AECHÄOLOGISCHE ZEITUNG.
UNTER MITWIRKUNG
E. CURTIUS UND C. FRIEDERICHS
HERAUSGEGEBEN
E. H Ü B N E R.
NEUE FOLGE
VIERTER BAND
VIERTES HEFT.
DER GANZEN FOLGE
NEÜNUNDZWANZIGSTER JAHRGANG.
BERLIN,
DRUCK UND VERLAG VON GEORG REIMER
1872.
INHALT.
Seite
F. Adler, Stirnziegel aus Caere (hierzu Taf. 41) 1
K. BöTTicnF.R, zwei Hermenbildnisse der Sappho (hierzu die photographische Taf. 50) 83
A. CoNZE, athenisches Sepulcralrelief (hierzu Taf. 49) 81
C. CuRTius, der attische Friedhof vor dem Dipylon (hierzu Taf. 42. 4.3. 44) 12
E. CuKTius, zur Topographie von Attica ; 3
J. Friedlaender, Philoktet und Aeacus, auf zwei Münzen des K. Münzkabinets zu Berlin ... 79
H. Heydemann, Cadmos 35
Vasensammlung des Museums zu Palermo (hierzu Taf. 45. 46. 47. 48 und ein
Holzschnitt S. 61) • . , , 53
Relieffragmente (liierzu Taf 54) 116
das Morraspiel (hierzu Taf. 56) 151
Jason bei Aietes, Vasenbild aus Ruvo 154
Darstellungen aus dem Mythos der Phädra und des Hippolytos 157
G. HiRscHFELL), dic Ausgrabungen in der Certosa bei Bologna 7
E. HCbner, die Madrider Sapphoherme . , , 86
H. Jordan, über römische Aushängeschilder (hierzu ein Holzschnitt) . 65
Anhang: tres Fortnnae 77
A. Klügmann, eine Darstellung des Skaperdaspiels (hierzu eine Lithographie) 40
Fr. Matz, Goldschale von Pietraossa (hierzu Taf. 52) 135
Ad. Michaelis, zu den Parthenonsculpturen 110
griechische Grabreliefs (hierzu Taf. 53. 5oa) 138
R. Schöne, Reliefgruppe in Jlarsala (hierzu Taf. 51) 133
H. Wittich, das Stadion an den griechischen Rennbahnen 37
von den Maafsen des Parthenon, des vorpersischen und des Perikleischen 105
MISCELLEN.
J. Becker, römische Inschriften aus Deutschland 171
R. Bergau, Antikenfund in Nürnberg 166
K. BöTTicHEK, Berichtigung 46
A. CoNZE, zu Tafel 47 > 163
E. CuRTius, Neuestes aus Athen 50
R. Förster, archäologische Miscellen (hierzu Taf. 55) 123
P. W. Forchhammer, Eirene mit dem Plutos und Athene Lemnia 131
J. Friedlaender, antike Bernsteinschnitzwerke 49
über das von Hrn. Professor Wieseler gefundene „bisher nicht richtig erkannte
Attribut des Vulcanus'" 162
IV I X H A L T.
Seite
K. Herzog, neue Inschrift aus Afrika lO'l
il. IIeydemann, apulisebe Vasenbilder • . . . 101
Museo Espaiiol de anliguedades 1*37
Zusatz zu dieser Zeitung 1871 S. 11 168
Kurze Beschreibung der Vasensammlung König Ludwig I 169
G. Hirschfeld, Reisenotizen 50
E. IliiiNER, zur Aphrodite mit der Stephane 51
die Fälschung der Xeuniger Inschriften von Ernst ausm Weertu (Bonn 1870, 8.) • • ■ 9fi
R. Kekui.e, über eine angebliche Darstellung der Tyche mit Plutos 51
Ad. Micuaelis, Priamos bei Achilleus 100
A. S. Murray, etruskische Spiegel 102
P. Pervanoglv, zur Topographie Athens 164
L. Schwabe, Aphrodite mit der Saudale drohend 97
H. Schi.iemans, Inschriften aus Neu-Ilion 169
Ch. Fr. von Stalin, neue Inschriften aus Würtemberg 131
E. aus'm Weertu, Ausgrabungen iu Nennig und Cöllig 103
G. WiLMANNs. Bonner luschriftsteine 166
BERICHTE.
Sitzungsberichte der archäologischen Gesellschaft zu Berlin 42. 89. 172
Festsitzung des archäologischen Instituts in Rom 87
Chronik der Winckelmannsfeste (1871) 175
Litteraturbericut (von E. Merzbacher) 180
Verzeichniss der Mitarbeiter " 186
ABBILDUNGEN.
Taf. ,41^ Stirnziegel aus Caere.
Taf. ^4^ Der attische Friedhof vor dem Dipylon.
Taf. >Jf. 44. Grabreliefs aus Athen.
Taf. 4^. Nike, Boreade in Liebesverfolgung,
Taf. ^. Theseus, Tod des Aias,
Taf. 47. Chiusinisches Vasenbild,
Taf. 4g. Tod des Troilos,
Taf. 49. Athenisches Sepuleralreliel.
Taf. ßO. Zwei Hermenbildnisse der Sappho (Photographie).
Taf. .ol. Reliefgruppo in Marsala.
Taf. 52. Goldene Schale von Petrossa.
Taf. Jiß- äi5(t. Griechische Grabrelicfs.
Tai. fi4. Relicfbruchstiicke aus Neapel und Rom.
Taf. pfi. Satyr und Nymphe, Genrescenc, auf einem Skyphos des Museums zu Palermo.
Taf. ^. Morraspiel.
Vasen des Museums zu Palermo.
STIRNZIEGEL AUS CAERE.
Hierzu die Abbildung Taf. 41.
Unsere Kenntniss der Bmikunst des elassischen
Alterthmns Lat durch den im Jahre 1869 stattgehab-
ten Fund architectonischer TerracottenbruchstUcke
zu Caere eine werthvolle Bereicherung erfahren. War
schon das eigeuthüuiliche Vorkommen von Frag-
menten aus verschiedenen Bauepocheu an derselben
Stelle für den Forscher beachtenswerth, so steigerte
sich das Interesse durch die Fülle, Mannigfaltigkeit,
Technik und "trotz der Zerstörung gute Erhaltung
der zahlreichen Stücke. Leider ist der ganze, wie
es scheint, sehr umfangreiche Fund noch nicht völ-
lig gehoben, so dass eine eingehende Untersuchung
über die Gröl'se, bauliche Gliederung und tectoni-
sche Aus.stattung der untergegangeneu Baudenkmäler
der alten Tuskerstadt augenblicklich ebenso unmög-
lich ist, als eine sichere Beantwortung der nahe lie-
genden Frage, wie weit sich die merkwürdigen Bau-
stücke als Material zur genaueren Erkenntuiss der
(lisposilio hiscanica verwerthen lassen. Hierzu wäre
die Anfertigung eines vollständigen Verzeichnisses
aller Fundstücke mit Angabe der Maafse, Stückzah-
len, Abbruchsspuren, Nagellöcher etc. unbedingt er-
forderlich. Es mag diese nicht leichte, aber loh-
nende Arbeit der umsichtigen Fürsorge Helbig's,
dem wir einen werthvoUen Vorbericht in den Grenz-
boten (1870 S. 149 ft'.) verdanken, freundlichst em-
pfohlen sein.
Vorläufig sei es gestattet, von den in das Ber-
liner Museum gesandten 24(5 Stücken (vergl. das
Verzeichniss in der Archäol. Ztg. 1870 S. 12.5) ein
durch Form wie Farbe besonders charakteristisches
Baustück, einen ytirnziegel in nahezu halber Natur-
gröfse und in einer durch Ersparnissrücksicliten be-
dingten angenäherten Farbencharakteristik den Le-
sern der Archäologischen Zeitung vorzuführen.
Ein weiblicher Kopf, etwas unter Lebensgröfse,
von ernstem, fast starrem Ausdrucke, steht einge-
Arcli. Zig., .lalir'inii!,' XXIX.
bettet in einer breiten, muschelförmig vertieften Um-
rahmung, deren innerer Rand mit dem symmetrisch
eingetheilten Schema von Palmetten und Lotos-
kelchen in kräftiger Reliefbildung geschmückt ist.
Das Haupt ist mit dem Polos bedeckt; der Vorder-
seite seheint eine Reihe flach gearbeiteter Rosetten
ein bedeutungsvolles Sjmbol zu leihen. Das wel-
lenförmig gescheitelte und in freien Locken zu den
Wangen herabfliefsende Haar hat einen besonderen
Schmuck durch flügelartige mit Kugeln belegte Gar-
nituren erhalten, deren goldgelbe Färbung offenbar
auf die Charakteristik ächten Goldschmuckes hindeu-
tet. Ein zum Hinterhaupte hinaufsteigendes schleier-
artiges rothes Gewand verhüllt den grölsten Theil
des Halses. Ein mäandervevzierter Plinthus giebt
endlich nach unten hin den architectonischen Ab-
schluss.
Zu der energischen Behandlung des Hochreliefs
gesellt sich eine ebenso kräftige Bemalung mit tie-
fen, aber scharf gebrochenen Tönen. Schwarzblau,
hellrotli, braunschwarz, graugrün und röthliches
Goldgelb in Verbindung mit gelblichem Weifs und
heller Fleischfarbe bilden eine so umfangreiche
Scala von Farbentönen, wie sie selbst unter den
ganz bemalten Terracotten nur selten vorkommt und
bei architectonischen Fragmenten dieser Technik
meines Wissens bisher nicht beobachtet worden ist.
Der hinter der Plinthe noch auf eine Länge von
1 Fufs vorhandene, an der Abbruclisstelle mit einem
Nagelloche versehene Halbcylinder beweist evident,
dass das Baustück als Deckziegel fungirte, und zwar
ein mit Maske geschmückter Stirnziegel war. Der
hohe und starke Thonhenkel, der vom Rücken des
Halbcylinders bis zur Spitze des muschelförmigen
L'andes aufsteigt, ist nur ein technisches Ilülfsmit-
tel , um das so leicht eintretende Schwinden und
Verziehen des vorderen Muschelstückes beim Luft-
1
trocknen iiud Brennen zu beliiuderu '). Das im
.Scheitel vorhandene Loch, welches nach Helbig"s
Angabe bei einigen Exemplaren mit einem Bronze-
stift gefüllt gefunden ist, kann zur Befestigung von
Kerzen oder Talgbecken — also für Zwecke nächt-
licher Beleuchtung — gedient haben.
Das Material des Tliones ist nicht von besonde-
rer Güte. Der Brand ist deshalb mit grofscr Vorsicht
bewirkt; gleichwold fehlt es nicht an zahlreichen
Brandrissen. Die auffallende Gröfse des in mehrere
Stücke zerbrochenen, aber gut wiederhergestellten
Baustückes legt den Gedanken nahe, dass es nicht
als Hegemon der schräg herabsteigenden Deckzie-
gel gedient, sondern den vorderen oder hinteren Ab-
schluss der horizontalen Deckfirstziegel als Mittel-
akroterion eines Giebels gebildet hat, wobei aller-
dings eine dagegen sprechende Beobachtung — näm-
lich dass der Plinthus unten keinen stumpfwinkligen
Einschnitt besitzt — nicht übergangen werden mag.
Indessen können die zur Ausgleichung nothwendigen
dreieckigen Futterstücke an dem Simenborde gleich
angearbeitet gewesen sein, so dass für das Mittel-
akroterion doch nur ein horizontales Auflager er-
forderlich wurde, wie es unser Baustück zeigt.
Da vier Stück gleicher Gröfse — wenn auch
mit kleiner Verschiedenheit in der Behandlung —
nämlich theihveiser Durchbrechung des Itandes — ,
in das hiesige königliche Museum gelangt sind, so
könnte es wol statthaft sein, in diesen Exemplaren
die zwei Mittelakroterienpaare zweier Heiligthümer
gleichen Maafsstabes und eng verwandter arehitecto-
nischcr Ausstattung anzunehmen. Zwei trefflich mo-
dellirtc und bemalte Silcnsköpfe — wahre l'racht-
stlk'ke der bemalten Terracotta-Architectur — wür-
den dem lleiligthume des fröhlichen Weingottes
entsprechen, und für die beiden weiblichen ilasken,
ilcren strenge Haltung die den Silensköpfcn nicht
viel nachstehende freie und siciiere Stilbehandlung
leicht übersehen lässt, würde mit Kücksiclit auf die
') Irrlhümliclicr Weise liat i':mufka in seinen Terr.ieollin S. 28
II. 3. 0. iterarlige Slirnzieüel mit Tliunlienkeln als tragbare Vulivslirn-
ziegfl aufgefasst. Ah^eselien von den l'linlhen, welche die meisten
F.xemplare besitzen, dürfte das Gericht in vielen Fällen ein Tragen
nicht geslaticn. In dem vorliegenden Falle l/etragt das <jeHiclit rot.
,'i.5 ITunH.
Rosenverzierung und die Starrheit des Ausdrucks an
ein chthonisches Heiligthum (Koratempel) zu denken
sein. Für diese letztere Annahme können mehre
ausgezeichnete Stücke von thöncrnen Antepagmen-
ten, nut Grabesrosen bemalt, ähnlich der tectoni-
schen Charakteristik der grofsen Thürumrahinung
in der Nordprostasis des Erechtheions, als weitere
Stütze dienen.
Indem ich eine weitere Behandlung des interes-
santen Themas bis zur Veröifentlichung des ganzen
Fundes in den Momim. dell' Inst, mir vorbehalte,
bemerke ich noch, dass maskengeschmückte imd
bemalte Stiriiziegel, wie der hier edirte, wesentlich
in Mittelitalien, von Apulien bis Nordetrurien, vor-
gekommen sind. Von den flüchtigen Leistungen
spätgriechischer und römischer Kunst abgesehen, be-
findet sich in den Sammlungen zu Athen nur das
von Gerhard, Ross, Laborde u. A. publicierte Exem-
plar des alterthümlichen Gorgonenhauptes als Stirn-
ziegel angewendet. Ebenso wenig habe ich ähnliche
Bildungen in den öffentlichen und Privatsamnduu-
gcn von Palermo, Catania, Syrakus etc. vorgefun-
den. Auch der Duo de Luynes theilt keine aus
Metapont und Locri mit. Dagegen besitzt das .Mu-
seum zu Neapel zwei sehr interessante aus Pietra-
bondante und zwei aus Cuniae. Ihnen schliefsen
sich die beiden alterthündichcn, oft abgebildeten
Stirnziegel des hiesigen Museums an, welche aus
Bellori's Samndung herrüliren und wahrscheinlich
aus Latium oder Campanien stammen. Andere, bei
Panotka abgel)ildet, sind aus Koller's Besitze in das
hiesige Museum gelangt und lassen eine Provenienz
von Apulien oder Campanien vermuthen. Eine sehr
bedeutende Ausbeute haben endlich Campana's Gra-
bungen in Etrurien diesem Gebiete der classisclien
Baukunst zugeführt. Was ich davon in Paris und
Rom für meine Zwecke sammeln konnte, zeigt die
genaueste IJebereinstimmung mit den neuesten Cae-
retauer Erwcrbungon, aber grolse Vcrscliiedenhci-
teil in technischer wie .stilistischer Beziehung mit
den Resten, welche ans Grolsgricchcnland, noch mehr
mit denen, welche aus Athen stammen.
Berlin, .\piil 1S71. F. Ai>i.ek.
ZUR TOPOGRAPHIE VON ATTICA.
Auf keinem Gebiete der clnssiscben Alter-
tiiuiiiskundc entsprecbcn die Fortscliritte der Wis-
senschaft unsern Wünschen in geringerem Grade
als in der Topograjibie der attischen Demen. Das.
hängt damit zusammen, dass aulserhalb Athen und
Peiraieus hi Attica wenig gebaut und deshalb auch
an Denkmälern wenig gefunden wird; das karge
Material , auf welches sich die Topographie der
Demen angewiesen siebt, ist also seit längerer Zeit
kaum vermehrt worden. Um so erwünschter kommt
uns die von Herrn Eustratiades abgeschriebene In-
schrift {l4ox. ^E(p 1870 n. 415), welche Mommsen
(Hermes V S. 129 f.) als Urkunde einer Rentenstif-
tung erkannt hat. Vgl. Sauppe in den Gott. Gel.
Anz. 1870 S. 1919. Es ist die erste Urkunde, welche
uns eine ansehnliche Reihe von Ortsbestimmungen
im attischen Lande darbietet, wie wir dergleichen
schon früher aus Akrai hatten (C. I. Gr. HI ]). .ö81)
und aus Thasos in den Epidemieen des Hippokra-
tes. Vgl. Meineke im Monatsbericht 1852 S. 569.
Nachdem also das, was für Münz- und Rech-
nungswesen der Provinz Achaia aus der Inschrift
zu lernen ist, von Mommsen a. a. 0. behandelt wor-
den ist, versuche ich die topographische Ausbeute
darzulegen und glaube dabei am besten so zu ver-
fahren, dass ich die vorkommenden Ortsbestimmun-
gen nach ihren Gattungen ordne, um auf diese
Weise von den verschiedenen Methoden, deren man
sich in Attica bediente, um die Lage von Grund-
stücken zu bezeichnen, eine Uebersicht zu geben.
Dabei ist aber nicht aufser Acht zu lassen, dass
wir es mit einer späten (d. h. wenigstens nach-Flavi-
schen) und nur zum kleineren Theile lesbaren Ur-
kunde zu tliun haben, welche sich in ihrer ganzen
Abfassungsart durch vielerlei Nachlässigkeiten von
den ents|)rechenden Urkunden römischen Ursprungs
sehr zu ihrem Nachtheile unterscheidet. Die Re-
daktion ist sehr ungleich. Bald werden Grund-
besitzer und Grundstücke in umständlicher Form
angegeben, bald ganz kurz und ungenau. Die
Flüchtigkeit der Schreibung zeigt sich in der Masse
willkürlicher Abkürzungen; ywolnv ist nur einmal
ausgeschrieben; sonst immer -/mq. Als Abkürzung
müssen wir auch die barbarische Genetivform 'lojviöö
(auch 'lovidiö), ^l^adidiö ansehen, wo vielleicht
auf dem Steine ein Strich erkennbar ist, welcher
den Schlussbuchstaben ersetzen soll '). Die Schrei-
bung bat den Charakter einer Cursivschrift und
erinnert an Rhangabe n. S82, Inscr. Att. XH p. 2L
Die Bedeutung der verschiedenen Namen ist bei dem
Mangel an Genauigkeit häutig unsicher, namentlich
an den beiden Stelleu, wo ausnahmsweise den ein-
zelnen Grundstücken nicht die entsprechenden Geld-
sunnnen folgen, wie in der Anhäufung von Orts-
namen bei den Grundstücken der Julia Antiocha
A ni, 40 und des Ventidius B II, 49. Es begreift
sieh, dass unter diesen Umständen die Verwerthung
der Urkunde für attische Ortskenntniss nicht wenig
erschwert wird.
I.
Die gewöhnlichste Bezeichnung liegender Gründe
war die nach benachbarten Heiligthümern '). Sie
kommt auch hier vor. Die Bezeichnung ist aber
nicht so genau, wie z. B. in Akrui (t'/ifo rnü Kn-
QEinv , vno xo ]A(fQndiaLnv , nntl %(.[> l4ozefiiitc)),
sondern die Namen der Heiligthünier werden nur
im Genetiv beigesetzt: xf"?'"'' nrjTQOinv iv 'üoojtkJ)
A III, 28, 'AanlrjnioT' ]A2Qaö[()vving oder ovvxi]
B,II, .38, KexooTctstou iv Qgiaoi(i) B II, 89, i^iicpia-
Qccov A I, 1.3. Wir werden den Genetiv nicht anders
erklären können, als so, dass die Grundstücke den
genannten Heiligthümern früher angehört und da-
von den Namen bebalten haben, auch nachdem sie
in den Besitz dessen übergegangen sind, welcher
jetzt über dieselben disponirt. Wir lernen ferner
aus diesen Anführungen, dass Oropos damals unter
diesem Namen attischer Gau war und dass l^y.na-
dotig nicht, wie man bis jetzt angenommen hat. eine
') Inittisclien habe ich durch Hrn. Dr. Kühler erf.ihren, d.nss
keine Spur eines Alkürzungszeichens auf dem Steine zu linden ist.
') Vgl. Gesch. des Wegebaus 29.i (S. 87).
1*
der Komödie aiigehörige Namensform, sondern eine
volkstliümliclic und im Lande übliche gewesen ist.
Wie Teuipelgut in Privathäude übergeben und da-
für unter Umständen eine Genehmigung Seitens der
Götter herbeigeschafi't werden konnte, sehen wir an
einem gerade das Ani])biaraion betreffenden Beispiel
in der Rede des Hypereides für Euxenippos. Vgl.
l'reller über Oropos iu Ber. der K. S. Ges. d. Wiss.
1854 S. 207. Sauppe in Gott. Gel. Auz. 1870 S. 253.
Nach Analogie der Götter und Heroen geben
auch menschliche Besitzer, P'.inzelne wie Genossen-
schaften, ihren Xamen dem Grundstücke, auch nach-
dem es in andere Bünde übergegangen ist (einmal
wird der Kaufvertrag besonders angeführt mit na-
mentlicher Bezeichnung der früheren Eigenthümer
[ri)öoax£ nagd TÜv 0).ciniHnv Eixpavovg xI>]qov6-
/.Hüv B II, 55]). Hierher gehören: riagct^eaTov •/ojolmv
B I, 10, l4£Tov TtQog Tt;7 KoQvioda).iiJ A II, 18, 'Eqfia-
(fooöeizov A III, 33- llvgyov xai Kiü/u(i)döJv A II, .30.
Die -KCDfKiJÖol hatten also wie die zgayMÖol in Athen
ihre eigenen Grundstücke (Hesyebios unter Mslntov
oixoq). Auch die Fcstgenosseu der hesiodeischen
Musen kommen bekanntlich als Grundbesitzer vor;
Khangabe 892. Vgl. Lüders CoUegia Ärtif. Seen.
p. IG.
H.
Die zweite Gattung von Lokalljczeicluuingen
bezieht sich auf die verschiedenen Arten des Bo-
dens und seines Anbaus. Dahin gehört:
1. Das baumlose Terrain: xpEilov, d. h. iptXdg
Tonng, \piXfj yfj, worauf eine nähere Ortsbestimmung
folgt, wie l^iKftttQcxov A I, 13 (ein Name, welcher
immer ohne weiteren Zusatz die. früher zum Am-
phiaraion gehörigen Grundstücke zu bczciclinen
pflegt), nora^inl B II, 48.
2. Nackter Felsbodcn : ntTga IlaiavinT zwei-
mal A, III, 3 4.
3. Gartenland, entweder gartenartig bestelltes
Ackerland äyg6xT]nog (in l'rospalta B I, 28), oder
ein wirkliches Gartengrundstück, wie der keionische
Garten am Thore nach Acharuai {xr^nng ngng ifj
^4xagrixfj nvXrj nQoaayoQSvöfiivog Keinving) A II, 31,
ein Garten nqog zoj 'l\liaaiji\ AI, Is und ein drit-
ter [riQog] t[(^] T47/<[«Tt B I, 12 (vielleicht identisch
mit dem l4&tpäg Ti?.fia, das bei Rangabe II 879 in
Verbindung mit einem Bade und einer nach Dio-
chares benannten Lokalität vorlvommt).
4. Waldland. Für die Geschichte des attischen
Bodens ist es nicht ohne Interesse, dass noch Wald-
bestände in den Ebenen von Attica angeführt wer-
<len, und zwar in der Nähe des Meeres, wie z. B.
in Lamptrai am Südfufse des Hymettos (vi?] yfafi-
TiTgäoi V> II, 44, wo ebensowenig wie bei Paiania,
Ankyle, Agryle Ober- und Untergau unterschieden
werden). Auch den Ausdruck ßrjoa(üvi4(i<fixgnniiat.
A III 42, werden wir vielleicht hieher ziehen und
von den Waldschluchten in Laurion verstehen können.
5. Obst- und Weinland, äfinelovgyä, werden
verbunden mit avxä^ieivov A II, 20 in Athmonon
namhaft gemacht, also in der Gegend des heutigen
Marusi, welche noch immer besonders wein- und
baumreich ist. Ueber Maulbeerpflanzungen Hehn
Culturpflanzen S. 278. Ich glaube, wir können noch
über eine andere Art von Obstproduction in Attica
aus unserer Inschrift Auskunft gewinnen; denn den
Ortsnamen Ileuaixiov, den Eustratiades als Personen-
namen ansieht, dürfen wir doch wohl auf negatxov
zurückführen. Tltgaixa aber (sc. xdgva) sind bei
Theophrast (Athen. 83) und in dem att. VolksbescliL
über Mals und Gewicht (Böckh Staatsli. II S. 359)
Wallnüsse; die Frucht hieis ihrer Herkunft nach die
pontische Nuss und ebenso die Kiinigsnuss. Man
betrachtete /JaafAfx« und neoatxd als identisch (Hehn
S. 285); in dieser Inschrift werden sie unterschie-
den, wenn wir nändich den Namen ßaailixä in
dieser Weise deuten. A III, ](; u. 38 haben wir eine
Wallnusspflanzung ntgaixwv (yojginv nsgaixwvog
Wliu^oi — (bkorjoi ngog tuj Titgaixwvi) und zwei-
mal ßaailixä: ß\aai?.ixiü[v '^y^agvr^ai B II. 45.
ßaai).i[xwv] kv M[t\anyEi(it B II, 47.
III.
Eine dritte Gattung von Ortsbezeichnungeu ist
diejenige, wo die Namen von Flüssen, Bergen und
Distrikten zur Bestimmung der Lokalitäten dienen.
Dahin gehört ngog toi 'Yiir/TT(^ A II, 22, ngng T(j~
Ii.)}cfeiai[) nozauoi \ 111. 11; 1! 11. 11 ngog toj 'l[lia-
Giül A I, 18. Die Di.strikte sind entweder (Uiue von
Attica, in denen das Grundstück ohne nähere Be-
stimmung angeführt wird (•/cog/nv l4yxv).rjOi A II, 21,
ywQiov 'A&fxovol II, 32 u. s. \v.), oder es sind Distrikte
anderer Art, kleinere Oertlichkeiten, wie ev l4xadt]-
/.isla uQog ifi A— (vielleicht Xecocpögo)) B I, 31.
XioQiov 2ux[s\littg n(/dg tu . . to. w. A III, 9. Hier
finden wir also noch zur Kaiserzeit den uralten
Hügelnamcu in Geltung, über dessen Bedeutung ich
im Rheinischen Museum 1851 eine Vermuthung aus-
gesprochen habe, welche sich auf die Bezeichnung
des Hügels als eines TQiax£h]g Xrnpog gründet (Gr.
Gesch. II ^ S. 755). Alle diese Ortsbestimmungen
würden ungleich lehrreicher sein, wenn die Text-
worte in gröfserem Zusammenhange lesbar wären.
Am merkwürdigsten ist aber ohne Zweifel die wie-
derholte Erwähnung der Blesogaia, über welche,
seit ich das Ehrendekret der Mesogeier in den
inscr. att. XII herausgegeben habe, so viel verhan-
delt worden ist, ohne dass die topographische Frage
zu gröfserer Klarheit gebracht worden wäre. Vgl.
Sauppe in seiner Recension meiner Schrift (N. Jen.
Litt. Ztg. 1845 No. 60. 61) und Hanse Ath. Ötamm-
verf. S. 71. Die attische Mesogaia ist seitdem noch
in einem Fragmente der Ephem. Arch. 3234 zum Vor-
schein gekommen, welches einem auf dortigen Cul-
tus bezüglichen Kaiserrescripte anzugehören scheint
TJrjg kiTOVQytag (fvlä^ai iv rnig negl Meaoye —
ßnvloj.iai dodqvai. Unsere Urkunde giebt aber
zuerst nähere Aufschlüsse über das topographische
Räthsel. Denn zunächst ist Jetzt deutlich, dass
zweifellos eine engere iMesogaia von der bei Pollux
VIII, 109 angeführten zu unterscheiden ist, was mir
damals von meinem Recensenten u. A. bestritten
wurde. Die weitere, als Viertheil von Attica, bleibt
ein unklarer Begriff, welcher auch nie eine geschicht-
liche Bedeutung gehabt zu haben scheint, während
Mesogeion hier deutlich als ein bestimmt begränzter
und nicht allzugrofser attischer Landbezirk erscheint,
indem gewisse Grundstücke Iv Meanyn'q) angeführt
werden, wie sonst sv 'Axadrif.ua u. dgl. Das Wich-
tigste aber ist: riaXh'ivrjat ev Meanysi'o) A II, 30.
Denn hieraus folgt mit Sicherheit, dass Mesogeion
einen Abschnitt des Landes bildete, welcher Theile
verschiedener Gaue urafasste, und zweitens dass
derselbe dort gelegen war, wo Brilessos und Hy-
mettos n)it ihren Vorhnhen einander nahe treten,
weil ein Theil von Pallene dazu gehörte. Nun be-
stätigt sich auch vollkommen, was von der Nach-
barschaft eines Herakleion und des Eurystheusgra-
bes bei Lukian deor. cont. 7 zu lesen ist. Es ist
derselbe Platz, wo 'H^axlsl xal ti[i O^eIoj geojjfert
wurde (C. I. 523) in dem Pallene benachbarten Gar-
gettos. So ist also für die Statistik des attischen
Heraklescultus (mit der sich der früh verstorbene
hoffnungsvolle Hermann Dettmer in seiner Bonner
Dissertation de Hercule Attico 18G9 eingehend be-
schäftigt hat) von Neuem ein fester Punkt gewon-
nen, und wenn wir uns auf der Karte von Attica
überzeugen, dass die Senkung zwischen den Bergen,
wo Pallene und Gargettos zusammenstiefsen, nuge-
fähr in die Mitte zwischen der Ustküste und den
Gestaden von Eleusis und Phaleros fällt, so lässt
sich auch der Name Mesogeion begreifen. Ein drit-
ter Gau, welcher auch mit einem Ende seines Ge-
biets hineinfiel, ist All, 10 genannt: laxailag FIO
Iv BJeaoyslcij. Die Gröfse der Lücke ist nicht un-
bedingt sicher; es kann aber nur TIöqov oder IIo-
rafiov ergänzt werden, und der Raum scheint dem
letzteren günstiger zu sein. Ich glaube also die
Vermuthung aussprechen zu dürfen, dass der für
attische Geschichte so wichtige Gau der Potamier
mit seiner oberen Hälfte (J7. xa&vneg&ev) an dem
jetzt sogenannten Bache Ballana (auf dessen Zusam-
menhang mit Pallene ich schon früher hingewiesen
habe) in den Kreis von Mesogeion hineinreichte.
Als vierten Gau können wir endlich nach dem Me-
sogeierdekrete Bäte feststellen, den Heimathsgau
des Antragstellers wie des Geehrten, ohne dass wir
gezwungen wären, auch den Fundort des Dekrets
in den Umkreis von M. hereinzuziehen, da ja, wie
schon Sauppe bemerkt hat, der Fall sehr denkbar
ist, dass der Geehrte aufserhalb seines Demos
wohnte. Dann ist also mit der Lage von Meso-
geion auch die von Bäte gegeben, und wir haben
nun allerdings von der religiösen Genossenschaft
der Mesogeer (denn au einen Ueberrest politischer
Selbständigkeit einzelner Staaten in Attica mit
A. Philippi Beitr. z. Gesch. des ath. Bürgerr. S. 269
zu denken sehe ich keinen Anlass) als einem atti-
schen Landbezirke auf Grund unserer Inschrift eine
wesentlich deutlichere Vorstellung erlangt.
Es werden mit den Gaunamen auch andere Be-
stiminuugcn verbunden, deren Deutung schwieriger
ist. So ywQlnv KutiqImv ^/ciftnigüac All, 24, wo
man doch kaum berechtigt ist, nach dem Beispiele
Schümanns zu Isaios p. 229 ICnnglcüv zu schrei-
ben, sondern eher eine kyprische Ansiedelung vor-
aussetzeu wird. Sicherere Belehrung giebt All, 26:
6otwatcj[v] d. i. Ogiaanov ngog ti;" Mi'gf(rjxi. Diese
Bestimmung erinnert au den ()rt ^Ivgurjxng arganog
l49i]PTjaiv iv Ixctußioviöcüv bei Ilesychios. Skam-
bonidae aber wurde von 0. Müller nach Paus. I, 38
in die eleusiuische Ebene gesetzt. Dagegen mach-
ten Forchhammer Top. v. Athen S. Sü, Sauppe de
demis urb. p. 15 und Boss einstimmig, jedoch ohne
durchgreifenden Grund, den Gau zu einem städti-
schen. Jetzt wird wohl Niemand mehr zweifeln,
dass 0. Müller Becht hatte.
IV.
Baulichkeiten und Bildwerke dienen zur Be-
zeichnung der Grundstücke. Dahin gehören die
Thore, das acharnische Thor mit dem anliegenden
Garten A II, .35 und das Bciterthor, hier im Sin-
gular {ngog tf, 'innädi B I, 34). Dann die Land-
häuser in grölsereni und kleinerem Malsstabe: nvg~
yoi und Tzvgyiöia. Wir haben uns darunter solche,
auf linhem rnteibaii ruhende, die Landschaft über-
scliaueude Gebäude zu denken, wie sie an vorUber-
fliefsendem Bache auf pompejanischen Gemälden vor-
kommen (Heibig Wandgemälde No. 1563). Solcher
Art war auch der unzugängliche Tliurm des Timon
im attischen Oelvvalde ("Baus. I, .30). Tlmrmliäuser
dieser Art wurden auch zu vieren, walirsclieinlich
im Quadrat, zusanmiengebaut und bildeten eine ze-
zganvgyla {zezganvgyla L4crjii]ai A 111, 43). Diese
Bezeichnungen werden mit ycoglnv verbunden (yio-
Qinv nvgyiöiov AI, 24). gewöhnlich alier bezeich-
nen sie das Grundstück selbst mit oder ohne nähere
Bezeichnung {nvgyng 'Innovixov Qngixnii A 111,4(1,
Tivgyldinv I, 15, ni'gyidinv iv Meaoye/o} I, 2.5).
Auch Wirthschaftsgebäude werden als Hypotheken
aufgeführt, namentlich Viehställe: ßavlni (vulgär für
ßöavXnt) fittxgnl xai /.isya'/.ni iv xnlg OlanviEioig
B II, 50. Ein Gasthaus {navdnxsinv B II, 42) und
eine mit dem Grundstücke verbundene Töpferei
{\xnü Tigog\nving avirng xegafielnv 1. 43). Bei dem
uralten Gräuzkastelle Aphidna werden noch in die-
ser Zeit Verschanzungen erwähnt, welche zur Orien-
tirung dienen {yojglnv rfgnvghovlficpidvtjoi, A III, 21).
Von Bildwerken wird ein Hermes Trikephalos
in Erchia als Lokalbezeichuung benutzt A III, 7.
Ueber andere namhafte rgixtrpakni Güttling de loco
qiiodam in Aristo phanis Triphalele. Jen. Prooem.
1861—62.
V.
Eine besondere Klasse bilden die gezählten
Reviere. Denn anders wird es doch nicht aufzu-
fassen sein, wenn in Thria ein Grundstück ngog zm
Mvgfn]xt erwähnt wird und dann ein anderes fis~
gnvg zgicov A II, 27 und liitgnvg i'xinv A III, 19,
öevTtgnv 1. 19. Am auffallendsten bleibt der Aus-
druck fisgüiv xeaaägiiiv A III, 17.
Es fehlt natürlich auch nicht an solchen Orts-
bestimmungen, welche durchaus unklar bleiben; so
im Demos Anakaia das yioglnv xvvaguov A III, 29,
in Acharnai der l'latz ngng rm 'EfißnXqi A III, 27,
in lonidai ngog to' dvögnfnvoi Kotvti) A II, 14, iu
Phlya ngog xin Al^ioni A 1, 10. Endlich kommt
dreimal der Ausdruck ayaairigta vor (B II, 46 Ko-
Xiornl A I, 17, a/aaTt]glai Bair;ai A II, 17) und muss
also eine besondere Gattung von Grundstücken be-
zeichnen, über die ich nichts Sicheres zu sagen
weil's. Hesychios erklärt og^iiDTijgla; Lobeck Khem.
p. bö vergleicht caslcrki. Also vielleicht Platz zur
Ablagerung von Holz, Stein u. dgl.
Andere Dunkelheiten entstellen daduich, dass
die verschiedenen Namen iu einer Weise an einan-
der gereiht werden, welche es häufig zweifelhaft
lässt. ob ein Ortsname oder ein Personenname (da
auch nach den Besitzern die Lokalitäten bezeichnet
werden) zu verstehen sei und wie viele unter den
Namen auf einen Demos zu beziehen seien. So z. B.
A III, 4(t, wo die verschiedeneu Grundstücke der
Julia Antiocha au einander gereiht werden, 1) ein
Grundstück iu Anaphlystos ohne weitere Bezeich-
nung; 2) der Pyrgos des Hi|iponii\os in Thorikds;
3) ein Grundstück 'EnixniQov ffiXa [(fikaiöüv'i);
4) ytvainv ßrjaoiZv l'/ficpiTQnnrjoi . wenn man bei
dem zweiten Namen nicht an Bilon denken will;
5) hier scheinen drei Lokalnamen mit einem Gau-
iiamen verbunden werden zu müssen: 'BaymiCxq,
Uiigyiöinv. TeTQCtnvgyiag l-irijvtjai ; (>) kann man
wiederum vier Namen zusammenfassen oder man
theilt sie in (l)Qsagoir>v u4v).wv(tQ und Nijgiai'ov
IdxQttdovvmg; dann wird man geneigt sein, Aulon
als einen Demosnamen zu nehmen. Diese Beispiele
zeigen, wie sehr die wissenschaftliche Verwerthung
des an interessantem Detail so reichhaltigen In-
schriftsteins durch die nachlässige Abfassung der
Urkunde beeinträchtigt wird.
Wir würden auch fehl gehen, wenn wir annäh-
men, dass die unmittelbar auf einander folgenden
Grundstücke desselben Eigenthümers einem benach-
barten Distrikte angehören müssten (unter den Gü-
tern des Vibullius folgt z. B. Paiania unmittelbar auf
Phlya). Aber es kommt vor, dass ein Grundstück
zwei Demen angehört, und diesen Fällen verdan-
ken wir noch einige wichtige Belehrungen. So lag
das Grundstück des Kallistomachos (A II, 13) ]Ait-
ftnvnl xai (DXvi'ai. Dadurch ist die Lage des so
überaus wichtigen Demos Phlya zuerst nnt annä-
hernder Genauigkeit zu bestimmen, und in gleicher
Weise erfahren wir aus A II, 21 {yufjiov'Ayy.vlriai
xal 'AYQvXr^ai nqog tm Yf.triTxi^) Näheres über die
Lage von Ankyle und Agryle, welche sich vom llis-
sos aus neben einander zum Gebirge hinaufzogen.
Beides waren sehr volkreiche und deshalb zweithei-
lige Gaue, deren untere Hälften Vorstädte von Athen
waren. Unsere Urkunde unterscheidet auch hier
die Theile nicht, sondern giebt nur durch den Zu-
satz noog TV) 'Yi.ii]Tim zu erkennen, dass das be-
treffende Grundstück im Uberlande der beiden Gaue
(■jtai^iineQDev) zu suchen sei.
Wie viel neue Gaunamen in der Urkunde vor-
kommen, lässt sich nicht mit Sicherheit feststellen,
da es keine untrüglichen Merkmale giebt, um sie
von anderen Namen zu unterscheiden. Ich bin ge-
neigt, "Ogsädeg {vg\.JetQäöes) oder 'Opeadat (All, 16)
für einen Gaunamen zu halten, vielleicht auch u4u-
?Mi', die nuithnial'sliche Heimath des Dionysos Aulo-
neus (Vischer Entdeckungen im Theater des Dio-
nysos. Bern 1863. S. 18).
E. CURTIUS.
DIE AUSGRABUNGEN IN DER ('ERTOSA BEI BOLOGNA i).
An der westliehen Seite der Stadt Bologna,
von der Porta S. Isaia kaum eine halbe Stunde
entfernt, liegt die im Jahre L33.Ö erbaute Certosa,
welche im Jahre 1801 zum Campo santo geweiht
wurde. In einem der Höfe erschien im Frühling
des Jahres 186i» bei der Anlage eines Grabes eine
Cista von Bronze in der Art, wie deren bisher nur
acht bekannt gewesen waren (s. Areh. Ztg. XXVIII
1870 S. 9ü), und diese gab den Anlass zu wei-
teren Nachgrabungen. Es war ein Glück in jeder
') Diese Bemerkungen sind gleich nach dem Besuch aus der
Erinnerung anfgezeiclinel worden und werden daher im einzelnen zu
vervollständigen sein; das Thatsachliche hoffe ich genau gegeben zu
haben.
Beziehung, dass ein so geschickter und gewissen-
hafter Mann wie der Ingenieur Antonio Zannoni,
der ein grofses Wissen und Können im Technischen
mit gelehrten Kenntnissen verbindet'), diese Aus-
grabungen leitete. Er beabsichtigt selbst eine ge-
naue Veröfl'entlichung der Resultate mit Abbildun-
gen, welche man in einigen Monaten zu erwarten
hat, und seine Gründlichkeit bürgt für die Brauch-
barkeit der Arbeit. Der erste bereits vollendete
Theil besteht in einer sorgfältigen Darlegung der
Thatsachen des Fundes; in diesen wurde mir Ein-
sicht gestattet, und daraus wie aus der Ansicht
^) Zeugniss dafür ist die gn'ifsere Schrift: Prnijetio tti rint-
iivnzione ilelV nnlico niqueildllo Hiiloi/nese. Bologna 1808.
8
der Monumente sind die folgenden Umrisse ent-
standen.
Bis jetzt sind in dem einen ganz durchsuchten
Hofe 187 Gräber zu Tage gekommen, 13 in einem
anderen; Versuche endlich an verschiedenen Stellen
haben ergeben, dass man es hier auf dem neuen
Canipo Santo mit einem antiken von gröfsester Aus-
dehnung zu thun hat, und die Municipalität, von den
bisherigen Eriolgen befriedigt, hat Herrn Zannoni
eine gröfsere Summe bewilligt, um die Grabungen
wieder aufzunehmen, sobald die Jahreszeit es er-
laubt.
Unter den bis jetzt geöffneten Grabstätten waren
141 unverbrannter Leichen, 59 verbrannter. Die
letzteren waren entweder in Behältern oder blus in
Gräbern. Von den Behältern sind 38 von Thon,
;• von Bronze, 1 von Marmor; die thöuernen zer-
fallen iu 18 gewöhnliche, rohe und in 20 l)emalte,
mit Darstellungen versehene (roth auf schwarz); sie
standen im nackten Terrain, nur eins in einer kleinen
mit Kieseln ausgekleideten Grube. Von den Bronze-
gefäfsen sind 8 runde Cisten mit 12 — 14 Streifen
und runden (einmal mäanderförmigcn) Verzierungen
am Boden, eins in Trümmern ein Gefäfs von fast
kugelförmiger, nach unten etwas spitzer Form mit
vier getriebenen Relicfstreifen , über welche unten,
mehr. Die thönernen Gefäl'se waren mit Kieseln
und mit Schiefer bedeckt, die Henkel aller Gefälse
hatten, wie auch die Skelette, die Eichtung von West
nach Ost. In den kleineren und mittelgrol'sen Be-
hältern fanden sieh aufser den verbrannten Ge-
beinen 'j auch Fibeln und Hinge, in wenigen ganz
grolsen auch bemalte Vasen. Von den Cisten ent-
hielten einige nur die Gebeine und einige ßhulae,
eine Würfel und bunte Steine, das erwähnte mit
Bildern geschmückte Gefäfs zwei kleine Thongefäfse.
Sind die verbrannten Gebeine in den Erdgrä-
bern blos beigesetzt, so befindet sich der Aschen-
haufen im nördlichen Winkel, doch ein wenig von
West nach Ost verlängert, nördlich von ihm die
Gegenstände.
Diese Gräber wie die der ganzen Leichen tbeilt
Herr Zannoni in drei äul'serlich geschiedene Klassen:
') Diese waren in Marzaliullu nie in den Gefüfsen.
1) die nssitarj ßliili cinerei e brniü enthaltenden,
2) die, in wefchen aufserdem noch rotlie Vasen,
3) die, in welchen bemalte Vasen und Bronzen
sich fanden.
Die Gräber der Skelette sind oblong, die Gröfse
aller ist von dem ßeichthum ihres Inhaltes abhängig,
so auch ihre Tiefe unter dem jetzigen Boden, die
zwischen 2,50 bis 7,50 M. variirt. Manche sind
schon früher beraubt worden. Von den pozzi fune-
rarj , welche bei Marzabotto so merkwürdig sind
(s. Arch. Ztg. XXVin 187(J S. 94), fand sich bis
jetzt hier keine Spur.
Fundgegenstände. Genau in der Mitte des
Grabes erhoben sich die Grabdenkmäler, deren
Material ein in der Xähe brechender Sandstein ist;
auf den Gräbern der Verbrannten ist es immet nur
ein etwas bearbeiteter, oft linsenförmiger Stein ohne
eine Spur von Darstellung; die Gräber der nicht
verbrannten Leichen aber haben aufser dieser Art
noch zwei andere Arten aufzuweisen: erstens bear-
beitete kreis- oder eiförmige Steine ohne Darstellung,
— es ist anzunehmen, dass auf diesen wie auf den
vorher erwähnten die Namen der Verstorbenen mit
Farbe angegeben waren. Den fremdartigsten Ein-
druck aber macht auf denjenigen, der unter die
Gegenstände im Aichiginnasio tritt, die dritte Art
der Stelen mit ihrer bedeutenden Gröfse, ihrem
Kcichthum an Darstellungen und ihrem altertliüm-
lichen Stil. Von ihnen sind etwa ;;(», zum Thcil in
wenig bedeutenden Stücken, gefunden; einige sind
an ihren sichtbaren Theilen — die unteren zum
Einsetzen in die Erde bestimmten blieben natürlich
roh — oben gerundet, andere, und zwar die Mehr-
zahl, oval etwa in der Form von Hufeisen.
Ich beschreibe vier, die gut erhalten oder schon
zusammengesetzt sind. Die gröfsestc, welche ich
sah, hufeisenförmig, ist etwa 2,10 M. hoch, ohne
den Untersatz, an der breitesten Stelle 1,26 M. breit
und 0,30 dick; auf der ^'()rllerseite zieht sich zu-
nächst ein l!and von Wellenlinien herum, dieser
Rand sclieiiit allen genieinsam gewesen zu sein;
hier ist er nach der Innenseite zu noch durch eine
schräg gerippte Leiste cingefasst; nun folgen Dar-
stellungen in ganz niedrigem Relief — die Erhebung
beträgt nicht einen halben Centimeter — in vier
Reihen übereinander: oben ein Seepferd von
einer Seejungfrau geg:enüber mit der einen Hand
an einem Bein gepackt, ihre andere Hand schwingt
hoch einen Fisch, ein solcher schvyimmt auch unter
ihr; in der zweiten Reihe tabrt von links nach rechts
(vom Beschauer) ein Zweigespann, am Wagen vorn
als Zierde ein Vogel mit Menschenkopf, die Rad-
speichen in derselben Weise angeordnet, wie auf
einer Münze von Tuder; auf dem Wagen sitzt eine
Gestalt, welche einen grofsen Schirm über sich
hält, vor ihr der Rosselenker; über dem Gespann
schwebt ein auch an den FUfsen Geflügelter in ganz
horizontaler, sehr natürlicher Lage, vor den Rossen
rennt ein ]\Ianu mit helmartiger Kopfbedeckung,
einen Schurz um die Lenden, eine Fackel in der
zurückgestreckten Rechten haltend, ein Ruderende,
wie mir scheint, in der vorgestreckten Linken ; seit-
wärts von den Rossen, also dem Anschein nach
unter ihnen, ein Knalje mit einem Hunde, der sehr
natürlich emporspringt, wie um die Rosse anzubellen.
Im dritten Streifen findet sich ein Zweikampf,
und zwar, wie es scheint, ein Faustkampf, zwischen
den Kämpfenden eine kleiner gebildete Gestalt Flöte
blasend, rechts schliefst die Scene ein auf den Stab
gestützter Mann, der Aufseher oder Richter, ab,
links ein Jüngling, der in der zurückgestreckten
Rechten ein Salbgefäl's, in der Linken schon das
Geräth zum Faustkampf (?) trägt; im vierten schma-
leren Streifen endlich thront inmitten nach links
hin eine männliche Gestalt, ihr naht sich von vorn
zunächst eine Figur mit einer Wage, wie es scheint,
dann eine andere mit Korb und anderen nur nicht
ganz deutlichen Gaben; auch hinter dem Thronen-
den nahen zwei schon fast verwischte Gestalten.
Die Trennungsstreifen sind entweder mit schrägen
Strichen verziert, oder mit Epheublättern und -Rau-
ken, dem häufigsten Ornament an diesen Denkmälern.
Aber auch die Rückseite dieser Stele ist mit Dar-
stellungen in drei Streifen angefüllt: oben ein Weib
in zwei Schlangen endigend, die mit beiden Händen
einen gewaltigen Stein über den Kopf hebt, wie
um ihn zu schleudern, im zweiten Streifen Wagen
mit Lenker und zwei sprengenden Rossen, im dritten
Archiiolüg. Ztg., Jiihrgnng XXIX.
ein mit Speer und Schild (?) versehener Mann vor
einem Anderen stehend; ich sage „Mann," mit glei-
chem Recht kr>nnte man ihn wie alle übrigen männ-
lichen Figuren auch einen Jüngling nennen, denn
Zannoni machte mich richtig darauf aufmerksam,
dass auf keiner Stele ein Bärtiger dargestellt ist. Die
Haartour der betreffenden Männer auf der vorliegen-
den Stele ist übrigens dieselbe, wie sie auf den alten
etruskischen Gennnen (in Berlin „der Hermes") er-
scheint; die Dicke unserer Stele ist dann noch mit
grofsen Epheublättern geschmückt. Eins der best-
erhaltenen Exemplare, ebenfalls oval, von L30 M.
Höhe, 1,20 AI. Breite an der breitesten Stelle, 0,30 M.
Dicke, zeigt am Rande oben und unten, die Wellen-
linien trennend, eine Palmette, unten einen Blätter-
streifen; den ganzen Vorderraum nehmen hier zwei
Figuren ein : ein im Wesentlichen nackter Geflügel-
ter (mit fast weibischer Haartracht) — ein Gewand
hat er shawlartig um den Hals, dann unter den
Armen hindurch geschlungen — , der die Linke in
die Seite stützt, reicht einem Bekleideten (mit einem
Ueberwurf, wenn ich mich recht erinnere) die Rechte
wie zum Willkommen, „einem Herbeigekommenen,"
denn das hinter ihm Dargestellte sehe ich als das
Vordertheil eines Nachens an. Die Kehrseite hat
wieder drei Abtheilungen: oben Kampf einer sich
windenden grofsen Schlange gegen ein Seepferd,
das sie in den Rucken beifst — bis jetzt noch zwei-
mal wiederkehrende Darstellung; im zweiten Strei-
fen Wagen von zwei Flügelrossen gezogen, von
einem nach vom gebeugten Manne gelenkt, voran
eilt ein geflügelter Mann; im dritten Streifen Kampf
eines Reiters, der in der Rechten das Schwert
schwingt, gegen einen Krieger, der in der Linken
den seinen Körper deckenden Schild hält, in der
Rechten das Schwert. Ein dritter Grabstein ist rund
— Durchmesser etwa 1,50 M. — , auf der Vorder-
seite ein geflügeltes Zweigespann von einem Manne
gelenkt, unter den sprengenden Rossen spriefsen
zwei grofse Epheublätter empor, ebenso im oberen
Abschnitt, am Rande die Wellen, auf der Kehrseite
ein Kreis, in dessen Innerem Kreisbogen geschlagen
sind (eine Rose). Ganz ohne Darstellung scheint die
übrigens arg abgeschundene Kehrseite einer vier-
10
ten hufeisenföi-migeu Stele, an deren Vorderseite
im obersten Abschnitt der Kampf zwischen der
Schlang-e und dem ISeepferd; im mittleren Streifen
erblickt man ein Zweigespann von rechts nach
links fahrend, auf dem Wagen ein tief verhülltes
AVeib einen Schirm haltend — aus Kaummangel
aber vor, nicht über sich, woraus man sieht, dass
der Schirm als wesentlich erschien — , der Lenker
hockt anscheinend auf den Pferdehintertheileu, vor-
aus eilt wieder ein ungeHügelter Mann ; im unteren
Streifen ein (oder wohl besser das) Weib einem
Geflügelten gegenüber, von welchem nur ein Rest
vorhanden. Eine kleine wohlerhaltene Stele zeigt
eine weibliche (?) Gestalt zwischen Epheuranken;
ein Fragment den unteren Theil eines Mannes, der
zu einer am Boden stehenden Amphora hinzueilen
scheint, ein anderes einen Geflügelten rücklings auf
einem Sessel liegend unter dem liest eines spren-
genden Zweigespanns; solche, auch Viergespanne,
sind überhaupt häufig, die Zügel sind nicht selten
eben nur eingeritzt.
Als eine vierte Art von Denkmälern kommen
zwei Kugeln auf viereckigen Basen, ebenfalls von
Sandstein, in Betracht: eine kleinere, und eine ganz
colossale (3,35 M. Umfang, ],60 M. Höhe), in der Mitte
durch einen Gürtel getheilt, über welchem eine jetzt
verwischte Darstellung sich befand; noch ist ein
Eilender zu erkennen (das Material ist einer langen
Conservierung ja im Allgemeinen nicht günstig),
die Basis ist mit Widderkopfen an den vier Ecken
geziert.
Andere Fragmente sollen noch zusammenge-
setzt werden.
Was den Sinn der Darstellungen betrifft, so
bleibt im Einzelnen Manches dunkel, im grolseu und
ganzen kann nicht wohl bezweifelt werden, dass
Fahrt und Ankunft sich auf das Iteich der Todten
beziehen, und dass die anderen Darstellungen ent-
weder besondere Ereignisse aus dem Leben des
Verstorbenen angehen oder auf allgemeine Ge-
bräuche und Uebungen bezüglich sind.
Der Stil ist alterthündich — man wird immer
mehr inne, dass dem älteren etruskisciieu Stil das
Flachrelief eigen ist — , die I'roportionen gedrückt,
die Bewegungen eckig, manche Figuren erinnern
an die Spiegel; bemerkenswerth ist, dass keine Aehn-
lichkcit mit der merkwürdigen Stele von Marzabotto
vorhanden ist ; von einer Durchbildung der Formen
im Einzelnen ist selten etwas zu sehen.
Bronze. Die Cisten sind bereits oben erwähnt
worden; ausser denselben sind Gefälse von mannig-
faciier Gestalt gefunden worden, ähnlich den ge-
schmackvollen Gefälsen des Museo Gregoriano. Von
Spiegeln sind etwa 8 oder 9 gefunden, klein und
ohne Zeichnung; einige Siebe, Kellen, etwa IG, mit
Enteuköi)fen am Stielende, und zwar oft so, dass
eine kleinere mit einem Kopf zwischen die zwei
Köpfe einer gröfseren hineinpasst. Von Candelabern
sind drei mit dem Schaft erhalten, zwei davon mit
dem dreigetheilten Fufs, der in Krallen ausgeht;
oben steht in der Mitte bei einem ein mit Bogen
und Köcher versehener Mann, bei dem zweiten eine
Gestalt nach Art der Apollostatuette im brittischen
Museum, beim dritten ein anscheinend tanzendes
Weib; von den übrigen nur in den Aufsätzen er-
haltenen zeigen die meisten in der Mitte einen
Vogel, viele einen Hahn; einer ist von Blei, einige
von Eisen. Auch Kugel von Bronze fanden sich
in den Gräbern.
Abgesehen von den mit Palmetten geschmückten
Henkelansätzen vieler Gefäl'se entbehren die Bronze-
sachen der Verzierungen bis auf das oben schon
erwähnte zertrümmerte Gefäfs, das in vier etwa
4 — 5 Centimeter hohen Streifen mit getriebenen
Keliefs geschmückt ist; es ist interessant genug,
um eingehender beschrieben zu werden. Die oberen
drei Streifen werden von einem Zuge von etwa
40 Personen eingenommen, der vierte von tixbel-
haften Ungeheuern ; alle Personen zeichnen Progna-
tiiismus des Gesichtes und dicke Backen aus, der
Leib ist eine etwas geformte Beule des Metalls, so
zwar, dass jeder Unterschied von Körper und Klei-
dung aufhört. Arme und Beine ganz r(di heraus-
getrieben. Den Zug im oberen Streifen eröffnen
zwei Kciter, über denen ein Vogel fliegt, dann folgen
drei Arten von marschierender Infanterie, zunächst
fünf mit länglichem Schild und gesenktem Speer und
spitzer Kopfbedeckung, die zweiton und dritten
11
(etwa 7— S) mit Helmkappen, runden Schilden und
ebenfalls gesenktem Speer; Kichtung von rechts
nach links. Die entgegengesetzte Richtung hat der
zweite Streiten, in welchem zuerst ein Hund, dann
zwei Figuren, die auf den Schultern an einer Stange
zwischen sich ein Gefäfs tragen. Dasselbe thun die
zwei folgenden Gestaheu in einem oft wiederkehren-
den Costiim in weitem Gewände mit einem unge-
heuer breiten Hute; vor ihnen ein gleicher; dann
drei Figuren, welche Holzbiindel und Sessel zu tragen
scheinen; es folgt ein Ochse, über dem ein Vogel
fliegt wieder zwischen zwei Breithütigen, dann drei
Frauen (V), einhenklige Gefül'se auf den Köpfen
tragend; den Zug schliefst ein mit zwei Mauleseln (?)
beschäftiger Mann ab. Im dritten Streifen, der zu-
nächst die Richtung von rechts nach links hat,
schreiten zwei Ochsen, über welchen ein Vogel fliegt,
voraus, ihnen folgt ein Mann, der einen Ffiug auf
den Schultern trägt, dann ein grofser Vogel; nun än-
dert sich die Richtung und zwar nahen von beiden
Seiten einige Personen einem Ruhebett, auf wel-
chem in jeder Ecke ein Breithütiger die Leier spielt,
während auf den aus Tliierköpfen gebildeten Armen
des Ruhebetts zwei dienende Knaben sich befinden;
in der Mitte zwischen den Spielenden hängt ein
Gefäfs; von links naht ein Breithütiger, dann eine
Figur, welche ein Schwein an den Hinterbeinen
hinter sich her zieht; von der rechten Seite, zugleich
den Streifen abschliefsend, wieder ein Breithütiger,
dann zwei Figuren ebenfalls mit einem Thier (diese
letzteren habe ich etwas ungenau notirt, vor dem
Gefäfs schienen sie mir Köche oder dgl.). Man hat
also einen grofsen Festzug vor sich, der mit einem
Gelage schliefst.
Zur Bronze gebort ausserdem noch das in grofser
Menge gefundene aes rüde; Zannoni lässt mit die-
sem wie dem meisten anderen Material genaue
chemische Analysen anstellen. Von anderem Metall
ist besonders eine grofse Anzahl von jibulae und
ein Ring in Silber hervorzuheben; von Gold fan-
den sich Ohrringe (wie im Museo Gregoriano und
in Jlarzabottü), einige Proben von Filigrau, ein
Blättchen, wie sie zum Gewandschmuck gebraucht
wurden. Von edlen Steinen kommt nur ein ganz
kleiner Skarabaens vor, auf dessen Kehrseite
sich eine sitzende Figur befindet. Von Glas finden
sich bunte Fläschchen (wie in IMarzabotto) , auch
die kleinen pyramidalen Gegenstände, von denen
einige hier durch ihre Lage zu den Skeletten deut-
lich als die Gewichtchen am Gewände bezeichnet
sind. Endlich erinnere ich mich auch noch eines
oder einiger Alabastra. Auch einige Steinspitzen
sind bemerkenswerth.
Thon. Ausser den grofsen unbemalten Thon-
gefäfsen ist auch eine Fülle bemalter Vasen (viele
waren noch nicht zusammengesetzt) zum Vorschein
gekommen, von gröfseren, Amphoren und Krateren,
etwa 60, eine grofse Anzahl kleinerer Schalen,
Kantharen, Tassen mit einer Eule. Es finden sich
schwarze Figuren auf rothem Grunde (einige un-
verkennbar imitirt), und rothe Figuren auf schwar-
zem Grunde bis zu den schönen Gefäfsen mit wenigen
Figuren. Beide Arten, schwarz- und rothfigurige,
kamen auch in denselben Gräbern vor. Unter den
Darstellungen überwiegen die dem gewöhnlichen
Leben und dem bakchischen Kreise entnommenen.
Von mjthischeu Darstellungen ist mir aufgefallen:
Herakles gegen die Aethiopen; einen hat er
auf den Altar geschleudert, links und rechts fliehen
zwei andere, einer mit dem Dreifufs (?), der andere
mit dem Opfermesser; grofse rothe Figuren auf
schwarzem Grunde; die Aethiopen sehr charakte-
ristisch, die wolligen Locken etwas in Relief. Glei-
chen Stiles ein heroisclier Kampf
— *- — >- -<— -<—
Geflügeltes Krieger siegend; der von In's Knie gesun- Gefliigelles
Weib innen sichtbare Scbild mit kener Krieger; Weib,
mit Binde, vielen Handhaben und ei- Schildxeichen: wie ihn
nem Bilde (innen): Satyr Ccntaur. schützend.
auf ein Weib zukummend.
Die Rückseiten bieten gleichgültige Darstellun-
gen. Häufiger sind Frauenverfolgungeu, einmal ist
Zens durch Blitz und Scepter als der Verfolgende
bezeichnet, einmal Poseidon durcii den Dreizack.
Von nicht mythischen Darstellungen hebe ich
hervor zwei Vasen (s auf r) mit Zweigespannen,
ganz von vorn gebildet, ein paar Gelage; wegen
der Schönheit die Bekränzung eines Kitharöden
{r auf s) mit der Art von Köpfen, wie sie Stephan!
2*
J2
itu letzten Band der Coraptes rendus besprochen
hat. Auch die schönsten Vasen wird Zanuoni in
Abbildungen publidereu.
Von Inschriften habe ich au deu Vasen nichts
bemerkt, aber auch die Spuren von Schrift be-
schränken sich auf die bekanuten Zeichen am Bo-
den der Thongefäfse ; und einmal kommt, wie es
scheint, die Inhaltsangabe so vor. Von etruskischer
Schrift ist nicht die kleinste Spur vorhanden; ein
ychreibgrilfel soll gefunden sein. Die vorhandenen
Schädel »zerfallen deutlich in zwei Arten, eine ver-
ständige Untersuchung derselben wird Zannoui's
Arbeit begleiten.
Bologna.
G. HlRSCHFELD.
DER ATTISCHE FRIEDHOF VOR DEM DIPYEOX.
Hierzu die Tafeln 42. 43. 4 4.
Das Jahr 1870 ist auch für die Nachforschun-
o-eu auf dem Boden des alten Athen ein ereigniss-
volles gewesen. Kaum war durch den Architecten
Ernst Ziller das pauathenäische Stadion von
dem Schutte befreit, unter dem sich noch die alte
Brüstung und die schöne Doppelhernie des Apollon
und Dionysos vorfand '), so begann die archäo-
logische Gesellschaft zu Athen eine umfassende
und erfolgreiche Ausgraliung im äul'seren Kera-
meikos. Eine reiche Ausbeute war hier ganz
sicher zu erwarten, da ja nach dem Zeugnisse des
Pausanias vor dem alten Dipylon auf deu Stral'sen
nach der Akademie und Elcusis die wichtigsten
Grabmonumente standen, und da hier schon vor
mehreren Jahren eine zusammenhängende Gräber-
straCse mit zahlreichen Grabsteinen, die noch an
ihrem alten Platze stehen, aufgedeckt ist.
Im Westen von Athen nämlich, zwischen der
alten Kingmauer und der Gasanstalt, wird durch
die alte und neue Piräusstrafse und durch die Strafse
nach Elcusis ein niedriger Sandhügel umschlossen,
der durch die Anlage jener drei Stralsen eine drei-
eckige Gestalt erhalten hat und an seinem Nord-
rande die kleine Kapelle der II. Trias trägt ').
') Vgl. meine liericlite in der Arcli. Zeit. .N. F. II S. 117. 131
und im Philol. .\.\IX 70 4. r>ieuerilings liat Ziller seihst, wie ich
höre, Pläne von den archilcctonisclien Uesten des Stadions ver-
öSentlicbt.
') Die Terrainverbältnisse sind am besten zn üherschen bei
E. Curlius sieben Karten z. Topogr. v. Athen lil. 3 ii. Textbeil. 3
S. 38, und bei Salinas, monum. sepolcr. gvniierli /iresjo In chicsa
ilella S. Trinitii. Toriao 1863. Taf. V.
Zwischen diesem Hügel und der neuen Piräusstrafse,
also am Nordrande des ersteren, fliefst eine alte
Wasserleitung (s. Taf. 42), welche aus der Stadt
von dem Nordabhange der Akropolis in westlicher
Richtung unterirdisch herabfliefst und hier an's Ta-
geslicht kommt. Unter dem genannten Hügel, der
offenbar im Wesentlichen erst durch spätere Auf-
schüttungen entstanden ist, hat man jetzt einen
ganzen Friedhof aufgedeckt, wie wir keinen zwei-
ten auf griechischem Boden erblicken. Wir befinden
uns inmitten einer grofsartigen Gräberanlage, die
von einer breiten Strafse durchschnitten wird und
mit Grabmälern des schönsten hellenischen Stils
sowie von handwerksmäfsiger Arbeit aus römischer
Zeit, mit prachtvollen Reliefdarstellungen zum An-
denken der Reichen und mit uuscheinbaren Stelen
der Armen, mit grolsen ausgemauerten Familien-
begräbnissen und mit einfachen Gräbern aus Thon-
platten auf das Reichste besetzt ist. Die Menge
und der Weith der dort gefundenen Kunstwerke
und Inschriften ist, wie mir geschrieben wird, so
grol's, dass die Ausgrabungen bei der H. Trias allein
einen Besuch von Athen lohnen und ein reiches Ma-
terial für archäologische und epigraphische Studien
gewähren wurden. Da aber über alle diese neuen
Schätze bisher aufser einer kurzen Mittheilung von
R. Scholl im römischen Bulletino (1870n. VIll)
und von Conze (..antike Grabmäler" in den
Preulsischen Jahrbüchern 1871 S. 145 ff.) und eini-
gen neugriechischen Publicationeu, die in Deutsch -
laiul wenig Verbreitung finden, nichts iu die Uef-
13
fentlichkeit gedrungen ist, so wird, wie ich hoffe,
ein zusammenfassender Bericht iil)er den Verlauf
der Ausgrabungen und iln-e wichtigsten licsultate
nicht unwillkommen sein. Der Zeitpunkt hierfür
ist ein günstiger; denn wenn auch noch nicht der
ganze Hügel abgetragen ist, so sind die Arbeiten
doch jetzt zu einem vorläutigen Abschluss gediehen.
Den Anfang derselben habe ich sell)st noch bei
meiner Anwesenheit in Athen mit angesehen. Für
den weiteren Verlauf bin ich angewiesen auf
den ausführlichen Bericht von Rhusopulos in der
'Eq^iuKglg xiov (Dilo/.iaOiöv 1870 n. 736 — 44 (1. Blai
bis 9. Sept.); ferner auf eine kurze Zusammenstellung
von Kumanudis im Programm der archäologischen
Gesellschaft von 1870 ^), dem ein sehr brauchbarer
Situationsplan mit Eintragung der einzelnen Monu-
mente und ihrer Inschriften beigegeben ist; endlich
auf die brieflichen Mittheilungen meiner Freunde in
Athen, der Proff. v. Heldreich und Postolacca
und des Buchhändlers Carl Wilberg, von dem
ich auch einige Photographien der schönsten Grab-
reliefs erhalten habe. Insbesondere verdanke ich
der gütigen Bemühung meines Freundes Th. v. Held-
reich eine treffliche Terrainaufnahme der ganzen
Gräberanlage, die den beifolgenden Plänen (Taf. 42)
zu Grunde liegt, und zur Verauschaulichung des
im Texte Gesagten dienen wird. Während der kleine
Eckplan nur den Zweck hat, die Lage des Fried-
hofs mit seinen Umgebungen im Allgemeinen an-
zugeben, sind auf dem grölseren Plan die einzelnen
noch am Platz befindlichen Monumente nach der
im Juni 1870 cdirten Zeichnung von Kumanudis
aufgetragen und die später ausgegrabenen nach
Nachträgen v. Heldreich's hinzugefügt, die bis zum
Schluss der Ausgrabung reichen. Die dunklere
oder hellere Farbe bezeichnet die gröfsere oder
geringere Tiefe, welche die Ausgrabung erreicht
hat, und damit meistens auch das Niveau des alten
Friedhofs selbst.
') Juo yfrixit'i ovvd.tvoii; twt tiui(io)v lijf ^J' 'AHrjVatg
aQ/aioloyixfii haiQiitf. 1870. Ein Theil der neu gefundenen In-
schriflen ist, wie Kumanudis hier bemerkt, bereits in dem biillelin
de Veciile franiiiife dVK/ii'Hes herausgegeben worden. Doch sind
mir die neuesten Hefte dieser Zeitschrift bisher nicht zu Gesichte
gekommen.
Wie gewöhnlich so wurden auch bei der H. Trias
die ersten Funde dem Zufall verdankt. Als man
nämlich in den Jahren 18(31 — 62 zur Anlegung der
neuen Piräusstrafse den nördlichen Vorsprung des
Hügels abtrug, stiei's man in der Tiefe auf eine
Reihe von Grabmouumenten und einfachen Grali-
stelen mit Inschriften, die von Pittakis in der
'E(pi]i.iEQig aQxaioloyinrj n. 4109 ff. und von Rhuso-
pulos in der neuen Folge dieser Zeitschrift (Januar-
und Februarheft 1862 S. 4 ff. 18 ff.) herausgegeben
und besprochen sind. Unter den hier gefunde-
nen plastischen Werken sind namentlich bekannt
das schöne Relief eines geharnischten Kriegers
QdQiarovavtrjq) *) , der merkwürdige Grabstein des
l4vTinaTQog aus Askalon mit phönikischer und grie-
chischer Inschrift ^) und ein grofses Relief mit einer
Abschiedsscene von drei Personen °).
Hierdurch auf die Bedeutung jenes Hügels auf-
merksam gemacht, unternahm die archäologische
Gesellschaft zu Athen im April 1863 eine zweite
Ausgrabung, die planmäfsigcr ausgeführt wurde und
eine reiche Ernte von Kunstschätzen gebracht hat.
Indem man nämlich in gerader Richtung von Osten
nach Westen südlich an der Kapelle hin einen 15—
20 Meter breiten Graben durch den Hügel bis zur
neuen Piräusstrafse zog, kam man auf eine alte
Gräberstrafse, die in einer Länge von 120 M.
bis auf das Niveau des alten Bodens aufgedeckt
wurde und auf der Südseite mit den herrlichsten,
zum Theil aus der Blüthezeit der attischen Kunst
stammenden , Monumenten besetzt ist. Dieselben
sind mit der Front nach Norden gerichtet und stehen
auf mehreren Mauern von verschiedener Höhe, die
zwar mehrfach von Durchgängen durchbrochen und
theilweise nur noch in den Fundamenten erhalten
sind, aber doch im Ganzen (von kleinen Vorsprün-
gen abgesehen) eine gerade Linie von Osten nach
Westen bilden. Die Mauern, an deren nördlicher
Vorderseite man noch Spuren von Farbe erkennt,
*) Abgeb. in der 'Eifri/ti. ccg/. N. F. niv.ll p. 21. 35; vgl.
Rhusopulos im Bullet. 1803 S. 172; Pervanoglu das. 1862 S. 87;
Kekule, die Bildwerke im Theseion n. 400.
^) Herausgegeben in den annali dell' inst. ISOl p. 321 IT.; Per-
vanoglu, d. Gräbst, d. alten Gr. p. 72; Kekule a. a. 0. n. 57.
*) Vgl. Kekule n. iOI; Pervanoglu p. 02.
14
stammen offenbar aus verschiedener Zeit; denn
einige Stüclce sind in regelrechtem Quaderbau auf-
geführt, andere dagegen sind polygen und zwar
wieder in verschiedener Constniction. Hinter diesen
Mauern sieht man eine Ileihe von Familiengräbern
in Gestalt von ausgemauerten Vierecken, innerhalb
deren sich dann die einzelnen Gräber zum Theil
noch mit den Gebeinen vorgefunden haben. Wäh-
rend die gröfsten und schönsten Monumente auf
der Mauer als Basis ruhen und der Strafse zuge-
kehrt sind, stehen kleinere derselben Familie ange-
hörige Grabsteine innerhalb der Grabumfiissuug
selbst, und noch andere, die meist wohl Aermere
bezeichneten, weiter südlich hinter der vorderen
Gräberreihe. Die Hauptdenkmäler der letzteren
sind nach den schönen Zeichnungen und Grund-
plänen in dem angeführtcu Werke von Salinas
(Anm. 2) und nach den Bericlitcu von Khusopulos,
E. Curtius u. A. ') so bekannt, dass ich hier jeder
weiteren Beschreibung überhoben bin und daher
nur zur Erläuterung des Plans (Taf. 42) die dort
eingetragenen und mit Zahlen versehenen Monu-
mente kurz aufzähle.
Kommt man von der Stadt, so trifft man zu-
nächst links gerade südlich unter der Kirche das
berühmte Reitermonunient des Dexileos (No. 1) auf
dem Südrand einer Mauer aus Porosquadern, welche
einen Viortelkreis bildet und ein grol'ses Familien-
begräbniss einfasst "). Auf dem Nordrande dessel-
ben stehen zwei Stelen mit den' Inschriften yivaiag \
^vaavlnv | QnQi'xins (No.2) und Mfhrra ytvaavtou \
Qngixlnv i^i'ydxT^Q | Navai'aToazng | ^TQaToxXinvs \
2^ff>;TTtng (No. .3) und südlich in einiger Entfernung
'; lUiusupulos in der 'Elf. t'iQ-/. N. F. 180->— Ü3 S. 279 IT. 295 ET.
und im römischen Bullet. 1803 S. 101 S. 180 4 S. 40 IT. nCv. MF'
AM'; E. Curlius Nachr. v. d. Oölt. Ge.s. d. Wiss. 1803 S. 187 ff.
215 f. 297 ff.; Arch. Anz. 1803 S. 102» ff.; erläut. Text zu den
sieben Karten z. Top. v. Athen Heil. 3.
') Für diese und die folgenden Denkniiiler verweise ich auf die
Ahbildungen bei Salinas a. a. 0. und E. Curlius, in der Textbeil. z.
d. top. Karten. — Dass das Heitermonnment nicht das bei Pausa-
oias (I, 29, II) auf dem Wege nach der Akademie erwähnte Polyan-
drion der im korinthischen Krieg Gefallenen, sondern ein Familien-
grabmal ist, ergieht sich jetzt mit Sicherheit ilar.nis, d.iss auf dem
Rande der Mauereinfossung und in der Nähe derselben mehrere Stelen
lon Verwandten des Üc.vileos an ihrem ursprünglichen Platze
gefunden sind (No. 2 — 4).
ein ebenfalls dieser Familie angehöriges Denkmal
mit yivaavias y/vaavinv Oog/xing | Kalliar^äxri \
KalXKpavrjg ylvcavlnv QnQi'xing (No. 4). Westlich
von jenem utumauerfen Familiengrab folgt dann
nach einem Durchgang eine lange aus kleinen
Steinen mit Stuckbewurf und rother Farbe aufge-
führte polygone Mauer, die zunächst einen massiven
Sarkophag mit Farbenspuren (No. ,ö),' dann die Basis
eines zerstörten Monuments (No. 6), endlich die drei
Denkmäler der Familie des Agathon trägt, und zwar
das tempelartige Grabmal der KnqäXXinv l4yä9tovag
lyvvi] (No. 7) mit dem Relief einer Familicnsceue, den
schlanken Grabpfciler für !^j'a '>((;i/ | "Aya&nxliovg \
'HQaxkicoT)]g | ^ojaixQcxTTjg \ ]Aya&ox'kiovg \ Hqa-
xXeiiktjg (No. 8) und das tempelartige Denkmal des
lAyä!}cüv I Idyad^nxlsiovg \ 'HQctxXsio'nrjg (No. 9).
An die Agatlionisehcn Denkmäler reiht sich west-
lich eine aus grofseu Werkstücken bestehende Mauer,
auf der keine Grabsteine erhalten sind, und dann
eine dritte Mauer ans Quadern, auf der das grolse
Deidviual des Jiovvaing (No. l(j) steht. Im Bücken
wird dasselbe von einem hohen Gemäuer aus Poros-
stein (No. 11) überragt, das vielleicht als Basis für
einen in der Nähe gefundenen marmornen Stier
diente '). Dicht daneben haben sich ferner die bei-
den Stelen des 'EQi.ioxXfjg | ylvawvog \ UgoßaHaing
(No. 12) und des JwQÖ^eog \ zIwqov \ l^xagväv
(No. 13) und ein skjthischer Bogenschütze gefunden.
Unmittelbar an das Grabmal des Dionysios reiht
sich auf der Frontseite der Mauer das der M^^lig \
Mthjaici (No. 14), welches aus einem auf hohem
Fundamente ruhenden MarmqrvierecK besteht, und
dann ein nach Süden führendeK- Durchgang. West-
lich davon stofscn wir auf einen viereckfgeu grofsen
Gräbercomplex, von dem die Ostmauer .4 M. weit
'■') Diese Mauer Iräst, wie liliusopuhis hier zuerst bemerkt, auf
dem Sluckbewurf die mit spitzem Instrumente eingeritzte Inschrift
Kiöiing Z(i[/I6f] xal 6 yni'aj'it;. In Dezug auf diese erinnert lihu-
sopulüs treffend an den Schol. zu Ar. vcsp. 98, wonach die Athe-
ner die Namen von Geliebten nicht nur auf Thongefafse, sondern auch
auf Wände und Thiiren und auf die Grabsteine des Kerameikos auf-
schrieben, und an eine Stelle des Lucian (hain. iSiiik. 4,2), der
von Namen spricht, die zur Heschimpfung auf Stelen im Kerameikos
geschrieben waren. Die Worte xctl 6 yothl'ns sind offenbar ein
Zusatz eines später Vorübergehenden. Vgl. Conze a. a. (•. p. 154.
[0. Jahn Ein!, zur .Münchener Vasensammlung S. CXXII.]
15
ausgegraben und die Nordmauer, theils polj'goner,
theils regulärer Construction, iu eiuer Lauge von
17 M. und Höhe von 1 M. mit einigen Unterbrechun-
gen dazwischen erhalten Ist. Am Ostrand dieser
Mauer erblickt man eine greise Hündin von hymet-
tischem Stein (No. 15) und dahinter die Stele der
'Aqucilitt (No. KJ); in der Mitte das bekannte grol'se
Grabrelief (No. 17), auf dem ein Todtenmahl und
davor Cbaron mit seinem Fährboot dargestellt ist '").
Im Innern des erwähnten Mauervierecks, das ver-
schiedenen Familien zum Begräbnissplatz gedient zu
haben scheint, sind noch mehrere Gräber und kleine
Grabsteine gefuuden, nämlich der des ^vatatQatng
(No. 18), des ^vati.ittyiöi]g \ ^/vaiiiiä'/ov | ^Ayaqvsvg
(No. 19) und des ^Ival^ayog (No. 2n) "), und ferner
etwas weiter nach Westen eine iu die Tiefe führende
Brunnenröiire (No. 21), die aus runden Thonplatten
besteht und oben einen viereckigen Marmoraufsatz
mit einem runden Loch hat. Den westlichen Abschluss
der ganzen Gräberstrafse bilden die Fundamente
einer 11 M. langen und 5 M. breiten Mauer, die
ebenfalls eine Reihe von Gräbern nmschliefst; drei
derselben haben noch eine Deckplatte mit Inschrif-
ten, von denen die eine (No. 22) unlesbar ist, die
zweite NixoaTQÜxrj (No. 23), die dritte Krjquaödioqog
(No. 24) lautet. Endlich sind auch hinter der Front
der Gräberstral'se und der ihr angeliörigen Denk-
mäler und Mauereinfassungen einige Gräber zu Tage
getreten, welche somit Theile einer zweiten süd-
lichen Keihe ausmachen. So sehen wir liinter den
Agathonischen Denkmälern einen Denkstein mit
der Inschrift 'laTQnxXPjg lAQiamxQiTov l4vaxaEvg '^) |
Wiliva (No. 25), der, wie es nach dem Plan von
Kumanudis scheint, iu einer besonderen Umfassungs-
mauer steht; und weiter westlich hinter der Hündin
(No. 15) die runden Stelen der 'Ottw^k | ^oiaißlov \
'») Vgl. Salinas a. a. 0. Taf. I. L. und Uhiisopulos im Rullet.
deir inst. 18(>3 p. 17(1.
1') Ob die Inscliriflen von No. 18 u. 20 vollständig sind, kann
ich nicbt angeben, da ich dieselben nur auf dem Plane von kuma-
nudis gefunden habe. Aus dem gleichen Stamm der Ninnen Avol-
OTQaios, ^4uaiLict/iö'iis und ^Ivaiua/jis lässl sich nubl scbliefsen,
dass sie einer Familie angebürlen.
") Die Form Idraxaivg als Demotikon scheint neu zu sein;
wenigstens giebt Ross in seinen „Demen" nur lAvcxtti iv g und
-'iyitXttiaHtv an.
MeyaQtxrj (No. 26) und der Mt^rj \ Jinvvainv \
Mdrjaia (No. 27).
Von dem ganzen Friedhoie also, der unter dem
Hügel der H. Trias ruht, war nur eine von Osten
nach Westen führende Strafse und eine Reihe von
Familiengräbern und Grabsteinen am Südrand der-
selben aufgedeckt, als im März 1870 die archäo-
logische Gesellschaft eine dritte auf gröCscre Dimen-
sionen ausgedehnte Ausgrabung unternalim, deren
Resultate im Folgenden kurz hervorgehoben werden
sollen. Doch gebietet mir der Raum, hier aulser den
mit bildlichen Darstellungen versehenen Monu-
menten nur diejenigen Grabsteine namentlich
zu erwähnen, die noch ihre alte Stelle bewahrt
haben und auch auf dem Plan verzeichnet sind.
Zum Schluss werde ich noch einige Worte über die
Anlage der Grälier im Allgemeinen hinzufügen, wäh-
rend ich die übrigen bei dieser Ausgrabung gefun-
denen Inschriften demnächst in den Jahrbüchern für
classische Philologie zusammenzustellen denke.
Nach Rhusopulos' Bericht wurden die Arbeiten
in der Weise vorgenomnjen, dass man 1) einen
Graben {A) von den Denkmälern des Agathou
(No. 7 — 9) in nördlicher Richtung am Westrand der
Kapelle entlang bis zu der alten Wasserleitung neben
der Strafse nach Eleusis zog; 2) die östliche Fort-
setzung der alten Gräberstrafse ") vom Reitermonu-
ment (No. 1) nach der Stadt zu suchte (ß); 3) das
ganze Dreieck (C) zwischen der Gräberstrafse, der
Kirche und der neuen Piräusstrafse abgrub; 4) das
Terrain unmittelbar südlich unter der Kirche frei-
legte (/)); und 5) südlich von der alten Gräber-
strafse und deren östlicher Fortsetzung (B) mehrere
Einschnitte {E F G) in den Hügel machte, von dem
aber im Süden und Westen noch immer ein bedeu-
tender Theil stehen geblieben ist. Doch erscheint es
mir für diesen Bericht geeigneter, das bei einander
Liegende nicht zu trennen und die einzelnen Denk-
mäler nach ihrer Lage aufzuführen, zunächst die
nördlich von der alten Gräberstrafse und westlich
von der Kirche aufgedeckten.
'') So bezeichne ich der Kürze wegen die bei der Ausgrabung
von 1863 aufgedeckte Strafse mit den sie im Süden begränzenden
Monumenten (No. 1 — 27).
16
In dem 11 Schritt breiten und 41 Schritt langen
Graben am Westabhang der Kirche (A) sind aufser
einer runden hymettischen Stele (No. 28) mit der
Inschrift
znnYPOE
MOEXinNOE
MAPAOnNIOZ ")
keine am Platz befindliche Monumente gefunden, da-
o-en-en eine grofse Anzahl von Gräbern aus römischer
Zeit in verschiedener Höhe und Eichtung zum Theil
noch mit den Gebeinen verwester oder verbrannter
Leichen. Diese Gräber bestehen theils aus 4—6 Plat-
ten von hymettischem Stein mit einer weiteren als
Deckel, theils aus 4 mit kleinen Steinen gemauerten
und innen mit Anwurf von Sand und Kalk ver-
sehenen Wänden, theils endlich aus runden oder
viereckigen Thonplatten. Sie enthielten aul'ser eini-
gen unbemalteu Gefäfsen eine Keihe von kleinen
Erzgeräthen (_s. unten), einen dünnen Ohrring mit
einem bläulich-schwarzen Stein, Goldblättchen, end-
lich auch sog. Goldbrakteaten mit dem Stempel der
attischen Eule. Aus der Menge zerstreuter runder
Grabstelen, die entweder einfach in die Erde ge-
steckt oder unten in eine Basis von Porosstein ein-
gelassen waren, ist nur eine von pentelischem Stein
mit der Inschrift
AEYKIOS
KÜPNHAIOE
AlOrENHE
bemerkenswerth, weil sie oben eine viereckige Ver-
tiefung (breit und lang 0,14; tief 0,01.5) hat, in der
wieder ein gleich grofser Würfel von Porosstein
steckte. Dagegen sind drei Grabsteine mit bild-
lichen Darstellungen geschmückt :
1) Stele mit Giebel und drei Akroterien (pen-
telischer Stein, hoch 0,88", breit 0,47); auf dem
Epistyl findet sicli die Inschrift
MIKA AlßN
unter der innerhalb eines vertieften Vierecks eine
Abschiedsscene im Relief dargestellt ist. Links (vom
Beschauer) sitzt eine Frau [Mixa) auf einem gepol-
sterten Sessel ohne Lehne, indem sie die boschuh-
*') Obwohl dieselbe auf dem l'lan bei Kumanudis nicht ver-
zeichnet ist, habe ich mit No. 38 ihre ungefähre Lage bezeichnet.
ten Füfse auf einen Schemel stellt. Sie trägt lan-
gen Aermelchiton und Obergewand, das den Rücken,
den linken Oberarm und den Unterkörper bedeckt,
und in den Haaren, die in einem Lockenkrauz die
Stirn umgeben "'), oben auf dem Kopf eine Tänie.
Mit der linken Hand hält sie einen Spiegel vor das
Gesicht, während sie die rechte einem rechts neben
ihr stehenden unbärtigen Manne (JUdv) reicht. Der-
selbe trägt krause Haare ohne Scheitel und ein
einfaches Gewand, das die ganze Brust nackt lässt
und nur die linke Schulter, den linken Arm bis zur
Hand und den Unterkörper bedeckt. Das Relief
zeichnet sich durch schöne Arbeit und zarten Aus-
druck namentlich in dem trauernd gesenkten Antlitz
des Jlwv aus; es gehört nach Kumanudis' Urteil
(a. a. 0. p. 10) zu den besten der bei dieser Aus-
grabung gemachten Funde und stammt auch nach
dem Charakter der Inschrift, in der die zweite Hasta
des N nicht ganz hinunter reicht, wahrscheinlich aus
dem 4. Jahrhundert v. Chr., also aus der Blüthezeit
der attischen Kunst.
2) Platte von pentelischem Stein (s. Taf. 42),
oben und unten mit vorspringendem Rand (h. 0,6.5;
br. 0,35). Unter dem oberen Rand ist eine ganz eigen-
thümliche Rosette angebracht, indem nämlich nur
die Blätter des äufseren Umkreises plastisch darge-
stellt sind, die Mitte aber von einem runden durch
den Stein gehenden Loch eingenommen wird. Oft'en-
bar war diese rosettenartig ausgeschmückte Oetfuung,
wie die an Grabstelen so gewöhnlichen Löcher, für
einen Einsatz bestimmt, an den Blumen, Kränze
oder andere auf den Todtencult bezügliche Gegen-
stände gellängt wurden '"). Ungewöhnlich ist ferner
an dieser Stele die Art, wie die Inschrift ange-
'^) lihiisupuhjs hat auf dem Uauple der Mixic eine Mütze wahr-
genommen, die ich nicht 'gesehen hübe; auch ist die Mütze gewöhn-
lich ein Kennzeichen vun Dienerinnen.
'*) Ueber die bekannte Sitte der Griechen, die Grabsteine nicht
nur mit Tänien zu behDngen, was daher anf den allischen Lekythoi
so häufig dargestellt ist, sondern auch mit Blumen und Kränzen,
namentlich mit Eppichkriinzen zu schmücken (Alciphr. epist. I, 36;
l'liit. Timul. Viil, verweise ich anf die verdienstvolle Abhandlung mei-
nes l'reundes Ernst .Schulze (i/c vnsculii ]iicto el Amiizonis
puiinnm el itifffinriim rilus rcprncfcnlanle. Gotha 1870. p. 4, 8 f.),
der das Material aus den Schrirtstellern und Vasenbildern reichhaltig
zusammenstellt und nachweist, dass jener griechische Gebrauch
zahlreichen Darstellungen italischer Gefäfse zu Grunde liegt.
17
bracht ist. Während nämlich Mi)^t]r7iai unter dem
oberen Rande steht, laufen die Namen selbst au
beiden Seiten in seukrecliter Schrift (x^oi/^rfo;') herab.
Dazwischen stehen in flachem Relief die beiden
Schwestern 'IXäga und Zwaäginv, die Töchter des
Milesiers '') liUiov, und reichen sich die Rechte.
Da die links stehende 'iXäga (nach Rhusopulos die
ältere) eine mehr vorüber geneigte Haltung und
einen mehr trauernden Gesichtsausdruck hat, so
scheint sie es zu sein , die von der Schwester Ab-
schied nimmt. Beide tragen langen Chiton und
Obergewand, welches bei der 'Iläqa als Schleier
den Hinterkopf bedeckt, von der Ziooaqinv aber,
deren Haare hinten in einen Ki-obylos zusammen-
gebunden sind, mit der linken Hand gehalten wird.
3) Grabstein einer Isispriesteriu (pen-
telischer Stein; liuks abgebrochen; hoch 1,65; breit
0,45; Reliefvorsprung 0,10). Zwei runde korinthische
Halbsäulen mit drei vorn befindlichen Cannelirungen
tragen ein Epistyi, auf dem man liest:
; \AEIANAPA3OH0E
KTHTOYTYNH
ld\kE^ävdQa \]AlE^ärdQni>\ 'Oii^£[v.
Kri]xnv yvvrj
Das Zeichen 3, welches auf attischen Urkunden be-
zeichnet, dass jemand der Sohn eines gleichnamigen
Vaters ist (cf. Franz elem. epigr. p. 374), soll hier bei
einer Frau angewandt doch wahrscheinlich bedeu-
ten, dass Alexandra die Tochter eines Alexandros
war '").
Unter dem Epistyi steht en face mit rechtem
Standbein fast in Lebensgrölse eine weibliche Figur
i^Ale^cniÖQü), von der jedoch der rechte Arm fehlt,
") Dass derselbe wirklirh in Milel geboren war, ist damit nicht
gesagt. Denn da die Zahl der Milesier auf den atiischen Grabsteinen
eine aufrailend grofse ist, hat man geschlossen, dass sie in Athen
eine eigne Colunie oder ein eignes Gemeinwesen bildeten (vgl. Ditlen-
berger i/c ejihchis p. 18). Hieraus scheint sich auch zu erklären,
dass auf den Epbebenkatalogen sämmtliche fremde Epheben (infy-
yQiiif'Oi) eine Zeit lang Mü.ijaioi genannt werden. Vgl. Neubauer
tomment. eyiijr. p. 10Ü.
'*) Rhusopulos hält auch die Auflösung liXtiKvänctq für mög-
lich. Doch wurde ja in Athen nie der Name der Mutter hinzu-
gefügt. — Die Buchstaben sind in 1.1 kleiner als in Z. 1; vor
Kir]jov fehlt nichts, da am Anfang von 1.1 ein unbeschriebener
Kaum ist.
Arcb;i(jl. Zig., Jahrgiiii;; XXIX.
die Nase und die Zehen des rechten Fufses stark
bestofsen sind. Sie trägt Sandalen mit Riemen,
langen Aermelchiton und ein bis über die Kniee her-
abfallendes Obergewand, dessen gefranzte Enden
auf der Brust von vier Seiten her so zusammen-
geknüpft sind, dass ein fünfter Zipfel nach unten
herabfällt. Die Haare sind schön ausgearbeitet, in
der Mitte gescheitelt und, wie Rhusopulos bemerkt
haben will, von einer Tänie durchzogen. Vom Hin-
terkopfe hängt an beiden Seiten eine lange Locke
herab, die sich wieder verzweigt und auf Brust und
Schultern niederfällt. Durch die Situla, welche
Alexandra in der herabhängenden Linken hält, sowie
durch die eigenthlimliche Verknüpfung des Ober-
gewandes ist sie hinlänglich als Isispriesteriu
charakterisirt. Wahrscheinlich wird sie daher auch,
wie sich aus ähnlichen Grabstelen in dem Theseion
(Kekulö d. Bildw. d. Thes. n. 306) und der Hadrianstoa
(Pervanoglu d. Gräbst, d. Gr. p. 22, 24, 85) abneh-
men lässt, in der erhobenen Rechten ein Sistrum
getragen haben. Dass aber, wie Kumanudis p. 10
aus den angeführten analogen Grabsteinen schliefst,
rechts neben der A. noch ihr Manu {Ktfjzog) dar-
gestellt war, möchte ich deshalb bezweifeln, weil
die Inschrift gerade in der Mitte über dem Haupte
der A. steht, und weil der Name des Mannes sonst
doch wohl über seinem Haupte mit gleich grofsen
Buchstaben verzeichnet wäre. Zu beiden Seiten des
Kopfes der A. ist ein Loch im Stein mit Metalleinsatz,
offenbar zu ähnlichen Zwecken wie die durchlöcherte
Rosette in dem vorher erwähnten Grabstein; zwei an-
dere Löcher finden sich an der rechten Seitenwand
und ein fünftes oben auf der Stele. Obwohl das Re-
lief aus später Zeit stammt, ist doch die Arbeit vor-
trefflich und namentlich der Ausdruck des Gesich-
tes ein schöner, wenn auch die Haltung der Figur
etwas Steifes und die Gesichtszüge der A. ent-
sprechend ihrer priesterlichen Würde etwas Ernstes
und Feierliches haben.-
War durch den oben erwähnten Graben (A)
ein Durchstich von der alten Gräberstrafse nach
der neuen Piräusstrafse gemacht, so blieb westlich
von jenem noch ein dreieckiger Raum (C) abzu-
tragen. Indem man nun zunächst die alte Gräber-
18
strafse nach Norden erweiterte, stiefs mau auf
eine Reihe am Platz befindlicher Monumente, die
siimnitlich mit der Front nach Süden gekehrt sind
und also der schon früher aufgedeckten Gräberreihe
gerade gegenüber liegen. Zwar befinden sich die
einzelnen Denkmäler weder in ununterbrochener
Folge, da einige weiter vorspringen, andere etwas
zurückliegen, noch in ganz horizontaler Linie, noch
endlich in gleicher Höhe; doch lässt sich ein gewis-
ser Zusammenhang zwischen ihnen nicht verkennen,
vermöge dessen sie die nördliche Begränzung der
durchschnittlich etwa 20 Schritt breiten Gräberstrafse
bilden. Wir liefinden uns somit auf einer Haupt-
strafse, welche vom Dipylon kommend den gan-
zen Friedhof in der Mitte durchschnitt. Gegenüber
dem Keitermouument ist auf der Kordfront eine
Lücke, da sich hier keine Denkmäler erhalten haben.
Dieselben beginnen erst gegenüber dem Denkmal
des Agathon (No. 9) und reichen bis zu dem Grab-
relief mit dem Todtenmahl und Charon (No. 1 7). Da
diese Denkmäler schon von R. Scholl im bull, dell'
inst. 1870 n. VIII beschrieben sind, so genügt hier
eine kurze Aufzählung derselben in ihrer Reihen-
folge von Osten nach Westen und eine Verweisung
auf ihre in dem Plan verzeichnete Lage:
No. 29. Viereckige hymettische Stele
(h. 0,88) mit Giebel und der Inschrift :
NENHSKAAAIOY
APrEIOS: XAIPE
Darunter ist in vertieftem Viereck nach rechts ein
jugendlicher Reiter (JMii'r^g) mit Chiton und Cblamys
dargestellt, der in der linken Hand die Zügel, in
der rechten eine an den Kopf des Pferdes ange-
lehnte Lanze hält. Sowohl die Arbeit als auch der
Zusatz x«'ß^ ") verweisen das Relief in sjjäte Zeit.
No. 30. Pentelische Platte, oben abge-
brochen, wo einige Reste von Buchstaben erkennt-
lich sind.
No. 31. Hymettische Platte mit Kyniation
") Nach rer»anoglu i. Gräbst, d. allen Gr. p. 9i finden sich
die Zusätze ynTin und yiirimog bei den Njincn der Verstorbenen
zuerst in makedüniscber Zeil, und zwar nur selten, sehr häufig da-
gegeo in römischer Zeit.
und Giebel von pentelischem Stein (hoch 1,66; breit
0,G0). Auf dem Epistyl die Inschrift:
SAMAKIONirrOKAEOYS:
EITEAIOY0YrATHP
Der Frauenname ^ai.iäxtnv ist bei Pape-Benseler
noch nicht verzeichnet.
Nach einer 9 Jleter langen Lücke folgen dann
w^estlich drei dicht an einander stofsende Monumente:
No. 32. Hymettische Stele mit zwei Lüchern
oben, die vielleicht zum Einsatz eines pentelischen
Giebels dienten (h. 1,42; br. 0,50). Auf der Vorder-
seite des Steins ist eine zweihenklige Hydria darge-
stellt, welche nach einer gewöhnlichen Annahme
bezeichnet, dass der Verstorbene unvermählt war ''').
Zu beiden Seiten der Hydria befindet sich ein von
unten nach oben geschriebenes Epigramm, das ich
hier nach der Lesung von R. Scholl in Minuskeln
gebe, nämlich rechts:
nöirtla ^jcücpQnavvt], ^vyaitQ f.ityaXö(fQC,voq
Aldn[v\g,
n).£iaTa ae Tii.ii'jaag sinöXt/^tnv x AqExriv
links:
Iil£idi]i.ing Mshitig Iü.eidrji.iido\i'] h'üäös
Ksiiai
I . ÄOCrATPINOI ■ • MHII
An der Stelle des zweiten Pentameters sind nach
Rhusopulos' Wahrnehmung ausgetilgte Buchstaben
einer älteren Schrift erkenntlich, die die spätere
undeutlich machen. Für die Personification der
Aldwg erinnert Scholl an den Altar derselben auf
der Agora in Athen (Paus. I, 17, 1) und an mehrere
Stellen in den Tragikern (z. B. Soph. Oed. Col. 1270).
Da der Diphthong nv stets durch o geschrieben ist,
muss die Inschrift vor die Mitte des 4. Jahrhunderts
v.Chr. fallen").
No. 33. Schlanke i)entelische Stele (hoch
2,87; breit 0,.ö7) mit Antliemion, zwei Rosetten")
und mit der Inschrift:
") Vgl. K. 0. Müller .\rcliäol. d. K. §431.
") Ein SchnanlieD zwischen 0 und OV beginnt nach lürcb-
boff (Hermes J, t'J) erst Ol. 103—0.
") Die Gestalt der Siele scheint der des 'Ayiu'iiov und 2^woi-
xpnri)? (.No. 8) ganz ähnlich gewcseu zu sein (vgl. Salinas a. a. 0.
Tüf. I, E).
19
CnsilKAHS ")
EYOYAHMOY
EITEAIÜC
■ßJ 0
KOPOIBOS
5 KAEIAHMIAO
MEAITEYC
KAEIAHMIAHC
KOPOIBOY
MEAITEYS:
10 KOPOIBOY
KAEIAHMIAOY ")
MEAITEY^
EY0YAHMOC
Cn^lKAEOYC
15 EITEAIOC
Wie bei den Agathoniscben Denkmälern, so
war wobl auch hier hinter der Stele ein Familien-
grab des KnQoißog aus Melite, seines Sohnes und
Enkels, mit denen wabi scheinlich der auf dem Epi-
gramm der benachbarten Stele (No. 32) genannte
Ki.£iör]fing verwandt war. In Z. 4 — 6 ist die sorg-
fältigste und älteste Schrift, die wegen des O für
OY doch wobl ins 4. Jahrhundert gehört '^). Erst
später scheint dagegen über den Kosetten der Name
des ^coaixirjg aus Eitea und ganz unten der seines
Sohnes Ev&vdtjfing aufgeschrieben zu sein, die aber
wobl in einiger Entfernung begraben waren. Denn
von dem letzteren hat sich 6 Meter nördlich ein
einfaclier bj'mettischer Grabstein mit der Inschrift
EYGYAHMOS:
SnSilKAEOY "■)
EITEAIOC
gefunden. Dies war aber, wie sich aus einem ana-
logen Fall mit der M^lig Milrjaia ergiebt, nur ein
") Z. 1 fehlt bei Scholl, der jedoch selbst für müglich hält,
dass er sie übersehen habe.
") Rhusopulos liest KAElzIHMT/IO.
'^) Wenn Rhusopulos wegen der unten anschwellenden Schen-
kel der Buchstaben die Schrift um 300 v. Chr. ansetzt, so scheint
mir doch die im Text erwähnte orthographische Eigenlhümlichkeit
für ein höheres Alter zu sprechen.
") Auch die Form ^wnixXiov für i:toaixi.(ovg zeigt, dass der
erste und letzte Name auf No. 33 später eingetragen ward, als die
drei mittleren.
interimistischer Denkstein"), indem die Namen
des EvO-vörjfing und seines Vaters später auf der
grofsen Stele an der StraCse eingetragen wurden.
No. 34. Grabrelief der Hegeso (Taf. 43)
in Gestalt eines kleinen Tempels mit Giebel und
drei Akroterien aus einem Stück, an den Seiten-
wänden mit Pilastern (pentelischer Stein ; h. 1,52; br.
oben 0,93). Die Basis von Porosstein springt auf
der linken (westlichen) Seite bedeutend Über und
hat hier ein rundes Loch in Gestalt einer xoTvlr^.
Dasselbe diente wahrscheinlich dazu, um Liba-
tionen (xoai), die man den Todten häufig (z. B. an
ihren Geburtstagen) darbrachte, aufzunehmen "). Auf
dem Architrav, aber mehr nach rechts liest man
HrHcnrpoiENo
Darunter befindet sich in einem vertieften Viereck
ein meisterhaftes und sehr wohl erhaltenes ") Relief,
das nach einer mir von dem Buchhändler Wilberff
zugesandten Photographie auf Taf. 43 abgebildet ist
und daher keiner ausführlichen Beschreibung bedarf.
Wie die Griechen es liebten, auf ihren Grabsteinen
Scenen des Lebens, nicht des Todes darzustellen,
so sehen wir auch auf diesem Relief eine dem täg-
lichen Leben entnommene Schmuckscene. Die Ver-
storbene, eine schöne jugendliche Frau {'Hyrjaio),
sitzt rechts auf einem Stuhle und nimmt einen
Schmuckgegenstand aus einem geöffneten Kästchen,
welches eine links neben ihr stehende Dienerin mit
beiden Händen hält. In jenem Gegenstande glaubt
Scholl einen Ring oder Juwel, Rhusopulos eine
Tänie, Conze eine Schnur zu erkennen. Wenn diese
Frage auch nicht bestimmt entschieden werden kann,
so scheint mir doch die Haltung der Hände bei der
Hegeso fUrdieAnsicht der letztgenannten zu sprechen;
denn nicht nur die rechte etwas erhobene Hand fasst
mit Daumen und Zeigefinger einen Gegenstand, son-
") Ueber solche interimistische Inschriften vgl, Heydemann im
Hermes IV, 383.
'*) Ueber die bei den Tragikern (vgl. Aesch. Coeph. 15.87;
Soph. Ant. 431; Eurip. Iph. Taur. 161) vielfach erwähnten Todten-
spenden vgl. Becker Charikles II, 198 und besonders die bereits
(Anm. 16) erwähnte Abhandlung von Ernst Schulze {de vasculo
picto etc. p. 9).
") Nur der linke Daumen der 'Hyrjnco und die Nase der Die-
nerin sind etwas beschädigt. Der Stuhl der ersteren und die rechte
Schuller der letzleren springen ein wenig über den Rand vor.
3*
20
dem auch die linke, die auf dem Sclioofse liegt,
seheint mit Daumen und Mittelfinger etwas zu halten.
Vielleicht war es daher eine durch Farbe angedeutete
Tänie oder Schnur, deren beide Enden Hegeso er-
greift. Auf diesen Schmuck blickt sie mit etwas nach
vorn geneigtem Haupte, so dass ihre ganze Haltung
den Eindruck grofser Zartheit macht. Die Haare sind
auf dem Hinterkopf mit einer 'arfevdnuj befestigt
und mit dem Obergewand schleierartig verhüllt,
vorn dagegen von zwei Tänien durchzogen, unter
denen sich zarte Locken zeigen, die von der Stirn
durch eine aT£(fdvr] getrennt werden'"). Mit diesem
reichen Haarschmuck und dem faltenreichen Ober-
ffewand der Herrin contrastirt die einfache Klei-
düng der Dienerin, die nur einen eng anliegenden
Chiton und eine Haube auf dem Kopfe trägt. Die
edle würdevolle Haltung und die ruhige einfache
Stellung beider Figuren sowie die meisterhafte Be-
handlung der Gewänder, welche die Körperformen
in der anmuthigsten Weise durchblicken lassen,
sichern diesem Kelief nach Aller Urteil unter den
bei der H. Trias gefundenen Grabsteinen den er-
sten Rang nach dem Fieitermonumente und erinnern
lebhaft an den echten Stil des Phidias. Und da
sich H. fl und I in Privaturkunden schon während
des peloponnesischen Krieges finden ''), so möchte
man trotz des jonischen Alphabets in der Inschrift
nicht annehmen, dass das Relief noch dem 5. Jahr-
hundert angehöre. Jedenfalls darf man auch die
Inschrift nicht über die erste Hälfte des 4. Jahrhun-
derts hinab ansetzen.
Acht Meter weiter westlich folgt eine zweite
Gruppe von drei wahrscheinlich einer Familie an-
gehörigen Grabmonumenten, von denen das mittlere
etwas weiter nach Süden vorgerückt ist.
No. 35. Viereckige liymettische Basis
ohne das zugehörige Denkmal.
'") Die Beschreibung des Hoarsclimiicks, der auf der l'liolugra-
pbie und darum auch auf unserer Abbildung nicht deutlich zu er-
kennen ist, ist dem Bericht von Hhusopulos entnommen, der darüber
sagt: Tiji/ Tolyioaiv liig xiiiui.tj; f/ei xakiiq (hicxsxoafitiuü'ijV,
aipiväövij oniaHtv vnoxnazovuivriv xid ajnfiti'ij iiimmalHv
vji'tQ lö fiitianov, h'rjfi^oaad'ij xaiii jov nniatfnov xnajaijov,
avio <Ji TOÜ /jutünov x«l ätnlfj inivCit. Vgl. über dieses Relief
die BemeHungen von Conze in den Preufs. Jahrb. 1871 S. iDif.
") Vgl. Kirchhoir Slud. z. Gesch. d. gr. Alph. 2. Aufl. p. 68.
No. 36. Dorische Säule mit 20 Cannelirungen
und etwas verstümmeltem Abacus (h. 2,03 ; Umfang
oben 0,88, unten 1 M.). Die runde Basis (h. ■0,33)
und der Schaft sind hymettisch, das Capital ist
pentelisch. Die Säule endigt unten in ein Kymation
und hat oben unterhalb des Echinos zwei enge, hori-
zontale Ringe. Auf der Basis steht die im 4. Jahr-
hundert V. Chr. geschriebene Inschrift
BinNEYBIOrOTAMIOC
auf der südlichen Fläche des Abacus:
.APXIKAH^APXIOY ")
rOTAMIO^
Merkwürdig ist diese Säule besonders deshalb, weil
wir durch sie eine bisher unbekannte Form eines
Grabdenkmals erhalten.
No. 37. Pentelische Stele mit Anthemion
und zwei Rosetten (hoch 1,88; breit 0,47), auf einer
Basis von Poros.stein. Ueber den Rosetten steht:
EY(DPOS:YNH(!)ANirrO>
r O T A M I O Y
EYBIO^ (DANirrOY
BlßNEYBIOY
r o T A M I o s:
Unter den Rosetten ist in vertieftem Viereck eine
Abschiedsscene im Relief und unter diesem die In-
schrift:
AEEIKAEIAitlAinNOSEZOlOY
APXIASEYBIOYrOTAMIOS: ")
Das zwischen beiden Inschriften befindliche Relief
zeigt links eine nach rechts gewandte Frau (EvcpQo-
avvrj) in doppeltem Gewände; sie sitzt auf einem ge-
polsterten Sessel mit Rücklehne und gedrehten Bei-
nen, unter dem sich ein Hündchen zeigt. Die Frau
reicht die rechte Hand einem ihr gegenüberstehen-
den Jüngling (Btiov), welcher durch das Oelfläsch-
cheu und die Strigilis als Ephebe charakterisirt ist.
Er trägt kurzes Haar und Bart und ein einfaches
Gewand, das die Brust frei lässt. Zwischen diesen
beiden Figuren steht nach reclits gewandt ein bär-
'^) So habe ich nach liluisupuliis und kcmianuJis gegeben, «ab-
rend Scholl nur Vi'Xi/...:^ \PXIO bat und l4o/{itid\ii; lln-
Xt'ii[v] vorschlägt.
") Obwohl Scholl die unlere Inschrift nicht angiebt, kann an
ihrer Existenz nicht gezweifelt «erden, da sie von Kumanudis und
Hhusopulos gleichlautend aufgeführt wird.
21
tiger Alter {Evßmg), der die rechte Hand herab-
hängen lässt und mit der liniien das Gewand auf
die Schulter zieht. Nach Rhusopulos' Urteil ist die
Arbeit sehr unvollkoniiuen und die Inschrift etwa
dem 2. Jahrhundert v. Chr. angehörig. Die drei
Figuren entsprechen den in der oberen ^') Inschrift
genannten drei Namen, während die untere wohl
erst später hinzugefügt ist. Evßiog ist der Vater des
Bictjv und wahrscheinlich auch des unten genannten
l^Qxias, EvcfQoavvrj die Mutter oder vielleicht die
Schwester des Evßiog, Js^lxXeia aber wohl ein an
Oillwv aus Ölnv verheirathctes Mitglied jener Fa-
milie. Da zu derselben auch der auf der dorischen
Säule (No. 36) genannte Biiov, der freilich früher
gelebt haben niuss, gehörte, so befand sich wahr-
scheinlich hinter der engverbundenen Gruppe der
drei Denkmäler No. 3.3 — 37 ein grölseres Familien-
grab, wie sich solche am Siidrand der Gräberstrafse
erhalten haben.
Wenn wir bisher zu beiden Seiten der alten
Strafse einen festen Plan in der Anlage und eine
gewisse Regelmäl'sigkeit in der Anordnung der Grä-
ber und Grabsteine erkannten, so finden wir das
gerade Gegentheil in den nun zu besprechenden
Grabmälern, die nördlich von jener Strafse zwischen
der Kirche und der neuen PiräusstraCse (C) gelegen
sind. Die Gräber liegen hier nämlich weder in einer
Reihe, noch auch haben sie dieselbe Richtung; viel-
mehr stehen einige Grabsteine mit der Front nach
Süden, andere nach Norden, noch andere nach Nord-
osten parallel mit der Strafse nach Eleusis. Fort-
laufende Mauern, auf denen wie an der Südseite
der Strafse die Denkmäler stehen, sieht man nir-
gends, wohl aber einzelne Mauervierecke, die zur
Einfriedigung von Familiengräbern dienten. Bei der
zerstreuten Lage derselben erklärt es sich ferner,
dass keine Strafsen dazwischen gefunden sind.
Man scheint hier, wie ich unten zeigen werde, über-
haupt erst später begraben zu haben, und zwar ohne
bestimmte Ordnung da, wo sich gerade ein geeig-
'*) Weshalb Rliusopulos die zwei Namen der uüteren In-
sclirift mit den diel Hersonen des Heliefs in Beziehung setzt, kann
ich nicht einsehen.
neter Platz fand. Zur Passage werden nur kleinere
Durchgänge gedient haben, deren Rhusopulos drei
zwischen der Gräberstrafse und der Wasserleitung
in der Richtung von Norden nach Süden erkennen
zu können glaubt. Denn obwohl auf dem grofsen
Räume, der ohne Zweifel einst dicht mit Gräbern
angefüllt war, nur wenige Grabsteine noch an ihrem
alten Platze stehen, so unterscheidet man unter ihnen
doch zwei Gruppen, eine östliche und eine west-
liche, während zwischen ihnen und zu beiden Seiten
der Raum frei bleibt. Der östlichen Gruppe, die
aber wie auch die westliche keine gerade Linie
bildet, gehören von Süden nach Norden folgende
Denkmäler an:
No. 38 '*). Platte von hymettischem Stein (hoch
0,36, breit 0,37) mit der Front nach Norden gerichtet:
A0HNAII:
XIA
No. 39. Platte von hymettischem Stein (hoch
0,25; breit 0,26) nach Süden gerichtet:
APAGIIN
BOZnOPEITHZ
Agathon war somit ein Anwohner des thrakischen
oder kimmerischen Bosporos. Die Inschrift stammt,
wie das ix für t zeigt, aus später Zeit.
No. 40. Aehnliche Stele (hoch 0,45; breit
0,24) nach Norden gewandt:
EYNETH ^vvixri
T I T e H ^iz^rj-
No. 41. Grofses Grabmal in Form eines klei-
nen Tempels mit Giebel und einem Akroterion in
der Mitte und Pilastern an den Seiten; nach Nor-
den gerichtet und auf einer Basis ruhend; (pente-
lischer Stein; hoch 1,32; breit 0,80):
im Giebel ONH^ l^/AOgC::^o^HTopor
auf dem Epistyl
nPJ^TONOH'MlKOiTPATH-rETKOAlMH ")
''") Auf eine genaue Nachbildung der Buchstabenformen muss
ich bei den meisten der jetzt folgenden Inschriften verzichten, da ich
in den Vorlagen von Rhusopulos und Kumanudis hierzu nicht
den nothisen Anhalt limle. So hat ersterer immer ^, letzterer
immer <.. Wo mir daher nicht genauere Angaben vorliegen, be-
diene ich mich der genühnlichen Unzialen.
^') Die Inschrift sowie die folgende Beschreibung des Reliefs
habe ich nach einer mir vorliegenden Photographie gegeben.
22
Die Schrift ist nachlässig, sehr gedrängt und wohl
nicht vor dem 3. Jahrhundert v. Chr., möglicherweise
aber später entstanden; denn wenn die Buchstaben
auch noch nicht die der römischen Zeit eigenthiini-
lichen Verzierungen haben, so sind doch die Linien
■vielfach gebogen, y/r^aßmg ist wohl nur ein Schreib-
fehler für yfäaßing. In Z. 1 erkennt man eine Ra-
sur und zwischen 'Ovi'^aiung und 'Ovi^rngog die Buch-
staben OL. welche einer ausgetilgten Schrift angehö-
ren. Vielleicht stand zuerst bloss 'Ovi]aifwg ohne den
Namen des Vaters und Vaterlandes da. — Unter
dem Epistyl ist in ziemlich flachem Relief (Vor-
sprung 0,07) eine Scene von vier Personen darge-
stellt. Links an den Pilaster angelehnt steht mit
rechtem Standbein und nach rechts gewandt eine
jugendliche Frau, wahrscheinlich IlQMTovnrj. Sie
trägt Chiton mit kurzen Aernieln und Gürtel und ein
Obergewand, das den Rücken und vorn den Unter-
körper bedeckt, Sandalen ohne Bänder und unge-
scheitelte vorn gelockte Haare. Mit wehmüthigem
Blicke schaut sie auf ein kleines ihr gegenüber ste-
hendes und zu ihr aufblickendes Mädchen (Elxn-
}.tvr]) hin, indem sie es mit der linken Hand schmei-
chelnd am Kinn und mit der rechten am rechten
Handgelenk fasst. Das Mädchen hat Doppelchiton
mit Gürtel und Kreuzbändern auf der Brust und
hält in der Rechten einen Vogel (Schwalbe?) em-
por, während die herabhängende Linke das Gewand
fasst. Sie trägt Ohrringe, ein Halsband und am
linken Arm zwei Armbänder. Zu ihren Füfsen
springt ein zottiger Spitzhund empor. Auf dem zu-
rUckgebeugten Haupte hat sie krause Locken und
eine zierliche Flechte um die Schläfe. Im Hinter-
gründe steht in der Mitte des Reliefs eine grofse
Frau {NixöaTQazr]) in doppelter Gewandung und
ebenfalls auf das Mädchen herabblickend. Doch sind
von ihr nur die Brust und der Kopf sichtbar, den
hinten ein Schleier verhüllt, und die linke Hand,
mit der sie den Schleier fasst. Neben ihr steht
rechts ebenfalls im Hintergrund ein älterer vollbär-
tiger Mann, der mit der rechten Hand den Bart be-
rührt und die linke auf die Schulter des Mädchens
legt. Das Gewand liegt auf der linken Schulter
nnd lässt die Brust nackt; der übrige Körper ist
bis auf das linke Bein und den mit Stiefeln beklei-
deten Ful's durch das Mädchen verdeckt. Während die
drei andern Personen mehr im Profil dargestellt sind,
steht der Mann fast ganz en face und schaut gerade
vor sich hin. Offenbar tritt das Mädchen, auf wel-
ches die beiden Frauen blicken, als die Hauptfigur
hervor, so dass EvxoXivTj daher für die Verstorbene
zu halten sein wird. Wir sehen sie hier in einer
Scene des täglichen Lebens mit ihren Lieblings-
thieren, bekleidet mit ihren Schmuckgegenständen
und umgeben von ihren Verwandten. In Bezug auf
die Arbeit ist ein merklicher Unterschied zwischen
den Figuren des Hintergrundes und Vordergrundes;
während man an jenen plumpe Gesichtszüge und
eine rohe Arbeit wahrnimmt, sind diese ungleich
feiner in den Zügen sowie in der Gewandung be-
handelt. Bemerkensvverth ferner ist an diesem wohl-
erhalteuen ") Relief, auf wie engem Raum eine so
bewegte Scene von vier Personen zusammenge-
drängt ist, so dass die Arme mehrfach verschlungen
sind und die hinteren Personen nicht recht zur Wir-
kung kommen. Es fehlt die edle Einfachheit der
Composition und die ruhige Haltung der Figuren, die
wir an den Werken der früheren Zeit bewundern.
Ueber den Köpfen sind zwei Löcher von der Dicke
eines Bleistifts sichtbar, in die wohl Metallstifte zum
Anhängen von Kränzen (Anm. l(i) eingefügt waren.
Das Monument steht nach dem Plan von Kumanudis
auf dem Südrand einer viereckigen Mauer, die etwa
6 M. im Quadrat hat und wie die ähnlichen Mauer-
züge an der Strafse zur Einfriedigung eines Fami-
lienbegräbnisses diente. Nicht weit von der Südost-
ecke desselben steht
No. 42 ein viereckiger Grabstein von hymetti-
schcm Stein mit der Front nach Nordosten
KAPnOE
XPHZTOE
No. 43. Flacher Dcekstein von pentclischem
Marmor in derselben Richtung, nördlich von No. 41
(hoch 0,41 ; breit 0,n'2] lang 0,91); an der nördlichen
Schmalseite mit der Inschrift
") Nur die Oberfläche der Figuren ist etwas bcslofsen, auch
die Nasen sind zum Theil verstümmelt.
23
APIZTYAAA
nAMcDlAÜY
ArYAHBEN ")
OVrATHP
Ein wenig westlich von diesem Grabstein zeigen sich
ebenfalls Spuren einer Mauer.
No. 44. Runde Stele von pentelischera Stein
nördlich von No. 4;»
ZnZIKAHL
ArAZinnoY ")
AXAPNEYZ
Dieser Grabstein steht unmittelbar am Rande der
alten Wasserleitung, in deren Nähe noch mehrere
Gräber und Mauerziige erkennbar und nach Kuma-
nudis auf den Plan eingetragen sind, ohne dass
ich Näheres darüber angeben könnte. Etwas wei-
ter östlich, nicht weit von jeuer Wasserleitung, steht
endlich noch am alten Platze
No. 45. die runde Stele des
APILTOKPATHZ:
KOPIN0IOL
Eine zweite westlichere Gruppe unter den
Denkmälern, welche innerhalb des Dreiecks nördlich
von der Gräberstrafse liegen, zieht sich nördlich von
dem Grabmal der Hegeso (No. 34) bis zur neuen
Piräusstrarse hin; hier erwähne ich, von Süden be-
ginnend, die folgenden Jlonumeute:
No. 46. Platte von pentelischem Stein (hoch
0,o7; breit 0,27), mit der nach Süden gewandten
Inschrift KAAAlZTil
nPOMAXOY
AAßnEKHöEN
GYPATHP
No. 47. Runder hymettischer Grabstein, nach
Süden gerichtet
nPßTO^ANHE
ANTIXAPOY '"}
ANAtDAYETIOE
^') So lesen Kunianidis und liliiisopulos. Docli ist es wohl
nur ein Stlireibfehler fiir das beliannle Uemulilion lAy(>v).fj!}(r.
3«) Kumanudis liesl OPASmnOY.
* ") Kunianudis giebl auf dem l'lan ANTIXAPO- Dann wiirde
die luscbrirt in das 4. Jahrhundert fallen. Dagegen wird sie durch
Itliusopulos' Lesung 'AmxaQov (statt l-tiiiyc'iQOVi) in makedonische
oder römischer Zeit vern lesen.
No. 4S. 49. Dicht daneben befindet sich die
viereckige Basis (No.48) einer Stele und ein Grab
mit Kalkbewurf (No. 49), das die Form eines jetzigen
Sarges hat. Dasselbe ist von Osten nach Westen
1,59 M. lang, im Westen 0,90 breit, im Osten schma-
ler und 0,50 hoch. Wahrscheinlich lag daher der
Todte mit dem Kopfende nach Westen, so dass sein
Antlitz nach Osten der aufgehenden Sonne zugekehrt
war. Auf der Oberfläche des Grabmals, 0,34 M. von
dem westlichen Ende entfernt, befindet sich eine
viereckige Stele, von der jedoch nur die untere
Hälfte noch an Ort und Stelle steht, während die
obere abseits gefunden und jetzt augefügt ist. Die
Inschrift lautet:
A0HNOAnPOE
nieEYZ
No. 50. Grofses tempeiförmiges Grabmal mit
Pilastern au den Seiten und mit der Front nach
Norden (pentelischer Stein; hoch 1,47; breit 0,47).
Auf dem Epistyl liest man APIZTII2N und darauf
noch in ganz verwitterten Zügen ZliiriEE ( ? )•
Darüber ist in voller Figur mit ausgebreiteten Flü-
geln, die rechte Hand vor der Brust und die linke
auf dem Haupte, eine Sirene dargestellt, die wir
ja als Sängerin der Todtenklage häufig auf attischen
Grabsteinen sehen ^'). Zwischen den Pilastern steht
nach links ein nackter Jüngling, der in der Rechten
eine Schwalbe und in der Linken das am Rücken
herabhängende Gewand unten fasst. Neben ihm
vor dem linken Pilaster (also aufserhalb des eigent-
lichen, als Heroon gedachten, atjxog) steht ein klei-
ner nackter Knabe mit gekreuzten Armen und einer
Strigilis in der rechten Hand. AVenn die kleineren
Proportionen ihn als Diener charakterisiren, so deu-
tet die Strigilis, die er seinem Herrn trägt, an, dass
dieser ein Ephebe und noch der Palästra angehörig
war. Eine Reihe ganz ähnlicher Grabsteine in Athen
sind von Pervanoglu (die Gräbst, d. alten Gr. p. 35)
besprochen. — Wenige Schritte weiter westlich tref-
fen wir auf
No. 51. Basis eines ähnlichen grofsen Grab-
*') Vgl. Preller, griech. Mylh. 1', 482. Eine Sirene mit Leier und
Plektron ist auch schon früher in den Ausgrabungen bei H. Trias
gefunden. Vgl. Kekule, die Bildw. d. Thes. n. 7i.
24
mals. Dieselbe ruht auf einer zweiten Basis von
Porosstein, und diese wieder auf einer Mauer (Ge-
saramtiiöhe etwa 1,47 M.)- Die obere Basis hat
eine viereckige Vertiefung an der Stelle, wo das
eigentliche Denkmal stand, von dem noch Spuren
der Seitenwände erkennbar sind. Zwischen diesen
ist auch in dieser Basis eine runde Vertiefung für
Todtenspenden eingehauen. Demselben Zwecke diente
ohne Zweifel ein daneben stehender kegelförmiger
Stein (hoch 0,G0; breit 0,55), der in eine Basis ein-
gelassen ist und oben eine ähnliche Höhlung hat.
Xo. 52. Nördlich von No. bO und 51 hat Ku-
manudis Mauerzüge verzeichnet, die an die Form
eines Kreuzes erinnern. Da mir Freund Heldreich
bestimmt versichert, dass sie alt sind, so werden
sie ebenfalls ein Familiengrab umschlossen haben.
No. 5.3. Kleine viereckige Stele, nach Nord-
osten gerichtet.
rAAYKON ")
HnEIPßTIZ
Zu beiden Seiten derselben steht ein Block von Po-
rosstein, von denen der eine, wie die Furche auf
der Oberfläche zeigt, als Basis für ein Grabmal diente.
No. 54. Runde hymettische Stele, nach N.
«DIAOKPATEIA
ArAeOKAEOYL
AizriNEnz
evrATHP
Dieselbe bildet den nördlichen Abschluss der west-
lichen Gruppe von Denkmälern, indem sie bereits
der Wasserleitung und der neuen Piränsstrafse be-
nachbart ist. Neben der letzteren stehen etwas wei-
ter südwestlich
No. 55. Eine ähnliche Stele (nach Norden)
der APIZTION
AnOAAOAnPOY
EAniÜY
IKAPIEnZ
TYNH
No. öG. Viereckige Stele (nach Süden) des
KAAAIZTPATOE
die sich ganz vereinzelt im Westen des dreieckigen
*') D.iiixov ist als Name einer Frau noch nicht hei Pape-
Beoseler veneichoel, sondern nur als Name einer Sladl in Aegypien.
Raumes (C) befindet. In der äufsersten Ecke des-
selben sehen wir endlich noch
No. 57. Basis eines Grabmals.
Obwohl zwischen No. 56, 57 und zwischen
der westlicheren Gruppe von Grabsteinen (No. 46
bis 55) ein weiter Raum frei bleibt, so kann doch
nicht bezweifelt werden, dass auch dieser einst mit
Grabmälern besetzt war, die theils zerstört sind,
theils ihren alten Platz verloren haben. Denn auch
in dem mit C bezeichneten Räume sind eine Menge
von zerstreuten Grabsteinen gefunden, deren In-
schriften ich an einem andern Orte zu behandeln
denke.
Auf dem Plane nicht verzeichnet ist eine eben-
falls bei der Piränsstrafse am Platz gefundene runde
Stele (hoch 0,87) mit der Inschrift
MHNOAOTOE
ELTIAIOY
EcDHTIOL s'V'
KßMßlAüZ
Wir lernen aus derselben einen Koiuödiendichter
MrjvödoTng kennen, der, so yiel ich weifs, noch un-
bekannt ist und wohl der neueren Komödie ange-
hörte.
Endlich sei hier noch der runde Grabstein des
NIKIAE
NIKOKPATOY
AYEIMAXEYE
wegen seiner eigenthUmliehen Gestalt erwähnt. Er
ist mit der Basis aus einem Stein und hat aufser
dem gewöhnlichen oben undaufendeu Wulst unten
einen zweiten etwas engeren Ring.
Aber nicht nur der dreieckige Raum westlich
von der Kirche ist freigelegt worden, sondern man
hat auch durch Ausgrabungen die Gräbcrstrafse
nach Osten erweitert, und hier eine Fortsetzung
der Gräberreihe sowohl auf der Nord- wie auf der
Südseite gefunden. Um die crstere zu suchen,
grub man den Raum unmittelbar südlich unter der
Kirche (/>) ab, wobei das früher hier befindliche
Wächterhäuschen weiter nach Osten verlegt werden
musste. Hier stiefs man gegenüber dem Reiter-
monunient auf eine Reihe von Denkmälern, die be-
25
deutend höher als jenes gelegen (nui- 1 Meter unter
dem jetzigen Boden), durch Betreten üben beschä-
digt sind. Wenn dieselben aueli nicht in einer gera-
den Linie und ein wenig nördlicher als die west-
licheren Denkmäler (No. '29 — 37) liegen, so geben
sie sich doch als eine Fortsetzung der Nordfront zu
erkennen. Am weitesten nach der Strafse Yorge-
rückt ist
No. 58. Grabmal der llipparete, ein grofser
Deckstein von peutelischeui Marmor (hoch 0,65;
breit 0,93; lang 1,89), oben mit vorspringendem
Rand. Der Stein hat an der Unterfläche eine ob-
longe Vertiefung, der eine gleiche Vertiefung in der
etwas gröCseren aber dünneren Basis entspricht.
Wahrscheinlich diente diese verborgene Höhlung
zur Aufbewahrung der Asche der Verstorbenen:
eine eigenthümliche und, wie ich glaube, bisher un-
bekannte Art der Bestattung. Auf der südlichen
der Stral'se zugekehrten Schmalseite des Steins steht
die Inschrift
ilnrAPETH
AAKIBIAAÜY
CKAMBIiNlAÜY
KPITOAEA^ANOKAEOYSKHTTIOY
<t>ANOKAH:::ANAPOMAXOVAEVKONOIEY5 ")
Z. 1 — 3 sind mit gröl'seren Buchstaben und älterer
Schrift als Z. 4 — 5 geschrieben, und zwar nach Rhu-
sopidos' Urteil einerseits vor der Mitte des 4. Jaiir-
hunderts, andererseits nach Euklid wegen der con-
sequenten Anwendung des jouischen Alphabets und
besonders wegen des OY- Dieser Umstand spricht
gegen die sonst nahe liegende Vermuthuug, dass die
hier genannte 'InnaqsTii die Frau des berühmten
Alkibiades und Tochter des reichen Hipponikos (nach
andern seines Sohnes Kaliias; vgl. Plut. Ale. S) sei,
man müsste denn seine Zuflucht zu der unwahr-
scheinlichen Annahme nehmen, dass der Hipparete,
welche nach Plutarch a. a. 0. vor ihrem Manne
starb, dies Denkmal erst lange Zeit nach ilirem
Tode gesetzt sei. Andererseits aber weist die Zu-
sammenstellung der Namen lli]iparete und Alkibia-
■") Die bei den Lexikographen und schul. Ar. av. 997 (vgl. L. Koss,
Uemen S. 126) bezeugte Form ^4tvxoroi(v; staU ^Uvy.oroivg IriU
hier und auf dem folgenden Grabstein zuerst auch urkundlich hervor.
Arch. Zls-, Johrsfni]!,' XXIX.
des und ihre Herkunft aus dem Demos Skambonidai
bestimmt auf die Familie des grofsen Staatsmanns.
Vielleicht war daher die Verstorbene nicht die Frau,
sondern die Tochter desselben, da diese sehr wohl
um die Mitte des 4. Jahrhunderts, der die Inschrift
angehört, gestorben sein kann ^'). Die auf f^Jai-oxA^g
und KQivoXta bezügliche Inschrift ist offenbar erst
später auf dem Grabstein der Hipparete hinzugefügt.
Das eigentliche Grab des Phanokles aber scheint in
der Nähe gewesen zu sein, da wir auf einer Stele
von hymettischem Stein, die vor dem Grabmal der
Hipparete, aber nicht am Platze, gefunden ist, den
Namen des (|)ANOI<AHE
ANAPOMAXOY
AEYKONOIEYE
noch einmal finden. In unmittelbarer Nähe, aber
etwas weiter nördlich von der Front der Stralse zu-
rückliegend, stehen noch mehrere runde Stelen mit
Namen von Verwandten des Phanokles:
No. .59. No. 61.
AAKIBIAAHZ
APISTinNOE ■''') (DANÜKAEÜYZ:
AEYKüNüEßC AEYKONOEYE
No. 60. No. 62.
APICTinN K • A
(PANOKAEOYZ KAEnNEflZ
AEYKONOEYE AIHßNEßE
tDANOKAEOYE
AEYKONOEßE
TYNH
Auf No. 62 stand in Z. 1 der Name einer Frau. Ist
Z. 2 von Kunumudis richtig gelesen (Khusopulos giebt
das schwerlich richtige AEßNEOE), so müsste der
Nominativ Klewreiig heitsen, welcher Name bisher
nicht bekannt ist. Darnach war die hier genannte
Frau die Tochter des Kkeoirsvg und die ( ienuililin des
Oaroxkr/g. — Auffallend ist, dass unmittelbar neben
dem Grabmal der Hi])parete der Grabstein (No. ijl)
eines Alkibiades steht. Doch kann dieser uumög-
**) A. Conze (antike CrabniUler in den l'reufs. .hhrh. lid. .\XVII
S. I.i2) nimmt an, ilass Hipparele die Tochter des jüngeren Alki-
liiades gewesen sei.
*^) So nach dem l'lon von Kumancidis. lilinsiipiilos liest:
AHS . . . nNOt I AEYKONOEYS:.
2(1
lieh ein Nachkomme des Staatsmannes sein, da er
aus dem Demos Leuisonoe stammt. Vielleicbt war
aber der Umstand, dass iler Name Alkibiades in
der Familie des Phanokles heimisch war, die Ver-
anlassung, dass man seinen Namen auf dem Grab-
mal der Tochter seines grol'sen Landsmanns ver-
zeichnete und seine Verwandten in der Nähe begrub.
No. ()3. Ocstlich von jenem befindet sich ein
Familiengrabmal, dessen 2 M. hohe Mauern un-
ten aus kleinen Steinen und oben aus Porosquadern
ausgeführt und mit der Schmalseite nach Süden ge-
kehrt sind. Wahrscheinlich sind es die auf dem
Plan mit No. G3 bezeichneten Mauerzüge.
No. 64. Ein wenig nordöstlich von No. 6o ist
von Kumauudis ein grolses Grabmal, sei es die
Umuiauerung eines Familiengrabes oder ein grolser
Grabstein, verzeichnet und an der Westseite die
Inschrift (DIAOKPATHL
KAEOrENOY
KYAAGHNAIEYZ
Weiter östlich von der Kirche haben sich keine
Monumente auf der Nordseite der Gräberstralse
gefunden. Dagegen ist eine Fortsetzung derselben
auf der Südseite östlich von dem Reitermonument (Bj
nach der Stadt zu zum Vorschein gekommen. War
hier schon früher ein vereinzeltes Stück einer poly-
gonen Mauer sichtbar, so ist jetzt eine zusammen-
hängende Reihe von Familiengräbern aufgedeckt, die
gleichwie die weiter westlich gelegenen von Mauern
eingefasst und der Strafse zugekehrt sind. Doch
bilden diese nicht die gerade Fortsetzung der Nord-
seite vom Monument des Dexileos, sondern sie setzen
au der Südostecke desselben an, ziehen sich in ost-
südöstlicher Richtung nach der Stadt zu und biegen
nach einem Lauf von IS M. südlich um. Aus dieser
südlichen Einbiegung sowie aus dem weiteren Zu-
rücktreten der gegenüberliegenden Gräber auf der
Nordseite (D) scheint sich zu ergeben, dass die
Strafse sich im Osten nahe beim Thor mehr er-
weiterte. Die hier in Frage stehende Mauerlinie
aber bildet nach Rhusopulos die Hegränzung für
vier hinter derselben gelegene Familien-
gräber:
No. 65. Die an die Südostecke des Reitermonu-
ments sich anschliefsende Mauer (8,70 M. lang) ist
auf ihrer westlichen Hälfte nur in den Fundamen-
ten erhalten, auf der östlichen in regelrechtem Qua-
derbau aus Porosstein.
No. 66. Hieran reiht sich ö.stlich eine poly-
gone Mauer aus grofsen Steinen, die im 0. mit
einem hohen aufrecht stehenden Stein endigt (lang
2,10; hoch 2,-10; dick oben 1,40V Auf der Mauer
steht nichts als eine Basis von Porosstein. Dage-
gen hat sich südlich hinter derselben die Krönung
(No. 66 a) eines grofsen Grabmals von pentelischem
Stein (lang 2,49) und einer ungewöhnlicheren Ge-
stalt gefunden.. Es ist, wie ich aus einer Skizze
meines Freundes Postolacca ersehe, ein flaches
Dachgesims, auf dem oben an der Frontseite als
Verzierung 15 kleine Ante fixe mit noch kleineren
Zwischenräumen angebracht sind. Die an beiden
Enden befindlichen Antefixe, deren äufsere Hälfte
fehlt, dienen zugleich als Eckakroterieu. Ueber der
mittleren ist in einem Loch ein viereckiger Einsatz,
der in eine Art von S|)itze ausläuft. Ofteubar diente
diese mittlere Erhöhung, deren Gestalt mir nicht
ganz klar ist, dazu, dem verzierten Gesims einen
architectonischeu Abschluss zu geben. Unter dem
eigentlichen Gesims befinden sich zwei schmalere
Streifen. Auf dem unteren und schmälsten, welcher
offenbar die Decke des nicht mehr erhaltenen Grab-
mals bildete, steht die Inschrift
MAKAPEYSIAAKIAAHC APXEBIOC
Der hier genannte Mcxxaoavi^ ist ohne Zweifel iden-
tisch mit dem tragischen Dichter (r^rioyog zixvrjq
TQayixfjg), dessen Grabe])igramni ") auf einer Basis
von Porosstein schon bei der zweiten Ausgrabung
ganz in der Nähe gefunden ward. Ohne Zweifel
gehören daher diese Basis und der oben erwähnte
Giebel demselben Monumente an, welches auf der
polygonen Mauer älmlicti wie die Denkmäler des
Agathon weiter westlich stand. In der Nähe jener
Mauer sind noch mehrere Basen, Grabsteine und
Reliefs gefunden.
No. 67. Familiengrab aus grofsen Quadern
(lang 5,30; hoch 2,25; dick 2 M.). Auf der Nord-
") Eiliil vun Hhusopulos im bull, dtll' insl. 18ßi S. iO.
27
inauer steht eine grolse Basis, die gröfste der bis-
her gefundenen. Von dem darauf befindlichen Grab-
mal (breit 2,ö7; tief 0,70) hat sich nur die üstecke
erbalten. Von mehreren Basen, die hier noch ste-
hen, hat eine von Norden nach Süden drei runde
zu Todtenweihen bestimmte Löcher.
No. 68. Familiengrab mit Mauern, die aus
kleinen Steinen bestehen und mit Farbe versehen
sind. Die Mauer ist an der Nordfront 2 M. hoch
und 3,60 M. lang und biegt dann im rechten Winkel
nach Süden um.
Unter den nicht am alten Platze befindlichen
Denkmälern, die auf dem Terrain B hinter den
Mauern No. 65 — 68 gefunden und theils in dem
Wächterhäuschen, theils im Museum der Archäo-
logischen Gesellschaft untergebracht sind, seien hier
kurz noch folgende erwähnt:
1. Grabstein des Komödiendichters Ev-
&ittq. Auf der linken Hälfte einer Basis von Po-
rosstein (hoch 0,43; breit 1,36; dick 0,73), die in
der Mitte einen viereckigen Vorsprung hat und, wie
die Spuren am Stein zeigen, zweimal als Basis für
ein Denkmal benutzt worden ist, findet sich das
Epigramm
ZrjXol a 'Ekläg näaa \ nod-sl -i/ Isgnlg sv aymaiv, |
Eviti'a, nvx ädlxiijg. ng ze'/vei ' ovyl (pvaei.
'Efi ßozQvnaiecpävq) j xcofic^dla rjdvyihozi
JevTSQog iüv xä^ei, nqioTog fcfvlg] ancpia *').
Da die Inschrift nach Rhusopulos' Urteil etwa in
das 2. Jahrhundert v. Chr. zu setzen ist, so ge-
hörte der bisher unbekannte Dichter Evd^iag der
neueren Komödie an.
2. Schönes Grabrelief ") in Form eines
Tempels auf einer Platte von pentelischem Stein
mit Antenpfeilern an den Seiten (hoch 1,48; breit
0,88; Kelieferhebung 0,!0 — 171 Das Piclief stellt
eine Abschiedsscene mit drei Personen dar von
■") Tt'/vn in Z. 2 ist eine auf späleren Inscbiiften gewöhnliche
SchreibuDg für if'/i';/. In Z. 4, wo auf dem Stein E'i'Y^O'PfAf
steht, ist das eine .i' wohl nur durch ein Versehen weggelassen, da
durch die Anrede im Vocativ die zweite Person erfordert wird.
*®) Die Beschreibung ist nach einer mir vorliegenden Photogra-
phie gemacht, die ich der Güte des Hrn. Wilberg in Athen ver-
danke.
einer so zarten Auffassung und so vollendeter Ar-
beit, dass es nur in der BlUthczeit der attischen
Kunst entstanden sein kann. Links sitzt auf einem
Stuhle ohne Lehne mit gedrechselten Beinen eine
Frau in langem Chiton mit genestelten Aermeln
und Übergewand, das die Brust und die Unterarme
freilässt und in schönen Falten über den Schools
gelegt den Kücken sowie den ganzen Unterkör-
per verhüllt. Die Füfse, an denen sie hohe San-
dalen ohne Riemen trägt, ruhen auf einem grofsen
Schemel; die Haare sind gescheitelt, vorn schön
gelockt und, wie es scheint, mit einer Tänie ge-
schmückt. Während der linke Unterarm anmuthig
nach dem Gesicht zu erhoben ist, reicht sie die
Rechte einer ihr gegenüber stehenden Frau, zu
der sie sanft hinaufblickt. Die letztere hat die
rechte Hand gesenkt und die linke au die Brust
angelegt uud blickt schmerzlich auf die sitzende
Frau herab. Jene hat dieselbe Haartracht und Ge-
wandung, nur dass das Obergewand, welches den
rechten Unterarm und die rechte Brust freilässt,
mit^ einem Zipfel über den linken Arm gelegt ist.
Zwischen den Frauen, aber mehr hinter der sitzen-
den, steht im Hintergrund nach rechts gewandt
ein Mann mit krausen Haaren uud vollem Barte,
der gesenkten Hauptes auf die stehende Frau hin-
blickt. Er fasst mit der linken Hand den Bart
am Kinn und legt die rechte an die Brust. Das
einfache Gewand liegt auf der liidcen Schulter uud
bedeckt nur den linken Oberarm uud die rechte
Hand sowie den Unterkörper, der übrigens hinter
der sitzenden Figur verschwindet. Während auf
vielen Reliefs die im Hintergründe stehenden Figu-
ren nachlässiger gearbeitet sind (s. No. 41), erhält
diese Gestalt durch die Feinheit der Gesichtszüge,
welche die tiefste Trauer ausdrücken, und durch
die schöne Behandlung des Haars sowie der Musku-
latur auf der nackten Brust einen ganz Itesondercn
Reiz. Dem ganzen Relief aber müssen wir sowohl
wegen seiner künstlerischen Vollendung als auch we-
gen seiner ausgezeichneten Erhaltung '") unter den
■") Abgebrochen ist von der ItückwanJ oben die rechte und unten
die linke Ecke mit dem einen Stubibem. Die Figuren selbst sind
bis auf die Nase und den Mund der sitzenden Frau und des Mannes
4*
28
neuen Funden bei der H. Trias nach dem Denkmal
der 'Hyrjatü (No. 34. Tat". 43) den Preis zuerkennen.
3. Temjielartiges Grabrelief mit Giebel und
drei Akroterien, und mit Antenpfeilern an den Sei-
ten; gefunden bei der halb zerstörten Mauer No. 65.
(Pentelischer Stein; hoch l.Ki; breit 0,02; Helief-
erhebungOjll.) In dem Giebeldreieck findet sich die
schlecht und unsymmetrisch geschriebene In.schrift:
AAlKinNAIANTOiinPOY
ANArVPASIOS:
AHAAOSTPATH AAAEINITH
AISXP-QNOS: AAlKinNOSOPIAS:iOY
AAAEnS '")
Unter der Inschrift ist in vertieftem Viereck gleich
wie auf dem Grabstein der Hegeso eine Schmuck-
scene dargestellt. Rechts sitzt eine jugendliche
Frau auf einem gepolsterten Stuhl ohne Lehne; sie
legt die linke Hand auf den Rand des Stuhles, die
rechte auf den rechten Schenkel und trägt einen
dünnen eng anliegenden Chiton, der an den Ober-
armen sorgfältig Zusammengeheftelt ist. Das Ober-
gewand bedeckt den Rücken, die linke Brust, die
als Stutze benutzt ist, und den ganzen Unterkörper.
Die beschuhten FUfse ruhen auf einem viereckigen
Schemel. Vor ihr steht links, ebenfalls mit dop-
peltem Gewände und Sandalen, eine Dienerin und
hält ein halb geöffnetes Schmuckkästchen hin. Das
Relief, an dem noch Spuren von blauer Farbe er-
kennbar waren, ist trefflich erhalten und stammt
aus guter Zeit, während die Inschrift offenbar
jünger ist. Denn abgesehen von der nachlässigen
Schrift entsprechen die vier Namen derselben auch
nicht den beiden Figuren des Reliefs.
4. Massive Marmorvase (hoch 0,(35). Auf
derselben sieht man in flachem Relief drei bärtige
Männer. Der eine sitzt links auf einem gepolster-
ten Sessel mit Schemel und reicht die rechte Hand
einem zweiten vor ihm stehenden; hinter diesem
TÖilig unversehrt. Wahrscheinlich war oben auf der l'latle noch ein
Giebel aufgesetzt, au( dem die Namen der drei Figuren verzeichnet
waren.
'") Das Demotikon lAinfiis statt des gewöhnlichen Adj. 'yD.onvg
von '.Hill ist bei Ross „Demen" nicht angegeben, wohl aber bei
Slcph. Byz. 0. d. W. — Die Buchstaben in Z. 1 — 'i bilden eine
gebogene Linie. — Der Name 'Aftnvhr\ in Z. 3 ist neu.
steht mit trauriger Miene ein dritter, der die rechte
Hand herabhängen lässt und die linke vor die Brust
hält. Bei allen dreien liegt das Gewand auf der
linken Schulter und lässt die rechte Brust und den
rechten Arm frei.
5. Alabasterkopf einer epheubekränzten Bak-
chantin von der Gröfse eines Apfels. Derselbe ist
inwendig liolil und diente nach Rhusopulos' Ansicht
als Aufsatz für ein Alabastergefäl's.
(). Gypsform eines schönen sitzenden Mäd-
chens (hoch 0,08). Sie trägt einen langen schön
gefalteten Chitou, der die rechte Brust nackt lässt,
und hält in der rechten Hand einen uukenutlichen
Gegenstand, in der linken vor sich einen andern,
auf den sie wohlgefällig hinschaut. Es ist eines
der schönsten Exemplare dieser Kunstgattung, von
denen schon früher bei der H. Trias viele gefunden
und im Museuut der archäologischen Gesellschaft
aufbewahrt werden.
Während die Mauer an der Front von No. 65
bis 68 von dem Reitermonument iu etwas südöst-
licher Richtung abbiegt, sind ziemlich genau in einer
Linie mit der Gräberstrafse, aber etwa 40 Meter öst-
lich von jenem Monument, zwei greise Denkmäler
gefunden, die ein ganz besonderes Interesse in An-
spruch nehmen:
No. G9. Schlanke Stele von pentelischem
Stein (hoch 3,35; breit 0,82; dick 0,2(1) auf zwei
Basen stehend, die einen treppenartigen Aufgang
bilden, indem die obere 1,15, die untere 1,22 M.
breit ist. Die Stele selbst hat etwas über der hal-
ben Höhe eine nacii beiden Seiten vorspringende
Verzierung, und obeu erst ein Kymation mit Eier-
stab, dann einen Giebel mit drei Akroterien. Die
Ornamente sind aber nicht im Relief, sondern mit
gut erhaltener Farbe geraalt. Unter dem mittleren
Abschnitt steht das Epigramm:
'Evddde &SQaavdQnv xai Si/avIov ai>d(je nn^eivdi
nazQiSi KtQxt'Q^e öt^axo yala zäcpii).
nQiaßE\i\g fXdnvtag, xaza awtvyjav dt y^avovzag
TlalSeg ^ADrivaiiov drjj.inaitt xTfQiaav.
Wegen der Schreibung ÜPEIBEI für . ngdaßsig
einerseits und der Anwendung des jonischen Alpha-
29
bets andererseits ist die Inschrift in die nächsten
Jahrzehnte nach Euklid anzusetzen. GsgaavÖQog
und 3/a'Aog sind Kerl<yräer, die auf einer Gesandt-
schaftsreise nach Athen dort zufällig {xara avvxv-
y,iav) starben und von dem Volke der Athener durch
ein öffentliches Begräbniss {drif.inala) im Keramei-
kos geehrt wurden. Wahrscheinlich gehörten sie
jener Gesandtschaft an, die im Jahre .37n v. Chr.
den Beitritt der Kerkyräer, Kcphallenier und Akar-
nanen zu dem neuen unter dem Archon Nausinikos
(:^78/77) abgeschlossenen Seebund vermittelte *'),
nachdem Timotheos durch seine Expedition in das
jonische Meer diese Staaten für Athen gewonnen
hatte. Einige genauere historische Bemerkungen,
sowie eine Facsimilirung dieser und der folgenden
Inschrift nebst den Steinen denke ich demnächst
an einem andern Orte zu geben.
No. 70. Schlanke Stele auf doppelter Basis
und von ganz ähnlicher Gestalt wie No. 69, nur
dass der obere Theil von dem Vorsprung an fehlt.
Wahrscheinlich war derselbe aber früher vorhanden.
Die Inschrift lautet:
nvOayaQo[v\.
ÜQO^Eviag agsifjg te xÜqii-i nqnyöviov ze xctl avTn[v]
'Ei'^äd^ Id^rivaloi Ifvr'J^ayngrjv sd^saav
Yinv drj/.ioata JinvvGio\v\. "^Innnßnvov de
TlaTQi'da ^aXvßQi'av "xet ayng: fp9-ii^itvn[v\.
Aus einem mir vorliegenden Abklatsch ersehe ich,
dass die Buchstaben von Z. 1 viel grölser sind als
die übrigen, dass bei |sj die erste Hasta etwas nach
rechts geneigt ist (Ai), bei A der rechte Schenkel
schräger steht als der linke, bei ß und p statt der
runden Linien eckige sind (F> p) und dass in Z. 2
durch ein Versehen r'f>0r'0NI2N geschrieben ist.
Da jene Formen noch der älteren Schreibweise
angehören und ferner der Diphthong OY noch con-
sequent durch O bezeichnet ist, so muss die In-
schrift bald nach Euklid, wahrscheinlich noch früher
als No. 09 verfasst sein. Aus diesen orthographi-
5') Ueber Jen neuen Seebund und den Beitritt Kerkjra's vgl.
E. Curtius, gr. Gesch. III, 2H0, 28.i; Biindnissurkunde: Rangabc,
ant. hell. II n. 381 und p. 373f.; A. Schäfer, de sociis Äth. in
tab. publ. inscr. Bonn 1866. p. 11. Die Gesandtschaft der Kerkyräer
IQ Athen (Ol. 101, 2 = 375/74) wird besonders erwähnt in der
Urkunde bei Rang. n. 382.
seilen Gründen ist es nicht glaublich, dass Pytha-
goras, des Dionysios Sohn, aus Selynibria "') zu der
Zeit lebte, als Philipp sich jener Stadt bemächtigte,
sondern man iiuiss annehmen, dass ihm schon in
früherer Zeit von den Athenern das Ehrenamt der
Proxenie übertragen wurde und dass ihm wegen
seiner Verdienste um Athen, wo er auch starb, ein
öffentliches Denkmal zuerkannt ward. Vielleicht
hatte auch er, wie die auf No. 69 Genannten, in
seiner Vaterstadt für den Beitritt zu dem neuen
attischen Seebund mitgewirkt ^').
Unter der grofsen Zahl der bei der H. Trias
gefundenen Monumente, die sonst sämmtlich Fa-
miliengräbern oder Einzelgräbern von Privaten an-
gehören, sind No. ()9 und 70 die einzigen Denkmäler,
die von Staatswegen ( öi^fioalu) gesetzt sind.
Doch sind dieselben zu unterscheiden von den öffent-
lichen Monumenten zum Gedächtniss der im Kriege
gefalleneu Bürger, die auf dem Wege nach der
Akademie lagen (Paus. I, 29; vgl. schol. zu Aristoph.
av. ,395) und wahrscheinlich weiter nördlich zu
suchen sind (s. unten). Pythagoras sowohl wie
Simylos und Thersandros sind Ausländer, denen
das Volk der Athener wegen ihrer Verdienste die
Ehre eines öft'entlichen Begräbnisses bewilligte. Ihre
Gräber aber, die ganz nahe vor dem Dipylon ge-
legen haben müssen, waren Thorgräber, die bei
den Griechen in ganz besonderem Ansehen stan-
den "'). Aus diesem Grunde scheint es mir auch
nicht zweifelhaft, dass dieselben an der grofsen
Strafse lagen, die aus dem Dipylon führte und den
Friedhof durchschnitt. Denn die von Prof. v. Held-
reich auf meine Anfrage dagegen geäufserten Be-
denken, dass nämlich No. 69 und 70 fünf Meter
tiefer liegen als das -)() M. entfernte Reitermonu-
ment (s. u.), werden gehoben, wenn man annimmt,
'') ^AAYBPIA in Z. 4 ist jedenfalls die dorische Form für
^tjkvßQtn und dieses wieder eine Nebenform für —rjXvijßQfn , vgl.
die Belege bei Pape-Benseler. Die Athener behielten somit auf
der Urkunde in dem Namen der dorischen Stadt auch die dorische
Form liei.
") Die .iijAi'i/,i()i«)'Ot sind auch auf dem Rande der m Anm. 51
angeführten Riindnissurkunde in Z. 28 verzeichnet.
^*) Vgl. E. Curtius, z. Gesch. des Wegebaus bei d. Gr. in
den Ahhandl. der Berl. Akad. 1854 S. 266, 269; Conzc a. a. 0.
S. 152.
30
dass das Tcnaiii aucli schon im Altertbuui hüge-
lig war.
Den Schluss tUn' Ausgrabungen bildete eine
Untersuchung des Terrains (£) südlich von dem
Reitermonument, von der flauer Xo. 6n — 68 und
deren östlicher Fortsetzung bis zu No. (59 - 70. Von
hier wurden noch weiter nach Süden zwei von eiu-
aniler getrennte Einschnitte (Fund G) in den Hügel
gemacht, die l)is nahe an die alte Piräusstrai'se
reichen. Da aber diese Arbeiten erst nach Vollen-
dung der Berichte von Rhusopulos und Kunianudis
in Angrili' genommen sind, so kann ich unter der
grol'sen Anzahl der auf dem Terrain EFG gefun-
denen Monumente nur diejenigen namentlich auf-
führen, von denen mir v. Heldreich eine Beschrei-
bung und Postolacca die Inschiiften geschickt
hal)cn. In Bezug auf diejenigen Denkmäler, die
auf dem Plan ohne Zahl und im Texte nicht er-
klärt sind, bemerke ich, dass die runden Punkte
einfache runde Grabsteleu, die vollständig ausge-
zogenen Quadrate und Rechtecke gröfsere Grabniäler
oder deren Fundamente, die mit unterbrochenen
Linien angegebenen Mauerzüge die Einfassungen
von Fannliengräbern bezeichnen.
Auf dem Terrain E zunächst ist südlich von
dem Reitermouument
Xo. 71 eine Fortsetzung der Mauer bei No. 2!^
aufgedeckt, die erst nach Süden, dann nach Osten,
endlich wieder nach Süden umbiegt und eine Reihe
von Grabmälern unischliesst.
No. 72. Grablekythos von hymettischem Mar-
mor mit der Inschrift
OEOAnPOC
AHMOTIilNOC
«DHrOYSIOS
No. 7.-5. Stele von pentelischem Stein.
TAYKEPA
ANTIOXÜ
.:;:KNßsio.;;:-
Da n für nv steht, sclicint die Inschrift aus der
ersten Plälfte des 4. .lahrluiudcrts zu stammen. Ocst-
lich gränzen an No. 72 und 7."i zwei Mauervierecke,
die jedenfalls Familiengräber umschlossen. Das eine
trägt an der Westseite
No. 74. Die giebelförmige Decke eines Mo-
numents, die (zufällig?) auf einer gemauerten Basis
liegt
aiokahs:eyapas:toy
No. 75. Giebelförmige Decke an der Süd-
seite derselben Mauereinfassung
NAYCIONS:ßANAPOY
OYFATHP
kaaais:iomaxh aiokaeoys oytathp
pam(t)iah ahmhtpianikippoy
Die Inschrift ist nachlässig und uusynniietrisch ge-
schrieben. Der erste Name soll offenbar KaXliaxo-
l-iäyr] heisseu. Der Frauenname Navainv ist noch
nicht nachgewiesen, ^cöavögog eine Nebenform von
^luaavÖQng. Die Stellung der Buchstaben liefs sich
wegen der grolsen Breite der Zeilen auf dem Stein
hier nicht ganz genau nachbilden.
No. 76. Schöne Grabvase aus pentelischem Stein
auf viereckiger Basis, welche letztei'e in guter Schrift
aus dem 4. Jalirhundert die Inschrift
H THTßP
KH^MSüAnPO
hat. Auf der Vase selbst ist in Basrelief eine
stehende bärtige männliche Figur dargestellt, welche
die Hand einer auf einem Lehnstuhl sitzenden
weiblichen Figur reicht. Ueber dem Manne steht
auf der Vase selbst in schlechter Schrift HTHTflP,
über der Frau PAM0IAH
No. 77 (^Taf 44). Grolses tempelartiges Grab-
mal (pentelischer Stein; hoch 1,V)4; breit 1,24; ge-
funden im October 1870) mit stark beschädigtem Gie-
bel ^^) und mit Seitenwänden, die oben in ein antcn-
artiges Capital auslaufen. Auf dem Epistyl liest mau
AHMHTPIA PAM0IAH
Das darunter betiudliche Relief, welches sich in
einem stark vertieften Viereck befindet, ist auf Taf. 44
nach einer Photographie abgebildet und bedarf daher
keiner ausführlichen Beschreibung. Die beiden hier
dargestellten Frauen haben eine ähnliche Gewan-
dung; sie tragen einen langen, an den Acrmeln zu-
^') Der Giebel (hoch 0,23; breit l,'i4) ist getrennt von dem
Itelief gefunden und später aufgesetzt.
31
sammen genestelten, Chiton und ein Ohergewand, das
den Hinterkopf, den ganzen Rücken und den Unter-
körper von der Brust an bedeckt. Die Unterarme
sind nackt, die Fiilse mit Sandalen ohne Kiemen
bekleidet. Die sitzende Figur (TTaiitrpllTj) fasst
das Obergewand mit der rechten Hand an der Schul-
ter und mit der linken auf dem School'se, die ste-
hende (JrjfirjTQia) mit der linken ebenfalls an der
Schulter und mit der rechten vor der Brust. Die
Haare der ersteren sind in der Mitte gescheitelt und
theilen sich in kleinen Locken nach beiden Seiten
aus einander, während sie bei der letzteren in mehre-
ren Reihen kurzer gedrehter Locken die Stirn um-
kränzen. Der Stuhl, auf dem llctficft?.!] sitzt, ist
gepolstert und hat gedrehte Beine, eine gerundete
Rücklehne und eine in einen Widderkopf auslau-
fende Armlehne, die vorn von einer kauernden
Flügelsphinx gestützt wird '^). Der Gegenstand die-
ses bis auf kleine Verletzungen ") wohlerhaltenen
Reliefs macht keine Schwierigkeit; die beiden Figuren
sind einfach in einer Scene des täglichen Lebens ne-
ben einander gestellt. Dagegen sind in Bezug auf
die Darstellung zwei Punkte bemerkenswerth,
zunächst die ungewöhnlich grofse Erhebung des Re-
liefs '"), so dass die Gestalten vollständig ausgear-
beitet sind und sich nur lose an die Rückwand anleh-
nen. Ferner sind auf diesem Relief die Figuren, die
sonst auf Grabsteinen in der Regel einander zuge-
wandt sind und daher im l'rotil erscheinen, beide
dem Beschauer zugekehrt, indem Pamphiie voll-
ständig und Demetria fast ganz e» face dargestellt
ist. Die auf dem Grabstein der Hegeso (Taf. 43)
noch festgehaltene altgriechische Einfachheit der
Darstellung in flachem Relief und in der Profilstel-
lung der Figui-en ist hier aufgegeben und hat der
anspruchsvolleren Schaustellung e« face Platz ge-
macht (vgl. Conze a. a. 0. S. In4). Dennoch ge-
hört dies Relief zu den werthvoUsten Funden der
**) Aelinlicli ilecorirle Armlehnen finden .sich auch auf zwei
Grabsteinen im Theseion (vgl. Kel;ulc n. 1.^5. ITiT).
^') Verlelzt sind die Nasenspitze der stehenden Frau, die Fin-
ger- und Zehenspitzen der sitzenden; vom Stuhl ist ein Stüclc der
Rück- und Armlehne und ein Bein abgebrochen.
") Der gröfste Vorsprung des Reliefs am linken Arm und lin-
ken Knie der sitzenden Frau beträgt 0,37 M.
ganzen Ausgrabung und ist, wie man nach dem
edlen Faltenwurf der Gewänder, der graziösen Hal-
tung der Hände und der Feinlieit im Ausdruck der
Gesichter (namentlich bei der Pamphiie) schlielsen
möchte, gewiss noch in der Bliithezeit der attischen
Kunst entstanden. Damit stimmt auch der Charakter
der Inschrift und der L^mstand, dass nafirpilr] wahr-
scheinlich die Frau des auf No. 76 erwähnten '/fy;'-
TWQ ist, dessen Grabstein ans dem 4. Jahrhundert
stammt. Da nafi(pi'Xrj nebst der Jt^^irjTßla noch-
mals auf dem Giebel (No. 7;"-) verzeiclmet ist, so ist
es wahrscheinlich , dass sie mit ihren Verwandten
in dem grofsen Familiengrab, auf dessen Mauer
No. 7.'i ruht, begraben war, und dass ihr aul'ser-
deni das grrfl'se Grabmal No. 77 als ein besonderes
Ehremnonument später errichtet ward (vcrgl. zu
No. 33, 58).
No. 78. Runde Grabstele von hymettischem
Marmor AoPKAC
• ClKYnNIA
No. 7'J. Südlicli von der Mauer No. 68 be-
findet sich ein gewölbtes backofenförmiges
Grabdenkmal, das jetzt nur noch wenig sicht-
bar ist.
Die folgenden vier Denkmäler (No. 80 — 83) lie-
gen bedeutend weiter nach Osten, südlich von dem
Monument des Thersandros und Simylos (No. 69).
No. Sl— 83 scheinen kleine Grabstelen zu sein; als
solche wenigstens sind sie auf dem Plan von Ku-
manudis verzeichnet, dem allein ich auch die In-
schriften entnehme.
No. 80. Massive einhenkliche Vase (pen-
telischer Stein; hoch !,01; Durchmesser 0,35; unten
etwas verletzt; jetzt im Museum der archäologischen
Gesellschaft) mit gemalten Ornamenten am oberen
Rande des Bauches und Spuren von blauer Farbe
auf dem Halse. Auf dem Bauche ist in flachem
Relief ein bärtiger Mann dargestellt, der einer ihm
gegenüber stehenden Frau die Rechte reicht. Rechts
von dem Manne steht die Inschrift
AYKOYPrOS
Dass liiermit der berühmte Redner Ljkurgos ge-
meint ist, möchte ich bezweifeln, da dieser gewiss
ein gröfseres Monument hatte.
32
Nu. 81. No. H2. No. 83.
BOIAION EYKAEIA AHMß
0ETTAAH KnMAlOY KfiMAlOY
AAKIAAÜY AAKIAAOY
OYrATHP TYNH
Der Name Kcoftalos (sofern ich so riebtig auf dem
Plan gelesen habe und es nicht ' Poualng heifst) ist
bei Pape- Benseier nur als Beiname des Apollon
bezeichnet.
No. 84 bezeichnet eine Anzahl zusammengeleg-
ter runder Grabstelen. Oestlich davon ist
No. 85 eine tiefe runde Höhle, die ein in spä-
terer Zeit angelegter Kalkofen gewesen zu sein
scheint.
In den beiden Einschnitten F und G, welche
bedeutend hoher liegen als das Keitermonument,
sind ebenfalls sehr viele Denkmäler der verschie-
densten Art gefunden, welche v. Heldreich sämmt-
lich genau auf dem Plane verzeichnet hat. Auf
dem Terrain F befinden sich im Norden
No. 86 zwei gerade Mauerziige, die aber wahr-
scheinlich nicht aus dem Alterthum stammen. Die
folgenden Inschriften der noch am Platze befind-
lichen Grabsteine °") verdanke ich der Güte des
Herrn Postnlacca:
No. ST. ,;,. No. 88.
EYBYMENHE
EY(-)YKPATC)Y
MYPPINOYZIOL
No. 89.
Auf einer kloinen Stele:
CmiJPÜNH
AZKAHriAAHE
ANKYPANOZ
No. 90.
N I K A N n P
KEPAflNOi:
FEPrAMHNOE
No. 91. Der Name !Akaävdiog ist neu,
ANTIOXOH sofern liier niciit ein Versehen
AAEANAIOY •'>■'''■■' des Steinmetzen oder des Ab-
DAIANIEYE sciireibers vorliegt.
No. 92. ZTOPPH
No. 93. lifll T T () E 1" /^cile 1 stand vielleicht
KAEONIKOY \Ba]zTog.
ANTIüXEYZ
'") Wo nichts Besonderes bemerkt ist, sind es einfache runde
Sielen von hymettiscbem Marmor, die theils noch am Platze stehen,
thcils umgestürzt sind.
Von dem Terrain G hat mir Freund Posto-
lacca ebenfalls zahlreiche Inschriften geschickt, doch
ohne ihren Platz genauer zu bezeichnen. Ich ge-
denke dieselben demnächst in den Jalirbücliern für
classische Philologie zu ediren und erwähne hier
nur noch einen Grabstein mit dem Eeliefbild des
römischen Marinesoldaten M. Julius Sabi?riani(S von
der Mottenstation Misenum. Die mit No. 94 be-
zeichneten Mauerzüge sind nach Hcldreich's Angabe
alt und dienten offenbar zur Einfassung eines Fa-
miliengrabmals.
Nachdem wir so die im Jahre 1870 bei der
H. Trias gemachten Ausgrabungen in ihrem Verlauf
und ihren überraschenden Resultaten verfolgt und
die wichtigsten Denkmäler, soweit es der Raum ge-
stattete, betrachtet haben, bleibt es zum Schluss
noch übrig, einen kurzen Blick auf die Anlage des
Friedhofs im Allgemeinen zu werfen. Zunächst
ist hier der bedeutende Unterschied in der Höhe
und Tiefe, welche die alten Monumente haben, be-
merkenswerth. Obwohl icli dieselbe schon auf dem
Plane durch die hellere und dunklere Farbe zu ver-
anschaulichen gesucht habe, schalte ich doch zur
grölseren Genauigkeit noch eine briefliche Mittheilung
des Prof. v. Heldreich hier ein. „Das alte Niveau
der Denkmäler ist bei b und c am tiefsten und
zwar so, dass das Terrain b ungefähr 1 Meter unter
das Niveau der heutigen Eleusisstral'se zu liegen
konmit, das Terrain c aber noch weit tiefer, näm-
lich etwa ö M. unter der Eleusisstrafse. An der-
selben entlang ist also eine gerade Erdwand, sowie
an Stelle der auf dem Plane schraffirten Linie, die
das Terrain c nach W^estcn und Süden begränzt. Es
ist dieses also eine waiire (irrulje im Verhältniss
zum Uebrigen. Bei d ist ziendich dieselbe Tiefe
wie bei c; dagegen bildet f eine kleine Hocliebene
für sich. Das Reitermonument und überluinpt das
Terrain n ist so ziemlich in einem Niveau mit der
Eleusisstrafse. Hinter jenem Monumente und der
Mauer No. Gf) — 68 erhebt sieli das 'J'errain allmählig
nach e zu und bis zum Niveau des Plateaus von e,
das bei No. 77 — 79 anfängt. Daraus, dass e und f
hoch gelegen sind, ist aber nicht zu folgern, dass
33
die daselbst aufgedeckten Gräber an der Oberfläche
oder wenig tief lägen. Man niusste im Gegentheil
auch hier sehr tief graben und die begränzenden
Erdwände sind bei e und f auch 3-4 M. hoch; aber
dies kommt daher, dass der Schutthügel an diesen
Stellen seine gröfste Höhe hatte. Auffallend ist nur,
dass c so tief liegt und zwischen c und a sowie
zwischen rf und /'ein so grolscr und plötzlicher Absturz
ist" '^"). Diese bedeutende Niveauverschiedenheit er-
klärt sich zum Theil dadurch, dass schon im Alter-
thum eine allmählige Erhöhung des Terrains statt-
fand, da wir bisweilen mehrere Gräber Über ein-
ander finden *") und bei einzelnen (wie namentlich
bei D) f) — 6 versciiiedene Erdschichten unterschei-
den können. Am Ausgang des Alterthums muss
die Verschüttung des Friediiofs schon eine voll-
ständige gewesen sein; denn es haben sich, wie
Kumanudis bemerkt, gar keine christliche Grä-
ber gefunden. Ferner aber muss man annehmen,
dass das Terrain au und für sich schon bei Anlage
des Friedhofs ein hügeliges gewesen ist, wie denn
die Griechen es überhaupt liebten, ihre Todten auf
Hügeln zu bestatten "*). Das Terrain scheint sowohl
von dem Dipylon als auch von der neuen Piräus-
stralse und der Wasserleitung nach dem lieiter-
monument und der Gräberstralse gestiegen zu sein
und bei e und /', wo wahrscheinlich der Gipfel des
alten Hügels war, seine gröfste Höhe erreicht zu
haben. Ob es von hier wie nach Norden und Osten
o") Um allen Missverständnissen vorzubeugen , bemerke ich in
Bezug auf den Terrainplan (Taf. 4'.', 1) noch Folgendes. Je dunk-
ler die Farbe daselbst aufgetragen ist, desto tiefer stehen die an-
tiken Denkmäler; je heller der Ton der Farbe ist, desto höher
ist das alle Niveau. Die Verschiedenheit des Mveaus ist
aufserdem durch die kleinen Buchstaben angegeben, während die
grofsen Buchstaben das Terrain der .\iisgrabung in ihrem
Fortschreilen bezeichnen. Die Lage und Gestall der einzelnen Mo-
numente, deren Zahlen den Nummern im Teste entsprechen, ist na-
türlich nicht mit mathematischer (lenauigkeit, sondern nur annä-
hernd richtig angegeben; namentlich musslen die kleineren IJenkmäler
oft etwas gröfser als nach dem Mafsstab von 1 : 400 aufgetragen
werden.
*') Die Gräber der römischen Zeit helinden sich grül'slentheils
etwa 2 Meter unter der jetzigen OberOäche, während andere 5 Meter
und darüber tief sind.
") Vgl. E. Curtius, z. Gesch. d. Wegebaus, in Abh. d. ßerl.
Akad. I85i S. 201. Auf Hügeln liegen auch die Gräber der soge-
nannten Felsenstadt im Westen von Athen.
Arcliaolog. Ztg., J:iiirgaiJg XXIX.
so auch nach Süden in der Richtung auf die alte
Piräusstrafse abtiel, müssen weitere Ausgrabungen
lehren. Die aus dem Dipylon kommenile Stralse,
welche links von dem Hügel mit der Kapelle des
H. Anastasios, rechts von dem Aschenhügel (s. Taf.
42, 2) begränzt war, führte daher wahrscheinlich
über den Hügel vveg, auf dem der Friedhof schon
im Alterthum lag.
Es fragt sich nun, welche StraCse diesen
durchschnitt. In das Dipylon mündete von Nor-
den die Strafse nach der Akademie, von Nord-
westen die heilige oder thriasische oder eleusinisclie
Stralse, von Südwesten wenigstens in späterer Zeit
die liauptstralse nach dem Piräus. Doch ist damit
nicht gesagt, dass diese drei Strafsen sich sogleich bei
dem Thore schon verzweigten, was sogar aus forti-
ficatorischen Gründen nicht einmal zweckmäfsig ge-
wesen sein dürfte. So nimmt denn auch Böttichcr
an, dass der südliche der beiden Thorwege, die
das Dipylon bildeten, nach Eleusis und dem Piräus,
der nördliche nach der Akademie führte "^). Dabei
erscheint es sehr wahrscheinlich, dass die beiden
ersteren Wege noch vereinigt als Gräberstralse durch
den Friedhof gingen und sich erst dann nach Eleusis
und dem Piräus trennten. Diese W^ahrseheinlichkeit
wird noch verstärkt durch einen beim Beginn der
Ausgrabungen gefundenen Gränzstein, welcher die
aus der Mitte des 4. Jahrhunderts stammende In-
schrift trägt "'):
H O P O <
THCOAOTHC
EAElYjSINAAE
Der Stein, welcher in der alten Wasserleitung (s. den
Eckplan Taf 42, 2), wo er als Unterlage für die
Wäsche diente, von einer Waschfrau zufällig ent-
deckt wurde, wird scliwerlich sehr weit von seinem
'■'i Vgl. C. Bötticher im l'liilol. Siippl. III. :f'.»7 IT., wo auch
über die Gestalt und bauliche Einrichtung des Dipylon gehandelt wird.
Dagegen glaubt V. Köhler (in d. Ber. d. Berl. Akad. 1870 S. 274),
dass die heilige Strafse in den nördlichen oder nordwestlichen der
beiden Thorflügel münde.
°') Auf einer l'lalte von liymeltiscbem Stein; unten abgebrochen;
hoch 0,20; breit O.SCi; dick 0,11. Die bereits von U. Köhler
a. a. 0. edirte und von lUiusopulos und Kumanudis a. a 0. besprochene
Inschrift ist, wie gewöhnlich bei den Gränzsleinen , auf einer etwas
geglätlelen Flache. Vgl. I'hilnl. XXIX p. 691 Taf. 1.
34
ursprünglichen Platze verschleppt sein. Da er also
wahrscheinlich im Nordwesten des Friedhofs stand
und die Gränze der alten Eleusisstrai'se bezeichnete,
so kann diese sehr wohl rechts von der Gräber-
strafse abgezweigt sein, während die Piräusstral'se
nach links abbog. Die an der 'isga hdög gelege-
nen Denkmäler, welche Tansanias (I, 31)) beschreibt,
würden dann erst bei dieser Verzweigung begonnen
haben. Dagegen wird die Stralse nach der Aka-
demie, au der ja die öffentlichen Denkmäler der
gefallenen Krieger lagen (Paus. I, 29), sich wohl
schon östlich von der H. Trias näher bei der Stadt
in mehr nördlicher Richtung abgezweigt haben,
doch so, dass der grolse Friedhof im Kerameikos
unmittelbar vor dem Thore begann, und dass sich
die verschiedenen Arten der Monumente auf die
verschiedenen Stralsen vertheilten, die öffentlichen
Gräber der Krieger auf die Stralse nach der Akade-
mie, die Privatgräber auf die anfangs vereinigte
Piräus- und Eleusisstralso und deren Umgebung.
Damit mag sich auch die sonst auffallende That-
sache erklären, dass sich auf dem mit Grabsteinen
aus der verschiedensten Zeit noch jetzt dicht besetz-
ten Friedhof keines der bei Pausanias vor dem Di-
pylon aufgezählten Denkmäler gefunden hat. Denn
auch das wichtige Monument, welches beim Beginn
der Ausgrabungen !';")( i Schritt nordwestlich von der
H. Trias in der llichtung nach der Akademie in
eiuer Ziegelbrennerei ( Taf. 42, 2) zufällig aufge-
deckt wurde, und unter einer grofsen Palmetten-
krönung die Namen der bei Korinth und Koroneia
gefallenen Ritter (darunter auch den des Dexileos)
enthält, ist, wie der Herausgeber Dr. U. Köhler
richtig bemerkt, wahrscheinlich nicht mit dem öf-
fentlichen Monument der im korinthischen Krieg
gefallenen Krieger, dessen Pausanias (I, 29, 11)
gedenkt, identisch "'j.
Während an der Strafse nach der Akademie
schon im ."i. Jahrhundert v.Chr. ötfentliche Denkmäler
errichtet wurden, ist derjenige riicil des grofsen
Friedhofs im äiirseren Kerameikos, der bis jetzt auf-
") Vgl. U. Köhler a. a. 0. S. 272 f. — Eine Abbildung des
achön verzierten Steins und ein Facsimile der Inschrift werde ich
demnächst verülTentlichen.
gedeckt ist, erst nach dem peloponnesischen Kriege
in Angrit!" genommen, da unter der grofsen Menge
von Inschriften keine älter als Euklid ist, sondern
die ältesten am Anfang des -I.Jahrhunderts verfasst
sind, die jüngsten bis in die römische Zeit reichen.
Die Mehrzahl der älteren Grabsteine stehen zu
beiden Seiten der Gräberstrafse (vgl. No. 1 — 4. 10.
.o2 — 34. 36 — 37. 5S. 69. 70», während die aus ma-
kedonischer und römischer Zeit stammenden
meist auf dem Terrain C, F, G gefunden sind. Dort
sind hauptsächlich attische Bürger, hier auch eine
grolse Anzahl von Ausländern bestattet. Hieraus
ergiebt sich, dass man anfangs an der Stralse
selbst die Gräber anlegte, später aber, als diese
schon an beiden Seiten besetzt war, den Friedhof
auch über das Terrain im Norden und Süden der-
selben ausdehnte. Da nun die ältesten Grabsteine
nicht über das 4. Jahrhundert hinausreichen, so ist
es sehr wahrscheinlich, dass diese Gräberstrafse zu
der Zeit angelegt wurde, als Konon die von den
Spartanern zerstörten Stadtmauern wiederherstellte
(393 v.Chr.), womit natürlich mancherlei Umgestal-
tungen in dem benachbarten Terrain des äulseren
Kerameikos verbunden waren. Denn Konon war
nach dem Zeitalter des Perikles der erste, der auf
die monumentale Ausschmückung Athens wieder
sein Augenmerk richtete. Seinem Einfluss dürfen
wir daher die Anlage der Gräberstrafse um so eher
zuschreiben, als das älteste sicher datirbare Monu-
ment, das des 394 gefallenen Dexileos, während
seiner Bauthätigkeit errichtet ward ").
Bei den einzelnen Gräbern ist wie in Attika
überhaupt"), so auch hier namentlich an der Stralse
selbst die Lage von Westen nach Osten vorherr-
schend. Doch sind, wie ein Blick auf die Tafel
zeigt, auch sehr viele von Norden nach Süden, und
von Nordwesten nach Südosten parallel der Eleusis-
.strafse gerichtet. Die Notiz des Plutarch (Sol. 10)»
dass die attischen Gräber die Direction von Osten
nach Westen hätten, findet daher hier so wenig wie
an dem Abhang des Museion "") eine durchgängige
") E. r. urtius, erläuternder Text zu den sieben Karten z.
Topogr. von Athen S. 38.
") Vgl. denselben z. Gesch. d. Wegebaus S. 264.
6»j IVrvanuglu, bull, dell' inst. 18()2 S. 148.
35
Bestätigung. In vielen Gräbern waren noch die Ueber-
reste verbrannter oder einfach in der Erde bestatteter
Leiclien, darunter ein so vollständig erhaltenes Ske-
lett, dass es in die Anatomie gebraclit und dort von
den Aerzten untersucht worden ist. Bemalte Vasen
von Bedeutung haben sicli bei dieser Au.sgrabung
nicht gefunden, dagegen viele kleinere ohne Be-
nialung, und ein grofses Thongefäls, in dem sich
ein kleineres mit Deckel fUr die Asche betindet.
Unter den zahllosen Erz- und Thougeräthen sind
mehrere kleine Messer, die die Gestalt der Schneide
eines Beils haben. Endlich erwähne icii noch zer-
stückelte Gypsfonnen, die nach Khusopnlos' Ansicht
als Modelle für Erzgeräthe dienten, und den linken
Arm eines Mannes aus Gyps vom Ellbogen bis zum
Handgelenk. In diesem steckt noch der Knochen
selbst, um den sich die Form des Arms abdrücken
sollte.
Die kleinen Kreise, welche auf dem Plan ver-
zeichnet sind, bedeuten Brunnenötfnungen mit senk-
recht in die Erde führenden Röhren, die aber meist
verschüttet sind. Zwei derselben, das eine bei dem
Denkmal des Agathon (No. Sti, das andere bei dem
des Kephisodoros (No. 24) waren jedoch noch geöff-
net. Arbeiter, die hinabgestiegen waren, haben ver-
sichert, dass zwischen ihnen ein unterirdischer Gang
in der Höhe eines Mannes und in der Richtung auf
die Gasanstalt zu erkennen sei. Eine weitere Verfol-
gung dieser Wasserleitung könnte vielleicht zu Auf-
schlüssen über das Bewässerungssystem von Athen
führen. Ueberhaupt müssen wir hoffen, dass die
archäologische Gesellschaft die vorläufig unterbroche-
nen Ausgrabungen bei der H. Trias bald wieder auf-
nehmen und durch völlige Abtragung des Hügels die
ganze Nekropolis vor dem Dipylon frei legen wird.
Denn nach den bisherigen Resultaten zu schlielscn,
kann es keinem Zweifel unterliegen, dass hier noch
eine Fülle von Denkmälern und Urkunden das alten
Athen unter der Erde ruhen.
Altona. Carl Clrtius.
K A D M 0 S.
Im Compte-remlii (18G0 Taf. V S. 99 ff".) hat
Stephani die Zeichnung einer Hydria aus der Krim
(Vasensammlung der Eremitage No. 2189) veröifent-
licht und die schöne Darstellung auf des Orestes
Freisprechung durch Athene vor dem Heiligthum
der Eumenideu in Gegenwart von Hermes Ge und
fünf Semnai erklärt — eine mythologische Scene
welche bisher unter den Gefäfsrnalereien nicht nach-
zuweisen war *).
Meiner Meinung nach gehört dagegen die Vasen-
zeichnung den bekannten Darstellungen der Kadmos-
sage an, in denen der Held den Drachen tödtet,
welcher die Quelle des Ares bei Theben bewachte
(Apollod. 3, ;!, 4). Eine Musterung der erhaltenen
Darstellungen wird dies darthun.
*) [tine aüdere Ueuluiig — Allione Kreclillieus oder Ericülbo-
nios Hermes, die drei Kekropslöchler und die drei Ereclitheuätücb-
ter — giel)t Stark (Heideib. Jahrb. der Litt. 1871 No. 2. S. 2ü ff.),
der ich mich jeducb aiirb nicht .mscbliersen kann]
Die umfassendste Darstellung zeigt eine Hydria
(A) ') aus Vulci, die sich mit ihrem Gegenstück —
einem Farisurtheil - im Berliner Museum betindet.
Kadnios (KAAAA^s), mit Chiton Mantel und Schuhen
bekleidet, bekränzt, im Nacken den Petasos, eilt
mit gezücktem Schwert auf die gegen ihn sich empor-
ringelnde Schlange los. Zwischen Kadmos und dem
Drachen steht Athene (AOHNA) "iid reicht ihm
einen Kranz, während über ihm eine kleine Nike
(NIKH) steht und einen gelö.sten Kranz auf den
Helden herabhält. Unten hinter der Schlange sitzt die
personiticirte Thebe ;OHBAj, welcher ein Eros eimn
Kranzzweig zu FUfsen legt — sie wird durch den
Sieg des Kadmos vom Drachen befreit. Dem Kamiif
schauen zu einerseits Demeter, Kora, Apollon,
Artemis, die alle mit Inschriften versehen sind —
andererseits Harmonia, Poseidon, Hermes (welche
') A. Berl. Vasens. I74M: abg (Jhd. Kir. Camp. Vas. C, I— .">;
Welcker Alle Denkm. IJ, r.\, I.
36
drei auch inschriftlich bezeichnet sind). Aphrodite ')
und ein Jüngling '), neben dem ein Reifen liegt
und in dem ich den Liebling des Poseidon, den
Pelops, erkenne.
Ebenfalls mit Inschriften versehen ist die Vase
(ßi des Asteas *), auf der Kadmos (KAAAAO^), auf
dem Kopf den Pilos, nni den Hals die Chlamys,
in der Linken die Dopjjellany.e und das Wehrge-
häno-e. in der erhobenen Rechten einen Stein gegen
die Schlange schleudert; vor ihm liegt die Amphora.
Ueber dem Drachen sitzt ruhig die persoiiificirte
Tiiebe (OHBH\ während Athene (AOHNHj liinter
dem Helden ermunternd die Rechte vorstreckt. Oben
sind noch die Brustbilder des Flusses Ismenos
' IMHNOSisic!) und des Thors Krenaiai (KPHNAIHJ
sichtbar
Sehr ähnlich ist die Darstellung auf einer unter-
italischen Vase (C)'), die früher der Kaiserin Jo-
sephine gehörte. Kadmos, auf dem Kopf den Pilos,
um den Hals die Chlamys, um die Brust das Wehr-
gehänge, in der Linken die Amphora, schleudert
in der Rechten einen Stein gegen den Drachen:
hinter demselben steht zuschauend eine bekleidete
Frau (Thebe)') mit einem Lorbeerzweig in der
linken Hand, während hinter Kadmos eine zweite
bekleidete Frau steht, welche in der Rechten eine
Schale hält — nach Millingen und Welcker eine
Nymphe, welche dem Drachen sein Futter reichte.
Oben sind die Brustbilder des Hermes, der Aphro-
dite, des Pan und eines jungen Satyrs sichtbar,
die alle als Zuschauer figurircn.
Auf Kadmos, welcher in der Linken die Ani-
jiboni hält und in der Rechten einen Stein gegen
den emporzüngelnden Drachen schleudert, Athene die
ermunternd zuschaut und einen staunenden Pan be-
schränkt sich die Darstellung eines Kraters (/>) ')
') Nach fJbd Heslia; nacli Welcker Aphrodite.
') Nach GhJ uod Welcker Ismcnus, nach Strube (Eleus.
Bilderkr. S. 5.5 Anm.) lasion.
*) *. Neap. Mus. du. 3226: abg. MilÜDgen Uncd. Mon. 27;
Mus. Borb. 1 i, 2».
») C. Miliin Mon. ined. 11,25—27; l'eint. des Vas. 11,7; Gal.
mylh. 18, 3U5; Üubois Maison. II, 1; Inghirami Vasi liu. 239. 240.
•) Nach Millingen, welchem Welcker mit Recht beistimmt.
') D. Vasens. der Eremitage no. 847: abg. Ghd. Etr. Camp.
Vas. C, 6. 7.
aus S. Agata de' Goti, der wie die vorige Vase (C)
die Höhle des Drachen umständlich gezeichnet zeigt.
Noch geringer endlich ist die Zahl der Figuren
in einem Vasenbilde i£) "), welches Rochette abge-
bildet bat: wir sehen Kadmos, im Nacken den
Petasos, über dem linken Arm die Chlamys, in der
linken Hand Doppellanze und Gefäl's, mit einem
Stein in der rechten auf den Drachen loseilen, der
sich hinter der dem Kadmos ruhig gegenübersitzen-
den Thebe erhebt.
Endlich nur ..den Helden mit dem Schwerte
gegenüber dem Drachen" sah Welcker auf einer
weilsen attischen Lek;ythos (F) ") in der Sammlung
Skene.
Dies sind die Darstellungen des Kampfes
zwisclien der Schlange und dem Helden: eine frühere
Scene dagegen stellt das Innenbild einer leider noch
nicht veröffentlichten vulceutischen Schale (G) '"} vor,
deren Aulsenbilder den Tod der Niobiden zeigt.
Athene reicht dem Kadmos iKAAAA'^«) einen Stein
(zum Kampf gegen den Drachen); der Held, der
sich im Fortgehn zur Göttin umwendet, hält in der
Linken eine Hydria und hat zur Seite das Schwert.
Gleichfalls eine Scene vor ") dem Kampf stellt
nun auch die Vase der Krim dar: Kadmos, bekränzt
(wie auf^). in der Linken eine Doppellanze [BE),
ist bei der Quelle augelangt, an der die personi-
ficirte Thebe sitzt: hinter dieser erhebt sich gegen
den Helden der Drache (ganz wie auf£). Kadmos
hat erstaunt die (zum Wasserschöpfen bestimmte)
Hydria vor sich hingestellt (vgl. ßi, während Athene
vor ihm steht (vgl. A i und ihm Auskunft giebt über
die Schlange und über das was er zu thun habe.
Die Gegenwart des Hermes (AC) und der kleinen
Nike (/li, die hier auf die Göttin als auf diejenige
zufliegt, welcher der endliche Sieg zu verdanken
8) K. Hochelle Mun. ined. IV, 2.
») r. Welcker Alte Dcnkm. III S. 380.
'») G. Calal. llurand no. 19.
") Wenn Bliimner (Abbandl. der Schles. Ges. für vaterl. Cultur.
Phil. Hist. Classe. 1868 I S. 31 IT.) die gleiche Scene in dem athe-
nischen Vasenbilde der Arch. Zig. 1867 Taf. 224, 2 erkennt, so kann
ich ihm nicht beisiimmen und verweise auf meine Deutung Arch. Ztg
1870 S. 81 f.; vgl. auch noch l'crvanoglu Arch. Ztg. 1808 S. 74 f.;
Weniger Ahliandl. der Schles. Ges. I. c. S. 35 ff.
37
ist, bedarf keines weiteren Wortes; aber wer sind
die fünf Frauen, die dein bevorstehenden Kampf
zuschauen? Zwei von ihnen tragen reicher bestici<te
Gewänder; doch glaube ich, dürfen wir daraufliiu
keinen Unterschied zwischen iiinen und den übrigen
drei Frauen machen: es sind entweder alle fünf
Göttinnen, wie ja auf der Berliner Hydria lA] vier
Göttinnen versannnelt sind, oder aber fünf Nymphen
des (damals noch unbewohnten) Landes, wie auf
der Vase C wenigstens eine Nymphe zugegen ist.
Diese grofse Anzahl von Nymphen möchte wun-
derbar erscheinen; aber vielleicht geht sie auf eine
Sagenwendung zurück, nacli der Tbebe etwa mit
ihren Dienerinnen von dem Drachen — wie in
unsern Märchen die verwünschten Prinzessinnen —
bewacht wurde und erst vom Kadmos befreit wer-
den musste: diesen Eindruck macht mir wenigstens
die Darstellung der von Rochette publicirten Vase
(£), welcher sich die Hydria der Krim anreiht, und
auch die Stellung der Thel)e in einigen der ande-
ren Darstellungen hinter der Schlange [AB; auch
wol C) deutet darauf hin.
Die Palme und das Wasserbecken unter den
Henkeln der Hydria bezeichnen — wenn sie über-
haupt einen Gedanken des Malers wiedergeben und
nicht nur zur RaumausfuUung dienen — die Heilig-
keit des (»rtes, wie dies auf der Berliner Vase (^i
durch die beiden Dreifüfse geschieht.
Sollte diese meine Deutung des Vasenbildes
nicht den Vorzug habeu vor deijenigen, welche der
gelehrte Herausgeber des Compte-remlii für das
Gemälde aufstellt? Ich überlasse die Entscheidung
gern seinem Urtheil.
H. Heydeman.n.
DAS STADION AN DEN GRIECHISCHEN RENNBAHNEN.
So unbestritten die Berechtigung ist, in der Renn-
bahn, welche die Hellenen Stadion nannten, diesem
alten Wegeniafse zu begegnen, so fraglicli ist bei
der Verschiedenheit der alten Ellen, Fulse und
Stadien — wie sie allein schon aus den beiläufigen
Mittheilungen Herodot's hervorgeht — der Werth
des, von den Griechen bei ihren zu Wettspielen be-
stimmten Schauplätzen angewandten, Wegemafses;
man glaubte, ohne vorher über dasselbe in's Klare
gekommen zu sein, aus noch messbareu Ausdeh-
nungen einiger halbverfallener Bauwerke dieser Gat-
tung darauf schliel'seu zu können und meinte das
Stadium von diesen Monumenten abgeleitet zu haben,
wenn man die Länge der Arena als solches nahm;
eine andere Dimension war selten gemessen, von
einer Spina noch seltner etwas übrig und mit einem
alten Schriftsteller konnte man dabei nicht in Wider-
spruch kommen, da keiner eine Auskunft darüber
giebt, in Avelcher Länge an den Rennbahnen das
Stadium eigentlich Ausdruck fand.
Auf die Ueberreste verschiedener alten Renn-
bahnen hier sogleich übergehend erlaube ich mir in
Betreff des Fufsmal'scs von ('."l/'j Meter, welches
ich für das bei den Bauten der Hellenen übliche
zu halten nicht umhin kann, mich auf das, was dar-
über bereits an einem anderen Orte ') gesagt wor-
den ist, zu beziehen und ein dem entsprechendes
Stadium von 190 Meter dem Folgenden zu Grunde
zu legen; weiterhin dürfte auf dies alte Metrum in
Kürze noch zurückzukommen sein.
Die metrologische Untersuchung wandte bisher
den Rennbahnen des kleinasiatischen Griechenlands
vornehudich sich zu, weil von ihnen mehr erhalten
zu sein schien als v(in denen im eigentlichen Grie-
chenland. In seiner Descriplion de l'Asie Mincure
t. HI hat Ch. Texier von dem Stadion zu Aphro-
disias in Carien eine umfassende und in den Einzel-
mafsen detaillirte Darstellung gegeben, die sehr
interessant an und für sich ist, doch — da der Bau
seinem Ursprung nach aus der Zeit der römischen
Kaiser stammt — von der Stadienanlage der alten
Griechen kein Bild giebt. Die diesen gewiss fremde
') Philologus Bd. XXIV S. 588. Die Wegeniafse der Orienljlen
wie der Griechen und Homer. — Itas olympische Stadium S. 598.
38
Abruiidung der Arena an beiden Enden findet sich
wie dort auch an der Laufbahn des iilirygischen
J^aodicea und giebt Thomas Sniitii (in s. notit. VII
eccles. pag. 40) deren Lange zu 72'.) engl. Fufs
=1 222 Meter an. Einer näberen Betrachtung scheint
diese Angabe werth, auch wenn sie nicht das Re-
sultat sorgfältiger Messung sein dürfte. Bei einer
Arenalänge von 222 Meter hatte (von dem Centrum
des einen bis zu dem des anderen Halbzirkels ge-
rechnet) ein Stadion von 60U alten Fufs = 190 Meter
gut seinen Kaum und es bleiben dabei für den freien
Umlauf und die Breite der Bahnen 32 (vielleicht
auch nur riiyj Meter, welche grade ein Plethron
oder ]()() alte Fufs wären. Die Breite der Arena
ist meines Wissens nicht gemessen worden, bestim-
men lielse sie sich jedoch einigermafsen, wenn man
für die Spina das Nothige mit in Anschlag bringt;
1,5 Meter für ihren Durchmesser angenommen und
zu den .'jlVj Meter gezählt würde .'53 bis 34 Meter
ergeben, welche allerdings nur eine gute Messung
präcisieren konnte.
Erst seit kurzem verdanken wir dem deutschen
Architecten Herrn Ernst Ziller aus Dresden die
Aufdeckung und sorgsame Ausmessung des Pan-
athenäischen Stadion vo;i Atlicn, deren bedeutende
Ueberreste bis jetzt unerforscht geblieben waren.
Wie die in Erbkam's Berliner Bauzeitung mitge-
theilte Darstellung zeigt, hatte auch in spätester Zeit
diese Rennbahn nur einen halbkreisförmigen Ab-
schluss, was den Beweis giebt, dass die einst von
Lykurgos nivellirte, mit der Brustweiir eingefasste
und einem Wasserabzug versehene alte Arena der-
selben in ihrer (iestalt und Ausdehnung nicht durch
die fünf .Jahrhundert siiäterc Undegung mit umr-
nuirncu Sitzreihen durch Herodes Atticus alterirt
worden ist.. Die völlig messbar gefundene Breite
der Arena, deren Mals von Zillcr zu ,';.n,:'(; Meter
angegeben wird, licfs midi sogleich auf vorhandene
Hundert Fuls zu 0,31'/, Meter ebenso wie auf eine
verschwundene 1,7 Meter breite Spina scidicfsen.
Die von dem Herrn Entdecker in einer Linie mit
den Stirnmauern der Zuschauerräume angenomme-
nen, aber in keinem Ueberrest mehr vuihandenen,
Schranken sciiienen dagegen der Rennbahn einen
ein wenig zu kurzen Sehluss oder Anfang zu geben,
indem die hiernach gemessene Axenlänge der Bahu
204,07 Meter beträgt, während das Stadium nebst
den 50 Fufs Halbmesser der Sphendone zusammen
gute 205,8 Meter ausmachen. Schon bei seiner An-
wesenheit am Orte der Ausgrabung ist es Herrn
Baurath Adler jedoch nicht entgangen, dass sich
über die Stirnwände der Zuschauerräume hinaus
die Fundamente der Arenabrüstung noch ein Stück
weiter fortziehen und dies lässt sich auch auf dem
von Herrn Ziller edirten Grundriss ganz deutlich
sehen. Es wird sonach schwerlich einem Zweifel
unterliegen, dass das Panathenäische Stadion nacli
dem Wegemafs von neueren 190 Meter abgesteckt
ist, in der Weise, dass diese Länge für die Ent-
fernung der Terma von der Aphesis, ein Plethron
für die freie Bahneubreite und folglich fünfzig Fuls
zum Halbmesser der Sphendone genommen wor-
den sind.
Indem zugleich der dem Stadion von 190 Meter
zu Grund liegende Fufs, wie weiter noch nachge-
wiesen werden soll, von dem überrestlich noch vor-
handenen Zeustempel zu Olympia abgeleitet ist,
glaube ich schon hier bevorworten zu dürfen, dass
auch die einst so hochberühmte Ringbahn daselbst
nach ebendemselben bemessen gewesen sein wird,
und allem Anschein nach wir, was die Arena be-
triä't, ein übereinstimmendes Abbild derselben in dem
Pauatbenäischen Stadium haben '').
Etwas anders verhält es sich mit der Rennbahn
von Aezani in Phrygien, über welche in dem, auf
Veranstaltung der französischen Regierung 1848 zu
Paris erschienenen, Voyage archeologiqi(e en (iri'ce
et VII. Asie Mineure, von Ph. le Bas, Näheres mitge-
thcilt worden ist. Nach demselben hält die Arena
') liemerkensHcrth sind einige Auslassungen, zu denen die lle-
i'iihnillifit des Stadion von Olympia manchem rümisclien und sp.-it-
griecliisclien SchriflstelliT Veranlassung gegeben hat; so deduiirt
Gellius von der riesigen Länge der Fufssohle des Hcikules eine, alle
anderen liennbahnen Griechenlands üherlrcITendc Grol'se des Stadion
von Olympia, und Libanios vindicirt semer Vaterstadt Antiochia das
einzige noch auTser Olympia bestehende olympische Stadium mit der
Kriauterung: die Erlauhniss zu dessen Anlage sei von den Antiuchiern
in Olymp. 90 von den Kleern erkauft norden. Es genügt dabei sich
zu ermnern, dass an die Gründung der Hauptstadt von Syrien nicht
vor Olymp. I2S gedacht wurde.
3fl
dieses, mit zu den besser erhaltenen geliörigen,
Stadion 207,5 Meter Länge zu ;iK,2 Meter Breite. Zu
vermuthen ist, dass auch hier der Abstand der
Terma von der Ajihesis nach dem olympischen
Stadium bemessen gewesen und U)0 Meter betragen
habe, die vim der Gesammtlänge der Arena blei-
benden 17,5 Meter geben freilicii nicht 50 oljmpische
Fufs zu O,:-?!'/, Meter, aber nichtsdestoweniger 50
antike Fufs, die unter dem Namen ptoleniäischcr
Fufs bei alten Schriftstellern öfter vorkommen und
dem Didymos von Alexandria zufolge, der das Ver-
hältuiss des römischen Fufses zu denselben rund
auf 5 : G angiebt, mit modernen (),.').')0 Meter gleich-
bedeutend sind. Ein dem entsprechendes }ttole-
mäisches Plethron für die Breite der freien Lauf-
bahnen angenommen, würden von dem Gesammt-
diameter der Arena für die Dicke der Spina dann
3,2 Meter bleiben.
Als Pococke vor etwa vierzehn Decennien das
Morgenland bereiste, müssen von dem Stadion zu
Ephesus noch sehr erhebliche Trümmer vorhanden
gewesen sein; aus seiner Beschreibung und dem
ihr beigefügten skizzirten Grundriss ersieht man,
dass diese, auch nur an einem Ende abgerundete,
Rennbahn aufser einer Durchfahrt unter den Sitz-
reihen in der Längenaxe des Baus noch seitwärts
in die Arena mündende Zugänge liatte, welche
zwischen den Schranken und den Stirnnmuern der
Zuschauerräume lagen. Die Hauptlänge der Bahn
ist, wie es scheint, nur von Chandler, und zwar zu
087 Fufs engl, gemessen worden'), was genau ge-
nommen die der Rennbahn von Aezani noch um fast
2 Meter überschreiten würde; da sie jedoch in etwas
flüchtiger Weise mit Beihülfe nur eines Seiles ge-
funden ist, erseheint dies Grölsersein etwas zwei-
felhaft.
Zu näherem Betracht des vorerwähnten Stadion
von Aphrodisias, welches sich besonders durch seine
gi-ofse Länge, wie nicht minder durch ungemeine
Schmalheit auszeichnet, ist zu bemerken, dass Texier
jene zu 227,74 und die Breite der Arena zu ;;0 Me-
ter fand. Die Entfernung vom Mittelpunkt des einen
bis zum Mittelpunkt des anderen Halbkreises be-
') Chandler, Voi/. en Asie Mineure l. I p. 265.
trägt lil7,74 Meter, und anstatt 600 geben diese (125
olympische Fufs, eine Zahl, wie nur die Römer sie
auf das Stadium zu rechneu pflegten. Da nun bei
der geringen Breite der Rennbahn die Spina kaum
über einen halben Meter dick gewesen sein wird,
sind in den für die freien Bahnen bleibenden 29,5
Meter wohl 100 Fufs zu flnden. Jedoch nicht grie-
chische, sondern römische. Sonach trägt diese
griechische Anlage ganz römisches Gepräge. Un-
verkennbare Merkmale der Einrichtung: eine (resp.
die eine) Sphendone für Schauspiele von Gladia-
torengefechten und Thierkämpfen in vollem oder
verlängertem Kreise abzuschlicfsen, werden an allen
diesen noch überrestlich vorhandenen Rennbahnen
gefunden, doch besagt eine bei dem Stadion von
Laodicea gefundene Inschrift, dass dasselbe zum
Amphitheater erst durch einen Wohlthäter umge-
staltet worden sei, wonach sein Bestehen älter als
die neue Einführung war *).
Unter den vielen Oirken Roms wird, nach bal-
digem VorUbergang der von Julius Cäsar aus Holz
construirton Anlage, nur einer solchen unter dem
Namen Stadium gedacht, dessen massive Erbauung
Sueton (V.) dem Kaiser Domitian zuschreibt, und
in welchem laut den Notizen 30088 Zuschauer Platz
fanden. Dagegen konnten, wie Hr. Ziller sagt, zu
Athen im Panathenäischen Stadion gegen 50000
SIenschen sitzen und umgaben den Schauplatz etwa
50 Sitzreihen, während zu Ephesos und Aphrodisias
sich deren nur halb so viele erhoben, und in dieser
weiten amphitheatralischen Ausdehnung von Pracht
l)entelischen Marnnjrs am wohlgewählten Ort finden
die Ausbrüche der Bewunderung des Pausanias
(XIX, Attic.) wohl ganz hauptsächlich ihren Grund.
Um mit wenigen Worten noch auf den griechi-
schen Fufs xai fSo'/ijv zu kommen, welcher als Ein-
heit dem unter dem Namen samische Elle von He-
rodot schlechtweg angeführten, mit der ägyptischen
(der Landvermessungs-, aber nicht der königlichen)
Elle verglichenen ") dinndov entspricht, so erscheint
*) Aus einer anderen ebenda gefundenen Inschrift geht hervor,
dass der in die Regierungszeit des Tilus und Domitian fallende liau
dieser Rennbahn zwölf Jahre gedauert hat, von dem Jahre 79 bis
82 n. Chr. Alterth. v. Jonien, deutsche Ausg. S. 217 u. 218.
^) Herodot 11, 168. — Die seclis Halm der königlichen Elle
40
er von ebenso erstaunlichem Alter als bewunderns-
werther Dauer. Von J. Oppert an cten Ueberresten
von Babylon bei dem heutigen Hiilali nachgewie-
sen ') und an den Baudenl<mälern des alten Hellas
von mir aufgefunden ') wird sein üebergaug in jün-
gere Zeiten durch die 31,5 Meter betragende Weite
der Ku])pel der Sophienkirche in Constantinopel
bezeugt "), und während er in den Rheinlanden auf
etwa 0,314 Meter herabgegangen ist, hat er seinen
vollen und ungetrübten Bestand noch im Süden und
Norden von Deutschland: in Oesterreich und in
Dänemark.
An dem Zeustempel zu Olympia fand A. Blouet
{Expedition scient. en Moree Vol. I pl. 62) die äufsere
Breite des Naos zu 15,8 Meter, welche ebenso ge-
wiss zu 50 alten Fuls zu nehmen, wie die von dem-
selben gemessene obere Dicke der Aufsenseite des
Tenjpels: 1,896 Meter für G und die untere Häulen-
dicke von 2,244 Meter für 7'/,s alte Fuls anzusehen
sind.
Zu näherer Erklärung des dem Leser ohne
Zweifel auffallenden Zwölfteifulses, der bei der Be-
trachtung von 7 Fufs starken Säulen selbst dem
machen nur fünf Palm der samisclien Elle aus; daher die in den
allen schriflen öfter vorkommende Bede von einer Elle, die eine
Hand gröTser ist als j<"ne.
') A. Bückh: IJeber das Babylonische Längenmafs. In dem Be-
richt über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der
K. Pr. Akademie der Wissenschaften lu Berlin, Monat Februar 1854,
S. 76 u. f.
') Philologus Bd. XXVI 4 S. (117 IT. Der griechische Fufs nach
den Baudenkmälern Athens.
') G. Fossali: The Aijit Sufia. 1852. — Auch Philologus XX
Heft 3 im: ümriss der Lüngenmafs-Sjsteme des Allerthums S. 437.
geübtesten Auge leicht entgehen dürfte, füge ich
eine Wahrnehmung bei, die das Ergebniss der un-
gemein sorgfältigen Messung des grofsen Tempels
von Paestuni durch den französischen Architecten
Delagardette ist. Als derselbe die Aufsensäulen des
Tempels aufs genaueste untersuchte und mafs, fand
er im .allgemeinen ihren unteren Durchmesser zu
2,058 Meter, an den vier Ecksäulen aber 2,0S5 Me-
ter — was ersteres 6'/'„ letzteres 6'/, -f '/,., altgrie-
chische Fufs sind — und demgemäfs wird bei ge-
nauem Betracht es sich mit dem Tempel von Olympia
ähnlich verhalten, so dass die übrigen Säulen 7 Fuls
untere Dicke halten, dieser jedoch au den Ecksäu-
len um ein Zwölftelfufs verstärkt ist ").
Aus dieser kurzen Abschweifung von dem Sta-
dion auf den Daktylos mag zugleich der Schluss
folgen, dass, wenn schriftliche Nachrichten darüber
auch nicht auf uns gekommen sind, wir den Hel-
lenen neben der sedecimalen Eintheilung ihres Fufses
auch die duodecimale nicht wohl absprechen kön-
nen, welche mit der vierundzwanzigtheiligen sami-
schen Elle in nächstem Zusammenhang steht.
Berlin.
H. Wittich.
') So genau Blouet's Einzelmafse — welche man, um hinter
die gröfseren Weilen des Tempels zu kommen, erst zusammenzählen
muss — sicher genommen sind, scheinen bei späterer Herausgabe
seines Werks in deren Placirung doch einige L'ngenauigkeilen mit
untergelaufen zu sein. Wie in dem Grundriss pl. ti'i an dem süd-
lichen Pleron die allerengste Säulenweite in sehr auffallender Weise
sich an der drittletzten statt letzten Stelle angegeben findet, so ist
der Durchmesser von 2,2 44 Meter aller Wahrscheinlichkeit nach an
einer nicht mehr an ihrem alten Fleck befindlichen Säulentrommel
von ihm gemessen worden.
EINE DARSTELLUNG DES SKAPERDASPIELES.
In der ehemaligen Sammlung Campaiia befand
sich eine Lampe, deren Belief mit folgenden Wor-
ten beschrieben wird: Iniiii- Icfialo ml nn palo che
allaca im Amorino (Catal. Camp. VA. IV Ser. 10
n. 164). Die seltsame Darstellung wiederholt sich
auf einer Lampe der Kestnerschen Sammlung, wie
Wieseler in seiner sehr verdienstvollen Bcsciirei-
bung der letzteren bemerkt (Nachr. v. d. Geseilscii.
d. Wissensch. zu Göttingen 1870 n. 10 S. 16:i ff.).
Da die Kestner'sche Lampe jedoch nur fragmenta-
risch erhalten ist und somit auch von Wieseler
nicht vollständig erläutert werden konnte, so sei es
mir gestattet, eine im vorigen Jahre in Rom erstan-
dene gut conservierte dritte Replik in dieser Zeit-
41
Schrift zu veröffentlichen. Ist die in der Folge ver-
suchte Erklärung richtig, so bietet die Darstellung
insofern ein Interesse, als sie mit einem antiken
Spiel in Verbindung steht, welches bisher noch nicht
durch Monumente anschaulich gemacht worden ist.
Auf einer kleinen Basis erhebt sich in der Mitte
des Reliefs ein Pfahl. Von der Spitze desselben
laufen die beiden Enden eines starken Taues herab,
das eine ist um den Leib eines Löwen gebunden,
das andere verschwindet hinter dem Rücken eines
Araorin, hält aber gewiss die gewaltsam nach hin-
ten gestreckten Arme desselben gefesselt. Der Amo-
rin ist im Begriffe zu fallen und wird vom Löwen
angegriffen.
Spiele und Scherze von Amorinen mit einander
oder mit wilden Thieren, besonders mit dem Könige
der Thiere, dem Löwen, haben, wie bekannt, sehr
häufig den Schöpfungen der späteren Kunst Motive
geliefert, und wenn es auch den kleinen geflügelten
Archäolog. 7-lg., Jahrgang XXIX.
Wesen nur ausnahmsweise begegnet, in den Necke-
reien den Kürzeren zu ziehen, so gehört doch auch
das vorliegende Relief, wie schon Wieseler erkannte,
seiner Bedeutung nach im Allgemeinen offenbar zu
der angedeuteten Classe. Das ihm eigenthümliche
Motiv ist unserer Meinung nach von einem Spiele
hergenommen, welches Pollux (IX, 116) folgender-
malsen beschreibt: i) de axansgöa, önxov sv f-isanj
ZQV7H]aavTag xaxamjyvvovaiv öid öi rnv TQvm]/.ia-
Tog öielQzai axoLviov, ov exaTegoiO-ev sig Exöeöerai,
ov ngng xfiv doxnv ßltnojv «AA' aneoiQanfisvng' o öe
Tov fzeQOv TiQog ßtav izXxiaag tug td vttJia avrov
TTJ dnxiö nQoaayaysiP, vixäv ovvog öoxü' xai tnvio
axaneQÖav skxnv Xiyovaiv. — Das Wort axaniqöa
6
42
lässt sich in seiner ersten Silbe mit clor, axänog,
ax^TiTQov, scapiis, Sciiaft (vgl. G. Curtius Griech.
Etym. I S. 136) zusaninienstellen, zumal der Pfabl
von Bedeutung in dem Spiele ist; hinsichtlich der
beiden letzten Silben soda aber wagen wir keine
Yerniutliung zu äufsern und weisen nur darauf hin,
dass das Wort sich grade durch diese Endung von
den Namen sämmtlicher andern von Pollux (IX, 110)
verzeichneten Spiele unterscheidet.
Die von Pollux gegebene Beschreibung des
Spieles findet sich im Wesentlichen auch bei Hesy-
chius (s. V.), Pliotius (s. v.) und Eustatbius (ad Iliad.
p. 1111, 25 ff.). Der leider nur unvollständig erhal-
tene Artikel von Hesychius stellt an den Anfang die
Notiz: ev zn'ig Jwvvointg ayo^iivrj, fügt aber zum
Schlüsse hinzu: x«t näv xo dvaxsQtg axanigda Xe-
yerai xal n naayiov axctniQÖrjg. Eustatbius bestä-
tigt letzteres mit den Worten: ix xnvxnv öi xal xa
övaxsgii navxa axaniqdav llsynv naQüiiiiaxiög dia
%6 inlnovov xijg nXxrjg xal avO-nXxPjg. Der sprich-
wörtliche Gebrauch von axaneQÖa ist an dieser Stelle
hervorzuheben; denn die Erklärung des Lampen-
reliefs beruht auf der Voraussetzung, das Spiel sei
in der römischen Welt so bekannt gewesen, dass
man auch eine gewissermal'sen indirecte Darstellung,
in welcher an die Stelle der gewöhnlichen Gegner
zwei ganz andere getreten sind, doch sogleich ver-
standen hat. Giebt man dies zu, so erklären sich
leicht die auffälligsten Thcile des Reliefs, der Pfahl
nnd das Tau, als wesentliche Werkzeuge beim Spiel,
wie auch die Haltung der Arme des Anioriu ihre
Deutung darin findet, dass die Spielenden gebunden
waren und zugleich einander den Piücken zuzuwen-
den hatten. Der kleine Amorin wird sich mit sei-
nen auf den Kücken gelegten gefesselten Armen
bemüht haben, den schweren Löwen regelrecht in
die Höhe zu ziehen, dieser aber, unfähig auf das
Spiel einzugehen und gereizt durch die Bewegungen
seines Gegners, springt auf und fällt ihn an. Es
war allzusehr axanigda, was der Kleine hier unter-
nahm , und da er gefesselt ist, können ihn nicht
einmal seine Flügel vor der Niederlage retten. —
Die dem Schwänze des Löwen gegebene seltsame
Form ist wohl durch unrichtige Charakterisirung
des Büschels entstanden, in welchen derselbe be-
kanntlich ausläuft. Findet sich das gleiche Ver-
sehen auf den anderen oben genannten Repliken
wieder, so darf man glauben, dass bei allen eine
und dieselbe Form benutzt worden ist.
Der Name des Fabrikanten der vorliegenden
Lampe war FKVGI. Er findet sich auf der unteren
Fläche derselben, und zwar mit erhobenen, nicht
mit vertieften Buchstaben. Diese Art der Buchsta-
ben ist freilich die seltnere, doch finden sich z. B.
in der Wiener Sannuluiig manche Beispiele davon
(vgl. Kenner die antiken Thonlampen des k. k.
Münz- und Antiken-Cabinets S. 2o n. 1). Der Fabri-
kantenname kehrt auf einer Lampe der Sammlung
Campana wieder (Catal. a. a. 0. n. 200).
Rom. A. Klüomann.
MIS GELLEN UNI) BEKICHTE.
S 1 T Z U N G S B E R I (J H T Vu
Berlin. Archäologiscli c Gesellschaft.
Sitzung vom 10. Januar. In der ersten Sitzung des
Jahres wurden zunächst die üblichen Geschäfte er-
ledigt. Hr. Wolff legte die Jahresrechnung mit
den Belegen vor, dieselbe wurde von den Herren
Adler und Wittich geprüft und dem Kassenführer
Der bisherige Vorstand \vurde
Decharge ertlicilt
durch Acclamation wiedergewählt, mit Ausnahme
des Hrn. Friederichs, welcher ausgeschieden ist.
Doch wurde bcsciilossen die Stelle eines zweiten
Secretärs einstweilen nicht wieder zu besetzen. Der
Vorstand für das Jahr 1871 besteht daher aus den
43
Hrn. Curtius als Vorsitzendem, Hübner als Secre-
tär und Wolff als Kassenflihrer und Archivar.
Nacbdeui sodann eine Conimission zur Revision
einiger Paragraplien der Statuten, bestehend aus
den Hrn. Curtius, Oorssen und Grimm eingesetzt
und der Bildhauer Hr. Albert Wolff als neues Mit-
glied der Gesellschaft aufgenommen worden, legte
der Vorsitzende die inl)altreiche Abhandlung von
W. Vis eher über die lokrische Inschrift von Nau-
paktos (vgl. Arch. Ztg-. 18(19 S. 113) vor, welche
von dem Verfasser in die Zeit nach dem Ende des
peloponncsischen Krieges gesetzt wird, ferner W.
Wattenbachs Passio sauclorum qnaluor corona-
torum, mit den von 0. Benudorf besprochenen, lür
die Archäologie wichtigen Angalien über den Be-
trieb der pannonischen Bergwerke unter Diocletian,
über den Aeskulapcultu. s. w. Hervorgehoben wurde
die gesetzliche Verpflichtung der Kurgäste, ihre Ge-
nesungsgeschichte inscliriftlich im Heiligthum zu be-
zeugen (curas hl praeconias aeneas infigere) mit Hin-
weisung auf die araxE^ievai ^eganslcii von Kos,
die nivaxeg von Epidauros u. s. w. Ferner wurde
W. Helbig's Aufsatz über die Darstellung des
Athmens in der griechischen Plastik (aus den Grenz-
boten) und Conze's Uebersiciit neuer Erscheinungen
der archäologischen Literatur (aus der Zeitschrift
für die österreichischen Gymnasien) besprochen.
Hr. Curtius legte dann die Photographie eines durch
Gröfse und vorzügliche Arbeit ausgezeichneten Grab-
steins vor, der eine sitzende und eine stehende Frau
darstellt, des letzten bedeutenden Ergebnisses der Aus-
grabungen am Dipylon von Atlien (s. Taf. 44). — Hr.
Hühner legte die für die Gesellschaft eingegangenen
Geschenke vor; es wird dafür den Gebern, den Hrn.
H. Brunn in München, Francesco Coppi in Modena,
B. v. Köhne in Öt. Petersburg und Alcidc Oliari
in Mailand der schuldige Dank öffentlich abgestattet.
— Hr. v. Sali et theilte einige Notizen über das
Berliner königliche Münzkabinet mit, welches
in den letzten Jahren unter J. Friedlaeuders Leitung
an griechischen, römischen und Mittelalter-Münzen
ebenso zahlreiche als wichtige Erwerbungen ge-
macht hatte. Darauf legte derselbe einige vor Kur-
zem aus Athen hierher geschickte griechische Mün-
zen vor, unter denen sieh besonders ein Tetradrach-
mon von Acanthus in Maccdonien mit dem einen Stier
anfallenden Löwen durch grolsartigen Stil und S'oll-
kommene Erhaltung auszeichnete. -»- Hr. H. Heyde-
mann legte eine, durch G. Jatta's Güte vermittelte
Durchzeichuung einer Hydria aus Canosa vor,
deren schöne, auf Phädra und Hippolytos bezügliche
Darstellung von allen uns erhaltenen Entwicklungen
und Bearbeitungen dieses Stotfes in Kunst und Dich-
tung der Alten abweicht und wohl als Bild einer
nacheuripideischen Tragödie gelten darf (vgl. Arch.
Ztg. 1870 S. .tI3). — Der kaiserl. russische wirk-
liche Staatsrath Freiherr v. Köhne aus St. Peters-
burg berichtete kurz ül)cr die Ausgrabungen im
Gouvernement Ekatarinoslaw. Dort befinden
sich die, unter dem Namen Zarskie kurgani
(königlichen Grabhügel) bekannten, schon von Hero-
dot erwähnten Gräber der Skythenkönige. Auf Vor-
schlag des Vortragenden Hess der Minister Graf
Perowsky vor etwa fünfzehn Jahren diese Gräber
öffnen. Man fand in ihnen eine grofse Anzahl höchst
merkwürdiger Gegenstände, namentlich ein goldenes
Schwein, welches eine Art Feldzeichen gewesen zu
sein scheint, Greife in Form der pantikapäischen,
mit Glöckchen versehen, welche wahrscheinlich einem
gleichen Zwecke gedient haben, goldene Platten mit
Thicrfiguren in Relief, von griechisch- asiatischer
Arbeit, bronzene Kessel, Pferdegeschirr n. a. Auch
nach dem Tode des Grafen Perowsky wurden die
Ausgrabungen fortgesetzt. Sie ergaben eine grofse
Anzahl Goldsachen, zum Tlieil von schöner grie-
chischer Arlicit: goldene Schwertgrifle , zahlreiche
Platten zum Schmucke von Gürteln und Kleidern,
eine prachtvolle grolse Silbervase mit Hautrelief-
Figuren, die ganze Erziehung des skythischen Pferdes
darstellend, eine treffliche Arbeit, wahrscheinlich
von einem griechischen Künstler am Hofe eines
Skythenkönigs gefertigt. Viele dieser Gegenstände
sind in den Publicationen der Ausgrabungs- Kom-
mission abgebildet. Zu einer andern Kategorie ge-
hört der in demselben Gouvernement der Erde ent-
nonmiene Schatz eines Huuneufürsten. Derselbe
besteht aus Sachen ganz eigener Form, welche an
die berühmten Goldsachen des Wiener Münz- und
6*
44
Antiken-Kabinets erinnern, die Hr. Dr. Franz Bock
den Alanen zugeschrieben hat. Originell ist eine
hohe Krone aus feinem Golde, deren Spitzen aus
Hirschen gebildet* sind und an deren Hauptstelle ein
schöner byzantinischer Canieo, ein Brustbild dar-
stellend, prangt. Ein anderes Diadem ist einfacher
und niedriger. Dann sind zwei Goldgefäfse vor-
handen, deren Henkel aus Thieren gestaltet sind,
ferner goldene Fettbüchsen, deren sich die Nomaden
noch heute bedienen, um durch Einreiben mit Fett
die Klingen vor Rost zu bewahren, u. a. Gegen,
stände mehr. Hoffentlich kann dieser Schatz bald
durch Photographieen dem gelehrten Publikum zu-
gänglich gemacht werden. — Hr. Major v. Rauch
legte zwei Münzen von Berytus in Phönizien
mit dem Brustbild des Kaisers El:igabal im Avers
vor, als einen neuen Beweis dafür, dass öfleutlich
ausgestellte Kunstwerke in den griechischen (oder
richtiger aufserrömischen) Städten auf Münzen vor-
kommen. Sie rühren aus einem im Jahre 1869 in
Beirut gemachten bedeutenden Funde griechischer
Kaisermünzen her. Auf der Hauptseite beider be-
findet sich das belorbeerte, gut ausgeführte Brust-
bild des Elagabal. Die Legende des Reverses ist
bei beiden Stücken: COL(onia) IVL(ia) AV6(usta)
FEL(ix) BER(ytus). Die eine zeigt in einer Gruppe
den Poseidon, die Nymphe Beroe (nach der Berytus
benannt ist) beim Wasserschöjifen raubend. Die
weinende Beroe hält ein einlienkliges Wassergefä's
in der Rechten und sieht sich angstvoll um mit
erhobenem, linkem Arm, welchen Poseidon in schrei-
tender Stellung, um sie fortzuziehen, erfasst. Die-
selbe Gruppe befindet sich auf der Spitze eines vier-
säuligen Tempels, auf dessen Ecken zwei weibliche
Figuren, einen Schleier im Halbkreis über sicii mit
ausgebreiteten Armen haltend, vorgestellt sind. In
der Glitte des Tempels sieht man die Statue der
Astarte (häufig auf Münzen von Berytus); vor ihr
auf einer Säule eine kleine Victoria. Zum Tempel
führen einige Stufen; unten, zur Seite der Treppe,
befinden sich zwei Tritonen auf Delphinen. Inter-
essant ist, dass uns durch die zweite Münze der
Standort der in gröfserera Malsstabe auf der ersten
Münze vorgestellten Gruppe bekannt wird. Hr.
Curtius gab sodann im Anschluss an frühere An-
deutungen (Arch. Ztg. 1870 S. SO) eine ausführlichere
Erörterung der Ausbeute, welche aus der von Hrn.
Eustratiades abgeschriebenen und von Hrn. Momm-
sen im Hermes (V, 129) behandelten Urkunde einer
Rentenstiftung für attische Topographie, namentlich
für den Bezirk der Mesogeer, zu gewinnen sei (s. ob.
S. 3 tr.). — Die Vorträge der Hrn. Wittich und Hüb-
ner wurden der vorgerückten Zeit wegen auf die
nächste Sitzung verlegt. — Hr. Eich 1er hatte ein
früher vou ihm publiciertes Gipsmedaillon mit dem
antik römischen Neujahrswunsch und den Gipsabguss
einer antiken Glaspaste mit dem Kopf der Pal-
las, ähnlich dem auf den bekannten Münzen von
Thurii, ausgestellt; dieselbe ist von Hrn. Friederichs
aus Athen mitgebracht und befindet sich jetzt hier
im Privatbesitz.
Sitzung vom 14. Februar. Die Sitzung begann
mit der Wahl des bisherigen aufserordentlichen Mit-
glieds Hrn. A. Holländer zum ordentlichen Mitglied.
Hr. Curtius legte dann von den letzten Funden
bei der Hagia Trias in Athen die schönsten
und besterhaltenen Grabreliefs in Photographien vor.
Hr. Hübner sprach über die durch Prof. aus'm
Weerth in Bonn im neusten Heft der Jahrbücher
des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande
gegebenen Aufklärungen über die Fälschung der
Nenniger Inschriften, durch welche dieselben
hoffentlich endgültig beseitigt sein werden, auch dem
Laienpublikum gegenüber, welches die längst da-
gegen vorgebrachten entscheidenden wissenschaft-
lichen Argumente nicht zu würdigen versteht. —
Hr. Adler legte das soeben erschienene erste Heft
der von Schülern der königlichen Bauakademie nach
durchgehends gleichem Mafsstab gezeichneten und
herausgegebenen Denkmäler der Baukunst vor;
die beiden ersten Hefte dieser durch Sorgfalt und
üebersichtlichkeit, sowie durch den ungemein billig
gestellten Preis (i^U Sgr. für das Heft) sieh aus-
zeichnenden Publication sollen den griechischen und
römischen Bauwerken gewidmet sein und emiifeli-
len sich als anschauliches Unterrichtsmittel auch
aufscriialb der architektonischen Kreise. Die in
Umlauf gesetzte Liste von Subscriptionen auf dieses
45
Werk fand zahlreiche Unterschriften. — Hr. Curtius
legte der Gesellschaft den ersten Band der RUieri
delle urne Elrusche vor, welche auf Veranstaltung
des Instituts für archäolog:ische Corre.spondenz in
Rom von Prof. Brunn herausgegeben werden. Er
gab eine Uebersieht über Verbreitung, Stil und In-
halt dieser Grabreliefs und wies nach, wie wichtis:
es sei, dass nun auch diese umfassende Gattung
von Denkmälern nach Vorgang der von Gerhard
herausgegebenen etruskischen Spiegel in systema-
tischem Zusammenhange durch deutsche Wissenschaft
bearbeitet werde. — Von dem der Gesellschaft vorge-
legten Grundriss des panathenäischen Stadion
bei Athen, dessen Ueberreste der Arciiitekt Ziller
im vergangenen Jahr aufgedeckt und in Erbkani's
hierselbst erscheinender Bau -Zeitung bekannt ge-
macht hat, nahm Hr. Wittich Gelegenheit zur Be-
sprechung des den meisten Anlagen dieser Art in
Griechenland zum Vorbild gedient iiat)enden Stadion
zu Olympia (s. oben S. 37ff.) — Hr. Heydemann
legte zwei Monumente mit Darstellungen aus der
Sage von Hippolytos uudPhädra vor, die schon
bekannt, aber in ihren Einzellieiten bis jetzt nicht
richtig erklärt worden siiul: das erste ist der Sar-
kophag in Constantinopel (vgl. Archäologische Zel-
tung Jahrgang 1857 Taf. 100), auf dem einerseits
Hippolytos als Verehrer der Artemis, andererseits
Phädra unter der Macht der Aphrodite dargestellt
ist; der Referent besprach dann — im Anschluss
an den der Phädra gegenüber befindlichen bogen-
schiel'senden Eros '— die seltenen Darstellungen des
Liebespfeile schiefsenden Eros auf alten ivunstwer-
ken. Das andere Monument ist ein V^asenbild der Ba-
silicata (abgeb. Monument! dell' Inst. 1S,')4 Taf 16),
dessen untere Streifen den inschriftlich bezeugten
Kampf des Theseus und Peirithoos gegen die Cen-
tauren enthält, während im oberen Raum die liebes-
kranke, trauernde Phädra in Gegenwart der Annne,
einiger Dienerinnen und des Pädagogen des Hippo-
lytos dargestellt ist. — Hr. Hühner gab endlich
noch aus einem Brief des Hrn. Murray vom britti-
schen Museum Mittheilungen über die Jüngste Reise
Hrn. Newton's (in dessen Begleitung sich Hr.
Murray befand) nach Griechenland und Kleinasien
und die damit zusammenhängenden Erwerbungen
für das brittische Museum.
Sitzung vom 7. März. Hr. Momnisen sprach
zuerst über die in Oxford aufbewahrte Handschrift
eines Theiles von dem grofsen Werk des berüch-
tigten Fälschers Pirro Ligorio aus Neapel über rö-
mische Alterthümer und das schwierig festzustellende
Verhältniss derselben zu den in Turin und Rom be-
findlidien umfangreicheren Theilen des Werkes. Er
machte auf die zahlreichen architectonischen Zeich-
nungen in demselben aufmerksam und lud die Her-
ren Architecten in der Gesellschaft ein, dieselben,
wenngleich mit aller Vorsicht, zu studiren, da die
Handschrift durch die preiswUrdige Liberalität der
Oxforder Bibiiotlieksvorstände zur Benutzung hier-
hergesandt worden ist. Derselbe legte sodann eine
interessante, durch Hrn. Wood in Ephesus neuer-
dings zu Tage geförderte, lateinische Inschrift vor,
deren Papierabdruck durch Hrn. Newton's Güte
an Hrn. Hühner gelangt war. Dieselbe bietet, wie
fast alle ephesischen Inschriften, der Erklärung man-
cherlei Schwierigkeiten, deren Lösung demnächst an
passender Stelle versucht werden soll. — Hr. Bot-
tich er hatte einen Abguss der vierseitigen Stele aus
Sparta aufgestellt, und trug daran anknüpfend die
S. 47 mitgetheilte Berichtigung vor. — Hr. Heyde-
mann, welcher die bestrittene Erklärung aufgestellt
hatte, gab in der sich daran anknüpfenden Discussion
die Irrtliündichkeit der einen Voraussetzung derselben
zu (dass nämlich beide Männer der Stele bärtig und
identisch wären). — Hierauf folgte die Wahl zweier
neuer Mitglieder, der Herren Baumeister Jacobsthal
und Prof Büehsenschütz. — Hr. Adler sprach
sodann über einige der architectonisch besonders
merkwürdigen, neuentdeckten Grabdenkmäler von
dem Friedhof bei der Hagia Trias in Athen, unter
Vorlage von Zeichnungen, welche auf seinen eige-
nen Aufnahmen und Messungen beruhen. Dieselben
werden in der archäologischen Zeitung veröffentlicht
werden. — Hr. Curtius knüpfte an den Vortrag
des Hrn. Adler noch einige Bemerkungen über neuer-
dings aufgefundene Inschriften desselben Fundortes,
welche sich auf die Gräber zweier in Athen verstor-
bener Gesandten der Kerkyräer beziehen. — Der
46
Architeet Hr. Seh w echten legte eiue Anzahl von
sorgfältigen Aquarellaufnahmeu der in den Kaiser-
palästen auf dem Palatin in den letzten Jahren durch
Hrn. Rosa aufgedeckten Wanddeoorationen vor, von
deren harmonischer FarbenWirkung und Durchfüh-
rung im Einzelnen die früher schon der Gesellschaft
von Hrn. Strack vorgelegten Photographien nur
einen sehr unvollkommenen Begriff zu geben ver-
mocht hatten. Die Gesellschaft fühlte sich daher
Hm. Sehwechten für die schönen Vorlagen zu be-
sonderem Danke verpflichtet. — Hr. Curtius legte
darauf die Zeichnung eines sehr merkwürdigen Mo-
saikfufsbodens von Lilleboune bei Ha vre vor,
welche er der Mittheilung des Hrn. C. ßössler ver-
dankt, der zuerst über diesen Fund an Hrn. de Long-
perier berichtet hat. Das Mosaik enthält in vier
Feldern die figurenreiche und wohlerhaltcne Dar-
stellung einer Hirselijagd, die mit einem Dankfeste
an Diana schliefst. Das Rundbild in der Mitte des
Ganzen hat einen durchaus griechischen Charakter. —
Hr. Hübner machte endlich noch einige Jlittheilun-
gen aus einem jüngst eingetroffenen Brief des Dr.
Gustav Hirschfeld, welcher auf seiner Reise nach
Athen eine Anzahl italienischer Städte, wie Verona,
Bologna, Pesaro, Aucona, Bari und Briudisi besucht
und daselbst mancherlei interessante Alterthümer zu
sehen Gelegenheit gehabt hat. lns))esondere be-
richtet er genauer über einen neuen jüngst durch
den Ingenieur Ihn. Antonio Zannoni in der Certosa
bei Bologna aufgedeckten etruskischeu Begräbniss-
platz, von welchem schon etwa 2(J() Gräber, theil-
weis von hohem Alter, untersucht worden sind
(s. oben S. 7). — Weitere Vorlagen der Herren
Heydemann und Hühner mussten der vorgerück-
ten Zeit wegen auf die nächste Sitzung verschoben
werden.
BERICHTIGUNG.
Im verwichenen Jahre hatte ein iMitglied un-
serer Gesellschaft es gütigst übernommen in einer
Sitzung für mich einzutreten, um meine Deutung
derselben spartanischen Stele mitzuthcilen die heute
wieder hier aufgestellt ist. Diese Deutung kann jetzt
nicht wiederholt werden, sie war aus No. 216 A des
neuen Verzeichnisses der Abgüsse des Königlichen
Museums gegeben, worauf ich verweise. Es mag
nur erinnert sein dass sie den Inhalt der Vorder-
seite des Werkes, auf Polyneikcs zurückführte der
eben die Eriphyle mit dem Geschenke des Halsban-
des der Harmonia besticht, sie damit zum Verrathe an
ihrem Gatten Amphiaraos bewegend; auf der Rück-
seite erkannte ich die Bestrafung der Verräthcrin
durd) den eignen Sohn Alkmaion: auf den Neben-
seiten, in jeder Schlange deren Blick und Bewe-
gung aufmerksam nach der Scene des Verrathes
gerichtet ist, die theromorphische Darstellung der
Erinyes. Für Letztere mag noch hinzugefügt sein,
dass sie die älteste, wenigstens mir bekannte Bild-
vorstellung dieser rächenden Dämonen ist; ob schon
Jemand vor mir in den Schlangen an diesem Monu-
mente die Erinyen erkannt habe, weifs ich nicht. —
Dem in der arch. Z. (1870 S. 20) sehr lückenhaft pu-
blicirten Berichte von dieser Mittheilung, war eine Bei-
lage als Entgegnung angeschlossen (S. 21), welche
meine Deutung als „zu gesucht und zu gelehrt" ver-
warf, anstatt dessen auf der Vorderseite des Monu-
mentes, die Begegnung zwischen Orest und Elektra
am Grabe des Agamemnon, auf der Kehrseite aber
den Orestes, eben die Klytämnestra mordend setzte.
Nur meine Auslegung der Schlangenbilder wurde
allenfalls adoptirt.
Hätte nun dieses wiclitigc Denknuil altpelojion-
nesischer Kunst, nicht die eminente Bedeutung welche
es nach meiner festen Ueberzeugung cinschlielst,
dann möchte es sich kaum lohnen auf dasselbe wie-
der zurückzukommen; allein wegen dieser Bedeu-
tung, welche durch seinen Fundort Sparta, mehr
aber noch dadurcii gesteigert wird dass es nicht
mythologischen sondern rein geschichtlichen
Inhaltes ist, konnte ich mich einer empfangenen
47
Aufforderung nicht entziehen, dasselbe licute noch
einmal „dem Urtheile der Archäologen vorzAdegen",
an welches die Entgegnung meiner Deutung appel-
lirt hat ' ).
Es versteht sich von selbst dass man gegen-
über einem solchen Bildwerke, 7Ainächst auch der
Entgegnung einmal in das Auge sehen muss um
deren Gründe zu wägen. Ich will nur die Haupt-
punkte derselben berühren und sie berichtigen.
1) Die Entgegnung redet von einer ..spartani-
schen Ära": ich habe das Werk als Stele bezeich-
net, eine Ära von solcher tektonisehen Form möchte
im ganzen Alterthume schwerlich zu finden .sein.
2) Von vorn herein wird gegen mich einge-
wendet, ,.dass in Sparta die Sagen der Orestie
den thebanischen an Heimathsrecht und Ruhm weit
überlegen sind, uud bei einem so alten Monument
sicherlich die entferntere Sage zurücktreten muss."
Diese Einwendung belehrt mich, dass das Heimaths-
recht der Orestessage nicht in Argos zu suchen sei,
wie ich bisher schon auf Grund der Zeugnisse des
Aescbylos, Sophokles und Euripides glaubte, son-
dern in Sparta. Von thebanischer Sage enthält
übrigens das alte Monument nichts, seine Bildnerei
behandelt nur zwei Vorgänge zu Argos in Bezie-
hung auf den thebanischen Krieg.
Hinsichtlich jenes überlegenen „Ruhmes" aber,
so knüpfen Geschichte und Denkmale — nicht blos
Sagen — an den Amphiaraos, den Alkmaion und
die Eriphyle, die zwei gewaltigsten Katastrophen,
welche Hellas vor dem Troischen Zuge berührt ha-
ben; es sind die beiden Kriege der Peloponnesier
gegen Theben, also gegen den alten Sitz der Har-
monia, von woher, wunderbar genug, so das verhäng-
nissvolle Halsband wie später das Prachtgewand an
Eriphyle kamen, deren allein wegen sie zur Urheberin
jener Kriegszüge wurde. Beide Ereignisse haben eine
nationale Bedeutung gehabt, sie haben Spuren und
Folgen hinterlassen die noch bis zum Absterben des
') Es versieht sich von selbst, dass wir die Verantwortung für
die hier ausgesprochenen geschicbllichen Ansiciiten ausschliefsüch
unserem geehrten Hrn. Mitarbeiter überlassen. A. d. R.
hellenischen Lebens unter den römischen Kaisern, un-
verlöscht geblieben sind. So beispielsweise nur, die
Stiftung der gro(sen panhellenischen Festspiele des
Zeus und Archemoros zu Xemea, durch Ampliiaraos
und die anderen sechs Fürsten: die Stiftung vom
Orakel des Zeus- Amphiaraos zu Oropos: die Stif-
tung des Orakels zu Mallos durch Ampbilochos,
des .\mphiaraos Sohn. Dieseiu gegenüber hat die
Orestessage ein sehr geringes, nur religiös -dogma-
tisches Gewicht, in ihrer BezieFiung auf die Blutsnhne
des delphischen Apollocultes. Ein unbedeutendes
Gewicht deshalb, weil das delphische Priesterinstitut
dieses ganze Dogma schon lange Zeiten vor dem
Auftreten des .Orest, nach Athen übersiedelt und die
Eupatriden hier zu seinen Trägern und Katharteren
gemacht hatte.
.')) Die Entgegnung setzt anstatt Polyneikes und
Eriphyle, „Orest mit Elektra welche sich wieder-
erkennen und umarmen," sie findet hierin das ..tyjo
GS xsqaiv des Sophokles" ausgedrückt: dabei reiche
Elektra dem Brtider einen Kranz, „um im Voraus
das Gelingen seiner That anzuzeigen." — Die Ueber-
reichung eines Kranzes bei dieser höchst wunder-
baren uud ganz unerwarteten Begegnung Beider, ist
eine Fiction; davon steht Ijci Sophokles kein Wort,
am wenigsten aber liegt es in dem urgirten ..b%io
OS yiEQGiv;'- aliein diese Fiction ist darum auch so
völlig verfehlt, weil sie mit dem superstitiösen Glau-
ben und dem Brauche der Helleneu in ganz offen-
baren Widerspruch tritt. Die Darreichung eines
einem Todten auf seinem Grabe als Todtenspende
geweihten Kranzes au einen Lebenden, würde das
denkbar unglücklichste Omen für letzteren gewesen
sein: es hätte für Orestes hier, den traurigsten Aus-
gang seiner That, es hätte seinen Tod .vorbedeutet.
Wie viel die Alten auf solche Vorbedeutungen ga-
ben, ist zu bekannt als dass es hier der Beispiele
bedürfte: niemals hätte Sophokles eine solche Scene.
in, die Elektra eintlechten können.
4) Beseitigt mau mit solchem Kranze weder
das fatale Halsband, noch Eriphyle und Polyneikes
von dem Relief, so bürgt für dasselbe auch ein an- ■
deres inschriftlich gesichertes Denkmal. — In einem
bekannten Vasenbilde (Annal. d. Inst. 1.S63, tav.
48
d'agg. G, zu p. 233) was hier zur Hand liegt, steht
vor dem sich zum Abzüge eben wappnenden Ani-
phiaraos die Eriphyle: sie trägt den kleinen Amphi-
lochos auf der Schulter und wird mit dem Hals-
bande in der Hand als solche charakterisirt. Wäre
nicht der Kriegsmann durch die Legende A0IAPEO^
neben sich kennbar, mithin auch die Eriphyle zwei-
fellos gemacht, dann würde man sicher dieses Hals-
band für einen Kranz halten den ein Weib einem
heimkehrenden Krieger darreiche, und es er-
schiene gewiss noch viel gesuchter und viel gelehr-
ter hier ein Halsband sehen zu wollen. Hinter Eri-
phyle steht Polyneikes, in der Bewegung seiner
Hände das Frohlocken über das Gd.'ngen des Ver-
rathes ausdrückend: Amphiaraos hat den Dreifufs
als Scliildzeichen, da ihn der delphische Gott schon
zum Mantis gemacht hatte.
5) Ferner hat man entgegnet, „die Schlangen
an den sclnnalen Querseiten bezeichnen entweder
die Heiligkeit des Monumentes, oder vertreten viel-
leicht die der Blutthat auf dem Fulse folgenden
Erinnyen." — Das ist ein Irrthum der auf einem
Sehfehler beruht. Wie das Monument zeigt, so ist
Wendung und Blick der aufgerichteten Schlangen
ganz bestimmt nach der Vorderseite, also auf die
vermeintliche Begegnung des Orest mit Elektra ge-
richtet: in dieser Scene geht aber die Blutthat nicht
vor, sondern umgekehrt auf der entgegengesetzten
Seite von welcher die Schlangen doch vollständig
abgewendet sind, auf die sie mithin gar keinen Be-
zug haben sollen.
()) Einen zweiten Sehfehler von noch einschnei-
denderen Folgen, begellt die Entgegnung indem sie
in beiden Männern auf l)eiden Seiten, eine und die-
selbe Person, den Orestes sieht, während das Bild-
werk doch otfenbar zwei ganz verschiedene Personen
zeigt. Auf der vorderen Seite, wohin die Schian-
gcni)licke gehen, hat der vermeintliche Orestes gar
keinen Bart: durch Zerstörung der Nase ist bl,os
scheinbar das Kinn stärker hervorspringend ge-
worden, es hat durchaus nur den Schnitt wie in
-allen gleichen archaischen Gesiclitshiklungcn, denn
der Mund blieb unversehrt; das Kopfhaar ist dicht
über den Schultern horizontal weggeschnitten, eine
Schnur umfängt es rings um den Kopf. — Auf der
hinteren Seite dagegen, hat der Mann einen bestimmt
ausgeprägten stark vorstehenden Spitzbart: das lang
über Schultern Brust und Rücken herabhängende
Kopfhaar, ist vom auf der Brust in einzelne Flecht-
stränge geordnet. — Soll man nun die Auslegung
des Bildwerkes durchaus in der Elektra suchen,
ungeachtet sein Ursprung doch Jahrhunderte vor
dieser Dichtung liegt, dann mUsste uoth wendig in
einem Zeiträume weniger Stunden, die bei Sopho-
kles zwischen der Begegnung beider Geschwister
an des Vaters Grabe und dem Eindringen in die
Königswohnung liegen, dem Orestes Haar und Bart
zu einer solchen Länge gewachsen sein. Dass er
sich vielleicht so maskirt hätte, um nicht erkennbar
zu sein, davon erwähnt Sophokles nichts: er war
ja von Niemand hier gekannt, selbst Elektra er-
kennt ihn blos an der arfgayis natQng (v. 1223),
nicht einmal den Pädagogen kennt man mehr, „we-
gen des Alters und der langen Abwesenheit" wie
der Dichter sagt. — In Wahrheit, stärker als durch
Bart und Haar, konnte in dem allgemeinen archai-
schen Typus in welchem diese Physiognomien ge-
halten sind, schwerlich bezeichnet werden dass
beide Männer ganz verschiedene Personen vorstel-
len sollten.
7) Hat man sich zum Beweise dass der spitz-
bärtige Mann dennoch der im Muttermorde begrif-
fene Orestes sei, auf das ganz bekannte Relief aus
Aricia berufen (Welcker A. D. 11, 8) wo der Heros
bärtig erscheint, so habe ich dieses Relief bei mei-
ner Deutung wohl erwogen, aber kein Gegenzeug-
niss darin für dieselbe finden können. Von diesem
merkwürdigen Relief fehlen leider die Abgüsse, ich
kann blos die Zeichnung vorlegen, es befindet sich
in Maiorca. Wohl habe ich vor einigen Jahren
einem Reisenden bekannten Namens, Herrn Dr.
Fiedler, welcher durch Spanien dorthin ging, die
Bitte an das Herz gelegt, ohne Ansehung der Kosten
einen Abguss davon für unsre Sammlung zu erwir-
ken, höre indess jetzt von Fiedler der nach Leipzig
heimgekehrt ist, dass seine Bemühung um einen
Abguss vergebens gewesen sei. Glaubt man aber
dass dieses Relief „aus derselben Kunstepoche''
49
stamme wie unser Stelenbild werk, dann liegt doch
die zeitlich weit jüngere Abkunft desselben deutlich
vor Augen.
So viel zur Beleuchtung der erhobenen Ent-
gegnung, um schliefslich meiner Auslegung eine
Vermuthung beizufügen, zu welclier der Kunsttypus
dieses Monumentes berechtigt das in seiner tekto-
nischen Form, meines Wissens, die älteste aller be-
kannten hellenischen Stelen, in seiner Rildnerei, die
ältesten Reliefgestalten acht archaischen Gepräges
aufbewahrt
Pausanias triift zu Sparta in der Strafse Aphe-
tais, ein Heroen des Amphiaraos. Es gehörte
unter den Denkmalen welche sich zu des Reisenden
Zeit dort noch fanden, wohl zu den ältesten, denn
er bemerkt über seine Abkunft, dass es noch vom
Agamemnon und Menelaos herrühre, welche das-
selbe dem Amphiaraos als ihrem nahen Ver-
wandten gestiftet hätten. Wie man sich dieses
Heroenmal nun auch denken möge, so kann we-
der von eiuem wirklichen Grabe, noch von einem
Kenotaphion die Rede sein: es bleibt vielmehr
blos ein Erinnerungsmal, ein Mnemeion mit be-
züglichem Bildwerke, auf der Stätte des Heroon
übrig. Ein Grabmal war unmöglich, denn Amphia-
raos war nicht gestorben, er lebte in seiner Trans-
formation weiter: Zeus hatte ihn, noch lebend, zu
Harnia entrückt, ihn als mimen corijuiicfum in seine
Gottgemeinschaft aufgenommen und zu seinem Hypo-
pheten im Orakel zu Oropos gemacht, so dass von
da ab Zeus hier eben so zum Zeus -Amphiaraos
wurde, wie Poseidon zu Athen durch Vereinigung
mit Erechtheus, zum Poseidon- Erechtheus. Bedenkt
man die Wahl des Bildvverklichen, so konnte ein
geschichtliches Erinnerungsmal für den Amphia-
raos, wobl durch nichts treffender bezeichnet wer-
den als mit jenen zwei Scenen: sie geben den An-
fang und das Ende der beiden Akte jenes kriege-
rischen Drama, dessen einzige Urheberin Eriphyle
gewesen ist. Die Vorderseite beginnt mit dem ersten
Akte; sie zeigt den Verrath des Weibes an ihrem
Gatten, ohne dessen Theilualune und Führung der
erste Kriegszug nach Theben unmöglich ward, der
bekanntlich mit dem Untergange des ganzen Heeres
endete. — Auf diesen Verrath allein beziehen sich
au den beiden schmalen Seiten der Stele, die beiden
Schlangen der Erynis. In Blick und Bewegung aus-
schliefslich nur auf diese Scene gerichtet, sind sie
als Zeugen derselben gegenwärtig: mit ganzer Deut-
lichkeit und Schärfe ist in ihnen der Gedanke der
wachend lauernden Poine ausgedrückt, welche die
Verrätlicriu zuletzt treffen wird. — Die Kehrseite
der Stele, enthält den Schluss des zweiten Aktes
vom Drama: sie zeigt die, vom scheidenden Am-
phiaraos dem Sohne aufgegebene Wiedervergeltung
an der schnöden Urheberin auch des zweiten Heeres-
zuges, nach der Rückkehr des Alkmaion von dem-
selben. — Alle diese Umstände erwägend nehme
ich keinen Anstand, in der Stele das Mnemeion des
Amphiaraos in jenem von Pausanias berührten He-
roon zu sehen, auch die Stätte zu Sparta wo die-
selbe vor einem Jahrzehnt aufgefunden ward, als
einen Punkt der alten l4(peTaig 6ö6g zu bezeichnen.
K. BOETTICHER.
ANTIKE BERNSTEIN -SCHNITZWERKE.
Hr. Geh. Rath Prof. Göppert in Breslau hat,
öffentlichen Blättern zufolge, am 2. März einen Vor-
trag über den sicilianischeu Bernstein gehalten und
darin gesagt, den Römern, welche bekanntlich den
Bernstein so hoch schätzten, scheine sein Vorkom-
men in Sicilien unbekannt geblieben zu sein. —
Nicht allein in Sicilien, auch in Lucanien kommt
Bernstein vor, und dort wenigstens ist er im Alter-
thum keineswegs unbekannt gewesen, denn man
Arcll. Zig., Jahrgang XXIX.
hat ihn verarbeitet. Nicht so gar selten findet man
dort im Erdboden — und zwar entfernt von der
Küste — rohe Bernsteinstücke und in Gräbern an-
tike Schnitzwerke, oft von recht ansehnlicher Grölse.
Aller dortige Bernstein ist von dunkelrother Farbe.
Damit des kostbaren Stoifs so wenig als möglich
verloren gebe, hat man ihn nicht zu willkürlichen
Gestalten geschnitten, sondern man hat die natür-
liche Form des rohen Stücks über die daraus zu
7
50
schnitzende Gestalt entscheiden lassen. Fast alle
Stücke sind durchbohrt, sie sind also als Zierrate
oder Amulete getragen worden. Ich habe in Lu-
canien einige solche Stücke für unsere Sauuulung
angekauft, andere sind in Neapel erworben worden.
Sie sind im Antiquarium unter Glas ausgelegt. Das
gröfseste Stück ist ein flaschenförmiges mit einem
liegenden Löwen verziert, andere stellen eine Har-
pye, Köpfe von Faunen, Gorgouen, Widder u. s. w.
dar; das beste ist eine weibliche Gewandtigur, den
etruskischen Bronzefiguren im Styl und in der Klei-
dung verwandt. Ein kleines Stück zeigt eine antike
Goldfassung. Die dabei befindlichen Arbeiten aus
honiggelbem nordischen Bernstein stammen aus Rom
und aus Köln.
J. Fkiedi.^nuer.
R E I S E N 0 T I Z E N.
1. Die von Couze im arch. Anz. 1S67 S. hß*
aufgeworfene Frage, ob das Mädchen auf dem Re-
lief im Garten Giusti zu Verona schläft, ist zu ver-
neinen; es bat dieselbe oflenc Augenbiidung wie
die anderen erhaltenen Köpfe.
2. Die Inschrift von dem Salpionrelief (arch. Z.
1870Taf.24) ist sicher modern; es zeigen dies aufser
dem ganzen Charakter der Schrift besonders die am
A und an dem an den oberen Ecken glatten fl un-
ten angebrachten hakenfönuigen Querstriche ( TT ).
Aber auch die Arbeit des Reliefs ist als modern
zu bezeichnen; die Brutalität der Linien, auch in
den Gesiehtsformen der verhüllten Frau, tritt viel
schärfer hervor, als die Photographie es zeigt; fer-
ner sind die Umrisse der Figuren gegen den Grund
gerade abgeschnitten, was mir an griechischen Flach-
reliefs nicht vorgekommen ist. Ich habe übrigens
in Uebercinstimmung mit dem Bibliothekar Hrn.
Frati in Bologna nur die Arbeit modern genannt;
der moderne Künstler arbeitete nach der Antike;
wie weit das ging, entscheide, ich nicht.
:). Bei Pesaro ist ein höchst alterthümliches
Werk gefunden (jetzt im Hof des Plospitals, wel-
chem das betreffende Grundstück gehört): eine
Steinplatte, auf welcher ein Schifltskampf eingeritzt
oder besser in Relief en rreux (denn die Treunungs-
linien sind ein wenig breit) dargestellt ist. In näch-
ster Zeit wird der Professor Oderici in Parma das
Werk veröffentlichen.
4. In Bari am Porto nuovo zeigte mir Hr.
Löhrl, ein für Kunst und Alterthum begeisterter
deutscher Kaufmann, einen unten abgebrochenen
Säulenstumpf (0,76 M. hoch, 0,60 breit) mit folgen-
der Inschrift:
CXXVIII
IMPCAESAR
DIVINERVAEF
NERVATRAIA
Der Stein i.st am Hafen bei der Anlage dicht am
Meere einige Meter tief gefunden worden. (Die
Zahlen (',14 hoch, die Buchstaben 0,06 — 007; die
zwei ersten Zeilen etwas gröfser als die folgenden.)
Athen. G. Hirschfel'd.
NEUESTES AUS ATHEN.
Nach Mittheilungen von Ende .\iiril, welche
wir Hrn. Dr. Hirsch fei d verdanken, ist man nun
auch am Ostrande der Stadt Athen auf einen alten
Begräbnissplatz gcstofsen, wo man einen Grab.stein
in seiner ursprünglichen Stellung gefunden hat.
Dieser Platz liegt an der „Peireieusstrafse," dem
Orphanotropheion gegenüber in der Ecke der Strafse
und des „Ludwigsplatzes," wie er nach dem von
mir herausgegebenen Stadtplane von Athen auf bei-
folgendem Holzschnitte angegeben ist: *
Wnlft/j^^u^.
A
: :i
i T a
a
LUDWIGS-;
PLATZ :
t
51
Der Grabstein, nach Westen gerichtet, trägt oben
die Namen 'Ovt]aiiitng und L4v&>]dojv in einer Reiiie;
darunter zwei Rosetten; darunter nach rechts Fhi-
xega. Das Relief mit vier Figuren (bärtiger Mann
stehend, Frau sitzend, Mädchen stehend, Knabe mit
Vogel in der Hand am Knie der Frau stehend) ist
von geringer Arbeit. Das Grab, aus grofseu Stei-
nen zusammengesetzt, ],6(t lang, 0,fiö breit, 0,40
hoch, enthielt ein vollständiges Geiippe und zwei
kleine Vasen, schwarz mit rotiien Palnietten. Es sol-
len hier fünf (jräberschichten über einander liegen.
Beim Alibruche eines Thurms der Panagia Pyr-
giotissa sind Fragmente von Ephebeninschriften,
Ehrendecreten, Kiinstlerinschriften (Eucheir und Eu-
bulides) zum Vorschein gekommen. Wichtig ist ein
Denkpfeiler, 1,275 hoch, mit einer bis auf den Rand
links wohl erhaltenen Inschrift: tj e^ Idgeinv näyov
ßnvhj xal rj ßnvXfj tiov e^axnaKov xal n drji-ing rnv
fTTifielrjirji' T/yc xara rrjv Ttnliv d}'ngäg Otölav (Di-
Stov Pa^tvni'Gim' «per/Jg "vexev.
Bei der Kapelle des aTavQtopevng nixQog (vgl.
Aug. Mommsen Athenae ChrisHanae p. 56) ist ein
Mosaik römischer Zeit zu Tage gekommen.
Der grofse Wasserbehälter am Lykabettos, von
dem Stuart noch zwei zur Fa(;ade gehörige Säulen
sah, ist schon im Herbste vom Demarchen ausge-
graben und wieder in Stand gesetzt, zugleich mit
der Leitung bis Ampelokepoi. Am Lykabettos ist
die Prytaneninschrift (^vy^ 21. Sept. 1S70) gefun-
den, aus dem 15. Jahre nach der ersten Anwesen-
heit Hadrians, dem Jahre des Praxagoras aus Tho-
rikos. Der Inschriftstein befindet sich jetzt vor dem
im Bau begrifi'enen Museum an der Patissiastrafse.
E. C.
ZUR APHRODITE MIT DER STEPHANE.
(Arcbäolog. Ztg. 1870 S. 91.)
Zur Erklärung des Motivs dient ein Vers des
Reposianus de conciibitu Martis et Veneris 80 ff. (in
Riese's Anthologie 1 S. 17o):
A qiiotiens Faphie viiJlum iiienfila furevds
Luinine converso senim innisavit aniaiiiem!
Verbera saepe dolens meutita est diilcia serlo.
Hier ist freilich Mars, niclit Amor, der Gegen-
stand der zärtlichen Züchtigung; doch war die Si-
tuation dem späten Dichter wold aus älteren Mustern
geläufig. Das moderne Epigramm in Meyer's An-
thologie N. 1500 (2 S. 19;-!)
Quid naium cacdit Venus? Arcum perdidit u. s. w.
ist vielleicht durch ein antikes Kunstwerk veran-
lasst worden. E. H.
ÜBER EINE ANGEBLICHE DARSTELLUNG DER TYCHE MIT PLUTOS.
Unter den Welcker'schen Auszügen aus den
Papieren Zoegas, auf der Universitätsbibliothek zu
Bonn, findet sich ein Schreiben Zoega's an den Erb-
prinzen Friedrich vom ll.December 17!)0, welches
ich im folgenden mittheile:
„In der Bildhauerkunst ist nichts neues hervor-
gebracht worden, man rechne denn dahin eine Gruppe
von Pacetfi's Erfindung, von alten und neuen Stücken
zusammengesetzt und in der römischen Anthologie
als eines der merkwürdigsten Ueberbleibsel alter
Kunst beschrieben. Die Idee ist ihm wahrschein-
lich von einem unserer gelehrtesten Antiquare mit-
getheilt; denn sie ist aus Pausanias, wo er unter
den in Athen in seiner Zeit vorhandenen Statuen
die Friedensgöttin, den jungen Plutus, des Reicb-
tliums Genius, im Arm beschreibt und den Cephi-
sodotus als den Meister dieses Werks nannte. Pa-
cetti also, welcher einen Torso einer bekleideten
Frauenzimmerstatue von mittelmäfsiger Arbeit ohne
Kopf, Arme oder irgend ein Attribut besafs, und
zugleicli ein sitzendes nacktes Kind mit einem Blu-
menkranz auf dem Kopfe und einem Cornucopiae
auf dem linken Aira, weiches vermuthlich einen
Harpokrates vorstellte, denn die Stirne, die bei die-
sem Gott ein charakteristisches Ornament zu haben
pflegt, und der rechte Arm, der so gebogen zu seiu
52
scheint dass die Hand zum Munde zurückkommt, man-
gelten — Pacetti machte aus diesen zwei Stücken,
in Marmor und Arbeit ganz verschieden, und aus
einem andern alten Frauenzimmerkopfe der sicher
nicht zu diesem Torso gehörte, die hochgepriesene
Gruppe. Die Arme hat er hinzugethan. Die Frie-
densgöttin hält in der Rechten einen Oelzweig von
Bronze und zeigt denselben dem Plutus, welcher
auf ihrem linken Arm sitzt und seine rechte Hand
gegen ihr Kinn zum Liebkosen ausstreckt. Das
Ganze ist mit einer Art Patina überstrichen, so dass
die verschiedenen Marmore, der neue und der alte,
eine Farbe bekommen. Und nun wird der Lieb-
haber erwartet, welcher angelockt durch die gelehrte
und zierliche Beschreibung in der Anthologie diese
wohl conservirte Antike kaufe. Es ist ohne Zwei-
fel interessant zu wissen, wie man hier zu Werke
geht, um neue und wichtige Monumente zu er-
schaffen, mit welchen theils die hiesigen Museen
vermehret, theils und noch mehr die reichen aus-
wärtigen Sammler versehen werden. Man vermuthet,
dass die erwähnte Gruppe zugleich mit einer Menge
anderer zum Theil ebenso ächter Antiquitäten, welche
im vorigen Sommer für das Königlich Preussische
Museum gekauft worden sind, nach Berlin gehen
werde."
Es konnte mir nicht zweifelhaft sein, dass die
in Visconti's Opere varie II p. 1.39 f. mit der Anmer-
kung l'uulnf/rafo si conserva presso il cav. Pietro
Visconti nipole dell' aiilore abgedruckte Beschreibung
dieser Gruppe mit der von Zoega angeführten iden-
tisch sei, obwohl Labus in der Vorrede zu diesem
Band p. XII sagt, dieselbe sei unediert. Die Anto-
logia ist mir hier nicht zugänglich; aber eine Mit-
theilung von befreundeter Hand bestätigt, dass sich
diese Beschreibung in der Antologia romana in
Nummer 14 vom üctober 1790, p. lOö f. des 17.
Bandes, mit einer einzigen stilistischen Abweichung
— statt si sla attualmente alla stia primiera itäegritd
restilueiido heisst es in der Antologia si sta attual-
menle alla primiera sua itäegritd restituendo — wört-
lich wiederfindet. Der Aufsatz ist daselbst anonym
und geht mit dieser Beschreibung nicht zu Ende,
sondern es folgt, ohne Unterbrechung, die Anfüh-
rung anderer Antiken bei Pacetti und eines eignen
Werkes desselben, welches la Ninfa Imera vorstellt.
Die Gruppg ist nicht nach Berlin gekommen,
sondern befindet sich in den Gärten des Vatican,
und kann, da die Aufstellung einer bequemen Be-
trachtung des einzelnen nicht günstig ist, den Be-
schauer leicht irre führen. So glaubte Friederiehs,
wiewohl ihm die Mittelmäfsigkeit der Arbeit nicht
entging, doch (nach Pausan. IX, l(i, 1. 2. I, 8. 2)
attische Erfindung voraussetzen zu dürfen und dachte
au eine Copie einer der von Pausanias erwähnten
Gruppen, Eirene mit Plutos von Kephisodot — welche
seitdem von Brunn in der Leukothea nachgewiesen
worden ist — oder Tyche mit Plutos von Xeno-
phon oder eines analogen Werkes derselben Epoche
(BuUett. deir Ist. 1861 p. 67); und Stark, dem ebenso
wie Friederichs die Beschreibung Visconti's in den
Opere varie entgangen zu sein scheint, billigte die
Benennung Tyche und Plutos (Nuove meniorie dell'
Ist. p. 2.53 ff.)
Ich erinnere micli zuerst durch Schöne gegen
die Gruppe misstrauisch geworden zu sein, deren
Hauptfigur diejenige Weise des Standes zeigt, welche
besonders durch die Venus von Milo und die Victoria
von Brescia bekannt ist. Eine genaue Untersuchung
wird ohne Zweifel die Angaben Zoega's bestätigen
und lehren, dass genügende Anhaltspunkte für die
von Pacetti vorgenommene, von Visconti in jenem
anonymen Aufsatze gebilligte Ergänzung nicht vor-
handen waren.
Bonn. Reinhard Kekule.
(Mai 1871)
VASENSAMMLUNG DES MUSEUMS ZU PALERMO.
(Vgl. Archäologische Zeitung 187» S. 1 1 ff. 42 (T)
Hierzu die Abhiiiliingen Taf. 'ij. 41). i7. 'i8.
H'6) Amphora aus Gela; h. O^^O Meter. Zeich-
nung leidlich gut; unter dem Ful's ist eingeritzt: A.
Die eine Seite, deren Abbildung auf Taf. 45 er-
folgt, zeigt eine herbeifliegende Fliigelfrau (Nike) in
doppelstoftigeui Chiton und Haube, an Uhren und Hals
geschmückt, die in beiden Händen ein Geräth trägt;
darüber eine unleserliche oder wenigstens mir un-
verständliche Inschrift POEDA- Am Boden steht
ein Altar mit Flammen. Auf der Rückseite flieht
vor der nahenden Gottheit ein Manteljüngling, in
der Linken einen Stock, die Rechte hebend und
zurückblickend. — Das von der Nike getragene
Geräth findet sich bekanntlich, allerdings mit Ver-
schiedenheiten, auf verschiedenen Vasenbildern (z. B.
Mnller-Wieseler H, 2'JGf/ und Gab. Fouitales 33), wo
einige J^rklärer einen Käfig erkennen wollten; doch
liefs Jahn (Vasen mit Giddseli. S. 4, Anm. lOj diese
Erklärung fallen, weil bei einer Toilettenscene
aus Kertsch (Stephani Compte rendu 1860 pl. I)
dasselbe Geräth unter anderen Badeputzgefäfsen
sich vorfindet; richtige wirkliche Käfige vgl. z. B.
Stephani I.e.; Luynes Descr. de vases 37; Wieseler
Tbeat. und Bühnenw. IX, 'J. Uass an einen Käfig
nicht zu denken ist, zeigt unser Vasenbild, welches
aber auch verbietet darin einen Kasten zu sehen, —
wie ich zuerst that, durch den Deckel und dieFüfse
verleitet — , denn man sieht ja deutlich den linken
Unterarm, der auf der hinteren Seite das Ding ge-
fasst hält. Vielleicht trifft folgende Vermuthung,
wenigstens für das hier veröft'entlichte Vasenbild,
dass richtige: sollte das Gestell etwa zum Schutz
der Opferflamme dienen, wie wir z. B. auf den
Grabreliefs der Haterier über dem Feuer des Altars
kleine Schutzdächer angebracht finden (Mon. dell'
Inst. V, 7. 8; vgl. Benndorf- Schöne Lat. Mus. S. 214
Arcluiul.,;; Zif., .I.iliii;;ilis X.\l.\.
u. 231)? Hotfentlich giebt ein späterer Fund einmal
sichere Antwort und Lösung.
■34) Lekythos, ebendaher; H. 0,14; die Zeich-
nung ist ungemein zart und fein; abgeb. Taf 4(1.
Auf einem Altar, der lorbeerbekränzt und mit Blut
befleckt (vgl. Conze Gott. gel. Anz. 18R7 S. b91) ist,
sitzt traurend ein Jüngling mit Chlamys und Keule.
Ob aber Herakles in ihm zu erkennen sei, dünkt mich
zweifelhaft: man müsste dann etwa an jenen von
Hera über den jungen Helden verhängten Wahnsinn
(Diod. 4, 11) denken, als er vom delphischen Orakel
über seine Frohnzeit beim Eurystheus erfahren hatte.
Treffender ist wohl die Erklärung auf Theseus, der
auf dem ßco/ing ciQ'/alng Msiliyjnu z/ing am Ke-
phisos sitzt, um von den Phytaliden gereinigt zu
werden wegen seiner Blordthaten auf der Isthmi-
sclien Strafse (Paus. I, 37, 4).
35) Lekythos aus Girgenti: H. 0,4.5; Umf. 0,43;
sehr feine Zeichnung. Eine Frau, mit Chiton Mantel
und Haube bekleidet, hält in der Rechten einen
Helm; die Linke ist auf den zur Erde gesetzten
Schild (Zeichen: Schlange) gestützt; vor ihr steht ein
Jüngling lorbeerbekräuzt, welcher sich den Panzer
anlegt; hinter ihm lehnt seine Lanze an.
36) Krater (Jahn II, 53) ; H. 0,37 ; zerstört. —
A. Ein Jungling, um das Haupt die Tänie, eilt
fort, nach einem bärtigen Mann zurückblickend, der
mit Mantel und Stock versehen ist; der Jüngling
hält in der Rechten einen Helm, in der anderen
Hand einen Schild (Zeichen: Mann mit Schild eilig
laufend), ß. Mann in Mantel, mit Krückstock.
37) Krater (Jahn II, .53); H. 0,.39; flüchtige
Zeichnung. — Auf einem Viergespann steht ein bär-
tiger Mann in langem (Wagenlenker-) Chiton, in
den Händen Zügel und Kentron haltend. Ihm eilt
8
54
entgegen Athene, mit Helm Schild und Speer, zum
Theil durch dje Rosse verdeckt. Auf der Rück-
seite ist in roher Zeichnung eine Frau zwischen
zwei Mauteljünglingen gemalt.
38) Amphora (Jahn I, 38); H. 0,2-2; feinste
Zeichnung. — A. Ein JUngling, in Chlamys und mit
Dojjpellanze, steht vor eiuer auf einem Lehnstuhl
sitzenden Frau, welche eifrig.st mit ihm spricht. Sie
ist in Chiton und Mantel, auf dem Haupte eine
Strahlenstephanc, und hat die Beine übereinander-
geschlageu; ihre Linke liegt auf dem Schoofs, die
andere Hand ist gehoben. B. Eine Frau, in Chiton
Mantel und Haube, hält iu der Rechten eine Schale.
39) Krater (Jahn H, 53) aus Girgenti; H. 0,41;
Umf. 1,06; feine Zeichnung. A. Ein bärtiger Mann
(Zeus), um das Haupt die Tänie, über den Armen
die Chlamys shavvlartig tragend, verfolgt eine Maid,
die er schon mit der Linken gefasst hat, während
er in der Rechten das Scepter bebt. Die Jungfrau,
in Doppelcliiton und Mantel, mit Stephane und Ohr-
ring versehen, blickt entsetzt um. B. Eine ihrer
Genossinnen, in der 1. Hand eine Fackel haltend,
flieht den Blick zurückwendend. Abg. bei Politi
Cinque Vasi de premio Taf. 4. b (Separatabdruck
aus La Coucordia, Giornale Siciliano H no. 14); vgl.
Bull. Nap. I p. 14; unten no. 43.
40) Krater (Jahn H, fio), ebendaher; H. 0,30;
Umf. 1,0"). A. Kaineus wird von drei Kentauren, von
denen zwei mit Felsblöcken, der dritte mit Baum-
stannn bewaffnet ist, in die Erde gestampft; der
Held verwundet den einen Kentauren mit der I^anze.
Inschrift KA02 (sie). B. Drei Manteljünglinge. Ab-
geb. l)ei l'oiiti Cinque Vasi de premio Taf. G; vgl.
Bull. Nap. I p. 14s.
41) Krater (Jahn II, 53), ebendaher; II. 0,:-;7;
Umf. 1,00; sehr flüchtige Zeichnung. A. Ein bär-
tiger Mann, im Mantel, auf den Stock gestützt, ist
im Gespräch mit einer vor ihm sitzenden bekleideten
Frau, wciclie ihm einen Zweig zeigt; über ihnen
hängen ein Schuh, eine Sandale und ein Alabastron.
Hinter dem Manne steht ein Jüngling, mit Mantel
und Stock, zuhörend; oben sind eine Sandale und
eine Tasche aufgehängt. Eine Säule dient zur Be-
zeichnung des iinieren Hauses. //. Diei Mantel-
jünglinge, deren mittlerer ohne Stab ist. Abg. bei
Politi Cinque Vase di premio Taf. 1; vgl. Bull. Nap.
I p. 13 s.
42) Sog. Campana, ebendaher; H. 0,34; Umf.
1,04; feine Zeichnung. A. Eine Bacchantin, Inder
Rechten den Thyrsos, eilt mit erhobener Linken auf
den bärtigen Bacchus zu, der ihr entgegenkommt;
in den Händen trägt der Gott den Kantharos und
einen traubenschweren Weinstock. B. Ein bärtiger
Mann, über dem linken Arm die Chlamys, in der
erhobenen Linken eine Schale, bebt in der Rechten
den Krückstab uud blickt zu dem ihm folgenden
jungen Flötenbläser um, dessen hohe Pumpstiefel
Beachtung verdienen. Zwischen beiden, die festlich
bekränzt sind, ein Hund. Abg. bei Politi Cinque
Vasi Taf. 2. 3; vgl. Bull. Nap. I p. 14.
43) Sog. Campana, mit den vorhergehenden vier
Vasen (no. 39—42) 1841 in einem Grabe bei Gir-
genti gefunden; Höhe der Fig. 0,23; Durchm. des
Gefäfses 0,53 Meter; saubere schöne Zeichnung.
A. Auf dem geflügelten Schlangenwageu sitzt Triptole-
mos (^OM3v/OTni*lT), in der Linken das Scepter
und Aehreu, iu der Rechten eine Schale haltend; ihm
will Demeter (AEMETER) einschenken, weichein
der Linken gleichfalls Aehren hält. Hinter ihr steht
Keleos (KEV EO^), erstaunt die Rechte hebend;
eine Säule begränzt hier die Darstellung. Hinter
Triptolemos sehen wir Kora (Ä^A<^3*^^(l)), mit
Schale und Aehren, und Hippothoon (HirPOGON)-
Abg. bei Politi Cinque Vasi Taf. 7 ; VA. cer. UI, G2.
Vgl. Archäologisciie Zeitung 1843 S. 12 tf; Bull.
Nap. I p. 15 ss; Stcphani C. R. 1859 p. 82 ss. no. 17;
Ghd Eleusis III S. 392, u\ ß. Zeus (lEV^)
thronend, von Thetis (OETI^) und Eos (^09H)
bestürmt wegen der Entscheidung des Kampfes zwi-
schen Achill und Memnon. Abgeb. Politi 1. e. Taf 8;
R. Rochette Peint. de Pom]). p. 5; Overb. Sagenkr.
22, 10. S. 527, (iU; Panofka Zufluchtsg. III, 1 (ohne
die Inschriften!); vgl. Arch. Ztg. 1. c; Bull. Nap.
I !>. k; uud p. 81.
44) Sog. Caiice aus Gela; H. 0,38; Umf. 0,94.
A. Auf einem Stuhl sitzt ein bärtiger Mann, um das
Haupt die Tänie, um die Brust das Wehrgehänge;
oben hängt ein l'ilos. Er hält in der Linken eine
55
Lanze (saumler) und in der Rechten eine Schale, in
die eine vor ihm stehende Frau aus einer Kanne
in der Rechten eingiclst; das Weib ist in Chiton
und Mantel (der sich über ihrem Haupte wölbt),
mit Stepliane und Armbändern geschmückt, und
stützt die Linke auf einen Schild (Zeichen: Stern)
neben sicli. Hinter dem sitzenden noch ein Jüng-
ling mit Chlaniys, Wehrgehänge und Lanze. B. Ein
nackter Jüngling mit Stab zwischen zwei Mantel-
jUnglingen, deren einer gleichfalls einen Stab hält.
4r)) Sog. Vaso alle colonette (Jahn II, . 5.3 ), aus
Girgenti; H.0,3n; [Jmf.0,<.(9; feine Zeichnung. A. Ein
Mann, in den Mantel gehüllt und auf den Stock ge-
stützt, spricht mit einem Manteljüngling, der in der
rechten Hand ein Ei oder eine Frucht hält. Noch
zwei Manteljünglinge im ües])räcii, der eine mit einem
Stab versehen. Inschr. KAAOC- B. Zwei Mantel-
jünglinge bei einer ithyiihallischen bärtigen Herme.
46) Amphora, nach unten zugespitzt (Jahn I, 4.ö),
aus Girgenti; H. 0,54; Umf. L09; Zeichnung flüch-
tig und nachlässig. Da die gesammten auf die
Midassage bezüglichen Bilder der interessanten Vase
in den Mon. dell' Inst. IV, 10 gut abgebildet sind,
so unterlasse ich der Kürze wegen hier die Be-
schreibung der zahlreichen Figuren, und bemerke
nur, dass das Geräth, welches im dritten Bildstrei-
fen ein junger Satyr ( der in der Rechten einen
Eimer trägt) auf der linken Schlüter herbeibringt,
sicher ein Kottabosständer ist (vgl. Annali 1868
p. 223 sq ). Vgl. Braun Bull. 1 84;) p. oö und An-
nali 1844 p. 200 ss; Panofka Archäolog. Ztg. 1845
S. 87tf; Cavedoni Bull. 1846 p. 141.
47) Amphora (Jahn I, ;}()), ebendaher; H. 0,.38;
Umf. 1,0(1; feine schöne Zeichnung. A. Die Dar-
stellung der Vorderseite erinnert in jeder Hinsicht
an die herrliche Vase mit der Feier des Bacchos
Perikionios durch Bacchantinnen aus Nocera de'
Pagani (im Museum zu Neapel no. 2419; abg. z. B.
Mus. Borb. 12, 21; u. öfter): wir sehen drei Bacchae,
die eine mit Thyrsos und Kantharos, das Haar ge-
löst, die zweite mit Leier und Plektron, die dritte
mit zwei Fackeln welche sie zur Erde senkt; alle
drei sind bekleidet und bekränzt. B. Eine Frau
mit Trinkhorn steht vor einer zweiten mit Thyrsos ;
daneben ein Jüngling, der sich auf seinen Thyrsos
lehnt.
48) Dickbauchige Amphora i Jahn I, 38 ); H.0,20;
die feine sehr flüchtige Zeichnung der Vorderseite ist
abgebildet auf Taf. 45. Auf der Rückseite sind zwei
Manteljünglinge gemalt; einer mit einem Stock. —
Ebenso einfach als die Ilauptdarstelluug des Gefäfses
scheint, ebenso fraglich ist die Erklärung. Denn
man könnte, nach Analogie des Eros Phthonos auf
der Meleagervase im Museo San Angelo (no. 12;
vgl. Kekule Strenua festosa p. 8 ss.) oder des Eros
Talas auf der von Jahn verötfentlichten Sapphovase
(Abh. der Sachs. Ges. III, I, 1 p. 712 ss), hier sehr
wohl einen feindlichen Eros erkennen, dessen Liebe
der verfolgten Maid den Tod bringt. Doch scheint
es gerathener in dem Flügeljüngling, welcher mit
gezücktem Schwert dahineilt, einen der Boreaden
(vgl. z. B. Ghd Auserl. Vas. 153) zu vermuthen,
welcher, gleich seinem Vater Boreas in Liebe zu
einer Sterblichen entbrannt, sie verfolgt; mülsig wäre
die Untersuchung, ob Kaiais oder Zetes vom Vasen-
nialer gemeint sei; auch der Name der Geliebten
bleibt uns vorläufig unbekannt'). Die nicht grade
zarte Art, durch Drohungen mit Schwert oder Lanze
die verfolgte Geliebte zu erschrecken und zu er-
haschen, findet sich bekanntlich oft genug auf Va-
senbildern; vgl. Jahn Arch. Beitr. S. 34 ft'.
IL
U n t e r i t a 1 i s c h e \' a s e n b i 1 d e r .
Die folgenden scheinen mir der Beachtung
werth :
49) Skyphos mit schwarzen Figuren; Müchtige
Zeichnung; viel gebrochen und restaurirt. Antik ist
nur die Darstellung der Vorderseite: auf einer
grofsen Schildkröte liegt auf dem Bauch ein bär-
tiger Mann, mit den Händen sich festhaltend. Hinter
ihm ein FelsstUck mit Zweig. Etwa der ( vom The-
seus herabgestürzte) Skeirou?
M) Skyphos; Dm. (3,30; H. 0,23 Meter; rothfig;
leichte feine Zeichnung. A. Auf einem Fels sitzt ein
') .\uf oiiRT Scliale [iiit ctnisliisi hen i\;iiiiiMi , dcTcn Lesung
aller niclil ganz siclinr isl . verfiplgt Zeles (Zetun) eine Maid, die
l'huipa (?) Iieifsl: n.Mi/cn Itull, I.SäO p. 124 s.
8*
56
Ijärtiger Satyr, in der Rechten den Thyrsos; die Linke
ruht auf dem höher gesetzten Knie; das Hauiil ist in
Vorderansicht gemalt. Vor ihm bläst eine Frau (in
Chiton) die Doppelfiöte. Auf einer Stele neben dem
Satyr liest man seinen, von den sicilianischen Archäo-
logen (I.e.) nicht richtig entzifferten, Namen: ONhA-
EEYOE (sic!i; der dritte Buchstabe ist wohl sicher
ein N, der vorletzte ein 0, so dass wir einen neuen
Satyrnamen 'Ovvaasvng erhalten, über dessen Ab-
leitung — sei es von omg und aeino, was für einen
Satyr gewiss sehr ])assend, sei es von nvtvr]ai, was
sprachlich richtiger scheint") — ich nicht zu ent-
scheiden wage. B. Die Rückseite zeigt eine auf
Fels sitzende Frau, in Chiton Mantel und Strahlen-
stephane, welche in einen Spiegel schaut; man sieht
das Gegenbild im Spiegel. Vor ihr steht ein Jüng-
ling, in der Rechten einen Stab, über der linlvcu
Schulter die Chlamys. Abg. und besprochen von
De Spucches im Builettino della commissione di an-
tichiti'i e belle arti in Sicilia 1864 läse. 1. p. IGss.
und fasc. 2 p. 15 s; vcrgl. Salinas ebend. fasc. 2
p. 1 1 SS.
51) Dickbauchige Amphora; H. 0,.^7 , Umf. 0,97;
rothtig; feine leichte Zeichnung. A. Eine Frau, in
Chiton und Mantel der auch ihr Hinterhaupt ver-
hüllt, ist im Gespräch mit einem Jüngling, welcher
in der Rechten eine Strigilis, in der Linken eine Tänie
hält. Daneben eine Frau in Chiton und Stephane, die
einem vor ihr stehenden Eros einen Lorbeerkranz
aufs Haupt setzt. Der Gott, den rechten Fufs auf
Gestein gesetzt, hält den Kopf hin und reicht der
Maid zugleich mit beiden Händen Früclile. B. Drei
ManteljUnglinge, der mittlere ohne Stock.
52) To])f mit Kleeblatttülle; H. u,22; rothtig.
flüchtige Zeichnung; gebrochen. Auf einer Basis
steht ein Jüngling, in der Rechten einen Lorbeei'-
baum, die Linke mit Chlamys in die Seite gestemmt
(Apollon?); er ist im Gespräch mit einer vor iiini
stehenden Frau, welche, in Chiton und Stephane,
die Linke in die Seite setzt und die Rechte hebt.
Ein Tigerclien zwischen beiden spiingt zum Gott
^) Wobei Jf<lrsiii:il ilas liijppt'lte N als ein I-cIiNm- des Malers
angcnuiiiinin wird.
wie ein Hund empor. Hinter der Frau (Baccha?)
eine Stele.
.53) Sog. Campana; H. 0,27; rothf; später Styl.
A. Ein Jüngling, bekränzt, mit (um den Hals ge-
knü])fter) Chlamys und hohen Stiefeln, in der Lin-
ken eine Keule, naht und streckt die Rechte vor, im
Gespräch mit dem auf einem Tigerfell sitzenden
Papposilen, der in der Linken eine Doppelflöte hält
und die Rechte im Gespräch hebt. B. Zwischen
zwei Manteljünglingen eine Stele.
54) Campana; H. 0,24; rothf; flüchtige Zeich-
nung. A. Auf dem Pegasos sitzt Bellerophon, auf
dem Rücken Petasos und Chlamys, und zückt die
l^anze gegen die dreigestaltige Chimaira. B. Zwischen
zwei ManteljUnglingen eine Stele.
55) Dickbauchige Amphora; H. 0,28; rothfig;
später Styl. ./l. Auf Lehnstuhl sitzt eine Frau, in Chi-
ton und Mantel, in der Linken einen Spiegel, in dem
ihr Gesicht sichtbar ist. Vor ihr ein Jüngling, auf
dessen vorgestreckter Rechten eine Ente sitzt; er
zeigt das Thier der hinter der Herrin stehenden
Dienerin, welche dem Vogel eine Schale hinhalten
will; dieselbe ist in Doppelchiton. Oben eine Tänie.
B. Drei Manteljünglinge, einer ohne Stock.
56) Skyphos; H. 0,1G; rothfig; später Styl.
A. Ein lorbeerbekränzter Jüngling (Herakles?) streckt
die Rechte mit einem (theilweisc ergänzten) Topf
vorwärts; er trägt au der linken Seite den Köcher
und hält in der Linken die Keule. Vor ihm eine
Stele; oben ein Kranz. B. Eine Frau, in Chiton
und Mantel, eilt mit Schale und Kanne herbei. Vor
ihr gleichfalls eine Stele.
m.
E t r u s k i s c h e V a s e n b i 1 d e r.
Es liegt nicht in meiner Absicht, die meistens
bekannten Vasen der ehemaligen Sammlung Casuccini
— cf Catalogo del Museo Casuccini (Siena 1862) —
noclimals zu besclireiblän; ich werde nur kurz an-
geben, welche publieiiten Gefäfse ich im Museum
zu Palermo vorfand, und dieser Uebersicht einige
unbekannte in Beschreibung anschliel'sen.
57) Folgende Vasenbilder des Etrusco Museo
57
Chiusino (Fiesole 1^;?2)') sind in Palermo: Taf. 35
(= Panofka Gr. Eigennamen mit xalög II, 2); 45;
48; 60 (viel gebrochen); Ü8; 69; ISO (viel gebrochen);
Sb—81; 88; 95; 106. 107; 109—111; 113; 114; 134;
137; 140; 141; 152; 153; 154; 158; 160; 162; 165;
167; 169. 170 (grobe überschmierte Zeichnung);
171. 172; 177; 194. 195; 196; 197—199; 200—202;
205—207; 209—211; 214. 215 (grobe Zeichnung;
viel gebrochen).
58) yog. Calice; H. 0,42; Umf. 0,89; rothfig;
A. Geburt des'Erichthonios; abgeb. Mon. dell' Inst.
III, 30; El. cer. I, 85 A; vgl. Bull. 1837 p. 22; 18,38
p. 82 s; Braun Annali 1841 p. 91 ff; Jahn Arch.
Aufs. S. 63 ff. B. Rohere Zeichnung. Kcphalos, in
Stiefeln und mit Chlaniys, flieht, die Rechte mit Pe-
dum (?) hebend, vor Eos, welche in Doppelchiton
und Haube ist; er blickt zur Göttin um. Ein Ge-
nosse, mit Keule, flieht gleichfalls erschreckt von
dannen.
59) Der Stanmos mit Herakles' Kampf gegen
die Hydra — abgeb. bei Gerhard Auserl. Vasenb.
148; vgl. Welckcr A. D. III S. 259; Konitzer Her.
und Hydra S. 11,2 — ist ebenfalls im Museum zu
Palermo; H. 0,35; Umf. 0,93 Meter.
60) Ebendort ist das schöne Parisurtheil, das
im sog. Grabmal des Porsenna gefunden wurde;
die Hydria hat H. 0,38; Umf. 0,92; abgeb. Braun
Lab. di Pors. 5; Ghd Apul. Vas. D, 2; vgl. Overb.
Sagenkr. S. 226, 58; Welcker Alte Denkm. V, S. 407,
60; u. a. m.
Cil) Ampliora mit der Vermählung der Thetis
und des Peleus vor Cheiron; H. 0,:!4; Umf. 0,94.
abgeb. Inghiranü Mus. Chius. 45. 46; Vasi fitt. 77.
78; Gal. omer. II, 235; Donati Delia mauiera d' iu-
terpretare le pitt. vasc. Tav. 3. p. .■)3 ss; Ovcrb. 8, 6.
8. 197, 46.
()2) Topf mit schwarzen ücliefs; 11. 0,44; Umf.
1,10; abgeb. Micali Storia degli i)<)p. ant. italiaui
(1832) Taf. 22; iVlüller-Wieseler I, 280.
63) Schwarzfigurige Amphora, viel gebrochen;
^) Da (lies buch iii Palurini) niclit vui li.iiKlfii u,ir. su war ah
auf iiifiii Geüüchlniss und mi'ine iNulizi'ii angewiesen uiul hesihiaiike
mich daher auf die inil Figuren hemailen Vasen, von ilenen icii l,eine
wesentliche übergangen zu haben glaube.
H. 0,.35; Umf. ungefähr 0,85: Geburt der Athene;
abgeb. Meinorie romane di ant. e belle arti IV, 10
p.1.54 (Dorow); Jlicali Storia (1832) 79; Mus. Chius.
119; Nicard Manuel d'archeol. XXII, 19; Elite cer.
I, 57.
64) Verschiedene Alabastra — das gröl'ste ist
0,35 Meter hoch — mit gemalten Thierfiguren und
Ornamentenfiillung.
65) Hydria, H. 0,34; mit vier Streifen voll von
gemalten Thierfiguren und Ornamenten.
i]C)) Skyi)hos, zerstört; H. 0,^5; rothfig. Auf
der einen Seite fliegt ein Eros mit einer Schale auf
eine bärtige ithyiihallische Hernie zu; die andere
Seite konnte ich niclit sehen.'
(;7) Kylix, rothfig; Dm. 0,23. — ./. Ein Jüng-
ling auf einer Kline liegend, in der erhobenen
Rechten eine Schale zum Kottabosspiel gefasst; unten
eine Fnfsbank. A. Ein sitzender Manteljiingliug im
Gespräch mit zwei anderen, die sich auf Stöcke
lehnen und von denen der eine in der Linken einen
Beutel hält. B. Aehnliche Darstellung.
68) Sog. Amphora alle colonette; H. 0,40; rf. —
A. Auf einer Kline, vor der ein Tisch steht, liegt
ein bärtiger Mann, in der Rechten die Schale zum
Kottabosspiel gefasst; vor ihm hängt ein Mantel (oder
Korb). B. Ein Jüngling, über dem vorgestreckten
linken Ann die Chlaniys, eilt herbei.
69) In mehreren Exemplaren findet sich ein klei-
ner Skyphos (Jahn I, 10; Dm. 0,08; rothf.), der auf
jeder Seite eine Eule zwischen Olivenzweigcii hat.
Die unbeholfene Zeichnung verräth Nachalimung.
70) Schwarzfig. Skyphos (H. 0,16; Din. 0,22);
flüchtige Zeichnung. Auf jeder Seite wiederholt sich
die folgende Darstellung: reclits und links von einem
Baum (Olive?) mit weilausgespannten Zweigen, un-
ter dem ein Reh stellt, ist je eine Frau in Ciiiton
und Mantel gemalt, deren eine die linke Hand, die
andere aber die Rechte erhebt. Unter den Henkeln
je ein weifser Vogel.
71) Schale, rotiif; Dm. 0,22 Metr; Zeichnung
flüchtig; die Abbildungen der Aul'senbilder (Taf. 4K)
Kind einer Zeichnung im Arch. App. des Museums
zu Berlin entlehnt. Das Innenbild zeigt einen Krie-
ger, in Helm und Schurz, mit Lanze und Schild,
58
dessen Zeichen ein baumschwingeuder Kentauros
ist. A. Ein naciiter Krieger, bärtig und behelmt,
in der Linken einen runden Schild i Zeichen: gleich-
falls ein baumsehleudernder Kentaur), stöfst einem
Jüngling, der mit seinem verwundeten Ross gestürzt
ist, das Schwert in die linke Oberschlüsselbein-
grube *); in reichen Strömen Hielst das Blut aus
dieser Wunde. Der Jüngling ist in feinfältigem
Doppelchitou und Chlamys; das schmerzvolle Ge-
sicht en face gerichtet. So weiblich seine Tracht
auch immerhin ist, können wir, bei vollständigem
Fehlen der Brüste, doch nur an einen Jüngling den-
ken; ich glaube kaum zu fehlen, wenn ich ihn
Troilos nenne, den Achilleus ermordet. Denn als
troischen Ursprungs charakterisirt ihn anl'ser der
weichlichen Tracht (vgl. z.B. Overbeck 15, 5; G) auch
noch der phrjgisch gekleidete Begleiter, welcher,
in der Rechten eine Streitaxt, erschrocken entflieht.
Das Fehlen irgend einer Andeutung von Polyxena
findet ein Analogen in der Schale des Euphronios
(Ghd Auserl. Vas. 224ss; Overb. 1. c; vgl. Welcker,
A. Denkm. V, S. 474, 40; Brunn Künstlergesch. II,
S. 684, 4; u. s. \v.), wo allerdings die Inschriften jeden
Zweifel verbieten. Zu beachten ist das gewaltsame
der Composition, das immerhin leidlich widergege-
ben ist. B. Wer der von zwei Kriegern angegrif-
fene erliegende bärtige Held ist, den das andere
Aufsenbild der Schale vorführt, wüsste ich nicht zu
sagen; seine Körpergröfse, welche aus dem küust-
lerischen Bestreben nach Isokephalismos (vgl. Frie-
dericlis Hansteine S. 10) zu erklären sein w'ird, kann
keinen Anhalt bieten. .So flüchtig die Zeichnung ist,
so l(il)enswcrth dünkt mich die Composition.
12) Amphora, schwarzfig; H. 0, .3 8 Meter; Zeich-
nung flüchtig und grob. A. Zwei bärtige Kentauren,
deren einer vorn menschliehe Füfse hat, reichen sich
die Rechte; die linke Hand haben sie gleichmäfsig
gehüben und an den Baumstamm gelegt, der zwi-
schen ihnen steht. Zwei andere Bäume neben den
Kentauren. B. Unter einem Palmbaum sitzt Apol-
bm. lorbeerbekränzt, im Mantel, mit Leier und
Plektron, einer Frau gegenüber, welche im Gespräch
*) Vpl. z. n .'licnsd lici Glid Au?. V.ns. Si'.l nn.i dio lichligc
Bemerkung Im'i Hr.iuii Huiii. iMu-. liuiiH S. .iliS.
die Rechte hebt; sie ist mit Chiton und Mantel be-
kleidet (Leto oder Artemis).
7.3) Amphora (Form bei Jahn I, .38), rothfig;
H. 0,;)0; Zeichnung flüchtig. — A. Ein bärtiger Mann,
bekränzt, den Mantel shawlartig über beiden Ar-
men, verfolgt eine Jungfrau, die erschrocken flieht
und zurückblickt; in der Rechten hält er einen
(ScepterVJ Stab, dessen Bekrönung durch die Frau
verdeckt wird — Zeus'?? B. Ein bärtiger Mann,
bekränzt und mit einem Mantel versehen, der in
der Linken einen Schlauch trägt, höbt den Zeige-
finger der Linken hoch und blickt zu dem ihm
folgenden Jüngling um; dieser hält in der Rechten
ein Gefäfs (Skyphos) und streckt die linke Hand
nach dem Schlauch ans. Er ist gleichfalls bekränzt
und bemäntelt.
74) Rothfignriger Skyphos; H. 0,27; Dm. 0,30;
leider sehr zerstört; jederseits zwei Reihen von
Darstellungen. A. Oben: In der Mitte ein Altar mit
Opfergaben. Von links naht ein bärtiger Mann, in
Mantel, Patera und Schwert in den Händen; ihm folgt
ein Jüngling der einen Widder herbeiführt, indem
er ihn von hinten umhalst. Von der anderen Seite
nahen drei Jünglinge, der erste mit Mantel und
Schwert, der andere, gleichfalls bemäntelt, flöten-
blasend; der letzte, welcher nackt ist, hebt die Rechte
und hält in der Linken einen Stab ('?). Alle drei
haben ebenso wie der erstbeschriebene bärtige Mann
um den Koiif eine Tänie nnt einer kleinen gebo-
genen Spitze über der Stirn: Friedrichs glaubte
darin den Krobylos sehen zu dürfen (Bausteine I
S. 2'.J), was Conze mit Recht zurückweist (Beitr. zur
gr. Plast. S. 34, 4). Letzterer erklärt es ..vielleicht
für das Ende der Binde". Ich mochte (nach den
unzähligen Beispielen, die das Neapeler Museum
darbietet, zu schlielsen) glauben, dass wir dabei nicht
an eine wollene weiche Binde zu denken haben,
sondern etwa an einen Broiizcrei/' mit einer kleinen
schmückenden Erhöhung über der Stirn, ß. Oben:
Zwei Jünglinge, einer in Mantel, beide mit Stöcken,
im Gespräch. Aufscrdcm ein nackter laufender Jüng-
ling, ein Mantcljüngling und ein dritter, der sich
im Fanstkampl' übt.
Den unteren Streifen nehmen ringsum Kampf-
59
scenen ein : ob Kentauren und Lapitlien, ist bei der
Zerstörung der Bilder niciit mehr zu behaupten,
aber wahrscheinlich. Ein Jüngling- kämpft mit Keule
und Bogen gegen einen Jiingling, der Lanze und
Schild führt; von einem anderen Paar kämpft der
eine mit Schild und Felsstiick, der andere mit Schild
und Lanze. Dann eine Gruppe von Kära|)fern, deren
einer wohl ein Kentaur ist; sicher den Kampf eines
Kentauren gegen einen Jüngling zeigt die vierte
Gruppe. Aulserdem noch zwei Jünglinge.
75) Schwarzf. einierartiges Gefäfs ohne Henkel,
mit Deckel. H. 0,27; Dm. 0,20; sauber ausgeführte
Zeichnung. Auf dem Deckel A. erwürgt Herakles
den Löwen; rechts und links stehen als Zuschauer
je zwei Männer, in Mänteln und mit Lanzen, von
denen einer bärtig ist. B. Fünf Jünglinge, in Chi-
ton, reiten eilig auf eine Stele zu; unten verfolgen
vier Hunde einen Hasen. Zwischen diesen beiden
Vorstellungen ist keine sichtliche Trennung.
Am Bauch. A. Ein Krieger, ganz bewaifnet,
zückt umblickend das Schwert gegen eine Frau,
welche seine Rechte snl xoQniZ gefasst hat, wäh-
rend sie mit ihrer Linken den Schleier vom Gesicht
zieht; wohl Menelaos und Helena (vgl. Heydemann
Iliupersis S. 22, 3). Vor Menelaos stehen zuschauend
zwei Mantelmänner mit Lanzen, ein Krieger und eine •
Frau; hinter Helena gleichfalls zwei Mantelmänner
mit Lanzen, ein Krieger und eine Frau, die einen
Kranz hebt. Hier und da Inschriftspuren, aus denen
sich jedoch kein Name gewinnen lässt. B. Um einen
Jüngling zu Ross stehen im Gespräch ein Jüngling,
der die Rechte hebt, ein bärtiger Mann mit Lanze,
ein zweiter bärtiger Mann und ein Jüngling, die
beide bemäntelt sind und die Linke erstaunt heben,
ein Mann in Mantel und mit Lanze, und endlich ein
Mantcljüngling. Inschriftspuren auch auf dem Bihle
dieser Seite, die von der anderen nicht weiter ab-
gegrenzt ist.
76) Gegenstück zum vorigen Gefäl's, dem es in
Form Gröl'se und Zeichnung völlig entspricht.
Auf dem Deckel ist ringsum ein Tanz (xögSa^)
von acht Frauen und acht bärtigen Männern gemalt,
zum Theil mit obscönen Bewegungen. Die Frauen
sind in enganliegenden Tricots, welche vom Hals
bis kurz über die Scham reichen, die Männer da-
gegen nackt. Ucberall Inschriftspuren. Am Bauch
zwei Darstellungen, zwischen denen keine sichtliche
Trennung angebracht ist. A. Herakles, in der Lö-
wenhaut, die Keule in der Rechten, hebt die linke
Faust geballt (drohend?); ihm gegenüber findet sich
Athene, welche den Schild vor sich hält; sie ist
in Chiton Aegis und Helm und hält in der Rechten
die Lanze. Hinter Herakles stehen zuschauend ein
bärtiger Mann, in Mantel und mit Lanze, und ein
Jüngling, der über den rechten Arm die Chlamys
trägt und die Linke verwundert hebt; aulserdem ein
bärtiger Mann, welcher ein Pferd (oder MaulthierV)
bändigt. Diese drei Figuren widerholen sich auf
der anderen Seite hinter der Göttin. Inschriftspu-
ren, diu aber ebensowenig wie beim vorigen Gcfäfse
einen Namen liefern. Eine Abbildung dieser interes-
santen Darstellung wäre gewiss sehr erwünscht, da
auf antiken Monumenten ein Zwist zwischen Hera-
kles und seiner Beschützerin ebenso neu ist als ihre
trauliche Freundschaft häufig dargestellt wird (vgl.
z. B. Welcker Alte Denkni. III, 5. S. 38 ff. ; Heyde-
mann Bull. 18G1I p.;)7). Leider war es mir unmöglich,
eine Durchzeichnung zu nehmen: vielleicht darf ich
mich der Hoffnung hingeben, durch die gütige Unter-
stützung meines Freundes, des Herrn Prof. Saunas,
die Vorstellung später einmal zu veröffentlichen.
B. Ein Krieger, in Helm Panzer und Beinschienen,
mit Schild, hebt drohend das Schwert gegen einen
hinter iiim befindlichen bärtigen Mann welclier, be-
mäntelt und mit einer Lanze versehen, ruhig dasteht.
Hinter diesem Manne sind als Zuschauer gemalt:
eine bekleidete Frau, die in der erhobeneu Linken
einen Kranz hält, und ein bärtiger Mantelmann mit
Lanze. Andererseits stehen vor dem Krieger zwei
bekleidete Frauen, welche in der erhobenen Rech-
ten je einen Kranz halten, und zwei bärtige Män-
ner, in Mänteln und mit Lanzen.
77) Den Beschluss dieser Uebersicbt der Vasen
des Museums zu Palermo möge eine Vase gleich-
falls der ehemaligen Samndung Casuccini machen,
welche zwar schon seit Jahren bekannt ist labg.
Annali 1848 tav. d'agg. Kj, aber ihre richtige Er-
klärung noch nicht gefunden hat. Da ich für die eine
60
ihrer interessanten Darstellungen die zweifellos rich-
tige Deutung zu geben vermag, für die Rückseite
wenigstens eine wahrscheinlichere Vermuthung als
die bisherigen zur Beurtlieilung vorlegen zu können
glaube, so wird die nochmalige Veröffentlichung
der betreffenden Vasenbilder (auf Taf. 46. 47) nach
einer von mir gefertigten Durchzeichnung gerecht-
fertigt sein. Die Vase ist ein sog. Stamnos (Jahn
I, ."(1; H. 0,20; Umf. 0,80; mit Deckel). Die jetzt
theilvveise verletzte Zeichnung der rothen Figuren
ist flüchtig, sogar roh; um so anziehender sind die
Darstellungen: ich beginne mit derjenigen, deren
Deutung kein Ikdenken zulässt.
A. Vgl. Braun Bull, dell' Inst. 1838 p. 84ss;
Jahn Annali 1848 p. 217 ss; Overbeck Sagenkr.
S. 789, 2; Heydemanu Arch. Ztg. 1870 S. 18.
Von den drei Figuren dieses Gemäldes (Taf 46)
sind zwei nicht schwer zu benennen. Zur Rechten
des Beschauers naht leisen Schrittes der krumninasige
Charun der Etrusker, auch aus Vasenbildern (mit
oder ohne Beischrift) wohlbekannt"). Zwar ist er
dort schrecklicher und scheufslichcr dargestellt, als
hier, mit struppigem Haar, Thierohren und fletschen-
den Hauern, aber die krumme Nase unseres Dä-
mons ven-äth trotz der milderen Auffassung deutlich
seiuen Namen; auch die Rückenflügel sprechen nicht
gegen Charun") und sind zum Ausdruck seiner un-
fehlbaren Schnelligkeit so passend als möglich. Auf-
fälliger ist das Fehlen des grolsen Hammers, den
dieser Todtengott sonst immer bei sich trägt; aber
er würde in unserem Bilde das leise sichere Besitz-
nehnien des Opfers durch Auflegen und Zugreifen
der Hände nur stören und iiindern. üebrigens wird,
falls man überkritisch die Benennung unserer Figur
als Charun ablehnen wollte, in der Erklärung des
••) Koljjemle sind mir in Zi'icIinungiMi lii'kimnt:
a. Mnn. ineil. MV Insl. 183 4. II, '.I: (;;iliinpt liecisnüt ."ili.
L Arcli. Zig. 18fi3, 180,3; Dennis F.lriir. II Tuelkiipler; «cihl mit
der l.iiynes'sclicn Sainnilung in den l.onvri' gekommen.
K. Berlin Nu, IG'.'I : abg. Amlirosch de Clurunle Taf. '>. 3.
d. Berlin No. If)2-.': alj»:. Amhroseli 1. c. Taf. I.
*) Mil Hiickenlliigpjn linden wir ilin — durch den Hammer als
Cliarun gesichert, aber künslicriscb vervielfälligt — in den Wand-
gemälden des Grulla del Cardinale genannten lirabcs zu Tarqninii:
ahg z II. Micali Storia (1832), 6."i; MüMer- Wieseler I, 33f). nnd Sfler
JVgl. auch Mon. dell' Inst. IX, I 'i. 1.i].
Flügelmannes nichts wesentliches geändert: er bleibt
immer ein Unterweltsdämon, dem Charun verwandt,
nur für uns dann namenlos'); ich jedoch stehe nicht
an, Charun selbst zu erkennen und iim im Folgen-
den so zu heifsen. Dem Unterweltsgotte gegenüber
steht Athene, durch Lanze und Aegis zur Genüge
gekennzeichnet; letztere nicht wie gewöhnlieh über
Brust und Schultern geworfen"), sondern über den
Kopf gezogen, so dass die Schlangen um das Ge-
sicht herumzüngeln. So kleidet sich ja auch ihr
Liebling Herakles mit dem Löwenfell, und mit dem
Ziegenfell über dem Haupte erscheint Juno auf
etruskischen Monumenten (z. B. Müller -Wieseler I,
299; vgl. n, GSa)"). Zugleich erhöht im Verein mit
Charun diese seltsame Tracht das Schauerliche der
Scene. Die Göttin hat den linken Fufs auf ein
todtes'") Rind gelegt, und während die Linke die
Lanze iiält, weist der Zeigefinger der anderen Hand
auf ein am Boden aufgestelltes Schwert. Zwischen
den beiden Gottheiten aber steht ein junger Mann,
über den linken Arm die Chlamys, sonst nackt; er
hat in der Linken die Scheide des Schwerts, die
Rechte aber hebt er gen Himmel, im Gespräch
mit Athene. Um seinen Namen können wir nicht
verlegen sein: es ist Aias Telamonios, der sich
in sein Schwert stürzen will. Man höre nur als
besten Commentar zum Vasenbilde den Anfang des
sophokleischen Monologs (Aj. 815 ss; vgl. dazu Jahn
Hermes HI S. 175 ff):
o fih' arpayevg earrjxev fj toiiwraxog
ysvniT av, el' fw xai luyiCeadai axo^-rj,
diognv fiev avöqng "ExrnQng ^ivMv sfinl
fiäXiara fuat^d^evzng, hidiainv ü^' ogäv.
nentjye 6' ev yfj noXsi-iict rrj Tgtoädi,
aidrjQnßgiÖTi i^riyavrj v£rjxnvr]g'
enrj^a 6 avtnv ev negiaieiXag f.yiö,
') Odi'r scillli' man etwa an M a n l ii s denken?? V(;l. I'reller
Rfim. Myth. S, -ilifl (I. Ausgabe).
"j Abneichiingen davun sind im Ganzen selten, linden sich aber;
man vgl. *z B. Müller- WIesoler II, 'illia; Laborde Vas. Lamberg
I, 93; 11. a.
^} V^;l. auch die Hncchantin, welche ein Tigerfell so über ilen
Kopf gezogen hat: Ingbirami Vasi litt. 374 = Miliin Peint. d. Vas. I, 7.
'") Zwar siebl man keine Wunde, aber die Lage des Thieres,
vor Allem der eine forlgestreckle Hinlerfufs, charakterisiren es als todt.
61
svvovavaTov ziiiS' avöfji öiä Tä%nvg &aveiv.
ovT(o /iisv svax£vnv/.i£V ax ds tiüvöe fini
ai) TiQiÖTng, w Zev, xal yuQ eixng, aqxaonv. xtL
Was der Dichter iu einer Reihe zeitlich auf einan-
der folgender Begebenheiten wiedergiebt, drängte der
Künstler, auf den diese Vasenzeichnung zurückgeht,
in einen Moment bildlich zusammen: das Tödten
der Ilecrden im Wahnsinn auf Anstiften der Athene,
die Reue und den Selbstmord. Das Schwert des
Hektor ist aufgepflanzt, Aias rechtet noch mit den
Göttern und der feindlichen Göttin, welche, den Fufs
auf einen der getödteten Stiere gesetzt, mit der
Rechten auf das Eisen weisend, ihm fast gebiete-
risch den einzigen ehrenvollen Weg zeigt, den Aias
gehen kann und gehen wird : schon ist Charun da,
bereit sein Opfer zu packen; leise und unbemerkt
naht er, die Hände begierig vorgestreckt, und of-
fenbart uns die unabänderliche Zukunft (863 ss.j —
— — Xaiqex^ w rgntf/jg sfioi'
zovi)-' {'/.UV A^lag Tovuog vaxaxov ^qoeI,
TCc d ai.X Iv 'Aidov xnTg xäiut f.ivi)-i^ao^ai.
einen späteren Moment geben und den Wahnsinn
nicht kennen ") oder wenigstens nicht andeuten.
Das eine Bild {B) zeigt den bärtigen Helden im Begrifl'
sich ins Schwert zu stürzen, das im Boden aufge-
pflanzt ist; er ist schon auf die Knie gesunken und
streckt beide Arme aus, zum letzten Anruf an Zeus
und Helios, die Erinyen und den nnitnalng 'Egitiig
yßnving (Soph. Aj. 8oO ff.). Neben ihm liegt Helm
Schwertscheide und Schild. In einem anderen Va-
senbilde (C), wo zum Ueberfluss sein etruskischer
Name beigefügt ist {Aifas), hat er sich schon in
das Schwert gestürzt, das' ihn au der einzigen ver-
wundbaren Stelle {xaiu to alln a<'ö^ia axQCovng 7]v,
xard ÖS irjv ^laaxahjv zQiozdg xiX. Schol. Soph. Aj.
8;^;-J ed. Elmsley) durchbohrt; das Blut entströmt
der Wunde und — ä/(yt ö'e oöffe xtlairii vv^ exä-
Xvxl'tv. Der Mord aber, zu dem der bärtige Held
sich mit Myrthen bekränzt hat (Jahn Tel. n. Troil.
S. 8Ü, 100), geht auch hier im Zelt vor sich, wie
das an Pflöcken aufgehängte Gewandstück und die
Scheide beweisen; an der Erde liegen das aä-
Die Säule hinter Charun endlich dient zur Bezeich-
nung des Locals, d. i. des Zeltes des Helden, wohin
auch das gemordete Vieh weist (Soph. Aj. 296 ss.).
Zu dem grofsen inneren Werth, den unsere Vorstel-
lung durch Hinzufügung der Athene und des Charun
als künstlerische Composition hat, kommt noch der
Umstand, das Darstellungen des Sell)stmords des
Ajax Telamoniüs nicht allzuhäutig sind. Mir sind
aul'ser unserem Vasenbilde {A) noch vier sichere
Vasendarstellungen") bekannt, welche aber alle
"j Es sind folgende Vusenbilder:
A. Die Palermilaner Vase.
B. Kleines Gefäfs, rolhf. aus Noia: abg. Bull. Nap. Arch. N. S. I, 10,
4 ss; vgl. Minervini 1. c. p. 191.
Aicliaulijg. Zig., Jahrgaiij; XXIX.
xog fi'viE nvgyov , yuhxEov emaßoEinv , und eine
Keule.
Einen späteren Moment geben die beiden letz-
ten Vasenbilder (DE), nämlich das Finden des
C. Sog. Calice, rothf. aus Vulci: ahg. Mon. dell' Inst. H, 8, A;
Ingh. Vasi flu. 397; Guigniaut Bei. fig. 242, 815 b; Overb. Sa-
genkr. 24, 2. S. 568 f; vgl. Bochelte Annali 1«34 p. 272 ss;
Cab. Durand 251.
D. Kleiner Krug mit Kleeblatitiille, schwarzf; früher bei Campana:
üben abg. in Holzschnitt nach einer Zeichnung im Arch. Apparat
des Berliner Museums.
E. Amphora mit Inschriften, früher Campana (II, 23): abg. Mon.
deir Inst. VI, 33. Ann. 1859 p. 249 s = Welcker A. Denkm.
V, 15 S. 2Ü7 f; vgl. Arch. Anz. 1859 S. 100, 11.
'') Auch Arktinos kannte den Wahnsinn des Aias nicht: Welcker
Ep. Cycl. 11 S. 179 f.
62
Leichnams. In der einen Darstellung (£) finden ihn,
der mit Helm und Beinschienen bewaffnet ist. Dio-
iiiedes und Odj'sseus, während der Kampf zwischen
Griechen und Troer in alter Heftigkeit fortwährt;
alle drei sind mit Inschriften versehen. Die andere
Darstellung {D) war bis jetzt unedirt; ich entnehme
die rohe archaisirende Zeichnung (einer Oenochoe, de-
ren jetziger Aufenthalt mir unbekannt ist) den Map-
pen des Arch. Apparats im Berliner Museum. Sie
gewinnt an Interesse durcli einen komischen Zusatz,
dem Bilde des tragischen Selbstmordes hinzugefügt
wie das erheiternde Satjadrama der ernsten Tri-
logie. Ein Grieche nämlich, ein Begleiter der Tek-
messa, wrd durch das grausige Bild des aufge-
hängten Schildes — es scheint eine Sileusfratze —
so geschreckt, dass er mit gezücktem Schwert und
vorgehaltenem Schild gegen das Bild losgeht; da-
neben aber findet Tekmessa den entseelten Leich-
nam des Helden, wie beim Sophokles, wo sie aus-
ruft (898):
u4l'ag od' rjiiüv ägrlcüg veoaq>ay^g
xeirai, y.QVfpaidj (faayävoj 71£qi71tvx>]?-
Aufser dem Schilde finden sich noch beim Aias eine
Beinschiene, eine Lanze und die Schwertscheide.
Andere Darstellungen von dem Selbstmorde des
Aias kennen wir bisher nicht; wenn Otfried Müller
den Tod des Helden noch auf einer anderen Vase")
erkennen will, so dünkt mich dies irrig. Auf der-
selben stufst ein bärtiger Mann in Küstung einem
nackten zur Erde gesunkenen Jüngling, dessen
Hände wohl auf dem Kücken gebunden zu denken
sind, das Schwert in die Oberschi üsselbeiugrube
(vgl. no. 71,4); daneben steht der «(^lieulsliche Clia-
rnn (YAPV); über dem Haupte des Mörders neben
der Stirn liest man Aiias (AIFA^)- Diese Vor-
stellung erklärt nun Müller so: ...\ivas, von einem
anderen erstochen, Gladiatorenwitz, dabei Cham".
Gewiss unrichtig, denn die Insclirift S(dl entschie-
den dem bärtigen Manne, nicht dem Jüngling an-
") Früher in der Sammlung Bciignot (No. '>'A) : nlig. Mon. dell'
Inst. II, 9, A; Ingli. Vasi fitl. 3'.»8; vgl. Köchelte Ann. ISÜ'i p. 274 ss;
Sccchi Ann. 1836 p. 77 ss; Müller Hdb. S. I'.l.i; [Brunn Ann. 18.i9
p. 356 s, mit dem ich, nie ich sehe, in der Deutung dieses Vasen-
liildes übereinlrefTe].
gehören; ferner sprechen auch die Rüstung jenes
und die auf den Rücken gebundenen Hände dieses
gegen die Erklärung. Das Vasenbild stellt vielmehr
Aias vor, einen (troischen) Gefangenen mordend:
vielleicht ist der Held gedacht dem Achill beim
Todtenopfer für Patroklos helfend? Icli gestehe
freilich dass mir ein Schreibfehler und Versehen
von Seiten des etruskischen Vasenmalers wahr-
scheinlicher scheint: er hatte den Achill selbst ")
gemalt, aber sich im Xamen verschrieben, was ja
öfter'') vorkommt.
Ebenso wie dies Bild in keinem Bezug zu dem
Selbstmord des Aias steht, ebensowenig ein ande-
res"), dass uns Aias und ein Weib, wohl Tekmessa,
vorführt: der Held stützt sich auf die Lanze und
hält das Schwert in der rechten Hand, im Gespräch
mit der Geliebten; zwischen beiden eine Blume,
auf der sein Name Aifas geschrieben ist, ohne
dass wir deshalb in der Blume die Hyakinthe (vgl.
Ovid. Met. 1.3, 394 ss.) zu erkennen genöthigt sind
und damit ein Hinweis auf seinen Tod (de Witte
1. c. l'epee pour se donner la mort; ebenso Ste-
phani a. a. 0.) ausgedrückt wäre. Es ist vielmehr
eine Alltagsscene dargestellt, durch den hinzuge-
fügten heroischen Namen individualisirt und geho-
ben"), wie ja auch durch die etruskische Beischrift
Elinai auf der zweiten Darstellung desselben Ge-
fäl'ses eine alltägliche Liebesscene heroisirt worden
ist. Aber sowohl der von mir angenommene Schreib-
fehler aul' der obigen Vasendarstellung als die He-
roisirung der Alltagsscene auf dem letztbesproche-
nen Bilde durch die Inschrift Aifas zeigen, im
Verein mit den theils echt etruskischen (C) theils
etruskisirenden {ADE) Darstellungen des Selbstmor-
'*) Dessen blutiges Tudlenupfer für den Freund die etruskische
Kunst mit Vorliebe behandelte; vgl. z.B. die pränestische Ciste Kevil
(abg. Overb. 1',), 13; cf. Schöne Ann 1800 p. 103,8); eine zweite,
ebendort gefunden (Mon. dell' Inst. VI, Ol. 02; cf. Schiine I. c.
|i. 100, 16); ferner das vulcenlische Wandgemälde (abg. Mon. dell'
Inst. VI, 31).
'•>) Vgl. Hejdemann lliup. S. 20 f; die dort angeführten Bei-
spiele können noch bedeutend vermehrt werden, was ich spater ein-
mal zu thun beabsichtige.
") früher in der Sammlung Durand {'So. 377), jetzt im Louvre:
abg. Micali Mon. ined. 38; vgl. Stephani CK. 1861 S. 139.
") Cf. Hcydcmann Bull, dell' Inst. 1868 p. 15.i, 12 und Griech.
Vasenb. S. 6 zu VI, 4.
63
des dieses Helden, wie beliebt bei den Etraskern
die Gestalt des trotzigen Helden war, dessen Name
schon Weh und Trauer ahnen lässt (Soph. Aj. 480 ss.),
während nur eine Darstellung (ß) griechisch ge-
nannt werden kann.
Was nun meine Deutung des Vasenbildes, von
dem wir ausgingen, betrifft, so halte ich sie für so
zweifellos richtig, dass ich weder die schon von
Overbeck zurückgewiesene Erklärung Braun's, wel-
cher Teiresias und Odysseus in der Unterwelt er-
kannte, noch die Vermuthung Jahn's, es sei eine
Lustration dargestellt, zu widerlegen für nöthig
erachte, sondern dem unbefangenen Urtheile der
Leser die Entscheidung überlasse.
B. Vgl. Braun Rull. dell' Inst. 1888 p. 84ss;
Campanari ibid. p. 184 ss; Jahn Ann. 1848 p. 214 ss;
Overbeck Hagcnkr. S. 72L^; Btephani C. R. 18^1
S. 13Ö f.
Weniger sicher ist die D'eutung des zweiten Bil-
des (j4; vgl. Taf. 47) der Vase, welches sechs Figuren
umfasst. Den Mittelpunkt bildet ein Altar, auf den
ein Weib in langem dorischen Chiton und Stephane
eine grofse Masse — wohl einen Stein — legt; dieser
Handlung schauen ein lorbeerbekränzter Herrscher
zwei lanzentragenden Jünglinge und ein dritter im
Reiseanzug (vgl. Jahn Arch. Ztg. 18Ö4 S. 231 fif.)
zu, während Hermes davoneilt, aber gleichfalls die
Augen auf den Vorgang zurückgewandt hat. Diese
beiden letzten Figuren sind unter den Henkeln und
daher in kleinerem Verhältniss angebracht. Der Ober-
theil einer Säule mit Triglyphen bezeiclinet den Ort
der Vorstellung in oder bei einem Tempel. Schon
Braun und Jahn haben auf die Aehnlichkeit mit
einem zweiten {B) Vasenbilde '**) hingewiesen, wo
wir gleichfalls in der Mitte den Altar sehen, auf
dem jene Masse in Eiform gerundet liegt; ein Lor-
beerbaum und eine Säule charakterisiren den hei-
ligen Ort. Herum stehen staunend die Frau, der
Herrscher und die beiden Lanzenträger, alle festlich
'*) /»'. Krater, rulhf; in Wien: abg. Laborde Vas. Lamberg
1,14. p. läss; Annali 1848 Tav. d'agg. L, 1; vgl. Sacken und
Kenner Wien. Ant. S. 211, V, 16; R. RocheUe Mon. incd. p. 200;
Müller Eumeniden S. 147; Weicker Gr. trag. S. 1175, 13, 4; Braun
Aonali 1837 p. 2U1 s; Jahn Ann. 1848 p. 217; Stephani Nimbus
S. 110, 2 und CR. 1861 S. 135, 1.
geschmückt. Aufserdem finden wir dieselbe Dar-
stellung noch auf zwei Vasen vor. Die eine (C) "')
findet sich jetzt in der Eremitage zu Petersburg:
auf dem Altar in der Mitte des Bildes liegt wie-
derum jene (weifse) Älasse. Herum stehen zu-
schauend die Frau und der Herrscher, sowie Her-
mes '") und ein lanzentragender Jüngling; die drei
Männer sind bekränzt.
Endlich das vierte Vasenbild (ö) "') ist früher
verschiedentlich verkannt worden, gehört aber (wie
schon Stephani richtig gesehen hat) sicher hierher.
Es zeigt in der Mitte gleichfalls jene Masse, nicht
auf einem Altar, sondern auf einem Steinhaufen, wie
ja auch der Altar der Göttin Chryse (vgl. z. B. Arch.
Ztg. 1845 Taf. ?,b, 1.2) aus Steinen aufgeschichtet
sich findet und Pindar (Pyth. 4, 206) von einem
vsnxTiarnv liScuv ßiijfiolo devoQ des Poseidon singt.
Der lorbeergeschmttckte Dreifufs auf einer ionischen
Säule kennzeichnet die Heiligkeit des Ortes. Herum
stehen, festlich bekränzt und gekleidet, aufmerksam
erstaunend, das Jünglingspaar, der Skepterträger,
das Weib im dorischen Chiton und Hermes. Neu
ist die Zuthat eines herbeifliegenden Vogels, den
wir wohl als Adler des Zeus und glückbringendes
Augurium fassen dürfen.
Was aber stellen die eben beschriebenen Bilder
darV Laborde erklärte die Darstellung der Wiener
Vase [B), der zuerst bekannt gemachten, für Ore-
stes' Sühnung in Trozen (Paus. II, 31, 7), worin iiim
R. Röchelte, 0. Müller und Weicker beistimmten;
Braun erkannte Orestes und IVlades in Tauris,
welche Deutung Campanari folgerecht auf die Vase
Casuccini (A) ausdehnte; Jahn deutete die Darstel-
lungen beider Gefäl'se auf einen Lustrationsritus.
Stephani dagegen vermuthet in der Darstellung
sänimtlicher Vasenbilder das Ei der Helena, be-
trachtet von Leukippos, Phoebe, den Dioskuren und
Hermes! Was endlich die vierte Vase (D) betrifft,
so bezog Pauker ihre Darstellung auf die Ankunft der
") C. Vasensamml. No. 2188 (Krim): abg. bei Siephani CR.
1861 VI, 2 S. 134 rt'.
''") Nach Stepbani dagegen trotz dem Kerykeion ein Dioskur.
") n. Abgebildet bei Gbd Arcb. Ztg. 1853 Taf. 59; vgl.
Paucker, ebd. S. 12'J ff; Kriedericbs Praxiteles S. 112 ET.; Stepbani
CR. 1861 S. I36f, 2; Heydemann Arch. Ztg. 1867 S. 54, U.
9*
64
Dioskuren in Delphi, Friederichs dagegen auf das
erste Befragen des delphischen Orakels von Seiten
des Orestes und seines Freundes (sog. erste Theorie),
welche Erklärung ich früher annehmen zu müssen
glaubte. Aber keine dieser Deutungen kann ge-
nügen und scheint mir richtig, weil sie jene Masse,
die bald von der Frau auf den Altar gelegt wird (A),
bald schon angestaunt daliegt [BCD), unberücksich-
tigt lassen oder irrthümlich deuten. Denn die An-
nähme Laborde's, dass es ein Erdklumpen (morceau
de terre) sei, aus dem der Lorbeerbaum (ß) ent-
sprösse, bedarf kaum der ernstlichen Widerlegung,
da nach zahlreichen Analogien aus dem Bereich der
Vasenzeichnungen klar ist, dass der betreffende Lor-
beerbaum als hinter dem Altar wachsend, nicht aber
aus jener Masse hcrvorspriefsend zu denken ist.
Auch Stephaui's Erklärung, dass jene Masse auf
dem Altar ein Ei, und zwar dasjenige der Helena
sei, trifft nicht zu, da auf CD die Masse sicher
kei7i Ei sein kann , und sie auch auf den anderen
beiden Gefäfsen keineswegs durchaus nur als sol-
ches erklärt und erkannt werden muss. Ferner
wissen wir wohl, dass der Leda das von der Ne-
mesis ev Tolg älasai gelassene Ei von einem Hirten
(Apollod. III, 10, 7) oder von Hermes (Hyg. Astr.
2, 8) gebracht sein soll und sie es elg XÖQvaxa ge-
legt habe, bis Helena geboren sei; auch dass dies
Ei der Helena in der raritätensüchtigen Zeit des
Pausanias (III, IG, 1) bei vSparta gezeigt wurde;
aber diese Sagen sind so spät und gesucht, dass
sie zur Erklärung des in Frage kommenden Bildes
nicht benutzt werden können, wenn sich aus dem
Sagenreichtbuni des griechischen Volkes eine pas-
sendere Deutung tiuden sollte, welche in jener Masse
auf dem Altar, dem punctum saliens der viermal
uns erhaltenen Sccne, nur das sieht, was zu erken-
nen auf allen vier Vasenbildern das Einfachste ist —
nämlich einen Stein. Vielleicht dass meine folgende
Deutung zutrifft.
Die Sage über des Zeus Geburt ist bekannt:
als Rhea das Kind geboren, versteckte sie es auf
Kreta, dem Kronos aber reiisbte sie einen Stein,
in Windeln gehüllt, welchen er statt des Sohnes
verschluckte, wie er seine übrigen Kinder verschluckt
hatte. Nachdem Zeus aber erwachsen war, berückte
und bezwang er den Vater mit Hilfe der Gaia;
darauf — so heifst es in der Theogonie des Hesiod
weiter (497 ss):
nqiüTov d i^ijfieaas Xi9ov, nvjuaTov. xazaniviov'
Tov (.liv Zeiig azijgi^E xaxd x^ovng svQvodsitjs
IIvSol £v rjyad^sr] yväknig vno IlaQvTjaoln
aiii-i 1'i.iEv i^onlaco, ^av/ita d^vrjzolai ßgorolai.
Diesen nicht grolsen Stein {Udng ot' fieyag) sah
noch Pausanias (X, 24, 6) aufserhalb des grolsen
Tempels und berichtet, dass er täglich mit Oel be-
gossen und bei Festen '') mit unbearbeiteter Wolle
geschmückt wurde "); nach Tzetzes (ad Lycophr.
400) hatte er die Form eines Diskos.
Auch die bildende Kunst bemächtigte sich der
Sage und verherrlichte sie. An dem schönen Zeus-
altar im capitoliuischen Museum sehen wir Rhea,
ängstlich und zaghaft, dem finsteren thronenden
Kronos nahen; er str'eckt gierig die Rechte nach
dem steinernen Wickelbalg aus, das die Gattin ihm
reicht (öfter abgeb., z.B. Müller- Wieseler 11,804;
Braun Vorschule 2; u. s. w.).
Sollte der Maler des Originalbildes, auf das
unsere vier erhaltenen Vasenzeichnungen zurück-
gehen, etwa die Weihung dieses Steins in Delphi
dargestellt haben? Fast möchte ich es vermuthen.
Der Stein ist vom Himmel gefallen und wird nun
aufgerichtet (A) von der delphischen Priesterin oder
ist schon (BCD) aufgestellt; dass dies auf einem
Altar ^*) geschieht, ist wohl Zusatz des Malers, um
die Heiligkeit des Gegenstandes mehr hervorzuhe-
ben ; oder sollte Pausanias übergangen haben, dass
'") Vgl. auch die Veniinthung Visclier's (N. Scliw. Miis. 111 S. .i8)
zur Scsselinsclirift Uo^(og J.i'htifünuv iui Hionysisclien Tliealer 2U
Alhen (K|,li. Arcli. 18(i-.' p. Kl'i; u.s. w.); cf. noch \\n\ l'liilul. 23
S. •>!•.'.
^') Vgl. aufli ülriclis lieisen u. Forsch. I S. 10.); liüllicher
Ouiphalos des Zeus S. 6 f.
"') Dass dies ein Altar sei, wurde in der .laiiuarsilzung der
Archäologischen Gcsellschafl (Arch. Zig IS70 S. 18) von Kinigen be-
zweifelt, welche vielmehr eine Schale mit Henkeln auf einem Untersatz
erkennen wollten. Aber diese Henkel' sind nur nücbtig gezeichnete
seitliche fiegrenzungen der Altaruberll.äche, wie sie deutlich z. B. Over-
beck Sagenkr. XXX, 4 und (nur auf einer Seite) XIV, il sich linden ; vgl.
auch XX, i, wo zu diesem Zwecke die Voluten nach üben gewandt
sind, und XXIV, 4, »o diese llegrenziing zwischen zwei Widderkopfen
henkelarlig' wie auf unserer Vase erscheint.
65
bei dem Stein ein Altar sich befand? auch dies
ist möglich. Zugegen ist — aufser der delphischen
Priesterin (^IßCI») — Ze\xs{ABCD), für dessen be-
ginnende Herrschaft der Stein ein Wahrzeichen ist;
zugegen ist Hermes (ACD), der Götterberdld, bereit
(A) der Welt das W^under niitzAitheilen. Die beiden
Lanzenträger (ABD) sind die Dioskureu, auf C ist
(wir wissen nicht warum) nur ein Dioskur angebracht:
sie repräsentireu die Heroenwelt bei dem feierlichen
Acte. Auf der Vase Casuccini {A) kommt noch ein Ver-
treter des wanderlustigen Griechenthums, der eigent-
lichen Menschheit, hinzu. Götter, Heroen. Menschen
sind zugegen, staunend [BC) oder aufmerksam zu-
schauend {AC); in D erfahren die Heroen aus dem
Mund der apollinischen 'Priesterin, welclie wir etwa
Phemonoe") heifsen könnten, die Wichtigkeit des
2ä) Strab. p. 419; Paus, 10, 5, 7; u. a. m.
Moments, von dem an die Herrschaft des Zeus da-
tirt. Lorbeerbaum (B) und Dreifufs (CD) deuten das
delphische Local, das Säuleneapitell (A) den delphi-
schen Tempel an. Eigenthümlich ist einem Vasen-
bilde (/>) der Zu.satz des herbeifliegenden Adlers,
der wohl einfach als Augurium zu fassen ist und
dem Originalbilde möglicherweise fehlte. Diesem
scheint das Gemälde in Palermo (A) am nächsten
zu stehen, weil es vollständiger ist als die anderen
{BCD), auch die Handlung klarer vorführt, doch wird
ein gültiger Entscheid dieser Frage und Untersu-
chung bei der Spärlichkeit des Materials und dem
selbständigen Sehaffungstrieb der griechischen Künst-
ler nicht mehr zu tretfen sein.
Berlin. H. Heydemann.
ÜBER RÖMISCHE AUSHÄNGESCHILDER.
66
Das bier abgebildete Relief befindet sich ge-
genwärtig im königlichen Antikeumnseuni zu Berlin
(Berlins Ant. Bildvv. S. 125, 340. Verz. Ö. 186 Nach-
trag 996). Auf einer etwa 1 Zoll dicken, 13 Zoll
hohen, 16 Zoll breiten Tafel ..von griechischem (?)
Marmor- sieht mau zur Linken die aus zahlreichen
Repliken bekannte Gruppe der drei nackten Gra-
zien (s. Jahn, die Entführung der Europa S. 34 ff.) :
sie sind unbekränzt und haben die Haare in Toupe-
form aufgebunden, die zur Linken hält, wie auch
auf anderen Darstellungen (z. B. auf dem Fresco-
bilde einer Grabkammer in Syrakus (Mon. dell'
Inst. 11 T. XXXXVII) in der r. Hand ein paar Äh-
ren, die zur Rechten, welche sonst in der L. eben-
falls ein Attribut zu halten pflegt (Blumen oder
Früchte, letztere auf dem genannten Bilde), stutzt
sieh mit derselben auf das Knie einer sitzenden
Frau; ihr rechter Fuls ist mit dem rechten der mitt-
leren Grazie zusammengearbeitet: eine Flüchtigkeit
des Künstlers. Das Gesicht der mittleren Grazie
ist bis auf das Auge zerstört. Jene Frau ist mit
einem bis fast auf die Knöchel herabreichenden
Ärmelchiton bekleidet, ihr Obergewand hat sie
über den Kopf gezogen und hält den Zipfel des-
selben, welcher ihr am linken Rein herabfällt und
mit einem Gewicht beschwert ist, mit der linken
Hand auf dem Schofs, während der rechte Arm mit
dem Ellenbogen auf dem Schenkel und die rechte
Hand über der Brust ruht. Sie sitzt auf einem
Stuhl, hält die blofsen Füfse auf einem Kissen oder
einer Fulsbank. Das Haar ist einfach gescheitelt
(nicht Toupe) und fiillt lose im Nacken herab. Die
ganze Figur ist im Verhältniss zu der der Grazien
breit und matronenhaft, das Gesicht nicht wesent-
lich von dem der Grazien verschieden, die Nasen-
spitze fehlt. Diese Darstellung wird eingerahmt
von zwei Filastern, welche ein niedriges Tympa-
non, an den Ecken Akroterien tragen. Im Tvm-
panon sieht man zwei Vögel (Raben?) picken. Un-
ter dem Rvclief steht die Inschrift
AD • SORORES ■ IUI
so, dass unter dem l'ilaster links freier Raum ist,
die Zahl bis unter den Filaster rechts reicht. Spä-
ter hinzugefügt ist diese aber nicht. Die Buchsta-
ben, elegant und schön geschnitten, tragen nach
Hühners Urtheil den Schriftcharakter der trajani-
schen, vielleicht der vespasianischen Zeit. Dazu
stimmt wohl die bei einem Monument von so unter-
geordnetem Charakter bemerkenswerthe Correctheit
der Ausführung, welche die Abbildung richtig wie-
dergiebt, nur dass die Gesichtszüge auf dem Ori-
ginal um ein Weniges gröber, die Verschiedenheit
der Grazieugesichter von dem der Sitzenden ge-
ringer erscheint.
Das Relief gehört zu dem ältesten Bestände
der Berliner Sammlung und ist bereits bei Beger
(Thes. Brandenb. [1696] 3, 272) abgebildet. Es
stammt aus Rom. Eine Abbildung desselben, nicht
etwa eines andern Exemplars, findet sich schon bei
Fighius (S. 291 v. der Berliner Handschrift: Jahn,
Berichte der sächs. Ges. d. Wissensch. 1868 S. ISb).
Fighius war Inbh und 1574 in Rom. Er giebt nicht
an, wo sich damals das Relief befand. Aber es
unterliegt keinem Zweifel, dass wiederum dasselbe
Relief es ist, dessen Inschrift Smetius 32, 8 (in Rom
1545 — 51: aus ihm Gruter 93, 4) in domo Caesiorum
abschrieb, also in der reichen Kunstsammlung des
Cardinais de Cesis im Borgo. Dass es daselbst von
Aldroandi (Statue [1.558] S. 122 ff.) und von Bois-
sard (Schotfs Itin. Italiae S. 351 f.) nicht erwähnt
wird, kann bei der Kleinheit des Monuments nicht
auffallen. Dasselbe Relief ist es ferner, welches
e schedis Ptolomaeis ungenau Muratori (489, 6) be-
schreibt: ihi imugines triimi mulienim saltaiitium,
qtiarta sedel. Die Inschrift ist dieselbe. Die Orts-
angabe in liorlis diicis Aquaesparlae stimmt zu der
des Smetius; denn die Cesi waren Herzöge von
Acquasparta '). Es scheint also, dass das Relief,
bis es nach Berlin kam (vor 1696), in der Samm-
lung Cesi verblieb und dort um die Mitte des
17. Jahrhunderts für Francesco Tolommei gezeichnet
wurde. Dagegen kann man auf den ersten Blick
zweifeln, ob Fabretti's Publication (De afpiis, Diss.
n T. XIII 1680. 2. A. 1788) das Berliner Relief
oder eine Replik desselben wiedergiebt. Er licls
') Uriefliche Mitlhcilung vun \V. llenzm in Uum, ili>r liinziifiij;!,
dass seine Schcdcn keine weiteren Fundnotizen entliieltcn.
67
das Bild nach einer Handzeichnung (ex antographo)
stechen. Der Stich, im Uebrigen durchaus mit dem
Berliner Relief übereinstimmend, zeigt aber einen
Defect, welchen jenes nicht hat: es fehlt niinilich
das Mittelstück der Graziengruppe vom Nabel ab-
wärts bis in die Mitte der Oberschenkel. Dieses
Stück erscheint wie herausgeschnitten, auf dem
rechteckigen Loche stehen die Worte: hacc pars
tempori cessii. Da aber eine so eigenthümliche
Darstellung mit ihrer noch eigenthümlicheren Un-
terschrift schwerlich genau wiederholt worden ist,
so liegt es nahe anzunehmen, dass der Verfertiger
jener Handzeichnung oder auch Fabretti selbst An-
stand genommen hat, die nackte Gruppe, wie sie
war, abzubilden, und dass jene Worte diese Un-
treue beschönigen sollten. Jedenfalls hat er das
Original nicht selbst gesehen: er hätte sonst nach
seiner Gewohnheit nicht unterlassen, den Aufstel-
lungsort anzugeben. — Es muss demnach das Re-
lief nicht lange vor 169G aus der Sammlung Cesi
in die Berliner übergegangen sein und darf mit
Sicherheit als stadtrömischen Ursprungs betrachtet
werden.
Die Erklärung des Bildes ist deshalb schwie-
rig, weil wir es hier offenbar mit einer launigen
Erfindung zu thun haben, welche durch den Ort,
an welchem das Monument aufgestellt werden sollte,
bedingt wurde. Ueber einen gewissen Grad von
Wahrscheinlichkeit also wird man, da jene ursprüng-
liche Bestimmung unbekannt ist und nur eiratlien
werden kann, nicht hiuauskommeu. Die architek-
tonische Einrahmung trägt ganz den Charakter der
itediciila, wie sie namentlich zur Ornamenticrung
von Aschenkisten verwandt wurde. Fast regelmäl'sig
erscheinen liier auch im Tympauon zwei Vögel,
hald sich schnäbelnd , bald nach Kränzen oder
Früchten pickend (z. B. Schöne -Benndorf, Lateran
n. 86. 175. IT'.ih. 367. 46oa. 574. ö7s). Dass aber
unsere Marmorplatte weder von einem Grabmonu-
ment herrührt, noch auch eine Votivtafel ist, wofür
der Berliner Katalog sie ausgiebt, lehrt die mit
diesen beiden Bestimmungen unvereinbare Inschrift
ad sorores IUI. Richtig hat auf Grund derselben
P. E. Visconti (Atti dell' acad. pontificia lo, 2.58)
und nach ihm Jahn (Berichte 1S68 a. a. 0.) bemerkt.
dass unsere Tafel ein Aushängeschild oder signinn
(Plin. 35, 25) ist (später, Entführung der Europa
S. 39, scheint er freilich wieder schwankend gewor-
den zu sein): ob eines Ladens, wie sie meinten,
oder etwa eines Privathauses, muss einstweilen da-
hingestellt bleiben. So fraglich es ist, wie die drei
Grazien dazu kommen, eine vierte Schwester zu
erhalten, und wer diese sei, so sicher ist es, dass
die Formel ad sorores IUI eine andere Erklärung
niclit zulässt.
Denn zu allererst erinnern wir uns, dass es in
der römischen Geschäftswelt, wie zum Theil noch
jetzt in der italienischen, Sitte war, das Geschäfts-
local seiner Lage nach näher zu bezeichnen, und
zwar seit Augustus durch Angabe fast regelmäfsig
nicht der Region, d. h. eines der 14 Stadtbezirke,
was ja meistentheils eine ungenügende Bezeichnung
gewesen wäre (keine Ausnahme ist z. B. pigmen-
iario negotianti Esquiiis Henzeti 5080), sondern
entweder . des vims oder des Namens der Stadt-
gegend in engerer Begrenzung (wie Subura, Vela-
brum), eines nahen bekannten Monuments, oder end-
lich der beiden letzten vereinigt. Wir kennen diese
Bezeichnungsweise fast ausschliefslich aus Grab-
schriften von Geschäftsleuten, auf denen die Formel
a oder de via sacra, vico Tusco, Velabro, a sex
aris u. s. w. eben gewissermafsen zur Firma gehö-
ren uud die Lage des Ladens, nicht des etwa da-
von verschiedenen Wohnhauses oder gar des Ge-
burtshauses bezeichnen (Mem. dell' Inst. 2, 238).
Die Verbindung des Locals mit dem Personennamen
bedingt in correcter Sprache die Anwendung der
Präposition a oder de, wie dieselbe sonst von der
Origo in Appositionen gebraucht wird, und ist auch
in der nicht technischen Ausdruckweise mannigfach
mit Anspielung auf jenen Geschäftsgebrauch üblich
gewesen, z. B. in dem witzigen und leichtverständ-
lichen virgo de siibsaxo (mit Anspielung auf die
Bona dea subsaxana) des Seaeca Controv. 1, 3, 11.
Ungewöhnlich ist die Verbindung des Personen-
namens mit dem Genetiv des Ortsnamens auf der
Grabschrift eines argcnlar'ms macelli magni, wie die
Erklärer des Laterans S. 245 richtig hervorheben.
Es ist selbstverständlich, dass die Lage jener Lä-
den aufserhalb der Verbindung mit dem Personen-
68
namen mit ad oder in {in vico Tusco, in sacra via;
ad sex dras u. s. vv.) bezeiclinet wurden, und be-
greiflieh, dass auch in der Verbindung mit Per-
sonenuaraen allenfalls ad gesetzt werden konnte,
obwohl dies selten und meistens nur unter beson-
deren Umständen geschehen ist. Denn motivirt ist
das ad durch das beigesetzte Verbum in der Grab-
schrift des Leineuhändlers (bei Marini Arv. 347 a)
qtii [mjanet in Sebnra [mjaiore ad Ninfafs]: er hcätte
sich nach gewöhnlicherem Gebrauch de Sitbura a
Ninfis genannt, wie Jener de Velabro a HU scaris
(Henzen 5087"). Ein Anakoluth liegt vor in der
Grabscbrift des Quiutus Fabius Theogonus (Henzen
5080): pigmentario negotianti Esquiiis, isdem (d. h.
idem) ad statuaiu Planci u. s. w. Theogonus besafs
also zwei Läden in verschiedenen Stadtgegenden
(vgl. Digg. 14, 4,5, 16: duas labentas eiiisdem nego-
üationis). Doch kennen wir auch einen faber ar-
g(entariiis) [ad Voß-ttimnum (Henzen 5085), wie an-
dere Geschäftsleute post aedem Casloris (Or. 4195).
Wir begegnen demselben Wechsel von ab und ad
in der appositionellen Bezeichnung von Oertlichkei-
ten hinter dem Namen von Beamten oder Aufsehern
derselben. Neben vier viatores ab aerario bei Orelli-
Henzen (3140, 3245, 3253, 3964) steht ein malor
ad aerarium einer Inschrift der Galleria lapidaria
des Vatican ') (vgl. den pr(aetor) ad aerarium Or.
723); neben proe(nrator) a loricala (Henzen 6342)
nicht allein der von Friedländer Darst. 2, 225 an-
geführte ad hflcphanlos (Or. 2951), sondern auch
der aclor Caesaris ad CastorCis?) et adloricata(m)
(Or. 2893), zugleich Beweise für Marini's Erklä-
rung a (staiiia) loricala (Arv. 522a). Es wurde
bemerkt, dass statt des rictis auch wohl die Stadt-
gegend oder ein Monument oder beides angegeben
wurde. Daflir sind zwei charakteristische Belege
die angeführten Inschriften in Sebnra [mjaiore ad
Ninfas und de Velabro a IUI scaris. Wir kennen
die (pirilltior srnri aus dem Kegioncnhuch als ein
wahrschciulicli an einem lacns aufgestelltes Monu-
ment der ^:. Kegion (vgl. m. Topographie 2, 19)
und haben also anzunehmen, dass in der Subura
ein bekanntes Monument „die Nymphen," sei es als
') Der Stein zcit;l im llcliei einen zugebundenen vullcn (jeld-
sack, auf dem jene Wurle stehen. Daneben eine Kelle.
Relief an einem Brunnen oder compHnm, wie wir
solche kennen, sei es als freistehende Gruppe gab.
Die gewöhnliche Dreizabl der Njmphen liels mich
vermuthen, dass auf dem Aventin ebentalls ein sol-
ches, nymfas Ires, gestanden und durch Schreibfeh-
ler in dem Regionenbuch zu nyinfea Iria gewor-
den sei (ebenda 2, 3S). Sehr häufig nun sind
namentlicli seit der Einrichtung der 14 Regionen
nach solchen Monumenten auch vici benannt wor-
den. Es genügt, aus den zahlreichen Namen
derselben (ebenda 2, 585 ff.) die vici statuae
Valerianae, silani salierilis, Slatae Siccianae als
sichere, die cici capitis canlerii, capitis Africae,
delßni als wahrscheinliche Belege hervorzuheben.
Auch umgekehrt haben, was nicht zu übersehen
ist, solche Monumente Beinamen von den vici oder
von Stadtgegenden erhalten: so der Apollo sanda-
liarius, so wahrscheinlich der elefas herbarius, Her-
cules olivarius, Apollo lorlor (s. Hermes 4, 231 f.),
endlich der Mercurius sobrius, bekannt durch den
nuntmularius a Mercurio sobrio (Henzen 5094) , der
sehr wahrscheinlich nach dem vicus sobrius (Fest.
S. 296) hiefs. In jenem Falle aber ist es, da die
Localbezeichnungen nicht immer technisch genau
sind, nicht selten, dass vicus nicht hinzugesetzt wird.
Nur durch Probus wissen wir, dass es einen vicus
capitis Africae gab, die Inschriften kennen nur ca-
pul Africae. Es wäre also möglich, dass es auch
einen vicus (pKdluor scarorum und vinfarum gab,
ja dass auch das caput Gorgonis und die capila
bubula Namen von vici sind. Nothwendig aber ist
das nicht. In vielen Fällen bleibt es also unge-
wiss, ob die Verbindung von ab oder de (oder ad)
mit dem Namen eines Monuments einen vicus, ja
ob sie überhaupt einen allgemein gangbaren Na-
men eines Locals bezeichne, und nicht vielmehr
eine rein individuelle Ortsbestimmung sei. Solcher
Zweifelhalter Fälle erwähne ich hier noch einige,
da_sie nur zum Tlicil von P. E. Visconti a. 0. ge-
sammelt sind: republikanisch ist der locus statuae
Cinciae, also wahrscheinlich ad slatuam Cinciam
(Festus S. 262 vgl. 57). Verschiedene Geschäfts-
leute a Septem Caesaribus (Marini Arv. 245, s. un-
ten), verschiedene ab Hercule primigenio (Or. 2463
Bull, deir Inst. 1861, 19), je einer a Irilone (Grut.
69
S12, G, vgl. clims delßni), a sex aris (Fabr. 649, 420,
Zangemeister Hermes 2, 471), ab slalna Fi. . . (Sche-
den des C. I. L., mir früher mifgetheilt von Zange-
meister), ad slaliiam Planci (oben). Auf die Orts-
bezeichnungen ad tria Fata und ad tres Forliruas
werde ich am Schluss zurückkommen. Allen-
falls lassen sich dahin reclnien die Ausdrücke ad
nixas (Kalender des Philocalus z. lä. Oct. C. I. L. 1
S. 3.")2. 404), d. h. ad riconias nixas (Preller Reg.
S. 17.5), ad gaUinas aUias (Ivegionenbueh E. VI vgl.
Hermes 2, 8.öff.), schwerlich aber noch die ange-
führten ad Caput Africae, Gonpoiiis, ad capita Im-
bula, ad malnm pimicum, ad pirum, ad hncinum au-
reiim, sicher nicht ad palmam.
In der Nähe des Domitianischeu Senatshauses
und des Severusbogeus nämlich nennen die Ex-
cerpta Valesiana 00 und die Acta S. Restituti 29. Mai
S. 12 einen Ort ad palmam, denselben die Vita Ful-
gentii episc. Rusj). c. 1,3 (I-'Ugd. 1622) locus qui palma
aurea dicitur (schon von Cancellieri Fossessi S. XXI
u. A. benutzt), endlich nennt Cassiodor bei der por-
iicus curva, wahrscheinlich also in nächster Um-
gebung jenes Senatshauses, eine domus palmata
(Var. 4, 30). Mit diesen Zeugnissen pflegt man die
domus Palmati des Liber pontif. von unbekannter
Lage zu identificieren , was doch ganz ungevviss
bleiben muss, und die? dowus palmata daher als
Privathaus eines Pulmatius oder Palmalus zu be-
trachten, wozu dann noch die equl palmati heran-
gezogen werden (Urlichs, Memorie delF Inst. 2, 88 ;
Dirksen, Schriften 1, 216 ff. 222 f.). Die drei zu-
erst genannten Stellen aber lassen keinen Zweifel
darüber, dass von einer domus palmata und nicht
Palmaüa die nächste Umgebung den Namen ad
palmam (auream) erhalten habe, also dort ein vor-
nehmes Haus (palazzo) stand, das durch eine oder
mehrere (goldene) Palmen oder Palmenzweige aus-
gezeichnet war. Richtig urtheiit auch so mit Ande-
ren Marquardt .5, 2, 8.3. Wer aber noch daran zwei-
feln möchte, wird wohl zugeben müssen, dass zu
der domus palmata die domus rostrata des Pompejus
die schlagendste Analogie bietet, in deren Vestibu-
lum nach bekannter Sitte als Spolien nach dem
Seeräuberkriege roslra befestigt waren (Cic. Phil.
Aicli.iulog. Zig., Jahrgiirif .\.\1X.
2, 28, 68) und auch nach dem Wechsel des Eigen-
thümers blieben und bleiben mussten (Plin. 8.'), 7).
Von diesem charakteristischen Schmuck, hiels sie
im Volksmunde domns rostrata (Capitolin. Gord. .3).
Da das Haus am Tellustenipel stand (vgl. Drumanu
4, 587), so kann mit diesem der vicus rostrate der
14. Region (Capit. Rasis 47, Lesung sicher, s. To]).
2, 586) Nichts zu thuu haben, dennoch aber ist
auch hier kaum etwas Anderes als (domus') rostra-
t(a)e. zu verstehen, und eine solche, wenn man an
die Naumachien und das Ravennatenquartier denkt,
auch nicht grade auffallend. Auch mag die Sta-
tion der Via Flaminia rostrata v'dla (Itiner. Ant.
124, 8W.) ihren Namen ebenfalls von einem solchen
Schmuck haben. Gleichviel nun welchen Grund der
ursprüngliche Eigenthümer des Hauses zur Palme
haben nujchte, dieses Sinnbild zu wählen, die Na-
men domus palmata und rostrata berechtigen uns,
weiter zu fragen, ob sie denn die einzigen ihrer
Gattung gewesen und nicht vielmehr häufiger an
den Eingängen römischer Wohnhäuser aulser dem
Namen der Besitzer, Sinnsprüchen und Apotropäen
(vgl. Maripiardt .5, 1, 229) Sinnbilder mannigfacher
Art angebracht gewesen und die Ursache zu cha-
rakteristischen Benennungen dieser Häuser und der
nächsten Umgebung geworden sein mögen. Die in
vielen Punkten für das altrömische Stadtwesen lehr-
reiche Analogie der Sitte im deutschen Mittelalter
unterstützt diese Verniuthung. Es ist von Homeyer
(die Haus- und Hofmarken S. 1.5.3. 352 f.) gezeigt
worden, wie die ursprünglichen aus blolsen Verbin-
dungen von Strichen bestehenden Marken, welche
als Bezeichnung der Person gebraucht und als
Hausmarken über der Thür angebracht wurden,
etwa im 12. oder 13. Jahrhundert allmählich bild-
lichen Darstellungen und Sinnbildern weichen. Nach
diesen Bildern sind z. B. in Erfurt die Häuser nicht
blos im Volksmunde, sondern auch im Rechtsver-
kehr benannt worden. Da aber die Stral'sen- und
Gassennamen zum Theil den Namen hervorragen-
der Patrizierhäuser entlehnt wurden, so haben sie
nicht selten die Namen von Hausbildern erhalten
und auch nach dem Verschwinden derselben be-
wahrt. Ich werde darauf aufmerksam gemacht,
10
70
(lass eiue Seite des Breslauer Markts die Sieben
Kurfürsten heiCst nach einem auf derselben betind-
lichen nocli Jetzt mit den Bildern derselben gezier-
ten Patrizierlianse. Für die ans Namen von unter-
gegangenen Hausbildern entstandenen Strafsennamen
bieten die meisten älteren Städte Deutschlands zalil-
reiche Belege. Beispielsweise vergleiche man die
Häuser- und Strafsennamen von Köln bei Ennen
(Geschichte der Stadt Köln l,t)02ff.). Dass unter
ähnlichen Verhältnissen in Rom ähnliche Localnamen
entstanden sein können, wird Niemand leugnen
wollen. Ueberall in häuserreicheu Städten niuss vor
der Einführung der Strafsennamen und der Hans-
nummern sicli das Bediirfniss fühlbar geniaclit ha-
ben, anders als durch Abzälilen, Nennung des Be-
sitzers oder weitläufige Beschreibung die Häuser zu
kennzeichnen. Freilich ist dieses Zählen und Be-
schreiben noch bis in die Kaiserzeit ein Auskunfts-
niittel gewesen, für Gassen, Häuser' und Läden: die
Zählungen sexliim a porta angiportum , septumas a
porla aedis, exlra jnirliuii lerlimii tabeniam bei Plau-
tus (^Pseud. 9üO. ötiT. 65S), itona a pikaCis fratribus
pila bei CatuU 37, 2 (darüber unten), die schwer-
fällige Beschreibung der Lage des Hauses des Scau-
rus bei Asconius S. 21: cum ab sacra via descenderis
i't per proxbnum riniiii. qni est ab suiistra, prodie-
ris, zeigen dies anschaulich. Aliein wie sollte da-
neben nicht seit der Zeit, als die bildende Kunst
in Rom, spät genug, auch Geräth und Häuserbau
aus ihrer primitiven Rohheit zu befreien anfing, der
Besitzer eines stattlichen Hauses dasselbe durch ein
Bildwerk zu kennzeiclineu und das Publicum erst
das Haus und bald die Umgebung desselben da-
nach zu benennen geleimt haben? Dieses Bestreben
ist im Altertliuiii und im .Mittelalter so natürlich,
wie heutzutage der Gegensatz desselben, das Drän-
gen nach dem Zahlenscliematismus, der in den num-
mcrirten und uubenannten StraCsen NevvrYorks sei-
nen letzten Ab.schluss erreicht. Wenden wir uns
von diesen fiesichtspunkten ausgehend zurück zu
den oben angeführten Localnamen, so werden wir
von vornlierein annelimen dürfen, dass das öchitt's-
schnabeihans des Pompejus, Haus und Gasse oder
Platz zur Palme eines unbciiannten ersten Eigen-
thümers ein Paar sichere Beispiele für eine weit-
verbreitete Sitte sind, der wir weiter naclizuspüren
haben. Nur zwei Einwürfen ist von vornlierein zu
begegnen. Dass ein Haus, ja dass sogar ein Laden
in der Weise benannt werden könne, dass sie ge-
wissermafsen als dem suptum benachbart {ad), wie
einem nahen Monument benachbart, erscheinen, da-
für lässt sich freilich kein unzweideutiger Beleg
beibringen: allein Nichts hindert dies für möglich
zu iialten, da auch die unten zu besprechenden
hospilia nach ihren signa in derselben Weise heifsen,
und der gemeine Voiksausdruck ad mammam für diae-
lae Mammaeae (Lamprid. Alex. 2(i) sciieint unter dieser
Voraussetzung erst seine Pointe zu erhalten. Zwei-
tens hat man wohl daran gedaclit, dass Localnamen,
wie ad mulnm Punicuiu, zur Bezeichnung entweder
der vici oder „.minder belangreicher Plätze" (?) ge-
dient und von den Symbolen auf Terminalcippen
der Regionen entlehnt sein möchten (Dirkseu a. a. 0.
S. 222). Es würde dies auf eine Art von Regions-
wappeu führen, wie solche das mittelalterliche Rom,
wie es scheint seit dem 13. Jahrhundert (Gregoro-
vius 6, 706), besessen hat. Allein so sicher Städte
und Familien wappenälinliche Abzeichen im grie-
chischen wie im römischen Alterthum führen (vgl.
Monimsen, R. Forschungen 1, 13 f), so bedenklich
ist es doch, diese Sitte ohne jeden Beweis auf die
Bezirkseintheilung zu übertragen. Dass auf den
gewiss vorhanden gewesenen Terminalcippen der
augustischen oder gar der vier alten Regionen bild-
liche Darstellungen angebracht worden wären, ist
ganz unglaublich. Höchstens könnte man sie ver-
mutheu auf den Corapitalbrunncn. Aber aucli diese
Annahme wird durcli das sporadische Vorkommen
von Zierratlien auf den Brunnen von Pompeji kaum
unterstützt werden k(iuneu (m. Topographie 2, GO).
Seilen wir also zu, ob die erwähnten Namen uns
auf Hauszeichen führcti. Der erste und letzte wer-
den in den von Preller Ue^. S. (iH behandelten Stel-
len in gleichartiger Weise genannt. Suetoii sagt
nändich von Augustus (Aug. ö): iiatus est regioiie
l'dlalii ad capila biibiila, ubi niiiic sarrarium habet
itlnpianto post (jiium exrcssit eonslilnliini , und von
Domitian (Dom. 1): naiiis est regioue urbis sexla
71
ad malinn punicum domo quam poslea in tcmphim
(joitis Flaciae coiireriit. Man bedenke, dass der
erste Namen nur liier vorkonii)it, der zweite aulser
in dieser Stelle nur in der Notitia R. VI, woselbst er
im Curiosum fehlt: er geliöit zu den von dem Heraus-
geber der Notitia in die Originalurkunde eingetra-
genen Zusätzen, welche zum Theil sehr untergeord-
nete Namen umfassen (Top. 2, HO). Da aiier diese
Urkunde die geus Flavia nannte, so ist es sehr wahr-
scheinlich, dass der ursprüngliche Name des Geburts-
hauses des Kaisers sich im Volksrnunde für die un-
niittelliare Umgebung desselben erhalten hatte und
dem Herausgeber der Notitia nennenswerth erschien.
Was steht dem also entgegen, das.s man anniiuint,
Augustus sei in dem Hause zu den Ochsenköpfen
geboren und Domitian in dem Hause zum Granat-
apfel, und dass diese signa der Häuser auch als
Bezeichnungen der nächsten Umgebung galten?
Wenn bei Hcrvius zu A. s, odl richtig gelesen wird:
laulas (Carinas) propter Aiigustinii , qui nalus est
[curiis veleribus et imtriliis] in laiilis Carmis (aber
die in f] geschlosseneu Worte fehlen bei P. Da-
niel), so würde darin eine Bestätigung zu sehen
sein: mindestens war also ad capita bitbula nicht
die allgemein übliche Bezeichnung der Strafse oder
des ..Quartiers" (vgl. ad pinim). Dass beide Orts-
angaben unzweifelhaft dieselbe Gegend bezeichnen,
habe ich schon früher (Memorie dell' Inst. 2, 2.%)
bemerkt. Die curiae veferes sind auf der dem forum
boarium entgegengesetzten Seite zu suchen, mit
diesem haben die capita bnbula also Nichts zu thun.
Hingegen kann der Besitzer das signiini der Ochsen-
köpfe gewählt haben, weil das Haus in einem der
beiden vici bubularii (s. m. Topogr. a. a. (J.) stand. —
Dasselbe gilt von der Bezeichnung ad pirum. Aus
dem Alterthum kennen wir diese Bezeichnung nur
aus Martial's Epigramm 1, 117. „Du brauchst,"
redet er den Lupercus an, „wegen meiner Gedichte
keinen Boten zu mir auf den Quirinal zu schicken,
du hast es bequemer nach der Buchhhandlung unten
am Argiletum." . Die Wohnung bezeichnet er Vs. 6
so: longum est, si velit ad pirum venire. Wenn er
sich anderwärts acrola pilae tiburiinae nennt (ö, 22),
mit einem wieder nur hier vorkommenden Namen,
so ist dieser wahrscheinlich von einem am compi-
tum oder im viciis aufgestellten Monument entlehnt
(vgl. vicus coliimiiac ligneue). Grade das scheint
mir wieder darauf hinzuweisen, dass einfach zu
übersetzen ist: „es ist weit bis zu meinem Hause
zur Birne.'' Becker kannte nur den Beleg aus Mar-
tial (Topogr. S. .ö77 A. 1218). Ein merkwürdiger
Zufall belehrt uns, dass die von dem Hause auf
die Umgegend übergegangene Bezeichnung ad pirum
noch im Mittelalter erhalten war. Denn grade auf
dem Quirinal nennt eine Bulle Innocenz HI. (llegesta
2, 102 V. J. llHii) den Ort ad pirum. Vielleicht hat
es dieselbe Bewandtniss mit dem biicinum anreum
der R. IV (so die Originalurkunde). Wenn in der
auch von Dirkscn S. 220 beigebrachten Stelle des
Ulpian (Digg. 14, 4, 5, lli) von dem Besitzer zweier
tabernae (s. oben), einer ad bucinnm und einer trans
Tiberim, die Rede ist, so sieht man freilich deutlich,
dass jener Ausdruck (gewiss nur die verkürzte Be-
nennung des bnciiium aureum) eine bekannte Stadt-
gegend bezeichnet (vgl. Lanipr. Heliog. 30: cum alter
maneret in Capitolio, alter in Palatio, alter super ag-
gerem, alter in Caelio, alter trans Tiberim). Nichts
aber hindert anzunehmen, dass diese Bezeichnung
ausgegangen ist von dem sigiiuni eines Hauses.
Ist diese Erklärung richtig, so haben wir da-
mit zugleich einen weiteren Beweis, dass die For-
mel mit ad in doppelter Weise angewandt worden
ist: einmal zur Bezeichnung der Nähe eines Monu-
ments oder einer Stadtgegend, zweitens zu der un-
serem Sprachgebrauch geläufigen Hinweisung auf
ein an dem Hause selbst befestigtes Sinnbild, oder
um es nun gleich auf unser Relief anzuwenden, so
konnte dasselbe (wir wollen hier noch nicht ent-
scheiden) befestigt gewesen sein entweder an einem
Hause, welches in der Nähe eines sorores qnattuor
(wie Septem Caesares) benannten Monuments oder
Platzes stand, oder an einem, welches selbst eben
nach der dargestellten Giuppe als das Haus oder
der Laden ad sorores qualluor von seinem Besitzer
bezeichnet wurde. Was von dem Privathause und
dem hospilium gilt, wird auch von der taberna gel-
ten. Aber Beispiele von Tabernennamen in der
besprochenen Formel sind mir nicht bekannt. Dena
10*
72
dass P. E. Visconti mit Unrecht, jedenfalls ohne
genügenden Grund, die Namen ad uimphas, a IUI
xcaris (= ad IUI scaros) angeführt hat, haben be-
reits für jenen C. L. Visconti (Bull, dell' Inst. 18G1,
20 f.), für diesen Schöne und Benndorf (Lateran
S. 75) richtig bemerkt: die IUI scari lassen keinen
Zweifel, dass der Laden nicht „zu den vier Fischen,"
sondern „bei dem (anderweitig bekannten) Monu-
ment der vier Fische" genannt wird. Ebenso un-
möglich ist es anzunehmen, dass ein coaclor argen-
tariiis und ein necjoliator rinarhis, ein eborarius und
ein menestralor ihre C4eschäftslocale jene mit dem
Signum der VII Caesares, diese mit dem eines Her-
cules primigenius werden bezeichnet haben (die Be-
lege oben). Kann man bei dem letzteren an eine
Statue und einen davon benannten Platz denken,
so ist das bei den seplem Caesares kaum möglich.
Natürlich sind auch P. E. Visconti die sieben Kö-
nige eingefallen. Sollten die „sieben Kaiser" die
volksthümliche Bezeichnung einer Gasse sein, in wel-
cher ein Haus oder Laden zu seinem signum eine
Reliefdarstellung der Königsstatucn des Capitols
(Plin. 33, 9. 34, 29) gewählt hatte? Was wir sonst
noch von den bildlichen Darstellungen auf Laden-
und Wirthshausschildern wissen, bedarf auch nach
den neuesten Zusammenstellungen einer Sichtung.
Das älteste Zeugniss für Tabernenschilder in
Rom bietet Cicero de or. 2, Gl!, 2G6. C. Julius Cae-
.sar Strabo erwähnt dort die Art des Witzes, welche
(trahitur) ex smilitudine, quae uul eollalionem habet
aul lamquam imaginem. Es folgen Beisi)iele für die
„Vergleichung," dann weiter: talde anlem rideiiiur
etiam imagines, quae fere in deforniilalem aiil in ali-
qiiod cllium corporis ducnnlnr cum siinililudine liir-
pioris; ut ineum illud in Ilelriiim Manriam: ,,iani
uslendam cuius modi sis"; cum ille: ..oslende quaeso",
demotistravi digito piclum Gallum in Mnriann scuio
Cimbrico sub nocis , distorlum eiecta lingita, hueeis
fluentibus. risus est commolus: nihil tarn Manciae
simde visum est. Es scheint übersehen zu werden,
dass Quintiliau diese Geschichte nur aus Cicero
wiederholt (Inst. or. G, 3, 38): ul fecit C. Iiilius qui
cum Helcio Manciae [mancipe die Ilss.) saepius ub-
strepenti sibi diceret: ,.iam osleudam qnalis sis", is-
que plane instarel interrogatione qualeni tandeni se
oslensurus esset, digito deinoustracit imaginem Galli
in sciilo Cimbrico pictum, cid Mancia {manceps die
Ilss.) tum simillimus risus est. taberiiae aiileni crant
circa forum ac scutum illud signi gratia ' posilum.
Die Uebereinstimmung ist vollkommen, die Be-
nutzung Cicero's an sich wahrscheinlich; nur der
erklärende Zusatz über die Tabernen ist Eigenthum
Quintilian's. Hingegen kann man zweifeln, ob auch
Plinius (Nat. bist. 35, 25) Cicero ausschreibt oder
vielmehr im Kopfe gehabt hat: ille Crassi oratoris
lepos agentis sub veteribns, cum testis compellatus
instaret: „die ergo, Crasse, qualem me noris?^', ..ta-
lem," inquit, osteiidens in tabula pictum inßcetissime
Gallum exserentem linguam. Ich sage, man kann
zweifeln: denn dass hier der Witz dem Crassus
beigelegt wird, könnte ein Gedächtnissfehler sein.
Auch die Abweichungen beider Versionen sind ge-
ring und lassen sich allenfalls erklären durch die
Annahme einer freien Nacherzäldung des Plinius.
Plinius lässt den Kläger oder Verklagten einen
lästigen Zeugen, der nicht genannt wird, durch Hin-
weisung auf seinen Charakter abweisen, wie solche
inicrrogationes leslium, nicht selten vorkommen (Bris-
sonius, de form. 5, 206), bei Cicero ist der so ab-
gewiesene Mancia, wie es scheint, nicht Zeuge, son-
dern Partei. Für dieses Verhältniss erscheint die
allercntio passender. Die bestimmtere Angabc des
Plinius könnte wohl seine eigene Deutung der un-
bestimmteren seiner Quelle sein. Bei beiden aber
haben wir es mit einem Vorgange ante tribunal
praeloris zu thuu: Cicero lässt den Caesar auf das
Bild sub noris (der Nordseite des Forums) weisen,
Plinius den Crassus sub veteribus (auf der Südseite)
stehen. Auch dies kein Widerspruch. Schon zur
Zeit des Cicero stand das präturischc Tribunal nicht
melir auf dem Coniitium , wo es ehemals sich be-
fand (Varro 5, 155), also sub noris, sondern in der
Nähe der regia (Cic. p. Cacc. 6, 14), also sub vete-
rihus (Jlommsen in Bekker's Jahrbb. des gem. d.
Itcchts lyGo S. 3S1) Ö'. gegen Dernburg, Zeitsclir. f.
Kechtsgeschichte 2, 1, GU If.). Keine erhebliche Ab-
weichung endlich ist es, dass Cicero genauer von
dem Bilde auf einem Schilde spricht, Plinius, wel-
73
eher in jenem Abscbnitte von den talmJde handelt,
auch diese Malerei einfach als (iallmn in tuhiila
pictiiin bezeichnet. Allein der Umstand, dass Pli-
nius in jenem Buch § l(i und an entsprechender
Stelle im Autorenverzeichniss den Cornelius Nepos
citiert (vgl. Brunn de auct. iudic. Plin. S. 43) macht
es wahrscheinlich, dass er aus den Exempla dieses
Öciiriftstellers sowohl diese als die gleich folgende
Anekdote (s. unten) entlehnte. Gleichviel also, ob
Cicero oder Nepos erzählte, die Geschichte spielt
nach dem Jahre der Cimbernsclilacht 101 und, fol-
gen wir der augenscheinlich ursprünglicheren Fas-
sung bei Ciceio, vor 87, in welciiem Julius Caesar
Strabo umkam, während Mancia noch 55 gelebt hat
(Drumann 3, 127; Meyer Fragto. or. Rom. S. 327 f.).
Damals (und wie Quintilian hinzusetzt, si)äter nicht
mehr: die topographische und chronologische Frage
hier nach Urliciis Kh. Mus. 1857, 215 aufzunehmen
würde zu weit führen), damals war das Forum von
beiden Seiten mit Tabernen besetzt ac scutiim illud
signi gratia posHum, aber von wem und wie? Man
hat an eine Nachahmung eines Cimbcruschildes, ein
Signum in Schiklforni gedacht und neuerdings gel-
tend gemacht, dass in Pompeji eins der sonst zur
Ausschmückung der Intercolumnien dienenden Mar-
niorschilder „si trova inscrto nella jiarete esteriore
di una bottega in vicinanza della basilica, ove forse
teneva luogo d'insegna" (Fiorelli, Giornale degli
scavi 1861 n. 1 S. 31). Diese Ansicht wird ausge-
schlossen durch den Ausdruck in Mariano sculo
Cimbrico. Es war ein Cimbernschild aus der Ma-
riauischen Beute. Schon Vissering (Quaestiones
Plautinae 1,67) bemerkt richtig, dass wahrschein-
lich den Tabernenbesitzern nach dem Siege des
Marius Beutestücke zur gleiclnnäfsigen Decoration
der Läden überwiesen worden sind, wie nach dem
Siege des P. Decius Mus auruta .sciila dominis ar-
gentariarum ad foniiii oniaiidiim (Livius ü, 4U). Dass
die germanischen Schilde, jene viereckigen Holz-
tafeln oder mit Fell (V) überzogenen Flecbtwerke
mit ihrer bunten Bemalung (vgl. die Ausleger zu
Tac. Germ. 6) weder ein so dauerhafter noch ein
so schöner Schmuck als die goldenen der Samniter
waren scheint mir kein stichhaltiger Einwand zu
sein. Dass nun aber der auf dem Schilde gemalte
Galhis dislortiis eiecia livgiia biiccis fhienlihiis eine
zu besserer Auszeicimung der Taberne auf das Holz
oder Leder des Schilds aufgetragene römische Male-
rei war, die den Schild nun als labnUt erscheinen
liefs, ist einleuchtend. Es versteht sich, dass der
Galliis ein Gcrmane ist (wie bei Sallust Jug. 114)
und kein Hahn; dass der ,. verzerrte, Zunge heraus-
streckende, hängebackige" Gesell eine Karikatur
auf den ungeschlachten Barbareutypus war, also
nicht etwa an ein echtes cimbrisches Schildzeichen
zu denken ist. Es wird auch sonst dafür gesorgt
gewesen sein, dass die Besitzer der Tabernen am
Forum nicht eigenwillig den architectonischen Cha-
rakter desselben verunstalten durften: liefs man es
sich doch selbst angelegen seiu, den Hauseigenthü-
mern das Aufhängen von AVaffen im Vestibül des
Hauses oder an den Thürpfosten zu verwehren,
wenn sie dieselben nicht dem Feinde selbst abge-
nommen hatten, und den Käufern solcher Häuser,
die rechtmäfsig aufgehäugten zu beseitigen (Plin.
35, 7 vgl. meine Prolegomeua zu Cato S. XCIV f.).
Diese officielle Ausschmückung war nicht die ein-
zige jener Tabernen. Schon in altrepublikanischer
Zeit sah man hier noch andere Schildereien. Die
Anlage der Tabernen bot mannigfache Gelegenheit
sie anzubringen.
Zur Zeit des Augustus schreibt Vitruv für den
Bau des Marktplatzes einer italischen Stadt vor,
mit Rücksicht auf die Benutzung desselben zu Gla-
diatorenkänii)fen: igiliir circiim speclaaila spaliosiora
iiilercoliimiiia dixIribiKiiilur circaquc in purliribiis ar-
genfariae tabcnuie maenianaqve siipvriuribus coaxa-
üonibiis conlocentiir, <pnic et ad iisiim et ad cecügalia
publica rede erunl disposila (5, 1,1). Man glaubt
diese Tabernen in Pompeji an der Ostseite des Fo-
rums vor dem sogenannten Pantheon zu erkennen
(Overbeck, Pompeji 1, ü7. 114). In Rum finden wir
vor Augustus die Tabernen den Regeln Yitruv's ent-
sprechend: die maeuiuna sab ceteribus waren nacli
Varro (Plin. 35, 113) von Serapion ausgemalt. Es
kann sein, dass eine jener tabulae der maenirnia
das von Piinius an unserer .Stelle erwähnte Bild
war: fiiil cl iUu in foro pasloris senis cum baculo
74
de qua Teutnnonim legatus respondit inlerrogaliis
qnaiiliiie eiiin aestimarel, sihi douari nolle iiinm ce-
ritmquc: vcniuithlicb erzählte dies Nepos. Es kann
auch ;iii ein signum gedacht werden. Vgl. den lacns
und das compitiim pasloris (Top. 2, Ö4.ö. 59'J).
Es versteht sich, dass, wie wir es noch in Pom-
peji sehen, die Tabernen zu ebener Erde lagen, für
den Beschauer von aufsen getrennt von einander
durch Pfeiler. Wie man Jemandem scplnmas a
porta aedis oder extra purlam tertiam tabernam wies
(oben), so bezeichnete mau einen Laden als den
„neunten Pfeiler {pilu) vom Castortempel" (CatuU.
37, 2). Aber sie Lielsen auch wohl nach dem signiim
oder nach dem Besitzer. Mir ist es kein Zweifel,
dass einen solchen Ursiirung der Name pUa Horatia
(so als Singvüar Schol. Bob. zu Cic. S. 277 Or.) hat,
den die gelelirte Welt zur Zeit des Augustus falsch
mit der Hovatierfabel in Verbindung brachte. Es
war der .,Ecki)feiler der einen Halle am Markt"
[t^ ycüviala azvlig rj zijs kifQag naaiäöog aq^nvaa
Iv aynqä Dionys 3, 21 z. E.). Unter dieser ,, einen
Halle" pflegt man die Tabernenreihe der einen Seite
zu verstehen. Aber wenn zu Augustus Zeit von zwei
naatctdeg am Forum geredet wird, so ist es natür-
licher, mit Schneider Saxo an die beiden Basiliken
zu denken, vor denen die Tabernen zum Theil noch
fortbestanden. Eine Taberne am Forum also hiel's
der ..Horatierpfeiler," aber man verstand später ..die
Horatierspeere," und natiirlicli sagt Dionys: xa fiiv
ovv nnXa i^fpäviarai dia fiT^xog ygnvnv: so löst sich
der vermeintliche und für Schwegler (R. G. 1, 572
A. 3) unlösliche Widerspruch der Quellen. Ueber
den Tabernen zu ebener Erde scheint es in der
Eegel ein zweites Stockwerk gegeben zu haben,
welches entweder als maeniana dem Publicum offen
stand oder kleine Wohnungen enthielt, also labernae
cum pergnlis suis, wie in Pompeji (C. I. L. 4, 138
vgl. li;;ii und Overbeck 2, 102 vgl. 1, 248 f.). Zu
diesem Stockwerk führten Tre])pen, die auf zahl-
reichen Grundrissen des capitolinisehen Stadtplans
durch Figuren wie diese: V\ oder A oder /^ an-
gedeutet sind. Um den Circus maximns lief von
aufsen her eine otna ftnvnßieyog Igyaazi^Qia (labrr-
nas) eyovaa tv avifj xal olxi^aeig (pergulas) vneQ
avza, dl rjg slaiv sl'aodni xe xal ävaßäasig zolg iril
zrjv i}eav a(pixo/.ievnig Tia^' l'xaaznv eoyaazijgiov
(Dionys 3, fi8). Danach versteht man, wenn am Fo-
rum Cludius flüclitct (H scalas labernae librariae und
diese verrammelt (Cic. Phil. 2, '.i, 21). Die Treppe
führte in einen nicht durch Fenster erleuchteten Raum
{scalarum tenebrae Cic. p. Mil. lö, 40), vernmthlich aus
dem Laden selbst hinauf. Wenn Augustus zuerst iiixta
Romanum foruiii siipra scalas aimlarias in domo
quae Calvi uralaris fuerat wohnte, später in Palatio,
sed nihilo minus aedibus modicis Hortensianis (Suet.
Aug. 72), so denkt man zunächst an einen jeuer
Treppenaufgänge zu höher gelegenen Orten, wie
scalae Tarqiiilae u. a. (Top. 2, lOi:)), und Urlichs hat
a. a. 0. S. 221 diese \yfa/ae an den Palatin verlegt.
Allein es ist doch zu bedenken, ob dies möglich
und nicht schon durch Suetou's Worte iiixta forum —
in Pa/a<io ausgeschlossen ist. Mir scheint jetzt, dass
supra scalas anularias nur heilsen kann supra sca-
las labernae amdariae, also an ein zweites Stock-
werk über einer Taberne zu denken ist (vgl. ille
qui supra nos habilal Plaut. Persa 819). Denkt mau
sich die Tabernen in dieser Weise gebaut, so mö-
gen die Schilde aus der Beute die Gebälklinien
zwischen den beiden Stockwerken in ähnlicher Weise
geschmückt haben, wie dies nach der bekannten
Münze (Cohen T. I Aemil. 8 = Mommseu Münzvv.
n. 27r) S. 033 f.) bei der basilica AemiUa der Fall war.
Auch das Colosseum war ähnlich mit Schilden ver-
ziert (Mommseu, Chronograph S. Ü53 A. 53), und
vielleicht auch jene äufsere Halle des grofsen Cir-
cus, wie ich aus der Münze des Severus (Cohen
Sev. 341 Bd. 3 T. VIll) schlielse.
Dass die Tal)erne mit dem Cimbernschilde ad
Gallum in sculo Cimbrico benannt worden sei, ist
möglich, aber nicht gewiss. Was wir son^t von
eigentlichen Tabernenschildern wissen, ist ganz ge-
ringfügig. Eine sichere Taberneninschrift, aber ohne
bildliche Darstellung, in Form einer tabella ansata,
lautet (C. L L. 7, 21)0): feliciler sil genio loci, ser-
vulc utere felix tabernam aureßciiiam '). Von den
') Itaihselliart ist mir das iiu'rkwüniige llelicf des Museo Pio-
clemenlmu (Arcli. Zeitung 1847 T. IV vgl. S. .jO), darstellend einen
Tempel, In dessen seclissäuliger Vorhalle zwei Götterbilder vor dem
75
zahlreichen Reliefs mit Daistellunpon aus dem rö-
mischen Leben, welche Jnlm behandelt, gehören die
mit Inschriften versehenen niciit zu der Gattung
der Ladenschilder. Von den nicht mit Inschriften
versehenen können zwar einige Ladenschilder sein
(Jahn, Berichte der sächs. (i. d. W. ISCl, ;}Ö3. 373),
aber sicher oder sehr wahrscheinlich ist es nur das
von P. E. Visconti (s. oben, Jahn S. ;55o) zuerst
publicierte Relief, welches fünf Schinken darstellt.
Bei den übrigen lässt sich mindestens eben so gut
an die Decoration eines Grabes denken. Was hin-
dert z. B. anzunehmen, dass die zwei schönen zu-
sammengehörigen Florentiner Reliefs, welche Scenen
im Tuchladcn darstellen (bei Jahn a. 0. T. XI 2. 3),
symmetrisch über und unter der Grabschrift oder
auf dem Sockel des Monuments auf den Seiten an-
gebracht gewesen sind? Man braucht nur an das
Grab der Naevoleja Tyche in Pompeji und an die
Haterier- Denkmäler zu erinnern. Eine Gewissheit
kann immer nur die Inschrift geben. — In Pompeji
ist kein einziges Tabernenschild mit Inschrift erhal-
ten. Die erhaltenen (Terracottareliefs, rund oder
viereckig, oder Wandmalereien, Overbeck Pompeji
2, 5 f.) deuten in einfach verständlicher Weise das
Geschäft au. Dass eine Gladiatorenscene (Heibig
n. lölo) als Tabernenschild gedient habe, ist eine
unwahrscheinliclie Vermuthung.
Von diesen tabernae verschieden sind die hospi-
tia (vgl. C. I. L. 2, 42S4). Wir kannten den ospi-
ialis a (/allo galUnacio, den Gastwirth zum Hahn zu
Narbo (Or. 4330). Die neuesten Ausgrabungen von
Pompeji haben ein hospilinm kennen gelehrt, auf
dessen Aufsenwaud (gegenüber dem Bordell) ein
Elephant von einem kleinen Mann geführt gemalt
ist. Darüber steht auf einem Täfelclicn Sillins resli-
tiiil elcfanln , darunter liosiiilimii hie localnr, tricli-
ilieselbe in der giinzen Breite schliersenden Tiiller, aber hinter den
'Säulen sitzen. Eine Freitreppe fiilirt liinauf, deren untere Stufen
jetzt von einer kreisförmigen Höhlung unterbrochen sind, die der
Erklärer für einen Wüsserbehaller hielt. Dies ist unmöglich. Man
möchte vermuthen, sie sei erst nachträglich zu irgend einem Zweck
eingegraben, wenn nicht die Inschrift augenscheinlich Rücksicht auf.
sie nähme. Auch diese versiehe ich nicht nach Borghesi's Vermu-
thung IN Hi(C AEDe .ShBINI MATecni luW . LOCnNTVr. .ledenfalls
haben wir es hier mit einer Art Aushängeschild zu tliun.
niiim cum Irihiis leclis et comm[odis] (Zangemeister
C. I. L. 4, 806. S07; Heibig Wandg. 1601). Fiorelli
macht darauf aufmerksam iGiornale degli scavi 1S()2
n. 14 S. 41 f.), dass der bekannte Parteigänger Cae-
sars P. Sittius von Nuceria (vgl. Mommsen Hermes
>•, 47 ff.) nach der Eroberung von Cirta unter an-
deren Colouien auch die colonia Sarneusis und co-
lonia Veneria gründete (Henzen, Ann. 1860, 85),
welche Namen auf die Heimath der Colonistcn hin-
weisen. Jener Sillins der Inschrift sei der lio.tpi-
talis und gewiss .,discendente o compagno" des
afrikanischen Condottiere, somit das Elephanten-
schild kein willkürlich gewähltes. Aus den Ilospi-
tienschildern erklärt nun Manpiardt mit Recht
eine Reihe von Stationennamen aus den Itineraria.
Seine Zusammenstellung aber ist unzureichend, und
in vielen Fällen ist es zweifelhaft, ob wir es mit
einem Schilde zu thun haben. Gleichartig sind zu-
uäch.st folgende Namen: ad pimim, ad piriim, ad
oirram, ad inahiiii (Italien, Sicilien), ad iiioruni (Spa-
nien), ad ßriim (Afrika). Aber keiner derselben
schliefst die Annahme aus, dass der Baum und
nicht die Frucht gemeint sei, dass die Station also
nicht nach einem jene darstellenden Schilde, son-
dern nach einein daneben stehenden einzelneu Baum
benannt sei, grade wie heute bei Rom die Osteri.a del
jiino nach einer einzelneu mächtigen und schönen
Pinie benannt ist. Auch zwingt uns schwerlich zu
einer anderen Erklärung die Gegend ad malum pu-
iiiriini in Koni. Nicht ohne Weiteres ist von dem
Bildwerk an einem Compitum der Stadt auf ein
Wirthshausscliild zu schlielsen. Aehnlich steht es
mit arborem felirein (Germanien), tres arhores (Gal-
lien"). Auch die Götternaraeu (ad Hermlem, ad Ma-
trem vuKjiiam, ad. Diaiiam, ad Merriirios Ngl. ail
aras) können durchaus kein Zeugniss für llosjiitien-
schildcr abgeben, da ja in jedem Falle die Nähe
eine« Heiligthums oder Bildes gemeint sein kann.
Aber es bleiben allerdings noch einige Namen übrig,
die kaum anders erklärt werden können: ad i/allniii
gallinaciuni (Afrika), ad ansam (Britannien), ad ro-
iani (Afrika), ad drarones (Afrika, Asien), ad aqiii-
lam maioreiii, minorem (Afrika': es ist beinerkens-'
werth, dass wir auf der capitolinischen Basis lesen:
76
vico longi aquilae, wahrscheinlich eine falsche Cou-
struction für vico longo aipdlae (vgl. mcus biibida-
rius norus\ Bilder endlich werden gemeint sein,
und vielleicht auch Karikaturen, mit den Xameh ad
fratres, ad Septem fratres, ad sorores, ad lippos, ad
centuriones (alle in Spanien).
Wir wenden uns schlieCslich zur Erklärung des
Reliefs, welches zu der vorstehenden Untersuchung
die Veranlassung gegeben hat. Wir haben gefun-
den, dass nicht allein lubeniac und hospilia, son-
dern wahrscheinlich auch donuis piivulae durch
Signa gekennzeichnet wurden, dass die Benennung
der hospitia wie der tabernae bald von dem sigmim,
bald von nahen Monumenten oder Oertlichkeiteu ent-
lehnt wurden und beide Bezeiclinungsweisen durch
ad mit dem Accusativ des auf dem signiim Darge-
stellten oder des Monuments ausgedrückt wurden;
wir glaubten annehmen zu können, dass auch do-
mus privatae in dieser Weise nach ihrem Signum
benannt wurden. In der Regel bedurfte das Bild
nicht der Unterschrift, aber Nichts hindert anzuneh-
men, dass sie zum Ueberfluss darunter gesetzt wer-
den konnte. Bei unserem Relief scheint dies der Fall
zu sein: ad sorores quattuor erläutert die darüber
dargestellte Gruppe der Grazien mit der sitzenden
Frau und deutet durch das formelhafte ad an, dass
das Haus (Laden, Gasthaus) und weiter vielleicht
die Strafse, in der es stand, an welchem die Platte
angebracht war, ..zu den vier Schwestern" hiefs.
Was hatte, wer dies Bild anheften liefs, damit sa-
gen wollen? Nichts Anderes, antwortet Jahn (Eu-
ropa S. ;<9), als was unter anderen Callimachos
(Anth. P. .0, 146 = Epigr. 51 Mein.) sagt:
lianainq ul Xtioizfi' tiotI yiin /jdi TfnV Tnin'i y.tCruiq
aoTt nini7i).tt(i!fr{ xqii uvooiai yoitt
evteiwr h' ndoir aoiC(0.og Btoti'Cy.cc,
ü; ihfii Oll)" f<i''7«i I«) XäniTf; Xrioiif?.
Sehr künstlich — und das ist auch die Ansicht
meines verehrten CoUegen Lehrs — erklärt Meiueke
S. 290. es sei von einer eben aus der Werkstatt
hervorgegangenen, eben gesalbten Statue der Be-
renike die Rede. Die eben erstandene vierte Gra-
zie, Berenike, mag als noch von Salben tropfend
und duftend als die zur Göttin gewordene und in
vollster Schönheit wie dem Bade entstiegen gedacht
worden sein. Der, wie Jahn und 0. Schneider
(z. d. St.) bemerken, bei griechischen Dichtern wie-
derkehrende Gedanke findet sich auch bei Ausonius
in dem von Fabretti augeführten Epigramm (114):
tres fiicrtinf Chnrites : HL'd, dum iticu Lcsliri vi.vit,
ifiuiUunr; nl periit, tres ititiiwranlur itcin.
Kein Zweifel also, dass auf unserem Relief die
sitzende verschleierte Frau die vierte Grazie sein
soll, welche die echten drei als solche auch anzu-
erkennen scheinen, indem sie sicli vertrauensvoll
auf sie stützen. Aber die neue Schwester ..tropft
nicht von Salben," sondern sitzt etwas gekauert,
bekleidet und mit über den Kopf gezogenem Ober-
gewand auf dem Sessel: kein Attribut kennzeichnet
sie, sie ist nicht [lortraitlialt gebildet. Wer kann
es sein"? Fabretti (S. 9.5) meinte, der ..Schleier"
und die Vögel im Giebel qualificiertcn sie als die
noi-a nnpla, die durch Bild und Unterschrift gefeiert
werde. Allein abgesehen davon, dass die Vögel,
wie wir sahen, zu dem gewöhnlichen decorativen
Schmuck von Aschenkisten gehören, auch das über-
gezogene Obergewaud kein Schleier ist, und weder
das aufgelöste Haar noch sonst Etwas au den ha-
bifiis 7iupüalis erinnert, so ist es doch schon ein
ganz unzulässiger Gedanke, dass ein Hauseigenthü-
mer oder gar Ladenbesitzer durch ein in publica
angebrachtes Relief seine Huldigungen den Spazier-
gängern vordemonstriert haben sollte. Und doch
ist — was Fabretti nicht bedachte und Jahn schliefs-
lich aus nur unbekannten Gründen wieder bezwei-
felt zu haben scheint — eine andere Bestimmung
der Tafel ganz undenkbar. Anders Bcger, wel-
cher (S. 272) die Darstellung mit noch weniger
Recht für eine ernsthaft gemeinte mythologische hält
und neben den drei Hören eine vierte Schwester,
fortasse Hyemis praeses, erkennen wollte. Aber wie-
der fragt man: was beifst denn ad? Von den zwei
gefundenen Bedeutungen dieser Formel ist die eine
unzulässig: dass sorores IUI zwei in der Nähe be-
findliche Monumente, eine Graziengruppe und etwa
das Bild oder den Tempel einer Göttin, bezeichnen
sollte, wie man einen Platz ad tres Forlunas (un-
ten) nannte, ist doch nicht anzunehmen, so sicher
auch neuerdings nachgewiesen worden ist, dass rö-
77
mische Künstler es liebten, die Nähe von Tempeln
durch Nebeneinanderstellung der Gottheiten zu ver-
sinnbildlichen (Reifferscheid, iMemorie dell'Inst. ;?,4(J3
vgl. Schöne und Benndorf, Lateran Ö. 233). So bleibt
also nur übrig, die vier Schwestern für die frei ge-
wählte Composition eines signinii zu halten., nach
welcher das Privathaus, der Laden, das Gasthaus
selbst „zu den ^ler Schwestern" hiels. üenn zwischen
diesen drei Gattungen durl'eu wir wählen: die Wahl
kann aber, wenn wir die Hypothese, dass uns die
junge Ehefrau des Besitzers vorgeführt werde, ab-
lehnen müssen, wohl nur für eine der beiden. La-
den oder Gasthaus, ausfallen. Aber was kann die
attributlose idealgebildete Frau bedeuten? Ich will
nicht verschweigen, dass ich an eine Darstellung
der Flora in ilirer bekannten Bedeutung als Patro-
nin lasciver Freuden gedacht und unser Relief für
das siffHiim einer .lalax tabenia gehalten habe. Auch
könnte alleni'alls die Wirthin selber sich hier als die
vierte Schwester empfehlen, und es mag dabei an
die jedem Römer geläufige Bedeutung von soror
erinnert werden: swe sibi couiiix, sive fatiira soror
(Tibull. 3, 1 , 26). Indessen die Bedenken dieser
Auslegung verhehle ich mir nicht und mag sie nicht
weiter zu stützen versuchen. Auch hilft es wenig,
mit Jahn an die den Apntropaeen äiniliclie Bedeu-
tung der Graziengruppe zu erinnern. Der gordische
Knoten bleibt ja immer die Verbindung derselben
mit der sitzenden Figur. Ihn zu lösen wäre viel-
leicht nur möglich, wenn wir den Charakter des
Geschäfts kennten, welches sich in dieser Weise
empfahl. Dagegen muss ich die Behauptung auf-
rechterhalten, dass das Relief weder ein Votivbild
noch ein Grabrelief ist, letzteres nicht, bis man nicht
nachweist, wie es möglich war, die technische und
auch in Anspielungen, wie ad mammam (oben), wie-
derkehrende Formel mit ad auf ein Grabmal zu
setzen. Es mag zum Ueberfluss noch hervorgeho-
ben werden, dass sie zu der Darstellung ursprüng-
lich gehört und nicht, wie manche andere, denen
Jahn in dem Aufsatz über die Handwerksbilder ihre
richtige Stelle angewiesen hat, eine nachträgliche
ist, deren Ungewölinlichkeit au solcher Stelle zu
ertragen wäre.
Archuulog. Zig., Jalir-j
XXIX.
Es ist zu wünschen, dass Archäologen von Fach
den Denkmälervorrath darauf hin durchuiusterten,
ob er weitere Belege für die hier versuchte Behaup-
tung biete, dass es in Rom, wie Laden- und Gast-
haus-, so au.ch Hausabzeichen gegeben hat.
ANHANG: TKES FORTUNAE.
Das Epigramm des Krinagoras Anth. Plan. 4, 40:
yiCTOVti ot' TQiaaai /jovvov Tuyai snQtnov fh'cti
A'pi'CTTTf, ßaOvTiXovrov aijs 'ivtxiv xf/atStrjs,
äi.la z«l al näviMV niiaaf il j'cty üräin loaioiSt
cirjyjafi fig' fjr'(Q(ov uvrn'ov fi'ifooavrrjv ;
5 iiüv ih' as y.ai tovjiov y.Qiaauiv fni ufiXov äi'Soi
Kctiani)' iL^ y.iii'ou /(oolg iti>qti€ Tvyrj;
ist zwar schon von Zangemeister (Hermes 2, 4G9 f.)
gegen Jahn (das. 245 f ) richtig gedeutet worden —
nur ein bei Jahn so seltener Gedächtnissfehler liels
ihn die unzweifelhafte Sache verkennen — , indes-
sen hat derselbe die unmittelbar sich ergebenden
Folgerungen nicht gezogen. Dass der augeredete
Crispus der im Jahre 20 u. Chr. verstorbene, von
dem Geschichtsschreiber Sallust adoptirte Enkel sei-
ner Schwester ist, welcher dem Augustus nahe stand
(Tac. Ann. 3, 30), derselbe, an den Horaz seine
Ode 2, 2 gerichtet hat, steht fest, und dass die xqiaaal
Tvyai die ires Forliniae bei porla Collina sind, bis
wohin die horü SallasIkiHi reichten, hat Zaugemeister
bemerkt: ebenso (Becker Top. S. 58G) dass diese
Gärten bereits unter Nero kaiserliches Eigenthum
gewesen sind. Sie blieben es und dienten als Soni-
merresidenz noch bis in die Zeit Constantin's (m.
Top. 2, 124). Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie
ein Veruiächtniss des genannten Freundes des Au-
gustus an seinen Souverän sind. Ihre Lage an der
portn Collina kennen wir genau (s. a. O. S. 12ö)
und ebendaselbst also einen Ort ad tres Furtunas.
Vitruv 3, 2, 2 sagt: hinus {acdis in atitis) cxemplar
erit ad tres Foriunas, ex. trßus qiiae est. proxime
pdrtam Collituim. Wir kennen von diesen dreien
zwei sicher. Im Kalender nändicli steht (1) zum
25. Mai: ForlunCae) prim(igeniae) in colCIe) (Ven.),
Forlun(ae) piiblic(ae) pr(imiyeiiiae) in coll(e] (Esqu. ),
(2J zum 5. April: Fortunae piiblicae citeriolri] || in
colle (Praen.). Ovid zu denselben Tagen nennt jene
11
78
(1) Forliiiia polois piihUca (n, 729), von dieser (2)
sagt er: sacrata rst colli; (valle die Ilfelder Ils. und
geringere I Quirini liac Fortuna die publica. Moniru-
sen bemerkt richtig (C. I. L. 1 S. 394), dass die erste
mit vollem Namen Fortuna publica p. H. primigenia
geheifsen habe (aedcs Forlunae priiuigeiiiae in colle
Quirinale, gegründet 56(1, Liv. 34, 53, dieselbe aedes
primigetiiae Forlunae quae in colle est Liv. 43, 5) und
(a. 0. S. 391) dass die zweite im praenestinischen
Kalender Fortuna publica citerior heilse und un-
möglich citerio[rij in colle (mit Inversion) construirt
werden könne. Die primigenia würde danach in
demselben Kalender als publica niterior aufgeführt
Avordcn sein (der Monat fehlt), also näher am Thore.
Für diese Bezeichnungsweise bieten die vici Sulpicü
citerior und ullerior der capitolinischen Basis 3. 4
eine Analogie. Beide also haben nahe am Thor,
also auf der Höhe des Quirinal, in colle und nicht
in imlle Quirini gestanden. Dies ist die interpolirte
Lesart in den Fasten, ja eine vallis Quirini hat es
überhaupt nicht gegeben, so sehr sie auch die leicht
erregbare Phantasie der Topographen beschäftigt
hat. Denn die einzige Stelle, die ihrer sonst zu
gedenken scheint, ist die Juvenals 2, 134. Der
Leichtsinnige, welcher den Ernst des Marsfeldes
scheut, entschuldigt sich mit Verhinderung: ..officium
cras prima sole mihi peragendum in valle (so die
Hss.) Quirini'''. quae causa ofßcii? „quid quaeris? nu-
bit amicus uec mullos adhibet.'' Die Schollen 7A\ 133:
in ralle rolle Quirini. ad invidiam dixil in valle.
Hierin scheinen zwei verschiedene Bemerkungen zu
stecken, eine blofse Variante valle j colle und eine
Jüngere alberne Erklärung der Vulgata. Beutley
nun hat zu Hör. C. 1, 2, 46 ohne Weiteres in colle
Quirini citiert, gewiss weil er richtig annahm, dass
Juveual die Verse des Horaz Epist. 2, 1, 67 ff. vor-
schwebten: hie sponsnm voral, hie andilnm scripta,
rcliclis Omnibus ofßciis, cubat hie in colle Quirini,
hie extremo in Aventino visendus uterque. Juvenal
wählt den (,)uiiinal mit (irund: ..sciion bei Sonnen-
aufgang muss ich morgen auf den steilen Quirinus-
liügel klettern." Die Unmöglichkeit bei Ovid vallis
zu lesen, die Stelle der Episteln, das völlige Schwei-
gen anderer Quellen sind, auch abgesehen von den
rein topographischen Bedenken, Gründe genug die
vallis Quirini zu streichen, die auch Becker mit rich-
tigem Gefühl A. 120S nur widerwillig anerkennt
und Urlichs mit Mühe und Noth zu retten sucht (Top.
in Leipzig S. 134, vgl. Becker Antwort S. 84 f.). —
Von den beiden genannten Tempeln meint Diou,
wo er von den Prodigien des Jahres 707 spricht
(42, 26), vermuthlich den der Fortuna publica im
eigentlichen Sinne: -xeQavvni te ig re to Kanixio-
kiov xal fg Tov ifjg Tv^rig rfjg drjfioaiag xakovi.tsvr]g
vaov i'g ts rovg tov Kaiaaqng Tcr^novg xaTsaxrjipav
■xavxavd^a innog zig tcZv ovx rji.t£?.T]fieviüv ansd-avEv
vre avxiüv, xai xo Tv^ctlov arTOf-iarov avewx&rj.
TiQog ds xovTOig a'tfxct xe IS, iQyaarrjQlov aixonoiov
nqoxv^iv acplxsxo TtQog vecov exSQOv Tv/rjg, rjv ix
xnv ndvxa xd xe iv dqi&al/Liolg xal xd xaroniv xat
sfpOQÖv xal sxXoyitEa^at '/qi^vai xiva (.irjöe eniXav-
d^dvta&ai e§ o'kov ning lyevExn xai idovaavxo xal
sxdlsaav xqönov xivd ovx £va(frpT]xov''ElX>]ai. Wenn
das Tvxalov bei den Gärten Cäsars angenommen
werden nmss, so ist es sicher identisch mit der
aedes Foi'lis Fortunae Tiberim iuxta in hortis quos
Caesar populo Romano populo legaverat (Tac. Ann.
2, 41), verschieden von dem Tempel der Göttin am
6. Meilenstein der via Portuensis. Denn wie Momni-
sen zeigt (C. L L. 1 S. 395), ist zwar jene aedes erst
unter Tiberius gebaut, aber an der Stelle eines äl-
teren sacellum getreten, welches füglich Fortunium,
Tvxalov heifsen konnte. Der vicus Fortis Fortunae
hatte wahrscheinlich nach diesem Heiligthum seinen
Namen, gehörte also der 14. Region an. Ueber beide
Tempel der Fers Fortuna vgl. Henzen, Scavi nel
bosco de' fi"at. arv. S. 100 f. und Bull, dell' Inst.
1869, 124. — Den zuletzt genannten Tempel der
Fortuna hält Preller R. Myth. S. 558, 1 für den der
respiciens, was mir kcinesweges sicher scheint.
Es bleibt also nur ungewiss, welcher Fortuna
der dritte Tempel auf dem Quirinal geweiht war.
Oder war es nur eine ara'^ Auf keinen Fall wird
nmn an den ßioftdg Tvxtjg Evelnidog im vicus lon-
gns (Plut. fort. Rom. 10) denken dürfen. Denn die
Stelle des Vitruv setzt die unmittelbare Nähe der
drei Fortunen voraus, während diese Strafse nicht
bis in die Nähe des coUiuischen Thors reichte. Man
79
pflegt diesen Namen ohne jeden Anhalt Forlnna
bonae spei zu übersetzen. Ich denke, es wird eine
ara Spei et Forhinae gewesen sein. Die mit Un-
recht verdächtigten lempla dito noca Spei et Fortii-
ttae des üiocletian (in. Topographie 2, 23. 37) haben
offenbar in nächster Nähe von einander gestanden,
waren vielleicht gar nur Gellen einer aecles und
setzen eine ältere Cultusverbindung beider Gotthei-
ten voraus.
Wenn .Jahn behauptet, drei Fortunen vereinigt
kämen nicht vor, so ist das also höchstens soweit
richtig, als sie niclit im Cultus und in Folge dessen
in der Kunst in der Dreizalil auftreten, wie die drei
Hören, Moiren, Chariten und Nymphen, über welche
letzteren Fabretti a. a. ü. eingehend handelt. Dass
aber unter den igiaaal Tvyai des Gedichts nichts-
destoweniger die nur räumlich verbundenen tres
Fortimae verstanden werden müssen, wird wohl
nach dem hier Gesagten nicht mehr bezweifelt wer-
den. Indessen ist doch in dem Schweigen unserer
Ueberlieferung kein genügender Grund zu erkennen,
weshalb nicht auch die Fortunen, welche wenigstens
in Antium (und in PraenesteV Preller S. .502, 1) als
zwei sorores verehrt wurden, nicht einmal in der
Dreizahl aufgetreten sein sollten, und die engere
Vereinigung von drei individualisirteu Fortunen eben
deshalb auch die locale Vereinigung ihrer Tempel
am collinischen Thore motivirt haben sollte. Einen
schlagenden Beweis dafür kenne auch ich nicht.
Nicht zu übersehen aber ist, dass auf einem von
Garrucci ( Vetri T. XXIII, -1 ) i)ublicierten Bilde drei
sitzende weibliclie Figuren, eine jede mit dem Füll-
horn in der Linken, einer Wage in der Rechten dar-
gestellt sind, welche der Herausgeber als „tre Mo-
nete" erklärt, wegen der von ihm für Geld gehal-
tenen zu ihren Fül'sen befindlichen mir undeutlichen
Gegenstände: es sind zum Tlieil kleine Kreise, zum
Theil Gegenstände von dieser Form J\. lieber
den Häuptern steht geschrieben wi<)as vivas. Soll
wirklich die Moneta dargestellt sein, wofür mir jeder
Anhalt zu feljlen scheint, so würde die Dreizalil gar
keine Erklärung haben. In der Kaiserzeit giebt es
zwei monetae, die alte auf dem Capitol, die kaiser-
liche bei S. demente. Drei Münzgottinuen schwe-
ben völlig in der Luft. Dagegen sehe ich nicht ein,
weshalb man nicht an drei Fortunen als Verkäufe-
i'innen denken könnte.
Königsbei'g. H. Jordan.
PHILOKTET UND AEACüS
AUF ZWEI MÜNZEN DES K. MÜNZKABINETS IN BERLIN.
Philoktet lässt sich
zum ersten Mal mit
Sicherheit auf einer
Münze mit der Auf-
schrift AA nachweisen,
welche Lamia in Thes-
salien geliört. Wird
diese Stadt auch nicht
unter den vier Ort-
schaften der thessali-
schen Landschaft Ma-
gnesia genannt, deren
Männer Philoktet führ-
te (Ilias II 71(3), so lag
sie doch in geringer
Entfernung. Sie liat
auch nocii andere
Münzt} pen,welciie den
Bogen des Herakles
feiern, wie die Erle-
gung der Stymphali-
scheu Vögel. Ueber-
haupt sind in Thessa-
lien Bogen und Köcher
des Herakles häufige
Typen, eben weil der
thessalische Held sie
geerbt hatte, als er dem
Herakles den Scheiter-
haufen baute.
11*
80
Philoktet crliebt hier (Tafel No. 1 ) mit der Ge-
Ijärde des tiefen Schmerzes die Rechte bis über den
spitzigen Hut welchen er auf dem Haupte hat, und
stützt sich mit der Linken auf den Felsboden, auf
welchem er sitzt. Ob das Bein etwa mit Binden
umwunden ist, wie oft auf Gemmen, wo er es mit
einem Fittich kühlt, lässt sich nicht deutlich erken-
nen. Im Felde sieht man, gleichsam aufgehängt,
Bogen und Köcher. So klein das Köpfchen auf der
Münze selbst ist, erkennt mau doch deutlich die
Magerkeit des Gesichts und den leidenden Aus-
druck, wie ihn die vergrölserte Abbildung der Kehr-
seite zeigt. Freilich noch bewunderungswürdiger
ist die Darstellung auf einer Gemme unsei*er Samm-
lung (Abth. IV No. o4.^), welche zur Vergleichung
ebenfalls vergröfsert, hier unter No. 3 dargestellt ist.
Ein unvollkommenes Exemplar einer etwas an-
deren Münze mit demselben Typus und AAMIEI2N
hatte Herr Freiherr von Prokesch in diesen Blättern
1843 S. 147 No. 10 Tafel IX No. 2 publiciert. So
verschieden von der unsrigen auf den ersten Blick
diese Abbildung erscheinen mag, so wird doch nie-
mand der beide sorgfiiltig und ohne Vorurtheil ver-
gleicht, bezweifeln dass es beide Mal dieselbe Vor-
stellung ist. Allein dort ist neben dem am Boden
Sitzenden eine Keule dargestellt, welche in Wahr-
heit nur ein Theil des Fufsbodens ist; mit der Rech-
ten ergreift er dort eine Schlange welche sich um
eine Säule windet, so erschieu Bogen und Köcher.
Aber tidtz dieser Undeutlichkeiten nannte Herr
von Prokesch den Mann richtig Philoktet. Der
Herausgeber der Zeitschiift wandte jedoch in einer
Anmerkung ein, die Keule passe nicht zu Philoktet,
und Herr Professor Wieseler hat dann (ebenda 1844
S. 253), weil er die Alibildung für richtig halten
niusste, den Mann: Herakles Ophiuchos genannt, eine
Meinung, welcher sich Herr von Prokesch anschloss,
als er die Münze nochmals publicierte (Abhandlun-
gen der Berliner Akademie 184.") S. 79). Dass es
jedoch wiiUlifh Philoktet ist, lässt unsere Abbildung
nicht bezweifeln.
So lehrt diese Münze wieder, wie sehr die Nu-
mismatik und die Archäologie Schaden leiden, wenn
unvollkonnnene Münzen abgebildet und darauf dann
weitere Schlüsse gebaut werden, welche, so gelehrt
und vortrefflich sie an sich sein mögen, mit ihrem
unsicheren Fundamente fallen. So schwer es sein
mag neue Typen zurückzuhalten, man sollte diese
Entsagung, wenn die Münzen undeutlich sind, öfter
üben als in unseren Tagen geschieht.
Ein anderer, hier zum ersten Mal vorkommen-
der Münztypus: Aeacus, muss leider mit dem Ge-
ständniss publiciert werden, dass sich noch nicht
ermitteln lässt, wohin die Münze gehört. Sie ist in
zwei übereinstimmenden Exemplaren im k. Münz-
kabinet. Die Kehrseite zeigt, in unserer Abbildung
No. 2 ebenfalls vergröfsert, den durch die Beischrift
AIAKOC beglaubigten Todtenrichter thronend; der
vor ihm stehende eng in sein Gewand gewickelte
ist als ein Verstorbener durch den Todesgenius be-
zeichnet, welcher neben ihm auf einem Cippus steht,
in der hergebrachten Weise mit gekreuzten Beinen,
auf die umgekehrte Fackel gestützt, und die Rechte
in die Hüfte setzend.
Auf der Vorderseite beider Exemplare ist der
Stadtname nicht lesbar, sondern man sieht nur den
Anfang der Umschrift CAB • ■ • , es fehlen wahr-
scheinlich viele folgende Buchstaben, der Schluss
scheint . . HTßN i^u sein , doch sind diese vier
Buchstaben nicht ganz sicher. Der Kopf ist gewiss
ein Bildniss, es gleicht jedoch keinem der ersten
Kaiser, deren Zeit gleichwohl die Münze anzugehö-
ren scheint. Beide Exemplare zeigen einen einge-
schlagenen radäbnlichen Stempel, welcher nicht zum
ursprünglichen Typus gehört.
Bei Aeacus an Aegina zu denken liegt nahe,
auch konmien die Münzen aus Athen. Man darf aber
doch wohl kaum das . . HTI2N — wenn es sicher
ist — zu AirtlNHTßN ergänzen, weil erst von
Septimius Severns die Kaisermünzen der Insel be-
ginnen, und weil keine aul'ser dem Stadtnamen eine
Aufschrift hat, während das CAB • • • (^"ch wohl
einen Beamtennamen beginnt. Vielleicht finden sich
nun in anderen Sammlungen Exemplare welche die
Aufschrift der Vorderseite vollständiger haben.
Zwei Niobiden habe ich auf einer Münze von
Orchomenus in Boeotien in dieser Zeitschrift 1864
S. 13.-'. Tafel IS.'! nachgewiesen. Hier ist unter No. 4
81
eine unlängst in das k. Miinzkabinet gelangte Münze
abgebildet welche denselben Tyjjus abweichend
darstellt, während auch hier die Vorderseite die
Ob hier neben
knieend schielsende Artemis zeigt.
dem niederstürzenden Knaben zu EP f'as X "flc"
etwa ein Monog-ramm steht, lässt sich nicht erkennen.
J. Friedl.ender.
ATHENISCHES SEPULCRALRELIEF.
Hierzu die AhhiMung Tüf. 49
Im Jahre isiio befand sieh unter den an der
Hadriansstoa zu Athen gesammelten Alterthümern
ein in zehn Stücke zerbrochenes und auch sonst
arg beschädigtes Relief. Pittakis gab auf Befragen
nur an, es sei in Athen selbst gefunden und aus
der Demarchie nach der Hadriansstoa gebracht.
Durch Postolakkas dankenswerthe Vermittelung er-
langte ich eine von Nikolaos 71't//c angefertigte
Zeichnung. Sie liegt der Lithographie auf Taf. 49
zu Grunde. Trotz ihrer Treue bleiben beschreibende
Angaben unerlässlich, da die sehr starke Zerstörung
manche Form zweifelhaft erscheinen lassen könnte,
wenn es auch so schlimm nicht ist, wie der zur
Zeit meiner Anwesenheit an der Hadriansstoa wacht-
habende Invalide meinte, dass nämlich gar Nichts
mehr zu erkennen sei, oder, wie er sich ausdrückte:
..(.irjXE avdQionriL swai firjTe Cwa /(/Jrs rinoTS.''^
Der Reliefstein von weifsem Marmor misst in
der Höhe 0,65 M., in der Breite 1,05 — 1,10 M. und
in der Dicke etwa 0, I2M. Die Einrahmung bildete
nach der bei Grab- und Votivreliefs üblichen Art
auf einem Sockelstreifen jederseits ein Pilaster,
welche wieder oben einen Gebälkstreifen trugen;
links ist der Stein aber abgestofsen; Viel fehlt je-
doch keinenfalls, aufser dem Pilaster schwerlich
mehr als der Raum für etwa eine oder zwei Figuren.
Quer über das ganze Reliefbild läuft eine lange
gepolsterte xlivrj, deren Gestell von einer vorn hän-
genden Draperie ganz verdeckt ist; nur ein Fufs
scheint sichtbar etwa in der Mitte der ursprüng-
lichen Reliefbreite. Auf der Kline ruhend sind zehn
Gestalten erhalten, ganz rechts noch hinreichend
deutlich Herakles auf untergebreitetem Lüwenfell;
Kopf und Tatzen des Fells hängen vorn über die
Kline herab. Herakles ist vom Rücken zu sehen;
in der ausgestreckten Linken hält er den Becher,
den rechten Arm hat er ausruhend über den Kopf
gelegt. Sein Gesicht seheint im Profil nach links
gesehen zu haben, und nur hierin weicht die Figur
von dem auf der Albanischen Marmorvase und der
Albanischen sog. Apotheose des Herakles wieder-
holten Typus ') ab. Zunächst an Herakles reiht
sich ein wie alle aufserdem noch übrigen Figuren
von vorn gesehener Mann, mit dem Himation be-
kleidet, welches die rechte Brust und den rechten
Arm frei lässt. Die übrigen acht Figuren sind
weibliche; darüber erlaubt die bei einigen noch
deutliche Körperform, bei allen die Gewandung kei-
nen Zweifel. Bei einigen von ihnen sind noch Ueber-
reste von Gegenständen, die sie hielten, sichtbar
geblieben (bei der zweiten, der vierten, fünften und
siebenten von links gezählt), aber nur ein Mal (bei
der fünften) ist darin mit einiger Sicherheit etwas
Bestimmtes und zwar ein Saiteninstrument zu er-
kennen (s. die Seitenansicht desselben in halber
Originalgröfse auf Taf 49 links zur Seite der Haupt-
abbildung).
Vor der Kline sind vier der üblichen dreifül'si-
gen Tische, die Fülse ans Löwenkopf und -iufs
gebildet, aufgestellt, mit den igayrjftara bedeckt,
deren Einzelheiten aber zerstört sind. Am Boden
stehen ganz rechts ein Krater, dann neben dem
nächsten Tische vielleicht eine Cista, neben dem
folgenden Tische ein Scrinium und wieder nelien
dem dann folgenden Tische noch ein Mal ein Kra-
ter. Zwischen diesen Tischen und Geräthcn bcsor-
'j Sti'plinni iliT liiisrulicnilf Hciakles. PiMcrsLiirger .Miüdt'iiiiL'scIir.
1854. S. 12,') u. l'i'i des SqKiruUilidnicks.
82
geu drei Eroten (die Flügel bei allen dreien noch
kenntlich) die Aufwartimg; der mittlere und der
links reichen Etwas zu den Frauen hinauf. Die
Kline ist im Freien unter Bäumen aufgestellt, die
am dichtesten nach dem oberen Ende der Tafel
hin, wo Herakles liegt, zusammenstehen. Fünf Laub-
bäume uud zwei Cypressen sind erhalten. Um die
Kronen der Bäume ') schweben vier Knaben, Eroten.
Bei dreien ist ein umgeworfenes Gewand noch sicht-
bar; mehr als ein Stück davon ist von dem Knaben
ganz links am Rande des Bruches überhaupt nicht
geblieben. Hier ist die Zerstörung sehr weitgehend;
doch steht das Angegebene fest.
Das Ganze stellt also eine Mahlzeit dar, die
schon durch den Vorsitz des Herakles und die Ero-
tenschaar der Sphäre der Wirklichkeit entrückt, aber
mit Allem ausgestattet ist, was das gesteigerte Wohl-
leben des späteren Alterthums der Phantasie au die
Hand gab, ein Platz unter schattigen Bäumen, mu-
sische uud littcrarische Unterhaltung, denen das In-
strument wenigstens der eiuen Frau und das Scri-
uium am Boden dienen.
Als weitere Erklärung glaube ich, damit we-
nigstens die Gesammtbedeutung des Picliefs bezeich-
nend, wiederholt^) vermuthen zu dürfen, dass der
Mann nächst Herakles ein Sterblicher, ein Gestor-
bener ist, dass hier also eines jener seligen Mahle
im Jenseits dargestellt ist, welche der Todtencul-
tus ',) des späteren Alterthums — und römischer
Zeit wird auch dieses Piclief angehören — in so
grolser Zahl von deu Bildhauern forderte. Für die
lange Reihe hierher gehöriger Reliefs, uuter denen
dieses aber an Reicbthum der Darstellung einzig
dasteht, hatten bereits einzelne Aeltere, dann Vis-
conti, tlieilweise auch Gerhard, dann Müller und der
nie zu veraciitende Letronne die richtige Deutung
gefunden, welche namentlich von Welcher") noch
ein Mal mit Heftigkeit verworfen, endlich von Ste-
])liani ") besonders umfassend aufs Neue begründet
*) Thcokiit Eiilyll. I.i, l-.'lt II.
^) Verbandliingi'n der -"i. Vers, ileulschcr l'hilul. n. Scliulm. in
Heidelberg S. I.ill.
<) Vgl. Apiilej. Fli.r. IV n. I '.1.
») Alle Denkiii. II, S. 281 11'.
»] a. a. 0.
wurde. Ich kann dem Letztern zwar nicht in Allem
und nicht darin folgen, dass ich mit ihm eine durch-
greifende Scheidung von wirklichen Grabreliefs und
andererseits Auathemen des Todtencultus vorneh-
men ') und dann unser Relief unter die Anatheme
einreihen sollte, aber die gesammelten Hülfsmittel
zum Verständnisse des athenischen Reliefs in der
angegebeneu Weise bietet die Arbeit Stephaui's.
Ich will sie hier nicht ausschreiben.
Wie Horaz^) vom Augustus es ausmalt: (Pollux
et Hercules), quos inier Anguslus recumbens ptirpitreo
bibit ore nectar, so stellt unser Relief den Verstor-
benen, dessen Andenken es galt, beim Mahle an
der Seite des Herakles dar, dieses Vorbildes ver-
klärter Sterblichen, dessen Seligkeit schon von Al-
ters her gern mit Genuss reicldichen Mahles ver-
bunden gedacht wurde '). Unter den Bäumen fehlt
die Cypresse (arbor fnnebris), wie wir sahen,
nicht. Eroten schweben umher und machen die
Diener, wie sie gar nicht selten auf sichern Grab-
reliefs in ganz gleicher Weise erscheinen. Ich nenne
nur beispielsweise den Sarkophag des P. Caecilius
Vallianus im Lateranischen Museum '").
Es bleiben noch die Frauen zu erklären, von
denen acht erhalten sind. Mauches, was ich nicht
aufzuzählen nöthig habe, könnte an die Musen er-
innern "). Vielleicht sollte aber dem mit allem Ge-
nüsse ausgestatteten Mahle auch nur die Frauen-
gesellschaft nicht fehlen, und ein Relief, wie das
bei Montfaucon (suppl. III, pl. 27. s. Stephan! a. a. 0.
S. 57), so wie andere, auf denen zwei oder drei
Frauen neben dem Verstorbeneu erscheinen "), dürf-
ten dann den Uebergang zu der noch gröfseren Uep-
pigkeit unseres Reliefs bilden. Ich lasse hier einige
Unsicherheit.
Die etruskischen Vorstellungen von Mahlzeiten,
zu denen die Todten im Jenseits zugezogen werden,
') Dagegen sprach nucli Holländer de auaglypliis sepulcraliluis
grai'cis qiiae coenam repraesentare dicuntur. Disscrl. Herol. IStl.'i.
S. 12 ff.
«) Cann. III. 3, '.) II.
") Siephani a. a. 0. S. l',).')IV. über Herakles auf llrabmalern.
'") licnndurf ii. Schilne n. 481.
") Vgl. Stephan! a. a. 0. S. 42, Anm. 2.
") Die Lampe bei Passeri III, lav. 51 ?
83
sind seit Stephani's Bcliandlung derselben besonders
durch die sehr ausführlichen Malereien des Grabes
Golini bei OiTieto '^) vermehrt. Als eine \vichtig:e
Vermehrung der entsprechenden griechisch - römi-
'^) Coneslülpile piUiire iniirali etc. KirenzL' ISIl.').
sehen Darstellungen kann das wenn auch noch so
schlecht erhaltene athenische Relief gelten, durch
dessen Veröffentlichung ich endlich eine ^^tephani
längst gegebene Zusage erfülle.
Wien. A. Conze.
ZWEI HERMENBILDNISSE DER SAPPHO.
Hipmi die pliotogiMpliiscIie Tafel 51).
Ein eigentliches Porträtbildniss der Sappho, in
deren Zeit und nach dem Leben gearbeitet, hat sich
bis jetzt nicht gefunden, es steht auch kaum eines
zu erwarten; die Standbilder der Dichterin welclie
Literaturzeugnisse erwähnen, ihre Gestalten auf Re-
liefs und Vasenbildern, ihre Köpfe und Büsten, wer-
den sämmtlich blofs Porträte geben welche zeigen,
wie sich die verschiedenen Künstler Sappho gedacht
haben. Alle solche noch vorhandenen Bildnisse müs-
sen daher nothwcndig mehr oder minder in den
Gesichtszügen von einander abweichen, sind also
hinsichtlich ihres künstlerischen Werthcs, blofs je
nach dem Grade der Vollkommenheit zu bemessen
mit welcher es dem Bildner gelungen ist entweder
in der Situation der ganzen Gestalt, oder in den
Zügen des Antlitzes das individuelle Wesen und
den Charaliter auszuprägen, welche dem Geiste der
Dichtungen und den überlieferten Lebensverhältnis-
sen der Sappho am meisten entsprechen; je weni-
ger dabei in solchem Bilde das Individuelle unter
den idealisirenden Formen verwischt erscheint, desto
höher wird man seinen künstlerischen Werth achten
dürfen.
Das Einzige was sich vom Aeusseren der Dich-
terin auf Münzen und in Büsten noch treu bewahrt
habfen mag, wird die Tracht des Kopfes und Haares
sein. Das schöne Haar der Sappho und seine eigen-
thttniliche Toilette, konnte sehr wohl in der Erin-
nerung als bezeichnend für sie fortleben, oder es
mochte diese Weise es zu tragen, als die den my-
tilenischen Frauen zu Lebzeiten der Dichterin eigen
gewesene, noch bekannt sein. In diesem Punkte
stimmen die meisten Bildnisse derselben überein:
sie zeigen die Umhüllung des Kopfes entweder mit
einer schlichten vollen Haube, oder mit der kunst-
voll umgebundenen Opisthosphendone. Bei beiden
ist die Fülle des Haares nach dem Hinterhaupte
gelegt und hier gesammelt, während es an den
Schläfen nur in kleinen Gruppen unter den Hauben-
bändern hervorsieht. Mit der ersten Art Haube
zeigen ihren Kopf, schon sehr allgemein idealisirt,
die mytilenischen Erzmünzen in den Exemplaren
wo er nicht bekränzt ist; aus der Haube kömmt
dann auf dem Wirbel des Hinterkopfes, ein starker
Flechtstrang des Haares zum Vorscheine, der über
den Schädel hinweg bis an die Stirn vorgelegt ist
nnd hier vom Bande der Haube festgehalten wird.
Eine der Münzen in der Sammlung des Berliner
Museums welche diese Tracht zeigen, ist in dop-
pelter natürlicher Gröl'se hier photographisch genau
wiedei'gegeben: eine ändert hat 0. Jahn ') in der
schönen Abhandlung über griechische Dichterbilder
mitgetheilt. Dagegen weicht die älteste der myti-
lenischen Erzniünzen ') mit der Legende 4^An(c|))i2,
bedeutend von diesen ab, indem sie stark indin-
duelle Gesichtszüge wiedergiebt: die Nase ist spitzer,
der Mund, dessen Winkel sehr tief liegen, bedeut-
sam geformt nnd in den Lippen sprechend geöffnet,
das Auge von scharfem und lebendigem Blicke, die
Halswurzel uragiebt der Ansatz des Gewandes; vor-
nehmlich aber findet sich weder jene Haube noch
der Haarstrang auf dem Schädel, sondern die Masse
') Uehcr Darstellungen griecliisclier Dicliler, Taf. 8, '.', aci> Jen
Abliandl. d. Königl. Sachs. Gesellscli. d. Wiss Leipi. IHCil.
") Am 0. 0. Taf. H, I : nacli einem Aljiirnclie nnler dem kun-
digen Auge von .1. Friedlaender gezeichnet.
84
des Haares ist auf dem Wirbel hinten gesammelt
und vdu einem Bandsysteme festgehalten. Das Haar
so hinten gesammelt, kömmt ebenfalls vor, auf der
als Unicum geltenden Münze der Berliner Samm-
lung mit dem kitliarlialteudeu Sitzbilde und der
Namenslegende ZA00il 0= dann auf der sehr
späten Münze von Eresos *), dem Geburtsorte der
Dichterin: eben so in dem Terracottarelief ') wo
Alkaios vor ihr steht und an ihre Leier fasst: end-
lich noch mit eineui Bandsystem am Vorderhaupte
vereint, in einem Vasenbilde wo Y.AD.0D. sitzend
die Rolle ihrer Gesänge in der Linken hält, wäh-
rend TAAAE) die Personification der unglücklichen
Liebeserduldung welche den Inhalt dieser Gesänge
bildet, heranschwebend ihr den Kranz reicht ").
Selbst noch in der BoreU'schen Terracotta des bri-
tischen Museums '), wo Kopf und Haar der sitzen-
den Dichterin vollständig in eine formlose Haube
gehüllt sind, erkennt man immer noch das hinten
gesammelte Haar. Auf den mytilenischen Münzen
wo ihr Kopf bekränzt erscheint, ist weder die volle
Haube noch die Opisthosphendone zu seheu '). An-
ders erscheint ihr Kopf in eineui Vasenbilde ') wel-
ches sie vor Alkaios stehend zeigt: man sieht über
der Stirn eine niedrige von aufrechtstehenden Blät-
tern gebildete Stephaue, deren Täuien am Hinter-
') A. 0. 0. Taf. 8, i.
') A. o. 0. Taf. 8, 5.
») A. 0. 0. Taf. 2, •.>.
») A. 0. 0. Tüf. 1, I.
') A. a. 0. Taf. ■>, 1.
') Ein sanz kürzlich hier zum Vorscheine gekommener Abguss
eines Sappbobopfes von etwas über halber Lebensgröfse, angeblich
aus Cussel , ähnelt sehr dem Kupfe auf der Münze unserer photu-
graphischen Bildtafel und allen den bei Note 2 an;;ezogeuen Münzen.
Der Schädel ist eben so wie bei diesen nicht durch eine Opistho-
sphendone, sondern mit einer vollen Haube (Kalyptra?) verhüllt,
welche mit zwei schmalen Bindebandern kreuzweise Überweg und um
Stirn und Schlafen befestigt wird: nur auf dem Wirbel des Hinter-
hauptes lasst sie die Oeffnung frei durch welche der kurze Flecbt-
strang über den Schädel hinweg nach der Stirn gelegt ist, wo er
von dem ringsum gehenden Stirnbande festgehalten wird. Ueber jedem
Ohre ist in die Händer ein nach vorn zu gerichteter einzelner l.orber-
zweig, kein Kranz, mit ganz kolossalen Blättern eingesteckt. Die
mit Gewand leicht bedeckte Brust scheint ihrer Büstenform wegen
unbedingt als moderne Ergänzung: wie viel aufserdem noch an dem
Kopfe modern sein mag, wird sich wohl ermitteln lassen. Näheres
darüber mitzutheilen behalte ich mir vor.
») A. a. 0. Taf. 1, i.
haupte zu einer grolsen Schleife verschlungen sind
und mit ihren Zipfeln dann auf die Schultern herab-
hängen; hierbei sind jedoch am heinerkenswerthe-
sten die zwei gewellten langen Haarstränge, welche
hinter den Ohren abgehen und sich zu beiden Sei-
ten des Halses vorn über die Brüste hinunterlegen:
es sind das dieselben Haarstränge welche an den
beiden Hermenbildnisseu unserer photographischen
Tafel wiederkehren.
Die Vergleichung dieser verschiedenen Köpfe,
mit Berücksichtigung dessen was vom Leben und Cha-
rakter der Sappho überliefert wird, hat mich in einem
lebensgrol'sen bis dahin unbeuannten Hermenkopfe
aus parischeut Marmor in der Sammlung des Ber-
liner Museums No. 148, '") ein Bildniss der Dichterin
erkennen lassen; das gleiche Bildniss au einer Dop-
pelherme zu Madrid, gab eine Bestärkung dieser
Annahme. In den Gesichtszügen stimmt der Berliner
Kopf durchweg mit jenem unter Note 2 angezogenen
Müuzbilde, wo das Haar auf dem Hinterhaupte ge-
sammelt liegt: die Anordnung der von hinten lang
über die Hermenbrust gelegten Haarstränge, hat er
mit dem Vasenbilde in Note 0 gemein. Es scheint
dass der sonst, wie in den Münzen bei Note 1, auf
dem Schädel liegende Flechtstrang in solche zwei
wellige Stränge aufgelöst ist. Der Marmor hat
zwar seine ganze Epidermis verloren, doch ist die-
ser Verlust überall ein so gleichmälsiger, dass die
Formenzüge wohl leise abgeschwächt sind, nicht
aber in ihrem Ausdrucke gelitten haben: nur das
tiefe Bohrloch jedes Mundwinkels ist durch Verwit-
terung unverhältnissmäfsig erweitert. Stark angegrif-
fen und in ihren feinen Formen zerstört, sind da-
gegen die Haarstränge welche über die Brust herab-
hängen, so dass sie früher ' '), wo überdies noch eirfe
dicke Schmutzrinde auf ihnen lag, nur für Bänder
der Opisthosphendone gehalten werden konnten; erst
nach der kürzlich erfolgten lieiniguug des Marmors
zur Abformung, lielsen sie sich alsHaarstränge er-
kennen, man sieht jetzt deutlich wie jeder von bei-
'") Verzeichniss der Abgüsse 1871, S. 476.
") Wie das auch so im Verzeichnisse von 1871 S. 477 angege-
ben ist. Abgüsse des Bildnisses sind jetzt vom Königlichen Museum
zu bezieben.
85
den in zwei dünnen Strängen besteht, die aus dem
langen Haupthaar genommen, und über dem Nacken
unter der Opisthosphendone zu einem Knoten ver-
schlungen wurden. Ergänzt sind die halben Ohr-
fliigel, die äul'serste Spitze der Nase und des Kinnes,
ein Theil des Lockenbusches hinten bis zum Band-
streifen vor ihm, ein Stlick des einen frei ali-
stehenden llaarstranges im Nacken; die Seliulter-
seitcn beide sind leider gewaltsam verscimitten und
abgerundet, um die Brust einem modernen kleinen
Untersatze anschlieCsbar zu machen, wobei man auch
die Spitzen der Haarstränge mit hinweggenonimen
hat, doch ist die untere Kante der Hermenbrust
vorn deutlich erkennbar geblieben.
Dieser meisterhaft und mit aller Freiheit ge-
arbeitete Kopf gehört zu den schönsten Bildnissen
der Berliner Samndung, er kann wohl eine Perle
derselben genannt werden. Das Antlitz ist voll in-
nerlichen Lebens, auch zeigt es keinen Anflug von
Idealem, vielmehr erinnert es bei allem Adel der For-
men, überwiegend noch an die individuellen Züge
des schönen Modelies welches der Bildner vor sich
hatte. Das s|irechende grofse Auge mit der auffal-
lend breiten Thränendrüse, hat einen lebhaften und
fixirenden Blick, der mit den bestimmt geöffneten
Lippen des Wundes den Ausdruck gespannter Auf-
merksamkeit hervorbringt. Hinsichtlich der acht
künstlerisch geordneten Tracht des Kopfes, kom-
men dem Bildnisse nur wenige andere gleich: das
lockige Haar, von Stirnc und Schläfen nach hinten
gelegt, drängt sich hier auf drm Wirlicl zu einem
starken Busche kurzer Locken in der (Jpisthosphen-
done zusammen, deren eigenthümlich geschlungene
Bänder durch ihr knappes Anliegen rings um den
Kopf, die auffallend edle Bildung des Schädel-
. knochens besonders scharf hervorheben. Diese
Kopftracht ist in der That so genial benutzt, dass
man glauben könnte der Bildner habe auch mit ihr
dem Charakter der Künstlerin des prachtvollen Stro-
phenbaues entsprechen wollen.
Eine Replik iiiervon, zugleich mit dem Bild-
nisse des Pliaon vereinigt, giebt die aus griechi-
schem j\larmor gearbeitete Doppellierme auf der
photographischen Bildtafel. Auch dieses Werk lässt
Archoulni;. Zig., Jnlirg.ms XXIX.
sich den schönsten Porträten des Altertiuunes an die
Seite stellen, in so weit es die rein ideale Auffas-
sung der Gesichtszüge angeht: dabei ist dasselbe
wegen seiner seltenen Vereinigung der Bildnisse
eines Gatten mit der Gattin vom höchsten Interesse.
Hinsichtlich der Erhaltung des Marmors übertritft
es das Berliner Werk: nur ..die Nasenspitze des
Ko]ifes links vom Beschauer," also nun der Sap])ho,
soll nach der Angabe ergänzt sein. In dem Ver-
zeichnisse der Sammlung zu Madrid ") wird es als
„Doppelherme zweier griechischen Frauen," vermu-
thungswcise der „Sappho und Corinna" angeführt,
obwohl der eine Kopf ganz in die Augen springend
ein männliches Antlitz zeigt. P^s ist Schade dass
über den materiellen Zustand eines so hervorsprin-
genden Werkes, in diesem Verzeichnisse nichts be-
merkt wird, auch nicht einmal die Inschriften unter
beiden Köpfen beachtet sind: sein Zustand lässt sich
daher bloss an dem Abgüsse erkennen. Dieser zeigt
nun dass beide ursprünglich aus einem einzigen
Marmorblocke gearbeiteten Köpfe, später lothrecht
aus einander gesägt, dann aber wieder zusammen-
gefügt sind. Der Schnitt zwischen beiden ist noch
deutlich wahrnehmbar, er geht an den Schulter-
seiten mitten durch die tiefen viereckigen Löcher
in welche sonst die Zapfen eingesetzt waren au
denen man Kränze und Binden aufhing: diese Löcher
sind bei der Wiedervereinigung zugeflickt. Eine
solche Trennung in zwei Halbhermen, wahrschein-
lich für die Geschäfte des Kunsthandels, kömmt an
Doppelhermen sehr häuflg vor: die bekannte Dop-
pelherme des Thukydides und Herodot in Neapel'^),
giebt eines dieser Beispiele von welchen die Ber-
liner Sammlung eine ganze Anzahl aufweist'^). Die
Herme scheint in einem niedrigen Uutei'satze von
Metall zu stehen, au welchem sich auf den Gesichts-
seiten die Namen ZAIl^ß mn' f0)AnN, klein in
guter alter Schriftform befluden: doch sind die Buch-
12) E. Hübner, Die onlilcen Bildwerke in Madrid, S. lOn, No. I 4.S.
") Abguss in der Rerliner ^;inimlung unler No. 774 des Ver-
reiclinisses von IS7I.
") Nuclitrog z. Verzeicliniss iler Bildliüuerwerlie 1S67, No. 992.
994. 99j. 1009. 1010. 1011. 1018: auch die schöne Her;ililesherme
No. 1012 war so behandelt, wie die jetzige Ergänzung des ganzen
glatt abgesiiglcn Hinterhauptes zeigt.
12
86
Stäben nicht vertieft wie gewöhnlich liei Marmor
und Erz, sondern leise erhaben als wenn sie von
Silber eingelegt oder in die Hohli'orm vor dem Aus-
gusse eingezeichnet wären. Wie sich das verhalten
mag wird nur eine sachkundige Untersuchung des
Originales aufklären können. Obwohl die Inschrift
nach meiner Ansicht die richtigen Namen angiebt,
kann man doch sehr wohl von ihrem Zeugnisse ab-
sehen, indem schon das ganze Verhältniss beider
Köpfe von selbst für diese Personen als Bild und
Gegenbild spricht. Denn nicht bloss in seiner ju-
gendlichen Schönheit entspricht der männliche Kopf
einem Phaon, den Aphrodite nach der Sage einst
unter Lattich verborgen und durch eine Zaubersalbe
zum schönsten aller Männer gemacht haben sollte,
es wird auch schwerlich in dem blühenden bart-
losen Antlitz desselben ein anderer berühmter Ly-
riker zu erkennen sein, den man der Sappho als
Genossen vereinigt hätte. Sein ideales Gesicht ist
schöner als das der Sappho: das reizend gelockte
Haar umgiebt eine rund gewundene Tänie deren
Zipfel, symmetrisch den fein gewellten Haarsträngen
des Gegenbildes, hinter den Ohren herabfallen und
vorn auf der Hermenbrust flach aufliegen.
Der Sapphokopf zeigt neben dem Berliner eine
ganz auffallende Erscheinung. Hinsichtlich der Kopf-
tracht sind beide von einer Identität, welche sich
bis auf die kleinsten Gruppen und Formen des
Haares wie der Opisthosphendone erstreckt, so dass
nicht allein das Hinterhaupt auf das Genaueste von
dem Berliner Kopfe ergänzt wird , sondern auch
beide wie durch Puncturen von einem und demsel-
ben Urbilde übertragen aussehen. In den Zügen
des Gesichtes dagegen, wenn man auch die schlecht
ergänzte Nase aul'ser Betracht lässt, weicht er von
jenem Kopfe bedeutend ab: denn diese erscheinen so
ideal verallgemeinert, dass alles individuell Porträt-
ähnliche durchaus unterdrückt ist, wie dies auf
den bei Note 1 angezogenen mjtilenischen Münzen
der Fall war. Das ist allerdings ein Kunsträthsel
für dessen Erklärung nur die Vermuthung übrig
bleibt, es habe der IMeister des Berliner Kopfes auch
eine Doppelherme gearbeitet, von welcher diese
Madrider eine von anderer Hand übertragene und
in den Gesichtszügen veränderte Copie sei.
Ueber die Herkunft der Berliner Hernie ist
nichts weiter bekannt, sie ging aus dem krmigiichen
Schlosse zu Berlin in das Museum über: schon
Tieck verniuthete im Verzeichnisse desselben eine
Dichterin in dem Bildnisse. Für die beigegebene
Abbildung der Münze habe ich die photographi-
sche Darstellung, und zwar gleich in doppelter
Gröl'se aus dem Grunde gewählt, um zu zeigen
wie dieselbe nicht bloss alle Zeichnungen auf
Kupfer, sondern auch jede andere mechanische
Weise der bildlichen Wiedergabe, an Treue bei wei-
tem überwiege und ihr vorzuziehen sei: sicher wird
sie künftighin für die Publication von Münzen auch
noch deshalb zu wählen sein, weil sie bei einer
mathematischen Genauigkeit der bildlichen Darstel-
lung, zugleich eben die Vergröfserung der kleinsten
Müuzhilder und des zartesten Gepräges zulässt.
Berlin. K. Bötticiier.
DIE MADRIDER SAPrHÖHER:\IE.
Gegenüber dem auf der vorhergehenden Seite
ausgesprochenen Bedauern, dass in meinem Catalog
der antiken Bildwerke in Madrid iihci' ..den mate-
riellen Zustand-* der fraglichen Doppelherme ..nichts
bemerkt sei," erlaube ich nur zu bemerken, dass
bei dem Umfang der in kurzer Zeit in Nebenstun-
den hergestellten Arbeit die Beschränkung auf das
noth wendigste, d. h. die Angabe der Ergänzungen-
und der hervorragenden Beschädigungen, ein selbst-
verständliches Gesetz war. Diesem Gesetz ist durch
die Bemerkung, dass nur die Nasenspitze des einen
Kojifes neu sei, genügt. Was aber den ferneren
Tadel anlangt, dass ..nicht einmal die Inschriften
unter beiden Köpfeu beachtet seien", so erledigt er
87
sich sehr eiufacb. leb habe veranlasst dui'ch die
bevorstehende Veröt^'entlicliung- der Berliner Büste
sogleich nach Madrid geschrieben, um zu erfahren,
ob ich die Inschriften übersehen hätte: denn ein
solches Uebersehen würde allerdings kein günstiges
Licht auf die Zuverlässigkeit meines Catalogs wer-
fen, obgleich es immerhin von billigen Beurtlicilern
durch die dunkele Aufstellung und die scbwierigeu
Umstände bei der Abfassung meiner Notizen hätte
entschuldigt werden können, llr. Aureliano Fer-
nandez Guerra, einer der sorgfältigsten jetzt leben-
den Gelehrten in Spanien, schreibt mir unter dem
17. April d. J., er sei im Museum gewesen, habe
die von mir bezeichnete Büste genau untersucht
und — 110 tieue iii unu sola letra escrila, no
hay tal cosa de los nombres de Saffo y Faoii.
Dass die Schrift des hiesigen Abgusses modern sei,
habe ich nie bezweifelt; der einzige Umstand, dass
sie erhaben ist, genügt meiner Ansicht nach dazu,
sie als solche zu erkennen. — Den Irrthum in Be-
zug auf das Geschlecht des einen Kopfes muss ich
zugeben. Ich erinnere mich sehr wohl, darüber mit
Ed. Gerhard bei der Drucklegung meines Catalogs
wiederholt gesprochen zu haben. Er hielt an der
Bezeichnung Sajipbo uud Corinna, die ich in dem
Catalog ausdrücklich als von ihm herrührend be-
zeichnet habe, fest, und ich wagte nicht ihm zu
widersprechen, habe mich aber sehr bald selbst
davon überzeugt, dass der Kopf männlich sei. Der
Berliner Abguss ist nicht ilurch mich, sondern durch
Gerhard in die hiesige Sammlung gekommen. Er
wusste nicht genau, woher er stamme, meinte aber
sich zu erinnern, dass ihn ein Engländer in Kom
besessen habe. Dort wird er wohl den modernen
Untersatz mit den Inschriften erhalten habe. Oder
sollte er von eiuem anderen, nicht von dem Ma-
drider Exemplar genommen sein? Ich habe zwar
keinen Grund zu bezweifeln, dass der Abguss mit
dem Madrider Original vollkommen übereinstimme
(denn die Identität beider drängte sich mir sofort,
als ich den Abguss sah, auf und ist mir von spä-
teren Besuchern der Madrider Sammlung bestätigt
worden), allein ich habe sie nicht nebeneinander
gesehen. Die Photograiihie des Abgusses wird jetzt
eine erneute Vergleichung erleichtern.
E. H
UBNER.
MISCELLEN UND BERICHTE.
SITZUNGSBERICHTE.
Rom. Festsitzung des archäologischen
Instituts. Der 2!. April, der GrUndungstag Konis,
ward vom archäologischen Institut in üblicher Weise
mit einer Festsitzung begangen. Den Saal sclnnück-
ten farbige, von L. Schulz meisterhaft ausgeführte
Copien der Odyssee-Landschaften, welche im Jahre
1849 auf dem Esquilin gefunden Avurden und seit-
dem in einem Zimmer der vaticanischen Bibliothek
ausgestellt sind. An dieselben knüpfte der Vortrag
des zweiten Secretärs, Hrn. Heibig, an. Auf das
Zeuguiss Vitruv's, welcher als beliebten Gegenstand
der Wandmalerei der antiqui, unter denen die Grie-
chen nacli Alexander zu verstehen sind, die Wan-
derungen des Odysseus (Ulixis crratioiies per topia)
anführt, erklärte der Vortragende die vorliegenden
Bilder für Nachbildungen hellenistischer Originale,
angefertigt in den letzten Jahrzehnten der Republik
oder in den ersten der Kaiserzeit. Ohne auf die
Erklärung der einzelnen Bilder näher einzugehen,
machte er es sich zur Aufgabe, das Verhältniss der
antiken Landschaftsmalerei zur moderneu kurz zu
entwickeln, und bezeichnete als besonders charakte-
ristisch für die erstere die organische Entwickelung
des Terrains und die stilvolle Gestaltung der ein-
zelnen Bestandtheile desselben, in welchem Punkte
sie mit dem Besten, was die moderne Zeit biete,
12*
8S
wetteifern könne. Während dagegen für die Mo-
dernen das Hauptmittel zur Charaiiteristik der Land-
schaft die Darstellung atmosphärischer Erscheinun-
gen sei, wiesen die erluiltenen antiken Bilder keine
Spur einer solchen auf. Der Grund davon sei nicht
in dem Umstände zu suchen, dass uns aus dem
Alterthum nur Frescobilder erhalten seien, deren
Technik der gedachten Darstellungsweise etwa wi-
derstrebt haben könnte, sondern müsse lediglich in
dem Wesen des antiken Geistes gefunden werden,
welcher mit Verwerfung alles Verschwimnieuden und
Unklaren eine scharfe Bestimmtheit der Form er-
heischte. Die bei Schriftstellern erhaltenen land-
schaftlichen Schilderungen, die Armuth der classi-
schen Sprachen zur Bezeichnung der in Rede ste-
henden Phänomene bewiesen, wie wenig Eindruck
diese auf das Gemüth der Alten gemacht, wie wenig
mithin sie künstlerisch darzustellen ein Grund vor-
lag. Der Charakter der antiken Landschaftsmalerei
sei also im Gegensatz zur modernen im Wesentlichen
ein plastisch-topographischer. Daher wähle dieselbe
für die Aufnahme einen verhältnissmälsig hohen
Standpunkt, von welchem aus die Gestaltung des
Terrains, der Zusammenhang der einzelnen Theile
klar zu überschauen sei; aus dem Vorwalten des
plastischen Elements erkläre sich auch die Thatsache,
dass wir eine grofse Anzahl monochromer antiker
Landschaften besitzen, in welchen auf alle ^\"irkung
durch die Farbe verzichtet ist. Die ästhetische Wür-
digung der antiken und modernen Richtung hinsicht-
lich der der Landschaftsmalerei gesetzten Ziele und
Grenzen behielt sich der Vortragende für eine an-
dere Gelegenheit vor.
Der erste Secretär, llr. llenzen, hatte zum
Gegenstand seines Vortrags das uralte Collegium
der .\rvalbrüder gewählt, in dessen heiligem Haine
vor einigen Jahren durcli die Freigebigkeit Ihrer
Majestäten des Kaisers und der Kaiserin von Deutsch-
land ermöglichte Ausgrabungen mit bedeutsamen Re-
sultaten gemacht worden waren. In l'rüheren Fest-
sitzungen hatte der Vortragende von der Organisation
des CoUegs, von seinem ^lagister und Flamen, von
den in seinen Acten berichteten historischen That-
eacben gesprochen; für dies Mal beschränkte er sich
darauf, mit Uebergehung aller der den Arvalen mit
anderen Priesterschaften gemeinsamen Ceremonien,
von dem, was sich in ihren Festen und Gebräuchen
an Alterthümlichkeiten bewahrt hat, zu handeln,
unter welchem Gesichtspunkt, aul'ser den Weihungen
und Entsühnungen des Haines, nur das grofse an
drei Tagen des Monats Mai gefeierte Fest und von
diesem wiederum nur die am zweiten Tage im
Haine begangenen Functionen in Betracht kommen.
Als Beweis für das hohe Alterthum des CoUegs
führte der Vortragende in der Einleitung die That-
sache an, dass die Sage seinen Ursprung über Xuma
und die Gründung Roms hinaus auf die zwölf Söhne
der Acca Larentia, der Nährmutter des Romulus,
zurückführt. Die Zwöll'zahl blieb beständig in Ge-
brauch, und wenn auch bei den Cultushandlungen
selten alle zwölf Mitglieder zugegen waren, so ha-
ben wir doch aus dem Jahre 57 n. Chr. den Bericht
über eine Feier, welcher zwölf Brüder beiwohnten.
Der Xame Fratres an sich, der im römischen Sa-
cralwesen sonst nicht wiederkehrt, und dessen sich
daher die christlichen Genossenschaften als unter-
scheidender Bezeichnung bedienen konnten, bezeugt
ferner das hohe Alter des Collegs. Das Nämliche
beweist das veränderliche Datum des oben erwähn-
ten Festes, welches am 17., 19., 2Ö. oder 27., 29.,
oO. Jlai begangen wurde und deshalb jedesmal vom
Magister angesagt werden musste. Mommsen hatte
aus dem ihm zu Gebote stehenden ^laterial die
Regel abgeleitet, dass die Feier in den gemeinen
Jahren des vorjuliar.ischen Kalenders auf den 27.,
29., .30., in den Schaltjahren auf den 17., 19., 20.
gefallen sei, und der Vortragende fand diese Regel
durch die aus den neuen Ausgrabungen hinzuge-
kommenen Acten bestätigt, da von 29 nunmehr be-
kannten Fällen, in denen wir über das Fest sichere
Zeitangaben besitzen, 24 zu ihr stimmen und nur
fünf von ihr sich entfernen. Unter diesen fünf Fäl-
len finden sieh vier, in denen die Jahre nicht die
von der JMommsen'schen Norm geforderten sind;
doch fallen von diesen Jahren drei in die Zeit
Neros, das vierte ist das auf dessen Regierung un-
mittelbar folgende Jahr (jlt. Ofl'enbar hatte Nero,
der wie Domitian das Kalenderwesen dadurch mo-
89
dificirte, dass er ciueu Monat iiafli scinciii Xanien
benannte, hinsichtlich des Datums des Arvalfestes
eine Veränderung eing-ef(ihrt, welche im Jahre G9
noch fortbestand. Der fünfte unter Doniitian in's
Jahr 90 gehörende Fall, in welciiem ganz neue
Tage, der 25., 27., 28. Mai, erscheinen, steht völlig
isolirt da und kann nicht weiter in Betracht kom-
men. Die von ]\Iomniseh beobachtete Thatsache darf
mithin als sicher gelten, und für nicht minder sieher
hielt der Vortragende den von Mommsen für die-
selbe beigebrachten Grund. Ursprünglich war das
Fest auf den 9-, 11., 12. der Zwillinge angesetzt,
welche, nach dem System des eudoxischen Kalen-
ders auf Tage des späteren bürgerlichen Jahres
reduciert, genau abwechselnd den 17., 19., 20. und
27., 29., 30. Mai ergeben. Somit ist die Beweglich
keit des Datums ein Zeugniss für den frühen Ur-
sprung des Arvalfestes.
In die älteste Zeit gebt das ursprünglich dem
Mars, später der Ceres geweihte, im Monat Mai ge-
feierte Fest der Ambarvalia zurück, dieses aber ist
kein anderes als das von den Arvalen begangene,
wie der Vortragende gegen Marini, Schwegler, Mar-
quardt, Preller nach Mommsen's Vorgange aus der
Identität von Zeit und Ort erwies, indem er sich
für die erstere auf ein Martyrologium, für den letz-
teren auf eine Stelle Strabo's bezog. Auch die Opfer
sind in beiden Festen die gleichen. Der dea Dia,
über deren Identität mit Ceres kein Zweifel besteht,
opferten die Arvalen eine Sau, eine Kuh und ein
weibliches Lamm, was genau dem ursprünglichen
Ritus der Ambarvalia entsiiricht, an welchem ein
Eber, ein Stier und ein männliciies Lamm darge-
bracht wurden. Dass nändich weibliche Opferthiere
die männlichen ersetzten, ward nach der religiösen
Sitte der Römer uothwendig, sobald an die Stelle
der männlichen Gottheit eine weibliche trat. Die
Identität beider Feste wird endlich durch eine Stelle
des Paulus Diacouus bewiesen, sofern man nur eine
seit dem l(i. Jahrhundert vorgeschlagenene und ver-
geblich angefochtene Emendation zuzulassen sich
nicht sträubt. Uebrigens linden sich unter den Ge-
bräuchen der Arvalon noch Spuren vom Cultus des
Mars, des ursprünglichen Gottes der Ambarvalien,
in dem Hymnus, welchen die Priester zu Ehren des-
selben sangen und dessen Sprache allein ein hin-
längliches Zeugniss für das iiohe Alter der Institution
abgeben würde. Ein weiterer Beweis für dasselbe
ist das Verbot, eiserne Instrumente in dem heiligen
Hain zu verwenden, dessen Bedeutung man aus
dem von Hrn. Michele de Rossi erwiesenen Factum
erkennt, dass in ältester Zeit die Bronze das für
Cultusgeräthc allein zulässige Metall war. Als uralt
erkannte der nämliche de Rossi auch die bei den
Ausgrabungen im Arvalhain zu Tage gekommenen
Thongeschirre, welche an das simpuoiiim Numac
tngnimque calinnm bei Juvenal erinnerten, wie denn ■
auch von den ollae, deren in den Arvalacten oft
Erwähnung geschieht, vielfache Reste sich gefunden
haben.
Von der wahrscheinlich durch Augustus vor-
genommenen Reorganisation des ArvalcoUegs zu
reden lag aufserhalb der Grenzen, welche sich der
Vortragende gesetzt, und sonnt berührte er auch
nicht die nach jenem Zeitpunkt neu hinzugekom-
menen Cercmonien.
Die Sitzung erfreute sich eines zaidreicheu Be-
suchs. Graf Tauflf'kirchen, der derzeitige Vertreter
Deutschlands, war durch Unpässlichkeit zu erschei-
nen verhindert worden; anwesend war dagegen der
Secretär der preufsischen Gesandtschaft, Hr. v. De-
reuthall. ^'on Deutsidicu waren ferner zugegen die
Herren A. v. Keumont, Gregorovius, Professor Gac-
dechens; von Italienern die Herren Gebrüder de Rossi,
der Rector der römischen Universität Tommasi, Pro-
fessor Lignana, die Patres Bruzza und de Vit. —
Berlin. Archäologische Gesellschaft.
Sitzung vom 4. April. Der Vorsitzende Hr. Cur-
tius eröffnete die Sitzung und besprach die wich-
tigsten der neu erschienenen Schriften, namentlich
die „Probleme in der Geschichte der Vasenmalerei"
von H. Brunn, nach dessen Ansicht die Masse der
in Etrurien gefundenen griechisciien Vasen nicht
originale Arbeiten des .5. Jahrhunderts v. Chr. sind,
sondern für den Export gearbeitete Kachahmungen
des 3. und 2.; ferner Urlichs" ..Anfänge der grie-
chischen Künstlergeschiehte," worin alle Gründe
zusammengestellt werden, um die Brunn'sche An-
90
sieht 7Ai widerlegen, dass erst um Ol. öO. circa 5T(>
V. Chr., die Anfänge der bildenden Kunst bei den
Oriechen zu setzen seien; sodann Stnrk's „Ueber-
siclit der neuesten Literatur auf dem Gebiete der
antiken Vasenkunde." aus den Heidelberger Jahr-
büchern der Literatur und endlich Charles Newton's
Notiz ..on a Elertnim Slater possiblt/ of Eiikcsiis,"
nach dem Verfasser eine Tempelniünze der Artemis
ndt einer sehr merkwürdigen, noch unerklärten In-
schrift. — Hr. Hübner legte zuerst den Gold-
fund von Waldalgesheim bei Bingen, ein gol-
dener Halsring und drei ebenfalls goldene Armringe
(zusammen einen Goldwerth von rund 40(J Thlr. re-
präsentierend), der Gesellschaft zur Ansicht vor. Der-
selbe ist von Hrn. Prof. aus'ni Weerth in Bonn,
welcher ihn dem Vortragenden zur Vorlage in der
heutigen Sitzung anvertraut hatte, der Wissenschaft
erhalten und im letzten Winckehnaunsprograunu des
Vereins von Alterthumsfreuuden im Kheinlande ge-
lehrt erläutert worden; der Freiherr von Diergardt
hat den ganzen Fund (einschliefslich einer Anzahl
von Geräthen und Schmuckgegeuständcn aus Erz)
gekauft und dem genannten Verein zur Aufbewah-
rung übergeben, bis er einem Provinzialmuseuni
einverleibt werden könne. Hr. Prof aus'm Weerth
sucht nachzuweisen, dass diese und ähnliche Fuud-
stücke, deren aus der dortigen Gegend schon ziem-
lich zahlreiche bekannt sind, einer einheimischen,
aber an römische und griechische Vorbilder sich
eng anlehnenden Technik zuzuschreiben seien. Sie
gehören auf alle Fälle spätestens der augustischen,
vielleicht einer noch älteren Zeit an. — Derselbe
legte sodaun die von dem hiesigen Buchhändler
Hrn. ¥j. Quaas zur Ansicht eingesendeten sehr zahl-
reichen Photographien nach den berülimtesteu
antiken Kunstwerken in den öffentlichen Sammlun-
gen zu Florenz, Rom und Nca]icl, welche in seinen
Verlag übergegangen sind, vor. Dieselben geben
Statuen, Büsten und Reliefs in Marumr. Bronzen,
Gemälde, Mosaiken und Vasen in zum grofseu Theil
sehr gelungener AVeise wieder. Ferner zeigte der-
selbe den soeben fertig gewordenen 4. Band des von
der hiesigen Akademie der Wissenschaften heraus-
gegebenen Corjiiis iiisrriptioiiinii Laliininnn. welcher
die von Hrn. Dr. Zange meist er in Gotha bear-
beiteten gemalten und eingeritzten Inschriften der
AVände der poinpejauischen Häuser, sowie die von
Hrn. Prof Schöne in Halle gesammelten gemalten
Aufschriften auf zur Aufbewahrung von Flüssigkei-
ten bestimmten Thongefäfsen enthält und sich be-
sonders durch eine stattliche Anzahl von Facsimile-
tafeln auszeichnet. Ueber den Werth des Bandes
für die archäologische Kenntniss von Pompeji wird
Hr. Heydemann später noeli ausführlich berich-
ten. — Hr. Hübner besprach sodann drei merk-
würdige, zwar schon seit längerer Zeit veröffent-
lichte, unter den deutschen Archäologen aber nur
sehr wenig bekannte Denkmäler römischer Kunst
aus England, nämlich erstens eine grol'se viereckige
silberne Schüssel, welche in flachem Relief die
Gestalten des Apoll und der Diana, der Minerva,
der Juno und Vesta zeigt, den Gefäl'sen des Hildes-
heimer Fundes zum Theil verwandt (sie ist in Cor-
bridge in Northumlierland gefunden worden und
befindet sich im Besitz des Herzogs von Northum-
bcrland; ein schöner neuer Kupferstich danach, auf
Kosten des Besitzers hergestellt, war von Hrn. Bruce
eingesendet worden); ferner den im Jahre 1796 in
Ribchester in Lancashire gefundenen und jetzt im
Briftischen Museum befindlichen ehernen Helm in
Gestalt eines Mincrvenkopfes mit Kampfscenen in Re-
lief (Townley, der ihn besafs, hat ihn in den Vehisla
Mornimeiilo ediert und mit mystischer Gelehrsamkeit
erläutert); endlich die zwei Fufs hohe Bronze Sta-
tuette eines jungen Römers in Feldherrntracht,
vielleicht des Britanniens, früher in des Earl of
As)i!)urnham Besitz, jetzt im Brittisclien Jluseuni
(ebenfalls im 4. Band der Vrlusta Motiutin'iila pu-
bliciert). Von den beiden letztgeijaunten Werken
würden Photographien oder Abgüsse sehr erwünscht
sein. — Hr. v. Sallet legte einige neue Erschei-
nungen der numismatischen Litteratur vor:
das erste Heft des in Palermo erscheinenden
Werkes von Salinas ../c moiiclc dcllc anl'irhc cillu
di Sirilki," welches auf 120 Tafeln die Münzen des
alten Siciliens nebst genauen Beschreibungen ent-
halten wird; ferner den zweiten Band der in Wien
erscheinenden ..numismatischen Zeitschrift" mit Auf-
91
Sätzen von Prokes^eh- Osten, Huber, Friedlaender
U.S.W., sowie eine kleine Schrift des Vortragenden:
..die Künstlerinschriften auf griechischen IMünzen,"
welche ein Supplement zu dem bctreftcnden Ab-
schnitt in Brunu's Kiinstlerg-eschichte bilden soll. —
Hr. Scholl legte eine Anzahl Photographien von
]\[onumenten, Mosaiken, Keliefs u. s. w. aus Ka-
venna vor, als l'roben eines umfangreichen Sammel-
werkes von Nachbildungen aller für die christliche
Archäologie irgend wichtigen Denkmäler jener Stadt,
welches ein dortiger Jlaler und Photograph Kicci
seit langer Zeit vorbereitet und welches auf 2— 300
Blätter berechnet, an Stelle der bisherigen ungenü-
genden Copien ein werthvoUes Hülfsnüttcl tür die
einschlagenden Studien zu werden verspricht. Er
knüpfte daran einige Bemerkungen über den Werth
jener Denkmäler als Kunstwerke, die sämmtlich
einem kurzen Zeitraum der altchristlichen Kunst,
an der Grenzscheide zwischen Alterthum und Mittel-
alter, angehören und zum grofseu Theil datiert sind;
insbesondere üljer die durch den reichen Inhalt ihrer
Darstellungcü aus dem Gebiete der heiligen Ge-
schichte und christlichen Sj^mbolik, der damaligen
Kirehengeschichte und des Palastlebens ebenso wie
durch ihre Ausdehnung kunstvolle Technik und
Schönheit vor allen ähnlichen Arbeiten in Rom und
ünteritalien ausgezeichneten Mosaiken. Besonde-
ren Werth erhalten diese Kunstwerke Ravennas
durch ilire durchgehende Abhängigkeit von der An-
tike in der ganzen .\usdrucks\veise wie in den ein-
zelnen Fornieu und Motiven, Personiticationen ab-
stracter Begriffe, directer Verwendung und leichter
Umbildung antiker Figuren und Typen, wie im
Einzelnen besonders au den Elfenbeinreliefs der
Cathedra des Maximiauus in der Sakristei des Do-
mes ausgeführt wurde. Als antike Vorbilder auch
der Mosaiken erweisen sich nicht sowohl die Wand-
gemälde als die Werke der Plastik, besonders die
Sarkophag- und Säulenreliefs, wie zahlreiche gleich-
artige Erscheinungen aufser Zweifel stellen.
Sitzung vom 2. Mai. Hr. PIü bner legte zuerst
die neu eingegangenen Druckschriften vor , unter
welchen er die Jlittheiluugen der antiquarischen
Gesellschaft in Zürich sowie einige Abhandlungen
des Hrn. Sehürmans in Lttttich hervorhob. — Hr,
Heydemann besprach den grofsen antiquarischen
Werth des (schon in der letzten Sitzung vorgeleg-
ten) IV. Bandes des Corpus ius-rriplionum lalinanint.
welcher — Dank dem unermüdlichen Flcil'se und
dem scharfen Auge des Dr. 0. Zaugemeister —
die erste vollständige Sannnlung der pompejanischen
Wandinschriften (ungefähr MOOO Xunnnern) enthält
und uns einen anziehenden Einblick in das alltäg-
liche Leben und Treiben, Denken und Trachten der
Pompejaner gewährt. Nachdem der Referent eine
gedrängte Uebersicht der reichen Fülle sowohl der
gemalten als der eingeritzten Inschriften gegeben,
machte er am Schluss noch auf die dem Bande au-
gehängten Amplioreninschriften (No. 2251 — 2880)
aufmerksam, welche Prof. R. Schöne gesammelt
und abgeschrieben hat, sowie auf den Plan Pom-
peji's, den genausten und besten, welcher bis jetzt
vorhanden und gleichfalls dem unverdrossenen Fleils
des Di'. Zangemeister zu verdanken ist. — Hr. Adler
hielt hierauf einen durch Vorlage von Originalen,
zahlreichen Aquarellzeichnungen und anderen Ab-
bildungen unterstützten Vortrag über Reste helle-
nischer und tuskischer Backsteinarchitec-
tur. Ausgehend einerseits von der bei Pausanias
erhaltenen Nachricht über Byzes und Euergos, die
Erfinder der Marmorsäge für die Herstellung von
marmornen Regenziegeln um Ol. 50, und anderer-
seits von der muthniarslichen Zeit des Dibutades
(oder Butades) etwa Ol. 20, welchem eine reichere
Ausstattung der Ziegeldächer (sei es mit Löwen-
masken an den Simen, sei es mit menschlichen
Gesichtsmasken an den Stirnziegeln) zugeschrieben
wird, nahm der Vortragende als feststehend an,
dass in Hellas die l'em])ekiächer schon in sehr frü-
her Zeit bestimmte Kunstformen erhalten hätten und
dass mithin der Backsteinbau des Dachbaus eine
Vorstufe für den Bau des Marmordaches gewesen
sei. Die Nachrichten der alten Schriftsteller viju
Tempel- und anderen Bauten in Backstein, verbun-
den mit den erhaltenen Resten der Technik, welche
der Vortragende an den vorliegenden Originalen
näher erläuterte, zeigen sogar deutlich, dass der
Backsteinbau bei reicher malerischer Behandlung
00
und dadurcli bedingter Kostbarkeit auch sjiäter noch
in hohen) Ansehen stand und grade flir Prachtbau-
ten angewendet wurde. Von Resten des Backstein-
baues seien bisher bekannt geworden: Firstzieg'el
aus Aegina (durch Cockereirs Notizen), treffliche
Platt- und Deckziegel, Simen- und Balkenverkleiduu-
gen aus Metapont (durch den Herzog von Luyuesl,
ein Firstziegel des Asklepiostempels zu Phlius (durch
Michaelis), aus Syrakus Catania und Cuniae Stirn-
ziegel und Balkenbekleidungen (ähnlich denen von
Metapont), niancherlei Stücke aus sicilischen, unter-
italischen und etrurischen Fundstätten, endlich Reste
aus den Gräbern zu Athen. Die hervorragendste
Stelle nehmen die aus ziemlichen Tiefen älterer
Schuttmassen auf der Akropolis zu Athen hervor-
gezogenen und jetzt daselbst aufbewahrten Reste
der altathenischen Backsteindächer der Burgtempel
ein, welche schon von Ross erwähnt, theihveis von
Gerhard, Laborde und Poppe edirt, auch für die
Geschichte der Technik von hohem Wcrthe sind.
Was von derartigen Resten in den öffentlichen wie
Privatmuseen Athens vorhanden ist, hat der Vor-
tragende gesammelt und in zahlreichen nach der
Natur gemachten Aufnahmen fixiert. Hervorgeho-
ben wurden darunter besonders die Reste der wahr-
scheinlich dem alten Hekatompedon zugehörigen
Sinia, sowie der einzige maskenbesetzte Stirnziegel,
welchen die ältere attische Baukunst bis jetzt über-
haupt aufzuweisen hat, ein Stiniziegel mit Gorgonen-
ko}if, wahrscheinlich vom alten Erechtheion. Auf
kleinen Reliefziegeln aus Athen finden sich dagegen
Symbole der Athene und Hera, wie die Spindel.
Maskenziegel, meist mit haubenartiger Umkleidung,
seien dagegen in Sicilien, Unteritalien und Etrurien
häufig, wie u. a. die aus Campanien und Apulien
durch Hellori's und Kdllcr's Saniiiduugeu in das
hiesige Museum gelangten bekannten und zur Stelle
gebrachten Exemplare lehrten. Die letzten zum Theil
sehr Ubcrtriel)enen Auswnclisc dieser Behandlung des
Stimziegels zeigten verschiedene Ziegel der Cam-
panaschen Sammlung und des gregorianischen Mu-
seums, endlich die neuesten Funde von Cäre, von
welchen die in das iiiesigc Museum gelangten Stücke
ausgestellt waren. Das 1. Heft der Archäolog. /.ei-
tung hat eiii bemerkenswertlies Bcisjiiel in farbiger
Ausführung nach des Vortragenden Zeichnung ge-
bracht (vgl. Taf. 41). Derselbe verweilte zuletzt bei
dem Irrthum Panofkas, welcher die oft an den Stirn-
ziegeln hinten angebrachten Handhaben, welche das
Sehwinden beim Brennen zu verhindern bestimmt
sind, für dazu angebracht hielt, dass die Ziegel, die
er für Weihungen nahm, in Festzügen getragen
werden konnten; eine Annahme, welche sich schon
durch das grofse Gewicht einzelner derselben von
selbst verbiete. Doch seien dieselben allei-dings
zuweilen mit Henkeln versehen gewesen und als
Oscillen aufgehängt worden, wie erhaltene Beispiele
und Darstellungen auf Ornamentenreliefs von Mar-
mor zeigten. Hr. Adler behielt sich vor, auf ein-
zelne der angeregten Fragen später noch ausführ-
licher zurückzukommen. — Hr. von Rauch legte
eine Auswahl von 28 vorzüglich erhaltenen griechi-
schen und römischen Münzen seiner Sammlung in
chronologischer Ordnung zur Ansicht vor, nämlich
von Goldmünzen drei Doppelstater von Kyzicus, von
Tarent und von Alexander dem Grol'sen ; von Silber
die älteste athenische Tetradrachme, einen atheni-
schen Obolus sowie die ungemein kleinen Haib-
und Viertelobolen, die älteste Didrachme von Ko-
rinth, zwei dergleichen von Theben, die inuiisehe
Silbermttnze von Panormus mit dem Namen Kar-
thago"s, eine Münze der Königin Philistis, aus Unter-
italien die Münzen von Posidonia und Kroton, end-
lich die von Myrrhina und Philipps von Macedonien;
von römischen Münzen in Silber den ältesten cani-
panischen Denar (später als Doppeldenar geltend)
sowie dessen Hälfte, einen alten vor dem zweiten
puuischen Krieg geschlagenen Denar, den Sesterz
der Republik; in Gold das iiO-, 40- und 2(i-Sesterz-
stück eampanischer Fabrik, sowie fünf interessante
Aurei des Augustus (mit der Erinnerung an die von
den Parthern zurückerlangten Feldzeichen i, des Ves-
pasian (von Trajan restituiert), des Domitian und
der Domitin, des Trajan (mit der Darstellung sei-
nes Forums) und des Hadrian mit der Jahrzahl
der Stadt 874. Der Vortragende knüpfte daran
Bemerkungen über Alter und Schönheit der Prä-
gungen und über die ISestimniung des heutigen
93
Wertlies der Münze, auf Gnmd von in der hiesigen
• Münze vorgenommenen Schmelzungen, welche oft
zu ganz anderen Resultaten geführt hätten, als man
sie noch in den neuesten AVerken über die alte Ge-
schichte finde. — Hr. Curtius legte als wichtige
Bereicherung der archäologischen Literatur den von
Hrn. Newton verfassten zweiten Band des Catalogue
of tlie Greek aitd Efniscan vases in (he British Mu-
seum vor, der die Vasen des Jüngern Stils enthält,
und dann als besondere Gruppe die künstlerisch
so reich ausgestatteten Gefäfse aus Cyrenaica, von
denen hier zuerst eine sorgfältige Beschreibung ge-
geben ist. Ein dritter Band wird die Vasen • aus
dem griechischen Jlutterland und dem Archipelagus
enthalten. Dann des Staatraths Becker in Dresden
„Studie über die Münzen von Aniorgos," wobei u. A.
das räthselhafte Geräth zur Sprache kommt, in
welchem Hr. Lambros einen Schröpfkopf erkennen
wollte. Der Referent legte aus dem Cabinet Pour-
tales-Gorgier das Relief des Arztes lasou vor, wo ein
ähnlich gestaltetes Geräth als ein in den Bädern ge-
bräuchlicher, beweglicher Heizapparat vorkommt ').
Ferner lag vor von Hrn. J. de Witte eine kurze
Notice sur Ed. Gerhard, die elfte Auflage der im
k. Museum käuflichen Gipsabgüsse u. A. Endlich
konnte der Vorsitzende eine Reihe von Mittheilun-
gen aus Athen vorlegen, welche er der Güte des
Hrn. Dr. G. Hirschfeld verdankte, und zwar 1) eine
Beschreibung nebst Grundriss des im vergangenen
Herbst aufgegrabenen Wasserreservoirs am Lyka-
bettos, in dessen Nähe ein Frytanenverzeichniss
gefunden ist aus dem Jahre 127 v. Chr.; 2) einen
Bericht über die neuen Entdeckungen von Insciirif-
ten bei der Panagia Pyrgiotissa, darunter auch die
Belobung eines ..Aufsehers des städtischen Markts"
n. A.; ;'.) einen Bericht über die Auffindung einer
neuen Gräberstätte in der Ecke zwischen der Pi-
ränsstrafse und dem Ludwigsplatze, wo ebenfalls
Grabpfeilcr an ihrem ursprünglichen Standorte ste-
hend gefunden worden. Der zuerst aufgedeckte
trägt die Namen Onesinios, Anthedon, Glykera
(vgl. die oben S. .")0 darüber gegebene Jlittheihuig).
•) Vgl. dazu Friedlaender's Aufsatz im II. Bande der Nunilsma-
tisclien Zeitschrift von Huber und Karabacok.
Arclinolog. Ztg., Jaliifiiif; X.KIX.
Von besonderem Interesse waren endlich die ein-
gesendeten Photographien von den grofsen am Pha-
leros gefundenen Lekythen (vgl. Archäol. Ztg. 1S70
S. IS) und die Durchzeichnungen der ganz alterthüm-
lichen Darstellungen, wo in einer Stilgattung, die
sonst nur Pflanzen, Thiere und Ornamente zeigt,
auch Menschengestalten (Zweigespanne, Ausstellung
von Todten, Züge) in einer von aller Naturwahrheit
entfernten schematischen Form vorkommen.
Sitzung vom C Juni. Hr. Curtius eröffnete die
Sitzung mit Mittheilung von neuen Briefen des Hrn.
Dr. G. Hirschfeld in Athen, welcher über dortige
Grabungen berichtet. Durch Auffindung solcher
Plätze, wo man vier bis fünf Schichten wohl erhal-
tener Gräber nachweisen kann, wird es möglich,
für den Kunstzweig attischer Gefäfsmalerei chrono-
logische Anhaltspunkte zu gewinnen. Es lagen auch
diesmal Durchzeichnungen von Vasen vor, welche
nur in der untersten Gräberschicht gefunden wer-
den, unvemiengt mit anderen Stilarten, aber mit
Gold- und Silbersacben, die in späteren Perioden
nicht vorkommen; namentlich die Durchzeichnung
einer Schitfsdarstellung, welche Anlass gab, die
Photographie eines Steins aus Pesaro vorzulegen,
auf dessen drei Seiten Schiffe und Schiffsmanuschaf-
ten eingeritzt sind. Dann legte der Vorsitzende den
neuen, diesmal besonders reich ausgestatteten Band
der Annali und Monumenti des römischen archäo-
logischen Instituts vor und besprach insbesondere
den wichtigen Aufsatz von Brunn über die Statuen
des Attalos auf der Akropolis und die Publication
der Wandgemälde aus den Gräbern von Corueto
durch Heibig. — Hr. Wittich hielt hierauf einen
Vortrag über die Mafse des Parthenon und beleuch-
tete dabei die bis in die neueste Zeit zu Tage ge-
kommene Ansicht, nach welcher es ein directes
Zeugiiiss dafür, dass der vorpersische Parthenon ein
Hekatompedos gewesen sei, nicht gäbe. Der Vor-
tragende bemerkte, dass, wenn der monumentale
Beweis dafür vermisst wurde, sich die Schuld niclit
auf Rechnung der Perser setzen und ebensowenig
den bei der Wiedererbauung des Parthenon statt-
gefundenen Veränderungen wie den Eiuwirkungeu
eines mehr als zweitauseudjährigen Zeitabschnittes
13
94
zuschreiben liefse; indem geltend gemacht wurde,
dass die Perser den ganzen (Stereobat-) Unterbau
des Tempels unzerstört gelassen, dass demselben
von den Baumeistern des Perililes nur ein Ausatz
angefügt worden sei, bei welchem die vollständige
Breite des alten Unterbaus deutlich zu erkennen
geblieben wäre, was auch noch jetzt der Fall sei.
Dass in diesem von Penrose bereits vor 20 Jahren
genau gemessenen Monumente das (verloren ge-
glaubte) Zeugniss nicht gesehen würde, sei so we-
nig zu verwundern, als dass Stuart in dem noch
vorhandenen Poliastempel der Burg den im Jahr
40'J V. Chr. noch im Bau begriftenen Tempel der
alten Urkunde nicht erkannte. Der Grund davon
sei, dass von den beiden einst in Hellas gebrauch-
ten Malsen der sogenannte mäfsige Fufs allein in
Betracht gezogen und irrthümlich für den im hel-
lenischen Bauwesen üblichen gehalten worden sei;
es beruhe dies aber auf seiner Nichtunterscheidung
von dem sa mischen Fufs, mit dem er deshalb
nur allzuoft verwechselt werde. In Attika fänden
Beispiele von 100 sami sehe Fufs langen Tempeln
sich mehrfach vor, wie zu Khamnus der Tempel
der Nemesis und zu Athen das Theseion: eiu ganz
eben solches Plethron weise der vorpersiscbe Par-
thenon aber in seiner Breite des Unterbaus, als
sicheres Merkzeichen seines Charakters als Heka-
tompedos auf. Dass hingegen an dem periklei'schen
Parthenon das Plethron seinen Ausdruck in mäfsi-
gem = attischem Mals gefunden habe, könne nicht
anders als eine durch besondere Umstände bei die-
sem Bau herbeigeführte Ausnahme angesehen wer-
den, wenn man die Totalität des reichgegliederten
Monuments und nicht nur eine einzige Dimension
desselben in's Auge fasse. — Hr. Heydemann
legte zuerst das Buch des Prof. Ad. Michaelis in
Tübingen über den Parthenon vor, welches, so-
eben in Leipzig erschienen und dem Andenken Otto
Jahn's gewidmet, aus einem Atlas (lö Tafeln Folio)
nebst Textheft (XVI und 870 Seiten mit einer Hilfs-
tafel; 8.) besteht und mit seltener Vollständigkeit,
gröfster Genauigkeit und mustergilligem Fleilse ein
langersehntes Kcpertorium des massenhaften Mate-
rials giebt, welches der Parthenon in den Resten
seiner Architectur und seiner Sculpturen sowie in
seinen mannigfachen späteren Schicksalen und deiv
auf ihn bezüglichen Inschriften dem Studium dar-
bietet — eiu Material, welches, hier und da in Mu-
seen und Büchern zerstreut, bis jetzt einer voll-
ständigen kritischen Vereinigung und Herausgabe
entbehrte. Der Referent gab eine gedrängte Ueber-
sicht des reichen Inhalts und wies auf den künst-
lerischen Grundgedanken des Phidias hin, den Mi- '
chaelis aus' dem bildlichen Schmuck der Statue und
des Tempels der Parthenos sehr fein entwickelt und
darlegt, sowie in Kürze auf einige Ergebnisse in
der- Erklärung der .Metopen, der Giebelgruppen und
des Frieses, bei denen der Verfasser (ebenso wie
der Eeferent) sich mehrere Male in Widerspruch
gegen Bötticher's Hypothesen befindet. So z. B. —
nur dies Eine hob der Referent hervor — in Bezug
auf die Versetzung des erhaltenen Niketorso in den
westlichen Giebel, welche Bötticher bei der Auf-
stellung der Abgüsse im hiesigen Museum vorge-
nommen (vgl. arch. Ztg. 1870 S. GO, 2) hat, was
mit der Zeichnung Carrey's in otfenbarem Wider-
spruch steht. In der sich daran knüpfenden Dis-
cussion sprach sich Prof Curtius für die Bötticher-
sche Ansicht aus, während andere Mitglieder dagegen
stimmten. — Dann legte der Vortragende drei Vasen-
zeichnungen (Raub der Europa; lason vor Aietes;
Familiensceue) vor, welche er der Güte seines Freun-
des Giovanni Jatta in Ruvo verdankt; genaue Be-
schreibungen erfolgen in der Arch. Ztg. 187 1. —
Zum Schluss sprach der Ref. über Darstellungen
von Windgöttern bei Schriftstellern und auf Kunst-
werken und legte eine Reihe von Jlonumenten vor,
auf denen dieseliicn als blasende Köpfe, ähnlich
dem bekannten Wappen der Familie Braschi, dar-
gestellt sind. — Hr. Hübner legte noch kurz das
soeben erschienene erste Heft der archäologischen
Zeitung sowie den zweiten Band des Lapklarium
septenlrioiiale von Dr. Hiuce in Xewcastle vor, in
welchem sich sehr schöne Facsimileabbildungen der
drei in England gefundenen und im l>rittischen Mu-
seum aufbewahrten .Militärdiplomc betindeu; die Her-
stellung derselben wird der Munificenz des Herzogs
von Ndrthnmberland verdankt. .\uch sprach der-
95
selbe im Naaieu der Gesellschaft den öfFentliclieu
Dank derselben aus für die ilir übersendeten Sclirif-
ten der Altertbumsvereine zu Ulm und Wiesba-
den aus.
DIE FÄLSCHUNG DER NENNIGER INSCHRIFTEN
von Ernst aus'm Weerth.
(Aus den Jalirbiichern des Vereins von AllerthumsfursrluTn im Hlieinlund Heft XLIX, 1870.)
Bonn 1S70, 56 S. 8.
Dass die sämmtlicben bisher aus den Resten
der schönen römischen Villa bei Nennig zu Tage
geförderten Inschriften, auf die Wände gemalte wie
in Stein gehauene, Fälschungen seien, ist von allen
Sachverständigen von ihrem ersten Erscheinen an
mit einer so unglaublich ungeschickten Productioneu
gegenüber natürlichen Einstimmigkeit behauptet wor-
den, und bei dieser Ansicht wird die Wissenschaft,
trotz aller von Seiten einiger Localantiquare ver-
suchter Widerlegungen, Drohungen und Einschüch-
terungen ohne allen Zweifel beharren '). Mithin
könnte jedes Wort, welches noch ferner über die
abgethane Saclie gesprochen wird, als überflüssig
erseheinen. Die Angelegenheit bat aber durch die
sonderbare Taktik ihrer Vertheidiger eine über den
engen Kreis der Wissenschaft hinausgehende Bedeu-
tung erlangt; und für deu weiteren Kreis, welcher
sich für die Streitfrage interessiert, ohne das Gewicht
rein wissenschaftlicher Argumente gehörig würdigen
zu können, hat sich der Verfasser der obengenann-
ten Schrift einer sehr dankenswerthen Mühwaltung
unterzogen. Er hat nämlicii vor anderthalb Jahren,
in der Zeit vom 11. October bis 27. November 18G9,
in anitliclieni Auftrag in Nennig eine genaue Prü-
fung des Thatbestandes der Ausgrabungen so wie
der sämmtlichen darauf bezüglichen amtlichen und
nichtamtlichen bisher noch nicht veröffentlichten
Schriftstücke vorgenommen. Das in der Hauptsache
mit Sicherheit vorauszusehende, im einzelnen aber
') Die beiden einzigen imler den Veiilieidigern der Aeclillicit,
welclie überhaupt von laleiniscben Insciiriflen etwas verstanden oder
zu verstehen meinten, Janssen in Leiden (welcher freilich die no-
torisch modernen Stücke der Leidener Sammlung, der er vorstand,
für acht gehallen hat) und Klein in Mainz, sind beide jüngst ver-
storben. Wir wissen nicht, ob sie ihre Ansicht bis zuletzt festgehal-
ten haben; es ändert das aber an der Sache durchaus nichts.
vielfach überraschende Resultat dieser halb antiqua-
rischen halb juristischen Untersuchung enthält die
bezeichnete Schrift. Der Vf. ist dabei mit aller
möglichen Unparteilichkeit zu Werke gegangen; er
hat an Ort und Stelle einem derjenigen Laien, welche
die Aechtheit der Inschriften oder vielmehr wohl die
materielle Unmöglichkeit ihrer Fälschung für erwie-
sen hielten, dem Hrn. von Salis, jede Gelegen-
heit geboten, sich mit ihm von der wirklichen Sach-
lage zu überzeugen.
Er begann, in vollständiger Kenutuiss aller
frülier an jenem Ort gemachten Entdeckungen, da-
mit, die von dem Hrn. Schaff er verfassten archi-
tectouischen Pläne aller von ihm im Auftrag der
Regierung geleiteten Ausgrabungen nebst den dazu
gehörigen Beschreibungen angesichts der oflfeuliegen-
den Reste und im Vergleich mit deu unabhänsi»
von deu Schtfer'schen gemachten Authahmen des
Regierungsbauraths Seyffarth zu prüfen. Hierbei
stellte sich heraus, dass Schäßer's Arbeiten durch-
aus unzuverlässig sind. Die sehr sorgfältige Seyf-
farth'sche Aufnahme enthielt nur das, was der Auf-
nehmende selbst gesehen hatte, und das war weit
weniger, als das von Schäffer verzeichnete. Hr.
aus'm Weerth liefs sofort alles, was der Schätfer'sche
Plan mehr als der Seyffarth'sche enthielt, auf's neue
aufgraben. Das Gesuchte aber „war entweder
gar nicht vorhanden oder durchaus anders
als angegeben" (S. 7). Mit den beschreibendeu
Beilagen des Hrn. Schäffer verhielt es sich ebenso;
sie entbehrten „au vielen Stellen der thatsächlichcn
Wahrheit." Sobald die Ausgrabung vollendet und
die „schon lange druckbereite" (S. 7) Arbeit
des Hrn. von Wilmowsky ül)er die Nenniger Villa,
welche sich an dessen frühere Publicatiouen über
13*
96
das grofse Gladiatorenniosaik und die Inschriften an-
schliefsen soll, erschienen ist, wird Hr. aus'm Weerth
die Belege hierfür veröffentlichen (S. 31).
Ein ganz ähnliches Eesultat ergab die Unter-
suchung über die von Schäft'er entdeckten Malereien,
welche laut seinen in den Akten der Regierung zu
Trier befindlichen Berichten und den sorgfältig colo-
rierten Copieen aus sechs verschiedenen grofseu und
kleinen Wanddecorationen bestehen, von denen jedoch
keine einzige im Original aufbewahrt worden ist. Hr.
aus'm Weerth stellt fest, dass bis auf ein einziges Was-
serbecken, auf welches nachträglich eine der Inschrif-
ten von Schäffer aufgemalt worden ist, keine dieser
Malereien überhaupt jemals anderswo als in der
Phantasie Schäfter's existiert hat (S. 12). Eine sorg-
fältige chemische Analyse der gemalten Inschriften,
angestellt von dem Chemiker Kekule in Bonn,
ergiebt, dass dieselben mit einer von chinesischer
Tusche kaum zu unterscheidenden Masse auf den
alten Verputz aufgetragen worden sind (S. 15—18).
Und zwar ist dies mit einer Schablone geschehen,
wie längst von den Kennern alter Schrift vermuthet
worden war; nur ist die so gewonnene Schrift noch
hinterher zmveilen mit dem Pinsel ausgebessert wor-
den. Die Aussagen der Arbeiter, die Schäfter beim
Ausgraben beschäftigte, ergeben nämlich, dass Schäf-
fer die Inschriften ..mit einem Pinselchen und
schwarzer Farbe ausgebessert, mit Wasser-
glas überzogen und dann mit Schuttstaub
überzogen" hat (S. lU), um sie recht alterthUmlich
aussehen zu machen.
Es zeigt sicii ferner, dass dieselbe Fläche, welche
am Sonntag den :]ii. Septend)er 1S66 Morgens die
erste gemalte Inschrift zeigte, am Sonnabend Abend
vorher ohne jegliche Spur von Inschrift blolsgelegt
worden war. Nichtsdestoweniger gab SchäÖer schon
am Sonnabend den 29. Septendier 'j Nachts 12 Uhr
in Nennig zwei noch vorhandene Briefe an die Her-
ren SpyftVtrth und Schömann in Trier zur Post, in
welchem er den ganzen Text der Inschrift ') ihnen
ndttheilte und die wichtigen historischen Consequen-
zen ihrer Erklärung zog. Schäffer hat nachträglich,
in der Trierischen Zeitung vom 30. März lisTO, eine
lahme Vertheidigung dieses ofl'enbareu Falsums ver-
sucht: er habe erst am 30. geschrieben, aber in Un-
sicherheit über das Datum den 29/30. datiert. In
den Briefen selbst aber nennt er den Tag des Fun-
des ausdrücklich Samstag und spricht davon, dass
er ..morgen trotz Sonnjag" arbeiten lassen wolle
(S. 49). Es kann mithin kein Zweifel darüber be-
stehen, .,dass die vorräthig gehaltene erste
Inschrift, in der Nacht mitgetheilt, dann
auf die blofsgelegte Wand aufgemalt, mit
Schutt verdeckt und endlich Sonntags früh
gefunden wurde" (^S. 24).
Die zweite gemalte Inschrift ist von Niemandem
au Urt und Stelle gesehen worden (S. 25 Anm. 1).
Die dritte Inschrift war, nach den eidlichen Zeugen-
aussagen der bei ihrem angeblichen Funde bethei-
ligten Arbeiter, überhaupt zuerst auf der Wand-
fläclie, auf welcher sie steht, gar nicht vorhanden,
sondern kam erst etwa zehn Tage nachher, nach-
dem jene Wandfläche aus unbekannten Gründen
auf Sehäffer's Anordnung wieder zugeschüttet wor-
den war, zum Vorschein (S. 26).
Endlich der Inscliriftstein, welcher die Veran-
lassung zu dem von mir aufgesetzten paläographi-
schen Gutachten') gegeben hat, in zwei Theilen
am 31. October und am 1. Decejuiber 1866 gefunden,
war, wie alle Zeugenaussagen bekunden, ehe Jemand
die Schrift auf ihm gesehen hatte, wenigstens
sechs Stunden in Sehäffer's Händen zu ganz
freier Disposition (S. 27); Zeit genug für einen
in der Fracturschrift geübten Bildhauer, die Inschrift
in den weichen Jurakalk einzumeifseln.
Dies sind die hauptsächlichen Ergebnisse von
.Hrn. aus'm Weerth's Untersuchung. Nebenher er-
fährt mau auch noch allerlei interessantes, z. B. dass
Schäfter „neu aussehende |antike?J Münzen
mit einer Flüssi:;keit bestrich und im Bo-
') Hr. von VVilmoHsliy selzl liafür in Sfinor Scliiift „iltircli
einen Sclireibfchlpr" den 22. Sepicnilier.
') Noch da^u mit etwas anderer Zeilenabtiieilung und einer in-
teressanten Variante, lioimis eri\rit statt domitin iivtil, wie der-
gleichen bei der VerKlVenllichiing dieser Inscliriflen auch sonst vor-
gekommen sind, S. 23 Anm. 1.
♦) Monatsberichte der Berliner Akademie 1867 S. 62 11.; vgl.
Bonner Jahrb.icher Heft l(i, ISü'.l S. 81 ff.
97
(leu der Villa vergrub, um sie als alte wie-
der hervorzuziehen" (S. 14); dass derselbe sich
das Ansehen zu geben wusste, als sei er mit einer
Art von ..Berichterstattung über Zustände
und Personen im Kreise Saarburg" beauf-
tragt, dass in Folge davon auf seine Denunciatiou
ein Bürgermeister abgesetzt worden, und dass er
am Tage vor der von der Kegierung angeordneten
amtlichen Vernehmung der Arbeiter die Hauptr
zeugen durch ein Privatprotokoll in ihren
Aussagen zu binden wusste (S. 29).
Auch auf die Genesis der ganzen Fälschung
fällt ein gewisses Licht. Hr. von Wilmowsky hatte
eine in Trier im Jahre 18G2 gefundene Mosaik-
inschrift falsch gelesen und irrlhiinilich auf einen
Tribunen M. Pilonius Victorinus gedeutet, wäh-
rend sie sich unzweifelhaft auf den späteren Kaiser
M. Piaonius Victorinus bezieht, wie ich in den
Bonner Jahrbüchern Heft 39. 40 18G6 S. 1 ff. nach-
wies. Dies stimmt nicht zu den Schlüssen über das
Alter des Baus, welche Hr. von Wilmowsky aus
angeblich untrüglichen Beobachtungen über die Lage
des Schuttes und dergleichen gezogen hat. Darauf
bezieht sich die folgende in dem Briefe Schäfter's
an Schömann befindliche Stilprobe: ., Ich freue
mich, dass Hr. von Wilmowsky so glänzend
mit seinem Urtheil jetzt gerechtfertigt und
bestätigt wircL Hübner hat sich so arro-
gant über seinen Pilonius geäufsert; ich
schicke Ihnen die Kritik, ich hab das Blatt
wo es steht. Nun triumphirt die Wissen-
schaft, welche gründlich zu Werke geht.
nach Erfahrung urtheilt, nicht nach der
Laune" (S. 50).
Es ist gewiss nicht erfreulich und für das neu-
erstandene Deutschland nicht sehr ehrenvoll, dass
diese unsaubere Wirthschaft nun vor aller Augen
offen daliegt. Aber nur durch die schonungslose Auf-
deckung derselben kann der leider in der mensch-
lichen Xatur begründeten Neigung zur Wiederholung
ähnlicher Kunststücke mit einiger Aussicht auf Er-
folg vorgebeugt werden'); und deshalb verdient
Hr. aus'm Weerth unseren vollen Dank. Hoffen
wir, dass überhaupt sobald nicht wieder die Xotli-
wendigkeit eintritt, sich solchen Dank zu erwerben").
E. Hübner.
*) Die Aacliener i. B. wissen von solchen ganz neuerdings ge-
schehenen Dingen zu erzählen; s. die Bonner Jahrbücher Heft 42,
I8G7 S. 143 IT. und rieft 43 S. 223 ir.
*) Der Broschiirenstrom in dieser leidigen Angelegenheit will
immer noch nicht versiegen. Soeben gebt uns zu: Die Nenniger
Inschriften. Ein Vortrag, gehallen in der Sitzung der Gesellschaft
für nützliche Forschungen zu Trier am 21. Mai 1871 von ihrem Jah-
respiasidenten. Trier 1871. 14 S. 8. Der Herr Präsident, dessen
Name »oh! als bekannt vorausgesetzt und daher nicht genannt wird,
hält die Inschriften für acht. Wir conslatieren dies, ohne uns auf
eine ßespiechung einzulassen, und erklären hiermit unsererseits zum
letzten Mal in dieser Angelegenheit geschrieben zu haben. Auch ver-
zichten wir im Interesse unserer Leser darauf, auf die soeben ein-
gelaufene neueste Broschüre des Domcapilulars von Wilmowsky
(Die Fälschung der Nenniger Inschriften von Ernst aus'm Weerth.
Geprüft von D. v. W. Herausgegeben von der Gesellschaft für nütz-
liche Forschungen zu Trier. Trier 1871. 8.), worin den Briefen des
Hrn. Schauer sogar die Ehre der Facsimilierung zu Theil wird, von
neuem einzugehen. Denn es ist in der Thal von archäologischen
Lesern nicht zu verlangen, dass sie sich über die weitläufigen Fund-
berichte und Zeugenaussagen ein juristisches L'rtheil zu bilden ver-
suchen; wen die längst vorgebrachten sachlichen und formalen Gründe
niclil von der Fälschung zu überzeugen vermocht haben, der ist über-
haupt auf wissenschafilichem Wege nicht zu belehren.
APHRODITE JIIT DER SANDALE DROHEND.
E. Hübner hat im vorigen Jahrgang dieser Zei-
tung S. 91 ff. Taf. 38 eine Bronzestatuette aus Alexan-
dria ..Aphrodite mit der Stephane drohend'' ver-
öffentlicht. Von verwandten Darstellungen hat er
aus der archäologischen Litteratur nachgewiesen nur
eine in Stackelberg's Gräbern der Hellenen S. 47
Taf. 71 aus dem Besitz eines Herrn von Palin in Rom,
welcher sie aus Cypern erhalten hatte (s. E. Ger-
hard, Hall. AUg. Lit.Ztg. 1838 Erg.Bl. No. 7G S.G08),
bekannt gemachte Bronze, deren liau])tsächlichste
Abweichung von der alexandrinischeu darin Ijesteht,
das.s jene nicht wie diese mit einer ..Stephane,"
sondern mit einer Sandale droht.
Dies veranlasst mich, an eine jenen Werken
aus Alexandrien und Cypern sehr nahe stehende
Biouze des Kunstmuseums der hiesigen Universität
zu erinnern. Sie ist bereits von L. Mercklin in einer
freilich wohl wenig verbreiteten Gelegenheitsschrift:
98
„Aphrodite Nemesis mit der Sandale. Griechisches
lM-zl)ild des Dorpater Kimstnuiseuius. Dorpat 1SÖ4.
K; SS. 4." herausgegeben uud gelehrt erläutert wor-
den. Jedoch geben die ganz missratheneu Abbil-
dungen, welche das Werl; in natürlicher Gröfse von
drei Seiten darstellen, nur eine sehr ungenügende
^■or.stellung von dem Stil und Werth desselben, und
auch Merekliu's Erklärung als Ai)hrodite Nemesis
wird sich kaum Freunde erworben haben, und sich
nach der Bekanntmachung der alexandriniscben
Bronze solche um so weniger erwerben können,
als die ..Stephane" in der r. Hand der Aphrodite
von Alexandrien seiner Erklärung die Hauptstütze
entzieht. Uebrigens entging der Sorgfalt F. Wie-
seler's die Dorpater Bronze nicht, als er in seinen
Denkmälern d. a. K. II no. 285b die c\prische Bronze
nach Stackeiberg aufs neue abbilden liefs.
Die abgesehen von wenigen abgeriebenen Stel-
len vortrefflich erhaltene Dorpater Bronze, von
ü. F. von Richter 1815 in Damaskus erworben
(s. 0. F. Y. Richters Wallfahrten im Morgenlande.
Berlin 1822. S. 143), kam unter des Genannten
Kunstnachlass 1819 in das hiesige Kunstmuseum.
Als Aphrodite mit der Sandale und entschieden
griechische Arbeit wurde sie schon von K. Morgen-
stern (s. a. a. 0. S. 620 und Dörptische Beiträge
3, 464) mit Recht anerkannt. Es stammen also die
drei erwähnten einander so ähnlichen Kunstarbeiten
sämmtlich aus dem griechischen Osten, ja mau wird
darauf hinweisen können, dass die Fundstätten der-
selben (Cypern, Damaskus, Ale.xandrieu) einander
einigermafsen benachliart sind. — Die damaskische
Bronze ist 21 '/j Ceutimeter hoch, ist also um ein
weniges kleiner als die alexandrinische (2/j' ^ Ctm.):
wogegen nach Stackelberg's Angabe die cyprische
fast doppelt so hoch als jene beiden war (etwa
40 Ctui.j. Um mit dem Acufserlichsten anzufangen,
alle drei Werke sind oline Piedestal gefunden wor-
den, auch die alexandrinische. In der Haltung ist
unsere Bronze im Grofsen und Ganzen den beiden
anderen aufscrordentlicli ähnlich. Fast das ganze
(k'wicht des Körjiers ruht auf dem rechten Bein.
Das linke im Knie gebogene setzt den auswärts
gewendeten Fufs. der nur mit dem Ballen der grofsen
Zehe den Boden berührt, etwas zurück, ganz wie
die Aphrodite von Cvpern es zeigt, welche nur in-
sofern von der Damascener abweicht, als ihr linker
Fnis mehr auswärts gestellt ist; und so lässt es sich
auch für die Aphrodite von Alexandrien nach der
Beschaft'enlieit des Bruches verniuthen. Ebenso stim-
men die Bronzen von Alexandrien und Cyperu mehr
unter einander, als mit derjenigen von Damaskus
in der Haltung des rechten Unterarms übereiu. Denn
die damaskische Aphrodite zieht den rechten Unter-
arm dergestalt an den Körper au, dass der Ballen
des Daumens gerade über der rechten Brust steht
und die in der rechten Hand gehaltene Sohle mit
dem gesenkten oberen Ende nahe über den Locken
auf der rechten Schulter steht. Dagegen liegt der
rechte Oberarm der Aphrodite von Damaskus gleich
demjenigen der alexandriniscben am Köi'per nahe
an und entfernt sich nicht von ihm, wie bei der
Bronze von Cypern. Die Sandale (Blaute) ist deut-
liehst in ihrer Form der Gestalt der menschlichen
Ful'ssohle angcpasst und trifft auch in ihren IMalseu
(.3 Vj Ctm. lang) genau mit dem Fufse der Aphro-
dite überein. — Dass der Künstler der alexandri-
niscben Bronze statt des drohenderen Pantoffels den
ungefälnlicheren Kranz in die Hand gegeben hat,
entspricht ganz der Mildeuung in"s Feine und Zier-
liche, welche im Vergleich mit der damaskischen
die alexandrinische (wie die cypr-ische) A])lirodltc
auch sonst erkennen lässt.
Der linke Arm unserer Bronze ist ähnlicher
dem entsprechenden Arm der alexandriniscben als
demjenigen der Aphrodite von Cypern i^nauientlich
ist er nicht wie bei dieser nach aufseu gedreht):
doch ist er noch mehr als bei der alexandriniscben
Aphrodite dem Körper genähert und mehr im Ellen-
bogen gekrümmt. Die Hand ist ganz erhalten, aber
nicht so gebildet wie an der cypriscbeu Bronze,
deren Gestus Mercklin (S. 4) sehr gut erklärt durcli
Hinweis auf Quintilian 11, .3, 94 al rniu In-s cou-
Irarli (diiiili) pitllirr prciii ii nt iir , liiiii duiUiis
illc, quo iisiim opiimc Crassinii Cicero (de orat. 2,
45,188) dirit, pxplirari solet üs in exprobraiido
rl iiidlcaudo, iindc cf ei iiomeii est, iialrl: et allriiiiln
(ir spi'rtdtile liiiiiicnnii niaiiii pnidiim incliitdhi.s ujl'n'-
99
mal, iicrsns in terram et quasi protius iiryel.
Vielmehr bildet bei der llronze von Damaskus der
Daumen mit dem Zeigefinger eine rundliche Oeif-
nung und auch die übrigen Finger krümmen sich
nach innen, „Inlden gewissermafsen eine Rinne"
(Mercklin). Mercklin meint (S. j?), die Hand könne
etwas, müsse aber nicht etwas gehalten haben. Mir
ist, so oft ich unsere Bronze betrachtete, innucr als
das wahrscheinlichste erschienen, dass Aphrodite
etwas leicht in der linken Hand gehalten habe, so-
wohl wegen der Fingerstellung als auch wegen der
schon erwähnten Krümmung im Ellenbogen (s. auch
Hübner a.a.O. S. 92,6). In der Handlu'ihlung er-
kennt man zudem eine ausgebohrte, ausgefeilte Stelle,
als wenn da einst etwas eingepasst worden wäre. —
Die Haltung der linken llaiid ist bei der Bronze
von Cypern mit dem Haui)tgedankeu des Werkes,
das ja eben als drohend die Göttin darstellen sollte,
mehr als bei den zwei anderen in Einklang gesetzt.
Der Künstler dieser cyprischen Bronze konnte frei-
lich auf diese Hilfe um so eher verfallen, als er
im Antlitz den Ausdruck der drohenden unwilligen
Göttin gar sehr abgeschwächt zu haben scheint.
Anderseits will sich die Haltung des linken Arms
und der linken Hand der Aphrodite von Damaskus
nicht recht harmonisch mit der V<irstellung der stra-
fenden Gottheit vereinigen lassen. Auch hier nimmt
die Bronze von Alexandrien, deren linker Arm lässig
herabhängt, eine Mittelstellung ein, die in ihrem
Verhältniss zu den beiden anderen Bronzen noch
anderwärts zu bemerken ist.
Den Kopf anlangend, steht in der Wendung
nach links und unten die damaskische Bronze der
alexandrinischen näher als der cyprischen, die von
der Drehung nach links kaum etwas und nament-
lich nichts von der Senkung nach unten hat. Doch
ist die Drehung und Senkung des Kopfes noch stär-
ker bei der damaskischen als bei der alexandrini-
schen Bronze. Auch in der Haartracht sind diese
beiden einander ähnlicher als der cyprischen. Die
damaskische wie die alexandrinische Aphriidite tra-
gen auf beide Schultcin herabgefallene Locken, die
der cyprischen fehlen. Aufserdeni haben sie beide
noch einen besonderen Schmuck des sonst schlichter
als bei der cyprischen Aphrodite angeordneten Haa-
res, und zwar die alexandrinische einen Kranz aus
Kosen, die damaskische eine vom Scheitel nach bei-
den Seiten sich erniedrigende, oben geränderte, of-
fenbar als metallen gedachte Stephane. Hinten ist
das Haar unserer Aphrodite in einen Knoten auf-
genommen und fällt nicht wie bei der alexandrini-
schen leicht verschlungen in den Nacken hinab. In
den weitgeöfl'neten Augen der Aphrodite von Da-
maskus sind die Augensterne angegeben, wovon die
Abbildungen der beiden anderen nichts melden, und
die Ohrläppchen der beiden anderen sind durchbohrt.
Von einem Ansatz auf dem Scheitel wie an der
alexandrinischen Bronze findet sich bei der damaski-
schen nichts, auch keine Spur eines Befestigungs-
niittcls zum Aufstellen auf ein Postament. Versucht
man übrigens, sie auf eine horizontale Ebene auf-
zustellen, so hängt sie dergestalt von oben über,
dass sie zu fallen scheint. Diese unmögliche Stel-
lung konnte bei der Auflöthung auf ein Postament
mit aller Leichtigkeit verbessert werden. Hübner
erwähnt von der alexandrinischen Bronze, dass hin-
ten gerade auf der rechten Wade ein Stück so aus-
gebrochen sei, dass maiÄ'ermuthen könnte, die Figur
habe sich hier an Etwas angelehnt. Davon ist an
der damaskischen Bronze nichts zu finden. Die an
der linken Wade sichtbaren kleinen Kerben können
nicht durch das Losreil'sen von einer Befestigung
entstanden sein. —
Ein allgemeiner Vergleich der drei Werke —
der natürlich nur in der Voraussetzung, dass die
Abliildungen der cyprischen und alexandrinisciien
treu sind, angestellt wird — ergiebt die Aphrodite
von Cypern als die in den Formen reifste, weich-
lichste, ja üppigste. Den schlichtesten, hier und da
harten Stil zeigt unsere damaskische Bronze, welcher
noch die auffällig langen Arme und Beine das An-
sehen einer gewissen Magerkeit verleihen. Nament-
lich ist das rechte Bein recht hart modelliert, be-
sonders leblos aber ist der linke Arm. Im Ganzen
steht die Bronze von Damaskus in der Formen-
gebung entschieden näher der alexandrinischen, auch
hier vermittelnden, als der cyprischen. Die Bildung
des Torso der damaskischen Aphrodite ist ebenso
100
wie bei der alexaiidrinischen (s. Hiibuer a. a. 0. S. 911
besonders zu rühmen, und ganz besonders weich und
schön ist der Rücken. Wie bei der alexandriuisehen
fallen auch bei der Aphrodite von Damaskus die
grofsen Hände und Füfse auf. Aufserdem lässt die
linke Hand eine sorgfältigere Zeichnung sehr ver-
missen. Alles an der Aphrodite von Damaskus ist
anspruchslos und bescheiden vorgetragen, keine Spur
von Ueppigkeit ist zu bemerken, selbst nacli feiner,
zierlicher Eleganz hat ihr Verfertiger nicht gestrebt.
In der Formengebung meidet er das Eingehen in
feineres Detail und beschränkt sich auf das Haupt-
sächliche. Auch das Gesicht der Aphrodite von Da-
maskus hat einen strengeren, herbereu Ausdruck
als dasjenige der beiden anderen, zumal in den
weitgeöft'neten Augen, die sehr abweichend von der
Süfslichkeit, die besonders die Aplirodite von Cypern,
aber auch diejenige von Aiexandrien im Auge hat,
vielmehr ernster drein schauen, womit die etwas
geblähten Nasenflügel und die hinaufgezogene Ober-
lippe in trefflichem Einklang stehen.
Alles erwogen scheint es unzw'eifelhaft, dass
unsere Bronze von Damaskus dem (wahrscheinlich
der alcxaudrinischen Zeit angehürigen Original;, auf
welches die besprochenen Bronzen alle zurückgehen,
ähnlicher sei als die Aphroditen von Aiexandrien
und Cypern, und dass dieselbe den „Repliken die-
ser Erfindung in reinerem Stil" zuzurechnen sei,
welche in der arcliäologischen Zeitung 18158 S. 58
als vorkommend erwähnt werden, ohne des Ge-
naueren nachgewiesen zu sein.
Dorpat.
L. ScHWAE
PRIAMOS BEI ACHILLEÜS.
Im achten Bande der Institutsmonuraente ist
auf Taf. 27 eine schöne Vase aus Cerveteri abge-
bildet, deren eine Seite Priamos Besuch bei dem
Peliden darstellt. Der Greis, von vier dienenden
Personen, welche die Gesßlienke tragen, begleitet,
tritt eben ein, den langen Stock noch in der Hand.
Er findet seinen Feind auf dem Lager, unter wel-
chem Ilektors Leichnam ausgestreckt ist, bei der
Mahlzeit, auf die aulscr dem mit Speisen gefüllten
Tische das Messer in der Rechton des Helden weist;
ein jugendlicher Weinschenk mit Löffel und Durch-
schlag steht zu Häupten des Bettes. In der Haupt-
sache der Scenerie ist also Homers Schilderung be-
wahrt (ß 471 ff.):
iy i)( uir avioi'
ivot ri'ov i)' ünO.riyfv fäioärii
ia!)o)V xtti n{v(i>v hi xn't nuQ^xnto iijäjif^n.
lovi <J' fi.af>' t1ntXilü)V If(>i(cuo; uf'ym. . .
nur dass ein etwas früherer Moment der Mahlzeit
gewählt ist. Bcnndorf fasst nun in seiner Erklä-
rung (nmiali XXXVIII, 244 f.) den Vorgang so auf:
Priamos habe seine Bitte bereits vorgebracht und
Gewährung erhalten, Aciiill wende sich an den Die-
ner mit dem Befehl dem Alton Wein zu liringen,
und dieser schicke sicii an das Gebells auszufüh-
ren. Das scheint mir gegen den .\ugenseheiu zu
sein; namentlich wäre es auffallend, dass Achill
während der ganzen vorhergehenden Sceue sein
Messer in der Hand behalten oder, vom Hunger
gequält, es schon wieder ergriffen haben sollte, ehe
er noch seinen ermüdeteu Gast sich hätte setzen
lassen. Die richtigere Erklärung bieten meines Er-
achtens die homerischen Verse 480 tf.:
o'is i)' üV «1' uvdn tirr] nvxivr) i-rii^ij, üs t' h'i ^«Tiji]
ifüijc. xitjnxTfivt<; tü.).ü>v (ilxijo d'ij/ioy,
«l'Ooof ^i tafi'tiov, Onußog d" f/fi fitjnoöonTagy
Uli l-lyii.ivq Hdfißrinn' Idojr JI(ii'ctjuot' ilfOtidin'
ilnußi]anv ät xai UU.oi, ig ä).).i^>.oi'g iSf i'iiorjo.
lor xci'i Xiaaoittrog Uniauo; rrnig uC&oi' hinfv.
Dieses Erstaunen bildet den Gegenstand unseres
Bildes. Priamos hat seine Bitte noch gar nicht vor-
gebracht — sein Kniceu vor dem Peliden ist be-
kanntlich das Motiv der meisten Darstellungen —
sondern er betritt erst in diesem Augenblick das
Zelt des schmausenden Feindos, dessen tfeber-
raschung durch den ganz unerwarteten Besuch sich
höchst natürlich in dem Al)weuden dos Blickes
äufsert, ohne dass Aciiill auch nur die Zeit gehabt
oder den Gedanken gefasst hätte, das Messer bei
Seite zu legen. Ebenso überrascht ist der Mund-
schenk; aber während jener den Blick abwendet,
sieht sich dieser, seinei' Jugend und seiner Stellung
[Ol
geinäfs, neugierig den Fremclliiig an. In dieser cha-
raktergemäfsen Variation der gleichen Grundstirn-
mung des i^äfißog gegenüber der Kube des eintre-
tenden Priaraos zeigt sich am meisten die Feinheit
des Künstlers.
Tübingen.
Ad. Michaelis.
APULISCHE VASENBILDEK.
I.
Von der im vorigen Jahrgang der Zeitung kurz
erwähnten Amphora aus Canosa (arch. Ztg. 1870
S. 51,2) mit einer Vorstellung aus der Europa-
fabel liegt mir durch G. Jatta's P^ürsorge eine
Durehzeichnung vor, welche zwar nicht zur Ver-
öffentlichung geeignet ist, aber doch eine genauere
Beschreibung der Darstellung ermöglicht.
In der Mitte steht Europa (nach rechts ge-
wandt), beschuht bekleidet und reich geschmückt,
vor dem stattlichen seheckigen Slier, auf dessen
Kopf sie nicht ohne Furcht die linke Hand legen
will, während sie in der Hechten einen Zweig hält,
um ihn dem Thiere (zum Fressen) zu gebeu. Hiuter
Europa liegt am Boden eine sogenannte mystische
Leiter — das Musikinstrument, mit dem die Königs-
tochter und ihre Gespieliuneu sich vor dem Erschei-
nen des Stiers ergetzteu. Auf dem Nacken des Thiers
steht ein kleiner Eros, der beide Hände ausstreckt
und sich zur Europa herabneigt. Hinter dem Stier
findet sich eine Gespielin der Europa, wie jene
gekleidet und geschmückt, welche in Scherz und
Uebei'muth mit beiden Händen den langen Schwanz
des ruhig stehenden Thiers gepackt iiat ') und das-
selbe fortzuzerren vergeblich sich abmüht; neben ihr
liegt ein Spiegel. Uelier ihr .sitzt eine Frau {Aphro-
dite), in Schuhen Chiton Mantel und reichem
Schmuck; sie hält in der linken Hand einen Fächer,
in der Rechten eine Schussel mit Aepfeln und Zwei-
gen und (an Fäden, die verlöscht sind) ein Rädchen
und blickt zur Europa um. Den Beschluss auf die-
ser Seite macht Hermes, der sich mit der Linken
auf sein Kerykeiou stützt und mit der Rechten auf
das Thuu Europas hinweist; er ist mit hohen Stie-
feln versehen, hat um den Hals die Chlamys ge-
') Vgl. dasselbe Moliv auf einer Amphora des Museo Gregoriano
(ahg. Monifaucon Am. expl. Suppl. III, 3(); Passeri l'ict. Etr. 1, 5;
Gori Mus. Elr. 1, IG'.'; I'islulesi Vat. descr. III, 91).
Althaulog. Zig., Jalirg.tng XMX.
knüpft, auf dem Nacken den Petasos, um den Kopf
einen Lorbeerkranz. Hinter Europa — links vom
Beschauer — steht mit höher gesetztem linken Fufs
ein bärtiger Mann (Zeus) '), lorbeerbekränzt und
unterwärts bemäntelt, in der Linken das mit einem
flatternden Vogel bekrönte Scepter; er neigt sich
aufmerksam vornüber und streckt die rechte Hand
vor, als ob er Europas Handbewegung nachahme und
sie erniutliigeu wolle. Hinter diesem Manne nalit
eine Gespielin, wie die übrigen gekleidet und ge-
putzt; sie hält in der gesenkten Linken das eine
Ende ihres Shawls und streckt die Rechte vor. Vor
ihr liegt am Boden ein Ball. Den Beschluss auf
dieser Seite macht Fan, in jugendlicher mensch-
licher Bildung, mit zwei Hörnern auf der Stirn: er
sitzt auf einem Löwenfell, hält in der gesenkten
Liuken die Keule, in der erhobenen anderen Hand
die Syriux und blickt aufmerksam auf den Vorgang
in der Mitte. Unter ihm ein Schwan oder eine Gans,
welche mit erhobenen Flügeln auf eine Blume los-
geht. Oben zur Raumausfüllung Sterne und eine
Rosette (oder Patera), unten ßlumeu und Gräser.
Die Darstellung gehört also zu denjenigen,
welche dem Raub der Europa vorhergehen (Jahn
Entführung der Europa S. 1 ff.), und zeigt das durcli
das Erscheinen des von Zeus gesandten Stiers un-
terbrochene Spiel (Vogel, Ball, Spiegel und Musik-
instrument) der Jungfrauen, sowie das Tändeln
derselben mit dem Thier in Gegenwart von Zeus,
Aphrodite, Eros, Hermes und Pan.
n.
So eben erhalte ich durch G. Jatta's Güte
wieder die Durchzeichnung einer neuen in Ruvo
gefundenen Vase, deren Hauptbild dem täglichen
Leben entlehnt ist. Die Form ist leider nicht au-
') Vgl. Jabn Enirfilirung der Europa S. 4, 5; Stephan! CR. 18üG
S. 87 f.
14
102
gegeben. Die Zeichnung der rothfarbigen Figuren
ist im Ganzen sauber und gut; die späte Zeit ilner
Entstehung zeigen deutücli sowohl die reiche Ver-
wendung des AVeils als die einheimische Tracht des
männlichen Geschlechts.
Rechts vom Beschauer sitzt (nach liukshin ge-
wandt) zu Ross ein langgclockter Jiinging, in steif
anliegendem breitgegürtetem reichbesetztem kaum
bis zur Scham reichendem Chiton (vgl. Neap. Vasens.
776; 872; u. a. m.) und hohen Stiefeln, auf dem Kopf
den Helm mit Backenlaschen langwallendem Busch
und zwei grofsen hoch emporstehenden Federn; in
der Rechten hält er die Zügel, in der gesenkten
linken Hand zwei Speere (die Spitzen nach unten
gewandt) und den runden Schild, dessen Zeichen
ein grofser Stern ist. Das Pferd hat um Hals und
Brust einen breiten mit Nägeln verzierten Gurt.
Diesem nahenden Jüngling eilt eine Frau entgegen
und hält ihm in der vorgestreckten rechten Hand
einen Kranz hin, während sie in dem linken Arm
eine grofse ') Vase (Form bei Jahn Müuch. Vasens.
I, 46) trägt; sie ist in einen langen Chiton geklei-
det, der an der rechten Seite mit zwei Streifen be-
setzt ist, beschuht und reich geschmückt. Zwischen
beiden Figuren steht ein hoher belaubter Baum.
Links vom Beschauer steht (nach rechts ge-
wandt) ein bärtiger, langlockiger Manu, in Betreft'
der Schuhe und des Chiton wie der Reiter geklei-
') Die Hübe ist = 0,05 Meter, wahrend die Frau = 0,1 4 Meter
det, über den beiden Schultern shawlartig die Chla-
mys, auf dem Kopf einen hohen ') bienenkorbartigen
Pilos; ein wenig vornüber gebeugt stützt er sich
mit der Linken auf zwei lange Speere auf und
streckt die Rechte vor, in welche ein kleiner vor
ihm stehender Knabe mit der Rechten einen Apfel
(oder Ball?) legt. Das Kind ist gleichfalls in hohen
Schuhen und steif anliegendem breitgegürtetem reich-
besetztem Chiton, der grade bis über die Schnni
reicht; um das lange Haar trägt es eine breite
Binde, in der gesenkten Unken hält es einen Krug
(Form bei Jahn H, 63). Ueber ihm schwebt auf
den Mann eine kleine Nike zu und hält ihm in der
Rechten eine Tänie hin; die Siegesgöttin ist beklei-
det, beschuht und reichgeschmückt. Oben ist zur
Raumausfüllung hier ein Tänienkranz, dort eine Ro-
sette angebracht. Unter den Fülsen der Figuren
sind ])uni;tirte Linien gemalt.
Die Handlung ist klar: die beiden Männer keh-
ren siegreich aus dem Kampf zurück; dem Sohne
bringt die Mutter den Kranz, dem Vater die Nike
die Siegstänie, während der kleine Knabe auf seine
Weise den Vater empfängt. Der Krater und der
Krug in den Händen der Zurückgebliebenen zei-
gen, dass sie eben zum Empfang den Wein mischen
wollten.
April ls71. H. H.
••) Die Hülle beträgt = 4'/, Centimeter; der Mann ist ungefillir
0,15 Meter liutb.
hoch ist.
ETRÜSKISCHE SPIEGEL.
Brieflicher Mittheilung iles Hrn. A. S. Murray
entnehmen wir folgende Notizen über etruskische
Spiegel des Brittischen Museums:
L Die Spiegelzeichnung bei Gerhard Taf. 280, 3
ist nach dem einstimmigen Urtheil der Herren Mur-
ray, Newton und AI. Castellani sicher falsch. Die
„schöne grüne Patina," von der Gerhard's Quellen
berichteten, ist nur grün aufgemalt; die Linien der
Zeichnung sind voll von Staub und nicht von Pa-
tina. Der Kranz, welcher die Zeichnung un)giebt
und bei Gerhard fehlt, ist sehr schlecht; die ganze
Gruppe der Figuren nimmt nur die Mitte des Spie-
gels ein und liisst ringsum einen breiten leeren
Raum, was auf keinem anderen Spiegel vorkommt,
aber wumlerbar mit dem modernen Geschmack
stimmt. Die Figuren sind sehr unbcdeuteud.
2. Der Spiegel bei Gerhard Taf 2t)0, 1 (und
Akad. Sehr. Taf. 72, 3), einst in der Pizzati'sciieu
Sammlung, ist seit lb4'J im IJrittischen Museum.
Gerhard's Zeichnung, zu welcher eine Bause und
Gipsabguss von Braun benutzt wtirde, bedarf der
Revision. Die Inschriften über den beiden Figuren
links vom Beschauer sind CC\-\'QC\ '""1 fl'lQHfl'1
zu lesen; ich sehe keine Spur, um den ersten Buch-
103
stabeu der zweiten Inschrift M oder den vorletzten
?1 zu schreiben und darin Manrfa zu lesen. Ferner
hat die Figur dieses Namens, wie schon Gerhard
bemerkt, keinen Helm auf dem Kopf, sondern ist
mit einem Diadem geschmückt, dessen Band hinten
lierabflattert; ein Verseben ist es auch zu sagen,
dass ihr rechter Arm über ihrem Haupte erhoben
ist, denn der so erhobene reclite Arui gehört viel-
mehr zu der mittleren männlichen Figur, welelie
mit einer phrygischen Mütze bekleidet ist. Ein
Irrthum ferner ist es, dass die jugendliche Figur,
welche zur rechten sitzt, beide Hände ausstreckt,
als ob sie etwas empfangen wolle: der linke Ellen-
bogen ist vielmehr zurückgezogen und die linke
Hand nachlässig gesenkt (wie bei der correspondi-
renden Figur zur Unken), während ihre rechte Hand
gegen die mittleie mäuuliclie Figur ausgestreckt ist
und etwas wie einen Helm hält. Es ist kein Zwei-
fel, dass die beiden Figuren an den Enden männ-
lich sind. Endlich finden sich aul'ser den beiden
schon erwähnten Namen noch andere sehr verwischte
Inschriften; die eine ist senkrecht vor der Mittel-
figur geschrieben: |Q\|4'Qfl ; ^ic andere vor der
weiblichen Figur zur Kechten: IHiVI (möglicher-
weise nach der Figur zu schliefsen Turan oder
Venus). Ein dritter Name vor der übrig gebliebe-
nen männlichen Figur ist gänzlich unleserlich. Die
Zeichnung des Spiegels ist so leicht und seine Ober-
fläche ist derart zerfressen, dass den Linien nur
sehr schwer zu folgen ist.
.-!. Ein dritter Ijpiegel, der 1847 durch E. Braun
in's Britische Museum kam, ist bei Gerhard noch
nicht abgebildet. Der bildliche Gegenstand ist der
Kampf zwischen Po lyneikes und Et eo kl es, sehr
ähnlich wie auf dem vulceutischen Bilde in den
Mon. deir Inst. VI, 32. Polyneikes ist bärtig, der
Bruder jünger und unbärtig; bei jenem ist leicht
eingesclmitteu die Inschrift OVl/NICEi be' diesem
3n/>VI:3^ . Falls die Zeichnung noch nicht ver-
öffentlicht sein sollte, wäre sie ein wichtiger Zu-
wachs zu den bildlichen Darstellungen des theba-
nischen Sagenkreises'); wegen der Aehnlichkeit mit
den Figuren auf unserem Spiegel glaube ich, dass
auf zwei anderen Spiegeln (Ghd 253 und 391 [?])
ebenfalls Eteokles und Polyneikes, und nicht die
bewaffneten Dioskuren, zu erkennen sind. Die Li-
nien der Zeichnung sind leicht und sehr gut.
Loudou, IC. Juni 1871. A. S. Mcrray.
') Eine Veröllenllicliung v\äre sehr erniinscLt und dankensnerlb.
A. a. H.
AUSGRABUNGEN IN NENNIG UND COLLIG.
Von dem Leiter der an den obengenannten
Orten auf öffentliche Kosten veranstalteten Ausgra-
bungen, Hrn. aus'm Weerth, gehen uns die folgen-
den Notizen über dieselben zu:
1. In Neunig wurde in diesem Frühjahr der
nördliche Flügel der Villenanlage auf dem Kirchhof
und Pfarrdorf, der bisher wegen seiner Lage auf
diesen Terrains nicht aufgegraben wurde, durch
Bergleute festgestellt und dabei ersehen, dass an
diesen Flügel sich wahrscheinlich ein ebensolcher
Crypto-Porticus anschliefst, wie er vom südlichen
Flügel zu den Bädern führt. Es i>t mithin auch
nach dieser neuen Ausgrabung noch nicht an eine
Publicatiou des Gebäudes zu denken, sondern be-
darf es nunmehr, nach Freilegung der Felder im
Herbste, erst der Aufdeckung der neugefundeuen
Gallerie. Das 51osaik ist auf Veranlassung des Lei-
ters der Ausgrabungen durch eine theilweise Wa-
schung mit Soda iu ungeahnter Frische aus langer
Verschmutzung erstanden und hat durch eine De-
coration der Wände des Ueberbau's iu pompejani-
scher Weise aulserordentlich gewonnen.
2. CöUig ist drei Stunden von Neunig Mosel-
abwärts auf der Höhe gelegen. Hier wurde eine
kleinere römische Villa mit Badeanlagen vollständig
aufgegraben. Das llesultat der Ausgrabungen wird
demnächst in den Jahrbüchern des Vereins von Alter-
thumsfreunden im liheiulande veröffertücht werden.
Kessenich bei Bonn.
E. aus'm Weerth.
104
NEUE INSCHRIFT
Hr. Bibliothekar Dr. Eutin«: in Tübingen erhielt
dieser Tage von Hrn. Kaufmann Kallenberg aus
Lindau, der sich gegenwärtig auf einer Geschäfts-
reise in Susa, dein alten Hadrunietuni , aufhält und
in sehr verdienstlicher Weise sich für die Alterthii-
mer der dortigen Gegend interessirt, die Copie einer
römischen Inschrift, die derselbe einer im J. 1870
in ..ülisipira bei Hadrumetum," wie er schreibt,
gefundenen Marmortafel von 6' Höhe und 3' Breite
entnahm. Dem Wunsche des Hrn. Dr. Euting, der
mir sie freundlichst mittheilte, entsprechend, bringe
ich sie hiermit zur Verötfeutiichung. Da die Locali-
sierung des alten Ulisippira (Peut., Ovltußi^Qa bei
Ptolem.) nicht sicher ist, so ist zu bedauern, dass
der Einsender nicht eine moderne Bezeichnung des
Fundorts gegeben hat. Gueriu in seinem Voijage
arclieologique dans la rcgencc de Tunis II, 319 setzt
Ulisipirra beim heutigen El-Menzel, nördlich von
Susa und westlich von Herglah, den alten Horrea
Caelia, an. Die Abschrift lautet wie folgt:
I.\IP-CAES-iM- AVKELIO COMMODO ANTOnInO FELICI AVG-
PID SARMATICO GERMANICO MAXIMO BRITTANICO ')
PONTIF • MAX • TRIB • POTEST • XI • IMP • VII • COS • V • P • P
dIvi • M • AKTONINI • PlI • GERMANICI ■ SARMATICI
5 FIL • dIvi PiI NEP • l)Ivi hADRIANI PRONEP • dIvI
TRAIANI PARTIIIC • ABNEP • dIvI NERVAE • AD • NEP •
L • AXT0NIVS CRESCENS DEMETRIANVS FLAM • PERP •
SVPER LEGITIMA bOSORIS FLAM • PERPET • SVI
ET • HS DVD MILIA NVMMORVM PATKIS EIVS •
10 DECRETO ORLlINIS TRAN STAT ADIECTA AMPLIVS
PECVNIA FECIT '
Imp(erafori) Ciic.s(ari) .1/. Aiirelio Comiiiodo Aiito-
nini) Felici AugOislo) Pio Surmalico Germanico
mnx'imo Bri[l)nnln]ico, pontif(iri) ma.r(iiniO, l''i-
bCiiincia) polcsICdte) XI, imp(crulori) VH, cos. I'.,
p(alri) p(atriae), Piei M. Antonini Pii Germanici
Sarmniici fil(io), Divi Pii nep(oH), Diri Iladriani
pronep(oti), Dici Traiani ParlhicO) abnep(oli), Diri
Ncrvae ailitrp(oli). L. Antonius Crescciis Deine-
trianiis, ßa>n(cnj perpCetiiiis), super Icgitiina hono-
ris Ihiiii(i)iatus) perpet(ui) sui et i+S diio inilia
nummoruni palris eins decrelo ordinis Trafiu]-
n(etisi$) stat(uam) adiecla ciinpliiis i>ecunia ferit.
') So die Alisibrifl.
AUS AFRIKA.
Das Monument ist Z. 3 datiert aus dem Jahr
IRi) n. Gh., und zwar, da gegen den Schluss dieses
Jahres Coramodus Imperator VIII wurde (Eckhel
d. n. 7, 114), aus einer früheren Zeit dieses Jahres.
Dem Inhalt nach reibt sich die Inschrift zunächst
an folgende iu der Nähe, 18 M. von Tunis gefun-
dene analoge an (Gr. Henzen n. 5314): Iiiliae Doinnae
Aiiguslae — Siliciiis Vieler et C. Failiiis Fortiinalus
ob honorem ßam(inatus) sui perpetui statuam cum
base ex HS binis milibCus) n. legitiiuis, adiectis ter-
tis ex decreto payaHor(uin) payi Mercurialis vetera-
norum Medelitanor(um) s(na) p(ecunia) [(ecerunt)
idemquc dedicaoerunf. Die übrigen analogen In-
schriften sind von 0. Hirsehfeld in den Annali 1866
S. 03 gesammelt; besonders ist die Inschrift Renier
n. 1723 zu vergleichen. Einige Schwierigkeit macht
bei unserer Inschrift nur GRDINI3 TRAN, das ich
ordinis Traianensis lese. Ich beziehe damit die In-
schrift auf Hadrumetum, die dem P\indort nächst-
liegende gröfsere Gemeinde, die von Trajan zur
Colonie gemacht wurde und sich davon colonia Con-
cordia llpia Traiana Augusta frugifera Hadrumetina
nennt (Or. 30.Ö8). Eine Analogie für solche Benen-
nung einer Stadt oder ihrer Angehörigen nach einem
Nebennamen weil's ich allerdings nicht anzugeben.
Der Abschreiber hat vielleicht in dem TRAN eine
Ligatur übersehen ").
Tübingen, den 13. Mai 1871.
E. Hei;zog.
') Am Schluss inöclite ich lesen super legilimn tinnoris fiti-
m{(inii) peri)el{iu) sui el {,<vslcrliiiiii) iluu miliii uuiniiwnim palris
cins^ tiecreto tirdivis trii»s[l]itt(fi), tutiecta amplius pccuuin fecit,
llie von Hrn. Herzog frennillichst mitgelheille Ünginalahsclirift zeigt
das T iilierall mit gescbwiingenem Qnerslricü oben; dem fraglichen
liuchslaben fehlt zwar der nnlere Qiiersiricü des L, allein er hat
auch nicht jenen geschwungenen oberen , sondern statt dessen nur
eine nach rechts gewendete Spitze, ähnlich wie die I. Auch sonst
ermangeln eine Keihe von sicheren L in dieser Inschrift, wie über-
haupt in der schlanken Scbriftgattung dieser Zeit, des unleren Quer-
strichs ganzlich. Der Sinn wäre dieser: der Flamen hat für die
rebernahme seines Fhiminals sich '.'DOO Sesterze und ebensoviel für
das von seinem Vater bekleidete in die Geuieindekasse einzuzahlen;
der Senat gestattet statt dieser Leistungen eine Statue zu errichten
und der Dedicant schiefst dann noch zu. 'fraiislaln steht apposili»
zu Iciiiliiiia und iluii milin. Tnnisferre von veränderter Verwen-
dung der Zahlung ist mir unhedenklicb.
Tb. M.
(August 1871 )
VON DEN MAASSEN DES PARTHENON,
DES VORPERSISCHEN UND DES PERIKLEISCHEN.
Der Festteiupel der Jungfrau auf der Burg von
Athen behauptet auch in der Metrologie eine her-
vorragend wichtige Stelle und ist seit Stuart viel-
fach in Betracht gezogen worden, doch leider immer
nur nach der einen Dimension, an welche der Name
Hekatompedos sich knüpft; es ging hierdurch
die richtige Würdigung verloren und wurde die me-
trische Construction des Ganzen zu einer Unmög-
lichkeit. An seine prachtvolle Wiedererbauung unter
Perikles traten Anforderungen, die erfüllt werden
mussten, die Lösung der bei dem ursprünglichen
Tempel einfachen Aufgabe aber zu einer in vieler,
und auch in metrischer, Hinsicht schwierigeren
machte, als es den Anschein hat.
Wenn die Säulen der Ptera eines Tempels, die
Metopen seines Gebälks u. dgl. m. den Regeln der
Kunst nach (auiser an den Ecken) vollkommen
gleich zu halten sind, zeigen doch auch die classi-
schen Bauwerke aus der Perikleischen Zeit, dass
die Technik jederzeit hinter der Absicht zurückge-
blieben ist. Bei dem Parthenon kommen die klei-
nen Unterschiede ein und derselben sich öfter wie-
derholenden Weite aus der genauen und umfassenden
Messung von Penr ose um so mehr zum Vorschein,
als diesem verdienten Forscher die Eigenheit pas-
sierte, dass er seine Messungen nach einem, wie er
sagt um ein Tausendtheil — wie ich jedoch nicht
ohne Grund glaube um zwei Tausendtheile — zu
kleinem englischen Fuls ausgeführt hat ') , was,
wenn auch von keinem Eintiuss auf das gegensei-
tige Verhältniss der Weiten, nicht ganz zu über-
sehen ist, da es erklärt warum dieselben nach seinen
Angaben etwas gröfser erscheinen als nach Stuart.
Da bei den ersterwähnten, durch die Ausführung
in den Bau gekommenen, Unterschieden der ein-
fache Durchschnitt nur unsicher zu dem beabsich-
') Invesiiiiiiliuu vf llie jiriiiciiilfi of .illieiiidii Ardiileclnre
Inj F. Pijiruse. Lundon ISfil. Siehe Jie längere Aimierkung zu
Seile 7.
Arcliäolog. Ztj-, Jahrgang XXIX.
tigten Mafs führt, ist Penrose bei seiner Untersuchung
öfter rationellen Verhältnissen gefolgt und hat einige
Weiten auch nach antik griechischem Metrum auf-
geführt; um jedoch einen Einblick in die Anordnung
des Baus zu gewinnen,, ist dies in zu einzelnen Fäl-
len und zu unzusammenhängend geschehen, und man
sieht, dass er dabei nicht glücklicher war, als Alle
welche über den zuerst von Stuart an der Oberstufe
des Parthenon nachgewiesenen, im Verhältniss von
25 : 24 zu dem römischen stehenden attischen Fuls
nicht hinausgekommen sind.
Es ist an Orten, wo gewöhnlich nach dem Fufs-
mafs gebaut wurde, ausnahmsweise wohl vorgekom-
men, dass eine Weite nach dem Ellenmafs verlangt
wurde, und nahm der Architekt dann für die Elle
anderthalb oder zwei Fuls, je nachdem eben das
Verhältniss war. Ebenso ist es weder undenkbar
noch unerhört, dass eine Weite nach anderem als
dem gemein üblichen Ful'smars vorgeschrieben wurde,
und ein solcher Fall dürfte bei dem Bau des Peri-
kleischen Parthenon vorgekommen sein. Um ein
und dieselbe Weite in ein anderes Metrum zu über-
tragen, braucht man nur das Verhältniss der beiden
Malse zu kennen, und wenn dies in Betreff des atti-
schen und des samischen Fulses uns keineswegs so
geläutig ist wie den Alten, so ist der Parthenon mit
seinem Unterbau ganz geeignet darüber Auskunft
zu geben. Zugleich ist der hier in Betracht kom-
mende samische Fuls in neuerer Zeit so vielfach
zur Sprache gebracht, dass ihn als ganz fremd
vorauszusetzen wohl nicht am Ort erscheint ').
Wie an der Breite des Stylobatos (der Ober-
stufe) des Perikleischen Parthenon sich hundert
attische Fuls darstellen, zeigt die Breite des noch
von dem vorpersischen Bau herrührenden Stereobats
') Siehe Hefl I. dieses Jjhrgungs der Archaol. Ztg. S. 'M IT. ;
„Das Stadion ao den griechischen Kennbahnen." — Seite .'lO Z. I"
daselbst (links) lies Aussensaulen für Aussenseile, und S. 40 Z. \'S
(reclits) diese für dieser.
15
106
(des unteren Tlieils des Unterbaus) ') hundert sa-
raische Fuls, und wenn Herodot die zweierlei Mal'se
nur schlechtweg nennt und Plutarch nur vorüber-
gehend erwähnt, dass von Solon's Veränderungen
auch die I^Ialse berülirt worden seien '), so giebt
die Messung dieses Untcrl)aus genaueren Aufschluss
über diese Veränderung und bestätigt dafs von Solou
befolgte Verhältniss, welches aus anderen ^Lonu-
raenten und Angaben schon früher erkannt worden.
Nach Penrose niisst
derStylobat des jüngeren Parthenon lnl,.-]4lF. engl.
derStereobat des älteren Parthenon 1U4,227F. engl,
und es unterliegt keinem Zweifel, dass diese Weiten
in dem gegenseitigen Verhältniss von 35 : 36 ste-
hen ^); sonach sintl hundert attische Fufs soviel
100x3.0
wie 77;. — = 97^' Fuls sannsch-olyrapisch , oder
ob "
(was nur um '/-^.^„^ diflerirt) 97 '^ sami.sche Fufs.
Wenn man die Wichtigkeit in Betracht zieht,
welche bei Säulenbauten tler untere Säulendurch-
niesser hat — sein Halbtheil ist Vitruv's modulus,
der iftiidctjg der griechischen Baumeister — zu wel-
chem alle Theile des Bauwerks in das nöthige Ver-
hältniss zu setzen sind, so kann man nicht umhin,
die Säulendicke vorzugsweise für 'mafsgebend zu
halten. Der Diameter. der Aufsensäuleu beträgt nach
Penrose an dem vorpersischen Parthenon 6,233 Fufs
engl, und bei dem des Pcriklcs 6,24 bis 6,25 F. e. ").
Dies sind 6 saniische Fufs, wie sicii solche an
Säulenunterthcilen des Heraion auf Samos und IV/,
') Der Ansalz , welnhen ciieser dpr persisclicn Zcislüning ent-
gangene Stereobat hei dem Neubau des rarthenon naeli Norden zu
erliiell, markiert sicli so deutlich, dass die ursprüngliche Breite genau
messbar ist.
■*) I'lnlarch Sulon. I.i. — Her leicht iiiisszuverstehende Aus-
druck Inavitnig lässt sich nur auf die Zahl, niiiit auf die Grüfse
der Melra beziehen; in letzterem Sinn hndet ihn liöckh unbegründet.
Staatsli. d. Alb. II S. 3('>3.
') Wahrend 8 altische Stadien = KIOÜ Passus sind, geben
7 samisch-olympisclie Stadien 900 Passus. J. Caesar de hello civili
III, II "2. — Der römische Fufs verhält sich zu dein saiuisclien Inovi
y.ai fio/rjv) = 14 : l.i.
') Mit den ti^a^ attischen Kiifs, welche der im Durchschnitt
6,'H engl, fufs starke Säiilemluichrnesser nach dem von der Ober-
stufe des Parthenon abgeleiteten Fufs ergiehl, kann Niemand etwas
anfangen, noch auch das vorhandene ''4, zur Verst.irkung der Eck-
säulen danach hinzufügen.
an den Peripteralsäulen des grofsen Tempels zu
Paestuni finden ').
In der Höhe aller drei Stufen des Parthenon,
die zusammen: Stuart zu 5 F. 2,4 Z. e. = 5,2 F. e.,
Penrose jedoch zu 5,256 mafs, findet man 5 sami-
sche Fiils, und da die überstufe um ein Sechzig-
theil dieser Höhe ('/, , F. sain.) höher als die beiden
unteren Stufen ist, zeigt sich darin auch der sami-
sche JcfxrcAog.
Das Mafs der Metopen an dem Gebälk der
Fronten variirt von 4,06 bis 4,32 F. e.; doch lassen
sich darin 4 samische Fufs nicht verkennen.
Die von Penrose nach ihren zurückgelassenen
Spuren auf 3, 127 F. e. bestimmte Dicke der Zwischen-
wand der Cella und des Opisthodomos giebt 3 sa-
mische Fufs.
Da Penrose die seitlichen Ptera mit der Naos-
stufe 15,01 und ohne die letztere 13,97 F. e. breit
fand, hat die Naosstufe 1,04 F. e. — das ist: einen
samischen Fufs an Breite.
Viele Mafse lassen sich in ihrer Wiederholung
zusaminengeiiommen noch besser als im Einzelnen
beurtheilen, und zeigt sich dabei — wie der Leser
hier am Schluss wahrzunehmen Gelegenheit hat —
ob die Summe in den Kniimen des Ganzen passt
oder nicht. Was die Breite der Area des Periklei-
schen Parthenon betrifft, so sind als Hekatompedon
KJU attische Fufs dafür als vorgeschrieben anzusehen.
Diese aber waren da, — und Perikles wird nichts da-
gegen einzuwenden gehabt haben — wenn statt ihrer
Hitinos97 '/j samische Fufsin seinen Bauplan eintrugt).
Einen Tempel nur nach der Breite seines Unter-
') Am lleraion sind, nach Gell, Alterth. v. .lonien c. 5. pl. 5,
die Säulen ü F. 2, j() Z. engl, dick und am Poseidontempel zu Paestuni,
nach Delagardelte, 2,0,i8 Meter. Der engl. Fufs ist = 0,30 i8 Meter.
*) Dass, wie zu Perikles Zeit, auch vor und nach ihm im Bau-
wesen das samische Mafs im Brauch gewesen, sieht man einigcr-
niafsen schon daran, dass die Säulen am Theseion genau 18, die an
der östlichen Halle der Propyläen 27 sam. Fufs hoch und die Säuleu
des Tempels rier Nike Apteros l'/a niid die llalbsäulen der Westwaiid
des Erechllieion 2 sam. Fufs in ihrem unteren Diirchincsser stark
sind. Es scheint sonach der mäfsige solonische Fufs im alten Bau-
wesen zu nicht mehr Keltung gekommen zu sein, als Solon's neues
Gewicht im Handel; Böckh's Slaalsh. d. Ath. I S. 2.>. II S. 363.
Im Münzwesen «ar die Umlegung von 72 aginäischen in 100 attische
Drachmen jedenfalls durchgreifender, als die der 70 samischen in
72 attische oder mäfsige Fufse für das Bauwesen zu Lande.
io;
bans 7Ai benennen scheint indess bei den Griechen
nicht f;ebr:üiclilich u:e\vesen: sie kannten grölsere
als hundert Fuls breite Teni|)el nicht bios ans den
kleinasiatischen Colonien "), in Athen selbst wurde
■ — und sehr wahrscheinlich gleichzeitig mit der
Grundlegung zu dem Festtenipel auf der Burg —
unter Pisistratns die Fundamentirung des viel um-
fangreicheren Olynipieion in Angritf genommen. ])er
Name Hekatompedon betrifft nicht eine einzelne Rich-
tung, und die Erklärung, welche das Etyniologicum
magnuni von ihm giebt '"), steht mit dem wiederher-
gestellten Parthenon noch in genngsaniem Einklang.
Nur in doppeltem Sinn, also nach Länge und lireite
genommen, konnte die Hundertfülsigkeit dem Par-
thenon eine Auszeichnung (was sie sein sollte) vor
allen Tempeln Griechenlands sein. Schwerlich auch
dürfte man der Cella den Namen Hekatomjiedos im
engereu Sinne jemals beigelegt haben, wenn im
alten Bau sie nicht wirklich diese Länge (im Lich-
ten) gehabt hätte; er erhielt sich bei der späteren
Cella, der nur mit Einschluss ihrer lliickwand die
Verhältnisse hundert attische Fufs zu geben erlaub-
ten, durch die alte Tradition, um so mehr als die
jüngere Cella zwar verkürzt, aber nichts weniger
als verkleinert worden war.
Da bei dem ursprünglichen Hekatompedon die
Absicht, einen zur Feier grol'ser Panathenäen brauch-
baren Naos von 100 Fuls Länge mit einem Peristyl
auf ebenso breitem Unterbau zu schaffen, ohne Ne-
benabsicht zur Geltung kam, ist schon aus metri-
schen Gründen der vorperikleische Parthenon nicht
anders denkbar, als wie er als Oktastjlos von
H. Strack aus tektonischen Gründen im strengen
Anschluss an die noch jetzt vorhandenen Ueberrcste
wiederhergestellt worden ist ' '). Die erhalteneu Ge-
bälke und Säulentionuneln gestatten nicht, einem
Hexastylos eine solche Ausdehnung zu geben, dass
°) Die Breite des Äpollotempels von Milet lietrug an IGO, die
des Heraion auf Saraos etwa J80 und die des epliesisclien Artemision
nacU Plinius 220 oder 225 Fufs.
'") Etymoi. M. s. v. 'J^xaTo/intö'or- riuk iaii itn 'AHiji'ä;
TioiSäiv fitaiöv fx niiarjq TtXtvijü;' Hin iiivjo yitn (övouaalhj.
") Der vorpi-rii^leisclie Parthenon. Von H. Strack. .Mit einer
erläuternden Tafel, v\elclie die Grundrisse des älteren und des jünge-
ren Baus giebt, auch die Ueberreste und die wiederhcrgeslellle Vorder-
seile des älteren Parthenon darstellt. Archaolog. Ztg. 1802 .S. 241.
eine 100 Fufs lange und demnach 50 Fufs breite
Cella in seinem Pcripteros Platz fände; den erfor-
derlichen Raum für sie wie für die Pronaoi und die
Ringhalle gewährt dagegen ein Oktastylos mit —
wenn man die Zahl der Intercolumnien der Fronten
doppelt an den Flanken uimmt — Ib Säulen an
den Langseiten und schliefst ein solcher Aufbau sich
dem vorhandenen Unterbau zugleich organisch an.
Gehen wir weiter zu der Nachricht des Hesy-
chius, dass der nach dem Brande wiedererbaute Par-
thenon um 50 Fufs vergrölsert worden ") und näher
zu den Mal'sen des noch an seiner Stelle vorhande-
nen Teiupels über, so wird es Niemand dem grie-
chische« Architekten verdenken, dass er, um 2500
(^uadratfufs Flächenraum für ein Schatzhans zu ge-
winnen, es vorgezogen hat, seinem Opisthodom statt
50 Fufs in's Geviert, ihm 4:^ Fuls Tiefe und 00',
Fuls Breite zu geben. Wie an den Dimensionen
der Area deutlich zu erkennen ist, hat Iktiiios, um
durch den anzufügenden Opisthodom nicht die Länge
des Tempels zu giol's weiden zu lassen, au dem
Yerhältuiss von 4 : 0 zwischen Breite und Länge
der Area des Tempels festgehalten. Was die Cella
nach der einen Richtung dabei gegen früher ein-
hülste, erhielt sie durch die Erweiterung des ganzen
Naos nach der anderen mehr als vierfach zurück.
Um die Veränderungen bei dem Umbau an-
schaulicher zu machen, mögen in der folgenden
Darstellung der Flachmafse des Parthenon — von
dem Triglyphon al)wärts bis zum Stylobat oder der
Area des Temjiels — zugleich nebenher die Älafse
des wiederhergestellten oktastylen älteren Baus auf-
geführt werden.
Die mittlere der drei Zahlencolounen giebt die
Messung des Penrose (so weit sie vorhanden ist)
nach seinem zchntheiligen englischen Fuls, und die
beiden zur Seite befindlichen, deren resp. Ueber-
tragung in das antike zwölftheilige Baunmis: nach
samisch-olympi sehen Fufsen und Daktylen.
Den Werth des samischen Fulses nehme ich rund
zu 0,;U7 Meter oder L<>4 Fufs engl., nur für des
Penrose Messungen zu J,042 Fufs engl.
'*) Hesych. s. v. 'KxitTOfinid'ng' i'fiüj ii' iij 'AxßonoXfi
llttoUiriiir, xn7nnxii'un:ii'i; vno H'.lriVttimy , iiit^uif rov tu-
7i(jria0ü'To; i'.To lltnadir noa'i 77fi njzovia.
15*
lOS
AELTERER PARTHENON.
;7oJ. t^ftx — «u. Füfs engl. tiocT- ("in/.^nu,
Säulendurchmesser 6 — 6,233 — —
Ecksäulendurchmesser 6 1 — — —
Gebälk der Fronten:
vierzehn Metopen zu 3 8 3,795 51 4
dreizehn Triglyphen .... zu 2 4'/, 2,49 30 10%
zwei Ecktriglyphen .... zu 2 4'/, — 4 9'/,
Gebälkbreite — — — 87 —
Stylobatbreite = Gebälkbreite + 1 — — 88 —
Gebälk der Flanken:
achtundzwanzig Metopen . . zu 3 10 3,92 107 4
siebenundzwanzig Triglyphen .zu 2 6% 2,72 68 11'/*
zwei Ecktriglyphen .... zu 2 IV^ — 5 2 %
Gebälklänge — — — 181 6
4
Stylobatlänge = Gebälklänge +1 — — 182 6
Pteron der Fronten:
fünf Säulenweiten von Axe zu Axe zu 12 1 12,57 60 5
zwei Ecksäulenweiten dgl. zu 10 1\\ — 21 3
zwei Stufenabstände zu 3 2 — 6 4
Stylobatbreite — — — 88 —
Pteron der Flanken:
zwölf Säulemveiten von Axe zu Axe zu 12 9 13,28 153 —
zwei Ecksäulenweiten dgl. zu 11 7 — 23 2
zwei Stufenabstände zu 3 2 — 6 4
l82 6~
Breitendurchschnitt:
Pteron mit der 1 tt. breiten Stufe vor der Naos-Area 15 —
Naoswand uiit dem Vorsprung der Naos-Area 4 ■ —
Cellabreite im Lichten .50 —
Naoswand (wie oben) 4 —
l'teron (wie oben) 15 —
Stylobatbreite • 88 —
Längendurchschnitt:
Pteron mit der Stufe vor der Naos-Area 16 6
l'ronaostiefe 19 —
Wamldicke 6 — -
Cellalänge im Lichten , 100 —
Wamldicke 6 —
Tiefe des Posticum 18 6
l'teron mit der Vorstufe des Naos 16 6
Stylobatlänge 182 6
Im Gegensatz zu dem vorpersischen Bau haben kung der Ecktriglyphen erscheint mehr analog den
an dem perikleischcn Partiicnon die Säulen in allen Ecksäulen als ganz sicher; die Ungleichheiten der
vier l'terois ganz glciclic liitcrcoluninicn (ausgcnom- Metopen, ob beabsiclitigt oder nicht, dienen dazu
mcn an den Ecken), dagegen stehn ihre Triglyphen andere Ungleichheiten auszugleichen,
nicht genau in einer Axe mit ihnen. Die Verstär-
109
P E R I K L E I S C H E R PARTHENON.
6 —
tj 1%
SäuleiuUircbmosser o
Ecksäulendurcbuiesscr ^
Gebälk der Fronten:
vierzebn Jletopen zu , . . . 4
diei/ebn Tiiglyiiben .... zu 2
zwei Eektriglyphen .... zu 2
Gebälkbieite — ■
Ötylobatbreite = Gebälkbieite +
Gebälk der Flanken
dreizehn Metopen zu
neunzehn Mittelmetopen ... zu
einunddreilsig- Triglyphen . . zu
zwei Eektriglyphen .... zu , •
Gebälklänge
Stylobatlänge = Gebälklänge +
Pteron der Fronten:
fünf Säulenweiten von Axe zu Axe zu 13
zwei Ecksäulenweiten dgl. zu 11
zwei Stufenabstände zu 3
St3'lobatbreite —
Pteron der Flanken:
vierzehn Säulenweiten von Axe zu Axe zu 13
zwei Ecksäulenweiten zu 11
zwei Stufenahstände zu 3
9
1
1
8
9
1
6
8V,
Fufs engl.
(;;,24— 6,25
6,38
4,06—4,32
2,77
100,2
101,34
770(T. iU(x.2.'au
2'/a
227,0
228,14
14,07—14,11
3,285
13,98—14,14
3,357
B r e i t e n d n r c h s c h n i 1 1 :
Pteron mit der 1 n. breiten Stufe vor der Naos-Area 15,00
Naoswand von 3 u. 8 S. mit dem Vorsprung der Naos-Area —
Cellabreite im Lichten 63,01
Naoswand von 3,83 Fufs engl, mit dem Vorsprung der Naos-Area —
Pteron (wie oben) 15,02
Stylobatbreite (— 100 attische Fuls) .... —
L ä n g e n d u r c h s c h n i 1 1 :
Pteron mit der 1 st. 3 d. breiten Vorstufe zum Naos 17,138
Tiefe des Pronaos 17,78
Wanddicke 6.82
rellahinge im Lichten") l ^„„ ^,. , ,, I 98,04
,,.,", ^ =100 attische tussj „ ,.^.,
Zwischenwand . . . . ( ' ö,lzi
(Jpisthodomos 43,764
Wanddicke 6,81
Tiefe des Posticuni 17,33
Pteron mit der 1 tt. 4 (5. breiten Vorstufe zu dem Naos 17,27
Stylobatläuge —
56
34
5
97
52
77
82
5
217
218
67
23
6
14
3
60
3
14
97
16
17
6
94
3
42
6
16
16
•2
3
9
10
6
5
4
97 3
189 —
23 5
6 5
218 10
5
11%
6
11%
5
5%
6
3
6
7
6V
218 10
'^) Das Innere der Cella ist an den Seilenwänden und an der
Hückwand von einem schmalen Voisprung einselassl, welclier sieb
auch im OpislhüduniDS findet; niil diesenL Vorsprunn nach beiden
Seilen misst die Zwisdienwand 3,78j Fnls engl., uhne denselben
3,127 F., wunach dieser Vursprung doppell 0,658, einfach 0,329 F. e.
beträgt. Nach l'enrose's Grundriss pl. 4 tritt an der Eingangsseite
der Cella die Seh« eile der Thür um etwa die halbe Breite des Vor-
B<=
Sprungs in die Cella hinein und betrüge dies 0,164 F. e., was von
Henrose bei den ',18,04 e. F. lichte Lange der Cella nicht mitgerechnet
ist, und wenn er in seinem Te.xt S. 'J dafür 0,0.'>5 F. e. annimmt,
dürfte dies um etna 0,1 10 F. e zu »enig sein. Dem gewiss genauen
llrnndrisse nach erscheinen ',»8,204 ricliligt-r als die von Penrnse S. '.»
angenommenen llS.O'.t.") F. e. — In fiezug auf die Uebereinstimnuing
in Lange und tireite des Hckatompedon ist dies benierkenswerth.
HeINKICII WlTIKH.
110
zu DEN PARTHENON -SCÜLPTUREK
Büttichei- hat in seinein nnifängliehen Katalog
des Berliner neuen Museums aucli den Sculpturresten
vom Parthenon eine eingehende Behandlung gewid-
met ' ). Manche seiner bisher nur hruehstüci^weise
mitgetheilten Ansichten erhalten durch diese zusam-
menhängende Darstellung helleres Licht; ich hebe
nur seine Annahme eines doppelten Festzuges an
den Panathenäen, zu Anfang und am Ende des
Festes, sowie die Zerlegung des Farthenont'rieses iu
eine blolse Aueinanderrcihung von lauter einzelnen,
örtlich wie zeitlich geschiedenen Eiiisodeu hervor,
ob diese Meinungen und Deutungen Anderen au-
nehmbarer erscheinen als mir, weiss icli nicht; da
wir aber wohl noch einmal eine mit den Belegen
ausgestattete Darlegung von Botticher erhoffen dür-
fen, so ziehe ich es vor, den Streit über diese Fragen
einstweilen ruhen zu lassen. Für jetzt ist es nur
meine Absicht, ein paar Punlcte zu besprechen, bei
denen es nicht sowohl auf Abwägung oder Conibina-
tion von Zeugnissen ankommt, sondern blofs auf Fest-
stellung dessen, was in deu Bildwerken selbst noch
erkennbar ist. Denn je weniger es mir begreiflich
ist, wie in dergleichen Fragen eine Meinungsver-
schiedenheit obwalten kann, desto erwünschter wird
es sein, wenn die Mitforscher, sei es angesichts der
Originale, sei es mit Hilfe zuverlässiger Abgüsse,
sich selbst ein Urtheil bilden. Es sind zum Theil
Punkte von entscheidender Wichtigkeit für die Er-
klärung, und eben deshalb möchte ich versuchen
vorzubeugen, dass eine meines Erachtens falsche
Angabe über die monumentale Tradition die ohne-
hin schon so schwierige und verwickelte Erklärung
Jener Bildwerke noch weiter verwirre. Dies ist
■ aber um so eher möglich, da ein Katalog iu viele
Hände gelangt und seine zuversichtlichen Behaup-
tungen, durch die Auctoritiit eines bedeutenden Na-
mens gestützt. Manchem imponieren möchten. Des-
halb auch hier vücfi: xal iiiiivaa uTriaTÜv, äo'ton
raiita tüv (fqevüJv.
') Königliche Museen. Erkläremies Verzeicliniss der Abgüsse
antiker Werke von Carl BöUicüer (Berlin 1871) S. 801T. 188-'>i8.
Zunächst kommt der Ostfries in Betraciit, wo-
bei ich die Figurenbezitferung meines ..Parthenon"
(Taf. XIV) anwende. Die Frage, ob in den sitzen-
den Gestalton der Jlitte Götter zu erkennen seien
oder nicht, wird ihre sicherste, weil ganz authen-
tische Lösuug erhalten haben, wenn wirklich, wii»
ich im Jahre isiiö in den imoce mcmoric dcll' hisli-
tiito S. ISo tf. UMchzuweisen gesucht habe, in den
beiden Figuren 28 und 42 Flügelgestalten vor-
liegen. Hinsichtlich der erstereu leugnet dies Bötti-
cher eutschieden (S. 204f. ), über die zweite gibt
er die kurze Auskunft, dass der Abguss, iu dem
allein dieser Theil der Gruppe erhalten ist, ..hoffent-
lich bald an seiner Stelle eingereiht sein wird." Es
ist gewiss bei der ungewöhnlichen Wichtigkeit für
die ganze Frieserklärnng autlallend, dass während
ganzer sechs Jahre sich keine Gelegenheit geboten
bat, diesen Abguss um wenige Franken für das .Mu-
seum zu erwerben; ja wenn Möller (kl. Schriften 11,
558) Recht hat, brauchte man sich nicht einmal nach
Paris zu wenden, sondern konnte ein Exemplar in
Berlin selbst im Akademiegebäude finden. Nun wie
dem auch sei, Bötticher hat den Abguss nicht ge-
sehen; er nimmt aus meiner nach einer Photograidiie
gemachten Abbildung desselben den darin von mir
nachgewiesenen Sonnenschirm als unverfänglich. Ja
als erwünschtes Zeugnis für menschliche Wesen
au, wird aber jjlötzlich skei)tisch, wo es au die
Flügel geht (S. 207): „Neuerdings [das heisst 1831,
wo Mullers Aufsatz erschien] hat man zwar an seineu
beiden Schultern Flügel w a h r z u n c hin c n ge gl a u b t.
was natürlich die Annahme eines Eros, mithin aucli
einer Aphrodite in dem Weibe bestärken müssto,
doch bleibt das hypothetisch. Denn abgesehen
davon, dass Carrey keine Fittigc gezeichnet hat, so
lässt auch, nach dem menschliclicn Modelle be-
messen, die beinahe ganz ins Profil gewendete
Stellung des Knaben in seiner Verbindung mit deiii
Körper des Weibes , namentlich mit der Lage von
ilaeni linken .Vrnu', keine Möglichkeit der Beflüge-
liing zu." Hat Carre^• denn deu Suniienschirni ge-
111
sehen, dca doch lÜUticher nihijj aeceptiert? Was
(lern Eineil rocht ist, ist dem Andern billi-; die Mög-
lichkeit der Beflügekuii;' \vir(l auch dnrch die Ab-
liildnng genügend erwiesen. Ist es aber überhanpt
sachgeniäfs, ein von Anderen (nnd eine so ganz ver-
ächtliche Auctorität sollte doch K. 0. Müller für den
Vertasser der seinem Andenken gewidmeten „Tek-
tonik"' nicht sein!) bezeugtes und durch Abbildung be-
legtes Factum einfach für hjpothetisch zu erklären, wo
eine Nachprüfung und Constatiernng keinerlei Schwie-
rigkeit bot? Ich bezeuge hiermit nochmals, sowohl auf
die Abgüsse hin, welche unser Tübinger Kabinet und
die Stuttgarter Sammlung besitzt, wie auf Grund
des Bonner Abgusses, nach dem die Abbildung in
den niioi^e inemorie Taf. 8 gemacht worden ist, dass
die Flügel vorhanden sind, ebenso sicher wie der
Sonnenschirm, und dass, um mit Rötticher zu reden
('S. '_'03), ..keine Dialektik" sie ..hinweg zu detiniren
vermag". Auch den Ausweg, die unbequemen Flügel
als Zusatz eines Restaurators fortzuschalfen, hoffe
ich in dem früheren Aufsatze versperrt zu haben.
Möge also jeder, der in der Lage ist einen Abguss
zu betrachten, selbst prüfen, hier wie auch bei der
anderen Figur 2S, über welche Böfticlier S. 204
bemerkt: ..Stuart, welcher das Original noch in
besserer Erhaltung sah, hat eben so wenig einen
Flügel gezeichnet als das Relief einen bezeugt: denn
•1er vermeinte Flügel ist nichts anderes als das mit
dem linken Arme gelüpfte C4ewand, es ist niclit die
leiseste Spur der Angabe von Gefieder auf ihm vor-
handen." Das klingt freilicii sehr apodiktisch, macht
aber doch nur so lange Eindruck, bis man das Mo-
nument selbst oder einen scharfen Abguss — ein
solcher steht vor mir — zu Rathe zieht. Hier ist
der regeimäfsig gerundete Umriss des Flügels, sein
etwas erhöhter, wenn auch ein wenig zerstofsener
Rand, die vollständige Faltenlosigkeit des angeb-
lichen Gewandes, welche ebenso seltsam seiu würde
wie die Biegung desselben über der Hand — dies
alles ist so klar und deutlicii , dass kein Unbefan-
^^ener es verkennen kann; ganz abgesehen von der
dem Pliidias zugemutheten Aermlichkeit, das gleiche
Motiv zweimal unmittelbar neben einander anzu-
bringen. Der Flügel dieser Nike ist genau ebenso
gebildet wie die vorhin besprochenen des Eros
Fig. 42; auch diesem fehlt jede plastische Andeu-
tung des Gefieders, welches, wenn mich mein Ge-
dächfniss nicht teuseht, ebenso wenig auf der Flügel-
gestalt der Nordnietope XXY erscheint'). Was soll
denn üiierhau])t darin für eine Schwierigkeit liegen?
Um nur eine Analogie aus nächster Nähe zu be-
rühren, so genügt ein Blick auf die Abgüsse oder
auf die Tafeln in Kekules Schrift ül)cr die Balu-
stradenreliefs vom Tempel der Atheua-Nike, um zu
zeigen, dass neben plastisch ausgeführten Federn
einiger Flügel andere ganz glatt gelassen und ge-
nau ebenso gebildet sind wie die Flügel am Par-
thenonfriese; mag man nun eine Ergänzung durcii
Malerei für wahrscheinlich halten, wie es meistens
geschieht und auch ich es thue, oder mag man dies
mit Bötticher abweisen. AVie aber steht es mit Stuart,
welcher das Original ja noch in besserer Erhal-
tung gesehen haben soll? Dies ist jedenfalls uner-
weislich, für unseren Fall aber auch ganz gleich-
gilfig, da Stuarts Tafel den Umriss des Flügels
wenn auch ein wenig verzogen, so doch ganz deut-
lich angiebt; besser, ja vollkommen genau erscheint
der Flügel in der musterhaften Copie Corboulds in
den Aiicienl Marbivs VIII Taf. 2 wiedergegeben.
Sollte etwa der Berliner Abguss an dieser Stelle
schadhaft sein? Von den Reiterreliefs bemerkt ja
Biitticher selbst (Piniol. Suppl. III, 44ri), sie seien
..eben nicht lobenswerth geformt." Dann muss ich
all ecljipo male formalo ad ectypnm melius fiirman-
didii, wie ein solches mir vor Augen steht, oder
lieber noch od ipsum arrhclijpuin. appellieren; hie-
ist kein Zweifel möglich.
Noch eine Figur jener Gruppe muss ich be-
sprechen, obschon ungern, da hier Bötticher ganz
allein steht nnd selbst solche, welche ihm sonst beir
stimmen, wie Bergau, sich gegen die jiienkundigc
Tiiatsache nicht haben verschlielsen können (Piniol.
XV, 202 fl'.). Ich meine die Figur 2(5 des Ost-
2) „0\i die Fliigelgp^talt No. ISI iüierhaupt zu diesen Scul]i-
turen gehört, bleibt fraglich" sagt Bötticher S. 80. Ob auch für
dieienigen, welche Laburdes Bericht in der revue nrchcologiijiie II,
Itjf. kennen, möchte ich doch bezweifeln; vgl. auch meinen l'artbe-
non Taf. IV und S. 139. — Auch die Flügel in Nordmetope \.\.\l
scheinen ohne Andeutung von Gefieder zu sein.
112
frieses, in welcher wir anderen meistens Demeter
mit der Fackel erkennen, Bötticher dagegen einen
hurtigen Khabdonomos mit einem Bündel Kutlien
oder Stäbe. Bekanntlich hat .Stuarts Zeichnnng
hierzu Anlass gegeben. ..Bei der Zuverlässigkeit"
meint Bötticher (S. 201) ..und dem für Auffassung
griechischer Formen auf das Vollkommenste gebil-
detem Auge dieses Zeichners, darf Niemand wa-
gen dessen Treue anzufechten; um so weniger, als
derselbe alle Relieftafeln der zerstörten Ostseite be-
reits unten am Boden liegend fand, mithin dicht
vor .\ugen hatte"; es soll unbegreiflich bleiben,
„wie man das monumentale Zeugniss des
Stuart von der Gestalt als Mann läugnen konnte"
(S. 202); endlich soll ,.keine Dialektik seine Gestalt
als menschliche Persönlichkeit hinweg zu definiren"
vermögen (S. 20.3). Der Dialektik bedarf es aucli
garnicht zu jenem Wagnis, sondern nur eines un-
befangenen Auges und einer Verständigung darüber,
was man ein ..monumentales Zeugnis" nennen will,
ob das noch erhaltene Monument selbst oder die
Zeichnung eines Mannes, der — daran zweifle ich
garnicht — seine Vorlage genau copiert, dann aber
nachträglich im Stich ergänzt oder interpoliert hat.
Denn dass Letzteres bei Stuart der Fall gewesen
ist, glaube ich in meinem ,.Parthenon" S. 1()4 für
jeden, der ähnliche Untersuchungen auf philologi-
schem oder historischem Gebiet anzustellen oder zu
verfolgen gewohnt ist, zu voller Evidenz gebracht
zu haben. Ich maclie auch Stuart aus seinem Ver-
fahren l^aum einen Vorwurf, da er vielleicht über
den Sachverhalt selbst berichtet haben würde, wäre
es ihm vergönnt gewesen den zweiten Band seines
Werkes noch selbst herauszugeben '). Nun meint aber
Bötticher (S. 201), Stuart habe ..den jetzt ziendich
in der Silhouette abgesprengten Kopf" noch völlig
') Erwünscht wäre es allerdings wenn Stuart ülierall seine Er-
gänzungen durch verschiedene Art des Stiches aneedentet hätte, wie
das z. B. bei Ostfries Kig. 18. 1 !l geschehen ist. [C.arreys Zeich-
nung der letzteren Ueslallen hat neuerdings durch die in Athen
wieder aufgefundene untere rechte Ecke dieser Platte, wie nicht an-
ders zu erwarten war, ihre Bestätigung erhalten. Eine Puhlicaliun
dieses Stückes sowie einer Anzahl von anderen, meistens nicht sehr
erheblichen Friesfragmenten, welclie den bisherigen Nachforschungen
entzogen waren, haben »ir demnächst von Herrn Evsiratiadis zu er-
warten; Abgüsse der säiumtlichcn Stücke werden für das britlisclie
.Museum geformt (Jan. I87'J.}J
unversehrt vorgefunden und ihn „durchaus genau
gezeichnet, und zwar mit einem kurzen Barte". Es
genügt wiederum eine genaue Prüfung des Originals,
zu der auch hier jeder aufgefordert sein mag, um
zu erkennen, dass der noch verfolgljare Unn-iss des
Kopfes mit Stuarts Bart und überhaupt mit einem
Bart ganz unverträglich ist (so unverträglich wie
bei den benachbarten Figuren 24 und 2.ö Stuarts
Kappen mit dem welligen Umriss des Haares ;
C'arrey hatte also auch hier ganz Recht, den Kopf
unbärtig zu zeichnen. Mit welchem Rechte aber
Bötticher S. 202 behau])tet, Carrey gebe die Figur
als Maun, davon mag wiederum jedermann sich
selbst überzeugen, wenn er Labordes Facsimile iu
seinem Parthenon vergleicht; er wird den Frauen-
kopf ebenso unverkennbar finden wie die Andeutung
der weiblichen Brust, die denn auch auf der Ab-
bildung in den Anc. Marhles A 111 Taf. 1 so gut wie
auf dem Marmor nicht wohl wegzuleugnen ist. T.-it
überhaupt ein unterwärts gegürteter langer Chiton
mit faltenreichem, tief herabhangendem Bausch oder
Ueberschlag, wie ihn dieser vermeintliche Rhabdonom
trägt, für einen Mann nacliweisslichV
Eine weitere Interpolation, diesmal al)er nicht
Stuarts sondern K. 0. Müllers (Denkni. der alten
Kunst I, 24, llnö, hat auch wieder Bötticher ge-
teuscht (S. 206), wie vor ihm schon Manchen;
Ostfr. 4 7 schwingt kein Tuch oder was es sonst
sein sollte (s. meinen Parthenon S. 25'.)) , sondern
begleitet nur seine Rede mit einer ausdrucksvollen
Bewegung der Rechten: so zeigt ilin der gleiche
Abguss, welchem wir den Eros mit seinen Flügeln
verdanken. — Endlich mache ich noch darauf auf-
merksam, dass der Nordfries in seiner Platte IV
keine Schafböcke oder junge Hammel aufweist, wie
Bötticher annimmt (,S. 210. 216. 28.3), sondern nur
Schafe. Dass die Hörner dem nicht im Wege stehen,
lehrt jedes gute Handbuch der Naturgeschichte; ja
wenn Schafböcke gemeint wären, müsten die Hörner
mclir gewunden sein, während die wenig gebogenen
und am Kopfe tmliegendcu llöiucr grade für wciti-
liclic Tliiere sprechen; wie denn auch ein ausge-
zeichneter Zoologe, ohne um die Streitfrage zu
wissen, sich ohne Besiiuien für weibliche Tliiere
113
entschied (vgl. meinen Partlieiion S. 243). Diese
Thiere sind also kein Beweis gegen die Panathenäen,
im Gegentheil bestätigen sie dieselben bei Veiglei-
chung dei- von mir Anh. II Zeng. 222. 223 beige-
brachten Inschriften *), welche mich in diesem Theile
des Zuges, ebenso wie es auch Bötticher thut, die
Sendungen der attischen Klcruchen und der tribut-
pflichtigen Städte erkennen lielsen.
Andere Bedenken knüpfen sich an die Erörte-
rungen über die Reste der Giebelgrupi)en. Auch
hier lasse ich die Ansicht auf sich beruhen, dass
die yiveaig Athenas im Ostgiebel') keine y-fifatg
sondern eine Theophanie in Attika sei (S. 2oi.));
selbst der aus der Anwesenheit des Helios und der
Selene entnommene Beweis gegen das olympische
Lokal, weil es in djer Götterwohnung keinen Wechsel
von Tag und Nacht, keinen Aufgang und Niedergang
gebe (S. 233 f.), wird schwerlich irgend einen Leser
Homers irren. Aber von grofsem Belang für die
Deutung des Ustgiebels würde es sein, wenn Bütti-
cher mit seiner Ansicht Recht hätte, dass die all-
gemein diesem Giebel zugeschriebene Nike (Ostg. J,
Taf. VI, 14 meines Parthenon) vielmehr in den West-
giebel gehöre und mit der von Carrey gezeichneten
Wagenlenkerin Athenas (Westg. G, Taf. VII, 2 meines
Atlas) identisch sei; eine Ansicht, welche in der
Sitzung der archäologischen Gesellschaft vom G. Juni
d. J. (s. 0. S. 94) gegen geltend gemachte Bedenken
auch von anderer Seite vertheidigt worden ist, ich
weiss niciit mit welchen Gründen. Vergleichen wir
jenen Torso (natürlich mit der von Lloyd entdeckten
Ergänzung durch den rechten Schenkel) mit Carreys
Zeichnung, so ergeben sich hauptsächlich zwei to-
tale Verschiedenheiten. Erstens hat der erhaltene
Torso den linken Schenkel zurückgesetzt, so dass
er mit dem Oberkörper ungefähr eine grade Linie
*) Die Worte derselben /3o["i)' z«l n Qoßaja ävo sind elienso
{;ecignet zu zeigen , was mit den '^Tf(ja ff of Tn eines Aristopliunes-
scholion (ebenda Zeugn. 221) gemeint sei, nie der übrige Inhalt jener
Inschriften die Vermulliung zu widerlegen scheint, die fraglichen Gaben
seien „nicht zu den grofsen l'anatbenäcn allein, sondern wohl zu
allen Hochfesten Athens" gesandt worden (Bollicher S. 223).
*) llass die Worte, „es sei im Ai-'tos der Eingangsfronte alles
zur Genesis der Alhena Gehörende enthalten" (S. 2S0) etwas ganz an-
deres aussagen als die des l'ausanias ndun {; tijI' l-IHtirä; f/n
yivioiv, bedarf nur des Hinweises.
Archiirildg. Zli-., Jahrgaus! XXIX.
bildet; bei der Wagenlenkerin ist der linke Schenkel
hoch erhoben, so dass er in einem rechten oder
gar einem spitzen Winkel zum Oljerköriier steht.
Zweitens trägt der Torso einen kitrzen Chiton, der
das vortretende rechte Knie entblolst lässt (vgl. auch
Schwabcs ohsercaUoncs an-haeol. II, Dorpat 1870,
S. 19 ff.), die Wagenlenkerin dagegen zeigt, wie na-
türlich, beide Beine vollständig vom laugen Gewände
umwallt. Ich übergehe Anderes, wie z. H. die gänz-
lich verschiedene Haltung der rechten Schulter, und
gestehe rathlos der Frage gegenüberzustehen, wo
denn eigentlich die Aehnlichkeit zwischen der vor-
wärts laufenden und der zurückgebeugt sitzenden
Gestalt stecken soll. Nach Bötticher dagegen „bleibt
es seltsam" dass alle Gelehrten diese Nike in den
östlichen Giebel versetzt haben. Wie wenn Visconti
bekanntlich fast die einzige Auctorität der wir "e-
nauere Fundnotizen über die einzelnen Stücke der
elginschen Sammlung verdanken, ausdrücklich be-
zeugt, die Figur sei auf dem Boden des östlichen
Giebelfeldes liegend gefunden worden {mem. S. 42)?
Wo bleibt denn nun die ..Seltsamkeit"? Es ist aber
diese Notiz von gröfstcr Wichtigkeit für die Eecon-
struetion des O.stgiebels, wie ich in meinem Buche
S. 166 gezeigt habe, indem diese Figur, richtig nach
der Giebelmitte zu gewandt, die Einheit des olym-
pischen Lokals im ganzen Giebel feststellt. Da in-
dessen diese Aufstellung bestritten ist und ^ndere
die Nike, entsprechend der Iris, nach aussen eilen
lassen, so sei es mir erlaubt auf eine Beobachtung
Helbigs hinzuweisen, welche derselbe kürzlich am
Original gemacht und in der Londoner Acadennj vom
1 Sept. d. J. S. 413 mitgetheilt hat. Er bezeugt,
dass die Nike auf ihrer rechten Seite unendlich we-
niger sorgfältig ausgeführt sei als an der linken,
dort seien nur die Hauptlinien angegeben, hier alles
bis in die feinsten Faltenpartien hinein aufs fleissig-
ste durchgeführt. Die Consequenzen aus dieser
Beobachtung liegen auf der Hand, liefern aber zu-
gleich einen neuen Beweis, wenn es dessen noch
bedürfte, gegen Böttichers Umstellung ").
") Heibig bemerkt ferner, die linlie Seile habe nielir vom Weliej-
gelitten als die rechte, sei also für die äussere zu halten. Das Ge-
wicht dieser Bemerliung mindert sich etwas, wenn man bedenkt,
16
114
Zum Ersatz für die cntfülirte Nike, wie es
scheint, hat Bötticher den Ostgiebel mit einer ganz
neuen Statue bedacht, keiner gevingeien als der
Mittelfigur des ganzen Giebels, der Athena, die er
in dem prachtvollen Torso aus der Villa Medici,
jetzt in der Pariser erolr des hcanx arls, wiederge-
funden zu haben glaubt (S. 2ö2. 358 ti'.)- Ich schenke
Böttiehers Angabe, dass der MaruKU- pentclisch sei
I nicht carrarisch, wie Xibby gemoiut liatte, atniali
XII, 92) um so lieber Glauben, als sie mit meiner
eigenen Beobachtung übereinstimmt (Parthenon
S. 170), vermisse aber jede Spur von Beweis für
die Zutheihmg zum Parthenon; denn die von Bötti-
cher geltend gcnmcliten Umstände sprechen doch
nur für eine attische Arbeit aus guter Zeit (wofür
auch Conze biillel. 1S61, 36 sich mit Recht aussprach),
welche, wie schon Braun {tiuii. a. a. 0.) bemerkte,
bestimmt war mit dem Rucken gegen eine Wand zu
stehen '). Andrerseits ist es sehr schwer, sich vorzu-
stellen, wie er kolossale Torso vom Parthenon nach
Kom gekommen sein sollte. Vor der Mitte des fünften
Jahrhunderts ward der Ostgiebel desTempels schwer-
lich zerstört (Parthenon S. 50); in den nächsten
Jahrhunderten ist der Transport nach Rom undenk-
bar. Die Vermuthung, dass zur Zeit der fränkischen
Herscher ein Statuenexport vmi der Akropolis nach
Italien begonnen habe, scheint mir bei der dama-
ligen »Sinnesart und bei dem Zustand der Wege
keineswegs so nahe zu liegen wie Büttichern (S. 360\
ja sogar ziemlich unglaublich zu sein ; und für die
spätere Zeit, wo solcher Handel wirklich betrieben
ward, hat die Annahme wenig Wahrschcinliclikeit,
dass jener Torso vom östlichen Giebel überhaupt
noch existiert habe. Wie viel einfacher ist doch c^e
da«s der Torsu viclleiclit liingrre Zeil, m,in weiss niciit in welcher
Late, auf dem Gieljellmden gelegen hat. Nach weniger kann ich die
an sich feine Bemerkung Alessandro Caslellanis liir sehr belangreich
hallen, der Raltenzug der Nike müsse ileiii der Ins entsprechen,
beidemal sei er durch den vom Meere kummendcn Murgenwind ver-
anlasst. Vielmehr folgen die Fallen der raschen Bewegung der Fi-
guren selbst; man vergleiche nur den Gegensatz in der Hichliing des
Faltenzuges an den beiden Wagenlenkcrinnen des Westgiebels.
') Die Behauptung, der Schwerpunkt des Kolosses sei noch auf
das unwankbare Triglyphcm, nicht auf die Ausladung des Geison ge-
fallen, ist falsch, wie ein Blick auf den Durchscbnill hei Bevett
Aiitiq II, 1,8 oder in meinem l'arlliennn Taf. VI, I fnoch l'enrose)
zeigen kann.
Annahme, dass dies schöne Werk aus irgend einem
attischen Bauwerke, nur nicht gerade dem Parthe-
non, bereits im Alterthum seinen Weg nach Rom ge-
funden habe und wie so viele andere aus doi'tigen
Ausgrabungen in die Villa Medici gelangt sei. Einen
andern Grund gegen Bötticliers Vermutliung, der
Gewandbehandlung entnommen, habe ich a. a. 0.
S. 170 angedeutet, kann ihn aber ohne eine noch-
malige Prüfung des Originals oder eines Abgusses,
die mir zur Zeit nicht möglich ist, und oline Bei-
hilfe andeutender Zeichnungen nicht weiter aus-
füliren.
Bei den Resten des West gieb eis ist na-
mentlich die vorgeschlagene Ergänzung der Figur ß
(Taf. \IU, 2 meines Atlas) nebst der darauf gegrün-
deten Deutung (S. 241 ff.) nachweislich falsch, wie
ich schon in meinem Buche S. 194 kiuz erinnert
habe. Bötticher hält die grol'sen Schlangenwindun-
gen für den Rest eines Hippokampen. .,Der Schwanz
des Thieres hinten, Brust, Hals und Kopf desselben
vorn, sind nicht mehr vorhanden: doch erkennt man
an den Stoi'sflächeu mit den tiefen Zapfenlöchern
genau, dass beide Theile einzeln gearbeitet und an-
gestückt waren." Letzterer Umstand ist namendich
für die vordere Stofsfläche in der Photographie (^arch.
Ztg. XXVIII Taf. 35) sehr deutlich erkennbar. Be-
reits am 2 November 1848 ist in der Berliner ar-
chäologischen Gesellschaft davon die Rede gewesen,
dass Lloyd die Ergänzung jener Lücke in einem
Schlangenfragmente nachgewiesen habe (arch. Ztg.
VI 381); Lloyd selbst hatte kurz zuvor im Classical
Mus f um V, 428 f. seine Entdeckung dargelegt, die
seitdem keinem Besucher des britischen Museums
unbekannt geblieben sein wird. Es handelt sich um
das bekannte Fragment, welches in den Anc. Marbles
VI, Taf. 8 und danach öfter abgebildet worden ist.
Stuart scheint dasselbe sogar noch au seiner Stelle
gesehen zu liaben (s. Taf. VIII, Var. zu Fig. 2, in
meinrm Atlas), da er die volle liundung gicbt wie
sie auch heute noch nach der Zusainniensct/.ung er-
scheint. Danacii kann also von dem Vnrdertheile
eines Hip])okanipeii zur Ergänzung jener Ijückc nicht
mehr die Rede sein, sondern es ist nichts mehr und
nichts weniger als eine Schlanoc, und diesem ..mo-
115
uumentalen Zeugnis" gegenüber fallen alle salanii-
iiiscb-niaratliouisclieu Vennutlimigen zusauiiiien. Er-
wähnen will ich auch das noch, dass die verloreue
linke Hand der weiblichen Figur nicht wohl etwas
wie ein Aphlaston in der Hand gclialten lialien kann,
da sie beschäftigt war das gelöste Gewand zu halten.
Davon kann man sich leicht überzeugen, wenn mau
einmal bemerkt, dass das Gewand auf der linken
Schulter und dem angrenzenden Stücke des Halses
nicht am Kuipcr anliegt, und zweitens die Kiclitung
der Falten des Gewandzipfels vor dem Halse auf-
merksam verfolgt.
An einer anderen Stelle des Giebels leugnet
Bötticher die einstige Existenz von Hipp okampeu
wo ich sie mit Anderen annehme, indem er Amphi-
trite (Westg. 0) ..auf Delphinen stehend" herbeige-
kommen sein lässt (S. 240). Wie man die durch
Carrey und die übrigen Zeichner (Parthenon Taf VII,
2. 3. Hilfstafel Fig. 1), sowie aus dem erhaltenen
Torso (ebenda Taf. VHI, is) uns bekannte Gestalt
Amphitriles für stehend halten kann, begreife ich
nicht; auch wäre für eine so auffallende Darstellung,
wo die Königin des Meeres Delphine als Wasser-
schuhe benutzte, eine antike Parallele erwünscht.
Was soll aber dann aus der grol'sen Lücke werden,
welche zwischen Anipbitrite nebst ihrer Begleiterin
(iV) und dem Poseidon klafft, wenn mau sie nicht
durch ein Gespann ausfüllt, sei dies nun ein Hippo-
kampen- oder ein gewöhnliches Eossegespann?
Bei Carrey ist die Lücke freilich nur klein, bei
,.Nointels Anonymus" dagegen (Taf VII, .3) sehr
weit, und dass dies richtig ist, steht jetzt durch
Daltons Zeichnung fest (s. Hilfstafel Fig. L 2).
Bötticher ist beim Leugnen jener Lücke wie es
scheint K. 0. Müller gefolgt, dessen Abhandlung de
sigiiis olini in poslico Parlheiiun'is fasli(jio positis ihn
zu einem noch folgenreicheren Irrtbum verlockt hat.
Denn die „attische Legende" , dass im Streite mit
Poseidon Athcua zwei Zeugnisse vorgezeigt habe,
den Oclbaum und das Rossgespann (S. 2üS),
beruht meines Wissens auf keinem antiken Zeug-
nisse, sondern blofs auf einer eigens für unser Gie-
belfeld aufgestellten Combination Müllers, deren
ITuhaltbarkeit längst nachgewiesen worden ist. Eben
weil Rossezähmung jener Sage vom Streite fremd
ist, glaube ich auch nicht an den vermeintlichen
Erichthonios neben den Pferden (Westg. H); noch
viel weniger freilich daran, dass Phidias den für
den Streit so wichtigen Gel bäum hinter den Rossen
ganz versteckt haben sollte, wie Bötticher anninnnt.
indem er (wie vor ihm Lloyd und Andere) das be-
kannte Fragment mit den Fülsen und dem zur Stütze
des einen Beines dieuendeu Baumstamm (Taf. VKL 4)
mit jenem sog. Erichthonios verbindet. Wie sollte
wohl Erichthonios zu solcher Beschuhung kommen?
Die Zugehörigkeit des Fragments zu den Parthenon-
sculpturen ist ganz unbezeugt, und so empfiehlt sich
hinsichtlich desselben grofse Vorsicht.
Doch genug von diesen Controverscn; fürchte
ich doch die Grenzen thatsächlicher Bemerkungen
bereits überschritten zu haben. Auch der vielfältige
Widerspruch, zu dem andere Abschnitte des bötti-
cherschen Katalogs Anlass geben, mag für jetzt
unterdrückt bleiben. Kur noch eine Bemerkung füge
ich hinzu, durch welche ich vielleicht dem Einen
oder dem Andern unnützes Suchen ersparen kann.
Bei Besprecliung der Kolosse von Monte Cavallo
S. 727 erwähnt Bötticher Werke zweier bisher unbe-
kannter Autoren, „des römischen Verlegers Laureutius"
(1584) und des „Bapt. de Caval" (1585). Liest man
auf den betreffenden Titelblättern nur noch je eine
Zeile weiter, so entpuppen sich die jedem Archäolo-
gen wohlbekannten Namen (Müller Handb. d. Archäol.
§ o7. 3) Lanrciitij\Vacrurij, d.h. des Lorenzo della
^^•lccaria, und des lo. Bapüsla de Caval Icriis.
Tübingen im Oktober 1871.
Ai). Michaelis.
[Nachtrag. Die Bemerkungen von F. Matz
in den Göttinger gelehrten Anzeigen 1871 S. 1948 tf.
über den Niketorso (Taf. VI, 14j veranlassen mich
dem oben über dies Fragment Gesagten noch etwas
hinzuzufügen; nicht als ob Böttichcrs Ansicht, die
auch Matz ausdrücklich abweist, irgend glaublich
geworden wäre, sondern weil Viscontis Fundnotiz
mir jetzt minder sicher erscheint als früher. Mat/^
entnimmt seinen Zweifel dem auch von mir S. 175
bemerkten Umstände, dass in dem nach Viscontis
Aufzeichnungen redigierten Katalog jenes Fragment
IG*
llfi
sich als Xr. i;j unter den Frafiniculs or Slahies front
ihe Pedimeiils. Ilie naiiies or phices of wliiclt cire not
pasificeli/ ascertained , befindet (Parthenon S. 3:')(V).
Jener Katalog-, den Visconti nie selbst publiciert
hat, erhält aber ofi'enbar nur die ersten von ihm
in London 1814 niedergeschriebenen Notizen, und
ich würde um seinetwillen der bestimmten Angabe
des memoire (18 Ir)") nicht den Glauben verweigern.
Dagegen wird die Angabe allerdings verdächtig
nach folgendem bisher nicht beachteten Passus aus
einer im Januar 1817 von Visconti verölTentlichten
Recension des vierten Bandes der Aiäiqmties of
Athens: "II fWoods^ « attribue ä l'une des ßgiires
du edle gaiiclte du frontoii occidcnfal, quil appelle
Jiition, le fnujmenl dune slatiie de fennne, qui pro-
bablem enl eloit da/IS le fronlon oppose, et qiie les
Irous oii des alles de brou^e eloient scellees , m!ont
fall reconnoitre pour iine Vicioire" (op. var. III, 308).
Wird hiernach Viscontis Zeugnis, das mir bisher
als unanfechtbar galt und somit jede andere Com-
bination zurückzuweisen schien, mindestens sehr un-
sicher, so lässt sich gegen die einst von Woods
und Quatremere de Quincy und jetzt wieder von
Matz angenommene Identität unseres Torso mit
Amphitrites Begleiterin im Westgiebel {N) ein äulse-
rer Grund nicht mehr anführen. Vielmehr gibt die
grolse Aelinlichkeit des erhaltenen Fragments und
der Zeichnung bis auf das entblölste rechte Knie
hin (vgl. den Anonymus Taf VII, 3), ferner die Un-
wahrscheinlichkeit dass der Künstler au der glei-
chen Stelle beider Giebelfelder die gleiche Figur
sollte wiederholt haben, endlich der Uiustand dass
der Torso im Westgiebel noch um die Mitte des
vorigen Jahrhunderts dort neben der Amphitrite
vorhanden war (s. Dalton auf meiner Hilfstafii
Fig. 1), dies alles gibt jener Annahme einen hohen
Grad äul'serer Wahrscheinlichkeit. Damit sciieint
mir freilich die Deutung des Westgiebels nicht, wie
]\latz meint, viel einfacher und natürlicher, sondern
aufserordentlich schwierig zu werden. "Sie (Nike)
erscheint hier nicht im Vordergrunde unter dem
von links nach rechts ziehenden Gefolge des Meer-
beherrschers, sondern eilt vcm dem neutralen Hinter-
grunde — ■ und vt)n der Seite musste sie doch kom-
men — auf Athene zu." So Matz. Von einem
solchen neutralen Hintergrunde, welcher mit der
reliefartigen Composition sich kaum verträgt, ist
soust nirgend eine Spur vorhanden, vielmehr ist der
Parallelisnnis unserer Figur N und dem neben
Athenas Rossen liereilenden Manne // so augen-
scheinlich, dass eine solche Anordnung nur geeignet
sein konnte den Beschauer gradezu irre zu führen,
wenn jenes Weib nicht zu Poseidons Wagen, ja
garnicht einmal zu seiner Partei gehören, sondern
an ihm vorbei zur Athena eilen sollte. Ja wären
nicht die Flügelansätze im Rücken vorhanden, welche
jede andere Deutung als die auf Nike ausschliessen !
Da ich die bezeichnete Unklarheit dem Künstler
kaum zutrauen mag, so bleiben mir an der Richtig-
keit von Matz Annahme noch immer einige Zweifel,
die ich gern gegen eine plausiblere Erklärung der
ganzen Gruppe aufgeben würde. Matz übrige Er-
örterungen über den Sinn der Mittelgrup|)e scheinen
mir freilich nicht aunehmlj
der Nike. — Januar 187i^
mir freilich nicht annehmbarer als obige Deutung
A. M.
1.
Zu dcnirui;;en Zeiiimungen, welche schon litho-
graphirt und vuu (ierlianl zur Fortsetzung der An-
tiken Bildwerke bestimmt waren, aber .später in Folge
eines unberechenbaren Zufalls nicht ven'itlcntliciit
wurden, gcliört auch die auf Taf. 54, 1 in Verklei-
R E 1. 1 E F F R A G M E N T E.
Hierzu die AbblklungPii Taf. 54.
nerung wiederholte Zeichnung eines Reliefs, welche
uns ein verlorenes — oder wenigstens zur Zeit ganz
verschollenes — altes Monument ersetzt und daher
die Veröffentlichung an dieser Stelle wohl verdient.
Das Hruciistück, welches wir mit ziendicher
Sicherheit als die Nebenseite eines Sarkopliags be-
117
zeichnen diiifen, zeigt den Tod des Mele<i<icr nacli
einer Sagen wendung, welctie jetzt schon in mehre-
ren üarstellungen nachgewiesen und kürzlich auf
(las eingeiiendste von Fr. ^latz besprochen ist (An-
nali deir Inst. ISÜU p. 'j;j ss).
Ueber das Ende des Meleager gab es verschie-
dene Sagen. Piei Homer (II. '.», .ö29 ss) richtet den
Helden die Erinys zu Grunde, welche der Mutter
Fluch gehört hat; absichtlich al)er lässt der Dichter
den Phönix das Wie und das Wann des Todes
übergehen: er deutet den (baldigen) Tod in der
Schlacht') nur kurz au (598):
Im griechischen Volke dagegen ging die Sage
von jenem geheimnissvollen Scheit um, an dem das
Leben des Meleager hing und das Althäa im Zorn
über der Brüder Tod in das Feuer warf, eine Wen-
dung der Sage, welche die tragischen Dichter (Paus.
X, 31,4) aufgritfen, ausbildeten und schiefslich zur
allgemeinsten Geltung brachten.
Ganz abweichend davon war endlich die Er-
zählung, welche die Dichter der Eoiai und der Jlinyas
gaben und deren Ueberlieferung wir dem Pausauias
verdanken : in diesen Gedichten der Hesiodeischeu
Schule starb Meleager in der Schlacht gleich Achilleus
durch die Hand des Apollon, welcher den Ku-
reten gegen die Aetoler Hilfe leistete (Paus. X, ,31, 3:
^4n()X).iüra aiwvot Knigi]atv Inl xoig ^hwlnvg
xal unniyuvalv MslsayQO)' vno lAnnXXojvng).
Dieser letzteren Sage nun folgte der Künstler
des Sarkophags, dessen eine Seitenfläche in der
Gerhard'schcn Zeichnung noch vorliegt: Ai)ollon,
nur mit der kurzen flatternden Ghlamys versehen,
schiefst einen Pfeil ab auf den ihm gegenüberstehen-
den Meleager, der das Gesicht abwendet und nach
hinten zurücksinkt; der Held hat auf dem Kopf den
Helm, in der Linken den Schild und in der schlalf-
gesenktcn Hechten das Wchrgehäiige, von dem je-
doch nur noch ein Uestcheu des Bandes in der Hand
erhalten, während das Uebrige weggebrochen ist ■).
') VbI. clifpso niuli Apollüii. I, 8, .■{, 2 f.
-) nies eisielil sich aus der Wrnleicliung mit dem Sarkophag
Harberini und dem laleranischen Helief.
Die Bestätigung dieser Erklärung giebt der
Sarkophag Barbcriui, den Matz in den Mon. delT
Inst. IX, 2, 1 veröft'entlicht hat. Wir sehen auf der
Vorderseite die Aetoler den Leichnam des reisigen
Helden aus der Schlacht heimtragen und den Jam-
mer der Aeltern über des Sohnes Verlust. Auf der
einen Seitenfläche legt Althäa das verhängnissvolle
Scheit in das lodernde Feuer eines Altars, während
eine Erinys davoneilt: sie sieht ilir Werk volll)racht
und kann nun gehen. Die andere Seite zeigt Apol-
lon, um den Hals die kurze flatternde Chlamys ge-
knüpft; er schielst einen Pfeil ab auf den vor ihm
fliehenden und hinsinkenden Meleager, welcher um
den Hals die Chlamys hat, auf dem Kopf den Helm
(mit einem Busch), in der Linken den Schild und
in der gesenkten Rechten das Wehrgehänge.
Dieselbe wimderliche Vereinigung dieser zwei
ganz abweichenden Sagewendungen über den Tod
des Meleager wiederholte sich in einem Sarkophag
der Villa Strozzi a Termini (jetzt Merode), der un-
tergegangen oder verschollen ist, dessen Darstellun-
gen aber in einer genauen Beschreibung ') Zoega's
noch erhalten sind. Der Sarkojihag zeigte auf der
Vorderseite die kalydonische Jagd und Althäa das
Scheit verbrennend (mit der Erinys und der Neme-
sis), auf den Seitenflächen aber einerseits zwei Jä-
ger, die im Netz den getödteten Eber forttragen,
andererseits Apollon, den Todespfeil auf Meleager
absendend. Um die grofse Uebcreinstinimung dieser
letzten Scene mit ihren übrigen erhaltenen Darstel-
lungen zu zeigen, setze ich /Zoega's Beschreibung-
wörtlich her (1. c. p. 96): .... La teslala sembra
ullii.sira nlln tiiorle di Meleayro coinc caijionala dallc
uieritabili o.sciire freccie d' Apollo. Un yioriiie niida
coH elmo siinile ad un pileo otalo in cinia a cui im
holloiie'), lo sciido siil hraccio xiiiisiro. resta rednto
di faccia ^) in atliludine d'iiiio rlw ni scnle venir meno.
La desira pcndenle ed ahbandonula, il rollo lornalo
alla sinisira ") c ckinato. Atla siia desira redest ai-
ricare im dio yiocine, niido ron In claiiiide siiolaz-
^) AligeHnickt liei Malz I.e. p. '.I.'iss; vgl. auch die Erwähoun»
und richtige Erklärung des Sarkophags hei Zuega bassiiil. I p, 'il'.).
*) Aehnlich in der (ihii'schen Zeichnung.
'i Wie auf der Ghd'sehen Zeichnung.
^) Wie auf der Ghd'sehen Zeichnung.
118
zanle '), « cuiielli aslrelti alla ieslu e lej/ali in »iiic-
rhio gulla cercire '). Le biaccia lese iiinanzi, menlrc
tliiir arco tenuto nella sitdslra colla destra scocca
iiiia f'ieccia atvicinala alla spuUa destra del (jiotirie
eroe ").
Eine dritte Wiederholung ist in dem Fragment '")
eines Sarkophags erhalten, der sich im Lateran be-
findet. Von der Vorderseite sind nur noch Tiieiie
des Wagenlenkers erbalten, der wie auf anderen
iMeleagersarktyphagen dem Leichnam des Helden
folgte. Auf der anstofsenden Seitenfläche, die von
zwei Bäumen eingefasst ist, steht der lorberbekränzte
Apolion, nackt bis auf die kurze flatternde Chlamjs;
er schielst den Pfeil ab gegen den ihm gegenüber-
stehenden Meleager, welclier, auf dem Haupt den
Helm mit wallendem Busch, in der Linken den
Schild (mit Gorgoueion), in der gesenkten Eechten
das Wehrgehänge, den Kopf auf die Brust senkt
und sich leise vorüber beugt.
Eine vierte Wiederholung endlich befand sich
einst in der Villa MiuUis "), im Palazzo an der
Scala del secondo piano, wie aus der Indicazione
delle sculture e della galleria de' quadri esisteuti
nella Villa Miollis al Quiriuale ") hervorgeht, wo
p. 43 no. 213 verzeichnet wird: Bassoriliero luyoro
con Apollo che scagliu im dardn contro im giifniero
forse l'rotesilao. Dass nicht Protesilaos, sondern
Meleager zu erkennen ist, leuchtet von selbst ein.
Eine fünfte Replik wäre nun das Monument der
Gerhard'schen Zeichnung — wenn dieses niciit viel-
mehr, wie mich mehr als wahrscheinlich dünkt, mit
dem MioUis'scheu llelicf identisch ist "). Zwar stimmt,
wie wir gesehen haben, das hier veröfl'entlichte Re-
lief genau nnt derselben Scene des Strozzi'schen
') Wie auf den ülirigen Harslelhingen.
*) So auch auf Jein Sarkopliag Barberini und auf der Gbd'scben
Zeichnung.
•) So auch auf der Ohd'schen Zeichnung und im lateranischen
Relief.
'») Abg. bei lienndorf-Schöne Tal. II, •.' no. 270; vgl, ebd. S. I7.")f;
Curtius Arch. Zl«. 18(57 S. 80 f. (dessen Deutung auf das erste liucb
der llias jetzt binfälllg uird.)
") Vgl. über sie und die «ecbselnden Besitzer die Besihr. Uunis
III, 2 S. 395 n.
") Von Fll. Aur. und AIcss. Visconti. Iloma 181 i. i; vgl. auch
Malz I. c. p. \)6 s.
") VbI. auch Anh. Ztg. 187Ü S.' 79.
Sarkophags überein "), aber an eine Identität bei.
der ist niclil zu denken, da Gerhard sicherlich den
ganzen Meleagersarkophag hätte zeichnen lassen;
oder man niüsste annehmen, dass der Strozzi'sche
Sarkophag nach Zoega's Beschreibung mit Ausnahme
der — von Gerhard dann gezeichneten — Seiteu-
fläche untergegangen wäre. Möglich ist diese letz-
tere Annahme Ja immerhin, aber wahrscheinlicher
ist es, dass Gerhard's Zeichnung dem Relief der
Villa Miollis entnommen ist, welches nie volLstäu-
diger erhalten war; dazu kommt, dass Crerhard von
den Antiken der Villa Miollis mehrere zeichnen
liels ''), worunter auch das hier zum ersten Mal
verötfeutlichte Reliefbruchstuck gewesen sein mag.
Somit haben wir bis jetzt im Denkmälervorrath
vier sichere. Darstellungen vom Tod des Meleager
durch Apollou nach der späteren epischen Sagen-
wenduug.
2.
Das Marmorrelief, dessen von L. Schulz aus-
geführte Zeichnung auf Taf ,'»4, 2 vorliegt, l)efand
sich im Sommer 18G8 — und berindet sich wohl
noch — im linken Hofraum des Museo Nazionale
zu Neapel. Das Bruchstück, über dessen Herkunft
ich leider niclils erfahren konnte, ist l,lö Meter
lang, 0,73 Meter hoch, 0,44 Meter tief und gehört
einem Friese an, wie das mit Astragalos und Ky-
niation gezierte Architravstück ((),;Ju Meter hoch)
deutlich zeigt; die Rohheit der Arbeit weist die Ver-
fertigung des Reliefs in das dritte Jalnimndert un-
serer Zeitrechnung.
Um so anziehender alter ist die Darstellung,
welche — so viel ich sehe — bis jetzt ganz un-
beachtet geblieben ist; nur II. Jordan hat sie kurz
in den Annali dell' Insliuito l.siu p. 398 '") erwähnt
uiul in der Archäologischen Zeitung 1868 S. ;i7, 4
auslnlnlicher, alier in vielen Punkten irrig beschric-
") .\ur in dem Fehlen des Welirgfhanges, das die rechte Hand
unserer Zeichnung gelragen zu haben scheint, zeigt sieb ein übrigens
leicht erklürbarcr Unterschied.
''') Vgl. die drei Sarkopbagreliefs in den Antiken Hild«. Taf. 7'.', I
3 und 101), 4.
"'j Ahbuimn mm iliihtilii , In iiii ti'.'itti i- lU^h-ulUi. .••uiht
priin iti mm nnvi' in im rilicvn /Hferc^.-'rtH/f.-'.viHio, die .s/<i nvl
tortiU' ili'l yjiiscu \tiziinitile tli \njitth.
119
])cii, wie eine Vergleichuiii;' mit der beifolgenden
treuen Zeiclmuug ergicbt '').
Zur Recliten seilen wir eiu Schiflf, das eben
gelandet ist; sein Vorder- und Hintertlieil siiid stark
beschädigt und nicht mehr im Einzelnen erkennbar.
Im Hintergrund sieht man das liaasegel mit seinem
Gitterwerk und zwei Tauen, an der Prora unten
das mit einem Widderkopfe verzierte Proembolion '''),
an der dem Beschauer sichtbaren Seitenwand vier
Ruder nebst Andeutung der Wellen. Im Schiff be-
tindeu sich fünf oder genauer nur vier Figuren,
denn die fünfte Figur, welche kleiner als die an-
deren gebildet und ohne Zweifel eiu Knabe ist,
steigt eben auf dem (weggebrochenen) Landungs-
brett des Schiffes ans Land ; er ist mit Chiton Chla-
mys und Schuhen (V) bekleidet. Ihm ist im Begriff
zu folgen ein bärtigerJManu, in Chiton Mantel und
Panzer, welcher die vorgestreckte Rechte sorgsam
an den linken Oberarm des Knaben legt, während
er mit der linken Hand einen bärtigen Manu unter-
stützt, der die Rechte auf seine linke Schulter ge-
legt hat und sich mühsam aufrichtet. Derselbe ist
in Chiton und Mantel, welcher auch den Hinterkopf
verhüllt; dies letztere Motiv ") zusammen mit dem
mühsamen Sicliaufiiclitcn kennzeichnet deutlich das
hohe Alter und die kranke Schwächlichkeit der be-
treifenden Figur, die in dem linken Arm einen cy-
linderförraigen getlochteneu Kasten trägt. Aulser die-
sen drei Personen linden sich im Schiff noch der
Steuermann, welcher hinter dem Alten sitzt und in den
Händen noch den Schaft des (abgebrocheneu) Steuer-
ruders hält, und ein anderer Manu, dessen Ober-
körper über dem aussteigenden Knaben zum Vor-
schein kommt; beide Männer siud bekleidet. Am
Lande — links vom Beschauer — st-ehen einige
Männer, welche die Aussteigenden empfangen. Zu-
erst ein Mann, in Chiton Mantel und Schuhen, der
in der Linken ein Parazonium hält; Kopf, rechter
Arm und rechtes Bein sind abgebrochen. Ferner
hiiiter ihm — in Flachrelief — ein bekleideter Mann,
") Dieselbe wurde in der Maisilzung der archäologischen Ge-
sellscball des vorigen .bhres vun mir vorgelegt und besprochen; vgl.
Arcb. Ztg. 1870 S. .i(l.
"j Vgl. Graser De vet. re nav. §.80.81.
">) Vgl. Arcb. Zig. 18ÜÜ S. läV, 14.
der mit der Linken eine Lanze schultert und die
Rechte nach links (vom Beschauer) weisend aus-
streckt. Dann ein Mann in Chiton Mantel und Pan-
zer, der umblickend (?) davoneilt; leider fehlen ihm
Kopf Arme und Beine, doch ist die Bewegung der
Figur gesichert. Endlich ist noch ein vierter sehr
zerstörter Mann erhalten, der bekleidet und, wie
die übrigen, beschuht ist und nach links fortgeht;
er hob den rechten Arm empor. Vor diesem liegt
auf der Erde ein Thier, von dem aber nur noch
das Hintertheil mit langem Schwanz erhalten ist —
mich dünkt am wahrscheinlichsten, dass es ein
Pferd (?) gewesen ist.
Soweit die erhaltenen Figuren, für deren Er-
klärung uns der Kasten im linken Arm des Alten
eine sichere Handhabe bietet. Denn es unterliegt
nach anderen erhaltenen Denkmälern keinem Zweifel,
dass wir in ihr jene berühmte troische Penaten-
cista") und im Träger den greisen Anchises zu
erkennen haben.
Vor Allem kommt hier das Mittelbild des Pinax
Troikos des Theodoros in Betracht, dessen von oben
herab rcdigirten Inhalt Welcker ' ') so trefflich als
Illustration des Vergilianischen Tantae molis erat Ro-
maintm coiiilere (iciilriii erläutert hat. Da sehen wir
zuerst, wie Aeneas {Aivrjag), während ringsum Mord
und Kampf wüthcn, die Cista mit dem gelieimniss-
vollen Unterpfand dem Anchises zur Rettung über-
giebt ■^'), während ein Grieche auf sie zueilt. Dann
sehen wir vor dem Thore Aeneas {Aivtjag), an der
Rechten den Sohn {Aaxaving) führend, auf den
Schultern den alten Vater {Ay/ßiüi^o) tragend, der
in den vorgestreckten Händen die Cista hält; hinter
Aeneas erscheint seine Frau Kreusa"), die rechte
Hand an das Kinn legend, a's ob sie sich besinne
und zurückbleiben wolle. Hermes (Egfi/jg) geleitet
die Fliehenden und deutet ebenso wie die über der
Mauer (rechts vom Thorej erscheinende Aphrodite
'") Dass dieselbe nur in Uildwerken , im Uebrigen von keiner
Tradition überliefert ist, bemerkt Jahn Hermes 111 S. XV.i.
") Vgl. Alle Denkm. II S. 18.) ss. (= Annali 18-'« p. T>' if).
•-) Hier wie in den folgenden beiden Scenen mit der pbrygi-
sehen iMiilze vergeben.
•^) Welcker a. 0. S. 191 scbeiiit in ihr vielmehr Ajihroilile zu
sehen, «as mir irrig scheint; vgl. auch meine llmpersis S. 3I,'2.
120
den Götterschutz au, den sie geniel'sea. Endlich ist
die Abfahrt des Aeneas dargestellt {^4tv>jag avu intg
töioig "') anaiQiüv tig rrjv EarrEQiav und annnlovg
AivTinv): die Ruderer sitzen schon bereit in dem
Schiff, in das Aeneas, an der rechten Ilaud den
Askanios führend, steigt; voran geht auf dem Brett,
von Aeneas mit der Linken und einem Schiffsmann
unterstutzt, Auchises und hält in der vorgestreckten
Rechten die Penatencista {Ayx"J']S >««« ^a teoa)'"').
♦ Hinter Askanios folgt, die Rechte trauernd vor das
Gesicht legend, der Steuermann Misenos {31iatjvog).
Wenn auf der Tabula iliaca die Heiligkeit und
Wichtigkeit des Penateubehälters durch die drei-
malige Wiederholung hervorgehoben wird, so ge-
schieht dies iu der lliupersis eines pompejanischen
Gladiatorenhelms ^'') durch eine zweimalige Wie-
derholung. Auf demselben ist nämlich — aufser
dem Frevel des Aias "), dem Tode des Priamos
und dem Wiederfinden der Helena durch Meuelaos —
zuerst der bärtige (sie!) Aeneas dargestellt, auf der
linken Schulter Anchises tragend, welcher auf dem
Schofs mit beiden Händen die schmale Cista hält '");
daneben steht die Basis eines Götterbildes. Dann
folgt in einer zweiten Sceue wieder der bärtige
Aeneas, der in der linken Hand eine schmale Cista
■ — doch wohl wiederum den Penatenbehälter ") —
trägt, während er mit der Rechten den auf einen
Altar geflüchteten Ascanius fortfuhren und retten
will: die Frau, welche den Knaben mit beiden Hän-
den an seinem rechten Arm zurückzuhalten sucht,
ist Kreusa, welche den Sohn auf dem Altar ge-
sicherter wähnt!
'*) Nicht li.ioii — vgl. auch Michaelis Annali 1858 p. 119.
") Dion. Hai. Arch. Rom. I, 46 nennt die Penaten i« IfQt't
if( Ttninom. Vgl. l'reller Itöin. Mylh. 1858 S. 548 und S. 678.
") Gefunden Jen "J3. Mai 1767 in der filadialorenkaserne: vgl.
Kiorelli Ant. I'onip. I, 1 p. 'i07 ; Martini Aufleh. Pomp. S. 318. Al>g.
hei Niccolini Oase di I'ompei Oaserina de' glad. II, 8; wiederholt bei
tlevaemann lliup. III, I; vgl. Panofka Neap. Anl. Bildn. S. 216 11;
Heydemann a. 0. S. 32 f.
") Die Zeichnung des Palladion hei >'iccolini I. c. ist richtig,
wie ich mich vor dem Original überzeugt hahe. Anders Panofka
a. 0. S. -.'17.
") Wie Panofka richtig erkannt hat, wahrend Niccolini die Cisla
übersehen hat.
") Dadurch wird die Kellung der Penaten noch specieller dem
Anneng beigelegt.
Auf einem späten Mannorrelief in Turin '") führt
Aeneas an der Rechten den Knaben Ascanius, wel-
cher ein Lagobolon^') trägt, und hat auf der link eu
Schulter den alten Anchises, der im Schofs wiederum
die Cista hält; sein Hinterkopf ist wie auf dem
Neapeler Relief mit dem Mantel verschleiert. Diese
letztbeschriebene Darstellung muss einem berühmten
Original") eutlehnt sein, denn wir finden die Gruppe
fast ganz ebenso in Terracotta^'), aufgeschnittenen
Steinen") und auf Münzen'') wieder; auf einem pom-
pejanischen Wandgemälde"), welches parodireud
statt der Heiden Affen (oder Hunde?) vorführt, sehen
wir gleichfalls Anchises mit der Cista auf dem Schofs
und in der Rechten des mühsam folgenden Asca-
nius ") das Lagobolon!
Nach diesen Darstellungen kann kein Zweifel
darüber sein, dass der alte schwache Mann des
Neapeler Reliefs Anchises ist mit der Penaten-
cista in dem linken Arm. Dann folgt von selbst,
dass die bärtige ihn unterstützende Figur im Panzer
der pius Aeneas, der Knabe, welcher das Schiff ver-
lässt, Ascanius, ferner der Steuermann desselben
Misenus (nach der ilischen Tafel)'") oder Pali-
'") Abg. bei Rochette Mon, ined. 76, 4; Oveib. Sagenkr. 27, 16.
") Als Spielzeug (vgl. Annali 1855 lav. VI) zur Charaklerisirung
seiner .lugend?!
^') Etwa die auf dem Forum Augusti aufgestellte Statue des
Aenens onernliis fiiiiiilere cnru (Ovid. Hast. V, 563)? Vgl. Mommsen
C. I. L.il. I p. 282 zu dem unter dieser Statue einst befindlichen
Elogium.
^') Im kleinen .Museum zu Pompeji findet sich eine ungefähr
0,15 Meter hohe Terracottagruppe, von der ich mir folgende Heschrei-
bung gemacht habe: „Aciivas (nach rechtshin vom Beschauer ge-
wandt), gerüstet, mit Wehrgehünge, ohne Kopfbedeckung, trägt auf
dem linken Arm den am Hmlerkopf verschleierten Authises, welcher
die Rechte um den Hals auf die rechte Schulter des Aeneas legt und
in der linken Hand die l'enntetuifln hält; beide sind bärtig. An
der rechten Hand führt Aeneas den Knaben Ascnniiis, der phrygiscU
gekleidet ist und in der rechten Hand ein Peilntii hat. Spuren von
Bemalung. "
3*) Vgl. z. B. Beil. tjemmens. IV, 376 (= Slosch IV, 119; abg.
Overb. 26, 10 S. 660, 158) und 377 (= Slosch IV, 120); Cemine
früher Merlens-Schaaflhausen (Kalal. no. 1021; vgl. Overb. Sagenkr.
S. 660); u. a. — Ebenso, aber nhne das Lagobolon, auf einer Ber-
liner Paste IV, 378 (= Stosch IV, 121; vgl. Overb. S. 660, 159) u. s. w.
'») Vgl. Rochette Mon. ined. p. 386 Note 4; Overbeck S. ''>ß" '.
Cf. auch Sabalier Descr. gener. des Contorn. 14,10.
ä«) Heibig nn. 1380: abg. z. B. (Ja!. Myth. 173, 607; und üfter.
") Cf. Verg. Aeii. II, 723: ilf.rlnie sc iiiin<iis .Inlnx iiiiilhiiit
m'iiuititrtjue pntri'in mm jmssthiis m-yitis, elc.
") Vgl. auch Vict. De Orig. (ienl. Rom. 9.
121
nurus (nacli Verg-. Aeu. V, 12) ist; die fünfte Figur
könnte man Achates nennen, weini man sie iluicli-
aus benennen will.
Wir haben also eine J.Mndiiny des aus Troja
fliehenden Aeneas vor uns und es fragt sich nur, ob
wir den Ort der Landung noch näher bezeichnen
können. Dionysios von llalikarnassos (Arcb. Rom.
I, 50 ss) berichtet von Landungen in Thrakien, Do-
los, Kythera, Zakynthos, Leukas, Aktion '"), Japy-
gia und endlich auf Sicilieu bei Drepaua, wo dem
Vergil zufolge Anchises stirbt (Aen. III, 7U7 ss),
nachdem die Flüchtlinge
nach dem römischen
Epiker (Aen. III, l^j ss) — in Thrakien Delos Kreta
den Strophaden und Actiuni gelandet waren. Von
diesen Laudungen können jedoch meiner Meinung
nach nur zwei in Betracht kommen: nämlich die
beiden Landungen, wo ihnen befreundete Männer
entgegentreten, denn auf unserem Ilelief wird ja
das Schiff von den Männern auf dem Lande ohne
Feindseligkeit freundlich bewillkommt. Dies ist zu-
erst der Fall bei der Landung in Zakynthos, dessen
Bewohner nach Dionysios ") troischeu Stammes wa-
ren und die Flüchtigen ngog (fillav dia xö avyyt-
vtg aufnahmen. Dann trifft Aeneas wieder troische
Genossen unter Elynios und Aigestos in Sicilien
neqi xa xalov/ieva z/genava (Dion. 1, 52) und hält
sich bei ihnen auf. Davon berichtet auch Vergilius,
welcher von dem Aufenthalt in Zakynthos nichts
erwähnt; nur dass er, um das Abenteuer des Aeneas
bei der Dido einzufügen, einen doppelten sicilischen
Aufenthalt bei Acestes — so nennt er ihn — er-
dichtet: den ersten Aufenthalt berührt er nur ganz
'') Die beiden Ausflüge, vvelcbe Anchises von hier allein nach Bu-
throtum, Aeneas aber xa) ol axfjaioiaxoi ovv avun rou OTQaruv
nach Dodona machen, kommen hier nichl in Belracht, weil Dionysios
(I, öl) bei ihnen Aeneas und Anchises Uennt. Uei Vergil (III, 294 ss)
dagegen scheint Anchises nicht mit in Biiihrolon zu sein: vgl. III, 472.
(Die Verse 3ii9 — 343 können nicht vervvertliel «erden, da sie von
l'eerlkauip und Haupt mit Bechl als inter|iolirl betrachtet «erden.)
'") Dion. I, äO: .... tii Zay.uvf^uv «if ixioCvicii. di-ictfj^-
)'(«)' ä' uvroii; xci'i jur Zaxvr!h'iur nijög {/ilini' diu to avy-
yii'ic ^taod'üio) yiio im ^lios xitl 'JIJJxrQiti jijs 'Ai).aviiäog
(Svo ytrioUcu ijuniv tx liartCag Ttiaäitg, ZnxviUov it xcü
'I^Qi/Hoiior' wr ö fJtr Aivtiiov jtfjöyoi'og ijV (cf. Apollod* Bib!.
III, 12,2). Zdxvvilog 6i jfjg jijöou xiiaim. iniirr/f i)»j lijj
ovyytvting dvctf^i'^ait xai (f>i/.0(f Qoovni lajf ^ntytüQiOiv dtttifji-
ßovitg aüiöiti xa'i i'iua ankolu xnjuf/yofJtloi, OiiovOiV Alf qo-
J/fj/ XI X.
Archaolüg. Ztg. Jahrgang XXO-.
kurz (Aen. I, 34; III, 707 ss; cf. I, 549 ss) uud er-
wähnt als die Hauptsache des Anchises Tod; beim
zweiten Aufenthalt, wo Acestes (III, 40)
ijriitatnr rednces et ijnzn litetus aijri'sli
crrtpit nr ^fv.^o.« npifius sohiltir iimicis —
und nun zu Ehren des Anchises Leichcnspiele ge-
feiert werden.
Da diese letztei-e Landung nun durch die Städte- .
grUndungeu die l)ei weitem wichtigere und durch die
vergiliauische Dichtung berühmtere geworden, si>
könnten wir auf dem neapolitanischen lielief eine
Darstellung derselben um so eher erkennen, als
auch dazu die Haltung des alten Anchises stimmen
würde, dessen bald nach der Landung erfolgter Tod
die grofse Schwächlichkeit der ganzen Erscheinung
andeuten mag. Aber bei dem allzu kleinen Bruch-
theil, der uns von dem Friese noch erhalten ist,
können wir mit viilliger Sicherheit darüber nicht
entscheiden, sondern müssen uns mit dem Ergebniss
begnügen, dass auf dem Friese die Irrfahrten und
Thateu des Aeneas dargestellt waren, von denen
noch eine vollständige Scene
vermuthlich die
Landung bei Drepanum — und der Anfang einer
zweiten Scene übrig geblieben sind, zu welcher das
Hintertheil des Thieres sowie der nach links ge-
wandte vierte Mann gehören, für deren Erklärung
ich jedoch keine einigermafsen annehmbare Vermu-
thung zu äul'sern vermag.
Dies geringe Ergebniss der Deutung mindert
aber durchaus nicht die Wichtigkeit des neapolita-
nischen Fragments. Denn abgesehen von der Flucht
des Aeneas aus dem brennenden Troja, die ja aulser
auf den alten oben berührten Kunstdenkmälern be-
sonders auf griechischen Vasen unzählig oft vor-
kommt*'), sind bildliche Darstelluugen der Aeneas-
sage, wie sie bei den Kömern ausgebildet und vor
allen durch Vergil geheiligt war, äul'serst selten''),
nild jede Bereicherung derselben innuerhin dankbar
zu bcgrüfsen, zumal wir dadurch von der Existenz
eines heiligen Gebäudes im dritten Jahrhundert unse-
rer Zeitrechuuug erfahren, dessen bildlicher Schmuck
*') Vgl. dazu Hejdeinann lliup. S. 31, 1.
") Trotz Macrobius (Sal. V, 17,.")), «elcher berichlel, dass die
fnbiilu liisiivieulis Didonis sehr büulig von Künstlern jeglicher
Art dargestellt wurden seil
17
122
aus dei' Aeneassage wohl auch eine Verwendung des
Baues für den Aeueascultus, sei es allein, sei es ver-
einigt mit dem Cultus der Dea Roma oder irgend
eines Kaisers, erfordert und sehr wohl jener sputen
Zeit angehört haben mag, die bemüht war durch
Auffrischung altitalischer CuUe und tragen das sin-
kende Reich der Aeneaden zu stützen und zu kräf-
tigen *').
Bei einer Musterung der wenigen auf die röniisclie
Aeneassage bezüglichen Denkmäler haben wir zuerst
eine Reihe irrig hergezogener kurz anzudeuten. Si-
cherlich nicht auf Acneas und Dido zu deuten ist das
spätrümische Sarkopliagrelief des Pio-Ciementino '*),
welches mit seiner phantastischen Menge von Ge-
bäuden und Tempeln an die pompejanischen Arciii-
tecturstücke erinnert und vielleicht eher Bacchus und
Ariadne darstellt, als Aeneas und Dido darstellen
kann. Eben so wenig ist Viscontis Deutung zweier in
Rom befindlichen ytatueu'") auf die sterbende Dido*')
richtig, wie Braun*') und Uverbeck") erkannten,
ohne dass freilich jener Gelehrten Namengebung und
Deutung der Figuren das Wahre träle. Mich dünkt
nämlich in den beiden Repliken keine mythologische
Heroine dargestellt, sondern vielmehr die Genre-
ji(jur*') eines Mädchens, welches, in der erhobenen
Rechten den Griff eines Spiegels (oder eines Fächers)
haltend, auf einer Bank oder einer Stufe sitzt neben
einer Quelle, in welche die vaticanische Figur (a)
schaut, während das barberinische Exemplar [b)
emporsieht; den linken Fuls hat die Maid vielleicht
zum Bade schon des Schuhs entkleidet'? Ferner lege
*') Vergl. Bormann Ungedr. lal. Insclir, (Herlin 1871) S. Kill'.
") Visconti Pio-r.l. VII. 17; vgl. licsclir. Konis II, 2 S. P.M, 3
und Beilagen S. 9 IT.
*') Visconti I'io-Clein. (n) 11,40 (= Gal. mylh. 160,049")
und (i) lav. B, 6 (= Ovcrb. Bcr. d. Sachs. Ges. 1861 Taf. Va)
p. 253 ss; vgl. Bescür. Borns II, 2 S. 171, 28 und III, 2 S. .'.31.
■") Eine verlorene Statue (li;r slerbendfu llido wird beschrielien
im Epigramm der Anlliol. Planud. IV, l.il.
*') Braun Mus. Iluin. Borns S. 342: l'ciulope.
**) Overlifck Bcr. d. Sachs. Gesellsch. ISül Taf. V a. S. 2j| 11':
Ijaotlfimeiti.
■") Vgl. auch die derselben Kunstrichtung angehörige Statue des
sitzenden WäiMers In der Villa Ludovisi; vgl. Braun Mus. Buin.
Bums S. 569,2; Kricderichs Baust. No. 683.
=") Abgeb. Mon. dell' Inst. VIII, 7. 8; vgl. Brunn Aniiali 1804
p. 3r)6 ss; iNissen Jahn's Jjhrbb. 91. 92 (I86J7 S. 37.')ll; Schone
Ann. 1866 p. 167, 18.
ich auch die Cista Pasinati '°) bei Seite, weil mir*')
die von Brunn aus der vergilianischen Aeneis ver-
suchte Deutung eben so wenig sicher als die Aecht-
heit der graflirten Zeichnung über jeden Zweifel
erhaben erscheint. Endlich müssen auch die Minia-
turen der vaticanischen Codices no. o2'2b und ;;867
unberücksichtigt bleiben, die zwar Copien von Bil-
dern immerhin guter Zeit, aber allzu sklavische
Illustrationen des Textes sind, als dass sie einen
selbstständigen künstlerischen Werth haben und be-
anspruchen können.
Xach Ausschliel'sung dieser Darstellungen blei-
ben dann — so viel ich sehe — bis jetzt nur die
folgenden' drei sicheren Darstellungen aus der römi-
schen Aeneassage übrig.
Auf der einen Seite der dem Augustus geweih-
ten Ara^') im Vatican sehen wir das berühmte Alba-
nische Mutterschwein^') mit sechs von ihren dreifsig")
Ferkeln, in Beisein von Aeneas, welcher auf einen
Stab gestützt das .,ocidis mirabile monstninr' be-
trachtet, und einer sitzenden bekleideten Figur,
welche in den Händen ein Volumen hält. Rochette
(und ebenso Jordan 1. c.) erkennt in ihr die Sibylla —
eine Erklärung, die gewiss anzunehmen wäre, wenn
nur nicht im Original die Figur vielmehr bärtig und
demnach männlich wäre. Deshalb erklärt Visconti ")
sie für Homer; richtiger ist vielleicht, in ihr den
weissagenden Tiber (Verg. Aen. VIII, 31 ss) oder
etwa gar Vergilius (?) selbst zu erkennen.
Die zweite sichere Darstellung aus der Aeneas-
sage bietet ein pornppjanisches Wandgemälde (Hei-
big no. i;38.'!), welches 1S()2 gefunden wurde und
^') Und auch Anderen, wie ich von befreundeter Seite vernehme.
") Abg. N'ihby Mus. Cbiar. 111, 19; Bochelte Mon. ined. 69
p. 389 ss; vgl. Jordan Annali 1862 p. 3ü,") ss ; Ghd. Beschr. Koms
II, 2 S. 141, 55.
^"'j Vgl. das Thier mit einer Anzahl von Ferkeln nlleiii — wie
Ijuvitiii in pnlilico (Varro de re rust. 2, 4, 18) — in einer vatica-
nischen Marmorgruppe (Visc. I'io-Clem. VII, 32, 2; vgl. Braun Mus.
liuin. S. 320, Ol); an der Basis des jetzt im Louvre beliudlichcn
Tiber (Fröhner Musee Imp. du Louvre 1 no. 449); auf Münzen der
Gens Sulpicia (Cohen 38, 1); des Antoninus Plus (Collen II, 12,
292; 630); auf Gemmen (z. B. Zannoni Gall. di Firenze V, 1. XXII, 5).
Vgl. Bochelte Mon. ined. p. 3110, 3.
5'j Vgl. Aen. III, 390 ss. und VIII, 42 ss; Varro de I.. L. V, l'ii ;
u. a. m. Vgl Preller Böm. Myth. S. OSO f.
'') Visconti Pio-Clem. VII p. 158, 1 (ed. mil.) zu Taf. 32, 2.
123
von Fiorelli riclit^- aus der Aeiieis (XII, 383 ss)
erklärt worden ist. Aeneas ist am Obersclienkel
verwundet: er stützt sicli mit der Kecliten auf die
Lanze, mit der Linken anf den weinenden Asca-
uius; vor ihm kniet der Arzt Japis und ist im Be-
grifif mit der Zange das Eisen aus der Wunde zu
ziehen. Hinter Aeneas stehen Achates, Mnestheus
und ein dritter Held, während. Allen unsichtbar, Ve-
nus mit dem auf dem kretischen Ida gepflückten
Dictamnum herbeischweht — Alles fast wörtlich mit
der vergilianischeu Erzählung übereinstimmend, so
dass wir an der Richtigkeit der Deutung nicht zwei-
feln können. Anders verhält sich dies nut den übri-
gen hierhergezogenen Bildern in Pompeji (Heibig
110. J3S1; 1381 b; 1382; 1390): dieselben können
allerdings zum Theil aus der Aeneis des Vergil *")
gedeutet werden, aber ein innerer Zwang scheint
mir tiichl zu bestehen, und müssen die Erklärungen
bei der Verdorbenheit und L'nkenntlichkeit der Ori-
**) Deren verbreitete ßckanntscliuft in Pompeji auch die graffiti
bezeugen; cf. C. I. L. IV, 1237; 1841; 2:^13 (rf. 1671: 3151);
23.10 k; 2361 (cf. 1282; 3198; Gioro. di l'ump. N. S. II p. 35);
Giorn. di Pomp. N. S. I p. 281; u. a.
ginale sowie der Unsicherheit der Uebcrlieferung
vorläufig lieber unberücksichtigt bleiben.
Endlich sind Aeneas und Dido dargestellt und
glücklicherweise durch Inschriften {Aivea, Judio)
gesichert auf einein Mosaik '') späterer Zeit aus
Ilalikarnassos, auf dem die berühmte Jagd (Aen. IV,
löl ss) derselben dargestellt ist als Gegenstück zu
den jagenden Atalante und Meleager {^4[ttkavri},
MtltayQog) : diese j^gen einen Löwen und einen
Leoparden; von jenen jagt Aeneas einen Tiger, Dido
aber, zu Ross wie Atalante, ein anderes jetzt zei-
störtes wildes Thier.
Für die grofse Kargheit, mit der uns bis jetzt
Darstellungen aus der römischen Aeneassage erhal-
ten sind, nuiss uns die Menge der Bildwerke ent-
schädigen, welche die Flucht des Aeneas aus Troja
verherrlichen, und unter diesen nimmt das hier ver-
öflentlichte Relief des Museo Nazionale zu Neapel
einen nicht unbedeutenden Platz ein.
^') NeHton_Discov.'al Halicarnassus p. 283 sq ; Bull, dell' Insl.
1860 p. lo:,.
H. Heydemann.
I.
MISCELLEN.
ARCHAEOLOGISCHE MISCELLEN.
(Hierzu die Abbildung Taf. 55.)
unverständliches.
Das in der Arch. Ztg. 1870 Taf. 27 publicirte
Relief von Bologna ist, wie Kekule S. 4 richtig an-
genommen hat, mit dem, welches Welcker seiner Zeit
in der Sammlung Palagi in Mailand gfesehen hatte,
identisch. Und zwar ist dasselbe, ebenso wie die.
im Arciginnasio aufgestellten ägyptischen Denkmäler,
wie ich in Bologna vom Kustoden erfuhr, durch den
im J. 18.o0 verstorbenen Archäologen, Maler und
Bildhauer Pelagio Palagi selbst nach Bologna ge-
kommen. Die auf dem Relief befindliche Inschrift
^aXnliiJv tnolrjas ist von Kekule mit Recht für mo-
dern erklärt worden; auch seine Deutung der drei
Figuren auf Zeus, Hera und Hebe ist gewiss richtig.
Nichts destoweniger ist in der Darstellung etwas
Man fragt vergebens nach der
vom Künstler beabsichtigten Bedeutung der Hera,
welche, wie ihre ganze Stellung, besonders aber
die ausgestreckte linke Hand zeigt, nicht blolse Zu-
schauerin sein kann. Aus dem zum Vergleich heran-
gezogenen Relief des Louvre (Clarac pl. 2Uü, 2ö n.
232. Kekule Hebe Taf. III.) lässt sich, da sämmt-
liche Köpfe desselben moderne Restauration sind, auf
diese Frage keine Antwort gewinnen. Zu diesem
sachlichen Anstofs kommen aber auch formale, stili-
stische Bedenken. Am auffallendsten ist, dass das
über den ausgestreckten linken Unterarm der Hera
geworfene Gewaudende nicht, wie es sollte, hinter,
sondern vor demselben herabfallt. Die Art wie sie
ihr Scbleiergewand anfasst, nämlich von hinten und
17*
121
so, dass es unuiittelbar auf die Scludter selbst zu
liegen kommt, ist sehr plump und mir an keinem
andern antiken Kunstwerke bekannt. Das Öchleicr-
gewand pflegt vielmehr ein wenig vom Körper ab
nach der Seite gezogen zu werden. Die unverhält-
nissmäfsig hohe Stephane, die entsetzlich dicken und
langen obern Augenlider an Hera und Hebe, welche
in der Zeiclinung nicht stark genug wiedergegeben
sind, die Verschiedenheit in der Bildung der Augäpfel
an ihnen und am Zeus — die Augäpfel der weih-
en Figuren sind länglicher, der des Zeus runder
— endlich die rohe Arbeit, besonders an den Haaren,
Fülsen und Gewändern der weibliehen Figuren —
Zeus ist besser gerathen — dies alles liefs mir
angesichts des Originals wie der Photographie,
welche ich der Güte des Hrn. Dr. Frati verdanke,
Zweifel an dem antiken Ursprung des Reliefs auf-
kommen, welche ich den in Italien weilenden Facli-
genossen zu erneuter Prüfung unterbieiten möchte ').
II.
Das Relief, welches ich diesem anschliesse,
habe ich in den letzten Tagen meines Aufenthalts
in Rom im Juni vorigen Jahres bei dem Photogra-
phen Boisen gesehen. Es gehörte der Frau Jcrichau.
Dasselbe, von griechischem Marmor, stammt angeb-
lich aus Griechenland; u,525 M. hoch, misst es an
der längsten Stelle 1,07 M. Die Relieferhebung ist
sclir stark.
Die Darstellung ist von der Linken zur Rechten
folgende '). Zwei Jünglinge stehen vor einem Wa-
gen, dessen Deichsel in einen Widdeikopf ausgeht;
vom Wagen ist nur der vordere Theil des sein- hohen
Kastens erhalten. Der vordere, dem Beschauer
zunächststellende, Jüngling hält in der gesenkten
Rechten das am Wagen befestigte Ziehseil, dessen
anderes Ende jetzt auf den Boden herabgleitet,
während es beim Ziehen selbst verniuthlich an dem
Bandclier, welches über die Brust des Jünglings
geht, befestigt war. Seine linke Hand ist auf den
') So ehen sehe ich, duss auch H. Dr. G. Hirschfeld (Arch. Zig.
1871 S. .')0) Inschrift iiml Helief für (jriodern erklart.
') Mir liegt jetzt eine kleine l'bolographic vor, welche mir die
Eigcnthümerin gütigst verslaltetc.
Widderkopf gelegt; über den linken Unterarm fällt
ein Stück Chlaniys herab. Vmi dem hinteren,
ebenfalls mit Chlamys bekleideten Jüngling ist der
rechte Ann durch den Vorderinaun vullständig ver-
deckt; der linke ist gehoben, doch ist der gröfsere
Theil des Unteranns abgebrochen. Er steht nicht
wie der andere mit beiden Fülsen auf, sondern ist,
wie der rechte den Boden nur mit den Spitzen be-
rührende Eufs zeigt, noch im Gehen begriflen. Vor
ihnen befindet sich nach rechts schreitend eine weib-
liche Figurinit xitcop TiodtjQrjg und Mantel, welcher
schleierförmig über den Hinterkopf gezogen ist ; der
Gürtel über dem Chiton ist nur durch Vertiefung
angedeutet, nicht ausgearbeitet. Sie hält mit beiden
Händen ein eylinderartiges Gefäl's, das noch am
ersten au die pränestinischen Cisten erinnert, oben
aber sich sehr stark verjüngt; während sie mit dem
rechten Arm den Mantel an den Körper drückt, hält
sie mit der Linken von hinten den einen Zipfel des-
selben an das Getafs, wie um es zu decken. Sie
schreitet auf eine- weibliche Figur los, welche vor ihr
auf einem Thronsessel sitzt welcher sich auf zwei Stu-
fen erhebt. Sie ist ebenfalls mit Chiton und schleier-
förmig über den Hinterkopf gezogenem Mantel ge-
kleidet; der Chiton zeigt das Motiv des Heraidiploi-
dion; der Mantel fallt auf den Sitz herab und ist
hinten über die Rücklehne in die Höh genommen.
Auf letztere stützt sie ilncn linken Ellbogen, wäh-
rend die Finger das Gewand vorn am Halse fassen;
mit dem rechten Arme stützt sie ein Scepter auf
den rechten Oberschenkel. Auf dem Kopf trägt sie
die Stephane. Rechts von ihr erhebt sich stark
vortretend eine sich nach oben verjüngende Stele;
hinter den zwei Stufen steht, das gauze Relief an
der rechten Seite abschlietsend, eine runde Säule,
deren Spitze jedoch ebenso wie die an diese au-
gränzendeu Theile des Hiutergrundes des Reliefs ab-
gebrochen sind. Ol) und wie weit sich das Relief
hinter dem \\'agen mich furtsct/.te, ist schwer zu
sagen.
Die Erhaltung ist eine sehr gute; durch das
ganze Ridief geht \(iii ölten nach unten ein Bruch
hart vor den beiden Jünglingen dergestalt, dass er
den vorderen Theil des linken Fui'scs des hinteren
125
Jünglings abschneidet. Docli ist daduvcli nichts ver-
loren gegaug-en. xVusser den schon genannten Theileu
ist an den einzelnen Fii^uren noch folgendes abge-
stol'sen: l) der gröfsere Thcil der Nase sammt Spitze
an dem vorderen Jüngling, 2) ein Stück unter dem
Ohr und neben dem Miinde, sowie ein Stück der
Chlamys an der Brust des hinteren Jünglings, 3) die
Nasenspitze der sitzenden weiblichen Figur.
Der Hauptreiz des Denkmals liegt in der Dar-
stellung selbst, deren Deutung nicht zweifelhaft sein
kann. Die Priesterin der Hera Argeia, • — Kydippe
oder Theano — , in Ermangelung der Zugthiere,
von ihren beiden Söhnen Kleobis und Biton gezo-
gen, naht sich der Göttin mit Opfergcfäls. Dass
dieser in der griechischen und römischen Literatur
seit Herodot so gefeierte Gegenstand auch die Auf-
merksamkeit der bildenden Künstler auf sich zog,
zeigt das Relief, welches Paus. (H, 20, 3) in Argos
selbst sah, auf welchem die beiden Söhne die Mutter
ziehend dargestellt waren, desgleichen das Epi-
gramm (Append. epigr. 2(54; epigr. adesp. CCCVHb;
Jacobs Anth. IV p. 183):
o?ös Biiwv Kkinßig z^nl aiöuaaiv nlxtioioi
welches sich jedenfalls auf ein Kunstwerk bezieht.
Bis vor kurzem war in dem gesammten Vorrathe
von Denkmälern nur ein einziges^) bekannt, welches
denselben Moment darstellt, nändich eine Glaspaste
des Berliner Museum (Tölken, Gemmeukatalog Kl. V,
N. 7); dazu ist in neuester Zeit noch eine aus der
Kaiserzeit stammende, jetzt ebenfalls im K. Münz-
kabinet zu Berlin betindliche Münze von Argos ge-
kommen, welche zusammen mit der Paste in jener
Auswalil kunstgeschiclitlich interessanter Münzen von
J. Friedläuder Arch. Ztg. Ibül:», Taf. 23, No. 9 pu-
blicirt worden ist. Auch sie zeigt die' Priesterin auf
dem Wagen von den beiden Söhnen gezogen. Ist
3) Dass das Relief in Venedig (Arcli. Ztg. 18G3 Taf. 172 S. lSs(f.
Vergl. Arch. Zig. I8öl S. 'JOi' u. 239*) nicht diesen Gegenstand dar-
stellt, wie Beger, Monlfuiicon, aber auch Siephani (Ausr. Herakles S. 44
Anin.), dieser allerdings vur enier genauen Puhliculion desselben an-
nahmen, wird jetzt niemand mehr bezweifeln, dütb ist meines Erach-
tens die richtige Erklärung auch jetzt noch nicht gefunden. Lässt
sich nicht in dem Kelief eine Darstellung der T.igeszeilen (Selene,
]N').\, Eos, HciiieraJ mit den entsprechenden tienien erkennen?
der auf itnserm Relief dargestellte Moment, dass die
Priesterin vor die Göttin selbst tritt, bisher auf Kunst-
werken noch nicht nachgewiesen, so würde dasselbe
eine um so höhere Bedeutung beanspruchen, als es
aus Griechenland selbst stammen — soll. Ich sage,
soll. Denn in der That scheint mir der antike Ur-
sprung auch dieses Reliefs nicht über jeden Zweifel
erhaben, wie denn auch schon in Rom seiner Zeit
Bedenken laut wurden. Der Grund dafür liegt in
gewissen stilistischen Eigenthümlichkeiten oder ge-
nauer Stilverschiedenheiten in dem Relief. Der vor-
dere Jüngling zeigt eine conventionellere, gebun-
denere Behandluugsweise als der andere und die
beiden weiblichen Figuren. Er repräsentirt im gan-
zen einen älteren Typus vom Schlage des Harmo-
dios; sein Haar ist kurz und kraus, das des andern
lang und straft' anliegend; seine Nase, obwohl nicht
ganz erhalten, springt in stärkerem Winkel vor als
die der anderen Figuren; seine Augenlider sind
mehr gerundet als am anderen, wo sie von aul'sen
nach innen ansteigen, ohne sich wieder zu senken;
sein Kopf ist leerer und ausdrucksloser. Zu diesen
Stilverschiedenheiten kommen noch folgende Beson-
derheiten: Bohrlöcher im Ohr, Auge und Nabel des
hinteren, am Auge und Nabel des vorderen Jüng-
lings; die Geschlechtstheile am hinteren Jüngling
sind dem Nabel zu nahe; sie sitzen höher als am
anderen, obwohl sein Nabel tiefer sitzt als der des
anderen; die ungeschickte Art, mit welcher Hera
auf der Kante des Sessels sitzt, ihr Gewand dicht
am Halse fasst, den Ellbogen auf die Stuhllehne
stutzt, so dass zwischen ihrem Körper und dieser
Lehne eine sehr störende Lücke entsteht; endlich
die plumpe, wohl schwer nachweisliche Form des
Gefäfses der Priesterin: alle diese Umstände geben
mir Anlass, an der Echtheit des Reliefs zu zweifeln.
Die Priesterin stimmt in Stellung und Haltung fast
gänzlich mit der Rhea der capitolinischen Zeusbasis
überein; wenigerschlagend ist die Uebereinstimmung
zwischen der Göttin und der sitzenden Hera eines
Sarkophags in Neapel (aus Luceria im Saal der
Reliefs No. ISO, an dessen Vordei'seite in vier von
einander getrennten Feldern Hera, Zeus, Apollon
und eine Muse dargestellt sind); diese sitzt weder
126
so auf der Kaute des Stuhls, noch stützt sie den
Arm so auf die Lehne.
III.
Gleichzeitig mit dem eben besprochenen tauchte
in demselben Besitze ein angeblich ebenfalls aus
Griechenland stammendes IJelief a>if, von welchem
ich auch eine kleine Photographie besitze. Dasselbe,
von griechischem Marmor, misst in die Länge Ü,8S,
in die Höhe 0,7 M.; an der linken Seite ist es un-
vollständig. In der Mitte sitzt, das Gesicht nach
links (vom Beschauer), Asklepios, im Haar eine
Binde, den Mantel um den Unterkörper geschlagen,
auf einem Steine, die Linke auf diesen stützend,
mit der Rechten seinen Stab auf das rechte Knie
stellend. Um diesen windet sich eine Schlange und
trinkt, von einer weiblichen Figur (mit ärmellosem
Chiton und Ueberwurf bekleidet) mit der Linken
unterstützt, aus einer Schale, welche ihr diese hin-
hält. Letztere soll wohl Hygieia sein. Hinter ihr
ist noch die vordere Hälfte einer männlichen nach
rechts gewandten Figur (in kurzem Kock, die Chla-
niys über den vorgestreckten linken Arm geworfen)
zu sehen. Alles übrige, auch der Kopf, fehlt. Die
mit den übrigen übereinstimmende Gröl'se dieser Fi-
gur macht es wahrscheinlicher, dass in ihm eine
dem Asklepios nahestehende Persönlichkeit, etwa
Machaou oder Podaleirios, als ein Adorant darge-
stellt sei. Hinter Asklepios stehen ebenfalls nach
links gewandt Hermes, kenntlich am Flügelhut, und
vor ihm Pallas mit korinthischem Helm, Aegis, Chi-
ton und Mantel, den linken Arm in die Hüfte stem-
mend, mit der Rechten sich auf die Lanze stützend. —
Die Erhaltung ist auch au diesem Relief eine sehr
gute; zwar geht ein Bruch durch den Helm und
unter dem linken Auge durch die linke Wange der
Pallas, ein zweiter durch das Gesicht des Asklepios,
aber keiner von beiden hat wesentliches zerstört;
nur vom ÜMkcn Unterarm des letzteren ist die Vor-
derseite abgestolscn. — Die Darstellung selbst be-
trettend, 80 wird man hinsichtlich der Haupthand-
lung am meisten an die vatikanische (iruppe (Mus.
Piocl. II, 3 = Chirac pl. r)4i;, U.jl Bi 'i eriumrt. in
*) Etwas anders ist die Uarherinisclie (iruppc (Malz Bull. d. 1.
187Ü S. 36). Vergl. auch Clarac pl. 1177 n. 00 u. (jl.
welcher ebenfalls Hygieia die Schlange des Askle-
pios tränkt. Zwar ist an dieser der rechte Arm der
Hygieia mit der Schale, sowie der obere Theil der
Schlange neu, die Restauration scheint aber das
richtige getroften zu haben. Auch die Wahl der
Nebcntiguren lässt sich, oWohl mir an keinem an-
deren Denkmale bekannt, wohl rechtfertigen. Die
Beziehung der Athena zu Asklepios und Hygieia ist
keine fernliegende: man denke nur an die auch in
Athen verehrte Idüijvä' Yyiaia (^Paus. I, 2o, ö), und
auch die Theilnahme des Hermes an dieser dem
Menschengeschlecht heilbringenden Scene fände ihre
Erklärung nicht nur in seiner Eigenschaft als egiov-
ring und uxaxi'jaing, sondern auch in der ihm ver-
dankten Errettung des Asklei)ios (^Paus. II, 2(j, 6-
Kekule, Nouv. Mem. p. 123 sq.) — Aber auch hier
kann ich gewisse formelle Anstöfse nicht verschwei-
gen. Während das Relief im ganzen dem freien
entwickelten Stil angehört, ist die Behandlung des
Haars au Asklepios abweichend von der an den
übrigen Figuren eine alterthümlichere. Ko})f- und
Barthaare erinnern mit ihren scharfen und feinen
Linien durchaus au Bronzetechnik; an den Enden
sind sie gai» in Löckchen zusammengedreht. Be-
sonders tritt dies auch am Schnurrbart hervor, wel-
cher sich auffallend stark vom Backenbart abhebt.
Der linke Arm des Asklepios ist im Verhältniss zum
übrigen Körper zu laug. Die Art, wie Pallas ihren
unter dem Mantel steckenden linken Arm an die
Hüfte stemmt und die dadurch entstehende Falteu-
gebung hat etwas theatralisches und gekünsteltes ').
Muss endlich nicht auch die Gleichheit der Herkunft
beider Reliefs unter solchen Umständen Venlacht
gegen dieses erwecken?
IV.
In dem Museum des berühmten ehemaligen Be-
nediktiner-Klosters San Nicola zu Catania, welches
jetzt allerdings weder an Antiken noch an Hand-
schriften reich ist — nach Angabe des früheren
Bibliothekars, jetzigen Sekretärs des Krzbischofs,
^) Die Motive an di-n Calhis^laluen Clarac pl. 'ifi'iA n. Si'.'A;
pl. .'iti'Jli n. 888C; pl. i71 n. WO sind hci auliLM-licliiT .\i-linlulikeil
doch recht verschieden.
127
Padre dclla Mana, ist die einzige klassische Haiid-
sclirif't ein Codex der Priapea -^ befindet sicii ausser
einer bcträclitlielien Zalil Vasen ein Marnioirelief,
die Blenduni;- des Cyklopeu darstellend. Dasselbe
ist zwar nicht unbekannt, hat vielmehr schon zwei
Publicationen erfahren, 1) durch In^^hirauii Gal. oui.
III, 08, 2) durch II. Kochette Mon. Ined. pl. 6^, 2,
welchem Overbeck Call. her. Bildw. S. 770 N. 27
Tat'. XXXI, lü gelulgt ist; beide aber weichen so
stark von einander ab, dass sie nicht einem und
demselben Monumente anzugehören scheinen, dass
demnach eine Revision geboten war. Als Resultat
derselben theile ich mit, dass die Zeichnung Ro-
chettc's, was die Richtung der Figuren betrifl't, die
richtige ist; da jedoch auch sie von Irrthümern nicht
ganz frei ist, lasse ich eine genaue Beschreibung
desselben folgen. Das Relief niisst in die Höhe,
ohne die Räuder 0,58, mit den Rändern 0,70, in
die Länge 0,(39 M. ; die Erhebung der Figuren ist
sehr stark, sie treten fast ganz aus der Grundfläche
heraus. In der Mitte liegt auf einem abschüssigen
Felsen ausgestrekt, das Gesicht nach links '^vom
Beschauer) der Cyklop, bärtig, mit zwei Augen —
auf der Stirn ist kein Auge vorhanden — nur mit
eiuem Fell bekleidet, was mit den Klauen — aber
gemeilselt ist nur eine Klaue — auf der Brust zu-
sammengebunden ist. Sein rechter Arm fällt quer
über den Leib, der linke schlaft' am Felsen herunter;
ebenso gleitet das linke Bein am Felsen herunter;
das rechte, im Knie gebogen, stufet mit dem Fufs
gerade auf dem Felsen auf. iSein Gesicht ist ver-
zerrt, das Fleisch über den Augen zusammenge-
zogen. In der Höhlung, welche der Felsen unter
ihm bildet, liegt ein Tliier, vom Zeichner Rochette's
als Hund, bei Inghirami als Widder gezeichnet,
welches sich nach links umsieht; dasselbe ist zwar
klein und schlecht gemacht, allein der dicke wollige
Schwanz sowie das Haar lassen doch den Widder,
der auch zur Situation besser passt, erkennen. Die
Schnauze ist, nachdem sie einuial abgebrochen war,
ungeschickt wieder befestigt. Rechts von diesem,
unter der linken Hand des Kyklopen liegt, sowie
er dieser entfallen w-ar, ein Napf mit doppelter Hand-
habe, dem Beschauer mit der Oeft'nung zugekehrt.
Oberhalb des Kyklopen steht ebenfalls auf dem Felsen,
alle überragend, der Held des Ganzen Odysseus, mit
etwas sjiitzem Pilus, bekleidet mit kurzem ärmellosen
Rock und Chlamys, welche auf der rechten Schlüter
befestigt ist; sein Unterkörper wird durch den Ky-
klopen verdeckt; er blickt nach rechts; seine linke
Hand liegt neben dem Kopf des Kyklopen, um
diesen festzuhalten und den Stol's sicherer zu machen;
in der rechten Hand hält er ein rundes dickes Etwas,
vermuthlich den Schaft des Pfahles, der dann aller-
dings nur sehr kurz sein würde. Zu beiden Seiten
des Polyphem stehen ängstlich harrend die Ge-
fährten des Odysseus; der eine; rechts vom Be-
schauer, jugendlich, in kurzem Rock mit Aermeln
und Ueberwurf blickt gerade aus mit den deutlichen
Zeichen gröl'ster Angst: das Gesicht krampfhaft zu-
sammengezogen und den Mund geöffnet, wagt er
gar nicht nach der Scene hinzublicken; nur mit der
Rechten hält er, dem Befehl des Odysseus gehor-
chend, den Hinterkopf des Kyklopen, damit dieser
nicht nachgebe. In der Linken hält er einen kleinen
etwas verstümmelten Gegenstand, es ist nicht ganz
deutlich ob einen Stein, oder den Griff einer Watt'e,
doch ist ersteres wahrscheinlicher ''). Dahinter fehlt
nichts an dem Relief. Links vom Kyklopen stehen
zwei andere Gefährten, beide völlig nackt; nur dem
ersteren, welcher dem Polyphem näher steht, fällt
ein Bandelier über den Rücken; das linke Bein auf
dem Erdboden, hat er das rechte auf den Fels neben
das Bein des Kyklopen gesetzt, doch blickt auch
er seitwärts nach seinem Gefährten hin, dem Be-
schauer den Rücken kehrend. In dem gebogenen
rechten Arm hält er einen Gegenstand, welchen ich
ebenfalls für ein Felsstück erkläre; weder mit einem
Schlauch (Overbeck) noch mit einem Pfahl (Rochette)
hat er genügende Aehnlichkeit. Der, wie es scheint,
bartlose Kopf, ist ebenfalls erst später wieder be-
festigt worden. Dagegen ist der neben ihm stehende
Gefährte mit wildverzerrtem Gesichte bärtig; auch
er blickt in gröister Aufregung nicht nach Odysseus
und dem Kyklopen, sondern geradeaus; das linke
Knie stemmt er auf den Felsen, ndt dem rechten
*) H. Dr. Krell, welcher nach mir djs Itclief gesellen hat, ent-
schied sich für einen Stein, wie bei dem dritten Gefährlen.
128
Fufse steht er fest auf. In der rechten Hand, welche
■ebenfalls abgebrdchen und später ungeschickt au-
gesetzt worden ist, hält er einen kleinen Gegen-
stand, wahrscheinlich auch einen Steiu. Sein linker
Arm ist durch den andern Gefährten verdeckt.
Demnach, so scheint es, ist es in dieser interessanten
Darstellung Odysseus allein, welcher die That voll-
bringt; die Gefährten sind nur bereit, ihn im Noth-
falle mit Steinen zu unterstützen. Gerade der Gegen-
satz zwischen der festen und mänulich-cutschlosse-
iien Thatkraft des Odysseus einerseits und dem
Zittern und Zagen der Gefährten andrerseits be-
herrscht die ganze Compositiou. Höchst wahrschein-
lich habeu wir es hier mit der sehr schlechten und
späten Copie eines sehr guten griechischen Originals
zu thun, welches vom Kopisten nicht einmal in
Einzelheiten überall treu und richtig wiedergegeben
zu sein scheint. Die Arbeit ist in der That nicht
nur sehr flüchtig, sondern stellenweis geradezu roh.
Dieser Umstand und die schlechte Erhaltung erschwert
leider sehr das Urtheil über die etwaige Version
der Sage, welcher der Künstler des Originals folgte.
Der Stoif ist sicher in Sicilien sehr beliebt gewesen;
aufser der Vase Trabbia erinnere ich an zwei Frag-
meute von Lampen, in Solunt gefunden, welche
Odysseus mit dem Skyphos und ihn oder einen Ge-
fährten unter dem. Widder zeigen (Salinas Scavi di
Solunto t. I n. 3 u. 6).
V.
In einer besonderen Schrift sulla mancunza
delle immarjiiii di Giunone nelle meUaylie yreco-
sicuk, Catania ISö4, hat C (arlo) G(emellaro), der
bekannte sicilische Naturforscher und Numismatiker,
die Behauptung aufgestellt, Hera habe in Sicilien
gar keinen Cultus gehabt. Nun ist die Beobach-
tung, auf welche er diese Behauptung stützt, dass
nämlich Hera auf sicilischen Münzen fehle, wohl
richtig; die Beschatt'enheit der Stiche in dem Werke
des Paruta Sicil. uumism. erlaubt wenigstens nidit
die auf t. X, it2 abgebildete .Münze von l'anormos
als Gegenbeweis anzuführen, und Salinas konnte
mir keine sicilische Münze mit lleiatypus nach-
weisen. Allein aus diesem Umstände folgt durchaus
uielit, Hera sei überhaupt nicht in Sicilien verehrt
worden. Es wäre dies um so auffallender, als Si-
cilien gerade au dorischen Colonien so reich ist,
Hera aber in dorischen Staaten eine ganz besondere
Verehrung genoss. Gerade die Entdeckungen der
letzten Jahre haben Zeugnisse aller Art für den
Cultus dieser Göttin auch in Sicilien geliefert. Bis
dahin war man nur auf einige zum Theil unsichere
Schriftstellerzeugnisse angewiesen. Die Stelle des
Aeliau var. bist. VI, 1 1 dta lavzä tol xat Iv tiZ
tfjg —ixekiag'IiQag %'toj tazrjxev avznv elxiuv yv(.iv()v
ai'Tov ösixt'vaa xai C'jfio).öy£i ti]v 7T(jS~ii' lov
riliüvng to yQÖ.iqia lässt unentschieden, au welchem
Orte, ob in Syrakus selbst oder anderswo, der Hera-
tempel war, in welciiem das Bild Gelons stand
(cf. XIII, 37). Und aus der Stelle des Plin. h. n.
XXXV, 64 ^Zeuxis) tunlus diligentia, iit Acjragvnüuis
facturus iabulani, quam in icmplo lunonis Laciiiiae
publice dicarent, inspexerit virijuics eurum inidus etc.
lässt sich, besonders gegenüber den Erzählungen
des Dionys von Halicarnass und des Cicero, die
Existenz eines Tempels der Hera in Akragas, wie
Picone Memorie Sipriche Ayrigentine p. 138 ange-
nommen bat, niclit ') erweisen, aber das zeigt die
Stelle jedenfalls, dass Hera bei den Akragantinern
Verehrung genoss, uud jeder Zweifel über ihren
Cultus in Akraga,s wird durch den dort gefundenen
prachtvollen Herakopf im Besitz von AI. Castellani
(Mon. d. 1. Villi t. 1) beseitigt. Für ihre Verehrung
in Pauormos dürfte das im .1. isii'j auf der Piazza
della Vittoria in Palermo ausgegrabene Mosaik ( Arch.
Ztg. 18Ü1I S. ;.8. Bull. d. I. ISTO S. S) s))rechen, auf
welchem sich auch Hera auf einem Pfau reitend
befindet; für Solunt der Piombu mit iler Inschrift
"llgsa, publicirt von Salinas Ann. d. I. lyGli S. l'.t,
N. 7 t. B; für Seliuunt endlich, wenn einem die
Deutung der einen Metopc auf Zeus uud Hera oder
die Deutung des im J. JSG5 daselbst gefundeneu
Koiifes (Bull. d. I. 1868 p. 89 j auf Hera zweifelhaft
') Duss Zc'iiNis ilas Bilil für die Akrig:inliner .,utiJ für deren
Tempel der Hera Lakiina" geiiiaclil liahe, wie Sthubnng, Al-ragas
S. (il anniniml, sagt [Miiiius gar lüclil. üeber die Willl>iir der diinb
Kazello eingefiilirten Beiieunung des einen der Tempel von Girgenti
als Heralempcl vergl. Scliubring I.e. S. 4ösq. Holm, Gescb. Sicil. I,
'ilti u. HO.
129
sein sollte, liefert den sichersten Beweis eine i!,leicli-
zeitig mit dem Kopf im eigentlichen Naos des süd-
lichsten Tempels auf dem östlichen Hügel — es ist
derselbe, welchem jene Metope angehört — ge-
fundene in mehrfacher Hinsicht interessante Inschrift.
Dieselbe ist publicirt worden von Sav. Cavallari
(Bull. d. I. 1. c. mit dem Fehler evyyp) und von
N. Camarda, dem Presidente des Liceo in Palermo,
in dem Journal La Sicilia 18G5 n. 21. Der Stein
mifst in die Länge 0,13 M. ; die Höhe der Buch-
staben beträgt etwas über 0,1 M. Die Inschrift, von
welcher ich einen Papierabklatsch genommen habe,
lautet:
APKEZrj
AIEXYAOY
HPAI EYXAN
Von allen Erklärungen, welche Camarda aufgestellt
hat, ist nur die letzte haltbar. Der Sinn, wie der
stehende Gebrauch in griechischen Votivurkunden
den Namen des Weihenden dem der Gottheit vor-
anzustellen, schlielst die Möglichkeit in IdQxsao)
einen Dativ zu erkennen aus, und weist darauf hin,
dass in demselben der Nominativ eines Femininum
]Aqy,Eao} steckt. Dergleichen Nominativformeu auf
qj, wie ?} yltjn!), —ancfw, sind bereits durch Hero-
dian in den Canones des Theodosius (Bekker Anecd.
III, p. 1204) als in dgxala avilygacfa vorkommend
bezeugt; aber auch auf Inschriften von Delos, Chalcis
auf Euböa, Kyrene — auch auf einer athenischen
Grabinschrift ex schedis Fourmonti C. I. u. (J96 findet
sich eine Milesierin !d^pf£^(>^ — sind sie von Böckh,
nachdem er sie anfangs als auf Schreibfehlern be-
ruhend beseitigt hatte, anerkannt und von C. Keil
(Leipz. Kepert. 1851, III, p. 12ö) und Ahrens (Kuhn"s
Zschr. III, S2) belegt worden. Zu den von diesen
angeführten sind nachzutragen die Inschriften einer
in Caere gefundenen, also wohl auf Korinth zurück-
weisenden, Hydria Jm}, Fuf. 'Akc(ih[) (Conze Ann.
d. L 18G4, tv. d'agg. 0. P. Jahn Arch. Ztg. ISGG,
S. 200); desgleichen auf einer delph. Inschr. ( Wescher
Foucart Inscr. de Delph. 435, 2) *<Af/-. wenn dies nicht,
wie häufig gerade auf diesen delphischen luschriften,
nur Schreibfehler statt Wilw ist, was sich in dersel-
ben Inschrift findet. Die aus diesen Formen für den
Archäuliii;. Zig., .laliijang XXIX.
ursprünglichen Stamm dieser Feminina sich erge-
benden Resultate sind bereits von Ahrens 1. c. und
von G. Curtius (Erläuterungen S. 50 u. 51) gezogen
worden. Ist aber die Vorliebe gerade der Dorier
für solche Feminina auf w bereits von Ahrens de
dial. dor. p. 238 bemerkt, so finden sich auch spe-
ciell Formen auf aw sehr häufig. Ich erinnere an
ytvoM (Inscr. de Delph. 61, 4), 'Ayriaiö (HG, 5), Te-
lta<o (70, 7; UG, 3), Icoaiö (43, 14; Simonid. fr. 18äB),
Ntixaaü (C. J. n. 1710), 'Axevaw (C. J. 2481), und
der l4(»z£ff(ü unserer Inschrift sind völlig entspre-
chend Idxtaiü (0. J. n. 5171) und Mvaacj (2448).
Welches aber der Gegenstand ist, welchen diese
Arkeso, Tochter des Aescliylos, der Hera weihte, ob
vielleicht die Aedicula, welche in der Nähe der In-
schrift gefunden wurde, lässt sich nicht entscheiden;
das aber lässt sich aus dem Orte — dem Naos
selbst — und der Art, wie sie unter schweren Stei-
nen versteckt gefunden wurde, wohl mit Bestimmt-
heit schliel'sen , dass der Tempel der Hera geweiht
war. Zugleich spricht auch diese Inschrift dafür,
dass der ganz in ihrer Nähe gefundene archaische
Kopf von Tuff eine Hera vorstellt. Für eine Metope
ist derselbe zu grols; er misst vom Ende des Halses
bis zum Ende des niedrigen Polos über 1 Fufs; auch
sind die weiblichen Köpfe au den Metopen dieses
Tempels sämnitlich von Marmor. Dies macht es
wahrscheinlich, dass er dem Agalnia selbst ange-
hört. Die Aushöhlung des Halses weist darauf hin,
dass er eingesetzt werden sollte. Somit würde iler
Kopf für unsere Kcnntniss des vori»olykletischcn
Heratypus von der gröfsten Wichtigkeit sein, l^eider
aber gestattet die Zerstörung des Gesichts kein Ur-
theil über die Hauptfragen, Lage der Stirn, Kich-
tung der Nase, Stellung der Augen, Form des
Kinns u. s. w. Der Mund scheint geschlolsen zu
sein, wie auch an dem archaischen Kopfe der \'illa
Ludovisi, wohl dem ältesten aller wciljlichen Köpfe
in Rom; wie an diesem, so lallen auch hier die
Haare in einen langen und breiten Scho]if, welchrr
aus 12 w-ellenforniig neben einander laufenden Rei-
hen besteht, herunter; dagegen ist vorn das Ha:ir
nicht mehr in jene steif symmetrischen Löckcluu
gewickelt, sondern nur in 5 über einander liegen-
130
den Reihen gewellt. Auch die Ohren stehen nicht
so hoch wie an jenem Kopfe; und es ist wohl nicht
zu bezweifeln, dass er jenem an Alter nachsteht,
ebenso wie den 3 Mctopen des Tempels C (nach
Serradifalco) auf der Akropolis von Selinunt; andrer-
seits aber scheint er doch die Metopen seines Tem-
pels au Alter zu übertrefteu. Die Inschrift gehört
ohue Zweifel eiuer viel spätem Zeit au, wie Form
und Wahl der Buchstaben zeigt.
VI.
Heydemanu (Arch. Ztg. 187(i S. 43 Anm.) mis-
billigt meine Deutung der einen Seite des Paler-
mitaner Krater (Bull. d. I. 1870 S. 70) auf Zeus und
Aegina; allein er hat in seiuer eignen Beschreibung
der Vase eine Hauptsache, auf welche sich diese Deu-
tung gründete, nämlich den deutlich dargestellten
Zweig in der Hand der Verfolgten übersehen. Dieser,
einem Schilfstengel nicht unähnlich, scheint sie eben
als Tochter des Flussgottes Asopos zu charakterisiren,
gerade so wie auf der von mir auch für die Com-
position herangezogenen Vase des Museo Gregoriano
^^ßrauü, Antike Marmorwerke, 1 Dek. Taf. VI), deren
Deutung durch die Inschriften gesichert ist, eine
ihrer Schwestern bez. Gefährtinnen einen solchen
Zweig hält.
Was die Rückseite dieses Kraters betrifft, auf
welcher die Einführung des Herakles iu den Olymp
dargestellt ist, so schien es mir mit Rücksicht auf
die ausdrückliche Ueberlieferung des Diodor IV, 39
angemessen, den erhobenen Zeigetiiiger an der
rechten Hand des Herakles als Gestus bescheid-
ner Ablehnung zu fassen. Vielleicht ist es je-
doch vorzuziehen, darin einen Ausdruck der Ver-
ehrung zu sehen, welche Herakles dem Zeus dar-
bringt, mit Bezug auf die Schilderung der Verehrung
welche die Menscheu der Psyche zollen, bei Apul.
-Met. IV, 24 iiuircessae foi'iiioiisiliilis (uliniruliunc
slnpidi et admoverUes oribiis suis dcxlcrain priiiiore
dujilo in ereclum polliceiu residente ul. ipsuin prur-
sns deum Veuerem reliyiosis adorativnibiis . . . etc.
Dabei darf allerdings nicht verschwiegen werden,
dass in der von Apulejus geschilderten Art der Ver-
ehrung der Daumen, liier der Zeigefinger gehoben ist.
VII.
Der Skyphos, welcher auf Taf. öö zum ersten
Mal in natürlicher Grölse abgebildet worden ist,
nachdem er bisher nur in einer Miniaturskizze bei
Giusejjpe de Spuches, epiyraji inedile ed cillri oygetti
(irclieologici, Palermo l8H5t. Un. 3") publicirt war,
befindet sich in der Vasensamudung des Museum zu
Palermo. Er war früher in der Sammlung des Duca
di Verdura e Papparopoli iu derselben Stadt. Nach
der Angabe von de Spuches stammt er aus Grofs-
Griecheuland; er ist 0,25 M. hoch, an der Mündung
0,30 M. breit. Die Figuren sind roth, später sind
die Umrisse derselben noch einnud schwarz um-
zogen und zwar nicht immer mit den rothen über-
einstimmend. Die Zeichnung ist sehr fein. Zu bei-
den Seiten der Henkel ist ein schönes Palmetten-
ornameut; die Darstellung selbst erhebt sich auf
einem durch Mäander gebildeten, von Kreuzen durch-
brochenen Streifen.
Auf der Vorderseite sitzt, das Gesicht dem
Beschauer zugewandt, gemächlich auf einem Felsen
ein bärtiger und behaarter Genosse des bacchischeu
Thiasos; in der Rechten hält er einen laugen Stab
mit zwei Seileuästen und einem grolsen Piuieuapfel
an den Körper gelehnt, während er die Linke auf
das iu die Höhe gezogene linke Knie stützt. Im
Haar trägt er eine gestickte und wie es scheint auch
mit Blättern (?) durchwundene Jiinde, welche zu
beiden Seiten der langen Ziegenohren bis auf die
Brust herabfällt. Er lauscht dem Spiele eiuer vor
ihm stehenden Nymphe [iu ärmellosem Chiton),
welche auf der Doppelflöte bläst. Hinter ihm er-
hebt sich bis zur Höhe seines Kopfes ein schnuiler
Pfeiler, an welchem, von oben beginnend, die In-
schrift steht ONAAEEY3E (Oi'aaoEv[o]^), iu wel-
cher wohl, wie häutig, kein tieferer Sinn zu suchen
ist '). Nicht ohne Beziehung auf diese Darstellung
'} Vergl. aiicb HeyJemann Arcli. Zig. 1.S7I S. ju.
») Die Lesung des de Spuclies ON • A2IEY • • E i*' un-
genau; seine üuulungen Oitit; tiiiog (als r<anie des Verstorbenen)
uder 6 yix(i; tiiu; (d. Ii. l'an selbst) sind uubaltbar. Aucb lleyde-
uianii's Angabe (Arcb. Ztg. 1871 S. .■>()) ist ungenau. Das erste A
ist sogar deullicber als das jiveite; vom zweiten ü '*' "'"' ''''^
Zrteile Hallte erbalten.
131
ist die Genre-Scene der Rückseite, welche sich als
solche auch durch weniger gute Ausfuhrung cha-
rakterisirt. Hier sitzt eine weibliche l'Mgur in Chiton
und Mantel, im Haar einen iteifen, nach links ge-
wandt mit üljerschlagenen Beinen auf einem Felsen;
in der Rechten hält sie einen Spiegel, iu welchem
sich ihr Gesicht wiedersjiiegelt. Vor ihr steht ein
nackter Jüngling — nur über die linke Schulter und
den linken Arm ist die Chlamys geworfen — mit
der Rechten sich auf einen Stab stützend. Offenbar
sucht auch er das Madchen zu unterhalten, jedoch
wie es scheint mit weniger Glück als die Nymphe
bei dem alten gemüthlichen Satyr; wenigstens be-
schäftigt sie sich mehr mit ihrem Spiegel als mit
seinen Worten. Eine solche Beziehung zwischen
beiden Seiten scheint mir nicht gesucht. Der Ge-
danke an ein Parisurteil, welchen de Spuches ge-
habt hat, dürfte schwerlich jemandes Beifall finden.
Breslau. Richard Förster.
NEUE INSCHRIFTEN AUS WÜRTEMBERG.
1. Vor dem Freiherrl. v. Berlicliingen' sehen
Schlosse in Jagsthausen (wiirtembergisches Oberamt
Neckarsulm) gefunden ISGil und allda im Kittersaal
aufgestellt :
LEG • XXII
PR-P F
Der Altar ist 1.3" lang, it" hoch.
So aufgeführt iu Zeitschrift des histor. Vereins
für das würt. Franken Bd. 8 Heft 2 1869 S. 330.
Ein anderes Exemplar dieser Inschrift fand sich
schon früher ebendaselbst; s. meine Würtemb. Ge-
schichte 1 S. öö N. 253 und danach Brambach C. I.
Rh. n. 1610.
2. In Jagsthausen gefunden 1871, allda in
Privatbesitz, aus welchem der Fund für die Staats-
sanunlnng in Stuttgart zu erwerben mir noch nicht
geglückt ist:
I ■ 0 • M
ATVSONtVS
VICTOR (MVS
V ■ S ■ L • L • M
Die Inschrift wird im heurigen Festprogramm
von Rector Keller in Oehringen, dem MitHnder der-
selben, besprochen werden, worauf ich hinweise.
Vorläufige Anzeige in der Schwäbischen Chronik
(Beilage zum Schwäbischen Mercur) vom 7. Juni
1871.
Der Stein ist 2' ',l" hoch, 1' 4" breit, das Ge-
sims oben und unten 1' 7 " breit.
Stuttgart. Stalin.
EIRENE MIT DEM PLUTOS UND ATHENE LEMNIA.
Die Absicht, in Erinnerung an das nach rö-
mischen Vorgang zuerst in Kiel gefeierte Winkel-
mannsfest, schon im vorigen .lahre oben genannte
Statuen vor der hiesigen Kuusthalle aufzustellen,
war in Folge des Kriegs verzögert. Die Aufstel-
lung ist nunmehr am 6. August erfolgt und wurde
durch eine Rede des Professors Forchhammer ein-
geleitet. Zunächst sprach derselbe über die nach
Aristoteles den Griechen geläutige alte Eintheilung
der Güter in die des Geistes, des Körpers und
iiufsere Güter und über den Wechsel derselben als
Gegenstand des Strebeus einzelner Menschen, ein-
zelner Classen und ganzer Völker, letzteres mit be-
sonderer Beziehung auf Athen, wo zwar nach der
langen Kriegsepoche vom Anfang des peloponne-
sischen Krieges bis zum Frieden [374) 371 das
Bedürfuiss nacii Wiedergevvinnug des Wohlstandes
durch den Frieden gröfser geworden, aber dennoch
aller Wohlstand und aller lieichthum, den die Eloijiij
ifiQovoct Illovtov nalöa bringen mochte, nach der
Forderung des Aristoteles und der Philosophie nur
als Mittel, als ..Choragie" verwendet wurde für die
132
Gewinnung- und Mebrung geistiger Güter, für die
Fortentwiclielung aller Wissenschaften unter dem
Schutz der Athene, die allmälig aus einer vor-
zugsweise kriegerischen Göttin zu einer Göttin der
^\■eisheit und aller Güter des Geistes geworden war.
Der Vortrag ging dann über zu einer Erzäh-
lung der Schicksale und der Erklärungen der Gruppe
Ino-Leukothea mit dem Bacchus, jetzt Eirene
mit dem Plutos, gedachte der Verdienste von
Friederichs, Stark, Üvcrbeck, und besonders Brunn
um die richtige Erklärung, Bottich ers um die Zeich-
nung der richtigen Ergänzung, Wolfs um die Mo-
delirung derselben, wonach dann die Zinkgiesserei
des Herrn Geils iu Berlin das erste correcte Exem-
plar der schönen Gruppe des Kephisodotos für
das Kieler Museum geliefert habe.
Gleichzeitig mit diesem wurde auch ein zweites
Staudbild vor der Kunsthalle aufgestellt, die so-
genannte Minerva Giustiniani oder Medica. Der
Vortrag suchte wahrscheinlich zu machen, dieselbe
sei eine alte sehr vollendete Copie der Athene
Lemnia des Phidias. Mit den Naclirichten dass
die Lemnier, die treuen Verbündeten der Athener
ein Weibgeschenk für Athen von dem grölsten
Künstler fertigen lielseu, welches nach alten Zeug-
nissen zu den schönsten Werken des Phidias ge-
hörte, stimmt alles, was wir an dieser Statue Eigen-
thümliches finden. Zunächst ist sie entschieden die
schönste unter allen bisher entdeckten Statuen der
Athene und entspricht vollkommen der Beschreibung,
die Lukian im Anlang der Imagines von einzelnen
Theilen giebt, und dem Lobe bei Paus. 1, 2s und
Plinius 34 § 04 obwol es keinesweges sicher ist,
dass des letzteren Minerva ,,ex aere" mit der Lem-
nia dieselbe ist War aljer diese eine Erzstatue,
dann ist das Zeugniss des Piirasealogen Himerios
um so mehr zu verwerfen; denn wie an einer Erz-
statue die Schönheit der Göttin sich unter dem
IkOth der Wangen verbergen soll, ist nicht einzu-
sehen; abgesehen davon, dass nichts uns zwingt,
jene Phrase des Himerios auf die Lemniscbe
Athene zu beziehen, Vielleicht bezieht sich sein
„liotli der Wangen" auf die ,.na(jl}evog" d. h. auf
die im Parthenon. Auch aus der Aufzählung der
drei Staudbilder bei Aristides orat. 50 (Vol. 2. p. ä5G
ed. Dind.) nändich der s?.£q>avztvrj, der Xalxtj und
der uirj^vla liefse sich wohl ein Zweifel an der Be-
ziehung des ..ex aere" des Plinius auf die Lemnia
ableiten, und vielmehr folgern, sie sei nicht aus
Elfenbein oder Erz, sondern aus Marmor gewesen.
Vor allem aber dürfte auf die EigenthUmlichkeit zu
achten sein, dass unter den zahllosen Bildsäulen
der Athene diese die einzige ist, zu deren FUlsen
sich, wie bei der Partbenos des Phidias, die
Erachtbeus -Schlange mit Sicherheit nachweisen
lässt. Wenn schon dadurch sich dieses Standbild
als für Athen bestimmt ausweist, so mochte es
um so eher als ein Wcihgescbenk der Lemnier mit
dieser EigenthUmlichkeit versehen sein, als die Insel
Lemnos ja vorzugsweise dem Hephästos, dem Vater
des Erecbtbeus, geheiligt war. So scheint Alles
dafür zu sprechen, dass wir in der Minerva Giusti-
niani in derThat die Athene Lemnia vor Augen
haben, und wenn dies, dann ist die grofse Sorgfalt
um so erklärlicher, deren sie sich durch alle Jahr-
hunderte erfreut hat, und der die vorzügliche Er-
haltung des Standbildes zu danken ist.
Kiel. P. W. FuRCHIIAMMEK.
Durch den Slrike der Selzer ist das Erscheinen dieses Heftes, welches spätestens Ende November v. .1. erfolgen sollte, bis jetzt
Verzügen wordea. Die zu den Tafeln ,il, ,i2, ä'i und 53a gehörenden Aufsiilze, ebenso Sitzungsberichte und weilere Miscellen sind, um
noch längeren Aufenthalt zu vermeiden, für das vierte Heft zurückgelegt Morden, welches so schnell, als es der immer noch unsichere Personal-
bestand der Druckerei gestattet, diesen) nachfolgen soll.
Februar 187'.'. Die Hedaction.
RELIEFGRUPPE IN MARSALA.
(Hierzu die Abbildung Tafel 51.)
Die auf Tafel 51 uaeli dein Maassstab von 1 : 10
abgebildete Gruppe ') ist in Marsala im P^rdgesclioss
lies Municiniuuis aufgestellt, z'isaujnien nnt einer
])unischen luscliiift ^), welche Gesenius sepulciiuu
Mazori figuli übersetzt. Die Inscln-ift befand sieh
schon im vorigen Jahrhundert au derselben IStelle ')
und Süll nach der Angabe bei Torreiuuzza 1779 auf
auf der lusel S. Pantalco oder Pantaleone bei Mar-
sala ausgegraben worden sein. Nach der Tradition
des Ortes ist die Gruppe mit der Inschrift zugleich
gefunden, eine in sich wahrscheinliche Angabe, da
die beiden Stücke die einzigen im Municipium vor-
handenen antiken Monumente sind und augenschein-
lich gleichzeitig dort ihre Auf.'itcUung gefunden ha-
ben. Eine Unterstützung der Angabe durch ältti-e
Nachrichten habe ich aber nicht zu tinden vermocht.
Munter in seinen ..Nachrichten von Neapel und Si-
cilien, auf einer Heise in den Jahren 1785 und 178G
gesammelt" (S. 243 der Uebers.J erwähnt sogar als
einzige Spur des alten Motya ,,eiue punische In-
schrift, die man vor einigen Jahren gefunden hat";
doch hat er weder Marsala noch S. Pantalco selbst
besucht. Der neueste Localhistoriker Andrea di
Girolamo gedenkt in seinem überhaupt werthlosen
Discorso storico-critico suH' origine ed an-
tichitä di Lilibeo (Palermo 1856) der Gruppe
gleichfalls nicht; und wenn Scliubring in seiner Ab-
handlung über Motye-Lilybaeuni (Pliil. NXIV S. 80)
das ..grol'se Relief aus Motye" erwiihut, so hat er
') Die Basis ist M. 1,80 breit, M. (),','7 bocb; die Hübe der
Gruppe über der Basis beträgt M. 1,10.
") Turreniuzza Sicüiae .. . inscr. class. W No. 17 p. 323 der
2. Ausgabe; Gesenius Scripturae linguaeque P/wen. mon. 1 p.
Uli Kü. 44 und II Tfl. 14; Scbriider Die pbüniz. Spraclie S. 252
Nu. \.\ Tfl. -Will, 25. Dieser führt nocb die mir unzugängliche
Schrift von Greg, ügdulcna JSulle nwnele Punico-Sicule ^Palermo
1857) p. 47 an, welche nach Schubrings freundlicher Mittheilung die
gleiche Fundnotiz enthält.
ä) Irrtbümlich giebt Gesenius Mazzara als Aufbewahrungsort an.
ArcliäüUii;. Zig., Jahrgang XXIX.
die Güte gehabt, mir brieflich zu bestätigen, dass
sich diese Angabe auf eben die mündliche locale
Nachricht gründet, der ich sie verdanke, während
auch ihm niciit gelungen sei, einen litterarischeu
Beleg dafür zu finden.
Diese Ungewissheit über den Fundort ist zu
bedauern, da die Bestimmung desselben im vorlie-
genden Falle eine besondere Bedeutung hätte. Die
Insel y. Pantaleo ist, wie schon Cluver ^) erkannt
und fortgesetzte Forschung ') lediglich bestätigt hat,
das alte Motya, Motvij, C'olouie und hauittsäcliliclie
Operatiousbasis der Karthager auf Sicilieu "). Es
ward 3'J7 v. Chr. von Dionysios von iSyrakus ero-
bert'), darauf 3Ü5 v. Chr. von llimilko zwar von
Neuem genommen *"), aber, wie es scheint, nicht
wieder aufgebaut; vielmehr soll gleich nach der er-
sten Eroberung für Motye Ersatz geschaffen worden
sein durch Colonisation von Lilybaeum "). Mit gro-
fser Wahrscheiuliclikeit also darf man alle Alterthü-
mer der Insel S. Pantaleo für älter halten als die
angegebnen Jahre und es scheint in der That, dass
nichts was dort zu Tage liegt oder kommt , dem
widerspricht '"). Üb wir diesen au sich schon nicht
schlechthin bündigen Schluss auch auf die vorlie-
gende Thiergruppe ausdehnen dürfen, bleibt bei der
mangelhaften Beglaubigung der Fuudnotiz leider
ganz im Ungewissen.
Die Grupjie ist aus Marmor oder marmorähnli-
*) Sicilia anliqua S. 241) fl'.
') S. des Herzogs von Luynes Bechtrches sur V emplacement
de l'ancienne ville de Motya. Ann. dell' Inst. 1855 S. 92 If. und
Schubrings o. a. Abhandlung.
*) Diod. XIV, 47, 4, ov fiaxnctv Tov lof/ov tüvtov (sc.
'.EQVxog) JVfoTvi] noiii )])' linoiy.ng Kc<Q/i]d'ovtoji' ij /.liU.iaitt
l/nüivjo xttiä irjs 2iixii.iic; 6iiur,jrjn{i;j.
') Diod. .\IV, 53.
8) Diod. XIV, 55, 4.
») Diod. XXII, 10, 4 Dind.
'») S. Schubring a. a. ü. S. ül.
19
134
lichem Kalkstein in so hohem Relief ausgearbeitet,
dass mau auf den ersten Blick sie für ein Rund-
werk hält, zumal da der Reliefgrund längs des obe-
ren Aufsenconturs der Figuren weggescblageu ist;
wahrscheinlich war das Ganze auf Ausfüllung eines
bestimmten Raumes , beispielsweise eines Bogens
oder Dreiecks über einer Thür berechnet; in der
Weise etwa wie eine ähnliche Gruppe im Gie-
bel eines Grabmals zu Jlyra vorkommt "). Es
drängt sich dabei unwillkürlich die Vermuthung
auf, dass die Gruppe seihst zu einem Grabe und
zwar zu demjenigen gehört habe, von dem die oben
erwähnte Inschrift herrührt. Dagegen hat nach
Herrn Dr. Schubring's Mittheilung Cavallari dem-
selben die Vermuthung ausgesprochen, dass sie über
dem Portal des nördlichen Stadtthores gestanden
habe, in dessen Nähe die Inschrift gefunden sein
soll. Mir scheint die Grup]ie für diesen Zweck zu
klein '"). Ueber manche Einzelheit der Formen ist
das Urtheil durch den heutigen Zustand des Wer-
kes erschwert; es ist in der Mitte geborsten und
vielfach bestol'sen und abgerieben. Doch kommen
nicht alle Unbestimmtheiten auf Rechnung späterer
Beschädigung. Das forndose Stück am linken Hin-
terbein und das andere, welches an Stelle des lin-
ken Vorderfufses steht, sind kaum anders zu erklä-
ren als durch die Annahme , dass das Werk nie
ganz vollendet gewesen sei.
Das Erhaltene genügt, lun die vortreffliche Com-
position zu erkennen und zu würdigen. Zwei Lö-
winnen oder Tiger haben einen Stier angegriffen.
Mit katzenartiger Behendigkeit ist das eine Thier
dem Stier auf den Rücken gesprungen, das andere
hat ihn von vorn gefasst; beide packen ihn mit den
Zähnen im Kreuz: ungcsuclit ergiebt sich eine sehr
weitgehende Symmetrie in der Bewegung beider
Thiere, welche den Gedanken an engen Zusannnen-
hang mit strenger Architektur besonders nahe legt.
Der Stier ist auf das rechte Knie zusammengesun-
ken, während das linke Bein sich vergeblich in die
Höh' stemmt. Hinten hält er sicli nocii aufrecht,
aber der linke Hintcrfufs ist bereits in eine falsche
") Fellous EntJpckunRen in l.ykien, (Iciitsch v. Zenkt'r, Tfl. 23.
") S. die Mafse des Tlioreä \m Scliuhring l'liilol. XXIV S. 61.
Bewegung gedrängt, die seine Kraft lähmen muss:
es ist keine Frage, dass der Stier als verloren er-
scheint. Gearbeitet schien mir die Gruppe, soweit
ein Urtheil noch möglich ist, nicht mit besonderer
Sorgfalt, aber von freier und geschickter Hand.
Die scharfe Beobachtung der Thiere, die sich darin
ausspricht und die glückliche ihrem Charakter vor-
trefflich angepasste Composition wird die Abbildung
auch ohne nähere Erläuterung erkennen lassen.
Gruppen, welche der vorliegenden im Gegen-
stand und der Composition sehr gleichen, sind auf
allen Gattungen von ]\tonumenten nicht selten. Un-
ter den Reliefs ist aufser dem schon oben aus Myra
angeführten Beispiele der Fries des Tempels zu As-
sos "*) und ein Relief aus Xanthos zu erwähnen '^),
dem die Composition eines wahrscheinlich unterita-
lischen Terracottareliefs im Berliner Museum '')
ziemlich genau, aber von der Gegenseite entsju-icht:
Andere kleinasiatische Parallelen, deren Publicationcu
mir nicht zu Gebote stehen, führt Kekule Theseion
Ko. 1 au, zur Erläuterung einer in Athen gefunde-
nen ähnlichen Gruppe. Auch der etruskischen Kunst
ist der Gegenstand und die gleiche Art der Compo-
sition nicht fremd "). Dagegen sind die verwand-
ten Darstellungen römischer Sarkophage von Ste-
phani"), der sie zusammenstellt, wol richtig auf
die renationes des Amphitheaters zurückgeführt
worden.
Die Jlehrzahl der hierher gehc'irigen Reliefs
scheint zu Gräbern zu gehören; es wäre wichtig
festzustellen in wie weit dies der Fall ist, und ob
der Gedanke. Gräber mit diesen Gegenständen zu
schmücken, kleinasiatisclieu Ursprungs sei: um so
mehr als eine weitverbreitete und vielbesiudchenc
Gattung von Grabreliefs auf dasselbe Vaterland zu-
rückzuweisen scheint. Indess eine solche Untersu-
chung ist unausführbar ohne ein monumentales und
litterarisches Material, dessen Benutzung mir gegen-
wärtig versagt ist.
Halle a. S. Ricuauh Sciir>NE.
>3) Moniini. dell Insl. III, 35.
1«) Fellows a. a. 0. Taf. Kl. cfr. S. 2()2 d. Uchers.
") Gerhard Ant. Bildw. Tfl. I.XXVIII, 2: Prodromns S. 317.
") Vgl. die .\pbenscite des Sarkopliages ans Vulci : Mon. VIII, 18.
") Compte-Hendu 1867 S. 140.
135
GOLDSCHALE VON PIETRAOSSA.
Hierzu die Abbildunf' Taf. 52.
Das merkwürdige auf Taf. 52 dieses Jahrgangs
abgebildete Monument, das ich auf den Wunsch
des Herausgebers dieser Zeitschrift mit einigen Worten
begleite, ist das Hauptstück des bedeutenden Fundes
von Goldgeräthen, welcher im Jahr 1837 zu Pic-
traossa ') (oder Petrossa) im Distrikt von Buzeo in
der Walachei von einem Bauern gemacht wurde. Ab-
gebildet und kurz besprochen wurde es zuerst von
Arneth in den Monumenten des k. k. Münz- und
Antikenkabinettes in Wien, Beil. V. pag. 85 '). Da
jedoch die dort reproducirte Zeichnung weder sti-
listsch getreu noch in den Details zuverlässig ist,
auch das genannte Prachtwerk nicht sehr verbreitet
sein dürfte, musste eine neue Abbildung äusserst
wünschenswesth erscheinen, wie sie hier nach einem
der archäologischen Gesellschaft vor einigen Jahren
vorgelegten Abguss (vgl. Arch. Anz. 18G7 p. 130)
gegeben wird. Während man durch das kostbare
Material an die berühmte Schale von Rennes (Miliin
M. A. J. I Taf. 24) erinnert wird, liegt rücksichtlich
des Stils der Arbeit der Vergleich mit der allerdings
noch bedeutend roher ausgefülirten Silberschale des
Grafen Stroganoff" näher (abgab, im 1. Jahrgang
dieser Zeitschrift 1843 Taf. 10), mit der sie auch
von Gerhard (ebendas. pag. IGl — 165) schon zu-
sammengestellt worden ist. Das Aeussere der Schale
ist vollkommen schmucklos, inwendig dagegen zieren
sie zwei von concentrischen Kreisen eingeschlossene
Keliefstreifen , von denen der eine etwa viermal
so breit als der andere, innere, vor Allem die Auf-
merksamkeit auf sich zieht. Die letzthin mehrfach
gemachte Beobachtung, dass uralte Kunstformen in
später Zeit wieder auftauchen, ist auch hier zutref-
fend. Die eben beschriebene Disposition erinnert
unwillkürlich an diejenige, die bei den neueren Be-
sprechungen des homerischen und hesiodeischeu
Schildes als altasiatisch nachgewiesen ist; allerdings
ist dies Decorationsprincip hier durch die starke Be-
vorzugung des einen der beiden Streifen ziemlich
') Gelegen auf dem Wege von Jassy nach Bucliaresl.
') Vgl. die Sitzungsber. der Wiener Acad. 1, 18 48 S. 42 ff.
(2. Ausg. S. 8li ff.) A. d. H.
verdunkelt. Geschieden sind die-beiden Gürtel durch
schmale Bänder, die theils als schlichte Rundstäbe
profilirt sind, theils strickartig gedreht erscheinen.
Den äusseren umgiebt ein ziendich breiter in Wel-
lenbewegung sich dahinschläugehider Kranz von
Reben (vgl. Theoer. I, 29 t(;7 nsgi ftiv "/si'Ar] fia-
QVEittL vxp6i}t xiaong).
Den Mittelpunkt, um den sich diese concentri-
schen Kreise bewegen, bildet das ziemlich roh ge-
arbeitete Figürchen einer Frau oder eines jungen
Mädchens im einfachen ärmellosen Chiton. Der
niedrige Sitz ist mit demselben Rankenornament
verziert, welcher den Rand der Schale umgiebt; in
der Hand hält sie einen becherartigen Gegenstand.
Der Kopf ist unverhältnissmäfsig grol's, wahrschein-
lich um die Porträtzüge, die das Gesicht aufnehmen
sollte, deutlicher bilden zu können ^). Analogien für
diese eigenthümliche Art eine Figur in der Bütte eines
Gefäl'ses anzubringen, sind mir nicht erinnerlich, auch
ist mir nicht bekannt, ob dieselbe etwa beim Ge-
brauch des Gefäfses abgenommen werden konnte ■*).
Auf dem kleinen inneren Kreis, der die Mittel-
ligur umgiebt, ist eine Heerde dargestellt, die, wäh-
rend der Hirt schläft, von einem Löwen und einem
gefleckten Panther angegriffen wird. Es liegt nahe,
die allerdings viel reicher motivirte Scene auf dem
homerischen Schilde (II. XVHI, 573 ff'.) zur Verglei-
chuug herbeizuziehen.
Wenn diese Darstellung durchaus einfach und
verständlich ist, so stöi'st die Erklärung des breiten
Hauptstreifens auf nicht geringe Schwierigkeiten.
Wir befinden uns hier in der misslichen Lage,
zweifelhatt zu sein, ob unsere Unwissenheit unserer
Erkenntniss so enge Schranken steckt, oder ob der
halbbarbarische Künstler durch Mischung nicht zu-
sammenhängender Vorstellungen sich Willkührlich-
keiten erlaubt hat, an denen jeder Versuch einer
methodischen Hermeneutik scheitern muss.
'') Man wird sicli dabei der auf den elruskiscben Ascbenkislen
liegenden Figuren erinnern.
*) Sie ist, wie eine Anfrage in Bucharest ergab, aufgelöthet.
A. d. H.
19»
136
Einen gewissen Anhalt für die Erklärung bietet
die unverkennbare Sj'rametrie in der Yertlieilung
der Figuren. Nach ihr zerfällt der ganze Figuren-
gürtel in zwei nicht ganz gleiche Hälften. Dieselben
werden von einander getrennt oder eingerahmt —
beide Auffassungen scheinen möglich — durch zwei
sitzende halbnackte männliche Figuren. In der
einen erkennt mau auf den ersten Bück Apollon.
Lässig sitzt er da; der rechte Ellenbogen ist auf-
gestützt, die Beine auf den Schenkel gestemmt, zu
seinen Füssen lagert der Greif. Ebenso ist die ent-
sprechende Figur schon durch das Krokodil, das
ihr als Sitz dient , deutlich als Nil gekennzeichnet.
Er sitzt hier gegen die gewöhnliche Auffassung auf-
recht wie auf den berühmten Ouyxschale zu Neapel
(Visc. M. P. Cl. III, Tav. c. I). Das Haar ist mit Lo-
tosblumen bekränzt, mit der Linken umfasst er ein
Füllhorn, aus dem Früchte hervorragen, in der
Hechten hält er ein Instrument, das aus einer an
einen kurzen Stiel befestigten Kugel besteht. Die
Bedeutung desselben isst mir unbekannt; ich vermag
dasselbe überhaupt nur noch einmal auf der gewiss
stark interpolirteu und durch die Inschrift schon
verdächtigen Zeichnung bei Boissard (VI, 78 =Mont-
faucon A. E. II pl. CXXVIII = C. I. Gr. (1006) in der
Hand des Anubis nachzuweisen. Die von diesen
beiden eingeschlossene Gruppe besteht nun aus fünf
Figuren. Die mittlere, auch durch die Efifai^e-
stellung hervorgehoben, ist ein bis auf die Chlamys,
die lang über den Kücken herfällt, völlig nackter
Jüngling mit aufgebundenem Haar; in den Händen
hält er zwei sich an die Schultern anlegende höl-
zerne PHugschaaren der einfachsten Art. Rechts
und links von ihm stehen zwei andere unbärtige
junge Männer. Der zur Linken hebt mit der einen
Hand ein Instrument, in dem trotz der etwas plum-
pen Form eine Peitsche unverkennbar scheint. Im
rechten Arm des Andern, der noch einen Schurz
um den Leib trägt, ruht ein geschwungener Stab,
während er mit der Linken einen mit Früchten ge-
füllten Korb emporhält. Es folgen links und rechts
wiederum sich entsprechend zwei Fraueugcstalten;
die erste, in einen .Mantel eingeschlagen, der den
gröfsten Theil des Leibes entblöfst lässt, hält auf
der flachen Hand eine Schaale, ins Haar ist eine
Blume gesteckt, deren Blätter seitwärts abstehen
und diesem Kopfschmucke das Ansehen der be-
kannten Knpfflügelcheu der Erinnyen geben, lieber
die Schulter fallen gedrehte Locken herab. Die
zur rechten ist völlig bekleidet mit einer kurzärme-
ligen unter der Brust gegürteten Tunica; mit der
Linken erhebt sie eine Schale, in der Rechten hält
sie eine ägyptische Situla. Klar ist von dieser Vor-
stellung nur so viel, dass sie sich auf den Acker-
bau bezieht, und wenn man in der Mitteliigur den
Erfinder desselben Triptolemus zu erkennen sich
getraut, so wird man passend die jetzt in Peters-
burg befindliche Vase aus Ruvo zur Vergleichung
herbeiziehen, auf der Triptolemus auf seinem Wagen
an dem durch Beischrift als solcher beglaubigten
Nil (NEIAOO erscheint (Stephani, Vasensammlung
der Ermitage No. 350: abgeb. Compte-Kendu v. IS(V2
pl. 4. 5 p. 54). Die Gegenüberstellung Apollons und
des Nil bleibt mir allerdings dabei vollkommen un-
verständlich.
Die Mitte der andern Hälfte der Dar.stellung
wird von zwei völlig bekleideten weiblichen Figuren
von nationalem Ansehen eiugenomnieu. Das Hin-
terhaupt beider wird durch einen Mantel verhüllt.
Die zur linken thront auf einem Sitz, dessen Rück-
lehne durch einen Bandstreifen nut seltsamem ent-
fernt dem Mäander ähnelndem (Jrnament verziert
ist. In der linken Hand, die auf dem Schofs ruht,
hält sie ein Blatt, mit der rechten umfasst sie ein
kurzes Scepter, das eigenthümlieher Weise nicht,
wie man erwarten sollte, auf den Boden gestemmt,
sondern mit der Spitze, welche eine Sternblume ver-
ziert, nach unten gewendet ist. Die Fülse sind auf
einen Untersatz von spitzwinkliger Form gestellt.
Die seltsame Gestalt dieses Geräthes erklärt sich
wohl nur aus Rücksicht auf den Raum. Als ein
eigenthümlieher Kopfschmuck machen sich zwei vou
einem Puncte ausgehende Hörnchen geltend, die
Aehnlichkeit iiabcn mit den Fühlern eines Insectes.
Die zweite Figur ist offenbar als vor dem Sitz ste-
hend gedacht; im linken Arm ruiit eine grofse bren-
nende Fackel. Nimmt man Rücksicht auf die Umge-
bung, in der liier die Göttinnen erscheinen, so wird
137
man kaum zweifeln, tlass in ilmen Demeter und
Perseplione zu erkennen sind. Zur Kecliteu und
Linken befinden sich je drei Figuren Erwachsener,
links ist noch ein kleiner Knabe eingeschaltet. Von
den drei zur rechten ist die mittlere durch das be-
franzte, auf der Brust in einen Knoten zusammen-
senonimene Gewand deutlich als eine Priesterin der
Isis gekennzeichnet. Im linken Arm ruht das Füll-
horn, ein der Göttin selbst entlehntes und für diese
durchaus charakteristisches Attribut. Mit einem
Stäbchen, welches sie in der erhobenen Rechten
hält, berührt sie den Scheitel eines bärtigen
Mannes, der in ein den grölseren Theil des Ober-
leibs unbedeckt lassendes Plimation eingeschlagen
ist. In der Hechten hält derselbe eiue corona tor-
tUis, die Linke legt er auf die Brust. Stellung und
Geberde scheinen eine andächtige Sammlung aus-
drücken zu sollen, und wir irren deshalb wohl nicht,
wenn wir annehmen, dass hier eine Weihe vor sieli
geht. Rechts von der Priesterin erscheint die Figur
eines Knaben mit über der Stirn geflochtenem und
über die Schultern herabhängendem Haar. Das
umgeworfene Himation lässt den Leib bis unter den
Nabel blol's. Am reeiiteu Oberarm erkennt man ein
Armband, im liiiken ruht ein roh gebildeter Palm-
zweig, in der rechten hält er einen Mohnstengel.
Mau wird ihn als boniis Ecenlus ansprechen dürfen.
Neben der thronenden Göttin, der Figur des Einzu-
weihenden entsprechend , folgt eine Priesterin mit
verhülltem Hinterhaupt, in der Linken eine Schale,
in der Rechten eiue Situla haltend. Eiligen Schrittes
mit fliegendem Haar kommt von links ein Jüngling
herbei mit flatternder Chlamys und um den Leib
gegürtetem Schurz, wie ihn eine Figur der andern
Hälfte trägt; im rechten Ann ridit eine brennende
Fackel, in der Rechten hält er eine ausseriirdentlich
grofs und. plump gebildete Kornähre. Nicht klar
ist, ob er sie dem flachen Korb entninunt, den ein
kleiner Knabe auf dem Kopf trägt, oder ob sie sich
nur zufällig über diesem Geräth befindet. Höchst
eigeuthüudich ist die letzte, dem sitzenden ApoMon
zunächst befindliche Figur, die einen langärmeligen
unter der Brust mit einer breiten Rinde gegürteten
und am unteren Rande ausgezackten Chiton, wie es
scheint von Thierfellen, trägt; eine eng anliegende
Kojifbedeckung scheint aus demselben Stoffe gefer-
tigt zu sein; über den Rücken fällt eine Chlamys;
im linken Arm ruht ein von einem sehmalen Bande
spiralförnn'g umwundener Stab, mit der Rechten
eihebt er eine an den zwei Zipfeln zusammenge-
nounuene Täuie, vermuthlich von wolligem Stofi'.
Zwischen seinen Beinen erscheint ein allerdings ohne
Andeutung des Wassers schwimmender Fisch, der für
Neigebaur (Arch.-Ztg. 184o p. 128) Veraulassung ge-
wesen zu sein scheint, diese Figur für Poseidon zu
erklären, wofür sonst kein irgendwie erkennbarer
Grimd vorliegt.
Üebrigens ist der Zusammeuhang zwischen
(lieser und der vorigen Hälfte durcli die Beziehungen
der beiden grol'sen Gottheiten zum Ackerbau von
selbst gegeben. Derselbe wird besonders enge er-
scheinen, wenn in der Hauptfigur jener wirklich
der Schützling der Demeter Triptolemos erkannt
werden darf. Das Theuia, welches der Künstler
in dieser figurenreichen Darstellung auszuführen be-
müht gewesen ist, sind sonach Segnungen der
eleusinischen nnd ihnen nahe stehender Gottheiten;
Segnungen übrigens der maimigfachsten Art, und,
wenn wir anders in jener einen Grupi>e richtig eine
Weihung erkannt haben, nicht blos solche, die sich
auf das leibliche Wohlergehen der Menschheit be-
ziehen. Im Einzelnen bleibt dabei allerdings mehr
als ein Punct unverständlich; doch wird hofl'entlicli
diese neue Publication Andern Veranlassung werden,
sich mit dem Monument eingehender zu beschäftigen
und entweder die Schwierigkeiten in befriedigender
Weise zu heben oder die Unmöglichkeit einer Lö-
sung überzeugend nachzuweisen ').
Göttiugen. Fu. Matz.
') (Eine ausführliche Bescbreibung des ganzen Schatzes, welcher im J. lSti7 ilurcli die Liberalität des Fürsten Karl auf der Pariser .Aus-
stellung zugleich mit den von Hrn. Odobesco vorbereiteten chromolithographierten Abbildungen zu sehen war, gab Hr. Charles de Linas
in der rev. arclUol. 17, 1868 8.46(1. Man findet daselbst auch, nach dem Vorgang der Herren Odobesco und Nciiineister, damals
evangelischem Pf.irrer in ßucharest, eine Erklärung des Heliefs der grofsen Schale aus der nordischen Mjthologie. A. i. H.]
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GRIECHISCHE GRAßRELIEFS.
Hierzu die AbbildungeD Taf. 53. 53a.
Die oben bezeieliueteu beideu Tafeln, welche
seit längerer Zeit zur Publieation bereit liegen, be-
gleite ich auf den Wunsch der Redaction mit einigen
Erläuterungen. Dabei standen mir verschiedene An-
gaben und Notizen Heydemanns, aus dessen Material
die Tafeln zusammengestellt worden sind, zu Gebote;
in ein paar Fällen wäre mir allerdings erneute eigene
Autopsie sehr erwünscht gewesen, uui einigen Zwei-
feln gegenüber zu einem festeren Resultat zu ge-
langen. —
Die Mitte der Tafel .")o ninnnt als Xo. 2 das
stattliche griechische Grabrelief ein, welches unter-
h alb der Treppe des P a 1 a z z o B a r b e r i n iin die Wand
eingelassen ist, einer der wenigen Ueberreste der
einst so reichen Sammlung, die noch dort verblieben
sind. Winckelmanu, zu dessen Zeit der Palast
freilich noch in vollem Glänze seines Antikenhesitzes
strahlte, ist bei seinem Suchen nach echtgriechischeu
Werken an diesem Relief ebenso vorbeigegangen,
wie au manchem ähnlichen Stück'); dagegen ent-
ging es nicht der Sorgfalt Gerhards, der es in sei-
nem an richtigen Blicken so reichen Aufsatz über
Roms antike Bildwerke ) in der Reihe der dort be-
findlichen griechischen Arbeiten mit aufzählt.
Gerhard Hess auch für die Fortsetzung seiner ..an-
tiken Bildwerke" eine Zeichnung anfertigen, welche
mir vorliegt und zur Controle der von L. Schulz
für Heydemann gemachten und auf unserer Tafel
wiedergegebeneu Zeichnung dient ^). Moderner Re-
.stauiatiun gehört uiciit Jiloi's das oberste abgerundete
Stück an, sondern auch die beiden darunter betind-
licheu, deren eines Kopf und Hand der stehenden
Frau enthält; ferner nach einer Mittheilung Heyde-
manns der ganze Ijaum. Ilienuit stimmt die Ger-
hardsche Zeichnung ül)ri ein. nach welcher die Grenze
des Ergänzten unmittelbar am Kopf und Rücken der
sitzenden Figur hinläuft. In der That würde der
') Vgl. Malz in den Giitl. gel. Anz. 1871, S. lUil f.
'; Uescbr. iii:r Staill lioni I S. 290: „Cercalisclies Uiabntlief".
') Nach Gerhards Zeichnung beträgt die Breite des lieliefs wenig
mehr als fünf Palmen.
Zusatz eines Baumes zu einer Scene, wie sie hier
dargestellt ist, auf griechischen Grabreliefs sehr auf-
fällig, wo nicht unerhört sein. Hier sind dergleichen
Frauenseenen stets im Innern des Hauses gedacht,
was auf manchen Reliefs durch das Beiwerk vol-
lends deutlich gemacht wird; während auf römischen
Nachahmungen der Baum mehrfach vorkommt ^).
Daher mag denn auch der moderne Restaurator
.seinen Baum entlehnt haben. Modern ist auch die
untere rechte Ecke des Reliefs, dagegen bestehen
hinsichtlich des Kopfes der sitzenden Frau Zweifel.
Gerhards Zeichnung gibt ihn als echt an, die unse-
rige lässt ihn einem besonderen Fragment ange-
hören ; Platner ') bezeichnet beide Köpfe als neu,
Heydemann endlich bemerkt, dass am Kopfe der
sitzenden Frau geschmiert sei. Jedenfalls wird der
Kopf, sollte er etwa auch dem Restaurator ange-
hören, in der ganzen Haltung richtig ergänzt sein.
Der antike Re.-t des Reliefs ist somit einfach genug °).
Eine Frau in voller Bekleidung, das Hinterhaupt
mit dem Mantel verschleiert, sitzt auf einem schmuck-
losen Sessel und stützt ihre Fül'se auf einen Schemel,
dessen Füfse als gebogene Thierbeine gebildet sind').
*) Z. B. der Baum mit der Schlange auf dem laleranischen
Grabrelief von italischem Marmor (lienndurf und Schöne 10. VVin-
kehnann M. I. I, 72. Mus. Chiaram. II, ".'O); der bauin auf dem
sog. Telepbosrelief der Villa Borgliese. (Winckelmann iL I. I, 71.
Visconti mon. scelti 11, 9 [33]. Nibby 711011. scelti Taf. 18).
5) Beschr. d. Stadt Hom 111, 2, S. 421).
') Die ganze L'mwandelung des lieliefs erinnert einigermafsen an
das berühmte Pasiiccio in Villa Albani, welches Hall'ei in seiner zwei-
ten Inssertalum abbildete und aufUerenike deutete, bebt griechisch,
mit einem leisen Anflug von Allertbiiiiilicbkeil, ist die untere linke
Kcke von penleliscbeni Marmor (Zoega iasäiV. 11, 11'.'. Lunkiu. d.
a. Kunst 11, 2i, 257), welche, wie ich glaube, keine .\|diroJite dar-
stellt, sondern das Fragment eines Grabreliefs ist und zwar eines
der alleren unter den erhalleneu. Modern sind Beine und Hände
dieser Figur, der Tempel und der Altar, nicht aber, wie Fil. Aur.
Visconti (bei Zoega S. 2S0) mit Berofung auf Fea und l'iale meint,
die grofse Athena mit dem Kandelaber; diese ist alt und grliört der
archaistischen Kunst an. Her ilalische Marmor, aus dem diese
recble Halfle des ganzen lieliefs besieht , ist \on dem des einge-
nicklen modernen Fiillsliicks verschieden.
') Unter der Sohle des linken Fusfes der Frau gibt unsere
Zeichnung noch einen Strich, der wohl nur ein zur Slülze stehen
gebliebenes Stück Marmor bezeichnen kann. Weniger klar ist der
139
Sie blickt aul' zu einer zweiten ebenfalls vcrscblei-
erten Fiau, welcbe in iiiliiger Haltung ihr gegen-
über stellt; das Kinn mag wohl immer auf die Linke
gestützt gewesen sein "). Also nicht die so gewöhn-
liehe Scene eines durch Handreichung bezeichneten
Abschiedes hat der Bildhauer uns vorführen wollen,
sondern wie auf andern Grabsteinen Toiletten- und
dergleichen gewöhnliche Scenen des Frauenlebens
erscheinen "), so hat er sich auch hier begnügt die
beiden Frauen im Gespräch einander gegenüberzu-
stellen. Dabei hat er aber noch, dem «älteren fei-
neren Sinne folgend, die beiden Figuren wirklich
innerlich und iiusserlich zu einer Gruppe verbunden,
nicht sie nur lose neben einander gestellt, wie der
Verfertiger der eft'ectvoUen Denietria-Pamphile-Stele
oben auf Taf. 44 '"). Von dieser letzteren Art liegt ein
anderes Beispiel in der ebenfalls schönen Stele 35 des
Theseion vor, wo die sitzende Figur sich noch auf-
fälliger dem Beschauer zuwendet (Skizze in meinem
Besitz); für jene besser geschlossene Coniposition
mit einander redender Frauen mögen als weitere
Belege dienen — ich sehe dabei von denjenigen
Beispielen ab, wn der Herrin eine Dienerin gegen-
übergestellt ist — die schöne T.cydener Stele der
Archestrate mit lebensgrofsen Figuren "), die figu-
renreichere im Theseion 157 (arch. Ztg. IH Taf .34),
die stark beschädigte ebenda 9, die sehr gut erhal-
tene ebenda ri20, endlich ein viel späteres und grob
ausgeführtes, aber in der Composition noch recht
lebendiges Relief im Louvre (Clarac H, IHl A, 3ö.ö
H). Mit Ausnahme dieses letzten mögen die ge-
doppelte oliere llitiriss des Fiifses, «elclier auf iler gerliordsclien
Zeichnung fehlt; der rechte Fufs kann es nicht sein, da dieser nach
der Biegung des Knies weiter zurückgestellt sein muss.
8) Ehenso oder ähnlich arch. Ztg. 111 Taf. 34. .Janssen Graf-
reliefs Taf. 1. Clarac mus. de sculpt. II Taf. IfilA, 355H. Ke-
kule Theseion Sä u. ö. Die Hand könnte. auch den Schleier gefasst
haben, vgl. z. R. die Demelria oben Taf. 44 und die Frauen bei Ke-
knle Thes. 320 (Skizze in meinem Besitz"); Pervanoglus symbolische
Deutung dieses rein künstlerischen Motivs (Gräbst. S. 4t)) vermag ich
mir freilich durchaus nicht anzueignen.
') Am nächsten liegt es an die Hegeso (oben Taf. 43) zu er-
innern: besonders schiin ist auch die Stele der Ameinokleia (Kekule
Theseion 140), von der mir eine gute Zeichnung vorliegt. Sonst vgl.
Pervanoglu Grabsteine S. 4fi Ef.
'") Vgl. dort C. Curtius Bemerkung S. 31.
") .lansscn Griehsche en Romeinache CIrafreliefs uit ket
Muieum van Oudheden ie Leyden Taf. 1,1.
nannten Reliefs wohl alle dem vierten Jahrhundert
angehören, dem auch das barberinische Fragment
wird zugewiesen werden dürfen. Damit stimmt, so
weit meine Erinnerung reicht und unsere Abbildung
ein Urtheil gestattet, sein stilistischer Charakter
wohl ül)erein.
Unsere besondere Beachtung verlangt aber noch
der Gegenstand, welchen die sitzende Frau in der
rechten Hand hält. Leider macht die Verstümme-
lung, vielleicht auch Verschmierung desselben eine
bestimmte Deutung unmöglich. Nach Platner schien
es eine Mohnblume zu sein, und Gerhards Bezeich-
nung unseres Grabreliefs als eines ..cerealischeu"
wird sich wahrscheinlich auf die gleiche Annahme
gründen, da bekanntlich der Mohn zu den belieb-
testen Attributen Demeters gehört (Müller Hdb. .357,
7). Allein obschon die gerhardsche Zeichnung den
rundlichen Gegenstand deutlich als eine Frucht gibt
und die Form derselben einigermafsen einem frei-
lich sehr grofsen Mohnkopfe ähnelt, so widerspricht
jener Deutung doch sehr entschieden die Art wie
der Mohnkopf am Stengel sitzen würde, nicht am
oberen Ende desselben, sonderu an einem ganz
kurzen Nebenzvveige. Dies passt eher zu einem
Apfel oder (Granatapfel, wofür jedoch die Frucht
etwas klein und allzu länglich erscheint. Ein Gra-
natapfel in der Hand der Verstorbenen Hesse sich
sonst unschwer auf die sepulcrale Bedeutung dieser
Frucht zurückführen, auf welche der Mythos von
Demeter und Hades hinweist '"), aber der Einfach-
heit attischer Grabreliefs liegt eine derartige nicht
unmittelbar aus der Handlung sich ergebende, son-
dern mit äusserlichen Zuthateu operierende Symbolik
fern, die eher am lykischen Harpyiendenkmal an
der Stelle sein mag. Eine ganz andere Möglich-
keit deutet Heydemann an, indem er eine Spindel
vermuthet. Ich weiss dabei freilich das lange Quer-
holz, welches die Frau mit der Rechten mehr be-
rührt als hält, anstatt der zu erwartenden Scheibe")
") llom. II. Dem. 371 f. und danach ApolUul. I, 5, 3. Mi
sehe absichtlich von dem späten Bericlit bei Clem. Alex. Protrepl.
p. I i über die Entstehung des Granatapfels ab.
") Vgl. z. B. das huniholdtsche Parcenrelief Denkm. d. a. Kunst
II, 72, 922, die Vase bei Millingen vases Coghill Taf. 21. Panofka
Bilder ant. Leb. Taf. 1!), 2 und Rieh Wörterbuch der röin. Allerth.
140
nicht zu erklären, siaulie aber in der That, dass
die Deutung- des fraglichen Gegenstandes in der
bezeichneten Region zu suchen ist, unter den Ge-
rätheu der weiblichen Arbeit, des Putzes oder son-
stiger häuslicher Bescliäftigungen ; gerade wie so
überaus häufig auf dem Schofse der sitzenden Frau
oder in den Händen stehender Frauen auf den atti-
schen Grabreliefs das Schmuckkästchen erscheint ").
Welches Geräth aber gemeint sei, will mir bei der
Beschädigung des Kelicl's an dieser ^^telle nicht ge-
lingen zu erratheu. —
Dieselbe Tafel enthält noch zwei Fragmente,
welche bereits früher j)ublicicrt wareu. hier aber nach
weit besseren Zeichnungen niitgetheilt werden. Das
llelief Fig. 1, auch in Gipsabgüssen verbreitet, soll
1838 iui Piräeus gefunden sein ''") und befindet sich
im Theseion (40 Pittäkis = 29 Kekulei. Bei einer
Hohe des ganzen Fragments von 0,ö8 und bei eiuer
Breite von 0,39 Metern erhebt sich das lielief nur
um 0,025 M. aus dem Grunde und zeigt auch übri-
gens, namentlich in den Falten, eine ziemlich leichte
und flache Behandlung; nach S( iuem stilistischen
Charakter mochte es der zweiten Hälfte des vierten,
spätestens dem Anfange des dritten J;diihuiiderts
zuzuweisen sein "'). Im Theseiun erregte das Denk-
mal zuerst die Aufmerksamkeit Stephanis, der es
1852 im neunten Bande des bulleiin hlslorico - phi-
lolog'upie der Petersburger Akademie abbilden liess
und richtig erklärte ")• ^^^ ziemlich erwachsenes
Mädchen (die Form der Brust ist noch wenig ent-
wickelt), im langen Chiton, dessen obere Ränder an
Schulter und überarm zusammengeknöpft sind, und
/usus. Die Spindel bei Stupliani C. li. 181)3 Tuf. 1, 3 eiitln:hil
ganz der Scheibe; diejenige üuI dem Bildchen hei llcvdeinann griech.
Vasenb. Taf. 9, äc hut »ieder eine andere pfeiUilinliche Vurm.
'*) Einige Beispiele linden sieh uiiler den üben angeliihiten
Grabsteinen, sie zu vermehren ist hier unnuthig. tme Spimiei
glaubte ich angesichts des Originals in der linken Hand der sitzenden
l-'rau auf einem Londoner Grabstein vermulhen zu dürfen, dessen
Abbildung in den Aitc. Marbles X Taf. 4«, 2 ich jetzt nicht ver-
gleichen kann.
'■i) Nach Bötticher Verz. der Abgüsse (1871) S. 112 Nu. Wd
,.gef. z« Athen". S. dagegen kekule Theseion S. II.
"y Stephani denkt an das zweite oder dritte .lalirliuiidert, wie
er überhaupt geneigt ist, die Datierung der attischen ürabreliefs
ziemlich tief binabzurücken.
") = Melange« grico-rom. 1 S. 18.") IV. Die gleiche Krkliirung
geben Friederichs Bausteine S. 203 iNo. 3ü8 und Kekule a. a. 0.
im Mantel, vollständig erhalten bis auf Hals und
Kopf, steht ganz ruhig da und hält mit beiden Hän-
den ein Püppchen "j. Dieses, ein sYdcAnv ßgayv
h nriXou (Suid. xoQouläd^ni), etwa so lang wie die
Hand des Mädchens, ist erkennbar weiblichen Ge-
schlechts . womit auch die griechischen Bezeich-
nungen der Puppen (Anm. 18) übereiustiinnien, und
ganz nackt; Stephaui vermuthet. das Mädchen wolle
die Puppe ankleiden, was niüglich. aber diircii keine
weitere Andeutung nahe gelegt ist. Das Auffallend-
ste an dem Figürchen ist das Fehlen der Beine und
Arme von den Knieen und EUenliogeu an. wodurch
Newton zu der ihm selber seltsam erscheinenden
Annahme gebracht ward, die Figur kniee und halte
beide Arme hinter dem Rücken"). Dies ist gegen
den Augenschein und wird vollends durch Fig. 3
unserer Tafel widerlegt. Die uns noch erhaltenen
antiken nackten Thonpuppeu sind bekanntlich gröls-
teutheils Gelenk- oder Gliederpuppen, deren Arme
und Beine, beziehungsweise Uuterbeine, so an den
Körper befestigt sind, dass sie beweglich bleiben.
Stephani hatte auf ein solches Exemplar, das aus
Kertsch in die Petersburger Eremitage gelangt sei,
bereits 1852 hingewiesen; später hat er im campte
rcinht lS(;s Taf. 1, 18 (vgl. S. 57) ein anderes Exem-
plar gleichen Fund- und Aufbewahrungsortes publi-
ciert. Eine ganze Anzahl ähnlicher weiblicher Glie-
derpuppen von Thon besafs das Museum Canipana^"),
und auch sonst linden sie sich nicht selten ''). Es
'*) Die Stellen der Allen über die fast durchgängig thönernen
l'uppen {y.ontii, xoiidiJ.iri , xoooxoauid , liiKfiii, n'/.(iyy6l'(g) s.
bei Beckcr-Henuann Cbarikles IP S. 13 f.
") Auliquitlei at Athens and in its nehjhhourlwod S. 18
(Transactlons R. Soc. LU., new Series, V).. Auch l'ervanoglu
(Grabsteine der alten Griechen S. 73) ist der Sinn der „kleinen
Statuette" dunkel geblieben.
-") Cataloijhi del Maseo Gampana, classe IV S. I 4 No. 41).
51. S. 17 Nu. 277. 27S. S. IS N"o. 48. S. 20 .Nu. I3'.l. S. 211
astuccio 1 No. 2.
^'i Vgl. die Nachweise bei Stepbani antiq. du Bos])hore cimm
II S. 117 mit den Nachtrügen C. R. 1803 S. 2'i9 Anm. 3 und
181)8 S. :w Anm. 7. Stark zu KF. Hermanns Privalallerlh. § 33, 27.
Die von Slepliani an der zweiten Stelle ausgesprochene Ansicht, das«
derartige Figuren wenigstens zum Theil nicht zum Spiel der Mädchen
bestiiumt genesen, sundern aus dein Gebrauch bei Petrun 3 4 zu er-
klären seien, wird keinenfalls auf unsere Grahreliels auszmlehnen sein;
iiherliaii[il aber dürfte sie nicht sehr wahrscheinlich sein, da die
Figuren wenn auch sehr uniollkommen, so doch uichl skeictarlig
gebildet sind.
141
wäre nun allenfalls denkbai', dass aucli liier eine
solche Puppe gemeint sei, doch hat Kekule sehr
zutreffend auf eine korinthische Thonfigur der Samm-
lung Komnos in Athen hingewiesen, welche ijuch
ihrer Grofse nach ((), 14 M.) ganz mit unserer Puppe
stimmt"'). Sie ist weiblich, ohne Vorderarme und
Unterbeine und ohne Löcher zur Befestigung dieser
Theile, also unserer Figur völlig entsprechend. „Es
ist eine Puppenart, die sich auch sonst findet" fügt
Kekule hinzu, und übereinstimmend bemerkt Frie-
derichs, die Puppe sei ^ genau von der Form, wie
sie aus attischen Kindergräberu bekannt ist". Diese
einfache Art hat ja auch durchaus nichts Auffälliges,
da eine Bekleidung der Puppe ohnehin den Körper
fast ganz verhüllen muste, und die Zerbrechlichkeit
durch das Fehlen der vorstehenden Extremitäten
bedeutend gemindert ward. Danach fallen auch
die Bedenken Aveg, welche Bötticher neuerdings
gegen die Ansicht, dass hier „wohl gar" eine Puppe
zu erkennen sei , geltend gemacht hat '^). Seine
eigene Ansicht, es handle sich um eine Votivgabe
die man zum Danke für Heilung solcher erkrankter
körperlichen Theüe weihte, und sein Zweifel an der
sepulcralen Bestimmung der Stele, die vielleicht
besser als Votiv zu denken sei, sind ohne Frage
unbegründet. Als Votivgaben weiiite man ja grade
Abbilder der geheilten Gliedmalsen -'), die hier
fehlen würden; die Annahme erklärt also nicht nur
nichts, sondern ergibt blofs eine gröfsere Abson-
derlichkeit.
Derselbe Zweifel, ob Grab- ob Votivreüef, hat
") Bullettino 1808 S. 55 No. 24.
'') A. a. 0. (Anm. 15). IIa ßöuiclier weder Stephanis noch
Kekules Arbeit kennt, kann die Bemerkung nur gegen Friedericüs
gericlilet sein. Es scheint mir fraglich, ob die zahllosen Seilenhiebe
gegen Friederichs ,, Bausteine", welche zum Vergleich mit diesem
ganz ausgezeichneten Buche förmlich herausfordern, wirklich im In-
teresse des neuen ,, Verzeichnisses" lagen.
") So wird doch wohl auch der Fufs in der Hand des .\an-
thippos auf einem prachtvollen athenischen (jrabsleine des britischen
Museums {Anc. Marlies \ Taf. 3:i) zu deuten sein, will man ihn
nicht auf eine glückliche Wanderung beziehen mit 0. Jahn sächs.
Ber. 1855 S. 103 Anm. 310, der aber gewis nicht mit Hecht das
ganze Belief für ein Votivrelief hält; dagegen spricht schon die Fas-
sung der Inschrift: S<''V!)ninog am oberen Bande ohne jeden wei-
teren Zusatz. Nicht minder verfehlt ist Friedlünders Gedanke {de
oper. anaiji. S. 23), .\anlhippos sei Schuster gewesen; es ist ein
Fufs, kein Schuh, was er halt.
ArrliSol.i^', Zig., .I:ilir^',ini; X.MX.
auch lange hinsichtlich des ähnlichen Keliefs (Fig. 3
unserer Tafel) gehersclit, welches bereits von Pa-
ciaudi publiciert, dann mehrfach besproclieu worden
und endlich mit einem grol'sen llieil der nanischeu
Sammlung aus Venedig in das vom Arzte Calvet
gestiftete reiche Museum zu Avignou gelangt ist").
Dort liess Heydemanu es von Neuem zeichnen. In-
nerhalb der tempelartigeu Einfassung, welche bei
den Grabreliefs so gewöhnlich ist, steht ein voll-
entwickeltes Mädchen, reich mit dem Mantel über
dem Chiton drapiert; ihr Haar fällt lang den Nacken
hinab. Ganz ebenso wie auf dem athenischen Pe-
lief hält sie mit beiden Händen eine etwas gröfsere
Puppe von genau gleicher BeschaÖ'euheit, während
eine kleine Dienerin im Aermelchiton, au der Haulie
kenntlich"), ihr eine Ente") entgegenhält. Passeri
wollte hier Persephone mit der Seele der Verstor-
benen in den Händen erblicken; Paciaudi, dem sich
Creuzer anschliesst, setzte die Auferweckung einer
Seele aus dem Grabe {Ma?iium euocaüo) durch eine
iniTviiißds (?) an die Stelle, eine Dienerin bringe
eine Gans für das Sühnopfer herbei. Vorsichtiger
spricht sich das nanische Museumswerk für eine
Frau mit einer Statuette aus und erklärt die Ente
für eine Grabesgabe. Gerhard ■**) wiederum war
geneigt, Kora (angeblich mit dem Modius bedeckt)
zu erkennen, wie sie das Idol einer A])hrodite Pan-
demos halte und einer Sterblichen erscheine, welche
ihr eine Gans, das brünstige Thier der Tiefe, als
unterirdisches Opfer darbringe. Ja auch Stark
(Anm. 25) verkannte das Grabrelief und deutete die
'*) Faciaudi monum. Pelop. II S. 210 (vgl. S. 249 Anm. I,
wo er sich auf Passeris mir unzugängliche osservazioni sopra alc.
anl. monumenti I S. XV beruft); danach im Museo Naniano
(Yen. 1815) No. 236, bei Sanquirico mon. det mus. Grimani Taf.
56 und bei Creuzer Abbildungen zur Symb u. Mjth. (18111) Taf. i\\
2 (nicht in den Tafeln zur dritten Aullage der Symbolik), Vgl. dazu
B. Stark Sladteleben, Kunst und Alterlhum in Frankreich S. 581 f.
(arch. Anz. 1853 S. 367).
^') Nuove memorie deW inst. S. 207. Weitere Beispiele sind
nicht selten, vgl. oben Taf. 43. Ann. l Taf. G. XXXVIII Taf. EF. Ke-
kule Hebe Taf. 1. 5, 3. Clarac mus. de sculpt. II Taf. 203, 270.
^'j Nicht eine Gans, wie es nach der früheren Abbildung schien;
auch schon im Mtis. Naniano S. 2ti wird die Ente richtig genannt.
Ausführliche Untersuchungen über Schwäne, Gänse und Enten in
alten Kunstwerken finden sich bei Stephani CM. 1863 S. 17 (I.
'') Ueber Venusidule S. 19 (lierl. Ak. lSi3 S. 330 = akaJ.
Abhandl. I S. 280).
2Ü
142
Darstellung auf die Opferdarbringung eines Wasser-
vogels an eine KovQoxQofpng, wobei er das „kleine
Kind" in ein Tuch gehüllt sein lässt. Die richtige
Erklärung gab auch hier Stepliani in dem oben be-
zeichneten Aufsatze, wo er unser Relief ebenso mit
dem vorigen zusammenstellte, wie dies sjiäter Frie-
derichs gethan hat. Nach dem bereits Bemerkten
wird das keiner weiteren Kechtfertiguug bedürfen.
Sollte etwa das vorgeschrittene Alter des Miiilcheus
(denn das ist sie: eine Frau wurde nach dem ste-
henden Brauch der Grabreliefs verschleiert sein) für
die Beschäftigung mit der Puppe minder passend
erscheinen, so darf an das Epigramm der palatini-
schen Anthologie fci, 280 erinnert werden :
Tifia(jeTa noo yüi.ioin t« Tvfinava Trjv x EQaxsivrjv
acfaiQUV Tov re xn/iiag qvtoqcc xEXQv(f>af.nv
zccg TS xoQug, ^i^iväxi, xöga xnga log intsixeg
av&sxo xal t« xoqöv evöii^iar' l4QTij.iiöi.
Die Puppen verbleiben also den Mädchen bis
zur Hochzeit, und erst dann wird dies Spielwerk,
wie nach römischer Auffassung von dem Bräutigam
die Nüsse, zugleich mit dem Gürtel bei Seite ge-
than und der Gottheit dargebracht ; so kann die
Puppe als bezeichnendes Symbol der Jungfrau,
xrioctg y.oQa, auf dem Grabe verwandt werden. Auch
die Ente in den Händen der Dienerin hat bereits
Stepliaui ganz richtig als das Lieblingsthier des
Jlädchens gedeutet. Schwäne, Gänse {döi.icüv ipidu-
xsg fui-ed/ji-toveg pal. Anth. 7, 425, 7) und Enten ge-
hören bekanntlich zu den bevorzugten Genossen des
griechischen Frauengemaches ■^''); spielen sie doch
schon in Penelopes Traum bei Homer (r 53ö) eine
ähnliche Piolle:
Xi^ftg ftoi xaxä ntxnv esixnai, nvqnv töovai.
Die kleinere Gestalt der Dienerin endlich entspricht
"; s. besonders Slcpliani C. li. ISOU S. .il IT. 1«G» S. 68 f.
Den duri geriebenen Ueispielen lässt sich auch das (jrabrelief 21(i
hek. im Thesciun anreiben, wo der in den Händen des Madciiens be-
hiidliche und von Pcrvanoglu (Gräbst. S. 21 No. 4) mit einer Vase
verglirhene Vogel nach meinen Notizen an Grölse einer Enle am
üactisten kommt. Auch die cataloijlii del Museo Campana weisen
in iiirer claase IV mehre Thonhguren von Mädchen oder Krauen
lull Gänsen (S. 14 No. 60. 72. Ti. S. 21 No. 210), Schwänen (S. 17
.No. 16) und tnlen (S. 20 No. 146 — I4'J) auf. Uass aucli knalien
gern mit diesen Thieren spielen, ist bekannt, s. Jahn sachs. Her.
1848 S. 41 ir. Sicphani C. R. 1863 S. jii ir. Conze annall
.\.\.\i s. 32 nr.
ganz dem Gebrauch der Grabreliefs wie überhaupt
der griechischen Kunst, welche ja die Nebenfiguren
den Haui)tpersoueu um so mehr auch äusserlich
unterzuordnen liebt, wenn dadurch nicht blols der
Gedanke deutlicher gemacht und die Aufmerksam-
keit des Beschauers sofort der Hauptsache zugelenkt,
sondern noch überdies, wie es hier der Fall ist,
ein Gewinn für die äussere Anordnung der Com-
position erzielt wird. —
Auf der anderen Tafel 53a enthält Fig. 1 wie-
derum kein unbekanntes Relief, sondern nur eine
neue bessere Zeichnung. Der Grabstein, welcher
1826 auf Rheneia gefunden ist und von da zuerst
nach dem benachbarten Mykonos kam, ward lange
Zeit in Athen an der „Hadriansstoa" als No. 3344
aufbewahrt und ist von dort neuerdings in das
Wärterhäuschen auf der Akropolis (No. 490)
verbracht worden. Er ist 0,66 M. hoch, oben 0,27,
unten 0,32 M. breit ; das vertiefte Relieffeld ist 0,25
M. hoch, das Relief selbst aber springt nur 0,1 M.
aus dem Grunde vor. Die oft wiederholte Darstel-
lung , welche mehrfache Deutungsversuclie hervor-
gerufen hat '"), wird sich besser behandeln lassen,
nachdem zuvor auch die übrigen Exemplare aufge-
zählt worden sind ^ ').
A. Aus RüENEiA.. rXvK<x)v\ riQcoToyevov \xQf]OT£
XC^QS- Abg. Exp. de Morie UI Taf. 20, 1. 'E(pt]fi.
aQx- 393. Pervänoglu Gräbst. Taf. 1, 11. Vgl. Ste-
phani No. 5. Pervänoglu S. 71 No. 6. Friederichs
No. 376. Bötticher No. 226.
B. Aus RuENEiA. 0iltj/.iiüv lddfirj\TOv QeTia-
}.ovi]xEÜ x«<oe [C- I- Gr. 23226, 18). Abg. Exp. de
Moree III Taf. 14, 3. Stephani No. 7.
C. Aus KvNTMos. Zrjvojv 'AQze/.uduiQOv\^iöcv-
ving '/Qijoci x^'^Q^- Fiue Zeichnung von E. Wolf
liegt mir vor. Jetzt au der „Hadriansstoa" No. 3355.
Vgl. Gerhard anii. 1 S. 146 f. Stephani No. 6. Per-
vänoglu No. 7.
'") Passeri osservazioniiS.XWl. l'aciaudi mon. Pelop. HS. 2jif.
Gerhard antiali IS. 146 f. I.\, 2 S. 124. Friedlander de oper. anagl,
S. 2.'i IT. Stephani ausr. Herakles S. 24 0'. Pervänoglu Grabsteine S.
69 IT. Friederichs ISausleiae 5j. 20.i No. 376. Bötticher Verzeich-
niss S. 112 No. 220.
") .Mit Ausnahme von ß und D kenne ich alle aus eigener
Anschauung und konnte eigene Notizen benutzen.
143
D. Herkunft iinhekaniit. ngnOvi-iog yQtjai: \e] |
yaiQe. Abg. Paeiaudi 7110». Pi-lop. II ö. j?37. Mus.
Naniano «8. Jetzt in Avignou vgl. Stark Städteleben
S. 583. Stephani No. S.
E. Herkunft unbekannt, l^g^äya^e Jtndüqov]
Y^QrjöTE xal a).i>n£ xß'?£- In Verona No. 20. Abg.
Maffei mus. Veron. öl, 12. Stepbani No. 9.
F. Aus KiiENEiA. ^nnois rgävie ^vKov
Pwj^ial\E ygrjazi xal cx?.vTt£ '/aloe. Jetzt im The-
seion 315 Pitt. = 265 Kek. Abg. Icfrjfiv. ctQy. 1014.
Ste))bani ausr. Her. Taf. G, 2. Vgl. Stepliani No. 2.
Pervänoglu No. 3.
G. Aus RiiENEiA. luscbrift verwischt. Jetzt im
Theseiou No. 292 Pitt. := 247 Kek. Stephan! No. 1.
Pervänoglu No. 1.
\H. Aus Rheneia. ytsvxiE [Av]q<idiE\ Ja^ia
XQT^OTE xal ahme yalQS. Jetzt im Theseiou No. 4.50
Pitt. = 329 Kek. Karrikatur in der i(f7]^i. agy. 1002.
Vgl. Gerhard a?in. IX, 2 S. 124. Stepliani No. 4.
Pervänoglu No. ö-J
[J. Aus Rheneia. WQ6[vii.t]s (c|)PO\l/f 1E)
Jinvvalnv | yorjari yaloe. In kleinerer Schrift spä-
ter hinzugefügt: Ö£0(3o(7/'a [ß/;gJ(;T(a (b.i?YTIA) |
"AQi^aifj yaT()E. Jetzt im Theseion 352 Pitt. = 2Ü5Kek.
Vgl. Stephan! No. a (tu. Gr. IV S. 24 Anni. 1 ). Per-
vänoglu No. 4.]
Aus dieser Reihe ist es zunächst gerathen die
letzten beiden Nummern HJ auszuscheiden. In //
wird gar kein Boot sichtbar, sondern es ist nur die
Gestalt des auf dem Felsen sitzenden nackten
Mannes von den anderen Darstellungen entlehnt '") ;
der kleine Diener neben ihm entfernt das Bild noch
mehr aus diesem Kreise. J gehört freilich einem
") Auf dem späten nilien Griilislein eines Fischers iin liritischen
Museum sitzt auf einem Felshiock nacb rechts ein unhärtiger Mann,
nackt bis auf einen Schurz um den Leib (arcb. Ztg. XXI, 34), in der
Linken einen Korb oder ein Gefafs, mit der Heciiten angelnd; vor
ihm auf Wellen ein Fisch, der in die Angel beisst. (Vgl. dazu lull.
1860 S. 11 j f. Ells Townky Galt, l S. 223 f. Vaux Handbook
S. 226 f.). Darüber die Inschrift:
AFA
0HM6Ti
POCACIATIXÜl)
CYNTPO(l)WMNH
MHCXAPIN
d. h. Aya!)qui<>o; 'AainTi[i:]<ü avyio6(foi fiV'ijjrji /äoiv.
Schiffer an, da der wiederum auf einem Felsen sitzende
Plironimos ein Ruder hält; im Uebrigen ist es eine
gewöhnliche Abschiedseeue zweier Gatten im Bei-
sein eines Dieners und einer Dienerin, wie denn
ja auch die Gattin Theodosia später selbst in dem
gleichen Grabe beigesetzt worden ist. Das Ruder
dient hier also jedenfalls nur zur Bezeichnung des
Berufes, wie bei Homer k 77 nq^ai x Inl Tviißi^)
iQETjiiöv , TW xal ^(üog tgEoanv eiüv (.ist ffioig erä-
Qoiatv, oder indem angeblich sapphischen Epigramme
Fr. 120 Bergk = pal. Anth. 7, 505 "). Den Übrigen
sieben Darstellungen gemeinsam sind der auf einem
Felsen sitzende und in tiefe Trauer versunkene
Mann, überall in der gleichen Haltung, und neben dem
Felsen ein mehr oder weniger vollständig darge-
stelltes Schiff im Meere. In ABDEG nimmt der Manu
die linke, in CF die rechte Seite des Reliefs ein;
das Boot ist auf der entgegengesetzten Bildhälfte
dargestellt, nur in F erstreckt es sich vorn über die
ganze Breite des Bildes, und auch in G, wo den
Platz zur Rechten eine zweite Figur einnimmt, wird
es vor dem sitzenden Manne sichtbar. Letzterer ist
meistens oder immer uubärtig (bärtig nur in B,
wenn die nicht eben gute Zeichnung in diesem
Punkte Zutrauen verdient), bald ganz nackt (ACÜ),
bald mit einem kurzen Chiton oder der Exomis des
Seefahrers angethan {BEFG). Das Schiff ist ver-
schieden dargestellt. In ABE erblicken wir das
Vordertheil, in ^ mit seinen Yxgia versehen; in FG
ist das Boot fast vollständig sichtbar, aber so dass
in F das Vordertheil, wiederum mit den l'xqia, be-
sonders hervorgehoben ist, während in G am Ilin-
tertheil das Steuerruder erscheint. L.etzteres ist luch
in CD dargestellt, in C überdies noch ein Tau,
welches nach dem (nicht sichtbaren) Mäste hin!»uf-
geht („Pardun," inliovog). Wichtiger als diese
kleinen Abweichungen ist es, dass in ABCD ausser
der Hauptfigur keine weitere Menschengestalt sicht-
bar wird, in E dagegen vor dem Schiffe aus dem
Wasser noch zwei Köi)fe hervorragen (,so nach mei-
nen Notizen); in F macht das Schiff den Eindruck
eines halbgesunkenen, in dessen Innerem man zwei
Köpfe erblickt, während die obere Hälfte einer
") S. Friedlünder a. 0, S. 27.
20*
144
menschlichen Gestalt über Bord mit dem linken Arm
ins Wasser hinein häni;t; alle haben den AnscLein
von Todten '*). G endlich unterscheidet sich von
allen andern dadurch, dass vor der Hauptfigur noch
eine kleine männliche Gestalt auf dem Lande da-
steht und mit erhobener Kechten jene anzureden
scheint, während im Boote ein kleiner Mann am
Kuder sitzt, wie es scheint mit beiden Händen uu-
tliätig.
ISeit zuerst eine dieser Darstellungen (£) be-
kannt ward, hat es an Deutungen nicht gefehlt
(Anm. 'M)). Fassen erkannte darin Schiffbrüchige,
wollte aber zugleich in dem Schiffe Charons Nachen
(oiiiie Charon) erblicken. Letztere Annahme ward
von Paciaudi und Gerhard mit Recht zurückgewiesen
und hätte neuerdings nicht wieder vorgebracht
werden sollen ^'). Paciaudi beschränkte sich auf
die Annahme eines Schiffbrüchigen, Geriiard bei
Besprechung von C auf die eines Schiffers überhaupt,
setzte aijer später bei Gelegenheit von H die An-
nahme an die Stelle, der Todte sei in heroischer
Nacktheit auf der Insel der Seligen dargestellt. Da-
mit ist weder seine offenbare Trauer vereinbar, noch
gilt die Nacktheit auch nur für tlie Mehrzahl der
Beispiele. Friedläuder sah in den ihm bekannten
Grabsteinen (BCDE) Kcnotaphien im Meere Verun-
glückter; ebenso Friedericlis mit dem Zusatz, sie
seien als verschlagen und dort traurig ums Leben
gekommen gedacht. Pervänoglu lässt daneben auch
die Beziehung auf nicht verunglückte Seefahrer zu;
Bötticher setzt auf der Seefahrt Verschollene an die
Stelle. Stephanis Erklärung, welche den Tod in
den Wellen beibehält, unterscheidet in EF zwei
zeitlicli geschiedene Scenen, den Moment des Er-
trittkeus und einen späteren, in welchem der Ver-
storbene oder genauer sein Eidolon über seinen Tod
trauernd auf einem Felsen im Meere sitze. Letztere
recht künstliche Annahme, welcher die äussere Er-
scheinung des augeblichen Eidolon durchaus nicht
") Kckuh- liiil seine Vcrinutliung, die Ictzipenaniite Kigur scLeine
das SchifT abzustofseü, selbst als fraglich liczeichnet.
") Von Krüger, Charun und Tlianalus (l'rogr. d. Cliarlollenb.
tivinn. 18üt)) S. ü f. JNacli einer Noiiz Heydemanns lial auch Lupi
in seiner dUa. ad epitaph. Seuerae Marl. p. I 72 die gleiche An-
sicht vertreten; mir ist das Buch hier nicht zur Hand.
zu Hilfe kommt, wird jedenfalls hinter Friederichs
einfacherer und der Auffassuugsweise dieser Grab-
steine besser entsprechender Deutung zurückstehen
müssen. Mir erscheint aber überhaupt Pervänoglus
Vorsicht ganz gerechtfertigt. Ein Schiff'bruch liegt
klar und unzweideutig nur in den von Stephani an-
gegebenen beiden lieliefs EF vor, und selbst hier
lässt sich fragen, ob wir es nothwendig mit einem
Kenotaph zu thuu habeu. Im siebenten Buche der
palatinischen Anthologie sind (4',i-i — ',A)4. öU(J) zwölf
Grabschriften im Meere verunglückter Seefahrer und
Fischer zusammengestellt, von deneu vier (495 —
497. ÖOÜ) sich unzweideutig als Aufschriften von
Kenotaphieu zu erkennen geben, z. B. 4Uü, ö:
yvv d 0 (ji(,v ev naviit) xqvsqüq vaxvg " o'i ös ßageiav
vaviiXirjv xeveol zr^ös ßoiooi xdipoL,
und das Epigramm auf Lykos' Denkmal 497, 3:
ovÖe yu(j oi^vtiqv ki.u'/tv xotnv, uKXä Tig axcrj
Gvpias fj vi'jOiov riovTidöiov xig i'/ti "
evit- (iye nov ndvziov xtsoiiov uieq öaxtu (fuiveb
yi'f.it>6g ia d^elvov xsifietog alyiu/.oü.
Ungevvis, ob es sich um ein Kenotaphion oder das
wirkliclie Grab eines im Meere Verunglückten aber
aus Land Gespülten handelt, ist es schon bei 50^;
das Letztere hat gröfsere Wahrscheinlichkeit für
sich bei deu beiden Fischergrabschriften 494 und
ÖU4, auch wohl bei 499, wenn man damit das ähn-
liche aber deutlicher sich aussprechende Epigramm
5Ui vergleicht:
Evqov xei^tiQiai. at xatuf/ideg i^exvliaav,
tl)if.Xi, no).vx).vani) yi'/.ivdv kn rjiövi,
nlv/joFjg ytio(iOio TtaQu atpvQOv • alyiXmos öe
ntzQov a?ußQ£xiii) xelaat. vno ngönoöi.
Auf ein wirkliches Grab gehen auch öUo undöOlj;
ferner 49S, wo der alte Daniis Lailuug uiul Mann-
schaft glücklich aus den Stürmen gerettet, dann aber
xa^Ltiitvi^c. ini ntigatg uyxii()rjg den Tod gefunden
hat; endlicii die kcnkyräische Grabschrift des drei-
undzwanzigjährigeu Basileidas im Museunt zu Ve-
rona '"j Z. 7:
zrjXöi/i yäq nüiQijg Beiifvvlöog oiXeaa t^v^tov
vavtillq Xi'yQfi vqi z ififj niGvvog.
") Mus. Veron. S. (ij f. C. /. Gr. 1888. Jacuhs anilwl.
Palal. app. 3Ü7.
145
xüuui d' iv^ytol/i naga üi'iv a).og i'vsftötoaat',
vazaza hvyqnv iftnl d egxo f^terng n i ).ayog.
Diese letzten, bereits von Paciaudi augefülirten
Worte geben die Situation unserer I3ilder so ganz
entsiireclieud wieder, dass ich darin die Bestätigung
finden niöchte, es bandle sieb bei EF um wirkliebe
Graber sulciicr im Meere verunglückter ]\[änner,
deren Leichnam an die Küste gespült waren und
luer ihre Bestattung gefunden hatten *'). Jlöglich
ist diese Erklärung auch bei ABCD, doch ist der
wesentliche Unterschied, dass dort keine Spur von
einem ISchitibruch oder verunglückten Genossen sich
zeigt, nicht zu übersehen. Zur Erklärung dieser
Keliefs würde jedenfalls die Annahme vollkommen
ausreichen, dass sie das Grab eines Seefahrers
schmücken sollten, der in einsamer Fremde, fern von
den Seinen, den Tod gefunden. Philemon (ß) wird
als gebürtig aus Thessalouike, Zenou (C) als Si-
duuier bezeichnet; bei Glykou untl l'rothymos tehlt
eine Angabe der Heimat. Diese Erklärung scheint
mir vollends durch G nahe gelegt zu werden, wo
im Boote sich noch ein Underer befindet und dem
sitzenden Mann ein zweiter zur Gesellschaft beige-
geben wird (vgl. //). liier kann es sich doch nicht
fuglich um einen Tod in den Wellen handeln, ja
selbst der Aufenthalt in der Fremde wird fraglich,
und es scheint, dass das Boot am felsigen Ufer nur
den Beruf des Seefahrers anzeigen soll. Aehnlich
ist auf dem Veroneser Grabstein des Marcellus
No. G4 (/«MS. Veron. öii, 3) unter dem Kelief ein
Schiff' angebracht als Zeichen, welchem Stande der
Verstorbene angehörte *"). Will mau indessen auch
den Tod in der Fremde wegen der stark betonten
^'j Die Daislellung eines ScbiBbruches lindel KricillanJer S. ".'ti
A[iin. i'i auf dem vielbesproclienen Veruneser llcliel N'u. äjj des
Aigenidas. In der Tbat sehen die am Strande liegenden Menschen
in der Abbildung des mus. Veron. 47, 7 ans Land gespulten Leichen
sehr ahnheb; weniger schon in der grüfseren bei Cam. Silvestri in
anagl. Gr. interprel. posth. zu S. '28. Die Erklärung verbietet
sich aber durch den Sinn des ganzen Keliels als Dankesgabe an die
Diuskuren liir glückliche Kückkehr, und Bückh (zu C. I. Gr. 194y)
erkennt in jenen vier Figuren richtig vier am Strande neben dem
[Avk]xiiov gelagerte Matrosen, die sich vun ihren Strapazen er-
liülen. Thiersch Reisen I S. 70 f. sagt nichts über diese Gestalten.
^*) Vgl. das oben über J Bemerkte, ferner den l'llug Theseion
148 Kek., oder das Tischlergerälh des Stuhlfabrikanten I'. ßoitenos
Hermes bei Clarac II Taf. 2,i9, 442. Anderes bei Friedländer S. 27 f.
Auf römischen Grabsteinen ist dergleichen bekanntlich sehr haulig.
Trauer und des Felssitzes festhalten, so braucht das
Boot oder Schiff" doch nichts anderes als die Fahrt
ans der Heimat nach dem Orte, wo der Tod er-
folgte, zu bezeichnen. Hierfür lässt sich als ur-
kundlicher Beleg der It-dl an der h. Trias zu Athen
entdeckte und leider noch nicht [inblicierte merk-
würdige Grabstein des Antipatros von Askalon an-
führen '"). Der Todte aul' dem Bette wird hier von
einem Löwen, dem ein Jüngling entgegentritt, be-
droht, während im Hintergrunde ein Schiff' ange-
deutet ist. Diese seltsame Darstellung bekommt
folgenden stammelnden, aber doch verständlichen
Commenfar:
firj^tlg av!}()[uj\Tif_i)i' i}avf.ia'Ci.ciü eunva zipde,
u)g neol fitv /<£ lt(ov ntQi ds (/) nQÜtQ[q\ 'xTezavvacai.
i]ki}s yuQ s{L)xi}QoliCüv Tu^d üi^tüv aTt[a\gciaai,
aXXd (film x rji.tvvav xai /iinv xTiQiaav zäcpor nozq.
Ol g tOthiv rptliOJi', hqÜc urih vqiig invCEg.
(lidiiixrjv 6i Xinnv zrjöe /d'oi'i awaa xixQvitftat.
Hier also soll das Schiff' lediglich die Seefahrt von
Phönikien nach Athen bezeichnen, die übrige Ver-
schiedenheit der Darstellung aber erklärt sich durch
die besonderen Umstände, wie Antipatros ums Leben
kam. Alles in Allem genommen, dürfte Gerhards
Bezeichnung dieser Grabsteine als Gräber von
Schilfern oder Seefahrern die zutreff'endste sein: alle
nähereu Bestimmungen hängen dann von den Ein-
zelheiten der Darstellungen ab ^").
•■") Annall delV inst. X.\.\lll, U.'l IL l'ervänoglu Gräbst. S.
72 f. Kekule' Theseion ."i7.
■"') Friedlander hat an die bekannten Worte in Marcellinus
Leben des Thukydides !; 31 erinnert: ot /^tv oi)»' avjov Ixti kfyov-
oiv iinoUcivtiv ivHit xttX äiinjißt ifvyaq mv. xai (finnvai. ui'(>-
ruyiov ToO fti] xttaDui t6 oiöua fn) jrjs 'Anixiji ' ixoioy yuo
Ini TW Tt'cffuv xetoOai , rou xtvojttif Cov dt lovio yviöittOfMi
iirui lnr/_u)inoy xa'i t'O/ji/uov '.^iKXÖP iiuv ItiI roiKi/ri) ävaivyja
7fr(/.fui>]x6i(of xiü jui; h' UOrjntis Kiij fiiioi'. Er nimmt an,
das i'xQioi' sei nur m efjiijie auf dem Kenotaph aufgestellt worden
und Marcellinus selber oder seine Quelle habe die zu Grunde
hegende Sitte von den Kenotaphien Scliiü'brüchiger fälschlich auf
alle Kenotaphien übertragen. Damit bliebe aber dies Symbo
auf Thukydides Kenotaph völlig unerklärt. Wenn das Schiff auf
dem Grabsteine die Seereise in die Fremde bezeichnet, waiiiin
soll da das 'ixiitov auf dem heimischen Kenotaph nicht auch auf
den Tod des Verbannten über See hinweisen kiinnen? mit einer An
von echt attischem Euphemismus , wo die Verbannung als Anlass
zurücktritt hinter der blolsen Entlcioung von der Heimath. Wie
sehr aber den Athenern die Verbannung mit dem ihnen natürlichsten
Verlassen der lleimath auf dem Seewege zusammenliel, können auch
die Brauche beim äixuatijutuv h' 'l'ijtitiiui beweisen. Was nun
146
Diese Denkmäler gehören säninitlich dem späteren
Stil an , wie er namentlich in den zahllosen Grab-
steinen der delischen Gräberinsel llheneia vertreten
ist, aber auch in anderen Inseln und Gegenden
Griechenlands sieh häutig tindet. Die Zeichnung
ist meistens ziemlich plump, die Relieibehaudlung
hat etwas Vierkantiges, die Ausführung pflegt grob
zu sein; der Marmor ist ein graulich grobkörniger,
welcher auf Faros Naxos und andern Kykladen viel-
fach vorkommt, kein pentelischer, wie denn über-
haupt au Attika nur wenig mehr erinnert. An un-
serer Stele des Glykou mag noch besonders auf die
ungenügende Ausfüllung desllelieffeldes hingewiesen
werden. Komische Zeit bezeugen theils die Namen
(vgl. FH), theils die Architektur der Grabsteine. Die
einfachere, mehr griechische Anordnung mit dem
viereckigen iielieffelde linden wir ausser bei A noch
bei DG; ein auf Pfeilern ruhender Rundbogen
rahmt das Bild in BEF ein, in U ist ein Triglypheu-
gebälk über korinthische Säulen gelegt, in C endlich
ist der obere Theil der Stele abgebrochen und nur
jederseits der liest einer glatten Säule übriggeblieben.
Stephani (S. 24) schreiut diese Schiflersteine alle
der christlichen Zeit zu, keiner derselben werde
über das zweite Jahrhundert zurückreichen. Ich
halte diesen Ansatz, der nicht blols auf unsere
Gruppe, sondern auf die grolse Masse der Grab-
reliefs von gleicliem Stile und gleichen äusseren
Merkmalen ausgedehnt werden müste, für viel zu
spät. Abgesehen von anderen Gründen bestimmt
mich besonders die Herkunft der meisten Steine
aus der dclischin Nekropolis auf Kheueia. Bekannt-
lich erhielt die alte mercantile Blüthe von Delos,
diesem rechten Emporion des ägäischen Meeres,
eine neue mäciitigc Förderung durch die Römer ^'j.
iS'ach der Besiegung des Ferseus (IGbj bestraften
sie die unvorsichtig kundgegebenen luterventious-
gelUste der Uhodier dadurch, dass sie Delos zu
eigeotlicb unler ileiii txnior zu verstellen sei, ist Ijel der Vieldculig-
kcil dieses Worlcs (s. Hesycb. txiUu und Eustalb. lu lioui. y 350
p. 1472) zweifellialt — mit Stephani ausr. Her. S. •,"( Anni. "i ein
Kuder darin zu linden, gellt gewiss mein an — ; um so melir wird
man sich eines Unheils enthalten müssen, wie jenes i'xijiuv auf dem
Grabe angebracht war.
*') Vgl. Ulrichs Keisen und Fürschungen 11 S. 203 11'.
einem Freihafen machten. Ueber das Weitere mag
Strabüu bericiiten (p. 48G) : t^v fiiv oiv Jrjlnv
i'vSoiot' Y£vofitirjv ncxiog tri ^tü/J-ov ifi'^rjat xaza-
axcxcptlaa vrih 'PiouciUdv Kögiidng • tutiaa yaQ fis-
tey/ÖQrjaav ni s/itnnQnt, xal ri'jg aisXatag tov 'isqov
nQOxaf.ovfiivrjg ainnvg xal xqg euxaiQtag tov }afievog '
iv xcx/.iö yaQ xeicai xnlg ex T/yg ^Izu)Jag xal xT^g
E).).ädng sig xi]v ^aiav nllovoiv • q xs narrlyvQig
i^iTTOQtxöv XI ngäyfiä toxi, xal avvqOtig i^aar ainf^
xal Pojfiaini iiuv a?J^iov fiakiaia, xal ox£ avi'tiaTi]xti
i) KoQiitJ^og ■ ^&i]valoi xe Xaßnvieg t/]v vT^anv xal
zLuv "laoüiv a/xa xal tüv if.innQCüv enaaeloiivxo
'ixavüg. Für Roms Autheil an dieser Handelsblüthe
legt auch Cicero in der Rede de imp. Cn. Fompei 55
Zeugnis ab; auf die avpodog xwv Tvottuv a/.in6QWv
xal vavxh'j()iov bezieht sich die Inschrift des C^. Gr.
2271 aus jeuer Zeit. Aber bereits um das Jahr 88
nahm dieser Glanz ein Ende. Menophanes, der
mithradatische Feldherr, eroberte die offene Stadt,
metzelte Delier und Fremde schonungslos nieder,
plünderte die Habe der Kaufleute und des Tempels
und zerstörte die Stadt bis auf den Grund {utn]v
ig kdu(fog xatäßa).a xr'jv JT^Xnv Fans, i], 23, 3 f.).
Kai nauälaßov , tährt Strabon fort, eQiji.it]v oi
Piufxaloi näXiv xrjv vT^aov . . . xul öiaxtktaa juixQ''
vvv avösiug TtQaxxovaa. Dies wird vollständig
bestätigt durch zwei Epigramme von Strabous Zeit-
genossen Autipatros von Thessalonike, der von der
Verödung der Kykladen spricht yjalat. Anthol.
;i, 421J:
// {} vj.iäg adlda^av tva xQonov rj xoia ?.avxij
/J^jkag, £Qrj/.iaiov daii.tovng ÖQ^afiäv}],
und noch stärker in dem Vergleich von Tenos und
Delos, welcher noch heute nicht zutretfender ge-
geben werden konnte (ebd. 5öU):
viiv di av ftiv Ciuaig, q d ovxäxi • xig xav twknai
öiptaO^ai Ttjvov Jfjkov tQrjfioxäotjv)
Delos hat sich nie wieder erlmlt; aucli tue schwachen
Versuche Uadrians blieben Iruchtlos, und mit Aus-
nalime einer kleinen athenischen Besatzung war die
In.'^el im zweiten Jahrhundert nach Ciiristo unbe-
wohnt ",i. Es war gewis schon damals jene ent-
*'') l'aus. 8, 33, I »j .liji.oi d(, fir/f/.diii luif itij i>vovu(-
rovg nu(i 'Alfrji'nitur lg ToiJ hnov lijy (f novndl' , .1i]i.toiV y€
ih'ixn iQTjftöi iozii' ärUf>ui7)iuv.
147
setzliehe Einöde, von Menschenhand bereitet, welche
noch heute den Besucher der einst so festest'roben
gottgeliebten Insel tief melancholisch stimmt. Der
eine dort stationierte Invalide, der Nachfolger jener
athenischen Besatzung, ist nicht im Stande, das
grofse Gräberfeld von Ilheneia vor der Habsucht
der nach Ballast suchenden Schiffer, der kuust-
liebenden Eeisenden und Antiquitätenhändler, der
kalkbereitenden Mvxnvioi yeiioveg zu schützen;
scheinbar ganz und gar durchwühlt, scheint es doch
noch immer uuerschöpflich zu sein. Wie wäre es nun
wohl denkbar, dass im zweiten nachchristlichen
Jalirliundert, wie Stephaui meint, auf der menschen-
leeren Insel diese Masse von Grabsteinen errichtet
sein sollte? Ohne Frage müssen wir mit ihnen
zwei Jahrhunderte höher hinaufrücken : die achtzig
Jahre von IGH bis HS vor Christi sind es, denen
diese Klasse von Grabdenkmälern vorzugsweise an-
gehört. Damit stiuimt auch der iialäographische
Charakter der Inschriften überein, welcher im grolsen
Ganzen derjenige der beiden letzten vorchristlichen
Jahrhunderte ist. Um einige bezeichnende Buch-
staben herauszuheben , so sind die gewöhnlichen
Formen: AEZOMriEil, meist mit leichten Apices;
in A hat meine Abschritt p statt fli iu C findet
sich I statt Z, also noch Reste älterer Paläographie.
Daneben aber treten auch schon mehrfach die ab-
gerundeten Formen von ^ und C auf und weisen
mindestens auf das letzte Jahrhundert vor Christo
hin; so steht in C in dem Worte ZIAIINIÜC ein-
maliges C neben i-egelmässigem Z, D hat nach Pa-
ciaudi durchgängig tue runden Formen, J in seinem
ersten Theile ebenfalls, im zweiten steht wiederum
t)EO£iOCIA neben XPHETH- üas für die Kunst-
geschichte vielleicht nicht ganz uninteressante Re-
sultat, das ich hier angedeutet habe, hat sich mir
bei genauer Durchsicht aller 18üU und l.sßl in
Athen, London, l^aris und in einigen kleineren Mu-
seen vorhandenen Grabsteine bestätigt und kann
bei einem so wiiuschenswerthen corpus unacjlyphorum
sepulcralium Graecoriim für die allgemeine histori-
sche Einordnung derselben von Werth sein. Ich
will nur noch darauf hinweisen, dass die Reliefs
der hauptsächlich im letzten vorchristlichen und
ersten nachchristlichen Jahrhundert in Rom thätigen
sogenannten neuattischen Schule die auffallendste
Analogie in der vierkantigen Art der Reliefbehand-
lung mit jenen Grabsteinen aufweisen, und dass
auch die „Apotheose Homers", welche spätestens aus
dem ersten Jahrhunderte vor Christo zu stammen
scheint *'), in diesen Kreis gehört.
Eine Besonderheit besitzt Glykons Grabstele
endlich noch in der Binde, welche in Relief darge-
stellt den Stein zwischen Giebel und Bild umwindet.
Die griechische Sitte, Grabsteine mit Tilnien zu
schmücken, ist bekannt "), seltener gab mau diesem
Grabesschmuck eine bleibende Form ''"). Unser Mo-
nument hat für seine Relicfdarstellung der Tänie
unter dem bisher bekannten Denkmälerschatz erst
zwei ganz entsprechende Genossen gefunden. Erstens
die Stele der Stymphalierin Lampron im Theseion
(GOo Pitt. = 1.% Kek.), welclie ebenfalls dem zweiten
Jahrhundert anzugehören scheint'"). Hier ist die
Binde weit zierlicher durchgeführt, die Zipfel sind
vom Knoten aus beiderseits noch einmal unter die
Binde geschoben und hängen erst dann herab, auch
sind sie nicht so plump durch das Rclicffeld ab-
geschnitten, sondern wie es bei Tänien üblich ist
rundlich beendet und laufen in ein paar Fädchen
aus''). Das zweite Beispiel einer Relieftänie bietet
die Stele von Same aus anscheinend makedonischer
Zeit, deren Inschrift sich im C. I. Gr. II p. 1)68 n.
1930 /"abgedruckt findet; Böckhs Zusatz „infra sunt
(liiae Ineidae iiodo iuuctae, quantiim inlelligo" wird
*") Korlegarns auf einer Andeutung Brunns berulieniler Ansatz
ins .labr 17 nach Cbr. {de tabula Archelai S. 36 fl.) hat für midi
wegen der gänzlieben Verscbiedenbeit des Reliefs von den unter ein-
ander nahe verwandten tabulae liiacae nicbts Ueberzeugendes. Aucb
Friederitbs Gründe (Bausteine S. 400 f.) für den Anfang der haiser-
zeil als früheste Zeitgrenze lassen einen su bestimmten Schluss niebl
wohl zu. Ich habe bestimmte Gründe für die Annahme etwas frü-
herer Entstehung, welche sich nicht «ohi in der Kürze angehen lassen.
") Vgl. Benndorf griech. u. sicil. Vasenb. S. 33 mit der dort
angegebenen Litterutur und E. Schulze de uasculo picto (Gotha 1870)
S. 4 Anni. Tl ff.
*') Vgl. meine Miltheilungen in den Berichten der sächs. Ges.
der Wiss. 1867 S. 117 II. und Schulze a. a. 0. S. 8.
*^) Sie lässt sieb nur bis Syra zurückverfolgen, dürfte aber wohl
auch aus Rheneia stammen. Der Marmor erschien mir parisch, je-,
denfalls nicht pentelisch, was auch Kekuie zweifelhaft war. ti8'&
Skizze liegt vor mir.
*') Vgl. z. B. die Tanien bei [ienndorf, Taf. 14 ff.
148
durch Mures wir vorliegende Originalskizze be-
stätigt. Bötticlier erinnert ausserdem an die schöne
marmorne Grablekythos bei Lebas (voy. urcli.,
mon. fig. Taf. 79, 1), wo vom Halse des Gefälses zu
der Windung des Henkels sich eine kurze sculpierte
Binde schlingt. Etwas häufiger sind die Beispiele,
wo eine solche Täuie nicht iu Relief, sondern nur
durch Farbe ausgedrückt worden ist. Kekule hat
Spuren an der Stele der Nike von Thasos (Thes.
53 = 562 Pitt. Exped. de Moree III Taf. 1«, 2) und
an einer andern (Thes. 158 = G05 Pitt. Exped. de
Murve III Taf. 21, 1) bemerkt; ich lüge die des
Gorgias aus dem phöuikischen Laodikeia hinzu
(Thes. 278 Kek. = 335 Pitt.), wo zwischen dem ge-
malten Kymation und dem Kelieffeld ein rothes
Band mit Schleife erkennbar ist *''). Diese drei
Grabsteine gehören der Gruppe der delischen Reliefs
an. Ein paar ältere attische Beispiele besitzt die
Sammlung au der „Hadriausstoa" "), beide von hy-
mettischem Marmor, aber aus paläographischen
Gründen ist wenigstens die erste noch der ersten
Hälfte des vierten Jahrhunderts angehörig, und der
Gebrauch der Formel ya'iqa allein, obgleich er na-
njcntlich der sjtätercn Zeit eigen ist, reiclit kaum hin,
den Stein der Aphrodisia viel später anzusetzen.
Wenige Striche werden den einfachen Schmuck an-
schaulich machen:
/\ M 0 I K T Y n N
"_ KPATirror
1 iVrETAlÄN I
rotli
y
AO'POAICIA
XAIPE
~1 \~
rotb
/
Kand
eines liolien
lienkellusen
nur gemalten
Geluf^es
V
Es leidet wuhl keinen Zweifel, dass dieser Gebrauch
einst viel verbreiteter gewesen ist, und es ist leicht
möglich, ilass aucii jetzt nocli unsere Museen manche
bisher Uliersehene Beispiele enthalten. —
*') Meine trühere Ansähe a. a. 0. lAnm. 45) S. 1 l'.l, die Binde
Sri auch sculpiert, nar irrliiüiiillcli.
*'') Vgl. meine Notiz a. a. 0.
Das Relief Fig. 2, welches so einfach ist dass
es keiner ausführlichen Beschreibung bedarf, befindet
sich in dem Museum der Villa Ludovisi, wo es
im zweiten Zimmer über einem der Fenster einge-
mauert ist ■'"). Wegen dieser höchst ungünstigen
Lokalität war es Heydemann unmöglich, mehr zu
constatieren als dass die Zeichnung Riepenhausens,
abgesehen von etwas ..verschönender" Manier, zu-
verlässig sei; ihm schien das Relief keine römische
Nachahmung, sondern griechisch. Dies kommt mir
unglaublich vor. Kein Gegenstand ist auf griechi-
schen Grabsteinen häufiger als Abschiedsscenen; der
Abschied eines Kriegers von seiner Gattin ist na-
mentlich auf den Reliefs der marmornen Grabvasen
sehr beliebt "'). Aber stets wird der gewöhnliche
Typus der Absehiedsdarstellungen beibehalten'*);
meistens erscheint auch der Krieger als vollständig
gerüsteter Hoplit, oder aber mit Chiton oder Schild
versehen; nur in der Vase bei Lebas a. a. 0. Taf. 80
nimmt der junge Stephanos von Kos von seinem
Vater Kydrokles in der blufsen Chlamys Abschied,
während der junge Diener den grolseu runden Schild
trägt. Auf unserem Relief dagegen erscheint eine
andere Bekleidung'') und eine ganz andere Com-
positiou. Was aber noch viel auffallender ist, das
ist die Art, wie der Trennungsschmerz sich kund-
gibt. Die übrigen Denkmäler begnügen sich, wenn
sie überhaujit direct an den letzten Abschied er-
innern wollen, mit einer weit bescheideneren An-
deutung desselben: Männer greifen nach dem Bart,
Frauen stützen Kinn oder Wange in die Hand,
5») Siehe Platner in der Beschr. der Stadt lloiii III, 2 S. 588
Nn. 52.
= ') Theseion 54 Kek. (= liy l'itl. 'TT'/'JU. an-/. 220. I'cr-
vanoglii Taf. 2, 14 S. 55, 5). In der „Hadriansstua" habe ich mir
sieben solche Vasen notiert, davon eine bei Lebas rnij. arch., mon.
fig. Taf. 80 abgebildet, eine von F'ervSnoglu S. Oü 'S«, til beschrieben
ist; derselbe gibt S. Ö7 No. 71 ein weiteres lieispiel aus der
Sammlung der archäologischen Gesellschaft. Dazu .Janssen Graf-
reliefs ie Leyden Taf. 1, 2. Am-. Marlies in the Brit. Mus.
I.\ Taf. 31. 32. 33. — VVI. auch die Stele bei l'aciaudi mon.
Pelop. II S. 273. Andrer Art, auf InnfjS hezüslicb, sind die lle-
liefs bei Clarac II Taf. 152, 267. 272 (Bouillon III, ci/i/'«» T^f- -.
8. I'ases et urnea Taf. 8, 2).
*') So ja auch noch auf der lateranisrhen Nachahiniing (Aniii. 4) ;
desgleichen in vielen athenischen Beispielen.
") Auch die Konn des Helmes ist, «enn auch nicht ungriechisch,
so doch vtenigslens für griechische Krieger nicht ge"ohnlich.
149
beide blicken wohl traurig auf die scheidende Haupt-
figur und neigen ihr Haupt, aber kaum auch nur
so stark und absiciitlich, wie es hier bei dem ju-
gendlichen Krieger der Fall ist. Vollends findet die
Geberde der Frau, ihr starkes Weinen, das Empor-
ziehen des Gewandes, um die Thräuen abzutrocknen,
meines Wissens in dem ganzen grofsen Vorrath
antiker Grabreliefs keinerlei Analogie ^'). Nimmt
man zu dieser unantiken Sentimentalität das Unge-
schick der Darstellung, die Unklarheit des Falten-
wurfs, das Stillose des ganzen Bildes hinzu — mag
auch dies oder jenes auf Rechnung des Zeichners
kommen — , so drängt sich immer von Neuem ein
Verdacht auf, welchen ich wegen mangelnder Aut-
opsie lieber nur andeuten als geradezu aussprechen
will. Auf keinen Fall aber scheint es mir möglich,
über die römische Zeit hinaufzugehen, in welcher
ja allerlei Versuche gemacht wurden, die alten
Motive der griechischen Gra])steine wieder aufzu-
nehmen; meistens mit sehr unglücklichem Erfolg,
indem die naive Einfachheit der Muster in der
Nachahmung trocken und steif ward und an die
Stelle der zusammenhangenden Handlung eine blofse
Nebeneinauderstellung der Figuren trat. In unserem
Relief würde der entgegengesetzte Versuch, die in-
neren Motive stärker hervorzuheben, Anerkennung
verdienen, träte nur dies Bestreben weniger ab-
sichtlich auf und wäre es in der Durchführung
glücklicher ausgefallen. —
In ganz anderer Weise eigenthümlich und
schwierig ist das letzte Relief dieser Tafel, Fig. 3.
Es befindet sich im Neapler Museum ^°), hat aber
bisher, wie es scheint, keine besondere Beachtung
gefunden. Die Höhe des antiken Fragments beträgt
0,.34, die Breite 0,40 Meter; die Arbeit wird von
Heydemaun als anziehend und fein bezeichnet, was
") Die Figur Lei Clarac II Taf. 198,86, auf welche man sich
köünle berufen «ollen, pehört nach Claracs richtiger Bemerkung
einem Adonissarkopliag an, vgl. ebda Taf. 116, So.
") Neapels ant. Bildw. S. 139 No. 52j; die moderne obere
Hälfte ist in unserer Zeichnung weggelassen. Das Relief dürfte
identisch sein mit dem von Finati mus. borbon. (1842) S. 253
unter No. 80 beschriebenen bassorilievo in marmo greeo, welches
er als eine Hochzeitvorstellung bezeichnet. „Scultura romana."
Danach würde es aus Herculaneuni stammen, doch sind diese An-
gaben bei Finati nicht durchweg zuverlässig.
Arch. Zti;. Jahrgang XXIX.
auch die Zeichnung bestätigt. Die Darstellung ist
sehr ungewöhnlich. Neben einem Bauino steht links
ein Mann in der Chlamys, welche den Umriss des
Körpers fast unverhüllt hervortreten lässt; er erin-
nert lebhaft an die feinen Schöpfungen der Blüthe-
zeit griechischer Kunst ^''). Während er den linken,
vom Mantel bedeckten Arm etwas gebogen hält und
mit dem Zeigefinger der leise geballten Hand ab-
wärts weist, reicht er einem Jüngling ^'1 von ähn-
licher Bekleidung und Haltung, welcher von einem
schlanken Hunde begleitet wird""), die Rechte dar.
Dieser Jüngling scheint nur zögernd heranzutreten.
Ein kurzbekleidetes Weib von feinen Formen legt
ihm die Rechte auf die Schulter und bezeugt da-
durch den Autheil, den sie an ihm nimmt; ob er
in diesem Falle mehr antreibend oder zurückhaltend
sei, ist schwer zu sagen. Sie trägt einen kurzen
Chiton, von der linken Schulter hängt ein Mantel
herab, der den Rücken bedeckt, dann von der Frau
mit der Linken gefasst und vor dem Schols empor-
gezogeu wird. Die ganze Composition muthet uns
weit mehr griechisch als römisch an.
Mit der Annahme einer gewöhnlichen Abschieds-
scene ist offenbar nicht auszukommen. Das zö-
gernde Auftreten der Mittelfigur findet dabei so
wenig eine Erklärung, wie die kurze Bekleidung
der Begleiterin; jenes lässt eher auf eine Begrülsung
unter Fremden, als auf einen Abschied von Auge-
hörigen schliessen. Der Hund, der neugierig zu
dem einzelstehenden Manne emporblickt, scheint
diesen auch als einen Unbekannten zu bezeichnen;
die Zuthat des Baumes mitten im Felde verdient
daneben als ungewöhnlich hervorgehoben zu werden.
Dazu kommt, dass der Jüngling rechts vom Baum
auffällig an manche Darstellungen des Hermes er-
innert. Die Haltung der linken Hand würde sich
am leichtesten erklären, wenn wir einen Stab darin
ä") Man vergleiche den Triptolemos des eleusinischen Reliels
{man. delV inst. VI , 45. Weicker alle Denkm. V Taf. 6 u. o.),
oder noch besser den prachHollen Bellerophon des einen spadaschen
Reliefs (Braun zwölf Basreliefs Taf. 1).
") So nach Heydemann, gegenüber den Zweifeln Gerhards und
der modernen Ergänzung der Figur als einer weiblichen; zur Wider-
legung dürfte schon die Bekleidung allein hinreichen.
■''*) Vgl. den Hund der Artemis auf dem Vasenbilde bei Stepbani
G. R. 1868 S. 66.
21
150
voraussetzen dürften; fast genau so hält der schon
oben (Anni. 56) verglichene spadasche Bellerophon
seine Lanze, und bei Hennesbildungen ist die das
Kerykeion haltende Hand sehr ähnlich gebildet ^'■').
Sollte ein Stab aber auch auf dem Original fehlen
und immer gefehlt haben (auch der Hermes der
Orpheusreliefs trägt kein Kerykeion), immer würde
die Handbevvegung ganz wohl dazu passen, die
Rede eines Boten zu begleiten "). Nun ist der
Psychopompos Hermes auf griechischen Grabreliefs
eine wenn auch seltene, so doch keineswegs uner-
hörte Erscheinung. Pervanoglu, dem wir den Nach-
weis mancher unerkannten Grabdarstellungcn ver-
danken, hat kürzlich in dieser Zeitung (XXVI S. 74)
auch die schönen attischen Reliefs , die man all-
gemein auf Orpheus und Eurydike deutet"'), auf
einen gewöhnlichen Krieger beziehen wollen, wel-
chem Hermes seine Frau in den Hades entführe.
Wie der attische Krieger zu dieser Kopfbedeckung
und den hohen Stiefeln, wie er vor Allem zu der
Kithara statt der Waffen kommen sollte, das bleibt
dal)ei ebenso unerklärt, wie das ganze Bewegungs-
motiv dieser Figur, wogegen erst bei der mythischen
Erklärung jede Einzelheit und die feine Motivierung
der Composition in ihr vtjlles Recht tritt "''). Möglich
ist es aber dennoch, dass wir in diesem dreimal wie-
59) Vgl. [lenkm. ci. ü. luiost 11 Till'. 28, 30'.) (Neapel). 29, 314
(Londuii). 318 (Villa Luilovisi, falscli mit dein Beutel restauriert)
32 j (Neuwied). Braun Kunslniylti. Taf. Ol (Farnese, London).
^°) Vgl. den Hermes Psychopompos auf dem kapitoliniscben
Sarkophügdeckcl mus. Capitol. IV Taf. iit. Dcnkm. d. a. Kunst
II Taf. fi8, 858, eine Figur, die auf römischen Grabsteinen sich
öfter wiederholt.
*') Villa Albani: Zoega bassir. Taf. 42. — Neapel: Mus.
borlon. \ Taf. 02. — Louvre (Borghcse) : Winckelmann M. I.
Taf. IS.'i. Miliin rjal. myth. Tiif. 107 6i«, .il2. Bouillon II, rdiefs
Taf. I. Clarac II Taf. Uli, 212 {Zelus , Anliopa, Amphion s.
Zoega hei VVeIcker alte IJenkiii. II S. 31!) f )
°-) Vgl. die Besprechungen Brauns Ruinen und Museen S. 049 IT.,
0. Jahns arch. Ztg. .\l S. 83 f. und Friederichs Bausteine S. I 7.5 ff.
Jahns Zweifel an der Echtheit der Neapler Inschriften halle ich
übrigens nach genauer Mriifung derselben für vollkonimen gerechl-
fertigl. Sie sind mit geringer Sorgfalt eingegraben, leigen paläogra-
phische Sonderbarkeiten, wie das Y mit gerundeten Armen und das
<t> init verlanwerler Hasla, den verralherischen Fehler HPMHS
(nicht HYPIAIKH) nnd den nach Vasenart riicklaiilig geschrie-
benen Namen SYB^tlO- "le bekannte Karjatideiiinschrifl des-
selben Museums zeigt, dass unser Beispiel nicht die einzige falsche
griechische Aufschrift im Neapler Museum ist.
derholten Relief den Schmuck eines Grabes oder
Heroon zu erblicken haben, wenn auch einer ganz
anderen Auffassungsweise entsprungen , als die
Masse der attischen Grabi-eliefs mit ihren unmytho-
logischen, dem täglichen Leben entlehnten Gegen-
ständen. Dann aber werden wir jene Reliefs un-
gern von den nach Form und Stil nahe verwandten,
dem lateranischen Medeiarelief ") und dem von E.
Petersen richtig auf Herakles Hadesfahrt gedeuteten
albanischen Relief ") , trennen wollen. Letzteres,
dessen Ideenvervvandtschaft mit den Oipheusreliefs
auch Petersen hervorhebt, fügt sich einer solchen
Vermuthung ganz leicht, nicht so bequem das Me-
deiarelief, obgleich die dort geübten Verjüngungs-
künste und was zu ihnen gehört allenfalls sich
jeuem Ideenkreis würden einreihen lassen "). Wie
es sich aber auch hiermit verhalten mag, Perva-
noglu hat noch ein weiteres sichreres Beispiel für
Hermes in Verbindung mit wirklichen Verstorbenen
auf einem attischen Grabrelief im Besitz der archäo-
logischen Gesellschaft beigebracht, wo der Gott,
durch Schlangeustab und Flügelschuhe deutlich
bezeichnet, eine Frau sanft bei der Hand gefasst
hat, um sie ins Reich des Hades zu geleiten. Leider
fehlt eine Angabe, welchem Stile und welcher Zeit
dieses Relief angehöre. Aus etwa dem letzten vor-
christlichen Jahrhundert lässt sich als weiterer Be-
leg eine Grabstele in Verona anführen *'), wo
Hermes, mit Chlaiiiys Kerykeion und FufsHügeln,
dem Asklepiades die Hand reicht, dass er iiim Iblge.
Noch ein anderes Beispiel bietet ein ziemlich grofser
altarfürmigcr Grabstein im britischen Jluseum dar
(dem Stile und der Form nach etwa aus Rhcnein),
wo neben einem zum Abschied sich die Hand rei-
") Amallhea I Taf. 4. ßenndorf und Schöne .No. 92.
") Zoega bassir. II Taf. 103. E. Petersen arch. Ztg. .\.\IV
S. 258 f.
''^) Eine syiiibuüsche Handlung zwisclien T») und '/iow^c stellt
auch der Veroneser Grabstein im mus. Veron. äl, 9 (Denkin. d. a.
Kunst II Taf. 30, 329. Jahn sücbs. ßer. 1849 Taf. 9, 3 und S. 102 IT.)
dar, jedoch ist die ihm zu Grunde liegende Idee weit abslrader, als
dies bei jenen der lleruenmylhologie entnommenen Vergleichen der
Fall ist; sie verhalten sich zu einander etwa nie ein l'hilosophem
zu einem pindarisclicn .Mythenbeispiel. Icli sehe daher von jenem
Kelicf hier ganz ab.
'"') Mne. Veron. jl, I 'Aax).T]7iiuä>] 'Ano).kix)i'C'jv Auf/i-
nuXii« /(iijnti /('Tije.
151
chenden Ehepaar Hermes auftritt, mit dem Petasos,
Flügeln an den Fülsen, der Clilamys um den Hals
und den linken Arm, dem Kerykeiou in der linken
Hand; die rechte Hand zeigt zu Boden oder hielt
etwas , der Blick ist auf das Paar gerichtet "').
Diese drei sicheren Beispiele eines Hermes Psycho-
pompos auf griechischen Grabreliefs ***) können nun
auch einer entspreclienden Erklärung unseres Neapler
lieliefs zur ytiitze dienen: Hermes würde einen als
*') Das eigenlbiimliche Monument befand sich 1861 in den
Kellerrüumen des Museums und trug die Bezeichnung S^'/j^S. Höhe
0,80, Durchmesser 0,82, Höhe der Kiguren 0,41), Erhebung des lie-
liefs über dem Grunde 0,05 — 00,6 Meter. Ganz liniis eine Sonnen-
uhr auf einer Console, dann der Hermes en face, hinblickend auf
die verschleiert rechlsbin sitzende Frau (neben ihr eine kleine Die-
nerin), welche einem ihr gegenüberstehenden Manne die Hand reicht.
Dieser ist im Begriff, nach rechts abzugehen; neben ihm, dem Her-
mes entsprechend, ein Mann en face mit undeutlichem Gestus;
endlich ein kleiner nackter Diener, an eine Basis gelehnt, auf der
sich ein konischer Grabhügel erhebt. Ausserdem siud drei Stier-
.köpfe mit Guirlanden om Grabstem angebracht; von einer Inschrift
keine Spur.
'^) Es lasst sich daran erinnern, dass auch unter den altischen
Grablekylben mit Umrissmalereien auf weissem Grunde neben zahl-
losen Scenen am Grabe (welche hier die Stelle der Abschiedsscenen auf
den Grabrcliels vertreten) ein paar Beispiele eines die Seelen zum
Charon geleitenden Hermes sich finden (Stackeiberg Graber der Hell.
Taf. 47. Thiersch hell. bem. Vasen Taf. 3. I'anolka Bilder ant. L.
Taf. 20, 7. Benndorf Vaseng. Taf. 27, und ebda S. 44); desgleichen
noch eine andere Cbaronsdarstellung (Stackelherg Taf. 48. Panofka
Griechen und Griechinnen No. 17. Denkm. d. a. hunsl H Taf. 09,
869, identisch mit der von Fauvel bei Miliin mag. encycl. 1811, II
S. 140 beschriebenen?) Auch auf einem allischen Grabrclief ist
neuerdings in ähnlicher Vereinzelung der sljgische Fährmann nachge-
wiesen: Salinas vion. sepolcr. Taf. I, L. 5. E. Curlius sieben Karten,
Texlbeilage 3. Gütt. gel. Anz. 1863 S. 1264. Gült. Nachr. 1863
S. 297. 351. Bhusopulos bull. 1803 S. 170. Krüger Charon und
Thanatos S. 9. I'ervanoglu arch. Ztg. XXVI S. 74.
Jagdliehhaber charakterisierten Jüngling abberufen
zum Hades; dieser reicht ihm nur zögernd die Hand,
und die Handbewegung der Begleiteiiu, Liebe und
schmerzliches Bedauern zugleich ausdrückend, fände
ihre trefl'endste Analogie in derjenigen Euiydikes
auf jenen Orpheusreliefs. Allein ganz genügt auch
dieser Deutungsversuch nicht, da die kurze Beklei-
dung der Frnn sich immer wieder der Annahme
einer Alltagsscene entgegenzustellen scheint Es bliebe
also nur der Ausweg, hier, wie es vielleicht beim
Orpheusrelief der Fall war, ein mythologisches Paar
als Stellvertreter der wirklichen Verstorbenen zu er-
blicken. An die attische Jägerin Prokris mit ihrem
von Minos erhaltenen Hunde lässt sich nicht wohl
denken, da dann diese statt des Kephalos von
Hermes abgefordert werden müste. Der Annahme
des Jägers Orion, des lieblichen Jünglings welchem
Artemis einen sanften Tod bereitet, stellt sich das
Kostüm der vermeintlichen Eos entgegen. Eher
könnte Meleagros in Betracht kommen, von dem
Atalante ungern sich trennte. Aber freilich fehlen
alle bestimmten charakteristischen Merkmale. Eine
sichere Deutung ist also noch nicht gefunden, und
ich möchte nur zum Schluss noch die Frage auf-
werfen, ob das Kelief überhaupt sicher ein Grab-
relief sei, worauf wenigstens seine äussere Be-
schaffenheit nicht nothwendig zu führen scheint.
Vielleicht gelingt es einem Andern, durch eine evi-
dentere Erklärung der Scene die Autwort auf diese
Frage nach dieser oder jener Seite zu geben.
Tübingen. An. Michaelis.
DAS MORRASPIEL.
(Vortrag gehalten am 9. December 1871.)
Hierzu die Abbildungen Tafel 56.
Als Beitrag zur Winkelniannsfeier biete ich der blitzschnellen Handbewegungen und das dazu kurz
Gesellschaft eine Tafel mit Vasen-Zeichnungen, die
ein altes noch jetzt in Italien und Griechenland üb-
liches Spiel darstellen, welches wohl Jedem von
Ihnen bekannt ist: das Morraspiel, il giuoco alla
morra. Wer in Rom gewesen, wird nicht leicht jene
und heftig hervorgestol'sene Geschrei des Morra-
spiels vergessen, welches so oft die unheimliche .'^tille
der Campagna weithinschallend unterbricht und be-
lebt; wer die gelobten Länder unserer Wissenschaft
noch nicht geschaut hat, kennt das Spiel aus lieise-
21*
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beschreibimgen, die es selten unterlassen, von den
Moi'raspielen ausfuhrlich zu berichten.
Wie das Morraspiel, welches auch hei den alten
Aegyptiern bekannt war '), von den Griechen ge-
nannt wurde, wissen wir nicht ') ; l'toleniaeos Heph-
aestion (Nov. bist. 4) , der es von der schönen He-
lena erfunden sein lässt, umschreibt es mit n did
daxTvhov xUjqoQ. Bei den Römern hingegen hiess
es micurii dhßüs oder nur micare, wie das von ihren
Schriftstellern*) häufig erwähnte Sprichwort „qvicum
m lenebris iiiices oder micare possis" darthut für
Jemand, welcher so ehrlich ist, dass man mit ihm
sogar im Dunkeln Morra spielen kann.
Das Spiel ist an sich sehr einfach, aber auch
ebenso schwer, weil es grolse Geschickliciikeit und
ungemein schnellen Blick erfordert: zwei Spielende
nändich strecken gleichzeitig eine beliebige Anzahl
der Finger je ihrer rechten Hand aus und schreien
dazu so schnell als möglich die Summe aller ausge-
streckten Finger hervor. Vergleichen wir hiermit
die Beschreibung in einem Varronischen Fi-agmente
(nncandum eril cum Graeco, ntriim ego illhis nu-
vienim, an ille meiim assequatur) *') und erwägen,
dass der Spielende, welcher die Zahl der von ihm
selbst ausgestreckten Finger ja kennt, nur die vom
Gegner ausgestreckte Fingerzahl zu erratheu hat,
um die Gesammtsumnie auszurufen, so ersehen wir,
dass das Morraspiel im classischcn Altertlium ganz
in derselljen Weise ') ausgeführt wurde, in der es
noch heutzutage gespielt wird. Und wie dies Fin-
') Vgl. die Abbildung eines Wandgemäldes aus Keni-Hassun bei
liosellini Mon. dell' Egillo II 102, 4 (inil der Inschrift: tetes); we-
niger deullicli ist das Morraspiel dargestellt in einer Zeichnung be
Wilkinson Man. and. cost. II p. 417 (schlecht wiederholt hei Kich
illustr. Wörterh. s. v. micalio).
^) Wenn l'anofka Bild. ant. Leb. S. 17 zu X, 9 behauptet, dass es
iSnxTvI.üjy ^ncii.Xuii^ heisse, was auch bei Guhl-Koncr Leb. d. Gr. u.
Höni. S. Hl 7 (11. Aull.) wiederholt wird, so ist dies ein Irrthum, da
die dafür angeführte aristotelische Stelle (de insotnn. 'i = p. 'jlit) B,
20 Beklier) gar nicht von dem Spiele spricht; auch die umschrei-
benden lexikographischen Glossen (H. Steph. p. 138 micat — ).{!)/icrfi
und p. .i2o liay/di'to — mico) ergeben die griechische Benennung
nicht; vgl. Jahn Annali 181)0 p. 326 s.
') Vgl. Gir. de olT. III, l'.l, 77, de fin. II, lO, iV.'; IVtr. Sal.
44; Front. Epp. ad Caes. 1, 4; Augustin. de 'Irin. 8, ä.
*) Bei Nonius p. 347 (= p. 237 Gerl. Uoth); asseijuatur ist
Kmendaiion (für sequalur) von Vahlcn Coniecl. |i. i)8.
') So auch Jahn Annali 18fi(> p. 32fi, 3; anders urtheilen Rein
in Becker's Gallus III S. 341 und Michaelis Arch. Ztg. 18lj'i S. 201.
gerspiel heute bald einfach zur Unterhaltung, bald
zur Entscheidung in heiteren oder ernsteren Dingen
dient, so auch bei den Griechen und Römern "), wo
einerseits z. B. gesanglicbende Hirten durch die
Morra den Anfang ihres Wechselgesangs regeln
(Calpurn. Ecl. II, 25 ss.) oder Ganymedes und Eros
dadurch entscheiden, wer beim Kottabosspiel beginne
(Nonn. Dionys. Py.j, 77 ss.), andererseits erwähnt und
zugleich durch ein Edict des Praefecliis urbi verboten
wird (Ürelli no. 31G(J), dass das Volk beim Vieh-
verkauf deu Ausschlag durch das Morraspiel herbei-
führe; ja Augustus (Suet. Octav. 13) trieb die Frivo-
lität so weit, dass er Vater und Sohn, welche beide
in seine Kriegsgefangenschaft geratheu waren, um
ihr Leben Morraspielen hiess!
In Betrefl" der bildlichen Darstellungen unseres
Spiels auf Werken griechischer und römischer Kunst
gebührt (so viel ich sehe) l'anofka ') die Anerken-
nung, zuerst unzweifelhaft das Morraspiel nachge-
wiesen zu haben auf einem schönen uuteritalischen
Prachtgefäls der Münchener Vasensammlung (no.
SO;')), welches (ausser Darstellungen aus der Belle-
rophonsage, dem Argonauteuzuge, u. a.) in einem
Streifen Aphrodite inmitten iiires Erotenhofstaates
sitzend zeigt "). Während hier ein Eros mit einem
Kranz der Göttin entgegenfliegt und zwei Eroten
über einen zweiten Kranz, den der Eine hält, sich
angelegentlichst unterhalten, spielen zwei andere
Liebesgötter „alla Morra" (Taf. öti. 2): sie sitzen sich
gegenüber, halten je mit der Linken einen Stab
gefasst, strecken Finger ihrer rechten Hände — der
eine Eros einen Finger, der andere alle fünf —
aus, beobachten sich aufmerksam und sind so le-
bendig gezeichnet, dass man aus ilircm iMuiulc den
Schrei der Zahl (sechs) zu hören vermeint.
Ein zweites Beispiel (Taf. 5G, 3) wies Panof ka
dann auf einer äusserst fein gezeichneten uolanischen
Hydria der Sammlung Betti in Neapel nach, welche
jetzt der Sammlung Dzialynski in Paris angehört
«) Vgl. noch Cic. de off. III, 23, ',10 und de div. II, 41, 8:),
wu beidemal das Morraspielen dorn l.oosen gleichgesetzt wird.
') l'anofka liilJ. anl. Leb. S. 17 zu .\, !l.
*) Abgebildet z. ß. auch in der Arch. Ztg. 1800, 130; u. s. w. ;
Vgl. Klasch .Angebl. Argunautenb. S. 30 11-
153
und vou Jahn veröffentlicht ist ') ; die Vase hat
durch Verbrennen auf dem Scheiterhaufen theilweise
gelitten. Zwei Jungfrauen haben sich, um auf dem
Gang von der Quelle auszuruhen, auf ihre vollen
Hydrien gesetzt und spielen 7.um Zeitvertreib ..alla
Morra" : mit der Linken fassen Beide einen Stab,
während die eine zwei Finger, die andere die fünf
Fina-er der rechten Hand ausstreckt. Wo schöne
Mädchen weilen, ..kommt auch schon Amor, der
lächelnde Knabe," hier mit einer Tänie in den Hän-
den der Siegerin entgegenschwebend; hinter den
Spielenden steht noch eine Gefährtin, welche auf-
merksam dem Spiele folgt und in der erhobenen
Rechten einen Kranz als Gewinn en)porhält.
Ein drittes Mal findet sich das Morraspiel in
dem einen Bilde einer ruvesischen Schale des Museo
Nazionale zu Neapel (uo. 2.574), welches, bis jetzt
unbekannt, eine leidlich gute Zeichnung des voll-
reifen apulischen Stils ist (Taf. 5G, 1). Wir sehen
einen Jüngling und eine Maid s[üelen: er hebt alle
fünf Finger empor, sie streckt — ein wenig unge-
geschiekt oder zaghaft — zwei Finger der rechten
Hand vor; die linken Hände fassen wieder einen
Stab; die gespannte Aufmerksamkeit der Spielenden
ist trefflich wiedergegeben. Oben sitzt ein Eros,
welcher der gewinnenden Frau den Siegeskranz
hinhält; daneben steht eine Genossin, die in den
Händen Fächer und Kranz haltend zuschaut.
Diese drei Vasenbilder, welche in der Wieder-
gabe des Spiels ebenso miteinander übereinstimmen
als in der Lebensfrische der Zeichnung, bieten uns
nun einen Anhalt, etwaige andere Darstellungen des
Morraspiels sicher zu stellen. Zuerst scheint näm-
lich aus den gegebenen Beispielen hervorzugehen,
dass beim Morraspiel der alten Griechen und Römer
der Gebrauch eines Stabes, den die linken Hände
der Spielenden hielten, üblich gewesen ist, um so
ein absichtliches oder unabsichtliches Stören durch
die linke Hand zu verhindern '"); heute pflegt
'j Abgeb. Annali Jell' Insl. 1806 tav. d'agg. L'; vgl. Jahn ebd.
p. 326; Panofka Arch. Ztg. 1848 S. 246, 2; Longperier Rev. arch.
N. S. XVII p. 354.
"J Vielleicht auch, um die Spieler in einer bestinimlen Kntfernung
jim einander zu halten (was bei der lebhaften Erregung, die das
Spiel leicht bewirkt , immerhin nünschenswerlh erscheinen mochte)
aus derselben Ursache der italienische Morraspieler
die Linke geballt") auf dem Rücken zu halten.
Doch dünkt mich ein solcher Stab nicht absolut
nöthig, und sind Morraspieler auf antiken Bildwerken
ohne denselben immerhin möglich (vgl. Nonn. 1. c );
andererseits aber zwingt das Vorhandensein und
derartige Benutzen eines Stabes keineswegs, immer
das Morraspielen zu erkennen, wie z. B. auf dem
bei dem Heiligthuni des Zeus Urios am Bosporos
gefundenen und von Michaelis besprochenen Relief-
bruchstück ") sicherlich nicht alla Morra gespielt
wird, sondern zu irgend einem Zweck die Länge
des Stabes unter aufmerksamster Theilnahme der
Mitspielenden gemessen wird.
Ferner ist auf das Genaueste die Haltung der
Finger zu beachten, denn nicht jede lebhafte Finger-
bewegung weist auf ein Morraspielen, zumal bei der
lebhaften Gestikulation des Südländers, der sich
darin heute wie im Alterthume gleichgeblieben ist:
die Finger sind der Natur des Spiels gemäls dem
Gegner entgegengestreckt , damit er ihre Anzahl
leicht zu übersehen vermag. Dies hat Jahn unbe-
achtet gelassen, wenn er nach Gerhards Vorgang
auf einer roh gezeichneten Hydria des hiesigen Mu-
seums (no. 1%3) '') Morraspieler erkennen möchte:
hier steht ein Jüngling, die linke Hand in den
Mantel gewickelt und auf seinen Stab gelehnt, die
fünf Finger der Rechten lebhaft erhebend, vor einer
auf einem Stuhl sitzenden Frau, welche beide Hände
lebhaft bewegt und zwar die fünf Finger der nach
oben geöffneten rechten Hand ziemlich wagerecht
vorstreckt, dagegen die fünf der hoch erhobenen
Linken nach innen krümmt. Mir scheint dies all-
zusehr ein Verstols gegen den Sinn und die Natur
des Spiels, und demnach auf dem Berliner Vasen-
bilde nur eine äusserst lebhafte Unterhaltung ")
dargestellt, ebenso wie auch auf einem etruskischen
Spiegel des Museo Gregoriano (Ghd. 76) nur eine
oder um au dem Stab mit den Fingern der linken Hand die Zahl
der Gewinne zu bezeichnen, nciches z. E. aus iNo. 1 und 3 geschlossen
werden kann.
") Ebenso bei Nonnos Dionjs. 33, 79 s.
»«) Michaelis Arch. Ztg. 1864, 192 S. 198 ff. [Das Relief ist
seit Kurzem für das Berliner Museum erworben.)
") Abg. Annali 1860 tav. d'agg. V; vgl. .lahn ebd. p. 328.
"J VVas übrigens auch Jahn 1. c. für möglich halt.
154
von Handbewegungen begleitete Unterredung zwi-
schen den Gottheiten, aber kein Ausschlag gebendes
Morraspiel dargestellt ist. welches Feuerbach (Nach-
gel. Schrift. IV S. 9.3 f.) zu erkennen glaubte.
Dass alle diese und ähnliche Darstelluugen
nicht Morraspieler vorführen "'), beweisen genugsam
die drei mitgetiieilten Vaseubilder, welche uns für
die Darstellung des Spiels eine sichere Handhabe
gewähren und zugleich durch die Aninuth ihrer
Zeichnung und Vollendung ihrer Ausführung eine
Bestätigung des Urtheils darbieten, welches Winkel-
ig) Audi bei Cohen Med. imp. VI, 20, 6 p. .')'il, 0 ist sicher
nicht an das Morraspiel zu denken, sondern vielmehr ein BreUspiel
dargestellt.
mann (Kunstgescb HI, 4, 35) über die Vasen gefällt
hat und mit dem ich meine Mittheilung schliessen
will: „Diese Gefäfse sind, wie die kleinsten ge-
ringsten lusecten die Wunder in der Natur, das
Wunderbare in der Kunst und Art der Alten , und
so wie in Raphaels ersten Entwürfen seiner Ge-
danken, der Umriss eines Kopfes, ja ganze Figuren,
mit einem einzigen unabgesetzten Federstrich ge_
zogen, dem Kenner hier den Meister nicht weniger,
als in dessen ausgeführten Zeichnungen, zeigen;
ebenso erscheint in den Gefäfsen mehr die grolse
Fertigkeit und Zuversicht der alten Künstler, als in
anderen Werken. Eine Sammlung derselben ist ein
Schatz von Zeichnung-en." H. Heyukmann.
In Ruvo di Puglia ist vor Kurzem eine Vase
gefunden worden, deren bildliche Darstelluugen mir
durch die bewährte Güte G. Jatta's in Durchzeich-
zeichnungen vorliegen. Die Vase hat die Form des
sog. Faso a tromha oder der sog. arifora pugliese
(Jahn Münch. Katal. II, 47), da diese Form sich
sehr häufig ja fast ausschliesslich in Apulien vor-
findet, und ist mit verschiedenen Vorstellungen ver-
sehen, die den Charakter der späteren unteritalischeu
Kunst deutlich an sich tragen.
Am Hals sehen wir in der Mitte der einen
Seite auf einem Stuhl eine Frau mit laugen Locken
sitzen, in Schuhen Chiton reichem Schmuck und
Mantel, der das Hinterhaupt verhüllt; sie hat die
Beine gekreuzt, die liechtc auf das rechte Knie ge-
legt und senkt den Kopf nachdenklich. Auf die-
selbe schwebt ein beschuhter reichgeschmückter Eros
zu, welcher in beiden Händen ein IJädchen an
dem Faden hält. Unter dem Eros steht vor der Frau
eine viereckige Cista mit (dachähulichcni) Deckel
und Henkel, deren Seiten mit FigUrchen geschmückt
sind. Der Frau gegenüber sitzt auf einem Lchn-
stuhl ein unbärtiger lorbeerbekränzter Mann, unter-
wärts bemäntelt, in der Kochten einen Stab; er
streckt im Gcsiniich die Linke vor. Hinter der Frau
JASON BEI AIETES,
VASENBILD AUS KUVO.
steht eine zweite, in Chiton und Mantel, Schuhen
und Schmuck, welche in der gesenkten Linken einen
Kranz hält, während sie die Rechte gegen den Mund
hebt und auf den Jüngling hört; vor ihr liegt unten
ein Spiegel. Hechts und links wird die Vorstellung
von je einer grofsen schlanken Amphora (mit reich-
verzierten Henkeln) begrenzt; oben zur liaumaus-
füllung ein Ball und eine Rosette.
Auf der anderen Seite sitzt in der Mitte auf
einem Lehnstuhl eine Frau, beschuht bekleidet und
reichgeschmUckt, die Beine gekreuzt; sie hat die
Rechte an das rechte Knie gelegt und hebt die linke
Hand in eifrigem Gespräch mit dem abgewandt vor
ihr auf einem Stuhl sitzenden Jüngling (Apollon?),
der das Gesicht zu ihr umwendet. Derselbe hat
um die lang herabfallenden Locken einen l'erlen-
kranz, um die Obersehenkel die Chlamys, in der
Rechten eine grolse Leier: mit der Linken stützt
er sich auf den Stuhl. Hinter der Frau sitzt abge-
wandt im höheren IJaume ein Eros, beschuht und
reichgeschmückt, in der Linken einen Kranz haltend;
der kleine Gott wendet das Gesicht zu den beiden
Figuren um. Hinter der Frau kommt eilig eine
Zweite herbei, in Chiton und Mantel, beschuht und
geschmückt, welche in beiden Händen eine grofse
155
scliwere Schüssel, an den Henkeln gefasst, vor sich
her trägt und niedersetzen will ; unten — vor ihr —
liegen ein Spiegel und ein Fächer. Hinter dieser
Dienerin steht auf einem niedrigen candelaber-
artigcn ') Untersatz eine hohe, schlanke Lckythos;
vor dem Jüngling mit der Leier dagegen steht eine
grol'se dickbauchige Hydria.
Am Bauch sind zwei Bildstreifen angebracht,
von denen der untere eine der gevvölmlichen Ver-
sammlungen von Frauen und Jünglingen zeigt, die
mit einander in Unterhaltung begriffen sind. Auf
der Vorderseite — unter der oben beschriebenen
Vorstellung — sehen wir z. B. links einen auf sei-
ner Chlamys sitzenden Jüngling, der in der Linken
seinen zur Erde gesetzten Stab hält, im Gespräch
mit einer Fi-au, welche ihm auf der vorgestreckten
Rechten einen Schwan zeigt ; sie ist mit Chiton und
Mantel versehen , beschuht und reichgeschmückt,
kreuzt die Beine und lehnt sich mit dem linken
Arm auf eine Stele. Oben hängt eine Tänie. Da-
neben ist ein Jüngling, welcher um den gesenkten rech-
ten Arm die Chlamys und in der erhobenen Linken
eine Strigilis trägt, im Gespräch mit einer vor ihm
auf einem Lehnstuhl (mit Fufsbank) sitzenden Frau,
welche zu ihm das Gesicht umwendet; sie ist mit
Schuhen Chiton und Schmuck ausgestattet, und hält
in der Linken auf dem linken Knie eine Kithara.
Zwischen beiden Figuren liegt ein grolser Fächer.
Vor der eben beschriebenen Frau steht eine andere,
mit Schuhen Chiton Mantel und Schmuck, welche
in der linken Hand einen Spiegel, in der Rechten
eine Schale hält.
Bieten die bisher beschriebenen Darstellungen
soviel ich zu sehen vermag, nur Scenen des täg-
lichen Lebens, so enthält dagegen die Vorderseite
des oberen Streifens eine mythologische Scene
aus dem Sagenkreis der Argonautika; über die je-
denfalls unwichtige Vorstellung der Rückseile dieses
oberen Streifens vermag ich nichts ndtzutheilen, da
mir G. Jatta weder Banse noch Beschreibung der-
selben zugestellt hat.
Die Vorstellung der Vorderseite zeigt Jason
') Vgl. den ähnlichen Untersatz auf Tal. I, 53 in meinem Ver-
zeicbniss der Neapeler Vasensammlung.
mit dem goldenen Vliess vor Aietes. Der
(in der Bause unbärtige (V), auf der Vase wohl
weissbärtige) Kolcherkönig, in phrygischer Mütze,
kurzem gegürtetem Aermelchiton Mantel und hohen
Stiefeln (hSQOfitSsg), sitzt in der Mitte des Bildes;
auf seinem Schols liegen zwei kurze Lanzen, die
er vermuthlich mit der Rechten hält. Die Linke
streckt Aietes vor, als ob er das Widderfell in Em-
pfang nehmen will, welches der vor ihm stehende
Jason in der Linken am Schwanz gefasst hält; der
Held trägt hohe Stiefel, um den Hals die Chlamys
geknüpft, im Nacken den Petasos, um die Brust
das Wehrgehänge, in der Rechten *zwei Lanzen.
Zwischen beiden Männern schwebt ein reichge-
schmückter Eros mit einer Perlentänie in den Hän-
den auf Jason zu; der kleine Flügelgott blickt um
zu der hinter Aietes stehenden Frau, welche, int
Chiton und Mantel, beschuht und geschmückt, den
rechten Fufs höher aufgesetzt hat und aufmerksam
auf Jason blickt; in der gesenkten Rechten hält sie
(an Fäden, die wenigstens in der Bause fehlen) ein
Rädchen, während die Linke lebhaft vorgestreckt ist.
Jedenfalls haben wir in ihr Medea zu erkennen,
deren Zauberkünste und Liebe den Jason zum Be-
sitze des Vliesses verholfen haben; wie sie im an-
deren Vasenbildern durch den (fWQiafing als Zau-
berin charakterisirt wird ''), so hier vielleicht durch
das Rädchen, dessen Gebrauch bei der Magie ja
bekannt ist ') : falls der Maler es nicht einzig aus
Gedankenlosigkeit hinzugefügt haben sollte. Untei--
halb Medea liegt ein grofser Hund und ein Sack
nebst fünf kurzen Stäben, ganz wie auf der Melea-
gervase der Sammlung Santangelo (no. 11), nur
dass auf unserer Vase der Sack nicht gcHeekt ist.
Ob diese Jagdgeräthe und der Hund dem Aietes
zugehören oder dem Jason? ob der Maler dadurch
etwa die Erlegung des das Widderfell bewachenden
Drachen als Jagd der Argonauten charakterisiren
wollte? Möglicherweise dienen Hund und Jagdge-
räth auch nur zur Raumausfüllung. Hinter Jason
sitzt noch auf seiner Chlamys ein unbärtiger Ar-
') Vgl. z. B. auf der Vase des Meidias (Ür. Mus. 1264); Mi'in-
chener Vase No. 80.ö; u. a. m.
ä) Vgl. Jahn ßer. der Sachs. Ces. IS.i'i S. 256 ff.
156
gonaut, mit boheu Stiefeln, im Nacken den Pe-
tasüs, um die Brust das AVehrgehänge, in der
Rechten eine Doppellanze; er zieht mit der Linken
den einen Zipfel seines Mantels über die linke
Schulter und blickt um (nach anderen nicht mehr
gemalten Gefährten). Ein zweiter Argonaut steht
hinter Medea, in Chiton JMantel und Stiefeln, auf
dem Haupte den Petasos: er hat die Beine gekreuzt
und stützt sich auf einen Krumnistab. Den Beschluss
macht eine hinter ihm befindliche Erinys mit ge-
waltigen Kückentlügcln, welche fortgehend zu Jason
und Medea zurückblickt; die Fluchgöttin ist mit einem
kurzen gegürteten Aermelcbiton hohen Jagdstiefeln
Mantel und Kreuzbändern verseilen, den Kopf (wie
es scheint) mit Schlangen umwunden. In der Rech-
ten hält sie ein Schwert (in der Scheide), in der ge-
senkten Linken eine Fackel, mit welchen beiden At-
tributen sie auch auf einer Canosiuer Vase des Xea-
peler Museums (no. 0221 ) bei dem Kindermorde und
der Flucht der Medea aus Koriuth zugegen ist.
Dass unser Vasenbild den Jason mit dem Widder-
fell vor Aietes zeigt, unterliegt keinem Zweifel : die
phrygische Tracht des Königs zeugt dafür; dagegen
ist Medea, wie öfter, in griechischer Kleidung dar-
gestellt; die Tracht ihres Vaters genügte vollauf zur
Bezeichnung der Scene.
Die gröfste Aehnlichkeit hat mit der eben be-
schriebenen Darstellung ein von Millingen heraus-
gegebenes (Peint. de vas. VII) Vasenbild, über dessen
Deutung verschiedene Meinungen herrschen. Vor
einem sitzenden Herrscher, der in der Linken ein
Seepter hält, steht Jason *), wie auf der ruveser
Vase gekleidet, nur ohne Stiefel, in der Linken das
Widderfell. Auf ihn schwebt eine Nike mit Kreuz
und Tänie zu. Hinter ihm stellt, mit übereinander-
geschlagenen Beinen an eine ionische Säule gelehnt,
Medea, durch die phrygische Mütze unzweifelhaft
gesichert. Hinter dem König sitzt (il)cn Hermes
mit Kerykeion und Fruchtschale , während eine
Dienerin geschäftig einen Sessel herbeibringt und
ihn neben den König hinstellen will. Diesen grie-
chisch ^) gekleideten König nannte Ottfried Müller
*) Millingeo I. c. sieht dagegen den Plirixos in dieser Figur!
*) Vgl. z. B. den Ihebanischen Kreon aiir Taf. iO der Arcli. Ztg.
des Jahres 1870; u. a. m.
Pelias (Handb. § 412, 4 S. 694), dagegen Flasch
(Festgruls der jihil. Gesellsch. zu Würzburg 1868
S. 77 if.) in ihm Aietes sieht"): wie mich dünkt mit
Unrecht. Denn die Gründe gegen Müllers Erklärung,
die Flasch vorbringt, scheinen mir nicht stichhaltig.
Wenn uns „die litterarische Notiz darüber fehlt, dass
Jason das goldene Vliess dem Pelias persönlich
überbracht hätte,'' so ist das nur ein Zufall, denn
da Pelias dem Jason das Holen des Vliesses be-
fohlen, so musste Jason es ihm auch überbringen,
um die Erfüllung der Aufgabe zu zeigen. Ferner ver-
mag ich in der Stellung und Haltung Medca's nicht
zu erkennen, dass sie ..nicht mit dem Jüngling eben
angekommen, sondern sich schon früher in dem
Palaste ihres Vaters Aietes befand." Während Jason
dem König Pelias das Widderfell zeigt und dieser er-
staunt die Rechte ausstreckt, steht die Barbarin Medea
hinter ihrem Geliebten und betrachtet aufmerksam
und verschlossen den König, der das nächste Opfer
ihrer List sein wird. Für Pelias spricht auch die
Kleidung, da viel eher (die hellenisirte) Medea grie-
chisch gekleidet sein kann, als der kolchische Aietes;
und wie auf der neuen ruvesischen Vase der Barbar
Aietes allein ist, umgeben von den Argonauten und
seiner mit diesen verbündeten Tochter, so ist an-
dererseits auf dem Millingen'schen Vasenbild wie-
derum die ausländische Medea fremd und allein in
Griechenland, und dies fühlt sie, wie ihr prüfender
Blick verräth. Nike, welche den Jason nach be-
endeter Fahrt krönt, und Hermes, der ihn wie alle
Helden begleitet hat, sprechen auch mehr für den
Schlussact des Unternehmens bei Pelias, dessen
Dienerin dem langentfernten Helden den Sessel her-
beibringt, Avährend an die fremde Frau nicht weiter
gedacht wird.
So haben wir also meiner Meinung nach in
jedem der beiden Vasenbilder bei aller Aehnlich-
keit (loch verschiedene Scenen zu erkennen: auf
der ruvesischen Am])hora Jason niif dem Widder-
toll bei .\ietcs, dagegen in der Millingen'schen
Zeichnung bei Pelias.
11. I1eyiikm.\xn.
l«) Ebenso auch Stephan! CR. 1869 S. 112. .■).]
157
DARSTELLUNGEN AUS DEM MYTHOS DER PHÄDRA UND DES
HIPPOLYTOS.
Vgl. Arch. Ztg. 1871 S. 45 und S.
1.
SARKOPHAG AUS SALONICHI.
In der archäologischen Zeitung des Jahres 1857
ist ein Sarkophag veröffentlicht (Taf. 100), der aus
Salonichi staninit und jetzt vor der Irenenkirche zu
Coustantinopel sich tindet. Da die beigefügte Er-
klärung von Dr. 0. Frick (S. 33 ff; vgl. auch Arch.
Ztg. 1858 S. 131) nicht in allen Punkten das Rich-
tige trifft, die irrige Deutung der Vorstellung aber
iu der letzten Besprechung') der hierhergehürigen
Monumente beibehalten worden ist, so scheint eine
neue Besprechung des Reliefs nicht überflüssig.
Nach Frick stammt der Sarkophag aus dem
Zeitalter der Antonine; Prof. Adler dagegen setzt
ihn nach Autopsie in noch bedeutend spätere (bj-
zautinische) Zeit. Die Abbildung erlaubt keinen
Entscheid in dieser Sache. Die Figuren sind —
wie aus der Beschreibung bei Frick hervorgeht —
fast alle ohne Köpfe, hier und da fehlt auch ein
Arm und ist die Oberfläclie beschädigt, ohne dass
jedoch über die Motive und Ergänzungen (wie sie
die Abbildung aufweist) Unklarheiten zurückbleiben.
In Betreff der Schmalseite, welche Theseus, Ariadne
verlassend, darstellt, möchte ich nicht, wie Frick,
in dem schuppenartig verzierten Holz ein Steuer-
ruder, sondern vielmehr das an Stelle der Schiffs-
leiter (xlifiaxlg Böckh Seeurkunden S. 1 2.ö, 3) häufig
gebrauchte Breit (dnnßäitQa Paus. X 2.5, 3) erken-
nen, auf dem Theseus iu das Schiffsteigen wird. Ein
Gefährte fasst mit der Linken nach dem linken Arm
des Theseus, um sein Einsteigen zu beschleunigen,
ganz wie auf dem Wandgemälde der Casa dcl pocla
in Pompeji (Heibig no. 1218).
Die Langseite, jederseits durch eine Karyatide
begrenzt, zerfällt deutlich in zwei Scenen des
Phädra- und Hippolytosmythos, die durch eine
Säule ") auch äusserlich sichtbar getrennt werden;
') Von Hinck in den Annali dell' Inst. 18(i7 p. 109, 3.
") Sicherlicb kein A llar! Freilich weiss ich den glockenförmi-
gen Aufsatz nicht zu erklären.
Archäolog. Zlfe'., Jahrgang XXIX.
und zwar wird in jeder Sccne die Thätigkeit und
das Gebahren hier der Phädra, dort des Hippolytos
in scharfem Gegensatz gegeneinander geschildert.
In der Scene links vom Beschauer erscheint
Phädra, der Allgewalt der Aphrodite erliegend,
welche ihren kleinen Sohn Eros anweist, einen
Liebespfeil in das Herz der Phädra zu schiessen:
Eros kniet auf einem Altar — vielleicht des Apollon
Agyieus, vielleicht der Aphrodite selbst — und schiesst
einen Pfeil ab; beide Gottheiten sind unsichtbar
zugegen zu denken. Während dessen ist die sitzeude ^)
Phädra in eifrigem Gespräch mit der Amme, weiche
hinter ihr steht. Vermuthlich wollte der Künstler
des Sarkophags den Augenblick wiedergeben , iu
dem Phädra der Trophos den Namen desjenigen
mittheilt, den sie liebt, worüber die Amme heftig
erschrickt: oi'/.tni, xi ksSeig, zixvov; äg (.i aniöXsaag
ruft sie beim Euripides (Hipp. 354) aus — in der
Darstellung legt sie entsetzt die Rechte aufs Haupt
und greift in der Aufregung die Linke der Herrin,
X^V enl xuqtkZ, während eine Dienerin über das
eben gehörte Geheimniss nachdenklich und erstaunt
den Zeigefinger der rechten Hand gegen die ge-
senkte Stirn führt.
Gegenüber dieser unter Aphrodite willenlos
leidenden Phädra führt nun die andere Scene den
thätigen Ilijipolytos vor unsere Augen und zwar
als .läger und freiwilligeu Verehrer der Artemis.
Denn in dem sitzenden Manne mit Schwert und
Dreizack in den Händen ist gewiss nicht ..Theseus zu
erkennen, den der Dreizack als Sohn des Poseidon
bezeichnet, während das quer über den Schols ge-
legte Schwert auf die Mutter Aethra deutet," wie
Frick will, der deragemäls in der Scene Theseus
und den sich rechtt'crtigendeu Hippolytos sieht.
Vielmehr ist Hippolytos in der sitzenden Figur dar-
gestellt, und der Dreizack in seiner Liiüien aller-
') Unter ihrem Stuhl sieht in der Zeichnung ein Gefafs —
sollte etwa ein Arheilskorh gemeint sein?
22
158
dings sonderbar, aber ininierhin leicbt zu erklären.
Entweder haben wir" nämlich einen dieispitzigen
Speer vor uns, den Hesychios ') erwähnt und der
bei Eberjagden*) zuweilen gebraucht zu sein scheint,
oder — und dies dünkt mich auch niöglich — eine
zum Fischstechen dienende Triaina oder Triodus '),
welche , von Flaton ') Aristoteles ') und sonst ")
mehrfach erwähnt, von PoUux ausdrücklich '") unter
denaxEvf] äXievztxä mitangeführt wird, auch auf Bild-
werken ") beim Fischfang vorkommt. Hipjiolytos ist
also nicht nur ein Liebhaber der Jagd vierfülsiger
Thiere, wie ihn die griechische Sage kennt, sondern
wird durch den Dreizack möglicherweise auch als eifri-
gerFischfängercharakterisirt und dadurch, fast möchte
ich sagen, romanisirt, indem ihm die Fischfanglieb-
haberei römischer Grolseu [vg\. Becker-Rein Gallus
III S. .^6 ffl beigelegt wird. Der jugendliche Held,
Von der Eberjagd heimgekehrt, sitzt da und wendet
sich zu einem Genossen, welcher an einer Säule (die
Andeutung eines Artcniisheiligthums) ein Hirsch-
geweih befestigt, als schmückendes Weibgeschenk
an die Artemis, der Hippolyt bei Euripides (71)
seinen Kranz weiht; die Basis der Säule ist hier
schon mit Guirlauden geziert. Neben Hippolytos
ist noch sein Pferd angebracht, das seinen Durst
löscht, und zwei Jagdgenossen, von denen der eine
beschäftigt ist, den erlegten Eber sich selbst auf die
Schultern oder auf das Pferd zu laden, während
der andere, welcher um den linken Arm noch nach
Jägerart "') die Chlamys trägt, entweder mit ihm
spricht oder mit Theiluahme der Bewegung des
*) Hesycli. s. v. lyCniin' iSonv iQfig fy,uv lixtii'i.;.
') So i. B. von Melcigros und Mopsos auf der Miinclicner
Schale des Arcliikles und Glaiikjtes (no 'i'i'ij; n. a. in.
•; Nach l'hotlos' Lexikon aucli l/ü^vüxniiioy genannt s. v.
ijfHuoxiViijoi' " itjV iiihtiyav • ynwriai yitn iii'j[i hü riül' titynltov
lyllvoiv.
') l'lal. Suphisl. p. '220.
«) Arislol. Mirah. 89 (p. 387 U, 1 4 eJ. Bekker); Mist. Anim.
-1, 10 (p. .iH7 A, -il) und 1(1, I (p. 008 li, 17); Kragni. 1517 ( =
Allien. p. 3'>3 C).
») Z. II. Antiiul. l'al. VI, :tO.
'«) l'ollnx VII, i:i8 und X, 133.
") Z. K. auf dem grofsen Krater des llildeslieinier Sillierfundes
(Wieseler Taf. I); u. a. m.
") Pullux V, 18: /Utjxii ijy itl i;] /f'C't i;/ ^'"'« Ttdjii-
yCilUV oTtöxt utxuUfoi I« 9rjnttt ^ niiuiud/oitu Kiuioii xi)..
Rosses zusieht, ein Motiv, welches z. B. auch auf
der Westseite des Parthenonfrieses ") sich findet.
Der Künstler des Sarkophags (oder vielmehr
des Originals, das zu Grunde liegt) hat also
auf der Langseite die beiden Hauptpersonen des
Jlythos, Pliädra und Hippolytos, in ihrem Tliun und
Treiben treffend charakterisirt und gegenübergestellt,
auf der Schmalseite aber duicb die Darstellung der
Untreue des Theseus gegen Ariadne angedeutet,
dass Phädra's Untreue gegen den Gemahl nur ein
göttlicher Vergelt ist — /; d' evKlujg für, al).' ofiiog
annXlviai (Eur. Hipp. 47).
") Miehaelis Taf. I.\, .\ll, •_> i.
VASENBILD AUS ANZI DI BASILICATA.
Abgesehen von der Canosiner Hydria ') der
Signora Petrone, auf welcher unzweifelhaft der
Selbstmord der Phädra dargestellt ist, sind bis jetzt
Vasenbilder mit Darstellungen aus dem Mythos des
Hippolytos und der Phädra nicht nachzuweisen ge-
wesen, wie Jahn (Arch. Beitr. S. 306 f) mit Recht
in Hinsicht auf einige darauf gedeutete Vasenzeich-
nungen behauptet.
Dasselbe gilt von der Panofka'schen Deutung
einer Kestner'schen Vase (Arch. Ztg. lS,');j Taf. 5(',
1. S. 2 fl") , deren Erklärung auf Phädra und Hip-
polytos durchaus irrig ist. Ebenso verfehlt ist auch
der Versuch ") Millingens, auf einer unteritalischen
ehemals Durand'schen ^) Vase (Peint. des vases
]-2. i;]. p. 23 ss) einerseits das Opfer des Theseus
an den Poseidon nebst Hi])polytos und der Perso-
nification des Waldes, andererseits Hippolytos Phä-
dra und die Amme zu sehen.
Denn die für Poseidon erklärte Figur iiat in der
rechten Hand sicherlich nicht den Dreizack, sondern
ein mit einer Palmctte bekränztes Sce])ter, wodurch
die Benennung hinfällig wird; ferner ist die ,,Fer-
somjicalioH dit hois roiisarre d Hippoli/Ie" unzwei-
felhaft ein Apollon, und die Figur des Hippolytos
') V((l. Arch. Ztg. 1H70 S. ."il, •.' und 1871 S. '.3.
') Gebillist von llinck Annali 18(17 p. 117, 3.
') Im iJc Wilte'schen Verzeichniss nicht aufgcliihrt und lie-
schriebeo. .letzt mihi im l.imvre, wohin die erste Vasensaminlung
Durand gelangte Nutice sur .M. K. Durand p. 10).
159
\vohl vielmehr der auf unteritalischen Vasen so
liäufige ganz nienselilicli gebildete Pan — so dass
wir liier nicht ein Opfer des Theseus, sondern irgend
ein anderes, wahrscheinlich nnthisches Opfer dar-
gestellt sehen, ohne im Stande zu sein, die beiden
bärtigen Heroen mit Namen zu versehen- Die Klick-
seite der Vase aber zeigt nicht Phädra Hippolytos
und die Amme, sondern irgend einen Jüngling zwi-
schen zwei Frauen, die zu benennen \\ohl dem
Vasenmaler selbst schwer und unmöglich gewesen
sein möchte.
Vielleicht ist die folgende, diesem Mythos ent-
nommene, Deutung eines längst bekannten Vasen-
bildes richtig und jtassend — wenigstens ist sie mir
seit Jahren als die zutreffendste erschienen. Es ist
das Hild eines Kraters ■") der früheren Sammlung
Fittipaldi in Anzi, veröffentlicht und besjirochen
von Braun in den Monumenti und Annali 1854
Taf. 16 p. bö s; vgl. auch Bull, dell' In.st. 1853
p. 166. Das betreffende Bild besteht aus zwei
lieihen von Figuren, deren Zusammengehörigkeit
und innerer Verband auch äusserlich dadurch ange-
deutet ist, dass sie nicht durch irgend einen schmalen
ornamentalen Mittelstreifen getrennt sind, sondern
nur eine lieihe von Punkten den oberen Figuren
als Grundlinie dient. Die untere Reihe enthält —
durcb Inschriften zum Ueberfluss bestätigt — den
Kampf des Theseus {&r]asvg) und Peirithoos (TTet-
Qtd-nng) gegen den bekränzten Kentauren Eurytion,
welcher die Gattin des Peirithoos, hier Laodameia
{^ianöa^ieia) genannt, entfüliren will. Unter dem
Räuber liegt ein umgestolsener Skyphos als Andeu-
tung seines Bausches. Rechts und links eilen zwei
Gefährtinnen der Lapithenfürstin entsetzt davon.
Gegenüber diesen lebhaft bewegten Gestalten
des gestörte'n Hochzeitsfestes zeigt der obere Theil
des Bildes das ruhige Innere eines Frauengemachs,
an dessen Wänden eine viereckige Cista ein Ball
und ein drittes mir unerklärliches Geräth^) hängen,
an dem eine Tänie gebunden ist. In der Mitte steht
*) Spälcr in der Sammlung des Prinzen Nüpoleon (Krohner
Catal. 1808 No. 'J'i); jeUt wo?
^) Ktwa ein der sog. mystischen Leiter ähnliches Musik- In-
slrument? Oder wohl der Webkanim ( Fru'"isr I. c: Melier de
tisserand)'?
eine hohe Kline mit Kissen und Fufsschemel. Da-
neben sitzt, in tiefer Trauer ''), die Beine über ein-
ander geschlagen und die gefalteten Hände um das
rechte Knie gelegt, eine Frau, welche durch die
Stejjhane als Fürstin gekennzeichnet ist. In ihr er-
kenne ich Phädra, die während der Abwesenheit
dos Theseus mit der Liebe gegen Hippolytos ringt.
Nach Euripides ') war Theseus auf einer Theorie in
Delphi, nach Seneca ') mit Peirithoos in der Unter-
welt; unser Vascnmaler stellt ihn sich bei dem
Hochzeitsfeste des Peirithoos weilend vor, wie die
Darstellung des unteren Streifens zeigt. Hinter Phä-
dra steht die weisshaarige Annue "), ihr zusprechend
und rathcnd, während ein Eros — nach Analogie
der von Jahn '") veröft'entlichtcu Sapphovase oder der
Meleagervase der Sammlung Santangelo (no. 1 1 j
möchte ich ihn in Hinblick auf den unglücklichen
Ausgang dieser Liebe als Talas oder Phthonos be-
zeichnen — mit einer Tänie auf Phädra zuschwebt.
Ausser dieser Hauptgruppe zur Linken des Be-
schauers sind noch zwei Gruppen von je zwei Fi-
guren dargestellt. Zuerst vor der Kline zwei Die-
nerinnen der Phädra, im eifrigen Gespräch über die
geheimnissvolle Krankheit der Herrin — ciarjua ö'
ijfili' ijrig eaiiv i) voam;, sagt der Chor bei Euri-
pides (269); die eine hält in der Rechten einen
grofsen Fächer, die andere, in nachlässiger Stellung
gegen die Kline gelehnt, hat beide Hände nachdenk-
lich auf den Kopf gelegt ") und hört auf die Aus-
einandersetzung der Gefährtin '*). Rechts vom Be-
schauer endlich steht noch eine Frau, wohl ebenfalls
eine Dienerin der Phädra, aufmerksam den )\ orten
des vor ihr stehenden und eifrigst sprechenden Päda-
gogen (des Hippolytos) zuhörend; den Inhalt seiner
*) Paus. X, 31, 5: ä/ucfioiioec; iyti ri'ig /jni«i nfQi lo
aoiajfooi' yöl'V, äriüjuiruv n/ijucc (uifuirior.
') Eur. Hipp. 634; 787.
^) Sen. Hipp. 833; »gl. 624.
°J Nach Fruhner (1. c), der in der süßenden Krau wiederum
Laodomeia erkennen möchte, vielmehr ein Mann i,vieillard)'? Also
später reslaiirirt?
'") Jahn Darst. gr. nichler auf Vasenh. I, I -S, 712 IT.
") Vgl. z. 1!. dieseihe Uallung hei der Figur des Todes ■ Clarac
Mus. 300, 18:i9).
") Vgl. eine ähnliche Gruppe auf dem von Chorikius heschrie-
benen Bilde gleichen Inhalts ed. Boissonade p. 16'i.
22*
160
Rede bildet entweder gleichfalls die Trauer der Für-
stin oder auch — wenn wir der Kuripideischen Dich-
tung auf den Maler dieser Vase Einfluss und Wirkung
zuricbreibeu wdllcn — die einseitige Götterverehrung
seines Jünglings, über welche er zu Anfang der
erhaltenen Euripideischen Tragödie (v. ^1 ss) dem
Hippolytos Vorstellungen zu machen versucht.
Ist diese meine Erklärung der oberen Figuren
der lueanischen Vase richtig, so bildet die Zeichnung
ein interessantes Seitenstück zu der anfangs er-
wähnten Canosiner Hydria mit der Darstellung der
sterbenden Phädra.
SAKKOPHAGKELIEF AUS SPALATO.
In Spalato in Dalmatieu ist kürzlich ein .Sar-
kophag gefunden worden, von dem wir durch die
Zuvorkommenheit des Herrn Gla\inic, Professors am
dortigen Gymnasium, eine wohlgelungene Photo-
graphie vorliegt. Der Sarkophag, dessen Erhaltung
vorzüglich ist, stammt aus spätrömischer Zeit; die
Arbeit ist sehr schlecht, sogar grob und roh: die
Haare und Gewandfalten sind mit dem Bohrer ge-
arbeitet, die Hände und Füssc äusserst plump wie-
dergegeben. Um so werthvoller ist die Darstellung,
welche die Sage von Phädra und Hippolytos
enthält und zwar so genau wie möglich die bis
jetzt alieinstehende Composition eines Sarkophags
wiederholt, welcher, bei Chiavoue au der Marem-
menbahn gefunden, in die Sammlung Campana kam
und jetzt in Paris ist '). Dieser Pariser Sarkophag,
von vortrerilicher Arbeit und im Ganzen guter Er-
haltung, Hndet nun durch die neue noch besser er-
haltene dalmatinische Darstellung im Einzelnen seine
Ergänzung, wodurch das beiden Sarkophagen ge-
meinschaftlich zu Grunde liegende, jedenfalls berühmte
Original uns deutlicher vor Augen tritt, wie eine ge-
naue Vergleichung beider Kcplikeu und die folgende
15esclu-eibung des dalnuitinischen Sarkophags dies zur
zur Genüge darthun. Die \orderseite der neuen Sar-
kophagdarstcllung zerfällt in dieselben drei nebenein-
ander l.elindlichen Scenen, die der Pariser Sarko-
») Al.g. in den Mon. deir |n^l. VIII, 38, I und br^proclien n.n
iiinck Ann. I8ti7 p. I|5 ss.
phag darbietet, vor welchem sie in Betreff der Figuren-
anzahl eine Person, nämlich eine Dienerin der Phä-
dra, und statt eines Hundes zwei Hunde voraushat.
Zur Linken des Beschauers sitzt auf einem Thron
(mit mehrfach gegliederten Fülsen) , unter dem ein
Spiegel liegt, die liebeskranke Phädra, den Kojif zu
einer Dienerin umwendend, welche tröstend und zu-
sprechend die rechte Hand auf den rechten Oberarm
der Herrin legt, während ein kleiner Eros, mit ge-
kreuzten Beinen an Phädra's rechtes Knie gelehnt,
die rechte Hand zu ihr emporhelit und zu iiir auf-
blickt. Neben Phädra — über dem Eros — stehen
zwei andere Dienerinnen, beide in Vorderansicht:
die eine hat den rechten Arm über den Bauch ge-
legt und den linken Arm im Ellenbogen (der an
der rechten Hand liegtj erhoben; ihr wohl nach
rechts ') gewandter Kopf und der linke Unterarm
nebst der Hand sind weggebrochen. Die andere
Dienerin, welche auf dem Pariser Sarkophag fehlt,
hat den rechten .\rm gleichfalls über den Bauch
gelegt und den linken Arm, dessen Ellenbogen auf
der rechten Hand liegt, erhoben: sie steht in
Vorderansicht, wendet den Kopf zur Gefährtin, mit
der sie wohl spricht, und legt den Hinterkopf auf
die geschlossene linke Hand. Ausser dem Zusatz
dieser dritten Dienerin unterscheidet sich also der
Sarkophag aus Spalato darin vom Pariser, dass die
Basis fehlt, auf der die erste Dienerin nebst Phädra
und dem Eros steht; ferner dass diese Dienerin keinen
Chitonüberwurf hat, und dass der Chiton der Phädra
unten ganz vom Jlantel bedeckt wird; endlich dass
die zweite Dienerin nicht so lebhaft an der Hand-
lung theilnimmt. Sonst stimmt alles übrige dieser
Scene in beiden Sarkophagen überein.
In der fdigcnden Mittelscene, deren Hintergrund,
wie bei der vorigen Scene, mit einem Vorhang be-
deckt ist, ist auf dem Sarkophag von Spalato die
Trophos weniger alt dargestellt, trägt eine Tänie
um den Kopf und hat mit der recliten Hand den
rechten Ellenbogen des Hippolytos gefasst; der ju-
gendliche Held, an dessen linker Seite ein langes
Schwert heratihängt, hält in der linken Hand, über
deren Unterarm der eine Zipfel der Chlaniys herab-
') Nach den llülsrnuskeln auf der i'liotugrapliie zu schliessen.
161
fällt, den Jagdspeer ') und in der (im Ellenbogen
gebogenen) rechten Hand auf der Brust gerade vor
sich den Liebesbrief, welclien er von der Amrae eben
erbalten hat: dieser Brief ist also — bei der ge-
nauen Uebereinstinimung der beiden Darstellungen
— auch auf dem Pariser Sarkophag in der Rechten
des Hippolytos vorauszusetzen. Das hinter Hippo-
lytos befindliche Ross, dessen Riemenzeug reich mit
Nägeln besetzt ist, ist mit einem Löwenfell gesattelt*)
und hat den Kopf^) ganz nach rechts gerichtet zu
seinem Führer, welcher wie auf dem Pariser Sar-
kophag den Kopf umwendet, aber barful's ist und
in der in Brusthöhe erhobenen linken Hand sein
Schwert (in der Scheide) am Griff gefasst hält —
welches Motiv wohl auch in der hier beschädigten
Pariser Rei)lik vorauszusetzen ist. Unten findet sich
rechts vom Beschauer neben dem liegenden Hund,
dessen Kopf und lange Ohren sehr missglückt sind,
ein zweiter stehender Hund, welcher, nach links
gerichtet, den Kopf bellend um- und emporwendet;
er trägt ein breites Halsband.
Was endlich die dritte und letzte Scene anlangt,
so sind es nur Kleinigkeiten, in denen der dalmati-
nische Sarkophag sich vom Pariser unterscheidet:
so legt der Pädagoge die rechte an seinen Kinn-
bart; ferner ist das Kind auf dem Arm der Wärterin
ganz nackt und stutzt sein linkes Händchen auf
ihre Linke: sein erhaltenes Köpfchen ist zur Frau
emporgewandt; diese aber hat die rechte Schulter
') Von demselben ist der Schaft — bis auf das Stück in der
Hand — forlgebroilien, dagegen die Spitze mit zwei kleinen Seiten-
baken vollkommen erbalten.
•) Derselbe Sattelscbmuck wiederholt sich auch auf anderen
Darstellungen desselben Mythos z. B. Zoega Bassir. 49; u. a. m.
^) Zu beachten ist der kleine emporgerichtete MShnenbüschel
zwischen den Ohren, der sich z. B. bei dem Pferd des Marc Aurel
auf dem Capitol u. s. w. findet, anch auf unteritalischen Vasenbildern
häufig vorkommt ;/. B. Bull. Nap. IV, 3, 4; u.a. m.).
und Brust vom Chiton bedeckt und am Hinterkopf
einen Zopf. Der Bote ist bärtig; ob die hoben
Stiefel vorn die Zehe fieilassen •* ), wie auf der Pa-
riser Replik, ist nicht zu entscheiden, da sein rechter
(dort sichtbarer) Fuls hier von dem linken Fufs der
Wärterin und dem rechten des Theseus verdeckt
wird; die erhobene linke Hand ist mit dem Wander-
stabe abgebrochen, von welchem nur noch ein An-
satz am oberen vorspringenden Einfassungsrand des
Sarkophags erhalten scheint. Endlich ist unter dem
Sessel des Theseus, der mit der königlichen Binde
geschmückt ist, das Postament ebenso wie beim
Thron der Phädra fortgelassen.
In Betretf der Gesichter bemerke ich noch, dass
die Köpfe des dalmatinischen Sarkophags — im
Gegensatz zur Pariser Replik, auf der die Köpfe
Idealbildungen sind — alle mehr oder weniger Por-
traits wiedergeben, am meisten die Gesichter des
Hippolytos und der Kinderwärterin, welche mir so-
gar Familienähnlichkeit zu haben scheinen.
Die ganz im Groben gelassenen Nebenseiteu
des Sarkophags aus Spalato stellen — nach den
Mittheilungen des Herrn Glavinit — einerseits den
sitzenden Theseus dar, der in den Händen den ver-
hängnissvollen von der Phädra kurz vor ihrem Sterben
geschriebenen Brief hält, andererseits aber Hippo-
lytos neben seinem Rosse stehend, etwa als ver-
götterter Heros, wie ihn der Schluss der Eurypi-
deischen Tragödie feiert. Auf dem Deckel, dessen
Zugehörigkeit mir versichert wird, liegen zwei Frauen,
in Rundarbeit, deren Köpfe weggebrochen sind.
H. Heydemann.
'") Vgl. ebenso z. B. Annali dell' Insl. 1864 tav. L, 3 (Later. Mus.
551); 1806 tav. J, I (Hai. Parafili und Tav. N; Christ Beiträge zu
den Anl. Münch. Taf. II; u. a. m.
162
M I S C E L L E N.
UEBER DAS VON HRN. PROFESSOR WIESELER GEFUNDENE ^.BISHER NICHT RICHTIG
ERKANNTE WICHTIGE ATTRIBUT DES VULCANUS".
In einem gelehrten und interessanten Artikel
der Xacbrichten von der K. Gesellscliaft der Wis-
senschaften in Güttingen ') hat Herr Prüf. Wieseler
dem Hut des Yulcan, welcher neben den W^erk-
zeugen des Gottes, Ainbos Hammer und Zange,
auf einem bekannten Denar des T. Carisius darge-
stellt ist, eine neue Deutung gegeben. Schon ein-
mal habe ich diesen Hut zu schützen geliabt; man
glaubte nämlich, weil die Vorderseite des Denars
den Kopf der MONETA zeigt, auf der Kehrseite die
Werkzeuge der Münzprägung zu erkennen, und da
zu diesen der Hut nicht passte, wurde er für den
oberen Münzstempel erklärt oder für ,.das Metall-
stück, welches beim Prägen den oberen Münzstempel
enthielt". Diese Erklärung nannte Emil Braun eine
geistreiche Entdeckung Cavedoni's, allein sie rührte
nicht von Cavedoni sondern von Riccio her, und wer
auf dem Denar den Hut betrachtet und eine Vor-
stellung von der Münzprägung hat, sieht sogleich
dass diese Erklärung falsch war ').
Den nämlichen Hut , welchen mau für den
oberen Müuzstempel hielt, erklärt Herr Prof. Wie-
seler für den Omphalos; dieser sei ursprünglich
Symbol der llestia, also des Heerdleuers, und da
die Beziehung des Vulcan zum Feuer uud Ileerde
eine so enge sei, stehe ihm der Omi»]ialos ebenso
zu als der Hestia. Allein es gicbt noch kein Bei-
spiel davon, dass Vulcan wirklich mit dem Omphalos
dargestellt worden ist. Herr Pnif. Wicseler fülirt
zwar an, dass auf der astrologischen Ära von
Gabii in Paris, welche die Monate darstellt, beim
SeptemJK'r, dem Monat des Vulcan, sieh eiii Om-
phalos finde, doch ist die Abbildung sichtlich nach
dem restaurierten Monument gezoichnet . und
') J.ihrgang I87'i Nr. 7 vuiii ti. März.
') In den Annali dcll' inslituto arclieologico Hand 31 S. 4117,
1859, ist sie ausführlich widerlegt, und in meinem Aufsatz über die
ällesleo Medaillen ist die Darslcllung der antiken Münzprägung auf
einer Münze «on Paestum ahgeliildet.
obenein sagt Bouillon selbst, welchen Herr Prof
Wieseler citirt, die Himmelszeichen und die Götter-
attribute seien hier in unerklärlicher Unordnung
zusammen gestellt. Folglich ist, wenn auch wirklich
der Omphalos hier erscheint, keineswegs erwiesen
dass er sich auf Vulcan beziehe. Das andere ange-
führte Beispiel des Omphalos neben \'ulcan auf einem
Herrn Prof Wieseler nur aus Abbildungen bekannten
Medaillon des Antoninus Pius trifft nicht zu; dieser
Omphalos ist ein Ambos. Die Schwefelpaste des Me-
daillons zeigt dass der sitzende Vulcan den Blitz, wel-
chen er schmiedet, auf einen kleinen Ambos legt der
auf einem Cippus steht, wie noch jetzt der Ambos
auf einem Block zu stehen pflegt. Und genau das-
selbe sieht man auf einem zweiten, Herrn Prof.
Wieseler unbekannt gebliebenen Medaillon, wo der
stehende Vulcan den mit der Zange gehaltenen Blitz
auf denselben kleinen Ambos legt, welcher hier
nicht auf einem Cippus sondern auf einem breiten
Stein steht. Der Ambos ist oben rundlich weil er
nicht zum Schmieden sondern zum Treiben des
Metalls dient. Also nachgewiesen ist der Omphalos
beim Vulcan noch nicht, und auf dem Denar des
Carisius ist er gewiss nicht dargestellt. Wer Ge-
legenheit hat eine Reihe guter Exemplare zu sehen,
wird finden, dass die untere Linie des Huts zu-
weilen ein wenig nach oben ausgeschweift ist, so
dass man gleichsam von unten in den Hut hinein-
sieht. Dasselbe bemerkt man zuweilen an dem
Freiheitshut der Münzen des Brutus und noch weit
deutlicher auf bekannten kleinen Broiizeinünzen Ca-
ligula's, wo man in den Freilieitshut von unten hin-
einsieht. Einen Stein wie deu Omphalos kann man
Sil nicht darstellen. Auch der vorn geschlossene
Kranz, welcher den Hut auf dem Denar des Cari-
sius umgiebt, passt für den Hut aber nicht für den
Omphalos, welchen man sich als einen grofsen
Stein zu denken hat. Ferner ist der Hut schwebend
163
über dem Aiubos dargestellt; würde mau den schwe-
ren Stein in der Luft schwebend gezeichnet haben?
Der Omphalos wird stets am Boden stehend abge-
bildet; auf Münzen steht er fast immer auf dem
Strich, welcher den Abschnitt trennt und den Boden
bezeichnet; fehlt einmal dieser Strich, weil die Um-
schrift keinen Raum für einen Abschnitt liess, so
erhält der Omphalos wohl einen ausgreifenden Un-
tersatz, damit er dadurch feststehend erscheine.
Und endlich, wäre es nicht dem Geist der römischen
Kunst zur Zeit der Republik zuwider, mitten unter
den derben Handwerks- Attributen Vulcans, Ambos
Zange Hammer, das Feuer durch ein so fern lie-
gendes Symbol wie den Omphalos bezeichnet zu
finden, den Omphalos der Hestia, welcher doch zu-
nächst das Heerdfeuer, das häusliche, und nicht das
Schmiedefeuer bedeutet?
Ein fernerer Beweis dafür, dass der Hut auf
dem Denar des Carisius ein Omphalos sei, soll darin
liegen, dass der Hut einer ähnlichen Darstellung auf
einer Münze ohne Kaisernamen unten einen kleinen
vorspringenden Rand hat, welcher nach Herrn Prof.
Wieseler's Meinung wohl dem Omphalos zukommt
aber nicht dem Hute Vulcans. Allein in einer An-
merkung erwähnt er selbst eine Münze von Lipara,
auf welcher Vulcan einen Hut mit einer kleinen
Krampe trägt, und nicht allein auf dieser einzelnen
sondern auf allen Münzen der dem Vulcan heiligen
Insel hat der Hut auf seinem Haupte diese Krampe
und stimmt genau überein mit der Darstellung auf
jener Münze ohne Kaisernamen. Es kann demnach
als unzweifelhaft betrachtet werden, dass auf Mün-
zen Vulcan nicht durch den Omphalos bezeichnet
wird.
Berlin. J. Friedlaender.
ZU TAFEL 47
Heydemann hat auf S. 59 ff. dieses Jahrgangs
der Zeitung von den Bildern einer Vase in Palermo
das eine treftend auf den Tod des Aias gedeutet;
durch seinen Erklärungsversuch des zweiten Bildes
scheint er selbst wenig befriedigt zu sein, doch hat
er jedenfalls darin Recht, dass in dem hier wie auf
noch drei anderen Vasen dargestellten Vorgange die
Handlung sich um einen Stein dreht; zunächst ist
jedesmal eine Frau mit ihm beschäftigt.
Dio Chrysostomos kommt gleich im Anfange
seiner Rede über das Exil (419 R) auf eine beson-
dere, aber von ihm offenbar als etwas Bekanntes
vorausgesetzte Art der Orakelbefragung zu reden.
Von den Frauen, welche in den Tempeln diese
fiavzeia ausübten, heisst es: IxsIvul yaq ßiolöv xiva
rj Xid-ov aiQovaai axonovaiv iv lovxo) negl zov
TiQayfiazog ov novOavovzui.xai dij zalg ^tiv avzüiv
(paai ylyveaO-at xov(fov, zalg de ßaqvv, log /.itjös
xivijaai, övvaaiyai Qadiwg. So erscheine auch Ver-
bannung, Arumth, Alter, Krankheit und dergleichen
dem Einen schwer, dem Andern leicht erträglich,
nur sei der Unterschied, dass dort bei den Orakeln
die Gottheit den Stein nach Umständen leicht mache,
hier es auf Jeden selbst ankomme, die Sache schwer
oder leicht zu nehmen.
Diese Stelle dürfte den Schlüssel zum vollen
Verständnisse der Vasenbilder bieten, die, um kurz
zu sein, den Orestes und Pylades darstellen, wie
sie vor ihrer Rachethat das Orakel in der eben er-
wähnten Form befragen. Friederichs (Praxiteles
S. 116 f.) ist dem ganz nahe gekommen; nur die
besondere Art des Orakels erkannte er nicht, und
auf B, C und D allein für sich genommen ist sie
auch weniger anschaulich. Die Frau steht da jedes-
mal noch vor dem Schicksalssteine, erst im Begriffe,
ihn zu erfassen, vielleicht auch mit einer adoriren-
den, als solche dem Beginne der bedeutungsvollen
Handlung ganz angemessenen Bewegung und dem
entsprechend sind die übrigen Anwesenden wenig
bewegt, erwartungsvoll. Anders auf/1; da ergreift
sie eben den Stein , vielleicht dass er sich schon
glUckverheissend bewegt und so namentlich die leb-
164
hatte Bewegung des Hermes veranlasst. Die Frau
gehört sieher iu das Heiligthum, und man begreift,
dass, wie Dio bezeugt, die heilige Handlung grade
von Frauen ausgetuhrt wurde, bei denen das Heben
eines schweren Steins um so leichter als ein Wunder
erscheinen konnte. Der Bärtige mit Szepter und
Kranz muss, wie Friederichs bereits annahm, ein
Priester sein, wie der rrgnfptjzrjs in Delphi, wohin
die Sage die berühmte Orakelbefragung des Orestes
verlegte. Meines Wissens ist die Form des Orakels
durch Steinheben weder bei diesem Orestesorakel
sonst je genannt, noch überhaupt grade für Delphi
bezeugt; doch darum erscheint sie mir auf den
Vasenbildern nicht minder deutlich. Auch deren
Abweichungen unter einander, Nebenfiguren und
Beiwerke, Alles vereinigt sich mit der hier nicht
mehr umständlicher auszuführenden Erklärung auf
das Einfachste.
Wien. CoNZE.
ZUR TOPOGRAPHIE ATHENS
Athens archäologische Gesellschaft, deren Jah-
resbericht (vom Juni 1870 bis Juni 1871) uns vor-
liegt, unternahm auch im verflossenen Jahre nach
althergebrachter lobenswertlier Sitte, ausser An-
käufen mancher wertlivollen Reste altgriechischer
Kunst zur Bereicherang ihres Museums, auch Aus-
grabungen im Gebiete des alten Athen. Sie vollen-
dete, so weit es für jetzt thunlich war, nicht ohne
nennenswertlie Resultate zu erzielen, die schon seit
Jahren begonnene Ausgrabung und Aufräumung des
südlichen Flügels der Stoa des Attalos im inneren
Kerameikos, sowie der Gräberstätte am äusseren Di-
|iylon, die uns schon mit so werthvollen Resten alt-
griechischer Kunst beschenkt hat (man sehe den aus-
führlichen Bericht über diese Ausgrabung von C.
Cuitius in dieser Zeitung oben S. 12 ff.) und
setzte endlich auch die schon im Jahre 1858 begon-
nene und damals wegen mancher örtlichen Hinder-
nisse abgebrochene Aufräumung dei im inneren
Kerameikos östlich nalic dem sogenannten Theseion
liegenden Gigantenstatuen , und zwar von Anfang
Mai bis Ende Juli dieses Jahres, fort.
Bekannt sind Jedem, der sich mit der Topogra-
jihie des alten Athen beschäftigt, die kolossalen,
auf viereckigen, an der Vorderseite mit Reliefs ge-
aufgestellten Schlangenftilsler,
schmückten Basen
welche schon im l,j. Jahrimndert vom Wiener Ano-
nymus als Zeusstatucn, sowie auch im Jahre 14G;')
vom Architekten Giulio di San Gallo in seinem, jetzt
in der barberinischen Bibliothek zu Koni aufbewahr-
ten Reiseberichte kurz angeführt werden. Seitdem
gänzlich verschollen, traten sie erst zu Anfang dieses
Jahrhunderts wieder ans Tageslicht, nachdem bei
der Zerstörung Athens im letzten Befreiungskampfe
Griechenlands auch die sie gänzlich verdeckenden
elenden türkischen Hütten zerstört wurden, und lenk-
ten wieder mit Recht die Aufmerksamkeit der Archäo-
logen auf sich. Es sind drei an Zahl, zwei davon
auf viereckigen Basen aufgestellt; sie konnten bis
jetzt nicht genau untersucht werden wegen des sie
noch theilweise verdeckenden Schuttes. Die archäo-
logische Gesellschaft hat nun im Jahre 1858 und
1871 diesen Scluitt aufräumen und die Statuen
samnit den Basen bis zu ihren Fundameuten btofs-
legen lassen. Die höchst wichtigen Resultate, zu
welchen man dadurch gelangte, werden von Prof.
Kumanudis, dem unermüdlichen langjährigen Sekre-
täre der Gesellschaft, und ausführlicher noch von
dem Architekten HeiTU Kautantzoglu in einem dem
Jahresberichte beigefügten und durch Skizzen illus-
trirteu Anhang näher beleuchtet.
Bekannt ist die höchst merkwürdige Ansicht von
Ross, welcher in seiner Abiiandlung ..das Theseion"
S. 65 ff', seine schon früher bei anderer Gelegen-
heit geäusserte Ansicht ausführlicher zu motiviren
trachtet, dass nändich diese Schlaugcnfülslor Reste
der in römischer Zeit erneuerten Ei)onymenstatuen
seien. R. Ro chette folgt in seiner Topographie von
165
Athen S. 49 — 52 dieser Ansicht von Ross, nachdem
er früher in den tioiir. ammlcs de l'hist. I (1837)
n. 313 ff. diese Schlangeufüfsler, wie fast alle Topo-
graphen Athens (so z. B. Gerhard, in den annali
d. Ittsl.lX, 109 tt'., Ulrichs Reisen II, lan, auch
Curtius attische Studien II, 49) für gebälktragende
Telanionen irgend eines Gebäudes aus römischer
Zeit erkannt hatte. Die gänzliche Aufräumung des
sie theilweise verdeckenden Schuttes hat nun bewirkt,
dass wir sie jetzt viel leichter genauer untersuchen
können. Ihre gänzliche Blol'slegung hat unter An-
derem, wie Kautantzoglu mit Recht hervorhebt, be-
wiesen, dass sowohl ilir jetzt gänzlich aufgedeckter,
höchst roher und primitiver Unterbau, als auch die
viereckigen Basen, worauf sie stehen, wegen der
sehr späten Arbeit der Reliefs, die eine sich um einen
Oel- oder Lorbeerbaum emporwindende Sehlange
darstellen, und aus anderen technischen Gründen
zu den Gigantenstatuen in gar keiner Beziehung ge-
standen haben können, und dass ihre jetzige Aut-
stellung nur ein Werk sehr später Zeit sei. Die
Ausführung der Giganten ist älter und fleissiger,
obwohl auch sie den Verfall der Kunst in römischer
Zeit verräth. Es fallen damit , wie natürlich , die
meisten von Ross für seine Deutung angeführten
Gründe, und die Ansicht der übrigen Topogra-
phen gewinnt immer mehr an Wahrscheinlichkeit.
Es fallen damit auch alle Schlüsse, die man aus
ihrer Lage und Richtung zu ziehen versucht war,
da ihre jetzige Aufstellung sich als ein Werk ir-
gend eines ehrgeizigen Potentaten erwiesen hat,
welcher, wie z. B. Phaedros, der Erbauer der
Skene des Diogenestheaters, aus Resten alter, hier
in der Nähe befindlicher Gebäude der Nachwelt
eiu Erinnerungsmal zu hinterlassen suchte. Die
vor Kurzem aufgedeckten Reste der attalischen Stoa
hatten uns schon früher bei anderer Gelegenheit
(Neue Jahrb. f. Philol. 1870 S. 50 f.) bewogen, eine
in römischer Zeit unternommene Verlängerung der
vom Dipylon nach der Agora führenden Hallen-
strafse, folglich eine auf der Nordseite geschehene
Verkürzung der Agora anzunehmen. Wenn wir nun
jetzt diese nicht fern von der attalischen Stoa
nach Westen hin gelegenen Giganten als Reste
einer auf der Westseite der Hallenstrafse, der atta-
lischen Stoa gegenüber gelegenen Halle aus römi-
scher Zeit ansprechen, so glauben wir, dass dadurch
unsere früher ausgesprochene Ansicht von einer
in römischer Zeit geschehenen Verkleinerung der
Agora von Athen, immer mehr an AVahrscheinlich-
keit gewinnt.
Triest.
P. Pervanoglu.
BONNER INSCHRIFTSTEINE.
Nicht der Wichtigkeit der Inschriften wegen
veröffentliche ich die nachfolgenden Fragmeute, son-
dern nur, um unsere rheinischen Alterthumsfreunde
auf eine Stelle hinzuweisen, wo sich vielleicht ohne
grofse Mühe noch mehr zu Tage fördern liesse.
Ich wohnte bei einem kurzen Aufenthalte in Bonn
im letzten Sommer im Hause der Frau von Droste
(Vogtsgasse 3) unmittelbar am alten Zoll; dort machte
mich mein Vetter, der dortige Bcrghaui)tmann Bras-
sert, auf eine Anzahl Steine aufmerksam, die zum
Theil schon seit fast einem halben Jahrhundert im
Garten aufgestellt waren.
Der eine ist das obere Stück eines grofseu
Grabsteins; er trägt in der Mitte zwei der gevvöhn-
Archnolog. Zli;., .I.'ilii gniig XXIX.
liehen Protonien; zur Linken ist ein D erhalten, dem
zur Rechten jedenfalls ein M entsprach; die Grab-
scbri ft, welche einst darauf folgte, ist nicht mehr
vorhanden.
Der zweite ist das rechts und links so wie
unten abgebrochene Fragment einer Ära:
i ■ 0 m
T . C
Sie war offenbar dem Iiippiter opliiims inaiimus
geweiht, wie die Darstellung der einzigen noch er-
haltenen Seite, eiu Adler auf einer Kugel, beweist.
Auf Ergänzung des Namens des Dedicanten kann
man sich natürlich nicht einlassen.
Der dritte ist ein Jlatroueustein:
23
166
MATROX is
r VMAXEH s
C • A • S
Die maironae Rnmanehae sind ja bekannt genug;
das C • A • S ist offenbar ein abgekürzter Name wie
C. AOtreliiis] S(eciiiidus).
Von dem vierten erhielt ich erst Kunde nach
meiner Rückkehr, und habe ihn in P'olge dessen
selbst nicht gesehen; drei Abklatsche, die mein
Vetter gemacht und mir übersandt hat, haben mir
folgende Lesung möglich gemacht:
. . LVIUiiiiiii S-ET
joACATA - EX
; MPERIO • IPSAR
Der Stein, der oben und links abgebrochen ist,
scheint recht gelitten zu haben und ist, nach den
Abklatschen zu urtheilen, schwer zu lesen; doch
ist mir nur der Anfang der ersten Zeile dunkel
geblieben, der wohl einen Männernamen enthielt
(vielleicht Silviniis). Docii wird die Conjectur viel-
leicht dnrch Besichtigung des Steins überflüssig-
Dass wir es auch hier mit einem Matronenaltar zu
thun haben, zeigt der Schluss.
Der ISchrift nach gehören alle diese Steine etwa
in das Ende des zweiten Jahrhunderts.
Ich habe gebeten, dass die Steine in das Ronner
Museum gebracht werden, und ich denke, man wird
meinem Wunsche willfahren. Ich bemerke nur noch,
dass nach der Aussage des Gärtners unter dem
ganzen Garten sich in geringer Tiefe ein schönes
römisches Pflaster findet; Ziegel davon habe ich
gesehen; einen davon mit dem bekannten Stempel
der legio I Minervia pia fidelis:
L I MP E
Dorpat, 3. October 1871. Gustav Wilm.\nns.
ANTIKENFUND IN NÜRNBERG.
Auf dem Hofe des Hauses Hirscheigasse 26 zu
Nürnberg, welches laut Inschrift an der Hinterfront
im Jahre 15.')6 erbaut, im Zeitalter des Roccocco
aber vollständig umgebaut worden ist, sah der Bild-
hauer M. zur Strafsen kürzlich zwei Büsten, unter
deren dicker Kruste von Gyps und Oelfarben er
antike Arbeit vcrmuthete. Er erwarb dieselben,
reinigte sie und fand seine Vcrmuthung vollständig
bestätigt.
Die Köpfe, der eine weiblich, der andere männ-
lich, aus pentelischem Marmor recht gut gearbeitet,
leider aber sehr fragmentirt, sind I'orträts, deren
Namen ich jedoch hier, aller Hulfsmittel entbehrend,
nicht ermitteln kann. Die Haare des weiblichen
Kopfes und das einzig erhaltene (»lir — mit einem
Loche für den Ring — sind nur angelegt, nicht
ausgeführt, wahrscheinlich weil der Kopf mit einem
abneiiiiibaren , in der Form wechselnden , hohen
Haaraufsatz aus Marmor oder Bronze versehen war.
Beide Köpfe waren schlecht in Gyps restaurirt
uiul auf Hru.ststücke von Holz gesetzt. Offenbar
sind sie in der ersten Hälfte des 1(5. Jahrhunderts,
als auch in den gebildeten Kreisen Nürnbergs das In-
teresse für das klassisclie Alterthum erwacht war und
daselbst ein reger Sammeleifer herrschte, aus Italien
(Rom oder Venedig) hierher gebracht worden und
haben als Schmuck des hinter dem bezeichneten
Hause belegenen Gartens gedient. Später sind sie
..des bessern Ansehens wegen" wiederholt über-
schmiert worden und waren dadurch völlig unkennt-
lich geworden, so dass nur das Auge eines be-
währten Kenners, der viel mit den Antiken Roms
sich beschäftigt hat, den verlornen Schatz entdecken
konnte.
Das bezeichnete Haus geluirt, wie auch das
Tucher'sche und Hirschvogel'sche (jetzt Rupprecht'-
sche) Haus zu der Reihe jener in der ersten Hälfte
des sechzehnten Jahrlumdcrts entstandenen pracht-
reicheu Landhäuser mit grolsen (iärten, welche die
Nürnberger Patrizier in der Hirscheigasse, damals
noch Vorstadt von Nürnberg, sich erbauten.
Nürnberg, 26. Novbr. 1871. R. Bf.koau.
167
ZUM URTHEIL
In der letzten Lieferung- des zweiten Bandes
des Giornale degli scavi de Pompei (Nnoca Serie
1870) ist auf Taf. V, 1 ein i^leines, kürziicli in Her-
culaneum ausgegrabenes Wandgemälde abgebildet
und von De Petra auf pag. I3b — 144 ausfiibrlich
besproeben wcn-deu, obne dass, wie mich dünkt,
mein verehrter Freund die richtige Erklärung des
Bildchens gefunden hat, welche ich hiermit seiner
Beurtheilung vorlege.
Die Darstellung besteht aus vier Figuren : in
der Mitte steht neben einer Kline eine nackte, mit
Arm- und Fussspaugeu geschmückte Frau, im lic-
grift', einen Chiton aus- oder anzuziehen, den eine
Dienerin am oberen Ende mit der Linken gefasst
hält; zwischen beiden Frauen findet sich auf der
Erde ein Waschbecken. Dieser Scene schaut rechts
ein phrygisch gekleideter Jüngling aufmerksam zu,
welcher auf einem Lehnstuhl sitzt und in der rechten
Hand eine Lanze hält, während links eine Frau,
wohl eine zweite Dienerin, ruhig dasteht und sich
mit dem rechten Ellenbogen auf einen Pfeiler stützt.
Diese Vorstellung erklärt nun der Herausgeber
— nachdem er eine Deutung auf Paris und Helena,
wie mir scheint mitRecht '), zurückgewiesen bat — auf
Kandaules, welcher die Reize seines Weibes
den Blicken des Gyges blofsstellt, wie dies
ausführlichst von Herodot (I, 8tt'.) berichtet wird; das
') Freilich spricht meiner Meinung nach niclit die völlige
Nacktheil der Frau, sondern das Sitzen des zuschauenden Jüng-
lings gegen die Deutung auf Paris und Helena. Denn Paris müssle
als Ankömmling in Sparta stehend dargestellt sein, überrascht
von der Schönheil der Helena, deren Beize ihn sofort belhören: und
so geben die Scene auch erhaltene Darstellungen z. B. Overb. XH,
6; 8; 9; 10; u. a.
DES PARIS.
Fehlen des Gyges versucht, De Petra durch Hinauf-
rUcken des dem berculanischen Bilde zu Grunde
liegenden Originals „ad im epoca mollo remolu, in
cui 1I0H iincora la tecinca dell' arte si era pieuu-
metile svihippata" zu erklären, in welcher Epoche
eine hinter einer Thür hervorguckende Figur tech-
nisch nicht darstellbar gewesen und daher ganz fort-
gelassen sei!
Da diese Erklärung des Wandgemäldes nur als
Versuch auftritt, kann ich mir wohl den Beweis
ihrer Unmöglichkeit erlassen und gleich zu meiner,
hoffentlich richtigen Deutung übergehen : ich erkenne
nämlich in dem Bildchen eine Scene des Parisur-
t h e i 1 s in genrehafter Autfassung, und zwar nach jener
bei Lucian (Dial. deor. 21, 11) erhaltenen Sagenwen-
dung, nach welcher die Göttinnen einzeln mit dem
Königssobn verhandeln. Der phrygische Jüngling ist
Alexandros, vor dem sich Aphrodite mit Hilfe einer
Cbaritin entkleidet (vgl. Lucian ibid. 10) und — nach
der Schale zu schliessen — waschen oder sal))en
will, wie ja auch auf dem schönen Parisurtheil aus
Pisticci (abg. z. B. Overb. X, 2) Athene sich wäscht,
während Hera im Spiegel den Schleier ordnet und
Aphrodite von Eros geschmückt wird. Dass Aphro-
dite im vorliegenden berculanischen Wandgemälde
durch Enthüllung ihrer Korperreize siegt, wiederholt
sich auf mehreren Kunstwerken römischer Zeit; vgl.
z. B. Overbeck XI, 5; 11; 13; u. a. m. Die au den
Pfeiler gelehnte Frau ist eine zweite Charitin oder
auch Peitho, wohl nur zur Herstellung des Gleich-
gewichts gegenüber der Figur des Paris hinzu-
gefügt. H. H.
MUSEO ESPANOL DE ANTIGUEDADES.
Da das unter Leitung des Herrn Juan de Dios
de la Rada von Herrn Jose Dorregaray herausge-
gebene Museo espanol de antiguedades, von dem bis
jetzt vier Lieferungen vorliegen, seines Ifnifangs und
seiner Kostspieligkeit wegen wohl nur in sehr we-
nigen Exemplaren nach Deutschland gelangen und
bekannt werden wird, so folgt hier die Beschreibung
derjenigen Tafeln, welche Denkmäler der griechisch-
römischen Kunst enthalten.
Taf. II. p. 23 SS. Fünf goldene und drei silberne
PtolemäermUnzen, die ohne jeglichen Werth sind.
Taf. III. p. 41 SS. Sarkophag im Dom zu llu-
23*
168
sillos; Höhe 0,58; Breite 2,02; Tiefe 0,65 Meter. —
Derselbe zeigt in guterhaltener Eeliefdarstellung Sce-
nen aus der Orestessage, und zwar auf der Vor-
derseite den Mord der Klyteuinästra und des
Aegisthos durch Orestes und Pylades fast ganz ge-
nau übereinstimmend mit dem Sarkophagi-elief gleichen
Inhalts im Museo Pio-Clementino (V, 22; abg. auch
z. B. Overb.29, 1 ; u.a.). Die geringen Abweichungen,
die sich bei einer Vergleichuug der Abbildungen
beider Sarkophagreliefs auf dem spanischen Sarko-
phag ergeben, sind folgende: die im Stehen schla-
fende Erinys (zur Linken des Beschauers) hält in
der gesenkten rechten Hand einen Dolch; die Tro-
phos trägt kein Kopftuch; von der ersten Erinys
hinter dem Vorhang kommt die linke Hand mit der
Schlange links vor dem Parapetasma zum Vorschein,
und ist die Kechte mit der Fackel nicht gesenkt, son-
dern erhoben, so dass die Fackel vor ihrem Gesicht
sichtbar ist; das Haar der Klytämuestra fällt nach
hinten gelöst herab ; die zur Rechten des Beschauers
schlafende Erinys hat in der Linken keine Schlange;
endlich ist der Lorbeerbaum über dem Dreifufs
kahl, ohne Blätter. Es fehlen am Sarkophag von
Husillos die linke Hand und der rechte Unterarm
des mordenden Orestes und die Schwertklinge in
seiner liechten, als er sich vom Dreifufs wegstiehlt;
die Hernie sowie hier und da die Köpfe der Figuren
sind zerstolsen.
Interessanter als die Vorderseite sind die beiden
Nebenseiten, von denen diejenige zur Linken des
Beschauers den caiculiis Minervae darstellt, und
war genau übereinstimmend mit dem (von Visconti ')
') Vgl. ho Clem. V p. 149,3 (ed. inil\
als eine Seitenfläche des Giustinianischen Orestessar-
kophags [Gall. H, 130] erkannten) Bruchstück, wel-
ches bei Michaelis Corsin. Silbergefals II, 2 S. 9 in
einer neuen genauen Zeichnung gegeben ist. Die
Abweichungen sind gering: auf dem spanischen
Relief kommt die Aegis der Athene über dem Mantel
zum Vorschein; ferner ist das rechte Bein der Erinys
mehr vorgesetzt und bildet der Gurt des gefranzten
Chitons um ihren Leib hinten eine grolse Schleife');
in der Linken hält diese — entschieden weibliche
— Figur einen Stab, in der Rechten dagegen (nach
der Abbildung zu urtheilen) nichts; endlich haben
die Schuhe, die nicht so hoch hinaufgehen, keinen
gezackten Besatz. — Auf der anderen Seitenfläche
sind Orestes und Pylades bei den Taurern dar-
gestellt, gebunden und von einem Skythen bewacht:
die drei Figuren stimmen genau Uberein mit den
gleichnamigen in der Scene links auf dem MUnchener
Sarkophag (no. 222), der die taurische Expedition
des Orestes darstellt (abg. z.B. Overb.30, 1), nur dass
der Kopf des ersten Gefangenen auf dem spanischen
Relief tiefer gesenkt ist. So bietet uns der Sarko-
phag von Husillos ein neues schlagendes Beispiel
für die Willkür und Laune, mit der die Sarkophag-
arbeiter einzelne Scenen eines Mythos aus der ihnen
vorliegenden Originaldarstellung zusammenstellten,
welches Original wohl in Zeichnung (Vorlegeblätter)
in jeder Werkstatt Korns sowohl als der Provinzen
vorhanden war.
H. H.
') Wie bei der entsprejhenden Figur auf dem Corsinischeo Ge-
fäfse (Michaelis a. 0. 1, 1).
Unter den vielen Vasen, welche kürzlich bei Bo-
logna gefunden sind, beschreibt Dr. H. Hirschfcld ')
auch einen ..heroischen Kampf" zwischen zwei Krie-
gern, von denen einer schon in"s Knie gesunken ist;
hinter diesem steht ein geflügeltes Weib ..wie ihn
schützend", hinter dem siegreichen Gegner eine ge-
') Ebenso .lucli E. Biriio bull. delC inat. 1872 S. 88, 55.
ZUSATZ ZU DIESER ZEITUNG Ls71 S. 11.
flttgelte Frau ..mit Binde". (Ihne Zweifel ist hier
Memnon's Kampf mit Achilles dargestellt, und
die beiden geflügelten Frauen sind ihre Mütter Eos
und Thetis. Dass aucli die Letztere beflügelt ist,
findet sich z. B. cl)enso auf einer vulcentischcu Schale
des brittischcn Mui^eunis (no.81 1 ; abg. Ghd.Trinksch.
Gef. D), welche denselben Kampf darstellt, und auf
169
einem etruskischen Spiegel des Museo Gregoriano
(Ghd. 396), welcher die Bitte der beiden Mütter bei
Zeus zur Darstellung bringt. Thetis hält hier eine
Tänie zAun Zeichen des Sieges, den Achill gewinnt,
wie sie auf einer anderen Vase (Overb. 22, 6) dem
Sohne einen Kranz hinhält: Eos aber sucht noch ihr
fallendes Kind vor dem Todesstofs zu schützen, ein
psychologisch feiner Zug der Mutterliebe, welche
sich in anderen Darstellungen bei ihr in verzwei-
feltem Schmerz (Overb. 22, 4; 7; u. a.) äussert.
H. H.
KURZE BESCHREIBUNG DER VASENSAMMLUNG KOENIG LUDWIGS I.
(München 1871. Lindauor'sche
Bekanntlich erschien gleichzeitig (1854) mit dem
grofsen Katalog der Vasensammlung in der Mün-
chener Pinakothek von 0. Jahn ein kurzer Auszug
für Liebhaber der alten Kunst; dieser liegt jetzt in
zweiter, von H. Brunn besorgter Autlage vor.
Der Abdruck ist wesentlich der alte, nur hier und
da sind Aenderungen und Berichtigungen (z. B. bei
liuchbantlluüg. Kl. 8». 116 S.)
den No. (J; 247; 272; 415; 805) eingetreten. Ferner
wird bemerkt, dass auf dem Wandgemälde aus
Tusculum ein Kentauren- (kein Herakles-) köpf
dargestellt ist (S. 43); dagegen stammt das ebend.
beschriebene campanische Wandgemälde nicht aus
Pompeji, sondern aus Herculaneum (vgl. Heibig
No. 578). H- H.
INSCHRIFTEN AUS NEU-ILION.
In meinen Ausgrabungen im October und No- in der Ebene von Troia, fand ich in einer Tiefe
vember dieses Jahres im Berge Hisarlik, am nord- von circa fünf Ful's nachstehende Inschriften:
westlichen Ende der Baustelle von Ilium Novum,
1. EPEIAHAIAcbENHEPoAAEIlZTH
A^NITHZAIATPIBnNPAPATnißAEI
A Eia)IAoEßNKAIEYNoYEAIATEAEI
TillAHMßlXPEIAZPAPEXoMENOE
5 PPoGYMßZEIEAANTIZAYToNPA
PAKAAHIAEAoXOAlTHIßoYAHIKAI
TßlAHMniEPAINEEAlMENAYToNE
P I T o Y T o I E P A P A K A A E I N A E K A I E i E
ToAo|noNEINAia)IAOTIMoNEIETAToY
10 AHMoYEYAAcDEPoNTAAEAoEOAlAE
AYTIi I PoAlTEIANPPo^ENIANErKTH
EINATEAEIANnrKAlolpoAlTAIATE
AEIEEIEIKAIEiDoAoNEPITHNBoYAHN
PPßTßIMETATAIEPAKAIAcMiINKAI
15 EMPoAEMßlkAIENEIPHNHIAEYAEIKAl
AEPoNAEIANATPAYAlAETAAEAoME
NAAYT ßlTAYTAEIEETHAHNKAI
O E I N A I E
170
Die Höhe der Marraoriilatte ist 65 Ceutimetev,
<iie Breite oben Hn, unten 39 Centimeter.
'ErtEiöi^ Jia(pevT}g nnXXecoc Trj^ivhrjg, diuTQi'ßiov
nriQa r«;' ßaaiXti. (piXog wv xal evrnvg Siarsltl to)
6r;U(i), XQsiag naQtynnsvng itQoitvßiog elg a av xig
avtnv nagoxalfi, deööyßai zf, ßovXfj xal tu di]fi(i)
fnacvsaai fisv amov Eni Tovzoig, nagaxaXeh' äf^ xal
£ig tn Xninov elvai cpiXöcinnv elg tu tov ö)]fiov
oviitpiqovza , äedoai/ai ös ainui nnliziiav, ngn^s-
2.
riav. e'yxzrjaiv, aziXeiav ioy xal nt nnXlznt azeXslg
eiai xal stpodov inl ztjv ßnvXfjv nQiuzo) fisza rä
leQce xal äcpi^iv xal su nnXsfio) xal sv £iq>]1'>j aavXsl
xal aannvöst ' avayQoti).iai ös zd deön/niva avzü,
zavza elg azrjXrjv xal [ctva]i}Eivai £[ig ....
Der König, von dem in dieser Inschrift die
Rede ist, muss einer der Pergamener sein und nach
dem Charakter der Schrift glaube ich dieselbe dem
dritten Jahrhundert v. Chr. zuschreiben zu müssen.
lAIEIZEAüEANMENEAAni
A P P A B A I o Y A O H N A I ß I E Y E P
r E T H I r E N o M E N n I A Y T ß N
KAITEIMTHNEAEYOEPIAN
sANAPIArAOnirENoMENßl
PPoiENIANKAlEYEPrEZIAN
Die Länge dieser Marmorplatte ist 42 Centi- Diese zweite Inschrift scheint, nach der Form
meter die Breite 34. dsr Buchstaben zu urtheilen, aus dem ersten Jahr-
'IXuig söoaav MsveXäio 'A^qaßainv l4^r]vaio) hundert v. Chr. zu sein, lä^qaßa'ing kommt hier zu-
svegytzr^ yEvnftäfoi avTwv xal ttsqI tt^jv iXtv^faglav erst als ein attischer Name vor.
ccvöqI äya9oi yevo/.tiv(i) ngo^svlav xal Evegysaiav.
3. MHNoOlAoZrAAYPIoYElPENErEI
A H n A E I o N E E T n N n o A I T n N E P E A
OoNTELEPITHNB« YAHN(t)AEINXAIPEANToN
TETArMENoNEPABYAoYEYNoYNTE
öEINAITHIPoAEIKAIENIolZPPELBEYoME
NoILYPüToYAHMoYPPoEAYToNBoYAo
MENoNTHIP-'AEiXAPlIEZOAlTH NPA
Z/\NZPoYAHNkAIPPoNo|ANPoEIZOAI
KAITolZZYNANTßZINAYTßlTnNPO
loAlTilN'DIAANOPßPßZPPoZ^DEPEZOAl
INAoYNKAIoAHMoE(DAINHTAITHNKäOH
koYZANXAPIN/-\Pc. AlAoYZTolZPPoAlPoY
MENi'IZTHNPo
AEA" XO A I
MrivntpiXng rXavgiov tlnev ■ tneidi] nXEtoveg
ii'iv nnXiiiüV in£X!}övzEg tnl zrjv ßnvXi'jV (fuaiv
Xrtioiav zov z£zayi.tEvov En.'Aßvöov evvovv ze eivai
zfi tiÖXei xal ivinig nQEoßtvniitvnig vnn zrtv drfinv
Tiong av(i>v ßnvXo/^uvnv zrj nöXei xaQitEai>ai zr'jv
Tiäaav anovöfiv xal ngövotav nnElal}aL xal zotg
(jinai'züoir avii7> ziöv rrnliiwi' (filavd-QdJnojg ngna-
fpiOEaO^ai, '/va ni'i> xal n dij^wg (paiv}]zai n]vxa:h]-
xnvaav yaqtv anndidni'g znlg ngnaigni-tiirnig rijv
rro(At)') ÖEÖoyilai
Diese dritte Inschrift scheint ebenfalls aus dem
eisten Jahrhundert v. Ciir. zu sein.
171
Ich copierte im Dorfe Tschiplak in der Ebene
von Troia von einer Marmorplatte von 30 Centi-
uieter Länge und Breite, welche am oberen Ende das
Bild eines Mannes in Basrelief zeigt, nachstehende
Inschrift, die aus dem dritten oder vierten Jahrhun-
dert n. Chr. zu stammen scheint
a)AorioNXEPE
Athen. Dr. H. Schliemann.
RCEMISCHE IN^^CHKIFTEN
In der Osterburkener Votivinschrift (Archäolo-
gische Zeitung 1868 S. 29 f) hat Momnisen den ein-
heimischen Beinamen des Mars nicht Cnabetius,
wie ich las und demgemäfs auf der im Originale
verlorenen und offenbar verstümmelt geweseneu
Votivinschrift von Erbstctten herzustellen vorschlug,
sondern CatHibeiiiis oder bezicJiungsweise Cabetiiis
lesen zu mlissen geglaubt. Ich habe in meinen Bei-
trägen zur römisch -keltischen Mythologie (im 50.
Bonner Jahrbuche S. 102 ft".) meine Lesung auf-
recht zu erhalten und zu deren weiteren Begründung
auf zwei verstunjmelte und daher bis jetzt wenig
beachtete Inschriften aus dem Kreise Ottweiler, Re-
gierungsbezirk Trier, aufmerksam gemacht und in
der einen (Brambach C. I. K. 7.öO) aus den Wörtern
MAR und CNAUETO, in der andern (Brambach 7.51)
aus dem ETM . . . . 1| CNA .... denselben Mars
Cnabetius hergestellt; doch blieb die Richtigkeit
meiner Ergänzung und Deutung zunächst immerhin
noch zweifelhaft. Inzwischen aber ist mir eine wei-
tere (fünfte) Votivinschrift an denselben Mars zu-
gänglich geworden, welche nicht allein die Ergän-
zung jener beiden Inschriften aus dem Kreise Ott-
weiler noch wahrscheinlicher macht, sondern auch
den barbarischen Beinamen desselben in der von
mir auf dem Täfelchen von Osterburken gelesenen
Form ausser allen Zweifel stellt. Es enthält näm-
licii die \'!<b\'i erschienene dritte Abtheilung der
..Mittheilungen des historisch-antiquarischen Vereins
für die Städte Saarbrücken uud St. Johann und deren
Umgegend" eiue Abhandlung von Dr. Fr. Schröter
„über die römischen Niederlassungen und die Römer-
strafsen in den Saargegenden. •' Hier wird nun S. 58, 2
folgende im Bann Wahlscheidt gefundene Inschrift,
welche sich jetzt in Saarbrücken befindet.
AUS DEUTSCHLAND.
. EO MARI
. NABETIO
. ENIGNVS
. ASGILLVS
. S . L . M
mitgetlieilt uud die in Z. 1 unverkennbare Ligatur
von T und I in MARTI als durch die Abnutzung
des Steines theilweise zerstört bezeichnet. Den
localen Beinamen des Mars vermochte aber auch
der zu Rath gezogene nunmehr verstorbene Prof
C. Klein zu Mainz nicht näher zu deuten. Es ist
klar, dass nur Cnabetio zu ergänzen ist. Diese In-
schrift von Wahlscheidt ist leider von Brambach
ebenso übersehen worden, wie eine andere desselben
Fundortes, welche von Schröter S. 57 mitgetheilt wird
uud den Namen des Dedicanten der obigen voll-
ständig enthält:
DEGOVEXI «
BENIGNIVS
TASGILLVS
V . S . L • M
und überliefert eine bis jetzt durch keine weitere
Inschrift beurkundete Gottheit Degovexis , deren
Namen auffallender Weise an die subpyrenäischen
Götter- und Menschennamen Lexis, Bonexsis, Ber-
liaxis, llaunaxis, Duuiiohoxis, Ulohoxis u. a. m. bei
Du Hege man. relig. des Volces-Tectosages S. Uli, 348;
Cenac-Moncaiil Voyage archeul. et liist. (Tarbes uud
Paris 1856) S. 17, 21, 23 und Rmtc archeoL XIII
1857, 2 S. 677 erinnert. Lebhaft bedauere ich, dass
ich von der Existenz dieser beiden Inschriften noch
nicht wusste, als ich im Juli 1871 in Saarbrücken
anwesend war; ich würde sonst selbst eine Unter-
suchung derselben vorgenonmien haben.
Frankfurt a. M., im Februar ls72. J. Beckeu.
172
SITZUNGSBERICHTE.
Berlin. Sitzung vom 4. Juli. Hr. ;Curtius
legte der Gesellschaft 1) das Werk von vau Len-
nep vor (7Vare/A' in Mle known parts of Asia
minor 1870, 2 Hände), die lehrreichen Aufzeich-
nungen eines Missionärs, in welchen auch wich-
tige üenkmäler des Alterthums (Eujuk, Sipylos,
Amasea) eingehend behandelt sind; •>) Newtons
Aufsatz über Tetradachnien Orophernes II. von Cap-
padocien, welche im Tempel von Prieue^deponirt
waren und aus dortiger Münze zu stammen scheinen;
;;) einen Aufsatz von iJr. Köhler (aus dem ..Hermes")
über die Lokalitäten des Areopags und die Süd-
grenze der Agora nebst einigen merkwürdigen In-
schriften, die sich auf den Dienst der unterirdischen
Götter am Areopag beziehen; 4) ein Programm des
Pädagogiums in Basel von 1871 mit einer Abhand-
lung des Kathsherrn und Prof. Dr. W. Vi scher
über antike Schleudergeschosse und attische Richter-
täfelchen nebst einem Vortrage desselben Gelehrten
über die beiden berühmten Marmorköpfe, die Re-
pliken des Apollo von Helvedere und des Herkules
Farnese, welche jetzt dem Museum in Basel ange-
hörenf — Hr. Bötticher knüpfte hierauf an eine
Besprechung des Werkes von Prof. Ad. Michaelis
über den Parthenon eine erneute Darlegung seiner An-
sichten über die Bedeutung des Frieses, indem er da-
bei auf seinen demnächst erscheinenden Katalog der
GypsabgUsse des hiesigen Museums Irinwies (s. oben
S.llOff). — Hr. Mommsen legte die im letzten Bande
der Annalen des römischen archäologischen Instituts
verötfcntlichtc sorgfältige und ergchnissreiclie Al)-
handlung des Padre Bruzza über die Inschriften
der an der Marniorata in Rom ausgegrabenen Mar-
morblöcke einer kurzen Darlegung der Bedeutung
dieser Inscliriften zu Grunde, in welclier er in einigen
Punkten von Bruzza's im Ganzen gesichelten Re-
sultaten abwich oder über dieselben hinausging (vgl.
das Hulletino von 1S71 S. I.V.»)- - "'• l'""niann
führte aus, wie die vielfach besprochene Frage nach
der Benennung der l)eidcn Teni]ielruinen zwischen
dem römischen Capitol und dem Forum, der mit
den acht und der mit den drei Säulen, schon durch
ihre früher vollständig abgeschriebeueu und Jetzt
zum Theil erhaltenen Aufschriften einfacli und sicher
entschieden werde. Von den Inschriften der Tempel
unter dem Ca|)itol, welche die Handschrift von Ein-
siedeln ohne Abtheilung giebt, ist die erste noch
erhalten und nimmt in zwei Zeilen den ganzen Fries
der Facade des Tempels der acht Säulen ein. Von
der dritten ist das Ende noch auf dem Fries des
Tempels der drei Säulen erhalten; dieser Rest reicht
aber hin, um mit völliger Sicherheit festzustellen,
dass die Inschrift in einer Zeile geschrieben war
und nur auf dem unteren Theile des Frieses stand.
Die zweite Inschrift £>/F0- VESPASIAAOAVGVSTO-
S ■ P- (J ■ R muss also, da sie nicht auf der Rückseite
eines Tempels augebracht sein konnte, und da es
ebenfalls undenkbar ist, dass mau nur den unteren
Theil des Frieses beschrieben, den oberen Theil
aber freigelassen habe, auf der oberen Hälfte des
Frieses der Ruine mit den drei Säulen gestanden
haben. Älithin war dieser Tempel der des Vespa-
sian. — Hr. Heydemauu legte die Schrift von
Heinrich Holzer: Der Hildesheimer antike
Silber fuud, seine archäologische und artistische
Bedeutung (mit lii lithographirteu Tafeln, Hildes-
heim 1870, 8. IV u. Iu7 S.) vor, welche das Ver-
dienst hat, zum ersten Male die sämmtlichen Ueber-
reste des Fundes iu recht guten Abbildungen
zusammenzustellen. Der begleitende Text l^erichtet
zuerst die Geschichte des Fundes und stellt ohne
stichhaltige Gründe die Vermuthung auf, dass die
Silbersachen der von Cacina befehligten Abtheilung
des Heeres des Germanicus angehört haben möchten;
dann werden die bildlichen Darstellungen erklärt,
jedoch mit entschiedenem Missgritt', an dem die Hy-
perUiitik des 'S'crfassers Schuld ist: z. B. erkennt
er nicht Athene, sondern die Dea Üonia. nicht den
schlangenwUrgeudcn Herakles, sondern den Sflian-
spieler Roscius u. s. w. und auf dem sciiönen Krater
ist die Verwendung der Muscheln und Seethierchen
zu Blumenthcilen nicht einfach ein decoratives Motiv,
173
sondern vielmelir die von Ovid (Met, IV 744 ii. s. \v.,
vgl. XVII 41t) u. s. w.) erwälnite Eutsteluiiig der
Korallen dadurch dargestellt! Arg ist das Versehen
über Kolotes' Zeitalter iS. it-l) und die Deutung der
TheatA'inasken auf die vier Jahreszeiten (S. 80 ((■)■
Glücklicher löst der Verfasser die Aufgabe, den
hohen künstlerischen Werth der Silbersachen zu
würdigen, was er mit stetem Hinblick auf die jetzigen
Kunsterzeugnisse der Art thut und dabei manche
beherzigungswerthe Bemerkung für die Künstler
beifügt. — Hr. Adler legte die soeben erschienene
zweite Lieferung der Denkmäler der Baukunst,
welche Studireude der hiesigen Bauakademie her-
ausgeben, vor, und knüpfte daian einige Erläute-
rungen. — Hr. Eich 1er hafte den Gipsabguss
eines in Kassel befindlichen angeblichen Sappho-
kopfes ausgestellt, dessen antike Bestandtheile jedoch
noch einer genaueren Untersuchung bedürfen.
Sitzung vom 7. November. Hr. Hübner be-
grüfste die Gesellschaft bei ihrem ersten Zusammen-
treten nach den Ferien, da der Vorsitzende Hr.
Curtius von seiner Eeise noch nicht wieder zu-
rückgekehrt war. Die Gesellschaft hat den Verlust
von vier iiirer langjährigen Mitglieder, welche in
dem Zeitraum seit ihrer letzten Versammlung ge-
storben sind, zu beklagen, der Herren v. Gans-
auge, Friederichs, Pinder und Zahn; ihr An-
denken wird bei passender Gelegenheit noch be-
sonders gefeiert werden. Hr. Hübner knüpfte zu-
nächst einige Bemerkungen au das inzwischen fertig
gewordene Heft der archäologischen Zeitung und die
darin durch Hrn. B ö 1 1 i c h e r publicierte Doppelherme
der Sappho und des Phaou. Die auf dem hiesigen
Gipsabguss befindlichen Aufschriften (die Namen der
beiden Dargestellten in erhaltener Schrift enthaltend)
befinden sich nicht auf dem Madrider Original und sind
daher als eine moderne Zuthat des Gipsgiessers
anzusehen (s. oben S. 80). — Hr. S. S. Lewis in
Cambridge hatte Photographieen in natürlicher Gröfse
eingesendet von einer in der Nähe von Cambridge
gefundenen Erzstatuette des Mars Victor, mit einem
etwas zu klein gerathenen korinthischen Helm, Brust-
haruisch (dessen Ornamente, Gorgoneion und Blät-
terschmuck, von eingelegtem Silber sind) und Bein-
Aicli.-ioln^.. ZlM , .l,.ljr:;iii]^ XMX.
schienen in der üblichen Stellung mit Speer und
Schild (welche fehlen), von 8'/, Zoll Höhe. Der
Einsender glaubt zwar in den Bemerkungen über
das kleine Werk, welche in den Berichten der an-
tiquarischen Gesellschaft zu London (Bd. 4 S. 4!)8 f.)
abgedruckt sind, wegen des dem Jupiterideal ent-
sprechenden Kopfes* mit starkem Haarwuchs und
vollem Bart und wegen der auf den Beinschienen vor-
handenen Donnerkeile darin einen Zeus Areios erken-
nen zu müssen. Doch vergleicht er selbst mit Recht
die Pyrhus genannten Kriegerfiguren (z. B. die ca-
pitolinische Statue und, einige Gemmenbilder), welche
ebenfalls unzweifelhaft den Mars vorstellen. Tracht
und Stellung kehrt besonders auf einer Anzahl von
sicheren Darstellungen des Mars, die in England
gefunden worden sind, wieder. Als Zeit der Aus-
führung des gewiss oft wiederholten Typus wird
das Ende des zweiten oder der Anfang des dritten
Jahrhunderts unserer Zeitrechnung angesehen werden
können. Die Statuette befindet sich jetzt im Britti-
schen Museum ; eine ähnliche kleinere von zierlicher
Ausführung besitzt das hiesige Museum. — Aus der
beträchtlichen Anzahl von inzwischen für die Ge-
sellschaft eingegangenen Gaben, für welche allen
Gebern der schuldige Dank erstattet wurde, und
den neuen Erscheinungen der archäologischen Litte-
ratur hob Hr. Hüb n er drei Werke besonders
hervor. Das erste ist Waddiugtons neuestes In-
schriftenw erk (inscriptions Grecqiies et Laliiies de
lu Sjjrie, Paris 1870, 4.), welches der vorzügliche Ge-
lehrte, der neuerdings auch in der französischen
Nationalversammlung eine hervorragende Stellung
einnimmt, seinen deutschen Freunden gesandt hat,
ein erfreuliches Zeichen dafür, dass doch nicht alle
französischen Gelehrten den wissenschaftlichen Ver-
kehr mit Deutschland gänzlich abgebrochen haben.
Das zweite Werk ist die unter der Leitung des Hrn.
Rada begonnene Publication des neu gegründeten
spanischen Nationaliiniseuins (Mnseo Espanol de aii-
lujiu'dades, Heft 1 — 4, Madrid 1871, fol.), welche
.sich auf alle Klassen von Alterthiiniern erstrecken
soll. Die sogenannten vorhistorischen behandelt
Hr. Tubino in einem systematischen Aufsatz; Hr.
Castroveza beschreibt acht Pfoleniäerniünzen; Hr.
24
174
Guerra ilen Sarkopliag- von Husillos (Tod des
Apraniciniion; der Vif. vergleicht die verwandten
Darstellungen auf den Sarkophagen Giustiniani, Rar-
berini und Borghese); Hr. Amador de los Rios
mittelalterliche Keliimienschreine. Das Unternehmen
ist auf einen sehr grofsen Umfang berechnet, die
Tafeln sind mit grofser Pracht ausgestattet und es
bleibt nur zu wünschen, dass das Werk nicht, wie die
noch prachtvolleren 'architektonischen Denkmäler
Spaniens', welche die frühere Regierung herausgab,
unvollendet bleibe (vgl. oben S. 167). Das dritte Werk
ist der in erster I-ieferung vorliegende dritte Band von
Dr. L. Linde nsc hm its, des verdienten Dircctors des
römisch-germanischen Central -Musfeums zu Mainz,
schönem Werk über die Alterthümer unserer
heidnischen Vorzeit (Mainz 1871, 4.). Der Her-
ausgeber behandelt darin den von dem Verein von
Altcrthuiiisfreuuden im Khciidand bereits publicierten
Grabfund von Waldalgesheim bei Bingen, knüpft
aber in einem besonderen Beilageheft an die Be-
schreibung desselben die eingehende Bes]irechung
einer wichtigen antiquarischen und historischen Frage.
Gegenüber nämlich der von anderer Seite aufge-
stellten Behauptung, dass der Ursprung der in jenem
Fund entdeckten Gegenstände (Goldschmuck, Waffen
und Gcfäfse von Bronze) in einer einlieimischen,
griechische, etruskische und römische Vorbilder nach-
ahmenden Technik zu suchen sei, tritt Hr. Linden-
schmit den P)Cwris au, dass dieselben vielmehr
etruskisches Fabrikat seien, welches in ausgedehntem
Mafse eingeführt worden. Die mit umfassender
Sachkenntniss geführte Untersuchung wird nicht ver-
fehlen Aufsehen zu machen; der Vf. fordert am
Schluss die elassisclien .\rch;iologeii besonders dazu
auf, den bisher fast gariz vernachlässigten Waffen
und Gcrätlicn aus den drei letzten Jahrhunderten der
römischen Republik eingehende Aufmerksamkeit zu
schenken, weil nur auf diesem Wege feste AnJinlt
jiunkte für die Zeit und lierkuuftsbestimmniig der
verwandten Gegenstihide, welche ans nicht italisciien
Funden herstammen, zu gewinnen sind. Unzweifel-
haft ist hier noch ein weites Feld für vergleichende
Untersuchungen, von welchen sichere Resultate er-
wartet werden dürfen. — Hr. Heydemann legte
zuerst einige Neuigkeiten der archä(dogischeÄ Litte-
ratur vor, darunter C. Jnsti's ungedruckte Briete
von Stosch, die der gelehrte Biograph Winckelmanns
mit einem anziehenden und reichen Commentar ver-
sehen hat; ferner die 14. Lieferung des Giomale di
Pompei, in der'ein kleines Wandgemälde aus Hercula-
neum abgebildet ist, welches der Herausgeber gewiss
irrthündich auf Kandaules und Tudo deutet, während
vielmehr eine Scenc des Parisurtheils dargestellt
ist; (s. oben S. 167). Dann zeigte er die Photogra-
phie eines kürzlich in Spalato gefundenen Sarkophags,
die er der Güte des als Gast in der Gesellschaft
anwesenden Herrn Professors Glavinie verdankt:
die wohlerhaltcne Darstellung ist eine genaue Wie-
derholung der Phädra- und Hippolytosvorstellung
eines jetzt in Paris befindlichen Sarkophags, welcher
in den Mon. deW Insl. VHI, 38, 1 abgebildet ist ; eine
kurze vergleichende Beschreibung wird in der archäo-
logischen Zeitung gegeben werden (s. oben S. 160 f.).
Endlich legte der Ref. die Durchzeichnung einer Vase
der Sammlung Jatta in Ruvo (No. 1096) vor, die in
schönster Zeichnung den Raub der Leuki]ipiden dar-
stellt und besprach dabei die erhaltenen Darstel-
luni;en desselben Mvthos.
Hr. von Sallet legte
neue nunnsmatische Werke vor: das vom Verfasser
der Gesellschaft zum Geschenk gemachte Kniifer-
werk von Dr. Imhoof-Blumer, Choix de monnaics
grecf/iies, das diitte Heft von Salinas' monc.le delle
aiiliche ciltä di Sirilia, die Münzsammlung des Stiftes
St. Florian von Dr. Kenner und den ersten Ilalb-
band des dritten Jahrgangs der numismatischen
Zeitschiitt von lluber (Wien und Berlin), welcher
Aufsätze über antike Münzen von Ilnber, luihoof,
v. Prokesch-Osten, Friedlacn der, Reichardt,
Trau, Kenner und v. Sallet enthält.
175
CHRONIK DER WINCKELMANNSFESTE.
Rom, 15. Deceniber. Hr. K. Lanciani sprach
■/.uerst ühor die neuesten Ausgrabung-cn am Forum.
Der Castortempel, im Jahre 210 der Stadt Rom
nach der Schlacht am See Regillus geweiht, und
'/war nach dem Praenestiuischen Kalender am 27.
Januar, nach Livius und Polybius (bei denen Monimsen
nnt Recht eine Verwechselung des Schlaclittages mit
dem (iriinduiigstage des Tempels angenommen hat)
am 1;"). Juli, wird in den DenkiuiUern, die uns aus
der Zeit der Republik übrig sind, öfter erwähnt, u.
A. in dem Bantischen Gesetz. Doch ist uns nicht
dieser alte Tempel erhalten, dessen Säulen, wie
Cicero in den Verrinen erzählt, mit Stuck überzogen
waren, sondern die drei Säulen bei der Kirche S.
Maria Liberatrice gehen auf eine Restauration des
Tiberius zurück; auch Domitian besserte an ihnen
aus. Die diesmaligen Ausgrabungen wurden im
October begonnen, nach Aufräumung der Basilica-
Julia, und habeu bis jetzt den Tempel von dre
Seiten fast ganz freigelegt. Die Nachrichten von
häufig dort schon angestellten Ausgrabungen liefsen
freilich nicht auf neue unerwartete Funde hoffen.
Wann der Tempel zerstört wurde, ist unsicher; schon
Anfang des fünfzehnten Jaiirhunderts wird eine via
triam coliimiianim erwähnt, in der Nähe von Bögen,
die jedenfalls zur Basiiica Julia gehörten und von
Papst Eugen dem Vierten gegen 14oö zerstört wor-
den sind. Von der Zeit des Pomponius Laetus an
sind dann häufig doit Ausgrabungen angestellt
worden, wobei neben anderen Ueberresten die Frag-
mente der capitolinischen Fasten zum Vorschein
kamen. Audi die auf den Q. Fabius Allobrogicinus
Maximus bezUgllclie Inschrift, die als ..ad forum
hoariuiii in liorlis Musinioninv liefindlicli bezeichnet
wird, scheint nach einer Notiz des Ligorio in der
Handschrift der Bodleiana in Oxford aus den Aus-
grabungen am Castortempel herzurühren. Leider
erfahren \\ir durch I^igorio, dass aucli hier eine
Kalkbrennerei eingerichtet war, die wohl viel kost-
bare Denkmäler verschlungen li;>ben mag. Von 1547
bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts ruhen die
Nachforschungen; doch von 177.") folgen sie häufiger
(171»1). 1811, ISlü), theilweise durch Wegnahme der
Marniorbekleidung und sogar der Tuffinasscn mit
grolser Zerstörung des Temjiels, ja ernstlicher Ge-
fährdung der noch \(irhandcnen Säulen verbunden.
Der Tempel zeigt doppelte Bauweise; der eine zum
Tragen der Cellawand bestimmte Theil, aus TuÖ-
quadern aufgeführt, ist fast ganz verschwunden und
nur die Füllnng, aus kleineu Steinen und .Mörtel
bestehend, ist wegen ihres geringen Werthes den
Händen der Plünderer entgangen. Auffällig ist der
Umstand, dass der äussere Umgang, dessen einstige
Höhe duich die Basis der noch vorhandenen Säulen
angezeigt wird, höher liegt, als der Boden der Cella,
auf dem sich Reste feinen Mosaiks erhalten haben.
Vielleicht ist dies durch die Restauration des Do-
mitian veranlasst worden, der sich begnügte, die
unversehrte oder wenig zerstörte Cella zu erhalten
und mit einem neuen Umgange zu versehen. Die
Massigkeit und Breite der ganzen Anlage erklärt
sich aus der schlechten Beschatfeuheit des Bodens.
Eine Quelle, die von der Nordostecke des Palatin
her sieb nach der Stelle des Tempels hinzog, hat
trotz der grolsen Aufschüttungen auch im Mittelalter
und in neuester Zeit nie ganz geruht, und durch
sie veranlasste Versumpfungen und Erdeinstürze,
die uns mehrfach berichtet werden, und die jenem
Platze den Namen ..l' Inferno" verschafft halten,
mögen im Alterthume zur Erzählung vom (Jpfertode
des Curtius geführt haben. Ob sich noch Fragmente
der fasti Capitoliiä finden, müssen die Ausgrabungen
ergeben. Zwar sagt Panvinius, dass alles ringsum
ganz genau erforscht sei, doch da man damals die
Ausgrabungen nur mit Gallerien betrieben hat, wäre
es immer noch möglich, einiges zu finden.
Hr. Hei big, der zweite Secretär des lusti-
t\ite.s, berichtete sodann über die Ausgrabungen,
welche neuerdings bei S. Maria di Ca|)ua unter-
nommen worden sind. Aus den Löchern, die in
Decken und Wänden der Gräber diiselbst sich fanden,
ergab sich, dass dieselben sämmtlich bereits geplüu-
76
dert \v:\ren-, glücklicher Weise hatten die Räuber
mit den gefundeneu Metallgeräthen sich begnügt
und die bemalten thönernen Gefäfse an Ort und
Stelle gelassen. Der Vortragende bezog auf diese
Erscheinung eine Stelle des öueton (im Lehen des
Caesar Cap. 81), wo es beisst, dass die durch das
julische Gesetz nach Capua geschickten Colonisten
die umliegenden Gräber untersucht hätten, um darin
nliquatitiun vascidoriaii opcris anüqui zu tinden. Jene
casciila sind nicht gewöhnliche Vasen, sondern ar-
chaische Bronzevasen, wie sich daraus ergiebt, dass
in (kn nicht geplünderten canipanischeu Gräbern
häufig dergleichen altes Bronzegeräth sich findet.
Unter den bei jenen Ausgrabungen gefundenen Vasen
hob Hr. Heibig besonders eine 011a des Hieron
hervor, deren Darstellung, die Aussendung des Trip-
tdlcuuis, dadurch vorzüglichen Werth erhält, dass
allen Personen die Namen beigesclirieben sind, ferner
eine Schale des Brygos mit Malereien, die auf zwei
Sceuen aus einem Satyrdrama zu gehen seheinen,
eine grofse panathenäische Preisamphora mit dem
Namen des Archon Niketas (v. J. 332) , und ein
]irachtvolles, von einer Sphinx getragenes Alabastron.
Die Wandmalereien dieser Gräber sind leider sehr
zerstört; doch einige besser erhaltene Theile sind
immerhin höchst interessant; es sind weibliche Fi-
guren, die trotz der Blumen u. s. w., welche sie in
den Händen halten, doch wohl für Bildnisse der
Verstorbenen, also von Frauen aus Capua anzusehen
sind. Der Umstand, dass ihre Tracht auf das ge-
naueste mit derjenigen übereinstimmt, welche noch
heute in den Abruzzen üblich ist, beweist, dass diese
letztere nicht, wie man gewöhnlich angenonnnen hat,
eine in Icbung gebliebene .Mode des Mittelalters,
sondern unmittelbar aus dem Alterthume überliefert
ist. Die genauen l'intok(dlc über die .\nsgrabung,
welche der Vortragende besitzt, führen zu einer
licihc von Gesichtsjnmkten, die für die Picurtheihing
der Chronologie der antiken Vasenmalerei und zur
Kectifieation der neuerdings von Brunn über diesen
Gegenstand aufgestellten Theorien von gnilscr Wich-
tigkeit sind.
Hr. llenzen, der erste Secretär des Instituts,
sprach über eine der sogenannten labitlac koncslac.
missionis oder Militärdiplome. Die eine Hälfte
einer solchen Erztafel war schon vor zwei Jahren
von dem Vortragenden vorgelegt worden, die zweite
verloren geglaubte Hälfte war nur entwendet und
verborgen worden, die ganze Tafel i.st jetzt im
Besitz des Grafen Alexander Apponyi in Ungarn.
Der Vortragende gab zunächst einen kurzen Ueber-
blick über das römische Militärwesen, um darauf
auf die Gunstbezeugungen überzugehen, durch welclie
die Kaiser die Truppen an sich zu ketten suchten;
eins der gebräuchlichsten Mittel war die Ertheilung
des Bürgerrechts an die Hülfstruppen , womit dann
zugleich das Kecht des Conubium verknüpft war.
Derartige Edicte wurden in Bronze gegraben und
bis auf Domitian, der ihnen den Tempel des Divns
Augustus auf dem Palatin anwies, auf dem Capitol
bei dem Temiiel der Fides populi Ihiniuni aufgestellt.
Diese Originale unterscheiden sich in einem wesent-
lichen Punkte von den kleinen Copien, die sich
öfter in den Provinzen finden und von denen das
vorgelegte Document eine ist. Während jene nach
Schluss der gewöhnlichen Formeln alle diejenigen
Personen namentlich aufzählen, die an dem darin
verliehenen Vorrechte Antheil haben, folgt bei diesen
nur ein Name mit Angabe des Postens, den er im
Heere bekleidete. Die einzelnen Soldaten, welchen
das Bürgerrecht durch eine derartige kaiserliche
Gnadenbezengung verliehen war, Hessen sich , um
einen Ausweis zu haben , von dem Original eine
Copie machen, die, um Betrügereien vorzubeugen,
nach Art eines Testamentes angefertigt wurde; d. h.
man schrieb das Edict, nur mit Weglassung der un-
nöthigen Nameusliste, auf zwei Tafeln, die dann,
beide Seiten mit Schrift einander zugekehrt, durch
Draht an zwei Ecken verbunden wurden nach Art
eines Diptychons. Um dieser Copie mm legale Kraft
zu geben, setzten sieben oder neun Zeugen ihren
Namen auf eine der Rückseiten, zogen einen zweiten
Draht durch zwei mehr nach innen liegende Löcher
und schlössen diese mit ihrem Siegel. Um nun aber
doch von dem Inhalt der Copie Kenntniss nehmen
zu können, ohne das Siegel der Zeugen zerstören
zu müssen, wurde der ganze Text wörtlich, nur mit
Abänderungen und öfter mit kleinen Ungenauig-
177
keiten, auf der zweiten Rückseite wiederholt. Von
dieser Beschaffenlieit ist auch das vorgelegte Do-
cumeiit, durch welches wir zugleich Auskunft über
einige chronologische Daten erhalten. Da in dem
Decrete, welches vom 20. Februar des Jahres 98
datirt ist, Trajan als nur mit der einfachen fribimicia
poteslas bekleidet angeführt wird, so erhellt, dass
nicht, wie Monmisen annahm, Trajan die tribunici-
scbe Gewalt zum zweiten Male am 1. Januar des-
selben Jahren annehmen konnte. Wahrscheinlich
ist dieses Zcugniss um ein Jahr weiter auf den 1.
Januar '.i'.l zu verschieben, wo Trajan, nachdem er
zur Alleinherrschaft gekommen war, leicht die neue
Zählung einführen konnte. Unter den Titeln des
Kaisers fehlt der des pater patriae und dies stimmt
mit dem übereiu, was uns Plinius von Trajan er-
zählt, dass er zuerst diesen Titel zurückgewiesen
habe, bis er ihn sich werde verdient haben. Welches
der Sieg sei, der Nerva zur Annahme des wieder-
holteu Impcratortitels veranlasst hat, ist nicht ge-
wiss; der Führer der Truppen, welche in Panuonien
standen und der als Consular bezeichnet wird, findet
sich nicht in den Consularfasten. Der Consul, der
mit Trajan zu Ende der Urkunde genannt wird.
Sex. Julius Frontinus (ebenso wie Trajan zum zweiten
Mal Consul), ist der bekannte Schriftsteller; an sei-
ner Stelle figurirte in den Fasten bisher fälschlicher
Weise T. Flavius Libo.
Darauf berichtete der Vortragende, dass durch
ein aus Versailles datirtes königliches Rescript die
oberste Leitung des Instituts der königlichen Aca-
demie der Wissenschaften zu Berlin definitiv über-
tragen worden sei. Die Arbeiten schreiten regel-
mälsig vorwärts, der letzte Rogen der Annali ist
unter der Presse und das Bulletino ist auf dem
Laufenden.
Die Versammlung war zahlreich besucht. Der
bayerische Gesandte Graf Tautfkirchen, der zeitige
Vertreter des deutschen Reichs, war leider durch
Krankheit verhindert zu erscheinen; er wurde durch
den Legationssecretär Hrn. von Derenthall vertreten.
Von fremden und einheimischen Gelehrten waren
unter andern G. B. de Rossi und Graf Gozza-
dini aus Bologna erschienen.
Berlin, 9. December. In der Festversammlung,
welcher der Kronprinz von Preussen und des
deutscheu Reiches als Protector der Konigl.
Museen durch seine Gegenwart diesmal einen be-
sonderen Glanz verlieh , befanden sich ausser den
zahlreich erschienenen Mitgliedern der Gesellschaft
eine Anzahl geladener Gäste, wie Hr. v. Roggen-
bach, der Geheimerath Olshausen vom Cultus-
ministerium, Abgeordnete des Reichstags und Land-
tags u. s. w. Der Saal war, wie alljährlich, mit der
Büste Winckelmanns geselimückt, ausserdem hatten
die Verwaltung der Königlichen Museen und Herr
Ei ch 1er eine Auswahl von Gipsabgüssen nach bisher
noch nicht oder erst wenig bekannten Werkeu der
alten Kunst hergeliehen. Es befand sich darunter
der jüngst hergestellte Gipsabguss des Sappho-
kopfes von griechischer Arbeit im hiesigen Mu-
seum, ein Abguss der sogenannten Diana (oder
Nymphe) von Gabii in Paris, und eine Anzahl
kleiner Bronzen der Wiener Sammlung, die
bisher in Abgüssen nicht verbreitet waren; diese,
sowie die Pariser Diana, sind aus Herrn Eichlei's
Kunstanstalt hervorgegangen.
Der Vorsitzende Hr. Curtius gedachte in der
einleitenden an die Gesellschaft und ihre Gäste ge-
richteten Ansprache der im letzten Jahre gestorbenen
Mitglieder, des Generals von Gansauge, der Herren
Binder und Zahn, deren Verdienst um die Kunst
der Alten er hervorhob; und dann besonders des
nach langen Leiden verstorbenen Friederichs,
dessen Wirksamkeit für Geschichte und Erklärung
der Kunstdenkmäler der Wissenschaft wie der Ge-
sellschaft unvergesslich bleibt. Dann ging er zu
dem ersteu der für die Festsitzung bestinuuten Vor-
träge über, indem er einen übei'sichtlichen Bericht
über seine in den letzten Monaten gemachte Reise
nach Griechenland und Kleinasien erstattete ').
Er hob an von den Alterthümern des Bosporus und
besprach das durch neuere Ausgrabungen bekannter
gewordene Heiligtbum des Zeus Urios, dann be-
richtete er über die wichtigsten Punkte der Topo-
graphie von Troja. Sodann wurden die von Smyrna
') Derseüie ist in den l'reiissistliiMi .lalirbiiilaTn Bil. '."J, IS71
geclriiclit würiltn.
178
aus uacli Perganius, Sardes uud Ephesus gemachten
Excursionen beschrieben und iiauieutlich die Lage
des Aitemision von Ephesus auf dem neu entwor-
fenen Stadtplane deutlich gemacht. In Bezug auf
Athen wurden die Ausgrabungen am Areopag be-
sprochen, so wie die wichtij;sten neueren Funde und
die Bereicherungen der dortigen I'rivatsammlungen;
endlich die Fahrt um Salamis und nach dem Hera-
kleion auf dem königlichen Dampfkanonenboote
l)elpiiin.
Den zweiten Vortrag hielt 11 r. llübncr über
den Wall des Kaisers Antoninus Pins in
Seil Ottland. Anknüpfend an einen früher beider
gleichen \'eranlassung gehaltenen Vortrag über den
Wall des Hadrian in Nonlengland, die sogenannte
Pictcnmauer, von welcher der weniger bekannte
schottische W all noch in vielen gangbaren Büchern
nicht unterschieden zu werden pflegt, setzte er zu-
erst iu kurzer Uebersicht die Aehuliclikeit der bei-
den Wälle in Bezug auf Anlage uud Zweck aus-
einander. Beide Befestigungslinien, über welche
Schriftstellerzeugnisse uud Inschriften mannigfachen
Anfschluss geben, zeigen eine dreifach gegliederte
Anlage, bestehend aus dem südlich liegenden Erd-
wall und Graben, einer nördlich davor liegenden
steinernen Mauer mit Tiiünneii und kleinen Castellen,
und endlich einer Keihe von zwischen beiden, dem
Erdwall und der Mauer, angelegten grölseren Ca-
stellen. Der rnterschied der beiden Befestigungs-
linieii von einander iiesteht hauptsächlich in der ge-
ringeren Ausdehnung und Stärke des schottischen
Walles gegenüber dem englischen. Der englische
(auf der Linie von Newcastle nach (,'arlisle) ist etwa
7.'5 engli.sche Meilen lang, der schottische (auf der
Linie Lilinljuigh-Glasgovv) etwa .'IT; den englischen
schützen siebzehn gröfsere Castelie, den schottischen
nur zehn u. s. w. Leider ist der schottische Wall
seit der .Mitte des vorigen Jahrhunderts nicht sorg-
liiltig untersucht und to))ograiihisch anfgenonimen
wnnlon; beider fortschreitenden Cultiir des Landes
verschwinden seine Keste mehr uml mehr. — Zum
^^cliluss legte Hr. Hey dcmann eine Tafel mit Va-
senzcicbnugcn des Morras)iiels vor und bc-
«; S. UI.IMI S. (T.
sprach die schriftlichen Erwähnungen dieses Spiels
bei den Schriftstellern, sowie die erhaltenen bild-
lichen Darstellungen desselben (s. oben Ö. 151 ft'.).
Bonn, iL December. Der Verein von Alterthunis-
freunden im Uheinlande, der nunmehr fast schon seit
dreissig Jahren dem Geburtstage Winckelmann's eine
besondere Feier widmet und jedesmal zu diesem Tage
eine besondere Festschrift erscheinen lässt, beabsich-
tigte ursprünglich zum 9. December 1S71 den durch
seine Anregung restanrirten Jlosaikboden der Kryiita
von St. Gereon iu Köln zu verötfentlichen. ludessen
zwang der durch Herrn Protessor aus'ni ANCrths
letzte italienische Reise festgestellte'Zusammenhang
dieses Mosaikbodens mit einer ganzen Reihe italie-
nischer Mosaiken, hiervon abzusehen, wenn man
letztere, wie es die Vergleichung verlaugt, mit pu-
bliciren wollte. Wir werden desshalb erst in diesem
Jahre jenes Werk erhalten. Nach seinen Statuten
ist der Bonner Verein verpflichtet, das ganze Rheiu-
gebiet vom St. Gotthard bis Amsterdam, einschliess-
lich des Gebietes der Nebenflüsse des Eheines, in
historisch-archäologischer Hinsicht in Betracht zu
ziehen; dadurch erklärt es sich, dass die Mitglieder
als diesjährige Festgabe die Aufhellung eines geo-
graphisch fenüiegenden Gebietes, nämlich des Vicus
Aurelii (das heutige Oehringen), aus der kundigen
Feeder 0. Keller's, eine gelehrte stattliche Arbeit von
acht Bogen mit sieben Tafeln und ^'ielen Holz-
schnitten, enipflngeu. — Berghauptmaun Nögge-
ratli als zeitiger Präsident eröft'nete das Fest mit
einigen der Bedeutung desselben gewidmeten Worten.
Darauf hielt Hr. Geh. Legationsrath A. v. Reumont
einen Vortrag iilter das im letzten Winter I)eim Nie-
derreissen der TIniriue an Porta Salara zu Rom
entdeckte, im April v. J vnu ihm besuchte (irabmal
des (^iiintiis Sul|iieius Maxiinus, eines elfjährigen
Knaben, der im Jahre '.14 unserer Aera beim dritten
Wettkample der von Doniitian gestifteten caiiiiolini-
sehen Spiele mit .'il Poeten als Mitbewerber um den
Preis in der imiinivisii teil griechischen Dichtung
auttrat und. wenn er nicht den j'reis t'rrang, wie
man l)eim Auftindeu des Monumentes in Folge wahr-
scheinlich irri:;er Deutung der Inschrift annahm, doch
cum htiide (liscessil. Unter Vorlegnu';' der nach
179
Zeiclu.ungen des .Architekten Vespignani in Rom an-
gefertigten lithographischen Ahbihlinigen theiltc der
Redner deutsche metrische Uehertragungen der
beiden griechischen Epigramme und des extempo-
rirten Gedichtes, ..Zeus' Vorwürfe an Helios nach
Phaeton's Sturze", mit, welche die ganze Vorderseite
des ans einer Grahstcle mit Postament bestehenden
Denkmals neben und unter der Ni.sehe mit der
Rclicftigur des jungen Poeten bedecken, und gab
dann im Umriss die Geschichte der capitolinischen
Spiele, welche, zu Jujiiter's Ehren eingesetzt, noch
längere Zeit unter den christlichen Kaisern währten,
gleich anderen Ceremonieen und Wettkämpfen ihres
religiösen Charakters entkleidet und lediglich den
von V(dksfesten bewahrend, deren Aufhebung selbst
den dem alten Götterglauben feindseligsten Impera-
toren der Constantinischen, wie der Valentinianischen
und Theodosischen Dynastie nicht in den Sinn kam.
Professor Fr. Ritter gab alsdann Aufschluss
über den Erwerb eines höchst interessanten und im
Festsaale aufgestellten ponipejanischen Wandge-
mäldes, welches der Verein der edlen Freigebigkeit
des Herrn August Startz in Aachen und der recht-
zeitigen Bemühung des Professors aus'ni Weerth zu
verdanken hat. Der Redner hob hervor, wie das
unerwartete Wiedererscheinen dieses, zuerst im
Jahre 1826 im Real Museo Borbonico (Taf. 20) zu
Neapel publicirten, später für verloren geltenden
Bildes, welches eine in ruhiger Haltung dastehende
Frau, die eine Flut von Scheltworten von einem von
zw-eien ihr gegenüberstehenden Jlännern über sich
ergehen lässt, darstellt, die darüber bis jetzt aus-
gesiuTichenen Ansichten mehrfach zu modificiren und
zu berichtigen veranlassen werde. Professor Ritter
suchte dies an den einzelnen Figuren des Werkes
nachzuweisen und wird in den Jahrbüchern des
^■ereins seine Auffassung des Bildes bekannt machen.
Professor aus'ni Weerth sprach über die verhält-
uissmälsig späte Entwicklung des römischen Me-
dicinalwesens und die in Ftdge der gesetzlichen
Freiheit des ärztlichen Gewerbes stattgefundene Ver-
einigung der ärztlichen Praxis mit dem Vertriebe
der Arzneimittel. In notliwendiger Folge hätten die
Aerzte, ähnlich den heutigen Homöopathen, Taschen-
apotheken geführt, deren schönstes Exemplar in
einem Elfenbeinbehälter aus Sitten in der Schweiz
nachzuweisen Redner die Gelegenheit ergriff. Die
Büchse sei bisher für einen Reliquienbehälter ge-
halten worden, zeige aber durch ihre innere Ein-
theilung in kleinere Cassetten und durch den Kunst-
schrauck des Deckels unzweideutig den erkannten
Zweck. Auf dem Deckel erscheine nämlich im be-
kannten Zeustypus der göttliche Arzt Aesculap und
neben ihm seine Tochter Hygiea, als Sinnbild der
Gesundheit. Das Nähere über den sinnreichen Be-
hälter erscheint ebenfalls im nächsten Jahrbuche. —
Professor Freudenberg besprach am Schlüsse die
im Laufe dieses Sommers zu Coblenz im Bering des
alten Römercastells gefundene, in mehrfaclier Hin-
sicht merkwürdige römische Votivara, welche ein
Zöllner (piiblicaniis) C. Crispinus Cladaeus den Kreuz-
weg-Göttern (Qtiadrirüs compilalibiis) nebst einer
Umzäunung und einem Tiujre geweiht hat. Redner
wies nach, dass die Inschrift, auch ihrer Form wegen,
auf eine frühere Gründungszeit des castellwm Coii-
ßiienles schliessen lasse, als die bisherigen spär-
lichen Funde von Römerresten anzunehmen er-
laubten. — Hr. Kaufmann Wolf aus Köln zeigte
eine Anzahl merkwürdiger celtischer Bronzen, welche
von dem grofsen Funde von Petronell bei Wien her-
rühren und eine rohe Form einheimischer Cultur an
sich tragen.
HAMBiuiG. Am Montag den 11. December hielt
Hr. Dr. Jnstns Brinkmann im grofsen Hörsaal
des Gymnasiums einen Vortrag über Winckel-
mann und die Kunst seiner Zeit, der sich im
wesentlichen an Justi's bekanntes Buch anschliesst.
Wir verzichten desshalb auf den Abdruck des aus-
iührlichen Auszugs aus dem Vortrage, welcher uns
seiner Zeit durch die Güte unseres inzwischen ver-
storbenen treuen Corres|)ondenten Hrn. Chr. Pe-
tersen zuging, zumal unser Raum in diesem Jaiu-
gang besonders beschränkt ist.
LITTERATURBEIIICHT
von E. Merzbacher.
In Fcilge einer ilmrli ilie Abwesenheit der bisherigen Bearbeiter eingetretenen Versjjütnng war es nicht nielir niiiglich. ilen
allgemeinen Jahresbericht in der wünschenswerthen Vollständigkeit anszuarbeiten. Es wird daher für diessnml nnr ein
Litteratnrbericht über die uns bekannt gewordenen Kinzelschrit'teu gegeben. Das Verzeichniss der Zeitschriften, die zum Theil
nnr imvoUstiimlig vorlagen, und der systematische Theil des Jahresberichtes sollen im nächsten Jahrg.ang nachgetragen werden. —
Die mit einem Stern bezeichneten Schriften lagen nicht vor.
(G. tl'ADn.\) ricerche sidle urtl e snlV industrkt iniiiiuia
{vusa vitnui dlulreta) miinwria telta al R. IstUtilo Lom-
bardo. {Raidiconti Scr. II vnl. III fasc. IV.) Mailand
1870, 4. (M. 2 photogr. Tafeln.)
r. .'\dleu das Pantheon zu Rom. (Wiiickelmanns-Progr.)
Berlin 1871, 4.
*-N^. Allvnkli.i (liiff iiiilico tuatro niiiuinn, notizic diverse
raccoUe ed esposie daW uulore. Neapel, 8.
L. AuDHT epigruphie Sunlone et Aunisienne. Paris 1871, 8-
Churchill BAiiiNfiTON on varioits grcek iiiscriplioiis from
Telos, Cos, Altidia, and llio regioii of the Hlack Seit.
copicd t»j Cniiluhi Sprult. (Aus Transuclioiis of Ihr. lioij.
Soc. of'Llter. vol. X N. S.) 8.
C. Bauut die Priester der vier grofsen Collegien aus
römisch-republikanischer Zeit. (G. P.) Berlin 1871, 4
O Ben.ndokf griech. und sicilische Vasenbilder. 2. Lief.
Taf. XIV— XXX. Berlin 1870, ful. [Zcitschr. f. bild.
Kunst VI 1870 S. 90; Heidelb. Jahrb. 1871 S. 49;
Lit. Centralbl. 1871 S. 592.]
J. Bkhger moderne und antike Heizuiigs- und Veutilations-
iiiethodeii. (.-^us der .Samml. gemeinverst. wissensch.
Vortr.-ige.) Berlin 1870, 8.
E. Brülk le drame du Vcsiwe. Paris 1872, 8.
E. Frh. V. BiuHA Die Bronzen und Kupferlcgirungeu der
alten und .-iltesten Völker mit Rücksichtnahme auf jene
der Neuzeit. Erlangen 1869, 8. [ßerl. Blatt. 1870 S. 360.]
T.BiEiiLKU Catalüg der Gemmeusainmliuig des Tobias Biehler.
Wien 1871, 8.
O. Blvu dritter Bericht über römische Alterthiimer in
Bosnien. (.Vus den Monatsbericht, d. Berl. .Vkad. 1S70.) 8.
II, Blü.msku Beitrüge zur Geschichte der griechisciien
.Malerei. (.-Vus dem Rhein. Mus. Bd. 26.) 8.
A. BoF.CKii gesammelte kleine Schriften. V. Bd. .\ka-
demischc Abhandlungen. Leipzig 1871, gr. 8.
C. BüTTK'iiKii königliche Museen; erkl.-irendes Verzeichniss
der Abgüsse antiker Werke. Berlin 1871, 8.
— Verzeichniss der .Abgüsse antiker Werke. Berlin 1871,8.
[Auszug aus dem obigen grösl'eren Verzeichnisse.]
E. BoKMANN uugedrnckte lateinische Inschriften. (Gvtnn.-
Progr.) Berlin 1871. 4.
W. Brf.nni'.cki; die L.'indcr an der unteren Donau und
Konstantinopel. Reise - Erinnerungen ans dem Herbst
186«. Hannover 187U, 8. [Lit. Centrall)l. 1871 S. i")33.]
Briti.su MrsiiUM, u gtiide lo Ihe hronze room in ihe de-
purttncnt of Greek and Roman antiiiniUes. London
1871, 8.
E. Bitizio s. Ro.-^si.
II. BuDCKHVus Griechenland geographisch, geschichtlich
und eultnrhistorisch. Leipzig 1870, 4. [Lit. Centralbl.
1871 S. 841.]
(J. C. BitucK) Lapidariiitn seilten IrionaJe: or a description
of Ihe Mnniniienls of Roman iiile in Ihe Norlh of Eng-
land. Part. II. Newcastle 1871, fol.
H. Brugsch über Bildung und Entwicklung der Schrift.
(Aus der Samml. gemeinverstöndl. vvissenschaftl. Vor-
tr.-ige.) Berlin 1870, 8. [Philol. Anz. 1871 S. 184.]
H. Brun.n Probleme in der Geschichte der Vasenmalerei.
(.Aus den Abh. d. k. Bayr. Akad. d. Wiss.) München
1870, 4. [Lit. Centralbl. 1871 S. 541; Zfsehrft. f.
östcrr. Gymn. 1871 S. 830; linll. 1871 S. 85.]
— j rilievi delle urnc etrnsche. I. Bd. Rom 1870, 4.
[Lit. Centralbl. 1871 S. 886; (iött. Gel. Anz. 1871
S. 401; Ztschr. f. österr. Gymn. 1871 S. 820.]
— zur Chronologie der .'iltesten griechischen Kiuistler.
(Aus d. Sitzgsb. d. bayr. Akad. 1871.) 8.
— zweite Vertheidiijuug der Philostratischen (}em;ilde.
(Aus d. N. Jahrb." f. iPh. u. P. 1871.) 8.
C. G. Brun.s fonii's Iuris Koiikhu «ji(i(/iii. Ed. all.
emendala. Tübingen 1871, 8. [Gott. Gel. .Anz. 1871
S. 1321; The Acad. II S. 541]
E. BiicnHf)LTZ homerische Realien 1. .Abthlg. homerische
Kosniographie und Geographie. Leipzig 1871, 8. [Lit.
Centrafbl. 1872 S. 112']
C. BOCHKR Qnaeslionum Amphielionicarnm specimen. De
yenle Aeloliea Amphictioniae parliiipe. Boiui 1870,
m. 1 lilh. Taf. (Diss.)
W. |{l(hni:i! homerische Studien. I. die Elienc von Troja
und ihre Bedeutung für den trojanischen Krieg. (Prcigr.)
Schwerin 1871, 4. [Philol. Anz. S. 340.]
*1!. BiKN Rome and Ihe ('ampagna: an liisinricol and
/(i(i()(;r(i()/i'(((/ description on the sile., tiiiildings and
neiglibonrliood of ancient Ronw. 1871, 4. ['ihn Acad.
II S. 201.]
C. Bt u.suN Geographie von Griecheidand. Pid. II. Leipzig
1871, 8. I'clopo nnesos und Inseln. 2. Abthlg.
[Lit. Centralbl. 1871 S. 1088.]
M. (^\KRIKRK die Kunst im Zusammenhang der Cullur-
eulwiekluns; und ilie Ideale der Menschheit. 4. Ild.
Leipzig 1871, 8. [Lit. Centralbl. 1871 S. 499.]
181
(;. Cavedoni (VahiindziniK; dclh; mniiclc (inliilic dcll' isola
rli Li)Kin riivcoJie ihil liuron di Maiidralisat Fnrko
Pirajno. (Ans d. V. 15(1. der Atü c iiiciii. dellc RR.
diinit. di sloria pulrui fier Ic pnw. ninil. c fiann.)
ModeiiM 1809, 4. [ßcrl. \i\. 1870 S. 3G3.]
Ceretis Idhtila recnyiiiivit, procfiiliis csf, itpjiuratu cr'itico
et vuilionnii i/it/icc uisIrKxil Fr. Drosihii. Leipzig
1871, 8. [Lit. Ceiitralbl. 1871 S. 1110.]
Ch. Clermont-Ganneai; Ui sitde de Mesu, roi de Moub.
Paris 1870, 4.
— hl siele de DIüIkiii oii /h siele de Mesu. Paris
1870, 4.
(Es sflieiiit hinreiclieiul, aus der bereits .'iusserst reich-
haltigen Litteratur dieses Monuiiieiits diese beiden grund-
legenden Piiblicalioiieu der auch für die classisehe
Archiiologie nicht unwichtigen althebrJiischcu Inschrift
anzuführen.)
G. W. CoK Mythohiyy of tlie ylii/rui iiutiniis. 2 Bde.
London 1870, 8. [Gott. Gel. Aiiz. 1872 st. 3.]
A. CoNZE Vnrlegeblütter für arah;iologische Uebungen.
2. Serie. Wien 1870. 3. Serie. Wien 1871.
— zur Geschichte der .\nf;iuge griechischer Kunst. Wien
1870, 8. [Lit. Centralbl. 1871 S. 591; Phil. Anz. 1870
S. 608 rhe Aaid. II S. 170.]
— antike Grabniiiler. (Aus den Preuss. Jahrbüchern
Bd. 27.) 8.
— Uebersicht neuer Erscheinungen d. arcli.'iol. Liltcratur.
(Aus d. Zeitschr. f. österr. Gyrnn. 1871.) 8.
*F. Crüzet recherches stir In )ii»si</)ic" (iiicieniie. Grenoble
1870, 8.
A. CuNMNGHAM the uticietit yenyrdpliii of Indiu. I. Bd.
London 1871, 8. [Lit. Centralbl. 1871 S. 857.]
J. G. Cu.xo Forschungen im Gebiete der alten Völker-
kunde. 1. Theil. Die Skythen. Berlin 1871, 8. [Lit.
— Centralbl. 1871 S. 1025.]'
E. CuRTiis die knieenden Figuren d. altgriech. Kunst.
Berlin 1869, 4. [Heidelb. Jahrb. 1871 S. 114.]
NoRHERT Dechaxt (les gfuve romtiiuim et Uuliciim.
(Gynniasialprogr.) Wien 1869, gr. 8. [Hubers Num.
Zeitschr. 1869 S. 360.]
— der Denar Vicforiat und rediicirte As der riiniischen
Republik. (Gvnniasialprogr.) Wien 1871, 4. [Hnbers
Num. Zeitschr. 1871 S. 306.]
III. r. j/r/iiinza up/aid. ytrny^dtf i'o. n'c IMny.idovlng
awia/ß^tinm. yctiü xug ntiyüg y.i/.i lu (iinjitii/LiuTa.
3lt()üc (/.. Xi'itj(jyna(fi'a. Athen 1870, gr. 8. [Lit.
Centralbl. 1871 .S. 531. vgl. d. Gegenkritik in TIuvöiÖqu
Jhrg. 22 S. 249.]
Dexkm.\li :r der Baukunst, herausg. v. Studirenden d. kgl.
Bau-Akademie zu Berlin. Lief. I — II[. .«Antike l'aukunst.
Lief. IV. Altchristi. Baukunst. Berlin 1871/72, fol.
C. DES E.SSARTS (/(( ty])e d'Herciile dans lu lUleratiire
grec(jiie deptiis les orighies jusifiC au siede des Antonines.
'Paris 1871, 8.
K. DiLTHEY arehJiologische Streifzüge III. Einige Ge-
mjilde des Aristides. Entgegnung an Hrn. L. Urlichs.
(Aus dem Bhein. Mus. I5d. 26.)"8.
II. C. DiRKSEN hinterlassene Schriften zur Kritik und
Auslegung der Quellen rüinischer Rechtsgeschichte und
Altertlinniskunde, herausg. v. Prof. F. D. Sanio. 2 Bde.
Leipzig 1871, gr. 8. [Lit. Centralbl. 1871 S. 772; 1872
S. 137.]
Jose Gil Dokregarvy museo espaiwl de antigiiedades.
Archiioloi,'. Zlf. Jalirgans XXIM.
Lief. 1—3. Äladrid 1871, fol. [.\rch. Ztg. 1871
S. 167.]
A. DuMONT Rapport siir im voyage aveheologiqiie c».
Thrace. Paris 1871, 8. [Jonrn'. d. Sun. 1871 S. 453.]
— de ]iliimbeis u])ud (iruecns tesseris. Paris 1870, 8.
— inscriplions ceruniiqves de In Or'eee. Paris 1871, gr. 8.
(M. 14 Tafeln; Sammlung von Ilenkelinschriften namentl.
V. Thasos u. Rhodos.)
Ed. Edwards« /jue.« of the founders of Ihe llrilish Mnseum
wilh notices of ils vhief uugmenlers and nther bene-
fuelors 1570-1870. London 1870, 8. [Gott. Gel. Anz.
1871 S. 1841.]
E. E(i(;i R des fir'ineipales colleclions d'inseriplions greciiues
pnbliees depuis nn deini-sieele et parlieiili'eremenl dn
Cnrpiis iuseri]>tioniim graevunini ete. (.Aus Joiiin. <l.
Sav. 1871.) 4.
J. J. E<;li nomin« geographica. Versuch einer allgemeinen
geographischen Onomatologie, 1. Lief. Abhandlung
u. Le.xicon. Leipzig 1871, gr. 8. [Lit. Centralbl. 1871
S. 701.]
C. J. Ehlinger de A]iolline et oravulo ejus Delphico.
Emmerich 1870, 4. (Progr.)
11. Ellis Ihe Asiutic afßnities of the Old [laliuns. London
1870, 8. [Gütt. Gel. Anz. 1871 S. 554]
E. Enderi.s Versuch einer Formenlehre der oskischen
Sprache mit den oskischen Inschriften und Glossar.
Zürich 1871, 8'. [Lit. Centralbl. 1871 S. 687.]
J. Euting Punische Steine. (.'\us Mem. de l'Acad. de
St. Petersb. 1871.) 4.
E. Fellenberg und A. Jahn die Grabhügel bei Alleu-
lüften (Cts. Bern). Zürich 1870, 4. (Mittheil, der
Antiq. Gesellschaft. Bd. 17, Heft 1.)
J. Fergusson rüde slone monuments in all eountrles,
thcir uge and use. London 1872, 8.
A. Fla.sch augebliche Argonautenbilder. Miaicheu 1870,8.
[Heidelb. Jahrb. 1871 S. 95.]
Giov. Flechl4 di ulcune forme de' mnni Incali delV Ituliu
sujieriore. Di.'<serlazione linguisliea. Turm 1871, 4.
(.Aus den niernorie d. Turiner Akadem.) [Lit. Centrall)l.
1871 S. 1315.]
A. FoRßi(;ER Hellas und Rom. Popul.'ire Darstellung des
öttentl. u. häusl. Lebens d. Griechen u. Römer. 1. Abtb.
Rom im Zeitalter der Antonine. 1. Bd. Leipzig 1871,
8. [Lit. Centralbl. 1871 S. 309.]
P. FouCART memoire sur im decret ini'dit de la ligue
Areudieniie, en Ihonneur de l'Athenien Phjilarclios. (.Aus
d. VIII. Bd. (2. Th. d. 1. Ser.) der memoires presentes
pur divers sav. ä l'acad. d. inscr.) Paris 1870.
C. Frildekichs Berlins antike Bildwerke. II. Bd. Ge-
riithe und Bronceii im alten Museum. .\. u. d. T. Kleinere
Kunst und Industrie im Alterthu.u. Düsseldorf 1871, 8.
— Königliche Museen. — Antiquarium. Uebersicht üb.
d. vorzüglichsten Preziosen, Gemmen, Bronzen, Terra-
cotten u. Vasen. J erlin 187], 8.
J. Fr]edl7Knder meduglie maeedoniche di Marco lirulo.
(Aus Bull. d. inst.) Rom 1870. [Ilubers Num. Zeit-
schr. 1871 S. 299.]
— • Königliche Museen. — Das Miinzkabinet. Geschichte
u. .Anordnung, Verzeichniss der in lien Schautischen aus-
gelegten .Auswahl von Münzen u. Medaillen. Berlin 1871.8.
L. Fru.dl.ender Darstellungen aus der Sittengeschichte
Roms in der Zeit von August bis zum .Ausgang der
Antonine. III. Thl. Leij)zig 1871, 8.
25
182
(i. Fköhner Iu colonnc Trujane, n-prndmlc eii photo-
tijlioqrdplue par G. Arosa. Lief. 1 — 6. Paris 1872,
2r. tbl. (Fmclitausgübe.)
— fli-iix Pv'iiiluvcs de Vuses grecs provttnaitl ((es fnuUlcs
ile Cumiros. P.iris 1871, gr. tbl.
F. J. Fkolkh Beitr.-ige zur Gescliichtc der Musik der
jiltereii und neuereu Zeit, auf tinisikalisciie Documeute
gegründet. 1. Bd. Text. Würzburg 1868, 4. [Lit.
Centralbl. 1871 S. 209.] ^ .
W. Gebhard Beitrag zur Geschiclitc des Pancultus. (G.-P.)
Braunschweig 1872, 4.
A. Gemoll de cooplatioiic saciiddliiiii liiniKiiioriiiti. Berlui
1870, 8. (Diss.)
J. GiRARD le sentliiieiil reVitiiaiix cii Gii-cc d'Homm-e ii
Aesdnih: J'aris 1861), 8. ' (Philol. An/,. 1871 S. 33.]
GooLi) ciilulcrgiiß expliciilif, hislor'Kjtie kI scicnl'ißque dun
cnrtdiii iiiiiiilirc d'iihji-lfi vnnlciiiin diiiis Ir- Mtisci; inijiiridle
de C'oiistdiil'niople. Coustautinoiiel 1871. 4. [Augsb.
A. Ztg. 1871 Beil. z. No. 224.]
C. GtERTZ Arch.-iologiscbe Tojiügrapliie der Halbinsel
Tainan. Moskau 1870, 4. [Gütt. Gel. Anz. 1871 S. 280;
The Acad. II S. 91 ; Berl. Bl. 1870 S. 366; Bull. 1872 S. 5.]
J. GozzADiNi coiigr'es d' urchvol ogie prrhislor'ique; session
de liologiie. Discoiir.i d'ouverlun'.. Bologna 1871, gr. 8.
• — /() iiecropnle de iilUuwvd. Bologna 1870, gr. 8.
— Renseigiieiueiits sur um; uncieituc Meeropole i't Mdrzd-
botlo pres de liologue puhlirs a Toixosioji du 7'. congies
interniitinnal d^uilhropoUigie et d'urcheologic prehislo-
rique. Bologna 1871, gr. 8.
F. Gregorovius Gescliielite der Stadt Rom im Mittelalter
vom V. bis zum XVI. Jahrli. 7. Bd. Stuttgart 1871, 8.
[A. A. Z. 1871 S. 363; Lit. Centralbl. 1871. S. 605]
J. Grimm kleinere Schritten. 4., 5. Bd. Berlin 1869, 1870,8.
A. Ha\ivE der Besitz u. sein Werth im homerisch. Zeit-
alter. Berlin 1872, 4.
IIarti-NK riJniisclic AuNiliartruppcn :ini Rhein. 1. Theil.
Würzburg 1870, 4. (G}'mnasialprogr.) [Lit. Centralbl.
1871 S. 311.]
W. Henke die Menschen des Michel-.Vngelo iin Vergleiche
mit der Antike. Rostock 1871.
A. Heiss description generale des monndies dnl'ujues de
l'Ii.spagne. Paris 1870, gr. 4.
G. Hes.s Beitrüge zur Untersuchung ül)er das Naturgefühl im
ciassischen Alterthum. Rendsburg, 4. (Progr.)-
H. Heydemann griechische Vascnbildcr. Berlin 1870, fol.
[N. Jahrb. f Ph. u. P. 101 (1870) S. 745; Lit. Cen-
tralbl. 1871 S. 90; Heidelb. Jahrb. 1871 S. 87.]
G. HniscHFELn tiluli sluluurinrum .vciiZ/ifoiiMiK/iie grae-
corum cum prolegomenis. Berlin 1871. gr. 8 [Lit.
Centralbl. 1871 S. 887; Götl. Gel. Anz. 1871 S. 601;
Ztschr. f. üst. Gvmn. 1871 S. 832; N. Jahilj. f. Ph. u.
P. 103 (1871) S". 317.]
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1870, 8. [Philol. Anz 1871 8. 403;" Ztschr f. üsterr.
Gvmn. 1871 S. 833; Arch. Zeit. 1871 S. 172.]
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berg 1871, 4.
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van Inuisien en wetenschuppen. Utreclit 1870, 8.
— Verslag aangaundc het museunt- van nudheden van het
provlnciaal Utrechtsch genoolschap van hunsten en
wetenschappen. Utrecht 1871, 8.
G. Jatta valalogo del mnseo Jutta. Neajiel 1869. [Ztsclir.
f. üstcrr. Gyruu. 1871 S. 819; Bull. 1871 S. 219.]
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Marburg 1871, 4.
F. JusTi Beitrüge zur alten Geographie Persiens. Abtli. 2.
Marburg 1870, 4. (Progr.)
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Ludovisi. Leii)zig 1870, 4. [Lit. Centralbl. 1871
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1869. [Bt'ü, crit. V S. 125.]
— die antiken Bildwerke im Theseion zu .\theu. Leipzig
1869. [Rev. crit. V S. 125.]
F. Keller Helvetische Denkmjiler II. Die Zeichen- oder
oder .Schalensteine der Schweiz. Zürich 1870, 4. (Mit-
theil, der Antiq. Gesellschaft. Bd. 17. Heft 3.)
O. Kl lle:r vkus Aurelii oder Oehriugcn zur Zeit de»
Römer. (Wiuckelmauns-Progr. d. \er. v. .\lterthmsfr.
im Rhnld.) Bonn 1871, 4.
Fn. Kenner Noricum und Paniionia. Wien 1870, 4.
— Joseph Hilarius von Eckhel. Vortrag. Wien 1871, 8.
— die Müuzsanimlung des Stiftes- St. Florian in Ober-
Oesterreich in einer Auswahl erklärt. . . . Wien 1871, 4.
Ch. W. Kinc; Culalogue of colonel Leahe's engraved gems
in llie Fitzwilliam Museum, uith euyruvings. . . .
(3 ptutes.) Cambridge u London 1870, 4.
G. Kinkel die Gypsabgüsse der arch.'iologischeu Samm-
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1871, 8. [Ztschr. f. üste'rr. Gvmn. 1871 S. 819.]
G. Kinkel jr. Euripides und die bildende Kunst. Ein
Beitrag zur gr. Litteratur- und Kunstgeschichte. Bcrliu
1871. 's.
A. KiRCiiiiuEE Über die Tributlisten d. Jahre Ol. 85.2 — 87,1.
(Aus den Abhandl. d. ISerl. Akad. Juli 18T0.) Nach-
trag dazu. (Monatsber. d. Berl. .Akad. 1871.)
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nach den Münzen. (Aus den Berliner Bliittern für
Münz-, Siegel- und Wappenkunde. 1870.) 8.
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des deliscii-altisclien Bundes. Berlin 1870, 4. |Lit.
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eine Darstellg. d. neust. Forsch, in. Zugrundelcg. d.
183
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I. Lief. Freil)urg i. B. 1872, 8.
J. II. Kravse, die Musen, Grazien, Hören und Nymphen
mit Betracliturig der Flussgütter in piiilologiseher, my-
thisch-relia;iiiser und kunstarcliJiologischer Beziehung.
Halle 187i, 8.
Josef Kre.mer Grticzga sturozytna i jVj szluhu. Posen
1868; 8. („Griechisches Alterthiira u. seine Kunst.")
P. Krüger Kritische Versuche im Gebiete des römischen
Rechts. Berlin 1870, 8. [Gült. Gel. Anz. 1871 S. 441.]
F. Ku(iLER Handbuch d. Kunsti^eschichte. 5. Aufl. bearb.
V. W. Liibke. 3. u. 4. Bd." Stuttgart 1871, gr. 8.
F. L.VMi'KECiiT (Je rebus Erylltracuritin publicis. Berlin
1871, 8. (Güttinger Diss.)
FLtvliic: ^iit/inpog Niiiiin/Ktru r^^c vt'/nov AfinQyriv . . .
Athen 1870, 4. [Hubers Num. Zeitschr. II (1870)
S. 2.39.]
.^/7. II. ylufinoix: T() ITiti'ol'hirittxoi' — f«()/f/j' y.u} lu if
(tvTiö uvoMxuif iti. 'E/.!}tni:iQ (lynyt'diafftTmtt fV Ttö
1/ iXdXii-j'iy.iii (JiOJ.öyiii 0 llaorunnug. Athen 1870. [Lit.
Centralbl.'l871 S. 4.39.]
L. Lance Römi>^clie Stuats.dterthiimer III. Th. 1. Abth.
Berlin 1871, 8.
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schr. f. österr. Gymn. 1871 S. 833; N. Jahrb. f. Ph. u.
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iiiurhres d<; la Gaule. Paris 1869, 12. [Jouni. d. Sav.
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C. Leemans NehalennUt altitur onhmys le Doxtitunj ont-
decht. (Versliifien en Mededeeruujcu der KnninUijke
uliudemlc viiu IVvtensehiipjicn.) .'\nisterdam 1871, 8.
W. E. H Lecky Sittengeschichte Europas von Augustus
bis auf Karl den Grol'sen. Nach der 2. Aufl. mit Be-
willig, d. Verf. übersetzt v. Dr. H. Jolowicz. 2 Bde.
Leipzig n. Heidelberg 1870, 8. [Lit. Centralbl. 1871
S. 1097.]
H. J. vanLennep travels in Utile knwwn parls of As'ia minor.
2 Bde. London 1870, 8. [Gott. Gel. Anz. 1871 S. 2019.]
C. R. Lep!?iij.-< über einige aegyptische Kinistfornien und
ihre Entwicklung. (Aus d. Abh. d. Berl. .»Vkad.) Berlin
1871, gr. 4.
— die Metalle in d. aegv|)tischen Inschriften. M. 2 Tafeln.
Berlin 1872, 4. (.Aus d. ,\bhdlgn. d. Berl. Akad. d.
Wiss. 1871.)
J. LiERLEiN liieroglyphisches Naitienwörterbuch. Nach
den aeiryptischeii üenkmlllern. Christiania 1871, gr. 8.
[Lit. Centralbl. 1871 S. 1014]
L. LiNDENSCHMiT die Alterthümer unserer heidnischen
Vorzeit. Bd. HI, Liefr. 1. Mainz 1871, 4.
W. Lühke Geschichte der Plastik von den jiltesten Zeiten
bis auf die Gegenwart. 2. Aufl. 2 Bde. Leij)zig 1871,
gr. 8. [Lit. Centralbl. 1871 S. 993.]
— Grundriss der Kunstgeschichte. 5. Aufl. Stuttgart 1871,
gr. 8. [Lit. Centralbl. 1871 S. 993.]
C. V. LüTzow Münchener .\ntiken. München 1861—69.
[Heidelb. Jahrb. 1871 S. 45.]
G. LuMBRo^o reclierches sur Vecononde polili(iue de VEgyjite
S0U.1 les Luijides. IVIrmoire couroiiure. Turin 1870, 8.
[Lit. Centralbl. 1871 S. 155.]
Eo. MACiNU-s die Polychromie vorn künstlerischen Stand-
punkte. Ein Vortrag für eine Anzahl befreundeter
Künstler u. Kunstverst.-indiger aufgezeichnet. .Ms Manu-
script gedruckt, lierlin 1871, 8.
C. Mancini ilhi.struzione diinu mensu poiulcrnria Poni-
poicdi« esistenle nel museo nazionah; <li Xajioli. Nea|iel
1871, 4. (Aus Giorn. d. Seuv. dl Pompeji Bd. II.)
A. Martette-Bey Danderah. nescription g(W'rale du
grand temple de cette ville. 2 Bde. Paris 1871, fol.
J. Marqtiardt u. Tu. Mommsen Ilandliuch der Römischen
Alterthümer. I. Bd. s. .Mommsen.
H. N. Story-Maskelyne the Marlhfiriiugh gi'iim, iie'iug ii
collccliiin . . . I'oiiiied by Genrye, llürd dul^e nf Morbn-
rouyh. London 1870, 8.
F. Matz H. Brunns zweite Vertheidigung der Philostra-
tischen Gemrdde. (Aus d. Philol. Bd. XXXI 1871.) 8.
— Ueber ein^ dem Herzog von Coburg-Gotha gehörige
Sammlung alter Il.indzeichnungen nach Antiken. (.'Vus
d. Monatsber. d. Berl. .Akad. November 1871.) 8.
K. MENDELssou.v-BArtTiioLDA' Gcschichte Griechenla ds
von der Eroberung Constantinopels durch die Türken
im Jahre 1453 bis auf unsere Tage. 1. Th. Leipzig
1870, gr. 8. [Lit. Centralbl. 187rs. 843.]
J. Mestore der archiiologische Congress in Bologna.
Hamburg 1871, 8.
.\. Michaelis der Parthenon. 1 Heft m. 15 Tafeln fol. und
1 Band Text 8. Leipzig 1870 u. 71. [Gütt. Gel. Anz.
1871 S. 1933; Ztschr. f. österr. Gymn. 1871 S. 824;
Phil, Anz. 1872 S. 50; Lit. Centralbl. 1872 S. 15; The
Acud. II S. 412; Bull. 1872 S. 54.]
G. MiNERVi.Ni di un iinlicu iscrizinne scoperla in .lf/i(iiio.
Neapel 1871, 4.
Th. Mo.\im?e.v Handbuch der Römischen Alterthümer. — ■
Römisches Staatsrecht. I. Bd. Leipzig 1871, 8.
B. Modestow der Gebrauch der Schrift unter den rö-
mischen Königen. (Nach dem Russischen.) Berlin 1871.
[Rivista crilicu 1871 S. 172; N. Jahrb. f. Ph. n. P.
103. Bd. 1871 S. 717.]
C. Morbio opere slor'ien - numismutiehc e descrizione
illu.ttrdta delle s}ie rnccoUe in Miluno. Bologna 1870,8.
(EnihJilt auch eine kurze Angabe der Vasen, Terracotten,
Bronzen, S]iiegcln, Gcnimcn etc., die in M."s Besitz sind.)
[Lit. Centralbl. 1871 S. 1033]
R. Mowat etudes philologUptes sur les inscriptions guUo-
roniuines de Rennes. Le Hom de peuple Redones. Rennes
1870, 8. [Jouni. de Suvtints 1871 S. 71; Rev. crit. V
S. 140.]
— (es noms fanuiicrs chez les Romains. (Aus den mc-
moires de la soeiete de Linguisliipte de Paris.) Paris
1871, gr. 8. [Lit. Centralbl. 1871 S. 1016.]
K. MüLLENHOEE Deutsche Alterthumskunde. I. Bd. Berlin
1870, 8. [Philol. Anz. S. 456 n. Philol. XXXH 1872
S. 106; Lit. Centralbl. 1871 S. 521; Ztschr. f. österr.
Gvnm. XXII S. 153; N. Jahrb. f. Ph. u. P. Bd. 103
(1871) S. 707.]
C. Fr. Müller die scenische Darstellung des Jischyleischen
Pron)etheus. (Gymnasialprogr.) Stade 1871, 4. [Phil.
Anz. 1871 S. 318]
*E. Naville lu litteralure de l'ancienne Egypte. Seancii
donnee ü l'Athenee le 14. Mars 1871. Genf u. Basel, 8.
Die Nenniuer Inschriften. Ein Vortrag gehalten in der Sitzg.
d. Gesellsch. f. nützl. Forschgn. zu Trier. Trier 1871, 8.
C. T. NiowroN a culalngue of tlte Greck und Elruscun
vases in Ihe lirilish Museum. Vol. H. London 1870, 8.
[Bull. 1870 S. 205; Gütt. Gel. Anz. 1871 S. 975.]
25*
184
C. T. Nkwton Oll «11 inediied Telradroclim of Oinplmrncs
U, King of K(i)i}iii<lociu. (Aus dmii ,Vi(iiiisiii(((ic t'/iio-
iiic/e.) Loiuluii 1S71, 8.
Jose y Manvei, Olivkr lUheri i/ Gruiuida. (Aus d iirle
en Espana 1870.) Madrid 1870, 4.
M. Oliver y M. Gomez Morkno inforine. sohre vurius
unliiiurdadus dcscnliinrtas cn la vc.ga du esta cliidud cet.
(Jramula 1870, 8.
J. 0\i:kbi;ck griechische Kuustiuythologie. 2. Bil. Leipzig
1871, gr. 8." (Der 1. lid wird erst spiiter erscheinen.)
f/iiwi.vf« ailka 1871 8. 20;'); Ztschr. f. üsterr. Gymn.
1871 S. 822; Phil. Anz. 1872 S. 57.]
— \nalekteii zur Kunstiiivthoiogie des Zeus. (.\us d.
Ber. d, sJlchs. Ges. d. \Viss. 1871. j iM. 2 Tafehi. 8.
G. I'.VKTiiEY llorapülio von den Hieroglyphen. (Aus den
Monatsber. der Berl. Atad. 1871.) 8'.
O Peschel neue Probleme d. vergl. Erdkunde. Leipzig
1870, gr. 8. |Lit. Centralbl. 1871 S. 403.]
E. Petersen kritische Beiuerkungeu zur ältesten Geschichte
der griechischen Kunst. Ploen 1871. (Gymnasialprogr.)
[Zeifschr. f. österr. Gyum 1871 S. 833.']
A PniLii'i'i Beitrüge zu einer Geschichte des attischen
Büriierreehts. Berlin 1870, 8. [Lit. Centralbl. 1871
S. 276. N. Jahrb. f. Ph. n. P. (103) 1871 S. 51.]
G PmiJi'i's über eine iberische Inschrift. (Sitzgsh. d. kais.
Acad. d. W'issensch. zu Wien. M;irz 1871 Bd. 67.) 8.
1'. l'iciii.ER die rihnischen Grabschriften des norisch-pan-
nonibchen Gebietes. (S. \. aus d. Zeitschr. d. bist. Ver. v.
Steiermark. XIX.) Gr.-itz 1871, 8.
F. Pn'tu Einleitung in die monumentale Theologie. Gotha
1867, 8. [Lit. Centralbl. 1871 S. 97.]
K. Cii. Flank Gesetz u. Ziel der neueren Kunstentwicklung
im Vergleiche mit der antiken. Stuttgart 1870, gr. 8.
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Jos. Pohl Vorljernerkungen und Beitrüge zu einer latei-
nischen Orlhographie. (G.-P.) Linz am Rhein 1871, 4.
IIaiiki.vnus Pu vciiov (iii/i((i!i,s-.»;iiMa imiiiiiiiicHfa Xantli'ntcit
deUneuvU . . . . S(. Petersburg 1871, fol. (Atlas; Te.xt
russisch.)
J. QiJossEK ein Versuch, den Umfang des römischen Lagers
Novesium in dem gegenvviiitigen Neuss nachzuweisen;
dabei eine Planzeichnung. Neuss 1870, 4. (Progr.)
F. Ravaisson la Viimis de Milo. Paris 1871, 8.
E. DK Meesteh de Rwestein Musee de Ravestmn; calu-
Imiite desaiplif. T. I. Lüttich 1871, 4. [liull. 1872
S.' 61; Ann. d. llidron 1871 8. 267.]
F. Rehi;h Kunstgeschichte des Alterthiims (mit 250 Holz-
schnitten). Leipzig 1871, 8. [Piniol. Anz. 1871 8, 315;
Ztschr. f.öst.Gymn. 1871 S. 834; Lit Centralbl. 1872 S 38]
A. V. Reumont Geschichte der Stadt Rom. III. Bd.
Berlin 1870. 8. [Lit. Centralbl. 1871 S. 173; The
Ai-ad. II S. 143.]
(). RrniiECK .Auninge und EntwiekUuig des Dionysoscultus
in Attika. (Schrift, d. Ünivers. Kiel aus d. Jahre 1869.
XVI. Bd.) Kiel 1869.
— I'hilocteta des .\ccius. Aus einer Geschichte d. griech.-
röm. Tragödie. Kiel 1872, 4. (M. 2 lith. Taf)
.\. KossBAfii römische llothzeits- luid Ehedenkm.'iler.
Leipzig 1871, 8. [Ztschr. f. öst. Gymu. 1871 S. 834.]
Russi u. E. Bkizio calaloghi dcl Musco civieo di IMngnu.
Bologna 1871, 4.
E. Frhr. v. Sacken die antiken Brinizcn des k. k. Miinz-
uud .\ntikenkabinets in Wien. 1. Tbeil. Wien 1871, fol.
[Ztsehr. f. österr. Gymn. 1871 S. 828.]
A. V. Sallet Daten der alexandrinisehen Kaisermünzen.
Berlin 1870, 8. [Lit. Centralbl. 1871 S. 1032; llubers
Num. Ztsehr. 1871 S. 277 mit wichtigen Ergiiiizungen.l
— die Künstlerinschriften auf griechischen Münzen. Berlin
1871, 8. [Ztschr. f. österr. Gvmn. 1871 S. 834; Lit:
Centralbl. 1872 S. 37]
A. Salenas Ic nionele delle unliche citlii d'i Sic'iVtK. fasc.
1-3. Palermo 1871, fol. (M. Tafel I-VIII.) [Hubers
Num. Zisch. 1871 S. 302; Lit. Centralbl. 1872 S. 18;
liull. 1872 S. 95.]
— siil lipo de' tetrtidnininii di Sejii'sta c kii di alcnne
rappresi'iiluziöni nnmisnmtiche di Pann Agre«. (Aus d.
Period. di -Vii.ii. e Sfriig. Bd. III.) Florenz 1871, 8.
.^. Salzmann /(( nrcrnp(de de Cawiros. Lief. 1 — 7. Paris
1871, gr. fol.
F. DE Sallcy' recherchcs ,<iir les tnnnnuies dt-.i h-lrarques
heredituires de la Chaicidt-ne et de l'Aliilene. {.\u^
Wien. Num. Monatsh. Bd. V, Abthlg. I.) [llubers
Num. Zeitschr. 1870 S. 247.]
M. Scheins de electro metallico. Berlin 1871, 8. (Diss.)
B. Schmidt das Volksleben der Neiigriechen u. das helle-
nische .Alterthum. 1. Theil. Leijizig 1871, 8. [Lit.
Centralbl. 1872 S. 13.]
C. ScHNAASE Geschichte der bildenden Künste. 2. Auf-
lage. III. Bd. 2. Abthlg. bearb. unt. Mithülfe v. J. R.
Rahn. IV. Bd. 1. u.2. Abthlg. bearb. unt. Mithülfe'
von Alw. Schultz u. W. Lübke. Düsseldorf 1869, 70,
71, 8. [Lit. Centralbl. 1871 S. 993.]
J. ScHNATTER synchronistische Geschichte der bildenden
Künste. II. Theil. Vom Untergang der antiken Kunst
bis zur Renaissance. Berlin 1871, 4.
J. Schneider neue Beitrüge zur alten Geschichte u. Geo-
graphie der Rheinlande. 3. Folge. Der Kreis Duis-
burg unt. d. Römern. A. u. d. T. Localforschungen
über die römischen Grünzwehren, Heerstrafsen, Schanzen
u. sonstige .'Vlterthünier zwischen fler Lippe n. Ruhr.
Düsseldorf 1871, 4. [Lit. Centralbl. 1872 S. 65.]
L. F. .SciicE.MANN Griechische Alterthümer. Bd. I. 3. Aufl.
Berhn 1871, 8. [Phil. .-Vnz. 1872 S. 42.]
R. ScHdiNE siehe Zangemeister.
H. SciiUER.MANs Inscnplions Roniaines de la llelgiqne. (.\us
dem linllctin des commissions Uoyales d'url el d'arclieo-
Ingie.) Vol. 6, 7. 8. Brüssel 18G9 — 1871, 8.
E. Schulze Beschreibung der Vasensamminng des Frei-
herrn Ferd. von Leesen. Leipzig 1871, 4 [l'lnl. .\nz.
1871 S. 456]
K. SimvAUiz Beitrüge zur Geschichte des nassaniseheu
.Vltertliumsvereins. (Separatabdruck des XI. Bds. d.
,\nnal. d. Ver. für Nassauische Allerthumskde.) Wies-
baden 1871, gr. 8.
F. A. C. V. Specht Geschichte der M'affen. . . I. Bd.
Cassel 1870, gr. 8. [Lit. Centralbl. 1871 S. 1131.]
Fr. SiME(iEL Eranische Alterthnmskunde. 1. Bd. Geo-
graphie, Ethnogra])hie und ülteste Geschichte. Leipzig
1871, gr. 8. [Lit. Centralbl. 1871 S. 675.]
K. B. Stark neueste Litteratur auf dem Geliiete der an-
tiken Vasenkunde. (.\us den lleidelb. Jahrb. 1871.) 8.
— aus dem Reiche des Tantalus u. Crösus. Eine Reise-
studie. M, einer Karte u. einer Lithographie. Berlin
1872, 8.
185
L. Stu'iiaxi Boreas und Jie Büieaden. St. Petersburg
187], 4. (Aus Mem. de VAaid. de St. Prtersb.)
H. W. Stoll Bilder aus deui altgriechisclien Leben.
Leipzig 1870, 8. [Lit. Centralbl. 1871 S. 956.]
— Bilder aus dem altrömischen Leben. Leipzig 1871, 8.
C. Strube Studien über den Bilderkreis von Eleusis.
Lei|,zig 1870, gr. 8. [Heidelb. Jahrb. 1871 S. 15.]
— Supplement zu den Studien über den Bilderkreis von
Eleusis, herausg. v. H. Bkunn. Leipzig 1872, 8.
K. Thomanx der französische Atlas zu Caesars gallischem
Kriege. I. 11. Zürich 1871, 4.
A. Trexdki-knburg kleine Schriften. 2 Bde. Leipzig
1871. [Preuss. Jahrb. XXIX S. 2,52.]
G. Trev Katalog des Museums in der Academie der bil-
denden Künste zu St. Petersburg. [Zeilschr. f. österr.
Gymn. 1871 S. 820.]
L. Urlichs einige Gemlilde des Aristides. (.-\us dem Rhein.
Museum lid. XXV.) 8.
— Die Anfiinge der griechischen Künstlergcsthichte. (Pro-
gramm zur I. Stiftungsfeier des v. Wagnerschen Kunst-
instituts.) Würzburg 1871, 4. IL Heft. (Programm
zur IL Stiftunssf. desselb. Instituts.) Würzburg 1872, 4.
[Phil. Anz. 1871 S. 512.]
— codex tirtns Rnmuc (opopid/i/iic».';. Wüizburg 1871, 8.
D. J. ViLANovA Y D. Fr. M. Tubino viitje cienlifico a
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W. ViscHER, Vorfrag über zwei antike Köpfe des IJasler
Museums. (Aus dem dritten Jahreshefte des Vereins
schweizerischer Gymnasiallehrer.) Aarau 1871, 8.
. — epigr.iphische und arch.'iologische Kleinigkeiten. (Mit
zwei lithographirten Tafeln.) Basel 1871, 4. (Programm
des Pädagogiums.)
C. L. VrsCDXTi II sepnicin deJ fanriuUo Oniiitn Siilp'n'to
Mussimo delhiedlo da i'lrgliiin J'iwpigiKiiii. coii liiclua-
rtizioiie del iiiDiiiimento. Rum 1871. fol. [Ihdt. 1871
.S. 98; Philol. Anz. 1871 S. 322; Gott. Gel. Anz. 1871
S. 1036; Arch. Ztg. 1871 S. 178.]
W. H. Waddington Inscriptions Grcapies et Lulines de
la Sijrie. Paris 1870, fol. [Lit. Centralbl. 1872 S. 193]
M. Wanner Beiträge zur Ausmittelung der römischen
Militiirstalion Juliomagus in der Umgebung von Schleit-
heim. Frauenfeld 1871, 8.
W. Wattenr.ach pussio sai^clorum tjualuor coronuloriim.
Mit archäol. u. chronol. Bemerkungen von O. Bi.nnd,(RF
u. M. BCdinger. Lei)izig 1870, 8. (S. A. aus M. Bü-
dingers Untersuchungen z. Rom. Kaisergesch. Bd. III.)
W. Wattenbach das Schriftwesen im Mittelalter. Leipzig
1871, 8.
E. aüs'm Weerth Verhandlungen des inlernaticnialen Con-
gresses für AlterthumsUunde und Geschichte zu Bonn
im Sei)tember 1868. lionn 1871, 8.
— der Grabfund von Wald-Algesheim. Festprogramm zu
Winckelmanns Geburtstag am 9 Dec. 1870, herausgeg.
vom Vorstande des Vereins von Alterthumsfreunden im
Rheinlande. Bonn 1870, 8. [Lit. Centralbl. 1872 S. 66;
vgl. auch üben Lindenschmit und archäol. Ztg. 1871
S. 174.J
— die Fälschung der Nenniger Inschriften. Bonn 1870, 8.
(Aus d. XLIX. Bd. d. Jahrb. d. Ver. v. Alterthfr. im
Rheinlande.) [Arch. Ztg. 1871 S. 95; Lit. Centralbl.
1871 S. 90.]
F. Wieseler über den delphischen Dreiful's. Nebst einer
lithographirten Tafel (Aus den Abhandlungen der K.
Ges. der Wissensch. zu Göttingen. Bd. 15.) Göttingen
1871, 4.
F. Willems hs ««(«/iiüt's Ranuünes eiivisuyces uu polnt
de vue des inslUtitions poViliques. Löwen 1870, 8.
D. V. W(ilmowsky) die F;ilschuüg der Nenniger Inschriften
von Ernst ans'm Weerth, geprüft. . . Trier 1871, 8.
J. de Witte noiice siir Edouard Gerliiird. Brüssel 1871, 8.
(.Aus dem tuniiiuire de rAcudenue Roiiule de lieli)iijtie
37, 1871.)
K. WoiiMANN Über den landschaftlichen Natursinn der
Griechen und Römer. Vorstudien zu einer Arch;iologie
der Landschaftsmalerei. München 1871, 8. [Phil. Anz.
1871 S. 406; Ztschr. f. Ost. Gymn. 1871 S. 836.]
C. Zangemeister corpus 'mscriplinmim Latinurum. vol. IV.
Inscripliones parielariue Pom]ie'ian<te Herciilanenses
Stidiuiiiue. Accediint vusonim fict'd'nim ex eisdem op-
pidis ci)i/or»»i inscripliones edllue u R. Schöne. Berlin
1871, fol. [The Acud. II S. 443; N. Jahrb. f. Ph. u.
P. 105 (1872) S. 57.]
.\. Z\XNONi sugVi scavi deUa Cerlosu. Bologna 1871.
[Ztschr. f. üst. Gymn. 1871 S. 837.]
— projjctto di riullivuzione delT untico ncqnedoUo liolognese.
Bologna 1869, 4.
— uUa crUica del signor Paolo Bovi siil progetio di
rialUvuzinne dciV untico itcijuedotto liolognese. Bologna
1869, 4.
C. ZiMMERMAXN Rom und seine Umgebung. In Holz-
schnitten nach Skizzen und Studien. Mit erläuterndem
Text von Prof Dr. Kühne. Leii)zig 1870, 4. [Plulol.
Anz. 1870 S. 609.]
(April 1872.)
186
VERZEICHMSS DER 31ITARBEITER.
Adler (F.), HpiÜ".
/.'iic/io/'t-ii {J. J.). Uasel.
Itmlli (H.), ßorliu f.
Itiiiiiueister (A.), Strafshurg.
/{(•c/.i;)- (.7.), Fraiiktiirt a. M.
licniiilnrt' (0.), Prag.
ISenjait (K.), Nürnberg.
lin-fll; (Th.), Bonn.
liirth (Shhi.), London.
/>V»iii/ii;r (H.), Breslau.
/>'(.<:;.7i. (^.), Berlin f.
Iii)ltlcher (/!.)> Berlin.
noriihcsi (Graf H.), S. Marino f.
Ihiiiiii (E.), Rom f.
lininn (H.), München.
lUirsUiii (K-), Jena.
CavnUuri (X.), Palermo.
('(/DcdoiiJ (CV/.), Moilena f.
C/iris« (K.), Heidelberg.
ConestubUi! (Graf G. C), Perugia.
Conzi; (A.), Wien.
Curliiis (C), Wesel.
Ciirtjws (£.), Berlin.
nnlefsen (D.), Glüekstadt.
niinlzer (//.). Kühl.
F.ngclmiiiiii (R.), Berlin.
EfUkam (O.), Berlin.
Fic/.(<!r (C. B. A.), Marniheiin f.
Förslrr (/}.), Brcslan.
Fnrclihuiiiiiiar (P. M'.), Kiel.
Franz (J.), Berlin f.
Fi-icfc (<).), Potsdam.
lü-ieilarivhs (K.), Berlin t-
riic'(//(((;;i(((;r (.liiL), Berlin.
Fiieillutittiler (L.), Königsberg.
i'rouhiier { H''.), Paris.
Guedcchenx (R.), Jena.
Garrucci (/>.), Koin.
Ourhard (F..), Berlin t.
Görtz (C), Moskau.
Giilllliiii (K.), Jena f.
Gralcfriid (f. L.), Ilainiover.
Giirlilt (l\'.), Gotha.
Helbiii {»'.), Rom.
fleiizini (II'.), Rom.
Hcrclier (lt.), Berlin.
Hi'niitniii (K. F.), Göttingen f.
Herlz (.VI.), Breslau.
Herzog iE), Tübingen.
HeUncr (U.), Dresden.
Heijdemiinn (H.), Berlin.
Wrzel (H.), Rom f.
Hirsihfchl (G.), Berlin.
Hurkd (J.), Magdeburg f.
Hiibiter (f.), Berlin.
Jiihii (0.), Bonn f.
Juit (K. V.), Landsberg a. d. W.
Jdiixscn (7y. F.), Leiden f.
Jordan [H.), Königsberg.
Kiiiidicr (P.), Triest.
heil (K.), Schul])furte f.
liekuUi (K.), Bonn.
Kenner (F.), WHen.
Kiepert (H.), Berlin.
Kiesslini) (A.), Greifswald.
Kirchholt (A.j, Berlin.
Klein (K.), Mainz f.
Khiipnunn (A.), Rom.
Köhler (U-), Stralsburg.
Koner (W.), Berlin.
Krii;ier IG.), Halle.
Ldchiniinn (K.), Berlin f.
L(ij(ird (F.), Paris +.
Lauer (J. F.), Berlin t-
Lepsins (R.), Berlin.
Ler.ich (L.), Bonn f.
LeuLseli {E. t».), (löttingen.
Lindensehmit (//■), Mainz.
Lohde (L.), Berlin.
Loyiolaliden (S.), .Vegina.
Llniß (IV. ]V.), London.
Lui/chil (t'.j, Petersburg.
Malz (F.), Güttingen.
Meineke (A.), Berlin f.
Mereklin (L.), üorpat f.
Merkel (R.), Quedlinburg.
Meier (II.), Zürich.
Michaelis {A.), Tübingen.
M'nu-rviiii (G.), Neapel.
Mointnsen ('l'li.), Berlin.
Mnvers (F. C), Breslau f.
Miillenholf (K.), Berlin.
Maller (L.), Kopenhagen.
Mnrraij {A. S.), London
Neu-Ion (Ch. T.), London.
Nissen (//.), Marburg.
Opjierniunn {A.), Paris.
Osann (F.), Gies.sen f.
Overbech (J.), Leijizlg.
Panoßu (Th.), Berlin t-
Pujwsliotis (G.), Athen.
Parth'Mj (G.), Berlin t-
Puucker (C. v.), Dorpat.
Peirot (G.), Paris.
Pervunoyhi (P.), Triest.
Petersen (Ch.), Hamburg f.
Petersen (E.), Husum.
Preller (L.), Weimar f-
Prokesch-Osten (Frhr. v.), Constanti-
nopel.
Palszky (F. v.), Pesth.
Pijl (Th.), Greifswald.
Runyalie (R.), Athen.
Ruthgeber (G.), Gotha.
Rhnsojinlos (A.), Athen.
Roehette (Raoal), Paris f.
Ross (L.), Halle t-
Roulez (J.), Brüssel.
RuU (S. L.), Kassel.
Sulinus (A.), Palermo.
Schuefer (A.), Bonn.
Schurll' (G.), London.
Schillbuch (R.), Potsdam.
Schlie (F.), Waren.
Schliemann (H.), Athen.
Se/iiiiirf( (L.), Marburg.
Schmitz (jr), Köln.
Schidl (A.), Weimar.
Schöne (A.), Erlangen.
Sc/tö)ie (R.), Halle.
Schott (IV.), Berlin.
Schiiburt (J. H. Ch.), Kassel.
Schidz (H. W.), Dresden -f-
*>i/i«;((bc (L..), Dorpat.
.Siiii(/i (S. liirket), Kopenhagen.
Stark (K. li.), Heidelberg.
Stalin (Chr. F. von), Stuttgart.
Stein (IT), Danzig.
Slephanl (L.), Petersburg.
Struck (IT), Berlin.
Urlichs (h.), M'ürzburg.
187
Velsen (A. «.), Athen f-
Vischci- (W.), Basel.
IVnageii (C), Berlin f-
Wnchsmnlh (C), Göttingen.
Walz (C/i.), Tübingen f.
aiis'm Wecrlh (lu), Bonn.
IVeUlier (F. G.), Bonn f.
WenUßtr (i..), Breslau.
Wiesder (F.), Göttingen.
Wilmunns (G), Strafsburg.
Witte. (J. (h), Paris.
WMich (H.), Berlin.
Woljl (G.), Berlin.
H''».s/i'iii(niii (E. F.). Gotha f.
Zahn (ir.), Berlin f.
Zangcmeister (K.), Gotha.
Ziimpl (A. W.), Berlin.
188
NEUE FUNDE IN KLEINASIEN UND GRIECHENLAND.
Eine uieikwiiniigc Inschrift ist im April aus
Sniynui durch Hni. Kossonis nach Athen gebracht
und von Hrn. Stephanos Kuinanudes in der Palin-
genesia vom lö. Ajtril veröffentlicht worden, ein
Deiiret aus der Zeit des Lysimachos, weiches zeigt,
dass nach dem Aufbau von Smyrua der alte Bund
der ionischen Städte wiederhergestellt worden ist.
Es ist ein viereckiger Stein, 0,40 hocli und treit,
an der rechten Seite (wo von den 2ö Keiheu je
•J—:) Buchstaben lehlen) und unten abgebrochen.
Die Inschrift lautet nach Kumanudes, der sie nur in
^linuskeln mitgethcilt hat, \\ie folgt: ldn;£v 'lo'jrcjv
Tcp xoipvj Twv Tf)t\ia-/.ai\dExa nolecov kneiöij In-
Ttnaioainq ^l7Tn\ndi'j\tinv 31ilr^aing (pilog lov xnv
^iaaü.i(.o\g ylvai \uäynv xal aiQaxrjyog hii cüju nn-
}.e\u)v\ xiüv 'lädwv xaraozaittig oixelaig x[al (fi\-
kavi^Qcönwg xal IdUe txäaijj ziüfi n[oX£iov] xai
xoivij näai '/_Qiü!.uvng diaiei.el' aya[d-^ i^i>\xi} de-
döxifai Toj xnivö) 'ln7iö\azQa\iov '^Innadru.inv Mi-
Xr^Giov ao(.xT)g %vtx\a xcii\ tvvoiag i]v hyiov öiaxEkel
fiQog zo xniv[6v x(Zv\ hofiov xoi etvai avzöv azehj
nävziüv E\y ralg] näXeai za7g ziöv hoviov zavxa ös
v7iaQ[x£iv\ InnoaxQazto avxw xal sxyoinig' ailiaa\i
Öi avJTOv xal eixdva xaXxqv irf 'itctiov aft IJavico-
[vt(;i]" kliad^ai. Ö£ noXeig ovo rjdr], a'ixiveg sti[ii.ieI>^\-
aovxai oniag av tj elxojv ij InnoozQdzn\v üza\dfj
■xaztt xa%ng, 'Iva xal nl Ininnl navzeg \sldia\an', ozi
Ol Iioveg xnvg xaXnvg xal ayaiyov\g\ avdqag xal
XQ^iaf-i naQSx,nj.iivnvg zal\g n6}.E\ai xi/^iüai öcuQsaig
xalg ngoarjxovaaig' \avsvEy]x£lii ös sxäaznvg ziöu
ßovXEvziüv za Ey\riüaf^iE]va 'hoai Eig zag Idlag nn-
ksig, oniog vnälqxfi ev\ xdig ör]uoaioig dvayEyQaj.i~
(.tEva xd E\yvü)a\ixEvtt vno Iojvmv xo öe doyiia xoös
I dva\y(jonpa\i Eig xo ßä&Qov xTjg Eixnvog xqg
In Sparta hat man nacli der irprj^iEQlg züv
cvLi]xt](SEiüv vom 7. April in der Nähe des alten
Tiieaters und des 'Leonidasgrabes" (Feloponn. II 224)
unter Trümmern von Säulen und Architraven eine
lebensgrofse männliche Marmorstatue gefunden, de-
ren Kopf abgeschlagen war, mit kreisförmiger Basis,
auf welcher KAAV BPAEIAA TON HATEPA zu
lesen sein soll. Des Brasidas Kenotaphion erwähnt
Pausanias Ili 14, 1 bei dem Theater.
E. C.
ZUR RELIEFGRUPPE IN MARSALA.
(S. 133 ff.)
Cavaliari iiat inzwischen seine Vermuthung über
die ursprüngliche Bestimmung des Reliefs von Motye
selbst ausgesprochen im BuUettino Siciliano 1871
No. 4 S. 25 Anm. 2: 'Delhi slessa pielrti fuäm-
lich von einem lufo calcare bianco e ili iiiki con-
crezioiie a iiraim finissima] e l'allo riliero pro-
reiiii'nte da Moziu- M a rstt hi tlciiotanlc im liiro
xhrii Uli I () (ta (lue leuii i. (Jncstii sc nit nrti forsr.
era sitiiala sopra In porta d' ingre ssü della
cittä dt MoTiia a (juisa dei leoni della porta
di Ulicene. .\uch hier freilich fehlt der Nachweis
der Quelle, aus welcher die Herkunft des Reliefs
geschöpft ist, und es bleibt fraglich, ob eine andere
als die mündliche Ueberlieferung überhaupt dafür
existirt.
Mai 1S72. R. S.
TafA-l.
Ihof
Arfhiifoloffisriif ZriUitu^ tSlI.
STI K.VZIFMiKI, Al'.S CAKIiK.
Arcli<i<'(il<i(/i.yclir '/,, i/////,r ISII.
:■»■ M
"/■''■
1. Der Allischc FriodlioC
\'ov dcjii
D ip y 1 o 11 .
Archiifolutlisehf 'AriliULy /SIC *
Tu/: i
I. Der Alti.sclic Im'
\'«)r «l r III
1) i p y 1 () 11
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2. rii«' i-.s iclit Uli PI- (Ihn 't'<Ti-nin vor (In in Dipvloii
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Miiarfinl/il' I 400
All im, luiiijixfhi- 'Aeillinii /,•>/
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TOD DES- TRO IT/OS.
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Archa^oloau-ilir '/.rihiruf ISJI.
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TOD. DES- TROlliOS-
V'ase (ks- Museums zu Palerm;
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ans Xeapi'l _! inul l'nm '■' ■
\irh<(Ct'l<tip,s-<lif 'Ariturifi liill.
Tftf: 55.
I.SATYR UND NYMPHE, 2. ÖENKE-SCEXE
auf emem Skyphos des Museums '/.a Palermo.
ARCHÄOLOGISCHE ZEITUNG.
UNTER MITWIRKUNG
E. CTJRTIXJS
HERAUSGEGEBEN
E. H tJ B :N^ E R.
NEUE FOLGE
FÜNFTER BAND
DER GANZEN FOLGE
DREISSIGSTER JAHRGANG.
BERLIN,
DRUCK UND VERLAG VON GEORG REIMER.
1873.
INHAL T.
Seite
A. CoNZE, die Antikensammlung der Marciana zu Venedig 83
E. CuRTius , die Geburt des Erichtbonios (hierzu Taf. (J3) öl
neue Funde in Ilion (hierzu Taf. 64 und ein Holzschnitt) 57
die Säulenreliefs von Ephesos (hierzu Taf. 65. 66) ~'~
Bruchstück eines Cäretauer Wandgemäldes (hierzu Taf. 68) %
J. FuiEüLAENDEE, Erwiderung 'i'l
B. Graser, das Bronze-Bugbild eines antiken Fahrzeugs aus Actium (hierzu Taf. 62) 40
H. Heydemann, deux peiutures de Vases grecs de la Necropole de Kameiros von W. Fröhner (hierzu
zwei Holzschnitte) 35
zur Danaevase (No. 1723) der Petersburger Ermitage (hierzu zwei Holzschnitte) ... 37
Teller aus Kameiros (hierzu ein Holzschnitt) 38
vier Wandgemälde aus Stabiae 63
Adonia (?) auf einer Vase aus Ruvo 65
die Wuth des Lykurgos auf einer Vase aus Ruvo 66
Antiken des Grafen Wilh. von Pourtales in Berlin 68
pompejanische Wandgemälde (hierzu Taf. 67) 81t
Beschreibung der Vasensamiulung des Freiherrn Ferd. von Lecseu von E. Schulze i hierzu
Taf. 70 1 '-'1
Berichtigung zum Programm des ;J2. Berliner Winckelmannsfestes: Atheua und JFarsyas
von G. Hirschfeld ^'*^
G. HiRSf iiFEi.D, Nachträge zu den attischen KUustlerinschriften (hierzu Taf 6(>. Gl) 19
0. Luders, der Westfries der Cella des Parthenon in seinem jetzigen Zustande 31
F. Matz, Sarkophag aus Patras (hierzu Taf. 59) 11
J. ScHUBRiNü, die neuen Entdeckungen von Selinuut, Vortrag gehalten am '.). üecember 1872 (hierzu
Taf. 71)
E. Schulze, über die Giebelgruppe des capitolinischen Juppitertempels (hierzu Taf. 57) 1
des Tempels des Hercules au der Porta tiigemina (hierzu Taf. 58) l^'
Fr. Wieseler, das Heerd- und Feuersymbol bei Vulcauus 69
H. WiTTKii, zum ephesischen Artemision -"^
die Pyramidenmaafsc des Pliriius 'j"
der Zeustempel zu Olympia und sein Ausbau 103
97
IV INHALT.
MISCELLEN.
R. Bergau, die sogenannte Riesensäule im Odenwalde 80
E. CuRTius, zu S. 19 111
Gr. Hirschfeld, zu S. 54 111
E. Hübner, zur Madrider Sapphoherme (Taf. 50) 46
zum Grabstein des Antipatros von Askalon in Athen (Arch. Ztg. 29, 1871 S. 145) . . 47
Ausgrabungen in der Saalburg 47
Alterthümer aus der Provinz Posen 81'
römische Inschrift aus Frankfurt am Main , . . . . 82
aus dem brittischen Museum , 104
Scblusswort 148
K. WoERMANN, pompejauische Anmerkungen 78
W. Koner, zur Aphrodite mit der Stephane drohend 111
BERICHTE.
Sitzungsberichte der archäologischen Gesellschaft zu Berlin 39. 75. 105
Festsitzung des archäologischen Instituts zu Rom 44
Chronik der Winekelmannsfeste, Rom 107
Berlin 108
Greifswald 109
Allgemeiner Jahresbericht (für 1871 und 1872) von R. Engelmann 112
Nachträge 111
Verzeichniss der Mitarbeiter 146
ABBILDUNGEN.
Taf. 57. Der Giebel des capitolinischen Juppitertempels.
Taf. 58. Der Tempel des Hercules an der Porta trigemina.
Taf. 59. Sarkophag aus Patras.
Taf. 60. 61. Griechische Künstlerinschriften.
Taf. 62. Bronze-Bugbild eines antiken Fahrzeugs.
Taf. 63. Die Geburt des Erichthonios.
Taf. 64. Metope aus Ilion.
Taf. 65 und 66. Relief einer Säule des Artemistempels zu Ephesos.
Taf. 67. Pompejauische Wandgemälde.
Taf. 68. Terracotta aus Ccrvetri.
Taf. (j'.i. Apulische Terracottagefäl'se (der Text von H. Heydemann folgt im nächsten Heft).
Taf. 70. Vasenbild der Sammlung Jatta in Ruvo.
Taf. 71. Plan von Selinunt.
UEBER DIE GIEBELGRUPPE DES CAPITOLINISCHEN JUPPITER-
TEMPELS.
(Hierzu Taf. 57.)
Je geringei" die Zalil von Giebelgruppen römi-
scher Tempel ist, über deren Compositiou wir un-
terrichtet sind, um so nielir scheint es geboten, allen
Hülfsmitteln, welche unsere Kenntnis« derselben zu
fördern vermögen, eine sorgsame Beachtung zuzu-
wenden. Ein solches neues HUlfsmittel bieten für
die Giebelgruppe des capitolinischen Juppitertempels
die Blätter No. 122 und 156 der Coburger Zeich-
nungen, deren Entstehung, wie Friedrich Matz nach-
gewiesen hat'), in den Zeitraum von lööO — 155.5
fällt. An Bedeutsamkeit kann sich mit diesem
Tempel kein anderes Heiligthum Roms messen.
Sowie das Capitol, wo die Bildnisse aller Götter
standen*), das Heiligthum und der religiöse Mittel-
punkt des römischen Staates nicht nur der Stadt
Rom |war'), so war dieser Tempel niciit die zu-
fällige Schöpfung eines Herschers, sondern mit
freiwilliger, unentgeltlicher Hülfe der Plebejer unter
Tarquinius Superbus begonnen '), wurde er im dritten
Jahre nach Vertreibung der Könige wesentlich unter
Leitung etruskischer Künstler vollendet an dem Orte,
den man als den Mittelpunkt des Reiches ansah und
in einer Gröfse"), welche der künftigen Bedeutung
des emporstrebenden Staates angemessen zu sein
schien. Dieser Tempel stand mit unwesentlichen
Veränderungen in seinem äusserlichen Schmuck,
überreich mit Weihgeschenken angefüllt ") bis zum
Jahre 83 v. Chr., in welchem er durch ein aus Nach-
lässigkeit ausgekommenes Feuer in Asche gelegt
') Id den Monalsljer. der Königl. Akad. d. VVissensch. zu Berlin
1871 S. 458.
^) Serv. zu Virg. Aen. II SI'J.
') Ambrosch Studien und Andeul. i. G. d. ailröm. Bodens u.
Cultus S. 225.
*) Dionys. Hai. IV (il. Liv. I .i6. tic. in Verr. V 19, 4S.
*) Dion. Hai. a. a. 0. öxitinkiHnoi ir^v niotoifor, Jmzo-
alojv nuöüjv fyyiara irjv nXevQÜv fyiav fxaajt]V.
«) Uv. XL 51, II 22, 6. Becker Handb. d. röm. Allertb. I 399.
Archoolog. Ztg. Jalngang XXX.
wurde'). Sulla sorgte für den Wiederaufbau des
Tempels, welcher auf die bestimmte Anordnung der
Priester genau in Gröfse und Form nach dem Muster
des ersten Tempels eingerichtet wurde. Jm Jahre
70 u. Ciir. ging während des Kampfes des Sabinus
gegen die Vitellianer dieser zweite Tempel in Flam-
men auf-). Vespasian liefs es nach Wiederherstel-
lung der Ordnung seine erste Sorge sein, den Tem-
pel, das Unterpfand des Reiches, wiederherzustellen
und legte, um das Volk anzufeuern, beim Wegschaffen
des Schuttes selbst Hand an'). Dieser Tempel, im
Umfang den zwei früheren gleich, jedoch etwas
höher, stand kaum neun Jalire. Im Jahre 80 n. Chr.
brannte er unter der Regierung des Titus bei einer
drei Tage in Rom wüthenden Feuersbrunst ab '").
Titus begann sofort mit grofser Pracht den vierten
Bau, welchen Domitian vollendete, und sein Werk
scheint sich bis gegen das Ende des römischen
Reiches erhalten zu haben.
Ueber die Architectur und die Verzierungen
des Giebels hat kürzlich B. v. Köhne ausführlich
gehandelt und die Abbildungen der dabei haupt-
sächlich in Betracht kommenden Münzen gegeben "i.
Indem ich auf seine Abhandlung verweise, erwähne
ich nur kurz, dass wir den zweiten Tempel durch
zwei Denare des Petillius ungefähr vom Jahre 40
V. Chr. kennen. Er hatte sechs Säulen in der Front,
im Giebelfeld ist die auf Schildern sitzende Roma,
vor ihr Romulus und Remus unter der Wölfin zu
erkennen, auf der Spitze erseheint die Quadriga des
') Obseq. c. 118. Plut. Süll. c. 27. App. b. civ. 1 8(3.
8) Tac. bist. III 71.
') Suel. Vesp. 8. Dio Cass. LXVl 10. Plut. Popl. 15.
'») Plut. Popl. 15. Dio Cass. LXVl 24.
") Berliner Bläller für Münz- Siegel- und Wappenkunde V 1870
S. 257 — 270, T. LXII und Revue de la numiamatique beige
5. airie — tom, II Bruxelles 187Ü S. 51 — 65 planche 3.
Juppitcr. an beiden Ecken Adler. Zwischen diesen
und der «Quadriga lässt der eine Denar nur starre
Spitzen, der andere dagegen Juiki und Minerva mit
Lanze und Hcepter erkennen. Küliue setzt daher
die Aufstellung jener zwei Statuen kurz nach Prä-
gung des ersten Denars (?).
Den dritten Tempel zeigen die Grolsbroncen
des Vespasian, von welchen T. L. Donaldson ''')
eine vergröl'serte Abbildung gegeben hat. Sechs
korinthische Säulen tragen das Dach. In dem mitt-
leren Zwischenräume erscheint Juppiter, auf hoher
Basis thronend, im nächsten Intercolumnium, zu
seiner Rechten Minerva mit Helm und Lanze stehend,
zu seiner Linken Juno, gleichfalls stehend. Im
Tympanum erscheint Juppiter mit Blitzstrahl und
Scepter, undeutlich sind Minerva und Juno neben
ihm. In der rechten Ecke sind zwei Schmiede an
einem Ambos beschäftigt, in der linken Ecke ent-
sprechen ihnen zwei Männer, deren Thätigkeit
nicht klar zu erkennen ist '^). An den Spitzen des
Giebelfeldes sitzen Adler, aflf dem Abfall des Daches
erscheinen die Köpfe und die Hälse von zwei Paaren
von Pferden, sowie die Oberkörper ihrer Lenker.
Auf dem Gipfel kann man das Viergespann des
Juppiter nur vermutheu.
Der vierte dem Juppiter Capitolinus von Titus
und Domitianus errichtete Tempel, welcher in einem
Goldschniuck von ungeheurem Wcrthe prangend '*)
von Säulen aus pentelischem Marmor getragen wurde,
ist ebenfalls auf einer Münze, einem Silberniedaillon
vom Jahre a:)b der Stadt, dargestellt ''). Wir sehen
auf derselben zwischen den zwei mittleren Säulen
der viersäuligen Front Juppiter thronend, in dem
Intercolumnium zu seiner Rechten Minerva mit dem
Helm stehend, zu seiner Linken Juno mit langem
Scepter glciclitalls stellend; oben auf dem Giebel
zeigt sich ein Viergespann, an beiden Ecken des
Giebels statt der Adler der früheren Tempel je ein
"; Architeclura numiamatica, Londun ISJO S. 6 N. 3.
'^) In the correapondinij ant/le, on the opposite aide, are
also two figures, and a block hetween them, seemingly occupied
in »ome viechanical Operation. S. 7.
") Plut. Popl. l.i.
") Cohen Mid. imper. I S. 387 .N. 1 mit der Inschrift Ca-
pit Jlestit.
Zweigespann. Die Darstellung des Giebelfeldes ist
auf der Münze nicht deutlich zu erkennen '") und
wir sind, um uns die Composition der Giebel-
gruppe zu vergegenwärtigen, auf die Nachbildung
angewiesen, welche ein früher in der Kirche St. Mar-
tino eingemauertes, im XVI. Jahrhundert nach dem
Conservatorenpalaste auf dem Capitol gebrachtes
Relief uns bietet. Dasselbe stellt den Mai"c Aurel
dar, wie er vor dem vier Säulen in der Front zei-
genden Tempel des Capitolinischen Juppiter ein
Opfer bringt. Dieses Relief ist, so weit es den
Giebel des Tempels zeigt, nach einer neuen Zeich-
nung von Brunn in den Monuinentl inedili deW Inst. V.
Tav. XXXVI zugänglich gemacht und eingehend
besprochen worden''). Die Coburger Sammlung
enthält eine Zeichnung des ganzen Reliefs und eine
besondere des Giebels ").
Dieser letztere, Xo. 122 der Sammlung ((7.), zeigt
so wesentliche Abweichungen von der Abbildung in
den Moniimenti ined. (B.), dass eine genaue Ver-
gleichung des am ersten Absätze der Treppe des
Conservatorenpalastes eingemauerten Originals nö-
thig erschien, um festzustellen, welche von beiden
Zeichnungen das Richtige biete. Dieser Mühe unter-
zog sich mein Freund Adolf Trendelenburg, dem
ich eine Durchzeichnung von C. schickte. Nach-
dem mir Trendelenburg das Resultat seiner Unter-
suchung, die er mittelst einer Leiter so genau als
möglich anstellte, mitgetheilt hatte, schickte mir F.
Matz die auf die Giebelgruppe bezüglichen Angaben
Zoegas aus dessen handschriftlichem Apparat zu den
Basreliefs S. IG'.i''. Icli sehe mich also durch diese
gütigen Mittlieilungen in den Stand gesetzt, neben
das, was die beiden Zeichnungen bieten, die An-
gaben von zwei Bcschreibern (7'. Z.) zu stellen.
Die Abweichungen in einzelnen Punkten beweisen,
wie schwer es ist, bei der nuiir andeutenden als aus-
geführten Behandlung des Reliefs jede Figur genau
zu erkennen , doch wird über das wirklich Darge-
stellte kaum ein Zweifel bleiben.
'") Bei Köline a. a. 0. ist eine Büste, zu Helchvi- bin sich Schlan-
gen winden in dem Giebel zu erkennen, was jedenfalls auf einem
Irrlhume des Zeichners beruht.
'•) Annali delV Inst. 1851 .Will S. 2.1'.».
'8) F. Matz a. a. 0. S. 464. 25 = Nu, 68 und 20 = No. 122.
Juppiter, welcher mit entblöfstem Obeiköiper
dasitzend, mit der Linlcen ein langes Seepter hält,
fasst nach Z. (/a mano d. riposaia nel seno in allo
di tenere il fulmine il quuJe per allro non e iroppo
dislinto) mit der im Sehoofse ruhenden Rechten einen
Blitzstrahl, wie auch B. und C. andeuten, während
T. nur einen Gewandvvulst zu erkennen glaubt.
Minerva links von ihm greift mit der Kechteu nach
dein Helm und trägt die Aegis, wenngleich das Gor-
goueion nicht zu sehen ist (ß. T. Z.). Hier ist also
C. ungen;.u, da Minerva mit einem Schleier über
dem Hinterhaupte, mit Stephaue und einem gegürteten
Chiton dargestellt ist. Juno zur Rechten Juppiters
trägt zwar einen Schleier, doch keine Stephane, wie
C. angibt.
Am widersprechendsten sind die Angaben über
die vierte Figur; welche neben Minerva uoch theil-
weise auf der erhöhten Basis steht, welche den drei
capitolinischen Gottheiten als Sitzplatz dient. Z.
hält sie für Hercules {Ercole imberbe, tiudo fuori
della leonina che posta siiUa spalla e ml bracclo d.
in modo che uita parle ne cada liingu la schiena,
rallra reitga a cuoprire la coscia d. esso sla alla s.
di Minerva in luogo alqiianto basso. la persona pie-
gata inanzi il ginoccliio d. piegalo a (jiicslo piede
posato in luogo piü allo dell' altro coinc ein monta
per gradini. la m. s. nascosta dietro la schiena il
braccio d. appogiato su questa coscia e nella mano
una ckwa applicala alT omero. egli e tedttio di pro-
filo allo d. menlre guarda verso Minerva). B. und
C. hingegen stellen nur einen Mann mit der Chla-
mys über der linken Schulter dar. C. lässt über
der linken Achsel eiu rundes Fragment sehen,
welches sehr wohl einen Hut darstellen kann.
Nach C. und T. hat er nicht eine Keule, sondern
einen oben abgebrochenen Stab iu der rechten
Hand, welcher nach T. am ehesten ein caduceus
sein kann. Wir werden also wohl niciit fehl gehen,
wenn wir in dieser Figur M er cur sehen.
Der Knabe links von dem Adler, der zu Juppi-
ters Fülsen sitzt, istauf B. und C. richtig gezeichnet,
er ist nackt und ohne Attribute. Z. schreibt von
ihm: alla d. dcll' aqiiila ed avanti i piedi di Giimone
sta Mercurio senza azione o aliribuü, il braccio d.
pendenle al ßanco, la mano alla coscia, la s. vicina
al venire e chiusa. egli d una fignra piiiltoslo gj-ossa
senz-a carattere e poco terminala e potrebbe prendersi
ancora per Ganimede , sc non fosse che la presenza
di Mercurio sewbri di rarhiedersi in ipicsla radunanza
di dei. Die Deutung des Knaben als Mercur ist,
wenn unsere Erklärung der vorherbesprochenen Ge-
stalt richtig ist, unhaltbar; aul'serdem scheint mir
die Darstellung des Gottes als Kind in diesem Zu-
sammenhange unpassend. B. erkennt in dem Knaben,
wohl hauptsächlich durch die Nähe des Adlers be-
stimmt, Ganymedes, dessen Anwesenheit jedoch der
ernsten Würde der Compositiou nicht angemessen
wäre; Cavedoni '") glaubt in ihm luventas zu er-
kennen, indem er einige Münzen des Marc Aurel
anführt""), auf denen ein Jüngling in kurzem Ge-
wände mit einem Zweige in der Hand neben einer
Trophäe zu sehen ist, dabei die Umschrift luventas
S. C. Doch kann der Jüngling unmöglich die dea
luventas^'), welche auf anderen Münzen desselben
Kaisers als Frau ") erscheint, selbst vorstellen; viel-
leicht ist es der Kaiser als princcps iuveniulis. Es
scheint misslich, noch eine Deutung zu versuchen,
doch möge meine Vermuthung hier Platz finden,
dass der Knabe nicht eine Gottheit, souderu der
durch die Einführung der Penaten") in Italien be-
rühmte Stammvater der Cäsaren'^), lulus ist. Er
erscheint in der Grüudungssage immer als der
schöne"), unbärtige") Knabe und da er, wie die
heranwachsenden Jünglinge Hberhaui)t*'), ein Schütz-
ling des Juppiter") war, so könnte man in ihm
einen passenden Vertreter des von den capitolini-
") Im Bulletino 1852 S. 158. ^
=") F.ckljfl duclr. num. VII 4ä.
-') Augiistin. de civ. dei IV 11.
-') Cohen descriplion des monnaics frappies sous l'emp.
Rom. II S. 534 No. 5(il Anmerk. vgl. S. 5 48 No. 057 und EckUel
a. a. 0.
^'j Felix terra tuos cepil, Jule, deos Prop. IV 1, 48. Lucan.
IX 993.
") Cass. Diu XLI 34, ->, XLIII 43, •>. Suet. Cacs. 81. Ovid.
Met. XV 4i7.
") Vii-s. Aen. V 570, IX 293. Ovid. Met. XIV 538. Heroid.
VI! 77, 83.
2«; Virg. Aen. V 54B, X 133.
") I'estus s. V. pullus S. "JII.
") Dion. Hai. II b. Virg. Aen. VII 1 Iti.
1*
sehen Göttern beschützten römischen Volkes sehen.
Die Lima, welche ihren Wagen, der mit einem
Pferde bespannt ist, von der Mittelgruppe hinweg
nach links lenkt, hält mit der Rechten die Zügel
{B. C. T. Z.). Der linke Arm, um welchen das
bogenförmig über dem Kopfe tiatternde Gewand ge-
schlungen ist, ist nicht wie bei B. rechtwinklig ge-
hoben, sondern wie auf C. nach dem Rande des
Wagenkorbes gesenkt (T). In der Gruppe der drei
Schmiedenden in der linken Ecke des Giebelfeldes
trägt die Mitteltigur, was bei C. übersehen ist, einen
pileus, der rechts stehende Cyclop ist, wie es scheint,
(T.), unbärtig, der links stehende hat den Hammer
erhoben, doch innerhalb des Giebelgeisons, während
er bei C. etwas darüber hinausragt.
Von rechts fährt Sol mit einem Zweigespann
der Göttergruppe entgegen. Zwischen seinem Wagen
und dem Adler stehen zwei Gestalten, welche auf
C. wie es scheint im Geschlecht vertauscht und auch
sonst nicht richtig aufgcfasst sind. Dem Wagen
zunächst nämlich steht auf C. eine huigbekleidete
w eibliche Figur, neben ihr ein scheinbar ganz nackter
Mann, doch ist gerade hier das Papier der Zeich-
nung beschädigt. Z. sagt von der Figur zunächst
am Sonneuwagen: Esculapio sollanto il petto nndo
lu d. appoggiala siil bastone serpenticinlo , und T.
gibt au, dass die linke Schulter und der Unter-
körper vom Mantel bedeckt sind und unter die rechte
Achsel ein langer Stab gestützt ist, welcher am un-
teren Ende eine Schlaugenwindung zeigt, neben
demselben hängt der rechte Arm lang herab. B.
irrt also insofern, als er dem Aesculap einen nur
bis zur Hüfte reichenden Stock gibt.
Nicht ganz gleich lauten die Angaben über die
zwischen Aesculap und dem Adler stehende Frau.
Z. schreibt: Entlienia o cpiole allra sia la dca, vcs-
lita di Innica e peplo rhi: trontsi alla s. delC
mpiila uratiii le (jcnnbc di Mi/wird . ella porta siil
braccio s. im cormicopia die potrcbbe prvndersi ancora
per mia data . il braccio d. e slalo omesso dullo
scullore . titfta la ßyura e poco piü che abozzata. T.
bemerkt, dass der rechte .\rm nicht sichtbar, der
Hinterkopl verhüllt und das .VUrilmt in der
Linken einer Fackel ähnlich iNt. Diese beiden
letzten Angaben, denen B. fälschlich widerspricht,
da diese Figur mit freiem Haupthaar, Perlenhals-
band und kuizem Sccpter dargestellt ist, veranlassen
mich, wenigstens versuchsweise neben den Benen-
nungen Euthenia nud Salus eine neue Deutung
zu geben. Zu Füfsen der Minerva gestellt und durch
das verschleierte Hinterhaupt wüe durch die Fackel
charakterisirt, scheint diese Figur die Vesta darzu-
stellen. So finden wir die ..greise Vesta"") mit
verhülltem Hintcrko]ife, ndt einer Lam|ie oder
Fackel "j auf Münzen und sie, die Hüterin des
Herdfeuers, welches der Mittelpunkt jeder mensch-
lichen Ansiedelung und somit auch die nothwcndige
Bedingung des staatlichen Lebens ist, welche durch
das Symbol des ewigen Feuers die ewige Dauer
des Staates verbürgt, wurde nicht nur zu Alba mit
Juppiter 0. M., Minerva und Juno gemeinschaftlich ^')
verehrt, sondern zu Rom selbst stand das Feuer
der Vesta unmittelbar unter dem Schutze der Mi-
nerva ■").
In der aus drei Figuren bestehenden Gruppe
in der rechten Ecke des Giebelfeldes glaubt Z.
Venus, Amor mit der Fackel und vielleicht Mars zu
erkennen. B. zeigt die am meisten nach rechts
stehende Figur mit rückwärts gewendetem Kopfe
und einem bandähnlichen Dinge in den Händen;
ebensowenig ist die Thätigkeit der sitzenden Mittel-
figur und des mit dem Rücken dem Beschauer zu-
gewendeten Mannes zur Linken erkennbar, so dass
Brunn auf jede Erklärung verzichtet, während Ca-
vedoui "") eine höchst seltsame Deutung auf einen
sitzenden Terminus gibt, den zwei Männer verge-
bens fortzuziehen versuchen. Hier bietet C. das
Richtige, wie T. unijedingt bestätigt. Ganz genau
der Gruppe links entsprechend, sehen wir hier drei
'*) Virg. Aen. V 744. Martlül. 1 71, 3. Klausen Aeneas und
die I'enalen S. 626.
'") Gnievius thesnurus ant. Rom. V 630, b'.Vi. Grsncr lamiism.
ani. imper. Rom. tub. .XX.KVl 14, 3.'i. Vesta mit veili iillleui
Hinterkopfe stellend eine Lampe in der Hand; Hasche Lexi-
con univ. rei iiumar. veter. 111 2, 419 Vesta manu geatat
facem^ ut notam aeterni irjnis.
" Orelli inscr. l'i'Ji. Knniiis Anna), v. 63 ed. Valilen nennt
Vesta ziviseben Juno und Minerva. Mit Juppiter zusammen wird sie
als perpetuorum cuslos iynium angerufen; vgl. Liv. V 52, 14.
") Ovid. Trist. III 1, 29. I'ropert. IV 4, 45.
"j Bullelino 1852 S. Ij8.
Schmiedende. Der Mittlere sitzt so, dnss er den
Auibos zwiselien den Schenkeln hat, der znr liech-
ten hat eben niedergeschlagen, was allerdings niclit
ganz deutlich auf C. zu erkennen ist, der zur Rech-
ten schwingt den Haninier, doch kommt derselbe
jiach T. nicht über seiner linken Schulter ( ß), sondern
über dem Haupte des Sitzenden zum Vorschein.
Auf der Spitze des Giebels steht das Vierge-
spann des J uppiter, welches zuerst aus gebrannter
Erde von etruskischen Künstlern in Veji gearbeitete^),
später durch ein wahrscheinlich ehernes ") von den
um die Ausschmückung des Tempels hochverdienten
Ogulniern ersetzt wurde. Auf den Ecken erscheinen
nicht die Adler, welche Tacitus'") beim Brande des
zweiten Tempels erwähnt und welche von Vespa-
sian, als er den dritten Tempel baute, erneuert
wurden, sondern zwei Zweigespanne, wie sie auf
dem obenerwähnten") Silber-Medaillon vom Jahre
82 n. Chr., welches den von Domitian wiederher-
gestellten Tempel zur Anschauung bringt, zu sehen
sind.
Nachdem wir somit den (üfbcl des Capitolini-
schen Juppitertempels nach Maafsgabe des Reliefs im
Conservatorenpalaste [B.) kennen gelernt haben, wen-
den wir uns zur Betrachtung desjenigen Reliefs, wel-
ches bisher nur durch die Zeicliuuug beiPiraucsi, della
magnißceuza ed architetiura de Romanip. CÄCVIII^")
[P.) bekannt war. No. löii der Coburger Zeich-
nungen ( C), welche auf Tafel 57 wiedergegeben ist,
bietet eine in wesentlichen Punkten genauere Copie
dieses Reliefs, welches Piranesi gemals seiner dem
Stiche beigeschriebenen Angabe „Ex schemate veteris
anaglyphi, qnod adsercalur in bibliothera Valicana"
nicht nach dem Originale abbilden liel's; ob dieses
überhaupt noch irgendwo existirt, ist zweifelhaft.
Ganz ähnlich wie auf B. sehen wir auf diesem
Relief Juppiter auf einer erhabenen Basis zwischen
Juno und Minerva thronen. Jupi)iter auf einem
^') Plut. Popl. 13. Feslus s. v. lialumena porla S. 27 4.
Servius zu Virg. Aen. VII 188.
'^) Liv. X 'i'i, 12 aenea in Capitolio limlna et trium men-
sarum argentea vasa in cella lovis lonemque in culmine cum
quadriga posuerunt. ßeclier Handb. d. r'uin. Allerlh. 1 398.
^') histor. 111 71.
^') Vgl. .\DmerkuLg 9.
^*) Hiernach bei Müller-Wieseler Denkin. a. Kunst I! 2, 13.
Sessel mit hoher Rücklehne sitzend ist nach P. bärtig,
während er auf C. bei sehr undeutlichen Gesichts-
zügen doch Hartlosigkeit und überhaupt sehr schlanke
Körperformell erkennen lässt. Mit der Linken stützt
er das Scepter auf, die Rechte ruht auf dem rechten
Oberschenkel, welcher von dem Mantel bedeckt ist,
dessen Zipfel" auch über der linken Schulter sichtbar
ist. Beide Göttinnen neben ilini sind mit einem ge-
gürteten Chiton bekleidet, mit einer Stephane ge-
schmückt und haben das Hinterhaupt mit einem
Schleier verhüllt. Juno zur Linken Juppiters trägt
ein Seeptei, die Lehne ihres Thrones ist nicht recht
sichtbar. Minerva auf der anderen Seite, weder
durch Acgis noch durch Helm gekennzeichnet, senkt
die rechten Hand zum Knie nieder und stützt den
linken Unterarm auf die Seiteulehne des Sessels.
Zu Fülseu Juppiters sitzt ein Adler mit ausgebrei-
teten Flügeln seinen Kopf dem Zweigespann des
Sol zugewendet, welcher von links heranfährt, indem
er mit der Linken die Rosse lenkt. Luna, wie Sol
von einem Bogen des flatternden Gewandes über-
spannt, führt von rechts auf die Mittelgruppe zu.
Sie lenkt nicht, wie P. angibt, ein einziges Pferd,
sondern ebenfalls ein Zweigespann, an dessen Brust-
gurten Halbmonde zu sehen sind. Hinter dem Ge-
spanne der Luna sieht man bei P. einen Manu in
kauernder Stellung neben einem Baumstamme, der
ihn mit seinen Zweigen überschattet. An Stelle
dieser unerklärlichen Darstellung zeigt B. eine durch
ein halbes Gewölbe angetleutete Schmiede, in wel-
cher der Schmied hinter dem Ambos sitzend mit
erhobener Rechten den Hammer schwingt. Diesem
entsprechend sitzt am linken Ende des hier durch
einen Bruch verstümmelten Reliefs eine Figur iu
gleicher Haltung, welche man auch bei P., wenn
man das Pendant dazu kennt, als einen sitzenden
Schmied deuten kann. In der rechten Ecke des
Giebelfeldes liegt auf den rechten Arm gestützt mit
übereiuandergeschlagenen Beinen ein ^\'assergott,
nicht durch Attribute, aber durch seine Stellung
cliarakterisirt.
Auf der Spitze des Giebels sieht man wie auf B.
die Reste des Viergespanns des Juppiter; rechts
von demselben abwärts zunächst eine lan"bekleidete
Frauengestalt mit einer Lanze in der Rechten. Ne-
ben dieser stellt mit Helm und aufgestütztem Speere,
ein Scbwert in der Linken haltend, die Cblamys
über die linke Schulter geworfen, sonst unbekleidet,
ein Krieger, vermuthlich Mars. Unten an der rechten
Ecke erseheint eine weibliche Figur auf einem
Zweigespann und zwar stehend und nach vorn
blickend, nicht, wie sie auf /'. dargestellt ist, sitzend,
den Kücken halb den Pferden -zugekehrt, das rechte
Bein über das linke geschlagen. Auch an den Gurten
dieser Pferde sind Halbmonde als Verzierung au-
gebracht. Auf der linken Abdachung zeigen sich
die Reste einer nicht weit von der Quadriga stehen-
den Statue mit langem Gewände. Von der rechten
Ecke des Giebels au lässt uns F. ein .Stück der
Seitenwand des Tempels sehen. Es zeigen sich da-
selbst vier Säulen corinthischer Ordnung und die
Köpfe von zwei in der Unterhaltung begriifenen
Römern. C. gibt nur das Giebelfeld mit dem sta-
tuarischen Schmucke auf dem Dache, liisst aber
alles Andere weg, doch beweist die eben angestellte
Vergleichuug die gröfsere Genauigkeit von C.
Zunächst wird nunmehr gewiss jedes Bedenken'")
darüber gehoben sein, ob B. und P. wirklich Copien
von ein und derselben Giebelgruppe seien, oder nicht.
Es wird vielmehr trotz der Abweichungen in Einzel-
heiten zugestanden werden müssen, dass beide Re-
liefs den vierten von Domitian dem Juppitcr Capi-
tolinus erbauten Tempel darstellen. B. gibt die
Giebelgruppe in ihrem Figurenreichthum genauer
wieder als P., jedoch so, dass auch dieses Relief,
abgesehen von den zwei Bildsäulen auf dem Dache,
eine Ergänzung des ersteren liefert. Denn der auf
P. in der rechten Ecke liegende Wassergott muss,
da der Verfertiger des Reliefs sich gewiss keine
selbstständigen Zusätze erlaubte, ganz entsprechend
den abschliessenden Figuren in vielen Giebelgruppen
griechischer Tempel, welche zu Domitians Zeit in
Rom bekannt waren, als in dem Giebel des Tempels
ebenfalls vorhanden angenommen werden. Am ent-
gegengesetzten Ende sei, meint Brunn, als Pendant
zu dieser Figur, die er lür Tiber hält, wolil eine
Personification des collis cnpitolinus zu denken. Wir
"} S. liunsen Beschreih. Roms III ) S. 112.
O^'
kommen auf diese Figuren weiter unten noch ein-
mal zurück.
Die Mittelgruppe der drei ruhig thronenden
Gottheiten stimmt bei B. und P. im Wesentlichen
überein, doch ist B. genauer in der Wiedergabe der
Kleidung und Attribute der Götter. Die drei Fi-
guren zwischen dem Adler und den beiden Wagen
hat P. weggelassen und die ursprüngliche Stellung
vou Si)l und Lima geändert; denn da der Tempel
mit seiner Front nach Süden gerichtet war^"), so
kam Sol jedenfalls vou rechts gefahren, während
Luna nach links hinabfuhr, wie auf B. Dass beide
sich entgegenfuhreu, scheint nach Vergleichung vieler
ähnlicher Darstellungen*') nicht glaublich. Wir
müssen also auch hierin B. folgen, wenngleich
wir die ungeschickte Art, wie er das Pferd der
Luna hinter dem Cyclopen verschwinden lässt, nur
auf Rechnung des nachbildenden Künstlers setzen
dürfen, wie wir gewiss auch ein Viergespann
des Sol und ein Zweigespann der Luna im Original
annehmen müssen.
Bei der Darstellung der Schmieden sind uns
die vollständigen Gruppen von je drei am Ambos
arbeitenden Männern nur auf B. erhalteu; auf den
obenerwähnten Broncen Vespasians begnügte sich
der Stenipelschneider mit je zwei**); der Bildhauer
des Reliefs P. endlich hielt einen einzigen für aus-
reichend, um dem riiniischen Beschauer die wohl-
bekannten Gruppen ins Gedäehtniss zu rufen.
Wenn wir nun die Giebelgruppe als Ganzes
überblicken und sie prüfen nach Waatsgabe von
Bröudstedts Worten*"), dass durch die Art der Ver-
zierung ..der Stirne des geweihten Gebäudes ein be-
stimmter, sogleich erkennbarer Charakter, das Ge-
präge und das Wappen des inwohnenden Gottes
aufgedrückt werden soll," so linden wir hier zwar
mcf\t die geistvolle Compositiou eines gncc^igßiuui
><■* M ■ ■
' ") Canina indicazione topografica di Roma antica S. liOfl.
"j Vgl. Annali d. J. XIX 18i7 Tav. d'ar/g. Q. lierichle
Jcr Sachs. Gts. d. W. pbilul.-liisl. Ci. 1849 Tuf. IV 1. Rauul-Ro-
cliolle mon. inid. t I.XXII. S. Hiiiloli lucerne II '.I. 0. Jjlin
arcli. Beilr. S. 8,5.
") Dass die zwei, nach Donaldsoii mit eiuer mechaDischen Thä-
tigkeit hcscliäftigten Männer sclnnicdeu, wird durch ihre llallnng,
wie durch die analogen üarslelluogen unzweifelhaft.
«") Heise in Griechenland II S. 160.
Kjinstlpvs, (Ipi- uns eiue ausgezeichnete, segensreiche
That des den Tempel bewohnenden Gottes in einer
lebensvollen Grniipe handelnder und vdll Theiinahuie
/Aischauender Gestalten vor Augen fuhrt, sondern
die Figuren werden mehr durch den llainucn äusser-
licher Syninictrie zusauiuicugehalten; dennoch fehlt
unserer Giebelgruppe der einheitliche Gedanke nicht.
Juppiter, welcher in der königliche Ehre, Sieg
und ewige Wohlfahrt Roms ") bedeutenden Quadriga
als Triumphator '") über die Feinde des üeichs oben
auf der Spitze des Giebels erscheint, sitzt im Mit-
telpunkte der Gruppe auf seinem Throne als das
ideale Oberhaupt des Staates; der lilitzstrahl, das
Symbol seiner Macht, ruht in seinem Schoolse.
Neben ihm thront Juno Hegina, die Schutzgöttin der
Städte"'), welche besonders zu Koni über die Un-
versehrtheit des Staates wacht. Auf der andern
Seite sitzt Minerva, welche den Laudmann in der
Frühe durch den Hahn zur Arbeit weckt und mit
der Trompete zu Jagd und Krieg die Männer wach
ruft, die nicht nur der häusliciien Arbeit der Frauen
vorsteht, sondern aucii d;is Hauswesen des Staates
leitet und gerade zu Kom als Stadtbeschützerin '')
erscheint. Diesen drei Sehntzgoftheiten wurde im
Jahre 217 v. Chr. bei Annäherung Hannibals ge-
opfert, um ihren Beistand gegen die Schaaren der
Feinde zu erlangen.
Neben Minerva steht zu rascher Ausführung
jedes Befehls bereit Jlcrcurius, den cacliireus in der
Hand. Wir haben ihn einfach als den Boten") des
höchsten Gottes anzusehen.
Zu Füfsen der drei Schutzgötter Roms steht
zunächst dem Adler, dem geflügelten Diener Jnppi-
ters, Vesta mit der Fackel zur Andeutung des hei-
ligen, nnauslüschbareu Feueis"), welclics als Un-
terpfand der Unzerstorbarkeit des Staates erhnlten
wird von den Vestnlinncn, deren Jungfräulichkeit
das Bild unversehrter Häuslichkeit ist. Ihr oiiferten
**) Dionys. Hai. 11 34. l'lut. linm. -"..
*») Liv. V 23. Preller röm. Mylliol. S. •>{)j.
") Preller a. a. 0. S. 248 Anm. 2 u. 4.
^') te, custos urbis, Minerua Cic. pro duni. 57, l't'i. de
Legg. II 17, 42. ad Fam. Xll 2,"), I.
*^) magni lovis et deorum Nuntium Hur. caiin. 1 10, 5.
Virg. Aen. IV 35fi. Macrob. Salurn. I 12, 20.
•"'} Plul, Numa c. 9.
bei ihrem Andsantritt Consuln und Prätoren ^°), da
sie nicht nur die Hausgenossen um den Heerd, deu
MitUlpuid<t des Familienlebens, zusammenhält, son-
dern auch für die Staatsgemeinschaft gevvissermaafseu
das Centi'um ■''') bildet. Neben ihr steht Aesculap,
der, wie er bei seiner Uebersiedelung nach Rom
46.') V. Chr. das Aufhören der damals seit drei
Jahren wiithcnden Test veranlasst haben soll ^^), das
leibliche Wohlergehen der Bürger auch fcrncrirni
schützte.
Auf der anderen Seite des Adlers steht Julus
als Repräsentant des rönnschen Volkes, welchem
vor Allen der wohlthätige Schutz Juppiters zuge-
wendet ist. Hiernach ist in der Mittelgruppe das
schützende Walten der drei mächtigen Gottheiten
über ihr irdisches Reich ausgedrückt, in welchem
sie den Sinn für unbefleckte Häuslichkeit wach und
die Gefahren schlimmer Krankheiten fern halten.
Jedenfalls werden wir, wenn auch die Zahl der zur
Seite des Adlers dargestellten Götter grölser war,
als die uns erhaltene Nachbildung zeigt, und wenn
auch uusere Deutung nicht jeden Zweifel ausschliefst,
doch an dieser Stelle niedere Gottheiten zu suchen
haben, welche auf die Menschheit einen besonders
segensreichen Einfluss ausüben.
Sol und Luna, welche als ..ewig waltend"^')
im Gebete für das Heil des Reichs angerufen wurden,
umgeben hier, wie am Throne des Juppiter zu
Olympia, die Götter. Sie, deren unwandelbar regel-
mälsiges Kommen und Gehen die Ordnung der Welt
sichert und erhält, sind die Bilder der Ewigkeit
und Gesetzmäfsigkeit °*) im Laufe der natürlichen
Weltordnung und sie verbürgen zugleich die Dauer
der römischen Herrschaft unter dem Schutze der
ca]atolinischen Gottheiten. Wohl denkbar ist es,
dass in dem (igurenreicheren Original den Gespan-
nen von Sul und Luua die Dioskuren ^^) beigesellt
waren, wie Brunn vermuthet.
^°) Cic. de hanisp. resp. Vi 12.
^') Niebubr röm. Gesch. I Anm. '.135.
"' Liv. X 47, periocha I. XI. (Ivid. Met. XV (i22 ff. Valer.
Max. 1 8.
") Orelli inscr. 1926— 1929. Preller rüm. Mytii. S. 290.
^*) Hör. carm. saec. v. 9 fr.; vgl. Haotil-itucheUe Mon med.
S 397.
^') A. a. 0. S. 291. .labn arcb. Beilr. .S. S^f.; ebenso sind
Aufserlialb der durcli die Wagen von Sol und
Lima abgesclilossenen Göttergruppe, also durch ein
sichtbares Blerkmal von der höheren Sphäre der
Gottheiten des Himmels getrennt, erblicken wir die
zwei Schmieden. Um die richtige Deutung derselben
zu linden, müssen wir sie im Zusammenhange mit
den beiden liegenden Figuren betracliten, von denen
wir oben gesehen haben, dass wir sie nach Maafs-
gabe von P. im Original anzunehmen haben. In der
rechten Ecke liegt ein Wassergott, wie wir ihn
auf verschiedenen Münzen und Gemmen, deren Zu-
sammenhang mit der capitolinischen Giebelgruppe
0. Jahn nachgewiesen hat "), ebenfalls linden. Auf
denselben entspricht dieser Wassergottheit die Ge-
stalt der hingelagerten Tellus. Diese also w'erden
wir in der linken Ecke des Giebels annehmen
müssen, gerade so wie wir auf dem Relief der Villa
Medici, welches das Parisurtheil darstellt''), t^en
Juppiter mit Adler und Blitzstrahl zwischen Sol und
Luna thronen sehen über einem liegenden Seegott,
der durch das Steuerruder charakterisirt ist, und
über der sitzenden Tellus, an welche ein Flussgott
sich anlehnt. Gibt man die Richtigkeit dieser An-
nahme zu, so lässt sich auch eine passende Deutung
der Schmieden finden. Zunächst ist klar, dass wir
nicht an die Verfertigung der Blitze für Juppiter
denken dürfen; denn einerseits ist derselbe nicht als
strafender, rächender Gott dargestellt, anderseits
dürfen wir hier nicht die Darstellung einer vorübei'-
auC einem liclief in dem neubegriindelen Museum der Sapienza in
Hom die drei capilolinischen (jolllieiten in einem Fasliginm thro-
nend dargestellt, in beiden Ecken die Köpfe der Dioskuren mit
spitzen Mützen, wie mir F. Matz aus seinen Aufzeichnungen mitlheill.
^') Arch. Beitr. S. 8fi. Bronze-Münze ?on Nikäa unter der
Regierung von Antoninus Pius geschlagen, Mionnet descrlpt., Sup-
plem. T. V No. 78. Müller-Wieseler Denkm. a. K. II 2, VO. Per-
gamenische Münze, Gotha numaria auctore Liebe S 4y8.
gehenden ThUtigkeit, sondern einer beständig und
gleichmäfsig wirkenden Kraft suchen. Da wir nun
bereits die Bilder des Wassers und der Erde ge-
funden haben, so dürfen wir wohl kein Bedenken
tragen, in den Schmieden eine Verkörperung des
unermüdlich wirksamen Feuers^") als Element
zu erkennen. Die AViederholung ist nur decorativ"\
Von den Elementen fehlt demnach nur die Luft.
Vergleichen wir nun noch die Darstellung auf einer
Lampe, auf welcher ebenfalls die capitolinischen
Gottheiten "") über einem Wasseigott mit der Urne
eingeschlossen von Sol und Luna, thronend darge-
stellt sind, während oben zu beiden Seiten ein die
Muscheltrompete blasender Windgott gebildet ist,
so liegt die Vermuthung nahe, dass zwei Wind-
götter auch in der Giebelgruppe ihre Stelle ge-
funden hatten"). Es sind demnach die capitoli-
nischen Götter, die den römischen Staat beherrschen
und beschirmen, dargestellt als Lenker der in den
vier Elementen verkörperten Welt.
Gotha. Ernst Schulze.
") 0. Jahn Berichte der sächs. Ges. d. Wiss. philol.-hist. Cl.
1849 S. 5r> — 69 Taf. IV. — Die drei capitolinischen Gottheiten
über der hingeiagerlen Tellus und dem Coelus mit bogenförmig
flatterndem Gewände sehen wir auch auf einem Sarkophage von
Amain bei Gerhard ant. Bildw. 118.
^') Das kraftige Arbeiten der Cyclopen bezeichnet also die rast-
lose Thatigkeit des tlements, des äxciiinTOi' Tivn Homers, vgl. in-
genium velox Uli moiusque perennis Lucil. iun. Aetna 212.
") Vgl. Theoer. idyll. XV 124.
^°) S. Bartoli lucern. II 9. Dass der Töpfer die Giebelgruppe
des Juppitertempels nachahmen wollte, geht mit Sicherheit daraus
hervor, dass er die Minerva genau so, wie das Helief B. zeigt, nach
dem Helm greifen lässt. Vgl. Beger thesaur. Brandenb. 111 S. 439
lit. H.
") Auch auf dem Sarkophagrelief, welches den Sturz des Phae-
thon darstellt, sehen wir ausser der Personification von Meer und
Land in der Hohe die Ueberreste von zwei gellngellen Luftgotlheiten.
Clarac rtms. de sc. II PI. 210 No. 732. Winckelraann Mon. ined.
I 43.
DER TEMPEL DES HERCULES
(Hierzu T
Dass es zu Rom zwei Tempel des Hercules
Victor gab, von denen der eine an der porta_.Jri^,.
(jcm'ma^A&{ andere auf dem forum boaiinm stand,
berichtet Macrobius '). Ebenso bezeugt Plutarch •),
dass dieser Heros, welchem in Koni an zahlreichen
Stellen unbedeutende Altäre erriclitet waren, zwei
berühmte Cultusstätten hatte. Lange jedoch ist es
zweifelhaft gewesen, ob noch ein dritter Tempel des
Hercules in derselben Gegend anzunehmen sei, oder
nicht. Da Livius ') einen Kundterapel des Hercules
auf dem forum boarium nahe bei dem Heiligthume
der Pudicitia erwähnt und aulserdem der grotse
Altar des Hercules am circiis maximus, dessen Grün-
dung bis auf Evander ,zurUckgeftUirt wurde, mehr-
fach genannt wird *), so war allerdings, jenen Tempel
an der porla Iriyemaia mitgerechnet, die Annahme
von drei Heiligthüniern des Hercules auf und am
forum boarium uuabwei.slich, bis de Kossi in seinem
vortrefflichen Aufsatze deW ara massima e del lempio
d' Ercole nel foro bourio ') die räumliche Vereini-
gung der beiden letztgenannten Hciligthümer nach-
wies. Gestützt auf Nachrichten italienischer Ge-
lehrter vom Ende des XV. und Anfang des XVI.
Jahrhunderts legt de Rossi dar, dass der von Livius
erwähnte Rundtempel hinter der Kirche S. jAIaria in
Cosmedin nahe an den corceres des circus nuiximus
lag. Hier wurden zahlreiche Weihiuschriften mit
den Worten Herculi invicfo und Hercnli vicfori und
eine Broncestatue desselben Heros gefunden "). Er
•) Saturn. III 6, 1 0 liomae autem Vicloris Herculis aedes
duae sunt, una ad portam trigeminam, altera in foro boario.
') Quaest. lioin. LX ..-//« li, övuTv ßwfjüiv 'itQnxl.^ovg
öi'TOJV ov fnreiXtiiißärouai ywai^xte ovä( ytvovTcti luiv (n'i
TOÜ fifC^ovoi 1) un^i f'i'ujf
') X 'i'i Insii/nem supplicailonem fecit certamen in sa-
cello PudU'itlae pa'ru'iae, quae in foro boario est ad aedeiii
TotundaTii Merculls, inier tnaironas ortum,
') Servius zu Virg. Aen. VIII 271 Ingens enim est ara Her-
culis, sicut videmus Iwdieque posi ianuas circi Marlmi. Tüc.
ann. XV 41 Magna ara fanumgue, quae praesenti Herculi
Areas Evander sacraveral.
^) Monuvienti annali e bulletini pubbl. daW Inst, di corr.
arch. 1854 S. 28—38.
«) de Rossi a. a. 0. S. 30 Anin. 7.
Arclinolog. Ztg., Juhrgting X.\X.
AN DER PORTA TRIGE.MINA
af. 58).
stand also auf dem geweihten Bezirke der von
Evander gegründeten am maxima, denn dieser baute
keinen Tempel, sondern legte nur ein fumun, con-
saeplum oder z£/.i£vog an '). Als Erbauer ist M. Oc-
tavius Herrenus") anzusehen, wie daraus licrvorgelit,
dass derselbe von seinem durch Handel erworbenen
Vermögen den Zehnten dem Hercules weihte, was
immer an der ara maxima'') geschah; bestätigt wird
diese Ansicht durch den Anfang des Panegjricus
des Mamertinus auf Diocletiau und Maximian. Wir
dürfen also den Octavius nicht mit Becker '") als
den Gründer des an der porla Irigemina gelegenen
Herculestempels ansehen. Jener Rundtempel an der
ara maxima ging nach Tacitus' Augabc im Neroni-
schen Brande zu Grunde. Es wurde also jedenfalls
au derselben Stelle ein gleicher erbaut. Vor diesem
brachte der praclor urbanus jährlich ein Opfer, wie
die zahlreichen dem 2. — 4. Jahrhundert n. Chr. au-
gehörigen Inschriften "j beweisen; derselbe stand
noch am Ende des XV. Jahrhunderts und von ihm
theilt de Rossi aus cod. Vatic. 34.3ii eine Zeich-
nung mit.
Der zweite Tempel des Hercules Victor stand an
der porla irigemina. Hier stand zuerst nur ein vom
Hercules dem lupiter itwentor zum Dank für die Auf-
findung der von Cacus geraubten Rinder errichteter
Altar. Dionysius von Halicarnass fährt, nachdem er
die Erschlagung des Cacus und die Zerstörung sei-
ner Höhle durch Hercules erzählt hat, so fort:
ayviaag de kü noTOfic^ xov (/6vov idqvatai nXr^alov
xnv T 6 71 0 0 Jihg, EvQiaiov ßcofiov. ng ean zr^g
Ptöfirjg nagti rfj zQidvftq) n iilrj ^''). Die Höhle
des Cacus lag nämlich noch Solin. a. a. 0. an dem
') Tue. ann. XV 41. Solin. ed. Salinas. Paris 102<l S. 2. Strab. V3.
") IHasurius ßabinus memorabil. II liei Macroli. Saliirn. III
ti, II.
') l'lul. quaest. Human. .Will. DioniS. Ilal. aniq. I Kl.
'"J llandbiirb der rüm. Alteitb. I 476. Anm. "HU.
") de Uossi S. 3.5 Anm. I.
") Ebenso unterscheiden Sidin. a. a. 0. und Ovid. Käst. I, .581 IT.
zwei nacb AiifliDdung der iiinder gegründete Altare. Prop. V 'J,
t)7 — 68 und Virg. Aen. VIII 271 sprechen nur von der ara maxima
und lassen nicht Evander, sondern Hercules selbst diese gründen.
2
10
Orte, cui Salinae nameu est. vbi trigemina nunc porta.
Hier also wurde später dem Hercules ein Temjiel
errichtet. Als Erbauer dieses Teuipels den L. Mum-
mius anzuneliiiien, welcher allerdings nach Einnahme
von Corinth dem Hercules Victor in Folge eines Ge-
lübdes einen Tempel zu Eom errichten liefs, wird
man so lange nicht geneigt sein, als mau keine
Verschleppung der hierauf bezüglichen Inschrift '*),
welche in der Nähe des Lateran aufgefunden wurde,
mit einiger Sicherheit nachweisen kann. Dass An-
toninus Pius für diesen Herculestempel Sorge trug,
hat de Rossi mittelst der Münzen dieses Kaisers
dargethan. Auf der Rückseite der einen vom drit-
ten Consulat des Antoninus ") sehen wir Hercules
mit Löwenffll und Keule, der nach Erlegung des
Cacus, dessen Leichnam und dessen Höhle ebenfalls
sichtbar sind, Einigen der Eingebornen seine Rechte
zum Küssen hinstreckt. Auf einer andern'*) sehen
wir rechts neben einem Altar, auf welchem ein
Feuer brennt, den Hercules, welcher mit der linken
Hand Keule und Löwenfell hält, während er mit
der rechten ein Trankopfer darbringt. Von links
fuhren zwei Diener eine Kuh herbei. Hinter dem
Altar erscheint ein Mann mit einer Lanze (V) uad
ganz im Hintergrunde die Front eines Tempels,
dessen vier Säulen paarweise verbunden einen brei-
ten Eingang freilassen. Darunter steht cos. IUI. —
Die Vermuthung, dass Antoninus Pius selbst der
Gründer dieses auf seineu Münzen vorkommeuden
Tempels gewesen sein könnte, weist de Rossi mit
der Bemerkung zurück, dass das Citat aus Masurius
Sabiuus bei Macrobius zeige, dass dieser Tempel
des Hercules wenigstens schon im ersten Jahrhun-
dert unserer Zeitrechnung gestanden habe. Sehen
wir indess die Stelle des Macrobius näher an, so
kann es nicht zweifelhaft sein, dass zwischen das
Citat aus Varro '") und die den Memorabilia des
Masurius ") entnommenen Worte die Bemerkung,
'') Mjriui Atli e Munumenti dei fratelti Arvali I t. III
S. ."{0 ; ».^1. Canina indicazione topoijr. di lioma ant. S. 88.
'*) Eckhel (iucir. nuin. VII S. 29 — 30.
") Numismata aerea select. e muaeo l^iaano olim Corrario
lab. XVI und A. Matzolpnus commtntaTÜ in num. mus. PIs. S. 41.
"'j Varro divinaruni libro quarto viciorem Ilerculem
putai dictum, quod omne yenua animaiium vicerit.
"j Iluius commenti causam Masurius Sabinus Memora-
dass es zu Rom zwei Tempel des Hercules Victor
gebe (Anui. 1), vom Schriftsteller selbständig und
nicht gerade sehr passend eingeschoben worden sind.
Dass sie nicht dem Werke des Masurius entnommen
sind, geht aus dem folgenden „inquil" uuumstölslich
sicher hervor. Wir haben also kein Zeugniss für das
Vorhandensein des Herculestempels an der porla tri-
gemina aus der Zeit vor Antoninus Pius — einen
Altar daselbst nennt freilich schon Dionysius von Ha-
licarnass — und es steht demnach nichts im Wege,
diesen Kaiser als den Erbauer desselben anzunehmen,
wenngleich es an einem positiven Zeugnisse dafür
mangelt; jedenfalls wendete derselbe, welcher wegen
seiner milden und frommen Siunesart und seiner
Sorge für die Götterverehrung als ein zweiter Numa
Pompilius ' ) angesehen wurde, dem Cultus des Her-
cules besondere Aufmerksamkeit zu.
Einen Herculestempel stellt nun auch ein frag-
mentirtes Relief dar, von welchem sich auf Blatt
No. 88 der Coburger Sammlung ") (abgebildet auf
Taf. 58) eine Zeichnung findet. Das Relief, welches
jetzt nicht mehr vorhanden, oder doch nicht bekannt
ist, befand sich um die Mitte des XVL Jahrhunderts,
wie eine auf der rechten unteren Ecke des Blattes
stehende Bemerkung besagt ad clivTi CapitotiJ edibiis
pricatis'"). Es zeigt uns den oberen Theil eines
Stadtthores, welches von zwei runden Thürmen flan-
kirt wird. Der Schlusssteiu des Thorbogeus ist mit
einem Eberkopfe verziert, während in den Zwickeln
zu beiden Seiten runde und eckige Schilde mit ver-
schiedenartigen Verzierungen, drei Sturmhauben und
ein grolses zweihenkeliges Gefäfs sichtbar sind. Li
bilium libro secundo aVuer exponit. Marcus, inquit, Octa-
vius e. q. s. Die beinahe wörtliche Uebereinsliminung der Be-
inirkung des Servius zu Virg. .\i'ii. VIII 303 sucht Becker Handbuch
der röiii. Allerlh. 1 Anin. 994 dadurch in erklären, dass er anmmiut,
Macrobius und Servius hätten beide aus Sabinus g^chüpft. Eine
Vergleicbung der vielen gleichlautenden Stellen m den Salurnalia von
III 'i, 7 ao mit den entsprechenden Demerkungea in den Commen-
larii des Servius lehrt, dass dieser das Werk des Macrubius be-
nutzt hat.
") lulius Capilulinus im Anlon. I'ius c. 13; vgl. Kabretli in-
scr. X 03 S. 081.
"J No. 30 bei Malz a. a. 0. S. 407.
'"J In der entgegengesetzten Ecke steht dicht am Band:
sis veiauitis arviis
erculis ad postem
aus Hur. epist. I I, 4. 5.
11
der Oeffnung des Thores hängt eine Guirlande, über
welche eine Bucina gelegt ist. Die Tliürme sind
bis zur Höhe der Mauer aus grolsen Quadern ge-
baut, zwischen denen Je zwei Schiel'sscharten ange-
bracht sind. Ueber die Mauer hinaus reicht eine
Brustwehr von kleineren Steinen, welche oben vou
je drei Zinnen , die an dem Thurme rechts noch
vollzählig erhalten sind, gclirönt ist. Drei gleiche
Zinnen stehen auf dem Thorbogen. Dieselben sind,
wie häufig*'), durch einen dachähnlichen, horizontal-
liegenden Stein bedeckt und hier aufserdem mit
einer Fensteröffnung oder Scbielsscharte versehen.
An dem Thurme zur Linken ist noch das obere
Ende einer Tuba zu sehen.
Ueber dem Thore zeigt sicii ein Tempel, dessen
Langseite der Stadt parallel läuft. Die perspecti-
visch dargestellte Vorderseite hat vier canelirte
ionische Säulen, welche in dem breiten mittleren
Intercolumnium die halbgeötfneten Thürflügel sehen
lassen, von denen der eine mit einem Löwenkopfe
geschmückt ist. Im Giebelfeld erblickt man Bogen
und Keule übereinandergelegt. Das Dach ist mit
grofsen Ziegeln oder Platten gedeckt.
^'J Canina archlteltura Romaria lav. III, VIII, X. C. Prumls
nloria delV aniica Torino luv. III.
Derjenige, welcher unter die Zeichnung die
Worte setzte: lemplit He.rculis vicloris ad porla tri-
geinind Macrobius, hatte dabei, wie aus der Bei-
fügung des Schriftstellers hervorzugehen scheint,
wohl keinen positiven Beweis für diese Benennung;
doch hat er sich offenbar nicht geirrt. Denn sobald
man zugibt, dass das Relief einen Tempel der Stadt,
in welcher efe sich befand, darstellt, so führt die
Unwahrscheinlichkeit, dass ein zweiter Hercules-
tempel an einem Stadtthor Roms gelegen habe und
die Vergleichung der oben erwähnten Münze des
Autoninus Pius mit Notiiwendigkeit auf den Tempel
an der porla Irigeinlnu. Wenn dieses Thor, welches
nach dem Eniporium führend gewiss sehr lebhaft
war, drei Thoröftnungen hatte, wie der Name an-
deutet"), so zeigt uns das Relief nur einen Theil
desselben. Der Tempel war ungefähr nach Osten
orientirt, falls seine Lage zur Stadtuiauer, welche
zwischen Tiber und Aventin an jener Stelle von
Osten nach Westen lief, perspectivisch richtig dar-
gestellt ist.
Gotha.
Ernst Schulze.
^J Becker Handbuch der rüm. Alterlh. I IS.S.
SARKOPHAG AUS PATRAS.
(Hierzu Abbildung
Visconti hat mehrfach Gelegenheit genommen,
die Vermuthung auszusprechen , es möchten die
römischen Sarkophage zum grölseren Theil in
Griechenland selbst gearbeitet und fertig nach
Italien gebracht worden sein '). Wenn nun auch
die Angabe richtig ist, dass das Material häufig
aus griechischem Marmor besteht, so wird jener
Vermuthung doch schon durch die einfache That-
sache der Boden entzogen, dass zwischen den
') M. P. Cl. vol. IV. ed. Milauü p. IS: i marmi dl Grecia
in che appariscona (i sarcofagi) per la maggior parte scavati
€ i volti sovenie lasciati rozzl ne' ritratti de' dejunti dan mo-
tivo a co7igetlurare che dalla Grecia stessa si trasportassero
in Roma giä lavorati per enjJorsi venali a cht volesse farne
uso. Vgl. vol. V p. ä6 no. 1. und VII p. 'i'i no. 1.
auf Taf .'',9.)
römischen und den in Griechenland gefundenen Sar-
kopliagcn Unterschiede bestehen, die auch dem
nicht entgehen können, der nur wenige Exemplare
beider Gattungen gesehen liat. Auf sie wurde schon
Gerhard während seines Aufenthaltes in Athen auf-
meriisam, doch unterlieTs er es damals auf diesel-
ben genauer einzugehen, indem er der .\nsiclit war,
dass bei der verhältnissmäfsig geringen Anzahl der
griechischen Monumente dieser Art eine Ver-
gleichung verfrüht sein würde ')•
■^) Gerhard im Arcliiiolugischen Intelligenzhialt Jahrg. IS37
S. 91. Vgl. üenndcirf in den (ireiizbolen von ISti'J no. 7 S. 247.
Gerhard giebt in den Annall ilcli' Insl. von 181)7 p. 130 eine Auf-
zühluug der ihm beliannlen griechischen Sarkophage.
2*
12
Wenn nun aucli seitdem flie Zahl der griechi-
schen Sarkophage nicht sehr gewachsen ist, so lehrt
doch eigentlich jeder neue Fund, dass wir es hier
mit einer sich absichtlich beschränkenden Kunst-
Ubung zu thun haben. Es kann nicht zufällig sein,
dass in dem kleinen Kreise, welchen unsere Beob-
achtung umspannt, gewisse Decorationsweisen auf
das entschiedenste vorherrschen und auch schon
von den figürlichen Darstellungen mehrfache Wieder-
holungen sieh gefunden haben. Danach ist die
Aussicht, dass auf diesem Gebiete noch eine Fülle
unbekannter Motive und Typen zu Tage kommen
werde, die auch nur annähernd eine Vergleichung
mit dem, was uns die römischen Sarkophage bie-
ten, auszuhalten vermöchte, eine geringe. Jeden-
falls aber dürfen wir diesem Umstände die Be-
rechtigung entnehmen, die sich Gerhard noch
nicht zugestand. Eine Zusammenstellung der we-
sentlichen üitferenzpunkte wird aller Wahrschein-
lichkeit nach nicht zu einem Kesultat führen, welches
sich durch spätere Funde als durchaus verfehlt
lierausstellen könnte. Sie scheint mir bei dieser
Gelegenheit, wo wir ein sehr schönes und charak-
teristisches Exemplar eines griechischen Sarkophags
vor uns haben, nicht unpassend und am wenigsten
überflüssig, denn wenn auch die Unterschiede zu
Tage liegen, so glaube ich doch bemerkt zu haben,
dass man sich ihrer nicht immer ganz klar be-
WHisst ist.
^'orausschicken muss ich die Bemerkung, dass
während der römische Sarkophag speciell auf llom
beschränkt ist und schon in den italischen Pro-
vinzen Modilicationen unterliegt, die es leicht
inaclicn einheimische Fabrikate von importirten
stadtrömischen zu unterscheiden, die Form des
griechischen nicht blos im Mutterlande vorkommt,
sondern sich auch in Kleinasien, Syrien, Nordafrika,
GrofsgriechenJand und Sicilien, ja in Massilia und
dem tauiisclicn Chersones tindct. In l!<im gielit
es nur ganz wenige versprengte Exemplare dieser
Gattung, die höchst wahrscheinlich eingeführt sind.
Gehen wir bei der Vergleichung von dem all-
gemeinen Eindruck aus, deji beide Gattungen auf
uns machen, so werden wir nicht umhin können
zuzugestehen, dass der griechische Sarkophag vor
dem römischen den Charakter des ]\Ionumentalea
voraus hat. Was bei den römischen Sarkophagen
zuerst und meist allein auffällt, ist der reiche Ee-
liefschmuck, sei es, dass dieser aus Compositionen
von Figuren, sei es, dass er aus jenen geschwun-
genen Riefeln besteht, die ein eigeiithümlich buntes
durch kräftige Schatten und Lichtvvirkungen ge-
hobenes Linienspiel erzeugen. Bei den griechi-
schen Sarkophagen ist dieser Schmuck durchaus
nichts Nothwendiges, denn viele sind absolut
schmucklos und glatt; wo er vorhanden ist, zeigt
er sich stets als von secundärer Bedeutung. Da-
gegen springt liier die architektonische Gliederung
vor Allem ins Auge. Den eigentlichen Sarkophag-
körper begrenzen oben und unten stark vorladende
kräftig und reich gegliederte Einfassungen und
meist ist auf den Steinbehälter ein schwerer, nach
allen Seiten übergreifender, dachförmiger Deckel
mit bedeutenden Eckakroterien gestürzt. Während
bei den römischen Sarkophagen vorwiegend die
Längenausdehnung ins Auge fällt, macht sich hier
auch die Höhe geltend; das ganze Monument er-
scheint kürzer und massiger. Eine überall scharf
abgekantete, nicht selten ziemlich dicke Platte,
pflegt die Unterlage des Ganzen zu bilden; über
ihr liegt ein reich profllirtcr Leisten, oder an sei-
ner Stelle eine wulstige Guirlande, die aus ganz
dicht zusammengedrückten, schuppenartig über ein-
ander liegenden Blättern besteht. Nicht selten sind
es breitgedrückte, durch Reliefschmuck ausgezeich-
nete Basen, die den Sarkophagkörper mit der
Grundplatte verbinden, so dass er auf Fülsen zu
ruhen scheint: ein Motiv, welches ganz augenschein-
lich aus der Holztechnik in den Stein übertragen
ist. Nach oben pflegt die Profilirung noch reicher
zu sein; hier sind es Astragalenschnüre und Eier-
stäbe, die die Steinlade absehliefsen und selten fehlt
ein lesbisches, stark geschwungenes Kymation.
Von imponirender Mächtigkeit i>flegt der dachför-
mige Deckel zu sein, der vor allem dazu beiträgt,
das Ganze als Analogon eines Tempels ersciieinen
zu lassen.
Bei den römischen Sarkophagen ist auf den
13
Saikoiihagkorper allein alle Sorgfalt venvendet
und siud die Glieder, die diesen hervorheben und
schirmen sollen, ganz ungebührlich vernachlässigt.
An die Stelle der reichen, architektonischen Einfassung
treten schmale schlichte Leisten, die für das Auge so
gut wie gar nicht existiren. Auch der Deckel ist
sehr verkümmert. Die Erhebung des Dachrückens
ist eine ganz unbedeutende und häufig wird das
Dach für den Beschauer absolut verdeckt durch
einen sich vorn in der ganzen Länge desselben
hinziehenden, oft gleichfalls mit ßeliefsclimuck be-
deckten Streifen, den man wohl als den überhöh-
ten Kinnleisteu aufzufassen hat. Die Stelle der
Eckakroterien vertreten meist Masken. Endlich sind
die griechischen Sarkophage, wenn sie überhaupt
Reliefsclimuck haben, ringsum, namentlich auch auf
der Rückseite sculptirt, was bei den römischen Sar-
kophagen höchst selten der Fall ist.
Der eigentliche Grund der so durchaus von
einander abweichenden Bildung beider Klassen liegt
in der verschiedeneu Art der ihnen ursprünglich
zugedachten Art der Aufstellung. Boss hat in sei-
nen archäologischen Aufsätzen I S. 22 sehr richtig
bemerkt, dass der griechische Sarkophag ursprüng-
lich zu den Grabmonumenten über der Erde ge-
höre. Beispiele dieser Art der Aufstellung sind
auf dem griechischen Festlande und auf den Inseln
nicht ganz selten, namentlich aber _ iu Kleinasien
häufig ''). In der That wird man sich nicht verhehlen
können, dass die meisten auch der aus den Grab-
kamniern hervorgehobenen Sarkophage erst dann
günstig wirken, wenn man sie sich auf einem Sockel,
oder einen Stufenunterbau gestellt denkt, wie ein
') Beispiele aus TLera und Anaphe fiilirl Russ an der on-
peführlen Stelle seiner archäologischen Aufsatze an. Vgl. auch
Welcker zu Müllers Handhuch § 2'.)'i, i. AhhiMung eines solchen
Sarliophags auf Thasos hei Conze Reise auf den Inseln des thra-
kiscben Meeres Taf. IX 2. Sarkophage bei Assos erwähnt bei Fel-
lows A Journal writlen during an excursion in Asia minor p. 47
und 52; in Pamphylien ebenda p. 172 u. p. 175; zu Aphro-
disias Kellows: An Account of discoveries in I.ycia p. 30; zu Ala-
banda ebenda p. 57; zu Blau dos in Mysien Lebas Voyage archeo-
logique, Itineraire pl. 51. Bei Rom an der Via Cassia hat sich ein
solcher auf hohem Postament stehender riesiger Sarkophag in dem
sogenannten Sepolcro di Nerone erhalten. Abgeb. bei Rartoli
Antichi sepolcri Tov. 44. Vgl. auch den sogenannten Sarkophag des
Seneca in der Restauration bei Canina: Via Appia lav. 19.
solcher den sarkopliagartigcu Marmorbau empor-
trägt, welcher den Namen des Grabes des Kyros
fuhrt. Erst dann gewinnen die architektonische
Gliederung und Einrahmung, sowie das mächtige
Regendach Sinn und Bedeutung.
Für eine ganz andere Art der Aufstellung war
die grofse Masse der römischen Sarkophage be-
stimmt. Sie sollten in der Grabkamnier an den
Wänden entlang, oder halb in Nischen geruckt auf
niedrigen Untersätzen stehen und im Zusammen-
hang mit dem meist reich dekorirteu Innern der
ganzen Grabanlage betrachtet werden. Nur in den,
wie es scheint, verhältnissmäfsig seltenen Fällen,
wo ein Sarkophag grade in der Mitte der schwach
erleuchteten Grabkamnier aufgestellt werden sollte,
nähert er sich deshalb der griechischen Form, ohne
jedoch dass die für diese charakteristischen Theile
mit Consequenz durchgebildet würden. So hat der
schmucklose Sarkophag, der in der Hauptkammer
des berühmten an der linken Seite der via lalina
entdeckten Grabes zurückgeblieben ist, wohl die
allgemeine Form eines griechischen, namentlich
ist der Deckel nach griechischem Muster gebil-
det, aber den Sarkophagkörper isolirende Leisten
und Gesimse fehlen*). Letztere sind bei dem
grofsen Museusarkophag von St. Paolo ^) und dem
Achillessarkophag des Capitolinischen Museums")
zwar vorhanden, aber doch für die Gröfse und Mas-
sigkeit beider Monumente lange nicht kräftig genug
entwickelt, um eine Aufstellung im Freien als mög-
lich erscheinen zu lassen. Ebenfalls nur bei der
Aufstellung in der Grabkammer erklärlich ist die
Vertauschung des dachförmigen Deckels mit einem
Pfühl, auf welchem der Verstorbene allein oder mit
seiner Gattin gelagert erscheint. Der eben erwähnte
capitolinische Sarkophag ist dafür ein ausgezeich-
netes Beispiel. Hier ist der Sarkophag als Kline
innerhalb eines Wohngemachs aufgefasst.
Bekanntlich lässt sich diese Sitte weit über
die Zeit der römischen Sarkophage hinaus in den
etruskischen Gräbern verfolgen. Es war wohl der
■•) Annali dell' Inslituto 1861 lav. d'agg. 1.
5) Nicolai la basilica di San Paolo tav. 10.
«) Foggini M. C. IV tav. ], 2, 3.
14
Wunsch an Stelle des Todten, den man ursin-üng-
lich in vollem Schmuck; auf einer gemauerten
Bank des Grabes zur Schau stellte, ein weniger
vergängliches Abbild zu setzen, welcher zu die-
ser Bildung des Sarkophagdeckels führte. Indem
man nun den Todten in die ausgehöhlte, also
zum Sarkophag gewordene Kline bettete, ver-
suchte sich die Kunst an der Nachbildung seiner
Gestalt, die sie allmählig mit dem vollendetsten
durch Farbenschmuck erhöhten Realismus darstel-
len lernte. Mit der durch Aufkommen des Verbren-
nens der Leichname bedingten Anwendung der
Aschenkisten mussten jene gelagerten Figuren, die
man nun einmal nicht aufgeben wollte, zu jenen
hässlichen Cretinbildungen zusammenschrumpfen,
an denen unsere Museen so reich sind. Erst auf
den römischen Sarkophagen, die unzweifelhaft an
jene ältere italische Kunstsitte anknüpfen, gewan-
nen sie ihre normale Gestalt wieder. Von Rom ist
dann diese Sitte schliefslich auch in einzelnen Fäl-
len auf griechische Sarkophage übergegangen, doch
sicherlich erst als man auch hier den Sarkophag
in das Innere der Grabkammer stellte. Das vor-
züglichste Exemplar dieser Art ist der grofse Ama-
zonensarkophag von Salonichi, jetzt im Louvre').
Die architektonische Einrahmung der griechischen
Sarkophage bedingt nun von vorn herein eine ganz
andere Art des Reliefs: sie beherrscht dasselbe und
nöthigt es dadurch, weit anspruchsloser aufzutreten,
als dies auf den römischen Sarkophagen der Fall
ist. Nur zu oft haben die römischen Bildhauer
sich erlaubt, dem Reliefschmuck eine Bedeutung
zu geben , die ihm von vorn Iierein nicht zu-
kommt; jene Reihen mythologischer Bilder, die
nicht selten eines festen Mittelpunktes entbehren,
sind nicht entfernt mehr blofse Decoration "). Bei
den griechischen Sarkophagkünstlern erscheint da-
') Clarac M. d. sc. II |ii. 117. Vgl. aulserdem solche Ueckel-
figuren auf einem Sarkophag von l'etalidi und hei Sparta (Curlius
im Bullelt. dell' IdsI. 1S41 p. 4ö), zu Kephissia Henndorf Arch.
Ztg. 1868 S. Ii9; endlich Kckule: die antiken Bildwerke im Theseion
DO. 147 u. 3«7.
*) üeber die Art des römischen Sarkophagreliefs und ilie das-
selbe vom griechischen unterscheidenden Merkmale zu handeln i
würde hier zu weit führeo. Man vergleiclie inztviscbea die feine Be-
merkung Brunns in seinen: Rilievi delle L'rnc ctrusche p. ß no. 1.
gegen das Bewusstsein, dass der Reliefschmuck
nur von secundärer Bedeutung sei, fast niemals
verdunkelt.
Mir sind gegen zwanzig griechische Sarko-
phage bekannt, deren einziger Schmuck aus Guir-
landen besteht, die an den Ecken befestigt und in
der Mitte der Langseiten noch einmal aufgenommen
sind. An den Ecken sind es meist Stierköpfe, die
den Stützpunkt bilden, in der Mitte der Langseiten
erscheint aul'ser schwebenden Eroten mitunter auch
ein prächtiger Adler mit halb entfalteten Schwingen.
Entsprechend der kräftigen architektonischen Ein-
rahmung ist auch das Relief überaus kräftig gehal-
ten. Die Guirlanden, über deren halbkreisförmigen
Ausbuchtungen häutig Löwenköpfe, mitunter auch
schreitende Greife erscheinen, sind ebenso wie die
Stierhäupter von grolser Fülle und Schwere der
Formen '). ,
Auch wenn man für die Vorderseite figürlichen
Schmuck wählte wird dies decorative Princip nicht
verläugnet. Zwar tritt die symmetrische Ent-
sprechung der Figuren nur auf einer der hier in
Betracht kommenden Gattungen durchgehend her-
vor, doch lässt ihre sparsamere Vertheilung über
den Keliefgrund sie schon von selbst gegen die
Wirkung des Monumentes in seiner Ganztheit
zurücktreten. Die Zahl der zur Darstellung gekom-
menen Gegenstände scheint eine beschränkte ge-
wesen zu sein. Besonders beliebt waren Amazonen-
kärapfe, mit welchen auch der schönste von allen,
der Wiener Sarkophag, geschmückt ist, der aber,
wenn nicht Alles täuscht, einer viel früheren Zeit
als alle übrigen zuzuweisen ist'"). Von dem Ama-
zonensarkophag von Salonichi hat sich eine genaue
Replik der Vorderseite in einer zu Athen ausge-
grabenen und dort im Barbakeion aufbewahrten
Platte erhalten"). Aufserdem gehören noch hier-
°) Die Aufzählung wird man mir gern erlassen. Ich erwähne
hier der Merkwürdigkeit halber das Frajjmeol der Vorderseite eines
solchen Sarkophags im Vorhof der Kirche zu Gr olla- Kerrata; es
ist oITenbar von den griechischen .Mönchen des Klosters zugleich mi'
dem berühmten Grabrclief und dem gleichfalls griechischen Belief der
Bestattung llectors nach Italien gebracht worden.
'") Am besten bei Bouillon M. d. sc. im Anhang zu Vol. II ('.13).
") Stand mit der Bezeichnung Aid 379, 186'.t in einem
15
her ein Sarkophag aus Sidon "), jetzt im brittischen
Museum, und ein Fragment in ISparta. Darstel-
lungen aus der Jugendgcscliichte Achills sind bis
jetzt auf Sarkophagen aus Kreta"), Jos'*) und
Barile '') zum Vorschein gekommen, sämnitlich sehr
nahe unter einander verwandt. Vielleicht gehört
auch das Fragment eines Sarkophags aus Kertsch '')
hierher. Sceuen aus der späteren Geschichte des
Heroen sieht man auf einem Sarkophag aus Ephe-
sus jetzt in Woburn-Abbey "). Ein jetzt zertrüm-
merter Sarkophag aus Delphi bot Meleagerdarstel-
lungen'"); Phädra und Hippolytus tinden sich auf
einem Sarkojjhag aus Salonichi jetzt in Konstanti-
nopel'") und in anderer Auffassung auf dem be-
rühmten gräcisirenden Sarkophag von Agrigent'^'),
von dem eine Keplik unweit Korns zum Vorschein
gekommen ist"). Ferner kommen vor Helena und
die Dioskuren auf einem Sarkophag von Kephissia ").
Herakles mit dem Löwen ringend, im concetto genau
einer alterthUmlicheu auf schwarzfigurigen Vasen
häufigen Darstellung entsprechend, auf einem Sar-
kophag der jetzt zu einem Grabmal in der Kirche
Sta. Maria sopra Minerva zu Rom verwendet ist ").
Eine Notiz Welckers zu Müllers Handbuch lehrt, dass
sich eine RepUk dieser Darstellung auf einem Sar-
kophag in einei Kirche hinter dem Hymettus wieder-
findet^'). Ungleich componirte Kampfdarstellungen,
in die sich Kentauren einmischen, finden sich auf
einem Sarkophag aus Petalidi im Theseion "'),
Kentauren von wilden Thieren angegriffen sieht
hellerrraQm des Barbakeion. Beschrieben vun Köhler Bull. delC Inst.
1805 p. 36.
■2) Arcb. Zig. 1848 S. 133.
") Armali dell' Inst. 1801 p. 37.
") Beschrieben von Michaelis Arch. Anz. 1862 S. 34t.
'=) Heyne: Das vermeinte Grabmal Homers. Leipz. 1794.
'«) Annali dell' Inst. 1832. Tav. d' agg. Ü u. E.
") Dubüis de Montpereux Vojage au Caucuse. Serie IV
T. 26 Fig. 2.
'*) Beschrieben von Conze Arch. Anz. 1864 p. 211*.
") Abgebildet in der Epheraeris arch. No. 1027. Vgl. Arcb.
Anz. 1854 S. 479 und Annali dell' Inst. 1861 p. 63.
") Arch. Ztg. 1857 Tf. C S. 33. 44 u. 18r.8 S. 131.
»') Arch. Ztg. 1847 Taf. V u. VI.
") Mon. Ined. dell' Inst. 1857 Vol. VI. Tav. 1 u. 2.
") Beschr. von 'Benndurf Arch. Zig. 1868 p. 38.
'■") Braun Antike Marmurwerke II 7.
'^) Handbuch der Archäologie § 410, 4 S. 677.
") Kekule Theseion no. 376.
man auf einem athenischen Sarkophag jetzt gleich-
falls im Theseion"). Repliken dieser letzten Dar-
stellung haben sich in Marseille ''") und auch auf
der Rückseite des Sarkophags aus Jos erhalten. Eine
Jagd auf einen Löwen und einen Eber sieht man
auf einem Sarkophag der Stadionstrafse zu Athen "").
Ein wüthender Stier von mehreren Seiten augegrifl'en
erscheint auf Sarkophagen in der Villa Alticchiero
bei Padua*") und zu Cafania^'). Jagd und Vorberei-
tungen zu derselben auf einem Sarkophag von
Spalatro'*). Bacchische Darstellungen sind selten.
Sie finden sich auf eiuein Sarkophag der Stadions-
stralse zu Athen") und einem andern, der noch zu
Mistra am Taygetos als Brunneutrog dient").
Römischer Auffassung nähert sich das Relief eines
schon durch seine Wannenform ausgezeichneten Sar-
kophages aus Kreta, jetzt im Fitz- William-Museum")
Aufserdem werden noch Fragmente eines lakoni-
schen Sarkophags mit Darstellungen tritoniseher
Gottheiten erwähnt"). Ueber den Triptolemussarko-
phag in Wiltonhouse müssten besser beglaubigte
Nachrichten vorliegen, ehe ich an seine augeblich
attische Provenienz glauben kann. Er hat keine
charakteristischen Merkmale der griechischen Sar-
") Ebendaselbst no. 146.
-^) Miliin voyage dans les departements du midi de la France
pl. LVI 2. Der Sarkophag stammt aus Aix. Vgl. den Text Bd. 111
p. 151 — 155. »
") Beschr. von ßursian Arcb. Ztg. 1854 S. 477.
'») Alticchiero par Mad. 1. W. C. D. R. ä Padue 1787 pl. 26.
Auf der einen Nebenseite des aus dem Peloponnes stammenden Sar-
kophags findet sich die genaue Wiederholung einer Erotengruppe auf
einem der Sarkophage zu Kephissia, in der Benndurf Eros und
Anteros erkennen will.
") Aligeb. bei lluiiel voyage pittoresque par la Sicile II
pl. CX.WVIll.
^') Lanza Dell' anlico palazzo di Diocieziano a Spalatru.
tav. .\I.
3ä; Beschr. Arch. Ztg. 1854 S. 475. Abgeb. ebendaselbst. 1869
Taf. 19 u. 20 beschr. von Conze S. 50. Mit Ausnahme der Eck-
liguren balle ich die Figuren der Vorder- wie der Ncbenseile mit
ßursian für Erwachsene von etwas gedrungener Bildung. Jene
Kinderliguren an' den Ecken sind, wie der Augenschein, lehrt ganz
anders gestaltet.
'*} Gerhard A. Bw. CVI. Besser in Expedition scienlif. d. Moree
V 'Ze. pl. 43.
•^) Abgeb. bei Pasbley Travels in Creta II p. 7 p. IS u. 19;
vgl. Conze im Arch. Anz. 1804 S. 171 '.
ä«) Von Gottlmg in den Ber. der sächs. Ges. d. W. 1846
S. 158.
16
kophage; viehuehi spricht alles für röraischen Ur-
sprung.
Diese figürlichen Darstellungen, wenn auch
durchgehend klarer und durchsichtiger componirt
als diejenigen der römischen Sarkophage können
doch besonders glücklich nicht genannt werden.
Weit wirkungsvoller sind die Reliefconipositionen
der besonders zahlreichen Klasse griechischer Sar-
kophage, zu denen der uns vorliegende Sarkophag
aus Patras gehört"). Hier, wo an die Stelle Er-
") Mir sind folgende bekannt:
I. Eroten trunken von einem Komos zurückkehrend
A. zu Anapbe. Beschrieben von Ross im Kunstblatt v. 1836
S. 78; für uns besonders bemerkenswerth, weil er noch an
seiner alten Stelle an einem Bergabhang im Freien steht.
Die eine der Nebenseiten dieses Sarkophags auf welchem
Bellerophon den Pegasus bändigend dargestellt ist, ist
lithographirt in den Abb. der k. bair. Akademie 1838
Taf. III. Vgl auch Ross. Inselreisen I S. 80. •
B. Im Theseion zu Athen. Bei Kekule a. a. 0. no. 3(56.
Abgeb. bei Stepbani der ausruhende Herakles. Taf. II
1-3.
C. Zu Petalidi. Beschr. von Scholl im Kunstblatt v. 1840
S. 306.
D. Zu Patras. Beschr. von Bursian Arch. Ztg. 1854 S. 479.
Vgl. auch Bull, deir Inst. 1870 p. 1 1 a. 12. Eine Skizze
des Monumentes habe ich 1S6'J genommen.
E. Schönes Fragment in Villa Medici auf dem Pincio in den
ofl'enen Halle an der Ostseite des Gartens.
F. Wie es scheint ziemlich genaue Nachbildung eines solchen
Sarkophags auf einem der Wandgemälde Ghirlandajos im
Chor von Santa .Maria Novella in Florenz den Besuch bei
der Kindbetterin .Maria darstellend.
II. Eroten opfernd, oder zum Opfer sich anschickend.
C. Sarkophag von Kephissia. Beschrieben von Benndorf
Arch. Ztg. 1868 S. 37.
H. Im Garten Soutzos zu Athen auf dem Wege nach Ko-
lonos. Arch. Anz. 1835 S. 119 be.schr. von Bursian
Von besonders schöner Arbeit und Erhaltung.
III. Eroten auf Löwengespannen in rein decorativer Behandlung.
I. Zu Athen, im Hufe eines Hauses der Universität gegen-
über.
IV. Eroten als VVetikarapfer und Athleten.
K. Jetzt verschollen. Abgebildet in der Galleria Giustiniani II
tav. 124. Um die griechische Provenienz wahrscbeihlich
erscheinen zu lassen, brauche ich nur daran zu erinnern,
dass die Familie grofsc Besitzungen auf den Inseln des
ägeischen Meeres bcsafs.
L. Zu Trapani in der Kirche S. Nicolo. Nach einer Be-
schreibung die mir von A. Janssen mitgetheilt ist.
M. In Villa Carpegna vor porla Fahbrica. Von sehr roher
Arbeit und wie es scheint die spute römische Nachbil-
dung eines griechischen Muslers. Uie Vorderseite ist ab-
gebildet in Doni's Inscripliones (1731) als Vignette über
der praefatio.
wachsener Eroten getreten sind, macht sieh auch
sofort der natürliche Zug zu streng symmetrischer
Gliederung geltend, die sich bei jenen Compositio-
uen nicht durchführen liefs, hier aber fast in kei-
nem Exemplar vermisst wird. Nicht zu übersehen
ist auch der Umstand, dass solche Erotendarstellun-
gen für das Relief ein besonders günstiger Vorwurf
sind; denn während die Gestalten Erwachsener stark
verkleinert bei einer sparsamen Vertheilung über
den Reliefgrund dem Ganzen ein mageres Aussehen
geben^*), so wirken die Kinderkörper mit ihren brei-
ten und vollen Formen in ähnlicher Weise wie jene
kräftigen, oft derben Ornamente der an erster Stelle
erwähnten Sarkophage. Die anfserordentlich glück-
liche Harmonie, in welcher der Reliefschmuck hier
zu der architektonischen Umrahmung steht, wird
Niemandem entgehen, der unseren Sarkophag be-
trachtet und in dem Umstand, dass hier einmal das
Richtige getroffen war, ist wohl der Grund zu
suchen, weshalb die Zahl dieser Sarkophage eine
so besonders grofse ist. Der unsrige gehört der
Anlage wie der Ausführung nach entschieden zu
den schönsten in seiner Art. Die Jlittelgrnppe der
Vorderseite, die vor Allem unsere Aufmerksamkeit
auf sich zieht, besteht aus zwei Kuabenfiguren.
■Beide haben einander derartig umschlungen, dass
die Hand des einen auf der Schulter des anderen
ruht, während die des zweiten den Körper des
Gefährten unter der Achsel umfasst; sie scheinen
trunken, doch äufsert sich diese Trunkenheit nicht
bei beiden in derselben Weise. Während der zur
Rechten des Beschauers lebhaft vorschreitet, ist der
zur Linken, einen Augenblick in Nachsinnen ver-
sunken, stehen geblieben so dass der zurückgehaltene
Gefährte in anmuthiger Bewegung gegen ihn zu sin-
ken scheint; die Hand des einen hält eine umgekehrte
brennende Fackel, die des anderen einen Kranz,
der aus einem dünnen Strange mit wulstigen Thei-
len besteht, und durchaus denen gleiciit, die man
bei Zechgelagen auf Kunstwerken, namentlich
Reliefs, bemerkt. Zur Rechten und Linken die-
ses Paares stehen zwei Eroten. Es hat den An-
'") Deshalb hat der Verferliger des Note 34 erwähnten Sar-
kophags zu Misira den Hintergrund mit Rankenwerk überzogen.
17
scheiu, als seien sie ebcu herangetreten. Von
den Arraen ist der eine anfwärts vorgestreckt, der
andere geht frei vom Leibe abwärts nieder, über
dieselben hängen in der Nähe des Handgelenkes
die Zipfel eines Gewandes herab, welches sich
bogenförmig über den Rücken zieht. Die erhobene
Hand beider hält einen deutlich erkennbaren Schmet-
terling an den Flügeln. An den Ecken stehen voll-
kimmen ruhig zwei Eroten, beide mit einem
Lagobolon; der eine stützt eine Schale mit Früch-
ten, auf, der andere hält einen todteu Hasen an
den Hinterfüfsen. Die Mittelgruppe kann ich genau
in dieser Form nicht wieder nachweisen, doch sind
verwandte Gruppen um so häufiger. Gewöhnlich
— und das ist auch auf den römischen Sarkopha-
gen mit „bacchischen Eroten" der Fall — ist der
eine der beiden trunkenen seiner Glieder .noch weit
weniger mächtig und bedarf einer kräftigen Unter-
stützung seines Gefährten, dem er mitunter nahezu
bewusstlos in die Arme sinkt. Auffallend und be-
sonders anziehend ist die Handlung der beiden
herantretenden Eroten. Bei der innigen Beziehung
zwischen Eros und Psyche, der die Dichter so wie
die bildenden Künstler des Alterthums eine so
grol'se Fülle sinnvoller Motive abgewonnen haben,
scheint es von vorn herein geboten, auch in unse-
rer Darstellung ein solches zu suchen; doch fürchte
ich, dass auch andere sich in dieser Erwartung ge-
täuscht finden werden. Mir wenigstens ist es nicht
gelungen, den Grund einzusehen, weshalb hier Eros
und zwar dem trunkenen Eros das Symbol der Psyche
genähert wird. Nichts zu thun hat mit der hier
dargestellten Handlung das Aufsetzen des Schmet-
terlings aut das Haupt des noch unbelebten, eben
durch Prometheus geformten Menschen'"), aber auch
andere, jedenfalls in diesen Kreis gehörende Dar-
stellungen, werfen auf unsern Sarkophag kein Licht.
Ich meine hier vornehmlich Eros, wie er meist ab-
gewendeten Blickes den Schmetterling iil)er die
lodernde Flamme einer Fackel hält, indem er wie
hier denselben in erJKdjener Hand an den zusam-
mengedrückten Flügeln gefasst hat'"). Mir will es
") Vgl. V(ir Allem ilen cuiiilollnisclicn S;irkupli;ig bei Miiller-
Wleseler D. A. K. II L.W S38 a.
*") Namenllicb auf dein jeut verschüllenen viiticanisclien Uiiter-
Archäolog. /[y., Jiilirgiiiig XX.\.
um so eher scheinen, dass ein tieferer Gedanke
hinter der Darstellung unseres Sarkophags nicht
zu suchen ist, als die beiden nnt Ausnahme der
Richtung gleichen Erotenfiguren nicht für diesen
Zweck selbstständig erfunden, sondern, wie schon
die F.rotenfigur auf der Nebenseite zeigt, aus einem
andern Zusammenhange entlehnt sind. Sehr ver-
wandte meist etwas lebhafter vorschreitende Gestalten
tinden sich häutig auf bacchischen sowie auf mit
Eroten geschmückten Sarkophagen. Dort ist es meist
ein Kantharos*'), ein Kranz ^^), oder auch wohl ein
Tympanou'"), was wie hier der Schmetterling em-
porgehoben wird. Man wird dem Künstler deshalb
nicht gerade den Vorwurf machen können, dass er
etwas vollständig Bedeutungsloses dargestellt, denn
das Symbol der Psyche versetzt in Verbindung mit
Eros den Beschauer stets in einen ganz bestimmten
Kreis von Vorstellungen, nur läuft die Handlung
hier auf eine neckische Spielerei hinaus, die der
scharf zugespitzten epigrammatischen Pointe ent-
behrt. Eine Verdoppelung des den Schmetterling
haltenden Eros war durch die Blittelgruppe selbst
geboten, nicht weniger wurde sie durch die Symme-
trie gefordert. Es bleiben uns sonach noch die gleich-
falls symmetrisch gestellten Eroten an den Enden
der Vorderseite übrig. Benndorf glaul)t, dass man
in zwei verwandten Figuren eines Sarkophags zu Ke-
phissia eine abgekürzte Darstellung der Jahreszeiten
erkennen dürfe "). Ich möchte dort wie auf einem
verwandten Monument des Gartens Soutzos, wo ein
Altar mit lodernder Flamme den Mittelpunkt der
Composition bildet, eher an Eroten, welche Üpfer-
gaben darbringen, denken.
salz. Abgeb. bei Müller -Wieselcr n. A. K. II L!ll 071 und dem
Kraler Cbigi ehendas. An Sarkophagen, die die.se Darstellung eniballen
sind mir bekannt: einer im Hdfe des l'al. Giusliniani. Abgeb. Call.
Giu^l. II. 97. Nahe verwandt damit ein zweiler, der sieh in Casa
Boscbi zu Tivoli befand. Besclir. von Zuega in dem handscbr. Appa-
rat 2U den Bassirilievi di Roma p. .")7.'), endlii'b ein Sarknphag in
Villa Taverna in Frascaii. Bull, delf Inst. ISIi'.l \>. i'i\l Zeiilinung
beim In.slilul.
■") Auf dem Sarkophag von Misira. Geih. A. Ilw. Tal. (^Vl.
'-) Auf einem Sarkophag von Capua bei Gerhard A. Hw. Xi'.l '>
und erncm zweiten in Born ebenda .XCII 2.
*'l Auf der Nebenseile eines bacchischen Sarkophag- in Villa
Ludovisi.
") Arch. Zig. I80S S. 37.
18
Die linke Nebenseite wiederholt genau die
Gestalt und Bewegung des links von der Mittel-
gruppe der Vorderseite betindlicben Eroten, uur ist
es bier ein erjagtes Tbier, welches am Hinterbein
gefasst und dem unten sitzenden Jagdhunde neckisch
vorgehalten wird^^). Von der anderen Nebenseite
des Sarkophags liegt uns keine Nachbildung vor;
vermuthlich aus keinem andern Grunde, als weil
das auf ihr gebildete Relief keine Photographie zu
verdienen schien. Es kann geradezu als eine Eigen-
thünilicbkeit der griechischen Sarkophage hervorge-
hoben werden, dass die Nebenseiten derselben in
vielen Fäll-en mit ganz heterogenen Darstellungen
geschmückt sind, und einer figürlichen Darstellung
eine ornamentale entspricht"). Man ging dabei
von der Vorstellung aus, dass man beide ja nie
zu gleicher Zeit zu betrachten im Stande ist. Auf
römischen Sarkophagen kenne ich dagegen kaum
eine Ausnahme von der durchgängigen Regel an
diesen Stellen gleichartigen Keliefschmuck anzu-
bringen. Dieselbe entspricht unserem Gefühl für
Symmetrie jedenfalls besser, da doch die Erinnerung
**) Vgl. das scliüae Relief des Louire hei Miiller-Wieseler
D. A. K. 11 Taf. XXXi.X, 465 und das von l.ukian de domo 'H be-
schriebene Gemälde: O Bnäyyug Inl nhoug ünHijutfOi üvi/ti
Xitywi'^ Tjnonnat^^i TÖv y.vvtt.
**) Besonders böufig ist auf der einen der Nehenseilen eine ge-
flügelte sitzende Spbin.x. Diesem Gebilde entsprechen auf folgenden
Sarkophagen folgende Scenen, Gruppen und Figuren, die selbstver-
ständlich in viel kleinern Proportionen gebildet werden mussten.
Auf dem Sarkophag der Irenenkirche (S. n. 20) Theseus die Ariadne
verlassend; auf dem S. zu Patras (S. n. 37 D) Bellerophon den
Pegasus bändigend; auf dem S. la Anaphe (S. n. 37 A^ genau
dieselbe Darstellung; auf dem S. zu Mistra {S. n. 34) zwei tan-
zende Mänaden zwischen Rankenwerk, auf dem S. zu Alticchiero
(S. n. 30) Eros und Anleros; auf einem der SS. von Kephissia
(S. D. 37 G.) ein Clipeus mit dem Brustbild eines Mannes; auf dem
S. des Gartens Soulzos (S n. 37 H.) ein (lorgoneiun (der Sphinx
ist auf der andern Seite in ganz kleiner Figur Oedipus mit der
Harpe heigegeben). Auf einem S. der Stadionsiral'se zu Athen (S.
no. V9) ein Löwe, der einen Stier zerfleischt. — Mehreren bacchi-
schen Eroten ist auf dem S. der Villa Carpegna (S. n. 37 M.) ein
Clipeus gegenübergestellt, und auf dem von Cooze besprochenen bac-
chischen S. der Stadionstrafse (S. n. 33) entspricht einer eigen-
Ihiimlichen Gruppe eines Satyrs mit einein Mädchen, ein Seeross
mit gewundenem Schweif.
an das Gesehene noch eine Zeit lang festgehalten
und mit Nothwendigkeit auf die correspondireuden
Theile desselben Jlonumentes übertragen wird. Wer
die unten angeführten Fälle durchmustert, wird es
mit mir für wahrscheinlich halten, dass auf der
uns unbekannten Seite eine grofse geflügelte Sphinx
dargestellt war.
Die Rückseite der griechischen Sarkophage,
die, wie oben bemerkt, ursprünglich im Freien auf
hohem Sockel stehend, von allen Seiten betrachtet
werden sollten, ist nie schmucklos, wenn der Sar-
kophag überhaupt sculptirt ist, doch sind hier freie
figürliche Darstellungen in der Regel vermieden*')
und es tritt eine streng symmetrische ornamentale
Behandlung der Fläche ein. Unter den hier vor-
kommenden Gebilden sind namentlich zwei von
links und rechts auf einen Kandelaber, Pfeiler oder
eine schlanke Amphora zuschreitende Greifen be-
liebt gewesen*-). Sie finden sich auch auf unserem
Monumente und sind hier von ganz besonders
schöner Zeichnung; wahre Muster wohlgelungener
Raumfüllung. Das dabei benutzte Motiv ist be-
kanntlich im Grunde ein orientalisches, das sich
schon am Tlior von Mykenä findet und auf orien-
talischen Teppichen in zahllosen Umbildungen und
Müdificationen bis spät ins Mittelalter hinein vor-
kommt.
Ueber die Ausgrabung, der wir dies schöne
Monument verdanken, welches dem Sarkophag im
Hause Diplaropoulos vollkommen ebenbürtig ist,
liegen leider keine Nachrichten vor. Die Photo-
graphie, nach welcher unsere Abbildung angefertigt
ist, erhielt Prof. Curtius im Herbst vorigen Jahres
zu Athen. Fr. Matz.
■") Eine Ausnahme ist z. li. der Sarkophag lon Petalidi im
Tbeseion (n. 20 .
*') Auf dem S. von Altifchiero S. n. 30); zu Catauia (S.
n. 311 nach einer Notiz in der Descrizione di Calania Cal. 18 il
8" p. I4i, die mir Holm mitgetheilt hat; zu Marseille (S. no. 28i
in der Irenenkirche (S. no. 20); zu Barile (S. n. Mi); zu Anaphe
^S. n. 37 A. ; zu Alhen S n. 37 K.); in der Cyrenaika. S. Pacho :
Voyage dans la Gyri'naique pl. LVIIl.
19
NACHTRAGE ZU DEN ATTISCHEN KÜNSTLERINSCHRIFTEN
(Hierzu Taf. 60. 61).
Diese Nachträge entbalten theils bisher unbe-
kannte theils uug:enügend bekannte Künstlerin-
schrifteu. Einerseits sind im Jahre 1871 während
meiner Anwesenheit in Athen mehrere Inschriften
dieser Art au das Licht gekommen, andererseits
führte eine erneute Prüfung der dort befindlichen
Steine zu einigen nicht unwesentlichen Abweichun-
gen von früheren Publicationen, welche entweder
in epigraphischer oder sachlicher Beziehung nicht
ganz genau wareu. Zunächst lässt sich eine An-
zahl Tou Varianten definitiv beseitigen; dann hat
bisweilen eine vielleiclit verzeihliche Vorliebe, die
Namen der Inscliriften aul anderweitig überlieferte
Künstler zu beziehen, Annahmen hervorgerufen,
welche vor epigraphischen Bedenken schwinden
müssen. Die betreftenden Inschriften sind zum
gröfsesten Theilc auf den liierzu gehörigen Tafeln
(10 und Gl in möglichst genauen Facsimilien abge-
bildet '"), welche zugleich eine kleine Uebersicht über
die Entwickelung und Mannigfaltigkeit athenischer
Scbriftformen gewähren können. Bei der Bespre-
chung sei es mir erlaubt, mich an die Reihenfolge
meiner tituli statuariorum sculploniinqiie yraecorum
anzuschlielsen, deren Zahlen in Klammern neben
die laufenden der zwei hier beigegebenen Tafeln
gesetzt sind.
Die Inschriften des Aristion Taf. 60, 1 {liliil. 6)
und des Gorgias Taf. HO, 2 {tiiul. 7) sind als die
ältesten athenischen Künstlerinschriften von be-
sonderem Werth. Der Stein des Aristion, auf
welchem von der Hauptinschrift noch Reste der
dritten Zeile erhalten sind, ist eine Platte, welche
in späterer Zeit mit einer runden Oeft'nung ver-
sehen wurde und als Brunueumttnduug gedient
zu haben scheint. Die Platte, welche vor dem
Thurm der Winde aufbewahrt wird, ist jetzt in
'") In den Zalilenungalicn ist da des Outen vielleirht zu viel
getban; es geseliali dies nicht nur aus dem allgemeinen Grunde, ein
richtiges Bild von den Inschriflsleinen zu ermöglichen, sondern auch
um das Verhältiiiss der Kiinsllerinschriften zu den Weiheinschriften
recht deutlich zu machen.
zwei Theile gebrochen, deren jeder eine der In-
schriften enthält. Der Ausdruck arjua deutet mit
Bestimmtheit auf ein Grabmonument; es ist daher
nicht ersichtlich, weshalb die Inschrift in der vor-
trefflichen Sammlung von St. Kumanudis JIttixtiq
eTiiygacpcti tTrnvftßioi (sv ^&^vatg 1871) keine
Aufnahme gefunden hat. Ein wenig regelmälsiger
sind schon die Züge der anderen Inschritt Taf. 60, 2,
auf ein aus dem Zehnten gelobtes Weihegeschenk
bezüglich; die verkehrte Stellung des ^-f am An-
fang der Inschrift beruht wohl auf einem Schreib-
fehler. Der Stein befindet sich jetzt in den Keller-
räumen des Varvakion.
Von der Inschrift des Endoios {Htul. 9 Kuma-
nudis a. a. 0. No. 3090) und eines des Kritios und
Nesiotes (iitiil. 10") finden sich die treuesten Abbil-
dungen auf den Tafeln bei Lebas (VI 2, VII 10).
Den Namen eines Kunstlers, aber einer so
alten Zeit recht entsprechend innerhalb der Weihe-
inschrift, enthielt auch das Fragment Taf. GO, '6 (etwa
0,20 hoch, 0,.S5 lang), dessen Buchstaben denen
des Kritios und Nesiotes am meisten gleichen; das-
selbe ward in Minuskeln veröfl'entlicht im Arch.
Anz. 1864 S. 235* (von Conze nach Postolakkas)
und in Majuskeln nicht ganz genau im Bullet. 1864
S. 88. Es lautet
. . 6 XnAaQ}'£\i'g
. . . vng eqyov
und die Inschrift war offenbar in Hexametern ab-
gefasst.
Hier schliesse ich die aeginetische Inschrift
{lihil. 11) Taf. 60, 4 an, welche auch im Hermes
V 469 ff. behandelt worden ist. Sie befindet sich noch
an dem daselbst beschriebenen Orte, unterhalb der
Terrasse, welche einst das Heiligtiiuui der Artemis
Aphaea trug (Pausan. 11 30, 3). Die Buchstaben
sind in den erhölieteu Rand etwa einen Ccntimcter
tief eingegraben; gerade so viel ist im Anfang von
der Rinne bis zum ersten erkennbaren Buchstaben
3 *
20
wohl absichtlich abgenieilselt, und dies scheint die
im Hermes a. a. 0. aufgestellte Vermuthung zu
bestätigen, dass die luschfift mit dem Namen der
Gottheit begann. Die untere Seite des Steines oder
besser der Platte ist schräg abgeglättet und zwar
so, dass sie auf eine ebene Fläche gelegt die Rinne
an der geneigten Seite hatte; hierdurch wird es
nur noch wahrscheinlicher, dass der Stein als Altar-
tisch gedient hat. Der Nariie des Künstlers scheint
doch lAßlicov gewesen zu sein, wie Stackeiberg
giebt, das Wort am EndeL^Ar/äAo (d. h. o i>), viel-
leicht tälrlaXog: doch möchte das Erstere vorzu-
ziehen sein, und somit hätten wir darin den Vater-
namen des weihenden Künstlers '/a\ erkennen; die
Inschrift lautete also wohl
Tijj d-eu} Tcjj oder zä i^eü zä i]v KioXiädaig
Läßlliov STznirjae '^4Xziähov.
Die beiden Eigennamen stehen freilich bis jetzt
einzig da.
Die aeginetische Inschrift ütiil. 14 liegt au dem-
selben Orte; das genaueste Faesimile giebt die ex-
pedition de la Moree III Taf. 4G, ö. Von dem snolijaEv,
das Boeckh nach Prokeschs Angabe hinzusetzte,
habe ich jedoch auf dem Steine keine Spur be-
merkt, so dass die Inschrift aus den KUnstler-
inschriften zu streichen wäre.
Ich kehre zu den athenischen Inschriften zurück;
diejenige des Demetrios Taf. GO, 5 {tiiul. 19), auch im
Hermes IV 310 noch nicht ganz genau publiciert,
ist ozoixrjdnv geschrieben; auf der linken Seite ist
der Stein in der Höhe von Zeile 4 erhalten, welche
im Anfang sicher avzoj hat. Die Weiheinschrift
war in Hexametern abgefasst, deren erste Hälften
in Z. 3 und 4 deutlich erkennbar sind :
zoj\idi ov Tilnvmv aiöiL\£ ztiog ^vyuzrjo'i uu-u
avziüi xai yeveüi öna ....
Dem Sinne und Ausdrucke nach zu vergleichen ist
eine im Jahre 1864 auf der Akropolis gefundene
Inschrift, welche ich augenblicklich nur nach der
griccliischen Publication in Minusiicln in der t(fi]us-
Qig Twv (piknf.iai)iiJv '1. nxtiüßQiov 18(14 eitleren kann:
0at(huldrjg aveO^tjxtv ^d-rjvaiai znö ayal/ita
vog Tlqonäqynii Ilooßaliaini:, (;> av Jog nXßnv
avztü xai nuia'iv zo'ig t iniyiyvnfiirnig.
Die Inschrift des Demetrios ist übrigens, wie man
sieht, nacheuklideisch, gehört aber doch schon etwa
in die IdO. Olympiade: der Künstler kann also sein-
wohl mit dem bekannten ..Naturalisten" identisch
sein ').
Die an diese Inschrift in den tituH p. 7:') ge-
knüpfte Behauptung, dass nämlich Pittakis beinahe
niemals Inschriften erfunden habe, "erhalte ich trotz
der Gegenbemerkung des Herrn Recensenteu im Lite-
rarischen Centralblatt (1871 S. 8s7) aufrecht; ebenso
urtheilt auch K. Keil im N. Rhein. Mus. XVII (1862)
S. 60 und R. Neubauer commentationes epigraphicae
S. 131. Die Zahl seiner Erfindungen ist unter den
von ihm veröffentlichten Inschriften verschwindend
klein ; sie werden meist einer sehr unverhüllten pa-
triotischen Tendenz verdankt ') und sind eigentlich
nicht im Stande, ernstlich zu täuschen.
Dass tiliil. 19 (Taf. 60, 0) die Künstlerinschrift
eines Apollodoros ist, vielleicht des bekannten
(Brunn I 39S), wird nach der Stellung der Spuren
über dem Namen nicht mehr bezweifelt werden
können.
Der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts ge-
hört die metrische Inschrift Taf. 60, 7 an, welche
bereits im Jahre 18G6 gefunden sein muss, aber bis
jetzt völlig unbekannt geblieben ist. Umwandert
man vom Piräeus kommend die Landzunge Eetio-
neia, deren bisher nicht hinlänglich beachtete Be-
festigungsreste für das Verständniss von Thukydides
VIII 90 ff. wichtig sind, so wird mau allmälilich in
die stille kleine westlich von der Landzunge ge-
legene Bucht ^) geführt, welche an drei Seiten von
niedrigen Hügeln umzogen, im Alterthum auch gegen
das Meer hin durch eine Mauer abgeschlossen war.
Hier deckte im Jahre 186G ein Privatmann eine
Reihe von seehs grofsen Altären aus weil'sem Mar-
mor auf, welche sich auf einer Substruction von
Piräischem Kalkstein erhoben. Die ganze Anlage
ward bald darauf von dem Eigenthümer des Platzes,
der den wüsten und unfruchtbaren Strich in einen
Garten umwaudelu wollte, zerstört^), einige Mar-
') Cii'siliiclilc iltT giiech. Künstler I '.'.i.') IT.
«, VVif die lies Anlenur tilui. (213] und die des l'raNileles |-."iy].
^; Sie lülirl jrl/.l ileii sonderbyren Namen KootifJVtütcjtiv.
*) Im Anh. An/.. IMili S. 2I9* ist iilier die Kntdeckuiis .sebr
21
morplatten sind zur Fassung einer Cisterne benutzt,
andere in einem nahe gelegenen Kalkofen verbraueht,
in welchem wir noch Stücke weissen Marmors sahen.
Drei Steine mit Inschriften fanden wir noch an
Ort und Stelle; darunter die Künstlerinschrift,
deren sehr schöne Buchstaben in einen einfachen
pentelischen Marinorblock (0,55 lang, 0,445 hoch,
0,4s tief) gegraben sind, der an der oberen Fläche
eine viereckige Vertiefung aufweist. Die Inschrift
lautet:
Uv&ojr Egufi ayctl/ita EofioaTgäTov Aßdrjo!Ti]g
karrjaeu nnXXag ü-rjaduevog nnXrjag.
EvcpQoii' e^ennirjO nvx ddar/g UäQing.
Die Verse sind, wie man bemerkt, nicht unbedenklich.
Unser Abderit war vielleiciit ein Vorfahr des reichen
und vornehmen Python, welcher nach dem Zeugnisse
des Diodor *) .seine Vaterstadt Abdera dem Eumenes
im Jahre 1 70 v. Chr. verrieth. Hermes kann hier im All-
gemeinen als Gcleiter der Reisenden {odiog, Ivöding)
gemeint sein, oder auch als der besondere Gott der
Kaufleute {f.ninn?.a7ng): das blofse -fhpäuevng, des-
sen sich Python bedient, macht das erstere wahr-
scheinlicher. Die Künstlerinschrift schliefst sich der
Weiheinschrift unmittelbar an, sie ist metrisch abge-
fasst, wie jene (auffallender Weise als Pentameter) ;
zwei Eigenthümlichkeiten, welche wesentlich der
älteren Zeit zukommen (/«/?/iJ S. Hl und 17). Wenn
Euphron identisch ist mit dem von Plinius (XXXIV
51) bei der IK^. Olympiade aufgezählten Künstler,
so könnte mit dieser Zeitangabe im äufsersten Falle
nur das Ende seiner Lebenszeit bezeichnet sein. Das
naive Selbstlob des Künstlers, das in dem oix adarjg
und auch in dem Ausdruck E^ennlr^ae ausgesprochen
ist, entspricht ebenlalls durchaus dem Sinne der
alten Zeit (tUiil. 1. .5. 12. 15. p. IG:! tif. 1. 3. 7b. 8.
u. s. w.); zwei der hierher gehörigen Inschriften
itiliil. 1 und p. IdO, 8) beziehen sich zufällig auch auf
Künstler von Faros. Diese Insel konnte den An-
spruch erheben, eine unverhältnissmäfsige Zahl
gTofser Künstler hervorgebracht zu haben: Aristan-
der, Agorakritos, Thrasymedes, Skopas, Lokros und
kurz urul vor ihrer l!eendij;iing hcriiii'.el. Eine genauere Kennlniss
des in mehreren lleziehungen wichtigen und interessanten Punktes
jst nun vöihg uninnglich geworden.
^) Frarjm. Hb. XXX (j exe. de virl. et vil. p. 309V. ö/SVV.
woid Kolotes. Vielleicht fügt schon unser Euphron
nicht ohne Stolz das Ethnikon hinzu (vgl. tiliil. p.
1G7, 15. 16), das iu späterer Zeit {titul. 154), auch
für die in Italien arbeitenden Künstler {tilnl. 140.
141) eine ähnliche Empfehlung sein mochte, wie
der Zusatz des Llfyqvalog (s. tiiul. S. 45)").
Da die beiden anderen an demselben Ort be-
findlichen Inschriften von weiter reichendem Inter-
esse sind, so füge ich sie hier bei. Die eine der-
selben befindet sich auf einer länglichen sehr
zerstolsenen Basis aus peiitelisehem Marmor ")
(0,80 hoch, 0,42 breit, 0,31 tief).
PAlA^Cf/// AAEO Wllllll
SnTHPIANEOÄ
d. i.:
naideg . Xlso . . (Vatername) [z/tt?
aiü-ürJQi avsiy[rixav
Dass Zeus aioTrjq im Piräeus verehrt wurde, ist
bekannt genug'); doch wäre es immerhin möglich,
dass hier eine andere Gottheit so bezeichnet ist.
Die zweite Inschrift ist phoenikisch; mein Freund
Geizer fand sie auf einem altarähnlichen Steine,
welcher oVjcn durch Voluten abgeschlossen ist. Die
Uebersefzung ist nach dem Prof. Levy in Breslau
folgende: ..Dies ist der Altar, welchen (weihte)
Ben-Chodesch (d. i. Numenios) Sohn Baaljathons
Sohnes Abdesmuns des Schuffeteu", aus Kition ; sein
Gelübde segne mächtiger Soeben ').
In jener heimlichen, dem Geräusche des Hafens
völlig entzogenen Bucht werden wir uns also einen
geweiheten Ort vorzustellen haben, an welchem
Schiffer und Reisende aller Nationen nach iiirer
heimischen Weise den religiösen Bedürfnissen ge-
nügen konnten, welche sich etwa vor oder während
der Fahrt geltend gemacht hatten.
Die Inschrift Tal. 60, 8 (litiil. 21) liegt auf der
Akropolis ein wenig östlich von dem angeblichen
') An deniselhen Orte ward ein leln'iisgrcjrser Pnrlr.iilKüpf eines
bilrtigen Mannes gefunden, »elcher jetzt im Varvakion aufhewahrt wird
(Hyc().ti. fiaijnuij. lä"2'i). Ilerseihe zeigt entschieden archaischen
Charakter, und ich möchte ihn daher mit (iein Werke des Enphrou
auch nicht verniuthungsweise in Heziehung setzen.
') Ungenau veröffentlicht im Arcli. Anz. KSIiti .S. '.'ill*.
*) Siraho IX 15 p. :i9(j C; vgl. I'ausan. 11,3. Leake T.ipn-
graphie vun Athen (iihers. von Baiter und Sauppe) S. 262 Note 7.
°j hiiier im l'iräeus vgl. U. höhler Hermes V ^ 1 (T.
22
Fufsgestell der Athena des Pliidias. Sie ist iu sehr
regelmäfsigen kleinen Buchstaben geschrieben und
gehört zunächst ganz aligemein in das vierte Jahr-
hundert, aber wohl nicht in den Anfang desselben.
Schon dies begünstigt nicht eine Identificicrung des
Künstlers mit dem als Genossen des Polyklet be-
kannten Naukydes, dessen spätere Lebenszeit schon
in Ol. 95 zu fallen seheint'"). Weniger günstig
noch ist dieser Auffassung der Rest des ersten
Buchstaben, welcher vielmehr auf ein A führt und
die Ergänzung des athenischen Herausgebers | Vl\av-
xvdrjg wahrscheinlich macht (icfi]i.i. 3HS9). So wird
auch Jahns Vermuthung unhaltbar, dass jene In-
schrift sich auf einen widderopferndeu Phrixos des
Naukydes bezogen habe, welcher sich auf der Burg
von Athen befand ' ').
Von der Inschrift Taf. 60, 9 (ütul. 33), welche
nahe der nördlichen Halle des Erechtheion aufge-
stellt ist, findet sich die genaueste Abschrift wieder
bei Lebas {inscr. I n. 14); sie möchte so zu lesen
sein:
Kv]öiov ' AnnlknöoJQOV (DQ£\äQQing
'Ad^rjvä Tlohädi avei}rj\xsv
' E^rjxeazng ennrfiEr
Der Name des Künstlers ist vollkommen sicher.
Die Inschrift des Strabax Taf. 60, 10 (tiUd. 34)
ist zu wiederholten Malen ") genau verööent-
licht worden; dies noch einmal zu thiin, dazu ver-
anlasst mich die Vernuithung des Herrn Kecensen-
ten im Literar. Centralblatt, Bursian (1^71 ö. 1^88),
dass diese Inschrift nämlich in die römische Zeit
zu rücken sei, weil ein Künstler Strabax (Taf. (il, 29;
/(/(//. 113) nach den Buchstaben seiner Inschrift
sicherlich jener Epoche angehöre. Dies Letztere ist
unbestreitbar; gegen die Identität beider Künstler
aber spricht geradezu Alles, früher auch der Reccn-
sent selber, welcher bei Gelegenheit der Inschrift
Taf (JO, lu im K. Rhein. i\Ius. X 020 wörtlich so
sagte: ^mit Recht setzt Ross, dem Brunn folgt, den
"J liriinn 1 -.'/'J.
") Ar.h. V.M. IS()2 XX :iU7 nach l>lm. \\.\1V H(l uii.l l'üiisau.
12'., -J.
■' /^'/'/.i'. II. 726. — L. Hoss Artli. Zip. 184 4 -'iS. —
Uruon I 400. — Hangabe II ii. II 78. — Heuli- l'acropole £ Athene»
I 3J3. — I,p|):is inscr. I I.M.
Künstler in die Mitte des vierten Jahrhunderts v.Chr.-
Es wäre von vorn herein freilich nicht unerlaubt,
an einen absichtlichen Archaismus zu denken, be-
sonders weil, wie Bursian treffend bemerkt, die
Erwähnung des Areopags als der Behörde, welche
eine Statue errichtet, mehr der späteren Zeit zuzu-
kommen scheint; — allein die Künstlerinschriit
zeigt trotz der offenbaren Flüchtigkeit und Sorg-
losigkeit, mit der sie am oberen Rande des Steines
eingehauen ist, alte Charaktere, während anderer-
seits iu der Inschrift des jüngeren Strabax ^Taf. (j2,
29) arglos die späteren Formen gebraucht sind, so
sorgfältig sie auch geschrieben ist, sogar in der
Anordnung der Buchstaben — aroixrjdov (hierin ist die
erste Zeile auf der Tafel nicht ganz genau) — ihrem
älteren Vorbilde folgend. Die Beispiele von Gleich-
namigkeit älterer und späterer Künstler sind nicht
mehr allzu selten ") (s. auch Taf. 62, 15.16); es war
für die jüngeren ein so leichtes Mittel, die Aufmerk-
samkeit von vorn herein auf sich zu ziehen, und
ward auch nicht blofs auf diesem Gebiete in An-
wendung gebracht ").
Die Inschrift ütul. 35 c, welche am Schlüsse
bietet
KrjffiaodoTog TqtaQxng lAOr^valoi snnltjocev
habe ich in Megara nicht aufzufinden vermocht; im
Text zu Lebas II n. 2;i a berichtet Foucart jetzt,
dass sie dort in Marmaria Spilaia zum Vorschein ge-
kommen sei. Der Recenseut in den Gott. Gel. Auz.
IbTl S. 603, Herr Benndorf meint, die Inschrift habe
wahrscheinlich für einen Hexameter gelten wollen,
„da diese beiden Künstler sich sonst ohne das Eth-
nikon nennen." Dies letztere ist richtig, aber der
Zusatz erklärt sich auch vollkommen befriedigend
dadurch, dass die Künstler el)eu nicht in ihrer Hei-
niath arbeiteten''). Nur durfte gerade ein Recen-
seut, welcher sich a. a. 0. S. 621 f. doch so nach-
drücklich gegen die Annahme der Firmenartigkeit
in den griechischen Künstlerinschrifien erklärt, das
Autfalicude eines solchen einmaligen Zusatzes nicht
hervorheben, ohne sieh damit einer merkwürdigen
'^} Tiiuli p. 4 j 11'.
"; L. Friedlaiidcr Sittengeschiclilo der KiinuT Ii :>S7 II.
'') TUuli p. 15 noi.
23
Inconsequenz schuldig zu niaclieu. Ebensowenig
durfte er mir dann (S. 627) das zugeben, dass ich
„nicht ohue Wahrscheinlichkeit" in den Vaternamen
der Künstler zugleich Namen von Künstlern sähe.
Denn damit ist ein gewisser fester Factor der In-
schrift und somit ein Theil der Firmenartigkeit wie-
der zugegeben. Eine gröfsere Beweglichkeit des
Ethnikon habe ich nicht in Abrede gestellt, aber
das ändert nichts an der Hauptregel; s. tilul. S. 15 f.
Die vier verschieden abgefassten Inschriften des
Steinschneiders Dexamenos wird man als ein schla-
gendes Beispiel von Irregularität zwar gern aner-
kennen, nur nicht gegen die Inschriften der bilden-
den Künstler. Bei einem so kleinen Räume, wie
ihn eine Gemme bietet, steht dem Künstler ja ge-
wöhnlich die Fassung seiner Inschrift nicht frei;
dann bilden auch Schrift und Darstellung da ge-
wissermal'sen ein Ganzes, und ein ungehöriges Mehr
oder Minder in der Inschrift entstellt hier das Bild.
Die Steine des Dexamenos {comple rendu 1861
Taf. VI 10, 1SI16 Taf. III 40, 1868 Taf. I 12) ver-
rathen gerade in dieser Beziehung ein sehr richtiges
Gefühl; und diese Inschriften dienen so vielmehr
— um anderer zu geschweigen — als Stütze für
die Ansicht, dass Benndorf und wohl auch An-
dere von einer zusammenhängenden Behandlung
aller Künstlerinschriften vorläufig einen zu grofseu
Gewinn für das Ganze erwarten. Denn die Inschrif-
ten der verschiedenen Arten von Künstlern fallen
eben zu wenig unter die gleichen Gesichtspunkte,
wie denn die Inschriften der Vasenmaler, welche
doch vorwiegend in Betracht kämen, in den aller-
meisten Fällen eine formelle, epigraphische, aber
nicht eine sachliche Behandlung erfordern.
Die Inschrift des Demetrios von Ptelea
Taf. 60, 12 {titiil. 40), welche übrigens auch in der
IprjuEQi'g (1862 Taf. 32, 3) treu nachgebildet ist,
scheint viel zu früh angesetzt zu sein; allein die
Buchstaben, welche, obgleich zwischen Linien ge-
setzt, doch sehr unregelmäfsig sind, haben eigent-
lich keinen recht entschiedenen Charakter; sie glei-
chen auch durchaus nicht denen des anderen Deme-
trios von Ptelea, des Sohnes des Philou Taf. 61,33
{tilul. 117). Sollte hier eine zugleich mit der Basis
später erneuerte Inschrift vorliegen?
Ich komme zu der Inschrift des Nikomachos,
Taf. 60, 13 (titiil. 44a) welche noch dem vierten Jahr-
hundert augehören kann. Herr Bursian (a. a. 0.
S. 888) und Herr Benndorf (a. a. 0. S. 604 f.) hal-
ten für ausgemacht, dass Nikomachos der attische
Archon vcm Ol. 109, 4 sei, wie K. Keil bewiesen
habe"^), welcher eine Abschrift Stephani's '') be-
nutzte. Dass mir dieselbe nicht unbekannt geblie-
ben war vielleicht daraus zu ersehen, dass gerade
die betreffende Schrift Stephani's an der Stelle
{titiiL S. 85) citiert wird. Die Abschrift dieses sonst
so genauen Gelehrten ward aber absichtlich bei
Seite gelassen, weil es unmöglich war, eine Copie
für treu zu halten, welche durchgehends das a in der
Form von /\ bot und dennoch beanspruchte, die In-
schrift einer so alten Zeit anzuweisen. Herr Stephani
muss den in der Apsis der kleinen Metropolitankirche
hoch oben eingemauerten Stein nur von unten gelesen
haben. Dass Keil den Widerspruch übersah, ist ein
Versehen, welches diesem Gelehrten gegenüber
nicht der Erwäimung werth schien. Dass ich Recht
daran that, mich auf Leake's Copie zu verlassen,
beweist die hier gegebene Abschrift, welche aucii
mit einer von Herrn Köhler genommenen durchaus
übereinstimmt. (Pentel. Stein 1, 15 lang, 0, 22 hoch.)
2 ävsOrjxe KXeidtj/iing Bleidiovog Uhod-evg
'EQE"/9-f]ig di'ÖQiüv svlxa
MsvEzelrjg MivrjTog l^vayvQÜaiog i%OQ^'/e
5 ^LdQUTog ldQyi]ing ip)X[ei
Nixöuayng inoirjasv
Die Vermuthung, es möchten hier zwei Steine
zu trennen sein {tilul. S. 86), ist unrichtig. Keil
nimmt a. a. 0. S. 75 vielleicht mit Recht an, dass
die erste nur noch wenig erhaltene Zeile mit dem
dvi&rjxev der zweiten einen Hexameter gebildet
haben möge, welcher die Weihung an Dionysos aus-
sprach. Es bleibt aber dann, wie auch er bemerkt,
immer noch autfallend, dass die Widmung von Klei-
*^j Milanges greco-romaiiiti II IS*)'.!) S. 7i ff.
") Ki'ise durcb einige Gegenden des nördliclien Griechenlands
Taf. VI n. 81 s. S. Uti.
24
deiuus, und uicht vieluiehr von dem sicgrcichcu
Choregen Meueteles ausgieng. Zu der Aunalinie,
dass die drei Zeilen der choregischen Inschrift spä-
ter liinzugefügt seien (Keil S. 75), liegt auch in
epigraphischer Beziehung keine Veranlassung vor.
Uebrigens steht nichts im Wege, diesen Nikoniachos
mit dem Künstler einer anderen Inschrift auf der
Burg (litid. 44)'*) zu identificieren.
Die grosse Inschrift tilul. 45, in zierlichen Buch-
staben des vierten Jahrhunderts geschrieben, befin-
det sich auf einer später als Baustein verwendeten
pentelischen Basis (0,68 hoch, 0,25 breit, 0,175 tief),
welche in vier Stücke gebrochen jetzt in den Kel-
lerriiumen des Varvakion liegt.
Der Anfang sieht so aus:
«iVPEObliilTt . . • • OYAA
«VAAMArOHZA^OAITEIA0f i | [oölit] az-
£r;>.\NnOEN rESYPOTilNAH [^iorüv
ariOECANTEIAc|^PO|l[<'r/;
Im 0 fehlt nicht selten der Punkt. /
Von deu Namen sind folgende sicher festzu-
stellen :
Z. 6 Jll\xoi.iivPig
Z. 9 . . yeinq
Z. VA . ■ ffii.rjng
Z. 17 i:('Jxf/,7'"'i'' Ejii^tjitnvng
z. 20 irnos: Aiy^y \pro\'i'^i '-^»rivmTtnv
Z. 23 . . Imng
Z. 28 . . QÜTTjg . . o&eiXov
Nur die zwei letzten Zeilen bilden die Inschrift des
Künstlers; die Ergänzung seines Namens iu ylvo\-
iag bleibt, da der Vater Lysimachos heilst, nach
der Gewohnheit griechischer Namengebuug immer
noch die wahrscheinlichste.
Die Inschrift des Mikion Taf. ()(), 14 {Hl id. 47)
steht auf einem hymcttischen Steine (",20 hoch,
1,01) breit, 0,öü tief), welcher westlich von dem Par-
thenon an der Mauer liegt. Die Buchstaben der
Klinstierinschrift deuten auf das zweite vorchrist-
liche Jahrhundert, während der in der späteren
Weiheinschrift ") genannte Domitius Alienobarbus
"*) In ikTSellicn isl iiiich /. II diiri-h ein \'iTS*'lit'ii ffit/ j.äi^og
eij'V^S ausgefallen.
") Es ist zu IdMililfn, da-s mi' üucIi kU-inerc (-'im imii luil, als
die des Künstlers.
ohne Zweifel der Cousul des Jahres 5! ist. Wenn
aber das Werk des Mikion in der That identiscli
war mit dem von Dio Chrysostomos'") in Athen
gesehenen Bilde des Alkibiades, das auf einen
Ahenobarbus umgeschrieben war, so müsste es doch
lauge nach dem Tode des Alkibiades verfertigt ge-
wesen sein.
Die Inschrift tilnl. 4s, welche deu Namen Spio-
dros enthält, suchte ich in dem Dorfe Menidhi,
wo sie sich befinden soll, vergebens. Sie ward her-
ausgegeben in der EcprjixEQig n. 2735 und neuerdings
von Kuuianudis 'AitiTirig suiygacpal ETiiTv^cßint.
No. 3;Ju;), welcher dieselbe also als eine Grabin-
schrift betrachtet.
Die zwei Inschriften Taf. 61, 15 {til. 50) und 16
bieten wieder das Beispiel zweier gleichnamigen,
aber nach der Form der Buchstaben weit getrennten
Künstler: während der ältere Batou dem vierten
Jahrhundert anzugehören scheint, verweisen deu
jüngeren, dessen Inschrift ebenfalls in L4y. ^t]fif]-
TQtov Katt](p6qrj gefunden ist, seine Buchstaben in '
die römische Zeit.
Die Inschriften des Künstlers Kaikos then es
Taf. 61, 19.20 {tilul. 53 a, b) haben sehr verschiedene
Schriftformen (tt, ö), doch gleichen der Küustler-
inschrift 19 die Buchstaben der Weiheinschrift von
2o so, dass man auf die Vermuthung kommt, es
sei hier der Künstler später hinzugefügt worden,
besonders da auch die Buchstaben seiner Inschrift
grölser sind als diejenigen der Widmung, ein Ver-
hältniss, das sich sonst schwer nachweisen lassen
möchte.
Die Inschrift der zwei Künstler Kaikosthenes
und Dies Taf. 61, 17 {lilul. irJ) befindet sich auf
einer sehr abgeblätterten pentelischen Basis (0,7(i
hoch; (1,03 breit; 0,24 — 0,26 tief), welche westlich
vor dem Parthenon steht|:
'A7in]imiiji'\ing . . .
l4\cpidv[aio]g [ii]i'
d-jvyaziQa l4\v\Ü£iiila\v
'") Or. 37, iO p. rj.' U. y.i'i Emp. fttiaatifiJif xai jöv'Akxi-
ßi<h)t]r Tor y.Ki.br luv Ai.ntluv uvx &W onov, v).r}V ditnaii-
uijt' (f xiü.i{i Tijg'EX)i.ciiios, (niyottifiir 't}(üViH Xu).xonu)yu)VOi.
25
5 xor[t| o &£7og Oi'Xi[ddt]g
x[ai //l ^njzr^Q (Jnlco . . .
a\vsfft]xav
10 £]ni \e\Qel\ag n£VT£T7]Qtdo[g xrjg
'/£Joo[x|Ae'r)i'g (l)'kvi(i)\g
Kat[xoa9^ivrjg Jijrjg '^nnXMvi'do\v
\(l)v).äaioi lnoi\r]aav.
Z. ß. Als den Namen der Mutter vermuthete Keil
(Philologus XXIII 594) JirfiXrj; doch ist zwischen
dem Q und (p nur ein unregelmäfsiger Strich, und
der Name mag (DiXiovIg oder dergl. gewesen sein.
Das Demotikon der Künstler kann natürlich auch
als (Dlväaini ergänzt werden, da die Inschrift mit
denselben Künstlernamen Taf. Gl, 18 (litul. 52a)
ausser der entsprechenden Lücke nur die Endbuch-
staben . . (Tini enthält. Diese Inschrift zeigt übri-
gens, wie mau sieht, jüngere Buchstaben, die aber
sehr sorgfältig eingehauen sind. Die betreffende
Basis befindet sich im Theater des Dionysos.
Das Fragment tilnl. 56 gehört frühestens in das
zweite Jahrhundert; lilnl. .59 für eine Künstlcrinschrift
zu halten, liegt kein Grund vor: alle drei fragmen-
tierten Zeilen sind in gleicher Grölse und in gleichem
Abstände von einander geschrieben.
Die Inschrift des Eutychides Taf. Gl, 21
{titiil. Gl) ist zwischen Linien und doch sehr unsorg-
fältig in einen hymettischen Stein gegraben (0,45
hoch; 0,95 lang), welcher jetzt in eine Ecke der
Kirche tov ay. xätpov^^) eingemauert ist. Sie möchte
frühestens am Ende des dritten Jahrhunderts ge-
schrieben sein und bezieht sich daher schwerlich
auf den bekannten Schüler des Lysipp, welchen
Plinius in die 121. Ol. setzt").
Ich komme nun zu der Familie des Eucheir
und Eubulides, Taf. 61, 22 — 28, welche in der
letzten Zeit eine besonders reiche Vermehrung er-
fahren hat. Zu den sechs bisher bekannten In-
schriften tiluli 107"'), a, h, c, d, 108 treten zunächst
drei andere aus Athen
'") A. Mommsen Athenae christianae S. 27 unter n. 24.
") Brunn 1 411 ff. Overbeck Scliriflquellen l.öliOff.
") Den (iurt erwähnlen Diogenes hol Hr. höhler im Hermes
VII 4 mit dem Plirurari-Iien Hes l'iraeus identiticiert. So vermuthete
auch K. Keil l'hilol. Will i'j:!.
Ai-cliyolo^. Zig. Jjiiißaiig XX)'.
Taf. 62, 22 El'ysio Evßoi>).t'dni> KoioTTi'ötjg errntjale
., ,, 24 Ei'xsiQxai Eiißovklör^gL4l>>]valnifnoirjaav
„ „ 28 EußnvXidrjg Evyeiqng KQioTttötjg snnrjaev,
welche auf sehr ähnlichen hohen und länglichen
Basen aus hymettischem Marmor mit uuterm Ab-
schluss bei der Abtragung eines Tiiurmes an der
Stelle der Panagia Pyrgiotissa ") im Jahre 1871
an das Licht kamen (22:0,28 hoch; 1,4.3 lang;
0,59 breit. — 24:0,82 hoch; 1,48 lang; 0,57 breit
— 28: 0,73 hoch; 1,445 lang; 0,52 breit; auch die
fast verlöschte Inschrift lilul. 107 b ist ebenda auf
einer ähnlichen Ba.sis gefunden, welche 0,80 hoch,
1,60 lang, 0,65 breit ist).
Hierzu gesellt sich als zehnte eine Inschrift aus
Megara'^) in der Kirche der Hypapanti auf einer
Stele aus grauem Blarmor befindlich:
dmvvandiüQov XaQildnv
0 düfing dvsd^rjxsv
aQSxäg t'vexsv y.al svvolag
lag elg avtöv.
EvyjiQ L4&rjvalog ennlrjaev.
Da diese Inschrift bis jetzt nur in Minuskeln ver-
öffentlicht ist, so lässt sich über die etwaige Iden-
tität dieses Eucheir mit dem unserer Taf. Gl, 22 noch
nichts sagen. ■ — Die zehn bekannten Inschriften
der Familie vertheilen sich also in folgender Weise:
zwei auf einen Eucheir, sechs (tihd. 107, a, b, c, d.
Taf. Gl, 24) auf Eucheir und Eubulides, zwei (Taf
61,27,28) auf Eubulides allein.
Hierzu kommen zwei Inschriften anderer Art:
in der einen derselben'") — aus dem Piräeus — ,
in welcher der Katli die Epimeleten irgend eines
Werkes aufzeichnete, findet sich Col. B. Z. 28
Evßovlidrjg Evyeigog Kqioniörjg. Die andere ist
eine der delphischeu Proxenielisten, welche von
Wescher und Foucart veröffentlicht sind, iiiscr. rec.
ä Delphes n. 18 S. 22.
Z. 20 Toide Jel(j'wv nqö^evoi
7i.l\^!AQxnvTog Ütalinog ßovlsvövTcov zdv ngci-
xav liäf.iqvov ^AvdqnxQiiov, lü.eoöocfinv,
^ivtüvog E vßovXidrj g E uxrjgng l4 /> rjvalog
^*) A. Mummsen Athenae christianae S. '.I'.' n. 110.
*') P. Kuucarl Text zu Leiias inscr. II n. 39 a.
"I 'E(j>]u 1801) n. 3760. 'Euiyn. uiixJ. ifvXX.
Athen
ISöO n. 19.
26
Dass dieser Eubulides der Kiinstlerfamilie ange-
hört, iu welcher die Namen Eubulides und Eucheir
wechselten, ist doch sehr wahrscheinlich. Aller-
dings erscheint es zunächst auffallend, einen Künst-
ler so geehrt zu sehen; dass aber die Familie in
Athen eine gewisse Stellung einnahm, folgt wohl
schon aus der Erwähnung des Eubulides unter den
Epimeleten, besonders aber aus der weiter unten zu
behandelnden Nachricht des Pausanias, nach welcher
ein sehr bedeutendes Werk in Athen von einem Eu-
bulides uicht blos verfertigt, sondern auch gestiftet
war. Glücklicherweise gewinnen wir nun auch für
diese Familie bisher vermisste chronologische An-
haltspunkte *'). Der delphische Archon Phainis,
unter welchem Eubulides die Proxeuie erhielt, ist
nach A. Mommsen's scharfsinniger Berechnung ")
in Ol. 147, 2 = 191/90 v. Chr. zu setzen.
Die piraeische Urkunde der E])iraeleten ent-
zieht sieh zwar für sich allein einer zeitlichen Be-
stimmung, es ist aber gelungen, eine solche an-
nähernd wenigstens aus demVerhältniss zu gewinnen,
welches diese Inschrift zu einigen andern einnimmt;
da diese ganze Untersuchung, welche sich auf eine
gröfsere Reihe erstreckt, in anderem Zusammen-
hange behandelt werden soll, auch hier viel zu weit
lühren würde, so deute ich nur die nüthigsten Punkte
an. Die Epimeletenurkunde enthält Namen von
Personen, welche selber oder deren Väter in einer
noch unedierten gleichfalls aus dem Piräeus stam-
menden Inschrift genannt werden. Diese, welche
Beiträge von Privatpersonen zum Theaterbau auf-
zählt, nennt als den ersten den Philaulen Nikoge-
nes, auch nach deu Namen seiner ebenda erwähn-
ten Söhne zu schliessen denselben, welcher in der
grossen auf die Theseen bezüglichen Urkunde
{(DillacMQ III 150 ff.) eine Hauptrolle spielt; in
dieser letzteren wird Col. B. Zeile 96 'lAßQwv Kal-
).iov [AlyE]löog") (pv'Krjg als Sieger im Pankration
") Brunn 1 5ji setzt ilieselhß „elwa gegen den Beginn der
Kaiserzeit. "
") llelpiii.-iclie Arcliüiilen n^jcli der Zeit tieordnet, l'luiulugijs
.\xiv ii.soo) s. :ii.
") Her llerausgeher erg.lnzt [Oh(\ii\uq , ehensu A. Duniiint
esfiai Hur tu cUronoloyie des archonLes AtUenienn S. 1 I j ii. il N.
^ffi/(Trdi)/)uo,", aller die Familie ist aus dein Dennis Bäte: Sle|ili.
B)Z. JJdZri, örjitd^ 7 ^i .-///r/VV»; </fAiJ,', o<Ut' T]y '^tßuwy 6 AicX-
unter den Knaben r^g ösnrfgag rjlixlag genannt.
Es ist mehr als wahrscheinlich, dass dieser 'lAßgiov
KalUnv es ist, welcher zu Delphi die Proxenie
unter dem Archon Xenon erhielt d. i. Ol. 147, 4 =
189/88 V. Chr. ^°). Hieraus, sowie aus demVerhält-
niss, in welchem die unedirte Inschrift aus dem
Piräeus andererseits zu der bekannten auf den Chre-
monideischen Krieg bezogenen Urkunde bei Ean-
gabe II n. 88' » steht, lässt sie sich bestimmen als
verfasst zwischen 220 u. 210 v. Chr. Die Ejjimele-
teninschrift erwähnt aber auch Männer, deren Söhne
in der Inschrift bei Ross Demen No. 14 vorkom-
men, welche man etwa in das Jahr 140 setzen
kann. Die Epimeletenurkunde steht also zwischen
dieser und der unedierten, aber der letzteren näher,
weil sie einige Personen nennt, welciie auch dort
schon als Männer erscheinen; demnach möchte das
Jahr 190 v. Chr. als ihr spätestes wahrscheinliches
zu bezeichnen sein.
So erhalten wir auf zwei Wegen um diese Zeit
einen
EvßnvXidqg EvyßiQng KQiontdijg bez. ^Ai^r^vmog.
Aber auch eine der Künstlerinschriften ist an-
nähernd bestimmbar: es ist die, welche als deu
vom Volk geehrten den MiXTiddt]g Zio'Clov Maga-
i^coi'iog nennt, Taf. 61, 2.3 {ülul. 107 c); von diesem
wird in einer andern auf die Theseen bezüglichen
Urkunde erzählt, dass er sehr freigebig für die Aus-
rüstung der Spiele gesorgt habe {(DiliazioQ II, 132ff.).
Ebenda kommen Männer vor, deren Väter in der
bereits erwähnten Inschrift (DiUohoq IV S. 341
No. b (s. Note 29) vom Jahre 19(J noch als Kin-
der erscheinen, aber schon als erwachsen in der
Siegerliste bei Rangabe II n. 962, welche nach der
Erwähnung des Königs Eumenes II (Col. B. Zeile ;>!)
sicher vor 159, dem Todesjahr desselben, fallen
muss, wahrscheinlich aber schon um 1 7u anzusetzen
sein möchte. Andererseits nennt die des Miltiades
gedenkende Theseeninschrift auch Personen, welche
jlf'üi', ^^f]yt]ift'i-, TitnX Htoiiöv y.a) 'lunitny ytyotttj tn^. lier ulien
genannte Hatiron wird in einer sehr grofsen Inschrift 'l'i/.tniioo
IV 'ii\ f. Nu. 5. Col. B. Zeile ',10 aufgeführt als "Aßijiur ISia!]:nv.
Diese Inschrift fiilll aiieh etwa in das Jahr l'.IO.
") Wescher und Kuucart a. a. 0. n. 18 p. Vli Z. lOJ. A. Muiuni-
sen a. a. 0. S i'l.
27
bei Ross Deinen No. 14 also wie oben bemerkt,
etwa im Jahre 140 vorkommen; somit ist als die
Zeit ihrer Abfassung die Mitte des zweiten vor
christlichen Jahrhunderts anzusehen, und dahin fiele
dann auch das Klinstierpaar Eucheir und Eubulides,
welche die Statue des Miltiades machten. Die epi-
graphischen Difl'erenzen sind nicht grofs genug,
um von diesem Paare irgend eines der auf den
anderen fünf Inschriften genannten zu trennen. Der
oben um IDO bestimmte Eubulides ist aber ein äl-
terer; wir werden nicht irre gehen, wenn wir als
seinen 8ohu den EiysiiJ Elßovlidnv der neuen
athenischen Inschrift betrachten, deren ISchriftzüge
auf ein den Paaren gegenüber etwas höheres Alter
deuten (Taf. 61, 22). Dieser Eucheir arbeitet dann
mit seinem Sohne zusammen, der endlich, wohl
nach des ^'aters Tode, allein auf zwei Inschriften
erscheint, Taf. 61, 27. 28, deren letztere freilich auf-
fallend nachlässig eiugehauen ist. Das Stenuna
ist also folgendes:
Eubulides, Proxenos in Delphi 11)0 v. Chr.
j Künstler?
Eucheir, Taf. 61, 22 allein; zusammen mit
I
dem Sohne Eubulides, Taf.61, 23— 26 titul.lO", 107b ;
dieser allein arbeitend Taf. 61, 27. 28.
Es bleibt übrig, die Nachrichten der Alten über
diese Künstler heranzuziehen ""): die Aufzähhmgen
des Plinius (XXXIV 88, 91) sind hier ohne Nutzen;
nur Hesse sich vielleicht auch aus ihnen folgern,
dass die Künstler nicht erst dem Beginn der römi-
schen Kaiserzeit angehörten. Dasselbe gilt von der
einen Nachricht des Pausanias VIII 14, 10, dass
Eucheir des Eubulides Sohn aus Athen für die
Pheneaten das marmorne Bild ihres Hauptgottes
Hermes gemacht habe; ja es wäre möglich, dass
hier ein noch älterer Eucheir bezeichnet wäre, als ihn
unsere Inschriften kennen. Die andere Notiz des
Pausanias I 2, 5 ist in mannigfacher Beziehung wich-
tig und ich setze sie ganz hierher: oToal de elaiv
and ziöv niO.aiv eg xnv Kegaf^itixai' . . . . t) di
erega xCjv axowv syei fiiv isQa ^eüv, l'ysi de yvf.ivä-
giov"Eq(.iov xalni'fievov k'ari di if avTfj TIovIvtIco-
") Overlieck Jlchriflqiiellen '2'i'ij f\'.
vng otxia, xctO-' rjv naqa rrjv ^EXavaivi dgäaai t£~
i.ST7Jv ]A^rjvai(t)v (paalv ov rnvg afpavEOTarnvg '
fn e/itnij ös aveixn /tinvvaio. /hovvaov de xnvrnv
xaXovai Blslnöfievnv knl ?Myq) xniiZös fy' onnt(<)
nsQ l4ji öXkiiiva Mnvat]yexr]v. 'Evxav&ä saxtvl40Tj-
väg ayalfia nctaoviag xal Jiog xal Mvr^fiocvvrjg
xai Movaiöv, lAnoXliovog (Anölhov Schub, nach
einigen Hss.) xe avad-rj (la xai eqyov EvßnvXi-
dnv xal dalf-uov xcuv af.i(fl /liorvariv l4xQaxog' ttoo-
aconöv saxiv ol /novnv evojxodoinrjf.isvov xoi'yji». Mexd
dexa xov Jiovvanv xi/^tevng laxiv (HKt]f.ia u. s. f.
Mit dieser Stelle hat Ross") bekanntlich die
auf einer bymettischen Platte (1, 10 lang; 0,28 hoch)
befindliche Inschrift titul. 108, Taf. 61, 27 in Verbin-
dung gebracht, welche im Jahre 1837 am west-
lichen Ende der Hermesstral'se gleich südlich von
der Kirche H. Asomatos"), dem jetzigen Bahnhofe
etwa gegenüber, gefunden wurde, und zwar bei den
Resten eines sehr grolsen Postamentes, welches von
SW nach NO streichend gegen NW Fa^ade machte.
Die Ansicht von Ross, die, wenn sie zuträfe, für
die Athenische Topographie von Bedeutung wäre,
hat sich eines geringen Beifalls zu erfreuen gehabt:
mau warf ein, das bei Pausanias erwähnte Werk
habe sich im Hause des Pulytion befunden, wäh-
rend man aus den Worten des Schriftstellers mit
ebenso grol'sem Rechte schlielsen kann, dass es im
Temenos des Dionysos gestnnden hat; dann ver-
misste man in der betreffenden Inschrift das avi-
■d-rjKEv, da doch die Gruppe (oder nur der ApollonV)
auch von Eubulides geweiht gewesen sei. Ross sel-
ber hat gemeint, es habe eine zweite Platte etwa
xai avE&r^xsv enthalten; aber dieser Vermuthung ist
wenig günstig, dass nach dem e7ioir]aev der Künst-
leriuschrift noch 0,23 freier Raum ist. Ich möchte
aber doch die gegen Bedenken folgende That-
sache hervorheben: es giebt von der Blüthezeit der
Kunst an gerechnet gar keine Künstlerinschrift in
Athen, welche nur annähernd so grol'se Buchstaben
hätte und über einen so ausgedehnten Raum (fast
0,90) geschrieben wäre wie diejenige des Eubulides
2') Arcliiiol. Aufsaire 1 S. 1-43 ff; die PluUe liegt jclzt auf dem
riaue vor dem Theseion.
'' A. Mumnisen Atheiitie chrlsiianae n. 107.
4*
28
Taf. 61, 27, und dabei fehlen am Anfang noch 12
Buchstaben, also mehr als ein Drittel der Inschrift.
Diese ungewöhnliche und anspruchsvolle Form —
mau beachte überdem nur die Kleinheit der ande-
ren Inschriften derselben Familie auf viel gröfseren
Basen, — würde auch von vorn herein die Ver-
muthung hervorrufen, dass der Kiinster zugleich
der Weihende gewesen sei; der Zusatz des avi^t]-
xev war unnöthig, wenn ein Name eines anderen
Stifters eben einfach nicht angegeben war. Ich
halte daher immer noch für möglich, ja vorläufig
für wahrscheinlich, dass die von Koss beschriebenen
Reste gerade zu dem von Pausanias erwähnten
Denkmal gehörten. — Es ist hier nicht der Ort,
weiter auf die topographische Frage einzugehen,
und ich setze nun die Besprechung der Küustler-
inschriften fort.
Taf. (il, 20 {liliil. 113) die bereits oben S. 22
erwähnte Inschrift eines jüngeren Strabax; sie be-
iludet sich auf einer hymettischen Basis (0,30 hoch;
0,8y lang; 0,67 tief), auf deren Oberfläche zwei
Fufsspuren bemerkbar sind. Solche finden sich fast
immer nur auf Baseu, welche zugleich die Widmung
enthalten; diejenigen Steine aber, welche nur mit
der Küustlerinschrift versehen sind, zeigen an ihrer
Oberfläche meist Spuren von der Befestigung einer
zweiten Basis, an welclier wohl dann die Widmung
staud, und auf welcher das Werk selber sich er-
hob. Unter diesen Umständen wird man doch ge-
wöhnlich an Marmorwerke zu denken haben.
Die Inschrift des Künstlers Herodoros Taf. 61,
30 habe ich bei Abfassung der titiili übersehen: sie
ist schon in der f^'?:"- ^- 2907 herausgegeben. Die
Basis aus hymcttischem Stein ((1,10 hoch; 0,7!» lang;
0,64 tief) liegt au der südlichen Seite des kleinen Mu-
seums, welches man auf der Akropolis östlich vom
Parthenon erbaut. Die ältere Weiheinschrift lau-
tete wohl:
Eiörj]j.tnv ZioKvöov <I)iXa'Cd\riv
(Dip.wv (/JtAwi'og (l)).viv\g
r]nv iai'zoZ y6viü[i\ dd£X(fo\v
Die zwei Inschriften Taf. 61, .'il und .'12 'Jilul.
116 a) enthalten den Künstlernamen des Praxite-
les. Die Inschrift 32, welche, wie auch in den
tituli a. 0. vermuthet ward, weder so besonders
alt ist, noch auch inoiet enthält, befindet sich auf
einer pentelischen Basis (0,28 hoch; 1,(45 lang;
0,65 tief); diese bildet jetzt die erste Stufe der
Treppe, welche unterhalb der Pinakothek zur Kle-
psydra hinabführt. Sie bezieht sich auf einen Cn.
Acerronius Proculus, ohne Zweifel denselben, welcher
im Jahre 37 n. Chr. das Consulat bekleidete; in
unserer Inschrift erscheint er als Proconsul und
zwar doch wohl von Achaia selber: denn erst
unter dieser Annahme erhalten die angewendeten
Ausdrücke svi'ola und x7^d£/.iovia ihren rechten Sinn.
Da Achaia eine praetorische Provinz war, so fällt
unsere Inschrift vor das genannte Jahr des Consu-
lates, aber gewiss nicht lange. Die Küustlerinschrift
ist in die letzte Zeile der Widmungsiuschrift ge-
rathen ; die Beschaffenheit der Inschriftfläche schliefst
die an sich zulässige Vermuthung aus, dass ursprüng-
lich eine andere kürzere Weiheinschrift dort gestan-
deu habe, zu welcher auch die Inschrift des Praxi-
teles gehörte; vielmehr hat wohl der Künstler
seinen Namen zuerst angebracht, ohne den Kaum,
welcher für die Hauptinschrift reservirt werden
rnusste, genau zu wissen oder gehörig zu berück-
sichtigen. Hiernach sehen wir den Künstler am An-
fang des dritten Jahrzehntes n. Chr. thätig; da nun
kein Grund vorliegt, ihn von dem Praxiteles der
anderen Inschrift Taf. 61, 31 zu scheiden, so kann
der dort genannte C. Aelius Gallus kaum identisch
sein mit jenem Praefecten Aegyptens unter Augus-
tus, welcher sich besonders durch einen Zug in
Arabien bekannt gemacht hatte: denu. dies Ereig-
niss fällt bereits in die Jahre 25/24 v. Chr.
Die Inschrift des Demetrios Taf. 61, 33 {H-
lul. 117) steht auf einer pentelischen Basis (0,33 hoch;
0,775 lang; 1,13 tief), welche sich noch an ihrem
Fundort, der Stelle von ay. Ji]iti'jTQiog Iiairj<p6Qr]s'*)
befindet. Dieselbe war etwas früher anzusetzen, da
ilue Schriftzüge denen der grofsen Inschrift des
Eubulides (Taf. 61, 27) am meisten gleichen.
Viel zu spät ist ferner die Inschrift des Her-
niippos Taf. 61, 35 (litul. 122) angesetzt, die bei
Panagia Pyrgiotissa auf einer Basis aus hymetti-
^*) Ä. Müimiirin Alhenae cliristxauae S. 7s ii. HÜ.
29
schem Marmor steht, welche denen der Familie
des Eucheir und Eubulides ähnlich ist (0,S0 hoch;
1,444 lang:; 0,60 tief). Sie ist spätestens der älte-
sten Inschrift des Eucheir Taf. (H, 22 gleichzeitig.
In die Mitte des ersten christlichen Jahrhun-
derts, in die Kegierungszeit des Claudius, führt die
bei der Inschrift des Eubulides, Eubulides' Sohn,
aus dem Demos Piraieus Taf. CA, 34, welche ich,
falls die Zeilen von ungefähr gleicher Länge waren,
nicht überall passend zu ergänzen weits. Sie wurde
im Jahre 1871 bei der Panagia Pyrgiotissa gefunden
und steht auf einem pentelischen Stein, der an der
rechten Seite fragmentiert ist 0,41 hoch, 0,92 lang,
0,50 tief).
TißsQinv KXavdiov Kai'aaQ[a ^eßccoidv
reQi-iavixnv avTnxQdtnQ[a
naTQiöov o tegivg avtov
öitt ßiov xai axQtt-crjyds sni [xa onla
10 TQiinv ztinvvaodiOQog ^n . , .?
Jinvvisvg xov eaviov te xa[b
navTog oi'xnv acoz^ga xal svelgyei/jv
EißovXlÖTjg (Eißnvktdnv) Htgaieiig enotei
Es ist wahrscheinlich, dass der Dionysodoros von
Sunion der athenische Archon ist, welchen Phlegon
de niirabb. cup. 7 erwähnt"), und dessen Demos
bisher nicht bekannt war. Phlegon setzt sein Ar-
chontat gleichzeitig mit dem Consulate des D. Julius
Silanus Torquatus und L. HateriusAntouinus, welches
in das Jahr 53 fällt; damit kann denn freilich nach
griechischer Zeitrechnung und für griechische Ver-
hältnisse sowohl das Jahr 52 53 wie das Jahr
53/54 gemeint sein, da, wie es scheint, nicht be-
stimmt werden kann, welchem System Phlegon bei
seinen doppelten Zeitangaben gefolgt ist.
^') Frar/m. hist. graec. III tili! n. ,'$(); vgl. H. eulKiiier com-
mentaliones epiyraphicae S. 135 Anm.
Kom. G. HlRSClIFELD.
ZUM P:PHESISCHEN ARTEMISION.
Die nachfolgenden Bemerkungen über das
ephesiscbe Artemision verdanken ihren Ursprung
den freundlichen Mittheilungen des Hrn. Prof. Adler.
Bekanntlich war derselbe auf seiner vorjährigen
Reise nach Kleinasien zusammen mit Hrn. Curtius
so glücklich durch Autopsie nähere Kenntniss und
Einsicht in die überaus interessanten Ausgrabungen
zu gewinnen, welche der bewundernswerthen Aus-
dauer und den aufwandsvollen Anstrengungen des
Hrn. Wood verdankt werden. Durch dieselben sind
Ueberreste des Heiligthum s wieder ans Licht
gekommen, an deren Nochvorhandensein man längst
den Glauben aufgegeben hatte: war doch selbst
die Stelle, an der der Tempel gestanden, gänzlich
all' und jedem Gedächtniss entrückt und bedurfte
es doch langjähriger systematischer Nachgrabungen
in weitester Ausdehnung und in sehr bedeutender
Tiefe, um sie aufzufinden. Dies ist nun endlich
nach Aushebung eines 20 Ful's mächtigen Alluvium
unter eindringenden versumpften Grundwassern im
Nordosten der Stadt zwischen dem Berge Prion
und der jetzt nach dem heil. Lukas benannten An-
höhe, unweit vom Fufs der letzteren, geglückt. Da
nunmehr jeder Zweifel gehoben ist, dass die unter
dem angeschwemmten Boden mühsam entdeckten
Reste dem vom Alterthum hochgeprieseuen Dianen-
tenipel angehören, dürfen wir bei weiterem Verlauf
der Nachforschungen in nicht allzulanger Zukunft
den interessantesten Aufschlüssen über dieses hoch-
wichtige Denkmal entgegensehen.
Inzwischen will ich über die maalslichen An-
gaben des Plinius in Betreff des Tempels, wie über
dessen Säulenstellung einige kurze Bemerkungen
machen. Plinius, dessen Nachrichten sich nur auf
den nach dem Brande von Dimikiates wieder-
aufgebauten Tempel beziehen können, erwähnt
der mit dem Tempel vorgegangenen Umgestaltung
bei der Kürze seines Berichtes gar nicht, sondern
nennt allein den ersten Architekten desselben,
Chersiphron, von dem in Vitruv's Werk auch eine
30
Schrift über die ionische Baultunst erwähnt wird.
Man hat aus letzterem Umstund geschlossen, dass
aus diesem Commentar Plinius die uns überliefer-
ten Mafse von 225— 42;'i Ful's Breite und Länge
des Tempels geschöpft habe und daruuter mithin
altgriechische d. i. samische Fufse zu verstehen
seien. Doch ist es einerseits nichts weniger als
wahrscheinlich, dass bei der aufserordentlich grolseu
Ausdehnung seiner Studien Plinius sich auf die
Einsicht in eine nur für Architekten von Fach be-
stimmte, für die Entwicklung des ionischen Bau-
stils gewiss wichtige Schrift eingelassen habe,
andrerseits dagegen wohl anzunehmen, dass aus
gleicher Rücksicht für seine Leser wie ein Eng-
länder Mafse nach dem englischen Ful's giebt,
ebenso der römische Autor sie nach römischem
Fulsmaals gegeben habe. Bestätigt wird diese An-
nahme dadurch, dass mit den neueren Messungen,
welche Franzosen und Engländer an den Pyrami-
den von Gizeh vorgenommen haben, die für römi-
sche Fufse genommenen Zahlen des Plinius bei der
3. Pyramide, welche in ziemlich allen Codices 3G3
lautet, genau stimmt, ebenso bei der 1. oder gröl's-
ten die in fünf Codices vorkommenden 783 (statt
der aufserdem vorkommenden 883) Fufs, und ist
es bei der 2. Pyramide gewiss nur ein Verseheu
der Abschreiber, wenn 737 '/j statt 725 '/j Fufs ge-
lesen wird. Es konnte dem römischen Flottenprae-
fecten nicht schwer fallen, bei den Verbindungen,
die er in den Provinzen mit Proconsuln und Be-
hörden hatte, durch einen oder den andern Inge-
nieur, deren es in allen Provinzen und jedem Haupt-
orte gab, das Hauptmaafs der bedeutendsten, wenn
auch weit entfernten Baudenkmale aufnehmen und
sich brieflich darüber lierichten zu lassen.
So dürflen denn auch Plinius' Angaben bei
dem Artemision für römische Ful'sangaben zu ncli-
men sein, die wir w^cnn \\ir uns nacli unserem
rhein.-preul's. — mit dem griechisch-samischen Fuls
/usammentreftenden — Maais ein anschaulicheres
Bild machen wollen, nach dem zwischen jenem
und diesem herrschenden Verhältniss von 14 : 15
erst umsetzen müssen, üanach gaben die 225 röm.
Fuls Breite des Tempels 210 griech. Fufs und wer-
den diese wegen des Plinius Beisatz: unwerso
temph . . . etc. als die grölste Breite des Unterbaus
{■xQTjnig) anzusehen sein. Der Unterbau wurde
hier aber, wie Philon von Byzanz berichtet, von zehn
Stufen gebildet; die Breite der Stufen lässt sich
auf l'/2 Fuls annehmen, wobei die unterste vor der
obersten jederseits 15 vorgesprungen haben und
der Stylobat um 30 Ful's schmaler als (der Stereo-
bat oder) die unterste Stufe der Krepis gewesen
sein wird. Hiernach kommen 180 gr. F. auf die
Breite der Oberstufe, der Area des Tempels, und
lässt uns diese Zahl darauf scbliefsen, dass die
Länge der Area das Doppelte, also 360 gr. F. be-
tragen haben wird. Werden die Stufen vor der
vorderen und hinteren Schmalseite des Tempels
gleichbreit wie die an den Langseiten angenommen,
so kommen 390 gr. F. für die ganze Länge heraus,
was soviel wie 418 röm. F. ist, während Plinius
425 F. hat. Nicht selten sind die Stufen jedoch an
den Schmalseiten breiter als an den Langseiten,
auch findet sich zwischen den Stufen der Front
mitunter ein breiterer Absatz, wo ein Altar errichtet
war, worüber sich allerdings nur aus den im Werk
begriffenen Nachgrabungen an Ort und Stelle ent-
scheidender Aufschluss erwarten lässt. Ein Fehler
der Abschreiber des Plinius gehört auch hier nicht
zu den Unmöglichkeiten.
Nach Vitruv's Beschreibung des Dipteros und
Anführung des Artemision als Beispiel dieser Tem-
pelgatlung steht fest, dass dasselbe bei der gedop-
pelten Säulenreihe 8 Säulen an den Fronten hatte,
und Heise aus Vitruv sieh , wenn auch nur un-
sicher, auf 15 Säulen an den Flanken schlielsen,
wenn andere Indizien nicht deutlich dafür sprächen,
dass U; Säulen bei dem Artemision seitlieh vorhan-
den waren. Bei gleiehniälsiger Vertheilung von 8
Säulen auf die Fronten kommt von Ax zu Ax die
Entfernung von 24' , und bei der von 10 Säulen auf
die Flanken 23 '/i griech. -samische Ful's. Das letz-
tere Mals stimmt nicht übel mit dem überein, was
bei den Naclignibungen sich bis jetzt herausgestellt
hat (7,28 Met.) und gehört danach eine auf dem
blolsgelegten Stylobat sich noch an ihrer alten
Stelle befindende Säulenbasis au der Südseite des
31
Tempels vom Westende aus gerechnet iler sechs-
ten Säule an.
Hiernach fasste der den arjxög des Tempels
umgebende Dipteros, bei 8 Säulen Front und IG
Säulen auf den Flanken, an sich 80 Säulen, zu
denen noch 2 nicht ganz so hohe in dem Pronaos
und ebenso 2 im Fosticum zu zählen sein werden,
also im Ganzen 84 Säulen. Die 36 Säuleu,
welche Plinius als monolithe columnae caelatae be-
zeichnet, sind wie Prof. Adler sehr richtig dafür-
hält, die vordere und die hintere Doppelreihe vou
je 8 Säulen nebst den 4 Säulen im Pronaos und
dem Fosticum. Von den nach Plinius am Tempel
im Ganzen befindlichen 127 Säulen (einer, weil
ungerade, schwer erklärlichen Zahl) bleiben dann
42 oder 44 kleinere Säulen übrig, welche in der
Cella in doppelter Reihe übereinander gestellt
gewesen sein und ihre etwa 70 Fufs Lichtbreite
in ein etwa 40 — fiO Fufs breites Mittelschitf und
zwei Seitenhallen abgetheilt haben werden. Sehr
wünschenswerth wäre es, dass sich bei Fortsetzung
der Nachgrabungen auch Kudera dieser kleineren
Säulen fänden. Nach den Ueberresten, die von den
Peristylsäulen gefunden worden sind, hatten diese
6^/4 — 6% Fufs unteren Durchmesser, was mit der
Berliu.
von Plinius angegebenen Höhe von gegen 60 Fufs
sehr wohl stimmt.
Der plastische Schmuck der von Plinius be-
sonders hervorgehobenen columnae caelatae besteht
nach Prof. Adlers Mittheilung in einem aus Figuren
bestehenden den unteren Theil der Säulenschäfte
umgebenden Relief, ähnlich dem mittleren Streifen
des grofsen schönen Candelabers, von dem sich
im hiesigen Museum ein Abguss befindet. Der
übrige Theil dieser Säulen war, wie die Schäfte
der anderen Säuleu e.s ihrer ganzen Länge nach
waren, mit 24 Cannelttren versehen.
Dass der ai]xög des Artemision aufser der Cella
noch einen üpistiiodomos eingeschlossen, lässt sich
nicht bezweifeln, auch wenn an Ort und Stelle —
da vou der Area nur einzelne Theile erhalten sind
— monumentale Abzeichen nicht mehr gefunden
werden. Dagegen liegen bereits die deutlichsten
Spuren einer in die 3,4 Meter hohe xQrjnig einge-
lassenen Krypta vor, die sehr wahrscheinlich zur
Aufbewahrung von Gegenständen hohen merkanti-
lischen Werthes diente und nur den Schatzhütern
zugänglich war, Fremden aber nicht gezeigt wurde,
so dass Artemidor und Strabo von deren Vorhan-
densein nicht Kenntniss hatten.
H. WrrTicii.
DER WESTFRIES DER CELLA DES PARTHENON IN SEINEM JETZIGEN
ZUSTANDE.
Die englische Regierung lässt augenblici<lich
durch den Gypsgiefser Napoleone Martinelli in Athen
für das Brittische Museum einen neuen Abguss der
noch an Ort und Stelle befindliehen Platten des
Westfrieses der Cella des Parthenon vornehmen,
und das zu dem Zweck aufgeschlagene Gerüst macht
es dem sich in Athen Aufhaltenden möglich die
Reliefs aus nächster Nähe zu bewundern. Unter
gewöhnlichen Verhältnissen aber macht die zugleich
von oben und unten auf den Fries fallende Beleuch-
tung eine eingehende Erkenntuifs und Würdigung
des Einzelnen unmöglich. Ich begab mich deshalb
ausgerüstet mit dem für die ferneren Studien am
Parthenon unentbehrlichen Werk von Adolf Michaelis
auf das Gerüst, um mit Hülfe der in dem Atlas befind-
lichen nach den Abgüssen genommenen Abbildungen
auf Taf. y zu sehen, in wie fern wohl die Witte-
rung oder andere Einflüsse in den letzten Decen-
nieu au dem Marmor zerstörend gewirkt hätten.
Das Resultat meiner wiederholten Vergleichungeu
war nicht allein in Bezug auf den gegenwärtigen
und den in nicht feiner Zukunft vorauszusehenden
Zustand der Platten betrübend, sondern es zeigte
sich auch, wie sehr im Einzelnen die von Michaeli»
32
angestrebte Genauigkeit und Vollständiglieit einer
VevvoUkonimnung fällig sind. Da nun das Werk
von Michaelis mit Recht den Anspruch darauf macht,
durch eine Zusammenstellung der Varianten zum
ersten Male die philologische Technik auf die ar-
chäologische Interpretation der Parthenonsculpturen
angewandt zu haben, so wird es dem Verfasser
nicht unwillkommen sein, wenn einer, dem ein
glücklicher Zufall auf die Urhandschrift zurück-
zugehen gestattet hat, die an derselben gemachten
Beobachtungen hier verzeichnet. Ich darf mich
wohl damit begnügen, die Nummern der einzelnen
Platten nach Michaelis zu citiren ').
Fl. III. Ueber der linken Schulter von Fig. 4
ragt rechts vom oberen Ende des Nackens bis da,
wo der rechte Arm über die Schulter hinausgeht,
der halbrunde Kand eines Petasos hervor, wie ihn
bereits die Abbildung der Ancienl Marbles 23 deut-
lich angiebt; bei Michaelis fehlt er ganz in der Ab-
bildung sowohl wie in der Beschreibung (S. 230).
Die unter den beiden Pländeu derselben Figur
zwischen den Unterarmen befindliche Lücke ist von
regelmäfsig bearbeiteter dreieckiger Form und trug
wohl ein MetallstUck, das zu dem nut den beiden
Händen gefafsten Geschirr des Pferdes gehörte. 4
hat aufserdem unmittelbar auf der rechten Fulsbeuge
ein Loch , an beiden Schienbeinen Stiefelansätze
und endlich 2 Löcher übereinander au der linken
Hüfte. Dass die Zügel bereits angelegt waren,
zeigen die Bronzelöcher am Kopf des Pferdes, von
denen sich 2 nebeneinander im Maul, 2 an der
Backe, 1 ganz oben auf der Stirn, 2 an der jetzt
zerstörten Mähne je oben und unten befinden. Der
Knabe, Fig. 6, vielleicht eine der vollendetsten Ge-
stalten der ganzen Reihe, hielt in der linken Hand
wohl die Zügel, in der Rechten aber zeigt eine
schmale genau verticale Rinne || , dass hier die
Peitsche von Metall eingelassen war. Der ruhige
abwartende Stand des Burschen lässt schwerlich die
Erklärung zu, dass er „von dem vorbeieileudeu
Festordner ij mit strengem Blick angelassen werde."
') Zur (lliarakloriälik der fulgeniii^n Notizen verwaise iili auf
die ßemerktingeii üher die von Ktgin vort;enonniicne Ahforinung von
Westfries 111 — .\VI Lei Michaelis Ahs.lin. II U S. '.14; vgl. S. -'30 11.
Aulser den bei Michaelis ersichtlichen Ver-
letzungen ist jetzt mehr oder weniger zerstört :
L Der linke Fufs von 4.
2. Der rechte Vorderhuf des Pferdes.
3. Das Gesicht von 5.
4. Das Profil, der linke Unterarm, der rechte
Oberschenkel, die rechte Ferse von 6.
PI. IV. Das Pferd von 7 hat Bronzelöcher
für das eingefügt gewesene Geschirr: 2 oberhalb
der Schnauze, 2 auf der Backe, 2 unterm Halse
gerade an der Biegung, 1 oben. 1 unten an der
Mähue. Der Reiter hat die Zügel in den Händen
gehabt; denn die linke sowohl wie die rechte Hand,
welche letztere vortrefflich erhalten und, in den
Ancieiil Marbles 24 richtig gezeichnet, bei Michaelis
fehlt, sind regelmäfsig durchbohrt. Das Pferd von
8 hat 2 Bronzelöcher neben einander im Maul,
2 auf der Backe, 1 unterm Halse; die Hand des
Reiters ist dnrchbohrt. Merkwürdig ist die in den
A. M. richtig, bei Michaelis ganz unverständlich
gezeichnete Kappe („Zipfelkappe" S. 2 Kl vgl. Süd-
fries 3(1. Nordfr. 9u. 108); räthselhaft ist das 'zopf-
ähnliche' Ding im Nacken, das ganz verschieden
ist von dem an Fig. 19 (Vgl. Südf'r. 3. 5).
Zerstört sind Schnauze, Augengegend und das
link eUnterbein des Pferdes 7, der linke Arm vom
Reiter 7 bis zur Handwurzel. Der Mantel von 8
ist mit Rücksicht auf die verzeichnete Figur des
Reiters ebenfalls nicht richtig; er geht bis an den
Rand der Platte und flattert darüber hinaus auf.
PI V. Das Pferd von lu hat 2 Bronzelöcher
im Maul, die rechte Hand von i) ist durchbohit für
den Zügel und enthält noch ein Bronzesfück, in der
Linken ist eine verticale Rinne wie die bei i! an-
gemerkte für die Peitsche.
Das Pferd von 10 hat 2 Bronzelöcher im Maul.
1 unterm Hals, 1 oben am äussersten Ende der
Backe, 1 gerade darüber au der Mähne; in der
durchbohrten Hand des Reiters ist noch ein Bronze-
stück vorhanden.
PI. VI. Das Pferd von 11 hat 2 Bronzelöchcr
in der Schnauze, 2 auf der Backe, 1 oben an der
Mähne. In dem über dem Auge des Reifers am
Helme befindlichen Loche ist noch Bronze; die Hand
33
des Keiteis ist dnrchbobit. Au 12 deuten 2 Löcher
über dem Ohr oberhalb der Stephane auf Metall-
zierrath.
PI. VII. Das Pferd von 13 hat 2 Löcher im
Maul, 2 au der Baelic; der Oberkörper des Reiters
ist bis aut die linke Hand, die für tlen Zügel durcb-
bolirt ist, verschwunden. Das Pferd von 14 hat ein
Luch im Maul, 2 dbcn an der Backe, 1 nclien dem
herausgearbeiteten linken Zeigefinger, au dem iinch
ein Bron/estuck.
PI. VIII. Das Pferd vun 15 hat 2 Lö.cher im
Maul, 1 oben, 1 unten an der Backe; der Kopf
von lä scheiut gewaltsam abgeschlagen. An dem
rechten Bein des Reiters 15 befinden sich gerade
unterhalb des Knies drei Löcher, 2 links ganz nebeu
dem Schienbein, 1 untten auf der Wade, offenbar
für einen Metallschmuck, denn aucli auf dem ent-
sprechenden sichtbaren Tlieil des linken Beins ist
ebenfalls ein Bronzeloch. Das Pferd von 1(3 hat
2 Löclier im Maul, 1 oben an der Mähne, die linke
Hand des Reiters ist durchbolirt; die Chlamvs flat-
tert hocii iu die Luft. 17 hat das Pferd Bronze-
löcher, 2 im Maul, 2 an der Backe; die Hand von
17 enthält hinter dem herausgearbeiteten Zeigehnger
Bronzespureu.
PI. X IS. Die beiden Pferdehul'e gelicu bis
unmittelbar au den Rand der Platte; Bronzelöcher:
2 im Maul, 1 oben au der Mähne, die Hand durcli-
löchert. An dem ganz nackten Oberarm von IS
keine Spur eines Chiton sichtbar. Zerstört sind
Nacken und Mäline des Pferdes. An dem Pferde
von 19 2 Brouzelöcher im Maul, iu deren einem
nueli Bronze, 1 oben an der Mähne, die linke Hand
des Reiters trug den zwischen Daumen und Zeige-
finger gehenden Zügel. Die Kopfbedeckung von l'.l
ist nicht im entferntesten ..genau so wie die von 8";
sie ist vielmehr ein 'riaerfell, woran deutlich Ohren
und Schnauze noch kenntlich, wie es dem Zeichner
der Ancient Marbles auch nicht entgangen ist; un-
ter der Kappe ist das linke fein gcari)eitete Ohr
des Reiters sichtbar. Die Fortsetzung des Pferde-
schvvanzes von l'.i fehlt auf tle.u Original nicht,
wie Michaelis meint.
PI. XL 20. Bronzelöcher am Pferd,
Arclläoliig. 7.tg-, Jahrsnng XXX.
Maul,
1 oben an der Mähne unter dem Olir, 1 unten
an der Mähne und Spuren von 2, die durch die
zerstörte Hand gingen. An dem fast ganz zerstör-
ten Pferde von 21 ist ein Loch au der Schnauze
noch deutlich erkeuuliar, 2 liron/.cliicher an der
liaud des Reiters.
l'l. XII. Das Schwanzstück des Pferdes von
21 verschwindet hier hinter der \ou dem Rücken
von 22 hcrablallenden Chlamvs. Die beiden Hände
von 22 sind leider gänzlich zerstört, doch ist ihre
Haltung vollkommen klar; sie hielten allein das Ge-
schirr des Pferdes, das noch gezäumt werden sollte*),
weshalb auch an dem sehr gut eilialteueu Kopf des
sich ^or dem Zügel gleichsam stiiiulicnden Thieres
keine Spur von Bronzeeinfügung bemerkbar; der
schöne Jüngling 2o ist wohl nicht überzeugend von
JMichaelis gedeutet worden. Leider ist von dem
..Blick und der geballten Faust", wonach er „den
zu hastig Voi'aneilendeu ein Scheltwort nachrufeu"
soll, jetzt nichts mehr zu sehn. Indessen die ganz
ähnliche Figur Ostiries 47 und die dort von Michaelis
unzweifelhaft richtig gegebene Deutung (S. 25'.')
auf einen Herold lassen uns trotz der etwas ver-
schiedenen Gewandung aucli hier lincn solchen
annehmen. \'gl. auch Xordfries 1'.'. Dazu kommt
iler l'mstand, d^ss sich sowohl unterhalb des auf
dem linken l'nterarm ruhenden Stabes am Chiton,
als in fortlaufender Linie oberhalb desselben auf
dem Arm (das Armstüek zwisclien dem Gewand
und dem EUeubogeu ist im Original bedeutend
gröfser als in der Michaelis'sehen Zeichnung) je zwei
Löcher befinden, offenliar zur Aufuahiue von .Mctall-
ansätzen. Von einem „Peitschenstiel" kann dem-
nach wohl kaum die Rede sein. Vgl. das Scei)ter
des Zeus Ostfries '.)<) und dazu Michaelis S. 22G. 2.').">.
0.stfries 52 und Michaelis S. LÜti.
PI. XHl. Der Kopf des Pferdes von 25 ist
jetzt ebenfalls gänzlich zerstört, docli zeigt er deut-
lich noch 4 Bronzelöcher, im .Maul und an der
Backe aufwärts vertheilt. Das zweite Pferd hat
1 Bronzeloch oberhalb der Schnauze, 2 im INlaul,
2 oben und unten au der Jliihue.
2) M. : „es ist iiii-lit s^mz klar, oli jene beiden (-'2 umt •.';() ilie
Zügel in lliinJen hüllen."
5
34
ri. XIV. Maitinclli hat das in der linken Ecke
als fehlend bezeichnete ytliek unter den in den
Sammlungen der Akropolis zerstreuten Trüniniern
wieder aufgefunden und am Original eingesetzt').
Das Stück, das die in rotber Farbe aufgetragene
Zahl 1303 trägt, zeigt das Ende des vom Rücken
von 26 herabfallenden Gewandes, sowie das untere
rechte Bein von 26, das beschidit ist; 2 Leder-
klappen fallen über Wade und Schienbein herab.
Das Stück ist vortrefflich erhalten, während die ganze
l'latte entsetzlich zerstört ist. An dem Pferde von 26
sind noch 2 Löcher bemerkbar, oben an der Backe
gerade am Bruch und unten an der Jlähne.
PI. XV. 2S ist man versucht bei näherer Be-
trachtung fast für ein Weib zu halten; so weich
sind die Formen, namentlich des sehr gut erhalte-
nen rechten Arms; unterlial!) der rechten Hand greift
auch die linke, die bei Michaelis fehlt, in die Mähne.
Von dem breiten und vollen Gesicht sind Xase und
Mund zerstossen, die Augen erhalten; die Kopf-
bedeckung scheint die aus verschlungenen Bändern
turbanartig gebildete Haube zu sein, wie sie dem
Original entsprechend in den Ancicnl Marbles ab-
gebildet ist. Aufserdem ist hier richtig angegeben
das unter der Haube an der linken Seite hervor-
quellende Haar. An dem Pferde von 28 sind Bronze-
löcher 1 im Maul, 1 unten, 1 oben, an der Backe,
1 gerade unter den Fingerspitzen an der Mähne
mit Pesten von Bronze, so dass das Motiv der
llandbewegung keinem Zweifel unterliegt, endlich
l unten an der Mähne. Sehr unbefriedigend ist die
Zeichnung des Pferdes von 21'. Bronzelöcher sind
1 oberhalb der Schnauze, 2 im Maul, 2 an der Backe,
1 oben an der Mähne unterhalb der Ohrspitze.
PI. VL 30 ist fiist gänzlich zerstört.
Nach diesen vor dem Marmor angestellten und
verzeichneten Beobaclitungen wird es wohl keinem
Zweifel mehr unterliegen, dass wir uns die Anwen-
dung von Metallansätzen so ausgedehnt wie mög-
lich decken müssen. Wie am ganzen Xordfries
') Andere bis jetzt bestimmhiire neu aiifgefnnilene Stücke sind
die obere Ecke rechts vom Siidfries PI. VI, XVII, die in Carreys
Zeichnung vorhandene unlere linke Kckc von ,\.\\, das ganze Stüek
von Nordfries PI. .X unten links, vorlrelllich erhallen, endlich die
nnlere Ecke rechts von Nordfries ,\XII.
(Michaelis S. 24H), so war auch am Westfries für
jedes überhaupt gerüstete Pferd ein reiches Geschirr
von Metall angefügt (näg ydg aöiqünzei ^alivog
Soph. OC. loiiö), und zwar kehren die zur Auf-
nahme bestimmten Löcher regelmässig an derselben
Slelle wieder. An dem Fufs von 4 war irgend ein
Schmuck angeheftet, während vielleicht die Stiefel
durch Farbe angedeutet waren, da sonst die ganz;
leichte Erhebung derselben unmöglich gesehn wer-
den konnte. Einen ähnlichen Schmuck bemerkten
wir bei den Beinen von l.'i. Im Verhältniss zu der
überhaupt prunkvolleren Darstellung des Ostfrieses
steht also der Westfries in der Anzahl von Bronze-
lüchern jenem keineswegs nach.
Zu bedauern wird es immerhin sein, dass
Michaelis , als er die Erklärung der einzelnen
Figuren des Westfrieses niederschrieb, anscheinend
nur die für sein Werk angefertigten Zeichnungen
zu Grunde gelegt hat, ohne die Gypse oder wenig-
stens die vortrefflichen Abbildungen in den Ancient
Marhles zu Pathe zu ziehn.
Indessen vor Allem drängt sich die Frage auf,
wie dem allmählichen Untergang der Reliefs vor-
gebeugt werden könne. Auffallend ist es, dass Plat-
ten, die von den den Opisthodom mit dem Giebel
verbindenden noch vorhandenen Balken bedeckt
sind (III. IV. XI. XVI), und eigentlich also dem
Eintluss der Witterung weniger ausgesetzt sind, so
starke Verletzungen aufweisen. Also selbst der even-
tuelle Versuch einer Ueberdacliung wäre nicht im
Stande allzu grol'se Hoffnungen zu erregen. Es hat
sich des Marmors ein wie pestartig um sich greifender
Hang zur Verwitterung bemächtigt, dessen zerstörender
Wirkung schwerlich noch wird gesteuert werden
können. An vielen Stellen bröckelt die Oberfläche in
ausgedehnten Flächen bei leiser Berührung ab, und
so ist es vornehmlich der Gescklichkeit von Martinelli
zu verdanken, dass die Originale beim Abformen
nicht noch mciir gelitten haben. Fast scheint es,
als ob wir uns an den Gedanken gewöhnen müssen,
dass es dem nach uns kominenden (iesciilecht nicht
mehr vergönnt sein werde, sich an der Schönheit der
Originalplatten zu erfreuen.
Athen im .Mai 1872. Otto Lideks.
35
DEUX PEINTURES DE VASES GRECS
iParis 1871
Unter obigem Titel hat Hr. )!'. Frölnirr zwei
Yasenbikler des hritisciieii Jlnseuins aus Kameiros,
Avelcbe sieb aucii in dem grolseu Werke von A. tSalz-
iiiann über die in Kameiros gemacbteii Ausgrabun-
gen abgebildet finden werden, mit grolsem Aufwand
farbig verötlentliebt und mit Erklärungen versehen,
zu denen ich die folgenden Bemerkungen und Xaeii-
träge zu uiaclien habe.
Die erste Vase (Taf. I p. o ss) ') ist eine l>e-
kythos, welche in feinster polychromer Zeichnung
die Theuxeitia oder das Ledisleniiiiin der Dios-
knren zeigt, indem über einer reichverzierten Kline
(mit Seitenkissen und einem daraufliegenden Fächer)
in der Luft Kastor und Polydeukes zu Hoss er-
scheinen '). Diese Darstellung bietet meiner Mei-
nung nach die Handhalie dar, ein längstbekanntes
Yasenbild aus Unteritalien zu erklären, welches bis
jetzt noch nicht befriedigend gedeutet ist (Tisch-
bein Vas. II öG; Miiller-Wieseler Denkni. 114'.!, (JIT):
es ist eine hohe Kline dargestellt, mit reicbbestickteni
Polster und Seitenkissen, neben der einerseits ein
bärtiger Manu in Chiton und Anaxyrides, anderer-
seits eine Frau steht, welche in der erhobeneu
liechten eine Balbbüchse (?) hält; beide sind be-
kränzt und miteinander im Gespräch. Die Ycr-
gleicbung mit der ihodischen Lekjfhds sowie mit
dem thessalischen llclief (Anm. "2) ergiebt, dass wir
hier ein Lectisternium und den Priester nebst der
Priesterin derjenigen Gottheiten zu erkennen haben,
2U deren Ehren dass Lectisternium gefeiert wird.
Während aber auf der Vase aus Kameiros und dem
lielief ans Larissa diese Gottheiten — die Dioskuren
— in Person erscheinen , ist auf der früher Hamil-
ton'schen Vase die gefeierte (iottlieit nur amic-
deuiet durch die Gegenwart ihrer göttlichen lie-
') Schon veröffentlicht von Newton (in den Transaclions of the
li. Society of Literature See. Ser. I.X (18701 p. 434 ss niil Tafel),
der stall y.a).ri l\livn [d. i. Mria] irrig xttlt] Nixa liest.
') Ebenso auf einem Helief aus Larissa in Thessalien, jel«t im
l.ouvre, welches Fröhner I. c. zugleich mitverülTenllicht: Taf. III (^=
lleuzey Miss, arcli. de Macedoiiie pl. 23) p. Sss; vgl. rriihner Inscr.
greoques du l.ouvre no. Hi: Nenlon I. c. p. 43."i.
DE LA KECROPOLE DE KAMEIROS.
Polio)
gleitung und Bedienung: unter der Kline sitzen
zwei bärtige bekränzte Satyrn, je mit einer Wcin-
amphora und miteinander im Gespräch. Das Le-
ctisternium gilt also dem Dionysos und der Ariadne,
deren Priesterschaft die Zurüstung bereitet, und
deren Thiasos schon Platz genommen hat.
Die zweite Vase (Taf. II p. 14 ss.) ist ein Ala-
Ijastrou, auf dem wir, in leidlieh guter Zeiclinung,
eine Figur dargestellt finden, in Anaxyrides kurzem
Chiton und Panzer, an der linken Seite den K(icher'),
über dem linken Arm schildartig die Chlamys, in
der Rechten die Streitaxt ; sie wendet den Kopf zu-
rück; neben ihr steht ein Palineubaum und ein Stuhl.
Fröliiier erkennt in dieser Figur eine Amazone,
wohl wegen der in langen Locken herabfallenclen
Haare; ich glaube jedoch die Deutung auf eine
münidichc Figur, und zwar auf Memnon, wird
richtiger sein, wenn wir z. B. die Figur des rliodi-
schen Alabastrons mit dem im Kopenhagener Mu-
seum (no. 147) '') befindlichen Vasenbilde verglei-
chen und wenn wir ferner die in Unteritalien vor-
haudeneu Beplikeu des rhodischen Alabastrons
heranziehen. Denn die fragliche Figur wiederholt
sich nicht nur auf einem zweiten gleichfalls in Ka-
meiros gefundenen Alabastron , das im Museum
Pareut sich findet (Friihner 1. c. ]t. 17), sondern aiudi.
wenngleich lairikirl , auf einigen unteritalisclien
Alabastra, wie Fröhner^j ganz richtig bemerkt hat.
Es sind die folgenden:
A. Alabastron des Stadt-Museums zu Compiegne
no. lolG: abg. bei Errdincr 1. c. p. lii. Höhe
der Figur 0,10 Meter.
B. Alabastron des Luuvre: beschr. bei Fniliuer
p. 17.
C. Alabastron beim Kunsthändler V. Barone in
Neai)el (vgl. den Holzschnitt Vj 'Its Originals):
') Nicht Bogen und hinher, «ie Krohner [iieiril.
•) Abg. z. lt. Millinpen liied. Am-. Mun. I, Kl; Uverb. SagenKr.
■>]. 111.
'■ Durch Hrn. A. 0|iperuiann aufnierksaui gemacht.
36
beschr. in der Aieh. Ztg. 1869 S. 3G 10"^); vgl.
Fröhner p. 17,4. Höhe der Figur 0,10 Meter.
IK Alabastron des Berl. Museums no. .öTl (vgl.
den Holzschnitt ' /, des Originals): erwähnt iu
der Arch. Ztg. 1869 S. 115. Höhe der Figur
(',11 Meter.
Diese vier Alabastra zeigen bei (/""-• 'jlficlicr
Technik die ganz (/Iciclic'} Darstellung einer stumpf-
nasigen Figur, welche, in Auaxyvides und Panzer, sich
umwendet und neben welcher eine l'alme und ein
Stuhl stehn: Verschiedenheiten zeigen sich nur in der
Benutzung des Mantels, welchen die Figur auf C gar
nicht hat, auf B shawiartig über beiden Armen tr.ägt,
auf A und D schildartig über dem vorgestreckten lin-
ken Arm hält, und ferner in den Watien, welche sie iu
den Händen hat. A und D stimmen wie im befranzteu
Mantel so auch darin übercin, dass die IJechte eine
Axt hält ; in B und C hält die Linke den Bogen, da-
gegen die rechte Hand iu Ji eine Axt, in C ein
Sehwert oder vielmehr einen l'fcil; B und C stim-
men noch darin, wie es scheint, Uberein, dass auf
beiden ein Helm an der Erde liegt, wenigstens
si)riclit Fröhner bei H davon, dr\ss man sieht : „an
jiifd (In piilmicr lex Irucc.s diiii iibjcl iiKÜsti/ict';
doch kann dies natürlich nur durch .\ut(ipsie ent-
schieden werden.
Ebenso wenig wie nun zu bezweifeln ist, dass
diese vier in Unteritalien ") gefundeneu Alabastra
* Her ZusüU ,ül) antik?" rülirl vimi llcrousgeljer der ZiMlunj;
her; vgl. ebenJ. S. I lö.
') Woliei aber nicht an „Schablone" gedacht werden darfl
') Wenn die .Angabe, dass C in Noia gefunden ist, sicher wäre,
würde der Annahme einer nolanischen Fabrik nichts entgegenstehen.
riiwr Fabrili, ja vielleicht sogar einer Hand ihre
Itlntstchnng verdanken, ebenso sicher dünkt mich,
dass die dargestellte Figur iikuuiUcIi ist und zwar
einen Neger oder Aethiopen darstellen soll, wie
ein Vergleich z. \>. mit erhaltenen Darstellungen'^)
des Herakles lieim Busiris zur Genüge ergiebt.
Wenn aber die Figur der unteritalisclieu Ala-
bastra männlich ist, so muss es auch diejenige der
rhodischen Alabastra sein , von denen wir aus-
gegangen sind, denn beiden Fabrikaten — sowol
denen in ünteritalien als denen in Kameiros —
liegt doch unzweifelhaft dasselbe Original oder
wenigstens dieselbe Vorlage zu Grunde, welche in
Kameiros genauer cojiirt wurde, in der unteritali-
schen Fabrik aber mit atellanischer Ausgelassenheit
karikirt wurde. Diese zu (Grunde liegende Vaseu-
zeichnuiig wird, wie die rhodischen Copieen Ter-
mutlicu lassen, den Auszug uiul die Watt'nung des
]\Iemniiu dargestellt haben, welcher — wie auf dem
Lcschcbild des Polygnot (Paus. X, 31, 5 ss) — in
griechischem Pndil erschien, das der uuteritalisehe
Vasenmaler aus Realismus und Lust zur Karikatur
aethiopisch bililctc
») Vgl. z. [(. .Von. deir Instit. VIII Ui : Neapel 2558; Mün-
chen M'i; Brit. Mus. S'i'i; u. a. in.
H. Heydemann.
37
ZUR DANAEVASE (No. 1723) DER PETERSBURGER ER:\IlTA(iE.
Obgleich die schöne, mit Recht gciniesenc
Danaevase der Petersburger Einiitage (n«. 1723),
welche 1844 in Caere gefunden wurde und friilier
in der Saninduug Cawpana (IV 8ti(i) w;;r, liäufig
abgebildet') und besprocheu') worden ist, so hat
doch ein Xebeuumstand derselben bis jetzt noch
keine genügende Erklärung gefunden : icli meine
die Thätigkeit des Handwerkers, der an der Larnax
„mit einem in seinen Einzelheiten unaufgeklärten Ap-
parat (Overbeck)- arbeitet. Nach Stupliaiii „scheint
er mit einem Mafsstabe die Giöl'se der Lade zu
messen"; nacii Gerhard ist er ..bescliäftigt mit bei-
den ausgestreckten Händen, deren eine einen Stab
hält, etwa ein durch senkrechte Unterlage getrage-
nes Schloss einzupassen"; Welcker sieht duriu, „ob-
gleich der Mechanismus selbst unbekannt ist, eine
Art festen Verschlusses" ; Forchhanjuier „ein nieder-
zulassendes ytützholz" ; Campana endlicli uud
Rochette erkennen iu dem Instrument einen Bohrer.
Diese letztere Deutung kommt der WahrJieit am
nächsten, denn iu der That i.>t der Arbeiter be-
schäftigt, in die obere Fläche der Vorderseite des
Kastens (behufs leichterer Zunagelung des Deckels)
ein Loch zu bohren, aber uicht mit einem einfachen
Bohrer, sondern mit einem sog. Drillbohrer (ital.
tra/nnio coli' arro; traiiz. trrpiin t'i urrlicl; engl.
tcimble), welcher durcli die an ihm befesligte Sehne
eines Bogens hin- und herbewegt wird. Dieser
Drillbohrer, den schon Homer kennt (Od. IX .jS41f.):
— log t)T£ Tig ZQV7HI) önQV ii'^inv uvijo
Tovncno). Ol di t i'i'ioÜEv vTzoaatioi'oit' 'i/idvii
axpaiieini ixcatoi^e, xn de TQtX£i ififtti't^ aiei —
findet sich auch in einigen alten Darstellungen, die ich
zur Verdeutlichung und Bestätigung meiner Erklärung
'J Beide Seiten sind — auTser auf zwei fliegenden Koliuldallern
von Campana — aligebildet bei Glid. Beil. Winilcelniannslisli)!'. IS54;
Welcker A. D. V 16 und 17, 1: die Hückseile auch bei l'i.nofka Arcb.
r.omnienl. zu Pau.«. (Berl. Akad. 1854} III 12; Roclielle Choix de
peiDt. p. 181 und p. 'i'iö.
•) Vgl. auTser den Texten za den Abbildungen nucli Campana
Bull, deir Inst. 1845 p. 214 ss; Foicliliaminer Aicli. Anz. 1854
S. 507, 2; Stephan! Vasens. der Ermitage II S. 281 f. no. 1723; Jahn
Ber. der Sachs. Ges. 1861 S. 336, 166; Overbeck Zeus S. 406, 1
und 411, 8.
kurz anführe^). Die eine Darstellung findet sich auf
einem Scarabäus') aus Cortona, den ich bei AI. Castel-
lani sah und von dem eine Abliilduiig anbei folgt
(Holzschnitt a): ein nackter Mann steht vor einem
Stuhl (V) und bohrt ein Loch hinein, indem er in der
Linken den Bohrer hält, mit der Uechten don liogen
hin- und herführt; daneben liegt eine Leiste oder ein
.Malsstab. Eine zweite Darstellung ist auf dem be-
malten Boden eines in den Katakomben gefundenen
Glasgefäfses ■■') erhalten, wo ein Tischlermeister in
der Mitte seiner arbeitenden Gesellen dafge.stcllt
ist, deren einer mit dem Drillbohrer (Holzschnitt li)
in ein Brett ein Loch bohrt. Ein drittes Mal sehen
wir das Instrument auf einem pompejanischen
Wandgemälde (Heibig no. 12(1^)") neben dem die
Kuh der Pasiphae arbeitenden Daedalos an der
Erde liegen (Holzschnitt c).
Aus diesen Beispielen, deren Zahl gewiss ver-
mehrt werden kann, geht zur Genüge hervor, dass
das Instrument (Holzschnitt d) des Arbeiters auf
i^
d
der Danaevase gleichfalls ein DrilHiolner ist; in der
Linken hält er den Bohrer, iu der Rechten den
Bügen, dessen Sehne durch das Bogenlndz zwar ver-
deckt ist, aber unter der rechten Hand in der Schleife,
mit der die Sehne dort festgebunden ist, zum Vor-
schein kommt
Das so eben auf .Monumenten der verschieden-
^) Vgl. auch die Darstellung eines um lineiii Drillhubier ar-
beitenden Urechslers auf einem aegypiisrben Crabgeninlde bei VVil-
kinson Man. and l'ost. III p. I4i und p. 172; vgl. ebd. II p. 18(1.
') Vgl. auch Bull, deir Inst. 186y p. 55, 8.
^) Im christlichen Museum des Vaticans: abg. i'erret ("alacuinb.
IV 22, II; Carrucri Veiri 33.3; Jiilm Her. der S.ichs. (ies. I8IU
XI I S. 338 fl'.
') Abg. Mus. Uorb. VII 55; vgl. Jahn Arch. lieilr. S, 2 15.
38
sten Art und Zeit nacligcwiesene Bohiinstriinient
naiinteii die Ciiioclicn mit dem bet^midorcu Xaiiieu
i'iQi'c, wie mit ISiciicilieit aus einem Ei)ii,'ramm des
riiilippos aus Tiiessalonike (Antb. I'al. VI 103)
borvdi-gelit, indem ein alter Tiseldcr Ijcontieiios all
sein Werkzeug der Atbene weilit: da werden unter
den anderen (Jerätlien aufser loinaiu i}' ilxsat-
■/f.ioa Tegiioä rs besonders erwäbnt xai yrgdg
ä iKf tätTnvg ctoldag, womit der DrilUidlirer an-
scbaulicli beschrieben ist; ebenso werden in dem
dieselbe Widmung der Werkzeuge des Leoutiebos
verberrliciienden Epigramm des Leonidas aus Tareut
lAntb. Pal. VI 20.')) gleicbtalls neben iginavö t'
tidlri]Tu xai i-ixi^tvia rfoeiga aucb wiederum die
aoi'ötg aufgezählt, jedoch ohne die beschreibenden
Beiwörter des obigen Epigramms. Auch Pollux giebt
unter den ztxinvng axev/] (10, 14G) neben TfQtrQnv
und Jüinavov die uQig an; vgl. auch 7, 113: tu
öt foyaXtla Tnvco)v (sc. tüv ^vlnvQyiTit') ....
igvnttrciv, itgtroor, Tovnavnvyog. c.Qig (KaXliag yovt>
fv Jledijraig Ityti 'iT^g naxQtxr^g ogidng |vgl. Mei-
neeke frg. com. II p. T.-i9]) xr?.. Pollux fahrt dann
an der ersten Stelle (10, ]4G) fort: fv ds t/; ev
'Olvfin/a an]).)^ avaylyQaTiiai') rgimara TQvnai'lag
iy/tna, Yaog n]v agiöa. Vergleicht man hiermit
die Art und Weise, mit der vom Drillbohrer der
Chirurg Heliodoros (bei Oribasius ]>. 93, Kl: ins-
Qtidialht) TOI xQttvloi ij aiyjn) tov TQvnavnv
tniij' rjQffia xf/ ägiöi OTgecpäadiü tn xQvnavQv . . .
OTQtifnuävoit TOV TQvnärov T/j agidi xi)..) beim
Trejjanieren ") oder der iMatheniatiker ApoUodoros
(Poliork. ]). ]S C: sano äf zä iginara unyloi . . .
oig xai' axgnv ).tnig aiörjgä 7iQoar])^nt'at)('J
xaTcc ÖS zn t'cegov axgni' xilivdgng eyxslaiyio ^i At-
rng iiianoTevog, 'Vor cigi'di orgsifr^Tac xtk.) bei einer
Belageruugsmaschine reden"), so ergiebt sich, dass
mit agi'g nicht nur das ganze Instrument, sondern
auch speciell der dabei gebräuchliche Bogen be-
zeichnet wurde, und dieser Bogen zuweilen auch
tgvnuvitt (Poll. 10, 14G) genannt wurde.
') Vgl. ähnliche Källe der Anfiihrung inscbriftlicher Aufzeich-
nungen z. B. Pull. 10, 126 (Vgl. dazu 0. 1. Gr. l.iO §2 4) und
Athen, p. 470 E (vgl. dazu C. I. Cr. l.')l p. 242, 37).
') Vgl. dazu auch llippocr. de Artic. p. 789 C.
') Vgl. neilere Stellen Lei Slfph;inu3 s. v. «oiV.
H. H.
TELLER AUS
Der \-orstcbiMidc llol/.schnitt giebt — um die
jliillte verkleinert — die /eiehiiiiiii;- eines Terra-
KA]\1EIR0S.
cottatellers, der bei den Salzmann'schen Ausgrabun-
gen in Kameiros gefunden ist und sich im Besitz
von AI. Castellani befindet (vgl. Arch. Ztg. 1SG9
S. .34, 1). In alter strenger Zeichnung ist in der
oberen Hälfte eine schreitende S|)liinx dargestellt,
während die untere Hälfte von einer Palmette aus-
gefiillt wird. Beide Hälften trennt ein Streifen mit
dem alten Zickzackornament. Der Styl des phan-
tastischen Tbiers ist völlig orientalisirend, ebenso
die den Kaum ausfiillendeu ^'erzierungen; vgl. (.'onze
Zur (iesch. der Anfänge gr. Kunst (Wien 1870) S. 19
r>?>) tf. , auf dessen tretflichc Auseinandersetzun-
gen und Bemerkungen über diesen Vasenstyl ich
micii zu verweisen begnüge. Oben am Band des
Tellers sind zwei Löcher angebracht (ebenso z. B.
aiieli bei Benndorf (Ir. Sic. ^'asenb.(^); 7; y,'i; u.a.m.)
zum .'Vuriiäugen an die Wand, ein Wandschu)uck,
welcher auf Vaseubildeiu häufig sich angedeutet
findet: vgl. z. B. Neap. Vns. ;!-iJ2; ;:230: u.a.m.
11. 11.
39
S 1 T Z U N G S E E R I C H T E.
Berlin. Sitzung vom 'J. Januar. In der ersten
Sitzung des Jahres wurde statutengeniäls der Jahres-
bericht über die Kasse durcii den Arciiivar Hrn.
Wolff erstattet, und demselben nach Prüfung der-
selben dureli die Hrn. Adler und Brand is De-
charge ertheilt. Bei der biernacii vurgenonimcneu
Neuwahl des Vorstandes wurden die Hrn. Curtius,
als Vorsitzender, Hübner, als Sekretär, und Wolff
als Archivar, durch Acclaniation in ihren Aeintern
bestätigt, und an Stelle des verstorbenenen Hrn.
Friedrichs Hr. Adler als zweiter Secretär er^
wählt. Der Gewählte nahm die Wahl dankend au.
Ferner wurde ein neues ordentliches Mitglied, Hr.
Marelle, durch Wahl und ein aulserurdentliches
Mitglied, Hr. Glavinic aus Spalatro, in die Ge-
sellschaft aufgenommen. Als Geschenk -des nas-
sauischeu Alterthumsvereins sind die Beiträge
zur Geschichte desselben eingegangen, für
welche hiermit der schuldige Dank erstattet wird.
Hr. Curtius legte sodann die neu erschienenen
Schriften vor, indem er einige derselben, wie die
Beschreibungen des Museo civico in Bologna
und den Bericht über die Ausgrabungen bei der
Certosa daselbst, die wichtigsten Entdeckungen ans
Selinunt mit der von Ugdulena, Halm und Sauppe
behandelten Inschrift, ferner die Schriften von
Brunn und Urlichs über die Anfänge der griechi-
schen Künstlergeschichte mit einigen Bemerkungea
begleitete. Sodann machte derselbe aus Briefen des
Hrn. C. Huniai n ]Mittheilungen über Alterthümer
von Perganios und legte in Zeichnung einige Scnlp-
turfragmente vor, welche daselbst im Gemäuer auf
der Burg als Baumaterial verwendet worden waren.
Aus den daselbst vorgefundenen Inschriften theilte
er einige archäologisch interessante Stellen mit, in
denen es sich um die Aufrichtung von örfentlichen
Standbildern .und um Müuzeinriehtungen handelt,
und legte kleine Terracotten aus Bergamos vor,
welche sich durch Güte der Arbeit auszeichnen, so-
wie einige Exemplare der runden Thonschciben,
welche in der Mitte einen münzartigeu Stempel
tragen und zum Anhängen bestimmt waren. Aus
Athen legte er kleine Keliefmedaillons aus 'I'Ikiu
vor, welche als Geschmeide dienten und das noii
plus iillni feiner Miniaturarbcit sind. Eudlich n<ich
die Zeichnung einer altischen Oenochoe, weiche
die Grupiie von Marsyas und Athena auf der atti-
schen Burg darstellt. Hr. von Sallet legte ein
Gegenstück zu der alterthüudichen Bronzetigur der
Pallas Promacho.s vor, welche Hr. Prof. Curtius
erworben hat. Beide Figuren gehen auf einen alt-
attischen Promachostypus zurück und sind deshalb
von kuustgesehichtlichem Werthe. Der woidcrhai-
tene Kopf der attischen Bronzetigur zeigt in der
Gesichtsbildung wie in der Gestalt des Helmes viele
Aehnlichkeit mit einem in Athen gefundenen ar-
chaischen Marmorkopf der Pallas und mit alter-
thUndichen athenischen Silbermüuzen. Hr. Hüh-
ner legte eine Keihe neuer Publicationen aus dem
Gebiete der römischen Alterthümer und der hitei-
nisciien Epigraphik vor, welche mit den archäolo-
gischen Studien mehr oder weniger in Znsammen-
hang stehen. Zunächst den jüngst erschieneneu
ersten Band von Momnisen's grofsartigem Werk
über die römische M agisratur, in welchem die
ausführlichen Abschnitte über Amtstracht und Amts-
insignien neben den Schriftstellerzeugnisseii auch
die Denkmäler berücksichtigen, l'erner den dritten
Band von L. Friedläuder 's populären Darstel-
lungen aus der römischen Sittengeschic lite,
in welchem unter anderem von den Porträtstatuen,
ihrer weiten Verbreitung, ihrem Material und ihren
Preisen in der Kaiserzeit ausfürlich gehandelt wird.
Sodann einige topographisch-epigraphische Arbeiten
aus Deutschland und der Schweiz, niiuilich über
Oehringen in Württemberg von Keller und von
Wann er über ein römisches Castell in der Nähe von
Schleitheim. Endlieh von epigraphischen Publi-
cationen Bücheler's zweite Sammlung metrischer
Inschriften (aus dem rheinischen Museum), die
40
Ephemeris epif/raphica des röniisclien nicliäologi-
SL'lien Instituts, welche fortlaufende Supplemente
zu den bisher erschienenen Bänden des Corpus in-
scriplioiiin» Lriliiifinim nebst epin'raphischen Henl)-
achtungen und Notizen bringt, endlicli eine eigene Ar-
beit, die Sammlung der christlichen Inschrif-
ten von Spanien und Portugal. Zum Sciiluss
legte Hr. Hey de mann den so eben erschienenen
zweiten Theil von ('. Friedcriclis' Werk, Berlins
antike Bildwerke, vor, der die Broii/.en des hie-
sigen 31nseunis behandelt und auch den besonderen
Titel: kleinere Kunst un d lud ustrie im Alter
tliume trägt; <l:is Buch, dessen Vollendung der
Verfasser leider nicht melir erleben sollte, war bis
auf das Inhaltsverzeicliniss und das Register (die
beide nebst der Heransgabe des Weikes dem Hrn.
Dr. Weber vei-dankt werden) fertig. Die gelungene
Anlage dieses Verzeichnisses und die übensichtliehe
Ariortluung der über L'önn Xnnnnern enthaltenden
Bronzesamudnng, die feine und sinnige Beobach-
tung des 'rektonisehen und die Entwicklung der
einzelnen Stilperioden, sowie die mannigfachen
glücklichen P^rkläruugen des bildlichen Stoffes lassen
nur nm so lebhafter bedauern, dass Friederichs'
i'lan. auch die Terracotten, Vasen und Marmorwerke
ebenso zu bearbeiten, durch den Tod vereitelt ist.
Andere Vorlagen bcliielt der Vortragende der vor-
gerückten Zeit wegen für die nächste Sitzung vor.
Sitzung vom li. Febrmir. Iii-. Adler behan-
delte in gedrängtem N'ortiage die noch immer zwei-
felhaft erscheinende Chronologie der älteren
dorischen Tempel. Au.-igehend von dem für den
Neubau des Heräons in Samos überlieferten Datum
i>17 V. Ciir. und dem (.Jründungsdiitum (li'S für den
Tempel von Selinus wurden die Bauten des sechs-
ten Jahrhunderts (Delphi, Olympia, Parthenon und
()lymi>ieion zu Athen, diese beiden von Pisistratns
herriihrrndj mit denen des fünften .laluhunderts
(Aegina, Tiieseion und dein |)erikleischen Partlie-
non) verglielicn. Die bislierige Schwierigkeit einer
genügendem (onndrisserklärung bei dem Tempel
des AixiUon auf Ortygia in Syrakus, l)eim llerak-
leii)n Villi Selinus und dem nnbenannten Tempel
zu .\ssos mit diippciteu l'rnnadsanlagen wurde
durch die von Cavallari am Herakleion sieber ge-
wonnene Thatsachc, dass ältere und jüngere Reste,
also nachträgliche Erweiterungen nachweisbar sind,
gehoben, und iladnreh die Frage nach dem Alter
der Stnfeninschrift von Oi-tygia und dem der älte-
sten Metopen zu Selinus schärfer jiräcisirt und be-
antwortet. Schliefslieh wurde aufs Neue die Un-
haltbarkeit von Semper's ganz willkürlicher
.Annahme, dass das Schema Peripteros das älteste
sei, gegen Bötticher's richtige Erfassung des prin-
eipiellen Unterschieds der dorischen und ionischen
liauweise im Beleuchtnngsmodus und der dadurch
bedingten Plandisposition nachgewiesen. Hr. ("ur-
tins legte darauf der Gesellschaft die Phutogra-
phie des sogenannten Medusenkopfes aus A'iila
Ludovisi in Rom vor, welche nebst einer ein-
gehenden Abhandlung von ('. Dilthey in den rö-
mischen Institutsannalen iierausgegeben ist und
eine lebhafte Besprechung des aufserordentlichen
Kunstwerks veranlasste. Dann besprach er zwei
italische Ausgrabungsplätze von hervorragender
Bedeutung, die von Bologna, woiüber zwei Schrif-
ten des Grafen Gozzadini vorgelegt wurden, und
die von ("apua. Aus dem letzten Fundorte legte
Hr. Curtius die Deckeltigur eines für das Museum
erworbenen Erzgefälses vor, welche den Hermes
als Widderträger darstellt. Sie gab Veranlassung,
die entsprechenden Darstellungen zu überblicken,
und mit Hülfe von Münzen und neuerdings gefun-
denen Terracotten Asiens nachzuweisen, dass die
jugendliche Darstellung des Hermes schon der äl-
teren attischen Kunst angeliöre. Endlich legte der
Vorsitzende noch eine im Januar gefundene In-
schrift vor, welche die Weihung einer (Quelle mit
den dazu gehörigen Baulichkeiten und Bildwerken bei
dem lokrischen Opus betrifft und auch das me-
trische E 1) i g r a mm a u f A 1 k a i n e t o s , des Archias
S(din, den Retter seiner \'aterstadt. Darauf besprach
llr. Schiill in eingehender Weise das jüngst erschie-
nene Corpus der attischen Grabinschriften
(]^4t[ik7ji; tTiiyoarpal imrvußini. 'Aiy. 1H71 S.| von
Stephanos Kumanudes. Er wies auf das ver-
dicnstlielie einer (Jesamudredaction dieser wenig
bei'iinstiuten Klassen von Denkmälern hin. deren Zahl
41
seit Erscheinen des corims iuscriptionum üraecaruiti
beinahe um das Zehnfache augewachsen ist (von 550
zu 4058 Nummern; darunter an IGUU bisher un-
edirt). Indem der Vortragende einige der aus einer
solchen Gesamratübersicht zu gewinnenden Resul-
tate, zum Theil auf Grund der in den rrolegomena
niedergelegten Beobachtungen des Herausgebers
namhaft machte, hob er die Sorgfalt und Umsicht
hervor, mit welcher derselbe die nicht immer leichte
und dankbare Aufgabe in den ihr bestimmten
Grenzen gelöst hat, sprach jedoch seine Bedenken
aus gegen eine systemlose und die natürliche Ord-
nung aufhebende Eintheilung des Stoftes, zumal bei
dem Mangel vollständiger Indices, sowie insbeson-
dere gegen die Einordnung der von Fraucois Le-
normant im Ilhcin. Mus. von ISiJG veröffentlichten
Grabinschriften, soweit sie allein auf der Glaub-
würdigkeit dieses Gewährsmannes beruhen, in die
Reihe der einzelnen Klassen, während der Heraus-
geber für diese Nrn. nach seinen eignen Erfah-
rungen vielmehr eine besondere Klasse der falsue
et snspcctae zu bilden alle Veranlassung hatte.
Hr. Müllenlioff legte eine bei neuerdings veran-
stalteten Ausgrabungen auf der Insel Alsen ge-
fundene antike Paste (blauer Glasfluss) vor, auf der
sich in ganz flüchtiger Weise eingeritzt drei männ-
liche Gestalten und zwei Zeichen (etwa Sterne?)
erkennen lassen. Eine Deutung dieser Vorstellung
liel's sich nicht finden, wie bei so vielen ähnlichen
Werken der Art aus späterer Zeit. Hr. Hübner
machte zunächst einige Mittheilungen über die durch
die Arbeitseinstellung der hiesigen Setzer lange verzö-
gerte Herausgabe der archäologischen Zeitung,
die jetzt erst wieder nach dreimonatlicher Pause
regelmälsig erscheint. Er berichtete sodann liber
einige neue Funde von AlterthUmern in Deutsch-
land aus dem noch nicht herausgegebenen neuen
Jahrbuch des Vereins von Alterthumsfreunden im
Kheinlande und theilte endlich zwei interessante
neuerdings gefundene lateinische Inschriften
mit, die eine aus einem kleinen Ort mit antiker Ther-
menanlage im nördlichen Catalonien, den Caldus de
Malaveila (wahrscheinlich den alten aquae Voconiue
entsprechend), welche die Weihung an eine Gott-
heit mit der Erinnerung an einen Verstorbenen ver-
bindet (was in jener Gegend Spaniens noch ein paar
Mal vorkommt); die andere in der Näiie von Setuba'
in Portugal gefunden, auf dem Platz des alten Cäto-
briga, jetzt Troya genannt, und gesetzt einem auch
in der Litteraturgeschiclite bekannten Mann, tieni
G jschiehtsschreiber Cornelius B o c c h u s, der von
Plinius oft genannt wird und noch von Solin sell)st-
ständig benutzt worden ist (vgl. jetzt die eplieni.
epigr. 1872 S. 182 ff'.). Hr. Adler machte noch
einige Mittheilungeu über eine von ihm in Jerusalem
gesehene , neugefundene ( ächte V ) a 1 1 h e b r ä i s c li e
Inschrift, worauf zum Scliluss noch einige innere
Vereinsangelegenheiteu besprochen wurden.
Sitzung vom f. März. Hr. Hübuer theilte der
Gesellschaft zuerst ein Schreiben ihres früheren
hochverehrten Mitgliedes Hrn. Schnaase in Wies-
baden mit, wodurch derselbe eine Anzahl Exem-
plare seiner kleinen dem Andenken an C. Frie-
derichs gewidmeten Schrift (aus dem christlichen
Kunstblatt) den Mitgliedern der Gesellschaft zur Ver-
fügung stellt. Unter den neu eingegangenen Schriften
hob der Vortragende sodann den neuen Band de^.
Jahrbücher des Vereins von Alterthums-
freunden im Kheinlande wegen seines reichen
Inhalts, sowie die erste Nummer des diesjährigen
ßulletino's des römischen archäologischen
Instituts hervor. Derselbe besprach endlich in ein-
gehender Weise das Motiv des Blattkelchs an der
sogenannten Clytiabüste des brittisciien Museums,
anknüpfend an seine früher schon der Gesellsciiaft
vorgetragenen Ansichten über dieses allbekannte,
aber in wissenschaftlicher Weise noch nicht aus-
reichend erklärte antike Kunstwerk, indem er die
Verbindung der menscidichen Gestalt mit Pflanzen
in ihrem verschiedenartigen Auftreten in der orna-
nientalen .Malerei, in der Tlionbildnerei und inu
Erzguss (wozu einige kleine Bronzen des hiesigen
Museums die Belege boten), sowie endlich in der
Bildhauerei verfolgte. — Hr. Curtius legte die
schon früher besprochene, jetzt aus ihren Scherbeu
glücklich wiederhergestellte Vase mit Athena
und Marsyas der Gesellschaft vor, berichtete
auf Aiilass der inhaltrcichen Schrift von Felix
G
42
Itavaisson über die Venus von Milo und die
Gescliicbte der Statue; er bespracli den von Gould
herausgegebenen Catalog des Miisc<' Imperial de
Constantinople (gegründet ISG'J durcii A'ali Pascha)
und lenkte endlicli die Theilnahuie der Gesellschaft
auf das von B r u n n herausgegebeue opus poslumiun
des Dr. Strube über das merkwürdige Vasenbild
(dessen Zeichnung der Verf. noch selbst in der Ge-
sellschaft vorgelegt hatte) mit der ciuzigen sicheren
Darstellung der aus der Unterwelt zum Licht zu-
rückkehrenden Proserpina. — Hr. Glavinie aus
Spalato trug (in italienisciier Sprache) vor über
zwei Sarkophage, die vor Kurzem in den Kuinen
von Salona gefunden und in das Museum zu Spa-
lato gebraclit worden sind. Dass sie ausgegraben
worden und in einem öÖ'eutlicheu Museum eine
Stätte gefunden haben, verdankt man den Bemühun-
gen des Prof. Conze in Wien, der für die Förde-
rung und Blüthe der archäologischen Studien in
der österreichischen Monarchie so eifrig und erfolg-
reich thätig ist. Beide Sarkophage sind zusammen
gefunden worden; der eine ist heidnisch und ent-
hält Darstellungen aus dem ;\[3tlius von Phädra
und Hippolytus; der andere ist christlich und da-
rum von besonderem Interesse, weil seine manni"--
faltigen und figureureichen Darstellungen eine eigen-
thümliche Mischung heidnischer und christlicher
Anschauungen zeigen; er scheint, wie die Hrn.
Strack und Adler bemerkten, in das fünfte Jahr-
hundert zu gehören. — Hr. Adler legte das dritte
Heft der von den Schülern der hiesigen Bauakade-
mie in gleichmäfsigem Mal'sstabe gezeichneten und
herausgegebenen Denkmale der Baukunst vor,
womit die antike Abtheilung dieses äul'serst nütz-
lichen und lehrreichen Werkes vollständig wird (das
vierte Heft ist schon früher erschienen); und knüpfte
daran einige Erläuterungen. — Hr. Heydemann
legte zuerst die Publication von W. Fröhner:
deiix peiiitiires de l'ases grecs de la Necropole de
Kamciios vor und gab dazu einige Nachträge und
Boriehtigungen; dann sprach er über das auf der
einen Danae-Vase der Petersburger Eremitage
(No. 1723) vorkommende, bis jetzt unerklärte Werk-
zeug des Handwerkers, in welcliem er den Drill-
bohrer erkannte, für welchen die Alten den tech-
nisclien Ausdruck äglg gehabt habeTi ; die näheren
Ausführungen sind in der archäologischen Zeitung
gegeben worden (oben S. 35 ff.) — Hr. Grimm kam
auf die von Dilthey publicirte Medusa Ludovisi
zurück. Das Basrelief zeigte seiner Ansicht nach so
viel Merkmale moderner Arbeit (16. Jahrb.), duss er
sich darüber an Brunn in München gewandt und von
diesem als Antwort einen über das Medusenideal
gehaltenen Vortrag erhalten hatte, dessen Inhalt er
niittheilte. Brunn leitet die Medusa aus dem künst-
lerischen Bedürfnisse her, das Furchtbare, Ent- '
setzenerregende nach ästhetischen Gesetzen zu for-
men. Ausgehend von der ältesten Jleduse der
Metopc von Selinunt stellt er die übrigen erhalten
gebliebeneu Darstellungen zu einer organischen
Itcihe zusammen, welche den Wechsel in den Mit-
teln, mit denen die griechischen Künstler ihr Ziel
zu erreichen suchten, darlegt, und deren Abschluss
das Basrelief der Villa Ludovisi bildet. Hier war
die Kunst dahin gekommen, als das Furchtbarste
die höchste weibliche Schönheit, verbunden mit to-
talem Maugel des Gefühls, darzustellen, das sich
bis zu in sich selbst erstarrter und Erstarren ver-
breitender Kälte steigerte. Am Schluss der Sitzung,
welcher der englische Botschafter Hr. Udo Russell
als Gast beiwohnte, wurden noch einige geschäft-
liche Angelegenheiten erledigt.
Sitzung vom 9. April. Hr. Hübner eröffnete
die Sitzung mit einigen geschäftlichen Angelegen-
heiten. Er gedachte zunächst in warmen Worten des
jüngst zu Rom verstorbenen langjährigen Mitglie-
des der Gesellschaft Hrn. Partliey, welcher sich
jüngst durcli die grolsmuthige Schenkung seiner
reichen Bibliothek an das römische archäologische
Institut ein neues bleibendes Verdienst um die Alter-
thumsstudien erworben hat. Es folgte sodann die
Wahl zweier neuer einheimischer und ebenso vieler
auswärtiger Mitglieder. Hr. Wolff besprach so-
dann den neuesten Petersburger Coniple-rcndii. Hr.
Adler legte der Gesellschaft die von ihm im Früh-
ling 1870 in Privatbesitz zu Athen vorgefundene und
durch Hrn. Curtius im Jaliic 1S71 für das hiesige
Museum erworbene Erzstatuette einer Athena
43
Proiuachos vor (s. oben S. 39). Nach der ästheti-
sclieu und tecbniscben Analyse dieses durch seine
Coraposition sehr bedeutsamen Wei-kes — weniger
durch seine formale Durchführung • — glaubt der
Vortragende wenn auch nicht eine directe lieplik der
Prouiachos des Phidias, die aus dem Zehnten der
niarathonischen Beute als Weihegeschenk der Athe-
ner auf ihrer Burg als Kolossalstatiie errichtet wor-
den war, erkennen zu dürfen, wohl aber einen sehr
wichtigen und werthvollen Beitrag zur re.staurativen
Wiedergewinnung dieser von den alten Schriftstel-
lern merkwürdig flüchtig erwähnten Jugendarbeit
des Phidias. Im Anschluss an die luehrfach be-
handelte Streitfrage über die von Plinius erwähnte
Cliduchus stellte sich Hr. Adler auf Urliclis und
Welckers Seite, indem er diese Bezeichnung für die
Promachos als völlig sicher zu entwickeln, aber
dabei nachzuweisen suchte, dass die Göttin in
kampfbereiter Stellung weniger die Propyläen als
das eigene Haus (das Erechtheion) schützend ge-
dacht war, weshalb auch höchst wahrscheinlich die
beiden Haussynibolc, der Oelbaum mit der Schlange
und die Eule, neben dem kolossalen Erzbilde an-
gebracht gewesen wären. In dieser Beziehung hatte
der Vorti'agende eine Kestauration der Statuette ver-
suchsweise ausgeführt, welche die künstlerisch pas-
sende Stellung dieser Symbole, sowie die Lage von
Schild und Lanze zu deutlicher Anschauung brachte.
Hr. V. Sa 11 et legte eine der Oberlausitz'schen Ge-
sellschaft der Wissenschaften gehörige römische
Bronzestatuette des Jupiter vor, welche etwa
um das Jahr 1843 in Siegersdorf in Schlesien ge-
funden worden ist. Die Figur zeichnet sich , ab-
gesehen von dem fehlenden linken Arm. durch vor-
zügliche Erhaltung aus und dürfte vielleicht dem 2.
oder 3. Jahrhundert n. Chr. angehören. Hr. Hey-
demann sprach über die Darstellungen einer grofseu
Prachtamphora der Sammlung Jatta in Ruvo
(No. lU'JT), von denen bis jetzt nur die eine Seite,
welche den Hesperidcngarten und eine dio-
nysische Scene enthält, veröffentlicht ist (im
Bull. Napol. N. S. V, 13). Die andere Seite, deren
unedirte Zeichnungen der Referent vorlegte, zeigt
am Hals Herakles, den Stier bändi":end,
am Bauch eine figurenreiche Darstellung, welche
sicher das Gebet des Chryses und das Süli-
nungsopfer der Griechen bei der Rückgabe der
Chryseis (llias I, 43(t ti') vorführt — eine Deutung,
durch welche die irrige Erklärung Jatta's (Catal.
S. oiJ'.* ft.) beseitigt wird. — Hr. Wittich trug einige
Bemerkungen über die Malse des durch Hrn. Wood
wieder aufgedeckten ephesischen Artemistem-
pels vor, zu welchen ihn Hrn. Adler's Mittheilungen
A'eranlassung gegeben hatten. Dieselben werden in
der Archäologischen Zeitung erscheinen (s. oben S.'Jüj.
— Hr. Grimm sprach über den Einfluss des Philo-
stratus auf die Kunst der Renaissance. Während
Raphael's früher auf Philostratus zurückgeführte
Galatea vielmehr als eine Illustration des Psyche-
mährcheus von Apulcjus aufzufassen ist, lässt sich
dagegen in der in Düsseldorf befindlichen Zeich-
nung (Passavant 11, 4ö7 no. 28), welche Hr. Grimm
in einer photographirten Copie im Besitz des Louvre
vorlegte, ein Versucii erkennen, des Philostratus
Eroten zu conipouircu. Ebendahin gehören Motive
des von Passavant II, 588 no. 73 angeführten Blat-
tes. Aber auch die amorettartigen Kinderengel, mit
denen Dürer seine Mariendarstellungen zuweilen
belebt, scheinen dieser Quelle entsprungen, wie der
Holzschnitt aus dem Leben der Maria zeigt, auf
dem ein einen fliehenden Hasen am Hinterschenkel
fassender kleiner Engel im Vordergrunde sichtbar
ist. Dürer könnte durch Pirckhcimer, der in Italien
studirte, darauf gebracht worden sein. — Hr.
Graser besprach kurz die ihm durch den Vor-
sitzenden zugegangene Zeichnung eines in London
im Privatbesitz beflndlichen römischen Schiff-
zierraths, welche in der Archäologischen Zeitung
veröffentlicht werden wird.
Sitzung vom 7. Mai. Hr. Curtius legte der
Gesellschaft die neu erschieneneu Schriften vor, von
denen einige näher besi)rochen wurden, so die chro-
nologische Anordnung der athenischen Silbermünzeii
von Grotefend; des Accius Philoktet von 0. Rib-
beck; die von Captain Spratt gesammelten griechi-
schen Inschriften aus Keranuis, Telos, Kos; Gvcr-
becks Analekten zur Zeusmythologie und einige
philologische Arbeiten, welche wie C. Dilthey'*
6*
44
Bemerkungen zur griechischen Antlioldgie für alte
Kunstdarstellungen und L. Jeeps Aufsatz über Clau-
dianus für römische Denkmälerurkunden von Bedeu-
tung sind. Dann besprach derselbe ein als Geschenk
von Dr. H irschfeld dem Kgl. Museum übergeben es,
durcii seine Alterthümlichkeit ausgezeichnetes, be-
maltes Thongeräth. einen zum Tragen eines Wasser-
beckens bestimmten runden Untersatz mit durch-
brochenen Wänden, der Form nach dem berühmten
Werke des Glaukos in Delphi entsprechend, das
l'ausanias einem nach oben sich verjüngenden
Thurme vergleicht. Die Abbildungen ähnlicher
Werke, deren Zahl gering ist, bei Conze (zur Ge-
schichte der Anfänge griechischer Kunst, Taf.VIIf.)
zeigen, dass sich für diese Geräthe ein ganz be-
stimmter Stil ausgebildet bat. Hr. Curtius zeigte
dann die von dem Miniaturmaler Hrn. Schäfer
ausgeführten sorgfältigen Nachbildungen der vier
grofsen farbigen Lekythen des Antiquariums,
deren malerische Compositionen bei dem zertrüm-
merten Zustande des Originals erst in diesen Fac-
similcs erst recht zur Anschauung kommen. — Hr.
Hühner legte unter anderen Novitäten den neuen
Catalog der Gemniensammlung des Herzogs
von Marlborough vor, welchen der geschätzte
Mineralog des brittischen Museums, Professor
Stör j'-Maskelyne, im Auftrage des Besitzers mit
grofser Sorgfalt und Sachkenntniss verfasst hat.
Das kleine, schön ausgestattete Buch ist nicht in
den l)uchhandel gekommen, sondern wird nur vom
Besitzer der Sannuiung verschenkt. Die Gesellsciiaft
ist demselben für dies Geschenk zu besonderem
Dank verpflichtet. Derselbe sprach sodann über
das in Madrid betindliche Original der Doppel-
biiste von Sappho und Phaon, welche im letzten
Jahrgang der Archäologischen Zeitung (lf?71 Ö. 83 fl'.)
von Prof. Bötticher veröffentlicht und besprochen wor-
den ist (vgl. unten 8. 46 f.). — Hr. Odo Kussell
zeigte der Gesellschaft seine interessante Sammlung
von modernen Nachbildungen kleiner antiker Bron-
zen aus verschiedenen meist italienischen Samm-
lungen; dieselben sind aus des verstorbenen li Ull-
rich Werkstatt in Rom hervorgegangen. — Hr.
Adler legte eine grofse Anzahl von ihm auf seinen
jüngsten Reisen gesammelter Photographieen der
wichtigsten Localitäten und Bauwerke in Klein-
asien und Palästina vor und erläuterte deren archi-
tektonische Bedeutung. — Hr. Heydemann legte
aus dem Nachlass des Prof. Zahn das Bruchstück
eines mit rothen Figuren bemalten sog. Pinax vor,
der aus Nola stammt und das erste Beispiel die-
ser Gattung von Terracottenwerken ist, welches
aufserhalb Griechenlands gefunden worden ist. —
Hr. Grimm gab eine kurze Notiz über die Arbeit
des verstorbenen Professor C. P. Bock in Freiburg
(betreffend die Reiterstatue des Theodorich
vor dem Palaste Karls des Grofsen in Aachen),
welche im letzten Jahrbuch des Vereins von Alter-
thunisfreunden im Rheinlande veröffentlicht worden
ist. — Professor aus'm Weerth aus Bonn legte
die Resultate einer Restauration der im Antiquariuni
des Berliner Museums befindlichen Fragmente gol-
dener Ornamente vor, welche aus einem 1840 zu
Schwarzenbach im Fürstenthum Birkenfeld gemach-
ten Grabfund herrühren und die Gerhard im
XXHI. Rheinischen Jahrbuch als Fibeln, Kopf- und
Halsschmuck publicirt hat. Aus den Vorlagen und
Begründungen des Vortragenden ging hervor, dass
das Ganze ursprünglich einen Helm bildete, auf
dessen kupferner Haube die goldenen Verzierungen
gleich einem Netze aufgelegt waren. — Die wich-
tigste archäologische Publication, der neue Band
der Annalen und Monumente des römischen
Instituts, wurde zu eingehender Besprechung für
die nächste Sitzung zurückgelegt.
Rom, den 20. April. Festsitzung des archäo-
logischen Instituts zur Feier des Geburtstages der
Stadt Rom. Der Padre Bruzza hielt den ersten
Festvortrag über Funde, welche auf dem Monte
Testacciit und im benaclibarten Emporium gemacht
wurden, und die trotz ihrer Kleinheit und Unschein-
barkeit auch für die Lösung allgemeiner Fragen
von wesentlichem Nutzen sind. Dies führte der
Vortragende an einigen Beis]iielen aus. Ein Zie-
gel, welcher nach einem darauf befindlichen christ-
lichen Monogramm aus Syrien stammt und nach
anderen Analogieen als zum Pflaster einer CajUte
gehörig zu betrachten ist. weist auf den directen
45
Handel mit jenem fernen Lande; bei der Reparatur
im fremden Hafen liel'sen dann die Scbift'e natür-
lich das untauglich gewordene Material zurück.
Fünf Stempel auf Gefäfsen bieten vier Namen von
Fabrikanten, welche sonst noch in Sevilla vorkom
men und welche die Nachrichten der Alten über
die Ausfuhr der reichen spanischen Bodenproducte
nach Italien und besonders nach Rom zu bestäti-
gen wohl geeignet sind. Ziegel mit denselben
Namen haben sich übrigens auch in alten Nieder-
lassungen am Rhein und seinen Ncbeutlüssen ge-
funden und zeigen, dass die Schilfe zum Absatz
ihrer Lasten auf den Strömen auch in das Land
hineinfuhren. Ein paar andere im Emporium ge-
fundene Inschriften beweisen den Dienst des Sil-
vanus an jener Stelle. Den Namen einer Frau am
Boden eines gläsernen Baisamariums bezog der
Vortragende nach Analogie der Henkel- und Zie-
gelinschriften auf die Besitzerin der Fabrik. Die
officielle Mal'saugabe von einem Gewicht aus weifsem
Marmor erklärte derselbe als cxact(uiii) C(apilolio)
miensura) p(ondo) II, wobei mensiira als allge-
meine, auch für Gewichte zulässige Benennung in
Anspruch genommen, und die Mannigfaltigkeit des
römischen Kanzleistiles in der Fassung von der-
gleichen Inschriften hervorgehoben wurde. Der Um-
stand, dass jene fünf erwähnten Stempel spanischer
Fabrikanten auf dem Monte Testaccio selber gefun-
den sind, gab dem Vortragenden Aulass zu der Be-
merkung, dass jener Hügel wohl sicher aus dem
vom nahen Emporium dort abgelagerten Scherben-
schutt entstanden sei; eine gewisse zeitliche Be-
stimmung für die letzten Aufschüttungen giebt eine
kürzlich aut dem Gipfel gefundene Amphoren-
inschrift, welche dreier Augusti gedenkt. Es kön-
nen nur Constantin II, Coustans II und Coustautius
gemeint sein; die Inschrift fällt also später als 337
u. Chr. Wann dagegen die Bildung des Hügels be-
gonnen, ist vor einer Untersuchung der inneren
und unteren Lagen desselben nicht zu bestimmen.
Das Mitglied des Instituts I'rof. H. Jordan aus
Königsberg sprach sodann über das Septizonium
des Severus. Der Redner ging von dem Gedan-
ken aus, dass der Verfall des römischen Weltreiches,
wiewohl natürlich die Folge einer langen Zeit, doch
in der Epoche des Severus und Caracalla fast plötz-
lich mit gröfster Deutlichkeit hervortrete, und nicht
weniger in der Sprache als in allen Denkmälern
der Kunst wahrnehmbar sei. Ein passendes Bei-
spiel für letzteres ist das Sejitizonium, von welchem
bekanntlich noch im sechszehnten Jahrhundert eine
ansehnliche Ruine am Fufs des Palatin gegenüber
der Kirche S. Gregorio erhalten war. Die bisher
bekannten Zeichnungen bieten eine Facade von drei
Säulenreihen über einander; auf dem untersten
Epistyl J)cfand sich ein Rest der Weilieinsclirift,
deren bei weitem gröfsere Hälfte indessen — und
nur diese — der Einsiedeier Mönch in seinem
Reisebericht aus dem achten Jahrhundert bewahrt
hat. Der Vortragende sprach die Ansicht aus, dass
das Gebäude schon damals in zwei Theile auscin-
andergerissen war, wie denn die Karten des elften
und zwölften Jahrhunderts ein ..seplem solia miiior"
und ..Septem solia minor" nennen. Es ist Hrn.
Jordan gelungen, in der Sammlung der Officien iu
Florenz einen wahrscheinlich von dem Architekten
San Gallo gezeichneten Gruudriss der Ruine, wie
sie im sechszehnten Jahrhundert aussah, zu finden.
Ueberträgt man die dort beigebrachten Mal'sangabeu
der Säulen und Intercolumnien auf die Restauration
Caniuas, welche auf Grundlage des bezüglichen
Fragmentes im capitolinischen Stadtplan das Ge-
bäude aus drei Mittelnischen und zwei Seitenflügeln
bestehen lässt, so ergiebt sich eine Gesammtlänge
von etwa 105 Metern. Einen nur wenig kleineren
Raum hat nach einer wahrscheinlichen Berechnung
die Inschrift eingenommen, und es passt auch diese
Ausdehnung ungefähr auf eine Linie, welche recht-
winklig auf die Axe des Circus Maximus projectirt
bis gegenüber von S. Gregorio gezogen wird. Die
Granitsäulen des Gebäudes hat Sixtus V. möglicher-
weise zu einem Kirchenbau benutzt, doch sind sie
bisher wenigstens nicht wieder erkannt worden.
Was endlich den Namen Septizonium betrittt, so-
bezog sich derselbe gewiss nicht auf sieben über
einander befindliche Säulenreihen , eine Construc-
tion, für welche nach sichern Nachrichten die dritte
obere Reihe schon viel zu schwach war. Der Vor-
46
tragende verneinte überhaupt den Zusammenhans:
der Benennung: mit dem f'liarakter des Bauwerkes
und wies aus Ammianus Marccllinus nach, dass
.schmi früher, nämlifh unter Marc Aurel, ein also
benannter Platz in Verbindung mit einem Nym-
]ihaeuni in Koni existirt habe. Wahrscheinlich schien
ihm Scaliger's Ansieht, dass nämlich der Name Septi-
zonium mit den sieben Zonen des Himmels zusam-
menhänge. Das Gebäude des Severus, im Jahre 2o3
nach des Kaisers Rückkehr aus dem Orient errich-
tet und eigentlich als eine Facade seines Palastes
zu betrachten, zeigte denselben gesunkenen Stil,
welchen die zu gleicher Zeit vorgenommenen Neu-
bauten (z. B. von Therraenanlagen) und die Restau-
rationen älterer Bauten (Porticus der Octavia,
Pautheon, Aqua Marcia) verrathen. Der Vortragende
hielt für wahrscheinlich, dass Nachgrabungen an
der von ihm angedeuteten Stelle noch die Trüm-
mer des Jlonumentes ans Licht bringen würden
und knüpfte hieran den dankbaren Hinweis auf die
emsigen und fruchtbaren Arbeiten auf Forum und
Palatin, welche durch die italienische Regierung
so eifrig gefördert werden. — Wie in früheren
Jahren, so hatte auch dieses Mal Herr x^ugusto
Castellani durch die Ausstellung mehrerer bronze-
ner eisten und einer gröfseren Reihe von Anticag-
lien der Festsitzung einen besonderen Schmuck
verliehen. Die Versammlung war von einem zahl-
reichen Publicum besucht, unter welchem aufser
dem kais. Gesandten am italienischen Hofe, Grafen
Brassier de St. Simon und dem Geschäftsträger
beim päpstlichen Stuhle Hrn. von Derenthall,
von auswärtigen Gelehrten Hr. Hofrath Urlichs,
von Italienern die Herren Senatoren Graf Mini s-
calchi Tabarrini, Vanucci, der Generaldirector
der Ausgrabungen P. Rosa, die Hrn. G. B. und
M. St. de Rossi, Hr. Minervini aus Neapel
u. a. m. sich befanden.
MISCELLEN.
ZUR MADRIDER
(Taf.
Nach den im letzten Jahrgang dieser Zeitung
S. 8ö ff", gemachten Bemerkungen über die Sappho-
herme konnte noch ein Zweifel darüber zurück-
bleiben, ob denn der Berliner Abguss in der Tbat
über dem Madrider Original gemacht sei, und nicht
vielmehr über einem anderen, möglicher Weise nur
kurze Zeit im römischen Kunsthandel aufgetauchten
Original. Denn aus Rom stammt ja nach der einzig
vorhandenen Notiz, Gerhards mündlicher Angabe,
der hiesige .Vbguss. So unwahrscheinlich auch an
.sich das ^drhandensciu eines zweiten Exemplars
ist, welches nach meinem Gedächtniss so vollkommen
mit dem Madrider (higiual stimmte, das Fehlen
der Aufschriften Hess es doch wünscbenwcrth cr-
sclieinen, dass die Identität des Abgusses mit jenem
noch einmal förmlich festgestellt werde. Ich schickte
daher vor längerer Zeit ein Exemplar unserer plio-
tographischen Tafel an Herrn Guerra in ]\ladrid
SAPPHOHERME
50).
(denselben, der mir das Fehlen der Inschriften auf
dem Original schon bestätigt hatte), um die Ab-
bildung des Gipses mit dem Marmor zu vergleichen.
Im Apiil d. J. hat er mir darauf folgendes geant-
wortet :
„Die Photographie des Abgusses stimmt genau
mit dem Marmor in unserem Museum überein.
Der Bruch, den das linke Ohr der Sappho in der
Photographie zeigt, ist — wie er nicht anders konnte
— genau ebenso am Original vorhanden. Es kann
desshalb nicht der geringste Zweifel darüber sein,
dass der Abguss über dem Madrider Marmor ge-
macht worden ist. Unsere Herme ruht, wie auch
die Photographie des Abgusses zeigt, auf einem
Sockel von italienischem Marmor (jnspe de ftalia),
von grauer Farbe, mit röthlichcn und gelblichen
Flecken; allein derselbe trägt, wie früher bemerkt
wurde, auch nicht die geringsten Spuren von Auf-
47
Schriften. Der Diener des Museums Sielles (der
sieh Ihrer sehr gut erinnert) hat mir die Herme
herabgenommen, so dass ich sie bei hinreichendem
Licht von allen Seiten sehen und befühlen konnte.
Der Giesser, welcher Ihren Abguss gemacht hat,
muss also nothwendig, wohl um sich als Kenner
zu zeigen [oder im Auftrag des Engländers, der
den Abguss aus Madrid mitgebracht haben muss],
die Inschriften in der Form hinzugesetzt haben,
und dieselben müssen daher nothwendig als modern
bezeichnet werden.-'
Diesen bündigen Angaben habe ich nichts hin-
zuzufügen. E. H.
ZUM GllABSTEIN DES ANTIPATROS VON ASKALON IN ATHEN
(Arch. Zeitung 29, 1871 S. 145).
Hr. S. S. Lewis in Cambridge macht mich
darauf aufmerksam, dass die oben bezeichnete bi-
lingue Grabstele nicht unediert ist, wie Michaelis
meinte, sondern in dem Journal of philologn Bd. 4
1872 S. 48 ff. von den Hrn. E. H. Palmer und
.]. E. Sandys, vom St. John's College in Cambridge,
ziemlich eingehend besprochen worden ist. Hr.
Palmer bat, wie ich aus der mir freundlich über-
sendeten Nunwner des Journals sehe, den phöni-
zischen Text behandelt, Hr. Sandys den griechi-
schen, und zwar mit Benutzung der Besprechungen
in den A7inali 23, 18GI S. 321, Lenormant's (wo-
iwfjrapkie de la voie sacree Eleusiide?ine 1 S. 120 ff)
und de Voguc's {melanges tt Arclu'ologie Orientale,
Paris 1868, S. IG). Den phönizischen Text giebt
Hr. Palmer in hebräischer Umschrift so:
AvvinaTQog JitpQndiaioi) Äaxaliovhri^.
^oi.tGttXu)g Jn(.iavio ^löwi'iog th'tdijxs
"'JiJi Njn c]ii p rb^ cy-i -j^n ^-in:::'' z'ü
und übersetzt dies in:
Ich (bin) Shomer, Sohn von Abd Ashtoreth,
von Ascalon; welchen ich Dom-sallah, Sohn von
Dom-hanna, von Sidon, errichtet habe.
Die Begründung dieser Lesung werden die
Kenner des Phönizischen in dem Cambridger Jour-
nal selbst nachlesen müssen. Hr. Sandys liest den
griechischen Text so:
l.uj!}iig ai'ÜQcüniüv ^avftaC&iiü eixova ttjvde.
wg nsQi f.tev fts Xiov, nsQL d av ngi^^ exzsta-
vvocaf
rjlO^e yccQ syßQoliiov xalaöv fi£ de).cüv aireal^at,
dlXd (piXni c rjfivi'uv xai fiou xrfoiaav xacpnv
nvioi,
5 o'iig l'Oslov (fiXeiov, Jeyög ('716 vrjog invieg'
Ooivixrjv dt liniov Trjde yßovi aiiiua xixoinif^icu.
Den Schluss des dritten Verses bezeichnet Hr. Sandys
selbst als auf unsicherer Emendation beruhend;
aber die frühereu Vorschläge von Wachsniuth und
Rhusopulos befriedigen ihn nicht. Hr. van Sittart
schlug vor:
Pjlde ydg h/ßgoleiov, aXilaiexo d^öarea Qa^ai.
Dem vierten Vers sei metrisch aufzuhelfen durch
die Schreibung:
uXXcc ffikng t'rj/^ii're xal ixitQiaav läifitv ni cm.
In dem tjw,«« des letzten Verses glaubt er eine
Paronomasie des vermutheten phönizischen Namens
Shomer erkennen zu dürfen. E. H.
Einige Nummern des Wiesbadener Rheinischen
Kuriers, welche der Kedaction dieser Zeitung freund-
lichst mitgetlieilt worden sind, geben Nachricht von
den neuerdings theils mit Unterstützung des Staats,
AUSGRABUNGEN IN DER SAALBURG.
theils von einem zu diesem Zweck gebildeten Verein
Indern Saalburg-Verein) veranstalteten Ausgra-
bungen in dem Römercastell Saal bürg bei Hom-
burs v. d. Höhe; das wesentlichste darüber ver-
48
dient wolil hier in der Kürze niitgetheilt zu werden.
Hr. Oberst von Co hausen und der Baumeister
Ja^cobi scheinen die Ausgrabungen zu leiten.
Das Castell selbst soll nach und nach ganz
freigelegt und entsprechend restauriert werden; vor-
läutig hat sich der Verein vorgesetzt, die Porta
Dccuniana völlig auszugraben ; in den beiden zwei-
stöckigen Thürmen derselben soll ein Locahnuseum
augelegt werden.
An der Kömerstralse zum Castell, bei der
Usinger Landstrafse, sind die Fundamente von vier
kleinen , ziemlich gleich grofsen Gebäuden gefun-
den worden. Gröl'sere Gebäude, mit den üblichen
Heizvorrichtungen, ja sogar mit deutlich erkennbaren
Kaminen, sind an der Süd- und Westseite des
Castells tiieils sclion in den fünfziger Jahren, theils
erst in diesem Sommer freigelegt und zum Schutz
mit einer lebendigen Hecke, einem 'Gebück' von
zwölf Fufs Breite, wie sie im Alterthum und Mittel-
alter üblich waren, eingefriedigt worden.
Im nördlichen Theil des Castells werden Aus-
grabungen für Rechnung der königlichen Museen
in Berlin gemacht; dort scheinen die eigentlich
militärisclien Anlagen zum Vorschein zu kommen.
Für die sämmtlichen Gräberfunde wird ein
eigenes Gräberhaus erbaut; unter den neuestens
dafür bestimmten Fundstücken werden Schmuck-
sachen, Wafifenstücke, ein Ziegel der 22. Legion
(mit der Beischrift HEL-CA-MVL; vielleicht der
Name eines Centurionen oder Soldaten), dazu die
üblichen Münzen und Scherben genannt.
E. H.
(August 1872.)
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(i i{ 1 Kc I i 1 seil r; kT.x sti, k h i x s im i h i ktkx
DAS BRONZE-BUGBILD EINES ANTIKEN FAHRZEUGS AUS ACTIUM.
(Hierzu Taf. Gä).
Die Bronze, deren Abbildung Tafel 02 gicbt,
«oll in Actiuni gefunden worden sein, und ist dann
in den Besitz des Generals Sir Howard Douglas
G. C. B. in London gekommen; dort niaclite George
Scharf im Jahre 1855 nach dem Original die Zeich-
nungen, welche, auf ungefähr % verkleinert, in
diesem Hefte publicirt werden.
Nach ilirer ganzen Gestalt zu schliessen stellt
diese Bronze höchst wahrscheinlich einen Theil eines
römischen Kriegsfahrzeugs dar. An ein Handels-
fahrzeug ist schon deshalb nicht zu denken, weil
bei Handelsschiffen Köpfe von Gottheiten als Orna-
mente sich überhaupt äusserst selten angebracht,
und dann stets nur auf dem Hinterschiff über
dem Kopf des Achterstevens senkrecht aufgesetzt
üuden, wie auf der Gemme No. OU des hiesigen
Museums. Der Achtersteven {äaävöinv) ist bekannt-
lich derjenige Balken, welcher gleichsam die hin-
tere, ziemlich senkrechte Kante des Schiffskörpers
bildet, und mit seinem Untcrende in den Kiel ül)er-
^eht: ihm entspricht als gleichsam voidere Kante
des Schiffskörpers, ebenfalls vom Kiel aufsteigend,
der Vorsteven (are/pa), an dessen unterem Theil
der Schnabel zum Einrennen feindlicher Schifte noch
vorn angesetzt ist. An diesem Vorsteven nun finden
sich bei antiken Kriegsschiffen zuweilen Köpfe
wie der in Rede stehende angebracht, und zwar in
zwei verschiednen Arten.
Bei fast allen KriegsschiffsdarstcUungen zeigt
sich eine starke horizontale Leiste (ein vnftevg\
welche ziemlich das ganze Schiff' umgiebt und etwas
höher als die obere Schnabel-Wurzel liegt, mit der
Bestimnmng, den Bau des Schiffskörpers zusammen-
Arclia.ilug. /I-., Jiilirsaiig X\X.
zuhalten. Da das Sciiiff aber vorn eine scharfe Kante
hat, umschlielst die Leiste das Vordertheil nicht in
gebogner Form, sondern die beiden Theile der Leiste,
der von der rechten Flanke und der von der linken
Flanke, stofsen vor dem Vorsteven in ziendich spitzem
Winkel zusammen. Für die Festigung dieser Verbin-
dung erschien ein Metallbeschlag nöthig, und das
äussere Ende dieses Bronzebeschlags {nQoefißnXiov)
findet sich namentlich auf den römischen Münzen
öfter als Kopf gebildet, theils als Thierkopf, wie
bei den Pompejusmünzen, theils auch, soweit die
Darstellungen auf den Münzen es erkennen lassen,
als Kopf einer Gottheit.
Möglicherweise haben wir nun in der vorlie-
genden Bronze ein solches ngoei^tßoXinv zu erkennen,
und dann wäre das Bronzestück so am Schiffe an-
gebracht gewesen wie in der erklärenden Figur
No. 5.
Indessen bleibt noch eine andere Möglichkeit
offen. Die vordere Stevenverlängerung, d. h. die
Verlängerung des Vorstevens endigt allerdings
meistens in eine Volute oder eine abgerundete
Spitze: indessen war, wie die Münzen der gens
Lulaiia zeigen, dieses Ende der Vorstevenverlän-
gerung auch zuweilen von einem behelmten Kopfe
gekrönt; vielleicht führte hiernach dieser Theil den
Namen nsQixeqiakaia, welcher von i^oljux I 85
erwähnt wird, in einer allerdings wahrscheinlich
verderbten Stelle, welche es ungewiss lässt, ob
(TToAog oder nontfißnllg die Bezeichnung der vorderen
Stevenverlängerung war. Ein Bronzekopf au diesem
Platze musste, um bei der starken Bewegung des
Schiffes in See genügenden Halt zu haben, natür-
7
50
lieh mit ein Paar metallenen Wangen versehen sein,
welche auf beiden Seitenflächen des Holzbalkens
sich festnageln liefsen, sodass das Ganze einem
TTQoeußnXiov ziemlich ähnlieh wurde. Möglicher-
weise ist also die vorliegenen Bronze eine solche
Krönung des Kopfes der vorderen Stevenverlängerung,
und in diesem Fall ist sie so angebracht zu denken,
wie in der erklärenden Figur No. 4.
Welche der beiden Hypothesen die wahrschein-
lichere ist, wird schwer zu entscheiden sein: nur
dürfte der sehr grofse Neigungswinkel, welchen beide
Wangen auf den vorliegenden Zeichnungen zeigen,
mehr für die erstere Hypothese sprechen, weil für
einen einzigen Balken keine so grofse Divergenz
nöthig erscheint, wohl aber sur Umspannung des
ganzen Bugs eines wenn auch kleinen ') Schilfes.
Die Divergenz würde für den Bug eines
Äliuiaturschifi's gerade die richtige sein, und um ein
Schiff in sehr kleinem Mafsstabe scheint es sich
hier zu handeln. Die eine Wange nämlich ist nur
1 Fufs 4'/j Zoll, die andere gar nur 1 Fufs S'/^
Zoll Englisch lang, bei einer grölsten Breite von
5 ' , Zoll, und die wirkliche Grofse des Kopfes ist
nur etwa die einer Mannsfaust. W'enn nun auch
die Ornamente der antiken SchiflFe natürlicherweise
nicht so grofs waren, als sie uns im Verhältniss
zum Schiff selbst auf den antiken Darstellungen
entgegentreten (auf denen sie der Deutlichkeit
wegen gröfser gebildet sein mussten), so sind die
Dimensionen unserer Brouze doch so gering, dass
es wenig wahrscheinlich ist, sie sei Theil eines
wirklichen Kriegsschiffs gewesen. Nach meiner
Ansicht war sie entweder Theil eines wirklichen
Bootes, oder sie war Theil eines Modells, eines
') Der huble bronzene ELerkopf in der Kü$lkammer zu Turin
ist «ahrscbemlicb ein wirklicbes derarliges niiotußuXiof. L'elirisens
wird dieser Tbeil des Vorschiffs auch in den AUischen Sceurkumlen
(Böckh S. 101) mehrfucb genannt, und »ar also Lei den Alhenischen
Schiffen der Ueniuslbenisclicn Periode gleichfalls sicher \urhandcn.
Er ist denigeniafs auch an dem ['enlercnmodell des hiesigen Museums
in dieser Weise angebracht worden.
Miniaturschiflfs, welches als Weihgeschenk in eio
Heiligthum gestiftet war, oder endlich sie war eia
Theil einer prora von einer columna rosirata.
Ich habe übrigens für dieses plastische Brust-
bild, obwohl es in. seiner Form wie in der Stelle,
welche es am Fahrzeug einnimmt, durchaus dem
Galjoubild unserer Sehifie entspricht, dennoch nicht
letzteren Namen gewählt, da das antike Sciiiff kein
eigentliches Galjon besitzt; wohl aber konnte ich,
da das antike Schiff natürlich wie jedes Schiff einen
Bug, eine vordere Fläche hat, den Ausdruck Bug-
bild wählen, ebenso wie ich die pallasähnliche (ganz
dem Galjoubild der älteren österreichischen Panzer-
fregatten gleichende) Gestalt auf dem Bug der phöni-
zischen Schiffe, welche wahrscheinlich den naTatxög
darstellt, als Bugstandbild bezeichnet habe.
Bei der vorliegenden Bronze dürfte der Zweck
der beiden Bronzewangen, welche von dem Schilde
mit dem Brustbilde hervorragt, nach dem oben Ge-
sagten klar sein: tür die obige Erklärung sprechen
auch die deutlichen Spuren von Löchern für Nägel
und die Spuren von runden Befestigungsplatten,
Die Zusanimeufügung beider Wangen vollzieht sich,
wie die Abbildungen zeigen, hinter einer fast kreis-
förmigen Platte von 8 Zoll Durchmesser, aus wel-
cher das Brustbild einer weiblichen Gottheit plastisch
heraustritt, das Bild einer Pallas oder einer Roma
mit den Attributen der ersteren, dem Helm und der
Aegis. Fig. 2 zeigt die ganze Bronze von der linken,
der Backbordseite des Schiffs gesehen; Fig. 3 zeigt
sie von der rechten, der Steuerbordseite, aber etwa»
mehr von vorn als Fig. '2. Das Brustbild allein in
grölserem Mafsstabe (und noch mehr von der Steuer-
bordseite, als in No. 3) ist in Fig. 1 dargestellt,
während das Gorgonenhaupt der Aegis in Fig. 1 a
ganz en face und noch deutlicher wiederholt ist
(dicht neben dem Gorgonenhaupt ist übrigens ein
Stück aus dem Panzer ausgebrochen).
Berlin. B. Graser.
51
DTE GEBURT DES ERK'HTHONIOS.
Terracotta des Berliner Antiquariunis.
(Jücrzu Taf. 63).
Die kleine Gruppe, deren Abbildung ich liier
mittbeile, gehört in diejenige Klasse plastischer
Darstellungen, welche mit dem Gattungsnamen der
'nie lisch en Thonreliefs' bezeichnet zu werden pflegt
und unter diesem Kamen zuletzt von II. ycbüne in
seinem Werke über griechische Reliefs S. 59 f. über-
sichtlich behandelt worden ist. Um so wichtiger
sind die Exemplare, welche nach Fundort und Stil
unzweifelhaft attischer Kunstüliung angebüren, wie
das vorliegende. Es stammt aus einem der Gräber,
Avelche jenseits des Ilissos an dem AVege nach
Halimus liegen. Die Bruchstücke, in denen es ge-
funden wurde, konnten vollständig zusammengesetzt
werden. In der IMitte der Gruppe war die Ober-
fläche abgesprungen, so dass Kopf uud Oberleib
des Knaben sowie der anliegende Ann des Mannes
mangelhaft erhalten sind.
Die gröl'ste Ausdehnung nach Höbe und Breite
beträgt 0,14, die Dicke 0,06. So lange der Thun
noch weich war, hat man an dem Aussencontur der
Figuren entlang den Reliefgrund weggeschnitten
und denselben auch innerhalb der Gruiipe entfernt.
Beides ist oÖ'euliar rasch und mit geringer Sorgfalt
geschehen. So bat mau den inneren Reliefgrund
an den Stellen stehen lassen, wo es schwierig
wurde ihn ohne Beeinträchtigung der Figuren her-
auszuschneideu, wie z. B. in der Ecke zwischen
dem Rücken des Knaben uud dem rechten Unter-
arm des Maunes und ebenso zwischen dem linken
Oberarme desselben und dem Ende des Drachen-
schweifs. Auch die äusseren Umrisse sauber abzu-
putzen hat man sich nicht die Mühe gegeben ; so
ist man namentlich am unteren Rande des Drachen-
leibes unvorsichtig mit dem Messer entlang ge-
fahren.
Diese Behandlungsweise steht mit dem Cha-
rakter der Innenzeichuung in autfalleudem Contraste,
denn diese ist mit gnifster Sorgfalt gemacht, und
zwar ist sie, wie eine genauere BeolKichtuug der
Arlieit vermuthen lässt, nicht als Relief modellirt,
sondern in der flachen Form, aus welcher der Ab-
druck genommen ist, vertieft ausgei'ührt worden.
So erklärt sich am einfachsten die volle (ileich-
mäl'sigkeit der Oberfläche, die vollkommene Regel-
inälsigkeit der parallelen Striche im Haar und im
Gewände. Den Gewaudfalteu der Athena sieht
man deutlich an, dass sie in eine glatte Fläche
eingedrückt worden sind ; eben so sind die kleineu
runden Erhebungen, welche den Schlangeuleib ganz
bedecken, offenbar durch Puuktireu in der weichen
Form hervorgebracht worden, denn es würde eine
unverhältnissmälsig grofse Mühe verursacht haben,
wenn mau die dichte Menge derselben in erhabener
Arbeit hätte herstellen wollen. An der linken Hand
des Schlangenmannes verräth sich dasselbe Ver-
fahren. Sie ist nicht frei modellirt, sondern die
Umrisse der Finder sind in die Form eingeritzt
worden; darum tritt die Hand nicht in plastischer
Deutlichkeit hervor, sondern macht den täuschen-
den Eindruck, als weun ihre innere Seite dem Be-
schauer zugekehrt wäre. Kurz man hat, wie ich
glaube, die ganze Innenzeichnung des Reliefs ne-
gativ ausgeführt und die Form , aus welcher es
abgedrückt worden ist, wie einen Stempel bearbeitet.
Daraus erklärt sich auch die feine Miniaturarbeit,
welche unserem Relief im Vergleich mit amlercn
Terracottareliefs eigen ist, bei denen das Detail der
Farbe überlassen worden ist. Der dunkelfarbige
Tlion, der eine grofse Härte besitzt, ist mit einer
sehr feineu, niilchweilsen Thonlage wie mit einer
Haut überzogen; von einem Farbenüberzug sind
keine Spuren erhalten.
Der Gegenstand der Darstellung ist unver-
kennbar und mit Freude begrüfsen wir hier die
erste aus dem Boden Athens hervorgegangene, die
erste in allen Haujitsachen vollständig erhaltene,
idastischc Darstellung des Erichthoniosniythos, von
der wir voraussetzen dürfen, dass sie uiuuittelliar
7*
52
aus dem Geiste attischer Uebevliefcvung hervorge-
gangen ist, und die also auch für alle Darstellun-
gen gleichen Inhalts von niafsgebender Bedeutung
sein nuiss.
Den Mittelpunkt der Gruppe bildet Gaia, hier
nur mit Kopf, Armen und Schultern aus dem Boden
hervorragend, eine Darstellung, welche, mit den
Reliefs verglichen, auf denen sie mit halbem Leibe
sichtbar ist, ungleich lebendiger und wirkungsvoller
ist. Der Vorgang erscheint wunderbarer, die Per-
son der Gaia riesiger, wie es ihrer Bedeutung ent-
spricht '). Denn wie im Mythus und in der Poesie der
Begriti' der Gaia sich von dem Elementaren uieraala
abgelöst hat, sondern immer wieder in dasselbe
übergeht^), so ist auch in der bildenden Kunst die
Göttin nicht aut gleiche Weise vermenschlicht und
individualisirt worden wie die olympischen Gott-
heiten. Die übermenschliche Gröfse versinnlicht den
Charakter des Unermesslichen; die grofse Eiufach-
heit der Gestalt, die Fülle des lang und schwer
herabwallenden Haares, der mächtige Gliederbau,
das volle in starken Zügen ausgeprägte Gesicht
stehen mit dem Typus eines urkräftigen Natur-
vvesens ganz im Einklang, und dieser Typus wird
noch anschaulicher durch den Gegensatz der Atheua,
welche neben der schwerfälligen, mit dem Boden
zusamyienhangenden Erdmutter um so freier und
schlanker aufzutreten scheint.
Leicht und behende kommt sie von der Linken
heran. Ihre Haltung zeigt ein doppeltes Moment
geistiger und körperlicher Bewegung. Aus der
Entfernung hat sie wahrgenommen, was sich im
Schofse der Erde vorbereitet ; sie ist im Herbei-
eilen begriffen, und ehe noch die Füfse ruhig neben
einander stehen, streckt sie schon, mit dem Uber-
Icibe vorgeneigt, dem emporgehobenen Knaben die
Hände entgegen.
So mäfsig und zart die Bewegung ist, so er-
scheint sie dennoch in hohem Grade ausdrucksvoll
und lebendig. Man erkennt die Junglrau an der
schlanken Gestalt so wie an einer gewissen Zurück-
') yuitt niliaoT) uiyt'drj (vgl. VVcIckcr Cr. Güllerl. I, 32'.').
') T^xt Ji ^fdSwntii üpovnn vgl. auch So|ili. Anl. S37 f.
wo VTifQtttTct ein Beiwort der Gcillin ist, nährend ii'fHiiOi und
t'ixduuTOg sich auf Jos Eloinenl bpziehl.
haltung und Befangenheit, aber zugleich ist sie
ganz selbstvergessen und in mütterlicher Freude
dem Kinde zugewandt. Die sanfte Neigung des
Kopfes spricbt die hingebende Zärtlichkeit aus,
welche sie dem Kinde entgegenbringt und die seine
Schulter fassende Hand giebt zu erkennen, wie be-
reit und entschlossen sie ist, sich das Kind anzu-
eignen, welches schon ihr mehr als der Gaia an-
gehört.
Erichthonios ist ein vollkräftig herangewachse-
ner Knabe; er ist nicht blols ein Gegenstand, um
dessen Uebergabe es sich handelt, sondern selbst-
thätig und voll eigener Empfindung. Nach Kinder
Art streckt er beide Hände in paralleler Richtung
der Göttin entgegen, so dass sie fast bis an das
Kinn reichen, während die Augen ihr mit kind-
lichem Vertrauen entgegenblicken.
Auch Gaia ist nicht ohne eigene Theilnahme.
Mit starken Armen, von denen der linke den
Schenkel ergreift, wäiirend der rechte den Leib
umfasst hält, hebt sie iiin fest und sicher empor,
indem sie ihren Kopf ganz zurückgelegt hat, um
mit gespanntem Blick dem Knaben zu folgen und
sich davon zu überzeugen , dass ihr Kind wohl-
behalten in die neue Pflege übergehe. Es ist ein
Wunder, das sich begiebt, aber es erweckt keine
Unruhe, keine Ueberraschung; man sieht, dass die
am Vorgange Betheiligten in voller Uebereinstim-
mung gemeinsam vollziehen, was nach göttlichem
Rathschiuss vorgesehen war.
Athena ist, wie billig, ohne die schreckende
Aegis dargestellt. Sie trägt einen lang herabwallcn-
den Aeimelehitiin mit einem Ueberwurfe, der bis auf
die Hüften reicht, eine auf attischen Reliefs ge-
wöhnliche Tracht. Der Aermel ist bis auf den
Ellenbogen zurückgeschoben, damit der Gebrauch
des Unterarms unbehindert sei. Ueber der Schulter
und auf dem Ohcranii bemerkt man eine Reihe
von Knöpfen, durcli welche der bis oben aufge-
schnittene Aermel zusammengcf'asst ist, und zwisclien
denselben die nackten Stellen des Fleisches mit
den umgebenden Fältehen des Gewandes, Alles
auf das Genaueste angedeutet. Der Kopf ist wie
auf attischen Münzen behandelt und zwar mit einer
53
60 genauen Entsprecliunj;, wie sich dies an plasti-
schen Arbeiten nur selten nachweisen lässt. Der
eng anscliliefseude Helm mit einem sehr weit nach
vorn vorspringenden Bügel ist vorn durch vier auf-
rechtstehende Oelblätter verziert. Von dem hinteren
Theile des Helms, weicherden Nacken schirmt, rankt
sich eine Blume nach vorne in die Höhe, wie sich
dies auf den Münzen deutlicher erkennen lässt. Eben
so übereinstirnmeud ist die Behandlung des Haares,
welches unter dem Helm auf den Nacken herab-
fällt und über der Stirn in doppeltem Bogen sorg-
fältig geordnet ist ^).
Vergleicht man die beiden weiblichen Profile
mit einander, so hat das der Gaia (wie es schon
der gröl'sere Mafsstab mit sich bringt) ungleich der-
bere Züge; die Lippen, Augenl)rauen, Augenlider
springen stark vor; die Haare sind viel gröber ge-
arbeitet. Wohl hat auch der Athenakopf noch eine
gewisse alterthüm liehe Strenge; aber er ist ungleich
feiner und geistiger; ein milder Ernst ist darin aus-
gedrückt, eine echt attische Anmuth, die durch keine
Zeichnung wieder zu geben ist, und wenn wir mit
Kücksicht auf die entsprechenden Münzgepräge eine
ungefähre Zeitbestimmung zu machen wagen, so
werden wir nicht weit über die Mitte des fünften
Jahrhunderts v. Chr. zurückgehen dürfen. Damit
stimmt, von dem Typus der Athena abgesehen, die
freie Bewegung des sich emporstreckenden Knaben,
und wenn in den anderen Personen auch eine dem
hiei'atischen Charakter des Reliefs entsprechende,
herbe Alterthümlichkeit unverkennbar ist, so werden
wir doch, wenn wir die Protilbildung des Auges,
die wenig zurückliegende Stirnlinie und den Aus-
druck des Mundes beachten, keine Kennzeichen fin-
den, welche uns nöthigen, eine frühere Entstehungs-
zeit unserer Terracotta anzunehmen. Sie gehört
einem Uebergangsstile an, welcher für die Eutwicke-
lung dieser Denkmälergattung auf attischem Boden
in vorzüglichem Grade lehrreich ist.
Die drei Figuren bilden eine Gruppe, welche
den Kern der Sage darstellt, die in Athen so po-
pulär war, dass sie in der Hauptsache gewiss sehr
') Vgl. zu dem Kopfe der Alüene z. B. Oombe Mus. Hunler.
Vlll no. 7.
frühe eine typische Form erhielt, welche bei fort-
schreitender Kunstübung, den Münzstempcln gleich,
im Einzelnen behutsam ausgebildet wurde. Es war
ein Gegenstand, welcher sich wegen seiner Bezie-
hung zum Familienleben zu Weihgeschenkeu und
zu religiöser Ausstattung häuslicher Räume beson-
ders eignete. Denn wie das Kind nach der Ge-
burt auf die Erde gelegt wurde, welcher es als der
gemeinsamen Mutter alles Lebendigen vorläufig ge-
hörte, bis der Vater es durch Emporhebung vom
Boden feieilich anerkannte, in seine Familie auf-
nahm und zu seiner Auferziehung sich verptlichtete :
so war es hier Athena , welche den Erstgeborenen
der eigentlichen Athener von der Erde entgegen-
nahm ^, in ihr Haus einführte und sich für sein
Gedeihen verbürgte. Es war ein mythisches Vor-
bild des häuslicheu Akts des ävaigtlaOcu (tollere,
suscipere, levare), und die Stadtgöttin Athens ent-
spricht in dieser Beziehung der römischen Levana ').
Nun die vierte Figur, welche die rechte Hälfte
der Reliefgruppe bildet, ein vollbärtiger Jlaun, auf
dem Drachenlcibe steil emporgerichtet, feierlich ru-
hig und mit seinem kurzen, dicken Hals, seiner
breiten Körpermasse ein wohlberechnetes Gegen-
stück zu der lebhaft bewegten, feingeglicderten
Göttin. Ein ärmelloser wollener Wamms bedeckt
den Oberleib und dient dazu, den Uebergang aus
dem .Menschenleibe in die Thieribrm zu verhüllen.
Der Thicrleib ist in zwiefacher Weise charakterisirt,
erstens durch Schuppen, welche durch kleine runde
Erhebungen bezeichnet sind , uud zweitens durch
einen äulseren King, eine Reihe eiförmiger Blätter.
Sie entsprechen den Bauchschildern, wie sie sich
bei den in Europa einheimischen Natterarten finden
und welche, wenn man diese Thiere im Profil sieht,
eben so wie hier unter den Schuppen zum Vor-
schein kommen. Auf der vorliegenden Terracotta
erkennen wir eine zwiefache Windung, indem die
erste unter dem Ellenbogen in die zweite über-
geht. An der ersten Windung sieht mau die Bauch-
schilder wie einen Saum am Schuppenleibe sich
•) ytj.'ttv lic(rft!.i7n Eur. Ion 269.
5) Becker G.illus II 03: Levana (le^al iafanles de lerra) August.
Civ. Dei IV, II.
54
entlang' zieben, während man bei der zweiten Win-
diinjr, wcicbe sieb hinter der ersten verbirgt, nur
die Baucbschilderreibe vorragen sieht. Der Schwanz,
welcher wie eine Art Lehne das Rückgrat stützt,
bezeichnet das Ende der doppelten Sjiirale ")•
Man bat die entsprechende Figur auf dem Krater
aus Chiusi '') Nerens genannt und Jahn fand den-
selben an dieser Stelle sehr bedeutsam, indem durch
die Anwesenheit von Hcphaistos und Nereus ange-
deutet werde, wie die iui Scholse der Erde ge-
zeitigte Frucht durch Einwirkung von Wärme und
nährender Feuchtigkeit an das Licht kouiuie "j.
Indessen sclieint es mir bedenklich, aus der (irund-
lage physikalischer Vorstellungen, welche in dem
Mythos vorausgesetzt wird, die mal'sgebenden Mo-
tive für die Gruppirung ableiten zu wollen. Aus
der mythischen Ueberlicferung aber lässt sich des
Nereus Anwesenheit nicht erklären. In unserer
Terracotta ist aljer an einen Wassergott gar nicht
zu denken, da die Flossen fehlen und die sich auf-
rollenden Fische glatthäutig sind. Wir werden also
bei dem Schlangenfälslcr nur an Kekrops denken
können, den zwiefach gestalteten (gemiuus, öi(pvt]g),
und wenn mau bei Gelegenheit des vermeintlichen
Nereus geltend gemacht hat, dass Kekrops auf den
Kunstdenkmälern bisher nur in menschlicher Gestalt
nachgewiesen worden sei "), so kann dies kein
Grund sein, eine Darstellung mit Misstrauen auf-
zunehmen, welche nicht nur im Allgemeinen als
volksthünilicb bekannt, sondern auch in alten Kunst-
werken bezeugt ist; so namentlich im Ion, wo Euri-
pides den Kekrops beschreibt: ih'yac^qoiv Titlag
antloannv t'dlaanvi', Jl!}ijvaUov -iivos aväOri^ict '").
'•) l'rof. I'etprs, hi'i ilrin ii-li ilio iMilsiiivcheniiiMi Tliii'rxatliHigcn
im zci.ilogisilien Museum ansi-luMi ilnr-fli', »chrcibt iiliir ilie Misch-
ffstult der TC: „Das Kiirpereudn lassl s»h ilcullicli als ScIiHanj
„erkennen, wcfclier in einer cloppellen Spirale aiir);ernllt isl , ans
„welcher das Sehwanzende hervorragt. Die .Seluippcn des Körpers,
„die liiiuchsehilder, der Mangel eines Flussensanms lassen über die
„Deutung keinen Zweifel."
') Monum. III U. Conze Voricgebläller Serie!! T. II.
*) 0. Jahn Archacolusische Aufs. S. 1)1), 72.
•) Nouv. Ann. I p. ;il9.
'"j V. I I t>|,'> hirchh. und ti. llernKUU); die llandsehr. nntiijun
avvnii'onovj' . Cnnler: OTiflnng ovvtilinaovj (mit dem Leibe
Ringe bildend, sich aufrollend, was zu einer ruhigen Gruppe besser
passt , als das eine Bewegung bezeichnende t'iklnaovnt. Wenn
Demgemäfs ist nicht zu zweifeln , dass aucli
auf dem vorliegenden Kelief Kekrops in seiner Dop-
lielgestalt zu erkennen sei. Er ist der bei des
Erichthonios Geburt zunächst Betheiligte, des Lan-
des Urkönig, das er der Athena zugesprochen iiat,
der Gründer der Stadt, welcher sie ein Unterpfand
des Segens giebt, der Vater der Nymphen, denen
der Neugeborne zur Pflege übergeben wird. Durch
seine Gegenwart wird nicht nur der Schauplatz des
Vorgangs, sondern auch die mythische Epoche des-
selben (zwischen den Kranaern und den Erechthi-
den ) und seine Bedeutung für die Geschichte der
Stadt bezeichnet. Denn Kekrops ist nicht nur als
Lokalgott zufällig anwesend, sondern als der beru-
fene Zeuge; darum trägt er den Oelzweig in der
Hand, als das Zeichen der Anbetung und festlicher
Theilnabme, das Symbol des Heils und Segens.
Mit seinem Oel/weige in der Hand ist er gleichsam
das ideale Vorbild der attischen Thallophoren, der
festlichen Vertreter des athenischen Bürgerthums.
Der Charakter des Ehrbaren und Würdigen ist in
seiner Haltung und in seinem Gesichte ausgeprägt,
wenn die Züge desselben im Gegensatze zur Athena
auch etwas Plumpes und Ungeschlachtes haben. Die
Binde im Haar (welche auch der Gaia nicht fehlt) ge-
hört zu den Attributen der Festgenossen. Besonders
ausdrucksvoll aber ist der Gestus der rechten Hand,
die mit ausgestrecktem Zeigefinger gegen den Mund
gehoben ist. Er soll den Munil schliefsen , das.s
kein den feierlichen Vorgang störendes Wort über
die Lippen komme; er ist das jn-ägnante Symbol
der tvq>rjfita.
So ordnen sich die Figuren des attischen Thon-
reliefs zu einer in sich geschlossenen, inbaltreichea
und mannigfach gestalteten , aber übersichtlichen
und leicht verständlichen Gruppe zusammen, in der
nichts Ueberrtüssiges vorkommt und nichts Wesent-
liches fehlt.
Es bleibt noch übrig, von dieser Gruppe aus
die verwandten Darstellungen zu beleuchten.
Zuerst die berühmte und vielfach abgebildete
Böekh princ. trag. p. l'.l'.' diese Darstellung mit dem |bci l'aus. .\, 10
angefülirlen Kekrops identiliciren wollte, so hat sich (1. Hermann
zu Ion p. II'.' niit Hecht dagegen erklärt.
55
Toicentische Vase, jetzt in Jliinchen, in sclilicliter
Einf'aclilieit der Coniposition unserem Kclief am
nächsten verwandt, aber von ungleich freierer und
und idealerer Auffassung "). Gaia ist auch hier hin-
aufblickend dargestellt, ebenfalls in gröfserem Mafs-
stabe und mit lang berabfliesscndem Haar. Athona
hat keinen Helm, dafür die Aegis, deren Schlangen
nach hinten geschoben sind, um das Kind nicht zu
erschrecken. Links ein bärtiger Mann mit der in die
Seite gestemmten Rechten aufmerksam zuschauend,
den Stab in der Linken haltend , eine Gestalt voll
edler Würde, von Panofka für Hephaistos erklärt,
von den Herausgebern der Elite für Poseidon, von
Jahn für Zeus und dann wieder (Beschreibung der
Münchener Vasensammlung S. 108) für Hephaistos.
Die sichere Deutung (welche um so wichtiger ist,
weil die Voraussetzung von Zeus' Anwesenheit ")
Anlass gewesen ist, die ganze Scene auf des Dio-
nysos Geburt zu deuten) kann bei dem Mangel ent-
scheidender Attribute nur aus der Gruppe selbst
gewonnen werden, und wenn diese im Hinblick auf
unser Relief noch zuversichtlicher als früher auf
Erichthonios gedeutet werden darf, so werden wir
in dem ersten Zeugen seiner Geburt auch hier kei-
nen Anderen als Kekrops erkennen , in edelster
Mannesgestalt als Landeskönig dargestellt, dessen
oberrichterliche Gewalt durch den Stab bezeich-
net ist.
Von anderen Kunstwerken kommt besonders
das Prachtgefäfs der Camucciuischen Sammlung,
der Krater aus Chiusi, in Betracht '^). Wir erken-
nen hierin, wenn wir unser Relief vergleichen, deut-
lich die Grundlage eines gemeinsamen Vorbildes,
aber es ist nicht mehr der einfache, schlichte Vor-
trag attischer Kunst, der sich auf das Wesentliche
beschränkt. Die Darstellung ist erweitert, viel bun-
ter, unruhiger und bei überreicher Zuthat an äulse-
rem Zierrath ungleich ärmer an innerem Leben und
dramatischer Wahrheit. So ist die Gaia, welche,
mit schweren Prachtgewändern angethan, sich höher
und in senkrechter Haltung aus dem Boden hebt, in
") Mon. I 10. M.-W. Denlim. d. a. K. I, 211°. Jalia Ydsensamm-
lung des K. Ludwig do. 345.
"j Dagegen Gerhaid Auserlesene Vasenbilder III zu T. \:A.
") Munum. III 30. Conze Vorlegeblätler Serie 3 T. II.
Vergleich mit unserm Relief steif nnd leblos. Athcna,
durch die Lanze gehindert, das Kind selbst anzu-
fassen, breitet zu seiner Aufnahme ein Tuch aus,
in ihrer ganzen Haltung viel theilnahmloser, ärmer
an Gefühl und Bewegung. Der Schlangenmann
stimmt im Ganzen mit dem des Reliefs genau über-
ein, und wir werden, nachdem dasselbe bekannt
geworden ist, wohl nicht anstehen, ihn als Kekrops
anzuerkennen, wie es schon früher die Ansicht von
de Witte war '*). Auch seine Figur ist viel rei-
cher ausgestattet. Das Skeptron bezeichnet den
Landcsköuig, wie der Stab auf der volcentischen
Vase. Statt des wollenen Ueberwurfs trägt er ein
reich gesticktes Prachtkleid, das in gleicher Weise
den Uebergaug in den Drachenleib umhüllt. Er
trägt auch heilige Zweige, und zwar einen als Kianz,
den anderen als Gürtel um den Leib. Der Schweif
ist ganz ähnlich aufgerollt, aber vorne mit Andeu-
tung von Flossen. Das ist ein Missverständniss,
welches sich dadurch erklärt, dass Drachen- und
Fischformen leicht mit einander verwechselt werden,
nicht nur in der Zeichnung, sondern auch in der
Dichtung; so wird auch bei Eupolis dem Kekrops
der untere Leib vom Thunfisch gegeben '').
Bei der äui'serlichen Behandlungsweise, wie sie
in der ganzen Malerei sich zeigt, können Eiuzeln-
heiten, die von Missverständniss zeugen, um so we-
niger befremden; dahin rechne ich auch die Gestalt
der Blätter, welche mehr nach Lorbeer als nach
Oliven aussehen'""). Wenn also hier, wie wohl
nicht zweifelhaft mehr sein kann, Kekrops zu er-
kennen ist, so wird man für die Erklärung aller
verwandten Kuustvorstellungen den Grundsatz auf-
stellen dürfen, dass seine Person zu dem überlie-
ferten Typus der Gruppe gehörte und dass immer
an ihn zuerst gedacht werden muss, wenn neben
Athena, Gaia und Erichthonios als vierte Figur ein
bärtiger Mann, sei es in reiner Menschengestalt,
wie auf der volcenter Vase, oder in Mischgestalt
auftritt.
") tllle Ceram. I p. 277.
'') .Meineke Com. Ur. V. 1 p. LX.WIII rör Ktxctortn lüvioHfv
(iiJiKji (feto' f/fit' fif'/ni KOI' xoyiüfo»-, jil dt xiauiOtr ilirii-
dof. I'reller (Jr. M. II 5i. 137.
"; llaruin kann itli auch auf den vernieinlliclien Lurbeer nitlil
soklies GeHichl legen »ie Jahn Arcli. Aufs. S. 07.
56
Als fünfte Figur tritt Hephaistos hinzu, dessen
Anwesenheit erklärlich und gerechtfertigt, aber ent-
behrlich ist, da die Sage in ihrer ältesten Form
seiner nicht gedenkt. Wir Hnden iliu auf dem Kra-
ter von Chiusi als einen ausserhalb der typischeu
Gruppe Steheuden; mau erkennt ihn als spätere Zu-
Ihat, welche lose angereiht ist. Jahn glaubte frei-
lieh zu erkennen , dass Atheua mit einem fast zärt-
lichen Ausdruck den lilick auf ihn gerichtet habe.
Wenn dies gegründet ist, wovon ich nach aus den
vorliegeuden Zeichnungen nicht überzeugen kann,
so würde allerdings zwischeu ihm und der inneren
Gruppe eine Verbindung bestehen , aber es wäre
ein befremdlicher Zug von Sentimentalität und ein
die Einheit der Hauptgruppe störender Fehler, da
die Aufmcrksandieit der Göttin doch ganz vom
Kinde, dem Mittelpunkte der Darstellung, in An-
spruch gencunmen sein sollte.
Vom Einfacheren zum Schwierigeren fortschrei-
tend, kommeu wir zu den Kunstwerken, welche eine
von allen anerkannte Analogie mit denen der Erich-
thoniosgeburt habeu, zugleich aber so viel Eigenthüm-
liches und Absonderliches, dass mau die Uebertra-
gung jener Darstellung auf einen ganz fremden
Sagenkreis angenommeu und in den betreft'endeu
Kunstwerken einen Mythus erkauut hat. welcher in
schriftlichen Ueberlieferungeugar nicht erwähnt wird,
nämlich die üebergabe des von der Gaia gezeitig-
ten üionysoskindes an Athena. Ich meine das Re-
lief im Louvre ") und die von Gerhard und den
Herausgebern der Elite cer. veröfl'entlichte Vase aus
Chiusi '-•).
Ich mache keineswegs den Anspruch, die ob-
waltenden Schwierigkeiten lösen zu können, aber
das ausserordentliche Interesse, welches sich an
diese Darstellungen knüpft, rechtfertigt es, wenn
ich im Anschlüsse an unser neu entdecktes Relief
zur Lösung derselben einen neuen Versuch mache.
Auf dem Vasenbilde steht links von der Grui)i)e
der Üebergabe hinter Gaia ein bärtiger Mann, ge-
.spannt zusehend, die liechte in die Seite stemmend,
'" I Jalin S. 61.
'«) Gal. M}lh. I.1V, 224.
'♦) r.erhara Ausorl. Vaspnli. 111 T. l.")l. lielii'f unil VasonbilJ
neben eiiiünJor in M.-W. Denkm. d. a. K. 11, 400, 401.
in der Linken den Blitz haltend; eine zarte, weib-
liche Gestalt legt ihm die Hand auf die Schulter,
neugierig vorgeneigt und nach deuiselben Punkte
blickend. Darüber OlvävDtj xah]. Jahn hat durch
eine Reihe von Beispielen erwiesen, dass solche
Inschriften auf eine der dargestellten Personen be-
zogen werden können; geboten ist diese Beziehung
aber keineswegs. Die Deutung alter Kunstwerke
aus Sagen, die nur bei Nonnos vorkommen, findet
Jahn selbst sehr bedenklich"), und es ist ihm
nicht gelungen, das Befrenulen zu entfernen, wel-
ches die vertrauliebe Gruppirung einer bacchischen
Nymi)he mit Zeus erwecken muss. Man wird nicht
umhin können , hier zwei gleichartige Wesen vor-
auszusetzen.
Das fühlte Gerhard, aber seine Deutung auf
Demeter und speciell Demeter Chloe hat nichts
Ueberzeugeudes; in der schlanken nymphenartigen
Gestalt ist keine Erdmutter zu erkennen, deren
Erscheinen neben Gaia durch nichts motivirt ist.
Wenn wir aber mit Gerhard ") den Erichtho-
uiosmythus festhalten und aus dem Zusammenhange
des Mythus das Personal festzustellen suchen, so
werden wir bei dem zuschauenden Manne, welcher
mit dem auf der Münchener Vase die gröfste Aehn-
lichkeit hat, nur an Kekrojis denken können, und
neben ihm Pandrosos voraussetzen, die nächst dem
Vater bei dem dargestellten Vorgange am meisten
betheiligte. Damit würde die Gruppirung der bei-
den Figuren, so wie die Haltung jeder einzelnen
gewiss sehr gut stiumien.
Aber der Blitz? Will man hier nicht ein Miss-
verständniss des Malers voraussetzen, wie es auf
Vasen nachlässiger Arbeit unzweifelhaft vorkommt
(z. 15. bei den Flossen am Drachenleib des Kekrops),
aber gewiss nur ungern als Auskunftsndftel der
Kuusterklärung benutzt wird, so bietet sich nur die
Erklärung dar, dass Kekrops als Priester des Zeus
das Attribut seines Gottes trägt. Priesterliche Per-
sonen nehmen ja im Cultus Tracht und Abzeichen
der Gottheiten an , so dass es unter Umständen
schwierig ist, in den bildlichen Darstellungen Göt-
") S. 78; auch ist bei Nonnos Xl.MIl, '.»18 von C.aia keine Hede.
57
ter und Priester sicher zu unterscheiden "'). Diese
Sitte ist im Dienste des Apollon, Poseidon, Hermes,
Dionysos, Herakles, der Athena, Demeter, Artemis
bezeugt "). Was Zeus l)etrift't, so war die Do])pel-
axt, welche das Symbol des Blitzes vertritt, zugleich
ein Symbol der Gottheit und des priesterlichen Ki\-
nigthums *'). Es würde also den Vorstellungen
des Alterthums nicht widersprechen, wenn wir uns
den Laudeskönig dächten , das Machtsymbol des
Gottes, dessen Urpriester er war, über dem Knaben
haltend, der nach Zeus' Rathschluss als Stammlierr
der Athener hier geboren wird.
") Vgl. Sinrk de Iclliire dea p. IUI und ausführlicher in Jen.
I.itl. Zeitung 1847 S. 11<.>.
") 0. Jahn lieritlile der Sachs. Ces. der Wiss. 1868 S. 178.
") Vgl. Schümann fir. All. II, iKi; Oelzer Ph. Mus. .WVIII
p. 41. In Betreff des Dicinysus vgl. das Helief in ^eapcl bei t.erh.
und l'anofka p. l.")Ü. M.-Wieseler heiikni. d. alten Kunst II 006. In
Betrell' des Zeus l'lui. Quaesl. Gr. 4."). Vgl. Diucleliau als Zeus nach
Ich bitte diese Bemerkungen nur als einen Ver-
such anzusehen, die erste echt attische und vvohl-
erhaltene Darstellung der Erichthoniosgeburt für die
Erklärung verwandter Kunstdenkmäler zu verwer-
then; eine Darstellung, welche mir zugleich für die
ganze Gattung der Terracottareliefs und ihre ver-
schiedenen Stilarten von hervorragender Bedeutung
zu sein scheint. Die Marmorreliefs, welche hierher
gehören '*), habe ich absichtlich bei Seite gelassen,
weil sie zu sehr verstümmelt sind, um über daa
auf denselben dargestellte Personal ein Urtheil zu
gestatten. E. Curtius.
Malalas ed. Bunn p. 410; die Triiinipliatoren mit dein Älijeichen des
capilol. Zeus Monirasen liöni. Staatsrecht p. ii'.'U. Als Zeus' lliener
trägt auch der Adler den Blitz.
'") Pas vaticanische Helief Monuni. d. Inst. I. TJ, 2. Vgl.
I'riederichs Bausteine n. 492, der sich S. 280 gegen die rteiiluns
auf llionysos' fiehurt ausspricht. Vun dem Helief im l.iiuvre ist
ntir die untere Hälfte erhalten.
NEUE FUNDE IN ILION.
(Hierzu Taf. 64.)
Die Ausgrabungen in Hion haben bei dem un-
ermüdlichen Eifer, welchen Herr Dr. Schliemann
seinem Unternehmen widmet, während des vergan-
gangeuen Sommers einige erhebliche Resultate zu
Tage gefördert, lieber die topographischen Ergeb-
nisse, welche in verschiedeneu Zeitschriften be-
sprochen worden sind'), wird erst genrtheilt wer-
den können, wenn die genauen Terrainaufnahinen,
welche auf Dr. Schliemanns Veranstaltung durch
Herrn Zisila vorbereitet werden, vorliegen. Hier
handelt es sich nur um zwei Denkmäler, von denen
wir durch die Güte des Entdeckers unseren Lesern
Kunde zu geben im Stande sind, eine Inschrift und
ein wohl erhaltenes Stück Tempelsculj)tur.
„In meinen am L April begonnenen," schreibt
Herr Dr. Schliemann, ,.und am 14. Augu.st einge-
„stellten Ausgrabungen in Ilion fand ich auf der
„Baustelle eines Tempels einen 2 Meter langen,
.,,0,86 hohen Triglyphenblock mit der Apollon mit
') Am ausrührlichsten in der 'r.i/ tj/uiQ'tg iiZy nv^rjjtiaiutv
1872 (8. Aug. und 17. Aug.) von Dr. Schliemann.
Archänhis. Ztg., Jahrgans X.\X.
„vier Pferden darstellenden Sculptur, den Eckblock
..eines Tempelgebäudes, und auf der Baustelle des-
„ selben Tempels einen 0,57 hohen, 0,80 breiten und
„dicken Inschriftstein. Auf der Oberfläche sind
.,zwei Fufsmarken von 0,39 Länge, in einer der-
„ selben ein Loch für einen Eisenstab zur Befesti-
..gung des Standbildes. Der Geehrte scheint als
„Redner dargestellt gewesen zu sein, da der rechte
„Fufs bedeutend vor dem linken steht."
Nach einem eingesandten Papierabdruck lautet
die Inschrift wie folgt :
HBO YAHKAIOAHMO - •
AIEßNETIMHLANAY
KAAY AIONKAIKINAN
AIONKYZIKHNONAC
s TAAOriLTHNYrOTOi
OTATOYAYTOKPATOP
ZAPÜZTITOYAIAIOYAA
NOYANTßNEiNOYZEBAE
EYZEBOYZKAirOAAA
in MErAAATHirOAEIKAT(
h
58
ZANTAKAII APAZXONT
■ETHAOriET . AKAIZ Y
■ OPIAIZANA . . nAZHLT
• lONAPETHEENEKENK
15 EYNOIA ETHZ r POZT
POAI
'H ßotlij xal 6 ör^iolg l]).itiuv irifir^oav ^v[kov]
Klavöiov Kaixlvav . . . uinv Kvtixrivov 6[nd^iv]Ttt
koyiaTrjv ind rnv \d-£i]oT(XTOv auTnxQ(xTOQ[ng Kat]~
aoQog TiTov u4l).iov Jid[Qia\voii Jivziovsbnv ^eßa-
ai\ov] Evotßovg xal nn).).ä \xai] ^isyäXa tTj tiÖXel
xui[oQi^w]aavTa xal [7i\aQaaxnt't[a rj« t/J }.oyiaT[£i]a
xal av[vriy\oQiaig avdQ[tt\ näaijg T[if(t]S äSjiov ciqe-
xrg evsxev x[ai E]vvoiag Ttjg ngiig t['J»'] Ttn?.i[v.
Die Insclirift ist nicht genau oior/r^dov ge-
schrieben und die Zahl der Buchstaben schwankt
zwischen 16 und 18 in der Reihe; dadurch wird
die Ergänzung am Ende der Zeilen erschwert, na-
mentlich Zeile 3. Der Entdecker der Inschrift,
welcher sie a. a. 0. in Cursiv herausgegeben hat,
liest rd'iov, aber ein solches Abbrechen ist in In-
schriften römischer Zeit, namentlich bei Eigennamen,
sehr ungewöhnlich, und es wird wohl ein anderer
dreisilbiger Name als Cognomen des zum römischen
Bürger gemachten Griechen vorauszusetzen sein.
Zeile 4 und 5 las der Herausgeber uQyovxu, aber
man erkennt am Ende von Zeile 4 noch die Run-
dung des Omikron. Das Participium öodivza kann
auch für den ISatzbau nicht entbehrt werden und
entspricht ausserdem dem technischen lateinischen
Ausdruck curator datits ab imperalore. Leber die
kaiserlichen Curatoren hat Henzen ausführlich gehan-
delt '). Auch hier bestätigt sich, worauf Mommsen
mich aufmerksam macht, dass der Logist in der
Regel der Stadt nicht angehört, deren Verwaltung
er beaufsichtigt. Xacii 7ia(jao'/6i'Ta ist durch ein
Versehen des Steinmetzen tavzov ausgefallen.
Von gröfserem Interesse ist das wohlerhalteue
Triglyphenstück, welches sich jetzt bei Herrn Dr.
bchlieniann in Athen befindet, und nach einer von
ihm freundlichst übersandten Photographie auf Ta-
fel (U abgebildet ist, die ich mit einigen Bemer-
kungen begleite.
Das Werk ist aus grobkörnigem, anscheinend
parischeni, Marmor und an seiner Oberfläche ohne
Spuren von Färbung.
In dem merkwürdigen Metopenrelief ist die
Quadriga offenbar als die Hauptsache behandelt,
und zwar mit einer bewundernswürdigen Meister-
schaft, welche auch bei den Kunstfreunden in Athen
die gröfste Anerkennung gefunden hat.
Das Vorderpferd gleicht einer Studie nach
dem Parthenonfriese, welche freilich in Einzelheiten
(wie in Behandlung der Mähne) vom Originale ab-
weicht und die Grofsartigkeit desselben nicht er-
reicht. In Behandlung der übrigen Pferde lassen
sich andere Vorbilder und Einflüsse erkennen.
Denn während au den Gespannen des Parthenon-
fi'ieses, auch wenn sie in voller Bewegung sind,
die Pferdeköpfe alle dieselbe Richtung haben (vgl,
Michaelis Parthenon Tafel 12), wie es dem stren-
geren Stile des Flachreliefs entspricht, zeigt sich
hier eine ungleich gröisere Unruhe und mannig-
faltigere Bewegung. Man wird an die Quadrigen
auf den sicilischeu Münzen erinnert und an das
herrliche Basrelief von Oropos ^) , wo die beiden
mittleren Pferde mit ihren Köpfen einander zuge-
wendet sind und eine besondere Gruppe für sich
bilden. Auf dem Relief der ilischen Metope ist die
Bewegung noch mehr gesteigert. Der Kopf des
dritten Pferdes tritt in runder Form fast ganz nach
vorne vor, während das vierte nur in flachem Um-
risse auf der Rückwand skizzirt ist.
Während das Viergespann im Ganzen ein höchst
wirkungsvolles Kunstwerk ist, in welchem man die
klassischen Vorbilder erkennt, zeigt das Uebrige
eiueu ganz anderen Stil. Man merkt, dass das
Ganze nicht aus einem Gusse ist, sondern einer
eklektischen Kunstschule angehört.
Zunächst befremdet das Fehlen des Wagens.
Man sieht gar nicht, wo der Lenker seinen Stand
hat und wie er sein Gespann zügelt. Auch den
Körper der Figur sieht man nicht ausser Kopf und
'J Annali 1851 p. 56. Vgl. Biickh C. I. Gr. II p. 1069.
Becker-Marq. III p. HC'J loyianla C. I. Gr. n. 25'J9. 2711.
Annali l,S41 T. XVI p. ItJO; Wel.ker Alte Drakm. II S. 172.
59
Arm; das flatternde Gewand, das ihn verdeckt,
ist flüchtig; behandelt und es fehlt hier der schöne
Gegensatz, welcher den bewegten Quadrigen des
klassischen Stils einen so grolsen Reiz giebt, der
Gegensatz zwischen dem rennenden Gespanne und
dem ruhig sicheren Lenker. Die menschliche Figur
ist auch im Verhältnisse zu den Tliieren klein und
unansehnlich; man würde keinen Gott in ihr er-
kennen, wenn die Ubergrol'se Strahlenkrone, welche
über dem Haupte und dem Stirnsehnuicke sich er-
hebt, sie nicht als den Sonnengott kennzeichnete.
Die Strahlen, von auffallend plumper Form,
bilden eine doppelte Keihe, eine innere und eine
äufsere. Die äufseren sind die kleineren und die-
nen dazu, die Lücken zwischen den inneren Strahlen
auszufüllen. Einen ähnlichen Doppclkranz von
Strahlen sieht man an dem Helioskopf auf den
Silberobolen Alexanders I von Epiros ^) und auf
den Münzen von Keos »), w'o er den Hund umgiebt,
welcher den Sirius darstellt, wie der nach einem
Exemplar unseres Münzeabinets gemachte Holz-
schnitt zeigt:
Die Strahlenkrone reicht auf den Itand hin-
über, welcher oben die Metopentafel begränzt, wie
denn überhaupt der Künstler es nicht verstanden
hat, dem gegebenen Iiaunie entsprechend, seine
Darstellung einzurichten oder absichtlich diese
Schranken vernachlässigt hat. Der Schweif des
Vorderpferdes wie der Huf des vierten Pferdes sind
durch die Triglyphenkante abgeschnitten; für die
Peitsche, welche man sich in der rechten Hand
denken muss, ist kein Kaum vorhanden; aus Kaum-
mangel scheint auch der Wagen mit seinen Rädern
weggelassen worden zu sein. Man erkennt in dem
*) Millingen Suppl. oiix considiTalions sur les monnaies de
l'ancienQe Italic pl. '2, (j.
*) Didraclimen von Karthaia; liev. anterior pari of dog to 11.
round ils head rays in double row I.eake Num. Hell. Ins. Gr. ti.
Die abgebildete Münze, die im Vergleich mit anderen den Hund
besser darstellenden E.xemplaren den Strahlenkranz am deutlichsten
zeigt, ist eine Kupferniiinze von der (^rolse des Holzsc'inilts.
ganzen Werke einen Mangel an Harmonie, einen
stillosen Eklekticismus, welcher der Zeit des Ly-
simachos nicht entsiiricht. Man wird eher an die
Zeit der Cäsaren denken, wo es nahe lag, die Stadt
der Ilieer mit neuen Prachtwerken zu schmücken,
und eine solche Vermuthung wird auch durch die
Betrachtung der Architeetur gestützt. „Chnrakte-
ristiseh,'- schreibt mir Professor Adler, „sind an dem
,,Triglyphenstücke, welches, wenn es zu einem
„Tempel gehörte, die Südostecke gebildet haben
..muss, zwei Momente: der gerade Abschluss der
,,Triglyphenfurcheu und die stark oblonge Form
„der Metope. An den Denkmälern lässt sich in
,.den Proportionen und Detailformen der Triglyphen-
„furchen ein langsames aber entschiedenes Sinken
„aus charakteristischer Bildung in flaue, nüchterne
„Formen hinein verfolgen. So zeigt die Stoa des
„Philippos auf Delos noch keinen geraden Abschluss,
„wenn derselbe auch der Horizontale schon sehr
„genähert ist; ebensowenig die zwölfsäulige Vor-
„halle des Megaron in Eleusis; wohl aber die Pyle
„der Agora in Athen (12—30 n. Chr.); die Stoa am
„Stadium zu Messene, der Tempel zu Segesta,
„Bruchstücke bei Milet, Latmos u. a. a. 0. Darnach
„scheint das neugefundene Triglyphon eher in die
„suUanisch-cäsarische Zeit als in die alexaudrinische
„zu gehören."
Mit grolser Spannung sehen wir den weiteren
Entdeckungen entgegen. Denn wo ein Triglyphen-
stück so wohl erhalten gefunden worden ist, wer-
den auch andere vorhanden sein und über die
Beschafl'enheit des Gebäudes, dem es angehörte,
Auskunft geben. Das Kunstwerk, welches wir
bisher nur nach photographischer Abbildung bcur-
theilen können, bleibt bei allen Jlängeln eines spä-
teren Stils doch eine hervorragende Bereicherung
unseres plastischen Denkmälervorraths. Bei den
vielen Ueberlieferungeu über antike Darstellungen
des Helios auf der Quadriga gereicht es zu l)eson-
derer Befriedigung, eine so vollständige Darstellung
dieser Art vor Augen zu haben, welche uns zeigt,
wie die Typen, welche in Rhodos festgestellt wur-
den und in Münzbildern bezeugt sind, mouunicntal
angewendet wurden. Die Febereinstimiuung des
8»
60
Eeliefs mit den rhodiscben Münzen in der Wen-
düng des Kopfes, in der Behandlung des Haares,
in den weichlichen runden Formen des Gesichts
und dem schwärmerischen Ausdruck ist unverkenn-
bar. Zugleich erkennen wir trotz aller Spuren eines
späten Eklekticismus eine Tradition, welche bis
auf den homerischen Hymnus zurüekgelit, wo Helios
in leuchtendem Gewände, das schleierartig den Kör-
per umflattert, sein Viergespann überragend, ge-
schildert wird ''). E. CuRTiüs.
6) Hom. Hyra. X\.\l 13:
xttXöv <St 7if(ii ynoi Xiuitkjki falioq
ktmovQyiq nyoiij fii'f u<u)'" i'.TO c!" annti'fg innoi.
DIE PYRAIillDEXMAASSE DES PLINIUS.
Es spricht lür das lebhafte Interesse der Helle-
nen an den altägyptischen Baudenkmälern, dass
Plinius zwölf griechische Schriftsteller nennt, welche
über die Pyramiden geschrieben haben; Herodot,
der den Reigen anführt, ist uns mit seinen Musen
erhalten ; er hat durch persönliches Ausschreiten den
Umfang der Kolosse gemessen — zwar auch ver-
messen — doch fiel ihm noch nicht auf, was spä-
tere Griechen so sehr überraschte, ich meine die
Stadienhöhe der Cheopspyramide, welche der von
Plinius nichtgenannte Strabo auch der zweiten Pj'ra-
uiide giebt und die Werke desshalb für nm so be-
rechtigter hält, zu den sieben AVundern der Welt
gezählt zu werden. Die nur von runden Zahlen
ausgehenden griechischen Angaben konnten indessen
Plinius so wenig als uns Neueren genügen: das
Streben nach Correctheit ist dem Verfasser der no-
tiiralis liisloria überall anzusehen und wenngleich
seine Zahlen von der Zeit entstellt sind, waren sie
doch von Anfang an niemals rund, und lassen bei
dem ersten Blick noch Plinius Absicht erkennen,
seinen Lesern bis auf einen halben Ful's genaue
Angaben von den Hauptdimensionen der Pyramiden
vorzulegen. Da diese Absicht nicht auf andere
Weise zu erreichen war, so zweifeln wir nicht, dass
er durcli einen im nieiiiphitischen Nomos angestellten
Architekten die Pyramiden nach römischen Maals
bat ausmessen lassen.
Wir glauben bei der Beleuchtung der in der
naturalis historia XXXVI 79. 80 vorkommenden Fufs-
zahlen von den im Jalire 1837 auf des Obersten
H. Vyse Veranstaltung von Perring ausgeführten und
auch im zweiten Band von Bunsen's Werk Aegyp-
tens Stelle in der Weltgeschichte niedergelegten Mes-
sungen ausgehen zu müssen, wie andererseits von
Kaper's Bestimmung des römischen Fufses zu 0,970
englische Fufs ') , wobei nur die Bemerkung am
Ort sein dürfte, dass sehr selten bei Bauten ein
Maals ohne Abweichung von seiner normalen Gröfse
vorkommt, wie denn an den Säulen des Trajan und
Mark Aurel der Fufs etwas gröfser erscheint'), da-
her zu gewärtigen ist, dass auch hier sich entwe-
der nach dem Gröfseren oder nach dem Kleineren
hin eine Abweichung zeigt.
Die stabilste Zahl von den im betreffenden Ab-
schnitt der 7ialnralis historia uns begegnenden ist
das iMaals CCCLXIII ped. inter aiiyiilos der dritten
Pyramide. Perring fand bei seiner Messung ihre
Länge 354^ englische Fuls lang'), und wenn wir
diese beiden Angaben ganz einfach mit einander
vergleichen, würde sich daraus ein römischer Fufs
von 114 j = Ü,97G Fufs englisch ergeben; es kann
jedoch leicht der Fall sein, dass hinter der römi-
schen Zahl sich ein S verloren hat und stellt bei
II i; flc bei der römischen Messung verwendete
Fuls sich auf 0,975 Fuls englisch.
Was die Seitenlänge der ersten Pyramide
(j>. aiuplissiina) betrifft, so weichen die Angaben bei
Plinius jetzt sehr von einander ab; Männer wie
Urlichs u. a. haben sich für die in mehreren Hand-
schriften vorkommende Zahl DCCLXXXIII entschie-
') und ') Vgl. griecb. -römische Metrologie von Hullscb S. 75
nebst Anni. 13.
') Aegyplens Stelle in lier Weltgeschichte Bil. II S. 166.
61
den. Perrings Messung von Ecke zu Ecke der
Bodenvertiefung, in welche die Bekleidung der Pyra-
mide einst eingesetzt war, ergab 764 Fuls englisch'),
und es spricht vidlständig für die Richtigkeit der
Zahl ped. 783, dass ^U wie bei der dritten Py-
ramide (\975 Fuls englisch für den römischen Fufs
ergeben ').
Für das iiitcrrallnm iuler uiiyulos der zweiten
Pyramide bat Silligs Ausgabe des Plinius im Text
DCCVII s pedes: die, mit Inbegriff der jetzt unten
fehlenden Bekleidung, von Perring herausgem esse-
neu 707] Fufs englisch ') geben jedoch nur DCCXXVI
römische Fuls zu 0,'l7ij Fuls englisch.
Dass die Dimensionen der Pyramiden im alten
einheimischen JlaaCs runder als in jedem fremden
Maal's lauteten ist natürlich und hat noch darin
seinen besonderen Grund, dal's die Absätze, deren
Herodot 2, 125 gedenkt, meist die Breite von run-
den 10, 20 oder 25 königlicheu Fuls hatten. Dieser
in der altägyptischen Baukunst gebräuchliche Fufs
von 1,148 englische Fufs war Zweidrittel der kö-
niglichen oder heiligen ägyptischen Elle '). Die
von Perring ohne die Bekleidung zu 746 Fufs
englisch gemessene Seitenlänge der Cheopspyra-
mide^) ist 650 königliche Fuls; die in gleicher
Weise zu 090J Fuls englisch gemessene Seiten-
länge der Pj-ramide des Chephreu') GOO königliche
ägyptische Fufs und ebenso der Kern der Pyra-
mide des Mykenius 300 königliche Fufs lang und
breit. Mit ihrer Bekleidung aber hatten die drei
Pyramiden respective G6G, resiiective G16 und re-
spective 308 königliche Fuls Grundlinie; bei den
*) A. a. 0. S. 134.
^) Weniger als einen hallien röm. Fufs betragende Bruchthcile
giebt Plinius nicbt an; sonst »ürden nucb ''/- röm. Fufs bier zu
bemerken sein.
*) Aegypiens Stelle in der Weltgescbicbte S. 1j3.
'') Dargestellt findet sich der künigl. Fufs auf einer im Turiner
Museum aufbewahrten antiken Elle aus Basalt [vgl. die altägyptiscbe
Elle und ihre Eintheilung von R. Lepsius S. 60 Taf. 4 Elle Nr. 7];
Didymos von Alesandria, welcher dies Maafs auch den ptolemäi-
schen Fuls nennt, selzl sein Verhältniss zum römischen Fufs rund
auf 6 : j. Dass die Maafse der Obelisken ursprünglich nach ihm
bestimmt v^orden, ist im Philolugus .\X S. 434 f. nachgewiesen
worden.
*) Aegypiens Stelle in der Weltgeschichte S. 154.
«) A. a. 0. S. 153.
beiden grofsen Pyramiden siud daher jederseits 8,
und bei der kleinereu aber schöneren Pyramiile je
4 königliche Fufs auf die Bekleidung zu rechnen.
Wie noch jetzt das obere Dritttbeil der Pyra-
mide des Chephreu deutlich zeigt, waren die Be-
kleidungen von isodemcr Stiuctur, sie bestanden
aus gleichhohen Schichten übereinander gefügter,
sorgsam gearbeiteter Steine. Am nördlichen Fuls
der Che opspyramide fand Oberst Vyse 1S37 unter
vielem Schutt zwei zu ihrer Bekleidung gehörige
Steine noch an ihrer alten Stelle "'), die Messung
des Neigungswinkels ihrer Aussenseite zur Grund-
fläche ergab 51 j Grad und erst durch diesen Fund
ist die Höheubestimmung dieser Pyramide gesichert :
aus dem gemessenen Winkel und der Grundlinie
von Gf'iG königlichen Fuls folgt mathematisch, dass
das Apothem (die schräge Höhe) der Pyramide
540 königliche Fufs, d. i. 3:0 königliche Ellen hält.
Die Messung ergab ferner, dass die glatte schräge
Aussenseite dieser beiden Steine 5,4 königliche Fuls
beträgt ' '), folglich gehörten vom Fuls bis zur Spitze
der Pyramide hundert Schichten solcher Beklei-
dungssteine. Erwägt man aber, dass schon bei den
Aegypteru wie bei den Babyloniern '*) 360 könig-
liche Ellen die grofse Längeneinheit bildeten, so
scheint es weniger zu verwundern, dass ein mäch-
tiger ägyptischer Herrscher auf den Gedanken kam,
dem Apothem einer Pyramide diese bedeutungsvolle
Länge zu geben, als dass dieser Gedanke in Wirk-
lichkeit zur Ausführung gebracht wurde. Vermuth-
lieli war die Pyramide so lauge in dem Verhältniss
der scheitelrechten Höhe zur Grundlinie von 2 : 3
vergröfsert worden, bis die Grundlinie 600, die Schei-
telhöhe 400 und das Apothem öOO königliche Fuls
") Operations ccirried ou at the Pyrrnnids of Giseh in
1S37. Vül. I S. 201 und Grh. Arch. Ztg. .lahrg. XVI S. 160.
•') Da die Hekleiilungssteiiie nach engl. Fufsen und giinzen
Zollen sowie der Meigungswinkel nur bis auf den sechsten TIhmI des
Grades gemessen und die Aussenseite der Steine so zu h' 3 =
1,90 Meter und der Wmkel zu 51" 30' angegeben siud, scheint es
zulassig, wenn bei der Berechnung sie auf 1,8'J Meter uml 51° 55'
niüdifizirt werden.
'=1 Nach den von .1. Oppert zu Hillah gemessenen liesli'n hielt
die Kunigsbiirg zu Babylon 3S0 Meter, das sind zwei dieser gruf^en
Längeneinheiten; s. Bockh's Ablian.llung über das babylonische Llin-
genmaafs im Marzlieft der Monatsberichte der Berliner Akademie der
Wissensch. v. Jahr 1854.
62
betrug; wenn die Vergröfserung weiter in demselben
Verhiiltnils erfolgt wäre, würde bei der Grundlinie
von GGG Fufs das Apotbem auf ööä Ful's gekoniuieu
sein. Um dasselbe jedoch auf 540 Fufs zu brin-
gen, wird die Vergröfserung in nach oben abneh-
mender Stärke gebalten worden sein und noch jetzt
sind an der Pyramide zwei deutlich niarkirte, rings
umlaufende (ihre llolic nicht gleichniälsig theilcude)
Horizontallinien von Absätzen bemerkbar"), deren
Zweck kein anderer gewesen zu sein scheint, als
die Böschung der Seitenflächen genau zu reguliren.
Sowohl die königliche Elle von 0,525 Meter als
die andere um eine Hand breitere ägyptische Elle
von 0,630 Meter waren in hohem Altertluim im
ganzen Orient verbreitet '*); von Babylon kamen
diese Maafse mit dem Fufs von 0,815 Meter zu den
Persern und von diesen nach Kleinasien und dem
übrigen Griechenland. Der Verkelir nnt Aegypten
war den Griechen zu lange verschlossen gewesen,
als dass sie von da her hätten ihre Maafse erhalten
können; als er ihnen geöffnet war und sie im Süden
jenseits des Meeres dieselben Maafse fanden, die
sie vom Osten her erhalten hatten, schien ihnen
diese Uebereinstimmung nur ein eigenthümlicher
Zufall: es überraschte Herodot, dass er die ägyp-
tische Elle gerade so grofs fand wie die sa-
mische "), die späteren Griechen wunderten sich
aber noch weit mehr, als sie die uralte Pyramide
des Ciico]is gerade ein olympisches Stadium
hoch landen '"). Sie brauchten nur einen Beklei-
dungsstein ordentlich zu messen, und da er eben
sechs griechische Fufs hoch war, diese Zahl mit
"1 Diese meines Wissens bis jetzt nicht beachteten Hnrizon-
talcn fallen ancli bei ilen photographischen Anfn;ibmen deutliili In
die Augen.
'*) Die nach K^n^uiT Messung :il,77 Meter belraaenJe Länge
des sogen. (Jrabes des Nciab bei Zaelileh am Libanon (laut Lepsius
Hriefe aus Aegypten. Aelbiopien und vcm der Halbinsel Sinai S. 380)
ist nichts anderes als das Maafs von — wie so hantig etwas vollge-
nonimenen — fünfzig grofsen Ellen von 11,0;} Meter =: 100 Fuls.
'■■) Herodot 11 108: ö <U Alyvmiüi nff/vi ivyyuvu Tnm
ftt'n 7IÖ 2^auito.
'») Straho 808: na lU (Si'o jovTiur xn'i fy loiV hnc'i .'/fn-
/laai y.mnniO-iiiiirirti' tia'i yitit njn()irtiiti lo ii/^os. Ha in der
Ferne die Pyramide des C.hephren lollkoinnien so hoch wie die des
Cheops erscheint, ihre nur wenig kleinere Grundtläche auch durch
die etwas steilere Böschung ausgeglichen wird, ist auch fiir die
zweite Pyramide die Stadicnliöhe äiifsorst wahrscheinlich.
der Zahl der Steinschichten überhaupt zu multi-
pliciren; — aber bei einer wohlgefugten Fläche,
deren Höhe die des Berliner Schlosses um das
Sechsfache übertrifft und nicht senkrecht empor-
steigt, ist das Schichtenzählen keine leichte Sache ").
Da die Pyramide nach dem Bericht des Pli-
nius eine Plattform von peil. XVI s Umfang hatte,
war ihr hundertster Bekleiduugsstein nicht ein nv-
Qai-tlSiov sondern ein Schlussstein — halb so hoch
als die übrigen Bekleidungssteine — der einerseits
zur Deckung der oberen Fugen derselben ausreichte,
andererseits den am Fufs des Baues stehenden Be-
schauer das Fehlen der Spitze kaum merken liefs ").
Das der aliiliidd beigefügte a cacumiiie ad soliim
dürfte j wohl weniger auf diese Verkürzung des
Apothems gehen, als vielmehr zur Bezeichnung der
schrägen Höhe im Gegensatz zu der scheitelrechten,
auf welche Plinius erst gegen den Schluss des Ab-
schnitts zu reden kommt, gewählt sein '"). Neigen
aber die Seiten der Pyramide des Cheops bei
ped. 78.3 Grundlinie zu dieser unter dein Winkel
von 514 Grad, so beträgt ihre schräge Höhe pedes
DCXXXV, welche Zahl mit der in Sillig's Ausgabe
gelesenen bis auf ein in ein C übergegangenes X
übereinstimmt").
") Schwerer als heutigen Tages die nackte Stufenpyrainide mag
im Allerthuni die glaltbekleidete Pyramide zu besteigen gewesen sein,
worauf wohl auch Plinius Worte: in eo (Rusiri vicoj sunt ad-
sueti scaiidere Utas deuten. Mit Hülfe einer Anzahl eingebauener
Vertiefungen brachten es jedoch die Fellahs schon damals fertig.
" Da in den Berichten über die Obelisken von Diodor —
wie auch von Herodot und Plinius — der grofse Knfs von 0,!i5 Meter
Klle genannt wird, sind unter den für die Plallfoim der grofsen
Pyramide von lliodor angegebenen F.llen nichts anderes als konigl.
Fufse zu verstehen; auch dabei würde ans seiner Angabe auf das
F'eblen des hundertsten üekleidungssteius überhaupt zu schlicfsea
sein, wenn dies nicht ebenso unwahrscheinlich wäre, als es den»
üericlite des Plinius widerspricht.
") Wäre es den mit der Pyraiiiidenmessiins von Plinius lieauf-
traglen gelungen, die Scheilelliohe der p. marima zu ermitteln,
so wünien wir sie wohl zu runden ."lOO ]jed. angegeben linden. Von
den 1 'i8,ri Meter, welche sie laut Hechnung ursprünglich beiragen
hat, fand L. Nouet im .lahre 17!l'.t bei seiner trigonometrischen
Messung noch 137,.") Meter vor. üesc. d. l'Egyp. Ant. Vol. 7 p. 518.
'") nie unsterblichen Verdienste ilerodol's dem die ersten
Aufschlüsse wie über Vieles so über die Pyramiden verdankt werden,
können Irrungen wie die, dass ihm die =; (i : 7,1 sirli verhaltende
Höhe und Seilenlänge der grofsen Pyramide gleulie lliniensionen
schienen, nicht schmälern.
Berlin. Hk.inuk ii Wiitk ii.
63
VIER WANDGEMÄLDE AUS STABIAE.
Bei den 175'.t in Gragnano, dem alten Stabiae,
Yeranstalteten Ausgrabungen wurden (ausser an-
deren Wandgemälden und Alteitlilimeru) auch vier
jetzt im Museo Nazionale zu Neapel bcfiudliclic
Frauengestalten') gefunden, welclie, auf blauem*)
Grund gemalt, durch Composition und Gröfse als
sicher zusammengehörig sich kundgeben; da eine
derselben, wie mir scheint, noch immer nicht ihre
richtige Erklärung erhalten hat, möge ein Versuch
dazu hier erfolgen.
Unzweifelhaft sicher ist die Figur der Leda (A),
von den vier Bildern entschieden die steifeste
Composition und ohne künstlerischen Wertii: die
Heroine, deren Gewand sich hinter ihr bogenförmig
wölbt, vorn aber den Oberkörper freilässt, steht
ruhig da und hält den Schwan, der sich mit
den Flügeln schlagend au ihrer Seite festklammert
und den Kopf zum Kuss emporwindet, mit der
Linken an sich, während sie gleichgültig nach der
anderen rechten Seite hiublickt.
Sicher ist auch die Gestalt der Medea (C); denn
dass in der ruhig stehenden strengblickenden Frau,
welche in der Linken ein grofses Schwert (in der
Scheide) hält und mit der Kecbteu den Jlantel em-
porzieht (etwa um sich zu verhUlleüV), die grimmige
Kolclierin, nicht aber etwa Nemesis (Accad. Ercol.)
oder Melpomene (Visconti) oder Dido (Jahn) oder
Kanake (_Dilthey) zu erkennen sei, ist allgemein
') Es sind die folgenden:
A. Helliig iNo. 150 (gef. 24. Juli 17:.0): abg. Pill. III, S; Mus.
Borb. VIII, Ti; Zahn III, 86; vgl Jahn Arch. Beitr. S. 8.
B. Helbig No. ■-"39 (gef. ü. Aug. 1759): abg. Hill. III, 13; .Mus.
Borb. VUI, 22; Zahn III, 4(i.
C. Helhig No. 1205 (gef. Juli 1859': abg. hil. III, 10; Mus.
Borb. VIII, 22; Zahn III, 70; vgl. Visconti Pio-Cl. II f. 97, 1 ;
Zahn za III, 40; Uillhey Annali 1809 p. 03, 1 und Rh. .Mus.
Nf. 25. S. 156, 0.
D. Helhig No. 1850 (gef. 24. Juli 1859:: abg. Pitt. III, 5; Mus.
Borb. VIII, 22; Zahn III, 66; Ternite VIII, .\l, 2; vgl.
Welcher A. D. IV .S. 137.
') Wenn der Hintergrund auf A und D bei der Auffindung'
und jetzt grün erscheint, so ist dies nur eine chemische Verände-
rung der Frescfifarbe, die Zahn und Ternite nicht hallen lisiren
sollen; Helhig dagegen bezeichnet mit Beiht den Hintergrund aller
vier Bilder als blau.
und mit Recht anerkannt. Auch diese Figur ist
steif und kalt componirt und ohne jenes tiefergrei-
fende Weh, welches z. B. die bekannte narstelliing
der Medea aus Herculaneum auszeichnet (Ilelbig
No. 1:264).
Dagegen ist die Darstellung der dritten Frau
(B) von grölster Schönheit und lässt ein vortreff-
liches Original ahnen. Eine Frau, in den Händen
Bogen und Pfeil tragend, geht langsam vorwärts,
den Kopf sittig neigend, mit einem Anflug von
tiefem Schmerz, der sich äusserlich auch noch durch
den von der rechten Schulter herabfallenden gelben
Chiton kuudgiebt; ein weisser ^lantel, der den Un-
terkörper umhüllt, wölbt sich bogenförmig empor.
Diese Figur hat von den Gelehrten verschiedene
Erklärungen — Artemis oder eine Nymphe der
Artemis, Atalaute oder gar Aphrodite — erbalten;
doch dünken mich alle diese Namen beseitigt durch
die von 0. Jahn gegebene Deutung aufPeuelope,
welche den Freiern den Bogen des Odysseus bringt
(Od. XXI, 58 SS.);
ßi] Q l'fievai. fuyaQovds //«r« ^ivr^atrjqas ayavovg
zninv i'xovo fr XHqI naliiioinv tjds (faQiiqr^v
iodoxov noU.nl d eviaai' oiovoevisg oiaiot.
Tj ()' oiE dl] fit'ijati^Qag acfixero öia yvvaixwi',
arrj Qct nagd OTai^fidv zfyeog nvxa notr^xn'in,
ixvia Tiagsidcoi' axf^^iivt] linagd xQrjdi/na xiX.
heisst es im Homer und dazu bietet die fragliche
Figur eine treffende Illustration. Denn dass sie statt
des vollen Köcher's nur einen Pfeil hält, ist ebenso
wenig gegen die Deutung auf Penelope einzuwenden
als das.s sie nicht versehleiert, sondern vielmehr mit
entblöfstem Oberkörper dasteht — eine bei einem
campauischen Wandgemälde der römisch -griechi-
schen Kunst nicht weiter autlällige Ersciieinung.
Wir kommen nun zur letzten Figur des Cyclus,
(D), welche, in Eückcnansicht gemalt, ohne Wider-
spruch in der Composition die Schönste und Zier-
lichste von allen ist. Eine junge Maid — in gelbem
Chiton, der die rechte Schulter entb'.ölst zeigt, und
64
weifsent Mautel, der über dem linken Arm und
den Schenkeln liegt — bricht vorwärtsschreitend mit
der KecLten eine hinter ihr befindliche Blume ab,
zu der sie sich umwendet; im linken Arm trägt
sie einen mit Blumen gefüllten Korb (TÜlagni;).
Die herculauensisehen Akademiker heissen diese
Frau, deren anmutige Bewegung jeder Beschrei-
bung spottet, Chbnis oder Flora oder eine Eore
oder auch Fortuna (wegen des vermeintlichen
Bhuiioiihorus); AVelcker Jahn') und Heibig sehen
einfach eine ..ürnameuttigur nicht mythologischen
Charakter's" in der beschriebenen Gestalt, und so
hätten wir demnach ausser I^cda Medea und Peue-
lope als vierte und letzte in der Keihe eine Geure-
figur des Alltagslebens zu erkennen. Dies scheint
mir aber um so weniger glaublich, je leichter sieh
meiner Meinung nach für diese vierte Frau der
heroische Name finden lässt, der ihr nach den Vor-
stellungen des alten Malers ohne Zweifel zukommt
und die Reihe der vier Frauengestalten aus Stabiae
einheitlich abrundet: es ist nämlich Euroi)a, welche
Blumen pflückt, als der Zeus-Stier ihr naht und
sie nach Kreta entführt. Zwar findeu wir — ich
erinnere an Köre Oreithyia u. a. — das Motiv des
Blumenpfiuckeus in der griechischen Mythologie
auch sonst verwandt, aber nirgends erscheint es
mit der Sage so innig verwachsen als beim Kaub
der Europa, die stets als „blumenpflückeud" ge-
schildert winl (Stephani C. 1!. 1866 S. 117 ff.) und
deren Blumenkorb daher auch Moschos (I, 37 ss.)
auf das Eingehendste beschreibt. Was die Kunst-
werke betrifft, so will ich die Vasenbilder, auf
denen Europa als beim Blumensammeln von Zeus
überrascht dargestellt ist*), zu Bekräftigung meiner
Meinung nicht anführen, da grade die Vasenmaler
dies trauliche Motiv aus künstlerischen Ilücksichten
überall hin ausdehnen"), wol aber lyrische Bronze-
', Jahn a. 0. „Ob ihr eine allegorische Deutung zu geben sei
— dergleichen sich leicht ausdenken Hesse — ist nicht klar" u. s. w.
•*) Z. B. München. Vasens. 2118; Pelersb. F.rm. liV.i' ; Louvre
(abg. Mon. dcll' Inst. VII, 77); u. a. in.
') Vgl. z. B. Braun .\nl. Mann. I, (i (Aigina); fierhard Aus.
münzen des Gallienus") und des Valerianus'), auf
denen Europa, durch die Beischrift Eiqmttt] be-
zeichnet, mit dem Korb in der Linken und einer
Blume (die sie eben in den Korb legen will) in
der rechten Hand ruhig dasteht, während neben
ihr das Vordertheil des Stiers sichtbar ist. Dieser
Münztypus, welcher uns eine in Tyros vorhandene
Statue vorführt, berechtigt uns auch in dem Wand-
gemälde aus Stabiae Europa zu erkennen, die
durch das Blumenpflücken im Kreis anderer be-
rühmter Heroinen zur Genüge charakterisirt ist.
Ist diese meine Deutung und Nameugebung
der vier Frauengestalten richtig, so haben wir eine
Keihe '") von Heroinen vor uns, an denen die Macht
des Eros und der Aphrodite auf verschiedenste
Weise zur Aeulserung gelangt, und zwar repräsen-
tiren die beiden Zeusgeliebten die Freuden der
Liebe, das andere Paar aber die Leiden, die Eros
den Menschen bringt. Zu beachten ist ferner, dass
in jedem Paar eine Griechin ^iner erst helleuisirten
Barbarin gegenübersteht: die sanfte Dulderin Pene-
lope der leidenschaftlichen Kindermorderin Medea,
die spartanische Leda der phönikischen Europa;
und dass diese beiden den Beginn der beglücken-
den Götterliebe vergegenwärtigen, Penelope und
Medea dagegen am Ziel langjähriger Liebesprü-
fungen stehn, denen die Kolcherin gewaltsam ein
Ende macht, während die keusche Penelope sich
dem harten Geschick zu beugen anschickt. So
boten diese vier Figuren, von denen uns in Stabiae
nur geringe Copien erhalten sind, in den Originalen
eine reiche Fülle von psychologischen Feinheiten
dar, die ihre Entstehung in der Kunstrichtung der
alexandrinischen Zeit nicht verleugnen.
Vas. I, 12 (Aithra ; Mon. dell' Inst. IX, 28 (Geliebte des Apollon);
Neap. 2421 (Fcrigune) ; u. a. m.
*) Abgebildet bei Jahn Entführung der Europa I.X, d S. 23, .5.
') Vgl. dazu Friedländer bei Jahn a. 0. S. 23, 4.
'; Vgl. auch die Krauenreihe aus Tor Marancio (Biondi Mon.
Amaranz. tav. 2ss; Bocbette Peinl. anl. pl. 1 ss), die „Verbrecherinnen
aus Liebe« darstellen; vgl. Jahn Arch. Beitr. S. 24.i ff; Dillhey Ann.
1869 p. 63 SS.
11. HkvorMANN.
65
ADONIA(V) AUF EINER VASE AUS RUVO.
Durch Giovanni Jaüa's Güte gebt mir die
Durchzeicbuuug dreier einer grolseu Prachtaiiiiihora
angebörigen Fragmente zu, die icli im Frühjahr
1869 bald nach ihrer Findung in Uuvo sah: die
damals gehegte HofTnung, die übrigen Bruchstücke
des Gefäfses zu linden, ist aber — trotz aller Be-
mühungen und Nachgrabungen an Ort und Stelle
von Seiten der Finder und Besitzer Fatelli — nicht
in Erfüllung gegangen.
1. Auf dem einem Fragment (ungefähr 0,19
Meter breit und 0,15 M. hoch) ist ein grol'ser Altar
mit hohen Seitenwaugen') erbalten: darüber standen
7Avei Männer, links daneben ein dritter Mann, von
denen jedoch nur noch die Beine vorhanden sind.
Dieselben stützen sicii auf Stäbe, sind mit Mänteln
bekleidet gewesen und waren wohl mit einander
im Gespräch.
2. Das zweite Bruchstück (ungefähr 0,15 breit
und 0,12 hoch) zeigt eine nach Links eilende Frau,
in Chiton Sbawl und reichem Schmuck; sie hält
in den vorgestreckten Händen eine Ilydria vor sich,
die sie entweder zur Erde setzen will oder eben
aufzuheben im Begriff ist; das (oberhalb wegge-
brochene) Gesicht wendet sie um zu einer hinter
ihr befindlieben (weibliciien) Figur, von der nur
noch ein Tbeil des rechten bekleideten Schenkels
vorhanden ist.
3. Am anziehendsten ist die Darstellung des
dritten gröfsten Fragments (ungefähr 0,28 hoch und
0,18 breit), das vielleicht eine Deutung des Vaseu-
bildes ermöglicht. Wir sehen auf demselben — rechts
oben — zwei Säulenscbäfte eines Tempels; daneben
steht oben eine bärtige Herme imit stehendem Glied
und Zapfen), auf oder an welche sich eine Frau
lehnt, die das rechte Bein über das linke geschla-
gen hat und mit Chiton Mantel und Schuhen ver-
') Vgl. (iazu z. ß. Overbeck Sagenkr. 3U, 4; Arcli. Ztg. 1871,
47 ; u. a.
sehen ist; der Oberkörper ist verloren. Neben der
Herme steht ein (oben durchlöchertes)') Puteal, ober-
halb dessen auf seiner Cblamys Hermes safs, von
dem nur noch die auf den Sitz gestützte linke Hand
und der linke Fuls mit Flügelschub erlialten sind.
In der unteren Reibe dieses Bruchstücks sitzt auf
einem hohen mit zwei Maultbiereu') bespannten
Wagen *) eine Frau, in Chiton und Mantel, der das
Hinterhaupt verschleiert; sie hält mit beiden Händen
auf dem School's eine Hydria, aus der oben vier
kleine blätterreiche Zweige hervorspriessen. Endlich
ist über den Thieren noch der Oberkörper eines
(der Frau zugewandten) Jünglings sichtbar, der
mit einem Kuotenstab in der Linken auf die eben
beschriebene Hydria zu weisen scheint. Diese
Hydria scheint mir nun auch eine Handhabe zur
Erklärung der Darstellung zu bieten, indem wir
in iiir vielleicht einen jener mehrfach erwähnten
naiQaxa (Theoph. Hist. Plant. VI, 7, 3; Hesych. Suid.
s. v. ; u. a.) oder talaqiaxoi (Theoer. 15, 113) zu
erkennen haben, in denen die in acht Tagen (Plat.
Phädr. 276) emporgetriebenen kurzlebigen Blumen
gepflegt wurden, welche an den Adonisfesten als
„Sinnbilder der vergänglichen Blütbe des Jahres
und des Lebens, welche Adonis darstellte" gebräuch-
lich waren und „Adouisgärten [xrJTint Ado'nidng)'^
genannt wurden *). Ist diese Vermuthung richtig, so
wäre auf der Vase eine P o m p e d e r A d o n i a darge-
stellt gewesen, vou der hier eine Priesterin erhalten
ist, welche einen Adonisgarten in den Händen
hält.
*) Vgl. ebenso z. B. auf der Müncliener L'nlerweltsvase No. 8i',t;
u. a. m.
') Das Schirrzeiig um die Brust ist mit Bandern gesclimi'ickt.
— Die vom Juch der Tliiere bis zur Eide berabreicliende Stange
weiss ich nicht zu erklären.
■*) Die breiten Bader sind reich mit Nageln beschlagen.
^) Vgl. ausser den obigen Stellen z. B. noch Tbeophr. Caus.
I'lant. I, 12, 2; Schol. Theoer. .\V, 112; Animian. XXil, 9. 15;
Philoslr. Apoll. Tjan. 7,* 32. H. H.
Aicliaol.ig. Zlj. .luhlKniig XXy..
66
DIE WUTH DES LYKURG OS
AUF EINER VASE AUS KUVO.
Brieflichen Mittheiluugen meines Freundes Giov.
Jatta entnelinie ich die folgenden Notizen eines
Gräberfundes in Ruvo und tlieile das Ergebniss
desselben mit.
Nachdem eine Anzahl von Grübern gefunden
und geöffnet worden waren, ohne irgend ein Resultat
zu ergeben, stiess man endlich (am 8. September
d. J.) auf ein Grab, das aus einem Kasten von Tutf-
stein bestand und mit einem dicken Stein bedeckt
war Ciina iomha foniiata da im loculo di Info e
coperla da una grossa lapide). In demselben wurden
zwei Gefäfse gefunden, das eine aus Bronze, das
andere dagegen aus gebrannter Erde; letzteres ist
jetzt in das Museum Jatta zu Ruvo tibergegangen.
Das Erzgefäl's enthielt einen Holzlöffel, der noch
leidlieh erhalten ist (im aicchiajo di legno relativa-
metile ben comertatoj. Die andere Vase, die 0,41
Meter Höhe und 0,89 Meter im Umfang hat, zeigt
die Form eines sog. vaso a colonelte (vgl. z. B.
Jahn Münch. Vasens. H, 53; u. A.) und ist mit
rothen Figuren auf schwarzem Grunde bemalt, deren
flüchtige Zeichnung — nach der mir durch Jatta's
Güte vorliegenden Banse zu schlicssen — den Ver-
fall der apulischen Vasenmalerei oifenbart, aber
was ihr an Schönheit fehlt, durch interessante
Darstellung eiuigerniassen ersetzt, wie aus der
folgenden Beschreibung hervorgeht. Zu bedauern
ist, dass die Figuren hier und da, wenn auch nur
in geringem Mal'se, besch<ädigt sind.
Die Mitte der Vorderseite nimmt ein tempel-
artiges Gebäude ein, dessen mit Arabesken ge-
schmückter Giebel von zwei ionischen Säulen ge-
tragen wird. In demselben sehen wir einen bärtigen,
und mit einer um den Hals geknüpften C'hlamys
versehenen Mann (Lykurge s), mit wildem Aussehen,
in der Rechten ein Doppclbcil ') gegen einen vor ihm
auf die Kniee gestürzten nackten Jüngling (Dryas)
heben, der flehend mit beiden Händen den linken
') Vgl. dazu Sleiih^ini Cli. 1803 S. 1 30 f.
Oberschenkel des ^lannes umfasst, während dieser
ihn mit der linken Hand am Genick packt und
festhält. Voll Entsetzen über diese That eilt ausser-
halb des Gebäudes — rechts vom Beschauer — eine
Frau (Weib des Lykurgos) davon, den Kopf zur
Scene umgewandt, die Hände erhoben; sie ist mit
einem langen Chiton und Mantel bekleidet, der das
Hinterhaupt verhüllt und shawlartig über den Armen
liegt. Zwischen ihr und dem Gebäude ist eine Schale
mit Zweigen gemalt. Auf der anderen Seite vom
Gebäude steht ruhig ein bärtiger Mann, welcher,
der Scene zugewandt, die linke Hand vor das ge-
senkte Gesicht und die Augen legt; er ist in einen
kurzen Chiton und Brustpanzer nebst Mantel ge-
kleidet und hält in der gesenkten Rechten eine
Doppellanze; neben ihm findet sich ein grofserHuud,
der den Kopf und die linke Vorderpfote emporhebt,
als ob er den Mörder anbellen will. Ueber dem
Thier liegt oben — zwischen dem Gebäude und dem
eben beschriebeneu Manne — ein Schild, das doch
wohl dem gerüsteten Lanzenträger zugehört. Endlich
ist noch eine fünfte weibliche, leider ein wenig
stark beschädigte Figur (Erinys) zu erwähnen,
von der nur der Kopf nebst linker Schulter und Ober-
arm über der rechten ') Giebelecke sichtbar ist: um
dieselbe, welche auf den Mörder herabblickt, wölbt
sich vorn und hinten bogenartig der Mantel; in den
Händen hält sie Schlangen, die vor ihrem Profil
zum Vorschein kommen. Für Schlangen entscheidet
sich auch Jatta nach wiederholter Untersuchung und
Betrachtung des Gefäfses.
Es bedarf keiner langen Auseinandersetzung,
um in dieser Darstellung der Vorderseite (wie schon
durch die in Klammern zugesetzten Namen ange-
deutet ist) die Raserei des thrakischen Lykur-
gos zu erkennen, womit vortrefflich die Rückseite
übereinstimmt, auf welciier Dionysos mit Tiiyrsos
zwischen zwei Satyrn dargestellt ist, die je einen
"j Vum Beschauer aus.
67
Scblaucli auf den Schultern tragen. Zu lieachten
und hervorzuheben isfbei dieser neuen Darstellung^),
die in Hinsicht der Beschränkung auf die aller-
nothwendigsten Persuneu unter den Vasenbilderu
nur vou einer zweifigurigen L)arstelluug(B)nbcrtrott'cn
Avird, vor allem die ruthätigkeit des geharnischten
gevvafiueten Mannes, der — statt zu helfen und den
Mord des Dryas zu hindern — sich die Augen
zuhält und regungslos dasteht. Der Giund dieser
yonderbarkeit liegt darin, dass er allein von allen
Personen die über dem Giebeldach zum Vorschein
kommende Figur erblickt und in ihr die sinnver-
wirrende Erinys erkennt, welche, wie die Lyssa im
Euripideischen Herakles Mainomenos (SO'.i ss.), vneQ
döfiwf wandelt und den Lykurgos wüthend macht.
Vor ihr verhüllt der Doryphoros das Antlitz, um
sie nicht zu schauen und weil er weiss, dass gegen
^) Auf folgenden Monumenten findet sich die Wutli des tlua-
kischen Lykurgos dargestellt:
/. Fasen :
A. Die neue Vase aus Ruvo.
B. ISeapeler Vasens. no. 2874 (apulisch): abg. z. B. Müller-
Wieseler II, 37. 440; und öfter.
C. ^eapele^ Vasens. no. 3219 (Ruvo): ulg. Mon. dell' Inst.
IV, 10.
D. Neapeler Vasens. no. 3237 (Änzi di Basilicata): iihy.
Müller-Wieseler II, 38, 442 ; und öfter.
E. Müncliner Vasens. no. 853 (Canosa): abg. Zoega Abli.
I, 3 ; u. a.
F. Brit. Mus. no. 1434 (Buvo): abg. Mon. dell' Inst. .5, 23.
//. Bilder:
G. I'ompej. Bild: obg. Arcb. Ztg. 1 SO'.I X.\l, 2.
H. Hercul. Mosaik: abg. ebd. .\.\l, 3.
///. lietiefi:
I. Vase Corsini in Florenz : ubg. Wekker Alle Henkln. II.
laf. 3, 8.
K. Vase im Vatican (von l'rimaporta): beschr. Bull. 1863
p. 85; Arch. Ztg. 1868 S. 1 1 f.
L. Sarkophag ßorgbese: abg. Müller-Wieseler II, 37, 441 ; u. a.
il/. Sarkophag Mattei : abg. Mon. Malth. III, 7, 2; vgl.
Welcker Aesch. Tril. S. 327; Bull. 1860 p. 102.
K. Sarkophag (verloren?): abg. im Coburg. Codex (No. 195);
vgl. Malz Monatsb. der Berl. Akad. 1871 S. 482, 140.
(). Fragm. im l.ateian no. 293: abg. (iarrucci Mon. Lat.
tav. 44.
IV. J'aria:
F. Glasbecher: beschr. Annali 1845 (XVII) p. 114,7.
Nicht hergehört die von Welcker in Müller's Handb. § 384, 0
S. 603 beschriebene Kylix (wiederholt Alte Denkm. II S. 110),
welche vielmehr l'entheus darstellt und sich abgebildet lindet bei
.lahn l'entheus Taf. I (= Müller-Wieseler II, 37, 430 = Mus. Jatta
no. 1617), was von Stephan! Cli. 1807 S. 179, 3 und S. 185, Ic
gleichfalls übersehen worden ist.
den Willen der Giitter, die jene Erinys gesandt
haben, nichts auszurichten ist. Ob aber in jener
Erinys die Lyssa, die Mania, oder die Ate zu er-
kennen ist, I)leilit orten und kann theils wegen der
niangclhafteu Charakteristik der dargestellten Figur,
theils wegen der inneren Gleichheit jener i)ersoni-
ticirten Sinnesverwirrungen überhaupt nie entschie-
den werden, wenn der Künstler nicht inschriftlich
den bctrefi'enden Namen zugefügt hat. Auf den
übrigen Vasenbildern (C ü E Fj und auch auf dem
Borghesischen Sarkopiiag [L) sowie dem Mattei-
schen Kelief (M) ist die von Dionysos gesandte
Siunesverwirrung Erinyenartig und meistens mit
Keutron oder Lanze {C D E F) in Händen darge-
stellt; hier ist sie nur — aber genugsam — durch
die Schlangen in den Händen charakterisirt, sonst
wie die Apate der Tereusvase oder die Mania der
Asteasvase ganz einfach menschlich gebildet; der
bogenförmig gewölbte Mantel kennzeichnet ihr Gehen
durch die Luft auf dem Dach des Hauses, das hier
in Form des skenischen Ekkyklema angedeutet ist.
Ferner ist die doch wohl rettende Flucht der
Frau des Lykurgos zu beachten, deren Tod — neben
dem des Sohnes (D F) — die verwandten Vasendar-
stellungen entweder schon vollbracht (E) oder — trotz
der r lucht zum Götterbilde (C; vgl. J) — sicher be-
vorstehend {C D F) darstellen; eben so ist auch
auf den Reliefs (J K L A F) und den beiden graphi-
schen Darstellungen aus Canipanien [G 11 ) der Tod
der Frau allein zur Darstellung der Käserei des
Lykurgos gewählt. Vereinzelt stellt die Wendung
da, dass der Sohn den Valer au der Tödtung der
Mutter noch zu verhindern sucht (G); nicht genauer
berichtet wird, wie die Sage auf dem Bilde in dem
einen Dionysostempel beim Theater zu Athen
(Paus. I, 2<), .■}) auigefasst war, doch scheint weniger
die Käserei, welche alle erhaltenen Momente geben,
als vielmehr die Bestrafung des Lykurgos (. . .nulisvg
xal ^vxoi'Qyog lov f's Jinvvonv vßQioav dtdöi'zei;
öixag xil.), sein Tod durch die Maenaden oder
duich Dionysos selbst, zum Vorwurf genommen
worden zu sein, wie das wenigstens auf dem von
Longos nach der Wirkliclikeit tingirten Bilde der
Fall (IV, 3, 2: ylvAOvoyov ötdmivov xi'/..) sein
9»
68
sollte. Auf der neuen Vase aus Ruvo flüchtet und
rettet sich die Frau vor der Wuth des rasenden
Königs; es befolgte der Maler also dieselbe Sagen-
wendung, die Apollodor berichtet (III, 5, 1) und in
der nur das Hinuiorden des Dryas berichtet wird
l^vgl. B). Dies zusanimengenommeu mit der Erschei-
nung der Erinys sowie mit dem Ekkyklema, welche
beide auf die Bühne hinweisen, führt zu der Ver-
muthung, dass der Maler der Vase eine tragische
Bearbeitung zu Grunde legte, in der nur Dryas
getödtct wurde, während den meisten anderen un-
teritalischen Vasenbildneru (C D F) eine andere tra-
gische Wendung bekannt war, in der Mutter und
Sohn gemordet wurden. Diese letztere ist z. B. bei
Hygin Fab. 132 erhalten und wohl aus des Aescbylos'
Trilogie eutnommen; doch kommen wir damit nicht
über eine warscheinliche Vermutlmng hinaus und
müssen uns vorläufig mit der Feststellung einer
zweifachen dramatischen Bearbeitung begnügen, die
in den apulischen Vasendarstelluugen dieses Mytho»
sich wiederspiegelt.
Zu loben ist endlich die abgerundete Corapositioa
des neuen Vasenbildes, das, auf wenige Figuren be-
schränkt, die Wuth des Lykurgos, die Allmacht des
Göttervvillens und die Kettung der Königin deutlich
und charakteristisch wiedergiebt und trotz den
umfangreicheren glänzenderen Darstellungen dieser
Sage, die schon bekannt sind, von Wichtigkeit und
Werth ist. H. H.
ANTIKEN DES GRAFEN WILH. VON POURTALES IN BERLIN.
In die unter dem Protectorat Ihrer K. und K.
Hoheiten des Kronprinzen und der Kronprinzessin
im hiesigen kgl. Zeughause stattfindenden Ausstellung
älterer kunstgewerblicher Gegenstände des Mittel-
alters und der Neuzeit sind auch folgende An-
tiken gerathen, welche dem Grafen Wilhelm von
Pourtales gehören und hier verzeichnet werden
mögen.
1. und 2. Zwei Terracottafragmente eines un-
gemein schönen Reliefs, die bei Guattani Mouu-
menti antichi inediti 1785 Aprile Tav. III no. 2.3
abgebildet sich finden; vgl. Catal. Dufourny no. 139;
Catel. Pourtales -Gorgier (1841) no. 822. 823. Es
sind Reste aus der Darstellung der Hochzeit des Pe-
leus und der Thctis (vollständig abgebildet bei Cam-
pana Opere in Plastica tav. 60 — ü2; Arch. Ztg. 1851
Taf. 2G, 2) und zwar 1) die Obertheile des Stier-
tragenden Herakles nebst der ihm folgenden Höre
des Winters, welche an einem Stecken über der
linken Schulter zwei Tauben und einen Hasen trägt,
sowie in der Rechten einen (gröfstenthcils wegge-
brochenen) Eber nach sich schleppt (vgl. auch Arch.
Ztg. 1H51 Taf. 26, 1); 2) die Obertheile der Thetis
und der hinter ihr befindlichen Nymphcutria; vom
Peleus ist jetzt nur noch die rechte vorgestreckte
Hand nebst Unterarm erhalten, während bei Guattani
1. c. auch noch sein Kopf abgebildet ist.
3. Apulisches Rhyton in Gestalt eines Sau-
kopfes (lang 0,24 Meter), mit rothen Figuren be-
malt, in flüchtiger Ausführung; hier und da ergänzt.
Die Darstellung, welche bei Panofka Gr. Trink-
hörner Taf. I, 10. 11 (Berl. Akad. 1850) abgebildet ist,
zeigt eine bekleidete Frau (Bacchantin), die in der
Linken einen Thyrsos aufstützt und in der Rechten
ein Trinkhorn einem vor ihr stehenden bärtigen
Satyr reicht, der in der Rechten gleichfalls einen
Thyrsos hält. Vgl. auch Catal. Pourtales-Gorgier
no. 162.
4. Tiefe Schale mit Henkeln und Deckel, wohl
aus Apulien. jedenfalls aus Unteritalien; Form z. B.
Neapel. Samml. I no. 21 (= StephaniErmit. no. 160;
u. a. m.) ; Durchmesser = 0,43 Meter. Auf dem
Deckel , dessen Knopf oben mit einer schwarzen
Palmettcnverzieruug auf rothem Grunde versehen
ist, sind ringsum sieben Figuren — Frauen Eroten
und Jünglinge — gemalt (roth auf schwarzem Grunde,
mit Anwendung von weiss), die sich an Spiel und
Bad crgetzen ; die Zeichnung derselben ist sehr
69
flüchtig und leiclit, aber auslernt anmnthig. Eine
nackte Frau, die mit Kopl'tuL'li Halsband Arm-
bänderu und Schüben versehen ist und um den
linken Überschenkel ein Band mit King- (oderJ^ehleife)
trägt, lehnt sich nach vorn über ein hohes Wasser-
becken (Luterion) und streckt beide Hände nach
einer grol'sen Hydria aus, die ein Ercis in beiden
Händen eilig herbeibringt; derselbe ist als Ephebe
dargestellt, und trägt Schuhe und Armbänder sowie
um die linke Wade Periskeliden und um den linken
Oberschenkel ein Band mit Ring (oder Schleife). Hin-
ter dem Eros sitzt abgewandt auf einem Lehnstuhl
ein Jüngling, mit Mantel und Schuhen versehen, um
die Brust ein Band, mit Zackentänie Halsband und
einem Armband geschmückt; er dreht den Kopf
sowie die Rechte mit einem Spiegel nach dem eben
beschriebenen Eros um , während er in der vorge-
streckten Linken einen flachen Kasten hält. Vor
ihm steht ein anderer Jüngling, mit der Linken ein
wenig hintenüber auf seinen Stab gelehnt, mit Arm-
bändern Schuhen Halsband und Chlamys ausge-
stattet ; am rechten Oberschenkel ist die schon mehr-
fach erwähnte Bandverzierung sichtbar ; er lässt
auf dem Zeigefinger seiner vorgestreckten, nach unten
geöfl'neten rechten Hand einen Stecken balancieren
(vgl. ebenso Eacc. Cum. 117 i, nach dem er aufmerk-
sam blickt. Dann folgt ein bekränzter auf einem
FelsstUck (auf dem die Chlamys liegt) sitzender
Jüngling, der mit einem Ball spielt, beide Hände
zum Fangen vorstreckend. Vor ihm steht eine nackte
Frau beschuht, mit Zackentänie Halsband Brust-
band und Armbändern geschmückt, am linken Ober-
schenkel wieder mit einem Baude versehen; sie stützt
die Linke auf ein hinter ihr stehendes zweites hohes
Wasserbecken (Luterion) und hält in der Rechten
einen kleinen Zweig (?) einem kleinen melitäischen
Hunde hin, der sich auf die Hinterbeine gesetzt
hat und nach dem Zweig verlangt; die Frau blickt
vergnügt auf das Thier herab. Den Beschluss
macht ein zweiter Eros, gleichfalls als erwachsener
Ephebe dargestellt, der auf einem Felsstück sitzt
(auf dem seine Chlamys liegt) und mit dem Räd-
chen spielt, welches er zwischen den erhobenen
Händen an dem je um den Daumen gewickelten
Faden schnurren lässt (vgl. dazu Arch. Ztg. 1870
S. ist); der Gott, der bekränzt und mit Schuhen uebst
Armbändern ausgestattet ist, blickt auf die erstbe-
schriebene ihm den Rücken zukehrende Frau.
Dagegen halte ich nicht für „antik römisch,-'
sondern vielmehr für eine Arbeit der italie-
nischen Renaissance die (ungefähr U,oO Meter
hohe) Bronzestatue einer jugendlich weiblichen
Figur (etwa Venus), die sich gleichfalls im Besitz
des Grafen W. von Fourtales befindet und mit den
übrigen zahlreichen Kunstgegenstäuden desselben
gleichfalls ausgestellt ist (Lessing Führer durch die
Ausstellung S. \b). Sie steht auf dem rechten Fufs,
mit linkem Spielbein , und ist unterwärts mit dem
weiten Jlautel bekleidet, dessen Enden über dem rech-
ten gesenkten Unterarm liegen ; das zurückgekämmte
Haar lallt theils in Lockeu herab, theils ist es in
einen losen Zopf emporgebuuden. Der linke Arm
und die Linke sind hoch emporgehoben, als ob die
Frau (deren Blick in die Ferne gerichtet ist) auf-
muntern wolle oder irgend etwas sieht, das sie auf-
merksam macht.
Berlin, October 1872. H. H.
DAS HEERD- UND FEÜERSYMBOL BEI VULCANUS.
Herr Dircctor Dr. J. Friedländer hat in Bd. IV
Heft 4 S. 162 ff. dieser Zeitschrift einen von mir in
den Nachrichten von der K. Gesellschaft der Wissen-
schaften zu Göttingen ls72 No. 7 verötfentlichten
Aufsatz zu widerlegen versucht, in welchem ich es
unternommen hatte, das Vorkommen des dem Om-
phaK)S zu Delphi der äussern Form und der Bedeu-
tung nach eutsprecheuden Heerd- und Feuersymbols
in Beziehung auf Vulcanus an der astrologisclien
Ära von Gabii und auf römischen Münzen dar-
zutliun.
Ich hatte bemerkt, dass der kegelförmige Ge-
genstand , welcher an der Ära neben der Wage
dargestellt ist, auch wegen der »Schlange, die sich
um ihn ringelt, nicht wolil für die Vulcansmütze
gehalten werden könne, dass er dagegen gewissen
bekannten Darstellungen des Omphalos auf anderen
Bildwerken entspreche. Hinsichtlich der iSchlange
hatte ich mich auf die Abbildung von Bouillon und
das mit derselben vollkommen übereinstimmende
Zeugniss Viscontis an zwei verschiedenen Stellen
berufen. Herr Director Friedländer wendet, indem
er dieses Zeugniss ganz unberücksichtigt lässt, ein:
..die Abbildung sei sichtlich nach dem restaurir-
teu Monument gezeichnet, und olienein sage Bouil-
lon selbst, die Himmelszeichen und die Götterattri-
bute seien hier in unerklärlicher Unordnung zusam-
mengestellt; folglich sei, wenn auch wirklich der
Omphalos hier erscheine, keineswegs erwiesen, dass
er sich auf Vulcan beziehe." Also grobe Fahrläs-
sigkeit von meiner Seite? Ich meine vielmehr,
dass Herr Director Friedländer sich dersellien schul-
dig gemacht hat. Dass Bouillons Abbildung das
Monument nach der Kestauration giebt, ist allerdings
augenfällig; allein sowohl aus Viscontis als auch
aus Fröhner's Zeugniss geht hervor, dass das ke-
gelförmige Symbol nebst der Schlange, so wie das
nebenhergehende Zeichen der Wage ganz vollständig
erhalten ist. Ferner die „Unordnung der Götter-
attribute" (für welche Herr Director Friedlander
sich auffallenderweise auf Bouillon, soll heissen:
St. Victor, beruft) ist längst als vollkommene Ord-
nung erwiesen. Kein Archäolog hat seitdem daran
gezweifelt, dass das kegelförmige Symbol und das
Septemberzeichen der Wage sich auf \'ulcan bezie-
hen. Hätte Herr Director Friedländer sich nur her-
beigelassen, die letzte Hesprechung des Monuments,
die von Fröhner, anzusehen, die ich ja erwähnt
hatte, so würde er hier die genügenden Nachweise
gefunden liaiicn, welche ich, da es sich um eine
für jeden Archäologen allbekannte Sache handelte,
absichtlicli nicht besonders angeführt habe.
Weiter Herr Director Friedländer: ,.Das andere
angeführte Beispiel des Omphalos auf einem Herrn
Professor Wieseler nur aus Abbildungen bekannten
Medaillon des Antoninus Pius trifft nicht zu; dieser
Omphalos ist ein .\mbos." Die ersten Worte ent-
halten, mild gesprochen, eine starke Ungenauigkeit.
In meinem Aufsatze steht wörtlich so geschrieben:
„Weitere Beispiele des Vorkommens des in Rede
stehenden Symbols bei Vulcan, die ich für sicher
zu halten mich getrauen möchte, kenne ich nicht.
Doch verlohnte es sich wohl der Mühe genauer zu
ermitteln, ob nicht der konische auf einem Cippus
stehende Gegenstand — hieiher gehört'" Herrn
Director Friedländer"s Ansicht, dass es sich um ei-
nen Ambos handele, werde ich in meiner schon vor
Jahr und Tag der K. Societät der Wissenschaften
zu Göttiugen vorgelegten Abhandlung über das
Heerd- und Feuersymbol genauer prüfen.
Dieser bemerkt dann, indem er zu dem bekann-
ten Denar des Carisius übergeht, auf dem er nach
wie vor den Hut Vulcans erkannt wissen will, „dass
man (zuweilen) gleichsam von unten in den Hut
hineinsieht. Dasselbe komme zuweilen bei dem
Freiheitshut vor. Einen Stein wie den Omphalos
könne man nicht so darstellen." Das Erstere war
mir sehr wohl bekannt. Meine neue Schrift über
das Heerd- und Feuersymbol wird aber auch Bei-
spiele dieses Symbols bringen, in denen dasselbe
gleichfalls so dargestellt ist, dass man „gleichsam
von unten hiueinsieht." Für eine Nachbildung des
Delphischeu Omphalos halte aber auch ich den in
Rede stehenden Gegenstand mit nichtcn, weder auf
jenem Denar des Carisius noch auf den andern von
mir verzeichneten römischen Münzen. Auch gilt
derselbe mir nicht blols als Symbol des Heerd-
feuers, sondern des Feuers überhaupt. Der Om-
phalos zu Delphi ist nur eine Art des viel häufi-
ger, als bisher angenommen ward, vorkommenden
Heerd- und Feuersymbols. Das ist schon auf S. 13i»
meines Aufsatzes in den Giittinger Nachrichten an-
gedeutet und wird in der angekündigten Abhandlung
des Genaueren bewiesen werden. Hierdurch ist
auch den Bemerkungen, welche Herr Director Fried-
länder weiter gegen den Delphischen Omphalos
richtet, die Spitze abgebrochen. Diese haben aber
aucii an sich nach meinem Dafürhalten nicht das
allermindeste Gewicht; ja ich mnss leider sagen,
dass sie ausserordentlich ßeiVcuulendes enthalten.
Oder täusche ich mich, wenn ich so urtheile, über
die Worte, mit welchen der ..Hut" dem ..Ouiphalos"
gegenüber in Schutz genommen wird. Sie lauten:
„ferner ist der Hut schwebend über dem Ambos
dargestellt, würde man den schweren Stein in der
Luft schwebend gezeichnet haben?" Meint Herr
Director Friedländer wirklich, dass ein Hut, etwa
weil er von leJoeuden Wesen auf dem Kopfe getra-
gen wird, beliebig in der Luft schwebend darge-
stellt werden konnte? Wie das scheiubare Schwe-
ben in der Luft zu erklären sei, sollte denn doch
ein mit der Darstellungsweise auf antiken Bildwer-
ken auch nur halbwegs Vertrauter von selbst mer-
ken. Dass es feiner „nicht dem Geist der römi-
schen Kunst zur Zeit der Republik zuwider" ist,
„mitten unter den derben Handwerks -Attributen
Vuleans, Ambos, Zange, Hammer, das Feuer" durch
ein Symbol wie ich es voraussetze, „bezeichnet zu
finden", wird klar werden, wenn aus meiner ange-
kündigten Abhandlung bekannt geworden sein wird,
welchem sehr gewöhnlichen Geräthe des Lebens
jenes Symbol entspricht. Dass aber eine Andeutung
des Feuers auf allen in Frage kommenden Bild-
werken auch an sich besser passt als die Darstel-
lung der Mütze Vuleans liegt denn doch wohl auf
der Hand. Auch ist , wie ich schon in meinem
Aufsatze in den Götting. Naehr. bemerkt habe, die
Mütze deshalb befremdlich, weil sie mehrfach an
einem und demselben Monumente auch auf dem
Haupte des Gottes erscheint.
Endlich schreiljt Herr Director Friedländer:
..Ein fernerer Beweis dafür, dass der Hut auf dem
Denar des Carisius ein Omphalos sei , soll darin
liegen, dass der Hut einer ähnlichen Darstellung
auf einer Münze ohne Kaisernamen unten einen klei-
nen vorsiiringenden Rand hat, welcher nach Herrn
Piofessor W."s Meinung wohl dem Omphalos zu-
kommt aber nicht dem Hute Vuleans." Ich hatte
bemerkt, dass allerdings die VulcansmUtze hie uud
da mit einem Rande vorkomme, aber eine solche
Form, wie auf der in Rede stehenden Münze —
der, welche der Duc de Blacas in der Rev. nuui.
Fr., N. S., T. VH 18G2 pl. VII n. 9 herausgege-
ben hat — , schwerlich jemals hab,\ Dazu hatte ich
in Anm. 4, S. 120 ein paar Beispiele der mit einem
Rande versehenen Vulcansmütze beigebracht, dar-
unter das auf der Mütze von Lijjara bei Ch. Lenor-
mant Nouv. Gal. myth. pl. XVI n. 11. Herr Di-
rector Friediänder behauptet nun, dass der auf allen
Münzen von Lipara mit der betreffenden Krampe
dargestellte Hut genau übereinstimme mit der Dar-
stellung jener Münzen ohne Kaisernamen. Das ist
aber nach den von mir angeführten Abbildungeu
beider Münzen, an deren Treue ich nicht wohl zwei-
feln kann, ein entschiedener Irrthum. Es ist übri-
gens sehr. zu verwundern, dass ein Gelehrter, wel-
cher sonst gewohnt ist, den gröfsten Kleinigkeiten
in der Darstellung der Münztypen gehörig Rechnung
zu tragen, meine Bemerkung, der erwähnte Rand
linde sich weder an dem pileiis des Vulcanskopfes
auf der Vorderseite der in Rede stehenden römi-
schen Münze noch an dem auf dem entsprechenden
Kopfe bei Blaeas a. a. 0. pl. IX n. ,'5Ü ganz un-
berücksichtigt gelassen hat. Und doch scheint die-
ser Umstand keineswegs ohne Reiang zu sein.
Göttingen. Friedrich Wieseler.
Eine Erwiderung auf obigen Aufsatz scheint mir unnöthig, da alle diese Bemerkungen die Frage nicht
entscheiden, um welche es sich allein handelt: ob auf dem Denar des Carisius neben den Attributen Vul-
eans sein bekränzter Hut für den Omphalos, als Symbol des Heerdes und Feuers, gehalten werden könne.
Indem ich auf meine sachliche Widerlegung dieser Wieseler'schen, wie es scheint, Lieblingshypothese
verweise (S. 162 dieses Jahrgangs), überlasse ich getrost die Entscheidung denjenigen Archäologen und
Numismatikern, welche Gelegenheit haben, gute Originale des Denars zu sehen; die des Königlichen Münz-
kabiuets können jederzeit besichtigt werden. J. Fkiedlaendek.
72
DIE SÄULENRELIEFS VON EPHESOS.
(Hierzu Taf.
Die coliimnac caelalae. una a Scopa bei Plinius
(XXXVI, -21) haben ihre Gesehicbte in der Wissen-
schaft. Nachdem yalraasius znerst au dem über-
lieferten Texte Anstofs genommen hatte'), erklärte
Winckelmann denselben für ungereimt und unhalt-
bar '). Seine Verbesserung : nno e scapo wurde
von Heyne sofort als sprachlich uncorrect und sach-
lich unnöthig angegrifl'en '), erlaugte aber dennoch
ein grofses Ansehen. Hirt kam. wie er in seiuer
Abhandlung über den Tempel der Diana zu Ephe-
sus sagt '). von Winckelmann unabhängig, auf die-
selbe Aenderuug, iudem er caelare von Bearbeitung
der Säulen mit Einschluss der Cannelierung verstan-
den wissen wollte, und auch Brunn ''} glaubte, dass
die Worte des Plinius nur nach der Wiuckelmaun-
schen Lesart einen richtigen Sinn gewährten. Selbst
diejenigen Gelehrten, welche die Aenderung nicht
annahmen, fanden den überlieferten Text so schwie-
rig, dass sie zu den gewagtesten Aenderungen oder
sehr künstlichen Erklärungen ihre Zuflucht nahmen.
Man wollte die Betheiligung grofser Meister der
Sculptur an der Herstellung von Tempelsäulen nicht
gelten lassen, und Sillig versuchte darum caelalae
vou dem Namen des Scopas zu trennen '), während
Guhl und Andere den anstöfsigen Ausdruck von
den in Metall ausgeführten und mit toreutischer
Arbeit ausgestatteten Kapitellen erklären wollten').
Urlichs, welcher in seiner Chreslomafliia Plhüaua die
Winckelmannsche Correctur gebilligt hatte, schlug
dann in der Behandlung der Stelle einen ganz
neuen Weg ein "). Er bestand mit vollem Rechte
darauf, dass caelare nur von einer au den Säuieu-
') Exercit. in Solinuni c. 411 p. STl.
») Jlon. Ineii. II p. 341; C.esch. i. Kunst IX, 2, § V^.
') Arch. Aufsätze I, 231. Beistimmend Meyer in den Anni.
zu Winckelmann.
*) S. 31 f.
') Geschiclite der rinecliisclien Künstler I, 319.
•) Catalogus Artilicuin p. 411: c caelalae, tina Scopa operi
praefuit Chertiphron.
') Epliesiaca p. 173.
») Chrestum. Plinianap. 390; Skopas I. eben und Werke S. 239 f.
65 uiul 6G.)
Schäften angebrachten Keliefarbeit verstanden wer-
den könne und dachte sich diese Ausschmückung
in Form von Relieftafeln {atvloTTnäxict), welche
au deu ephesischen Säulen angebracht gewesen
wären, wie die Bildtafeln an dem Tempel der Apol-
lonis in Kyzikos , und glaubte, dass die so aus-
gestatteten Säulen im luuern des Artemision auf-
gestellt gewesen wären. Von ganz anderer Seite
kam Donaldson auf dasselbe Problem, als er in
seiner Arcliilectura 7uimismalica^) die Bronzemünzen
behandelte, welche das Artemisiou darstellen. Hier
machte er auf den mit Sculptur geschmückten Fufs
der acht Vordersäulen aufmerksam, und indem er
die Ansicht Miliius bestritt, welcher auf der hadria-
nischen Münze vor den Tempelsäulen aufgestellte
Statueu zu erkeunen glaubte '") (wie dies bei dem
Tempel des Antoninus und der Faustina, der Concor-
dia, des Trajanus u. a. der Fall gewesen ist), zeigte
er mit voller Sicherheit, dass auf den Münzen ein
au dem Säulenkörper selbst angebrachter Bild-
schmuck zu erkennen sei. Er verglich damit einige
über der Basis mit Blättern ausgestattete Säulen-
stämme, welche er 1820 bei Fauvel in Athen gesehen
hatte, und ohne sich auf weitere Vermuthuugen in
Betreff der e|)hesischen Säulen einzulassen, er-
kannte er doch zuerst mit richtigem Blick, dass die
auf den kaiserlichen Münzen erkennbaren, sculpirten
Säulen {rarred rohiniiis) an der Vorderseite des
Artemision keine anderen als die rohinmae caelalae
de.s Pliuius sein müsten.
Die \olk' Lösung des archäologischen Problems
ist erst möglich geworden, seit im vorigen Jahre
die ersten Ueberreste der in Frage stehenden Säu-
len aus dem Suiupfboden des Arteuiision zum Vor-
schein kamen. Meine Begleiter uud ich sahen sie
bald nach ihrer Entdeckung ' ') . konnten sie aber,
•) p-21-
") Miliin Call. Mvth. \.\\ n, 109.
" Vgl. ineinen Heisebericlit in den Preuss. Jalub. .XXIX S. 14;
Stark in der Zeilsihrifi für bildende Kunst VII S. 216; Adler in
73
weil sie bis über die Hälfte iu Wasser und Schlamm
steckten, nur unvollkommen erkennen. Um so will-
kommener waren die so eben aus London ankom-
menden Fhotographieu, nach welcher so getreu
wie möglich die beiden Tafeln gezeichnet worden
sind ").
Es ist auch jetzt nur ein Bruchstück, aus wel-
chem wir uns eine Vorstellung davon machen müsseu,
wie man die schwierige Aufgabe, einen runden
Körper mit einer y.usammenhängenden Reihe von
Relieffiguren zu umgeben gelöst hat ; aber man er-
kennt doch hinreichend die freie und geistreiche
Behandlungsweise; man erkennt auch in dem klei-
nen Bruchstücke eine merkwürdige Fülle verschie-
dener Motive und Grui)pcn, die mannichfaltige
Abwechselung zwiscli,en männlichen und weiblichen,
sitzenden und stehenden, bekleideten und unbeklei-
deten Figuren. Alan sieht, dass hier Arbeiten vor-
liegen, an denen sicii zu betheiligen auch einem
Skopas keine Unehre machen konnte, und man er-
hält zum ersten Male einen lebendigen Eindruck
von dem grofsartigen Aufwände, mit welchem die
Wiederherstellung des Tempels ausgeführt wurde,
indem man äulserliche Zutbaten, wie diese Figuren-
streifen waren, nicht als gewöhnliche Decorations-
arbeit behandelt wissen wollte, sondern in einem
durchaus idealen Stile. Man gewinnt jetzt erst eine
deutliche Vorstellung von der Neuerung, welche
man in Ephesos machte, als umn dem ionischen
Triebe zu neuer Forraenentvvickelung und immer
reicherem Schmucke folgend, auch bei dem Säulen-
schaft von der durch das Wesen der Säule bedingten
Form abging und nach der Art, wie man sonst
Altäre, Brunnenmündungen, Kandelaber ausstattete,
die untei-ste Säulentrommel mit einem Reliefbande
umzog, so dass die Cannelüren erst bei 2,2b M.
begannen. Denn das ist die Höhe, in welcher der
Ring liegt, der die unterste Trommel von dem
meinen 'Beiträgen zur Geschiclite und Tupograplüe Kleinasiens' S. 37.
(Zu S. 22 der 'Beiträge' bemerke ich bei dieser Gelegenbcit, dass
nicht die Zulassung der vun Alexander beabsichtigten Weihung bei
Sirabo 6'il als Hierosylie liezeichnet wird, sondern die Benutzung
Tou Depositen zum Tempelhau, welche Timaios den Ephesiern vor-
geworfen hatte.^
") Es sind nur die abgelirochenen auf<errn Tlieile des Hermes-
kopfes durch feine Linien ergänzt.
Anli:.olog. Ztg., Jahr;;.!!!- \XX.
eigentlichen Sänlenschaft trennt. Die Höhe des
Figurenstreifens ist also dem Durchmesser der Säule
ungefähr gleich. Die Figuren selbst sind etwas
über Lebcnsgröfse.
Fassen wir nun die Darstellung selbst in das
Auge, so ist die einzige vollkommen deutliche Gestalt
die des Hermes. Sie ist auf beiden Tafeln ((35 und (56)
dargestellt, um zu zeigen, wie sich die einzelnen
Figuren nach dem veränderten Standpunkte, welchen
man vor dem Rundwerke einnimmt, verschieden
dem Auge darstellen. Es ist eine schöne Jüng-
liiigsgestalt, das Musterl)ild eines gymnastisch aus-
gebildeten Helleneu, in elastischer Bewegung nach
links sehreiteud. Der Kopf ist so gehoben, dass
er nicht so wohl mit den Nebenstehenden zu spre-
chen scheint als vielmehr nach oben zu blicken,
als wenn er eines Befehls vom Zeus gewärtig wäre.
Die Chlamys hängt nachlässig über dem linken
Arme, wie bei dem Hermes Ludovisi und dem so-
genannten Germanicus. Aber hier ist das Motiv
viel natürlicher und richtiger, indem durch den in
die Seite gestemmten Arm die Chlamys gespannt
wird und sich dadurch erkläit, warum das halb
heruntergesunkene Mäntelchen nicht weiter herab-
sinkt. Man sieht am oberen Rande den runden
Knopf, welcher beim Umhängen des Mantels zur
Befestigung dient. Das ganze Motiv ist auf das
Geschmackvollste durchgeführt, indem vom Ellen-
bogen abwärts die Chlamys eiue senkrechte, ruhig
abschlielseude Linie bildet, während innerhalb der-
selben sich eine Fülle kleiner Falten in reicher
Mannigfaltigkeit vou Linien bildet. Der Petasus
hängt hinter dem Nacken herunter ohne Andeutung
des Bandes, welches ihn am Halse hält; in der
Rechten trägt er den gesenkten Heroldstab, welcher
mehr augedeutet als ausgearbeitet ist. Die ganze
Gestalt erinnert in ihrem schlanken Verhältnisse
durchaus an den Typus lysippischer Figuren.
Einen schönen Gegensatz zu der nackten,
schwungvoll bewegten Jünglingsgestalt bilden die bei-
den weil)lichen Gewaudfiguren, welche ihn umgeben,
beide in dichter Bekleidung auf hohen Sandalen
ruhig und feierlich dastehend. Die Frau, welcher
Hermes den Rücken zuwendet (Taf. Co), ruht auf
10
74
dem liukeni Fufse, auf welchen der Chiton iu senk-
rechten Falten herabfällt, während er auf dem
rechten, etwas vorgeschobenen Schenkel glatt auf-
liegt. In Stellung und Drapirung zeigt sich eine
grofse Uebereinstimmung mit den attischen Karya-
tiden, aber die Gewandung ist reicher und voll-
ständiger. Der Oberarm ist von einem zugeknöpften
Aermel bedeckt und das grofse Himation, welches
von den Schultern rückwärts herabfällt, wird von
dem rechten Arme aufgenommen und kommt auch
an der linken Seite zum Vorscheine. Vor der
Brust hält die Frau ein sichelförmiges Geräth; hart
neben ihr sieht man den unteren Theil einer sitzen-
den Frau.
Die auf der anderen Seite des Hermes ste-
hende Frau (Taf. t;5) hat das Obergewand mit
der rechten Hand stratf angezogen und hält es vor
der Brust fest, während die linke Hand dasselbe
über die Schnlterhöhe emporhebt. Auch hier ist
die Gewandung mit besonderer Sorgfalt ausgeführt,
aber die Behandlung ist nicht so einfach und würde-
voll wie an der anderen Frau. Die Linien sind
unruhiger, die Motive gesuchter. Da an beiden
Gestalten die Köi)fe zerstört sind, ist es um so
schwieriger, über die Bedeutung dieser Frauen et-
was festzustellen.
Endlich die fünfte Figur (Taf. G6), die unbe-
kleidete, auf den Zehen sich erhebende Flügelge-
stalt, welche leider auch nur unvollkommen er-
halten ist. Man sieht auf der Photographie, wie
die Füfse sich nur wenig von der Grundfläche ab-
heben, während die oberen Theile in höherem Re-
lief vortreten. Man sieht vom rechten Flügel
einen Thcil über dem Kopfe vorragen, während der
andere in voller Grofse sichtbar ist und fast bis
auf die Knöchel hinabreicht; das Gefieder ist in
tlachen, geraden Linien angedeutet. Der linke Arm,
steil emporgehalten, niuss einen kleinen Gegenstand,
etwa eine Blume oder einen Zweig, gehalten haben;
unter dem Arm hängt ein Schwert an dem breiten,
«picr über die Brust gespannten Kiemen. Ich kann in
dieser dem Eros verwandten Figur nur den Agon
erkennen, den Dämon des Wettkampfes. Als seine
Attribute dienen Spielgeräthe, wie die Halteren '■"),
Waffen "), Kanipfsymbole, wie die beiden Hähne
am Sessel des Dionysospriesters '*.), Siegeszeichen,
wie Dreiful's, Kranz, Opferschalen '"). Wir werden
also auch das Schwert an seiner Hüfte erklärlich
finden; ein charakterisches Kennzeichen hat er ohne
Zweifel in der linken Hand gehalten; in der Rechten
vielleicht einen Speer.
Mit der weiteren Besprechung der Säulenreliefs
wird billig gewartet, bis die raseh fortschreitende
Aufdeckung des Artemision '') noch mehr Bruch-
stücke zu Tage gefördert hat und die Gypsabgiisse
ein genaueres Studium der Technik möglich machen.
Bei der Wichtigkeit der Entdeckung schien es aber
geboten, die ersten gröl'seren Bruchstücke unver-
züglich zu allgemeiner Kenntniss zu bringen.
Wir erkennen schon jetzt die Wichtigkeit dieser
Werke für die Geschichte der alten Plastik iu der
Zeit des Uebergangs kus der hellenischen in die hel-
lenistische Kunst. Wir sehen, wie man bei dieser
neuen Art des Tempelschmucks, den man bei dem
Artemision anwendete, die vorangegangenen Kunst-
stile und Kunstschulen benutzte, wie man in den
Gewandfiguren die attische Marmorsculptur, im Her-
mes den peloponuesischen Erzguss zum Vorbilde
nahm. Schon iu den fünf Figuren, die uns mehr
oder minder erhalten vorliegen, zeigt sich eine merk-
würdige Verschiedenheit der Arbeit. Man könnte
auf den Gedanken kommen, dass verschiedene Hände
an einer Säulentrommel gearbeitet hätten, damit
das Werk um so rascher gefördert werde.
") Hyüv t/tnuiv fikirjuttg. ('aus. V 20, 'i.
") Schwebende Jiinglin^e mit Wallen : l'anolkd Terracollen .\.\X.
Klügeljüngling mit Sjjeer : Gcrbarii Ucsüiiiiiielte Abli. i, XII 0.
'^) Beule Le siige du pretre de liaccbus in Kevue Arcb. 18ti2
pl. XX.
") Siuarl Ant. of. Alben II p. 211; Aich. Zig. 18(57 S. 96.
" Naeb den letzten Nacbricbteu ist die N.W.Ecke des Tem-
pels aufgeluuden wurden. Welch ein Gewinn wird es sein , wenn
man endlich den Grundplan eines ionischen Tempels mit Sicherheit
wird herstellen künuen I
\
E. CüRTlUS.
75
S I T Z U N G S B E II I C H T E.
Berlin. Arclitiologische Gesellschaft.
Sitzimg Tom 4. Juni. Hr. Hühner eröfi'nete die
Sitzung mit einigen Worten der Erinnerung au das
jüngst verstorbene langjährige Mitglied der Gesell-
schaft, den Historienmaler Professor Kemj-. Der-
selbe legte sodann das soeben nach längerer Ver-
zögerung fertig gewordene 4. Heft der „Archäolo-
gischen Zeitung" von 1871, womit der Jahrgang
abgeschlossen ist, vor, und knüpfte daran einige
Bemerkungen über die darin jtublicierte und von
Dr. Matz in Güttingen erläuterte G oldschale von
Petrossa in Uumänien und die beabsichtigte Pracht-
publication des ganzen Fundes von Petrossa, welche
schon im Jahre 18G7 auf der grol'sen Pariser Aus-
stellung als nahe bevorstehend angekündigt war,
iuzwisclien aber durch unvorhergesehene Zufalle
suspendiert zu sein scheint. Ans einem Briefe des
Dr. G. Hirschfeld berichtete derselbe über den
neuerdings in einem Weinberg bei Sparta ge-
machten Fund eines gut erhaltenen Mosaiks mit
lebeusgrol'sen Figuren, Europa auf dem Stier
sitzend, neben ihr auf jeder Seite ein Eros eine
Täuia haltend. — Ferner legte derselbe den
vom Professor Jordan aus Koni mitgebrachten
neuesten Plan der Ausgrabungen aufPalatin
und Forum vor; es ist eine photogiaphische Ver-
vielfältigung des im Januar d. J. von dem Archi-
tekten E. de Mauro für Hrn. J. H. Parker ge-
zeichneten Originals mit den Bezeichnungen der
Localitäten von Hrn. Fabio Gori. Endlieh sprach
derselbe eingehend über die iui neuesten Jahrbuch
des Bonner Alterthumsvcreins von den Hrn. El-
tester und von Cohausen mitgetheilten höchst
lehrreichen Ausgrabungen und Funde in Boppard
und in C ob lenz, welche in Boppard die Lage
des römischen Castells Baudobriga (dies scheint
die am besten bezeugte Namensform zu sein) deut-
lich nachweisen, während Coblenz, die Station ad
CotiPufules^ genau so , wie früher bei Gelegenheit
der Entdeckung der grol'sen Pfahlbrücke über die
Mosel vernmthet worden war, sich immer deutlicher
als eine alte Post- und Zollstation an der Kreuzung
der vier Stralsen, nach Mainz Trier Cölu und in
das überrheinische Barbarenland, nicht aber als ein
militärisches Castell herausstellt. — Hr. Curtius
legte der Gesellschaft zwei von ihm neuerdings für
das Museum erworbene Terracottentafeln vor,
welche für die Kenntniss altattischer Sagen und
Gebräuche von grol'sem Interesse sind. Die eine
Tafel stellt eine SchutzÜehcnde dar, welche auf
den Stufen eines Athenabildes sitzt, mit dem Hucken
an dasselbe angelehnt; die andere die Geburt des
Erichthouios, Avelcher, von der Erdrautter emjiorge-
hoben, der Athena seine Hände entgegenstreckt; Ke-
krops steht der Göttin gegenüber. Der Vortragende
zeigte, wie die ganze Gruppe verwandter Darstellun-
gen durch dieses Bild neues Licht erhalte (vgl. oben
S. 51 ö'.). Hr. V. Sallet wies dabei auf die bis ins
Einzelne gehende Analogie zwischen dem Athena-
kopf auf der Terracotta und den entsprechenden
Münzbildern hin. — Hr. Bormann legte das
zweite Heft der ,.Ephemeris epir/rapliica'^ und zwei
sorgfältig ausgeführte Photogra)ihieen von Wandge-
mälden des auf dem Palatiu im J. 18G9 aufgedeckten
Privathauses vor. Darauf zeigte er die in der Be-
vne archeologique (1868 Tafel XXII) veröffentlichte
Abbildung einer im J. ]8(J7 in Paris gefundenen thö-
nerneu Flasche von eigenthümlicher Form aus rö-
mischer Zeit. Das Gefäls hat ein besonderes Inter-
esse, weil es nach den auf beiden Seiten mit weifser
Farbe aufgemalten Inschriften bestimmt war, udt
Bier gefüllt zu werden. Auf der einen Seite steht
OSPITA KEPLE LAGONA CEKVESA, das ist ho-
i-pild reple lagenam cervisui (Wirthin fülle den
Krug mit Bier). Auf der anderen !5eite ist die
Antwort der Wirthin angegeben. Der Schiusa
10*
76
TY ABES EST EEPLEDA bedeutet wohl sicher in
habes, est rephla. Der Anfang COPOCNOD(oder
B)I ist undeutlich, vielleicht ist COPOC für eine
Verschmelzuug von CÜPO und OC zu halten und
dann XUBI zu lesen; das wäre gleich: copo, hoc
novi (also etwa: Schenk, ich habe es vernoimueu;
da hast Du sie, sie ist voll.) Bekannt ist, dass
das „deutsche^ Bier eine gallische, so gut wie die
„gothische" Baukunst eine französische Erfindung
ist. — Hr. Ileydeuiaunn legte den neuesten (43.)
Jahrgang der Ainutli e Monumenii deW Insüiiito
di Corrispondema nrchculogica von ISTl vor und
besprach eingehend den Inhalt der darin enthaltenen
Aufsätze und die Mannigfaltigkeit der veröffentlich-
ten Denkmäler. — Hr. von Sallet legte die
Auctionskataloge der beiden französischen Münz-
sammlungen Lemme und Moustier vor. Unter den
daselbst verzeichneten Münzen ist besonders be-
merkenswerth eine in der Nähe des alten Olbia
im südlichen Russland gefundene alterthümliche
Silbermlinze mit einem kuieenden, die Bogensehne
an den Bogen befestigenden Herakles und der räth-
selhaften Aufschrift 'Efievcuo , sowie eine bisher
nur in einem Exemplar bekannte Goldmünze des
Octavian, welche ihn „Herum (nicht tertio, was un-
möglich ist) trlumvir r. p. c. nennt und auf der
Rückseite den Namen des designierten Consul
Agrippa trägt. Die Münze widerspricht der gelten-
den Annahme, dass Iteration des Triumvirats und
Beginn des Consulats des Agrippa zusammen in
das Jahr Rom's 717 fallen. Die Iteration wird
auf der Münze genannt, welche noch in das Jahr
716, in welchem Agrippa noch designierter Consul
war, gehören muss. — Hr. J. L es sing legte
die Photographie einer alten Handzeichnung
aus der ambrosianischen Bibliothek in Mailand vor,
welche den ruhenden Uissos vom Giebel des
Parthenons darzustellen scheint und besprach die
aus diesem Fund zu zieiienden Consequcnzen. Von
einigen Mitgliedern der Gesellschaft wurde die Ver-
muthung geäussert, dass nicht der Ilissos, sondern
irgend ein anderer liegender Flussgott dargestellt sei.
— Hr. Wittich zeigte eiu aus Florenz stammen-
des bisher unbekanntes Fragment eines kleinen
etruskischen Spiegels, auf dessen Rückseite
die oft wiederholte Grup]ie der Dioscuren mit
Helena dargestellt ist. — Hr. Grimm legte den
soeben erschienenen ersten Band seiner Biogra-
phie Raphaels vor und erläuterte kurz die darin
befolgte Jlethode der Untersuchung, welche in wich-
tigen Punkten zu Resultaten iührt, die von den
früher gewonnenen durchaus abweichen.
Sitzung vom 2. Juli. Hr. Curtius besprach
zuerst (las neue erschienene Werk von Richard
Schöne über griechische Reliefs und machte
auf den reichen Inhalt desselben aufmerksam, in-
dem er besonders auf die plastische Ausstattung
der öfi'eutlichen Schrifturkunden und die sogenann-
ten melischen Thonreliefs näher einging. An die
letzteren anknüpfend legte er einige neuerdings von
ihm für das Museum erworbene Thonreliefs vor,
namentlich eine Gruppe von Eos und Kephalos,
wie sie in ähnlicher Weise auf dem Dache der
Königshalle vorauszusetzen ist, zweitens eine Tafel
aus Melos, welche eine sterbend zusammensin-
kende Frau darstellt, die von einem hinter ihr
stehenden Manne gehalten wird, drittens eine Ter-
racotta aus Olympia, das Modell einer Spiegel-
kapsel, Aphrodite und Adonis iu rundem Relief
darstellend. — ■ Hr. Engel mann sjjrach sodann
die in vielen Exemplaren erhaltene Statue des
Amor mit dem Bogen. Während die Erklärung
von Friederichs über die Handhabung des Bogen»
allgemeinen Beifall gefunden bat, ist seiner Deutung,
dass Amor nicht seinen Bogen sondern den des
Herakles spanne, mehrfach und zwar mit Recht
widersprochen worden. Der letzte, welcher darüber
gehandelt hat, L. Schwabe in Dorpat, hat zugleich
eine Zusammenstellung der vorhandenen Exemplare
der Statuen gegeben, in welcher sich jedoch einige,
die nur in Catalogen als Bogenspauner bezeichnet
werden, lälschlich aufgezählt finden, nämlich die
aus der Galleria Lapidaria des Vaticans (No. 211)
und die aus dem Museo Chiaramonti (No. 653).
Erstere stellt einen trunkenen Eroten aus der spä-
testen Zeit der Kunst, letztere zwar einen Bogen-
spauner, aber von einem ganz anderen Typus dar.
Es giebt zwei verschiedene Auflassungen des Amor
77
mit dem Bogen, die zweite durcli jene Statue des
Musco Cbiaraiiionti und durch die von Friederichs
publicirte Berliner Gemme vertreten, zu denen der
Vortrageade als drittes Beispiel das Reliefbild einer
in Corfu gefundenen und in seinem Besitze betiud-
lichen Lampe hinzufügen konnte. Jlit Bezug auf
den ursprüngliehen Künstler bemerkte er noeh, dass
der berühmte Eros des Praxiteles in Thespiae ent-
weder gleich oder wenigstens ganz älinlich aufge-
fasst gewesen sein muss; da er nach den Epi-
grammen den Bogen hält, alter nctch nicht scboss,
sondern sich nach einem Ziele umsah (nnkl' cas-
vi'C6i.tEvng). Der Umstand, dass von dem thespischen
Eros mehrere Nachbildungen erwälnit werden (eine
von Menodoros aus Atlien, eine andre im Öaera-
rium des Heins zu Messana) könnte zu dem Ge-
danken verleiten, die beiden erhaltenen Typen des
Bogenspauners mit dem Praxitelischeu Eros und
seinen Nachbildungen in Zusammenhang zu bringen;
doch behielt der Vortragende sich eine genauere
Untersuchung vor. Zugleich legte er die Abgüsse
und Zeichnungen zweier alterthümlichen athenischen
Werke, eines Terracottareliefs und eines Reliefs
aus Marmor, beide eine Frau darstellend, vor. —
Hr. Wolff legte Stephani's jüngst erschienenen
Catalog d e r A u t i k e n s a m m 1 u n g des Grofsfürsten
Konstantin Nikolajewitsch zu Pawlowsk (aus den
Memoiren der Petersburger Akademie von 1872)
und die dazu gehörigen Bemerkungen desselben
(im Bullettiu derselben Akademie von 1872) vor
und besprach kurz deren Inhalt. — Hr. Hühner
legte zuerst die jüngst erschienenen Hefte der
Pariser Revue arclicoloyiqiie vor, welche seit dem
Juli I87u unter den ausliegenden Novitäten der
Gesellschaften gefehlt haben. Er hob hervor,
dass der seit dem Krieg unterbrochene Austausch
dieser Zeitschrift gegen das Organ der Gesellschaft,
die arcEiioIogische Zeitung, in jüngster Zeit aus
freiem Autriebe von den Herausgebern der Kevue,
ohne dass von hieraus, wie selbstverständlich, irgend
welche dahin zielende Schritte gethan worden seien,
wieder aufgenommen worden ist, und begrüiste
dariu ein erfreuliches Symptom für die allmälige
Wiederherstellung des wissenschaftlichen Verkehrs
mit Frankreicli. Derselbe zeigte ferner uuch zwei
andere Arbeiten fVanzOsischer Gelehrter, n;imlich die
erste Hälfte von Waddingtons ausführlichem Werk
Fasles desProvA/icps Asiaiicjucs de l'empirc Romain (Icpids
leitr or'Kjitic jitsijn'üH rcgiiu de Diocletien, welches aus
Schriftstellerzeugnissen, Inschriften und Münzen einen
wichtigen Theil der römischen Geschichte vom J.
i;il V. Chr. an neu aufbaut, und eine Studie Leb-
blant's, Rcclwrches siir fiicciisalioii de niaqie diri-
gcc cdiilre Ics prciiiicrs clircUcns (^aus dem 31. Band
der Memoiren der Aiiüquaires de France\ welche
mit Berücksichtigung der antiken Zeugnisse über
Magie, liesonders des Apulejus in seiner bekannten
Schrift, und des Vurkummcns von Zauberstäben auf
antiken Darstellungen das gleiche Vorkommen auf
den altchristlichen Freskeu, Gläsern und Sarkopha-
gen als mitwirkende Motive zu jener Anklage her-
vorhebt. Endlieh besprach derselbe kurz die soeben
erschienene Abhandlung von Veit Valentin über
die melisclie Venus (die hohe Frau von Milo;
eine ästhetische Untersuchung. Mit 4 Tafeln geome-
trischer Zeichnungen. Berlin 1872. 4.) Der Vor-
tragende sah sich genothigt, bei aller Anerkennung
für den umständliehen Fleifs, mit welchem die viel-
besprochene Statue hier von neuem behandelt worden
ist, zu constatiereu, dass damit, seiner Ueberzeugnng
nach, die Frage nach der ursprünglichen Composi-
tiou und Bedeutung derselben um niclits wesent-
liches gefördert sei; insbesondere musste er die
versuchte Restauration (mit einem schreitenden
Jlanu, ..etwa Mars", welcher der Göttin das schon
sinkende GewMud gänzlich herabzureilsen sucht) als
verfehlt bezeichnen. Erwähnt wurde endlich noch
der diesjährige Bericht über die Verwaltung des
britfischen Museums, welcher Hrn. Newton ver-
dankt wird. Die Sammlungen griechischer und
römische Alterthümer sind dieses Mal nicht so stark
vermehrt werden, wie in den letzten Jahren; da-
gegen hat die Sammlung von in England selbst
gefundenen Alterthümern durch ihren eifrigen Vor-
stand, Hrn. Franks, einige selir erhebliehe Be-
reicherungen erfahren. Endlich wurde Gverbecks
grolser Bilderatlas zu dessen Werke über den
Zeus vorgelegt; eine Besprechung der Einzelheiten
78
einer so uiufaugreicbeu und im Format nielit eben
handlicbeu Publicatiou niusste jedocb für spätere
Sitzungen aufgehoben werden. — Hr. Curtius
legte seine durch die lithographischen Arbeiten
lang verzögerten Beiträge zur Geschichte und
T 0 p 0 g r a p h i e Iv 1 e i n a s i e n s v o r, in denen die in
Geuieinsebaft mit Major Kegely, Baurath Adler,
Dr. Hirschfeld und Dr. Geizer gemachten Er-
forschungen auf dem Boden von Ephesos, Ferganion,
Alt-Smyrna und Sardes zusammengestellt sind. End-
lieh legte er noch den Abdruck einer Mine von
Antioclieia vor, mit dem Anker der Seleuciden,
einem Schiffe als Xebenstempel, den Namen der
drei Agoranonien uud der Angabe des Jaiires.
— Hr. Heydemann legte die aus dem Nachlass
des verstorbeneu Prof. C. Friederichs erschienenen
Keisebriefe aus Griechenland dem Orient
und Italien (Düsseldorf 1872) vor, welche ein an-
schauliches Bild von dem liebenswürdigen Enthusi-
asmus gewähren, mit dem der Verfasser sich seiner
Wissenschaft hingegeben hat. Ferner theilte er die
Durchzeichnungen einiger Vasenfragmente aus
Kuvo mit. die eine Procession der Adonisfeste dar-
zustellen scheinen; näheres s. oben S. ü5.
MISCELLEN.
POMPE JAXISCHE
Während die lebhaft fortschreitenden Ausgra-
bungen in Pompeji der Wissenschaft täglich neues
Material zufuhren, bieten die meisten der längst
ausgegrabenen Gebäude dieser Stadt mit ihren un-
sicheren Benennungen und zweifelhaften Bestim-
mungen der Forschung noch immer ein weites Feld
für Conibinationen und Conjecturen dar. Mindestens
aber sollte mau erwarten, dass diese seit Jahren
ofi'en vor Aller Augen liegenden Gebäude nachgerade
genau genug untersucht, abgebildet oder doch be-
schrieben seien, um der Wissenschaft als sichere
Anknüpfungspunkte dienen zu können. Dass dieses
keineswegs überall der Fall ist, ilafür möchten diese
Zeilen einige Belege geben. Sollte man es für
möglich halten, dass eine falsche Angabe über die
Säulenordnuug eines der gröslesten Tempelbezirke
Pompejis ganz allgemein verbreitet ist und bis zum
heutigen Tage unbemerkt geblieben zu sein scheintV
Und doch ist dies der Fall in Betreff der Porticus des
sog. Venustemj)els. Der Ausgrabuiigsbericht (Fiorelli
P. A. H. IV p. l(i) bezeichnet diese Säulen, als ,.(/«
online roniposilo alqiiaiilo capricrioso." Goro (^Wande-
rungen etc. S. 1l'8) nennt sie einfach korinthisch uud
erklärt sich die Triglyphen des Gebälks als „von
ANMERKUNGEN.
einem früher bestandenen Gebäude herübergenom-
men \ Die Abbildung bei Mazois nun (IV Taf. XIX)
lässt das wahre Verhältniss zur Noth errathen, wäh-
rend auf Taf. XXI, wo es näher illustrirt werden soll,
ein nicht charakteristisches Beispiel gewählt ist,
sodass im Text, der aber zu diesem Bande bekannt-
lich nicht mehr von Mazois herrührt, erklärt werden
konnte, die Säulen seien ursi)rünglich dorisch ge-
wesen und später (nach dem Erdbeben von 63)
durch Stuck in korinthische verwandelt worden; vdu
ihrem ..chnpilcan doriqiie" ist (S. 4l') ausdrück-
lich die Itede. Diese Angabe scheint seitdem
stereotyp geblieben zu sein. Sie ist von Breton
(Pompeia ?>. Aufl. S. Gl) unter Abbildung des Drei-
schlitzes ausdrücklieh angenommen worden, und sie
wird von Overbeck sogar dreimal mit Naclulruck
wiederholt (Pompeji 2. Aufl. IS. lOf); IIS. 11-! und
130). Aus diesen Schritten ist sie natürlich auch in
die besten unserer Keisehandbücher übergegangen.
Allein sie ist falsch, in so weit behauptet wird,
dass die Säulen dorisch gewesen seien. Viel-
mehr sind sie urs])rünglich ionisch gewesen '),
') Klu'nsi) gewiss alier sind sie» später in korinthisclie MTwan-
ili'lt unil hallen sie eio ilurisirendes Geliälk getragen. Die beiläiilige
79
ionisch zwar mit vier Eckvoluten au den Capitälen,
•was die Regel in Pompeji ist, darum aber in ihrer
Art nicht minder ionisch. Es ist dies au fast alleu
Säulen deutlich erkennbar, am deutlichsten an den
hinteren des Säulenganges rechts vom Eingang, nur
gerade an der bei Mazois (Taf. XXI) abgebildeten
nicht, welche auch von Overheck (II S. 118) wieder-
holt wird; deuu gerade an dieser ist der korinthisch
geformte Stuck vollständig erhalten und der frühere
Kern daher nicht sichtbar. Die ursprüniiliche Basis
der Säulen ist wahrscheiulieh unter dem hohlen
rothen Stuckmantel versteckt, der jetzt die Platte
unter der schwächlichen Basis des korinthisirenden
Ueberzuges bildet. Im übrigeu haben sie auch vor
diesen Ueberzuge niclit etwa dorische, sondern
treitstegige ionische Cannelüren gehabt; kurz, dass
sie ursprünglich ionisch und nicht dorisch gewesen
sind, ist eine einfache Thatsache, von der sich Jeder
überzeugen kann, der will. Bei der Umwandlung
wurde durch das höhere korinthische Capital natür-
lich der Schaft der Säulen herabgeruckt , wodurch
sie ein gedrücktes und unschönes Ansehen bekamen.
Die neueren Besucher scheint das Triglypheugcbälk
irregeleitet zu haben, welches zum Theil erhalten ist:
der Architrav unter den Triglyphen ist verschwindend
klein, so dass hier eben von einem rein dorischen
Gebälke auch keine Rede sein kann. Uebrigens
hat diese Irregularität, die auch sonst vorkommt
(vergl. darüber Seuipers Stil Bd. I S. 437 — 438) in
Pompeji nichts Auffallendes, wenngleich es immer-
hin nicht unmöglich wäre, dass sowohl die Säulen als
das Gebälk ursprünglich verschiedenen anderen Ge-
bäuden angehört haben, erst hier zusammengetragen
und darauf hier sofort gemeinsam durch Stuck
korinthisirt worden seien. Jedenfalls ist ein Stuck-
überzug auch schon früher anzunehmeu. Wie nach
den Ausführungen im vierten Hauptstücke von
Semper's Stil fortgefahren werden kann, über den
Stucco zu lamentiren, der Pompeji erst nach dem
Erdbeben in eine elende Tünchestadt verwandelt
habe, ist mir schwer begreiflich. Dass der sog.
UemerkiiQg E. Brizios (Giorn. degli scavi 1869 p. 235 Anm.) sie
seieQ ^puramente lonici' triflt daher aucli keinesnegs das
Iticlitige.
Herculestenipel, wie die griechischen Tempel von
Paestum und Sicilien, von Anfang an mit Stuck be-
kleidet gewesen, ist unbestreitbar und scheint auch
nicht mehr bestritten zu werden; und schwerlich
wird es sich mit den andern pompejanischen Tempeln
anders verhalten haben. Beim Jupitertempel weisen
schon die Backsteinbasen der Säulen darauf hin,
in derBasilica die Backsteinschäfte beiSteincapitälen,
deren dünner Stucküberzug, wie noch iieute sicht-
bar ist, sich den gemeisselten Formen anschliesst.
Am häutigsten finden sich unrichtige Anga-
ben über die Farben der Wände und Säulen in
Pompeji, auf deren richtige Vorstellung für chis
Gesammtbild dieser Stadt doch viel ankommt. Over-
beck {l S. 180) uiacht z. B. alle Säulen der Gla-
diatorencaserne roth, mit Ausnahme der mittleren,
die er für blau ansieht; wogegen Mazois (III S. 15)
die Säulen als abwechselnd roth und gelb und die
mittleren als grün bezeichnet. Auch hier trifft keine
der beiden Angaben völlig das Richtige. Ueber
Grün und Blau will ich nicht streiten: die mittleren
Säulen schimmern gegenwärtig in ihren oberen
Theileu in beiden Farben. Unten aber, an der
dickeren Umhidlung des Schaftes, sind sie säunnt-
licli roth, während die übrigen oben allerdings ab-
wechselnd roth und gelb sind, wie auch die Wäude
nuten roth und oben gelb erscheinen. Einige der
oben gelben Säulen siud etwas roth angelaufen, eine
Erscheinung, die wohl auf die Einwirkung der Hitze
zurückzuführen ist und sich an Wänden oft nach-
weisen lässt, z. B. an der linken Wand des Tablinum
in der Casa del ciiinale, im Atrium der Casa dei
marmi, in einem Zimmer der Casa dei Dioscuri
und oft. In allen diesen Fällen und vielen anderen
kann kein Zweifei darüber sein, dass die Wände
ursprünglich gelb gewesen. Beispiele des Gegen-
theils, dass nämlich Roth sich in Gelb verwandelt,
wie Overheck (I S. 29) ganz allgemein hinstellt,
siud mir nicht bekannt geworden.
Das zuletzt citirte Werk enthält ausserdem viele
■wohl nur in ihm vorkommende thatsächliche Irrthii-
mer, von denen es auöälleud ist, dass sie in der
neueu auf Autopsie beruhenden Auflage stehen ge-
blieben siud. So wird I S. l'ü behauptet, der
80
Haupteiiig:aiig ziiui Isisteuqiel bctiude sich in de.t
ytrada di Stabia, während er sich in der Ötrada
d'Iside befindet; uud I S. 97 wird behauptet, der
Haupteiugantc in den sog. Acscidaiiteniiicl an der
Strada di Ötabia sei vermauert, während dieser dotii
gegenwärtig der einzige Eingang des Tempels über-
haupt uud, so viel ich habe in Erfahrung bringen
können, niemals vermauert gewesen ist. 80 giebt
es einen verkehrten Begriff' von dem Stile der sog.
ciirin hiaca, wenn II 8. 131 ihre Inlercolumuial-
weite auf 3 V^ untere iSäulendurchmesser augegeben
wird, anstatt auf 5 — G (der untere Durchmesser der
Säulen beträgt U,o8 m.; die lutercolumnieu sind an
der Schmalseite 2,00 m., an den Langscitcn •J,2Üt ni.
weit); und es wirft ein falsches Liciit auf das kleine
Theater, wenn I S. 1Ö8 seine peperiuartigen grauen
Tutfsit/.e für Travertin ausgegeben werden. Frei-
lich wird ancii II S. \22 als einziger Unterschied
zwischen dem Travertin und dem l'cperin die hellere
Farbe des ersteren angegeben ! Thatsächiich irrthüm-
lich ist es ferner, wenn angegeben wird, die Propy-
läen des sog. forum iriiingulaie seien durch acht
Säuleu gebild t (I S. 73). Vielmehr sind es sechs
Säulen und zwei Dreiviertelsäulen, welche im Profil
an die Autenpfosteu angeklebt sind und sich daher
keineswegs ebenso breit präsentiren, wie die ganzen
Säulen. Irrthümlich ist auch die II S. 14G ausge-
sprochene Meinung, in Pompeji seien keine Sculp-
turvverke von farbigem Marmor gefunden. Die Aus-
grabungsberichte erwähnen derer über ein Dutzend
(vgl. auch Neap. auf. Bildw. no. -JiH, 17; 227,28;
244, 45). Sehr auffallend ist es ferner, dass I S. 107
uud II S. 102 das gemalte Harpokratcsbild aus
der Nische des Umgangs des Isisteuipels (Helb. uo. 1)
zu einer Statue geumcht und an letzterer Stelle
förmlicii den plastischen Bildwerken eingereiht wird.
Unrichtig sind auch die Angaben (I S. ss), der grie-
chische Tempel sei von Ost nach West orientirt,
während das umgekehrte annüliernd zutrifft (vgl.
Nissen, Templum S. 213), und die handelnden Per-
sonen der pompejanischen Gemälde würfen, mit Aus-
nahme derer auf einem Bilde, keiue Schlagschatten
(II S. 20;") uud 2111). In Bezug auf die Wandgemälde
finde ich in der Beschreibung der Casa della caccia
antica (I S. 258—25!)) allein die folgenden Irrthümer:
das Bild des Dädalus und der Pasiphae (Heibig
no. 1206), welches sich längst im Museum von
Neapel befindet, wird als noch an Ort und Stelle
betindiicli geschildert; das Bild der von Aktäon
überraschten Artemis (H. 250) wird für eine
Venus Anadyomene (!) erklärt; und die Danae
(H. IIG) wird ^ar für eine Diana ausgegeben.
Letzteres mag jedoch eiu Druckfehler sein. Indessen
liegt es mir fern, hier eine verspätete Kecension der
zweiten Auflage jenes Werkes, welches mir selbst
in Pompeji oft gute Dienste geleistet hat, liefern
zu wollen. Immerhin darf man auch ein nicht für
Gelehrte bestimmtes Werk, welches von dem archä-
ologischen Lehrstuhle einer der ersten deutschen
Universitäten ausgegangen und Fiorelli gewidmet
ist, für die mitgetheilteu Thatsachen wenigstens
insoweit verantwortlich machen, dass mau seine
Irrthümer für verbreitete und deren Berichtigung
für nothwendig hält. Alles in Allem dürfte noch
heute richtig sein, was E. Hübner im Jahre 1857
bei der Besprechung der ersten Auflage dieses
Werkes ausgesprochen hat, dass die ganze Untersu-
chung über Pompeji noch einmal gründlich von
vorn an aufgenommen werden sollte. Die erste Be-
dingung einer solchen neuen Untersuchung, wie sie
für den topographischen Theil von Nissen (Das
Templum) angebahnt ist, uulssle sein, den archäo-
logischen Tliatbestand richtig wiederzugeben.
Hcidelbei-i
K. WoKl;M.\NN.
. DIE SOGENANNTE lÜESENSAULE IM ODENWALDE.
Dass der im sogenannten Felsenmeere am Fufse grofse Säulenschaft ') antike, römiselie Arbeit ist,
des Felsberges im Odenwalde liegende, aus einem
kolossalen Blocke grauen Granits herausgearbeitete
') Nai:li einer Nnliz in Nr. 345 der ^Darnistädler Zeitung"
M>n 1872 lielindet sicli nncli ein um 7 Fufs längerer, bis jetzt wenig
81
unterliegt nach der Technik keinem Zweifel. Säulen
aus polirtem Granit wurden zur Zeit der römischen
Imperatoren bei Prachtbauten sehr häufig; ange-
wendet, sind seit dem Verfalle des römischen Rei-
clies bis auf die neueste Zeit hin aber wohl kaum
jemals, am allerwenigsten in so bedeutenden Di-
mensionen, angefertigt worden, weil man die Kennt-
niss der technij^cheu Hülfsmittel zum Poliren der-
selben verloren hatte.
Ueber die Zeit der Anfertigung und die Be-
stimmung dieser nicht fertig gewordenen „Riesen-
siiule" — das Poliren solcher Säulen geschah wohl
meist auf dem Bauplatze — aber ist man noch
völlig im Unklaren. Vielleicht ist folgende Notiz
geeignet einiges Licht darüber zu verbreiten.
Die bekannte grofsartige Ruine des Tempels
l.rkannler Säulerscbofi, der nur ganz roh bearbeitet ist, im Beichen-
bacber Walde am Alibange des Felsberges.
mit sechs Sauleu in der Front auf dem Forum zu
Rom, von eiuigen Gelehrten ..Tempel des Saturn",
von anderen ..Tempel des Vespasian" geuannt,
welclier im zweiten oder dritten Jahrhundert n. C'lir.
neu erbaut, später restaurirt worden ist, hat näm-
licli Säulen von ganz ähnlichem Materiale, deren
Mal'se mit denen der hessischen Riesensäule genau
stimmen. Die Schäfte der Säulen des römischen
Tempels sind nach Reber (Ruiuen Roms S. 92)
11 Meter (3ö'j hoch, uuteu 1,43 {V','), oben 1,20
(3%') Meter dick, und die Riesensäule ist nach
Wagner (Beschreibung des Grofsherzogtiiums Hessen
Bd. I S. 37) 31 V3' lang, unten 4'/,' oben 4',,' dick.
Es fehlen der letzteren also ungefähr 3 Ful's an
der Länge; doch ist bekannt, dass vor längerer
Zeit ein Stück von ihr abgetrennt worden ist, wel-
ches jetzt am Marktbrunnen zu Reichenbach liegt.
Nürnberg. R. Bergau.
ALTERTHÜMER AUS DER PROVINZ POSEN.
lieber die im Regierungsbezirk Bromberg (All-Burgund [?]) aufge-
fundenen Alterthümer und die Wanderslrafsen römischer, griecbischer,
gotbiscber und keltischer Heere vun der Weichsel nach dem Bbeine.
Mit einem Anhange über die Verbindung einiger Gesänge der Edda
mit der positiven Geschichte. Von G. A. C rüger, kiinigl. preuss.
Baurath. Mainz 1872 (Buchdruckerei von H. Prickerts, mit zwei
autolithographischen Tafeln) 6-' S. 8.
Der Verfasser dieses Schriftchens ist ein Be-
amter, der seine langjährige Thätigkeit in den
Grenzen seines Amtsbezirks zu einer sorgfältigen
Durchforschung desselben in Bezug auf Reste alter
Strafsenanlagen und Grabhügel und die Funde von
Alterthümern aller Art benutzt hat. Allein er hat
fern von den Pflegstätten wissenschaftlicher For-
schung sein Leben hingebracht; der oben ange-
führte Titel seiner Schrift wird den Kundigen in
ausreichender W^eise andeuten, in welche Regionen
sich seine lebhafte Phantasie verloren hat.
Auf der ersten der beiden sorgfältigen Umrissta-
feln (die nur ausreichende Mafsangaben hin und wie-
der vermissen lassen) sind abgebildet zunächst sechs
Thongefäfse; das eine, wie es scheint, mit der nicht
ungewöhnlichen Andeutung menschlicher Gesiehts-
Archaoliig. llg., Jahrg:iiif .\XX.
Züge auf dem Halse, aus der Gegend von Lobsens
(Fig. 1 ; darin lagen ein Paar eiserne Nadeln mit
Knöpfen), die anderen (Fig. 2 bis (j) von mehr oder
minder seltenen Formen und Ornamentierungen
(Fig. 7; eines mit einem eigentliüuilich verzierten
Deckel Fig. 8); ferner ein bronzener Krummstab,
etwa 2'/ 2 Fufs lang und '3 Zoll stark, in der Nähe
des Dorfes Laziska bei Wongrowitz gefunden, aber
nicht mehr vorhanden (Fig. 9 ; der Verdacht mittel-
alterlichen Ursprungs liegt nahe\ ein kleines Bronze-
beil, 4 Zoll lang, vorn 1% Zoll breit, aus dem Torf
bei Liepa im Netzebruch (Fig. 10); ein bronzenes
Säulencapitell korinthischer Ordnung, etwa 12 Zoll
hoch, der Abaeus etwa 1% Zoll im Quadrat (Fig. 11 ;
nur Stücke davou sind erhalten; die Mögiiclikeit
jüngeren Ursprungs ist nicht ausgeschlossen), ein
kleiner dreifül'siger Bronzekessel (der Verf. nennt
ihn einen 'kleinen Rauchaltar', und rcstituiit die
Zeichnung nur nach der Beschreibung, Fig. 12);
ein goldener 3 Fufs langer und etwas über y^ Zoll
starker Stab, bei Czarnikau im Torf gefunden, jetzt
11
82
im hiesigen Museum (Fig. 13); eine bronzene Lan-
zeuspitze mit Henkeln, ebenfalls im hiesigen Mu-
seum (Fig. 14); ein Bronzecelt aus Wissulki bei
Schneitlemühl (Fig. 15); ebendaher ein liakenför-
miger Bronzecelt mit Cauuelüren, dem die Abbil-
dung (Fig. KJ) eine Inschrift pPt^U giebt (doch beruht
dieselbe, laut nachträglicher Mittheilung des Hrn.
Verf., nur auf der aus der Erinnerung gemachten Auf-
zeiclnuuig des Schlossers, weicher die Wafte besessen
und eingeschmolzen hat; ist also gänzlich unzuver-
lässig), endlich Pfeil und Lauzenspitzen aus Gnliren
bei Czarnikau und Schöulauke (Fig. 17 nnd 18). Die
zweite Tafel giebt zwei bronzene Armringe (Fig.
19 und 20), eine eigenthiimlich geformte Lanzen-
spitze mit Henkelloch (nachträglich aus der Erin-
nerung aufgezeichnet, Fig. 22); einen bronzenen
Hammer (Fig. 25); ferner verschiedene kleinere
Gegenstände aus Bronze und Eisen, Arm- und
Fingerringe u. s. w. (Fig. 26 — 32); schwerlich rö-
misch ist wohl der Sporn (Fig. 23). Nicht abge-
bildet sind die zahlreich vorkommenden Münzen,
über die Seite 16 tf. berichtet wird; nähere Bestim-
mungen sind nur bei wenigen etwas srenauer be-
schriebenen Stücken möglich. Die Reste von Burg-
wällen, sogenannten Opferplätzeu, Grabiiügeln (Mo-
gillen genannt) und anderen Bauwerken, die S. 28 IT.
erwäliut werden, hätten eine genauere Aufnahme
und Beschreibung verdient; nach den gegeltenen
Andeutungen ist kaum über ilir Alter zu urtheileu
möglich. Die 'aus rohen Feldsteinblöcken beste-
henden Fundameute eines Tem])e]s oder einer
Basilika' (S. 3i)) bei dem zerstörten Orte Dauabo-crs,
nördlich von Gnesen, unweit Lopienno und Rogowo,
und die 'Palastruinen' im Lennasee, drei Meilen
westlich von Gnesen, deren Grundriss, auf Taf. 2
Fig. 33 gegeben wird, mit 'Gesimsen von Kalk-
stein mit griechischer Protilierung' (vgl. S. 30; 39 f.),
sehen sehr entschieden mittelalterlich aus; hiei"
würden genauere Skizzen sehr erwünscht gewesen
sein. Auch an Pfahlbauten fehlt es nicht im Lenna-
see und sonst in jenen Gegenden; der Verf. be-
hält sich darüber weitere Ausführungen vor (S. 35).
Diess ungefähr sind die thatsächlichen Mitthei-
lungen der kleinen Schrift, welche an dieser Stelle
vor gänzlicher Nichtbeachtung zu bewahren wohl
gerechtfertigt erscheint. E. H.
ROMISCHE INSCHRIFT AUS
Ende Juli d. ,1. ist beim Umbau des Frank-
furter Domes als Gesimsstück an der nördlichen
Mauer des ältesten Theiles der Kirche (der alten
Bartholoniäuskirche) eine Sandsteinbasis (0,69 M.
lang und 0,53 breit) mit einer Inschrift in schönen
Schriftzügen gefunden worden, welche ich nach dem
von Hrn. Inspector Professor I. Becker mir freund-
lichst übermittelten Papieral)ilruck hier mittheile:
• • ■ ATOD • •
OHISEQJi
c V R A AA A C. <•'('<■
•V E X T I L I 0 F "•>•
5 c o • > L E G X X . .
'■ /^ C "M M oD- Vi I 1"- "■ Chr.
Das ist, mit den von Hrn. Becker (der die Inschrift
in einer Frankfurter Zeitung publiciert hat) vorge-
schlagenen sicheren Ergänzungen : . . . itlod . . . [r\o-
h(or)s I Sr(il)iniinrinii') et l\\atir((iri)nnii) rhiram
FRANKFURT AM MA;N.
a\genle Sjextilio F[usc]o o (ceiihirioiic) legOonis)
A'A[// Priiii(igeniae)]. [I\mpCeralore) Co>nnioil(o)
VII \(:oOOs(ule^]. In der ersten Zeile (vor welcher
nichts zu fehlen scheint) steckt der locale Beiname
irgend einer Gottheit oder auch irgendwelcher Ma-
tronen; man könnte beispielsweise ergänzen [Sed](tto
d[eo siacnim)] (vgl. Orelli 204.-^. 4972). Die erste
Cohorte der Scquaner nud Raurakcr ist anderweitig
bekannt: z. B. ans den Inschriften von Steiubach
in Baden (Brambacb 1738) und Wiltenberg am Main
(Brambach 1740. 1744); die in Frankfurt gefunde-
nen Steine gehören meist dem zwischen Heddern-
hcim und Prannheim gelegenen iioviis virus an.
Zu Ende des zweiten Jahrhunderts also (die In-
schrift aus Wiltenberg Brambach 1740 ist vom Jalir
191) nuiss die Cohorte in jenen Gegenden stationiert
E. II.
(Januar 1873.)
LI'
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S5 t
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Anhacototfischi' Xt'itiimj 1879.
Taf.
6.1:
■'rUr^'»•v>^\l-\\l \r •■ 1 -iii ihiti'i-m.i» -
DIE GEBURT DES KRlCnTIIONIOS ,
Terrae otta des B erliner Anliquariums .
Lith Anst V W Loeillot in Berlin
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Anlianitoi/ixchf '/.cilinicj /ilJ'! :
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MYAAV.Y ETXER SAVLE IlKhi .AllT?; All.STKMrKLS 7X' h'l'llISOS
Arvhdcüloifisflu //i'iliiiKf iH'/'-i
Tu f. 6(i.
RKLIKK KINKR SAULK DKS AHTIOAllSTKMFKLS 7X KI'IIKSOS
DIE ANTIKENSAMMLÜNG DER MARGIANA ZU VENEDIG.
Erst vor kurzem war mir gestattet einige Tage
der geiiauercu Betrachtung der Antikeusammlung
der Marciaua im Dogenpalaste zu Venedig zu wid-
men. Dabei war der Katalog des Vorstehers der
Marciaua , Guiseppe Valentinelli, murmi scolpiti del
museo arelieologico della Marciaua di Veneria (Prato
1806) mein Führer. Für diejenigen, welche auf
dieses Werk bei wissenschaftlicher Benutzung ein-
zelner Objecte der genannten Sammlung angewiesen
sind, mögen die folgenden Bemerkungen in gleicher
Weise nützlich sein, wie früher ähnliche Anmerkungen
über andre Autikeusammlungeu in Oberitalien (Arch.
Zeit. Anz. 18ü7 S. 71 ff., 87 ff., !J7ft".) sich erwiesen
haben. Die Nummern sind die des genannten
Verzeichnisses von Valentinelli. Uebergangen sind
namentlich fast sämmtliche Köpfe, über welche sich
bei der jetzigen Aufstellung kein Urtheil gewinnen
lässt. Uebergangen sind aul'serdem diejenigen Stücke,
welche mir zu keinen oder zu nicht hinreichend
wichtig erscheinenden Angaben Aulass gaben. Mein
Stillschweigen kann also nicht bei den Köpfen, wohl
aber bei den meisten übrigen Nummern als Be-
stätigung des Valentinellischen Textes gelten.
9. Athena. Gleicht attischen Arbeiten, unter
Anderen auch in dem auf den Schultern befestigten
und nur hinten herabfallenden Mantel, der aber
nur bis auf die Länge des Chitouübcrschlags lier-
unterreicht. Weder mit der Parthenos des Phidias,
noch mit der sog. Minerva Pacifera im Vatikan,
welche Valentinelli vergleicht, ist eine genauere
Uebereinstimmung vorhanden. Der Kopf wird nicht
zugehörig sein, ist unter Anderm zu grols, aucii ist
ein ganzes Halsstück neu zvvischengesetzt. Die
Abbildung Tafel I. ist besonders in den Falten am
rechten Beine falsch.
ArclieiolOi!. Zl''. Jahrnant; X XM.
12. Aphrodite. Eine fein bewegte Figur.
Obwohl auch hier der Hals modern zwischengesetzt
ist, seheint der Kopf doch zugehörig zu sein.
16. Weibliche Figur. Griechisch. Beson-
ders das Gewand über dem linken Beine durch
Ueberarl)eitung entstellt. — Die vcnetianische Samm-
lung ist, wie auch z. B. die Sammlung zu Catajo,
reich an solchen meist nur halbgrofsen weiblichen
Figuren (z. B. 143, 146, 151, 155), welche in Grie-
chenland in späterer Zeit nach älteren Vorbildern
verschiedener Perioden gearl)eitet sein müssen. Man
darf an GrabmäJer mit solchen Rundbildern denken,
um so mehr, als spätgriechische Grabreliefs mit
meist von vorn gesehenen Figuren in Hochrelief
vielfach geradezu nur als wohlfeilerer Ersatz für
solche Grabmäler mit freien Figuren anzusehen
sind. Natürlich müssen auch männliche Figuren
der Art existiren. In der venetianischen Sammlung
dürfte namentlich 182 als eiue solche gelten dür-
fen. Es ist zu bemerken, dass Valentinelli grie-
chische Formengebung namentlich in der Gewan-
dung solcher Figuren als „archaische" zu Itezeichnea
pflegt, anders als wir das Wort zu gebrauchen
pflegen.
18. Bacchantin. Um des sehr schlanken
Wuchses willen merkwürdig.
2u. Nicht so schlecht gearbeitet, wie V. an-
giebt. Die Formen sind etwas ins Grofse behandelt,
wozu auch der sehr körnige Marmor einlud; der
verwaschene Zustand der Figur steigert diesen Ein-
druck noch. Die Deutung auf Herakles ist ganz
unmöglich, schon um des Kopfes willen, der nach
einem Portrait etwa aus der Zeit der Antoniue aus-
sieht.
23. Höre des Herbstes. Hier ist das kUnst-,
12
84
lerische Verdienst von V. überschätzt. Es ist die
Kopie einer in der Gewandung guten Figur. Die
Früchte liegen im Obergewande, welches nicht als
„Tunica" anzusehen ist.
•20. Weibliche Figur. Vergl. n. 16. In
römischer Zeit verdorbenes griechisches Motiv; das
Gewand ist der attische Chiton.
29. Aphrodite. Die von V. versuchte Zeit-
bestimmung ist anfechtbar.
32. Knabe mit einer Gans, die er mit einer
gewissen Noth und Aengstlichkeit zurückhält. Eine
andere Komposition, als die von V. angeführten
Exemplare, welche man auf das Original des Boe-
thos zurückführt. Der Knabe trägt die bekannte
Haarflechte auf dem Scheitel.
35. Eros mit dem Bogen. Die üeberreste
des Bogens sind hinten am linken, vorn am rechten
Schenkel erhalten. Der stützende Stamm oben mit
Laub und Früchten, der Köcher an demselben,
ferner das ganze linke Bein sammt dem Fufse und
einem Theile der Plinthe sind aus einem Stücke,
antik und zugehörig. Die beiden Ansatzreste auf
dem rechten Schulterblatte und dem linken Hinter-
backen können nicht einen Köcher gehalten haben,
welcher auf ihnen in der Luft geschwebt hätte.
Diese beiden Ansatzreste werden vielmehr von einer
Verbindung des Eros mit einer anderen, gröfseren
Figur, z. B. einer Venus, herrühren. Damit erklärt
sich denn auch das Kückwärtshinaufblicken des
Copfes, die einzige wesentliche Abänderung, welche
der Bildhauer römischer Zeit mit dem von ihm
ganz und gar benutzten, damals, wie wir aus den
zahlreichen Copien (Marciana 102) wissen, berühm-
ten griechischen Vorbilde vorgenommmen hat.
41. Vergl. n. 16. Die Benennung „Faustina"
ist schon mit V.'s eigner annehmbarer Bemerkung,
dass die Figur zu einem (jrabmale gehört zu haben
scheine, nicht wohl vereinbar. Der aufgesetzte, feine
Kopf lässt kein Portrait erkennen, gehört aber viel-
leicht gar nicht zur Statue; obwohl gut zu ihr pas-
send, scheint er doch von anderem Marmor und
besserer Arbeit zu sein. Die von V. als feldeud
bezeichnete linke Hand ist vorhanden und zwar
antik. Die Inschrift ist auf Tafel III. richtig, nicht
ganz so im Texte. Die Abbildung läset von der
Zierlichkeit der Figur gar nichts erkennen.
44. Vergl. n. 16. Von der stilistischen Ver-
schiedenheit des Kopfes und des in seiner Gewan-
dung angeblich alterthümlichereu Körpers konnte
ich mich nicht überzeugen. Es ist eine breite Figur
mit einfach und grols angelegtem Gewände. Am
Kopfe sind Nase und Kinn neu.
49. Nereide. Was V. im Gewände als Spu-
ren von Ueberarbeitung ansieht, erschien mir als
ursprünglicher Zustand nur halb skizzirter Ausfüh-
rung. Das der Kopf, dessen Nase und Kinn neu
sind, wirklich nicht zugehörig sei, gilt mir nicht
als völlig ausgemacht.
51. 56. Zwei Musen, „decorative römische
Copien nach einem alten griechischen Typus",
wie übereinstimmend mit dem Urthcile 0. MüUera
und noch mehr Stephanis bei Burckhardt im Cice-
rone mit vollem Rechte auch in der zweiteu Auflage
(S. 460a) beibehalten ist, während die da ange-
gebene Herkunft vom Theater im Pola allerdings
hinfällig ist. V. ist hier, wie noch sonst einige
Male, gerade gegen das treffende Urtheil Burckhardts
nicht mit Glück polemisch aufgetreten. Bei diesen
Musen hat er sich von Guedeonoflf schlecht berathen
lassen, indem er, was auf einer mit dem Zwecke ar-
chitektonischer Wirkung zusammenfallenden Benut-
zung altgriechischer Formeigenheit beruht, vielmehr
zur Behauptung wirklich altgriechischen Ursprungs
(..vor Phidias") ausbeutet. Züge allgriechischen Sche-
mas sind unverkennbar, namentlich bei der Melpomene
(n. 56), die parallel gestellten FUsse, der dabei vorge-
setzte linke Ful's, der gegen den hochgewölbten Thorax
und die breiten Schultern um so kleiner erscheinende
Kopf, die auf die Schultern fallenden Haarlocken;
speziell attisch dürfte die ..Saalkante" des Hiraations
sein. Der Gesammteindruck i.st, wenn auch weniger
günstig, doch immer noch verwandt dem der Kane-
phoren in Villa Albani, bei denen auch attische
Vorbilder aus grofser Zeit, weniger altcrthümliche
aber, durchblicken. Die merklich heraustretende
Hüfte, bei der Melpomene die rechte, bei der an-
dern die linke, bei ganz gleich aufstehenden Fufsen,
gellt aus einem Zusammenwürfeln von sich gegen-
85
seitig ausschliefsenden Formen verschiedener Zeiten
und Stile hervor, das den mit fremden Formen
operiienden Spätling besonders handgreiflich ver-
räth. Beachtenswerth ist auch die Maske der Mel-
pomene, welche, nebenbei gesagt, nach dem scharf-
eckigen Ausschnitte auf ihrer Unter- und lUickseite
zu urtheileu, auf eiueu) kleinen stutzenden Pilaster
aufgeruht haben wird. Ein solches Gesicht mit
dieser senkrechten Stirnfalte zur Gewinnung staik
tragischen Ausdrucks, dazu mit solchem flielsendem
Haar machte man nicht in der ^premicre epoque de
l'art grec" (Guedeonoff ), in der „epoca anteriore cd
tempi di Fidia" (Canova). Die Ausfuhrung ist durch-
weg von rein decorativer Mittelmäfsigkeit, wozu auch
der auf der Hinterseite nurgauz oberflächlichhehauene
Stein gehört. Die Abbildung auf Tafel VI giebt na-
mentlich von der Maske, deren MundinMarmor durch-
bohrt, deren Augen voll gelassen sind, gar keine
Vorstellung. Noch ungenügender ist die tar>. d'agg.
A der Annali delF inst. 1852. In Valentinellis
Texte ist auf S. oG Z. 11 von oben „destra" statt
„sitästra^' zu lesen.
59. Nicht die ganze phrygische Mütze, sondern
nur deren oberer Theil ist modern.
63. 67. Auch bei diesen beiden, sehr an-
muthigen Kaudelaberbasen ist Burckhardts mit den
Worten „scheinen verdächtig" ausgedrückter Ge-
danke an modernen Ursprung nicht so ganz aus
der Luft gegriften, obwohl etwas von der Zierlich-
keit, die hier diesen Eindruck hervorruft, gerade an
Kaudelaberbasen antiken Ursprung nicht ganz bei-
spielslos ist.
69. Dieses Fragment einer sitzenden Frauen-
gestalt ist in der That, wie es Ch. Newtons hier-
für besonders geübtem Blicke nicht entging, trotz
jämmerlicher Zerstörung das künstlerisch werth-
vollste Stück der ganzen Venetianischen Sammlung,
griechischer Arbeit noch sehr guter Zeit. Es ist
zu wiederholen, dass es geformt zu werden verdient.
71. Vergl. n. 16. Die profilirte Plinthe ist
antik. Die antiken Theile des Gewandes zeigen
ein quer durchlaufendes Streifenmuster (vgl. n. 163).
72. Barbaren ko pf, aber nicht ein männ-
licher, wie auch der Ergänzer der Nase angenom-
men hat, sondern ein weiblicher. Er ist der Peters-
burger ..Germanin" einigermal'sen verwandt, die
Haare sind nach unten mehr gelockt, als dort;
doch ist der Venetianische Kopf im Ausdrucke weit
unbedeutender. Die Abbildung auf Tafel X ist ganz
entstellend.
77. Die allerdings sorgfältiger gearbeitete Ge-
wandpartie vom Halse bis zum Nabel steht doch
höchstens etwa den Florentiner Niobidenfiguren
gleich, die übrigen Partieen sind sehr unbedeutend.
In den Ergänzungsangaben V.'s ist der linke Fufs
gemeint, aber auch vom rechten sind drei Zehen
neu, mit dem linken Unterarme ist auch die Hand
sammt den Blumen neu. Die Figur ist eine von
den deutlich mit einem unteren, dünnen und einem
oberen, dickeren Chiton bekleideten. Aul'serdem
noch einen Mantel, von dem Clarac spricht, sah
ich nicht, auch nichts vom aeginetischen Stile, den
Clarac findet.
82. Ein Pestauratoren -Pasticcio. Für einen
Dionysos wäre das starke, in der Abbildung auf
Tafel XII freilich fortgelassene, Schamhaar höchst
auflallend. Dass der Dionysos-Kopf aufgesetzt ist,
giebt V. an, nicht aber, dass beide Oberschenkel,
welche den Torso mit dem Baumstamme, auf dem
die Nebris hängt, verbinden, entschieden modern
sind. Das Hauptstück der jetzigen Figur, der Torso,
hat also nichts mit Dionysos zu thun.
90. Pallas Athene. In römischer Zeit ent-
standene Reproduction eines attischen Originals aus
guter Zeit, bestimmter etwa dem 5. Jahrhundert,
welches Original im Charakter etwa dem Torso auf
der Akropolis (Michaelis Parthenon Taf. 15, 2u. 2a)
verwandt gewesen sein mag. Eine vollkräftige
Gestalt; die Brust mit der Doppelgürtung einmal
unter, einmal über dem Chiton ist mächtig, als hielte
ein Band sie nicht. Attisch sind die Kreuzbänder
auf der Brust, auf deren Kreuzung die Spur des
Gorgoneions, das aber nicht in Metall angesetzt
war, noch deutlich sind. Der Kopf sammt dem
langen Halse stimmen zu schlecht zum Uebrigen,
als das man sie für zugehörig halten könnte. Aber
auch der Kopf n. 274 gehört keineswegs, wie
Tliiersch versicherte, zu dieser Statue, die unter den
12*
86
Athenastatuen eine besondre Bedeutung beansprucht,
wovon die Abbildung Tafel XIV keine Ahnung
giebt.
1 02. B 0 g e n s p a n n e n d e r E r o s. Der Kopf ist
zwar schon des verschiedenen Marmors wegen nicht
als zugehörig anzusehen, ist aber in der That auch
der Haartracht nach dennoch der Kopf einer Replili
derelbsen Figur. Obwohl nicht so wohlerhalteu,
wie Burckhardt meint, so ist doch dieses Exemplar
nicht ohne Nachklang der Lebendigkeit der Formen,
welche das nicht umsonst so berühmte Original
ausgezeichnet haben muss. Vergl. Friederichs Amor
mit dem Bogen des Hercules, 27. Berliner Wiukel-
mannsprogramm 18()7.
103. Odysseus. Auch ich muss, was V. ver-
wirft, diese Figur ganz entschieden für modern an-
sehen; gemeint ist Odysseus. Ihm die Athena auf
die Fibula zu geben ist ganz im modernen Ge-
schmacke, etwa wie die apollinische Lyra auf dem
Scepter des Chryses im Disneyschen Kelief zu Cam-
bridge.
IGT. Die Form des Kopfaufsatzes ist wieder
auf Tafel XVII, noch im Stiche bei Zauetti genau
gegeben. Das Sistruni in der Hand der Isis ist
auf dem Steine gar nicht deutlich; auf Tafel XVII
ist ihr Skeptron vergessen.
113. Maske, ähnlich eiuem Pansgesichte.
Diente nicht als Schlussstein eines Bogens, sondern
war irgendwo frei aufgesetzt.
121. Pan steht die Syrinx blasend an einem
Baume, an welchem ein Gewand aufgehängt ist. Aber
auch Pan selbst trägt nicht ein Fell, sondern eine
Chlarays, die den Körper vorn ganz frei lässt. Diese
Tracht, wie der ganze sehr feinlebendige Charakter
der Figur, weist nach Attika; der Marmor ist sicher
griechisch. Der Gott ist ithyphallisch. Der Baum-
stamm ist jetzt oben abgebrochen , war also höher.
Den Kestaurationsangaben V.'s habe ich sonst nichts
hinzuzusetzen.
125. Kekule das akademische Kunstmuseum
(Bonn 1872) n. QV.l Auf den drei Seiten der Basis
ist dargestellt jedesmal ein Altar, das eine Mal
darauf der auf einer Kugel sitzende Adler, das an-
dere Mal darauf ein Eichenkranz und schräg gerichtet
ein Skeptron, das dritte Mal der aufrecht gestellte
geflügelte Blitz, also Zeusattribute, wie sonst z. B.
Marsattribute an den Seiten einer Kandelaberbasis.
Die Bezeichnung als Aia ist jedenfalls ungenau.
137. Vielleicht Ueberrest einer dann allerdings
in den Formen stärker markirten und gröfseren
Replik des Bogenspanners. Doch konnte ich das
Fragment nicht genügend prüfen.
138. Leda. Hier hat Burckhardt allerdings
Unrecht, ein Werk des 16. Jahrhunderts anzunehmen;
die starken von V. richtig angegebenen Ergänzungen,
die freilich jünger als das 16. Jahrhundert sein
werden, müssen ihn bei einem Werke, das ihn oben-
drein abstiess, getäuscht haben.
139. Hat mit der Venus genitrix der Münz-
typen Nichts zu thun. Als Beispiel manierirter grie-
chischer Gewandbehandlung verdient die P'igur ge-
formt zu werden; Thiersch überschätzte sie, wie
Vieles in der Sammlung.
144. 145. 153. Die Brunnschen fallenden
Gallier s. jetzt Aimali dell' Insl. 1870 S. 202 ff.
Der Anblick dieser Originale kann die Ueberzeugung
von der Richtigkeit der Entdeckung Brunns nur be-
stärken.
146. Mit Recht denkt V. bei dieser weiblichen
Figur an Gewandraotive im Parthenonfriese. Am
nächsten kommt Mich. Taf. XIV Fig. 33, mit der
Brunn früher schon einmal die fackeltragende Göttin
im grofsen eleusinischen Relief und die sogenannte
Sappho in Villa Albani verglich; ein mindestens ver-
wandtes Motiv ist für die Statue der Agrippina
(jun. V) aus Cervetri im Lateran (Benndorf u. Schöne
n. 207) benutzt, auch die Figur rechts in dem Relief
„lovi Sanclo 6row<o«<iu.s.w." in Pilla Panfili hat einen
Anklang davon. Das Venetianische Exemplar er-
scheint mir gradezu als die freilich etwas handwerks-
mäfsige Wiederholung einer altattischen, d. h. der
Zeit des Phidias etwa entstammenden, Gewandtigur.
Auch die „Saalkante" am Mantelsaume fehlt nicht.
Die Figur hat breite Proportionen, wie von der ver-
meintlichen Sappho Albani einmal Jemand meinte,
„eile est assez grasse pour une poete". Diese Pro-
portion wie Kopf und Mund erinnerten mich an den
seit Friederichs sogenannten Polykletischen Dory-
87
phoros. Ich bin nämlich j,'egen V. der Jleinung,
dass der Kopf wirklich zur Figur gehört; er ist
auch nicht so schlecht gearbeitet, das linke Ohr
z. B. ist recht fein, die Ohren sind durchbohrt, also
wie z. B. am angeführten elcusinischen Relief. Hier-
mit ist einstweilen genug gesagt, um diese Statue,
wie ihre Genossen, als gröfserer Aufmerksamkeit
würdig zu erweisen.
148. Ganymed, vom Adler entführt,
noch heute bei den venetianischen Fremdenführern
„opera di Fidia'% mehrfach besungen sogar und so
auch von V. noch traditionell dermafsen hoch ge-
halten, worin auch Otto Jahns hier zu warme Be-
wunderung bestärken konnte, dass Burckhardts voll-
kommen richtige Bezeichnung als mittelniäfsige
römische Arbeit ihm höchsten Anstoss erregte (pa-
role. (wventatc cd liisoleitli). Es ist in der That eine
römische Arbeit und mir von einer gewissen mittel-
mäfsigen Gefälligkeit, dazu von recht schönem
Marmor. Alles Weitere ist vom Uebel. Ohne das
mindeste Verdienst ist das Gewand, das dürftig in
zwei Reihen gelegte Haar, das wirklich alberne
Gesicht. Der ganze Kopf ist schwerlich mehr
werth, als der zufällig darunter stehende, der Tracht
nach ähnliche eiues Mithras.
151. Vgl. No. IG.
155. Die rechte Hand ist modern und von
einem Steuerruder wenigstens keine Spur sichtbar.
Der Kopf dagegen ist nicht modern; nur ein Theil
des Haares über der Stirn mit einem Stücke des
Diadems ist ergänzt. Aufgesetzt ist der Kopf frei-
lich, doch könnte er ebensowohl wie der von No. 146
sogar zugehörig sein. Auch hier sind die Ohr-
läppchen zum Einsetzen von Schmuck durchbohrt,
einerseits zwei Mal, w'ahrscheinlich ursprünglich
beiderseits so; auch am Diadem deuten Bohrlöcher
auf Metallansätse.
157. Der Torso ist zu kräftig für einen Narkissos ;
auch das Schreiten passt zu dieser Deutung nicht.
158. Victoria. Der Kopf ist antik, aber aller-
dings nicht zur Figur gehörig, die Behandlung zeigt
eine sehr sichere Hand.
160. Männlicher Torso. Der Hals ist aus-
gehöhlt zum Aufsetzen eines Kopfes.
Ifil. An der Schulterstelle der Hermen war,
wie die viereckige Vertiefung mit dem Loche darin
zeigt, der gewöhnliche vierseitige Klotz eingesetzt.
Bei Burckhardt S. 542 f. liegt verniuthlich ein Ver-
sehen in den Notizen zu Grunde; n. 161 ist in der
Sammlung auf n. 162 gesetzt; beide haben Nichts
mit einander zu thun. IGl ist ferner keine alt-
griechische Arbeit, sondern eine Arbeit im heiligen
Stile aus späterer Zeit.
162. Cinerar. Solehe Cinerare, die sogar
noch weit durchgeführter, als es hier der Fall ist,
geflochtenen Cisten gleichen, sind z. B. in Aquileja,
auch mehrfach in Steiermark erhalten.
1 6.3. H a 1 b w a c h s e n e s M ä d c h e n, griechische
Arbeit, einesderunscheinbarsten, doch edelsten Stucke
der ganzen Sammlung, wenn auch die Ausführung
ganz anspruchslos ist. Grade zu der Mädchengestalt
passt die Simplicität vortrefflich; es ist dem Alter
nach eine Gestalt wie die Psyche in der bekannten
Gruppe mit f>os, aber unschuldiger ; ich finde etwas
vom Charakter jenes Mädchens mit Tauben auf
dem parischen Grabsteine im Museo Worsleyano
darin. Aehulich könnte man sich sogar auch diese
Figur restaurirt denken. Im Gewände sind Streifen-
muster sichtbar (vgl. n. 71). Der Ober- und Unter-
theil ist von einem Marmor, von einer Arbeit, beides
völlig zusammengehörig, der Kopf aber gehört nicht
dazu und ist sehr störend. Die übrigen Ergän-
zungen (rechter Arm, linker Unterarm, linke Brust)
FüCse und Basis) sind richtig von V. angegeben.
165. Idol, aber nicht das ephesische. Dass
die Brüste und alles sonst bei der ephesischen Ar-
temis Typische fehlt , ist nicht auf die freilich
schlechte Erhaltung zu schieben. Der Schaft zeigt
nur in vier llorizontalabtheilungen elf Büsten, unten
ist seitwärts (rechts) neben dem Schafte eine Sphinx
mit frei zurücktretendem Hintertheil angebracht.
Ohne Hülfe einer besser erhaltenen Replik wird eine
gesicherte Erklärung kaum möglich sein.
166. Die Abbildung Taf. XXXII i.st sehr un-
genügend. Das von V. richtig erkannte Armband
in Schlangenf'orm ist da völlig entstellt, namentlich
ist aber die ganze, sehr energische Wendung der
Figur mit hochgestemmter linker Schulter nicht
88
wiedergegeben. Durch diese Wendung wurde der
Körper unter dem transparent angespannten Ge-
wände herausgehoben. Das Vorbild mag ein Bra-
vourstück in raffinirter Gewandanordnung und -be-
handlung sein. An diesem Exemplare ist der Leib
mit dem durchscheinenden Gewände stark und form-
los vorgedrängt, sehr hässlich.
173. Der rechte Arm stützte sich nicht auf
einen Baumstamm, sondern war mit der Hand in
die Seite gelehnt, wie bei dem gewöhnlich soge-
nannten Periboetos.
174. Die Deutung auf Victoria ist mir sehr
zweifelhaft.
179. Für eine Priesterin erklärt von Otto Jahn
Ber. d. k. sächs. Ger. der Wiss. zu Leipzig 1868
S. 178 Anm. 1.
182. Siehe zu n. 16.
19U. 191. Die Erwähnung einiger Kleinig-
keiten bleibt einer andern Gelegenheit vorbehalten.
192. Ein geflügelter Knabe zwischen einem
Manne in der Toga und einer Frau; Amor zwischen
einem römischen Ehepaare. Bekannte Scpulcral-
darstellung.
193. 199. Auf spätere Zeit weist schon der
Rest eines korinthischen Pilasters hin, dessen charak-
teristische Form in der Abbildung auf Tat". XXXVII
fehlt. Mit Burckhardt setze ich diese vortrefflichen
Eeliefs in römische, etwa augusteische Zeit.
195. Für die Vorderseite eines Sarkophags
zu kurz, für die Schmalseite zu lang.
200. Die mit dem Opfer geehrte Gestalt ist
nicht bestimmt als Herakles charakterisirt, wie auf
dem ähnlichen Ilelief aus Ithome im Theseion ( Kekule
n. 374. Schoene griechische Reliefs ^n. 112) durch
das Löwenfell. Von einem solchen ist hier keine
deutliche Spur, es ist vielmehr eine Chlamys, die
über den linken Arm herabhängt. Den Gegenstand
hinter dem Nacken kann ich nur für einen Petasos
halten; der Kopf ist bescheiden gesenkt, der Mund
hat einen feinen, attischen Werken besonders eigenen
Zug. Die Keule ist ziemlich dünn. Alles das führt
«her auf 'i'hcscus, denn auf Herakles.
201. Vergl. n. 224.
206. Grabdenkmal.
210. Der geflügelte Knabe , welcher einen
Korb auf der Schulter trägt und mit der andern
Hand einen Hasen oder ein Lamm, aber keinen
Hund, trägt, ist der im seputcralen Bildervorrathe
bekannte Vertreter der Herbstjahreszeit, hier rein
ornamental verdoppelt.
224. Aus gleichem Steine, von gleicher Arbeit,
von gleicher Höhe und gleicher Herkunft mit n. 210.
Dort ist Bacchus (und etwa Ariadne) dargestellt,
hier Mercur und Apollo. Letzterer hält in der
Linken einen Bogen, obwohl dieser allerdings ganz
als Schlange mit Kopf und Schwanz und Schuppen
gebildet ist; vielleicht verstand der Arbeiter des
sehr rohen Reliefs selbt nicht, was er machte. Der
Greif gehört weiter zum Apollo. Der Gegenstand
in der Rechten des Apollo ist abgebrochen.
225. Sicher ganz und gar eine Fälschung.
226. Der Knabe auf dem Grabsteine des De-
metrios, welcher eine Weintraube vor einem Hahne
zu schützen sucht, ist der Verstorbene.
228. Ich habe dieses Relief, das hoch ein-
gemauert ist, nicht noch ein Mal untersucht.
229. 230. Scheinen Nebenseiten eines und
desselben Sarkophags.
231. Eine revidirte Abbildung iu der Arch.
Zeit. 1866, Taf. CCXIV mit der Abhandlung Otto
Jahns. Ein Fragment einer Replik zu Athen bei
Schoene griech. Reliefs n. 56.
232. Die Schildkröte ist nur lebendiges Kin-
derspielzeug.
233. Der Gegenstand, welchen die Dienerin
ihrer adorirenden Herrin nachträgt, kann kaum
etwas anderes sein, als ein Fufsschemel.
237. Grabstein eines halbwachsenen Knaben.
Ist ganz verwaschen und durch ein im Gesicht ge-
bohrtes Loch entstellt.
242. Die abgemeisselte Figur ist ein Mann,
der mit einem Stabe die Oliven vom Baume schlägt.
Der herabkommende Vogel ist doch wolil fliegend
gedacht. Vor dem Kaninchen unten sitzt noch ein
Vogel.
246. Vergl. zu u. 16. In dieser Figur ist vor-
treffliche attische Routine.
274. S. zu n. 9o.
89
277. Asklepios. Ist er antik? er steht
stilistisch dem glatten Albanischen Antinousrelief
nahe.
282. Viel eher eine Juno oder Venus Regina,
als eine Pallas.
Der Werth einer Sammlung wird durch einen
so fleissig gearbeiteten Katalog, wie der Valenti-
nellis über die Marniorwerke der Marciana, erhöht,
selbst wenn dem Kataloge erst noch eine letzte
Vollendung gegeben werden mlisste. Gänzlich der
Katalogisirung im Drucke ermangeln noch die
Bronzen und andern kleineren Antiken der Mar-
ciana, denen moderne Stücke in Ueberzahl beige-
sellt sind. Für modern muss auch ich nach der
kurzen Betrachtung, die ich mir gönnen durfte, die
dort befindliche Bronzereplik des Berliner Adoranteu
halten (vergl. bull. delV insl. 1868 S. 173 fif.).
Als Nachtrag zu meinem anfangs citirten Auf-
satze über Antikensammlungen in Oberitalien sei
hier nur noch kurz erwähnt, dass Verona jetzt
neben dem Mafifeischen Miiseo lapidario auch ein
ueugebildetes Museo civico besitzt, das im Palazzo
Pompei untergebracht ist. Es enthält eine gröfsere
Anzahl von antiken Arbeiten, die jedoch nicht zum
Besten geordnet sind.
Wien. A. Conze.
POMPEJANISCHE WANDGEMÄLDE.
Vortrag gehalten am 9. December 1872.
Wie Winckelmann, dessen Andenken wir heute
feiern, der Erste war, der die Reste der alten Kunst
geschichtlich sichtete und aneinanderreihte, so war
er gleichfalls der Erste, welcher uns die reichen
Sehätze Herculaneum's und Pompejis allseitig wür-
digen und zum lebendigen Studium des Alterthums
verwerthen lehrte. Aus dieser unerschöpflichen
Vorrathskammer der Archäologie stammen auch die
beiden (je ungefähr 85 Centimeter hohen) Wand-
bilder, die ich in wohlgelungenen Zeichnungen
nach Photographien vorlege (Taf. 67); sie sind im
Sommer 1868 in einem Zimmer des (inschriftlich
bezeichneten) Hauses des M. Gavius Rufus ') ge-
funden und verdienen, bisher nicht veröffentlicht,
in jeder Hinsicht unsere volle Aufmerksamkeit.
Das erste Bild') stellt den Sieg des jugend-
licken Theseus über den stierköpfigen Minotauros
und die Dankesäufserungen der befreiten Geifseln
dar. Die Composition stimmt im Ganzen mit dem
unter den ersten herculauensischen Entdeckungen
195 ss; Dino
') Bescbr. von Malz Bull, dell' Insl. 1868 p
Giorn. degli Scavi di Pomp. NS. I p. 25 ss.
') Vgl. dazu Heibig Camp. Wandgem. S. 4J9; Malz Bull,
deir Inst. 1868 p. 201.
(Hierzu Taf. G7.)
befindlichen und durch Göthe's beredte Schilderung')
allbekannten Gemälde *) derart überein, dass wir für
beide Bilder nothwendig auf eine Quelle und zwar,
wie Brunn ^) gewiss richtig annimmt, auf ..eine ge-
meinsame schriftliche oder mündliche Anweisung"
zurückgehen müssen, nach der die Maler unabhängig
von einander die mythische Heldenthat zeichneten.
In der Mitte beider Bilder steht der Held, im neuen
ponipejanischen Gemälde nicht so ideal aufgefässt
als im herculanensischen, sondern mehr gladiatoren-
mäl'sig "j gebildet ; neben ihm liegt in dem (durch
einen Thurm flankirten) Eingangstbor des Laby-
rinths der todte Minotauros. Theseus dünkt uns
auch hier ..riesenhaft, weil die UnglUcksgefährten,
die nunmehr Geretteten, als Kinder gebildet sind,
der Hauptfigur symbolisch untergeordnet durch die
Weisheit des Künstlers (Göthe);" theils drängen
sich dieselben zu ihm , um für die Rettung zu
'j Gülhe's Werke XX.K S. 425 IT. (= Scliuchardl Gölhe's Mal.
Heise und Aufs, über bild. Kunst II S. 383 f.)
*) Vgl. Heibig Camp. Wandg. no. 1214.
^) Brunn Troiscbe Miscellen S. 53 (aus den Sitzungsberichtea
der Münch. Akad. 1868).
*) Gladiatoren ähnlich sehen die griechischen Helden auf pom-
pejaniscben Bildern öfter aus; vgl. z. B. Heibig no. 1132; u. a.
90
danken; theils staunen sie scheu und furchtsam das
Ungethüui an, dessen Beute sie werden sollten.
Dankerfüllt küsst ein Knabe die Rechte des Helden
in feierlicher Weise auf dem Handgelenk (xelg' tni
xaQTtJ)). während ein Mädchen niedergefallen ist
und des Theseus Fufs küsst — ebenso wie auf
dem Bilde aus Herculaneum, nur dass dort die bei-
den Küssenden Knaben sind , hier dagegen die
„Proskynesis* passender einem Mädchen zuertheilt
ist. Eigen ist unserem Gemälde das Motiv des
Kindes, das zaghaft und neugierig zugleich den
Finger an den Mund legt und das Köpfchen vor-
beugt, während der Pädagogos ihm den Minotauros
zeigt; die Gegenwart des Pädagogen selbst im Laby-
rinth erklärt sich aus der genugsam bekannten Sitte
des antiken Alltaglebens, die Kinder stets von ihm
begleitet erscheinen zu lassen') — eine Sitte, die
der Maler ohne Weiteres sogar bis auf den Todes-
gang zum Minotaur ausdehnt! Dagegen fehlt dem
pompejanischen Bilde sowohl der rührende Zug,
dass die eine Maid dem Helden die schwere Keule
abnehmen will, als auch der Zusatz der personifi-
cirtcn Kreta, die wir auf der herculanensischen Dar-
stellung vorfinden. Es würde zu lange währen,
hier die unabsehbare Reihe von Bildwerken des
Abenteuer des Theseus gegen den Minotauros vor-
zuführen; ich verweise auf Otto Jahn's trefflichen
Aufsatz''), der sie nach der Zeitfolge geordnet
giebt, so dass wir die neu hinzukommenden") nur
einfach an Ort und Stelle einzureihen brauchen.
Doch will ich noch auf eine hergebörige (von Jahn
nicht aufgeführte) kleine Marmorgru])pe '°) im Park
zu Wörlitz aufmerksam machen, die zwar nur von
sehr inittelmäfsiger Arbeit, sowie vielfach zerstört
und falsch ergänzt ist, aber nicht ohne Interesse
ist, weil sie die Hauptgruppe der beiden eben be-
sprochenen Wandgemälde wiedergieht: zur Rechten
des jugendlichen Helden kniet ein Mädchen, um dank-
') Vgl. Hermann Gr. Privatalt. § 34, 15 ff; Grasberger Erz.
und Cnterr. I S. 284 ff. ; u. a. in.
') In den arcliüol. Beiträgen S. 25111.
') Dahin gehören auch noch die pompejanischen Bilder bei
Heibig no. 1212; 1213; 1216; 1219; 1220; 1221; etc. etc.
") Abgebildet und besprochen von Gerlach Worlitzcr Antiken
Taf. V S. 8f; sie ist 0,47 Meter (= 1' 6") hoch.
bar sein Bein zu umfassen; auf der andern Seite
eilen zwei Jungfrauen herbei, gleichfalls dem Retter
ihres Lebens zu danken.
Haben wir den Gegenstand des ersten Bildes
schon vorgefunden, so ist dagegen die Darstellung
des zweiten Gemäldes") unserer Tafel, so viel ich
weiss , bis jetzt ganz einzig und allein stehend.
Durch die Thür eines Palastes, dessen innere Säu-
lenarchitectur oben sichtbar ist, nahen mit verschie-
dentlicheu Gaben des Landes") sieben Kentauren,
alle bekränzt; der eine trägt ein Zicklein auf dem
Nacken , ein zweiter hält mit der Linken eine
schlanke Weinamphora auf der Schulter; ein dritter,
welcher, bärtig und auf dem Rücken ein Thierfell,
sich durch Alter und Stab als ihr Führer kenn-
zeichnet, bat einen Korb mit Früchten, unter denen
wir Weintrauben und Granatäpfel unterscheiden
können , auf die Erde gesetzt und küsst sich nei-
gend die Rechte eines jugendlichen Fürsten, der
in stolzer Ruhe dasteht und mit den Zeichen seiner
Macht — Täuie und Skepter — ausgestattet ist.
In ihm ist ohne Zweifel Peirithoos, der Herrscher
der Lapithen, zu sehen, dem die zur Hochzeitsfeier
geladenen ' ^) Kentauren in unterthäniger Ehrfurcht
nahen und Gaben darbringen, jene Anakalypteria
oder Hochzeitsgeschenke, die der Neuvermählten am
dritten Tage nach der Hoclizeit, an dem sie sich
zum ersten Mal unverschleiert zeigte , von Freun-
den und Verwandten gebracht zu werden pfleg-
ten'*). Hippodameia steht hinter ihrem königlichen
Gemahl, in einem langen weissen Schleier, der das
Antlitz frei lässt; neben ihr eine kleine Dienerin,
wie wir sie aus Grabsteinen genugsam kennen:
dieselbe versteckt sich scheu und ängstlich vor den
seltsamen Rossmenscheu hinter der Fürstin, — so
dass sich also im zweiten Bilde die Motive des
Handkusses und der kindlichen Scheu vor den Unge-
thümen aus dem vorigen Bilde wiederholen und sich
dadurch die beiden Gemälde als beabsichtigte Ge-
") Vgl. dazu Malz Ilull. dell' Inst. 181)8 p. 202; Brizio Gior-
nale dcgii Scavi di l'omp. INS. 1 p. 64 ss.
'2) Vgl. dazu die Verse Catulls 64, 279ss.
") Diod. IV, 70; vgl. Hum. II. II, 742 ss; u. a.
'*) Vgl. Hermann Gr. I'nvatalt. § 31, 34 ss; Becker Cha-
nkles III p. 312 f; u. a.
91
genstücke aufweisen. Wenn der italienische Er-
klärer statt dieser Deutung des Bildes auf die
Anakalypteria der Hippodameia und des l'eirithoos
vielmehr die erneute Unterwerfung und Huldigung
der Kentauren nach jenem verderblichen Kampfe
erkennt, der bei Gelegenheit des Festschmauses
entbrannte, so irrt er bestimmt, da jenes Kind sicher-
lich eine Frau und Dienerin und nicht, wie er er-
wähnt, Hippodameia's ältester Sohn ist, und weil
er vergisst, dass wie in den Kyprieu der Iloch-
zeitszug der Götter und ihre Geschenke au Thetis
und I'eleus auf das Ausführlichste und Gläudzendstc
geschildert worden, so auch sicherlich die Epiker'^),
die den Lapithen- und Keutaurenkampf behandelten,
die Ankunft der Kentauren uud ihre ländlichen
Gaben beschrieben haben werden. Wie nun die
Francoisvase "■) und einige Terracottareliefs '') jeneu
Götterzug zum Peleus verherrlichen, so stellt das
pompejanische Bild die Ankunft der Kentauren bei
'^) z. B. Melesuudios aus Milet (Ael. Var. Hisl. XI, -') ; u.a.
'S) Vgl. darüber Aouali 1808 p. '.>:!•> ss.
") Abg. Cainpana Op. io plasl. 6(1 s.S.; Arcbaul. Zeilung 1851
Taf. •.'(!; »gl. oben S. 08, I. 2.
gleicher Gelegenheit dar und zeigt uns die Be-
grUfsung und Beschenkung des FUrstenpaars der
Lapithen von Seiten jener rohen Thiermenschen.
Zum Schluss bemerke ich, dass sich iu dem-
selben Zimmer, das die beiden hier vorliegenden
Gemälde enthält, noch ein drittes, nicht so wohl-
erhaltenes Bild'") findet, in welchem der jugend-
liche Bacchus gleich einem Richter, wie mir scheint,
zwischen dem Sonnengott und der Venus thront ^
eine Darstellung, die bis jetzt noch nicht zur Ge-
nüge aufgeklärt ist, obgleich sie öfter in Pompeji
wiederkehrt"); uud endlich, dass alle drei Bilder,
jetzt im Museo Nazionale zu Neapel aufbewahrt,
auf das Deutlichste die Schnitte der Ausatzfugen
ihres Stuccogruudes zeigen und demnach ein sicheres
Beispiel mehr sind für die Frescomalerei, die schon
Winckelmann ") mit Kecht für die campanischen
Wandmalereien erkannt und beansprucht hatte.
H. Heydemann.
'», Vgl. dazu Malz Bull, dell' Insl. 1808 p. 200 s.
") Vgl. z. B Heibig no. 971; cf. auch no. 909 udJ 118.
'") Winckelmann Werke II S. 2.')9f. ; vgl. dazu Donner bei
Heibig Camp. Wandg. S. III ss.
BESCHREIBUNG .DER VASENSAMMLUNG DES FREIHERRN
FERD. VON LEESEN von E. SCHULZE
(Leipzig 187 L 4". mit 3 lithogr. Tafeln).
^Hierzu Tafel 70)
Kleinere Privatsaminlungen von Alterthümern
der classischen Kunst — welche sich in Italien und
Griechenland überall finden uud in England sowie
Frankreich durchaus nichts Lhigewöhnliches sind —
gehören in Deutschland noch sehr zu den Selten-
heiten, und nur hier und da findet sich dafür unter
den Gebildeten und Reichen unseres Vaterlandes
ein reges Interesse und wirkliches Verständniss.
Um so erfreulicher i.st es , durch das oben ange-
führte Büchlein von der Existenz einer solchen
Privatsammlung zu erfahren , welche , auf zwei
Reisen in Italien gesammelt, jetzt iu Gotha auf-
gestellt ist. Der Liberalität des kunstsinnigen He-
Ärcliäüloj;. '/A\i., .lalngani; .\XX.
sitzers ist auch die genaue Beschreibung der be-
malten Gefälse und der mit Darstellungen verse-
benen Lampen zu verdanken, die von Dr. E.Schulze
herrührt und zugleich von der Publication derjenigen
Vasen begleitet ist, „welche wegen der Art der Zeich-
nung und wegen der auf ihnen dargestellten Scenen
einer Veröfl'cntlichung werth zu sein scheinen. '•
Was nun den Kunstwerth der Sammlung Leesen
betrifft, so ist freilich — wenigstens nach der Beschrei-
bung zu urtheilen ^ unter den Vasen, die fast alle
aus Unteritalien stammen, Nichts als Mittelgut und es
enthält die Sammlung weder besonders schöne noch
besonders merkwürdige Vasenbilder. Denn leider
92
sind auch die beiden Vaseuzeichnungen, welche
allerdinsrs sehr gmlse Beachtung verdienen würden,
wenn sie dasjenige wiriilich darstellten, was der
Verfasser des beschreibenden Verzeichnisses ver-
muthet, durchaus nicht zu den merkwürdigen der
antiken Kerameutik zu rechnen, da das eine Ge-
fäss (no. 107) sicherlich moderne Fälschung ist, das
andere (no. 99) aber irrtliünilich beschrieben und ge-
deutet ist.
Dies letztere Gefäfs (no.99), dessen Abbildung auf
Tafel II beigegeben ist, stellt den jugendlichen Dio-
nysos inmitten seines Thiasos dar, denn der Gott
selbst wird wohl in dem dahineilenden schönen
Jüngling zu erkennen sein, der in der erhobenen
Rechten einen Kantharos (vgl. Plin. Nat. bist. 33, 150
und Macrob. Sat. V, 21, 16: cantharus Libri palris
poculum) und in der Liuken statt des gewöhulichereu
Thyrsos einen Knotenstab hält. Ihn umgeben ein
Satyr (mit kleinen Hörnern auf dem Kopf und
Eimer nebst Fackel in den Händen) und zwei Bac-
chantinnen, von denen die eine eine Schale und
mehrere Tänien trägt, die andere eine Traube und
einen Korb oder Kasten in den Händen hat. Aus
diesem Korb oder Kasten ragt nach Schulze „ein
länglicher Gegenstand, ohne Zweifel ein Phallus"
hervor, und wäre ..demnach die auf keiner der zahl-
losen bacchischen Vorstellungen gemalter Vasen
aller Stylgattungen bisher zum Vorschein gekom-
mene (.Jahn Hermes III S. 324)" bacchische Cista
mystica hier zum ersten Mal dargestellt. Aber die
Zeichnung der Tafel II zeigt, dass kein Phallos
zu erkennen ist, sundern ein aus dem Korb oder
Kasten hervorragendes Gefäss, und zwar ein Ala-
bastron. Dasselbe linden wir öfter bald einzeln
(vgl. z. B. Neap. Mus. 85ü; Santang. 312; u.a.m.)
bald in der Mehrzahl (vergl. z. B. Millingen Vas.
gr. 17; .08; u. a. m.) in einem Kasten stehend und
mehr oder weniger daraus hervorragend auf Vasen-
zeichnnngen Unteritaliens dargestellt: ein solcher
Kasten wurde älaßaoTyn&rjxt] (Demostli. XIX §-37;
Aristoph. bei Pollu.\ X, 121 ) oder u?.aßaain9i]xj]
(Bekker Anecd. gr. p. 375, 13; Hai])ocr. : Suid. ;
Poll. 1. c.) genannt und war nothig, da die fufs-
losen länglichen Gefäfse nicht stehen konnten.
Das Alabastron oder Alabaston icf. Bekker Anecd.
p. 374, 6: yQä(ftxat, dt rj Xi^ig /näXtava xcd '/(ooig
Tov P naoct I\'Ievcii'ÖQ(i>) auf der Leesenscheu Vase
ist nun zwar an der Mündung etwas verschnör-
kelt (vergl. ähnlich auf Taf. III, 1. no. 101 ') dersel-
ben Sammlung), aber trotzdem ganz sicher jenes
Salbgefäis (11. cc. l7]xvd-og fj znv /.ivqov oder ayyog
/.iiQov) , wie auch die oben jederseits befindlichen
kleinen Erhöhungen oder Knöpfe beweisen, welche,
bestimmt das zum Tragen umgewickelte Band fest-
zuhalten (vergl. dazu Studer Bern. Vasens. no. 14;
u. a.) , öfter sowohl an wirkliche Alabastra (vgl.
z. B. Racc. Cum, no. 207; 209; Karlsruhe no. 120;
u. a. m.) noch erhalten sind als auch bei gemaltem
Alabastra wie hier sich angedeutet finden (vgl. —
ausser der auf Taf. III, 1 abgebildeten Leeseuschen
Vase n. 101 — auch Mus. Naz. di Xapoli u. 1705;
3126; 3281; Santang. 495; 689; u. a.), und jeden
Gedanken an einen Phallos unmöglich machen.
Damit steigt aber auch diese bacchische Vorstel-
lung zu den unzähligen ähnlichen Darstellungen
ihres gleichen herab, vor denen sie weder au Schön-
heit noch an Merkwürdigkeit etwas voraus hat.
Aeusserst interessant wäre ferner die Vasen-
zeichnung no. 107, die einem 1852 in C'umae ge-
kauften sog. Askos (vgl. die Form bei Levezow
Berl. Vas. no. 165; Stephani Erra. no. 80 ; Heyde-
mann Neap. Vas. no. lOG; u. a.) entnommen ist,
wenn sie nicht — wie sich sogleich ergeben wird
— modern gefälscht wäre, dergestalt, dass das
Gefäls wohl alt, die Zeichnung aber neu ist. Dar-
gestellt ist ein Phlyake, der erschrocken die Hände
hebt und forteilt, als er hinter sich eine alte nackte
Frau bemerkt, die auf dein linken Fufs springt,
beide Hände nach ihm ausstreckt und ihn am Arm
festhalten will; ein Pan, welcher der Scene zu-
schaut, hebt vergnügt und staunend die beiden
Hände empor. Nun findet sich auf einem sogen.
Askos (no. 1402; Höhe 0,23 Meter; Umfang 0,61 M.)
der Sammlung Jatta, dessen Zeichnung nach meiner
Bause auf Tafel 70 wiedergegeben ist, ein bacchi-
') Die Krau in der (irabscene «lieser Vase Irügl iilirigens in
den Händen eine Traube und eine Pfanne (sie - niclit einen Spiegel,
Hie es in der Hescbreibung S. 14 beis»t).
93
scher Thiasos dargestellt, unter dessen acht Mit-
glierlern wir die beiden crstbeschriebeneu Figuren
der Leesensciicn Vase wiederfinden, und zwar den
Phlyaken ganz genau bis in alle Einzelheiten, nur
dass die I.inien auf der Vase Jatta alle voll Ver-
ständniss und Sicherheit gezeichnet sind, während
der vermeintliche cunianische Askos sie roher und
z. B. in den Händen, dem rechten Fufs, dem
Chiton u. s. \v. vergröbert oder theilweise verkannt
darbietet. Ebenso fällt der Vergleich aus in Betreff'
des alten nackten Weibes, das auf der Leesenschen
Vase von links nach rechts erscheint, auf der Jatta-
scben dagegen in umgekehrter Bichtung dargestellt
und nicht mit dem Phlyaken, sondern mit einem jun-
gen Satyr gruppirt ist, der entsetzt in seinem Lauf
zurückprallt, als die Alte, die vor ihm herlief, sich
plötzlich auf dem rechten Fuls umdreht, den Kranz
fallen lässt und ihm mit beiden Händen zuwinkt.
Für die Aechtheit dieses Jatta'schen Askos stehe
ich ein; er ist vollkommen und unversehrt erbalten.
Legt man nun die Bause der Jatta'schen Figuren
auf die Publication der Leesen'schen Vase (bei der
alten Frau umgekehrt!), so erkennt man, dass die
Figuren des letzteren Gefäfses nach einer Durch-
zeichnung des ersteren mehr oder weniger genau
hergestellt sind. Zwar giebt es sichere Beispiele,
dass ein und dieselbe Vasendarstellung sich nicht
nur andemselben Orte (vgl. Jahn Vasen mit Gold-
schmuck ö. 8, 31; Samml. Santang. 303 und 365;
317 und 580; u.a.), sondern auch an verschie-
denen Orten (vgl. Jahn Einleitung Amn. 1464) wie-
derholt, uud könnte die Vasenzeichuung Leeseu
noch immerhin echt sein, wenn nicht die^unuöthige
Veränderung, ja Verkennung des Motivs den Fäl-
scher zur Genüge verriethe. Dazu kommt noch als
Ausschlag gebend die stylistiscli verschiedene , na-
Hientlicli in dem Unterkörper, doch auch im Gesicht,
ganz roh gezeichnete Figur des zuschauenden Pan,
welcher gegen die anderen beiden Figuren bedeutend
zurücktritt und unmöglich von demselben Maler her-
rühren kann, der den Phlyaken und das alte Weib
zu zeichnen vermocht hätte. Fr. Matz liatte hinsicht-
lich dieses Pan in einem Nachtrag zu seiner An-
zeige des Leesen'scheu Verzeichnisses (Philol. An-
zeiger 1871 S. 456 und 562) die Vermuthung aus-
gesprochen, dass sein Vorbild auf der Rückseite der
Aikmcne-Vase des Python zu suchen sei (vgl. ISouv.
Annalcs de la SccI. frani-. 1837 pl. B.), wo aulser
anderen Figuren der Oberkörper eines Satyrs ge-
malt ist, der erstaunt beide Hände hebt; die jäm-
merlichen Bocksbeine auf der Leesen'scheu Vase
wären Zusatz des modernen Malers, wodurch jeuer
Satyr dann zum Pan geworden Es ist allerdings nicht
zu leugnen , dass die Handbewegungen beider Fi-
guren sehr ähnlieh sind, aber an eine directe Entleh-
nung zu denken schien mir zweifelhaft und sogar irrig,
da der Maler der Leesenschen Vase die Figur in der
Bewegung des Oberkörpers und der Arme dann so um-
geändert hätte, dass schliesslich an Stelle des stau-
nend ein wenig hintenüber gewandten Satyrs der
Python- Vase eine neugierig vornUbergebeugte Figur
getreten wäre, welche den rechten Arm erst im Ellen-
bogen hebt, während der Satyr dort (wenigstens der
Zeichnung nach) den rechten Arm schon iu der
Schulter gehoben hat. Wozu war dann eine Ent-
lehnung nöthigV Mich däuchte vielmehr, dass die
ganze verunglückte rohe Panfigur eine selbstständige
Erfindung des modernen Malers sei, welcher, wenn
er entlehnte, die gebansten Figuren anderer Ge-
fäl'se wohl umstellte und dadurch die Motive va-
riirte, auch wohl absichtlich zerstörte (wie z. B.
den unteren Theil des scheusslichen Weibergesichts)
aber sonst Bansen nicht gänzlich umzeichnete und
in ihren Bewegungen völlig umänderte. Dass aber
weder meine Meinung noch die von Matz das Rich-
tige trifft, erfahre ich soeben') durch eine freund-
liche Mittheilung vou Seiten des Dr. K. Zange-
meister, welche die Frage, woher der Pan der
Leesenschen Vase stamme, abschliessend beantwortet.
Zangemeister fand — bei seinem diesjäiirigeu ita-
lienischen Aufenthalt — im Bibliotheksaal des (jetzt
aufgehobenen) Convents Philippe Neri in Neapel eine
grofse (fast zwei Fuls hohe) uuteritalische Amphora,
auf der das Original des Leesenschen Pan —
nur in umgekehrter Richtung von links nach rechts
— erhalten ist : sonst stinunen die Figuren von Kopf
bis Fuls überein, wie eine Vergleichung ihrer Durch-
*; Bei der ersten (lorrectiir des llriukes dieses Aufs;iUes.
t;i*
94
Zeichnungen ergeben hat. Die Zeichnung der
Leesenschen Vase ist also unzweifelhaft
gefälscht: der moderne Maler hesafs eine Durch-
zeiehnung des Jatta'schen Askos, aus welcher er
zwei Figuren auf ein unbenialtes altes Gefäss
gleicher Form nicht ohne Geschick ändernd über-
trug und durch die Zufiigung einer dritten anders-
woher entlehnten Figur vermehrte. Wie er zu der
Bause der Jatta'schen Vase gelangte, ist nicht
mehr sicher zu ergründen; vielleicht — oder wohl
sehr wahrscheinlich — war das Gefäls unter den-
jenigen, die von Ruvo zu dem Onkel des jetzigen
Besitzers nach Neapel wanderten und erst 1845
nach dem Tode desselben nach Ruvo zurückkamen,
und ist in Neapel durchgezeichnet worden, wo sich ja
auch das Original der dritten Figur vorgefunden hat.
Betrachten wir jetzt noch die Darstellung des
Jatta'schen Gefälses ein wenig näher. Es stellt einen
bacchischen Thiasos dar, der in wilder Eile dahin
stürmt; seine acht Theiluehmer sind theils der
idealen Welt entnommen , theils der Wirklichkeit
entlehnt, und unterschiedslos miteinander vereinigt.
Die Zeichnung, die voll von Kühnheit Lebendigkeit
und Frische ist, zeigt die Sicherlieit und Schön-
heit der überreifen apulischen Kunst, zugleich aber
auch die Flüchtigkeit und die Ueberladenheit, die den
der Mache kundigen Meistern dieses Styles eigen
ist. Die Darstellung geht geschlossen rings um
das Gefäfs herum ; doch mag der kleine blattreiche
Baum als Anfangs- und Endpunkt für unsere Be-
trachtung des bacchischen Tanzes dienen. Ein be-
kränzter iSatyr, bärtig und stumpfnasig, der in der
erhobenen Linken die brennende Fackel schwingt,
blickt vorwärtseilend nach einem Hunde um, dem
er in der Rechten einen Epheuzwcig hinhält; das
Thier (das Jatta gewiss mit Unrecht als einen Wolf
bezeichnet) springt nach dem Zweig empor. Es
foig't eine Bacchantin, in Haube und hingwallendem
Chiton, an Olir und Armen geschmückt; sie streckt
im Lauf vorgebeugt beide Hände aus und schüttelt
in der fechten ein Tympanon. Ob sie den Hund auf-
reizt, wie Jatta meint, ist nicht zu entscheiden,
wenngleich möglicli; doch erklärt sich die Bewe-
gung der Figur auch ohne diese Annahme voll-
ständig. Das Tympanon ist hier wie im Folgenden
mit einer sternartigen Verzierung bemalt, die sicli
auch sonst öfter vorfindet (Neap.Mus.997; .3237 ; u.a.),
während andere Tympanon-Malereien sich seltener
angedeutet finden (vgl. z. B. Neap. Mus. 2596; 2598;
u. a.); durch Demosthenes wissen wir, dass in
Athen das Bemalen der Tympana ebenso wie der
(oben erwähnten) Alabastrotheken einen Gewerbs-
zweig bildete (Or. XIX § 237). Die nächste Figur
ist jene nackte Alte, die mit Periskelis und Hals-
band, Armbändern und langflatternder Tänie ge-
schmückt ist; die aufgeworfenen Lippen, die stumpfe
eingedrückte Nase, das zugekniffene kleine Auge,
die magere faltige Backe machen sie zusammen mit
den unförmigen Brüsten zu einem Ausbund von
Hässlichkeit, die durch die unanständige anmuth-
lose Tanzbewegung noch vermehrt wird. Es ist
daher nicht Wunder zu nehmen, dass der junge
ihr folgende Satyr heftig erschrickt und zurückprallt,
als sie sich auf dem rechten Fulse zu ihm um-
dreht, den Kranz, den sie bis dahin in Händen hielt,
fallen lässt und nuu mit beiden Händen den Satyr
zu sich heranwinkt in der Art, wie noch heute in
Uuteritalien üblich ist (vgl. Jorio Mimica p. 81, 1).
Vortrefflich ist in der Bewegung des Körpers der
Schreck des Satyrs ausgedrückt, welcher, den Mund
sprachlos geöffnet, die Hände sinken lässt, in denen
er noch eben die Fackel und das Tympanon hoch
geschwungen hat; an dem letzteren ist noch die
Schleife zu beachten, an welcher es getragen wurde
(Vgl. ebenso Mus. Naz. 2411; 2568; u. a.). Jatta's
Bezeichnung als Salira o Sileiia ist grundlos und
irrig: sie hat weder Spitzohren (vgl. z. B. Later.
Mus. 140; 273; 4u8; Müller- Wieseler H, 561;
562; u. a.) noch das Satyrschwänzchen, das sie
z. B. auf einer Florentiner Gemme (Müller-Wieseler
H, 563), wo sie wie hier nackt erscheint, folgerecht
haben niuss; ebenso niuss sein Vorschlag, in ihr
etwa die personiticirte Methe zu sehen, abgewiesen
werden, da der .Maler zwar die hässlichen Folgen
der Trunkenheit wiedergiebt, aber durchaus keine
Handhabe bietet, um in der Alten statt einer sterb-
95
Hellen arg ekstatischen Frau, welche im bacchischen
Thiasos mitschwärmt, eine ideale Begleiterin des
Dionysos 7ai erkennen.
Gleichfalls der Wirklichkeit cutlehnt ist der
auf die eben besprochene Gruppe folgende Schau-
spieler, der im bekannten Costiiui der Phljaken
erscheint (vgl. Wieseler Denkm. des Bühnenwesen
Taf. IX; u. a.) und mit einer Maske versehen ist;
während er im Laufen beide Hände von sich streckt,
blickt er zu der hinter ihm tanzenden Frau um,
die in Annmth und Schönheit der Erscheinung sich
zu ihm in vollstem Gegensatz findet. Sie ist mit
Ausnahme des Gesichts ganz und gar (auch am
Hinterkopf) in einen weitiMi Mantel eingehüllt, der
recht eigentlich das ..Echo^ der tanzenden Gestalt
bildet. Diese verhüllte Tänzerin, die sich namentlich
auf V?isen Unteritaliens sehr häufig findet (vgl. z. B.
Mus. Naz. 1991; 2919; 3220; u. a. m.), aber auch
in campanischen Wandgemälden mehrfach vorkommt
(Heibig no. 1904; vgl. 1939) und kürzlich auch auf
einem zu Korinth gefundenen Spiegel (Kev. archeol.
1868 pl. 1) sich vorgefunden hat, geht wohl in allen
ihren mannigfach variirenden Repliken auf eine etwa
in der Zeit des Praxiteles erfundene Figur zurück, deren
schönste Wiedergabe bis jetzt in dem Marmorrelief
des Dionysostheaters zu Athen (Rev. arch. 1. c. pl. 2 ;
Berl. Abgüsse no. 122) vorliegt; die häufige Ver-
wendung des schönen aber schon effectvoUen Ge-
vvandmotivs zeugt von der Berühmtheit des Origi-
nals, das den Kleinkünstlern mehr oder weniger
bekannt war. Auf der Vase Jatta blickt die Frau
im Tanz nach dem hinter ihr springenden Hasen
um, dessen aphrodisische Bedeutung hier klar ist.
Dagegen ist nicht ganz klar, ob die Tänzerin die
Rechte vor den Mund hält — man weiss dann
nicht, warum — oder ob sie diese Hand nur ebenso
wie die Linke in der Tanzbewegung hebt: letzteres
scheint mir das wahrscheinlichere, und ist dann die
Rechte nur zufällig vor dem Mund gezeichnet.
Den Beschluss des Zuges machen ein bärtiger
Satyr, der begeistert den Kopf hintenüberwirft und
mit Tympanon und Fackel in den Händen dahin-
springt, und endlich eine Bacchantin, die das Tym-
panon schlägt und tanzt, während die Luft sich in
ihr dünnes Kleid gesetzt hat und die Reize des
Körpers überall hervortreten. Einige kleine Sträu-
cher sowie ein Kranz dienen zur Raumausfüllung;
den Fufsboden der Figuren bildet eine dicht puuk-
tirte Linie; oben wird die Darstellung des anzie-
henden Gefälses durch eiue weitläufig punktirte
Linie eingefasst und begrenzt.
Nachtrag. Dem Interesse, welches die von
mir behauptete Fälschung der Leesenschen Vase
no. 107 in Gotha erregte, verdanken wir den fol-
genden interessanten Beitrag, der zum Nutzen und
Frommen sammelnder Kunstliebhaber hier verzeich-
net werde und zum Beweis für die fäbrikmäfsige
Fälschung antiker Vasenzeichnungen in Italien diene.
Dr. W. Gurlitt fand unter den Vasen des Museo
cimco in Bologna eine Lekythos (no. 1472 des
Katalogs; 18/j Centimeter hoch; 22/, Centimer
im Durchmesser), auf der die tanzende Alte der
Leesenschen Vase dargestellt ist, bis in die klein-
sten Einzelheiten übereinstimmend, nur dass sie
diesmal von rechts nach links gewandt ist (also
wie auf dem Originalgefäfs Jatta); darüber die un-
leserliche Inschrift: O^S3- Durch Zangenieister's
Vermittelung und E. Schulze's Zuvorkommenheit
liegt mir eine Durchzeichuung des Bologneser Ge-
fälses, von Hr. Emilio Teza gefertigt, vor, und
darnach kann nicht bezweifelt werden, dass die
Zeichnung auf der früher dem Maler Relagio Palagi
gehörigen Lekythos gefälscht ist und aus dersel-
ben neapolitanischen Quelle stammt, aus der die
cumanische Vase der Sammlung Leesen hervorge-
gangen. Die scheussliche nackte Gestalt des ru-
veser Askos fand gerade wegen ihrer seltenen Häss-
lichkeit Käufer, und so würde es nicht weiter
Wunder nehmen, wenn sie noch irgendwo einmal
auftauchte. H. H.
96
BERICHTIGUNG
zum Programm des 32. Berliner Winckelmanns- Festes: Athena unä Marsyas von G. Hirsehfeld.
Auf S. 7 der obigen Schrift nennt der Ver-
fasser ') das zuerst bei Stuart ( Ant. of Atliens II, 27.
Vignette) abgebildete und darnach öfter wiederholte
(Müller- Wieseler II, 22, 239; Mon. dell' Inst. VI, 23, d;
Hirschfeld a. 0. II, 2) athenische Eelief mit der
Darstellung des Marsyas, der die von Athene wegge-
worfenen Flöten anstaunt, „verschollen". Das
Original des Keliefs findet sich vielmehr
noch heute im Garten des Finlay' sehen
Hauses als Schmuck einer pentelischen
arg verwitterten Marmorvase, deren Durch-
messer 0,43 Meter ist; die Höhe der Figur ist
0,32 Met. Dr. Lüders, welchen ich, durch die Berli-
ner Vase veranlasst, auf die Marmore ase aufmerksam
machte und um eine erneute genaue Untersuchung be-
hufs der von mir (in Athen vor dem Original) ange-
nommenen Identität der Stuart'schen Zeichnung mit
dem Finhiy sehen Marmor bat, schreibt mir darüber
Folgendes: „Das Relief der Marmorvase ist identisch
mit demjenigen bei Stuart. Die ganze Vase ist
') Ebenso auch Kekuli' Aknd. Kunstmus. z» liono no. 79.
unfertig; nachdem mau das Relief herausgearbeitet
hatte, lie^s man die Arbeit liegen; die bei Stuart
links erscheinenden räthselhaften Linien geben
unvollkommen nichts weiter wieder als die Grenze,
bis zu der an dieser Seite die Arbeit fortgeschritten
war. Von da rings um die Vase herum bis nahe
zur Athena ist die Vase noch nicht behauen. Dass
auch das Relief nicht fertig war, beweist z. B. die
rechte dreimal zu groi'se Hand des Marsyas. Von
den Flöten der Athene ist keine Spur vorhanden,
und glaube ich, nie gewesen ("?). Von den Figuren
selbst sind nur noch die — bei Stuart richtig ge-
zeichneten — Umrisse erhalten ; man erkennt kaum
kleine Reste des Bartes vom Marsyas; von dem
wunderlichen Federbusch des Helms der Athena
in den Zeichnungen kann deshalb nicht die Rede
sein. Am besten erhalten sind der untere Gewand-
theil und der Schild der Göttin. Ich glaube, dass
die Arbeit in der Werkstätte missglückte und des-
halb liegen blieb." H. H.
BRUCHSTÜCK EINES CÄRETANER WANDGEMÄLDES.
Hierzu Taf. 68)
Das auf Taf. tiS in voller Gröl'se abgebildete
Fragment gehört zu dem Funde, welcher LS69 auf
dem Stadtbdden von Caere gemacht wurde, als man
hinter dem Theater eine Felsgrube ausräumte, welche
zur Ablagerung einer grofsen Menge polychromer
Architekturstucke und Ornamente benutzt worden
ist. Fundort und Auffindung
bat Heibig beschrie-
ben '). Das Verzeichnifs der in das Berliner Mu-
seum übergegangenen Bestandtheile des Fundes hat
unsere Zeitung veröftentiicht und ebenso einen der
dazu gehörenden , von Adler besprochenen Stirn-
ziegel ').
') Grenzbulcn 1870 S. 149.
=) Arcü. Zeilg. 1871 S. 119; 187-.; S. I.
Die wohlerhaltenen Farben befinden sich auf
einer 0,30 dicken Ziegelplatte, welche den Theil
einer Wandverkleidung bildete. Zur Linken hat
der Ziegel eine geradlinigte Kaute; man wird also
annehmen müssen, dass die Plinthen unlieuiait ver-
setzt wurden und dass die Malerei über die Stols-
fugen wegging.
Die Verkleidung von Waudflächen mit farbigen
Ziegeln ist in Babylon zu Hause und Herr Pacifi(iue
Delaportc hat merkwürdige Pi-oben solcher Plinthen
aus Hillah in die Sanmilung des Louvre gebracht ^.
Ebendaselbst befinden sich die aus der Campana'schen
^) l.ungpriier Musäe Napoleon lil pl. i.
97
Sammlung stammenden Ziegelplatten, die Cäretaner
Felsgräberu angehören und sicli mit ihrem Gesimse
an die üeckeugewölbe auschliel'sen ^). Neuerdings
sind auch in Athen bemalte Thonplatten gefunden
worden mit alterthümlichen, auf Bestattung bezüg-
lichen Darstellungen, welche auf eine ähnliche Ver-
wendung schlielsen lassen.
Das vorliegende Fragment ist so unvollständig,
dass selbst die Auffassung der Figuren in wesent-
lichen Punkten zweifelhaft bleibt; es ist aber auch
in diesem Zustande durch Stil und Darstellung höchst
merkwürdig, und vielleicht dient die Veröffentlichung
dazu, dass aus demselben Funde oder aus anderen
etruskischen Grabstätten entsprechende Darstellun-
gen mitgetheilt werden, wodurch die vorliegende
vervollständigt oder sicherer erklärt werden kann.
Ein Mann und eine Frau reichen einander die
Hand. Die Frau trägt einen eng anliegenden, hell-
braunen Chiton. Die linke Hand ist steil empor-
gerichtet und war ohne Zweifel beschäftigt, das
scbleierartige Obergewand vorzuziehen. Der rechte
Arm ist unverhältnissmäfsig grofs und würde, wenn
man ihn bis an die Schulter verlängert denkt, weit
über das Mals des sichtbaren Fraueukörpers hin-
ausgehen, so dass man trotz des gleichen Rings an
beiden Handwurzeln zweifeln könnte, ob der rechte
Arm derselben Frau angehöre, welche den linken
Arm hebt, -und nicht vielmehr eine zweite Frau vor-
auszusetzen sei, welche den Arm vor der ersten, jetzt
allein erhaltenen , dem Manne entgegenstreckte °).
■• Musee Napoleon pl. 5S; Brunn Annal. Vol. 31 pl. 328.
'■') In diesem Kalle würde man den helleren Streifen am unteren
Hände des Bruclistücks nicht als Stück des Gürtels mit liherfalleudem
Oberge«ande, sondern .tIs Ueherrest vom rechten Arme der sirht-
liaren Frau ansehen.
Merkwürdig ist bei dieser Handreichung, dass
beide Arme eine horizontale Linie bilden; hier ist
kein Gegensatz zwischen einer ruhenden und einer
bewegten Figur, hier wird man nichts als den Aus-
druck einer festen Verbindung und gegenseitiger
Treue erkennen können ").
Dass aber auch hier eine Beziehung auf das
Grab vorhanden sei, deutet der Vogel mit eiförmi-
gem Leibe an, welcher zwischen den Ehegatten
seine Flügel ausbreitet, wie er auf ägyptischen
Denkmälern über dem Todten schwebt '). Die far-
bigen Darstellungen, auf denen der räthselhafte
Typus vorkommt, geben die Konturen bei Weitem
nicht in der Schärfe, wie sie auf den entsprechen-
den Werken der Plastik sichtbar sind, aber sie
unterscheiden noch bestimmter die verschiedenar-
tigen Theile des Körpers'). Gewiss bedarf es
einer noch vollständigeren Sammlung des Materials,
um über die wichtige Frage, was bei den von der
Natur abweichenden Darstellungen dämonischer We-
sen als symbolische Andeutung oder als eine nur
conventioneile Stilform anzusehen sei, endgültig
entscheiden zu können. In dieser Beziehung schien
es mir von Interesse zu sein, auch das vorliegende
Bruchstück eines so alterthümlichen etruskischen
Wandbildes mitzutheilen, auf dessen Wichtigkeit
schon Heibig a. a. 0. S. 154 hingewiesen hat.
'•; Vgl. üher die Handreichung StephanI C. Rendu poiir 1861,
p. 72 ; Hossbach Hochzeits- und Ehedenkmüler S. 'i'i.
') Arch. Zeitg. 1869 S. 13.
"} In dieser Beziehung ist auch die farbige Terracolta, welche
de Witte in der Uescription de la collection dUmtiquites du Vi^
comte Beugnot u. 1 113 als Sirene bezeichnet, von Wichtigkeit.
E. C.
DIE NEUEN ENTDECKUNGEN VON SELINUNT.
tHierzn Taf. 71)
Vortrag, gehalten am 9. December 1872.
Wenn ich mir die Ehre gebe, über Selinunt
einige Worte zu Ihnen zu reden, so gedenke ich
[hier Aufmerksamkeit hauptsächlich die neuen Ent-
deckungen von Cavallari zu unterbreiten. Wir be-
sitzen schon eine Keihe werthvoUer älterer Arbeiten
über diese Stadt, von Wilkins ') über .3 Tempel,
') Antiquiiies of Magna Grecia Cambridge 1804 — 7.
98
von Harris und Angell ') über die Metopen, von
Reinganuni ') über die Geschichte, von Serradifalco ^)
über Tempel, Metopen und Topographie, von Gött-
ling*) über Topographie und Teuipelruinen und be-
sonders von Hittorffund Zanth') über die Architectur.
Aber seitdem Cavallari aus Mexico zurückgerufen ist
und als Direktor der in Palermo gegründeten Cotn-
missione dt antichitä e belle arti in Sicilia die Aus-
grabungen auf der Insel leitet, hat nach langer
Pause eine neue Periode der Erforschung, auch
für das von ihm besonders bevorzugte Selinunt,
begonnen. Wenn wir die Alterthümer von Selinunt
in fünf Theile gliedern, nämlich Topographie mit
Geschichte und Vasenkunde, Tempel, Metopen, In-
schriften und Münzen, so sind drei dieser Disci-
plinen, nämlich Topographie, Architectur und Epi-
graphik durch seine mit Eifer und ungemeiner
Geschicklichkeit angestellten Ausgrabungen von 1865,
68, 70 und 71 ganz bedeutend gefördert worden.
Uebrigens sehen wir auch einem Werke Benndorfs
über die Metopen und den betreffenden Mttnztafeln
von Saliuas entgegen.
Wenn es gestattet ist, die erreichten Resultate
kurz zu beleuchten, so wende ich mich zuerst zur
Topographie, über welche ich') in den Göttinger
Nachrichten , Holm ') im BiiUelüno vou Palermo
Ko. 4, Cavallari") No. 5 geschrieben haben. Da
ist nun erstlich in dem auf Triangulation basirten
Plan, nach welchem der beiliegende gearbeitet
ist, eine werthvolle Grundlage gewonnen; alle er-
haltenen Reste sind darin angegeben. Zweitens
hat hinsichtlich der allgemeiuen Lage Cavallari
eine Idee von mir weiter verfolgt und durch Aus-
grabungen begründet. Ich hatte nämlich an den
beiden Gewässern im Osten und Westen der Stadt
-) SculpturcJ Melopcs discovcrcd al S. I.Dnilnn ]8','().
') Selinus und sein Gchiet Leipzig 18'J7.
*) Anticliilu della Sicilia Palermo 18;i'i.
") Ges. Alih. II, 78.
*) Arcliiteclure anliquc de la Sicile l'aiis ISiT; von dem jun-
gen llillorf neu edirt 187°2.
') Schuhring Nacliriclilen dei Kon. Oesellsch. d. Wiss. Cöllin-
gen Nov. 186.').
') Bullellinci della Cummissione di Ant. e. liellc aili in Sicil.
No. 4 Oclüber 1871 S. 8.
'; Cavallari llull. "So. .'» Augusl 187'.' .S. 1.
Buchten an den Mündungen angenommen, zu denen
Umfassungsmauern gehört hätten, die zugleich theil-
weise die unteren Vorstädte befestigten. Vielleicht
hingen diese Anlagen mit den Wasserregulirungen
des Empedokles zusammen. Reste derselben wären
im Osten No. o.3 und .3.5, im Westen No. 30. Nun
hat Cavallari ein neues Stück entdeckt, % Kilo-
meter vom Meer, das Stück Mauer 34 im Osten,
ein kolossales Stück 1/4 Meter dick, 3 Meter tief,
mit einem modellirten Sockel unten uud mit einem
Thurm. Ich habe in Folge dessen die muthmaafs-
lichen Fortsetzungen dieser Quaimauer (die zugleich
Befestigungsmauer war und sich ohne Zweifel bis
zur Stadtmauer heraufzog), punktirt, und wir neh-
men mit Cavallari an, vor 26 Jahrhunderten sei
das Meer so weit vorgedrungen und seitdem mit
3 Meter hohem Sande allmählich verschüttet worden.
So erscheint plötzlich die Wahl dieses Ortes durch
die megarischen Ansiedler erklärt, ja besonders
glücklich und klug. Auf einem zwischen zwei ein-
dringenden Meerbusen weit vorgeschobenen, in der
Mitte 30 Meter hohen Felsen bauten sie ihre Stadt
hoch und sicher, an der hafenreichsten Stelle der
unwirthlichen Südküste, mit fruchtbarem Hinter-
lande. Denn vier Häfen hatte also Selinunt, einen
bei Mazzara im Westen, einen bei den Thermen in
Sciacca im Osten, zwei bei der Stadt. Diese That-
sacheu führen uns wie von selbst dahin, einen aus-
gebreiteten Handelsverkehr, besonders mit Karthago,
wie er für Akragas bezeugt ist, anzunehmen. Nun
erklären sich das ßündniss mit Karthago gegen
Gelon und Theron, der Aufenthalt vornehmer puni-
scher Geschlechter in Selinunt, wie des Hannibal
Gisgon, der nachher die Stadt eroberte, die Existenz
einer punischeu Partei, deren Führer Ernjicdion sei-
nen Einfluss geltend machen konnte bei Hannibal,
besonders auch der gewaltige Reichthum dieser
Stadt. Denn in einem wenig mehr als zweihundert-
jährigen Zeitraum wurde sie mit dreifachen Mauern,
einem Theater, sechs Tempeln und schönen Bild-
werken ausgestattet, wurden goldene Geschenke
nach Delphi und Olympia geweiht, und entwickelte
sich von der Burgstadt aus eine zweite Stadt, zwei
Vorstädte und eine Ncapolis. Cavallari berechnet
99
die Kosten des ApoUotenipels allein auf 20 Mill.
Francs, die aller Tempel auf (10 Mill. Als Aufbe-
wahrungsort der beweglichen Schätze haben nach
Benndorf die eigentbümlichen langen Gellen einiger
Tempel gedient, besonders von 23. 22. 38, so weit
sie nicht Pronaos, Adyton und Posticum sind.
Ferner hat sich bei einer genauen Untersuchung
der Burgmauern die Existenz von drei verschie-
denen Constructiunen ergeben. Die älteste ist aus
dem Htein des Hügels selbst, einem zerbrechlichen,
gelblichen, grobkörnigen Kalktuff; jede obere Lage
tritt hinter der unteren etwas zurück. Die zweite
ist aus dem festen, gräulichen, feinkörnigen Tuff
der Latomie Barone und steht, aus schönen Quadern
bestehend, theils über, theils vor der alten, um sie
zu verstärken. Die dritte ist Flickmauer und mit
Architekturstücken durchsetzt, augenscheinlich eine
eilige Verbesserung der zerstörten oberen Theile
mittelst umherliegenden Materials. Alle drei be-
finden sich auf allen Seiten der Akropolis. Wenn
nun die erste Construktion natürlich den Gründern
um Ol. 38, 1 (G28), die nur den llaum der Akro-
polis ummauerten, und die dritte dem Hermokrates,
der ein Jahr nach der Zerstörung Ol. ;>2, 4 (4011),
'einen Theil der Stadt', nämlich die Akropolis, wie-
der unmiauerte, zugeschrieben werden müssen, so
fragt sich, von wem die zweite stammt. Ich glaube,
von den Tyrannen Theron, Peithagoras, Euryleon
Ol. 60—70 (540 — .500). Nämlich im ersten Jahr-
hundert der Stadt Ol. 38—60 (628—540) hatte diese
sich über die Grenzen der ursprünglichen Anlage
nach Norden au.sgedehut und den nördlichen Hügel
occupirt. Ja es ist möglich, dass die kurze nörd-
liche Mauer überhaupt weggenommen und die ur-
sprüngliche Anlage oder Akropolis von dem Uebri-
gen nicht mehr abgetrennt war. Denn die Nord-
mauer hat keinen Anhalt in der Bodenbildung und
war willkürlich nacli Bedürfniss gewählt. Die Ty-
rannen aber bedurften einer begrenzten, festen, ab-
geschlossenen Burg; sie verstärkten und ergänzten
daher die verfalleneu Mauern mit einem neuen
festen Stein, und zogen auch die Noi'dmauer wieder
vor, wenn diese nicht existirte. Au dieser tobten
dann die Kämpfe beim Sturze der Tyrannen, als
Archaolü". /,!■'. J;iliri,':uis \\X.
die Bürger von Norden her anrückten, das Thor
stürmten und den Euryleon in der Feste auf dem
Markt erschlugen ; das Epigrannu zu Ehren der
Gefallenen lautet:
^ßtvvvvxag nozs rnvgds zv(iavvida ;(«Ax£og -^Qt'S
sils' ^eXtvovzog d' aficpl nvlatg eitarov.
Wenn nun bei der Eroberung, ein Jahrhundert spä-
ter, das Ganze als nur Ein ummauerter Complex
erscheint, ohne ncnnenswerthe Barrieren im Innern
oder wenigstens ohne dass eine abgegrenzte Akro-
polis Schutz geboten und besonders hätte erstürmt
werden müssen, so könnte man auf den Gedanken
kommen, dass die Bürger nach dem Sturze der
Tyrannen, wie anderwärts, deren Werke vernichtet,
das Bollwerk und besonders die Nordmauer ganz
oder theilweise niedergerissen hätten. Nur eine
ganz genaue Untersuchung könnte diesen schein-
baren Widerspruch lösen, denn bis jetzt scheint es
fast, als ob die Nordmauer bestanden hätte. — In
diesem Jahrhundert nach den Tyrannen kamen die
Vorstädte und die Neapolis zur Stadt.
Die Belagerung sodann ist so zu verstehen,
dass Hannibal, der die Stadt von zwei Seiten an-
griff, von Osten und Westen her die Mauern der
eigentlichen Stadt, weniger der Akropolis, die viel
fester und unerreichbarer war, bestürmte. Gerade
der nördliche Theil der Stadt hatte die alten,
schwachen, nie ausgebesserten Mauern, die erwähnt
werden , und die fast spurlos verschwunden sind.
Vorstädte und Neapolis waren sofort preisgegeben
worden. Die Thürme der Karthager standen im
Thale, der Kampf um die mit den Widdern bald
cingestol'senen Mauern dauerte auf den Abhängen
neun Tage; am zehnten Tage zog sich der Stralsen-
und Barrikadenkampf den Tag über von Norden
nach Süden und wurde Abends auf der Agora im
Süden entschieden.
Diese Agora in der Senkung nördlich der be-
sprochenen Quermauer anzusetzen, ist nach Obigem
und nach Entdeckung des Theaters nicht mehr
möglich. Es kennzeichnet Cavallaris des Nicht-
philologen Scharfblick, den wahren Ort gefunden
zu hallen, nämlich auf der durch so Manches aus-
gezeichneten Terrasse innerhalb der Akropolis, im
U
100
Südosten, iiDiireVien von den Tempeln der stadt-
hütenden Gottheiten, auf einem Unterbau mit Trep-
penstufen, niit dem grofsen Aufgang und der Strafse
von Osten her. Damit stimmt Alles, was wir von
der Agora voraussetzen können oder geschichtlich
wissen. So lag sie innerhalb der ursprünglichen
Stadt und wurde dann durch die Tyrannen in
charakteristischer Weise der Benutzung der Bürger
entzogen; es passt nach Obigem, dass der Tyrann
Euryleon am Altar des Zeus Agoraios getödtet
wurde und dass bei der Eroberung der letzte Kampf
hier geliefert wurde, wo die Männer tielen und die
Weiber in die Tempel mit den Schätzen flüchteten.
Die Thore kiinncu wir nach Holm für die
vorhermokrateische Zeit mit aller Freiheit ansetzen,
obwohl Hermokrates bei seiner eiligen Verschau-
zung ohne Zweifel die vorhandenen wird haben
bestehen lassen. Also im Norden, Westen und
Osten je eins; dass das letzte noch existirt bestä-
tigt auch Cavallari.
Die so sehr ausgedehnte Fläche der Akro-
'polis von 9U0O0 C Bieter, auch im Vergleich zur
übrigen Stadt, möchte ich so erklären, dass dieselbe
die ursprüngliche Stadt, dann wieder die späteste
Stadt, aber nur ausnahmsweise eine besondere Burg
dargestellt habe. Deswegen neige ich eben dazu,
die Nordmauer, die im Terrain keinen Anhalt hat,
ganz oder theilweise beseitigt und wenigstens den
Theil nördlich der Agora bewohnt zu denken.
Cavallaris Quartier -Eintheilung, nach welcher im
Süden die kriegerischen Häupter, in der Mitte die
Priesterkaste, im Norden die KauHeute und Politiker
gewohnt hätten, kommt mir nicht annehmbar vor,
soll aucii wohl nur so eine Idee sein.
Das neuentdeckte Theater ist aus dem älte-
.>?ten Stein, ebenfalls mit Vorsprängen gebaut, es
entstammt wohl dem ersten Jahrhundert, also Ol.
'dB — ()", da auch der Komiker Aristoxenos von Se-
linunt schon Ol. 4t i blühte. Auch seine Lage will
schwer zu der nördlichen Burgmauer passen. Das
Theater war ziemlich klein, (Durchmesser, der Or-
chestra 19'/; Meter, des Ganzen etwa 4.'!) und i.st
nach der Eroberung in ein anderes Gebäude mit
Säulen, Triglyphen und Gesims umgewandelt worden.
Zwei interessante Nekropolen von Selinunt
beiinden sich die eine im Norden in Galera-Bagliazzo,
die andere im AVesten in ^lanicalnuga. Durch die
genauesten Grundrisse, Längen- und Querdurch-
schnitte und durch die photographischc Darstellung
vieler Vasen hat Cavallari gezeigt, dass der Bau der
Gräber, die Formen, Farben, Ornamente und Bilder
der Vasen in beiden ganz verschiedenartig sind.
Die nördliche erscheint viel älter, die westliche viel
jünger. Dass er freilich die nördliche vorgriechi-
schen Phöniziern, die westliche griechischen Mega-
reern zuweisen will, erscheint bis jetzt noch pro-
blematisch, obwohl in allerneuester Zeit wiederum
in Galera-Bagliazzo 40 Vasen ausgegraben sind,
die alle sehr alt sind und nur Thierdarstellungen
haben.
So viel über die Topographie. Wenn wir nun
zweitens zu den Tempeln fibergehen, so haben
Ausgrabungen liei den Tempeln des Herakles auf
der Akropolis 23 (C), der Here 4b (E) und des
Apollo ;57 (G) in der Neapolis stattgefunden, be-
sprochen von Cavallari '") im römischen Bulletino
sowie im Palerniitaner 4 und 5 "), von Holm'") im
Khein. Mus., von Benndorf'^) im römischen Bul-
lettino 1872. Aus der Fülle wichtiger Neuigkeiten
sind etwa folgende hervorzuheben. Der Herakles-
tempel 2o (C) auf der Akropolis hat zwei ver-
schiedene Arten von Säuleu ; das sind einerseits
der Osten, Westen und die Säulen des Pronaos,
andererseits der Norden und Süden. Der Unter-
schied der beiden Durchmesser beträgt 0,18 oder
( ),!(■). Die Säulen sind ferner von verschiedenem
■\Iatcrial, je nachdem sie monolith sind (im Osten
und halb Süden), oder aus Trommeln bestehen.
Man sieht, diese beiden Vcrschicdcidieiten decken
sich also nicht. Während Hittorf IG Hohlkehlen
zählt, statuirt Cavallari 18. Der Architrav besteht
aus zwei Blöcken übereinander, mit eigenthümlicheni
dreigliedrigen Abakus. Der aufgefundene Ecktri-
glyph ist ganz anders als die übrigen, der Fries
gedrückt, die Meto]ien schmal. .\us diesen An-
'" liullettino äeW Instilulo 1808 .No. i S. 87.
") Bull. No. 4 S. 11; Nu. .i S. 21.
'-) Hhcin. Mus. XXVll S. in.
'■■) BulleU. 1872 No. <! und 10 S. 252; No II S. 208.
101
zeichen folgert Cavallari die Präexistenz eines äl-
teren Gebäudes oder eine umfassende Restauration ;
denn der Westen und der iS'ordeu ist jünger und
feiner, als der Osten und der Süden. Da dieses
bei dem Alter des Tempels und der Metopen und
bei der kurzen Lebenszeit Selinunts schwer zu den-
ken ist, sucht Benndorf diese Anomalien aus dem
Alter des Tempels zu erklären. Cavallari fand hier
noch eine halbe Metope: Herakles Kampf mit der
Amazone, und eine griechische Inschrift. — Für
das lleraion 45 {E) in der Neapolis bringt Ca-
vallari nach Bemerkungen über Plan, Maalse und
Construction desselben, verbunden mit der Behaup-
tung, dass die Metopen des nebenstehenden Tem-
pels 38 (F) diesen wegen der Jlaal'se nicht ange-
hören können, noch Berichte über neue Metopen-
fragmente aus Marmor, eigeuthümliche Ecktrigly-
phen, über die Ausgrabung des Adyton mit einem
interessanten Altar und einem Kolossalkopf aus
Kalktutf, wahrscheinlich der Here. Während dieser
Kopf sehr alt ist, deuten die späteren liestaura-
tionen tles Altars und die aufgefundene Inschrift
darauf, dass der Tempel auch nach der Eroberung
benutzt worden ist. Trotz der jungen Zeit der In-
schrift, welche die Here nennt, kann aus ihrem
Fundort am Altar des Adyton geschlossen werden,
dass der Tempel ein Heraion war. Singular ist
auch das Ansteigen von Osten nach Westen um
nicht weniger als bi IStufen. Von hohem Interesse
sind die Ausgrabungen an dem gewaltigen Apollo-
tempel, einem vorperikleischen Parthenon. Ca-
vallari stellt allerlei Berechnungen an über Kosten
und Gewicht; so wiegt beispielsweise nach ihm das
Capitell 960 Centner, die bäule von Ü Meter Durch-
messer 5880 Centner, der Architrav, welcher 20 Me-
ter hoch gehoben wurde, lil'Z Centner. Von den
4 verschiedenen Kapitellarten finden sich vor : 2 von
der ersten; V2 von der zweiten, 8 von der dritten;
2 von der vierten Art, zusammen 24; der Tempel
hatte aber ü4, vielleicht 7(J Säulen. Ohne Positives
aufzustellen, beseitigt Ca\allari siegreich die An-
sichten Serradifalcos über ein zweites Stockwerk,
und Beules über die N'ertheilung der Säulen , über
die chronologische Datiruug derselben, und über
die Beimischung ionischer Elemente an diesem Tem-
pel und dem Tempel 38 (F). Die schwierige Auf-
räuniung des Eingangs zunj Adyton brachte aus
Licht die grol'se Inschrift in der linkeu Antenwand,
Bruchstücke merkwürdiger Weih- oder Dienst-Ge-
fäl'se von Thon und Glas, die absperrenden Schran-
ken {xtyx).iÖ£g) gegen die Cella mit Seiteneingängen,
endlich den Torso wahrscheinlich eines am Boden
liegenden, durch Apollo zu Tode getroft'entn Gi-
ganten.
Wenn ich nun noch kurz die Inschriften be-
rühren darf, so ist die erste auf einem kleinen Ge-
sims am Herakleion gefunden und edirt von Ca-
vallari im Köm. Bull. '*). Sie stammt aus der Zeit
vor Euklid und lautet: ^^näkhovos Ilaiävogl Jl^a-
vaiag. Die zweite entstammt dem Adyton des He-
raions und ist publicirt von mir "), von Kitschi im
Pihein. Mus. '"), Cavallari '') (a. a. 0.), Holm (Pa-
lermitaner Bull. No. 4) "). Sie lautet: ^^Qxtou)
\u4laxL?.ov\ "Hqa tv^äv und ist viel später als Euklid,
üeber die dritte zuletzt aufgefundene Inschrift des
Apollotempels aus der ersten Hälfte des fünften
Jahrhunderts existirt fast schon eine ganze Literatur.
Die sehr zahlreiche einheimische, die zum Theil
von nationaler Eifersucht auf Holm, den ersten
Herausgeber, inspirirt ist, ist meist unbrauchbar.
Herausgegeben haben sie gleichzeitig Holm im BuUet-
tino No. 4 '"J und Ugdulena in der Rivista Skula'"),
besprochen Sauppe in den Göttinger Nachrichten ''),
Holm im Kheinischen Museum'"'), Benudorf im
römischen Bullettino "j. Die Lesart scheint bis
auf Einen Punkt folgendermaalseu festzustehen:
i^Ji)c( Tiijg ^ecijg [tij(g)d£ vixcüvi^vji xol 2EX\iv)nv{iioi')
{öi)d TOP /litt vixiüj.iEg xui öia lov iUnßnv {xal)
d(ia) HqQaxlea i(,(a)i öt AnöXktovu xai öiä ri{oT)
a{id5.)vu xai diu TvvöaQidag xal öl Jtd-(a)
"; 18(j8 No. 4 S. 8S.
'■') a. a. 0. S. 35.
"'j Hbeiii. Mus. 1800 S. 138.
'■) .\u. 4 S. 89.
'-) Bull. Palerijio No. 4 S. :i8.
''■>) p. 27.
-») August 1871 p. ->0i.
-') Nov. 1871 p. üO.").
", Bd. X.XVK p. 361.
-'••) Nov. p. 271.
102
v{ä)av xai diä 3I(a)i.o(pr.Qov xal dia naGi(x)
Qä{v)eiav xal 6i(d) riog aklcog iytujg \di)u Ö(s) Jla
fiäi?.)iaTia). 0i?J{ag) di yavniiiivag ify_{Q)va
€o{.)e).ä{aa)vTa{g rd ö^ ) oi'v^taia xaitu xnk
äxljav%{ag }g t)n {JiTt)oX(}.')u)rinv xutyt}ti.ie
V to ^io{s Tioo)ygci{iliavT)eQ' in df yQvainv
In der ersten Hälfte werden ij Gütter aufge-
zählt, denen die ?>eliniintier ihren KSieg verdanken;
die beiden ersten mit Artikel, die anderen ohne,
nämlicli Zeus, Phobos, d. i. Ares, Herakles (mit H
geschrieben), Apollon, Poteidan, die Tyndarea (also
nicht Dioskuren genannt), Athanaa, Malophoros, d. i.
Demeter, Schützeriu der Baumfrüchte, ebenso nach-
gewiesen in Megara Nisaea und in Byzanz, Pasikra-
teia, d. i. Persephoue. Hinzugefügt werden, um ja
keinen zu vergessen, auch die anderen Gütter, als be-
sonders wirksam aber gilt Zeus. Die zweite Hälfte,
bestehend in einem Acc. c. Inf., hängt ab von einem
ausgelassenen töo^e. Hier handelt es sich nun um
die Ergänzung des letzten fehlenden Buchstaben
von iyygi-oeo. Ergänzen wir mit Sauppe sigma, so
wird daraus syyQvattog oder ayyovasovg und die
Uebersetzung lautet: 'Nachdem- aber Freundschaft
geworden, haben wir beschlossen, von diesen Göt-
tern vergoldete Bildsäulen zu schmieden, diese Na-
men einzugraben und in das Apollonion zu stellen,
indem wir den Namen des Zeus voranschreiben.'
Wohin sollen die Namen eingegraben werden? Doch
nicht in die vergoldeten Bildsäulen? Sauppe meint:
da, wo sie jetzt stehen, in die Ante. Dann würde
der Text zu verstehen sein: 'Nachdem Freundschaft
geworden, haben wir beschlossen, von diesen Göt-
tern vergoldete Bildsäuleu zu schmieden, diese Na-
men in die Ante einzugraben und in das Apollo-
nion zu stellen, indem wir den Namen des Zeus
voranschreiben.' Da dieses schwerlich angeht, so
wage ich nochmals auf die Ergänzung mit ny zu-
rückzukommen, wovon micii auch die zweifelhafte
Erwägung, dass uy mehr Platz als sigma einuehme,
nicht abzuhalten vermag, iyygvaenv ist dann ein
Neutrum und bedeutet eine goldene oder vergol-
dete Platte, und dazu passt auch i'/.aiiaiv viel
besser. Dann lautet die Uebersetzung: 'Nachdem
Freundschaft geworden, haben wir beschlossen, eine
goldene Platte zu schmieden, diese Namen einzu-
graben und in das Apollonion zu stellen, indem
wir den Namen des Zeus voranschreiben.' Diese
Lesart wird unterstützt durch die neueste Entdeckung
Cavallaris, welcher'*) auf der östlichen Aussen-
seite derselben Antenwand, in deren innerer Quer-
seite die Inschrift 2/ j ^^leter hoch stand, einen Ein-
schnitt gefunden hat, Bieter (i,01 tief, UyA\ breit,
3 hoch. In diesem Einschnitt könnte man sich
doch wohl eine Goldplatte eingelassen denken,
welche in Keihen untereinander die Namen enthielt:
O Zevg, 6 (Dößng, HrjgaxkFjg, Änölliov, UniELÖäv,
Tvi'SciQidat, JJilaväa, IMaXocpögog . TlaaixQäreia.
Die letzten Worte, bei denen übrigens eiijxovra
nicht mit einem H geschrieben ist, nämlich: 'Das
Gold soll Gu Talente sein', können verschieden er-
klärt werden, je nach dem Begritf des Talentes:
1) in älteren sicilischen Kupfertalenten, wo 1 Ta-
lent = (ioOO Drachmen Kupfer = 24 Drachmen Silber
= 2 Drachmen Gold ist. 60 Talente würden 12U Gold-
drachmen oder 1 Pfund 1 '/ Loth Gold sein. Das
ist wohl unmöglich. 2) in Jüngern Philemonischen
Kupfertalenten, wo 1 Talent = G Drachmen Gold
ist. Dies ergäbe ?> Pfund 4'/^ Loth und ist auch
unwahrscheinlich, obgleich Hultsch ") den Kranz
der Deniarete und den Dreiful's des Gelon, welche
derselben Zeit angehören, danach berechnet. .3) Nach
der Idee, welche Holm '") bei der Berechnung des
Dreit'ufses zu Grunde legt. Danach sind 60 Talente
= 13 Pfund Gold. Hier fängt die Möglichkeit an,
eine Platte herzustellen, nämlich wenn wir, die
Maa'se Cavallaris von 3 Meter Höhe, 26 Centimeter
Breite festhaltend, die Tiefe oder Dicke der Platte
mit ', ,u Centimeter annehmen, das Gold als massiv
vorausgesetzt, denn bei blofser Vergoldung und
Mischung fehlen alle Anhalto])uukte. 4) in attischen
Silbertalenten, wo 1 Talent = Ö2 Pfund. 60 Silber-
talente sind also 3120 Pfund Silber oder 2öO— 260
Pfund Gold, an Werth etwa 90,000 Thlr. Dies er-
giebt eine Platte mit ' , Centimeter Dicke. ;">) in
-■') liullellino N'o. j S. "il.
-'■•) Metrologie p. 1U9.
=«) Gesch. Sicil. p. 418.
103
attischen Goldtalenten, danach wären CO Goldtalente
3120 Pfund Gold, an Werth etwa 1,100,(!00 Thlr.
Man brauchte dazu eine Platte mit 7 — 8 Centinieter
Dicke. Immer unter Voraussetzung massiven Gol-
des scheinen No. ?. und No. 4 allein in Erwägung
kommen 7AX können. Sollte man die Miscliun"' vor-
ziehen, können nur No. 1 — .'] berücksichtigt werden.
Uebrigcus bin ich weit entfernt, bei diesen Vor-
schlägen und Aufstellungen von Mögliciikciten mit
dem Ansprucli einer festen Behauptung aufzutreten.
Rei'liu- JcLiis S( iiijBKiNc;.
DER ZEUSTEMPEL ZU OLYMPIA UND SEIN AUSBAU.
Die in der expedilion scientißque de Moree 1831
von Blouet publicirten Reste des Olympieion lassen
bekanntlich keinen Zweifel über die Identität des
Bauwerkes mit dem von Pausanias beschriebenen,
um Ol. 52 von Libon in dorischem Stil aufgeführten
Zeustenipel ; sie zeigen einen Peripteros von sechs
Säulen an der Front, mit dreizeim Säulen an den
Seiten. Nach olympisch-samischem Maafs hielt ihr
unterer Durchmesser 7 Fufs '), ihr Intercolumnium
(bei l'/'ä dieser Durchmesser) It'/^ und die Entfer-
nung der Säulen von Achse zu Achse IG'/j *), nur
an den Ecken standen, wie dies bei dieser Bauart
üblich, die Säulen näher und betrug hier der Ab-
stand lö'/s Fufs '). Der Stylobat dehnt sich vor
den Achsen der Säulen ^% Fuls aus *), und wird
jederseits von 2 Stufen zu je l'^ Fufs Breite um-
geben °), worunter noch ein Auftritt, der ringsum
V's Fuls breit ist "), hervortritt. Wenn man für die
Front diese Metra zusammennimmt, so geben sie
am Stylobat 87 Fufs, sammt den Stufen 9o' ^ Fuls,
und mit dem Auftritt 95 Fufs.
Stimmt die Breite des Tempels sonach mit dem
Bericht des Pausanias überein, so ist dies datresen
') Die Messung Blouets giebt •i,244 Meter ;vgl. Arcbäolog. Zei-
tung 29 S. 40 nebst Anni. ilj für den Unlendurchmesser, und (eine
Königs- Elle weniger) l,ö'Jü Meter = 5';3 sam.-oljm)i. Kufs für den
oberen Durchmesser der Pleromasäulen.
-) Da der ulyinp.-sam. Fufs = 0,317 Meter ist, sind 10'/., alt-
griechisclie Fufs = 5,178 Meter. — Die am Tempel gemessenen be-
trefTenden Säuleniveiten variiren von 4,(16 — 5,2i Meter.
^) Es sind Iji'., antike Fufs = 4,801 Meter und vaniren die
gemessenen Ecliweiten von ■4,33 — 5,04 Meter.
■*) Nach der französischen Messung 1.21 .Meter.
') Nach derselben 0,52 Meter.
'^: Nach eben derselben 0,22 Meter.
bei der auf 2o0 Fufs von dem Periegeten angesetzten
Länge Aveniger der Fall, da, wenn wir seiner Breite
noch 7 Säulenweiten zu 16% Fufs — weil das
Olympieion 6:13 Säulen im Peripteros hat -— bei-
fügen, die Tempellänge 20'J' 3 Fuls betrüge. Hier-
nach scheint es, als ob Pausanias einen gut zwan-
zig Fuls tiefen Vorplatz ruit in die Ausdehnung
des Tempels hineingezogen habe.
Eine sehr bemerkenswerthe Erscheinung bietet
der, die Abstände der noch vorhandenen Säulen-
reste wiedergebende Grundriss des Tempels (a. a. 0.
Vol. I t. 62) aber dadurch dar, dass au seiner Lang-
seite der Abstand zwischen der dritt- und viertletzten
Säule — der zehnten und elften von Osten — an-
statt 16 V; Fuls, nicht gröfser als 15'/, Fufs ist Lind
damit denen an den Enden des Pteroma gleich-
kommt'). Indem sonach der Tempel nicht 209 '/^ F.
lang, sondern einen Fufs kürzer erscheint, hat seine
Seite statt zweier Eckweilen deren drei. Dieser
l'nistand würde völlig unerklärlicii sein, wenn man
uiclit Wülste, dass zu Phidias Zeit noch am Olym-
jiieion gebaut wurde und ist insofern von Interesse,
als er Aufschluss darüber giebt, worin dieser spä-
tere Bau bestand.
Der in Ol. 52 von Libon erljaute Zeustemiiel,
aus einem .50 Fufs breiten Naos bestehend-), war
von einem nicht mehr als eilf Säulen auf der Lang-
') Der Abstand der zehnten und elften Säule von Achse zu
Achse beträgt 4,87 Meter, und steht zwischen einem von 3,24 Meter
und anderen von 3,18 Meter.
") Blouet fand den Naos aussen 15,88 Meter breit, den unteren
Durchmesser der Säulen inj Pronaos 1,890 Meter = 6 olymp. Fufs.
und den der Säulen in der Cella 1.1 Meter = 3",^ olymp. Fufs stark.
104
seile zeigenden Peripteros umgeben. Die Cella mit
ihren Stoai und Hyperoa mochten mit Weihgeschen-
keu so erfüllt worden sein, dass im Laufe der Zeit
ein Opisthodomos zum Bediirfuiss wurde. Dass der
Tempel früherhin keinen Opisthodom hatte, geht
aus der Raumeintheilung des Libonschen Baues
hervor; bei einer Länge seiner Area von 168% olym-
pischen Fufsen wurden , wie die metrische Auf-
nahme noch jetzt zeigt, etwa 27 Fufs durch die
vordere freie Ringballe und 23 durch den Pronaos
eingenommen, was mit der 4'/^ Ful's dicken Cella-
wand 54' '3 Fufs macht ; ebensoviel werden die hintere
Ringhalle , das Postieum und die Rückwand der
CcUa eingenommen haben, daher nach Abzug der
108y3(vondenl68 '3) olympischen Fufs für den Innen-
raum der Cella nicht mehr als GO Fufs Länge blei-
beu, was bei ihrer Breite von einigen 40 Fufs nicht
zu viel war, und zu einem Hinterhause keinen Raum
übrig liefs. Um diesen zu gewinnen, wurde zu Phi-
dias Zeit auf dem nun verlängerten Unterbau die
zwölfte und dreizehnte Säule zugesetzt, die West-
front soweit hinausgerückt und ihr Giebel von der
Hand des Alkamenes ausgeschmückt, während dessen
Meister die Gold-Elfenbeinstatue des höchsten Gottes
in der Cella aufrichtete und an diese der Opistho-
domos erst angebaut wurde.
Dass man die Endsäulen von Libon's Bau da-
bei unverrückt an ihrer alten Stelle liefs, scheint
nicht ohne Absicht, vielmehr aus Pietät gegen den
ersten Erbauer geschehen zu sein: es war ein Merk-
zeichen der ehemaligen Länge des Tempels dadurch
erhalten. Im Ganzen scheint das Verfahren analog
mit dem beim Wiederaufbau des Parthenon in An-
wendung gekommenen gewesen zu sein, wenngleich
nicht in derselben umfassenden Weise, da der Fest-
tempel auf der Burg zu Athen nach seiner Zerstö-
rung vergröfsert wiedererstand. Aber auch hier
wurden zur Gewinnung eines Opisthodomos den
Langseiten des Tempels zwei Säuleu mehr als frü-
her gegeben "), und man liefs den von dem vor-
persischen Parthenon herrührenden Stereobat mit
den Abzeichen, welche ihn von dem Neubau unter-
scheiden, unverändert als eine baugcsehiclitliche
Erinnerung stehen.
Den an den Unterbau des Olympieion gemachten
Ansatz näher in Betracht zu ziehen, dürfte einem
späteren Durchfor.scher der geweihten Stätte hiermit
emjjfohlen sein.
Nachträglich nur hier noch die Bemerkung,
dass die tektonische Vollendung des Tempels in
einen merklich früheren Zeitraum als seine plastische
Ausschmückung fällt, und nicht ohne guten Grund
etwa um Ol. 70 anzusetzen ist.
^) Zu gleichem Zweck wurde ausserdem die Cella des Parllienon
vun 100 oijmi). auf lOü altische Fufs verkürjt, ihrer Breite dagegen
etwas zugegeben, wohei der Tempel statt an dem Stereobat 100
olymp. KuTs unter Pericles an dem Stylobat 101) attische Fufs Breite
erhielt, und der Charskter als Hekalom|iedüS unlieeinlrachtigt blieb.
S. Archäol. Zeitg. -.'S) S. 10.',— lO'.t.
H. Wittich.
M I 8 C E L L E N.
AUS DEM BRITTISCHEN MUSEUM.
Brieflicher Mittheilung des Herrn A. S. Murray
entnehmen wir die folgenden Notizen.
In (iräbern von lalysos auf Rhodos kamen
im vergangenen Jahr zum Vorschein und wurden
jüngst ins brittische Museum gebracht die nachfol-
genden archaischen Gegenstände:
1 . Kreisrunder Carueol, zwei Hunde, aufrecht ste-
hend ; dazwischen eine Säule. Bei dem hohen
Interesse der Darstellung, deren Analogie mit
den Lt'lwcn des Thors von Mykenae in die
Augen springt, wird eine Abliildung in Holz-
schnitt nach einem Siegelabdruck an anderem
Orte vorgelegt werden.
Zugleicii wurden gefunden:
105
2. Ein pseiulo-assjrischer Cylimler aus Porcellan;
daraul' zwei Priester (V) und zwischen ihnen
in conventioneilen Formen ein Baum.
3. Eine kleine sitzende weibliche Figur aus El-
fenbein, wie eine Miniaturdarstellung der sit-
zenden Frauenbilder ans dem Hranchiden-
iieiligthum.
4. Ein anderer runder Carneol, darauf drei Hirsche.
5. Ein trichterförmiges Gefäl's, identiscii mit dem
in Santorin gefundenen, welches F. Fouque in
in den archives des missions 2. Serie IV (pre-
mier rapport sur une missioii scienti/ique d l'ile
de Santorin) S. 223 beschreibt.
(i. Eine grol'se Anzahl von Rosetten und anderen
Ornamenten in dunkelem Glass, mit Lüchern
wie 'zum Aufnähen vielleicht auf ein Gewand.
Darunter ist ein Stück mit einer Si)hinx dar-
auf, in heraldischer Stellung O'dnipant).
7. Eine grol'se Anzahl Vasen, meist mit sehr
kurzem Hals, wie Aryballen, vielleicht be-
stimmt köstliche Flüssigkeiten aufzubewahren.
Sie sind fast sämmtlich, nur mit einer oder
zwei Ausnahmen, mit geometrischen Mustern
verziert. Einmal, auf einem kleinen einhen-
keligen Gefäl's, finden sich zwei Reihen Orna-
mente, die eine von Fischen, die andere von
Schwänen gebildet. Der Thon, aus welchem
diese Gefäfse bestehen, ist von grauer Farbe;
die Ornamente sind mit Braun oder Schwarz
aufgemalt.
'^. Eine Anaahl kleiner Ornamente in Blattgold,
ebenfalls zum Aufnähen bestimmt.
9. Ein silberner Ring mit Spuren von Goldplat-
tierung.
10. Eine Anzahl von Spindelrnllen aus Speckstein
und Tlion.
11. Ferien von Bernstein, Crystall, Carneol und
Glas.
12. Eine Anzahl Schwerter, Messer und Speer-
spitzen von Bronze, in schönen Formen und
von vorzüglicher Erhaltung.
Das oben Taf (;2 pnblicirte Schiffsornament ist
inzwischen ins brittische Museum gelangt (s. Trans-
(ictions of the R. soc. of Literature 2. Series 7 S. 246
und Academy 1873 No. 6b S. 4G).
Die Flügelfigur der ephcsischen Säulentrommel
(oben Taf. (J5) ist jüngst in einem Artikel der Sa-
turday Review für Thanatos (welchem nach einer
Stelle in der Alkestis des Euripides ein Schwert
zukommen soll) und die ganze Scene für das Ge-
leit des Hermes ipi'yonoiinög erklärt worden. Hr.
Murray war beim ersten Anblick der Reliefs auf
dieselbe Deutung gekommen und hält sie auch für
die wahrscheinlichste. Eine sehr ähnliche Figur,
nur ohne Schwert, findet sich in Gerhards gesam-
melten Abhandlungen Taf. XXXIII Fig. 2.
Hr. Newton ist unterwegs nach Ephesos, wo
dem Vernehmen nach neue und noch bedeutendere
Sculpturen gefunden worden sind'). E. H.
1 Vgl. Academy 1873 S. S4.
SITZUNGSBERICHTE.
Archäologische Gesellschaft. — Sitzung
vom 5. Novbr. Hr. Curtius eröffnete die Sitzung,
nachdem zuvor die Wahl der Herren Dr. Plew und
Dr. Schubring zu ordentlichen Mitgliedern statt-
gefunden hatte, indem er einige neue Abhandlungen
vorlegte, in denen Dilthey über Apollo und Daphne
(Elfenbein-Relief von Ravenna), Schubring über
Kamarina, Pervanoglu über das Familienmahl
auf altgriechischen Grabsteinen handeln. Hieran
anknüpfend besprach er eine besondere Gruppe
jeuer Reliefs, wo ein Reiterzug über dem Vorhange
sichtbar wird, welcher den Hintergrund der Dar-
stellung bildet, und legte die Abbildung zweier in
Smyrna befindlichen Reliefs dieser Art vor. Dann
besprach er die ersten bedeutenderen Denkmäler,
welche durch des Dr. Schliemann Ausgrabun-
106
gen in Troja zum Vorschein gekommen sind, das
Postament einer Elirenstatue des Logisten Klaudios
Kaikinas aus Kyzikus und einen Triglyplienblock
mit einer vortrefflich erhaltenen und stilistisch sehr
merkwürdigen Metopentafel . die den Helios auf
«lirongendem Viergespann darstellt (s. oben S. 57ft'.).
Hr. Hühner legte hierauf zunächst die für die
Gesellschaft eingegangenen Geschenke vor, näm-
licli den Jahrgang 1870—1871 der Puhlicationen des
Luxemburger Alterthunisvereins, die Festschrift des
Göttinger archäologischen Seminars mit der Ab-
handlung von G. Gebhardt über die Gemälde
Polygnots in der Lesche zu Delphi, und die oben-
erwähnte Abhandlung Pervanoglu's. Unter den
zahlrcicli eingegangenen neuen Schriften hob er
besonders zwei neu gegründete Zeitschriften hervor,
nämlich den ..ImUcalcur de l' archiolo(jue el du
colleclionnem- , welcher seit dem September d. J.
in Öt. Germain unter der Leitung eines der Direc-
toren des dortigen Museums, des Hrn. Gabriel
de Mortui et, erscheint, und eine portugiesische
Zeitschrift, die ,.ArchcoIogia Artistica" von Porto,
redigiert von einem des Deutschen vollständig kun-
digen dortigen Gelehrten, dem Hrn. Joaquim
de Vaseoncellos, welcher nur besserer Fortgang
als den bisherigen Versuchen der' Art in jenem
Lande zu wünschen ist; bisher liegt nur ihr Prospect
vor '). Von den gröfseren Werken und den Bro-
schüren wurde nur hingewiesen auf die neue dritte
Bearbeitung des bekannten Handbuchs der griechi-
schen Mythologie des verstorbenen Ludwig Preller
durch Dr. E. Plew hierselbst und auf die Abhand-
lungen von P. Foucart in Paris über das grie-
chische Senatusconsult \(m Tliisbe in ßöotien (aus
den Archives des missions) und von II. Schuermans
in Lüttich über den merkwürdigen I'und von Eg-
gen-Bilscn in Belgien (etruskischer Goldsckmuck
und Erzgefäfse 1. Eine Reihe anderer Arbeiten
niusstc für spätere Besprechung zurückgelegt wcr-
') Es sind seitdem zwei Hefte erschienen , deren Inhalt jeduch
keineswegs in unserem Sinn archäologisch ist: das erste enthält eine
ßiographic der 1833 verstorbenen portugiesischen Sängerin Luiza
Todi und das /.weite ein portugiesisches (lesetzbnch aus dem sech-
zehnten Jahrhundert. Mittheilungen über im Lande gefundene In-
schriften und Allerthümer sind in Aussiebt gestellt.
den. — Hierauf legte Hr. Strack die ihm durch
die Gute des Londoner Architekten Hrn. Donaldsou
zugesandten grofsen und wohlgelungenen Photo-
graphieen der jetzt in London angelangten Säulen-
trommel aus dem berühmen Artemistempel in Ephesos
vor. Hr. Donaldson hatte schon in seiner im Jahre
isrill erschienenen Archilectina mimisniaika nach
den, wenn aucii kleinen und unvollkommenen Ab-
bildungen des Tempels auf Münzen den Sehluss
gezogen, dass des Plinius vielbesprochene Bezeich-
nung der Säulen dieses Tempels als columnae cae-
latae nur von wirklichen lieliefs verstanden wer-
den könne. Wood's endlich von Erfolg gekrönte
Ausgrabungen haben diese Vermuthung jetzt durch-
aus bestätigt ; das Nähere s. oben S. 72 ti'. — Hr.
Bruns, jüngst von einenj römischen Aufenthalt
zurttckgekeln-t, berichtete hierauf eingehend nach
wiederholter und genauer Besichtigung über die
neuesten Ausgrabungen auf dem römischen Forum
und insbesondere über das merkwürdige Haupt-
fundstück derselben, die beiden Eeliefplatten, deren
Deutung, wie es scheint, in allem Wesentlichen
gelungen und für die Geschichte des Forums von
hoher Wichtigkeit ist (vgl. jetzt das römische BuUettino
von 1872 S. 27;3ff. und unten S. 108). — Hr. Engel-
mann konnte durch die Güte des Hrn. Gilli das schon
früher in der Gesellschaft besprochene Laokoonrelief
des Malers Wittmer in Rom (vgl. Archäologische Zei-
tung 1863 S. S9) im Original vorlegen. Er suchte
die gewöhnlich gegen das Alterthum des fraglichen
Reliefs vorgebrachten Gründe zurückzuweisen , in-
dem er nachwies, dass einmal die ovale Form nur
erst nachträglich hineingekommen sei, da das Re-
lief ursprünglich ein Rechteck bildete (die Beschä-
digung einer Ecke scheint das Abarbeiten veran-
lasst zu haben) und dass zweitens die Verschieden-
heit des Styles, sowie die Abweichungen von der be-
kannten Gruppe für eine Originalschöpfung und gegen
eine Fälschung sprächen. Letzteres wurde zwar an-
erkannt, das Werk selbst jedoch mehrfach, vorzüg-
lich von Seiten Hrn. Adlers, für eine moderne
Arbeit erklärt. Die Discussion brachte keine neuen
Argumente für oder wider die Aechtheit zu Tage;
seit dem Bekanntwerden des Reliefs liat sich die
107
grofse Melirzahl der Archäologen wie der Künstler
gegen dieselbe ausgesprochen. Ein alle Zweifel
ahschneidender Beweis für die Acchtheit wird sich
vielleicht, wie in so manchen Fällen, auch hier
nicht führen lassen; die Gründe für die Unächtheit
aber hedUrfen einer eingehenden Erörterung, welche
sich nur mit Heranziehung alles einschlägigen Ma-
terials, besonders des in Madrid befindlichen Lao-
koonreliefs, anstellen lässt.
CHRONIK DEp WINCKELMANNSFESTE.
lloM. Am 14. Decbr. eröffnete das archäolo-
gische Institut in Rom seine Sitzungen in gewohnter
Weise. — Zunächst legte der zweite Secretär des In-
stituts, Hr. Dr. Heibig, eine in Cervetri gefundene
Vase des Malers Duris vor, deren Darstellungen
sich auf den attischen Jugeudunterricht beziehen.
Das Mittelbild bietet eine Scene aus der Palästra,
die Aussenseiten haben den Unterricht in der Musik
engeren Sinnes und in der Grammatik zum Gegen-
stande. In einer vierten Gruppe sitzt ein Knabe vor
dem Diptychon, uugewiss ob mit Zeichnen oder mit
kalligraphischen Uebungen beschäftigt. Auf einer
Rolle, die der Musiklehrer in der Hand hält, liest man
den Vers: MoTad (.im, acfi (sie) ^xäftavdQOv Ivqiqiov
(sie) aQyoftai äeidi]v. Aus dem Flötenunterricht, der
seit der Zeit vor dem peloponnesischen Kriege erst
nach den ersten Decennien des 4. Jahrhunderts wie-
der in Attica Mode wurde, wie Aristoteles u. A. ))e-
zeugen, wird der Schluss gezogen, dass Duris die
Vase etwa um die Mitte des 4. Jahrhunderts ge-
fertigt habe. — Es folgte der Vortrag des Hrn.
Professor Lignana über eine bei Salerno gefun-
dene Silberschale von orientalischer Arbeit. Auf der
einen Seite sitzt unter e'm^- mäciitigen Papyrus-
staude auf jeder Seite ein Harpokrates, daneben
tunmielii sicli zwei lebendig gezeichnete Kosse. Auf
der anderen Seite ist ein Schlachtfeld dargestellt.
In der Mitte steht ein mit Königskrone und langem
Mantel geschmückter Held, in der Rechten eine
Keule, in der Linken Bogen und Pfeile haltend.
Vor ihm liegen drei zu Boden gestreckte Feinde,
daneben steht ein Löwe, der Schlachtgeuossc des
Siegers. Rechts von diesem trägt ein langgelockter
Krieger einen todten Jüngling auf der Schulter, zu
Archaoiu-. ZlR., Inlirii.iiij; XXX.
seinen FUfseu liegt ein mitleidflehender Feind.
Links naht sich eine weibliche Gestalt, dem Sieger
den Ehreudegen überreichend. In dem die Dar-
stellung gleich dem homerischen Okeanos umgeben-
den Wellenkranz schwimmt eine Gestalt, den Bogen
in der Hand, durch die Mithra auf dem Haupt und
durch die charakteristische Haar- nud Barftracht
an die assyrischen Könige erinnernd. Der sieg-
reiche König ist Eanises Mei'amun (Sesostris), Sie-
ger auf dem Schlachtfelde von Atesh am Aranta-
fluss. Der Langgelockte, durch eine Strausseufeder
als Richter gekennzeichnet, wird für einen Gott,
für einen ägyptischen Rhadamauthys erklärt , der
dem Ramses beistehe; die beiden Ueberwundenen
auf seiner Schulter und zu seinen FUfsen für zwei
feindliche Fürsten , von denen das gleichzeitige
Epos des Pen Ta Ur rede. Die Siegesgöttin gilt
dem Vortragenden für die asiatische Kriegsgöttin
Istar; der Schwimmer ist der Herrscher von Cheta,
der fliehend in den Wellen sein Leben rettete. Aus
dem Kuustcharakter, aus der Darstellung selbst wie
aus den hieroglyphischen Formeln , mit denen die
Schale geziert ist, wird gefolgert, dass die Schale
etwa in die Zeit des Psamraetich (um 666) fallen
möge; die Arbeit wird für phönicischen Ursjirungs
erklärt. — Den Schluss bildete ein Vortrag des Vor-
sitzenden, Hrn. Professor Henzcn. Nach kurzer
Erwähnung der Ausgrabungen bei der Porta Pia, wo
ebenso wie auf der nordwestlichen Seite des Ca-
pitols Ueberreste der Servianischen Mauer gefunden
wurden, und an der Stelle der ca.ilra praetoria,
wo alte HäuserUberreste, Inschriften und Ziegel in
BIcnge zum Vorschein gekommen sind, wendet sich
der Vortragende zu dem Hauptfunde des Som-
15
108
mers, den beiden grofsen auf dem Forum neben
der Säule des Pbocas ausgegrabenen Marniorrcliefs.
Mit Berufung auf die neuesten Untersucbungen
Philippi's über römiscbe Triumphalreliefs wird auf
die naturalistische Tendenz in der Wiedergabe aller
Einzelheiten, auf die Uberrciclie Fülle von Details,
auf die bewegliche Lebhaftigkeit der Darstellung
als auf Elemente hingewiesen, welche den Relief-
sculpturen trajanischer Zeit eigen seien. Es wird
hinzugefügt, dass zu diesem Ansatz die Bartlosig-
keit der meisten Personen sowie die Tracht der
über die Stirn herabfallenden Haare vortrefflich
stimme. Der Einwand, dass die auf der Piückseite
dargestellten Suovetaurilia auf Lustrationsopfer hin-
wiesen und dass deshalb, weil Domitian das letzte
Lustrum gehalten habe, die Regierung dieses Kai-
sers als äusserster Grenz])unkt gelten müsse, wird
durch den Nachweis entkräftet, dass z. B. auch auf
der Trajanssäule der Kaiser mit einem solchen
Opfer beschäftigt sei, der Gebrauch desselben also
eine viel weitere Ausdehnung gehabt haben müsse.
Auf dem einen Pielief sitzt der Kaiser und streckt
die Hand gegen ein Kind aus , das ihm ein Weib
entgegen reicht. Mit Yergleiehung ähnlicher Münzen
hatte Hr. Professor 6. Wilmanns, dem der Vortra-
gende beistimmt, dies als eine allegorische Darstel-
lung der von Trajan geschatfenen Alimentation armer
Kinder gedeutet. Kebcn dieser Gruppe steht, um-
geben von Lictoren, in der Linken eine Rolle hal-
tend, ein Mann, dessen Worten das hier versam-
melte Volk lauscht. Hr. Henzen hält es nicht
für unwahrscheinlich , dass sich diese Scene auf
die Einrichtung der städtischen Alimentation be-
ziehe, die in Rom mit der ötfentlichen Getreide-
spende zusammenhing. Auf dem zweiten Relief ist
die sitzende Gestalt des Kaisers fast ganz verloren
gegangen. Vor ihm schleppen viele Männer grofse
zusammengeheftete Tafeln herbei, ein anderer bringt
ein Holzbiindel, daneben steht eine Magistratsperson
mit der Fackel: es handelt sich offenbar um Ver-
brennung der Tafeln. Der Vortragende bezieht
diese Darstellung auf einen Stcuererlass des Trajan,
der bei Ausonius und im Chronicon paschale (zum
J. 106) erwähnt wird und der je<lenfalls mit dem
bei Plinius (Paneg. 40) gerühmten Erlass der Vige-
sima hereditatium zusammenhängt. Nach ihm würde
das Ereigniss nicht später als im Jahre 100 anzu-
setzen sein. — Zum Schlüsse giebt der Vorsitzende
Notiz über die in den letzten Jahren auf Kosten des
deutschen Kaisers ausgegrabenen und jetzt von der
königlieh italienischen Superintendenz angekauften
Arvaltafeln, und weist endlich noch auf die zahl-
reichen Photographien der in der letzten Zeit aus-
gegrabeneu Gegenstände hin, welche die Liberalität
der Superintendenz zugleicli mit einer genauen Ab-
bildung des bemalten Sarkophags von C'orneto
(jetzt im etruskischen Museum von Florenz) wäh-
rend der Sitzung hatte ausstellen lassen. — Diese
Festadunanz zeichnete sich durch eine ungewöhnlich
zahlreiche Versammlung aus, welcher u. A. der
königl. preussische Geschäftsträger beim päpstlichen
Stuhle, Hr. Stumm, und mehrere Herren der kai-
serlichen Gesandtschaft am königlich italienischen
Hofe beiwohnten.
Berlin. Hr. Curtius eröffnete die Festsitzung,
am y. December indem er auf die Bedeutung dieses
von der deutschen Wissenschaft diesseits und jenseits
der Alpen gefeierten Tages hinwies und zum Zeug-
siss für die von Jahr zu Jahr sich erweiternde
Denkmälerkenntniss die für die archäologische Zei-
tung gemachten Tafeln, namentlich die Abbildungen
der Reliefsäule vom Tempel der Artemis in
Ephesos (Taf. (35. 6(3) vorlegte und erläuterte. — •
Hr. Hübner hielt hierauf den ersten Festvortrag, in
welchem er, anknüpfend au frühere Mittheilungen an
die Gesellschaft, die Büste einer germanischeu
Frau aus St. Petersburg und den sogenannten
Arminius des capi*olinischen Jluseums in
Rom, deren Abgüsse im Saal aufgestellt waren, im
Vergleich mit den übrigen erhaltenen Darstellungen
der Germanen in der antiken Kunst besprach. —
Hr. Adler behandelte sodann auf Grund einer von
ihm im Jahre 1870 an (_)rt und Stelle vorgenom-
menen Untersuchung den Theseustempel zu
Atheu. Nachdem er der .schon von Stuarts Her-
ausgebern, später von Böfticher aufs Neue betonten
Vermuthung, dass das Bauwerk wegen seiner zwei
Stufen als ein Heroon aufzufassen sei, beigepflichtet
109
hatte, lieferte er zalilreiclie Beispiele aus dem Kreise
der Grab- uud Elircndcuiiuiäler, welche diese An-
nahme zur zvveifelloseu Gevvissheit erheben. Dem-
nächst hob er die bisher übersehene Thatsache her-
vor, dass die Steindecken über der Ost- und West-
halle nach verschiedeneu Structursystenien ent-
wickelt sind. Die Üsthalle zeigt die dorische feste
Bindung zwischen den Anten und zwei correspon-
direnden Säulen des Peripteros, während die West-
halle die lockere ionische Verknüpfung mittelst
eines Unterzuges aufweist. Da ausserdem die Üst-
halle und der Pronaos bedeutend tiefer sind, als
die Westhalle und das Posticuni, so wird durch
beide Momente, Verschiedenheit der Deckensysteme
uud Differenz in den Maafsverhältnissen der Ost-
und Westhallen, der deutliche AVink gegeben, dass
im Innern der Cella zwei gesonderte lleiligthUmer
existirt haben müssen, von denen das östliche einem
Olympier, das westliche einem Heroen angehört
hat. Ueberdies ist die Existenz einer Wcstkapelle
durch die noch vorhandene antike Thür gesichert,
und für den (seit christlicher Zeit beseitigten) Ein-
gang im Osten spricht besonders die nur an der
Ostseite vorhandene Anordnung plastischer Metopen,
sowie der tiefe Pronaos. Da nun die drei Ostmetopen
Tliaten des Herakles darstellen, und die Existenz
eines Heraklestempels in dieser ötadtgegend Melite
gesichert ist, und andererseits Pausanias einen Sekos
des Theseus erwähnt, endlich der Name Theseion
bis zum \b. Jahrhundert als im Volksmunde lebend
nachweisbar ist, so glaubte der Vortragende ein
Doppelheiligthum , ein Theseion-Herakleion, in der
Art voraussetzen zu können, dass der von Pau-
sanias erwähnte !>ekos des Theseus mit den Bil-
dern des Mikon als kleine durch die Thür beleuch-
tete Westkapelle zu fassen, und das llerakleion als
grofserer, hypäthral beleuchteter Naos im Osten zu
restituiren sei. Solche Doppelheiligthümer waren
im Altertbum nicht selten, wie Pausanias, Vitruv
u. A. lehren. Zwei dem Theseion-Herakleion so-
wohl der Zeit wie der Structur und Planbildung
nach nahe stehende Denkmäler iiob der Vortra-
gende näher hervor. Es sind dies der Tempel der
Nemesis zu Rhamnus uud der der Athena auf
Sunion. Nach Feststellung des Bauprogammes
legte Hr. Adler endlich einen restaurirten Plan des
Theseion-Herakleion vor und erläuterte durch eine
eingehende Vergleichung sämmtlicher gesicherter
Bauten der kimonisch-perikleischen Epoche die
baugeschichtliche Stellung desselben. Hiernach er-
gab sich zwar ein früher Beginn des Baues, noch
unter Kimon um 4G8— GT, aber eine sehr späte
Vollendung desselben unter Perikles um 44U. Der
völlige Bauabschluss scheint sogar erst mit der be-
kannten Weihung eines Heiligthums des Herakles
Alexikakos nach der grolsen Pest uiu 429 zusam-
menzufallen. — Hr. Schub ring sprach hierauf über
die weithvollen Entdeckungen, welche Sav. Caval-
lari als Director der sicilischen Alterthümer bei
seinen Ausgrabungen in Selinuut in den
Jahren 186.^, GS, 70 und 71 gemacht hat, uud ver-
breitete sich, einige Folgerungen ziehend, über die
Topographie, die Tempel des Herakles, der Here
und des Apollon, und über die drei Inschriften,
von denen besonders die des Apollontempels leb-
haftes Interesse erweckte (s. oben Ö. 97 ff.). — Zum
Schluss legte Hr. Heydemann die Zeichnungeu
zweier 1868 gefundener Wandgemälde aus Pom-
peji vor und besprach ihre Darstellungen (oben
S. 89 ff.).
Bei dem Festmahl, welches den wissenschaft-
lichen Vorträgen folgte, brachte der Vorsitzende die
Gesundheit des Kaisers aus, welcher durch Ernennung
des Kronprinzen zum Protector des Museums ein
neues Zeichen seines Wohlwollens für die Kuust-
anstalten der Hauptstadt gegeben habe, uud ge-
dachte dann des Mannes, dessen Andenken das
Fest gewidmet ist. Er wies darauf hin, wie das
Bild desselben durch das eben vollendete grolse
Werk von Justi erst recht an das Licht trete, in-
dem mau dadurch erst die Kreise keuuen lerne,
unter denen Winckelmann der Mann geworden sei,
welcher nicht nur auf die Gründung einer engeren
Disciplin, sondern auf unser ganzes Culturleben,
auf die Litteratur und auf das Verhältniss der Deut-
schen zu dem klassischen Boden der alten Ge-
schichte einen so nachhaltigen Einfluss geübt habe.
Greifswald. Die akademische Feier vou
15*
HO
"Winckelraanns Geburtstag ist hier in diesem Jabre
— nachdem sie eine Reibe von Jahren geruht
hatte — wieder aufgenommen und am 15. December
Vormittags 12 Uhr in der festlich geschmückten
Aula der Universität begangen worden. Die Rede
hielt Prof. Preun er, welcher nach einleitenden Be-
merkungen über die Bedeutung des Festes, die
Stellung Winckelmanns, wie über die Grundlagen
und Methode archäologischer Forschung, einige
für die Kenntniss der Entwicklung des Ve-
nus-Ideals wichtige Statuen (von denen theils
Abgüsse der Büsten theils photographische Nach-
bildungen ausgestellt waren) näherer Betrachtung
unterzog. Der Vortragende nahm zunächst den
bekannten Madrider Kopf, übereinstimmend mit
Hübners früherer Vermuthung , als Kopf einer
Aphrodite in Anspruch , welcher von dem Typus
des strengen Stils eine Vorstellung gewährt: wäh-
rend uns in der Venus von Milo ein herrliches
Origiualwerk aus der Zeit des schönen Stils er-
halten ist. Diese Statue hielt nach der Ansicht
des Redners den Apfel in der Hand als ihr alt-
heiliges Attribut (nicht den des Paris) zugleich als
Wahrzeichen der Insel Melos, deren Münzen den
Apfel zeigen. Der wesentlichste Theil des Vortrags
beschäftigte sieh mit einer Untersuchung derjenigen
Statuen, welche als verhältnissmäl'sig genaue Nach-
bildungen des gefeiertsten Venusbildes des Alter-
thums, der knidischen Aphrodite des Praxi-
teles, gelten, um vermittelst einer Prüfung dieses
Anspruchs unter möglichst gewissenhafter Schei-
dung zwischen Nachahmung und freier Umbildung
dem praxiteliscben Original näher zu kommen.
Zwei Statuen sind hier vorzugsweise in Frage: die
Venus der MUnchener Glyptothek und die Va-
ticanische der Sula della croce greca; die irr-
tbündich mit dieser identificirte Venus des Vatican,
welche Visconti im Museo Pio-Clementino abgebildet
hat, sowie die Venus der Villa Ludovisi scheinen
Repliken der Müucbener Statue; andere Repliken
schloss der Vortragende von der gegenwärtigen Er-
örterung aus. Eine Verglcichung Jener beiden Sta-
tuen ergicbt nun auflTällige Unterschiede in dem
trotz des modernen Armes sicheren Gestus der lin-
ken Hand — welche bei der Müncbener Venus das
Gewand vom Wassergefäfs gegen die Brust empor-
zieht, während die vaticanische dasselbe auf die
Hydria niedersinken lässt — sowie in der Form
nnd Haltung des Kopfes .der bei der vaticanischen
zwar aufgesetzt, doch sicher zugehörig \sV. Die
Handbewegung und Kopfneigung der vaticanischen
Aphrodite geben aber entsprechend auch die Nach
bilder des praxitelischen Werkes auf Münzen vou
Knidos, die uns von demselben einen genaueren
Begrift' gewähren als die Zeugnisse des Plinius oder
Lukianos; wiewohl sie den Kopf der Göttin etwas
stärker, auch als die vaticanische Statue, ins Profil
gestellt zeigen. Diese Thatsache lässt in der Statue
des Vatican die treuere Naclibildung der knidischen
Aphrodite erkennen, wogegen die Münchener Statue
sich als modificirende Naclibildung, in der Bewe-
gung bewusster, in den Formen weicher, im Aus-
druck minder hoheitsvoll, ja schmachtend darstellt.
Zur Verstärkung dieses Beweises dient die Wahr-
nehmung, dass der Gesichtstypus der vaticanischen
Venus, welchem der Ausdruck eines scJiöneu Kopfes
im Louvre und der Venus von Arles nahe verwandt
sind, genau dem Typus des fraglos praxitelischen
Apollon Sauroktonos und in nicht geringerem Grade
auch der in der Münchener sog. Leukotbea erwie-
senen Eirene Kephisodots entspricht; während die
ovalere Kopfform der Münchener Statue, der bei-
nah schwärmerische Aufblick nach Oben die Ueber-
einstimniung dieses Kopftypus mit dem der Niobe
und der Niobiden wie auch des Apollon Kitharodos
im Vatican die Vermuthung nahe zu legen scheint,
als sei einmal eine Umbildung des praxitelischen
Originals in einem dem Schulideal des Skopas
näher stehenden Typus, vielleicht gerade unter Ein-
iluss von Skopas Schule, vorgenonmien worden.
Weiter wurde dann die Fortbildung des von
Praxiteles gegebenen Motivs in dem Original der
Statue des Menophantos, in der capitolini-
schen, neuerdings irrig dem Skopas zugeschriebe-
nen (während der Gesichtstypus sie der von Arles
und vom Vatican nähert) und der mediceischen
Venus zur Anschauung gebracht; in welcher letz-
teren der Vortragende unter Vergleichung der idealer
111
gehaltenen Dresdener Replik zwar kein Original-
werk, aber, im Auschluss an Winckelmanns schöne
und beredte Charakteristik, den auch in der Aus-
führung vollendeten Ausdruck einer abschliessenden
Entwicklungsstufe, etwa aus der antiken Renaissance-
Zeit um das Ende der römischen Republik und der
ersten Kaiserzeit, erkennt, einen letzten Schritt vor-
wärts, „freilich nicht aufwärts auf die Höhe der
Kunst, in den reinen Aether des Ideals, sondern
heraus aus den Schranken der idealen Kunst in
das Reich der sinnlich schönen, wiewohl immer
noch ideal schönen Grazie."
NACHTRÄGE.
ZUR \\PHRODITE MIT DER STEPHANE DROHEND'
(Arch. Zeit. 1870 S. 91).
Mit Bezug auf die oben genannte Abhandlung
mache ich auf eine 13 '/j Zoll hohe Bronzestatuette
der Aphrodite aufmerksam, welche meiner Ansicht
nach zu den lieblichsten Arbeiten des Alterthums
gerechnet werden kann. Dieselbe befand sich noch
im Anfang der fünfziger Jahre im Besitz des Mr.
B. Hertz in London, ist bei Mogla in Klein -Asien
gefunden, und wurde, wie ich glaube, mit der
grol'sen höchst werthvullen Sannuluug dieses Anti-
quitätensammlers an das Museum in Cambridge
verkauft. Im Jahre 1851 voröffentlichte ich den
Catalog dieser Sauimlung (Cataloyuc of the Collec-
tion of . . . Anüqitiües formed bij B. Hertz) welchem
eine Anzahl Zeichnungen beigefügt wurden, unter
denen auch eine Abbildung eben jener Bronze-
statuette sich befindet. Ich beschrieb damals die
Statuette so : Venus, slunding^ naked, holdimj a broad^
twisted wreath in her hand u. s. w. Ob man aber
diese Flechte, welche vollkommen derjenigen gleicht,
welche die Venus aus Alexaudrien in der Hand
hält, mit dem Namen „Stephane" zu bezeichnen
das Recht hat, möchte ich dahingestellt sein lassen.
Stephane ist nur ein breites oder dreieckig geformtes
Band von Zeug, Leder oder Metall, während wir
es hier deutlich mit einer wulstartigen Flechte zu
thun haben, an deren Enden kurze Bänder oder
Tänien angeheftet sind, um den Wulst zu befestigen.
Weitere Conjecturen wage ich nicht zu machen;
jedesfalls aber dürfte dieser Gegenstand näher ins
Auge zu fassen sein.
Berlin.
W. Koner.
ZU S. 19.
Die Inschrift des Aristion findet sich bei Ku-
manudis unter No. 2.594.
Athen. G. Hirscufeld.
ZU S. 54.
Nachträglich bemerke ich, dass auch Conze in
der Sitzung des archäologischen Instituts (Jan. 18G1)
die Schlangenfigur der chiusiuer Vase als Kekro])s
gedeutet hat und ihn in derselben Form auf einem
Relieffragmente der Akropolis zu erkennen glaubt.
Vgl. Bulhttino deW Institiilo 1861 p. 30; Archäol.
Zeit. 1861 p. 157*. E. C.
(April 1873.
ALLGEMEINER JAHRESBERICHT
von
K. ENGELMANK
I. LITTERATUR.
1. Zeitschrii'ten und andere periodische P ubl icat ionen
A. Deutschland.
Abhandlung! N der Königlich Preufsichen Academie der
\Vissensch;iften zu Berlin aus dem Jahre 1870 und
1871, 4. Dazu Monatsberichte bis 1872 October.
Abhandlungen der philosophisch -philologischen Ciasse
der Königlich Bayrischen Academie der Wissenschaften.
Bis Bd. 12 Heft 3. 4. München. Dazu Sitzungsbe-
richte bis 1872 Heft 3. München, 8.
Abhandlungen der Königlich Siichsischen Gesellschaft
der Wissenschaften zu Leipzig, phil. hist. Classe bis
Bd. 6 Heft 2. Leipzig 1872. Dazu Berichte über die
Verhandlungen der Königlich Siichsischen Gesellschaft
der Wissenschaften zu Leipzig, lüiilol. hist. Classe bis
Ende 1871. Leipzig, 8.
An.nalen des Vereins für nassa uische Alterthumskunde
und Geschichtibrschung. Bis Bd. 11. Wiesbaden 1871,
gr. 8.
Archäologische Zlitun(;, herausgeg. von E. Hübner.
Neue Folge. Bis Bd. 5. Berlin 1872, 4.
Archiv für hessische Geschichte und Alterthumskunde.
Bis Bd. 13 Heft 1. Darmstadt 1872, 8.
Berliner Blatter für Münz-. Siegel- und Wappenkunde.
Bis Bd. 6 Heft 1. Berlin 1871, 8.
Bl.\tti:r fiir das bayerische Gymnasialschulwesen, red.
von W. Bauer und G. Friedlein. Bis 1872 Heft 6.
Bamberg, 8.
El'UEMERIS KPIGKAl'HICA CoCpOlis lllSCt'qitioilUin LlltlltU-
rum siipp/fiuoidiiii, cdita iussu Instiluli uichueiiJogki
Romuiü. Bis Heft 2. Berlin und Rom 1872, 8. [Rev.
" arch. 23 S. 202. Gott. gel. .Viiz. 1872 S, 676. Riv. di
fil. 1872 S. Vib].
Grenzboten, Zeitschrift für Politik und Litteratur, red.
von A. Dave unter Mitwirkung von G. Freitag. Sp;iter
red. von H. Blum. Bis Ende 1872. Leipzig, 8.
Guttingische gelehrte anzeigen unter der Aufsicht
derKüuiglichen Gesellschaft der Wissenschaften. Bis 1872
No. 49. Dazu Nachrichten der Königlichen Gesell-
schalt der Wissensciiiiften in (löttingen. Bis 1872
S. 542. Göttingen, 8.
Huni.LBERt.Ki! Jahrrüciiei; der Litteratur unter Mitwir-
kung der vier FacuUruen. Bis 1872, October. Heidel-
berg, 8.
Herme.s, Zeilschrift für clabsische Philologie, herausgeg.
von E. Hübner. Bis Bd. 7 Heft 2. Berlin 1872, 8.
HI^TORIscHE Zkit.<ciiuift, hcrausgig. von H. v. Syljel.
Bis Ende 1872. München, 8.
Jahrbücher für Kunstwissenschaft herausgeg. von
A. von Zahn. Bis 5. Jahrg. Heft 3. Leipzig 1872, 8.
Jahrbücher des Vereins für m eklenburgische Ge-
schichte und .Vlterthuuiskunde, herausgeg. von Lisch.
Bis Jahrg. 36. Schwerin 1871, 8.
Jahrbücher des Vereins von .\lterthumsfreunden im
Rheinlande. Bis Heft 52. Bonn 1872, gr. 8.
Im neuen reich, Wochenschrift für das Leben des deut-
schen Volkes in Staat, Wissenschaft und Kunst, her-
ausgeg. von A. Dove. Bis Ende 1872. Leipzig, 8-
Literarisches Centralblatt für Deutschland, heraus-
gegeben von Fr. Zarncke. Bis Ende 1872. Leipzig, 4.
MiTTHEiLi nge.n aus Justus Perthes geographischer
.■Anstalt, herausgeg. von A. Petermann. Bis Ende 1872,
18. Bd. Gotha, 4.
Neue Jahrbücher fiir Philologie und Piidagogik, her-
ausgeg. von A. Fleckeisen und H. Masius. Bis Bd. 105
Heft 9. Leipzig 1872, 8.
Organ für christliche Kunst, Organ des christlichen
Kunstvereins in DeutscLlaud, herausgeg. von van Endert.
Bis 21. Jahrg. Köln 1871, 4.
Philologus, Zeitschrift für das classische .-ilterthum,
herausgeg. von E. v. Leutsch. Bis Bd. 32 Heft 3.
Göttingen 1872, 8. Dazu Philologischer Anzeiger
als Beiblatt zum Philologus herausgeg. von E. v. Leutsch.
Bis Bd. 4 Heft 11. Göttingen 1872, 8.
Preu.'^sische Jahrbücher herausgeg. von H. v. Treitschke
und W. Wehrenpfennig. Bis Bd. 30. Berlin 1872, 8.
Rheinisches musfam für Philologie, herausgeg. von Fr.
Ritschi und A. Klette. Neue F'olge. Bis Bd. 27 Heft 4.
Frankftirt 1872, 8.
Verhandlungen des historischen Vereins von Ober-
pfalz inid Regensburg. Bis Bd. 20 der neuen
F^lge. Stadtamhof 1872, 8.
WiRTEMBERGiscH FRANKEN, Zeitschrift des iiistorischen
Vereins für das wirtembergische F" ranken. Bis Bd. 9
Heft 1. Weinsberg 1871, 8.
Zeitschrift für .-igyptische Sprache und .Alterthums-
kunde, herausgeg. von R. Lcpsius. Bis October. Ber-
lin 1872, 4.
ZuiTscHRiir fiir bildende Kunst, herausgeg. von
C. V. Lüfzow. 15is Bd. 8 Heft .3. Leipzig 1872, 4.
Dazu Kunstchronik, Beiblatt zur Zeitschrift für bil-
dende Kunst. Bis Ende 1872. Leipzig 1872, 4.
Zeitschrikt der Gesellschaft fiir Erdkunde zu Berlin,
herausgeg. von W. Koner. Bis Bd. 7 Heft 4. Berlin
1872, 8.
Zeitscmrh T für das Gy mnasialw esen, herausgig. von
H. Bonitz, R. Jacobs, P. Rühle. Bis 1872, October.
Berlin, 8.
113
Zeitschrift für preufsisrlie Geschiclite und Lan-
deskunde, herausgeg. von D. Mülk-r. Bis Jalirg. 8.
Berlin 1871, 8.
Zeitscmhift des Vereins für Geschichte und Allerthnms-
kunde Schlesiens. Namens des Vereins herausgeü'.
von C. GrünliHgeu. Bis l'.d. 11 Heft 2. Breslau
1872, 8.
Zeitsciikift des Vereins fi'ir thüringische (Jpseiiichfe
und Aherthuinskunde. Bis Bd. 8. Jena 1871, 8.
B. Belgien und Holland.
AxNALES (Je l'acadrmie iVarclieologle de lielgkiue. 2. Folge.
Bis Bd. 8 Heft 2. Antwerpen 1872, 8.
Bulletin de Vacudemie royah des scieuces, des lettres
el des heaiix-nrls de Hclyiiiue. Bis ]!d. 34 Heft 8.
Brüssel 1872, 8. [L'Iudic. 1. S. 146],
Bulletin de rinstitiit urcltenlogUiue Hegenis. Bis Bd. 10
Heft 3 (letztes). Lüttich 1871, 8.
PuBLiCATioNS de lu socii'te liistoriqiie el areheologique dittis
le dvche de Limhourg. Bd. 8. 1871, 8.
PuBLic.\TiON de la seciion /listorif/HC de Vlnslilut Royal
Grand-Diicdl de Luxemhourg. Bis Bd. 2G (4). Luxem-
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C. England.
The Ac\de:my h rccord of LUeraliire, Leariiing , Science
und Art. Bis Bd. 3. London 1872, 4.
The AiiCHiEOLOGiCAL Journal pubüshed undcr llie dl-
rccllnn of llie central ciimmlllee of the royal archueolo-
glcal instilnle of Greai Britain und Ireland for Ihe
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Bis Bd. 27. London 1870, 8.
The Jouknal of Philology, edUed by IV. (J. Clark,
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ir. A. Wriiihl I5is Bd. 4 Nu. 7. London und Cam-
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iiKJfic Society. I'.dited by II'. .S IT. i'uux , J. Evuns
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*BuLLEriN ü'arciieologie chretienn'e de M. le Com-
mandeiir J. B. de Rossi, i'd. francuise , publii-e el un-
noltte pur les soins et sons la direction de M. l'ubbe
Mariigny. Belley (Ain) 1872, gr. 8.
Indicatfui! de Vurcheologne et dn collcclionnenr, hiillelin
niensiiel illustre. Gabriel de Mordlet Directenr. Bis
Ende 1872. Saint -Germain en Laye 1872, 8. [Rev.
arch. 24 S. 194].
Journal asiatiüue ok recueil de memoires, d'extruits el
de not'ices relutifs ii l'hisloire, i'i lu philosophie, anx
lungnes et ä la idldrulure des penples orienluux. Bis
Bd. 20 September. Paris 1872, 8.
Journal des savants. Bis 1872, October. Paris, 4.
Revue archeologiuue ok recueil de docnmenls el de
menioircs relulifs ä l'ehide de nionnmcnls, ü lu nuniis-
niütiqne et ü la philnlogie de l'unticittite el du moyen
uge. Neue Folge. Bis Bd. 2h. Paris 1872, 8.
Revue critique dldstoire el de lltleruUire. Bis 1872
No. 49. Paris, 8.
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\4Qyui(i').oyiy.ii icpjufoic fxdidofiti'?i vito T/;? h' \4d^i'jvuii(;
ä{r/_niii\nyiy.7iQ haipiitc. Bis No. 15, Taf, 54 — 59.
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Annai.i dt'//' insl'iinto di corri.spondenzu urcheologica.
Bis Bil. 43. Rom 1871, 8. Dazu Monumenti inediti
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[Oester. Zeitschr. 1872 S. 838].
Bullettino di urchcologia cristiaw del commend. G.
U. de Rossi. Neue Folge. Bis Jahrgang 3 Heft 3.
Rom 1872, 8.
Bullettino della commlsslone urcheologica municipule di
Roma. Rom 1872, 8.
Bullettino della coHiiiiissio/i« di antichilü e belle artl di
Slciliu. No. 4. u. 5. Palenno 1871, fol. [Bull. 1872
S. 252. 268].
CiuTicv e scienza posiliva, rivistu di scienze e lelterc
puhblicatu per curu di A. Angiulli ed E. de Ruggiero.
Von Juli bis October. Neaiiel 1872, 8.
Giornale degli scavi di Pompei, nnovu serie pubblicutu
dayti ulnnni della scnola urcheologica. Bis Heft 17,
des 2. Bd. 6. Heft. Neapel 1872, 4.
RivisT\ DI FiLoi.oGiA c d'istmzione classicu. Diretlori
G. Miilter e D. Pezzi. 1. Jahrgang. Rom, Turin,
Florenz 1872, 8.
RivisTA fii.ologko-letterarm puhblicatu du F. Coruz-
zini. Ad. Gemmu, B. Zundonella. Bis Bd. 2 Heft 4.
Verona 1872, 8.
G. Oestterheich.
Denkschriften der kaiserlichen Academie der Wissen-
schalten, philos. histor. Cl. Bis Bd. 21. Wien 1871,
4- Dazu Sitzungsberichte der philos. histor. Cl. Bis
Bd. 71. Wien 1872, 8.
Mittiieilungen der kaiserlichen Cen tralco mmissio n
zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale. Her-
ausgeg. unter Leitung des Pr.-isidenten der Centralcom-
mission von K. Lind. Bis Ende 1872. Wien, 4.
Mittiieilungen der geographischen Gesellschaft in
114
Wien, redig. von M. A. Becker. Bis Bd. 15, Sejitera-
ber. Wien 1872, 8.
Mittheilung KN des historischen Vereins fiir S t eiermark.
Bis Hclt 19. Graz 1871, 8.
Numismatische Zeitschrift her.msgeg. von C. W. Huber
und Karabacek. Bis Ende 1871, 3. Jahrg. Wien und
Berlin 1872, 8.
Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien, her-
ausgeg. von J. G. Seidl, F. Ilochegger, J. Vahlen. Bis
Ende 1872. Wien, 8.
H. Russland.
Co.MPTE UENDU de lu conimissioii imperiale archioJogique
pour ranncc 1869. Avcc iiti utlas. Petersburg 1870,
4. Atlas fol. [Oester. Zeitschr. 1872 S. 841].
Mkmoires de l'academie Imperiale des scieiwes de Sl. Pe-
tersbourg. VII. Serie. Bis Bd. 18 No. 7. Petersburg
1872, 4. Dazu Bulletin de l'acudimie imp. Bis
Bd. 17 Heft 3. Petersburg 1872, 4.
I. Schweiz.
Anzeiger fiir schweizerische AlterthLimskunde. /»dicafeiir
d'anlujiiitcs Stiisses. Bis Ende 1871. Zürich, 4.
Le Globe, Journal geogruphiqve, Organe de la sociHe de
geogrnpliie de Gen'eve pour ses mcmnires et huUelins.
Bis Bd. 11 Heft 3. Genf und Basel 1872, 8.
Mittheilungen der antiquarischen Gesellschaft iu
Ziirioh. Bis Bd. 18 Heft 1. Zürich 1872, gr. 8.
K. Si'.\NiEX und Portugal.
Arciieolugiv artistica. Prologo- prospecto. Porto,
1872, 8. (So eben zwei Hefte erschienen mit wenig
archaeologischem Inhalt; s. oben S. 106).
Bihltoc;rai>hia critic^ de hisloria e lilteralura, publl-
cuda por F. A. Coelho. Bis jetzt 5 Hefte. Porto
1872, 8.
Revi.sta de Esi-ana. Bis Jahrg. 5 Bd. 29. Madrid 1872,8.
2. Einzelschriften.
Fr. Ambrosi l'euo untico TrenVnw. Trento 1872, 4.
A. C. Teixeira de .\ragao descripeao hislorica das moe-
das rnmanas existentes no yahlnete numismalico de
Sua Magestade el Rei o senhor dorn Lulz I. Lissabon
1870, 8. [Rev. num. Beige 1871 S. 209].
C. Bader la femme grecquc, etude de la vie untique:
La femme dans les temps leqcnduires. 2 Bde. Paris
1872, 8. [Rev. arch. 23 S. 342. Jo-jrn. des Sav. 1872
S. 127].
A. DE Barthklehy liste des mols rehves sur les itiOH-
)i((ics gauloises. Paris 1872, 8 [L'Indic. 1 S. 186].
* — Jes lihertes gauloises snus la dominalion romaine, de
Van 50 ä l'uu 27 uv. J. C. Paris, 8.
F. Baudry les puUs funeraires du Hernard. La Roche-
sur-Yon 1872, 8. [L'Indic. 1 S. 188].
P. Becker Studie über die Münzen von Amorgos. Dres-
den 1871. [Arch. Zeit. 1871 S. 93].
A. Becu de Fouquieres A'spasle de Milet, iHude hislo-
rique et morale. Paris 1872, 18. [Rev. arch. 23
S. 274].
R. DE Belloguet c//i)iO(;(')i)i; gaii'oisß. Glossaire gaulois,
avec deux lubleuux qi-neraux de la langue gauloise.
2. Ausg, Paris 1872, 8. [L'Indic. 1 S. 30].
O. Benndorf die Antiken von Zürich. Zürich 1872,
gr. 4 (Mitth. d. ant. Ges. in Zürich 17 Heft 7).
E. Beule le drume du Vesuve. Paris 1872, 8. [Rev, arch.
22 S. 389].
E. P. BiARDOT /(!.s' terres cuiles grecqiies funehres dans
leur rupporl avec les mysl'eres de Haecluis, acvompagne
d'un atlas de b4 pl. Paris 1872, 4. Tafeln in fol. [Oester.
Zeitschr. 1872 S. 85(l].
*E. V. BiiiRA alte Eisen- und Silberfunde. .\relKiolo-
gisch-chemische Skizze. Nürnberg.
*S. BiRCH Ihe casket of gems. London 1872, 8.
A. BöCKHs gcs.-imnielte kleine -Schriften. Bd. 6 und 7.
Leipzig 1872, 8. [Phil. Auz. 4 S. 567].
A. BoNNEiTY documenis histnriques sur la religion des
Romains et sur la connaissance (/uils ont pu avoir
des Iradilions hihlKiues pur lenrs rapporls anee les
Juifs, donnant, unnt'e par anni'-e: 1" les evenemenls po-
titupies; 2" les aetes svperstilieux qui dirigeaint h's
affaires romaines; 3" les rapports auec les Juifs; 4° les
ouvrages qui rtaieiit pubVu's et leur analyse au poinl
de vue philosoplti(iue et religieux. 2 Bde. Paris 1867 —
1871, 8. [Rev. arch. 23 S. 343].
B. BoRGHEsi Oeuvres completes publiees par les ordres et
aux frais de S. M. VEmpereur \apoleon IU. Paris,
6 Bd. 1862-1869, 4. [Phil. Anz. 4 S. 161].
K. BöTTiCHER erkl.-irendes Verzeichnis der Abgüsse an-
tiker Werke im k. Museum zu Berlin. 2. Aufl. Ber-
lin 1872, 8.
L. BoucHARD ctude sur radminislrution des finanves de
l'empire romuin dans les derniers lemps de snn existence,
pour servir d'inlrodiiclion ä l'ltisloire des institulions
financi'eres en France. Arras und Paris 1871, 8. [Jour.
des Sav. 1872 S. 266].
A. BoucHE -Leclircü les pontifes de l'ancienne Rnme,
these presentee ä la Faculle des lettres de Paris. Paris
1871, gr. 8. [Rev. arch. 23 S. 272. Rev. crit. 1872,
H S. 148].
C. Drambii.la allre annolazioni tHimismaticbe. Paris
1870, 4. [licrl. HlJitter 6 S. 108. Num. Zeitsclir. 1871
S. 587].
A. BniART, F. Cornet et A. Houzeau de Lahaie sn-
ciele des sciences , des arls el des lettres du Hainaut.
Rapport sur les devouvertes geologiques et archeolo-
qi(pies faites ü Spiennes en 1867. Mons'1872, 8. [L'Indic.
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H. Brunn i rilievi delte urne elrusche. Rom 1871, 4.
[AUg. Zeit. 1872 Beil. zu No. 14;3].
— über Stil und Zeit des Harjiyen -Monuments vo»
Xanthos. München 1870, 8.
C. BCciiER de gente Aeinlica amphiclyoniae purlicipe.
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J. BüuLMANN die Architektur des classischen Alterthums
und der Renaissance. 1. .\bth. Die S;inlenordnnngen.
Stuttgart 1872, fol. [Lit. Centr. 1872 S. 589].
115
E. BiiRNouF la legende alhenienne, eUide de, mythologie
comparee. Paris 1872, 8.
C. BuRSiAN Geographie von Griechenland. Bd. 2, Pelo-
ponnesos und Inseln. 3. Abth. Die Inselwelt. Leip-
zig 1872, 8.
— de tempore quo templum Jov'is Olympiae conditum
sH dispuhUio. Jena 1872, 4 (Universit.-itsprogramm).
A. Buttmann kurzgefasste Geographie von .\ltgriechen-
land. Ein Leitfaden für den Unterricht in der grie-
chischen Geschichte und die griechische Leetüre auf
höheren Unterrichtsanstalten. Berlin 1872. [Riv. di fil.
1872 S. 183].
*G. Cara cenno sopra diverse (iriiii, decoruzioni e sla-
ttieltc militurl rinvenule in Surdeynu. Cagliarl 1871, 4.
S. Castromkdiano reluzione ddlu commissione dei mo-
niintcnli storici e di belle arli di Terra d'Olriinlo per
Vunnn 1871. Lecce 1872, gr. 8. [L'Indic. 1 -S. 185].
Catidogne de mhlailles du Hosphore cimmerien formant
lu colhclion de M. Jules Lemme i( Odessa. Paris 1872,
8. [L'Indic. 1 S. 55. Arch. Zeit. 1872 S. 76].
Calulogue des medailles romaines composant la coUection
de fvu M. le murqiiis de Mouslier. Paris 1872, 8.
[L'Indic. 1 S. 55. Arch. Zeit. 1872 S. 76].
Cutalngue of u series of pliolographs f'rom the coUections
of Ihe British Museum taken hy S. Thompson. First
series. London, 8. (4. Partie: 175 griechische; 5. Partie:
97 efrnskische und römische, mit Erläuterungen von
Dr. Birch). [L'Indic. 1 S. 85].
A. CiOFi lectio inscriptionum in sepulchro 0. SuJpicii
Maximi ad Partum Sularium Herum vindicata. Rom
1871, 8.
Ch. Clermont-Ganneau itne siele du temple de Jerusa-
lem. Paris 1872, 8. [Jour. des Sav. 1872 S. 597].
H. DU Cleuziou de la polerie gauloise, elude sur la col-
leclion Churvet. Paris 1872, gr. 8. [L'hidic. 1 S. 49].
CocHET repertoire archeologique du de^iurlemenl de la
Seine- Inßrieure. Paris 1872, 4. [L'Indic. 1 S. 80].
D. CoMPARETTi die Strafe des Tantalus nach Pindar.
[Riv. di fil. 1872 S. 30].
*Congr<!s arclteologMjue de France. SS"'^ Session. Seances
generales lenves ä Angers, en 1871, par la Societe
francuise d'urcheologie pour la eonservalion et lu descrip-
tion des monumenls. Paris, 8.
A. CoNZE über griechische Grabreliefs. Wien 1872, 8.
(Aus den Sitzungsber. d. phil. hist. Gl. d. Ac. in Wien).
— römische Bildwerke österreichischen Fundorts. Wien
1872, 4. (Aus den Denkselir. d. phil. hist. Cl. d. Ac.
d. Wiss. zu Wien. Bd. 22).
Corpus Inscr. Graec. [Journ. des Sav. 1871 S. 157.
226].
Corpus Inscriptionum Lalinurutn loiii. IV'. Zangemeister
Inscriptiones purlelariue Pompeianue. [Neue Jahrb.
1872 S. 57. AUg. Zeit. 1872 Beil. zu No. 12. 13. 14].
Corpus Inscriptionum Lalinurum tom. V. Th. Mümmsex
inscriptiones Gulliue Cisuliiinue lalinae. Pars prior,
inscriptiones regionis ItaViae decimae coniprchendcns,
Berlin 1872, fol. [L'Indic. 1 S. 141. Pliil. Anz. 4.
S. 433].
G. W. Cox mytholngy nf llte Aryan Nulions. London
1870, gr. 8. " 2 Bde. [Gott. Anz. 1872 S. 82].
*Crawford and Balc\rres ctruscan inscriptions anuly-
sed and commenled.
Archjiolog. Ztg.. Jahrfiana XXX.
*G. J. Cron commenlatio de oraculi Siphniis editl vi ae
polestate. Augsburg 1872, 4. (Programm).
G. A. Ci!ü(;i:r über die im Regierungsbezirk Broniberg
aufgefundenen Alterthümer und die Wanderstrafsen rö-
mischer, griechischer, gothischer und keltischer Heere
von der Weichsel nach dem Rheine. Mit einem .Anhange
über die Verbindung einiger Gesiinge der Edda mit der
positiven Geschichte. Mainz 1872, 8. [Arch. Zeit. 1872
S. 81].
*P. A. CuRTi Pompei e le sue rovine. Bd. 1. Milane, 16.
E. CuRTius Beitr;ige zur Geschichte und Topographie
Kleinasiens (Ephesos, Pergamum, Smyrna, Sardes) in
Verbindung mit Major Regely, Baurath Adler, Dr. Hirsch-
feld und Dr. Geizer herausgegeben. Berlin 1872, 4.
(Aus Abh. d. Ac. 1872). [Oester. Zeit^chr. 1872
S. 852].
A. Danicourt note A M. le Secretaire de la Societe des
Antiifuaires de Picardie sur une trouvnille de monnaies
romuines fuiles (sie!) ä Falvy, pres Peronne, cn 1868.
(6000 Stück). Peronne 1872^ 8. [L'LkUc. 1 S. 210].
N. Deciiant aes grave Fouuinum et Italicum (Progr. des
Scbottengvmn. in Wien). Wien 1869, 8. [Berl. Bl.-itter
6 S. 112].'
A. Dederich Julius Cäsar am Rhein. Nebst Anhang
über die Germani des Tacitus und über die Frauci der
Peutini;crschen Tafel. Paderborn 1870. [Bayer. Gym.
Bhitter 1871 S. 27.5].
*E. Delamont notice historujue sur la poslc aux lellres
dans Vantiquite et en France. Bordeau.x, 8.
*A. Demmin histoire de la ceramique, en planches photo-
typiques inalterables avec texte explicalif. Livr. 33 —
55. Paris, fol.
E. De.sjardins la tuhte de Peuliiiger, nouv. ed. [Anu. d.
voy. 1870 JuiUet S. 55].
Diclionnuire arclieologujue de la Gaule, epoque ' celtlquc,
put)lie por la CommisxioH de la topogra]>hie des Gaules
sous les uiis]iices du Minislhre de rinslruction publique.
Heft 3. Paris, 4. [L'Indic. 1 S. 87].
A. Drygas de jure imaginum apud Romanos. Halle
1872, 8. (Dis.sert.).
A. Du.vioNT /(( poputation de l'Altique, d'apres les in-
scriptions recemment decouvertes. Paris. 4. [Rev. arch.
24 S. 263].
— inscriptions ceramiques de la Gi'l'ce (Arch. des Miss.
scient. 6) Paris 1871, 8. [Jour. des Sav. 1872 S. 40.
231].
*V. DuRUY histoire des Romains depuis les temps les
plus recules jusqii'ii la fin du regne des Antonius. Bd. 3.
Paris, 8.
J. J. Egli noniina geographica, Versuch einer allgemeinen
geogr;i|)hischen Ouuniatologie. Leipzig 1870. [Bayer.
Gymn. Bliitter 1871 S. 313].
Elrerlinü die wichtigsten Exemplare in meiner Samm-
lung römischer Münzen. 2. Abth., 8. Fortsetzung.
Lu.xemburg 1871, 4. [Rev. num. Beige 4 S. 137].
E. Enderis Versuch einer Formenlehre der oskischeii
Sprache mit den Inschriften und Glossar. Zürich 1871,
8. [Rev. crit. 1872, I S. 97.
R. Engelmann vaso dellu collezione Castcllani. Rom
1872, 8. (.Aus Annali 1872).
G. EnMAN de litulorum lonicorum dialeclo Leipzig 1872,
8. (Dissert.).
\. Farrf.tti jiriiiio siippli'meuto allu raccolla delle anli-
16
116
chlssimc isoizionl Uullche con Vufiyiunla di alciine
osservazioni jmk'oyrafiche e gramnuilicali. Turin 1872,
4. (Aus Mcmor. d. R. Accad. di Torino). [Riv. di
fil. 1872 S. 33].
A. F.ABRETTi frummenli d'iscrizlonl etrusche scoperte
a Nizza. Turin 1872, 4 (Aus Atti deila R. Acc.
di Torino) [Riv. di fil. 1872 S. 100. L'Iiidic. 1
5. 24].
— il ninseo di unticliltä della R. Universitä di Torino.
Turin 1872, 8.
A. Fkkn.\ndi;z-Gi;erra el libro de Siinloiiti. Madrid
1872, 8. (I'ührt .'ilterthümer von Santoüa an und giebt
eine christliclie Inschrift).
G. Flechi.\ deir origine dellu voce Sarda Niiraghe, con-
getture etimologiclie. Turin 1872, 4 (Ans Atti della R.
Acc. di 'Torino). [Riv. di fil. 1872 S. 145].
*Ed. Floükst note siir une st'pullure untique decouverte
au JMus d'Agen en Camurgue. Niuies, 8.
A. FoRBiGER Hellas und Rom. Popul;ire Darstellung
des öflFentlic'lien und hJiuslichen Lebens der Griechen
und Römer. Bd. 1. Rom im Zeitalter der Antonine.
Leipzig 1871, 8. [Phil. Anz. 4 S. 140].
P. Fouc.\RT sciHtttts-consulte incdil de Vuniiee 170 avant
notre ere. Paris 1872, 8. (Aus Arch. des miss. seient. 7).
— memoire sur un decret inedil de la Ligiie arcadienne
en l'honneur de VAtlienien Philarchos. Paris 1870, 4.
[Rev. arch. 22 S. 385].
K. Friederichs Nachtrag zu Berlins antiken Bildwerken
im Neuen Museum. Düsseldorf 1872, 8.
— kleinere Kunst und Industrie im .Alterthum. Düssel-
dorf 1871 , 8. A. u. d. T. Berlins antike Bildwerke.
II. GerJithe und Bronzen im Alten Museum. [Lit.
Centr. 1872 S. 636. Oester. Zeitsehr. 1872 S. 844.
Arch. Zeit. 1872 S. 40],
— Kunst und Leben, Reisebriefe aus Griechenland^ dem
Orient und Italien. Düsseldorf 1872, 8.
J. Friedl.\ender das königliche Münzkabinet in Berlin.
[Num. Zeitsehr. 1871 S. 60.3].
L. Friedländer de certumine circeiisi diversio appclluto.
Königslierg 1872, 4. (Ind. lect.).
— Darstellungen aus der Sittengeschichte. Bd. 3. Leip-
zig 1871, 8. [Allg. Zeit. 187l''BeiI. zu No. 364. Phil.
Anz. 4 S. 363. Lit. Centr. 1872 S. 1264. Oester.
Zeitsehr. 1872 S. 859].
"W. Fröiiner Miisee imperial du Loiivre. [Liitzows Zeit-
sehr. 5 S. 279].
— les Musees de France, recueil de monuments antiqiies
(g}]ipli(pie, peinlnre, veramiiiiie, verrerie, orfevrerie)
choisis ((» point de viie de Varl, de Varcheologie et de
l'indusirie anVupie, dans Jes cnHections ptihlKiiie.i et pri-
vees , ü Pari-i et en provlnce; reproduils en chromo-
lilhogruphie , cuux-forles, gruviires sur bois, pliologra-
p/iic. Lief. 1 — 5. Paris, fol.
— la colonne Trujunc d'apriis le surmoulage execute «
Rome en 1861 — 62, rcjirodiiife en pholotypographie pur
Gust. Arosa. 220 plunclie.i imprimees en coulem; avec
texte ornii de nomhreuses vignelles. Lief 1 — 2 t. Paris
1872, fol. [Lützows Zeitsehr. 5 S. 383. Lit. Centr. 1872
S. 117.3].
— deux peinliires de vases grecs de lu necropole de
Kaniirns. Paris 1871, fol. (Luxusausgabe). [L'Indic.
1 S. 74. Arch. Zeit. 1872 S. 35. Oest.r. Zeitsehr.
1872 S. 846].
W. Fröhner le crocodile de ffimes. Paris 1872, gr. 8.
[LTndic. 1 S. 133].
Galante illustrazione dl una lapide antica. [Zeitsehr. f.
luth. Theol. u. K. 1872 Heft 2].
R. GARRtjcci sloria deW arte cri.iliuna nel /ojmj otto
secoli della chiesa, correduta dalla colhzionc dl lutli i
monumcnli dl piltura e scuUura inci.sl in ruu\e su Cinque-
cento tavole ed illustrutl. Sugglo deW opera. Prato
1872, 4.
W. Gebmardt die Composition der Geni;ilde des Polygnot
in der Lesche zu Delphi. Festschrift zum 25j;ihr. Jubil.
des arch. Sem. Göttingen 1872, 4.
Fr. D. Gerlach griechischer Einfluss in Rom. Basel
1872, 8.
*E. Germer-Durand decouvertes urcheologitiues faites ä
Nimes et dans le Gard pendant l'unnee 1869. Nimes, 8.
O. Gilbert die Festzeit der attischen Dionvsien. Göt-
tingen 1872, 8.
*0. Gilles Marius et Jules Cesar. Leurs monuments
dans la Gaule. ]'ercingetorix prlsonnier. La Gaule
el la Grande Bretagne capiive». Marseille, 8.
C. DE GioRGi rlcerche sulle tomhe dl Rugge , sugli In-
crostanienll e depositl del vasi fitllli In esse contemiti
e sui mezzi adoperutl per distruggerli. Lecce 1872, 8.
[L'Indic. 1 S. 185].
W. Gisi Quellenbuch zur Schweizergeschichte. Bd. 1.
Bern 1869. [Rev. arch. 22 S. 161].
GoLLD cutalogue du musee Imperial de Conslantinople.
[Arch. Zeit. 1872 S. 42].
C. L. Grotefend chronologische Anordnungen der athe-
nischen Silbermünzen. Hannover 1872, 8.
J. Haupt die dakische Königs- und Tempelburg auf der
Columna Trajann. Wien 1870, 4. [Lit. Centr. 1872
S. 713].
W. Helbig BeitrJige zur EiklJirung der campanischen
Wandgemiilde. [Giorn. degli scavi 2 S. 113].
W. Henke die Menschen des Michel Angelo im Vergleich
mit der Antike. Vortrag gehalten in Rostock 1871.
Rostock 1871, gr. 8 [Lit. Centr. 1872 S. 536].
M. Hennin wanuel de numismuUijue ancienne. 2 Bde.
Mit Atlas. Paris 1872, 8.
*Herbst über Festungen und Festungskrieg der Griechen
von den iiltesten Zeiten bis auf die Schlacht bei Chae-
ronca. Berlin, 4.
K. Fit. Hermann Lehrbuch der griechischen Privatalter-
thümer mit Einschlnss der Reehtsaherthümer. 2. Aufl.
neu liearbeitet von R Stark. Heideüjerg 1870, 8. [Phil.
Anz. 4 S. 143].
S. Herrlich de Aerarlo et Fisco Romanorum quaestio-
nes. Berlin 1872, 8. (Dissert.).
M. Hertz die Verdienste des prenfsischen Königshauses
um die Erforschung des classischen Bodens. Breslau
1869 u. 1870, 4. (UniversitJitsreden).
G. Herzberg die Feldzüge der Römer in Deutschland
unter den Kaisern Angustus und Tiberius. Nach den
Quellen dargestelh. Halle 1872, 8. [Lit. Centr. 1872
S. 1315].
H. Hettner Verzeichnis des k. Museums der Gypsab-
güssc zu Dresden. 3. Aufl. Dresden 1872, 8.
L. Heuzev tin paluis grec en Mucedoine. Elude sur
Vurclnlccture anllqiie. Avec un plan resluure et un
parallele des ordres darclülecture pur U. üuumct. Paris,
8. [Rev. arch. 23 S. 334. Acad. 1872 S. 205].
117
L. Heuzey et Daumet niissioii archeologique de Mace-
doinc. Bis Heft 10. Paris 1872.
H. Hevdemann Vasenbilder. [Neue Jahrb. 101 S. 745].
— die Vasensammlung des Museo Nazionale zu Neapel.
Berlin 1872, 8.
HiGNARD l(! im/f'ie d'to. Lvon 1872, 8. [Rev. arch. 23
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G. Hirschfeld IHiiIi sluluariorum sculptorumque Gr.
[Acad. 1872 S. 478].
— vasi urcaici iiteniesi, letteru ud A. Cniize. Rom 1872,
8. (Aus Annali 1872).
— Athena und Marsyas. Winckelmanns^programm. Ber-
lin 1872, 4. [Bull. 1872 S. 282. Arcli. Zeit. 1872. S. 96].
HiTTORF et Zanth reciiK'd des monuments de Seyeste et
de Sidiniinle, inesur/'s et dessines, suivi de rechervhes sur
l'nrigiiie et h deveinjtpemenl de VurchiUxlure religleuse
cliez les Grecs. Paris 1870, 4. Mit Atlas in fol.
[Jour. des Sav. 1871 S. 597. 1872 S. 16. 84. 164. Oester.
Zeitschr. 1872 S. 847. Rev. arch. 24 S. 119]
H. Hoffmann ä pro])os de la venle de Moustier. Prix de
vente de hi collection de moiumies ro)nuines, grecqiies etc.
da feil M- le »inrf/uis de Moustier. Paris 1872, gr. 8.
[L'Indic. 1 S. 87].
A. Holm Sicilien. [Allg. Zeit. 1872 Beil. zu No. 227].
— deUa geoyriifia deUa anticii SicUia., jjrinia verslone
dal tedesco di P. M. Liitino. Palermo 1871. [Riv.
fil. lett. 1872 S. 63].
H. Holzer der Hildesheimer antike Silliert'und, seine
arehjlologische und artistische Bedeutung. Mit 13 lith.
Tafeln. Hildesheim 1870, gr. 8. [Lit. Centr. 1872
S. 714].
*G. G. Hudemann die Bauernaufst;inde in Gallien wäh-
rend der römischen Kaiserzeit. Kiel, 4.
O. Jahn Darstellurgen des Handels und Handelsverkehrs
auf antiken Wandgemälden. [Jour. des Sav. 1871
S. 333].
S, Jenny bauliche Ueberreste von Brigantium. Th. 1.
(Die Römer in Vorarlberg, von J. Sholte-Düuglass).
12. Rechensehaftsbericlit des Vorarlberger Museuiu-Ver-
cins in ßregenz. Insbruck 1872, 8.
F. Imhoof-Blumeii choLv de moitnuies grecqiies du cabinet
de J. lil. Winterthur 1871, fol. [Bidl. 1872 S 132.
Num. Zeitschr. 1871 8. 582).
— Die Fliigelgestalten der Athena und Nike auf Mün-
zen. Wien 1871, 8. [Bull. 1872 S. 132].
*A. Joanne gengraphie, liistoire, stallsüque et urcheologie
des dcjiarlenwnts de la Friiiice. Hauches du Rhone.
Paris, gr. 18.
J. P. Jörgensen de munlc'tplis et coloniis aelute imj)c-
»■«(oniiii Boniunnruni ex caimhis hgioiimn ortls. Göt-
tingen 1872, H, (Dissert.).
K. Ju.STi Winckelmann, sein Leben, seine Werke und seine
Zeitgenossen. Bd. 2. Leipzig 1872, 8. [Preui's. Jahrb.
30 S. 716. Oester. Zeitschr. 1872 S. 860].
G. Kaiüel de monumenlorutn aliquot Graecorum ciirmi-
iiibiis. Bonn 1871, 8. (Dissert.). [Phil. Anz. 4 S. 273].
A. Kalina de fnnlibus upud veleres scriplores qui ad
Sauromatarum res perliueiit. Halle 1872, 8 (Dissert.].
C. L. K\y.si;r Ftitvii Philostnitl ojiera uucl. ed. Accedunl
Apolloiiii epislolue, Euseliius adv. Hierncteiii, Piiilostrati
junioris imugines , CuHisIrull descriplinue.'i. Bd. 2.
Leipzig 1871, 8. [Lit. Centr. 1872 8. 1044].
R. Kekule das akademische Kunstmuseum zu Bonn.
Bonn 1872, 8. [Oester. Zeitschr. 1872 S. 845].
Fr. Kenner die Münzsammlung des Stiftes St. Floriaa
in Oberösterreich, nebst einer die Geschichte der Samm-
hing betreffenden Einleitung von J. Gaisberger. Wien
1871, 4. [Num. Zeitschr. 1871 S. .588. Lit. Centr. 1872
S. 893]. ■
— griechiche Inschriften aus Erythrae. (Aus Sitzungs-
ber. d. Wien. Acad.). Wien 1872, 8.
H. Kern germaaiische woorden in latijnschc opsdirißen
aaii den Heneden-Rijn. Kopenhagen. (Aus Versl. cn
Mededeel. d. kon. Ak, Deel U). [ Bun'ncr Jahrb. 52
S. 1491.
H. KiEPiiRT zur Topographie des .nlten .Me.xandria. Ber-
lin 1872, 8. (Aus Zeitschr. f. Erdk. Bd. 7).
— neuer Atlas von Hellas und den hellenischen Kolo-
nien. Lief. 3. Berlin 1871, fol. [Lit. Centr. 1872
S. 377].
G. Kinkel Euripides und die bildende Kunst. Ein Bei-
trag zur griechischen Literatur und Kunstgeschichte.
Berlin 1871, 8. A. u. d. T. Abhandhingen zur Gram-
matik, Lexikographie und Literatur der alten Sjirachen.
2. Heft. [Oester. Zeitschr. 1872 8 856].
B. V. Kohne le temple de Jupiter Cupilnlin d'apres les
medailles. (Aus Rev. num. Beige und Berl. Blätter).
[Gott. Anz. 1872 8. 724].
Fr. X. Krau.s das Spottcrucifix vom Palatin und ein neu-
entdecktes Graffito. Freibnrg im Br. 1872, gr. 8. [Lit.
Centr. 1872 8. 1453].
— die Blutampullen der römischen Katacomben. [Bonner
Jahrb. 50 8. 275].
* — die christliche Kunst in ihren frühesten Anfängen.
Leipzig 1872.
J. H. Krause die Musen , Grazien, Hören und Nvmphen
mit Betrachtung der Flussgötter in ])hilologischer, my-
thisch-religiöser und kunstarchäologischer Beziehung
aus den Schrift- und Bildwerken des .Mterthums dar-
gestellt. Halle 1871, 8. [Lit. Centr. 1872 8. 712].
O. Krell Gesch. des dorischen Styls. [Lützows Zeitschr.
5. S. 379].
8t. Kumanudis '-/rr/zjjc tniyQdifa) fTtiTifißwi. [.\Tch.
Zeit. 1872 8. 40. Hermes 1872 S. 2.%].
*H. Labourasse le camp de lu Woiktre (castrum Va-
hrense). Bar-Ie-Duc, 8.
*G. B. DE LvciRiiCK Pompei, les calacouihes, lAlhumbra,
f'liide ä l'uide des monuments de la vic paienne it son
declin , de lu vie chrelienne ü son uurore, de la wie
musvlmunc it son upogee. 95 Gravures. Paris, 8.
*L DE Laincel Avignon, le comlat et lu principaute
d' Orange. Histoire, legendes, arclieologie , biographie,
excursion elc. Paris, 18.
Cl. Lamarre de In milice romaiuc depiiis lu fondution
de Rome jusqu'i) Conslantin. 2. .Ausg. Paris 1870, 18.
[Rev. crit.' 1872, I S. 101 ].
P. LambrüS rovfilcfiUTu xrjg rr^nov Aiiixjyov , y.ai Tiiii»'
Tfjilüi' uvT/'/C nuXiiiiy, ^4tyiali]i;, IMirinnc xiii '.^pxfni'-
vi,Q. Athen 1870, 8. [Rev. num. Beige 1871 S. 211].
E. V. D. L.wnitz Wandtafeln. [Neue Jahrb. 103 S. 333].
Le Bas et Waddington voyage urvhcologiqve en Greoe
et cn A.iie niineure (alt pur ordre du goiwerncmcnt
francais pcndunt les amu'es 1843 el 44. Lief. 63 — 71.
Paris, 4.
E. Le Blant le delucliement de la pulrie. Paris 1872,
4. (Institut de France).
— recherches sur l'uccusution de magle dirigee contre
16*
118
les Premiers diriH'tens. Paris. (Ans Mem. des Aiit. de
France IUI. 31). [Arch. Zeit. 1872 S. 77].
*J. Lei ORT liisUiire de hi jmpiildlinn. Iai populutioii
dan.i l'antUinile i'i Rome et clwz Ics Hi'hreux. Paris, 8.
*F. Lenormant esstti, stir la propagution de l'alphubcl
phenicieit duns Vancien monde. Bd. 1. Lief. 1. Pa-
ris, 8.
R. Lei'Sius über einige egyptische Knnstformen und ilire
Eiitwickelung. Berlin 1871, 4. (Ans .Abb. d. k. Acad.
d. Wiss). [Oester. Zeitschr. 1872 8.851].
L. LiNDENSCHMiT die .^Itertiiümer unserer beidniscben
Vorzeit. Bd. ;} Lief. 1. Mainz 1871, 4. [Arch. Zeit.
1871, S. 174].
*Fr. Liver.'Vni le ciitttcomhe e unüchUü cristiancdi Chiusi.
Siena, 8.
W. Watkiss Lloyd Ihe history nf Sicily to the Athe-
nian war. IVilh clucidations of the S'ic'ilian Ödes of
Pindar. Wilh a map. 8.
H. G. LoLLiNG de Medusa. Göttingen 1871, 8. (Dissirt.).
LüBKE Geschiebte der Plastik. 2 Bde. 2. Aufl. Leipzig
1870, 1871, 8. [Oester. Zeitschr. 1872 S. 859].
K. LuGEBiL zur Geschichte der Staatsverfassung von
Athen. Leipzig 1871, 8. (Ans Nene Jahrb. Snppl.
Bd. 5 Heft 4). [Lit. Centr. 1872 S. C8Ü. Nene Jahrb.
1872 S. 145].
L. Maggiulli e S. Castromediano le iscrlzioni messa-
piche raccoUe. Lecce 1871, 12. [Jour. des Sav. 1872
S. 363. 491].
E. Magnus die Polychromie vom künstlerischen Stand-
punkte. Ein Vortrag. Bonn 1872, 8. [Lit. Centr. 1872
S. 1328. Im neuen Reich 1872, II S. 522. Acad. 1872
S. 387].
C. Mancini hl leijyti Vipsunia. Napoli 1871, 4.
— storla deUa monela Romuna. Napoli 1872, 4.
*A. Mariette moinimeiits divers recueillis en Egyptu et
cn Nubie. Lief. 1 u. 2.
*H. Mautin i'tudes d'arvheidogie ccUiiiue. Notes de
voytiges duns les pays eeltitjues et scaiidiiiaves. Paris, 8.
• — siir (ics inslriimi'.itts d'opliqiie fuiissement utlrihuds
aiix anciens pur (piehpies suvants tnoderiies. Paris
1871, 4. [Bev. crit. 1872, I S. 19].
W. Maskeli, deacriplion of the Ivories Aucieiü, und Me-
dieviil in the South Kensington Museum. London.
'*F. Matuanga mnnogralia sulla gründe iscrizionc greca
teste scopertu nellu Chiesu di S. Muria dell Ammira-
ylio deltu dellu Murlorunu. Palermo, 8.
*C. MATrEicci cenni storivi dell' Anzio, antico Nelluno,
e Porta d'Anzio. Rom, 8.
DU Mesnil-Morigny histoire de l'Economie politique des
anciens peuphs de linde, de l'Kgypte, de la Grttce.
2 Bde. Plön, 8. [Critica 1 S. 43].
A. Michaelis der Parthenon. [Berl. Gvmn. Zeitschr. 1872
S. 160. Phil. Anz. 4 S. 145. Neue Jahrb. 1872 S. 289.
Arch. Zeit. 1871 S. 94. Philol. 32 S. 374].
Tu. Mommsen römisches Staatsrecht. Bd. 1. Leipzig 1871,
gr. 8. A. u. d. T. J. Maruiahdt u. Tu. Mommsen
Handbuch der römischen Alterlliümer. Bd. 1. [Lit.
Centr. 1872 S. 684. Pbil. Anz. 4 S. 210. Rev. crit.
1872, II S. 229. im neuen Reich 1872 S. 913].
— Inscripliones Galliae cisulpinue lutinue, s. o. Corp.
Inscr.
*A. DE Montaiglon notice sur une figurine gallo -ro-
muine en bronze du Musre de Soissons. Paris, 8.
.\. F. Motte Hude sur Marcus Agrippa. Gand u. Paris
1872, 8.
A. ^iüLLER die Ausrüstung mid Bewaffnung des römischen
Heeres in der Kaiserzeit, d. i. die Erkliirung von 14 Mo-
dellfiguren gravirt von E. du Bois nach .Angaben von
A. M. Plön 1872, 12. [ lierl. Gvmn. Zeitschr. 1872
S. 473. Oester. Zeitschr. 1872 S. 858].
M. Müller essui sur Vhistoire des religions, traduit par
G. Harris. Paris 1872, 8. [L'Indic. 1 S. 27].
A. MüNCH die Münzsammlung des Kantons .\argau, ge-
bildet aus den bisherigen Münzsammlungen des bisheri-
gen AntiquitJitencabinets zu Künigsfelden, des ehemal.
Klosters jMuri und der histor. Gesellschaft des Kantons
Aargau. Aaran 1871, 8. A u. d. T. Argovia, Jahres-
schrift der historischen Gesellschaft des Kantons Aar-
gau. Bd. 7. [Lit. Centr. 1872 S. 1203],
J. Spencer Nortiicote et W. R. Brownlow Rome soh-
terraino , resume des d(kouvertes de M. de Rossi dans
les catttcnmbes romuines, et en purticnlier daus le cime-
tii;re de Calliste; traduit de l'unglais, avec des additions
et des notes pur P. Allurd, et precede dune prejuce
pur M. de Rossi. Paris 1872, gr. 8. [Jour. des Sav.
1872 S. 525. Acad. 1872 S. 467].
A. Nüscheler die Letzinen in der Schweiz ( les retran-
chements des villes et vallces Suisses). Zürich 1872,
4. (Mitth. d. ant. Ges. in Zürich Bd. 18. Heft 1).
A. Odobescu bihliographia Daciei. Indice de scrieri
uttingetore directu seu indireclu de vechii locuitori ac
Duciei. Bukarest 1872, 8. [L'Indic. 1 S. 139].
A. Oliari (Jet Volghi Pelasgici. Mailand 1870, 8.
J. Opfert Gruudzüge der assyrischen Kunst. Vortrag
gehalten im Ratbbaussaale zu Zürich. Basel 1872.
[Oester. Zeitschr. 1872 S. 852].
J. Overbeck griechische Kunstmvthologie. 2. Bd. Be-
sonderer Theil. 1. Bd. 1. Bucli. Zeus. Mit 14 lith.
Taf. u. 17 Holzschnitten. Leipzig 1872, gr. 8. [Lit.
Centr. 1872 S. 938. Bull. 1872 S. 283] Dazu Atlas
der griechischen Kunstmythologie. Lief. 1. Leijizig 1872,
gr. fol. [Oester. Zeitschr. 1872 S. 846. Lützows Kunst-
chronik 8 S. 33].
— de lone telluris jioji lunue dea. Leipzig 1872, 4.
( UniversitJitsprogramm ).
G. Pkrrot, GriLLAi;.viE et Delhet exploratinn urcheolo-
gique de la Gulutie et de la liilhynix, d'une partie de
la Mysie, de la Phrygic, de la Cappudoce et du Pont,
executee en 1861 et publiee sous les auspices du mi-
nistl're de Vinstr^iclion jiublupie. Lief. 24 (Schluss).
Paris 1872, fol. [Oester. Zeitschr. 1872 S. 848].
P. Pervanoglu das Familienmahl auf altgriechischen
Grabsteinen. Leipzig 1872, 8. [Oester. Zeitschr. 1872
5. 856].
E. Petersen kritische Bemerkungen zur .-iltesten Ge-
schichte der griechischen Kunst. Plön 1871, 4. [Phil.
Anz. 4 S. 148].
H Pfannünsciimiut das Weihwasser im lieiduischcn und
christlichen Cullus. [Bonner Jahrb. 50 S. 268].
A. Philipi'i über die römischen Triumphalreliefe und ihre
Stellung in der Ku[istgcschichte. Leipzig 1872. (Aus
Abb. d. phil. bist. Cl. d. k. siichs. Ges. d. Wiss. Bd. 6).
[Oester. Zeitschr. 1872 S. 856].
F. PiCHLEii die römisciicn Graliiusehrifteu des norisch-
paunouischen Gebietes. Gr.'ilz 1871, gr. 8. [Lit. Centr.
1872 S. 1019].
*— Jahresbericht des Münzen- und .\ntikcncabinets des
Johauneums. Grjitz 1872, 4.
119
P. C. Planta das alte Rhiitien sachlich und knltiirliisfo-
risch dargestellt. Berlin 1872, 8. (Allg. Zeit. 1872
Beil. No. 245|.
H. Prachow uiitUjiüsslma woniimeiita Xanllüaca deli-
neuvH. Petersburi;- 1871, ful. [Gott. Nachr. Is71
S. 289].
IJoaxTiy.u [i]g ti' I4!}tji'aig ag/uiolnyiySjc: iTi/.iQi'uc (1871 —
1872). Athen 1872, 8.
L. Preller griechische Mythologie. 3. .^ufl. Bd. 1 von
E. Plew. BerHn 1872, 8.
De IjAGrange Photogriiphien von Statuen, Büsten, Re-
liefs in Marmor und Bronze, Gem;ilden, Mosaiken und
Vasen aus Italien. Berlin. [Arch. Zeit. 1871 S. 90].
L. QiiiCHEKAT JVoiiU Marcelli iier'qiatetlci Tubiirsicensis
6e comj)i:ndiosu doclrina iid filiuin , collatls f/iiÜK/iie
pcrveliistis cndicihiis uoitdum udliibitis cum Cüfcioritm
librorum edilionintKiiie leclionibus el doclnnim sulsque
notls. Paris 1872, 8. [Rev. arch. 23 S. 195].
A. Racinet l'ornenient polychrome. (knt planclies en
coulexir or et urgent, conlexitnt unvlron 2(JC'0 molifs de
totis les slyli^s. Art uncien et asiulUiuc, moyen age,
reiiaissunce, 17. el 18. siiicles. Lief. 7. Paris, 4.
G. VOM Rath ein ."Vusflug nach Calabrien. Bonn 1871, 8.
[Phil. Anz. 4. S. 520]
P. Ravaisson lu Venus de Mi/o. Paris 1871, 8. Mit
3 Tafeln, [üester. Zeitschr. 1872 S. 854].
E. DE Meester de Ravestein calalogue descriptlf dela
coUection de Mr. E. de M. d. R. 2 Bde. Lattich 1871
und 1872, 8. [Bonner Jahrb. 52 S. 142].
F. Reber Kunstgeschichte des Alterlhums. Leipzig 1871,
8. [Lützows Zeitschr. 7 S. 89. Mitth. d. Cenir. Comm.
1872 S. XXII].
L. Renier et G. Perrot les feintiires du Valut'm. Paris
1871, 8. [Rev. crit. 1872, I S. 214].
S. Rhusopulos (5(0 ri/rirwy 'Attixiii; iuiypcafai tiqw-
Toffui'tTg. Athen 1872, 4. (Aus "Eift^ftt. ^Afjy. 1,5).
*J. P. Richter christliche Architectur und Plastik in
Rom vor Constantin dem Grol'sen. Jena.
*DE RivifeRES i'jiigruphie ullngeoise, ou recueil des inscrip-
tions de Vurrondissement d'Albi (Turn). Caen, 8.
*J. Roidot origiiies d'Aiigustodiinitm. Etiide crWique siir
les texles d'Enmime et d'Animien MurceUUi. Antun, 8.
A. Rosenberg de Eriniitim reVigione, cuUii, Imug'inibus
j). prior. Berlin 1872, 8. (Dissert.).
Rösner rerttm Prtienesllnanim p. III. Patschkaii 1871,
4. (Programm). [Phil. Anz. 4 S. 5G2].
J^. Rossbach römische Hochzeits- und Ehedenkm;iler.
Mit 2 lithogr. Tafeln. Leipzig 1871, 8. [Gott. Anz.
1872 S. 721. Phil. Anz, 4 S. 152. Heidelb. Jahrb.
1871 S. 653].
*G. B. DE Rossi innsalci crisliani « suggi dei pavimenli
delle chiese dl Roma unteriori ul secolo XV. Lief. 1
und 2. Rom 1872.
*D. Rossi «n. cimetiifre romain prks de Sollies-Pont (Var).
Draguiguan, 8.
Ch. Rossler le lombeau de Mausole d'iipri;.^ les histo-
rlens unciens el les decouverles de M Newton <'t Uuli-
carntisse. Paris 1870, 8. [Rev. arch. 23 S. G4].
*H. RosY essui siir le droit pr'we itlhenien. Toulouse, 8.
E. DE RuGüHORO soiiiiiioi'io delle lezioni d'nrcheoloyia
delle nella R. Unwersilit drNupoli itelV unno seoluslico
1870—1871 [Critica 1 S.'94]
* — la Hiiinismutica e le discipline dussiche: studio cri-
lico. Neapel, 8.
A. Saunas le monete delle anliche ciliä di Sicilia. Heft 1
bis 3. Palermo 1871, fol. [Bull. 1872 S. 95].
V. Sallet Kiinstlerinschriften auf griechischen Münzen.
15erlin 1871. 8. [Rev. num. Beige 4 S. 158. Num.
Zeitschr. 1871 S. 579].
¥. DE Savilcy iiicHioire .siir les monnaies dalt'es des Se.leu-
vides. Paris 1871, 8. [Jonr. des Sav. 1872 S. 129|.
G. ScARABELLi jiotisic sullu cuvemu del Re Tiberio.
Milano 1872, 8. [L'Indic. 1 S. 30].
B. Schmidt das Volksleben der Neugrieohen und das
hellenische Alterthum. Th. 1. Leipzig 1871, 8. [Gott.
Anz. 1872 S. 241. Allg. Zeit. 1871 Beil. zu No. 359.
Neue Jahrb. 1872 S. 391].
JuL. Schnatter synchronistische Geschichte der bildenden
Künste. [Lit. Centr. 1872 S. 926].
R. Schöne griechische Reliefs aus athenischen Sammlun-
gen. Leipzig 1872, fol. [Berl. Gymn. Zeitschr. 1872
S. 372. Oester. Zeitschr. 1872 S. 450. 849. Bull. 1872
S. 284. Rev. crit. 1872, II S. 305].
E. Schrader die assyrisch-babylonischen Keilinschriften.
Kritische Untei-suchungeu der Grundlaien ihrer Ent-
zifferung. Leipzig 1872, 8. [Lit. Centr. 1872 S. 1098].
Tn. ScHREHiEK (iintestioniim de urtificum uetulibus in
Plinü nal. hist. libr'is relutis specbnen. Leipzig 1872,
8. (Dissert.). [Oester. Zeitschr. 1872 S. 858].
J. Schubring historisch-geographische Studien über .\lt-
sicilien, Gela, Phintias, die südlichen Sikeler. (.\us
Rhein. Mus.).
H. ScHUERMANS ohjets elnisques decouüerts en Relgltjue.
Brüssel 1872, 8. (Aus Bull, d'art et arch.V [L'Iudic.
1 S. 66. Rev. crit. 1872, II S. 370[.
E. Schulze Beschreibung der Vasensammlung des Freih.
F. von Leesen. Leipzig 1871, 4. [Arch. Zeit. 1872
S. 91]
O. Seemann Götter und Heroen. [Lützows Zeitschr. 5
S. 282].
F. Slade cutulogne of the coUeclion of ghtss, wilh notes
on Ihe history on the glass-muking by A. Nesbilt und
on ujipendix contuining u dcscription of other wurh of
urt presenled or refpieulbed by Mr. Sl. to the nulion.
Prinled for privute dislribution. London 1871, fol.
[Bonner Jahrb. 52 S. 147].
K. B. Stark aus dem Reiche des Tantalus und Croesus.
Berlin 1872, 8. [Riv. di fil. 1872 S. 129. Allg. Zeit.
1872 Beil. zu No. 158].
IL K. Stein das spartanische Ephorat in seiner ersten
Entwickelung bis auf Cheilon. Eine geschichtliche Unter-
suchung. Paderborn 1870, 4. (Programm von Kouitz).
[Gott. Anz. 1872 S. 818].
L. Stephani Doreas und die Boreadeu. Petersburg 1871,
4 (Miim. de l'ac. imp. 16 No. 13J. [Oester, Zeitschr.
1872 S. 853].
— die Antikensammlung zu Pawlowsk. Petersburg 1872,
4. (Mem. de l'ac. imp. Bd. 18 No. 4). [Oester. Zeitschr.
1872 S. 853].
— purerga urchueologlcu. Petersburg 1872, 4. (Bull,
de l'acad. imp. Bd. 3 No. 27. Antiken aus Sammlung
Lyde Brown in russischen Besitz übergegangen. No. 28
iilier Pausanias I 20, 1). [Oester. Zeitschr. 1872 S. 854).
IL W. SroLL Bilder aus dem altrömischen Ijeben. Ijeip-
zig ls71, 8. [Lit. Centr. 1872 S. 511].
H. N. Storv-Maskelyne the Murlborongh Gems cata-
logned, wilh description and an introduclion. Ijondon
lö70, 8. [Acad. 1872 S. 147].
120
K. Strlbe Studien über den Bilderkreis von Eleusis,
herausgeg. von H. Brunn. Leipzig 1872, 4. [Bull.
1872 S. 69. Oester. Zeitschr. 1872 S. 854].
A. TiUKRRY hisloire de la Gavle sous la dnmination ro-
maine jiisqii'« hi morl de Theodose. 2. ."Xusg. 2 Bde.
Paris 1871, 12. [Jour. des Sav. 1871 S. 257].
THO^^•S()^■ calulogue of u series of photographs from tlie
coUecl'wns of thc Ufilish Museum. London, 8.
K. TuoRM.\NN der französische Atlas zu Caesars galli-
schem Kriege. (Belgischer Feldzug, E.\pedition ins
M'allis, Seekrieg mit Venetien). Zürich 1871, 4. [L'Iudic.
1 S. 148].
L. ToRtLLi >iio;ii((i/<! topoyrufico-urclieoJogico delV lUdia,
cnmjnhtto a curu di vurü corpi scientifici e precedulo
da IUI discorso intorno ullo scopo del medeshtw. Heft 1.
Venedig, 8.
F. Trau neue Fälschungen römischer Münzen. Mit 4 Taf.
M'ien 1871, 8. (Aus Hubers numismat. Zeitschr.). [Lit.
Centr. 1872 S. 1204].
C. Trierer Forschungen zur spartanischen Verfassungsge-
schichte. Berlin 1871, 8. [Phil. Anz. 4 S. 46].
Uebersicht der vom Verein für Siebenbürgische Landes-
kunde herausgegebeneu, veranlassten oder unterstützten
Denkschriften. Hermaunstadt 1872, 4.
L. Urlichs Verzeichnis der Antikensammlung der Uni-
versität Würzburg, Programm zu der Stiftungsfeier des
von Wagner'schen Kunstinstitnts am 21. Dec. 1872.
3. Heft. Würzburg 1872, 8.
V. Valentin die hohe Frau von Milo. Berlin 1872, fol.
[Oester. Zeitschr. 1872 S. 855. Arch. Zeit. 1872 S.77].
E. Veckenstedt der Apollo von Belvedere. Cottbus 1870,
4. (Schulprogramm).
E. Maggiore-Verg.\n<) rivhtti dellu mnnlsmaticu. Vol. 1.
Asti 1865. [Num. Zeitschr. 1871 S. 590].
P. Vidal-Lablache commentulio de tilulis funehribvs
Graec'is in Ashi minore. Paris 1872, 8. [Rev. arch.
23 S. 204].
— Herode Atlicus, elude critUiue sur sa vie. Paris, 8.
[Rev. arch. 23 S. 204].
W. ViscHER lokrische Inschriften aus Naupaktos aus der
Sammlung Woodhouse. [Rev. arch. 22 S. 332].
— Vortrag über zwei antike Köpfe des Basier Museums,
gehalten an der 11. Jahresversammlung des Vereins
Schweizer Gymnasiallehrer. Aarau 1871, 4. [Phil. Anz.
4 S. 151].
— epigraphische und archjiologische Kleinigkeiten. Basel
1871. [Phil. Anz. 4 S. 152].
V. DE Vit della distinzione Ira i Brilannl o Brittoni
deW isoJu e i Brilanni o Brittoni del continenle e della
sede di questi ultinii nelte provincie deW impero ro-
mano. Modena 1868—1872. [Riv. di fil. 1872 S. 282].
W. H. Waddington inscriptions grecqnes et Jalines de
la Syrie recveiJUes et expliquees. Paris 1870, 4. [Gott.
Anz. 1872 S. 940].
— fastes des Provinces Asiati(iiies de Vempire romain
depuis leur orlgiue jusquau rifyne de Diocletien. Paris
1872, 8. [Arch. Zeit. 1872 S. 77].
C. We.scher nolice de phisiuurs te.rtes pulimpsesles qui
se rencontrenl purmi les inscriptions grecques de VEgypte.
Paris, 8.
F. Wieseler über den delphischen Dreifufs. Mit 1 Taf.
Göttingen 1871, 4. (Aus Abh. d. k. Ges. d. W. zu Gott.
Bd. 15). [Lit. Centr. 1872 S. 395].
— commentatio de varlo iisu tridenlis apud poptilos
veleres, imprimis upvd Gruecos et Romanos. Göttingen
1872, 4. (Index .fchol.).
— commentatio de diis Graecis Romanisquc tridentem
gerenlibus. Göttingen 1872, 4. (Rectoratsprogramm).
P. Willems le droit public romain depuis Vorigine de
Rome jusquä Constanlin le Grand, ou les antiquites
romaines envisagees au poinl de vue d'institntions poli-
tiques. 2. Ausg. Paris 1872, 8. [Rev. arch. 23 S. 276.
Rev. crit. 1872, I S. 86].
G. Wistmann Apelles Leben und Werke. [Lützovvs
Zeitschr. 5 S. 377].
K. Zangemeister inscriptiones purietariae, s.o. Corp. Inscr.
A. Zannoni sugli scavi della Certosa. Bologna 1871, 4.
[.■Vcad. 1872 S. 26].
Ausgrabungen.
1. Dei'tsciiland.
Bronzen und Lampen gef. in Baden. Phil. Anz. 4
S. 223.
Ausgrabunscn . zu Bingen (Vasen, Lani|)en u. s. w.).
Acad. 1872 S. 44.
E. Schmidt weitere römische Gräberfunde l)ei Biuger-
hriick (Lampen und Gefiifse mit Inschriften). Bonner
Jahrb. 52 S. 156.
J. Freidenberg römische Fniule bei Koblenz (Lampe,
Reste von Vasen und Terracotten). Bonner Jahrb. 50
S. 306.
Römische Bauten in Köln. Phil. Anz. 4 S. 267.
J. Freide.nberi; römische Gr;'ibcr bei Kreuznach (Va-
sen und andere Geräthe). Bonner Jalirb. .50 S. 293.
E. Schmidt römische .^Iterthninsfunde auf der Heiden-
mauer bei Kreuznach (einige Münzen und Vasen).
Bonner Jahrb. 52 S. 152. •
F. Lisch Römergriiber in Meklenburg. Mekl. Jahrb.
1870 S. 99.
E. aus'.m Weerth Ausgral)ungen in Nennig und Cöllig
(Villen mit Badeanlagen). Arch. Zeit. 1871 S. 103.
Ohlensciilager über die in der letzten Zeit gemachten
Ausgrabungen römischer Antiquitäten in Regensburg.
(Bericht über frühere .Ausgrabungen, neuerdings Gr.'iber
mit Inschriften u. s. w ) Münchener Sitzungsber. 1872
S. 305. Römisches Gr.-iberfelil gef. bei Regensburg.
(Columbarien, Stempel der III. Legion n. s. w.) Phil.
Anz. 4 S. 223. 382. 469. Allg. Zeit. 1872 Beil. zu
No. 103. 161. 191. Acad. 1872 S. 285. Verh. d. bist.
Ver. 20 S. .307. Rev. arch. 24 S. 114.
E. HObner .Ausgrabungen in der Saal bürg (bei Hom-
burg). Arch. Zeit. 1872 S. 47.
Ausgrabungen in Sibliugen (Schleith-liote) (Reste von
römischen Anlagen). Rev. arch. 22 S. 326.
121
E. aus'm Weeuth der Grabfiiiul von Wald- Algesli ei m.
Bonner Jahrl).50S. 281. E.IIübnkr Arch. Zeit. 1871 S.90.
2. Belgien.
H. ScHUERM.\Ns (Ucmioerks tVumbre en ßefgif/iie. Bull.
Belg. 34 S. 200.
H. ScHVERMANS 11116 svpullurr. iHrusqiie en Belgiijve (etru-
rische Geriithe). Rev. arch. 24 S. 171. Bull. Iö72
S. 185. Bull. Belg. 33 S, 528.
L. Galesloot descriplioH de qiielquns anlkiuites trouvees
dans les cnvirons de liruxelles (kleine Geriithe). Ann.
Belg. 7 S. 45.
Ausgrabungen zu Charleroi (Vasen und Schmuck-
sachen). L'Indic. 1 S. 113.
Ph, DK LiMBüURG f/i((i(ri(;iiH! rappnrt sur les fouilles de
JuslenviUe. {Bronzesachen, Münzen, Terracotten).
Bull. lieg. 10 S. 285.
A. Briart, f. Cornet et A. Houzeau de Lahaie societe
des Sciences, des orls et des Icllres du Huinuut. Rap-
port sur les decouvertes geologUpies et archeologUiues
f altes (( Spiennes en 1867. S. o.
3. Dänemark.
F. Lisch 'Römergrüber auf Seeland. Mekl. Jahrb. 1870
S. 225.
4. FRANKREICH.
Castan Ausgrabungen in Besan(;on (Reste des Thea-
ters). Rev. arch. 22 S. 181.
BuLLioT fouilles de Bibrucle (architektonische Reste,
darunter eine Art Bazar, Münzen, Schmucksachen, Va-
sen, theilweise mit Töiifernanien, Gerlith, Schwan von
Bronze; Bibracte ist reich an Werkstätten von Gold-
schmieden und Arbeitern in Email). Rev. arch. 23
S. 173. 235. 320; 24 S. 52. 176.
Ausgrabungen in Bolbec (bei Havre) (Vasen, darunter
Schale aus Siegelerde und Lampe). Rev. arch. 22
S. 326.
Ed. Flohest nole sur une sipulture «nti(/iie decouverte
en Camargue. S. o.
.'Ausgrabungen in Chassemy (bei Soissons) (gallische
Alterthümer). Rev. arch. 23 S. 190.
Gallisches Grab im Dep. Cote-d'Or mit etrurischen
BronzegerJithen. Rev. arch. 24 S. 250. E. Flohest
les fouilles du M ugny-Lambert. Rev. arch. 24
S. 346. — le tumulus du bois de Lang res. L'Indic. 1
S. 191. H. de Longuv läge du bronze « Suntenaij (ver-
schiedene Gegenstiinde aus Bronze). L'Indic. 1 S. 204.
CocHET Ausgrabungen bei Dieppe (Vasen und Gliiser).
Rev. arch. 24 S. 387.
Römische Vasen gef. zu En tr aigues. L'Indic. 1 S. 34.
Römisches Grab mit Geriithschaften beiPecanip. L'Indic.
1 S. .36.
Ausgrabungen in Giliy. L'Indic. 1 S. 183.
F. DE Cessac le cimelikre Gallo-Romain de Reillac, priis
Guiret (Creuse). L'Indic. 1 S. 199.
Ausgrabungen im Dep. Lot-et-Ga rönne (Reste eines
römischen Hauses, Mosaikful'sböden, Capil;ile von Spu-
len, GerJithe, Münzen). Rev. arch. 23 S. 193.
Castagne Ausgrabungen in Luzech (gallische Mauern
u. s. w). Re""v. arcli. 24 S. 193.
A. ."Vllmer Ausgrabungen in Lyon (Sarkophag mit
bacchischem Zuge, Architekturstücke, Inschrift, Sarko-
phag mit Tod und Wiedererweckung des Bacchus).
Bull. 1871 S. 183.
Römische Substnictionen gefunden in le Maus. L'Indic. 1
S. 34.
H. Rrvoil fouilles urchi'olngiriues , vase untiijue, prix
donne ä das bestiiiires ; pUali'res en bronze, objels trouves
dans l'Aniplülheülre de Nim es. L'Indic. 1 S. 188.
E. Gehmeu-Düranu decouvertes archeologiifues faites ä
Nimes et dans le Gard pemlaut l'aiinee 1869. S. o.
Grasilier Ausgrabungen in Saintes (('barente-Inferieure)
(Vasen von Erde und Glas und Geriithe). Rev. arch.
23 S. 405.
CocHET repertoire archeologique du departement de la
Seine- Inferieure. S. o. Ausgrabungen wjihrend
1869 — 1870 im Dep. Seine -Inferieure (aus römischer
Zeit neben Vasen u. s. w. Theater zu Saint-.Andre -
sur-CaiUy und Mosaik zu Lillebonne; weiter Funde
aus fränkischer Zeit und dem Mittelalter). Rev. arch.
22 S. 304.
Römischer Meilenstein von Solaise (Isere). L'Indic. 1
S. 37.
5. Griechenland.
A. DuMoNT Bericht über seine griechische Reise und
Samndungen. Rev. arch. 24 S. 191.
ÜQuy.Tiy.a r/Jc i*' l4d-i'jfuic: uQ/atoXoyix!jg huipi'ag (1871
- 1872). S. o.
BeulS: Journal de mes fouilles (Athen). Acad. 1872
S. 148.
Rayet fouilles du Ceramique. Bull, de l'Ec. d'Ath.
S. 204.
Hagia Triada. Rev. arch. 23 S. 134.
Ausgrabungen beim Dipylon in Athen. Rev. arch. 24
S. 389.
E. CuRTirs .Ausgrabungen in ."Vthen an der Piraeus-
strafse (Grabstein). Arch. Zeit. 1871 S. 50.
Ausgrabungen in .Athen (Halle der sog. Eponymoi).
Acad. 1872 S. 45.
Ausgrabungen auf Thera (Santorin) (Reste von Vasen,
Geriithe u. s. w.). Rev. arch. 23 S. 271.
Ausgrabungen in Santorin. Bull, de l'Ec. d'.\then.
S. 183. 199.
6. Italien.
(NB. Das Rullettino di Roma ist uns zu spät zugegangen
als dass es hiitte berücksichtigt werden können.)
A. Pellegrini Ausgrabungen in Rom und Umgegend
(Forum, besonders Basilica Julia; Bogen der Gold-
schmiede, weiter auf "dem Palatin Villa Nusiner das
Stadium, in Ostia). Bull. 1871 S. 129.
R. Lanciani Ausgrabungen in Rom und Umgegend (Bas.
Julia, Janusbogen und Bogen der Goldschmidte). Bull.
1871 S. 240.
— Ausgrabungen auf dem römischen Forum. Arch.
Zeit. 1871 S. 175.
P. Rosa Basilica Julia. Bull. 1871 S. 224.
R. Lanciani Tempel des Castor und Pollu.\. Bull.
1871 S. 257.
.Ausgrabungen auf dem Forum. Allg. Zeit. 1872 Beil. zu
No. 122-125. 147-153.
122
E. JJrizio scavi ilel foro romano (Cloaca nia.\ima, Archi-
tekturstücke, Relief: Hj'gia mit Minerva, Kopf des Con-
staiiz, Inschriften, Ehrenhaseri). Bull. 1872 S. 225.
— Tempel des Julius Caesar. Bull. 1872 S. 257.
Basrelief auf römischem Forum ^ef. Liitzows Kunstchro-
nik 8 S. 27. Acad. 1872 S. 447. Rev. arch. 24 S. 254.
Bruns Reliefs auf dem Forum. Liitzows Kunstchronik 8
S. 165.
Tii. RoLLKR nouvelles fonilles du forum romaiii. Rev.
arch. 23 S. 148.
— Ausgrabuugeu in Rom auf dem Forum zu Seiten der
Rasilica .lulia; man hat die Gel;;iiule an den Abhiingen
des Palatin, dem Tempel der Venus und Roma gegen-
über gereinigt; auf dem Palatin die Süd-Seite nach
dem .Aventin zu; aufser ganz alten Mauern hat man
den Torso einer sitzenden Frau gefundeu). Rev. arch.
23 S. 338.
W. HiiNZEN Ausgrabungen an Porta Sal aria (Grabstein
des Q. Sulpicius Ma.ximus mit aud ern Inschriften).
Bull. 1871 S. 98.
Ausgrabungen zu Rom bei San L orenzo fuori Ic mura
(Demeter und Eros mit den Waffen des Herakles).
Rev. arch. 23 S. 268.
C. J. Heman's Forum, Porta Salaria, San demente, Ther-
men des Caracalla, Porta Capena u. s. \v. Acad. 1871
S. 171. 234. 531.
A. Klügm.\nn Ausgrabungen in San Clem^'nte. Im
neuen Reich 1871, I S. 983.
Th. Roller Sainl-Clement de Rome (neben der ursprüng-
lichen alten Kirche ein Mithrasheiligthum mit Statue
des Gottes). Rev. arch. 24 S. 65. 129.
Mithrastenipel in San demente. Acad. 1871 S. 92.
J. II. Parker church of S. demente ut Rome. Acad.
1871 S. 305. LTudic, 1 S. 84.
Viminal (Frauenkapf, Terracottarelief, Vasen). LTndic.
1 S. 114.
Peperinsarg aus der Zeit des Servius Tiillius. Allg. Zeit.
1872 No. 243.
Uel)er römische Catacomben. Acad. 1872 S. 467
J. H. Parker recent archaeolngicul reseurclies in Ro}ne.
Arch. Journ. 27 S. 165.
Ausgrabungen bei S. Maria Maggiore und bei Pallast
Chigi (.Mosaiken, Zimmer mit Wandmalereien). Rev.
arch. 24 S. 389.
Brizza vari oggelti «ii(ic/ti rinvenuti nell' Empnrio
romuno (meistens Stempel). Bnll. 1872 S. 134.
— Funde von Marmorata und Monte Testaccio.
Arch. Zeit. 1872 S. 44.
L. Nardoni Ausgrabungen in Rom und Umgebung (Mar-
morata, Porta S. Sebastiane, Via Anrelia, Gen-
zano, Civita Lavinia). Bull. 1872 S. 72.
M. DE Rcssi Ausgrabungen in der Nekropolis von .W-
bano (Archaische Aschenkiste in einer Art Dolmen).
Bull. 1871 S. 34. 39.
Venus gef. bei Aspra im Sahinergebirge. Allg. Zeit.
1872 Beil. zu No. 237.
R. Crespeli.ani Ausgrabungen in Bologna von 1809
und 1818. (Gefäfse von Bronze, fcjpiegel und Terra-
cotten). Bull. 1871 S. 62.
A. Zasnoni .'iu(ßi scuvi della Cerlosa. S. o.
E. Brizio Ausgrabungen in der Certosa (Grabstelen,
grofse Masse von Vasen, Geschmeide u. s. w.). Bidl.
1872 S. 13. 76. 108. 177. 202. Vgl. G. Hirschfeld
Arch. Zeit. 1871 S. 7.
Die jüngsten Alterthumsfunde in Bologna. Allg, Zeit.
1872 Beil. zu No. 1.
Ausgrabungen in Bologna (Gefäfse, GerJithe aus Bronze
und Terracotta und aes rüde). LTndic. 1 S. 122. 148.
Gräberfunde inChiari (Lombardei). Phil. Anz. 4 S. 267.
W. Helbig .Ausgrabungen in Capua (Vasen von Bronze
und Terracotta, erstere mit Deckel die mit iilastischen
Figuren verziert sind. Wichtige Notizen ülier Lage
u. dergl. bei der Auffindung der Gräber). Bull. 1871
S. 115.
— Ausgrabungen in Capua (wichtig wegen der genauen
Fund-Berichte). Bull. 1872 S. 38. Vgl. Arch. Zeit.
1871 S. 175.
— Ausgrabungen in Cervetri (Terracotten besonders).
Grenzbuteu 1870. .\cad. 1871 S. 61.
A. BnAMUiLLA .Ausgrabungen in Ligurno (Lombardei)
(verschiedene Gefäfse von Thon und Glas und Bronze-
schmuck). Bull. 1872 S. 152.
Ausgrabungen in Lucera (Venusstatue, Vase mit Inschrift
und Mosaik). Acad. 1872 S. 268.
R. Engelmann Ausgrabungen in Milassa (Syrakus)
(Vasen vom ungewöhnlicher Grüfse und Form). Bull.
1872 S. 7.
W. Hinzen .Ausgrabungen in Nemi (die Reste vom Tem-
pel der Diana Nemorensis, Friesstück mit Niobiden
und Inschriften). Bull. 1871 S. 53.
W. Helbig Ausgrabungen in Orvieto (Vasen von Terra-
cotta versilbert). Bull. 1871 S. 18.
S. Castromediano rehicione deUa coniniissioiie conserva-
trice de't moniimeuli storici e d't belle arli di Terra
d'Otranto per l'anno 1871. S. o.
F. Martinetti Ausgrabungen in Palestrina (Cisten,
Spiegel, Schachtel aus Holz; interessante Nachrichten
über die Anbringung der Gr.'iber). Bull. 1871 S. 72.
G. DE Petra gli scuvi die antichUä in Pietrabbon-
dante (Theater). Giorn. degli scavi 2 S. 117.
E. Brizio descrizinne dei nuovi scuvi di Pomp ei.
Giorn. degli scavi 2 S. 97.
A. Trendelenbubg Ausgrabungen in Pompeji (Drei in-
sulnc östlich von der Via Sl uhiun a. Neben vielen
theilweise auch sehr interessanten arrhitektonischen
Resten ein Kopf des He[ihästos über einem Herde aus
Terracotta. Wandgemlilde: Geflügelte Frau mit Lor-
beerkranz auf Kugel, Architektur mit Göttern und
Menschen, Andromeda und Persens. Narkissos (?). Nar-
kissos, Hund an Kette, Vesta auf Esel mit Kind, Danae,
Achill vor Thetis sich waffnend, Amors Bestrafung,
Bacchantin mit Bacchant, Frau im Begrifl" ein Bild des
Herines zu bekränzen, Krieger, lo und Argos, Land-
scliaft, Laiulsebaft mit Paris, Aphrodite, Helena, Galatea
auf Delphin, Eroten sich selbst tödtend, Liirenbild, an-
deres Larenbild, Herakles und Nessos, Bellerophon,
Kampf mit Amazonen, Hahn mit Früchten, Ariadne
verlassen, Kinion im Gefängnis, Pfeiler mit doppelter
Darstelliuig des Genius Familiaris, Sol, Luna mit For-
tuna-Isis, Larenbilder mit Sarnns, Ariadne von Diony-
sos gefunden, Triptoleinus. Merciir mit Minerva, Eroten
und Psychen, aut verschiedene Weise beschäftigt, Guir-
landen flechtend, Wein kelternd u. s. w., Eroten mit
Delphinen wettfabrcjul, weibliehe Figuren, Ilermaphro-
drit mit Spiegel, Aphrodite und Adunis, Tri|itoleuius,
Ajjhrodite auf Triton sitzend landet. Mosaiken: Neptiuis
123
Hochzeit mit Amphitrite, zwei Tauben ; Bronzen : Diskus
mit Silen, Frau, Altundantia, Erot schlafend; Lampen:
mit Inschriften, obscöii, Alter das Alphabet studircnd,
Inschriften). Bull. 1871 S. 171. 193. 233. 249.
R. Enc;klm.\nn die neuen Ansgrabuugen in Pompeji nnd
Herkulaneum. Liitzows Zeitsehr. 7 S. 145. 2nO. 3G7.
G. DE PioTRA (lofisMi (Icgli iiltiml scuvi (DoiMis Cissoitü).
Giorn. degli scavi 2 S. 177. 225.
R. Gaedechens Ausgrabungen in Pompeji bei Anwesen-
heit des Prinzen Friedrich Karl. Nordd. Zeit. 1872 lied.
vom 15. Milrz.
— Ausgrabungen iu Pompeji (Bild der Niobe). Gütt.
Nachr. 1872 S. 133. Vgl. Acad. 1872 S. 107.
— Ausgrabungen in Pompeji (Hinter dem Venustempel
an Strada d'^ella Marina: OeflVntlicher Brunnen mit
Uahn iu Relief, Inschriften, Mosaik: Schiffe in Bogen.
Wandgem.: Jahreszeiten. Marmortafel mit Niobiden.
Bronze: Meduse. Wandgem.: Wagen gezogen von Art
Reh, Venus fischend, Neptun, Amor mit Lyra, Leda,
Amor Flute blasend, männliche Gotlheit (?), Aktaeon,
Landschaft. Meleaj;er und Atalante, Toilette der Venus,
Eroten Marmorwerke: weibliche Herme mit Farbcuspu-
ren. Bronzen: C:imilh, Venus die Haare trocknend,
Bacchant Trauben aus)>resseud, Herkules mit Apfel.
Lampe: Ju|ipiter zwischen Minerva und Fortuna. Wand-
gemälde: Merkur mit Börse und Hahn, Schauspieler,
Mars und Venus, Parisurtheil. Gliiser, \V!irfel, Ge-
wichte mit Inschriften, Lampen, Schlösser und Schlüssel,
Candelaber, Amphoren mit Inschriften, Lampen: Sirene,
Zeus auf Adler. Statue eines Giganten aus Terracotta.
Bull. Iö72 S. 161. 193. 2.36.
C. DE GioRGi ricerche siille Uimbii de Riiygc, suyli in-
ciostamenli c dcposili dui vusi fillili in esxe contunuU
e sui (iiessj ado^ieraü per dislniyyviii. S. o.
G. Cara cenno sopru diverse urmi, dccoriizioni u stu-
tiietle milituri riiiveiiitle iu Sardeynu. S. o.
S. Cavallaki Ausgrabungen in Selinunt, s. u. Topo-
graphie.
Maggiora Vergana Ausgrabungen in Villanova di Ca-
sale (Gefjifse, Lamjjen, Glasfragniente). Bull. 1871
S. 210.
7. O ESTERREICH.
V. Sacken römische Fibel gef. bei Grillenberg. Mitth.
d. Centr. Comm. 1871 S. CLXXIX.
A. DuM(,>NT Ausgrabungen in Salona (Sarkophage und
Inscbrit'ten , meist christliche). Rev. arch. 23 S. 118.
Glavinic Sarko]ihage gef. in Spalato. Arch. Zeit.
1872 S. 42.
A. Meixnku Bericht über antiquarische Funde in der
Pfarre St. Georgen a. d. Stiesing im Laufe des Jah-
res 1869. Mitlh. f. Steierm. 18 S. 133.
G. de' ViGiLi Ausgrabungen im Trentino (Mihizeu,
Sarkophage, Ziegeln mit Inschriften). Bull. 1871
S. 211.
A. Dungel römische Funde bei Tu In und Umgegend
(Lani])en und Münzen). Mitth. d. Centr. Comm. 1871
S. CVII.
8. Orient.
E. CuRTius Reise ;iach Kleinasien nnd Griechen-
land. Arch. Zeit. 1871 S. 177. Auch s. o.
G. Perrot, Guillaume et Deliiet explorulion aicheolo-
gique de la Galatie et de la liithy nie, d'iine purlle
Aicliäolog •Ztg., Jahrgans XXX.
de Iu Mijsic, de la Phrijyie, de hi Cuppudoc
el du Pont. S. o.
G. CoLONNA Ceccaldi d^cnvverles cn Chyjtre (Reste von
Tem|ieln in Golgos. Architekturfragmente, grofse m.-inn-
liehe Statue). Rev. arch. 22 S. 361 ; 24 S 221.
F. FiNzi Ausgrabungen in Golgos und Soli (Im Tempel
der .'\phroilile :'U Golgos: Statuen, KJiple, Votive, Lam-
])en, Reliefe. In den Gr.-ibern: Reliefe, Vasen, Glas-
sachen. In SoH: Gr.'iber, Köpfe). Bull. 1871 S. 22.
R. W. Lang über die .\usgrabungeu in Cypern. (Der
General Ccsnola hat die auf zwei verschiedene Tempel
bezüglichen Nachrichten von Ausgrabungen zusainmeu-
geworfen). Rev. arch. 23 S. 335.
Ausgrabungen in Ephesus. Phil. Auz. 4 S. 62. 220. 526.
Ausgrabungen in Ephesus (Tempel der Artemis). Acad.
1871 S. 370. Rev. arch. 23 S. 191. Arch. Zeit. 1872
S. 72.
(/. T. Newton the Tenijde of Diiiiid al Ejdtesiis {caela-
lae columntie). .\cad. 1872 S. 85. Theater, Inschriften,
Peribolos des Tempels u. s. w. Acad. 1872 S. 285.
Strack ReliefsJiulcn von Ephesus. Lülzows Kuustchro-
nik 8 S. 165.
H. ScHLiEMANN Ausgrabungen aufHisarlik. AUg. Zeit.
1871 Beil. zu No. 350; 1872 zu No. 7. Acad. 1871
S. .533. 558.
■Triglyphen nnd Metopen mit Helios auf Viergespann.
Acäd. 1872 S. 407. Phil. Auz. 4 S. 573.
Ausgrabungen zu Jerusalem (Mosaik). L'ludic. 1
S. 145. Ch. Ceermünt- Ganneau jVsii/fofs tnpoyru-
plü(iues et nr<lii'nJ(>yi<i\ies des fniiilh!.'! enlrejirises ä Jern-
suleni pur le Pidesliue Explonilion l'und. Journ. asiat.
20 S. 145.
Ausgrabungen iu M i 1 c t (Theattr; Löwe von Marmor).
Rev. arch. 24 S. 3*^:9
Ausgrabuuicen von Tiflis (Gräber mit maunichfachem
Schmuck). Phil. Anz. 4 S. 268.
9. Russland.
V. KöiiNE Ausgrabungen im Gouvernement Ekata ri nos-
law (Goldsachen, vielfacher Schmuck). Arch. Zeit_
1871 S. 43.
Funde im Kaukasus. Phil. Anz. 4 S. 575.
Catacombcn bei Odessa mit Wandmalereien (Kampf-
und Jagdscenen). L'Indic. 1 S. 117.
S. Stroganoff Ausgrabungen auf der Halbinsel Tanian
(Vasen iu Form einer Sjihinx, einer Aphrodite u. s. w.,
Terracotten, Goldschmuck; Sarkophage aus Holz, Brouze-
ge^enstäude, Inschriften, Münzen). Com]ite rendu 1869
S.V.
10. Schweiz.
DE Manduot /(;.s foidlles de Chdzurd (Reste eines rö-
mischen Hauses). Schweizer Auz. 1871 S. 265.
Ukech römische Villa in Erl insbach (Solothurn). Schwei-
zer Auz. 1871 S. 269.
J. Amiet Fund römischer AUertbümer iu Oensingeii
(unbedeuteude Brouzercste ). Sdiweizer Anz. 1870
S. 197.
Utzinger Fraament einer Kolossalstatue, gef. zu Seele.
Schweizer Auz. 1871 S. 263.
F. Keller Fragment einer etruskischen Vase, gef auf
dem Ütliberge bei Zürich. Schweizer Anz. 1871
S. 255.
17
124
b. Topographie und Architpctnr.
Allgemeinks.
3. England.
1er
11. W. Schäfer über die Angaben der Alten von
Gröfse des Erdumfanges. Philol. 31 S. 698.
E. Desjardins /« (a?)i!e de PcntUigcr. S. o.
J. J. Egli nominu genyraphicu. Versuch einer allgemeinen
geographischen Onomatologie. S. o.
1. Deutschland.
Bartels Römerniederlassung bei Alterkiilz. Bonner
Jahrb. 52 S. 1G2.
Römische Alterthiimer in Augsburg. Pliil. .Anz. 4 S. 474.
L. Eltester Boppard, das römische Bontobrica,
Baudobriga oder Bodobriga. v. Coiiausen Bemer-
kungen über das innere Mauerviereck von Boppard.
Bonner Jahrb. 50 S. .53. K. Christ der Name von
Hoppart. Bonner Jahrb. 52 S. 170. E. Hubner über
Baudobriga und ad ("onfluentes Arch. Zeit. 1872
S. 75.
G. \. CrOger über die im Regierungsbezirk Bromberg
aufgefundenen .-Mtcrthünier und die Wauderstial'sen rö-
mischer, griechischer, gothisclier und keltischer Heere
von der Weichsel nach dem Rheine. S o.
L. Eltester Römerstrafse und Wasserleitung. Bonner
Jahrb. 52 S. 173.
M. Willis .\lterthümer der Umgegend von Duisburg.
Bonner Jahrb. 52 S. 1 (meist deutsche Alterthümer).
Römische Alterthümer in Hanau. Phil. Anz. 4 S. 474.
Ch. Col'rnault rapporl sur diverses on (jr/iii Jcs trouvrcs
o» reconiiiies recetnment en Lnrru'ine (röinisclie Strafse).
L'Indic. 1 S. 151.
J.' Becker zur Mainzer Ocsrhichte. Heidelb. Jahrl).
1871 S. 198.
Kruse Mayen und das Mayenfeld unter den Römern.
Bonner Jahrb. 52 S. 156.
Römisches Castell bei Ni eder- Ock Stadt. Phil. Anz.
4 S. 219.
R. Bergau die sogenannte Riesens.'iule im Odcnvvalde.
Arch. Zeit. 1872 S. 80.
O. Keller's Forschungen über das Oehringeu der
Römerzeit. Allg. Zeit. 1871 I5eil. zu No. 364.
Römische Mauerreste in Regensburg. Verh. d. bist.
Vcr. 20 S. 288.
P. C. Planta das alte RhJitien sachheh und kultur-
historisch dargestellt. S. o.
A. Deuerich Julius Caesar am Rhein. Nibst ,\nhang
über die Germani des Tacifus uiul ül)er die Pranci
der Peutingerseiien Tafel. S. o. G. Hi;kzheh(; die
Feldzüge der Rön)er in Deutschland unter den Kaisern
Augustus und Tibcrius. S. o.
Römerstrafse in Trier. Bonner Jahrb. 50 S. 307.
Kraft Beitrag zur Geschichte der Römer in der Wet-
terau. Hess. Arch. 13 S. 146.
2. Belgien und Hollvnd.
C. v^N Dessel elahUssemenl hehjo-romuin it Elewyl
(BrabantJ. Ann. Belg. 8 S. 186.
A. Grienüerger Bericht über die im Jahre 1507 erfolgte
Aufdeckung eines röniisclien Grabes bei Saventheim
unweit Brüssel. Bonner Jahrb. 52 S. 97.
V. de Vit delhi disthizione tra in lirlianni o Brit-
toni dell' isiila c t lit'itanni o Britlnnl del conlinente e
della sede di qiiesti idtinii nelle provincie deW impcro
romano. S. o.
E. Trollope Ancaster, tlie r;:man Cuusennae. Arch.
Journ. 27 S. 1.
E. Hübner Wall des Kaisers Antoninus Pius in Schott-
land. Arch. Zeit. 1871 S. 178.
J. F. NiCHOLLS 0)1 the iter of Antonine, especiaUy Ihat
partion bi:iwiuu> Lunsdown und the Severn, shonung the
prohahle sites üf Trajeclus und Abona. Arch. Journ.
27 S. 63.
4. Frankreich mit Algier.
A. Tuierry lüstoire de la Gunlc sous 1a duminullon ro-
muine jiisqu'ä In mort de Theodose. S. o.
J. Gilles Muriiis et. Jufes Cesur. Leurs monumenis dans
la Gaule. Vercingelorix prlsonnier. La Gaule et la
Grand-Breiuyne cuptives. S. o.
K. Thumann der französische .\tlas zu Caesars gallischem
Kriege (Belgischer Feldzug, Expedition ins Wallis, See-
krieg mit Veuetien). S. o.
C. A. Dicis la campayne de Pomptlnus cliez les Allo-
hroges. LTndic. 1 S. 140.
E van Drival de Vemplacement primitif de la ville
d'Arrus. L'Indic. 1 S. 31.
J. RoiDOT origines d' August od im um. S. o.
L. UE Laincel Aviynon, le comiut et la princ'ipaute
d'Orunge. S. o.
Castan Amphitheater zu Besan^on. Comptes rend. 6
S. 199.
A. DuPRfes documents lüstoriques et urclieologifiues sur
les fontuines de Blois. L'Indic. 1 S. 149.
Cochet römische Gebiiudereste in Bois l'Abbe. L'Indic.
1 S. 210.
A. Jo.VNNE geogrupliie, h'istoire, stalistique et urchenloyie
des departements de la France. B ouclies- du- Rhone.
S. o.
Boi'RGOCiN anliquiti-s du Ponl-du-Cher {Ca rabrivue).
L'Indic. 1 S. 132.
PüULAiN DE BossAY topogruplue urcheologique du paijs
Dnnois. L'Indic. 1 S. 28.
G. CiiARVET les Fumades et leurs environs {Dep. Card).
L'Indic. 1 S. 24.
Peigne-Delacourt römi.sche Strafsen in (iailien nördlich
von der Loire. Bull. 1872 S. 129.
Castagne gallische Stadt beiLuzech (Lot). Rcv. arch.
23 S, 404.
R. F. Le Men la cite des Osismi el la cite des l'e-
neli. Rev. arch. 23 S. 44. 95.
Der antike Circus in Paris. Grenzboten 1870,1118.189.
Renjer das Amphitheater zu Paris. Comptes rcnd. G
S. 57.
CocHET Theater von Saint- Andre -s ur-Cailly. Rev.
arch. 22 S. 309.
Devals aine camps gaulois el rotnuins dans les canlons
125
de Lavit et de Suint-NicoJas (Tarn-el-Garonne).
L'lndic. 1 S. 64.
Römische Substructionen gef. zu Toulouse. L'lndic.
1 S. 34.
D. Rossi Kl) cimetwre romuin ])res de Sollibs-Poni (Viir).
S. o.
F. Baudry rapporl sur qiic/f/ties piiits fiineraires de Trm'sse-
poil , co»im»ni; du liernard (Vendee) el sur quelques
pelites fosscs srpulcrahs. L'lndic. 1 S. 149.
E. Dj>jardins /() coloiiie romaine de liuniisa et l'explo-
ralioti geogrupliique du la Maureluiüa Tiiigilunu. Rev.
arcli. 24 S. 360.
5. Grii:cuenl,\nd mit Macedonien.
C. BuRsiAN Geograi)hie von Griechenland. Rd. 2, Pelo-
ponnesos und Inseln. 3. .Abth. Die Inselwelt. S. o.
A. Buttmann kurzgefasste Geographie von ."Altgriecheii-
land. S. o. H. Kiepert neuer Atlas von Hellas und
den hellenischen Kolonien. S. o.
A DuMüNT rapporl sommaire sur sa mission un Gr'ece.
L'lndic. 1 S. 84.
F. Adler Chronologie der ;ilteren dorischen Tempel.
.■Vrch. Zeit. 1872 fS. 40. ü. Kreel Gesch. des dorischen
Styls. S. o. , F. Auler Reste von hellenischer und
tuskischer Backstein architektur. Arch. Zeit. 1871
S. 91. J. ISüHLMANN die Architektur des classischen
Alterthums und der Renaissance. 1. Abth. Die Säulen-
ordnungen. S. o.
E. CiiiiTius zur Topographie von .\ttika. Arch. Zeit.
1871 S. 3. C. CuRTiiis der attische Friedhof vor dem
Di|)ylüu. Arch. Zeit. 1871 S. 12. Tu. H. Dver on
Ihe Enneakrunos al Athens. Journ. ot Phil. 3 S. 81.
P. Pervanoglu über die sog. E ponymenstatnen in
Athen. Arch. Zeit. 1871 S. "l64. B. Guaser Messun-
gen in den atlieuischeu Kriegshji fen. Philol. 31
S. 1. H. WiTTicn von den Mai'sen dos Parthenon ,
des persischen und des perikleischen. Arch. Zeit. 1871
S. 93. 105. R. Schöne perikleische Bauten. Im neuen
Reich 1871, II. S. 284. W. Gurlitt und E. Ziller
attische Bauwerke: Das Theseion. Lützows Zeitschr.
8 S. 86. F. Adler über deu Theseustempel. Arch.
Zeit. 1872 S. 99. E. Curtius Wasserleitung bei Athen.
Arch. Zeit. 1871 S. 51.
L. Heuzey et Dwmet mission arclK^ologique de Mace-
doine. S. o. L. Heuzey un puhiis grec en Macc-
doine. Elude sur l'archilecliire uiiliijue. Avec uii plan
resUnire et un parallele des ordres d\irchltecture par
H. Daumet. S. o. L. IIeuzioy etude sur le graiid
edlfice grec de Palatilza. Comptes rend. 1871 S. 194.
L. IIkuzey Heravlee de la Lyncos et la eile des Pela-
gons. Rev. arch. 24 S. 368.
R. Schillbach Ausflug nach Oeniadae in Akarnaiiien.
Zeitschr. f. Erdk. 1872 S. 97.
C. Bursian de tempore quo lemplum Jovis Olympiae
conditiim sil. S. o.
G. F. Unger Autrones und ürchomenos. Bayer.
feGym. Blätter 1872 S. 147.
C. Curtius Alterthiiiner von Samos. üester. Gym.
V Zeitschr. 1872 S. 465.
6. Italien.
L. Türelli muHualc lopografico-archeologlco delV llalia.
S. 0.
L. Jeep zu Claudianus de VI consulatu Honorii, ein Bei-
trag zur römischen Topographie. Rhein. Mus. 1872
S. 269. R. .'V. LvNCiAXi sulle mura e porle di Ser-
vio. Ann. 1871 S. 40. Mon. 9. Tat'. 27. A. Trex-
DELENUURij die pianlu cupilolinu. Bull. 1872
S. 7. 9. G. B. DE Rossi Ctla di Rienzi Verfasser der
descriplio urhis Romae. ]5ull. 1871 8.3. Tu. H. Dyer
the roman Capitol. Journ. of Phil. 3 S. 2.36. Vgl.
II. BiRN ebend. 4 S. 126. B. v. Köhne le temple de
Jupiter Cdpilolin d'aprifs les mihlailles. S. o. F. Wie-
seler über die capitoliuisclie (Juadriga und die .lupiter-
statue auf' ihr. Gott. Nachr. 1872 S. 265. E. Bor.mann
über den Tempel des Vespasian. Arch. Zeit. 1871
S. 172. A. IvLtJGMANN die liasiUca Julia am Forum
zu Rom. Im neuen Reich 1871, II S. 929. E. Brizio
Ehrenbasen auf römischem Forum. Bull. 1872 S. 235.
E. Brizio Clouca maximu. Bull. 1872 S. 226. Car-
cer Mamertiiius. Phil. Anz. 4 S. 467. PI. Jordan
sul se Itizonio. Bull. 1872 S. 145. H. Jordan das
Septizonium des Severus. Arch. Zeit. 1872 S. 45.
G. B. DE Rossi la liasilica profana di (iiunin llusso
suli Esquilino dedivata ]ioi a S Andrea ed uppel-
lata catubarhura. Bull, crist. 2 S. 5. E. Schulze der
Tempel des Hercules an der Porta Trigem ina. Arch.
Zeit. 1872 S. 9. H. Jordan über römische Aushänge-
schilder. Nebst Anhang: fres fortunae. Arch. Zeit. 1871
S. 65. .Ausgrabungen zu Rom an Porta Pia (man hoflt
auf die Porta CoUina zu stofsen). L'lndic. 1 S. 36. Die
antike Marinorata in Rom. Im neuen Reich 1871,
I S. 56. A. Lanciani antike Steinbrüche bei Rom.
Bull. 1872 S. 68. Bruzza über das Alter des Monte
Testaccio. Bull. 1872 S. 138. S. M'ood Circus
des Maxentius. Bull. 1872 S. 105. J. Spencer
NoRTHCOTE et W. R. Brownlow Rome sonlerraine,
resume. des decouverles de M. de Rnssi duns les cula-
vonilies romuines, el en purlicuHer dans le cimeliiire
de Cullisle. S. o. Tu. Mom.msen die Katakomben
Roms, im neuen Reich 1871, I S. 113. Aoad. 1871
S. 282.
A. Klügmann ein latinisches Pompeji bei Albano. Im
neuen Reich 1872 S. 873.
C. Matteucci cenni storici deW Anzio untico iVelluno.
S. o.
G. VOM Ratü ein Ausflug nach Calabrien. S. o.
R. ScniLLBACii Schlachtfeld von Cannae. Oester. Gvin.
Zeitschr. 1872 S. 465.
G. li. DE Rossi Call enses auf Monte Cavo. Bull. 1871
S. 40.
L. Nakdoni Alterthiimcr bei Lannvinm (S;iulen'.i;iMge
unter der Erde). Bull. 1871 S. 212; 1872 S. 156.
G. Scarabelli notizie sulla caverna del Re Tiberio.
S. o.
P. Laspeyres fontuna elrusca presso Piunsano. Ann.
1870 S. 227.
Tu. MoMMSEN SU ulcuni ]iunti dellu geografiu del Pie-
monte untico, leltera u C. Promis. Riv. di fil. 1872
S. 249.
G. B. de LAGRiiCE Po)iij)e'j, les caUiconibes etc. S.o.
P. A. CuRTi Pompei e le sue rovine. S. o. K. Wör-
MANN pompejanische Anmerkungen. Arcli. Zeit. 1872
S. 78. G. DE Petr.\ osservazioni sul tempio di Ve-
nera. Giorn. degli scavi 2 S. 231.
E. Beule les bouHijues de Pompei. Journ. des Sav. 1871
S. 405.
RösNER verum Pruenestinarum p. III. S. o.
17*
126
A. IIoLM della geoyrufiu deUa iinllcu Siciliu. S. o.
J. ScHVBüiNG lüstorisfli gcüf;rii|)iiibclie Studien über
Alt^icilien, Ge!a, Phiiitias, die siidlielien Silceler. S. o.
\V. \V. Lloyu ilw liislcry o/' Sivilji to the Alhanian
war. S. o. A. Schubrinü Kamarina. Philol. 32
S. 490. Hittorf et Zantii reciic'd iIcs nioiiiimeiüs de
Si'gesle et de SelUtontei S. <>. A. Holm siinio
sturko di SfAinunte ed immuyliic del lenilorio SeJUiiin-
lino. Bull. 8ic. No. 4 S. 2. S. Cavallari lopoyni-
l'ut di HeVinniite e siioi d'niloriii. Bull. Sic. Nn. 5
S. 1. S. (.'avallari scopettu deijli uvansi di vn tea-
tro Seliniintuio. Bull. Sic. No. 5 S. 8. S. Cavallari
]iartlcol(ui (ifclütetloiuci did vrediilo toiijün di Ercole
deli acrojiofi di Selinunle. Bull. Sic No. 4 S. 11.
S. Cavallvri temj)to yruitde credulo di Giove Olim-
yico, Ol« diApolline. Bull. Sic. No. 4 S. 17. S. Ca-
vallari und A. Holm tenipiu credulo di Giiiiionc.
Bull. Sic. No. 4 S. 34. S. Cavallari Ik due necropnli
dclhi Gulera e Hayl iuzzo e (luella di Mmiicahiiiga
(liei Seliuunt). Bull. Sic. No. 5 S. 10. 8. Cavallari
Appendice sulle due necropoli e s>ii vusi SeVmiiiilini.
Bull. Sic. No. 5 S. 3i. Vgl. .-Vrcli. Zeit. 1S72 S. 100.
C. Promis Ausgriibungt-u in Turin {alte Porta Au-
gustea). Bull. 1872 S. 27.
A. Oliari dei Volghi Pelusyici. S. o.
g. Oesterreich u.md Donaui ürstentiiCmer.
J. Havpt die dakische Königs- und Tempelburg auf
der Cülumna Trajana. S. o.
R. KxABL Standort der Werhselstation ad Medias nach
dem Hierosolymitanischen lü-isebuche. Mitth. f. Steierm.
17 S. 70.
O. Blau dritter Bericht über römische Alterthümer in
Bosnien. Monatsber. 1870 S. 619.
S. Jenny bauliche Ueberreste von Brigantium. .S. o.
Fr. Kenner römisches aus Obcr-Döbliug. Mitth. d.
Centr. Conim. 1872 S. C.
Alterthümer in Rumelien. Mitth. d. Centr. Comm. 1871
S. LXIX.
A. DvMONT paluis de Diodelien <( Soloiie. L'lndic. 1
S.192.
R. Kiepert die Ruinen von Sarm izcget usa. Zeitschr.
f. Erdk. 1872 S. 203.
Fr. A.viUROSi Ccb'o untico Tren t ino. S. o.
F. Kenner zur Lage der castra stativa von i'iiido-
bonu. Mitth. d. Centr. Comm. 1871 S. LXHI
F. Kenner über die römische Riichsstrufse von Viru-
niim nach Ovitutia. Wiener Siizungsber. 71 S. 357.
R. Knaul der wahre Zug der römischen StraCse vom
Zolll'elde aus durch da.s über.steirische Bergland bis
Mcls. Mitth. f Steierm. 18 S. 114.
F. Kanitz Beitnige zur Altertbumskunde von West-
BulgarieiL Mitth. d. Centr. Comm. 1872. S. 49.
8. Orient ind Aegvpten.
Le ß\s et \VADDiNf;TON voyuge iirchenhiyi(jue «ii Grixe
vi cn Asie mineiire. S. o. E. Cuktius Beitrüge zur
Geschichte und Topogra|)iiie KIciuasiens (Ejihcsos, Per-
gamum, Srnyma, Sardes). S. o. Vgl. Prculs. Jahrb.
29 S. 52. K. B. Stark aus dem Reiche des Tanfalus
und Croesns. S. n. Vgl. .'Mls:. Zeit. 1872 Biil. zu
No. 184. 185. 190. 198. 199. 200. 201. 283. 284. 285
286. G. Perrot la cumpiigne de Cesar contre Pliar-
iKice. Comptes rend. 1871 S. 312.
E. Glillaume le lemple de Borne et d'Aityuste ä Ancyre.
Rev. arch. 22 S. 347; 23 S. 29.
H. Kiepert zur Topographie des alten Alexaudria.
Zeitschr. f. Erdk. 1872 S. 337. H. Wittich die Py-
ramiden mafse des Pliiiius. Arch. Zeit. 1872 S. 60.
W. Desborough Covi.ey fes /«es (Jit Nil d'uprits Pto-
leniee. .Ann. d. voy. 1870 Juillet S. 98.
G. Perrot und Guillaume Amasia. Rev. arch. 24
S. 201.
A. S. Murray ort Epliesiis uiul llie Temple of Diaiui.
Acad. 1872 S. 46. H. Wittich zum ephesischen Arte-
misium. .Arch. Zeit. 1872 S. 29. Vgl. ebd. S. 97.
Cii. Roessler le lonibeuu de Mavsole d'iiprks les hisln-
riens anciens et les decoitvertes de j>/. Newton tt Ha-
licar ii usse. S. o.
C. Fiedler ein Besuch im alten Heliopolis. Im neuen
Reich 1872 H S 81. 148.
G. Colonna Ceccaldi Leontopolis de Syrie. Rev.
arch. 23 S. 169.
E. Cvrtius Reisen in Kleinasien, besonders über Per-
gamum. Berl. Gym. Zeitschr. 1872 S. 368. Oester.
Zeitschr. 1872 S. 447.
G. Perrot et E. Guillaume les monuinenis de la Pterie.
Rev. arch. 23 S. 157. 209. 281. 345; 24 S. 15.
J. F. Mac Michael oit the siles of Sillahe und Opis.
Journ. of Phil. 4 S. 136.
Hasper über Trojas Lage. Oester. Zeitschr. 1872
S. 450.
9. Portugal.
J. A. DE los Rios estudios arqiieologicos y monumcntuU's.
Rev. de Esp. 29 S. 462.
10. Schweiz.
W. Gis^i Qiieilenbuch zur Schvveizergeschichte. S. o.
F. Keller die römischen Warten, s/iecit/de, iJings des
linken Rheiuulers, vom ßodensee bis Basel. Schweizer
.Anz. 1871 S. 237. .A. Quiquerez totirs d'ohservution
et railwuys unti(iues duns le Jnru hernois. Schweizer
Auz. 1871 S. 268. de Bonstetten traces de voies
roiiiuines uii pied du Jura. Schweizer .Anz. 1871
S. 264. .A. NüscniLttR die Lefzinen in der Schweiz
(les retrancheuienis des villes et vullees Suisses). S. o.
y| ueii (icimi. Schweizer Anz. 1870 S. 185.
Römische .Altertbümer in Co ns tanz. AUg. Zeit. 1872
No. 238. 253. Phil. Anz. 4 S. 469.
Römische .Alterthümer in Köuigsfelden (.Aargau). Allg.
Zeit. 1872 No 253.
E. V. Muralt Entdeckung römischer .Ansiedluugen in
Mammcru, Hombreclitic, n , St. Prex und Uttigen.
Schweizer .Anz. 1870 S. 186.
A. Nüsciieler römische Niederlassungen in Oberweil.
Schweizer Anz. S. 222.
BuRSiAN puyns Tiiiiirin us. Schweizer -Anz. 1870
S. 184.
127
c. M useograpli ie.
1. Deutschland.
K. Friedericiis Nachtrag zu Bd. 1 von Berlins antiken
Bildwerken im Neuen Museum. Düsseldorf 1872, 8.
K. Friederkus Berlins antike Bildwerke. Bd. 2. S. o.
K. BöTTiCHKR erkliirendes Verzeichnis der Ahgüsse
antiker Werke. S. o. A. Conze vom Berliner Museum.
Prenfs. Jahrb. 29 S. 506. 30 S. 604. K. Bötticher
von dem Berliner Museum. Berlin 1872, 8. Vgl.
Acad. 1872 S. 42.5. R. Kekilk die Behandlung der
Abgüsse im Berliner Mnsenui. Im neuen Reich 1872,
II S. C97. Zukunft des Berliner Museums. Im neuen
Reich 1872 8. 633. W. IIelmig die neuesten Cacreta-
iier Erwerbungen des Berliner Museums. Grenzl.oten
1870, IV S. J49. J. Friedlae.nder das königliche
Münzkabinet. S. o.
R. Kekule das akademische Kunstmuseum zu Bonn.
S. o.
Notiz über das Museum zu Colmar. L'lndie. 1 S 163.
H. Hettner Verzeichnis der Gipsabgüsse zu Dresden.
S. o.
aüs'm Werth Zuwachs des Trierer Museums (Bronzen
und Gliiser). Bormer Jahrb. .52 S- 174.
Museum zu Wiesbaden. Nass. Ann. 1871 S 9.
L. Urlrhs Würzburger Autikeu. Bull. 1872 S. 132.
L. Urliciis Verzeichnis der Antikeusanimlung der
Universität Würzburg. S. o.
2. Belgien.
E. DE Meester de Rwi stein culdfoyne dcscrijilif (h; la
collevlion de E. de M. d. R. S. o.
Elberling die wichtigsten E.\eni|dare in meiner Samm-
lung römischer Münzen. S. o.
.3. England.
Calalogtie of a series o( plwlogruphs frnm the coUevlions
of tlie British Museum. S. o. Zuwachs im British
Museum (Sculpturen vom Maussoleum u. s. w.). Acad.
1871 S. 61. Zwölf Vasen aus Capua. Acad. 1871
S. 350. S.-lule aus Ephesos. Acad 1872 S. 327. Vgl.
Phil. Anz. 4 S. 476. B. V. I1kai> oii some rare yrceJi
coiiis reveiilly oc(/»ire((. Num. Chron. 1871 S. 166.
B. CiiAMi'NEV.s jiew hiiddings utSoulh Ken slnylon.
Acad. 1871 S. 372, 395. W. B. Scott Zuwachs zum
South Kensiugton Museum (unter andern Terracotten
und Vasen aus Canossa u. s. w.). Acad. 1871 S 154.
555. W. Maskel ((cscripifOH of the ivories ancient and
medievul. S. o. Museum der Guildhall in I^ondon
(soll gegründet werden und wird auch lömische Alter-
thümer enthalten). L'Indic. 1 S. 167. H. N. Stuhy-
Maskelyne the Miirlboronyh Gems culaloyiied.
S. o. F. Seade cutalogue of the colleclion of gluss.
S. 0. Collection Wigan, Münzsammlung in London.
L'Indic. 1 S. 53.
4.. Frankreich.
W. Fröhner les IMusees de Francs, reciieil de iiifinnments
(()ifi(/Hes. S. o.
W. Fröhner Musie Impn-iul du Louvre. S. o. Zu-
wachs des Louvre (Terracotten). L'Indic. 1 S. 159.
Sammlung Charvet zu Paris (besonders antike Glas-
sachen). L'Indic. 1 S. 226. Verkauf der Münzsamin-
Inng Lemme zu Paris, llev. areh. 24 S. 113. 114.
Cotluction jM <■ r i III !■ e (Ringe und Gemmen) in die ßj-
fc/iofJie(;iir; iiiilUmnle in Paris gekonunen. L'Indic. 1
S. 9. Cultiloyue des mi'duiUes rnmuincs cotiifiosuul la
colhivtion de j'eu M. le murqms de Moustler. S. o.
(H. Hoefmann) (> propos de la vente de Moustler.
S.o. Collection de Saulcy (gallische Münzen). L'Indic.
1 S. 18.
Cii. Robert )>ii/.s<'c (Je i.,cc(« (M'c (besonders Inscliriflcii)
L'Indic. 1 S. 215.
BoijRCoxjiN anliqiiiles dn Po nl- du- ('her (Carobrivae)
L'Indic. 1 S. 205.
R. F. Le Men note sur tjuelques dons fmls recemment
mi Miisi'r, depurlenienlul d'ai-eheoloyk de Ouimner.
L'Indic. 1 S. 192.
Zuwachs des Museums in Ronen (Gallische Münzen,
Dreifufs und Vasen). L'Indic. 1 S. 162. Rev ar<h
23 S. 59.
Bereicherungen des Museums von Sai nt - Germaiu.
Rev. arch. 23 S. 59. Galli.sche Alterlhümer. Rev.
arch. 23 S. 190. Watt'en und Ger.-ith aus Bronze u. s. w.
L'Indic. 1 S. 1. Cippus aus Terracotta mit männlicher
und weiblicher Figur; parazonium; Vasenstempel. L'Iudio.
1 S. 89. 157. Vasen von Glas und Terracotta. L'Indic.
1 S. 211.
Collection Relioiix aiix Ternes (Münzen, Gemmen. Prae-
his'orisches). L'Indic. 1 S. 3 3.
E. -MoUTON le iiiiisi'e de 'ioii I oiisr. L'Inilic. 1 S 211
Vgl. ebend. S. 216.
5. Griechenland.
Müuzcabinet zu Athen. L'Indic. 1 S. 218.
6. Italien.
DE L\ Grange Photographien von Statuen, Büsten, Re-
liefs u. s. w. aus Italien (Qnaas). S. o.
C. Justi Geschichte des capitolinischen Museums.
Im neuen Reich 1871, II S. 13. Ueber das capitoli-
uisehe Museum. L'Indic. 1 S. 218. C. Justi ein Ma-
uuscript über die Statuen in Belvedere. Preufs.
Jahrb. 28 S. 581.
R. Forster Museum von Agrigen t (meist Vasen). Bull.
1871 S. 255. 27.3.
Sammlung Doria in S. Maria di C a p n a. Lülzows Zeitschr.
Beibl. 7 S. 239.
R. Förster «Hrie/i((H di Mon I cpul c'utno (Urnen, Spie-
gel, Vasen). Bull. 1872 S. 32.
II. IIeydemann die Vasensammluug des Hluseo Nazlonale
zu Neapel. S.o. Museum zu Neapel. Acad. 1871
S. 557. Münzsammlung Sambon in Neapel. Berl.
Bl.-itter 6 S. 78. Sammlung Castellaiii nach London
gebracht. Aea.l. 1871 S. 263. 396.
H. Heydemann Vasensammlung des Museums in Pa-
lermo. Areh. Zeit. 1871 S. 53.
A. Fabretti il mtiseo di antichitii deW univeisilu di
Torino. S. o.
A. CoNZE die ."Vntikensammlung der Mareiana zu Vene-
dig. .\rch. Zeit. 1872 S. 83.
128
7. Oesterreich.
R. V. EiTELBEKfiER zur Refomi der Landesmuseen in
Oesterreich. Oestr. Wochenschrift 1 Heft 8 u. 9.
Biehlers Gemmensammlung in M'ien. Acad. 1871 S. 282.
¥n. Kenner die Münzsammlung des Stiftes St. Florian.
S. o.
Fr. PiciiLER Jahresbericht des Münzen- und Autiken-
cabinets zu Griitz. S. o.
8. Orient und Aegypten.
C. T. Newton the Cesnola CoUeclion ofCyprlan uiiti-
iiuilies. Acad. 1872 S. 466.
A. Mariette iiionioiit'iifs divers recueillis en Egyple et
^ en Nubie. S. o.
9. Russland.
L. Stepiiani die Antikeiisammhing zu Pawlowsk. S.
o. L. Stei'iiani purergo urchaeologicu. No. 27: An-
tiken aus Sammlung Lydc Brown iu russischen Besitz
übergegangen. S. o. F. Wie.seler Antiken der Ere-
mitage zu St. Petersburg. Gott. Nachr. 1871 S. 557.
Catalogue de meduUles du Bosphore cimmerien formant la
collection de >I. Jules icmim; ä Odessa. S. o. und
unter Paris.
10. Schweiz.
A. MüNCH die Münzsammlung des Kantons Aaraau.
S. o.
F. Imhoof-Blumer choio! de monnaies grecques. Win-
terthur. S. o. F. Wieseler über die Imhoof-Blu-
mersche Münzsammlung zu Winterthur. Gütt. Nachr.
1871 S. 635.
O. Benndorf die Antiken zu Zürich. S. o.
11. Spanien und Portugal.
Spanische Museen. Acad. 1871 S. 156.
A. C. Teixeira de Aragao Münzcabinct in Lissabon.
S. o.
12. Türkei.
Gould catalogue du musee imperial de Conslanlinop le.
S. o.
III. DENKMÄLER.
a. Werke der Sculptur.
1. Marmorwerke.
Allgemeines und umfassendere Publicationen.
W. IIklbig über die Darstellung des Athmungsprocesses
in der griechischen Sculi.tur. Grenzboten 1870, IV
S. 415. Acad. 1871 S. 92.
C. W. King the portruiture nf the ancienls. Arch. Journ.
27 S. 16.
Fl!. Matz über eine dem Herzog von Coburg-Gotha ge-
hörige Sammlung alter Handzeichnnngen nach Antiken.
Monatsber. 1871 S. 445. Vgl. Gütt. Nachr. 1872 S. 45.
R. Schöne griechische Reliefs aus athenischen Sammlun-
gen. S. ü.
A. Co.nze griechisclic Grabreliefs. Wiener Sitzungs-
ber. 71 S. 317. Prciifs. Jahrb. 27 S. 145. Vgl. Acad.
1871 S. 155. A. MiciiAi-i.is griechische Grabreliefs.
Arch. Zeit. 1871 S. 1.38. P. Pervano(;i,u das Fami-
henmahl auf aitgrieetiischen Grabsteinen. S. o.
H. Brunn i rilievi delle urne etrusche. S. o.
A. Ross;»ACn römische Hochzeits- und EhedenkmJilcr.
S. o.
H. Praciiow antiquissinitt tnonumenta Xanlhiaca delinca-
vit. S. o.
A. Conze römische Bildwerke österreichischen Fundortes.
S. o.
A. Piiii.ii'i'i über die römischen Triumphalieliefe und
ihre Stellung iu der Kunstgeschichte. S. o.
H. Jordan über römische Aush;ingeschilder. Arch. Zeit.
1871 S. 65.
W. Fröhner la colonne Trojane d'apres le surmouluge
executc « Rome. S. o.
Einzelne Denkniiiler.
ScHAAKHArsiN Neptun, römische Brunnenfigur, gef. bei
Überwinter. Boinier Jahrb. 52 S. 183.
Demeter, gef. bei San Lorenzo in Rom. Rev. arch. 23
S. 268.
E. Veckenstedt der Apollo von Belvedere. S. o.
W. ViscnER Vortrag über zwei antike Köpfe des Basler
Museums. S. o. A. Conze Apollo, Statuette aus
Sparta. Ann. 1870 S. 277. L. Heuzey Grabrelief aus
Koutlaes (Macedonien ), die Todten unter dem Bilde
des Apollo und Artemis dargestellt. Rev. arch. 22
S. 247. E. Hübner Clytiabüste des British Museums.
Arch. Zeit. 1872 S. 41. E. Curtius H elios auf Wa-
gen, Metope aus Ilion. Arch. Zeit. 1872 S. 58. Vgl.
Lützows Kunstchronik 8 S. 165. Acad. 1872 S. 407.
A. Flascu Kopf der Ilvgieia des Belvedere (für Athena
Lemnia des Phidi.is erkl;iit). Bull. 1872 S. 34. E.
Brizio Athena mit Hygieia, Relief vom Forum.
Bull, 1872 S. 228. C. Dilthey Medusa nwribonda
in Villa Ludovisi. Ann. 1871 S. 212. Mon. 9
Taf. 35. H. Grimm Medusa Ludovisi. Arch. Zeit.
1872 S. 42. A. Conze Gorgonenbüste, Relief aus
Sparta. Ann. 1870 S. 277. O. Henndore Gorgoneion,
Relief gef. auf dem St. Bernhard. Schweizer Anz. 1871
S. 220.'
F. Ravaisson La rfijiiis (Fe Milo. S. o. V. Valentin
die hohe Frau von Milo. S- o. A- Wittig Erg.-inzung
der Venus von Melos. Lützows Zeitschr. 5 S. 353.
Venus, Statue gef. bei Lucera (Foggia). Phil. Anz.
4 S. 318. Acad. 1872 S. 2G8 ; gef. bei Aspra (Sabi-
nergeb.). L'Indic. 1 S. 144. E. Brizio über Venus
Genitrix (will sie für die Aphrodite velata specic des
Pra.xitelcs haltenj. Bull. 1872 S. 104.
129
A. Flasch Mercur, Statuette der Gallerie de' Cande-
labri. Bull. 1872 S. 98.
Statuette des Bacchus, gef. bei Kehlheim, jetzt in Mün-
chen. Phil. Anz. 4 S. 223. R. A. Lanciani Belief
des Bogens der Goldschmiede (Dionysos). Dull. 1871
S. 247. A. Allmir Sarko|ihag aus Lyon mit Tod
und Wiedererweckung des Bacchus. Bull. 1871 S. 185.
A. CoNZE Dionysos und Seinele, Relief aus Sparta,
Ann. 1870 S. 278. A. Allmer Sarkophag mit bacchi-
schem Zug aus Lyon. Bull. 1871 S. 183. E. Dricssei,
bacchische Gruppe, gef. auf dem Quirinal. Bull. 1872
S. 222. Kellkr n. Bknndork Satyrkopf, gef. bei
Lausanne. Schweizer Anz. 1870 S. 198. J. Amiet
Satyrkopf aus Salodurum (Solothnrn). Schweizer Anz.
1870 S. 199. A. CoNZE jugendlicher Pan, Relief gef.
in Dalmatien, jetzt in Wien. Lützows Zeitschr. 7 S. 66.
R. Engelmann Amor mit dem Bogen. Arch Zeit 1872
S. 76. E. Matz Sarkophag aus Patras (Eroten). Arch.
Zeit. 1872 S. 11. Eros mit den Waffen des Hera-
kles, gef. bei S. Lorenzo in Rom. Rev. arch. 23
S. 268.
A. Trendelenbürg Musen köpf im Besitz von Ed. Mayer
zu Rom. Bull. 1871 S. 21. A. Trendelenbürg diie
sarcofa()lü con ru]tpresentanza delle Muse. Ann. 1871
S. 27.
A. Flasch über dieHygieia des Belvedere (für Eume-
nide des Skopas erklürt). Bull. 1872 S. 11. 34.
E. Brizio Nymphe mit Zweigen, iu Ornament ausgehend,
gef auf For. Rom. Ball. 1872 S. 257.
E. Brizio über den sitzenden Krieger der Villa Ludovisi
(für Portus erklJirt) Bull. 1872 S. 7.
P. W. Forchhammfr Eirene initPlutos undAtheua
Lemnia. Arch. Zeit. 1S71 S. 132.
Th. Roller Mithrasstatue ans S. demente in Rom.
Rev. arch. 24 S. 71.
G. CoLONNA Ceccaldi Herakles und Geryon, Relief
aus Cypern. Rev. arch. 24 S. 223.
A. CoNZE Dioskuren, Relief aus Sparta. Ann. 1870
S. 277.
A Flasch Amazone, Kopf aus Bologna. Bull. 1872
S. 66. A. CoNZK .Amazouenkjimpfe, Relief aus Sparta.
Ann. 1870 S. 276.
Altar mit Orestes verfolgt von den Furien, und Or-
pheus und Eurvdice, gef. in Köln. Acad. 1871
S. 532. Lützows Zeitschr. Beibl. 7 S. 10. K. Bötti-
CHER die Stele von Sparta. Arch. Zeit. 1871 S. 46.
A. CoNZE Relief aus Sparta (Orestes und Elektra?).
Ann. 1870 S. 272.
H. Heydemann Hippolytus und Phiidra, Sarkophag
aus Constantinopel. Arch. Zeit. 1.S71 S. 45. Sarkophag
aus Salouichi. Arch. Zeit. 1871 S. 157. Sarkophag
aus Spalato. Arch. Zeit. 1871 S. 160. A. Conze Ret-
tung eines römischen Sarkophags zu Salona. Lützows
Zeitschr. 7 S. 65. Vgl. A. Dumont Rev. arch. S. 119.
W. Henzen Niobid enrelief , gef. in Nemi. Bnll. 1871
S. 54.
R. Esgelmann Laokoonrelief. Lützows Zeitschr. Beibl.
8 S. 166. Arch. Zeit. 1872 S. 97.
R. Förster Blendung des Kyklopen, Relief in Katania.
Arch. Zeit. 1871 S'. 126.
K. BöTTicHER zwei Hernienbüsten der Sappho. Arch.
Zeit. 1871 S. 83. Vgl. E. Hübner die Madrider Sap-
phoherme. Arch. Zeit. 1871 S. 86; 1872 S. 46.
E. CuRTius Statue ohne Kopf gef. in Sparta , mit auf
Brasidas bezüglicher Inschrift. Arch. Zeit. 1871
S. 188.
Kopf .Mexanders des Grofsen gef. in Sicilien, jetzt im
British Museum. Acad. 1872 S. 148.
E. Brizio Kopf gef. auf dem Palatin (gewöhnlich für Se-
neca, von Br. für Philetas erklärt). Bnll. 1872 S. .36.
W. Helbig Relief des Brit. Mus. mit Darstellung des
Hieroll, und Philistis. Bull. 1872 S. 8. Rhein.
Mus. 1872 S. 153.
A. Conze über den Aug\istus von Prinia Porta. Mifth.
d. Centr. Comm. 1871 S. CV.
E. Hübner Germanin, Büste aus Petersburg. Arch. Zeit.
1872 S. 99.
G. Henzen über die auf dem Forum gefuudenen Reliefs.
Bull. 1872 S. 273. Vgl. Journal officiel 18. Sept. 1872
S. 6071. Phil. Anz. 4 S. 574. AUg. Zeit. No. 260.
261. Arch. Zeit. 1872 S. 97. 98.
E. Brizio Kopf des Constanz, gef. auf dem Forum.
Bull. 1872 S. 228.
H. Grimm Reiterstatue des Theoderich in Aachen.
.Arch. Zeit. 1872 S. 44. G. Denio die angebliche
Theoderichstatue in Aachen (für zwei nicht zusammen-
gehörige antike Figuren, die eines Reiters und eines
Satyrs, erklärt). Jahns Jahrb. 1871 S. 176.
A. Flasch das eleusinische Relief (Weihgeschenk eines
Siegers in den eleusinischen Spielen). Bull. 1872 S. 8.
K. Zangemeister rilievo dl FoUgno ruppr. giuoclii
circensi. Ann. 1870 S. 232.
G. Hirschfeld Schiffskampf auf Steinplatte aus Pe-
saro. Arch. Zeit. 1871 S. 50.
Fi\ MoLARi) Sarkophag mit Darstellung einer Jagd, gef.
bei Ajaccio. Rev. arch. 22 S. 182. A. Ilg Jagdscene,
Relief, mit Inschrift, aus Fricilherir (Obersteiermark).
.V[itth. d. Ceutr. Comm. 1872 S. XCI.
L. Remkr Signifer, Staluc aus Egypteu. Rev. arch.
24 S. 112.
W. Helbig über Masken als Schlussteine von Kan.'ilen.
Bull. 1871 S. 22.
G. CoLONNA Crccaldi Statue eines Priesters mit
Taube, gef. in Golgos. Rev. arch. 22 S. 370. F. Finzi
Statuen, Köpfe und Reliefs aus Cypern. Bull. 1871
S. 22.
A. Conze tcslit d'Efehn. Ami. 1871 S. 279. Mon. 9
Tat'. 36. R. Bergau zwei Büsten (Mann und Frau)
gef. in Nürnberg. Arch. Zeit. 1871 S. 166. Vgl. All;;.
Zeit. 2. Dec. 1871. Acad. 1871 S. 557. R. Gädechens
weibliche Herme mit Farbespuren aus Pompeji. Bull.
1872 S. 198. F. .Matz slaliiu dl doniia scdcntedel
Palazzo UurherM. Ann. 1871 S. 202. Mon. 9 Tat. 34.
(erklärt sie für eine SchutzÜehende). G. IIirschfelu
Mädchen im Garten Giusti zu Verona, .»^rch. Zeit. 187l
S.50. Frauenkopf gef. auf dem Viminal. L'lndic. 1 S. 114.
Tu. Roller sitzende Frau, gef. auf dem Palatin. Rev.
arch. 23 S. .340. Weiblicher Torso gef. an der .Alten-
burg, jetzt im Museum zu Köln. Lützows Zeitschr.
Beibl. 8 S. 122.
R. Schöne Gruppe aus Marsala (Thiere). .\rch. Zeit.
1871 S. 132. 188. Hahn, Relief gef in Phokäa. Phil.
.'\nz. 4 S. 63. R. Gädechens Hahn, Relief auf Brun-
nen in Pompeji. Bull. 1872 S. 162.
A. Conze athenisches Se p u Icralrelief. .\rch. Zeit. 1871
S. 81. .'V. Conze Grabrelief aus Sparta. .\nn. 1870
S. 272. A. Trendelenbürg archaisches (irabrelicf
130
aus Athen. Bull. 1872 S. 99. A. Dumont sli-lc utl,e-
nlenne represeiilunt iine di'positloi) fuiihhre. Rov. arch.
24 S. 339.
L. P.vssv siir dcux monumcnts inetlils ((c ht sciilpliire
en porphijrc. Coni[)tes rtiid. 6 S. 59.
R. FönsTKR hussorilievo (hdht Villu Albuiii. Ann. 1870
S. 213.
A. Allmi;r löniische Bnaiiienverzierutig. Bull. 1872
S. 93.
J. fi. JoYCK OH Ihe surcophuyiis of Valerius Amandlniis,
iltscovercd al Wcslminster. Arch. Jourji. 27 S. 257.
R. E.NGKLM.^NN dorisches Cajiitcll aus Korf'u. Bull. 1872
S- 35. E. Brizio Architekt urstücke gel', aul' Forum
Romanum. Bull. 1872 S. 228.
A. MiCHAELi.s ZU den Parthpnou-Scul|iturcn. Arch.
Zeit. 1871 S.llO. O. Lüders der Westfries der Cella
des Parthenon in seinem jetzigen Zustande. Arch.
Zeit. 1872 S. 31. J. Lkssing angebliche alte Hand-
zeicliuung des Ilissos aus dem Parthenongiebel. Arch.
Zeit. 1872 S. 76.
E. CuRTiu.s die Säuleiireliet's von Ephesus. Arch. Zeit.
1872 S. 72.
S. CoLViN Über das Mausoleum von Halicarnass und
seine Reliefs. Acad. 1871 S. 195. W. Hi:LniG Mar-
niorkopf vom Mausoleum, jetzt im Brit. Mus. Bull.
1872 S. 67.
H. Brunn die Ära in Pergamum. Bull. 1871 S. 28.
W. Helbig Kopf des Brit. Mus. zur pcrgamenischen
Schule gehörig. Bull. 1872 S. 71.
F. Matz i rilinvi del proscoi'tn del Iciilro di liacco in
Alene. Ann. 1870 S. 97. .Mun. 9 Taf. 16.
E. ScHtiLZE Über die Giebelgruppe des Capitulini-
schen Ju})itert(mijels. Arch. Zeit. 1872 S. 1.
R. Engii-mann über eine verlorene Statue eines y/na-
§iO((H'OC. Bull. 1S72 S. 10. Uiadumenos, gef iu
Vaison, jetzt im Brit. Mus. Phil. Anz. 4 S. 221.
F.'ilschungen.
R. Kekui.k über eine angeblicl»« Darstellung der Tyche
mit Plutos (Pasticcio). Arch. Zeit. 1871 S. 51.
R. Engei.mann Relief (Arch. Zeit. 1862 Taf. 166) für
wahrscheinlich modern erkljirt. Bull. 1872 S. G8.
E. Brizio Kopf von Bologna. Bull. 1872 S. 65. Da-
gegen A. Fi-A.-cii Bull. 1872 S 60.
G. HiRSCHFELD Sal|iionrelief aus Boloirna. Arch. Zeit.
1871 S. 50. Vgl. R. Forster Arch. Zeit. 1871 S. 123.
R. Forster Asklepios, Athena, Hvgieia Relief in
Rom. Arch. Zeit. 1871 S. 126.
R. Förster Kleobis und Bi ton, R-licf in Rom. Arch.
Zeit. 187] S. 124.
2. Werke aus Erz und andern Metai.i.ex.
AI Igem ein es.
A. Mazar» miisee de. Sa'inl- Oennu'm. Orhpnc. dt: la
tn e t all iirg in. L'Indic. 1 S. 80.
Analyse c/iiniif/Hc de hronzc «n/jf/iic. Bull, de l'Ec.
d'Ath. S. 197. E. V. BiHRA alte Eisen und Silber-
liefunde. S. o.
A. CoNZE Hildeshcimcr Silbcrlund. Mitth. d. Centr.
Comm. 1871 S. CV.
Einzelne D e u k m ;l 1 e r.
V. Sallet Juppiter, Statuette gef. in Schlesien. Arch.
Zeit. 1872 S. 43.
R. Kekule teslit dl hroiizo rapprescntanle Apollo. Ann.
1870 S. 263. Mon. 9 Taf 18. E. Hübner Apoll
mit andern Göttern auf silberner Schüssel des Herz.
V. Northumberland. Arch. Zeit. 1871 S. 90. W. Hel-
big Apollo Nomios, Bronze des Berliner Museums, für
Hermes Kriophoros erkliirt. Bull. 1871 S. 119.
F. Adler Athena Promachos, Statuette aus .\then.
Arch. Zeit. 1872 S. 42. v. Sallet Promachostypus,
aus Athen. Arch. Zeit. 1872 S. 39. Statuette get. bei
Vienne; dort l)efindlich. L'Indic. 1 S. 144. L. Ste-
PHANi Güldplilttchen mit Atbenakojif, aus der Blisnitza.
Compte rend. 1869 S. 141. E. HObner Kampfscenen
auf ehernem Helm in Gestalt eines Minervakopfes, gef.
1796 in Lancashire. Arch. Zeit. 1871 S. 90. L. Ste-
PHANi Halsband mitGorgonen- und anderen Köpfen.
Compte rend. 1869 S. 128. R. G.\deciiens Meduse,
Bronzediscus aus Pompeji. Bull. 1872 S. 169.
E. Hübner Mars Victor, Statuette gef bei Cambridge.
Arch. Zeit. 1871 S. 173.
E. Hübner .'Vphrodite mit der Stephane. Arch. Zeit.
1871 S. 51. L. Schwabe Aphrodite mit der Sandale
drohend. Arch. Zeit. 1871 S. 97. W. Helbig Aphro-
dite, Statuette. Bull. 1871 S. 41. R. G.\deciiens Ve-
nus die Haare trocknend, aus Pompeji. Bull. 1872
S. 198.
W. Helbig Hermes Kriophoros als Griff eines Vasen-
deckels aus Capua. Bull. 1871 S. 117. 118. E. CuR-
Tius Hermes Kriojihoros, aus Capua. Arch. Zeit. 1872
S. 40.
F. Maktinetti Dionj'sos uiit Reh unter Weinstock,
Griff eines Spiegels aus l'raeneste. Bull. 1871 S. 74.
A. Trendixenjukg Discus mit Silen, gef in Pom-
peji. Bull. 1871 S. 253. Vgl. G. de Petra Giorn.
degli scavi 2 S. 177 und R. Engel.mann Lützows
Zeitschr. 7 S. 371.
R. Gädecuens Bacchant Trauben auspressend, aus
Pompeji. Bull. 1872 S. 198. L. Stepiiani bacchischer
Zug Goldschmuck aus der Blisnitza. Compte rend.
1869 S. 14.
L. SrEi'iiANi Eroten ringend, Spiegelkapsel aus der
Blisnitza. Coni|>te rend. 1869 S. 144. L. Stephani
Eros Alabastron haltend, Spiegelgriff von der Halbinsel
Tarn an. Compte rend. 1869 S. 176. W. Helbig Erot
im Begriff Ball zu spielen. Bull. 1871 S. 65. A. Tren-
delenuvrg schlafender Erot, Statuette aus Pompeji.
Bull. 1871 S. 253. Amor, römische Bronze aus llhudus,
jetzt Brit. Mus. mit sonderbar behandelten Augen.
Acad. 1871 S. 415. \V. Helrig Reliefs von einem
Gürtel, Götterköple, Eroten und Herakles mit den
Pferden des Diomedes. Bull. 1871 S. 65.
L. Stephani Nereide auf Seepferd, Goldsdnnuck aus
der Blisnitza. Compte rend. 1869 S. 142.
W. Heliiig Harpyien auf Vase aus Capua. Bidl. 1871
S. 118.
A. TRENDi:LENBi;RG Abuudaiitia, Statuette aus Pom-
peji. Bull. 1871 S. 253.
F. M\tz Goldschale von Pictraossa (neben Göttern ver-
schiedene Personificationen). Arch. Zeit. 1871 S. 1.35.
DE Witte über die colossale Statue des Herakies, gef.
im Theater des Pompejus. Comptes rend. 6 S. 71.
R. G.Kdeciiens Herakles mit Apfel, aus Pompeji. Bull.
131
187"J S. 198. J. KoiLiz Herakles mit Amazone käin-
jifeiid, Spiegclkapsel aus Griimento. Ann. 1871 S. 136.
Mon. 9 Tat'. 31. .T. Roulez Herakles bei den Hespe-
riden. Ann. 1871 S. 152. Mon. 9 Tat. 31. S. Eroten.
J. Roulez Antiope und Theseus, Spiegelkapsel aus
Palestriua. Ann. 1871 S. 131. Mon. 9 S. 31.
W. Helbig Kentaur mit menschlichen Vorderfüfsen,
etruskiseh. ßull. 1871 S. 68.
AV. Helbk; Statue des Brit. Mus. (möchte in ihr einen
Perseus erkennen). Bull. 1872 S. 104.
W. Helbig Ephebenstatue, aus Palazzo Sciarra, mit
Bezug auf Kekule, die Gruppe des Menelaos. Bull.
1871 S. 18.
AV. Helbig Uiskobol, Griff vom Deckel einer Vase aus
Capua. Bull. 1871 S. 116.
W. Helbig .Vdorirender Jüngling, Griff eines Vasen-
deckels aus Capua. Bull. 1871 S. 118.
R. G.Xdechens Caniilli, Statuetten aus Pompeji. Bull.
1872 S.198.
E. Hübner liritannicus (?), Statuette im British Mu-
seum. Arch. Zeit. 1871 S. 90.
\V. Helbig silberne Schale angeblich aus Salerno mit
egvptisirendeu Figuren. Bull. 1872 S. 130. Nach
E.'Brizio aus Cervetri. Bull. 1872 S. 131. Vgl. Lig-
nAN.A. .Arch. Zeil. 1872 S. 98
W. Helbk; Jüngling auf Hoiii blasend, Grifl' eines Va-
sendeckels aus Capua. Bull. 1871 S. 118. F. Mar-
TiNETTi Deckel einer Cista mit einem Mann und einer
Frau als Griff, aus Praeneste. Bull. 1871 S. 73.
.\. DuMONT broif^e nrcluüque Jroiwi- i< Gourizi, icn-
Albanu' (Frau). Rev. arch. 24 S. 1. A. Trendelen-
blrg Frau, Statuette au.5 Pompeji. Bull. 1871 S. 253
F. Martinetti Strigilis, deren Griff von nackter Frau
gebildet wird, aus Praeneste. BiiU. 1871 S. 75. Vgl.
ü. Benndorf Ann. 1871 S. 125. .Mon. 9. Taf 29.
Colossaler Fuls, gef. im Amphitheater zu Urbisaglia
(Marche). Acad. 1871 S. 194.
A. DE Mo.ntaiglon notice siir nne fiyurine ijuUo-inmuiue
eil hronze du Musri- de Soissons; gef in Soissons.
L'Iudic. 1 S. 188.
Ij. Stephani goldenes Halsband mit Thiergruppen. Compte
rend. 1869 S. 18. L. Stephani Pegasus, Goldschmuck
aus der Blisnitza. Compte rend. 1869 S. 142. J. Roulez
Ariuias[i und Greif, Deckel aus Palestrina. Ann.
1871 S. 142. Mon. 9 Taf 31. L. Stephani Greifen,
Goldschnjuck aus der Blisnitza. Compte rend. 1869
S. 142. L. Stephani Vögel, Goldschrnuck von Klei-
dern, aus der Blisnitza. Comjjte rend. 1869 S. 140.
L. Stephani Löwe auf Armband. Compte rend. 1869
S. 139. R. Gädechens Candelaber mit Löxvenfül'sen
aus Pompeji. Bull. 1872 S. 243. S. S. Lewis oh u
hronze raiii, o/' «iicieiif greeh ivorlmunshif , now in
(he JWhscimii ut Patmno. Journ. of Phil. 4 S. 67.
Candelaber mit Delphinen u. s. w. verziert, gef bei
Marseille. Rev. arch. 23 S. 337. Sau aus Bronze im
Museum zu Saint-Germain. L'Indic. 1 S. 4 Bulliot
Schwan, gef in Bibracte. Rev. arch. 23 S. 187.
E. Brizio Kopf eines Hundes, gef. in Ostia. Bull.
1872 S. 3.
F;llschungen.
H. Heyde.viann Venus, Statuette aus der Sammlung des
Gr. V. Pourtales (für Renaissance erkljirt). Arch. Zeit.
1872 S. 69.
,\rili.5olu^'. Zt^., .laliijiiHi.' \XX.
A. Conzk der betende Knabe der M;irciana zu Venedis;.
Arch. Zeit. 1872 S. 89.
3. Werke aus Thon und Stuck.
AUgem eines.
E. P. RiARDOT les ierres cuites greaincs funitbrrs dtins
leiir nipporf: avec Jes mysUtres de liucchtis. S. o.
A. Fvbretti Terracotten ans Cyiiern, theilweise mit In-
schriften von Magistraten n. s. w. im Museum zu Tu-
rin. Bull. 1870 S. 202.
R. Gädechens Stuckreliefs aus Pompeji. Gott. Nachr.
1871 S. 574.
A. Klügmann vasi flltil'i iitttryantati. Ann. 1871 S. 5.
Mon. 9 Taf. 26. A. Klügmann vnppii inaryenlutn e
smiilfiilti di l'iUaimoini. Ann. 1871 S. 195. A. Klüg-
mann Becher aus Terracotta vergoldet und bemalt,
läull. 1871 S. 67.
Einzelne D e n k m .-i 1 e r.
R. G.\dechens Zeus auf Adler, Lampe aus Pompeji.
Bull. 1872 S. 246. R. G-^dechens Juppiter zwischen
Minerva und Fortuna, Lampe a>is Pompeji. Bull.
1872 S. 198. L. Stephvni Io mit .Adler, Innenbild
einer Schale aus Kertsch. Compte rend. 1869 S. 190.
A. Trendelenburc; Ilephaestos, Kopf über einem
Heerde, gef in Pompeji. Bull. 1871 S. 171.
E. Curtius .Aphrodite und .\donis, Modell einer
Spiegelkapsel, aus Olympia. Arch. Zeit. 1872 S. 70.
L. Stephani Aphrodite, aus der Blisnitza. Compte
rend. 1869 S. 164. de Longperier A'asc mit Venus
und Anchises, gef bei Havre. Compte rend. 6 S. 157.
Vgl. Rev. arch. 23 S. CO.
R. Fürster sopra ii» </nippo di D'i nniso, S'ileno e
Kaccunt i; in. iina mutrice. Ann. 1870 S. 205. L.
Stephani Silen mit dem Dionysosknaben. Compte
rend. 1869 .S. 147. L. Stephani silenartiL^e Gestalten,
aus der Blisnitza. Compte rend. 1869 S. 157.
G. de Petra Amor mit Körben, Lampe aus Pompeji.
Giorn. degli scavi 2 S. 179.
R. G.\dechens Sirene auf Lampe ans Pompeji. Bull.
1872 S. 246.
L. Stephani die Moeren. aus der iUisnitza. Cüm|)te
rend. 1869 S. 162.
R. Gädechens Gigant, Statue aus Pompeji. Bull. 1872
S. 247.
A. Klügmann Lampe mit Fortuna, ringsum Symbole
anderer Gottheiten. Bull. 1871 S. 67. G. de Petra
Fortuna sitzend, Lampe aus Pom|ipji. Giorn. degli
scavi 2 S. 179.
J. Freudenberg Matroiia, Terracotta uef. bei Coblenz.
Bonner Jahrb. .50 S. 307.
E. Curtius die Geburt des Erich tho nios, aus .Athen.
Arch. Zeit. 1872 S. 51.
E. Curtius Eos und Kephalos, aus Athen. Arch.
Zeit. 1872 S. 76.
L. Stephani Herakles trunken, aus der Blisnitza.
Compte rend. 1869 S. 155.
II. Heydemann Hochzeit des Peleus und der Thetis,
aus der Sammlung des Gr. v. Pourtales. Arch. Zeit.
1872 S. 68.
Tu. Roller Phaedra und Hippolyt, aus Stuck in
:^. demente in Rom. Rev. arch. 24 S. 67.
18
132
Y. Lenormant siir im fand de pocidum de In fabiUjue
de C'ajioKC (gallischer Krieger im delphischen Heiligtimiii).
Rev. arch. 23 S. 153.
L. Stephani Komiker, aus der Blisnitza. Compte rend.
1869 S. 148.
L. Stephani Itiuger und Faustkümpfer, aus der Blis-
nitza. Compte rend. 1869 S. 148.
A. KlCgmann Lampe mit dem Spiele axuTiiQÖu. Bull.
1871 S. 40. Arch. Zeit. 1871 S. 40.
W. Helbig Tibicen und Paedagog der Comödie, aus
Corneto. Bull. 1872 S. 107. L. Stephani Paedagoge
mit Knaben, aus der Büsnitza. Compte rend. 1869
S. 147.
F. Matz itiijiruiilu d'tinii formu di terracolla rupjireseii-
lanle d\ie umanti. Ann. 1871 S. 210. L. Stephani
Liebespaar, aus der Büsnitza. Compte rend. 1869 S. 160.
A. Trendelenburu Alter das Alphabet studirend, Lampe
aus Pompeji. Bull. 1871 S. 253. Vgl. G. de Petra
Giorn. degli scavi 2 S. 188 und R. Engelmann LiUzovvs
Zeitschr. 7 S. 371.
L. Stephani alte Miinner, aus der Büsnitza. Compte
rend. 1869 S. 148.
E. CuRTirs sterbend zusammensinkende Frau, aus Me-
los. Arch. Zeit. 1872 S. 76. E. Curtius Schutzfle-
hende, aus Athen. Arch. Zeit. 1872 S. 75. L. Ste-
phani alte Frauen, aus der Büsnitza. Compte rend.
1869 S. 164. L. Stephani schwangere .\lte. Compte
rend. 1869 S. 165. L. Stephani trunkene Frauen, aus
der Büsnitza. Compte rend. 1869 S. 165. F. Adler
Stirnziegel aus Caere (Frauenkopt). Arch. Zeit. 1871
S. 1. W. Helbk; Sarkophag aus Corneto mit Figur
der Todten. Bull. 1871 S. 20. Cippus aus Terracotta
mit männlicher und weiblicher Figur, gef. zu Lesoux
(Puv-de-D6me), jetzt zu Saint- Germaiu. L'Indic. 1
S. 89.
A. Trendelenbirg obscöne Darstellung auf Lampe aus
Pompeji. Bull. 1871 S. 253. Vgl. G. de Petra Giorn.
degü scavi 2 S. 179.
\V. Helbig siegreiches Pferd, geflügelt, auf Lampe.
Bull. 1872 S. 133. G. de Petra Adler auf Lampe,
get. in Pompeji. Giorn. degli scavi 2 S. 180. L. Ste-
phani Schwein, aus der Büsnitza. Compte rend. 1869
S. 172. G. DE Petra Lamm, Lampe aus Pompeji.
Giern, deeü scavi 2 S. 179.
4. Gemmen vjnd GlasflCs.se.
Allgemeines.
H. N. Story-Maskel-vne the Malborough Gems. S. o.
F. Slade cutalociun nf the coUeclion of glass. S. o.
J. Amiet Gemmen in der Schweiz gef. Schweizer Anz.
1870 S. 200.
Einzelne Denkmiiler.
W. Helbig .\phrodite die Sandalen lösend, mit r. H.
sich auf Ruder stützend. Bull. 1871 S. 68.
W. Helbig Ring mitHarpyie und Chimaera, gef. in
Cervetri. Bull. 1.871 S. 66.
L. Stephani Pataekos, aus Smalt, gef. in der Büsnitza.
Compte rend. 1869 S. 145.
K. MOllenhoff Paste mit m.-innüchen Gestalten, auf Alsen
gefunden. Arch. Zeit. 1872 S. 41.
L. Stephani assyrischer König auf Löwenjagd, Ring
aus der Büsnitza. Compte rend. 1869 S. 140. L. Ste-
phani Ring mit ruhendem Löwen. Compte rend. 1869
S. 139. Ring mit Zweigespann, gef. zu .\ttricourt
(Haute-Sa6ne). L'Indic. 1 S. 34. W. Helbk; Muschel
aus Onv.x, auf der Rückseite ein Adler. Bull. 1872
S. .33. '
Fälsch ungen.
W. Hllbu; Bellero|)hou die CliiaiJire tiidtend, modern.
Bull. 1872 S. 5.
5. Arbeiten in HoLi;, Elfenbein, Bernstein.
.\llgem eines.
W. Maskell descri))lion of the ivories. S. o.
J. Friedl.\ender antike Bernsteinschnitzvverke. Arch.
Zeit. 1871 S. 49.
Einzelne Denkm.-iler.
K. DiLTHEY Apollon und Daphne, Elfenbeinrelief aus
Raveuna. Bonner Jahrb. 52 S. 49.
L. Stephani Frau und Puppe mit beweglichen Glied-
mafseu aus Knochen, gef. in der Büsnitza. Compte
rend. 1869 S. 162.
L. Stephani Holzsarkophag mit Greifen, von der Halb-
insel Taman. Compte rend. 1869 S. 177.
b. Werke der zeichnenden Künste.
1. Wandgem.\lde.
(NB. Diejenigen Gem.-ilde bei denen die Herkunft nicht
ausdrücklich angegeben ist stammen aus Pompeji ; die
Reihenfolge nach Helbig).
.\llgemeines und gröfserc Publicat i onen.
\V. Helbig Beiträge zur Erkl;iruug der campanisrhen
Wandgemälde. S. o. ^
W. Helbig dipiiiti ta rijuin iesi. Aun. 1870 S. 5.
Mon. 9 Taf 13—15. Vgl. Acad. 1871 S. 282.
W. Helbig antike Landschaftsmalerei. Arch. Zeit.
1871 S. 87.
L. Renier et G. Pekkot les yieinlures du l'atdiin.
S. 0.
Einzelne Denkmäler,
a. Römisch-campanische Sacralbilder.
.\. Trendelenbur(; Mercur mit Minerva. Ball. 1871
S. 209.
A. Trendelenbiiu; Pfeiler mit doppelter Darstellung
des Genius Familiaris. Bull. 1871 8. 206. Vgl.
R. Engelmann Lützows Zeitschr. 7 S. 257.
A. Trendelenbiug Larenbild. Bull. 1871 S. 199.
20L Vgl. R. Engelmann Lützows Zeitschr. 7 S. 149.
256. A. Trendelenktirc; Lareubild mit Sarnus.
Bull. 1871 S. 207. Vgl. R. En(;elmann Lützows Zeit-
schr. 7 S. 257. G. DE Petra rappreseiüazioiw del
Santo coHifl Penate. Giorn. degli scavi S. 134. A.
Trendelenburg V'esta auf Esel mit Kind. Bull. 1871
S. 181. VkI. R. En(;elmann Lützows Zeitschr. 7
133
1872 S. 200. Vgl.
iS. 254. E. Brizio Frau auf Esel mit Kind, fiir Epoiia
erklJirt. Giorn. degli scavi 2 S. 98.
ß. Gütterniythc'ii.
A. Trendklenburg Danae. Bull. 1871 S. 180. Vgl.
R. Engelm.\nn Liitzows Zeitschr. 7 S. 253. H. Hey-
DEM.\NN Europa Blunieu pflückend, .■ms Stabiae. Arch.
Zeit. 1872 S. 63. A. Trendelenburg Jo und Argos.
Bull. 1871 S. 195. Vgl. R. Engelmann Lützons Zeit-
schr. S. 250. R. G.\DECHENsLeda. Bull. 1872 S. 172.
R. G.iDECHENS Neptun. Bull. 1872 S. 172. R. G.Kni,-
CHENS Theophaue. Gott. Nachr. 1871 S. 568.
R. Gädechens Aktaeon. Bull. 1872 S. 174.
R. Gädechens Venus tischend. Bull. 1872 S. 171.
R. Gädechens Toilette der Veuus. Bull. 1872 S. 196.
A. Trendelenriirg Venus auf Triton sitzend landet
an der Küste. Bull. 1871 S. 252. Vgl. R. ENCiELMANN
I.ützows Zeitschr. 7 S. 370 und G. de Petra Giorn.
degli scavi 2 S. 230. E. BrIzio Mars und Venus.
Bull. 1872 S. 11. R. Gädechens Mars und Venus.
Bull. 1872 S. 239. A. Trendelenbvrg Aphrodite mit
Adonis. Bull. 1871 S. 251.
A. Trendelenburg Frau im liegriff ein liild des Her-
mes zu bekr.-inzen. Bull. 1871 S. 194. Vgl. R. Engel-
.\iANN Lülzows Zeitschr. S. 253 R. Gädechens Mer-
kur mit Hahn und Börse. Bul
R. Engelmann Lützows Zeitschr. 7 S. 371.
H. Heydemann Bacchus zwischen Venus und Apollo.
Arch. Zeit. 1872 S. 91. A. TRENDELENuuR(i Bacchan-
tin mit Bacchant (?). Bull. 1871 S 182. Vgl. R.
Engelmann Lützows Zeitschr. 7 S. 253 (auf A])ollo
und Daphne gedeutet).
R. G.JiDECHENs Am or Flöte blasend. Bull. 1872 S. 173. mit
Lvra. Bull. 1872 S. 172. A. Trendelenburg .-Vmo-
rettenfries. Bull. 1872 S. 129. Vgl. R. Engelmann
Lützows Zeitschr. 7 S. 308. A. Trendele.nbur(; Ero-
ten sich selbst tödtend (?). Bull. 1871 S. 198. Vgl.
ilagegen R. Engel.mann Lützows Zeitschr. 7 S. 152.
R. Gädechens Eroten. Bull. 1872 S. 195. 196 fi'.
A. Trendelenbi rg Eroten mit Delphinen wettfah-
rend. Bull. 1871 S. 235. Vgl. R. Engelmann Lützows
Zeitschr. 7 S. 369. E. Brizio Amor von Venus be-
straft. Giorn. degli scavi 2 S. 101. Vgl. .\. Trende-
lenburg Bull. 1871 S. 181. R. Engelmann Lützows
Zeitschr. 7 S. 252. A. Trenuelenuur<; Eroten und
Psychen Guirlanden tteclitend, Wein kelternd u. s. w.
Bull. 1871 S. 234. Vgl. R. En(;klmann Lützows Zeit-
sclir. 7 S. 368.
.\. Trendelenburg Sol, Luna und Fortuna-Isis.
Bull. 1871 S. 207. Vgl. R. Engelmann Lützows Zeit-
schr. 7 S. 257.
.\. Trendelenburg geflügelte Frau mit Lorbeerkranz
auf einer Kugel. Bull. 1871 S. 172.
R. G.\dechens Jahreszeiten. Bull. 1872 S. 166. Vgl.
R. Engelmann Lützows Zeitschr. 7 8. 371.
\. Tbendelenbur(; Galatea auf Delphin. Bull. 1871
S. 197. Vgl. R. Engelm.\nn Ijützows Zeitschr. 7
S. 250.
R. G.\DECiiENS männliche Gottheit (?). Bull. 1872 S. 173.
y. Heroenmythen.
E. Brizio Herakles mitDejanira bei Nessus. Giorn.
degli scavi 2 S. 103. Vgl. A. Trendelenburg Bull.
1871 S. 202. R. Engklmann Lützows Zeitschr. 7
S. 146.
y\. Trendelenburc; Triptolemus. Bull. 1871 8.208.
251. Vgl. R. En(;elmann Lützows Zeitschr. 7 S. 258.
369. R. Gädechens lu missinnu di Trlllotnmti. Giorn.
degli scavi 2 S. 129. Vgl. Gütt. Nachr. J871 S. 291.
G. de Petra Triptolemus. Giorn. degli scavi 2 8.229.
R. Gädechens Niobe e h; siia fujUv, GemJilde auf Mar-
mor. Giorn. dejili scavi 2 S. 238. Vgl. Bull. 1872
S. 169. R. Exgelmann Lützows Zeitschr. 7 S. 371.
A. Tkendelknburg Admetos und .\lkestis. Bull. 1872
S. 70.
R. Gädechens Meleagei- und Atalante. Bull. 1872
8. 194.
E. BuizH) 8cenen aus dem Bellerophonmythns. Giorn.
desli scavi 2 S. 107. A. Tbendelenburg Bellerophon.
Bull. 1871 8.203. Vgl. R. Engelmann Lützows Zeit-
schr. 7 8. 147. A. Trendelenburg Kampf mit Ama-
zone. Bull. 1871 8. 204. Vgl. R. Engklmann Lülzows
Zeitschr. 7 8. 148.
A. Trendelenburi; .Andromeda und Perseus. Bull.
1871 8. 174.
R. Engelmann Thescus von .\riadne den Kn.'iuel
empfangend. Lützows Zeitschr. 7 S. 367. H. Heyde-
mann Theseus den Minotaiirus tödtend. .-irch. Zeit.
1872 8. 89. A. Trenuelenburc; .'\riadne verlassen.
Bull. 1871 S. 205. Vgl. R. Engelmann Lützows Zeit-
schr. 7 8. 256. F. WiESELEH .\riadne. Gütt. Nachr.
1871 S. 291. R. Gädechens D'wniso it Ariadnc. Giorn.
degli scavi 2 S. 129. A. Trkndelenbirc; Ariadne
von Dionysos gefunden. Bull. 1871 S. 208. Vgl. R.
EN(iELMANN Ijützovvs Zcitschr. 7 S. 257. E. Brizio
Theseus mit .\mazonen kämpfend. Giorn. degli scavi
2 8. 105. Doch vgl. Bull. 1871 S. 204. Lützows Zeitschr.
7 S. 148. H. Hevüemann Kentauren auf Peiri-
thoos Hochzeit. Arch. Zeit. 1872 8. 90.
R. Gädechens Pari surtheil. Bull. 1872 S. 247. W.
Helbig Paris auf dem Ida (Giornale degli scavi 2
Taf. 2). Bull. 1871 S. 33. Vgl. A. Trendelenburc;
Landschaft mit Paris, .■Aphrodite, Helena, ebend.
S. 196 und R. Engelimann Lützows Zeitschr. 7 S. 251.
R. Engeljiann Scene aus dem Parismythus, aus Her-
culaneum. Lützows Zeitschr. 7 .'^. 258. Vgl. H. HsyDE-
mann Urtheil des Paris, aus Hercnlancum (vgl. Giorn.
degli scavi 2 Taf. 5. 1). Arch. Zeit. 1871 S. 167.
E. Brizio Achilles vor Thetis sich waffnend. Giorn.
degli scavi 2 S. 103. Vgl. A. Trendelenburg Bull.
1871 S. 181. Vgl. dagegen Lützows Zeitschr. 7 S. 368.
WoERMANN Od vsseelan dscha ften. aus Rom. Bull.
1872 S. 67.
A. Trendelenburg Narcissus (?). Bull. 1871 S. 175.
178.
A. Trendelenburi; Hermajihrodit mit Spiegel. Bull.
1871 8. 237. Dazu R. Engel.mann Lützows Zeitschr.
7 S. 369.
d. Vermischtes.
G. DE Petra Tudo i: Caudaule. Giorn. degli scavi 2
8. 136. Doch vgl. ebend. S. 230 Anm. 2. Lützows
Zeitschr. 7 S. 258. Arch. Zeit. 1871 S. 167.
A. Trendelenburg Kimon und Pero. Bull. 1871
8. 205. Vgl. R. Exgelmann Lützows Zeitschr. 7 S. 255.
Fr. Kitter Frau von Männern gescholten, jetzt in Bonn.
Arch. Zeit. 1871 S. 179.
W. Helbig Spieler, aus Capua. Bull. 1872 S. 46.
18*
134
\V. Hklkk; Frauen, aus Capua. Uull. 1872 S. 46. 47.
(J. Perrot ileuic schnes de mugU;, vom Palatin. Rev.
arch. 22 S. 193. Vgl. F. CH.\nDiN ebend. 23 S. 62
(erkeimt in dem einen Bilde eine Toilettenscene).
1!. Gädkche-n.s Schauspieler. l?ull. 1872 S. 239.
.\. Tre.ndillknbirg Krieger. Bull. 1871 S. 194. Vgl.
R. En(;elm.\nn Lützows Zeitschr. 7 S. 256.
Kampf- und Jagdseenen, aus Odessa. L'Indic. 1 S. 117.
R. Engelm.^nn Affe Fluten blasend. Bull. 1872 S. 4.
A. Trf.xdelenbi.rg Landschaft. Bull. 1871 S. 195.
R. Engelmann Landschaften. Li'itzows Zeitschr. 7
S. 151. 251. R. G.Kdechens Landschaften. Bull. 1872
S. 194. 196. 197. 245. A. Trendelenhuhg Architek-
tur mit Göttern und Menschen. Bull. 1871 S. 173.
L. Steph.vm .\rchitektur, von der Halbinsel Taman.
Compte rend. 1869 S. 173. G. Perrot viir, d'uiie ruu
ilc /{oiiif, vom Palatin. Rev. arch. 22 S. 152.
A. Trendelenburg Hund an Kette. Bull. 1871 S. 179.
Vgl. R. Engelmann Lützows Zeitschr. 7 S. 254. A.
Trendelenburg Hahn mit Früchten. Bull. 1871
S. 205. Vgl. R. E.NGELMANN Liitzovvs Zeitschr. 7 S. 256.
R. G.\DEUHEN.s Wagen v.jn Gazelle gezogen. Bull.
1872 S. 170.
A. Trendelenburg Kor btrrii;;cr innen. Bull. 1871
S. 237.
2. Va.sen.
.Allgemeines und gröfsere Publicationen.
B. Stark neueste Litteratur auf dem Gebiete der antiken
Vasenkuude. Heidelb. Jahrb. 1871 S. 1.
A. Dkmmin lüstolre de la ci'ramiijiie. S. o.
W. Helbig über Brunns Vasentheorie. .-Acad. 1871
S. 282.
G. HiRSCiiFELD vusi «rc«ici uUniesi. S. o. Vgl. Arch.
Zeit. 1871 S. 93. Bull. 1872 S. 69. S. Cavallari
archaische Vasen gef. bei Selinunt. Bull. Sic. No. 5
S. 10. .34.
.\. DuMONT (es vitsps (icjii/.s (/(! /(( Gf'fcc propic. Jour.
des Sav. 1872 S. 577.
W. Helbig über antike Restaurationen von Vasen. Bull.
1871 S. 276.
H. Heydemann über Fälschungen von Vasen. Arch. Zeit.
1872 S. 92.
H. Heydema.nn rothüguriger Pinax aus Nola. Arch. Zeit.
1872 S. 44.
H. Heydemann Vasenbilder. S. o.
W. Fröhner deu.v peiitlurcs de vases grecs de la nticro-
pole de Kamiros. S. o.
H. Heydemann Vasensammlung des Museo Nazionale zu
Neapel. S. o.
E. Hm/.Ki Vasensamirdung im Museum zu Bologna. Bull.
1872 S. 77. lös.
E. Schulze Vascnsammlung des Freih. von Leesen. ö. o.
L. Urlichs Katalog der Würzburger Vascnsammlung.
S. o.
C. F. Newton cutuloytie of Ihe gieek and riniscan vases
in Ihe Hrilish Museum. S. o.
Einzelne Den km ;i 1er.
lt. Göttermythen.
H. HKYDi:>rvNN Weihun; des dem Kronos «n Stelle des
Zeus gegebenen Steins [?], in Palermo. .\rch. Zeit.
1871 S. 63, B. Vgl. dagegen ebend. S. 163.
R. Försti;r Zeus und .Regina, aus Palermo. Arch.
Zeit. 1871 S. 130. R. Engelmann vuso della collezione
Custglluni (.\lkniene). S. o. H. Heydemann zur
Danaevase der Petersburger Ermitage (Drillbohrer).
Arch. Zeit. 1872 S. 37. H. Heydemann Europa, aus
Canosa. Arch. Zeit. 1871 S. 101. R. Engelmann Jo,
Vaseugem.'ilde aus Wien. Bull. 1871 S. 19. H. Hey-
demann Zeus Miidchen verfolgend, in Palermo. Arch.
Zeit. 1871 S. 54 No. 39. S. 58 No. 73.
R. Förster Heph.-istos auf Esel reitend, aus .\grigent.
Bull. 1871 S. 273 No. 6.
H. Heydemann Apollo mit Leto, in Palermo. .\rch.
Zeit. 1871 S. 58 No. 72. L. Stephani Apollon und
Artemis, aus Kertsch. Compte rend. 1869 S. 182.
H. Heydemann Apollo mit Artemis und Ijeto, aus Ca-
pua. Ann. 1870 S. 223. Mon. 9 Tat". 17. H. Hey-
demann Apollo Frau verfolgend, Hydria aus Capua.
Ann. 1871 S. 107. Mon. 9. Taf. 28. H. Heydkmann
Apollo (?) mit Frau, in Palermo. .\rch. Zeil. 1871
S. 56 No. 52.
H. Heydemann Athena neben Wagenlenker, in Palermo.
Arch. Zeit. 1871 S. .53 No. .37. R. Förster Pallas
auf Quadriga. .Apollo und Hermes, aus Agrigent.
Bull. 1871 8. 256.
H. Heydi.mann Adonia, aus Ruvo. .\rch. Zeit. 1872
S. 65.
R. Förster Dionysos mit Rhyton, aus Agrigent. Bull.
1871 S. 273 No. 8. 9. L. Stephani Dionysos auf Pan-
ther, aus Kertsch. Compte rend. 1869 S. 183. R. För-
.ster Dionysos auf Esel reitend, aus Agrigent. Bull.
1871 S. 274 No. 1. W. Helbig Dionysos mit Giganten
k;im])fend, Amphora aus Capua. Bull. 1871 S. 122.
R. Förster Dionysos und Silen, aus Agrigent. Bull.
1871 S. 273 No. 1. L. Steph.vni Dionysos mit Gefolge,
in der kaiserl. Ermitage. Compte rend. 1869 S. 234.
L. Stepeiani Dionysos mit Gefolge, aus Kertsch. Compte
rend. 1869 S. 186. H. Heydemann Dionysos mit Bac-
chantin , in Palermo. Arch. Zeit. 1871 8. .54 No. 42.
R. Forster Dionysos mit Nymphen aus .Agrigent.
Bull 1871 8. 256. H. He-sdemann Thiasos mit tanzen-
der Alten, aus Ruvo. Arch. Zeit. 1872 S. 92. W. Hel-
big Bacchus zwischen zwei Frauen, aus Cajiua. Bull.
1872 S. 45. L. Stephani Dionysos und Eros, aus
Kertsch. Compte rend. 1869 S. 183. W. Helbig Bac-
chus mit Thiasos, Hydria aus Capua. Bull. 1871
S. 120, .1. W. Helbig Schale des Brygos mit Göttern
unter Satyrn, aus Capua. Bull. 1872" S. 39. H. Hey-
demann bacchische Feier, in Palermo. Arch. Zeit. 1871
S. 55 No. 47. H. Heydemann Satyr mit FlöteublJiserin,
in Palermo. Arch. Zeit. 1871 S. 55 No. ,5U. Vgl. R.
Förster Arch. Zeit. 1871 S. 130. L. Stephani Satyr
mit Doppeltlöte, vor ihm Mänade, aus Kerlsch. Compte
rend. 1869 S. 187. H. Heydemann Mi das, in Pa-
lermo. Arch. Zeit. 1871 S. 55 No. 46. H. Heydemann
Liacchantin mit Satyr auf Rhvton, aus der Sammlung
des Gr. v. PourtaK's' Arch. Ze"it. 1872 S. 68. R. Ckes-
i'ELLANi Satyr und Bacchantin, aus Bologna. Bull.
1871 S. 63. R. Förster Satyrn mit Nyujphe, aus
Agrigent. Bull. 1871 S. 275 No. 3. H. Heydemann
Jüngling mit Keule vor Papposilen, in Palermo. .Areh.
Zeit. 1871 S. 56 No. .53. H. Heydemann die Wutii
des Lykurgos, aus Ruvo. .\rch. Zeit. 1872 S. 66.
L. Stephani Eros mit Leier, aus Kertsch. Comjitc
rend. l.'Jr.O 8.184. H Heydemann Eio'. vor itbypbal-
135
lischer Heniio, in Palenno. Arch. Zeit. 1871 S. 57
No. 66.
\i. FöRSTKR Nike, aus Agrigent. Bull. 1871 S. 273
No. 7. H. IIkydemann Nike mit Gerlith um die 0|it'er-
rtamme zu bedecken, zu Palermo. Arch. Zeit. 1871
•S. b?> No. 3.'!. W. Helbig Nike mit Schale und Thy-
miaterium, rothtigurige Amphora aus Capua. Bull. 1871
S. 117. W. Hei.hig Nike mit Jüngling, Amphora aus
Capua. Bull. 1871 S. 122.
H. HiiYüKMAXN Kephalos vor Eos fliehend, in Palermo.
Arch. Zeit. 1871 S. 57 No 58. H. Heydemann Bo-
reade Miidcheu verfolgend, in Palermo. Arch. Zeit.
1871 S. 55 No. 48. H. Heydemann Raub der Orei-
thvia, aus Capua. Ann. 1870 S. 225. Mon. 9 Taf. 17.
W. Hei.hig Raub der Oreithyia, aus Capua. Bull. 1872
S. 43.
W. Helhk. .li'iiigling von Göttin verfolgt, aus Cai)ua.
Bull. 1872 S. 44.
R. Förster geflügelte Frau auf Wagen der mit geflügel-
ten Pferden bespannt ist, aus Agrigent. Bull. 1871
S. 275.
jj'. Ileroenmythen.
W. Heebu; Vase des Pistoxenos mit Unterricht des He-
rakles und Iphikles im Saitenspiel. Bull. 1871
S. 65. R. Förster Herakles zwischen Pallas und
andern Gottheiten, aus Agrigent. Bull. 1871 S. 274
No. 2. H. Heydemann Herakles der Athena drohend,
in Palermo. Arch. Zeit. 1871 S. 59 No. 76. R. For-
ster Herakles mit dem nem'eischen Löwen, aus Agri-
gent. Bull. 1871 H. 256.' H. Heydemann Herakles
den Löwen tödtend, in Palermo. Arch. Zeit. 1871
S. 59 No. 75. R. FoKSTEii Herakles mit Hvdra, aus
Agrigent. Bull. 1871 S. 256. W. Helbu'; Herakles
und Sileus, Schale aus Capua. Bull. 1871 8.120,
2. L. Stephani Opfer des Herakles, aus Kertsch.
Compte rend. 1869 S. 179. R. Förstei; Herakles
Einfuhrinig in den OIvmp, aus Palermo. Arch. Zeit.
1871 S. 130. H. Heydemann Herakles C), in Palermo.
Arch. Zeit. 1871 S. 56 No. 56.
IL Heyüemann Kadmos, in der Eremitage bei Peters-
burg. Arch. Zeit. 1871 S. 35. F. Sciilie über Heide-
manns A ntigouevasen. Oester. Gvmn. Zeitschr. 1872
S. 463.
H. Heydemann Jason bei Aietes, aus Ruvo. Arch. Zeit.
1871 S. 154. A. Flasch über die Inschrift KqcOvthu
auf der Vase von München (n. 810). Bull. 1871 8. 20.
W. Helbig Gefiifs des Hieron mit Triptolemos Aus-
sendung, aus Capua. Bull. 1872 S. 41. H. Heyde-
mann Triptolemos, in Palermo. Arch. Zeit. 1871 8. 54
No. 43.
W- Helbig // mllo dt L'ino sn vuso verekino. Ann.
1871 8. 86. A. Flascii la morta (It Orfeu. Ann.
1871 8. 126. Mon. 9 Taf. .30.
W. Helbig und A. Flascii Oineus bei Agrios, Am-
])hora aus Capua. Bull. 1871 8. 121. 12.3.
FL Heydemann Belierophon, in Palermo. Arch. Zeit.
1871 8. 56 No. 54.
DE Witte coiipi; dEujikioitins ixprrsi'.nluitt les uxploils
(in Th(see. Bull. 1872 S. 190. L. Stephani Scene
aus Theseusmythus, aus Kertsch. Compte rend. 1869
8. 181. n. Heydemann zwei Kentauren, in Palermo.
Arch. Zeit. 1871 8. 58 No. 72. L. Stephani Kentaur
M.'ldchen entführend, aus Kertsch. Compte rend. 1869
S. 187. IL Heydemann Kaineus Tod, in Palermo.
Arch. Zeit. 1871 8. 54 No. 40. H. Heydemann The-
.seiis und Peirithoos gegen die Kentauren k;impffnd,
darüber PhJidra, aus der Basilicata. Arch. Zeit. 1871
8.45. n. Heydemann Hippoivtos und Phiidra, aus
Anzi. Arch. Zeit. 1871 8. l.o8. "
L. Stephani Peleus und Thetis, aus Kertsch. Compte
rend. 1869 8. 181 No. 3 u. 4. R. Förster Peleus
und Thetis, aus Agrigent. Bidl. 1871 8. 273 No. 6.
R. Förster Parisu rtheil , aus Agrigent. Bull. 1871
8. 256. H. Heydemann Gebet des Chryses und
Sühuopfer, aus Ruvo. .Vrch. Zeit. 1872 8. 43. E. Brizio
Sce-'en aus dem trojanischen Kriege, aus Neapel. Bull.
1871 8.154. H. Heydemann Schlachtscenen (Troi-
los?), in Palermo. Arch. Zeit. 1871 8. 57 No. 71.
A. Michaelis i.l funerah; iJi Pul roclo , anfora canu-
sinu del Museo Nuzinuair di Napuli. Ann. 1871
8. 166. Mon. 9 T;if. 32. 33. IL Heydemann Zeus
zwischen Thetis und Eos, in Palermo. Arch. Zeit.
1871 8. 54 No. 43. H. Heydemann Achill aus und
Memnon, aus Bologna. Arch. Zeit. 1871 S. 168.
R. Förster Achilleus mit .\mazonen, aus .\grigent.
Bull. 1871 8. 256. Kassandra von .•ipollobild weg-
gerissen, in 8. Maria di (Japua. Lützows Zeitschr.
Beiblatt 7 8. 240. Iv Brizh) Menelaos und Helena,
Balsamario aus Neapel. Bull. 1871 8. 155. H. Hey-
demann Menelaos und Helena, in Palermo. Arch.
Zeit. 1871 8. 59 No. 75. H. Heydkmann Aias vor
dem Selbstmord, in Palermo. Arch. Zeit. 1871 8. 59.
No. 77. \. CüNZE zu der von Heydemann auf Rheas
Stein gedeuteten Vase (auf Steinorakel in Gegenwart
des Orestes und Pylades gedeutet). Arch. Zeil.
1871 8. 163.
}■. Vermischtes.
L. Stephani Kottabosspiel. Vasen der kaiserl. Ermi-
tage. Compte rend. 1869 8. 219. 235. 236. H. Hey-
demann Jüngling zum Kottabosspiel sich rüstend, in
Palermo. Arch. Zeit. 1871 S. 57 No. 67. 68.
W. Helbig Mann sich übergebend, auf Aufsenseite Kw-
;io?. Schale aus Capua. Bidl. 187] 8.117. Vgl. Lützows
Zeitschr. Beiblatt 7 S. 240. R. Förster trunkene
Männer, aus ."igrigent. Bull. 1871 S. 273 No. 3. R.
Engelmann Alter einen Becher zur Nase führend, aus
.\then. üull. 1872 S. 6. H. Heydemann Manu mit
Schlauch, in Palermo. Arch. Zeit. 1871 8. 58 No. 73.
W. Helbig Becher aus Capua mit .M;iiuiern und Stieren.
Bull. 1871 8. 116. R. FöusTEK zwei Jünglinge führen
einen Stier, ans Agrigent. Bull. 1871 S. 273 No. 2.
H. Heydemann Opfer, in Palermo, .^rch. Zeit. 1871
S. 58 No. 74.
I''. Wieseler motninienii scnnicl. .\un. 1871 8.97.
E. Brizio Jüngling sich mit Waffen bekleidend, Balsa-
mario aus Neapel. Bull. 1871 8. 156. H. Heydemann
Waft'uung eines Jünglings, in Palermo. .Arch. Zeit.
1871 S. 53 No. 35. H. Heydemann Frau einem Krie-
ger zu trinken eingielsend, in Palermo. .\rch. Zeit.
1871 8. 54 No. 44. H. Heydemann Kampfsceuen, in
Palermo. Arch. Zeit. 1871 8. 58 No. 74. IL Heyde-
M,\NN Empfang heimkehrender Krieger, aus Ruvo. Arch.
Zeit. 1871 S. 101. A. KlCgmann vuso di Eiilhiimides.
(Scenen der Pal.-istra). Ann. 1870 S. 267. A. Conze
Korykomachia. Ann. 1870 8. 290.
W. Helbig Jugendunterricht, aus Cervetri. .Vrch. Zeit.
18T2 8. 98. R. Fiirstir ..M.-lnner und Jüngling sieh
136
iiiittrhallend, aus Agrigent. Bull. 18V 1 S 275. H.
Hkvdem.\>n Mann und Jüngliiii;, iu Palermo. Arch.
Zeit. 1871 S. 53 No. m. 8. 55 "Nü. 45.
H Ili'.\DEM\Nx Mann auf Sehildkröte liegend, in Palermo.
Arch. Zeit. 1871 S. 55 No. 49.
\V. IIelbig Jünglinge auf Amphore aus Capua. Bull.
1872 S. 45. L. Stkimiam Jüngling iu ruhiger Haltung,
aus Kertsch. Compte rend. f869"S. 190. H. Hkydl-
M.\NN Jüngling auf Altar sitzend (Herakles oder The-
seus), in Palermo. Arch. Zeit. 1871 S. 53 No. 34.
!■;. ÜRizio Hochzeitliches, groi'se Vase aus Neapel. Bull.
1871 8. 157.
U. PoKSTtR Manu mit 8ce])ter und Frau mit Fackel,
aus Agrigent. Bnll. 1871 S. 275 No. 2.
H. Hkvdf.M-\-nn hiiusliche Scene, in Palermo. Arch.
Zeit. 1871 8. 54 No. 41. E. Bkizio Lehen der Frauen,
Krater aus Neapel. Bnll. 1871 S. 158. II. Hkydicm.^nn
Frau mit 8piegel und Jüngling in Palermo. Arch.
Zeit 1871 S. 55 No. 50. H. Hkydem,\nn Jüngling vor
Frau, in Palermo. Arch. Zeit. 1871 8. 54 No. 38.
H HiYnEMVNN Jüngling unter Frauen, in Palermo.
Arch. Zeit. 1871 S. 56 No. 55. H. Heydem.vn.n Frauen,
Jüngling, Eros, in Palermo. Arch. Zeit. 1871 8. 56
No."51. H. Heydemaxn Frauen, Jünglinge, Eroten.
Schale aus der 8ammlung des Gr. v. Pourtali^s. Arch.
Zeit 1872 8.68. R. Förster Frau mit Fackel, aus
\grigent. Bull. 1871 8. 275 No. 1. \V. Helbig Frau
nnt Fisch, Amphora aus Capua (wichtig wegen der
Technik). Bull. 1871 8. 123. K. Ci!E!-pelt,.\ni zwei
Frauen mit Spiegel, Schale aus Bologna. Bull. 1871
8.64. L. 8TEPHANI M;idchen tanzend, aus Kertsch.
C'onjpte rend. 1869 S. 187. H. IIeydem.vnn Frauen
unter einem Baum, in Palermo. Arch. Zeit. 1871 8.57
No. 70. H. IIeydem.ann Tanz, in Palermo. Arch. Zeit.
1871 S. 59 No. 76. Miidchen am Brunnen, gef. in
8. Maria di Capua. Lützows Zeitschr. Beiblatt 7
8. 240. R. FöR.sTKi; Frau am Brunnen überrascht,
aus Agrigent. Bull. 1871 S. 275 No. 3. B. Förster
Frauengruppe, aus Agrigent. Bull. 1871 S. 273 No. 4.
R Forster M;inner und Frauen auf Ruhebetten, aus
Agrigent. Bnll. 1871 S. 275 No. 3. G. J.vtt.v gli
iimunl'i, pHtiira vitsc.ulariu del Musen C(i])vti di Riwu.
Ann. 1870 8. 323.
Mhenisches Preisgefiifs vom Jahre 332, gef. zn Capua.
Rev. arch. 23 8. 268. Vgl. Phil. Anz. 4 S. 475. Bnll.
1872 8.38. J. de Witte amphore pitiuillii'iiiiiqiK' de
)(i coUer.üon de M. le cnmmitndunt 0])]ienu(iiiii n Paris.
Rev. arch. 22 S. 150.
W. IIei.hk; Alabastron von Sphin\ getragen. Bnll. 1872
8. 42. H. Heydem.^nn T'ellcr aus Kameiros. Arch.
Zeit. 1872 S. 38.
L Steimi.\xi Vasenfragmente unsicherer Deutinig aus
Kertsch. Compte rend. 1869 8. 182. 188. 189.
:;. Si"ie(;el i.;nd Cisten.
Allgemeines.
J. Di; Wim; Ics mirnirs chez les anciens. Ann. Reig.
8 S. 163.
W. IlELnK; Zusammenhang zwischen den praenestinischen
eisten und den Vasen von Capua. Bull. 1871 8.118.
.\. 8. MtuRvv zn Gerhard's Spiegeln. .\rch. Zeit. 1871
S. 102.
R. Schone cisle. prenestini;. Ann. 1870 S. 334. Mou. 9
Taf. 22—25.
Einzelne Denkmäler.
0. Bennimjrf Satyr Heiligthum reinigend, aus Prae-
neste (?). Ann. 1871 S. 119. Mon. 9 Taf. 29.
A. DuMONT luiroir Grec oriiii de dessins au Irail (Ko-
(iii'iHjg gekrönt von ^itvy.ü:). Rev. arch. 23 8. 297.
F. M.iRTiNETTi Herakles, Bacchus und Frau, Spie-
gel aus Praeneste. Bull. 1871 S. 76. W. Helbk.
Herakles wird gekrönt, aus Praeneste. Bull. 1871
S. 33.
A. S. MuRR.\Y Eteokles und Polyneikes, Spiegel
im British Museum. Arch. Zeit. 1871 S. 103 No. 3.
W. Helbig Griechen mit Kentauren kjimpfend, Ciste
aus Praeneste. Bull. 1871 S. 41. F. M.artinettl
Griechen mit ,\mazonen kämpfend, Ciste aus Prae-
neste. Bull. 1871 8. 76.
R. Cresrellani Reiter, auf Spiegel aus Bologna. Bull.
1871 S. 63.
ü. Benndorf Badescene, aus Praeneste. i\nn. 1871 S. 117
Mon. 9 Taf. 29.
W. Helbig Ciste aus Praeneste mit Figuren ohne Zu-
sammenhang. Bull. 1872 S. 107.
W. Heebig Vase gef. in Capua mit Ornamenten, auf
dem Rande geflügehe Pferde. Bull. 1871 S. 116.' W.
Hei. BIG Vasen mit Graflitti von Ornamenten und Thie-
rcn, aus Capua. Bull. 1871 8. 117.
4. Mosaiken.
Allgemeines.
R. Engelmann über Mosaikreliefs (für niudern erklärt).
Bull, 1872 8. 98.
R. En(;elmann über das Ausschmücken der Zimmer mit
Mosaik. Lützows Zeitschr. 7 S. 150.
R. Engelmanx Mosaik von Pesaro. Bull. 1872 S. 36.
Vgl. Im neuen Reich 1872, I S. 407.
G. B. DE Rossi Mosaik in der Basilica des Juniiis Bassus.
Bull, crist. 2 S. 46.
Einzelne Denkmäler.
G. Hikscheei.d Europa auf dem Stier, aus Sparta.
Arch. Zeit. 1872 8. 75. Vgl. Phil. Anz. 4 S. 268.
.\. CoNZE Leda mit Schwan, gef. in Dahnatien, zer-
stört. Lützows Zeitschr. 7 S. 67.
A. Trendelekburg Hochzeit des Neptun und der.\m-
phitrite, aus Pompeji. Bull. 1871 S. 177. Vgl.
U. Exgelmanx Lützows Zeitschr. 7 S. 255.
CociiET Nvmphe von Gott (Apollo?) verfolgt, aus Lille-
bonne. Rev. arch. 22 S. 311. E. Cukths Hirschjagd
und Danktest an Diana, aus Lillebonne. .Arch. Zeit.
1871 S. 46. Rkxier Mosaik zu Lillcbonne mit Jagd-
scenen und Inschrift. Compt. rend. 6 8. 30. 31. Vgl.
Rev. arch. 22 8. 311.
R. Ex(;elmaxx Frauenkopf mit Elephantenevuvien , aus
Catania. Bull. 1872 S. 97.
[.. Nardoxi Bewaffneter, in den Ecken Vögel, gef. vor
Porta S. Sebastiane) zu Rom. Bull. 1872 S. 73.
A. Pellegrixi Leuchtthurm von Ostia unter Fischen,
schwarz-wcilses Mosaik von Ostia, mit Inschrift FeVix
Viimiliu. Jetzt zerstört. Bull. 1871 S. 136. Plan rö-
mischer Thermen, gef. in Rom. Phil. Anz. 4 8. 575.
Bull. Rom. Heft 1. K. Gaedeciikns Schiffe unter Bögen,
in Pompeji. Bull. 1872 S. 165.
13^
I,. ViGO Hippogryph und andere Figuren, gef. in
Acireale. Bnll. 1872 S. 221. A. Pei,le<;rini Vögel
und Orn,ninente, schwarz-weifses Mosaik in der Exedra
des Stadions auf dem Palatin. Bull. 1871 S. 135.
A. Trendelenburg zwei Tauben, aus Pompeji. Bull.
1871 S. 179. Vgl. K. Engelmann Lützows Zeitschr.
7 S. 254. II. Engelmann Enten, aus Pompeji. Lützows
Zeitschrift 7 S. 255.
E. CiRTR.s römisches Mosaik aus Athen. .'\rch. Zeit.
1871 S. 51.
c. Geräthe.
H. Holzer der Hildeshei.iier antike Silberfund. S. o.
H. ScHUERMAN.s objets etrusqucs decoxtverls en Be/giqiie.
S. o.
H. Martin siir des uislruments tV o p l Uj u e fmissemenl
iiltrlbiu'K iiii.c uticiens. S. o.
F. Li-scii Bronzcgeriithe, gef. in Meklenburg. Mekl. Jahrb.
1871 S. 135.
G. DE Petra Candelaber mit Ochseufiirsen , gef. iu
Pompeji. Giorn. degli scavi 2 S. 180.
S. S. Lewis on u ronuin lan.v found ut Welncy, Nor-
folk. Arch. Jonni. 27 S. 99.
E. CiiRTius Untersatz aus Terracotta, aus Athen. Arch.
Zeit. 1872 S. 44.
R. G,\DErHENS Schlösser und Schlüssel aus Pompeji.
Bull. 1872 S. 242.
E. BuRNouF Über die ähufiarfiu, Geräth zum Schneiden
des Getreides. Rev. arch. 23 S. 189.
R. Gädechens Gl.-iser und Würfel ans Pompeji. Bull.
1872 S. 241.
R. A. Lanctani Spicltafeln mit Inschriften in der Ba-
silica Julia. Bull. 1871 S. 242.
E. avs'm Wekrth goldne Ornamente von einem Ilelm.
.\rch. Zeit. 1872 S. 44.
Parazonium. gef zu Faon (Finistere) , jetzt zu Saint-
Germain. LTudic. 1 S. 91.
Tu. SfHAAidAiiSF.N eine Steinaxt aus Jade als römisches
Alterthum, gel. bei Wesseling. Bonner Jahrb. 50
S. 290.
Decouverte d'cpi^es en bronze i'i Aluis (Cantal). Rev.
arch. 24 S. 337.
B. Graser das Bronzebugbild eines antiken Fahrzeugs
aus Actium. Arch. Zeit. 1872 S. 49. W. S. Lindsay
OH (incient ytilleys , (ind tlielr mode, of propulsion.
Transact. 10 S. s'.
L. Stephani weiblicher Schmuck, gef in der Blisnitza.
Compte rend. 18G9 S. 6. E. Barry Schmucksachen
und Messergriff, gef. in Montfort, jetzt iu Toulouse.
L'Indic. 1 S. 206. BuLLioT Schmucksachen aus Bi-
bracte. Rev. arch. 23 S. 180 ff. ¥. Keller römische
Ringe aus der Schweiz. Schweizer Anz. 1871 S. 224.
S. Buk II Ihe cushiU o/' yems. S. u.
d. Münzen.
1. Allgemeines.
Hknnin mutuiel de tu numismatlque. S. o.
E. Magüiora-Vergana r'msla dclla luimlsmaliea. S. o.
E. UE Ruggiero Iu numismuticu c le discipliite cJassiche.
S. 0.
C. Brambilla altre unnotaz'iom luimisniui'iche. S. o.
V. Rai cii über Pr.'igung und Werth alter Münzen. Arch.
Zeit. 1871 S. 93.
.\. DE Barthelemy etude siir les monnuies «Hlif/iies re-
nieiUies au Mout licuuruy de 18G7 <> 1872. LTndic.
1 S. 209.
J. Friedlaender griechische Eigennamen auf Münzen.
Hermes 7 S. 47.
B. Graser antike Schilfe auf Münzen. Berl. Blätter
6 S. 76.
B. V. KöHNE vom Dopjjeladler. Berl. Bl.-itter 6 S. 1.
\j. Mayer Mittheiluiigen über falsche in der Levante
angefertigte antike Münzen. Xum. Zeitschr. 1871 S. 435.
S. Sharp earlhen coin nioiiWs, founds al Duslon, near
Northuwplon. Num. cliron. 1871 S. 28.
V. Rauch Poseidon die Beroe raubend, Münzen des
Elagabal aus Berytus. Arch. Zeit. 1871 S. 44.
J. Friedlaender Philoktet und Aeakus auf zwei Mün-
zen des Berliner Münzrabinets. .Vrch. Zeit. 1871 S. 79.
2. Griechische Münzen.
E. Cdrtics über die Mü nzen der griechischen Colonicn
in ihren Beziehungen zum Mutterlande. Monatsber.
1870 S. 803.
V. Sallet Künstler Inschriften auf griechischen Mün-
zen. S. o.
J. Freudenberg griechische Kaisermünze in Bonn. Bon-
ner Jahrb. 52 S. 166.
A. DE LoNCiPKRiER Bias auf Münzen. Comptes rend. 6
S. 288.
A. DE LoNGPERiER Über ^i/fiiijxvoug. Comptes rend. G
S. 117.
P. Gardner on some cojjis mith thc. inscripllon 'l'FIH.
Num. chron. 18(1 S. 162.
Th. Mommsen zu den Münzen Agripp a s I u. II. Num.
Zeitschr. 1871 S. 449.
J. Friedlaender Theilstiick einer alexan drinischen
Silbermünze Neros. Num. Zeitschr. 18T1 S. 593.
P. Lambros vofiig/iuTit ttjQ vr^aov 'A/^iogynv. S. o.
P. Becker Studie über die Mihizen von Amorgos.
S. 0.
Fr. Imiiooi-Bumer .\naktorion, Argos, Lepsimandros.
— Tempelschlüssel auf Münzen. Num. Zeitschr. 1871
S. 388.
138
M. F. ni; fcJAiLCY SKI- las moiindics des Antinchecns
fyiipprc.s hors d'Antioche. Num. chron. 18T1 S. 69.
C. L. Grotefkm) chronologische Aiiordnungen iJer atlie-
iiischeu Silbcrmiinzen. S. o. M. A. Lew die ara-
inaeische Legende auf einer Drachme athenischen
(ieprJigcs. Nuu!. Zeitschr. 1871 S. 433.
l'u. 1miio()1--Blu-Mer zur M'ünzkunde und Palaeographie
Hoeotiens. Num. Zeitsclir. 18T1 S. 321.
1*. Lambros unedirte Münzen und Bleilmllen der Despo-
ten von Epirns. Num. Zeitschr. 1871 S. 485.
J. I'riedlaknder macedonische Münzen des M. Brutus.
Bull. 1870 8. 193.
AV. Frou.ner le crocodili' de Xiiiies. S. n.
Münzfund von Priene. Acad. 1871 S. 155.
V. Uli Sailcv memoire .siir h;s monniiies (/«(c'c.s- des Se-
lencides. S. o.
A. SvLi.NAs le moiiiU; delli: «jpfu/ii- cilli't dt Sivilia.
S. o.
A. Grimm die Münzen vuuTyras. 15erl. Blütter 6 S. 27.
3. Römische Münzein.
V. Ma.ncim stor'tu deUa monela romiinu diilhi morle d'i
(iiiiHo Cesure fiiw o qudla dl Aiiijiisln. Parte prima,
iniileiienle ht seric cronoloyica dei macjislrali mone-
lali di Koma negVi iiltimi venu «inii della hm com-
parsu sulle. mcdaglie. Giorn. degli scavi 2 S. 242.
N. Dkcha.st aes gruve Romuniim et lUüicum. S. o.
M. DK Rossi Einfülirunn; des acs grave in Latium.
Bull. 1871 S. 35. 39. IßT 96. Ann. 1871 S. 239. Vgl.
\V. IIelbh. Bull. 1871 S. 38. G. Fonzi S. 42. 1872
iS. 11.
T. Jones tinpublished rnmanjmperiul colns. Num. chron.
1S71 S. 182. G. Vallikk medaillcs romaines iiudiles.
Uev. num. Beige 1872 S. 181.
B. V. Kühne der Tempel des capit. Jupiter. Bcrl. Bliit-
ter 5 S. 257. Kev. num. Belgo 187U S. 51.
J. Friedlaenoer CONOB, die endlose Frage. Num.
Zeitschr. 1871 S. 479.
Tu. MoMMSE-N Imperatortitel des Titus. Num. Zeitschr.
1871 S. 458.
F. TnAi; neue F.'ilschungen römischer Münzen. S. o.
a. Deutscih>ani).
F. Lisch römische Münze gef in .Mc klen i> urg. Mekh
Jahrb. 1870 S. 164.
Ki'iniische Münzen gef zu Scandau in Ost|)reufsen..
Berl. Bllitter 5 S. 325.
.Münze des Claudius gef in Stade. Bonner .lahrb. 52
S. 169. l'hil. Anz. 4 S. 317.
p'. Bklüien und Hof.i.ani).
II. S( iiiKRMANS drcoiivertes de monnaies aiicieiines en liel-
;;«;»(•. Rev. num. Beige 1870 S. 410.
Riiniisehe Münzen gef zu 11 oll er (Lu.xemburg). Acad.
1871 S. 282.
J. F. G. Meuer römische Münzen bei Honten gef.
Rcv. num. Beige 1872 S. 368.
;■. D.xNEMARK.
Römische Münzen aet. auf Bornholro. Berl. Bijitter 5
S. 334.
<J. Engl.and.
W. O. .Stanley röm. Münzfunde in Cornwall. .\rch.
Journ. 27 S. 208.
A. Pownall uccouiiI o/' u /wirf nf roman coiiis «( Lul-
terworth. Num. ciiron. 1871 S. 169.
J. F. NiCHOLLs Münzfund in Philwood l)ci Bristol.
Arch. Journ. 27 S. 69.
t. Frankreich.
.V. Dankourt noie « M. le Secretaire de }a Societe des
Aitliqiiaires de Picurdie siir )ine troiivudle de monnuies
faites (sie!) ii Va\v]i, pr'es Pcroiinc, en 1868 (6000 Stück).
S. o.
Münzfunde im Dep. L ot -et - Gar o une. Rev. ;ircli. 2
S. 194.
Römische Münzen gef zuProsnes (Marne). Rev arch
23 S. 407.
Römische Münzen gefunden in St. B enoit-su r -Vannes.
Rev. crit. 1872, II S. 207.
g. Schweden.
Römische Münzen gef in Skandinavien. Rev. num
Beige 1871 S. 101. 335.
L. Schweiz.
J. .\.MiET Münze des Tiberius, gef. bei Solothurn.
Schweizer Anz. 1871 S. 223.
/,. Ungarn.
J. Nevdeck Fund von Nachprägungeu römischer Consu-
lar-Denare in Ungarn. Num. Zeitschr. 1871 S. 595.
4. Barbarische Münzen.
«. Celtische.
J. Evans oii u hoard o/' luicient british coins found «f
SantoH Downhai». Su/fnlk. Aroh. Journ. 27 S. 92.
F. DK Saiiliy nioniiuies emises pendant l(t seconde cnm-
payne de Cesar duns les Ga\des, par vii chel de /'«»■-
»ICC vniifi'deree des Helges. Rev. arch. 23 S. 259.
Rev. num. Beige 4 S. 412.
BiiLLioT gallische Münzen aus Bibractc. Rev. arch.
23 S. 180.
Chabücillet decoKverle de mounaies gaiilnises et grecques.
iDtx environs de jMoiite>idi er (Dordo^ne). L'Indic.
1 S. 153.
Gallische Müuzen gef. zu Prosnes (Manie). Rcv. arch.
23 S. 407.
/V. Orient.\lische.
\. v. Sali.et Sat rapen münzen mit griechischer In-
■schrift. Num. Zeitschr. 1871 S. 419. E. iMerzbacher
Satrapenmünze mit aramaeischer Schrift. Num. Zeitschr.
1871 S. 427.
Iv TiioM vs early armcnian eoins. Num. Chron. 1871
S. 202. P. Gardni'.r (»11 «)i iinpiiMished roiii of Arltt-
vusdes H, King of Armenia. Num. chron. 1872 S. 9.
F. i>E Savi.cv Slünzcn von .Vskalon. Rev. arch. 22
S. 377.
C. T. Newton oii «ji iiiedited tetradrachme of Oropher-
iifs II, l;iiui <if C u ppodociu. Num. chron. 1871
139
S. 19. Cm. A. di: Lonci-krikr liHiiKirdchma (t'Orn-
j)h(!riihs, roi du Ciqiputlocc. Com|iles reiiil. 1S71 S. 83.
1!. H. LoNC 0« coi/is discnvcreil duriny nxe.nl excnva-
t'wns in the isluiid at Cyjirns. Niiiii diron. 1871
S. 1. H. L.ANG tfnusure-trova in Cyiirns nf Oold-
Stalws. Niiin. c-hron. 1871 S. 229.
F. DK Smji.cy CiiliilnfjVf riiisonnh de mnnnuics jv du i(j)n'..'!
rccuedlies u Jerusalem en Novend)Kr iyC>9. Niiin cliron.
1871 S. 235. F. DE S.vui.cY iiimiisiiKilii/jii! des Muc-
chahees, rccherches siir l'origine du droH tuoneliiire
de ce.s jirinces. Rev. .-inli. 23 S 1. F. de S vui.cy
niOHil((i().s- des ZiiiuaHdes. dijnusles juifs de llalUyr n.
Niiiii. cliroM. 1871 S. ir)7. F. W. M.vdden jiM/üs/i
coiiis. Niuii. clirou. 1S72 S. 1.
M. A. Lew eine luicilirtc Mi'nize Jcs ii ;i bat h a eise li eii
Königs Obodas. Niiiii. Zeitschr. 1871 S. 415.
F. DE Savlcy iriiiiii,viiu(/((;if'' Pulmyren'ienne. Uev.
aich. 22 S. 290.
E. Thomas sassanian colns. Num. rhron. 1872
S.33. 105.
e. Insehriften.
(NB. Aus der nur Inschrirten beliandilnden E])heiiieris
eiiigr. sind keine Aitil<cl auf'genomineu).
1. Allgemeines.
F. Lenormant essai sur la propiirjuüon de Vulphahet
phenicien duns l'uncien monde. S. o.
W. VisciiER eingraphische und archaeulogische Kleinig-
keiten. S. o.
2. Deutschland.
J. BiCKER römische Insehriften aus DentschlanJ. Anh.
Zeit. 1871 S. 171.
II. Kern gernuiitnsche woorden in htlijnsvhc npscltrißen
an den lieneden-Uijn. S. o. f
A. KiESSLiNG epigraphisclies (Grabinschrift). Neue Jalirb.
103 S. 584.
K. Christ vermutidiche Inschrift des Cinibrianus,
eines Beinamens des Merkur. Bonner Jahrb. 52 S. 75.
K. Christ römische Inschriften aus der Stadt Baden.
Bonner Jahrb. 50 S. 106. 52 S. 170.
G. \VILMANN^i Boniier Inschriftsteine. Arch. Zeit. 1871
S. 165. F. BüCHELER Tüpf'erstenipcl ans Bonn. Bon-
ner Jahrb. 50 S. 309. J. Freudenüerg l.ain|)Pn mit
Stemiiehi j;ef'. in Bonn. Bonner Jahrl). 50 S. 166.
J. FREiDENnEKG römische Inseliriftcn aus dem Brohl-
thale, ans Kruf't und Bonn. Bonner Jahrb. 50 S. 192.
J. Freudenberg Votivara aus Coblenz. Arch. Zeit.
1871 S. 179. L. Ei-TESTER römische Inscbrilt aus
Cobk-nz. Bonner Jahrb. 50 S. 294.
IIaug die römi.'-chen Inschriften in wirtemb. Franken.
Wirtemb. Franken 8 S. 512. Haug Nachlese zu den
römischen Inschriften im wirtemb. Franken. Wirtemb.
Frauken 9 S. 143.
E. Hijbner römische Inschrift aus Frankfurt am Main.
Arch. Zeit. 1872 S. 82. Vgl. Allg. Zeit. 1872 No. 242.
W. Franck der römische Grabstein beim Gelialiorn-
dorf. Hess. Arch. 13 S. 145.
J. Freudenberg neue römische Inschriften aus Ivers-
heim in der Eifel. lionner Jahrb. 50 S. 192.
E. aus'm Weerth N enniger Inschriften. Bonner Jalirb.
50 S. 280. Vgl. Rhein. Mus. 26 S. 352 und Arch.
Zeit. 1871 S. 95.
Römische Inschrift aus Neumagen a. d. Mosel. Bonner
Jahrb. 50 S. 307.
K. Christ datirbare Inschriften aus dem Odenwalde.
Bonner Jahrb. 52 S. 62.
i\rclinoIü{r. Zig. Jaliigang X\X.
Oeiilensi^hlägcr Inschriften ans Regensburg. Mün-
chener Sitzungsber. 1872 S. 319.
J. Merlo zur rheinischen Epigraphik. Bonner Jahrb.
52 S. 103.
H. Rumpf griechlsclie Inschriften aus Trier und Xan-
ten. Bonner Jahrb. 50 S. 146. J. Freudenberg In-
schriften aus Trier. Bonner Jahrb. 50 S. 308.
Stalin Inschrift aus Würtemberg. Arch. Zeit. 1871
S. 131.
3. Belgien und Holland.
A. ScHUERMANS Matroticninschrift gef. in Iloeylaert
bei Brüssel. Bonner Jahrb. 50 S. 304.
F. X. Kraus Grabstein aus Juslenville bei Liittich.
Bonner Jahrb. 50 S. 302.
Ca. M. T. Thys iirna IMerata ti-nuvee ä Tonyres.
Ann. Belg. 1870 S. 465.
4. England.
Römische Inschriften gef. bei Horslev. Arch. Journ.
27 S. 77.
A. P. Stanley (d>serratinns on ihe roman sarcnphogus
liiUdii discovered at IVestminsler. Arch. Journ. 27
S. 103. 110. 120. 145. 191.
5. FRANKREICH MIT AlGIER.
Robert sur xni nouveun cacliel d'oculisle rnmain. Com])tes
reiid. 6 S. 77.
DE RiviEKES rpijinqilue ullii geoise, on recueil des in-
scr'ijitions de l'urrondissement d'Albi {Tarn). S. o.
Graffiti auf Vasen gef. auf Mont Beuvray (Bibracte).
Rev. arch. 23 S. 59. Bulliot Töpfernamen auf Vasen
aus Bibracte. Rev. arch. 23 S. 181. 240.
Cochet Mosaikinsehriften aus Lillebonne. Ruf. arch.
22 S. 312.
A. Allmer Grabinschrift aus Lyon. Bull. 1871 S. 184
L. Renier Inschriften aus Neris-les - Bains. Rev. arch.
24 S. 386.
E. Bormann Bieiflasche mit Inschrift, gef. in Paris.
Arch. Zeit. 1872 S. 75.
d'Arbois de JuiiAiNviLLE magische Formel, gef. bei
Poiliers. Rev. arch. 24 S. 63.
Töpferstempel aus dem Museum zu S ai nt- G e r m ai n.
LTndic. 1 S. 4.
19
140
E. Herzug Iiisclirilt jius Africa. Arch. Zeit. 1S71
S. 104. Rknier luscliril't aus Lambessa. Coiiiptes
reiul. 6 S. 153. A. Chkrbonneau Inschrift aus Mar-
cuuna. Bull. 1S71 8. 238.
6. Griechenland.
E. Egger Inschriften aus Griechenland. Comptes renJ.
1871 S. 251.
J. n. MoROTM.VNN unedirte griechische Inschriften. Rhein.
Mus. Iö72 S. 318.
0. Luders Inschriften aus Griechenland. Bull. 1872
S. 248. 264.
A. DuMONT inscriptloiis ccriiin'Hjves de Gr<:ce. Miss.
scient. 6 S. 1. S. o.
G. Ek.\i.\n de liluloriim ionlcorinii tliulecto. S. o.
G. Kaibel (Je nionunicntontm «/«(»of üraecoriim curmi-
lübiis. S. 0.
1". FoucART scnutiis-cüitsiiltc iiiiUlit de lunnce 110 uvuiit
notre hre. S. o.
E. Miller inscriplion grecf/Ki; conservee au musee de Ja
socicte arclüologUine d' Alhenes. Rev. arch. 23 S. 353.
o'JG. JSt. Ki.MANUUis 'Aiiiy.tj;; intyoutfu't tnnv^ijiKji.
!S. o. G. HiKscuFELD Naclitr.'ige zu den attischen
Kihibtlcrinscliriften. Arch. Zeit. li^72 S. 19. G. Hirsch-
FELi) Kiiubtlerinschrift aus Athen. Bull. 1872 S. lOo.
S RiiusoiuLos diu Tt/i'iiwf 'AtiixiiQ fniyiiu(pni npw-
iixfnviig. S. o. G. iJiRscHFELD vuluJogo di priluiü
utcniesi. Bull. 1872 S. 118. A. Kirchhoff über
die Tributlisten der Jahre ül. 85,2 — 87,1. Abh. d.
Ac. 187U S. 89. A. Kikchhoff Nachtrap; zu den
Untersuchungen über die attischen Tributlisten von
Ol. 85,2—87,1. Monatsber. 1871 S. 217. U. Köhler
attische Fsephismen. Hermes 7 S. 159. A Dimont
memoire sitr les jeiincs geiis elrungers udmis dmis le
voUrije des i'pli'ebes it Atltt-nes. Comptes rend. 1871
S. 4. J. E. S. ullwiüuH hillnyind inscrijitioit. Journ.
of Biiil. 4 S. 48. E. Huu.nkr zum Grabstein des An-
tipatros von Aslsulon in Athen. Arch. Zeit. 1872
!S. 47. W. Drrn-NBLKGtR Kaiser Hadrians erste An-
wesenheit in Athen. Hermes 7 S. 213. de Kolge
Onug Kt()iifinx(tv , aus Athen. Rev. arch. 24 S. G4.
Vgl. Phil. Anz. 4 8. 382. G. Hir-chfeld die Familie
lies T. Fkvius Alkibiades. Hermes 7 S. 47. U. Köh-
ler ein Verscliüllener. Hermes 7 8. 1. H. Gelzer
die Silzinschriften im Dionysostheater in Athen. Mo-
natsber. 1872 S. 164.
W. DrrTENBiRGER zur ErklJirung einer argi vischen
Inschrift. Hermes 7 S. 62.
I'. Foi;CART memoire snr iiii decrel iiiedil de In L'iijiie
uread'ienne en l'honneuv de l'Atlienien Wii/dnc/io«.
8. o.
R. Engllm\ns griechische Inschrift aus Korfu Bnll.
1872 ^. 35.
L. Helzey Grabinschrift aus Koutlaes (Muccdonienj.
Rev. arch. 22 S. 218.
E. Miller sur une Insirlption uyoiiislteiiic de Lutissc.
Couiptes rend. 6 S. 160.
C. WACii.s.vnjTU lokrische Inschriften. Rhein. Mus.
1872 S. 612. EGfitR insoljilions Incrienncs. Jour.
des S.iv. 1872 8.29. \V. Vi -clll.l^ lukrische Inschrift
von Nanpaktos aus der Sammlung Woodbonse. Rhein.
Mus. 26 8. 39. S. o. A. Riedenavek zur Niiii])aktos-
inschritt des Herrn Woodhonse. Hermes 7 8. 111.
.\. DuMONT (Ti'jXdiiut dt'coiivert ü Panidun en Tlirace
(mit Inschrift). ' Rev. arch. 24 S. 229.
O. Rayet iiiscripüons inedites on mal piihliees de Sa-
mos. Rev. arch. 24 S. 36.
Egger siir iiiic iiiscriplion (/rccf/iie daoiiverte duns l'ile
de Syrns. Comptes rend. 6 8.194.
Ch. Babington 0» vurioits yreek hiscriptioiis /Vom Te-
los, Cns , AtliiJlu , und Ute legion o/ tlie bluch sea.
Transact. 1(J 8. 112.
W. E. Gl RREY Theban inscripiwH at the foiinlain of
Dirce. Journ. of Phil. 3 S. 189.
P. Vidal-Lablache inscripUons de Therii. Rev. arch.
22 8. 283. Brunet de Presle Inschrift aus Thera.
Comptes rend. 6 S. 160.
7. Italien.
Tu. MOMMSEN inscrtplhiiien OtdlUie Cisulp'iiiuc latiiiae.
Pars prior, iitiicrijit'iniics reylonis ItuVtue dcetiiuie cnmpre-
Itendcns. 8. o. Ti/. Mommsen über das Corpus Inscrip-
tionum Latinarum Monatsber. 1870 8. 914. 1872 S. 143.
A. Fabretti piimo sii/i/i/cmc/ilo ullu rtncoUa deJIe iintl-
chissime iscrlzioiii lluliclic con l'uyyiuiiln di ulcuiie
osservuzUini jiulcuyfaficlie e ytummaticuli. S. o.
Crav^fürd and Bali arres etiiiscun iHscriptloiis uitu-
bjsed and commenled. 8. o.
L. Maggiulli e S. Castro.mediano (c isciisioni mes-
su piche ruccoUe. S. o.;
E. EsDERis Versuch einer Formenlehre der oskischen
8prache mit den Inschrilten und Glossar. S. o.
II. Jordan Ausdrücke des Bauernlateins. Hermes 7
8. 193.
F. Bücheler inscriptiones lulinue iamhicue. Rhein. Mus.
1872 8. 127.
C. L. Grutefend notariell beglaubigte und beschworene
römische Inschriften. Philol. 31 8. 330.
W. Helbig Graffiti auf Vasen. Bnll. 1871 S. 120. 122.
O. Benndorf Inschriften auf Spiegel. Ann. 1871
S. 119. 122.
L. Bruzz.\ iscricioiii dei mdniij grezzl. .Ann. 1870
S. 106. Vgl. Tu. MoM.viSE.N Inschrift eines Steinblockes.
Bull. 1S71 S. 159.
G. To.MAissETTi yhiiinde missili. Bull. 1872 8. 125.
W. He.nzen Gladiatorentesseren. Bull. 1871 S. 71. 151.
G. BoissiER eliide sur r/iie^f/iics Colleges funeruites ro-
mains. Les cullores deorum. Rev, arch. 2.'! 8. 81.
L. Nardoni Inschriften aus und um Iloni. Bull. 1872
8. 74. E. Brizio Inschriften vom Forum Itoms.
Bull. 1872 8. 229. 231. 235. A. Pellegrini griechi-
sche Inschritt im Paviment der Hasdlcu Julia. Bull.
1871 8 131. R. A. Lasciam Inschriften gel. in der
Basilica Julia. Bull. 1871 8. 213. G. Henzi.n fram-
iiienli de' fasli consoluri e deile luvole Irionfuh del
Cumpidoglio. Bull. 1872 8. 157. Küms über ein
Graftito des Pa In ti n. Compt. rend. 6 8.32. \V. Hen-
zi.n Fasten von Collegien, gef. auf dem I'alatin und
am Lateran. I5idl. 1871 8 148 Iiischrilt aus den
C'((.'i(ro Prueloria. L'Indic, 1 S. 144. W. Hlnzen
Inschriften gel. an Porta Salaria. Bull. 1871 8.98.
A. V. Rei'.hont das Denkmal des Q. .'^nlpicius Maxi-
mus zu Rom. Bonner Jahrb. 52 S. 39. Arch. Zeit.
1871 8. 17S. .\. (^loii leclio inscriiilioninu in xcpitl-
chro Q. Siilpicii Ma.iimi ad Poitum Siilariaiii ifcriim
141
viiuJicttlu. S. 0. G. |B. Di: Rossi Inschrift rlf-r Co-
larii aus Trastevere. Hüll. 1871 S. IUI. W. Hen-
ZEN Ci|i[)iis gef. an der Murmorata. Bull. 1871 S. 21.
IJmjZZ.i Stempel von Ziegeln. GlJisern n. s. \v. vom
Emporium. Bull. 1872' S. 134. W. Henzen In-
schrift aus einem Cohimbariuui. Bull. 1872 S. 107.
A. DuMONT thnbres rhodleiis Irntivi's « Arezzo et ü
Chinsi. Rev. areh. 24 S. 157. '
G. HiRSCHFELD InschriCt aus Bari. .\rch. Zeit. 1871
S. 50.
A. Fabretti Lampen der Sammlung Palagi im Museum
zu liologna mit Töpf'ernamen. Bull. 1870 S. 203,2.
A. F-^BRETTi Bronzecisle mit Inschrift im Museum zu
Bolo-na. Bull. 1870 S. 204, 3.
W. IIknzin Inschrift aus Brindisi. Bnll. 1872 S. 29.
W. Helbig oscische Inschrift aus Capua. Bull. 1872
S. 47.
G. F. Gamurrini alfübcli clriisvhi di Chinsi. Ann.
1871 S. 156. Vgl. Bull. 1872 S. 64.
A. Fabretti und W. Henzün Schale aus Corneto mit
Inschrift. Bull. 1871 S. l.')2.
G. B. DE Eossi Grabinschrift aus Fano. Bull. 1871
S. 71.
Marinorvase mit Inschrift, gef. in Lncera. .^cad. 1872
S. 268.
W. Henzen Inschriften aus Nemi. Bull. 1871 S. 54.
A. Fabretti frnmmenli (Viscrizioiti clrxfnha scopurtc ä
Nizza. S. o.
G. Eroli Schleuderbk'ie von Perugia. Bull. 1S71
S. 83.
K. Zaxgemeister inscri]itiui)e.<s pttriclaridc ;> o iii p e in ji « <;.
S. o. H. Heydemann zu C. I. L. IV 2842. Hermes
7 S. 109. C. Mancini (h mensa jiomJeruriii di Poinpei
esistente iieJ Miiseo NazioiKtli; di Nii^ioVi. Giorn. degli
scavi 2 S. 144 F. Rüiil pompejanische Nachtrüge.
Rhein. Mus. 1872 S 151. G. de Petra Graffiti.
Giorn. degli scavi 2 S. 162. 180. 225. G. de Petra
Amphorcniuschriften. Giorn. degli scavi 2 S. 181. 182.
G. DE Petra Inschrift auf einem Architekturstück'.
Giorn. degli scavi 2 S. 227. Vgl. A. Trendelenburg
Bull. 1871 S. 254. Liiizows Zei'tschr. 7 S. 370. G. de
Petra Töpferstempel auf Lampen. Giorn. degli scavi 2
S. 179. 180. E. Brizio Dipinti. Giorn. deg'li scavi 2
S. 100. E. Brizio Graffiti. Bull. 1872 S. 3. 11. Vgl.
S. 160. R. Engelmann Dijiinto, Bull. 1872 S. 4.
A. Trendelenrurg Dipinti und Gr.-if'fiti. Bull. 1871
S. 175. 179. 209.253.254. R. Gädechens Inschriften;
Gewichte, Gefiifse und Lampen mit Inschriften. Bull.
1872 S. 164.242.246.
Th. Bergk zu den fasli praenestini des I'crriiis
FJacciis. Neue Jahrb. 1872 S. 37.
W. Henzen lateinische Inschriften aus Suasa in Pice-
num. Bull. 1872 S. 100.
A. Fabretti Grabstein aus Terni in Umbrien-. Bull.
1870 S. 204, A.
Th. Mo.mmsen di ini" i.'scrizione griifjita nd Musen d'un-
üchilü deW Aleneo torin ese. Riv. di fil. 1872 S. 122.
Inschrift gef. in Urbino. Acad. 1871 S. 194.
Maggioka Vergana Lampen mit Inschriften aus Villa-
nova. Bull. 1871 S. 210.
R. Förster Vaseninschriften aus Agrigcnt. Bull. 1871
S. 274. F. Matranga mnnoyrafin .tiilla yritndn iscri-
zinne greca teslh scoporlu in Pal (ntuo. S. o. A.
Hulm iscrizioiic tiovulu nd lenijiio jjrandti di Scli-
nunte. Bull. Sic. 4 S. 27. .A. Hoi.m die Entileckun-
gen im grofsen Tempel in Selinns. Rhein. Mus. 1872
S. 353. H. Saui'Pe Inschrift aus dem Tempel des
Zeus Agoraios in Selinus. Gott. Nachr. 1871 S. 605.
G. Tomassetti Inschrift der Juturaa geweiht. Bull. 1871
S. 136.
.\. Klügmann Tö])feruame (Frifgi) aufLam|)e. Bull. 1871
S. 41.
W. Henzen Carneol mit Inschrift (Ti. CJintdi 2cnijooc).
Bull. 1871 S. 21.
W. Henzen Marmorkeule mit Inschrift (. . miiniii inip. An.).
Bull. 1871 S. 20.
8. Oe.sterkeich und DonaufOrstentüOmer.
R. Knabl cpigraphisehe Excurse. Mitth. f. Steierm. 17
S 56.
Inscliriften a\is dem Bau, 'it. Mitth. d. Centr. Comm.
1872 S. XCIII.
W. IIknzen Milit.'inliplom, gef in Felsö-N;'nia (Un-
garn). Bull. 1871 S. 145. 1872 8. 48. Vgl. Renier
diplüiiic ntitiluire. t'omptes read. 6 S. 156.
Römische Inschrift ausistrien. Mitth. d. Centr. Comm.
1872 S. XCIII.
Z. .T. Gruic römischer Meilenstein, gef. in Ladjarak
(Milit;ir-Greu.;e). Mitth. d. Centr. Comm. 1871
S. CLXVII.
Inschrift gef bei Mitrovitz. Mitih. d. Centr. Comm.
1871 S. CVIII.
W. Henzen Inschrift aus Mocropolie (Dalmatien).
Bull. 1872 S. 100.
F. PicuLEU die römischen Grabsehriften des norisch-
pannonischen Gebietes. Mitth. d. hi^t. Ver. für
Steiermark 19 S. 77. S. o.
L. Urlichs Inschrift ansPetronell (Carnuntum). Bull.
1872 S. 102. Vgl. V/. Hinzen S. 104.
Reniek Inschriften aus Serbien. Comptes rend. 6
S. 152. 158.
Fr. Kenner neue Alischriften von Römersteinen aus
Sissek. Mitth. d. Centr. Comm. 1872 S CWXII.
G. de' Vigili Ziegeln mit Inschriften aus dem Treu tino.
BulL 1871 S. 211. Vgl. Th. Mjmmsen S.212.
Fr. Kenner ein neuaufgefundener Römerstein aus W icn.
Miith- d. Centr. Comm. 1872 S. C.WX.
9. Orient.
J. H. Mordtmann griechische Inschriften aus Arabia.
Rhein. Mus. 1872 S. 146. 496.
P. ViDAL- Lablache commenlalio de lilnlis fnnehribus
Graecis in A.iia minore, ö. o. C. Cuktius In-
schriften aus Kleinasien. Hermes 7 S. 28. H. Gelzer
kleinasiatische Inschriften. Rhein. Mus. 1872 S. 463.
640. G. PiRBOT iiiie inxcrijilion d'Ancyre. Rev.
arch. 23 S. 20. Fr. Kenner griechisclie Inschrift aus
Erythrae. Wiener Sitzungsber. 71 8.335. O Rvvet
inscription ugnnistique d' H ii liciirnasse. Rev. arch.
24 S. I(i9. C. Clriius Inschrift aus S es tos. Hermes
7 S. 113. R. Berg.mann Inschrift bezüglich auf Zenon
Poleuious Sohn, aus Smyrna. Bull. 1871 S. 78.
E. Certius Inschrift aus Smyrna. .Arch. Zeit. 1871
S. 188. G. P. Heller Insch'rift von Troja. Allg.
Zeit. 1872 Beil. zu No. 7. E. Cdutius Inschrift aus
IHou. Areh. Zeit. 1872 S. 57. H. Scmliemann In-
schriften ans Neu-Ilion. Arch. Zeit. 1871 S. 169.
19*
142
J. DE Witte Inschrift ;uif atliPiiisclier Preisvase aus Cy-
pern. Rev. iirdi. '22 S. 151.
C. Weschei; nol'ica de iiliisieiirs t('..rti-s puliinjiscslcs (;i(i
sc, rencoulreitl pur»ii Icslnucrijiltniis yrcctiuus de I' Ky ijji l e.
Comptes reiid. 1871 S. 275. S. o. Miller lasclirifteii
aus Egypten. Coniptos reiid. 6 S. 170 Neroutsos-
Bf.y llsle de sccuux de inuyislruls c'/iojij/iiics cniiservcs
siM" des anses d uinjdiores. Llnilic. I S. 189. C VVe-
sCHER notices el hjctes des iess'eres el tahlelles i'-gypto-
grecqves upjiiirleiiant i'i Ju li'diliolh'eijiie Nulionule.
Cüiiiptes reud. 1S71 S. h9. Nekoutso.s-Bey drei grie-
chische Inschriften. L'Indic. 1 S. 189. A. Gilly trois
insa'tjitlons liilines. L'Indic. 1 S. 189. Miller In-
sclirift aus Memphis. Rcv. arch. 24 S. 112. Ph.
T.\N der II.\tGHE.\ inscriptions grcaiiies du leniple de
Pliiles. Rcv. arch. 24 S. 342
Ch. Clermont-Ganneau Inscrijitlous (inllinies imkUles
de Pulestine. Rev. arch. 23 S. 398. Grieihische
Inschrift gef. zu .1 er usa letii. Rev. arch. 23 S. 133.
Ch. Clermo-nt-Ganneau uite slltle du teniple de- J.
Rev. arch. 23 S. 214. 290. S. o. J. DEUENBOtmG
iine slhle du temple d'Herode. Jonrn. asiat. 20 S. 178.
M. Schmidt ariecliisehe Inschrift aus Geras a. Neue
Jahrb. 101 S.^814. Vgl. 103 S. 451.
W. II. Waddington inscriptlons f/recf/iics et lutincs de
la Sjir'ie revueiUies el nxplirjuees. S. o. Mine aus
Antiochia im Berliner Museum. L'Indic. 1 S. 98.
G. Colonna Ceccaldi Stele inedite de Ucyroitth.
Rev. arch. 23 S. 253.
10. Russland.
L. Stephani Inschriften und Amphorenhenkel, gef. in
Russland. Compte rend. 1869 S. 191.
11. Schweiz.
E. Mabim.k tiiilel votif u liaulmes (Vaud). Schweizer
Anz. 1871 S. 295.
F. Keller .'\schentopf mit Inschrift gef. zu Kllinon
(Zi;ricii). Schweizer Anz. 1871 S. 261.
Gremaud zwei Inschriften von Morrens. Schweizer
Anz. 1871 S. 222.
W. CoRStiEN etruscische Grabinschrift aus Valtcllina.
Bull. 1871 S. 214. Vgl. V. Planta Schweizer Anz.
1&71 S. 301.
IV. ANHANG. VERMISCHTES.
Kuns tgeschi chte.
LCbke Geschichte der Plastik. S. o.
F. Rebek Kunstgeschichte des Alterthums. S. o.
JuL. Schnatter synchronistische Geschichte der tjilden-
den Künste. S. o.
R. Lepsius über einige egyptische Kunstformen und
ihre Entwickelung. S. o.
J. Oi'PERT Grundzüge der assyrischen Kunst. S. o.
E. Petersen kritische lieirierkungen zur ;iltebten Ge-
schichte der griechischen Kunst. S. o.
Tu. Schreiber (luacsliontini de urtificHin aetalilius in
Pliuii nut. hisl. lihris reUills specimen. S. o. v. Sallet
Küastlerinschriften auf griechischen Münzen. S. o.
A. Allmer Bezeichnung des Künstlernamens durch
plastische Symbole. Bull. 1871 S. 188. Vgl. In-
schriften 6.
W. Henke die Menschen des Michelangelo im Vergleich
mit der Antike. S. o.
E. Magnii» die Polychromie vom künstlerischen Stand-
punkte. S o.
B. Stark Wanderunsen und Wandlungen der Antike.
Prcufs. Jahrb. 26 S 36.
A. TRE.NDiLENiiUuG Thron des am v k laei sehen .-Vpollo.
Bnll. 1871 S. 12t,
II. Brunn über Stil und Zeit des Ilarpy ien-Monuments
von Xanthos. S. ;■.
C. T. Newton new fnit/menis «/' the frleze of Ihe Pur -
Ihenoii. .\cad. 1872 8.283.
A. Flasch Athena Lemnia des Phidias. Bull. 1872
S. .34.
A. Flasch Statue der Minerva Kranaea des Timokles
und Ti marchid es (findet sie in einer Statue des ca-
pit.' Museums Ann. 1864 tav. d'agg. X). Bull. 1871
S. 86.
H. Brunn i doni d'Allulo. Ann. 1870 S. 292. Mon. 9
Taf. 19-21.
O. Donner sul ynippo del Pasqulno ed d sun lisluiiro.
Ann. 1870 S. 75.
F. Ravaisson lu Venus de Mihi. S. o. Vgl. Acad.
1871 S. 414. 433. Valentin die hohe Frau von Milo.
S. o.
A. Flasch Gruppe des Menelaos. Bull. 1871 S. 190.
H. Blümner 15eitr;ige zur Geschichte der griechischen
Malerei. Rhein. .Mns. 26 S. 353.
H. Ulümner über Eiiinaros. Acad. 1871 S. 415.
W. Gerhardt die Composition der Gem.'ilde des Polygnot
in der Lesche zu Delphi. S. o.
G. Wustmann .Apelles Leben und Werke. S. o. Vgl.
Nene Jahrb. 101 S. 785.
K. Dii.THEY archaeologiscbe Streifzüge. III. Einige Ge-
mJilde des Aristides. Rhein. .Mus. 26 S. 2S3. L. Ur-
lichs noch einmal .Aristides. Rhein. Mus. 26 S. 590.
n. l'jiJUNN zweite Vertheidnng der phil ost ra tisch en
Gemiiklc. Neue Jahrb. 103 S. 1. 81. F. Matz Brunns
zweite Vertlieidisruug der philostratischen Gemälde.
Philol. 31 S. 585^
b. M V t h o 1
M. Mlller cssni sur riiisloire des rellyions, Iradnil par
O. Harris. S. o.
G. W. Cüx mylhnJoyif of (/ic Aijiun \iitions. S. o.
E. BuRNüUK ((( leyiuide ulhentenne , i-liide de mylholoyie
coiuparee. S. o.
L. Priller griechische Mythologie. 3. .-Vufl. Bd. 1 von
E. Plicw. S. o.
O. Seemann Götter und Heroen. S. o.
F. WiEsi LEI! comtuenliitin de vurio iisii tridenlis upiid
jiopulos veleres, iiiprimii iipud Gruecos et Romanos.
143
S. o. Commenlalin (ht dü.i Orticcls Rontuiüsqiie (rii/cji-
tem gerentihus. S. o.
J. 13ecki;r Beilil-ige zur römisch -keltischen Mythologie.
Bonner Jahrb. 50 S. 161.
J. OsERBECK griechische Knnstmythologie. 2. Bd. Be-
sonderer Tlieil. 1. Bd. 1. Buch: Zeus. So. O. J.vhn
die Enttiihrung der Europa auf antiken Kunstwerken.
Denkschr. d. Wien. Ac. 19 S. 1. J. Overbeck de
lonc tcUuris nnn hinue dea. S. o. Hignarü le mylhe
d'Io. S. o. .\. Heron de ViLLEFOssE Cariciitiire oii-
iUjue de Ganyini-de. Kev. arch. 22 S 373.
R. Purster Verehrung der Hera in Sicihen. Arch. Zeit.
1S71 S. 128.
K. Strxjbe Studien über Jen Bilderkreis von Eleusis.
S. o.
L. IIeuzey ApoUon et niuue, dieiix ftincruires. Rev.
arch. 22 S. 247. F. VVieseler über den delphischen
Dreit'uls. S. o.
K. Lehrs zum Arte niiscultus. Rhein. Mus. 26 S. 638.
Er. Wieselir über ein bisher nicht richtig erkanntes
wichtiges Attribut des Vulcanus. Gott. Nachr. 1872
S. 125 J. Friedlaenoer über das von Hrn. Prot'.
Wieseler gefundene „bisher nicht richtig erkannte wich-
tige Attribut des Vulcan." Arch. Zeit. 1871 S. 162.
F. Wieseler das Heerd- und Feners_ymbol bei Vulcanus.
Arch. Zeit. 1872 8. 69. Erwiderung von J. Fkied-
LAENDER cbend. S. 71.
F. Imhoof-Blumer die Flügelgestalten der Athen a und
Nike auf Münzen. S. o. G. Hirschfel» Atliena
unti Marsyas. Winckelmannsprogranim. S. o. H.
G. LoLLiNG de Medusa. S. o.
A. Preüner Eutvvickelung des Venusideals. Arch. Zeit.
1872 S. 100.
Ch. Feoix Merciir lus, Murs el lu meine Mar.
L'Indic. 1 S. 146.
A. Rapp die M.'inade im griechischen Cultus, in der
Kunst und Poesie. Rhein. Mus. 1872 S. 1. 562.
L. Stephani Eroten mit musikalischen Instrumenten
aus Kerlsch. Compte rend. 1869 S. 184.
J. H. Kr.\li!:E die Musen, Grazien, Hören \niil Nymphen
mit Betrachtung der Flussgötter in philologischer, my-
thisch-religiöser und kunstarchjiologischcr Beziehung.
S. o. E. Plevv Polymnia-Hebe? 'Ncuc J;dirb. 1872
S. 314.
A. Rosenberg de Erinynin religlone , ciiHii , 'iiiwgiiü-
biis. S. o.
H. Heydemann Darstellung der Windgötter. Arcli.
Zeit. 1871 S. 94. L. Stephani Boreas und die Bo-
readcu. Petersburg. S. o.
C. Wach.^mi:th Drymien und Drymata. Rhein. Mus.
1872 S. 342. Vgl. S. 634.
D. Comparetti die Strafe des Tantalus nach Pindar.
S. 0.
L. Stephani über Darstellungen des trunkenen Hera-
kles. Compte rend. 1869 S, 156.
H. Heydemann Meleagers Tod. Arch. Zeit. 1871
S. 116.
E. ViNET Amphiaraus. Rev. arch. 22 S. 253.
H. Heydemann Hippolytus und Ph.-idra. Arch. Zeit.
1871 S. 157.
H. Heydemann Flucht des Aeneas aus Troja. Arch.
Zeit. 1871 S. 118.
L. Stephani über antike Darstellungen von Hausthieren,
ihr Verh.'iltnis unter einander, zu den Menschen und
zu den Göttern. Compte rend. 18G9 S. 19.
Ij. Stephani über die prophylaktische Kraft von
Widderköpfen u. a. Cumj)te rend. 1869 S. 128.
c. A 1 1 e r t h ü in e r.
1. Allgemeines.
J. H. SciUBART philologiscli-archaeologische Bemerkun-
gen und Gegenbemerkungen. Neue Jahrb. 1872 S 169.
DU Mesnil-Morigny' histoiro de VEcono'nie poJitir/n« des
ancieiis pciipics de Vinde, de l'Egifple, de lu Gr'ece.
S. o.
L. HüuzEV antike Kostümkunde. Acad. 1872 S. 187.
E. Le Blant le deliichement de la pulrie. S. o.
H. Pfannenschmidt das Weihwasser im heidnischen und
christlichen Cultus. S. o.
E. aus'm Weerth Entwickelung des Mediciualwesens im
Alterthum. Arch. Zeit. 1871 S. 179.
E. Delamont nnl'ice hlstorhiue siir Ut )insle utix letlres
diuis V II II tiqitite el en France. S. o.
J. Fuiedlaenüer das Silphium. Nnm. Zcitsclir. 1871
S. 430.
L. Tallandini snlla qUinuslka 'greea u roinana. Riv.
fil. lett. 1872 S. 21. i
L. Stepham über Infibulatiün. Compte rend. 1809 S. 149.
L. Stephani ül)er das Kottabosspiel. Comjite rend. 1869
S. 219. A. Klügmann das Skaperdaspiel. Bull. 1.S71
S. 40. Arch. Zeit. 1871 S. 40. H. Heydemann das
Morraspiel. Arch. Zeit. 1871 8. 151. L. Bruzza ül)er
die zu Würfelspielen dienenden Tafeln. Bull. 1871
S. 68.
L., Stephani über Weintrinken der Frauen im .-\Itertlium.
Compte rend. 1S69 S. 167.
A. Delove des cornua des llores duns l'anl'iqv'ite. ä jiro-
pos du deitx pellles cornes en bronze du iMusee Caluut.
LTudic. 1 S. 154.
Ueber Email bei den Alten. L'Indic. 1 S. 109. Gebrauch
und Bearbeitung des Eisens in Bnt«nnieu unter der
Herrschaft der Römer. L'Indic. 1 S. 106. Cn. Lenor-
MANT nnte siir im fragmeni d'un vase myrrhin. Rev.
arch. 24 S. 163. IL Schuermans diicouvertes d'am ■
hre en Uelgiqiie. L'Indic. 1 S. 147.
W. Helbig Pferde mit eingravirter Amjihora bezeichnet.
Bull. 1871 S. 118.
A. Allmer Darstellung der Mysten auf Sarkophagen.
Bull. 1871 S. 186.
Bruzza über die Verwendung von Zieseln bei SchifTen
Bull. 1872 S. 135.
2. Griechische.
K. Fr. Heraiann Lehrbuch der griechischen Privafaller-
thi'nner mit Einschluss der Hechtsalterthümer. S. o.
B. SciLMiDT das N'olkslebeu der Neugriechen und das
hclleüische .Alterthum. S. o.
C. C Badm! la jemme grecifue, clude de ta vie i(ii(/(/ife:
La feiiiiiie daiis les tenijis legendaires. 8. o.
144
Hiebst über Festungen und Festunjjskricg der Grieclien
von den ;i. testen Zeiten bis auf die Seldaciit bei Cliae-
ronea. S. o.
H. DüNDORFF der Verfall des hellenischen Lebens in der
Zeit von 40l)-338. Berl. Gyrnn. Zeitschr. 1872 S. 527.
H. WiTTiCH das Stadion an den grieehischen Rennbah-
nen. .\reh. Zeil. 1871 S. 37.
N. \Vecklein Studien zur scenisclien Arch.-iologie.
Pbdül. 31 6.435.
Bewegliche Srh r i ftzeich e n bei den Griechen. L'Indic.
1 S. 133.
K. LUGEBIL zur Geschichte der Staatsverfassung von
Athen. S. o. A Dumont In pnpuliil'ion de l'Alliquc
d'iijir'es las inscripl'tniis rccuinnimil drcmwi^rlcs. Journ.
des Sav. 1871 ö. 639. S. o. M. Isr.hR das lliirger-
rccht der Plat;ier ui Athen. Neue Jahrb. 103 S. 109.
L. DK KoNCHAUu Ic jii'plns d' AllitUii! Porlhcnos, etiide
snr les tayisseries dans l'onlUiuile et s\ir fiirr ciiijiloi
dtins i'urchU'Cctiire , et sprciuleiin-iil diins la di'xoriilioii
du l'uitehiion. Rev. aich. 23 S. 245. 309. 390. 24
S. 8i) 11. li.jSY csstü sur le drnll ]irio(i alheiikn. H o.
II. ILagkr oh ihe lüsungelia. Journ. of l'hil. 4 S. 74.
E L. HiCKS «ji Ihe Athen'iun Proedri. Journ. of
Pliil. 3 S. 169. O. G.i.BLKT die Fesizeit der atiischen
Dionybien. S. o.
C. TR.LBtR Forschungen zur s]) a rf a n i seh e n Verfas-
suiigsgeschichte. S o. II. K. Stkin das spar'anische
Ejiliorat in seiner ersten Entwicklung bis auf Cheilon.
ö. o.
3. Römische.
L. Fbiejl.\nder Darstellungen aus der Sittengeschichte.
So.
H. W. SroLL Bilder aus dem altrümisehen Leben. S o.
Th. Mommskn r(imischi-s Staatsrecht. S. o. P. Willems
le droit public romniii dc/mis l'oriißne de Ron>e jusqn'ä
Voiislunliii lu Grund, ou les ojifii/iiifB.s romains eiivi-
siigees uu poinl de vue d'inslHulioiis poUtiiines. S. o.
J. LiFour hisloire de lu poptilalion. La popiihilion
duns l'uuüquite « [tome et chez les Hchreux. S. o.
S. IL RRLiCH de Aerar'io et Fiscn RoniinKirum (jiuiesüones.
S o. L. BoUluvku eliide sitr rudiuhiislriilion des
finiiiices de Vernjire rnmuin duiis les derniers teiiips de
siin existenve. ü. o.
A. BoNN'LTTV dnciiiiiejüs hisliiricjues s\ir hi reliijinn des
Roittdins et snr lu ciinnitissunce qu ils ont pti unnir des
trudilinns bibinjues pur leiirs ruppnrts tivec les Jiiifs.
S. o \ BuucHK - Li.CLEiicci les pontlfes de l'un-
vienne Rome. S. ü. H. IIenzln CoUegium der Ar-
valbrüdcr. Arch. Zeit. 1871 S. 88. A. W. Zumpt
über die Lustra der Römer. Rhein. Mus. 26 S. 1.
A. Dryg.\s de jure iinaglmim upiid Romanos. S. o.
E. DE RiGGiERo la Gens in Roma uvanti lu formuztone
del Conuiiie. Critica 1 S. 22. 111.
G. F. U.NGER der römische Jahresnagel. Philol. 32 S. 531.
Fr. D. Gerl.\ch griechischer Eiufluss in Rom. S. o.
B.^CKMUND über die Consulwahl im Jahre 63 v. Chr.
Bayer. Gymn. Bliitter 1871 S. 1. H. F. Stobbe zum
Capitel von den Consules suffecti unter den Kai-
sern. Philol. 31 S. 263.
D. B. MoNRO Oll the pedarii in ilie j-oiikiii .seiiafc.
Journ. of Phil. 4 S. 113. C. B.\rdt die Senatsitzungs-
tage der sp.-itern Republik. Hermes 7 S. 14.
A. FoRBiGER Rom im Zeitalter der Antonine. S. o.
H. F. SronBE die Tri bunen j ahre der römischen Kai-
ser. Philol. 32 S. 1.
Cl. Lamarke de la mUice romaine depuis la foiulallon
de /lOiiic jus(ju'ü Constanlin. S. o. A. Müllkr die
Ausrüstung und Bewaft'nung des römischen Heeres in
der Kaiserzeit. S. o. F. RoBioti le recriilemenl de
V Etui - Major et des i'(jtiipucfes duns les flottes ro-
jiKiiiics «» temjis de la rcpubHijue. Rev. arch. 24 S. 95.
142. CiL Robert siir les urmees romuines et leur em-
phicrment. Com]ites rend. 1871 S. 483. W. Ih.NZEN
Milit.-irdiplome. Arch. Zeit. 1871 S. 176. Bull.
1871 S. 145. 1872 S. 48. Vgl. Comptcs rend. 6 S. 156.
J. P. JöRGENSEN de iiiiMiicijiiis et coloniis ueiute impe-
rulormn Romanorwn ex cunuhts leglomun ortls. S. o.
L. Friedländer de cerlumlne circensi diversio uppel-
luto. S. o.
C. Mancini la legge Vipsunia che unificit U sistemu me-
Irico e monetario neW im]iero romuno. Giorn. degli
scavi 2 S. 182.
R. GoicoERROTEA hrevBS upnntes sobre la casu y los
muchles de los Romanos. Rev. de Espaiia 26 S. 161.
A. ALVARftz la glotoneria en Roma. Rev, de Espaha 28
S. 489.
Keppel ein Bruchstück aus dem „Weinbau der alten
Römer." Bayer. Gym. Blätter 1872 S. 143.
E. Flouest antike Rasirmesser. L'Indic. 1 S. 191.
aüs'm Weeuth römische Pfeile get. bei Xanten. Bonner
Jahrb. 52 S. 175.
Waddington fastes des Provinccs Asiuliqiies de l'empire
romuln depuis leur oriyine jiisqii'uu regne de Uioeletien.
S. o.
J. J. Müller die I'amilie der Camiller in Helveticn.
Schweizer Anz. 1871 S. 296.
d, Litteratur und Geschichte.
G. Kinkel Euripides und die bildende Kunst. S. o.
C L. KwsFK Fluvii Philoslruli opera aiicl. ed. yicce-
diint Ajxdlnirii eiiislnlue, lüisebins adv. Uierociein, Phi-
loslruli jnnioris iiiiagines, Cullislruti descripliones. S. o.
H. (iRiMM Eiufluss des Pb. i lost rat US auf die Kunst
der Kenaissance. Arch. Zeit. 1872 S. 43.
L. Stepiiam purerga urchueologicu. No. 28 über Pau-
sanias I 20, 1. S. o.
L. Q.iciiEKAT lYoiiii Murcelli peripulelici Tnbursicen-
sis de compendiosu doctrina ad /i/iiiiii. S. o.
G. J. Cron coHiiiißiifafio de oraculi Siphniis editi vi
uc potestute. S. o.
C. Bücher de geilte Aetolicu umphictyoniae participe.
S. o.
A. BEca DE FouQUiERES Aspasie de Milel, eludc hi.ilo-
riqtie et morale. S. o.
P. Vidal-Lablaciik Herode Atlicus, elude crilique
sur sa vle. S. o.
V. Dlruv hisloire des Romains depuis les lemps les plus
recules justjn'a lu fin du regne des Anlonins S. o.
145
A. F. Motte etiiile siir Agrippti. S. o.
G. G. IIuDF.MANN die Baucniaurstiiiide in Gallien vv.'ihrfnd
der rüiiiischen Kaiserzeit. S. o.
A. Kalina de foiilihvs u]ni(l veteres sciijitorcx inii
Suvromaturum res perliiti'nl. S. o.
e. Germanisches, Celtisches, Prae historisch es.
L. Lindenschmitt üljcr die Alterthiimer unsrer heid-
nischen Vorzeit. S. o.
Dicl'ionna'iro urchcoJnifUjnc de la GaiiJa, ejxxjtie celtique,
jinblU' pur ht comiiiis.s'io» ((<-' hi lojiograph'n: des Guiih.s.
S. 0. It. DE BkLLOGUET ethitoijrilie yaiilnisc. Glossa'ire
yaiilois, avcc deux: tahleatix ijeiicraiix de ht laiiyue
ijdiilolse. S. o.
II. M\RTiN etudes d'urrhenlogie cettuiiie. Notes de
voyiige daiis les pays cellKpies et scandhtaves. S. o.
H. nu Ci.suziou de la poterie gduloise, Hilde sur la
collection Charvet. S. o.
A. DE Barthkle.my les liberles gauloises sous la dowliia-
tion romulne, de ('«« 50 it l'itn 27 av. J. C. S. o.
A. DE B\hthki.emy liste des mols rehves sur les mon-
ituies gauloises. S. o.
'C. A. Duc/s les Allobroges sous la n'publiqiie romaine
L'Indic. 1 S. 80.
H. AuBois DE JuBAiN VIELE his Ciinbres et les Kiiniri
Rev. arch. 24 S. 39.
E. Wdielfz tiotes sur des sepultitrcs gauloises decou-
vertes prits de Vertieuil (Oise) au tiitu dil le Trem-
bluyc. L'Iiidic. 1 S. 75.
G. DE M . . . les gaulois de Marzuhotlo daiis l'Jpenniii
Rev. arch. 22 S, 288.
Congress von Bologna. Rev. arch. 22 S 327. Prae-
hi.storisehes aus Yorkshire. Rev, an li. 23 S. 'J07. Vom
Cap Blanc-Nez. Rev. arch. 23 S. 4(i6. Aus Dep. de
la Marne. Rev. arch. 23 S 335.
f. Christliches.
R. Garrucci storia deW arle crisliuua iiei primi otto
secoti della cliiesa. S. o.
F. X. Kraus die christliche Kunst in ihren frühesten An-
fängen. S. o.
J. üii'PEL Unterschied der cliristlichen von der antiken
Kunst. Org. f. Christi. K. 1871 S. 260.
J. P. Richter christliche Architektur und Plastik in Rom
vor Consfantin dem Giol'sen. S. o.
G. B. de Rossi mnsaici crisliuni e saygi dei pavimenti
delte clüesi: di Roma anteriori al sevolo XV. Lief. 1
und 2. S. 0. R. Scholl christliche Mosaiken von
Ravenna. Arch. Zeit. 1871 S. 91.
S. Cavali.ari sul sarcofayo ritiovato nelle catacondie di
Siracusa iiel giuguo 1872. Bull. Sic. No. 5 S. 22. Vyl.
J. ÜAiyNi aiuwtazioiii sul surcofago rinvenuto in Si-
racusa. Ebend. S. 27.
A. Fern.-indez-Guerka el libro de Suiitona (christliche
Insclirift). S. o.
Le Blant recherdtes sur Vaccusation de magio dirigee
coulre les preniiers chreliens. S. o.
Fr. X. Kraus das Spotterucifix vom Palatin und ein
nenentdecktes Graffito. S. o.
Fr. Kraus die Blutampullen der römischen Kataconiben.
S. o. Vgl. o. Topographie
Fr. LiVERANi le calacomhe e antichilä cristianc di Cliiusi.
S. o.
A. Dumont Sarkophag aus Salona mit christlichen Dar-
stellungen. Rev. arch. 23 8. 120.
A. DuMONT christliche Inschriften aus Salona. Rev. arch
23 S. 122.
E. LE Blant christliche Inseln iften ans Rom. Rev. arch.
23 S. 126.
g. Biographie.
C. .TusTi der Cardinal Alexander Alb an i. Preufs. Jahrb.
28 S. 348. 337.
Dr. Fickler, Nekrolog. Allg. Zeit. 1871 No. 351—357.
R. Kf.kulr C. Friederichs. Liitzovvs Zeitschr. Beiblatt
7 S. 127. Vgl. C. Schnaase christl. Kunstbl. 1872.
a p t
J. Karabacek Chr. W. II über, eine Gedächtnisrede.
Num. Zeitschr. 1871 S. V.
C. JusTi Raphael Mengs. Preufs. Jahrb. 28 S. 109.
C. JusTi W inckelm an n, sein Leben, seine Werke und
seine Zeitgenossen. Bd. 2. S. o.
146
VERZEICHNISS DER MITARBEITER.
Adler (F.), Berlin.
Uli chn füll (J. J.), Basel.
niirlh (H.), Berlin f.
liaunitilsler (A.), S'ral'sburg.
lieckar (J), Frankfurt a. JM.
ISenmlorf (0.), Prag.
Uergau (/{.), Nürnberg.
licrgk (1%.), Bonn.
Bhxh (Silin.), London.
lilüniiier (H.), Breslau.
Uöckh (A.), Berlin f.
Botlkher (K.), Berlin.
üorghesi (Graf li.), S. Marino f-
ISnnin (IC), Rom f.
lininn [H ), München.
6*«rsJ«ii (K.), Jena.
Chduü«)-; (X.), Palermo.
Cuvedoiii (Cd.), Modena f.
Chtisl (K.), Heidelberg.
Concsluhile (Graf G. C), Perugia.
C"ii=e (/!.), Wien.
Curtius {(/■), Wesel.
Curt'uis (£.), Berlin.
Dctlefsen (ü.), Glückstadt.
Diintzcr (H), Köln.
Engclmann (iJ), Berlin.
Erbhim (G.), Berlin.
Fic/.-((;r (C. ß. A.), Mannheim f-
Förster (R), Breslau.
Fo)-c/i/wiiiiiiic'i- (P. ir.), Kiel.
Franz (J.), Berlin f.
Fr'tch (O.), Potsdam.
FrJt'(/«ricli.<t (K.), Berlin t-
Friedluendcr (Jtil.), Berlin.
Friedlucnder (L.), Königsberg.
Froeltiier (W.), Paris.
Gacdechens (R), Jena.
Gurrncci (R.), Rom.
Gerhard (E.), Berlin f.
Görlz (C), Moskau.
GöllliDg (K.), Jena f-
Graser (15.), Berlin.
Grnlefend (C. L.), Hannover.
Gni-(i/f (ir.), Wien.
Heibig (IV.), Rom.
Henzen (II'.), Rom.
Ilcrchcr (R.), Berlin.
//('Diuoin (K. F.), Göttingen f.
Hertz (M.), Breslau.
Herzog (E), Tübingen.
Hcttncr (//.), Dresden.
Hcydcmuiin (H.), Berlin.
Hlrzel (H.), Rom f.
Hirsclifehl (G.), Athen.
Horkc.l (J.), Magdeburg f.
Hiihner (E.), Berlin.
Jahn (0.), Bonn f.
Jan (K. «.), Landsberg a. d. W.
Janssen (L. F.), Leiden f-
Jordan (//.), Königsberg.
Kandier (P.), Triest.
Keil (K.), Schulpforte f.
KehuU (R.), Bonn.
Kenner (F.), Wien.
Kiepert (/f.), Berlin.
KtesslJHt; (^.), Greifswald.
Kirchliojl (A.), Berlin.
Klein (K.), Mainz f.
KUigmann (/4.), Rom.
Köhler (U.), Strafsburg.
Koner (W.), Berlin.
Kniger (G.), Halle.
Lachmann (K.), Berlin f.
Lajard (F.), Paris f.
Ldiff)- (J. F.), Berlin f.
Lepsius (K.), Berlin.
Lersch (L.), Bonn f.
Leutsch (E. v.), Göttingen.
Lindenschmil (L.), Mainz.
Lnhde (L), Berlin.
L,ogio(«(i(fc,s- (S.), .\egina.
Lloyd (fV. W.), London.
Litders {().), .\then.
Lugchil (C), Petersburg.
Malz (F.), Göttingen.
Meinel-e (A.), Berlin f-
Merchlin (L.), Uorpat f.
Merkel (R.), Quedlinburg.
Meier (H.), Zürich.
Michaelis (A.), Strafsburg.
Minervini (G.), Neapel.
Mommsen (Tli.), Berlin.
Movers (F. C), Breslau f-
MiiUenholf (K.), Berlin.
MülJer (Li.), Kopenhagen.
JV/iirrai; (A. S.), London
Newton (Ch. T.), London.
Nissen (//.). Marburg.
Ojipermann (A.), Paris.
OsHii» (F.), Giessen f.
Overbeck (J.), Leipzig.
Punnfka (Th.), Berlin f-
Papusliotis (G.), Athen.
PurJk'y (G.), Berlin t-
Paiicker (C. v.), Dorpat.
Peirnt (G.), Paris.
Pcrvanoglii (P.), Triest.
Petersen (Ch-), Hamburg f.
Petersen (£■), Husum.
Preller (L.), Weinuir f.
Prokesch-Osten (Frhr.v.), Constanti-
nopel.
Pnlszky (F. v.), Pesth.
P>jl (Th.), Greifswald.
Ranguhe (R.), Athen.
Ruthgeber (G.), Gotha.
Rji»soj)ii?os (A.), .\fhen.
Röchelte (Baoul), Paris f.
Ross (L.), Halle f-
Roiilez (J.), Brüssel.
Riihl (S. L.), Kassel.
Salinus (/!.), Palermo.
Schaefer (A.), Bonn.
Scharf!' (G.), London.
Schulbuch (R.), Potsdam.
Sc/ilic (F.), Waren.
Sc/i/icHKiii» (R.), .\then.
Sc/imi(f( (L.), Marburg.
Schmitz {W.), Köln.
Sc7iö(f (A.), Weimar.
Schöne (A.), Erlangen.
Schöne (R.), Berlin.
Schott (ir.), Berlin.
Schiibart (J. H. Ch), Kassel.
Schnbring (J), Berlin.
Schulz (H. M'.), Dresden -f-
Schulze (E.), Gotha.
Sc/iicdbc (L.), Tüljingen.
Smith (S. ISlrket), Kopenhagen.
Stark (K. li.), Heidelberg.
Stalin (Chr. F. von), Stuttgart.
stein (H.), Danzig.
Sleiihanl (L.). Petersburg.
Struck (H.), Berlin.
Urlkhs (L.). Würzhurg.
Vchen {A. v.), Athen f.
Vlscher (11'.), Basel.
Waagen (G.), Berlin f-
147
JVinh.imiith (C), Gi'ittingen.
Walz (f/i.), Tübingen f-
aus'm Wem-th (/i.), Bonn.
Wehh-r (F. G.), Bonn f.
Weniger (L.), Breslan.
IVleseler (F.), Göttingen.
Wilmiiiiiif: (G), Stri\rsburg.
Witte (J. de), Paris.
WMch (H.), Berlin.
Woljf (G.), Berlin.
Wiisliimann (E. F.), Gotha f-
Xahn (!!'.), Berlin f-
Ziingemelster (K.), Gotha.
Ztimjit (A. W.), Berlin.
(Juni ISTo.)
ArclKioWs. Ziff., Jnlirg.ing XXX.
20
148
SCHLÜSSWORT.
Mit dem Schluss des Jahrgangs 1872 legt der Unterzeichnete die Redaetion der archäologischen
Zeitung, welche er von E. Gerhard und 0. Jahn übernommen und fünf Jahre lang unter der Mitwirkung
der Herren E. Curtius und C. Friederichs gefuhrt hat, nieder, um für eigene Arbeiten mehr Zeit zu
gewinnen, in der Ueberzeugung, dass der Sache daraus kein Schaden erwachsen wird. Vielmehr sind die
fortgesetzten Bemühungen desselben, das Unternehmen auf eine gesichertere Grundlage zu stellen, nicht
erfolglos geblieben.
Die Leitung des Blattes übernehmen vom neuen Jahrgang an die Herren E. Curtius (Matthäikirch-
strafse 4) und R. Schöne (Hohenzollernstrafse 14); auch werde ich es, wo es irgend die Interessen der
Zeitschrift erheischen, an meiner Mitwirkung nicht fehlen lassen.
Briefe und Sendungen für die archäologische Zeitung ebenso wie für die hiesige archäologische
Gesellschaft sind an die Adresse der oben genannten Herren oder an die Verlagsbuchhandlung des Herrn
Georg Reimer (Anhaltische Strafse 12) zu richten.
Berlin im Juni 1873. E. Hühner
(Ahornstrafse 4).
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Avvhiiaib(jis(hi: '/.riiimq W72.
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UMGEBUNG
NACH EINEM PLAN VON SAVl
(' .CALCARA
.•XOPlUPPE von FICHTEN
CONTRADA MANICALU:
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3^'UOP UL 1 S 1IA\1 ( ,ftO I . \ . V V'/
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■/C BONSICfNORE
TüPOdllAFIllM Vn.V SKLIXI'NT
l'lVll
Ij'MUEBUNfiKN
NACH EINEM l'I.AM \'0N SAVflHlü CAVALI.ARl.
l'l ;.'T.\ CDTEI.F.SI
.•;<GRL'PPK VilN FICHTEN
'■■^'si-s;
'^ ^ ' N C H E S
Taf. 71.
EnKiJiRvxG.
t Altar
* .Itu Aifuaiivktf
■5. AUf Tfümnrr
T. Altar drrXrTTOpalirBaqhtux».
/. Altar- t/trJVrcrtrfialKe Galera .
J NordhfiifrRiiiifiimk/ drr Stadt
lO Aufyänffr und There .
II- Stadtmaurrn.
ISIiLaUmUn
/fr. frl-th^ar-bfiiunaai .
A> Äetifinm (lebaudfnB.Thinrilbfn.
le. TheaifT.
ly. Groftr Anlni/e.
IS. Mnuerthü fn'ie .
LO Sftte dtr Uliftten Mauer
W Tlior
f/. Aat^rabuHQtH rim IS£7.
Vi. yorJtfmf,r/ .I^Alinjitlu IT)).
'H. Hrraklfxir,nj,A (C>.
■it Atdiniiff fB}
tS. Skdlexyift dfpAltffiiaUf ^}.
M TrffTfte iiir Aaita .
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£* &<nj/ihmyet Tktr dir Air^tfü
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-S 33. Qaauniairr .
^rS,3*.3S.ll,Mf drr Quaxmauei:
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ST. AfutietrmpA (dl.
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3i> HerrtrmpA(EI
iO Fiuulnt naer nmufdtm tnjrhnß.
*/. TrUifnipArntfiurm
43- taininijjiion.fluius
4* U.uif drr t!r.runJhniT Palix^.
W. Allf Brannrn ,
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