dass 
aus  diesem  Commentar  Plinius  die  uns  überliefer- 
ten Mafse  von  225— 42;'i  Ful's  Breite  und  Länge 
des  Tempels  geschöpft  habe  und  daruuter  mithin 
altgriechische  d.  i.  samische  Fufse  zu  verstehen 
seien.  Doch  ist  es  einerseits  nichts  weniger  als 
wahrscheinlich,  dass  bei  der  aufserordentlich  grolseu 
Ausdehnung  seiner  Studien  Plinius  sich  auf  die 
Einsicht  in  eine  nur  für  Architekten  von  Fach  be- 
stimmte, für  die  Entwicklung  des  ionischen  Bau- 
stils gewiss  wichtige  Schrift  eingelassen  habe, 
andrerseits  dagegen  wohl  anzunehmen,  dass  aus 
gleicher  Rücksicht  für  seine  Leser  wie  ein  Eng- 
länder Mafse  nach  dem  englischen  Ful's  giebt, 
ebenso  der  römische  Autor  sie  nach  römischem 
Fulsmaals  gegeben  habe.  Bestätigt  wird  diese  An- 
nahme dadurch,  dass  mit  den  neueren  Messungen, 
welche  Franzosen  und  Engländer  an  den  Pyrami- 
den von  Gizeh  vorgenommen  haben,  die  für  römi- 
sche Fufse  genommenen  Zahlen  des  Plinius  bei  der 
3.  Pyramide,  welche  in  ziemlich  allen  Codices  3G3 
lautet,  genau  stimmt,  ebenso  bei  der  1.  oder  gröl's- 
ten  die  in  fünf  Codices  vorkommenden  783  (statt 
der  aufserdem  vorkommenden  883)  Fufs,  und  ist 
es  bei  der  2.  Pyramide  gewiss  nur  ein  Verseheu 
der  Abschreiber,  wenn  737 '/j  statt  725 '/j  Fufs  ge- 
lesen wird.  Es  konnte  dem  römischen  Flottenprae- 
fecten  nicht  schwer  fallen,  bei  den  Verbindungen, 
die  er  in  den  Provinzen  mit  Proconsuln  und  Be- 
hörden hatte,  durch  einen  oder  den  andern  Inge- 
nieur, deren  es  in  allen  Provinzen  und  jedem  Haupt- 
orte gab,  das  Hauptmaafs  der  bedeutendsten,  wenn 
auch  weit  entfernten  Baudenkmale  aufnehmen  und 
sich  brieflich  darüber  lierichten  zu  lassen. 

So  dürflen  denn  auch  Plinius'  Angaben  bei 
dem  Artemision  für  römische  Ful'sangaben  zu  ncli- 
men  sein,  die  wir  w^cnn  \\ir  uns  nacli  unserem 
rhein.-preul's.  —  mit  dem  griechisch-samischen  Fuls 
/usammentreftenden  —  Maais  ein  anschaulicheres 
Bild  machen  wollen,  nach  dem  zwischen  jenem 
und  diesem  herrschenden  Verhältniss  von  14  :  15 
erst  umsetzen  müssen,  üanach  gaben  die  225  röm. 
Fuls  Breite  des  Tempels  210  griech.  Fufs  und  wer- 


den diese  wegen  des  Plinius  Beisatz:  unwerso 
temph  .  .  .  etc.  als  die  grölste  Breite  des  Unterbaus 
{■xQTjnig)  anzusehen  sein.  Der  Unterbau  wurde 
hier  aber,  wie  Philon  von  Byzanz  berichtet,  von  zehn 
Stufen  gebildet;  die  Breite  der  Stufen  lässt  sich 
auf  l'/2  Fuls  annehmen,  wobei  die  unterste  vor  der 
obersten  jederseits  15  vorgesprungen  haben  und 
der  Stylobat  um  30  Ful's  schmaler  als  (der  Stereo- 
bat oder)  die  unterste  Stufe  der  Krepis  gewesen 
sein  wird.  Hiernach  kommen  180  gr.  F.  auf  die 
Breite  der  Oberstufe,  der  Area  des  Tempels,  und 
lässt  uns  diese  Zahl  darauf  scbliefsen,  dass  die 
Länge  der  Area  das  Doppelte,  also  360  gr.  F.  be- 
tragen haben  wird.  Werden  die  Stufen  vor  der 
vorderen  und  hinteren  Schmalseite  des  Tempels 
gleichbreit  wie  die  an  den  Langseiten  angenommen, 
so  kommen  390  gr.  F.  für  die  ganze  Länge  heraus, 
was  soviel  wie  418  röm.  F.  ist,  während  Plinius 
425  F.  hat.  Nicht  selten  sind  die  Stufen  jedoch  an 
den  Schmalseiten  breiter  als  an  den  Langseiten, 
auch  findet  sich  zwischen  den  Stufen  der  Front 
mitunter  ein  breiterer  Absatz,  wo  ein  Altar  errichtet 
war,  worüber  sich  allerdings  nur  aus  den  im  Werk 
begriffenen  Nachgrabungen  an  Ort  und  Stelle  ent- 
scheidender Aufschluss  erwarten  lässt.  Ein  Fehler 
der  Abschreiber  des  Plinius  gehört  auch  hier  nicht 
zu  den  Unmöglichkeiten. 

Nach  Vitruv's  Beschreibung  des  Dipteros  und 
Anführung  des  Artemision  als  Beispiel  dieser  Tem- 
pelgatlung  steht  fest,  dass  dasselbe  bei  der  gedop- 
pelten Säulenreihe  8  Säulen  an  den  Fronten  hatte, 
und  Heise  aus  Vitruv  sieh ,  wenn  auch  nur  un- 
sicher, auf  15  Säulen  an  den  Flanken  schlielsen, 
wenn  andere  Indizien  nicht  deutlich  dafür  sprächen, 
dass  U;  Säulen  bei  dem  Artemision  seitlieh  vorhan- 
den waren.  Bei  gleiehniälsiger  Vertheilung  von  8 
Säulen  auf  die  Fronten  kommt  von  Ax  zu  Ax  die 
Entfernung  von  24'  ,  und  bei  der  von  10  Säulen  auf 
die  Flanken  23 '/i  griech. -samische  Ful's.  Das  letz- 
tere Mals  stimmt  nicht  übel  mit  dem  überein,  was 
bei  den  Naclignibungen  sich  bis  jetzt  herausgestellt 
hat  (7,28  Met.)  und  gehört  danach  eine  auf  dem 
blolsgelegten  Stylobat  sich  noch  an  ihrer  alten 
Stelle   befindende  Säulenbasis   au   der  Südseite  des 


31 


Tempels  vom  Westende  aus  gerechnet  iler  sechs- 
ten Säule  an. 

Hiernach  fasste  der  den  arjxög  des  Tempels 
umgebende  Dipteros,  bei  8  Säulen  Front  und  IG 
Säulen  auf  den  Flanken,  an  sich  80  Säulen,  zu 
denen  noch  2  nicht  ganz  so  hohe  in  dem  Pronaos 
und  ebenso  2  im  Fosticum  zu  zählen  sein  werden, 
also  im  Ganzen  84  Säulen.  Die  36  Säuleu, 
welche  Plinius  als  monolithe  columnae  caelatae  be- 
zeichnet, sind  wie  Prof.  Adler  sehr  richtig  dafür- 
hält, die  vordere  und  die  hintere  Doppelreihe  vou 
je  8  Säulen  nebst  den  4  Säulen  im  Pronaos  und 
dem  Fosticum.  Von  den  nach  Plinius  am  Tempel 
im  Ganzen  befindlichen  127  Säulen  (einer,  weil 
ungerade,  schwer  erklärlichen  Zahl)  bleiben  dann 
42  oder  44  kleinere  Säulen  übrig,  welche  in  der 
Cella  in  doppelter  Reihe  übereinander  gestellt 
gewesen  sein  und  ihre  etwa  70  Fufs  Lichtbreite 
in  ein  etwa  40 — fiO  Fufs  breites  Mittelschitf  und 
zwei  Seitenhallen  abgetheilt  haben  werden.  Sehr 
wünschenswerth  wäre  es,  dass  sich  bei  Fortsetzung 
der  Nachgrabungen  auch  Kudera  dieser  kleineren 
Säulen  fänden.  Nach  den  Ueberresten,  die  von  den 
Peristylsäulen  gefunden  worden  sind,  hatten  diese 
6^/4 — 6%  Fufs  unteren  Durchmesser,  was  mit  der 
Berliu. 


von  Plinius   angegebenen  Höhe  von  gegen  60  Fufs 
sehr  wohl   stimmt. 

Der  plastische  Schmuck  der  von  Plinius  be- 
sonders hervorgehobenen  columnae  caelatae  besteht 
nach  Prof.  Adlers  Mittheilung  in  einem  aus  Figuren 
bestehenden  den  unteren  Theil  der  Säulenschäfte 
umgebenden  Relief,  ähnlich  dem  mittleren  Streifen 
des  grofsen  schönen  Candelabers,  von  dem  sich 
im  hiesigen  Museum  ein  Abguss  befindet.  Der 
übrige  Theil  dieser  Säulen  war,  wie  die  Schäfte 
der  anderen  Säuleu  e.s  ihrer  ganzen  Länge  nach 
waren,  mit  24  Cannelttren  versehen. 

Dass  der  ai]xög  des  Artemision  aufser  der  Cella 
noch  einen  üpistiiodomos  eingeschlossen,  lässt  sich 
nicht  bezweifeln,  auch  wenn  an  Ort  und  Stelle  — 
da  vou  der  Area  nur  einzelne  Theile  erhalten  sind 
—  monumentale  Abzeichen  nicht  mehr  gefunden 
werden.  Dagegen  liegen  bereits  die  deutlichsten 
Spuren  einer  in  die  3,4  Meter  hohe  xQrjnig  einge- 
lassenen Krypta  vor,  die  sehr  wahrscheinlich  zur 
Aufbewahrung  von  Gegenständen  hohen  merkanti- 
lischen  Werthes  diente  und  nur  den  Schatzhütern 
zugänglich  war,  Fremden  aber  nicht  gezeigt  wurde, 
so  dass  Artemidor  und  Strabo  von  deren  Vorhan- 
densein nicht  Kenntniss  hatten. 

H.  WrrTicii. 


DER  WESTFRIES  DER  CELLA  DES  PARTHENON  IN  SEINEM  JETZIGEN 

ZUSTANDE. 


Die  englische  Regierung  lässt  augenblici<lich 
durch  den  Gypsgiefser  Napoleone  Martinelli  in  Athen 
für  das  Brittische  Museum  einen  neuen  Abguss  der 
noch  an  Ort  und  Stelle  befindliehen  Platten  des 
Westfrieses  der  Cella  des  Parthenon  vornehmen, 
und  das  zu  dem  Zweck  aufgeschlagene  Gerüst  macht 
es  dem  sich  in  Athen  Aufhaltenden  möglich  die 
Reliefs  aus  nächster  Nähe  zu  bewundern.  Unter 
gewöhnlichen  Verhältnissen  aber  macht  die  zugleich 
von  oben  und  unten  auf  den  Fries  fallende  Beleuch- 
tung eine  eingehende  Erkenntuifs  und  Würdigung 
des  Einzelnen  unmöglich.     Ich  begab  mich  deshalb 


ausgerüstet  mit  dem  für  die  ferneren  Studien  am 
Parthenon  unentbehrlichen  Werk  von  Adolf  Michaelis 
auf  das  Gerüst,  um  mit  Hülfe  der  in  dem  Atlas  befind- 
lichen nach  den  Abgüssen  genommenen  Abbildungen 
auf  Taf.  y  zu  sehen,  in  wie  fern  wohl  die  Witte- 
rung oder  andere  Einflüsse  in  den  letzten  Decen- 
nieu  au  dem  Marmor  zerstörend  gewirkt  hätten. 
Das  Resultat  meiner  wiederholten  Vergleichungeu 
war  nicht  allein  in  Bezug  auf  den  gegenwärtigen 
und  den  in  nicht  feiner  Zukunft  vorauszusehenden 
Zustand  der  Platten  betrübend,  sondern  es  zeigte 
sich  auch,  wie  sehr  im  Einzelnen  die  von  Michaeli» 


32 


angestrebte  Genauigkeit  und  Vollständiglieit  einer 
VevvoUkonimnung  fällig  sind.  Da  nun  das  Werk 
von  Michaelis  mit  Recht  den  Anspruch  darauf  macht, 
durch  eine  Zusammenstellung  der  Varianten  zum 
ersten  Male  die  philologische  Technik  auf  die  ar- 
chäologische Interpretation  der  Parthenonsculpturen 
angewandt  zu  haben,  so  wird  es  dem  Verfasser 
nicht  unwillkommen  sein,  wenn  einer,  dem  ein 
glücklicher  Zufall  auf  die  Urhandschrift  zurück- 
zugehen gestattet  hat,  die  an  derselben  gemachten 
Beobachtungen  hier  verzeichnet.  Ich  darf  mich 
wohl  damit  begnügen,  die  Nummern  der  einzelnen 
Platten  nach  Michaelis  zu  citiren  '). 

Fl.  III.  Ueber  der  linken  Schulter  von  Fig.  4 
ragt  rechts  vom  oberen  Ende  des  Nackens  bis  da, 
wo  der  rechte  Arm  über  die  Schulter  hinausgeht, 
der  halbrunde  Kand  eines  Petasos  hervor,  wie  ihn 
bereits  die  Abbildung  der  Ancienl  Marbles  23  deut- 
lich angiebt;  bei  Michaelis  fehlt  er  ganz  in  der  Ab- 
bildung sowohl  wie  in  der  Beschreibung  (S.  230). 
Die  unter  den  beiden  Pländeu  derselben  Figur 
zwischen  den  Unterarmen  befindliche  Lücke  ist  von 
regelmäfsig  bearbeiteter  dreieckiger  Form  und  trug 
wohl  ein  MetallstUck,  das  zu  dem  nut  den  beiden 
Händen  gefafsten  Geschirr  des  Pferdes  gehörte.  4 
hat  aufserdem  unmittelbar  auf  der  rechten  Fulsbeuge 
ein  Loch ,  an  beiden  Schienbeinen  Stiefelansätze 
und  endlich  2  Löcher  übereinander  au  der  linken 
Hüfte.  Dass  die  Zügel  bereits  angelegt  waren, 
zeigen  die  Bronzelöcher  am  Kopf  des  Pferdes,  von 
denen  sich  2  nebeneinander  im  Maul,  2  an  der 
Backe,  1  ganz  oben  auf  der  Stirn,  2  an  der  jetzt 
zerstörten  Mähne  je  oben  und  unten  befinden.  Der 
Knabe,  Fig.  6,  vielleicht  eine  der  vollendetsten  Ge- 
stalten der  ganzen  Reihe,  hielt  in  der  linken  Hand 
wohl  die  Zügel,  in  der  Rechten  aber  zeigt  eine 
schmale  genau  verticale  Rinne  ||  ,  dass  hier  die 
Peitsche  von  Metall  eingelassen  war.  Der  ruhige 
abwartende  Stand  des  Burschen  lässt  schwerlich  die 
Erklärung  zu,  dass  er  „von  dem  vorbeieileudeu 
Festordner  ij  mit  strengem  Blick  angelassen  werde." 

')  Zur  (lliarakloriälik  der  fulgeniii^n  Notizen  verwaise  iili  auf 
die  ßemerktingeii  üher  die  von  Ktgin  vort;enonniicne  Ahforinung  von 
Westfries  111  — .\VI  Lei  Michaelis  Ahs.lin.  II  U  S.  '.14;  vgl.  S.  -'30  11. 


Aulser    den    bei    Michaelis    ersichtlichen    Ver- 
letzungen ist  jetzt  mehr  oder  weniger  zerstört : 
L    Der  linke  Fufs  von  4. 

2.  Der  rechte  Vorderhuf  des  Pferdes. 

3.  Das  Gesicht  von  5. 

4.  Das   Profil,  der   linke  Unterarm,    der   rechte 
Oberschenkel,  die  rechte  Ferse  von  6. 

PI.  IV.  Das  Pferd  von  7  hat  Bronzelöcher 
für  das  eingefügt  gewesene  Geschirr:  2  oberhalb 
der  Schnauze,  2  auf  der  Backe,  2  unterm  Halse 
gerade  an  der  Biegung,  1  oben.  1  unten  an  der 
Mähue.  Der  Reiter  hat  die  Zügel  in  den  Händen 
gehabt;  denn  die  linke  sowohl  wie  die  rechte  Hand, 
welche  letztere  vortrefflich  erhalten  und,  in  den 
Ancieiil  Marbles  24  richtig  gezeichnet,  bei  Michaelis 
fehlt,  sind  regelmäfsig  durchbohrt.  Das  Pferd  von 
8  hat  2  Bronzelöcher  neben  einander  im  Maul, 
2  auf  der  Backe,  1  unterm  Halse;  die  Hand  des 
Reiters  ist  dnrchbohrt.  Merkwürdig  ist  die  in  den 
A.  M.  richtig,  bei  Michaelis  ganz  unverständlich 
gezeichnete  Kappe  („Zipfelkappe"  S.  2 Kl  vgl.  Süd- 
fries 3(1.  Nordfr.  9u.  108);  räthselhaft  ist  das  'zopf- 
ähnliche' Ding  im  Nacken,  das  ganz  verschieden 
ist  von  dem  an  Fig.  19  (Vgl.  Südf'r.  3.  5). 

Zerstört  sind  Schnauze,  Augengegend  und  das 
link  eUnterbein  des  Pferdes  7,  der  linke  Arm  vom 
Reiter  7  bis  zur  Handwurzel.  Der  Mantel  von  8 
ist  mit  Rücksicht  auf  die  verzeichnete  Figur  des 
Reiters  ebenfalls  nicht  richtig;  er  geht  bis  an  den 
Rand  der  Platte  und  flattert  darüber  hinaus  auf. 

PI  V.  Das  Pferd  von  lu  hat  2  Bronzelöcher 
im  Maul,  die  rechte  Hand  von  i)  ist  durchbohit  für 
den  Zügel  und  enthält  noch  ein  Bronzesfück,  in  der 
Linken  ist  eine  verticale  Rinne  wie  die  bei  i!  an- 
gemerkte für  die  Peitsche. 

Das  Pferd  von  10  hat  2  Bronzelöcher  im  Maul. 
1  unterm  Hals,  1  oben  am  äussersten  Ende  der 
Backe,  1  gerade  darüber  au  der  Mähne;  in  der 
durchbohrten  Hand  des  Reiters  ist  noch  ein  Bronze- 
stück vorhanden. 

PI.  VI.  Das  Pferd  von  11  hat  2  Bronzelöchcr 
in  der  Schnauze,  2  auf  der  Backe,  1  oben  an  der 
Mähne.  In  dem  über  dem  Auge  des  Reifers  am 
Helme  befindlichen  Loche  ist  noch  Bronze;  die  Hand 


33 


des  Keiteis  ist  dnrchbobit.  Au  12  deuten  2  Löcher 
über  dem  Ohr  oberhalb  der  Stephane  auf  Metall- 
zierrath. 

PI.  VII.  Das  Pferd  von  13  hat  2  Löcher  im 
Maul,  2  au  der  Baelic;  der  Oberkörper  des  Reiters 
ist  bis  aut  die  linke  Hand,  die  für  tlen  Zügel  durcb- 
bolirt  ist,  verschwunden.  Das  Pferd  von  14  hat  ein 
Luch  im  Maul,  2  dbcn  an  der  Backe,  1  nclien  dem 
herausgearbeiteten  linken  Zeigefinger,  au  dem  iinch 
ein  Bron/estuck. 

PI.  VIII.  Das  Pferd  vun  15  hat  2  Lö.cher  im 
Maul,  1  oben,  1  unten  an  der  Backe;  der  Kopf 
von  lä  scheiut  gewaltsam  abgeschlagen.  An  dem 
rechten  Bein  des  Reiters  15  befinden  sich  gerade 
unterhalb  des  Knies  drei  Löcher,  2  links  ganz  nebeu 
dem  Schienbein,  1  untten  auf  der  Wade,  offenbar 
für  einen  Metallschmuck,  denn  aucli  auf  dem  ent- 
sprechenden sichtbaren  Tlieil  des  linken  Beins  ist 
ebenfalls  ein  Bronzeloch.  Das  Pferd  von  1(3  hat 
2  Löclier  im  Maul,  1  oben  an  der  Mähne,  die  linke 
Hand  des  Reiters  ist  durchbolirt;  die  Chlamvs  flat- 
tert hocii  iu  die  Luft.  17  hat  das  Pferd  Bronze- 
löcher,  2  im  Maul,  2  an  der  Backe;  die  Hand  von 
17  enthält  hinter  dem  herausgearbeiteten  Zeigehnger 
Bronzespureu. 

PI.  X  IS.  Die  beiden  Pferdehul'e  gelicu  bis 
unmittelbar  au  den  Rand  der  Platte;  Bronzelöcher: 
2  im  Maul,  1  oben  au  der  Mähne,  die  Hand  durcli- 
löchert.  An  dem  ganz  nackten  Oberarm  von  IS 
keine  Spur  eines  Chiton  sichtbar.  Zerstört  sind 
Nacken  und  Mäline  des  Pferdes.  An  dem  Pferde 
von  19  2  Brouzelöcher  im  Maul,  iu  deren  einem 
nueli  Bronze,  1  oben  an  der  Mähne,  die  linke  Hand 
des  Reiters  trug  den  zwischen  Daumen  und  Zeige- 
finger gehenden  Zügel.  Die  Kopfbedeckung  von  l'.l 
ist  nicht  im  entferntesten  ..genau  so  wie  die  von  8"; 
sie  ist  vielmehr  ein  'riaerfell,  woran  deutlich  Ohren 
und  Schnauze  noch  kenntlich,  wie  es  dem  Zeichner 
der  Ancient  Marbles  auch  nicht  entgangen  ist;  un- 
ter der  Kappe  ist  das  linke  fein  gcari)eitete  Ohr 
des  Reiters  sichtbar.  Die  Fortsetzung  des  Pferde- 
schvvanzes  von  l'.i  fehlt  auf  tle.u  Original  nicht, 
wie  Michaelis  meint. 


PI.  XL  20.     Bronzelöcher  am  Pferd, 

Arclläoliig.  7.tg-,  Jahrsnng  XXX. 


Maul, 


1  oben  an  der  Mähne  unter  dem  Olir,  1  unten 
an  der  Mähne  und  Spuren  von  2,  die  durch  die 
zerstörte  Hand  gingen.  An  dem  fast  ganz  zerstör- 
ten Pferde  von  21  ist  ein  Loch  au  der  Schnauze 
noch  deutlich  erkeuuliar,  2  liron/.cliicher  an  der 
liaud  des   Reiters. 

l'l.  XII.  Das  Schwanzstück  des  Pferdes  von 
21  verschwindet  hier  hinter  der  \ou  dem  Rücken 
von  22  hcrablallenden  Chlamvs.  Die  beiden  Hände 
von  22  sind  leider  gänzlich  zerstört,  doch  ist  ihre 
Haltung  vollkommen  klar;  sie  hielten  allein  das  Ge- 
schirr des  Pferdes,  das  noch  gezäumt  werden  sollte*), 
weshalb  auch  an  dem  sehr  gut  eilialteueu  Kopf  des 
sich  ^or  dem  Zügel  gleichsam  stiiiulicnden  Thieres 
keine  Spur  von  Bronzeeinfügung  bemerkbar;  der 
schöne  Jüngling  2o  ist  wohl  nicht  überzeugend  von 
JMichaelis  gedeutet  worden.  Leider  ist  von  dem 
..Blick  und  der  geballten  Faust",  wonach  er  „den 
zu  hastig  Voi'aneilendeu  ein  Scheltwort  nachrufeu" 
soll,  jetzt  nichts  mehr  zu  sehn.  Indessen  die  ganz 
ähnliche  Figur  Ostiries  47  und  die  dort  von  Michaelis 
unzweifelhaft  richtig  gegebene  Deutung  (S.  25'.') 
auf  einen  Herold  lassen  uns  trotz  der  etwas  ver- 
schiedenen Gewandung  aucli  hier  lincn  solchen 
annehmen.  \'gl.  auch  Xordfries  1'.'.  Dazu  kommt 
iler  l'mstand,  d^ss  sich  sowohl  unterhalb  des  auf 
dem  linken  l'nterarm  ruhenden  Stabes  am  Chiton, 
als  in  fortlaufender  Linie  oberhalb  desselben  auf 
dem  Arm  (das  Armstüek  zwisclien  dem  Gewand 
und  dem  EUeubogeu  ist  im  Original  bedeutend 
gröfser  als  in  der  Michaelis'sehen  Zeichnung)  je  zwei 
Löcher  befinden,  offenliar  zur  Aufuahiue  von  .Mctall- 
ansätzen.  Von  einem  „Peitschenstiel"  kann  dem- 
nach wohl  kaum  die  Rede  sein.  Vgl.  das  Scei)ter 
des  Zeus  Ostfries  '.)<)  und  dazu  Michaelis  S.  22G.  2.').">. 
0.stfries  52  und  Michaelis  S.  LÜti. 

PI.  XHl.  Der  Kopf  des  Pferdes  von  25  ist 
jetzt  ebenfalls  gänzlich  zerstört,  docli  zeigt  er  deut- 
lich noch  4  Bronzelöcher,  im  .Maul  und  an  der 
Backe    aufwärts    vertheilt.     Das    zweite  Pferd   hat 

1  Bronzeloch    oberhalb   der  Schnauze,   2   im   INlaul, 

2  oben  und   unten  au  der  Jliihue. 

2)   M. :   „es   ist  iiii-lit  s^mz  klar,  oli  jene  beiden  (-'2  umt  •.';()   ilie 
Zügel   in   lliinJen  hüllen." 

5 


34 


ri.  XIV.  Maitinclli  hat  das  in  der  linken  Ecke 
als  fehlend  bezeichnete  ytliek  unter  den  in  den 
Sammlungen  der  Akropolis  zerstreuten  Trüniniern 
wieder  aufgefunden  und  am  Original  eingesetzt'). 
Das  Stück,  das  die  in  rotber  Farbe  aufgetragene 
Zahl  1303  trägt,  zeigt  das  Ende  des  vom  Rücken 
von  26  herabfallenden  Gewandes,  sowie  das  untere 
rechte  Bein  von  26,  das  beschidit  ist;  2  Leder- 
klappen fallen  über  Wade  und  Schienbein  herab. 
Das  Stück  ist  vortrefflich  erhalten,  während  die  ganze 
l'latte  entsetzlich  zerstört  ist.  An  dem  Pferde  von  26 
sind  noch  2  Löcher  bemerkbar,  oben  an  der  Backe 
gerade  am  Bruch  und  unten  an  der  Jlähne. 

PI.  XV.  2S  ist  man  versucht  bei  näherer  Be- 
trachtung fast  für  ein  Weib  zu  halten;  so  weich 
sind  die  Formen,  namentlich  des  sehr  gut  erhalte- 
nen rechten  Arms;  unterlial!)  der  rechten  Hand  greift 
auch  die  linke,  die  bei  Michaelis  fehlt,  in  die  Mähne. 
Von  dem  breiten  und  vollen  Gesicht  sind  Xase  und 
Mund  zerstossen,  die  Augen  erhalten;  die  Kopf- 
bedeckung scheint  die  aus  verschlungenen  Bändern 
turbanartig  gebildete  Haube  zu  sein,  wie  sie  dem 
Original  entsprechend  in  den  Ancicnl  Marbles  ab- 
gebildet ist.  Aufserdem  ist  hier  richtig  angegeben 
das  unter  der  Haube  an  der  linken  Seite  hervor- 
quellende Haar.  An  dem  Pferde  von  28  sind  Bronze- 
löcher 1  im  Maul,  1  unten,  1  oben,  an  der  Backe, 
1  gerade  unter  den  Fingerspitzen  an  der  Mähne 
mit  Pesten  von  Bronze,  so  dass  das  Motiv  der 
llandbewegung  keinem  Zweifel  unterliegt,  endlich 
l  unten  an  der  Mähne.  Sehr  unbefriedigend  ist  die 
Zeichnung  des  Pferdes  von  21'.  Bronzelöcher  sind 
1  oberhalb  der  Schnauze,  2  im  Maul,  2  an  der  Backe, 
1  oben  an  der  Mähne  unterhalb  der  Ohrspitze. 

PI.  VL     30  ist  fiist  gänzlich  zerstört. 

Nach  diesen  vor  dem  Marmor  angestellten  und 
verzeichneten  Beobaclitungen  wird  es  wohl  keinem 
Zweifel  mehr  unterliegen,  dass  wir  uns  die  Anwen- 
dung von  Metallansätzen  so  ausgedehnt  wie  mög- 
lich   decken    müssen.     Wie    am    ganzen    Xordfries 

')  Andere  bis  jetzt  bestimmhiire  neu  aiifgefnnilene  Stücke  sind 
die  obere  Ecke  rechts  vom  Siidfries  PI.  VI,  XVII,  die  in  Carreys 
Zeichnung  vorhandene  unlere  linke  Kckc  von  ,\.\\,  das  ganze  Stüek 
von  Nordfries  PI.  .X  unten  links,  vorlrelllich  erhallen,  endlich  die 
nnlere   Ecke  rechts  von  Nordfries  ,\XII. 


(Michaelis  S.  24H),  so  war  auch  am  Westfries  für 
jedes  überhaupt  gerüstete  Pferd  ein  reiches  Geschirr 
von  Metall  angefügt  (näg  ydg  aöiqünzei  ^alivog 
Soph.  OC.  loiiö),  und  zwar  kehren  die  zur  Auf- 
nahme bestimmten  Löcher  regelmässig  an  derselben 
Slelle  wieder.  An  dem  Fufs  von  4  war  irgend  ein 
Schmuck  angeheftet,  während  vielleicht  die  Stiefel 
durch  Farbe  angedeutet  waren,  da  sonst  die  ganz; 
leichte  Erhebung  derselben  unmöglich  gesehn  wer- 
den konnte.  Einen  ähnlichen  Schmuck  bemerkten 
wir  bei  den  Beinen  von  l.'i.  Im  Verhältniss  zu  der 
überhaupt  prunkvolleren  Darstellung  des  Ostfrieses 
steht  also  der  Westfries  in  der  Anzahl  von  Bronze- 
lüchern  jenem  keineswegs  nach. 

Zu  bedauern  wird  es  immerhin  sein,  dass 
Michaelis ,  als  er  die  Erklärung  der  einzelnen 
Figuren  des  Westfrieses  niederschrieb,  anscheinend 
nur  die  für  sein  Werk  angefertigten  Zeichnungen 
zu  Grunde  gelegt  hat,  ohne  die  Gypse  oder  wenig- 
stens die  vortrefflichen  Abbildungen  in  den  Ancient 
Marhles  zu  Pathe  zu  ziehn. 

Indessen  vor  Allem  drängt  sich  die  Frage  auf, 
wie  dem  allmählichen  Untergang  der  Reliefs  vor- 
gebeugt werden  könne.  Auffallend  ist  es,  dass  Plat- 
ten, die  von  den  den  Opisthodom  mit  dem  Giebel 
verbindenden  noch  vorhandenen  Balken  bedeckt 
sind  (III.  IV.  XI.  XVI),  und  eigentlich  also  dem 
Eintluss  der  Witterung  weniger  ausgesetzt  sind,  so 
starke  Verletzungen  aufweisen.  Also  selbst  der  even- 
tuelle Versuch  einer  Ueberdacliung  wäre  nicht  im 
Stande  allzu  grol'se  Hoffnungen  zu  erregen.  Es  hat 
sich  des  Marmors  ein  wie  pestartig  um  sich  greifender 
Hang  zur  Verwitterung  bemächtigt,  dessen  zerstörender 
Wirkung  schwerlich  noch  wird  gesteuert  werden 
können.  An  vielen  Stellen  bröckelt  die  Oberfläche  in 
ausgedehnten  Flächen  bei  leiser  Berührung  ab,  und 
so  ist  es  vornehmlich  der  Gescklichkeit  von  Martinelli 
zu  verdanken,  dass  die  Originale  beim  Abformen 
nicht  noch  mciir  gelitten  haben.  Fast  scheint  es, 
als  ob  wir  uns  an  den  Gedanken  gewöhnen  müssen, 
dass  es  dem  nach  uns  kominenden  (iesciilecht  nicht 
mehr  vergönnt  sein  werde,  sich  an  der  Schönheit  der 
Originalplatten  zu  erfreuen. 

Athen  im  .Mai   1872.  Otto  Lideks. 


35 


DEUX  PEINTURES  DE  VASES  GRECS 

iParis  1871 

Unter  obigem  Titel  hat  Hr.  )!'.  Frölnirr  zwei 
Yasenbikler  des  hritisciieii  Jlnseuins  aus  Kameiros, 
Avelcbe  sieb  aucii  in  dem  grolseu  Werke  von  A.  tSalz- 
iiiann  über  die  in  Kameiros  gemacbteii  Ausgrabun- 
gen abgebildet  finden  werden,  mit  grolsem  Aufwand 
farbig  verötlentliebt  und  mit  Erklärungen  versehen, 
zu  denen  ich  die  folgenden  Bemerkungen  und  Xaeii- 
träge  zu  uiaclien  habe. 

Die  erste  Vase  (Taf.  I  p.  o  ss) ')  ist  eine  l>e- 
kythos,  welche  in  feinster  polychromer  Zeichnung 
die  Theuxeitia  oder  das  Ledisleniiiiin  der  Dios- 
knren  zeigt,  indem  über  einer  reichverzierten  Kline 
(mit  Seitenkissen  und  einem  daraufliegenden  Fächer) 
in  der  Luft  Kastor  und  Polydeukes  zu  Hoss  er- 
scheinen ').  Diese  Darstellung  bietet  meiner  Mei- 
nung nach  die  Handhalie  dar,  ein  längstbekanntes 
Yasenbild  aus  Unteritalien  zu  erklären,  welches  bis 
jetzt  noch  nicht  befriedigend  gedeutet  ist  (Tisch- 
bein Vas.  II  öG;  Miiller-Wieseler  Denkni.  114'.!,  (JIT): 
es  ist  eine  hohe  Kline  dargestellt,  mit  reicbbestickteni 
Polster  und  Seitenkissen,  neben  der  einerseits  ein 
bärtiger  Manu  in  Chiton  und  Anaxyrides,  anderer- 
seits eine  Frau  steht,  welche  in  der  erhobeneu 
liechten  eine  Balbbüchse  (?)  hält;  beide  sind  be- 
kränzt und  miteinander  im  Gespräch.  Die  Ycr- 
gleicbung  mit  der  ihodischen  Lekjfhds  sowie  mit 
dem  thessalischen  llclief  (Anm.  "2)  ergiebt,  dass  wir 
hier  ein  Lectisternium  und  den  Priester  nebst  der 
Priesterin  derjenigen  Gottheiten  zu  erkennen  haben, 
2U  deren  Ehren  dass  Lectisternium  gefeiert  wird. 
Während  aber  auf  der  Vase  aus  Kameiros  und  dem 
lielief  ans  Larissa  diese  Gottheiten  —  die  Dioskuren 
—  in  Person  erscheinen ,  ist  auf  der  früher  Hamil- 
ton'schen  Vase  die  gefeierte  (iottlieit  nur  amic- 
deuiet    durch    die    Gegenwart    ihrer  göttlichen    lie- 

')  Schon  veröffentlicht  von  Newton  (in  den  Transaclions  of  the 
li.  Society  of  Literature  See.  Ser.  I.X  (18701  p.  434  ss  niil  Tafel), 
der  stall  y.a).ri  l\livn   [d.  i.    Mria]   irrig  xttlt]  Nixa   liest. 

')  Ebenso  auf  einem  Helief  aus  Larissa  in  Thessalien,  jel«t  im 
l.ouvre,  welches  Fröhner  I.  c.  zugleich  mitverülTenllicht:  Taf.  III  (^= 
lleuzey  Miss,  arcli.  de  Macedoiiie  pl.  23)  p.  Sss;  vgl.  rriihner  Inscr. 
greoques  du   l.ouvre  no.  Hi:  Nenlon  I.   c.   p.  43."i. 


DE  LA  KECROPOLE  DE  KAMEIROS. 

Polio) 

gleitung  und  Bedienung:  unter  der  Kline  sitzen 
zwei  bärtige  bekränzte  Satyrn,  je  mit  einer  Wcin- 
amphora  und  miteinander  im  Gespräch.  Das  Le- 
ctisternium gilt  also  dem  Dionysos  und  der  Ariadne, 
deren  Priesterschaft  die  Zurüstung  bereitet,  und 
deren  Thiasos  schon  Platz  genommen  hat. 

Die  zweite  Vase  (Taf.  II  p.  14  ss.)  ist  ein  Ala- 
Ijastrou,  auf  dem  wir,  in  leidlieh  guter  Zeiclinung, 
eine  Figur  dargestellt  finden,  in  Anaxyrides  kurzem 
Chiton  und  Panzer,  an  der  linken  Seite  den  K(icher'), 
über  dem  linken  Arm  schildartig  die  Chlamys,  in 
der  Rechten  die  Streitaxt ;  sie  wendet  den  Kopf  zu- 
rück; neben  ihr  steht  ein  Palineubaum  und  ein  Stuhl. 
Fröliiier  erkennt  in  dieser  Figur  eine  Amazone, 
wohl  wegen  der  in  langen  Locken  herabfallenclen 
Haare;  ich  glaube  jedoch  die  Deutung  auf  eine 
münidichc  Figur,  und  zwar  auf  Memnon,  wird 
richtiger  sein,  wenn  wir  z.  B.  die  Figur  des  rliodi- 
schen  Alabastrons  mit  dem  im  Kopenhagener  Mu- 
seum (no.  147)  '')  befindlichen  Vasenbilde  verglei- 
chen und  wenn  wir  ferner  die  in  Unteritalien  vor- 
haudeneu  Beplikeu  des  rhodischen  Alabastrons 
heranziehen.  Denn  die  fragliche  Figur  wiederholt 
sich  nicht  nur  auf  einem  zweiten  gleichfalls  in  Ka- 
meiros gefundenen  Alabastron ,  das  im  Museum 
Pareut  sich  findet  (Friihner  1.  c.  ]t.  17),  sondern  aiudi. 
wenngleich  lairikirl ,  auf  einigen  unteritalisclien 
Alabastra,  wie  Fröhner^j  ganz  richtig  bemerkt  hat. 
Es  sind  die  folgenden: 

A.  Alabastron  des  Stadt-Museums  zu  Compiegne 
no.  lolG:  abg.  bei  Errdincr  1.  c.  p.  lii.  Höhe 
der  Figur  0,10  Meter. 

B.  Alabastron  des  Luuvre:  beschr.  bei  Fniliuer 
p.    17. 

C.  Alabastron  beim  Kunsthändler  V.  Barone  in 
Neai)el  (vgl.  den  Holzschnitt  Vj  'Its  Originals): 


')  Nicht  Bogen  und   hinher,  «ie   Krohner  [iieiril. 
•)   Abg.  z.  lt.   Millinpen  liied.  Am-.  Mun.  I,  Kl;    Uverb.   SagenKr. 
■>].    111. 

'■    Durch   Hrn.   A.   0|iperuiann  aufnierksaui  gemacht. 


36 


beschr.  in  der  Aieh.  Ztg.  1869  S.  3G    10"^);  vgl. 

Fröhner  p.  17,4.    Höhe  der  Figur  0,10  Meter. 

IK   Alabastron   des   Berl.  Museums   no.  .öTl    (vgl. 


den  Holzschnitt  ' /,  des  Originals):  erwähnt  iu 
der  Arch.  Ztg.  1869  S.  115.  Höhe  der  Figur 
(',11  Meter. 


Diese  vier  Alabastra  zeigen  bei  (/""-•  'jlficlicr 
Technik  die  ganz  (/Iciclic'}  Darstellung  einer  stumpf- 
nasigen Figur,  welche,  in  Auaxyvides  und  Panzer,  sich 
umwendet  und  neben  welcher  eine  l'alme  und  ein 
Stuhl  stehn:  Verschiedenheiten  zeigen  sich  nur  in  der 
Benutzung  des  Mantels,  welchen  die  Figur  auf  C  gar 
nicht  hat,  auf  B  shawiartig  über  beiden  Armen  tr.ägt, 
auf  A  und  D  schildartig  über  dem  vorgestreckten  lin- 
ken Arm  hält,  und  ferner  in  den  Watien,  welche  sie  iu 
den  Händen  hat.  A  und  D  stimmen  wie  im  befranzteu 
Mantel  so  auch  darin  übercin,  dass  die  IJechte  eine 
Axt  hält ;  in  B  und  C  hält  die  Linke  den  Bogen,  da- 
gegen die  rechte  Hand  iu  Ji  eine  Axt,  in  C  ein 
Sehwert  oder  vielmehr  einen  l'fcil;  B  und  C  stim- 
men noch  darin,  wie  es  scheint,  Uberein,  dass  auf 
beiden  ein  Helm  an  der  Erde  liegt,  wenigstens 
si)riclit  Fröhner  bei  H  davon,  dr\ss  man  sieht :  „an 
jiifd  (In  piilmicr  lex  Irucc.s  diiii  iibjcl  iiKÜsti/ict'; 
doch  kann  dies  natürlich  nur  durch  .\ut(ipsie  ent- 
schieden werden. 

Ebenso  wenig  wie  nun  zu  bezweifeln  ist,  dass 
diese  vier    in  Unteritalien ")   gefundeneu  Alabastra 

*     Her  ZusüU   ,ül)  antik?"   rülirl    vimi   llcrousgeljer  der  ZiMlunj; 

her;  vgl.  ebenJ.  S.  I  lö. 

')  Woliei  aber  nicht  an  „Schablone"   gedacht  werden  darfl 
')  Wenn  die  .Angabe,  dass  C  in  Noia   gefunden   ist,  sicher  wäre, 

würde  der  Annahme  einer  nolanischen  Fabrik  nichts  entgegenstehen. 


riiwr  Fabrili,  ja  vielleicht  sogar  einer  Hand  ihre 
Itlntstchnng  verdanken,  ebenso  sicher  dünkt  mich, 
dass  die  dargestellte  Figur  iikuuiUcIi  ist  und  zwar 
einen  Neger  oder  Aethiopen  darstellen  soll,  wie 
ein  Vergleich  z.  \>.  mit  erhaltenen  Darstellungen'^) 
des  Herakles  lieim  Busiris  zur  Genüge  ergiebt. 

Wenn  aber  die  Figur  der  unteritalisclieu  Ala- 
bastra männlich  ist,  so  muss  es  auch  diejenige  der 
rhodischen  Alabastra  sein ,  von  denen  wir  aus- 
gegangen sind,  denn  beiden  Fabrikaten  —  sowol 
denen  in  ünteritalien  als  denen  in  Kameiros  — 
liegt  doch  unzweifelhaft  dasselbe  Original  oder 
wenigstens  dieselbe  Vorlage  zu  Grunde,  welche  in 
Kameiros  genauer  cojiirt  wurde,  in  der  unteritali- 
schen Fabrik  aber  mit  atellanischer  Ausgelassenheit 
karikirt  wurde.  Diese  zu  (Grunde  liegende  Vaseu- 
zeichnuiig  wird,  wie  die  rhodischen  Copieen  Ter- 
mutlicu  lassen,  den  Auszug  uiul  die  Watt'nung  des 
]\Iemniiu  dargestellt  haben,  welcher  —  wie  auf  dem 
Lcschcbild  des  Polygnot  (Paus.  X,  31,  5  ss)  —  in 
griechischem  Pndil  erschien,  das  der  uuteritalisehe 
Vasenmaler  aus  Realismus  und  Lust  zur  Karikatur 
aethiopisch  bililctc 

»)  Vgl.    z.  [(.    .Von.    deir    Instit.   VIII    Ui :    Neapel    2558;     Mün- 
chen  M'i;  Brit.   Mus.  S'i'i;  u.  a.   in. 

H.  Heydemann. 


37 


ZUR  DANAEVASE  (No.  1723)  DER  PETERSBURGER  ER:\IlTA(iE. 


Obgleich  die  schöne,  mit  Recht  gciniesenc 
Danaevase  der  Petersburger  Einiitage  (n«.  1723), 
welche  1844  in  Caere  gefunden  wurde  und  friilier 
in  der  Saninduug  Cawpana  (IV  8ti(i)  w;;r,  liäufig 
abgebildet')  und  besprocheu')  worden  ist,  so  hat 
doch  ein  Xebeuumstand  derselben  bis  jetzt  noch 
keine  genügende  Erklärung  gefunden :  icli  meine 
die  Thätigkeit  des  Handwerkers,  der  an  der  Larnax 
„mit  einem  in  seinen  Einzelheiten  unaufgeklärten  Ap- 
parat (Overbeck)-  arbeitet.  Nach  Stupliaiii  „scheint 
er  mit  einem  Mafsstabe  die  Giöl'se  der  Lade  zu 
messen";  nacii  Gerhard  ist  er  ..bescliäftigt  mit  bei- 
den ausgestreckten  Händen,  deren  eine  einen  Stab 
hält,  etwa  ein  durch  senkrechte  Unterlage  getrage- 
nes Schloss  einzupassen";  Welcker  sieht  duriu,  „ob- 
gleich der  Mechanismus  selbst  unbekannt  ist,  eine 
Art  festen  Verschlusses" ;  Forchhanjuier  „ein  nieder- 
zulassendes ytützholz" ;  Campana  endlicli  uud 
Rochette  erkennen  iu  dem  Instrument  einen  Bohrer. 
Diese  letztere  Deutung  kommt  der  WahrJieit  am 
nächsten,  denn  iu  der  That  i.>t  der  Arbeiter  be- 
schäftigt, in  die  obere  Fläche  der  Vorderseite  des 
Kastens  (behufs  leichterer  Zunagelung  des  Deckels) 
ein  Loch  zu  bohren,  aber  uicht  mit  einem  einfachen 
Bohrer,  sondern  mit  einem  sog.  Drillbohrer  (ital. 
tra/nnio  coli'  arro;  traiiz.  trrpiin  t'i  urrlicl;  engl. 
tcimble),  welcher  durcli  die  an  ihm  befesligte  Sehne 
eines  Bogens  hin-  und  herbewegt  wird.  Dieser 
Drillbohrer,  den  schon  Homer  kennt  (Od.  IX  .jS41f.): 
—  log  t)T£  Tig  ZQV7HI)  önQV  ii'^inv  uvijo 
Tovncno).  Ol  di  t  i'i'ioÜEv  vTzoaatioi'oit'  'i/idvii 
axpaiieini  ixcatoi^e,  xn  de  TQtX£i  ififtti't^  aiei  — 
findet  sich  auch  in  einigen  alten  Darstellungen,  die  ich 
zur  Verdeutlichung  und  Bestätigung  meiner  Erklärung 

'J  Beide  Seiten  sind  —  auTser  auf  zwei  fliegenden  Koliuldallern 
von  Campana  —  aligebildet  bei  Glid.  Beil.  Winilcelniannslisli)!'.  IS54; 
Welcker  A.  D.  V  16  und  17,  1:  die  Hückseile  auch  bei  l'i.nofka  Arcb. 
r.omnienl.  zu  Pau.«.  (Berl.  Akad.  1854}  III  12;  Roclielle  Choix  de 
peiDt.   p.  181    und  p.  'i'iö. 

•)  Vgl.  auTser  den  Texten  za  den  Abbildungen  nucli  Campana 
Bull,  deir  Inst.  1845  p.  214  ss;  Foicliliaminer  Aicli.  Anz.  1854 
S.  507,  2;  Stephan!  Vasens.  der  Ermitage  II  S.  281  f.  no.  1723;  Jahn 
Ber.  der  Sachs.  Ges.  1861  S.  336,  166;  Overbeck  Zeus  S.  406,  1 
und  411,  8. 


kurz  anführe^).  Die  eine  Darstellung  findet  sich  auf 
einem  Scarabäus')  aus  Cortona,  den  ich  bei  AI.  Castel- 
lani  sah  und  von  dem  eine  Abliilduiig  anbei  folgt 
(Holzschnitt  a):   ein  nackter  Mann  steht   vor  einem 


Stuhl  (V)  und  bohrt  ein  Loch  hinein,  indem  er  in  der 
Linken  den  Bohrer  hält,  mit  der  Uechten  don  liogen 
hin-  und  herführt;  daneben  liegt  eine  Leiste  oder  ein 
.Malsstab.  Eine  zweite  Darstellung  ist  auf  dem  be- 
malten Boden  eines  in  den  Katakomben  gefundenen 
Glasgefäfses  ■■')  erhalten,  wo  ein  Tischlermeister  in 
der  Mitte  seiner  arbeitenden  Gesellen  dafge.stcllt 
ist,  deren  einer  mit  dem  Drillbohrer  (Holzschnitt  li) 
in  ein  Brett  ein  Loch  bohrt.  Ein  drittes  Mal  sehen 
wir  das  Instrument  auf  einem  pompejanischen 
Wandgemälde  (Heibig  no.  12(1^)")  neben  dem  die 
Kuh  der  Pasiphae  arbeitenden  Daedalos  an  der 
Erde  liegen  (Holzschnitt  c). 

Aus  diesen  Beispielen,  deren  Zahl  gewiss  ver- 
mehrt werden  kann,  geht  zur  Genüge  hervor,  dass 
das    Instrument    (Holzschnitt  d)    des    Arbeiters    auf 


i^ 


d 


der  Danaevase  gleichfalls  ein  DrilHiolner  ist;  in  der 
Linken  hält  er  den  Bohrer,  iu  der  Rechten  den 
Bügen,  dessen  Sehne  durch  das  Bogenlndz  zwar  ver- 
deckt ist,  aber  unter  der  rechten  Hand  in  der  Schleife, 
mit  der  die  Sehne  dort  festgebunden  ist,  zum  Vor- 
schein kommt 

Das  so  eben  auf  .Monumenten  der  verschieden- 

^)  Vgl.  auch  die  Darstellung  eines  um  lineiii  Drillhubier  ar- 
beitenden Urechslers  auf  einem  aegypiisrben  Crabgeninlde  bei  VVil- 
kinson   Man.   and   l'ost.  III   p.  I4i  und  p.  172;   vgl.  ebd.   II   p.  18(1. 

')   Vgl.   auch   Bull,   deir   Inst.  186y   p.  55,  8. 

^)  Im  christlichen  Museum  des  Vaticans:  abg.  i'erret  ("alacuinb. 
IV  22,  II;  Carrucri  Veiri  33.3;  Jiilm  Her.  der  S.ichs.  (ies.  I8IU 
XI  I    S.  338  fl'. 

')  Abg.    Mus.    Uorb.  VII  55;    vgl.   Jahn   Arch.    lieilr.    S,  2 15. 


38 


sten  Art  und  Zeit  nacligcwiesene  Bohiinstriinient 
naiinteii  die  Ciiioclicn  mit  dem  bet^midorcu  Xaiiieu 
i'iQi'c,  wie  mit  ISiciicilieit  aus  einem  Ei)ii,'ramm  des 
riiilippos  aus  Tiiessalonike  (Antb.  I'al.  VI  103) 
borvdi-gelit,  indem  ein  alter  Tiseldcr  Ijcontieiios  all 
sein  Werkzeug  der  Atbene  weilit:  da  werden  unter 
den  anderen  (Jerätlien  aufser  loinaiu  i}'  ilxsat- 
■/f.ioa  Tegiioä  rs  besonders  erwäbnt  xai  yrgdg 
ä  iKf  tätTnvg  ctoldag,  womit  der  DrilUidlirer  an- 
scbaulicli  beschrieben  ist;  ebenso  werden  in  dem 
dieselbe  Widmung  der  Werkzeuge  des  Leoutiebos 
verberrliciienden  Epigramm  des  Leonidas  aus  Tareut 
lAntb.  Pal.  VI  20.'))  gleicbtalls  neben  iginavö  t' 
tidlri]Tu  xai  i-ixi^tvia  rfoeiga  aucb  wiederum  die 
aoi'ötg  aufgezählt,  jedoch  ohne  die  beschreibenden 
Beiwörter  des  obigen  Epigramms.  Auch  Pollux  giebt 
unter  den  ztxinvng  axev/]  (10,  14G)  neben  TfQtrQnv 
und  Jüinavov  die  uQig  an;  vgl.  auch  7,  113:  tu 
öt  foyaXtla  Tnvco)v  (sc.  tüv  ^vlnvQyiTit')  .... 
igvnttrciv,  itgtroor,  Tovnavnvyog.  c.Qig  (KaXliag  yovt> 
fv  Jledijraig  Ityti  'iT^g  naxQtxr^g  ogidng  |vgl.  Mei- 
neeke  frg.  com.  II  p.  T.-i9])  xr?..  Pollux  fahrt  dann 


an  der  ersten  Stelle  (10,  ]4G)  fort:  fv  ds  t/;  ev 
'Olvfin/a  an]).)^  avaylyQaTiiai')  rgimara  TQvnai'lag 
iy/tna,  Yaog  n]v  agiöa.  Vergleicht  man  hiermit 
die  Art  und  Weise,  mit  der  vom  Drillbohrer  der 
Chirurg  Heliodoros   (bei   Oribasius  ]>.  93,  Kl:    ins- 

Qtidialht)  TOI  xQttvloi  ij  aiyjn)  tov  TQvnavnv 

tniij'  rjQffia  xf/  ägiöi  OTgecpäadiü  tn  xQvnavQv  .  .  . 
OTQtifnuävoit  TOV  TQvnärov  T/j  agidi  xi)..)  beim 
Trejjanieren  ")  oder  der  iMatheniatiker  ApoUodoros 
(Poliork.  ]).  ]S  C:  sano  äf  zä  iginara  unyloi  .  .  . 

oig  xai'   axgnv  ).tnig  aiörjgä    7iQoar])^nt'at)('J 

xaTcc  ÖS  zn  t'cegov  axgni'  xilivdgng  eyxslaiyio  ^i  At- 
rng  iiianoTevog,  'Vor  cigi'di  orgsifr^Tac  xtk.)  bei  einer 
Belageruugsmaschine  reden"),  so  ergiebt  sich,  dass 
mit  agi'g  nicht  nur  das  ganze  Instrument,  sondern 
auch  speciell  der  dabei  gebräuchliche  Bogen  be- 
zeichnet wurde,  und  dieser  Bogen  zuweilen  auch 
tgvnuvitt  (Poll.  10,  14G)  genannt  wurde. 

')  Vgl.  ähnliche  Källe  der  Anfiihrung  inscbriftlicher  Aufzeich- 
nungen z.  B.  Pull.  10,  126  (Vgl.  dazu  0.  1.  Gr.  l.iO  §2  4)  und 
Athen,   p.  470  E   (vgl.  dazu   C.   I.   Cr.   l.')l    p.  242,  37). 

')  Vgl.  dazu  auch   llippocr.   de  Artic.   p.  789  C. 

')   Vgl.   neilere  Stellen  Lei   Slfph;inu3   s.  v.   «oiV. 

H.  H. 


TELLER  AUS 


Der   \-orstcbiMidc   llol/.schnitt   giebt    —    um    die 
jliillte    verkleinert   —   die    /eiehiiiiiii;-    eines    Terra- 


KA]\1EIR0S. 

cottatellers,  der  bei  den  Salzmann'schen  Ausgrabun- 
gen in  Kameiros  gefunden  ist  und  sich  im  Besitz 
von  AI.  Castellani  befindet  (vgl.  Arch.  Ztg.  1SG9 
S.  .34,  1).  In  alter  strenger  Zeichnung  ist  in  der 
oberen  Hälfte  eine  schreitende  S|)liinx  dargestellt, 
während  die  untere  Hälfte  von  einer  Palmette  aus- 
gefiillt  wird.  Beide  Hälften  trennt  ein  Streifen  mit 
dem  alten  Zickzackornament.  Der  Styl  des  phan- 
tastischen Tbiers  ist  völlig  orientalisirend,  ebenso 
die  den  Kaum  ausfiillendeu  ^'erzierungen;  vgl.  (.'onze 
Zur  (iesch.  der  Anfänge  gr.  Kunst  (Wien  1870)  S.  19 
r>?>)  tf. ,  auf  dessen  tretflichc  Auseinandersetzun- 
gen und  Bemerkungen  über  diesen  Vasenstyl  ich 
micii  zu  verweisen  begnüge.  Oben  am  Band  des 
Tellers  sind  zwei  Löcher  angebracht  (ebenso  z.  B. 
aiieli  bei  Benndorf  (Ir.  Sic.  ^'asenb.(^);  7;  y,'i;  u.a.m.) 
zum  .'Vuriiäugen  an  die  Wand,  ein  Wandschu)uck, 
welcher  auf  Vaseubildeiu  häufig  sich  angedeutet 
findet:  vgl.  z.  B.  Neap.  Vns.  ;!-iJ2;  ;:230:  u.a.m. 

11.  11. 


39 


S  1  T  Z  U  N  G  S  E  E  R  I  C  H  T  E. 


Berlin.    Sitzung  vom  'J.  Januar.    In  der  ersten 
Sitzung  des  Jahres  wurde  statutengeniäls  der  Jahres- 
bericht   über   die  Kasse    durcii    den  Arciiivar  Hrn. 
Wolff  erstattet,  und  demselben  nach  Prüfung  der- 
selben  dureli   die   Hrn.  Adler   und  Brand is   De- 
charge  ertheilt.     Bei  der  biernacii  vurgenonimcneu 
Neuwahl  des  Vorstandes  wurden  die  Hrn.  Curtius, 
als  Vorsitzender,  Hübner,  als  Sekretär,  und  Wolff 
als  Archivar,   durch  Acclaniation  in  ihren  Aeintern 
bestätigt,    und    an  Stelle   des  verstorbenenen   Hrn. 
Friedrichs  Hr.   Adler    als  zweiter   Secretär  er^ 
wählt.    Der  Gewählte  nahm  die  Wahl  dankend  au. 
Ferner  wurde  ein  neues  ordentliches  Mitglied,  Hr. 
Marelle,   durch  Wahl   und   ein  aulserurdentliches 
Mitglied,   Hr.  Glavinic   aus  Spalatro,    in   die  Ge- 
sellschaft   aufgenommen.     Als    Geschenk  -des    nas- 
sauischeu    Alterthumsvereins    sind    die    Beiträge 
zur    Geschichte    desselben    eingegangen,    für 
welche  hiermit   der  schuldige  Dank   erstattet  wird. 
Hr.   Curtius  legte   sodann    die    neu    erschienenen 
Schriften  vor,    indem   er  einige  derselben,   wie  die 
Beschreibungen    des  Museo    civico  in  Bologna 
und  den   Bericht    über    die  Ausgrabungen   bei  der 
Certosa  daselbst,  die  wichtigsten  Entdeckungen  ans 
Selinunt  mit  der  von  Ugdulena,  Halm  und  Sauppe 
behandelten    Inschrift,     ferner    die    Schriften    von 
Brunn  und  Urlichs  über  die  Anfänge  der  griechi- 
schen Künstlergeschichte  mit  einigen  Bemerkungea 
begleitete.    Sodann  machte  derselbe  aus  Briefen  des 
Hrn.  C.  Huniai  n   ]Mittheilungen  über   Alterthümer 
von  Perganios  und  legte  in  Zeichnung  einige  Scnlp- 
turfragmente  vor,  welche  daselbst  im  Gemäuer  auf 
der  Burg  als  Baumaterial  verwendet  worden  waren. 
Aus  den  daselbst  vorgefundenen  Inschriften  theilte 
er  einige  archäologisch  interessante  Stellen  mit,   in 
denen  es  sich  um  die  Aufrichtung  von  örfentlichen 
Standbildern  .und    um  Müuzeinriehtungen    handelt, 
und    legte   kleine  Terracotten    aus   Bergamos    vor, 
welche  sich  durch  Güte  der  Arbeit  auszeichnen,  so- 
wie   einige   Exemplare    der    runden    Thonschciben, 


welche    in    der    Mitte    einen    münzartigeu    Stempel 
tragen    und   zum  Anhängen   bestimmt   waren.     Aus 
Athen   legte    er    kleine  Keliefmedaillons  aus  'I'Ikiu 
vor,   welche  als  Geschmeide   dienten   und   das   noii 
plus  iillni  feiner  Miniaturarbcit  sind.    Eudlich  n<ich 
die    Zeichnung    einer    altischen    Oenochoe,    weiche 
die  Grupiie  von  Marsyas  und  Athena  auf  der  atti- 
schen Burg  darstellt.     Hr.   von   Sallet    legte    ein 
Gegenstück  zu  der  alterthüudichen  Bronzetigur  der 
Pallas   Promacho.s  vor,   welche    Hr.  Prof.   Curtius 
erworben  hat.    Beide  Figuren  gehen  auf  einen  alt- 
attischen  Promachostypus  zurück  und  sind  deshalb 
von  kuustgesehichtlichem  Werthe.     Der   woidcrhai- 
tene   Kopf  der  attischen   Bronzetigur    zeigt  in   der 
Gesichtsbildung  wie  in  der  Gestalt  des  Helmes  viele 
Aehnlichkeit    mit    einem   in  Athen   gefundenen   ar- 
chaischen  Marmorkopf   der  Pallas    und   mit  alter- 
thUndichen    athenischen    Silbermüuzen.     Hr.  Hüh- 
ner legte  eine  Keihe  neuer  Publicationen   aus  dem 
Gebiete  der  römischen  Alterthümer   und   der  hitei- 
nisciien  Epigraphik  vor,    welche  mit  den  archäolo- 
gischen Studien  mehr  oder  weniger   in  Znsammen- 
hang   stehen.     Zunächst    den    jüngst    erschieneneu 
ersten   Band   von  Momnisen's  grofsartigem  Werk 
über  die  römische  M  agisratur,  in  welchem  die 
ausführlichen  Abschnitte  über  Amtstracht  und  Amts- 
insignien    neben    den   Schriftstellerzeugnisseii   auch 
die  Denkmäler  berücksichtigen,    l'erner  den  dritten 
Band  von  L.  Friedläuder 's  populären  Darstel- 
lungen aus  der  römischen  Sittengeschic  lite, 
in  welchem  unter  anderem  von  den  Porträtstatuen, 
ihrer  weiten  Verbreitung,  ihrem  Material  und  ihren 
Preisen  in  der  Kaiserzeit  ausfürlich  gehandelt  wird. 
Sodann  einige  topographisch-epigraphische  Arbeiten 
aus   Deutschland    und   der  Schweiz,    niiuilich    über 
Oehringen  in  Württemberg  von  Keller  und  von 
Wann  er  über  ein  römisches  Castell  in  der  Nähe  von 
Schleitheim.     Endlieh  von  epigraphischen  Publi- 
cationen Bücheler's   zweite  Sammlung  metrischer 
Inschriften    (aus    dem    rheinischen    Museum),    die 


40 


Ephemeris    epif/raphica    des    röniisclien    nicliäologi- 
SL'lien    Instituts,    welche    fortlaufende    Supplemente 
zu  den  bisher  erschienenen  Bänden  des  Corpus  in- 
scriplioiiin»   Lriliiifinim    nebst    epin'raphischen     Henl)- 
achtungen  und  Notizen  bringt,  endlicli  eine  eigene  Ar- 
beit, die  Sammlung  der  christlichen  Inschrif- 
ten von  Spanien   und  Portugal.     Zum   Sciiluss 
legte  Hr.  Hey  de  mann   den   so    eben   erschienenen 
zweiten  Theil  von  ('.  Friedcriclis' Werk,  Berlins 
antike  Bildwerke,  vor,  der  die  Broii/.en  des  hie- 
sigen 31nseunis  behandelt  und  auch  den  besonderen 
Titel:  kleinere  Kunst  un  d  lud  ustrie  im  Alter 
tliume    trägt;    <l:is    Buch,    dessen   Vollendung    der 
Verfasser  leider  nicht  melir  erleben  sollte,  war  bis 
auf  das  Inhaltsverzeicliniss   und    das  Register   (die 
beide  nebst  der  Heransgabe  des  Weikes  dem  Hrn. 
Dr.  Weber  vei-dankt  werden)  fertig.    Die  gelungene 
Anlage  dieses  Verzeichnisses  und  die  übensichtliehe 
Ariortluung    der    über   L'önn  Xnnnnern   enthaltenden 
Bronzesamudnng,    die   feine    und   sinnige  Beobach- 
tung   des  'rektonisehen    und    die    Entwicklung    der 
einzelnen    Stilperioden,    sowie    die    mannigfachen 
glücklichen  P^rkläruugen  des  bildlichen  Stoffes  lassen 
nur    nm    so   lebhafter    bedauern,    dass    Friederichs' 
i'lan.  auch  die  Terracotten,  Vasen  und  Marmorwerke 
ebenso  zu  bearbeiten,  durch  den  Tod  vereitelt  ist. 
Andere   Vorlagen  bcliielt  der  Vortragende   der  vor- 
gerückten Zeit  wegen  für  die  nächste  Sitzung  vor. 
Sitzung   vom    li.   Febrmir.     Iii-.    Adler    behan- 
delte in  gedrängtem  N'ortiage  die  noch  immer  zwei- 
felhaft  erscheinende    Chronologie   der   älteren 
dorischen  Tempel.    Au.-igehend  von  dem  für  den 
Neubau  des  Heräons  in  Samos  überlieferten  Datum 
i>17  V.  Ciir.   und  dem  (.Jründungsdiitum  (li'S  für  den 
Tempel  von  Selinus  wurden  die  Bauten  des  sechs- 
ten Jahrhunderts  (Delphi,  Olympia,   Parthenon  und 
()lymi>ieion  zu  Athen,    diese  beiden  von   Pisistratns 
herriihrrndj    mit    denen    des    fünften    .laluhunderts 
(Aegina,    Tiieseion    und    dein    |)erikleischen   Partlie- 
non)  verglielicn.    Die  bislierige  Schwierigkeit  einer 
genügendem    (onndrisserklärung    bei    dem    Tempel 
des  AixiUon    auf  Ortygia   in  Syrakus,    l)eim   llerak- 
leii)n    Villi   Selinus    und    dem    nnbenannten  Tempel 
zu    .\ssos    mit     diippciteu     l'rnnadsanlagen     wurde 


durch  die  von  Cavallari  am  Herakleion   sieber   ge- 
wonnene Thatsachc,  dass  ältere  und  jüngere  Reste, 
also  nachträgliche  Erweiterungen  nachweisbar  sind, 
gehoben,    und    iladnreh    die  Frage   nach  dem  Alter 
der  Stnfeninschrift  von  Oi-tygia    und    dem  der  älte- 
sten Metopen   zu  Selinus  schärfer  jiräcisirt  und  be- 
antwortet.    Schliefslieh   wurde   aufs   Neue   die  Un- 
haltbarkeit     von     Semper's     ganz     willkürlicher 
.Annahme,    dass  das  Schema  Peripteros    das  älteste 
sei,  gegen  Bötticher's   richtige  Erfassung   des    prin- 
eipiellen  Unterschieds  der  dorischen   und  ionischen 
liauweise  im  Beleuchtnngsmodus   und   der   dadurch 
bedingten  Plandisposition  nachgewiesen.     Hr.  ("ur- 
tins    legte   darauf  der   Gesellschaft    die    Phutogra- 
phie   des   sogenannten  Medusenkopfes  aus  A'iila 
Ludovisi    in    Rom    vor,    welche    nebst    einer    ein- 
gehenden  Abhandlung    von    ('.  Dilthey    in  den   rö- 
mischen    Institutsannalen     iierausgegeben    ist    und 
eine    lebhafte   Besprechung    des    aufserordentlichen 
Kunstwerks  veranlasste.      Dann    besprach   er  zwei 
italische     Ausgrabungsplätze     von     hervorragender 
Bedeutung,  die  von  Bologna,  woiüber  zwei  Schrif- 
ten  des   Grafen   Gozzadini  vorgelegt  wurden,   und 
die  von  ("apua.     Aus  dem  letzten   Fundorte  legte 
Hr.  Curtius  die  Deckeltigur  eines   für  das  Museum 
erworbenen   Erzgefälses    vor,    welche    den  Hermes 
als  Widderträger  darstellt.     Sie  gab  Veranlassung, 
die   entsprechenden  Darstellungen  zu   überblicken, 
und  mit   Hülfe  von  Münzen    und  neuerdings  gefun- 
denen Terracotten  Asiens    nachzuweisen,    dass   die 
jugendliche  Darstellung  des  Hermes   schon   der  äl- 
teren attischen  Kunst  angeliöre.      Endlich  legte  der 
Vorsitzende    noch    eine   im  Januar  gefundene   In- 
schrift vor,  welche  die  Weihung  einer  (Quelle  mit 
den  dazu  gehörigen  Baulichkeiten  und  Bildwerken  bei 
dem  lokrischen  Opus  betrifft  und  auch  das  me- 
trische E 1) i g r a mm  a u f  A 1  k a i n e t o s ,  des  Archias 
S(din,  den  Retter  seiner  \'aterstadt.     Darauf  besprach 
llr.  Schiill  in  eingehender  Weise  das  jüngst  erschie- 
nene   Corpus    der    attischen    Grabinschriften 
(]^4t[ik7ji;  tTiiyoarpal  imrvußini.    'Aiy.  1H71  S.|  von 
Stephanos  Kumanudes.     Er  wies  auf  das  ver- 
dicnstlielie    einer    (Jesamudredaction    dieser    wenig 
bei'iinstiuten  Klassen  von  Denkmälern  hin.  deren  Zahl 


41 


seit  Erscheinen  des  corims  iuscriptionum  üraecaruiti 
beinahe  um  das  Zehnfache  augewachsen  ist  (von  550 
zu  4058  Nummern;  darunter  an  IGUU  bisher  un- 
edirt).  Indem  der  Vortragende  einige  der  aus  einer 
solchen  Gesamratübersicht  zu  gewinnenden  Resul- 
tate, zum  Theil  auf  Grund  der  in  den  rrolegomena 
niedergelegten  Beobachtungen  des  Herausgebers 
namhaft  machte,  hob  er  die  Sorgfalt  und  Umsicht 
hervor,  mit  welcher  derselbe  die  nicht  immer  leichte 
und  dankbare  Aufgabe  in  den  ihr  bestimmten 
Grenzen  gelöst  hat,  sprach  jedoch  seine  Bedenken 
aus  gegen  eine  systemlose  und  die  natürliche  Ord- 
nung aufhebende  Eintheilung  des  Stoftes,  zumal  bei 
dem  Mangel  vollständiger  Indices,  sowie  insbeson- 
dere gegen  die  Einordnung  der  von  Fraucois  Le- 
normant  im  Ilhcin.  Mus.  von  ISiJG  veröffentlichten 
Grabinschriften,  soweit  sie  allein  auf  der  Glaub- 
würdigkeit dieses  Gewährsmannes  beruhen,  in  die 
Reihe  der  einzelnen  Klassen,  während  der  Heraus- 
geber für  diese  Nrn.  nach  seinen  eignen  Erfah- 
rungen vielmehr  eine  besondere  Klasse  der  falsue 
et  snspcctae  zu  bilden  alle  Veranlassung  hatte. 
Hr.  Müllenlioff  legte  eine  bei  neuerdings  veran- 
stalteten Ausgrabungen  auf  der  Insel  Alsen  ge- 
fundene antike  Paste  (blauer  Glasfluss)  vor,  auf  der 
sich  in  ganz  flüchtiger  Weise  eingeritzt  drei  männ- 
liche Gestalten  und  zwei  Zeichen  (etwa  Sterne?) 
erkennen  lassen.  Eine  Deutung  dieser  Vorstellung 
liel's  sich  nicht  finden,  wie  bei  so  vielen  ähnlichen 
Werken  der  Art  aus  späterer  Zeit.  Hr.  Hübner 
machte  zunächst  einige  Mittheilungen  über  die  durch 
die  Arbeitseinstellung  der  hiesigen  Setzer  lange  verzö- 
gerte Herausgabe  der  archäologischen  Zeitung, 
die  jetzt  erst  wieder  nach  dreimonatlicher  Pause 
regelmälsig  erscheint.  Er  berichtete  sodann  liber 
einige  neue  Funde  von  AlterthUmern  in  Deutsch- 
land aus  dem  noch  nicht  herausgegebenen  neuen 
Jahrbuch  des  Vereins  von  Alterthumsfreunden  im 
Kheinlande  und  theilte  endlich  zwei  interessante 
neuerdings  gefundene  lateinische  Inschriften 
mit,  die  eine  aus  einem  kleinen  Ort  mit  antiker  Ther- 
menanlage im  nördlichen  Catalonien,  den  Caldus  de 
Malaveila  (wahrscheinlich  den  alten  aquae  Voconiue 
entsprechend),   welche  die  Weihung   an  eine  Gott- 


heit  mit  der  Erinnerung  an  einen  Verstorbenen  ver- 
bindet (was  in  jener  Gegend  Spaniens  noch  ein  paar 
Mal  vorkommt);  die  andere  in  der  Näiie  von  Setuba' 
in  Portugal  gefunden,  auf  dem  Platz  des  alten  Cäto- 
briga,  jetzt  Troya  genannt,  und  gesetzt  einem  auch 
in  der  Litteraturgeschiclite  bekannten  Mann,  tieni 
G  jschiehtsschreiber  Cornelius  B  o  c  c  h  u  s,  der  von 
Plinius  oft  genannt  wird  und  noch  von  Solin  sell)st- 
ständig  benutzt  worden  ist  (vgl.  jetzt  die  eplieni. 
epigr.  1872  S.  182  ff'.).  Hr.  Adler  machte  noch 
einige  Mittheilungeu  über  eine  von  ihm  in  Jerusalem 
gesehene ,  neugefundene  ( ächte  V  )  a  1 1  h  e  b  r  ä  i  s  c  li  e 
Inschrift,  worauf  zum  Scliluss  noch  einige  innere 
Vereinsangelegenheiteu  besprochen  wurden. 

Sitzung  vom  f.  März.  Hr.  Hübuer  theilte  der 
Gesellschaft  zuerst  ein  Schreiben  ihres  früheren 
hochverehrten  Mitgliedes  Hrn.  Schnaase  in  Wies- 
baden mit,  wodurch  derselbe  eine  Anzahl  Exem- 
plare seiner  kleinen  dem  Andenken  an  C.  Frie- 
derichs gewidmeten  Schrift  (aus  dem  christlichen 
Kunstblatt)  den  Mitgliedern  der  Gesellschaft  zur  Ver- 
fügung stellt.  Unter  den  neu  eingegangenen  Schriften 
hob  der  Vortragende  sodann  den  neuen  Band  de^. 
Jahrbücher  des  Vereins  von  Alterthums- 
freunden im  Kheinlande  wegen  seines  reichen 
Inhalts,  sowie  die  erste  Nummer  des  diesjährigen 
ßulletino's  des  römischen  archäologischen 
Instituts  hervor.  Derselbe  besprach  endlich  in  ein- 
gehender Weise  das  Motiv  des  Blattkelchs  an  der 
sogenannten  Clytiabüste  des  brittisciien  Museums, 
anknüpfend  an  seine  früher  schon  der  Gesellsciiaft 
vorgetragenen  Ansichten  über  dieses  allbekannte, 
aber  in  wissenschaftlicher  Weise  noch  nicht  aus- 
reichend erklärte  antike  Kunstwerk,  indem  er  die 
Verbindung  der  menscidichen  Gestalt  mit  Pflanzen 
in  ihrem  verschiedenartigen  Auftreten  in  der  orna- 
nientalen  .Malerei,  in  der  Tlionbildnerei  und  inu 
Erzguss  (wozu  einige  kleine  Bronzen  des  hiesigen 
Museums  die  Belege  boten),  sowie  endlich  in  der 
Bildhauerei  verfolgte.  —  Hr.  Curtius  legte  die 
schon  früher  besprochene,  jetzt  aus  ihren  Scherbeu 
glücklich  wiederhergestellte  Vase  mit  Athena 
und  Marsyas  der  Gesellschaft  vor,  berichtete 
auf   Aiilass    der    inhaltrcichen    Schrift    von    Felix 

G 


42 


Itavaisson  über  die  Venus  von  Milo  und  die 
Gescliicbte  der  Statue;  er  bespracli  den  von  Gould 
herausgegebenen  Catalog  des  Miisc<'  Imperial  de 
Constantinople  (gegründet  ISG'J  durcii  A'ali  Pascha) 
und  lenkte  endlicli  die  Theilnahuie  der  Gesellschaft 
auf  das  von  B  r  u  n  n  herausgegebeue  opus  poslumiun 
des  Dr.  Strube  über  das  merkwürdige  Vasenbild 
(dessen  Zeichnung  der  Verf.  noch  selbst  in  der  Ge- 
sellschaft vorgelegt  hatte)  mit  der  ciuzigen  sicheren 
Darstellung  der  aus  der  Unterwelt  zum  Licht  zu- 
rückkehrenden Proserpina.  —  Hr.  Glavinie  aus 
Spalato  trug  (in  italienisciier  Sprache)  vor  über 
zwei  Sarkophage,  die  vor  Kurzem  in  den  Kuinen 
von  Salona  gefunden  und  in  das  Museum  zu  Spa- 
lato gebraclit  worden  sind.  Dass  sie  ausgegraben 
worden  und  in  einem  öÖ'eutlicheu  Museum  eine 
Stätte  gefunden  haben,  verdankt  man  den  Bemühun- 
gen des  Prof.  Conze  in  Wien,  der  für  die  Förde- 
rung und  Blüthe  der  archäologischen  Studien  in 
der  österreichischen  Monarchie  so  eifrig  und  erfolg- 
reich thätig  ist.  Beide  Sarkophage  sind  zusammen 
gefunden  worden;  der  eine  ist  heidnisch  und  ent- 
hält Darstellungen  aus  dem  ;\[3tlius  von  Phädra 
und  Hippolytus;  der  andere  ist  christlich  und  da- 
rum von  besonderem  Interesse,  weil  seine  manni"-- 
faltigen  und  figureureichen  Darstellungen  eine  eigen- 
thümliche  Mischung  heidnischer  und  christlicher 
Anschauungen  zeigen;  er  scheint,  wie  die  Hrn. 
Strack  und  Adler  bemerkten,  in  das  fünfte  Jahr- 
hundert zu  gehören.  —  Hr.  Adler  legte  das  dritte 
Heft  der  von  den  Schülern  der  hiesigen  Bauakade- 
mie in  gleichmäfsigem  Mal'sstabe  gezeichneten  und 
herausgegebenen  Denkmale  der  Baukunst  vor, 
womit  die  antike  Abtheilung  dieses  äul'serst  nütz- 
lichen und  lehrreichen  Werkes  vollständig  wird  (das 
vierte  Heft  ist  schon  früher  erschienen);  und  knüpfte 
daran  einige  Erläuterungen.  —  Hr.  Heydemann 
legte  zuerst  die  Publication  von  W.  Fröhner: 
deiix  peiiitiires  de  l'ases  grecs  de  la  Necropole  de 
Kamciios  vor  und  gab  dazu  einige  Nachträge  und 
Boriehtigungen;  dann  sprach  er  über  das  auf  der 
einen  Danae-Vase  der  Petersburger  Eremitage 
(No.  1723)  vorkommende,  bis  jetzt  unerklärte  Werk- 
zeug des  Handwerkers,   in  welcliem  er  den  Drill- 


bohrer erkannte,  für  welchen  die  Alten  den  tech- 
nisclien  Ausdruck  äglg  gehabt  habeTi ;  die  näheren 
Ausführungen  sind  in  der  archäologischen  Zeitung 
gegeben  worden  (oben  S.  35  ff.)  —  Hr.  Grimm  kam 
auf  die  von  Dilthey  publicirte  Medusa  Ludovisi 
zurück.  Das  Basrelief  zeigte  seiner  Ansicht  nach  so 
viel  Merkmale  moderner  Arbeit  (16.  Jahrb.),  duss  er 
sich  darüber  an  Brunn  in  München  gewandt  und  von 
diesem  als  Antwort  einen  über  das  Medusenideal 
gehaltenen  Vortrag  erhalten  hatte,  dessen  Inhalt  er 
niittheilte.  Brunn  leitet  die  Medusa  aus  dem  künst- 
lerischen Bedürfnisse  her,  das  Furchtbare,  Ent- ' 
setzenerregende  nach  ästhetischen  Gesetzen  zu  for- 
men. Ausgehend  von  der  ältesten  Jleduse  der 
Metopc  von  Selinunt  stellt  er  die  übrigen  erhalten 
gebliebeneu  Darstellungen  zu  einer  organischen 
Itcihe  zusammen,  welche  den  Wechsel  in  den  Mit- 
teln, mit  denen  die  griechischen  Künstler  ihr  Ziel 
zu  erreichen  suchten,  darlegt,  und  deren  Abschluss 
das  Basrelief  der  Villa  Ludovisi  bildet.  Hier  war 
die  Kunst  dahin  gekommen,  als  das  Furchtbarste 
die  höchste  weibliche  Schönheit,  verbunden  mit  to- 
talem Maugel  des  Gefühls,  darzustellen,  das  sich 
bis  zu  in  sich  selbst  erstarrter  und  Erstarren  ver- 
breitender Kälte  steigerte.  Am  Schluss  der  Sitzung, 
welcher  der  englische  Botschafter  Hr.  Udo  Russell 
als  Gast  beiwohnte,  wurden  noch  einige  geschäft- 
liche Angelegenheiten  erledigt. 

Sitzung  vom  9.  April.  Hr.  Hübner  eröffnete 
die  Sitzung  mit  einigen  geschäftlichen  Angelegen- 
heiten. Er  gedachte  zunächst  in  warmen  Worten  des 
jüngst  zu  Rom  verstorbenen  langjährigen  Mitglie- 
des der  Gesellschaft  Hrn.  Partliey,  welcher  sich 
jüngst  durcli  die  grolsmuthige  Schenkung  seiner 
reichen  Bibliothek  an  das  römische  archäologische 
Institut  ein  neues  bleibendes  Verdienst  um  die  Alter- 
thumsstudien  erworben  hat.  Es  folgte  sodann  die 
Wahl  zweier  neuer  einheimischer  und  ebenso  vieler 
auswärtiger  Mitglieder.  Hr.  Wolff  besprach  so- 
dann den  neuesten  Petersburger  Coniple-rcndii.  Hr. 
Adler  legte  der  Gesellschaft  die  von  ihm  im  Früh- 
ling 1870  in  Privatbesitz  zu  Athen  vorgefundene  und 
durch  Hrn.  Curtius  im  Jaliic  1S71  für  das  hiesige 
Museum  erworbene  Erzstatuette  einer  Athena 


43 


Proiuachos  vor  (s.  oben  S.  39).  Nach  der  ästheti- 
sclieu  und  tecbniscben  Analyse  dieses  durch  seine 
Coraposition  sehr  bedeutsamen  Wei-kes  —  weniger 
durch  seine  formale  Durchführung  • —  glaubt  der 
Vortragende  wenn  auch  nicht  eine  directe  lieplik  der 
Prouiachos  des  Phidias,  die  aus  dem  Zehnten  der 
niarathonischen  Beute  als  Weihegeschenk  der  Athe- 
ner auf  ihrer  Burg  als  Kolossalstatiie  errichtet  wor- 
den war,  erkennen  zu  dürfen,  wohl  aber  einen  sehr 
wichtigen  und  werthvollen  Beitrag  zur  re.staurativen 
Wiedergewinnung  dieser  von  den  alten  Schriftstel- 
lern merkwürdig  flüchtig  erwähnten  Jugendarbeit 
des  Phidias.  Im  Anschluss  an  die  luehrfach  be- 
handelte Streitfrage  über  die  von  Plinius  erwähnte 
Cliduchus  stellte  sich  Hr.  Adler  auf  Urliclis  und 
Welckers  Seite,  indem  er  diese  Bezeichnung  für  die 
Promachos  als  völlig  sicher  zu  entwickeln,  aber 
dabei  nachzuweisen  suchte,  dass  die  Göttin  in 
kampfbereiter  Stellung  weniger  die  Propyläen  als 
das  eigene  Haus  (das  Erechtheion)  schützend  ge- 
dacht war,  weshalb  auch  höchst  wahrscheinlich  die 
beiden  Haussynibolc,  der  Oelbaum  mit  der  Schlange 
und  die  Eule,  neben  dem  kolossalen  Erzbilde  an- 
gebracht gewesen  wären.  In  dieser  Beziehung  hatte 
der  Vorti'agende  eine  Kestauration  der  Statuette  ver- 
suchsweise ausgeführt,  welche  die  künstlerisch  pas- 
sende Stellung  dieser  Symbole,  sowie  die  Lage  von 
Schild  und  Lanze  zu  deutlicher  Anschauung  brachte. 
Hr.  V.  Sa  11  et  legte  eine  der  Oberlausitz'schen  Ge- 
sellschaft der  Wissenschaften  gehörige  römische 
Bronzestatuette  des  Jupiter  vor,  welche  etwa 
um  das  Jahr  1843  in  Siegersdorf  in  Schlesien  ge- 
funden worden  ist.  Die  Figur  zeichnet  sich ,  ab- 
gesehen von  dem  fehlenden  linken  Arm.  durch  vor- 
zügliche Erhaltung  aus  und  dürfte  vielleicht  dem  2. 
oder  3.  Jahrhundert  n.  Chr.  angehören.  Hr.  Hey- 
demann  sprach  über  die  Darstellungen  einer  grofseu 
Prachtamphora  der  Sammlung  Jatta  in  Ruvo 
(No.  lU'JT),  von  denen  bis  jetzt  nur  die  eine  Seite, 
welche  den  Hesperidcngarten  und  eine  dio- 
nysische Scene  enthält,  veröffentlicht  ist  (im 
Bull.  Napol.  N.  S.  V,  13).  Die  andere  Seite,  deren 
unedirte  Zeichnungen  der  Referent  vorlegte,  zeigt 
am    Hals    Herakles,    den    Stier    bändi":end, 


am  Bauch  eine  figurenreiche  Darstellung,  welche 
sicher  das  Gebet  des  Chryses  und  das  Süli- 
nungsopfer  der  Griechen  bei  der  Rückgabe  der 
Chryseis  (llias  I,  43(t  ti')  vorführt  —  eine  Deutung, 
durch  welche  die  irrige  Erklärung  Jatta's  (Catal. 
S.  oiJ'.*  ft.)  beseitigt  wird.  —  Hr.  Wittich  trug  einige 
Bemerkungen  über  die  Malse  des  durch  Hrn.  Wood 
wieder  aufgedeckten  ephesischen  Artemistem- 
pels vor,  zu  welchen  ihn  Hrn.  Adler's  Mittheilungen 
A'eranlassung  gegeben  hatten.  Dieselben  werden  in 
der  Archäologischen  Zeitung  erscheinen  (s.  oben  S.'Jüj. 
—  Hr.  Grimm  sprach  über  den  Einfluss  des  Philo- 
stratus  auf  die  Kunst  der  Renaissance.  Während 
Raphael's  früher  auf  Philostratus  zurückgeführte 
Galatea  vielmehr  als  eine  Illustration  des  Psyche- 
mährcheus  von  Apulcjus  aufzufassen  ist,  lässt  sich 
dagegen  in  der  in  Düsseldorf  befindlichen  Zeich- 
nung (Passavant  11,  4ö7  no.  28),  welche  Hr.  Grimm 
in  einer  photographirten  Copie  im  Besitz  des  Louvre 
vorlegte,  ein  Versucii  erkennen,  des  Philostratus 
Eroten  zu  conipouircu.  Ebendahin  gehören  Motive 
des  von  Passavant  II,  588  no.  73  angeführten  Blat- 
tes. Aber  auch  die  amorettartigen  Kinderengel,  mit 
denen  Dürer  seine  Mariendarstellungen  zuweilen 
belebt,  scheinen  dieser  Quelle  entsprungen,  wie  der 
Holzschnitt  aus  dem  Leben  der  Maria  zeigt,  auf 
dem  ein  einen  fliehenden  Hasen  am  Hinterschenkel 
fassender  kleiner  Engel  im  Vordergrunde  sichtbar 
ist.  Dürer  könnte  durch  Pirckhcimer,  der  in  Italien 
studirte,  darauf  gebracht  worden  sein.  —  Hr. 
Graser  besprach  kurz  die  ihm  durch  den  Vor- 
sitzenden zugegangene  Zeichnung  eines  in  London 
im  Privatbesitz  beflndlichen  römischen  Schiff- 
zierraths,  welche  in  der  Archäologischen  Zeitung 
veröffentlicht  werden  wird. 

Sitzung  vom  7.  Mai.  Hr.  Curtius  legte  der 
Gesellschaft  die  neu  erschieneneu  Schriften  vor,  von 
denen  einige  näher  besi)rochen  wurden,  so  die  chro- 
nologische Anordnung  der  athenischen  Silbermünzeii 
von  Grotefend;  des  Accius  Philoktet  von  0.  Rib- 
beck; die  von  Captain  Spratt  gesammelten  griechi- 
schen Inschriften  aus  Keranuis,  Telos,  Kos;  Gvcr- 
becks  Analekten  zur  Zeusmythologie  und  einige 
philologische  Arbeiten,    welche   wie  C.   Dilthey'* 

6* 


44 


Bemerkungen  zur  griechischen  Antlioldgie  für  alte 
Kunstdarstellungen  und  L.  Jeeps  Aufsatz  über  Clau- 
dianus  für  römische  Denkmälerurkunden  von  Bedeu- 
tung sind.  Dann  besprach  derselbe  ein  als  Geschenk 
von  Dr.  H  irschfeld  dem  Kgl.  Museum  übergeben  es, 
durcii  seine  Alterthümlichkeit  ausgezeichnetes,  be- 
maltes Thongeräth.  einen  zum  Tragen  eines  Wasser- 
beckens bestimmten  runden  Untersatz  mit  durch- 
brochenen Wänden,  der  Form  nach  dem  berühmten 
Werke  des  Glaukos  in  Delphi  entsprechend,  das 
l'ausanias  einem  nach  oben  sich  verjüngenden 
Thurme  vergleicht.  Die  Abbildungen  ähnlicher 
Werke,  deren  Zahl  gering  ist,  bei  Conze  (zur  Ge- 
schichte der  Anfänge  griechischer  Kunst,  Taf.VIIf.) 
zeigen,  dass  sich  für  diese  Geräthe  ein  ganz  be- 
stimmter Stil  ausgebildet  bat.  Hr.  Curtius  zeigte 
dann  die  von  dem  Miniaturmaler  Hrn.  Schäfer 
ausgeführten  sorgfältigen  Nachbildungen  der  vier 
grofsen  farbigen  Lekythen  des  Antiquariums, 
deren  malerische  Compositionen  bei  dem  zertrüm- 
merten Zustande  des  Originals  erst  in  diesen  Fac- 
similcs  erst  recht  zur  Anschauung  kommen.  —  Hr. 
Hühner  legte  unter  anderen  Novitäten  den  neuen 
Catalog  der  Gemniensammlung  des  Herzogs 
von  Marlborough  vor,  welchen  der  geschätzte 
Mineralog  des  brittischen  Museums,  Professor 
Stör j'-Maskelyne,  im  Auftrage  des  Besitzers  mit 
grofser  Sorgfalt  und  Sachkenntniss  verfasst  hat. 
Das  kleine,  schön  ausgestattete  Buch  ist  nicht  in 
den  l)uchhandel  gekommen,  sondern  wird  nur  vom 
Besitzer  der  Sannuiung  verschenkt.  Die  Gesellsciiaft 
ist  demselben  für  dies  Geschenk  zu  besonderem 
Dank  verpflichtet.  Derselbe  sprach  sodann  über 
das  in  Madrid  betindliche  Original  der  Doppel- 
biiste  von  Sappho  und  Phaon,  welche  im  letzten 
Jahrgang  der  Archäologischen  Zeitung  (lf?71  Ö.  83 fl'.) 
von  Prof.  Bötticher  veröffentlicht  und  besprochen  wor- 
den ist  (vgl.  unten  8.  46  f.).  —  Hr.  Odo  Kussell 
zeigte  der  Gesellschaft  seine  interessante  Sammlung 
von  modernen  Nachbildungen  kleiner  antiker  Bron- 
zen aus  verschiedenen  meist  italienischen  Samm- 
lungen; dieselben  sind  aus  des  verstorbenen  li Ull- 
rich Werkstatt  in  Rom  hervorgegangen.  —  Hr. 
Adler  legte  eine  grofse  Anzahl  von  ihm  auf  seinen 


jüngsten  Reisen  gesammelter  Photographieen  der 
wichtigsten  Localitäten  und  Bauwerke  in  Klein- 
asien und  Palästina  vor  und  erläuterte  deren  archi- 
tektonische Bedeutung.  —  Hr.  Heydemann  legte 
aus  dem  Nachlass  des  Prof.  Zahn  das  Bruchstück 
eines  mit  rothen  Figuren  bemalten  sog.  Pinax  vor, 
der  aus  Nola  stammt  und  das  erste  Beispiel  die- 
ser Gattung  von  Terracottenwerken  ist,  welches 
aufserhalb  Griechenlands  gefunden  worden  ist.  — 
Hr.  Grimm  gab  eine  kurze  Notiz  über  die  Arbeit 
des  verstorbenen  Professor  C.  P.  Bock  in  Freiburg 
(betreffend  die  Reiterstatue  des  Theodorich 
vor  dem  Palaste  Karls  des  Grofsen  in  Aachen), 
welche  im  letzten  Jahrbuch  des  Vereins  von  Alter- 
thunisfreunden  im  Rheinlande  veröffentlicht  worden 
ist.  —  Professor  aus'm  Weerth  aus  Bonn  legte 
die  Resultate  einer  Restauration  der  im  Antiquariuni 
des  Berliner  Museums  befindlichen  Fragmente  gol- 
dener Ornamente  vor,  welche  aus  einem  1840  zu 
Schwarzenbach  im  Fürstenthum  Birkenfeld  gemach- 
ten Grabfund  herrühren  und  die  Gerhard  im 
XXHI.  Rheinischen  Jahrbuch  als  Fibeln,  Kopf-  und 
Halsschmuck  publicirt  hat.  Aus  den  Vorlagen  und 
Begründungen  des  Vortragenden  ging  hervor,  dass 
das  Ganze  ursprünglich  einen  Helm  bildete,  auf 
dessen  kupferner  Haube  die  goldenen  Verzierungen 
gleich  einem  Netze  aufgelegt  waren.  —  Die  wich- 
tigste archäologische  Publication,  der  neue  Band 
der  Annalen  und  Monumente  des  römischen 
Instituts,  wurde  zu  eingehender  Besprechung  für 
die  nächste  Sitzung  zurückgelegt. 

Rom,  den  20.  April.  Festsitzung  des  archäo- 
logischen Instituts  zur  Feier  des  Geburtstages  der 
Stadt  Rom.  Der  Padre  Bruzza  hielt  den  ersten 
Festvortrag  über  Funde,  welche  auf  dem  Monte 
Testacciit  und  im  benaclibarten  Emporium  gemacht 
wurden,  und  die  trotz  ihrer  Kleinheit  und  Unschein- 
barkeit auch  für  die  Lösung  allgemeiner  Fragen 
von  wesentlichem  Nutzen  sind.  Dies  führte  der 
Vortragende  an  einigen  Beis]iielen  aus.  Ein  Zie- 
gel, welcher  nach  einem  darauf  befindlichen  christ- 
lichen Monogramm  aus  Syrien  stammt  und  nach 
anderen  Analogieen  als  zum  Pflaster  einer  CajUte 
gehörig  zu  betrachten  ist.    weist    auf  den  directen 


45 


Handel  mit  jenem  fernen  Lande;  bei  der  Reparatur 
im  fremden  Hafen  liel'sen  dann  die  Scbift'e  natür- 
lich das  untauglich  gewordene  Material  zurück. 
Fünf  Stempel  auf  Gefäfsen  bieten  vier  Namen  von 
Fabrikanten,  welche  sonst  noch  in  Sevilla  vorkom 
men  und  welche  die  Nachrichten  der  Alten  über 
die  Ausfuhr  der  reichen  spanischen  Bodenproducte 
nach  Italien  und  besonders  nach  Rom  zu  bestäti- 
gen wohl  geeignet  sind.  Ziegel  mit  denselben 
Namen  haben  sich  übrigens  auch  in  alten  Nieder- 
lassungen am  Rhein  und  seinen  Ncbeutlüssen  ge- 
funden und  zeigen,  dass  die  Schilfe  zum  Absatz 
ihrer  Lasten  auf  den  Strömen  auch  in  das  Land 
hineinfuhren.  Ein  paar  andere  im  Emporium  ge- 
fundene Inschriften  beweisen  den  Dienst  des  Sil- 
vanus  an  jener  Stelle.  Den  Namen  einer  Frau  am 
Boden  eines  gläsernen  Baisamariums  bezog  der 
Vortragende  nach  Analogie  der  Henkel-  und  Zie- 
gelinschriften auf  die  Besitzerin  der  Fabrik.  Die 
officielle  Mal'saugabe  von  einem  Gewicht  aus  weifsem 
Marmor  erklärte  derselbe  als  cxact(uiii)  C(apilolio) 
miensura)  p(ondo)  II,  wobei  mensiira  als  allge- 
meine, auch  für  Gewichte  zulässige  Benennung  in 
Anspruch  genommen,  und  die  Mannigfaltigkeit  des 
römischen  Kanzleistiles  in  der  Fassung  von  der- 
gleichen Inschriften  hervorgehoben  wurde.  Der  Um- 
stand, dass  jene  fünf  erwähnten  Stempel  spanischer 
Fabrikanten  auf  dem  Monte  Testaccio  selber  gefun- 
den sind,  gab  dem  Vortragenden  Aulass  zu  der  Be- 
merkung, dass  jener  Hügel  wohl  sicher  aus  dem 
vom  nahen  Emporium  dort  abgelagerten  Scherben- 
schutt entstanden  sei;  eine  gewisse  zeitliche  Be- 
stimmung für  die  letzten  Aufschüttungen  giebt  eine 
kürzlich  aut  dem  Gipfel  gefundene  Amphoren- 
inschrift, welche  dreier  Augusti  gedenkt.  Es  kön- 
nen nur  Constantin  II,  Coustans  II  und  Coustautius 
gemeint  sein;  die  Inschrift  fällt  also  später  als  337 
u.  Chr.  Wann  dagegen  die  Bildung  des  Hügels  be- 
gonnen, ist  vor  einer  Untersuchung  der  inneren 
und  unteren  Lagen  desselben  nicht  zu  bestimmen. 
Das  Mitglied  des  Instituts  I'rof.  H.  Jordan  aus 
Königsberg  sprach  sodann  über  das  Septizonium 
des  Severus.  Der  Redner  ging  von  dem  Gedan- 
ken aus,  dass  der  Verfall  des  römischen  Weltreiches, 


wiewohl  natürlich  die  Folge  einer  langen  Zeit,  doch 
in  der  Epoche  des  Severus  und  Caracalla  fast  plötz- 
lich mit  gröfster  Deutlichkeit  hervortrete,  und  nicht 
weniger  in  der  Sprache  als  in  allen  Denkmälern 
der  Kunst  wahrnehmbar  sei.  Ein  passendes  Bei- 
spiel für  letzteres  ist  das  Sejitizonium,  von  welchem 
bekanntlich  noch  im  sechszehnten  Jahrhundert  eine 
ansehnliche  Ruine  am  Fufs  des  Palatin  gegenüber 
der  Kirche  S.  Gregorio  erhalten  war.  Die  bisher 
bekannten  Zeichnungen  bieten  eine  Facade  von  drei 
Säulenreihen  über  einander;  auf  dem  untersten 
Epistyl  J)cfand  sich  ein  Rest  der  Weilieinsclirift, 
deren  bei  weitem  gröfsere  Hälfte  indessen  —  und 
nur  diese  —  der  Einsiedeier  Mönch  in  seinem 
Reisebericht  aus  dem  achten  Jahrhundert  bewahrt 
hat.  Der  Vortragende  sprach  die  Ansicht  aus,  dass 
das  Gebäude  schon  damals  in  zwei  Theile  auscin- 
andergerissen  war,  wie  denn  die  Karten  des  elften 
und  zwölften  Jahrhunderts  ein  ..seplem  solia  miiior" 
und  ..Septem  solia  minor"  nennen.  Es  ist  Hrn. 
Jordan  gelungen,  in  der  Sammlung  der  Officien  iu 
Florenz  einen  wahrscheinlich  von  dem  Architekten 
San  Gallo  gezeichneten  Gruudriss  der  Ruine,  wie 
sie  im  sechszehnten  Jahrhundert  aussah,  zu  finden. 
Ueberträgt  man  die  dort  beigebrachten  Mal'sangabeu 
der  Säulen  und  Intercolumnien  auf  die  Restauration 
Caniuas,  welche  auf  Grundlage  des  bezüglichen 
Fragmentes  im  capitolinischen  Stadtplan  das  Ge- 
bäude aus  drei  Mittelnischen  und  zwei  Seitenflügeln 
bestehen  lässt,  so  ergiebt  sich  eine  Gesammtlänge 
von  etwa  105  Metern.  Einen  nur  wenig  kleineren 
Raum  hat  nach  einer  wahrscheinlichen  Berechnung 
die  Inschrift  eingenommen,  und  es  passt  auch  diese 
Ausdehnung  ungefähr  auf  eine  Linie,  welche  recht- 
winklig auf  die  Axe  des  Circus  Maximus  projectirt 
bis  gegenüber  von  S.  Gregorio  gezogen  wird.  Die 
Granitsäulen  des  Gebäudes  hat  Sixtus  V.  möglicher- 
weise zu  einem  Kirchenbau  benutzt,  doch  sind  sie 
bisher  wenigstens  nicht  wieder  erkannt  worden. 
Was  endlich  den  Namen  Septizonium  betrittt,  so- 
bezog  sich  derselbe  gewiss  nicht  auf  sieben  über 
einander  befindliche  Säulenreihen ,  eine  Construc- 
tion,  für  welche  nach  sichern  Nachrichten  die  dritte 
obere  Reihe  schon  viel  zu  schwach  war.    Der  Vor- 


46 


tragende  verneinte  überhaupt  den  Zusammenhans: 
der  Benennung:  mit  dem  f'liarakter  des  Bauwerkes 
und  wies  aus  Ammianus  Marccllinus  nach,  dass 
.schmi  früher,  nämlifh  unter  Marc  Aurel,  ein  also 
benannter  Platz  in  Verbindung  mit  einem  Nym- 
]ihaeuni  in  Koni  existirt  habe.  Wahrscheinlich  schien 
ihm  Scaliger's  Ansieht,  dass  nämlich  der  Name  Septi- 
zonium  mit  den  sieben  Zonen  des  Himmels  zusam- 
menhänge. Das  Gebäude  des  Severus,  im  Jahre  2o3 
nach  des  Kaisers  Rückkehr  aus  dem  Orient  errich- 
tet und  eigentlich  als  eine  Facade  seines  Palastes 
zu  betrachten,  zeigte  denselben  gesunkenen  Stil, 
welchen  die  zu  gleicher  Zeit  vorgenommenen  Neu- 
bauten (z.  B.  von  Therraenanlagen)  und  die  Restau- 
rationen älterer  Bauten  (Porticus  der  Octavia, 
Pautheon,  Aqua  Marcia)  verrathen.  Der  Vortragende 
hielt  für  wahrscheinlich,  dass  Nachgrabungen  an 
der  von  ihm  angedeuteten  Stelle  noch  die  Trüm- 
mer   des    Jlonumentes    ans  Licht    bringen    würden 


und  knüpfte  hieran  den  dankbaren  Hinweis  auf  die 
emsigen  und  fruchtbaren  Arbeiten  auf  Forum  und 
Palatin,  welche  durch  die  italienische  Regierung 
so  eifrig  gefördert  werden.  —  Wie  in  früheren 
Jahren,  so  hatte  auch  dieses  Mal  Herr  x^ugusto 
Castellani  durch  die  Ausstellung  mehrerer  bronze- 
ner eisten  und  einer  gröfseren  Reihe  von  Anticag- 
lien  der  Festsitzung  einen  besonderen  Schmuck 
verliehen.  Die  Versammlung  war  von  einem  zahl- 
reichen Publicum  besucht,  unter  welchem  aufser 
dem  kais.  Gesandten  am  italienischen  Hofe,  Grafen 
Brassier  de  St.  Simon  und  dem  Geschäftsträger 
beim  päpstlichen  Stuhle  Hrn.  von  Derenthall, 
von  auswärtigen  Gelehrten  Hr.  Hofrath  Urlichs, 
von  Italienern  die  Herren  Senatoren  Graf  Mini s- 
calchi  Tabarrini,  Vanucci,  der  Generaldirector 
der  Ausgrabungen  P.  Rosa,  die  Hrn.  G.  B.  und 
M.  St.  de  Rossi,  Hr.  Minervini  aus  Neapel 
u.  a.  m.  sich  befanden. 


MISCELLEN. 


ZUR  MADRIDER 
(Taf. 

Nach  den  im  letzten  Jahrgang  dieser  Zeitung 
S.  8ö  ff",  gemachten  Bemerkungen  über  die  Sappho- 
herme  konnte  noch  ein  Zweifel  darüber  zurück- 
bleiben, ob  denn  der  Berliner  Abguss  in  der  Tbat 
über  dem  Madrider  Original  gemacht  sei,  und  nicht 
vielmehr  über  einem  anderen,  möglicher  Weise  nur 
kurze  Zeit  im  römischen  Kunsthandel  aufgetauchten 
Original.  Denn  aus  Rom  stammt  ja  nach  der  einzig 
vorhandenen  Notiz,  Gerhards  mündlicher  Angabe, 
der  hiesige  .Vbguss.  So  unwahrscheinlich  auch  an 
.sich  das  ^drhandensciu  eines  zweiten  Exemplars 
ist,  welches  nach  meinem  Gedächtniss  so  vollkommen 
mit  dem  Madrider  (higiual  stimmte,  das  Fehlen 
der  Aufschriften  Hess  es  doch  wünscbenwcrth  cr- 
sclieinen,  dass  die  Identität  des  Abgusses  mit  jenem 
noch  einmal  förmlich  festgestellt  werde.  Ich  schickte 
daher  vor  längerer  Zeit  ein  Exemplar  unserer  plio- 
tographischen    Tafel  an    Herrn    Guerra  in    ]\ladrid 


SAPPHOHERME 

50). 

(denselben,  der  mir  das  Fehlen  der  Inschriften  auf 
dem  Original  schon  bestätigt  hatte),  um  die  Ab- 
bildung des  Gipses  mit  dem  Marmor  zu  vergleichen. 
Im  Apiil  d.  J.  hat  er  mir  darauf  folgendes  geant- 
wortet : 

„Die  Photographie  des  Abgusses  stimmt  genau 
mit  dem  Marmor  in  unserem  Museum  überein. 
Der  Bruch,  den  das  linke  Ohr  der  Sappho  in  der 
Photographie  zeigt,  ist  —  wie  er  nicht  anders  konnte 
—  genau  ebenso  am  Original  vorhanden.  Es  kann 
desshalb  nicht  der  geringste  Zweifel  darüber  sein, 
dass  der  Abguss  über  dem  Madrider  Marmor  ge- 
macht worden  ist.  Unsere  Herme  ruht,  wie  auch 
die  Photographie  des  Abgusses  zeigt,  auf  einem 
Sockel  von  italienischem  Marmor  (jnspe  de  ftalia), 
von  grauer  Farbe,  mit  röthlichcn  und  gelblichen 
Flecken;  allein  derselbe  trägt,  wie  früher  bemerkt 
wurde,   auch  nicht  die  geringsten  Spuren  von  Auf- 


47 


Schriften.  Der  Diener  des  Museums  Sielles  (der 
sieh  Ihrer  sehr  gut  erinnert)  hat  mir  die  Herme 
herabgenommen,  so  dass  ich  sie  bei  hinreichendem 
Licht  von  allen  Seiten  sehen  und  befühlen  konnte. 
Der  Giesser,  welcher  Ihren  Abguss  gemacht  hat, 
muss  also  nothwendig,  wohl  um  sich  als  Kenner 
zu   zeigen    [oder  im   Auftrag   des  Engländers,    der 


den  Abguss  aus  Madrid  mitgebracht  haben  muss], 
die  Inschriften  in  der  Form  hinzugesetzt  haben, 
und  dieselben  müssen  daher  nothwendig  als  modern 
bezeichnet  werden.-' 

Diesen  bündigen  Angaben  habe  ich  nichts  hin- 
zuzufügen. E.  H. 


ZUM  GllABSTEIN  DES  ANTIPATROS  VON  ASKALON  IN  ATHEN 

(Arch.  Zeitung  29,  1871  S.  145). 


Hr.  S.  S.  Lewis  in  Cambridge  macht  mich 
darauf  aufmerksam,  dass  die  oben  bezeichnete  bi- 
lingue  Grabstele  nicht  unediert  ist,  wie  Michaelis 
meinte,  sondern  in  dem  Journal  of  philologn  Bd.  4 
1872  S.  48  ff.  von  den  Hrn.  E.  H.  Palmer  und 
.].  E.  Sandys,  vom  St.  John's  College  in  Cambridge, 
ziemlich  eingehend  besprochen  worden  ist.  Hr. 
Palmer  bat,  wie  ich  aus  der  mir  freundlich  über- 
sendeten Nunwner  des  Journals  sehe,  den  phöni- 
zischen  Text  behandelt,  Hr.  Sandys  den  griechi- 
schen, und  zwar  mit  Benutzung  der  Besprechungen 
in  den  A7inali  23,  18GI  S.  321,  Lenormant's  (wo- 
iwfjrapkie  de  la  voie  sacree  Eleusiide?ine  1  S.  120  ff) 
und  de  Voguc's  {melanges  tt Arclu'ologie  Orientale, 
Paris  1868,  S.  IG).  Den  phönizischen  Text  giebt 
Hr.  Palmer  in  hebräischer  Umschrift  so: 

AvvinaTQog  JitpQndiaioi)  Äaxaliovhri^. 

^oi.tGttXu)g  Jn(.iavio  ^löwi'iog  th'tdijxs 

"'JiJi  Njn  c]ii  p  rb^  cy-i  -j^n  ^-in:::''  z'ü 
und  übersetzt  dies  in: 

Ich  (bin)  Shomer,  Sohn  von  Abd  Ashtoreth, 
von  Ascalon;  welchen  ich  Dom-sallah,  Sohn  von 
Dom-hanna,  von  Sidon,  errichtet  habe. 


Die  Begründung  dieser  Lesung  werden  die 
Kenner  des  Phönizischen  in  dem  Cambridger  Jour- 
nal selbst  nachlesen  müssen.  Hr.  Sandys  liest  den 
griechischen  Text  so: 

l.uj!}iig  ai'ÜQcüniüv  ^avftaC&iiü  eixova   ttjvde. 
wg  nsQi  f.tev  fts  Xiov,  nsQL  d  av  ngi^^  exzsta- 

vvocaf 
rjlO^e  yccQ  syßQoliiov  xalaöv  fi£  de).cüv  aireal^at, 
dlXd  (piXni   c   rjfivi'uv  xai  fiou   xrfoiaav  xacpnv 
nvioi, 
5    o'iig  l'Oslov  (fiXeiov,  Jeyög  ('716  vrjog  invieg' 
Ooivixrjv  dt  liniov  Trjde  yßovi  aiiiua  xixoinif^icu. 
Den  Schluss  des  dritten  Verses  bezeichnet  Hr.  Sandys 
selbst    als    auf   unsicherer    Emendation    beruhend; 
aber  die   frühereu  Vorschläge  von  Wachsniuth  und 
Rhusopulos  befriedigen  ihn  nicht.    Hr.  van  Sittart 
schlug  vor: 

Pjlde  ydg  h/ßgoleiov,  aXilaiexo  d^öarea  Qa^ai. 
Dem  vierten   Vers   sei    metrisch  aufzuhelfen   durch 
die  Schreibung: 

uXXcc  ffikng  t'rj/^ii're  xal  ixitQiaav  läifitv  ni  cm. 
In   dem  tjw,««    des    letzten   Verses  glaubt    er    eine 
Paronomasie  des  vermutheten  phönizischen  Namens 
Shomer  erkennen  zu  dürfen.  E.  H. 


Einige  Nummern  des  Wiesbadener  Rheinischen 
Kuriers,  welche  der  Kedaction  dieser  Zeitung  freund- 
lichst mitgetlieilt  worden  sind,  geben  Nachricht  von 
den  neuerdings  theils  mit  Unterstützung  des  Staats, 


AUSGRABUNGEN  IN  DER  SAALBURG. 

theils  von  einem  zu  diesem  Zweck  gebildeten  Verein 


Indern  Saalburg-Verein)  veranstalteten  Ausgra- 
bungen in  dem  Römercastell  Saal  bürg  bei  Hom- 
burs  v.   d.  Höhe;   das   wesentlichste   darüber   ver- 


48 


dient  wolil  hier  in  der  Kürze  niitgetheilt  zu  werden. 
Hr.  Oberst  von  Co  hausen  und  der  Baumeister 
Ja^cobi  scheinen  die  Ausgrabungen  zu  leiten. 

Das  Castell  selbst  soll  nach  und  nach  ganz 
freigelegt  und  entsprechend  restauriert  werden;  vor- 
läutig  hat  sich  der  Verein  vorgesetzt,  die  Porta 
Dccuniana  völlig  auszugraben ;  in  den  beiden  zwei- 
stöckigen Thürmen  derselben  soll  ein  Locahnuseum 
augelegt  werden. 

An  der  Kömerstralse  zum  Castell,  bei  der 
Usinger  Landstrafse,  sind  die  Fundamente  von  vier 
kleinen ,  ziemlich  gleich  grofsen  Gebäuden  gefun- 
den worden.  Gröl'sere  Gebäude,  mit  den  üblichen 
Heizvorrichtungen,  ja  sogar  mit  deutlich  erkennbaren 
Kaminen,  sind  an  der  Süd-  und  Westseite  des 
Castells  tiieils  sclion  in  den  fünfziger  Jahren,  theils 


erst  in  diesem  Sommer  freigelegt  und  zum  Schutz 
mit  einer  lebendigen  Hecke,  einem  'Gebück'  von 
zwölf  Fufs  Breite,  wie  sie  im  Alterthum  und  Mittel- 
alter üblich  waren,  eingefriedigt  worden. 

Im  nördlichen  Theil  des  Castells  werden  Aus- 
grabungen für  Rechnung  der  königlichen  Museen 
in  Berlin  gemacht;  dort  scheinen  die  eigentlich 
militärisclien  Anlagen  zum  Vorschein  zu  kommen. 

Für  die  sämmtlichen  Gräberfunde  wird  ein 
eigenes  Gräberhaus  erbaut;  unter  den  neuestens 
dafür  bestimmten  Fundstücken  werden  Schmuck- 
sachen, Wafifenstücke,  ein  Ziegel  der  22.  Legion 
(mit  der  Beischrift  HEL-CA-MVL;  vielleicht  der 
Name  eines  Centurionen  oder  Soldaten),  dazu  die 
üblichen  Münzen  und  Scherben  genannt. 

E.  H. 


(August  1872.) 


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üth.ftnst  v.W.Loei'llot  iii  Berlir 


DER    TEMPEL   DES    liERCTLES  AK   DER    PORTA  TRIGEMINA 


{reliawloqischf,  7,i'ili- 


■ruf.  .y.9. 


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SnSTPATOY 
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31.  (m) 

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21.  (et.) 

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(i  i{  1  Kc I i  1  seil r;    kT.x sti, k h i x s im i h i ktkx 


DAS  BRONZE-BUGBILD  EINES  ANTIKEN  FAHRZEUGS  AUS  ACTIUM. 

(Hierzu  Taf.  Gä). 


Die  Bronze,  deren  Abbildung  Tafel  02  gicbt, 
«oll  in  Actiuni  gefunden  worden  sein,  und  ist  dann 
in  den  Besitz  des  Generals  Sir  Howard  Douglas 
G.  C.  B.  in  London  gekommen;  dort  niaclite  George 
Scharf  im  Jahre  1855  nach  dem  Original  die  Zeich- 
nungen, welche,  auf  ungefähr  %  verkleinert,  in 
diesem  Hefte  publicirt  werden. 

Nach  ilirer  ganzen  Gestalt  zu  schliessen  stellt 
diese  Bronze  höchst  wahrscheinlich  einen  Theil  eines 
römischen  Kriegsfahrzeugs  dar.  An  ein  Handels- 
fahrzeug ist  schon  deshalb  nicht  zu  denken,  weil 
bei  Handelsschiffen  Köpfe  von  Gottheiten  als  Orna- 
mente sich  überhaupt  äusserst  selten  angebracht, 
und  dann  stets  nur  auf  dem  Hinterschiff  über 
dem  Kopf  des  Achterstevens  senkrecht  aufgesetzt 
üuden,  wie  auf  der  Gemme  No.  OU  des  hiesigen 
Museums.  Der  Achtersteven  {äaävöinv)  ist  bekannt- 
lich derjenige  Balken,  welcher  gleichsam  die  hin- 
tere, ziemlich  senkrechte  Kante  des  Schiffskörpers 
bildet,  und  mit  seinem  Untcrende  in  den  Kiel  ül)er- 
^eht:  ihm  entspricht  als  gleichsam  voidere  Kante 
des  Schiffskörpers,  ebenfalls  vom  Kiel  aufsteigend, 
der  Vorsteven  (are/pa),  an  dessen  unterem  Theil 
der  Schnabel  zum  Einrennen  feindlicher  Schifte  noch 
vorn  angesetzt  ist.  An  diesem  Vorsteven  nun  finden 
sich  bei  antiken  Kriegsschiffen  zuweilen  Köpfe 
wie  der  in  Rede  stehende  angebracht,  und  zwar  in 
zwei  verschiednen  Arten. 

Bei  fast  allen  KriegsschiffsdarstcUungen  zeigt 
sich  eine  starke  horizontale  Leiste  (ein  vnftevg\ 
welche  ziemlich  das  ganze  Schiff'  umgiebt  und  etwas 
höher  als  die  obere  Schnabel-Wurzel  liegt,  mit  der 
Bestimnmng,  den  Bau  des  Schiffskörpers  zusammen- 

Arclia.ilug.  /I-.,  Jiilirsaiig  X\X. 


zuhalten.  Da  das  Sciiiff  aber  vorn  eine  scharfe  Kante 
hat,  umschlielst  die  Leiste  das  Vordertheil  nicht  in 
gebogner  Form,  sondern  die  beiden  Theile  der  Leiste, 
der  von  der  rechten  Flanke  und  der  von  der  linken 
Flanke,  stofsen  vor  dem  Vorsteven  in  ziendich  spitzem 
Winkel  zusammen.  Für  die  Festigung  dieser  Verbin- 
dung erschien  ein  Metallbeschlag  nöthig,  und  das 
äussere  Ende  dieses  Bronzebeschlags  {nQoefißnXiov) 
findet  sich  namentlich  auf  den  römischen  Münzen 
öfter  als  Kopf  gebildet,  theils  als  Thierkopf,  wie 
bei  den  Pompejusmünzen,  theils  auch,  soweit  die 
Darstellungen  auf  den  Münzen  es  erkennen  lassen, 
als  Kopf  einer  Gottheit. 

Möglicherweise  haben  wir  nun  in  der  vorlie- 
genden Bronze  ein  solches  ngoei^tßoXinv  zu  erkennen, 
und  dann  wäre  das  Bronzestück  so  am  Schiffe  an- 
gebracht gewesen  wie  in  der  erklärenden  Figur 
No.  5. 

Indessen  bleibt  noch  eine  andere  Möglichkeit 
offen.  Die  vordere  Stevenverlängerung,  d.  h.  die 
Verlängerung  des  Vorstevens  endigt  allerdings 
meistens  in  eine  Volute  oder  eine  abgerundete 
Spitze:  indessen  war,  wie  die  Münzen  der  gens 
Lulaiia  zeigen,  dieses  Ende  der  Vorstevenverlän- 
gerung auch  zuweilen  von  einem  behelmten  Kopfe 
gekrönt;  vielleicht  führte  hiernach  dieser  Theil  den 
Namen  nsQixeqiakaia,  welcher  von  i^oljux  I  85 
erwähnt  wird,  in  einer  allerdings  wahrscheinlich 
verderbten  Stelle,  welche  es  ungewiss  lässt,  ob 
(TToAog  oder  nontfißnllg  die  Bezeichnung  der  vorderen 
Stevenverlängerung  war.  Ein  Bronzekopf  au  diesem 
Platze  musste,  um  bei  der  starken  Bewegung  des 
Schiffes  in  See  genügenden  Halt  zu  haben,   natür- 

7 


50 


lieh  mit  ein  Paar  metallenen  Wangen  versehen  sein, 
welche  auf  beiden  Seitenflächen  des  Holzbalkens 
sich  festnageln  liefsen,  sodass  das  Ganze  einem 
TTQoeußnXiov  ziemlich  ähnlieh  wurde.  Möglicher- 
weise ist  also  die  vorliegenen  Bronze  eine  solche 
Krönung  des  Kopfes  der  vorderen  Stevenverlängerung, 
und  in  diesem  Fall  ist  sie  so  angebracht  zu  denken, 
wie  in  der  erklärenden  Figur  No.  4. 

Welche  der  beiden  Hypothesen  die  wahrschein- 
lichere ist,  wird  schwer  zu  entscheiden  sein:  nur 
dürfte  der  sehr  grofse  Neigungswinkel,  welchen  beide 
Wangen  auf  den  vorliegenden  Zeichnungen  zeigen, 
mehr  für  die  erstere  Hypothese  sprechen,  weil  für 
einen  einzigen  Balken  keine  so  grofse  Divergenz 
nöthig  erscheint,  wohl  aber  sur  Umspannung  des 
ganzen  Bugs  eines  wenn  auch  kleinen  ')  Schilfes. 

Die  Divergenz  würde  für  den  Bug  eines 
Äliuiaturschifi's  gerade  die  richtige  sein,  und  um  ein 
Schiff  in  sehr  kleinem  Mafsstabe  scheint  es  sich 
hier  zu  handeln.  Die  eine  Wange  nämlich  ist  nur 
1  Fufs  4'/j  Zoll,  die  andere  gar  nur  1  Fufs  S'/^ 
Zoll  Englisch  lang,  bei  einer  grölsten  Breite  von 
5  ' ,  Zoll,  und  die  wirkliche  Grofse  des  Kopfes  ist 
nur  etwa  die  einer  Mannsfaust.  W'enn  nun  auch 
die  Ornamente  der  antiken  SchiflFe  natürlicherweise 
nicht  so  grofs  waren,  als  sie  uns  im  Verhältniss 
zum  Schiff  selbst  auf  den  antiken  Darstellungen 
entgegentreten  (auf  denen  sie  der  Deutlichkeit 
wegen  gröfser  gebildet  sein  mussten),  so  sind  die 
Dimensionen  unserer  Brouze  doch  so  gering,  dass 
es  wenig  wahrscheinlich  ist,  sie  sei  Theil  eines 
wirklichen  Kriegsschiffs  gewesen.  Nach  meiner 
Ansicht  war  sie  entweder  Theil  eines  wirklichen 
Bootes,   oder   sie    war  Theil    eines   Modells,   eines 

')  Der  huble  bronzene  ELerkopf  in  der  Kü$lkammer  zu  Turin 
ist  «ahrscbemlicb  ein  wirklicbes  derarliges  niiotußuXiof.  L'elirisens 
wird  dieser  Tbeil  des  Vorschiffs  auch  in  den  AUischen  Sceurkumlen 
(Böckh  S.  101)  mehrfucb  genannt,  und  »ar  also  Lei  den  Alhenischen 
Schiffen  der  Ueniuslbenisclicn  Periode  gleichfalls  sicher  \urhandcn. 
Er  ist  denigeniafs  auch  an  dem  ['enlercnmodell  des  hiesigen  Museums 
in   dieser  Weise  angebracht  worden. 


Miniaturschiflfs,  welches  als  Weihgeschenk  in  eio 
Heiligthum  gestiftet  war,  oder  endlich  sie  war  eia 
Theil  einer  prora  von  einer  columna  rosirata. 

Ich  habe  übrigens  für  dieses  plastische  Brust- 
bild, obwohl  es  in.  seiner  Form  wie  in  der  Stelle, 
welche  es  am  Fahrzeug  einnimmt,  durchaus  dem 
Galjoubild  unserer  Sehifie  entspricht,  dennoch  nicht 
letzteren  Namen  gewählt,  da  das  antike  Sciiiff  kein 
eigentliches  Galjon  besitzt;  wohl  aber  konnte  ich, 
da  das  antike  Schiff  natürlich  wie  jedes  Schiff  einen 
Bug,  eine  vordere  Fläche  hat,  den  Ausdruck  Bug- 
bild wählen,  ebenso  wie  ich  die  pallasähnliche  (ganz 
dem  Galjoubild  der  älteren  österreichischen  Panzer- 
fregatten gleichende)  Gestalt  auf  dem  Bug  der  phöni- 
zischen  Schiffe,  welche  wahrscheinlich  den  naTatxög 
darstellt,  als  Bugstandbild  bezeichnet  habe. 

Bei  der  vorliegenden  Bronze  dürfte  der  Zweck 
der  beiden  Bronzewangen,  welche  von  dem  Schilde 
mit  dem  Brustbilde  hervorragt,  nach  dem  oben  Ge- 
sagten klar  sein:  tür  die  obige  Erklärung  sprechen 
auch  die  deutlichen  Spuren  von  Löchern  für  Nägel 
und  die  Spuren  von  runden  Befestigungsplatten, 
Die  Zusanimeufügung  beider  Wangen  vollzieht  sich, 
wie  die  Abbildungen  zeigen,  hinter  einer  fast  kreis- 
förmigen Platte  von  8  Zoll  Durchmesser,  aus  wel- 
cher das  Brustbild  einer  weiblichen  Gottheit  plastisch 
heraustritt,  das  Bild  einer  Pallas  oder  einer  Roma 
mit  den  Attributen  der  ersteren,  dem  Helm  und  der 
Aegis.  Fig.  2  zeigt  die  ganze  Bronze  von  der  linken, 
der  Backbordseite  des  Schiffs  gesehen;  Fig.  3  zeigt 
sie  von  der  rechten,  der  Steuerbordseite,  aber  etwa» 
mehr  von  vorn  als  Fig.  '2.  Das  Brustbild  allein  in 
grölserem  Mafsstabe  (und  noch  mehr  von  der  Steuer- 
bordseite, als  in  No.  3)  ist  in  Fig.  1  dargestellt, 
während  das  Gorgonenhaupt  der  Aegis  in  Fig.  1  a 
ganz  en  face  und  noch  deutlicher  wiederholt  ist 
(dicht  neben  dem  Gorgonenhaupt  ist  übrigens  ein 
Stück  aus  dem  Panzer  ausgebrochen). 

Berlin.  B.  Graser. 


51 


DTE  GEBURT  DES  ERK'HTHONIOS. 

Terracotta  des  Berliner  Antiquariunis. 
(Jücrzu  Taf.  63). 


Die  kleine  Gruppe,  deren  Abbildung  ich  liier 
mittbeile,  gehört  in  diejenige  Klasse  plastischer 
Darstellungen,  welche  mit  dem  Gattungsnamen  der 
'nie lisch en  Thonreliefs'  bezeichnet  zu  werden  pflegt 
und  unter  diesem  Kamen  zuletzt  von  II.  ycbüne  in 
seinem  Werke  über  griechische  Reliefs  S.  59  f.  über- 
sichtlich behandelt  worden  ist.  Um  so  wichtiger 
sind  die  Exemplare,  welche  nach  Fundort  und  Stil 
unzweifelhaft  attischer  Kunstüliung  angebüren,  wie 
das  vorliegende.  Es  stammt  aus  einem  der  Gräber, 
Avelche  jenseits  des  Ilissos  an  dem  AVege  nach 
Halimus  liegen.  Die  Bruchstücke,  in  denen  es  ge- 
funden wurde,  konnten  vollständig  zusammengesetzt 
werden.  In  der  IMitte  der  Gruppe  war  die  Ober- 
fläche abgesprungen,  so  dass  Kopf  uud  Oberleib 
des  Knaben  sowie  der  anliegende  Ann  des  Mannes 
mangelhaft  erhalten  sind. 

Die  gröl'ste  Ausdehnung  nach  Höbe  und  Breite 
beträgt  0,14,  die  Dicke  0,06.  So  lange  der  Thun 
noch  weich  war,  hat  man  an  dem  Aussencontur  der 
Figuren  entlang  den  Reliefgrund  weggeschnitten 
und  denselben  auch  innerhalb  der  Gruiipe  entfernt. 
Beides  ist  oÖ'euliar  rasch  und  mit  geringer  Sorgfalt 
geschehen.  So  bat  mau  den  inneren  Reliefgrund 
an  den  Stellen  stehen  lassen,  wo  es  schwierig 
wurde  ihn  ohne  Beeinträchtigung  der  Figuren  her- 
auszuschneideu,  wie  z.  B.  in  der  Ecke  zwischen 
dem  Rücken  des  Knaben  uud  dem  rechten  Unter- 
arm des  Maunes  und  ebenso  zwischen  dem  linken 
Oberarme  desselben  und  dem  Ende  des  Drachen- 
schweifs. Auch  die  äusseren  Umrisse  sauber  abzu- 
putzen hat  man  sich  nicht  die  Mühe  gegeben ;  so 
ist  man  namentlich  am  unteren  Rande  des  Drachen- 
leibes unvorsichtig  mit  dem  Messer  entlang  ge- 
fahren. 

Diese  Behandlungsweise  steht  mit  dem  Cha- 
rakter der  Innenzeichuung  in  autfalleudem  Contraste, 
denn  diese  ist  mit  gnifster  Sorgfalt  gemacht,  und 
zwar  ist  sie,   wie   eine  genauere  BeolKichtuug  der 


Arlieit  vermuthen  lässt,  nicht  als  Relief  modellirt, 
sondern  in  der  flachen  Form,  aus  welcher  der  Ab- 
druck genommen  ist,  vertieft  ausgei'ührt  worden. 
So  erklärt  sich  am  einfachsten  die  volle  (ileich- 
mäl'sigkeit  der  Oberfläche,  die  vollkommene  Regel- 
inälsigkeit  der  parallelen  Striche  im  Haar  und  im 
Gewände.  Den  Gewaudfalteu  der  Athena  sieht 
man  deutlich  an,  dass  sie  in  eine  glatte  Fläche 
eingedrückt  worden  sind ;  eben  so  sind  die  kleineu 
runden  Erhebungen,  welche  den  Schlangeuleib  ganz 
bedecken,  offenbar  durch  Puuktireu  in  der  weichen 
Form  hervorgebracht  worden,  denn  es  würde  eine 
unverhältnissmälsig  grofse  Mühe  verursacht  haben, 
wenn  mau  die  dichte  Menge  derselben  in  erhabener 
Arbeit  hätte  herstellen  wollen.  An  der  linken  Hand 
des  Schlangenmannes  verräth  sich  dasselbe  Ver- 
fahren. Sie  ist  nicht  frei  modellirt,  sondern  die 
Umrisse  der  Finder  sind  in  die  Form  eingeritzt 
worden;  darum  tritt  die  Hand  nicht  in  plastischer 
Deutlichkeit  hervor,  sondern  macht  den  täuschen- 
den Eindruck,  als  weun  ihre  innere  Seite  dem  Be- 
schauer zugekehrt  wäre.  Kurz  man  hat,  wie  ich 
glaube,  die  ganze  Innenzeichnung  des  Reliefs  ne- 
gativ ausgeführt  und  die  Form ,  aus  welcher  es 
abgedrückt  worden  ist,  wie  einen  Stempel  bearbeitet. 
Daraus  erklärt  sich  auch  die  feine  Miniaturarbeit, 
welche  unserem  Relief  im  Vergleich  mit  amlercn 
Terracottareliefs  eigen  ist,  bei  denen  das  Detail  der 
Farbe  überlassen  worden  ist.  Der  dunkelfarbige 
Tlion,  der  eine  grofse  Härte  besitzt,  ist  mit  einer 
sehr  feineu,  niilchweilsen  Thonlage  wie  mit  einer 
Haut  überzogen;  von  einem  Farbenüberzug  sind 
keine  Spuren  erhalten. 

Der  Gegenstand  der  Darstellung  ist  unver- 
kennbar und  mit  Freude  begrüfsen  wir  hier  die 
erste  aus  dem  Boden  Athens  hervorgegangene,  die 
erste  in  allen  Haujitsachen  vollständig  erhaltene, 
idastischc  Darstellung  des  Erichthoniosniythos,  von 
der  wir  voraussetzen    dürfen,    dass  sie    uiuuittelliar 

7* 


52 


aus  dem  Geiste  attischer  Uebevliefcvung  hervorge- 
gangen ist,  und  die  also  auch  für  alle  Darstellun- 
gen gleichen  Inhalts  von  niafsgebender  Bedeutung 
sein  nuiss. 

Den  Mittelpunkt  der  Gruppe  bildet  Gaia,  hier 
nur  mit  Kopf,  Armen  und  Schultern  aus  dem  Boden 
hervorragend,  eine  Darstellung,  welche,  mit  den 
Reliefs  verglichen,  auf  denen  sie  mit  halbem  Leibe 
sichtbar  ist,  ungleich  lebendiger  und  wirkungsvoller 
ist.  Der  Vorgang  erscheint  wunderbarer,  die  Per- 
son der  Gaia  riesiger,  wie  es  ihrer  Bedeutung  ent- 
spricht ').  Denn  wie  im  Mythus  und  in  der  Poesie  der 
Begriti'  der  Gaia  sich  von  dem  Elementaren  uieraala 
abgelöst  hat,  sondern  immer  wieder  in  dasselbe 
übergeht^),  so  ist  auch  in  der  bildenden  Kunst  die 
Göttin  nicht  aut  gleiche  Weise  vermenschlicht  und 
individualisirt  worden  wie  die  olympischen  Gott- 
heiten. Die  übermenschliche  Gröfse  versinnlicht  den 
Charakter  des  Unermesslichen;  die  grofse  Eiufach- 
heit  der  Gestalt,  die  Fülle  des  lang  und  schwer 
herabwallenden  Haares,  der  mächtige  Gliederbau, 
das  volle  in  starken  Zügen  ausgeprägte  Gesicht 
stehen  mit  dem  Typus  eines  urkräftigen  Natur- 
vvesens  ganz  im  Einklang,  und  dieser  Typus  wird 
noch  anschaulicher  durch  den  Gegensatz  der  Atheua, 
welche  neben  der  schwerfälligen,  mit  dem  Boden 
zusamyienhangenden  Erdmutter  um  so  freier  und 
schlanker  aufzutreten  scheint. 

Leicht  und  behende  kommt  sie  von  der  Linken 
heran.  Ihre  Haltung  zeigt  ein  doppeltes  Moment 
geistiger  und  körperlicher  Bewegung.  Aus  der 
Entfernung  hat  sie  wahrgenommen,  was  sich  im 
Schofse  der  Erde  vorbereitet ;  sie  ist  im  Herbei- 
eilen begriffen,  und  ehe  noch  die  Füfse  ruhig  neben 
einander  stehen,  streckt  sie  schon,  mit  dem  Uber- 
Icibe  vorgeneigt,  dem  emporgehobenen  Knaben  die 
Hände  entgegen. 

So  mäfsig  und  zart  die  Bewegung  ist,  so  er- 
scheint sie  dennoch  in  hohem  Grade  ausdrucksvoll 
und  lebendig.  Man  erkennt  die  Junglrau  an  der 
schlanken  Gestalt  so  wie  an  einer  gewissen  Zurück- 

')  yuitt  niliaoT)  uiyt'drj   (vgl.   VVcIckcr  Cr.   Güllerl.   I,  32'.'). 

')  T^xt  Ji  ^fdSwntii  üpovnn  vgl.  auch  So|ili.  Anl.  S37  f. 
wo  VTifQtttTct  ein  Beiwort  der  Gcillin  ist,  nährend  ii'fHiiOi  und 
t'ixduuTOg  sich  auf  Jos  Eloinenl  bpziehl. 


haltung  und  Befangenheit,  aber  zugleich  ist  sie 
ganz  selbstvergessen  und  in  mütterlicher  Freude 
dem  Kinde  zugewandt.  Die  sanfte  Neigung  des 
Kopfes  spricbt  die  hingebende  Zärtlichkeit  aus, 
welche  sie  dem  Kinde  entgegenbringt  und  die  seine 
Schulter  fassende  Hand  giebt  zu  erkennen,  wie  be- 
reit und  entschlossen  sie  ist,  sich  das  Kind  anzu- 
eignen, welches  schon  ihr  mehr  als  der  Gaia  an- 
gehört. 

Erichthonios  ist  ein  vollkräftig  herangewachse- 
ner Knabe;  er  ist  nicht  blols  ein  Gegenstand,  um 
dessen  Uebergabe  es  sich  handelt,  sondern  selbst- 
thätig  und  voll  eigener  Empfindung.  Nach  Kinder 
Art  streckt  er  beide  Hände  in  paralleler  Richtung 
der  Göttin  entgegen,  so  dass  sie  fast  bis  an  das 
Kinn  reichen,  während  die  Augen  ihr  mit  kind- 
lichem Vertrauen  entgegenblicken. 

Auch  Gaia  ist  nicht  ohne  eigene  Theilnahme. 
Mit  starken  Armen,  von  denen  der  linke  den 
Schenkel  ergreift,  wäiirend  der  rechte  den  Leib 
umfasst  hält,  hebt  sie  iiin  fest  und  sicher  empor, 
indem  sie  ihren  Kopf  ganz  zurückgelegt  hat,  um 
mit  gespanntem  Blick  dem  Knaben  zu  folgen  und 
sich  davon  zu  überzeugen ,  dass  ihr  Kind  wohl- 
behalten in  die  neue  Pflege  übergehe.  Es  ist  ein 
Wunder,  das  sich  begiebt,  aber  es  erweckt  keine 
Unruhe,  keine  Ueberraschung;  man  sieht,  dass  die 
am  Vorgange  Betheiligten  in  voller  Uebereinstim- 
mung  gemeinsam  vollziehen,  was  nach  göttlichem 
Rathschiuss  vorgesehen  war. 

Athena  ist,  wie  billig,  ohne  die  schreckende 
Aegis  dargestellt.  Sie  trägt  einen  lang  herabwallcn- 
den  Aeimelehitiin  mit  einem  Ueberwurfe,  der  bis  auf 
die  Hüften  reicht,  eine  auf  attischen  Reliefs  ge- 
wöhnliche Tracht.  Der  Aermel  ist  bis  auf  den 
Ellenbogen  zurückgeschoben,  damit  der  Gebrauch 
des  Unterarms  unbehindert  sei.  Ueber  der  Schulter 
und  auf  dem  Ohcranii  bemerkt  man  eine  Reihe 
von  Knöpfen,  durcli  welche  der  bis  oben  aufge- 
schnittene Aermel  zusammengcf'asst  ist,  und  zwisclien 
denselben  die  nackten  Stellen  des  Fleisches  mit 
den  umgebenden  Fältehen  des  Gewandes,  Alles 
auf  das  Genaueste  angedeutet.  Der  Kopf  ist  wie 
auf  attischen  Münzen  behandelt  und  zwar  mit  einer 


53 


60  genauen  Entsprecliunj;,  wie  sich  dies  an  plasti- 
schen Arbeiten  nur  selten  nachweisen  lässt.  Der 
eng  anscliliefseude  Helm  mit  einem  sehr  weit  nach 
vorn  vorspringenden  Bügel  ist  vorn  durch  vier  auf- 
rechtstehende Oelblätter  verziert.  Von  dem  hinteren 
Theile  des  Helms,  weicherden  Nacken  schirmt,  rankt 
sich  eine  Blume  nach  vorne  in  die  Höhe,  wie  sich 
dies  auf  den  Münzen  deutlicher  erkennen  lässt.  Eben 
so  übereinstirnmeud  ist  die  Behandlung  des  Haares, 
welches  unter  dem  Helm  auf  den  Nacken  herab- 
fällt und  über  der  Stirn  in  doppeltem  Bogen  sorg- 
fältig geordnet  ist  ^). 

Vergleicht  man  die  beiden  weiblichen  Profile 
mit  einander,  so  hat  das  der  Gaia  (wie  es  schon 
der  gröl'sere  Mafsstab  mit  sich  bringt)  ungleich  der- 
bere Züge;  die  Lippen,  Augenl)rauen,  Augenlider 
springen  stark  vor;  die  Haare  sind  viel  gröber  ge- 
arbeitet. Wohl  hat  auch  der  Athenakopf  noch  eine 
gewisse  alterthüm liehe  Strenge;  aber  er  ist  ungleich 
feiner  und  geistiger;  ein  milder  Ernst  ist  darin  aus- 
gedrückt, eine  echt  attische  Anmuth,  die  durch  keine 
Zeichnung  wieder  zu  geben  ist,  und  wenn  wir  mit 
Kücksicht  auf  die  entsprechenden  Münzgepräge  eine 
ungefähre  Zeitbestimmung  zu  machen  wagen,  so 
werden  wir  nicht  weit  über  die  Mitte  des  fünften 
Jahrhunderts  v.  Chr.  zurückgehen  dürfen.  Damit 
stimmt,  von  dem  Typus  der  Athena  abgesehen,  die 
freie  Bewegung  des  sich  emporstreckenden  Knaben, 
und  wenn  in  den  anderen  Personen  auch  eine  dem 
hiei'atischen  Charakter  des  Reliefs  entsprechende, 
herbe  Alterthümlichkeit  unverkennbar  ist,  so  werden 
wir  doch,  wenn  wir  die  Protilbildung  des  Auges, 
die  wenig  zurückliegende  Stirnlinie  und  den  Aus- 
druck des  Mundes  beachten,  keine  Kennzeichen  fin- 
den, welche  uns  nöthigen,  eine  frühere  Entstehungs- 
zeit unserer  Terracotta  anzunehmen.  Sie  gehört 
einem  Uebergangsstile  an,  welcher  für  die  Eutwicke- 
lung  dieser  Denkmälergattung  auf  attischem  Boden 
in  vorzüglichem  Grade  lehrreich  ist. 

Die  drei  Figuren  bilden  eine  Gruppe,  welche 
den  Kern  der  Sage  darstellt,  die  in  Athen  so  po- 
pulär war,  dass  sie  in  der  Hauptsache  gewiss  sehr 

')  Vgl.    zu    dem    Kopfe    der    Alüene    z.  B.    Oombe   Mus.   Hunler. 
Vlll  no.  7. 


frühe  eine  typische  Form  erhielt,  welche  bei  fort- 
schreitender Kunstübung,  den  Münzstempcln  gleich, 
im  Einzelnen  behutsam  ausgebildet  wurde.  Es  war 
ein  Gegenstand,  welcher  sich  wegen  seiner  Bezie- 
hung zum  Familienleben  zu  Weihgeschenkeu  und 
zu  religiöser  Ausstattung  häuslicher  Räume  beson- 
ders eignete.  Denn  wie  das  Kind  nach  der  Ge- 
burt auf  die  Erde  gelegt  wurde,  welcher  es  als  der 
gemeinsamen  Mutter  alles  Lebendigen  vorläufig  ge- 
hörte, bis  der  Vater  es  durch  Emporhebung  vom 
Boden  feieilich  anerkannte,  in  seine  Familie  auf- 
nahm und  zu  seiner  Auferziehung  sich  verptlichtete : 
so  war  es  hier  Athena ,  welche  den  Erstgeborenen 
der  eigentlichen  Athener  von  der  Erde  entgegen- 
nahm ^,  in  ihr  Haus  einführte  und  sich  für  sein 
Gedeihen  verbürgte.  Es  war  ein  mythisches  Vor- 
bild des  häuslicheu  Akts  des  ävaigtlaOcu  (tollere, 
suscipere,  levare),  und  die  Stadtgöttin  Athens  ent- 
spricht in  dieser  Beziehung  der  römischen  Levana '). 
Nun  die  vierte  Figur,  welche  die  rechte  Hälfte 
der  Reliefgruppe  bildet,  ein  vollbärtiger  Jlaun,  auf 
dem  Drachenlcibe  steil  emporgerichtet,  feierlich  ru- 
hig und  mit  seinem  kurzen,  dicken  Hals,  seiner 
breiten  Körpermasse  ein  wohlberechnetes  Gegen- 
stück zu  der  lebhaft  bewegten,  feingeglicderten 
Göttin.  Ein  ärmelloser  wollener  Wamms  bedeckt 
den  Oberleib  und  dient  dazu,  den  Uebergang  aus 
dem  .Menschenleibe  in  die  Thieribrm  zu  verhüllen. 
Der  Thicrleib  ist  in  zwiefacher  Weise  charakterisirt, 
erstens  durch  Schuppen,  welche  durch  kleine  runde 
Erhebungen  bezeichnet  sind ,  uud  zweitens  durch 
einen  äulseren  King,  eine  Reihe  eiförmiger  Blätter. 
Sie  entsprechen  den  Bauchschildern,  wie  sie  sich 
bei  den  in  Europa  einheimischen  Natterarten  finden 
und  welche,  wenn  man  diese  Thiere  im  Profil  sieht, 
eben  so  wie  hier  unter  den  Schuppen  zum  Vor- 
schein kommen.  Auf  der  vorliegenden  Terracotta 
erkennen  wir  eine  zwiefache  Windung,  indem  die 
erste  unter  dem  Ellenbogen  in  die  zweite  über- 
geht. An  der  ersten  Windung  sieht  mau  die  Bauch- 
schilder   wie    einen   Saum    am   Schuppenleibe    sich 

•)  ytj.'ttv  lic(rft!.i7n  Eur.    Ion  269. 

5)   Becker  G.illus  II  03:   Levana   (le^al  iafanles  de  lerra)  August. 
Civ.   Dei   IV,    II. 


54 


entlang'  zieben,  während  man  bei  der  zweiten  Win- 
diinjr,  wcicbe  sieb  hinter  der  ersten  verbirgt,  nur 
die  Baucbschilderreibe  vorragen  sieht.  Der  Schwanz, 
welcher  wie  eine  Art  Lehne  das  Rückgrat  stützt, 
bezeichnet  das  Ende  der  doppelten  Sjiirale  ")• 

Man  bat  die  entsprechende  Figur  auf  dem  Krater 
aus  Chiusi '')  Nerens  genannt  und  Jahn  fand  den- 
selben an  dieser  Stelle  sehr  bedeutsam,  indem  durch 
die  Anwesenheit  von  Hcphaistos  und  Nereus  ange- 
deutet werde,  wie  die  iui  Scholse  der  Erde  ge- 
zeitigte Frucht  durch  Einwirkung  von  Wärme  und 
nährender  Feuchtigkeit  an  das  Licht  kouiuie  "j. 
Indessen  sclieint  es  mir  bedenklich,  aus  der  (irund- 
lage  physikalischer  Vorstellungen,  welche  in  dem 
Mythos  vorausgesetzt  wird,  die  mal'sgebenden  Mo- 
tive für  die  Gruppirung  ableiten  zu  wollen.  Aus 
der  mythischen  Ueberlicferung  aber  lässt  sich  des 
Nereus  Anwesenheit  nicht  erklären.  In  unserer 
Terracotta  ist  aljer  an  einen  Wassergott  gar  nicht 
zu  denken,  da  die  Flossen  fehlen  und  die  sich  auf- 
rollenden Fische  glatthäutig  sind.  Wir  werden  also 
bei  dem  Schlangenfälslcr  nur  an  Kekrops  denken 
können,  den  zwiefach  gestalteten  (gemiuus,  öi(pvt]g), 
und  wenn  mau  bei  Gelegenheit  des  vermeintlichen 
Nereus  geltend  gemacht  hat,  dass  Kekrops  auf  den 
Kunstdenkmälern  bisher  nur  in  menschlicher  Gestalt 
nachgewiesen  worden  sei  "),  so  kann  dies  kein 
Grund  sein,  eine  Darstellung  mit  Misstrauen  auf- 
zunehmen, welche  nicht  nur  im  Allgemeinen  als 
volksthünilicb  bekannt,  sondern  auch  in  alten  Kunst- 
werken bezeugt  ist;  so  namentlich  im  Ion,  wo  Euri- 
pides  den  Kekrops  beschreibt:  ih'yac^qoiv  Titlag 
antloannv  t'dlaanvi',  Jl!}ijvaUov  -iivos  aväOri^ict  '"). 

'•)  l'rof.  I'etprs,  hi'i  ilrin  ii-li  ilio  iMilsiiivcheniiiMi  Tliii'rxatliHigcn 
im  zci.ilogisilien  Museum  ansi-luMi  ilnr-fli',  »chrcibt  iiliir  ilie  Misch- 
ffstult  der  TC:  „Das  Kiirpereudn  lassl  s»h  ilcullicli  als  ScIiHanj 
„erkennen,  wcfclier  in  einer  cloppellen  Spirale  aiir);ernllt  isl ,  ans 
„welcher  das  Sehwanzende  hervorragt.  Die  .Seluippcn  des  Körpers, 
„die  liiiuchsehilder,  der  Mangel  eines  Flussensanms  lassen  über  die 
„Deutung  keinen  Zweifel." 

')   Monum.   III    U.     Conze  Voricgebläller  Serie!!  T.  II. 

*)  0.  Jahn   Archacolusische  Aufs.  S.  1)1),  72. 

•)  Nouv.  Ann.  I   p.  ;il9. 

'"j  V.  I  I  t>|,'>  hirchh.  und  ti.  llernKUU);  die  llandsehr.  nntiijun 
avvnii'onovj' .  Cnnler:  OTiflnng  ovvtilinaovj  (mit  dem  Leibe 
Ringe  bildend,  sich  aufrollend,  was  zu  einer  ruhigen  Gruppe  besser 
passt ,    als    das    eine    Bewegung    bezeichnende   t'iklnaovnt.     Wenn 


Demgemäfs  ist  nicht  zu  zweifeln ,  dass  aucli 
auf  dem  vorliegenden  Kelief  Kekrops  in  seiner  Dop- 
lielgestalt  zu  erkennen  sei.  Er  ist  der  bei  des 
Erichthonios  Geburt  zunächst  Betheiligte,  des  Lan- 
des Urkönig,  das  er  der  Athena  zugesprochen  iiat, 
der  Gründer  der  Stadt,  welcher  sie  ein  Unterpfand 
des  Segens  giebt,  der  Vater  der  Nymphen,  denen 
der  Neugeborne  zur  Pflege  übergeben  wird.  Durch 
seine  Gegenwart  wird  nicht  nur  der  Schauplatz  des 
Vorgangs,  sondern  auch  die  mythische  Epoche  des- 
selben (zwischen  den  Kranaern  und  den  Erechthi- 
den  )  und  seine  Bedeutung  für  die  Geschichte  der 
Stadt  bezeichnet.  Denn  Kekrops  ist  nicht  nur  als 
Lokalgott  zufällig  anwesend,  sondern  als  der  beru- 
fene Zeuge;  darum  trägt  er  den  Oelzweig  in  der 
Hand,  als  das  Zeichen  der  Anbetung  und  festlicher 
Theilnabme,  das  Symbol  des  Heils  und  Segens. 
Mit  seinem  Oel/weige  in  der  Hand  ist  er  gleichsam 
das  ideale  Vorbild  der  attischen  Thallophoren,  der 
festlichen  Vertreter  des  athenischen  Bürgerthums. 
Der  Charakter  des  Ehrbaren  und  Würdigen  ist  in 
seiner  Haltung  und  in  seinem  Gesichte  ausgeprägt, 
wenn  die  Züge  desselben  im  Gegensatze  zur  Athena 
auch  etwas  Plumpes  und  Ungeschlachtes  haben.  Die 
Binde  im  Haar  (welche  auch  der  Gaia  nicht  fehlt)  ge- 
hört zu  den  Attributen  der  Festgenossen.  Besonders 
ausdrucksvoll  aber  ist  der  Gestus  der  rechten  Hand, 
die  mit  ausgestrecktem  Zeigefinger  gegen  den  Mund 
gehoben  ist.  Er  soll  den  Munil  schliefsen ,  das.s 
kein  den  feierlichen  Vorgang  störendes  Wort  über 
die  Lippen  komme;  er  ist  das  jn-ägnante  Symbol 
der  tvq>rjfita. 

So  ordnen  sich  die  Figuren  des  attischen  Thon- 
reliefs  zu  einer  in  sich  geschlossenen,  inbaltreichea 
und  mannigfach  gestalteten ,  aber  übersichtlichen 
und  leicht  verständlichen  Gruppe  zusammen,  in  der 
nichts  Ueberrtüssiges  vorkommt  und  nichts  Wesent- 
liches fehlt. 

Es  bleibt  noch  übrig,  von  dieser  Gruppe  aus 
die  verwandten  Darstellungen  zu  beleuchten. 

Zuerst   die   berühmte   und  vielfach  abgebildete 

Böekh  princ.  trag.  p.  l'.l'.'  diese  Darstellung  mit  dem  |bci  l'aus.  .\,  10 
angefülirlen  Kekrops  identiliciren  wollte,  so  hat  sich  (1.  Hermann 
zu  Ion  p.  II'.'   niit   Hecht  dagegen  erklärt. 


55 


Toicentische  Vase,  jetzt  in  Jliinchen,  in  sclilicliter 
Einf'aclilieit  der  Coniposition  unserem  Kclief  am 
nächsten  verwandt,  aber  von  ungleich  freierer  und 
und  idealerer  Auffassung  ").  Gaia  ist  auch  hier  hin- 
aufblickend dargestellt,  ebenfalls  in  gröfserem  Mafs- 
stabe  und  mit  lang  berabfliesscndem  Haar.  Athona 
hat  keinen  Helm,  dafür  die  Aegis,  deren  Schlangen 
nach  hinten  geschoben  sind,  um  das  Kind  nicht  zu 
erschrecken.  Links  ein  bärtiger  Mann  mit  der  in  die 
Seite  gestemmten  Rechten  aufmerksam  zuschauend, 
den  Stab  in  der  Linken  haltend ,  eine  Gestalt  voll 
edler  Würde,  von  Panofka  für  Hephaistos  erklärt, 
von  den  Herausgebern  der  Elite  für  Poseidon,  von 
Jahn  für  Zeus  und  dann  wieder  (Beschreibung  der 
Münchener  Vasensammlung  S.  108)  für  Hephaistos. 
Die  sichere  Deutung  (welche  um  so  wichtiger  ist, 
weil  die  Voraussetzung  von  Zeus'  Anwesenheit  ") 
Anlass  gewesen  ist,  die  ganze  Scene  auf  des  Dio- 
nysos Geburt  zu  deuten)  kann  bei  dem  Mangel  ent- 
scheidender Attribute  nur  aus  der  Gruppe  selbst 
gewonnen  werden,  und  wenn  diese  im  Hinblick  auf 
unser  Relief  noch  zuversichtlicher  als  früher  auf 
Erichthonios  gedeutet  werden  darf,  so  werden  wir 
in  dem  ersten  Zeugen  seiner  Geburt  auch  hier  kei- 
nen Anderen  als  Kekrops  erkennen ,  in  edelster 
Mannesgestalt  als  Landeskönig  dargestellt,  dessen 
oberrichterliche  Gewalt  durch  den  Stab  bezeich- 
net ist. 

Von  anderen  Kunstwerken  kommt  besonders 
das  Prachtgefäfs  der  Camucciuischen  Sammlung, 
der  Krater  aus  Chiusi,  in  Betracht  '^).  Wir  erken- 
nen hierin,  wenn  wir  unser  Relief  vergleichen,  deut- 
lich die  Grundlage  eines  gemeinsamen  Vorbildes, 
aber  es  ist  nicht  mehr  der  einfache,  schlichte  Vor- 
trag attischer  Kunst,  der  sich  auf  das  Wesentliche 
beschränkt.  Die  Darstellung  ist  erweitert,  viel  bun- 
ter, unruhiger  und  bei  überreicher  Zuthat  an  äulse- 
rem  Zierrath  ungleich  ärmer  an  innerem  Leben  und 
dramatischer  Wahrheit.  So  ist  die  Gaia,  welche, 
mit  schweren  Prachtgewändern  angethan,  sich  höher 
und  in  senkrechter  Haltung  aus  dem  Boden  hebt,  in 

")   Mon.  I  10.   M.-W.  Denlim.  d.  a.  K.  I,  211°.  Jalia  Ydsensamm- 
lung  des   K.   Ludwig  do.  345. 

"j  Dagegen  Gerhaid  Auserlesene  Vasenbilder  III  zu  T.  \:A. 
")   Munum.    III   30.   Conze  Vorlegeblätler  Serie  3  T.  II. 


Vergleich  mit  unserm  Relief  steif  nnd  leblos.  Athcna, 
durch  die  Lanze  gehindert,  das  Kind  selbst  anzu- 
fassen, breitet  zu  seiner  Aufnahme  ein  Tuch  aus, 
in  ihrer  ganzen  Haltung  viel  theilnahmloser,  ärmer 
an  Gefühl  und  Bewegung.  Der  Schlangenmann 
stimmt  im  Ganzen  mit  dem  des  Reliefs  genau  über- 
ein, und  wir  werden,  nachdem  dasselbe  bekannt 
geworden  ist,  wohl  nicht  anstehen,  ihn  als  Kekrops 
anzuerkennen,  wie  es  schon  früher  die  Ansicht  von 
de  Witte  war  '*).  Auch  seine  Figur  ist  viel  rei- 
cher ausgestattet.  Das  Skeptron  bezeichnet  den 
Landcsköuig,  wie  der  Stab  auf  der  volcentischen 
Vase.  Statt  des  wollenen  Ueberwurfs  trägt  er  ein 
reich  gesticktes  Prachtkleid,  das  in  gleicher  Weise 
den  Uebergaug  in  den  Drachenleib  umhüllt.  Er 
trägt  auch  heilige  Zweige,  und  zwar  einen  als  Kianz, 
den  anderen  als  Gürtel  um  den  Leib.  Der  Schweif 
ist  ganz  ähnlich  aufgerollt,  aber  vorne  mit  Andeu- 
tung von  Flossen.  Das  ist  ein  Missverständniss, 
welches  sich  dadurch  erklärt,  dass  Drachen-  und 
Fischformen  leicht  mit  einander  verwechselt  werden, 
nicht  nur  in  der  Zeichnung,  sondern  auch  in  der 
Dichtung;  so  wird  auch  bei  Eupolis  dem  Kekrops 
der  untere  Leib  vom  Thunfisch  gegeben  ''). 

Bei  der  äui'serlichen  Behandlungsweise,  wie  sie 
in  der  ganzen  Malerei  sich  zeigt,  können  Eiuzeln- 
heiten,  die  von  Missverständniss  zeugen,  um  so  we- 
niger befremden;  dahin  rechne  ich  auch  die  Gestalt 
der  Blätter,  welche  mehr  nach  Lorbeer  als  nach 
Oliven  aussehen'"").  Wenn  also  hier,  wie  wohl 
nicht  zweifelhaft  mehr  sein  kann,  Kekrops  zu  er- 
kennen ist,  so  wird  man  für  die  Erklärung  aller 
verwandten  Kuustvorstellungen  den  Grundsatz  auf- 
stellen dürfen,  dass  seine  Person  zu  dem  überlie- 
ferten Typus  der  Gruppe  gehörte  und  dass  immer 
an  ihn  zuerst  gedacht  werden  muss,  wenn  neben 
Athena,  Gaia  und  Erichthonios  als  vierte  Figur  ein 
bärtiger  Mann,  sei  es  in  reiner  Menschengestalt, 
wie  auf  der  volcenter  Vase,  oder  in  Mischgestalt 
auftritt. 

")   tllle   Ceram.    I   p.  277. 

'')  .Meineke  Com.  Ur.  V.  1  p.  LX.WIII  rör  Ktxctortn  lüvioHfv 
(iiJiKji  (feto'  f/fit'  fif'/ni  KOI'  xoyiüfo»-,  jil  dt  xiauiOtr  ilirii- 
dof.   I'reller   (Jr.    M.   II    5i.   137. 

";  llaruin  kann  itli  auch  auf  den  vernieinlliclien  Lurbeer  nitlil 
soklies  GeHichl    legen  »ie  Jahn   Arcli.   Aufs.   S.  07. 


56 


Als  fünfte  Figur  tritt  Hephaistos  hinzu,  dessen 
Anwesenheit  erklärlich  und  gerechtfertigt,  aber  ent- 
behrlich ist,  da  die  Sage  in  ihrer  ältesten  Form 
seiner  nicht  gedenkt.  Wir  Hnden  iliu  auf  dem  Kra- 
ter von  Chiusi  als  einen  ausserhalb  der  typischeu 
Gruppe  Steheuden;  mau  erkennt  ihn  als  spätere  Zu- 
Ihat,  welche  lose  angereiht  ist.  Jahn  glaubte  frei- 
lieh zu  erkennen ,  dass  Atheua  mit  einem  fast  zärt- 
lichen Ausdruck  den  lilick  auf  ihn  gerichtet  habe. 
Wenn  dies  gegründet  ist,  wovon  ich  nach  aus  den 
vorliegeuden  Zeichnungen  nicht  überzeugen  kann, 
so  würde  allerdings  zwischeu  ihm  und  der  inneren 
Gruppe  eine  Verbindung  bestehen ,  aber  es  wäre 
ein  befremdlicher  Zug  von  Sentimentalität  und  ein 
die  Einheit  der  Hauptgruppe  störender  Fehler,  da 
die  Aufmcrksandieit  der  Göttin  doch  ganz  vom 
Kinde,  dem  Mittelpunkte  der  Darstellung,  in  An- 
spruch gencunmen  sein  sollte. 

Vom  Einfacheren  zum  Schwierigeren  fortschrei- 
tend, kommeu  wir  zu  den  Kunstwerken,  welche  eine 
von  allen  anerkannte  Analogie  mit  denen  der  Erich- 
thoniosgeburt  habeu,  zugleich  aber  so  viel  Eigenthüm- 
liches  und  Absonderliches,  dass  mau  die  Uebertra- 
gung  jener  Darstellung  auf  einen  ganz  fremden 
Sagenkreis  angenommeu  und  in  den  betreft'endeu 
Kunstwerken  einen  Mythus  erkauut  hat.  welcher  in 
schriftlichen  Ueberlieferungeugar  nicht  erwähnt  wird, 
nämlich  die  üebergabe  des  von  der  Gaia  gezeitig- 
ten üionysoskindes  an  Athena.  Ich  meine  das  Re- 
lief im  Louvre  ")  und  die  von  Gerhard  und  den 
Herausgebern  der  Elite  cer.  veröfl'entlichte  Vase  aus 
Chiusi  '-•). 

Ich  mache  keineswegs  den  Anspruch,  die  ob- 
waltenden Schwierigkeiten  lösen  zu  können,  aber 
das  ausserordentliche  Interesse,  welches  sich  an 
diese  Darstellungen  knüpft,  rechtfertigt  es,  wenn 
ich  im  Anschlüsse  an  unser  neu  entdecktes  Relief 
zur  Lösung  derselben  einen  neuen  Versuch  mache. 

Auf  dem  Vasenbilde  steht  links  von  der  Grui)i)e 

der  Üebergabe  hinter  Gaia  ein  bärtiger  Mann,  ge- 

.spannt  zusehend,  die  liechte  in  die  Seite  stemmend, 

'"  I  Jalin  S.  61. 

'«)  Gal.   M}lh.  I.1V,  224. 

'♦)  r.erhara    Ausorl.    Vaspnli.    111  T.  l.")l.     lielii'f  unil  VasonbilJ 

neben  eiiiünJor  in  M.-W.  Denkm.  d.  a.   K.   11,  400,  401. 


in  der  Linken  den  Blitz  haltend;  eine  zarte,  weib- 
liche Gestalt  legt  ihm  die  Hand  auf  die  Schulter, 
neugierig  vorgeneigt  und  nach  deuiselben  Punkte 
blickend.  Darüber  OlvävDtj  xah].  Jahn  hat  durch 
eine  Reihe  von  Beispielen  erwiesen,  dass  solche 
Inschriften  auf  eine  der  dargestellten  Personen  be- 
zogen werden  können;  geboten  ist  diese  Beziehung 
aber  keineswegs.  Die  Deutung  alter  Kunstwerke 
aus  Sagen,  die  nur  bei  Nonnos  vorkommen,  findet 
Jahn  selbst  sehr  bedenklich"),  und  es  ist  ihm 
nicht  gelungen,  das  Befrenulen  zu  entfernen,  wel- 
ches die  vertrauliebe  Gruppirung  einer  bacchischen 
Nymi)he  mit  Zeus  erwecken  muss.  Man  wird  nicht 
umhin  können ,  hier  zwei  gleichartige  Wesen  vor- 
auszusetzen. 

Das  fühlte  Gerhard,  aber  seine  Deutung  auf 
Demeter  und  speciell  Demeter  Chloe  hat  nichts 
Ueberzeugeudes;  in  der  schlanken  nymphenartigen 
Gestalt  ist  keine  Erdmutter  zu  erkennen,  deren 
Erscheinen  neben  Gaia  durch  nichts  motivirt  ist. 

Wenn  wir  aber  mit  Gerhard  ")  den  Erichtho- 
uiosmythus  festhalten  und  aus  dem  Zusammenhange 
des  Mythus  das  Personal  festzustellen  suchen,  so 
werden  wir  bei  dem  zuschauenden  Manne,  welcher 
mit  dem  auf  der  Münchener  Vase  die  gröfste  Aehn- 
lichkeit  hat,  nur  an  Kekrojis  denken  können,  und 
neben  ihm  Pandrosos  voraussetzen,  die  nächst  dem 
Vater  bei  dem  dargestellten  Vorgange  am  meisten 
betheiligte.  Damit  würde  die  Gruppirung  der  bei- 
den Figuren,  so  wie  die  Haltung  jeder  einzelnen 
gewiss  sehr  gut  stiumien. 

Aber  der  Blitz?  Will  man  hier  nicht  ein  Miss- 
verständniss  des  Malers  voraussetzen,  wie  es  auf 
Vasen  nachlässiger  Arbeit  unzweifelhaft  vorkommt 
(z.  15.  bei  den  Flossen  am  Drachenleib  des  Kekrops), 
aber  gewiss  nur  ungern  als  Auskunftsndftel  der 
Kuusterklärung  benutzt  wird,  so  bietet  sich  nur  die 
Erklärung  dar,  dass  Kekrops  als  Priester  des  Zeus 
das  Attribut  seines  Gottes  trägt.  Priesterliche  Per- 
sonen nehmen  ja  im  Cultus  Tracht  und  Abzeichen 
der  Gottheiten  an ,  so  dass  es  unter  Umständen 
schwierig  ist,   in  den  bildlichen  Darstellungen  Göt- 

")  S.  78;  auch  ist  bei  Nonnos  Xl.MIl,  '.»18  von  C.aia  keine  Hede. 


57 


ter  und  Priester  sicher  zu  unterscheiden  "').  Diese 
Sitte  ist  im  Dienste  des  Apollon,  Poseidon,  Hermes, 
Dionysos,  Herakles,  der  Athena,  Demeter,  Artemis 
bezeugt  ").  Was  Zeus  l)etrift't,  so  war  die  Do])pel- 
axt,  welche  das  Symbol  des  Blitzes  vertritt,  zugleich 
ein  Symbol  der  Gottheit  und  des  priesterlichen  Ki\- 
nigthums  *').  Es  würde  also  den  Vorstellungen 
des  Alterthums  nicht  widersprechen,  wenn  wir  uns 
den  Laudeskönig  dächten ,  das  Machtsymbol  des 
Gottes,  dessen  Urpriester  er  war,  über  dem  Knaben 
haltend,  der  nach  Zeus'  Rathschluss  als  Stammlierr 
der  Athener  hier  geboren  wird. 

")  Vgl.  Sinrk  de  Iclliire  dea  p.  IUI  und  ausführlicher  in  Jen. 
I.itl.   Zeitung    1847   S.  11<.>. 

")   0.  Jahn    lieritlile  der  Sachs.    Ces.   der   Wiss.    1868    S.  178. 

")  Vgl.  Schümann  fir.  All.  II,  iKi;  Oelzer  Ph.  Mus.  .WVIII 
p.  41.  In  Betreff  des  Dicinysus  vgl.  das  Helief  in  ^eapcl  bei  t.erh. 
und  l'anofka  p.  l.")Ü.  M.-Wieseler  heiikni.  d.  alten  Kunst  II  006.  In 
Betrell'  des  Zeus   l'lui.  Quaesl.  Gr.  4.").     Vgl.    Diucleliau   als  Zeus   nach 


Ich  bitte  diese  Bemerkungen  nur  als  einen  Ver- 
such anzusehen,  die  erste  echt  attische  und  vvohl- 
erhaltene  Darstellung  der  Erichthoniosgeburt  für  die 
Erklärung  verwandter  Kunstdenkmäler  zu  verwer- 
then;  eine  Darstellung,  welche  mir  zugleich  für  die 
ganze  Gattung  der  Terracottareliefs  und  ihre  ver- 
schiedenen Stilarten  von  hervorragender  Bedeutung 
zu  sein  scheint.  Die  Marmorreliefs,  welche  hierher 
gehören  '*),  habe  ich  absichtlich  bei  Seite  gelassen, 
weil  sie  zu  sehr  verstümmelt  sind,  um  über  daa 
auf  denselben  dargestellte  Personal  ein  Urtheil  zu 
gestatten.  E.  Curtius. 

Malalas  ed.  Bunn  p.  410;  die  Triiinipliatoren  mit  dein  Älijeichen  des 
capilol.  Zeus  Monirasen  liöni.  Staatsrecht  p.  ii'.'U.  Als  Zeus'  lliener 
trägt  auch  der  Adler  den   Blitz. 

'")  Pas  vaticanische  Helief  Monuni.  d.  Inst.  I.  TJ,  2.  Vgl. 
I'riederichs  Bausteine  n.  492,  der  sich  S.  280  gegen  die  rteiiluns 
auf  llionysos'  fiehurt  ausspricht.  Vun  dem  Helief  im  l.iiuvre  ist 
ntir  die   untere   Hälfte   erhalten. 


NEUE  FUNDE  IN  ILION. 

(Hierzu  Taf.  64.) 


Die  Ausgrabungen  in  Hion  haben  bei  dem  un- 
ermüdlichen Eifer,  welchen  Herr  Dr.  Schliemann 
seinem  Unternehmen  widmet,  während  des  vergan- 
gangeuen  Sommers  einige  erhebliche  Resultate  zu 
Tage  gefördert,  lieber  die  topographischen  Ergeb- 
nisse, welche  in  verschiedeneu  Zeitschriften  be- 
sprochen worden  sind'),  wird  erst  genrtheilt  wer- 
den können,  wenn  die  genauen  Terrainaufnahinen, 
welche  auf  Dr.  Schliemanns  Veranstaltung  durch 
Herrn  Zisila  vorbereitet  werden,  vorliegen.  Hier 
handelt  es  sich  nur  um  zwei  Denkmäler,  von  denen 
wir  durch  die  Güte  des  Entdeckers  unseren  Lesern 
Kunde  zu  geben  im  Stande  sind,  eine  Inschrift  und 
ein  wohl  erhaltenes  Stück  Tempelsculj)tur. 

„In  meinen  am  L  April  begonnenen,"  schreibt 
Herr  Dr.  Schliemann,  ,.und  am  14.  Augu.st  einge- 
„stellten  Ausgrabungen  in  Ilion  fand  ich  auf  der 
„Baustelle  eines  Tempels  einen  2  Meter  langen, 
.,,0,86  hohen  Triglyphenblock  mit  der  Apollon  mit 

')    Am    ausrührlichsten    in    der    'r.i/  tj/uiQ'tg    iiZy   nv^rjjtiaiutv 
1872  (8.  Aug.  und  17.  Aug.)  von  Dr.  Schliemann. 
Archänhis.  Ztg.,  Jahrgans  X.\X. 


„vier  Pferden  darstellenden  Sculptur,  den  Eckblock 
..eines  Tempelgebäudes,  und  auf  der  Baustelle  des- 
„  selben  Tempels  einen  0,57  hohen,  0,80  breiten  und 
„dicken  Inschriftstein.  Auf  der  Oberfläche  sind 
.,zwei  Fufsmarken  von  0,39  Länge,  in  einer  der- 
„  selben  ein  Loch  für  einen  Eisenstab  zur  Befesti- 
..gung  des  Standbildes.  Der  Geehrte  scheint  als 
„Redner  dargestellt  gewesen  zu  sein,  da  der  rechte 
„Fufs  bedeutend  vor  dem  linken  steht." 

Nach  einem  eingesandten  Papierabdruck  lautet 
die  Inschrift  wie  folgt : 

HBO  YAHKAIOAHMO  -  • 
AIEßNETIMHLANAY 
KAAY  AIONKAIKINAN 
AIONKYZIKHNONAC 
s    TAAOriLTHNYrOTOi 
OTATOYAYTOKPATOP 
ZAPÜZTITOYAIAIOYAA 
NOYANTßNEiNOYZEBAE 
EYZEBOYZKAirOAAA 
in    MErAAATHirOAEIKAT( 

h 


58 


ZANTAKAII    APAZXONT 
■ETHAOriET     .  AKAIZ  Y 
■  OPIAIZANA  .  .  nAZHLT 
•  lONAPETHEENEKENK 
15    EYNOIA  ETHZ  r  POZT 
POAI 

'H  ßotlij  xal  6  ör^iolg  l]).itiuv  irifir^oav  ^v[kov] 
Klavöiov  Kaixlvav  .  .  .  uinv  Kvtixrivov  6[nd^iv]Ttt 
koyiaTrjv  ind  rnv  \d-£i]oT(XTOv  auTnxQ(xTOQ[ng  Kat]~ 
aoQog  TiTov  u4l).iov  Jid[Qia\voii  Jivziovsbnv  ^eßa- 
ai\ov]  Evotßovg  xal  nn).).ä  \xai]  ^isyäXa  tTj  tiÖXel 
xui[oQi^w]aavTa  xal  [7i\aQaaxnt't[a  rj«  t/J  }.oyiaT[£i]a 
xal  av[vriy\oQiaig  avdQ[tt\  näaijg  T[if(t]S  äSjiov  ciqe- 
xrg  evsxev  x[ai  E]vvoiag  Ttjg  ngiig  t['J»']  Ttn?.i[v. 

Die  Insclirift  ist  nicht  genau  oior/r^dov  ge- 
schrieben und  die  Zahl  der  Buchstaben  schwankt 
zwischen  16  und  18  in  der  Reihe;  dadurch  wird 
die  Ergänzung  am  Ende  der  Zeilen  erschwert,  na- 
mentlich Zeile  3.  Der  Entdecker  der  Inschrift, 
welcher  sie  a.  a.  0.  in  Cursiv  herausgegeben  hat, 
liest  rd'iov,  aber  ein  solches  Abbrechen  ist  in  In- 
schriften römischer  Zeit,  namentlich  bei  Eigennamen, 
sehr  ungewöhnlich,  und  es  wird  wohl  ein  anderer 
dreisilbiger  Name  als  Cognomen  des  zum  römischen 
Bürger  gemachten  Griechen  vorauszusetzen  sein. 
Zeile  4  und  5  las  der  Herausgeber  uQyovxu,  aber 
man  erkennt  am  Ende  von  Zeile  4  noch  die  Run- 
dung des  Omikron.  Das  Participium  öodivza  kann 
auch  für  den  ISatzbau  nicht  entbehrt  werden  und 
entspricht  ausserdem  dem  technischen  lateinischen 
Ausdruck  curator  datits  ab  imperalore.  Leber  die 
kaiserlichen  Curatoren  hat  Henzen  ausführlich  gehan- 
delt ').  Auch  hier  bestätigt  sich,  worauf  Mommsen 
mich  aufmerksam  macht,  dass  der  Logist  in  der 
Regel  der  Stadt  nicht  angehört,  deren  Verwaltung 
er  beaufsichtigt.  Xacii  7ia(jao'/6i'Ta  ist  durch  ein 
Versehen  des  Steinmetzen  tavzov  ausgefallen. 

Von  gröfserem  Interesse  ist  das  wohlerhalteue 
Triglyphenstück,  welches  sich  jetzt  bei  Herrn  Dr. 
bchlieniann  in  Athen  befindet,  und  nach  einer  von 
ihm  freundlichst  übersandten  Photographie  auf  Ta- 


fel (U   abgebildet  ist,  die    ich    mit  einigen   Bemer- 
kungen begleite. 

Das  Werk  ist  aus  grobkörnigem,  anscheinend 
parischeni,  Marmor  und  an  seiner  Oberfläche  ohne 
Spuren  von  Färbung. 

In  dem  merkwürdigen  Metopenrelief  ist  die 
Quadriga  offenbar  als  die  Hauptsache  behandelt, 
und  zwar  mit  einer  bewundernswürdigen  Meister- 
schaft, welche  auch  bei  den  Kunstfreunden  in  Athen 
die  gröfste  Anerkennung  gefunden  hat. 

Das  Vorderpferd  gleicht  einer  Studie  nach 
dem  Parthenonfriese,  welche  freilich  in  Einzelheiten 
(wie  in  Behandlung  der  Mähne)  vom  Originale  ab- 
weicht und  die  Grofsartigkeit  desselben  nicht  er- 
reicht. In  Behandlung  der  übrigen  Pferde  lassen 
sich  andere  Vorbilder  und  Einflüsse  erkennen. 
Denn  während  au  den  Gespannen  des  Parthenon- 
fi'ieses,  auch  wenn  sie  in  voller  Bewegung  sind, 
die  Pferdeköpfe  alle  dieselbe  Richtung  haben  (vgl, 
Michaelis  Parthenon  Tafel  12),  wie  es  dem  stren- 
geren Stile  des  Flachreliefs  entspricht,  zeigt  sich 
hier  eine  ungleich  gröisere  Unruhe  und  mannig- 
faltigere Bewegung.  Man  wird  an  die  Quadrigen 
auf  den  sicilischeu  Münzen  erinnert  und  an  das 
herrliche  Basrelief  von  Oropos  ^) ,  wo  die  beiden 
mittleren  Pferde  mit  ihren  Köpfen  einander  zuge- 
wendet sind  und  eine  besondere  Gruppe  für  sich 
bilden.  Auf  dem  Relief  der  ilischen  Metope  ist  die 
Bewegung  noch  mehr  gesteigert.  Der  Kopf  des 
dritten  Pferdes  tritt  in  runder  Form  fast  ganz  nach 
vorne  vor,  während  das  vierte  nur  in  flachem  Um- 
risse auf  der  Rückwand  skizzirt  ist. 

Während  das  Viergespann  im  Ganzen  ein  höchst 
wirkungsvolles  Kunstwerk  ist,  in  welchem  man  die 
klassischen  Vorbilder  erkennt,  zeigt  das  Uebrige 
eiueu  ganz  anderen  Stil.  Man  merkt,  dass  das 
Ganze  nicht  aus  einem  Gusse  ist,  sondern  einer 
eklektischen  Kunstschule  angehört. 

Zunächst  befremdet  das  Fehlen  des  Wagens. 
Man  sieht  gar  nicht,  wo  der  Lenker  seinen  Stand 
hat  und  wie  er  sein  Gespann  zügelt.  Auch  den 
Körper  der  Figur  sieht  man  nicht  ausser  Kopf  und 


'J  Annali    1851     p.   56.      Vgl.    Biickh   C.    I.    Gr.    II    p.    1069. 
Becker-Marq.  III  p.  HC'J  loyianla  C.  I.  Gr.  n.  25'J9.  2711. 


Annali  l,S41  T.  XVI  p.  ItJO;   Wel.ker  Alte  Drakm.  II  S.  172. 


59 


Arm;  das  flatternde  Gewand,  das  ihn  verdeckt, 
ist  flüchtig;  behandelt  und  es  fehlt  hier  der  schöne 
Gegensatz,  welcher  den  bewegten  Quadrigen  des 
klassischen  Stils  einen  so  grolsen  Reiz  giebt,  der 
Gegensatz  zwischen  dem  rennenden  Gespanne  und 
dem  ruhig  sicheren  Lenker.  Die  menschliche  Figur 
ist  auch  im  Verhältnisse  zu  den  Tliieren  klein  und 
unansehnlich;  man  würde  keinen  Gott  in  ihr  er- 
kennen, wenn  die  Ubergrol'se  Strahlenkrone,  welche 
über  dem  Haupte  und  dem  Stirnsehnuicke  sich  er- 
hebt, sie  nicht  als  den  Sonnengott  kennzeichnete. 

Die  Strahlen,  von  auffallend  plumper  Form, 
bilden  eine  doppelte  Keihe,  eine  innere  und  eine 
äufsere.  Die  äufseren  sind  die  kleineren  und  die- 
nen dazu,  die  Lücken  zwischen  den  inneren  Strahlen 
auszufüllen.  Einen  ähnlichen  Doppclkranz  von 
Strahlen  sieht  man  an  dem  Helioskopf  auf  den 
Silberobolen  Alexanders  I  von  Epiros  ^)  und  auf 
den  Münzen  von  Keos  »),  w'o  er  den  Hund  umgiebt, 
welcher  den  Sirius  darstellt,  wie  der  nach  einem 
Exemplar  unseres  Münzeabinets  gemachte  Holz- 
schnitt zeigt: 


Die  Strahlenkrone  reicht  auf  den  Itand  hin- 
über, welcher  oben  die  Metopentafel  begränzt,  wie 
denn  überhaupt  der  Künstler  es  nicht  verstanden 
hat,  dem  gegebenen  Iiaunie  entsprechend,  seine 
Darstellung  einzurichten  oder  absichtlich  diese 
Schranken  vernachlässigt  hat.  Der  Schweif  des 
Vorderpferdes  wie  der  Huf  des  vierten  Pferdes  sind 
durch  die  Triglyphenkante  abgeschnitten;  für  die 
Peitsche,  welche  man  sich  in  der  rechten  Hand 
denken  muss,  ist  kein  Kaum  vorhanden;  aus  Kaum- 
mangel scheint  auch  der  Wagen  mit  seinen  Rädern 
weggelassen  worden  zu  sein.    Man  erkennt  in  dem 

*)  Millingen  Suppl.  oiix  considiTalions  sur  les  monnaies  de 
l'ancienQe  Italic    pl.  '2,  (j. 

*)  Didraclimen  von  Karthaia;  liev.  anterior  pari  of  dog  to  11. 
round  ils  head  rays  in  double  row  I.eake  Num.  Hell.  Ins.  Gr.  ti. 
Die  abgebildete  Münze,  die  im  Vergleich  mit  anderen  den  Hund 
besser  darstellenden  E.xemplaren  den  Strahlenkranz  am  deutlichsten 
zeigt,  ist  eine   Kupferniiinze  von  der  (^rolse  des  Holzsc'inilts. 


ganzen  Werke  einen  Mangel  an  Harmonie,  einen 
stillosen  Eklekticismus,  welcher  der  Zeit  des  Ly- 
simachos  nicht  entsiiricht.  Man  wird  eher  an  die 
Zeit  der  Cäsaren  denken,  wo  es  nahe  lag,  die  Stadt 
der  Ilieer  mit  neuen  Prachtwerken  zu  schmücken, 
und  eine  solche  Vermuthung  wird  auch  durch  die 
Betrachtung  der  Architeetur  gestützt.  „Chnrakte- 
ristiseh,'-  schreibt  mir  Professor  Adler,  „sind  an  dem 
,,Triglyphenstücke,  welches,  wenn  es  zu  einem 
„Tempel  gehörte,  die  Südostecke  gebildet  haben 
..muss,  zwei  Momente:  der  gerade  Abschluss  der 
,,Triglyphenfurcheu  und  die  stark  oblonge  Form 
„der  Metope.  An  den  Denkmälern  lässt  sich  in 
,.den  Proportionen  und  Detailformen  der  Triglyphen- 
„furchen  ein  langsames  aber  entschiedenes  Sinken 
„aus  charakteristischer  Bildung  in  flaue,  nüchterne 
„Formen  hinein  verfolgen.  So  zeigt  die  Stoa  des 
„Philippos  auf  Delos  noch  keinen  geraden  Abschluss, 
„wenn  derselbe  auch  der  Horizontale  schon  sehr 
„genähert  ist;  ebensowenig  die  zwölfsäulige  Vor- 
„halle  des  Megaron  in  Eleusis;  wohl  aber  die  Pyle 
„der  Agora  in  Athen  (12—30  n.  Chr.);  die  Stoa  am 
„Stadium  zu  Messene,  der  Tempel  zu  Segesta, 
„Bruchstücke  bei  Milet,  Latmos  u.  a.  a.  0.  Darnach 
„scheint  das  neugefundene  Triglyphon  eher  in  die 
„suUanisch-cäsarische  Zeit  als  in  die  alexaudrinische 
„zu  gehören." 

Mit  grolser  Spannung  sehen  wir  den  weiteren 
Entdeckungen  entgegen.  Denn  wo  ein  Triglyphen- 
stück  so  wohl  erhalten  gefunden  worden  ist,  wer- 
den auch  andere  vorhanden  sein  und  über  die 
Beschafl'enheit  des  Gebäudes,  dem  es  angehörte, 
Auskunft  geben.  Das  Kunstwerk,  welches  wir 
bisher  nur  nach  photographischer  Abbildung  bcur- 
theilen  können,  bleibt  bei  allen  Jlängeln  eines  spä- 
teren Stils  doch  eine  hervorragende  Bereicherung 
unseres  plastischen  Denkmälervorraths.  Bei  den 
vielen  Ueberlieferungeu  über  antike  Darstellungen 
des  Helios  auf  der  Quadriga  gereicht  es  zu  l)eson- 
derer  Befriedigung,  eine  so  vollständige  Darstellung 
dieser  Art  vor  Augen  zu  haben,  welche  uns  zeigt, 
wie  die  Typen,  welche  in  Rhodos  festgestellt  wur- 
den und  in  Münzbildern  bezeugt  sind,  mouunicntal 
angewendet    wurden.      Die   Febereinstimiuung    des 

8» 


60 


Eeliefs  mit  den  rhodiscben  Münzen  in  der  Wen- 
düng  des  Kopfes,  in  der  Behandlung  des  Haares, 
in  den  weichlichen  runden  Formen  des  Gesichts 
und  dem  schwärmerischen  Ausdruck  ist  unverkenn- 
bar. Zugleich  erkennen  wir  trotz  aller  Spuren  eines 
späten  Eklekticismus  eine  Tradition,  welche  bis 
auf  den  homerischen  Hymnus  zurüekgelit,  wo  Helios 


in  leuchtendem  Gewände,  das  schleierartig  den  Kör- 
per umflattert,  sein  Viergespann  überragend,  ge- 
schildert wird  '').  E.  CuRTiüs. 

6)   Hom.   Hyra.  X\.\l    13: 

xttXöv  <St  7if(ii  ynoi  Xiuitkjki  falioq 

ktmovQyiq  nyoiij  fii'f u<u)'"   i'.TO  c!"   annti'fg  innoi. 


DIE  PYRAIillDEXMAASSE  DES  PLINIUS. 


Es  spricht  lür  das  lebhafte  Interesse  der  Helle- 
nen an  den  altägyptischen  Baudenkmälern,  dass 
Plinius  zwölf  griechische  Schriftsteller  nennt,  welche 
über  die  Pyramiden  geschrieben  haben;  Herodot, 
der  den  Reigen  anführt,  ist  uns  mit  seinen  Musen 
erhalten ;  er  hat  durch  persönliches  Ausschreiten  den 
Umfang  der  Kolosse  gemessen  —  zwar  auch  ver- 
messen —  doch  fiel  ihm  noch  nicht  auf,  was  spä- 
tere Griechen  so  sehr  überraschte,  ich  meine  die 
Stadienhöhe  der  Cheopspyramide,  welche  der  von 
Plinius  nichtgenannte  Strabo  auch  der  zweiten  Pj'ra- 
uiide  giebt  und  die  Werke  desshalb  für  nm  so  be- 
rechtigter hält,  zu  den  sieben  AVundern  der  Welt 
gezählt  zu  werden.  Die  nur  von  runden  Zahlen 
ausgehenden  griechischen  Angaben  konnten  indessen 
Plinius  so  wenig  als  uns  Neueren  genügen:  das 
Streben  nach  Correctheit  ist  dem  Verfasser  der  no- 
tiiralis  liisloria  überall  anzusehen  und  wenngleich 
seine  Zahlen  von  der  Zeit  entstellt  sind,  waren  sie 
doch  von  Anfang  an  niemals  rund,  und  lassen  bei 
dem  ersten  Blick  noch  Plinius  Absicht  erkennen, 
seinen  Lesern  bis  auf  einen  halben  Ful's  genaue 
Angaben  von  den  Hauptdimensionen  der  Pyramiden 
vorzulegen.  Da  diese  Absicht  nicht  auf  andere 
Weise  zu  erreichen  war,  so  zweifeln  wir  nicht,  dass 
er  durcli  einen  im  nieiiiphitischen  Nomos  angestellten 
Architekten  die  Pyramiden  nach  römischen  Maals 
bat  ausmessen  lassen. 

Wir  glauben  bei  der  Beleuchtung  der  in  der 
naturalis  historia  XXXVI  79.  80  vorkommenden  Fufs- 
zahlen  von  den  im  Jalire  1837  auf  des  Obersten 
H.  Vyse  Veranstaltung  von  Perring  ausgeführten  und 


auch  im  zweiten  Band  von  Bunsen's  Werk  Aegyp- 
tens  Stelle  in  der  Weltgeschichte  niedergelegten  Mes- 
sungen ausgehen  zu  müssen,  wie  andererseits  von 
Kaper's  Bestimmung  des  römischen  Fufses  zu  0,970 
englische  Fufs ') ,  wobei  nur  die  Bemerkung  am 
Ort  sein  dürfte,  dass  sehr  selten  bei  Bauten  ein 
Maals  ohne  Abweichung  von  seiner  normalen  Gröfse 
vorkommt,  wie  denn  an  den  Säulen  des  Trajan  und 
Mark  Aurel  der  Fufs  etwas  gröfser  erscheint'),  da- 
her zu  gewärtigen  ist,  dass  auch  hier  sich  entwe- 
der nach  dem  Gröfseren  oder  nach  dem  Kleineren 
hin  eine  Abweichung  zeigt. 

Die  stabilste  Zahl  von  den  im  betreffenden  Ab- 
schnitt der  7ialnralis  historia  uns  begegnenden  ist 
das  iMaals  CCCLXIII  ped.  inter  aiiyiilos  der  dritten 
Pyramide.  Perring  fand  bei  seiner  Messung  ihre 
Länge  354^  englische  Fuls  lang'),  und  wenn  wir 
diese  beiden  Angaben  ganz  einfach  mit  einander 
vergleichen,  würde  sich  daraus  ein  römischer  Fufs 
von  114 j  =  Ü,97G  Fufs  englisch  ergeben;  es  kann 
jedoch  leicht  der  Fall  sein,  dass  hinter  der  römi- 
schen Zahl  sich  ein  S  verloren  hat  und  stellt  bei 
II i;  flc  bei  der  römischen  Messung  verwendete 
Fuls  sich  auf  0,975  Fuls  englisch. 

Was  die  Seitenlänge  der  ersten  Pyramide 
(j>.  aiuplissiina)  betrifft,  so  weichen  die  Angaben  bei 
Plinius  jetzt  sehr  von  einander  ab;  Männer  wie 
Urlichs  u.  a.  haben  sich  für  die  in  mehreren  Hand- 
schriften vorkommende  Zahl  DCCLXXXIII  entschie- 

')  und  ')    Vgl.    griecb. -römische    Metrologie   von    Hullscb  S.  75 
nebst  Anni.  13. 

')  Aegyplens  Stelle  in  lier  Weltgeschichte  Bil.  II  S.  166. 


61 


den.  Perrings  Messung  von  Ecke  zu  Ecke  der 
Bodenvertiefung,  in  welche  die  Bekleidung  der  Pyra- 
mide einst  eingesetzt  war,  ergab  764  Fuls  englisch'), 
und  es  spricht  vidlständig  für  die  Richtigkeit  der 
Zahl  ped.  783,  dass  ^U  wie  bei  der  dritten  Py- 
ramide (\975  Fuls  englisch  für  den  römischen  Fufs 
ergeben  '). 

Für  das  iiitcrrallnm  iuler  uiiyulos  der  zweiten 
Pyramide  bat  Silligs  Ausgabe  des  Plinius  im  Text 
DCCVII  s  pedes:  die,  mit  Inbegriff  der  jetzt  unten 
fehlenden  Bekleidung,  von  Perring  herausgem esse- 
neu 707]  Fufs  englisch  ')  geben  jedoch  nur  DCCXXVI 
römische  Fuls  zu  0,'l7ij  Fuls  englisch. 

Dass  die  Dimensionen  der  Pyramiden  im  alten 
einheimischen  JlaaCs  runder  als  in  jedem  fremden 
Maal's  lauteten  ist  natürlich  und  hat  noch  darin 
seinen  besonderen  Grund,  dal's  die  Absätze,  deren 
Herodot  2,  125  gedenkt,  meist  die  Breite  von  run- 
den 10,  20  oder  25  königlicheu  Fuls  hatten.  Dieser 
in  der  altägyptischen  Baukunst  gebräuchliche  Fufs 
von  1,148  englische  Fufs  war  Zweidrittel  der  kö- 
niglichen oder  heiligen  ägyptischen  Elle ').  Die 
von  Perring  ohne  die  Bekleidung  zu  746  Fufs 
englisch  gemessene  Seitenlänge  der  Cheopspyra- 
mide^)  ist  650  königliche  Fuls;  die  in  gleicher 
Weise  zu  090J  Fuls  englisch  gemessene  Seiten- 
länge der  Pj-ramide  des  Chephreu')  GOO  königliche 
ägyptische  Fufs  und  ebenso  der  Kern  der  Pyra- 
mide des  Mykenius  300  königliche  Fufs  lang  und 
breit.  Mit  ihrer  Bekleidung  aber  hatten  die  drei 
Pyramiden  respective  G6G,  resiiective  G16  und  re- 
spective   308  königliche  Fuls  Grundlinie;   bei  den 

*)  A.  a.  0.  S.  134. 

^)  Weniger  als  einen  hallien  röm.  Fufs  betragende  Bruchthcile 
giebt  Plinius  nicbt  an;  sonst  »ürden  nucb  ''/-  röm.  Fufs  bier  zu 
bemerken  sein. 

*)  Aegypiens  Stelle  in   der  Weltgescbicbte  S.  1j3. 

'')  Dargestellt  findet  sich  der  künigl.  Fufs  auf  einer  im  Turiner 
Museum  aufbewahrten  antiken  Elle  aus  Basalt  [vgl.  die  altägyptiscbe 
Elle  und  ihre  Eintheilung  von  R.  Lepsius  S.  60  Taf.  4  Elle  Nr.  7]; 
Didymos  von  Alesandria,  welcher  dies  Maafs  auch  den  ptolemäi- 
schen  Fuls  nennt,  selzl  sein  Verhältniss  zum  römischen  Fufs  rund 
auf  6  :  j.  Dass  die  Maafse  der  Obelisken  ursprünglich  nach  ihm 
bestimmt  v^orden,  ist  im  Philolugus  .\X  S.  434  f.  nachgewiesen 
worden. 

*)  Aegypiens  Stelle  in   der  Weltgeschichte  S.  154. 

«)  A.  a.  0.  S.  153. 


beiden  grofsen  Pyramiden  siud   daher  jederseits  8, 
und  bei  der  kleinereu  aber  schöneren  Pyramiile  je 
4  königliche  Fufs  auf  die  Bekleidung  zu  rechnen. 
Wie  noch  jetzt  das  obere  Dritttbeil  der  Pyra- 
mide  des  Chephreu  deutlich  zeigt,   waren   die  Be- 
kleidungen   von    isodemcr   Stiuctur,   sie   bestanden 
aus  gleichhohen  Schichten  übereinander  gefügter, 
sorgsam   gearbeiteter   Steine.     Am   nördlichen  Fuls 
der  Che opspyramide  fand  Oberst  Vyse  1S37  unter 
vielem  Schutt  zwei    zu    ihrer    Bekleidung  gehörige 
Steine  noch   an  ihrer  alten  Stelle  "'),  die  Messung 
des  Neigungswinkels  ihrer  Aussenseite  zur   Grund- 
fläche ergab  51  j  Grad  und  erst  durch  diesen  Fund 
ist  die  Höheubestimmung  dieser  Pyramide  gesichert : 
aus  dem  gemessenen    Winkel  und   der  Grundlinie 
von  Gf'iG  königlichen  Fuls  folgt  mathematisch,  dass 
das  Apothem    (die    schräge    Höhe)    der    Pyramide 
540  königliche  Fufs,  d.  i.  3:0  königliche  Ellen  hält. 
Die  Messung  ergab  ferner,  dass  die  glatte  schräge 
Aussenseite  dieser  beiden  Steine  5,4  königliche  Fuls 
beträgt ' '),  folglich  gehörten  vom  Fuls  bis  zur  Spitze 
der  Pyramide   hundert  Schichten   solcher  Beklei- 
dungssteine.    Erwägt  man  aber,  dass  schon  bei  den 
Aegypteru  wie  bei  den  Babyloniern  '*)   360  könig- 
liche Ellen  die  grofse  Längeneinheit  bildeten,   so 
scheint  es  weniger  zu  verwundern,  dass  ein  mäch- 
tiger ägyptischer  Herrscher  auf  den  Gedanken  kam, 
dem  Apothem  einer  Pyramide  diese  bedeutungsvolle 
Länge  zu  geben,  als  dass  dieser  Gedanke  in  Wirk- 
lichkeit zur  Ausführung  gebracht  wurde.     Vermuth- 
lieli  war  die  Pyramide  so  lauge  in  dem  Verhältniss 
der   scheitelrechten   Höhe   zur  Grundlinie   von  2  : 3 
vergröfsert  worden,  bis  die  Grundlinie  600,  die  Schei- 
telhöhe 400  und  das  Apothem  öOO  königliche  Fuls 

")  Operations  ccirried  ou  at  the  Pyrrnnids  of  Giseh  in 
1S37.   Vül.  I   S.  201    und   Grh.   Arch.  Ztg.  .lahrg.   XVI   S.    160. 

•')  Da  die  Hekleiilungssteiiie  nach  engl.  Fufsen  und  giinzen 
Zollen  sowie  der  Meigungswinkel  nur  bis  auf  den  sechsten  TIhmI  des 
Grades  gemessen  und  die  Aussenseite  der  Steine  so  zu  h'  3  = 
1,90  Meter  und  der  Wmkel  zu  51"  30'  angegeben  siud,  scheint  es 
zulassig,  wenn  bei  der  Berechnung  sie  auf  1,8'J  Meter  uml  51°  55' 
niüdifizirt  werden. 

'=1  Nach  den  von  .1.  Oppert  zu  Hillah  gemessenen  liesli'n  hielt 
die  Kunigsbiirg  zu  Babylon  3S0  Meter,  das  sind  zwei  dieser  gruf^en 
Längeneinheiten;  s.  Bockh's  Ablian.llung  über  das  babylonische  Llin- 
genmaafs  im  Marzlieft  der  Monatsberichte  der  Berliner  Akademie  der 
Wissensch.   v.  Jahr    1854. 


62 


betrug;  wenn  die  Vergröfserung  weiter  in  demselben 
Verhiiltnils  erfolgt  wäre,  würde  bei  der  Grundlinie 
von  GGG  Fufs  das  Apotbem  auf  ööä  Ful's  gekoniuieu 
sein.  Um  dasselbe  jedoch  auf  540  Fufs  zu  brin- 
gen, wird  die  Vergröfserung  in  nach  oben  abneh- 
mender Stärke  gebalten  worden  sein  und  noch  jetzt 
sind  an  der  Pyramide  zwei  deutlich  niarkirte,  rings 
umlaufende  (ihre  llolic  nicht  gleichniälsig  theilcude) 
Horizontallinien  von  Absätzen  bemerkbar"),  deren 
Zweck  kein  anderer  gewesen  zu  sein  scheint,  als 
die  Böschung  der  Seitenflächen  genau  zu  reguliren. 
Sowohl  die  königliche  Elle  von  0,525  Meter  als 
die  andere  um  eine  Hand  breitere  ägyptische  Elle 
von  0,630  Meter  waren  in  hohem  Altertluim  im 
ganzen  Orient  verbreitet  '*);  von  Babylon  kamen 
diese  Maafse  mit  dem  Fufs  von  0,815  Meter  zu  den 
Persern  und  von  diesen  nach  Kleinasien  und  dem 
übrigen  Griechenland.  Der  Verkelir  nnt  Aegypten 
war  den  Griechen  zu  lange  verschlossen  gewesen, 
als  dass  sie  von  da  her  hätten  ihre  Maafse  erhalten 
können;  als  er  ihnen  geöffnet  war  und  sie  im  Süden 
jenseits  des  Meeres  dieselben  Maafse  fanden,  die 
sie  vom  Osten  her  erhalten  hatten,  schien  ihnen 
diese  Uebereinstimmung  nur  ein  eigenthümlicher 
Zufall:  es  überraschte  Herodot,  dass  er  die  ägyp- 
tische Elle  gerade  so  grofs  fand  wie  die  sa- 
mische  "),  die  späteren  Griechen  wunderten  sich 
aber  noch  weit  mehr,  als  sie  die  uralte  Pyramide 
des  Ciico]is  gerade  ein  olympisches  Stadium 
hoch  landen  '").  Sie  brauchten  nur  einen  Beklei- 
dungsstein ordentlich  zu  messen,  und  da  er  eben 
sechs  griechische  Fufs  hoch   war,    diese  Zahl  mit 

"1  Diese  meines  Wissens  bis  jetzt  nicht  beachteten  Hnrizon- 
talcn  fallen  ancli  bei  ilen  photographischen  Anfn;ibmen  deutliili  In 
die  Augen. 

'*)  Die  nach  K^n^uiT  Messung  :il,77  Meter  belraaenJe  Länge 
des  sogen.  (Jrabes  des  Nciab  bei  Zaelileh  am  Libanon  (laut  Lepsius 
Hriefe  aus  Aegypten.  Aelbiopien  und  vcm  der  Halbinsel  Sinai  S.  380) 
ist  nichts  anderes  als  das  Maafs  von  —  wie  so  hantig  etwas  vollge- 
nonimenen  —  fünfzig  grofsen   Ellen   von   11,0;}  Meter  =:  100   Fuls. 

'■■)  Herodot  11  108:  ö  <U  Alyvmiüi  nff/vi  ivyyuvu  Tnm 
ftt'n  7IÖ  2^auito. 

'»)  Straho  808:  na  lU  (Si'o  jovTiur  xn'i  fy  loiV  hnc'i  .'/fn- 
/laai  y.mnniO-iiiiirirti'  tia'i  yitit  njn()irtiiti  lo  ii/^os.  Ha  in  der 
Ferne  die  Pyramide  des  C.hephren  lollkoinnien  so  hoch  wie  die  des 
Cheops  erscheint,  ihre  nur  wenig  kleinere  Grundtläche  auch  durch 
die  etwas  steilere  Böschung  ausgeglichen  wird,  ist  auch  fiir  die 
zweite  Pyramide  die  Stadicnliöhe  äiifsorst  wahrscheinlich. 


der  Zahl  der  Steinschichten  überhaupt  zu  multi- 
pliciren;  —  aber  bei  einer  wohlgefugten  Fläche, 
deren  Höhe  die  des  Berliner  Schlosses  um  das 
Sechsfache  übertrifft  und  nicht  senkrecht  empor- 
steigt, ist  das  Schichtenzählen  keine  leichte  Sache  "). 
Da  die  Pyramide  nach  dem  Bericht  des  Pli- 
nius  eine  Plattform  von  peil.  XVI  s  Umfang  hatte, 
war  ihr  hundertster  Bekleiduugsstein  nicht  ein  nv- 
Qai-tlSiov  sondern  ein  Schlussstein  —  halb  so  hoch 
als  die  übrigen  Bekleidungssteine  —  der  einerseits 
zur  Deckung  der  oberen  Fugen  derselben  ausreichte, 
andererseits  den  am  Fufs  des  Baues  stehenden  Be- 
schauer das  Fehlen  der  Spitze  kaum  merken  liefs  "). 
Das  der  aliiliidd  beigefügte  a  cacumiiie  ad  soliim 
dürfte j  wohl  weniger  auf  diese  Verkürzung  des 
Apothems  gehen,  als  vielmehr  zur  Bezeichnung  der 
schrägen  Höhe  im  Gegensatz  zu  der  scheitelrechten, 
auf  welche  Plinius  erst  gegen  den  Schluss  des  Ab- 
schnitts zu  reden  kommt,  gewählt  sein  '").  Neigen 
aber  die  Seiten  der  Pyramide  des  Cheops  bei 
ped.  78.3  Grundlinie  zu  dieser  unter  dein  Winkel 
von  514  Grad,  so  beträgt  ihre  schräge  Höhe  pedes 
DCXXXV,  welche  Zahl  mit  der  in  Sillig's  Ausgabe 
gelesenen  bis  auf  ein  in  ein  C  übergegangenes  X 
übereinstimmt"). 

")  Schwerer  als  heutigen  Tages  die  nackte  Stufenpyrainide  mag 
im  Allerthuni  die  glaltbekleidete  Pyramide  zu  besteigen  gewesen  sein, 
worauf  wohl  auch  Plinius  Worte:  in  eo  (Rusiri  vicoj  sunt  ad- 
sueti  scaiidere  Utas  deuten.  Mit  Hülfe  einer  Anzahl  eingebauener 
Vertiefungen   brachten  es  jedoch  die  Fellahs  schon  damals  fertig. 

"  Da  in  den  Berichten  über  die  Obelisken  von  Diodor  — 
wie  auch  von  Herodot  und  Plinius  —  der  grofse  Knfs  von  0,!i5  Meter 
Klle  genannt  wird,  sind  unter  den  für  die  Plallfoim  der  grofsen 
Pyramide  von  lliodor  angegebenen  F.llen  nichts  anderes  als  konigl. 
Fufse  zu  verstehen;  auch  dabei  würde  ans  seiner  Angabe  auf  das 
F'eblen  des  hundertsten  üekleidungssteius  überhaupt  zu  schlicfsea 
sein,  wenn  dies  nicht  ebenso  unwahrscheinlich  wäre,  als  es  den» 
üericlite  des   Plinius  widerspricht. 

")  Wäre  es  den  mit  der  Pyraiiiidenmessiins  von  Plinius  lieauf- 
traglen  gelungen,  die  Scheilelliohe  der  p.  marima  zu  ermitteln, 
so  wünien  wir  sie  wohl  zu  runden  ."lOO  ]jed.  angegeben  linden.  Von 
den  1 'i8,ri  Meter,  welche  sie  laut  Hechnung  ursprünglich  beiragen 
hat,  fand  L.  Nouet  im  .lahre  17!l'.t  bei  seiner  trigonometrischen 
Messung  noch  137,.")  Meter  vor.      üesc.  d.  l'Egyp.  Ant.   Vol.  7   p.  518. 

'")  nie  unsterblichen  Verdienste  ilerodol's  dem  die  ersten 
Aufschlüsse  wie  über  Vieles  so  über  die  Pyramiden  verdankt  werden, 
können  Irrungen  wie  die,  dass  ihm  die  =;  (i  :  7,1  sirli  verhaltende 
Höhe  und  Seilenlänge  der  grofsen  Pyramide  gleulie  lliniensionen 
schienen,  nicht  schmälern. 

Berlin.  Hk.inuk  ii  Wiitk  ii. 


63 


VIER  WANDGEMÄLDE  AUS  STABIAE. 


Bei  den  175'.t  in  Gragnano,  dem  alten  Stabiae, 
Yeranstalteten  Ausgrabungen  wurden  (ausser  an- 
deren Wandgemälden  und  Alteitlilimeru)  auch  vier 
jetzt  im  Museo  Nazionale  zu  Neapel  bcfiudliclic 
Frauengestalten')  gefunden,  welclie,  auf  blauem*) 
Grund  gemalt,  durch  Composition  und  Gröfse  als 
sicher  zusammengehörig  sich  kundgeben;  da  eine 
derselben,  wie  mir  scheint,  noch  immer  nicht  ihre 
richtige  Erklärung  erhalten  hat,  möge  ein  Versuch 
dazu  hier  erfolgen. 

Unzweifelhaft  sicher  ist  die  Figur  der  Leda  (A), 
von  den  vier  Bildern  entschieden  die  steifeste 
Composition  und  ohne  künstlerischen  Wertii:  die 
Heroine,  deren  Gewand  sich  hinter  ihr  bogenförmig 
wölbt,  vorn  aber  den  Oberkörper  freilässt,  steht 
ruhig  da  und  hält  den  Schwan,  der  sich  mit 
den  Flügeln  schlagend  au  ihrer  Seite  festklammert 
und  den  Kopf  zum  Kuss  emporwindet,  mit  der 
Linken  an  sich,  während  sie  gleichgültig  nach  der 
anderen  rechten  Seite  hiublickt. 

Sicher  ist  auch  die  Gestalt  der  Medea  (C);  denn 
dass  in  der  ruhig  stehenden  strengblickenden  Frau, 
welche  in  der  Linken  ein  grofses  Schwert  (in  der 
Scheide)  hält  und  mit  der  Kecbteu  den  Jlantel  em- 
porzieht (etwa  um  sich  zu  verhUlleüV),  die  grimmige 
Kolclierin,  nicht  aber  etwa  Nemesis  (Accad.  Ercol.) 
oder  Melpomene  (Visconti)  oder  Dido  (Jahn)  oder 
Kanake   (_Dilthey)   zu  erkennen   sei,    ist  allgemein 

')   Es  sind  die  folgenden: 

A.  Helliig  iNo.  150  (gef.  24.  Juli    17:.0):  abg.   Pill.   III,  S;  Mus. 
Borb.  VIII,  Ti;  Zahn   III,  86;  vgl    Jahn   Arch.   Beitr.  S.  8. 

B.  Helbig  No.  ■-"39  (gef.  ü.  Aug.  1759):  abg.  Hill.  III,  13;  .Mus. 
Borb.  VUI,  22;  Zahn  III,  4(i. 

C.     Helhig   No.  1205    (gef.  Juli   1859':    abg.   hil.   III,    10;    Mus. 
Borb.  VIII,  22;  Zahn  III,  70;  vgl.  Visconti  Pio-Cl.  II  f.  97,  1  ; 
Zahn  za  III,  40;   Uillhey  Annali  1809   p.  03,  1    und   Rh.   .Mus. 
Nf.   25.   S.  156,  0. 
D.     Helhig  No.  1850  (gef.  24.  Juli  1859::  abg.  Pitt.  III,  5;  Mus. 
Borb.    VIII,    22;    Zahn    III,    66;     Ternite    VIII,    .\l,    2;    vgl. 
Welcher  A.   D.  IV  .S.  137. 
')   Wenn    der   Hintergrund    auf   A    und    D    bei    der   Auffindung' 
und  jetzt  grün  erscheint,   so    ist    dies    nur    eine  chemische  Verände- 
rung   der    Frescfifarbe,    die    Zahn    und    Ternite    nicht     hallen    lisiren 
sollen;    Helhig    dagegen   bezeichnet  mit    Beiht  den   Hintergrund  aller 
vier  Bilder  als  blau. 


und  mit  Recht  anerkannt.  Auch  diese  Figur  ist 
steif  und  kalt  componirt  und  ohne  jenes  tiefergrei- 
fende Weh,  welches  z.  B.  die  bekannte  narstelliing 
der  Medea  aus  Herculaneum  auszeichnet  (Ilelbig 
No.  1:264). 

Dagegen  ist  die  Darstellung  der  dritten  Frau 
(B)  von  grölster  Schönheit  und  lässt  ein  vortreff- 
liches Original  ahnen.  Eine  Frau,  in  den  Händen 
Bogen  und  Pfeil  tragend,  geht  langsam  vorwärts, 
den  Kopf  sittig  neigend,  mit  einem  Anflug  von 
tiefem  Schmerz,  der  sich  äusserlich  auch  noch  durch 
den  von  der  rechten  Schulter  herabfallenden  gelben 
Chiton  kuudgiebt;  ein  weisser  ^lantel,  der  den  Un- 
terkörper umhüllt,  wölbt  sich  bogenförmig  empor. 
Diese  Figur  hat  von  den  Gelehrten  verschiedene 
Erklärungen  —  Artemis  oder  eine  Nymphe  der 
Artemis,  Atalaute  oder  gar  Aphrodite  —  erbalten; 
doch  dünken  mich  alle  diese  Namen  beseitigt  durch 
die  von  0.  Jahn  gegebene  Deutung  aufPeuelope, 
welche  den  Freiern  den  Bogen  des  Odysseus  bringt 
(Od.  XXI,  58  SS.); 

ßi]  Q    l'fievai.  fuyaQovds  //«r«  ^ivr^atrjqas  ayavovg 
zninv  i'xovo    fr  XHqI  naliiioinv  tjds  (faQiiqr^v 
iodoxov  noU.nl  d    eviaai'  oiovoevisg  oiaiot. 

Tj   ()'   oiE  dl]  fit'ijati^Qag  acfixero  öia  yvvaixwi', 
arrj  Qct  nagd  OTai^fidv  zfyeog  nvxa  notr^xn'in, 
ixvia  Tiagsidcoi'  axf^^iivt]  linagd  xQrjdi/na  xiX. 
heisst   es    im  Homer  und  dazu    bietet  die  fragliche 
Figur  eine  treffende  Illustration.     Denn  dass  sie  statt 
des  vollen  Köcher's  nur  einen  Pfeil  hält,  ist  ebenso 
wenig  gegen  die  Deutung  auf  Penelope  einzuwenden 
als  das.s  sie  nicht  versehleiert,  sondern  vielmehr  mit 
entblöfstem   Oberkörper  dasteht  —  eine  bei  einem 
campauischen    Wandgemälde    der    römisch -griechi- 
schen Kunst  nicht  weiter  autlällige  Ersciieinung. 

Wir  kommen  nun  zur  letzten  Figur  des  Cyclus, 
(D),  welche,  in  Eückcnansicht  gemalt,  ohne  Wider- 
spruch in  der  Composition  die  Schönste  und  Zier- 
lichste von  allen  ist.  Eine  junge  Maid  —  in  gelbem 
Chiton,  der  die  rechte  Schulter  entb'.ölst  zeigt,  und 


64 


weifsent  Mautel,  der  über  dem  linken  Arm  und 
den  Schenkeln  liegt  —  bricht  vorwärtsschreitend  mit 
der  KecLten  eine  hinter  ihr  befindliche  Blume  ab, 
zu  der  sie  sich  umwendet;  im  linken  Arm  trägt 
sie  einen  mit  Blumen  gefüllten  Korb  (TÜlagni;). 

Die  herculauensisehen  Akademiker  heissen  diese 
Frau,  deren  anmutige  Bewegung  jeder  Beschrei- 
bung spottet,  Chbnis  oder  Flora  oder  eine  Eore 
oder  auch  Fortuna  (wegen  des  vermeintlichen 
Bhuiioiihorus);  AVelcker  Jahn')  und  Heibig  sehen 
einfach  eine  ..ürnameuttigur  nicht  mythologischen 
Charakter's"  in  der  beschriebenen  Gestalt,  und  so 
hätten  wir  demnach  ausser  I^cda  Medea  und  Peue- 
lope  als  vierte  und  letzte  in  der  Keihe  eine  Geure- 
figur  des  Alltagslebens  zu  erkennen.  Dies  scheint 
mir  aber  um  so  weniger  glaublich,  je  leichter  sieh 
meiner  Meinung  nach  für  diese  vierte  Frau  der 
heroische  Name  finden  lässt,  der  ihr  nach  den  Vor- 
stellungen des  alten  Malers  ohne  Zweifel  zukommt 
und  die  Reihe  der  vier  Frauengestalten  aus  Stabiae 
einheitlich  abrundet:  es  ist  nämlich  Euroi)a,  welche 
Blumen  pflückt,  als  der  Zeus-Stier  ihr  naht  und 
sie  nach  Kreta  entführt.  Zwar  findeu  wir  —  ich 
erinnere  an  Köre  Oreithyia  u.  a.  —  das  Motiv  des 
Blumenpfiuckeus  in  der  griechischen  Mythologie 
auch  sonst  verwandt,  aber  nirgends  erscheint  es 
mit  der  Sage  so  innig  verwachsen  als  beim  Kaub 
der  Europa,  die  stets  als  „blumenpflückeud"  ge- 
schildert winl  (Stephani  C.  1!.  1866  S.  117  ff.)  und 
deren  Blumenkorb  daher  auch  Moschos  (I,  37  ss.) 
auf  das  Eingehendste  beschreibt.  Was  die  Kunst- 
werke betrifft,  so  will  ich  die  Vasenbilder,  auf 
denen  Europa  als  beim  Blumensammeln  von  Zeus 
überrascht  dargestellt  ist*),  zu  Bekräftigung  meiner 
Meinung  nicht  anführen,  da  grade  die  Vasenmaler 
dies  trauliche  Motiv  aus  künstlerischen  Ilücksichten 
überall  hin  ausdehnen"),  wol  aber  lyrische  Bronze- 

',  Jahn  a.  0.  „Ob  ihr  eine  allegorische  Deutung  zu  geben  sei 
—  dergleichen  sich  leicht  ausdenken  Hesse  —  ist  nicht  klar"  u.  s.  w. 

•*)  Z.  B.  München.  Vasens.  2118;  Pelersb.  F.rm.  liV.i' ;  Louvre 
(abg.   Mon.   dcll'  Inst.   VII,  77);  u.  a.  in. 

')  Vgl.    z.  B.    Braun    .\nl.    Mann.   I,  (i  (Aigina);     fierhard    Aus. 


münzen  des  Gallienus")  und  des  Valerianus'),  auf 
denen  Europa,  durch  die  Beischrift  Eiqmttt]  be- 
zeichnet, mit  dem  Korb  in  der  Linken  und  einer 
Blume  (die  sie  eben  in  den  Korb  legen  will)  in 
der  rechten  Hand  ruhig  dasteht,  während  neben 
ihr  das  Vordertheil  des  Stiers  sichtbar  ist.  Dieser 
Münztypus,  welcher  uns  eine  in  Tyros  vorhandene 
Statue  vorführt,  berechtigt  uns  auch  in  dem  Wand- 
gemälde aus  Stabiae  Europa  zu  erkennen,  die 
durch  das  Blumenpflücken  im  Kreis  anderer  be- 
rühmter Heroinen  zur  Genüge  charakterisirt  ist. 

Ist  diese  meine  Deutung  und  Nameugebung 
der  vier  Frauengestalten  richtig,  so  haben  wir  eine 
Keihe '")  von  Heroinen  vor  uns,  an  denen  die  Macht 
des  Eros  und  der  Aphrodite  auf  verschiedenste 
Weise  zur  Aeulserung  gelangt,  und  zwar  repräsen- 
tiren  die  beiden  Zeusgeliebten  die  Freuden  der 
Liebe,  das  andere  Paar  aber  die  Leiden,  die  Eros 
den  Menschen  bringt.  Zu  beachten  ist  ferner,  dass 
in  jedem  Paar  eine  Griechin  ^iner  erst  helleuisirten 
Barbarin  gegenübersteht:  die  sanfte  Dulderin  Pene- 
lope  der  leidenschaftlichen  Kindermorderin  Medea, 
die  spartanische  Leda  der  phönikischen  Europa; 
und  dass  diese  beiden  den  Beginn  der  beglücken- 
den Götterliebe  vergegenwärtigen,  Penelope  und 
Medea  dagegen  am  Ziel  langjähriger  Liebesprü- 
fungen  stehn,  denen  die  Kolcherin  gewaltsam  ein 
Ende  macht,  während  die  keusche  Penelope  sich 
dem  harten  Geschick  zu  beugen  anschickt.  So 
boten  diese  vier  Figuren,  von  denen  uns  in  Stabiae 
nur  geringe  Copien  erhalten  sind,  in  den  Originalen 
eine  reiche  Fülle  von  psychologischen  Feinheiten 
dar,  die  ihre  Entstehung  in  der  Kunstrichtung  der 
alexandrinischen  Zeit  nicht  verleugnen. 

Vas.  I,  12  (Aithra  ;  Mon.  dell'  Inst.  IX,  28  (Geliebte  des  Apollon); 
Neap.  2421   (Fcrigune) ;  u.  a.  m. 

*)  Abgebildet  bei  Jahn  Entführung  der  Europa  I.X,  d  S.  23,  .5. 

')  Vgl.  dazu  Friedländer  bei  Jahn  a.   0.   S.  23,  4. 

';  Vgl.  auch  die  Krauenreihe  aus  Tor  Marancio  (Biondi  Mon. 
Amaranz.  tav.  2ss;  Bocbette  Peinl.  anl.  pl.  1  ss),  die  „Verbrecherinnen 
aus  Liebe«  darstellen;  vgl.  Jahn  Arch.  Beitr.  S.  24.i  ff;  Dillhey  Ann. 
1869  p.  63  SS. 

11.    HkvorMANN. 


65 


ADONIA(V)  AUF  EINER  VASE  AUS  RUVO. 


Durch  Giovanni  Jaüa's  Güte  gebt  mir  die 
Durchzeicbuuug  dreier  einer  grolseu  Prachtaiiiiihora 
angebörigen  Fragmente  zu,  die  icli  im  Frühjahr 
1869  bald  nach  ihrer  Findung  in  Uuvo  sah:  die 
damals  gehegte  HofTnung,  die  übrigen  Bruchstücke 
des  Gefäfses  zu  linden,  ist  aber  —  trotz  aller  Be- 
mühungen und  Nachgrabungen  an  Ort  und  Stelle 
von  Seiten  der  Finder  und  Besitzer  Fatelli  —  nicht 
in  Erfüllung  gegangen. 

1.  Auf  dem  einem  Fragment  (ungefähr  0,19 
Meter  breit  und  0,15  M.  hoch)  ist  ein  grol'ser  Altar 
mit  hohen  Seitenwaugen')  erbalten:  darüber  standen 
7Avei  Männer,  links  daneben  ein  dritter  Mann,  von 
denen  jedoch  nur  noch  die  Beine  vorhanden  sind. 
Dieselben  stützen  sicii  auf  Stäbe,  sind  mit  Mänteln 
bekleidet  gewesen  und  waren  wohl  mit  einander 
im  Gespräch. 

2.  Das  zweite  Bruchstück  (ungefähr  0,15  breit 
und  0,12  hoch)  zeigt  eine  nach  Links  eilende  Frau, 
in  Chiton  Sbawl  und  reichem  Schmuck;  sie  hält 
in  den  vorgestreckten  Händen  eine  Ilydria  vor  sich, 
die  sie  entweder  zur  Erde  setzen  will  oder  eben 
aufzuheben  im  Begriff  ist;  das  (oberhalb  wegge- 
brochene) Gesicht  wendet  sie  um  zu  einer  hinter 
ihr  befindlieben  (weibliciien)  Figur,  von  der  nur 
noch  ein  Tbeil  des  rechten  bekleideten  Schenkels 
vorhanden  ist. 

3.  Am  anziehendsten  ist  die  Darstellung  des 
dritten  gröfsten  Fragments  (ungefähr  0,28  hoch  und 
0,18  breit),  das  vielleicht  eine  Deutung  des  Vaseu- 
bildes  ermöglicht.  Wir  sehen  auf  demselben  —  rechts 
oben  —  zwei  Säulenscbäfte  eines  Tempels;  daneben 
steht  oben  eine  bärtige  Herme  imit  stehendem  Glied 
und  Zapfen),  auf  oder  an  welche  sich  eine  Frau 
lehnt,  die  das  rechte  Bein  über  das  linke  geschla- 
gen hat  und   mit  Chiton  Mantel  und  Schuhen  ver- 

')  Vgl.  (iazu  z.  ß.  Overbeck   Sagenkr.  3U,  4;    Arcli.  Ztg.   1871, 
47 ;  u.  a. 


sehen  ist;  der  Oberkörper  ist  verloren.  Neben  der 
Herme  steht  ein  (oben  durchlöchertes)')  Puteal,  ober- 
halb dessen  auf  seiner  Cblamys  Hermes  safs,  von 
dem  nur  noch  die  auf  den  Sitz  gestützte  linke  Hand 
und  der  linke  Fuls  mit  Flügelschub  erlialten  sind. 
In  der  unteren  Reibe  dieses  Bruchstücks  sitzt  auf 
einem  hohen  mit  zwei  Maultbiereu')  bespannten 
Wagen  *)  eine  Frau,  in  Chiton  und  Mantel,  der  das 
Hinterhaupt  verschleiert;  sie  hält  mit  beiden  Händen 
auf  dem  School's  eine  Hydria,  aus  der  oben  vier 
kleine  blätterreiche  Zweige  hervorspriessen.  Endlich 
ist  über  den  Thieren  noch  der  Oberkörper  eines 
(der  Frau  zugewandten)  Jünglings  sichtbar,  der 
mit  einem  Kuotenstab  in  der  Linken  auf  die  eben 
beschriebene  Hydria  zu  weisen  scheint.  Diese 
Hydria  scheint  mir  nun  auch  eine  Handhabe  zur 
Erklärung  der  Darstellung  zu  bieten,  indem  wir 
in  iiir  vielleicht  einen  jener  mehrfach  erwähnten 
naiQaxa  (Theoph.  Hist.  Plant.  VI,  7,  3;  Hesych.  Suid. 
s.  v. ;  u.  a.)  oder  talaqiaxoi  (Theoer.  15,  113)  zu 
erkennen  haben,  in  denen  die  in  acht  Tagen  (Plat. 
Phädr.  276)  emporgetriebenen  kurzlebigen  Blumen 
gepflegt  wurden,  welche  an  den  Adonisfesten  als 
„Sinnbilder  der  vergänglichen  Blütbe  des  Jahres 
und  des  Lebens,  welche  Adonis  darstellte"  gebräuch- 
lich waren  und  „Adouisgärten  [xrJTint  Ado'nidng)'^ 
genannt  wurden  *).  Ist  diese  Vermuthung  richtig,  so 
wäre  auf  der  Vase  eine  P  o  m  p  e  d  e  r  A  d  o  n  i  a  darge- 
stellt gewesen,  vou  der  hier  eine  Priesterin  erhalten 
ist,  welche  einen  Adonisgarten  in  den  Händen 
hält. 

*)  Vgl.  ebenso  z.  B.  auf  der  Müncliener  L'nlerweltsvase  No.  8i',t; 
u.  a.  m. 

')  Das  Schirrzeiig  um  die  Brust  ist  mit  Bandern  gesclimi'ickt. 
—  Die  vom  Juch  der  Tliiere  bis  zur  Eide  berabreicliende  Stange 
weiss  ich  nicht  zu  erklären. 

■*)   Die  breiten   Bader  sind  reich   mit  Nageln  beschlagen. 

^)  Vgl.  ausser  den  obigen  Stellen  z.  B.  noch  Tbeophr.  Caus. 
I'lant.  I,  12,  2;  Schol.  Theoer.  .\V,  112;  Animian.  XXil,  9.  15; 
Philoslr.  Apoll.  Tjan.  7,*  32.  H.   H. 


Aicliaol.ig.  Zlj.  .luhlKniig  XXy.. 


66 


DIE  WUTH  DES  LYKURG  OS 

AUF  EINER  VASE  AUS  KUVO. 


Brieflichen  Mittheiluugen  meines  Freundes  Giov. 
Jatta  entnelinie  ich  die  folgenden  Notizen  eines 
Gräberfundes  in  Ruvo  und  tlieile  das  Ergebniss 
desselben  mit. 

Nachdem  eine  Anzahl  von  Grübern  gefunden 
und  geöffnet  worden  waren,  ohne  irgend  ein  Resultat 
zu  ergeben,  stiess  man  endlich  (am  8.  September 
d.  J.)  auf  ein  Grab,  das  aus  einem  Kasten  von  Tutf- 
stein  bestand  und  mit  einem  dicken  Stein  bedeckt 
war  Ciina  iomha  foniiata  da  im  loculo  di  Info  e 
coperla  da  una  grossa  lapide).  In  demselben  wurden 
zwei  Gefäfse  gefunden,  das  eine  aus  Bronze,  das 
andere  dagegen  aus  gebrannter  Erde;  letzteres  ist 
jetzt  in  das  Museum  Jatta  zu  Ruvo  tibergegangen. 
Das  Erzgefäl's  enthielt  einen  Holzlöffel,  der  noch 
leidlieh  erhalten  ist  (im  aicchiajo  di  legno  relativa- 
metile  ben  comertatoj.  Die  andere  Vase,  die  0,41 
Meter  Höhe  und  0,89  Meter  im  Umfang  hat,  zeigt 
die  Form  eines  sog.  vaso  a  colonelte  (vgl.  z.  B. 
Jahn  Münch.  Vasens.  H,  53;  u.  A.)  und  ist  mit 
rothen  Figuren  auf  schwarzem  Grunde  bemalt,  deren 
flüchtige  Zeichnung  —  nach  der  mir  durch  Jatta's 
Güte  vorliegenden  Banse  zu  schlicssen  —  den  Ver- 
fall der  apulischen  Vasenmalerei  oifenbart,  aber 
was  ihr  an  Schönheit  fehlt,  durch  interessante 
Darstellung  eiuigerniassen  ersetzt,  wie  aus  der 
folgenden  Beschreibung  hervorgeht.  Zu  bedauern 
ist,  dass  die  Figuren  hier  und  da,  wenn  auch  nur 
in  geringem  Mal'se,  besch<ädigt  sind. 

Die  Mitte  der  Vorderseite  nimmt  ein  tempel- 
artiges Gebäude  ein,  dessen  mit  Arabesken  ge- 
schmückter Giebel  von  zwei  ionischen  Säulen  ge- 
tragen wird.  In  demselben  sehen  wir  einen  bärtigen, 
und  mit  einer  um  den  Hals  geknüpften  C'hlamys 
versehenen  Mann  (Lykurge  s),  mit  wildem  Aussehen, 
in  der  Rechten  ein  Doppclbcil  ')  gegen  einen  vor  ihm 
auf  die  Kniee  gestürzten  nackten  Jüngling  (Dryas) 
heben,   der  flehend  mit   beiden  Händen  den  linken 

')  Vgl.  dazu  Sleiih^ini  Cli.   1803  S.  1 30  f. 


Oberschenkel  des  ^lannes  umfasst,  während  dieser 
ihn  mit  der  linken  Hand  am  Genick  packt  und 
festhält.  Voll  Entsetzen  über  diese  That  eilt  ausser- 
halb des  Gebäudes  —  rechts  vom  Beschauer  —  eine 
Frau  (Weib  des  Lykurgos)  davon,  den  Kopf  zur 
Scene  umgewandt,  die  Hände  erhoben;  sie  ist  mit 
einem  langen  Chiton  und  Mantel  bekleidet,  der  das 
Hinterhaupt  verhüllt  und  shawlartig  über  den  Armen 
liegt.  Zwischen  ihr  und  dem  Gebäude  ist  eine  Schale 
mit  Zweigen  gemalt.  Auf  der  anderen  Seite  vom 
Gebäude  steht  ruhig  ein  bärtiger  Mann,  welcher, 
der  Scene  zugewandt,  die  linke  Hand  vor  das  ge- 
senkte Gesicht  und  die  Augen  legt;  er  ist  in  einen 
kurzen  Chiton  und  Brustpanzer  nebst  Mantel  ge- 
kleidet und  hält  in  der  gesenkten  Rechten  eine 
Doppellanze;  neben  ihm  findet  sich  ein  grofserHuud, 
der  den  Kopf  und  die  linke  Vorderpfote  emporhebt, 
als  ob  er  den  Mörder  anbellen  will.  Ueber  dem 
Thier  liegt  oben  —  zwischen  dem  Gebäude  und  dem 
eben  beschriebeneu  Manne  —  ein  Schild,  das  doch 
wohl  dem  gerüsteten  Lanzenträger  zugehört.  Endlich 
ist  noch  eine  fünfte  weibliche,  leider  ein  wenig 
stark  beschädigte  Figur  (Erinys)  zu  erwähnen, 
von  der  nur  der  Kopf  nebst  linker  Schulter  und  Ober- 
arm über  der  rechten ')  Giebelecke  sichtbar  ist:  um 
dieselbe,  welche  auf  den  Mörder  herabblickt,  wölbt 
sich  vorn  und  hinten  bogenartig  der  Mantel;  in  den 
Händen  hält  sie  Schlangen,  die  vor  ihrem  Profil 
zum  Vorschein  kommen.  Für  Schlangen  entscheidet 
sich  auch  Jatta  nach  wiederholter  Untersuchung  und 
Betrachtung  des  Gefäfses. 

Es  bedarf  keiner  langen  Auseinandersetzung, 
um  in  dieser  Darstellung  der  Vorderseite  (wie  schon 
durch  die  in  Klammern  zugesetzten  Namen  ange- 
deutet ist)  die  Raserei  des  thrakischen  Lykur- 
gos zu  erkennen,  womit  vortrefflich  die  Rückseite 
übereinstimmt,  auf  welciier  Dionysos  mit  Tiiyrsos 
zwischen  zwei  Satyrn  dargestellt  ist,   die  je  einen 

"j  Vum   Beschauer  aus. 


67 


Scblaucli  auf  den  Schultern  tragen.  Zu  lieachten 
und  hervorzuheben  isfbei  dieser  neuen  Darstellung^), 
die  in  Hinsicht  der  Beschränkung  auf  die  aller- 
nothwendigsten  Persuneu  unter  den  Vasenbilderu 
nur  vou  einer  zweifigurigen  L)arstelluug(B)nbcrtrott'cn 
Avird,  vor  allem  die  ruthätigkeit  des  geharnischten 
gevvafiueten  Mannes,  der  —  statt  zu  helfen  und  den 
Mord  des  Dryas  zu  hindern  —  sich  die  Augen 
zuhält  und  regungslos  dasteht.  Der  Giund  dieser 
yonderbarkeit  liegt  darin,  dass  er  allein  von  allen 
Personen  die  über  dem  Giebeldach  zum  Vorschein 
kommende  Figur  erblickt  und  in  ihr  die  sinnver- 
wirrende Erinys  erkennt,  welche,  wie  die  Lyssa  im 
Euripideischen  Herakles  Mainomenos  (SO'.i  ss.),  vneQ 
döfiwf  wandelt  und  den  Lykurgos  wüthend  macht. 
Vor  ihr  verhüllt  der  Doryphoros  das  Antlitz,  um 
sie  nicht  zu  schauen  und  weil  er  weiss,  dass  gegen 

^)  Auf  folgenden  Monumenten  findet  sich  die  Wutli  des  tlua- 
kischen  Lykurgos  dargestellt: 
/.   Fasen  : 

A.  Die  neue  Vase  aus  Ruvo. 

B.  ISeapeler  Vasens.  no.   2874    (apulisch):  abg.  z.  B.   Müller- 
Wieseler  II,  37.  440;  und  öfter. 

C.  ^eapele^  Vasens.  no.  3219  (Ruvo):  ulg.  Mon.  dell'  Inst. 
IV,   10. 

D.  Neapeler    Vasens.    no.    3237    (Änzi    di    Basilicata):    iihy. 
Müller-Wieseler  II,  38,  442  ;  und  öfter. 

E.  Müncliner  Vasens.  no.  853   (Canosa):     abg.   Zoega    Abli. 
I,  3  ;  u.  a. 

F.  Brit.  Mus.  no.  1434   (Buvo):  abg.  Mon.  dell'  Inst.  .5,  23. 
//.  Bilder: 

G.  I'ompej.   Bild:  obg.  Arcb.   Ztg.    1  SO'.I  X.\l,  2. 
H.     Hercul.   Mosaik:  abg.  ebd.  .\.\l,  3. 

///.  lietiefi: 

I.     Vase    Corsini    in   Florenz :    ubg.    Wekker  Alle   Henkln.   II. 

laf.  3,  8. 
K.     Vase   im   Vatican    (von  l'rimaporta):   beschr.    Bull.    1863 

p.  85;  Arch.  Ztg.   1868  S.  1 1  f. 
L.     Sarkophag  ßorgbese:  abg.  Müller-Wieseler  II,  37,  441  ;  u.  a. 
il/.     Sarkophag    Mattei :     abg.     Mon.    Malth.    III,    7,    2;      vgl. 

Welcker  Aesch.  Tril.   S.  327;  Bull.   1860  p.  102. 
K.     Sarkophag  (verloren?):  abg.  im  Coburg.  Codex  (No.  195); 

vgl.   Malz   Monatsb.   der  Berl.  Akad.   1871    S.  482,  140. 
().     Fragm.    im    l.ateian    no.  293:    abg.    (iarrucci    Mon.   Lat. 
tav.  44. 
IV.    J'aria: 

F.  Glasbecher:  beschr.  Annali  1845  (XVII)  p.  114,7. 
Nicht  hergehört  die  von  Welcker  in  Müller's  Handb.  §  384,  0 
S.  603  beschriebene  Kylix  (wiederholt  Alte  Denkm.  II  S.  110), 
welche  vielmehr  l'entheus  darstellt  und  sich  abgebildet  lindet  bei 
.lahn  l'entheus  Taf.  I  (=  Müller-Wieseler  II,  37,  430  =  Mus.  Jatta 
no.  1617),  was  von  Stephan!  Cli.  1807  S.  179,  3  und  S.  185,  Ic 
gleichfalls  übersehen  worden  ist. 


den  Willen  der  Giitter,  die  jene  Erinys  gesandt 
haben,  nichts  auszurichten  ist.  Ob  aber  in  jener 
Erinys  die  Lyssa,  die  Mania,  oder  die  Ate  zu  er- 
kennen ist,  I)leilit  orten  und  kann  theils  wegen  der 
niangclhafteu  Charakteristik  der  dargestellten  Figur, 
theils  wegen  der  inneren  Gleichheit  jener  i)ersoni- 
ticirten  Sinnesverwirrungen  überhaupt  nie  entschie- 
den werden,  wenn  der  Künstler  nicht  inschriftlich 
den  bctrefi'enden  Namen  zugefügt  hat.  Auf  den 
übrigen  Vasenbildern  (C  ü  E  Fj  und  auch  auf  dem 
Borghesischen  Sarkopiiag  [L)  sowie  dem  Mattei- 
schen Kelief  (M)  ist  die  von  Dionysos  gesandte 
Siunesverwirrung  Erinyenartig  und  meistens  mit 
Keutron  oder  Lanze  {C  D  E  F)  in  Händen  darge- 
stellt; hier  ist  sie  nur  —  aber  genugsam  —  durch 
die  Schlangen  in  den  Händen  charakterisirt,  sonst 
wie  die  Apate  der  Tereusvase  oder  die  Mania  der 
Asteasvase  ganz  einfach  menschlich  gebildet;  der 
bogenförmig  gewölbte  Mantel  kennzeichnet  ihr  Gehen 
durch  die  Luft  auf  dem  Dach  des  Hauses,  das  hier 
in  Form  des  skenischen  Ekkyklema  angedeutet  ist. 
Ferner  ist  die  doch  wohl  rettende  Flucht  der 
Frau  des  Lykurgos  zu  beachten,  deren  Tod  —  neben 
dem  des  Sohnes  (D  F)  —  die  verwandten  Vasendar- 
stellungen entweder  schon  vollbracht  (E)  oder  —  trotz 
der  r  lucht  zum  Götterbilde  (C;  vgl.  J)  —  sicher  be- 
vorstehend {C  D  F)  darstellen;  eben  so  ist  auch 
auf  den  Reliefs  (J  K  L  A  F)  und  den  beiden  graphi- 
schen Darstellungen  aus  Canipanien  [G  11 )  der  Tod 
der  Frau  allein  zur  Darstellung  der  Käserei  des 
Lykurgos  gewählt.  Vereinzelt  stellt  die  Wendung 
da,  dass  der  Sohn  den  Valer  au  der  Tödtung  der 
Mutter  noch  zu  verhindern  sucht  (G);  nicht  genauer 
berichtet  wird,  wie  die  Sage  auf  dem  Bilde  in  dem 
einen  Dionysostempel  beim  Theater  zu  Athen 
(Paus.  I,  2<),  .■})  auigefasst  war,  doch  scheint  weniger 
die  Käserei,  welche  alle  erhaltenen  Momente  geben, 
als  vielmehr  die  Bestrafung  des  Lykurgos  (. .  .nulisvg 
xal  ^vxoi'Qyog  lov  f's  Jinvvonv  vßQioav  dtdöi'zei; 
öixag  xil.),  sein  Tod  durch  die  Maenaden  oder 
duich  Dionysos  selbst,  zum  Vorwurf  genommen 
worden  zu  sein,  wie  das  wenigstens  auf  dem  von 
Longos  nach  der  Wirkliclikeit  tingirten  Bilde  der 
Fall    (IV,   3,    2:    ylvAOvoyov   ötdmivov  xi'/..)    sein 

9» 


68 


sollte.  Auf  der  neuen  Vase  aus  Ruvo  flüchtet  und 
rettet  sich  die  Frau  vor  der  Wuth  des  rasenden 
Königs;  es  befolgte  der  Maler  also  dieselbe  Sagen- 
wendung, die  Apollodor  berichtet  (III,  5,  1)  und  in 
der  nur  das  Hinuiorden  des  Dryas  berichtet  wird 
l^vgl.  B).  Dies  zusanimengenommeu  mit  der  Erschei- 
nung der  Erinys  sowie  mit  dem  Ekkyklema,  welche 
beide  auf  die  Bühne  hinweisen,  führt  zu  der  Ver- 
muthung,  dass  der  Maler  der  Vase  eine  tragische 
Bearbeitung  zu  Grunde  legte,  in  der  nur  Dryas 
getödtct  wurde,  während  den  meisten  anderen  un- 
teritalischen Vasenbildneru  (C  D  F)  eine  andere  tra- 
gische Wendung  bekannt  war,  in  der  Mutter  und 
Sohn  gemordet  wurden.  Diese  letztere  ist  z.  B.  bei 
Hygin  Fab.  132  erhalten  und  wohl  aus  des  Aescbylos' 


Trilogie  eutnommen;  doch  kommen  wir  damit  nicht 
über  eine  warscheinliche  Vermutlmng  hinaus  und 
müssen  uns  vorläufig  mit  der  Feststellung  einer 
zweifachen  dramatischen  Bearbeitung  begnügen,  die 
in  den  apulischen  Vasendarstelluugen  dieses  Mytho» 
sich  wiederspiegelt. 

Zu  loben  ist  endlich  die  abgerundete  Corapositioa 
des  neuen  Vasenbildes,  das,  auf  wenige  Figuren  be- 
schränkt, die  Wuth  des  Lykurgos,  die  Allmacht  des 
Göttervvillens  und  die  Kettung  der  Königin  deutlich 
und  charakteristisch  wiedergiebt  und  trotz  den 
umfangreicheren  glänzenderen  Darstellungen  dieser 
Sage,  die  schon  bekannt  sind,  von  Wichtigkeit  und 
Werth  ist.  H.  H. 


ANTIKEN  DES  GRAFEN  WILH.  VON  POURTALES  IN  BERLIN. 


In  die  unter  dem  Protectorat  Ihrer  K.  und  K. 
Hoheiten  des  Kronprinzen  und  der  Kronprinzessin 
im  hiesigen  kgl. Zeughause  stattfindenden  Ausstellung 
älterer  kunstgewerblicher  Gegenstände  des  Mittel- 
alters und  der  Neuzeit  sind  auch  folgende  An- 
tiken gerathen,  welche  dem  Grafen  Wilhelm  von 
Pourtales  gehören  und  hier  verzeichnet  werden 
mögen. 

1.  und  2.  Zwei  Terracottafragmente  eines  un- 
gemein schönen  Reliefs,  die  bei  Guattani  Mouu- 
menti  antichi  inediti  1785  Aprile  Tav.  III  no.  2.3 
abgebildet  sich  finden;  vgl.  Catal.  Dufourny  no.  139; 
Catel.  Pourtales -Gorgier  (1841)  no.  822.  823.  Es 
sind  Reste  aus  der  Darstellung  der  Hochzeit  des  Pe- 
leus  und  der  Thctis  (vollständig  abgebildet  bei  Cam- 
pana Opere  in  Plastica  tav.  60 — ü2;  Arch.  Ztg.  1851 
Taf.  2G,  2)  und  zwar  1)  die  Obertheile  des  Stier- 
tragenden Herakles  nebst  der  ihm  folgenden  Höre 
des  Winters,  welche  an  einem  Stecken  über  der 
linken  Schulter  zwei  Tauben  und  einen  Hasen  trägt, 
sowie  in  der  Rechten  einen  (gröfstenthcils  wegge- 
brochenen) Eber  nach  sich  schleppt  (vgl.  auch  Arch. 
Ztg.  1H51  Taf.  26,  1);  2)  die  Obertheile  der  Thetis 
und   der  hinter  ihr  befindlichen  Nymphcutria;  vom 


Peleus  ist  jetzt  nur  noch  die  rechte  vorgestreckte 
Hand  nebst  Unterarm  erhalten,  während  bei  Guattani 
1.  c.  auch  noch  sein  Kopf  abgebildet  ist. 

3.  Apulisches  Rhyton  in  Gestalt  eines  Sau- 
kopfes (lang  0,24  Meter),  mit  rothen  Figuren  be- 
malt, in  flüchtiger  Ausführung;  hier  und  da  ergänzt. 
Die  Darstellung,  welche  bei  Panofka  Gr.  Trink- 
hörner  Taf.  I,  10. 11  (Berl.  Akad.  1850)  abgebildet  ist, 
zeigt  eine  bekleidete  Frau  (Bacchantin),  die  in  der 
Linken  einen  Thyrsos  aufstützt  und  in  der  Rechten 
ein  Trinkhorn  einem  vor  ihr  stehenden  bärtigen 
Satyr  reicht,  der  in  der  Rechten  gleichfalls  einen 
Thyrsos  hält.  Vgl.  auch  Catal.  Pourtales-Gorgier 
no.  162. 

4.  Tiefe  Schale  mit  Henkeln  und  Deckel,  wohl 
aus  Apulien.  jedenfalls  aus  Unteritalien;  Form  z.  B. 
Neapel.  Samml.  I  no.  21  (=  StephaniErmit.  no.  160; 
u.  a.  m.) ;  Durchmesser  =  0,43  Meter.  Auf  dem 
Deckel ,  dessen  Knopf  oben  mit  einer  schwarzen 
Palmettcnverzieruug  auf  rothem  Grunde  versehen 
ist,  sind  ringsum  sieben  Figuren  —  Frauen  Eroten 
und  Jünglinge  —  gemalt  (roth  auf  schwarzem  Grunde, 
mit  Anwendung  von  weiss),  die  sich  an  Spiel  und 
Bad    crgetzen ;    die  Zeichnung   derselben   ist   sehr 


69 


flüchtig  und  leiclit,  aber  auslernt  anmnthig.  Eine 
nackte  Frau,  die  mit  Kopl'tuL'li  Halsband  Arm- 
bänderu  und  Schüben  versehen  ist  und  um  den 
linken  Überschenkel  ein  Band  mit  King-  (oderJ^ehleife) 
trägt,  lehnt  sich  nach  vorn  über  ein  hohes  Wasser- 
becken (Luterion)  und  streckt  beide  Hände  nach 
einer  grol'sen  Hydria  aus,  die  ein  Ercis  in  beiden 
Händen  eilig  herbeibringt;  derselbe  ist  als  Ephebe 
dargestellt,  und  trägt  Schuhe  und  Armbänder  sowie 
um  die  linke  Wade  Periskeliden  und  um  den  linken 
Oberschenkel  ein  Band  mit  Ring  (oder  Schleife).  Hin- 
ter dem  Eros  sitzt  abgewandt  auf  einem  Lehnstuhl 
ein  Jüngling,  mit  Mantel  und  Schuhen  versehen,  um 
die  Brust  ein  Band,  mit  Zackentänie  Halsband  und 
einem  Armband  geschmückt;  er  dreht  den  Kopf 
sowie  die  Rechte  mit  einem  Spiegel  nach  dem  eben 
beschriebenen  Eros  um ,  während  er  in  der  vorge- 
streckten Linken  einen  flachen  Kasten  hält.  Vor 
ihm  steht  ein  anderer  Jüngling,  mit  der  Linken  ein 
wenig  hintenüber  auf  seinen  Stab  gelehnt,  mit  Arm- 
bändern Schuhen  Halsband  und  Chlamys  ausge- 
stattet ;  am  rechten  Oberschenkel  ist  die  schon  mehr- 
fach erwähnte  Bandverzierung  sichtbar ;  er  lässt 
auf  dem  Zeigefinger  seiner  vorgestreckten,  nach  unten 
geöfl'neten  rechten  Hand  einen  Stecken  balancieren 
(vgl.  ebenso  Eacc.  Cum.  117  i,  nach  dem  er  aufmerk- 
sam blickt.  Dann  folgt  ein  bekränzter  auf  einem 
FelsstUck  (auf  dem  die  Chlamys  liegt)  sitzender 
Jüngling,  der  mit  einem  Ball  spielt,  beide  Hände 
zum  Fangen  vorstreckend.  Vor  ihm  steht  eine  nackte 
Frau  beschuht,  mit  Zackentänie  Halsband  Brust- 
band und  Armbändern  geschmückt,  am  linken  Ober- 
schenkel wieder  mit  einem  Baude  versehen;  sie  stützt 
die  Linke  auf  ein  hinter  ihr  stehendes  zweites  hohes 


Wasserbecken  (Luterion)  und  hält  in  der  Rechten 
einen  kleinen  Zweig  (?)  einem  kleinen  melitäischen 
Hunde  hin,  der  sich  auf  die  Hinterbeine  gesetzt 
hat  und  nach  dem  Zweig  verlangt;  die  Frau  blickt 
vergnügt  auf  das  Thier  herab.  Den  Beschluss 
macht  ein  zweiter  Eros,  gleichfalls  als  erwachsener 
Ephebe  dargestellt,  der  auf  einem  Felsstück  sitzt 
(auf  dem  seine  Chlamys  liegt)  und  mit  dem  Räd- 
chen spielt,  welches  er  zwischen  den  erhobenen 
Händen  an  dem  je  um  den  Daumen  gewickelten 
Faden  schnurren  lässt  (vgl.  dazu  Arch.  Ztg.  1870 
S.  ist);  der  Gott,  der  bekränzt  und  mit  Schuhen  uebst 
Armbändern  ausgestattet  ist,  blickt  auf  die  erstbe- 
schriebene ihm  den  Rücken  zukehrende  Frau. 

Dagegen  halte  ich  nicht  für  „antik  römisch,-' 
sondern  vielmehr  für  eine  Arbeit  der  italie- 
nischen Renaissance  die  (ungefähr  U,oO  Meter 
hohe)  Bronzestatue  einer  jugendlich  weiblichen 
Figur  (etwa  Venus),  die  sich  gleichfalls  im  Besitz 
des  Grafen  W.  von  Fourtales  befindet  und  mit  den 
übrigen  zahlreichen  Kunstgegenstäuden  desselben 
gleichfalls  ausgestellt  ist  (Lessing  Führer  durch  die 
Ausstellung  S.  \b).  Sie  steht  auf  dem  rechten  Fufs, 
mit  linkem  Spielbein ,  und  ist  unterwärts  mit  dem 
weiten  Jlautel  bekleidet,  dessen  Enden  über  dem  rech- 
ten gesenkten  Unterarm  liegen ;  das  zurückgekämmte 
Haar  lallt  theils  in  Lockeu  herab,  theils  ist  es  in 
einen  losen  Zopf  emporgebuuden.  Der  linke  Arm 
und  die  Linke  sind  hoch  emporgehoben,  als  ob  die 
Frau  (deren  Blick  in  die  Ferne  gerichtet  ist)  auf- 
muntern wolle  oder  irgend  etwas  sieht,  das  sie  auf- 
merksam macht. 

Berlin,  October  1872.  H.  H. 


DAS  HEERD-  UND  FEÜERSYMBOL  BEI  VULCANUS. 


Herr  Dircctor  Dr.  J.  Friedländer  hat  in  Bd.  IV 
Heft  4  S.  162  ff.  dieser  Zeitschrift  einen  von  mir  in 
den  Nachrichten  von  der  K.  Gesellschaft  der  Wissen- 
schaften  zu   Göttingen  ls72    No.  7   verötfentlichten 


Aufsatz  zu  widerlegen  versucht,  in  welchem  ich  es 
unternommen  hatte,  das  Vorkommen  des  dem  Om- 
phaK)S  zu  Delphi  der  äussern  Form  und  der  Bedeu- 
tung nach  eutsprecheuden  Heerd-  und  Feuersymbols 


in  Beziehung  auf  Vulcanus  an  der  astrologisclien 
Ära  von  Gabii  und  auf  römischen  Münzen  dar- 
zutliun. 

Ich  hatte  bemerkt,  dass  der  kegelförmige  Ge- 
genstand ,  welcher  an  der  Ära  neben  der  Wage 
dargestellt  ist,  auch  wegen  der  »Schlange,  die  sich 
um  ihn  ringelt,  nicht  wolil  für  die  Vulcansmütze 
gehalten  werden  könne,  dass  er  dagegen  gewissen 
bekannten  Darstellungen  des  Omphalos  auf  anderen 
Bildwerken  entspreche.  Hinsichtlich  der  iSchlange 
hatte  ich  mich  auf  die  Abbildung  von  Bouillon  und 
das  mit  derselben  vollkommen  übereinstimmende 
Zeugniss  Viscontis  an  zwei  verschiedenen  Stellen 
berufen.  Herr  Director  Friedländer  wendet,  indem 
er  dieses  Zeugniss  ganz  unberücksichtigt  lässt,  ein: 
..die  Abbildung  sei  sichtlich  nach  dem  restaurir- 
teu  Monument  gezeichnet,  und  olienein  sage  Bouil- 
lon selbst,  die  Himmelszeichen  und  die  Götterattri- 
bute seien  hier  in  unerklärlicher  Unordnung  zusam- 
mengestellt; folglich  sei,  wenn  auch  wirklich  der 
Omphalos  hier  erscheine,  keineswegs  erwiesen,  dass 
er  sich  auf  Vulcan  beziehe."  Also  grobe  Fahrläs- 
sigkeit von  meiner  Seite?  Ich  meine  vielmehr, 
dass  Herr  Director  Friedländer  sich  dersellien  schul- 
dig gemacht  hat.  Dass  Bouillons  Abbildung  das 
Monument  nach  der  Kestauration  giebt,  ist  allerdings 
augenfällig;  allein  sowohl  aus  Viscontis  als  auch 
aus  Fröhner's  Zeugniss  geht  hervor,  dass  das  ke- 
gelförmige Symbol  nebst  der  Schlange,  so  wie  das 
nebenhergehende  Zeichen  der  Wage  ganz  vollständig 
erhalten  ist.  Ferner  die  „Unordnung  der  Götter- 
attribute" (für  welche  Herr  Director  Friedlander 
sich  auffallenderweise  auf  Bouillon,  soll  heissen: 
St.  Victor,  beruft)  ist  längst  als  vollkommene  Ord- 
nung erwiesen.  Kein  Archäolog  hat  seitdem  daran 
gezweifelt,  dass  das  kegelförmige  Symbol  und  das 
Septemberzeichen  der  Wage  sich  auf  \'ulcan  bezie- 
hen. Hätte  Herr  Director  Friedländer  sich  nur  her- 
beigelassen, die  letzte  Hesprechung  des  Monuments, 
die  von  Fröhner,  anzusehen,  die  ich  ja  erwähnt 
hatte,  so  würde  er  hier  die  genügenden  Nachweise 
gefunden  liaiicn,  welche  ich,  da  es  sich  um  eine 
für  jeden  Archäologen  allbekannte  Sache  handelte, 
absichtlicli  nicht  besonders  angeführt  habe. 


Weiter  Herr  Director  Friedländer:  ,.Das  andere 
angeführte  Beispiel  des  Omphalos  auf  einem  Herrn 
Professor  Wieseler  nur  aus  Abbildungen  bekannten 
Medaillon  des  Antoninus  Pius  trifft  nicht  zu;  dieser 
Omphalos  ist  ein  .\mbos."  Die  ersten  Worte  ent- 
halten, mild  gesprochen,  eine  starke  Ungenauigkeit. 
In  meinem  Aufsatze  steht  wörtlich  so  geschrieben: 
„Weitere  Beispiele  des  Vorkommens  des  in  Rede 
stehenden  Symbols  bei  Vulcan,  die  ich  für  sicher 
zu  halten  mich  getrauen  möchte,  kenne  ich  nicht. 
Doch  verlohnte  es  sich  wohl  der  Mühe  genauer  zu 
ermitteln,  ob  nicht  der  konische  auf  einem  Cippus 
stehende  Gegenstand  —  hieiher  gehört'"  Herrn 
Director  Friedländer"s  Ansicht,  dass  es  sich  um  ei- 
nen Ambos  handele,  werde  ich  in  meiner  schon  vor 
Jahr  und  Tag  der  K.  Societät  der  Wissenschaften 
zu  Göttiugen  vorgelegten  Abhandlung  über  das 
Heerd-  und  Feuersymbol  genauer  prüfen. 

Dieser  bemerkt  dann,  indem  er  zu  dem  bekann- 
ten Denar  des  Carisius  übergeht,  auf  dem  er  nach 
wie  vor  den  Hut  Vulcans  erkannt  wissen  will,  „dass 
man  (zuweilen)  gleichsam  von  unten  in  den  Hut 
hineinsieht.  Dasselbe  komme  zuweilen  bei  dem 
Freiheitshut  vor.  Einen  Stein  wie  den  Omphalos 
könne  man  nicht  so  darstellen."  Das  Erstere  war 
mir  sehr  wohl  bekannt.  Meine  neue  Schrift  über 
das  Heerd-  und  Feuersymbol  wird  aber  auch  Bei- 
spiele dieses  Symbols  bringen,  in  denen  dasselbe 
gleichfalls  so  dargestellt  ist,  dass  man  „gleichsam 
von  unten  hiueinsieht."  Für  eine  Nachbildung  des 
Delphischeu  Omphalos  halte  aber  auch  ich  den  in 
Rede  stehenden  Gegenstand  mit  nichtcn,  weder  auf 
jenem  Denar  des  Carisius  noch  auf  den  andern  von 
mir  verzeichneten  römischen  Münzen.  Auch  gilt 
derselbe  mir  nicht  blols  als  Symbol  des  Heerd- 
feuers,  sondern  des  Feuers  überhaupt.  Der  Om- 
phalos zu  Delphi  ist  nur  eine  Art  des  viel  häufi- 
ger, als  bisher  angenommen  ward,  vorkommenden 
Heerd-  und  Feuersymbols.  Das  ist  schon  auf  S.  13i» 
meines  Aufsatzes  in  den  Giittinger  Nachrichten  an- 
gedeutet und  wird  in  der  angekündigten  Abhandlung 
des  Genaueren  bewiesen  werden.  Hierdurch  ist 
auch  den  Bemerkungen,  welche  Herr  Director  Fried- 
länder   weiter    gegen    den    Delphischen    Omphalos 


richtet,  die  Spitze  abgebrochen.  Diese  haben  aber 
aucii  an  sich  nach  meinem  Dafürhalten  nicht  das 
allermindeste  Gewicht;  ja  ich  mnss  leider  sagen, 
dass  sie  ausserordentlich  ßeiVcuulendes  enthalten. 
Oder  täusche  ich  mich,  wenn  ich  so  urtheile,  über 
die  Worte,  mit  welchen  der  ..Hut"  dem  ..Ouiphalos" 
gegenüber  in  Schutz  genommen  wird.  Sie  lauten: 
„ferner  ist  der  Hut  schwebend  über  dem  Ambos 
dargestellt,  würde  man  den  schweren  Stein  in  der 
Luft  schwebend  gezeichnet  haben?"  Meint  Herr 
Director  Friedländer  wirklich,  dass  ein  Hut,  etwa 
weil  er  von  leJoeuden  Wesen  auf  dem  Kopfe  getra- 
gen wird,  beliebig  in  der  Luft  schwebend  darge- 
stellt werden  konnte?  Wie  das  scheiubare  Schwe- 
ben in  der  Luft  zu  erklären  sei,  sollte  denn  doch 
ein  mit  der  Darstellungsweise  auf  antiken  Bildwer- 
ken auch  nur  halbwegs  Vertrauter  von  selbst  mer- 
ken. Dass  es  feiner  „nicht  dem  Geist  der  römi- 
schen Kunst  zur  Zeit  der  Republik  zuwider"  ist, 
„mitten  unter  den  derben  Handwerks -Attributen 
Vuleans,  Ambos,  Zange,  Hammer,  das  Feuer"  durch 
ein  Symbol  wie  ich  es  voraussetze,  „bezeichnet  zu 
finden",  wird  klar  werden,  wenn  aus  meiner  ange- 
kündigten Abhandlung  bekannt  geworden  sein  wird, 
welchem  sehr  gewöhnlichen  Geräthe  des  Lebens 
jenes  Symbol  entspricht.  Dass  aber  eine  Andeutung 
des  Feuers  auf  allen  in  Frage  kommenden  Bild- 
werken auch  an  sich  besser  passt  als  die  Darstel- 
lung der  Mütze  Vuleans  liegt  denn  doch  wohl  auf 
der  Hand.  Auch  ist ,  wie  ich  schon  in  meinem 
Aufsatze  in  den  Götting.  Naehr.  bemerkt  habe,  die 
Mütze  deshalb  befremdlich,  weil  sie  mehrfach  an 
einem  und  demselben  Monumente  auch  auf  dem 
Haupte  des  Gottes  erscheint. 

Endlich    schreiljt    Herr    Director    Friedländer: 


..Ein  fernerer  Beweis  dafür,  dass  der  Hut  auf  dem 
Denar  des  Carisius  ein  Omphalos  sei ,  soll  darin 
liegen,  dass  der  Hut  einer  ähnlichen  Darstellung 
auf  einer  Münze  ohne  Kaisernamen  unten  einen  klei- 
nen vorsiiringenden  Rand  hat,  welcher  nach  Herrn 
Piofessor  W."s  Meinung  wohl  dem  Omphalos  zu- 
kommt aber  nicht  dem  Hute  Vuleans."  Ich  hatte 
bemerkt,  dass  allerdings  die  VulcansmUtze  hie  uud 
da  mit  einem  Rande  vorkomme,  aber  eine  solche 
Form,  wie  auf  der  in  Rede  stehenden  Münze  — 
der,  welche  der  Duc  de  Blacas  in  der  Rev.  nuui. 
Fr.,  N.  S.,  T.  VH  18G2  pl.  VII  n.  9  herausgege- 
ben hat  — ,  schwerlich  jemals  hab,\  Dazu  hatte  ich 
in  Anm.  4,  S.  120  ein  paar  Beispiele  der  mit  einem 
Rande  versehenen  Vulcansmütze  beigebracht,  dar- 
unter das  auf  der  Mütze  von  Lijjara  bei  Ch.  Lenor- 
mant  Nouv.  Gal.  myth.  pl.  XVI  n.  11.  Herr  Di- 
rector Friediänder  behauptet  nun,  dass  der  auf  allen 
Münzen  von  Lipara  mit  der  betreffenden  Krampe 
dargestellte  Hut  genau  übereinstimme  mit  der  Dar- 
stellung jener  Münzen  ohne  Kaisernamen.  Das  ist 
aber  nach  den  von  mir  angeführten  Abbildungeu 
beider  Münzen,  an  deren  Treue  ich  nicht  wohl  zwei- 
feln kann,  ein  entschiedener  Irrthum.  Es  ist  übri- 
gens sehr. zu  verwundern,  dass  ein  Gelehrter,  wel- 
cher sonst  gewohnt  ist,  den  gröfsten  Kleinigkeiten 
in  der  Darstellung  der  Münztypen  gehörig  Rechnung 
zu  tragen,  meine  Bemerkung,  der  erwähnte  Rand 
linde  sich  weder  an  dem  pileiis  des  Vulcanskopfes 
auf  der  Vorderseite  der  in  Rede  stehenden  römi- 
schen Münze  noch  an  dem  auf  dem  entsprechenden 
Kopfe  bei  Blaeas  a.  a.  0.  pl.  IX  n.  ,'5Ü  ganz  un- 
berücksichtigt gelassen  hat.  Und  doch  scheint  die- 
ser Umstand  keineswegs  ohne  Reiang  zu  sein. 
Göttingen.  Friedrich  Wieseler. 


Eine  Erwiderung  auf  obigen  Aufsatz  scheint  mir  unnöthig,  da  alle  diese  Bemerkungen  die  Frage  nicht 
entscheiden,  um  welche  es  sich  allein  handelt:  ob  auf  dem  Denar  des  Carisius  neben  den  Attributen  Vul- 
eans sein  bekränzter  Hut  für  den  Omphalos,  als  Symbol  des  Heerdes  und  Feuers,   gehalten  werden   könne. 

Indem  ich  auf  meine  sachliche  Widerlegung  dieser  Wieseler'schen,  wie  es  scheint,  Lieblingshypothese 
verweise  (S.  162  dieses  Jahrgangs),  überlasse  ich  getrost  die  Entscheidung  denjenigen  Archäologen  und 
Numismatikern,  welche  Gelegenheit  haben,  gute  Originale  des  Denars  zu  sehen;  die  des  Königlichen  Münz- 
kabiuets  können  jederzeit  besichtigt  werden.  J.  Fkiedlaendek. 


72 


DIE  SÄULENRELIEFS  VON  EPHESOS. 


(Hierzu  Taf. 

Die  coliimnac  caelalae.  una  a  Scopa  bei  Plinius 
(XXXVI, -21)  haben  ihre  Gesehicbte  in  der  Wissen- 
schaft. Nachdem  yalraasius  znerst  au  dem  über- 
lieferten Texte  Anstofs  genommen  hatte'),  erklärte 
Winckelmann  denselben  für  ungereimt  und  unhalt- 
bar ').  Seine  Verbesserung :  nno  e  scapo  wurde 
von  Heyne  sofort  als  sprachlich  uncorrect  und  sach- 
lich unnöthig  angegrifl'en '),  erlaugte  aber  dennoch 
ein  grofses  Ansehen.  Hirt  kam.  wie  er  in  seiuer 
Abhandlung  über  den  Tempel  der  Diana  zu  Ephe- 
sus  sagt ').  von  Winckelmann  unabhängig,  auf  die- 
selbe Aenderuug,  iudem  er  caelare  von  Bearbeitung 
der  Säulen  mit  Einschluss  der  Cannelierung  verstan- 
den wissen  wollte,  und  auch  Brunn  ''}  glaubte,  dass 
die  Worte  des  Plinius  nur  nach  der  Wiuckelmaun- 
schen  Lesart  einen  richtigen  Sinn  gewährten.  Selbst 
diejenigen  Gelehrten,  welche  die  Aenderung  nicht 
annahmen,  fanden  den  überlieferten  Text  so  schwie- 
rig, dass  sie  zu  den  gewagtesten  Aenderungen  oder 
sehr  künstlichen  Erklärungen  ihre  Zuflucht  nahmen. 
Man  wollte  die  Betheiligung  grofser  Meister  der 
Sculptur  an  der  Herstellung  von  Tempelsäulen  nicht 
gelten  lassen,  und  Sillig  versuchte  darum  caelalae 
vou  dem  Namen  des  Scopas  zu  trennen  '),  während 
Guhl  und  Andere  den  anstöfsigen  Ausdruck  von 
den  in  Metall  ausgeführten  und  mit  toreutischer 
Arbeit  ausgestatteten  Kapitellen  erklären  wollten'). 
Urlichs,  welcher  in  seiner  Chreslomafliia  Plhüaua  die 
Winckelmannsche  Correctur  gebilligt  hatte,  schlug 
dann  in  der  Behandlung  der  Stelle  einen  ganz 
neuen  Weg  ein  ").  Er  bestand  mit  vollem  Rechte 
darauf,  dass  caelare  nur  von  einer  au  den  Säuieu- 

')  Exercit.  in  Solinuni  c.  411  p.  STl. 

»)  Jlon.  Ineii.   II  p.  341;  C.esch.  i.  Kunst  IX,  2,   §  V^. 

')  Arch.  Aufsätze  I,  231.  Beistimmend  Meyer  in  den  Anni. 
zu  Winckelmann. 

*)  S.  31  f. 

')  Geschiclite  der  rinecliisclien  Künstler  I,  319. 

•)  Catalogus  Artilicuin  p.  411:  c  caelalae,  tina  Scopa  operi 
praefuit  Chertiphron. 

')  Epliesiaca  p.  173. 

»)   Chrestum.  Plinianap.  390;  Skopas  I. eben  und  Werke  S.  239  f. 


65  uiul  6G.) 

Schäften  angebrachten  Keliefarbeit  verstanden  wer- 
den könne  und  dachte  sich  diese  Ausschmückung 
in  Form  von  Relieftafeln  {atvloTTnäxict),  welche 
au  deu  ephesischen  Säulen  angebracht  gewesen 
wären,  wie  die  Bildtafeln  an  dem  Tempel  der  Apol- 
lonis  in  Kyzikos ,  und  glaubte,  dass  die  so  aus- 
gestatteten Säulen  im  luuern  des  Artemision  auf- 
gestellt gewesen  wären.  Von  ganz  anderer  Seite 
kam  Donaldson  auf  dasselbe  Problem,  als  er  in 
seiner  Arcliilectura  7uimismalica^)  die  Bronzemünzen 
behandelte,  welche  das  Artemisiou  darstellen.  Hier 
machte  er  auf  den  mit  Sculptur  geschmückten  Fufs 
der  acht  Vordersäulen  aufmerksam,  und  indem  er 
die  Ansicht  Miliius  bestritt,  welcher  auf  der  hadria- 
nischen  Münze  vor  den  Tempelsäulen  aufgestellte 
Statueu  zu  erkeunen  glaubte  '")  (wie  dies  bei  dem 
Tempel  des  Antoninus  und  der  Faustina,  der  Concor- 
dia,  des  Trajanus  u.  a.  der  Fall  gewesen  ist),  zeigte 
er  mit  voller  Sicherheit,  dass  auf  den  Münzen  ein 
au  dem  Säulenkörper  selbst  angebrachter  Bild- 
schmuck  zu  erkennen  sei.  Er  verglich  damit  einige 
über  der  Basis  mit  Blättern  ausgestattete  Säulen- 
stämme, welche  er  1820  bei  Fauvel  in  Athen  gesehen 
hatte,  und  ohne  sich  auf  weitere  Vermuthuugen  in 
Betreff  der  e|)hesischen  Säulen  einzulassen,  er- 
kannte er  doch  zuerst  mit  richtigem  Blick,  dass  die 
auf  den  kaiserlichen  Münzen  erkennbaren,  sculpirten 
Säulen  {rarred  rohiniiis)  an  der  Vorderseite  des 
Artemision  keine  anderen  als  die  rohinmae  caelalae 
de.s  Pliuius  sein  müsten. 

Die  \olk'  Lösung  des  archäologischen  Problems 
ist  erst  möglich  geworden,  seit  im  vorigen  Jahre 
die  ersten  Ueberreste  der  in  Frage  stehenden  Säu- 
len aus  dem  Suiupfboden  des  Arteuiision  zum  Vor- 
schein kamen.  Meine  Begleiter  uud  ich  sahen  sie 
bald  nach  ihrer  Entdeckung  ' ') .  konnten  sie  aber, 


•)  p-21- 

")  Miliin  Call.   Mvth.  \.\\   n,  109. 

"    Vgl.  ineinen   Heisebericlit  in  den  Preuss.  Jalub.  .XXIX  S.  14; 
Stark    in    der   Zeilsihrifi    für   bildende   Kunst  VII  S.  216;    Adler   in 


73 


weil  sie  bis  über  die  Hälfte  iu  Wasser  und  Schlamm 
steckten,  nur  unvollkommen  erkennen.  Um  so  will- 
kommener waren  die  so  eben  aus  London  ankom- 
menden Fhotographieu,  nach  welcher  so  getreu 
wie  möglich  die  beiden  Tafeln  gezeichnet  worden 
sind  "). 

Es  ist  auch  jetzt  nur  ein  Bruchstück,  aus  wel- 
chem wir  uns  eine  Vorstellung  davon  machen  müsseu, 
wie    man  die   schwierige    Aufgabe,    einen    runden 
Körper  mit   einer  y.usammenhängenden   Reihe   von 
Relieffiguren  zu  umgeben  gelöst  hat ;  aber  man  er- 
kennt doch   hinreichend   die   freie    und    geistreiche 
Behandlungsweise;  man  erkennt  auch  in  dem  klei- 
nen Bruchstücke  eine  merkwürdige  Fülle  verschie- 
dener   Motive    und    Grui)pcn,    die    mannichfaltige 
Abwechselung  zwiscli,en  männlichen  und  weiblichen, 
sitzenden  und  stehenden,  bekleideten  und  unbeklei- 
deten Figuren.     Alan  sieht,  dass  hier  Arbeiten  vor- 
liegen,   an   denen  sicii    zu   betheiligen  auch  einem 
Skopas  keine  Unehre  machen  konnte,  und  man  er- 
hält  zum    ersten  Male   einen   lebendigen  Eindruck 
von  dem  grofsartigen  Aufwände,   mit  welchem   die 
Wiederherstellung  des  Tempels  ausgeführt  wurde, 
indem  man  äulserliche  Zutbaten,  wie  diese  Figuren- 
streifen waren,  nicht  als  gewöhnliche  Decorations- 
arbeit behandelt  wissen  wollte,   sondern   in  einem 
durchaus  idealen  Stile.     Man  gewinnt  jetzt  erst  eine 
deutliche    Vorstellung  von   der  Neuerung,   welche 
man  in   Ephesos   machte,    als  umn   dem  ionischen 
Triebe    zu  neuer  Forraenentvvickelung    und  immer 
reicherem  Schmucke  folgend,  auch  bei  dem  Säulen- 
schaft von  der  durch  das  Wesen  der  Säule  bedingten 
Form  abging  und   nach  der  Art,    wie    man    sonst 
Altäre,  Brunnenmündungen,  Kandelaber  ausstattete, 
die  untei-ste  Säulentrommel  mit  einem  Reliefbande 
umzog,  so   dass  die   Cannelüren  erst  bei   2,2b   M. 
begannen.     Denn  das  ist  die  Höhe,  in  welcher  der 
Ring    liegt,    der    die    unterste  Trommel    von    dem 
meinen  'Beiträgen  zur  Geschiclite  und  Tupograplüe  Kleinasiens'  S.  37. 
(Zu  S.  22  der  'Beiträge'   bemerke    ich    bei  dieser  Gelegenbcit,    dass 
nicht  die  Zulassung    der    vun  Alexander    beabsichtigten  Weihung  bei 
Sirabo   6'il    als   Hierosylie  liezeichnet  wird,    sondern    die   Benutzung 
Tou  Depositen  zum  Tempelhau,    welche  Timaios    den   Ephesiern  vor- 
geworfen hatte.^ 

")  Es  sind  nur  die  abgelirochenen  auf<errn  Tlieile  des  Hermes- 
kopfes  durch   feine  Linien  ergänzt. 
Anli:.olog.  Ztg.,    Jahr;;.!!!-  \XX. 


eigentlichen  Sänlenschaft  trennt.  Die  Höhe  des 
Figurenstreifens  ist  also  dem  Durchmesser  der  Säule 
ungefähr  gleich.  Die  Figuren  selbst  sind  etwas 
über  Lebcnsgröfse. 

Fassen  wir  nun  die  Darstellung  selbst  in  das 
Auge,  so  ist  die  einzige  vollkommen  deutliche  Gestalt 
die  des  Hermes.  Sie  ist  auf  beiden  Tafeln  ((35  und  (56) 
dargestellt,  um  zu  zeigen,  wie  sich  die  einzelnen 
Figuren  nach  dem  veränderten  Standpunkte,  welchen 
man  vor  dem  Rundwerke  einnimmt,  verschieden 
dem  Auge  darstellen.  Es  ist  eine  schöne  Jüng- 
liiigsgestalt,  das  Musterl)ild  eines  gymnastisch  aus- 
gebildeten Helleneu,  in  elastischer  Bewegung  nach 
links  sehreiteud.  Der  Kopf  ist  so  gehoben,  dass 
er  nicht  so  wohl  mit  den  Nebenstehenden  zu  spre- 
chen scheint  als  vielmehr  nach  oben  zu  blicken, 
als  wenn  er  eines  Befehls  vom  Zeus  gewärtig  wäre. 
Die  Chlamys  hängt  nachlässig  über  dem  linken 
Arme,  wie  bei  dem  Hermes  Ludovisi  und  dem  so- 
genannten Germanicus.  Aber  hier  ist  das  Motiv 
viel  natürlicher  und  richtiger,  indem  durch  den  in 
die  Seite  gestemmten  Arm  die  Chlamys  gespannt 
wird  und  sich  dadurch  erkläit,  warum  das  halb 
heruntergesunkene  Mäntelchen  nicht  weiter  herab- 
sinkt. Man  sieht  am  oberen  Rande  den  runden 
Knopf,  welcher  beim  Umhängen  des  Mantels  zur 
Befestigung  dient.  Das  ganze  Motiv  ist  auf  das 
Geschmackvollste  durchgeführt,  indem  vom  Ellen- 
bogen abwärts  die  Chlamys  eiue  senkrechte,  ruhig 
abschlielseude  Linie  bildet,  während  innerhalb  der- 
selben sich  eine  Fülle  kleiner  Falten  in  reicher 
Mannigfaltigkeit  vou  Linien  bildet.  Der  Petasus 
hängt  hinter  dem  Nacken  herunter  ohne  Andeutung 
des  Bandes,  welches  ihn  am  Halse  hält;  in  der 
Rechten  trägt  er  den  gesenkten  Heroldstab,  welcher 
mehr  augedeutet  als  ausgearbeitet  ist.  Die  ganze 
Gestalt  erinnert  in  ihrem  schlanken  Verhältnisse 
durchaus  an  den  Typus  lysippischer  Figuren. 

Einen  schönen  Gegensatz  zu  der  nackten, 
schwungvoll  bewegten  Jünglingsgestalt  bilden  die  bei- 
den weil)lichen  Gewaudfiguren,  welche  ihn  umgeben, 
beide  in  dichter  Bekleidung  auf  hohen  Sandalen 
ruhig  und  feierlich  dastehend.  Die  Frau,  welcher 
Hermes  den  Rücken  zuwendet  (Taf.  Co),   ruht  auf 

10 


74 


dem  liukeni  Fufse,  auf  welchen  der  Chiton  iu  senk- 
rechten Falten  herabfällt,  während  er  auf  dem 
rechten,  etwas  vorgeschobenen  Schenkel  glatt  auf- 
liegt. In  Stellung  und  Drapirung  zeigt  sich  eine 
grofse  Uebereinstimmung  mit  den  attischen  Karya- 
tiden, aber  die  Gewandung  ist  reicher  und  voll- 
ständiger. Der  Oberarm  ist  von  einem  zugeknöpften 
Aermel  bedeckt  und  das  grofse  Himation,  welches 
von  den  Schultern  rückwärts  herabfällt,  wird  von 
dem  rechten  Arme  aufgenommen  und  kommt  auch 
an  der  linken  Seite  zum  Vorscheine.  Vor  der 
Brust  hält  die  Frau  ein  sichelförmiges  Geräth;  hart 
neben  ihr  sieht  man  den  unteren  Theil  einer  sitzen- 
den Frau. 

Die  auf  der  anderen  Seite  des  Hermes  ste- 
hende Frau  (Taf.  t;5)  hat  das  Obergewand  mit 
der  rechten  Hand  stratf  angezogen  und  hält  es  vor 
der  Brust  fest,  während  die  linke  Hand  dasselbe 
über  die  Schnlterhöhe  emporhebt.  Auch  hier  ist 
die  Gewandung  mit  besonderer  Sorgfalt  ausgeführt, 
aber  die  Behandlung  ist  nicht  so  einfach  und  würde- 
voll wie  an  der  anderen  Frau.  Die  Linien  sind 
unruhiger,  die  Motive  gesuchter.  Da  an  beiden 
Gestalten  die  Köi)fe  zerstört  sind,  ist  es  um  so 
schwieriger,  über  die  Bedeutung  dieser  Frauen  et- 
was festzustellen. 

Endlich  die  fünfte  Figur  (Taf.  G6),  die  unbe- 
kleidete, auf  den  Zehen  sich  erhebende  Flügelge- 
stalt, welche  leider  auch  nur  unvollkommen  er- 
halten ist.  Man  sieht  auf  der  Photographie,  wie 
die  Füfse  sich  nur  wenig  von  der  Grundfläche  ab- 
heben, während  die  oberen  Theile  in  höherem  Re- 
lief vortreten.  Man  sieht  vom  rechten  Flügel 
einen  Thcil  über  dem  Kopfe  vorragen,  während  der 
andere  in  voller  Grofse  sichtbar  ist  und  fast  bis 
auf  die  Knöchel  hinabreicht;  das  Gefieder  ist  in 
tlachen,  geraden  Linien  angedeutet.  Der  linke  Arm, 
steil  emporgehalten,  niuss  einen  kleinen  Gegenstand, 
etwa  eine  Blume  oder  einen  Zweig,  gehalten  haben; 
unter  dem  Arm  hängt  ein  Schwert  an  dem  breiten, 
«picr  über  die  Brust  gespannten  Kiemen.  Ich  kann  in 
dieser  dem  Eros  verwandten  Figur  nur  den  Agon 


erkennen,  den  Dämon  des  Wettkampfes.  Als  seine 
Attribute  dienen  Spielgeräthe,  wie  die  Halteren  '■"), 
Waffen  "),  Kanipfsymbole,  wie  die  beiden  Hähne 
am  Sessel  des  Dionysospriesters  '*.),  Siegeszeichen, 
wie  Dreiful's,  Kranz,  Opferschalen  '").  Wir  werden 
also  auch  das  Schwert  an  seiner  Hüfte  erklärlich 
finden;  ein  charakterisches  Kennzeichen  hat  er  ohne 
Zweifel  in  der  linken  Hand  gehalten;  in  der  Rechten 
vielleicht  einen  Speer. 

Mit  der  weiteren  Besprechung  der  Säulenreliefs 
wird  billig  gewartet,  bis  die  raseh  fortschreitende 
Aufdeckung  des  Artemision  '')  noch  mehr  Bruch- 
stücke zu  Tage  gefördert  hat  und  die  Gypsabgiisse 
ein  genaueres  Studium  der  Technik  möglich  machen. 
Bei  der  Wichtigkeit  der  Entdeckung  schien  es  aber 
geboten,  die  ersten  gröl'seren  Bruchstücke  unver- 
züglich zu  allgemeiner  Kenntniss  zu  bringen. 

Wir  erkennen  schon  jetzt  die  Wichtigkeit  dieser 
Werke  für  die  Geschichte  der  alten  Plastik  iu  der 
Zeit  des  Uebergangs  kus  der  hellenischen  in  die  hel- 
lenistische Kunst.  Wir  sehen,  wie  man  bei  dieser 
neuen  Art  des  Tempelschmucks,  den  man  bei  dem 
Artemision  anwendete,  die  vorangegangenen  Kunst- 
stile und  Kunstschulen  benutzte,  wie  man  in  den 
Gewandfiguren  die  attische  Marmorsculptur,  im  Her- 
mes den  peloponuesischen  Erzguss  zum  Vorbilde 
nahm.  Schon  iu  den  fünf  Figuren,  die  uns  mehr 
oder  minder  erhalten  vorliegen,  zeigt  sich  eine  merk- 
würdige Verschiedenheit  der  Arbeit.  Man  könnte 
auf  den  Gedanken  kommen,  dass  verschiedene  Hände 
an  einer  Säulentrommel  gearbeitet  hätten,  damit 
das  Werk  um  so  rascher  gefördert  werde. 

")  Hyüv  t/tnuiv  fikirjuttg.  ('aus.  V  20,  'i. 

")   Schwebende  Jiinglin^e  mit  Wallen  :  l'anolkd  Terracollen  .\.\X. 
Klügeljüngling  mit   Sjjeer :   Gcrbarii   Ucsüiiiiiielte  Abli.   i,  XII   0. 

'^)   Beule  Le  siige  du  pretre  de  liaccbus  in  Kevue  Arcb.  18ti2 
pl.   XX. 

")  Siuarl  Ant.  of.  Alben  II  p.  211;    Aich.  Zig.  18(57  S.  96. 

"     Naeb    den    letzten  Nacbricbteu     ist    die  N.W.Ecke  des  Tem- 
pels aufgeluuden  wurden.      Welch    ein  Gewinn    wird    es    sein ,    wenn 
man  endlich  den   Grundplan  eines    ionischen  Tempels  mit  Sicherheit 
wird  herstellen   künuen  I 
\ 

E.    CüRTlUS. 


75 


S  I  T  Z  U  N  G  S  B  E  II I  C  H  T  E. 


Berlin.       Arclitiologische      Gesellschaft. 
Sitzimg  Tom  4.  Juni.     Hr.    Hühner  eröfi'nete  die 
Sitzung  mit  einigen  Worten  der  Erinnerung  au  das 
jüngst  verstorbene  langjährige  Mitglied  der  Gesell- 
schaft, den  Historienmaler  Professor  Kemj-.     Der- 
selbe legte  sodann   das  soeben  nach  längerer  Ver- 
zögerung fertig   gewordene  4.  Heft  der  „Archäolo- 
gischen   Zeitung"    von   1871,    womit  der  Jahrgang 
abgeschlossen   ist,    vor,   und    knüpfte    daran  einige 
Bemerkungen    über    die    darin  jtublicierte  und  von 
Dr.  Matz  in  Güttingen  erläuterte  G  oldschale  von 
Petrossa  in  Uumänien  und  die  beabsichtigte  Pracht- 
publication  des  ganzen  Fundes  von  Petrossa,  welche 
schon  im  Jahre  18G7  auf  der   grol'sen  Pariser  Aus- 
stellung   als    nahe    bevorstehend   angekündigt  war, 
iuzwisclien    aber    durch    unvorhergesehene    Zufalle 
suspendiert  zu  sein  scheint.     Ans  einem  Briefe  des 
Dr.  G.    Hirschfeld  berichtete  derselbe  über  den 
neuerdings    in    einem    Weinberg    bei    Sparta  ge- 
machten Fund  eines  gut  erhaltenen  Mosaiks  mit 
lebeusgrol'sen    Figuren,  Europa    auf   dem  Stier 
sitzend,  neben  ihr  auf  jeder  Seite  ein  Eros  eine 
Täuia    haltend.    —     Ferner     legte     derselbe     den 
vom    Professor  Jordan    aus    Koni   mitgebrachten 
neuesten  Plan  der  Ausgrabungen  aufPalatin 
und  Forum  vor;  es  ist  eine  photogiaphische  Ver- 
vielfältigung des  im  Januar  d.  J.  von  dem  Archi- 
tekten  E.   de  Mauro   für  Hrn.  J.  H.  Parker  ge- 
zeichneten   Originals    mit    den   Bezeichnungen    der 
Localitäten   von    Hrn.  Fabio  Gori.  Endlieh  sprach 
derselbe  eingehend  über  die  iui  neuesten  Jahrbuch 
des    Bonner   Alterthumsvcreins   von    den  Hrn.   El- 
tester und  von   Cohausen    mitgetheilten  höchst 
lehrreichen  Ausgrabungen  und  Funde  in  Boppard 
und    in    C  ob  lenz,    welche  in  Boppard    die  Lage 
des    römischen    Castells    Baudobriga    (dies    scheint 
die  am  besten  bezeugte  Namensform  zu  sein)  deut- 
lich nachweisen,    während  Coblenz,  die  Station   ad 


CotiPufules^  genau  so ,  wie  früher  bei  Gelegenheit 
der  Entdeckung  der  grol'sen  Pfahlbrücke  über  die 
Mosel  vernmthet  worden  war,  sich  immer  deutlicher 
als  eine  alte  Post-  und  Zollstation  an  der  Kreuzung 
der  vier  Stralsen,  nach  Mainz  Trier  Cölu  und  in 
das  überrheinische  Barbarenland,  nicht  aber  als  ein 
militärisches  Castell  herausstellt.  —  Hr.  Curtius 
legte  der  Gesellschaft  zwei  von  ihm  neuerdings  für 
das  Museum  erworbene  Terracottentafeln  vor, 
welche  für  die  Kenntniss  altattischer  Sagen  und 
Gebräuche  von  grol'sem  Interesse  sind.  Die  eine 
Tafel  stellt  eine  SchutzÜehcnde  dar,  welche  auf 
den  Stufen  eines  Athenabildes  sitzt,  mit  dem  Hucken 
an  dasselbe  angelehnt;  die  andere  die  Geburt  des 
Erichthouios,  Avelcher,  von  der  Erdrautter  emjiorge- 
hoben,  der  Athena  seine  Hände  entgegenstreckt;  Ke- 
krops  steht  der  Göttin  gegenüber.  Der  Vortragende 
zeigte,  wie  die  ganze  Gruppe  verwandter  Darstellun- 
gen durch  dieses  Bild  neues  Licht  erhalte  (vgl.  oben 
S.  51  ö'.).  Hr.  V.  Sallet  wies  dabei  auf  die  bis  ins 
Einzelne  gehende  Analogie  zwischen  dem  Athena- 
kopf  auf  der  Terracotta  und  den  entsprechenden 
Münzbildern  hin.  —  Hr.  Bormann  legte  das 
zweite  Heft  der  ,.Ephemeris  epir/rapliica'^  und  zwei 
sorgfältig  ausgeführte  Photogra)ihieen  von  Wandge- 
mälden des  auf  dem  Palatiu  im  J.  18G9  aufgedeckten 
Privathauses  vor.  Darauf  zeigte  er  die  in  der  Be- 
vne  archeologique  (1868  Tafel  XXII)  veröffentlichte 
Abbildung  einer  im  J.  ]8(J7  in  Paris  gefundenen  thö- 
nerneu  Flasche  von  eigenthümlicher  Form  aus  rö- 
mischer Zeit.  Das  Gefäls  hat  ein  besonderes  Inter- 
esse, weil  es  nach  den  auf  beiden  Seiten  mit  weifser 
Farbe  aufgemalten  Inschriften  bestimmt  war,  udt 
Bier  gefüllt  zu  werden.  Auf  der  einen  Seite  steht 
OSPITA  KEPLE  LAGONA  CEKVESA,  das  ist  ho- 
i-pild  reple  lagenam  cervisui  (Wirthin  fülle  den 
Krug  mit  Bier).  Auf  der  anderen  !5eite  ist  die 
Antwort    der    Wirthin     angegeben.      Der    Schiusa 

10* 


76 


TY  ABES  EST  EEPLEDA  bedeutet  wohl  sicher  in 
habes,  est  rephla.  Der  Anfang  COPOCNOD(oder 
B)I  ist  undeutlich,  vielleicht  ist  COPOC  für  eine 
Verschmelzuug  von  CÜPO  und  OC  zu  halten  und 
dann  XUBI  zu  lesen;  das  wäre  gleich:  copo,  hoc 
novi  (also  etwa:  Schenk,  ich  habe  es  vernoimueu; 
da  hast  Du  sie,  sie  ist  voll.)  Bekannt  ist,  dass 
das  „deutsche^  Bier  eine  gallische,  so  gut  wie  die 
„gothische"  Baukunst  eine  französische  Erfindung 
ist.  —  Hr.  Ileydeuiaunn  legte  den  neuesten  (43.) 
Jahrgang  der  Ainutli  e  Monumenii  deW  Insüiiito 
di  Corrispondema  nrchculogica  von  ISTl  vor  und 
besprach  eingehend  den  Inhalt  der  darin  enthaltenen 
Aufsätze  und  die  Mannigfaltigkeit  der  veröffentlich- 
ten Denkmäler.  —  Hr.  von  Sallet  legte  die 
Auctionskataloge  der  beiden  französischen  Münz- 
sammlungen Lemme  und  Moustier  vor.  Unter  den 
daselbst  verzeichneten  Münzen  ist  besonders  be- 
merkenswerth  eine  in  der  Nähe  des  alten  Olbia 
im  südlichen  Russland  gefundene  alterthümliche 
Silbermlinze  mit  einem  kuieenden,  die  Bogensehne 
an  den  Bogen  befestigenden  Herakles  und  der  räth- 
selhaften  Aufschrift  'Efievcuo ,  sowie  eine  bisher 
nur  in  einem  Exemplar  bekannte  Goldmünze  des 
Octavian,  welche  ihn  „Herum  (nicht  tertio,  was  un- 
möglich ist)  trlumvir  r.  p.  c.  nennt  und  auf  der 
Rückseite  den  Namen  des  designierten  Consul 
Agrippa  trägt.  Die  Münze  widerspricht  der  gelten- 
den Annahme,  dass  Iteration  des  Triumvirats  und 
Beginn  des  Consulats  des  Agrippa  zusammen  in 
das  Jahr  Rom's  717  fallen.  Die  Iteration  wird 
auf  der  Münze  genannt,  welche  noch  in  das  Jahr 
716,  in  welchem  Agrippa  noch  designierter  Consul 
war,  gehören  muss.  —  Hr.  J.  L  es  sing  legte 
die  Photographie  einer  alten  Handzeichnung 
aus  der  ambrosianischen  Bibliothek  in  Mailand  vor, 
welche  den  ruhenden  Uissos  vom  Giebel  des 
Parthenons  darzustellen  scheint  und  besprach  die 
aus  diesem  Fund  zu  zieiienden  Consequcnzen.  Von 
einigen  Mitgliedern  der  Gesellschaft  wurde  die  Ver- 
muthung  geäussert,  dass  nicht  der  Ilissos,  sondern 
irgend  ein  anderer  liegender  Flussgott  dargestellt  sei. 
—  Hr.  Wittich  zeigte  eiu  aus  Florenz  stammen- 
des   bisher    unbekanntes   Fragment    eines   kleinen 


etruskischen  Spiegels,  auf  dessen  Rückseite 
die  oft  wiederholte  Grup]ie  der  Dioscuren  mit 
Helena  dargestellt  ist.  —  Hr.  Grimm  legte  den 
soeben  erschienenen  ersten  Band  seiner  Biogra- 
phie Raphaels  vor  und  erläuterte  kurz  die  darin 
befolgte  Jlethode  der  Untersuchung,  welche  in  wich- 
tigen Punkten  zu  Resultaten  iührt,  die  von  den 
früher  gewonnenen  durchaus  abweichen. 

Sitzung  vom  2.  Juli.  Hr.  Curtius  besprach 
zuerst  (las  neue  erschienene  Werk  von  Richard 
Schöne  über  griechische  Reliefs  und  machte 
auf  den  reichen  Inhalt  desselben  aufmerksam,  in- 
dem er  besonders  auf  die  plastische  Ausstattung 
der  öfi'eutlichen  Schrifturkunden  und  die  sogenann- 
ten melischen  Thonreliefs  näher  einging.  An  die 
letzteren  anknüpfend  legte  er  einige  neuerdings  von 
ihm  für  das  Museum  erworbene  Thonreliefs  vor, 
namentlich  eine  Gruppe  von  Eos  und  Kephalos, 
wie  sie  in  ähnlicher  Weise  auf  dem  Dache  der 
Königshalle  vorauszusetzen  ist,  zweitens  eine  Tafel 
aus  Melos,  welche  eine  sterbend  zusammensin- 
kende Frau  darstellt,  die  von  einem  hinter  ihr 
stehenden  Manne  gehalten  wird,  drittens  eine  Ter- 
racotta  aus  Olympia,  das  Modell  einer  Spiegel- 
kapsel, Aphrodite  und  Adonis  iu  rundem  Relief 
darstellend.  — ■  Hr.  Engel  mann  sjjrach  sodann 
die  in  vielen  Exemplaren  erhaltene  Statue  des 
Amor  mit  dem  Bogen.  Während  die  Erklärung 
von  Friederichs  über  die  Handhabung  des  Bogen» 
allgemeinen  Beifall  gefunden  bat,  ist  seiner  Deutung, 
dass  Amor  nicht  seinen  Bogen  sondern  den  des 
Herakles  spanne,  mehrfach  und  zwar  mit  Recht 
widersprochen  worden.  Der  letzte,  welcher  darüber 
gehandelt  hat,  L.  Schwabe  in  Dorpat,  hat  zugleich 
eine  Zusammenstellung  der  vorhandenen  Exemplare 
der  Statuen  gegeben,  in  welcher  sich  jedoch  einige, 
die  nur  in  Catalogen  als  Bogenspauner  bezeichnet 
werden,  lälschlich  aufgezählt  finden,  nämlich  die 
aus  der  Galleria  Lapidaria  des  Vaticans  (No.  211) 
und  die  aus  dem  Museo  Chiaramonti  (No.  653). 
Erstere  stellt  einen  trunkenen  Eroten  aus  der  spä- 
testen Zeit  der  Kunst,  letztere  zwar  einen  Bogen- 
spauner, aber  von  einem  ganz  anderen  Typus  dar. 
Es  giebt  zwei  verschiedene  Auflassungen  des  Amor 


77 


mit  dem  Bogen,  die  zweite  durcli  jene  Statue  des 
Musco  Cbiaraiiionti  und  durch  die  von  Friederichs 
publicirte  Berliner  Gemme  vertreten,  zu  denen  der 
Vortrageade  als  drittes  Beispiel  das  Reliefbild  einer 
in  Corfu  gefundenen  und  in  seinem  Besitze  betiud- 
lichen  Lampe  hinzufügen  konnte.  Jlit  Bezug  auf 
den  ursprüngliehen  Künstler  bemerkte  er  noeh,  dass 
der  berühmte  Eros  des  Praxiteles  in  Thespiae  ent- 
weder gleich  oder  wenigstens  ganz  älinlich  aufge- 
fasst  gewesen  sein  muss;  da  er  nach  den  Epi- 
grammen den  Bogen  hält,  alter  nctch  nicht  scboss, 
sondern  sich  nach  einem  Ziele  umsah  (nnkl'  cas- 
vi'C6i.tEvng).  Der  Umstand,  dass  von  dem  thespischen 
Eros  mehrere  Nachbildungen  erwälnit  werden  (eine 
von  Menodoros  aus  Atlien,  eine  andre  im  Öaera- 
rium  des  Heins  zu  Messana)  könnte  zu  dem  Ge- 
danken verleiten,  die  beiden  erhaltenen  Typen  des 
Bogenspauners  mit  dem  Praxitelischeu  Eros  und 
seinen  Nachbildungen  in  Zusammenhang  zu  bringen; 
doch  behielt  der  Vortragende  sich  eine  genauere 
Untersuchung  vor.  Zugleich  legte  er  die  Abgüsse 
und  Zeichnungen  zweier  alterthümlichen  athenischen 
Werke,  eines  Terracottareliefs  und  eines  Reliefs 
aus  Marmor,  beide  eine  Frau  darstellend,  vor.  — 
Hr.  Wolff  legte  Stephani's  jüngst  erschienenen 
Catalog  d  e  r  A  u  t  i  k  e  n  s  a m  m  1  u  n  g  des  Grofsfürsten 
Konstantin  Nikolajewitsch  zu  Pawlowsk  (aus  den 
Memoiren  der  Petersburger  Akademie  von  1872) 
und  die  dazu  gehörigen  Bemerkungen  desselben 
(im  Bullettiu  derselben  Akademie  von  1872)  vor 
und  besprach  kurz  deren  Inhalt.  —  Hr.  Hühner 
legte  zuerst  die  jüngst  erschienenen  Hefte  der 
Pariser  Revue  arclicoloyiqiie  vor,  welche  seit  dem 
Juli  I87u  unter  den  ausliegenden  Novitäten  der 
Gesellschaften  gefehlt  haben.  Er  hob  hervor, 
dass  der  seit  dem  Krieg  unterbrochene  Austausch 
dieser  Zeitschrift  gegen  das  Organ  der  Gesellschaft, 
die  arcEiioIogische  Zeitung,  in  jüngster  Zeit  aus 
freiem  Autriebe  von  den  Herausgebern  der  Kevue, 
ohne  dass  von  hieraus,  wie  selbstverständlich,  irgend 
welche  dahin  zielende  Schritte  gethan  worden  seien, 
wieder  aufgenommen  worden  ist,  und  begrüiste 
dariu  ein  erfreuliches  Symptom  für  die  allmälige 
Wiederherstellung  des   wissenschaftlichen  Verkehrs 


mit  Frankreicli.  Derselbe  zeigte  ferner  uuch  zwei 
andere  Arbeiten  fVanzOsischer  Gelehrter,  n;imlich  die 
erste  Hälfte  von  Waddingtons  ausführlichem  Werk 
Fasles  desProvA/icps  Asiaiicjucs  de  l'empirc  Romain  (Icpids 
leitr  or'Kjitic  jitsijn'üH  rcgiiu  de  Diocletien,  welches  aus 
Schriftstellerzeugnissen,  Inschriften  und  Münzen  einen 
wichtigen  Theil  der  römischen  Geschichte  vom  J. 
i;il  V.  Chr.  an  neu  aufbaut,  und  eine  Studie  Leb- 
blant's,  Rcclwrches  siir  fiicciisalioii  de  niaqie  diri- 
gcc  cdiilre  Ics  prciiiicrs  clircUcns  (^aus  dem  31.  Band 
der  Memoiren  der  Aiiüquaires  de  France\  welche 
mit  Berücksichtigung  der  antiken  Zeugnisse  über 
Magie,  liesonders  des  Apulejus  in  seiner  bekannten 
Schrift,  und  des  Vurkummcns  von  Zauberstäben  auf 
antiken  Darstellungen  das  gleiche  Vorkommen  auf 
den  altchristlichen  Freskeu,  Gläsern  und  Sarkopha- 
gen als  mitwirkende  Motive  zu  jener  Anklage  her- 
vorhebt. Endlieh  besprach  derselbe  kurz  die  soeben 
erschienene  Abhandlung  von  Veit  Valentin  über 
die  melisclie  Venus  (die  hohe  Frau  von  Milo; 
eine  ästhetische  Untersuchung.  Mit  4  Tafeln  geome- 
trischer Zeichnungen.  Berlin  1872.  4.)  Der  Vor- 
tragende sah  sich  genothigt,  bei  aller  Anerkennung 
für  den  umständliehen  Fleifs,  mit  welchem  die  viel- 
besprochene Statue  hier  von  neuem  behandelt  worden 
ist,  zu  constatiereu,  dass  damit,  seiner  Ueberzeugnng 
nach,  die  Frage  nach  der  ursprünglichen  Composi- 
tiou  und  Bedeutung  derselben  um  niclits  wesent- 
liches gefördert  sei;  insbesondere  musste  er  die 
versuchte  Restauration  (mit  einem  schreitenden 
Jlanu,  ..etwa  Mars",  welcher  der  Göttin  das  schon 
sinkende  GewMud  gänzlich  herabzureilsen  sucht)  als 
verfehlt  bezeichnen.  Erwähnt  wurde  endlich  noch 
der  diesjährige  Bericht  über  die  Verwaltung  des 
britfischen  Museums,  welcher  Hrn.  Newton  ver- 
dankt wird.  Die  Sammlungen  griechischer  und 
römische  Alterthümer  sind  dieses  Mal  nicht  so  stark 
vermehrt  werden,  wie  in  den  letzten  Jahren;  da- 
gegen hat  die  Sammlung  von  in  England  selbst 
gefundenen  Alterthümern  durch  ihren  eifrigen  Vor- 
stand, Hrn.  Franks,  einige  selir  erhebliehe  Be- 
reicherungen erfahren.  Endlich  wurde  Gverbecks 
grolser  Bilderatlas  zu  dessen  Werke  über  den 
Zeus  vorgelegt;  eine  Besprechung  der  Einzelheiten 


78 


einer  so  uiufaugreicbeu  und  im  Format  nielit  eben 
handlicbeu  Publicatiou  niusste  jedocb  für  spätere 
Sitzungen  aufgehoben  werden.  —  Hr.  Curtius 
legte  seine  durch  die  lithographischen  Arbeiten 
lang  verzögerten  Beiträge  zur  Geschichte  und 
T  0  p  0 g  r  a  p  h  i  e  Iv  1  e  i  n  a  s i  e  n  s  v  o  r,  in  denen  die  in 
Geuieinsebaft  mit  Major  Kegely,  Baurath  Adler, 
Dr.  Hirschfeld  und  Dr.  Geizer  gemachten  Er- 
forschungen auf  dem  Boden  von  Ephesos,  Ferganion, 
Alt-Smyrna  und  Sardes  zusammengestellt  sind.  End- 
lieh legte  er  noch  den  Abdruck  einer  Mine  von 
Antioclieia  vor,   mit  dem  Anker  der  Seleuciden, 


einem  Schiffe  als  Xebenstempel,  den  Namen  der 
drei  Agoranonien  uud  der  Angabe  des  Jaiires. 
—  Hr.  Heydemann  legte  die  aus  dem  Nachlass 
des  verstorbeneu  Prof.  C.  Friederichs  erschienenen 
Keisebriefe  aus  Griechenland  dem  Orient 
und  Italien  (Düsseldorf  1872)  vor,  welche  ein  an- 
schauliches Bild  von  dem  liebenswürdigen  Enthusi- 
asmus gewähren,  mit  dem  der  Verfasser  sich  seiner 
Wissenschaft  hingegeben  hat.  Ferner  theilte  er  die 
Durchzeichnungen  einiger  Vasenfragmente  aus 
Kuvo  mit.  die  eine  Procession  der  Adonisfeste  dar- 
zustellen scheinen;  näheres  s.  oben  S.  ü5. 


MISCELLEN. 


POMPE  JAXISCHE 

Während  die  lebhaft  fortschreitenden  Ausgra- 
bungen in  Pompeji  der  Wissenschaft  täglich  neues 
Material  zufuhren,  bieten  die  meisten  der  längst 
ausgegrabenen  Gebäude  dieser  Stadt  mit  ihren  un- 
sicheren Benennungen  und  zweifelhaften  Bestim- 
mungen der  Forschung  noch  immer  ein  weites  Feld 
für  Conibinationen  und  Conjecturen  dar.  Mindestens 
aber  sollte  mau  erwarten,  dass  diese  seit  Jahren 
ofi'en  vor  Aller  Augen  liegenden  Gebäude  nachgerade 
genau  genug  untersucht,  abgebildet  oder  doch  be- 
schrieben seien,  um  der  Wissenschaft  als  sichere 
Anknüpfungspunkte  dienen  zu  können.  Dass  dieses 
keineswegs  überall  der  Fall  ist,  ilafür  möchten  diese 
Zeilen  einige  Belege  geben.  Sollte  man  es  für 
möglich  halten,  dass  eine  falsche  Angabe  über  die 
Säulenordnuug  eines  der  gröslesten  Tempelbezirke 
Pompejis  ganz  allgemein  verbreitet  ist  und  bis  zum 
heutigen  Tage  unbemerkt  geblieben  zu  sein  scheintV 
Und  doch  ist  dies  der  Fall  in  Betreff  der  Porticus  des 
sog.  Venustemj)els.  Der  Ausgrabuiigsbericht  (Fiorelli 
P.  A.  H.  IV  p.  l(i)  bezeichnet  diese  Säulen,  als  ,.(/« 
online  roniposilo  alqiiaiilo  capricrioso."  Goro  (^Wande- 
rungen etc.  S.  1l'8)  nennt  sie  einfach  korinthisch  uud 
erklärt  sich  die  Triglyphen  des  Gebälks   als    „von 


ANMERKUNGEN. 

einem  früher  bestandenen  Gebäude  herübergenom- 
men \  Die  Abbildung  bei  Mazois  nun  (IV  Taf.  XIX) 
lässt  das  wahre  Verhältniss  zur  Noth  errathen,  wäh- 
rend auf  Taf.  XXI,  wo  es  näher  illustrirt  werden  soll, 
ein  nicht  charakteristisches  Beispiel  gewählt  ist, 
sodass  im  Text,  der  aber  zu  diesem  Bande  bekannt- 
lich nicht  mehr  von  Mazois  herrührt,  erklärt  werden 
konnte,  die  Säulen  seien  ursi)rünglich  dorisch  ge- 
wesen und  später  (nach  dem  Erdbeben  von  63) 
durch  Stuck  in  korinthische  verwandelt  worden;  vdu 
ihrem  ..chnpilcan  doriqiie"  ist  (S.  4l')  ausdrück- 
lich die  Itede.  Diese  Angabe  scheint  seitdem 
stereotyp  geblieben  zu  sein.  Sie  ist  von  Breton 
(Pompeia  ?>.  Aufl.  S.  Gl)  unter  Abbildung  des  Drei- 
schlitzes ausdrücklieh  angenommen  worden,  und  sie 
wird  von  Overbeck  sogar  dreimal  mit  Naclulruck 
wiederholt  (Pompeji  2.  Aufl.  IS.  lOf);  IIS.  11-!  und 
130).  Aus  diesen  Schritten  ist  sie  natürlich  auch  in 
die  besten  unserer  Keisehandbücher  übergegangen. 
Allein  sie  ist  falsch,  in  so  weit  behauptet  wird, 
dass  die  Säulen  dorisch  gewesen  seien.  Viel- 
mehr   sind    sie    urs])rünglich    ionisch    gewesen  '), 

')   Klu'nsi)  gewiss  alier  sind  sie»  später    in   korinthisclie  MTwan- 
ili'lt  unil  hallen  sie  eio  ilurisirendes  Geliälk  getragen.     Die  beiläiilige 


79 


ionisch  zwar  mit  vier  Eckvoluten  au  den  Capitälen, 
•was  die  Regel  in  Pompeji  ist,  darum  aber  in  ihrer 
Art  nicht  minder  ionisch.  Es  ist  dies  au  fast  alleu 
Säulen  deutlich  erkennbar,  am  deutlichsten  an  den 
hinteren  des  Säulenganges  rechts  vom  Eingang,  nur 
gerade  an  der  bei  Mazois  (Taf.  XXI)  abgebildeten 
nicht,  welche  auch  von  Overheck  (II  S.  118)  wieder- 
holt wird;  deuu  gerade  an  dieser  ist  der  korinthisch 
geformte  Stuck  vollständig  erhalten  und  der  frühere 
Kern  daher  nicht  sichtbar.  Die  ursprüniiliche  Basis 
der  Säulen  ist  wahrscheiulieh  unter  dem  hohlen 
rothen  Stuckmantel  versteckt,  der  jetzt  die  Platte 
unter  der  schwächlichen  Basis  des  korinthisirenden 
Ueberzuges  bildet.  Im  übrigeu  haben  sie  auch  vor 
diesen  Ueberzuge  niclit  etwa  dorische,  sondern 
treitstegige  ionische  Cannelüren  gehabt;  kurz,  dass 
sie  ursprünglich  ionisch  und  nicht  dorisch  gewesen 
sind,  ist  eine  einfache  Thatsache,  von  der  sich  Jeder 
überzeugen  kann,  der  will.  Bei  der  Umwandlung 
wurde  durch  das  höhere  korinthische  Capital  natür- 
lich der  Schaft  der  Säulen  herabgeruckt ,  wodurch 
sie  ein  gedrücktes  und  unschönes  Ansehen  bekamen. 
Die  neueren  Besucher  scheint  das  Triglypheugcbälk 
irregeleitet  zu  haben,  welches  zum  Theil  erhalten  ist: 
der  Architrav  unter  den  Triglyphen  ist  verschwindend 
klein,  so  dass  hier  eben  von  einem  rein  dorischen 
Gebälke  auch  keine  Rede  sein  kann.  Uebrigens 
hat  diese  Irregularität,  die  auch  sonst  vorkommt 
(vergl.  darüber  Seuipers  Stil  Bd.  I  S.  437 — 438)  in 
Pompeji  nichts  Auffallendes,  wenngleich  es  immer- 
hin nicht  unmöglich  wäre,  dass  sowohl  die  Säulen  als 
das  Gebälk  ursprünglich  verschiedenen  anderen  Ge- 
bäuden angehört  haben,  erst  hier  zusammengetragen 
und  darauf  hier  sofort  gemeinsam  durch  Stuck 
korinthisirt  worden  seien.  Jedenfalls  ist  ein  Stuck- 
überzug  auch  schon  früher  anzunehmeu.  Wie  nach 
den  Ausführungen  im  vierten  Hauptstücke  von 
Semper's  Stil  fortgefahren  werden  kann,  über  den 
Stucco  zu  lamentiren,  der  Pompeji  erst  nach  dem 
Erdbeben  in  eine  elende  Tünchestadt  verwandelt 
habe,    ist    mir    schwer   begreiflich.      Dass  der  sog. 

UemerkiiQg  E.  Brizios  (Giorn.  degli  scavi  1869  p.  235  Anm.)  sie 
seieQ  ^puramente  lonici'  triflt  daher  aucli  keinesnegs  das 
Iticlitige. 


Herculestenipel,  wie  die  griechischen  Tempel  von 
Paestum  und  Sicilien,  von  Anfang  an  mit  Stuck  be- 
kleidet gewesen,  ist  unbestreitbar  und  scheint  auch 
nicht  mehr  bestritten  zu  werden;  und  schwerlich 
wird  es  sich  mit  den  andern  pompejanischen  Tempeln 
anders  verhalten  haben.  Beim  Jupitertempel  weisen 
schon  die  Backsteinbasen  der  Säulen  darauf  hin, 
in  derBasilica  die  Backsteinschäfte  beiSteincapitälen, 
deren  dünner  Stucküberzug,  wie  noch  iieute  sicht- 
bar ist,   sich  den  gemeisselten  Formen  anschliesst. 

Am  häutigsten  finden  sich  unrichtige  Anga- 
ben über  die  Farben  der  Wände  und  Säulen  in 
Pompeji,  auf  deren  richtige  Vorstellung  für  chis 
Gesammtbild  dieser  Stadt  doch  viel  ankommt.  Over- 
beck  {l  S.  180)  uiacht  z.  B.  alle  Säulen  der  Gla- 
diatorencaserne  roth,  mit  Ausnahme  der  mittleren, 
die  er  für  blau  ansieht;  wogegen  Mazois  (III  S.  15) 
die  Säulen  als  abwechselnd  roth  und  gelb  und  die 
mittleren  als  grün  bezeichnet.  Auch  hier  trifft  keine 
der  beiden  Angaben  völlig  das  Richtige.  Ueber 
Grün  und  Blau  will  ich  nicht  streiten:  die  mittleren 
Säulen  schimmern  gegenwärtig  in  ihren  oberen 
Theileu  in  beiden  Farben.  Unten  aber,  an  der 
dickeren  Umhidlung  des  Schaftes,  sind  sie  säunnt- 
licli  roth,  während  die  übrigen  oben  allerdings  ab- 
wechselnd roth  und  gelb  sind,  wie  auch  die  Wäude 
nuten  roth  und  oben  gelb  erscheinen.  Einige  der 
oben  gelben  Säulen  siud  etwas  roth  angelaufen,  eine 
Erscheinung,  die  wohl  auf  die  Einwirkung  der  Hitze 
zurückzuführen  ist  und  sich  an  Wänden  oft  nach- 
weisen lässt,  z.  B.  an  der  linken  Wand  des  Tablinum 
in  der  Casa  del  ciiinale,  im  Atrium  der  Casa  dei 
marmi,  in  einem  Zimmer  der  Casa  dei  Dioscuri 
und  oft.  In  allen  diesen  Fällen  und  vielen  anderen 
kann  kein  Zweifei  darüber  sein,  dass  die  Wände 
ursprünglich  gelb  gewesen.  Beispiele  des  Gegen- 
theils,  dass  nämlich  Roth  sich  in  Gelb  verwandelt, 
wie  Overheck  (I  S.  29)  ganz  allgemein  hinstellt, 
siud  mir  nicht  bekannt  geworden. 

Das  zuletzt  citirte  Werk  enthält  ausserdem  viele 
■wohl  nur  in  ihm  vorkommende  thatsächliche  Irrthii- 
mer,  von  denen  es  auöälleud  ist,  dass  sie  in  der 
neueu  auf  Autopsie  beruhenden  Auflage  stehen  ge- 
blieben   siud.      So    wird  I  S.   l'ü    behauptet,    der 


80 


Haupteiiig:aiig  ziiui  Isisteuqiel  bctiude  sich  in  de.t 
ytrada  di  Stabia,  während  er  sich  in  der  Ötrada 
d'Iside  befindet;  uud  I  S.  97  wird  behauptet,  der 
Haupteiugantc  in  den  sog.  Acscidaiiteniiicl  an  der 
Strada  di  Ötabia  sei  vermauert,  während  dieser  dotii 
gegenwärtig  der  einzige  Eingang  des  Tempels  über- 
haupt uud,  so  viel  ich  habe  in  Erfahrung  bringen 
können,  niemals  vermauert  gewesen  ist.  80  giebt 
es  einen  verkehrten  Begriff'  von  dem  Stile  der  sog. 
ciirin  hiaca,  wenn  II  8.  131  ihre  Inlercolumuial- 
weite  auf  3 V^  untere  iSäulendurchmesser  augegeben 
wird,  anstatt  auf  5 — G  (der  untere  Durchmesser  der 
Säulen  beträgt  U,o8  m.;  die  lutercolumnieu  sind  an 
der  Schmalseite  2,00  m.,  an  den  Langscitcn  •J,2Üt  ni. 
weit);  und  es  wirft  ein  falsches  Liciit  auf  das  kleine 
Theater,  wenn  I  S.  1Ö8  seine  peperiuartigen  grauen 
Tutfsit/.e  für  Travertin  ausgegeben  werden.  Frei- 
lich wird  ancii  II  S.  \22  als  einziger  Unterschied 
zwischen  dem  Travertin  und  dem  l'cperin  die  hellere 
Farbe  des  ersteren  angegeben !  Thatsächiich  irrthüm- 
lich  ist  es  ferner,  wenn  angegeben  wird,  die  Propy- 
läen des  sog.  forum  iriiingulaie  seien  durch  acht 
Säuleu  gebild  t  (I  S.  73).  Vielmehr  sind  es  sechs 
Säulen  und  zwei  Dreiviertelsäulen,  welche  im  Profil 
an  die  Autenpfosteu  angeklebt  sind  und  sich  daher 
keineswegs  ebenso  breit  präsentiren,  wie  die  ganzen 
Säulen.  Irrthümlich  ist  auch  die  II  S.  14G  ausge- 
sprochene Meinung,  in  Pompeji  seien  keine  Sculp- 
turvverke  von  farbigem  Marmor  gefunden.  Die  Aus- 
grabungsberichte erwähnen  derer  über  ein  Dutzend 
(vgl.  auch  Neap.  auf.  Bildw.  no.  -JiH,  17;  227,28; 
244,  45).  Sehr  auffallend  ist  es  ferner,  dass  I  S.  107 
uud  II  S.  102  das  gemalte  Harpokratcsbild  aus 
der  Nische  des  Umgangs  des  Isisteuipels  (Helb.  uo.  1) 
zu  einer  Statue  geumcht  und  an  letzterer  Stelle 
förmlicii  den  plastischen  Bildwerken  eingereiht  wird. 
Unrichtig  sind  auch  die  Angaben  (I  S.  ss),  der  grie- 


chische Tempel  sei  von  Ost  nach  West  orientirt, 
während  das  umgekehrte  annüliernd  zutrifft  (vgl. 
Nissen,  Templum  S.  213),  und  die  handelnden  Per- 
sonen der  pompejanischen  Gemälde  würfen,  mit  Aus- 
nahme derer  auf  einem  Bilde,  keiue  Schlagschatten 
(II  S.  20;")  uud  2111).  In  Bezug  auf  die  Wandgemälde 
finde  ich  in  der  Beschreibung  der  Casa  della  caccia 
antica  (I  S.  258—25!))  allein  die  folgenden  Irrthümer: 
das  Bild  des  Dädalus  und  der  Pasiphae  (Heibig 
no.  1206),  welches  sich  längst  im  Museum  von 
Neapel  befindet,  wird  als  noch  an  Ort  und  Stelle 
betindiicli  geschildert;  das  Bild  der  von  Aktäon 
überraschten  Artemis  (H.  250)  wird  für  eine 
Venus  Anadyomene  (!)  erklärt;  und  die  Danae 
(H.  IIG)  wird  ^ar  für  eine  Diana  ausgegeben. 
Letzteres  mag  jedoch  eiu  Druckfehler  sein.  Indessen 
liegt  es  mir  fern,  hier  eine  verspätete  Kecension  der 
zweiten  Auflage  jenes  Werkes,  welches  mir  selbst 
in  Pompeji  oft  gute  Dienste  geleistet  hat,  liefern 
zu  wollen.  Immerhin  darf  man  auch  ein  nicht  für 
Gelehrte  bestimmtes  Werk,  welches  von  dem  archä- 
ologischen Lehrstuhle  einer  der  ersten  deutschen 
Universitäten  ausgegangen  und  Fiorelli  gewidmet 
ist,  für  die  mitgetheilteu  Thatsachen  wenigstens 
insoweit  verantwortlich  machen,  dass  mau  seine 
Irrthümer  für  verbreitete  und  deren  Berichtigung 
für  nothwendig  hält.  Alles  in  Allem  dürfte  noch 
heute  richtig  sein,  was  E.  Hübner  im  Jahre  1857 
bei  der  Besprechung  der  ersten  Auflage  dieses 
Werkes  ausgesprochen  hat,  dass  die  ganze  Untersu- 
chung über  Pompeji  noch  einmal  gründlich  von 
vorn  an  aufgenommen  werden  sollte.  Die  erste  Be- 
dingung einer  solchen  neuen  Untersuchung,  wie  sie 
für  den  topographischen  Theil  von  Nissen  (Das 
Templum)  angebahnt  ist,  uulssle  sein,  den  archäo- 
logischen Tliatbestand  richtig  wiederzugeben. 


Hcidelbei-i 


K.    WoKl;M.\NN. 


.       DIE  SOGENANNTE  lÜESENSAULE  IM  ODENWALDE. 
Dass  der  im  sogenannten  Felsenmeere  am  Fufse  grofse  Säulenschaft ')  antike,   römiselie  Arbeit  ist, 


des  Felsberges  im  Odenwalde  liegende,  aus  einem 
kolossalen  Blocke  grauen  Granits  herausgearbeitete 


')    Nai:li    einer  Nnliz    in   Nr.  345    der   ^Darnistädler  Zeitung" 
M>n  1872  lielindet  sicli  nncli  ein  um  7  Fufs  längerer,  bis  jetzt  wenig 


81 


unterliegt  nach  der  Technik  keinem  Zweifel.  Säulen 
aus  polirtem  Granit  wurden  zur  Zeit  der  römischen 
Imperatoren  bei  Prachtbauten  sehr  häufig;  ange- 
wendet, sind  seit  dem  Verfalle  des  römischen  Rei- 
clies  bis  auf  die  neueste  Zeit  hin  aber  wohl  kaum 
jemals,  am  allerwenigsten  in  so  bedeutenden  Di- 
mensionen, angefertigt  worden,  weil  man  die  Kennt- 
niss  der  technij^cheu  Hülfsmittel  zum  Poliren  der- 
selben verloren  hatte. 

Ueber  die  Zeit  der  Anfertigung  und  die  Be- 
stimmung dieser  nicht  fertig  gewordenen  „Riesen- 
siiule"  —  das  Poliren  solcher  Säulen  geschah  wohl 
meist  auf  dem  Bauplatze  —  aber  ist  man  noch 
völlig  im  Unklaren.  Vielleicht  ist  folgende  Notiz 
geeignet  einiges  Licht  darüber  zu  verbreiten. 

Die   bekannte  grofsartige   Ruine   des  Tempels 

l.rkannler  Säulerscbofi,  der  nur  ganz  roh  bearbeitet  ist,   im   Beichen- 
bacber  Walde  am   Alibange  des  Felsberges. 


mit  sechs  Sauleu  in  der  Front  auf  dem  Forum  zu 
Rom,  von  eiuigen  Gelehrten  ..Tempel  des  Saturn", 
von  anderen  ..Tempel  des  Vespasian"  geuannt, 
welclier  im  zweiten  oder  dritten  Jahrhundert  n.  C'lir. 
neu  erbaut,  später  restaurirt  worden  ist,  hat  näm- 
licli  Säulen  von  ganz  ähnlichem  Materiale,  deren 
Mal'se  mit  denen  der  hessischen  Riesensäule  genau 
stimmen.  Die  Schäfte  der  Säulen  des  römischen 
Tempels  sind  nach  Reber  (Ruiuen  Roms  S.  92) 
11  Meter  (3ö'j  hoch,  uuteu  1,43  {V','),  oben  1,20 
(3%')  Meter  dick,  und  die  Riesensäule  ist  nach 
Wagner  (Beschreibung  des  Grofsherzogtiiums  Hessen 
Bd.  I  S.  37)  31 V3'  lang,  unten  4'/,'  oben  4',,'  dick. 
Es  fehlen  der  letzteren  also  ungefähr  3  Ful's  an 
der  Länge;  doch  ist  bekannt,  dass  vor  längerer 
Zeit  ein  Stück  von  ihr  abgetrennt  worden  ist,  wel- 
ches jetzt  am  Marktbrunnen  zu  Reichenbach  liegt. 
Nürnberg.  R.  Bergau. 


ALTERTHÜMER  AUS  DER  PROVINZ  POSEN. 


lieber  die  im  Regierungsbezirk  Bromberg  (All-Burgund  [?])  aufge- 
fundenen Alterthümer  und  die  Wanderslrafsen  römischer,  griecbischer, 
gotbiscber  und  keltischer  Heere  vun  der  Weichsel  nach  dem  Bbeine. 
Mit  einem  Anhange  über  die  Verbindung  einiger  Gesänge  der  Edda 
mit  der  positiven  Geschichte.  Von  G.  A.  C  rüger,  kiinigl.  preuss. 
Baurath.  Mainz  1872  (Buchdruckerei  von  H.  Prickerts,  mit  zwei 
autolithographischen  Tafeln)   6-'  S.    8. 

Der  Verfasser  dieses  Schriftchens  ist  ein  Be- 
amter, der  seine  langjährige  Thätigkeit  in  den 
Grenzen  seines  Amtsbezirks  zu  einer  sorgfältigen 
Durchforschung  desselben  in  Bezug  auf  Reste  alter 
Strafsenanlagen  und  Grabhügel  und  die  Funde  von 
Alterthümern  aller  Art  benutzt  hat.  Allein  er  hat 
fern  von  den  Pflegstätten  wissenschaftlicher  For- 
schung sein  Leben  hingebracht;  der  oben  ange- 
führte Titel  seiner  Schrift  wird  den  Kundigen  in 
ausreichender  W^eise  andeuten,  in  welche  Regionen 
sich    seine    lebhafte    Phantasie    verloren    hat. 

Auf  der  ersten  der  beiden  sorgfältigen  Umrissta- 
feln (die  nur  ausreichende  Mafsangaben  hin  und  wie- 
der vermissen  lassen)  sind  abgebildet  zunächst  sechs 
Thongefäfse;  das  eine,  wie  es  scheint,  mit  der  nicht 
ungewöhnlichen    Andeutung   menschlicher  Gesiehts- 

Archaoliig.  llg.,  Jahrg:iiif  .\XX. 


Züge  auf  dem  Halse,  aus  der  Gegend  von  Lobsens 
(Fig.  1 ;  darin  lagen  ein  Paar  eiserne  Nadeln  mit 
Knöpfen),  die  anderen  (Fig.  2  bis  (j)  von  mehr  oder 
minder  seltenen  Formen  und  Ornamentierungen 
(Fig.  7;  eines  mit  einem  eigentliüuilich  verzierten 
Deckel  Fig.  8);  ferner  ein  bronzener  Krummstab, 
etwa  2'/ 2  Fufs  lang  und  '3  Zoll  stark,  in  der  Nähe 
des  Dorfes  Laziska  bei  Wongrowitz  gefunden,  aber 
nicht  mehr  vorhanden  (Fig.  9 ;  der  Verdacht  mittel- 
alterlichen Ursprungs  liegt  nahe\  ein  kleines  Bronze- 
beil, 4  Zoll  lang,  vorn  1%  Zoll  breit,  aus  dem  Torf 
bei  Liepa  im  Netzebruch  (Fig.  10);  ein  bronzenes 
Säulencapitell  korinthischer  Ordnung,  etwa  12  Zoll 
hoch,  der  Abaeus  etwa  1%  Zoll  im  Quadrat  (Fig.  11 ; 
nur  Stücke  davou  sind  erhalten;  die  Mögiiclikeit 
jüngeren  Ursprungs  ist  nicht  ausgeschlossen),  ein 
kleiner  dreifül'siger  Bronzekessel  (der  Verf.  nennt 
ihn  einen  'kleinen  Rauchaltar',  und  rcstituiit  die 
Zeichnung  nur  nach  der  Beschreibung,  Fig.  12); 
ein  goldener  3  Fufs  langer  und  etwas  über  y^  Zoll 
starker  Stab,  bei  Czarnikau  im  Torf  gefunden,  jetzt 

11 


82 


im  hiesigen  Museum  (Fig.  13);  eine  bronzene  Lan- 
zeuspitze  mit  Henkeln,  ebenfalls  im  hiesigen  Mu- 
seum (Fig.  14);  ein  Bronzecelt  aus  Wissulki  bei 
Schneitlemühl  (Fig.  15);  ebendaher  ein  liakenför- 
miger  Bronzecelt  mit  Cauuelüren,  dem  die  Abbil- 
dung (Fig.  KJ)  eine  Inschrift  pPt^U  giebt  (doch  beruht 
dieselbe,  laut  nachträglicher  Mittheilung  des  Hrn. 
Verf.,  nur  auf  der  aus  der  Erinnerung  gemachten  Auf- 
zeiclnuuig  des  Schlossers,  weicher  die  Wafte  besessen 
und  eingeschmolzen  hat;  ist  also  gänzlich  unzuver- 
lässig), endlich  Pfeil  und  Lauzenspitzen  aus  Gnliren 
bei  Czarnikau  und  Schöulauke  (Fig.  17  nnd  18).  Die 
zweite  Tafel  giebt  zwei  bronzene  Armringe  (Fig. 
19  und  20),  eine  eigenthiimlich  geformte  Lanzen- 
spitze  mit  Henkelloch  (nachträglich  aus  der  Erin- 
nerung aufgezeichnet,  Fig.  22);  einen  bronzenen 
Hammer  (Fig.  25);  ferner  verschiedene  kleinere 
Gegenstände  aus  Bronze  und  Eisen,  Arm-  und 
Fingerringe  u.  s.  w.  (Fig.  26  —  32);  schwerlich  rö- 
misch ist  wohl  der  Sporn  (Fig.  23).  Nicht  abge- 
bildet sind  die  zahlreich  vorkommenden  Münzen, 
über  die  Seite  16  tf.  berichtet  wird;  nähere  Bestim- 
mungen sind   nur  bei  wenigen   etwas  srenauer  be- 


schriebenen Stücken  möglich.  Die  Reste  von  Burg- 
wällen, sogenannten  Opferplätzeu,  Grabiiügeln  (Mo- 
gillen  genannt)  und  anderen  Bauwerken,  die  S.  28  IT. 
erwäliut  werden,  hätten  eine  genauere  Aufnahme 
und  Beschreibung  verdient;  nach  den  gegeltenen 
Andeutungen  ist  kaum  über  ilir  Alter  zu  urtheileu 
möglich.  Die  'aus  rohen  Feldsteinblöcken  beste- 
henden Fundameute  eines  Tem])e]s  oder  einer 
Basilika'  (S.  3i))  bei  dem  zerstörten  Orte  Dauabo-crs, 
nördlich  von  Gnesen,  unweit  Lopienno  und  Rogowo, 
und  die  'Palastruinen'  im  Lennasee,  drei  Meilen 
westlich  von  Gnesen,  deren  Grundriss,  auf  Taf.  2 
Fig.  33  gegeben  wird,  mit  'Gesimsen  von  Kalk- 
stein mit  griechischer  Protilierung'  (vgl.  S.  30;  39  f.), 
sehen  sehr  entschieden  mittelalterlich  aus;  hiei" 
würden  genauere  Skizzen  sehr  erwünscht  gewesen 
sein.  Auch  an  Pfahlbauten  fehlt  es  nicht  im  Lenna- 
see und  sonst  in  jenen  Gegenden;  der  Verf.  be- 
hält sich  darüber  weitere  Ausführungen  vor  (S.  35). 
Diess  ungefähr  sind  die  thatsächlichen  Mitthei- 
lungen der  kleinen  Schrift,  welche  an  dieser  Stelle 
vor  gänzlicher  Nichtbeachtung  zu  bewahren  wohl 
gerechtfertigt  erscheint.  E.  H. 


ROMISCHE  INSCHRIFT  AUS 

Ende  Juli  d.  ,1.  ist  beim  Umbau  des  Frank- 
furter Domes  als  Gesimsstück  an  der  nördlichen 
Mauer  des  ältesten  Theiles  der  Kirche  (der  alten 
Bartholoniäuskirche)  eine  Sandsteinbasis  (0,69  M. 
lang  und  0,53  breit)  mit  einer  Inschrift  in  schönen 
Schriftzügen  gefunden  worden,  welche  ich  nach  dem 
von  Hrn.  Inspector  Professor  I.  Becker  mir  freund- 
lichst übermittelten  Papieral)ilruck  hier  mittheile: 

•     •  ■  ATOD  •  • 

OHISEQJi 

c  V  R  A  AA  A  C.  <•'('<■ 

•V  E  X  T  I  L  I  0  F  "•>• 
5    c  o  •  >  L  E  G  X  X  .  . 

'■  /^    C  "M  M  oD-  Vi  I       1"-  "■  Chr. 
Das  ist,  mit  den  von  Hrn.  Becker  (der  die  Inschrift 

in  einer  Frankfurter  Zeitung  publiciert  hat)  vorge- 
schlagenen sicheren  Ergänzungen :  . . .  itlod  .  .  .  [r\o- 
h(or)s    I    Sr(il)iniinrinii')     et     l\\atir((iri)nnii)     rhiram 


FRANKFURT  AM  MA;N. 

a\genle  Sjextilio  F[usc]o  o  (ceiihirioiic)  legOonis) 
A'A[//  Priiii(igeniae)].  [I\mpCeralore)  Co>nnioil(o) 
VII  \(:oOOs(ule^].  In  der  ersten  Zeile  (vor  welcher 
nichts  zu  fehlen  scheint)  steckt  der  locale  Beiname 
irgend  einer  Gottheit  oder  auch  irgendwelcher  Ma- 
tronen; man  könnte  beispielsweise  ergänzen  [Sed](tto 
d[eo  siacnim)]  (vgl.  Orelli  204.-^.  4972).  Die  erste 
Cohorte  der  Scquaner  nud  Raurakcr  ist  anderweitig 
bekannt:  z.  B.  ans  den  Inschriften  von  Steiubach 
in  Baden  (Brambacb  1738)  und  Wiltenberg  am  Main 
(Brambach  1740.  1744);  die  in  Frankfurt  gefunde- 
nen Steine  gehören  meist  dem  zwischen  Heddern- 
hcim  und  Prannheim  gelegenen  iioviis  virus  an. 
Zu  Ende  des  zweiten  Jahrhunderts  also  (die  In- 
schrift aus  Wiltenberg  Brambach  1740  ist  vom  Jalir 
191)  nuiss  die  Cohorte  in  jenen  Gegenden  stationiert 

E.  II. 


(Januar  1873.) 


LI' 


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S5     t 


ts: 

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Anhacototfischi'  Xt'itiimj  1879. 


Taf. 


6.1: 


■'rUr^'»•v>^\l-\\l  \r  •■         1 -iii  ihiti'i-m.i»  - 


DIE    GEBURT    DES    KRlCnTIIONIOS , 

Terrae otta  des  B erliner  Anliquariums . 


Lith  Anst  V  W  Loeillot  in  Berlin 


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'y-riWrrii^-if 


Anlianitoi/ixchf  '/.cilinicj  /ilJ'! : 


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MYAAV.Y    ETXER    SAVLE  IlKhi   .AllT?; All.STKMrKLS    7X'  h'l'llISOS 


Arvhdcüloifisflu  //i'iliiiKf  iH'/'-i 


Tu  f.  6(i. 


RKLIKK   KINKR  SAULK  DKS  AHTIOAllSTKMFKLS  7X    KI'IIKSOS 


DIE  ANTIKENSAMMLÜNG  DER  MARGIANA  ZU  VENEDIG. 


Erst  vor  kurzem  war  mir  gestattet  einige  Tage 
der  geiiauercu  Betrachtung  der  Antikeusammlung 
der  Marciaua  im  Dogenpalaste  zu  Venedig  zu  wid- 
men. Dabei  war  der  Katalog  des  Vorstehers  der 
Marciaua ,  Guiseppe  Valentinelli,  murmi  scolpiti  del 
museo  arelieologico  della  Marciaua  di  Veneria  (Prato 
1806)  mein  Führer.  Für  diejenigen,  welche  auf 
dieses  Werk  bei  wissenschaftlicher  Benutzung  ein- 
zelner Objecte  der  genannten  Sammlung  angewiesen 
sind,  mögen  die  folgenden  Bemerkungen  in  gleicher 
Weise  nützlich  sein,  wie  früher  ähnliche  Anmerkungen 
über  andre  Autikeusammlungeu  in  Oberitalien  (Arch. 
Zeit.  Anz.  18ü7  S.  71  ff.,  87  ff.,  !J7ft".)  sich  erwiesen 
haben.  Die  Nummern  sind  die  des  genannten 
Verzeichnisses  von  Valentinelli.  Uebergangen  sind 
namentlich  fast  sämmtliche  Köpfe,  über  welche  sich 
bei  der  jetzigen  Aufstellung  kein  Urtheil  gewinnen 
lässt.  Uebergangen  sind  aul'serdem  diejenigen  Stücke, 
welche  mir  zu  keinen  oder  zu  nicht  hinreichend 
wichtig  erscheinenden  Angaben  Aulass  gaben.  Mein 
Stillschweigen  kann  also  nicht  bei  den  Köpfen,  wohl 
aber  bei  den  meisten  übrigen  Nummern  als  Be- 
stätigung des  Valentinellischen  Textes  gelten. 

9.  Athena.  Gleicht  attischen  Arbeiten,  unter 
Anderen  auch  in  dem  auf  den  Schultern  befestigten 
und  nur  hinten  herabfallenden  Mantel,  der  aber 
nur  bis  auf  die  Länge  des  Chitouübcrschlags  lier- 
unterreicht.  Weder  mit  der  Parthenos  des  Phidias, 
noch  mit  der  sog.  Minerva  Pacifera  im  Vatikan, 
welche  Valentinelli  vergleicht,  ist  eine  genauere 
Uebereinstimmung  vorhanden.  Der  Kopf  wird  nicht 
zugehörig  sein,  ist  unter  Anderm  zu  grols,  aucii  ist 
ein  ganzes  Halsstück  neu  zvvischengesetzt.  Die 
Abbildung  Tafel  I.  ist  besonders  in  den  Falten  am 
rechten  Beine  falsch. 

ArclieiolOi!.  Zl''.  Jahrnant;  X  XM. 


12.  Aphrodite.  Eine  fein  bewegte  Figur. 
Obwohl  auch  hier  der  Hals  modern  zwischengesetzt 
ist,  seheint  der  Kopf  doch  zugehörig  zu  sein. 

16.  Weibliche  Figur.  Griechisch.  Beson- 
ders das  Gewand  über  dem  linken  Beine  durch 
Ueberarl)eitung  entstellt.  —  Die  vcnetianische  Samm- 
lung ist,  wie  auch  z.  B.  die  Sammlung  zu  Catajo, 
reich  an  solchen  meist  nur  halbgrofsen  weiblichen 
Figuren  (z.  B.  143,  146,  151,  155),  welche  in  Grie- 
chenland in  späterer  Zeit  nach  älteren  Vorbildern 
verschiedener  Perioden  gearl)eitet  sein  müssen.  Man 
darf  an  GrabmäJer  mit  solchen  Rundbildern  denken, 
um  so  mehr,  als  spätgriechische  Grabreliefs  mit 
meist  von  vorn  gesehenen  Figuren  in  Hochrelief 
vielfach  geradezu  nur  als  wohlfeilerer  Ersatz  für 
solche  Grabmäler  mit  freien  Figuren  anzusehen 
sind.  Natürlich  müssen  auch  männliche  Figuren 
der  Art  existiren.  In  der  venetianischen  Sammlung 
dürfte  namentlich  182  als  eiue  solche  gelten  dür- 
fen. Es  ist  zu  bemerken,  dass  Valentinelli  grie- 
chische Formengebung  namentlich  in  der  Gewan- 
dung solcher  Figuren  als  „archaische"  zu  Itezeichnea 
pflegt,  anders  als  wir  das  Wort  zu  gebrauchen 
pflegen. 

18.  Bacchantin.  Um  des  sehr  schlanken 
Wuchses  willen  merkwürdig. 

2u.  Nicht  so  schlecht  gearbeitet,  wie  V.  an- 
giebt.  Die  Formen  sind  etwas  ins  Grofse  behandelt, 
wozu  auch  der  sehr  körnige  Marmor  einlud;  der 
verwaschene  Zustand  der  Figur  steigert  diesen  Ein- 
druck noch.  Die  Deutung  auf  Herakles  ist  ganz 
unmöglich,  schon  um  des  Kopfes  willen,  der  nach 
einem  Portrait  etwa  aus  der  Zeit  der  Antoniue  aus- 
sieht. 

23.    Höre  des  Herbstes.    Hier  ist  das  kUnst-, 

12 


84 


lerische  Verdienst  von  V.  überschätzt.  Es  ist  die 
Kopie  einer  in  der  Gewandung  guten  Figur.  Die 
Früchte  liegen  im  Obergewande,  welches  nicht  als 
„Tunica"  anzusehen  ist. 

•20.  Weibliche  Figur.  Vergl.  n.  16.  In 
römischer  Zeit  verdorbenes  griechisches  Motiv;  das 
Gewand  ist  der  attische  Chiton. 

29.  Aphrodite.  Die  von  V.  versuchte  Zeit- 
bestimmung ist  anfechtbar. 

32.  Knabe  mit  einer  Gans,  die  er  mit  einer 
gewissen  Noth  und  Aengstlichkeit  zurückhält.  Eine 
andere  Komposition,  als  die  von  V.  angeführten 
Exemplare,  welche  man  auf  das  Original  des  Boe- 
thos  zurückführt.  Der  Knabe  trägt  die  bekannte 
Haarflechte  auf  dem  Scheitel. 

35.  Eros  mit  dem  Bogen.  Die  üeberreste 
des  Bogens  sind  hinten  am  linken,  vorn  am  rechten 
Schenkel  erhalten.  Der  stützende  Stamm  oben  mit 
Laub  und  Früchten,  der  Köcher  an  demselben, 
ferner  das  ganze  linke  Bein  sammt  dem  Fufse  und 
einem  Theile  der  Plinthe  sind  aus  einem  Stücke, 
antik  und  zugehörig.  Die  beiden  Ansatzreste  auf 
dem  rechten  Schulterblatte  und  dem  linken  Hinter- 
backen können  nicht  einen  Köcher  gehalten  haben, 
welcher  auf  ihnen  in  der  Luft  geschwebt  hätte. 
Diese  beiden  Ansatzreste  werden  vielmehr  von  einer 
Verbindung  des  Eros  mit  einer  anderen,  gröfseren 
Figur,  z.  B.  einer  Venus,  herrühren.  Damit  erklärt 
sich  denn  auch  das  Kückwärtshinaufblicken  des 
Copfes,  die  einzige  wesentliche  Abänderung,  welche 
der  Bildhauer  römischer  Zeit  mit  dem  von  ihm 
ganz  und  gar  benutzten,  damals,  wie  wir  aus  den 
zahlreichen  Copien  (Marciana  102)  wissen,  berühm- 
ten griechischen  Vorbilde  vorgenommmen  hat. 

41.  Vergl.  n.  16.  Die  Benennung  „Faustina" 
ist  schon  mit  V.'s  eigner  annehmbarer  Bemerkung, 
dass  die  Figur  zu  einem  (jrabmale  gehört  zu  haben 
scheine,  nicht  wohl  vereinbar.  Der  aufgesetzte,  feine 
Kopf  lässt  kein  Portrait  erkennen,  gehört  aber  viel- 
leicht gar  nicht  zur  Statue;  obwohl  gut  zu  ihr  pas- 
send, scheint  er  doch  von  anderem  Marmor  und 
besserer  Arbeit  zu  sein.  Die  von  V.  als  feldeud 
bezeichnete  linke  Hand  ist  vorhanden  und  zwar 
antik.     Die  Inschrift  ist  auf  Tafel  III.  richtig,  nicht 


ganz  so  im  Texte.  Die  Abbildung  läset  von  der 
Zierlichkeit  der  Figur  gar  nichts  erkennen. 

44.  Vergl.  n.  16.  Von  der  stilistischen  Ver- 
schiedenheit des  Kopfes  und  des  in  seiner  Gewan- 
dung angeblich  alterthümlichereu  Körpers  konnte 
ich  mich  nicht  überzeugen.  Es  ist  eine  breite  Figur 
mit  einfach  und  grols  angelegtem  Gewände.  Am 
Kopfe  sind  Nase  und  Kinn  neu. 

49.  Nereide.  Was  V.  im  Gewände  als  Spu- 
ren von  Ueberarbeitung  ansieht,  erschien  mir  als 
ursprünglicher  Zustand  nur  halb  skizzirter  Ausfüh- 
rung. Das  der  Kopf,  dessen  Nase  und  Kinn  neu 
sind,  wirklich  nicht  zugehörig  sei,  gilt  mir  nicht 
als  völlig  ausgemacht. 

51.  56.  Zwei  Musen,  „decorative  römische 
Copien  nach  einem  alten  griechischen  Typus", 
wie  übereinstimmend  mit  dem  Urthcile  0.  MüUera 
und  noch  mehr  Stephanis  bei  Burckhardt  im  Cice- 
rone mit  vollem  Rechte  auch  in  der  zweiteu  Auflage 
(S.  460a)  beibehalten  ist,  während  die  da  ange- 
gebene Herkunft  vom  Theater  im  Pola  allerdings 
hinfällig  ist.  V.  ist  hier,  wie  noch  sonst  einige 
Male,  gerade  gegen  das  treffende  Urtheil  Burckhardts 
nicht  mit  Glück  polemisch  aufgetreten.  Bei  diesen 
Musen  hat  er  sich  von  Guedeonoflf  schlecht  berathen 
lassen,  indem  er,  was  auf  einer  mit  dem  Zwecke  ar- 
chitektonischer Wirkung  zusammenfallenden  Benut- 
zung altgriechischer  Formeigenheit  beruht,  vielmehr 
zur  Behauptung  wirklich  altgriechischen  Ursprungs 
(..vor  Phidias")  ausbeutet.  Züge  allgriechischen  Sche- 
mas sind  unverkennbar,  namentlich  bei  der  Melpomene 
(n.  56),  die  parallel  gestellten  FUsse,  der  dabei  vorge- 
setzte linke  Ful's,  der  gegen  den  hochgewölbten  Thorax 
und  die  breiten  Schultern  um  so  kleiner  erscheinende 
Kopf,  die  auf  die  Schultern  fallenden  Haarlocken; 
speziell  attisch  dürfte  die  ..Saalkante"  des  Hiraations 
sein.  Der  Gesammteindruck  i.st,  wenn  auch  weniger 
günstig,  doch  immer  noch  verwandt  dem  der  Kane- 
phoren  in  Villa  Albani,  bei  denen  auch  attische 
Vorbilder  aus  grofser  Zeit,  weniger  altcrthümliche 
aber,  durchblicken.  Die  merklich  heraustretende 
Hüfte,  bei  der  Melpomene  die  rechte,  bei  der  an- 
dern die  linke,  bei  ganz  gleich  aufstehenden  Fufsen, 
gellt  aus  einem  Zusammenwürfeln  von  sich  gegen- 


85 


seitig  ausschliefsenden  Formen  verschiedener  Zeiten 
und  Stile  hervor,  das  den  mit  fremden  Formen 
operiienden  Spätling  besonders  handgreiflich  ver- 
räth.  Beachtenswerth  ist  auch  die  Maske  der  Mel- 
pomene,  welche,  nebenbei  gesagt,  nach  dem  scharf- 
eckigen  Ausschnitte  auf  ihrer  Unter-  und  lUickseite 
zu  urtheileu,  auf  eiueu)  kleinen  stutzenden  Pilaster 
aufgeruht  haben  wird.  Ein  solches  Gesicht  mit 
dieser  senkrechten  Stirnfalte  zur  Gewinnung  staik 
tragischen  Ausdrucks,  dazu  mit  solchem  flielsendem 
Haar  machte  man  nicht  in  der  ^premicre  epoque  de 
l'art  grec"  (Guedeonoff ),  in  der  „epoca  anteriore  cd 
tempi  di  Fidia"  (Canova).  Die  Ausfuhrung  ist  durch- 
weg von  rein  decorativer  Mittelmäfsigkeit,  wozu  auch 
der  auf  der  Hinterseite  nurgauz  oberflächlichhehauene 
Stein  gehört.  Die  Abbildung  auf  Tafel  VI  giebt  na- 
mentlich von  der  Maske,  deren  MundinMarmor  durch- 
bohrt, deren  Augen  voll  gelassen  sind,  gar  keine 
Vorstellung.  Noch  ungenügender  ist  die  tar>.  d'agg. 
A  der  Annali  delF  inst.  1852.  In  Valentinellis 
Texte  ist  auf  S.  oG  Z.  11  von  oben  „destra"  statt 
„sitästra^'  zu  lesen. 

59.  Nicht  die  ganze  phrygische  Mütze,  sondern 
nur  deren  oberer  Theil  ist  modern. 

63.  67.  Auch  bei  diesen  beiden,  sehr  an- 
muthigen  Kaudelaberbasen  ist  Burckhardts  mit  den 
Worten  „scheinen  verdächtig"  ausgedrückter  Ge- 
danke an  modernen  Ursprung  nicht  so  ganz  aus 
der  Luft  gegriften,  obwohl  etwas  von  der  Zierlich- 
keit, die  hier  diesen  Eindruck  hervorruft,  gerade  an 
Kaudelaberbasen  antiken  Ursprung  nicht  ganz  bei- 
spielslos ist. 

69.  Dieses  Fragment  einer  sitzenden  Frauen- 
gestalt ist  in  der  That,  wie  es  Ch.  Newtons  hier- 
für besonders  geübtem  Blicke  nicht  entging,  trotz 
jämmerlicher  Zerstörung  das  künstlerisch  werth- 
vollste  Stück  der  ganzen  Venetianischen  Sammlung, 
griechischer  Arbeit  noch  sehr  guter  Zeit.  Es  ist 
zu  wiederholen,  dass  es  geformt  zu  werden  verdient. 

71.  Vergl.  n.  16.  Die  profilirte  Plinthe  ist 
antik.  Die  antiken  Theile  des  Gewandes  zeigen 
ein  quer  durchlaufendes  Streifenmuster  (vgl.  n.  163). 

72.  Barbaren  ko  pf,  aber  nicht  ein  männ- 
licher, wie  auch  der  Ergänzer  der  Nase  angenom- 


men hat,  sondern  ein  weiblicher.  Er  ist  der  Peters- 
burger ..Germanin"  einigermal'sen  verwandt,  die 
Haare  sind  nach  unten  mehr  gelockt,  als  dort; 
doch  ist  der  Venetianische  Kopf  im  Ausdrucke  weit 
unbedeutender.  Die  Abbildung  auf  Tafel  X  ist  ganz 
entstellend. 

77.  Die  allerdings  sorgfältiger  gearbeitete  Ge- 
wandpartie vom  Halse  bis  zum  Nabel  steht  doch 
höchstens  etwa  den  Florentiner  Niobidenfiguren 
gleich,  die  übrigen  Partieen  sind  sehr  unbedeutend. 
In  den  Ergänzungsangaben  V.'s  ist  der  linke  Fufs 
gemeint,  aber  auch  vom  rechten  sind  drei  Zehen 
neu,  mit  dem  linken  Unterarme  ist  auch  die  Hand 
sammt  den  Blumen  neu.  Die  Figur  ist  eine  von 
den  deutlich  mit  einem  unteren,  dünnen  und  einem 
oberen,  dickeren  Chiton  bekleideten.  Aul'serdem 
noch  einen  Mantel,  von  dem  Clarac  spricht,  sah 
ich  nicht,  auch  nichts  vom  aeginetischen  Stile,  den 
Clarac  findet. 

82.  Ein  Pestauratoren -Pasticcio.  Für  einen 
Dionysos  wäre  das  starke,  in  der  Abbildung  auf 
Tafel  XII  freilich  fortgelassene,  Schamhaar  höchst 
auflallend.  Dass  der  Dionysos-Kopf  aufgesetzt  ist, 
giebt  V.  an,  nicht  aber,  dass  beide  Oberschenkel, 
welche  den  Torso  mit  dem  Baumstamme,  auf  dem 
die  Nebris  hängt,  verbinden,  entschieden  modern 
sind.  Das  Hauptstück  der  jetzigen  Figur,  der  Torso, 
hat  also  nichts  mit  Dionysos  zu  thun. 

90.  Pallas  Athene.  In  römischer  Zeit  ent- 
standene Reproduction  eines  attischen  Originals  aus 
guter  Zeit,  bestimmter  etwa  dem  5.  Jahrhundert, 
welches  Original  im  Charakter  etwa  dem  Torso  auf 
der  Akropolis  (Michaelis  Parthenon  Taf.  15,  2u.  2a) 
verwandt  gewesen  sein  mag.  Eine  vollkräftige 
Gestalt;  die  Brust  mit  der  Doppelgürtung  einmal 
unter,  einmal  über  dem  Chiton  ist  mächtig,  als  hielte 
ein  Band  sie  nicht.  Attisch  sind  die  Kreuzbänder 
auf  der  Brust,  auf  deren  Kreuzung  die  Spur  des 
Gorgoneions,  das  aber  nicht  in  Metall  angesetzt 
war,  noch  deutlich  sind.  Der  Kopf  sammt  dem 
langen  Halse  stimmen  zu  schlecht  zum  Uebrigen, 
als  das  man  sie  für  zugehörig  halten  könnte.  Aber 
auch  der  Kopf  n.  274  gehört  keineswegs,  wie 
Tliiersch  versicherte,  zu  dieser  Statue,  die  unter  den 

12* 


86 


Athenastatuen  eine  besondre  Bedeutung  beansprucht, 
wovon  die  Abbildung  Tafel  XIV  keine  Ahnung 
giebt. 

1 02.  B  0  g e  n  s  p  a  n  n  e  n  d  e  r  E  r  o  s.  Der  Kopf  ist 
zwar  schon  des  verschiedenen  Marmors  wegen  nicht 
als  zugehörig  anzusehen,  ist  aber  in  der  That  auch 
der  Haartracht  nach  dennoch  der  Kopf  einer  Replili 
derelbsen  Figur.  Obwohl  nicht  so  wohlerhalteu, 
wie  Burckhardt  meint,  so  ist  doch  dieses  Exemplar 
nicht  ohne  Nachklang  der  Lebendigkeit  der  Formen, 
welche  das  nicht  umsonst  so  berühmte  Original 
ausgezeichnet  haben  muss.  Vergl.  Friederichs  Amor 
mit  dem  Bogen  des  Hercules,  27.  Berliner  Wiukel- 
mannsprogramm  18()7. 

103.  Odysseus.  Auch  ich  muss,  was  V.  ver- 
wirft, diese  Figur  ganz  entschieden  für  modern  an- 
sehen; gemeint  ist  Odysseus.  Ihm  die  Athena  auf 
die  Fibula  zu  geben  ist  ganz  im  modernen  Ge- 
schmacke,  etwa  wie  die  apollinische  Lyra  auf  dem 
Scepter  des  Chryses  im  Disneyschen  Kelief  zu  Cam- 
bridge. 

IGT.  Die  Form  des  Kopfaufsatzes  ist  wieder 
auf  Tafel  XVII,  noch  im  Stiche  bei  Zauetti  genau 
gegeben.  Das  Sistruni  in  der  Hand  der  Isis  ist 
auf  dem  Steine  gar  nicht  deutlich;  auf  Tafel  XVII 
ist  ihr  Skeptron  vergessen. 

113.  Maske,  ähnlich  eiuem  Pansgesichte. 
Diente  nicht  als  Schlussstein  eines  Bogens,  sondern 
war  irgendwo  frei  aufgesetzt. 

121.  Pan  steht  die  Syrinx  blasend  an  einem 
Baume,  an  welchem  ein  Gewand  aufgehängt  ist.  Aber 
auch  Pan  selbst  trägt  nicht  ein  Fell,  sondern  eine 
Chlarays,  die  den  Körper  vorn  ganz  frei  lässt.  Diese 
Tracht,  wie  der  ganze  sehr  feinlebendige  Charakter 
der  Figur,  weist  nach  Attika;  der  Marmor  ist  sicher 
griechisch.  Der  Gott  ist  ithyphallisch.  Der  Baum- 
stamm ist  jetzt  oben  abgebrochen ,  war  also  höher. 
Den  Kestaurationsangaben  V.'s  habe  ich  sonst  nichts 
hinzuzusetzen. 

125.  Kekule  das  akademische  Kunstmuseum 
(Bonn  1872)  n.  QV.l  Auf  den  drei  Seiten  der  Basis 
ist  dargestellt  jedesmal  ein  Altar,  das  eine  Mal 
darauf  der  auf  einer  Kugel  sitzende  Adler,  das  an- 
dere Mal  darauf  ein  Eichenkranz  und  schräg  gerichtet 


ein  Skeptron,  das  dritte  Mal  der  aufrecht  gestellte 
geflügelte  Blitz,  also  Zeusattribute,  wie  sonst  z.  B. 
Marsattribute  an  den  Seiten  einer  Kandelaberbasis. 
Die  Bezeichnung  als  Aia  ist  jedenfalls  ungenau. 

137.  Vielleicht  Ueberrest  einer  dann  allerdings 
in  den  Formen  stärker  markirten  und  gröfseren 
Replik  des  Bogenspanners.  Doch  konnte  ich  das 
Fragment  nicht  genügend  prüfen. 

138.  Leda.  Hier  hat  Burckhardt  allerdings 
Unrecht,  ein  Werk  des  16.  Jahrhunderts  anzunehmen; 
die  starken  von  V.  richtig  angegebenen  Ergänzungen, 
die  freilich  jünger  als  das  16.  Jahrhundert  sein 
werden,  müssen  ihn  bei  einem  Werke,  das  ihn  oben- 
drein abstiess,  getäuscht  haben. 

139.  Hat  mit  der  Venus  genitrix  der  Münz- 
typen Nichts  zu  thun.  Als  Beispiel  manierirter  grie- 
chischer Gewandbehandlung  verdient  die  P'igur  ge- 
formt zu  werden;  Thiersch  überschätzte  sie,  wie 
Vieles  in  der  Sammlung. 

144.  145.  153.  Die  Brunnschen  fallenden 
Gallier  s.  jetzt  Aimali  dell'  Insl.  1870  S.  202  ff. 
Der  Anblick  dieser  Originale  kann  die  Ueberzeugung 
von  der  Richtigkeit  der  Entdeckung  Brunns  nur  be- 
stärken. 

146.  Mit  Recht  denkt  V.  bei  dieser  weiblichen 
Figur  an  Gewandraotive  im  Parthenonfriese.  Am 
nächsten  kommt  Mich.  Taf.  XIV  Fig.  33,  mit  der 
Brunn  früher  schon  einmal  die  fackeltragende  Göttin 
im  grofsen  eleusinischen  Relief  und  die  sogenannte 
Sappho  in  Villa  Albani  verglich;  ein  mindestens  ver- 
wandtes Motiv  ist  für  die  Statue  der  Agrippina 
(jun.  V)  aus  Cervetri  im  Lateran  (Benndorf  u.  Schöne 
n.  207)  benutzt,  auch  die  Figur  rechts  in  dem  Relief 
„lovi  Sanclo  6row<o«<iu.s.w."  in  Pilla  Panfili  hat  einen 
Anklang  davon.  Das  Venetianische  Exemplar  er- 
scheint mir  gradezu  als  die  freilich  etwas  handwerks- 
mäfsige  Wiederholung  einer  altattischen,  d.  h.  der 
Zeit  des  Phidias  etwa  entstammenden,  Gewandtigur. 
Auch  die  „Saalkante"  am  Mantelsaume  fehlt  nicht. 
Die  Figur  hat  breite  Proportionen,  wie  von  der  ver- 
meintlichen Sappho  Albani  einmal  Jemand  meinte, 
„eile  est  assez  grasse  pour  une  poete".  Diese  Pro- 
portion wie  Kopf  und  Mund  erinnerten  mich  an  den 
seit  Friederichs  sogenannten   Polykletischen  Dory- 


87 


phoros.  Ich  bin  nämlich  j,'egen  V.  der  Jleinung, 
dass  der  Kopf  wirklich  zur  Figur  gehört;  er  ist 
auch  nicht  so  schlecht  gearbeitet,  das  linke  Ohr 
z.  B.  ist  recht  fein,  die  Ohren  sind  durchbohrt,  also 
wie  z.  B.  am  angeführten  elcusinischen  Relief.  Hier- 
mit ist  einstweilen  genug  gesagt,  um  diese  Statue, 
wie  ihre  Genossen,  als  gröfserer  Aufmerksamkeit 
würdig  zu  erweisen. 

148.  Ganymed,  vom  Adler  entführt, 
noch  heute  bei  den  venetianischen  Fremdenführern 
„opera  di  Fidia'%  mehrfach  besungen  sogar  und  so 
auch  von  V.  noch  traditionell  dermafsen  hoch  ge- 
halten, worin  auch  Otto  Jahns  hier  zu  warme  Be- 
wunderung bestärken  konnte,  dass  Burckhardts  voll- 
kommen richtige  Bezeichnung  als  mittelniäfsige 
römische  Arbeit  ihm  höchsten  Anstoss  erregte  (pa- 
role.  (wventatc  cd  liisoleitli).  Es  ist  in  der  That  eine 
römische  Arbeit  und  mir  von  einer  gewissen  mittel- 
mäfsigen  Gefälligkeit,  dazu  von  recht  schönem 
Marmor.  Alles  Weitere  ist  vom  Uebel.  Ohne  das 
mindeste  Verdienst  ist  das  Gewand,  das  dürftig  in 
zwei  Reihen  gelegte  Haar,  das  wirklich  alberne 
Gesicht.  Der  ganze  Kopf  ist  schwerlich  mehr 
werth,  als  der  zufällig  darunter  stehende,  der  Tracht 
nach  ähnliche  eiues  Mithras. 

151.    Vgl.  No.  IG. 

155.  Die  rechte  Hand  ist  modern  und  von 
einem  Steuerruder  wenigstens  keine  Spur  sichtbar. 
Der  Kopf  dagegen  ist  nicht  modern;  nur  ein  Theil 
des  Haares  über  der  Stirn  mit  einem  Stücke  des 
Diadems  ist  ergänzt.  Aufgesetzt  ist  der  Kopf  frei- 
lich, doch  könnte  er  ebensowohl  wie  der  von  No.  146 
sogar  zugehörig  sein.  Auch  hier  sind  die  Ohr- 
läppchen zum  Einsetzen  von  Schmuck  durchbohrt, 
einerseits  zwei  Mal,  w'ahrscheinlich  ursprünglich 
beiderseits  so;  auch  am  Diadem  deuten  Bohrlöcher 
auf  Metallansätse. 

157.  Der  Torso  ist  zu  kräftig  für  einen  Narkissos ; 
auch  das  Schreiten  passt  zu  dieser  Deutung  nicht. 

158.  Victoria.  Der  Kopf  ist  antik,  aber  aller- 
dings nicht  zur  Figur  gehörig,  die  Behandlung  zeigt 
eine  sehr  sichere  Hand. 

160.  Männlicher  Torso.  Der  Hals  ist  aus- 
gehöhlt zum  Aufsetzen  eines  Kopfes. 


Ifil.  An  der  Schulterstelle  der  Hermen  war, 
wie  die  viereckige  Vertiefung  mit  dem  Loche  darin 
zeigt,  der  gewöhnliche  vierseitige  Klotz  eingesetzt. 
Bei  Burckhardt  S.  542  f.  liegt  verniuthlich  ein  Ver- 
sehen in  den  Notizen  zu  Grunde;  n.  161  ist  in  der 
Sammlung  auf  n.  162  gesetzt;  beide  haben  Nichts 
mit  einander  zu  thun.  IGl  ist  ferner  keine  alt- 
griechische Arbeit,  sondern  eine  Arbeit  im  heiligen 
Stile  aus  späterer  Zeit. 

162.  Cinerar.  Solehe  Cinerare,  die  sogar 
noch  weit  durchgeführter,  als  es  hier  der  Fall  ist, 
geflochtenen  Cisten  gleichen,  sind  z.  B.  in  Aquileja, 
auch  mehrfach  in  Steiermark  erhalten. 

1 6.3.  H  a  1  b  w a  c  h  s e  n  e  s  M  ä  d  c  h  e  n,  griechische 
Arbeit,  einesderunscheinbarsten,  doch  edelsten  Stucke 
der  ganzen  Sammlung,  wenn  auch  die  Ausführung 
ganz  anspruchslos  ist.  Grade  zu  der  Mädchengestalt 
passt  die  Simplicität  vortrefflich;  es  ist  dem  Alter 
nach  eine  Gestalt  wie  die  Psyche  in  der  bekannten 
Gruppe  mit  f>os,  aber  unschuldiger ;  ich  finde  etwas 
vom  Charakter  jenes  Mädchens  mit  Tauben  auf 
dem  parischen  Grabsteine  im  Museo  Worsleyano 
darin.  Aehulich  könnte  man  sich  sogar  auch  diese 
Figur  restaurirt  denken.  Im  Gewände  sind  Streifen- 
muster sichtbar  (vgl.  n.  71).  Der  Ober-  und  Unter- 
theil  ist  von  einem  Marmor,  von  einer  Arbeit,  beides 
völlig  zusammengehörig,  der  Kopf  aber  gehört  nicht 
dazu  und  ist  sehr  störend.  Die  übrigen  Ergän- 
zungen (rechter  Arm,  linker  Unterarm,  linke  Brust) 
FüCse  und  Basis)  sind  richtig  von  V.  angegeben. 

165.  Idol,  aber  nicht  das  ephesische.  Dass 
die  Brüste  und  alles  sonst  bei  der  ephesischen  Ar- 
temis Typische  fehlt ,  ist  nicht  auf  die  freilich 
schlechte  Erhaltung  zu  schieben.  Der  Schaft  zeigt 
nur  in  vier  llorizontalabtheilungen  elf  Büsten,  unten 
ist  seitwärts  (rechts)  neben  dem  Schafte  eine  Sphinx 
mit  frei  zurücktretendem  Hintertheil  angebracht. 
Ohne  Hülfe  einer  besser  erhaltenen  Replik  wird  eine 
gesicherte  Erklärung  kaum  möglich  sein. 

166.  Die  Abbildung  Taf.  XXXII  i.st  sehr  un- 
genügend. Das  von  V.  richtig  erkannte  Armband 
in  Schlangenf'orm  ist  da  völlig  entstellt,  namentlich 
ist  aber  die  ganze,  sehr  energische  Wendung  der 
Figur    mit    hochgestemmter    linker    Schulter    nicht 


88 


wiedergegeben.  Durch  diese  Wendung  wurde  der 
Körper  unter  dem  transparent  angespannten  Ge- 
wände herausgehoben.  Das  Vorbild  mag  ein  Bra- 
vourstück in  raffinirter  Gewandanordnung  und  -be- 
handlung  sein.  An  diesem  Exemplare  ist  der  Leib 
mit  dem  durchscheinenden  Gewände  stark  und  form- 
los vorgedrängt,  sehr  hässlich. 

173.  Der  rechte  Arm  stützte  sich  nicht  auf 
einen  Baumstamm,  sondern  war  mit  der  Hand  in 
die  Seite  gelehnt,  wie  bei  dem  gewöhnlich  soge- 
nannten Periboetos. 

174.  Die  Deutung  auf  Victoria  ist  mir  sehr 
zweifelhaft. 

179.  Für  eine  Priesterin  erklärt  von  Otto  Jahn 
Ber.  d.  k.  sächs.  Ger.  der  Wiss.  zu  Leipzig  1868 
S.  178  Anm.  1. 

182.     Siehe  zu  n.  16. 

19U.  191.  Die  Erwähnung  einiger  Kleinig- 
keiten bleibt  einer  andern  Gelegenheit  vorbehalten. 

192.  Ein  geflügelter  Knabe  zwischen  einem 
Manne  in  der  Toga  und  einer  Frau;  Amor  zwischen 
einem  römischen  Ehepaare.  Bekannte  Scpulcral- 
darstellung. 

193.  199.  Auf  spätere  Zeit  weist  schon  der 
Rest  eines  korinthischen  Pilasters  hin,  dessen  charak- 
teristische Form  in  der  Abbildung  auf  Tat".  XXXVII 
fehlt.  Mit  Burckhardt  setze  ich  diese  vortrefflichen 
Eeliefs  in  römische,  etwa  augusteische  Zeit. 

195.  Für  die  Vorderseite  eines  Sarkophags 
zu  kurz,  für  die  Schmalseite  zu  lang. 

200.  Die  mit  dem  Opfer  geehrte  Gestalt  ist 
nicht  bestimmt  als  Herakles  charakterisirt,  wie  auf 
dem  ähnlichen  Ilelief  aus  Ithome  im  Theseion  ( Kekule 
n.  374.  Schoene  griechische  Reliefs  ^n.  112)  durch 
das  Löwenfell.  Von  einem  solchen  ist  hier  keine 
deutliche  Spur,  es  ist  vielmehr  eine  Chlamys,  die 
über  den  linken  Arm  herabhängt.  Den  Gegenstand 
hinter  dem  Nacken  kann  ich  nur  für  einen  Petasos 
halten;  der  Kopf  ist  bescheiden  gesenkt,  der  Mund 
hat  einen  feinen,  attischen  Werken  besonders  eigenen 
Zug.  Die  Keule  ist  ziemlich  dünn.  Alles  das  führt 
«her  auf  'i'hcscus,  denn  auf  Herakles. 

201.  Vergl.  n.  224. 
206.     Grabdenkmal. 


210.  Der  geflügelte  Knabe ,  welcher  einen 
Korb  auf  der  Schulter  trägt  und  mit  der  andern 
Hand  einen  Hasen  oder  ein  Lamm,  aber  keinen 
Hund,  trägt,  ist  der  im  seputcralen  Bildervorrathe 
bekannte  Vertreter  der  Herbstjahreszeit,  hier  rein 
ornamental  verdoppelt. 

224.  Aus  gleichem  Steine,  von  gleicher  Arbeit, 
von  gleicher  Höhe  und  gleicher  Herkunft  mit  n.  210. 
Dort  ist  Bacchus  (und  etwa  Ariadne)  dargestellt, 
hier  Mercur  und  Apollo.  Letzterer  hält  in  der 
Linken  einen  Bogen,  obwohl  dieser  allerdings  ganz 
als  Schlange  mit  Kopf  und  Schwanz  und  Schuppen 
gebildet  ist;  vielleicht  verstand  der  Arbeiter  des 
sehr  rohen  Reliefs  selbt  nicht,  was  er  machte.  Der 
Greif  gehört  weiter  zum  Apollo.  Der  Gegenstand 
in  der  Rechten  des  Apollo  ist  abgebrochen. 

225.  Sicher  ganz  und  gar  eine  Fälschung. 

226.  Der  Knabe  auf  dem  Grabsteine  des  De- 
metrios,  welcher  eine  Weintraube  vor  einem  Hahne 
zu  schützen  sucht,  ist  der  Verstorbene. 

228.  Ich  habe  dieses  Relief,  das  hoch  ein- 
gemauert ist,  nicht  noch  ein  Mal  untersucht. 

229.  230.  Scheinen  Nebenseiten  eines  und 
desselben  Sarkophags. 

231.  Eine  revidirte  Abbildung  iu  der  Arch. 
Zeit.  1866,  Taf.  CCXIV  mit  der  Abhandlung  Otto 
Jahns.  Ein  Fragment  einer  Replik  zu  Athen  bei 
Schoene  griech.  Reliefs  n.  56. 

232.  Die  Schildkröte  ist  nur  lebendiges  Kin- 
derspielzeug. 

233.  Der  Gegenstand,  welchen  die  Dienerin 
ihrer  adorirenden  Herrin  nachträgt,  kann  kaum 
etwas  anderes  sein,  als  ein  Fufsschemel. 

237.  Grabstein  eines  halbwachsenen  Knaben. 
Ist  ganz  verwaschen  und  durch  ein  im  Gesicht  ge- 
bohrtes Loch  entstellt. 

242.  Die  abgemeisselte  Figur  ist  ein  Mann, 
der  mit  einem  Stabe  die  Oliven  vom  Baume  schlägt. 
Der  herabkommende  Vogel  ist  doch  wolil  fliegend 
gedacht.  Vor  dem  Kaninchen  unten  sitzt  noch  ein 
Vogel. 

246.  Vergl.  zu  u.  16.  In  dieser  Figur  ist  vor- 
treffliche attische  Routine. 

274.    S.  zu  n.  9o. 


89 


277.  Asklepios.  Ist  er  antik?  er  steht 
stilistisch  dem  glatten  Albanischen  Antinousrelief 
nahe. 

282.  Viel  eher  eine  Juno  oder  Venus  Regina, 
als  eine  Pallas. 

Der  Werth  einer  Sammlung  wird  durch  einen 
so  fleissig  gearbeiteten  Katalog,  wie  der  Valenti- 
nellis  über  die  Marniorwerke  der  Marciana,  erhöht, 
selbst  wenn  dem  Kataloge  erst  noch  eine  letzte 
Vollendung  gegeben  werden  mlisste.  Gänzlich  der 
Katalogisirung  im  Drucke  ermangeln  noch  die 
Bronzen  und  andern  kleineren  Antiken  der  Mar- 
ciana,  denen  moderne  Stücke  in  Ueberzahl  beige- 


sellt sind.  Für  modern  muss  auch  ich  nach  der 
kurzen  Betrachtung,  die  ich  mir  gönnen  durfte,  die 
dort  befindliche  Bronzereplik  des  Berliner  Adoranteu 
halten  (vergl.  bull.  delV  insl.   1868  S.  173  fif.). 

Als  Nachtrag  zu  meinem  anfangs  citirten  Auf- 
satze über  Antikensammlungen  in  Oberitalien  sei 
hier  nur  noch  kurz  erwähnt,  dass  Verona  jetzt 
neben  dem  Mafifeischen  Miiseo  lapidario  auch  ein 
ueugebildetes  Museo  civico  besitzt,  das  im  Palazzo 
Pompei  untergebracht  ist.  Es  enthält  eine  gröfsere 
Anzahl  von  antiken  Arbeiten,  die  jedoch  nicht  zum 
Besten  geordnet  sind. 

Wien.  A.  Conze. 


POMPEJANISCHE  WANDGEMÄLDE. 

Vortrag  gehalten  am  9.  December  1872. 


Wie  Winckelmann,  dessen  Andenken  wir  heute 
feiern,  der  Erste  war,  der  die  Reste  der  alten  Kunst 
geschichtlich  sichtete  und  aneinanderreihte,  so  war 
er  gleichfalls  der  Erste,  welcher  uns  die  reichen 
Sehätze  Herculaneum's  und  Pompejis  allseitig  wür- 
digen und  zum  lebendigen  Studium  des  Alterthums 
verwerthen  lehrte.  Aus  dieser  unerschöpflichen 
Vorrathskammer  der  Archäologie  stammen  auch  die 
beiden  (je  ungefähr  85  Centimeter  hohen)  Wand- 
bilder, die  ich  in  wohlgelungenen  Zeichnungen 
nach  Photographien  vorlege  (Taf.  67);  sie  sind  im 
Sommer  1868  in  einem  Zimmer  des  (inschriftlich 
bezeichneten)  Hauses  des  M.  Gavius  Rufus ')  ge- 
funden und  verdienen,  bisher  nicht  veröffentlicht, 
in  jeder  Hinsicht  unsere  volle  Aufmerksamkeit. 

Das  erste  Bild')  stellt  den  Sieg  des  jugend- 
licken  Theseus  über  den  stierköpfigen  Minotauros 
und  die  Dankesäufserungen  der  befreiten  Geifseln 
dar.  Die  Composition  stimmt  im  Ganzen  mit  dem 
unter   den    ersten    herculauensischen   Entdeckungen 

195  ss;    Dino 


')  Bescbr.    von    Malz   Bull,    dell'  Insl.   1868    p 
Giorn.  degli  Scavi  di  Pomp.     NS.  I  p.  25  ss. 

')    Vgl.    dazu    Heibig    Camp.    Wandgem.    S.  4J9;    Malz    Bull, 
deir  Inst.   1868  p.  201. 


(Hierzu  Taf.  G7.) 

befindlichen  und  durch  Göthe's  beredte  Schilderung') 
allbekannten  Gemälde  *)  derart  überein,  dass  wir  für 
beide  Bilder  nothwendig  auf  eine  Quelle  und  zwar, 
wie  Brunn  ^)  gewiss  richtig  annimmt,  auf  ..eine  ge- 
meinsame schriftliche  oder  mündliche  Anweisung" 
zurückgehen  müssen,  nach  der  die  Maler  unabhängig 
von  einander  die  mythische  Heldenthat  zeichneten. 
In  der  Mitte  beider  Bilder  steht  der  Held,  im  neuen 
ponipejanischen  Gemälde  nicht  so  ideal  aufgefässt 
als  im  herculanensischen,  sondern  mehr  gladiatoren- 
mäl'sig  "j  gebildet ;  neben  ihm  liegt  in  dem  (durch 
einen  Thurm  flankirten)  Eingangstbor  des  Laby- 
rinths der  todte  Minotauros.  Theseus  dünkt  uns 
auch  hier  ..riesenhaft,  weil  die  UnglUcksgefährten, 
die  nunmehr  Geretteten,  als  Kinder  gebildet  sind, 
der  Hauptfigur  symbolisch  untergeordnet  durch  die 
Weisheit  des  Künstlers  (Göthe);"  theils  drängen 
sich    dieselben    zu    ihm ,    um    für    die    Rettung    zu 

'j  Gülhe's  Werke  XX.K  S.  425  IT.  (=  Scliuchardl  Gölhe's  Mal. 
Heise  und  Aufs,   über  bild.   Kunst  II  S.   383  f.) 

*)   Vgl.   Heibig  Camp.   Wandg.   no.   1214. 

^)  Brunn  Troiscbe  Miscellen  S.  53  (aus  den  Sitzungsberichtea 
der  Münch.  Akad.   1868). 

*)  Gladiatoren  ähnlich  sehen  die  griechischen  Helden  auf  pom- 
pejaniscben  Bildern  öfter  aus;  vgl.  z.  B.  Heibig  no.   1132;  u.  a. 


90 


danken;  theils  staunen  sie  scheu  und  furchtsam  das 
Ungethüui  an,  dessen  Beute  sie  werden  sollten. 
Dankerfüllt  küsst  ein  Knabe  die  Rechte  des  Helden 
in  feierlicher  Weise  auf  dem  Handgelenk  (xelg'  tni 
xaQTtJ)).  während  ein  Mädchen  niedergefallen  ist 
und  des  Theseus  Fufs  küsst  —  ebenso  wie  auf 
dem  Bilde  aus  Herculaneum,  nur  dass  dort  die  bei- 
den Küssenden  Knaben  sind ,  hier  dagegen  die 
„Proskynesis*  passender  einem  Mädchen  zuertheilt 
ist.  Eigen  ist  unserem  Gemälde  das  Motiv  des 
Kindes,  das  zaghaft  und  neugierig  zugleich  den 
Finger  an  den  Mund  legt  und  das  Köpfchen  vor- 
beugt, während  der  Pädagogos  ihm  den  Minotauros 
zeigt;  die  Gegenwart  des  Pädagogen  selbst  im  Laby- 
rinth erklärt  sich  aus  der  genugsam  bekannten  Sitte 
des  antiken  Alltaglebens,  die  Kinder  stets  von  ihm 
begleitet  erscheinen  zu  lassen')  —  eine  Sitte,  die 
der  Maler  ohne  Weiteres  sogar  bis  auf  den  Todes- 
gang zum  Minotaur  ausdehnt!  Dagegen  fehlt  dem 
pompejanischen  Bilde  sowohl  der  rührende  Zug, 
dass  die  eine  Maid  dem  Helden  die  schwere  Keule 
abnehmen  will,  als  auch  der  Zusatz  der  personifi- 
cirtcn  Kreta,  die  wir  auf  der  herculanensischen  Dar- 
stellung vorfinden.  Es  würde  zu  lange  währen, 
hier  die  unabsehbare  Reihe  von  Bildwerken  des 
Abenteuer  des  Theseus  gegen  den  Minotauros  vor- 
zuführen; ich  verweise  auf  Otto  Jahn's  trefflichen 
Aufsatz''),  der  sie  nach  der  Zeitfolge  geordnet 
giebt,  so  dass  wir  die  neu  hinzukommenden")  nur 
einfach  an  Ort  und  Stelle  einzureihen  brauchen. 
Doch  will  ich  noch  auf  eine  hergebörige  (von  Jahn 
nicht  aufgeführte)  kleine  Marmorgru])pe '°)  im  Park 
zu  Wörlitz  aufmerksam  machen,  die  zwar  nur  von 
sehr  inittelmäfsiger  Arbeit,  sowie  vielfach  zerstört 
und  falsch  ergänzt  ist,  aber  nicht  ohne  Interesse 
ist,  weil  sie  die  Hauptgruppe  der  beiden  eben  be- 
sprochenen Wandgemälde  wiedergieht:  zur  Rechten 
des  jugendlichen  Helden  kniet  ein  Mädchen,  um  dank- 

')  Vgl.  Hermann  Gr.  Privatalt.  §  34,  15  ff;  Grasberger  Erz. 
und  Cnterr.   I  S.  284  ff. ;  u.  a.  in. 

')   In  den  arcliüol.   Beiträgen  S.  25111. 

')  Dahin  gehören  auch  noch  die  pompejanischen  Bilder  bei 
Heibig  no.   1212;   1213;  1216;   1219;   1220;   1221;  etc.  etc. 

")  Abgebildet  und  besprochen  von  Gerlach  Worlitzcr  Antiken 
Taf.  V  S.  8f;  sie  ist  0,47  Meter  (=  1'  6")  hoch. 


bar  sein  Bein  zu  umfassen;  auf  der  andern  Seite 
eilen  zwei  Jungfrauen  herbei,  gleichfalls  dem  Retter 
ihres  Lebens  zu  danken. 

Haben  wir  den  Gegenstand  des  ersten  Bildes 
schon  vorgefunden,  so  ist  dagegen  die  Darstellung 
des  zweiten  Gemäldes")  unserer  Tafel,  so  viel  ich 
weiss ,  bis  jetzt  ganz  einzig  und  allein  stehend. 
Durch  die  Thür  eines  Palastes,  dessen  innere  Säu- 
lenarchitectur  oben  sichtbar  ist,  nahen  mit  verschie- 
dentlicheu  Gaben  des  Landes")  sieben  Kentauren, 
alle  bekränzt;  der  eine  trägt  ein  Zicklein  auf  dem 
Nacken ,  ein  zweiter  hält  mit  der  Linken  eine 
schlanke  Weinamphora  auf  der  Schulter;  ein  dritter, 
welcher,  bärtig  und  auf  dem  Rücken  ein  Thierfell, 
sich  durch  Alter  und  Stab  als  ihr  Führer  kenn- 
zeichnet, bat  einen  Korb  mit  Früchten,  unter  denen 
wir  Weintrauben  und  Granatäpfel  unterscheiden 
können ,  auf  die  Erde  gesetzt  und  küsst  sich  nei- 
gend die  Rechte  eines  jugendlichen  Fürsten,  der 
in  stolzer  Ruhe  dasteht  und  mit  den  Zeichen  seiner 
Macht  —  Täuie  und  Skepter  —  ausgestattet  ist. 
In  ihm  ist  ohne  Zweifel  Peirithoos,  der  Herrscher 
der  Lapithen,  zu  sehen,  dem  die  zur  Hochzeitsfeier 
geladenen '  ^)  Kentauren  in  unterthäniger  Ehrfurcht 
nahen  und  Gaben  darbringen,  jene  Anakalypteria 
oder  Hochzeitsgeschenke,  die  der  Neuvermählten  am 
dritten  Tage  nach  der  Hoclizeit,  an  dem  sie  sich 
zum  ersten  Mal  unverschleiert  zeigte ,  von  Freun- 
den und  Verwandten  gebracht  zu  werden  pfleg- 
ten'*). Hippodameia  steht  hinter  ihrem  königlichen 
Gemahl,  in  einem  langen  weissen  Schleier,  der  das 
Antlitz  frei  lässt;  neben  ihr  eine  kleine  Dienerin, 
wie  wir  sie  aus  Grabsteinen  genugsam  kennen: 
dieselbe  versteckt  sich  scheu  und  ängstlich  vor  den 
seltsamen  Rossmenscheu  hinter  der  Fürstin,  —  so 
dass  sich  also  im  zweiten  Bilde  die  Motive  des 
Handkusses  und  der  kindlichen  Scheu  vor  den  Unge- 
thümen  aus  dem  vorigen  Bilde  wiederholen  und  sich 
dadurch  die  beiden  Gemälde  als  beabsichtigte  Ge- 

")  Vgl.  dazu  Malz  Ilull.  dell'  Inst.  181)8  p.  202;  Brizio  Gior- 
nale  dcgii   Scavi  di   l'omp.    INS.  1   p.  64  ss. 

'2)  Vgl.  dazu  die  Verse  Catulls  64,  279ss. 

")  Diod.  IV,  70;  vgl.  Hum.  II.  II,  742  ss;  u.  a. 

'*)  Vgl.  Hermann  Gr.  I'nvatalt.  §  31,  34  ss;  Becker  Cha- 
nkles  III   p.  312  f;   u.   a. 


91 


genstücke  aufweisen.  Wenn  der  italienische  Er- 
klärer statt  dieser  Deutung  des  Bildes  auf  die 
Anakalypteria  der  Hippodameia  und  des  l'eirithoos 
vielmehr  die  erneute  Unterwerfung  und  Huldigung 
der  Kentauren  nach  jenem  verderblichen  Kampfe 
erkennt,  der  bei  Gelegenheit  des  Festschmauses 
entbrannte,  so  irrt  er  bestimmt,  da  jenes  Kind  sicher- 
lich eine  Frau  und  Dienerin  und  nicht,  wie  er  er- 
wähnt, Hippodameia's  ältester  Sohn  ist,  und  weil 
er  vergisst,  dass  wie  in  den  Kyprieu  der  Iloch- 
zeitszug  der  Götter  und  ihre  Geschenke  au  Thetis 
und  I'eleus  auf  das  Ausführlichste  und  Gläudzendstc 
geschildert  worden,  so  auch  sicherlich  die  Epiker'^), 
die  den  Lapithen-  und  Keutaurenkampf  behandelten, 
die  Ankunft  der  Kentauren  uud  ihre  ländlichen 
Gaben  beschrieben  haben  werden.  Wie  nun  die 
Francoisvase  "■)  und  einige  Terracottareliefs  '')  jeneu 
Götterzug  zum  Peleus  verherrlichen,  so  stellt  das 
pompejanische  Bild  die  Ankunft  der  Kentauren  bei 

'^)  z.  B.   Melesuudios  aus    Milet    (Ael.   Var.  Hisl.   XI,  -') ;    u.a. 
'S)  Vgl.   darüber  Aouali   1808  p.  '.>:!•>  ss. 

")  Abg.   Cainpana  Op.  io  plasl.   6(1  s.S.;  Arcbaul.  Zeilung   1851 
Taf.  •.'(!;  »gl.  oben  S.  08,  I.  2. 


gleicher  Gelegenheit  dar  und  zeigt  uns  die  Be- 
grUfsung  und  Beschenkung  des  FUrstenpaars  der 
Lapithen  von  Seiten  jener  rohen  Thiermenschen. 

Zum  Schluss  bemerke  ich,  dass  sich  iu  dem- 
selben Zimmer,  das  die  beiden  hier  vorliegenden 
Gemälde  enthält,  noch  ein  drittes,  nicht  so  wohl- 
erhaltenes Bild'")  findet,  in  welchem  der  jugend- 
liche Bacchus  gleich  einem  Richter,  wie  mir  scheint, 
zwischen  dem  Sonnengott  und  der  Venus  thront  ^ 
eine  Darstellung,  die  bis  jetzt  noch  nicht  zur  Ge- 
nüge aufgeklärt  ist,  obgleich  sie  öfter  in  Pompeji 
wiederkehrt");  uud  endlich,  dass  alle  drei  Bilder, 
jetzt  im  Museo  Nazionale  zu  Neapel  aufbewahrt, 
auf  das  Deutlichste  die  Schnitte  der  Ausatzfugen 
ihres  Stuccogruudes  zeigen  und  demnach  ein  sicheres 
Beispiel  mehr  sind  für  die  Frescomalerei,  die  schon 
Winckelmann ")  mit  Kecht  für  die  campanischen 
Wandmalereien   erkannt  und  beansprucht  hatte. 

H.  Heydemann. 

'»,   Vgl.   dazu   Malz  Bull,   dell'  Insl.   1808  p.   200  s. 
")  Vgl.  z.  B    Heibig  no.  971;  cf.  auch  no.  909  udJ  118. 
'")   Winckelmann    Werke    II    S.   2.')9f. ;    vgl.    dazu    Donner   bei 
Heibig  Camp.   Wandg.   S.    III  ss. 


BESCHREIBUNG  .DER   VASENSAMMLUNG   DES    FREIHERRN 
FERD.  VON  LEESEN  von  E.  SCHULZE 

(Leipzig  187 L    4".    mit  3  lithogr.  Tafeln). 
^Hierzu  Tafel  70) 


Kleinere  Privatsaminlungen  von  Alterthümern 
der  classischen  Kunst  —  welche  sich  in  Italien  und 
Griechenland  überall  finden  uud  in  England  sowie 
Frankreich  durchaus  nichts  Lhigewöhnliches  sind  — 
gehören  in  Deutschland  noch  sehr  zu  den  Selten- 
heiten, und  nur  hier  und  da  findet  sich  dafür  unter 
den  Gebildeten  und  Reichen  unseres  Vaterlandes 
ein  reges  Interesse  und  wirkliches  Verständniss. 
Um  so  erfreulicher  i.st  es  ,  durch  das  oben  ange- 
führte Büchlein  von  der  Existenz  einer  solchen 
Privatsammlung  zu  erfahren ,  welche ,  auf  zwei 
Reisen  in  Italien  gesammelt,  jetzt  iu  Gotha  auf- 
gestellt ist.     Der  Liberalität   des   kunstsinnigen  He- 

Ärcliäüloj;.  '/A\i.,  .lalngani;  .\XX. 


sitzers  ist  auch  die  genaue  Beschreibung  der  be- 
malten Gefälse  und  der  mit  Darstellungen  verse- 
benen Lampen  zu  verdanken,  die  von  Dr.  E.Schulze 
herrührt  und  zugleich  von  der  Publication  derjenigen 
Vasen  begleitet  ist,  „welche  wegen  der  Art  der  Zeich- 
nung und  wegen  der  auf  ihnen  dargestellten  Scenen 
einer  Veröfl'cntlichung  werth  zu  sein  scheinen.  '• 

Was  nun  den  Kunstwerth  der  Sammlung  Leesen 
betrifft,  so  ist  freilich  —  wenigstens  nach  der  Beschrei- 
bung zu  urtheilen  ^  unter  den  Vasen,  die  fast  alle 
aus  Unteritalien  stammen,  Nichts  als  Mittelgut  und  es 
enthält  die  Sammlung  weder  besonders  schöne  noch 
besonders  merkwürdige  Vasenbilder.     Denn  leider 


92 


sind  auch  die  beiden  Vaseuzeichnungen,  welche 
allerdinsrs  sehr  gmlse  Beachtung  verdienen  würden, 
wenn  sie  dasjenige  wiriilich  darstellten,  was  der 
Verfasser  des  beschreibenden  Verzeichnisses  ver- 
muthet,  durchaus  nicht  zu  den  merkwürdigen  der 
antiken  Kerameutik  zu  rechnen,  da  das  eine  Ge- 
fäss  (no.  107)  sicherlich  moderne  Fälschung  ist,  das 
andere  (no.  99)  aber  irrtliünilich  beschrieben  und  ge- 
deutet ist. 

Dies  letztere  Gefäfs  (no.99),  dessen  Abbildung  auf 
Tafel  II  beigegeben  ist,  stellt  den  jugendlichen  Dio- 
nysos inmitten  seines  Thiasos  dar,  denn  der  Gott 
selbst  wird  wohl  in  dem  dahineilenden  schönen 
Jüngling  zu  erkennen  sein,  der  in  der  erhobenen 
Rechten  einen  Kantharos  (vgl.  Plin.  Nat.  bist.  33, 150 
und  Macrob.  Sat.  V,  21,  16:  cantharus  Libri  palris 
poculum)  und  in  der  Liuken  statt  des  gewöhulichereu 
Thyrsos  einen  Knotenstab  hält.  Ihn  umgeben  ein 
Satyr  (mit  kleinen  Hörnern  auf  dem  Kopf  und 
Eimer  nebst  Fackel  in  den  Händen)  und  zwei  Bac- 
chantinnen, von  denen  die  eine  eine  Schale  und 
mehrere  Tänien  trägt,  die  andere  eine  Traube  und 
einen  Korb  oder  Kasten  in  den  Händen  hat.  Aus 
diesem  Korb  oder  Kasten  ragt  nach  Schulze  „ein 
länglicher  Gegenstand,  ohne  Zweifel  ein  Phallus" 
hervor,  und  wäre  ..demnach  die  auf  keiner  der  zahl- 
losen bacchischen  Vorstellungen  gemalter  Vasen 
aller  Stylgattungen  bisher  zum  Vorschein  gekom- 
mene (.Jahn  Hermes  III  S.  324)"  bacchische  Cista 
mystica  hier  zum  ersten  Mal  dargestellt.  Aber  die 
Zeichnung  der  Tafel  II  zeigt,  dass  kein  Phallos 
zu  erkennen  ist,  sundern  ein  aus  dem  Korb  oder 
Kasten  hervorragendes  Gefäss,  und  zwar  ein  Ala- 
bastron.  Dasselbe  linden  wir  öfter  bald  einzeln 
(vgl.  z.  B.  Neap.  Mus.  85ü;  Santang.  312;  u.a.m.) 
bald  in  der  Mehrzahl  (vergl.  z.  B.  Millingen  Vas. 
gr.  17;  .08;  u.  a.  m.)  in  einem  Kasten  stehend  und 
mehr  oder  weniger  daraus  hervorragend  auf  Vasen- 
zeichnnngen  Unteritaliens  dargestellt:  ein  solcher 
Kasten  wurde  älaßaoTyn&rjxt]  (Demostli.  XIX  §-37; 
Aristoph.  bei  Pollu.\  X,  121 )  oder  u?.aßaain9i]xj] 
(Bekker  Anecd.  gr.  p.  375,  13;  Hai])ocr. :  Suid. ; 
Poll.  1.  c.)  genannt  und  war  nothig,  da  die  fufs- 
losen    länglichen    Gefäfse     nicht    stehen    konnten. 


Das  Alabastron  oder  Alabaston  icf.  Bekker  Anecd. 
p.  374,  6:  yQä(ftxat,  dt  rj  Xi^ig  /näXtava  xcd  '/(ooig 
Tov  P  naoct  I\'Ievcii'ÖQ(i>)  auf  der  Leesenscheu  Vase 
ist  nun  zwar  an  der  Mündung  etwas  verschnör- 
kelt (vergl.  ähnlich  auf  Taf.  III,  1.  no.  101  ')  dersel- 
ben Sammlung),  aber  trotzdem  ganz  sicher  jenes 
Salbgefäis  (11.  cc.  l7]xvd-og  fj  znv  /.ivqov  oder  ayyog 
/.iiQov) ,  wie  auch  die  oben  jederseits  befindlichen 
kleinen  Erhöhungen  oder  Knöpfe  beweisen,  welche, 
bestimmt  das  zum  Tragen  umgewickelte  Band  fest- 
zuhalten (vergl.  dazu  Studer  Bern.  Vasens.  no.  14; 
u.  a.) ,  öfter  sowohl  an  wirkliche  Alabastra  (vgl. 
z.  B.  Racc.  Cum,  no.  207;  209;  Karlsruhe  no.  120; 
u.  a.  m.)  noch  erhalten  sind  als  auch  bei  gemaltem 
Alabastra  wie  hier  sich  angedeutet  finden  (vgl.  — 
ausser  der  auf  Taf.  III,  1  abgebildeten  Leeseuschen 
Vase  n.  101  —  auch  Mus.  Naz.  di  Xapoli  u.  1705; 
3126;  3281;  Santang.  495;  689;  u.  a.),  und  jeden 
Gedanken  an  einen  Phallos  unmöglich  machen. 
Damit  steigt  aber  auch  diese  bacchische  Vorstel- 
lung zu  den  unzähligen  ähnlichen  Darstellungen 
ihres  gleichen  herab,  vor  denen  sie  weder  au  Schön- 
heit noch  an  Merkwürdigkeit  etwas  voraus  hat. 

Aeusserst  interessant  wäre  ferner  die  Vasen- 
zeichnung no.  107,  die  einem  1852  in  C'umae  ge- 
kauften sog.  Askos  (vgl.  die  Form  bei  Levezow 
Berl.  Vas.  no.  165;  Stephani  Erra.  no.  80 ;  Heyde- 
mann  Neap.  Vas.  no.  lOG;  u.  a.)  entnommen  ist, 
wenn  sie  nicht  —  wie  sich  sogleich  ergeben  wird 
—  modern  gefälscht  wäre,  dergestalt,  dass  das 
Gefäls  wohl  alt,  die  Zeichnung  aber  neu  ist.  Dar- 
gestellt ist  ein  Phlyake,  der  erschrocken  die  Hände 
hebt  und  forteilt,  als  er  hinter  sich  eine  alte  nackte 
Frau  bemerkt,  die  auf  dein  linken  Fufs  springt, 
beide  Hände  nach  ihm  ausstreckt  und  ihn  am  Arm 
festhalten  will;  ein  Pan,  welcher  der  Scene  zu- 
schaut, hebt  vergnügt  und  staunend  die  beiden 
Hände  empor.  Nun  findet  sich  auf  einem  sogen. 
Askos  (no.  1402;  Höhe  0,23  Meter;  Umfang  0,61  M.) 
der  Sammlung  Jatta,  dessen  Zeichnung  nach  meiner 
Bause  auf  Tafel  70  wiedergegeben  ist,  ein  bacchi- 

')  Die  Krau  in  der  (irabscene  «lieser  Vase  Irügl  iilirigens  in 
den  Händen  eine  Traube  und  eine  Pfanne  (sie  -  niclit  einen  Spiegel, 
Hie  es  in  der  Hescbreibung  S.  14   beis»t). 


93 


scher  Thiasos  dargestellt,  unter  dessen  acht  Mit- 
glierlern  wir  die  beiden  crstbeschriebeneu  Figuren 
der  Leesensciicn  Vase  wiederfinden,  und  zwar  den 
Phlyaken  ganz  genau  bis  in  alle  Einzelheiten,  nur 
dass  die  I.inien  auf  der  Vase  Jatta  alle  voll  Ver- 
ständniss  und  Sicherheit  gezeichnet  sind,  während 
der  vermeintliche  cunianische  Askos  sie  roher  und 
z.  B.  in  den  Händen,  dem  rechten  Fufs,  dem 
Chiton  u.  s.  \v.  vergröbert  oder  theilweise  verkannt 
darbietet.  Ebenso  fällt  der  Vergleich  aus  in  Betreff' 
des  alten  nackten  Weibes,  das  auf  der  Leesenschen 
Vase  von  links  nach  rechts  erscheint,  auf  der  Jatta- 
scben  dagegen  in  umgekehrter  Bichtung  dargestellt 
und  nicht  mit  dem  Phlyaken,  sondern  mit  einem  jun- 
gen Satyr  gruppirt  ist,  der  entsetzt  in  seinem  Lauf 
zurückprallt,  als  die  Alte,  die  vor  ihm  herlief,  sich 
plötzlich  auf  dem  rechten  Fuls  umdreht,  den  Kranz 
fallen  lässt  und  ihm  mit  beiden  Händen  zuwinkt. 
Für  die  Aechtheit  dieses  Jatta'schen  Askos  stehe 
ich  ein;  er  ist  vollkommen  und  unversehrt  erbalten. 
Legt  man  nun  die  Bause  der  Jatta'schen  Figuren 
auf  die  Publication  der  Leesen'schen  Vase  (bei  der 
alten  Frau  umgekehrt!),  so  erkennt  man,  dass  die 
Figuren  des  letzteren  Gefäfses  nach  einer  Durch- 
zeichnung des  ersteren  mehr  oder  weniger  genau 
hergestellt  sind.  Zwar  giebt  es  sichere  Beispiele, 
dass  ein  und  dieselbe  Vasendarstellung  sich  nicht 
nur  andemselben  Orte  (vgl.  Jahn  Vasen  mit  Gold- 
schmuck ö.  8,  31;  Samml.  Santang.  303  und  365; 
317  und  580;  u.a.),  sondern  auch  an  verschie- 
denen Orten  (vgl.  Jahn  Einleitung  Amn.  1464)  wie- 
derholt, uud  könnte  die  Vasenzeichuung  Leeseu 
noch  immerhin  echt  sein,  wenn  nicht  die^unuöthige 
Veränderung,  ja  Verkennung  des  Motivs  den  Fäl- 
scher zur  Genüge  verriethe.  Dazu  kommt  noch  als 
Ausschlag  gebend  die  stylistiscli  verschiedene ,  na- 
Hientlicli  in  dem  Unterkörper,  doch  auch  im  Gesicht, 
ganz  roh  gezeichnete  Figur  des  zuschauenden  Pan, 
welcher  gegen  die  anderen  beiden  Figuren  bedeutend 
zurücktritt  und  unmöglich  von  demselben  Maler  her- 
rühren kann,  der  den  Phlyaken  und  das  alte  Weib 
zu  zeichnen  vermocht  hätte.  Fr.  Matz  liatte  hinsicht- 
lich dieses  Pan  in  einem  Nachtrag  zu  seiner  An- 
zeige des   Leesen'scheu  Verzeichnisses  (Philol.  An- 


zeiger 1871  S.  456  und  562)  die  Vermuthung  aus- 
gesprochen, dass  sein  Vorbild  auf  der  Rückseite  der 
Aikmcne-Vase  des  Python  zu  suchen  sei  (vgl.  ISouv. 
Annalcs  de  la  SccI.  frani-.  1837  pl.  B.),  wo  aulser 
anderen  Figuren  der  Oberkörper  eines  Satyrs  ge- 
malt ist,  der  erstaunt  beide  Hände  hebt;  die  jäm- 
merlichen Bocksbeine  auf  der  Leesen'scheu  Vase 
wären  Zusatz  des  modernen  Malers,  wodurch  jeuer 
Satyr  dann  zum  Pan  geworden  Es  ist  allerdings  nicht 
zu  leugnen ,  dass  die  Handbewegungen  beider  Fi- 
guren sehr  ähnlieh  sind,  aber  an  eine  directe  Entleh- 
nung zu  denken  schien  mir  zweifelhaft  und  sogar  irrig, 
da  der  Maler  der  Leesenschen  Vase  die  Figur  in  der 
Bewegung  des  Oberkörpers  und  der  Arme  dann  so  um- 
geändert hätte,  dass  schliesslich  an  Stelle  des  stau- 
nend ein  wenig  hintenüber  gewandten  Satyrs  der 
Python- Vase  eine  neugierig  vornUbergebeugte  Figur 
getreten  wäre,  welche  den  rechten  Arm  erst  im  Ellen- 
bogen hebt,  während  der  Satyr  dort  (wenigstens  der 
Zeichnung  nach)  den  rechten  Arm  schon  iu  der 
Schulter  gehoben  hat.  Wozu  war  dann  eine  Ent- 
lehnung nöthigV  Mich  däuchte  vielmehr,  dass  die 
ganze  verunglückte  rohe  Panfigur  eine  selbstständige 
Erfindung  des  modernen  Malers  sei,  welcher,  wenn 
er  entlehnte,  die  gebansten  Figuren  anderer  Ge- 
fäl'se  wohl  umstellte  und  dadurch  die  Motive  va- 
riirte,  auch  wohl  absichtlich  zerstörte  (wie  z.  B. 
den  unteren  Theil  des  scheusslichen  Weibergesichts) 
aber  sonst  Bansen  nicht  gänzlich  umzeichnete  und 
in  ihren  Bewegungen  völlig  umänderte.  Dass  aber 
weder  meine  Meinung  noch  die  von  Matz  das  Rich- 
tige trifft,  erfahre  ich  soeben')  durch  eine  freund- 
liche Mittheilung  vou  Seiten  des  Dr.  K.  Zange- 
meister, welche  die  Frage,  woher  der  Pan  der 
Leesenschen  Vase  stamme,  abschliessend  beantwortet. 
Zangemeister  fand  —  bei  seinem  diesjäiirigeu  ita- 
lienischen Aufenthalt  —  im  Bibliotheksaal  des  (jetzt 
aufgehobenen)  Convents  Philippe  Neri  in  Neapel  eine 
grofse  (fast  zwei  Fuls  hohe)  uuteritalische  Amphora, 
auf  der  das  Original  des  Leesenschen  Pan  — 
nur  in  umgekehrter  Richtung  von  links  nach  rechts 
—  erhalten  ist :  sonst  stinunen  die  Figuren  von  Kopf 
bis  Fuls  überein,  wie  eine  Vergleichung  ihrer  Durch- 

*;   Bei  der  ersten    (lorrectiir  des    llriukes   dieses  Aufs;iUes. 

t;i* 


94 


Zeichnungen  ergeben  hat.  Die  Zeichnung  der 
Leesenschen  Vase  ist  also  unzweifelhaft 
gefälscht:  der  moderne  Maler  hesafs  eine  Durch- 
zeiehnung  des  Jatta'schen  Askos,  aus  welcher  er 
zwei  Figuren  auf  ein  unbenialtes  altes  Gefäss 
gleicher  Form  nicht  ohne  Geschick  ändernd  über- 
trug und  durch  die  Zufiigung  einer  dritten  anders- 
woher entlehnten  Figur  vermehrte.  Wie  er  zu  der 
Bause  der  Jatta'schen  Vase  gelangte,  ist  nicht 
mehr  sicher  zu  ergründen;  vielleicht  —  oder  wohl 
sehr  wahrscheinlich  —  war  das  Gefäls  unter  den- 
jenigen, die  von  Ruvo  zu  dem  Onkel  des  jetzigen 
Besitzers  nach  Neapel  wanderten  und  erst  1845 
nach  dem  Tode  desselben  nach  Ruvo  zurückkamen, 
und  ist  in  Neapel  durchgezeichnet  worden,  wo  sich  ja 
auch  das  Original  der  dritten  Figur  vorgefunden  hat. 
Betrachten  wir  jetzt  noch  die  Darstellung  des 
Jatta'schen  Gefälses  ein  wenig  näher.  Es  stellt  einen 
bacchischen  Thiasos  dar,  der  in  wilder  Eile  dahin 
stürmt;  seine  acht  Theiluehmer  sind  theils  der 
idealen  Welt  entnommen ,  theils  der  Wirklichkeit 
entlehnt,  und  unterschiedslos  miteinander  vereinigt. 
Die  Zeichnung,  die  voll  von  Kühnheit  Lebendigkeit 
und  Frische  ist,  zeigt  die  Sicherlieit  und  Schön- 
heit der  überreifen  apulischen  Kunst,  zugleich  aber 
auch  die  Flüchtigkeit  und  die  Ueberladenheit,  die  den 
der  Mache  kundigen  Meistern  dieses  Styles  eigen 
ist.  Die  Darstellung  geht  geschlossen  rings  um 
das  Gefäfs  herum ;  doch  mag  der  kleine  blattreiche 
Baum  als  Anfangs-  und  Endpunkt  für  unsere  Be- 
trachtung des  bacchischen  Tanzes  dienen.  Ein  be- 
kränzter iSatyr,  bärtig  und  stumpfnasig,  der  in  der 
erhobenen  Linken  die  brennende  Fackel  schwingt, 
blickt  vorwärtseilend  nach  einem  Hunde  um,  dem 
er  in  der  Rechten  einen  Epheuzwcig  hinhält;  das 
Thier  (das  Jatta  gewiss  mit  Unrecht  als  einen  Wolf 
bezeichnet)  springt  nach  dem  Zweig  empor.  Es 
foig't  eine  Bacchantin,  in  Haube  und  hingwallendem 
Chiton,  an  Olir  und  Armen  geschmückt;  sie  streckt 
im  Lauf  vorgebeugt  beide  Hände  aus  und  schüttelt 
in  der  fechten  ein  Tympanon.  Ob  sie  den  Hund  auf- 
reizt, wie  Jatta  meint,  ist  nicht  zu  entscheiden, 
wenngleich  möglicli;   doch   erklärt   sich   die    Bewe- 


gung der  Figur  auch  ohne  diese  Annahme  voll- 
ständig. Das  Tympanon  ist  hier  wie  im  Folgenden 
mit  einer  sternartigen  Verzierung  bemalt,  die  sicli 
auch  sonst  öfter  vorfindet  (Neap.Mus.997;  .3237  ;  u.a.), 
während  andere  Tympanon-Malereien  sich  seltener 
angedeutet  finden  (vgl.  z.  B.  Neap.  Mus.  2596;  2598; 
u.  a.);  durch  Demosthenes  wissen  wir,  dass  in 
Athen  das  Bemalen  der  Tympana  ebenso  wie  der 
(oben  erwähnten)  Alabastrotheken  einen  Gewerbs- 
zweig bildete  (Or.  XIX  §  237).  Die  nächste  Figur 
ist  jene  nackte  Alte,  die  mit  Periskelis  und  Hals- 
band, Armbändern  und  langflatternder  Tänie  ge- 
schmückt ist;  die  aufgeworfenen  Lippen,  die  stumpfe 
eingedrückte  Nase,  das  zugekniffene  kleine  Auge, 
die  magere  faltige  Backe  machen  sie  zusammen  mit 
den  unförmigen  Brüsten  zu  einem  Ausbund  von 
Hässlichkeit,  die  durch  die  unanständige  anmuth- 
lose  Tanzbewegung  noch  vermehrt  wird.  Es  ist 
daher  nicht  Wunder  zu  nehmen,  dass  der  junge 
ihr  folgende  Satyr  heftig  erschrickt  und  zurückprallt, 
als  sie  sich  auf  dem  rechten  Fulse  zu  ihm  um- 
dreht, den  Kranz,  den  sie  bis  dahin  in  Händen  hielt, 
fallen  lässt  und  nuu  mit  beiden  Händen  den  Satyr 
zu  sich  heranwinkt  in  der  Art,  wie  noch  heute  in 
Uuteritalien  üblich  ist  (vgl.  Jorio  Mimica  p.  81,  1). 
Vortrefflich  ist  in  der  Bewegung  des  Körpers  der 
Schreck  des  Satyrs  ausgedrückt,  welcher,  den  Mund 
sprachlos  geöffnet,  die  Hände  sinken  lässt,  in  denen 
er  noch  eben  die  Fackel  und  das  Tympanon  hoch 
geschwungen  hat;  an  dem  letzteren  ist  noch  die 
Schleife  zu  beachten,  an  welcher  es  getragen  wurde 
(Vgl.  ebenso  Mus.  Naz.  2411;  2568;  u.  a.).  Jatta's 
Bezeichnung  als  Salira  o  Sileiia  ist  grundlos  und 
irrig:  sie  hat  weder  Spitzohren  (vgl.  z.  B.  Later. 
Mus.  140;  273;  4u8;  Müller- Wieseler  H,  561; 
562;  u.  a.)  noch  das  Satyrschwänzchen,  das  sie 
z.  B.  auf  einer  Florentiner  Gemme  (Müller-Wieseler 
H,  563),  wo  sie  wie  hier  nackt  erscheint,  folgerecht 
haben  niuss;  ebenso  niuss  sein  Vorschlag,  in  ihr 
etwa  die  personiticirte  Methe  zu  sehen,  abgewiesen 
werden,  da  der  .Maler  zwar  die  hässlichen  Folgen 
der  Trunkenheit  wiedergiebt,  aber  durchaus  keine 
Handhabe  bietet,  um  in  der  Alten  statt  einer  sterb- 


95 


Hellen  arg  ekstatischen  Frau,  welche  im  bacchischen 
Thiasos  mitschwärmt,  eine  ideale  Begleiterin  des 
Dionysos  7ai  erkennen. 

Gleichfalls  der  Wirklichkeit  cutlehnt  ist  der 
auf  die  eben  besprochene  Gruppe  folgende  Schau- 
spieler, der  im  bekannten  Costiiui  der  Phljaken 
erscheint  (vgl.  Wieseler  Denkm.  des  Bühnenwesen 
Taf.  IX;  u.  a.)  und  mit  einer  Maske  versehen  ist; 
während  er  im  Laufen  beide  Hände  von  sich  streckt, 
blickt  er  zu  der  hinter  ihm  tanzenden  Frau  um, 
die  in  Annmth  und  Schönheit  der  Erscheinung  sich 
zu  ihm  in  vollstem  Gegensatz  findet.  Sie  ist  mit 
Ausnahme  des  Gesichts  ganz  und  gar  (auch  am 
Hinterkopf)  in  einen  weitiMi  Mantel  eingehüllt,  der 
recht  eigentlich  das  ..Echo^  der  tanzenden  Gestalt 
bildet.  Diese  verhüllte  Tänzerin,  die  sich  namentlich 
auf  V?isen  Unteritaliens  sehr  häufig  findet  (vgl.  z.  B. 
Mus.  Naz.  1991;  2919;  3220;  u.  a.  m.),  aber  auch 
in  campanischen  Wandgemälden  mehrfach  vorkommt 
(Heibig  no.  1904;  vgl.  1939)  und  kürzlich  auch  auf 
einem  zu  Korinth  gefundenen  Spiegel  (Kev.  archeol. 
1868  pl.  1)  sich  vorgefunden  hat,  geht  wohl  in  allen 
ihren  mannigfach  variirenden  Repliken  auf  eine  etwa 
in  der  Zeit  des  Praxiteles  erfundene  Figur  zurück,  deren 
schönste  Wiedergabe  bis  jetzt  in  dem  Marmorrelief 
des  Dionysostheaters  zu  Athen  (Rev.  arch.  1.  c.  pl.  2 ; 
Berl.  Abgüsse  no.  122)  vorliegt;  die  häufige  Ver- 
wendung des  schönen  aber  schon  effectvoUen  Ge- 
vvandmotivs  zeugt  von  der  Berühmtheit  des  Origi- 
nals, das  den  Kleinkünstlern  mehr  oder  weniger 
bekannt  war.  Auf  der  Vase  Jatta  blickt  die  Frau 
im  Tanz  nach  dem  hinter  ihr  springenden  Hasen 
um,  dessen  aphrodisische  Bedeutung  hier  klar  ist. 
Dagegen  ist  nicht  ganz  klar,  ob  die  Tänzerin  die 
Rechte  vor  den  Mund  hält  —  man  weiss  dann 
nicht,  warum  —  oder  ob  sie  diese  Hand  nur  ebenso 
wie  die  Linke  in  der  Tanzbewegung  hebt:  letzteres 
scheint  mir  das  wahrscheinlichere,  und  ist  dann  die 
Rechte  nur  zufällig  vor  dem  Mund  gezeichnet. 

Den  Beschluss  des  Zuges  machen  ein  bärtiger 


Satyr,  der  begeistert  den  Kopf  hintenüberwirft  und 
mit  Tympanon  und  Fackel  in  den  Händen  dahin- 
springt,  und  endlich  eine  Bacchantin,  die  das  Tym- 
panon schlägt  und  tanzt,  während  die  Luft  sich  in 
ihr  dünnes  Kleid  gesetzt  hat  und  die  Reize  des 
Körpers  überall  hervortreten.  Einige  kleine  Sträu- 
cher sowie  ein  Kranz  dienen  zur  Raumausfüllung; 
den  Fufsboden  der  Figuren  bildet  eine  dicht  puuk- 
tirte  Linie;  oben  wird  die  Darstellung  des  anzie- 
henden Gefälses  durch  eiue  weitläufig  punktirte 
Linie  eingefasst  und  begrenzt. 

Nachtrag.  Dem  Interesse,  welches  die  von 
mir  behauptete  Fälschung  der  Leesenschen  Vase 
no.  107  in  Gotha  erregte,  verdanken  wir  den  fol- 
genden interessanten  Beitrag,  der  zum  Nutzen  und 
Frommen  sammelnder  Kunstliebhaber  hier  verzeich- 
net werde  und  zum  Beweis  für  die  fäbrikmäfsige 
Fälschung  antiker  Vasenzeichnungen  in  Italien  diene. 
Dr.  W.  Gurlitt  fand  unter  den  Vasen  des  Museo 
cimco  in  Bologna  eine  Lekythos  (no.  1472  des 
Katalogs;  18/j  Centimeter  hoch;  22/,  Centimer 
im  Durchmesser),  auf  der  die  tanzende  Alte  der 
Leesenschen  Vase  dargestellt  ist,  bis  in  die  klein- 
sten Einzelheiten  übereinstimmend,  nur  dass  sie 
diesmal  von  rechts  nach  links  gewandt  ist  (also 
wie  auf  dem  Originalgefäfs  Jatta);  darüber  die  un- 
leserliche Inschrift:  O^S3-  Durch  Zangenieister's 
Vermittelung  und  E.  Schulze's  Zuvorkommenheit 
liegt  mir  eine  Durchzeichuung  des  Bologneser  Ge- 
fälses, von  Hr.  Emilio  Teza  gefertigt,  vor,  und 
darnach  kann  nicht  bezweifelt  werden,  dass  die 
Zeichnung  auf  der  früher  dem  Maler  Relagio  Palagi 
gehörigen  Lekythos  gefälscht  ist  und  aus  dersel- 
ben neapolitanischen  Quelle  stammt,  aus  der  die 
cumanische  Vase  der  Sammlung  Leesen  hervorge- 
gangen. Die  scheussliche  nackte  Gestalt  des  ru- 
veser  Askos  fand  gerade  wegen  ihrer  seltenen  Häss- 
lichkeit  Käufer,  und  so  würde  es  nicht  weiter 
Wunder  nehmen,  wenn  sie  noch  irgendwo  einmal 
auftauchte.  H.  H. 


96 


BERICHTIGUNG 

zum  Programm  des  32.  Berliner  Winckelmanns-  Festes:  Athena  unä  Marsyas  von  G.  Hirsehfeld. 


Auf  S.  7  der  obigen  Schrift  nennt  der  Ver- 
fasser ')  das  zuerst  bei  Stuart  ( Ant.  of  Atliens  II,  27. 
Vignette)  abgebildete  und  darnach  öfter  wiederholte 
(Müller- Wieseler  II,  22, 239;  Mon.  dell'  Inst.  VI,  23, d; 
Hirschfeld  a.  0.  II,  2)  athenische  Eelief  mit  der 
Darstellung  des  Marsyas,  der  die  von  Athene  wegge- 
worfenen Flöten  anstaunt,  „verschollen".  Das 
Original  des  Keliefs  findet  sich  vielmehr 
noch  heute  im  Garten  des  Finlay' sehen 
Hauses  als  Schmuck  einer  pentelischen 
arg  verwitterten  Marmorvase,  deren  Durch- 
messer 0,43  Meter  ist;  die  Höhe  der  Figur  ist 
0,32  Met.  Dr.  Lüders,  welchen  ich,  durch  die  Berli- 
ner Vase  veranlasst,  auf  die  Marmore  ase  aufmerksam 
machte  und  um  eine  erneute  genaue  Untersuchung  be- 
hufs der  von  mir  (in  Athen  vor  dem  Original)  ange- 
nommenen Identität  der  Stuart'schen  Zeichnung  mit 
dem  Finhiy  sehen  Marmor  bat,  schreibt  mir  darüber 
Folgendes:  „Das  Relief  der  Marmorvase  ist  identisch 
mit   demjenigen   bei  Stuart.     Die   ganze  Vase   ist 

')   Ebenso  auch  Kekuli'   Aknd.   Kunstmus.   z»   liono   no.  79. 


unfertig;  nachdem  mau  das  Relief  herausgearbeitet 
hatte,  lie^s  man  die  Arbeit  liegen;  die  bei  Stuart 
links  erscheinenden  räthselhaften  Linien  geben 
unvollkommen  nichts  weiter  wieder  als  die  Grenze, 
bis  zu  der  an  dieser  Seite  die  Arbeit  fortgeschritten 
war.  Von  da  rings  um  die  Vase  herum  bis  nahe 
zur  Athena  ist  die  Vase  noch  nicht  behauen.  Dass 
auch  das  Relief  nicht  fertig  war,  beweist  z.  B.  die 
rechte  dreimal  zu  groi'se  Hand  des  Marsyas.  Von 
den  Flöten  der  Athene  ist  keine  Spur  vorhanden, 
und  glaube  ich,  nie  gewesen  ("?).  Von  den  Figuren 
selbst  sind  nur  noch  die  —  bei  Stuart  richtig  ge- 
zeichneten —  Umrisse  erhalten ;  man  erkennt  kaum 
kleine  Reste  des  Bartes  vom  Marsyas;  von  dem 
wunderlichen  Federbusch  des  Helms  der  Athena 
in  den  Zeichnungen  kann  deshalb  nicht  die  Rede 
sein.  Am  besten  erhalten  sind  der  untere  Gewand- 
theil und  der  Schild  der  Göttin.  Ich  glaube,  dass 
die  Arbeit  in  der  Werkstätte  missglückte  und  des- 
halb liegen  blieb."  H.  H. 


BRUCHSTÜCK  EINES  CÄRETANER  WANDGEMÄLDES. 

Hierzu  Taf.  68) 


Das  auf  Taf.  tiS  in  voller  Gröl'se  abgebildete 
Fragment  gehört  zu  dem  Funde,  welcher  LS69  auf 
dem  Stadtbdden  von  Caere  gemacht  wurde,  als  man 
hinter  dem  Theater  eine  Felsgrube  ausräumte,  welche 
zur  Ablagerung  einer  grofsen  Menge  polychromer 
Architekturstucke  und   Ornamente    benutzt  worden 


ist.     Fundort   und  Auffindung 


bat  Heibig  beschrie- 


ben ').  Das  Verzeichnifs  der  in  das  Berliner  Mu- 
seum übergegangenen  Bestandtheile  des  Fundes  hat 
unsere  Zeitung  veröftentiicht  und  ebenso  einen  der 
dazu  gehörenden ,  von  Adler  besprochenen  Stirn- 
ziegel '). 

')  Grenzbulcn    1870  S.  149. 

=)  Arcü.  Zeilg.  1871   S.  119;   187-.;  S.  I. 


Die  wohlerhaltenen  Farben  befinden  sich  auf 
einer  0,30  dicken  Ziegelplatte,  welche  den  Theil 
einer  Wandverkleidung  bildete.  Zur  Linken  hat 
der  Ziegel  eine  geradlinigte  Kaute;  man  wird  also 
annehmen  müssen,  dass  die  Plinthen  unlieuiait  ver- 
setzt wurden  und  dass  die  Malerei  über  die  Stols- 
fugen wegging. 

Die  Verkleidung  von  Waudflächen  mit  farbigen 
Ziegeln  ist  in  Babylon  zu  Hause  und  Herr  Pacifi(iue 
Delaportc  hat  merkwürdige  Pi-oben  solcher  Plinthen 
aus  Hillah  in  die  Sanmilung  des  Louvre  gebracht  ^. 
Ebendaselbst  befinden  sich  die  aus  der  Campana'schen 

^)  l.ungpriier  Musäe  Napoleon  lil   pl.  i. 


97 


Sammlung  stammenden  Ziegelplatten,  die  Cäretaner 
Felsgräberu  angehören  und  sicli  mit  ihrem  Gesimse 
an  die  üeckeugewölbe  auschliel'sen  ^).  Neuerdings 
sind  auch  in  Athen  bemalte  Thonplatten  gefunden 
worden  mit  alterthümlichen,  auf  Bestattung  bezüg- 
lichen Darstellungen,  welche  auf  eine  ähnliche  Ver- 
wendung schlielsen  lassen. 

Das  vorliegende  Fragment  ist  so  unvollständig, 
dass  selbst  die  Auffassung  der  Figuren  in  wesent- 
lichen Punkten  zweifelhaft  bleibt;  es  ist  aber  auch 
in  diesem  Zustande  durch  Stil  und  Darstellung  höchst 
merkwürdig,  und  vielleicht  dient  die  Veröffentlichung 
dazu,  dass  aus  demselben  Funde  oder  aus  anderen 
etruskischen  Grabstätten  entsprechende  Darstellun- 
gen mitgetheilt  werden,  wodurch  die  vorliegende 
vervollständigt   oder  sicherer  erklärt  werden  kann. 

Ein  Mann  und  eine  Frau  reichen  einander  die 
Hand.  Die  Frau  trägt  einen  eng  anliegenden,  hell- 
braunen Chiton.  Die  linke  Hand  ist  steil  empor- 
gerichtet und  war  ohne  Zweifel  beschäftigt,  das 
scbleierartige  Obergewand  vorzuziehen.  Der  rechte 
Arm  ist  unverhältnissmäfsig  grofs  und  würde,  wenn 
man  ihn  bis  an  die  Schulter  verlängert  denkt,  weit 
über  das  Mals  des  sichtbaren  Fraueukörpers  hin- 
ausgehen, so  dass  man  trotz  des  gleichen  Rings  an 
beiden  Handwurzeln  zweifeln  könnte,  ob  der  rechte 
Arm  derselben  Frau  angehöre,  welche  den  linken 
Arm  hebt, -und  nicht  vielmehr  eine  zweite  Frau  vor- 
auszusetzen sei,  welche  den  Arm  vor  der  ersten,  jetzt 
allein  erhaltenen ,  dem  Manne  entgegenstreckte  °). 

■•     Musee  Napoleon   pl.  5S;   Brunn   Annal.   Vol.  31    pl.  328. 

'■')  In  diesem  Kalle  würde  man  den  helleren  Streifen  am  unteren 
Hände  des  Bruclistücks  nicht  als  Stück  des  Gürtels  mit  liherfalleudem 
Oberge«ande,  sondern  .tIs  Ueherrest  vom  rechten  Arme  der  sirht- 
liaren    Frau   ansehen. 


Merkwürdig  ist  bei  dieser  Handreichung,  dass 
beide  Arme  eine  horizontale  Linie  bilden;  hier  ist 
kein  Gegensatz  zwischen  einer  ruhenden  und  einer 
bewegten  Figur,  hier  wird  man  nichts  als  den  Aus- 
druck einer  festen  Verbindung  und  gegenseitiger 
Treue  erkennen  können  "). 

Dass  aber  auch  hier  eine  Beziehung  auf  das 
Grab  vorhanden  sei,  deutet  der  Vogel  mit  eiförmi- 
gem Leibe  an,  welcher  zwischen  den  Ehegatten 
seine  Flügel  ausbreitet,  wie  er  auf  ägyptischen 
Denkmälern  über  dem  Todten  schwebt ').  Die  far- 
bigen Darstellungen,  auf  denen  der  räthselhafte 
Typus  vorkommt,  geben  die  Konturen  bei  Weitem 
nicht  in  der  Schärfe,  wie  sie  auf  den  entsprechen- 
den Werken  der  Plastik  sichtbar  sind,  aber  sie 
unterscheiden  noch  bestimmter  die  verschiedenar- 
tigen Theile  des  Körpers').  Gewiss  bedarf  es 
einer  noch  vollständigeren  Sammlung  des  Materials, 
um  über  die  wichtige  Frage,  was  bei  den  von  der 
Natur  abweichenden  Darstellungen  dämonischer  We- 
sen als  symbolische  Andeutung  oder  als  eine  nur 
conventioneile  Stilform  anzusehen  sei,  endgültig 
entscheiden  zu  können.  In  dieser  Beziehung  schien 
es  mir  von  Interesse  zu  sein,  auch  das  vorliegende 
Bruchstück  eines  so  alterthümlichen  etruskischen 
Wandbildes  mitzutheilen,  auf  dessen  Wichtigkeit 
schon  Heibig  a.  a.  0.  S.  154  hingewiesen  hat. 

'•;  Vgl.  üher  die  Handreichung  StephanI  C.  Rendu  poiir  1861, 
p.  72  ;  Hossbach  Hochzeits-  und   Ehedenkmüler  S.  'i'i. 

')  Arch.  Zeitg.  1869  S.  13. 

"}  In  dieser  Beziehung  ist  auch  die  farbige  Terracolta,  welche 
de  Witte  in  der  Uescription  de  la  collection  dUmtiquites  du  Vi^ 
comte  Beugnot  u.  1 113  als   Sirene  bezeichnet,  von   Wichtigkeit. 

E.  C. 


DIE  NEUEN  ENTDECKUNGEN  VON  SELINUNT. 

tHierzn  Taf.  71) 
Vortrag,  gehalten  am  9.  December  1872. 


Wenn  ich  mir  die  Ehre  gebe,  über  Selinunt 
einige  Worte  zu  Ihnen  zu  reden,  so  gedenke  ich 
[hier  Aufmerksamkeit  hauptsächlich  die  neuen  Ent- 
deckungen von  Cavallari  zu  unterbreiten.     Wir  be- 


sitzen schon  eine  Keihe  werthvoUer  älterer  Arbeiten 
über  diese   Stadt,    von   Wilkins  ')   über  .3  Tempel, 

')   Antiquiiies  of  Magna   Grecia   Cambridge   1804  —  7. 


98 


von  Harris  und  Angell ')  über  die  Metopen,  von 
Reinganuni ')  über  die  Geschichte,  von  Serradifalco  ^) 
über  Tempel,  Metopen  und  Topographie,  von  Gött- 
ling*)  über  Topographie  und  Teuipelruinen  und  be- 
sonders von  Hittorffund  Zanth')  über  die  Architectur. 
Aber  seitdem  Cavallari  aus  Mexico  zurückgerufen  ist 
und  als  Direktor  der  in  Palermo  gegründeten  Cotn- 
missione  dt  antichitä  e  belle  arti  in  Sicilia  die  Aus- 
grabungen auf  der  Insel  leitet,  hat  nach  langer 
Pause  eine  neue  Periode  der  Erforschung,  auch 
für  das  von  ihm  besonders  bevorzugte  Selinunt, 
begonnen.  Wenn  wir  die  Alterthümer  von  Selinunt 
in  fünf  Theile  gliedern,  nämlich  Topographie  mit 
Geschichte  und  Vasenkunde,  Tempel,  Metopen,  In- 
schriften und  Münzen,  so  sind  drei  dieser  Disci- 
plinen,  nämlich  Topographie,  Architectur  und  Epi- 
graphik  durch  seine  mit  Eifer  und  ungemeiner 
Geschicklichkeit  angestellten  Ausgrabungen  von  1865, 
68,  70  und  71  ganz  bedeutend  gefördert  worden. 
Uebrigens  sehen  wir  auch  einem  Werke  Benndorfs 
über  die  Metopen  und  den  betreffenden  Mttnztafeln 
von  Saliuas  entgegen. 

Wenn  es  gestattet  ist,  die  erreichten  Resultate 
kurz  zu  beleuchten,  so  wende  ich  mich  zuerst  zur 
Topographie,  über  welche  ich')  in  den  Göttinger 
Nachrichten ,  Holm ')  im  BiiUelüno  vou  Palermo 
Ko.  4,  Cavallari")  No.  5  geschrieben  haben.  Da 
ist  nun  erstlich  in  dem  auf  Triangulation  basirten 
Plan,  nach  welchem  der  beiliegende  gearbeitet 
ist,  eine  werthvolle  Grundlage  gewonnen;  alle  er- 
haltenen Reste  sind  darin  angegeben.  Zweitens 
hat  hinsichtlich  der  allgemeiuen  Lage  Cavallari 
eine  Idee  von  mir  weiter  verfolgt  und  durch  Aus- 
grabungen begründet.  Ich  hatte  nämlich  an  den 
beiden  Gewässern  im  Osten  und  Westen  der  Stadt 

-)  SculpturcJ  Melopcs  discovcrcd  al  S.   I.Dnilnn   ]8','(). 

')  Selinus  und  sein  Gchiet  Leipzig   18'J7. 

*)  Anticliilu  della  Sicilia   Palermo    18;i'i. 

")   Ges.  Alih.   II,  78. 

*)  Arcliiteclure  anliquc  de  la  Sicile  l'aiis  ISiT;  von  dem  jun- 
gen llillorf  neu  edirt   187°2. 

')  Schuhring  Nacliriclilen  dei  Kon.  Oesellsch.  d.  Wiss.  Cöllin- 
gen  Nov.   186.'). 

')  Bullellinci  della  Cummissione  di  Ant.  e.  liellc  aili  in  Sicil. 
No.  4  Oclüber  1871   S.  8. 

';  Cavallari  llull.  "So.  .'»  Augusl   187'.'  .S.  1. 


Buchten  an  den  Mündungen  angenommen,  zu  denen 
Umfassungsmauern  gehört  hätten,  die  zugleich  theil- 
weise  die  unteren  Vorstädte  befestigten.  Vielleicht 
hingen  diese  Anlagen  mit  den  Wasserregulirungen 
des  Empedokles  zusammen.  Reste  derselben  wären 
im  Osten  No.  o.3  und  .3.5,  im  Westen  No.  30.  Nun 
hat  Cavallari  ein  neues  Stück  entdeckt,  %  Kilo- 
meter vom  Meer,  das  Stück  Mauer  34  im  Osten, 
ein  kolossales  Stück  1/4  Meter  dick,  3  Meter  tief, 
mit  einem  modellirten  Sockel  unten  uud  mit  einem 
Thurm.  Ich  habe  in  Folge  dessen  die  muthmaafs- 
lichen  Fortsetzungen  dieser  Quaimauer  (die  zugleich 
Befestigungsmauer  war  und  sich  ohne  Zweifel  bis 
zur  Stadtmauer  heraufzog),  punktirt,  und  wir  neh- 
men mit  Cavallari  an,  vor  26  Jahrhunderten  sei 
das  Meer  so  weit  vorgedrungen  und  seitdem  mit 
3  Meter  hohem  Sande  allmählich  verschüttet  worden. 
So  erscheint  plötzlich  die  Wahl  dieses  Ortes  durch 
die  megarischen  Ansiedler  erklärt,  ja  besonders 
glücklich  und  klug.  Auf  einem  zwischen  zwei  ein- 
dringenden Meerbusen  weit  vorgeschobenen,  in  der 
Mitte  30  Meter  hohen  Felsen  bauten  sie  ihre  Stadt 
hoch  und  sicher,  an  der  hafenreichsten  Stelle  der 
unwirthlichen  Südküste,  mit  fruchtbarem  Hinter- 
lande. Denn  vier  Häfen  hatte  also  Selinunt,  einen 
bei  Mazzara  im  Westen,  einen  bei  den  Thermen  in 
Sciacca  im  Osten,  zwei  bei  der  Stadt.  Diese  That- 
sacheu  führen  uns  wie  von  selbst  dahin,  einen  aus- 
gebreiteten Handelsverkehr,  besonders  mit  Karthago, 
wie  er  für  Akragas  bezeugt  ist,  anzunehmen.  Nun 
erklären  sich  das  ßündniss  mit  Karthago  gegen 
Gelon  und  Theron,  der  Aufenthalt  vornehmer  puni- 
scher  Geschlechter  in  Selinunt,  wie  des  Hannibal 
Gisgon,  der  nachher  die  Stadt  eroberte,  die  Existenz 
einer  punischeu  Partei,  deren  Führer  Ernjicdion  sei- 
nen Einfluss  geltend  machen  konnte  bei  Hannibal, 
besonders  auch  der  gewaltige  Reichthum  dieser 
Stadt.  Denn  in  einem  wenig  mehr  als  zweihundert- 
jährigen Zeitraum  wurde  sie  mit  dreifachen  Mauern, 
einem  Theater,  sechs  Tempeln  und  schönen  Bild- 
werken ausgestattet,  wurden  goldene  Geschenke 
nach  Delphi  und  Olympia  geweiht,  und  entwickelte 
sich  von  der  Burgstadt  aus  eine  zweite  Stadt,  zwei 
Vorstädte   und   eine  Ncapolis.     Cavallari   berechnet 


99 


die  Kosten  des  ApoUotenipels  allein  auf  20  Mill. 
Francs,  die  aller  Tempel  auf  (10  Mill.  Als  Aufbe- 
wahrungsort der  beweglichen  Schätze  haben  nach 
Benndorf  die  eigentbümlichen  langen  Gellen  einiger 
Tempel  gedient,  besonders  von  23.  22.  38,  so  weit 
sie  nicht  Pronaos,  Adyton  und  Posticum  sind. 

Ferner  hat  sich  bei  einer  genauen  Untersuchung 
der  Burgmauern  die  Existenz  von  drei  verschie- 
denen Constructiunen  ergeben.     Die  älteste  ist  aus 
dem  Htein  des  Hügels  selbst,  einem  zerbrechlichen, 
gelblichen,  grobkörnigen  Kalktuff;  jede  obere  Lage 
tritt  hinter  der   unteren  etwas  zurück.     Die  zweite 
ist  aus  dem    festen,  gräulichen,   feinkörnigen  Tuff 
der  Latomie  Barone  und  steht,  aus  schönen  Quadern 
bestehend,  theils  über,  theils  vor  der  alten,  um  sie 
zu  verstärken.     Die  dritte  ist  Flickmauer  und  mit 
Architekturstücken  durchsetzt,  augenscheinlich  eine 
eilige  Verbesserung    der    zerstörten    oberen  Theile 
mittelst  umherliegenden   Materials.     Alle   drei    be- 
finden sich  auf  allen  Seiten  der  Akropolis.     Wenn 
nun  die  erste  Construktion  natürlich  den  Gründern 
um  Ol.  38,  1  (G28),  die  nur  den  llaum   der  Akro- 
polis ummauerten,  und  die  dritte  dem  Hermokrates, 
der  ein  Jahr   nach   der  Zerstörung  Ol.  ;>2,  4  (4011), 
'einen  Theil  der  Stadt',  nämlich  die  Akropolis,  wie- 
der unmiauerte,    zugeschrieben  werden  müssen,  so 
fragt  sich,  von  wem  die  zweite  stammt.    Ich  glaube, 
von  den  Tyrannen  Theron,  Peithagoras,    Euryleon 
Ol.  60—70   (540  — .500).     Nämlich    im   ersten  Jahr- 
hundert der  Stadt  Ol.  38—60  (628—540)  hatte  diese 
sich   über  die   Grenzen   der  ursprünglichen  Anlage 
nach  Norden  au.sgedehut  und  den  nördlichen  Hügel 
occupirt.     Ja  es  ist  möglich,  dass  die  kurze  nörd- 
liche Mauer  überhaupt  weggenommen   und    die  ur- 
sprüngliche Anlage  oder  Akropolis  von  dem  Uebri- 
gen  nicht  mehr   abgetrennt   war.     Denn  die  Nord- 
mauer hat  keinen  Anhalt  in  der  Bodenbildung  und 
war  willkürlich  nacli  Bedürfniss  gewählt.    Die  Ty- 
rannen aber  bedurften  einer  begrenzten,  festen,  ab- 
geschlossenen Burg;    sie  verstärkten  und  ergänzten 
daher    die    verfalleneu    Mauern    mit    einem    neuen 
festen  Stein,  und  zogen  auch  die  Noi'dmauer  wieder 
vor,  wenn   diese  nicht  existirte.     Au  dieser  tobten 
dann  die   Kämpfe   beim    Sturze  der  Tyrannen,    als 

Archaolü".  /,!■'.  J;iliri,':uis  \\X. 


die  Bürger  von  Norden  her  anrückten,  das  Thor 
stürmten  und  den  Euryleon  in  der  Feste  auf  dem 
Markt  erschlugen ;  das  Epigrannu  zu  Ehren  der 
Gefallenen  lautet: 

^ßtvvvvxag  nozs  rnvgds  zv(iavvida  ;(«Ax£og  -^Qt'S 
sils'  ^eXtvovzog  d'  aficpl  nvlatg  eitarov. 
Wenn  nun  bei  der  Eroberung,  ein  Jahrhundert  spä- 
ter, das  Ganze  als  nur  Ein  ummauerter  Complex 
erscheint,  ohne  ncnnenswerthe  Barrieren  im  Innern 
oder  wenigstens  ohne  dass  eine  abgegrenzte  Akro- 
polis Schutz  geboten  und  besonders  hätte  erstürmt 
werden  müssen,  so  könnte  man  auf  den  Gedanken 
kommen,  dass  die  Bürger  nach  dem  Sturze  der 
Tyrannen,  wie  anderwärts,  deren  Werke  vernichtet, 
das  Bollwerk  und  besonders  die  Nordmauer  ganz 
oder  theilweise  niedergerissen  hätten.  Nur  eine 
ganz  genaue  Untersuchung  könnte  diesen  schein- 
baren Widerspruch  lösen,  denn  bis  jetzt  scheint  es 
fast,  als  ob  die  Nordmauer  bestanden  hätte.  —  In 
diesem  Jahrhundert  nach  den  Tyrannen  kamen  die 
Vorstädte  und  die  Neapolis  zur  Stadt. 

Die  Belagerung  sodann  ist  so  zu  verstehen, 
dass  Hannibal,  der  die  Stadt  von  zwei  Seiten  an- 
griff, von  Osten  und  Westen  her  die  Mauern  der 
eigentlichen  Stadt,  weniger  der  Akropolis,  die  viel 
fester  und  unerreichbarer  war,  bestürmte.  Gerade 
der  nördliche  Theil  der  Stadt  hatte  die  alten, 
schwachen,  nie  ausgebesserten  Mauern,  die  erwähnt 
werden ,  und  die  fast  spurlos  verschwunden  sind. 
Vorstädte  und  Neapolis  waren  sofort  preisgegeben 
worden.  Die  Thürme  der  Karthager  standen  im 
Thale,  der  Kampf  um  die  mit  den  Widdern  bald 
cingestol'senen  Mauern  dauerte  auf  den  Abhängen 
neun  Tage;  am  zehnten  Tage  zog  sich  der  Stralsen- 
und  Barrikadenkampf  den  Tag  über  von  Norden 
nach  Süden  und  wurde  Abends  auf  der  Agora  im 
Süden  entschieden. 

Diese  Agora  in  der  Senkung  nördlich  der  be- 
sprochenen Quermauer  anzusetzen,  ist  nach  Obigem 
und  nach  Entdeckung  des  Theaters  nicht  mehr 
möglich.  Es  kennzeichnet  Cavallaris  des  Nicht- 
philologen  Scharfblick,  den  wahren  Ort  gefunden 
zu  hallen,  nämlich  auf  der  durch  so  Manches  aus- 
gezeichneten Terrasse  innerhalb  der  Akropolis,  im 

U 


100 


Südosten,  iiDiireVien  von  den  Tempeln  der  stadt- 
hütenden Gottheiten,  auf  einem  Unterbau  mit  Trep- 
penstufen, niit  dem  grofsen  Aufgang  und  der  Strafse 
von  Osten  her.  Damit  stimmt  Alles,  was  wir  von 
der  Agora  voraussetzen  können  oder  geschichtlich 
wissen.  So  lag  sie  innerhalb  der  ursprünglichen 
Stadt  und  wurde  dann  durch  die  Tyrannen  in 
charakteristischer  Weise  der  Benutzung  der  Bürger 
entzogen;  es  passt  nach  Obigem,  dass  der  Tyrann 
Euryleon  am  Altar  des  Zeus  Agoraios  getödtet 
wurde  und  dass  bei  der  Eroberung  der  letzte  Kampf 
hier  geliefert  wurde,  wo  die  Männer  tielen  und  die 
Weiber  in  die  Tempel  mit  den  Schätzen  flüchteten. 

Die  Thore  kiinncu  wir  nach  Holm  für  die 
vorhermokrateische  Zeit  mit  aller  Freiheit  ansetzen, 
obwohl  Hermokrates  bei  seiner  eiligen  Verschau- 
zung  ohne  Zweifel  die  vorhandenen  wird  haben 
bestehen  lassen.  Also  im  Norden,  Westen  und 
Osten  je  eins;  dass  das  letzte  noch  existirt  bestä- 
tigt auch  Cavallari. 

Die  so  sehr  ausgedehnte  Fläche  der  Akro- 
'polis  von  9U0O0  C Bieter,  auch  im  Vergleich  zur 
übrigen  Stadt,  möchte  ich  so  erklären,  dass  dieselbe 
die  ursprüngliche  Stadt,  dann  wieder  die  späteste 
Stadt,  aber  nur  ausnahmsweise  eine  besondere  Burg 
dargestellt  habe.  Deswegen  neige  ich  eben  dazu, 
die  Nordmauer,  die  im  Terrain  keinen  Anhalt  hat, 
ganz  oder  theilweise  beseitigt  und  wenigstens  den 
Theil  nördlich  der  Agora  bewohnt  zu  denken. 
Cavallaris  Quartier -Eintheilung,  nach  welcher  im 
Süden  die  kriegerischen  Häupter,  in  der  Mitte  die 
Priesterkaste,  im  Norden  die  KauHeute  und  Politiker 
gewohnt  hätten,  kommt  mir  nicht  annehmbar  vor, 
soll  aucii  wohl  nur  so  eine  Idee  sein. 

Das  neuentdeckte  Theater  ist  aus  dem  älte- 
.>?ten  Stein,  ebenfalls  mit  Vorsprängen  gebaut,  es 
entstammt  wohl  dem  ersten  Jahrhundert,  also  Ol. 
'dB — ()",  da  auch  der  Komiker  Aristoxenos  von  Se- 
linunt  schon  Ol.  4t  i  blühte.  Auch  seine  Lage  will 
schwer  zu  der  nördlichen  Burgmauer  passen.  Das 
Theater  war  ziemlich  klein,  (Durchmesser,  der  Or- 
chestra  19'/;  Meter,  des  Ganzen  etwa  4.'!)  und  i.st 
nach  der  Eroberung  in  ein  anderes  Gebäude  mit 
Säulen,  Triglyphen  und  Gesims  umgewandelt  worden. 


Zwei  interessante  Nekropolen  von  Selinunt 
beiinden  sich  die  eine  im  Norden  in  Galera-Bagliazzo, 
die  andere  im  AVesten  in  ^lanicalnuga.  Durch  die 
genauesten  Grundrisse,  Längen-  und  Querdurch- 
schnitte und  durch  die  photographischc  Darstellung 
vieler  Vasen  hat  Cavallari  gezeigt,  dass  der  Bau  der 
Gräber,  die  Formen,  Farben,  Ornamente  und  Bilder 
der  Vasen  in  beiden  ganz  verschiedenartig  sind. 
Die  nördliche  erscheint  viel  älter,  die  westliche  viel 
jünger.  Dass  er  freilich  die  nördliche  vorgriechi- 
schen Phöniziern,  die  westliche  griechischen  Mega- 
reern  zuweisen  will,  erscheint  bis  jetzt  noch  pro- 
blematisch, obwohl  in  allerneuester  Zeit  wiederum 
in  Galera-Bagliazzo  40  Vasen  ausgegraben  sind, 
die  alle  sehr  alt  sind  und  nur  Thierdarstellungen 
haben. 

So  viel  über  die  Topographie.  Wenn  wir  nun 
zweitens  zu  den  Tempeln  fibergehen,  so  haben 
Ausgrabungen  liei  den  Tempeln  des  Herakles  auf 
der  Akropolis  23  (C),  der  Here  4b  (E)  und  des 
Apollo  ;57  (G)  in  der  Neapolis  stattgefunden,  be- 
sprochen von  Cavallari  '")  im  römischen  Bulletino 
sowie  im  Palerniitaner  4  und  5  "),  von  Holm'")  im 
Khein.  Mus.,  von  Benndorf'^)  im  römischen  Bul- 
lettino  1872.  Aus  der  Fülle  wichtiger  Neuigkeiten 
sind  etwa  folgende  hervorzuheben.  Der  Herakles- 
tempel 2o  (C)  auf  der  Akropolis  hat  zwei  ver- 
schiedene Arten  von  Säuleu ;  das  sind  einerseits 
der  Osten,  Westen  und  die  Säulen  des  Pronaos, 
andererseits  der  Norden  und  Süden.  Der  Unter- 
schied der  beiden  Durchmesser  beträgt  0,18  oder 
( ),!(■).  Die  Säulen  sind  ferner  von  verschiedenem 
■\Iatcrial,  je  nachdem  sie  monolith  sind  (im  Osten 
und  halb  Süden),  oder  aus  Trommeln  bestehen. 
Man  sieht,  diese  beiden  Vcrschicdcidieiten  decken 
sich  also  nicht.  Während  Hittorf  IG  Hohlkehlen 
zählt,  statuirt  Cavallari  18.  Der  Architrav  besteht 
aus  zwei  Blöcken  übereinander,  mit  eigenthümlicheni 
dreigliedrigen  Abakus.  Der  aufgefundene  Ecktri- 
glyph  ist  ganz  anders  als  die  übrigen,  der  Fries 
gedrückt,    die   Meto]ien   schmal.     .\us    diesen   An- 

'"    liullettino  äeW  Instilulo    1808  .No.   i   S.  87. 

")  Bull.  No.  4  S.  11;  Nu.  .i  S.  21. 

'-)   Hhcin.   Mus.   XXVll   S.  in. 

'■■)  BulleU.   1872  No.  <!  und  10  S.  252;  No    II    S.  208. 


101 


zeichen  folgert  Cavallari  die  Präexistenz  eines  äl- 
teren Gebäudes  oder  eine  umfassende  Restauration  ; 
denn  der  Westen  und  der  iS'ordeu  ist  jünger  und 
feiner,  als  der  Osten  und  der  Süden.  Da  dieses 
bei  dem  Alter  des  Tempels  und  der  Metopen  und 
bei  der  kurzen  Lebenszeit  Selinunts  schwer  zu  den- 
ken ist,  sucht  Benndorf  diese  Anomalien  aus  dem 
Alter  des  Tempels  zu  erklären.  Cavallari  fand  hier 
noch  eine  halbe  Metope:  Herakles  Kampf  mit  der 
Amazone,  und  eine  griechische  Inschrift.  —  Für 
das  lleraion  45  {E)  in  der  Neapolis  bringt  Ca- 
vallari nach  Bemerkungen  über  Plan,  Maalse  und 
Construction  desselben,  verbunden  mit  der  Behaup- 
tung, dass  die  Metopen  des  nebenstehenden  Tem- 
pels 38  (F)  diesen  wegen  der  Jlaal'se  nicht  ange- 
hören können,  noch  Berichte  über  neue  Metopen- 
fragmente  aus  Marmor,  eigeuthümliche  Ecktrigly- 
phen,  über  die  Ausgrabung  des  Adyton  mit  einem 
interessanten  Altar  und  einem  Kolossalkopf  aus 
Kalktutf,  wahrscheinlich  der  Here.  Während  dieser 
Kopf  sehr  alt  ist,  deuten  die  späteren  liestaura- 
tionen  tles  Altars  und  die  aufgefundene  Inschrift 
darauf,  dass  der  Tempel  auch  nach  der  Eroberung 
benutzt  worden  ist.  Trotz  der  jungen  Zeit  der  In- 
schrift, welche  die  Here  nennt,  kann  aus  ihrem 
Fundort  am  Altar  des  Adyton  geschlossen  werden, 
dass  der  Tempel  ein  Heraion  war.  Singular  ist 
auch  das  Ansteigen  von  Osten  nach  Westen  um 
nicht  weniger  als  bi  IStufen.  Von  hohem  Interesse 
sind  die  Ausgrabungen  an  dem  gewaltigen  Apollo- 
tempel,  einem  vorperikleischen  Parthenon.  Ca- 
vallari stellt  allerlei  Berechnungen  an  über  Kosten 
und  Gewicht;  so  wiegt  beispielsweise  nach  ihm  das 
Capitell  960  Centner,  die  bäule  von  Ü  Meter  Durch- 
messer 5880  Centner,  der  Architrav,  welcher  20  Me- 
ter hoch  gehoben  wurde,  lil'Z  Centner.  Von  den 
4  verschiedenen  Kapitellarten  finden  sich  vor :  2  von 
der  ersten;  V2  von  der  zweiten,  8  von  der  dritten; 
2  von  der  vierten  Art,  zusammen  24;  der  Tempel 
hatte  aber  ü4,  vielleicht  7(J  Säulen.  Ohne  Positives 
aufzustellen,  beseitigt  Ca\allari  siegreich  die  An- 
sichten Serradifalcos  über  ein  zweites  Stockwerk, 
und  Beules  über  die  N'ertheilung  der  Säulen ,  über 
die  chronologische   Datiruug   derselben,    und    über 


die  Beimischung  ionischer  Elemente  an  diesem  Tem- 
pel und  dem  Tempel  38  (F).  Die  schwierige  Auf- 
räuniung  des  Eingangs  zunj  Adyton  brachte  aus 
Licht  die  grol'se  Inschrift  in  der  linkeu  Antenwand, 
Bruchstücke  merkwürdiger  Weih-  oder  Dienst-Ge- 
fäl'se  von  Thon  und  Glas,  die  absperrenden  Schran- 
ken {xtyx).iÖ£g)  gegen  die  Cella  mit  Seiteneingängen, 
endlich  den  Torso  wahrscheinlich  eines  am  Boden 
liegenden,  durch  Apollo  zu  Tode  getroft'entn  Gi- 
ganten. 

Wenn  ich  nun  noch  kurz  die  Inschriften  be- 
rühren darf,  so  ist  die  erste  auf  einem  kleinen  Ge- 
sims am  Herakleion  gefunden  und  edirt  von  Ca- 
vallari im  Köm.  Bull.  '*).  Sie  stammt  aus  der  Zeit 
vor  Euklid  und  lautet:  ^^näkhovos  Ilaiävogl  Jl^a- 
vaiag.  Die  zweite  entstammt  dem  Adyton  des  He- 
raions und  ist  publicirt  von  mir  "),  von  Kitschi  im 
Pihein.  Mus.  '"),  Cavallari  '')  (a.  a.  0.),  Holm  (Pa- 
lermitaner  Bull.  No.  4)  ").  Sie  lautet:  ^^Qxtou) 
\u4laxL?.ov\  "Hqa  tv^äv  und  ist  viel  später  als  Euklid, 
üeber  die  dritte  zuletzt  aufgefundene  Inschrift  des 
Apollotempels  aus  der  ersten  Hälfte  des  fünften 
Jahrhunderts  existirt  fast  schon  eine  ganze  Literatur. 
Die  sehr  zahlreiche  einheimische,  die  zum  Theil 
von  nationaler  Eifersucht  auf  Holm,  den  ersten 
Herausgeber,  inspirirt  ist,  ist  meist  unbrauchbar. 
Herausgegeben  haben  sie  gleichzeitig  Holm  im  BuUet- 
tino  No.  4  '"J  und  Ugdulena  in  der  Rivista  Skula'"), 
besprochen  Sauppe  in  den  Göttinger  Nachrichten ''), 
Holm  im  Kheinischen  Museum'"'),  Benudorf  im 
römischen  Bullettino  "j.  Die  Lesart  scheint  bis 
auf  Einen  Punkt  folgendermaalseu  festzustehen: 
i^Ji)c(  Tiijg  ^ecijg  [tij(g)d£  vixcüvi^vji  xol  2EX\iv)nv{iioi') 
{öi)d  TOP  /litt  vixiüj.iEg  xui  öia  lov  iUnßnv  {xal) 
d(ia)  HqQaxlea  i(,(a)i  öt  AnöXktovu  xai  öiä  ri{oT) 
a{id5.)vu  xai  diu   TvvöaQidag  xal  öl    Jtd-(a) 

";  18(j8  No.  4  S.  8S. 

'■')  a.  a.  0.   S.  35. 

"'j  Hbeiii.   Mus.   1800   S.  138. 

'■)  .\u.  4  S.  89. 

'-)  Bull.    Palerijio  No.  4   S.  :i8. 

''■>)  p.  27. 

-»)  August    1871    p.  ->0i. 

-')  Nov.   1871    p.  üO."). 

",  Bd.  X.XVK  p.  361. 

-'••)  Nov.  p.  271. 


102 


v{ä)av  xai  diä  3I(a)i.o(pr.Qov  xal  dia  naGi(x) 
Qä{v)eiav  xal  6i(d)  riog  aklcog  iytujg  \di)u  Ö(s)  Jla 
fiäi?.)iaTia).    0i?J{ag)  di  yavniiiivag  ify_{Q)va 
€o{.)e).ä{aa)vTa{g  rd  ö^ )  oi'v^taia  xaitu  xnk 
äxljav%{ag  }g  t)n  {JiTt)oX(}.')u)rinv  xutyt}ti.ie 
V  to  ^io{s  Tioo)ygci{iliavT)eQ'  in  df  yQvainv 

In  der  ersten  Hälfte  werden  ij  Gütter  aufge- 
zählt, denen  die  ?>eliniintier  ihren  KSieg  verdanken; 
die  beiden  ersten  mit  Artikel,  die  anderen  ohne, 
nämlicli  Zeus,  Phobos,  d.  i.  Ares,  Herakles  (mit  H 
geschrieben),  Apollon,  Poteidan,  die  Tyndarea  (also 
nicht  Dioskuren  genannt),  Athanaa,  Malophoros,  d.  i. 
Demeter,  Schützeriu  der  Baumfrüchte,  ebenso  nach- 
gewiesen in  Megara  Nisaea  und  in  Byzanz,  Pasikra- 
teia,  d.  i.  Persephoue.  Hinzugefügt  werden,  um  ja 
keinen  zu  vergessen,  auch  die  anderen  Gütter,  als  be- 
sonders wirksam  aber  gilt  Zeus.  Die  zweite  Hälfte, 
bestehend  in  einem  Acc.  c.  Inf.,  hängt  ab  von  einem 
ausgelassenen  töo^e.  Hier  handelt  es  sich  nun  um 
die  Ergänzung  des  letzten  fehlenden  Buchstaben 
von  iyygi-oeo.  Ergänzen  wir  mit  Sauppe  sigma,  so 
wird  daraus  syyQvattog  oder  ayyovasovg  und  die 
Uebersetzung  lautet:  'Nachdem- aber  Freundschaft 
geworden,  haben  wir  beschlossen,  von  diesen  Göt- 
tern vergoldete  Bildsäulen  zu  schmieden,  diese  Na- 
men einzugraben  und  in  das  Apollonion  zu  stellen, 
indem  wir  den  Namen  des  Zeus  voranschreiben.' 
Wohin  sollen  die  Namen  eingegraben  werden?  Doch 
nicht  in  die  vergoldeten  Bildsäulen?  Sauppe  meint: 
da,  wo  sie  jetzt  stehen,  in  die  Ante.  Dann  würde 
der  Text  zu  verstehen  sein:  'Nachdem  Freundschaft 
geworden,  haben  wir  beschlossen,  von  diesen  Göt- 
tern vergoldete  Bildsäuleu  zu  schmieden,  diese  Na- 
men in  die  Ante  einzugraben  und  in  das  Apollo- 
nion zu  stellen,  indem  wir  den  Namen  des  Zeus 
voranschreiben.'  Da  dieses  schwerlich  angeht,  so 
wage  ich  nochmals  auf  die  Ergänzung  mit  ny  zu- 
rückzukommen, wovon  micii  auch  die  zweifelhafte 
Erwägung,  dass  uy  mehr  Platz  als  sigma  einuehme, 
nicht  abzuhalten  vermag,  iyygvaenv  ist  dann  ein 
Neutrum  und  bedeutet  eine  goldene  oder  vergol- 
dete Platte,  und  dazu  passt  auch  i'/.aiiaiv  viel 
besser.     Dann   lautet   die  Uebersetzung:  'Nachdem 


Freundschaft  geworden,  haben  wir  beschlossen,  eine 
goldene  Platte  zu  schmieden,  diese  Namen  einzu- 
graben und  in  das  Apollonion  zu  stellen,  indem 
wir  den  Namen  des  Zeus  voranschreiben.'  Diese 
Lesart  wird  unterstützt  durch  die  neueste  Entdeckung 
Cavallaris,  welcher'*)  auf  der  östlichen  Aussen- 
seite  derselben  Antenwand,  in  deren  innerer  Quer- 
seite die  Inschrift  2/ j  ^^leter  hoch  stand,  einen  Ein- 
schnitt gefunden  hat,  Bieter  (i,01  tief,  UyA\  breit, 
3  hoch.  In  diesem  Einschnitt  könnte  man  sich 
doch  wohl  eine  Goldplatte  eingelassen  denken, 
welche  in  Keihen  untereinander  die  Namen  enthielt: 
O  Zevg,  6  (Dößng,  HrjgaxkFjg,  Änölliov,  UniELÖäv, 
Tvi'SciQidat,  JJilaväa,  IMaXocpögog .  TlaaixQäreia. 
Die  letzten  Worte,  bei  denen  übrigens  eiijxovra 
nicht  mit  einem  H  geschrieben  ist,  nämlich:  'Das 
Gold  soll  Gu  Talente  sein',  können  verschieden  er- 
klärt werden,  je  nach  dem  Begritf  des  Talentes: 
1)  in  älteren  sicilischen  Kupfertalenten,  wo  1  Ta- 
lent =  (ioOO  Drachmen  Kupfer  =  24  Drachmen  Silber 
=  2  Drachmen  Gold  ist.  60  Talente  würden  12U  Gold- 
drachmen oder  1  Pfund  1 '/  Loth  Gold  sein.  Das 
ist  wohl  unmöglich.  2)  in  Jüngern  Philemonischen 
Kupfertalenten,  wo  1  Talent  =  G  Drachmen  Gold 
ist.  Dies  ergäbe  ?>  Pfund  4'/^  Loth  und  ist  auch 
unwahrscheinlich,  obgleich  Hultsch  ")  den  Kranz 
der  Deniarete  und  den  Dreiful's  des  Gelon,  welche 
derselben  Zeit  angehören,  danach  berechnet.  .3)  Nach 
der  Idee,  welche  Holm  '")  bei  der  Berechnung  des 
Dreit'ufses  zu  Grunde  legt.  Danach  sind  60  Talente 
=  13  Pfund  Gold.  Hier  fängt  die  Möglichkeit  an, 
eine  Platte  herzustellen,  nämlich  wenn  wir,  die 
Maa'se  Cavallaris  von  3  Meter  Höhe,  26  Centimeter 
Breite  festhaltend,  die  Tiefe  oder  Dicke  der  Platte 
mit  ',  ,u  Centimeter  annehmen,  das  Gold  als  massiv 
vorausgesetzt,  denn  bei  blofser  Vergoldung  und 
Mischung  fehlen  alle  Anhalto])uukte.  4)  in  attischen 
Silbertalenten,  wo  1  Talent  =  Ö2  Pfund.  60  Silber- 
talente sind  also  3120  Pfund  Silber  oder  2öO— 260 
Pfund  Gold,  an  Werth  etwa  90,000  Thlr.  Dies  er- 
giebt   eine   Platte   mit  '  ,  Centimeter  Dicke.    ;">)   in 

-■')  liullellino   N'o.  j   S.  "il. 
-'■•)   Metrologie  p.  1U9. 
=«)  Gesch.  Sicil.  p.  418. 


103 


attischen  Goldtalenten,  danach  wären  CO  Goldtalente 
3120  Pfund  Gold,  an  Werth  etwa  1,100,(!00  Thlr. 
Man  brauchte  dazu  eine  Platte  mit  7 — 8  Centinieter 
Dicke.  Immer  unter  Voraussetzung  massiven  Gol- 
des scheinen  No.  ?.  und  No.  4  allein  in  Erwägung 
kommen  7AX  können.     Sollte  man  die  Miscliun"'  vor- 


ziehen, können  nur  No.  1 — .']  berücksichtigt  werden. 
Uebrigcus  bin  ich  weit  entfernt,  bei  diesen  Vor- 
schlägen und  Aufstellungen  von  Mögliciikciten  mit 
dem  Ansprucli  einer  festen  Behauptung  aufzutreten. 
Rei'liu-  JcLiis  S(  iiijBKiNc;. 


DER  ZEUSTEMPEL  ZU  OLYMPIA  UND  SEIN  AUSBAU. 


Die  in  der  expedilion  scientißque  de  Moree  1831 
von  Blouet  publicirten  Reste  des  Olympieion  lassen 
bekanntlich  keinen  Zweifel  über  die  Identität  des 
Bauwerkes  mit  dem  von  Pausanias  beschriebenen, 
um  Ol.  52  von  Libon  in  dorischem  Stil  aufgeführten 
Zeustenipel ;  sie  zeigen  einen  Peripteros  von  sechs 
Säulen  an  der  Front,  mit  dreizeim  Säulen  an  den 
Seiten.  Nach  olympisch-samischem  Maafs  hielt  ihr 
unterer  Durchmesser  7  Fufs  '),  ihr  Intercolumnium 
(bei  l'/'ä  dieser  Durchmesser)  It'/^  und  die  Entfer- 
nung der  Säulen  von  Achse  zu  Achse  IG'/j  *),  nur 
an  den  Ecken  standen,  wie  dies  bei  dieser  Bauart 
üblich,  die  Säulen  näher  und  betrug  hier  der  Ab- 
stand lö'/s  Fufs  ').  Der  Stylobat  dehnt  sich  vor 
den  Achsen  der  Säulen  ^%  Fuls  aus  *),  und  wird 
jederseits  von  2  Stufen  zu  je  l'^  Fufs  Breite  um- 
geben °),  worunter  noch  ein  Auftritt,  der  ringsum 
V's  Fuls  breit  ist "),  hervortritt.  Wenn  man  für  die 
Front  diese  Metra  zusammennimmt,  so  geben  sie 
am  Stylobat  87  Fufs,  sammt  den  Stufen  9o'  ^  Fuls, 
und  mit  dem  Auftritt  95  Fufs. 

Stimmt  die  Breite  des  Tempels  sonach  mit  dem 
Bericht  des  Pausanias  überein,  so  ist  dies  datresen 

')  Die  Messung  Blouets  giebt  •i,244  Meter  ;vgl.  Arcbäolog.  Zei- 
tung 29  S.  40  nebst  Anni.  ilj  für  den  Unlendurchmesser,  und  (eine 
Königs- Elle  weniger)  l,ö'Jü  Meter  =  5';3  sam.-oljm)i.  Kufs  für  den 
oberen   Durchmesser  der  Pleromasäulen. 

-)  Da  der  ulyinp.-sam.  Fufs  =  0,317  Meter  ist,  sind  10'/.,  alt- 
griechisclie  Fufs  =  5,178  Meter.  —  Die  am  Tempel  gemessenen  be- 
trefTenden   Säuleniveiten  variiren   von   4,(16 — 5,2i   Meter. 

^)  Es  sind  Iji'.,  antike  Fufs  =  4,801  Meter  und  vaniren  die 
gemessenen   Ecliweiten  von  ■4,33  —  5,04  Meter. 

■*)  Nach  der  französischen   Messung   1.21    .Meter. 

')  Nach  derselben  0,52  Meter. 

'^:  Nach   eben  derselben  0,22  Meter. 


bei  der  auf  2o0  Fufs  von  dem  Periegeten  angesetzten 
Länge  Aveniger  der  Fall,  da,  wenn  wir  seiner  Breite 
noch  7  Säulenweiten  zu  16%  Fufs  —  weil  das 
Olympieion  6:13  Säulen  im  Peripteros  hat  -—  bei- 
fügen, die  Tempellänge  20'J' 3  Fuls  betrüge.  Hier- 
nach scheint  es,  als  ob  Pausanias  einen  gut  zwan- 
zig Fuls  tiefen  Vorplatz  ruit  in  die  Ausdehnung 
des  Tempels  hineingezogen  habe. 

Eine  sehr  bemerkenswerthe  Erscheinung  bietet 
der,  die  Abstände  der  noch  vorhandenen  Säulen- 
reste wiedergebende  Grundriss  des  Tempels  (a.  a.  0. 
Vol.  I  t.  62)  aber  dadurch  dar,  dass  au  seiner  Lang- 
seite der  Abstand  zwischen  der  dritt-  und  viertletzten 
Säule  —  der  zehnten  und  elften  von  Osten  —  an- 
statt 16  V;  Fuls,  nicht  gröfser  als  15'/,  Fufs  ist  Lind 
damit  denen  an  den  Enden  des  Pteroma  gleich- 
kommt'). Indem  sonach  der  Tempel  nicht  209 '/^  F. 
lang,  sondern  einen  Fufs  kürzer  erscheint,  hat  seine 
Seite  statt  zweier  Eckweilen  deren  drei.  Dieser 
l'nistand  würde  völlig  unerklärlicii  sein,  wenn  man 
uiclit  Wülste,  dass  zu  Phidias  Zeit  noch  am  Olym- 
jiieion  gebaut  wurde  und  ist  insofern  von  Interesse, 
als  er  Aufschluss  darüber  giebt,  worin  dieser  spä- 
tere Bau  bestand. 

Der  in  Ol.  52  von  Libon  erljaute  Zeustemiiel, 
aus  einem  .50  Fufs  breiten  Naos  bestehend-),  war 
von  einem  nicht  mehr  als  eilf  Säulen  auf  der  Lang- 

')  Der  Abstand  der  zehnten  und  elften  Säule  von  Achse  zu 
Achse  beträgt  4,87  Meter,  und  steht  zwischen  einem  von  3,24  Meter 
und  anderen  von   3,18  Meter. 

")  Blouet  fand  den  Naos  aussen  15,88  Meter  breit,  den  unteren 
Durchmesser  der  Säulen  inj  Pronaos  1,890  Meter  =  6  olymp.  Fufs. 
und  den  der  Säulen  in  der  Cella  1.1  Meter  =  3",^  olymp.  Fufs  stark. 


104 


seile  zeigenden  Peripteros  umgeben.  Die  Cella  mit 
ihren  Stoai  und  Hyperoa  mochten  mit  Weihgeschen- 
keu  so  erfüllt  worden  sein,  dass  im  Laufe  der  Zeit 
ein  Opisthodomos  zum  Bediirfuiss  wurde.  Dass  der 
Tempel  früherhin  keinen  Opisthodom  hatte,  geht 
aus  der  Raumeintheilung  des  Libonschen  Baues 
hervor;  bei  einer  Länge  seiner  Area  von  168%  olym- 
pischen Fufsen  wurden ,  wie  die  metrische  Auf- 
nahme noch  jetzt  zeigt,  etwa  27  Fufs  durch  die 
vordere  freie  Ringballe  und  23  durch  den  Pronaos 
eingenommen,  was  mit  der  4'/^  Ful's  dicken  Cella- 
wand  54'  '3  Fufs  macht ;  ebensoviel  werden  die  hintere 
Ringhalle ,  das  Postieum  und  die  Rückwand  der 
CcUa  eingenommen  haben,  daher  nach  Abzug  der 
108y3(vondenl68 '3)  olympischen  Fufs  für  den  Innen- 
raum der  Cella  nicht  mehr  als  GO  Fufs  Länge  blei- 
beu,  was  bei  ihrer  Breite  von  einigen  40  Fufs  nicht 
zu  viel  war,  und  zu  einem  Hinterhause  keinen  Raum 
übrig  liefs.  Um  diesen  zu  gewinnen,  wurde  zu  Phi- 
dias  Zeit  auf  dem  nun  verlängerten  Unterbau  die 
zwölfte  und  dreizehnte  Säule  zugesetzt,  die  West- 
front soweit  hinausgerückt  und  ihr  Giebel  von  der 
Hand  des  Alkamenes  ausgeschmückt,  während  dessen 
Meister  die  Gold-Elfenbeinstatue  des  höchsten  Gottes 
in  der  Cella  aufrichtete  und  an  diese  der  Opistho- 
domos erst  angebaut  wurde. 

Dass  man  die  Endsäulen  von  Libon's  Bau  da- 
bei unverrückt  an  ihrer  alten  Stelle  liefs,  scheint 
nicht  ohne  Absicht,  vielmehr  aus  Pietät  gegen  den 
ersten  Erbauer  geschehen  zu  sein:  es  war  ein  Merk- 


zeichen der  ehemaligen  Länge  des  Tempels  dadurch 
erhalten.  Im  Ganzen  scheint  das  Verfahren  analog 
mit  dem  beim  Wiederaufbau  des  Parthenon  in  An- 
wendung gekommenen  gewesen  zu  sein,  wenngleich 
nicht  in  derselben  umfassenden  Weise,  da  der  Fest- 
tempel auf  der  Burg  zu  Athen  nach  seiner  Zerstö- 
rung vergröfsert  wiedererstand.  Aber  auch  hier 
wurden  zur  Gewinnung  eines  Opisthodomos  den 
Langseiten  des  Tempels  zwei  Säuleu  mehr  als  frü- 
her gegeben  "),  und  man  liefs  den  von  dem  vor- 
persischen  Parthenon  herrührenden  Stereobat  mit 
den  Abzeichen,  welche  ihn  von  dem  Neubau  unter- 
scheiden, unverändert  als  eine  baugcsehiclitliche 
Erinnerung  stehen. 

Den  an  den  Unterbau  des  Olympieion  gemachten 
Ansatz  näher  in  Betracht  zu  ziehen,  dürfte  einem 
späteren  Durchfor.scher  der  geweihten  Stätte  hiermit 
emjjfohlen  sein. 

Nachträglich  nur  hier  noch  die  Bemerkung, 
dass  die  tektonische  Vollendung  des  Tempels  in 
einen  merklich  früheren  Zeitraum  als  seine  plastische 
Ausschmückung  fällt,  und  nicht  ohne  guten  Grund 
etwa  um  Ol.  70  anzusetzen  ist. 

^)  Zu  gleichem  Zweck  wurde  ausserdem  die  Cella  des  Parllienon 
vun  100  oijmi).  auf  lOü  altische  Fufs  verkürjt,  ihrer  Breite  dagegen 
etwas  zugegeben,  wohei  der  Tempel  statt  an  dem  Stereobat  100 
olymp.  KuTs  unter  Pericles  an  dem  Stylobat  101)  attische  Fufs  Breite 
erhielt,  und  der  Charskter  als  Hekalom|iedüS  unlieeinlrachtigt  blieb. 
S.   Archäol.  Zeitg.  -.'S)   S.  10.',— lO'.t. 

H.  Wittich. 


M  I  8  C  E  L  L  E  N. 


AUS  DEM  BRITTISCHEN  MUSEUM. 


Brieflicher  Mittheilung  des  Herrn  A.  S.  Murray 
entnehmen  wir  die  folgenden  Notizen. 

In  (iräbern  von  lalysos  auf  Rhodos  kamen 
im  vergangenen  Jahr  zum  Vorschein  und  wurden 
jüngst  ins  brittische  Museum  gebracht  die  nachfol- 
genden archaischen  Gegenstände: 

1 .    Kreisrunder  Carueol,  zwei  Hunde,  aufrecht  ste- 


hend ;  dazwischen  eine  Säule.  Bei  dem  hohen 
Interesse  der  Darstellung,  deren  Analogie  mit 
den  Lt'lwcn  des  Thors  von  Mykenae  in  die 
Augen  springt,  wird  eine  Abliildung  in  Holz- 
schnitt nach  einem  Siegelabdruck  an  anderem 
Orte  vorgelegt  werden. 
Zugleicii  wurden  gefunden: 


105 


2.  Ein  pseiulo-assjrischer  Cylimler  aus  Porcellan; 
daraul'  zwei  Priester  (V)  und  zwischen  ihnen 
in  conventioneilen  Formen  ein  Baum. 

3.  Eine  kleine  sitzende  weibliche  Figur  aus  El- 
fenbein, wie  eine  Miniaturdarstellung  der  sit- 
zenden Frauenbilder  ans  dem  Hranchiden- 
iieiligthum. 

4.  Ein  anderer  runder  Carneol,  darauf  drei  Hirsche. 

5.  Ein  trichterförmiges  Gefäl's,  identiscii  mit  dem 
in  Santorin  gefundenen,  welches  F.  Fouque  in 
in  den  archives  des  missions  2.  Serie  IV  (pre- 
mier  rapport  sur  une  missioii  scienti/ique  d  l'ile 
de  Santorin)  S.  223  beschreibt. 

(i.  Eine  grol'se  Anzahl  von  Rosetten  und  anderen 
Ornamenten  in  dunkelem  Glass,  mit  Lüchern 
wie  'zum  Aufnähen  vielleicht  auf  ein  Gewand. 
Darunter  ist  ein  Stück  mit  einer  Si)hinx  dar- 
auf, in  heraldischer  Stellung  O'dnipant). 

7.  Eine  grol'se  Anzahl  Vasen,  meist  mit  sehr 
kurzem  Hals,  wie  Aryballen,  vielleicht  be- 
stimmt köstliche  Flüssigkeiten  aufzubewahren. 
Sie  sind  fast  sämmtlich,  nur  mit  einer  oder 
zwei  Ausnahmen,  mit  geometrischen  Mustern 
verziert.  Einmal,  auf  einem  kleinen  einhen- 
keligen Gefäl's,  finden  sich  zwei  Reihen  Orna- 
mente, die  eine  von  Fischen,  die  andere  von 
Schwänen  gebildet.  Der  Thon,  aus  welchem 
diese  Gefäfse  bestehen,  ist  von  grauer  Farbe; 
die  Ornamente  sind  mit  Braun  oder  Schwarz 
aufgemalt. 


'^.  Eine  Anaahl  kleiner  Ornamente  in  Blattgold, 
ebenfalls  zum  Aufnähen  bestimmt. 

9.  Ein  silberner  Ring  mit  Spuren  von  Goldplat- 
tierung. 

10.  Eine  Anzahl  von  Spindelrnllen  aus  Speckstein 
und  Tlion. 

11.  Ferien  von  Bernstein,  Crystall,  Carneol  und 
Glas. 

12.  Eine  Anzahl  Schwerter,  Messer  und  Speer- 
spitzen von  Bronze,  in  schönen  Formen  und 
von  vorzüglicher  Erhaltung. 

Das  oben  Taf  (;2  pnblicirte  Schiffsornament  ist 
inzwischen  ins  brittische  Museum  gelangt  (s.  Trans- 
(ictions  of  the  R.  soc.  of  Literature  2.  Series  7  S.  246 
und  Academy  1873  No.  6b  S.  4G). 

Die  Flügelfigur  der  ephcsischen  Säulentrommel 
(oben  Taf.  (J5)  ist  jüngst  in  einem  Artikel  der  Sa- 
turday  Review  für  Thanatos  (welchem  nach  einer 
Stelle  in  der  Alkestis  des  Euripides  ein  Schwert 
zukommen  soll)  und  die  ganze  Scene  für  das  Ge- 
leit des  Hermes  ipi'yonoiinög  erklärt  worden.  Hr. 
Murray  war  beim  ersten  Anblick  der  Reliefs  auf 
dieselbe  Deutung  gekommen  und  hält  sie  auch  für 
die  wahrscheinlichste.  Eine  sehr  ähnliche  Figur, 
nur  ohne  Schwert,  findet  sich  in  Gerhards  gesam- 
melten Abhandlungen  Taf.  XXXIII  Fig.  2. 

Hr.  Newton  ist  unterwegs  nach  Ephesos,  wo 
dem  Vernehmen  nach  neue  und  noch  bedeutendere 
Sculpturen  gefunden  worden  sind').  E.  H. 

1     Vgl.  Academy    1873  S.  S4. 


SITZUNGSBERICHTE. 


Archäologische  Gesellschaft.  —  Sitzung 
vom  5.  Novbr.  Hr.  Curtius  eröffnete  die  Sitzung, 
nachdem  zuvor  die  Wahl  der  Herren  Dr.  Plew  und 
Dr.  Schubring  zu  ordentlichen  Mitgliedern  statt- 
gefunden hatte,  indem  er  einige  neue  Abhandlungen 
vorlegte,  in  denen  Dilthey  über  Apollo  und  Daphne 
(Elfenbein-Relief  von  Ravenna),  Schubring  über 
Kamarina,   Pervanoglu    über    das    Familienmahl 


auf  altgriechischen  Grabsteinen  handeln.  Hieran 
anknüpfend  besprach  er  eine  besondere  Gruppe 
jeuer  Reliefs,  wo  ein  Reiterzug  über  dem  Vorhange 
sichtbar  wird,  welcher  den  Hintergrund  der  Dar- 
stellung bildet,  und  legte  die  Abbildung  zweier  in 
Smyrna  befindlichen  Reliefs  dieser  Art  vor.  Dann 
besprach  er  die  ersten  bedeutenderen  Denkmäler, 
welche  durch  des  Dr.  Schliemann  Ausgrabun- 


106 


gen  in  Troja  zum  Vorschein  gekommen  sind,  das 
Postament  einer  Elirenstatue  des  Logisten  Klaudios 
Kaikinas  aus  Kyzikus  und  einen  Triglyplienblock 
mit  einer  vortrefflich  erhaltenen  und  stilistisch  sehr 
merkwürdigen  Metopentafel .  die  den  Helios  auf 
«lirongendem  Viergespann  darstellt  (s.  oben  S. 57ft'.). 
Hr.  Hühner  legte  hierauf  zunächst  die  für  die 
Gesellschaft  eingegangenen  Geschenke  vor,  näm- 
licli  den  Jahrgang  1870—1871  der  Puhlicationen  des 
Luxemburger  Alterthunisvereins,  die  Festschrift  des 
Göttinger  archäologischen  Seminars  mit  der  Ab- 
handlung von  G.  Gebhardt  über  die  Gemälde 
Polygnots  in  der  Lesche  zu  Delphi,  und  die  oben- 
erwähnte Abhandlung  Pervanoglu's.  Unter  den 
zahlrcicli  eingegangenen  neuen  Schriften  hob  er 
besonders  zwei  neu  gegründete  Zeitschriften  hervor, 
nämlich  den  ..ImUcalcur  de  l' archiolo(jue  el  du 
colleclionnem- ,  welcher  seit  dem  September  d.  J. 
in  Öt.  Germain  unter  der  Leitung  eines  der  Direc- 
toren  des  dortigen  Museums,  des  Hrn.  Gabriel 
de  Mortui  et,  erscheint,  und  eine  portugiesische 
Zeitschrift,  die  ,.ArchcoIogia  Artistica"  von  Porto, 
redigiert  von  einem  des  Deutschen  vollständig  kun- 
digen dortigen  Gelehrten,  dem  Hrn.  Joaquim 
de  Vaseoncellos,  welcher  nur  besserer  Fortgang 
als  den  bisherigen  Versuchen  der'  Art  in  jenem 
Lande  zu  wünschen  ist;  bisher  liegt  nur  ihr  Prospect 
vor  ').  Von  den  gröfseren  Werken  und  den  Bro- 
schüren wurde  nur  hingewiesen  auf  die  neue  dritte 
Bearbeitung  des  bekannten  Handbuchs  der  griechi- 
schen Mythologie  des  verstorbenen  Ludwig  Preller 
durch  Dr.  E.  Plew  hierselbst  und  auf  die  Abhand- 
lungen von  P.  Foucart  in  Paris  über  das  grie- 
chische Senatusconsult  \(m  Tliisbe  in  ßöotien  (aus 
den  Archives  des  missions)  und  von  II.  Schuermans 
in  Lüttich  über  den  merkwürdigen  I'und  von  Eg- 
gen-Bilscn  in  Belgien  (etruskischer  Goldsckmuck 
und  Erzgefäfse  1.  Eine  Reihe  anderer  Arbeiten 
niusstc  für  spätere  Besprechung  zurückgelegt  wcr- 

')  Es  sind  seitdem  zwei  Hefte  erschienen ,  deren  Inhalt  jeduch 
keineswegs  in  unserem  Sinn  archäologisch  ist:  das  erste  enthält  eine 
ßiographic  der  1833  verstorbenen  portugiesischen  Sängerin  Luiza 
Todi  und  das  /.weite  ein  portugiesisches  (lesetzbnch  aus  dem  sech- 
zehnten Jahrhundert.  Mittheilungen  über  im  Lande  gefundene  In- 
schriften und  Allerthümer  sind  in  Aussiebt  gestellt. 


den.  —  Hierauf  legte  Hr.  Strack  die  ihm  durch 
die  Gute  des  Londoner  Architekten  Hrn.  Donaldsou 
zugesandten  grofsen  und  wohlgelungenen  Photo- 
graphieen  der  jetzt  in  London  angelangten  Säulen- 
trommel  aus  dem  berühmen  Artemistempel  in  Ephesos 
vor.  Hr.  Donaldson  hatte  schon  in  seiner  im  Jahre 
isrill  erschienenen  Archilectina  mimisniaika  nach 
den,  wenn  aucii  kleinen  und  unvollkommenen  Ab- 
bildungen des  Tempels  auf  Münzen  den  Sehluss 
gezogen,  dass  des  Plinius  vielbesprochene  Bezeich- 
nung der  Säulen  dieses  Tempels  als  columnae  cae- 
latae  nur  von  wirklichen  lieliefs  verstanden  wer- 
den könne.  Wood's  endlich  von  Erfolg  gekrönte 
Ausgrabungen  haben  diese  Vermuthung  jetzt  durch- 
aus bestätigt ;  das  Nähere  s.  oben  S.  72  ti'.  —  Hr. 
Bruns,  jüngst  von  einenj  römischen  Aufenthalt 
zurttckgekeln-t,  berichtete  hierauf  eingehend  nach 
wiederholter  und  genauer  Besichtigung  über  die 
neuesten  Ausgrabungen  auf  dem  römischen  Forum 
und  insbesondere  über  das  merkwürdige  Haupt- 
fundstück derselben,  die  beiden  Eeliefplatten,  deren 
Deutung,  wie  es  scheint,  in  allem  Wesentlichen 
gelungen  und  für  die  Geschichte  des  Forums  von 
hoher  Wichtigkeit  ist  (vgl.  jetzt  das  römische  BuUettino 
von  1872  S.  27;3ff.  und  unten  S.  108).  —  Hr.  Engel- 
mann konnte  durch  die  Güte  des  Hrn.  Gilli  das  schon 
früher  in  der  Gesellschaft  besprochene  Laokoonrelief 
des  Malers  Wittmer  in  Rom  (vgl.  Archäologische  Zei- 
tung 1863  S.  S9)  im  Original  vorlegen.  Er  suchte 
die  gewöhnlich  gegen  das  Alterthum  des  fraglichen 
Reliefs  vorgebrachten  Gründe  zurückzuweisen ,  in- 
dem er  nachwies,  dass  einmal  die  ovale  Form  nur 
erst  nachträglich  hineingekommen  sei,  da  das  Re- 
lief ursprünglich  ein  Rechteck  bildete  (die  Beschä- 
digung einer  Ecke  scheint  das  Abarbeiten  veran- 
lasst zu  haben)  und  dass  zweitens  die  Verschieden- 
heit des  Styles,  sowie  die  Abweichungen  von  der  be- 
kannten Gruppe  für  eine  Originalschöpfung  und  gegen 
eine  Fälschung  sprächen.  Letzteres  wurde  zwar  an- 
erkannt, das  Werk  selbst  jedoch  mehrfach,  vorzüg- 
lich von  Seiten  Hrn.  Adlers,  für  eine  moderne 
Arbeit  erklärt.  Die  Discussion  brachte  keine  neuen 
Argumente  für  oder  wider  die  Aechtheit  zu  Tage; 
seit  dem  Bekanntwerden   des   Reliefs   liat    sich  die 


107 


grofse  Melirzahl  der  Archäologen  wie  der  Künstler 
gegen  dieselbe  ausgesprochen.  Ein  alle  Zweifel 
ahschneidender  Beweis  für  die  Acchtheit  wird  sich 
vielleicht,  wie  in  so  manchen  Fällen,  auch  hier 
nicht  führen  lassen;  die  Gründe  für  die  Unächtheit 


aber  hedUrfen  einer  eingehenden  Erörterung,  welche 
sich  nur  mit  Heranziehung  alles  einschlägigen  Ma- 
terials, besonders  des  in  Madrid  befindlichen  Lao- 
koonreliefs,  anstellen  lässt. 


CHRONIK  DEp  WINCKELMANNSFESTE. 


lloM.  Am  14.  Decbr.  eröffnete  das  archäolo- 
gische Institut  in  Rom  seine  Sitzungen  in  gewohnter 
Weise.  —  Zunächst  legte  der  zweite  Secretär  des  In- 
stituts, Hr.  Dr.  Heibig,  eine  in  Cervetri  gefundene 
Vase  des  Malers  Duris  vor,  deren  Darstellungen 
sich  auf  den  attischen  Jugeudunterricht  beziehen. 
Das  Mittelbild  bietet  eine  Scene  aus  der  Palästra, 
die  Aussenseiten  haben  den  Unterricht  in  der  Musik 
engeren  Sinnes  und  in  der  Grammatik  zum  Gegen- 
stande. In  einer  vierten  Gruppe  sitzt  ein  Knabe  vor 
dem  Diptychon,  uugewiss  ob  mit  Zeichnen  oder  mit 
kalligraphischen  Uebungen  beschäftigt.  Auf  einer 
Rolle,  die  der  Musiklehrer  in  der  Hand  hält,  liest  man 
den  Vers:  MoTad  (.im,  acfi  (sie)  ^xäftavdQOv  Ivqiqiov 
(sie)  aQyoftai  äeidi]v.  Aus  dem  Flötenunterricht,  der 
seit  der  Zeit  vor  dem  peloponnesischen  Kriege  erst 
nach  den  ersten  Decennien  des  4.  Jahrhunderts  wie- 
der in  Attica  Mode  wurde,  wie  Aristoteles  u.  A.  ))e- 
zeugen,  wird  der  Schluss  gezogen,  dass  Duris  die 
Vase  etwa  um  die  Mitte  des  4.  Jahrhunderts  ge- 
fertigt habe.  —  Es  folgte  der  Vortrag  des  Hrn. 
Professor  Lignana  über  eine  bei  Salerno  gefun- 
dene Silberschale  von  orientalischer  Arbeit.  Auf  der 
einen  Seite  sitzt  unter  e'm^-  mäciitigen  Papyrus- 
staude auf  jeder  Seite  ein  Harpokrates,  daneben 
tunmielii  sicli  zwei  lebendig  gezeichnete  Kosse.  Auf 
der  anderen  Seite  ist  ein  Schlachtfeld  dargestellt. 
In  der  Mitte  steht  ein  mit  Königskrone  und  langem 
Mantel  geschmückter  Held,  in  der  Rechten  eine 
Keule,  in  der  Linken  Bogen  und  Pfeile  haltend. 
Vor  ihm  liegen  drei  zu  Boden  gestreckte  Feinde, 
daneben  steht  ein  Löwe,  der  Schlachtgeuossc  des 
Siegers.  Rechts  von  diesem  trägt  ein  langgelockter 
Krieger  einen  todten  Jüngling  auf  der  Schulter,  zu 

Archaoiu-.  ZlR.,    Inlirii.iiij;  XXX. 


seinen  FUfseu  liegt  ein  mitleidflehender  Feind. 
Links  naht  sich  eine  weibliche  Gestalt,  dem  Sieger 
den  Ehreudegen  überreichend.  In  dem  die  Dar- 
stellung gleich  dem  homerischen  Okeanos  umgeben- 
den Wellenkranz  schwimmt  eine  Gestalt,  den  Bogen 
in  der  Hand,  durch  die  Mithra  auf  dem  Haupt  und 
durch  die  charakteristische  Haar-  nud  Barftracht 
an  die  assyrischen  Könige  erinnernd.  Der  sieg- 
reiche König  ist  Eanises  Mei'amun  (Sesostris),  Sie- 
ger auf  dem  Schlachtfelde  von  Atesh  am  Aranta- 
fluss.  Der  Langgelockte,  durch  eine  Strausseufeder 
als  Richter  gekennzeichnet,  wird  für  einen  Gott, 
für  einen  ägyptischen  Rhadamauthys  erklärt ,  der 
dem  Ramses  beistehe;  die  beiden  Ueberwundenen 
auf  seiner  Schulter  und  zu  seinen  FUfsen  für  zwei 
feindliche  Fürsten ,  von  denen  das  gleichzeitige 
Epos  des  Pen  Ta  Ur  rede.  Die  Siegesgöttin  gilt 
dem  Vortragenden  für  die  asiatische  Kriegsgöttin 
Istar;  der  Schwimmer  ist  der  Herrscher  von  Cheta, 
der  fliehend  in  den  Wellen  sein  Leben  rettete.  Aus 
dem  Kuustcharakter,  aus  der  Darstellung  selbst  wie 
aus  den  hieroglyphischen  Formeln ,  mit  denen  die 
Schale  geziert  ist,  wird  gefolgert,  dass  die  Schale 
etwa  in  die  Zeit  des  Psamraetich  (um  666)  fallen 
möge;  die  Arbeit  wird  für  phönicischen  Ursjirungs 
erklärt.  —  Den  Schluss  bildete  ein  Vortrag  des  Vor- 
sitzenden, Hrn.  Professor  Henzcn.  Nach  kurzer 
Erwähnung  der  Ausgrabungen  bei  der  Porta  Pia,  wo 
ebenso  wie  auf  der  nordwestlichen  Seite  des  Ca- 
pitols  Ueberreste  der  Servianischen  Mauer  gefunden 
wurden,  und  an  der  Stelle  der  ca.ilra  praetoria, 
wo  alte  HäuserUberreste,  Inschriften  und  Ziegel  in 
BIcnge  zum  Vorschein  gekommen  sind,  wendet  sich 
der    Vortragende    zu    dem    Hauptfunde    des    Som- 

15 


108 


mers,  den  beiden  grofsen  auf  dem  Forum  neben 
der  Säule  des  Pbocas  ausgegrabenen  Marniorrcliefs. 
Mit  Berufung  auf  die  neuesten  Untersucbungen 
Philippi's  über  römiscbe  Triumphalreliefs  wird  auf 
die  naturalistische  Tendenz  in  der  Wiedergabe  aller 
Einzelheiten,  auf  die  Uberrciclie  Fülle  von  Details, 
auf  die  bewegliche  Lebhaftigkeit  der  Darstellung 
als  auf  Elemente  hingewiesen,  welche  den  Relief- 
sculpturen  trajanischer  Zeit  eigen  seien.  Es  wird 
hinzugefügt,  dass  zu  diesem  Ansatz  die  Bartlosig- 
keit  der  meisten  Personen  sowie  die  Tracht  der 
über  die  Stirn  herabfallenden  Haare  vortrefflich 
stimme.  Der  Einwand,  dass  die  auf  der  Piückseite 
dargestellten  Suovetaurilia  auf  Lustrationsopfer  hin- 
wiesen und  dass  deshalb,  weil  Domitian  das  letzte 
Lustrum  gehalten  habe,  die  Regierung  dieses  Kai- 
sers als  äusserster  Grenz])unkt  gelten  müsse,  wird 
durch  den  Nachweis  entkräftet,  dass  z.  B.  auch  auf 
der  Trajanssäule  der  Kaiser  mit  einem  solchen 
Opfer  beschäftigt  sei,  der  Gebrauch  desselben  also 
eine  viel  weitere  Ausdehnung  gehabt  haben  müsse. 
Auf  dem  einen  Pielief  sitzt  der  Kaiser  und  streckt 
die  Hand  gegen  ein  Kind  aus ,  das  ihm  ein  Weib 
entgegen  reicht.  Mit  Yergleiehung  ähnlicher  Münzen 
hatte  Hr.  Professor  6.  Wilmanns,  dem  der  Vortra- 
gende beistimmt,  dies  als  eine  allegorische  Darstel- 
lung der  von  Trajan  geschatfenen  Alimentation  armer 
Kinder  gedeutet.  Kebcn  dieser  Gruppe  steht,  um- 
geben von  Lictoren,  in  der  Linken  eine  Rolle  hal- 
tend, ein  Mann,  dessen  Worten  das  hier  versam- 
melte Volk  lauscht.  Hr.  Henzen  hält  es  nicht 
für  unwahrscheinlich ,  dass  sich  diese  Scene  auf 
die  Einrichtung  der  städtischen  Alimentation  be- 
ziehe, die  in  Rom  mit  der  ötfentlichen  Getreide- 
spende zusammenhing.  Auf  dem  zweiten  Relief  ist 
die  sitzende  Gestalt  des  Kaisers  fast  ganz  verloren 
gegangen.  Vor  ihm  schleppen  viele  Männer  grofse 
zusammengeheftete  Tafeln  herbei,  ein  anderer  bringt 
ein  Holzbiindel,  daneben  steht  eine  Magistratsperson 
mit  der  Fackel:  es  handelt  sich  offenbar  um  Ver- 
brennung der  Tafeln.  Der  Vortragende  bezieht 
diese  Darstellung  auf  einen  Stcuererlass  des  Trajan, 
der  bei  Ausonius  und  im  Chronicon  paschale  (zum 
J.  106)  erwähnt  wird   und   der  je<lenfalls  mit   dem 


bei  Plinius  (Paneg.  40)  gerühmten  Erlass  der  Vige- 
sima  hereditatium  zusammenhängt.  Nach  ihm  würde 
das  Ereigniss  nicht  später  als  im  Jahre  100  anzu- 
setzen sein.  —  Zum  Schlüsse  giebt  der  Vorsitzende 
Notiz  über  die  in  den  letzten  Jahren  auf  Kosten  des 
deutschen  Kaisers  ausgegrabenen  und  jetzt  von  der 
königlieh  italienischen  Superintendenz  angekauften 
Arvaltafeln,  und  weist  endlich  noch  auf  die  zahl- 
reichen Photographien  der  in  der  letzten  Zeit  aus- 
gegrabeneu Gegenstände  hin,  welche  die  Liberalität 
der  Superintendenz  zugleicli  mit  einer  genauen  Ab- 
bildung des  bemalten  Sarkophags  von  C'orneto 
(jetzt  im  etruskischen  Museum  von  Florenz)  wäh- 
rend der  Sitzung  hatte  ausstellen  lassen.  —  Diese 
Festadunanz  zeichnete  sich  durch  eine  ungewöhnlich 
zahlreiche  Versammlung  aus,  welcher  u.  A.  der 
königl.  preussische  Geschäftsträger  beim  päpstlichen 
Stuhle,  Hr.  Stumm,  und  mehrere  Herren  der  kai- 
serlichen  Gesandtschaft  am  königlich  italienischen 
Hofe  beiwohnten. 

Berlin.  Hr.  Curtius  eröffnete  die  Festsitzung, 
am  y.  December  indem  er  auf  die  Bedeutung  dieses 
von  der  deutschen  Wissenschaft  diesseits  und  jenseits 
der  Alpen  gefeierten  Tages  hinwies  und  zum  Zeug- 
siss  für  die  von  Jahr  zu  Jahr  sich  erweiternde 
Denkmälerkenntniss  die  für  die  archäologische  Zei- 
tung gemachten  Tafeln,  namentlich  die  Abbildungen 
der  Reliefsäule  vom  Tempel  der  Artemis  in 
Ephesos  (Taf.  (35.  6(3)  vorlegte  und  erläuterte.  — • 
Hr.  Hübner  hielt  hierauf  den  ersten  Festvortrag,  in 
welchem  er,  anknüpfend  au  frühere  Mittheilungen  an 
die  Gesellschaft,  die  Büste  einer  germanischeu 
Frau  aus  St.  Petersburg  und  den  sogenannten 
Arminius  des  capi*olinischen  Jluseums  in 
Rom,  deren  Abgüsse  im  Saal  aufgestellt  waren,  im 
Vergleich  mit  den  übrigen  erhaltenen  Darstellungen 
der  Germanen  in  der  antiken  Kunst  besprach.  — 
Hr.  Adler  behandelte  sodann  auf  Grund  einer  von 
ihm  im  Jahre  1870  an  (_)rt  und  Stelle  vorgenom- 
menen Untersuchung  den  Theseustempel  zu 
Atheu.  Nachdem  er  der  .schon  von  Stuarts  Her- 
ausgebern, später  von  Böfticher  aufs  Neue  betonten 
Vermuthung,  dass  das  Bauwerk  wegen  seiner  zwei 
Stufen  als  ein  Heroon  aufzufassen  sei,  beigepflichtet 


109 


hatte,  lieferte  er  zalilreiclie  Beispiele  aus  dem  Kreise 
der  Grab-  uud  Elircndcuiiuiäler,  welche  diese  An- 
nahme zur  zvveifelloseu  Gevvissheit  erheben.  Dem- 
nächst hob  er  die  bisher  übersehene  Thatsache  her- 
vor, dass  die  Steindecken  über  der  Ost-  und  West- 
halle nach  verschiedeneu  Structursystenien  ent- 
wickelt sind.  Die  Üsthalle  zeigt  die  dorische  feste 
Bindung  zwischen  den  Anten  und  zwei  correspon- 
direnden  Säulen  des  Peripteros,  während  die  West- 
halle die  lockere  ionische  Verknüpfung  mittelst 
eines  Unterzuges  aufweist.  Da  ausserdem  die  Üst- 
halle und  der  Pronaos  bedeutend  tiefer  sind,  als 
die  Westhalle  und  das  Posticuni,  so  wird  durch 
beide  Momente,  Verschiedenheit  der  Deckensysteme 
uud  Differenz  in  den  Maafsverhältnissen  der  Ost- 
und  Westhallen,  der  deutliche  AVink  gegeben,  dass 
im  Innern  der  Cella  zwei  gesonderte  lleiligthUmer 
existirt  haben  müssen,  von  denen  das  östliche  einem 
Olympier,  das  westliche  einem  Heroen  angehört 
hat.  Ueberdies  ist  die  Existenz  einer  Wcstkapelle 
durch  die  noch  vorhandene  antike  Thür  gesichert, 
und  für  den  (seit  christlicher  Zeit  beseitigten)  Ein- 
gang im  Osten  spricht  besonders  die  nur  an  der 
Ostseite  vorhandene  Anordnung  plastischer  Metopen, 
sowie  der  tiefe  Pronaos.  Da  nun  die  drei  Ostmetopen 
Tliaten  des  Herakles  darstellen,  und  die  Existenz 
eines  Heraklestempels  in  dieser  ötadtgegend  Melite 
gesichert  ist,  und  andererseits  Pausanias  einen  Sekos 
des  Theseus  erwähnt,  endlich  der  Name  Theseion 
bis  zum  \b.  Jahrhundert  als  im  Volksmunde  lebend 
nachweisbar  ist,  so  glaubte  der  Vortragende  ein 
Doppelheiligthum ,  ein  Theseion-Herakleion,  in  der 
Art  voraussetzen  zu  können,  dass  der  von  Pau- 
sanias erwähnte  !>ekos  des  Theseus  mit  den  Bil- 
dern des  Mikon  als  kleine  durch  die  Thür  beleuch- 
tete Westkapelle  zu  fassen,  und  das  llerakleion  als 
grofserer,  hypäthral  beleuchteter  Naos  im  Osten  zu 
restituiren  sei.  Solche  Doppelheiligthümer  waren 
im  Altertbum  nicht  selten,  wie  Pausanias,  Vitruv 
u.  A.  lehren.  Zwei  dem  Theseion-Herakleion  so- 
wohl der  Zeit  wie  der  Structur  und  Planbildung 
nach  nahe  stehende  Denkmäler  iiob  der  Vortra- 
gende näher  hervor.  Es  sind  dies  der  Tempel  der 
Nemesis    zu    Rhamnus    uud    der    der    Athena    auf 


Sunion.  Nach  Feststellung  des  Bauprogammes 
legte  Hr.  Adler  endlich  einen  restaurirten  Plan  des 
Theseion-Herakleion  vor  und  erläuterte  durch  eine 
eingehende  Vergleichung  sämmtlicher  gesicherter 
Bauten  der  kimonisch-perikleischen  Epoche  die 
baugeschichtliche  Stellung  desselben.  Hiernach  er- 
gab sich  zwar  ein  früher  Beginn  des  Baues,  noch 
unter  Kimon  um  4G8— GT,  aber  eine  sehr  späte 
Vollendung  desselben  unter  Perikles  um  44U.  Der 
völlige  Bauabschluss  scheint  sogar  erst  mit  der  be- 
kannten Weihung  eines  Heiligthums  des  Herakles 
Alexikakos  nach  der  grolsen  Pest  uiu  429  zusam- 
menzufallen. —  Hr.  Schub  ring  sprach  hierauf  über 
die  weithvollen  Entdeckungen,  welche  Sav.  Caval- 
lari  als  Director  der  sicilischen  Alterthümer  bei 
seinen  Ausgrabungen  in  Selinuut  in  den 
Jahren  186.^,  GS,  70  und  71  gemacht  hat,  uud  ver- 
breitete sich,  einige  Folgerungen  ziehend,  über  die 
Topographie,  die  Tempel  des  Herakles,  der  Here 
und  des  Apollon,  und  über  die  drei  Inschriften, 
von  denen  besonders  die  des  Apollontempels  leb- 
haftes Interesse  erweckte  (s.  oben  Ö.  97  ff.).  —  Zum 
Schluss  legte  Hr.  Heydemann  die  Zeichnungeu 
zweier  1868  gefundener  Wandgemälde  aus  Pom- 
peji vor  und  besprach  ihre  Darstellungen  (oben 
S.  89  ff.). 

Bei  dem  Festmahl,  welches  den  wissenschaft- 
lichen Vorträgen  folgte,  brachte  der  Vorsitzende  die 
Gesundheit  des  Kaisers  aus,  welcher  durch  Ernennung 
des  Kronprinzen  zum  Protector  des  Museums  ein 
neues  Zeichen  seines  Wohlwollens  für  die  Kuust- 
anstalten  der  Hauptstadt  gegeben  habe,  uud  ge- 
dachte dann  des  Mannes,  dessen  Andenken  das 
Fest  gewidmet  ist.  Er  wies  darauf  hin,  wie  das 
Bild  desselben  durch  das  eben  vollendete  grolse 
Werk  von  Justi  erst  recht  an  das  Licht  trete,  in- 
dem mau  dadurch  erst  die  Kreise  keuuen  lerne, 
unter  denen  Winckelmann  der  Mann  geworden  sei, 
welcher  nicht  nur  auf  die  Gründung  einer  engeren 
Disciplin,  sondern  auf  unser  ganzes  Culturleben, 
auf  die  Litteratur  und  auf  das  Verhältniss  der  Deut- 
schen zu  dem  klassischen  Boden  der  alten  Ge- 
schichte einen  so  nachhaltigen  Einfluss  geübt  habe. 
Greifswald.       Die    akademische     Feier    vou 

15* 


HO 


"Winckelraanns  Geburtstag  ist  hier  in  diesem  Jabre 
—    nachdem    sie    eine    Reibe    von    Jahren    geruht 
hatte  —  wieder  aufgenommen  und  am  15.  December 
Vormittags    12  Uhr    in    der   festlich    geschmückten 
Aula  der  Universität  begangen  worden.     Die  Rede 
hielt  Prof.  Preun  er,  welcher  nach  einleitenden  Be- 
merkungen   über    die  Bedeutung    des  Festes,    die 
Stellung  Winckelmanns,  wie  über   die  Grundlagen 
und  Methode    archäologischer  Forschung,    einige 
für  die  Kenntniss  der  Entwicklung  des  Ve- 
nus-Ideals wichtige  Statuen  (von  denen  theils 
Abgüsse  der  Büsten   theils  photographische  Nach- 
bildungen ausgestellt   waren)    näherer  Betrachtung 
unterzog.      Der    Vortragende    nahm    zunächst    den 
bekannten  Madrider  Kopf,    übereinstimmend  mit 
Hübners    früherer    Vermuthung ,     als    Kopf    einer 
Aphrodite   in  Anspruch ,    welcher  von   dem  Typus 
des  strengen  Stils  eine  Vorstellung  gewährt:  wäh- 
rend  uns   in   der  Venus  von  Milo    ein  herrliches 
Origiualwerk   aus   der  Zeit   des   schönen  Stils   er- 
halten ist.    Diese    Statue    hielt   nach   der   Ansicht 
des  Redners   den  Apfel   in  der   Hand   als  ihr  alt- 
heiliges Attribut  (nicht  den  des  Paris)  zugleich  als 
Wahrzeichen  der  Insel  Melos,    deren   Münzen   den 
Apfel  zeigen.     Der  wesentlichste  Theil  des  Vortrags 
beschäftigte  sieh  mit  einer  Untersuchung  derjenigen 
Statuen,  welche  als  verhältnissmäl'sig  genaue  Nach- 
bildungen  des   gefeiertsten  Venusbildes   des  Alter- 
thums,  der  knidischen  Aphrodite  des  Praxi- 
teles, gelten,  um  vermittelst  einer  Prüfung  dieses 
Anspruchs    unter    möglichst    gewissenhafter    Schei- 
dung zwischen  Nachahmung  und  freier  Umbildung 
dem    praxiteliscben    Original    näher    zu    kommen. 
Zwei  Statuen  sind  hier  vorzugsweise  in  Frage:  die 
Venus  der  MUnchener  Glyptothek  und  die  Va- 
ticanische   der   Sula  della   croce   greca;    die  irr- 
tbündich  mit  dieser  identificirte  Venus  des  Vatican, 
welche  Visconti  im  Museo  Pio-Clementino  abgebildet 
hat,    sowie  die  Venus    der  Villa  Ludovisi  scheinen 
Repliken   der  Müucbener  Statue;    andere   Repliken 
schloss  der  Vortragende  von  der  gegenwärtigen  Er- 
örterung aus.     Eine  Verglcichung  Jener  beiden  Sta- 
tuen   ergicbt   nun   auflTällige  Unterschiede    in    dem 
trotz  des  modernen  Armes  sicheren  Gestus  der  lin- 


ken Hand  —  welche  bei  der  Müncbener  Venus  das 
Gewand  vom  Wassergefäfs  gegen  die  Brust  empor- 
zieht, während  die  vaticanische  dasselbe  auf  die 
Hydria  niedersinken  lässt  —  sowie  in  der  Form 
nnd  Haltung  des  Kopfes  .der  bei  der  vaticanischen 
zwar  aufgesetzt,  doch  sicher  zugehörig  \sV.  Die 
Handbewegung  und  Kopfneigung  der  vaticanischen 
Aphrodite  geben  aber  entsprechend  auch  die  Nach 
bilder  des  praxitelischen  Werkes  auf  Münzen  vou 
Knidos,  die  uns  von  demselben  einen  genaueren 
Begrift'  gewähren  als  die  Zeugnisse  des  Plinius  oder 
Lukianos;  wiewohl  sie  den  Kopf  der  Göttin  etwas 
stärker,  auch  als  die  vaticanische  Statue,  ins  Profil 
gestellt  zeigen.  Diese  Thatsache  lässt  in  der  Statue 
des  Vatican  die  treuere  Naclibildung  der  knidischen 
Aphrodite  erkennen,  wogegen  die  Münchener  Statue 
sich  als  modificirende  Naclibildung,  in  der  Bewe- 
gung bewusster,  in  den  Formen  weicher,  im  Aus- 
druck minder  hoheitsvoll,  ja  schmachtend  darstellt. 
Zur  Verstärkung  dieses  Beweises  dient  die  Wahr- 
nehmung, dass  der  Gesichtstypus  der  vaticanischen 
Venus,  welchem  der  Ausdruck  eines  scJiöneu  Kopfes 
im  Louvre  und  der  Venus  von  Arles  nahe  verwandt 
sind,  genau  dem  Typus  des  fraglos  praxitelischen 
Apollon  Sauroktonos  und  in  nicht  geringerem  Grade 
auch  der  in  der  Münchener  sog.  Leukotbea  erwie- 
senen Eirene  Kephisodots  entspricht;  während  die 
ovalere  Kopfform  der  Münchener  Statue,  der  bei- 
nah schwärmerische  Aufblick  nach  Oben  die  Ueber- 
einstimniung  dieses  Kopftypus  mit  dem  der  Niobe 
und  der  Niobiden  wie  auch  des  Apollon  Kitharodos 
im  Vatican  die  Vermuthung  nahe  zu  legen  scheint, 
als  sei  einmal  eine  Umbildung  des  praxitelischen 
Originals  in  einem  dem  Schulideal  des  Skopas 
näher  stehenden  Typus,  vielleicht  gerade  unter  Ein- 
iluss  von  Skopas  Schule,  vorgenonmien  worden. 
Weiter  wurde  dann  die  Fortbildung  des  von 
Praxiteles  gegebenen  Motivs  in  dem  Original  der 
Statue  des  Menophantos,  in  der  capitolini- 
schen,  neuerdings  irrig  dem  Skopas  zugeschriebe- 
nen (während  der  Gesichtstypus  sie  der  von  Arles 
und  vom  Vatican  nähert)  und  der  mediceischen 
Venus  zur  Anschauung  gebracht;  in  welcher  letz- 
teren der  Vortragende  unter  Vergleichung  der  idealer 


111 


gehaltenen  Dresdener  Replik  zwar  kein  Original- 
werk,  aber,  im  Auschluss  an  Winckelmanns  schöne 
und  beredte  Charakteristik,  den  auch  in  der  Aus- 
führung vollendeten  Ausdruck  einer  abschliessenden 
Entwicklungsstufe,  etwa  aus  der  antiken  Renaissance- 
Zeit  um  das  Ende  der  römischen  Republik  und  der 


ersten  Kaiserzeit,  erkennt,  einen  letzten  Schritt  vor- 
wärts, „freilich  nicht  aufwärts  auf  die  Höhe  der 
Kunst,  in  den  reinen  Aether  des  Ideals,  sondern 
heraus  aus  den  Schranken  der  idealen  Kunst  in 
das  Reich  der  sinnlich  schönen,  wiewohl  immer 
noch  ideal  schönen  Grazie." 


NACHTRÄGE. 


ZUR  \\PHRODITE  MIT  DER  STEPHANE  DROHEND' 

(Arch.  Zeit.  1870  S.  91). 


Mit  Bezug  auf  die  oben  genannte  Abhandlung 
mache  ich  auf  eine  13 '/j  Zoll  hohe  Bronzestatuette 
der  Aphrodite  aufmerksam,  welche  meiner  Ansicht 
nach  zu  den  lieblichsten  Arbeiten  des  Alterthums 
gerechnet  werden  kann.  Dieselbe  befand  sich  noch 
im  Anfang  der  fünfziger  Jahre  im  Besitz  des  Mr. 
B.  Hertz  in  London,  ist  bei  Mogla  in  Klein -Asien 
gefunden,  und  wurde,  wie  ich  glaube,  mit  der 
grol'sen  höchst  werthvullen  Sannuluug  dieses  Anti- 
quitätensammlers an  das  Museum  in  Cambridge 
verkauft.  Im  Jahre  1851  voröffentlichte  ich  den 
Catalog  dieser  Sauimlung  (Cataloyuc  of  the  Collec- 
tion  of  .  .  .  Anüqitiües  formed  bij  B.  Hertz)  welchem 
eine  Anzahl  Zeichnungen  beigefügt  wurden,  unter 
denen  auch  eine  Abbildung  eben  jener  Bronze- 
statuette sich  befindet.  Ich  beschrieb  damals  die 
Statuette  so :  Venus,  slunding^  naked,  holdimj  a  broad^ 
twisted  wreath  in  her  hand  u.  s.  w.  Ob  man  aber 
diese  Flechte,  welche  vollkommen  derjenigen  gleicht, 
welche  die  Venus  aus  Alexaudrien  in  der  Hand 
hält,  mit  dem  Namen  „Stephane"  zu  bezeichnen 
das  Recht  hat,  möchte  ich  dahingestellt  sein  lassen. 
Stephane  ist  nur  ein  breites  oder  dreieckig  geformtes 


Band  von  Zeug,  Leder  oder  Metall,  während  wir 
es  hier  deutlich  mit  einer  wulstartigen  Flechte  zu 
thun  haben,  an  deren  Enden  kurze  Bänder  oder 
Tänien  angeheftet  sind,  um  den  Wulst  zu  befestigen. 
Weitere  Conjecturen  wage  ich  nicht  zu  machen; 
jedesfalls  aber  dürfte  dieser  Gegenstand  näher  ins 


Auge  zu  fassen  sein. 
Berlin. 


W.  Koner. 


ZU  S.  19. 
Die  Inschrift  des  Aristion  findet  sich  bei  Ku- 
manudis  unter  No.  2.594. 

Athen.  G.  Hirscufeld. 


ZU  S.  54. 
Nachträglich  bemerke  ich,  dass  auch  Conze  in 
der  Sitzung  des  archäologischen  Instituts  (Jan.  18G1) 
die  Schlangenfigur  der  chiusiuer  Vase  als  Kekro])s 
gedeutet  hat  und  ihn  in  derselben  Form  auf  einem 
Relieffragmente  der  Akropolis  zu  erkennen  glaubt. 
Vgl.  Bulhttino  deW  Institiilo  1861  p.  30;  Archäol. 
Zeit.  1861  p.  157*.  E.  C. 


(April   1873. 


ALLGEMEINER  JAHRESBERICHT 

von 

K.   ENGELMANK 
I.    LITTERATUR. 


1.     Zeitschrii'ten  und  andere  periodische   P  ubl  icat  ionen 
A.     Deutschland. 


Abhandlung!  N  der  Königlich  Preufsichen  Academie  der 
\Vissensch;iften  zu  Berlin  aus  dem  Jahre  1870  und 
1871,  4.     Dazu  Monatsberichte  bis  1872  October. 

Abhandlungen  der  philosophisch -philologischen  Ciasse 
der  Königlich  Bayrischen  Academie  der  Wissenschaften. 
Bis  Bd.  12  Heft  3.  4.  München.  Dazu  Sitzungsbe- 
richte bis  1872  Heft  3.     München,  8. 

Abhandlungen  der  Königlich  Siichsischen  Gesellschaft 
der  Wissenschaften  zu  Leipzig,  phil.  hist.  Classe  bis 
Bd.  6  Heft  2.  Leipzig  1872.  Dazu  Berichte  über  die 
Verhandlungen  der  Königlich  Siichsischen  Gesellschaft 
der  Wissenschaften  zu  Leipzig,  lüiilol.  hist.  Classe  bis 
Ende  1871.     Leipzig,  8. 

An.nalen  des  Vereins  für  nassa  uische  Alterthumskunde 
und  Geschichtibrschung.  Bis  Bd.  11.  Wiesbaden  1871, 
gr.  8. 

Archäologische  Zlitun(;,  herausgeg.  von  E.  Hübner. 
Neue  Folge.     Bis  Bd.  5.     Berlin  1872,  4. 

Archiv  für  hessische  Geschichte  und  Alterthumskunde. 
Bis  Bd.  13  Heft  1.     Darmstadt  1872,  8. 

Berliner  Blatter  für  Münz-.  Siegel-  und  Wappenkunde. 
Bis  Bd.  6  Heft  1.    Berlin  1871,  8. 

Bl.\tti:r  fiir  das  bayerische  Gymnasialschulwesen,  red. 
von  W.  Bauer  und  G.  Friedlein.  Bis  1872  Heft  6. 
Bamberg,  8. 

El'UEMERIS    KPIGKAl'HICA    CoCpOlis    lllSCt'qitioilUin    LlltlltU- 

rum  siipp/fiuoidiiii,  cdita  iussu  Instiluli  uichueiiJogki 
Romuiü.     Bis  Heft  2.     Berlin  und  Rom  1872,  8.  [Rev. 

"  arch.  23  S.  202.  Gott.  gel.  .Viiz.  1872  S,  676.  Riv.  di 
fil.  1872  S.  Vib]. 

Grenzboten,  Zeitschrift  für  Politik  und  Litteratur,  red. 
von  A.  Dave  unter  Mitwirkung  von  G.  Freitag.  Sp;iter 
red.  von  H.  Blum.     Bis  Ende   1872.     Leipzig,  8. 

Guttingische  gelehrte  anzeigen  unter  der  Aufsicht 
derKüuiglichen  Gesellschaft  der  Wissenschaften.  Bis  1872 
No.  49.  Dazu  Nachrichten  der  Königlichen  Gesell- 
schalt der  Wissensciiiiften  in  (löttingen.  Bis  1872 
S.  542.     Göttingen,  8. 

Huni.LBERt.Ki!  Jahrrüciiei;  der  Litteratur  unter  Mitwir- 
kung der  vier  FacuUruen.  Bis  1872,  October.  Heidel- 
berg, 8. 

Herme.s,  Zeilschrift  für  clabsische  Philologie,  herausgeg. 
von   E.  Hübner.     Bis  Bd.  7  Heft  2.     Berlin   1872,  8. 

HI^TORIscHE  Zkit.<ciiuift,  hcrausgig.  von  H.  v.  Syljel. 
Bis  Ende  1872.     München,  8. 

Jahrbücher  für  Kunstwissenschaft  herausgeg.  von 
A.  von  Zahn.     Bis  5.  Jahrg.  Heft  3.     Leipzig  1872,  8. 


Jahrbücher  des  Vereins  für  m  eklenburgische  Ge- 
schichte und  .Vlterthuuiskunde,  herausgeg.  von  Lisch. 
Bis  Jahrg.  36.     Schwerin  1871,  8. 

Jahrbücher  des  Vereins  von  .\lterthumsfreunden  im 
Rheinlande.     Bis  Heft  52.     Bonn  1872,  gr.  8. 

Im  neuen  reich,  Wochenschrift  für  das  Leben  des  deut- 
schen Volkes  in  Staat,  Wissenschaft  und  Kunst,  her- 
ausgeg. von  A.  Dove.     Bis  Ende  1872.     Leipzig,  8- 

Literarisches  Centralblatt  für  Deutschland,  heraus- 
gegeben von  Fr.  Zarncke.    Bis  Ende   1872.    Leipzig,  4. 

MiTTHEiLi  nge.n  aus  Justus  Perthes  geographischer 
.■Anstalt,  herausgeg.  von  A.  Petermann.  Bis  Ende  1872, 
18.  Bd.   Gotha,  4. 

Neue  Jahrbücher  fiir  Philologie  und  Piidagogik,  her- 
ausgeg. von  A.  Fleckeisen  und  H.  Masius.  Bis  Bd.  105 
Heft  9.     Leipzig  1872,  8. 

Organ  für  christliche  Kunst,  Organ  des  christlichen 
Kunstvereins  in  DeutscLlaud,  herausgeg.  von  van  Endert. 
Bis  21.  Jahrg.    Köln  1871,  4. 

Philologus,  Zeitschrift  für  das  classische  .-ilterthum, 
herausgeg.  von  E.  v.  Leutsch.  Bis  Bd.  32  Heft  3. 
Göttingen  1872,  8.  Dazu  Philologischer  Anzeiger 
als  Beiblatt  zum  Philologus  herausgeg.  von  E.  v.  Leutsch. 
Bis  Bd.  4  Heft  11.     Göttingen  1872,  8. 

Preu.'^sische  Jahrbücher  herausgeg.  von  H.  v.  Treitschke 
und  W.  Wehrenpfennig.     Bis  Bd.  30.     Berlin  1872,  8. 

Rheinisches  musfam  für  Philologie,  herausgeg.  von  Fr. 
Ritschi  und  A.  Klette.  Neue  F'olge.  Bis  Bd.  27  Heft  4. 
Frankftirt  1872,  8. 

Verhandlungen  des  historischen  Vereins  von  Ober- 
pfalz inid  Regensburg.  Bis  Bd.  20  der  neuen 
F^lge.     Stadtamhof  1872,  8. 

WiRTEMBERGiscH  FRANKEN,  Zeitschrift  des  iiistorischen 
Vereins  für  das  wirtembergische  F" ranken.  Bis  Bd.  9 
Heft  1.     Weinsberg  1871,  8. 

Zeitschrift  für  .-igyptische  Sprache  und  .Alterthums- 
kunde, herausgeg.  von  R.  Lcpsius.  Bis  October.  Ber- 
lin 1872,  4. 

ZuiTscHRiir  fiir  bildende  Kunst,  herausgeg.  von 
C.  V.  Lüfzow.  15is  Bd.  8  Heft  .3.  Leipzig  1872,  4. 
Dazu  Kunstchronik,  Beiblatt  zur  Zeitschrift  für  bil- 
dende Kunst.     Bis  Ende  1872.     Leipzig  1872,  4. 

Zeitschrikt  der  Gesellschaft  fiir  Erdkunde  zu  Berlin, 
herausgeg.  von  W.  Koner.  Bis  Bd.  7  Heft  4.  Berlin 
1872,  8. 

Zeitscmrh  T  für  das  Gy  mnasialw  esen,  herausgig.  von 
H.  Bonitz,  R.  Jacobs,  P.  Rühle.  Bis  1872,  October. 
Berlin,  8. 


113 


Zeitschrift  für  preufsisrlie  Geschiclite  und  Lan- 
deskunde, herausgeg.  von  D.  Mülk-r.  Bis  Jalirg.  8. 
Berlin  1871,  8. 

Zeitscmhift  des  Vereins  für  Geschichte  und  Allerthnms- 
kunde  Schlesiens.  Namens  des  Vereins  herausgeü'. 
von  C.  GrünliHgeu.  Bis  l'.d.  11  Heft  2.  Breslau 
1872,  8. 

Zeitsciikift  des  Vereins  fi'ir  thüringische  (Jpseiiichfe 
und  Aherthuinskunde.     Bis  Bd.  8.    Jena  1871,  8. 

B.     Belgien  und  Holland. 

AxNALES  (Je  l'acadrmie  iVarclieologle  de  lielgkiue.  2.  Folge. 

Bis  Bd.  8  Heft  2.     Antwerpen  1872,  8. 
Bulletin   de     Vacudemie   royah   des  scieuces,   des  lettres 

el    des    heaiix-nrls    de    Hclyiiiue.       Bis    ]!d.  34    Heft  8. 

Brüssel  1872,  8.     [L'Iudic.   1.  S.  146], 
Bulletin  de  rinstitiit  urcltenlogUiue  Hegenis.    Bis  Bd.  10 

Heft  3  (letztes).     Lüttich  1871,  8. 
PuBLiCATioNS  de  lu  socii'te  liistoriqiie  el  areheologique  dittis 

le  dvche  de  Limhourg.     Bd.  8.   1871,  8. 
PuBLic.\TiON  de  la  seciion  /listorif/HC  de  Vlnslilut  Royal 

Grand-Diicdl  de  Luxemhourg.    Bis  Bd.  2G  (4).    Luxem- 
burg 1871,  4. 
Revue    de    la    nwmismaliijiie    Helge.      Bis    Bd.  4  Heft  3. 

Brüssel  1872,  8. 

C.     England. 

The  Ac\de:my  h  rccord  of  LUeraliire,  Leariiing ,  Science 
und  Art.     Bis  Bd.  3.     London  1872,  4. 

The  AiiCHiEOLOGiCAL  Journal  pubüshed  undcr  llie  dl- 
rccllnn  of  llie  central  ciimmlllee  of  the  royal  archueolo- 
glcal  instilnle  of  Greai  Britain  und  Ireland  for  Ihe 
encouragcmenl  und  jn-osecuHnn  of  reseavches  inlo  llie 
urls  und  monnments  of  the  eurlii  und  m'iddle  uges. 
Bis  Bd.  27.     London  1870,  8. 

The  Jouknal  of  Philology,  edUed  by  IV.  (J.  Clark, 
M.  A.  Fellom,  J.  E.  B.  Mayor ,  M.  A.  Fellow  und 
ir.  A.  Wriiihl  I5is  Bd.  4  Nu.  7.  London  und  Cam- 
bridge 1872',  8. 

The  nimismatic  chkoniCi.e  und  jonrnal  of  the  nnmls- 
iiKJfic  Society.  I'.dited  by  II'.  .S  IT.  i'uux ,  J.  Evuns 
und  Barcluy    V.  Heud.     Bis  1872    lieft  2.     London,  8. 

Tkansagiions  of  the  ruyul  sociely  of  IHIerutnre.  Bis 
Bd.  ]il  Theil  1.     London   1872,  8. 

D      F:<ANiaiEiCH. 

Academie  des  Inscriiilions  el  Belles-Lellres.  CoMi'i  i;s 
KUNDUS  des  seunces.     Bis  Bd    7.     Paris   1871,  8. 

Annale.s  archrologiques  fondres  pur  Didron  uine,  con- 
linuees  pur  E.  Didron.  Bis  Bd.  27  Lief  4.  Paris 
1871,  4. 

.\nnales  des  Voyages  (/(;  la  gengrofdiie.,  de  l'hisloire  et 
de  rurcheologie  uvec  curtes  el  jilanclies,  dirigees  pur 
r.  A.  jMulle-Brnn.    Bis  December  1870.    Paris  1871,  8. 

Archives  des  MISSIONS  scJoiU/if/Kcs  et  litteruires.  Choix 
de  rupports  el  inslniclions  pnlilie  sons  les  unspices  du 
niinislere  de  ri}istruclion  publupie.  2.  Folge.  Bis 
Bd.  7.  Heft  1.     Paris  1872,  8. 

*BuLLEriN  ü'arciieologie  chretienn'e  de  M.  le  Com- 
mandeiir  J.  B.  de  Rossi,  i'd.  francuise ,  publii-e  el  un- 
noltte  pur  les  soins  et  sons  la  direction  de  M.  l'ubbe 
Mariigny.      Belley  (Ain)   1872,  gr.  8. 


Indicatfui!  de  Vurcheologne  et  dn  collcclionnenr,  hiillelin 
niensiiel  illustre.  Gabriel  de  Mordlet  Directenr.  Bis 
Ende  1872.  Saint -Germain  en  Laye  1872,  8.  [Rev. 
arch.  24  S.  194]. 

Journal  asiatiüue  ok  recueil  de  memoires,  d'extruits  el 
de  not'ices  relutifs  ii  l'hisloire,  i'i  lu  philosophie,  anx 
lungnes  et  ä  la  idldrulure  des  penples  orienluux.  Bis 
Bd.  20  September.     Paris   1872,  8. 

Journal  des  savants.     Bis  1872,  October.     Paris,  4. 

Revue  archeologiuue  ok  recueil  de  docnmenls  el  de 
menioircs  relulifs  ä  l'ehide  de  nionnmcnls,  ü  lu  nuniis- 
niütiqne  et  ü  la  philnlogie  de  l'unticittite  el  du  moyen 
uge.     Neue  Folge.     Bis  Bd.  2h.     Paris   1872,  8. 

Revue  critique  dldstoire  el  de  lltleruUire.  Bis  1872 
No.  49.     Paris,  8. 

E.     Griechenland. 

\4Qyui(i').oyiy.ii  icpjufoic  fxdidofiti'?i  vito    T/;?   h'  \4d^i'jvuii(; 

ä{r/_niii\nyiy.7iQ    haipiitc.      Bis   No.  15,    Taf,  54  —  59. 

Athen  1872,  4. 
Bulletin    de    Vecole    fruncuise    d'Alhenes.      Arclwologie, 

Geologie.     Erschienen   Bd.  1    bis  Heft  12;  hier  lag  nur 

Heft  ;i  und  10  vor.  Athen  1870,  8. 

F.  Italien. 

Annai.i     dt'//'    insl'iinto    di    corri.spondenzu    urcheologica. 

Bis  Bil.  43.    Rom   1871,  8.    Dazu  Monumenti  inediti 

Bd.  9   bis  Taf  36   und   Bullettino  dell'    instituto    di 

corrispondenzu    urcheologicu    bis   Ende    1872.     Rom,  8. 

[Oester.  Zeitschr.  1872  S.  838]. 
Bullettino  di  urchcologia  cristiaw  del   commend.    G. 

U.    de  Rossi.      Neue   Folge.     Bis   Jahrgang  3    Heft  3. 

Rom   1872,  8. 
Bullettino  della  commlsslone  urcheologica  municipule  di 

Roma.     Rom  1872,  8. 
Bullettino  della  coHiiiiissio/i«  di  antichilü  e  belle  artl  di 

Slciliu.    No.  4.    u.  5.      Palenno  1871,  fol.    [Bull.  1872 

S.  252.  268]. 
CiuTicv    e  scienza   posiliva,    rivistu    di  scienze  e   lelterc 

puhblicatu  per  curu  di  A.  Angiulli  ed  E.  de  Ruggiero. 

Von  Juli  bis  October.     Neaiiel  1872,  8. 
Giornale  degli   scavi  di  Pompei,  nnovu  serie  pubblicutu 

dayti    ulnnni    della   scnola    urcheologica.      Bis  Heft  17, 

des  2.  Bd.  6.  Heft.     Neapel   1872,  4. 
RivisT\  DI  FiLoi.oGiA   c    d'istmzione   classicu.      Diretlori 

G.  Miilter   e    D.  Pezzi.      1.  Jahrgang.      Rom,    Turin, 

Florenz  1872,  8. 
RivisTA  fii.ologko-letterarm  puhblicatu  du  F.  Coruz- 

zini.   Ad.   Gemmu,    B.  Zundonella.     Bis  Bd.  2  Heft  4. 

Verona  1872,  8. 

G.     Oestterheich. 

Denkschriften  der  kaiserlichen  Academie  der  Wissen- 
schalten, philos.  histor.  Cl.  Bis  Bd.  21.  Wien  1871, 
4-  Dazu  Sitzungsberichte  der  philos.  histor.  Cl.  Bis 
Bd.  71.     Wien  1872,  8. 

Mittiieilungen  der  kaiserlichen  Cen  tralco  mmissio  n 
zur  Erforschung  und  Erhaltung  der  Baudenkmale.  Her- 
ausgeg.  unter  Leitung  des  Pr.-isidenten  der  Centralcom- 
mission  von  K.  Lind.     Bis  Ende  1872.     Wien,  4. 

Mittiieilungen    der   geographischen    Gesellschaft   in 


114 


Wien,   redig.  von  M.  A.  Becker.     Bis  Bd.  15,  Sejitera- 
ber.     Wien  1872,  8. 
Mittheilung KN  des  historischen  Vereins  fiir  S  t eiermark. 

Bis  Hclt  19.  Graz  1871,  8. 
Numismatische  Zeitschrift  her.msgeg.  von  C.  W.  Huber 
und  Karabacek.  Bis  Ende  1871,  3.  Jahrg.  Wien  und 
Berlin  1872,  8. 
Zeitschrift  für  die  österreichischen  Gymnasien,  her- 
ausgeg.  von  J.  G.  Seidl,  F.  Ilochegger,  J.  Vahlen.  Bis 
Ende  1872.     Wien,  8. 

H.     Russland. 

Co.MPTE  UENDU  de  lu  conimissioii  imperiale  archioJogique 
pour  ranncc  1869.  Avcc  iiti  utlas.  Petersburg  1870, 
4.  Atlas  fol.  [Oester.  Zeitschr.  1872  S.  841]. 
Mkmoires  de  l'academie  Imperiale  des  scieiwes  de  Sl.  Pe- 
tersbourg.  VII.  Serie.  Bis  Bd.  18  No.  7.  Petersburg 
1872,  4.  Dazu  Bulletin  de  l'acudimie  imp.  Bis 
Bd.  17  Heft  3.     Petersburg  1872,  4. 


I.     Schweiz. 

Anzeiger  fiir  schweizerische  AlterthLimskunde.    /»dicafeiir 

d'anlujiiitcs  Stiisses.     Bis  Ende  1871.     Zürich,  4. 
Le  Globe,  Journal  geogruphiqve,  Organe  de  la  sociHe  de 

geogrnpliie   de    Gen'eve  pour   ses   mcmnires    et   huUelins. 

Bis  Bd.  11  Heft  3.     Genf  und  Basel  1872,  8. 
Mittheilungen    der     antiquarischen    Gesellschaft    iu 

Ziirioh.     Bis  Bd.  18  Heft  1.     Zürich   1872,  gr.  8. 

K.  Si'.\NiEX  und  Portugal. 

Arciieolugiv     artistica.       Prologo- prospecto.  Porto, 

1872,  8.  (So  eben  zwei  Hefte  erschienen  mit  wenig 
archaeologischem  Inhalt;  s.  oben  S.  106). 

Bihltoc;rai>hia    critic^   de  hisloria   e   lilteralura,  publl- 

cuda  por  F.  A.  Coelho.  Bis  jetzt  5  Hefte.  Porto 
1872,  8. 

Revi.sta  de  Esi-ana.  Bis  Jahrg.  5  Bd.  29.  Madrid  1872,8. 


2.     Einzelschriften. 


Fr.  Ambrosi  l'euo  untico  TrenVnw.     Trento  1872,  4. 
A.  C.  Teixeira  de  .\ragao  descripeao  hislorica  das  moe- 

das    rnmanas    existentes    no   yahlnete    numismalico    de 

Sua  Magestade  el  Rei  o  senhor  dorn  Lulz  I.    Lissabon 

1870,  8.  [Rev.  num.  Beige  1871  S.  209]. 
C.  Bader    la   femme  grecquc,    etude    de    la   vie   untique: 

La   femme  dans  les  temps   leqcnduires.      2  Bde.      Paris 

1872,  8.     [Rev.  arch.  23  S.  342.    Jo-jrn.  des  Sav.  1872 

S.  127]. 
A.  DE  Barthklehy   liste   des   mols  rehves  sur  les  itiOH- 

)i((ics  gauloises.     Paris  1872,  8  [L'Indic.  1  S.  186]. 
* —  Jes  lihertes  gauloises  snus  la  dominalion  romaine,  de 

Van  50  ä  l'uu  27  uv.  J.  C.     Paris,  8. 
F.  Baudry  les  puUs  funeraires  du  Hernard.    La  Roche- 

sur-Yon  1872,  8.  [L'Indic.  1  S.  188]. 
P.  Becker  Studie  über  die  Münzen  von  Amorgos.    Dres- 
den 1871.  [Arch.  Zeit.  1871  S.  93]. 
A.  Becu  de  Fouquieres  A'spasle  de  Milet,  iHude  hislo- 

rique    et    morale.      Paris    1872,    18.     [Rev.    arch.    23 

S.  274]. 
R.  DE  Belloguet  c//i)iO(;(')i)i;  gaii'oisß.     Glossaire  gaulois, 

avec    deux    lubleuux    qi-neraux    de    la    langue  gauloise. 

2.  Ausg,    Paris  1872,  8.  [L'Indic.  1  S.  30]. 
O.    Benndorf    die   Antiken    von    Zürich.      Zürich    1872, 

gr.  4  (Mitth.  d.  ant.  Ges.  in  Zürich  17  Heft  7). 
E.  Beule  le  drume  du  Vesuve.    Paris  1872,  8.  [Rev,  arch. 

22  S.  389]. 
E.  P.  BiARDOT    /(!.s'    terres    cuiles    grecqiies  funehres    dans 

leur  rupporl  avec  les  mysl'eres  de  Haecluis,  acvompagne 

d'un  atlas  de  b4  pl.   Paris  1872,  4.  Tafeln  in  fol.   [Oester. 

Zeitschr.   1872  S.  85(l]. 
*E.  V.  BiiiRA     alte   Eisen-    und    Silberfunde.      .\relKiolo- 

gisch-chemische  Skizze.     Nürnberg. 
*S.  BiRCH  Ihe  casket  of  gems.     London  1872,  8. 
A.  BöCKHs   gcs.-imnielte    kleine    -Schriften.     Bd.    6  und  7. 

Leipzig  1872,  8.     [Phil.  Auz.  4  S.  567]. 
A.   BoNNEiTY  documenis  histnriques  sur  la    religion    des 

Romains    et   sur   la    connaissance   (/uils   ont    pu   avoir 

des    Iradilions    hihlKiues   pur    lenrs    rapporls    anee    les 


Juifs,  donnant,  unnt'e  par  anni'-e:  1"  les  evenemenls  po- 
titupies;  2"  les  aetes  svperstilieux  qui  dirigeaint  h's 
affaires  romaines;  3"  les  rapports  auec  les  Juifs;  4°  les 
ouvrages  qui  rtaieiit  pubVu's  et  leur  analyse  au  poinl 
de  vue  philosoplti(iue  et  religieux.  2  Bde.  Paris  1867  — 
1871,  8.  [Rev.  arch.  23  S.  343]. 

B.  BoRGHEsi  Oeuvres  completes  publiees  par  les  ordres  et 
aux  frais  de  S.  M.  VEmpereur  \apoleon  IU.  Paris, 
6  Bd.  1862-1869,  4.  [Phil.  Anz.  4  S.  161]. 

K.  BöTTiCHER  erkl.-irendes  Verzeichnis  der  Abgüsse  an- 
tiker Werke  im  k.  Museum  zu  Berlin.  2.  Aufl.  Ber- 
lin 1872,  8. 

L.  BoucHARD  ctude  sur  radminislrution  des  finanves  de 
l'empire  romuin  dans  les  derniers  lemps  de  snn  existence, 
pour  servir  d'inlrodiiclion  ä  l'ltisloire  des  institulions 
financi'eres  en  France.  Arras  und  Paris  1871,  8.  [Jour. 
des  Sav.  1872  S.  266]. 

A.  BoucHE -Leclircü  les  pontifes  de  l'ancienne  Rnme, 
these  presentee  ä  la  Faculle  des  lettres  de  Paris.  Paris 
1871,  gr.  8.  [Rev.  arch.  23  S.  272.  Rev.  crit.  1872, 
H  S.  148]. 

C.  Drambii.la  allre  annolazioni  tHimismaticbe.  Paris 
1870,  4.  [licrl.  HlJitter  6  S.  108.  Num.  Zeitsclir.  1871 
S.  587]. 

A.  BniART,    F.  Cornet    et  A.  Houzeau   de  Lahaie  sn- 

ciele    des  sciences ,    des    arls   el    des  lettres  du  Hainaut. 

Rapport   sur   les  devouvertes   geologiques    et    archeolo- 

qi(pies  faites  ü  Spiennes  en  1867.  Mons'1872,  8.  [L'Indic. 

1.  S.  63]. 
H.  Brunn    i    rilievi    delte    urne   elrusche.     Rom   1871,  4. 

[AUg.  Zeit.   1872  Beil.  zu  No.  14;3]. 
—   über   Stil     und    Zeit    des    Harjiyen -Monuments    vo» 

Xanthos.     München  1870,  8. 
C.    BCciiER    de    gente    Aeinlica    amphiclyoniae    purlicipe. 

[Neue  Jahrb.  i()3  S.  597]. 
J.  BüuLMANN   die  Architektur    des  classischen  Alterthums 

und  der  Renaissance.     1.  .\bth.     Die  S;inlenordnnngen. 

Stuttgart  1872,  fol.  [Lit.  Centr.  1872  S.  589]. 


115 


E.  BiiRNouF  la  legende  alhenienne,  eUide  de,  mythologie 
comparee.     Paris  1872,  8. 

C.  BuRSiAN  Geographie  von  Griechenland.  Bd.  2,  Pelo- 
ponnesos  und  Inseln.  3.  Abth.  Die  Inselwelt.  Leip- 
zig 1872,  8. 

—  de    tempore   quo    templum   Jov'is   Olympiae     conditum 
sH  dispuhUio.     Jena  1872,  4  (Universit.-itsprogramm). 

A.  Buttmann  kurzgefasste  Geographie  von  .\ltgriechen- 
land.  Ein  Leitfaden  für  den  Unterricht  in  der  grie- 
chischen Geschichte  und  die  griechische  Leetüre  auf 
höheren  Unterrichtsanstalten.  Berlin  1872.  [Riv.  di  fil. 
1872  S.  183]. 

*G.  Cara  cenno  sopra  diverse  (iriiii,  decoruzioni  e  sla- 
ttieltc  militurl  rinvenule  in  Surdeynu.    Cagliarl  1871,  4. 

S.  Castromkdiano  reluzione  ddlu  commissione  dei  mo- 
niintcnli  storici  e  di  belle  arli  di  Terra  d'Olriinlo  per 
Vunnn  1871.     Lecce  1872,  gr.  8.  [L'Indic.  1  -S.  185]. 

Catidogne  de  mhlailles  du  Hosphore  cimmerien  formant 
lu  colhclion  de  M.  Jules  Lemme  i(  Odessa.  Paris  1872, 
8.  [L'Indic.  1  S.  55.     Arch.  Zeit.  1872  S.  76]. 

Calulogue  des  medailles  romaines  composant  la  coUection 
de  fvu  M.  le  murqiiis  de  Mouslier.  Paris  1872,  8. 
[L'Indic.  1  S.  55.     Arch.  Zeit.  1872  S.  76]. 

Cutalngue  of  u  series  of  pliolographs  f'rom  the  coUections 
of  Ihe  British  Museum  taken  hy  S.  Thompson.  First 
series.  London,  8.  (4.  Partie:  175  griechische;  5.  Partie: 
97  efrnskische  und  römische,  mit  Erläuterungen  von 
Dr.  Birch).     [L'Indic.  1  S.  85]. 

A.  CiOFi  lectio  inscriptionum  in  sepulchro  0.  SuJpicii 
Maximi   ad    Partum  Sularium    Herum  vindicata.     Rom 

1871,  8. 

Ch.  Clermont-Ganneau  itne  siele  du  temple  de  Jerusa- 
lem.    Paris  1872,  8.  [Jour.  des  Sav.  1872  S.  597]. 

H.  DU  Cleuziou  de  la  polerie  gauloise,  elude  sur  la  col- 
leclion   Churvet.     Paris  1872,  gr.  8.  [L'hidic.  1  S.  49]. 

CocHET  repertoire  archeologique  du  de^iurlemenl  de  la 
Seine- Inßrieure.     Paris  1872,  4.  [L'Indic.   1   S.  80]. 

D.  CoMPARETTi  die  Strafe  des  Tantalus  nach  Pindar. 
[Riv.  di  fil.  1872  S.  30]. 

*Congr<!s  arclteologMjue  de  France.  SS"'^  Session.  Seances 
generales  lenves  ä  Angers,  en  1871,  par  la  Societe 
francuise  d'urcheologie  pour  la  eonservalion  et  lu  descrip- 
tion  des  monumenls.     Paris,  8. 

A.  CoNZE  über  griechische  Grabreliefs.  Wien  1872,  8. 
(Aus  den  Sitzungsber.  d.  phil.  hist.  Gl.  d.  Ac.  in  Wien). 

—  römische  Bildwerke  österreichischen  Fundorts.     Wien 

1872,  4.     (Aus  den   Denkselir.  d.   phil.  hist.  Cl.  d.  Ac. 
d.  Wiss.  zu  Wien.  Bd.  22). 

Corpus    Inscr.     Graec.     [Journ.   des  Sav.    1871    S.  157. 

226]. 
Corpus  Inscriptionum  Lalinurutn  loiii.  IV'.  Zangemeister 

Inscriptiones    purlelariue    Pompeianue.      [Neue   Jahrb. 

1872  S.  57.  AUg.  Zeit.  1872  Beil.  zu  No.  12.  13.  14]. 
Corpus  Inscriptionum  Lalinurum  tom.  V.    Th.  Mümmsex 

inscriptiones    Gulliue    Cisuliiinue    lalinae.      Pars   prior, 

inscriptiones    regionis    ItaViae    decimae    coniprchendcns, 

Berlin    1872,    fol.    [L'Indic.    1    S.  141.      Pliil.  Anz.  4. 

S.  433]. 
G.  W.  Cox    mytholngy    nf   llte   Aryan   Nulions.      London 

1870,  gr.  8. "  2  Bde.  [Gott.  Anz.  1872  S.  82]. 
*Crawford  and  Balc\rres  ctruscan  inscriptions  anuly- 

sed  and  commenled. 

Archjiolog.  Ztg..  Jahrfiana  XXX. 


*G.  J.  Cron  commenlatio  de  oraculi  Siphniis  editl  vi  ae 
polestate.     Augsburg  1872,  4.  (Programm). 

G.  A.  Ci!ü(;i:r  über  die  im  Regierungsbezirk  Broniberg 
aufgefundenen  Alterthümer  und  die  Wanderstrafsen  rö- 
mischer, griechischer,  gothischer  und  keltischer  Heere 
von  der  Weichsel  nach  dem  Rheine.  Mit  einem  .Anhange 
über  die  Verbindung  einiger  Gesiinge  der  Edda  mit  der 
positiven  Geschichte.  Mainz  1872,  8.  [Arch.  Zeit.  1872 
S.  81]. 

*P.  A.  CuRTi  Pompei  e  le  sue  rovine.    Bd.  1.    Milane,  16. 

E.  CuRTius  Beitr;ige  zur  Geschichte  und  Topographie 
Kleinasiens  (Ephesos,  Pergamum,  Smyrna,  Sardes)  in 
Verbindung  mit  Major  Regely,  Baurath  Adler,  Dr.  Hirsch- 
feld und  Dr.  Geizer  herausgegeben.  Berlin  1872,  4. 
(Aus  Abh.  d.  Ac.  1872).  [Oester.  Zeit^chr.  1872 
S.  852]. 

A.  Danicourt  note  A  M.  le  Secretaire  de  la  Societe  des 
Antiifuaires  de  Picardie  sur  une  trouvnille  de  monnaies 
romuines  fuiles  (sie!)  ä  Falvy,  pres  Peronne,  cn  1868. 
(6000  Stück).     Peronne  1872^  8.  [L'LkUc.  1  S.  210]. 

N.  Deciiant  aes  grave  Fouuinum  et  Italicum  (Progr.  des 
Scbottengvmn.  in  Wien).  Wien  1869,  8.  [Berl.  Bl.-itter 
6  S.  112].' 

A.  Dederich  Julius  Cäsar  am  Rhein.  Nebst  Anhang 
über  die  Germani  des  Tacitus  und  über  die  Frauci  der 
Peutini;crschen  Tafel.  Paderborn  1870.  [Bayer.  Gym. 
Bhitter  1871  S.  27.5]. 

*E.  Delamont  notice  historujue  sur  la  poslc  aux  lellres 
dans  Vantiquite  et  en   France.     Bordeau.x,  8. 

*A.  Demmin  histoire  de  la  ceramique,  en  planches  photo- 
typiques  inalterables  avec  texte  explicalif.  Livr.  33 — 
55.     Paris,  fol. 

E.  De.sjardins  la  tuhte  de  Peuliiiger,  nouv.  ed.  [Anu.  d. 
voy.  1870  JuiUet  S.  55]. 

Diclionnuire  arclieologujue  de  la  Gaule,  epoque  ' celtlquc, 
put)lie  por  la  CommisxioH  de  la  topogra]>hie  des  Gaules 
sous  les  uiis]iices  du  Minislhre  de  rinslruction  publique. 
Heft  3.     Paris,  4.     [L'Indic.  1  S.  87]. 

A.  Drygas  de  jure  imaginum  apud  Romanos.  Halle 
1872,  8.  (Dis.sert.). 

A.  Du.vioNT  /((  poputation  de  l'Altique,  d'apres  les  in- 
scriptions recemment  decouvertes.  Paris.  4.  [Rev.  arch. 
24  S.  263]. 
—  inscriptions  ceramiques  de  la  Gi'l'ce  (Arch.  des  Miss. 
scient.  6)  Paris  1871,  8.  [Jour.  des  Sav.  1872  S.  40. 
231]. 

*V.  DuRUY  histoire  des  Romains  depuis  les  temps  les 
plus  recules  jusqii'ii  la  fin  du  regne  des  Antonius.  Bd.  3. 
Paris,  8. 

J.  J.  Egli  noniina  geographica,  Versuch  einer  allgemeinen 
geogr;i|)hischen  Ouuniatologie.  Leipzig  1870.  [Bayer. 
Gymn.   Bliitter  1871  S.  313]. 

Elrerlinü  die  wichtigsten  Exemplare  in  meiner  Samm- 
lung römischer  Münzen.  2.  Abth.,  8.  Fortsetzung. 
Lu.xemburg  1871,  4.   [Rev.  num.  Beige  4  S.  137]. 

E.  Enderis  Versuch  einer  Formenlehre  der  oskischeii 
Sprache  mit  den  Inschriften  und  Glossar.  Zürich  1871, 
8.  [Rev.  crit.  1872,  I  S.  97. 

R.  Engelmann  vaso  dellu  collezione  Castcllani.  Rom 
1872,  8.  (.Aus  Annali   1872). 

G.  EnMAN  de  litulorum  lonicorum  dialeclo  Leipzig  1872, 
8.  (Dissert.). 

\.  Farrf.tti  jiriiiio  siippli'meuto  allu    raccolla  delle  anli- 

16 


116 


chlssimc    isoizionl     Uullche    con    Vufiyiunla    di    alciine 
osservazioni  jmk'oyrafiche  e  gramnuilicali.    Turin  1872, 

4.  (Aus    Mcmor.    d.   R.    Accad.    di  Torino).      [Riv.  di 
fil.  1872  S.  33]. 

A.  F.ABRETTi  frummenli  d'iscrizlonl  etrusche  scoperte 
a  Nizza.  Turin  1872,  4  (Aus  Atti  deila  R.  Acc. 
di    Torino)     [Riv.    di   fil.    1872    S.    100.      L'Iiidic.    1 

5.  24]. 

—  il  ninseo  di  unticliltä  della  R.  Universitä  di  Torino. 
Turin   1872,  8. 

A.  Fkkn.\ndi;z-Gi;erra    el    libro    de    Siinloiiti.      Madrid 

1872,  8.  (I'ührt  .'ilterthümer  von  Santoüa   an  und  giebt 

eine  christliclie  Inschrift). 
G.  Flechi.\  deir  origine  dellu  voce  Sarda  Niiraghe,  con- 

getture  etimologiclie.     Turin  1872,  4  (Ans  Atti  della  R. 

Acc.  di  'Torino).     [Riv.  di  fil.  1872  S.  145]. 
*Ed.  Floükst  note  siir  une  st'pullure  untique  decouverte 

au  JMus  d'Agen  en  Camurgue.     Niuies,  8. 
A.  FoRBiGER    Hellas    und    Rom.      Popul;ire    Darstellung 

des   öflFentlic'lien    und    hJiuslichen    Lebens   der   Griechen 

und    Römer.     Bd.  1.     Rom    im    Zeitalter   der   Antonine. 

Leipzig  1871,  8.  [Phil.  Anz.  4  S.  140]. 
P.  Fouc.\RT  sciHtttts-consulte  incdil  de  Vuniiee  170  avant 

notre  ere.    Paris  1872,  8.  (Aus  Arch.  des  miss.  seient.  7). 

—  memoire  sur  un  decret  inedil  de  la  Ligiie  arcadienne 
en  l'honneur  de  VAtlienien  Philarchos.  Paris  1870,  4. 
[Rev.  arch.  22  S.  385]. 

K.  Friederichs  Nachtrag  zu  Berlins  antiken  Bildwerken 
im  Neuen  Museum.     Düsseldorf  1872,  8. 

—  kleinere  Kunst  und  Industrie  im  .Alterthum.  Düssel- 
dorf 1871 ,  8.  A.  u.  d.  T.  Berlins  antike  Bildwerke. 
II.  GerJithe  und  Bronzen  im  Alten  Museum.  [Lit. 
Centr.  1872  S.  636.  Oester.  Zeitsehr.  1872  S.  844. 
Arch.  Zeit.  1872  S.  40], 

—  Kunst  und  Leben,  Reisebriefe  aus  Griechenland^  dem 
Orient  und  Italien.     Düsseldorf  1872,  8. 

J.  Friedl.\ender  das   königliche  Münzkabinet   in   Berlin. 

[Num.  Zeitsehr.  1871  S.  60.3]. 
L.   Friedländer  de  certumine  circeiisi  diversio  appclluto. 

Königslierg  1872,  4.  (Ind.  lect.). 

—  Darstellungen  aus  der  Sittengeschichte.  Bd.  3.  Leip- 
zig 1871,  8.  [Allg.  Zeit.  187l''BeiI.  zu  No.  364.  Phil. 
Anz.  4  S.  363.  Lit.  Centr.  1872  S.  1264.  Oester. 
Zeitsehr.  1872  S.  859]. 

"W.  Fröiiner  Miisee  imperial  du  Loiivre.  [Liitzows  Zeit- 
sehr. 5  S.  279]. 

—  les  Musees  de  France,  recueil  de  monuments  antiqiies 
(g}]ipli(pie,  peinlnre,  veramiiiiie,  verrerie,  orfevrerie) 
choisis  ((»  point  de  viie  de  Varl,  de  Varcheologie  et  de 
l'indusirie  anVupie,  dans  Jes  cnHections  ptihlKiiie.i  et  pri- 
vees ,  ü  Pari-i  et  en  provlnce;  reproduils  en  chromo- 
lilhogruphie ,  cuux-forles,  gruviires  sur  bois,  pliologra- 
p/iic.     Lief.  1 — 5.     Paris,  fol. 

—  la  colonne  Trujunc  d'apriis  le  surmoulage  execute  « 
Rome  en  1861 — 62,  rcjirodiiife  en  pholotypographie  pur 
Gust.  Arosa.  220  plunclie.i  imprimees  en  coulem;  avec 
texte  ornii  de  nomhreuses  vignelles.  Lief  1 — 2  t.  Paris 
1872,  fol.  [Lützows  Zeitsehr.  5  S.  383.  Lit.  Centr.  1872 
S.  117.3]. 

—  deux  peinliires  de  vases  grecs  de  lu  necropole  de 
Kaniirns.  Paris  1871,  fol.  (Luxusausgabe).  [L'Indic. 
1  S.  74.  Arch.  Zeit.  1872  S.  35.  Oest.r.  Zeitsehr. 
1872  S.  846]. 


W.  Fröhner   le   crocodile  de  ffimes.     Paris  1872,  gr.  8. 
[LTndic.  1  S.  133]. 

Galante  illustrazione  dl  una  lapide  antica.    [Zeitsehr.  f. 

luth.  Theol.  u.  K.  1872  Heft  2]. 
R.  GARRtjcci    sloria   deW   arte    cri.iliuna    nel   /ojmj   otto 

secoli  della  chiesa,  correduta  dalla  colhzionc  dl  lutli  i 

monumcnli  dl  piltura  e  scuUura  inci.sl  in  ruu\e  su  Cinque- 
cento tavole  ed    illustrutl.     Sugglo    deW    opera.     Prato 

1872,  4. 
W.  Gebmardt   die  Composition  der  Geni;ilde  des  Polygnot 

in  der  Lesche  zu  Delphi.    Festschrift  zum  25j;ihr.  Jubil. 

des  arch.  Sem.     Göttingen  1872,  4. 
Fr.  D.   Gerlach    griechischer    Einfluss    in  Rom.     Basel 

1872,  8. 
*E.  Germer-Durand    decouvertes  urcheologitiues   faites  ä 

Nimes  et  dans  le  Gard  pendant  l'unnee  1869.    Nimes,  8. 
O.  Gilbert   die   Festzeit    der    attischen  Dionvsien.     Göt- 

tingen  1872,  8. 
*0.  Gilles    Marius   et   Jules  Cesar.     Leurs   monuments 

dans   la    Gaule.      ]'ercingetorix   prlsonnier.     La   Gaule 

el  la  Grande  Bretagne  capiive».     Marseille,  8. 
C.  DE  GioRGi   rlcerche   sulle   tomhe    dl  Rugge ,    sugli   In- 

crostanienll    e  depositl  del  vasi  fitllli  In  esse  contemiti 

e  sui  mezzi  adoperutl  per  distruggerli.    Lecce  1872,  8. 

[L'Indic.  1  S.  185]. 
W.    Gisi    Quellenbuch    zur    Schweizergeschichte.      Bd.  1. 

Bern  1869.  [Rev.  arch.  22  S.  161]. 
GoLLD    cutalogue   du  musee    Imperial    de    Conslantinople. 

[Arch.  Zeit.  1872  S.  42]. 
C.  L.  Grotefend  chronologische  Anordnungen  der  athe- 
nischen Silbermünzen.     Hannover  1872,  8. 
J.  Haupt  die  dakische  Königs-  und  Tempelburg  auf  der 

Columna  Trajann.     Wien   1870,   4.     [Lit.  Centr.  1872 

S.  713]. 
W.   Helbig    BeitrJige    zur    EiklJirung    der    campanischen 

Wandgemiilde.  [Giorn.  degli  scavi  2  S.  113]. 
W.  Henke  die  Menschen  des  Michel  Angelo  im  Vergleich 

mit    der  Antike.      Vortrag    gehalten    in    Rostock   1871. 

Rostock  1871,  gr.  8  [Lit.  Centr.  1872  S.  536]. 
M.  Hennin   wanuel   de   numismuUijue  ancienne.     2  Bde. 

Mit  Atlas.     Paris  1872,  8. 
*Herbst  über  Festungen  und  Festungskrieg  der  Griechen 

von  den  iiltesten  Zeiten   bis  auf  die  Schlacht  bei  Chae- 

ronca.     Berlin,  4. 
K.  Fit.  Hermann  Lehrbuch  der  griechischen  Privatalter- 

thümer  mit  Einschlnss  der  Reehtsaherthümer.     2.  Aufl. 

neu  liearbeitet  von  R  Stark.    Heideüjerg  1870,  8.  [Phil. 

Anz.  4  S.  143]. 
S.  Herrlich  de   Aerarlo   et  Fisco  Romanorum  quaestio- 

nes.     Berlin  1872,  8.  (Dissert.). 
M.  Hertz    die  Verdienste  des  prenfsischen  Königshauses 

um    die   Erforschung   des   classischen   Bodens.     Breslau 

1869   u.  1870,  4.  (UniversitJitsreden). 
G.   Herzberg    die   Feldzüge    der   Römer   in   Deutschland 

unter    den  Kaisern  Angustus   und  Tiberius.     Nach  den 

Quellen    dargestelh.     Halle   1872,   8.   [Lit.  Centr.  1872 

S.  1315]. 
H.  Hettner   Verzeichnis    des   k.  Museums    der  Gypsab- 

güssc  zu  Dresden.     3.  Aufl.     Dresden   1872,  8. 
L.  Heuzev    tin    paluis   grec    en    Mucedoine.      Elude   sur 

Vurclnlccture  anllqiie.      Avec   un   plan   resluure  et   un 

parallele  des  ordres  darclülecture  pur  U.  üuumct.    Paris, 

8.  [Rev.  arch.  23  S.  334.    Acad.  1872  S.  205]. 


117 


L.  Heuzey  et  Daumet  niissioii  archeologique    de    Mace- 

doinc.     Bis  Heft  10.     Paris  1872. 
H.  Hevdemann  Vasenbilder.     [Neue  Jahrb.  101  S.   745]. 

—  die  Vasensammlung  des  Museo  Nazionale  zu  Neapel. 
Berlin  1872,  8. 

HiGNARD    l(!   im/f'ie  d'to.     Lvon  1872,  8.  [Rev.  arch.  23 

S.  415]. 
G.    Hirschfeld    IHiiIi    sluluariorum    sculptorumque    Gr. 

[Acad.  1872  S.  478]. 

—  vasi  urcaici  iiteniesi,  letteru  ud  A.  Cniize.  Rom  1872, 
8.    (Aus  Annali  1872). 

—  Athena  und  Marsyas.  Winckelmanns^programm.  Ber- 
lin 1872,  4.  [Bull.  1872  S.  282.  Arcli.  Zeit.  1872.  S.  96]. 

HiTTORF  et  Zanth  reciiK'd  des  monuments  de  Seyeste  et 
de  Sidiniinle,  inesur/'s  et  dessines,  suivi  de  rechervhes  sur 
l'nrigiiie  et  h  deveinjtpemenl  de  VurchiUxlure  religleuse 
cliez  les  Grecs.  Paris  1870,  4.  Mit  Atlas  in  fol. 
[Jour.  des  Sav.  1871  S.  597.  1872  S.  16.  84.  164.  Oester. 
Zeitschr.   1872  S.  847.    Rev.  arch.  24  S.  119] 

H.  Hoffmann  ä  pro])os  de  la  venle  de  Moustier.  Prix  de 
vente  de  hi  collection  de  moiumies  ro)nuines,  grecqiies  etc. 
da  feil  M-  le  »inrf/uis  de  Moustier.  Paris  1872,  gr.  8. 
[L'Indic.  1  S.  87]. 

A.  Holm  Sicilien.  [Allg.  Zeit.  1872  Beil.  zu  No.  227]. 

—  deUa  geoyriifia  deUa  anticii  SicUia.,  jjrinia  verslone 
dal  tedesco  di  P.  M.  Liitino.  Palermo  1871.  [Riv. 
fil.  lett.  1872  S.  63]. 

H.  Holzer  der  Hildesheimer  antike  Silliert'und,  seine 
arehjlologische  und  artistische  Bedeutung.  Mit  13  lith. 
Tafeln.  Hildesheim  1870,  gr.  8.  [Lit.  Centr.  1872 
S.  714]. 

*G.  G.  Hudemann  die  Bauernaufst;inde  in  Gallien  wäh- 
rend der  römischen  Kaiserzeit.     Kiel,  4. 

O.  Jahn  Darstellurgen  des  Handels  und  Handelsverkehrs 
auf  antiken  Wandgemälden.  [Jour.  des  Sav.  1871 
S.  333]. 

S,  Jenny  bauliche  Ueberreste  von  Brigantium.  Th.  1. 
(Die  Römer  in  Vorarlberg,  von  J.  Sholte-Düuglass). 
12.  Rechensehaftsbericlit  des  Vorarlberger  Museuiu-Ver- 
cins  in  ßregenz.     Insbruck  1872,  8. 

F.  Imhoof-Blumeii  choLv  de  moitnuies  grecqiies  du  cabinet 
de  J.  lil.  Winterthur  1871,  fol.  [Bidl.  1872  S  132. 
Num.  Zeitschr.  1871  8.  582). 

—  Die  Fliigelgestalten  der  Athena  und  Nike  auf  Mün- 
zen.    Wien  1871,  8.  [Bull.  1872  S.  132]. 

*A.  Joanne  gengraphie,  liistoire,  stallsüque  et  urcheologie 
des  dcjiarlenwnts  de  la  Friiiice.  Hauches  du  Rhone. 
Paris,  gr.  18. 

J.  P.  Jörgensen  de  munlc'tplis  et  coloniis  aelute  imj)c- 
»■«(oniiii  Boniunnruni  ex  caimhis  hgioiimn  ortls.  Göt- 
tingen  1872,  H,  (Dissert.). 

K.  Ju.STi  Winckelmann,  sein  Leben,  seine  Werke  und  seine 
Zeitgenossen.  Bd.  2.  Leipzig  1872,  8.  [Preui's.  Jahrb. 
30  S.  716.     Oester.  Zeitschr.   1872  S.  860]. 

G.  Kaiüel  de  monumenlorutn  aliquot  Graecorum  ciirmi- 
iiibiis.     Bonn  1871,  8.  (Dissert.).   [Phil.  Anz.  4  S.  273]. 

A.  Kalina  de  fnnlibus  upud  veleres  scriplores  qui  ad 
Sauromatarum  res  perliueiit.    Halle  1872,  8    (Dissert.]. 

C.  L.  K\y.si;r  Ftitvii  Philostnitl  ojiera  uucl.  ed.  Accedunl 
Apolloiiii  epislolue,  Euseliius  adv.  Hierncteiii,  Piiilostrati 
junioris  imugines ,  CuHisIrull  descriplinue.'i.  Bd.  2. 
Leipzig  1871,  8.  [Lit.  Centr.  1872  8.  1044]. 

R.  Kekule  das  akademische  Kunstmuseum  zu  Bonn. 
Bonn  1872,  8.  [Oester.  Zeitschr.  1872  S.  845]. 


Fr.  Kenner  die  Münzsammlung  des  Stiftes  St.  Floriaa 
in  Oberösterreich,  nebst  einer  die  Geschichte  der  Samm- 
hing betreffenden  Einleitung  von  J.  Gaisberger.  Wien 
1871,  4.  [Num.  Zeitschr.  1871  S.  .588.  Lit.  Centr.  1872 
S.  893].    ■ 

—  griechiche  Inschriften  aus  Erythrae.  (Aus  Sitzungs- 
ber.  d.  Wien.  Acad.).     Wien  1872,  8. 

H.  Kern  germaaiische  woorden  in  latijnschc  opsdirißen 
aaii  den  Heneden-Rijn.  Kopenhagen.  (Aus  Versl.  cn 
Mededeel.  d.  kon.  Ak,  Deel  U).  [  Bun'ncr  Jahrb.  52 
S.  1491. 

H.  KiEPiiRT  zur  Topographie  des  .nlten  .Me.xandria.  Ber- 
lin 1872,  8.  (Aus  Zeitschr.  f.  Erdk.  Bd.  7). 

—  neuer  Atlas  von  Hellas  und  den  hellenischen  Kolo- 
nien. Lief.  3.  Berlin  1871,  fol.  [Lit.  Centr.  1872 
S.  377]. 

G.  Kinkel  Euripides  und  die  bildende  Kunst.  Ein  Bei- 
trag zur  griechischen  Literatur  und  Kunstgeschichte. 
Berlin  1871,  8.  A.  u.  d.  T.  Abhandhingen  zur  Gram- 
matik, Lexikographie  und  Literatur  der  alten  Sjirachen. 
2.  Heft.  [Oester.  Zeitschr.  1872  8   856]. 

B.  V.  Kohne  le  temple  de  Jupiter  Cupilnlin  d'apres  les 
medailles.  (Aus  Rev.  num.  Beige  und  Berl.  Blätter). 
[Gott.  Anz.  1872  8.  724]. 

Fr.  X.  Krau.s  das  Spottcrucifix  vom  Palatin  und  ein  neu- 
entdecktes Graffito.  Freibnrg  im  Br.  1872,  gr.  8.  [Lit. 
Centr.  1872  8.  1453]. 

—  die  Blutampullen  der  römischen  Katacomben.  [Bonner 
Jahrb.  50  8.  275]. 

* —  die  christliche  Kunst  in  ihren  frühesten  Anfängen. 
Leipzig  1872. 

J.  H.  Krause  die  Musen ,  Grazien,  Hören  und  Nvmphen 
mit  Betrachtung  der  Flussgötter  in  ])hilologischer,  my- 
thisch-religiöser und  kunstarchäologischer  Beziehung 
aus  den  Schrift-  und  Bildwerken  des  .Mterthums  dar- 
gestellt.    Halle  1871,  8.  [Lit.  Centr.  1872  8.  712]. 

O.  Krell  Gesch.  des  dorischen  Styls.  [Lützows  Zeitschr. 
5.  S.  379]. 

8t.  Kumanudis  '-/rr/zjjc  tniyQdifa)  fTtiTifißwi.  [.\Tch. 
Zeit.  1872  8.  40.  Hermes  1872  S.  2.%]. 

*H.  Labourasse  le  camp  de  lu  Woiktre  (castrum  Va- 
hrense).     Bar-Ie-Duc,  8. 

*G.  B.  DE  LvciRiiCK  Pompei,  les  calacouihes,  lAlhumbra, 
f'liide  ä  l'uide  des  monuments  de  la  vic  paienne  it  son 
declin ,  de  lu  vie  chrelienne  ü  son  uurore,  de  la  wie 
musvlmunc  it  son  upogee.     95   Gravures.     Paris,  8. 

*L  DE  Laincel  Avignon,  le  comlat  et  lu  principaute 
d' Orange.  Histoire,  legendes,  arclieologie ,  biographie, 
excursion  elc.     Paris,  18. 

Cl.  Lamarre  de  In  milice  romaiuc  depiiis  lu  fondution 
de  Rome  jusqu'i)  Conslantin.  2.  .Ausg.  Paris  1870,  18. 
[Rev.  crit.'  1872,  I  S.  101  ]. 

P.  LambrüS  rovfilcfiUTu  xrjg  rr^nov  Aiiixjyov ,  y.ai  Tiiii»' 
Tfjilüi'  uvT/'/C  nuXiiiiy,  ^4tyiali]i;,  IMirinnc  xiii  '.^pxfni'- 
vi,Q.     Athen  1870,  8.  [Rev.  num.   Beige  1871   S.  211]. 

E.  V.  D.  L.wnitz  Wandtafeln.  [Neue  Jahrb.  103  S.  333]. 

Le  Bas  et  Waddington  voyage  urvhcologiqve  en  Greoe 
et  cn  A.iie  niineure  (alt  pur  ordre  du  goiwerncmcnt 
francais  pcndunt  les  amu'es  1843  el  44.  Lief.  63 — 71. 
Paris,  4. 

E.  Le  Blant  le  delucliement  de  la  pulrie.  Paris  1872, 
4.  (Institut  de  France). 

—  recherches   sur   l'uccusution    de   magle  dirigee   contre 

16* 


118 


les  Premiers  diriH'tens.     Paris.    (Ans  Mem.   des  Aiit.  de 

France  IUI.  31).     [Arch.  Zeit.  1872  S.  77]. 
*J.  Lei  ORT    liisUiire    de   hi   jmpiildlinn.      Iai    populutioii 

dan.i  l'antUinile  i'i  Rome  et  clwz  Ics  Hi'hreux.    Paris,  8. 
*F.  Lenormant    esstti,    stir  la   propagution   de   l'alphubcl 

phenicieit    duns    Vancien  monde.     Bd.   1.    Lief.   1.     Pa- 
ris, 8. 
R.  Lei'Sius  über  einige  egyptische  Knnstformen  und  ilire 

Eiitwickelung.     Berlin   1871,  4.  (Ans  .Abb.  d.  k.  Acad. 

d.  Wiss).  [Oester.  Zeitschr.  1872  8.851]. 
L.    LiNDENSCHMiT    die    .^Itertiiümer    unserer    beidniscben 

Vorzeit.     Bd.  ;}  Lief.   1.     Mainz  1871,  4.     [Arch.  Zeit. 

1871,   S.  174]. 
*Fr.  Liver.'Vni  le  ciitttcomhe  e  unüchUü  cristiancdi  Chiusi. 

Siena,  8. 
W.  Watkiss  Lloyd   Ihe  history    nf  Sicily  to  the   Athe- 

nian  war.     IVilh  clucidations  of  the  S'ic'ilian    Ödes  of 
Pindar.     Wilh  a  map.  8. 
H.  G.  LoLLiNG  de  Medusa.    Göttingen  1871,  8.  (Dissirt.). 
LüBKE  Geschiebte  der  Plastik.     2  Bde.    2.  Aufl.     Leipzig 

1870,  1871,  8.  [Oester.  Zeitschr.  1872  S.  859]. 

K.  LuGEBiL  zur  Geschichte  der  Staatsverfassung  von 
Athen.  Leipzig  1871,  8.  (Ans  Nene  Jahrb.  Snppl. 
Bd.  5  Heft  4).  [Lit.  Centr.  1872  S.  C8Ü.  Nene  Jahrb. 
1872  S.  145]. 

L.  Maggiulli  e  S.  Castromediano  le  iscrlzioni  messa- 
piche  raccoUe.  Lecce  1871,  12.  [Jour.  des  Sav.  1872 
S.  363.  491]. 

E.  Magnus  die  Polychromie  vom  künstlerischen  Stand- 
punkte. Ein  Vortrag.  Bonn  1872,  8.  [Lit.  Centr.  1872 
S.  1328.  Im  neuen  Reich  1872,  II  S.  522.  Acad.  1872 
S.  387]. 

C.  Mancini  hl  leijyti  Vipsunia.     Napoli  1871,  4. 

—  storla  deUa  monela  Romuna.     Napoli  1872,  4. 

*A.  Mariette  moinimeiits  divers   recueillis    en  Egyptu  et 

cn  Nubie.     Lief.  1   u.   2. 
*H.     Mautin     i'tudes    d'arvheidogie    ccUiiiue.      Notes    de 

voytiges  duns  les  pays  eeltitjues  et  scaiidiiiaves.    Paris,  8. 
• —  siir    (ics    inslriimi'.itts    d'opliqiie    fuiissement    utlrihuds 

aiix    anciens    pur    (piehpies    suvants    tnoderiies.      Paris 

1871,  4.  [Bev.  crit.  1872,  I  S.  19]. 

W.  Maskeli,  deacriplion  of  the  Ivories  Aucieiü,  und  Me- 

dieviil  in  the  South  Kensington  Museum.     London. 
'*F.  Matuanga    mnnogralia    sulla  gründe  iscrizionc  greca 

teste  scopertu   nellu   Chiesu  di   S.   Muria  dell  Ammira- 

ylio  deltu  dellu  Murlorunu.     Palermo,  8. 
*C.  MATrEicci  cenni  storivi  dell'  Anzio,  antico  Nelluno, 

e  Porta  d'Anzio.     Rom,  8. 
DU  Mesnil-Morigny  histoire  de  l'Economie  politique  des 

anciens    peuphs    de   linde,    de  l'Kgypte,    de   la  Grttce. 

2  Bde.     Plön,  8.   [Critica  1   S.  43]. 
A.  Michaelis  der  Parthenon.     [Berl.  Gvmn.  Zeitschr.  1872 

S.  160.    Phil.  Anz.  4  S.  145.    Neue  Jahrb.  1872  S.  289. 

Arch.  Zeit.  1871  S.  94.     Philol.  32  S.  374]. 
Tu.  Mommsen  römisches  Staatsrecht.   Bd.  1.  Leipzig  1871, 

gr.  8.     A.  u.  d.  T.     J.  Maruiahdt  u.  Tu.  Mommsen 

Handbuch    der    römischen    Alterlliümer.      Bd.  1.     [Lit. 

Centr.   1872  S.  684.     Pbil.   Anz.   4  S.  210.     Rev.  crit. 

1872,  II   S.  229.     im   neuen  Reich   1872  S.  913]. 

—  Inscripliones    Galliae   cisulpinue   lutinue,   s.  o.   Corp. 
Inscr. 

*A.  DE  Montaiglon  notice  sur  une  figurine  gallo -ro- 
muine  en  bronze  du  Musre  de  Soissons.     Paris,  8. 


.\.  F.  Motte  Hude  sur  Marcus  Agrippa.  Gand  u.  Paris 
1872,  8. 

A.  ^iüLLER  die  Ausrüstung  mid  Bewaffnung  des  römischen 
Heeres  in  der  Kaiserzeit,  d.  i.  die  Erkliirung  von  14  Mo- 
dellfiguren gravirt  von  E.  du  Bois  nach  .Angaben  von 
A.  M.  Plön  1872,  12.  [  lierl.  Gvmn.  Zeitschr.  1872 
S.  473.     Oester.  Zeitschr.  1872  S.  858]. 

M.  Müller  essui  sur  Vhistoire  des  religions,  traduit  par 
G.  Harris.     Paris  1872,  8.  [L'Indic.  1  S.  27]. 

A.  MüNCH  die  Münzsammlung  des  Kantons  .\argau,  ge- 
bildet aus  den  bisherigen  Münzsammlungen  des  bisheri- 
gen AntiquitJitencabinets  zu  Künigsfelden,  des  ehemal. 
Klosters  jMuri  und  der  histor.  Gesellschaft  des  Kantons 
Aargau.  Aaran  1871,  8.  A  u.  d.  T.  Argovia,  Jahres- 
schrift der  historischen  Gesellschaft  des  Kantons  Aar- 
gau.    Bd.  7.  [Lit.  Centr.  1872  S.  1203], 

J.  Spencer  Nortiicote  et  W.  R.  Brownlow  Rome  soh- 
terraino ,  resume  des  d(kouvertes  de  M.  de  Rossi  dans 
les  catttcnmbes  romuines,  et  en  purticnlier  daus  le  cime- 
tii;re  de  Calliste;  traduit  de  l'unglais,  avec  des  additions 
et  des  notes  pur  P.  Allurd,  et  precede  dune  prejuce 
pur  M.  de  Rossi.  Paris  1872,  gr.  8.  [Jour.  des  Sav. 
1872  S.  525.     Acad.  1872  S.  467]. 

A.  Nüscheler  die  Letzinen  in  der  Schweiz  ( les  retran- 
chements   des  villes   et   vallces   Suisses).     Zürich  1872, 

4.  (Mitth.  d.  ant.  Ges.  in  Zürich  Bd.  18.  Heft  1). 

A.  Odobescu  bihliographia  Daciei.  Indice  de  scrieri 
uttingetore  directu  seu  indireclu  de  vechii  locuitori  ac 
Duciei.     Bukarest  1872,  8.  [L'Indic.  1  S.  139]. 

A.  Oliari  (Jet   Volghi  Pelasgici.     Mailand  1870,  8. 

J.  Opfert  Gruudzüge  der  assyrischen  Kunst.  Vortrag 
gehalten  im  Ratbbaussaale  zu  Zürich.  Basel  1872. 
[Oester.  Zeitschr.  1872  S.  852]. 

J.  Overbeck  griechische  Kunstmvthologie.  2.  Bd.  Be- 
sonderer Theil.  1.  Bd.  1.  Bucli.  Zeus.  Mit  14  lith. 
Taf.  u.  17  Holzschnitten.  Leipzig  1872,  gr.  8.  [Lit. 
Centr.  1872  S.  938.  Bull.  1872  S.  283]  Dazu  Atlas 
der  griechischen  Kunstmythologie.  Lief.  1.  Leijizig  1872, 
gr.  fol.  [Oester.  Zeitschr.  1872  S.  846.  Lützows  Kunst- 
chronik 8  S.  33]. 
—  de  lone  telluris  jioji  lunue  dea.  Leipzig  1872,  4. 
( UniversitJitsprogramm ). 

G.  Pkrrot,  GriLLAi;.viE  et  Delhet  exploratinn  urcheolo- 
gique  de  la  Gulutie  et  de  la  liilhynix,  d'une  partie  de 
la  Mysie,  de  la  Phrygic,  de  la  Cappudoce  et  du  Pont, 
executee  en  1861  et  publiee  sous  les  auspices  du  mi- 
nistl're  de  Vinstr^iclion  jiublupie.  Lief.  24  (Schluss). 
Paris  1872,  fol.  [Oester.  Zeitschr.   1872  S.  848]. 

P.  Pervanoglu  das  Familienmahl  auf  altgriechischen 
Grabsteinen.     Leipzig  1872,  8.    [Oester.  Zeitschr.  1872 

5.  856]. 

E.  Petersen  kritische  Bemerkungen  zur  .-iltesten  Ge- 
schichte der  griechischen  Kunst.  Plön  1871,  4.  [Phil. 
Anz.  4  S.  148]. 

H  Pfannünsciimiut  das  Weihwasser  im  lieiduischcn  und 
christlichen   Cullus.      [Bonner  Jahrb.  50  S.  268]. 

A.  Philipi'i  über  die  römischen  Triumphalreliefe  und  ihre 
Stellung  in  der  Ku[istgcschichte.  Leipzig  1872.  (Aus 
Abb.  d.  phil.  bist.  Cl.  d.  k.  siichs.  Ges.  d.  Wiss.  Bd.  6). 
[Oester.  Zeitschr.  1872  S.  856]. 

F.  PiCHLEii  die  römisciicn  Graliiusehrifteu  des  norisch- 
paunouischen  Gebietes.  Gr.'ilz  1871,  gr.  8.  [Lit.  Centr. 
1872  S.  1019]. 

*—  Jahresbericht  des  Münzen-   und  .\ntikcncabinets  des 
Johauneums.     Grjitz  1872,  4. 


119 


P.  C.  Planta  das  alte  Rhiitien  sachlich  und  knltiirliisfo- 
risch  dargestellt.  Berlin  1872,  8.  (Allg.  Zeit.  1872 
Beil.  No.  245|. 

H.  Prachow  uiitUjiüsslma  woniimeiita  Xanllüaca  deli- 
neuvH.  Petersburi;-  1871,  ful.  [Gott.  Nachr.  Is71 
S.  289]. 

IJoaxTiy.u  [i]g  ti'  I4!}tji'aig  ag/uiolnyiySjc:  iTi/.iQi'uc  (1871  — 
1872).     Athen   1872,  8. 

L.  Preller  griechische  Mythologie.  3.  .^ufl.  Bd.  1  von 
E.  Plew.     BerHn   1872,  8. 

De  IjAGrange  Photogriiphien  von  Statuen,  Büsten,  Re- 
liefs in  Marmor  und  Bronze,  Gem;ilden,  Mosaiken  und 
Vasen  aus  Italien.     Berlin.  [Arch.  Zeit.  1871   S.  90]. 

L.  QiiiCHEKAT  JVoiiU  Marcelli  iier'qiatetlci  Tubiirsicensis 
6e  comj)i:ndiosu  doclrina  iid  filiuin  ,  collatls  f/iiÜK/iie 
pcrveliistis  cndicihiis  uoitdum  udliibitis  cum  Cüfcioritm 
librorum  edilionintKiiie  leclionibus  el  doclnnim  sulsque 
notls.     Paris  1872,  8.  [Rev.  arch.  23  S.  195]. 

A.  Racinet  l'ornenient  polychrome.  (knt  planclies  en 
coulexir  or  et  urgent,  conlexitnt  unvlron  2(JC'0  molifs  de 
totis  les  slyli^s.  Art  uncien  et  asiulUiuc,  moyen  age, 
reiiaissunce,  17.  el  18.  siiicles.     Lief.  7.  Paris,  4. 

G.  VOM  Rath  ein  ."Vusflug  nach  Calabrien.  Bonn  1871,  8. 
[Phil.  Anz.  4.  S.  520] 

P.  Ravaisson  lu  Venus  de  Mi/o.  Paris  1871,  8.  Mit 
3  Tafeln,     [üester.  Zeitschr.  1872  S.  854]. 

E.  DE  Meester  de  Ravestein  calalogue  descriptlf  dela 
coUection  de  Mr.  E.  de  M.  d.  R.  2  Bde.  Lattich  1871 
und  1872,    8.    [Bonner  Jahrb.  52  S.  142]. 

F.  Reber  Kunstgeschichte  des  Alterlhums.  Leipzig  1871, 
8.  [Lützows  Zeitschr.  7  S.  89.  Mitth.  d.  Cenir.  Comm. 
1872  S.  XXII]. 

L.  Renier  et  G.  Perrot  les  feintiires  du  Valut'm.    Paris 

1871,  8.  [Rev.  crit.  1872,  I  S.  214]. 
S.  Rhusopulos    (5(0   ri/rirwy  'Attixiii;  iuiypcafai  tiqw- 

Toffui'tTg.     Athen   1872,  4.   (Aus  "Eift^ftt.  ^Afjy.  1,5). 
*J.    P.  Richter    christliche    Architectur    und    Plastik    in 

Rom  vor  Constantin  dem  Grol'sen.     Jena. 
*DE  RivifeRES  i'jiigruphie  ullngeoise,  ou  recueil  des  inscrip- 

tions  de  Vurrondissement  d'Albi  (Turn).     Caen,  8. 
*J.  Roidot  origiiies  d'Aiigustodiinitm.    Etiide  crWique  siir 

les  texles  d'Enmime  et  d'Animien  MurceUUi.     Antun,  8. 
A.  Rosenberg    de  Eriniitim   reVigione,   cuUii,    Imug'inibus 

j).  prior.     Berlin   1872,  8.  (Dissert.). 
Rösner   rerttm    Prtienesllnanim  p.  III.      Patschkaii   1871, 

4.  (Programm).     [Phil.  Anz.  4  S.  5G2]. 
J^.   Rossbach    römische    Hochzeits-     und    Ehedenkm;iler. 

Mit   2  lithogr.  Tafeln.     Leipzig  1871,   8.     [Gott.  Anz. 

1872  S.  721.     Phil.    Anz,   4   S.  152.      Heidelb.   Jahrb. 

1871  S.  653]. 
*G.  B.  DE  Rossi  innsalci  crisliani  «  suggi  dei  pavimenli 

delle    chiese   dl  Roma  unteriori  ul  secolo  XV.     Lief.   1 

und  2.     Rom  1872. 
*D.  Rossi  «n.  cimetiifre  romain  prks  de  Sollies-Pont  (Var). 

Draguiguan,  8. 
Ch.    Rossler    le   lombeau   de  Mausole   d'iipri;.^  les  histo- 

rlens  unciens  el  les  decouverles  de  M    Newton  <'t  Uuli- 

carntisse.     Paris   1870,  8.     [Rev.  arch.  23  S.  G4]. 
*H.   RosY  essui  siir  le  droit  pr'we  itlhenien.    Toulouse,  8. 
E.    DE    RuGüHORO    soiiiiiioi'io    delle    lezioni    d'nrcheoloyia 

delle  nella  R.  Unwersilit  drNupoli  itelV  unno  seoluslico 

1870—1871       [Critica  1   S.'94] 
* —  la  Hiiinismutica  e  le  discipline  dussiche:  studio  cri- 

lico.     Neapel,  8. 


A.  Saunas  le  monete  delle  anliche  ciliä  di  Sicilia.  Heft  1 
bis  3.     Palermo  1871,  fol.     [Bull.   1872  S.  95]. 

V.  Sallet  Kiinstlerinschriften    auf   griechischen    Münzen. 

15erlin   1871.   8.     [Rev.    num.    Beige   4  S.  158.     Num. 

Zeitschr.  1871  S.  579]. 
¥.  DE  Savilcy  iiicHioire  .siir  les  monnaies  dalt'es  des  Se.leu- 

vides.     Paris  1871,  8.     [Jonr.  des  Sav.    1872  S.  129|. 
G.    ScARABELLi    jiotisic    sullu    cuvemu    del    Re    Tiberio. 

Milano  1872,  8.  [L'Indic.  1   S.  30]. 

B.  Schmidt  das  Volksleben  der  Neugrieohen  und  das 
hellenische  Alterthum.  Th.  1.  Leipzig  1871,  8.  [Gott. 
Anz.  1872  S.  241.  Allg.  Zeit.  1871  Beil.  zu  No.  359. 
Neue  Jahrb.   1872  S.  391]. 

JuL.  Schnatter  synchronistische  Geschichte  der  bildenden 
Künste.     [Lit.  Centr.   1872  S.  926]. 

R.  Schöne  griechische  Reliefs  aus  athenischen  Sammlun- 
gen. Leipzig  1872,  fol.  [Berl.  Gymn.  Zeitschr.  1872 
S.  372.  Oester.  Zeitschr.  1872  S.  450.  849.  Bull.  1872 
S.  284.     Rev.  crit.  1872,  II  S.  305]. 

E.  Schrader  die  assyrisch-babylonischen  Keilinschriften. 
Kritische  Untei-suchungeu  der  Grundlaien  ihrer  Ent- 
zifferung.    Leipzig  1872,  8.  [Lit.  Centr.   1872  S.  1098]. 

Tn.  ScHREHiEK  (iintestioniim  de  urtificum  uetulibus  in 
Plinü  nal.  hist.  libr'is  relutis  specbnen.  Leipzig  1872, 
8.  (Dissert.).     [Oester.  Zeitschr.   1872  S.  858]. 

J.  Schubring  historisch-geographische  Studien  über  .\lt- 
sicilien,  Gela,  Phintias,  die  südlichen  Sikeler.  (.\us 
Rhein.  Mus.). 

H.  ScHUERMANS  ohjets  elnisques  decouüerts  en  Relgltjue. 
Brüssel  1872,  8.  (Aus  Bull,  d'art  et  arch.V  [L'Iudic. 
1  S.  66.     Rev.  crit.  1872,  II  S.  370[. 

E.  Schulze  Beschreibung  der  Vasensammlung  des  Freih. 
F.  von  Leesen.  Leipzig  1871,  4.  [Arch.  Zeit.  1872 
S.  91] 

O.  Seemann  Götter  und  Heroen.  [Lützows  Zeitschr.  5 
S.  282]. 

F.  Slade  cutulogne  of  the  coUeclion  of  ghtss,  wilh  notes 
on  Ihe  history  on  the  glass-muking  by  A.  Nesbilt  und 
on  ujipendix  contuining  u  dcscription  of  other  wurh  of 
urt  presenled  or  refpieulbed  by  Mr.  Sl.  to  the  nulion. 
Prinled  for  privute  dislribution.  London  1871,  fol. 
[Bonner  Jahrb.  52  S.  147]. 

K.  B.  Stark  aus  dem  Reiche  des  Tantalus  und  Croesus. 
Berlin  1872,  8.  [Riv.  di  fil.  1872  S.  129.  Allg.  Zeit. 
1872  Beil.  zu  No.  158]. 

IL  K.  Stein  das  spartanische  Ephorat  in  seiner  ersten 
Entwickelung  bis  auf  Cheilon.  Eine  geschichtliche  Unter- 
suchung. Paderborn  1870,  4.  (Programm  von  Kouitz). 
[Gott.  Anz.   1872  S.  818]. 

L.  Stephani  Doreas  und  die  Boreadeu.  Petersburg  1871, 
4  (Miim.  de  l'ac.  imp.  16  No.  13J.  [Oester,  Zeitschr. 
1872  S.  853]. 

—  die  Antikensammlung  zu  Pawlowsk.  Petersburg  1872, 
4.  (Mem.  de  l'ac.  imp.  Bd.  18  No.  4).  [Oester.  Zeitschr. 
1872  S.  853]. 

—  purerga  urchueologlcu.  Petersburg  1872,  4.  (Bull, 
de  l'acad.  imp.  Bd.  3  No.  27.  Antiken  aus  Sammlung 
Lyde  Brown  in  russischen  Besitz  übergegangen.  No.  28 
iilier  Pausanias  I  20,   1).   [Oester.  Zeitschr.  1872  S.  854). 

IL  W.  SroLL  Bilder  aus  dem  altrömischen  Ijeben.    Ijeip- 

zig  ls71,  8.   [Lit.  Centr.  1872  S.  511]. 
H.  N.  Storv-Maskelyne    the   Murlborongh    Gems  cata- 

logned,  wilh  description  and   an  introduclion.     Ijondon 

lö70,  8.   [Acad.   1872  S.  147]. 


120 


K.  Strlbe  Studien  über  den  Bilderkreis  von  Eleusis, 
herausgeg.  von  H.  Brunn.  Leipzig  1872,  4.  [Bull. 
1872  S.  69.     Oester.  Zeitschr.  1872  S.  854]. 

A.  TiUKRRY  hisloire  de  la  Gavle  sous  la  dnmination  ro- 
maine  jiisqii'«  hi  morl  de  Theodose.  2.  ."Xusg.  2  Bde. 
Paris  1871,  12.     [Jour.  des  Sav.  1871   S.  257]. 

THO^^•S()^■  calulogue  of  u  series  of  photographs  from  tlie 
coUecl'wns  of  thc  Ufilish  Museum.     London,  8. 

K.  TuoRM.\NN  der  französische  Atlas  zu  Caesars  galli- 
schem Kriege.  (Belgischer  Feldzug,  E.\pedition  ins 
M'allis,  Seekrieg  mit  Venetien).  Zürich  1871,  4.  [L'Iudic. 
1  S.  148]. 

L.  ToRtLLi  >iio;ii((i/<!  topoyrufico-urclieoJogico  delV  lUdia, 
cnmjnhtto  a  curu  di  vurü  corpi  scientifici  e  precedulo 
da  IUI  discorso  intorno  ullo  scopo  del  medeshtw.  Heft  1. 
Venedig,  8. 

F.  Trau  neue  Fälschungen  römischer  Münzen.  Mit  4  Taf. 
M'ien  1871,  8.  (Aus  Hubers  numismat.  Zeitschr.).  [Lit. 
Centr.  1872  S.  1204]. 

C.  Trierer  Forschungen  zur  spartanischen  Verfassungsge- 
schichte.    Berlin  1871,  8.     [Phil.  Anz.  4  S.  46]. 

Uebersicht  der  vom  Verein  für  Siebenbürgische  Landes- 
kunde herausgegebeneu,  veranlassten  oder  unterstützten 
Denkschriften.     Hermaunstadt  1872,  4. 

L.  Urlichs  Verzeichnis  der  Antikensammlung  der  Uni- 
versität Würzburg,  Programm  zu  der  Stiftungsfeier  des 
von    Wagner'schen    Kunstinstitnts    am    21.   Dec.    1872. 

3.  Heft.     Würzburg  1872,  8. 

V.  Valentin  die  hohe  Frau  von  Milo.    Berlin  1872,  fol. 

[Oester.  Zeitschr.  1872  S.  855.    Arch.  Zeit.  1872  S.77]. 

E.  Veckenstedt  der  Apollo  von  Belvedere.    Cottbus  1870, 

4.  (Schulprogramm). 

E.  Maggiore-Verg.\n<)  rivhtti  dellu  mnnlsmaticu.  Vol.  1. 

Asti  1865.     [Num.  Zeitschr.  1871  S.  590]. 
P.   Vidal-Lablache    commentulio    de    tilulis    funehribvs 

Graec'is  in  Ashi  minore.     Paris  1872,   8.     [Rev.  arch. 

23  S.  204]. 
—  Herode  Atlicus,  elude  critUiue  sur  sa  vie.    Paris,  8. 

[Rev.  arch.  23  S.  204]. 


W.  ViscHER  lokrische  Inschriften  aus  Naupaktos  aus  der 
Sammlung  Woodhouse.     [Rev.  arch.  22  S.  332]. 

—  Vortrag  über  zwei  antike  Köpfe  des  Basier  Museums, 
gehalten  an  der  11.  Jahresversammlung  des  Vereins 
Schweizer  Gymnasiallehrer.  Aarau  1871,  4.  [Phil.  Anz. 
4  S.  151]. 

—  epigraphische  und  archjiologische  Kleinigkeiten.   Basel 

1871.  [Phil.   Anz.  4  S.  152]. 

V.  DE  Vit  della  distinzione  Ira  i  Brilannl  o  Brittoni 
deW  isoJu  e  i  Brilanni  o  Brittoni  del  continenle  e  della 
sede  di  questi  ultinii  nelte  provincie  deW  impero  ro- 
mano.     Modena  1868—1872.    [Riv.  di  fil.  1872  S.  282]. 

W.  H.  Waddington  inscriptions  grecqnes  et  Jalines  de 
la  Syrie  recveiJUes  et  expliquees.  Paris  1870,  4.  [Gott. 
Anz.  1872  S.  940]. 

—  fastes  des  Provinces  Asiati(iiies  de  Vempire  romain 
depuis  leur  orlgiue  jusquau  rifyne  de  Diocletien.    Paris 

1872,  8.  [Arch.  Zeit.   1872  S.  77]. 

C.  We.scher  nolice  de  phisiuurs  te.rtes  pulimpsesles  qui 
se  rencontrenl  purmi  les  inscriptions  grecques  de  VEgypte. 
Paris,  8. 

F.  Wieseler  über  den  delphischen  Dreifufs.  Mit  1  Taf. 
Göttingen  1871,  4.  (Aus  Abh.  d.  k.  Ges.  d.  W.  zu  Gott. 
Bd.  15).     [Lit.  Centr.  1872  S.  395]. 

—  commentatio  de  varlo  iisu  tridenlis  apud  poptilos 
veleres,  imprimis  upvd  Gruecos  et  Romanos.  Göttingen 
1872,  4.  (Index  .fchol.). 

—  commentatio  de  diis  Graecis  Romanisquc  tridentem 
gerenlibus.     Göttingen  1872,  4.  (Rectoratsprogramm). 

P.  Willems  le  droit  public  romain  depuis  Vorigine  de 
Rome  jusquä  Constanlin  le  Grand,  ou  les  antiquites 
romaines  envisagees  au  poinl  de  vue  d'institntions  poli- 
tiques.  2.  Ausg.  Paris  1872,  8.  [Rev.  arch.  23  S.  276. 
Rev.  crit.  1872,  I  S.  86]. 

G.  Wistmann  Apelles  Leben  und  Werke.  [Lützovvs 
Zeitschr.  5  S.  377]. 

K. Zangemeister  inscriptiones purietariae,  s.o.  Corp.  Inscr. 
A.  Zannoni  sugli  scavi  della  Certosa.     Bologna  1871,  4. 
[.■Vcad.  1872  S.  26]. 


Ausgrabungen. 


1.     Dei'tsciiland. 

Bronzen  und  Lampen  gef.  in  Baden.  Phil.  Anz.  4 
S.  223. 

Ausgrabunscn  .  zu  Bingen  (Vasen,  Lani|)en  u.  s.  w.). 
Acad.  1872  S.  44. 

E.  Schmidt  weitere  römische  Gräberfunde  l)ei  Biuger- 
hriick  (Lampen  und  Gefiifse  mit  Inschriften).  Bonner 
Jahrb.  52  S.  156. 

J.  Freidenberg  römische  Fniule  bei  Koblenz  (Lampe, 
Reste  von  Vasen  und  Terracotten).  Bonner  Jahrb.  50 
S.  306. 

Römische  Bauten  in  Köln.     Phil.  Anz.  4  S.  267. 

J.  Freide.nberi;  römische  Gr;'ibcr  bei  Kreuznach  (Va- 
sen und  andere  Geräthe).     Bonner  Jalirb.  .50  S.  293. 

E.  Schmidt  römische  .^Iterthninsfunde  auf  der  Heiden- 
mauer bei  Kreuznach  (einige  Münzen  und  Vasen). 
Bonner  Jahrb.  52  S.  152.  • 


F.  Lisch  Römergriiber  in  Meklenburg.  Mekl.  Jahrb. 
1870  S.  99. 

E.  aus'.m  Weerth  Ausgral)ungen  in  Nennig  und  Cöllig 
(Villen  mit  Badeanlagen).     Arch.  Zeit.   1871  S.  103. 

Ohlensciilager  über  die  in  der  letzten  Zeit  gemachten 
Ausgrabungen  römischer  Antiquitäten  in  Regensburg. 
(Bericht  über  frühere  .Ausgrabungen,  neuerdings  Gr.'iber 
mit  Inschriften  u.  s.  w  )  Münchener  Sitzungsber.  1872 
S.  305.  Römisches  Gr.-iberfelil  gef.  bei  Regensburg. 
(Columbarien,  Stempel  der  III.  Legion  n.  s.  w.)  Phil. 
Anz.  4  S.  223.  382.  469.  Allg.  Zeit.  1872  Beil.  zu 
No.  103.  161.  191.  Acad.  1872  S.  285.  Verh.  d.  bist. 
Ver.  20  S.  .307.     Rev.  arch.  24  S.  114. 

E.  HObner  .Ausgrabungen  in  der  Saal  bürg  (bei  Hom- 
burg).    Arch.  Zeit.  1872  S.  47. 

Ausgrabungen  in  Sibliugen  (Schleith-liote)  (Reste  von 
römischen  Anlagen).     Rev.  arch.  22  S.  326. 


121 


E.  aus'm  Weeuth  der  Grabfiiiul  von  Wald- Algesli  ei  m. 
Bonner  Jahrl).50S. 281.  E.IIübnkr  Arch.  Zeit.  1871  S.90. 

2.     Belgien. 

H.  ScHUERM.\Ns  (Ucmioerks  tVumbre  en  ßefgif/iie.  Bull. 
Belg.  34  S.  200. 

H.  ScHVERMANS  11116  svpullurr.  iHrusqiie  en  Belgiijve  (etru- 
rische  Geriithe).  Rev.  arch.  24  S.  171.  Bull.  Iö72 
S.  185.    Bull.  Belg.  33  S,  528. 

L.  Galesloot  descriplioH  de  qiielquns  anlkiuites  trouvees 
dans  les  cnvirons  de  liruxelles  (kleine  Geriithe).  Ann. 
Belg.  7  S.  45. 

Ausgrabungen  zu  Charleroi  (Vasen  und  Schmuck- 
sachen).    L'Indic.  1   S.  113. 

Ph,  DK  LiMBüURG  f/i((i(ri(;iiH!  rappnrt  sur  les  fouilles  de 
JuslenviUe.  {Bronzesachen,  Münzen,  Terracotten). 
Bull.  lieg.  10  S.  285. 

A.  Briart,  f.  Cornet  et  A.  Houzeau  de  Lahaie  societe 
des  Sciences,  des  orls  et  des  Icllres  du  Huinuut.  Rap- 
port sur  les  decouvertes  geologUpies  et  archeologUiues 
f altes  ((  Spiennes  en  1867.     S.  o. 

3.     Dänemark. 

F.  Lisch 'Römergrüber  auf  Seeland.  Mekl.  Jahrb.  1870 
S.  225. 

4.       FRANKREICH. 

Castan  Ausgrabungen  in  Besan(;on  (Reste  des  Thea- 
ters).   Rev.  arch.  22  S.  181. 

BuLLioT  fouilles  de  Bibrucle  (architektonische  Reste, 
darunter  eine  Art  Bazar,  Münzen,  Schmucksachen,  Va- 
sen, theilweise  mit  Töiifernanien,  Gerlith,  Schwan  von 
Bronze;  Bibracte  ist  reich  an  Werkstätten  von  Gold- 
schmieden und  Arbeitern  in  Email).  Rev.  arch.  23 
S.  173.  235.  320;  24  S.  52.  176. 

Ausgrabungen  in  Bolbec  (bei  Havre)  (Vasen,  darunter 
Schale  aus  Siegelerde  und  Lampe).  Rev.  arch.  22 
S.  326. 

Ed.  Flohest  nole  sur  une  sipulture  «nti(/iie  decouverte 
en  Camargue.     S.  o. 

.'Ausgrabungen  in  Chassemy  (bei  Soissons)  (gallische 
Alterthümer).     Rev.  arch.  23  S.  190. 

Gallisches  Grab  im  Dep.  Cote-d'Or  mit  etrurischen 
BronzegerJithen.  Rev.  arch.  24  S.  250.  E.  Flohest 
les  fouilles  du  M ugny-Lambert.  Rev.  arch.  24 
S.  346.  —  le  tumulus  du  bois  de  Lang  res.  L'Indic.  1 
S.  191.  H.  de  Longuv  läge  du  bronze  «  Suntenaij  (ver- 
schiedene Gegenstiinde  aus  Bronze).     L'Indic.  1  S.  204. 

CocHET  Ausgrabungen  bei  Dieppe  (Vasen  und  Gliiser). 
Rev.  arch.  24  S.  387. 

Römische  Vasen  gef.  zu  En  tr  aigues.     L'Indic.   1   S.  34. 

Römisches  Grab  mit  Geriithschaften  beiPecanip.  L'Indic. 
1   S.  .36. 

Ausgrabungen  in   Giliy.     L'Indic.   1   S.  183. 

F.  DE  Cessac  le  cimelikre  Gallo-Romain  de  Reillac,  priis 
Guiret  (Creuse).     L'Indic.  1  S.  199. 

Ausgrabungen  im  Dep.  Lot-et-Ga rönne  (Reste  eines 
römischen  Hauses,  Mosaikful'sböden,  Capil;ile  von  Spu- 
len, GerJithe,  Münzen).     Rev.  arch.   23  S.  193. 

Castagne  Ausgrabungen  in  Luzech  (gallische  Mauern 
u.  s.  w).     Re""v.  arcli.   24  S.  193. 

A.    ."Vllmer    Ausgrabungen     in    Lyon    (Sarkophag    mit 


bacchischem  Zuge,  Architekturstücke,  Inschrift,  Sarko- 
phag mit  Tod  und  Wiedererweckung  des  Bacchus). 
Bull.  1871  S.  183. 

Römische  Substnictionen  gefunden  in  le  Maus.  L'Indic.  1 
S.  34. 

H.  Rrvoil  fouilles  urchi'olngiriues ,  vase  untiijue,  prix 
donne  ä  das  bestiiiires ;  pUali'res  en  bronze,  objels  trouves 
dans  l'Aniplülheülre  de  Nim  es.  L'Indic.  1  S.  188. 
E.  Gehmeu-Düranu  decouvertes  archeologiifues  faites  ä 
Nimes  et  dans  le   Gard  pemlaut  l'aiinee  1869.     S.  o. 

Grasilier  Ausgrabungen  in  Saintes  (('barente-Inferieure) 
(Vasen  von  Erde  und  Glas  und  Geriithe).  Rev.  arch. 
23  S.  405. 

CocHET  repertoire  archeologique  du  departement  de  la 
Seine- Inferieure.  S.  o.  Ausgrabungen  wjihrend 
1869 — 1870  im  Dep.  Seine -Inferieure  (aus  römischer 
Zeit  neben  Vasen  u.  s.  w.  Theater  zu  Saint-.Andre - 
sur-CaiUy  und  Mosaik  zu  Lillebonne;  weiter  Funde 
aus  fränkischer  Zeit  und  dem  Mittelalter).  Rev.  arch. 
22  S.  304. 

Römischer  Meilenstein  von  Solaise  (Isere).  L'Indic.  1 
S.  37. 

5.     Griechenland. 

A.    DuMoNT    Bericht    über    seine    griechische   Reise    und 

Samndungen.     Rev.  arch.  24  S.  191. 
ÜQuy.Tiy.a  r/Jc  i*'  l4d-i'jfuic:  uQ/atoXoyix!jg  huipi'ag  (1871 

-  1872).     S.  o. 
BeulS:  Journal    de    mes    fouilles    (Athen).      Acad.    1872 

S.  148. 
Rayet    fouilles   du  Ceramique.     Bull,    de   l'Ec.    d'Ath. 

S.  204. 
Hagia  Triada.     Rev.  arch.  23  S.  134. 
Ausgrabungen  beim  Dipylon    in    Athen.     Rev.  arch.  24 

S.  389. 
E.  CuRTirs    .Ausgrabungen   in   ."Vthen   an    der   Piraeus- 

strafse  (Grabstein).     Arch.  Zeit.  1871  S.  50. 
Ausgrabungen    in    .Athen    (Halle    der    sog.    Eponymoi). 

Acad.  1872  S.  45. 
Ausgrabungen   auf  Thera  (Santorin)    (Reste  von  Vasen, 

Geriithe  u.  s.  w.).     Rev.  arch.  23  S.  271. 
Ausgrabungen     in     Santorin.       Bull,     de     l'Ec.     d'.\then. 

S.  183.  199. 

6.     Italien. 

(NB.    Das  Rullettino  di  Roma  ist  uns  zu  spät  zugegangen 
als  dass  es  hiitte  berücksichtigt  werden  können.) 

A.  Pellegrini  Ausgrabungen  in  Rom  und  Umgegend 
(Forum,  besonders  Basilica  Julia;  Bogen  der  Gold- 
schmiede, weiter  auf  "dem  Palatin  Villa  Nusiner  das 
Stadium,  in  Ostia).     Bull.  1871  S.  129. 

R.  Lanciani  Ausgrabungen  in  Rom   und  Umgegend  (Bas. 
Julia,  Janusbogen  und  Bogen  der  Goldschmidte).    Bull. 
1871  S.  240. 
—  Ausgrabungen    auf    dem    römischen    Forum.     Arch. 
Zeit.   1871  S.  175. 

P.  Rosa  Basilica  Julia.     Bull.   1871   S.  224. 

R.  Lanciani  Tempel  des  Castor  und  Pollu.\.  Bull. 
1871  S.  257. 

.Ausgrabungen  auf  dem  Forum.  Allg.  Zeit.  1872  Beil.  zu 
No.  122-125.  147-153. 


122 


E.  JJrizio  scavi  ilel  foro  romano  (Cloaca  nia.\ima,  Archi- 
tekturstücke, Relief:  Hj'gia  mit  Minerva,  Kopf  des  Con- 
staiiz,  Inschriften,  Ehrenhaseri).     Bull.   1872  S.  225. 

—  Tempel  des  Julius  Caesar.     Bull.   1872  S.  257. 
Basrelief  auf  römischem  Forum  ^ef.    Liitzows   Kunstchro- 
nik 8  S.  27.   Acad.  1872  S.  447.    Rev.  arch.  24  S.  254. 

Bruns  Reliefs  auf  dem  Forum.    Liitzows  Kunstchronik  8 

S.  165. 
Tii.  RoLLKR   nouvelles   fonilles   du    forum   romaiii.     Rev. 

arch.  23  S.  148. 

—  Ausgrabuugeu  in  Rom  auf  dem  Forum  zu  Seiten  der 
Rasilica  .lulia;  man  hat  die  Gel;;iiule  an  den  Abhiingen 
des  Palatin,  dem  Tempel  der  Venus  und  Roma  gegen- 
über gereinigt;  auf  dem  Palatin  die  Süd-Seite  nach 
dem  .Aventin  zu;  aufser  ganz  alten  Mauern  hat  man 
den  Torso  einer  sitzenden  Frau  gefundeu).  Rev.  arch. 
23  S.  338. 

W.  HiiNZEN  Ausgrabungen  an  Porta  Sal  aria  (Grabstein 
des  Q.  Sulpicius  Ma.ximus  mit  aud  ern  Inschriften). 
Bull.  1871  S.  98. 

Ausgrabungen  zu  Rom  bei  San  L  orenzo  fuori  Ic  mura 
(Demeter  und  Eros  mit  den  Waffen  des  Herakles). 
Rev.  arch.  23  S.  268. 

C.  J.  Heman's  Forum,  Porta  Salaria,  San  demente,  Ther- 
men des  Caracalla,  Porta  Capena  u.  s.  \v.  Acad.  1871 
S.  171.  234.  531. 

A.  Klügm.\nn  Ausgrabungen  in  San  Clem^'nte.  Im 
neuen  Reich  1871,  I  S.  983. 

Th.  Roller  Sainl-Clement  de  Rome  (neben  der  ursprüng- 
lichen alten  Kirche  ein  Mithrasheiligthum  mit  Statue 
des  Gottes).     Rev.  arch.  24  S.  65.  129. 

Mithrastenipel  in  San  demente.     Acad.  1871  S.  92. 

J.  II.  Parker   church   of  S.    demente   ut    Rome.     Acad. 

1871  S.  305.    LTudic,  1  S.  84. 

Viminal  (Frauenkapf,  Terracottarelief,  Vasen).     LTndic. 

1  S.  114. 
Peperinsarg  aus   der  Zeit  des  Servius  Tiillius.    Allg.  Zeit. 

1872  No.  243. 

Uel)er  römische  Catacomben.     Acad.   1872  S.  467 

J.  H.  Parker   recent  archaeolngicul  reseurclies  in  Ro}ne. 

Arch.  Journ.  27  S.  165. 
Ausgrabungen  bei  S.  Maria  Maggiore  und  bei  Pallast 

Chigi  (.Mosaiken,  Zimmer  mit  Wandmalereien).     Rev. 

arch.  24  S.  389. 
Brizza    vari    oggelti    «ii(ic/ti    rinvenuti    nell'    Empnrio 

romuno  (meistens  Stempel).     Bnll.   1872  S.  134. 

—  Funde  von  Marmorata  und  Monte  Testaccio. 
Arch.  Zeit.  1872  S.  44. 

L.  Nardoni  Ausgrabungen  in  Rom  und  Umgebung  (Mar- 
morata, Porta  S.  Sebastiane,  Via  Anrelia,  Gen- 
zano,  Civita  Lavinia).     Bull.   1872  S.  72. 

M.  DE  Rcssi  Ausgrabungen  in  der  Nekropolis  von  .W- 
bano  (Archaische  Aschenkiste  in  einer  Art  Dolmen). 
Bull.  1871  S.  34.  39. 

Venus  gef.  bei  Aspra  im  Sahinergebirge.  Allg.  Zeit. 
1872  Beil.  zu  No.  237. 

R.  Crespeli.ani  Ausgrabungen  in  Bologna  von  1809 
und  1818.  (Gefäfse  von  Bronze,  fcjpiegel  und  Terra- 
cotten).     Bull.  1871  S.  62. 

A.  Zasnoni  .'iu(ßi  scuvi  della  Cerlosa.     S.  o. 

E.  Brizio  Ausgrabungen  in  der  Certosa  (Grabstelen, 
grofse  Masse  von  Vasen,    Geschmeide  u.  s.  w.).     Bidl. 


1872   S.  13.    76.  108.  177.  202.     Vgl.  G.  Hirschfeld 
Arch.  Zeit.   1871  S.  7. 

Die  jüngsten  Alterthumsfunde  in  Bologna.  Allg,  Zeit. 
1872  Beil.  zu   No.  1. 

Ausgrabungen  in  Bologna  (Gefäfse,  GerJithe  aus  Bronze 
und  Terracotta  und  aes  rüde).     LTndic.  1   S.  122.  148. 

Gräberfunde  inChiari  (Lombardei).  Phil.  Anz.  4  S.  267. 

W.  Helbig  .Ausgrabungen  in  Capua  (Vasen  von  Bronze 
und  Terracotta,  erstere  mit  Deckel  die  mit  iilastischen 
Figuren  verziert  sind.  Wichtige  Notizen  ülier  Lage 
u.  dergl.  bei  der  Auffindung  der  Gräber).  Bull.  1871 
S.  115. 

—  Ausgrabungen  in  Capua  (wichtig  wegen  der  genauen 
Fund-Berichte).      Bull.    1872   S.  38.      Vgl.   Arch.    Zeit. 

1871  S.  175. 

—  Ausgrabungen  in  Cervetri  (Terracotten  besonders). 
Grenzbuteu   1870.    .\cad.   1871    S.  61. 

A.  BnAMUiLLA  .Ausgrabungen  in  Ligurno  (Lombardei) 
(verschiedene  Gefäfse  von  Thon  und  Glas  und  Bronze- 
schmuck).    Bull.  1872  S.  152. 

Ausgrabungen  in  Lucera  (Venusstatue,  Vase  mit  Inschrift 
und  Mosaik).    Acad.   1872  S.  268. 

R.  Engelmann  Ausgrabungen  in  Milassa  (Syrakus) 
(Vasen    vom   ungewöhnlicher   Grüfse   und  Form).     Bull. 

1872  S.  7. 

W.  Hinzen  .Ausgrabungen  in  Nemi  (die  Reste  vom  Tem- 
pel der  Diana  Nemorensis,  Friesstück  mit  Niobiden 
und  Inschriften).     Bull.  1871  S.  53. 

W.  Helbig  Ausgrabungen  in  Orvieto  (Vasen  von  Terra- 
cotta versilbert).     Bull.   1871   S.  18. 

S.  Castromediano  rehicione  deUa  coniniissioiie  conserva- 
trice  de't  moniimeuli  storici  e  d't  belle  arli  di  Terra 
d'Otranto  per  l'anno  1871.     S.  o. 

F.  Martinetti  Ausgrabungen  in  Palestrina  (Cisten, 
Spiegel,  Schachtel  aus  Holz;  interessante  Nachrichten 
über  die  Anbringung  der  Gr.'iber).     Bull.  1871  S.  72. 

G.  DE  Petra  gli  scuvi  die  antichUä  in  Pietrabbon- 
dante  (Theater).     Giorn.  degli  scavi  2  S.  117. 

E.  Brizio  descrizinne  dei  nuovi  scuvi  di  Pomp  ei. 
Giorn.  degli  scavi  2  S.  97. 

A.  Trendelenbubg  Ausgrabungen  in  Pompeji  (Drei  in- 
sulnc  östlich  von  der  Via  Sl  uhiun  a.  Neben  vielen 
theilweise  auch  sehr  interessanten  arrhitektonischen 
Resten  ein  Kopf  des  He[ihästos  über  einem  Herde  aus 
Terracotta.  Wandgemlilde:  Geflügelte  Frau  mit  Lor- 
beerkranz auf  Kugel,  Architektur  mit  Göttern  und 
Menschen,  Andromeda  und  Persens.  Narkissos  (?).  Nar- 
kissos,  Hund  an  Kette,  Vesta  auf  Esel  mit  Kind,  Danae, 
Achill  vor  Thetis  sich  waffnend,  Amors  Bestrafung, 
Bacchantin  mit  Bacchant,  Frau  im  Begrifl"  ein  Bild  des 
Herines  zu  bekränzen,  Krieger,  lo  und  Argos,  Land- 
scliaft,  Laiulsebaft  mit  Paris,  Aphrodite,  Helena,  Galatea 
auf  Delphin,  Eroten  sich  selbst  tödtend,  Liirenbild,  an- 
deres Larenbild,  Herakles  und  Nessos,  Bellerophon, 
Kampf  mit  Amazonen,  Hahn  mit  Früchten,  Ariadne 
verlassen,  Kinion  im  Gefängnis,  Pfeiler  mit  doppelter 
Darstelliuig  des  Genius  Familiaris,  Sol,  Luna  mit  For- 
tuna-Isis, Larenbilder  mit  Sarnns,  Ariadne  von  Diony- 
sos gefunden,  Triptoleinus.  Merciir  mit  Minerva,  Eroten 
und  Psychen,  aut  verschiedene  Weise  beschäftigt,  Guir- 
landen  flechtend,  Wein  kelternd  u.  s.  w.,  Eroten  mit 
Delphinen  wettfabrcjul,  weibliehe  Figuren,  Ilermaphro- 
drit  mit  Spiegel,  Aphrodite  und  Adunis,  Tri|itoleuius, 
Ajjhrodite  auf  Triton  sitzend  landet.   Mosaiken:  Neptiuis 


123 


Hochzeit  mit  Amphitrite,  zwei  Tauben ;  Bronzen  :  Diskus 
mit  Silen,  Frau,  Altundantia,  Erot  schlafend;  Lampen: 
mit  Inschriften,  obscöii,  Alter  das  Alphabet  studircnd, 
Inschriften).     Bull.  1871  S.  171.  193.  233.  249. 

R.  Enc;klm.\nn  die  neuen  Ansgrabuugen  in  Pompeji  nnd 
Herkulaneum.    Liitzows  Zeitsehr.  7  S.  145.  2nO.  3G7. 

G.  DE  PioTRA  (lofisMi  (Icgli  iiltiml  scuvi  (DoiMis  Cissoitü). 
Giorn.  degli  scavi  2  S.  177.  225. 

R.  Gaedechens  Ausgrabungen  in  Pompeji  bei  Anwesen- 
heit des  Prinzen  Friedrich  Karl.  Nordd.  Zeit.  1872  lied. 
vom   15.  Milrz. 

—  Ausgrabungen  iu  Pompeji  (Bild  der  Niobe).  Gütt. 
Nachr.  1872  S.  133.     Vgl.  Acad.  1872  S.  107. 

—  Ausgrabungen  in  Pompeji  (Hinter  dem  Venustempel 
an  Strada  d'^ella  Marina:  OeflVntlicher  Brunnen  mit 
Uahn  iu  Relief,  Inschriften,  Mosaik:  Schiffe  in  Bogen. 
Wandgem.:  Jahreszeiten.  Marmortafel  mit  Niobiden. 
Bronze:  Meduse.  Wandgem.:  Wagen  gezogen  von  Art 
Reh,  Venus  fischend,  Neptun,  Amor  mit  Lyra,  Leda, 
Amor  Flute  blasend,  männliche  Gotlheit  (?),  Aktaeon, 
Landschaft.  Meleaj;er  und  Atalante,  Toilette  der  Venus, 
Eroten  Marmorwerke:  weibliche  Herme  mit  Farbcuspu- 
ren.  Bronzen:  C:imilh,  Venus  die  Haare  trocknend, 
Bacchant  Trauben  aus)>resseud,  Herkules  mit  Apfel. 
Lampe:  Ju|ipiter  zwischen  Minerva  und  Fortuna.  Wand- 
gemälde: Merkur  mit  Börse  und  Hahn,  Schauspieler, 
Mars  und  Venus,  Parisurtheil.  Gliiser,  \V!irfel,  Ge- 
wichte mit  Inschriften,  Lampen,  Schlösser  und  Schlüssel, 
Candelaber,  Amphoren  mit  Inschriften,  Lampen:  Sirene, 
Zeus  auf  Adler.  Statue  eines  Giganten  aus  Terracotta. 
Bull.  Iö72  S.  161.  193.  2.36. 

C.  DE  GioRGi  ricerche  siille  Uimbii  de  Riiygc,  suyli  in- 
ciostamenli  c  dcposili  dui  vusi  fillili  in  esxe  contunuU 
e  sui  (iiessj  ado^ieraü  per  dislniyyviii.     S.  o. 

G.  Cara  cenno  sopru  diverse  urmi,  dccoriizioni  u  stu- 
tiietle  milituri  riiiveiiitle  iu  Sardeynu.     S.  o. 

S.  Cavallaki  Ausgrabungen  in  Selinunt,  s.  u.  Topo- 
graphie. 

Maggiora  Vergana  Ausgrabungen  in  Villanova  di  Ca- 
sale  (Gefjifse,  Lamjjen,  Glasfragniente).  Bull.  1871 
S.  210. 

7.       O  ESTERREICH. 

V.  Sacken  römische  Fibel  gef.  bei  Grillenberg.    Mitth. 

d.  Centr.  Comm.  1871  S.  CLXXIX. 
A.  DuM(,>NT  Ausgrabungen  in  Salona    (Sarkophage   und 

Inscbrit'ten ,   meist    christliche).      Rev.    arch.  23   S.  118. 

Glavinic    Sarko]ihage    gef.    in   Spalato.     Arch.  Zeit. 

1872  S.  42. 
A.  Meixnku    Bericht    über    antiquarische    Funde    in    der 

Pfarre  St.  Georgen  a.  d.  Stiesing  im  Laufe  des  Jah- 
res 1869.     Mitlh.  f.  Steierm.  18  S.  133. 
G.  de'   ViGiLi    Ausgrabungen   im    Trentino     (Mihizeu, 

Sarkophage,     Ziegeln     mit    Inschriften).       Bull.     1871 

S.  211. 
A.  Dungel    römische  Funde    bei    Tu  In    und    Umgegend 

(Lani])en  und  Münzen).     Mitth.  d.  Centr.  Comm.  1871 

S.  CVII. 

8.     Orient. 

E.  CuRTius  Reise  ;iach  Kleinasien  nnd  Griechen- 
land.    Arch.  Zeit.  1871   S.  177.     Auch  s.  o. 

G.  Perrot,  Guillaume  et  Deliiet  explorulion  aicheolo- 
gique  de  la  Galatie  et  de  la  liithy  nie,  d'iine  purlle 

Aicliäolog  •Ztg.,   Jahrgans  XXX. 


de   Iu    Mijsic,   de    la   Phrijyie,    de   hi    Cuppudoc 
el  du  Pont.     S.  o. 

G.  CoLONNA  Ceccaldi  d^cnvverles  cn  Chyjtre  (Reste  von 
Tem|ieln  in  Golgos.  Architekturfragmente,  grofse  m.-inn- 
liehe  Statue).     Rev.  arch.  22  S.  361 ;  24  S  221. 

F.  FiNzi  Ausgrabungen  in  Golgos  und  Soli  (Im  Tempel 
der  .'\phroilile  :'U  Golgos:  Statuen,  KJiple,  Votive,  Lam- 
])en,  Reliefe.  In  den  Gr.-ibern:  Reliefe,  Vasen,  Glas- 
sachen.    In  SoH:  Gr.'iber,  Köpfe).     Bull.  1871  S.  22. 

R.  W.  Lang  über  die  .\usgrabungeu  in  Cypern.  (Der 
General  Ccsnola  hat  die  auf  zwei  verschiedene  Tempel 
bezüglichen  Nachrichten  von  Ausgrabungen  zusainmeu- 
geworfen).     Rev.  arch.  23  S.  335. 

Ausgrabungen  in  Ephesus.    Phil.  Auz.  4  S.  62.  220.  526. 

Ausgrabungen  in  Ephesus  (Tempel  der  Artemis).  Acad. 
1871  S.  370.  Rev.  arch.  23  S.  191.  Arch.  Zeit.  1872 
S.  72. 

(/.  T.  Newton  the  Tenijde  of  Diiiiid  al  Ejdtesiis  {caela- 
lae  columntie).  .\cad.  1872  S.  85.  Theater,  Inschriften, 
Peribolos  des  Tempels  u.  s.  w.     Acad.   1872  S.  285. 

Strack  ReliefsJiulcn  von  Ephesus.  Lülzows  Kuustchro- 
nik  8  S.  165. 

H.  ScHLiEMANN  Ausgrabungen  aufHisarlik.  AUg.  Zeit. 
1871  Beil.  zu  No.  350;  1872  zu  No.  7.  Acad.  1871 
S.  .533.  558. 

■Triglyphen  nnd  Metopen  mit  Helios  auf  Viergespann. 
Acäd.  1872  S.  407.     Phil.  Auz.  4  S.  573. 

Ausgrabungen  zu  Jerusalem  (Mosaik).  L'ludic.  1 
S.  145.  Ch.  Ceermünt- Ganneau  jVsii/fofs  tnpoyru- 
plü(iues  et  nr<lii'nJ(>yi<i\ies  des  fniiilh!.'!  enlrejirises  ä  Jern- 
suleni  pur  le  Pidesliue  Explonilion  l'und.  Journ.  asiat. 
20  S.  145. 

Ausgrabungen  iu  M  i  1  c  t  (Theattr;  Löwe  von  Marmor). 
Rev.  arch.  24  S.  3*^:9 

Ausgrabuuicen  von  Tiflis  (Gräber  mit  maunichfachem 
Schmuck).     Phil.  Anz.  4  S.  268. 

9.  Russland. 

V.  KöiiNE  Ausgrabungen  im  Gouvernement  Ekata ri nos- 
law  (Goldsachen,  vielfacher  Schmuck).  Arch.  Zeit_ 
1871   S.  43. 

Funde  im  Kaukasus.     Phil.  Anz.  4  S.  575. 

Catacombcn  bei  Odessa  mit  Wandmalereien  (Kampf- 
und Jagdscenen).     L'Indic.  1   S.  117. 

S.  Stroganoff  Ausgrabungen  auf  der  Halbinsel  Tanian 
(Vasen  iu  Form  einer  Sjihinx,  einer  Aphrodite  u.  s.  w., 
Terracotten,  Goldschmuck;  Sarkophage  aus  Holz,  Brouze- 
ge^enstäude,  Inschriften,  Münzen).  Com]ite  rendu  1869 
S.V. 

10.  Schweiz. 

DE  Manduot  /(;.s  foidlles  de  Chdzurd  (Reste  eines  rö- 
mischen Hauses).     Schweizer  Auz.  1871  S.  265. 

Ukech  römische  Villa  in  Erl  insbach  (Solothurn).  Schwei- 
zer Auz.  1871  S.  269. 

J.  Amiet  Fund  römischer  AUertbümer  iu  Oensingeii 
(unbedeuteude  Brouzercste  ).  Sdiweizer  Anz.  1870 
S.  197. 

Utzinger  Fraament  einer  Kolossalstatue,  gef.  zu  Seele. 
Schweizer  Auz.  1871  S.  263. 

F.  Keller  Fragment  einer  etruskischen  Vase,  gef  auf 
dem  Ütliberge  bei  Zürich.  Schweizer  Anz.  1871 
S.  255. 

17 


124 


b.     Topographie  und  Architpctnr. 


Allgemeinks. 


3.     England. 


1er 


11.  W.  Schäfer    über    die   Angaben    der   Alten    von 
Gröfse  des  Erdumfanges.     Philol.  31  S.  698. 

E.  Desjardins  /«  (a?)i!e  de  PcntUigcr.     S.  o. 

J.  J.  Egli  nominu  genyraphicu.  Versuch  einer  allgemeinen 
geographischen  Onomatologie.     S.  o. 

1.     Deutschland. 

Bartels  Römerniederlassung  bei  Alterkiilz.  Bonner 
Jahrb.  52  S.  1G2. 

Römische  Alterthiimer  in  Augsburg.    Pliil.  .Anz.  4  S.  474. 

L.  Eltester  Boppard,  das  römische  Bontobrica, 
Baudobriga  oder  Bodobriga.  v.  Coiiausen  Bemer- 
kungen über  das  innere  Mauerviereck  von  Boppard. 
Bonner  Jahrb.  50  S.  .53.  K.  Christ  der  Name  von 
Hoppart.  Bonner  Jahrb.  52  S.  170.  E.  Hubner  über 
Baudobriga  und  ad  ("onfluentes  Arch.  Zeit.  1872 
S.  75. 

G.  \.  CrOger  über  die  im  Regierungsbezirk  Bromberg 
aufgefundenen  .-Mtcrthünier  und  die  Wauderstial'sen  rö- 
mischer, griechischer,  gothisclier  und  keltischer  Heere 
von  der  Weichsel  nach  dem  Rheine.     S    o. 

L.  Eltester  Römerstrafse  und  Wasserleitung.  Bonner 
Jahrb.  52  S.  173. 

M.  Willis  .\lterthümer  der  Umgegend  von  Duisburg. 
Bonner  Jahrb.  52  S.  1  (meist  deutsche  Alterthümer). 

Römische  Alterthümer  in  Hanau.     Phil.  Anz.  4  S.  474. 

Ch.  Col'rnault  rapporl  sur  diverses  on (jr/iii Jcs  trouvrcs 
o»  reconiiiies  recetnment  en  Lnrru'ine  (röinisclie  Strafse). 
L'Indic.  1  S.  151. 

J.' Becker  zur  Mainzer  Ocsrhichte.  Heidelb.  Jahrl). 
1871  S.  198. 

Kruse  Mayen  und  das  Mayenfeld  unter  den  Römern. 
Bonner  Jahrb.  52  S.  156. 

Römisches  Castell  bei  Ni  eder- Ock  Stadt.  Phil.  Anz. 
4  S.  219. 

R.  Bergau  die  sogenannte  Riesens.'iule  im  Odcnvvalde. 
Arch.  Zeit.  1872  S.  80. 

O.  Keller's  Forschungen  über  das  Oehringeu  der 
Römerzeit.     Allg.  Zeit.  1871  I5eil.  zu  No.  364. 

Römische  Mauerreste  in  Regensburg.  Verh.  d.  bist. 
Vcr.  20  S.  288. 

P.  C.  Planta  das  alte  RhJitien  sachheh  und  kultur- 
historisch dargestellt.     S.  o. 

A.  Deuerich  Julius  Caesar  am  Rhein.  Nibst  ,\nhang 
über  die  Germani  des  Tacifus  uiul  ül)er  die  Pranci 
der  Peutingerseiien  Tafel.  S.  o.  G.  Hi;kzheh(;  die 
Feldzüge  der  Rön)er  in  Deutschland  unter  den  Kaisern 
Augustus  und  Tibcrius.     S.  o. 

Römerstrafse  in  Trier.     Bonner  Jahrb.  50  S.  307. 

Kraft  Beitrag  zur  Geschichte  der  Römer  in  der  Wet- 
terau.     Hess.  Arch.  13  S.  146. 

2.     Belgien  und  Hollvnd. 

C.  v^N  Dessel  elahUssemenl  hehjo-romuin  it  Elewyl 
(BrabantJ.     Ann.  Belg.  8  S.  186. 

A.  Grienüerger  Bericht  über  die  im  Jahre  1507  erfolgte 
Aufdeckung  eines  röniisclien  Grabes  bei  Saventheim 
unweit  Brüssel.     Bonner  Jahrb.  52  S.  97. 


V.  de  Vit  delhi  disthizione  tra  in  lirlianni  o  Brit- 
toni dell'  isiila  c  t  lit'itanni  o  Britlnnl  del  conlinente  e 
della  sede  di  qiiesti  idtinii  nelle  provincie  deW  impcro 
romano.     S.  o. 

E.  Trollope  Ancaster,  tlie  r;:man  Cuusennae.  Arch. 
Journ.  27  S.  1. 

E.  Hübner  Wall  des  Kaisers  Antoninus  Pius  in  Schott- 
land.    Arch.  Zeit.  1871  S.  178. 

J.  F.  NiCHOLLS  0)1  the  iter  of  Antonine,  especiaUy  Ihat 
partion  bi:iwiuu>  Lunsdown  und  the  Severn,  shonung  the 
prohahle  sites  üf  Trajeclus  und  Abona.  Arch.  Journ. 
27  S.  63. 


4.     Frankreich  mit  Algier. 

A.  Tuierry  lüstoire  de  la  Gunlc  sous  1a  duminullon  ro- 
muine  jiisqu'ä  In  mort  de  Theodose.     S.  o. 

J.  Gilles  Muriiis  et.  Jufes  Cesur.  Leurs  monumenis  dans 
la  Gaule.  Vercingelorix  prlsonnier.  La  Gaule  et  la 
Grand-Breiuyne  cuptives.     S.  o. 

K.  Thumann  der  französische  .\tlas  zu  Caesars  gallischem 
Kriege  (Belgischer  Feldzug,  Expedition  ins  Wallis,  See- 
krieg mit  Veuetien).     S.  o. 

C.  A.  Dicis  la  campayne  de  Pomptlnus   cliez   les  Allo- 

hroges.  LTndic.  1  S.  140. 
E     van   Drival    de    Vemplacement    primitif    de    la    ville 

d'Arrus.  L'Indic.  1  S.  31. 
J.  RoiDOT  origines  d' August  od  im  um.     S.  o. 

L.  UE  Laincel  Aviynon,  le  comiut  et  la  princ'ipaute 
d'Orunge.     S.  o. 

Castan  Amphitheater    zu  Besan^on.     Comptes  rend.  6 

S.  199. 
A.  DuPRfes  documents  lüstoriques   et    urclieologifiues    sur 

les  fontuines  de  Blois.     L'Indic.  1  S.  149. 
Cochet  römische  Gebiiudereste  in  Bois  l'Abbe.    L'Indic. 

1  S.  210. 
A.  Jo.VNNE  geogrupliie,  h'istoire,   stalistique  et  urchenloyie 

des  departements  de  la  France.    B  ouclies-  du- Rhone. 

S.  o. 

Boi'RGOCiN  anliquiti-s  du  Ponl-du-Cher   {Ca  rabrivue). 

L'Indic.  1  S.  132. 
PüULAiN  DE  BossAY   topogruplue   urcheologique  du   paijs 

Dnnois.  L'Indic.  1  S.  28. 
G.  CiiARVET  les  Fumades  et  leurs  environs  {Dep.  Card). 

L'Indic.  1   S.  24. 
Peigne-Delacourt  römi.sche  Strafsen  in  (iailien   nördlich 

von  der  Loire.     Bull.  1872  S.  129. 
Castagne  gallische  Stadt  beiLuzech  (Lot).     Rcv.  arch. 

23  S,  404. 
R.  F.  Le  Men    la    cite   des  Osismi    el    la   cite  des   l'e- 

neli.     Rev.  arch.  23  S.  44.  95. 
Der  antike  Circus  in   Paris.    Grenzboten   1870,1118.189. 
Renjer    das   Amphitheater   zu   Paris.      Comptes   rcnd.    G 

S.  57. 
CocHET  Theater  von  Saint- Andre -s  ur-Cailly.     Rev. 

arch.  22  S.  309. 
Devals  aine  camps  gaulois  el  rotnuins  dans  les  canlons 


125 


de  Lavit  et  de  Suint-NicoJas  (Tarn-el-Garonne). 
L'lndic.  1  S.  64. 
Römische    Substructionen    gef.    zu    Toulouse.     L'lndic. 
1  S.  34. 

D.  Rossi  Kl)  cimetwre  romuin  ])res  de  Sollibs-Poni  (Viir). 
S.   o. 

F.  Baudry  rapporl  sur  qiic/f/ties  piiits  fiineraires  de  Trm'sse- 
poil ,  co»im»ni;  du  liernard  (Vendee)  el  sur  quelques 
pelites  fosscs  srpulcrahs.     L'lndic.  1  S.  149. 

E.  Dj>jardins  /()  coloiiie  romaine  de  liuniisa  et  l'explo- 
ralioti  geogrupliique  du  la  Maureluiüa  Tiiigilunu.  Rev. 
arcli.  24  S.  360. 

5.     Grii:cuenl,\nd  mit  Macedonien. 

C.  BuRsiAN  Geograi)hie  von  Griechenland.  Rd.  2,  Pelo- 
ponnesos  und  Inseln.  3.  .Abth.  Die  Inselwelt.  S.  o. 
A.  Buttmann  kurzgefasste  Geographie  von  ."Altgriecheii- 
land.  S.  o.  H.  Kiepert  neuer  Atlas  von  Hellas  und 
den  hellenischen  Kolonien.     S.  o. 

A  DuMüNT  rapporl  sommaire  sur  sa  mission  un  Gr'ece. 
L'lndic.   1   S.  84. 

F.  Adler  Chronologie  der  ;ilteren  dorischen  Tempel. 
.■Vrch.  Zeit.  1872  fS.  40.  ü.  Kreel  Gesch.  des  dorischen 
Styls.  S.  o.  ,  F.  Auler  Reste  von  hellenischer  und 
tuskischer  Backstein  architektur.  Arch.  Zeit.  1871 
S.  91.  J.  ISüHLMANN  die  Architektur  des  classischen 
Alterthums  und  der  Renaissance.  1.  Abth.  Die  Säulen- 
ordnungen.    S.  o. 

E.  CiiiiTius  zur  Topographie  von  .\ttika.  Arch.  Zeit. 
1871  S.  3.  C.  CuRTiiis  der  attische  Friedhof  vor  dem 
Di|)ylüu.  Arch.  Zeit.  1871  S.  12.  Tu.  H.  Dver  on 
Ihe  Enneakrunos  al  Athens.  Journ.  ot  Phil.  3  S.  81. 
P.  Pervanoglu  über  die  sog.  E  ponymenstatnen  in 
Athen.  Arch.  Zeit.  1871  S.  "l64.  B.  Guaser  Messun- 
gen in  den  atlieuischeu  Kriegshji  fen.  Philol.  31 
S.  1.  H.  WiTTicn  von  den  Mai'sen  dos  Parthenon , 
des  persischen  und  des  perikleischen.  Arch.  Zeit.  1871 
S.  93.  105.  R.  Schöne  perikleische  Bauten.  Im  neuen 
Reich  1871,  II.  S.  284.  W.  Gurlitt  und  E.  Ziller 
attische  Bauwerke:  Das  Theseion.  Lützows  Zeitschr. 
8  S.  86.  F.  Adler  über  deu  Theseustempel.  Arch. 
Zeit.  1872  S.  99.  E.  Curtius  Wasserleitung  bei  Athen. 
Arch.  Zeit.  1871  S.  51. 

L.  Heuzey  et  Dwmet  mission  arclK^ologique  de  Mace- 
doine.  S.  o.  L.  Heuzey  un  puhiis  grec  en  Macc- 
doine.  Elude  sur  l'archilecliire  uiiliijue.  Avec  uii  plan 
resUnire  et  un  parallele  des  ordres  d\irchltecture  par 
H.  Daumet.  S.  o.  L.  IIeuzioy  etude  sur  le  graiid 
edlfice  grec  de  Palatilza.  Comptes  rend.  1871  S.  194. 
L.  IIkuzey  Heravlee  de  la  Lyncos  et  la  eile  des  Pela- 
gons.     Rev.  arch.  24  S.  368. 

R.  Schillbach  Ausflug  nach  Oeniadae  in  Akarnaiiien. 
Zeitschr.  f.  Erdk.  1872  S.  97. 

C.  Bursian  de  tempore  quo  lemplum  Jovis  Olympiae 
conditiim  sil.     S.  o. 

G.  F.    Unger    Autrones     und     ürchomenos.      Bayer. 
feGym.  Blätter  1872  S.  147. 

C.    Curtius    Alterthiiiner    von    Samos.       üester.    Gym. 
V  Zeitschr.  1872  S.  465. 

6.     Italien. 

L.  Türelli  muHualc  lopografico-archeologlco  delV  llalia. 
S.  0. 


L.  Jeep  zu  Claudianus  de  VI  consulatu  Honorii,  ein  Bei- 
trag zur  römischen  Topographie.  Rhein.  Mus.  1872 
S.  269.  R.  .'V.  LvNCiAXi  sulle  mura  e  porle  di  Ser- 
vio.  Ann.  1871  S.  40.  Mon.  9.  Tat'.  27.  A.  Trex- 
DELENUURij  die  pianlu  cupilolinu.  Bull.  1872 
S.  7.  9.  G.  B.  DE  Rossi  Ctla  di  Rienzi  Verfasser  der 
descriplio  urhis  Romae.  ]5ull.  1871  8.3.  Tu.  H.  Dyer 
the  roman  Capitol.  Journ.  of  Phil.  3  S.  2.36.  Vgl. 
II.  BiRN  ebend.  4  S.  126.  B.  v.  Köhne  le  temple  de 
Jupiter  Cdpilolin  d'aprifs  les  mihlailles.  S.  o.  F.  Wie- 
seler über  die  capitoliuisclie  (Juadriga  und  die  .lupiter- 
statue  auf'  ihr.  Gott.  Nachr.  1872  S.  265.  E.  Bor.mann 
über  den  Tempel  des  Vespasian.  Arch.  Zeit.  1871 
S.  172.  A.  IvLtJGMANN  die  liasiUca  Julia  am  Forum 
zu  Rom.  Im  neuen  Reich  1871,  II  S.  929.  E.  Brizio 
Ehrenbasen  auf  römischem  Forum.  Bull.  1872  S.  235. 
E.  Brizio  Clouca  maximu.  Bull.  1872  S.  226.  Car- 
cer  Mamertiiius.  Phil.  Anz.  4  S.  467.  PI.  Jordan 
sul  se  Itizonio.  Bull.  1872  S.  145.  H.  Jordan  das 
Septizonium  des  Severus.  Arch.  Zeit.  1872  S.  45. 
G.  B.  DE  Rossi  la  liasilica  profana  di  (iiunin  llusso 
suli  Esquilino  dedivata  ]ioi  a  S  Andrea  ed  uppel- 
lata  catubarhura.  Bull,  crist.  2  S.  5.  E.  Schulze  der 
Tempel  des  Hercules  an  der  Porta  Trigem ina.  Arch. 
Zeit.  1872  S.  9.  H.  Jordan  über  römische  Aushänge- 
schilder. Nebst  Anhang:  fres  fortunae.  Arch.  Zeit.  1871 
S.  65.  .Ausgrabungen  zu  Rom  an  Porta  Pia  (man  hoflt 
auf  die  Porta  CoUina  zu  stofsen).  L'lndic.  1  S.  36.  Die 
antike  Marinorata  in  Rom.  Im  neuen  Reich  1871, 
I  S.  56.  A.  Lanciani  antike  Steinbrüche  bei  Rom. 
Bull.  1872  S.  68.  Bruzza  über  das  Alter  des  Monte 
Testaccio.  Bull.  1872  S.  138.  S.  M'ood  Circus 
des  Maxentius.  Bull.  1872  S.  105.  J.  Spencer 
NoRTHCOTE  et  W.  R.  Brownlow  Rome  sonlerraine, 
resume.  des  decouverles  de  M.  de  Rnssi  duns  les  cula- 
vonilies  romuines,  el  en  purlicuHer  dans  le  cimeliiire 
de  Cullisle.  S.  o.  Tu.  Mom.msen  die  Katakomben 
Roms,  im  neuen  Reich  1871,  I  S.  113.  Aoad.  1871 
S.  282. 

A.  Klügmann  ein  latinisches  Pompeji  bei  Albano.  Im 
neuen  Reich  1872  S.  873. 

C.  Matteucci  cenni  storici  deW  Anzio  untico  iVelluno. 
S.  o. 

G.  VOM  Ratü  ein  Ausflug  nach  Calabrien.     S.  o. 

R.  ScniLLBACii  Schlachtfeld  von  Cannae.  Oester.  Gvin. 
Zeitschr.  1872  S.  465. 

G.  li.  DE  Rossi  Call  enses  auf  Monte  Cavo.  Bull.  1871 
S.  40. 

L.  Nakdoni  Alterthiimcr  bei  Lannvinm  (S;iulen'.i;iMge 
unter  der  Erde).     Bull.  1871  S.  212;  1872  S.  156. 

G.  Scarabelli  notizie  sulla  caverna  del  Re  Tiberio. 
S.  o. 

P.  Laspeyres  fontuna  elrusca  presso  Piunsano.  Ann. 
1870  S.  227. 

Tu.  MoMMSEN  SU  ulcuni  ]iunti  dellu  geografiu  del  Pie- 
monte  untico,  leltera  u  C.  Promis.  Riv.  di  fil.  1872 
S.  249. 

G.  B.  de  LAGRiiCE  Po)iij)e'j,  les  caUiconibes  etc.  S.o. 
P.  A.  CuRTi  Pompei  e  le  sue  rovine.  S.  o.  K.  Wör- 
MANN  pompejanische  Anmerkungen.  Arcli.  Zeit.  1872 
S.  78.  G.  DE  Petr.\  osservazioni  sul  tempio  di  Ve- 
nera.    Giorn.  degli  scavi  2  S.  231. 

E.  Beule  les  bouHijues  de  Pompei.  Journ.  des  Sav.  1871 
S.  405. 

RösNER  verum  Pruenestinarum  p.  III.     S.  o. 

17* 


126 


A.  IIoLM  della  geoyrufiu  deUa  iinllcu  Siciliu.  S.  o. 
J.  ScHVBüiNG  lüstorisfli  gcüf;rii|)iiibclie  Studien  über 
Alt^icilien,  Ge!a,  Phiiitias,  die  siidlielien  Silceler.  S.  o. 
\V.  \V.  Lloyu  ilw  liislcry  o/'  Sivilji  to  the  Alhanian 
war.  S.  o.  A.  Schubrinü  Kamarina.  Philol.  32 
S.  490.  Hittorf  et  Zantii  reciic'd  iIcs  nioiiiimeiüs  de 
Si'gesle  et  de  SelUtontei  S.  <>.  A.  Holm  siinio 
sturko  di  SfAinunte  ed  immuyliic  del  lenilorio  SeJUiiin- 
lino.  Bull.  8ic.  No.  4  S.  2.  S.  Cavallari  lopoyni- 
l'ut  di  HeVinniite  e  siioi  d'niloriii.  Bull.  Sic.  Nn.  5 
S.  1.  S.  (.'avallari  scopettu  deijli  uvansi  di  vn  tea- 
tro  Seliniintuio.  Bull.  Sic.  No.  5  S.  8.  S.  Cavallari 
]iartlcol(ui  (ifclütetloiuci  did  vrediilo  toiijün  di  Ercole 
deli  acrojiofi  di  Selinunle.  Bull.  Sic  No.  4  S.  11. 
S.  Cavallvri  temj)to  yruitde  credulo  di  Giove  Olim- 
yico,  Ol«  diApolline.  Bull.  Sic.  No.  4  S.  17.  S.  Ca- 
vallari und  A.  Holm  tenipiu  credulo  di  Giiiiionc. 
Bull.  Sic.  No.  4  S.  34.  S.  Cavallari  Ik  due  necropnli 
dclhi  Gulera  e  Hayl  iuzzo  e  (luella  di  Mmiicahiiiga 
(liei  Seliuunt).  Bull.  Sic.  No.  5  S.  10.  8.  Cavallari 
Appendice  sulle  due  necropoli  e  s>ii  vusi  SeVmiiiilini. 
Bull.  Sic.  No.  5  S.  3i.    Vgl.  .-Vrcli.  Zeit.   1S72  S.  100. 

C.  Promis  Ausgriibungt-u  in  Turin  {alte  Porta  Au- 
gustea).     Bull.   1872  S.  27. 

A.  Oliari  dei  Volghi  Pelusyici.     S.  o. 


g.     Oesterreich  u.md  Donaui  ürstentiiCmer. 

J.  Havpt   die    dakische   Königs-    und    Tempelburg   auf 

der  Cülumna  Trajana.     S.  o. 
R.  KxABL  Standort  der  Werhselstation  ad  Medias  nach 

dem  Hierosolymitanischen  lü-isebuche.    Mitth.  f.  Steierm. 

17   S.  70. 
O.  Blau    dritter    Bericht    über    römische   Alterthümer   in 

Bosnien.     Monatsber.   1870  S.  619. 
S.  Jenny  bauliche  Ueberreste  von  Brigantium.     .S.  o. 
Fr.  Kenner  römisches  aus  Obcr-Döbliug.     Mitth.  d. 

Centr.  Conim.   1872  S.  C. 
Alterthümer  in  Rumelien.    Mitth.  d.  Centr.  Comm.  1871 

S.  LXIX. 
A.   DvMONT   paluis    de    Diodelien  <(  Soloiie.     L'lndic.   1 

S.192. 
R.  Kiepert  die  Ruinen  von  Sarm  izcget  usa.     Zeitschr. 

f.  Erdk.  1872  S.  203. 
Fr.  A.viUROSi  Ccb'o  untico  Tren  t  ino.     S.  o. 
F.    Kenner   zur    Lage    der    castra    stativa    von    i'iiido- 

bonu.     Mitth.  d.  Centr.   Comm.   1871   S.  LXHI 
F.  Kenner    über    die    römische  Riichsstrufse  von    Viru- 

niim  nach   Ovitutia.   Wiener  Siizungsber.  71    S.  357. 
R.   Knaul    der    wahre   Zug    der    römischen    StraCse    vom 

Zolll'elde    aus    durch     da.s    über.steirische    Bergland    bis 

Mcls.     Mitth.  f    Steierm.  18  S.  114. 
F.    Kanitz    Beitnige    zur    Altertbumskunde    von    West- 

BulgarieiL     Mitth.  d.  Centr.  Comm.  1872.  S.  49. 

8.     Orient  ind  Aegvpten. 

Le  ß\s  et  \VADDiNf;TON  voyuge  iirchenhiyi(jue  «ii  Grixe 
vi  cn  Asie  mineiire.  S.  o.  E.  Cuktius  Beitrüge  zur 
Geschichte  und  Topogra|)iiie  KIciuasiens  (Ejihcsos,  Per- 
gamum,   Srnyma,  Sardes).     S.  o.     Vgl.  Prculs.  Jahrb. 


29  S.  52.  K.  B.  Stark  aus  dem  Reiche  des  Tanfalus 
und  Croesns.  S.  n.  Vgl.  .'Mls:.  Zeit.  1872  Biil.  zu 
No.  184.  185.  190.  198.  199.  200.  201.  283.  284.  285 
286.  G.  Perrot  la  cumpiigne  de  Cesar  contre  Pliar- 
iKice.      Comptes  rend.   1871   S.  312. 

E.  Glillaume  le  lemple  de  Borne  et  d'Aityuste  ä  Ancyre. 
Rev.  arch.  22  S.  347;  23  S.  29. 

H.  Kiepert  zur  Topographie  des  alten  Alexaudria. 
Zeitschr.  f.  Erdk.  1872  S.  337.  H.  Wittich  die  Py- 
ramiden mafse  des  Pliiiius.  Arch.  Zeit.  1872  S.  60. 
W.  Desborough  Covi.ey  fes  /«es  (Jit  Nil  d'uprits  Pto- 
leniee.     .Ann.  d.  voy.  1870  Juillet  S.  98. 

G.  Perrot    und  Guillaume    Amasia.     Rev.    arch.    24 

S.  201. 
A.  S.  Murray    ort  Epliesiis    uiul  llie  Temple  of  Diaiui. 

Acad.   1872  S.  46.     H.  Wittich  zum  ephesischen  Arte- 

misium.     .Arch.  Zeit.  1872  S.  29.    Vgl.  ebd.  S.  97. 
Cii.  Roessler  le  lonibeuu    de  Mavsole  d'iiprks  les  hisln- 

riens  anciens  et  les  decoitvertes   de  j>/.  Newton  tt  Ha- 
licar ii  usse.     S.  o. 
C.   Fiedler  ein  Besuch  im  alten  Heliopolis.    Im  neuen 

Reich  1872  H  S  81.  148. 
G.  Colonna   Ceccaldi   Leontopolis    de    Syrie.     Rev. 

arch.  23  S.  169. 
E.  Cvrtius    Reisen    in  Kleinasien,  besonders    über  Per- 

gamum.     Berl.  Gym.   Zeitschr.   1872  S.  368.     Oester. 

Zeitschr.   1872  S.  447. 
G.  Perrot  et  E.  Guillaume  les  monuinenis  de  la  Pterie. 

Rev.  arch.  23  S.  157.  209.  281.  345;  24  S.  15. 
J.  F.  Mac  Michael  oit  the  siles  of  Sillahe  und  Opis. 

Journ.  of  Phil.  4  S.  136. 
Hasper    über    Trojas    Lage.      Oester.    Zeitschr.    1872 

S.  450. 

9.  Portugal. 

J.  A.  DE  los  Rios  estudios  arqiieologicos  y  monumcntuU's. 
Rev.  de  Esp.  29  S.  462. 

10.  Schweiz. 

W.  Gis^i  Qiieilenbuch  zur  Schvveizergeschichte.  S.  o. 
F.  Keller  die  römischen  Warten,  s/iecit/de,  iJings  des 
linken  Rheiuulers,  vom  ßodensee  bis  Basel.  Schweizer 
.Anz.  1871  S.  237.  .A.  Quiquerez  totirs  d'ohservution 
et  railwuys  unti(iues  duns  le  Jnru  hernois.  Schweizer 
Auz.  1871  S.  268.  de  Bonstetten  traces  de  voies 
roiiiuines  uii  pied  du  Jura.  Schweizer  .Anz.  1871 
S.  264.  .A.  NüscniLttR  die  Lefzinen  in  der  Schweiz 
(les  retrancheuienis  des  villes  et  vullees  Suisses).    S.  o. 

y|  ueii  (icimi.     Schweizer  Anz.  1870  S.  185. 

Römische  .Altertbümer  in  Co ns tanz.  AUg.  Zeit.  1872 
No.  238.  253.     Phil.  Anz.  4  S.  469. 

Römische  .Alterthümer  in  Köuigsfelden  (.Aargau).  Allg. 
Zeit.  1872  No  253. 

E.  V.  Muralt  Entdeckung  römischer  .Ansiedluugen  in 
Mammcru,  Hombreclitic,  n ,  St.  Prex  und  Uttigen. 
Schweizer  .Anz.   1870  S.  186. 

A.  Nüsciieler  römische  Niederlassungen  in  Oberweil. 
Schweizer  Anz.  S.  222. 

BuRSiAN  puyns  Tiiiiirin  us.  Schweizer  -Anz.  1870 
S.  184. 


127 


c.     M  useograpli  ie. 


1.     Deutschland. 


K.  Friedericiis  Nachtrag  zu  Bd.  1  von  Berlins  antiken 
Bildwerken  im  Neuen  Museum.  Düsseldorf  1872,  8. 
K.  Friederkus  Berlins  antike  Bildwerke.  Bd.  2.  S.  o. 
K.  BöTTiCHKR  erkliirendes  Verzeichnis  der  Ahgüsse 
antiker  Werke.  S.  o.  A.  Conze  vom  Berliner  Museum. 
Prenfs.  Jahrb.  29  S.  506.  30  S.  604.  K.  Bötticher 
von  dem  Berliner  Museum.  Berlin  1872,  8.  Vgl. 
Acad.  1872  S.  42.5.  R.  Kekilk  die  Behandlung  der 
Abgüsse  im  Berliner  Mnsenui.  Im  neuen  Reich  1872, 
II  S.  C97.  Zukunft  des  Berliner  Museums.  Im  neuen 
Reich  1872  8.  633.  W.  IIelmig  die  neuesten  Cacreta- 
iier  Erwerbungen  des  Berliner  Museums.  Grenzl.oten 
1870,  IV  S.  J49.  J.  Friedlae.nder  das  königliche 
Münzkabinet.     S.  o. 

R.  Kekule  das  akademische  Kunstmuseum  zu  Bonn. 
S.  o. 

Notiz  über  das  Museum  zu  Colmar.    L'lndie.   1  S    163. 

H.  Hettner  Verzeichnis  der  Gipsabgüsse  zu  Dresden. 
S.  o. 

aüs'm  Werth  Zuwachs  des  Trierer  Museums  (Bronzen 
und  Gliiser).     Bormer  Jahrb.  .52  S- 174. 

Museum  zu  Wiesbaden.     Nass.  Ann.  1871   S   9. 

L.  Urlrhs  Würzburger  Autikeu.  Bull.  1872  S.  132. 
L.  Urliciis  Verzeichnis  der  Antikeusanimlung  der 
Universität  Würzburg.     S.  o. 

2.     Belgien. 

E.  DE  Meester  de  Rwi  stein  culdfoyne  dcscrijilif  (h;  la 
collevlion  de  E.  de  M.  d.  R.     S.  o. 

Elberling  die  wichtigsten  E.\eni|dare  in  meiner  Samm- 
lung römischer  Münzen.      S.  o. 

.3.     England. 

Calalogtie  of  a  series  o(  plwlogruphs  frnm  the  coUevlions 
of  tlie  British  Museum.  S.  o.  Zuwachs  im  British 
Museum  (Sculpturen  vom  Maussoleum  u.  s.  w.).  Acad. 
1871  S.  61.  Zwölf  Vasen  aus  Capua.  Acad.  1871 
S.  350.  S.-lule  aus  Ephesos.  Acad  1872  S.  327.  Vgl. 
Phil.  Anz.  4  S.  476.  B.  V.  I1kai>  oii  some  rare  yrceJi 
coiiis  reveiilly  oc(/»ire((.  Num.  Chron.  1871  S.  166. 
B.  CiiAMi'NEV.s  jiew  hiiddings  utSoulh  Ken  slnylon. 
Acad.  1871  S.  372,  395.  W.  B.  Scott  Zuwachs  zum 
South  Kensiugton  Museum  (unter  andern  Terracotten 
und  Vasen  aus  Canossa  u.  s.  w.).  Acad.  1871  S  154. 
555.  W.  Maskel  ((cscripifOH  of  the  ivories  ancient  and 
medievul.  S.  o.  Museum  der  Guildhall  in  I^ondon 
(soll  gegründet  werden  und  wird  auch  lömische  Alter- 
thümer  enthalten).  L'Indic.  1  S.  167.  H.  N.  Stuhy- 
Maskelyne  the  Miirlboronyh  Gems  culaloyiied. 
S.  o.  F.  Seade  cutalogue  of  the  colleclion  of  gluss. 
S.  0.  Collection  Wigan,  Münzsammlung  in  London. 
L'Indic.   1   S.  53. 

4..     Frankreich. 

W.  Fröhner  les  IMusees  de  Francs,  reciieil  de  iiifinnments 
(()ifi(/Hes.     S.  o. 

W.  Fröhner  Musie  Impn-iul  du  Louvre.  S.  o.  Zu- 
wachs des  Louvre  (Terracotten).  L'Indic.  1  S.  159. 
Sammlung  Charvet   zu  Paris  (besonders  antike  Glas- 


sachen). L'Indic.  1  S.  226.  Verkauf  der  Münzsamin- 
Inng  Lemme  zu  Paris,  llev.  areh.  24  S.  113.  114. 
Cotluction  jM <■  r  i III  !■  e  (Ringe  und  Gemmen)  in  die  ßj- 
fc/iofJie(;iir;  iiiilUmnle  in  Paris  gekonunen.  L'Indic.  1 
S.  9.  Cultiloyue  des  mi'duiUes  rnmuincs  cotiifiosuul  la 
colhivtion  de  j'eu  M.  le  murqms  de  Moustler.  S.  o. 
(H.  Hoefmann)  (>  propos  de  la  vente  de  Moustler. 
S.o.  Collection  de  Saulcy  (gallische  Münzen).  L'Indic. 
1  S.  18. 

Cii.  Robert  )>ii/.s<'c  (Je  i.,cc(«  (M'c  (besonders  Inscliriflcii) 
L'Indic.   1  S.  215. 

BoijRCoxjiN  anliqiiiles  dn  Po  nl- du- ('her  (Carobrivae) 
L'Indic.  1  S.  205. 

R.  F.  Le  Men  note  sur  tjuelques  dons  fmls  recemment 
mi  Miisi'r,  depurlenienlul  d'ai-eheoloyk  de  Ouimner. 
L'Indic.  1  S.  192. 

Zuwachs    des    Museums    in    Ronen     (Gallische    Münzen, 

Dreifufs    und    Vasen).      L'Indic.   1    S.  162.      Rev    ar<h 

23  S.  59. 
Bereicherungen     des     Museums     von    Sai  nt  -  Germaiu. 

Rev.    arch.    23    S.   59.       Galli.sche    Alterlhümer.      Rev. 

arch.  23  S.  190.    Watt'en  und  Ger.-ith  aus  Bronze  u.  s.  w. 

L'Indic.   1    S.  1.    Cippus  aus  Terracotta  mit  männlicher 

und  weiblicher  Figur;  parazonium;  Vasenstempel.  L'Iudio. 

1   S.  89.  157.    Vasen  von  Glas  und  Terracotta.   L'Indic. 

1  S.  211. 

Collection  Relioiix  aiix  Ternes  (Münzen,  Gemmen.  Prae- 
his'orisches).     L'Indic.   1   S.  3  3. 

E.  -MoUTON  le  iiiiisi'e  de  'ioii  I  oiisr.  L'Inilic.  1  S  211 
Vgl.  ebend.   S.  216. 

5.     Griechenland. 
Müuzcabinet  zu  Athen.     L'Indic.   1  S.  218. 

6.     Italien. 

DE  L\  Grange  Photographien  von  Statuen,  Büsten,  Re- 
liefs  u.  s.  w.  aus  Italien  (Qnaas).     S.   o. 

C.  Justi  Geschichte  des  capitolinischen  Museums. 
Im  neuen  Reich  1871,  II  S.  13.  Ueber  das  capitoli- 
uisehe  Museum.  L'Indic.  1  S.  218.  C.  Justi  ein  Ma- 
uuscript  über  die  Statuen  in  Belvedere.  Preufs. 
Jahrb.  28  S.  581. 

R.  Forster  Museum  von  Agrigen  t  (meist  Vasen).  Bull. 
1871  S.  255.  27.3. 

Sammlung  Doria  in  S.  Maria  di  C  a  p  n  a.  Lülzows  Zeitschr. 
Beibl.  7  S.  239. 

R.  Förster  «Hrie/i((H  di  Mon  I  cpul  c'utno  (Urnen,  Spie- 
gel, Vasen).     Bull.   1872  S.  32. 

II.  IIeydemann  die  Vasensammluug  des  Hluseo  Nazlonale 
zu  Neapel.  S.o.  Museum  zu  Neapel.  Acad.  1871 
S.  557.  Münzsammlung  Sambon  in  Neapel.  Berl. 
Bl.-itter  6  S.  78.  Sammlung  Castellaiii  nach  London 
gebracht.     Aea.l.   1871   S.  263.  396. 

H.  Heydemann  Vasensammlung  des  Museums  in  Pa- 
lermo.    Areh.  Zeit.  1871  S.  53. 

A.  Fabretti  il  mtiseo  di  antichitii  deW  univeisilu  di 
Torino.     S.   o. 

A.  CoNZE  die  ."Vntikensammlung  der  Mareiana  zu  Vene- 
dig.    .\rch.  Zeit.   1872  S.  83. 


128 


7.     Oesterreich. 

R.  V.  EiTELBEKfiER  zur  Refomi  der  Landesmuseen  in 
Oesterreich.     Oestr.  Wochenschrift  1  Heft  8  u.  9. 

Biehlers  Gemmensammlung  in  M'ien.    Acad.  1871  S.  282. 

¥n.  Kenner  die  Münzsammlung  des  Stiftes  St.  Florian. 
S.  o. 

Fr.  PiciiLER  Jahresbericht  des  Münzen-  und  Autiken- 
cabinets  zu  Griitz.     S.  o. 

8.     Orient  und  Aegypten. 

C.  T.  Newton  the  Cesnola  CoUeclion  ofCyprlan  uiiti- 
iiuilies.     Acad.  1872  S.  466. 

A.  Mariette  iiionioiit'iifs  divers  recueillis  en  Egyple  et 
^   en  Nubie.     S.  o. 

9.     Russland. 

L.  Stepiiani  die  Antikeiisammhing  zu  Pawlowsk.  S. 
o.  L.  Stei'iiani  purergo  urchaeologicu.  No.  27:  An- 
tiken aus  Sammlung  Lydc  Brown  iu  russischen  Besitz 
übergegangen.  S.  o.  F.  Wie.seler  Antiken  der  Ere- 
mitage zu  St.  Petersburg.     Gott.  Nachr.  1871  S.  557. 


Catalogue  de  meduUles  du  Bosphore  cimmerien  formant  la 
collection  de  >I.  Jules  icmim;  ä  Odessa.  S.  o.  und 
unter  Paris. 

10.     Schweiz. 

A.  MüNCH  die  Münzsammlung  des  Kantons  Aaraau. 
S.  o. 

F.  Imhoof-Blumer  choio!  de  monnaies  grecques.  Win- 
terthur.  S.  o.  F.  Wieseler  über  die  Imhoof-Blu- 
mersche  Münzsammlung  zu  Winterthur.  Gütt.  Nachr. 
1871  S.  635. 

O.  Benndorf  die  Antiken  zu  Zürich.     S.  o. 

11.     Spanien  und  Portugal. 

Spanische  Museen.     Acad.  1871  S.  156. 
A.  C.  Teixeira  de  Aragao  Münzcabinct  in  Lissabon. 
S.  o. 

12.     Türkei. 

Gould  catalogue  du  musee  imperial  de  Conslanlinop  le. 

S.  o. 


III.     DENKMÄLER. 


a.     Werke  der  Sculptur. 


1.     Marmorwerke. 

Allgemeines  und  umfassendere  Publicationen. 

W.  IIklbig  über  die  Darstellung  des  Athmungsprocesses 
in  der  griechischen  Sculi.tur.  Grenzboten  1870,  IV 
S.  415.     Acad.  1871  S.  92. 

C.  W.  King  the  portruiture  nf  the  ancienls.  Arch.  Journ. 
27  S.  16. 

Fl!.  Matz  über  eine  dem  Herzog  von  Coburg-Gotha  ge- 
hörige Sammlung  alter  Handzeichnnngen  nach  Antiken. 
Monatsber.  1871  S.  445.    Vgl.  Gütt.  Nachr.  1872  S.  45. 

R.  Schöne  griechische  Reliefs  aus  athenischen  Sammlun- 
gen.    S.  ü. 

A.  Co.nze  griechisclic  Grabreliefs.  Wiener  Sitzungs- 
ber.  71  S.  317.  Prciifs.  Jahrb.  27  S.  145.  Vgl.  Acad. 
1871  S.  155.  A.  MiciiAi-i.is  griechische  Grabreliefs. 
Arch.  Zeit.  1871  S.  1.38.  P.  Pervano(;i,u  das  Fami- 
henmahl    auf    aitgrieetiischen    Grabsteinen.     S.  o. 

H.  Brunn  i  rilievi  delle  urne  etrusche.     S.  o. 

A.  Ross;»ACn  römische  Hochzeits-  und  EhedenkmJilcr. 
S.  o. 

H.  Praciiow  antiquissinitt  tnonumenta  Xanlhiaca  delinca- 
vit.     S.  o. 

A.  Conze  römische  Bildwerke  österreichischen  Fundortes. 
S.  o. 

A.  Piiii.ii'i'i  über  die  römischen  Triumphalieliefe  und 
ihre  Stellung  iu  der  Kunstgeschichte.     S.  o. 

H.  Jordan  über  römische  Aush;ingeschilder.  Arch.  Zeit. 
1871  S.  65. 

W.  Fröhner  la  colonne  Trojane  d'apres  le  surmouluge 
executc  «  Rome.     S.  o. 


Einzelne  Denkniiiler. 


ScHAAKHArsiN  Neptun,  römische  Brunnenfigur,  gef.  bei 

Überwinter.     Boinier  Jahrb.  52  S.  183. 
Demeter,  gef.   bei  San  Lorenzo  in  Rom.     Rev.  arch.  23 

S.  268. 

E.  Veckenstedt  der  Apollo  von  Belvedere.  S.  o. 
W.  ViscnER  Vortrag  über  zwei  antike  Köpfe  des  Basler 
Museums.  S.  o.  A.  Conze  Apollo,  Statuette  aus 
Sparta.  Ann.  1870  S.  277.  L.  Heuzey  Grabrelief  aus 
Koutlaes  (Macedonien ),  die  Todten  unter  dem  Bilde 
des  Apollo  und  Artemis  dargestellt.  Rev.  arch.  22 
S.  247.  E.  Hübner  Clytiabüste  des  British  Museums. 
Arch.  Zeit.  1872  S.  41.  E.  Curtius  H  elios  auf  Wa- 
gen, Metope  aus  Ilion.  Arch.  Zeit.  1872  S.  58.  Vgl. 
Lützows   Kunstchronik  8  S.  165.     Acad.  1872  S.  407. 

A.  Flascu  Kopf  der  Ilvgieia  des  Belvedere  (für  Athena 
Lemnia  des  Phidi.is  erkl;iit).  Bull.  1872  S.  34.  E. 
Brizio  Athena  mit  Hygieia,  Relief  vom  Forum. 
Bull,  1872  S.  228.  C.  Dilthey  Medusa  nwribonda 
in  Villa  Ludovisi.  Ann.  1871  S.  212.  Mon.  9 
Taf.  35.  H.  Grimm  Medusa  Ludovisi.  Arch.  Zeit. 
1872  S.  42.  A.  Conze  Gorgonenbüste,  Relief  aus 
Sparta.  Ann.  1870  S.  277.  O.  Henndore  Gorgoneion, 
Relief  gef.  auf  dem  St.  Bernhard.  Schweizer  Anz.  1871 
S.  220.' 

F.  Ravaisson  La  rfijiiis  (Fe  Milo.  S.  o.  V.  Valentin 
die  hohe  Frau  von  Milo.  S-  o.  A-  Wittig  Erg.-inzung 
der  Venus  von  Melos.  Lützows  Zeitschr.  5  S.  353. 
Venus,  Statue  gef.  bei  Lucera  (Foggia).  Phil.  Anz. 
4  S.  318.  Acad.  1872  S.  2G8 ;  gef.  bei  Aspra  (Sabi- 
nergeb.).  L'Indic.  1  S.  144.  E.  Brizio  über  Venus 
Genitrix  (will  sie  für  die  Aphrodite  velata  specic  des 
Pra.xitelcs  haltenj.     Bull.  1872  S.  104. 


129 


A.  Flasch  Mercur,  Statuette  der  Gallerie  de'  Cande- 
labri.     Bull.  1872  S.  98. 

Statuette  des  Bacchus,  gef.  bei  Kehlheim,  jetzt  in  Mün- 
chen. Phil.  Anz.  4  S.  223.  R.  A.  Lanciani  Belief 
des  Bogens  der  Goldschmiede  (Dionysos).  Dull.  1871 
S.  247.  A.  Allmir  Sarko|ihag  aus  Lyon  mit  Tod 
und  Wiedererweckung  des  Bacchus.  Bull.  1871  S.  185. 
A.  CoNZE  Dionysos  und  Seinele,  Relief  aus  Sparta, 
Ann.  1870  S.  278.  A.  Allmer  Sarkophag  mit  bacchi- 
schem  Zug  aus  Lyon.  Bull.  1871  S.  183.  E.  Dricssei, 
bacchische  Gruppe,  gef.  auf  dem  Quirinal.  Bull.  1872 
S.  222.  Kellkr  n.  Bknndork  Satyrkopf,  gef.  bei 
Lausanne.  Schweizer  Anz.  1870  S.  198.  J.  Amiet 
Satyrkopf  aus  Salodurum  (Solothnrn).  Schweizer  Anz. 
1870  S.  199.  A.  CoNZE  jugendlicher  Pan,  Relief  gef. 
in  Dalmatien,  jetzt  in  Wien.    Lützows  Zeitschr.  7   S.  66. 

R.  Engelmann  Amor  mit  dem  Bogen.  Arch  Zeit  1872 
S.  76.  E.  Matz  Sarkophag  aus  Patras  (Eroten).  Arch. 
Zeit.  1872  S.  11.  Eros  mit  den  Waffen  des  Hera- 
kles, gef.  bei  S.  Lorenzo  in  Rom.  Rev.  arch.  23 
S.  268. 

A.  Trendelenbürg  Musen  köpf  im  Besitz  von  Ed.  Mayer 
zu  Rom.  Bull.  1871  S.  21.  A.  Trendelenbürg  diie 
sarcofa()lü  con  ru]tpresentanza  delle  Muse.  Ann.  1871 
S.  27. 

A.  Flasch  über  dieHygieia  des  Belvedere  (für  Eume- 
nide  des  Skopas  erklürt).     Bull.   1872  S.  11.  34. 

E.  Brizio  Nymphe  mit  Zweigen,  iu  Ornament  ausgehend, 
gef  auf  For.  Rom.     Ball.  1872  S.  257. 

E.  Brizio  über  den  sitzenden  Krieger  der  Villa  Ludovisi 
(für  Portus  erklJirt)      Bull.   1872  S.  7. 

P.  W.  Forchhammfr  Eirene  initPlutos  undAtheua 
Lemnia.     Arch.  Zeit.   1S71   S.  132. 

Th.  Roller  Mithrasstatue  ans  S.  demente  in  Rom. 
Rev.  arch.  24  S.  71. 

G.  CoLONNA  Ceccaldi  Herakles  und  Geryon,  Relief 
aus  Cypern.     Rev.  arch.  24  S.  223. 

A.  CoNZE  Dioskuren,  Relief  aus  Sparta.  Ann.  1870 
S.  277. 

A  Flasch  Amazone,  Kopf  aus  Bologna.  Bull.  1872 
S.  66.  A.  CoNZK  .Amazouenkjimpfe,  Relief  aus  Sparta. 
Ann.   1870  S.  276. 

Altar  mit  Orestes  verfolgt  von  den  Furien,  und  Or- 
pheus und  Eurvdice,  gef.  in  Köln.  Acad.  1871 
S.  532.  Lützows  Zeitschr.  Beibl.  7  S.  10.  K.  Bötti- 
CHER  die  Stele  von  Sparta.  Arch.  Zeit.  1871  S.  46. 
A.  CoNZE  Relief  aus  Sparta  (Orestes  und  Elektra?). 
Ann.   1870  S.  272. 

H.  Heydemann  Hippolytus  und  Phiidra,  Sarkophag 
aus  Constantinopel.  Arch.  Zeit.  1.S71  S.  45.  Sarkophag 
aus  Salouichi.  Arch.  Zeit.  1871  S.  157.  Sarkophag 
aus  Spalato.  Arch.  Zeit.  1871  S.  160.  A.  Conze  Ret- 
tung eines  römischen  Sarkophags  zu  Salona.  Lützows 
Zeitschr.  7  S.  65.     Vgl.  A.  Dumont  Rev.  arch.  S.  119. 

W.  Henzen  Niobid  enrelief ,  gef.  in  Nemi.  Bnll.  1871 
S.  54. 

R.  Esgelmann  Laokoonrelief.  Lützows  Zeitschr.  Beibl. 
8  S.  166.     Arch.  Zeit.  1872  S.  97. 

R.  Förster  Blendung  des  Kyklopen,  Relief  in  Katania. 
Arch.  Zeit.  1871  S'.  126. 

K.  BöTTicHER  zwei  Hernienbüsten  der  Sappho.  Arch. 
Zeit.  1871  S.  83.  Vgl.  E.  Hübner  die  Madrider  Sap- 
phoherme.     Arch.  Zeit.   1871  S.  86;  1872  S.  46. 

E.  CuRTius    Statue    ohne    Kopf  gef.    in    Sparta ,    mit   auf 


Brasidas  bezüglicher  Inschrift.  Arch.  Zeit.  1871 
S.  188. 

Kopf  .Mexanders  des  Grofsen  gef.  in  Sicilien,  jetzt  im 
British  Museum.     Acad.   1872  S.  148. 

E.  Brizio  Kopf  gef.  auf  dem  Palatin  (gewöhnlich  für  Se- 
neca,  von  Br.  für  Philetas  erklärt).    Bnll.  1872  S.  .36. 

W.  Helbig  Relief  des  Brit.  Mus.  mit  Darstellung  des 
Hieroll,  und  Philistis.  Bull.  1872  S.  8.  Rhein. 
Mus.  1872  S.  153. 

A.  Conze  über  den  Aug\istus  von  Prinia  Porta.  Mifth. 
d.  Centr.  Comm.  1871  S.  CV. 

E.  Hübner  Germanin,  Büste  aus  Petersburg.  Arch.  Zeit. 
1872  S.  99. 

G.  Henzen  über  die  auf  dem  Forum  gefuudenen  Reliefs. 
Bull.  1872  S.  273.  Vgl.  Journal  officiel  18.  Sept.  1872 
S.  6071.  Phil.  Anz.  4  S.  574.  AUg.  Zeit.  No.  260. 
261.     Arch.  Zeit.  1872  S.  97.  98. 

E.  Brizio  Kopf  des  Constanz,  gef.  auf  dem  Forum. 
Bull.  1872  S.  228. 

H.  Grimm  Reiterstatue  des  Theoderich  in  Aachen. 
.Arch.  Zeit.  1872  S.  44.  G.  Denio  die  angebliche 
Theoderichstatue  in  Aachen  (für  zwei  nicht  zusammen- 
gehörige antike  Figuren,  die  eines  Reiters  und  eines 
Satyrs,  erklärt).    Jahns  Jahrb.  1871   S.  176. 

A.  Flasch  das  eleusinische  Relief  (Weihgeschenk  eines 
Siegers  in  den  eleusinischen  Spielen).    Bull.   1872  S.  8. 

K.  Zangemeister  rilievo  dl  FoUgno  ruppr.  giuoclii 
circensi.     Ann.  1870  S.  232. 

G.  Hirschfeld  Schiffskampf  auf  Steinplatte  aus  Pe- 
saro.     Arch.  Zeit.   1871   S.  50. 

Fi\  MoLARi)  Sarkophag  mit  Darstellung  einer  Jagd,  gef. 
bei  Ajaccio.  Rev.  arch.  22  S.  182.  A.  Ilg  Jagdscene, 
Relief,  mit  Inschrift,  aus  Fricilherir  (Obersteiermark). 
.V[itth.  d.  Ceutr.  Comm.   1872  S.  XCI. 

L.  Remkr  Signifer,  Staluc  aus  Egypteu.  Rev.  arch. 
24  S.  112. 

W.  Helbig  über  Masken  als  Schlussteine  von  Kan.'ilen. 
Bull.  1871  S.  22. 

G.  CoLONNA  Crccaldi  Statue  eines  Priesters  mit 
Taube,  gef.  in  Golgos.  Rev.  arch.  22  S.  370.  F.  Finzi 
Statuen,  Köpfe  und  Reliefs  aus  Cypern.  Bull.  1871 
S.  22. 

A.  Conze  tcslit  d'Efehn.  Ami.  1871  S.  279.  Mon.  9 
Tat'.  36.  R.  Bergau  zwei  Büsten  (Mann  und  Frau) 
gef.  in  Nürnberg.  Arch.  Zeit.  1871  S.  166.  Vgl.  All;;. 
Zeit.  2.  Dec.  1871.  Acad.  1871  S.  557.  R.  Gädechens 
weibliche  Herme  mit  Farbespuren  aus  Pompeji.  Bull. 
1872  S.  198.  F.  .Matz  slaliiu  dl  doniia  scdcntedel 
Palazzo  UurherM.  Ann.  1871  S.  202.  Mon.  9  Tat.  34. 
(erklärt  sie  für  eine  SchutzÜehende).  G.  IIirschfelu 
Mädchen  im  Garten  Giusti  zu  Verona,  .»^rch.  Zeit.  187l 
S.50.  Frauenkopf  gef.  auf  dem  Viminal.  L'lndic.  1  S.  114. 
Tu.  Roller  sitzende  Frau,  gef.  auf  dem  Palatin.  Rev. 
arch.  23  S.  .340.  Weiblicher  Torso  gef.  an  der  .Alten- 
burg, jetzt  im  Museum  zu  Köln.  Lützows  Zeitschr. 
Beibl.  8  S.  122. 

R.  Schöne  Gruppe  aus  Marsala  (Thiere).  .\rch.  Zeit. 
1871  S.  132.  188.  Hahn,  Relief  gef  in  Phokäa.  Phil. 
.'\nz.  4  S.  63.  R.  Gädechens  Hahn,  Relief  auf  Brun- 
nen in  Pompeji.     Bull.   1872  S.  162. 

A.  Conze  athenisches  Se  p  u  Icralrelief.  .\rch.  Zeit.  1871 
S.  81.  .'V.  Conze  Grabrelief  aus  Sparta.  .\nn.  1870 
S.  272.      A.    Trendelenbürg    archaisches     (irabrelicf 


130 


aus  Athen.     Bull.  1872  S.  99.    A.  Dumont  sli-lc  utl,e- 

nlenne  represeiilunt   iine  di'positloi)  fuiihhre.     Rov.  arch. 

24  S.  339. 
L.   P.vssv   siir    dcux   monumcnts  inetlils   ((c    ht   sciilpliire 

en  porphijrc.     Coni[)tes  rtiid.  6  S.  59. 
R.  FönsTKR  hussorilievo  (hdht   Villu  Albuiii.     Ann.   1870 

S.  213. 
A.     Allmi;r     löniische    Bnaiiienverzierutig.       Bull.    1872 

S.  93. 
J.  fi.  JoYCK  OH  Ihe  surcophuyiis  of  Valerius  Amandlniis, 

iltscovercd  al   Wcslminster.     Arch.  Jourji.  27  S.  257. 
R.  E.NGKLM.^NN  dorisches  Cajiitcll  aus  Korf'u.    Bull.  1872 

S-  35.      E.    Brizio    Architekt urstücke    gel',    aul'  Forum 

Romanum.     Bull.  1872  S.  228. 
A.  MiCHAELi.s    ZU    den    Parthpnou-Scul|iturcn.      Arch. 

Zeit.  1871   S.llO.     O.  Lüders  der  Westfries  der  Cella 

des    Parthenon    in    seinem    jetzigen    Zustande.      Arch. 

Zeit.   1872   S.  31.     J.  Lkssing    angebliche    alte   Hand- 

zeicliuung  des  Ilissos  aus  dem   Parthenongiebel.     Arch. 

Zeit.  1872  S.  76. 

E.  CuRTiu.s  die  Säuleiireliet's  von  Ephesus.  Arch.  Zeit. 
1872  S.  72. 

S.  CoLViN  Über  das  Mausoleum  von  Halicarnass  und 
seine  Reliefs.  Acad.  1871  S.  195.  W.  Hi:LniG  Mar- 
niorkopf  vom  Mausoleum,  jetzt  im  Brit.  Mus.  Bull. 
1872  S.  67. 

H.  Brunn  die  Ära  in  Pergamum.  Bull.  1871  S.  28. 
W.  Helbig  Kopf  des  Brit.  Mus.  zur  pcrgamenischen 
Schule  gehörig.     Bull.  1872  S.  71. 

F.  Matz  i  rilinvi  del  proscoi'tn  del  Iciilro  di  liacco  in 
Alene.     Ann.  1870  S.  97.     .Mun.  9  Taf.  16. 

E.  ScHtiLZE  Über  die  Giebelgruppe  des  Capitulini- 
schen  Ju})itert(mijels.     Arch.  Zeit.  1872  S.  1. 

R.  Engii-mann  über  eine  verlorene  Statue  eines  y/na- 
§iO((H'OC.  Bull.  1S72  S.  10.  Uiadumenos,  gef  iu 
Vaison,  jetzt  im  Brit.  Mus.     Phil.  Anz.  4  S.  221. 

F.'ilschungen. 

R.  Kekui.k  über  eine  angeblicl»«  Darstellung  der  Tyche 
mit  Plutos  (Pasticcio).     Arch.  Zeit.  1871  S.  51. 

R.  Engei.mann  Relief  (Arch.  Zeit.  1862  Taf.  166)  für 
wahrscheinlich  modern  erkljirt.     Bull.  1872  S.  G8. 

E.  Brizio  Kopf  von  Bologna.  Bull.  1872  S.  65.  Da- 
gegen A.  Fi-A.-cii  Bull.  1872  S   60. 

G.  HiRSCHFELD  Sal|iionrelief  aus  Boloirna.  Arch.  Zeit. 
1871  S.  50.    Vgl.  R.  Forster  Arch.  Zeit.  1871  S.  123. 

R.  Forster   Asklepios,  Athena,   Hvgieia   Relief  in 

Rom.     Arch.  Zeit.  1871  S.  126. 
R.  Förster  Kleobis  und  Bi ton,  R-licf  in  Rom.    Arch. 

Zeit.   187]    S.  124. 

2.     Werke  aus  Erz  und  andern  Metai.i.ex. 
AI  Igem  ein  es. 

A.   Mazar»    miisee    de.   Sa'inl-  Oennu'm.     Orhpnc.    dt:    la 

tn  e  t  all  iirg  in.     L'Indic.  1  S.  80. 
Analyse    c/iiniif/Hc    de    hronzc    «n/jf/iic.      Bull,     de    l'Ec. 

d'Ath.    S.  197.     E.   V.   BiHRA    alte  Eisen    und   Silber- 

liefunde.     S.  o. 

A.  CoNZE  Hildeshcimcr  Silbcrlund.  Mitth.  d.  Centr. 
Comm.  1871  S.  CV. 


Einzelne  D  e  u  k  m  ;l  1  e  r. 

V.  Sallet  Juppiter,  Statuette  gef.  in  Schlesien.    Arch. 

Zeit.  1872  S.  43. 
R.  Kekule  teslit  dl  hroiizo  rapprescntanle  Apollo.    Ann. 

1870  S.  263.  Mon.  9  Taf  18.  E.  Hübner  Apoll 
mit  andern  Göttern  auf  silberner  Schüssel  des  Herz. 
V.  Northumberland.  Arch.  Zeit.  1871  S.  90.  W.  Hel- 
big Apollo  Nomios,  Bronze  des  Berliner  Museums,  für 
Hermes  Kriophoros  erkliirt.     Bull.   1871  S.  119. 

F.  Adler  Athena  Promachos,  Statuette  aus  .\then. 
Arch.  Zeit.  1872  S.  42.  v.  Sallet  Promachostypus, 
aus  Athen.  Arch.  Zeit.  1872  S.  39.  Statuette  get.  bei 
Vienne;  dort  l)efindlich.  L'Indic.  1  S.  144.  L.  Ste- 
PHANi  Güldplilttchen  mit  Atbenakojif,  aus  der  Blisnitza. 
Compte  rend.  1869  S.  141.  E.  HObner  Kampfscenen 
auf  ehernem  Helm  in  Gestalt  eines  Minervakopfes,  gef. 
1796  in  Lancashire.  Arch.  Zeit.  1871  S.  90.  L.  Ste- 
PHANi  Halsband  mitGorgonen-  und  anderen  Köpfen. 
Compte  rend.  1869  S.  128.  R.  G.\deciiens  Meduse, 
Bronzediscus  aus  Pompeji.     Bull.  1872  S.  169. 

E.  Hübner  Mars  Victor,  Statuette  gef  bei  Cambridge. 
Arch.  Zeit.  1871  S.  173. 

E.  Hübner  .'Vphrodite   mit    der  Stephane.     Arch.  Zeit. 

1871  S.  51.  L.  Schwabe  Aphrodite  mit  der  Sandale 
drohend.  Arch.  Zeit.  1871  S.  97.  W.  Helbig  Aphro- 
dite, Statuette.  Bull.  1871  S.  41.  R.  G.\deciiens  Ve- 
nus die  Haare  trocknend,  aus  Pompeji.  Bull.  1872 
S.  198. 

W.  Helbig  Hermes  Kriophoros  als  Griff  eines  Vasen- 
deckels aus  Capua.  Bull.  1871  S.  117.  118.  E.  CuR- 
Tius  Hermes  Kriojihoros,  aus  Capua.  Arch.  Zeit.  1872 
S.  40. 

F.  Maktinetti  Dionj'sos  uiit  Reh  unter  Weinstock, 
Griff  eines  Spiegels  aus  l'raeneste.  Bull.  1871  S.  74. 
A.  Trendixenjukg  Discus  mit  Silen,  gef  in  Pom- 
peji. Bull.  1871  S.  253.  Vgl.  G.  de  Petra  Giorn. 
degli  scavi  2  S.  177  und  R.  Engel.mann  Lützows 
Zeitschr.  7  S.  371. 

R.  Gädecuens  Bacchant  Trauben  auspressend,  aus 
Pompeji.  Bull.  1872  S.  198.  L.  Stepiiani  bacchischer 
Zug  Goldschmuck  aus  der  Blisnitza.  Compte  rend. 
1869  S.  14. 

L.  SrEi'iiANi  Eroten  ringend,  Spiegelkapsel  aus  der 
Blisnitza.  Coni|>te  rend.  1869  S.  144.  L.  Stephani 
Eros  Alabastron  haltend,  Spiegelgriff  von  der  Halbinsel 
Tarn  an.  Compte  rend.  1869  S.  176.  W.  Helbig  Erot 
im  Begriff  Ball  zu  spielen.  Bull.  1871  S.  65.  A.  Tren- 
delenuvrg  schlafender  Erot,  Statuette  aus  Pompeji. 
Bull.  1871  S.  253.  Amor,  römische  Bronze  aus  llhudus, 
jetzt  Brit.  Mus.  mit  sonderbar  behandelten  Augen. 
Acad.  1871  S.  415.  \V.  Helrig  Reliefs  von  einem 
Gürtel,  Götterköple,  Eroten  und  Herakles  mit  den 
Pferden  des  Diomedes.     Bull.  1871  S.  65. 

L.  Stephani  Nereide  auf  Seepferd,  Goldsdnnuck  aus 
der  Blisnitza.     Compte  rend.  1869  S.  142. 

W.  Heliiig  Harpyien  auf  Vase  aus  Capua.  Bidl.  1871 
S.  118. 

A.  TRENDi:LENBi;RG  Abuudaiitia,  Statuette  aus  Pom- 
peji.    Bull.  1871  S.  253. 

F.  M\tz  Goldschale  von  Pictraossa  (neben  Göttern  ver- 
schiedene  Personificationen).     Arch.  Zeit.  1871  S.  1.35. 

DE  Witte  über  die  colossale  Statue  des  Herakies,  gef. 
im    Theater    des    Pompejus.      Comptes   rend.    6    S.  71. 

R.  G.Kdeciiens   Herakles    mit  Apfel,   aus  Pompeji.     Bull. 


131 


187"J  S.  198.     J.  KoiLiz   Herakles   mit  Amazone  käin- 

jifeiid,  Spiegclkapsel  aus  Griimento.     Ann.   1871   S.  136. 

Mon.  9    Tat'.  31.     .T.  Roulez  Herakles  bei   den   Hespe- 

riden.    Ann.  1871   S.  152.    Mon.  9  Tat.  31.   S.  Eroten. 
J.  Roulez   Antiope    und  Theseus,    Spiegelkapsel  aus 

Palestriua.     Ann.  1871  S.  131.     Mon.  9  S.  31. 
W.    Helbig    Kentaur    mit    menschlichen    Vorderfüfsen, 

etruskiseh.     ßull.   1871   S.  68. 
AV.  Helbk;  Statue    des  Brit.  Mus.  (möchte    in   ihr   einen 

Perseus  erkennen).     Bull.  1872  S.  104. 
W.  Helbig   Ephebenstatue,   aus   Palazzo    Sciarra,     mit 

Bezug  auf  Kekule,    die  Gruppe  des  Menelaos.      Bull. 

1871  S.  18. 

AV.  Helbig  Uiskobol,  Griff  vom  Deckel  einer  Vase  aus 
Capua.     Bull.  1871  S.  116. 

W.  Helbig  .Vdorirender  Jüngling,  Griff  eines  Vasen- 
deckels aus  Capua.     Bull.  1871  S.  118. 

R.  G.Xdechens  Caniilli,   Statuetten  aus  Pompeji.     Bull. 

1872  S.198. 

E.  Hübner  liritannicus  (?),  Statuette  im  British  Mu- 
seum.    Arch.  Zeit.  1871   S.  90. 

\V.  Helbig  silberne  Schale  angeblich  aus  Salerno  mit 
egvptisirendeu  Figuren.  Bull.  1872  S.  130.  Nach 
E.'Brizio  aus  Cervetri.  Bull.  1872  S.  131.  Vgl.  Lig- 
nAN.A.  .Arch.  Zeil.  1872  S.  98 

W.  Helbk;  Jüngling  auf  Hoiii  blasend,  Grifl'  eines  Va- 
sendeckels aus  Capua.  Bull.  1871  S.  118.  F.  Mar- 
TiNETTi  Deckel  einer  Cista  mit  einem  Mann  und  einer 
Frau  als  Griff,  aus  Praeneste.  Bull.  1871  S.  73. 
.\.  DuMONT  broif^e  nrcluüque  Jroiwi-  i<  Gourizi,  icn- 
Albanu'  (Frau).  Rev.  arch.  24  S.  1.  A.  Trendelen- 
blrg  Frau,  Statuette  au.5  Pompeji.  Bull.  1871  S.  253 
F.  Martinetti  Strigilis,  deren  Griff  von  nackter  Frau 
gebildet  wird,  aus  Praeneste.  BiiU.  1871  S.  75.  Vgl. 
ü.   Benndorf   Ann.    1871    S.  125.     .Mon.  9.    Taf  29. 

Colossaler  Fuls,  gef.  im  Amphitheater  zu  Urbisaglia 
(Marche).     Acad.  1871  S.  194. 

A.  DE  Mo.ntaiglon  notice  siir  nne  fiyurine  ijuUo-inmuiue 
eil  hronze  du  Musri-  de  Soissons;  gef  in  Soissons. 
L'Iudic.  1   S.  188. 

Ij.  Stephani  goldenes  Halsband  mit  Thiergruppen.  Compte 
rend.  1869  S.  18.  L.  Stephani  Pegasus,  Goldschmuck 
aus  der  Blisnitza.  Compte  rend.  1869  S.  142.  J.  Roulez 
Ariuias[i    und    Greif,  Deckel    aus   Palestrina.      Ann. 

1871  S.  142.  Mon.  9  Taf  31.  L.  Stephani  Greifen, 
Goldschnjuck  aus  der  Blisnitza.  Compte  rend.  1869 
S.  142.  L.  Stephani  Vögel,  Goldschrnuck  von  Klei- 
dern, aus  der  Blisnitza.  Comjjte  rend.  1869  S.  140. 
L.  Stephani  Löwe  auf  Armband.  Compte  rend.  1869 
S.  139.  R.  Gädechens  Candelaber  mit  Löxvenfül'sen 
aus  Pompeji.  Bull.  1872  S.  243.  S.  S.  Lewis  oh  u 
hronze  raiii,  o/'  «iicieiif  greeh  ivorlmunshif ,  now  in 
(he  JWhscimii  ut  Patmno.  Journ.  of  Phil.  4  S.  67. 
Candelaber  mit  Delphinen  u.  s.  w.  verziert,  gef  bei 
Marseille.  Rev.  arch.  23  S.  337.  Sau  aus  Bronze  im 
Museum  zu  Saint-Germain.  L'Indic.  1  S.  4  Bulliot 
Schwan,  gef  in  Bibracte.  Rev.  arch.  23  S.  187. 
E.  Brizio    Kopf   eines   Hundes,    gef.    in    Ostia.     Bull. 

1872  S.  3. 

F;llschungen. 

H.  Heyde.viann  Venus,  Statuette  aus  der  Sammlung  des 
Gr.  V.  Pourtales  (für  Renaissance  erkljirt).  Arch.  Zeit. 
1872  S.  69. 

,\rili.5olu^'.  Zt^.,  .laliijiiHi.'  \XX. 


A.  Conzk  der  betende  Knabe  der  M;irciana  zu  Venedis;. 
Arch.  Zeit.  1872  S.  89. 

3.     Werke  aus  Thon  und  Stuck. 
AUgem  eines. 

E.   P.   RiARDOT    les  ierres   cuites  greaincs   funitbrrs   dtins 

leiir  nipporf:  avec  Jes  mysUtres  de  liucchtis.     S.  o. 

A.  Fvbretti  Terracotten  ans  Cyiiern,  theilweise  mit  In- 
schriften von  Magistraten  n.  s.  w.  im  Museum  zu  Tu- 
rin.    Bull.  1870  S.  202. 

R.  Gädechens   Stuckreliefs  aus  Pompeji.     Gott.  Nachr. 

1871  S.  574. 

A.  Klügmann  vasi  flltil'i  iitttryantati.  Ann.  1871  S.  5. 
Mon.  9  Taf.  26.  A.  Klügmann  vnppii  inaryenlutn  e 
smiilfiilti  di  l'iUaimoini.  Ann.  1871  S.  195.  A.  Klüg- 
mann Becher  aus  Terracotta  vergoldet  und  bemalt, 
läull.  1871  S.  67. 

Einzelne  D  e  n  k  m  .-i  1  e  r. 

R.  G.\dechens  Zeus  auf  Adler,  Lampe  aus  Pompeji. 
Bull.  1872  S.  246.  R.  G-^dechens  Juppiter  zwischen 
Minerva   und  Fortuna,   Lampe  a>is  Pompeji.     Bull. 

1872  S.  198.     L.  Stephvni  Io    mit   .Adler,    Innenbild 
einer  Schale   aus  Kertsch.     Compte  rend.  1869  S.  190. 

A.    Trendelenburc;    Ilephaestos,     Kopf    über    einem 

Heerde,  gef  in  Pompeji.     Bull.   1871   S.  171. 
E.    Curtius    .Aphrodite    und    .\donis,     Modell    einer 

Spiegelkapsel,    aus  Olympia.     Arch.  Zeit.   1872   S.   70. 

L.  Stephani    Aphrodite,    aus    der   Blisnitza.      Compte 

rend.  1869  S.  164.      de   Longperier   A'asc   mit   Venus 

und  Anchises,  gef  bei  Havre.    Compte  rend.  6  S.  157. 

Vgl.  Rev.  arch.  23  S.  CO. 
R.  Fürster   sopra    ii»    </nippo    di    D'i  nniso,   S'ileno    e 

Kaccunt i;    in.    iina   mutrice.     Ann.    1870  S.  205.     L. 

Stephani    Silen    mit    dem    Dionysosknaben.      Compte 

rend.  1869  .S.  147.     L.  Stephani   silenartiL^e  Gestalten, 

aus  der  Blisnitza.     Compte  rend.  1869  S.  157. 
G.  de  Petra  Amor  mit  Körben,    Lampe  aus  Pompeji. 

Giorn.  degli  scavi  2  S.  179. 
R.  G.\dechens    Sirene   auf  Lampe   ans   Pompeji.     Bull. 

1872  S.  246. 
L.  Stephani    die  Moeren.    aus    der   iUisnitza.      Cüm|)te 

rend.  1869  S.  162. 
R.  Gädechens  Gigant,  Statue  aus  Pompeji.     Bull.  1872 

S.  247. 
A.  Klügmann    Lampe   mit  Fortuna,    ringsum  Symbole 

anderer   Gottheiten.     Bull.   1871    S.  67.     G.  de  Petra 

Fortuna    sitzend,    Lampe    aus   Pom|ipji.      Giorn.    degli 

scavi  2  S.  179. 
J.  Freudenberg  Matroiia,  Terracotta  uef.  bei  Coblenz. 

Bonner  Jahrb.  .50  S.  307. 
E.  Curtius  die  Geburt  des  Erich  tho  nios,  aus  .Athen. 

Arch.  Zeit.  1872  S.  51. 
E.    Curtius    Eos    und   Kephalos,    aus    Athen.     Arch. 

Zeit.  1872  S.  76. 
L.    Stephani    Herakles    trunken,    aus     der    Blisnitza. 

Compte  rend.  1869  S.  155. 
II.  Heydemann  Hochzeit   des  Peleus  und  der  Thetis, 

aus   der   Sammlung   des  Gr.   v.  Pourtales.     Arch.  Zeit. 

1872  S.  68. 
Tu.  Roller    Phaedra    und   Hippolyt,    aus  Stuck    in 

:^.   demente  in  Rom.     Rev.  arch.  24  S.  67. 

18 


132 


Y.  Lenormant  siir  im  fand  de  pocidum  de  In  fabiUjue 
de  C'ajioKC  (gallischer  Krieger  im  delphischen  Heiligtimiii). 
Rev.  arch.  23  S.  153. 

L.  Stephani  Komiker,  aus  der  Blisnitza.  Compte  rend. 
1869  S.  148. 

L.  Stephani  Itiuger  und  Faustkümpfer,  aus  der  Blis- 
nitza.     Compte  rend.  1869  S.  148. 

A.  KlCgmann  Lampe  mit  dem  Spiele  axuTiiQÖu.  Bull. 
1871  S.  40.     Arch.  Zeit.  1871  S.  40. 

W.  Helbig  Tibicen  und  Paedagog  der  Comödie,  aus 
Corneto.  Bull.  1872  S.  107.  L.  Stephani  Paedagoge 
mit  Knaben,  aus  der  Büsnitza.  Compte  rend.  1869 
S.  147. 

F.  Matz  itiijiruiilu  d'tinii  formu  di  terracolla  rupjireseii- 
lanle  d\ie  umanti.  Ann.  1871  S.  210.  L.  Stephani 
Liebespaar,  aus  der  Büsnitza.  Compte  rend.  1869  S.  160. 

A.  Trendelenburu  Alter  das  Alphabet  studirend,  Lampe 
aus  Pompeji.  Bull.  1871  S.  253.  Vgl.  G.  de  Petra 
Giorn.  degli  scavi  2  S.  188  und  R.  Engelmann  LiUzovvs 
Zeitschr.  7  S.  371. 

L.  Stephani  alte  Miinner,  aus  der  Büsnitza.  Compte 
rend.  1869  S.  148. 

E.  CuRTirs  sterbend  zusammensinkende  Frau,  aus  Me- 
los.  Arch.  Zeit.  1872  S.  76.  E.  Curtius  Schutzfle- 
hende, aus  Athen.  Arch.  Zeit.  1872  S.  75.  L.  Ste- 
phani alte  Frauen,  aus  der  Büsnitza.  Compte  rend. 
1869  S.  164.  L.  Stephani  schwangere  .\lte.  Compte 
rend.  1869  S.  165.  L.  Stephani  trunkene  Frauen,  aus 
der  Büsnitza.  Compte  rend.  1869  S.  165.  F.  Adler 
Stirnziegel  aus  Caere  (Frauenkopt).  Arch.  Zeit.  1871 
S.  1.  W.  Helbk;  Sarkophag  aus  Corneto  mit  Figur 
der  Todten.  Bull.  1871  S.  20.  Cippus  aus  Terracotta 
mit  männlicher  und  weiblicher  Figur,  gef.  zu  Lesoux 
(Puv-de-D6me),  jetzt  zu  Saint- Germaiu.  L'Indic.  1 
S.  89. 

A.  Trendelenbirg  obscöne  Darstellung  auf  Lampe  aus 
Pompeji.  Bull.  1871  S.  253.  Vgl.  G.  de  Petra  Giorn. 
degü  scavi  2  S.  179. 

\V.  Helbig  siegreiches  Pferd,  geflügelt,  auf  Lampe. 
Bull.  1872  S.  133.  G.  de  Petra  Adler  auf  Lampe, 
get.  in  Pompeji.  Giorn.  degli  scavi  2  S.  180.  L.  Ste- 
phani Schwein,  aus  der  Büsnitza.  Compte  rend.  1869 
S.  172.  G.  DE  Petra  Lamm,  Lampe  aus  Pompeji. 
Giern,  deeü  scavi  2  S.  179. 


4.     Gemmen  vjnd  GlasflCs.se. 

Allgemeines. 
H.  N.  Story-Maskel-vne   the  Malborough  Gems.     S.  o. 
F.  Slade  cutalociun  nf  the  coUeclion  of  glass.     S.  o. 
J.  Amiet  Gemmen   in    der  Schweiz   gef.     Schweizer  Anz. 
1870  S.  200. 

Einzelne  Denkmiiler. 

W.  Helbig  .\phrodite  die  Sandalen  lösend,  mit  r.  H. 
sich  auf  Ruder  stützend.     Bull.  1871  S.  68. 

W.  Helbig  Ring  mitHarpyie  und  Chimaera,  gef.  in 
Cervetri.     Bull.  1.871  S.  66. 

L.  Stephani  Pataekos,  aus  Smalt,  gef.  in  der  Büsnitza. 
Compte  rend.  1869  S.  145. 

K.  MOllenhoff  Paste  mit  m.-innüchen  Gestalten,  auf  Alsen 
gefunden.     Arch.  Zeit.  1872  S.  41. 

L.  Stephani  assyrischer  König  auf  Löwenjagd,  Ring 
aus  der  Büsnitza.  Compte  rend.  1869  S.  140.  L.  Ste- 
phani Ring  mit  ruhendem  Löwen.  Compte  rend.  1869 
S.  139.  Ring  mit  Zweigespann,  gef.  zu  .\ttricourt 
(Haute-Sa6ne).  L'Indic.  1  S.  34.  W.  Helbk;  Muschel 
aus  Onv.x,  auf  der  Rückseite  ein  Adler.  Bull.  1872 
S.  .33.  ' 

Fälsch  ungen. 

W.  Hllbu;  Bellero|)hou  die  CliiaiJire  tiidtend,  modern. 
Bull.  1872  S.  5. 

5.     Arbeiten  in  HoLi;,  Elfenbein,  Bernstein. 

.\llgem  eines. 

W.  Maskell  descri))lion  of  the  ivories.     S.  o. 
J.    Friedl.\ender    antike    Bernsteinschnitzvverke.      Arch. 
Zeit.  1871  S.  49. 

Einzelne  Denkm.-iler. 

K.  DiLTHEY  Apollon  und  Daphne,  Elfenbeinrelief  aus 
Raveuna.     Bonner  Jahrb.  52  S.  49. 

L.  Stephani  Frau  und  Puppe  mit  beweglichen  Glied- 
mafseu  aus  Knochen,  gef.  in  der  Büsnitza.  Compte 
rend.  1869  S.  162. 

L.  Stephani  Holzsarkophag  mit  Greifen,  von  der  Halb- 
insel Taman.     Compte  rend.  1869  S.  177. 


b.     Werke  der  zeichnenden  Künste. 


1.    Wandgem.\lde. 

(NB.    Diejenigen  Gem.-ilde   bei    denen   die  Herkunft  nicht 
ausdrücklich  angegeben  ist  stammen  aus  Pompeji ;    die 

Reihenfolge  nach  Helbig). 

.\llgemeines  und  gröfserc  Publicat  i  onen. 

\V.  Helbig   Beiträge  zur  Erkl;iruug  der  campanisrhen 

Wandgemälde.     S.  o.  ^ 

W.    Helbig    dipiiiti    ta rijuin  iesi.       Aun.    1870    S.    5. 

Mon.  9  Taf  13—15.     Vgl.  Acad.  1871  S.  282. 
W.    Helbig    antike    Landschaftsmalerei.      Arch.     Zeit. 

1871  S.  87. 
L.    Renier    et    G.    Pekkot    les    yieinlures    du    l'atdiin. 

S.  0. 


Einzelne  Denkmäler, 
a.     Römisch-campanische  Sacralbilder. 

.\.  Trendelenbur(;  Mercur  mit  Minerva.  Ball.  1871 
S.  209. 

A.  Trendelenbiiu;  Pfeiler  mit  doppelter  Darstellung 
des  Genius  Familiaris.  Bull.  1871  8.  206.  Vgl. 
R.  Engelmann  Lützows  Zeitschr.   7  S.  257. 

A.  Trendelenbiug  Larenbild.  Bull.  1871  S.  199. 
20L  Vgl.  R.  Engelmann  Lützows  Zeitschr.  7  S.  149. 
256.  A.  Trendelenktirc;  Lareubild  mit  Sarnus. 
Bull.  1871  S.  207.  Vgl.  R.  En(;elmann  Lützows  Zeit- 
schr. 7  S.  257.  G.  DE  Petra  rappreseiüazioiw  del 
Santo  coHifl  Penate.  Giorn.  degli  scavi  S.  134.  A. 
Trendelenburg  V'esta  auf  Esel  mit  Kind.  Bull.  1871 
S.    181.      VkI.     R.     En(;elmann     Lützows    Zeitschr.    7 


133 


1872   S.  200.     Vgl. 


iS.  254.    E.  Brizio  Frau  auf  Esel  mit  Kind,  fiir  Epoiia 
erklJirt.     Giorn.  degli  scavi  2  S.  98. 

ß.     Gütterniythc'ii. 

A.  Trendklenburg  Danae.  Bull.  1871  S.  180.  Vgl. 
R.  Engelm.\nn  Liitzows  Zeitschr.  7  S.  253.  H.  Hey- 
DEM.\NN  Europa  Blunieu  pflückend,  .■ms  Stabiae.  Arch. 
Zeit.  1872  S.  63.  A.  Trendelenburg  Jo  und  Argos. 
Bull.  1871  S.  195.  Vgl.  R.  Engelmann  Lützons  Zeit- 
schr. S.  250.    R.  G.\DECHENsLeda.    Bull.  1872  S.  172. 

R.  G.iDECHENS  Neptun.  Bull.  1872  S.  172.  R.  G.Kni,- 
CHENS  Theophaue.     Gott.  Nachr.  1871  S.  568. 

R.  Gädechens  Aktaeon.     Bull.  1872  S.  174. 

R.  Gädechens  Venus  tischend.  Bull.  1872  S.  171. 
R.  Gädechens  Toilette  der  Veuus.  Bull.  1872  S.  196. 
A.  Trendelenriirg  Venus  auf  Triton  sitzend  landet 
an  der  Küste.  Bull.  1871  S.  252.  Vgl.  R.  ENCiELMANN 
I.ützows  Zeitschr.  7  S.  370  und  G.  de  Petra  Giorn. 
degli  scavi  2  S.  230.  E.  BrIzio  Mars  und  Venus. 
Bull.  1872  S.  11.  R.  Gädechens  Mars  und  Venus. 
Bull.  1872  S.  239.  A.  Trendelenbvrg  Aphrodite  mit 
Adonis.     Bull.  1871  S.  251. 

A.  Trendelenburg  Frau  im  liegriff  ein  liild  des  Her- 
mes zu  bekr.-inzen.  Bull.  1871  S.  194.  Vgl.  R.  Engel- 
.\iANN  Lülzows  Zeitschr.  S.  253  R.  Gädechens  Mer- 
kur   mit    Hahn    und    Börse.      Bul 

R.  Engelmann  Lützows  Zeitschr.  7  S.  371. 

H.  Heydemann  Bacchus  zwischen  Venus  und  Apollo. 
Arch.  Zeit.  1872  S.  91.  A.  TRENDELENuuR(i  Bacchan- 
tin mit  Bacchant  (?).  Bull.  1871  S  182.  Vgl.  R. 
Engelmann  Lützows  Zeitschr.  7  S.  253  (auf  A])ollo 
und  Daphne  gedeutet). 

R.  G.JiDECHENs  Am  or  Flöte  blasend.  Bull.  1872  S.  173.  mit 
Lvra.  Bull.  1872  S.  172.  A.  Trendelenburg  .-Vmo- 
rettenfries.  Bull.  1872  S.  129.  Vgl.  R.  Engelmann 
Lützows  Zeitschr.  7  S.  308.  A.  Trendele.nbur(;  Ero- 
ten sich  selbst  tödtend  (?).  Bull.  1871  S.  198.  Vgl. 
ilagegen  R.  Engel.mann  Lützows  Zeitschr.  7  S.  152. 
R.  Gädechens  Eroten.  Bull.  1872  S.  195.  196  fi'. 
A.  Trendelenbi  rg  Eroten  mit  Delphinen  wettfah- 
rend. Bull.  1871  S.  235.  Vgl.  R.  Engelmann  Lützows 
Zeitschr.  7  S.  369.  E.  Brizio  Amor  von  Venus  be- 
straft. Giorn.  degli  scavi  2  S.  101.  Vgl.  .\.  Trende- 
lenburg Bull.  1871  S.  181.  R.  Engelmann  Lützows 
Zeitschr.  7  S.  252.  A.  Trenuelenuur<;  Eroten  und 
Psychen  Guirlanden  tteclitend,  Wein  kelternd  u.  s.  w. 
Bull.  1871  S.  234.  Vgl.  R.  En(;klmann  Lützows  Zeit- 
sclir.  7  S.  368. 

.\.  Trendelenburg  Sol,  Luna  und  Fortuna-Isis. 
Bull.  1871  S.  207.  Vgl.  R.  Engelmann  Lützows  Zeit- 
schr. 7  S.  257. 

.\.  Trendelenburg  geflügelte  Frau  mit  Lorbeerkranz 
auf  einer  Kugel.     Bull.  1871  S.  172. 

R.  G.\dechens  Jahreszeiten.  Bull.  1872  S.  166.  Vgl. 
R.  Engelmann  Lützows  Zeitschr.  7  8.  371. 

\.  Tbendelenbur(;  Galatea  auf  Delphin.  Bull.  1871 
S.  197.  Vgl.  R.  Engelm.\nn  Ijützows  Zeitschr.  7 
S.  250. 

R.  G.\DECiiENS  männliche  Gottheit  (?).    Bull.  1872  S.  173. 

y.     Heroenmythen. 

E.  Brizio  Herakles  mitDejanira  bei  Nessus.  Giorn. 
degli   scavi  2  S.  103.     Vgl.  A.  Trendelenburg  Bull. 


1871  S.  202.  R.  Engklmann  Lützows  Zeitschr.  7 
S.  146. 

y\.  Trendelenburc;  Triptolemus.  Bull.  1871  8.208. 
251.  Vgl.  R.  En(;elmann  Lützows  Zeitschr.  7  S.  258. 
369.  R.  Gädechens  lu  missinnu  di  Trlllotnmti.  Giorn. 
degli  scavi  2  S.  129.  Vgl.  Gütt.  Nachr.  J871  S.  291. 
G.  de  Petra  Triptolemus.    Giorn.  degli  scavi  2  8.229. 

R.  Gädechens  Niobe  e  h;  siia  fujUv,  GemJilde  auf  Mar- 
mor. Giorn.  dejili  scavi  2  S.  238.  Vgl.  Bull.  1872 
S.  169.     R.  Exgelmann  Lützows  Zeitschr.  7  S.  371. 

A.  Tkendelknburg  Admetos  und  .\lkestis.  Bull.  1872 
S.  70. 

R.  Gädechens  Meleagei-  und  Atalante.  Bull.  1872 
8.  194. 

E.  BuizH)  8cenen  aus  dem  Bellerophonmythns.  Giorn. 
desli  scavi  2  S.  107.  A.  Tbendelenburg  Bellerophon. 
Bull.  1871  8.203.  Vgl.  R.  Engelmann  Lützows  Zeit- 
schr. 7  8.  147.  A.  Trendelenburg  Kampf  mit  Ama- 
zone. Bull.  1871  8.  204.  Vgl.  R.  Engklmann  Lülzows 
Zeitschr.  7  8.  148. 

A.  Trendelenburi;  .Andromeda  und  Perseus.     Bull. 

1871  8.  174. 

R.  Engelmann  Thescus  von  .\riadne  den  Kn.'iuel 
empfangend.  Lützows  Zeitschr.  7  S.  367.  H.  Heyde- 
mann Theseus  den  Minotaiirus  tödtend.    .-irch.  Zeit. 

1872  8.  89.  A.  Trenuelenburc;  .'\riadne  verlassen. 
Bull.  1871  S.  205.  Vgl.  R.  Engelmann  Lützows  Zeit- 
schr. 7  8.  256.  F.  WiESELEH  .\riadne.  Gütt.  Nachr. 
1871  S.  291.  R.  Gädechens  D'wniso  it  Ariadnc.  Giorn. 
degli  scavi  2  S.  129.  A.  Trkndelenbirc;  Ariadne 
von  Dionysos  gefunden.  Bull.  1871  S.  208.  Vgl.  R. 
EN(iELMANN  Ijützovvs  Zcitschr.  7  S.  257.  E.  Brizio 
Theseus  mit  .\mazonen  kämpfend.  Giorn.  degli  scavi 
2  8. 105.  Doch  vgl.  Bull.  1871  S.  204.  Lützows  Zeitschr. 
7  S.  148.  H.  Hevüemann  Kentauren  auf  Peiri- 
thoos  Hochzeit.     Arch.  Zeit.  1872  8.  90. 

R.  Gädechens  Pari  surtheil.  Bull.  1872  S.  247.  W. 
Helbig  Paris  auf  dem  Ida  (Giornale  degli  scavi  2 
Taf.  2).  Bull.  1871  S.  33.  Vgl.  A.  Trendelenburc; 
Landschaft  mit  Paris,  .■Aphrodite,  Helena,  ebend. 
S.  196  und  R.  Engelimann  Lützows  Zeitschr.  7  S.  251. 
R.  Engeljiann  Scene  aus  dem  Parismythus,  aus  Her- 
culaneum.  Lützows  Zeitschr.  7  .'^.  258.  Vgl.  H.  HsyDE- 
mann  Urtheil  des  Paris,  aus  Hercnlancum  (vgl.  Giorn. 
degli  scavi  2  Taf.  5.  1).  Arch.  Zeit.  1871  S.  167. 
E.  Brizio  Achilles  vor  Thetis  sich  waffnend.  Giorn. 
degli   scavi   2  S.  103.     Vgl.   A.  Trendelenburg  Bull. 

1871  S.  181.  Vgl.  dagegen  Lützows  Zeitschr.  7  S.  368. 
WoERMANN   Od  vsseelan  dscha  ften.  aus  Rom.    Bull. 

1872  S.  67. 

A.  Trendelenburg  Narcissus  (?).     Bull.  1871   S.  175. 

178. 
A.  Trendelenburi;  Hermajihrodit  mit  Spiegel.     Bull. 

1871  8.  237.     Dazu   R.  Engel.mann   Lützows  Zeitschr. 

7  S.  369. 

d.     Vermischtes. 

G.  DE  Petra  Tudo  i:  Caudaule.  Giorn.  degli  scavi  2 
8.  136.  Doch  vgl.  ebend.  S.  230  Anm.  2.  Lützows 
Zeitschr.  7  S.  258.     Arch.  Zeit.  1871  S.  167. 

A.  Trendelenburg  Kimon  und  Pero.  Bull.  1871 
8.  205.    Vgl.  R.  Exgelmann  Lützows  Zeitschr.  7  S.  255. 

Fr.  Kitter  Frau  von  Männern  gescholten,  jetzt  in  Bonn. 
Arch.  Zeit.  1871  S.  179. 

W.  Helbig  Spieler,  aus  Capua.     Bull.  1872  S.  46. 

18* 


134 


\V.  Hklkk;  Frauen,  aus  Capua.     Uull.   1872  S.  46.  47. 

(J.  Perrot  ileuic  schnes  de  mugU;,  vom  Palatin.  Rev. 
arch.  22  S.  193.  Vgl.  F.  CH.\nDiN  ebend.  23  S.  62 
(erkeimt  in  dem  einen  Bilde  eine  Toilettenscene). 

1!.  Gädkche-n.s  Schauspieler.     l?ull.  1872  S.  239. 

.\.  Tre.ndillknbirg  Krieger.  Bull.  1871  S.  194.  Vgl. 
R.  En(;elm.\nn  Lützows  Zeitschr.  7  S.  256. 

Kampf-  und  Jagdseenen,  aus  Odessa.    L'Indic.  1  S.  117. 

R.  Engelm.^nn  Affe  Fluten  blasend.     Bull.  1872  S.  4. 

A.  Trf.xdelenbi.rg  Landschaft.  Bull.  1871  S.  195. 
R.  Engelmann  Landschaften.  Li'itzows  Zeitschr.  7 
S.  151.  251.  R.  G.Kdechens  Landschaften.  Bull.  1872 
S.  194.  196.  197.  245.  A.  Trendelenhuhg  Architek- 
tur mit  Göttern  und  Menschen.  Bull.  1871  S.  173. 
L.  Steph.vm  .\rchitektur,  von  der  Halbinsel  Taman. 
Compte  rend.  1869  S.  173.  G.  Perrot  viir,  d'uiie  ruu 
ilc  /{oiiif,  vom  Palatin.     Rev.  arch.  22  S.  152. 

A.  Trendelenburg  Hund  an  Kette.  Bull.  1871  S.  179. 
Vgl.  R.  Engelmann  Lützows  Zeitschr.  7  S.  254.  A. 
Trendelenburg  Hahn  mit  Früchten.  Bull.  1871 
S.  205.  Vgl.  R.  E.NGELMANN  Liitzovvs  Zeitschr.  7  S.  256. 
R.  G.\DEUHEN.s  Wagen  v.jn  Gazelle  gezogen.  Bull. 
1872  S.  170. 

A.  Trendelenburg  Kor btrrii;;cr innen.  Bull.  1871 
S.  237. 

2.     Va.sen. 
.Allgemeines  und  gröfsere  Publicationen. 

B.  Stark  neueste  Litteratur  auf  dem  Gebiete  der  antiken 
Vasenkuude.     Heidelb.  Jahrb.  1871  S.  1. 

A.  Dkmmin  lüstolre  de  la  ci'ramiijiie.     S.  o. 

W.     Helbig     über    Brunns     Vasentheorie.      .-Acad.     1871 

S.  282. 
G.  HiRSCiiFELD    vusi   «rc«ici  uUniesi.     S.  o.     Vgl.  Arch. 

Zeit.  1871  S.   93.     Bull.    1872    S.  69.     S.   Cavallari 

archaische   Vasen   gef.    bei    Selinunt.     Bull.  Sic.  No.  5 

S.  10.  .34. 
.\.  DuMONT   (es   vitsps   (icjii/.s   (/(!  /((   Gf'fcc  propic.     Jour. 

des  Sav.  1872  S.  577. 
W.  Helbig  über  antike  Restaurationen  von  Vasen.    Bull. 

1871  S.  276. 

H.  Heydemann  über  Fälschungen  von  Vasen.     Arch.  Zeit. 

1872  S.  92. 

H.  Heydema.nn  rothüguriger  Pinax  aus  Nola.   Arch.  Zeit. 

1872  S.  44. 
H.  Heydemann  Vasenbilder.     S.  o. 
W.  Fröhner  deu.v  peiitlurcs  de  vases  grecs  de  la  nticro- 

pole  de  Kamiros.     S.  o. 
H.  Heydemann   Vasensammlung  des  Museo  Nazionale  zu 

Neapel.     S.  o. 
E.   Hm/.Ki  Vasensamirdung  im  Museum  zu  Bologna.    Bull. 

1872  S.  77.  lös. 
E.  Schulze  Vascnsammlung  des  Freih.  von  Leesen.    ö.  o. 
L.    Urlichs    Katalog    der    Würzburger    Vascnsammlung. 

S.  o. 

C.  F.  Newton  cutuloytie  of  Ihe  gieek  and  riniscan  vases 
in  Ihe  Hrilish  Museum.     S.  o. 

Einzelne  Den  km  ;i  1er. 

lt.     Göttermythen. 

H.   HKYDi:>rvNN   Weihun;   des   dem   Kronos   «n  Stelle  des 


Zeus  gegebenen  Steins  [?],  in  Palermo.  .\rch.  Zeit. 
1871  S.  63,  B.     Vgl.   dagegen  ebend.  S.  163. 

R.  Försti;r  Zeus  und  .Regina,  aus  Palermo.  Arch. 
Zeit.  1871  S.  130.  R.  Engelmann  vuso  della  collezione 
Custglluni  (.\lkniene).  S.  o.  H.  Heydemann  zur 
Danaevase  der  Petersburger  Ermitage  (Drillbohrer). 
Arch.  Zeit.  1872  S.  37.  H.  Heydemann  Europa,  aus 
Canosa.  Arch.  Zeit.  1871  S.  101.  R.  Engelmann  Jo, 
Vaseugem.'ilde  aus  Wien.  Bull.  1871  S.  19.  H.  Hey- 
demann Zeus  Miidchen  verfolgend,  in  Palermo.  Arch. 
Zeit.  1871  S.  54  No.  39.  S.  58  No.  73. 

R.  Förster  Heph.-istos  auf  Esel  reitend,  aus  .\grigent. 
Bull.  1871  S.  273  No.  6. 

H.  Heydemann  Apollo  mit  Leto,  in  Palermo.  .\rch. 
Zeit.  1871  S.  58  No.  72.  L.  Stephani  Apollon  und 
Artemis,  aus  Kertsch.  Compte  rend.  1869  S.  182. 
H.  Heydemann  Apollo  mit  Artemis  und  Ijeto,  aus  Ca- 
pua. Ann.  1870  S.  223.  Mon.  9  Tat".  17.  H.  Hey- 
demann Apollo  Frau  verfolgend,  Hydria  aus  Capua. 
Ann.  1871  S.  107.  Mon.  9.  Taf.  28.  H.  Heydkmann 
Apollo  (?)  mit  Frau,  in  Palermo.  .\rch.  Zeil.  1871 
S.  56  No.  52. 

H.  Heydemann  Athena  neben  Wagenlenker,  in  Palermo. 
Arch.  Zeit.  1871  S.  .53  No.  .37.  R.  Förster  Pallas 
auf  Quadriga.  .Apollo  und  Hermes,  aus  Agrigent. 
Bull.  1871  8.  256. 

H.  Heydi.mann  Adonia,  aus  Ruvo.  .\rch.  Zeit.  1872 
S.  65. 

R.  Förster  Dionysos  mit  Rhyton,  aus  Agrigent.  Bull. 
1871  S.  273  No.  8.  9.  L.  Stephani  Dionysos  auf  Pan- 
ther, aus  Kertsch.  Compte  rend.  1869  S.  183.  R.  För- 
.ster  Dionysos  auf  Esel  reitend,  aus  Agrigent.  Bull. 
1871  S.  274  No.  1.  W.  Helbig  Dionysos  mit  Giganten 
k;im])fend,  Amphora  aus  Capua.  Bull.  1871  S.  122. 
R.  Förster  Dionysos  und  Silen,  aus  Agrigent.    Bull. 

1871  S.  273  No.  1.  L.  Steph.vni  Dionysos  mit  Gefolge, 
in  der  kaiserl.  Ermitage.  Compte  rend.  1869  S.  234. 
L.  Stepeiani  Dionysos  mit  Gefolge,  aus  Kertsch.  Compte 
rend.  1869  S.  186.  H.  Heydemann  Dionysos  mit  Bac- 
chantin ,  in  Palermo.  Arch.  Zeit.  1871  8.  .54  No.  42. 
R.  Forster  Dionysos  mit  Nymphen  aus  .Agrigent. 
Bull  1871  8.  256.  H.  He-sdemann  Thiasos  mit  tanzen- 
der Alten,  aus  Ruvo.  Arch.  Zeit.  1872  S.  92.  W.  Hel- 
big Bacchus   zwischen  zwei  Frauen,  aus  Cajiua.     Bull. 

1872  S.  45.  L.  Stephani  Dionysos  und  Eros,  aus 
Kertsch.  Compte  rend.  1869  S.  183.  W.  Helbig  Bac- 
chus mit  Thiasos,  Hydria  aus  Capua.  Bull.  1871 
S.  120,  .1.  W.  Helbig  Schale  des  Brygos  mit  Göttern 
unter  Satyrn,  aus  Capua.  Bull.  1872"  S.  39.  H.  Hey- 
demann bacchische  Feier,  in  Palermo.  Arch.  Zeit.  1871 
S.  55  No.  47.  H.  Heydemann  Satyr  mit  FlöteublJiserin, 
in  Palermo.  Arch.  Zeit.  1871  S.  55  No.  ,5U.  Vgl.  R. 
Förster  Arch.  Zeit.  1871  S.  130.  L.  Stephani  Satyr 
mit  Doppeltlöte,  vor  ihm  Mänade,  aus  Kerlsch.  Compte 
rend.  1869  S.  187.  H.  Heydemann  Mi  das,  in  Pa- 
lermo. Arch.  Zeit.  1871  S.  55  No.  46.  H.  Heydemann 
Liacchantin  mit  Satyr  auf  Rhvton,  aus  der  Sammlung 
des  Gr.  v.  PourtaK's'  Arch.  Ze"it.  1872  S.  68.  R.  Ckes- 
i'ELLANi  Satyr  und  Bacchantin,  aus  Bologna.  Bull. 
1871  S.  63.  R.  Förster  Satyrn  mit  Nyujphe,  aus 
Agrigent.  Bull.  1871  S.  275  No.  3.  H.  Heydemann 
Jüngling  mit  Keule  vor  Papposilen,  in  Palermo.  .Areh. 
Zeit.  1871  S.  56  No.  .53.  H.  Heydemann  die  Wutii 
des  Lykurgos,  aus  Ruvo.     .\rch.  Zeit.  1872  S.     66. 

L.  Stephani  Eros  mit  Leier,  aus  Kertsch.  Comjitc 
rend.   l.'Jr.O  8.184.     H  Heydemann   Eio'.  vor  itbypbal- 


135 


lischer  Heniio,  in  Palenno.  Arch.  Zeit.  1871  S.  57 
No.  66. 

\i.  FöRSTKR  Nike,  aus  Agrigent.  Bull.  1871  S.  273 
No.  7.  H.  IIkydemann  Nike  mit  Gerlith  um  die  0|it'er- 
rtamme  zu  bedecken,  zu  Palermo.  Arch.  Zeit.  1871 
•S.  b?>  No.  3.'!.  W.  Helbig  Nike  mit  Schale  und  Thy- 
miaterium,  rothtigurige  Amphora  aus  Capua.  Bull.  1871 
S.  117.  W.  Hei.hig  Nike  mit  Jüngling,  Amphora  aus 
Capua.     Bull.   1871  S.  122. 

H.  HiiYüKMAXN  Kephalos  vor  Eos  fliehend,  in  Palermo. 
Arch.  Zeit.  1871  S.  57  No  58.  H.  Heydemann  Bo- 
reade Miidcheu  verfolgend,  in  Palermo.  Arch.  Zeit. 
1871  S.  55  No.  48.  H.  Heydemann  Raub  der  Orei- 
thvia,  aus  Capua.  Ann.  1870  S.  225.  Mon.  9  Taf.  17. 
W.  Hei.hig  Raub  der  Oreithyia,  aus  Capua.  Bull.  1872 
S.  43. 

W.  Helhk.  .li'iiigling  von  Göttin  verfolgt,  aus  Cai)ua. 
Bull.  1872  S.  44. 

R.  Förster  geflügelte  Frau  auf  Wagen  der  mit  geflügel- 
ten Pferden  bespannt  ist,  aus  Agrigent.  Bull.  1871 
S.  275. 

jj'.     Ileroenmythen. 

W.  Heebu;  Vase  des  Pistoxenos  mit  Unterricht  des  He- 
rakles und  Iphikles  im  Saitenspiel.  Bull.  1871 
S.  65.  R.  Förster  Herakles  zwischen  Pallas  und 
andern  Gottheiten,  aus  Agrigent.  Bull.  1871  S.  274 
No.  2.  H.  Heydemann  Herakles  der  Athena  drohend, 
in  Palermo.  Arch.  Zeit.  1871  S.  59  No.  76.  R.  For- 
ster Herakles  mit  dem  nem'eischen  Löwen,  aus  Agri- 
gent. Bull.  1871  H.  256.'  H.  Heydemann  Herakles 
den  Löwen  tödtend,  in  Palermo.  Arch.  Zeit.  1871 
S.  59  No.  75.  R.  FoKSTEii  Herakles  mit  Hvdra,  aus 
Agrigent.  Bull.  1871  S.  256.  W.  Helbu';  Herakles 
und  Sileus,  Schale  aus  Capua.  Bull.  1871  8.120, 
2.  L.  Stephani  Opfer  des  Herakles,  aus  Kertsch. 
Compte  rend.  1869  S.  179.  R.  Förstei;  Herakles 
Einfuhrinig  in  den  OIvmp,  aus  Palermo.  Arch.  Zeit. 
1871  S.  130.  H.  Heydemann  Herakles  C),  in  Palermo. 
Arch.  Zeit.  1871  S.  56  No.  56. 

IL  Heyüemann  Kadmos,  in  der  Eremitage  bei  Peters- 
burg. Arch.  Zeit.  1871  S.  35.  F.  Sciilie  über  Heide- 
manns A  ntigouevasen.  Oester.  Gvmn.  Zeitschr.  1872 
S.  463. 

H.  Heydemann  Jason  bei  Aietes,  aus  Ruvo.  Arch.  Zeit. 
1871  S.  154.  A.  Flasch  über  die  Inschrift  KqcOvthu 
auf  der  Vase  von  München  (n.  810).     Bull.   1871  8.  20. 

W.  Helbig  Gefiifs  des  Hieron  mit  Triptolemos  Aus- 
sendung, aus  Capua.  Bull.  1872  S.  41.  H.  Heyde- 
mann Triptolemos,  in  Palermo.  Arch.  Zeit.  1871  8.  54 
No.  43. 

W-  Helbig  //  mllo  dt  L'ino  sn  vuso  verekino.  Ann. 
1871  8.  86.  A.  Flascii  la  morta  (It  Orfeu.  Ann. 
1871   8.  126.     Mon.  9  Taf.  .30. 

W.  Helbig  und  A.  Flascii  Oineus  bei  Agrios,  Am- 
])hora  aus  Capua.     Bull.   1871   8.  121.   12.3. 

FL  Heydemann  Belierophon,  in  Palermo.  Arch.  Zeit. 
1871  8.  56  No.  54. 

DE  Witte  coiipi;  dEujikioitins  ixprrsi'.nluitt  les  uxploils 
(in  Th(see.  Bull.  1872  S.  190.  L.  Stephani  Scene 
aus  Theseusmythus,  aus  Kertsch.  Compte  rend.  1869 
8.  181.  n.  Heydemann  zwei  Kentauren,  in  Palermo. 
Arch.  Zeit.  1871  8.  58  No.  72.  L.  Stephani  Kentaur 
M.'ldchen   entführend,  aus  Kertsch.    Compte  rend.   1869 


S.  187.  IL  Heydemann  Kaineus  Tod,  in  Palermo. 
Arch.  Zeit.  1871  8.  54  No.  40.  H.  Heydemann  The- 
.seiis  und  Peirithoos  gegen  die  Kentauren  k;impffnd, 
darüber  PhJidra,  aus  der  Basilicata.  Arch.  Zeit.  1871 
8.45.  n.  Heydemann  Hippoivtos  und  Phiidra,  aus 
Anzi.     Arch.  Zeit.   1871  8.  l.o8.  " 

L.  Stephani  Peleus  und  Thetis,  aus  Kertsch.  Compte 
rend.  1869  8.  181  No.  3  u.  4.  R.  Förster  Peleus 
und  Thetis,  aus  Agrigent.  Bidl.  1871  8.  273  No.  6. 
R.  Förster  Parisu  rtheil ,  aus  Agrigent.  Bull.  1871 
8.  256.  H.  Heydemann  Gebet  des  Chryses  und 
Sühuopfer,  aus  Ruvo.  .Vrch.  Zeit.  1872  8.  43.  E.  Brizio 
Sce-'en  aus  dem  trojanischen  Kriege,  aus  Neapel.  Bull. 
1871  8.154.  H.  Heydemann  Schlachtscenen  (Troi- 
los?),  in  Palermo.  Arch.  Zeit.  1871  8.  57  No.  71. 
A.  Michaelis  i.l  funerah;  iJi  Pul  roclo ,  anfora  canu- 
sinu  del  Museo  Nuzinuair  di  Napuli.  Ann.  1871 
8.  166.  Mon.  9  T;if.  32.  33.  IL  Heydemann  Zeus 
zwischen  Thetis  und  Eos,  in  Palermo.  Arch.  Zeit. 
1871  8.  54  No.  43.  H.  Heydemann  Achill  aus  und 
Memnon,  aus  Bologna.  Arch.  Zeit.  1871  S.  168. 
R.  Förster  Achilleus  mit  .\mazonen,  aus  .\grigent. 
Bull.  1871  8.  256.  Kassandra  von  .•ipollobild  weg- 
gerissen, in  8.  Maria  di  (Japua.  Lützows  Zeitschr. 
Beiblatt  7  8.  240.  Iv  Brizh)  Menelaos  und  Helena, 
Balsamario  aus  Neapel.  Bull.  1871  8.  155.  H.  Hey- 
demann Menelaos  und  Helena,  in  Palermo.  Arch. 
Zeit.  1871  8.  59  No.  75.  H.  Heydkmann  Aias  vor 
dem  Selbstmord,  in  Palermo.  Arch.  Zeit.  1871  8.  59. 
No.  77.  \.  CüNZE  zu  der  von  Heydemann  auf  Rheas 
Stein  gedeuteten  Vase  (auf  Steinorakel  in  Gegenwart 
des  Orestes  und  Pylades  gedeutet).  Arch.  Zeil. 
1871  8.  163. 

}■.     Vermischtes. 

L.  Stephani  Kottabosspiel.  Vasen  der  kaiserl.  Ermi- 
tage. Compte  rend.  1869  8.  219.  235.  236.  H.  Hey- 
demann Jüngling  zum  Kottabosspiel  sich  rüstend,  in 
Palermo.     Arch.  Zeit.  1871  S.  57  No.  67.  68. 

W.  Helbig  Mann  sich  übergebend,  auf  Aufsenseite  Kw- 
;io?.  Schale  aus  Capua.  Bidl.  187]  8.117.  Vgl.  Lützows 
Zeitschr.  Beiblatt  7  S.  240.  R.  Förster  trunkene 
Männer,  aus  ."igrigent.  Bull.  1871  S.  273  No.  3.  R. 
Engelmann  Alter  einen  Becher  zur  Nase  führend,  aus 
.\then.  üull.  1872  S.  6.  H.  Heydemann  Manu  mit 
Schlauch,  in  Palermo.     Arch.  Zeit.   1871   8.  58  No.  73. 

W.  Helbig  Becher  aus  Capua  mit  .M;iiuiern  und  Stieren. 
Bull.  1871  8.  116.  R.  FöusTEK  zwei  Jünglinge  führen 
einen  Stier,  ans  Agrigent.  Bull.  1871  S.  273  No.  2. 
H.  Heydemann  Opfer,  in  Palermo,  .^rch.  Zeit.  1871 
S.  58  No.  74. 

I''.  Wieseler  motninienii  scnnicl.     .\un.  1871   8.97. 

E.  Brizio  Jüngling  sich  mit  Waffen  bekleidend,  Balsa- 
mario aus  Neapel.  Bull.  1871  8.  156.  H.  Heydemann 
Waft'uung  eines  Jünglings,  in  Palermo.  .Arch.  Zeit. 
1871  S.  53  No.  35.  H.  Heydemann  Frau  einem  Krie- 
ger zu  trinken  eingielsend,  in  Palermo.  .\rch.  Zeit. 
1871  8.  54  No.  44.  H.  Heydemann  Kampfsceuen,  in 
Palermo.  Arch.  Zeit.  1871  8.  58  No.  74.  IL  Heyde- 
M,\NN  Empfang  heimkehrender  Krieger,  aus  Ruvo.  Arch. 
Zeit.  1871  S.  101.  A.  KlCgmann  vuso  di  Eiilhiimides. 
(Scenen  der  Pal.-istra).  Ann.  1870  S.  267.  A.  Conze 
Korykomachia.     Ann.   1870  8.  290. 

W.  Helbig  Jugendunterricht,  aus  Cervetri.  .Vrch.  Zeit. 
18T2   8.  98.      R.  Fiirstir  ..M.-lnner    und  Jüngling   sieh 


136 


iiiittrhallend,  aus  Agrigent.  Bull.  18V 1  S  275.  H. 
Hkvdem.\>n  Mann  und  Jüngliiii;,  iu  Palermo.  Arch. 
Zeit.  1871  S.  53  No.  m.  8.  55  "Nü.  45. 

H  Ili'.\DEM\Nx  Mann  auf  Sehildkröte  liegend,  in  Palermo. 
Arch.  Zeit.  1871  S.  55  No.  49. 

\V.  IIelbig  Jünglinge  auf  Amphore  aus  Capua.  Bull. 
1872  S.  45.  L.  Stkimiam  Jüngling  iu  ruhiger  Haltung, 
aus  Kertsch.  Compte  rend.  f869"S.  190.  H.  Hkydl- 
M.\NN  Jüngling  auf  Altar  sitzend  (Herakles  oder  The- 
seus),  in  Palermo.     Arch.  Zeit.   1871  S.  53  No.  34. 

!■;.   ÜRizio  Hochzeitliches,  groi'se  Vase  aus  Neapel.    Bull. 

1871  8.  157. 

U.  PoKSTtR  Manu  mit  8ce])ter  und  Frau  mit  Fackel, 
aus  Agrigent.     Bnll.  1871  S.  275  No.  2. 

H.  Hkvdf.M-\-nn  hiiusliche  Scene,  in  Palermo.  Arch. 
Zeit.  1871  8.  54  No.  41.  E.  Bkizio  Lehen  der  Frauen, 
Krater  aus  Neapel.  Bnll.  1871  S.  158.  II.  Hkydicm.^nn 
Frau  mit  8piegel  und  Jüngling  in  Palermo.  Arch. 
Zeit  1871  S.  55  No.  50.  H.  Hkydem,\nn  Jüngling  vor 
Frau,  in  Palermo.  Arch.  Zeit.  1871  8.  54  No.  38. 
H  HiYnEMVNN  Jüngling  unter  Frauen,  in  Palermo. 
Arch.  Zeit.  1871  S.  56  No.  55.  H.  Heydem.vn.n  Frauen, 
Jüngling,  Eros,  in  Palermo.  Arch.  Zeit.  1871  8.  56 
No."51.  H.  Heydemaxn  Frauen,  Jünglinge,  Eroten. 
Schale  aus  der  8ammlung  des  Gr.  v.  Pourtali^s.  Arch. 
Zeit  1872  8.68.  R.  Förster  Frau  mit  Fackel,  aus 
\grigent.  Bull.  1871  8.  275  No.  1.  \V.  Helbig  Frau 
nnt  Fisch,  Amphora  aus  Capua  (wichtig  wegen  der 
Technik).  Bull.  1871  8.  123.  K.  Ci!E!-pelt,.\ni  zwei 
Frauen  mit  Spiegel,  Schale  aus  Bologna.  Bull.  1871 
8.64.  L.  8TEPHANI  M;idchen  tanzend,  aus  Kertsch. 
C'onjpte  rend.  1869  S.  187.  H.  IIeydem.vnn  Frauen 
unter  einem  Baum,  in  Palermo.  Arch.  Zeit.  1871  8.57 
No.  70.  H.  IIeydem.ann  Tanz,  in  Palermo.  Arch.  Zeit. 
1871  S.  59  No.  76.  Miidchen  am  Brunnen,  gef.  in 
8.  Maria  di  Capua.  Lützows  Zeitschr.  Beiblatt  7 
8.  240.  R.  FöR.sTKi;  Frau  am  Brunnen  überrascht, 
aus  Agrigent.  Bull.  1871  S.  275  No.  3.  B.  Förster 
Frauengruppe,  aus  Agrigent.     Bull.  1871   S.  273  No.  4. 

R  Forster  M;inner  und  Frauen  auf  Ruhebetten,  aus 
Agrigent.  Bnll.  1871  S.  275  No.  3.  G.  J.vtt.v  gli 
iimunl'i,  pHtiira  vitsc.ulariu  del  Musen  C(i])vti  di  Riwu. 
Ann.  1870  8.  323. 
Mhenisches  Preisgefiifs  vom  Jahre  332,  gef.  zn  Capua. 
Rev.  arch.  23  8.  268.    Vgl.   Phil.  Anz.  4  S.  475.    Bnll. 

1872  8.38.  J.  de  Witte  amphore  pitiuillii'iiiiiqiK'  de 
)(i  coUer.üon  de  M.  le  cnmmitndunt  0])]ienu(iiiii  n  Paris. 
Rev.  arch.  22  S.  150. 

W.  IIei.hk;  Alabastron  von  Sphin\  getragen.  Bnll.  1872 
8.  42.  H.  Heydem.^nn  T'ellcr  aus  Kameiros.  Arch. 
Zeit.  1872  S.  38. 

L  Steimi.\xi  Vasenfragmente  unsicherer  Deutinig  aus 
Kertsch.     Compte  rend.  1869  8.  182.  188.  189. 

:;.     Si"ie(;el  i.;nd  Cisten. 
Allgemeines. 

J.   Di;  Wim;    Ics   mirnirs   chez  les  anciens.     Ann.    Reig. 

8  S.  163. 
W.  IlELnK;  Zusammenhang  zwischen  den  praenestinischen 

eisten  und  den  Vasen  von  Capua.     Bull.   1871   8.118. 
.\.  8.  MtuRvv  zn  Gerhard's  Spiegeln.     .\rch.  Zeit.   1871 

S.  102. 
R.  Schone  cisle.  prenestini;.     Ann.  1870  S.  334.     Mou.  9 

Taf.  22—25. 


Einzelne  Denkmäler. 

0.  Bennimjrf  Satyr  Heiligthum  reinigend,  aus  Prae- 
neste  (?).     Ann.  1871  S.  119.     Mon.  9  Taf.  29. 

A.  DuMONT  luiroir  Grec  oriiii  de  dessins  au  Irail  (Ko- 
(iii'iHjg  gekrönt  von  ^itvy.ü:).     Rev.  arch.  23  8.  297. 

F.  M.iRTiNETTi  Herakles,  Bacchus  und  Frau,  Spie- 
gel aus  Praeneste.  Bull.  1871  S.  76.  W.  Helbk. 
Herakles  wird  gekrönt,  aus  Praeneste.  Bull.  1871 
S.  33. 

A.  S.  MuRR.\Y  Eteokles  und  Polyneikes,  Spiegel 
im  British  Museum.      Arch.  Zeit.  1871  S.  103  No.  3. 

W.  Helbig  Griechen  mit  Kentauren  kjimpfend,  Ciste 
aus  Praeneste.  Bull.  1871  S.  41.  F.  M.artinettl 
Griechen  mit  ,\mazonen  kämpfend,  Ciste  aus  Prae- 
neste.    Bull.  1871  8.  76. 

R.  Cresrellani  Reiter,  auf  Spiegel  aus  Bologna.  Bull. 
1871  S.  63. 

ü.  Benndorf  Badescene,  aus  Praeneste.  i\nn.  1871  S.  117 
Mon.  9  Taf.  29. 

W.  Helbig  Ciste  aus  Praeneste  mit  Figuren  ohne  Zu- 
sammenhang.    Bull.  1872  S.  107. 

W.  Heebig  Vase  gef.  in  Capua  mit  Ornamenten,  auf 
dem  Rande  geflügehe  Pferde.  Bull.  1871  S.  116.'  W. 
Hei. BIG  Vasen  mit  Graflitti  von  Ornamenten  und  Thie- 
rcn,  aus  Capua.     Bull.   1871   8.  117. 

4.     Mosaiken. 

Allgemeines. 

R.  Engelmann   über  Mosaikreliefs    (für  niudern  erklärt). 

Bull,  1872  8.  98. 
R.   En(;elmann   über    das  Ausschmücken  der  Zimmer  mit 

Mosaik.     Lützows  Zeitschr.  7  S.  150. 
R.   Engelmanx   Mosaik  von   Pesaro.     Bull.  1872    S.  36. 

Vgl.  Im  neuen  Reich  1872,  I  S.  407. 

G.  B.  DE  Rossi  Mosaik  in  der  Basilica  des  Juniiis  Bassus. 
Bull,  crist.  2  S.  46. 

Einzelne  Denkmäler. 

G.  Hikscheei.d  Europa  auf  dem  Stier,  aus  Sparta. 
Arch.  Zeit.  1872  8.  75.  Vgl.  Phil.  Anz.  4  S.  268. 
.\.  CoNZE  Leda  mit  Schwan,  gef.  in  Dahnatien,  zer- 
stört.    Lützows  Zeitschr.  7  S.  67. 

A.  Trendelekburg  Hochzeit  des  Neptun  und  der.\m- 
phitrite,  aus  Pompeji.  Bull.  1871  S.  177.  Vgl. 
U.  Exgelmanx  Lützows  Zeitschr.  7  S.  255. 

CociiET  Nvmphe  von  Gott  (Apollo?)  verfolgt,  aus  Lille- 
bonne. Rev.  arch.  22  S.  311.  E.  Cukths  Hirschjagd 
und  Danktest  an  Diana,  aus  Lillebonne.  .Arch.  Zeit. 
1871  S.  46.  Rkxier  Mosaik  zu  Lillcbonne  mit  Jagd- 
scenen  und  Inschrift.  Compt.  rend.  6  8.  30.  31.  Vgl. 
Rev.  arch.  22  8.  311. 

R.  Ex(;elmaxx  Frauenkopf  mit  Elephantenevuvien ,  aus 
Catania.     Bull.  1872  S.  97. 

[..  Nardoxi  Bewaffneter,  in  den  Ecken  Vögel,  gef.  vor 
Porta  S.  Sebastiane)  zu  Rom.     Bull.  1872  S.  73. 

A.  Pellegrixi  Leuchtthurm  von  Ostia  unter  Fischen, 
schwarz-wcilses  Mosaik  von  Ostia,  mit  Inschrift  FeVix 
Viimiliu.  Jetzt  zerstört.  Bull.  1871  S.  136.  Plan  rö- 
mischer Thermen,  gef.  in  Rom.  Phil.  Anz.  4  8.  575. 
Bull.  Rom.  Heft  1.  K.  Gaedeciikns  Schiffe  unter  Bögen, 
in  Pompeji.     Bull.  1872  S.  165. 


13^ 


I,.  ViGO  Hippogryph  und  andere  Figuren,  gef.  in 
Acireale.  Bnll.  1872  S.  221.  A.  Pei,le<;rini  Vögel 
und  Orn,ninente,  schwarz-weifses  Mosaik  in  der  Exedra 
des  Stadions  auf  dem  Palatin.  Bull.  1871  S.  135. 
A.  Trendelenburg  zwei  Tauben,  aus  Pompeji.     Bull. 


1871    S.  179.     Vgl.   K.   Engelmann    Lützows  Zeitschr. 
7  S.  254.    II.  Engelmann  Enten,  aus  Pompeji.    Lützows 
Zeitschrift  7  S.  255. 
E.  CiRTR.s   römisches  Mosaik    aus   Athen.      .'\rch.   Zeit. 
1871  S.  51. 


c.     Geräthe. 


H.  Holzer  der  Hildeshei.iier  antike  Silberfund.     S.  o. 
H.  ScHUERMAN.s  objets   etrusqucs   decoxtverls   en  Be/giqiie. 

S.  o. 
H.  Martin   siir   des   uislruments   tV  o  p  l  Uj  u  e  fmissemenl 

iiltrlbiu'K  iiii.c  uticiens.     S.  o. 

F.  Li-scii  Bronzcgeriithe,  gef.  in  Meklenburg.    Mekl.  Jahrb. 

1871  S.  135. 

G.  DE  Petra  Candelaber  mit  Ochseufiirsen ,  gef.  iu 
Pompeji.     Giorn.  degli  scavi  2  S.  180. 

S.  S.  Lewis  on  u  ronuin  lan.v  found  ut  Welncy,  Nor- 
folk.    Arch.  Jonni.  27  S.  99. 

E.  CiiRTius  Untersatz  aus  Terracotta,  aus  Athen.  Arch. 
Zeit.  1872  S.  44. 

R.  G,\DErHENS  Schlösser  und  Schlüssel  aus  Pompeji. 
Bull.  1872  S.  242. 

E.  BuRNouF  Über  die  ähufiarfiu,  Geräth  zum  Schneiden 
des  Getreides.     Rev.  arch.  23  S.  189. 

R.  Gädechens  Gl.-iser  und  Würfel  ans  Pompeji.    Bull. 

1872  S.  241. 

R.  A.  Lanctani  Spicltafeln  mit  Inschriften  in  der  Ba- 
silica  Julia.     Bull.  1871  S.  242. 


E.  avs'm  Wekrth  goldne  Ornamente  von  einem  Ilelm. 
.\rch.  Zeit.  1872  S.  44. 

Parazonium.  gef  zu  Faon  (Finistere) ,  jetzt  zu  Saint- 
Germain.     LTudic.   1   S.  91. 

Tu.  SfHAAidAiiSF.N  eine  Steinaxt  aus  Jade  als  römisches 
Alterthum,  gel.  bei  Wesseling.  Bonner  Jahrb.  50 
S.  290. 

Decouverte  d'cpi^es  en  bronze  i'i  Aluis  (Cantal).  Rev. 
arch.  24  S.  337. 

B.  Graser  das  Bronzebugbild  eines  antiken  Fahrzeugs 
aus  Actium.  Arch.  Zeit.  1872  S.  49.  W.  S.  Lindsay 
OH  (incient  ytilleys ,  (ind  tlielr  mode,  of  propulsion. 
Transact.  10  S.  s'. 

L.  Stephani  weiblicher  Schmuck,  gef  in  der  Blisnitza. 
Compte  rend.  18G9  S.  6.  E.  Barry  Schmucksachen 
und  Messergriff,  gef.  in  Montfort,  jetzt  iu  Toulouse. 
L'Indic.  1  S.  206.  BuLLioT  Schmucksachen  aus  Bi- 
bracte.  Rev.  arch.  23  S.  180  ff.  ¥.  Keller  römische 
Ringe  aus  der  Schweiz.  Schweizer  Anz.  1871  S.  224. 
S.  Buk  II   Ihe  cushiU  o/'  yems.     S.  u. 


d.     Münzen. 


1.     Allgemeines. 

Hknnin  mutuiel  de  tu  numismatlque.     S.  o. 

E.  Magüiora-Vergana  r'msla  dclla  luimlsmaliea.     S.  o. 

E.  UE  Ruggiero  Iu  numismuticu  c  le  discipliite  cJassiche. 

S.  0. 
C.  Brambilla  altre  unnotaz'iom  luimisniui'iche.     S.  o. 
V.  Rai  cii  über  Pr.'igung  und  Werth  alter  Münzen.    Arch. 

Zeit.  1871  S.  93. 
.\.  DE  Barthelemy    etude  siir  les  monnuies  «Hlif/iies  re- 

nieiUies  au   Mout  licuuruy   de  18G7  <>  1872.     LTndic. 

1  S.  209. 
J.  Friedlaender  griechische  Eigennamen  auf  Münzen. 

Hermes  7  S.  47. 
B.  Graser   antike    Schilfe   auf  Münzen.      Berl.  Blätter 

6  S.  76. 
B.  V.  KöHNE    vom  Dopjjeladler.     Berl.  Bl.-itter  6  S.  1. 
\j.  Mayer    Mittheiluiigen    über   falsche    in   der  Levante 

angefertigte  antike  Münzen.    Xum.  Zeitschr.  1871  S.  435. 
S.  Sharp    earlhen    coin  nioiiWs,    founds  al  Duslon,    near 

Northuwplon.     Num.  cliron.  1871  S.  28. 
V.  Rauch    Poseidon   die  Beroe   raubend,    Münzen  des 

Elagabal  aus  Berytus.     Arch.  Zeit.   1871   S.  44. 
J.  Friedlaender  Philoktet  und  Aeakus  auf  zwei  Mün- 
zen des  Berliner  Münzrabinets.    .Vrch.  Zeit.  1871  S.  79. 


2.     Griechische  Münzen. 

E.  Cdrtics  über  die  Mü  nzen  der  griechischen  Colonicn 
in  ihren  Beziehungen  zum  Mutterlande.  Monatsber. 
1870  S.  803. 

V.  Sallet  Künstler  Inschriften  auf  griechischen  Mün- 
zen.    S.  o. 

J.  Freudenberg  griechische  Kaisermünze  in  Bonn.    Bon- 
ner Jahrb.  52  S.  166. 
A.  DE  LoNCiPKRiER  Bias  auf  Münzen.    Comptes  rend.  6 

S.  288. 
A.  DE  LoNGPERiER   Über  ^i/fiiijxvoug.     Comptes  rend.  G 

S.  117. 
P.  Gardner  on  some  cojjis  mith   thc.    inscripllon  'l'FIH. 

Num.  chron.  18(1  S.  162. 
Th.  Mommsen  zu  den  Münzen  Agripp  a  s  I  u.  II.    Num. 

Zeitschr.  1871  S.  449. 
J.    Friedlaender  Theilstiick  einer   alexan  drinischen 

Silbermünze  Neros.     Num.  Zeitschr.  18T1   S.  593. 
P.    Lambros    vofiig/iuTit   ttjQ   vr^aov  'A/^iogynv.      S.  o. 

P.    Becker    Studie    über    die    Mihizen    von    Amorgos. 

S.  0. 
Fr.  Imiiooi-Bumer  .\naktorion,  Argos,  Lepsimandros. 

—  Tempelschlüssel  auf  Münzen.     Num.  Zeitschr.  1871 

S.  388. 


138 


M.  F.  ni;  fcJAiLCY  SKI-  las  moiindics  des  Antinchecns 
fyiipprc.s  hors  d'Antioche.     Num.  chron.   18T1   S.  69. 

C.  L.  Grotefkm)  chronologische  Aiiordnungen  iJer  atlie- 
iiischeu  Silbcrmiinzen.  S.  o.  M.  A.  Lew  die  ara- 
inaeische  Legende  auf  einer  Drachme  athenischen 
(ieprJigcs.     Nuu!.  Zeitschr.  1871  S.  433. 

l'u.  1miio()1--Blu-Mer  zur  M'ünzkunde  und  Palaeographie 
Hoeotiens.     Num.  Zeitsclir.  18T1   S.  321. 

1*.  Lambros  unedirte  Münzen  und  Bleilmllen  der  Despo- 
ten von  Epirns.     Num.  Zeitschr.   1871   S.  485. 

J.  I'riedlaknder  macedonische  Münzen  des  M.  Brutus. 
Bull.  1870  8.  193. 

AV.  Frou.ner  le  crocodili'  de  Xiiiies.     S.  n. 

Münzfund  von  Priene.     Acad.   1871   S.  155. 

V.  Uli  Sailcv  memoire  .siir  h;s  monniiies  (/«(c'c.s-  des  Se- 
lencides.     S.  o. 

A.  SvLi.NAs  le  moiiiU;  delli:  «jpfu/ii-  cilli't  dt  Sivilia. 
S.  o. 

A.  Grimm  die  Münzen  vuuTyras.    15erl.  Blütter  6  S.  27. 

3.     Römische  Münzein. 

V.  Ma.ncim   stor'tu   deUa   monela   romiinu  diilhi    morle  d'i 

(iiiiHo   Cesure  fiiw  o  qudla  dl  Aiiijiisln.     Parte  prima, 

iniileiienle    ht    seric    cronoloyica    dei   macjislrali    mone- 

lali  di  Koma    negVi    iiltimi  venu  «inii  della  hm  com- 

parsu  sulle.  mcdaglie.     Giorn.  degli  scavi  2  S.  242. 
N.  Dkcha.st    aes  gruve    Romuniim   et   lUüicum.      S.  o. 

M.    DK    Rossi    Einfülirunn;    des    acs  grave   in  Latium. 

Bull.  1871  S.  35.  39.   IßT  96.    Ann.  1871  S.  239.    Vgl. 

\V.  IIelbh.  Bull.  1871  S.  38.     G.  Fonzi  S.  42.  1872 

iS.  11. 
T.  Jones  tinpublished  rnmanjmperiul  colns.    Num.  chron. 

1S71   S.  182.     G.  Vallikk  medaillcs  romaines  iiudiles. 

Uev.  num.  Beige  1872  S.  181. 
B.  V.  Kühne  der  Tempel  des  capit.  Jupiter.     Bcrl.  Bliit- 

ter  5  S.  257.     Kev.  num.  Belgo  187U  S.  51. 
J.    Friedlaenoer    CONOB,     die    endlose    Frage.     Num. 

Zeitschr.  1871  S.  479. 
Tu.  MoMMSE-N  Imperatortitel  des  Titus.    Num.  Zeitschr. 

1871  S.  458. 
F.  TnAi;  neue  F.'ilschungen  römischer  Münzen.     S.  o. 

a.     Deutscih>ani). 

F.  Lisch  römische  Münze  gef  in  .Mc  klen  i>  urg.     Mekh 

Jahrb.  1870  S.  164. 
Ki'iniische    Münzen    gef    zu    Scandau    in    Ost|)reufsen.. 

Berl.  Bllitter  5  S.  325. 
.Münze   des    Claudius   gef    in  Stade.     Bonner  .lahrb.  52 

S.  169.     l'hil.  Anz.  4  S.  317. 

p'.     Bklüien  und  Hof.i.ani). 

II.  S(  iiiKRMANS  drcoiivertes  de  monnaies  aiicieiines  en  liel- 

;;«;»(•.     Rev.  num.   Beige  1870  S.  410. 
Riiniisehe  Münzen    gef  zu  11  oll  er  (Lu.xemburg).     Acad. 

1871  S.  282. 
J.    F.    G.    Meuer    römische    Münzen    bei    Honten    gef. 

Rcv.  num.  Beige  1872  S.  368. 

;■.      D.xNEMARK. 

Römische  Münzen   aet.  auf  Bornholro.     Berl.  Bijitter  5 
S.  334. 


<J.     Engl.and. 

W.  O.  .Stanley   röm.  Münzfunde   in    Cornwall.     .\rch. 

Journ.  27  S.  208. 
A.  Pownall  uccouiiI  o/'  u  /wirf  nf  roman  coiiis  «(  Lul- 

terworth.     Num.  ciiron.   1871  S.  169. 
J.   F.    NiCHOLLs    Münzfund   in    Philwood    l)ci    Bristol. 

Arch.  Journ.  27  S.  69. 

t.     Frankreich. 

.V.  Dankourt  noie  «  M.  le  Secretaire  de  }a  Societe  des 
Aitliqiiaires  de  Picurdie  siir  )ine  troiivudle  de  monnuies 
faites  (sie!)  ii  Va\v]i,  pr'es  Pcroiinc,  en  1868  (6000  Stück). 
S.  o. 

Münzfunde  im  Dep.  L  ot -et  -  Gar  o  une.  Rev.  ;ircli.  2 
S.  194. 

Römische  Münzen  gef  zuProsnes  (Marne).  Rev  arch 
23  S.  407. 

Römische  Münzen  gefunden  in  St.  B  enoit-su  r  -Vannes. 
Rev.  crit.  1872,  II  S.  207. 

g.     Schweden. 

Römische  Münzen  gef  in  Skandinavien.  Rev.  num 
Beige  1871  S.  101.  335. 

L.     Schweiz. 

J.  .\.MiET  Münze  des  Tiberius,  gef.  bei  Solothurn. 
Schweizer  Anz.   1871   S.  223. 

/,.     Ungarn. 

J.  Nevdeck  Fund  von  Nachprägungeu  römischer  Consu- 
lar-Denare  in  Ungarn.     Num.  Zeitschr.  1871  S.  595. 

4.     Barbarische  Münzen. 
«.     Celtische. 

J.  Evans    oii    u    hoard   o/'  luicient  british  coins  found  «f 

SantoH  Downhai».  Su/fnlk.     Aroh.  Journ.  27  S.  92. 
F.   DK  Saiiliy  nioniiuies  emises  pendant  l(t  seconde  cnm- 

payne  de  Cesar   duns  les  Ga\des,  par  vii  chel  de  /'«»■- 

»ICC    vniifi'deree   des    Helges.      Rev.    arch.    23   S.  259. 

Rev.  num.  Beige  4  S.  412. 
BiiLLioT   gallische   Münzen    aus    Bibractc.      Rev.   arch. 

23  S.  180. 
Chabücillet  decoKverle  de  mounaies  gaiilnises  et  grecques. 

iDtx   environs   de   jMoiite>idi er   (Dordo^ne).     L'Indic. 

1  S.  153. 
Gallische  Müuzen  gef.  zu  Prosnes  (Manie).     Rcv.  arch. 

23  S.  407. 

/V.     Orient.\lische. 

\.  v.  Sali.et  Sat  rapen münzen  mit  griechischer  In- 
■schrift.  Num.  Zeitschr.  1871  S.  419.  E.  iMerzbacher 
Satrapenmünze  mit  aramaeischer  Schrift.  Num.  Zeitschr. 
1871  S.  427. 

Iv  TiioM  vs  early  armcnian  eoins.  Num.  Chron.  1871 
S.  202.  P.  Gardni'.r  (»11  «)i  iinpiiMished  roiii  of  Arltt- 
vusdes  H,  King  of  Armenia.     Num.  chron.  1872  S.  9. 

F.  i>E  Savi.cv  Slünzcn  von  .Vskalon.  Rev.  arch.  22 
S.  377. 

C.  T.  Newton  oii  «ji  iiiedited  tetradrachme  of  Oropher- 
iifs    II,    l;iiui    <if   C  u  ppodociu.      Num.    chron.     1871 


139 


S.  19.      Cm.   A.    di:    Lonci-krikr    liHiiKirdchma   (t'Orn- 
j)h(!riihs,  roi  du  Ciqiputlocc.    Com|iles  reiiil.  1S71   S.  83. 

1!.  H.  LoNC  0«  coi/is  discnvcreil  duriny  nxe.nl  excnva- 
t'wns  in  the  isluiid  at  Cyjirns.  Niiiii  diron.  1871 
S.  1.  H.  L.ANG  tfnusure-trova  in  Cyiirns  nf  Oold- 
Stalws.     Niiin.  c-hron.  1871   S.  229. 

F.  DK  Smji.cy  CiiliilnfjVf  riiisonnh  de  mnnnuics  jv  du  i(j)n'..'! 
rccuedlies  u  Jerusalem  en  Novend)Kr  iyC>9.  Niiin  cliron. 
1871  S.  235.  F.  DE  S.vui.cY  iiimiisiiKilii/jii!  des  Muc- 
chahees,    rccherches   siir  l'origine    du   droH   tuoneliiire 


de   ce.s   jirinces.      Rev.    .-inli.    23    S    1.     F.    de    S  vui.cy 

niOHil((i().s-  des  ZiiiuaHdes.  dijnusles  juifs  de   llalUyr  n. 

Niiiii.    cliroM.    1871    S.   ir)7.      F.    W.   M.vdden  jiM/üs/i 

coiiis.     Niuii.  clirou.   1S72  S.  1. 
M.  A.   Lew  eine  luicilirtc  Mi'nize  Jcs  ii  ;i  bat  h  a  eise  li  eii 

Königs  Obodas.      Niiiii.   Zeitschr.   1871   S.  415. 
F.    DE    Savlcy    iriiiiii,viiu(/((;if''   Pulmyren'ienne.       Uev. 

aich.  22  S.  290. 
E.     Thomas     sassanian     colns.      Num.     rhron.     1872 

S.33.   105. 


e.     Insehriften. 


(NB.  Aus   der   nur   Inschrirten    beliandilnden    E])heiiieris 
eiiigr.  sind  keine  Aitil<cl  auf'genomineu). 

1.  Allgemeines. 

F.  Lenormant  essai  sur  la  propiirjuüon  de  Vulphahet 
phenicien  duns  l'uncien  monde.     S.  o. 

W.  VisciiER  eingraphische  und  archaeulogische  Kleinig- 
keiten.    S.  o. 

2.  Deutschland. 

J.  BiCKER  römische  Insehriften  aus  DentschlanJ.     Anh. 

Zeit.  1871  S.  171. 
II.  Kern  gernuiitnsche  woorden    in  htlijnsvhc  npscltrißen 

an  den    lieneden-Uijn.     S.  o.  f 

A.  KiESSLiNG  epigraphisclies  (Grabinschrift).    Neue  Jalirb. 

103  S.  584. 
K.    Christ     vermutidiche    Inschrift     des     Cinibrianus, 

eines  Beinamens  des  Merkur.     Bonner  Jahrb.  52  S.  75. 
K.    Christ   römische   Inschriften   aus   der    Stadt   Baden. 

Bonner  Jahrb.  50  S.  106.  52  S.  170. 

G.  \VILMANN^i  Boniier  Inschriftsteine.  Arch.  Zeit.  1871 
S.  165.  F.  BüCHELER  Tüpf'erstenipcl  ans  Bonn.  Bon- 
ner Jahrb.  50  S.  309.  J.  Freudenüerg  l.ain|)Pn  mit 
Stemiiehi  j;ef'.  in  Bonn.     Bonner  Jahrl).  50  S.  166. 

J.  FREiDENnEKG    römische  Inseliriftcn    aus    dem  Brohl- 

thale,  ans  Kruf't  und  Bonn.    Bonner  Jahrb.  50  S.  192. 
J.  Freudenberg    Votivara    aus    Coblenz.       Arch.     Zeit. 

1871    S.   179.      L.    Ei-TESTER    römische    Inscbrilt    aus 

Cobk-nz.     Bonner  Jahrb.  50  S.  294. 
IIaug    die    römi.'-chen    Inschriften   in  wirtemb.  Franken. 

Wirtemb.   Franken    8  S.  512.     Haug  Nachlese   zu  den 

römischen   Inschriften  im   wirtemb.   Franken.     Wirtemb. 

Frauken  9  S.  143. 
E.  Hijbner  römische  Inschrift  aus  Frankfurt  am  Main. 

Arch.  Zeit.  1872  S.  82.    Vgl.  Allg.  Zeit.  1872  No.  242. 
W.  Franck    der   römische   Grabstein    beim    Gelialiorn- 

dorf.     Hess.  Arch.   13  S.  145. 
J.  Freudenberg   neue   römische    Inschriften    aus    Ivers- 

heim   in  der  Eifel.      lionner  Jahrb.  50  S.  192. 
E.  aus'm  Weerth  N  enniger  Inschriften.    Bonner  Jalirb. 

50  S.  280.      Vgl.    Rhein.    Mus.    26    S.  352    und    Arch. 

Zeit.  1871  S.  95. 
Römische  Inschrift  aus  Neumagen  a.  d.  Mosel.    Bonner 

Jahrb.  50  S.  307. 
K.  Christ   datirbare    Inschriften   aus    dem  Odenwalde. 

Bonner  Jahrb.  52  S.  62. 

i\rclinoIü{r.  Zig.  Jaliigang  X\X. 


Oeiilensi^hlägcr  Inschriften  ans  Regensburg.  Mün- 
chener  Sitzungsber.   1872  S.  319. 

J.  Merlo  zur  rheinischen  Epigraphik.  Bonner  Jahrb. 
52  S.  103. 

H.  Rumpf  griechlsclie  Inschriften  aus  Trier  und  Xan- 
ten. Bonner  Jahrb.  50  S.  146.  J.  Freudenberg  In- 
schriften aus  Trier.     Bonner  Jahrb.  50  S.  308. 

Stalin  Inschrift  aus  Würtemberg.  Arch.  Zeit.  1871 
S.  131. 

3.     Belgien  und  Holland. 

A.    ScHUERMANS    Matroticninschrift  gef.    in    Iloeylaert 

bei  Brüssel.     Bonner  Jahrb.  50  S.  304. 
F.  X.  Kraus    Grabstein    aus    Juslenville    bei    Liittich. 

Bonner  Jahrb.  50  S.  302. 
Ca.  M.    T.    Thys    iirna    IMerata   ti-nuvee    ä    Tonyres. 

Ann.  Belg.  1870  S.  465. 

4.     England. 

Römische    Inschriften   gef.     bei   Horslev.      Arch.   Journ. 

27  S.  77. 
A.  P.  Stanley   (d>serratinns   on   ihe   roman  sarcnphogus 

liiUdii  discovered  at   IVestminsler.     Arch.  Journ.    27 

S.  103.   110.   120.  145.   191. 

5.       FRANKREICH    MIT    AlGIER. 

Robert  sur  xni  nouveun  cacliel  d'oculisle  rnmain.    Com])tes 

reiid.  6  S.  77. 
DE  RiviEKES  rpijinqilue  ullii geoise,   on    recueil   des  in- 

scr'ijitions  de  l'urrondissement  d'Albi  {Tarn).     S.  o. 
Graffiti    auf  Vasen   gef.    auf  Mont  Beuvray  (Bibracte). 

Rev.  arch.  23  S.  59.     Bulliot  Töpfernamen  auf  Vasen 

aus  Bibracte.     Rev.  arch.  23  S.  181.  240. 
Cochet  Mosaikinsehriften   aus  Lillebonne.     Ruf.  arch. 

22  S.  312. 
A.  Allmer  Grabinschrift  aus  Lyon.    Bull.  1871    S.  184 
L.  Renier  Inschriften  aus  Neris-les  -  Bains.    Rev.  arch. 

24  S.  386. 
E.  Bormann    Bieiflasche    mit    Inschrift,    gef.    in    Paris. 

Arch.  Zeit.  1872  S.  75. 
d'Arbois    de    JuiiAiNviLLE    magische    Formel,     gef.    bei 

Poiliers.     Rev.  arch.  24  S.  63. 
Töpferstempel    aus    dem    Museum    zu    S  ai  nt- G  e  r  m  ai  n. 
LTndic.   1   S.  4. 

19 


140 


E.  Herzug  Iiisclirilt  jius  Africa.  Arch.  Zeit.  1S71 
S.  104.  Rknier  luscliril't  aus  Lambessa.  Coiiiptes 
reiul.  6  S.  153.  A.  Chkrbonneau  Inschrift  aus  Mar- 
cuuna.     Bull.   1S71   8.  238. 

6.     Griechenland. 

E.  Egger  Inschriften  aus  Griechenland.  Comptes  renJ. 
1871   S.  251. 

J.  n.  MoROTM.VNN  unedirte  griechische  Inschriften.  Rhein. 
Mus.   Iö72  S.  318. 

0.  Luders  Inschriften  aus  Griechenland.  Bull.  1872 
S.  248.  264. 

A.  DuMONT  inscriptloiis  ccriiin'Hjves  de  Gr<:ce.  Miss. 
scient.  6  S.  1.     S.  o. 

G.  Ek.\i.\n  de  liluloriim  ionlcorinii  tliulecto.     S.  o. 

G.  Kaibel  (Je  nionunicntontm  «/«(»of  üraecoriim  curmi- 
lübiis.     S.   0. 

1".  FoucART  scnutiis-cüitsiiltc  iiiiUlit  de  lunnce  110  uvuiit 
notre  hre.     S.  o. 

E.  Miller  inscriplion  grecf/Ki;  conservee  au  musee  de  Ja 
socicte  arclüologUine  d'  Alhenes.  Rev.  arch.  23  S.  353. 
o'JG.  JSt.  Ki.MANUUis  'Aiiiy.tj;;  intyoutfu't  tnnv^ijiKji. 
!S.  o.  G.  HiKscuFELD  Naclitr.'ige  zu  den  attischen 
Kihibtlcrinscliriften.  Arch.  Zeit.  li^72  S.  19.  G.  Hirsch- 
FELi)  Kiiubtlerinschrift  aus  Athen.  Bull.  1872  S.  lOo. 
S  RiiusoiuLos  diu  Tt/i'iiwf  'AtiixiiQ  fniyiiu(pni  npw- 
iixfnviig.  S.  o.  G.  iJiRscHFELD  vuluJogo  di  priluiü 
utcniesi.  Bull.  1872  S.  118.  A.  Kirchhoff  über 
die  Tributlisten  der  Jahre  ül.  85,2  —  87,1.  Abh.  d. 
Ac.  187U  S.  89.  A.  Kikchhoff  Nachtrap;  zu  den 
Untersuchungen  über  die  attischen  Tributlisten  von 
Ol.  85,2—87,1.  Monatsber.  1871  S.  217.  U.  Köhler 
attische  Fsephismen.  Hermes  7  S.  159.  A  Dimont 
memoire  sitr  les  jeiincs  geiis  elrungers  udmis  dmis  le 
voUrije  des  i'pli'ebes  it  Atltt-nes.  Comptes  rend.  1871 
S.  4.  J.  E.  S.  ullwiüuH  hillnyind  inscrijitioit.  Journ. 
of  Biiil.  4  S.  48.  E.  Huu.nkr  zum  Grabstein  des  An- 
tipatros  von  Aslsulon  in  Athen.  Arch.  Zeit.  1872 
!S.  47.  W.  Drrn-NBLKGtR  Kaiser  Hadrians  erste  An- 
wesenheit in  Athen.  Hermes  7  S.  213.  de  Kolge 
Onug  Kt()iifinx(tv ,  aus  Athen.  Rev.  arch.  24  S.  G4. 
Vgl.  Phil.  Anz.  4  8.  382.  G.  Hir-chfeld  die  Familie 
lies  T.  Fkvius  Alkibiades.  Hermes  7  S.  47.  U.  Köh- 
ler ein  Verscliüllener.  Hermes  7  8.  1.  H.  Gelzer 
die  Silzinschriften  im  Dionysostheater  in  Athen.  Mo- 
natsber. 1872  S.  164. 

W.  DrrTENBiRGER  zur  ErklJirung  einer  argi vischen 
Inschrift.     Hermes  7  S.  62. 

I'.  Foi;CART  memoire  snr  iiii  decrel  iiiedil  de  In  L'iijiie 
uread'ienne  en  l'honneuv  de  l'Atlienien  Wii/dnc/io«. 
8.  o. 

R.  Engllm\ns  griechische    Inschrift   aus    Korfu       Bnll. 

1872  ^.  35. 
L.    Helzey   Grabinschrift    aus    Koutlaes    (Muccdonienj. 

Rev.  arch.  22  S.  218. 
E.  Miller  sur  une   Insirlption    uyoiiislteiiic  de  Lutissc. 
Couiptes  rend.  6  S.  160. 

C.  WACii.s.vnjTU  lokrische  Inschriften.  Rhein.  Mus. 
1872  S.  612.  EGfitR  insoljilions  Incrienncs.  Jour. 
des  S.iv.  1872  8.29.  \V.  Vi -clll.l^  lukrische  Inschrift 
von  Nanpaktos  aus  der  Sammlung  Woodbonse.  Rhein. 
Mus.  26  8.  39.  S.  o.  A.  Riedenavek  zur  Niiii])aktos- 
inschritt  des  Herrn  Woodhonse.     Hermes  7  8.  111. 


.\.  DuMONT   (Ti'jXdiiut    dt'coiivert   ü   Panidun    en    Tlirace 

(mit  Inschrift).  '  Rev.  arch.  24  S.  229. 
O.  Rayet   iiiscripüons   inedites   on   mal   piihliees  de  Sa- 

mos.     Rev.  arch.  24  S.  36. 
Egger   siir   iiiic   iiiscriplion    (/rccf/iie  daoiiverte  duns  l'ile 

de  Syrns.      Comptes  rend.   6  8.194. 
Ch.  Babington    0»    vurioits   yreek   hiscriptioiis  /Vom  Te- 

los,    Cns ,  AtliiJlu ,    und    Ute   legion    o/    tlie    bluch   sea. 

Transact.  1(J  8.  112. 
W.  E.  Gl  RREY    Theban    inscripiwH   at    the  foiinlain    of 

Dirce.     Journ.  of  Phil.  3  S.  189. 
P.   Vidal-Lablache  inscripUons  de  Therii.     Rev.  arch. 

22  8.  283.     Brunet   de    Presle   Inschrift   aus   Thera. 

Comptes  rend.   6   S.  160. 

7.     Italien. 

Tu.  MOMMSEN  inscrtplhiiien  OtdlUie  Cisulp'iiiuc  latiiiae. 
Pars  prior,  iitiicrijit'iniics  reylonis  ItuVtue  dcetiiuie  cnmpre- 
Itendcns.  8.  o.  Ti/.  Mommsen  über  das  Corpus  Inscrip- 
tionum  Latinarum     Monatsber.  1870  8.  914.  1872  S.  143. 

A.  Fabretti  piimo  sii/i/i/cmc/ilo  ullu  rtncoUa  deJIe  iintl- 
chissime  iscrlzioiii  lluliclic  con  l'uyyiuiiln  di  ulcuiie 
osservuzUini  jiulcuyfaficlie  e  ytummaticuli.     S.  o. 

Crav^fürd  and  Bali  arres  etiiiscun  iHscriptloiis  uitu- 
bjsed  and  commenled.     8.  o. 

L.  Maggiulli  e  S.  Castro.mediano  (c  isciisioni  mes- 
su piche  ruccoUe.     S.  o.; 

E.  EsDERis  Versuch  einer  Formenlehre  der  oskischen 
8prache  mit  den   Inschrilten  und   Glossar.     S.  o. 

II.  Jordan  Ausdrücke  des  Bauernlateins.  Hermes  7 
8.  193. 

F.  Bücheler  inscriptiones  lulinue  iamhicue.  Rhein.  Mus. 
1872  8.  127. 

C.  L.  Grutefend  notariell  beglaubigte  und  beschworene 

römische  Inschriften.     Philol.  31  8.  330. 
W.  Helbig  Graffiti  auf  Vasen.     Bnll.   1871  S.  120.  122. 
O.     Benndorf     Inschriften     auf     Spiegel.       Ann.     1871 

S.  119.  122. 
L.    Bruzz.\     iscricioiii     dei    mdniij    grezzl.      .Ann.     1870 

S.  106.    Vgl.  Tu.  MoM.viSE.N  Inschrift  eines  Steinblockes. 

Bull.  1S71  S.  159. 

G.  To.MAissETTi  yhiiinde  missili.     Bull.   1872  8.  125. 

W.  He.nzen  Gladiatorentesseren.     Bull.   1871   S.  71.   151. 

G.  BoissiER  eliide  sur  r/iie^f/iics  Colleges  funeruites  ro- 
mains.     Les  cullores  deorum.     Rev,  arch.  2.'!  8.  81. 

L.  Nardoni  Inschriften  aus  und  um  Iloni.  Bull.  1872 
8.  74.  E.  Brizio  Inschriften  vom  Forum  Itoms. 
Bull.  1872  8.  229.  231.  235.  A.  Pellegrini  griechi- 
sche Inschritt  im  Paviment  der  Hasdlcu  Julia.  Bull. 
1871  8  131.  R.  A.  Lasciam  Inschriften  gel.  in  der 
Basilica  Julia.  Bull.  1871  8.  213.  G.  Henzi.n  fram- 
iiienli  de'  fasli  consoluri  e  deile  luvole  Irionfuh  del 
Cumpidoglio.  Bull.  1872  8.  157.  Küms  über  ein 
Graftito  des  Pa  In  ti  n.  Compt.  rend.  6  8.32.  \V.  Hen- 
zi.n Fasten  von  Collegien,  gef.  auf  dem  I'alatin  und 
am  Lateran.  I5idl.  1871  8  148  Iiischrilt  aus  den 
C'((.'i(ro  Prueloria.  L'Indic,  1  S.  144.  W.  Hlnzen 
Inschriften  gel.  an  Porta  Salaria.  Bull.  1871  8.98. 
A.  V.  Rei'.hont  das  Denkmal  des  Q.  .'^nlpicius  Maxi- 
mus zu  Rom.  Bonner  Jahrb.  52  S.  39.  Arch.  Zeit. 
1871  8.  17S.  .\.  (^loii  leclio  inscriiilioninu  in  xcpitl- 
chro   Q.    Siilpicii   Ma.iimi   ad  Poitum   Siilariaiii    ifcriim 


141 


viiuJicttlu.  S.  0.  G.  |B.  Di:  Rossi  Inschrift  rlf-r  Co- 
larii  aus  Trastevere.  Hüll.  1871  S.  IUI.  W.  Hen- 
ZEN  Ci|i[)iis  gef.  an  der  Murmorata.  Bull.  1871  S.  21. 
IJmjZZ.i  Stempel  von  Ziegeln.  GlJisern  n.  s.  \v.  vom 
Emporium.  Bull.  1872' S.  134.  W.  Henzen  In- 
schrift aus  einem  Cohimbariuui.     Bull.  1872  S.  107. 

A.  DuMONT  thnbres  rhodleiis  Irntivi's  «  Arezzo  et  ü 
Chinsi.     Rev.  areh.  24  S.  157.  ' 

G.  HiRSCHFELD  InschriCt  aus  Bari.  .\rch.  Zeit.  1871 
S.  50. 

A.  Fabretti  Lampen  der  Sammlung  Palagi  im  Museum 
zu  liologna  mit  Töpf'ernamen.  Bull.  1870  S.  203,2. 
A.  F-^BRETTi  Bronzecisle  mit  Inschrift  im  Museum  zu 
Bolo-na.     Bull.  1870  S.  204,  3. 

W.  IIknzin  Inschrift  aus  Brindisi.     Bnll.   1872  S.  29. 

W.  Helbig  oscische  Inschrift  aus  Capua.  Bull.  1872 
S.  47. 

G.   F.    Gamurrini    alfübcli    clriisvhi    di    Chinsi.      Ann. 

1871  S.  156.     Vgl.  Bull.  1872  S.  64. 

A.  Fabretti  und  W.  Henzün  Schale  aus  Corneto  mit 
Inschrift.     Bull.   1871   S.  l.')2. 

G.  B.  DE  Eossi  Grabinschrift  aus  Fano.  Bull.  1871 
S.  71. 

Marinorvase  mit  Inschrift,  gef.  in  Lncera.  .^cad.  1872 
S.  268. 

W.  Henzen  Inschriften  aus  Nemi.     Bull.   1871   S.  54. 

A.  Fabretti  frnmmenli  (Viscrizioiti  clrxfnha  scopurtc  ä 
Nizza.     S.  o. 

G.  Eroli  Schleuderbk'ie  von  Perugia.  Bull.  1S71 
S.  83. 

K.  Zaxgemeister  inscri]itiui)e.<s  pttriclaridc  ;>  o iii p e in ji  « <;. 
S.  o.  H.  Heydemann  zu  C.  I.  L.  IV  2842.  Hermes 
7  S.  109.  C.  Mancini  (h  mensa  jiomJeruriii  di  Poinpei 
esistente  iieJ  Miiseo  NazioiKtli;  di  Nii^ioVi.  Giorn.  degli 
scavi  2  S.  144  F.  Rüiil  pompejanische  Nachtrüge. 
Rhein.  Mus.  1872  S  151.  G.  de  Petra  Graffiti. 
Giorn.  degli  scavi  2  S.  162.  180.  225.  G.  de  Petra 
Amphorcniuschriften.  Giorn.  degli  scavi  2  S.  181.  182. 
G.  DE  Petra  Inschrift  auf  einem  Architekturstück'. 
Giorn.  degli  scavi  2  S.  227.  Vgl.  A.  Trendelenburg 
Bull.  1871  S.  254.  Liiizows  Zei'tschr.  7  S.  370.  G.  de 
Petra  Töpferstempel  auf  Lampen.  Giorn.  degli  scavi  2 
S.  179.  180.  E.  Brizio  Dipinti.  Giorn.  deg'li  scavi  2 
S.  100.  E.  Brizio  Graffiti.  Bull.  1872  S.  3.  11.  Vgl. 
S.  160.  R.  Engelmann  Dijiinto,  Bull.  1872  S.  4. 
A.  Trendelenrurg  Dipinti  und  Gr.-if'fiti.  Bull.  1871 
S.  175.  179.  209.253.254.  R.  Gädechens  Inschriften; 
Gewichte,  Gefiifse  und  Lampen   mit  Inschriften.     Bull. 

1872  S.  164.242.246. 

Th.  Bergk  zu  den  fasli  praenestini  des  I'crriiis 
FJacciis.     Neue  Jahrb.  1872  S.  37. 

W.  Henzen  lateinische  Inschriften  aus  Suasa  in  Pice- 
num.     Bull.  1872  S.  100. 

A.  Fabretti  Grabstein  aus  Terni  in  Umbrien-.  Bull. 
1870  S.  204,  A. 

Th.  Mo.mmsen  di  ini"  i.'scrizione  griifjita  nd  Musen  d'un- 
üchilü  deW  Aleneo  torin  ese.    Riv.  di  fil.   1872  S.  122. 

Inschrift  gef.  in  Urbino.     Acad.  1871   S.  194. 

Maggioka  Vergana  Lampen  mit  Inschriften  aus  Villa- 
nova.    Bull.  1871   S.  210. 

R.  Förster  Vaseninschriften  aus  Agrigcnt.  Bull.  1871 
S.  274.  F.  Matranga  mnnoyrafin  .tiilla  yritndn  iscri- 
zinne  greca  teslh  scoporlu  in  Pal (ntuo.  S.  o.  A. 
Hulm    iscrizioiic   tiovulu   nd    lenijiio  jjrandti    di  Scli- 


nunte.  Bull.  Sic.  4  S.  27.  .A.  Hoi.m  die  Entileckun- 
gen  im  grofsen  Tempel  in  Selinns.  Rhein.  Mus.  1872 
S.  353.  H.  Saui'Pe  Inschrift  aus  dem  Tempel  des 
Zeus  Agoraios  in   Selinus.     Gott.  Nachr.   1871   S.  605. 

G.  Tomassetti  Inschrift  der  Juturaa  geweiht.  Bull.  1871 
S.  136. 

.\.  Klügmann  Tö])feruame  (Frifgi)  aufLam|)e.  Bull.  1871 
S.  41. 

W.  Henzen  Carneol  mit  Inschrift  (Ti.  CJintdi  2cnijooc). 
Bull.  1871  S.  21. 

W.  Henzen  Marmorkeule  mit  Inschrift  (. .  miiniii  inip.  An.). 
Bull.   1871   S.  20. 

8.     Oe.sterkeich  und  DonaufOrstentüOmer. 

R.  Knabl  cpigraphisehe  Excurse.  Mitth.  f.  Steierm.  17 
S  56. 

Inscliriften  a\is  dem  Bau, 'it.  Mitth.  d.  Centr.  Comm. 
1872  S.  XCIII. 

W.  IIknzen  Milit.'inliplom,  gef  in  Felsö-N;'nia  (Un- 
garn). Bull.  1871  S.  145.  1872  8.  48.  Vgl.  Renier 
diplüiiic  ntitiluire.     t'omptes  read.  6  S.  156. 

Römische  Inschrift  ausistrien.  Mitth.  d.  Centr.  Comm. 
1872  S.  XCIII. 

Z.  .T.  Gruic  römischer  Meilenstein,  gef.  in  Ladjarak 
(Milit;ir-Greu.;e).  Mitth.  d.  Centr.  Comm.  1871 
S.  CLXVII. 

Inschrift   gef    bei   Mitrovitz.     Mitih.    d.    Centr.  Comm. 

1871  S.  CVIII. 

W.  Henzen  Inschrift  aus  Mocropolie  (Dalmatien). 
Bull.   1872  S.  100. 

F.  PicuLEU  die  römischen  Grabsehriften  des  norisch- 
pannonischen  Gebietes.  Mitth.  d.  hi^t.  Ver.  für 
Steiermark  19  S.  77.     S.  o. 

L.  Urlichs  Inschrift  ansPetronell  (Carnuntum).    Bull. 

1872  S.  102.      Vgl.  V/.  Hinzen   S.  104. 

Reniek    Inschriften    aus    Serbien.       Comptes    rend.    6 

S.  152.  158. 
Fr.    Kenner    neue    Alischriften     von    Römersteinen    aus 

Sissek.     Mitth.  d.  Centr.  Comm.   1872  S    CWXII. 

G.  de'  Vigili  Ziegeln  mit  Inschriften  aus  dem  Treu tino. 
BulL  1871  S.  211.     Vgl.  Th.  Mjmmsen  S.212. 

Fr.  Kenner  ein  neuaufgefundener  Römerstein  aus  W  icn. 
Miith-   d.  Centr.  Comm.  1872  S.  C.WX. 

9.     Orient. 

J.  H.  Mordtmann  griechische  Inschriften  aus  Arabia. 
Rhein.  Mus.  1872  S.  146.  496. 

P.  ViDAL- Lablache  commenlalio  de  lilnlis  fnnehribus 
Graecis  in  A.iia  minore,  ö.  o.  C.  Cuktius  In- 
schriften aus  Kleinasien.  Hermes  7  S.  28.  H.  Gelzer 
kleinasiatische  Inschriften.  Rhein.  Mus.  1872  S.  463. 
640.  G.  PiRBOT  iiiie  inxcrijilion  d'Ancyre.  Rev. 
arch.  23  S.  20.  Fr.  Kenner  griechisclie  Inschrift  aus 
Erythrae.  Wiener  Sitzungsber.  71  8.335.  O  Rvvet 
inscription  ugnnistique  d'  H  ii  liciirnasse.  Rev.  arch. 
24  S.  I(i9.  C.  Clriius  Inschrift  aus  S  es  tos.  Hermes 
7  S.  113.  R.  Berg.mann  Inschrift  bezüglich  auf  Zenon 
Poleuious  Sohn,  aus  Smyrna.  Bull.  1871  S.  78. 
E.  Certius  Inschrift  aus  Smyrna.  .Arch.  Zeit.  1871 
S.  188.  G.  P.  Heller  Insch'rift  von  Troja.  Allg. 
Zeit.  1872  Beil.  zu  No.  7.  E.  Cdutius  Inschrift  aus 
IHou.  Areh.  Zeit.  1872  S.  57.  H.  Scmliemann  In- 
schriften ans  Neu-Ilion.     Arch.   Zeit.   1871   S.  169. 

19* 


142 


J.  DE  Witte  Inschrift  ;uif  atliPiiisclier  Preisvase  aus  Cy- 
pern.     Rev.  iirdi.  '22  S.  151. 

C.  Weschei;  nol'ica  de  iiliisieiirs  t('..rti-s  puliinjiscslcs  (;i(i 
sc,  rencoulreitl  pur»ii  Icslnucrijiltniis yrcctiuus  de  I' Ky  ijji  l  e. 
Comptes  reiid.  1871  S.  275.  S.  o.  Miller  lasclirifteii 
aus  Egypten.  Coniptos  reiid.  6  S.  170  Neroutsos- 
Bf.y  llsle  de  sccuux  de  inuyislruls  c'/iojij/iiics  cniiservcs 
siM"  des  anses  d  uinjdiores.  Llnilic.  I  S.  189.  C  VVe- 
sCHER  notices  el  hjctes  des  iess'eres  el  tahlelles  i'-gypto- 
grecqves  upjiiirleiiant  i'i  Ju  li'diliolh'eijiie  Nulionule. 
Cüiiiptes  reud.  1S71  S.  h9.  Nekoutso.s-Bey  drei  grie- 
chische Inschriften.  L'Indic.  1  S.  189.  A.  Gilly  trois 
insa'tjitlons  liilines.  L'Indic.  1  S.  189.  Miller  In- 
sclirift  aus  Memphis.  Rcv.  arch.  24  S.  112.  Ph. 
T.\N  der  II.\tGHE.\  inscriptions  grcaiiies  du  leniple  de 
Pliiles.     Rcv.  arch.  24  S.  342 

Ch.  Clermont-Ganneau  Inscrijitlous  (inllinies  imkUles 
de  Pulestine.  Rev.  arch.  23  S.  398.  Grieihische 
Inschrift  gef.  zu  .1  er usa letii.  Rev.  arch.  23  S.  133. 
Ch.  Clermo-nt-Ganneau  uite  slltle  du  teniple  de-  J. 
Rev.  arch.  23  S.  214.  290.  S.  o.  J.  DEUENBOtmG 
iine  slhle  du  temple  d'Herode.  Jonrn.  asiat.  20  S.  178. 
M.  Schmidt  ariecliisehe  Inschrift  aus  Geras a.  Neue 
Jahrb.  101  S.^814.     Vgl.   103  S.  451. 


W.  II.  Waddington  inscriptlons  f/recf/iics  et  lutincs  de 
la  Sjir'ie  revueiUies  el  nxplirjuees.  S.  o.  Mine  aus 
Antiochia  im  Berliner  Museum.  L'Indic.  1  S.  98. 
G.  Colonna  Ceccaldi  Stele  inedite  de  Ucyroitth. 
Rev.  arch.  23  S.  253. 

10.  Russland. 

L.  Stephani  Inschriften  und  Amphorenhenkel,  gef.  in 
Russland.     Compte  rend.  1869  S.  191. 

11.  Schweiz. 

E.  Mabim.k  tiiilel  votif  u  liaulmes  (Vaud).  Schweizer 
Anz.   1871   S.  295. 

F.  Keller  .'\schentopf  mit  Inschrift  gef.  zu  Kllinon 
(Zi;ricii).     Schweizer  Anz.  1871   S.  261. 

Gremaud    zwei    Inschriften    von    Morrens.       Schweizer 

Anz.  1871  S.  222. 
W.  CoRStiEN   etruscische    Grabinschrift   aus   Valtcllina. 

Bull.    1871    S.   214.      Vgl.    V.  Planta    Schweizer   Anz. 

1&71  S.  301. 


IV.    ANHANG.     VERMISCHTES. 


Kuns  tgeschi  chte. 


LCbke  Geschichte  der  Plastik.     S.  o. 

F.  Rebek  Kunstgeschichte  des  Alterthums.     S.  o. 

JuL.  Schnatter  synchronistische  Geschichte  der  tjilden- 
den  Künste.     S.  o. 

R.  Lepsius  über  einige  egyptische  Kunstformen  und 
ihre  Entwickelung.     S.  o. 

J.  Oi'PERT  Grundzüge  der  assyrischen  Kunst.      S.  o. 

E.  Petersen  kritische  lieirierkungen  zur  ;iltebten  Ge- 
schichte der  griechischen   Kunst.     S.   o. 

Tu.  Schreiber  (luacsliontini  de  urtificHin  aetalilius  in 
Pliuii  nut.  hisl.  lihris  reUills  specimen.  S.  o.  v.  Sallet 
Küastlerinschriften  auf  griechischen  Münzen.  S.  o. 
A.  Allmer  Bezeichnung  des  Künstlernamens  durch 
plastische  Symbole.  Bull.  1871  S.  188.  Vgl.  In- 
schriften 6. 

W.  Henke  die  Menschen  des  Michelangelo  im  Vergleich 
mit  der  Antike.     S.  o. 

E.  Magnii»  die  Polychromie  vom  künstlerischen  Stand- 
punkte.    S    o. 

B.  Stark  Wanderunsen  und  Wandlungen  der  Antike. 
Prcufs.  Jahrb.  26  S   36. 

A.   TRE.NDiLENiiUuG  Thron   des  am  v  k  laei  sehen  .-Vpollo. 

Bnll.  1871  S.  12t, 
II.  Brunn  über  Stil  und  Zeit  des  Ilarpy  ien-Monuments 

von  Xanthos.     S.  ;■. 

C.  T.  Newton  new  fnit/menis  «/'  the  frleze  of  Ihe  Pur - 
Ihenoii.     .\cad.   1872  8.283. 


A.    Flasch    Athena    Lemnia    des    Phidias.      Bull.    1872 

S.  .34. 
A.  Flasch  Statue   der  Minerva  Kranaea    des   Timokles 

und  Ti  marchid  es  (findet  sie  in  einer  Statue  des  ca- 

pit.'   Museums   Ann.    1864   tav.    d'agg.    X).     Bull.  1871 

S.  86. 
H.  Brunn  i  doni  d'Allulo.     Ann.  1870  S.  292.    Mon.  9 

Taf.  19-21. 
O.  Donner  sul  ynippo  del  Pasqulno  ed  d  sun  lisluiiro. 

Ann.  1870  S.  75. 

F.  Ravaisson  lu  Venus  de  Mihi.  S.  o.  Vgl.  Acad. 
1871  S.  414.  433.  Valentin  die  hohe  Frau  von  Milo. 
S.  o. 

A.  Flasch  Gruppe  des  Menelaos.     Bull.  1871  S.  190. 
H.    Blümner    15eitr;ige    zur    Geschichte    der   griechischen 

Malerei.     Rhein.   .Mns.   26  S.  353. 
H.   Ulümner  über  Eiiinaros.     Acad.  1871   S.  415. 
W.  Gerhardt  die  Composition  der  Gem.'ilde  des  Polygnot 

in  der  Lesche  zu  Delphi.     S.  o. 

G.  Wustmann  .Apelles  Leben  und  Werke.  S.  o.  Vgl. 
Nene  Jahrb.   101  S.  785. 

K.  Dii.THEY  archaeologiscbe  Streifzüge.  III.  Einige  Ge- 
mJilde  des  Aristides.  Rhein.  .Mus.  26  S.  2S3.  L.  Ur- 
lichs   noch  einmal  .Aristides.     Rhein.  Mus.  26  S.  590. 

n.  l'jiJUNN  zweite  Vertheidnng  der  phil  ost  ra tisch  en 
Gemiiklc.  Neue  Jahrb.  103  S.  1.  81.  F.  Matz  Brunns 
zweite  Vertlieidisruug  der  philostratischen  Gemälde. 
Philol.  31   S.  585^ 


b.     M  V  t  h  o  1 


M.   Mlller  cssni  sur  riiisloire  des  rellyions,  Iradnil  par 

O.  Harris.     S.  o. 
G.  W.  Cüx  mylhnJoyif  of  (/ic  Aijiun   \iitions.     S.  o. 
E.  BuRNüUK    (((  leyiuide  ulhentenne ,   i-liide  de   mylholoyie 

coiuparee.     S.  o. 


L.  Priller  griechische  Mythologie.     3.  .-Vufl.    Bd.  1   von 

E.  Plicw.     S.  o. 
O.  Seemann  Götter  und  Heroen.     S.  o. 
F.    WiEsi  LEI!    comtuenliitin    de    vurio   iisii    tridenlis   upiid 

jiopulos    veleres,    iiiprimii  iipud    Gruecos    et    Romanos. 


143 


S.  o.  Commenlalin  (ht  dü.i  Orticcls  Rontuiüsqiie  (rii/cji- 
tem  gerentihus.     S.  o. 

J.  13ecki;r  Beilil-ige  zur  römisch -keltischen  Mythologie. 
Bonner  Jahrb.  50  S.  161. 

J.  OsERBECK  griechische  Knnstmythologie.  2.  Bd.  Be- 
sonderer Tlieil.  1.  Bd.  1.  Buch:  Zeus.  So.  O.  J.vhn 
die  Enttiihrung  der  Europa  auf  antiken  Kunstwerken. 
Denkschr.  d.  Wien.  Ac.  19  S.  1.  J.  Overbeck  de 
lonc  tcUuris  nnn  hinue  dea.  S.  o.  Hignarü  le  mylhe 
d'Io.  S.  o.  .\.  Heron  de  ViLLEFOssE  Cariciitiire  oii- 
iUjue  de    Ganyini-de.     Kev.  arch.   22  S    373. 

R.  Purster  Verehrung  der  Hera  in  Sicihen.  Arch.  Zeit. 
1S71   S.  128. 

K.  Strxjbe  Studien  über  Jen  Bilderkreis  von  Eleusis. 
S.  o. 

L.  IIeuzey  ApoUon  et  niuue,  dieiix  ftincruires.  Rev. 
arch.  22  S.  247.  F.  VVieseler  über  den  delphischen 
Dreit'uls.      S.  o. 

K.  Lehrs  zum  Arte  niiscultus.     Rhein.  Mus.  26  S.  638. 

Er.  Wieselir  über  ein  bisher  nicht  richtig  erkanntes 
wichtiges  Attribut  des  Vulcanus.  Gott.  Nachr.  1872 
S.  125  J.  Friedlaenoer  über  das  von  Hrn.  Prot'. 
Wieseler  gefundene  „bisher  nicht  richtig  erkannte  wich- 
tige   Attribut   des   Vulcan."     Arch.    Zeit.  1871  S.  162. 

F.  Wieseler  das  Heerd-  und  Feners_ymbol  bei  Vulcanus. 
Arch.  Zeit.  1872  8.  69.  Erwiderung  von  J.  Fkied- 
LAENDER  cbend.   S.  71. 

F.  Imhoof-Blumer  die  Flügelgestalten  der  Athen  a  und 
Nike  auf  Münzen.  S.  o.  G.  Hirschfel»  Atliena 
unti    Marsyas.      Winckelmannsprogranim.     S.  o.     H. 

G.  LoLLiNG  de  Medusa.     S.  o. 

A.  Preüner  Eutvvickelung  des  Venusideals.    Arch.  Zeit. 

1872  S.  100. 
Ch.    Feoix    Merciir  lus,    Murs    el     lu    meine    Mar. 

L'Indic.  1  S.  146. 


A.  Rapp  die  M.'inade  im  griechischen  Cultus,  in  der 
Kunst  und  Poesie.     Rhein.   Mus.  1872  S.  1.  562. 

L.  Stephani  Eroten  mit  musikalischen  Instrumenten 
aus  Kerlsch.     Compte  rend.   1869  S.  184. 

J.  H.  Kr.\li!:E  die  Musen,  Grazien,  Hören  \niil  Nymphen 
mit  Betrachtung  der  Flussgötter  in  philologischer,  my- 
thisch-religiöser und  kunstarchjiologischcr  Beziehung. 
S.  o.  E.  Plevv  Polymnia-Hebe?  'Ncuc  J;dirb.  1872 
S.  314. 

A.  Rosenberg  de  Erinynin  religlone ,  ciiHii ,  'iiiwgiiü- 
biis.     S.  o. 

H.  Heydemann  Darstellung  der  Windgötter.  Arcli. 
Zeit.  1871  S.  94.  L.  Stephani  Boreas  und  die  Bo- 
readcu.     Petersburg.     S.  o. 

C.  Wach.^mi:th  Drymien  und  Drymata.  Rhein.  Mus. 
1872  S.  342.     Vgl.  S.  634. 

D.  Comparetti  die  Strafe  des  Tantalus  nach  Pindar. 
S.   0. 

L.  Stephani  über  Darstellungen  des  trunkenen  Hera- 
kles.    Compte  rend.  1869  S,  156. 

H.  Heydemann  Meleagers  Tod.  Arch.  Zeit.  1871 
S.  116. 

E.  ViNET  Amphiaraus.     Rev.  arch.  22  S.  253. 

H.  Heydemann  Hippolytus  und  Ph.-idra.     Arch.  Zeit. 

1871   S.  157. 
H.  Heydemann   Flucht   des  Aeneas    aus  Troja.     Arch. 

Zeit.  1871  S.  118. 
L.  Stephani  über  antike  Darstellungen   von  Hausthieren, 

ihr  Verh.'iltnis    unter    einander,   zu    den  Menschen  und 

zu   den  Göttern.      Compte  rend.   18G9  S.  19. 
Ij.    Stephani     über    die    prophylaktische    Kraft    von 

Widderköpfen  u.  a.     Cumj)te  rend.  1869  S.  128. 


c.     A  1 1  e  r  t  h  ü  in  e  r. 


1.     Allgemeines. 

J.  H.  SciUBART  philologiscli-archaeologische  Bemerkun- 
gen und  Gegenbemerkungen.    Neue  Jahrb.  1872  S   169. 

DU  Mesnil-Morigny'  histoiro  de  VEcono'nie  poJitir/n«  des 
ancieiis  pciipics  de  Vinde,  de  l'Egifple,  de  lu  Gr'ece. 
S.   o. 

L.  HüuzEV  antike  Kostümkunde.     Acad.  1872  S.  187. 

E.  Le  Blant  le  deliichement  de  la  pulrie.     S.  o. 

H.  Pfannenschmidt  das  Weihwasser  im  heidnischen  und 
christlichen  Cultus.     S.  o. 

E.  aus'm  Weerth  Entwickelung  des  Mediciualwesens  im 
Alterthum.     Arch.  Zeit.   1871   S.  179. 

E.  Delamont  nnl'ice  hlstorhiue  siir  Ut  )insle  utix  letlres 
diuis  V II II tiqitite  el  en   France.     S.   o. 

J.  Fuiedlaenüer  das  Silphium.  Nnm.  Zcitsclir.  1871 
S.  430. 

L.  Tallandini  snlla  qUinuslka  'greea  u  roinana.  Riv. 
fil.  lett.  1872  S.  21. i 

L.  Stepham  über  Infibulatiün.    Compte  rend.  1809  S.  149. 

L.  Stephani  ül)er  das  Kottabosspiel.  Comjite  rend.  1869 
S.  219.  A.  Klügmann  das  Skaperdaspiel.  Bull.  1.S71 
S.  40.  Arch.  Zeit.  1871  S.  40.  H.  Heydemann  das 
Morraspiel.  Arch.  Zeit.  1871  8.  151.  L.  Bruzza  ül)er 
die  zu  Würfelspielen  dienenden  Tafeln.  Bull.  1871 
S.  68. 


L.,  Stephani  über  Weintrinken  der  Frauen  im  .-\Itertlium. 

Compte  rend.   1S69  S.  167. 
A.  Delove  des  cornua  des  llores  duns  l'anl'iqv'ite.  ä  jiro- 

pos  du  deitx  pellles  cornes  en  bronze  du  iMusee  Caluut. 

LTudic.   1   S.  154. 
Ueber  Email  bei  den  Alten.    L'Indic.  1  S.  109.    Gebrauch 

und    Bearbeitung   des  Eisens    in   Bnt«nnieu   unter  der 

Herrschaft  der  Römer.    L'Indic.   1  S.  106.    Cn.  Lenor- 

MANT  nnte  siir  im  fragmeni  d'un  vase  myrrhin.     Rev. 

arch.  24  S.  163.     IL  Schuermans  diicouvertes  d'am  ■ 

hre  en   Uelgiqiie.     L'Indic.  1  S.  147. 
W.  Helbig  Pferde   mit   eingravirter  Amjihora  bezeichnet. 

Bull.  1871  S.  118. 

A.  Allmer    Darstellung    der    Mysten    auf  Sarkophagen. 
Bull.  1871  S.  186. 

Bruzza    über    die   Verwendung   von  Zieseln    bei  SchifTen 
Bull.  1872  S.  135. 

2.     Griechische. 

K.  Fr.  Heraiann   Lehrbuch  der  griechischen  Privafaller- 
thi'nner  mit  Einschluss  der  Hechtsalterthümer.     S.  o. 

B.  SciLMiDT    das    N'olkslebeu    der    Neugriechen    und    das 
hclleüische  .Alterthum.     S.  o. 

C.  C   Badm!   la  jemme  grecifue,   clude  de  ta   vie  i(ii(/(/ife: 
La   feiiiiiie  daiis  les   tenijis   legendaires.     8.   o. 


144 


Hiebst  über  Festungen  und  Festunjjskricg  der  Grieclien 
von  den  ;i. testen  Zeiten  bis  auf  die  Seldaciit  bei  Cliae- 
ronea.     S.   o. 

H.  DüNDORFF  der  Verfall  des  hellenischen  Lebens  in  der 
Zeit  von  40l)-338.    Berl.  Gyrnn.  Zeitschr.  1872  S.  527. 

H.  WiTTiCH  das  Stadion  an  den  grieehischen  Rennbah- 
nen.    .\reh.  Zeil.   1871  S.  37. 

N.  \Vecklein  Studien  zur  scenisclien  Arch.-iologie. 
Pbdül.  31   6.435. 

Bewegliche  Srh  r  i  ftzeich  e  n  bei  den  Griechen.  L'Indic. 
1  S.  133. 

K.  LUGEBIL  zur  Geschichte  der  Staatsverfassung  von 
Athen.  S.  o.  A  Dumont  In  pnpuliil'ion  de  l'Alliquc 
d'iijir'es  las  inscripl'tniis  rccuinnimil  drcmwi^rlcs.  Journ. 
des  Sav.  1871  ö.  639.  S.  o.  M.  Isr.hR  das  lliirger- 
rccht  der  Plat;ier  ui  Athen.  Neue  Jahrb.  103  S.  109. 
L.  DK  KoNCHAUu  Ic  jii'plns  d' AllitUii!  Porlhcnos,  etiide 
snr  les  tayisseries  dans  l'onlUiuile  et  s\ir  fiirr  ciiijiloi 
dtins  i'urchU'Cctiire ,  et  sprciuleiin-iil  diins  la  di'xoriilioii 
du  l'uitehiion.  Rev.  aich.  23  S.  245.  309.  390.  24 
S.  8i)  11.  li.jSY  csstü  sur  le  drnll  ]irio(i  alheiikn.  H  o. 
II.  ILagkr  oh  ihe  lüsungelia.  Journ.  of  l'hil.  4  S.  74. 
E  L.  HiCKS  «ji  Ihe  Athen'iun  Proedri.  Journ.  of 
Pliil.  3  S.  169.  O.  G.i.BLKT  die  Fesizeit  der  atiischen 
Dionybien.     S.   o. 

C.  TR.LBtR  Forschungen  zur  s])  a  rf  a  n  i  seh  e  n  Verfas- 
suiigsgeschichte.  S  o.  II.  K.  Stkin  das  spar'anische 
Ejiliorat  in  seiner  ersten  Entwicklung  bis  auf  Cheilon. 
ö.  o. 

3.     Römische. 

L.  Fbiejl.\nder  Darstellungen  aus  der  Sittengeschichte. 
So. 

H.   W.  SroLL  Bilder  aus  dem  altrümisehen  Leben.     S    o. 

Th.  Mommskn  r(imischi-s  Staatsrecht.  S.  o.  P.  Willems 
le  droit  public  romniii  dc/mis  l'oriißne  de  Ron>e  jusqn'ä 
Voiislunliii  lu  Grund,  ou  les  ojifii/iiifB.s  romains  eiivi- 
siigees  uu  poinl  de  vue  d'inslHulioiis  poUtiiines.     S.  o. 

J.  LiFour  hisloire  de  lu  poptilalion.  La  popiihilion 
duns  l'uuüquite  «  [tome  et  chez  les  Hchreux.     S.   o. 

S.  IL  RRLiCH  de  Aerar'io  et  Fiscn  RoniinKirum  (jiuiesüones. 
S  o.  L.  BoUluvku  eliide  sitr  rudiuhiislriilion  des 
finiiiices  de  Vernjire  rnmuin  duiis  les  derniers  teiiips  de 
siin  existenve.     ü.  o. 

A.  BoNN'LTTV  dnciiiiiejüs  hisliiricjues  s\ir  hi  reliijinn  des 
Roittdins  et  snr  lu  ciinnitissunce  qu  ils  ont  pti  unnir  des 
trudilinns  bibinjues  pur  leiirs  ruppnrts  tivec  les  Jiiifs. 
S.  o  \  BuucHK  -  Li.CLEiicci  les  pontlfes  de  l'un- 
vienne   Rome.     S.    ü.     H.  IIenzln    CoUegium  der  Ar- 


valbrüdcr.  Arch.  Zeit.  1871  S.  88.  A.  W.  Zumpt 
über  die  Lustra  der  Römer.     Rhein.   Mus.  26  S.  1. 

A.  Dryg.\s  de  jure  iinaglmim  upiid  Romanos.     S.  o. 

E.  DE  RiGGiERo  la  Gens  in  Roma  uvanti  lu  formuztone 
del  Conuiiie.     Critica  1   S.  22.   111. 

G.  F.  U.NGER  der  römische  Jahresnagel.    Philol.  32  S.  531. 

Fr.  D.  Gerl.\ch  griechischer  Eiufluss  in  Rom.     S.  o. 

B.^CKMUND  über  die  Consulwahl  im  Jahre  63  v.  Chr. 
Bayer.  Gymn.  Bliitter  1871  S.  1.  H.  F.  Stobbe  zum 
Capitel  von  den  Consules  suffecti  unter  den  Kai- 
sern.    Philol.  31  S.  263. 

D.  B.  MoNRO  Oll  the  pedarii  in  ilie  j-oiikiii  .seiiafc. 
Journ.  of  Phil.  4  S.  113.  C.  B.\rdt  die  Senatsitzungs- 
tage der  sp.-itern  Republik.     Hermes  7  S.  14. 

A.  FoRBiGER  Rom  im  Zeitalter  der  Antonine.     S.  o. 

H.  F.  SronBE  die  Tri  bunen  j  ahre  der  römischen  Kai- 
ser.    Philol.  32  S.  1. 

Cl.  Lamarke  de  la  mUice  romaine  depuis  la  foiulallon 
de  /lOiiic  jus(ju'ü  Constanlin.  S.  o.  A.  Müllkr  die 
Ausrüstung  und  Bewaft'nung  des  römischen  Heeres  in 
der  Kaiserzeit.  S.  o.  F.  RoBioti  le  recriilemenl  de 
V  Etui  -  Major  et  des  i'(jtiipucfes  duns  les  flottes  ro- 
jiKiiiics  «»  temjis  de  la  rcpubHijue.  Rev.  arch.  24  S.  95. 
142.  CiL  Robert  siir  les  urmees  romuines  et  leur  em- 
phicrment.  Com]ites  rend.  1871  S.  483.  W.  Ih.NZEN 
Milit.-irdiplome.  Arch.  Zeit.  1871  S.  176.  Bull. 
1871  S.  145.  1872  S.  48.  Vgl.  Comptcs  rend.  6  S.  156. 
J.  P.  JöRGENSEN  de  iiiiMiicijiiis  et  coloniis  ueiute  impe- 
rulormn  Romanorwn  ex  cunuhts  leglomun  ortls.    S.  o. 

L.  Friedländer  de  cerlumlne  circensi  diversio  uppel- 
luto.     S.  o. 

C.  Mancini  la  legge  Vipsunia  che  unificit  U  sistemu  me- 
Irico  e  monetario  neW  im]iero  romuno.  Giorn.  degli 
scavi  2  S.  182. 

R.  GoicoERROTEA  hrevBS  upnntes  sobre  la  casu  y  los 
muchles  de  los  Romanos.     Rev.  de  Espaiia  26  S.  161. 

A.  ALVARftz  la  glotoneria  en  Roma.  Rev,  de  Espaha  28 
S.  489. 

Keppel  ein  Bruchstück  aus  dem  „Weinbau  der  alten 
Römer."     Bayer.  Gym.  Blätter  1872  S.  143. 

E.  Flouest  antike  Rasirmesser.     L'Indic.  1  S.  191. 
aüs'm  Weeuth  römische  Pfeile  get.  bei  Xanten.     Bonner 

Jahrb.  52  S.  175. 
Waddington  fastes  des  Provinccs  Asiuliqiies   de  l'empire 

romuln  depuis  leur  oriyine  jiisqii'uu  regne  de  Uioeletien. 

S.  o. 
J.   J.    Müller    die    I'amilie    der    Camiller    in    Helveticn. 

Schweizer  Anz.  1871  S.  296. 


d,     Litteratur  und  Geschichte. 


G.  Kinkel  Euripides  und  die  bildende  Kunst.     S.  o. 

C  L.  KwsFK  Fluvii  Philoslruli  opera  aiicl.  ed.  yicce- 
diint  Ajxdlnirii  eiiislnlue,  lüisebins  adv.  Uierociein,  Phi- 
loslruli jnnioris  iiiiagines,  Cullislruti  descripliones.  S.  o. 
H.  (iRiMM  Eiufluss  des  Pb.  i  lost  rat  US  auf  die  Kunst 
der  Kenaissance.     Arch.  Zeit.   1872  S.  43. 

L.  Stepiiam  purerga  urchueologicu.  No.  28  über  Pau- 
sanias  I  20,   1.     S.  o. 

L.  Q.iciiEKAT  lYoiiii  Murcelli  peripulelici  Tnbursicen- 
sis  de  compendiosu  doctrina  ad  /i/iiiiii.     S.  o. 


G.  J.  Cron  coHiiiißiifafio    de   oraculi   Siphniis  editi   vi 

uc  potestute.     S.  o. 
C.   Bücher  de  geilte  Aetolicu   umphictyoniae  participe. 

S.  o. 
A.  BEca  DE  FouQUiERES  Aspasie  de  Milel,  eludc  hi.ilo- 

riqtie  et  morale.     S.  o. 
P.    Vidal-Lablaciik    Herode    Atlicus,    elude    crilique 

sur  sa  vle.     S.   o. 
V.  Dlruv  hisloire  des  Romains  depuis  les  lemps  les  plus 

recules  justjn'a  lu  fin  du  regne  des  Anlonins      S.  o. 


145 


A.  F.  Motte  etiiile  siir  Agrippti.     S.  o. 
G.  G.  IIuDF.MANN  die  Baucniaurstiiiide  in  Gallien  vv.'ihrfnd 
der  rüiiiischen  Kaiserzeit.     S.  o. 


A.  Kalina    de   foiilihvs   u]ni(l  veteres   sciijitorcx    inii 
Suvromaturum  res  perliiti'nl.     S.  o. 


e.     Germanisches,    Celtisches,    Prae  historisch  es. 


L.  Lindenschmitt  üljcr  die  Alterthiimer  unsrer  heid- 
nischen Vorzeit.     S.  o. 

Dicl'ionna'iro  urchcoJnifUjnc  de  la  GaiiJa,  ejxxjtie  celtique, 
jinblU'  pur  ht  comiiiis.s'io»  ((<-'  hi  lojiograph'n:  des  Guiih.s. 
S.  0.  It.  DE  BkLLOGUET  ethitoijrilie  yaiilnisc.  Glossa'ire 
yaiilois,  avcc  deux:  tahleatix  ijeiicraiix  de  ht  laiiyue 
ijdiilolse.     S.  o. 

II.  M\RTiN  etudes  d'urrhenlogie  cettuiiie.  Notes  de 
voyiige  daiis  les  pays  cellKpies  et  scandhtaves.     S.  o. 

H.  nu  Ci.suziou  de  la  poterie  gduloise,  Hilde  sur  la 
collection  Charvet.     S.  o. 

A.  DE  Barthkle.my  les  liberles  gauloises  sous  la  dowliia- 
tion  romulne,  de  ('««  50  it  l'itn  27  av.  J.   C.     S.  o. 

A.  DE  B\hthki.emy  liste  des  mols  rehves  sur  les  mon- 
ituies  gauloises.     S.  o. 


'C.  A.  Duc/s  les  Allobroges  sous  la  n'publiqiie  romaine 
L'Indic.  1   S.  80. 

H.  AuBois  DE  JuBAiN VIELE  his  Ciinbres  et  les  Kiiniri 
Rev.  arch.  24  S.  39. 

E.  Wdielfz  tiotes  sur  des  sepultitrcs  gauloises  decou- 
vertes  prits  de  Vertieuil  (Oise)  au  tiitu  dil  le  Trem- 
bluyc.     L'Iiidic.  1  S.  75. 

G.  DE  M  .  .  .  les  gaulois  de  Marzuhotlo  daiis  l'Jpenniii 
Rev.  arch.  22  S,  288. 

Congress    von    Bologna.      Rev.    arch.    22    S  327.      Prae- 

hi.storisehes  aus  Yorkshire.    Rev,   an  li.  23  S.  'J07.    Vom 

Cap    Blanc-Nez.     Rev.    arch.  23  S.  4(i6.  Aus  Dep.  de 
la  Marne.     Rev.   arch.  23  S   335. 


f.     Christliches. 


R.  Garrucci  storia  deW  arle  crisliuua  iiei  primi  otto 
secoti  della  cliiesa.     S.  o. 

F.  X.  Kraus  die  christliche  Kunst  in  ihren  frühesten  An- 
fängen.    S.  o. 

J.  üii'PEL    Unterschied   der   cliristlichen    von    der  antiken 

Kunst.     Org.  f.  Christi.  K.  1871  S.  260. 
J.  P.  Richter  christliche  Architektur  und  Plastik  in  Rom 

vor  Consfantin  dem  Giol'sen.     S.  o. 

G.  B.  de  Rossi  mnsaici  crisliuni  e  saygi  dei  pavimenti 
delte  clüesi:  di  Roma  anteriori  al  sevolo  XV.  Lief.  1 
und  2.  S.  0.  R.  Scholl  christliche  Mosaiken  von 
Ravenna.     Arch.  Zeit.  1871   S.  91. 

S.  Cavali.ari  sul  sarcofayo  ritiovato  nelle  catacondie  di 
Siracusa  iiel  giuguo  1872.  Bull.  Sic.  No.  5  S.  22.  Vyl. 
J.  ÜAiyNi  aiuwtazioiii  sul  surcofago  rinvenuto  in  Si- 
racusa.    Ebend.  S.  27. 


A.   Fern.-indez-Guerka    el   libro   de  Suiitona  (christliche 
Insclirift).     S.  o. 

Le  Blant   recherdtes    sur   Vaccusation   de    magio    dirigee 

coulre  les  preniiers  chreliens.     S.  o. 
Fr.    X.    Kraus    das   Spotterucifix    vom  Palatin    und    ein 

nenentdecktes  Graffito.     S.  o. 
Fr.  Kraus  die  Blutampullen    der  römischen  Kataconiben. 

S.  o.     Vgl.  o.  Topographie 
Fr.  LiVERANi  le  calacomhe  e  antichilä  cristianc  di  Cliiusi. 

S.  o. 
A.  Dumont   Sarkophag  aus  Salona  mit  christlichen  Dar- 
stellungen.    Rev.  arch.  23  8.  120. 
A.  DuMONT   christliche  Inschriften  aus  Salona.    Rev.  arch 

23  S.  122. 
E.  LE  Blant  christliche  Inseln iften   ans  Rom.    Rev.  arch. 

23  S.  126. 


g.     Biographie. 


C.  .TusTi  der  Cardinal  Alexander  Alb  an  i.    Preufs.  Jahrb. 

28  S.  348.  337. 
Dr.  Fickler,  Nekrolog.     Allg.  Zeit.  1871  No.  351—357. 
R.  Kf.kulr  C.  Friederichs.     Liitzovvs  Zeitschr.  Beiblatt 

7  S.  127.     Vgl.   C.   Schnaase  christl.  Kunstbl.  1872. 


a  p  t 

J.  Karabacek    Chr.     W.    II über,    eine    Gedächtnisrede. 

Num.  Zeitschr.  1871   S.  V. 
C.   JusTi   Raphael  Mengs.     Preufs.  Jahrb.   28  S.  109. 
C.  JusTi   W  inckelm  an  n,  sein   Leben,  seine  Werke  und 

seine  Zeitgenossen.     Bd.  2.     S.   o. 


146 


VERZEICHNISS  DER  MITARBEITER. 


Adler  (F.),  Berlin. 

Uli chn füll  (J.  J.),  Basel. 

niirlh  (H.),  Berlin  f. 

liaunitilsler  (A.),  S'ral'sburg. 

lieckar  (J),  Frankfurt  a.  JM. 

ISenmlorf  (0.),  Prag. 

Uergau  (/{.),  Nürnberg. 

licrgk  (1%.),  Bonn. 

Bhxh  (Silin.),  London. 

lilüniiier  (H.),  Breslau. 

Uöckh  (A.),  Berlin  f. 

Botlkher  (K.),  Berlin. 

üorghesi  (Graf  li.),  S.  Marino  f- 

ISnnin  (IC),  Rom  f. 

lininn  [H  ),  München. 

6*«rsJ«ii  (K.),  Jena. 

Chduü«)-;  (X.),  Palermo. 

Cuvedoiii  (Cd.),  Modena  f. 

Chtisl  (K.),  Heidelberg. 

Concsluhile  (Graf  G.   C),  Perugia. 

C"ii=e  (/!.),  Wien. 

Curtius  {(/■),  Wesel. 

Curt'uis  (£.),  Berlin. 

Dctlefsen  (ü.),  Glückstadt. 

Diintzcr  (H),  Köln. 

Engclmann  (iJ),  Berlin. 

Erbhim  (G.),  Berlin. 

Fic/.-((;r  (C.   ß.  A.),  Mannheim  f- 

Förster  (R),  Breslau. 

Fo)-c/i/wiiiiiiic'i-  (P.   ir.),  Kiel. 

Franz  (J.),  Berlin  f. 

Fr'tch  (O.),  Potsdam. 

FrJt'(/«ricli.<t  (K.),  Berlin  t- 

Friedluendcr  (Jtil.),  Berlin. 

Friedlucnder  (L.),  Königsberg. 

Froeltiier  (W.),  Paris. 

Gacdechens  (R),  Jena. 

Gurrncci  (R.),  Rom. 

Gerhard  (E.),  Berlin  f. 

Görlz  (C),  Moskau. 

GöllliDg  (K.),  Jena  f- 

Graser  (15.),  Berlin. 

Grnlefend  (C.  L.),  Hannover. 

Gni-(i/f  (ir.),  Wien. 

Heibig  (IV.),  Rom. 

Henzen  (II'.),  Rom. 

Ilcrchcr  (R.),  Berlin. 


//('Diuoin   (K.   F.),  Göttingen  f. 
Hertz  (M.),  Breslau. 
Herzog  (E),  Tübingen. 
Hcttncr  (//.),  Dresden. 
Hcydcmuiin  (H.),  Berlin. 
Hlrzel  (H.),  Rom  f. 
Hirsclifehl  (G.),  Athen. 
Horkc.l  (J.),  Magdeburg  f. 
Hiihner  (E.),  Berlin. 
Jahn  (0.),  Bonn  f. 
Jan  (K.  «.),  Landsberg  a.   d.  W. 
Janssen  (L.  F.),  Leiden  f- 
Jordan  (//.),  Königsberg. 
Kandier  (P.),  Triest. 
Keil  (K.),  Schulpforte  f. 
KehuU  (R.),  Bonn. 
Kenner  (F.),  Wien. 
Kiepert  (/f.),  Berlin. 
KtesslJHt;  (^.),  Greifswald. 
Kirchliojl  (A.),  Berlin. 
Klein  (K.),  Mainz  f. 
KUigmann  (/4.),  Rom. 
Köhler  (U.),  Strafsburg. 
Koner  (W.),  Berlin. 
Kniger  (G.),  Halle. 
Lachmann  (K.),  Berlin  f. 
Lajard  (F.),  Paris  f. 
Ldiff)-  (J.   F.),  Berlin  f. 
Lepsius  (K.),  Berlin. 
Lersch  (L.),  Bonn  f. 
Leutsch  (E.  v.),  Göttingen. 
Lindenschmil  (L.),  Mainz. 
Lnhde  (L),  Berlin. 
L,ogio(«(i(fc,s-  (S.),  .\egina. 
Lloyd  (fV.  W.),  London. 
Litders  {().),  .\then. 
Lugchil  (C),   Petersburg. 
Malz  (F.),  Göttingen. 
Meinel-e  (A.),  Berlin  f- 
Merchlin  (L.),  Uorpat  f. 
Merkel  (R.),  Quedlinburg. 
Meier  (H.),  Zürich. 
Michaelis  (A.),  Strafsburg. 
Minervini  (G.),  Neapel. 
Mommsen   (Tli.),  Berlin. 
Movers  (F.  C),  Breslau  f- 
MiiUenholf  (K.),  Berlin. 


MülJer  (Li.),  Kopenhagen. 
JV/iirrai;  (A.  S.),  London 
Newton  (Ch.  T.),  London. 
Nissen  (//.).  Marburg. 
Ojipermann  (A.),  Paris. 
OsHii»  (F.),  Giessen  f. 
Overbeck  (J.),  Leipzig. 
Punnfka  (Th.),  Berlin  f- 
Papusliotis  (G.),  Athen. 
PurJk'y  (G.),  Berlin  t- 
Paiicker  (C.  v.),  Dorpat. 
Peirnt  (G.),  Paris. 
Pcrvanoglii  (P.),  Triest. 
Petersen  (Ch-),  Hamburg  f. 
Petersen  (£■),  Husum. 
Preller  (L.),  Weinuir   f. 
Prokesch-Osten  (Frhr.v.),  Constanti- 

nopel. 
Pnlszky  (F.  v.),  Pesth. 
P>jl  (Th.),  Greifswald. 
Ranguhe  (R.),  Athen. 
Ruthgeber  (G.),  Gotha. 
Rji»soj)ii?os  (A.),  .\fhen. 
Röchelte  (Baoul),  Paris  f. 
Ross  (L.),  Halle  f- 
Roiilez  (J.),  Brüssel. 
Riihl  (S.  L.),  Kassel. 
Salinus  (/!.),  Palermo. 
Schaefer  (A.),  Bonn. 
Scharf!'  (G.),  London. 
Schulbuch  (R.),  Potsdam. 
Sc/ilic  (F.),  Waren. 
Sc/i/icHKiii»  (R.),  .\then. 
Sc/imi(f(  (L.),  Marburg. 
Schmitz  {W.),  Köln. 
Sc7iö(f  (A.),  Weimar. 
Schöne  (A.),  Erlangen. 
Schöne  (R.),  Berlin. 
Schott  (ir.),  Berlin. 
Schiibart  (J.  H.  Ch),  Kassel. 
Schnbring  (J),  Berlin. 
Schulz  (H.    M'.),  Dresden  -f- 
Schulze  (E.),  Gotha. 
Sc/iicdbc  (L.),  Tüljingen. 
Smith  (S.   ISlrket),  Kopenhagen. 
Stark  (K.  li.),  Heidelberg. 
Stalin  (Chr.  F.  von),  Stuttgart. 


stein  (H.),  Danzig. 
Sleiihanl  (L.).  Petersburg. 
Struck  (H.),  Berlin. 
Urlkhs  (L.).  Würzhurg. 
Vchen  {A.  v.),  Athen  f. 
Vlscher  (11'.),  Basel. 
Waagen  (G.),  Berlin  f- 


147 

JVinh.imiith  (C),  Gi'ittingen. 
Walz   (f/i.),  Tübingen  f- 
aus'm  Wem-th  (/i.),  Bonn. 
Wehh-r  (F.  G.),  Bonn  f. 
Weniger  (L.),  Breslan. 
IVleseler  (F.),  Göttingen. 
Wilmiiiiiif:  (G),  Stri\rsburg. 


Witte  (J.   de),  Paris. 
WMch  (H.),  Berlin. 
Woljf  (G.),  Berlin. 
Wiisliimann  (E.  F.),  Gotha  f- 
Xahn  (!!'.),  Berlin  f- 
Ziingemelster  (K.),  Gotha. 
Ztimjit  (A.   W.),  Berlin. 


(Juni  ISTo.) 


ArclKioWs.  Ziff.,  Jnlirg.ing  XXX. 


20 


148 


SCHLÜSSWORT. 

Mit  dem  Schluss  des  Jahrgangs  1872  legt  der  Unterzeichnete  die  Redaetion  der  archäologischen 
Zeitung,  welche  er  von  E.  Gerhard  und  0.  Jahn  übernommen  und  fünf  Jahre  lang  unter  der  Mitwirkung 
der  Herren  E.  Curtius  und  C.  Friederichs  gefuhrt  hat,  nieder,  um  für  eigene  Arbeiten  mehr  Zeit  zu 
gewinnen,  in  der  Ueberzeugung,  dass  der  Sache  daraus  kein  Schaden  erwachsen  wird.  Vielmehr  sind  die 
fortgesetzten  Bemühungen  desselben,  das  Unternehmen  auf  eine  gesichertere  Grundlage  zu  stellen,  nicht 
erfolglos  geblieben. 

Die  Leitung  des  Blattes  übernehmen  vom  neuen  Jahrgang  an  die  Herren  E.  Curtius  (Matthäikirch- 
strafse  4)  und  R.  Schöne  (Hohenzollernstrafse  14);  auch  werde  ich  es,  wo  es  irgend  die  Interessen  der 
Zeitschrift  erheischen,  an  meiner  Mitwirkung  nicht  fehlen  lassen. 

Briefe  und  Sendungen  für  die  archäologische  Zeitung  ebenso  wie  für  die  hiesige  archäologische 
Gesellschaft  sind  an  die  Adresse  der  oben  genannten  Herren  oder  an  die  Verlagsbuchhandlung  des  Herrn 
Georg  Reimer  (Anhaltische  Strafse  12)  zu  richten. 

Berlin  im  Juni  1873.  E.  Hühner 

(Ahornstrafse  4). 


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.  Miluviüi/ifilu-  y.H/ufi//  /^7?. 


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TKKRACOTTA      Al'S      l'K  i;\-KTi;  I 


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VASK\inii>    iU-'H     SAMMI.rXG    -JATTA    I\     I!l\,) 


Avvhiiaib(jis(hi:  '/.riiimq  W72. 


T()i'Oi;HAriiii';  vo\ 

I.'  N  I) 

UMGEBUNG 
NACH  EINEM  PLAN  VON  SAVl 


('  .CALCARA 


.•XOPlUPPE  von  FICHTEN 


CONTRADA  MANICALU: 


],  '^  ^"^i      "-1001 


3^'UOP UL 1 S    1IA\1  ( ,ftO I .  \  .       V V'/ 


-.■5n^  '-^-«i^ 


-////lli>^\''"'"^%«p 


^<f1 


A  F  1 


AfiJmti'/mtuftf  '/.rUimtf  /ST.?. 


■/C  BONSICfNORE 


TüPOdllAFIllM    Vn.V    SKLIXI'NT 

l'lVll 

Ij'MUEBUNfiKN 
NACH  EINEM  l'I.AM  \'0N  SAVflHlü  CAVALI.ARl. 


l'l  ;.'T.\  CDTEI.F.SI 


.•;<GRL'PPK  VilN  FICHTEN 


'■■^'si-s; 


'^   ^    '  N   C  H  E  S 


Taf.  71. 


EnKiJiRvxG. 

t      Altar 

*      .Itu  Aifuaiivktf 
■5.     AUf  Tfümnrr 

T.  Altar  drrXrTTOpalirBaqhtux». 

/.  Altar-  t/trJVrcrtrfialKe  Galera  . 

J  NordhfiifrRiiiifiimk/  drr  Stadt 

lO  Aufyänffr  und  There . 

II-  Stadtmaurrn. 

ISIiLaUmUn 

/fr.  frl-th^ar-bfiiunaai . 

A>  Äetifinm  (lebaudfnB.Thinrilbfn. 

le.    TheaifT. 
ly.     Groftr  Anlni/e. 
IS.    Mnuerthü fn'ie . 
LO    Sftte  dtr  Uliftten  Mauer 
W    Tlior 

f/.     Aat^rabuHQtH  rim   IS£7. 
Vi.    yorJtfmf,r/  .I^Alinjitlu  IT)). 
'H.   Hrraklfxir,nj,A  (C>. 
■it    Atdiniiff  fB} 
tS.    Skdlexyift  dfpAltffiiaUf  ^}. 
M    TrffTfte   iiir  Aaita  . 
i7    Altf  Jtejie 
'!S.    Unlairdirthe  GaUfiie - 
£*   &<nj/ihmyet  Tktr  dir  Air^tfü 
/  30.    Qaaimaurf. 

(   :^^  3tJtB£tte 

-S  33.    Qaauniairr . 

^rS,3*.3S.ll,Mf  drr  Quaxmauei: 

'"-^^  M  n.„r. 

ST.  AfutietrmpA  (dl. 

VJ  Milllfrfr1a>^diUr2ftajudU(P). 

3i>  HerrtrmpA(EI 

iO  Fiuulnt  naer  nmufdtm  tnjrhnß. 

*/.  TrUifnipArntfiurm 

43-   taininijjiion.fluius 

4*    U.uif  drr  t!r.runJhniT  Palix^. 

W.  Allf  Brannrn , 


JlAÄDIiA  DI  FLORIO 


M  E  E  H 


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