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Full text of "Archiv der Pharmazie und Berichte der Deutschen pharmazeutischen Gesellschaft"

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des 



APOTHEKER-YEREmS 



in 



Norddeutschland. 



Herausgegeben 



von 



^etttridj 1ll0acheitr0>er utt> iTuliti^iQ pltt). 



Erister Band 



im 



Sertürner* sehen Vereinsjahr. 



Hannover. 

Im Verlage der Hahn'schen Hofbuchhandlung. 

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DER 



PHARHACIE, 

eine Zeitschrift 

des 

Apotheker - Vereins in Norddeutschland. 



Zweite Reihe. XLV. Band. 
Der ganzen Folge XCV. Band. 



Herausgegeben 



von 



unter 

Mitwirkung des Directorii 

und der Herren von Baumhautr^ Busch^ DußoSf Du MSnily Geiteler^ 
Heritog^ Hornungy Jahn^ Laube^ Meurer^ Müller^ Oberdör/fer^ Osswald, 

Reichey Schwache^ 



SStxtnxmx^f^t9 1ttxt%wja\fx. 



^' I 1 1 



Hannover. 

Im Verlage der Hahn*schen Hofbuchhandlung. 

t S 4 •. 



Inhal tsanz eige, 

Xrs tes M ef$. 

Erste Abtheilung. 

I. Physik, Chemie und praktische Pharmacie. Seite 

Bemerkungen über Bereitung, Prüfung und Aufbewahrung des Chlor- 
wassers ; von Dr. G e i s e I e r, Apoth. zu Königsb. i. d. Neumark. 1 
Versuche über das Pektin; von Fr. Jahn, Medicinalassessor und 

Apotheker zu Meiningen 24 

Ein Beitrag zur Toxikologie ; von Dr. Fr. M e u r e r 44 

Chemische Notizen ; von Du M e n i 1 , Geh. Ober-Bergcommissär .... 48 

Ueber Fermcntoleum Chaerophylli ; von Dr. L. F. Bley,.... 50 

II. Monatsbericht. 

Einwirkung der seh wefl. Säure auf d. alkalisch. Sulfilde S. 51. — Ein- 
wirkung des Chlors auf Oxyde u. Salze 52. — Salpetergewinnung 
b. d. Seifenfabrication 53. — Zersetzungsproducte der phosphor- 
sauren Magnesia 53. — Darstellung des durch Wasserstoflgas 
reducirten Eisens 54. — Veränderung des Quecksilberchlorids 
durch verschied. Präparate 55. — Doppelsalz aus Quecksilber- 
chlorid u. essigsaurem Kupferoxy^ 55. — Aurum muriaticnm 
natronatum 56. — Modificat. des Marsh'schen Apparats 56. — Um- 
wand}, d. Asparagins in bernsteins. Ammoniak 57. — Darstellung 
der Benzoesäure 57. — Prüfung des Weinessigs auf Schwefel- 
säure 57. — Ueber das Achillein 58. — ^.Zusammensetzung des 
wesentlichen Oeles vom schwarzen Senf 59. — Verfälschung 
des Honigs mit Stärkezucker 62. — Eine neue Art Opium 
63. — Angelikabalsam und Sumbulolsäure 63. -— Hippursaure • 
Salze 64. — Harnsaure Sedimente 64. — Vorkommen der Harn- 
säure im Blute Gichtkranker 65. — Harn einiger Pflanzenfresser 
66. — Bildung des Guano 69. — Bestandth. d. Guano 69. — Zucker 
im Schwei(se eines an Ephidrosis Leidenden 69. » M i s c e 1 1 e n 70 

III. Literatur und Kritik 73 

Zweite Abtheilung. 

Vereinszeitung. 
1 ) Vereins - Angelegenheiten. 

Vortrag in der Generalversammlung des Apothekervereins in Nord- 
dentschland u. bei der Feier des 25jährigen Jubelfestes seines 
Bestehens, gehalten su Dresden am 8., 9. und 10. September 
1845, vom Oberdirector Dr. L. F.Bley 81 

Biographische Denkmale. 

Nekrolog. Gewidmet dem Andenken des Dr. Sertürner in Ha- 
meln, bei Gelegenheit seiner Gedächtnissfeier in der General- 
versamml. des Apothekerver. in Dresden; von Dr. Wittin g 99 
Dem Andenken eines Ehrenmannes, des Apoth. Graf in Weissenfeis 106 

Nekrolog 107 

Veränderungen in den Kreisen des Vereins 107 

Ehrenmitgliedschaffc. . , . , , , 110 

Notizen aus der General-Correspondenz des Vereins r*.*«« 110 

Dankschreiben , , , » 111 

Sechzehntes Verzeichniss der Beiträge zur Brandes - Stiftung 112 

5«nJ^ 113 

Bericht über die zu Harzburg gehalt. Kreis versamml. des Vicednrecto* 
riumsBraunschw. am23.Julil845, mitgeth.vonDr.C. Herzog 113 



VI Inhaltsanzeige. 

Seite 

2) Medicinal - Gesetzgebung. 

Bekanntmach., die Neu jahrsgesch. derApotb. betr., vom 25. Nov. 1845 123 

3) Eingriffe in die Rechte der Apotheker 123 

4) Vorschläge zur Unterstützung der Gehülfen. 

Ansichten eines Apothekergehülfen über Unt^rstützungs-Anstalten 

für ausgediente, mittellose, würd. Apothekergeh., v. T. K. B u seh 124 

5) Warnung, verfälschtes Wachs betreffend 126 

6) Allgemeiner Anzeiger. 

Preisfrage der Königl. Academie gemeinnütziger Wissenschaften in 
Erfurt S. 127. — Lehrlingsgesuch 128. — Berichtigung 128. 

Zwe ites M eft. 

Erste Abtheilung. 

1. Physik, Chemie und praktische Pharmacie. 

Versuche über das Pektin; von Fr. Jahn, Medicinalass. u. Apoth. 

zu Meiningen (Forlsetzung.) 129 

Ueber die Prüfung des Copaivabalsaras ; von Dr. Oberdörffer, 

Apotheker in Hamburg 172 

Vorläufige Mittheilung über ein sehr allgemein wirksames che- . 

misches Gegenmittel gegen Vergiftungen durch Metallgifte und 

Cyanverbindurtgen ; von Dr. D u f 1 s 176 

II. Naturgeschichte und Pharmakognosie. 

Ueber Lycopodium. (ßrieiliche Mittheilung von Reiche, Apoth. 

in Hohenstein^an Dr. Bley.) i80 

Kleine botan. Notizen. (Briefl. mitgeth. vonE. H a m p e an Dr. Bl ey.) 184 

III. Monatsbericht. 

Arsenikalische Substanzen in den Wässern von Hammam-Mes- 
coutine bei Algier S. 185. — Analyse der Ferdinandsquelle bei 
Marienbad 185. — Doppelte Vergiftung durch Kali hydrocyanic. 
186. — Aeusserl. Vergift. durch Schvi^einf. Grün 186. — Ueber 
KartofiFelfuselöl 187.— Producte a. bitt. Mandeln 189. — Zucker- 
gährung 190. — Verfälsch, des Scanimoninms u. ihre Erken- 
nung 191. — Manna des Handels 192. — Einige jüngst im 
engl. Handel erscheinende seltene Sorten Rhabarber 19S. — - Un«- 
tersuchung der Asche von Conium maculatum u. Digitalis pur-« 
pnrea 194. — Vergiftung mit Oxalsäure 195. — Das Mikroskop 
im Dienste der Medicin 196. — Verbesserte Stearinsäurebereit. 
200. — Untersuch, der Seife 200. — Analyse eines Speichelsteins 
vom Pferde 201.— Löslichkeit des Ei weisses 201. — Miscellen. 202 

IV. Literatur und Kritik 206 

Zweite Abtheilung. 

Vereinszeitung. 

1) Denkschrift Betreffendes. 

Erwidemng der Redaction der Denkschrift über den jetzigen Zu- 
0tand und die Verhältnisse der Pharmacie in Deutschland gegen 
die Beurtheilnng derselben vom Herrn Geh. Medicinal rathe Dr. 
Fischer in Erfurt. 209 

Zuschrift von Behörden, die Denkschrift betreffend 217 

2) Medicinal -Gesetzgebung 217 



Inhaltsanzeige. vu 

3) Schatz der Rechte der Apotheker. Seite 

Anszug aus dem Hauptprotocolle des Obermedicinal-CoUegiums 218 

4) Mängel im MediciDalwesen. 

Ueber die Erörterung der aber pharmaceutische Zustände, Wün- 
sche und Vorschläge erschienenen Schriften und Aufsätze. 
Besprochen von M.S. Ehr mann, Dr. der Chemie, Magister der 
Pharmacie a. d. Universität, Professor etc. 011mützl845; von 
Dr. L. F. Bley 218 

5) Ueber die Gremial -Wirksamkeit; vom Ap. CA. Laube 

in Leitmeritz, Mitglied des Vereins 224 

6) Ueber Wohlthätigkeitsanstalten der Apotheker. 

Vorschlag zur Bild, eines Sterbekassenvereins im Bereiche des Apo- 
thekervereins in Norddeutschi.; von einem Ap. in Oberschlesien 226 

7) Weiterer Vorschlag zu einer Pflegeanstalt für aus- 
gediente mittellose Apothekergehülfen 229 

8) Ueber die Anstellung junger Pharmaceuten alsPro- 

vincialchemiker ; vom Geh. Ober-Bergcomm.Dr.DuM^nil 231 

9) Vereins - Angelegenheiten. 

Veränderungen in den Kreisen des Vereins 234 

Notizen aus der General - Correspondenz des Vereins 234 

ErlassederHrn. Geh.Staatsmin.v. Nagler u. Eichhorn Exe. Exe. 235 
Dankschreiben des Hrn. Sanitätsrath Dr. Bonorden in Herford .... 236 

Dankschreiben des Ehrenmitgliedes Hrn. Günther 237 

Dank 237 

Status der Brandes-Stiftung und des Denkmals vom 1. Mai 1845 

bis 1. Septbr. 1845 238 

Siebzehntes Verzeicbniss der Beiträge, welche zu der von Seiten 

des Vereins zu grundenden Brandes'schen Stiftung und dem an 

Brandes Gruft zu errichtenden Denkmale eingegangen sind 238 
Bericht über die zweite Kreisversamml. derOberschlesisch. Apoth. 

am 18. Juni 1845 auf dem Ännaberge in Oberschlesien.... 239 

Brief des Hrn. Cap an Du MSnil 242 

An den Hrn. Soubeiran, beständigen Secretair der pharmaceut. 

Societät zu Paris \ 242 

iO) Wissenschaftliche Nachrichten 243 

11) Personalnotizen und Ehrenbezeigungen 244 

12) Allgemeiner Anzeiger. 

Anzeige S. 245. — Erinner, an die Hrn Vereinsbeamten 245. — Bitte 
für die Gehütfen-Unterstützungsanst. 245. -> Dankende Beschei- 
nigung 245. — Dank 245 u. 246. Dringende Bitte an die Mit- 
glieder d. Kreises Saalfeld 246. — Apotbekenverk. 246. — Lehr- 
lingsgesuche 246. — Berichtigung für das Septemberheft des 
Archivs von 1845. 246. — Anzeige für Botaniker 247 

nrtt tes M eft. 

Erste Abtheilung. 

I. Physik, Chemie und praktische Pharmacie. 

Chemische Prüfung eines Nierensteins; von Dr. L. F. Bley 249 

Chem. Untersuch, ein, Testikelabscessflüssigkeit ; von Dr. L. F. Bley 251 



viu Inhallsanzeige. 

Seite 

Ueber den vermalhlicheD Ursprung der Meteorsteine, von v* Banm- 

hauer; mitgetl^eilt von Dr. Job. Müller in EmRierich 354 

IL Naturgeschichte und Pharmakognosiie. 

Ueber das Zerfressen der trockenen Vegetabilien durch Insekten; 

von J. H. Seh w a ck e in Alfeld 300 

Bemerk, über Rad. gentian.alb.; von Osswald, Hofap. in Eisenach 303 

III. Monatsbericht. 

Reduction des Silberoxyds als Metallspieg. auf Glas S.304—Modificat. 
des Lichtes durch den Elektromagnetismus 304. — Techn. 
Benutzung des Sauerstoffgaslichtes 306. — Wirkung d. Kohle 
auf Metallsolutionen 307. — Entsteh. d.Nordlichts 307. — Beleuch- 
tung der Bergwerke 307. -^ Ueber eine neue Reihe von Säuren, 
welche Schwefel, Wasserstoff und Stickstoff enthalten 308. — 
Arsenhaltige Schwefelsäure 309. — Darstellung des Cyansilbers 
309. — Umwandlung vonSenföl in Knoblauchöl 313. — Valeriana 
säure und deren Salze 313. — Ueber Darstellung des Digitalins 
315.— Ueber den Anbau des Süssholzes u. Verfertig, d. Lakritzen- 
safts 316.— Fossile Pflanzen 317. — Anwend. der Electricität auf 
d. Landwirthschaft 317. — Bildung der Baldriansäure u. Butter- 
säure 318. — Stickstoffgehalt des Schierlings u. der Belladonna 

318. — Chemische Zusammensetzung des Eigelbs 319. — Ver- 
dauung des Zuckers und der stärkmehlhaltigen Substanzen 

319. — Bildung und Rückbildung des Zuckers im Thierkörper 

320. — Merkwürd. Veränd. im Guano gefund. Knochen 321. 

IV. Literatur und Kritik 322 

Zweite Abtheilung. 
Vereinszeitung. 
4) Unmassgebliches technisches Gutachten über die 
Freiheits-, Eigenthums- u. Erbrechte d. Apotheker; 

von Dr. H. Wackenroder 329 

2) Biographische Denkmale. 

Dr. Med. L. Schröder und Jul. Leonh. Chr. Behre 354 

3) Vereins -Angelegenheilen. 

Veränderungen in d. Kreisen des Vereins S. 355. — Ehrenmitgliedschaft 
356. — AndieHerrenKreisdirectoren356. — Dank 357.— - Dan- 
kende Anzeige 357. — Aufforderung, den Entschädigungs- Verein 
u. allg. Unterstützungskasse betr. 357. — Notizen aus d. General- 
Corresp. d. Vereins 357.— Hohes Wohlwollen gegen denApoth.- 
Verein u. dessen Oberdirector 358. — AllergnädigsterErlassSr. . 
Maj. desKön. v. Sachsen 358. — Zueignungsschreiben and. Ap.- 
Verein in Norddeutschi.; v. Hrn. Prof. Dr. Artus in Jena 359.— 
Dankschreib, des Hrn. Regier.- Medicinalraths Schnuhr 359. 

_ 4) Milde Anstalten. 

Hufelandische Stiftung zur Unterstützung nothleidender Aerzte. . . 360 

6) Ehrenbeweise und Personalnotizen 360 

61 Waarenberichte. 360 

7) V^issenschaftliche Nachrichten 366 

8) Allgemeiner Anzeiger. 

Administrator -Stelle wird gesucht ,S. 368. — Dringende Anseige 
und Aufforderung 368. 

— il • ! < t ♦• 



MCmV DER PHARHACiE. 



XCV. Bandes erstes Heft. 



JErsie Abtheitung. 



■« \ 



I. Physik, Chemie and praktische 

Pharmacle« 



BemerkaDgen über Bereituog, Prüfling und Auf- 
bewahrung des Chlorwassers; 

von 

Dr. Geiseler^ 

Apotheker zu Königsberg in der Neumarfc. ^ 

^ ■ 

/ . • 

In der Generalversammlung des norddeutschen Apo- 
thekervereins zu Blankenburg erlaubte ich mir, dai'auf 
aufmerksam zu machen, dass in den meisten mir bekann- 
ten Pharmakopoen die Bestimmung, wie viel Chlor ein 
gutes Chlorwasser wenigstens enthalten müsse, und wie 
bei einer Prüfung des Chlorwassers der Chlorgehalt quan- 
titativ zu ermitteln sei, fehle. Nachdem ich hingewiesen 
hatte auf die leichte Ausführbarkeit einer quantitativen Be- 
stimmung des Chlors mittelst Ammoniaks und salpeter- 
sauren Silberoxyds, die längst bekannt ist, nachdem ich 
auch als eines Mittels zu diesem Zwecke des metallischen 
Quecksilbers, das von Herzog zur Entdeckung desSalz- 
säaregehalts im Chlorwasser empfohlen und von Buchner 
mit Erfolg zur Feststellung des Chlorgehalts im Chlorwasser 
benutzt war, erwähnt hatte, erinnerte Professor Otto, der 
bei der oben erwähnten Versammlung gegenwärtig war, 
an das von ihm in seiner Bearbeitung des (rraham'seheh 
Lehrbuchs der Chemie angeführte, auch bei der Prüfung 
des Cbiorwassers zweckdienliche cblorimetrische Yerfah* 

Arch. d. Pharm. XCV. Bds. 1. Hfl. 4 



2 Geiseler, 

ren, ich selbst tber venspracb, meine bei Sorfitvng, Prü- 
fang und A«fl>ewahrüng des Chlorwassere gemachten Er- 
fahrungen im Archiv mitzutheilen und die Grundsätze an* 
zugeben, die mich bei meinen Arbeiten geleitet hatten. 
Diesem Versprechet! komitie ich jetzt nach und kann um 
so ausHihrhcher sein, als ich zu meiner Belehrung noch 
manche, Versuche mehr angestellt habe und zu manchen 
Resultaten gelangt bin, die für die pbarmaceutische Praxis 
vielleicht nicht ganz ohne Werth sind. 

A Bereüung d$s CU^Mmssers^ 

^ach den Vorschriften der meisten Pharmakopoen 
wird das zur Absorption durch Walser, also zur Darstel- 
lung des Chlorwassers bestimmte Chlorgas aus einem Ge- 
menge von Kachsalz und ManganttberoxYd» das mit Schwe^ 
feisäure übergössen wird, entbunden. Die Verhältnisse der 
angeführten Substanzen sind* wie man diess auch aus 
Bu ebner 's Abhandlung über das Chlorwasser (S. Bu eb- 
neres Repertorium XXXI. <64 — 494) ersehen kann, in den 
verschiedenen Pharmakopoen sehr verschieden angegeben. 
Diese Verschiedenheit kann indessen auf die Be^icbaffen« 
heit des Chlorwassers keinen Ein^uss ausüben, wenn nur 
dem Wasser eine zur Sättigung desselben nöthige Menge 
Chlor dargeboten und die Verunreinigung des Chlorga&es 
mit salzsanrem Gase vermieden wird. Eine bestimäiie 
Menge Schwefelsäure kann nur eine bestimmte Menge 
Kochsalz in schwefelsaures Natron und Salzsäure verwaa- 
detn und die ans dem Verhältnise der Schwefelsäure zum 
Kochsaki resultirende Menge Salzsäure bedarf ebenfalls 
einer bestimmten Menge Manganüberoxyd, um Chlor zu 
werden. Es ist also zu berücksichiigen,. dass zur Zerie»- 
gung von 4 Aequivalenten Chlornalrium 4 Ae({. Sdiwefel- 
säure ^forderlich sind und dass die hiedurdi frei wer- 
denden 4 Aeq. Chfcrwasserstofibäure den. Sauersteff von 
% Aeq. Manganüberoxyd verlangen, um in ChW und Wasser 
idjerzugehen. Von den hiedurch fr^i wenlendeh 4 Aeq. 
Chlor können nur 2 Aeq. ab Gas gewonnen werden» da 
die übrigen 2 Aeq. desselben mit den yen cbm Mangan^ 



I 






Bemerkungen über Chlorwasser. 3 

ttberorvd gdbliebenen 2 Aeq. Haziganmetall M änganoblot^ür 
bilden. Es geht hieraus hervor, dass unfehlbar neben dem 
Cblorgase aoch chlorwasserstoffsaures Gas entbunden wer- 
den muss, wen& 4 Aequivalenten freier Salzsäure weniger, 
als 2 Aeq. Manganüberoxyd dargeboten werden; es ist 
aber auch klar, dass» wenn Huf 4 Aeq. Chlornatrium weni- 
ger, als 4 Aeq. Schwefelsäure genommen werden, jenes 
nicht vollständig zerlegt wird, so wie es einleuchtet, dass 
ein angewandter Ueberscfauss von Schwefelsäure einen 
Theil des vorhandenen Mangandilorürs in schwefelsaures 
Manganoxydul und freie Salzsäure verwandeln und so 
ebenfalls zur Verunreinigung des Chlorgases mit salzsau« 
rem Gase beitragen muss. Es kann aber in diesem letzten 
FaHä dei* Veranretnigüng des Cblorgases mit Salzsaure 
durch einen vermehrten Zusatz von Manganüberociyd vor- 
gebeugt werden, dessen Sauerstoff die Salzsäinre wieder 
in Chlor zurückführt. Von diesem Chlor, kommt jedo^ 
wiederum nur die eine Hälfte zur Entwickelung, da die 
ändere Hälfte desselben mit Manganmetall verbundeAi als 
Manganchlorür zurückbleibt^ man siebt indessen bald ein, 
dass durch einen vermehrten Zusatz von Sdiwefelsäure 
und ManganUberoxyd die Menge des gebildeten Mangan- 
dilorürs bis auf ein Mhniüum vermindert, dagegen did 
Bildung von schwefelsaurem Manganoxydul fast bis auf 
das Maximum erhöbt und so fast alle^ im Kochsalz en(H 
hältene Chlor gewonnen werden kann; Dieser Erfolg tritt 
ein, wenn auf 4 Aeq. Kochsalz 8 Aeq. Sohwefelsäurehydrat 
uiid 4 Aeq. Manganüberoxyd genommen werden. 

in Erwägung der so noatgetheiiten Umstände und Ver- 
häftnisse wird man leicht beurtheilen kdnndn^ ia weichen 
Fallen die Botwickelung von Salzsäure neben Cbloö* stalt- 
finden kan» and aaeb leicht die M^»ge des ans einer g«- 
gebeneft^ Menge Kochsalz zu gi&wiftnendeii Chlors nicht sd- 
wohl atts dem Chlorgehalt des Kocitsalzes^ als vielmehr 
taü^ den angewandletl Mengen Schwefelsäure und Mangan- 
überoxyd berechnen können, wobei als den Aequiyalentish 
mtgefäbr öntsprecbönde GewicktMheito kigeäd^ mtdtr 

^hen and: 

4* " 



4 Geiseler, 

\ Aeq. Schwefelsäurehydrat = 7 Gewichtstheilen, 
4 Aeq. Chlornatrium ...... =; 8 Gewicbtstheilen, 

4 Aeq. Manganüberoxyd . . . =r 6 Gewichtstheileo, 

2 Aeq. Chlor =9 Gewichtstheilen. 

Hiernach würde'also das Grund verhältniss, in welchem 
Kochsalz, Schwefelsäure und Manganüberoxyd zur Ent* 
Wickelung des . Chlorgases angewendet werden müssen, 
«ein: 8 Gewichtstheile Kochsalz, 7 Gewichtstheile Schwe* 
felsäurehydrat und 3 Gewichtstheile Manganhyperoxyd und 
^s würden daraus 2^ Gewichtstheile Chlor entwickelt wer- 
den, die Menge. des Chlors aber würde sich hoch bedeu- 
tend vermehren lassen durch einen grösseren Zusatz von 
Schwefelsäure, wenn auf je 2 Theile derselben zugleich 
^aueh immer 1 Theil Manganüberoxyd hinzugefügt wird und 
man würde als den höchsten Ertrag 4^ Theil Chlor erhal- 
ten, wenn die Quantität der Schwefelsäure bis auf 14 Theile 
erhöht wäre. 

Betrachten wir unter diesen Gesichlspuncten z. B. die 
in der baier*schen Pharmakopoe gegebene Vorschrift, nach 
welcher. 4 Theile Kochsalz und 4 Theil Manganüberoxyd 
zur Entwickelung des Chlorgases mit 2 Th. Schwefelsäure 
Übergossen werden sollen, so wird sich ergeben, dass hier 
2 TL Schwefelsäure nur aus 2f Theilen Kochsalz die Salz- 
säure abscheiden, dass daher nur f Th. Manganüberoxyd 
nöthig md, um diese Salzsäure in Chlor zu verwandeln, 
dass dies Chlor aber nur zur Hälfte als Gas entbunden 
wird, da die andere Hälfte desselben mit dem seines Sauer- 
stoffs beraubten Manganüberoxyd, also mit dem in f Th. 
Manganüberoxyd enthaltenen metallischen Mangan Mangan- 
dilorür bildet. 4f Th. Kochsalz und | Th. Manganüber- 
oxyd bleiben hier also müssig und sind überflüssig ange- 
wandt, das entbundene Chlorgas aber muss frei sein von 
Salzsäure, vorausgesetzt, dass die verwendeten Substanzen 
rein sind und die Arbeit vorsichtig geleitet ist. Bei dem, 
nach Vorschrift der preussischen Pharmakopoe zur Ent- 
bindung des. Chlorgases anzuwendenden Verhältnisse von 
40 Tb. Schwefelsäure auf 42 Th. Kochsalz und 8 Th. Man- 
ganüberoxyd machen 40 Th. Schwefelsäure nur die Salz- 



Bemerkungen über CMorwasser. 5 

säure aus 1 1 f Th. Kochsalz frei und zu der Wasserstoff- 
entziehung von derselben sind nur 4f Th. Manganüberoxyd 
nöthig. Es sind also | Th. Kochsalz und 3f Th. Mangan- 
überoxyd überflüssig und es könnte ohne Befürchtung, 
dass Salzsäure entbunden ^ürde, dfe Menge der Schwe^ 
feisäure noch bedeutend vermehrt und eine grössere Menge 
Chlorgas erhalten werden, da dann auch das gebildete 
Manganchlorür mit in d^n Kreis der Zerlegung gezogen 
werden würde. Es wird aber als Manganüberoxyd in allen 
Fällen der im Handel vorkommende Braunstein verwendet, 
dessen Gehalt an reinem - Manganüberoxyd sehr verschie- 
den ist. In sofern ist der vermehrte Zusatz von Braun- 
stein vollständig gerechtfertigt, doch wird man es gewiss 
lim so mehr für angemessen halten, den Braunstein vor 
seiner Verwendung zur Chlorbereitung auf seinen Gehalt 
an Manganüberoxyd zu prüfen, um die zur Entwickelung 
des Chlors im Verhältniss zu den übrigen Stoffen nöthige 
Menge desselben genauer bestimmen zu können, als die 
Erfahrung gelehrt hat (S. Archiv XV. 208), dass Braunstein' 
im Handel vorkommt, der nur 30 Proc. Manganhyperoxyd 
enthält. Ein. der Wahrheit freilich nur sich näherndes, 
aber bei der Wohlfeilheit des Braunsteins, die die Anwen- 
dung eines kleinen üeberschusses desselben zur Chlor- 
bereitung keinesweges als eine Verschwendung von Mate- 
rial erscheinen lässt, wohl anwendbares Prüfungsverfahren 
ist das von Thomson angegebene, über welches ich mich 
schon früher in diesem Archiv (XV. 209) ausgesprochen 
habe *). Nach demselben werden lOÖ Gran des zu prü- 
fenden Braunsteins fein gepulvert mit einer Auflösung von 



*} Wenn ich hier das T h o m s a n *8che Prfifungsverfahren noch h§hdr 
anfahre, fio geschieht es aus dem Grunde, weil rielleicht Meh- 
reren die ersten Bände des ArichiTB nicht zn Gebote stehen 
möchten. Ebenso werde ich Ton dem Verfahren zur Prüfung 
des Braunsteins und Chiorwassers mittelst schwjefelsauren Eisen- 
oxydub nach .Graham-Otto*s Lehrbuch der Chemie ausführ- 
licher sprechen, weit ich weiss, dass dieses treffliche Buch in den 
Hfinden vieler Leser des Archivs nicht ist, ich benutze aber die 
sieh darbietende Gelegenheit, um die als Hand - und' Lehrbivch 



6 . Gti$ekr, 

m Gf. krys^sjrter Kleesäqre in 12Q0 Gr. Wasser ia 
eiDem Meinen langbalsigen Kolben übergössen uod dieser 
Mischung 900 fir. coneentrirte Schwefelsäure zugese^; 
naoh S4 Standen aber wird der Gewichtsverhist ermiiteU, 
der dann den PrOcentgehalt des- Braunsteins an MangatH 
hyperosyd angiebt Ein genaueres Resultat erhält man 
indessen bei Befolgung des schon oben erwähnten, auch 
bei der Eatwt^kelung des Gblors im Cblorwasser sekiie 
Anwendung findenden Prtifa«g$verfehrens »mittelst schw^ 
felsauren EisenoxyduJs^ das in folgender Weise fiusgefuhrt 
wird: 

^ Grane des zu untersncbenden Braunsteins werden 
feitftgepülvert in einer Flasche mit iiß starker Salzsäure 
und ^ Wasser übergössen, dieser Mischung wird dann 
eiae Auflösung von oxydfreiem krystallisirtem schwefel- 
saurem Eisenoxydul, deren Gehalt an dem genannten Salze 
bekannt ist, so lange zugegossen, bis der Chlorgeruch 
selbst nach gelinder Erwärmung verschwunden ist und bis 
ein Tropfen einer Auflösuo^ von Kaliumeisencyanid durch 
einen Tropfen der Mischung eben noch anfängt, blau xn 
werden. Die aus der Quanlatät der verwandten Auflösung 
berechnete Menge des verbrauchten schwefelsauren Eisen-^ 
oi^ydds (Y), in Granen ausgedrückt, lässt durch die Pror 
portion 317: 400 == Y :X. den Procentgehalt des Braunsteina 
an reinem Manganhyperoxyd leicht auffinden {S. Graham«* 
Otto 's Lehrbuch der Chemie 4ste Aufl. 11. 568)» Es ent- 
bindet nämlich 4 Aeq. (548^9) reines Afanganhyperoxyd 
aas der angeniessenen Menge Salzsäure 4 Aeq. (443,6) 
Chlor und diess ist im Stande, durch Wasserzerlegung 
2 Aeq. (3456) krysallisirtes schwefelsaures Eisenoxydul in 
scbweiSelsaures Eisenoxyd^ welches Kaliomeiseocyanid- 

der Chemie so scböae Bearbeitung der Grabam*sclien Chemie 
von Dr. Otto znr Aiischaffung angelegentliqbst zu empfehlen und 
Eugleich die Bitte auszusprechen, daas es dem verehrten Herrn 
Ver&sser doch gefallen möge, die so allgemein gewänschte Voll- 
endjiBg seines Werks, von dem die «rganisebe Chemie «rst in 
einer Lieferung erschienen ist^ während die aaoi;g«nisebe Chemie 
^cboB in der «weiten Aaüa^^ erschaut, x« beschUinugeff, G. 






Bemerkungeü iiiket CUarwasser. 7 

' löisimg nicht mehr, wie ji^nes blau fiMM, «a vefwaadelo; 

I 54d/9 Maoganhyperox^ verbaiien sich aber 2a 8tfi6 Ei-' 

[ senvHrioI es 80:347. 

Diess wäfeii nan wohl die' haapisächlicbslen Rüok-* 
stciiieii, welche man bei EnCbindung des Chlors ans Koch- 
salz dwoh Schwefelsäure und Sraonstein ^a nebmen hätte, 
man wird aas ihnen aber «nch leicht erkennen, worauf es 
ankommt, wenn man ans Salzsäure, Schw^akäure und 
Braunstein reines Chlor entwickeln will. Salzsäure wird 
im Verhältnis zum Braunstein in solcher Menge angewen- 
det werden müssen, dass der Wasserstoff derselben deoi 
im Braunstein enthaltenen Manganbyp^x)^yd so vid^Sauer-^ 
Stoff entzieht, dass dieses in Manganoxydal znrückgefiihrt 
wird und Schwefelsäure wird so viel vorhanden isein mils^ 
sen, als nölhig ist, um mit dem entsf^mdenen ManganoKyduI 
schwefelsaures Mangd<noxydul zu bilden. Dazu sind von 
den genannten Stoffen gleiche Aequivalente nothig, i4so 
in möglichst einfachen GewiehisverhäUnissen 7 Theile con* 
cenirirter Schwefelsäure, d Theile Manganhyperoxyd und 
' 5 Theile Salzsäure, die Gewichte der beiden zuletzt genann- 
ten Körp^ bedürfen aber in sofern noch einer Correetion, 
als unter Anwendang von Braunstein der Gehalt desselben 
an reinem MafAganhyperoxyd erst erforscht und danach 
das Gcnvicht regulirt werden rouss, und ak eine so grosse 
Menge tropfbar flüssiger Salzsaure zu nehmen ist, dass in 
ikr 5 Theile reiner Salzsäure enthalten sind. Von einem 
Braunstein, der ungefölir 90Proc. Manganhyperoxyd ent- 
häk, wurden 7 Theile und von einer Salzsäure von 4,46 
spee. Gewicht, die ungefähr ^ reine Salzsäure enthält, 
45 Theile anzuwenden sein. 

Man sieht leicht ein, dass, wenn die hier nur mit an- 
nähernder Richtigkeit gegebenen Gewiditsverhällaisse ge- 
nau nach den Aequivalentenzahlen regulirt werden, 4er 
Theorie nach alles Chlor aus der Salzsäure gewonnen 
werden muss und in dem Ruckstande nur sdiwefelsaures 
Manganoxydul enthalten sein kann ; es ist aber audi klar, 
dass auch dann bestimmt alles Chlor aus der Salzsäure 
erhalten wird, wenn Sobw^felsäare rnid Manganhyperoxyd 



g , Gieseler, 

in ieinem Ueberschosse angewandt werden, da in diesem 
Falle nar der Rückstand nicht reines Manganoxydnl, son- 
dern auch freie "Schwefelsäure oder qnzerlegtes Mangan- " 
hyperoxyd enthalten wird. Wenn man daher in Belracht 
der grossen Wohlfeilheit der rohen Salzsänre, deren Ver^ 
unreinigungen auf die Reinheit des daraus enlbundenem. 
Chlors keinen Einfluss ausüben, die Schwefelsäure durch. 
Salzsäure ersetzte und statt eines Aequivalents der ersteren. 
ein Aequivalent der letzteren» also auf 4 Aeq. Manganhy* 
perojsyd 2 Aequivalente Salzsäure anwendet, so Würde 
man nur von demManganhyperoiiyd einen kleinen Gewichts^ 
überschuss zu nehmen haben, um vollkommen gewiss zu 
sein, alles Chlor von 4 Aeq. oder, was dasselbe ist, von 
der Hälfte der verwandten Salzsäure zu erhalten. Diesem 
Princip folgte ich denn auch zunächst und, wenn dah^ 
nach der oben gegebenen Berechnung auf 7 Theile Braun- 
stein von 90 Proc. Manganhyperoxydgehalt unter Weglas- 
sung von Schwefelsäure 30 Theile Salzsäure von 1,46 spec. 
Gew. zu nehmen waren, so vermehrte ich dies Verhält- 
niss, das bei genaMer Berechnung schon einen kleinen 
Ueberschuss von Manganhyperoxyd gewährt, in Bezug auf 
den Braunstein doch npch so weit, dass ich auf 4 Theil. 
Braunstein 4 Theile Salzsäure zur Chlorenlbindung anwandte 
und hauptsächlich in Bezug auf diese Enlwickelungsweise 
des Chlors behufs Bereitung des Chlorwassers die mitzu- 
theilenden Versu^che anstellte. Es schien mir insbesondere 
wünschenswerth zu ermittjeln, wie auf die einfachste, leich- 
teste und . sicherste WQise ein Chlorwasser von einem ber 
stimmten Chlorgehalt und frei von jeder Spur Salzsäure 
in den pbarmaceutischen . Laboratorien dars^ustellen sei. 
Dazu aber war die zuletzt, angeführte Methode wr Ent- 
Wickelung des Chlors, schon «da^um am geeign^besteui weil 
man hier, nur mit 2 Stoffen, nämlich mit Braunstein und 
mit Salzsäure zu arbeiten hat und weil auch die Menge 
dQS Chlors, welches entwickelt wird, leicht im Voraus zu 
berechnen ist. 4 Unze. Salzsäure von 4,46 spec. Gewicht» 
wie ich sie anwandt^;, enthält den dritten Theil, also 
460 Qran Salzsäure, die 454 Gr. (genauer 455,6 Gr.) Chtor 



Bemerkungen Über Chlarwasser, 9 

Itefern; von dieseh koinaien 77 6r zur EntwickehiDg, da 
die andere HäJfte von 77 6r. zar Büdnng von Mangan^ 
chloriir dient. . ) 

Wenn man nun noch in Erwägung ziebti dass das 
Wasser je nach der verschiedenen Temperatur eine grössere 
oder geringere Menge Chlorgas absorbirt und dass letzter^ 
in Berührung mit Wasser bei einer Temperatur unter 
+ 3^ R. krystallinisches Ghlorhydrat bildet, so ist b^i der 
Bereitung des Ghlorwass^s auch noch auf diese Umstände 
Rücksidii zu nehmen, deren in den meisten Pharmakopoen 
nicht erwähnt tst. Geht man davon aus, dass nach der 
preussischen Pharmakopoe 2 Volumina Chlorgas von einem 
V<^um^ Wasser absorbirt werden sollen, so muss dieses 
eine Temperatur haben, die +12® R. nicht überschreitet, 
ja, es nmss gerade diese Temperatur erhalten werden, da 
nach Pelonze und Dettmer bei einer niedrigeren, wenn 
sie nur nicht bis auf + 3® R. sinkt, mehr und bei einer 
höheren weniger Chlor gebunden wird. Bei meinen Ver- 
suchen hielt ich, die Bestimmung der preussischen Phar- 
makopoe zu Grunde legend, die Darstellung eines 2 Volu- 
mina, also in einer Unze 3 Gran Chlor enthaltenden Chlor- 
wassers als Aufgabe fest und nahm also auch auf die 
Temperatur immer besondere Rücksicht. Die angestellten 
Versuche waren aber folgende: 

I. 4 Theil Braunstein wurde in einem Kolben mit 
S Theilen Wasser und 4 Theilen Salzsäure übergössen und 
in der bekannten Weise das sich entwickelnde Gas in 
mit destillirtem Wasser gefüllte Flaschen geleitet, bis | des 
Wassers verdrängt waren. Zur Beförderung der Gasent- 
bindong war das Gemisch im Kolben anfänglich schwach, 
dann stärker und .stärker erwärmt, bis die Gasentwicke- 
lung aufhörte, die 4 Volum. Wasser und 2 Volumen Chlor- 
gas enthaltenden Flaschen aber wurden zur Bewirkung 
der Absorption stark und anhaltend geschüttelt. Unter 
Anwendung von fein gepulvertem Braunstein ging die Gas- 
entwickelung, namenüich zu Anfang, stürmisch, unter An- 
w/eAdang von gröblich gepulvertem (erbsengrosse Stücke 
eothaltmd^) Braunstein aber langsam und regelmässig 



10 Geiseler, 

v0n gUMen. Hatte das 2ur Absorption besiimiirte Wasser 
eiw Temperatur vonf + 4S<^ R. gehabt^ daim eothfiell; das> 
Chlorwasser in der Unze 2 Gran Chlor, hatte es eine lern- 
pemtor von 4*61>*^^^R* g^abt, dann waren in einer 
Unse das Chlorwassers %S Gran Chlor enthalten, niemals 
ab^ Sparen von Salzsäure. 

II. Um das bei Wechselang der Flascbeti, in welche 
dai» CMomnler Wasser geleitet wird, nicht za vermeidende, 
den Arbeiter sehr belästi^de Entweichen von ChlorgaS' 
za verhindern, ilberfaaapt auch die ganze Operation be- 
quemer zu machen, wurde das aus einer halben Unze 
pöblich gepulverten Braunsteins tmd 2 Unzen Salzsäure 
entbm^deae Chlor sogleich von dem unter I. bezeiebneten 
Bntbjndungsapparate aus durch ein Glasrohr bis auf den 
Boden einer hohen und nicht weiten, leicht verschlossenst 
Flasche geleitet, welche 60 Unzen destitlirtes Wasser ent- 
hielt. Da ans der angewandten Menge der Ingredienzien 
4^4 Gran Chlor entwickelt werden mussten, so konnte 
angenommen werden, dass jede Unze des Wassers 3 Gran 
Chief* enthalten würde, wenn die Absorption vollständig 
eriblgte. I>iess war aber nicht geschehen, denn jede Unze 
des Wassers enthielt nur 4,5 Gran Chlor und ausserdem 
noch Sparen von Salzsäure. Wurde das Chlorgas bei 
Wiederholung dieser Arbeit durch einen Theil des vorge-^ 
sohlagenen Waesers gewaschen, so war das durch Ab- 
sorpüion des gewaschenen CWorgases erhaltene Chlorwasser 
nichc salzsäurefiakig, enfthielt aber in der Unze nur 4,3 Gr. 
Chlor. Mehrere unter gleichen und wediselnden Umstän- 
den angestellte Versuche zeigten, da«s ohne Waschung des 
Chlergases ein saksäurefreies Chlorwasser durch EcnleMeii' 
des Chlors in Wasser nur erhalten werden konnte, wenn 
die Menge des Braunsleins wenigstens verdoppelt und also 
auf 2 Unzen Salzsäure 4 Unze Braunstein genommen wurde. 
Das meiste Chlor wurde von dem Wasser absorbirt, wenn 
die Temperatur desselben 8 bis 40® B. betrug; es enthielt 
dann in der Unze 4,8 Gran Chh)r in dem Falle, dass das 
Gas aus i Unzen Salzsäure in^ 60 Unzen Wasser, und in 
der Vbze %& Gran Chlor in dem Felle, dass das Gas bw 



Bemerkungen ii^er Chlonoasser. ' 4<f 

8 Unron Sakaüore \vi S^ Unzen ^m¥^ geleitet war. An 
d^m Gerudi m (lern L^oratorioin,.in welcheia alle <]jesQ 
Arbeiten vorgenafaiaen worden» konnte man wobl ^kea-* 
nen, dass eioe -Chlorentwickking $tat(. fand, d^ CUorge- 
rucb aber war ; keiiict^wieg^s st9rk belastigeiid und. man 
wurde nur zun) Husten gereizt^ wenn man äcb in der 
näcbstea Nsdi^e des Enlbinduni^isaiH^arates befond, 

III Die uat^Il angeluhrten Erfabrungen bestimmtea 
micb jetzt, bei einer ipi gröasärem Maa$s$4abe auszufiib-* 
renden Bereitung des Chlorwasa^rs 40 Unzeu gröblich 
gepulverten Braunsteins ia einem Kolben mit 40 Unzen 
Wasser und 20 Unzen Salzsänro zu ubergiessen und das sich 
entwickelnde Chlor in eine hohe und nicht weite, leicht 
bedeckte, 350 Unzen desülirtes Wasser enthaltende Flasche 
und zwar bis auf den Boden derselben durch ein Gla^ 
röhr zu leiten. Die Erhitzung des i|i einem Saodbade be- 
findlichen Kolbens wurde allmälig so weit gesteigert, bis 
das Entbindungsrobr anfing» heiss zu werden und die 
Gasentwickelung aufliörte. Die Flasche, welche das zur 
Absorption bestimmte Wasser enthielt, befand sich in 
eioem Gefasse mit eiskaltem Wasser und ihr Inhalt halte 
zu Ende der Operation eine Temperatur von 4- 40 <^ R., 
während aeine Ten)peratur zu Anfang + 8 ® R« gewesen 
war. Das erhaltene Chlorwasser enthielt in der Unze 
2,6 Gfan Chlor, aber keine Spur von Salzsäure. 

ly. Die Bereitungsart nach HL wurde in der Weise 
wiederholt^ 4dss die vorzuschlagondeii , zur Absorption 
de$ Cblorg bestimmten 250 Unz^ destillirtes Wasser nieh( 
in eine Vorlageflasche, sondern in eine aufrecht stehende 
Retorte, die fast ganz davon gefüllt wurde , gegeben waren, 
•wd 4ass das Chlorgas durch e^ etwas gekriimmtea Glas- 
robr so eingeleitet wurde, dass die aufsteigenden Gas-s 
blasen» die nicht vQm Wasser absorbirt wurden, in dem. 
Bauche der Retorte. ^eh sammeln mussten. ZuAn&ngdep 
Gaseptwickelung iand eiae solche Ansammkii^ nifdit ßiaU, 
wqbl >a^r später. Nach 3eendi|[ung der Chlorenlbindw^ 
sQObtß icb 4ite Verbindung desjanfeaatumeHon Gaaea mit 
4«m Wai^^r dprcb SicbUttelin ^u bowirlce^i wa^ rjiideisaeni 



i% 'Geüeler, 

meht vollständig gelang. Die Xeinperalnr des erbaltenen 
CWorwassOTS betrug + 40® R. und jede Unze desselben 
enthielt 3 Gran Chlor und keine Salzsäure. 

Mit diesem Versuche ^bloss ich meine Arbeiten in 
Bezug auf die Bereitung des Chlorwassers. Es war nach 
dem letzten Versuche möglich gewesen , ohne Anwendung 
eines zusammengesetzten, nam^tlich auch ohne Anwendung 
eines Wo ulf sehen Apparats, auch ohne Anwendung an- 
derer Geräthschaften, als solcher, die in jeder Apotheke 
vorhanden sind» ein salzsäurefreies Chlor wasser, das in 
jeder Unze 3 Gran Chlor enthielt, zu gewinnen. Es zeigte 
sich aber, dass die letzten Antheile Chlor nur sehr lose 
an das Wasser gebunden waren, denn, als das zuletzt 
erhaltene Chlorwasser aus einem Glase in ein anderes ge- 
gossen war, hatte sich so viel Chlor verflüchtigt, dass das 
Wasser nur 2l,5 Gran Chlor in der Unze enthielt, welcher 
Gehalt sich nach späteren Ueberfüllungcn noch bis auf 
2 Gran reducirte, dann aber ziemlich constant blieb. Die 
Einwirkung des Lichts auf die Gefässe' von dunkelgrünem 
Glase, in welchen die Absorption des Chlors durch Wasser 
statt fand, wurde niemals weiter als nur durch Abhaltung 
der directen Sonnenstrahlen vermieden. Zu ermitteln, ob 
unter Anwendung von Cblornatrium , Schwefelsäure und 
Braunstein zur Gewinnung eines salzsäurefreien Chlor- 
gases der Braunste! Qzusatz über die nach der Berechnung 
nöthige Menge hinaus,' ebenfalls wie unter Anwendung 
von Salzsäure und Braunstein vermehrt werden müsse, 
mag später anzustellenden Versuchen überlassen bleiben. 

B, Prüfung des Chlorwassers. 

Die Prüfung des Chlorwassers dürfte wohl nur auf 
die Ermittelung des Chlorgehalts und auf die Verunreinig 
gung mit der im Chlorwasser so leicht sich bildenden^ 
oder bei dessen Bereitung demselben schon zugefdhrten 
Salzsäure zu richten sein. Nach der preussisdien Phar- 
makopoe soll die Prüfung auf Salzsäure durch salpeter* 
saures Silberoxyd, das keine oder eine nur geringe Trübung 
bewirken soll, geschehen; der gehörige Chlorgehalt aber 



s 



Bemerkungen tUfer Chlorwasser. t3 

soll sich durch die Entfärbung von Laeknmspapier /2ü er- 
kennen geben. Da es bekannt ist , dass Chlor, mit' deni 
Silberoxyd und dessen Salzen unter Vermittelung von 
Wasser in Bei*übrun^ gebracht, dieses zerlegt und da- 
durch die Bildung von Chlofsilber und chlorsaurem Silbei^ 
veranlasst, so wird der Salzsäuregehalt durch .salpeler- 
saures Silberoxyd nicht nachgewiesiön Mrerden köniien, iiir 
dem auch in von Salzs'aure ganz freieni Chlorwasser eirt 
Niederschlag bewirkt wird. Ebren so wenig wird aber auch 
die Entfärbung des Lackmüspapiers von einem angemesse- 
nen Chlorgehalt' Zeugniss geben, da ein sehr schwaches 
Chlorwasser diese Entfärbung schön bewirkt. Voii den 
mir bekannten besseren Prüfungsmeihoderi will ich' nuü 
folgende einer nSheren Betrachtung unterwerfen. ) 

a) Durch Aetzammoniakflüssigköit wird das Chlor, im 
Chlorwasser in Chlorammoriiuni verwandelt, indem Stick*? 
Stoff entweicht , welcher dadüfrch frei wird, dass ein Theil 
des Ammoniaks an einen andern Theil desselben sbineii 
Wasserstoff abgiebt und diesen in Ammoniummetall ver* 
Wändelt. Das Ammoniummetall verbindet sich mit dem 
Chlor zu Chlorammonium und bleibt in der Flüssigkeit 
aufgelöst. Wird diese mit Salpetersäurer übersättigt, so 
lässt sich das Chlor durch salpetersaures Silberoxyd leidht 
als Chlorsilber abscheiden, 4 GeWJcKtstheile Chlorsilbec 
aber zeigen \ Gewichtstheil (genauer 0,98) Chlor, an. 
Diese Prüfüngsmethode lässt sich leichter noch auf nach- 
stehende zwei Weisen ausführen: • 

a) Man tröpfelt von einer Salpetersäuren Söberoxydr 
lösung, die in 100 Theilen 24 Gran salpetersäures Silber-? 
oxyd enthält,^ so viel zu einer bestimmten Menge des mit 
Ammoniak und Salpetersäure vermischten Chlörwassers, 
bis keine Trübung mehr bewirkt wird ; jeder Theil der 
bis zu diesem Puncto verbrauchten Silberlösung zeigt 
dann Vtt Gr^n Chlor an, denn 4 Aeq. Chlor (442) verbindet 
sich mit dem Silber von I Aeq. salpetersaurem Silberoiyd 
(2128) zu Chlorsilber und 2128: 442 = 24:5. 

ß) 60 Theile der unter «erwähnten Salpetersäuren 
Silberoxydlösung werden zu 1 Unze zuvor mit Aetzam-! 



♦I Geiseler, 

mofiudc nnd SblpetäfBäore vernetzten CUorwassers gegossen. 
Z« der von dem Niederi^lage ' abfiUrirten FItissigkeÜ 
trüpfdi man dann so viet von einer Chlornatriumlösung, 
die in fiO Thetlen 6 Gran Chiornatrimn enthält, bis keine 
Triibiing mehr entsteht. Jeder Theil der bis dahin ver- 
branchien Chlornatriumlösung zeigt an, dass in 4 Unze 
des Chlorwassers V? ^^^ Chlor weniger, als 3 Gran ent^ 
halten sind» Die angewandte Menge der Silberiösang 
würde nämlich S Gran Chlor fallen , ist nun aber nidit 
so viel Chlor in dem Chlorwasser vorhanden gewesen, 
so ist die Silberlosung auch nur unvollständig zersetzt 
and bedarf zia ihrer Zersetzung noch Chlor. Dtess wird 
dnrch das Chlornatrium dargeboten und zwar in der 
Quantität von & Granen 3 Gran Chlor, denn 4 Aeq. CUör^ 
natrium (7di) enthält 4 Aeq. Chlor (442) nnd 734 :442 t« 5: 3, 

MdA^tV 

b) Das metalfische Qüedtsilber bietet ein sdir gilCes 

Mittel dar zur Bindung des Chlors , und es darf das Chloi^« 

Wdsser nur mit einer angemiessesen Menge von Queek^ 

sitt>er gescbtittelt werden , wenn i^eses das Chlor axkzidiea 

nnd Qnecksilberchloifür si^ bilden soll. Nimmt man tu 

Vfenig Quecksilber, so entsteht Queeksilbei^hlorid, das 

aadi Bachner von den mit einer Kaloifaelhülle teigebe^ 

nen kleinen Quecksilberkügelchen nicht in Qaecksilber-^ 

dUortir verwandelt zu werden scheint. Das» aber alles 

Ghlov des zu prüfenden Chlorwassers^ sich mit dorn Qoeck'>> 

Silber zu Quecksiiberchlorür verbinde, istdesshalb nöthi^ 

weil Qoeeksilberchlorid in der Flüssigkeit aa%elöst bleiben 

und die Bestimmung des Chlors aus der Gewtcbtszunahme 

des Quecksilbers onmöglich machen würde, weil ferner 

anfgelöstes Queeksilbercblorid sauer reagirt und zu einer 

Täaschnng üt Bezug afuf Sälzsäurdgehall des Chlorwasseinl 

Veranlassung geben, kann, Nach meiner Erfahrung mnisi 

4^ Unä» des Chlorwassersr, das in der Unaee 3 Gran Gbktr 

eotbält^ mit wenigstens 4 Unze Quecksilber geschüttt 

werden, wenn noch Spuren von laufendem Quecksilbeir 

zarttdcfoleibcn sollten^ imd^wenn man durch dieOewichts- 

zmwiime des beim Filtrir^n des Gemenges Mf dem Bi^- 



Bemerkungen über Chlortvasser. || 

irom Zarückhleibeiidm djo HeHga dte GhliM bettiimmi 
oad aas der stait findenden oder nicbi stau.findeiidfii mv- 
ren Readion der . filtrirten FlUssi^eit auf die An * odev 
Abwesei^heit von. Sal^^äarf^ seUtesiseit will 

c) And Waq^eiire.der'a Irefflicben TisbeUen iat gt^ 
wiss hinlänglich bekabnt, da$s man den Salzfl&iir^;ebält 
im Chlorwadser dadurch erkenni» dass man Aeses- mk 
einer hinreichmden Menge Kaloinel. scbältelt und die ab< 
filiriirte Flüsßigkeil mit Ghlornatrium versdkit, wo dann 
eine saure Reaotion die.Anw^enheit der Salzsäure dar^^ 
tbot. Beim Spbüttdn des Katomels mitXhlorwasser Mdel 
sich auflödiche^ Queeksilberchlorid, deBsen saure Keactieiii 
durch Chlornatrium aufgelioben wird^ wogegen Saizaätee^ 
die ungebunden bleibi, sich jdurch Rölhuiig des Lackmus- 
papiers zu erkennen . geben wird Das Schuttein des 
Cblorwässers mit Kalomel muss aber auch 2 yerschiedene 
Präldngaarten auf den Chlorgebak des Chlorwassers dar^ 
bieten. Wenn nämlich 4 Ae<f . Quecksüberobbrür (2974) 
4 Aeq. Chlor (4A2) aufnimiiijb, um zu 2 Aeq. Quei)jkäIber«T 
dilocid (34i6) zu werden» so nuis» sieb eben, so wohl au$ 
dem Gewichtsverluste das. Kalofmelsv als aus dem Geiiridhle 
des daroh Abdamfkfen . der abfiUrirten Flüssigkeit erballe*- 
neu Quecksilberchlorids die Meege des Chlors bestimmm 
lassea Wenn, also . . 

q)A Unze Chlorwässer mit 4 Dradime Queekstiber^ 
chlorür geschüttelt^ 20 Gran davon anflöste und 40 Gmn 
znrückliess , so würde dadurch ein Gehalt von 3 Gran 
Chlor angezeigt wwden, da 2974 : 442. n» 20: 3; und wenn 

ß) 4 Unze Chlorwasser, mit 4 Dradme Quecksilber« 
chlorür geschüttelt nach dem Abfiltrtren und Verdampfen 
der filtrirten Flüssigkeit einen tirockoen Rückstand vott 
S3 Gran Qoecksilberchlorid hinterUesse, so wiir(te diese 
libenfaUs einen (äloigehalt ' von 3 Graii anzeigen » die 
3446:442»r28<3^ 

d) Von der Bestimmung des freden Cbloi^halts einer 
Flüssigkeit mittelst schwefelsauren Eisenoryduls und Kuh 
Ummeisencyanidlösung ist sdion oben bei Pififttag des 

aul seinen, Manganhyperfficjidgdidli di» tMA 



*• Geiseler, 

«eweseit Bei PrüAiDg des CWorwassers stellt sieb ^as 
YerhältDiss so: 4 Aeq. CHor (442) verwandeh 2 Aeq. kry- 
stallisirtas sehwefelsäures Eisenoxydul ^3456) in Weisser 
aufgelöst, in schwefelsaures Eisen oxyd, indem 4 Aeq. 
Wasser zersetzt wird und der Säuerstoff desselben an jdas 
Eisenoxydul, der Wasserstoff- desselben an das Chlor tritt. 
Hieraus folgt, dass 8 Gran Chlor im Stande sind, 39 Grab 
schwefelsaures Eisenoxydul höher zu oxydiren , dass also 
die Menge Chlorwasser 5 Gran Chlor enthalt, welche im 
Stande ist, 39 Gran schwefelsaures Eisenoxydul in Wasser 
aufgelöst, in schwefelsaures Eisenoxyd zu verwandeln. 
Die vollständige Oxydation des Eisens aber wird durch 
Kaliumeisencyauid erkannt, dessen Auflösung wohl dureh 
aufgelöstes Eisenoxydul, nicht aber durch aufgelöstes Eisen- 
oxyd blau gefärbt wird. Man giesst demnach zu einer <lurch 
Schwefelsäure etwas angesäuerten Auflösung von 39 Gran 
krystallisirtem schwefelsaurem Eisenoxydul in destilKrt^ 
Wasser so lange allmälig das zu prüfende Chlorwasser, bii 
ein Tropfen einer Auflösung desKaliumeisencyanids nicht mehr 
blau, sondern braun tingn-t wird und berechnet aas der Menge 
des bis zu diesem Puncto verbrauchtem Chlorwassers, die 
hiernach 5 Gran Chlor enthält^ den Chlorgehalt des Was^ 
sers in ^iner bestimmten Gewichtsmenge. Man kann diesen 
Versuch auch umgekehrt machen , indem ^an z.B. zu i Unze 
Chlorwasser allmälig so viel von einer, in einer Drachme 
4 Gran schwefelsaures JSisenoxydul enthaltenden Auflösung 
giesst, bis ein Tropfen von der zu prüfenden Flüssigkeit 
eben blau w werden anfängt. Gesetzt, es wären 18 Drach- 
men der Auflösung, also 18 Gran schwefelsaures Eisen- 
oxydul verbraucht, so würden sich duroh die Proportion 
39: 5 »=18: 2,3 als Chlorgehalt in 1 Unze des Chlor- 
wassers 2,3 Grane ergeben. Sehr leicht lässt sich diese 
Prüfung des Chlorwassers in der Weise ausfiihren, dass 
man sich eine Auflösung des schwefelsauren Eisenoxydüls 
bereitet, die in 100 Theilen, also etwa in 100 Drachmen 
39 Gran schwefelsaures Eisenoxydul enthält, und von 
dieser Auflösung so viel zu 1 Unze Chlorwasser giesst, bis 
Käliumeisencyanidlösung anfangt, davon^gebläut zu werden ; 



Bemerkungen Wer Cfhlonoasser. 47 



jede verbräuehte Drachme der Bisenlösung zeigt dann 
^V GvHn Chlor an. 

Um nnn den Werth der nach dieser Darlegung mög- 
lichen verschiedenen Prüfangsmethoden zu ermitteln, wur- 
det mit einem und demselben ein Jahr hindurch in einem 
dunkeln Keller aufbewahrt gewesenen Ghlorwasser nach- 
stehende Versuche angestellt. 

1) ^ Unze des Chlorwässers wurde mit 4 Unze Aetz- 
ammoniakflUssigkeit vermischt, das überschüssige An»- 
moniak mit Salpetersäure übersättigt und in die Flüsng- 
keii so lange Salpetersäure Silberoxydlosnng getröpfelt, bis 
kein Niederschlag mehr entstand. Das auf einem Filtrum 
gesammelte, ausgesüsste und scharf getrocknete Chlor- 
Silber hatte ein Gewicht von 10 Gran, zeigte also 2,5 
Gran Chlor an (S. B. a.) . , 

2) Von einer salpetersauren Silberoxydl6sung, die in 
•400 Drachmen 24 Gran des genannten Salze& enthielt* 
goss man so viel zu 1 Unze Chlorwassar, das mlA Aetz- 
ammoniak und Salpetersäure , wie unter 4 bel;^andelt war, 
biß keine Trübung mehr entstand ; es waren 48 Drachmen 
der Silberlösung verbraucht, die einen Chlorgehalt von 
2,4 Gran Chlor ergaben. (S. B. a. «r.) 

3) 60 Drachmen der nach 2 bereiteten Silberlösung 
worden mit 4 Unze des Chlorwassers, das mit Aetzam- 
moniak und Salpetersäure versetzt war, vermischt. Die 
durch die Filtration und Aussüssen des Niederschlags mit 
destiliirtem Wasser erhaltene Flüssigkeit wurde erst dann 
nicht weiter durch Chlornatriumlösung getrübt, als 44 
Drachmen einer solchen Lösung, die in 60 Drachmen 
5 Gran Chlornatrium enthielt, verbraucht waren; das 
Chlorwasser enthielt also hiemach 3 Gran — ^i Gran = 
2,45 Gran Chlor. (S. B. a. ß.) 

4) 4 Unze des Chlorwassers wurde mit eben so viel 
reinem metallischem Quecksilber anhaltend geschüttelt. 
Nach 5 Minuten war aller Chlorgeruch verschwunden, es 
ViTurde indessen erst nach einigen Stunden, während deren 
immer noch zuweilen umgeschüttelt war, die Flüssigkeit 
von dem feinen Quecksilberstaube, der nur wenige Kügel- 

Arclud.F]iunii.XCV.Bdi.l.Hft. 2 * 



18 Geiuler, 

gelcheB mtbielt, dmrch Filtration getrennt THe abfiltriite 
Flüssigkeit reagirte sauer und gab mit Silbemitrat 2 Gran 
Cblorsilber ss 0,5 Gran Salzsäure. Das auf dem Filtrum 
Zurückgebliebene hatte ein Gewicht von 4 Unze und 
4 Gran, zeigte also nur i Gran Chlor an. Dies mit dea 
Resultaten von 4, 2 und 3 so wenig übereinstimmende 
Ergebniss veranlasste mich; den Versuch zu wiederhol^ 
den Quecksilberbrei aber nicht, wie früher geschehen 
war, in der Wärme, sondern in der Luft trockne za 
lassen. Der Gehalt der Salzsäure zeigte sich eben so, 
wie beim ersten Versuehe , der Chlorgehalt aber bestimiaie 
sich auf 3 Gran. Bei noch öfters wiederholten Versuchen 
fand in Bezug auf den Chlorgehalt nie eine Ueberein- 
Stimmung statt, ich musste also die Ermittelung des Chlor*- 
gehalts im Cliiorwasser durch Quecksilber für schwierig 
halten. 

5) 4 Unze des Chlorwassers wurde mit 4 Drachake 
fein iväparirten durch Sublimation dargestelhen chlorid- 
fre^^n Quecksilberchlorürs anhaltend geschüttelt, bis alter 
€lilorgeruch verschwunden war. Die Flüssigkeit, von dem 
Kalomel abfiltrirt, reagirte sauer auch noch dann, als 
Chlomatrium zugesetzt war, der Salzsäuregehalt dea CUor- 
Wassers war also auch hier erwiesen. Der bei gelinder 
Wärme getrocknete Kalomel hatte an Gewicht verloren, 
44 Gran, wonach sich der Chlorgehalt auf 2, 4 Gran be- 
stimmte. (S. B. c. a.) 

6) Der Versuch von 5 wurde wiederholt, die von dem 
onaufgelössf gebliebenen Kalomel abfiltrirte Flüssigkeit 
aber ohne Zusatz zur Trockne verdunstet. Der Rückstand 
war Quecksilberchlorid, hatte ein Gewicht von 46 Granen, 
gab also den Chloi^ehalt auf 2,08 Gran an. (S. B. c. ß.) 

7) 39 Gran eines oxydfreien reinen schwefelsauren 
krystallisirten Eisenoxyduls*) wurde in 3 Unzen destillir- 
ten Wassers aufgelöst und etwas verdünnte Schwefelsäure 



*) Dieses Sak war imdi der von mir im Archiv XXYH. 193 «ti- 
gegebenen Methode bereitet^ nach welcher dargestellt, et ajeh 
eibeiuo wie da« nadi Bonsdorfi bereitete «ehr lange ozydtei 
erbAlt. 6. 



Bemerkungen über Ctdarwasser. 

xiigeseizt. Zu dieser Auflosung wtirde sa lange aUnkäiig 
Chlorwaaser gemischt^ bis von einem Tropfen der Mischung 
eia Tropfen Kaliumeisencyaiiidlösang nicht mehr blau, 
sondern bräunlich gefärbt wurde. ~ Es waren bis zur Er* 
reicfaong dieses Puncts 2 Unzen und 3 Drachmen CMor« 
was&er erforderlich und es stellte sich hiernach der Chlor<- 
gel»dt des Chlorwassers auf 2, i Gran. (S. B. d) 

8) Zu einer Unze des Chlorwassers wurde yob einer 
Auflösung, die. in 100 Drachmen 39 Gran krystaHisirtes 
schwefelsaures Eisenoxydul enthielt, so viel gemischt, dass 
die Mischung eben anfing einen Tropfen Eisencyanidlösmig 
blau zu fäii>en. Es waren dazu 44 ^ Drachmen der Eiseen«^ 
oxyduUösung erforderlich, die 2, 075 Gran CUor anzeigen. 

Aus allen diesen Versuchen ist eine fast volktäsidige 
Uebereinstimmung der Resultate ersichtlich und nur die 
quantitative Ermittelung des Chlors durch Quedcsilber be^ 
währte sich nur nicht, wogegen die Bestimmung der Salz- 
säure durch dasselbe vollständig gelang. Dies Gelingen 
ist erwiesen aus der scheinbaren Abweichung, welche die 
Prüfung durch Aetzammoniak etc. darbietet. Es ist bei 
dieser Prüfung nämlich auch der Salzsäuregehalt des Chlor- 
wassers als Chlor bestimmt, was natürlich nidit anders 
sein konnte, wenn man aber die aus der Prüfung 4 sich 
ergebenden 0,5 Gran Salzsäure in Abzug bringt, so ist 
die Uebereinstinimung da und der durch das metallische 
Quecksilber etc. festgestellte Salzsäuregebalt als der rich- 
tige zu erkennen. Es bietet sonach also die zwischen 
den Resultaten der Prüfungen des Chlorwassers durch 
Aetzammoniak etc. und der Prüfungen durch Kalomel und 
schwefeis. Eisenoxydul sich herausstellende Differenz nooh 
ein Mittel zur quantitativen Bestimmung der Salzsäure im 
Chlorwasser dar. 

Wenn nun aber als Ergebhiss der vorstehenden Prä-- 
fung des i Jahr alten Chlorwassers sich in 4 Unze des^iel- 
ben ein Gehak von etwas mehr, als 3 Grau CUor festetellt, 
so entsteht die Frage, ob ein solches Chlorwasser noch 
braudibar sei Vir scheint es» als müsse die Frage be- 
jaht werden,, (te der genannte Gehalt sieh üb ein einiger«- 

2» 



80 Geiseler, 

massen cosstanter zeigte. (S. A. am Scbluss); auch möchte 
ich kaum glauben, dass ein geringer Salzsäuregehalt des 
Chlorwassers nachtheilig wirken könnte, wenn nur in der- 
selben die gehörige Menge freien Chlors enthalten ist, da 
ja wohl auf der Anziehung des Wasserstoffs durch das 
Chlor zum grossen Theil die medicinische Wirksamkeit des 
Chlorwas^ers beruht. Ein Chlorwasser aber,~ welches in 
der Unze wenigstens 2 bis 2,5 Gran Chlor enthält, ist in 
wenigen Minuten daran zu erkennen, dass 4 Unze dessel- 
ben 44 Gran fein präparirten mit Wasser angeriebenen 
durch Sublimation dargestellten Kalomel auflöst und 46 
Gran krystallisirtes schwefelsaures Eisenoxydul, in Wasser 
aufgelöst, so vollständig oxydirt, dass Kaliumeisencyanid- 
lösung nicht gebläut wird. Der Salzsäuregehalt läsi^ sich 
ebenfalls in kurzer Zät durch metallisches Quecksilber 
qualitativ und quantitativ ermitteln. 

C. Aufbewahrung des Chlorwassers, 

In Bezug auf die Aulbewahrung des Chlorwassers sind 
insbesondere die Eigenschaften des Chlors, sich leicht zu 
verflüchtigen und sich bei der Einwirkung des Lichts un- 
ter Vermittelung von Wasser in Salzsäure zu verwandeln, 
in Betracht zu ziehen. Was die Verflüchtigung des Chlors 
betrifft, so scheint dieselbe am besten dadurch vermieden 
zu werden, dass man das Chlorwasser in Gefässe mit 
enger Mündung füllt, und diese mit guten Korkstöpseln 
verschliesst, über welche dann noch ein Blasenüberzug 
oder eine Verpichung angebracht wird. In dieser Weise 
war das unter B geprüfte Chlorwasser in seinem Aufbe- 
wahrungsgefässe verschlossen und die angeführten Versuche 
haben bewiesen, dass es, abgesehen von der Salzsäure- 
bildung, nichts von seinem Chlorgehalte verloren hatte, da 
sein Gehalt an Chlor sogleich nach der Bereitung, 2,6 Gran 
betrug. 

Um aber die Schnelligkeit oder Langsamkeit der Ver- 
wandelung des Chlors in Chlorwasser unter verschiedenen 
Licht- und Temperatur-Einwirkungen zu ermitteln, wurde 
ein salzsäurefreies Gblorwasser; das in der Unze 2;5 Gran 



Bmerkungen über Chlorwmer. j| 

Chlor enthidt; sogleich nach der Berpifi,«» • 
Gläser gefüllt, nämlich i„ ^eZ"nXVL7'"'^'^r 
gefärbte. Je 3 Gläser wurden danfl 1^ '". ^'"'^^^- 
verschlossen und verpicht, Korkstöpseln 

a) in einem Zimmer an einem Orte an «,^i i. ,. 
stahlen der «o,|en«,..e gelangen und Z JS^i." '/ 
Temperatur zwischen + 15 und 25o R. wechsX ^ ' 

b) m emem Zimmer an einer Stelle zu d^r L ^• 

len Sonnenstrahlen nicht drangen, bei 'eLer Tp- ""^ 
von + 45 bis 48^ R., ''^^'^ Temperatur 

c) an einem dunkelen Orte, bei einer yi^r^v u 
stauten Temperatur von + U^fl., und ''''°" 

d) in einem dunkelen Keller, dessen T^rnnpr.. i. 
Wechsel + 40<>R. war, Temperatur ohne 

vier Wochen lang j»»>^^ ' , , - .-**.-iienen 

Sämmtlicbp ^' \^ ^, ^ 
lifies Cblor"^^'^ ^^® Chlorwassers mit Kalomel bis zum 
mehr '^^^s^twinden des Chlprgeruchs und Bestimmung des 
p,£hlors entweder aus dem Gewichtsverluste des an- 
salzs^ gewendeten Quecksilber chlor ürs oder aus der Menge 
^^J des gebildeten aufgelösten Quecksilberchlorids. 
en// ®) Vermischung einer Auflösung von 39 Gran reinen 
, krystallisirten schwefelsauren Eisenoxyduls mit so viel 
j, Chlorwasser, als zu der durch Kaliumeisencyanidlö- 
sung zu erkennenden vollständigen Oxydation des 
Eisenoxyduls nöthig ist, und. Berechnung des Chlor- 
gehalts aus der bis zu dem genannten Puncto ver- 
I , brauchten Menge Chlorwasser, die 5 Gran Chlor ent- 
halten muss, wenn die Verwandelung des Eisenoxy- 
duls in Eisenoxyd vollständig geschehen soll. 
Die Prüfungsmethode agiebt noch den Salzsäure, 
gehalt mit an, in so fern ist sie nur bei einem salzsäure- 
(Veien Chlorwasser anzuwenden ; man müsste denn aus der 
Di£fereDz des Resultates von den Ergebnissen einer der 
andern Prüfungsmethode auf den Salzsäuregehalt des Chlor- 
wassers schlies^en wollen. - 
9) Der Salzsäuregehalt des . Chlorwassers giebt sich 
am besten nach dem Schütteln mit einer gleichen Gewichts- 



80 



Geister, 



massen cosstanter zeigte. (S. A. am Scbluss); auch möchte 
ich kaum glauben, dass ein geringer Salzsäuregehalt des 
Chlorwassers nachtheilig wirken könnte, wenn nur in der- 
selben die gehörige Menge freien Chlors enthalten ist, da 
ja wohl auf der Anziehung des Wasserstoffs durch das 
Chlor zum grossen Theil die medicinische Wirksamkeit des 
Chlorwas$^*s beruht. Ein Chl<H*wasser aber/ welches in 
der Unze wenigsten^ 2 bis 2,5 Gran Chlor enthält, ist in 
wenigen Minuten daran zu erkennen, dass 4 Unze dessel- 
ben 44 Gran fein präparirten mit Wasser angeriebenen 
durch Sublimation dargestellten Kalomel auflöst und 46 
Gran krystallisirtes schwefelsaures Eisenoxydul, in Wasser 
aufgelöst, so vollständig oxydirt, dass Kaliumeisencyanid* 
lösung nicht gebläut wird. Der Salzsäuregehalt lässt sich 
ebenfalls in kurzer Zät durch metallisches Quecksilber 
qualitativ und quantitativ ermitteln. 

C. Aufbewahrung des Chlorwassers. 

In Bezug auf die Aufbewahrung des Chlorwassers sind 
insbesondere die Eigenschaften des Chlors, sich leicht zu 
verflüchtigen und sich bei der Einwirkung des Lichts un- 
ter Vermittelung von Wasser in Salzsäure zu verwandeln, 
in Betracht zu ziehen. Was die Verflüchtigung des Chlors 
betrifft, so scheint dieselbe am besten dadurch vermieden 
zu werden, dass man das Chlorwasser in Gefässe mit 
enger Mündung füllt, und diese mit guten Korkstöpseln 
verschliesst, über welche dann noch ein Blasenüberzug 
oder eine Verpichung angebracht wird. In dieser Weise 
war das unter B geprüfte Chlorwasser in seinem Aufbe- 
wahrungsgefässe verschlossen und die angeführten Versuche 
haben bewiesen, dass es, abgesehen von der Salzsäure- 
bildung, nichts von seinem Chlorgehalte verloren hatte, da 
sein Gehalt an Chlor sogleich nach der Bereitung, 2,6 Gran 
betrug. 

Um aber die Schnelligkeit oder Langsamkeit der Ver- 
wandelung des Chlors in Chlorwasser unter verschiedenen 
Licht- und Temperatur-Einwirkungen zu ermitteln, wurde 
ein salzsäurefreies Gblorwasser; das in der Unze %fi Gran 



Bemerkungen über Chlorwasser, 84 

Chlor enthidt; sogleich nach der Bereitung in verschiedene 
Gläser gefallt, nämlich in weisse, in grüne und in dunkel- 
gefärbte. Je 3 Gläser wurden dann, mit Korkslöpseln 
verschlossen und verpicht, 

a) in einem Zimmer an einem Orte, an welchen die 
Strahlen der Morgensonne gelangt^n und an welchem die 
Temperatur zwischen + 45 und 25 <* R. wechselte, 

b) in einem Zimmer an einer Stelle, zu der die direc- 
ten Sonnenstrahlen nicht drangen, bei einer Temperatur _ 
von + 15 bis 48« R., 

c) an einem dunkelen Orte, bei einer ziemUch con- 

stanten Temperatur von + 44<*R., und 1 

d) in einem dunkelen Keller, dessen Temperatur ohne \ 

Wechsel + lO^R. war, x.\J„'^l' 

vier Wochen lang .''^— -- ^ .^.crgeschlagenen 

tiees CUor-*"^ ^^^^ Chlorwassers mit Kalomel bis zum 
mehr -chwinden des Chlprgeruchs und Bestimmung des 
ßplors entweder aus dem Gewichtsverluste des an- 
salzsg^wendeten Quecksilberchlorürs oder aus der Menge 
g^^des gebildeten aufgelösten Quecksilberchlorids. 
enl?i Vermischung einer Auflösung von 39 Gran reinen 
' krystallisirten schwefelsauren Eisenoxyduls mit so viel 
dj Chlorwasser, als zu der durch Kaliumeisencyanidlö- 
i sung zu erkennenden vollständigen Oxydation des 
J Eisenoxyduls nöthig ist, und. Berechnung des Chlor- 
.; gehalts aus der bis zu dem genannten Puncto ver- 
I brauchten Menge Chlorwasser, die 5 Gran Chlor ent- 
f halten muss, wenn die Verwandelung des Eisenoxy- 
duls in Eisenoxyd vollständig geschehen soll. 
^ Die Prüfungsmethode agiebt noch den Salzsäure, 

/ gehalt mit an, in so fern ist sie nur bei einem salzsäure- 
1' freien Chlorwasser anzuwenden; man müsste denn aus der 
\ Differenz des Resultates von den Ergebnissen einer der 
andern Prüfungsmethode auf den Salzsäuregehalt des Chlor- 
wassers schlies^en wollen. . » 
9) Der Salzsäuregehalt des . Chlorwassers giebt sich 
am besten nach dem Schütteln mit emer gleichen Gewichts- 

» 



f 



1 



« GeUder, 

beim häufigen Oeffiien einer Flasche, die Chlorwasser eott- 
hall, der Chlorgehalt abnimmt und da$s also die Aafbe* 
Wahrmig in kleinen Gläsern rathsam erscheint. 



Zusammenstellung der hauptsächlichsten Resultate. 

4) Es ist unerlässlich nothwendig/den zur Darstellung 

des Chlorgases und des Chlorwassers zu verwendenden 

Braunstein auf seinen Gehalt an reinem Manganhyperoxyd 

zu prüfen, da man sonst in Bezug auf die zu nehmende 

Menge desselben keinen festen Anhaltspunct hat. 

^ 2) Zur Prüfung des Braunsteins dient am besten die 

Probe mittelst Salzsäure, schwefelsauren Eisenoxyduls und 

Kaliumeisencyanids, nach Otto ausgeführt, doch ist auch 

K a m J^ h jo m s o n s ch e Verfahren mittelst Kleesäure, das ein 

ebenfalls in lnirtl5r-TÄW'*tri^^ 

qualitativ und quantitativ ermitteln. 

'• Salzsäure 
C, Außewahrung des Chlorwassers, ly^j^ ist, 

In Bezug auf die Aufbewahrung des Chlorwass«ilt ist, 
insbesondere die Eigenschaften des Chlors, sich leicüjröb- 
verflüchtigen und sich bei der Einwirkung des LichtsVer- 
ter Vermittelung von Wasser m Salzsäure zu verwanc&en 
in Betracht zu ziehen. Was die Verflüchtigung des Chl*es 
betriflft, so scheint dieselbe am besten dadurch vermied! 
zu werden, dass man das Chlorwasser in Gefässe Bin 
enger Mündung füllt, und diese mit guten Korkstöpscfet, 
verschliesst, über welche dann noch ein Blasenüberza^ 
oder eine Verpichung angebracht wird. In dieser Weis« 
war das unter B geprüfte Chlorwasser in seinem Aufbe-| 
wahrungsgefässe verschlossen und die angeführten Versucbej 
haben bewiesen, dass es, abgesehen von der Salzsäure- 1 
bildung, nichts von seinem Chlorgehalte verloren hatte, da 
sein Gehalt an Chlor sogleich nach der Bereitung, 2,8 Gran J 
betrug. 

Um aber die Schnelligkeit oder Langsamkeit der Ve^ 
wandelung des Chlors in Chlorwasser unter verschiedenen 
Licht- und Temperatur-Einwirkungen zu ermitteln, wurde 
ein salzsäurefreies Gblorwasser; das in der Unze 2,9 Gran 



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Bemerkungen über Chlorwasser, S3 

ter mehr durch den Chlorgeruch belästigt wird, wenn er 
nicht Gelegenheit hat» einen Gasometer zu benutzen. 

7) Ein . Chlorwasser, welches in der Unze 3 Gran 
Chlor, enthält, lässt sich nur unter Anwendung einer, wenn 
auch nur geringen Compression darstellen, die letzten 
Aatbeile des Chlors sind aber nur lose mit dem Wasser 
verbunden und es wird deshalb ein Chlorwasser, das in 
der Unze 2 bis 2,5 Gran Chlor enthält, als ein brauch- 
bares angesehen werden müssen. 

S) Zur Erforschung des Chlorgehalts im Chlorwasser 
sind folgende Methoden gleich zweckmässig. 

a) Vermischung des Chlorwassers mit Aetzammoniak im 
üeberschuss, Ansäuerung mit Salpetersäure, Praecipi- 
tation mit Silbernitrat und Bestimmung des Chlor- 
gehalts aus dem Gewichte des niedergeschlagenen 
Chlorsilbers. 

b) Schuttein des Chlorwassers mit Kalomel bis zum 
Verschwinden des Chlprgeruchs und Bestimmung des 
Chlors entweder aus dem Gewichtsverluste des an- 
gewendeten Quecksilberchlorürs oder aus der Menge 
des gebildeten aufgelösten Quecksilberchlorids. 

e) Vermischung einer Auflösung von 39 Gran reinen 
krystallisirten schwefelsauren Eisenoxyduls mit so viel 
Chlorwasser, als zu der durch Kaliumeisencyanidlö- 
sung zu erkennenden vollständigen Oxydation des 
Eisenoxyduls nöthig ist, und, Berechnung des Chlor- 
gehalts aus der bis zu dem genannten Puncto ver- 
brauchten Menge Chlorwasser, die 5 Gran Chlor ent- 
halten muss, wenn die Verwandelung des Eisenoxy- 
duls in Eisenoxyd vollständig geschehen soll. 
Die Prüfungsmethode agiebt noch den Salzsäure, 
gehalt mit an, in so fern ist sie nur bei einem salzsäure- 
freien Chlorwasser anzuwenden ; man müsste denn aus der 
iflferenz des Resultates von den Ergebnissen einer der 
ndern Prüfungsmethode auf den Salzsäuregehalt des Chlor- 
rassers schlies^en wollen. - 
9) Der Salzsäuregehalt des , Chlorwassers giebt sich 
im besten nach dem Schütteln mit einer gleichen Gewichts- 






24 Jahn, 

menge Quecksilber, bis zum Verschwinden des Chlorge- 
ruchs, durch die saure Reaction zu erkennen; die quan- 
titative Bestimmung der Salzsäure kann in der von dem 
Quecksilberstaube abfiltrirten Flüssigkeit durch Silbemitrat 
geschehen. 

40) Ein gutes Chlorwasser muss sonach folgende 
chemische Kennzeichen darbieten. Eine Unze desselben 
muss : 
a)mit einer Auflösung von 16 Gran schwefelsauren Ei- 
senoxyduls vermischt, Kaliumeisencyanidlösung nicht 

mehr blau färben; 
b) 4 4. Gran mit Wasser angeriebenen fein präparirten 

Ealomel vollständig auflösen; 
c) mit einer gleichen Menge metallischen Quecksilbers 

geschüttelt, keine saure Reaction zeigen. 

Diese Kennzeichen, verbunden mit den bekannten 
physikalischen, lassen innerhalb weniger Minuten die Güte 
des Chlprwassers vollständig erkennen. 

44) Die Aulbewahrung des Chlorwassers geschieht 
am besten in kleinen grünen oder dunkelgefärbten Gläsern 
an einer dunkelen Stelle in einem Keller von möglichst 
constajiter, -|- 40° R. nicht überschreitender Temparatur. 

42) Länger als ein Jahr hindurch lässtsich das Chlor- 
Wasser selbst bei der grössten Vorsicht kaum ohne be- 
deutende. Veränderungen aufbewahren. 



y 



Versuche über das Pektin; 



von 



Fr, Jahn, 

Medicinalassesor und Apotheker zu Meiningen. 

Bei Bereitung von Pflanzengallerten, Himbeeren- 
oder JohannisbeerengeMe z. B., verfährt man in folgender 
Weise : 

Die Beeren werden im völlig reifen Zustande abge- 
pflückt, mit einer hölzernen Keule zerquetscht und in 



Versuche über- das Pektin, 25 

einem kupfernen Kessel bis zum Weichwerden und 2um 
Zerreissen der Zellen aufgekocht. Man presst dann den 
Saft aus und seiht diesen durch ein flanellenes Tuch oder 
durch ein Haarsieb und fügt demselben sein gleiches Ge- 
wicht Zucker hinzu. Unter beständigem. Umrühren und 
unter Entfernung des gröbsten im Anfang dabei gebilde- 
ten Schaums mittelst eines Schalimlöffels wird der Saft 
bis zum 3ten oder 4ten Theil seines ursprünglichen Vo- 
lumens ungefähr oder so weit eingedickt, dass ein auf 
einen kalten Teller fallender Tropfen nach dem Erkalten 
zu einer Gel6e erstarrt von solcher' Consistenz, dass die- 
selbe mit dem Messer geschnitten werden kann. 

Es gelten ^abei folgende Vorsichtsmaassregeln, die 
die Praxis gelehrt hat: 

Das Gefäss, wdrin die Abdampfung vorgenommen 
wird, darf nicht tief sein, sondern muss mögUchst flach 
gewählt werden, um die Verdampfung zu beschleunigen, 
auch muss Bin möglichst rasches Feuer unterhalten wer^ 
den, damit die Operation nicht unterbrochen wird ; ist 
der mit Zucker vermischte Saft einmal während der Ver- 
dampfung kalt geworden, so passirt es sehr leicht, dass 
er flockicht wird, indem ein Theil ins Gerinnen kömmt, 
welcher Uebelstand durch erneutes Erhitzen schwer oder 
gar nicht zu verbessern und Ursache ist, dass der dann 
weiter eingedickte Saft mit Beibehaltung dieser krümlichen 
Beschaffenheit nicht zur Gallerte erstarrt, sondern wie 
Syrup flie$st. Dagegen darf auch die Hitze wieder nicht 
zu weit getrieben werden, wenn man eine Veränderung 
der gelatinirenden, Substanz nicht herbeiführen will. Nicht 
weil durch langes Kochen einer Zuckerauflösung der Zucker 
leicht verändert wird, sondern jedenfalls nur zur vorheri- 
gen Reinigung des Zuckers soll nach einigen Vorschriften 
der Zucker nicht mit dem Safte, sondern für sich allein 
zum grossen Fluge gekocht und hiernach der Saft erst 
zugesetzt werden. 

Auch ist zu bemerken, dass man durch ruhiges Hin- 
stellen den trüben Fruchtsaft vor seiner Vermischung mit 
Zucker klären kann ; dieses Hinstellen darf aber Qäcb allen 



36 Jahn, 

Aussagen uicbt bis zur gänzlichen Ablagerang der trüben* 
den Tbeile getrieben werd^, sonst gelatinirt der Saft nicht 
mehr, auch darf nicht etwa Gahrung eingetreten sein, sonst 
ist derselbe ebenfalls zur Gallerte untauglich geworden. 

Was also bei Bereitung der Fruchtsyrupe, des Syrup, 
Ruhi Idaei, Syrup. Berbefidum etc. durchaus nöthig ist, 
nämlich die grösstentheils beendigte Gahrung und damit 
verbundene Klärung, darf hier nicht abgewartet werden und 
es dient dies zum Beweis, dass hierbei gerade ein Kör- 
per abgeschieden oder verändert wird, welcher das Gela- 
tiniren, des Syrups bewirkt. 

Als dieser Körper gilt bekanntlich das Pektin. Ueber 
seine Natur sind indess die Meinungen der Chemiker, wie 
früher, so auch jetzt noch getheilt und mein Böstreben 
ist gewesen, mir über einige noch in üngewissheit schwe- 
bende Angaben über die Ursache des Gelatinirens der 
Fruchtsäfte Auskunft zu verschaffen. Bevor die dahin ab- 
zweckenden Versuche von mir beschrieben werden, toöchte 
es nöthig sein, dass ich das, was mir aus der Literatur 
des Pektins bekannt geworden ist, zur bequemeren üeber- 
sicht neben einander stelle und ich erlaube mir zu diesem 
Ende einen kurzen Abriss über das Verhalten des Pektins 
nach Berzelius zu geben, aber auch die von andern 
Chemikern darüber ausgesprochenen Ansichten folgen zu 
lassen, da eine Mittheilung des Neusten davon in dieser 
Zeitschrift meines Wissens ohnedies bis jetzt noch unter- 
blieben ist. 

Berzelius*) sagt Folgendes: »Das Pektin, von 
Braconnot, welcher Anfangs eine elektronegative Varie- 
tät davon auffand (die Pektinsäure, nach dem griechischen 
Worte jtrjHrig, coagulum, benannt), ist in dem Safte flei- 
schiger Früchte, neben Zucker und Pflanzenleim enthalten 
und ertheilt demselben die Eigenschaft, dass sie, wenn 
sie nach einigem Einkochen mit Zucker versetzt werden, 
nach einer Weile zu Gallert erstarren. Wird der ausge- 
presste Saft fiitrirt und mit Alkohol gemischt, so fällt das 



*) im Lebebuch d^r Gbemie^ 3te Aufl. Bd. 6. Seit» 468. 



Versuche über das Pektin, S7 

Pektin nieder. Es ist halbdarchscbeinend und sieht wie 
Haasehblase aus, hat keinen oder nur faden Geschmack, 
röthet nicht Lackmus, und leimt nicht wie arabisches Gummi. 
Bei der trocknen Destillation giebt es die gewöhnlichen 
ammoniakfreien Producte und hinterlässt eine Kohle, die 
beim Verbrennen eine Asche giebt, die aus einem Gemenge 
von kohlensaurem und phospborsaurem Kalk und etwas 
Eisenoxyd besteht. Die Kalkerde scheint einer Portion 
pektinsaur'er Kalkerde angehört zu haben, welche nach 
Braconnot nicht selten neben dem Pektin vorkömmt. 
In Wasser quillt es auf. Mit 100 Wasser giebt es einen 
Kleister, mit noch mehr Wasser eine gelatinöse Flüssigkeit; 
in kochendem Wasser quillt es nicht so gut auf, als im 
kalten. In mehreren dieser Eigenschaften gleicht es dem 
Pflanzenschleim. Seine gelatinirende Auflösung in Wasser 
wird nicht durch Saure coagulirt, aber mit Salzsäure er- 
hitzt, wird das Gemisch roth und es bildet sich eine in 
Ammoniak unlösliche rothfleckigte Substanz. Wird Pek^ 
tin mit kaustischem Kali, Natron, Baryt oder Kalk versetzt, 
so entsteht damit, auch mit kohlensaurem Kali, nicht aber 
mit Ammoniak und mit kohlensauren Natron ein pektin- 
saures Salz. Die wässerige Lösung des Pektins wird von 
den Baryt-, Stronlian-, Quecksilberoxydul-, Blei-, Kupfer- 
und Eisenoxydsalzen gefällt und coagulirt. Sie wird nicht 
coagulirt von den Kalk- und Thonerdesalzen, von den 
Chloriden von Platin und Quecksilber, von salpetersaurem 
Silberoxyd, von Brechweinstein und nicht von Gerbsäure. 
Pektinsäure (Gallertsäure) oder die elektronegative 
Artabänderung kann mit Alkalien aus fast allen Pflanzen- 
Iheilen ausgezogen werden, als Wurzeln, Hölzern, Rinden. 
Stengeln, Blättern und Früchten, worin theils Pektin, wel- 
ches durch das Alkali in Pektinsäure verwandelt wird, 
theils eine von der Natur gebildete Portion pektinsaurer 
j^alze, deren Base ein Alkali oder Kalkerde ist, enthalten 
ist. Durch eine stärkere Säure kann die Pektinsäure aus- 
gefällt werden. Sie bleibt in Gestalt einer farblosen, 
schwach säuerlichen Gallerte zurück, (die aus gefärbten 
Pflan;eentbeilea bisweilen hartnäckig etwas von der »Farbe 



99 



Jahni 



zurückhält). Von kaltem Wasser wird sie nur unbedeutend 
aufgelöst, kochendes nimmt davon mehr^ auf; die filtrirte 
Auflösung ist farblos, gesteht nicht beim Erkalten und 
röthet das Lackmus kaum bemerklich, sie wird von Alko^ 
hol, Kalkwasser, Barytwasser, Säuren und Salzen aber 
zur durchsichtigen farblosen Gallerte coagulirt Sogar 
Zucker, den man darin auflöst, verwandelt sie nach einer 
Weile in eine Gel^e und auf diesem ünastande beruht die 
Bildung von Gelee aus dem Safte von Aepfeln, Kirschen, 
Stachelbeeren, Johannisbeeren u. s. w., indem er mit Zuk- 
ker versetzt in einigen Tagen gestehet. 

Die Salze der Pektinsäure behalten ihre Eigenschaft, 
Gallerte zu bilden bei, aber nur die mit alkalischer Basis 
sind in Wasser löslich, wiewohl nur in reinem salzsäure- 
freien Wasser, aus welchem sie durch . Auflösung anderer 
Salze 4arin gelatiniren, wenn sie auch nicht von diesen 
Salzen zersetzt werden. >Sie besitzen in diesem Zustande 
durchaus keinen Geschmack und sind nur durch ihre 
Schlüpfrigkeit auf der Zunge bemerkbar. Die Salze der 
Pektinsäure mit Erden und Metalloxyden zur Basis werden 
durch doppelte Zersetzung erhalten und in gallertartigen 
Klumpen niedergeschlagen, die bei gefärbten Basen diese 
Farbe beibehalten und die Verwandtschaft der Pektinsäure 
zu den Oxyden von Kupfer und Blei ist so ausgezeichnet; 
dass Braconnot dieselbe für ein vortreffliches Gegen- 
gift gegen diese und ihre Salze hält. Das pektinsaure 
Kali hat nach Braconnot eine bedeutende Anwendbar- 
keit in der Pharmacie und in der Conditorei zur Berei- 
tung schmackhafter, kühlender, aromatischer und spiri- 
tuöser Gelten. Man löst eine gewisse Portion davon in 
Wasser auf, versetzt dies Wasser dann mit Zucker und 
solchen Substanzen, die ihm einen Geschmack ertheilen 
sollen, wie Spiritus, Wein, Orangenblüthwasser, Vanille etc., 
worauf soviel Salzsäure zugemischt wird, als erforderlich 
ist, um den geringen Kaligehalt im Salze zu sättigen.»*) 



^) Diese GeUe liat aber nach Liebig (im Handbuch der Chemie 
mit Rücksicht auf Pharmacie, von Liebig^ neue Auflage von 



Versuchs über das Pektin, t9 

Der Unterschied des Pektins von der Pektinsäure 
beruht hiernach also hauptsächlich nur in dem aciden 
y^halten der letzteren und in der verschiedenen Löslich- 
keit beider in Wasser. Das Pektin löst sich schon im 
kalten Wasser, weniger im heissen, während gerade die 
Pektinsäure erst im kochenden Wasser zum Theil löslich 
wird. Als eine besonders merkwürdige Eigenschaft er- 
sdieint seine leichte Verwandlung in Pektinsäure durch 
Einwirkung der Alkalien, aber man wird aus dem Später- 
folgenden einsehen, dass diese Verwandlung in der That 
SQ leicht nicht statt findet. 

Was indess aus dem Pektin während der Gährung 
der Fruchtsäfte wird und worauf die nicht mehr erfolgende 
Gelatinirung des Himbeersafts z. B. beruht, darüber findet 
man in Berzelius keine hinreichende Auskunft; an einem 
andern Orte*) unter dem Artikel: Weingähnmg, heisst'es: 

»Braconnot hat zu zeigen gesucht, dass die Ent- 
stehung der Hefe bei der Gährung von Pflanzensäften nicht 
allein durch den Pflanzenleim bedingt sei, sondern dass 
dazu audi die Gegenwart von Pektin erfordert werde, so 
dass, wenn dieses fehlt, nicht eher Gährung eintritt, als 
big es hinzugefügt wird. Von der andern Seite könne 
Pektin für sich keine Gährung hervorbringen und wäh- 
' rend der Gährung werde alles Pektin zerstört.« 

Berzelius theilt also diese Ansicht mit, ohne selbst 
von der Richtigkeit derselben überzeugt zu sein und ohne 
weiter ins Detail über die Art und Weise der Zerstörung 
des Pektins einzugehen. 

Dass das Pektin während der Gährung unauflöslich 
abgeschieden werde, ist die Meinung von Guibourt*"^), 
obgleich man damals das Pektin selbst eigentlich noch 
nicht, sondern nur die Pektinsäure gekannt hat. Guibourt 
giebt nämlich zur Bereitung der Pflanzengallerte (Gallert- 
säure) folgende Vorschrift: Man vertheilt den ausgepress- 

Geigers Hdb.) wenig Zusammenliang und zerfallt nach dem 
Gestehen in einzelne Stucke, daher sie keinen Eingang fand« 
«) Berzelius, lehrb. Bd. 6. Seite 82. 
. **) Kach.Gmelin's ilandb. der theoretischen Chemte. i62d. S. 772. 



teil Saft der Johannisbeeren in Wasser, las st ihn etwas 
gähren, und wäscht, die dabei niederlallende Gallerte 
mit kochendem Weingeist etc. 

Auch Geiger*) sagt/ dass sich aus dem Safte, wenn 
er frisohgepresst 1 — 2 Tage hingestellt werde, ein gelati- 
nöses Magma (Gallertsäure) absondere. Er scheint sonaeh, 
da während dieses Hinsteilens bei Fruchtsäften jederzeit 
Gährung eintritt, dieselbe Ansicht zu haben, diese Meinung 
aber nach Braconnot auszusprechen, da er sich unter 
dem Artikel „Pektin", auf diesen bezieht 

Soubeiran**) spricht sich darüber noch am deut- 
lichsten au^ und zwar so, dass das Pektin während 
der Gährung in Pektinsäure verwandelt werde. 

Ueber die Natur und die chemische Constitution die* 
ser beiden Körper sind in neuerer Zeit, von Regnanlt 
und von Mulder unternommene Versuche bekannt gie- 
worden und besonders ii^ die Arbeit Mulders von höch- 
stem Interesse, weshalb auch hiervon das Wichtigste mit^ 
gefheilt werden soll, n Zuvor muss ich ind^s noch anfiih- 
ren, dass Fremy***), welcher sich ebenfalls viel mit dem 
Pektin und der Pektinsäure beschäftigt und eine , Modifi- 
cation der letzteren, -dieMetapektinsäure, aufgefunden 
hat, welche entsteht, wenn eine schwach alkalische Sola- 
tion der Pektinsäure sehr lange im Sied^ erhalten virird; 
wobei dieselbe die Eigenschaft des Gelatinirens durch 
Säuern verliert — und gestützt auf den Umstand, dass 
unreife Johannisbeeren, welche beim Kochen an wieder- 
holt aufgegossenes Wasser nichts LösUches mehr abgaben, 
wenn sie nun, mit Weinsäure oder Aepfelsäure angesäuert 
wiederum im Sieden erhalten wurden, eine schleimige 
(pektinhaltige) Flüssigkeit lieferten, die Meinung aus^pro- 
dhen hat; dass weder das Pektin, noch die Pektinsä^e 



*) Im Handbuch der Pharmacie, unter dem Artikel Himbeeren, Isteii 

Bandes Ste Hälfte. 1829. 
. *^]f In seia«m Handbuch des pharmacent« Praowy. deutschfi Bearb., 

von Dr. Schödier. 1839. Seite 7d u. 3^1. 
t**) Ha«h Lifrbig't Handbiich der Chfiiaie wi« oben Bd. 1. fk i^%. 



Versuche über das PekH)fi, 81 

in den Pflanzen zu existiren scheinen, sondern jedenfalls 
ersi durch Einwirkung von organischen Säuren auf die 
Zellensubstanz gebildet würden. 

Auch rouss idi bemerken, dass von Poumarede*) 
behauptet worden ist, dass Alles, was man bis jetzt Pek^ 
tin nannte, nur als organisches Gewebe, wie das Zellge- 
webe der tröchte, Wurzeln, Stengel, Rinden etc. zu be- 
trachte sei und auch die Pektinsäure nicht in den Pflan- 
zen präexistirte, sondern ein Product chemischer Reao- 
tionen sei. 

Von Fromberg ist ferner**) die Metapektinsäure 
Fremy*s wiederholt dargestellt und bestätigt worden 
zugl^b fand derselbe aber auch eine andere sich in der- 
selben Weise bildende Säure, welche schon entsteht bei 
kürzerem Kochen. der Pektinsäure mit Alkalien und beson^ 
ders, wenn anstatt des Aetznatrons kohlensaures Natron 
angewendet wird, in welchem Falle stets nur diese Zwi- 
schenrufe zu entstehen scheint Sie charakterisirt sich 
da<iM*ch, da$s Essigsäure sie nicht m^r aus ihrer alkali- 
schen Auflösung fällt, während Kalksalze dieselbe nooh 
niederschlagen, welche nach Premy auch die von diesem 
beschriebene Metapektinsäure nicht mehr zu fällen im 
Stande sind. 

Mulder***) untersuchte nun sowohl das Pektin wie 
die Pektinsäure, und fand beide Körper nach der damit 
vorgenommenen Elementaranalyse nicht verschieden. Beide 
sind nach ihm Verbindungen einer und derselben noch 
nicht isolirten Substanz mit alkalischen Basen ; der einzige 
Unterschied, der zwischen ihnen besteht, liegt in der Men^ 
der mit derselben verbundenen Base, welche gewöhnlich 
Kalkerde ist, so dass also das Pektin als pektinsaurer Kalk 
imd die Pektinsäure als basisch pektinsaurer Kalk zu 



*) Im Joiura. de Chem. med. Jan. 1840. (Den Auszug findet jnan 
im Archiv des Apothekervereins, 33. Bds. 2tes Heft.) 
**) Nach Journal ffir prakt. Chemie. XXXII« Pag. 183—186. u. hier- 
aus .auch im pharmac. Centra^blatt, Seite 107 n. 617. ron 1844. 
***) Nach den Annalen der Chemie und Pharm, von lieb ig und 
Wflhler, Bd. 38. B. 380, auch Erdmaan's Journal. XIV. 377. 



3St Jahn, 

betrachten ist, und die aus Aepfeln, Möhren und Stedcrü- 
ben erhaltene Säure dieselbe Zusammensetzung hat, aber 
als 3-, 4«- und Sfach pektinsaures Kalksalz angenonunen 
werden muss. Aus der fortgesetzten Untersuchung glaubt 
ferner Mulder den Schluss ziehen zu dürfen^ dass der 
Pflanzenschleim, nämlich Quitten-, Leinsamen- und Althee- 
schleim, auch die Gallerte aus Liehen Carragheen und die 
Hauptmasse des Traganths nicht verschieden von der 
Pektinsäure oder vom Pektin ist, dass. aber verschiedene 
Mengen von alkalischer Basis damit verbuuden sind. „Der 
Pflanzenschleim, sagt Mulder, ist vom Pektin durchaus 
nicht verschieden ; er bildet ebenso mit Metalloxyden, nach 
dem Kochen mit Kali, eine Gallerte. Kocht man eine 
Auflösung von Salep mit verdünnter Kalilauge, so erhält 
man nach dem Erkalten eine schöne Gallerte, die noch 
schöner wird, wenn man vor dem Kochen mit Kali, etwas 
Chlorcalcium zusetzt; das Chlor verbindet sich in diesem 
Falle mit dem Kalium und der Kalk mit dem Schleim, 
was .nach dem Erkalten eine Gallerte von pektinsaurem 
Kalk liefert. 

In seiner physiologischen Chemie sagt Mulder^) 
ferner über das Pektin, für welches er, so wie für die 
Pektinsäure und den Pflanzenschleim die Formel C '* 
gi« Qio aufgestellt hat, indem er. sich auf seine Versuche 
mit diesen Körpern bezieht, dass dasselbe beim Kochen 
der Früchte mit Zucker und Wasser in der Form verän- 
dert, wahrscheinlich mit Hydratwasser verbunden werde. 
Es ist unbekannt, heisst es ferner, in welcher Form, es in 
den Obstfrüchten vorkömmt; aber wahrscheinlich muss 
es unter die sogenannten incrustirenden Sto£fe gezählt 
werden, welche die Zellenwände verdicken. Beim Kochen 
jener Früchte mit einem Alkali verwandelt es sich in Pek- 
tinsäure, eine polymerische Verbindung. Ebenso erhält 
man es aus KäoUen, W^urzeln von Daucus Carota etc. — 



*) Versuch einer allgemeinen physiologischen Chemie, mit eignen 
Zusätzen des Verfassers für die deutsche Ausgabe. Braunschwei^ 
bei Fr. View eg und Sohn 1844. 3te Lieferung. Fag. 244. 



Versuche über das Pektin. 33 

Pektin, Pektinsäure und Schleim gehören zu den kräftig- 
sten Nahrungsmitteln ; aber sie erleiden in dem thierischen 
Körper eine andere Umsetzung ihrer Elemente, als Amy- 
lum, Dextrin, Zucker,' Inulin, Moosstärke und Cellulose, 
weil sie nicht, wie diese, Wasserstoff und Sauerstoff in 
dem Verhältniss, um Wasser zu bilden, enthalten. Das Pek- 
tin bildet sich in den Früchten während der Reife in gros- 
ser Menge; vor dieser Zeit findet sich wenig davon. Da- 
bei verlieren die Zellenwände ihr früheres Ansehn; waren 
sie zuvor durchsichtig und fest, so werden sie nun lose 
und halbdurchscheinend. Gleichzeitig mit dem Pektin bil- 
det sich in den Früchten Zucker und verschwindet die- 
Säure, welche die unreife Frucht enthielt; mit der Quan- 
tität des Pektins vermehrt sich die des Zuckers. — So 
weit Mülder. 

Nach einer, wie es ^ischeint unter Anleitung des Hrn. 
Professors Lieb ig unternommenen neuen Untersuchung 
der verschiedenen Schleimsubstanzen und des Pektins, 
welche hauptsächlich hervorgerufen worden ist durch die 
Beobachtung, dass in dem Salep und Traganth, Stärkemehl 
neben mehreren in Wasser löslichen und unlöslichen Sal- 
zen enthalten ist (was von Mulder nicht berücksichtigt 
worden zu sein scheint), fand Df. C. Schmidt*), dass 
auch der Pflanzenschleim und das Bassorin, welche Mul- 
der als von solcher Zusammensetzung betrachtet, dass sie 
nicht als Kohlenstoff mit Wasserstoff und Sauerstoff in 
solchem Verhältniss gelten, dass letztere beiden als Wasser 
darin anzunehmen sind, als wirkliche Kohlenhydrate dem 
Zucker, Gummi und Stärkemehl angereiht werden können, 
auch, dass diese Körper wie das zuletzt genannte durch 
Behandlung mit Mineralsäuren in Gummi und zuletzt in 
Zucker übergehen. Das Pektin will aber Dr. Schmidt 
wieder als einen andern Körper betrachtet wissen, denn 
es gelang demselben weder mit Quittenschleim, noch 
mit Salepschjeim durch das Kochen mit Kali, wie Mul- 



») Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. 51. Heft 1. Pag. 39. 
et seq. 

Arch. d. Pharm. XCY. Bdi. 1. Hft. 3 



3* Jahn, 

der äDgiebt^ selbst wenn nach des Letzteren Angabe Chlor^ 
calcium zugefügt wird, wirklich eine Gallerte von pektia- 
saurem Kalk zu erhalten. Die sich ausscheidende Masse 
besteht nach ihm aus Kalkhydrat mit kohlensaurem Kalk 
und dem zugleich niedergefallenen Schleim, wie sich auph 
das Stärkemehl in glefcher Behandlung verhalte, ohne dass 
die in solcher Weise erhaltene gallertartige Masse die cha- 
rakteristischen Eigenschaften des pektinsauren Kalks zeige ; 
denn wenn dieselbe mit Säuren übersättigt wurde, z. B. 
mit Chlorwasserstöffsäure, so warder ursprüngliche Schleim 
ebenso unverändert wiederhergestellt, als ob die Behand- 
lung mit Alkalien gar nicht stattgefunden hätte. 

Schmidt sagt dann noch:*) 

„In der That hat der Quittenschleitia im Aeussera viel 
Aehnlichkeit mit einem pektinsauren Salze und Hulder 
hält ihn geradezu, in Folge der Analyse der Bleiverbin- 
du0g, für ein Kalkpektinat. Hiergegen erlaube ich mir 
Folgendes zu bemerken : Pektinsaurer Kalk, mit noch so 
viel Wasser verdünnt, bleibt immer ungelöst, die ganze 
Quantität bleibt auf dem Filter zurück, wenn man ver- 
sucht, dies Gemenge durch Papier zu filtriren. Quitten- 
schleim dagegen, mit Wasser verdünnt, kann fast vollstän- 
dig durch Papier filtrirt werden, indem nur die aufge- 
quollenen ZeUenmembrane auf dem Filter bleiben. Quifr- 
tenschleim wiivi durch Säuern und Alkalien, sowie durch 
viele Salze coagulirt — beim Coäguliren mit Ghlorwasser- 
stoflfsäure z. B. müsste die Gallerte Pektinsäure sein — 
wäscht man sie jedoch noch so länge mit Wasser aus, 
bis jede saure Reaction verschwunden ist, so bleibt die 
feuchte Gallerte dennoch im kalten wie im heissen Wasser 
unlöslich, was doch bekanntlich mit Pektin und Pektin- 
säure nicht der Fall ist." 

Als Endresultat vonSchmidt's Untersuchungen stellt 
sich Folgeridös heraus : Das Stärkemehl öder Gummi, gleich 
Cia H*® 0^^ ist gewissörmassen das Protein der Kohlen- 
hydrate, der Stoff, der mit einer grösseren oder ^erin- 



*) Ibidem pag. 45. 



Versuche über das Pektin, 35 

geren Quantität von Salzen, (Kalksalze, phosphor^aurem 
Kalk) unter Anderem die sogenannten Pflanzenschleime 
der- Chemiker -bildet, deren besondere untergeordnete Ei- 
ge&thumlichkeiten durch die Qualität und Quantität letzte- 
rer bedingt werden. Wir sehen, sagt Schmidt, diese 
Substanz (G^^hioqio)^ man. mag sie nun Stärkemehl, 
Gummi oder sonst wie nennen, einerseits durch die Auf- 
nahme der Elemente des Wassers Traubenzucker, anderer- 
seits durch Austreten desselben Holzfaser bilden, jenen 
als veränderlichstes, dieses als beständigstes Endglied der 
Reihe. Zwischen beiden und dem Mittelgliede finden sich 
je nach der Entwickelung der Zelle die mannichfaltigsten 
stetig fortlaufenden Uebergänge. Als solche Uebergänge 
von Stärkmehl oder Gummi zur Holzfasser wären nun die 
sogenannten Pflauzenschleime, Bassorin, Cerasin, Prunin 
u. s. w. zu betrachten. Das Gummi bei 480^ getrocknet 
ist = C*2H' 0^ — Von A. Chodnew ist nun auch das 
P^in, die Pektinsäuro und Metapektinsäure einer neuen 
Untersuchung unterworfen worden und derselbe versichert 
hiernach die Eigenthüoilichkeit dieser Substanzen und ihre 
Verschiedenheit von Pflanzenschleim*). Das verschiedene, 
Resultat in der Elementaranalyse des Pektins etc.. gegen 
das, was Mulder erhielt, hat^nach Chodnew seinep 
Grupd in der verschiedenen Darstellungsweise und der 
dadurch erlangten grösseren Reinheit des verwandten 
Materials. 

Chodnew nahm stets den aufgekochten und filtrir- 
ten Saft von Birnen und von Aepfeln, das daraus gefällte 
Pektin wurde überdiess hoch durch Behandlung mit Salz- 
säurte vom grössten Theile seines Kalkgehalts und. der 
iÜH'igen beigemengten anorganischen Substanz befreit. Wäh- 
rend man ausserdem, ohne diese Reinigung mit Säure, ein 
Pektin erhält, welches -gewöhnlich 6 — 8 Proc. Asche lie- 
fert, gab das mit Salpetersäure ausgezogene farblose Pek- 
tin 2,13 Proc. und ein aus Aepfeln erhaltenes mit Salzsäure 



*) Anftale» der Chemie u. Pharm, v. Liebig 4« Wöiiier^ Bd« 51. 
Heft 3. Pa;. 3^5 etc. 

3* 



36 Jahn, 

behandeltes nur 1,59 Proc, ferner ein aus Birnen in glei- 
cher Weise erlangtes 1,23 Proc. Asche. — Das hierdurch 
erhaltene Pektin löste sich stets in Wasser auf, das aus 
Aepfeln erlangte opalisirte in dieser Auflösung und reagirte 
schwach sauer, sonst war das Verhalten von dem aus 
Birnen dargestellten nicht verschieden, -r- Ebenso verfuhr 
derselbe auch anders bei der Darstellung der Pektinsäure, 
dieselbe wurde in der gewöhnlichen Weise durch Aus- 
kochen von zerriebenen weissen Rüben mit verdünntem 
kaustischen Kali erhalten, aber diese Flüssigkeit wurde 
filtrirt und die durch Salzsäure oder Salpetersäure daraus 
gefällte Pektinsäure zuerst mit angesäuertem, dann reinem 
Wasser und zuletzt mit Alkohol gewaschen. Die Eigen- 
schaften dieser gereinigten Pektinsäure, welche nur 1 Proc. 
Asche hinterliess (Mulder und Romberg analysirten eine 
Pektinsäure, welche zwischen 3 — 9 Proc. Asche lieferte) 
und welche wie die des Pektins besonders nur in phos- 
phorsaurem Eisenoxyd besteht, sind übrigens in der Haupt- 
sache, dieselben, wie sie Berzelius angiöbt, aber sie lost 
sich nur in kochendem Wasser ein wenig, sehr oft gar 
nicht, leicht aber, selbst nach dem Trocknen, in Alkalien 
zu einer klaren Flüssigkeit auf und diese Lösung giebt 
mit allen unorganischen Salzen gallertartige Niederschläge, 
die in einem üeberschusse von Kali oder Natron löslich 
sind. Nur Quecksilberchlorid wird nicht davon afficirt. 
Das Kalksalz, welches Chodnew aus einer neutralen 
ammoniakalischen Lösung der Pektinsäure durch Chlorcal- 
cium erhielt, stellte eine wasserhelle klare Gallerte dar, 
welche andere Eigenschaften als die Pektinsäure besass: 
es war nämlich ziemlich hart und gab nicht so leicht, wie 
die letztere dem Druck nach. Es lieferte bei der Analyse 
12,46 Proc. Kalkerde. Als Chodnew bei der Frage über 
das Vorkommen der Pektinsäure in den Pflanzen und die 
Entstehung der Gallerte aus unreifen Stachelbeeren durch 
Kochen mit Säuren (wie F r e m y gefunden hatte) weisse 
Rüben im zerriebenen und gut ausgewaschenen Zustande 
mit einer Säure kochte, so fand er, dass auch diese, wie 
sämmtliche Pektinsäure liefernden Früchte, z. B. die Aepfel, 



Versuche über das Pektin, 37 

eine Flüssigkeit lieferten, die, mit Alkohol versetzt, eine 
reichliche Gallerte gab ; diese unterscheidet sich aber von 
der gewönnlichen Pektinsäure schon durch ihre Leicht- 
löslichkeit in Wasser, selbst wenn sie zuvor ausgetrocknet 
worden war, obgleich sie sich sonst gegen Kali und Kalk- 
wasser der übrigen gleich verhält. Nach ihrer Eleraentarana- 
lyse enthält dieselbe weniger Sauerstoff, alß die Pektinsäure 
und C h. betrachtet dieselbe im wasserfreien Zustafide und 
die Pektinsäure als verschiedene Oxydationsstufen eineß und 
desselben Radikals, weshalb er sie p e k t i n i g e S ä u r e nennt. 

Die pektinige. Säure wird durch die Formel ausge- 
drückt C^«H*«OV + HO, (dagegen die Pektinsäure durch 
C»8H^<^0*«). Kocht man dieselbe mit verdünnter Kali- 
lauge, so erhält man daraus Pektinsäure und Ch. glaubt 
hiernach und aus später noch zu entwickelnden Gründen, 
dass letztere nicht in den Pflanzen existire, sondern erst 
durch die Einwirkung von Alkalien aus der pektinigen 
Säure und einem neuen Gallertkörper gebildet werde, 
welchen letzteren Gh. erhielt, als er die mit Salzsäure 
gekochten und mit Wasser ausgewaschenen weissen Rüben 
mit verdünntem kaustischem Kali kochte. Er erhielt da- 
durch, nach dem Abfiltriren, eine Flüssigkeit, welche mit 
Säuren eine dicke Gallerte gab, die alle Eigenschaften der 
Pektfaisäitre besass, von welcher sich dieselbe aber durch 
ihre ünlöslichkeit in Ammoniak unterscheidet. Sie hinter- 
lässt nach dem Trocknen und Verbrennen 0,52 Proe. Asche, 
und liefert (beim Verbrennen) Wasser und Kohlensäure in 
solchem Verhältniss, dass sich daraus die Formel C^^H** 
0* 'fürsie ergab, weshalb sie vonChodne wüeberpektin- 
säure genannt wordenist. Es ist derselben gegen die Pektin- 
saure 1 Atom Wasserstoff durch 1 Atom Sauerstoff vertreten. 

Die weissen Rüben liefern, nachdem sie mit irgend 
einer Mineralsäure und alsdann mit Kali gekocht worden 
sind, zuletzt keine Gallerte mehr. Obgleich nun die Pek- 
tinsäüre als ein Körper betrachtet werden kann, der aus 
pektiniger Säure und Ueberpektinsäure beim Kochen mit 
Kali entsteht, denn 



SB Jühfi, 

so ist doch die Gegenwaft der beiden letzteren in dersel- 
ben nicht zu entdecken. Die Pektinsäure löst sieh härh- 
lich nicht oder sehr wenig in Wasser auf, was gegen die 
Gegenwart von pektiniger Säure spricht; sie löst sich aber 
leicht in Ammoniak, was nicht auf die Anwesenheit von 
üeberpektinsäure zu schliessen gestattet. Obgleich Alles, 
was zur Bildung von Pektinsäure nöthig ist,- -in Pflanzen 
vorkömmt, so ist doch die Pektinsäure selbst nicht darin 
vorhandai. Aepfel, Birnen, rothe und gelbe Rüben liefer- 
ten immer pektinige und Üeberpektinsäure und auch d(e 
von Fremy erhaltene Pektinsäure (durch Kochen von un- 
reifen Beeren mit Säure) besteht- nach den von Chodn^dW 
wiederholten Versuchen nur in pektiniger Säure. 

Auch bloss durch üebergiessen der geriebenen und 
ausgewaschenen weissen Rüben mit verdünnter Salzsäure 
(wobei sie ihre ündurchsichtigkeit und ihr holzfaseriges 
Ansehn verlieren und gallertartig werden, was aber nach 
dem Auswaschen und Zufügen von verdünntem Kalkwasser 
wieder eintritt) und Stehenlassen damit, erhält man nach 
dem darauf erfolgenden Auswaschen, beim Kochen^ fiait 
destillirtem Wasser diese Gallerte von pektiniger Säure, 
woraus hervorgeht, dass durch diese Behandlung mit Säure 
der Kalk, wenn die Gallertsubstanz gebunden ist, wegge- 
nommen wird. 

Chodnew glaubt nun, dass die Entstehung der Gal- 
lerte aus unreifen Früchten, wenn man dieselben mit Säu- 
ren kocht, ganz einfach von der Auflösung des Kalks ab- 
hängig ist, die angewandte Säure löst die Kalkerde auf und 
macht dadurch die pektinige Säure frei und auflöslich h. 
Wasser. Die gallertartigen Substanzen kommen also am* 
in unreifen Früchten vor und w'erden nicht erst durch 
Einwirkung von Säuren gebildet. 

Beim Vergleich der Zusammensetzung des Pektins 
und der pektinigen Säure ergiebt sich kein grosser Unter- 
schied, und C ho dn e w war deshalb geneigt, beide für eins zu 
halten, worüber er auch immer noch in 2weifel ist. .Doch 
schien ihm zuletzt die Eigenschaft, mit Basen, besonders 
mit Kalk und Baryt unlösliche» md tuit SiH>er- und Blei- 



Versuche M&r das Pektin, 09 

oxyd cohsldnte Verbindungen zu bilden, ganz ^tscbeidend 
für die Existenz der pektinigen Säure ^u sprechen. Man 
kann, sagt er, das Pektin aber vielleicht als unreine pek- 
imige Säure betrachten, oder die pektinige Säure als rei- 
nes Pektin; die für dasselbe bis jetzt geltende Formel 
C»8ijiioa* kann man als richtig annehmen. Diese Zahl 
entspricht genau dem von Chodnew aufgefundenen 
Kohlenstoff- imd Wasserstoffgehalte. 

Was nun die von Fremy aufgefundene Metapeklin- 
säure betrifft (welche von Fromberg bestätigt wurde), 
so ist C h d n e w geneigt, dieselbe, wenigstens nach der von 
Fremy gelieferten Beschreibung ihrer Eigenschaften in 
Zweifel zu ziehen. Er erhielt beim Kochen von Pektin 
säure mit einem Ueberschuss von Kali, aber auch beim 
Kochen derselben mit Mineralsäure, wobei sich nach 
Fremy ebenfalls Metapektinsäure bildete, ganz von denen 
des Letztern abweichende Resultate und die Behandlung 
mit Säure liefert andere Producte als die mit Alkalien. 
Esistin der Thatrichtig,sagt Chodnew, dass, wenn man eine 
Anflösung von Pektinsäure mit einem geringen Ueberschuss 
von Kali kocht, dieselbe nach einiger Zeit ihre Eigenschaft 
verliert, mit Säuren gallertartig gefällt zu werden. Es ver- 
halten sich, jedoch nicht alle Säuren gleich gegen die 
durch Kochen mit Kali erhaltene Lösung: bei Zusatz von 
Essigsäure bleibt die Flüssigkeit unverändert, wenn man 
sdbst einen grossen Ueberschuss davon genommen hat, 
auch wenn man sie selbst wochehlang stehen lasst; Salz- 
säure und Salpetersäure aber geben nach kurzer Zeit eine 
Trt&itDg und zuletzt einen flockigen Niederschlag. Wenn 
man sogleich nach dem Versetzen mit einer der beiden 
letztgenannten Säuren Chlorcalcium oder Ghlorbaryum 
hiaausetzt, so erhält man immer nach einigen Minuten einen 
flockigen durchsichtigen Niederschlag. Auch die mit Essig- 
säure öder Schwefelsäure neutralisirte alkalische Lösung 
von Metapektinsäure liefert, mit Alkohol versetzt, eine 
Oidlerle. Bl^iasueker gieCt in der mit Essigsäure neutral!- 
dttien Flüssigkeit > einen gallertartigen Niederschlag, d^r 



40 Jahn, 

seinen physikalischen Eigenschaften nach, sehr viel Aehn- 
lichkeit mit basisch pektinsaurem Bleioxyd hat. 

Diese Resultate wurden erlangt, sowohl bei längerem 
als kürzerem Kochen der alkalischen Flüssigkeit» auch bei 
vermehrtem Zusatz von Alkali. Der erwähnte Bleinieder- 
schlag entspricht, nach der damit vorgenommenen Analyse, 
genau der Formel C ^ ^ N '^ ® * « + 2 PbO , welches aach 
der Ausdruck für das pektinsaure Bleioxyd ist. 

• • 

Man sieht, sagt C h o d n e w, nach dem Vorhergehenden, 
dass, wenn man auch diese modificirte Pektinsäure mit F r e m y 
Melapektinsäure nennen will, man doch einen ganz andern 
Begriff damit verbinden muss. Die Metapektinsäure ist 
keine funfbasische Säure, sie zerfliesst nicht an der Luft 
und bildet keineswegs lösliche Salze mit Kalk und mit 
Baryt. Sie wird durch Essigsäure gar nicht und durch 
Mineralsäure nur nach einiger Zeit und zwar nicht gallert- 
artig gefällt; sie verliert jedoch nicht ganz ihre gallert- 
artige Eigenschaft, wie die durch Alkohol und Bleizucker 
erhaltenen Niederschläge deutlich zeigen. 

Beim Kocheh der Pektinsäure aus weissen Rüben mit 
verdünnter Schwefelsäure, Salzsäure und Salpetersäure 
erhielt nun Chodnew die beschriebene Pektinsäure (odar 
Metapektinsäure nach Fremy) keineswegs, sondern es 
entwickelt sich; (bei Anwendung von Schwefelsäure wenig- 
stens) Anieisensäure, welche in dem überdestillirten Wa^er 
gesammelt und Kohlensäure, welche durch Kalkwasser 
nachgewiesen werden kann und zuletzt löst sich die Pek- 
tinsäure fast ganz unter Bildung einer schwarzen Substanz, 
welche sich wie Huminsäure verhält. In der davon ab- 
filtrirten Flüssigkeit ist alsdann Zucker gelöst neben einer 
Ssiure, welche mit Baryt ein in Wasser lösliches» in Alkohol 
dagegen unlösliches Salz darstellt und welche jedenfalls 
Aepfelsäure zu sein scheint. Bei Anwendung von concen- 
trirten Säuren finden dieselben Erscheinungen statte nur< 
erfolgt die Zersetzung der Pektinsäure viel schneller. Mit 
concentrirter Salpetersäure wird keineswegs aus Pektin- 
säure, wie angegeben wird, Schleimsäure g^Udet; wohl 



Versuche über das Pektin. 41 

9hec scheint sich diese Säure aus dem Pektin nach 
Chodnew zu bilden. 

Die Ursache, warum Fremy andere Resultate erhielt, 
schdnt darin begründet zu sein , dass derselbe mit einer 
Pektinsäure arbeitete, die er aus dem Pektin erhielt, welche 
aber nach Chodnew etwas verschieden von derjenigen 
Pektinsäure ist, die man beim Kochen von weissen Rüben mit 
Alkali erhält; das.Pektin giebt mit einem kleinen Ueber- 
schuss von Kali schon nach sehr kurzem Kochen (man 
braucht fast nicht einmal zu erwärmen) mit Säuren keine 
Gallerte mehr; ja diese Reaction tritt sogar nicht mehr 
ein, wenn man zu einer kochenden vom Feuer wegge- 
nommenen Pektinlösung Kali setzt Ebenso leicht, sagt 
Chod.n6w, wird es durch Kochen mit Mineralsäuren in Zuk- 
ker und in eine Säure verwandelt, welche mit Baryt eine lös- 
liche Verbindung giebt. Daraus ist es begreiflich, warum 
Fremy sagt, dass die Pektinsäure schnell in Metapektin- 
säure verwandelt wird. Die lösliche Barytverbindung er- 
klärt auch, warum seine Metapektinsäure löslich in Alkohol 
und zerfliesslich an der Luft sei. 

Die von Chodnew beschriebene pektinige Säure ver- 
hält sich in dieser Beziehung verschieden gegen das Pektin, 
wenigstens, wenn nicht erwärmt wird. Zu einer Auflösung 
der reinen pektinigen Säure wurde ein wenig Kali ge- 
setzt und daraus eine Gallerte durch Salzsäure gefällt; 
diese zuerst ein paar Mal mit verdünnter Salzsäure und 
dann mit Alkohol ausgewaschen. Auf diese Weise darge- 
stellte Gallerte löste sich ziemlich leicht in kaltem Wasser 
auf, woraus sie mit Säure nicht gefällt wurde und gab 
mit essigsaurem Bleioxyd eine Verbindung, die bloss 23,2 
Proc. Bleioxyd enthielt. Diese Eigenschaften, welche we- 
sentlich die pektinige Säure von der Pektinsäure unter- 
scheiden, zeigen, dass die pektinige Säure durch Einwir- 
kung des Kalis in der Kälte eigentlich unverändert bleibt. 

lieber das Pektin bemerkt Ch. noch Folgendes. Eine 
Cösnng des Pektins in Wasser mit einer geringen Menge 
von Salzsäure gekocht, färbt sich in kurzer Zeit rosen- 
rolh; sie wird daim nicht mehr mit Alkohol gefällt oder 



42 J^lm, 

giebt nur einen geringen flockigen Niederschlag ' beim 
Stehen, wenn sie lange genug gekocht wurde; die Auf- 
lösung enthält Zucker. Schwefelsäure färbt beim Kochen 
ebenfalls die Pektinlösung rosenroth, aber nicht so sebrä, 
wie Salzsäure; die Entstehung des Zuckers findet in die- 
sem Falle nach sehr kurzer Zeit statt, selbst wenn die 
mit wenig Schwefelsäure versetzte Lösung nur kurze Zeit 
im Wasserbad erhitzt wird. Auch hierbei wurde nach 
Abscheidung der Schwefelsäure mit kohlensaurem Baryt 
ein lösliches Barytsalz erhalten. Salpetersäure aber wirkt 
ganz anders auf die Pektinlösung. Die letztere färbt sich 
nicht, man erhält ein weisses leicht zu Boden faHendes 
Pulver, welches seinen physikalischen Eigenschaften nach 
Sdileimsäure zu sein scheint. In dieser Flüssigkeit findet 
man keine Spur von Zucker. — Die pektinige Säure ver- 
• hält sich gegen Kali und Säuren dem Pektin ganz ähnlich. 

Nach Chodnew wird durch die Verbindung der pek- 
timgen Säure mit Kalk ein gewisser Grad der Dichtigk^t 
der Früchte, ihre Form, bedingt und es ist nach dem Ver- 
halten der Gallerte gegen Säuren sehr wahrscheinlich, 
sagt er, dass beim Reifen die Zuckerbildung <kher ihren 
Ursprung nimmt. Man findet in den meisten Wurzein , 
Früchten, Beeren etc. kein Amylum, weder vor noch nach 
demBeifen, woher sollte nun der Zucker gebildet werden, 
als aus dem Pektin. Diesel verschwindet beinahe ganz 
bei längerer Aufbewahrung der Früchte, während «chon 
Braconnot gezeigt hat, dass der Zuckergehalt sich ver- 
grössert. Ans dem Safte von ,400 Birnen, die im Herbst 
sehr viel Pektin enthielten, wurde von Gh. gegen Ende 
des Winters bloss 0,5 Gramme Pektin erhalten. In jenen 
Wurzeln, welche kein Pektin enthalten, erleidet aller 
Wahrscheinlichkeit nach die pektinige Säure dieselbe Ver- 
wandhing in Zucker, wie das Pektin, wie z.B. in den gel- 
ben Hüben, welche sehr viel Zucker enUialten, in deren 
Saft sich aber kein Pektin findet. Chodnew hat 'auch 
das Fruchtmark der Aepfel und weissen Rüben untek*i^icht 
•und beide vollkommen gleich gefunden. 



Versuche iBi^ das Pektin. 43 

Während nun nach Regnault*) die Formel der 
Pektinsäore C*^ H^® O** ist, wurde von Fremy eine 
andere dafür aufgestellt**), indem derselbe mehr Wasser- 
stoff darin Tand, uiid es giebt derselbe überhaupt folgende 
Formeln für die Gallertsubstanzen. Er betrachtet 
das Pektin als C**H»*0^» + H^O, 
die Pektinsäure als C > * H ^ < > * + 2H » O, 
^ die Metapektinsäure als Cl * * H ^ * " + 5H « 0. 
Bei den Verbindungen dieser Körper mit Basen wird 
das Wasser durch eine gleiche Zahl von Atomen der Ba- 
sen vertreten, also dass' 

das Pektinbleioxyd C»* H^* 0> » +PbO 
das pektinsaure Bleioxyd C»*!!'* 0»« + 2PbO 
und das metapektinsäure Bleioxyd C**H^*0**+5PbO 
ist. (Die Umwandlung des Pektins in Pektinsäure erfolgt 
nicht allein nach Fremy unter dem Einflüsse der Basen, 
sondern auch durch Pflanzeneiweiss und hieraus erklärt 
derselbe zum Theil die Bildung von Gallerte in Pflanzen- 
säften. Werden die letzteren nach ihm längerö Zeit ge- 
kocht, so wird die Gallerte zerstört, weil das Pflanzenei- 
Weis nach und nach seine Wirksamkeit verliert?) 

Mulder nimmt nun aber für alle 3 Formen dieser 
Gallertkörper, wie oben erwähnt wurde, die Zusammen- 
setzung C**-*H**0** an und es ist schon angegeben wor- 
den, dass er den Pflanzenschleim (Quitten-, Althae-, Salep-, 
Carragheen- und Traganthschleim) als ebenso zusammen- 
gesetzt betrachtet. Nach C h o d n e w muss dagegen 
das Fruchtmark als C » « H " » » 
das Pektin als C» 8 H»*0»* 
die peklinige Säure als C^^H*» 0»» 
die Pektinsäure als O^Ü^^O^ 
'die üeberpektinsäure als C* » H» » 0» ' 
angenommen werden. 

*) Mal der 'jB physiologische Chemie, 36. Lieferung, pag. 244. 
^ Ibidem und daraus oder vielmehr aus dem Journ. do Pharm, 
Hai 1840 in Buchners Repertorium, 80. Band. 

(Fortsetzung folgt.) 



44 Meurer, 

Ein Beitrag zur Toxikologie; 



von 

Dr. Fr. Meurer. 



In der letztern Zeit habe ich mich mit Prüfung der 
Wirkungen einiger neuerdings als ßegönmittel bei metal- 
lischen Vergiftungen empfohlener Stoffe beschäftigt, und 
dabei den mitgetheilten Beobachtungnn theils wider- 
sprechende, theils beistimmende Erfahrungen ge- 
macht, welche ich beide mir erlauben will hier kurz 
mitzutheilen, da es wohl gleich werth voll ist, ein unwirk- 
sames Gegengift aus der Heilmittellehre zu entfernen, als 
ein wirksames einzuführen. Zugleich hat mich auch die 
Untersuchung der einen Reihe von Gegengiften ein voll- 
kommen wirksames Mittel gegen Vergiftungen mit rothem 
Quecksilberoxyd finden lassen, gegen welches wir bis 
jetzt noch keines besassen. 

Bei der Versammlung der Naturforscher zu Erlangen 
im Jahre 1840 theilte Herr Apotheker Apoiger aus Eich- 
städt *) mit , dass er im frisch gelassenen Blut ein Gegen- 
gift gegen arsenige Säure gefunden habe; ich erfuhr aber 
hierüber nicht früher etwas Näheres > als in diesem Jahre, 
wo in Buchners Repertorium **) die dazu gehörigen 
Versuche mitgetheilt wurden. Die hier mitgetheilten Be- 
obachtungen von dem Hunde, welcher den Arsenik er- 
halten, nqch mehr aber die Art das Arsen aufzufinden, 
und die im Blute und Harn aufgefundene Menge des Ar- 
sens, erregten bei mir, der ich mich doch viel mit der 
Aufsuchung' des Arsens in den zweiten Wegen beschäftigt 
habe, einige Bedenken, die mich veranlassten, die Ver- 
suche nochmals zu wiederholen. Ich begann meine Un- 
tersuchung mit der Prüfung der beigefügten Vermuthung 
Buchner's, dass nämlich einer der nähern Bestandtheile 



^) Amtlicher Bericht Ober die Versammlung der Naturforscher 'und 

Aerzte zu Erlangen 1840. S. 69. 
*^) Buchners Repertorium der Pharmacie, 2te Reihe, Bd. 37« 
H. 2. S. 306-^215. 



Beitrag zur Togöikologie. 45 

des Blutes mit der arsenigen Säare eine innige Verbindung 
eingehe, welche als ganz unlöslich von den aufsaugenden 
Gefässen nicht aufgenommen, oder wenn auch aufgenom- 
men, doch unwirksam in den Kreislauf gelange, aus welchem 
das Arsen dann wieder mit ausgeschieden werde. 

Zu diesem Behuf wurden 12 Unzen frisch gelassenes 
Blut mit 6 Gran fein gepulverter arseniger Säure und 42 
andern Unzen Blut mit eben so viel in möglichst wenig 
Wasser gelössten weissen Arsenik, so lange geschlagen, 
bis aller Faserstoff ausgeschieden war; dann wurden aus 
jeder rückbleibenden Flüssigkeit, durch Zusatz von Glauber- 
salz und Filtriren die filutkügelchen getrennt, und endlich 
aus dem Durchgelaufenen durch Erwärmen das Eiweiss 
ausgeschieden. 

Ohngeachtet nur 6 Gran Arsenik auf 42 Unzen Blut 
zugesetzt worden waren, so fand sich doch in^dem zu- 
letzt übrig bleibenden Wasser das Arsen in 
reichlicher Menge, und obgleich bei weiterer Prüfung 
jeder der nähern Bestandtheile des Blutes mit Arsen durch- 
drungen .war, so war doch keiner derselben im Stande 
das Arsen mechanisch oder chemisch ganz in sich auf- 
zunehmen. 

Da aber Herr Apotheker Apoiger mit 7 Unzen Blot 
die Wirkung von 48 Gran Arsenik beseitigt haben wollte, 
so war durch den angestellten Versuch wenigstens be- 
wiesen , dass das Blut nicht auf chemische Weise gewirkt 
haben konnte. Was nun aber die Krankengeschichte an- 
langt, wo derselbe einen und denselben Hund, 3, 6, 9, 
42 und 48 iGran weissen Arsenik gegeben, und wo dem 
nachher gegebenen Blut es zugeschrieben wird, dass der 
Hund nicht umgestanden , so kann ich hierauf durch viele 
angestellte Versuche erwidern, dass Hunde die oben an- 
geführten Dosen von Arsen , ohne sehr bedeutende Zufälle 
vertragen; ja selbst die Wirkungen der hier genannten . 
stärksten Gaben werden nicht tödtlich, wenn man dem 
Hunde Flüssigkeiten, namentlich schleimige, besonders 
Milch, fleissig einfüllt oder saufen lässt. — Ich kann also 
in üebereinstimmung mit Herrn Professor Prinz, in dessen 
Gemeinschaft ich viel Versuche ni^d auch diese anstellte, 



46 Meurer, 

dem BJatie keine andere Wirkung , als die eines ^chleimigeu' 
Vjehikels, und durcheius nicht die eines Gegengifts zugestehn: 

Den Arsenik will Apoiger im Blute und Hirn so 
aufgefunden haben , dass er diese Substanzen ausgetrock- 
net, dann mit gleichen Theilen kohlensaurem Kali upd 
einem halben Theil Kohle gemengt und der Subhmation 
unterworfen habe. Es schien mir unmöglich; so Arsen auf- 
zufinden und noch unwahrscheinlicher, dasselbe quantitativ 
zu bestimmen; demohngeachtet schlug ich das Verfahren 
ein, aber ohne allen Erfolg. Ich muss daher dies Ver- 
fahren verwerfen , bis genauere Beschreibungen mich eines 
Bessern belehren: ich muss aber auch, mich auf meine 
frühern Versuche berufend *), bezweifeln, dass man das 
Arsen in so grosser Menge im Blute und Gehirn aufzufin- 
den vermag, da die Ausscheidung des Arsens in der 
Leber und in den Nieren sogleich nach der Aufnahme 
beginnt. * 

Andere Resultate gewann ich^ als ich die von Boa-- 
chardat und Sandras **) empfohlenen Gegenmittel 
gegen Arsenik, Sublimat, Kupfer und Bleisalze näher un- 
tersuchte. Dij3 von ihnen empfohlenen Gegengifte sind: 
Zink und Eisenfeile, durch Wasserstpff reducir- 
tes Eisen und feuchtes Schwefeleisen, was in 
Frorieps Notizen fälschlich Schwefeleisenoxydhydrat ge- 
nannt wurde. 

Was nun die vier vorgeschlagenen Gegenmittel an- 
langt; so kann man mit der feinzertheilten Eisenfeile, wiQi 
sie jetzt im Handel vorkommt, und mit dem in Wasser 
suspendii'ten , durch Fällen erhaltenen Schwefdeisen in 
all^n Fallen auskommen; denn die Zinkfeile wirkt bei 
ihrer Anwendung gegen metallische Salze sogar nach- 
theilig ^ weil sich dann Zinksalze bilden, und das durch 
Wasiserstoff reducirte Eisen wird so leicht wieder 
oxydirt, dass man leicht in Gefahr gerath^ kann, ein un- 
wirksames Gegenmittel anstatt eines wirksamen zu reichen. 

^) Archiv der Fharinacie, B. XXVIÜ. S. 92. B. XXIX. S. 104. 

B, XXXIII. S. 149. 
*«) Froriep, neue Notizen Nö. 660. Juni 1844. (Blitt^lin gÖB^ 

tM de th^rapie. Octbr. 1843.) 



Beitrag zw T<mkologie, ill^ 

Sätumtltehe hier genamiie Gegeatniltel wurden Hunden 
längere Zeit V das Sehwefeleisenhydrat mehrere Woch^ 
lang von mir gegeben, ohne dass nacbtheilige Wirkungen 
sich zeigten ; es wurde nur bei langem Gebrauch die 
Kothentleerung etwas träger , wie es wohl beim Gebrauch 
von Eisenmitteln vorkommt. 

Es wurden nun Sublimat, Arsenik, einige Kupfersals^ei 
jedes für sich mit Eisenfeile und Schwef^eisenhydrat, 
fileisalze nur mit Schwefeleisenhydrat gemischt, einige 
Z^l stehen .gelassen und dann untersucht, aber in keiner 
Mischung konnte ich durch Auswaschen, selbst mit heissem 
Wasser, auch nur eine S|>ur des angewandten Giftes finden. 

Da nun auf chemischem Wege die Zersetzung er- 
wiesen war, so wurden Arsenik, Quecksilbersublimat, 
schwefeUaures Kupferoxyd und Bleizucker *) in hinreichen- 
den Dosis, um einen Hund zu tödten oder wenigstens sehr ' 
krank zu machen, mit Eisenfeile und Schwefeleisenhydfat 
inreicbh'dier Menge gemischt, und Hunden einge^ssen; es 
zeigte sich aber bei keinem einzigen Thiere die geringste- 
Wirkung der angewandten Gifte^ 

Wir haben somit und namentlich im Schwefeleisen, 
welches durch Fällen eines Eiseüsalzes mit Schwefelam- 
monium erhalten, gut ausgewaschen und unter Wasser 
aufbewahrt wird, ein Gegenmittel gegen fast alle metal- 
lische Vergiftungen wie mich theils bloss chemische, theils 
auch physiologische Versuche belehrt haben, namentlich 
auchgegen das rothe Quecksilberoxyd, mitweichem 
jetzt leichter als sonst Vergiftungen , vorkommen können, 
da es in der Technik so häufige Anwendung findet, und 
gegen welches wir jetzt nur ein symptomatisches Ver- 
fahren anwenden konnten. — . Den hierher gehörigen 
physiologischen Versuch , den ich ebenfalls durch die Güte 
des Herrn Professor Dr. Prinz an hiesiger Thierarznei- 
schule anstellen konnte, will ich kurz noch mittheilen. 
Pferde bekommen gewöhnlich nach 45 Gran rothem Queck- 
silberoxyd ! schon heftige Kolikanfälle,; ein Pferd jedoch, 

*} Beim Bleisacker wurde, wie schon früher angegeben, nur mit 
Sehw^fcieisen der Versuch angestellt, da metallisches Elsen 
Bkii«abct.BUT JangsfiDi jienMXiW 



48 Du Mm, 

welchem wir 30 Gran davon gereicht hatten , und welches 
>ald nachher feuchtes Schwefeleisen erhielt, zeigte nicht 
die geringste Spur von Kolik, sondern es war auch, als 
das Pferd bald darauf getödtet wurde, im Magen nichts 
von dem Gifte noch eine Wirkung davon zu finden. 

Es verdient also das durch Fällen erhaltene, gut aus- 
gewaschene und unter Wasser aufbewahrte Schwefeleisen 
einen Platz unter den Heilmitteln, noch mehr als das jetzt 
nach dem Gesetz vorräthig zu haltende Eisenoxydhydrat, 
weil es den Vorzug vor diesem dadurch hat, dass es gegen 
alle metallische Gifte wirksam ist. Ich halte es so 
vorräthig, dass in einer Drachme der wohlumgeschüt- 
telten Flüssigkeit zehn Gran enthaltend sind; diese Flüs- 
sigkeit kann dann Esslöffel weis gereicht werden, bis die 
Wirkung des Giftes nachlässt; denn wenn auch etwas 
mehr gegeben wird, so schadet di^ss nichts, wie die im 
Anfang von mir mitgetheilten Versuche beweisen. Ich 
würde vorschlagen, das oben angeführte Präparat Ferrum 
sulphurafum hydricum zu benennen. 

€hemiscbe Notizen; 

von 

Du M^nil, 

f 

Geh. Ober-Bergcommissär. 

1j Braune Miniatürfarbe. 

Sie Miniaturmaler haben, um den bräunlichen Schat- 
ten des Fleisches in höchster Zartheit darzustellen, bisher 
noch keine Farbe gefunden, die ihren Forderungen ganz 
entspräche», so dass die Darstellung einer solchen eine 
noch zu lösende Aufgabe blieb. Der Zufall lehrte sie 
mich in dem Bodensatz einer vorräthigen Auflösung des 
kaustischen Kalis in Weingeist antreffen. 

Man verfertigt, um sie darzustellen, einige Pfunde 
kaustischen Kalis , pulvert dieses gröblich , digerirt es mit 
2 Tbeilen Alkohol und filtrirt die Solution. Wird diese 
einige Stunden erhitzt, so bräunt sie sich stark und setzt 
ein der Huminsäure ähnliches zartes P^^lver ab, welches 



chemische Notizen. 49 

auf Papier gesammelt, und mit durch Hydrochlorsäure etwas 
gesäuertem Wasser gewaschen, gedachte Farbe darbietet. 

Ein dem Obigen ähnliches zartes Braun wird auch 
gewonnen, wenn man 3 Theile Zucker mit 1 Theil kausti* 
sehen Kalis in einer kupfernen Pfanne bis zum Dunkel- 
braunwerden der Masse brennt, sie in Wasser löst, die 
Auflösung filtrirt und sie mit Hydrochlorsäure im üeber- 
schuss versetzt. Es fällt ein schönes Miniatürbraun nieder, 
welches wie das obige gewaschen wird etc. 

Man thut wohl, beide Präcipitate noch vor dem völligen 
Trocknen vom Papier zu nehmen, weil sie sich sonst sehr 
fest ansetzen. 

Bekanntlich bedient man sich des Weingeistes, um 
das Kali rein von fremden Salzen darzustellen, indem 
hiezu die filtrirte weingeistige Auflösung im Silberkessel 
verdampft und der Rückstand in glühenden Fluss gebracht 
wird etc.; der technislohe Chemiker kann daher hier mit 
einer Operation zwei Ziele erreichen , wenn er es wünscht, 
nämlich auch erwähnte Farbe dabei bereiten. 

Durch die Wirkung des Kalis auft den Weingeist, 
oder vielmehr durch gegenseitige Einwirkung beider, er- 
leidet dieser eine theilweise Zersetzung und es scheidet 
sich aus demselben erwähnte, viel Kohlenstoff enthaltende 
braune Verbindung ab (Zuckerhuminsäure). Neben dieser 
findet man oft Rhomben vonKalibicarbonat; es muss also 
auch zugleich Kohlensäure entstanden sein. 

2J üeber Krystallisation der Salze, 

Neutralisirt man gleiche Atome Kali und Natron mit 
Salpetersäure und lässt man das Salz aus der Auflösung 
krystallisiren , so schiesst zuerst das Kalisalz an und 
das Natronsalz folgt. Geschieht die Neutralisation mit 
Schwefelsäure, so zeigt sich das Natronsalz zuerst. In 
beiden Fällen entledigt sich die Auflösung vorher der 
lange Gestalten bildenden Salze; ob dieses in mehreren 
zutrifft, darüber fehlen bis jetzt die Erfahrungen. 



■♦» • ) < • t> ' 



Arcb. d. Pharm. XCY. Bd«. 1. Hfl. 4 



50 üeber Fermentoleum Chaerophylli. 

lieber Fermentoleum Ghaeropbylll; 

von 

Dr. L. F. Bley. 

60 Pfund blühendes Kraut von Chaerophyllum syl- 

vestre lieferten nach der Gährung in Wasser durch Destil- 
lation ein Destillat, welches im Geruch an Fliederwasser 
und Schafgarberiwasser erinnerte. Das Wasser ward mit 
Kochsalz versetzt, mit Aether anhaltend geschüttelt, der 
Aether abgeschieden und destillirt. Im Rückstande blieb 
das Fermentol etwa eine Drachme betragend von folgen- 
den Eigenschaften: 

Farbe braun wie OL Absinthii: spec. Schwere: auf 
Wasser schwimmend; Geruch stark und durchdringend, eigen- 
thümlich, doch auch andern Fermentolen ähnlich ; Flüchtigkeit 
sdir gross, denn bei + 48® der Lufttemperatur in Löffel 
gegossen, war von ein Paar Tropfen nach einer Minute kaum 
noch eine Spur zu sehen ; Geschmack aromatisch, nicht bitter 
noch widerlich, ein wenig kratzend im Schlünde. 

üeber die Weingeistflamme im Silberlöffel gebracht, 
fasste es schnell Feuer, brannte mit heller weisser Flamme 
unter sehr geringem Russabsatze und Entwickelung zum 
Husten reitzenden Dampfes, ein wenig Kohle gebend, welche 
beim Erhitzen ohne Spur verbrannte. 

In Alkohol leicht löslich, eben so in Aether ; in Wasser 
wenig löslich. 

Mit Salmiakgeist ein milchiges Gemisch darstellend- 

Mit Chlorwasser sich entfärbend und in gelbe Flöck- 
chen zertheilend, ohne den Geruch einzubüssen. 

Mit rauchender Schwefelsäure sich braunroth färbend, 
ohne seinen Geruch zu verändern ; beim Zusätze von Was- 
ser milchige Mischung darstellend. 

Mit rauchender Salpetersäure heftig aufbrausend, wie 
kochend, sich stark erwärmend, den Geruch in einen Harzge- 
ruch verändernd, beim Zusätze von Wasser röthlich-gelbe 
Harzflöckchen absondernd von starkem aromatischem Harz- 
geschmacke, ohne bittern Beigeschmack ; die Flüssigkeit er- 
schien dicklich. Mit Jod nicht ful mini rend, dasselbe auflösend. 

Mit fetten und ätherischen Oelen mischbar. Harze lösend. 

■ MX i O - 



51 

II. Jüonatslierlclit. 



Einwirkung der schwefligen Säure auf die alkali- 
schen Sulfide. 

Langlois beschäftigte sich neuerdings viel mit den 
Verwandlungen, welche schweflige Säure in den Auflö- 
sungen der ersten Schweflungsstufen der Alkalimetalle 
hervorbringt und erhielt ungefähr folgende Resultate. 

Durch Kochen von Quecksilber mit Schwefelsäure er- 
haltene schweflige Säure wurde in eine concentrirte Lö- 
sung von Einfach- Seh wefelbaryum geleilet. Im Anfange 
veränderte sich die Flüssigkeit nicht, allein nach einiger 
Zeit erwärmte sie sich, wurde trübe und von ausgeschie- 
denem Schwefel gelbhch gefärbt. Schwefelwasserstoffgas 
entwickelte sich gar nicht. Der Niederschlag in der Flüs- 
sigkeit bestand aus unterschwefligsaurem Baryt und 
Schwefel. Mit kochendem Wasser liess sich das Salz 
völlig vom Schwefel trennen. Die Analyse des reinen 
Salzes gab die Formel B a O, S * * + H » O, welches 
völlig den frühern Untersuchungen entspricht. Der ge- 
bildete Schwefelniederschlag war fast genau die Hälfte 
des im Schwefelbaryum enthalten gewesenen Schwefels. 

Einfach - Schwefelstrontium wurde eben so, wie das 
Schwefelbaryum behandelt. Es entwickelte sich aber da- 
bei Schwefelwasserstoffgas. Der gefällte Schwefel betrug 
ebenfalls die Hälfte des im Schwefelstrontium enthaltenen. 

Einfach -Schwefelcalcium und Schwefelmagnesium ga- 
ben dieselben Resultate, wiö die vorhergehenden Sulfide. 

Einfach -Schwefelkalium dagegen gab eine ziemliche 
Menge unterschwefelsaures Kali. War die Schwefelkalium- 
lösung sehr concentrirt, so geschah die Einwirkung ziem- 
lich rasch, die Temperatur stieg schnell auf + 50 bis 60®. 
es wurde Schwefel und Schwefelwasserstoffgas frei. Nach 
dem Abkühlen de» Flüssigkeit schied sich weisses kry- 
stallinisches unterschwefelsaures Kali aus. Nach frühern 
von M. Plessy angestellten Beobachtungen lässt sich 
annehmen, dass sich zuerst unterschwefligsaures Kali bilde, 
welches dann in das unterschwefelsaure Salz verwandelt 
wird. 

Schwefelnatrium verhält sich fast eben so, wie vor- 
hergehendes, nur dass sich das unterschwefelsaure Natron 
nicht gleich krystallinisch ausscheidet. Dampft man die 
Lösung weiter ab, so scheidet sich Schwefel und schwef- 
lige Säure aus und es krystallisirt ein Gemenge von un- 
twsohwefligsaorem und schwefelsaurem Natroa Auch 

4* 



53 Eimoirkung des Chlors auf Oxyde und Salze, 

dann konnte kein genügendes Resultat erhalten werden, 
als wässeriges zweifach schwefligsaures Natron nriit Schwefel 
erwärmt wurde. Die Flüssigkeit gab beim Concentriren 
Krystalle von unterschwefligsaurem und schwefelsaurem 
Natron. Bei der Einwirkung der schwefligen Säure auf 
Einfach-Schwefelnatrium bildet sich zuerst unterschweflig- 
saures Natron, beim fortgesetzten Hineinleiten der Säure, 
unterschwefelsaures Natron und endlich beim Erwärmen 
dieser Flüssigkeit, schwefelsaures Natron, schweflige Säure 
und Schwefel. {Compl, rend. XX, — Pharm. Centrol.No. 51, 
1845J B. 

Einwirkung des Chlors auf Oxyde und Salze. 

Williamson beschäftigte sich in neurer Zeit mit 
den bei Einwirkung von Chlor auf Oxyde und Salze ent* 
stehenden Verbindungen. Er Hess einen gewaschenen 
Strom von Chlorgas bis zur Sättigung durch concentrirte 
Barytlösung streichen, schüttelte dann zur Entfernung des 
freien Chlors mit atmosphärischer Luft, übersättigte die 
nach unterchlori^er Säure schmeckende Flüssigkeit mit 
Ammoniak, und ^ällte das Chlor mit salpetersaurem Silber- 
oxyd, den Baryt aber durch Schwefelsäure. 

Bei drei Versuchen erhielt er im Mittel 822 Chlor auf 
957 Baryt oder ziemlich 2 Aequivalent 

Der Verfasser schloss aus mehrern Versuchen, dass 
in der ursprünglichen mit Chlor imprägnirten Flüssigkeit 
die ganze Menge der Basis mit dem Chlor sich zu Chlo- 
rid verbunden hatte, während die unterchlorige Säure 
frei war und bewiess, dass, wenn 2 Aeq Chlor mit 1 Aetf. 
Baryt in Verbindung kommen, das eine Aeq. davon sich 
mit dem Baryum. das andere mit dem Sauerstoffe des Ba- 
ryts verbindet. 

Wurde die mit Chlor übersättigte Barytlösung mehr- 
mals mit atmosphärischer Luft gescnüttelt, so verschwan- 
den der Gerucn und die Farbe des, Chlors fast ganz. 
Konnte dagegen starkes Licht einige Zeit darauf fallen, 
so erschien Farbe und Geruch des Chlors wieder. Blieb 
sie längere Zeit im Lichte und wurde noch etwas er- 
wärmt, so wurde die Zersetzung vollständig und es hatte 
sich viel chlorsaurer Baryt gebildet. 

Die Flüssigkeit enthielt nun 493 Chlor auf 940 Baryt 

Der Verfasser behandelte nun Kalilauge ebenfalls mit 
Chlor und fand, dass auf 590 Kali 677 Chlor oder auf 
2 Aeq. Kali 3 Aeq. Chlor kommen. 

Auch bei der Einwirkung von Chlor auf kohlensaure 
3alze bildete sich unterchlorige Säure, die man von der 



S(üpeiergemnnung bei der SeifenfabrikaticrL 53 

Flüssigkeit abdestilliren konnte und der Verfasser hält 
diess für die beste Methode, um unterchlorige Säure zu 
gewinnen. Er em]3fiehlt vorzüglich den kohlensauren 
Kalk, da sich dabei weniger Chlorsäure bildet^ als bei 
andern Basen. 

Wurde dreilach - basisch phosphorsaures Natron mit 
Chlor bebandelt, so bildete sich ebenfalls unterchlorige 
Saore und Chlornatrium. AehnHch verhielten sich das 
sewöhnliche phosphorsanre Natron und schwefelsaures 
Natron. 

Auch die schwefelsauren Salze von Kupferoxyd, Eisen- 
oxyd, Zinkoxyd, Manganoxydul, Bleioxyd wurden bei Ge- 
genwart von Wasser von Chlor auf ähnliche Weise zer- 
setzt. Ferner Alaun, chromsaures Kali, Borax, essigsaures 
Bleioxyd, salpetersaures Kah'. 

Der Verfasser schloss aus der Analogie, dass ähnliche 
Zersetzungen wie durch Chlor auch durch Cyan her- 
vorgebracht weiden möchten, und fand wirklich, dass 
Shosphorsaures Natron durch dieses Gas zersetzt wurde, 
ie Flüssigkeit lieferte bei der Destillation Blausäure; 
Gyansäure hatte sich hingegen nicht gebildet. (Lond Edinb. 
and DubL Phil. Mag. — Pharm. Centrbl. No. 48. 1845.) B. 



Salpetergewinuujig bei der Seifenfabrication. 

Reib st ein schlägt vor,, zum Aussalzen der Seife 
statt des Kochsalzes Chilisalpeter anzuwenden und so Sal- 
peter als Nebenproduct zu erhalten. Nach dem Aussalzen 
mit Chilisalpeter ist, um den üeberschuss von salpeter- 
saurem Natron zu zerlegen, etwas Pottasche der (Jnter- 
lauge zuzusetzen. Die Unterlänge wird dann zur Kry- 
stallisation abgedampft, wobei man die sich bildenden 
Kochsalze und Schaumhäutchen beseitigt. Nach der ersten 
Krystallisation wird die Mutterlauge concentrirt u. s. w. 
Der erhaltene Salpeter wird wieder in Wasser gelöst und 
so lange mit kohlensaurem Kali versetzt, als noch ein 
Niederschlag entsteht, und nochmals krystallisirt. (Polyt 
Centrbl. 1845. 9 H.) B. 



Zersetzungsproducte der phosphorsauren Magnesia* 

Schaffner stellte zunächst die zweibasische phos- 

Ehorsaure Magnesia dar durch Vermischen verdünnter 
ösongen von phosphorsaurem Natron und schwefelsaurer 
Magnesia. 24 dtunoen der Ruhe überlassen, kryslallisirte. 



54 Darstellung des durch Wasserstoffgas redue. Eisens. 

es in seidenglänzenden Nadeln heraus, welche völlig ge- 
schmacklos und in kaltem Wasser beinahe unlöslich sind. 

Dieses Salz verlor bei gewöhnlicher Temperatur über 
Schwefelsäure 8 Atome, bei 480* — i90^ abermals 6 Atome 
und beim Glühen noch i Atom Wasser. Die Phosphor- 
säure wurde durch Fällen mit Blei, Zersetzen des phos- 
phorsauren Bleioxyds mit concentrirter Schwefelsäure und 
Alkohol aus dem Verluste berechnet. Die Magnesia wurde 
als phosphors. Magnesia-Ammoniak gefällt. Hieraus ergab 
sich nun folgende Zusammensetzung: 

PO 5,2 MgO,Aq+ 6A(i + 8aq. 

Wird nun dieses Salz fein gerieben, und mit Wasser 
gekocht, so röthet die FlüssigKeit Lackmuspapier stark 
und es setzt sich ein schweres Pulver zu Boden. Kocht 
man so oft mit erneuertem Wasser, bis die Flüssigkeit 
nicht mehr sauer reagirt, so ist das Pulver unlöslich in 
Wasser, leichtlöslich in verdünnten Säuren, mit Ausnahme 
der Essigsäure, worin es sich etwas schwierig löst, und 
wodurch es sich von dem ursprünglichen Salze unter- 
scheidet. 

Bei 100® getrocknet, verlor es bei weitem kein Aequi- 
valent Wasser; bei 180<^ 23 Proc; beim Glühen abermals 
9,40 Proc. Wasser. Die Phosphorsäure und Magnesia 
wurden wie oben bestimmt. 

Aus der procentischen Zosammensetzang liess sich 
folgende Formel ableiten: 

P0^3MgO,2Aq+6Aq. 

Die beim Kochen erhaltene saure Flüssigkeit giebt 
auch nach starkem Eindampfen keine Krystalle, wird jeNdoch 
beim Verdunsten über Schwefelsäure zu einer zähen, stark 
sauer schmeckenden Ma^se. Diese mit Alkohol behandelt 
scheidet ein unlösliches Pulver aus und die Flüssigkeit 
enthält freie Phosphorsäure. fAnnal. der Chem. u. Pharm. 
Bd. 50. p, 145.J Bz. 



1 1» 1 1» «II 



Darstellung des durch Was8ersto%as redacirteaa 

Eisens. 

Thibierge d. J. giebt in dieser Beziehung eine Vor- 
schrift, durch deren Befolgung jede Gefahr einer Explo- 
sion beseitigt ist, indem mehrere Flintenläufe angewendet 
werden, und so, dass zunächst das WasserstoflFgas in Ballons 
mit Wasser, Aetzkalilauge, einer Azotatsilbersolution, und 
2uletzt in eine leere Flasche geleilet wird, um in letzterem 
^ia Feuchtigkeit abzugeben (weshalb nicht hier Chlorcakwm 



VerSnd, Aei Quecksilberchlorids durch versch. Präp. S5 

in Substanz?) Dieses Wasserstoffgas zerlegt dann das in den 
Flintenläufen vorhandene Eisenoxyd. — Durch kunstgerecht 
applicirte Hähne wird Wasserstoffgas aus den, mit den Flin- 
tenläufen in Verbindung stehenden Apparaten durch Ein- 
wirkung von verdünnter Schwefels, auf ^ink (?) entwickelt. — 
Bemerkung: Die Gefahr einer Detonation kann in 
der Regel durch Wasserdünste, welche das H. begleiten, 
entstehen, deshalb auch Ca Cl im letzteren Recipienten 
zugegen sein muss. -^ (Journ, de Pharm, etc. de Chim. 
Aout 1845. pag. 132: etc.) Wüting. 



Veränderung des Quecksilberchlorids durch ver- 
schiedene Präparate. 

Lepage berührt verschiedene Umstände, indem der- 
selbe zugleich als Basis den Versuch von BouUay 
annimmt, dem zufolge Quecksilberchlorid durch — Zucker- 
syrop in Chlorür umgewandelt wird, welches bekanntlich 
vielseitig bestätigt ward. — Mialhe namentlich neuer- 
dings — und zwar so, dass der Syrup sofort beginnt den 
Calomei zu bilden, so dass dieses zu Boden ^ällt, und 
dÄSs selbst aromoniakalische, sowie andere Chlorverbin- 
dengen diesen Process nicht hemmen, eben so, wenn 
etwas Chlorwasserstoffsäure hier hinzugefügt wird. Auch 
der Syrup von Sassaparille bewirkt dasselbe. — Reiner 
Zuckersaft veranlasst dagegen keine Zerlegung, wie sowohl 
der Verf. als auch Mialhe fanden. Die sch'leimigten Be- 
standtheile seien hier nur Ursache. — Bemerkenswerth ist 
es noch, dass Quecksilbercyanid und Quecksilberjodid 
keine Veränderungen dieser Art erleiden. (Journ, de 
Pharm, et dt Ghim. Juillet 1846.) 

Bemerkung. Ich habe bereits früher über Zerlegung 
des Hg Cl^ und auch anderer metallischer Verbindungen, 
QDter Linfluss gewisser organischer Substanzen in Tromms- 
dorff's Taschenbuch für Pharmacie Beobachtungen gelie- 
fert, welche diesen zu vergleichen sind. Wüttng. 



Doppelsalz; aus Quecksilberchlorid und essigsaurem 

Kupferoxyd. 

Prof. Wohl er theilt die von Hütteroth im Göttinger 
Laboratonum ausgeführte Analyse dieses Doppelsalzes mit, 
welches durch Vermischen von neutralem essigsaurem 
Kupferoxyd mit einer Lösung ven Quecksilberchlorid nach 
längerem Stehen entstanden war. Es setzt sich allmälig 



d6 Aurum mur. nai\ Modifie, d, M&rA'seken AppärtUs. 

in strähligen llalbkogeln von aasgezeichnet schöner tief- 
blauer Farbe ab. In kaltem Wasser so sut wie unlöslich, 
in siedendiem verwandelt es sich in ein hellgraues Pulver, 
während das Wasser Quecksilberchlorid aufnimmt. Es 
besteht aus 

2 Aeq. Quecksilberchlorid und 
1 Aeq. basisch - essigs. Kupferoxyd. 

Ä 2CuO,Ä + 2HgCl» oder auch vielleicht 

(CuO + HgCP)+(CuO,A+HgCl*). 
(Annal aer Chem. u. Pharm. Bd. 51. p. 142 J Hz. 



Auruin muriaticum natronatum. 

Dieses Salz verschiedener P4iarmakopöen ist nacb 
Hopfer de TOrme' ein Gemenge von Figuier's Salz 
4* Na Gl ^, und besteht nicht aus einem Gemenge von Gold* 
Chlorid und Natriumchlorid, wie häufig angegeben wird 
Die Menge, welche man iiach der hessischen Pharmakopoe 
mit Anwendung von (0 Tb. Gold und 9 Ib. Kochsalz er- 
hält, entspricht dieser Zusammensetzung genau, aber durch* 
aus keinem Gemenge von Goldehlorid oder Chlornatrium. 
Man kann allen Vorschriften genügen,- wenn man das Säte 
Figuier's mit der mehr verlangten Men^e Kochsalz 
direct durch Zusammenreiben verbindet ; wobei ohne Zwei-* 
fei kein Wasser abgeschieden wird, sondern das verlangte 
trockne Pulver erhalten werden muss. (Atmal. de Chem, 
u. Pharm. B. 53. p. 427.) Hz. 



Modification des Alarsh'schen Apparats« 

Nach Blondlot nimmt man am besten eine Woulf* 
sehe Flasche, steckt durch die eine Oeflfnung eine Röhre^ 
wodurch die zu untersuchende Flüssigkeit eingegossen 
wird, durch die andere die Gasentbindungsröhre, deren 
Einrichtung man nach Belieben ändern kann, und durch 
die dritte einen Korkstöpsel, in welchem ein Glasstab be- 

guem auf und nieder geschoben werden kann; ohne aber 
as durchzulassen. An dem Glasstabe befestigt man einen 
Zinkstreifen spiralförmig und durch die Beweglichkeit des 
ersteren hat man die Gntwickelung des Gases ganz in 
seiner Gewalt. (Frorieps N. Notiz. Bd. 35. p. 2d6j Hz. 



■ MM i M i 



umwand. cL Asparagüis etc. Darstett. d. Beinzoesäure. S7 

Umwabdluiig des Asparagins in benisteinsaures 

Ammoniak. 

Nach Piria enthält dieBuffbohne (ViciaFaba) Aspa- 
ragin. üeberlässt man aber den Saft derselben derGäh- 
rung/so sieht man in der Flüssigkeit unter dem Mikroskope 
viele Infusorien und das Asparagin verschwindet, statt 
dessen aber fand Piria nachher bernsteinsaures Am- 
moniak. ( Verh, der üal. NcUurf. t8i4. — ReperL der Pharm. 
Bd. 38. H. 3.) B. 



Darstellung der Benzoesäure. 

JohnStenhouse empfiehlt, das feine Benzoepulver 
mit seinem eignen Gewicht gut gelöschten zerkleinerten 
Kalk zu verbmden. — Man fugt sodann Wasser hinzu, 
und wiederholt diese Operation > bis der benzoesaure Kalk 
Tollkommen aufgelöst erscheint. — Es wird sodann die 
fillrirte Lösung bis zu einem sechsten Theile abgedunstet» 
und mit einer concentrirten Auflösung von Calciumchlorid 
versetzt. — Man zerlegt demnächst die siedende Flüssig- 
keit mit einem geringen Uebersehuss von Gblorwasser* 
stdffsäure, und fährt fort, bis alles Ghlor (?) verdunstet ist. 
Nach dem Erkalten setzen sich nur wenig gefärbte Krystalle 
ab, da durch das Chlor (?) schon eine grössere Entfärbung 
statt fand. Die erhaltenen Krystalle besitzen jedoch noch 
immer eine harzige Substanz. -^ Sie wird durch wieder- 
holte Behandlung mit Wasser und animalischer Kohle 
entfernt. — fJoum. de Pharm, et Chim. Mai 1845, pag. 357 J 

' Witting. 

Prüfung des Weinessigs auf Schwefelsäure. 

Rudolph Böttger's Untersuchungen (im Journal für 
praktische Chemie 24 Heft 4. 254) dieserhalb sind auch 
anderweitig geprüft, und hier ist namentlich bemerkt, dass 
jeder Essig, ohne verfälscht ^u sein, schwefelsaure Ver- 
bindungen enthalten kann. — Die Barytsalze (weshalb 
nicht auch essigsaures Bleioxyd etc.?) sind in dieser Be- 
ziehung weniger förderlich, wohl aber eine Lösung von 
Calciumchlorid, welche keine absichtliche Verfälschung 
des Essigs mit Schwefelsäure deshalb andeutet, da zu« 
fällige des Wassers in so geringer Menge nicht davon 
afßcirt werden, selbst bei Eriiitzung. -^ Dieses findet 
jedoch bei einer absichtlichen Verfälschung (etwa -^^j^ 
der Flüssigkeit) mit SchwefelsäureHStatt. — Dagegen wird 
freie WeiDsteinsäure^ oder zweifach weinsteinsaüres Kali^ 



58 Prüf. d. Weinessigs auf SckiJoefeU. üeber cL AdiäMn, 

nicht durch Galciiimchlorid zerlegt, in der Beziehung in- 
teressant, wenn vielleicht beide Substanzen hinzugemischt 
sein sollten. 

Bemerkung. So wie auch schon anderweitig hier- 
über Zweifel entstehen müssen, eine genaue Grenzlinie 
rücksichtlich der Verfälschung anzugeben, dürfte jeden- 
falls neben diesem Verfahren auch dasjenige mit Baryt- 
verbindungen nicht ausser Acht zu setzen sein, und 
hier ist leicht eine vergleichende Untersuchung, rück- 
sichtlich der schwefelsauren Salze — welche im ge- 
wöhnlichen Wasser sind zu machen. — Tund KO + T '^ 
im Ueberschuss so zugesetzt, dass hindurch Säure hervor- 
gerufen werde, ist selten anzunehmen. (Jaum. d. Pkarm. 
ei de Chim, Aout 1845, p. li3.J Witting. 

lieber das Achillein. 

Zanon hat in der als Volksmittel gegen Wechsel- 
fieber gebrauchten Schafgarbe {Achillea Mülefolium L.) 
eine eigenthümliche Substanz, die er Achillein nennte ent- 
deckt. Um sie darzustellen, wird in einem saturirten De- 
coct der Pflanze die in demselben enthaltene freie Säure 
durch Zusatz von Kalkhydrat neutralisirt, die färbende 
Materie durch thierische Kohle gefällt und die filtrirte 
Flüssigkeit bis zur Trockne abgedampft. Das Extract wird 
nun mit heissem wasserfreiem Alkohol zu wiederholten 
Idalen behandelt» die erhaltenen Spirituosen Extracte im 
Marienbade unter Zusatz von etwas Wasser bis zur Trocken- 
heit abdestillirt. Der Rückstand ist Achillein; es stellt 
eine trockne extractartige Substanz dar von gelbbrauner 
Farbe, eigenthümlichem Geruch, bitterm nicht unange- 
nehmem Geschmack; es zieht die Feuchtigkeit aus der 
Luft an und wird weich, ist vollkommen löslich in heissem 
Alkohol, unlöslich in Schwefeläther, werden jedoch dem 
Aether einige Tropfen Achilleinsäure zugegeben, so erfolgt 
die Lösung unmittelbar. In Wasser löst sich das Achil* 
lein sehr leicht auf und bildet eine goldgelbe, nicht ganss 
durchsichtige Flüssigkeit. Puppi hat diese Substanz in 
der Gabe von \ Drachme für den Tag in mehreren Fallen 
von Wechselfieber mit gutem Erfolge angewendet. (Ana, 
unmtfs, di Med, 1845. M.— Pharmae. CerUr,-BlaU 1845. 
No. d2j B. 

Einige angestellte Versuche haben dargethaci, dass die* 
sed Aehillein ein von dem Phyliochlor, sowie den gtinit 
lEiigen Tbeilen ^etnigtes Extraet ist, welches gewiss ^ 
fOriügUobe Wirksamkeit des Miiiefoliumi ia iich v^»^ 



Zusammen^, df. wesentlichen Oeles vom schwarzen Senf. 39 

etnigt. Die Anisbeiite ist tndess sehr gering, denn ein 
Pfand des Krautes, welches etwa 20 Procent durch Infu- 
sion erhaltenes Extract giebt, liefert nur eine Ausbeule 
von 2,5 Proc. Achillein. Jedenfalls ist dieses Achillein 
noch ein Gemeng von verschiedenen vegetabilischen Sub- 
stanzen im Extractivstoff, Spuren von ätherischem Oeie 
und pflanzensauren Salzen und möchte eben so wenig als 
das Le Rogersche Digitalin diesen Namen verdienen, da 
man durch den Namen leicht versucht werden dürfte an 
Alkaloide oder doch ähnliche Stoffe als Chinin, Salicin etc. 
zu denken. Passender würde man sie mit dem Namen 
Es^raci, Mülefolii depwraL spirituos, belegen. Die Achillea- 

säure möf^te wohl nichts anderes als Aepfelsäure sein. B. 

.»^».»»^i— » 

Znsammensetzung des wesentlichen Oeles vom 

schwarzen Senf. 

Nach H. Will enthält das wesentliche Oel des schwar- 
zen Senfes ebenso wie dasjenige der bittern Mandeln, 
merkwürdige organische Verbindungen, welche in den 
Pflanzenproducten noch nicht vorher gebildet sind. 

Es ist unmöglich, sie durch Destillation oder Behand- 
lung mit Alkohol etc. auszuziehen, wenn nicht vorher die 
Samen erhitzt wurden. 

Die Abhandlung des Herrn Verfassers enthält der 
Hauptsache nach Folgendes. 

Die Verbindung, welche man durch Destillation des 
schwarzen Senfes, nach vorheriger Einweichung des Sa- 
mens mit kaltem Wasser erhält, ist eine der bemerkens- 
werthen der organischen Chemie. Charakteristisch ist 
hier der Gejialt des Stickstoffes und Schwefels. — Beide 
Bestandlheire hat man übrigens in den Cruciferen über- 
haupt angetroffen (Lassaigne macht besonders darauf 
aufmerksam, wie sich der Schwefel schon dadurch an- 
deute, dass bei der Destillation des Samens mit Was- 
ser in den Apparaten aufgehängte Leinwand mit essig- 
saurem Bleioxyd getränkt, bräunlich - schwarz gefärbt 
erscheine. W,) nur mit Ausnahme des Meerettigs. — uebri- 
geos geben auch andere Pflanzenproducte, z. B. Knob- 
lauohsknoUen, ähnliche geschwefelte Producte, denen sich 
einige Harze von Umbelliferen, so wie die Blumen des 
weiblichen Hopfens anreihen. 

Die ersten Untersuchungen über den schwarzen Senf- 
samen woffd^ von Dumas uad P^louze aogesteUt. -^ 
Sie stelUen die Elesoentar- Analyse des reinen Oeled ao> 
in w«teh«m Bio eine bemerkenswerthe Verbindung aA 



so Zusammens. d. ivesetfUlichen OeleM fxnn schwarzen Seirf. 

AmmoQiak auffanden. — Robiquet und Bussy machlea 
die Entdeckung, wie durch Behandlung des Senfötes noiit 
Quecksilberoxyd der Schwefel vom Ammoniak weggeschafft 
wird, und demnächst eine syrupartige MassQ verbleibt, 
welche die Eigenschaflen einer energisch- salinischen Basis 
besitzt. '— So fand Simon, wie Bleioxyd den Schwefel 
binde» und eine krystaUinische Substanz, Sinapoline, ge- 
wonnen werden könne. 

Das vom Verfasser benutzte, durch Hrn. Zeise in 
Altena angefertigte Senföl, besitzt im unreinen Zustande 
gewöhnlich eine nell citronengelbe Farbe, bricht die Licht- 
strahlen, ist mit einem durchdringenden Gerüche begabt, 
wobei bekanntlich schon die Exnalation die Augen an- 
greift. — Mit der Zeit wird es dunkler durch Behandlung 
mit Calciumchlorür, und im Glasapparate destillirt, er- 
scheint es farblos und sehr flüssig. Jedoch schon nach 
einigen Ta^en im verschlossenen Gefässe dem Lichte aus- 

gesetzt, wird es dunkler, wobei sich ein orangeartiger 
örper sondert — etwa 0,200 Gramm aus einer Unze. — 
Das specifische Gewicht ist nach Dumas 4,045 bei 
20^ C. Nach Robiquet und Bussy wird beim Erhitzen 
des Senföles nach mehreren Stunden bei 400^ G. ein zwei- 
tes Product erhalten. — Will fand bis zu 430« C. erhitzt, 
dass ein farbloses Oel übergehe, und in der Retorte eine 
geringe Menge einer bräunlich - schwarzen harzigen Ma- 
terie verbleibe. ^ 

Löwig hat bereits bemerkt, wie das Senföl vom 
Sauerstoff frei sei. In 400 Theilen wurden gefunden: 

Kohlenstoff 48,37, Wasserstoff 5,03, Stickstoff 44,47, 
Schwefel 32,48. Nach Will beträgt die spec. Dichte des 
Dunstes vom Schwefel = 3,54. — Es folgen nun eine Reihe 
interessanter Versuche. — Sie beginnen mit der Einwir- 
kung des »Ammoniaks auf das Senföl«. 

Wenn man etwa das Vierfache seines Volumens mit 
concentrirt flüssigem Ammoniak (möchte doch stets in sol- 
chen Fällen das spec. Gewicht nicht ausser Acht gelassen 
werden 1 Wg.) vermengt, so verschwindet nach und nach 
der Senfölgeruch, wobei P^louze und Dumas die Bil- 
dung einer merkwürdigen krystaltinischen Substanz wahr- 
nahmen. Sie bildet sich nach einiger Zeit. — Schneller 
bilden sich die Krystalle, wenn zur Masse noch Ammoniak- 
gas geleitet wird bis zur Sättigung. — Die Mutterlauge 
von den Krystallen giebt nach Verdunstung des über- 
schüssigen Ammoniaks und nach Erhitzen mit animalisdier 
Kohle, Filtriren etc. eine farblose Flüssigkeit, welche sich 
ganz zu Krystallen umwandeln lässL «***» Die krystaUioifcbö 



Zussammens. d, weseniliehen Ödes vom sc^waram Sehf. (H 

Substanz ist das einzige Product von der Einwirkang des 
Ammoniaks auf Senföl. Mehr löslich im heissen als kalt^ 
Wasser; desgleichen löslieh im Alkohol und Aether. — 
Will ist nicht der. Meinung von Dumas und P^louze, 
dass dieser Körper eine indifferente Substanz sei. oder 
vielmehr analog^den Amiden, sondern mehr eine organische 
Baisis, indem selbige Verbindungen mit gewissen Metall« 
Chloriden (Platin, Merkur), wie auch mit gasförmiger Chlor- 
wasserstoffsäure eingeht. — Der Verfasser schlägt den 
Namen »TVifowiammtn« vor. Diese Substanz ist geruch- 
los im reinen Zustande, besitzt eine hervorstechende Bit- 
terkeit, die Auflösungen üben keine empfindliche Reaction 
aaf vegetabilisdie Farben öus. Die Krystallform ist dem 
Baryt verwandt. — Sie schmilzt unter dem Siedpuncle 
des Wassers, geht mit Schwefel-, Salpeter-, Essig- und 
Oxalsäure keine festen Verbindungen ein u. s. w. Sie be- 
sitzt nach Will die Formel C« H* NS^ +NH' =C8H» 
N*S*. Mit den Chloriden des Platins und Quecksilbers 
geht das TMomrmamin' Yerhmäutigen ein. 

Robiquet und Bussy haben früher gefunden, (wie 
oben erwähnt), dass durch Einwirkung von Quecksilber- 
oxyd auf die Verbindung des Senföles mit Ammoniak der 
Sohwefelgehalt dem Metalle verbleibt, wobei jedoch dem 
Producte noch eine organische Substanz verbleibt, welche 
den Charakter einer Salz basis trägt. Simon experi- 
mentirte mit Bleioxydhydrat und fand ähnliche Vernält- 
Aisse. Will giebt als eine leichte Methode an, um den 
basischen Körper, den er als yiSinammtnai bezeichnet, zu 
trennen, dass man Thiosinnamtn mit frisch gefälltem und 

80t ausgewaschenem Bleioxydhydrat verreibt, und die 
lasse im Damf)fbade erhitzt, bis eine geringe Menge 
dessdben mit vielem Wasser vermengt und fiitrirt, sich 
nicht mehr durch einen Zusatz von Kali und frischem 
Bleioxyd schwärzt. Nach vollendeter Zersetzung behan- 
delt man die Masse mit Wasser und demnächst mit heissem 
Alkohol wiederholt. Im Wasserbade verdunstet, verbleibt 
ein farbloser Syrup, aus welchem nach mehreren Monateü 
schön geformte, glänzende Krystalle anschiessen. — Im 
ungeleimten Pliesspapier werden sie getrocknet — und 
bilden so Tetraeder, auch das Hydrat der gedachten Ver- 
bindung, während sie bei 100° C. erhitzt (auch im luft- 
leeren Räume über Schwefelsäure) den Wassergehalt ver- 
lieren. — Als Hydrat sind 9^84 Aq zugegen. Einige 
Verbindangen des Sinnamin mit Merkur- und Platinchlond 
werden weiter beschrieben. Es folgen auch Versuche über 
die Einwirkung verschiedener Gasarten auf jene Substa&z,: 



fö Zusammens. d. wesentlichen Oeles vom schwarzen 5en/! 

welche als eine zweifache Basis des Körpers C^H^N mit 
NH* betrachtet werden kann. 

Für sich in einer Retorte im Oelbade bei 460» C. er- 
hitzt, wird sie ohne sich zu' schwärzen, zerlegt. — Noch 
bis 200° C. entwickelt sich Ammoniak. — Der gelbliche 
Rückstand ist namentlich in Chlorwasserstoffsäure auQös- 
lieh. Ammoniak erzeugt eine wolkige Trübung damit. 
Der Niederschlag aus dieser Flüssigkeit wird durch Wärme 
in eine harzähnliche Masse umgewandelt, von schwach- 
alkaKscher Beschaffenheit. — ßie chlorwasserstoffhaltige 
Auflösung erzeugt mit Platinchlorid einen gelben, Queck- 
silberchlorid einen weissen Niederschlag. 

Schwefelwasserstoffgas zeigt auf krystallis. Sinammin 
eine besondere Einwirkung bei der Erwärmung, wobei zu- 
gleich das Hydratwasser als auch Ammoniak sich trennen. 
Chlorwassertoffgas wird von Sinammin absorbirt, ohne die 
Masse flüssig zu gestallen. — Mit Unterstützung von Wärme 
erscheint die Reaction lebhaft unter Bildung weisser Wol- 
ken, von Chlorammonium herrührend. In der Kälte findet 
diese Erscheinung nur beim Zusatz von Kali etc. statt. 
Kohlensäure zeigt keinen Einfluss darauf — Die Lösung 
des Sinnammin übt eine starke, alkalische Reaction auf 
Pflanzenpigmente aus, und fällt verschiedene Metallsalze. 
(Cu, Pb etc.) Mit Oxalsäure bildet es eine schwer kry- 
stallinische Verbindung. — 

Simon erwähnt noch das Sinapolin, welche Sub- 
stanz im Niederschlage befindlich ist, der durch Einwir- 
kung des Bleioxydhydrates auf Senföl erfolgt. Will 
stellte es durch Einwirkung von Barytwasser auf Senföl 
in der Wärme etc. dar. Diese Substanz gehört gleichfalls 
der Classe organisch - salinischer Basen an. Bei erhöheter 
Temperatur wird ein Theil verflüchtigt, ein anderer zer- 
legt. Die Formel ist C^* H^* N^ 0*. fJourn. de Pk ei de 
Chim. Ferner 1845. pag, 97—llS.J Witting. 



Verfälschung des Honigs mit Stärkezucker. 

Ein solches Kunstproduct, welches Lassaigne zu 
untersuchen Gelegenheit hatte, besass die Consistenz und 
das körnigkrystalTinische Ansehen des gewöhnlichen Ho- 
nigs, war aber blasser von Farbe. Der Geruch war nicht 
der des Honigs, sondern der eines zu stark gekochten 
und etwas angebrannten Syrups; der Geschmack, anfangs 
schwach zuckerartig, hintennach etwas sauer und bitter. 
Einer Temperatur von 8^ R. in trockner Luft ausge- 
sftzt, wurde die Masse immer fester und endlich murt, 



Verfälschung d, Honigs etc. Opium. Angelikidf als. 69 

während, wie bekannt, der Honig sich eher mehr verflüs- 
sigt Mit ihrem zwei- bis dreifachen Volum kaltem Wasser 
geschüttelt, gab es eine körnige Substanz, welche, zur 
Entfernung der farbigen Flüssigkeit, zwischen Druckpapier 
gepresst, aus weissen körnigen Krystallen bestand, die 
dem käuflichen Stärkezucker sehr ähnlich sahen, und wie 
dieser in der wässerigen Auflösung durch salpetersauren 
Baryt und oxalsaures Ammoniak emen Gehalt von Gyps 
zu erkennen gaben. Von dem krystallisirten Theile des 
reinen Honigs unterscheiden sie sich in ihren physikßli- 
schen Eigenschaften gänzlich. 

Die Gegenwart von Gyps also, welcher im Honig 
nicht vorkommt und die angegebenen äussern Merkmale 
beweisen, dass er ein künstliches Product ist. (Joum. de 
Ch. med. 1844, Buchn. ReperL d. Pharm. 1845, Bd. XXXVHL 
3. Heß.) B. 

Eine neue Art Opium. 

Neuerdings wurde dasselbe auf dem Markte in Lon- 
don verkauft. — Marson prüfte es genauer, und fand, 
dass es sehr arm an »Morphium« sei, dagegen mit ande- 
ren fremdartigen Substanzen imprägnirt, und hier eine dem 
Wachs und Kautschuk verwandte Substanz an der Spitze 
steht — Diese letzteren Substanzen nehmen ein solches 
-Volumen ein, dass sogar bei der Behandlung mit Alkohol 
nach dem Erkalten, die Masse gelatinös erscheint. Es ist 
sogar unmöglich, eine klare Abkochung vermittelst W^asser, 
von diesem Opium zu erhalten. Der Verfasser vermuthet, 
dass zugleich eine Abkochung der Mohnpflanzen in Extract- 
form dem Opium beigemengt sei. (Joum. de Pharm, et de 
Chim. Octbr. 1845. p. 276) Witiing. 



Angelikabalsam und Sumbulolsäure. 

Rhein seh fand eine überraschende Uebereinstimmung 
in Krystallgestalt, Geschmack und Geruch zwischen Buch- 
ners Angelikabalsam und seiner Sumbulolsäure und fand 
sich dadurch zu einer vergleichenden Untersuchung ver- 
anlasst. Er fand dabei, dass das Verhalten gegen Schwefel- 
säure und bei der trockenen Destillation so verschieden 
ist, dass diese Stoffe nicht als identisch betrachtet werden 
können. (Buchn. Repertor. 39. 3.)' B. 



64 Hippursaure Salze. 

Hippursaure Salze. 

Die Hippursaure stellte sich Schwarz nach der von 
Lieb ig angegebenen Methode, durch Eindampfen des 
Pferdeharns auf i — l seines Volumens, Versetzen mit Salz- 
säure und Reinigen der krystallisirten Säure dar. — Das 
letztere geschah am zweckmässigsten, indem man zuerst 
die rohe Säure mit Kalkmilch zum Sieden erhitzte, wo- 
durch der grösste Theil des Farbstoffs mit dem über- 
schüssigen Kalk sich verband, das Filtrat wurde mit über- 
schüssigem Kali oder Natron gefällt, aufgekocht, filtrirt und 
von Neuem mit einem Kalksalze z. B. Chlorcalium im 
üeberschusse versetzt, zuletzt wurde die Säure durch Salz- 
säure niedergeschlagen. Der jedes Mal entstehende kohlen- 
saure Kalk verband sich so mnig mit dem Farbstoffe, dass 
nach höchstens zweimahgem ümkrystallisiren die Säure 
blendend weiss erschien. Sollte durch zu starke flitze 
beim Eindampfen etwas Benzoesäure entstehen, so kann 
diese ohne grossen Verlust mittelst Aether entfernt werden. 
Ob Benzoesäure da ist, sieht man durch das Milchigwer- 
den der mit einer Säure versetzten concentrirten und kal- 
ten Lösung, denn die Hippursaure scheidet sich stets in 
Nadeln aus. 

Nach der Untersuchung der verschiedenen Salze fand 
Schwarz dieselben folgendermassen zusammengesetzt. 

Neutrales Kalisalz = KG + Üfi -f- 2 aq 
Saures „ " = KG + HO-j-ffi + 2 aq 

Neutral. Natronsalz = 2NaG-)- 2 Hi <f HO 
Säur, Ammoniaksalz = AmO + HO-f-2 Hi -f- 2 aq 
Neutral. Barytsals = BaO + Hi + 2 aq 

„ Strontians. = SrO" -ju ffi + 5 aq 

„ Kalksalz = CaG + Hi + 3 aq 

„ Magnesias. = MgO -|- Hi + HO + 4 aq 

„ Kobaltoxyduls. = CoO -f- HjJ- 5 aq 

„ Nickelsalz = NiO + Hi + 5 aq 

„ Kupfersala =CuG -j-IlT+S aq 

„ Bleisalz A = PbO + Hi -f 2 aq 

„ B = PbO -f Hi +3 aq 

„ Silbersalz = AgO + Hi -^ aq 
(^Annal, derChem. ti. Pharm, Bd, 64» p, 29—52.) 

Hz. 

Harnsaure Sedimente. 

W. Heintz untersuchte die harnsauren Sedimente 
und erhielt folgende Resultate. Sie scheiden sich io zwei 



Harns. Sedimente, Bameäure im Blute Gichtkranker. 65 

Formen ab, von denen die eine an der deutlichen Krystall- 
form als Harnsäure zu erkennen ist, die andere aber ein 
freies, meist röthliches amorphes Pulver bildet üeber 
letzteres vorzüglich ist man noch sehr in Zweifel, doch 
hält man es im Allgemeinen für eine Verbindung der Harn- 
säure mit Ammoniak und einem färbenden Stoffe. Der 
Verfas'ser übergoss das gutausgewaschene Pulver mit Kali- 
lauge und bemerkte an einem darüber gehaltenen mit 
Salzsäure befeuchteten Glasstabe in allen Fällen deutliche 
Nebel von Salmiak, so dass das Ammoniak sicher nach- 
gewiesen war. Ein anderer Theil des Sediments wurde 
verbrannt und mit kochendem Wasser ausgezogen; bei 
Zusatz von Salzsäure bemerkte man stets eine geringe 
Gasentwickelung. Der unlösliche Rückstand wurde in Salz- 
säure gelöst, ammoniakalisch gemacht und Oxalsäure zu- 
geset:2t, wobei oxalsaurer Kalk niederfiel, so dass, da die 
vorige wässerige Lösung durch Platinchlorid fällbares Kali, 
so wie nach dem Abdampfen vor dem Löthrohre nachzu- 
weisendes Natron enthielt, anzunehmen ist, dass das frag- 
liche Sediment an Basen stets Ammoniak, Natron und Kalk, 
und zuweilen Kali (und Magnesia) enthält und zwar offen- 
bar an Harnsäure gebunden. Becquerel nimmt zwar 
an, dass jenes Harnsediment aus amorpher Harnsäure be- 
steht, was jedoch der Verfasser gänzlich widerlegt hat. 
(Müller* s Archiv für Physiolog. 1845.) 



Vorkommen der Harnsäure im Blute Gichtkranker. 

Wenn auch nach den Untersuchungen von Fromm - 
herz einige Zeit vor einem Gichtanfalle der Urin keine 
Spur von Harnsäure enthält, so ist er zu anderen Zeiten 
um so reicher daran. Wenn im Blute wirklich Harnsäure 
vorkommt, so geschieht diess nach Ure unter der Form 
von harnsaurem Natron. Er digerirte frisches menschhches 
Blutserum mit einer bestimmten Menge Harnsäure bei der 
Temperatur des menschlichen Körpers. Wurde die filtrirte 
alkalische Flüssigkeit nach dem Erkalten mit etwas Salz- 
säure versetzt, so wurde allmälig Harnsäure daraus nie- 
dergeschlagen. Es ist daher gewiss, dass ein Theil der 
dem Serum zugemischten Harnsäure in Verbindung mit 
dem Natron des Albumins getreten war. Als er diesen 
Versuch bei höherer Temperatur wiederholte, gab das fil- 
trirte Serum mit Wasser verdünnt allmälig einen Nieder- 
cK^lag, der, unter dem Mikroskop betrachtet, aus fäcber- 

Arcb. di. Pharm. XCV. B<b. 1. Hft, 5 



66 Bmm ämger PfUmamfirtsseF. 

förmig gruppirlen Krystallen von harasaurem Naifoa ba- 
lland. (Aren. f. phys, u, path. Chemie u. Mikresk. 1845* ^--* 
Pharm. Centr. BL 1845. JÜ 36.) B. 



Harn einiger Pflanzenfressen 

HQrr von B i b r a fand bei Untersuchung des 
Pferdeharns, mit Ausnahme der Hippursäare und Benzoe- 
säure in quah'tativer Hinsicht immer dieselben Bestand- 
theile, quantitativ fanden aber sehr grosse Verschieden- 
heiten statt. 

Benzoesäure fand v. B. nie in bestimmbarer Menge, 
sondern beobachtete solche nur zuweilen unter dem Mi- 
kroskope. Der noch warme Harn war trübe, dicklich 
und setzte in wenigen Minuten einen starken gelbweissen 
Bodensatz ab, der unter dem Mikroskop als aus glänzen- 
den Kugeln bestehend erschien. — Der Harn war stets 
alkalisch (nach Simon ist er sauer); es rührte diese Re- 
action von den vorhandenen Salzen und nicht von etwa 
sich entwickelndem Ammoniak her. Die Menge der festen 
Bestandtheile wurde zwischen 42,5 — 8,5 Proc. gefunden. 
Das spec. Gewicht war im Mittel 1,075. 

Zwei Analysen des Harns von demselben Thiere zu 
verschiedenen Zeiten, aber stets wenn sie von d6r Feld- 
arbeit 2U Hause kamen, angestellt, gaben: 

1 3 

In Wasser lösliche Extractivstoffe 21,32 — 19,25 

„ Alkohol — — 25,50 ~ 18,26 

„ Wasser - Salze 23,40) .Ann 

- unlösliche - 18,80 \ ~ ^^'^^ 

Harnstoff 12,44 — 8,36 

Hippursaure 13,60 — 1,23 

Schleim 0,05 — 0,06 

Wasser 885,09 — 912,84 

1000,00 — 1000,00 

In 1. also 114,11 und in 2. 87,16 festen Rückstand. 
I>as Salzgemenge bestand aus: 

Kohlensaurem Kalk 12,50 — 31,00 

— Talk 9,46 - 13,07 
•^ Kali 16,09} _ 40^^ 

- Nata-on 10,33$ *"'^^ 
Schwefelsaurem Kali 13,04 -^ 9,02 
Chlornatrium 6,94 — 5,60 
Kieselerde 0,55 I ^ ^ g« 



Verlust 1,09 

lOO^OQ - i00,0Q 



''■I I »I I ii».«»i 



Barn mrngßt ffl(mzenfre$8er, 67 

Eiges wurde stets, aber in unwägbarer Menge ge- 
fanden. Fluor keine Spur. 

D^ Bodensatz, welcher sich bekn Stehen des Harns 
bildet, besteht aus: 

Kohlensaurer Kalkerde 80,9 — 87,3 — 87,5 

- Talkerde 12,1 — 7,5 — 8,3 

Organischer Substanz 7,0 — 5,3 — 4,3 

100,0 - 100,0 - 100,0. 

Die organische Substanz ist auch durch das sorgfäl- 
tigste Waschen nicht zu trennen. 

Harn des Schweines. 

■ Der aus der Harnblase frisch geschlachteter Thiere 

fewonnene Harn war hell, fast gerucnlos und reagirte al- 
alisch. Spec. Gew. 1^12 — I.OIO. 
; 1 2 

In Wasser löslicher Extractivstoff 1,43 — 1,13 

I „ Alkohol — — 3,87 — 3,99 

\ „ Wasser lösliche Salze 9,09 — 8,48 

„ ~ nniösliche Salze 0,88 — 0,80 

i Harnstoff 2 J3 - 3,97 

Schleim 0,05 — 0,07 

Wasser 981,96 — 983,57 

1000,00 - 1000,00. 

Der Aschenrückstand von No. 4 enthielt: 

Chlornatrium mit wenig Ghlorkalium 53,1 

Schwelfelsaures Natron 7,0 

Kohlensaures Kali 13,1 

Phosphorsaures Natron 19,0 

Phosphorsaure Kalk- und Talkerde, 

Spar von Kieselerde und ein wenig Eisen g g 

100,0 

Hipporsäure und Benzoesäure wurde keine Spur ge- 
funden j eben so wenig Harnsäure, obgleich doch die 
Schweine eine gemischte Kost bekommen. 

Harn des Ochsen. 

Die Thiere hatten mehrere Tage geruhet und der 
Harn war des Morgens aufgefangen. Er war klar, nicht 
sehr dunkelgelb, von eigenthümlichem, nicht eben wider- 
lichem Geruch. Spea Gew. 1,040—1,032. 

Das quantitative Verhältniss der Bestandtheile variirte 
in ähnlicher Weise wie beim Pferde; oualitativ fanden sich 
dieselben Bestandtheile; von Harnstoff wurden in 1000 
' Theilen gefunden 19,76 und 10,21 Theile. 

Der Salzrückstand enthielt qualitativ ebenfalls fast die- 
selben Stoflfe beim Pferde. Beim Ochsen fand sich aber 

5^ 



68 Harn einiger I^anzenfreseer. 

kein kohlens. Natron; dagegen mehr kohlens. Kali und 
weniger Kalk und Talkerde als bieim Pferde. 

Das Futter der Ochsen bestand aus frischem Klee 
und nur wenigem trocknen Heu. 

Barn der Ziege. 

Er war hell, von eigenthümlichem aber scharfena 
Geruch, alkalisch; spec. Gew. = 1,009—1,008. /Der 
Harn der Ziege giebt bei der Trennung der Bestandtheile 
mittelst Alkohols, Wassers etc. ziemlich dieselben Resultate 
als der Schweine -Harn. 

Der Ziegenharn enthält aber in variablen Mengen 
Hippursäure; 0,88 — 1,25 Proc. 

Die Asche desselben besteht aus: 

Kohlens. Talkerde mit wenig Kalkerde 7,3 

Schwefels. Natron 25,0 

Chlornatrium 14,7 

Kohlens. Natron mit wenig KäH 53»0 

100,0. 

Harn der Feldhasen. 

Derselbe wurde aus der Harnblase der frisch geschos- 
senen Hasen erhalten. Er war trübe (mit Ausnahme eines 
Einzigen), von eigenthümlichem Geruch un<J schwach alka- 
lisch. Beim Stehen setzte er auf der Oberfläche Krystalle 
von phosphorsaurer Ammoniak - Talkerde ab. Spec. Ge- 
wicht = 1,050. 

Der Harn enthielt nur Spuren Hippursäure, aber eine 
ziemliche Menge Harnstoff (0,8 Proc.) Besonders interessant 
ist der Aschenrückstand von im Winter und im Sommer 
gesammelten Harn. 

Die Asche enthielt: 

Sommer. Wiöler. 

Chlornatrium mit wenig Chlorkalium. .... .22,49 742 

Schwefels. Natron 29,97 16,82 

Kohlens. Natron. 8,73 9,84 

Phosphors. Natron 4,39 53,05 _ 

Phosphors. Kalkerde 12,001 \% k^ 

„ Talkerde 22,42} ^^>^^ 

100,00 100,00. 

Die grosse Verschiedenheit der phosphorsauren Erden 
ist aber m den Nahrungsmitteln zu suchen, welche im 
Sommer ganz anderer Art sind als im Winter. (AnnoA. 
der Chem. u. Pharm. Bd. 53. p. 98—112) Hz. 



Bildung des Guano u. Besiandtheüe desselben, 69 

Bildung des Guano. 

J. Davy vermuthete, dass die Oxalsäure im Guano 
aus der Harnsäure durch Einwirkung des Lichts und der 
tropischen Wärme hervorgebracht werde, und suchte diess 
durch mehre Versuche zu beweisen. Er setzte etwas mit 
Wasser befeuchteten Harn des Seeadlers in einer lose 
verschlossenen Glasröhre 70 Tage lang an einer nach 
Süden gelegenen Wand bei heiterem Wetter den Sonnen- 
strahlen aus und fand, dass derselbe dann viel Oxalsäure, 
dagegen wenig Harnsäure enthielt während er von erste- 
rer früher fast gar keine enthalten hatte. Aus andern 
Versuchen, fand er, dass das Licht nicht durchaus noth- 
wendig sei, den Process aber sehr fördere, atmosphä- 
rische Luft dagegen unbedingt nöthig sei, um den über- 
schüssigen Kohlenstoff der Harnsäure in Kohlensäure zu 
verwandeln. (Edinb. new phüosoph. Magaz. No. 76. 1845, — 
Pharm. Centrbl. No. 39. 1845 J B, 



Bestandtheile des Guano. 

M archand fand Ammoniakverbindungen mit Hippur-, 
Harn-, Phosphor-, Klee- und Chlorwasserstoffsäure, Na- 
triumchlorür, sodann klee-phosphorsauren-(kohlensauren?) 
Kalk. Ausserdem das Tripelsalz von phophorsaurem 
Ammoniak nebst Talkerde, wje auch Thon- und Kieselerde, 
Eisenoxyd und eine organische Materie. 

Die Gegenwart der Hippursäure ist stets bemerkens- 
werth, ebenso wie dieselbe auch in den Excrementen 
der Vögel, welche die afrikanischen Inseln bewohnen, 
befindUch ist. — Es wird darauf aufmerksam gemacht, 
auch die Excremente zu untersuchen, welche von solchen 
Vögeln gewonnen werden, die von Getreidearten, Fleisch 
und Fischen leben. — Der Verfasser wird diese Arbeiten 
unternehmen. — (Joum, de Pharm, et Chim. Fevrier 1845. 
pag\ 134 — 135.J Wiiting. 

Zucker im Scbweisse eines an Epbidrosis Leidenden. 

Dr. Landerer behandelte einen Kranken, der früher 
an Diabetes mellitus gelitten, dann ein Zahnfieber mit Harn- 
verhaltung und Ephidrosis (Schwitzen) bekommen hatte. 
Während dieser Krankheit wurde der Kranke stets von 
Fliegen und andern Insecten gequält, welche sich in 
dichten Schaaren auf seine Haut niedergelassen hatten 
und nicht verjagt werden konnten. Dr. L. untersuchte 
daher den Scbweiss und fand ihn von süsslichem Ge- 



70 

schmack und saarem Geroch; er suchte ihn durch feines 
Fliesspapier vom Körper abzanehmen und langte dieses 
dann mit Wasser aus, das davon einen süssen Geschmack 
bekam und beim Abdampfen einen syrupdicken Rück- 
stand gab. Wurde dieser mit Alkohol ausgezogen, so liess 
er beim freiwilligen Verdampfen körnige Krystalle fal- 
len, die sich ganz wie Zucker verhielten. (Buchn. Repert. 
d. Ph, XXXIX. p. 374 J B. 

— » X t^ ■ 

Salbe gegen Frostbeulen. 

Devergie bat folgende Vorfchrift daxu gegeben: 
1^ Axungiae porci Grau 30, 

Kreosot., Acet. plumb« ana gtt 10 
£xir. thebaic. Cenligr« 10* 
(Joum, de Chim, et de Pharm. 3 Ser. ^ Pharm. Ceniralbl 1846. 
JVo. 30.) B, 

Liniment mit Strychnin gegen Amaurose. 

In England wendet man seit einiger Zeit ein Liniment von 2 Gr. 
Strychnin auf 45 Gr. Olivenöl an. Man lasst die Frictionen dreimal 
tfiglich in die Schläfegegend machen und nimmt zu jeder Friction etwa 
10 Tropfen. (Gai, des hopit, Jan. 1845. — Pharm. C^niram. 1849. 
No. 30.) B. 

Spiegelversilberung. 

Drayton versetzt salpetersanres Silber mit so viel Ammoniak, 
dass eben etwas Silberoxyd abgeschieden wird (auf 1 Unze salpeler- 
sanres Silber und 2 Unzen Wasser ^ Unze gewöhnliches Aetzaramo- 
niak), setzt dann der Lösung etwas mit Weingeist vermischtes Gassiadl 
zu (3 Unzen Weingeist und 20 bis 30 Tropfen Cassiaöl) und über- 
%\eBsX damit die gut gereinigte und mit einem Rande von Kitt ver- 
sehene Glasflfiche in horizontaler Lage. Bann wird eine kleine Menge 
einer weingeistigen Lösung von GewfirzneTkenöi aufgegossen. I^b 
Silber reducirt sich in Form eines glänzenden Metallspiegels, der so 
fest am Glase hangt, als der bekannte Amalgambeleg. Da aber der 
Silberbeleg viel dünner sein kann als der Amalgambeleg (per Qua- 
dratfuss Glasfläche reichen 12 Gran Silber hin) und auch viel leichter 
nnd schneller anzubringen ist, so muss diese Methode Viel billiger au 
stehen kommen, als die filtere. Die Versilberung ist nach dem Trocke- 
nen auf der Rückseite mit einem Firniss aus Wachs und Talg za 
aberziehen. (Rep. ofpaU Im. 1844. — Polyt. Centralbl 1845.5.HeftJ 9. 



Verfahren, um coiorirte Bilder etc. mit einem scliönen 

Lack zu überziehen. 

Dergleichen Lacküberzug herzustellen hat da wenig Schwierig- 
keiten, wo es leicht zulassig ist, den Grund mittelst einer Gummi- 
oder Pergamentleimlösung zu schützen und darauf mit weisser Schel- 
lacklösung zu poliren ; dennoch ist dieses Verfahren zeitraubend. Bilder, 
welche mit Wasserfarben colorirt sind, lassen sich auf diese Weise 
ofl schwer behandeln^ weil, wenn man sie gegen da« Eindringen de« 



MiMttm. 7i 

Lackes »cbAlieai wiH nad «iiieii Gmnini- oder Lmmfibemuf tu geben 
versacht, durch die Feuchtigkeit selbst bei grosser Vorsicht und Ge- 
waodheit oft genug die Malerei leidet oder gar verwischt wird. Um 
dies zu vermeiden, ist' es ndthig, sich eine vollkommen gesättigte 
Schelhkcklosung su machen, die man am besten in der Art herstellt, 
das« man stärksten Alkohol mit bestem gebleichtem Schellackpulver 
snsammenbringt, etwa 4 Theile Aik<^ol und 1 Theil Schellackpulver. 
Man befördert die Lösung durch Schütteln, erwärmt etwas, lässt bis 
Bum anderen Tage stehen, liltrirt klar and löst darin wieder in gleichem 
Verhflltniss Schellack auf, welches Verfahren man so lange fortsetzt, 
bis man eine Lösung erlangt hat, welche, mittelst eines Pinsels auf 
Bidss^ stark geleirotei Papier aufgetragen, nicht mehr durchschlfigt. 
Das Bild wird durch Copirnägel auf ein Brettchen geheftet und zuerst 
recht dünn mit Lack überzogen. Nach dem Eintrocknen gibt man 
einen zweiten Anstrich und endlich einen dritten. Es wird nun ein 
genügend starker LaCküberzug vorhanden sein, dem es freilich an voil- 
kommejier Ebene fehlt. Um diess zu erreichen, nimmt man weisse Poli- 
tur oder noch besser, man versetzt Aiid gebleichte und gesättigte Schel- 
lacklösung mit einer gleichen Menge Alkohol und bedient sich dieser 
Mischung zur Polituri reibt den La/c^uberzag leise mit Leinöl ab, wozu 
man .sich eines baumwollenen Bäuschchens bedienen kann, und tragt 
nun auch mit demselben die Potitnr vorsichtig auf. Der fJeberschuss 
von Alkohol in dieser Politur ist es nun nämlich, welcher die Un- 
ebenheiten des Pinselaufstrichs auszugleichen vermag, da er auf die 
Lackfläche etwas auflösend wirkt. Bei sehr geringer Uebung ist es 
möglich, in schnellster Zeit ausgezeichnete Lacküberzuge der Art zu 
machen. Aach für andere Zeichnungen, Landkarten etc. ist dieser Lack- 
Überzug ß.vk empfehlen, da er weit besser ist und sich schöner aus- 
nimmt als der Ueberzug von Dammarharz. (Dr, Winter feld im Berl, 
Öcir,- II. Uandelsbl, — Jahrb. f. prakt. Pharm, Bd. X Hefi 2.) B, 

Kitt für Metall an Glas, Porcellan u. dgl. 

2 Loth Leim, zur dicken Lösung hergestellt, mit 1 Loth consisten- 
tem Leinölfiroiss oder 3 Quentchen Venetianischero Terpentin möglichst 
gemischt und durch kurzes, rasches, aber bis zum Kochpuncte ge- 
steigertes Erhitzen vereinigt, gibt einen guten Kitt, der dazu dienen 
kann, Metallbeschläge auf Pfeifen, Glas, dann letzteres oder Porcellan 
auf Holz, zu befestigen« Man muss nur die geleimten oder gekitteten 
Gegenstände etwa 48 bis 60 Stunden lang zusammengebunden erhalten. 
(Herberffer im Jahrb. f, prakt. Pharm. Bd, ^X Hft, 4.) B. 

Kitten und Formen des Bernsteins. 

Hiezu empfiehlt Herberger das Kastner 'sehe Verfahren. Man 
bestreicht den Bruch zerbrochener Bernsteinstücke dünn mit syrup- 
dickem Schellackfirnissy bindet die gekitteten Theile mit Bindfaden fest 
und lässt in gelinder Wärme einige Tage hindurch trocken werden. 
Gepulverter, mit solchem Firniss durch starkes Kneten versetzter, und 
sofort einige Zeit in der Wärme erhaltener Bernstein lässt sich auch 
in Formen pressen und zum Ueberzug von Platten, Tafeln u. s. f. be- 
nutzen. Die Masse erhärtet zur schönen, nur etwas gebräunten Bern- 
steinmasse. Bernsteinfirniss hat nicht mit gleich gutem Erfolg statt 
des Schellackfirnisses angewendet werden können. {Jahrb. f, prakt, 
Pharmac, Bd. X Heft 4.) B. 



III. lilteratnr imd Kritlls. 



Handbuch der botanischen Terminologie und Systemkunde, 
von Dr. Gottlieb Wilhelm Biscboff, ord^it- 
lichem Professor der Botanik bei" der Universität zu 
Heidelberg, Mitgliede mehrerer gelehrten Gesellschaf- 
ten und wissenschaftlichen Vereine. 

Erster Band. Die Einleitongf, die rilgemeinen und die beso»- 
dem für die pfaarmaceutiscfaen Pflanzen gebräuchlichen KanstaasdrHcke 
enthaltend. Mit 47 h'thographirten Tafeln. Nürnberg, Verlag v^n 
Johann Leonhard Schwarz. 1835. gr. 4. XVI. 581. 45 S. ErkÜ- 
mng der lithographirten Tafeln. 

Zweiter Band, die für die kryptogamischen Pflanzen ge- 
brSuchlichen Kunstausdrucke enthaltend. Mit SO lithographirten Ta*- 
feln. 1842. X. 466. ^0 S. Erhläriing der lithograph. Tafeln. 

Dritter Band, Die Syslemkunde und das Register enthaltend. 
1844. 562. 

Indem Ref. hier eins der ansgezeichnetsten Handbücher der bota- 
nischen Terminologie anzeigt, fühlt er sich zugleich gedrungen, die 
Ansichten, welche Herr Professor Schieiden S. 76 des vorjährigen 
Januarheftes dieses Archivs ausspricht^ etwas näher zu prüfen *). 



*) Wenn es gleich nicht unbekannt sein mag, dass alle uns zu 
Gebote stehenden Kräfte mit der lebendigsten Tbeilnahme und 
aus voller Ueberzeugung der wissenschaftlichen Befestigung der 
Pharmacie in ihrem ganzen und vollen Umfange gewidmet wer- 
den : so könnte man sieh doch hie oder da aus dem, was mein 
hochgeschätzter Freund, Hr. Apotheker Hornung über einige 
Aeusserungen meines Hrn. Collegen Schieiden sagt, unrichtige 
Ansichten bilden. Desshalb schien es mir wohl erlaubt, dass 
ich in Voraussetzung der Zustimmung des Hrn. Hornung einem 
etwa entstehenden Missverstandnisse gleich von vorn herein vor- 
beugte, indem ich Hrn. Prof. Seh leiden ersuchte^ sich über 
seine früher gemachten Bemerkungen in Betreff des «kademi- 
schen Studiums der Botanik und Pharmakognosie mit einigen 
Worten zu erklären. Das Mitgetheilte lautet: 

„Es wäre mir allerdings angenehm gewesen, wenn der 
verehrte -Referent es mehr hervorgehoben hätte, dass seine Er- 
örterung eigentlich nur den Missbrauch trifft, den man von mei- 
nen am angeführten Orte ausgesprochenen Ansichten machen 
könnte. — Im Wesentlichen ist Ref. ganz mit mir einverstan- 
den und die Meinungsverschiedenheit dreht sich nur um die 
Bedeutung des Wortes „Botanik'% welches ich durch den Bei« 
satZy so wie sie grösstentheils noch betrieben wird, als Species- 
und Systemwust genügend erklärt zu haben glaube. Meiner 
Ansicht nach müssen eben Mediciner und Pharmaceuten bei 
weitem bessere Botaniker noch werden als sie bisher wurden, 
um aber bei ihrem ausgedehnten Studium und bei ihrer beson- 
ders bei Pharmaceuten so beschränkten Zeit dazu im Stande zu 
sein, mnss ihnen die Zeit nicht muthwillig mit Vorlesungen ver- 
iKfimmert werden, die nicht für Mediciner nnd PberaiaceateDy 



LÜeratür. 73 

Die Aedsserangen eines MaBnes, der in der Wissenschaft sich 
einen wohlbegründeten Ruf erworben hat, haben immer ein Gewicht 
nnd werden yon den Jüngern derselben gern als Voligöltig angenom- 
men. Wenn nun aber ein solcher in seiner eignen Wissenschaft einen 
Ansspmch thnt, wenn, wie in dem hier vorliegenden Falle, ein so 
tüchtiger Beobachter, wie Schieiden, ein Professor der Botanik, den 
Sats aufstellt und vertheidigt, dass es für den Pharmaceuten und Me- 
dieiner nntxlos, ja Zeitverschwendung sei, Botanik auf der Universität 
xn treiben, so darf er einer grossen Schaar von Gläubigen unter jenen 
^wfos sein, denen das Studium der Botanik eine unbehagliche Last 
ist. Dass aber dem grössten Theil von diesen das ganze Studium der 
Naturwissenschaften nur ein nothwendiges Uebel ist, welches sie des 
g^ürchteten Staatsexamens wegen tragen müssen, wer wird das 
leugnen? 



sondern nur für Botaniker vom Fach Werth haben können und 
dasu rechne ich den grössten Theil' dessen, was auf den meisten 
Universitäten bis jetzt noch als Botanik vorgetragen wird. Ich 
bin nnmassgeblich der Meinung und werde sie wbhl auch nie 
aufgeben, dass Mediciner und Pharmaceuten eben Medicin und 
Pharmacia studiren sollen, aber nicht Botanik, und dass Botanik 
als Hülfswissenschaft einen wesentlich andern Vortrag erfordert, 
als den, wenn sie Hauptstudium ist.^^ M. S» Seh leiden. 

Was der Botanik zur Förderung gegenwärtig Noth thut, 
und wie sie von Pharmacenten auf Universitäten stndirt 
werden mttsse, das ist wohl niemals schwerer zu sagen gewe- 
sen, als gerade jetzt ; denn alle Anzeichen sind vorhanden, dass 
die Botanik eben so wohl, als die Chemie in eine Crisis ihrer 
EntWickelung eingetreten ist. Nur der, der die Wissenschaft 
ganz beherrscht, mag eine Entscheidung abgeben. Die Wich- 
tigkeit der Botanik för die Pharmacie ist nicht allein die alte 
geblieben, sondern offenbar noch gesteigert, obwohl in einer 
veränderten Weise, wie dem Aufmerksamen nicht entgehen 
wird. Mit grösster Behutsamkeit haben daher Alle zu verfah- 
ren, denen die wissenschaftliche Ausbildung der Pharmaceuten 
nicht nur Pflicht, sondern auch Gewissenssache ist, damit nicht 
in unserm nachruckenden Geschlecht die Selbstthätigkeit des Geistes 
durch die Masse ertödtet, noch auch das werkthätige Interesse 
an den pharmaceutischen Hnifswissenschaften zerstört werde, 
wobei uns die geistige und körperliche Schwächung der heutigen 
Gymnasialjugend, welche die Aufmerksamkeit aller hohen Regie- 
rungen im ernsten Grade erregt hat^ warnend vorschwebt. 

Was die Pharmakognosie anbetrifft, so habe ich nach reif- 
licher Erwägung diese Wissenschaft, die noch so sehr^der Aus- 
bildung bedarf, schon seit mehreren Jahren in zwei Haupttheile, 
in die chemische und in die naturhistorische, besonders bota- 
nische Pharmakognosie getrennt. Hr. Prof. Schi ei den hat die 
Güte gehabt, da er meinen Ansichten über das Studium der Pharma- 
kognosie vollkommen beistihimte, die botanische Pharmakognosie 
den zahlreichen Theilnehmern an dem pharmaceutischen Institute in 
der Weise vorzutragen, in welcher diese sonst so abstruse Wissen* 
0chaft ein lebendiges nnd wie ich hoffe niemals erlöschendes Inter« 
•üe bei'iiflfMrn jaogen Frennden erregt hat. H. Wr« 



1% lü^rmr. 

Und 4oeb wird der jUabefcNifeoe, to mil der Piiaimafll» wid 
iiirer jeUigen Stellao^ Terlraut ist, und diese nichl bloss einseitig 
Attffassty wohl die nut vieler Sicherbeit bingestelltea und mit vielem 
Scbarfsimi unterstötsten Ansiehteo des üerrn Professor Schieid#n 
jinterscbreiben wollen? Es liegt allerdlogs gar meiiche Wabrbeit ki 
deeselben, aber «acb gar maneber Irrtbnm. Darum erecbtet Hef. 
eine unbefangene Prüfung der aufgestellten Ansicbten, in welcber ef, 
sich von aller Personltcbkeit fern hallend^ nur die Saebe im Augis 
baty für nothwendig. 

Gleicb auf der ersten Seite sagt der ,Yerf. : i^Noeh immer niei«t 
man, der Mediciner müsse die Pharmakognosie erAemeiif noeb immef 
halt man an dem Aberglauben fest, Mediciner und Pbarmaoe«tea 
(durch einen Druckfehler atebt Botaniker) müssten Botanik^ und awfur 
die alte Botanik, mit Species- und System* Wust treiben/^ Yielleiehl 
mag dieser Satz^ in so weit er die Mediciner betrifft, vollkommen 
richtig sein; denn als einen Wahn vergangener Zeiten betrachtet ee 
4iuch Ref.y dass der Mediciner Pharmakognosie atudiren müsse, um 
dereinst die Pharmacie zu beaufsichtigen und die angebenden Apothe- 
ker zu prüfen. Ein Mann der freien Prüfung, ein so scharfer Denker, 
wie Herr Prof. Seh leide n, kann einem solchen Wabne nicht hul- 
digen. Ref. will es au.«b dahin gestellt sein lassen, ob alles Weitere, 
was Herr Prof. Seh leiden über die, von den studirenden Medi- 
einem, auf die Botanik verwendete Zeit sagt, seine. Ricbtigkeit habe; 
diese Frage mag ein Mediciner vom Fach aufnehmen. Wenn aber 
Hr. Prof. Seh. der Ansicht ist, „dass Botanik nicht wirklich xu einer 
tüchtigen wissenschaftlichen Ausbildung des Pharmaceuten ndthig sei'^ 
und „dass die Botanik, wie sie beut zu Tage noch gxosstcn TheiU 
ist, ausschliesslich Sache des Botanikers . vom Fache sei und dass sie 
für (Mediciner und) Pharmaceuten v^lig unnütz sei^^^ so kann Ref. 
einem solchen Ausspruch seinen Beifall nicht schenken. 

Es braucht wohl nicht erst hervorgehoben zu werden, dass das 
tiefere Studium einer Wissenschaft, um sie zu fördern, und die Be- 
schäftigung mit einer solchen, in soweit iie mit unserm Berufe in 
näherem Bezüge steht, und dessen Ausübung nützen nnd beben kann, 
zwei sehr verschiedene Dinge sind. Das erstere ist der Höhenpunct 
der Wissenschaft, nach dem nur der streben mag, der aus Jnnerm 
Drange und um ihrer selbst willen sich mit der Wissenschaft .beh 
schäftigt, den aber leider auch nicht alle erreichen, deren Beruf es 
ist. Aber die Wissenschaft im Allgemeinen gebort heute nicht mehr 
einer abgeschlossenen Kaste, nicht mehr den Männern vom Fach bloss 
an, sie soll ins Leben übergehen, sie soll dasselbe . erleuchten und 
mit ihrer Fackel die FinsterUiss und den Wahn vertreiben und . die 
Ricbtigkeit dieses Satzes räumt gewiss Niemand bereitwilliger ein, als 
Hr. Prof. Schieiden. Beklagen wir es aber nicht, dass ein groiss^ 
Theil der Gewerbtreibenden der Jetztzeit, so wie die Mehrzahl der 
Apotheker der Vergangenheit ihr Geschäft nur handwerksmässig trie- 
ben und dass sie von den Gegenständen, mit denen sie täglich um* 
gehen, nur den Namen wissen, und bloss eine empirische Kenntniss 
besitzen,, aber über Abstammung, Herkunft und das innere Wesett 
derselben keine Auskunft geben können und im günstigsten Falle nur, 
gleichfalls empirisch^ die Verfälschungen und Verwechslungen kennen 
gelernt haben? 

Mögen immerhin die. Waarenmakler mit Leichtigkeit die Droguen 
unterscI^ideD, »w hüben bloss durch gri>«M Uebni^ .ewe 



BifcMiAteelMill mit ihtem (Se^nstande erlmgi; eine solcbe knim und 
4mi aber dem A|>otlieker nieht fcnö^en. Dieser mvtss neben dcnr 
jicbern Keniiliiiss der Arsneiwaare aucb Writ ibrem Vaterlande, mit' 
ihrer Abslammunf, mit ihren vorwahenden Besftandtbetlen und Ibren 
Vervreelifllungen bekatint seht. Das iift die Anforderung, die die Wis« 
Mßscbaft im den jetzigen Apotheker mtiebt; dass nicht jeder dersel«- 
hen gen Oft und auch bei dem regsten Streben nicht allenthalben ge«- 
attgen kann, ist freiK^h wahr, aber haben Mrtr' jenes Ziel aucb jetat 
noch nicht erreicht, da ja die Wissenschaft selbst nocb nicht alle 
IkMeier gehoben bat, dennocfh atreben Wir danach, und das erkennt 
a«eb Hr. Prof. Seb. mit 'deinen Vorttcfalfigen- einer botanischen und 
cbemiseben Pharmakognosie an, die eben zur Erlangung einer sichern 
wItiensohaftKeliefl Kenntniss dt» Gegenstandes fahren sollen. 

Dass aebr bedeutende Botaniker (nimlich Speciesketiner nnd 
Herbarienbesitser) recbt kHiglicbe' Apotheker nnd insbesondere andi 
höchst unwissende Pbarmakognosten" sein können, wollen wir als 
möglich -angeben, denn aNea «inseitige Stadium- macht notbwendig ein- 
seitig. ' Finden wir nicht eben so gat^aucfa Professoren der Botanik, 
die über das Studium der Arten nnd Gattungen das der Physiologie 
and MorpfaM^gie vemaeblässigen tmd umgekehrt? Aber eine That- 
saehe ist es, nnd diese* steift gewiss aucb Hr. Prof. Sdi. nicht in 
Abrede, dass die pharmaeeutisebe Waarenkunde erst unterstützt durch 
genauere Arteakenntniss und nachdem auch unter den Apothekern 
das Studium der Botanik mehr Eingang fand, sich der groben Em* 
pirie der Vergangenheit entwunden bat^ denn wenn die Botaniker 
Tom Fach in neuerer Zeit, ■ als^ natfirftche Folge sthürferer Beobaoh^ 
laagv die Ariea genauer unterschieden und die Wissenschaft mit neuen 
Gattungen und Aiften bereicherten, so Waren es dagegen rorzugsweise 
mit dem~St«dium derBatriinik- vertraute Apotheker, welche die Früchte 
jener wissenschaftlichen F^racbungen in das Gebiet der pharmaeenti- 
"sdien Waarenk^mde übertnirgen, und unter den bis dahin vermengten 
and verwechselten Arten die eigentUeh ofScinellen au ermitteln sich 
bemAheten. War aber das Studium der Botanik für die A«id>ildnng 
der pharmaceutischen Waarenkunde von Gewinn, so kann es unntög- 
lich fSr den Apotheker jetzt ^völlig unnAtz'^ sein. 

Dem praktischen Apotheker, weicher in einer langem Reihe von 
Mren der jöngem und iltem Apotheker viele zu beobaehten Ge- 
legenheit hattet kann e^ nicht entgehen, dass die Pharmaceuten, die 
rieb mit Botanik beschäftigt haben, auch beim Einsammlen der offiei« 
neuen Pflanzen aufmerksamer verfahren, und Verwechslungen leichter 
erkennen, als solche, die diese Wissenschaft als eine ihnen nutzlose 
vemaoblössigt hatten. Dem angehenden Apotheker steht nicht, wie 
dem gewandten in seinem Fache geübten Waarenmakler grösserer 
HandelaplAtze 'eine gewisse Routine nnd vielfache Erfahrung zur Seite ; 
dieser soll durch wissenschaftliebe Kenntniss der Pflanzen die V«r- 
weehj^elnng der einzusammelnden ' officinellen Gewftchse vermeiden 
lernen. -Sa diesem Behufe darf ihm aber die Botanik, wie sie zu 
aHen Zeiten getrieben worden ist und getrieben werden wird, mit 
Species- und Systemknnde nicht fremd sein. Zu diesem Behufe musa 
«r aber botanische Exonrsionen machen und darum ist Ref. auch weit 
davon entfernt zuzugeben, dass das Botanisirengeben die jungen Leute 
aa ein DoUe far niente gewöhne. Im Gegentheil hat er hfiuflg 4se» 
legeabelt gehabt an beelMiohten, dmBa 4i^eaigen jnagen Pharroftoeutes, 
wtdafa« die «n ihffwr SrhalMg nathweiidigiaBiy des gaicfaAfliicIiaa Var- 



76 Literatur. 

hAHiiisjien nach abar besefarftfikteii freien Tage dem Stndinm der Bo- 
tanik widmeten^ im Allgemeinen durch ein regeres wissenschaftliches 
Streben sich auszeichneten, als diejenigen^ welche ihre Zerstreuung 
an den allgemeinen Vergnägnngsorten suchen. Denn eine Erholang 
bedarf der junge Mann, der Tage lang mit voller Anfmerksamkeit 
dem Geschäfte sich gewidmet hat und kann es wohl eine empfehlens- 
werthere geben, als das Studinm der Natur, zu welchem eben die 
wissenschaftlichen Excursionen auffordern und anregen? Ein jeder 
Ausittg bekömmt ein doppeltes Interesse, wenn wir mit demselben 
zugleich Forschungen in irgend einem Zweige der JHaturwtssenschaften 
verknüpfen, diese machen aber die Kenntnfss der Gattung und Art 
nothwendig und desshalb kann diese anch nicht nutzlos sein. 

Dass aber das Studium der Botanik, wie es zumeist getrieben 
wird und wie es für den Apotheker auch noch ausreichen mag, in 
solchen Fällen, wie sie Hr. Prof. Seh. namhaft macht, keine Aufklll- 
rung über die noch zweifelhafte Abstammung ausländischer Arznei- 
stoffe zu geben vermag, kann jenem Studium doch nicht zum Vor- 
wurf gemacht werden, da oft fast unüberstelgliche Schwierigkeiten 
0ich der Erlangung einer sichern Kenntniss entgegenstellen. 

Sind unsere Schüler, und namentlich unsere Realschuler erst ein- 
mal dahin gediehen, wohin viele Lehrer doch mit Ernst streben, ihre 
Sehäler mit einer mehr als oberflächlichen Kenntniss in den Natnr- 
wissenschaften nnd namentlich in der Botanik zu entlassen, dann kann 
freilich der stndirende Plrarmaeeut nnd Medioiner seine Aufmerksam- 
keit mehr der physiologischen und morphologischen Seite der Botanik 
zuwenden. Aber Kenntniss der Gattung und Art muss auch mit sol- 
dften Studien verbunden sein, denn was nutzt eine Beobachtung^ wenn 
ich den Gegenstand, an dem sie angestellt wurde, nicht Wissenschaft^ 
lieh oder wenigstens so genau bezeichnen kann, dass sie auch von 
einem andern wiederholt und geprüft werden kann. 

Nar um der Schwachen willen hielt Ref. es für nöthig des Hrn. 
Prof. Seh leiden Aeussernngen zn beleuchten und zu bekämpfen. 
Die Lauen und Lässigen hätten sich gern wohl hinter eine solche 
Anctorität versteckt und den Unerfahrnen könnte es leicht irre leiten, 
wenn ein Mann der Wissenschaft sich nicht entblödet zu sagen: „die 
specifische Pflanzenkenntniss ist ein unnutzer Ballast, der nur gar za 
häufig die jungen Leute durch das Botanisirengehen an ein Dolce non 
far niente gewöhnt, bei welchem sie sich mit dem angelernten Aber- 
glauben tauschen, dass sei eine wissenschaftliche Thätigkeit.'^ — !!! ' 

Was dagegen über die jetzt noch übliche Behandlung der Phar- 
makognosie gesagt ist, ist nicht ohne Grund und ein systematisches 
Handbuch derselben nach den S. 79 gemachten Anforderungen würde 
jedenfalls ein grosser Gewinn für die Wissenschaft sein. Leider wer- 
den wir auf ein solches aber wohl noch lange warten müssen^ denn 
die Bearbeitung desselben bietet grössere Schwierigkeiten dar, als die 
Charakteristrung der Rad, caricis arenariae. 

Nach dieser Abschweifung geht Ref. nun zur eigentlichen Beur^ 
theilung von Bischoffs Handbuch über. Wohl mögen viele Leser des 
Archivs dieses Handbuch schon kennen und oft Belehrung daraus 
geschöpft haben, da der erste Band bereits im Jahre 1833 erschien 
nnd für diese bedarf es weiter keiner Empfehlung, denn sie kennen 
den reichen Schatz, den dieses Werk enthält; ein klassisches Werk, 
welches der deutschen Literatur zur hohen Zierde gereicht^ nnd dem 
Is^iii andere» Volk ein gleichei an die Seite au itellen bat, DettUcbtr 



Läeraiur, T7 

Fl«isä^ deutoobe fiedietgfenheit, und deulsbhe Kunst haben flieh in dem^ 
selben vereinigt, ein ärer würdiges Denkmal gesetsl. 

Der Verf., der . durch so manche gediegene Arbeit sieb eiaea 
wohlbegrOndeten Ruf erworben hat, stdlte sich mit diesem Werke 
eine sehr schwierige Aufgabe, zu deren glücklicher Lösung ein ebea 
so tiefes und vielseitiges Wissen, als vielfache eigene Forsehung und 
Untersuchung sich mit künstlerischer Fertigkeit und Treue im Zeich* 
nen vereinigen rousste. Der Verf. wollte hier eben sowohl die bota- 
nische Kunstsprache der altern, als der neuern Scbriflsteller abhaftdelli 
und eben so die Terminologie der kryptogamiscbea, wie der phane«> 
rogamischen Gewächse bearbeiten, er wollte also ein vollständiges 
Handbuch der botanischen Kunstsprache liefern, in welcher 4iiB Häuf«» 
werk der botanischen Terminologie geprüft, gesiehtet und systematisch 
geordnet vorliegen seilte. Eine solche Prüfung der übergrossen Masse 
machte aber vielfache eigene Untersuchungen nothwendig, besonders 
in dem Theile, der den kryptogamischen Gewächsen gewidmet ist. 
Hier musste fast alles von neuem untersucht werden und dass der 
Verf. gerade in diesem Felde etwas Gediegenes zu liefern befähigt sei, 
dafür liefern dessen „Kryptogamisiehe Gewächse Deutschlands^^ den 
glänzendsten Beweis. Allerdings verzögerte sich dadurch das Er- 
seheinen der zweiten Abtheihuig nicht unbedeutend, doch gereicht 
das offenbar dem Werkoi nur zum Yortheile, indem der Yerf« so auch 
die neuesten Arbeiten über die Kryptogameo vergleichen konnte. 

Der cirste Band, die phanerogamisdben Kunstansdrttcke, zerfällt in 
3 Abschnitte: „Allgemeine^' und „Besondere Kunstausdrücke.^^ • In 
dem ersten Abschnitte werden die, die allgemeinen Verhältnisse 
der Pflanzen, des Pflanzenlebens und der Organe bezüglichen Kunst«* 
ausdrucke in 5 Kapiteln abgehandelt; dahin gehören 1. Kapitel, die 
Knnstausdräcke, welche sich auf die Wissenschaft und deren Eintbei« 
lang beziehen (didaeliscbe Ausdrücke). 3. Kapitel, Kunstausdrucke» 
wefohe auf die innern Verhältnisse oder die Lebenserscheinungen der 
Pflanze sieh bezieben (physiologische Ausdrucke), welches in 6 Arti- 
kel zerfällt. 1) für die mit dem Pflanzenleben in Bezug stehenden 
Stoffe. 2) für die vorzüglichsten Functionen und Thätigkeitsäusseran- 
gen des Pflanzenlebens; 3) für die Krankheiten; 4) für die Missbil*- 
dangen der Pflanzen ; 5) für die verschiedenen Perioden des Pflanzen«- 
lebens; 6) für die örtlichen Verhältnisse und die künstlichen Verbrei- 
tnngsbesirke. 3. Kapitel, Ausdrücke, welche sich auf die äussern 
Verhältnisse der Pflanzen beziehen (charakteristische Ausdrücke), 
Bändich für Grössen- und Zahlenverfaältnisse, Dasein, Mangel, Stel- 
long etc. der Pflanzenorgane. 4. Kapitel, Kunstausdrucke fflr ver«" 
schiedene Eigenschaften der Pflanzen, wie speeifische Schwere, Com- 
sitfenz, Elastidtät, Hygroscopicität, Glanz, Farbe, Durchsichtigkeit, 
Wärme, Phosphorescenz, Elektricität, unmittelbare chemisehe Eigen- 
schaften, mittelbare chemische Eigenschaften (Geschmack, Geruch), 
Heilkräfte. 5. Kapitel, Kunstausdrucke für die Pflanzenorgane im 
Allgemeinen (organographische Ausdrücke). 

Zweiter Abschnitt. Besondere Kunstausdrucke. Während 
im vorigen Kapitel die Organe ganz im Allgemeinen betraditet wer- 
den, werden sie in den verschiedenen Kapiteln und Artikeln dieses 
zweiten Abschnittes nach allen Seiten hin erörtert; die Elementar- 
organe, die innern Organe, die für Ernährung, Vermehrung und Fert^ 
Pflanzung, und die accessorischen oder Nebenorgane. 

Dea dentscheB und ktteinischen Kunstaasdrüfikea find auch, aehr 



78 Läerakir. 



swedkmissif, die enttpreohenden framdsucken kittsagefftgl, tnd kei 
der iinhern Erörterunnf der Organe im 2teii Abachnkte werden 4ieB9^ 
sogleich durch den reichen Schals der vortrefflichen AbbildongeB' dem 
Apg*e vorgefahrt. Auf 47 Tafeln sind nach den fortlmleBd» üiim- 
Niern 3200 Abbildongen von Pflanzen tmd Pfiansentkeilen enthalten^ 
a4loin in der Wirklichkeit ist die Zahl derselbe« bedentend grösser, 
da hüufig unter einer Nummer mit «, A, c etc. die Gegenstfinde w^ber 
verschiedenen Verhältnissen abgebildet sind. Durch diese saUreickci» 
Darstellungen v^ird es nun den, der hier sich in der Organograpbie 
unterrichten will, nicht nur sehr erleichtert, steh auf» gröndlicbsle va 
belehren, sondern der Anfftnger kann nebenbei auch eine nicht ge- 
ringe Zahl von Pflansen kennen lernen, da die Namen der darge- 
stellten Pflanzen im Text sowohl, als in ^der Brklfimng der Talel» 
stets genannt sind. Die Erklärung derKunstausdröcke ist klar und 
deutlich; eine Menge eingestreuete Znsatse und Anmerkungen ertau- 
tem tbeils manches noch näkier, theils berubren sie die Synonymie, 
berichtigen die abweichenden Ansichten anderer Sekriftsteüer^ und 
enthalten überhaupt viele werthvoUe Bemerkungen. Als Beleg, wie 
reich die abgehandelten Artikel ausgestattet sind, will Ref. nur er- 
wähnen, dass der Darstellung der verschiedenen Gestalt der Blftttcr 
beinahe 9 Tafeln mit 969 Abbildungen gewidmet sind. 

Es kann allerdings nicht fehlen, dass bei . dieser erschöpfenden 
Behandlung jedes einseinen Organs dieselben Besetchnungen bei ver- 
schiedenen Organen wiederkekren müssen, und so WiederholnngeB 
unvermeidlich sind. In diesem Falle wird aber die Erklürnng nur 
das erste Mal, sumeist bei den allgemeinen Kunstausd rücken gegeben, 
dagegen darf es wohl nicht nur als ein wesentlicher Vorzug, sondern 
bei der beabsichtigten Volistündigkeit als ein nothwendiges Erforder- 
niss anerkannt werden, dass alle Gestaltungen eines Organs in geeig- 
.neter Reihenfolge bildlich vorgeführt werden. 

Der zweite Band beginnt (aueb in der Seitenzahl fortlaufend) 
mit dem 4. Kapitel, Kuristausdrücke für die verschiedenen Aba»* 
derungen der äusseren Organe bei den kryptoganischen Pflanzen. 
I.Artikel. KunstausdrUcke für die üussern Organe der Kryptoganen, 
nach ihren Hanptformen betrachtet« 1) die Emährnngsorgane, 2} die 
Vermehtungsorgane, 3) die Fortpflansungsorgane, 4) die accessori- 
schen oder Nebentheiie. Zweiter Artikel. Kunstausdrucke für 
die äussern Organe nach ihren verschiedenen Verbältnissen nnd Form- 
abünderungen bei den einzelnen Familie» der kryptogamischen Gewächse. 
Erste Abtheilung: Qefässpßamen* 1) Equisetaceen, 2) Bhiiekar- 
pen, 3> Lykopodiaceen, 4) Ophioglosseen, 5) Farne. Zweite Ab- 
th ei lang: Z^lUnffiamen. 6) Moose, 7) LehernMose, &) Characeen, 
9> Flechten, 10) Algen, 11) Hutpilze, 12) Kernpilze» 13} Bauchpilze, 
14) Fadenpilze, 15) Stanbpilae. 

Mit welcher Sorgfalt und Ausfübrlichkeit jede dieser Familien 
bearbeitet ist, wird wukl am besten erkannt werden können, wenn 
wir eine derselben herausbeben nnd zeigen, wie erschöpfend sie der 
Verf. behandelt hat Ref. wählt die Lebermoose. A» Wurzel, fi. Sten- 
gel, 1) der beUitterte Stengel (caiiits ftlionu}^ 2) der laubige 
Stengel (oauUs frondotus). «. Laubstengel, b, Laub* C. Blüthen: 
«7. neck ihrer Lage, h, nach ihrer Ankeltung, c« nach ihrer Stellung» 
d, nach ihrer Riehtnag, e. nachr ihrer Gestalt i), die Knospe. Em der 
Blöthenstand. E. E, die Hülle. F. die Blülhe. L der Befruchtungs- 
kolbep {AnJAsridiun) oder der w^iflutticbe 'T^«tt 4er mäoalichen 



Blfl9he»>II. der PruthHinfeiif (^Atehegomum odtr der wes^MlicIie Tlwif 
der weikiidien Blüllie. 0. die Frucht. I. die Haube, IL die Borste,- 
IIL dev SpornbehlUer. H. die Sporen /. die Schlefidem. 

Bs «imi den Lebermoosen 31 Seiten Text gewidmet, und 167 Ab-* 
bildangen erüulern nieiit nur deren auMere Erscheinunf, sonder« 
anoh deren innern Bau auf» sorgfilltigste. Es sind hier b^länfig' 130 
Aftnn theils voilsUlndig, theil» bloss in etnselnen Theilen uns den 6at- 
tvnffMi €heim0ldiaj Ricda, Oxymitta,, Anthoeerog^ Cen^eepkaluMy ile- 
h&mliia^ iMwutarUh, MtarekanHay Blana, Ftmftrtarta, Pla^othatma^ 
Otrsimäy Sphaeröemrpus ^ Gor^ionia und Jttngermannia dargestellt. 
WilikiMninen wörde es wohl manohem gewesen sein, wenn der Verf. 
die neuem von Jungermannia getrennten Galtungen, wo es geschehen 
kiMMite, beräckstchUgt hatte. Mit ntoht weniger Interesse wird der 
Freund der Algen die 2&5 -fiberans nerliehen Abbildangen aus dieser 
FaaMÜe dwrchgeheai. Diese getrennte Bearbeitung der Terminologie 
jeder einselnen Familie fährt zwar au maonichfacfaen Wiederholungen, 
die aber dem Werke um so weniger cum Vorwurfe gereichen, da 
wohl >eder Kenner mit dem Ref. darfiber einverstanden sein wird, 
dass gerade diese Art der Behandlung zu den wesentlichsten Vor- 
s^e» dieses Handbuchs gehört. 

Der dritte Band behandelt vorerst die Systemkunde. 1. Ab- 
sohnitt: Von den versehiedenea Abtbeilungen des Pflansenreichs. 
1. Artikel. Begriff der Btnielpflanze. 3« Artikel. Begriff der Art 
und ihre Abweichung. 3i Artikel. Begriff der Gattung. 4. Artikel. 
Begriff der Familie. ^. Artikel. Begriff der natürlichen Ordnung« 
6. ArtikeL Begriff der Classe und übrigen höhern Abtheilungen. 
Diese Begriffe sind mit möglichster Schärfe erörtert und von der Art, 
Abar^ Unterart etc., Gattung, Rotte und Untergattung, Familie, Gruppe 
und Untergruppe und von der natürlichen Ordnung Beispiele aufge« 
führt. Zweiter Abschnitt. Von den verschiedenen Systemen* 
t. Kapitel. Von den verschiedenen Systemen im Allgemeinen (An* 
ordasngen der Pflanaen von Theephrast bisMagnol. 3. Kapitel. 
Von den Systemen im Besondern. 1. Artikel. Künstliche Systeme» 
1) das Tonrnefort*scke System; 2) das Lionö'sche Geschlechtssystem 
mit den maamchfachen Abänderungen desselben ; 3) Andere kfinstliche 
Systeme, von Glfditsch, Manch und Aliioin; 4} das Karpologi* 
sehe System von G&rtner. 2. Artikel. Verwandtschaftsreihen derFa« 
milien: 1) der von Linnö; 2) der von B. von Jussieu; 3) der 
von A d a ns n ; 4] andere Verwandschaftsreiben. 3. A r t i k e 1. Natur« 
liebe Syst&e. i) das von Oeder; 2) das von Bat seh; 3) das von 
A. Iß, von Jusaieu. AbAnderuagen und Verbesserungen desJussieu"* 
sehen Systems : A* das von De Candolie; B, das von Aug. Ri- 
chard; C. das von Bartling; D, das voa Lindley; £. das von 
Fries; F. das von P erleb. Andere auf den Grund desJussieu'sche» 
und De Candolieschen errichtete Sysleme (das von Link, das von 
Wilbrand). 4) das von Agardh; 5) das von Oben; 6) das von 
Reichenbach; 7) das von Schulz; 8) das von Martins; 9) das 
von Unger und Endlicher. Anhang. Die natürlichen Systeme 
von Cossel, Schweigger, Wenderoth, Dämortier, Rudol- 
ph!, Uoraninow und von Trautvetter. Die Erörterung und 
Benrtheilung der verschiedenen Sysleme ist höchst anziehend und 
geistreich und dem Schluss dieses Abschnitts wird wohl jeder bei- 
stimmen müssen. „Bei dem Schlüsse dieser Uebersicht der sogenann- 
ten natui^lichen {Systeme darf aber mit voller Ueberaeugong die Behaup- 



80 Literatur. 

tan^ ausgesprochen werden, das« das einzige und wahre natür- 
liche System bis zum heutigen Tage noch nicht gefunden ist. 

Das Register, welches 338 Seiten in 2 Spalten fiillt, ist von Herrn 
Schulinsp. B u oh i n g e r mit Ijewunderns würdigem Fleisse aasgearbeitet, 
doch will es Ref. bedanken, dass hier manches wohl ohne wirklichen 
Nachtheil hätte abgekürzt werden können. 

Der Empfehlung eines solchen Werkes bedarf es nicht, erwähnen 
muss Ref. aber noch, dass auch der Verleger eifrig bemüht gewesen 
ist dasselbe würdig auszustatten, und er ist überzeugt, dass das hier 
Mitgetheilte jedem Freunde der Botanik, der sich gründliche Beleh- 
rung in der Orgaoographie und Systemkunde erwerben will und na- 
mentlich auch der, welcher sich mit den eben so anziehenden ab 
schwierigen kryptogamischen Gewächsen vertraut machen will, die 
Ueberzeugung verschafft haben wird, dass er keinen sicherern Führer 
wählen kann, um sein Ziel zu erreichen, als das vorliegende Werk. 

Hornung. 

Woordenboek van Droogeryen van den Heer M.N.Be eis 
vervolgt door Meylink. Amsterdam by G. J. A, 
Beyrinck 1845. 

Dr. Meylink zu Deventer, dessen Waarenlexicon im Archive 
bereits gedacht wurde, fährt fort für dieses treffliche und nützliche 
^ Werk thätig zu sein. Wiederum sind vier Hefte vom dritten Theil 
desselben erschienen, die sich, wie die des zweiten Theils, durch Ge- 
diegenheit und grosse Reichhaltigkeit auszeichnen. Unter den häufig 
angebrachten Citaten vermisst man auch die Arbeiten deutscher Natur- 
forscher nicht. Erwähnte vier Hefte enthalten folgende Artikel : Nepeta 
Cataria, Nicotiana Tabacum^ Nigella sativa, Nitras potassae^ Ocolea 
Puchury^ Ocymum Basilicum, Oenanthe crocata^ Oenantk. fistulöse^ 
Oenanth, Phellandrum^ Olea europaea^ Oleum, bei welchem 65 ver- 
schiedene Oele, nämlich flüchtige, fette und zusammengesetzte, mit 
vieler Gründlichkeit und Sachkenntniss abgehandelt sind; dann folgen 
Oniscus Asellus. Opium ist hier ein höchst schätzbar bearbeiteter 
Artikel, indem er alles umfasst, was über diesen wichtigen Körper 
von allen Gelehrten Europas gesagt ist. Meylink bemerkt, dass der 
Name desselben von o;ro^, Saft, abzuleiten ist, wie auch, dass die 
Araber und Indier das Opium Assium, Assiouna oder Assion nennen, 
die Türken diesen Namen aber verschieden aussprechen. .Er unter- 
scheidet constantinopolisches, smyrnasches, griechisches, ägyptisches, 
ostindisches, persisches und europäisches Opium; das vierte Heft ist 
mit Opobalsamumy Opopanax, Oreaselinum, Origanum creticum, Orig, 
Majorana, Orig. vulgare beschlossen. Möchte dem gelehrten und 
fleissigen Herrn Verfasser für die Ausarbeitung seines so allgemein 
nützlichen «Buchs Gesundheit und Müsse ferner werden. 

Du MSnil. 



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I 

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81 

Xnoeite Abtheitung. 

Vereins - Zeitung, 

redigirt vom Directorio des Vereins. 

1 ) Verein s - Angelegen heiten • 

Vortrag in der Generalversammlung des Apothekervereins 
in Norddeutschland und bei der Feier des 25jährigen 
Jubelfestes seines Bestehens, gehalten zu Dresden am 
8., 9, und 10. September 1845, vom Oberdirector Dr. 
L F. Bley, 

Hochgeehrteste Gönner und Ehrenmitglieder des. Vereins ! 
Geehrte und wärdige Herren CoUegen! 

Mit inniger Frepde begrusse ich Sie alle und heisse Sie herzlich 
willkommen im Namen des norddeutschen Apothekervereins. 

Wiederum ist der Zeitabschnitt eines Jahres vorübergegangen, 
seit der Feier unserer letzten Generalversammlung. Wir stehen heute 
an dem Jahrestage der 25jährigen Stiftung des Vereins und feiern 
somit sein erstes, 25jähriges Jubelfest. Ja, meine Freunde, heute vor 
einem Vierteljahrhundert am 8. September 1820 legte uqser frühvol- 
lendeter Freund Brandes mit seinen Freunden und Collegen Du 
MSnil, Beissenhirtz, E. F. Aschoff und Witting und einigen 
anderen ehrenwerthen Collegen den Grundstein zu unserem Vereine. 
Klein war der Anfang, aber gross das Ziel! Wachsend die Kiaft und 
wer wollte es läugnen? erfreuend der Erfolg! 

Nicht habe ich nöthig Ihnen heute einen Abriss der Geschichte 
der Entstehung unsers Vereins und seines Fortgangs zu geben, da die 
geschichtlich topographische Darstellung desselben Ihnen in dem 
39sten Bande der zweiten Reihe unseres Archivs vom vorigen Jahre 
niitgetheilt ist und ich darf nur in dem 2ten Theile des heutigen 
Berichts nachtragen, was seit unserer letzten Generalversammlung im 
Bereiche des Vereins sich ereignete. Aber in demselben sind meist 
nur die äussern Verhältnisse und deren Gestaltung berührt, das was 
der Verein für die Pharmacie in wissenschaftlicher Beziehung leistete, 
sei heute Gegenstand unserer Betrachtung. Doch bevor wir zu dem- 
selben übergehen, haben wir eine Pflicht der Dankbarkeit zu erfüllen 
gegen diejenigen, welche den Grund legten zu unserem Baue, wie 
gegen die, welche ihn förderten und schirmten. An Euch, meine 
hochgeehrten Freunde und Collegen, welche Ihr vor 25 Jahren den 
Grund legtet zu unserem Vereine, wende ich mich im Namen sämmt- 
licher Mitglieder desselben, um Euch auszusprechen den innigsten, den 
lautersten Dank für die Gründung dieses Werks. Dankbarkeit ist 
eine Zierde des reinen menschlichen Gemüthes, sie wird heilig gehal- 
ten bei allen Edeln so lange der Erdkreis besteht. Sie ist der, schönste 
Schmuck unsers Herzens und fesselt den Menschen an den Menschen, 
von Geschlecht zu Geschlecht, sie ist der Ausdruck des göttlichen 
Funkens, der die Menschen immer beseelt und beseligt und wiewohl 
die Art, ihre Empfindungen kund zu geben^ bald in lauten Ton sich 

' Arch, d« Pharm. XCV. Bda. i. Hit. 6 



89 Veremszeihtng. . 

kleidet, bald in leisen Accorden nur die davon bewagUche Snile er- 
zittern mecbt, so bat sie doch all überall ihren Grund in der Tiefe 
des Herzens. Sollte denn aucb nun diese Dankbarkeit beute nicht 
an ihrer Stelle sein? Ja wir sprechen sie Euch aus aus dem innersten < 
Herzensgründe; denn Euer Werk halte einen guten (ürundpfeiler, auf 
welchem der Bau fest and dauerhaft errichtet werden konnte, denn 
er steht nicht allein unerschütterl im Sturme der Zeit, er steht hente 
nach einem Vierteljahr hundert hOfaer und herrlicher da, als Ihr am 
Tage der Sliftang wobi irgend ermessen konntet, während Euer Stre- 
ben zunichst darauf gerichtet war, die Apotheker Wesiphalens um 
Euch zu sammeln, kflnnen wir heute fast die Halde aller deutschen 
Apotheker eU Mitglieder unsere» Vereins begrassen. Sie schlosaen 
ein tvbönea und hoffentlich dauerndes Bündniss der reinsten Collegia- 
lit^t mr Vervollkcmnu)ung- der theoretischen und praktischen Pbar- 
mvfie und ihr^r Halfswissenschnften, zur Verbesserung dea Apolhe- 
kenwesena in seiner üusseru und innern Stellung, so wie zur gegen- 
seitigen Erleichterung des Geschäftsbetriebes, zur gemeinsamen Unler- 
Btütiung in unverschuldeten UnglacksiSllen and zur Abhilfe der Notb 
würdiger, durch Aller oder Krankheit dienstunfähig gewordener mit- 
telloser Gebdlfea, und wie hat es sich bewährt? Wenn wir hinblicken 
auf die Leistungen der Glieder unseres Vereins, so kflnnen wir nicht 
anders sagen, als dass SchCnes und Würdiges von ibnen geleistet 
wortl^" für die Praxis, wie fdr die Wissenschaft. Das Band der 
Eintff'^bt wurde befördert und es wird der Stand der Pharmncie in 
dem, >VBS ßinniüthigkeit betrifft, von keinem anderen Stande über- 
Iroffen. Zur Verbesserung des Apothekerwesens in spiner innern 
Gfst^ltung ist vieles geschehen durch Aufdeckung der AlAngel und 
ilnyollhomnienheiten, durch dringendes Anregen ihrer Abstellung, durch 
Vorfc|i|pge i|nd (tolhertheilnng, durch Aulforderung, Vorbild und Bei- 
«piel. 4uc|) ^'"^ äussere Stellung unseres Standes hat die Aufmerk- 
aamkeit des Vereins eryreckt, r^ge gehallen uud derselbe ist bemühet 
gewesen YWaeh bluzuwelsen auf die mannigfachen Nachtheile, welche 
«iner bessern Enlwickc1unj[ sich hindernd in den Weg stellten, durch 
ppjprechung in den Zuanmmenkünften der einzelnen Kreise, wie in 
dep Generalversammlungen, dnrch Vorstellungen hei den hohen Be- 

. bftrdGn^ dufcb AuTordernng ii^r ^inreicbnng ron Miltheilungen behufs 
der Qarslellung der wahren Sachlage der Pharmacie, endlich durch 
^^arbeilung d^r Denkschrift, Reiche erst im Frähsommer dieses Jahres 
vollendet upd verölTenlticIit frerdfp Rennte. Möchte sie nur die rechte 
fV'ardigupg finden und darfnis hervorgehen, das was wir wünschen, 
lit^assregeln, \velche die Hemmnisse beseitigen, damit die Pharmacie 
QfEb atieq Seiten hin sich fr^i xu entwickeln vermöchte. 

Der Zweck der gegenseitigen Unters tälzung ist nicht verfehlt 
wprden, denn "'chl weniger als 5300 Thaler hat der Verein den 
dnrcl( ßrandungliiek ui\d suqstige rfoth betroffenen Col legen gespendet, 
aqch in ^em [etilen Jahre sjnd weit Qber 1100 Thlr. Spenden der 
j^dUlätigkeil 4.en von Frueruflglück Heimgesuchten lU Theil gewor- 
dfu. Für die unserer Beihilfe l)«darftigeD Gchiilfen sind aber Qber 
70QQ tblr. DU Uiilerslülzungen ge^^lil' und es ist Aussiebt vorhanden, 
^»^s in einpr Reihe von jabre^i die den trenen aber armen Gehülfen 

- ^ur Beihulfe fa verabreichende Summen arhähet werden können. Die 
Gesammleinntihnien des Vereins betrugen in den 35 Jahrfn seines Beste- 
hens 73,680 Tblr. 23Sgr.6Pf., die Ausgäbet) aber 67,911 Thlr. 36 Sgr. 
ß ff,, wornns fich ei« Yenn9([ensbpsjw(l vpfl «her JJTf T^lt. ergiebt. 



Vereinszeitung. 83 

Wenn wir dieses alles jetzt nur kürzlich berühren, so gehet 
doch daraus hervor, dass die Gründuag des Vereins ein nutzliches, 
ein würdiges Werk war, dass sie ihr j[^edeihen in sich trug, durch 
den Segen, der ihr zu Theil ward von dem, der allen nutzlichen 
ülenschenwerken Segen und Gedeihen schenket, der da erndten lässt 
in Freude, was wir schwachen Menschen oft mit banger Hoffnung 
und Sorge säeten! 

So nehmt vor allen erst Ihr Stifter hin den Dank für den guten 
Grund, den Ihr geleget habt, für die Pflege, die Ihr und Eure Freunde 
dem Werke gewidmet habt. Aber dieser Dank wird irdisch vernom- 
men nur von 3 Mitstiflern, unsern Freunden und Mildirectoren Dr. 
Du Meoil, Witting und Dr. E. F. Aschoff, denn der Mitgründer 
und einstige Helfer am Bau, Beis'senhirtz, er ruhet von seiner 
Arbeit and auch derjenige, welcher vor allen den Plan rüstig und 
mit anermüdetem Eifer ausführte und das 'Werk 32 Jahre hindurch 
mit rastloser TJiätigkeit und grossem Geschick leitete, Brandes, wel- 
cher schon bei der Feier der Generalversammlung in Berlin den 
Wunsch aussprach, dass die erste also 25jährige Stiftungs " Jubelfeier 
in Dresden möchte begangen werden, fehlt uns hier auch, er ist zu 
höherem Lichte berufen und hat uns sein Werk, dem er mit grosser 
Liebe anhing, anvertraut. Ihnen also, welche vor uns hinübergingen, 
dahin, wo alles Unvollkommene in Vollkommenes verwandelt werden 
wird, können wir nicht mehr unsern Dank mit irdischer Sprache aus- 
drücken, aber unsere Dankbarkeit, welche nicht still steht an dem 
Grabe, sondern hinüberreicht über die Gruft nach dem Jenseits, ist 
ihnen erhalten frisch und lebendig und wir wollen sie ihnen betbäti- 
gen, indem wir ihr Werk zu einer schöneren Vollkommenheit zu er- 
heben trachten. Unsers Brandes Wunsch aber, diesen Jubeltag des 
Vereins in Dresden zu begehen, musste uns heilig sein, aber auch 
uns zog es nach der Hauptstadt des Landes^ in welchem Deutschland 
so oft das geistige Licht aufgegangen, aus welchem es sich verbreitet 
hat; des JLandes, wo ein erhabener König mit der Liebe gegen sein 
Volk die Liebe zur Wissenschaft verbindet, ja was selten ist auf 
Thronen, selbst ein Kenner der Naturwissenschaften ist und zwar ins 
Besondere eines Zweiges, welcher der lieblichste genannt werden 
darf, dem sein Volk in inniger Verehrung und Treue ergeben ist. 
Wir haben uns versammelt in der Königsi^tadt, wo Kunst und Wissen- 
schaft ein schönes Asyl haben, weshalb man ihr den Namen des 
deutschen Florenz beigelegt hat, dem sie auch noch durch die Ge- 
diegenheit ihrer Bauwerke, wie durch die Schönheit ihrer Umgebung 
gleicht, aber vor allem ist sie geschmückt mit biederer, deutscher, 
ehrenhafter Gesinnung in Hohen und Niedern, Edeln und Geringen, 
wo jeder gern sich heimisch fühlt und darum so zahlreich stets Aus- 
wärtige sie aufsuchen. Wir feiern also, meine verehrten Collegen, 
Mitglieder des Vereins, heute das 25ste Stiftungsfest des Vereins, 
somit da^ erste Jubelfest desselben und zwar das Jubelfest, bei wel- 
chem Wir noch die Freude geniessen, einige der Mitstifter unter uns 
zu sehen, deren Gegenwart uns erfreut und beglückt, und eben darum 
ist die Feier so bedeutungsvoll, weil an die Gegenwart sich das 
lebendige Gefühl eines gut gelegten Grundes des Werkes knüpft. Der 
Klang des Jubels und der Freude erhebt den Menschen, wenn er 
sieht, wie der Anfang klein und gering, der Fortgang aber segens- 
reich ist. Unter den Ausspielen eines all verehrten Mannes, des ver- 
ewigten Freiherrn von Altenstein, ward cler Grundstein gelegt. Seiner 

6* 



V 

84 Vereinszeitung. 

freundlich wohlwollenden Gesinnung, seiner grossmäthigen Beihfilflg, 
seiner anregenden Ermunterung hat der Verein den gunstigen Fort- 
gang mit zu danken. Nach ihm war es der Oberpräsident und wirk- 
liche Geheimerath Freiherr von Vincke, der Mann, den ganz West- 
phalen in Ehrerbietung seipen Vater nannte, welcher durch die lie- 
benswürdigste väterlichste Weise dem Vereine Förderung gab. 

Auch er, der treffliche ehrwürdige Mann, das Bild der Bieder- 
keit und Humanität, ist abgerufen von seinem langjährigen, treuen, 
segensreichen Wirken, eingegangen zum vollen Lichte, wo er die 
Krone des Lebens errungen hat; Ihm weihen wir die dankbarste 
Erinnerung und erblicken ihn in Gedanken noch unter uns, wie er 
bei unserer Generalversammlung in Pyrmont sich uns allen so anre- 
gend, so väterlich theilnehmend erwies. Auch ein edler erhabener 
Gönner, der Durchlauchtigste Fürst von Waldeck .und Pyrmont, wel- 
cher sich reich an Gnade dem Hauptstifler und Oberdirector des Ver- 
eins, Hofrath Brandes, erwies und seinem Streben zuerst eine öffent- 
liche Anerkennung gewährte, ist aus der Zeillichkeit abgeruFen, um 
die ewige Krone zu tragen. Mit ehrfurchtsvollster Dankbarkeit wird 
der Verein die von den hohen Verewigten erwiesenen Gnadenbeweise 
in stetem Andenken behalten. 

Wenn auch klein der Beginn unseres Vereins war: denn ausser 
den genannten Stiftern betrug die Zahl der zunächst sich anschliessen- 
den Collegen 26, wie sie in der geschichtlich - topographischen Dar- 
stellung des Apothekervereins in Norddeutschlahd, Archiv der Phar- 
roacie, Bd. 89. Heft 1. S. 91. sich verzeichnet finden, so befanden 
sich doch darunter ausgezeichnete Männer, deren Hinzutritt dem klei- 
nen Vereine nur förderlich sein konnte, als Sertürner in Hameln, 
Fiedler in Cassel, Krüger in Pyrmont, Stucke in Lennep, Veit- 
mann in Osnabrück, Dugend in Oldenburg und sehr achtbare Col- 
legen, als Mackensen und Kahlert in Braunschweig, Müller in 
Arnsberg, von Senden in Emden, Arcularius in Hörn, Gramer 
in Paderborn, Drees in Bentheim, Hülsemann in Lippstadt, Klein 
und Opperraann in Düsseldorf, Rieke in Wittmund, Schnapp 
in Hamm, Schmidt in Bramsche, Springer in Stadthagen, Varn- 
hagen in Arolsen, in der Folge stieg die Zahl der Mitglieder schnell, 
so dass mit Anfang 1822 diese schon auf 228, 1823 auf 403, 1826 
auf 472, 1827 auf 500 hinaufstieg, welche Zahl bis zum Jahre 1838 
sich wenig veränderte und damals eher fiel als stieg, von da an 
zeigte sich regeres Leben. Mit der Einrichtung, dass jedes Mitglied 
das Archiv als Eigenthum erhielt, stieg die Zahl der Theilnehmer an- 
sehnlich, so dass zu Ende des Jahrs 1838 die Zahl in 550 bestand, 
1839 bis auf 689, 1840 auf 893, 1841 auf 900, 1842 auf 951, 1843 
auf 1052 Mitglieder sich steigerte, welche mit dem Jahre 1844 auf 
1340 sich erhob und gegenwärtig 1430 beträgt. Somit wuchs die 
Zahl und mit ihr die Kraft des Vereins; denn zu seinen Mitgliedern 
gesellte der Verein viele ausgezeichnete Collegen, Männer der Wis- 
senschaft. ■ 

Wir würden -jetzt zur Betrachtung der Leistungen des Vereins 
übergehen können, wenn wir nicht einer ehrwürdigen Sitte ^^& Ver- 
eins gemäss noch die Pflicht hätten, einen kurzen Abriss der Gestal- 
tung desselben im letzten Jahre zu geben und eine Pflicht der Dank- 
barkeit zu erfüllen hätten, inden^ wir das künftige neue Vereinsjahr 
mit dem Namen eines um die Pharmacie hochverdienten Mannes zieren 
massten. Wir wollen daher erst dieser Handlung der Pietät jenü|en, 



Y 



Vereinszeitung, 85 

indem wir an die Spitze der heutigen Versammlung und somit des 
neuen Yercinsjahrs den Namen des würdigen »Sertürner« stellen. 
Da unser verehrter Mitdirector und Freund Dr. Wittin g als Schüler 
und Freund desselben es gern übernommen hat^ Ihnen ein ausführ- 
liches Bild des Seligen in einer Festrede vorzuführen, so darf ich 
mich hier nur auf Einiges beschränken. 

Dr. Friedrich Sertürner, geboren in Neuhaus im Fürsten- 
thume Paderborn im Jahre 1786, besuchte das Gymnasium in Pader- 
born, ward von seinem Vater, welcher Feldmesser war, in der 
Mathematik unterrichtet, und weihete sich bei dem Hofapotheker 
Cramer in Paderborn der Phnrmacie, wo er Gelegenheit fand, nicht 
nur in dem mechanischen Theile derselben sich Kenntnisse zu ver- 
schaffen, sondern selbst in den wissenschaftlichen einzudringen, da 
der Lehrherr ein Freund wissenschaftlicher Experimente war. Hier 
schon legte der Verewigte den Grund zu seinen physico - chemischen 
Untersuchungen und sprach schon damals die Meinung aus, dass in 
den Pflanzen die chemische Wirkung an besondere Stoffe gebunden 
sein möchte. Das Opium war zunächst der Gegenstand seiner Unter- 
suchungen und ihm, Sertürner, gebührt vorzüglich das Verdienst, 
den Weg, die Darstellung derAlkaloide betreffend, eröffnet zu haben. 
Eben so sind seine Arbeiten über die Schwefelweinsäure die Vorläufer 
i der späteren Untersuchungen über die Bildung des Aethers, die Acthyl- 

I oxyde etc. Seine Forschungen über die Einwirkungen des Lichtes 

sowohl in chemischer, als medicinischer Hinsicht, sind zum Theil sehr 
eigenthümlich und bekunden ihn als einen scharfsinnigen Forscher. 
Wiewohl er von vielen Zeitgenossen verkannt und seine Ansichten 
angegriffen, oft ohne Prüfung verworfen und als nicht beachtenswerth 
beurtheilt wurden, wiewohl weder unser gemeinsames Vaterland, 
noch sein specielles, seine Verdienste in ihrem wahren Werthe ge- 
würdigt haben, gab doch das oft gerechtere Ausland freudig seinen 
Beitrag diese Schuld zu tilgen: denn von Paris aus ward ihm durch 
das Nationalinstitut ein ansehnlicher Preis für seine Entdeckung der 
Bestandtheile ^^s Opiums zu Theil, so wie die Mitgliedschaft dieser 
hohen Schule und Körperschaft ausgezeichneter Gelehrten. 

Der Selige gehörte zu den frühesten Mitgliedern unsers Vereins, 
dem er schon im ersten Jahre seiner Gründung sich anschloss und 
damals für das ausgezeichneteste Mitglied desselben gelten konnte. 
Wie sollte nun der Verein nicht eine Ehrenschuld abzutragen sich 
angelegen sein lassen, indem er dem Verdienste des Verewigten seine 
höchste Ehrenbezeugung widmet, und so diese Generalversammlung 
nnd das künftige Vereinsjahr- nach seinem Namen, dem Namen »Ser- 
türner« benennt! Mögen seine wissenschaftlichen Bestrebungen noch 
lange die wohlverdiente Anerkennung und unter unsern jungen Fach- 
genossen Nachahmung finden, so wird sein Wirken noch fortdauern 
nach seinem Tode! — Wir gehen nun -zu dem Uten Theile unsers 
Vortrags über zu dem Berichte über 

dit Gestaltung des Vereins seii unserer letiten Generahersammlung^ 

also in dem Jahre 1844 — 1845. 

Der Herr Dircctor der Gasse, Faber, wird Ihnen in der Jahres- 
rechnung den Zustand unserer Cassenangelegenheit vortragen. 

Die Einnahme des Jahres betrug 8047 «.^ 15 % 6 «A, 

Die Ausgabe » » » 8047 » 15 » 6 » 

wovon der Betrag an Porto nebst Versendungskosten des Archivs 



86 Vereinszetiung. 

allein über 1000 Thlr. in Anspruch nahmen, doch hal die inzwischen 
eingetretene Verringerung des Briefporto's im Bereiche der Königl. 
Preuss. Staaten Einiges zur Ersparung heigetragen. 

Das Yereinscapital betrug im vorigen Jahre 5246 Thlr. 14 Sgr. 
2 Pf., in diesem aber 5778 Thlr. 10 Sgr. 11 Pf., ist mithin gewjichsen 
um 531 Thlr. 26 Sgr. 9 Pf. Herr Salinedirector Brandes als 
Generalcassirer hal durch die grosse unserer Cassenangelegenheit dar- 
gebrachte Accuratesse und eifrige Bemühung sich uns zu lebhaftem 
Danke verpflichtet. An Unterstützungen für abgebrannte CoUegen 
sind leider sehr viele nöthig geworden: denn die Herren Goebel in 
Plauen, Heermann in Salzdetfurth, Ernst in Jarocin, Caspari in 
Samoczin, Hildebrand in Görilz, Kugler in Marien werder und 
Bethe in Clausthal sind von Brandunglück betroffen. Die beiden 
letzteren Herren haben auf Unterstützung verzichtet, dagegen hal der 
sehr unglückliche College Wirths in Sachsenberg im Waldeckschen, 
früher ebenfalls Mitglied des Vereins, und nur dadurch zum Austritt 
veranlasst, dass es ihm nicht möglich war, den Beitrag herbeizu- 
schaffen, unsere Hülfe in Anspruch genommen und sie ist ihm gewährt 
worden, so weit wir es vermocht haben. Es sind im Ganzen zur 
Unterstützung eingegangen 1116 Thlr. 5 Sgr. 

Wenn die nun zuerst abgebrannten Herren Collegen grössere 
Unterstützungen erhalten haben, so ist das daraus zu erklären, dasjs 
wir nicht wissen konnten, dass noch für mehrere die Hülfe in An- 
spruch genommen werden würde. Wenn nun gleich die allen ge- 
wordene Beihülfe nicht gering ist und ein, schönes Zeugniss giebt für/ 
den collegialischen Sinn der Mitglieder, so ist freilich die den letzteren 
gewordene Unterstützung im Vergleich zu ihren Verlusten sehr gering. 
Schon in dem vorjährigen Berichte habe ich darauf aufmerksam ge- 
macht und darauf hingewiesen, wie nothwendig es sei, dass über die 
Unterstützungsanstalt ein fester Beschluss gefassl werde, einmal, damit 
die Collegen, welche von Unglücksfällen heimgesucht werden, sicher 
auf eine wirksame Hülfe rechnen können, sodann aber auch all». Mit- 
glieder dazu beitragen : denn wie ansehnlich und dankbar anzuerken- 
nen die zur Unterstützung erhaltene Summe ist, so haben sich die 
Beiträge doch nicht auf alle Kreise ausgedehnt, einige haben 2 Mal 
und öfters beigesteuert, während andere nichts geleistet haben. Die 
Schuld ist indess nicht allein den Vereinsbeamten beizumessen, denn 
wer von wahrem Woblthätigkeitssinne durchdrungen ist, der weiss 
auch für sein Scherflein den rechten Weg zu finden. Wenn aber die 
Herren Vereinsbe^imten allseitig die Mildthätigkeit der Mitglieder, wie 
ihnen aufgetragen war und um welche sie gebeten waren, aufgerufen 
hätten, mit Hinweisung auf die Auffordernng des Directoriums,. so 
würde es nicht gefehlt haben, dass die Beiträge lioch ansehnlicher 
geworden wären. 

Die Kreise, welche vorzüglich zur Unterstützung beigetragen 
haben, sind die sämmtlichen Kreise des Vicedirectorii Sachsens, welche 
zumal den Hrn. Collegen G ö b e 1 eine wesentHche Summe von 274 Thlr. 
10 Sgr. geschenkt haben, ferner die Kreise Minden, Braunschweig, 
Blankenburg, Rostock, Naumburg, Siegen^ Schwelm, Lüneburg, Pader- 
born, Eilenburg, Coburg, Angermünde, Bonn, Gotha, Trier, Staven- 
hagen, Conitz sehr reichlich, ebenso Stettin und Jena, auch St. Wendel, 
Aachen, Hildesheim, Posen, Hannover, ferner Eschwege, Arnsbergs 
Luckau, Halle, Lippe, auch Dessan, Bromberg, Schwerin, Bobersberg, 
Lissa, Kreutzburg, Güstrow. 



Vereinszeitung. 9!i 

Dagegen ist nur wenig eingekommen aas den Kreisen Stendal, 
fiernburg, Emmerich, Herford, . Weimar, Berlin, Eisleben, Crefeld, 
Coln, Oels, Tarnowitz, Breslau, Felsberg, Treysa, Erfurt, Olden- 
burg, Münster. 

Gar nichts ist bis jetzt eingegangen aus den Kreisen OstfViesland, 
Neuvorpommern, Sondershausen, Königsberg, Pritzwalk, Ruppin, 
Essen, Salfeld. 

Dringender als je hat sich also in dem letzten Jahre die Noth- 
wendigkeit einer festen Bestimmung über die Unterstützung unglitek- 
licher Collegen herausgestellt. Sie wissen es alle, geehrteste Herren 
Collcgen, dass der 3te Zweck des Vereins die gegenseitige Unler<^ 
Stützung in unverschuldeten UnglucksBllIen ist. Die Erreichung dieses 
Zwecks wird aber nur erst dann eine Wahrheit werden, wenn alle 
Mitglieder nach Verhältniss ihres Geschäfts* zu der Unterstützung heim- 
tragen. Wir werden in der morgenden Sitzung, welche der innern 
Vereinsangelegenheit gewidmet sein wird, auf diesen Gegenstand zu- 
rückkommen und hoffentlich einen festen Beschluss in dieser Ange- 
legenheit zu Stande bringen. Inzwischen haben die Herren Collegen 
Krüger in Rostock, Cavalller in Reppen, Zippel in Stargard, 
die 'der schlesischen Kreise im Archive ihre Ansichten niedergelegt; 
denen früher die Vorschlage des Hrn. Lipowitz einer eignen Feuer- 
vers icher ungsbank, die des Hrn. Directors Dr. Geisel er einen allge*- 
meinen Unterstätzungsfond betreffend und sich stützend auf die Gfnnd^ 
Sätze der reinsten Humanität, aber freilich ansehnliche Opfer erhei- 
schend, vorausgegangen waren. Indess, wenn wir auch diesen 
Vorschlägen alle Gerechtigkeit widerfahren lassen müssen und wenn 
ich meinerseits und gewiss manche sehr werthe Collegen mit mir 
sich der Ausführung des Geiseler'schen Plans enscbliessen werden, 
so ist auch mit Sicherheit vorauszusehen, dass die grösste Zahl i!er 
Collegen sich nicht betheiligen werden, nämlich deshalb, weil die 
Anforderungen auf die Dauer zu bedeutend sein würden, nm sie otinte 
Verlegenheit bewirken zu können. Es scheint mir aber, das was 
für eine grosse Anzahl von Collegen in sehr verschiedener Lage hin- 
sichtlich ihrer Einnahme und ihres Vermögensbestandes festgesteift 
wird, muss auch diese verschiedene Lage nicht ganz unberücksichtigt 
lassen, wenn gleich es sich nie vermeiden lassen wird, dass die 
Aermern mehr in Anspruch genommen werden und anch mehr thun, 
als die Reicheren, eine Erfahrung, die ja fast so alt ist, als die Weh 
steht: denn wenn die Reichen nur von ihrem Ueberflusse geben, tfö 
müssen die weniger Wohlhabenden es sich von ihren oft dringeAdeli 
Bedürfnissen entziehen. Doch ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass 
dieses unser Werk der Wohlthätigkeit noch werde zu einer schönen 
Vollendung gedeihen, wie könnte ich auch anders, mllsste ich sonst 
nicht verzweifeln an dem guten Sinne der Mitglieder, an ihrer mild* 
thätig barmherzigen Gesinnung, ihrem regen Mitgefühle bei frenrdetk 
Leiden und was wäre das für ein^ Collegialität? Sie bestände denn 
nur dem Namen nach und wäre sonst ein tönendes Erz! lind wäre 
unsers Vereins vollkommen unwürdig! Lassen Sie nns lilso den Plan 
einer Unterstütznngsanstalt für unglückliche Collegen wfirdig und 
ehrend für unsem Verein durchführen, so seine Zwedie voHfÖhreh 
und dadurch um so mehr seinem Bestände Dauer geben und zwar ülfi« 
Dauer, ad welche sich da» reine Bewusstsein sittlicher Bestrebungett 
haftet, "wMke, obwohl es ftfcht nach anssenhin einen glftnüvolieli 
Schimmer wirft, doch ^ eigene WOtde im Busen trägt und iht Mrke 



88 Vei'einszeüuf^, 

und ffrafi giebt, auch in der Zeit der Stürme ohne Wanken auszu- 
halten. Ich empfehle Ihnen diese Sache als eine Ehrensache des 
Vereins : denn schon hat unser verehrter Herr Protector diesem Werke 
der Humanität auch seinerseits das Wort geredet und ihm das gun- 
stigste Gelingen gewünscht. Auch eine Ui^terstützungsanstalt für hin- 
terbliebene Witwen und unmündige Waisen der Apotheker ist zur 
Sprache gekommen. Es wäre wahrlich ehrenhaft für ^en Verein, 
auch dieser Anstalt, welcher unser lieber College Dr. Geiseler so 
warm das Wort geredet, ins Auge zu fassen und eine Ausführung zu 
versuchen. Allem, was mit rechtem Sinne unternommen, mit regem 
Geiste und Umsicht angegriffen wird, wird das Gelingen nicht fehlen. 
Auch dem Plane zur Beihülfe wenig bemittelter Gehülfen zum Behufe 
ihres Etablissements möchte ich nach Geiseler 's Aufstellung gern 
das Wort reden, ihr ein Ins - Leben - treten wünschen, wenn ich für 
jetzt schon die Möglichkeit sähe, aber ich fürchte, dass nach der Be- 
obachtung, wer zu vieles auf einmal erreichen will, nichts erreicht, 
es noch nicht an der Zeit sein möchte, auch der Ausfuhrung dieser 
humanen Idee schon jetzt unsere Kräfte zu widmen. Dagegen em- 
pfehle ich Ihnen die Fortdauer Ihrer Fürsorge der Unlerstützungs- 
anstalt für dürftige im Dienst der Pharmacie ergrauet oder unfähig 
gewordene Gehülfen zu schenken. Es ist uns im vorigen Jahre ge- 
lungen, 24 Gehülfen mit 499 Thlr. zu unterstützen. Die Gehlen- 
Bucholz - Tromms dörfische Stiftung aber hat 7 Gehülfen mit 
210 Thlr. unterstützt. Unsere Unterstützungscasse hat eine Einnahme 
von 1190 Thlr. 25 Sgr. 2 Pf. gehabt und viel dazu haben die einge- 
gangenen Geschenke der Herren Gehülfen beigetragen, nämlich über 
550 Thlr. Insonderheit sind diese zum Theil sehr reichlich eingegan- 
gen aus den Kreisen Herford, Eisleben, Erfurt, Berlin, Dessau, Rostock, 
Alinden, Lüneburg, Stavenhagen, Stade, Braunschweig, Lippe, Trier, 
Stettin, Conitz, Andreasberg, Hildesheim, Güstrow, Siegen, Naumburg, 
Bernburg, Halle, Eilenburg, Hannover, Tarnowitz, Kreuzburg, Olden- 
burg, Münster, Dresden, Blankenburg, Gotha; Coburg, Stendal, Arns- 
walde, Ruppin, Angermünde, Königsberg, Pritzwalk, Sonnenburg, 
Coburg, Posen, Lissa, Oels, Breslau, auch aus der Schweiz haben uns 
die Gehülfen aus Zürich, Winterthur, Schafhausen durch die Fürsorge 
des Hrn. Carl He er lein Beiträge eingesandt. Ebenso die Zöglinge 
des Hrn. Prof. Wackenroder in Jena. Mit innigem Dankgefuhl 
erkenne ich Namens des Vereins die Bethätigung mildherziger Gesin- 
nungen von Seiten dieser jungen Fachgenossen. Möge das Bewusst- 
jsein etwas zur Milderung der nothdürifigen Fachgenossen beigetragen 
zu haben, ihren Herzen einen schönen Lohn gewähren, sie auffordern, 
diesem schönen Werke der Liebe ferner ihre Beihülfe zu schenken 
und ihr Beispiel auch die GehüICen anderer Kreise veranlassen, ihnen 
nachzufolgen. Ich empfehle die Ausführung der nöthigen Sammlungen 
den Herren Kreis,directoren und anderen Herren Collegen auf das 
angelegentlichste. Auch von Seiten mancher Mitglieder, so wie 
Gönner und Freunde des Vereins Sind zur Gehülfen-Unterstützungs- 
casse namhafte Geschenke gespendet, so. von Hrn. Commerzienrath 
Dr. Hermann in Schönebeck, dem unermüdlichen Wohlthäter der 
Anstalt, Hr. Geh. Medicinalrath Dr. Fischer in Erfurt, den ehren- 
wertben Herren Collegen in Magdeburg, denen im abgesonderten Erz- 
gebirgischen Kreise Sachsens, den hochgeschätzten Mitgliedern des 
Uaroburg-Altonaer Apothekervereins, den Herren Collegen Lilie in 
Wegeleben, Duflps in Breslau und andern mehr. Mögen die dank« 



/ 



Vereinszeüung. 89 

baren Eropfindnngen der dadurch Erquickten freudig in ihren Herzen 
vriederhallcD ! Unser Freund und IMitdirector Dr. E. F. Aschoff hat 
dieser Anstalt, so wie dem Vereinscapitale aufs Neue seine sorgfäl- 
lige Fürsorge angedeihen lassen. 

Auch die in Blankenburg in dem 23sten Stiftungsfeste des Ver- 
eins zu Brandes Gedachtniss gestiftete Brandes-Stiftung ist fortwah- 
rend durch Beiträge unterstützt worden, insonderheit aus den Kreisen : 
Andreasberg, Altenburg, Angermünde, Bernburg, Berlin, ßobersberg. 
Braunschweig, Cassel, Cöln, Crefeld, Dresden, Eisleben, Emmerich, 
Erxieben, Erfurt, Eschwege, Essen, Felsberg, Görlitz, Gotha, Güstrow, 
Hannover, Hildesheim, Herford, Jena, Königsberg, Lausitz, Leipzig, 
Lippe, Luckau, Minden, Mühlheim, Münster, Naumburg, Neustadtel, 
NeuYorpommern, Oldenburg, Ostfriesland, Paderborn, Posen, Rostock, 
Saalfeld, Siegen, Stade, Stavenhagen, St« Wendel und Trier, und von 
Sr. Hoheit dem Herzoge von Anhalt-Bernburg, Sr. Durchl. dem Für- 
sten von Waldeck etc. Sr. Durchl. dem Fürsten zur Lippe, und von 
den Herren Minister Eichhorn, Hrn. Grafen v. Stolberg, H. G.R. 
V. Ladenberg, Dr. Funcke, Prof. Otto, Dr. Mannsfeld, Director 
Karmarsch, Hofbuchhändler Hahn, Prof. Fleisch 1, Präsident 
Eschenburg, Med.-Rath Staberoh, Dr. Duflos, Dr. Herzog, 
G.-O.-B.-C. Dr. DuM^nil, Commerzienrath Jobst, Hofr. Wacken- 
roder. Med.- Ass. Bornemann, Profr Dulk, Prof. Radius, 
Kaufmann Lampe und Lorenz, Geh. Hofrath Kreusler, Director 
Hausmann, Geh. Hofrath Kastner, Postmeister Pothmann, Hof- 
rath Kerst, Med.-Rath Buddäus, Hofrath Ziegler, Sanitatsrath 
S ch r a m m, Prof. Reinwardt in Leyden, den Hrn. Apothekern Wiens, 
Dr. Med. Kainzbaner, Dr. Netwald. 

Das Capital dieser Stiftung ist auf '1248 Thir. 23 Sgr. 4 Pf. 
gestiegen, welche durch die eifrige Verwaltung unseres Freundes 
Dr. Herzog sicher belegt sind, und sie wird hoffentlich einst als ein 
würdiges Denkmal zum Gedächtnisse unsers verewigten Brandes 
Edles wirken. Ich fühle mich gedrungen um des schönen Zweckes 
willen jungen und unvermögenden Pharmaceuten die Mittel zu wis- 
senschaftlicher Ausbildung darzubieten, für die Anstalt um Ihre fernere 
Unterstützung zu bitten. Sie erinnern sich, meine hochgeehrten Her- 
ren Collegen, dass in dem Aufrufe zur »Brandes-Stiftung« auch eines 
Denkmals gedacht wurde, welches seine Freunde im Lippeschen Lande 
und der Umgegend ihm an seiner Gruft setzen wollten und zu welcher 
wir unsere Mitwirkung zugesagt hatten. Zu diesem Behufe ist jetzt 
in Lippe-Detmold eine Commission zusammengetreten aus den Herren 
Regierungsrath Dr. Piderit in Detmold, Medicinalrath Dr. Hasse in 
Salzuflen und unserm Mitdirector Medicinal- Assessor Ov erb eck in 
Lemgo. Der berühmte Gründer des Herrmanns-Denkroals auf der 
Grotenburg, Bildhauer Hr. von Bändel, hat einen grossartigen Ent- 
wurf geliefert. Es soll das Denkmal bestehen aus einem Piedestal 
von Stein oder Eisen, welches der Büste des seligen Oberdirectors 
zum Unterbau dienen soll. Dieses Denkmal soll, da der Kirchhof 
ungeeignet gefunden wurde, auf dem Marktplatze in Salzuflen,, dem 
Hause Brandes gegenüber, aufgestellt werden. Der Anschlag ist 
zu 600 ThIr. angenommen. Die Vereinssammlung hat dazu einen 
Beitrag von bis jetzt 89 Thlr. geliefert, die Freunde im Lippeschen 
haben eine Sammlung angeordnet, sie glauben aber nach den Mitthei- 
lungen der Hrn. Reg.-R. Dr. Piderit, Med.-R. Hasse, Med. -Ass. 
Ter bock und r. Handel, welche sie mir bei meiner An weaenheit 



90 Vereinszettung. 

in dortiger Gegend im Mai dieses Jahres gemacht haben, dass sie 
nicht die nöthige Summe beschaffen werden und haben den Wi^nsch, 
dass die Mitglieder des Vereins sich der Ausführung dieses Denkmals 
beitragend annehmen möchten. Wer von den verehrten Mitgliedern, 
Ehrenmitgh'edcrn, insbesondere auch von den näheren Freunden des 
Verewigten, deren derselbe bei seinen Lebzeiten so viele im Verein 
zählte, noch einen Beitrag darreichen kann, wolle diesen durch die 
Herren Kreis- und Vicedircctoren Hrn. Med. -Ass. Overbeck oder mir 
zugehen lassen. 

An neuen Mitgliedern hat der Verein im Laufe des Jahres gewonnen : 

Im Kreise Aachen 1, Angermunde 1, Arnswalde 2, Altenburg 2, 
Andreasberg 5, Berlin 3, ßernburg 1, Bonn 3, Breslau 1, Braun- 
schweig 1, Bromberg 3, Conitz 2, Coburg 2, Cöln 1, Crefeid 3, Eis- 
leben 1, Erfurt 3, Erxleben 1, Felsberg 2, Gotha 2, Görlitz 1, Hil- 
desheim 1, Hanau 2, Hannover 1, Herford 1, Jena 1, Königsberg 1, 
Lausitz i, Lissa 2, Leipzig 1, Luckau 2, Münster 4, Naumburg 1, 
Neustädtel 4, Oldenburg 3, Oeis 3, Pritzwalk 2, Paderborn 2, Rostock 
1, Saalfeld 2, Stavenhagen 2, Sondershausen 1, Trier 4. 

Neue Kreise entstanden in Hanau unter Direction des Hrn. Med.- 
Ass. Beyer als Kreisdir., Breslau unter Direction des Hrn. Lock- 
städt, Eifel unter Leitung des Hrn. Kreisdir. Veling in Hillesheim, 
Elberfeld unter Leitung des Hrn. Je Hin gh aus, Schwerin unter Hrn. 
Kreisdir. Sarnow, Reichenbäch unter Hrn. Kreisdir. Marquart. 
Kreis Elberfeld zählt 12 Mitglieder, Eifel 8, Schwerin 9. 

So war im Ganzen die Zahl der im Jahre 1844-^1845 zuge- 
tretenen Mitglieder 98. 

Dagegen sind ausgetreten 48: Im Kreise Altenburg 1, Arnsberg 1, 
Berlin 1, Bonn 2, Bernburg 2, Bobersberg 1, Coburg 1, Conitz 1, 
Eilen bürg 1, Erfurt 1, Essen 2,- Felsberg 2, Gotha 2, Gummersbach f , 
Herford 2, Hildesheim 1, Hannover 1, Jena 1, Cassel 1, Lausitz i, 
Leipzig 1, Lissa 1, Luckau 2, Naumburg 1, Neustädte! 1, Oldenburg 3, 
Posen 1, Rostock 1, Saalfeld 2, Stettin 1, Schwerini, Sondershausen 4, 
Weimar 5, mithin 48, die Mehrzahl gegen voriges Jahr 50. 

Somit zählt der Verein an Mitgliedern gegenwärtig 1430^ in der 
That eine beachtenswerthe Zahl! 

An Ehrenmitglieder nahm der Verein auf, die Herren: Dr. Ett- 
mülier in pelitsch, Dr. Walz in Speyer, Hofrath Dr. Schenk in 
Siegen, Gerichtsdirector Dr. Koch in Neisse, Dr. med^ Baltz in 
Berlin, Prof. Dr. Schulz daselbst, Dr. Curdts in Friedrichsrode, Hof- 
apotheker Diekhoff in Stettin. Als cortespondirende Mitglieder 
Hr. Dr. Hodges in Edinburg, Heer lein in Zürich, Diesel in ; 
Bernburg. 

Durch den Tod verlor derselbe an Ehrenmitgliedern ausser dem 
schon genannten trefflichen Ober Präsidenten von Vincke noch die 
Herren: Reg.-R. Kleemann in Bromberg, Med.-R. Back haus in 
Bielefeld, Sanitätsrath Dr. Becker in Rahdcn, Prof. Dr. Dierbach 
in Heidelberg. An Mitgliedern den Vicedirector M. A. Dngend in 
Oldenburg, eines der ältesten Mitglieder deS' VereiVis, eines der ttkh- 
tigstett und würdigsten Vereins beamten, den thätigen und wackem 
Collegen Frank I in Witzenhausen, esterei eher in Ostritst etc. 

Die neue Eintheilung der VicedirectoHen^ Welche in voriger 
tSeneralversammlung zur Sprache kam, trnlaiifeiid, so ist selbige also 
ausgeführt. 

f. Vived^tlijtium am Rhein, Das Vieedir^etorimn Irrer fslnift dem 



I 



Vereinszeitung. '9\ 

von Cöln rereinigt. Hr. Vicedir. Löhr ist nach Cdln gezognen and 
Hr. Wurringen in Trier zum Kreisdirector ernannt. Die 3 Vicedirecto- 
rien Cöln, Mühlheiin und Emmerich sind nach dem Wunsche mehrerer 
Herren CoIIegen dort noch aufrecht erhalten. Hr. Kreisdir. Dr. Rie- 
gel in St. Wendel hat sich einem Gerüchte nach in Carlsruhe etablirt, 
die Yereinsgeschäfte besorgt intcrmistisch sein Hr. Bruder in St. Wendel. 

/f. Vicedirectorium WeHphahn ist unter die Leitung des Hrn. 
Dr. L. Asch off gestellt, umfasst die Kreise Arnsberg, Herford, Lippe^ 
Minden, Münster, Paderborn, Siegen. 

///. Vicedirectorium Hannover unter Leitung des Hrn. Becker 
in Peine, die Kreise Hannover, Hildesheim, Lüneburg, Ostfriesland, 
Osnabrück, Oldenburg, Stade. 

IV. V, Die Vicedirectorien Braunschtoeig und Mecklenburg sind 
unverändert geblieben unter den Herren Dr. Herzog und Krüger. 

VI, Vicedirectorium Bernburg und Blisleben unter Leitung des 
Hrn. Gisecke in Eisleben umfasst die Kreise: Bernburg, Bobersberg, 
Dessau, Eilenburg, Eisleben, Halle, Luckau, IVaumburg. 

VII Vicedirectorium Hessen enthält unter Leitung des Hrn. 
Ober-Med.-Ass. Dr. Fiedler die Kreise: Cassel, Eschwege, Felsberg, 
Hanau, Treysa. 

VIIL Vicedirectorium Erfurt- Gotha ~ Weimar unter Vorstand 
des Hrn. Bucholz in Erfurt die Kreise: Altenburg, Coburg, Erfurt, 
Gotha, Jena, Sondershausen, Saalfeld, Weimar. 

IX. Das Vicedirectorium im Königreich Sachsen ist unverändert 
geblieben unter Hrn. Dr. Meurers Leitung. 

X. Vicedirectorium der Marken, welchen Hr. Bolle vorsteht, 
umfasst die Kreise: Angerfliünde, Arnswalde, Berlin, Erxleben, Kö- 
nigsberg in d. Neumark, Pritzwalk, Ruppin, Sonnenburg, Stendal. 

XI. Vicedirectorium Posen und Bromberg bestehen unter Leitung 
der Herren Lipowitz und Weisz fort, Hr. Lipowitz wünscht 
indessen seine Stelle aufzugeben, im Interesse des Vereins ist es unser 
Wunsch, dass derselbe die ausgezeichnet geführte Verwaltung ferner 
fortsetzen möchte. 

XII. Vicedirectorium Pommern ist hergestellt, unter Hrn. Zitel- 
manns Leitung gestellt und umfasst die Kreise Stettin nnd Neu- 
Vorpommern. 

XIIL Vicedirectorium Schlesien ist der Leitung des Hrn. Univer- 
sitätsapothekers Dr. Duflos anvertraut. Es umfasst die Kreise: 
Breslau, Görlitz, Kreutzburg, Neustädte!, Neisse, Oels, Reichenbach, 
Tarnowitz. 

Die Verwaltung ties Kreises Saalfeld ist aus Hrn. Freunds 
Händ«n in die des Hrn. Fischer übergegangen, die des Kreises Trier 
von Hrn. Löhrs in Hrn. Wnrringens Hände. Die Verwaltang des 
Kreises Voigtland aus den des Hrn. Göbel in die des Hrn. Bauer 
in Oelsnitz, die des Kreises Oldenburg in die des Hrn. Ingenohl in 
Hocksiel. 

Kreisversammlungen wurden gehalten: in den Kreisen Braun- 
schweig, Bernburg, Dessau, Dresden, Eisleben, Emmerich, Felsberg, 
Gotha, Rostock, Paderborn, den oberschlesischen Kreisen. 

Es ist sehr zu wünschen, dass die Herren Vice-^ ttnd Kreiff- 
directoren die Abhaltung dieser Versammlungen sich mehr angelegen 
sein lassen wollen. Es gtebt manche Kreise, in denen solche Zusam- 
menkünfte, welche doch den Collegen so nützlich als angenehm wer- 
den können, seit Jahren^ vielieicht nie gehaitea worden sind. 



92 Veremszeitung. 

Sämmtliche Herren Vicedirectoren haben mit alleiniger Ausnabme 
von dem, auf unsern. Wunsch ausgeschiedenen, mit treuer Wahrneh- 
mung ihren Pflichten obgelegen, wofür ihnen unsere Anerkennung 
gebührt. Sehr regen Eifer haben die Herren Collegen L. Asch off, 
Becker, Bolle, Bucholz, Fiedler, Gisecke, Herzog, Klönne, 
Kruger, Löhr, Meurer, Müller u. Sehlmcyer an den Tag gelegt. 

Von den Herren Kreisbeamten haben die Herren Baldenius, 
Blass, Bucholz, Cochler, Dreykorn, Geiseler, Jonas^ 
Kerstens, Lehmann', Lohmeier, Müller, Osswald, Rathke, 
Retschy, Schröter, Seiler, Schmedding, Schnitze, Strese- 
mann, Struve, v. Senden, Tuchen, Voget, Wrede, Wege 
ins Besondere sich thätig erwiesen. 

Diesen, so wie allen geschätzten Vereinsbeamten, welche mit 
Liebe und Sorgfalt bemühet gewesen sind das Directorium in der 
Verwaltung des Vereins zu unterstützen, sage ich, Namens des Ver- 
eins, den wärmsten und aufrichtigsten Dank und bitte Alle, auch 
ferner ihre treue Fürsorge dem schönen Werke angedeihen zu lassen, 
damit der Verein ferner gedeihe und in Segen Gutes wirke. 

Einige unserer Ehrenmitglieder und Mitglieder haben im Lfiufe 
des Jahres ihr Jubelfest treuer 50jähriger Thätigkeit gefeiert, so die 
Herren Hofrath Schenk in Siegen, Geh. Hofrath Dr. Harnier in 
Cassel, Apotheker Koch in Erfurt. Das Directorium hat ihnen seine 
Theilnahme daran bethätigt. 

Ein Jubelfest aber stehet bevor, welches gewiss seiner Selten- 
heit wegen eine besondere Theilnahme erregt. Es ist dieses das 
Jubelfest fünfzigjähriger treuer, der praktischen Pharmacie gewidmeten 
Dienste von Seiten des Hrn. Günther, Gehulfen in Hohenmölsen bei 
Weissenfeis, früher lange Zeit hier in Dresden, dann in Potsdam, 
Stettin, Stolpe, Görlitz, Merseburg und Bibra, Schleusingen 4, 6 und. 
8 Jahre lang conditionirend und mit den ausgezeichnetesten Zeug- 
nissen versehen. Eine solche seltene Musterhaftigkeit unter den Ge- 
hulfen verdient gewiss unsere dankbare Anerkennung, und darum, 
meine Herren, habe ich vorgeschlagen, durch eine Sammlung uns in 
den Stand zu setzen, dem Hrn. Günther eine Festfreude bereiten 
zu können und gewiss darf ich hoffen, nicht vergeblich gebeten ztt 
haben, um so beweisen zu können, dass der Verein treue Dienste zu 
würdigen weiss. 

Unser Verein hat sich auch in dem abgelaufenen Vereinsjahre 
der gnädigen Beachtung mehrerer Fürsten und hoher Regierungen 
und Staatsbeamten zu erfreuen gehabt, als der Herzöge von Anhalt- 
Dessau und Anhalt-Bernburg, des verewigten Fürsten von Waldeck, 
des Fürsten zur Lippe, des Königl. Preuds. Hohen Ministeriums der 
Medicinal- Angelegenheiten, des verewigten Oberpräsidenten von 
Vincke, Gehcimenrathes und Präsidenten von Ladenberg. Wir 
wollen dahin streben, dieser gnädigen Beachtung uns immer würdiger 
zu machen, indem wir in dem Kreise unserer Pflichterfüllung mit un- 
verbrüchlicher Treue beharren und unablässig für das Wohl unserer 
Ifebenmenschen arbeiten. 

Mit sämmtlichen andern deutschen Apothekervereinen ist der 
ufisrige in freundlicher Beziehung geblieben und wird seinerseits die- 
selbe gern fernerhin erhalten. 

Unser Archiv der Pharmacie hat auch in dem letzten Zeiträume, 
über welchen unser Bericht sich auszusprechen hat, sich der Beach- 
tung des ganzen pharmaceatischen PubliGums in Deutschland zu er- 



Vereinszeiiung. 93 

freuen gehabt. Die Herren L. Aschoff, Baumann, v. Berg, 
Blass, H. Bley, Brandecke, Bücholz, Cavallier, Denstorff, 
Diesel, Dierbach. Döbereiner, Du Menil, Dulk, Felgner, 
Frederking, Freundt, Geiseler, Graf, Gruen, Hampe, 
Heerlein, Herzog, Hornung, Ingenohl, Jonas, Kastner, 
Kolb, Krug, Löhr, Martfeld, Marchand, Meurer, Müller, 
Oswald, Overbeck, Politz, Ritz, Rosenthal, Ruikhold, 
Rabenhorst, Rickher, Röhr, Saemann, Stickel, Schieiden, 
Schlotfeld, Schmidt, Simon, Streesemann, Veling, Voget, 
Witting, Wöhler, Walz haben die Redaction mit ihren Arbeiten 
freunolichst unterstützt, wofurwirAlIeu verbindlichst danken. Die Re- 
daction ist bemüht gewesen , so viel ihr die den Redactoreo obliegen- 
den vielfältigen anderweitigen Geschäfte irgend gestattet haben, das 
Archiv zur Belehrung der Mitglieder des Vereins , so wie der Freunde 
der Pharmacie, Chemie und Naturwissenschaften würdig auszustatten. 
Sie erlaubt sich die Bitte an die geehrten Ehrenmitglieder , Mitglieder, 
Gönner und Freunde des Vereins sie auch für die Zukunft mit ge- 
diegenen Arbeiten zu unterstützen, um so ihrer Seits immer mehr 
zum steigenden Flore der Pharmacie als Kunst und Wissenschaft bei- 
zutragen. Die Verlagsbuchhandlung des Herrn Hahn in Hannover 
hat auf dankbar anzuerkennende Weise sich angelegentlich der wür- 
digen Ausstattung des Archivs unterzogen und unsere Zwecke auf 
sehr zuvorkommende Weise unterstutzt, wofür wir derselben Dank 
schulden. Die schon von dem seligen Hofrath Brandes beabsichtigte 
Denkschrift über den Zustand und die Verhältnisse der Pharmacie in 
Deutschland ist unter Beachtung der dazu eingegangenen Beitrage von 
Seilen der Herren Mitglieder des Vereins, so wie anderen freundlich 
gesinnten Coilegen von Dr. Meurer und mir bearbeitet, den Mit- 
gliedern des Vereins, so wie ausgezeichneten praktischen Pharmaceu- 
ten, und Lehrern der Pharmacie vorgelegt, als den Herren Hofrath 
Professor Dr. Wackenroder in Jena, Hofrath Professor Dr. Buch- 
ner in München, Prof. Dr. Martins in Erlangen, Medicinalrath und 
Ritter Staberoh in Berlin, Director Dr. Herberger in Kaisers- 
lautern, den .Coilegen B u ch o 1 z , Geiseler, Hornung, Gisecke, 
Sehlmeycr, denen wir uns für ihre Mittheilungen, die wir bestens 
benutzt haben, auf das dankbarste verpflichtet fühlen. Diese Denk- 
schrift ist an sftmmtliche deutsche Regierungen, in deren Staaten der 
Verein besteht oder aus welchen Mittheilungen für die Schrift einge- 
gangen waren, mit der Bitte um geneigte Beachtung, eingereicht wor- 
den. Bis jetzt sind von dem Königl. Preuss. Hohen Ministerin der 
geistlichen, Unterrichts- und Medicinal- Angelegenheiten in Berlin, von 
dem Königl. Würtembergschen Hohen Ministerin des Innern in Stuttgart, 
von dem Hessischen Hochlöbl. Ober-Medicinal-Collegium in Cassel, 
der Herzogl. Anhalt Medicinaldirection in Cöthen, der Herzogt. Anhalt. 
Medicinalcommission in Dessau, der Fürstl. Waldeckschen Regierung 
in Arolsen, dem Herzogl. Sachsen-Meiningenschcn Landes-Ministerium 
Zuschriften der beifälligen Beachtung eingelaufen, und ein in diesen 
Tagen eingegangenes höchst eigenhändiges Schreiben Sr. Königl. Hoheit 
des Grossherzogs von Hessen -und bei Rhein hat auf eine überaus 
huldvolle Weise seine Anerkennung ausgesprochen. 

Auch von dem Herrn Geh. Ober-Medicinalrath Dr. Wald mann 
in Cassel, dem Hrn. Geh. Rath und Präsidenten von Ladenberg in 
Berlin, so wie von vielen Coilegen verschiedener deutscher Staaten, 
4a|ri;nter auch vom Apothekervereine ii) Würtemberg, sind theil^ 



94 Veremszeüung, 

V^rsicherqng der AnerkeDDung und Beachtung, so wie des Dankes 
' gegeben worden. Möge die Schrift dahin wirken, dass in Erffillung 
gehe, was die Yerrasser am Schlüsse derselben ausgesprochen haben, 
nämlich, dass man der Pharraacie eine Stellung gewähre, dass sie 
sieb frei su ihrem Besten wie zum Wohle der Menschheit entwickeln 
könne. 

Die so tief in das Leben eingreifende Concessionsangelegenheit 
hat durch die Gerechtigkeit des Königs von Preussen Majestät, so 
wie des Hrn. Ministers hochgeneigte Beachtung vielfacher Petitionen 
eine Milderung in ihrer Strenge, erfahren und es steht nach der ver- 
anstalteten Conferenz preussischer' Apotheker zu Berliu iiii J^uac 
dieses Jahres und den freimüthig gethanen und ' gnädigst entgegen- 
genommenen Aussprächen ehrenhafter Collegen zu erwarten , dass sie 
zum Besten der Pharmacie wie des Medicinalwesens überhaupt eine 
gunstige Abänderung erleiden werde., Ein berühmter Staatsmann und 
nechtsgelehrter, der Geheimerath und Oberappellationsgerichtsrath Prof. 
Dr. Schmid in Jena, Präsident des Schöppenstuhls bei dortiger Uni- 
versität, ein Freund der Pharmacie, hat im Augusthefte des Archivs 
für Pharmacie ein Rechtsguiachten über diese Verhältnisse gegeben. 
Mit dankbarem Herzen werden alle Betheiligte diese treffliche Arbeit 
gelesen haben , welche gewiss der Beachtung der hohen Behörden 
nicht entgehen wird. Lassen Sie uns also hoffen , dass wiederum ein 
günstiger Zeitpunct für diese Collegen eintreten werde, der mehr 
oder minder auf die ganze Pharmacie nur von günstigem Einflüsse 
sein wird. Unser würdige Frennd, Hr. College Dr. Voget in Heins- 
berg, hat in vorjähriger Generalversammlung den Antrag gestellt zur 
Anspornung des Eifers der Zöglinge der Pharmacie jährlich von Seiten 
des Vereins eine Preisfrage aufzugeben, welche den Fähigkeiten der- 
selben angemessen sein möchte, welche sodann geprüft und nach 
Maassgabe des Resultats mit einem Geschenke von zweckmässigen 
Büchern oder nach Freund Vogets neuem. Vorschlage einer kleinen 
Sammlung von Reagentien und dahin einschlagenden Apparaten , am 
Geburtstage des seligen Brandes, also am 18. Oclober, zu belohnen, 
welche durch kleine Beiträge von wohlwollenden Apothekenbesitzern 
oder einer kleinen Sammlung bei der Generalversammlung zu be- 
schaffen sein möchten. Hr. Dr. Voget seihst, so wie einige andere 
Herren, haben sich zu solchen Beiträgen bereit erklärt. Das Directorium 
hat in seiner Conferenz im Mai diesen Vorschlag geprüft, seine Aus- 
führung zweckmässig gefunden und als erste Preisfrage vorgeschlagen : 
Die Ausmitteluttg des schwefelsauren Natrons in dem käuflichen Bit- 
tersalze und kohlensauren Natron. Die darüber einzusendenden Arbei- 
ten sind mit einem versiegelten Devisenzettel, einem kurzen Lebensabriss 
und Zeugniss des Prinzipals zu versehen und franko vor dem 1. Juli 
des künftigen Jahres an den Oberdirector einzusenden. Wir wollen 
wünschen und hoffen, dass dieser nützliche Vorschlag dazu beitragen 
möge, den wissenschaftlichen Eifer unserer Zöglinge zu beleben. 

Noch ist es meine Pflicht, der Generalversammlung Bericht zu 
erstatten über die Vereinssammlungen. Die Pflanzensammlung ist durch 
Hrn. Director Dr. Aschoff unter dankenswerth anzuerkennender Bei- 
hülfe des Hrn. Candidat Beckhaus geordnet und das reiche Ver- 
zeichniss im Julihefte veröffentlicht. Das Verzeichniss der Bibliothek 
soll, so bald es Hr. Director Oberbeck eingesandt haben wird, 
ebenfalls bekannt gemacht werden. Es werden derselben alle Be- 
reicherungen durch Geschenke von Seiten geehrter Ehrenmitglieder 



Vereinszeittmg. 95 

and Mitglieder und sonstigen Freunden willkonunen sein. We^ea der 
übrigen Sammlungen hat Hr. Director Herzog einen wenig erfreu^ 
liehen Bericht abgestattet, da die Droguen meistentheils werthlos sein 
sollen , wogegen die noch nicht geordnete Mineraliensammlung manches 
Werthyolle enthält. Das Direclorium wird bei nächster Anwesenheit 
in Westphalen dieser, Angelegenheit eine weitere Prüfung zuwenden 
und ich muss einen speciellern Bericht für später mir vorbehalten. 
£s sollte mir erfreulich sein , wenn die Sammlung inzwischen durch 
(jieschenke und Beiträge von Seiten unserer geehrten Mitglieder in 
einen Stand gesetzt wurde, der diesen Bericht recht gunstig ausfallen 
lassen müssle. 

Wie in jeder Generalversammlung die Bestimmung der Preise der 
Hagen-Bucholz 'sehen Stiftung einen Act derselben ausmacht, so 
auch diesmal. Auf die Preisfrage: über Ermittelung der besten Be- 
reitungsweise des Brechweinsteins und andere officineller Antimon- 
Präparate sind 6 Abhandlungen eingegangen, zum Theil mit werth- 
vollen Präparaten. Das Vorsteher - Amt der Hagen-Buebolz'sehen 
Stiftung ha^ diese Arbeiten einer Prüfung unterworfen ^ deren i^esuUate 
wir jetzt nachsehen wollen. 

Nr. I. mit dem Motto : ;,vita brevis^ ars longa^^ und „Ernst ist das 
Leben, heiter die Kunst ,^^ ist so wenig der Aufgabe entsprechend ge* 
funden, dass die Prüfungs - Commissi^ n nur tadelnd erwähnen kann, 
dass der Stiftungskasse unnöthige Kosten für bedeutendes Porto und 
Steuer erwachsen sind. 

Nr. II. mit dem Motto : „Vorwärts mit vereinten Kräften !'^ welche 
mit einer Sammlung lobenswerther Präparate eingesandt ist, und sich 
durch fleissige Ausführung!, so wie praktische Resultate auszeichnet, 
erhält als diesmaligen höchsten Preis: die vergoldete silberne Medaille 
der Stiftung nebst 15 Thir. zum Ersätze der Kosten. 

Der Verfasser ist Hr. Otto Köknke in Garding, bereits früher 
mehre Mal mit Preisen der Stiftung belohnt. 

Nr. III. mit dem Motto: „Unsere Arbeit werde durch Weisheit 
geleitet, Stärk« ausgeführt, und Schönheit geziert, ^^ welche, wenn 
auch die Arbeit noch nicht von einer bedeutenden Reife der Erfahrung, 
doch von vielem Fleiss zeiget und mit guten Präparaten begleitet ist, 
erhält als Preis die silberne Medaille und 5 Thlr. für die Kosten* 

Verfasser ist Hr. C. A. Goepel, der Zeit in Bernburg. 

Nr. IV. mit dem Motto: „Ein Stillstand in der Wissenschaft ist 
meist ein Rückschritt!^' Diese Abhandlung zeigt von praktischem 
Talent des Verfassers , der seine Arbeit mit schönen Präparaten belegt 
hat. Als Preis soll ihm zu Theil werden : die silberne Medaille und 
5 Thlr. für, die Kosten. 

Verfasser ist Hr. Friedric|i Müller, der Zeit in Bielefeld. 

Nr. V. mit dem >Motto: „^|t desint vire^, tarnen est laudanda 
toluntas!^^ in welcher Arbeit die Angabe über Bereitung des Antimon- 
oi^yöes mittelst Anweudui\g you Schwefel und Salpetersäure neu und 
eigenthümlicb , und \wX anerkennenswerthen Präparaten versehe^ ' ist, 
v^ird als Pr^is zuerkannt: di^ silberne Medaille nebst 10 Thlr. 

Verfasser )st Hr. Cs^ssebaum in llornehurg. 

Endlich TVr. VI. mU dei« Motto: „In Wissenschaften erfordert 
es F]eiss, Mühe. Af)strei)tguDg und, V^^ noch mehr ist, wir fiiblep, 
dass ^ier der ^i9,?eln^ nietet ausreicht jt^^ deren Ausführup^ mehr 
eine Aufzähiu|ig yorhandene^ Arbeite^, als eige^^ Versuche enthält, 
pber iKiit 34 Vße\^} y^t^^^^xa Wf^T^^tp% v^rsel^en is,^^ ypn ^enen jndef 



96 Vereinszeitung. 

mehrere > weil die Gefässe auf dem Transport zerbrochen waren, ver- 
schüttet ankamen, wird mit der bronzenen Madaille der Stiftung und 
5 Thlr. belöhnt. 

Als Verfasser ergab sich bei Eroffhung des Devisenzettels Herr 
Stein in Minden. 

Das Vereinsdirectorium hat seiner Seits den Verfassern der ge- 
lungenen Arbeiten noch ein Bild des Mitgrunders der Hagen -Bucholz* 
sehen Stiftung unseres verewigten Brandes geschenkt. Mögen die 
Verfasser dieser Preisschriften in der ihnen gewordenen Belohnung 
eine Aufmunterung erkennen, immermehr weiter in der Ausbildung ihrer 
Kenntnisse, so wie in sittlicher Vervollkommnung vorzuschreiten. 

So, meine hochgeehrten Herren, bin ich mit dem 2ten Theile meines 
Berichtes ans Ende gelangt. Um sie nicht zu ermüden, werde ich 
den 3ten Theil über die wissenschaftlichen Arbeiten des Vereins, 
welcher gleichsam eine Fortsetzung bilden soll zu der geschichtlich- 
topographischen Darstellung des Vereins, Ihnen im Archive vortragen. 
Ich hoffe, Sie sollen daraus erkennen, wie sehr der Verein bemühet 
gewesen ist, redlich das Seinige zur Ausbildung der Pharmacie als 
Wissenschaft beizutragen. Lassen Sie auf dem betretenen Wege uns 
rüstig weiter vorwärts dringen und dadurch den Beweis liefern, dass 
die Apotheker ihr Fach, welches die Kunst sowohl, als die Wissen- 
schaft in Anspruch nimmt, nicht allein aus dem Gesichtspunkte des 
Ertverbes, sondern vielmehr um seines schönen Zweckes willen, der 
Menschheit nützlich zu werden durch Mitwirkung gegen ihre Leiden 
und durch Aufhülfe und Förderung ihrer Industrie, ehren und mit 
allen Kräften weiter ausbilden wollen, um so immer mehr dem durch 
den Verein gestellten Ziele der Vervollkommnung näher zu rücken. 
Wer aber Lust und Liebe zu wissenschaftlicher Beschäftigung zeigt, 
wer sein Tagewerk durch redliche Pflichterfüllung weise vollzieht, der 
darf gewiss Anspruch machen auf den Namen eines treuen und braven 
Staatsbürgers. Wir streben nicht nach äusseren Anerkennungen, die 
oftmals nur Sache der zufälligen Begünstigung sind , unser Ruhm und 
unsere Ehre bestehe in dem Bewusstsein alla unsere Kräfte einem 
nützlichen , einem edlen Zwecke auf würdige Weise in reinster Treue 
gewidmet zu haben. Es ist noch unsere Pflicht, an diesem Tage der 
25jährigen Stiftung unseres Vereins jins in reinster Dankbarkeit der 
Wohlthaten zu erinnern, welche uns zu Theil geworden sind durch 
den Schutz, den die hohen Regierungen Norddeutschlands uns ge- 
währten. Diese Dankbarkeit durchdringt uns heute vorzüglich, wo 
wir auf eine durch ein Vierteljahrhundert bewiesene Wirksamkeit 
unseres Vereins hinschauen können. Wodurch werden wjr aber diese 
Dankbarkeit am besten beweisen? Nicht geziemt es uns den Jubeltag 
mit lautem Prunke zu feiern , ist doch unser Wirken nur «in stilles im 
engern Kreise! So bewähre sich unsere Dankbarkeit durch die lau- 
terste Treue , welche wir den Staatsgesetzen , welche wir unserm 
Berufe widmen, durch das nie rastende Vorwärtsschreiten auf der 
wahrlich schwierigen , aber auch belohnenden Bahn der Wissenschaft. 
Wenn wir diesen Pfad nie verlassen, unserm Berufe mit redlichem 
Streben* obliegen, in unserm Stande das Beispiel schöner Eintracht 
aufstellen, so werden wir auf die rechte Weise das Tagewerk voll- 
bringen, welches uns die leitende Hand der gütigen Vorsehung an- 
gewiesen hat. Wenn wir aber hiit solchen Vorsätzen unser Stiftungs- 
fest begehen, wenn unser Verein immer mehr das Asyl wird für 
würdige Bfirgertugend und geräuschloses, aber eifriges Wirken für 



meiucliliclie Wohlfahrt, dann wird dieies der wurd%ste Dank sdii, 
den wir niederiegeii a» den Stufbv 6et Thron« «vserer Fftraien, dann 
werden wir würdig dieien JubeHaf der Stifkuug feiern, itir werden 
ant dann .des fieifelis unserer Vorg^esetzken , der Achtung unserer 
Nebenmenschen erfreuen, aber mehr als dieses alles wird das Be- 
wasstsein voIlkomnieBer PflichterfiAlInng und würdigen Sirebens nach 
dem Ziele der Vervollkommnung unsern. Herieu einen beseligenden 
Frieden gewähren! 

Jetzt lassen Sie uns weiter in den Atbeiten unserer General« 
rersaramlung vorgehen, indem wir zur Mittheilung wissenschaftlicher 
wie praktischer Vorträge uns anschicken. 

Genehmigen Sie zuvor, verchrteste Herren (y6nner und Ehren- 
mitglieder, den Ausdruck unseres wärmsten Dankes für Ihre uns er* 
wiesene Ehre, indem Sie uns Ihre TheHnafame schenken, die uns ein 
Sporn sein soll in ehrenwerther Bahn unseren Pfad weiter zu durch- 
laufen und Sie, würdige Herren CoUegen , den Dank des Directoriuros 
iiir alle die treue Anhanglicbkeit an dem Vereine und Ihre thütige 
Mitwirkung zu dem Flore desselben. 

Im Namen des Directoriums , so wie des ganzen Vereins danke 
ich Ihnen ^ so wie den verehrten Vereinsbeamten , so wie allen hoch«** 
geschützten Herren CoUegen Dresdens und den hochgeehrten Minnern, 
welche sich nm Zusiandebringong dieser Generalversammlung in so 
würdiger Weise verdient gemacht haben. Insbesondere aber gebührt 
noph unsere dankbare Anerkennung unserem würdigen Freunde Dr. 
Meurer, der nicht allein durch die Vorarbeiten für diese Gen^sral* 
Versammlung, sondern vorzüglich auch durch die ausgezeichnete Füh- 
rung seines Vicedirectoriums im Königreiche Sachsen, so wie endlich 
durch die Verdienste nnd aufopferndste Unterstützung, welche er dem 
Directorium und insbesondere mir bei der Aufarbeitung der Denkschrill 
erwiesen, unsere dankbarste Anerkennnng. Diese wollest Du, hochge- 
ehrter Freund Meurer, genehmigen und aus meiner Hand die Urkunde 
als Ehrenmitglied des Directoriums entgegennehmen , als Isinen Beweis^ 
wie sehr dasselbe Deine Verdienste anerkennt und wie sehr es. wünsbht, 
auch femer dieser nützlichem Mitwirkung für die Leitung des Vereins sicil 
erfreaen zu dürfen. Der Verein beehrt sich noch an dieeem seinem 
Festtag!^ die hochverdienten Herren Geheimerath , Oberappellationsrath 
vnd Prof. Dr. Schmid in Jena, Verfasser der Schrift : die Eigenthums- 
rechte der Apotheker an der Officin ; Dr. Hille, Königl. HofmedicUs und 
Besitzer der Königl. KreisdirectioiB zu Dresden , und Dr. Siebenbaar, 
Königl. Stadtbeairksavzt zu Dresden mit Ueberreicbung seiner Ehren« 
diplome unter die Zahl seiner würdigen Ehrenmitglieder lav^Eunehmen« 
Mögen Sie diesen Beweis unserer Hochsch&tzung freundlich aufnehmen. 

Der 3te Theil des Berichts vrird späterhin nachgeliefert werden. 

r 

Schlussrede des Oberdirectors in der Sitzung 

am 10. September. 

Verebrteste Ehrenmitglieder, Freunde und CoUegen! Auch dies6 
Tage der Freude unseres Beisammenseins, des Jubels der 35jährigeA 
Wirksamkeit in unserm Vereine, iBie sind schnell vorübergerauscht, 
die Tage, welche uns in Sachsens Königsstadt, dem Sitze der Musen« 
#cr Kunst, so wie alter treuer germanischer Gesinnung, der herz-* 
fichen Theilnahme an allem Guten, Edelrt und Schönen eriieitert, er^ 
hoben, begk&ekt haben, sie sind dchon «ntflohett, aber uns bleibt dM 

Arch. d* Pharm. XCV. Bds. 1. Hft. 7 



99 Ver^m^eümj. 

fiewu00toem, daM wir »ie genutzt, genossen, ausgebeutet haben: 
denn viel des Nützlichen , Angenehmen und Würdigen ist uns au Theil 
geworden! Haben wir nicht aufs Neue wieder erkannt, wie es etwa« 
Hechtes und Ehren werthes sei mit unserm Vereine ? Haben wir nichl 
aufs Neue uns gelobt ihm treu zu sein zum Heile unseres Berufs, 
unseres Standes und unserer innern Befriedigung? Sind nicht durch 
diese 25ste Generalversammlung fester geknüpft die Bande der Freund- 
schaft, der CoUegialität, welche sich um unsern Verein schlingen? 
So lasset uns preisen das Geschick , welches uns hier zusammenführte, 
wo wir uns so glücklich fühlten. Mit tiefem Danke erkennen wir 
alles das Gute und alje die Ehren, die uns hier zu Theil geworden^ 
die Theilnahme der hochstehenden Männer, welche uns mit ihrer 
Gegenwart beehrten, der Männer der Wissenschaft und^Kunst, welche 
uns ihre Schätze erschlossen ; mit freundlicher Gesinnung sprechen wir 
aus unsere Anerkennung den lieben Collegen , welche uns ihre Freund-^ 
•chaft schenkten, uiis Feste bereiteten, die lange in unseren Herzen 
wiederklingen werden , wir sagen Dank den hochachtbaren Behörden, 
den biederen Bewohnern der Stadt Dresdens , welche gastlich uns auf- 
nahmen und unsern Aufenthalt uns erheiterten und unserer Versammlung 
eine freundliche Beachtung zuwandten. Wir fühlen uns zu innigem Danke 
verpflichtet den verehrten , hochachtbaren Gesellschaften für Natur und 
Heilkunde, ffir Naturwissenschaft, der Isis, der Ffora, welche uns so 
fireundlicli entgegengekommen und unterstützt, den Vorständen der 
Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, welche uns in deren Hallen 
einführten, uns Belehrung gewährten und so unserm Geiste neue Nahrung 
gaben. Dem ehrenwerthen Kaufmann Hrn. Gehe, Chef der Handlung 
Gehe et Comp, und Hrn. Apotheker Trommsdorff in Er fürt,, welche 
in einer wahrhaft ausgezeichneten Ausstellung von Droguen und Präpara- 
ten uns Gelegenheit gewährten, hier Seltnes und Schönes zu beschauen und 
so in uns den Eifer anregten , unsere Sammlungen und Waarenbestände 
mit ausgezeichneten Mustern zu erweitern, sprechen wir unsern Bei- 
fall und unsere Achtung aus, wünschend, dass die Ueberzeugung liei 
ihnen eine Quelle vorzuglicher Versorgung für unsere Vorrätbe zu 
finden, ihnen zur thätigen Dankbezeugung werde. 

Den freundlich gesinnten Collegen wollen wir durch ein dank- 
bares Gedächtaiss ihrer Liebeserweisungen und Erwiedening derseibmi, 
wo sich uns Gelegenheit dazu sich bietet, die dankbarste Gesinnung 
beweisen. 

Unseren achtbaren Vereinsbeamten, welche mit seltner Bereit- 
willigkeit diese Generalversammlung in so hervorstehender Weise vor- 
bereitet und zusammengebracht, sei das Wort der innigsten Dankbarkeit 
geweihet, mögen sie ferner in unserer freudigen Anerkennung be- 
gründeter Verdienste einen Sporn mehr sehen, uns in der Erhaltung 
und Fortführung des Fiores unseres Vereins wirksam zu unterstützen ; 
vorzüglich schulden wir unserm würdigen Vicedirector und Ehren- 
mitgliede des Directoriums, Dr. Meurer, den lautesten Dank für seine 
uns hier wiederum so aufopfernd bewiesene Thätigkeit, dem Vereine 
auf fruchtbringende Weise zu nützen. Unsere Freundschaft und Hoch- 
schätzung möge ihn belohnen. 

Allen unseren verehrten Collegen, Ehrenmitgliedern und Mit- 
gliedern des Vereins , welche unsere Generalversammlung besuchten, 
dieselbe durch ihre Vorträge und Mittheilnngen interessant machten, 
danken wir innigst. Mögen sie für die Opfer, welche sie an Zeit 
HQd Kosten aufgewendet haben, reichlichen Ersatz finden in dem 



Veremszeüung. 99 

CSeniifse, den ein eeht einmäthiges Zusammeiibein mit einer grossen Zahl 
wfirdiger Wiisenscbafts - wie Facbgenossen gewfthrle uiid in der 
Erinnerung', wie unser Verein es sich angelegen sein Ifisst, immer 
mebr die schönen Zwecke seiner Stiftung zu erreichen, mögen die 
neu geschlossenen Bündnisse der Liebe und Freundschaft * dauernd 
sein und aus derselben für den Verein die innigste Anhänglichkeit, 
Treue und Förderung erwachsen , und mögen wir alle erwägen , wie 
Blätbe und Gedeihen unseres Vereins unter dem Segen von oben, dem 
Schätze der erhabenen Fürsten , dessen Fortdauer wir uns empfehlen, 
zunächst unser, der Mitglieder, eigenes Werk sein muss, denn nur 
da strömt der himmlische Segen hernieder, wo in Umsicht und Thfi- 
ligkeit der Mensch ein geistiges Leben erstrebt. 

SOy jneine Freunde und Collegen, lassenSie uns in würdiger Weise 
immer weiter zum schöneren Ziele vordringen, die Pharmacie zu er- 
heben zu einem Werke vom Geiste der Wissenschaft erleuchtet, ihre 
Jünger durchdrungen von dem Gefühle reiner Menschenwürde, welche 
vor allem sich kund giebt in der musterhaften 'Ausübung der Berufs- 
pflicht, sich ohne Egoismus hingiebt dem Dienste für Wohlfehrt der 
menschlichen Gesellschah. [Erst wenn wir dahin gekommen sein werden, 
dürfen wir sagen, wir sind dem Ziele nahe gerflckt. Darauf aber 
nässe unser Augenmerk alle Wege gerichtet sein. 

Wir scheiden aus der Stadt Dresden mit der Gesinnung der 
dankbarsten Anerkennung für alles Gute, welches uns in derselben 
zu Theil geworden und wünschen, dass des Himmels Gnade ihr im 
schönsten Maasse zu Theil werden möge. 

Den hohen Behörden für Verwaltung der Medicinal - Angelegen- 
heiten , welche gegenwärtig mit Ausführung einer neuen Gesetzgebung 
für Medicin und Pharmacie beschäftigt sind , sprechen wir den Wunsch 
ans, dass dieses Werk aus ihrer Hand als ausgezeichnetes Denkmal 
deutschen Fleisses , deutscher Umsicht und Strebens allen Betbeiligten 
gerecht zu werden, zum Segen des ganzen Landes und zum Muster 
fSir andere Staaten hervorgehen möchte. 

Das ganze Land Sachsen wolle der Herr, der Himmel und Erde 
schuf und erhält mit seinen Segnungen, beglücken. Wir empfehlen 
seinem Schutze den König, der stets geräuschlos, aber Wohlfahrt 
spendend waltet, über dem ihm anvertrauten Volke und rufen Uni: 
Gott segne, Gott erhalte Ihn! Die Generalversammlung ist 
geschlossen. 



Biographische Denkmale. 

Nekrolog. Gewidmet dem Andenken des Dr. Sertürner 
- in Hameln, bei Gelegenheit seiner Gedächtnissfeier in. 
der General - Versammlung des Apotheker - Vereins in 
Dresden; von Dr, Witting. 

Friedrich Wilhelm Adam Sertürner, Sohn des Fürstlich 
Paderbornschen Ingenieurs und Landbauinspectors Joseph Simon Ser- 
türner, wurde geboren zu Neuhaus bei Paderborn am 19. Juli 1788, 
sein Pathe war der Fürstbischof von Paderborn und Hildesheim ^- 
Friedrich Wilhelm. Er war der 3te von 6 Geschwistern, die ihn bis 
auf 2 vorangegangen sind, und wovon jetzt noch eine Schwester am 

7* 






400 



VermB^iüuttg. 



Leben tsl, indem ibni seine jüngste Schweslev im vorifeA Mre in 
die Ewigkeit folgte. 

In der Ortsschule zu Neahans erhielt »Sertürner seine Schul- 
bildung. Nachdem sein Vater früh gestorben war, ohne Vermögen sn 
Jiiotertassen, (auch sein Pathe Friedrich Wilhelm starb noch früher) 
konnte er eine höhere Schule nicht besuchen. Durch eigenen Fleiss 
und eine schon früh sich angeeignete weise Benutzung der Zeit, hatte 
er, geleitet von seinem treflflicben, wissenschaftlich gebildeten Vater, 
dasjenige zum Theil an Schulkenntnissen sich erworben, was die 
mangelhafte Beschaffenheit der Ortsschule ihm nicht gewahren konnte. 

Anfangs hatte er s;lch für das Baufach bestimmt, und beschäftigte 
sich mit den Anfangsgründen der Baukunst und Geometrie. Ifach den» 
Tode seines Vaters aber beschloss er sich der Pharmacie zu widmen. 
Er trat Michaelis 1799 seine Lehre bei dem wissenschaftlich gebildeten 
Hofapotheker F. A. Cr am er in Faderborn an und vollendete dieselbe 
in 4 Jahren zu Michaelis 1803, von dieser Zeit bis Ostern 1806 ver- 
^sah er in derselben Apotheke die Stelle eines Gehfilfen. Er erwarb 
sich während seines Aufenthalts im Cramer'schen Hause die Liebe 
und das besondere Vertrauen seines Lehrers. Der Landphysikns Dr. 
J. Schmidt bezeichnet ihn in dem von diesem ausgestellten Zeugni&se 
über seine Lehre, nach der angestellten Prüfung , als eüien boffnungs^ 
vollen mit trefflichen Kenntnissen ausgerösteten jungen Mann. Schon 
gegen das Ende seiner Lehre, während seines Aufenthalts in Pader- 
born, beschäftigte er sich mit wissenschaftlichen Arbeiten und lieferte 
mehrere Aufsätze in-Trommsdorff*s Journal der Pharmacie« Die 
ihm von T rom ms dorff gewordene Aufmunterung erkannte er noch 
später rühmend an, derselbe gab ihm noch später thätige Beweisis 
seiner Theilnahme, als Serturer einmal den Wunsch, ausgedrückt 
hatte 'nach Preussen zurückzukehren. 

Ostern 1806 nahm er eine Gehülfenstelle in der vormaligen Raths*- 
Apotheke in Einbeck bei dem damaligen Rathsapotheker Hink an, und 
blieb daselbst bis Ostern 1809. Auch in dieser Stellung erwarb er 
sieh das volle Vertrauen seines Principals so wie dessen Liebe und 
Achtung. -Er hatte sich hier allgemeine Liebe erworben, und nmas 
es als eine Folge dieser Zuneigung und des besondern Vertranen« 
angesehen werden, dass es ihm von den damaligen Behörden örJiHibt 
wurde, nachdem zuvor die Administration der hiesigen Rathsapotheke 
aufgehoben worden war, hier eine zweite Apotheke zn etablirea. 

Hier arbeitete er 1806 an der Beantwortung der, vom National- 
Ihstitnt zu Paris bekannt gemachten Preisaufgabe über Galvanismns, 
wie mehrere Schreiben des Instituts ans den Jahren 1807 und 1808, 
Del ambro unterzeichnet, darthun. Seine Abhandlung halte dßs Motto : 
f^non tarn perficiendi spey quam experiendi voluntate.^^ 

Ib dieser Zeit, und bevor Davy*s Entdeckung auf dem Conti- 
nente bekannt geworden war, hatte Sertürner nachgewiesen, dass 
das Kali das Oxyd eines Metalles sei, aber Gehlen hatte die Ab- 
handlung Sertürner*s diesen Gegenstand betreffend, nicht in sein 
Journal aufgenommen. 

Mit den Vorarbeiten zur Einricbtang der neuen Apotheke war 
er im Sommer 1S09 beschäftigt nnd wurde dieselbe Michaelis 1809 
«röfoet. Aueh in diesem neuen Verhältnisse, wohin ihm das Vertraaen 
seiner Mitbürger folgte, erwarb er sich durch strenge Rechtschaffen- 
keit einen allgemeinen Ruf, und sein Geschäft erreichte einen kaum 
orwitfteteft Umfang. 



-V' 



*•• 






Vereinszeiiung. AM 

Nttchdem die Einrichtang seiner Apotheke vollendet war, be- 
notete er seine Hase wieder za wissenschaftlichen Arbeiten. — 

Er stellte Versuche mit der Salzsäure und dem Chlor an, welches 
letxtere er mit mehreren andern Chemikern bis zum Jahre 1824 noch 
als zusammengesetzt und die Salzsäure , analog den andern ähnlichen 
Säuren y als zusammengesetzt aus einem Radical und Sauerstoff be- 
trachtete. — Er correspondirte in den Jahren 1808 -^ 1812 häufig 
mit Gehlen und Schweigger, in deren Zeitschriften sich Yon ihm 
mehrere Abhandlungen finden. - 

Seine Versuche über Galvanismus nahm kr in den Jahren 1812 
bis 1814 von neuem auf. Im Jahre 1814 begann er auch seine Ver- 
euehe znr Verbesserang der Geschütze (Kanonen nnd Gewehre) die, 
bis er zu höherer Vollendung berufen wurde, von ihm fortgesetzt 
wurden. Kurz vor seinem Tode hatte, er eine Einladung nach Han- 
nover bekommen, um die Versuche in Gegenwart von Sachverständigen 
EU wiederholen. 

Iin Jahre 1814 und 1815 beschäftigte ihn auch eine für die Kriegs- 
Harine bestimmte Arbeit. 

. In das Jahr 1815 gehört auch die Entdeckung des Morphium» 
und der Hekonsäure , welche Arbeit ihn schon seit dem Jahre 1804 
beschäftigt hatte, weshalb ihm das Institut de France am 27. Juni 1831 
in öffentlicher Sitzung einen Preis von 2000 Francs zuerkannte, der 
Baron Cuvier drückt sich darüber in dem Schreiben dea Instituts 
wie folgt aus; „pour atoir reconnu la nalure alcaine de la morphine^ 
et avoir ainsi ouvert une tote qui a produU de grandes decouvertes 
midicales,^* 

Sertürner sagte mir damals (1815) schon, dass ähnliche Körper 
wie das Morphium sich in verschiedenen anderen Pflanzen, welche 
durch besondere Wirkung nuf den thierischen Organismus sich aus- 
zeichnen, finden würden. 

Mit Untersuchung über Aetherbildung war er 1816 und 1817 be- 
schäftigt, das Ungenügende der bisherigen Erklärung über die Aether* 
bildung hatte er längst erkannt. 

Am 4. März 1817 ernannte ihn die Societät für die gesammte 
Mineralogie in Jena zum auswärtigen Mitgliede, und am 10. Juni des- 
selben Jahrer wurde Sertürner von der philosophischen Facultät 
der Universität Jena zum Doctor Philosophiae creirt. 

In den Jahren 1818 — 19 und 20 arbeitete er an seinem, unter 
dem Titel: „System der chemischen Physik^^ erschienenen Werke, wo- 
von der I. Band 1820 und der II. Bd. 1822 erschienen ist. Im Jahre 
1820 erschien auch von ihm : „Kurze Darstellung einiger Erfahrungen 
über Elementaf-Attraction^* u. s. w. 

Eine Aendernng der hiesigen Verhältnisse bewirkte seinen gegen 
das Ende des Jahres 1820 erfolgten Abgang von hier nach Hameln^ 
und die Uebernahme der dortigen Apotheke auf Veranlassung der 
Königlichen Provinzial - Regierung in Hannover. Wie in Einbeck, so 
hat er sich auch dort die allgemeine Achtung erworben. 

Im Anfange des Jahre» 1821 am 21. Januar vermählte er sieh 
mit seiner noch lebenden Gattin, einer Tochter des Obristlieutenants 
von Retiberg, mit welcher er in höchst glücklicher Ehe lebte^ 
tmd aus welcher 6 Kinder, zwei Söhne und vier Töchter, noch am 
Leben sind; oft hat et mir mit den hellesten Farben das GlUck ge- 
schildert, welches ihm durch diese Verbindung bis an das Ende seines 
Leben» au Theü geworden war. 



1QS Vemnsz^ung, 

Ser turner hatte eine besondere Gabe, seinen Eteten unser Fach 
]ieb und werth zu machen und sie für dasselbe ganz zu gewinnen. 
Er lebt in den Herzen derselben fort, und sie erkennen es mit den 
Gefühlen des unauslöschlichen Dankes , dass er an ihrem Glucke einen 
wesentlichen Antheil hat. Der göttliche Funke ,,WohUuthun^' war 
ihm zu Theil geworden, und an dem Gläcke Anderer zu bauen, war 
ihm die grösste Freude. 

Seine spätem Abhandlungen sind folgende: ^ 
1) Die neuesten Entdeckungen in der Physik, Heilkunde und Chemie. 

8 Hefte. 1836, 28 und 30. 
!3) Einladuisg an Staatsbehörden und Gesnndheitsbeamte , hinsichtlich 

der Anwendung eines neuen Heilverfahrens u. s. w. 1826. 

16 Seiten. 

3) Einige Belehrungen für das gebildete und gelehrte Fablicam. 
18S8. 56 Seiten. 

4) Blicke in die Gegenwart und Zukunft mit Beziehung auf die 
orientalische Cholera. 12 Seiten. 

5) Oxy- Morphium (Extract. morpkii) enthält mehrere Artikel, als 
über Chinioidin u. s. w. 22 Seiten. 

6) lieber die Ha^uptursache des grösseren Theils unserer Natar- 
erscheinungen u. s. w. 

In den Zeitschriften Hufelands, fiuchner's, den Annalen der 
Chemie und Pharraacie, und im Archiv finden sich noch mehrere 
Abhandlungen von ihm. 

Die nachstehenden Gelehrten - Gesellschaften haben Sertürner 
zu ihrem Mitgliede erwählt: 

1) Die JViederrheinische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde zu 
Bonn, am 3. August 1824. 

2) Die Gesellschaft zur Beförderung der gesammten Naturwissen- 
schaften in Marburg, am 27. März 1825. 

3) Die Societas tnedico^chirurgica Berolinensisy ex decreto regio 
Hufelandiana dicta. Berolini^ datum die X. Mart, 1836» 

4) Die Batavische Gesellschaft für Künste und Wissrenschaften in 
Batavia, am 29. März 1837. 

5) Die pharmaceutische Gesellschaft zu Lissabon, am 29. Sep- 
tember 1839. 

6) Die Gesellschaft für die gesammte Mineralogie in . Petersburg,- 
am 9. Januar 1839. 

7) Die Academie Royale de Medecine zu Paris, am 31. März 1839. 

8) Der Apothekerverein in Norddeutschland , zum Ehrenmitgliede, 
am 11. Mai 1840, zu dessen ersten wirklichen Mitgliedern er 
flchon seit dem Jahre 1820^ gehört hatte. 

Es sei mir erlaubt,. Mittheilungen über Sertürner, in Betreff 
seiner literarischen Thätigkeit, hier aufzustellen, die gewiss jedem 
Naturforscher von Interesse erscheinen werden. Möchte aber hier 
tneine Fähigkeit, um alle die Verhältnisse zu schildern, welche diesen 
geachteten und tief denkenden Naturforscher während der so thätigen 
Laufbahn begleiteten, grösser sein. 

Das erste Verdienst, welches sich Sertürner erwarb , beruhete 

in der Entdeckung des Morphiums, welches aus einer Analyse des 

Opiums hervorging, so wie bald darauf auch die Gegenwart der 

'Mekonsäure von ihm dargethan ward. --* Es war dieses im 

Jahre 1815 — 16 nnd seine Arbeiten dieierhalb wurden Gilherl'i 



Veremszeitung. 403 

Annalen einverleibt. — SehT hSufig hat sich Sertürner, aach in 
Schriften , darfiber beschwert, dass Gilbert anfangs seinen Arbeiten 
nicht das Verdienst zukommen h'ess, dessen sich dieselben zn erfrenen 
haben mussten, und namentlich dass derselbe mit einer verspäteten 
Anzeige hervortrat, wodurch dem Verewigten gleichsam die Priorität 
entzogen werden konnte, da bekanntlich Derosne ahnltche Unter- 
suchungen unternahm, und von Seiten der französischen Journale die 
Priorität dieser so wichtigen Entdeckungen unserm Landsmann streitig 
gemacht werden sollte. — 

Sertürner hatte wiederholt mitgetheilt, dass seine Arbeiten, 
durch Gilbert anfangs wenig heachtet ,# unabhängig von denen De- 
rosne' s waren, und hauptsächlich von ihm^das Opium als Gegen- 
stand seiner Forschungen gewählt sei, um hier vielleicht den so viel- 
fiieh besprochenen eigenthümlichen Stoff der narkotischen Substanzen, 
im mehr gefesselten oder vielmehr isolirten Zustande kennen zu lernen. 
Die Entdeckung der Mekonsäure veranlasste bei ihm schon die Schluss- 
folge, dass gewiss nicht nur allein in den narkotischen, sondern 
selbst auch in allen Pflanzen, welche sich durch besondere medicioische 
Eigenschaften characterisiren , eigenthumliche Substanzen gedachter Art 
zugegen sein möchten, welche wohl eine eigene Reihe im chemi- 
schen Systeme einnehmen, und von denen die heroischen Wirkungen 
solcher Pflanzen abhängig sein dürften die man als ,^narkotiscbe^^ 
bezeichne. — 

Diese Theorie gab zu manchen Discussionen Veranlassung. Man 
hatte die narkotischen Eigenschaften theilweise von einem fluchtigen 
Stoffe, auch andererseits sogar von der Gegenwart metallischer Sub- 
stanzen herleiten wollen, die man in der Asche solcher Vegetäbilien 
entdeckte , oder zu entdecken glaubte. Hier stand zunächst Kupfer in 
Verdacht, welches namentlich in einer Reihe von Solaneae^ so auch 
der Asche einiger Umbelliferen vorkommen sollte. — 

Sertürner und Derosne ^ halten so der Phytochemie ein 
weites Feld gebahnt, und durch die vorgedachten Entdeckungen, 
denen auch bald physiologische Erfahrungen folgten, manches Dunkel, 
welches bisher in dieser Beziehung obwaltete, zerstreut. Doch diese 
Forschungen erregten bald ein neuere» Interesse, als Pelletier und 
Caventou bei Untersuchung der Chinarinden in diesen ähnliche 
Stoffe entdeckten , deren Eigenschaften in physiologischer Beziehung 
ganz mit denen im Einklänge standen, die man bei den rohen Rinden 
selbst bemerkt hatte. — Chinium und Cinchonium behaupten neben 
Morphium auch in ihren salinischen Verbindungen noch heute' stets 
den früher ihnen angewiesenen Platz. Die Alkaloide wurden hier- 
durch der Reihe chemischer Substanzen einverleibt, und später durch 
die Elementar-Analysen ihre Classification veranlasst. Zunächst wurde 
den narkotischen Vegetäbilien eine besondere Aufmerksamkeit gewid- 
met, und die Verdienste von Brandes, Geiger, Pelletier, Merk, 
Wiltstock, Liebig, Runge etc. in Betreff der Entdeckung solcher 
Substanzen (oft verknüpft mit Schwierigkeilen) sind allgemein be- 
kannt. — Wicht allein die Solaneae^ Umbettiferae^ sondern auch die 
Ranunculaceae , Strycknaceae etc. wurden ein Gegenstand der Auf- 
merksamkeit. Den Alkaloiden folgte bald die Entdeckung einer Reihe 
von PflänzensSuren , welche jene begleiteten. — 

Wir gehen zunächst zu einer andern literarischen Arbeit Ser- 
' türners über, die aucli ich theilweise unter dessen Aufsicht ver- 
folgte. Ich meine die Theorie über Aetherbildung, und zunächst über 



401 VereiMxeittmg, 

Bildting der ScbwefelwefniBfiareii , tin merkwürdiger AbsehniU i& d«qr 
Geschichte der Chemie •— welcher den Ghenlikeru Ver«nl9ssiiDf dar* 
bot, polche Forschnngen zu unternehmen , welche ein helleres Ltchl 
über Aetherbildung verbreitete *). 

Hier sei es mir nun erlaubt, da ich unmHtelbar nach Sertür- 
ners Entdeckungen in Betreif der Schwefelweinsäure seine Yersuebo 
wiederholte, und mich längere Zeit mit ihrer Darstellung, so auch 
mit ihren Verbindungen beschäftigte, über diesen Gegenstand etwas 
Näheres anzuführen , und sehr angenehm wird es mir sein , wenigstene 
was die jungen Pharroaceuten betrifft, hier vielleicht einen ffir da- 
malige Zeit nicht unwichtigen Beitrag , rüeksichtlich der Aetherbildttiig 
geliefert zu haben. — > Serturner beschäftigte sich zuerst mit der 
Sättigungscapacität verschiedener alkalischer Substanzen gegen Schwe- 
felsäure unter mannichfach abgeänderten Verhälthissen. ^ Er fand 
die von Klaproth angegebene des Baryts und Kalkes zur Schwefel- 
säure bestätigt — und es war ihm interessant zu ermittelq, dass im 
Vergleiche des Wassers, der Weingeist hier eine diiferente Rolle 
spielt. — Sertürner fand nämlich, dass ein Gemisch von Schwe- 
felsäure und Alkohol , welches , obgleich schon von selbst eine er- 
höhete Temperatur annehmend , auch bei gewissen Wärmegraden an- 
gefertigt durch die Eigenschaft charakterisirt »ei^ mit Wasser vermengt, 
rücksichtlich seiner Sättigungscapaeität gegen Alkalien , alkalische £r-r 
den etc. in Betreff einer wässerigen Mischung der Schwefelsäure, in 
Betreff jener verloren zu haben, so, dass hier also eine geringere 
Menge der Basis zur Sättigung erforderlich sei. Sehr interessant waren 
zunächst die Versuche mit solchen basischen Körpern angestellt, welche 
mit der Schwefelsäure schwer auflösliche Verbindungen erzeugten -^ 
namentlich Calcium- und Baryum-Oxyd, denen' dann auch Blei*-, 
oxydhydrat folgte. — 

Wenn man nämlich eine gewisse Menge der Schwefelsäure In 
einer alkoholhaltigen Mischung mit Wasser verdünnt, mit kohlensaurem 
Baryt sättiget (auch mit reinem kohlensauren Kalk) und. demnächst 
die Masse mit einer grosseren Menge (stets reinem) Wasser verduont, 
auspresst, und demnächst das Flüssige durchs Filtrum trennt, sß wird 
man hier beim abfiltrirten Fluidum die charakteristische Eigenschaft 
wahrnehmen, dass die sonst so äusserst empfindlichen Reagentien für 
Schwefelsäure, oder für deren Combinationen hier durchaus unempfind- 
lich erscheinen, und namentlich mit Barytsolutionen, .auflöslichen Blei- 
salzen u. s. w. keine I^iederschläge hervortreten, mithin eine be- 
sondere Modification der Schwefelsäure gedacht werden muss. Das 
gebräuchliche Elixir acidum Halleri der Apotheken gab Veranlassung, 
in dieser Beziehung eine grössere Reihe von Versuchen zu verfolgen, 
die stets darauf hindeuten: „Wie die Sättigungscapacität der Schwe- 
felsäure durch Einwirkung des Weingeistes auf die basischen Oxyde, 
bedeutend verändert werde, und namentlich, dass auch eine mehr 
erhöhete Temperatur hierzu wesentlich beitrage. <' — 

Sertürner unterschied drei verschiedene Arten von Schwefel- 
weinsäuren, nämlich die erste, zweite und dritte. Er beieeichnete ne 



Sertürners Arbeiten hierüber sind niedergesehrieben in Gil- 
berts Annalen, Trommsdorff's Journal, Jahrbuch der Phar- 
macie und namentlich in seinem Werke: ««Universalsysten der 
Elemente.« ' 



Venilrm0üung. i^ 



mit de» Nasien Addnm pro^demUh-iritoe'^mothiotiicum (den gr, mito^ 
und diHOP entoMnineii). Er faod, dass eiae erhöhet« Temperatur 
«chOB hinreiche» den achwefelsauren Kalk oder Baryt in serlegen, 
und hier namentlich, wenn die Flüssigkeiten, worin schwefelwein- 
sMirer Kalk sich befindet, bei höherer Wärme verdunstet wird. — 
Es sondert sich in diesem Falle freie Schwefelsäure und Kohle,, und 
den Verhältnissen nach , schwefelsaurer Kalk oder Baryt. Die Erstere 
-kaon sodann durch die betreffenden erdigen Alkalien wieder gebunden 
werden* — Unter den Versuchen, welche ich ^wiederholte ^ fand ich 
namentlich bestätigt , dass die Krystallisatjon der scbwefel Weinsäuren 
^l$e am sweckmässigsten unter dem Recipienten der Luftpumpe, und 
»war unter Mitwirkung der Schwefelsäure statt findet. Die Tempera- 
tur darf + 30® R. nicht überschreiten, ohne eine Zerselanng b^-* 
f drehten zu mässen. 

Die Schwefelweinsäure selbst, wird nach Sertürner schon durch 
Zerlegung des scbwefel Weinsäuren Kalkes mit verdünnter Schwefel- 
säure dargestellt. Die nach oben angegebener Vorschrift war die 
Erste — die Zweite bildet sich bei wiederholter Behandlung des 
Schwefelsäarehaltigen Rückstandes vom Aether mit Alkohol, die 
Dritte sodann, wenn der erschöpfte Aetherrückstand längere Zeit der 
atOM^sphäriscben Luft ausgesetzt gewesen ist, um hier aufs Neue durch 
SauerbtoffgaA Absorption, kräftiger für Aetherbildung lu wirken. -* 

So sdiarfsinnig der verewigte Naturforscher diese Theorien ent- 
wickelte, so ist's bekannt, dass manche derselben angefeindet wur- 
den» und hier zunächst, was die Unterabtheilungen der Schwefel- 
weinsäuren anbelangte. Eben so wenig ist aueh in Abrede zu stellen, 
dass manche seiner scharfsinnigen Hypothesen i(u den neueren Theorien 
über Aetherbildung den Impuls gaben, dann auch wie Andere, gleich- 
zeilig von ihm aufgestellte Hypothesen jetzt einer näheren Beleuch- 
tung für würdig erachtet wurden, wie bereits Dr. Nolte in seiner 
Biographie Sertürner 's, und zwar was die therapeutisch - physiO" 
logischen Forschungen anbelangt, erwähnte. 

Sertürner hatte vorzugsweise auch pyrochemischen Forschun- 
gen sein Augenmerk gewidmet. Indem derselbe Lavoisier's u. A. 
Versuche verfolgte, ward die Vermuthuag von ihm aufgestellt, dass 
Feuer in mehr oder weniger gefesselten Zustande, anch zugleich, hier 
manchen Modificationen unterworfen, namentlich als Feueroiyd eine 
wichtige Rolle zu spielen im Stande sei, und namentlich bei den Ex- 
plosionen. ^ Ref. dieses hatte Gelegenheit, Versuchen beizuwohnen, 
welche der Verewigte mit Geschütz anstellen Hess, um besonders 
durch den eigenthümlichen Bau desselben eine erhöhete Wirkung 
hervorzubringen, wobei die Eriilärnng von ihm ausging (vergl. Be« 
richtigangen 'in der Chemie und Physik, Vandenhoek, Göttingen 
1821 etc.)) dass hier eine vermehrte plötzliche Evolution der Ele- 
mente weniger durch Zusammensetzung des Schiesspulvers (oder 
anderer Fulminate) als durch die Constmetion der Geschütze zu hoffen 
sei. Den Pyrophoren ward von ihm eine beaondere Beachtung ge- 
widmet. 

Seine Schriften angezeigter Art (hierzu das Journal, betitelt: Die 
neuesten Entdeckungen in der Physik und Heilkunde, Vandenhoek, 
Göttingen) verfolgten nicht nur allem die namhaft geroachten Gegen- 
stände, sondern erstreckten sich zudem noch auf Therapie. Es ist 
nicht zu läugnen, dass manche acharfsinnige Theorien, so wie anch 
richtig Dr, Jf olle bemerkt» hier der IfachweU aar nähoroi Benrtjiei- 



^<N5 Veremsz^hmg. 

luwg» aberlassen aind, and schon Serturner während seiner irdisclieii^ 
laafbahn dieserhalb manche Anfeindangen zu bekftmpfen hatte. 

Die Krankheiten selbst beleuchtet er nicht selten von einem 
elektro-chemischen Standpuncte und sucht hier in den entgegengesets- 
ten Polaritäten die Quelle der Krankheit sowohl, als auch ihrer Hei- 
lang. Mir ist es, aus Mangel an Kenntniss in dieser Beziehung nicht 
vorbehalten, desfalls ein Urtheib abzugeben. 

Rein physische Gegenstände^ waren ferner seinem Nachdenken 
gewidmet. — Hierher gehört namentlich die Lehre über das Lichi, 
dessen chemischer Einfluss von ihm wiederholt erforscht wurde. Wenn 
vielleicht weniger der optische Theil seiner Beschreibungen Anklang 
fand, oder vielmehr die neueren von ihm aufgestellten Theorien den 
bisherigen nicht im Allgemeinen vi)rgezogen wurden, so war nicht 
selten die Theorie mit solchen Thatsachen begleitet, dass sie die all- 
gemeine Aufmerksamkeit erregen mussten — und hier war vorzugs- 
weise der chemische Einfluss des Lichtes bei manchen technischen 
Operationen, so beim Bleich- und Vegetationsprocesse u. s. w. her- 
vorgehoben. Der Bleichprocess ward von ihm in einer etwas modi- 
ficirten Form erklärt. — Statt, wie wohl anzunehmen ist, dass das 
Licht zerfegend auf Wasser einwirke, und sodann der Sauerstoff eine 
Verbindung mit der kohlehaltigen Substanz eingeht (als CO oder 
CO^), auch unter Mitwirkung des Chlors eine raschere Zerlegung 
des Wassers erfolgt, sucht Sertürner noch die Mitwirkung des 
Sauerstoffes als Feueroxyd in Anspruch zu nehmen, und unter gewis- 
sen Verhältnissen dessen besondere Einwirkung zu erklären. Hiermit 
in Combination stellte er auch den Respirationsprocess der Thiere, 
und entwickelte manche scharfsinnige Theorie über Absorption der 
'Gasarten durch die Vegetabilien, welche zu deren Ernährung dienen, 
and wie auch hier das Licht einen permanenten Einfluss äussere. 
Manche dieser Ideen reihen sich den von Liebig aufgestellten an, 
besonders was auch die Verhältnisse zur Bildung der Alkaloide an- 
belangt. 

Hiermit schliesse ich den Nekrolog. — Ich, als Einer seiner 
ältesten Freunde und Verehrer, hege den Wunsch, dass die hoch- 
geehrte Versammlung die hier ausgesprochenen Worte freundlich 
und nachsichtsvoll aufnehmen woUie. 



Dem Andenken eines EkrenmanneSy des Apothekers Graf 

in Weissenfeis. 

Sie haben einen guten Mann begraben! 

Am 11. d. M« in früher Morgenstunde entschlief Friedrich Graf, 
Besitzer der hiesigen Apotheke zum Mohren. Der norddeutsche Apo- 
theker-Verein verliert an ihm ein geachtetes Mitglied, ich verliere an 
ihm einen Freund, denn mit ihm aufgewachsen — wir waren Milch- 
brüder (hatten eine Amme) — verfolgten wir ja ein Ziel. 

Friedrich Graf wurde geboren den 9. Decbr. 1798, Nach Voll- 
endung der Schulbildung erlernte derselbe die Fharmacie in der Apo- 
theke seines Vaters, des frühem Besitzers seiner Officin, stndirte 
später in Berlin, von wo ihn der frühzeitige Tod seines Vaters jedoch 
bald zurückrief und ihn bestimmte das Examen eiligst in Magdeburg 
abzulegen, um das Geschäft übernehmen zu künnen. Nächst seinem 
Berufe widmete er sich vorzugsweise dem botanischen Studium, später 



Veremsxeitung. '407 

mit Vorliebe der loflectenkuiide, so daäs die Kinder der Flora darch 
die auf ihnen lebenden Bewohner doppelten Reia für ihn hatten« 
Nftchstdem lag ihm die Verwallung seines nicht unbedeutenden Ver- 
mögens ob, welches letztere ihm gestattete, manchen seiner Mitbürger 
xo unterstützen. Das öffentliche Vertrauen erwarb ihm befEinfäb- 
rnng der Stadteordnung die Aufnahme in die Reihe der Stadtverord- 
neten, später das Amt eines Schiedmannes und Mitgliedes des Magi- 
strats, welche letztere Aemter er bis zu seinem Tode bekleidete. 
Gesund kehrte er mit seiner Gattin und mir von der Dresdener Gene- 
ral-Versammlung zurück, gemüthlich feierten wir noch zusanunen das 
Gehülfen-Jubilium in Hohenmöisen, uns gemeinschaftlich erfreuend bei 
dieser Gelegenheit unsern verehrten Herrn Ober-Director Dr. Bley 
und Herrn Director Dr. W i 1 1 i n g in unsern Mauern zu sehen, als 
einige Zeit darauf eine leichte Erkältung den Verewigten an das Bett 
fesselte, von dem er in Folge zugetretenen Gehirnleidens nicht wieder 
erstand. 

Er hinterlässt eine traurende Gattin und. vier Kinder, von denen 
swei sich der Pharmacie widmen. 

Durch anspruchsloses Wese^ hat er sich ein bleibendes Andenken 
erworben, die zahlreiche Begleitung bei der heute erfolgten Beerdi- 
gung liefert den sprechendsten Beweis für die Wahrheit des Ge- 
sagten. 

Weiflsenfels den 14« Nov. 1845. Lindner. 

Bei deir Versammlung in Dresden und unserm Aufenthalte in 
Weissenfeis lernten wir den verewigten CoUegen Graf persönlich 
kennen und schätzen und bedauern herzlich den frühen Verlust dieses 
Ehrenmannes. Dr« Bley. Dr. Witting. 



Nekrolog. 

Der Apotheker Ritter in Schönebeck starb am 36. Novbr. 
a. c, wir betrauern in ihm einen theuern Verwandten und rechtschaf- 
fenen Mann. 

Otto Wilhelm Lebrecht Ritter war geboren den 15. De- 
cember 1793 in Calbe a. d. Saale. Er erkielt seine Schulbildung in 
Halle auf der grossen Schule des Waisenhauses ; nach seinem Abgange 
von dort trat er bei dem ehemaligen Apotheker R a ben h o r s t in Naum- 
burg in die Lehre. Nach vollbrachter Lehrzeit conditionirte er meh- 
rere Jahre, in Oschatz, in Göttingen, bei seinem Vater in Eisieben, in 
Altona und zuletzt in Berlin ; hierauf machte er, nachdem er in Berlin 
ein Jahr studirt hatte, sein Staatsexamen, war gut bestanden und 
fibernahm kurz darauf im Jahre 1822 die Mohren- Apotheke in Schöne- 
beck. Er war ein wissenschaftlieh gebildeter, guter praktischer Apo- 
theker und in den übrigen Naturwissenschaften wohl bewanderter 
Mann. Friede seiner Asche! F. Baldenius. 

Dessau den 4« Decemb. 1845. 



Veränderungen in den Kreisen des Vereins. 

Kreis ämden. 
An die Stelle des verstorbenen Hrn. Collegen Schuirmann in 
Anrieh ist Hr. College von Senden jun. getreten. 

Hr. Apotli* A, G. Detmera in Timmel ist eingetretfii. 



m Vermixniuing. 



Blankeniursf, 
Es Irin «tti: Hr. Apoth. Meyer in Brome. 

Kreis Creuithurg, 

Ef igt ausgetreten: Hr. Apoth. Brett ig in Canstadt. 
Eingetreten: Hr. Provisor Seidel daselbst. 
» • » Hr. Apoth. Koch in Oppeln. 
> » » Hr. Fincke in Betten. 

Im Kreise Sondershausen, 

Hr. College Grftpner in Greusaen acheidet ans. 

Ea tritt ein: Hr. College Schuster in Grosa Ehrich. 

Im Kreise St. WendeJ, 

Hr. Apoth. Riegel ist an die Stelle des nach Carlsruhe gezo- 
genen Hrn. Dr. Riegel zum Kreisdirector erwählt, nachdem er als 
Mitglied eingetreten war. 

Im Kreise Paderborn. 
Eingetreten: Hr. Apoth. Fisch haupt in Rhaden. 

Im Kreise Naumburg, 

Verstorben: Hr. Apoth. Graf in Weissenfeis. 

Im Kreise Hanau, 

Eingetreten: Hr. Dr. JuL Hoffmann ia- Bad Homburg. 
» » » Hr. Hof- Apotheker Thuquet in Homburg vor 

der Höhe, 

Im Kreise Osnttbruck. 

Hr« Apoth. von Lengerken in Ancum ist wieder eingetreten. 

Im Kreise Herford, 

Eingetreten: Hr. Apoth. Klinge mann in Stadthagen. 

Im Kreise Dessau, 

Der Apoth. Ritter in Schönebeck iat durch den Tod ausg«- 
achieden. 

Im Kreise Bemburg* 
Hr. Apoth. Kettler in Cöthen scheidet aus. 

Im Kreise Eisleben, 
Ea scheiden aus: Hr. Apoth. KühAe in Frankenhausen. 
t » » Hr. Apoth. Drechsler in Sangerhausen. 

Es tritt ein: Hr. Apoth. Höltzke in Sangerhausen. 

Im Kreise Weimar, 
Ea ist eingetreten: Hr. Apoth. Planer in Stadt Sülze. 
Mit Januar 1847 will wieder auftreten : Hr. Apoth. Milarch in 
Berka. 

Im Kreise EiftÜ 

acheiden ans: Hr. Ibach in Stadtkyll und Hr« Romann in 
Nenerburg. 

um Kreise Sonn. - 

Es tritt ein: Hr. Apoth. Eich in Beuel. 
Es scheidet aus: Hr. Po lex in Neuwied. 

Im Kreise Cöln, 

Hr. Apotk. Ldhr in C^ iai anm Kreiadiiwaor arwtklt. 



Veremsxeihmff. 400 

Im KteUe Minätn 

ist eingetreUn : Hr. A)M>th. Rike su NeuMlzwerk. 

Im Kreise Tarnowit* 
ist der Kreisdirector Hr. College Cochler^ seinem Ansuchea gemäss, 
wegen eines Aogenleidens von den Geschäften eines Kreisdirectors 
entbanden unter Danksagung für die geleisteten erspri esslichen Dienste 
and an seine Stelle 4er von den Kreismitgh'edern erwählte Hr. College 
F ritze in Rybnik zum Kreisdirector bestellt worden. 

^ Im Kreise Breslau 
sind die Herren Collegen : Müller, Hede mann, Hähne, Hüh- 
ner, Friese und Geisel er mit Diplomen versehen. 

' Im Kreise Cohurg, 

Eingetreten: Hr. Apotheker Kröbel in Schleusingen. Ferner 
Hr. Apoth. Hoffmann in Römhild, früher in Neumark, und Hr. 
Apot)ieker Gonnermann in Neustadt, früher in Zie'genheim in 
Hessen. 

Hr. College* Lehmann in Neustadt an der Heide ist «lit Tod« 
abgegangen. 

^ Im Kreise CasseL 

Eingetreten: Hr. Apoth. Hübner in Witsenhansen. 

Im Kreise Königsberg, 
Hr. College Becker in Tscherscherzig geht aus dem Kreise, durch 
seine Uehersiedelung nach Schwiebus in den Kreis Sonnenbarg ' über. 
Hr. Crnsius in Freien wal de ist durch den Tod aüsges<5hieden. 

Im Kreise Arnstoalde, 
Hr. Ackermann in Landsberg scheidet aus: Hr. Ralcke da- 
selbst tritt ein. 

Im Kreise Priiiwaüt. 
Hr. Mundt in Wittstock tritt aus. 

Im Kreise Berlin» 
Die Herren Collegen Beyrich, E. Meyerhoff und Voigt, 
welcher letzterer bereits Mitglied in Salswedel war, treten eis. 

Im Kreise Ruppin. ^ 

Hr. Looff in Neu-Rappin tritt mit Schluss des Jahres 1846 aus. 
Hr. Arend dasdbst tritt ein. 

Im Kreise Sonnenhurg. 
Hr. Hildebrandt in Göritz tritt aus. Hr. Becker in Schwie- 
bur tritt ein. 

Im Kreise Emmerich. 

Hr. Apoth. Herrenkohl in Cleve ist. zum Kreisdirector erwäjbk. 

Hr. Medicinalrath Dr. Müller hat seine Stelle als Vicedireet<nr 
niedergelegt, nach dem Verkaufe seiner Apotheke und beabsichtigter 
Veränderung seines Domicils. Das Directoriiim bat mit Dank seinen 
Eifer für das Beste des Vereins anerkannt nnd solches schriftlich bei 
seinem Scheiden ausgesprochen. 

Im Kreise M4hlheim. 

Hr. College Kloesne ist seinem Wnnsche gcniss seines AnMi 

als Vicedirecter eniboben und indem da« Directoiium seine stets et* 

frealaelie Fürserge füv den Flor de« Verein» nai gebührendem Danke 

anafkaHBl hat^ dut es sich seines Bdstandec fAf das Beste des VeMiaa 

.kotaiAliofci fatiieK mdotmm. . 



140 Verems%0Üung. 

im Kreiit Etsen, 
tir. College Flashoff ist auf seinen Wunseh von dem Amte 
eines Kreisdirectors unter Danksagnng entbunden, und an seiner Stall 
Hr. College Bieg man in Duisburg zum Kreisdirecter bestellt. 

Das Vieedirectorium am Rheine 
ist dem Hrn. Hofapotheker Sehlmeyer in Cöln abertragen, welches 
alle rheinischen Kreise umfasst. 

Ehrenmügliedschaft. 

Der Apotheker Hr. Dr. Riegel in Carlsrühe ist zum Ehrenroit- 
gliede des Vereins erwählt. . 

Notizen aus der General -Correspondenz des Vereins. 

Von Hrn. Geh. Ob.-Bergcom. Dr. Du M^nil wegen seiner Bemer- 
kungen über Directorialbericht. Von Hrn. Dir. Dr. Geiseler wegen 
Entsrchadigungsvereins und Statuten dazu. Von Hrn. Kreisdin M ü 1 1 e r 
wegen Kreisversamminng in Paderborn. Von Hrn. Kreisdir. v. Senden 
wegen neuer Mitglieder. Von Hahn*scher Hofbuohhandlung wegen 
Anordnung über Vertheilung der Archivhefte und Journalrechnungen. 
Von Hrn. Salinedir. Brandes wegen Zahlung von 300 Rthlr. ab- 
schlaglich auf die Postrecognitionssumme. Von Hrn. Vicedir. Bolle 
wegen Geschenks für den Hrn. Jubilar und künftiger Generalversamm- 
lung. Von Hrn. Salinedir. Brandes wegen besserer Controie der 
Rechnungen; wegen Kreises Breslau und Reichenbach. Von Hrn. Apo- 
theker Brewer wegen seiner Concessionssache. Von Hrn. Kreisdir. 
Lehmann wegen zweier Diplome für neue Mitglieder. Von Hrn. 
Apotheker Dann yvegen Pharmacopoea Würlembergica, Von Hrn. Dir. 
Dr. Herzog wegen Entschädigungsvereins. Von Hrn. Vicedir. Dr. 
Krüger ebendeshalb und wegen nöthiger Urkunden zur Beglaubigung der 
Mitglie^dschaft, wegen künftiger Generalversammlung. Von Hrn. Dir. 
Dr. Geisel er ebendeshalb. Von Hrn. Apoth. Lindner über Col- 
legen Grafs Tod. Vom Königl. Sächsischen Minister des KÖnigl. 
Hauses wegen ' Genehmigung der Dedication des Archivs von Sr. Maje- 
stät dem Könige von Sachsen. Von Hrn. Vicedir. Bucholz wegen 
neuer Mitglieder. Von Hrn. Kreisdir. Müller in Breslau wegen An- 
nahme des Amtes eines Kreisdirectors. Von Hrn. Kreisdir. Riegel eben 
deshalb. Von Hrn. Dr. Riegel in Carlsruhe wegen seiner Verände- 
rung. Arbeiten für's Archiv versprochen. Von Hrn. Dir. Dr. L. Aschoff 
wegen neuer Mitglieder in dem Kreise Paderborn. Von Hrn. Dir. 
Faber wegen Gehülfenangelegenheit. Von Hrn. Dir. Dr. WiXting 
wegen Arbeiten fürs Archiv. Von Hrn. Dir. Dr. D u M d n 11 wegen Beitrags 
zur Brandes -Stiftung aus Paris. Von Hrn. Lühr wegen Kreises St. 
Wendel. Von Hrn. Med.*Räth Stab er oh' wegen Hagen-Bucholzscher 
Stiftung. Von Herrn Ehrendir. Dr. Meurer wegen Directorialbe- 
richt und Entschädignngsvereins. Von Sr. Excellenz Herrn Geheimen 
Staatsminister Dr. Eichhorn wegen Anerkennung des Gedeihens 
des Vereins. Von Vicedir. Dr. Fiedler wegen Erweiterung des 
Kreises Hanau. Von Hrn. Müller^ Köhncke und Göpel Anzeige 
des Empfanges der Preise der Hagen - Bucholzschen Stiftung. Von 
Hm. Ernst in Jarocin wegen seiner traurigen Lage. Von Hrni. Dir. 
verbeck wegen Brandes- Denkmal. An sämmiliche Herren Vice- 
und Kreisdirectoren wegen Entschädigungsvereins und Unterstütaungs* 
Anstalt. Von Hrn. Apotheker Schön au wegen seines Eintritts in 
den Verein. Vom Postamt Bemborg wegen Sendung der Medaille an 



Vermszeüung, ^141 

Gassebaum nach Hornbarg in Wesipbalea fitatt in Hannover. Von 
Kreisdir. Bälden ins Anzeige von CoUegen Ritters Tod« Von Hrn. 
Apotheker von Lengerken wegen seines Wiedereintritts. Von Hrn. 
'' HofiEipoth. Osswald Zusendang von Pflanzen für Vereinsherbarien mit 
Versprechen der Fortselznng«. Von Hrn. Gehilfen 'Boltz mann we- 
gen Geschenks anr Unterstützungscasse. Hr. Dir. Dr. Asch off I. Zu- 
sendung von. Geldern für Unterstützungscasse und Eintrittsgeldern; 
wegen künftiger VeröffentHchung solcher Gaben. Von Hrn. Dr. Wit-« 
ting wegen Collegeo Klingemanns Eintritt. Von Hrn. Kreisdir. 
Blaas Einsendung ausführlichen Berichts. Von Hrn. Vicedir. Krä* 
ger wegen Unterstätzungsgelder. Von Hrn. Reinige in Gefell 
wegen Annonce fürs Archiv und Vorschrift zu Ungi, tnercuriale. Von 
Herrn I>r. Michaelis wegen Sendungen fars Archiv. Von Hrn. 
Gehälfen Schneider wegen Stellenwechsels. Von Herrn Kreisdir. 
Rathke wegen JTachlässigkeiten im Journalzirkel; Collecte für £nt- 
schftdigungsverein. 



Dankschreiben. 



I Durch gütigste Zusendung des Diploms, welches meine Aufnahme 

1 als Ehrenmitglied in den löblichen Apothekerverein -Norddeutschlands 
beurkundet, sehe ich mich nicht minder hochgeehrt, als insbesondere 
\ aufs Freudigste überrascht! 

Indem ich meinen schuldigsten, tiefgefühlten Dank dafür hiermit 
darbringe, erlaube ich mir nur noch den Wunsch auszusprechen : dass 
dieser Verein in seinem, zu einem so heiligen Zweck thStigen Wir- 
ken fortfahren und den gesegnetsten Einfluss üben möge. 

Mit def ausgezeichnetsten Hochachtung und wiederholtem Danke 
beharret, als 

des löblichen Ober-Direcloriums 
Fri^drichrod, gehorsamst ergebenster Diener 

am 30. October 1845. Clemens Curdts, Dr. 



Dankschreiben. 

Uochzuverehrender Herr Oberdirector! 
Werthgesehfitatester Herr Doctor! 

Ew. Wohlgeboren haben mir bei meinem, mit so viel Theilnahme 
gefeierten Jubelfeste^ so viel Ehre und Freundlichkeit zu Tbeil. wer« 
den lassen, dass ich mich im Innersten gedrungen fühle, Ihnen, Hoch- 
verehrtester Herr, hiermit meinen tiefgefühltesten Dank auszusprechen. 
Je nnvermulheter mich so viel Theilnahme bei dieser Feier überraschte, 
um so mehr, als ich meinen Jubel tag schon im Stillen vorübergegangen 
wähnte, und offen gestanden auch wünschte, um so tiefer musste 
natürlich^ auch der Eindruck sein, der so viel Liebe und Freundlich- 
keit von 80 viel geehrten Männern auf mein^ Inneres ausübte. Wenn 
aber so viel Liebe» und Unerwartetes von allen Gefühlen die Sprache 
hemmt, -so war diess in nur zu reichlicher Maasse bei mir der 
Fall, ich habe damals keine passende Worte finden können, Ihnen« 
Hochverehrter Herr, wie ich es wohl gemocht hätte, meinen Dank 
peraönlich ausdrücken zu können, und aus diesem Grunde habeQ Sie 
mir es auch wohl schon still verziehen, wenn dieses nicht der Fall 
war. — — 



44 f VeremgxeiiMg. 

Nehmen Sie hiermil meinen innigsten ]>ank fSür die £bre, £e Sie 
mir als unser heehverehrter Herr Qberdirecter in dem Ehrendiplom 
des Norddeutschen Apothekeryereins haben in Theil werden lassen; 
tn gleicher Zeit aber auch für Ihr eigenes Wohlwollen, dass Sie mir 
in dem Bildniss des v^ewigten Brandes so freundlich an den Tag 
legten. So lange ich athme, wird jener Tag mir einer der nnver- 
gesdichsten meines gamsen Lebens sein, und alle das Wohlwollen 
wird nie in meinem Hersen verlöschen. Es hat mich stolz gemacht, 
einer Gesellschaft anzugehören, die mich noch an dem Ende meiner 
Iiobenstage ihres Börgerrechtes werth achtete und gleichsam ein iienee 
Leben beginnend, wird es mir ein Sporn sein, mit erhöhter Frische 
meine letzten Tagen den Zwecken derselben zu widmen. 

Zu gleicher Zeit erlaube ich mir noch beiliegende Kleinigkeit fär 
den Gehölfen-Unterstiitzungsfond Ihnen zn übersenden, und indem ich 
mich Ihrem Wohlwollen auch ferner empfehle, bin ich 

Halle, Hochachtungsvoll ergebenst Dero 

den 10. November 1845. Friedrich Döring. 



SeefizehrUes Verzetckniss der Beiträge, welche zu der von 
Seiten des Vereins zu gründenden Brandes* sehen 
Stiftung und den an Brandes Gruft zu errichtenden 
Deriltmcde eingegangen sind. . 

Durch Hrn. Kreisdir. Wege. 
Von Hrn. Primke, Apoth. in Liegnitz 2 Thir. 16 Ggr. 

Durch Hm» Kreisdir. Siruve» 
Von den Herren: Burghard, Ap. in Nisky 1 Thlr. Leiner, 
Ap. in Lauben 1 Thlr. Summa 3 Thlr. 

Durch Hrn. Oberdir. Dr. Btey. 
^Von Hrn. Zeller, Ap. in Nagold 1 Duc. =3 3 Thlr. 4 Ggr. 

Durch Dr. Herzog. 
Von Hrn. Liebermann, Ap. in Grönenplan 2 Thlr. 

Von obigen Beiträgen ist folgende Summe för*s Denkmal bestimmt : 
Von Hrn. Liebermann, Ap. in Grünenplan 3 Thlr. 

Dr. C. Herzog. 

Ferner sind an Beiträgen fflr das Brftndes-Denkmnl eingegangen: 
Von den Herren: Reetor Dr. Brandes in Lemgo 30 Thlr. P^Btor 
Volkhausen daselbst 1 Thlr. Kaufmann Brandes das. 10 Thlr. 
Assessor Meier in Lipperode 1 Thlr. Apoth. Fabro in LippstadI 
t Thlr. Apoth. Pröbsting das. 1 Thlr. Kaufm. Priedr. Over- 
beck das. 1 Thlr. Präsident Es eben bürg in Detmold 5 Thlr. Geh. 
Ober-Regierungsrath PetrI das. 3 Thlr. Cammerrath. Stein das. 
1 Thlr. B. Stock meier das. i Thlr. Hofmarschall von Funk 
das. 5 Thlr. Schlossbaaptmann von Meysenbug das. 1 Thlr. R'e- 
giernngsrath Dr. Piderit das. 5 Thlr. Amtfl(rentmeister Hölser* 
mann das. t Thlr. Pastor von Colin das 3 Thlr. Dr. Olden- 
dorff das. 1 Thlr. SIegfr. Michaelis das« i Thlr. Georg Meyer 
das. i Thlr. Cammersecretair Kestner das. 3 Thlr. Apoth. Uder 
i9§. 1 Thlr. Ap. Qu entin das. 1 Thlr. Ap. Wesse) das. 3 Thlr. 
Cansleidir. Rosen das. 3 Thlr. Lendveceptor Hasse das. 3 Thlr« 
Geh. Jttstierath Petri das. 3 Thk. iLandrentmeisier Pustkneben 
das. 1 Thlr. Hofjägermeister v^n Donop das. 1 Thlr. Rtth PlUt^ 



Vereinszeitung. ms 

kachen dns. 1 Thlr. Dr. Gevekoht da«. 1 Thir. Inspector Dfe- 
sei das. 1 Thlr. Geh. Re^ierungsrath von Meien das. 1 Thlr. 
Syndicus Runneberg das. 1 Thlr. Hofgerichts-Assessor Dr. Rosen 
das. 1 Thlr. Dr. Weerth das. 1 Thlr. Hofbuchhändler Helwing 
das. 3Thlr. Prof. Schierenberg das. 3 Thlr. A. Hasse in Salz- 
oflen 5 Thlr.' Frau Dr. Gevekoht das. 2 Thlr. Herr Rath Antze 
das. 1 Thlr. Medicinalrath Dr. Hasse das. 10 Thlr. Bürgermeister 
Ca pelle das.' 1 Thlr.- Rathsfaerr Grimme das. 1 Thlr. Rathsherr 
Kr ecke das. 15 Sgr. Prediger Thorbecke das. 1 Thlr. Rent* 
roeister Reischauer das. 2 Thlr. A. Barkhausen das. 3 Thlr. 
Medicinalcbirurg Schuster das. 1 Thlr. Rendant Gd decke das. 
1 Thlr. Kunstroeister Culemann das. 3 Thlr. Bärgermeister Bark« 
hausen das. 1 Thlf. L. D. Kr ecke das. 15 Sgr. F. A. Kr ecke 
^as. 15 Sgr. Richter Kr ecke das. 3 Thlr. Conrector Geller das. 
1 Thlr. Chr. Fr. Pottharst das. 15 Sgr. Fr. W. Krecke das. 
1 Thlr. Küster Fischer das. 15 Sgr. Cantor Seh om ei er das. 
15 Sgr. Fr. A. Barkhausen das. 15 Sgr. Auditor Aptze das. 
15 Sgr. Salinedir. Brandes das. 10 Thlr. Kaufmann Schnelle in 
Lemgo 1 Thlr. Pastor Pothmann in Talle 1 Tlilr. Summa 151 Thlr. 



Dank. 

Die Herren Apotheker Reichel in Hohenstein und Osswald 
in lEisenach haben eine Parlhie schöner Pflanzen für die Vereins- 
Sammlungen geschenkt^ was dankend anerkennt 

das Directorium. 

Herr Apothekergehulfe Boltzmann in Zahna hat 3 Thlr. für 
die Gehülfen -Unterstützungscasse eingesendet, deren Empfang mit 
bestem Danke und dem Wunsche, dass das schöne Beispiel Nachfolge 
finden möge, bescheinigt wird 

vom Directorium. 



Bericht über die zu Barzburg gehaltene Kreisversammlung 

des Vicedirecioriums Braunschweig am 23. Juli 1845, 

• mitgetheilt von Dr, C. Herzog. . 

iXs Theilnefamer zu der Versammlung hatten sich eingefunden die 
Herren Apotheker Dünhaupt sen. aus Wolfenbüttel, Bergcommissair 
Gottschalk aus Zellerfeld, Spar kühl, Kreisdirector des Vereins 
ans Andreasberg, Borre aus Elbingrode, Schiller ans Pabstorf, 
Dunhaupt jun. aus Zorge, Lilie aus Wegeleben, Sandorfy aus 
Harzbnrg, Forke aus Wernigerode, Senf aus Oebisfelde, Gorvinus 
aus Schöppenstedt, Schmidt, Pastor zu Böltingerode, Dr. Herzog, 
Director des Vereins aus Braunschweig. 

Die Versammlungszeit war auf Nachmittags 2 Uhr festgesetzt, um 
den entfernt Wohnenden Gelegenheit zu geben, bei ihrer, an demselben 
Tage geschehenen Abreise von Haus noch zeitig genug eintreffen zu 
können. Der grösste Theil der Herren Collegen hatte sich schon des 
Morgens versammelt; von Einzelnen wurde die Saline besucht, deren 
Temperatur und Kohlensäuregehalt vom Referenten bestimmt wurde, 
Andere nahmen die eben so einfach als höchst geschmackvoll einge* 
.Tiehtete Officin des Herrn SandoT'fy in Augenschein. Hierauf ver- 

Arch. d. Pharm. XCY. Bd«. 1. Hfl. 8 



m Veremsxeüung. 

einigten sich viele Mitglieder in dem Loltale des Bahnlofes, wo meh«* 
rere der intereMantesten Mittheilungen die Unterhaltung belebten« 
Der Herr College Corvinns aus Schöppenstedt referirte über eine 
von Seiten des Gerichts angeordnete chemische Expertise eines schon 
mehrere Wochen unter der Erde gewesenen Leichnams. Trots der 
sorgfaltigsten Untersuchung der Leber, Milz, des Magens, Duodenums 
und anderer Eingeweide, so wie der vorhandenen Flüssigkeiten konnte 
von ihm keine Spur von Arsenik, der zu der Vergiftung gedient haben 
sollte, nachgewiesen werden und erhielt derselbe nicht einmal die ge- 
ringsten zweifelhaften Anflüge mit dem Marsh'schen Apparate. 

Herr Apotheker Sandörfy machte aufmerksam auf die Prüfung 
der ätherischen Oele sowohl mittelst Jod als Schwefelsäure; wobei 
als Resultat sich herausstellte, dass diese Reactionen nur einen sebr 
bedingten Werth besässen, und in dieser Beziehung noch viel a^uwän- 
sehen übrig bliebe. Approximativ liesse sich wohl bei einigen Oelea 
durch Jod eine grobe Verfälschung mit TerpenthinÖl nachweisen, die ; 
Nüancirung der^ Farben aber mittelst Schwefelsäure, womit er sich 
schon vor mehreren Jahren beschäftigt, und worauf Herr Apotheker 
Dr. Voget im vorigen Jahre aufmerksam gemacht habe, erlitten so 
viel Modificationen, dass sie nicht praktisch anwendbar seien. 

Um 2 Uhr wurde die Versammlung durch eine Rede dos Dr. 
Herzog eröffnet, worin derselbe, nach Begrussung der verehrten 
Mitglieder, erwähnte, wie dteses Jahr unser Verein sein 25jähriges . 
Jubelfest feiere und darin eine Veranlassung zu finden glaubte , auf 
die Wirksamkeit desselben seit seiner Gründung zurückzublicken. Es 
ergab sich bei der Beleuchtung der einzelnen Zwecke des Vereins 
mit den gewonnenen Resultaten, dass letztere wahrliqh grossartig ge- 
nannt werden können, und wol schwerlich ein Verein etwas Aehniicbes 
wt erreichen im Stande ist. Bei dem zweiten Zwecke des Vereint, 
die Verbesserung des Apothekerwesens in seiner innern und äussern 
Stellung etc. betreifend, wurde auch der Denkschrift, als eine Fruehit 
des Vereins rühmend erwähnt, und. bei deni dritten, gegenseitige Un- 
terstützung in unverschuldeten Unglücksfällen, besonders der in letz- 
terer Zeit von mehreren Seiten gemachten Vorschlägen ausführlicher 
gedacht. Am Schlüsse Ae» Vortrages bat Referent die verehrten Mit- 
glieder bei dem binnen Kurzem statt findenden 50jäbrigen Jubelfeste 
eines würdigen Gehülfen sich zu betheiligen. 

Nach Beendigung dieser Rede traten zunächst alle Gollegen zu- 
sammen, um auf dem Altar der Liebe dem im Amte ergrauten Mit- 
«trbeiter ihr Scherflein zu opfern. Binnen 10 Minuten betrug ' die 
Summe 9 Reichsthaler, denen noch Tags darauf von einigen, die nicht 
zugegen gewesen waren, 3 Rthlr. 12'Ggr. hinzugefügt wurden. Total- 
summe 12 Rthlr. 12 Ggr. 

Es begann hierauf eine lebhafte Discussion über die Unterstö- 
tzungs-Angelegenheit, an welcher auch sämmtliche Mitglieder das regste 
Interesse bewiesen. Nach Erörterung, der hierauf bezüglichen Vor- 
schläge, kam man zuletzt dahin überein, dass der von unserm wür- 
digen Vicedirector Krüger in Rostock gemachte, und von mehreren 
verehrten Gollegen Schlesiens modificirte Antrag zur Ausführung an 
geeignetsten erschiene, und zwar in der Weise, dass 3 Klassen, von 
§00, 350 und 400 als Entschädigungssumme festgestellt würden. Es 
müsse Jedem ferner freistehen, in welche von diesen Klassen er mit 
Zahlung von \ .Pcocent treten wolle ; sobald die unerlässige Bediq- 
gung in einer renommirten Feaer'AAStcuranx die |[anjBe Bähe verr 



Veremsseüung. 145 

aiehert lu baliett, erfttilt »ei. Refereiit wind« beanfti^ff, die von d4Hi 
Anwesenden ausfesprocheoen Anaicfaten bei der Generalversamnilang 
EQ Dresden zq erörtern. 

Herr Apotfaeker Borre machte , noch darauf aufmerksam, dass es 
hockst wahrscheinlich von bedeutendem Vortheil fär die Betheili^ten 
aein wftrde, wenn g;)eich 100 oder mehr in corpore mit einer be* 
sÜBiroten renommirten Assecuranz-Gesellschaft unterhandelten, wo** 
durch eine geringere Procent -Zahlung möglich wäre. Herr Borrö 
behielt sich vor, hieräber nähere Erkundigungen einzusiehen, und auf 
geeignetem Wege mitzutbeilen. 

Herr Apotheker Lilie sprach über Tinet. rhei aquosä and be* 
merkte, dass, um diese Tinctur haltbar zu machen, es nur nöthig am^ 
die schönste Rhabarber anzuwenden, dieselbe in feine Scheiben zu 
schneiden, und das dabei sich bildende Pulver sorgfältig abzusehlagen. 
Letzteres wäre aber unumgänglich nöthig. Dann erhielte man aber 
nach der prensstschen Pharmakopoe ohne alle Modification und Zu- 
satz dne vollkommen schöne und haltbare Tinctur. 

Herr Apotheker Schiller erwähnte, dass man in Ermangelung 
frischer grüner Beeren den Syr, rhamni \cathartiei zweckmässig eie 
tempore anfertige, wenn die trocknen grünen Beeren mit Wasser zu 
einer Emulsion angestossen und diese mit Zucker zu einem Safte g&- 
kocht wurden. 

Herr Apotheker Forke bemerkte hiebei, dass dieser Syrup aus 
den völlig reifen frischen Beeren bereitet werden müsse, indem man 
diese rein ausgähren lasse und den klaren Saft mit Zucker bebandle. 

Herr Apotheker Sandorf y sprach über Bereitung des Aq» 
amygdal, amar. conc,^ wie solches zweckmässig geschehe durch Ein- 
legen einiger Steine in die Blase, worauf man die mit Wasser schon 
macerirten Bittermandelkuchen in einen Beutel lege, Herr Apotheker 
Lilie bemerkte, dass er den Beutel unmittelbar auf den Boden der 
Blase bringe. Herr Apotheker C o r v i n u s sucht das Anbrennen durch 
Einstellen einiger Glasröhren in die Blase zu verhüten. Referent be- 
merkte, dass man sehr gut seinen Zweck erreiche, wenn man die 
Hälfte Wasser erst ins Kochen bringe, und die mit der andern Hälfte 
13—24 Stunden macerirten Mandelkuchen hinzuschütte, einmal um- 
rühre und sofort den Helm aufsetze, im Fall die letztere Operation 
nicht besser durch einen Tubulus geschehen kann. 

Dr. Herzog theilte darauf die in neuester Zeit von Zeller an- 
gestellten Versuche Über Aq, amygd. amar,^ Aq. iauroceras., Aq. es- 
rasoTj mit, wobei, als besonders interessant, die Beobachtungen über 
den Blansäuregehalt des vom Kirschfleisch abdestillirten Wassers, 
viel Aufmerksamkeit erregten. Derselbe zeigte darauf das verschie- 
dene Verhalten des Aq. amygd, am, und Aq, lauroeeras, zu Liq, 
ammon. cavst,^ wodurch nach Verlauf von 10 Minuten das erstere 
völlig milchig ist, während das letztere fast klar bleibt. 

Herr Apotheker Sandorfy, Borr^e, Sparkuhl und Herr 
Bergcommissair Gottschalk sprachen über die Veränderungen der 
vorhin erwähnten Wässer beim Zutritt und auch beim Abschlüsse der 
Luft; namentlich über die sich biMenden weissen Flocken im Bitter- 
mandelwasser. 

Herr Apotheker Schiller bemeiikte, dass man nach der ^eussi- 
schen Pharmakopoe kein gutes (H, Inti suiftk. bereiten könile. Nach 
Apotheker Sattdorfy*j Vorschrift erfaßt man dasselbe sehr schAn, 
wemi daa LeMl .«itVdr «• lanno abgsglfiht vritL >ia eine Bcm|irit)4o 






446 Veremzeitung. 

darin hart wird, dann seist man anf i Pfand OeL 1 Unze Schwefel 
auf einmal hinzu, rührt um und in wenigen Minuten ist das Ol, Uni 
iulph, in schöner Syrupsconsistenz fertig. 

Herr Apotheker Forke machte wiederholt auf die Einsamm- 
Inngszeit vieler Vegetahilien aufmerksam, wobei Herr Kreisdirector 
Sparkuhl auch der sehr heachtenswerthen Winke des Herrn Apo- 
thekers Hampe, welcl^e in unserm Archiv niedergelegt sind, ge- 
dachte. 

Dr. Herzog machte darauf mehrere Versuche mit der von der 
Oker jetzt im Handel kommenden Schwefelsfiure, bemerkte, dass die 
vom Prof. Wöhler mitgetheilten Data der von ^r. Schnedermann 
ausgeführten Untersuchung sich auch ihm bei wiederholter Prüfung 
bestStigten und er mit einer ausführlichen Analyse der Oker-Schwefel- 
sfture sich beschäftige« 

Herr Apotheker Sandorfy legte mehrere interessante Droguen 
vor, als: ausgezeichnetes grob muschliches Gnm, Guajuciy eine Fuss- 
lange Wurzel von Guaco^ sehr schön krystallisirten chinesischen 
Alaun etc. 

Referent hatte eine lileine Ausstellung veranstaltet von 5 ver- 
schiedenen Asbestsorten, von welchen die eine nahe 1| Fuss lang 
war, von 8 Sorten Rhabarber, von 4 Sorten Cardamomen, Benzoe- 
Sorten, Pichurimbohnen, Erdpistacien, Juglans alba\ Süiqua Libidivif 
Babiah; ferner eine Suite von 14 durch die Güte des Herrn Apothe- 
kers Toel in Bremen erhaltenen interessanten amerikanischen Vegeta- 
hilien; ausserdem wurde eine Verfälschung der Rad, Gentian, rtiftr., 
vorgelegt, welche zu 3 Procent vorgekommen war, und für Rad, 
Paeoniae erkannt wurde; desgleichen eine Verfälschung der Serpew 
taria mit einer sehr ähnlichen aber dickeren Wurzel, die den Geruch 
zwischen Baldrian- und Schlangenwurzel besass. Ein Salraiakkrystall 
von 1 Fuss Länge wurde ebenfalls vorgezeigt; so ein Moschusbeutel, 
der inwendig aus Leder bestand. 

Den Beschluss machte die Wahl des nächsten Versammlungsortes, 
welcher einstimmig auf Braunschweig fiel; mit der Bemerkung jedoch, 
dass die Eröffnung der Versammlung schon des Morgens 10 Uhr statt 
finden solle. 

Hierauf wurde ein kleiner Ausflug auf den circa \ Stunde ent- 
fernten Butterberg unternommen, von wo man ringsumher eine pracht- 
volle Aussicht in das schöne Thal geniesst. Dem Botaniker gewährte 
dieser Spaziergang doppelte Unterhaltung, da gerade dort die Natur 
in Erzeugung interessanter Gewächse sehr verschwenderisch gewesen 
ist. — Auch in praktisch pharmaceutischer Beziehung waren diese 
Stunden nicht ohne Interesse. Herr Apotheker Forke machte sehr 
lehrreiche Bemerkungen über die im Handel vorkommenden Pfeffer- 
münzöl-Sorten und über das Vorurtheil, welches noch so manchen 
CöUegen gegen das deutsche Oel befangen hält;, ferner sprach der- 
selbe über die zweckmässige Einrichtung der von ihm construirten 
Windöfen, Schneidemaschinen und Decoctpressen, woran sich eine leb- 
hafte Discussion über Darstellung der Tincturen und Extracte, so wie 
über deren so verschiedene Wirksamkeit knüpfte. 

Nach der Heimkehr von dem Spaziergange trennten sich leider 
«chon mehrere der Horren CoUegeo, die meisten versammelten sich 
- aber ca einem frugalen Abendessen in dem Lokale des Bahnhofes, und 
erst in später Nacht lait dem Bewusstseiii, auch dieses' Bbd 



Veremsxeüung, 147 

«inige eben so verf^tigte al« lehrreiche Standen an dem so rueh ent» 
flohenen Tage genossen zu haben. 

Hochgeehrteste Herren Collegen! 

Immer enger und enger schh'esst sich das Band um Deutschlands 
Pharmaceuten,- welches durch, die gemeinsamen Interessen, die es 
immer mehr in sich aufnimipt, eine Grösse erreicht hat, die wahrlich 
selbst die kahnsten Hoffnungen nicht zu ahnden vermochten. — Der 
Apotheker-Verein Norddentschlands ist selbst nach dem Ausspruche 
nnseres würdigen Buchners, der grossartigste wissenschaftliche Ver* 
ein Europas; denn wohl schwerlich durften einem derartigen Vereine znr 
Erreichung seiner Zwecke eine jährliche Summe von circa 8000 Rthlr. 
zu Gebote stehen. 

Mit GenugthuXing können wir zurückblicken auf die Entwickelung 
dieses schönen Vereins, und freuen wollen wir uns ans vollem Herzen 
seines 25jährigen Jubelfestes, welches wir dieses Jahr zu begehen be- 
rechtigt sind. 

Nicht Allen von uns ist es vergönnt, bei der diesjährigen General- 
Versammlung zu Dresden am 8. Septbr. dieses schöne Fest auf eine 
würdige Weise feiern zu können, darum lassen Sie uns im engeren 
Kreise am heutigen Tage desselben freundlich gedenken nnd unserm 
Gedächtuisse die Erfolge eines langjährigen Bestehens dieses Vereins 
lebhaft zurückrufen. 

Bevor wir aber hiemit beginnen, erlauben Sie mir, Ihnen, meine 
thenren Herren Collegen, den aufrichtigsten Dank für die so lebhaft 
bewiesene Theilnahme an unserm Verein hiedurch abzustatten, und 
indem ich Sie auch am heutigen Tage herzlich willkommen heisse, 
kann ich die freundliche Bitte nicht unterdrücken, auch ferner dem 
Vereine Ihre gütige Aufmerksamkeit nicht zu entziehen; denn nur in 
dem Zusammenwirken vieler gleichgesinnter Manner vermögen wir 
das Ziel desselben in einem immer höhern Grade zu erreichen. 

Der erste Zweck des Vereins ist Vervollkommnung 
der theoretischen und praktischen Pharmacie und ihrer 
Hülfs Wissenschaften. 

Hat der Verein nun diese Aufgabe gelöst, wahrend seines Sojfih- 
rigen Bestehens? oder erscheint uns dieser Satz nur als ein Phantom? 

Ich glaube, dass wir diese Frage befrfedigend beantworten können. 
Als Mittel zur Erreichung dieses Zweckes dienten uns zunächst die 
in allen Kreisen eingerichteten Lesezirkel, welche die der Pharmacie 
wichtigen Zeitschriften zu einem Allgemeingut machten und zweitens 
des Organ unseres Vereins, das Archiv, welches die Arbeiten undAb- 
handlnngen der Mitglieder, so wie auch die für die Pharmacie interes- 
santen Abhandlungen Anderer in der Form von Monats- oder Jahres- 
berichten zu unserer Kunde brachten. 

Die Wiege der Chemie ist die Pharmacie; Pharmaceuten waren 
es vornehmlich, die die Kenntnisse der Chemie immer mehr erweiter- 
ten, bis sie allmälig eine Höhe erreichte^ die es dem Apotheker fast 
unmöglich machte, neben seinen Berufsgeschäften als praktischer Ge- 
scbliftsmann, dieselbe völlig zu übersehen. — Chemiker von Profes- 
sion erstanden und mit Riesenschritten dehnten sich die Untersuchun- 
gen über unorganische. und organische Körper ans, so dass jetzt kanm 
die Kraft eines Einzelnen hinreicht, den Fortschritten der Chemie nach 
allen Seiten hin, in gleichem Maasse zu folgen; Dieses voraussehend 
hatten schon in früheren Zeiten tüchtige Männer unseres Paehs es 



418 Vereinszeikmg. 

unternöiBmen, das fär die Phammd« Intbesoitdere Wioktige ans d«r 
Chemie in eigenen Zeitschriften zu sammeln, um es den Fachgenosgen 
zagänglicher tu machen, und so uns Gelegenheit zu geben, selbst die- 
angestellten Versuche zu prüfen und daraus Nutzen für die praktische 
Seite unseres Fachs zu ziehen. 

Es legten viele geschickte Apotheker ihre Erfahrungen »o den 
Journalen Ton Büchner, Trommsdorff und Anderen nieder, jedoch 
war das Interesse an selbstständigen Forschungen und MittheHungen 
praktischer Beobachtungen noch nicht allgemein genug* E» herrschte 
selbst früher ein Geist, der eher, geeignet war, das wissenschaftliche 
Streben wieder zu unterdrücken, als zu fördern. Noch gar nicht so 
lange sind die Zeiten Toruber, wo es einem stndirten Apothekerge- 
hulfen viel schwerer wurde eine Stelle zu bekommen, als einem reia 
empirisch gebildeten. 

Die Bildung des Apotheker- Vereins gab die Veranlassung zu einer 
Reaction, welche von den erspriesslichsten Folgen sein sollte; tinrch 
ein engeres Band miteinander verknüpft, machte die schon in etwas 
eingerissene Lethargie dem Drange nach Wissenschaf llichkeit immer' 
mehr Platz; unbewusst wurde Jeder durch die mannigfachen Anregun- 
gen in den Journalen mit den Fortschritten der Wissenschaft vertraai 
und ohne es zu ahnden, traten Viele unserer würdigen Gediegen mit 
langjährigen und. interessanten Erfahrungen auf den Schauplatz der 
Oeffentlichkeit. Durch den gewiss nicht tadelnswerthen Ehrgeiz, auch 
für seine Wissenschaft nützlich gewirkt zu haben, wurden ausgezeich- 
nete Arbeiten ü^er die verschiedenen Darstellungen pharmaceutischer 
Präparate geliefert, und müssten wir uns wirklich der grössten Knrz- 
sichtigkeit zeihen, wenn wir nicht die hiedurch hervorgerufenen Fort- 
schritte sowohl der theoretischen als practischen Pharmacie auf die 
dankbarste Weise anerkennen wollten. — Lassen Sie es uns nicht 
kümmern, wenn vielleicht hochstehende Gelehrte oder andere aufge- 
blasene Menschen mit vornehm thuenden spöttischem Lächeln diese 
oder jene Arbeit bekritteln, oder wohl gar sich nicht entblöden, den 
ganzen Stand der Pharmaceuten mit ihrem giftigen Speichel anzugrei- 
fen. Es ist nicht möglich, dass jede Arbeit gleich gut sein kann^ aber 
demohnerachtet liefert meist eine jede einen wichtigen Baustein zu 
dem ganzen Gebäude. — Es ist nicht nöthig, dass alle Arbmten von 
^ neuen Entdeckungen strotzen, sie geben uns mitunter die besten 
Fingerzeige, die namentlich für die praktische Pharmacie von hoher 
Bedeutung sind. 

Der zweite Zweck des Vereins ist Verbesserung de» 
Apotheken Wesens in seiner Innern und äusseren Siel« 
lung, so wie gegenseitige Erleichterung des Gesehfifta- 
betriebes und die Beförderung gegenseitigen Natseas 
bei merkantilische n Verhältnissen. 

Bei diesem Paragraphen höre ich Sie, raeioe verehrten Herren 
Gollegen, still innerlich fragen , wo nnd denn da die Folgen des 
Vereins? 

Dodi lassen Sie uns ganz unbefangen diese wichtige Frage er- 
örtern. 

Wenn wir nämlich das im Vorigen Erwähnte als wahr anerkea- 
ncM und zugeben, dass die theoretische nnd praktische Phafmacie 
^hnrch den Verein bedeutend befördert wurde, so gehl daraus neinea 
Erachlens schon hervor, tfaes die innere Stellva^ des Apotheken* 
WMMi in einer Beiiehnog wenigstens eine heiMte geworden IM. 



VereimzeUung. 4<9 

Was die pecnniftren Verhältnisse anbetrifft, bo haben diese allerdSagg 
•ich in den letzteren Jahren eher verschlechtert als verbessert; der 
Verein hat aber, so viel in seinen Kräften stand ,^ diese Verhältnisse 
erwähnt und die Mittel zur Abhülfe derselben an die Hand gegeben. 
Es wird sich Jeder unter uns der häufigen Klagen erinnern, welche 
BO oft in dem Archive sich wiederholten, aber leider verhallte es in 
diesem Blatte wie der Schall im Universum. Mich dunkt^ dass, wenn 
Betrögereien und Gaunereien, wodurch das Publicum und aucfi der 
Apotheker beeinträchtigt wird^ besprochen werden sollen, dieses am 
«weckmässigsten in öffentlichen Zeitungsblättern geschiebt. 

Es Hegt aber auch in dem jetzigen Zeitgeiste, dass das Einkorn- 
men der Apotheker sich so vermindert hat. Homöopathie, Hydropa- 
thie, Aeropathie, Aerohydropathie, Amuletie^ Morisonie, Rowlandie, 
Huchie, Wundramie, Neusie und wie die ies alle heissen mögen, wir- 
ken direet und indirect auf das Apothekergeschäft. Sie schwächen 
den Glauben des Publicums, mithin das Vertrauen zum Arzte und den 
Arzneien. — 

Die äussere Stellung des Apothekers, nämlich die dem Publico . 
gegenüber, ist aber entschieden gerade durch den Verein eine viel 
gönsttgere geworden. Nicht nur, dass jedes Mitglied desselben selbst 
mehr Anregung zur Weiterbildung hierin erblickte, sondern auch das 
Publicum erkannte gerade in der Theilnahme an dem Apotheker- Ver- 
ein das wissenschaftliche Streben der Pbarmaceuten, und die Achtung 
gegen dieselben stieg immer mehr und mehr. Es hat sich die gute 
Meinung von diesen Vereinen fast so allgemein in dem Volke ver- 
brcitefy dass dasselbe sogar oft ein ungunstiges Urtheil über demjeni- 
gen . Apotheker fällt, welcher nicht Mftglied eines solchen ist. Mich 
d«nfct^ dass dieses der beste Beweis. ist, welchen wir als Wirkung 
de« Vereins auch in dieser Beziehung ansehen dürfen. 

Ein Punct ist es aber, der uns allerdings noch einige bescheidene 
Wünsche zu hegen berechtigt. Es ist nämlich die Vertretung der- 
Pharmacie auch durch Pbarmaceuten. 

Was haben wir verbrochen, dass man uns verweigert, uns durch 
ßlimdesgenossen vertreten zu lassen? Werden nicht Theologen durch 
Theolegen, Juristen durch Juristen, Mediciner durch Medidner, Philo- 
logen durch Philologen, Kaufleute durch Kaufleute und selbst alle Ge- 
werbe durch ihre Gilden vertreten? — Mich sollte dünken, dass durch 
Gewährung unseres Wunsches nur unseren Rechten gewillfahret würde ; 
ohne im Geringsten in Abrede stellen zu wollen, <lass die Braun- 
«qhweiger noch vor vielen anderen Staaten Vorzüge geniessen, wovon 
B. B. die jüngst erschienene Verordnung hinsichtlich des Handels mit 
Arzneiwaaren den deutlichsten Beweis liefert. 

Ueber den Zustand und die Verhältnisse der Pharmacie in Deutsch- 
land ist nun vor ganz Kurzem eiue Schrift erschienen, welche meiner 
Ansieht nach in der Beleuchtung ' des Gegenstandes gewiss nicht viel 
zn wünschen übrig lassen wird j es ist diese Schrift aber, meine hoch- 
geehrten Herren Collegen, eine Frucht unseres schönen Vereins und 
-wir dürfen gewiss mit vollem Rechte hoffen, dass die darin freimüthig 
niedergelegten Data bei allen erleuchteten Regierungen Deutschlands 
dazu beitragen werden, diesem so wichtigen Gegenstande eine geneigte 
'Berücksichtigung angedeihen zu lassen. 

Es Ij^t im Bereiche der Unmöglichkeit, dass Nicht -Apotheker 
jaUe VerbältniiSse der Pbarmaceuten genau durchschauen, geschweige 
T^ ihf em iSItandpiuicte ans beurtheilen können, vollkommen richtige 



iiO Veremskeüung. 

Parallele lassen sich weder mit Staatsdienern, noch mit Kaufleuten 
ziehen, wie solches auch in der Denkschrift auf die gründlichste Weise 
nachgewiesen ist. 

Als dritten Zweck des Vereins betrachten wir nun 
die gegenseitige Unterstützung in unverschuldeten Un- 
glücksfällen. 

Dass der Verein dieser Anforderung vollkommen Genüge geleistet 
hat, dafür sprechen die, Annalen unseres Vereins. Wir sehen daraus, 
was das Zusammenwirken vieler Gleichgesjnnten zu schaffen vermag. 
Es kommen verhäitnissmässig grosse Beiträge für unsere leidenden 
Brüder zusammen. Dass die Theilnahme an solchen Unterstützungen 
namentlich in der letzteren Zeit immer geringer wurde, hatte seinen 
Grund in dem Bewusstsein, dass Jeder unserer Amtsgenossen sich 
auf eine wenig kostspielige Weise vor einem etwa entstehenden Scha- 
den, zumal durch Feuer, sichern konnte und nicht leichtsinniger Weise 
sein Haus und Hof ohne irgend eine Garantie dem Zufalle Preis zu 
geben brauchte. ~ 

£s sind in neuester Zeit viele Vorschläge gemacht, um auf eine 
zweckmässige Weise diesen Uebelständen abzuhelfen, und namentlich 
diesen sich so oft wiederholenden Sammlungen zu begegnen, die 
jedem einzelnen Geber geniren und dem vom Unglücke Betroffenen im 
Ganzen auch nicht sehr viel nutzen. Man hat proponirt, eine Feuer- 
Assecuranz nur für Apotheker zu errichten, jedoch erscheinen mir die 
desfallsigen Propösitionen nicht vortheilhafter , als sie eine der beste- 
henden vom Staate garantirten Gesellschaften uns bieten kann. Unser 
verdienstvoller Geisel er proponirte eine Anstalt, dessen Capital wür- 
dige Gehälfen zur Disposition ohne irgend eine Garantie benutzen, die 
Zinsen aber zur Unterstützung bei Unglücksfällen und zu einer Pension 
der Apolheker-Wittwen verwandt werden sollten. So ehrenwerth 
dieser Vorschlag nun /auch sein mag, so erscheint das Ganze bei ge- 
nauerer Beleuchtung von einem zu idealen Gesichtspuncte aus aufge- 
fasst zu sein. 

Mehr Anklang dürfte dagegen der vom Vicedirector Krüger in 
Rostock gemachte Vorschlag finden, welcher allerdings ganz anderer* 
Art ist, und die Sache von der entgegengesetsten Seite auffasst. 

Bei der Wichtigkeit des Gegenstandes erlaube ich mir Einiges 
hierüber zu erörtern. 

Krüger will, wie Sie wissen, einen Entschädigungsverein bei 
Brandunglück und giebt an als Zwecke desselben gegenseitige Ent- 
schädigung für entbehrte Fortführung des Geschäfts in Folge 
erlittenen Brandschadens. — Es findet durchaus kein Ersatz für Haus, 
Inventur etc. statt, sondern es wird sogar Niemand in diesen Verein 
Aufgenommen, der nicht in seiner. Bei tri tts^Erklärung an Eidesstatt 
nachweisen kann, dass er wirklich Haus und Inventar in einer be- 
liebigen Feuerversicherungs-Societät versichert hat; 'denn Krftger 
sagt und auch mit Recht: 

Wer seine Gesammthabe fahrlässiger Weise gegen Feuer rricht 
versichert, der verschuldet das ihn treffende Unglück, dem haben 'wir 
nicht beizustehen, der gehört nicht zu uns, er ist ein unwirthlicher 
Mann. 

Zur Bildung eines Gesellschaftsfonds soll nun jedes Mitglied nach 
Maassgabe seines Geschäftsbetriebs, während der nächsten drei Jahre 
einen jährlichen Beitrag zahlen, und zwar so, dass derjenige, welcher 
ohne Gehülfe und Lehrling dem Geschäfte vorsteht, X Tfalr. zahlt, der 



Veremszeüung. <2I 

mit eiDem Lehrlinge 1 Thlr. 12 Ggr. ; ohne Lehrling aber mit 6inem 
Geholfen 2 Thlr. ; bei grösseren Geschäften wird fär jeden -Gehälfen 
2 Thlr. und jeden Lehrling 1 Thlr. bezahlt. 

Bei Ungläcksföllen soll dann von drei Collegen der Schaden und 
die Entschädigungssumme und zwar von jedem allein taxirt, und die 
Gesammtsumme mit 3 dividirt werden. Als höchste Eptschftdigungs» 
summe darf aber nur für jeden Thaler Betrag 100 Thaler in Anrech- 
nung kommen. 

Dieses sind die wesentlichen pecuAiären Verhältnisse des von 
Krag er entworfenen Statuts. 

In unserem letzten Archivhefte vom Juli sind nun von den Apo- 
thekern Schlesiens zu diesem von ihnen als am meisten beachtenswerth 
bezeichneten Vorschlage folgende Modificationen noch proponirt, welche 
ich nachher auch einer genauen Prüfung zu unterwerfen bitte. 

Die zu leistende Entschädigungssumme muss sich nach dem 6e- 
schäftsumsatze und nicht nach der Anzahl der Geholfen und Lehrlinge 
richten, welche der Verunglückte zur Zeit hielt. Man nehme drei 
oder mehrere Klassen an und überlasse Jedem den Eintritt, in welche 
er will, ohne genaue Abforderung des Geschäftsgeheimnisses, oder man 
mache Klassen nach dem erzielten Geschäftsumsatze. Im ersteren Falle 
wurde man sich nach Belieben auf 200, 350, 400 Thlr. u. s. w. 
Entschädigung verstehen, im zweiten würden die Geschäfte angegeben 
w^erden und folgende Klassen eintreten, 

1. Klasse Geschäfte bij^ zu 2000 Thlr., 200 Thlr. Entschädigung 

2. — — V. 2000— 4000 - 350 - — 

3. — — V. 4000-6000 - 400 - etc. — 

Zu zahlen wäre dann von dem Betheiligten | pC. der Entschädi- 
gungssumme, also resp. 1 Thlr., 1 Thlr. 18 Ggr. oder 2 Thlr. 

Sind so die Geschäfte in drei oder mehrere Unterabtheilungen 
gebracht, so werden .diejenigen Besitzer, welche sich in der ersten 
bis zweiten Klasse befinden, die oft nur kümmerlich durchkommen, 
gewiss eine verhältnissmässig anständige Entschädigung erbalten, und 
gerade die meisten Brandunglficke treffen die Apotheker in kleinen 
und schlecht gebauten Städten. 

Die Schlesier haben nun eine ohngelahre Klassification ihres Ge- 
schäftsumsatzes gegeben, wonach von 100 — 45 in die 1. Klasse, 35 
in die 2. Klasse und 20 in die 3. Klasse kommen würden. Wäre 
dieses Verhältniss unter sämmtlichen Vereinsmitgliedern dasselbe, so 
würden, bei 1000 Mitgliedern 1460 Thlr. von jährlichen Beiträgen er- 
zielt werden und nimmt man an, dass jährlich 4 unter 1000 verun- 
glücken, so würde im Durchschnitt eine Summe von 1162 Thlr. zu 
vergüten sein. Es bleibt daher noch eine Reserve von 298 zur 
Deckung von Porto und Verwaltungsunkosten. 

Im ersten Jahre wird die Prämie doppelt eingezahlt, um einen 
Fond zu bilden^ damit die Auszahlungen auch sofort statt -finden können. 

Mich dünkt nun, dass von der letzten Summe mindestens noch 
f also 200 Thlr. als Entschädigungssumme verwandt werden kann. 
Sollte wirklich, was aber nicht zu erwarten ist, dennoch das Geld 
nicht ausreichen, so müsste ein extraordinärer Beitrag von Seiten des 
Vorstandes ausgeschrieben werden. 

Im Fall nun der grösste Theil der hier anwesenden Herren Col« 
legen in die gemachten Proposittonen nach nochmaliger Berathuttg 
einstimmen sollten, müsste ich Sie ersuchen, mir zu erklären, ob und 
wie 3ie sich gegen Feuersgefahr versichert haben, da von deoj$nigeD| 



422 Vereinszeihmg. 

I 

weiche dieses unterlasse», angenommen werdeif mnss, dass sie dem 
Unterstutennffsvereine nicht beitreten^ resp. anf Entschädigung in Un- 
glück Verzicht leisten wollen. 

Wenn ich bei diesem Gegenstande nun . etwas länger verweilte, 
als es anfänglich meine Absidbt war, so werde ich durch die Wich? 
tigkeit des Gegenstandes hoffentlich in Etwas entschuldigt werden.- 

Der vierte und letzte Zweck des Vereins ist, wür- 
dige durch Alter oder Krankheiten dienstunffihig ge* 
wordene mittellose Gehülfen zu unterstützen, so weit 
es die Kräfte gestatten. 

Schon am 27. Juni 1811 traten würdige Männer wie Tromms- 
dorffy' Bucholz und Gehlen zusammen, um einen Anfruf an das 
ganze pharmaceutische Publicum Deutschlands zur Subscription jähr- 
licher Beiträge zur Gründung^ einer Versorgungsanstalt für recht- 
schaffene, hülflose, alte oder im Dienste verunglückte Apothekerge- 
httlfen zu erlassen. Bereitwillig traten sogleich viele unserer CoHegen 
zusammen, um einen jährlichen Beitrag diesem edlen Zwecke zu wid- 
men und schon manche Spende wurde unsern hüifsbedfirftigen Mit- 
arbeitern dadurch zu Theil. Bei der Gründung unseres Vereins cr*- 
kannten die Stifter desselben die Wichtigkeit einer solchen wohlthä- 
tigen Anstalt und stellten als Bedingung zur Theilnahme an den Ver- 
ein, die Mitwirkung für dieses ehrenvolle Institut. 

In (Gemeinschaft mit einander vermochten diese Anstalten segens- 
reich zu wirken, obschon bei der Noth, die sich oft bei vielen treuen 
Mitarbeitern leider herausstellte, nicht in dem Maasse befriedigt wer- 
den konnte, als man es so gern wünschte. 

Es ist daher ein schönes und wohlthuendes Gefühl, wenn sich 
jetzt auch unsere conditionirenden Herren Collegen znsammenschaaren, 
um auf dem Altar der Liebe ihren unglücklichen Amtsbrüdern ihre 
Scherflein zu opfern. 

Dass es mitunter auch bei dem besten Willen und den genügend- 
sten Kenntnissen nicht gelingt, seinen eigenen Herd zu bekommen, 
daran erinnert uns gerade jetzt wieder eine höchst merkwürdige Er- 
scheinung. 

Ein sehr achtbarer Mann, der in unserm Fache sich auf mannig- 
fache Weise versucht hat, '4, 6, 8 und 12 Jahre an einem Orte con- 
ditionirte, lange Zeit als Provisor einer Apotheke vorstand und sein 
Examen mit Auszeichnung absolvirte, feiert im September sein 50jäh- 
riges Jubiläum als Gehfilfe. — Ein seltenes, ja sehr seltenes, aber 
nicht beneldenswerthes Fest. Mit Recht bittet unser Oberdirector um 
freundliche Theilnahme sowohl von Seiten der Apothekenbesitzer, als 
Provisoren und Gehülfen, und bin ich im Voraus überzeugt, dass ein 
Jeder mit Freuden ein Paar Groschen beisteuern wird, nm dem Jubi- 
lar auf irgend eine Art seine Theilnahme zu bezeigen. Wenn es mir 
möglich ist, so werde ich die Reise dorthin nicht scheuen, obgieicli 
der Ort bei Weissenfeis in Sachsen, ohnweit Naumburg liegt. 

Ans dieser ziemlich ausführlichen Beleuchtung glaube ich wold 
den Schluss ziehen zu dürfen, dass meine anfängliche Behauptung: 
„mit voUkonmiener Genugthuung auf die Wirksamkeit des Vereins 
während seines 25jähr)gen Bestehens zurückblicken zu können'^ ge- 
gründet ist. — Undankbar wurden wir gegen den Stifter desselben, 
nnseren verklärten, unvergesslichen Brandes handeln, wenn wir 
aeiae, mit so grosser Mühe und vielen Opfern ins Leben genfene 
Soböpfnng nieiu mix allem Eifer noch immer mehr sn fördern sncht^. 



Veremszeüung. 423 

Brfclieint .uns auch die Enh ^neß EimeloeB ^erinif, dnreh dat Za<- 
Mairoenwirken Vieler vermögen wir grosse Resultate su enielen. 

Nun am Schlüsse meines Vortrages, habe ich mich noch eines 
Anftrages unseres hochverehrten Oberdirectors Dr. Bley su entledi- 
gen ; nftmlich Ihnen, meine werthgesohätEten Herren Collegen, die herz- 
lichsten Grflsse cn bringen und Sie zu der am 8.^ 9. und 10. Septbr. 
in Dresden statt findenden General-Versammlung resp. dSjährigen Jubel-» 
feste hierdurdi förmlichst und feierlichst einzuladen. 



.2) Medicinal - Gesetzgebung. 

Bekanntmachung, 

die Neujahrsgeschenke der Apotheker betreffend, vom d5sten November 

1845. 

Da zur Anzeige gekommen, dass der $• 18 des 15. Capitels im 
3. Abschnitt der Medicinal-Ordnung vom 23. Februar 1789, die Neu- 
jahrsgeschenke der Apotheker betreffend, nicht allenthalben beachtet 
werde; so wird an die Befolgung hiermit erinnert. 

Detmold, den 25. Novbr. 1845. 

Fürstl. Lipp. Regierung. 

(gez.) Eschenburg. 

Passus des §. 18. Cap. 15. Abschnitt 2. der alten Medicinal - Ord- 
nung vom 23. Februar 1789. 

»Auch woUen Wir, dass das zeithero gewöhnliche Neujahrsge- 
nschenke der Apotheker an Aerzte, obrigkeitliche Personen ^und an 
»die Kunden, um den Apothekern, welche binföhro ihre Waaren 
»streng nach der genau berechneten Taxe verkaufen müssen, alle 
»Aberflfissigen Ausgaben zu ersparen, und die Aerzte von dem mög- 
»lichen Verdachte zu befreien, als könnten sie den Apothekern die- 
»ses Geschenks wegen unbillige Nachsicht oder unstatthafte Geffillig- 
»keiten angedelhen lassen^ in Zukunft gftnzlieh abgeschafft sein und 
»unterbleiben soll.« 



3) Eingrifie in die Rechte der Apotheker. 

Geschehen zu Uohen-Mölsen, am 15. Septbr. 1845. 

Bei Gelegenheit der Jnbilarfeier des Herrn Proviaor Gdnther 
d. Z. in hiesiger Apotheke^ wurden »anehe pharmaceuti«eke VerhAlt- 
niaf« unter den anwesenden Apothekern besproch^i. — 

Hier ward uns Unterzeichneten auch von Seiten des Herrn CoUe- 
genj. N. Leistner Apotheker in Zwenkau, die Mittheilung, gemacht, 
dass derselbe in Betreff des Verkaufes der liitef, Amicae sehr com- 
promiltirt sei. -^ 

Derselbe verkanfte nämlich 4 Unzen Tinet. «Hitc. so dem taz- 
mfifjigen Preise von 13 Neugrofchen 3 Pf» nach Verordnung etnee 
Antes, wfthrend eine Bekanntmachung im Peganet WeehenblaMe d«9 
Inhaitef erschien, dam derselbe Kfiufer in Leipsig 4 Unzen der Tinc* 
Ui9 fftr den Preia von 3 Nengroschen 9 Pf. erhallen habe MI 



m 



Vereinszeitung. 



Unter die MisgheHigkeiteii der praktischen Pharinacie gebort nun 
auch die, wie von Seiten der Droguisten Alles angewandt wird, den 
Handverkauf nicht nur allein, sondern auch die Receptur der Apothe- 
ker zu benachtheiligen. 

Wir Unterzeichneten können nur vorliegenden Fall, der zum 
Nachtheile unseres Herrn Collegen Leistner absichtlich verläumderisch 
hervorgerufen ist, aus einer unlauteren Quelle entnommen, betrachten 
— und wünschen, dass dieser Fall weiter höheren Ortes beleuchtet 
werde. — 

Es ist unmöglich — bei dem Preise des hier namhaft gemachten 
Arzneimittels, ohne dessen Güte zu beeinträchtigen, eine solche Her- 
absetzung des Preises zu veranlaissen. — 

Unterzeichnet die anwesenden Mitglieder des Apotheker-Vereins 

im nördlichen Deutschland. 

H. Leistner, Apotheker in Zwenkau. £. Hei big, Apotheker in 

Pegau. C. G. e r t e 1 , Apoth. in Markranstedt. Dr« £. W i 1 1 i n g. 

Graf. Simon. Fahr. W. Weibezahl. 

Wenn die Staatsgesetze dem Apotheker genau den Kreis seiner 
Wirksamkeit vorzeichnen, wenn sie ihnen eine Taxe geben, so sollten 
die Staatsbehörden auch darüber sorgfältig wachen, dass keine Ueber- 
tretungen durch unbefugte Eingriffe in die Rechte der Apotheker statt 
fänden, wie sich dieses in der Denkschrift des Vereins S. 58. ausge- 
sprochen findet. ^ Dr. Bley. 



4) Vorschläge zur Unterstützung der Gehülfen. 

Ansichten eines Apothekergehülfen über Unterstützungs- 
Anstalten für ausgediente, mittellose, würdige Apothe- 
ker gehülfen, von 1\ K. Busch. 

Dieses Thema ist schon so oft besprochen worden, dass es fast 
überflössig scheinen mag, noch ferner darüber zu disputiren. Die 
Sache selbst ist jedoch wichtig genug, es wUnschenswerth zu machen, 
dass jeder Sachverständige sein Urtheil darüber abgebe; Einer unter 
den Vielen wird dann ja vielleicht das schöne Ziel erreichen: Mittel 
entdecken, allen Invaliden unseres Standes ein sorgenfreies Alter zu 
verschaffen. 

Vielseitig ist darüber geklagt worden, wie so wenig Antheil die 
Gehälfen selbst an dieser ihrer eigenen Sache nehmen. Ich kenne 
sehr viele Gehülfen, habe auch oft mich mit ihnen über diesen Gegen- 
stand berathen, und immer gesucht ihr Interesse dafür anzuregen. 
Wicht ganz mit Unrecht wurde mir jedoch stets erwiedert: sie sähen 
nicht ein, dass/ ihre Gaben einen wirklichen Nutzen schafften; der 
Unterstützungsfond läge in einem grossen Topfe, der Zeit ihres Lebens 
doch nicht voll würde, und die Portionen, die man jetzt daraus ver- 
theile, wären so klein, dass man ganz bequem dabei verhungern 
könne. 

Nach dem Urtheile Vieler und auch meiner Ansicht gemäss, 
würäe es besser sein, wenn man die jährlich disponible Summe, statt 
unter einer so grossen Anzahl, nur an 3 bis 4 alte, würdige Gehülfen 
vertheüte. (Wenn Jemand nur einen Scheffel Kartoffehi an Nothlei- 
dende schenken kann, handelt er da nicht klüger, er theilt ihn unter 
wenige, als unter alle Armen des ganzen Bezirks ? Einige können 



Vereinszeitung. 125 , 

mch satt daran essen — eine Kartoffel Jedem nützt Keinem -<-); ' Um 
ganz unpartheüsch zu Werke zu gehen, müsste das Loos bestimmen, 
welchen von den Bedürftigen die Renten zu ertheilen seien. 

' Die meisten Apotheker haben es längst erkannt, dass fdr ihre 
alten ausgedienten Gehalfen durchaus gesorgt werden muss. So wie 
Herr Apotheker Brill in Haina, im Septemberhefte des Archivs, sich 
verpflichtet, lebenslänglich zur Pfleganstalt 3 Thir. jährlich beizu- 
steuern, so werden fast alle Apotheker Norddeutschlands sich gerne 
dazu verstehen, für eine ihre Aufgabe ganz lösende, zweckmässige 
Unterstützungs- Anstalt bestimmte, jährliche Beiträge zu liefern, 
wenn auch, Verl^ältnisse halber, die Summe bei einigen etwas kleiner 
ausfallen sollte. Auch die -meisten Gehulfen werden bereitwillig sein, 
jährlich einen Thaler, ja, gerne sogar das Doppelte und Dreifache zu 
zahlen: wenn dadurch ihren invaliden Collegen in der Art 
geholfen wird, dass diese nicht gezwungen sind. Ver- 
wandten, früheren Principalen, oder sogar Communal- 
Armenkassen zur Last zu fallen. In dieser bejammerns- 
werthesten Lage befindet sich leider derzeit eine grosse Anzahl alter 
Pharmacöuten, und durch die ihnen gereichte karge Unterstützung 
wird ihrer IVoth keineswegs abgeholfen. Eine gleiche grässliche Zu«» 
kunfi steht wie ein drohendes Gespenst vielen Apothekergehülfen vor 
Augen, schon jetzt ihr Leben vergiftend. Dieser zu entrinnen, wer- 
den sie, während der Zeit ihrer Arbeitsfähigkeit, gern jährlich der 
Ünterstützungs-Anstalt ein Bedeutendes beisteuern. Fest bin ich davon 
überzeugt, dass die so gesammelten Beiträge 3000 Thlr. pr. Ao. 
übersteigen werden^). Fügt man die Zinsen des schon vor- 
handenen Capitals hinzu, so ist man im Stande, an mehr als zwanzig 
der in unserem Fache ergrauten Männer eine jährliche Pension von 
150 Thlr. zu zahlen, mit welcher diese die nothwendigsten Lebens- 
bedürfnisse bestreiten können. — Die Errichtung eines Hospitals 
scheint mir gadz unpraktisch, unseres Standes unwürdig, ja, aufrichtig 
gesagt, possierlich! — Es müssten die Pensionen an die Bedürfligen 
selbst, oder, wenn diese geistig oder körperlich allzu invalide sind, 
an die Verwandten derselben, mit Hinzuziehung des Magistrats ihres 
Wohnorts, ausgezahlt werden. . 

Sehr wohl ist es mir bewusst, dass die bereits existirende Unter- 
stützungs-Anstalt des Vereins eigentlich das Verlangte alles schon 
bezweckt. Jedoch ein grosser ^Unterschied besteht darin, dass, statt 
jetzt vereinzelte, einmalige Gaben zu sammeln, durch welche 
den wieder damit Begabten nicht ausreichend geholfen wird, und die 
für die Zukunft gar keine Garantie bieten: nach der veränderten 
Einrichtung dann für die Lebensdauer subscribirte, jähr- 
liche, bestimmte Beiträge einzucassiren sind, die den Invaliden 
unseres Standes ein sorgenfreies Alter verschaffen. — Und hiemii 
wäre alsdann eine, den Apothekern Norddeutschlands würdige Unter- 
stützungs-Anstalt errichtet, welche, auch abgesehen von dem edlen 
Hauptzwecke, die wohlthätigsten Folgen haben würde. Dem immer 
empfindlicher hervortretenden Mangel an] Apothekergehülfen wird ab- 
geholfen, denn junge Leute widmen sich gern einem Fache, in wel- 
chem, wenn auch alle anderen Hoffnungen fehlschlagen, doch für ihr 



*) Wollte der HunmeL es würde nur zum vierten Theile wahr! 



420 Vereinszeriung. 

Alter guorgt ist. Die GehHlfen werden nicht mehr lo häufig wie 
jeUt aufs Uagewisfe hin in fremde WeUtheile wandern, oder 6e* 
»chafte entriren, die aie nicht gelernt haben, und wodurch sie sumeist 
ganE an den Bettelstab gerathen. Statt jetzt so oft mit Unlust und 
Widerwillen, werden sie dann mit Lust und Liebe der Kunst ihre 
Kräfte widmen. Sie werden — doch wozu noch Etwas weitläufttg 
beweisen wollen, von dem ohnedies schon Jeder innigst über- 
zeugt ist! — 

Meine Ansichten über diese so wichtige Angelegenheit habe ich 
hiemit ausgesprochen. Die Prüfung und Ordnung des dargelegten 
Planes überlasse ich gern den Meistern unserer Kunst, die den Män- 
geln derselben abzuhelfen, bekanntlich stets eifrigst bemüht sind, und 
die dem wahrhaft Nützlichen und SchOnen ihr ganzes Leben geweiht 
haben. 



Der Herr Verfasser wird sich ein grosses Verdienst erwerben, 
we^nn er' seinen Plan werththätig mit ins Leben zu rufen bemüht ist ; 
wir wünschen herzlich, dass er nicht gegentheilige Bemerkungen 
mache. Doch sein Zweck ist edel und 'gut, und so wollen wir hel- 
fend und rathend gern zur Seite stehen. BK 



5) WarnuDg^ verfälschtes Wachs betreffend. 

Es kömmt seit einiger Zeit ein Cera alba im Handel vor, das sich 
durch seine vorzügliche reine weisse Farbe und Zartheit auszeichnet. 
Bei einiger Betrachtung indessen und besonders beim Zerbrechen, er- 
kannt man sogleich, dass es nicht die Eigenschaften des reinen weis- 
sen Wachses besitzt. Glücklicher Weise habe ich noch altes reines 
Wachs und kann nur um so besser vergleichen. 

Aeusserlich unterscheidet sich das verfölschte, durch seine sehr 
dünnen Scheiben, wie oben bemerkt seine reine Weisse, gegen das 
Licht gehalten ist es vielmehr durchscheinend, gekaut schmeckt es 
fettartig widrig, wird ganz bröcklich und lasst sich alsdann ^wischen 
den Fingern beinahe zu Pulver zerreiben. 

Nachdem ich es gelinde hatte zergehen lassen, gestand es beim 
Erkalten zu einer obenauf glatten, unten kernigen, oben etwas schmie- 
rigen, unterhalb bröcklichen, im Bruche kernigen Masse. 

Weiter erhitzt wurde es bald braun, endlich schwarz, anfangs 
fetttg, zuletzt unangenehm, talgartig, praetrant riechend, endlich nach 
Ausstossung eines Kopfschmerz erregenden, brenzlichen, braunen Dam- 
pfes sich verflüchtigend, hinterliess es einen nicht geringen kohligen 
. Äüokstand. 

Auf seidene« Ztvig getröpfelt zeigte es auch den die Sterine 
verrathenden, meine Meinung bestätigenden Fettfleck. 

Alle diese Erscheinungen wären abweichend von denen des rei* 
- nen Wachses, unter derselben Behandlung, die ich übrigens als be*-' 
liannt hier fortlasse. 

Eine Analyse zur Ermittelung des Verhältnisses der Mischung habe 
ich noch nicht vornehmen können, scheint mir auch so sehr nöthig 
nicht« indem es genügt zu wissen, dies Wachs sei verfälscht und 
zwar sa stark, dass es zum pharmaceutischen Gebrauch untüchtig ist. 



Vereinszeiiung, 127 

Itt^eni ich dies lar öffentlich«» Kenntiiisi bringe, warn« ich so- 
gleich yor deAften Ankauf. Das Ton mir beieichnete iß% aui Berlin 
besogea*). 0. ü su B. 



6) AHgemeiner Anzeiger. 

Preisfrage der Königlichen Academie gemeinnütziger Wissen- 

Schäften in Erfurt. 

Die Königliche Academie geme^nnfitziger Wissenschaften zu 
Erfurt stellt aus dem, ihr noch zur Verfugung stehenden, Vermächt- 
nisse des hieselbst verstorbenen Königlich Dänischen Justizraths Dr. 
Büchner folgende zweite Preisfrage auf: 

„Viele angesehene Physiologen und Chemiker halten sich gegen- 
wärtig überzeugt, dass die durch chemische Operationen unzerlegbaren 
und deshalb einfach genannten, Stoife auch in organischen Körpern 
keine Veränderung erfahren, sondern dass alle Veränderungen, welche 
in organischen Körpern, von ihrer ersten £ntwickelung an bis zu 
ihrem Ableben in ihren Bestandtheilen vorgehen, bloss durch Auf- 
nahme gewisser Stoffie von Aussen und Ausscheidung anderer Stoffe 
nach Aussen bedingt werden. Indessen ist diese Behauptung .nichts 
weniger als hinreichend begründet, vielmehr sprechen mehrere, selbst 
neuere, wie es scheint, mit aller Umsicht angestellte Beobachtungen 
und -Versuche für das Gegenlheil : dahin gehören hinsichtlich der 
Pflanzen besonders die von A. Vogel wiederholt unternommenen 
Versuche mit ausgesäeter Gartenkresse, welche zu beweisen scheinen, 
dass diese Kresse einen Theil des in ihr enthaltenen Schwefels durch 
ihren Vegetationsprocess bildet, indem der Gehalt an Schwefel, der 
in der analysirten Pflanze gefunden wurde, die im Samen enthaltene 
Menge desselben fiberstieg, wiewohl alle Vorsichtsmassregeln getroffen 
wurden, um zu verhüten, dass Schwefel von Aussen aufgenommen 
werden konnte. 

Hinsichtlich der Thiere scheinen dies aber die früher von Prout 
und später die von Pf äff und Oehm angestellten und jene grössten- 
theils bestätigenden Versuche, über die Veränderungen der chemischen 
Bestandtheile,. welche während des Brütens in Hühnereiern vorgehen, 
hinlänglich. zu beweisen; auch dürfte in der Thal schon die bedeu- 
tende Zunahme der Knochen in Säugethieren nach der Geburt dafür 
sprechen, indem dieselbe in keinem Verhältnisse zu der geringen Meng« 
von phosphorsaurem Kalk zu stehen scheint, welche dem neugebornen 
Säugethiere durch die Muttermikh zugeführt wird. Hierdurch sieht 
sich die Academie veranlasst, die Aufgabe zu stellen: 

Durch neue Versuche ausser Zweifel zu setzen, ob bei der Er- 
nährung und Ausbildung der Pflanzen und Thiere Veränderungen 
in den in ihnen enthaltenen chemisch einfachen Stoffen vorgehen, 



*) Es wäre zu wünschen gewesen, dass bei der V^arnung die Be- 
zugsquelle bezeichnet worden wäre, damit man sich um so eher 
hüten könne ; aber gut wird es sein,' das käufliche Wachs vor 
dem Gebrauche in den Apotheken zu prüfen, mit Rücksicht auf 
Dr. Me,urer*8 Bemerkung, im Octoberhefte d. J. des Archivs. 

Bfcy. 



128 Veremszeüung. 

00 dasfi ein Teil ihrer Bestandtheile bloss durch Umwandlung an- 
derer chemisch einfacher Stoffe erzeugt wird, oder ob dies nicht 
der Fall ist, sondern die für jene Annahme scheinbar sprechenden 
Versuche andere Erklärungen zulassen? 

Dass die Lösung dieser Aufgabe für die ganze Naturlehre und 
insbesondere für die Physiologie der Pflan^n und Thiere von äusser- 
ster Wichtigkeit sei, bedarf wohl keines näheren Beweises; sie ist es 
aber nicht nur in theoretischer Hinsicht, sondern auch in praktischer, 
wie dies schon daraus erhellt, dass die Liebig' sehe und andere 
neuere Lehren über die Ernährung der organischen Körper und die 
darauf sich gründenden Vorschriften nur bei der Veraussetzung für 
vollkommen Wahr erklärt werden können, dass die chemiseh einfachen 
Stoffe eben so wenig durch die in organischen Körpern vorgehenden 
Processe, als durch chemische Operationen ausserhalb desselben ver- 
ändert werden können und dass daher jene jetzt so viel besprochenen 
und so viel Aufsehen erreg'enden Lehren für haltbar oder unhaltbar 
erkannt werden müssen, je nachdem die Beantwortung dieser Frage 
verneinend oder bejahend ausfällt/^ 

Der ausgesetzte Preis für die genügende Beantwortung dieser 
Preisfrage beträgt zwanzig Stück Friedrichsd*or. Die Preisbewerber 
haben ihre in deutscher, französischer oder englischer Sprache leser- 
lich geschriebenen Arbeiten spätestens bis zum Isten Januar 1848 an 
den Secretair der Academie, Kreisphysicus Wittke, portofrei ein- 
zusenden. Jede Arbeit muss mit einem Wahlspruche versehen sein, 
der sich ebenfalls auf der Anssenseite eines beiliegenden, versiegel- 
ten Zettels befindet, in welchem letzteren der deutlich geschriebene 
Name, Charakter und Wohnort des Einsenders steht. 

Die genügende Abhandlung wird in der öffentlichen Sitzung am 
15ten October 1848 gekrönt werden. 

Dem Autor verbleibt das Eigenthumsrecht der gekrönten Preis- 
schrifl, doch muss dieselbe, falls es der Autor nicht vorzieht, sie zu 
den gedruckten Acten der Academie zu geben, binnen Jahresfrist ge- 
druckt Sein. 



Lehrlingsgesuch, 



Einem, mit den erforderlichen Schulkenntnissen versehenen juugen 
Mann, welcher die Pharmacie zu erlernen wünscht, kann eine Stelle 
ftb Lehrling zu Ostern 1846 nachweisen Dr. E. F. Aschoff^ • 

Herford, im Novbr. 1845. Apotheker auf der Neustadt. 



Berichtigung. 



Der Name des Herrn CoUegen im Kreise Hanau siehe Archiv 
Bd. 42. S. 355, ist nicht Bemmert, sondern Remmert. 



ARCHIV DER PHiRIAd. 



XCV. Bandes zweites Heft. 



Erst& Abiheilung. 

M m 

I. Physik, Chemie und praktische 

Pharmacle* 



Versuche über das Pektin; 

von 

Fr. Jahn^ 

Medicinalassessor und Apotheker eu Meiningen. 
(Fortsetzung von Bd. XLV. S. 43.) 

Aus dieser Mittheilung ist ersichtlich, dass bei allem 
Fleisse, mit welchem die genannten Gallertsubstanzen von 
verschiedenen Chemikern bereitet worden sind, doch noch 
mancher Zweifel über dieselbe aufzuklären ist; anstatt 
der von Berzelius noch unterschiedenen 2 Gallertkör- 
per müssen aber nach der so umsichtigen Untersuchung 
von Chodnew wenigstens 4 sich nahe stehende Körper 
angenommen werden, denn ich will es dem ürtheile an- 
derer Autoritäten anheimstellen, ob die von Fremy ange- 
nommene Pektinsäure, welche übrigens von Fromberg 
wiederholt dargestellt und bestätigt worden ist und die 
von Letzterm noch aufgefundene Zwischenstufe in Zukunft 
noch festzuhalten sein wird. — Bei meinen Versuchen nut 
dem Pektin habe ich besonders die Ursache des Gelatini- 
rens der Fruchtsäfte und welche Veränderung hierbei mit 
dem Pektin vorgeht, ferner das Verhalten derselben wäh- 
rend der Gährung im Auge behalten, worüber man in 
den erwähnten neuern Arbeiten keine weiteren Aufschlüsse 
findet. 

Ich habe mir zu diesem Ende Pektin aus verschiede- 
nen Früchten dargestellt, wie sie die gerade herrschende 

Arch.d.Pharm. XCV.Bd8.2.Hft. 9 



130 Jahn, 

Jahreszeit mit sich brachte, aber ohne die zuletzt erwähn- 
ten beiden Arbeiten zn kennen, mit denen ich erst im 
Anfang dieses Jahres bekanat geworden bin, habe ich 
mich besonders nur mit Pektin aus nicht filtrirten Frucht- 
säften beschäftigt. Da ich bei einigen Versuchen mit dem 
später noch nach Chodnew's Methode dargestellten rei- 
nen Pektin fand^ dass dieses eini|^ für die Beantwortung 
der von mir gestelUen Fragen mir wesentlich erscheinende 
Eigenschaften nicht mehr darbot, so habe ich dieses als 
rein bezeichnete Pektin auch nicht weiter in Betracht ge- 
zogen, aber ich fand auch das gewöhnliche Pektin aus 
verschiedenen Früchten abweichend in seinem chemischen 
Verhallen, wenigstens gegen einzelne Reagentien. Obgleich 
man nun auf diese Differenzen vielleicht wenig Werth 
wegen zufälliger anderweitiger Beimischungen zu legen 
haben wird, so halte ich doch eine Erwähnung dieser 
Unterschiede nicht für unzweckmässig und ich bringe 
meine Arbeit nach diesen Vorausschickungen in folgende 

Abschnitte. 

I. 

Ueber die Eigenschaften des Pektins überhaupt und je 

nach seiner Darstellungsweise. 

Fast aus allen gehörig reifen Früchten wird, wenn 
man deren Saft auspresst und diesen bloss nochmals zur 
Entf^nung der durch das Pressen mit in den Saft gelang- 
ten Fremdartigkeiten durch Leinwand seiht, dann eine 
hinlängliche Menge starken Alkohols zufügt, ein sdileinii-r 
ger Körper in gleichsam geronnenen Fäden ausgeschieden, 
welcher in Pektin besteht und weicher, durch gelindes 
Trocknen von Weingeist befreit und wieder mit wenig 
Wässer angerührt, die Eigenschaft besitzt,, in dieser Auf- 
lösung in wenigen Stunden oder auch nach etwas längerer 
Zeit zu Gallerte zu erstarren. Dieses Gelatiniren kömmt 
nicht allen Arten von Pektin oder doch nicht in gleichem 
Grade zu, besonders ist diese Eigenschaft aber beim Apfel- 
pektin ausgebildet, ich habe sie wenigstens an aus ver- 
verschiedenen Aepfelsorten dargestelltem Pektin, aber auch 
an dem Johannisbeerpektin jederzeit wahrgenommen und 



Versuche über das Pektin. 431 

das Gelatiniren der Fruchtsäfte mag überhaupt auf diesem 
Umstände beruhen. 

Zur Darstellung des Pektins ist nun in Berzelius's 
Lehrbuch derselbe Weg vorgeschrieben, allein der Frucht- 
saft soll vor der Behandlung mit Alkohol filtrirt werden. 
Schwerlich möchte man dieser Vorschrift jedoch immer 
nachgekommen sein, denn fast alle Fruchtsäfte können 
nur sehr schwer filtrirt werden; der darin enthaltene 
Schleimkörper verstopft die Poren des Filters, aber auch 
selbst diejenigen Säfte, welche Anfangs dünnflüssig er- 
scheinen und durchs Filter hindurchgehen, trüben sich 
noch während dieser Operation und das Filtrat macht 
einen Absatz, so dass immer nur wenig und nur für kurze 
Zeit von einer klaren Flüssigkeit erhalten wird. Als ein- 
zige Ausnahme hiervon, die mir vorgekommen ist, kann 
ich den Saft der Quitten, auch den von unreifen Aepfeln 
bezeichnen, welche sich leicht filtriren lassen, welche aber 
auch durch Alkohol wenig oder nicht getrübt werden 
weil nur sehr wenig Pektin darin enthalten ist. 

Um das Pektin rein von andern Beimischungen, na- 
mentHch von Amylum und Pflanzcnalbumin zu erhalten 
(von denen das erste nach eignen Versuchen in unreifen 
Obstfrüchten in ziemlicher Menge, aber auch in fast allen 
selbst zeitigen Aepleln und Birnen in kleiner Quantität 
noch enthalten ist, das zweite aber doch wenigstens in 
vielen Fruchtsäften aufgefunden wurde,) müsste der Frucht- 
saft zuvor filtrirt, dann aufgekocht und wiederum filtrirt 
werden. Allein leider erleidet der gelatinirende Körper 
schon durch dieses umständliche Filtriren, indem er in zu 
vielfältige Berührung mit der Luft kömmt, eine Verände- 
rung und das, was auf dem Filter bleibt, besteht nicht 
etwa bloss aus Amylum (oder aus Eiweissto£^, sondern es 
ist immer schon ein Theil des Pektins, welches ausseror- 
dentlich empfindlich gegen den Einfluss der Luft ist und 
wovon ein Theil unlöslich wird, damit gemengt 

Wenn man versucht, durch blosses Hinstellen und 
Absetzenlassen in vollgefüllten und verschlossenen Fla- 
schen den Fruchtsaft zu klären, so dauert diess zu lange 

9* 



132 Jahn, 

und der Saft gerälh inzwischen, gewöhnlich ehe er noch 
kter geworden ist, in Gährung. Hat die letzte aber ein- 
mal begonnen, auch wenn es der erste Anfang derselben 
ist, so Jtönnen auch diese Säfte, wie jene, die durch mehr- 
n^aliges Filtriren endlich geklärt worden sind, nicht mehr 
»I Pflanze«gallerten verwendet werden, weil sich auch 
während <ier Gährung das Pektin verändert und in einen 
andern K<)rper übergeht Mit Zucker eingekocht verwan- 
delt sich der Fruchtsaft in einem und dem andern Falle 
nicht in eine gestehende Gallerle, sondern er bleibt gewöhn- 
lich einem dicken Schleim gleich stets flüssig. Es ist also 
hieraus zu ersehen, dass das Pektin, welchem man doch 
besonders oder nur allein das Gelatiniren zuzuschreiben 
bat, sich verändert hat, und es ergiebt sich diess genauer 
noch aus dem Umstände, das^, wenn der geklärte Saft 
bei Vermischung mit Alkohol gewöhnlich auch einen nicht 
unbeträchtlichen Niederschlag noch liefert, aus diesem 
ausgeschiedenen Schleimkörper weder für sich, wenn er 
in Wasser gelöst wird, noch unter Zusatz von Zucker 
eine wirkliche Gallerte erhalten werden kann. 

Chodnew glaubt nun durch Aufkochen und Filtriren 
des Fruchtsafts und durch spätere Behandlung des durch 
Alkohol geschiedenen Pektins mit Salzsäure dasselbe im 
reinen Zustande gewonnen zu haben ; auch lässt sich aller- 
dings der aufgekochte Aepfelsaft leicht fiJtriren*), und 
das daraus gefällte Pektin fällt viel weisser und durch- 
scheinender aus, als das aus rohem Saft erhaltene, aber 
ich war .nicht im Stande, auch wenn dies Pektin nicht 
erst hoch mit Salzsäure vom Kalkgehalt befreit wurde, 
mit demselben durch Wiederauflösung in Wasser und 
Hinstellen selbst nach mehreren Tagen und ebensowenig, 

*^ Beim Safte der Birnen und Johannisbeeren wollte mir diess kei- 
neswegs gelingen; diese gekochten Säfte konnten nur durchs 
Coliren (durch ein wollenes Tuch) geklärt werden ; durchs Filter 
lief äuMerst weiiig und selbst dasjenige, was Anfangs durchging, 
sah weissgelb (bei Birnen) und fleischroth (bei Johannisbeeren) 
aus und war nicht klar, trübte sich auch stets wieder nach 
iKuraer Zeit mehr. 



Versuche über das Pekiin. 133 

wenn noch Zucker hiozugefugt wurde, eine Gallerle zu 
erzeugen, sondern die Flüssigkeit blieb wie Mucilago 
Gummi Arabid flüssig. Die Haupteigenschafi des Kör- 
pers, den man dieses Gelalinirens wegen Pektin genannt 
bat, geht also bei einer solchen Behandlung verloren, und 
derselbe wird deshalb nach meinem Dafürhalten nur als 
einProduct aus diesem betrachtet werden müssen. Dieses 
reine Pektin wird aber, wie ich mit Bescheidenheit anzu- 
fügen mir erlauben will, auch noch nicht als absolut frei 
von andern Substanzen gedacht werden können; aus den 
Aepfeln und Birnen wifü wenigstens, wenn der Saft durch 
Hinstellen und Absetzenlassen vor dem Aufkochen nicht 
von allem Amylum befreit war, eine Spur von diesem 
immer mit in dasselbe übergehen. 

Wegen dieser Leicht -Veränderlichkeit wird es immer 
schwer, wenn nicht unmöglich sein, den gelatinirenden 
Stoff der Fruchtsäfte gänzlich rein und frei von andern 
darin vorhandenen Bestandtheilen zu erlangen und ich will 
mir später einige Muthmassungen über die eigentliche 
Natur desselben erlauben, zunächst, wenn ich von weitern 
Versuchen mit dem Pektin sprechen will, vvird wohl noch 
anzugeben sein, in welcher Weise es von mir dargestellt 
worden ist aus den verschiedenen Früchten. 

In den Johannisbeeren, Himbeeren, Heidelbeeren und 
in den Beeren von Berberis vulgaris ist eine ziemlich grosse 
Menge von Pektin enthalten, wie schon deren Anwendung 
zu Pflanzengallerten diess nachweist. Namentlich die letz- 
tera enthalten sehr viel gelatinirende Substanz, weshalb 
ihr Saft andren Fruchtsäften, mitunter auch nur der Farbe 
wegen, zugesetzt wird. Man kann aus diesen Beerenfrüch- 
ten den Saft ohne grosse Anstrengung auspressen und 
erhält durch Fällung mit Alkohol eine ziemliche Quantität 
von Pektin. Da aber zur Darstellung der Fruchtgallerteu 
die Beeren zerquetscht und bis. zum Zerreissen der Zellen- 
substanz gekocht werden, so habe ich, besonders auch 
weil anzunehmen war, dass dadurch das Pflanzeneiweiss 
unlöslich abgeschieden werde, diesen von der Technik 
vorgeschriebenen W^ befolgt; der Saft wurde darauf 



134 Jahn, ' 

ausgepresst und die nach kurzem' Stehen behutsam vom 
Bodensatz abgegossene Flüssigkeit durch ein wollenes 
Tuch durchgeseiht. Aus derselben wurde durch Vermi- 
schung mit Alkohol das Pektin gefällt, mit Alkohol ge- 
waschen und nach wiederholter Auflösung in Wasser noch- 
mals mit Alkohol ausgeschieden. In gleicher Weise habe 
ich es aus Pflaumen gewonnen, welche ebenfalls ziemlich 
vief davon enthalten (wovon man sich durch das Erkal- 
tenlassen der geschmorten frischen Pflaumen und der dar- 
aus geflossenen Brühe, welche mehr oder weniger stark 
gelatinirt, überzeugen kann); auä den frischen Pflaumen 
erhält man aber einen sehr schleimigen Saft, welcher sehr 
leicht in Gährung geht Namentlich aber aus den Birnen 
und besonders aus solchen mit nicht schmelzendem Fleische, 
wenn sie nicht im länger gelagerten und weichgewordenen 
Zustande zum Saftpressen benutzt werden, kann man,' 
wegen der grossen Menge von darin enthaltenem Schleim 
kaum etwas Saft pressen, und ebenso verhalten sich die 
Stachelbeeren, aus welchen man nur, nachdem die zer- 
quetschten Beeren etwas gegohren haben, den Saft pressen 
kann. Die Birnen sind deshalb zerschnitten und in Wasser 
weich gekocht worden, sie wurden dann ausgepresst und 
das Pektin durch Alkohol daraus gefällt. Man war aber 
auch hier, wie schon oben gesagt, nicht im Stande, eine 
hinreichend^ Menge von Saft zu fiitriren. 

Die Aepfel, namentlich die süssen Sorten derselben, 
enthalten ebenfalls eine beträchtliche Menge von Pektin*). 
Der Saft davon presst sich leicht aus und man kann auch 
eine kleine Menge davon fiitriren, ehe sich die Poren des 
Filters verstopfen; das daraus gefällte Pektin sieht zwar, 
wie das aus Birnen und andern ungefärbten Früchten im 
frischen Zustande ungefärbt aus, allein schon durch öfteres" 

*) Nach meinen Erfahrungen bleibt der Gehalt an Pektin in den 
Früchten, selbst wenn sie sehr lange aufbewahrt werden, völlig 
unverändert und erst, wenn sie faul oder teigig geworden sind, 
was aber hauptsächlich auf der Veränderung des Pektins, wie 
ich bei anderer Gelegei^heit noch zeigen werde, beruht, kann 
kein Pektin mehr daraas gewonnen we'rden. 



Versuche über das Pektin, 436 

Waschen mit Alkohol, welcher den rothgerarbten Früchten 
den grösslen Theil des FarbslofSs entzieht und während 
des Trocknens besoiKlers- färbt es sieh grau, welcher Uebel- 
stand indess iBehr oder weniger auch stets bei Pektin aus 
andern FruchtgaUtingen eintrat. Die Mohrrüben enthalten 
allerdings^ wie auch von Chodnew angegeben ist, kein 
Pektin^ wen» auch ihr Saft eine ziemlich starke Fällung 
durch /Alkohol erleidet.. Derselbe kann wegen seiner dick- 
lichen Beschaffenheit, die indess meist durch dengrossen 
Zuckergehalt bedingt wird, nur schwer fiUrirt werden und 
der alsdann dnreh Alkohol ausgefällte Schletmkörper setzt 
steh nich^ pektiit^rtig^ sondern als eine pulverig käsige 
Masse ab, die überdiess stark gelbgefärbt ist. In dem nichl 
filtrirten Saft ist eine ziemliche Menge von Amylum ent- 
halten. Dass der durch Alkohol gefällte Körper kein Pek- 
tin ist, ergiebt sieb mit Zluverlässigkeit daraus, dass seine 
wässerige Auflösung weder von Chlorbaryura, noch von 
Kupfervitriol, wie die des Pektins coagulirt wird, während 
gerade salpetersaures Silber eine starke Fällung desselben 
verursacht, was dem Pektin nicht zukömmt. 

Aus dem Safte der weisserf Rüben wird ferner durch 
Alkohol ebenfalls eine weisse flockige Substanz gefällt, 
welche süss ist und daba den Rübengeschmack stark be- 
sitzt und von welcher ich ebenfalls glaube, dass sie kein 
Pektin ist. In vielen Eigenschaften kömmt sie zwar da- 
mit überein, aber die wässerige Auflösung derselben wird 
durch salpetersaures Silber und zwar mit gelber Farbe 
niedergeschlagen, was,, so wie der beträchtliche weisse in 
Salpetersäure fast völlig auflösliche Niederschlag durch 
essigsaures Bleioxyd jedenfalls auf eine beträchtliche Bei- 
mischung von phosphorsauren Salzen hindeutet. 

Aus den auf einem Reibeisen zermalmten gehörig rei- 
fen Quitten erhält man ferner leicht eine ziemliche Menge 
eines pikanten säuerlich süssen Safts, welcher sich kaum 
durch Alkohol trübt, und erst durchs Stehen an der Luft 
schlägt sich eine stickstoffhaltige Substanz daraus nieder, 
welche als Ferment auf den zuckerhaltigen Saft einwirkt 
und ihn in Gährung überfuhrt. Als eine Merkwürdigkeit 



136 JfJm, 

muss dabei hervorgehoben werden, dass man, trotz dieses 
scheinbaren Mangels an Pektin in dieser Fruchteart, des- 
senungeachtei, wenn die mit Wasser einige Zeit gekochten 
Quitten ausgepresst werden, einen Saft erlangt, worin 
Pektin enthalten ist, denn mit Zucker versetzt und weiter 
eingedampft, liefert derselbe ein ganz gutes und zusam- 
menhängendes Gelee, was in der Kochkunst sehr bekannt 
ist und von dessen vermuthlidier Entstehungs weise weiter 
unten noch gesprochen werden soll. 

Die vorhin besprochene dunklere Färbung des Pek- 
tins an der Luft und beim Eintrocknen lässt sich nicht 
verhüten und Versuche, dasselbe von dem damit verbun- 
denen Farbstoff, dem diese Veränderung etwa zukommen 
mochte, durch Digestion mit gereinigter Knochenkohle zu 
entfärben, sind fehlgeschlagen, weil die angewendete Kohle 
auch alle Gallertsubstanz an sich reisst. 

Das so gewonnene Pektin bietet indess noch eine 
andere Eigenthiimlichkeit dar, welche mir von ungleich 
grösserem Interesse zu sein scheint. Die atmosphärische 
Luft wirkt nämlich jederzeit so auf das Pektin zugleich 
ein, dass es sich ungleich schwerer wieder in Wasser löst 
.und es beschränkt sich diese Veränderung nicht nur auf 
das Pektin, welchea aus nicht filtrirten Flüssigkeiten gefällt 
worden ist, sondern auch auf das aus filtrirtem Saft, wenn 
letzterer nicht vorher gekocht wurde. Weil diese Erschei- 
nung im Zusammenhang sieht mit dem Verhalten des Pek- 
tins im Gährungsprocess und diesem Theile ein besonde- 
rer Abschnitt gewidmet werden soll, so wird das Nähere 
darüber später noch vorgetragen werden und es sollen 
zunächst hier die beobachteten Verschiedenheiten des 
Pektins aus verschiedenen Obstfrüchten beschrieben werden. 

Alles Pektin, wie es aus den erwähnten Früchten ge- 
wonnen wurde, zeigt selbst wiederholt in Wasser gelöst 
und wieder mit Alkohol gefällt, eine geringe saure Reaction ; 
am meisten zeigt sich aber diess an dem aus Aepfelsaft 
dargestellten. Die Ursache hiervon mag sein, dass durch 
den Alkohol (aus Aepfelsaft) zugleich mit dem Pektin eine 
nicht unbedeutende Menge von saurem apfelsaurem Kalk 



Versuche über das Pektin. 137 

niedergeschlagen wird, welcher zwar eine in Wasser leicht- 
lösliche Verbindang darstellt, die aber bekanntlich unlös- 
lich in Alkohol ist. Die Johannisbeeren und andere Bee- 
renfrüchte enthalten besonders Gitronensäare und in den 
Pflaumen wie in den Weintrauben ist, wie bekannt, eine 
ziemliche Menge von Weinsteinsäure enthalten, welche 
Säuern, wenn sie auch zum Theil mit Kali oder andern 
Basen zu Salzen verbunden sind, dodh wieder leichter 
löslich in Alkohol, als die Aepfelsäure sind und hiernach 
nicht so leicht in den Pektinmederschlag übergehen. Hier- 
nach erklärt sich die verschiedene saure Beaction, aber 
es ist hiemach auch denkbar, dass das Pektin aus ver- 
schiedenen Früchten andere chemische Eigenschaften ge- 
gen gewisse Reagentien annehmen kann, wohin namentlich 
die stärkere Fällung einiger Metallsalze durch die eine 
oder die andere Art des Pektins ßo wie die stärkere Fäl- 
lung des Kalkwassers durch Pektin ans Pflaumen und 
Johannisbeeren gehört. Versuche, diese saure Reaction 
durch Digestion des Fruchtsafts mit kohlensaurem Bleioxyd 
hinwegzunehmen, sind fehlgeschlagen ; es entstand nämlich 
zugleich ein lösliches Bleisaiz und als man durch Schwe- 
felwasserstoff dieses zersetzt und die Flüssigkeit vom 
Schwefelblei abfiltrirt hatte, entstand zwar noch ein gerin- 
ger pektinartiger Niederschlag darin, aber dieser wurde 
an der Luft feucht und Kupfervitriol verursachte nicht 
mehr die Coagulation desselben, wodurch sich das Pektin 
besonders charakterisirt. 

Folgender Unterschied im chemischen Verhalten des 
Pektins aus Pflaumen etc. gegen das aus Aepfelsaft kann 
indess nicht wohl durch diese erwähnte, nicht leicht zu 
beseitigende Beimischung von organischen Säuren und 
deren Salzen bewirkt werden. 

Aus gewissen Frühbirnen erhaltenes Pektin wurde aus 
seiner wässerigen Auflösung durch Borax gefällt, zwar nicht 
so, dass die Auflösung desselben, gleich der des Arabi- 
schen Gummis gänzlich verdickt wurde, sondern es ent>- 
stand ein Niederschlag, über welchem eine gefärbte schlei- 
mige Flüssigkeit noch stehen blieb. Bei Pektin aus andern 



438 Jahn, 

Arten von Früchten wurde diess nicht beobachtet, es blie- 
ben die Auflösungen durch Borax unverändert, Pektin 
aus Birnen und Johannisbeeren wurde durch Eisenchlorid 
coagulirt» Pektin aus Aepfeln und Pflaumen dagegen nicht. 
Das Pflaumenpektin unterscheidet sich dadurch von anderm 
Pektin, dass es von kieselsaurem Kali gerade so, wie das 
Arabische Gummi coagulirt wird, was dem übrigen nicht 
zukömmt. Man glaubte hiernach, dass man es hier mit 
Gummi oder doch mit Kirschgummi zu thun habe, welches 
letztere auch aus Pflaumenbäumen, bisweilen sogar aus 
deren Fruchten ausschwitzt; Aber gerade die erwähnte 
Nichtfällung des Pflaumenpektins durch Eisenchlorid be- 
wies die Verschiedenheit von Gummi, welches dadurch 
coagulirt wird, und das Verhalten dieses Pektins gegen 
kieselsaures Kali unterscheidet es wieder hinlänglich von 
Kirscbgummi, auf welches das kieselsaure Kali nicht ein- 
wirkt; so wie es ferner auch noch davon dadurch ver- 
schieden ist, dass Zinnchlorid, welches das Kirschgummi 
stark coagulirt, auf dieses Pflaumenpektin keinen Einfluss 
äussert. Zinnchlorür und Galläpfelaufguss wirkten zwar 
ebenfalls .nicht auf das Pflaumenpektin, dagegen erleidet 
es eine sehr starke Fällung durch salpetersaures Queck- 
silberoxydul und sein Verhalten in diesem Puncto ist wie- 
der anders, als das des Kirschgummis und^auch wie das 
des Arabischen Gummis, von denen das erste nicht, das 
letzte zwar etwas, aber doch nicht so stark und immer 
anders als unser Pflaumenpektin davon gefällt wird. 

Man sieht hieraus, dass das Pektin, wie es fast in 
allen Fruchtsäften vorkömmt, s^r häufig gegen gewisse 
Beagentien ein abweichendes Verhalten zeigt; so weit 
meine Versuche reichen, kömmt es aber stets darin über- 
ein, dass es sich zwar nicht in Wasser vollständig auflöst» 
aber doch darin aufquillt und eine trübe dickliche Flüssig- 
keit darstellt, welche nicht oder doch nur in sehr ver- 
dünntem Zustande und selbst dann nur zum Tbeil filtrirt 
werden kann, und aus welcher sich bei gehöriger Ver- 
dünnung und bei längerem Stehen ein Theil zu Boden 
setzt. , Seine mucilaginöse Auflösung wird femer nicht 



Versuche über das Pektin, 139 

durch Salzsäure, auch nicht durch Alaunauflösung, durch 
Platin und Quecksilberchlorid, ebensowenig durch salpe- 
tersaures Silberoxyd, durch Brechweinstein und Gallusin- 
fusion gefällt oder coagulirt, aber sie wird durch Alkohol 
und Chlorbaryum (einzelne Arten des Pektins z, B. das aus 
gewissen Frühäpfeln auch durch Chlorcaicium) und be* 
sondes durch Kupfervitriol coagulirt und ganz verdickt, 
ebenso wird sie durch salpersaures Quecksilberoxydul 
und essigsaures Bleioxyd mehr oder weniger gefällt. Auch 
bringt Kalkwasser in den Autlösungen des Pektins einen 
, gelatinösen Niederschlag hervor, der als pektinsaures Kalk- 
salz betrachtet wird und dieses audi wirklich ist, denn 
wenn dieser Niederschlag, selbst kurze Zeit nach seinem 
Entstehen, mit salzsäurehaltigem Wasser ausgezogen oder 
auch damit ausgekocht wird, so löst er sich, weder in 
dem einen noch in dem andern Falle wieder in Wasser, 
(selbst wenn er vorher noch mit Wasser und Alkohol 
sehr gut ausgewaschen wurde) sondern er bleibt immer 
von spröderer und fast pulveriger Beschaffenheit und ist 
bloss in Aetzkali und Ammoniak bis auf geringe Ueberreste 
auflöslich. Durchs Kochen des Pektins mit verdünnten 
Auflösungen von ätzendem und kohlensaurem Kali entste- 
hen leichtlösliche Verbindungen desselben, und es wird 
aus einer solchen Flüssigkeit, wenn nur einmal aufgekocht 
wurde, durch Zusatz von Salzsäure ein gallertartiger Nie- 
schlag gefällt, der mit der Pektinsäure, wie sie durchs 
Kochen von Rüben mit Alkalien und Neutralisation dieses 
^Auszugs ihit Säure erlangt wird, grosse Aehnlichkeit in 
seinem chemischen und physikalischen Verhalten hat. 
Wird aber länger, z. B. | Stunde lang, gekocht, so erhält 
man wenig oder keinen Gallertkörper mehr aus einer 
solchen Flüssigkeit (bei Zusatz von Salzsäure) oder das 
was noch dabei gefällt wird, hat keine gallertartige Be- 
schaffenheit; aber auch aus der hiervon abfiltrirten Flos* 
sigkeit wird durch Zusatz von Alkohol kein darin gelöst 
gebliebener Schleimkörper mehr gefällt, zum Beweise, dass» 
wie auch Chodnew angiebt, das Pektin durch längeres 
Kochen mit Kali völlig zerstört wird. 



440 Jahn, 

Fügt man dagegen einer concenlrirten pektinbaitigen 
Flüssigkeit eine grössere Menge von Äelzka]i]ösung hinzu, 
so entsteht damit ein Coagulum von Gallertklumpen und 
bei einer hinlänglichen Menge vonAelzkali wird dasPek> 
tin völlig aus seiner Auflösung abgeschieden, wie diess mit 
Quiltenscbleim in gleidier Behandlung ebenfalls geschieht, 
denn aus der sich über diesenl Coagulum sammelnden 
Flüssigkeit kann durch Alkoboi keine aufgelöst gebliebene 
Gallert' oder Schleimsubstan^ aus einem oder dem andern 
mehr gefällt werden. Die entstandene gallertartige Masse 
von Pektinkali löst sich zu einem Theile in Wasser, wenn 
eine ziemliche Menge hinzugegossen wird, wieder auf, 
ein anderer Theil davon ist aber auch in einer grossen 
Menge von Wasser unauflöslich; setzt man aber bis zur 
sauren Reaction der coagulirten Flüssigkeit Salzsäure hinzu 
und wäscht man nun die sich dabei ausscheidende Gal- 
lertsubstanz zunäclist zur Entfernung des dabei befind- 
lichen Salzes mit Wasser und darauf mit Alkohol, so sieht 
man ander Fähigkeit derselben, wie das Pektin in Wasser 
wiederaufzuquellen und eine schleimige Flüssigkeit dar- 
zustellen, dass hierbei noch keine besondere Veränderung 
mit dem Pektin vorgegangen ist. — Durch Aetzammoniak, 
worin sich das Pektin leicht und vollständig auflöst, wird 
bei wochenlang dauernder Einwirkung, dasselbe ebenfalls 
in Pektinsäure verwandelt, wobei sich indess ein schlei- 
miger Körper nach und nach aus der Flüssigkeit absetzt. 
Das was aus der AmmoniakjQüssigkeit durch Säuren ge- 
fällt wird, ist nämlich eine gallertartige Masse, abei* diese 
löst sich selbst sehr gut ausgewaschen nicht wieder in 
reinem Wasser auf. — Diese Beobachtungen über die Ein- 
wirkung von Alkalien auf Pektin stehen in einigem Wi- 
derspruch über die zeitherige Annahme, dass Ammoniak 
nicht vermögend sei, das Pektin in Pektinsäure zu ver- 
wandeln und dass die geringste Menge von ätzenden 
Alkalien (Kali, Natron, Baryt und Kalk) mit Pektin in Be- 
rührung gebracht, sogleich die Verwandlung desselben in 
Peklinsäure zur Folge habe; sie wurden, wie noch be- 
merkt werden muss, an Aepfelpektin gemacht. 



Versuche über das Pektin. 141 

Die beschriebenen Arten von (rohem) Pektin charak- 
terisiren sich ferner sämmtlich noch dadurch, dass sie in 
ihrer wässerigen Lösung, woraaf schon oben hingedeutet 
worden ist, an der Luft und im Gährungsprocess verän- 
dert werden und zwar so, dass eitie unauflösliche Sub- 
stanz daraus niederßillt und ein dem Pflanzenschleim ähn- 
licher Körper, im Anfeng wenigstens, gelöst bleibt, welcher 
indess bei forldaiiemder Einwirkung der Luft oder bei 
längerer Gährung ebenfalls noch verändert wird. 

Von dieser Veränderung wird' im folgenden Abschnitt 
die Rede sein; ich habe hier nur noch anzuführen, dass 
das Pektin, wie man es nach Chodnew aus gekochtem 
und filtrirtem Aepfelsaft erhält, ausser der besprochenen 
Eigenschaft des Nichtgelatinirens auch noch dadurch vom 
gewöhnlichen Pektin verschieden ist, dass es nicht von 
Chlorbaryum (auch nicht von Chlorcalcium) selbst nach 
dem Hinstellen während mehrerer Tage verdickt wird, 
wie das gewöhnliche diess thut und ebenso verhält es sich 
in seiner wässerigen Lösung im Gegensalz zum Andern 
an der Luft für längere Zeit fast völlig unverändert. 

IL 
lieber das Verhauen des Pektins im Gährungsprocess und 

nn der atmosphärischen LufL 

Nach einigen Angaben, besonders nach dervonSou- 
b ei ran, wie oben erzählt worden ist, wird bei der Gäh- 
rung der Fruchtsäfte das Pektin in Pektinsäure verwandelt, 
aber weder in den Schriften von Berzelius, noch in 
denen von Liebig oder Mulder ist eine bestimmte 

Auskunft darüber zu finden. Braconnot nimmt überdiess 

■ 

an, dass die Anw^enheit des Pektins durchaus wesent- 
lich für den Eintritt der Gährung sei. Die Ermittelung 
dieser Verhältnisse war der Zweck meiner ursprünglichen 
Beschäftigung mit dem Pektin und ich bin nur nebenbei 
auf manche Eigenthümlichkeiten des letzteren, wie sie 
bereits hier beschrieben sind, aufmerksam geworden, ich 
kann deshalb über diesen Gegenstand etwas umständlicher 
berichten. 



142 Jahn, 

Däss eine Veränderung des Pektins bei der Gährung 
der Fruchtsäfte statt findet, davon hatte ich mich über- 
zeugt durch vielfache Prüfung der gegohrnen Flüssigkeiten 
z.B. des völlig ausgegohrenen Safts aus Himbeeren, des 
Johannisbeeren- und Traubenweins, Vielehe nicht mehr bei 
Zufügung von Alkohol von niederfallendem Pektin Anzeige 
geben, wenn auch in einem und dem andern Fall noch 
geringe Trübungen eintreten, die in seltnen Fällen, zumal 
wenn eine ziemliche Menge von Saft gährt, von wirklich 
noch vorhandenem Pektin, sondern gewöhnlich von andern 
extractiven oder salzigen Beimischungen, in einzelnen 
Fällen auch von unzerstörtem Zucker herrühren, welcher 
letzterer ebenfalls durch starken Alkohol aus seiner wäs- 
serigen Auflösung gelallt wird. 

Wenn man nun die Trester, welche beim Auspressen 
der mit den zerquetschten Beeien gegohrenen Fruchtsäfte 
bleiben, mit verdünntem ätzendem oder einfach- oder 
doppeltkohlensaurem Kali auskocht und der hierbei er- 
haltenen und filtrirten Flüssigkeit bis zur Neutralisation 
Salzsäure oder auch £ssigsäui*e hinzufügt, so erhält man 
dicke Niederschläge, die durch ihrer gallertartige Form zu 
erkennen geben, dass sie mit denen der Pektinsäure, wie 
sie aus weissen Rüben erhalten wird, ganz übereinstimmen 
und welche oft so beträchtlich sind, dass die ganze 
Flüssigkeit entweder sogleich oder nach einiger Zeit zur 
Gallerte erstarrt und dieses Gelatiniren tritt auch sogar 
öfters ohne Zufügung von Säure ein, wenn eine etwas 
grössere Menge von Alkali vorhanden ist, weil bei einem 
solchen das pektinsaure Kali ebenfalls, wie das Pektin 
selbst, unlöslich wird. 

Wenn ein solches Coagulum von Gallertklumpen aus 
mit Säure neutralisirten Flüssigkeiten, mit der Flüssigkeit 
erhitzt wird, so verschwinden dieselben nur zu einem 
kleinen Theil, der grössere bleibt ungelöst. Wird letzterer 
aber auch auf einem leinenen Filter mit Wasser gekne^ 
tet, bis dieses durchaus nicht mehr sauer reagirt, so bleibt 
eine Masse zurück, die wie das Fruchtmark der Aepfel 
aussieht und im Wasser völlig unauflöslich ist, in alkali- 



Versuche über das Pektin. 443 

sehen Flüssigkeiten löst sich aber dieselbe bis auf geringe 
Flocken gänzlich aaf. Fügt man einer solchen Auflösung 
Zocker hinzu und hierauf einige Tropfen Salzsäure, Wem- 
steinsäurelösung oder Essigsäure, so erhält man hieraus 
wie aus der wässerigen Auflösung des Pektins, eine ziem- 
lich gut zusammenhängende Gallerte, die sich auf längere 
Zeit (einige Tage) hindurch ziemlich gut erhält, aber doch 
etwas mehr krümlich aussieht* und nicht so gleichförmig 
geronnen ist, als andere unmittelbar aus Johannisbeeren 
durchs Einkochen des Safts mit Zucker erhaltene Gel^c: 
Kocht man nun aber den Absatz eines gegohrenen 
Fruchtsafts, der vor der Gähning pekttnhaltig war und aus 
rohen oder gekochten Früchten erlangt wurde, bei wel- 
chem also kein Fruchtmark mehr befindlich sein kann, 
mit Aetzkali- hakigem Wasser aus, so erhält man, selbst 
wenn die Gährung wie diess in der wärmeren Jahreszeit 
sehr oft der Fall ist, in ganz kurzer Zeit vorüber war, 
eine Flüssigkeit, die auch im concentrirlen Zustande und 
bei Gegenwart von viel fi-eiem Alkali nicht von selbst ge- 
latinirt, welche aber mit Säure neutralisirt, einen flockigen 
Niederschlag liefert, der wie die Pektinsäure unlöslich in 
Wasser und in Alkohol ist, und sich auch eben so leicht 
und vollständig wieder in Alkalien, auch in Aetzammoniak 
auflösL Die mit Kalilauge bewirkte Auflösung giebt mit 
Chlorbaryum, Chlorcalcium, salp^ersaurem Silber-, essig- 
saurem Blei- und schwefelsaurem Kupferoxyd mehr oder 
weniger beträchtliche käsige Niederschläge; die aus sol- 
chen Absätzen aus gegohrenen Flüssigkeiten erhaltene Sub- 
stanz hat also in vielfacher Hinsicht Aehnlichkeit mit der 
Pektinsäure, allein sie unterscheidet sich schon filr sich 
selbst besonders dadurch von dieser, dass sie aus ihrer 
alkalischen Solution niciä gelcttinös, sondern in mehr puU 
voriger und breiiger Form» und zwar sehr braungefarbt» 
durch Säure gefällt wird und auch die mit den erwähnten 
Metalloxyden erzeugt^i Niederschläge bieten nicht die 
coagulirte Beschaffenheit der entsprechenden pektinsauren 
Niederschläge dar. Die alkalische Solution dieser Sub- 
stanz wird durch Essigsäure gefällt (weshalb sie nicht 



444 Jahn, 

Fremy's und Fromberg's Gallertsäare sein kann), und 
dieser mit Wasser und dann mit Alkohol gehörig ausge- 
waschene Niederschlag ist unlöslich in reinem und mit 
Salzsäure angesäuertem Wasser (was gegen ihre Identität 
mit pektiniger Säure spricht), sie ist aber auflöslich in 
Ammoniak (deshalb kann dieselbe auch nicht Ueberpektin* 
säure sein). In solchen Absätzen aus gegohrnen früher 
pektinhaltigen Flüssigkeiten kann auch nicht etwa von 
dem Kochen mit Kali pektinige Säure oder ein dieser 
ähnlicher Körper enthalten sein, aus welchem die er- 
wähnte Substanz während des Kochens erst gebildet wurde; 
der Absatz aus gegohrenem Apfelsaft wurde mit verdünn- 
ter Salzsäure ausgekocht und die Flüssigkeit abfiltrirt; 
auf Zusatz von Alkohol zu dieser entstand zwar eine ge- 
ringe Trübung, diese war aber zu unbedeutend und stand 
in keinem Vergleich mit der Quantität des Körpers, der 
durch das Alkali aus solchen Niederschlägen aufgenommen 
wird. 

Aus der beschriebenen äussern Beschaffenheit dieses von 
mir anfänglich für eine Modification der Pektinsäure gehal- 
tenen Körpers und seiner Niederschläge mit den erwähnten 
Reagentien und aus dem Umstand, dass der Blei- und Kupfer- 
niederschlag sich in überschüssig zugesetzter Kalilauge 
völlig auflöst, was nach einem Gegenversuch das pektin- 
saure Blei- und Kupferoxyd m'cht thut, schliesse ich, dass 
diese in Folge der Gährung aus dem Pektin erzeugte 
Substanz gar nicht in Pektinsäure, sondern dass sie in 
Humussäure besteht, deren Blei- und Kupferniederschläge 
nach Sprengel*) in Aetzkalilauge löslich sind. Wenn des- 
halb, wie die obigen Versuche mit den ganzen Tröstern 
beweisen, die Pektinsäure selbst auch während der Gäh- 
rung eigentlich unverändert bleibt, so kann diess doch 
keineswegs vom Pektin selbst behauptet werden, sondern 
es wird dieses jederzeit dabei in Humussäure verwandelt, 
wohin also die citirten Angaben zu berichtigen sind. 
Wie geht es nun aber zu, und welcher Körper ist im 

*) Berzelius' Lehrbuch. 4. Aufl. Bd. 8. S. 391. 



Ver Stiche über das Pektin, 445 

Frachtsaft derjenige, welcher das darin gelöste Pektin in 
diese sich unlöslich abscheidende Haoius -Substanz um- 
zuwandeln im Stande ist? — Ist es die Kohlensäure, die 
sich während der Gährung entwickelt, oder ist es der 
Alkohol oder das Ferment (der Eiweissstoff oder Pflanzen- 
leim) oder ist das Pektin selbst, obgleich ein Stickstoff* 
freier Körper, die Gährung zu erregen fähig und dal>ei 
dieser Veränderung unterworfen — welches letztere nach 
Braconnot am meisten wahrscheinlich war — oder ist 
am Ende der atmosphärischen Luft allein diese Wirkang 
zuzuschreiben? — Diese und ähnliche Fragen beschäl 
tigten mich, denn ich war zu dieser Zeit noch nicht mit 
der Empfindlichkeit des Pektins gegen die Einwirkung 
der Luft bekannt und bin erst im Laufe dieser Versuche 
selbst darauf aufmerksam geworden, weiche ich in ihrer 
Reihenfolge hier erzählen will. 

a) Zur Prüfung, ob die im gährenden Safte entwickelte 
Kohlensäure die Kraft besitze, das Pektin zu fällen, leitete 
man geradezu in eine Portion von Birnensaft eine halbe 
Stunde lang einen Strom von Kohlensäuregas. Da aber 
bei dieser Operation der Saft zugleich in mehrfache Be- 
rührung mit der atmosphärischen Luft kam und die ent- 
wickelte Kohlensäure selbst nicht völlig frei von atmosph. 
Luft sein mochte, so wurde zugleich eine andere Portion 
des Safts durch eine halbe Stunde lang fortgesetztes Um- 
füllen von einem Gefässe ins andere in möglichst viel- 
fältige Berührung mit der Luft gesetzt. 

Beide Flüssigkeiten verhielten sich nach diesen Ope- 
rationen gleich, wenigstens in den ersten 48 Stunden, 
keine trübte sich mehr als die andere, obgleich beide 
trüber als vorher wurden. Nach Ablauf von 2 Tagen 
wurde man auf der mit atmosph. Luft behandelten Flüs- 
sigkeit einen leichten Schaum und Ansammlung von Schleim- 
flocken gewahr, nicht in gleichem Grade auf der mit 
Kohlensäure behandelten. In beiden hatte aber derGäh- 
rungsprocess bereits begonnen, denn es entwickelten sich 
aus beiden kleine Luftbläschen*). Man konnte also die 

*) Zur Bereitung des hierzu benutzten Birnensafts schlug man den- 
Arch. d. Pharm. XCV. Bds. 3. Hti. , 10 



U6 Jahn, 

Entstehung der beobachteten Schleimflodcen keineswegs 
der Behandlung mit Kohlensäure allein zusdireiben und 
es besitzt sonach die letzte auch keineswegs die Kraft, 
das Pektin zu zerstören. 

b) Der Alkohol musste in zu beträchtlicher Menge 
dem Birnensaft zur Fällung des darin beobachteten Pek- 
tins zugefügt werden, als dass man hätte annehmen kön- 
nen, dass die während der Gährung in dem Safte gebil- 
dete kleine Menge von Alkohol die Verwandlung des 
Pektins bewirke. Zur genauen Ermittelung des Verhält- 
nisses wurde aber einer Quantität des Safts so viel Alkohol 
zugemischt, bis einzelne Gallertflocken sich auszuscheiden 
begannen. In diesem Zustande blieb die Mischung längere 
Zeit in einem verschlossenen Glase stehen. Nach Verlauf 
von 4 Wochen, während welcher Zeit keine Veränderung 
zu bemerken gewesen war, indem die Schleimflocken an 
der Oberfläche der Flüssigkeit schwebend blieben, senkten 
sich dieselben etwas und hatten sie sich dem Anschein 
nach vermehrt. Als man aber die alkoholische Flüssig- 
keit abfiltrirt und den Rückstand von dem noch anhän- 
genden Weingeist durch Pressen befreit hatte, löste sich 
das ausgeschiedene Pektin, wie das ursprüngiiehe aus 
solchen Saft erlangte, im Wasser zu einer schleimigen 
Flüssigkeit auf und es war also durch den Alkohol keine 
Veränderung desselben bewirkt worden. 



selben Weg ein, wie ich ihn vorne beim Birnenpektin bezeich- 
net habe, und ich würde mich zu diesen Versuchen keines durch 
Kochen erlangten Safts bedient haben, wenn ich nicht bei an- 
derer Beschäftigung mit solchem Birnensaft die Beobachtung ge^ 
macht hätte, dass er nach einiger Zeit stets und vollsta«dig in 
Gährang überging, dass folglich durch dieses kurze Kochen kei- 
neswegs die darin vorhandene gährungerregende Substanz son- 
derlich verändert werde. Nach Berzelius übt überhaupt erst 
ein länger fortgesetztes Kochen diesen tödteten Einflnss auf das 
Ferment, aber es wird sich aus den noch weiter unten zu be- 
schreibenden Versuchen ergeben^ dass gewisse Fruchtsäfte sich 
wieder andei^s verhalten, und dass bei solchen schon ein blosses 
einmaliges Aufkochen alle Gährungskraft zerstört. 



Versuche über das Pektin. 447 

c) Zur Beantwortung der Frage, ob dem Ferment die 
Verwandjung des Pektins zukomme, vermischte man rein 
ausgewaschene Bierhefe und mehrmals mit Alkohol ge- 
waschenes Pektin zunächst mit Wasser und stellte diese 
Mischung an ^ einem temperirten Orte bei Seite Es war 
zwar nach einigen Tagen noch keine weitere Veränderung 
der Farbe und des äusseren Ansehens der Mischung zu 
bemerken, auch keine Entwickelung irgend eines gasförmigen 
Products; sondern das Ferment setzte sich daraus zu 
Boden und nach und nach lagerte sich ein grauer Schleim- 
absatz über dieses und als nach circa 8 Tagen die Flüs- 
sigkeit klar abgegossen wurde, so fand sich, dass in der- 
selben nur noch wenig Pektin aufgelöst geblieben war 
und während aus gewaschener Hefe*) durch das Kochen 
mit Kaliauflösung kein der Pektinsäure ähnlicher Körper 
ausgezogen wird, lieferte der auf dem Colalorium gesam- 
melte und abgetropfte Absatz aus dieser Flüssigkeit jetzt 
jenen breiähnlichen, in Huminsäure bestehenden Nieder- 
schlag bei der NeutraUsation mit Salzsäure, welcher auch 
erhalten wurde, als zu einer noch anderweitigai Probe 

d) Pektin in blossem Wasser aufgelöst und eine an- 
dere Portion desselben in Zuckerwasser vertheilt wurde; 
um nämlich zu sehen, ob diese, wie es schien, von selbst 
(ohne weitere Mitwirkung von andern Substanzen) in dem 
zuletzt beschriebenen Versuche erfolgende Veränderung 
des Pektins auch hier wieder eintrete. Auf derjenigen 
Flüssigkeit, in welcher bloss Pektin enthalten war, ent- 
stand nach einiger Zeit eine der Essigmutter ähnliche Haut, 
was an der Zuckerauflösung nicht beachtet wurde; die- 
selbe erneute sich auch nach und nach wieder, als die 
erste "a^estossen wurde, und zuletzt blieb vom Pektin 

*) Durch Behandlung von reingewaschener Bierhefe mit verdünn- 
ter Aetzlauge erhält man allerdings auch eine bräunlichgefärbte 
Flüssigkeit und diese liefert mit Salzsäure neulralisirl, einen 
weissgelblichen Niederschlag. Allein dieser unterscheidet sich 
wesentlich von allen hier besprochenen derartigen Producten da- 
durch, dass, wenn man versucht, ihn mit Alkohol auszuwaschen, 
er sich zuletzt in starkem Alkohol völlig auflöst. 

40* 



148 Jahn, 

nichts gelöst. Aus dem in Zuckerwasser vertheilten Pek- 
tin fiel dasselbe nach und nach als schleimiger Nieder- 
schlag zu Boden ; aus beiden wurde aber durch Behandlung 
mit Aetzkalilauge Huminsäure aufgenommen. 

Aus den letzterwähnten Versuchen ergiebt sich, dass 
diese Zersetzung von selbst erfolgt und das Ferment kei- 
nen Antheil daran hat, aber die atmosphärische Luft ist 
dabei mit thätig. Es stellt sich dieses ferner dadurch noch 
heraus, dass in verschlossenen und vollgefüllten Gefässen 
sich eine Pektinauflösung lange Zeit unverändert erhält 
und keinen wesentlichen Absatz macht und nach einiger 
Zeit nur eine eiweissartige Beschaffenheit annimmt. Es 
ergiebt sich aber auch zugleich aus obigen Versuchen, 
dass dem Pektin keineswegs eine gährungsfähige Kraft 
innewohnt, denn für sich allein vermag es nicht das Zer- 
fallen des Zuckers in Alkohol und Kohlensäure zu be- 
wirken. 

e) Um nun noch zu sehen, ob ein Fruchtsaft, aus 
welchem daß Pektin durch Alkohol ausgefällt wurde (der 
also diesen Bestandtheil nicht mehr enthält) nicht in Gäh- 
runggerathe, wie Braconnot angiebt, wurde eine Quan- 
tität von Birnensaft für sich, ein anderer Theil mit wieder 
eingerührtem Pektin und eine dritte Portion, welcher man 
eine geringe Menge von reiner Hefe zugefugt hatte, nach- 
dem zuvor der zur Fällung des Pektins verwendete Alkohol 
wieder abdestillirt worden war, an einem gehörig warmen 
Orte sich selbst überlassen. Hierbei zeigte sich nun ;Fol- 
gendes: Derjenige Thail des Safts, welchem die Hefe 
hinzugefügt worden war, befand sich nach 12 Stunden 
in voller Gährung. Jene Quantität, welcher man das Pek- 
tin wieder eingerührt hatte, stand bei warmem W^etter 
(10 — 24 <^ R.) 8 Tage lang, ohne dass Gährung bemerklich 
wurde; nach Verlauf dieser Zeit hob sie aber langsam 
an, nachdem sich zuvor eine Kahnhaut auf der Oberfläche 
der Flüssigkeit gezeigt hatte. 

Am längsten beharrte jener Saft in Ruhe, in welcher 
das Pektin ganz fehlte. Noch nach 14 Tagen war 
keine Veränderung zu bemerken. Nach diesem Zeitraum 



Versuche über das Pektin. 149 

hatte sich ein geringer Absatz darin gebildet und kleine 
Schleimflocken schwebten auf der Oberfläche; jetzt zeigte 
sich aber, wenn sie auch langsamer verlief, als bei den 
übrigen, die Flüssigkeit in Gährung und ^Is nach Be- 
endigung derselben die einzelnen Proben der Destillation 
unterworfen wurden, so konnte man hinsichtlich der Menge 
des gebildeten Alkohols bei keiner davon eine Differenz 
bemerken. 

Als indess diese Versuche mit Aepfelsaft wiederholt 
wurden, erhielt ich wieder andere Resultate, die auf ein 
verschiedenartiges Verhalten der Fruchtsäfte in dieser 
Beziehung schliessen lassen. 

Aus rohem Aepfelsaft nämlich wurde durch Alkohol 
das Pektin gefällt und der Alkohol durch Destillation wie- 
der entfernt. Zu einem Theile that man das Pektin 
wieder hinzu, und beide Gefässe wurden unter gleichen 
Verhältnissen und bei gehöriger Temperatur sich selbst 
überlassen. Diese Flüssigkeiten gohren indess beide nicht, 
auch jene nicht, zu welcher das Pektin wieder hinzuge- 
fügt worden war. Man bemerkte zwar an beiden, wenn 
sie geschüttelt wurden, eine leichte Gasentwicklung, am 
meisten bei der mit Pektin wieder versehenen, allein sie 
kamen doch nicht in eigentliche Gährung, denn wenn auch 
durch den Geruch etwas Weingeistiges, namentlich bei der 
mit Pektin wieder begabten, deutlich zu bemerken war, 
so zeigte doch der Geschmack, dass der grösste Theil des 
Zuckers unzerstört geblieben war. 

^ An diesem Verhalten konnte vielleicht das zur Ab- 
destillation des Weingeistes nöthige Erhitzen Schuld ge- 
wesen sein, obgleich man früher gesehen hatte, dass der 
Saft der Birnen und zwar ein durchs Kochen erlangter 
Saft, in Gähruiig ging. Es wurde darum nochmals Aepfel- 
saft gepresst und das Pektin daraus geschieden. Die 
klare Flüssigkeit wurde nun vorsichtig znr Verflüchtigung 
des Weingeistes einer höheren Temperatur als -|- 30® R. 
nicht ausgesetzt, und als das ursprüngliche Volumen des 
Safts wieder erreicht war, sich selbst überlassen. Aber 
auch diese Flüssigkeit ging selbst nach langer Zeit nicht 



456 Jakh, 

in Gährung, der zuckerige Geschmack war nachher wie 
vorher unverändert. 

Roher Aepfelsafi (von derselben Aepfelsorte) dagegen 
gohr jederzeit gewöhnlich schon des andern Tags und 
nach beendigter Gährung war der süsse Geschmack stets 
völlig verschwunden. 

Als man nun in einem neuen Versuche gekochten 
Aepfelsaft, ohne das Pektin zu scheiden, sich selbst bei 
derselben Temperatur überliess, bemerkte man dagegen, 
dass auch dieser 8 — 10 Tage stand, ehe Gährung eintrat. 
Nach dieser Zeit hob sie zwar langsam an, als aber alle 
Gasentwickelung aufgehört hatte, fand sich, dass immer 
noch viel Zucker unzersetzt in dem Safte vorhanden war. 

Es kann hieraus gefolgert werden, dass das blosse 
Aufkochen, wie es wenigstens hier beim Saft der Aepfel 
der Fall war, b6i gewissen Fruchtsäften den gährung- 
erregenden Stoff zerstört, dass diess aber bei andern nicht 
statt findet *). Aus dem Verhalten des Birnensafts ergiebt 
sich aber, dass zwar die Anwesenheit oder Abwesenheit 
des Pektins im schnelleren Verlauf der Gährung einen 
Unterschied macht, dass aber, wenn das Pektin auch 
fehlt, die Weingährung keineswegs verhindert, sondern nur 
verzögert wird, und dass die Behauptung Braconnot's, 
als sei dasselbe ein zur Gährung durchaus nothwendiger 
Bestandtheil solcher Fruchtsäfte, im Allgemeinen nicht 
begründet ist. 

Zum Beschluss will ich noch einen Versuch 

f) aufzählen, der in der Absicht angestellt wurde, um 
zu sehen, ob vielleicht die schnellere Abscheidung und 
Verwandlung des Pektins, wie es im Gährungsprocess ge- 
schieht, abhängig sei von der Einwirkung vegetabilischer 
Säuren auf dasselbe, welche in jedem Fruchtsafte vorhan- 
den sind (selbst der ganz süss schmeckende Möbrensaft 
röthet stark Lackmus). Im Verein mit dem Ferment 



*) Nach Bronner*s Schrift (»die deutschen Schaumweine«), weria 
das Einkochen des Mosts zur Verbesserung des Weins in schlechten 
Jahrgängen empfohlen wird, kam ein auf | eingekochter Most 
nach Verlauf eines Monats vollkommen in GShrung. 



Versuche über das Pektin. 161 

(wddies nach eignen Versuchen im gut aasgewaschenea 
Zustande, selbst als es dadurch dahin gebracht war, die 
Gährung des Zuckers nicht mehr zu bewirken, stets noch 
das Lackmuspapier röthet), konnte wohl diese Veränderung 
um so schneller erfolgen *). 

Es wurde zu dieser Probe Fruchtsaft, in welchem 
eine beträchtliche Menge von Pektin beobachtet worden 
war, mit .Weinsteinsäure, mit Citronensäure, auch mit OxaK 
säure gemischt, ohne dass dadurch, selbst nach einiger 
Digestion und Kochen der Flüssigkeit eine Fällung des in 
der Flüssigkeit vertheilten Pektins bewirkt wurde. Diese 
Flüssigkeiten setzten nach dieser Operation, waan sie 
längere Zeit der Ruhe überlassen wurden, das Pektin als 
einen Niederschlag ab, der sich nicht anders verhielt, als 
der im blossen Wasser und im Zuckerwasser oder auch 
in dem mit Hefe vermischten Wasser entstandene. 

Nach einer Recapitulation aller dieser Thatsachen kann 
man wohl den Schluss fassen, dass durch Einfluss der 
atmosphärischen Luft sich das Pektin schon aus verdünn- 
ten Auflösungen niederschlägt, indem es sich in eine beim 
Kochen mit Aetzkali an dieses Huminsäure abgebende 
Substanz verwandelt; durch den Gährungsprocess aber 
wird diese Einwirkung begünstigt und befördert, was sich 
erklären lässt, wenn man bedenkt, dass die einzelnen 
Theilchen der Flüssigkeit fortwährend durch das Auf* 
steigen der Kohlensäurebläschen in die Höhe gehoben 
werden. Die pektinhaltige Flüssigkeit kömmt hierdurch in 
vielfache Berührung mit der Luft; zugleich wird aber auch 
durch den Umstand, dass die gegohrene Flüssigkeit spe-^ 
eifiscb leichler als früher wird, die schnellere Ablagerung 
der unlöslich werdenden Theile erfolgen können. 

Im vorigen Capitel habe ich nun erwähnt, dass das 
Pektin, namentlich aus Aepfelsaft, wenn es mit Wasser 
angerührt wird, so dass die -Flüssigkeit die Dichtigkeit 

eines Schleims besitzt, nach 'einiger Zeit zur Gallerte er- 

■ i . I» .■-■■iiii 

*") Nach Rougseaa (Comp. rend. Tara. XVI.; hieraus im Archiv 
der Pharmacie Sepl. 1845) ist auch, die saure Reaction des Fer- 
ments BediogODg für den Eintritt der Weingdhrung. 



452 Jahn, 

starrt, auch dass dasselbe nach langsamem Trocknen an 
der Luft sich nur schwer und mit Zurücklassung eines 
Antheils Unlöslichbleibenden wieder in Wasser löst, ferner, 
dass das Filtriren von Fruchtsäften wegen eines sich uniös- 
lieh zwischen die Poren des Filters absetzenden Körpers fast 
unmöglich wird, und ich habe anfangs, wo ich noch von 
dem Glauben an den Uebergang des Pektins in Pektinsäure 
eingenommen war, nicht daran gezweifelt, dass in allen 
diesen Fällen das Pektin theilweise wenigstens in Pektin- 
säure übergegangen sei und das ünlöslichwerdende in 
Peklinsäure bestehe, und dass überhaupt auf dieser Ver- 
änderung das Gelatiniren der Fruchtsäfte beruhe. Es ent- 
steht aber hierbei, wie ich weiter in Erfahrung gebracht 
habe, aus dem Pektin eben so wenig Pektinsäure, sondern 
nur eine Gallertsubstanz, wie das Folgende lehren wird. 
Eine durch das Hinstellen aus mit Wasser angerührtem 
Pektin entstandene Gallerte hat für einige Zeit (circa 8 Tage) 
ziemlich guten Zusammenhang; steht sie aber länger, so 
bekommt sie Risse, auch zerfällt sie bei der Berührung 
in Stücke, zumal wenn das Pektin in verdünnter Auf- 
lösung erstarrt war. Es sondert sich alsdann eine klare 
Flüssigkeit daraus ab, welche zwar nur wenig beträgt, 
welche aber für sich mit Alkohol gemischt, immer noch 
einen darin gelösten Schleimkörper zu erkennen giebt, 
denn es entsteht hierdurch ein Coagulum in der Flüssig- 
keit. Wird die Gallerte, ohne sie erst bis zu diesem Zer- 
fallen kommen zu lassen, sondern kurze Zeit nach ihrem 
Festwerden mit Wasser angerührt, so zertheilt sich die- 
selbe wieder und namentlich durch fortgesetztes Kochen 
lässt sie sich wieder in ziemlich gute und gleichförmige 
Mischung mit dem Wasser bringen"^), und diese Flüssig- 

*) Ans diesem Grande kann man aus fertigem Jofaannisbeergeli« 
zu jeder Jahreszeit bei mangelnden frischen Früchten sich Pek«- 
tin verschaffen, wenn diese Conserven mit heissem Wasser an- 
gerührt und die colirte Brühe mit Alkohol gefällt wird. Daa 
hierdurch erlangte Pektin hat alle Eigenschaften des aus frischen 
Früchten erlangten, aber es gerinnt stets schwieriger, als du 
»US frischem Frucblsafl. -^ Dasjenige PflanmenpektiO; was di« 



Versuche über das PeJUin. 453 

keil erstarrt dann ebenfalls wieder nach einigem Stehen 
und bindet hierbei auch die hierdurch hinzugekommene 
grössere Menge von Wasser. Wird sie aber in minder 
flüssig gemachtem Zustand in eine grössere Menge von 
Wasser gegossen, so setzt sich schon ein häutiger leichter 
Bodensatz ab, gleichsam als wenn sich Zellensubstanz aus 
dem Pektin bei diesem Erstarren gebildet hätte, und es 
beträgt diess um so mehr, je länger das Pektin an der 
Luft gestanden hatte und je weniger rein das Pektin war, 
(d. h. wenn es nur durch einmaliges Niederschlagen des 
Aepfelsafts mit Alkohol erlangt worden war). In Aetzkali- 
flüssigkeit ist dieser Absatz leichtlöslich und er wird aus 
dieser Auflösung, aber nicht gallertartig, durch Säuren ge* 
fällt und eben so ist die erst frisch entstandene Gallerte 
darin auflöslich und wird durch eine zu grosse Menge 
(von Aetzkali) wie das Pektin selbst wieder daraus abge- 
schieden. Durch Säure wird aber letzte noch als wirk- 
liche Gallerte aus der alkalischen Solution gefällt, auch 
löst sich das geronnene Pektin schnell in Wasser, wenn 
etwas Salzsäure hinzugegeben wird, was weder der Pek- 
tinsäure noch der Huminsäure zukömmt. 

Während also das im ersten Zeiträume bloss unlöslich 
gewordene Pektin durch das Kochen mit Kali gleichsam 
regenerirt, d. h. in ursprünglich lösliches verwandelt wird, 
weshalb auch wohl beide Zustände als polymerische Mo- 
dification desselben betrachtet werden können, nimmt es 
bei längerem Verweilen in diesem geronnenen Zustande 
schon die Eigenschaften der breiartig aus ihrer alkalischen 
Auflösung gefällt werdenden Humussubstanz an, und es ist 
hiernach der Uebergang des Pektins in diese letztere oder 
in den Körper, der sie liefert, deutlich sichtbar, und zwar 
erfolgt derselbe während des Verweilens im erstarrten 
Zustande durch den Einfluss der atmosphärischen Luft. — 
Es hat im ersten Zustande der Unlöslichkeit Aehnlichkeit 
mit Chodnews pektiniger Säure, welche sich in salz- 
saurem Wasser auflöst und durch Behandlung mit Alkalien 

bagchriebend Coagulation durch kieselsaures Kali erlitt, war Am 
Pflaumenoius dargestellti wie ich noch bemerken will* 



45i iaJm, 

nicht verändert wird; die pektinige Säure ist aber selbsit 
im ausgetrockneten Zustande in Wasser leichtlöslich, was 
dem geronnenen Pektin nicht zukömmt, ebensowenig kann 
es aber Ueberpektinsäure sein, denn diese ist in saureo 
Flüssigkeiten gänzlich unauflöslich. 

Jener Schleimkörper nun, welcher sich in der aus 
der Pektingalierte ausfliessenden Flüssigkeit findet, und 
welchen ich für gleich halte mit jenem, welcher in gähren- 
den Fruchtsäften fast bis zuletzt noch ungelöst bleibt, 
stimmt mit dem von Chodnew beschriebenen Pektin 
darin besonders überein, dass Chlorbaryum nicht mehr 
verdickend auf denselben einwirkt. Man erhält diese 
schleimige Substanz noch auf einem andern Wege, von 
welchem ich hernach sprechen will, es ist zunächst hier 
die Art, zum Beweis^ dass die atmosphärische Luft die 
Coagulation des Pektins bewirkt, anzuführen, dass man, 
wie meinen Collegen, den Pharmaceuten, bei Bereitung 
des Himbeersyrups etc schon vorgekommen sein wird, 
in dem aus etwas gegohrnen Beeren gepressten Saft, wenn 
man denselben zum Zweck des Versiedens mit Zucker 
eben fihrirt hat, sehr oft schon wieder auf dem Boden 
des Filtrirgefässes eine Gallertmasse abgelagert findet, 
welche dem noch in dem Safte rückständig gebliebenen 
Pektin ihre Entstehung verdankt, indem dieses durch die 
Berührung mit der Luft während des Filtrirens nun im 
geronnenen Zustande abgeschieden wird ; auch darf ich 
nicht unerwähnt lassen, dass man aus frischgepresstem 
lohannisbeersaft auch ohne Kochen, also ohne alle Ein« 
Wirkung von Wärme ein schönes Gelee bereiten kann> 
wenn derselbe mehrere Stunden hindurch mit einem Zu* 
satz von Zucker dem zu Schaum bestimmten Eiweiss 
gleich geschlagen wird, worauf er nach einiger Ruhe 241 
Gallerte erstarrt *). Dieses fortwährende Bewegen des 
Safts hat wohl keinen andern Zweck, als das darin ent- 
haltene Pektin in recht vielfältige Berührung mit der 



*) Siehe daraber Job. Christ« £upel0, Conditorj in Gothai Koch- 
buch Ziev Bd. (Erfurt 1823.) Pag. 169. 



Versuche über das Pektin. 156 

atiiiosphäriscben Luft zu setzen, denn der Zusatz von 
Zacker dient wohl zur Verbesserung des Geschmacks, und 
wenn sich auch denken lässt, dass er wasseranziehend 
wirkt und zur Conservation der Gallerte zugleich dienlich 
sein wird, so erfolgt doch nicht. gerade durch ihn das 
Gerinnen des Pektins, denn nach den von mir darüber 
vorgenommenen Versuchen gelatinirt eine concentrirte Pek- 
tinlösung eben so schnell ohne Zusatz von Zucker, als 
wenn von letzterem eine verhältnissmässige Menge zuge* 
fljgt wird; aber auch c(ie coagulirende Wirkung des Chlor- 
baryums auf Pektin kann nicht auf einer gegen das letz- 
tere geäusserten V^asserentziehung beruhen, denn z. B. 
Kochsalz im gepulverten Zustande der Pektinlösung zu- 
gesetzt, bewirkt dieses Gerinnen keineswegs; dieses er- 
folgte erst bis zum andern Tage, bis wohin die unver- 
mischte Pektinlösung ebenfalls gelatinirt war*). 

III. 
Vermuthutigen über die eigentliche Natur des Pektins. 

Auf die im Vorigen besprochenen Schleimkörper des 
Pektins bin ich zuerst aufmerksam geworden, als ich ver- 
suchte, Auflösungen von möglichst reinem Pektin durchs 
Filtriren zu klären und von dem beigemengten die Flüssig- 
keit trübenden Stoff zu befreien. Ich wandte hiebei das 
Pektin im nur mit wenig Wasser angerührten Zustande 
an und wurde gewahr, als jetzt die Flüssigkeit aufs Filter 
gegeben wurde, dass das letztere nach und nach sich mit 
einer schleimigen Substanz, die schon demAeussern nach 
grosse Aehnlichkeit mit demTraganth oder Quittenschleim 
hatte, überkleidete, welche sich aus der zusammengeball- 
ten eigentlich unlöslichen übrigen Masse in Folge der Ca- 
pillaranziehung des Fliesspapiers herausbegeben hatte. 
Das Filter mit dieser Schleimsubstanz liess sich von der 



*y Nach Mulder, welcher iiidess an eine Verwandlaog des Pek- 
tin» in Pektins&ure beim Gelatiniren des ersteren sn glauben 
scheint, findet wahrscheinlich gerade das Gegentheil statte es 
wird nämlich beim Kochen desselben mit Wasser und Zucker 
mehr Hydratwasser vom Pektin gebunden. Siehe oben* 



456 Jahn, 

bescbriebeneo andern Masse leicht trennen, and als nun 
dasselbe rait mehr Wasser angeknetet und der Papierbrei 
mittelst eines leinenen Tuchs ausgedrückt wurde, erhielt 
ich eine schleimige Flüssigkeit, welche in diesem verdünn- 
ten Zustande sich schon leichter filtriren liess und welche 
sich gegen Reagentien, z. 6. salpetersaures Silberoxyd, 
Quecksilbersublimat und Galläpfehinctur, wie Quittenschleim 
verhielt, d. h. nicht davon verändert wurde und sich be- 
sonders von dem Pektin darin unterschied, dass sie wie 
der im vorigen Capitel beschriebene Schleimkörper, und 
Chodnew's Pektin, von Chlorbaryum nicht mehr coa- 
gulirt wurde. Es hat dieselbe sonst noch grosse Aehn- 
lichkeit mit Pektinlösung, sie wird auch noch durch Ku- 
pfervitriol coagulirt, die Auflösung dieses Schleimkörpers 
sieht aber viel heller aus und es trübt sich dieselbe nicht 
an der Luft*). 

Die Eigenschaft, durch Chlorbaryum nicht coagulirt 
zu werden, kömmt nun aber dem Quittenschleim ebenfalls 
zu, welcher im Uebrigen mit dem Pektin viel Aehnlichkeit 
hat, er wird nämlich, wie dieses von Alkohol, von Kupfer- 
vitriol und von Bleizucker coagulirt. Der hauptsächlich- 
ste unterschied zwischen beiden besteht darin, dass Salz- 
säure den Quittenschleim zum Gerinnen bringt, während 
sie auf Pektin und auch auf den erwähnten Schleim dar- 
aus nicht einwirkt. Man fand nun aber bei weiteren 
Versuchen, dass Salzsäure den etwas stärker verdünnten 
Quittenschleim ebenfalls nicht mehr coagulirt^ dass also 
die Gegenwart von viel oder wenig Wasser hier einen 
Unterschied macht, und überhaupt verhält sich der Schleim 
aus verschiedenen Pflanzen in dieser Beziehung verschie- 
den, z. B. Salepschleim wird durch Salzsäure nicht coa- 



*} Die nach Absonderung des Schleims unlöslich bleibende Masse 
dagegen färbte sich immer mehr grau an der Luft, löste sich 
nicht in Wasser, selbst nicht in kochendem, dagegen leicht in 
Aettkali und lieferte, wenn diese Lösung mit Säure neutralifirt 
wurde, den roehrbesprochenen breiartigen Niederschlag, 



Versuche über das Pektin, 157 

galirt, sondern zu einer dünneren Flüssigkeit aufgelöst*). 
Es kann dieser Unterschied also auf einer blossen Modi- 
fication, welche der Schleim des Pektins gegen Quitten- 
schleim abgiebt, beruhen und nach den Erfahrungen, 
welche ich sonst noch über diese aus dem Pektin er- 
haltene schleimige Substanz gemacht habe, kann ich, ob- 
gleich dieser Ansicht das Resultat der von Chodnew 
unternommenen Elementaranalyse seines Pektins entge- 
gensteht, mich nicht so leicht von der Meinung trennen, 
dass dieser Körper und das Pektin Ghodnew's unter 
sich identisch sind und eine besondere Art von Pflanzen- 
schleim repräsentiren. — Der pektinische Schleim verhält 
sieb nämlich auch im Process der Weingährung dem Quit- 
tenschleim gleich und ebenso habe ich keinen Unterschied 
^wischen beiden Körpern finden können, wenn das von 
Pro mm er aufgefundene Prüfungsverfahren zur Unter- 
scheidung von Gummi, Dextrin etc. durch Vermischung 
der Auflösungen dieser Substanzen mit Kali und Kupfer- 
vitriol auf sie angewendet wurde ; ich will diese Versuche 
noch mit einigen Worten näher beschreiben. 

Fügt man einer gegohrnen Flüssigkeit (die, wie oben 
erwähnt, mitunter bei Vermischung mit Alkohol noch An- 
zeige giebt von vorhandenem Schleim) wiederholt etwas 
Zucker und neue Hefe hinzu, so zeigt die zum zweiten 
Mal ausgegohrne Flüssigkeit keinen Schleimgehalt mehr 
und es lässt sich damit beweisen, dass bei gänzlich voll- 
endeter und voUkommner Gährung (namentlich wenn 
grosse Mengen von Fruchtsaft auf einmal gähren) der be- 
obachtete Schleim selbst noch zerstört wird. Ebenso ver- 
hält sich auch eine mit Quittenschleim vermischte zuckerige 
Flüssigkeit, wenn derselben Hefe zugemischt wird ; es zeigt 
sich, dass der Quittenschleim nach und nach völlig zer- 
stört wird, indem er sich in schleimige gleichsam geron- 
nene Fäden zusammenbegiebt, (welche sich, indem sie 
das Ferment in sich schliessen, auf die Oberfläche der 
Flüssigkeit begeben), wie diess auch die in Gährung be- 



*) Vergl. Beraelius' Lehrb. Bd. 6. S, 409. 



4S8 Jahn, 

griffenen Frudhtsäfte fast immer ihan. In der ansgegohmen 
Flüssigkeit ist keine Spur von durch Alkohol fällbarem 
Pflanzenschleim mehr zu finden*). 

Gleichwie ferner der Qaittensehleim durch Kalilauge, 
wenn solche in zu grosser Menge damit gemischt wird, 
coaguiirt wird und eine geringe Menge davon eine klare 
Mischung damit eingeht, ebenso verhält sich diess auch 
beim Schleim aus dem Pektin und ebenso gleich ist sich 
auch das Verhalten dieser Mischungen gegen das nun hin- 
zugerügte eigentliche Prüfungsmiltel, den Kupfervitriol. 
Beide gaben damit ein bläulichweisses, beim Kochen nicht 
schwarzwerdendes (wenn nämlich nicht überschüssige 
Aetzlauge vorhanden war), sondern die blaue Farbe in 
Grünlichweiss verwandelndes Coagulum, wie sich, beiläu- 
fig gesagt, auch der Traganthschleim verhält. 

Nach solchen Beobachtungen habe ich geglaubt^ an- 
nehmen zu dürfen, dass das, was man Pektin nennt und 
wie es aus rohen oder durchs Kochen erlangten Frucht- 
säften (ohne sie zu filtriren) durch Alkohol gefällt wird, 
zusammengesetzt ist aus 2 verschiedenen Körpern, nämlich 
aus Pflanzenschleim und aus einer leicht an der Luft ver- 
änderlichen Substanz, welche Ursache des Gelatinirens 



^) Das Arabische Gummi, obgleich es in den chemischen Lehr- 
büchern als ein dem Pflanzenschleim nahe verwandter Körper 
abgehandelt ist, zeigt im Gährungsprocess schon ein ganz anderes 
Verhalten. Wurde eine Auflösung von Zucker (anstatt mit JRfti- 
cilago sem. Cydoniorum) mit Mucilagö Crummi Arahici gemischt 
und durch Hefe in Gäbrang übergeführt, so zeigte sich nach 
Beendigung derselben, die schneller verlief, als bei jener, worin 
Quittenschleim befindlich war, der Gummigehalt noch von gleicher 
Starke und -durch Alkohol wurde dasselbe aus einer solchen 
Flüssigkeit in seinen chemischen Eigenschaften völlig unverändert 
abgeschiedeh (die üblichen Reactionen sind sämmtlich versucht 
worden, auch die mit Borax und Kieselfeuchtigkeit). Während 
sich bei Quittenschleim, wie erwähnt, das Ferment nach oben 
absetzt, war diess beim Gummi gerade entgegengesetzt. Das Vor- 
handensein des letzten in einer Flüssigkeit scheint diese also 
eher zur Untergährung, der Pflanzenschleim sie aber zur Ober- 
Währung geneigt zu machen. 



Versuche über das Pektin, 459 

der Fruchtsäfte ist ond deshalb eigentlich mit Pektin be- 
zeichnet werden sollte, und welche sich nach und nadi 
in der Berührung mit der Luft in einen unlöslich werden- 
den Körper umsetzt, aus welchem dann beim Kochen mit 
verdünntem (wässerigem) Aetzkali Humussäure ausgezogen 
werden kann, während sie vor Eintritt dieser Veränderung 
in ihrer Verbindung mit dem Pflanzenschleim durch da; 
Kochen mit Kali in Pektinsäure übergeht*). 

Wegen der Leichtigkeit, mit welcher das Zerfallen 
des Pektins in diese beiden Körper vor sich geht, habe 
ich mich auch des Gedankens nicht entschlagen können, 
dass durch den beschriebenen Schleim während des Ko< 
chens oder Zerstampfens der Obstfrüchte zum Zweck des 
.Saftpressens, die an sich schwerlösliche gelatinirende Sub- 
stanz, das Pektin, in die Flüssigkeit übergeführt und schwe- 
bend darin erhalten werde, gleichwie bekanntlich das 
Gummi in der Tinte das unlösliche gallus- und gerbesaure 
Eisenoxyd und ein Zusatz von Schleim auch den Nieder- 
schlag, welchen Schwefelwasserstoff in den Auflösungen 
der Metallsalze hervorbringt, wenigstens für einige Zeit 
an dem Niederfallen aus der Flüssigkeit hindert. 

Der Ansicht Poumarede's, dass das Pektin, wenn es 
auch nicht gerade im Wasser löslich ist, welches aber 
doch namentlich in Verbindung mit dem Pflanzenschleim 
sich sehr gut damit mischt und damit erstarrend eine 
gleichförmige Gallert liefert, nur im Fruchtmark oder einem 
der in neuerer Zeit entdeckten Bestandtheile desselben be^ 
stehe, möchte wohl schwerlich beizupflichten sein, denn 



*) Wenn der Schaum oder Absatz aus jener Flüssigkeit, die nach 
der Gdhrung einer mit Quittenschleim gemischten Zuckerauflö- 
sung erlangt wurde, mit wasserigem Kali behandelt wurde, so 
zeigte der dabei befindliche geronnene Schleim keine besondere 
Löslichkeit, auch nicht wenn gekocht wurde und bei Anwen- 
dung von einer grösseren Menge von Aetzkali. Die Humussäure 
aus den Niederschlägen in gegohrnen pektinhaltigen Flüssigkeiten 
verdankt in Analogie hiemit demnach sicher nicht ihre Entste^ 
hung dem im Pektin beobachteten Schleim, sondern der gelati- 
nirende Körper selbst muss sie liefern. 



»1 

I 



460 Jahn, 

weder an Payen's Cellulose, noch an dessen incrusti* 
render oder Bolz - Substanz , obgleich letzte in Alkalien 
löslich wird, oder an einem andern in den Früchten vor- 
kommenden Körper ist ein gleiches Verhalten bis jetzt 
beobachtet worden. 

Bei Betrachtung des Umstandes, dass frisch gepresster 
Quittensaft sehr wenig eines Schleimkörpers enthält und 
die gelatinirende Substanz erst durch das Kochen des 
Quittenmarks mit Wasser gewonnen wird, habe ich übri- 
gens nicht daran zweifeln mögen, dass Fremy Recht 
haben könne, indem er sagt, dass das Pektin und der 
damit verbundene Schleim erst durch Einwirkung von or- 
ganischen Säuren auf die Zellensubstanz gebildet werde, 
und ursprünglich in vielen Fruchtsäften nicht vorhanden 
sei, denn der Saft der Quitten enthält sehr viel Aepfel- 
säure. Man kann diesen Fall aber mit C h o d n e w immer 
so erklären, dass während des Kochens durch die Säure 
des Quittensafts der Kalk, woran die Gallertsubstanz in 
dem Fruchtmark gebunden ist, hinweggenommen und diese 
hierdurch löslich gemacht wird. 

IV. 

Einige Bemerkungen über die Pektinsäure. 

In Berzelius' Lehrbuch (Bd. 6. der 3. Auflage) ist 
das Pektin und die Pektinsäure in einer besonderen Ueber- 
schrift, zwar in der Reihe der indifferenten Stoffe und 
unmittelbar nach dem Zucker und dem Diastas, aber 
gänzlich getrennt von Gummi und Pflanzenschleim abge- 
handelt, und ich habe im Vorhergehenden bereits meine 
Vermuthungen über die eigentliche Natur des Pektins aus- 
gesprochen. Nach der von Mulder gelieferten Elemen- 
taranalyse und den von diesem ausgezeichneten Chemiker 
sonst noch darüber ausgesprochenen Ansichten würde 
aber auch die Pektinsäure, wie das Pektin, nur als ein 
mit dem Pflanzenschleim identischer oder damit polyme- 
rischer Körper zu betrachten sein. 

Unter die generische Bezeichnung Gummi und Pflan- 
zenschleim, wie beide in einem gemeinschaftlichen Capitel 



Versuche über das Pektin. 464 

abgehandelt sind, bringt man nun zwar nach Ber^elius 
eine Menge von Stoffen von wirklich ungleichen chemi- 
schen Eigenschaften, welche indess (nach Berzelius) 
die beiden Hauptcharaktere mit einander gemein haben, 
mit kaltem Wasser dickflüssige oder schleimige Flüssig- 
keiten zu geben, und aus dieser Auflösung durch Alkohol 
gefällt oder coagulirt zu werden, und ich glaube, dass 
bei einer Aufstellung der verschiedenen organischen Kör- 
per nach ihren physikalischen und chemischen Eigen- 
schaften dieser Begriff als Typus auch festgehalten wer- 
den muss. 

Von der Pektinsäure sind mir nun, wie ich noch er- 
zählen muss, zwei verschiedene Modificationen bekannt 
geworden, die eine erhält man aus Früchten z. B. aus 
Aepfeln und Birnen, Johannisbeeren, Erdbeeren, Himbeeren 
und Heidelbeeren, ferner aus weissen Rüben, wenn diese 
Substanzen nach dem Saftpressen entweder im rohen oder 
etwas gegohrenem Zustande mit kalihaltigem Wasser aus- 
gekocht werden. In allen diesen Fällen, wenn die alkali- 
sche Flüssigkeit mit einer Säure neulralisirt wird, erhält 
man jene Pektinsäure, wie ich sie vorne kurz bei Be- 
schreibung des Verhaltens des Pektins im Gährungsprocess 
geschildert habe und welche mit der Beschreibung, wie 
sie in Berzelius* Lehrbuch von derselben gegeben ist, 
auch der Hauptsache nach übereinstimmt. Diese Pektin- 
säure ist aber in Wasser, selbst in kochendem, wie ich 
finde, völlig unauflöslich^ und das was sich daraus in eini- 
gen Fällen etwa auflöst, scheint noch in Pektin oder in 
einem anderen extracliven Körper zu bestehen. 

Eine andere Art von Pektinsäure erhielt ich nun aber, 
als junge, halb ausgewachsene, geriebene und ausg^presste 
Mohrrüben in gleicher Weise mit verdünntem Aetzkali aus- 
gekocht wurden, und es wird hier nochmals hervorgehoben 
werden müssen, dass im Safte derselben kein Pektin ent- 
halten ist. Die hierbei erhaltene Flüssigkeit gelatinirte 
von selbst in ihrer concentrirten Auflösung beim Erkalten 
und in der filtrirten warmen Flüssigkeit entstand durch 
Salzsäure ein beträchtlicher Gallerlniederschlag , auch 

Arch. d. Pharm. XCV. Bds. 2. Hft. i i 



462 Jahn, 

wurde die alkalische Flüssigkeit durch Alkohol gelatinös 
gefallt und gleiohwie das Pektin aus seiner alkalischen 
Solution durch eine grössere Menge von Aetzkalilauge 
unauflöslich ausgeschieden wird, so verhält sich auch diese 
ebenerwähnte Flüssigkeit, die übrigens in ihrem chemi* 
sehen Verhalten gegen anderes pektinsaures Kali keinen 
bemerkenswerthen Unterschied darbot. Der durch Säuren 
daraus gefällte Gallertkörper aber, nachdem er mehrmals 
mit Wasser angerührt und durch Alkohol wieder coa- 
gulirt und sodann ausgepresst worden war, war fctst 
besser als das Pektin selbst in Wasser auflöslich, er 
quoll zunächst darin auf, bei mehr Wasser stellte er 
aber eine schwer filtrirbare helle Auflösung dar, aus 
welcher sich beim Stehen nichts Unauflösliches abson- 
derte und diese Auflösung röthete deutlich iMckmus. Sie 
wurde coagulirt, wie das Pektin durch Ghlorbaryum und 
Chlorcalcium, durch Eisenchlorid, durch Kupfervitriol und 
Kalkwasser, aber ebensowenig durch Zucker. Mit Aetz- 
ammoniak mischte sich die mucilaginöse Flüssigkeit klar 
in jeder Quantität, von dem Pektin war sie aber deutlich 
dadurch verschieden, dass Salzsäure, salpetersaures Silber- 
oxyd, Quecksilbersublimat und Alaunauflösung sie eben- 
falls zum Gerinnen brachten, die sich nach meieren Beob- 
achtungen gegen eine Pektinlösung gänzlich indifferent 
verhalten. 

Dieser GtaUertkörper , welchem nach dem Obigen 
wirklich die Eigenschaften einer Säure zukommen, verhält 
sich in Betracht seiner Löslichkeit, wie Chodnew's pek- 
tinige Säure, aliein sie unterscheidet sich von dieser da- 
durch, dass sie durch Salzsäure aus ihrer wässerigen 
Lösung gefällt wird und überhaupt weicht die Entstehungs- 
weise von jener der pektinigen Säure ab, welche durchs 
Kochen der Obstfrüchte mit Säure gewonnen uxid über- 
diess durchs. Kochen mit Kali in (unlösliche) Pektinsäure 
veffwamdelt wird, was bei der unserigen (wenigstens nach 
ib^er Darstelltmgsweise) nicht der Fall ist, oder doch 
nicht so schnell sich ereignet. 

Man wird also in Zukunft immer eine in Wasser un- 



Versuche über das Pektin. 163 

lösliche and eine darin lösliche Pektinsäure festhalten 
müssen, aber nui* die letztere, nicht die bisher bekannte 
Pektinsäure dürfte nach dem vorhin gegebenen Begriff in 
die Reihe der Pflanzenschleime untergebracht werden 
können. Da nun aber zur Uebersicht aller bisher bekannt 
gewordenen Gallertsubstanzen die Aufzählung derselben 
in einer zusammenhängenden Reihenfolge stets nützlich 
sein wird, so möchte es immer am besten sein, sie auch 
in Zukunft, wie bisher nach Berzelius, in einem beson- 
dern Abschnitt und getrennt von dem Pflanzenschleim 
abzuhandeln. 

Nach Massgabe der Begriffe von Meta -, pektiniger und 
IJeberpektinsäure könnte man wohl auch für diese lös- 
liche Pektinsäure eine besondere Bezeichnung wählen, 
allein ich nehme Anstand eine solche vorzuschlagen, auch 
genügt wohl schon der Ausdruck lösliche und unlösliche 
Pektinsäure. 

Ueberhaupt ist aber nach diesen Mitlheilungen wohl 
ersichtlich, dass man bei weiteren Untersuchungen nodt 
einer grösseren Menge von unter sich verschiedenen Gal* 
lertkörpern begegnen wird. 

V. 

Schlussbemerkungen und Folgerungen. 

Die Richtigkeit der zuletzt hier über die Gallertsub- 
stanzen ausgesprochenen Ansichten will ich nicht vor- 
schnell weiter zu behaupten wagen ; ich habe nur geglaubt, 
die Ideen aussprechen zu müssen, welche das beobachtete 
Verhalten dieser Körper in mir hervorgerufen haben. Auch 
würde ich mich hinlänglich für eine mehr als zweijährige 
Beschäftigung in meinen Nebenstunden mit diesen Sub- 
stanzen belohnt finden, wenn mit Berücksichtigung meiner 
Angaben die beschriebene lösliche Modification der Pek- 
tinsäure, und das Pektin, ferner der aus dem rohen Pektin 
erhaltene Schleimkörper und die Gummisäure, welche es 
liefert oder welche aus den Zersetzungsproducten dessel- 
ben entsteht, von Andern nochmals einer Untersuchung 
besonders auch in Beziehung auf ihre Elementarzusammen- 

4<* 



164 Jahn, 

Setzung unterwerfen würden, welche letztere ich nicht zu 
unternehmen wage, weil ich in solchen Arbeiten nicht ge- 
übt und mit den gehörigen Vorrichtungen nicht versehen 
bin. Das Ergebniss der obigen Versuche, nach seinen 
Hauplpuncten nochmals hier zusammengestellt, ist aber 
im Wesentlichen Folgendes: 

\) Nur allein dem Pektin, nicht der erst durch Alka- 
lien löslich werdenden Pektinsäure in den Früchten ist 
das Gelatiniren der Fruchtsäfte zuzuschreiben. 

2) Das Pektin, wie es in gewöhnlicher V^eise aus 
Fruchtsäften, ohne sie zu filtriren, mittelst Alkoholfällung 
erlangt wird, ist verschieden von demjenigen, welches 
Chodnew dargestellt und reines Pektin genannt hat. 
Letzteres besitzt nicht die Eigenschaft zu gelatiniren und 
es zeigt überhaupt wieder ein anderes Verhalten, denn es* 
kömmt mit dem Pflanzenschleim in mehrfacher Beziehung' 
überein. 

3) Die Entstehung einer Gallerte aus Pektin beruht 
auf einer Veränderung des letzteren durch die atmosphä- 
rische Luft. Diese wirkt auf das Pektin zunächst so ein,' 
dass es unlöslich wird, bei dieser Veränderung aber im 
Wasser vertheilt bleibt, dieses bindet und damit gerinnt. 
Durchs Kochen mit Wasser oder durch Erwärmung mit 
verdünnter Kalilauge, auch durch Zusatz von Salzsäure 
wird der Zustand der Löslichkeit bei der Pektingallerte 
wieder hergestellt, aber diese Fähigkeit geht ganz ver- 
loren, wenn es im geronnenen Zustande längere Zeit an 
der Luft verweilt. 

i) In letzterem Falle kann es zwar durch Behandlung 
mit Alkalien wieder löslich gemacht werden, es hat sich 
aber alsdann gänzlich verändert, denn durch Säuren wie- 
der abgeschieden, hat der Niederschlag nicht mehr die 
gallertartige BeschaflFenheit des Pektins, sondern er ist 
breiartig und braungefarbt und stimmt in seinem chemi- 
schen Verhalten mit der Humussäure überein. 

5) In letztere zerfällt auch das Pektin, wenn Fruchtsäfte 
die Weingährung zu bestehen haben, nach deren völliger 
Beendigung kein Pektin mehr im Fruchtsafte gelöst ist. 



Versuche über das Pektin. 466 

Es verwandelt sich dabei nicht in Pektinsäure, wieonanche 
Autoren bis daher angeben. Aus den in gegohrnen Flüs- 
sigkeiten entstandenen Hefenabsätzen kann durch das Aus- 
kochen mit Alkalien keine Pektinsäure erhalten werden, 
sondern es wird jederzeit an deren Statt Humussäure 
daraus gewonnen. 

6) Die Ursache an dieser Verwandlung darf auch bei 
diesem Vorgange keinem in dem Fruchtsafte befindlichen, 
noch darin während derGährung auftretenden Körper zu- 
geschrieben werden. 

7) Man kann das Pektin als aus zwei verschiedenen 
Substanzen zusammengesetzt betrachten, nämlich aus einem 
dem Pflanzenschleim fast in allen Beziehungen ähnlichen 
Körper, der auch mit dem Pektin von Chodnew über- 
einzustimmen scheint und aus einem andern in Wasser für 
sich unlöslichen Stoff, dem aber gerade die Ursache des 
Gelatinirens und deshalb auch die Bezeichnung »Pektin« 
zukommen möchte, denn nach Beseitigung des letzteren 
giebt die Schleimsubstanz keine Gallerte mehr. Gerade 
aber aus dem nach und nach bei längerem Verweilen an 
der Luft in Wasser unlöslich werdenden Körper wird 
durchs Kochen mit verdünnter Kalilauge Humussäure ge- 
wonnen. 

8) Durch kurzes Kochen mit verdünntem Aetzkali, 
femer durch Vermischung mit Kalkwasser und durch län- 
gere " Digestion mit Aetzammoniak verwandelt sich das 
(gewöhnliche) Pektin in Pektinsäure; diese Veränderung 
erfolgt aber nicht so rasch als manche Schriftsteller an- 
geben*), denn selbst mit viel Aetzkali in der Kälte ver- 
mischt, wird es, wie die äussern Eigenschaften desselben 
zeigen, unverändert durch Säuren wieder daraus abge- 
schieden. Durch langes Kochen mit Aetzkali dagegen 
wird das in gewöhnlicher Weise dargestellte, wie auch 
das Chodnew' sehe Pektin, ganz zerstört und es bleibt 



*) So üb ei ran z.B. sagt (Seite 331 des Handb. der pharmaceut. 
Praxisy deutsch durch Schödler): «die kleinste Menge eines Alkali« 
yerwandelt es sogleich in Pektinsäure.« 



466 Jahn, 

aacfa hier kein durch Alkohol fällbarer Körper mehr in 
Auflöeang. 

9) Aas jungai Möhrenwarzeln erhält man darch das 
Kochen mit Alkalien eine besondere Art von Gallertsub- 
stanz; dieselbe kann wegen ihrer sauren Reaction und 
wegen ihrer Löslichkeit in Wasser lösliche Pektinsäare 
genannt werden, aber es muss eine weitere Untersuchung 
noch entscheiden, ob sie nach ihrer Elementarzusammen- 
setzung auch mit der andern Pektinsäure übereinstimmt. 

10} Aus dem Verhalten des Birnensafts, der auch 
nach der Ausscheidung des darin enthaltenen Pektins noch 
in Gährung kam und eine unverminderte Menge von Al- 
kohol gegen andern Saft lieferte, geht hervor, dass das 
Pektin nicht, wie Braconnot angegeben hat, ein zur 
Vermittlung der V^eingährung wesentlicher Bestandtheil 
der Fruchtsäfte ist, sondern die Gährung wird nur für 
einige Zeit verzögert, sie unterbleibt aber nicht ganz, 
wenn auch das Pektin abwesend ist. 

44) Dagegen ist die Behauptung Braconnot's ge- 
gründet, dass das Pektin für sich selbst nicht im Stande 
ist, die Gährung von zuckerhaltigen Flüssigkeiten zu be- 
wirken. 

Bemerkungen über einige von selbst erfolgende Ver- 
änderungen der Obstfrüchte^ bei welchen das Pektin 

theilweise in Betracht könunt. 

Nach einer Mittheilung von Döbereiner f im Archiv 
d^r Pharm. XXX VI II J sind besonders nur unreife Obst- 
früchte reich an Stärkemehl, während im Processe des 
Reifens dasselbe nach und nach verschwindet und sich 
in Zucker verwandelt und nach eignen Beobachtungen ist 
dann stets Pektin in den Früchten neben dem Zucker 
enthalten, während im Safte von unreifen Aepfeln z. B. sich 
kaum etwas Pektin nachweisen lässt. Es kann wohl hier- 
aus gefolgert werden, dass ausser dem Zucker auch das 
Pektin ein Product der Umsetzung des Amylums ist. Von 
dem Gehalte an letzterem kann man sich leicht über- 



Versuche über das Pektin. WI 

zeugen dadurch, dass man reife und unreife geschälte 
Obststücken in Jadwasser eintaucht, wo die bald eintre- 
tende blaue Färbung der letztem den Gehalt an Starke- 
mehl zu erkennen giebt. Selbst die durch Insekten ai»- 
gestochenen und hierdurch zur Nothreife gebrachten Früchte 
solcher Obstsorten, welche den Reifpunct erst noch nach 
einem längeren Verweilen auf dem Lager erlangen muss- 
ten, zeigten, dass das Amylum darin bereits schon ge- 
schwunden war*). 

Wenn es nun auch schwer ist, an einem reifen Apfel 
durch Befeuchten der Schnittflächen desselben mit Jod- 
wasser oder Jodtinctur zu beweisen, dass immer noch 
etwas Stärkemehl im Fruchtmark vorhanden ist, indem 
sich hierdurch keine Farbenänderung zeigt, so ergiebt sich 
doch der Gehalt daran noch dadurch, dass man dieselben 
auf einem Reibeisen in Brei verwandelt und diesen auf 
einem Siebe oder in einem Tuche mit Wasser knetet; das 
Ausspülwasser setzt bei ruhigem Hinstellen stets noch 
etwas Stärkemehl ab. Auch an gebratenen und geschmor- 
ten Aepfeln ist durch Jodtinctur, die man mit Wasser 
verdünnt und daran streicht, noch Stärkemehl zu erkennen 
und sogar die faulenden Aepfel und teiggewordenen Birnai 
lassen noch Spuren des darin enthaltenen Amylums er- 
kennen, wenn sie in der oben beschriebenen Weise mit 
Wasser ausgewaschen werden. 

Das sogenannte Mehlichtwerden gewisser Aepfel- und 
Birnensorten (von den Aepfeln sind es besonders dici mit 
porösem und grobem Fleische, die Calvillen und Ram- 
bours, die diese Eigenschaft erlangen — doch gilt dafür 
keine Regel, denn auch gewisse Reinetten z. B. der be- 
kannte Borsdorfer Apfel wird bei der Ueberreife mehlicht), 

*) Es erinnert diese durch einige Rüsselkäferarten (Curculio BaC" 
chus und cupreus), welche die Früchte anstechen und ihre Eier 
hineinlegen, woraus der Wurm in den Aepfeln entsteht, be- 
wirkte frühere Zeitigung an die im Orient gebräuchliche Capri- 
fication, wobei durch den Stich von Cynips Pseues die Feigen 
schneMer reifen und grösser werden, welehes letztere fi^kh 
bei unserm Rüsselkäfer im umgekehrte» Fülle statt findet. 



IM Jahn, 

wobei dieselben den Geschmack verlieren, gründet sidi 
•keineswegs auf eine rückgängige Verwandlung des Zuckers 
in Amylum oder auf eine Vermehrung des Gehalts an 
letzterm, wie man vermuthen sollte, sondern es bezeich- 
net diese Beschaffenheit derselben den Uebertritt der 
Früchte in eine besondere Gährung (oder nach Lieb ig, 
weil keine Gasproducte resulliren, Verwesung), wobei zwar 
die ganze Masse des Fruchtmarks eine Veränderung er- 
leidet, an welcher aber doch, wie es scheint, besonders 
das in allen selbst überreifen Früchten noch enthaltene 
Pektin sich foetheiligt, wenn es vielleicht auch die erste 
^ranlassung gerade nicht giebt. 

Vor dem Eintritt derselben bietet das Fleisch der 
Früchte einen festen Zusammenhang dar und es kann der 
Saft zwar aus denselben gepresst werden, aber er hat die 
Eigenthümlichkeit, dass er nur schwer, wegen seiner schlei- 
migen Beschaffenheit in Folge seines Gehalts an Pektin, 
was sich an der Luft verändert, filtrirt werden kann. Mit 
dem Mehl icht wer den hat das Fruchtmark schon eine mehr 
lockere Beschaffenheit angenommen, das Zellgeyirebe hat 
seinen Zusammenhang verloren und begünstigt nun leichter 
den Zutritt und die Einwirkung der Luft, von welcher 
man weiss, dass wenigstens der Sauerstoff derselben fort- 
während von den Früchten absorbirt wird. Durch diese 
Sauerstoffaufnahme wird jedenfalls auch das Parfüm und 
Gewürz der Frucht, welches sich auf einen kleinen Gehalt 
an ätherischem Oel gründet, verändert, woraus sich der 
gleichzeitige Verlust des Geschmacks erklärt. An dem 
Safte der Frucht bemerkt man jetzt der äussern Beschaf- 
fenheit nach zwar noch keine Veränderung; schneidet 
man aber eine mehlichte Frucht an, so verbreitet sich die 
Färbung der SchnittOache, durch die Luft, schnell durch 
die ganze innere Masse der Frucht. 

Die nächste Folge vom Mehlichtwerden ist, dass der 
Apfel oder die Birne in kurzer Zeit weich wird, so näm- 
lich, dass sie nun leicht zermalmt und der Saft daraus 
ausgepresst werden kann. Bei den Birnen nennt man 
die$e Erweichung das Teigwerden und sie unterscheidet 



Vermche über das Pektin. 4Ö9 

sich in etwas von der der Aepfel dadurch, dass sie bei 
den Birnen meist von Innen nach Aussen geht. Besonders 
aber kömmt das Teigwerden nur den Birnen mit ab- 
trockendem qder brüchigem Fleische zu, aber auch eine 
Butterbirne wird nur selten mehlicht, sondern sogleich weich 
in Folge des eigenthümlich zarten und saftigen Fleisches 
derselben, und die Erweichung beginnt vorzüglich an ein- 
zelnen Stellen der Oberfläche. Der in diesem zweiten Zeit- 
räume aus den Früchten gepresste Saft schmeckt noch 
angenehm süss, es ist auch, wie die Vermischung mit 
Alkohol und die dadurch sich ergebende beträchtliche 
Ausscheidung von Schleimflocken nachweist, noch eine 
grosse Menge von Pektin darin vorhanden und die Früchte 
sind wegen des bis daher noch unverminderten Zucker- 
gehalts noch ganz gut zur Wein- und Essigbereitung zu 
gebrauchen*). Dasselbe ist der Fall bei missfarbig und 
weich gewordenen Aepfeln, deren Saft noch süss und an- 
genehm sdimeckt. An dem Apfelsafte aber besonders aus 
diesem Stadium bemerkt man, dass mit dem Pektin darin 
schon eine Veränderung vorgegangen ist, denn dasselbe 
sondert sich nach ganz kurzem Stehen des Safts an der 
Luft, wenn auch derselbe ziemlich klar beim Pressen er- 
halten wurde, in der Form von vielen braunen Gallert- 
flocken ab, die zu Böden fallen, während im Safte selbst 
dann nur wenig von dem ursprünglichen Schleimkörper 
durch die Vermischung desselben mit Alkohol sich zu er- 
kennen giebt. Diese si()hnelle Absonderung des Pektins 



*) Dass der GehaU an Pektin ^ahlrend der längeren Aufbewahrnng 
der Obslfrflchte und bei der Ueberreife verloren gehe oder sich 
Termindere, wie C h o d n e w angiebt — es wird diess wenigstens 

' Ton einer Birnensorte erzählt ^ habe ich nach meinen Beob- 
achtungen nicht bestätigt gefunden. Eine gewisse Aepfelart, 
welche wegen ihrer langen Haltbarkeit bis gegen das Frühjahr 
hin besonders zu Versuchen mit Pektin gedient hat, zeigte im 
Juni noch dieselbe Quantität von Pektin, welche andere Exem- 
plare im November und December vorher geliefert hatten, ob- 
gleich die Mehrzahl dieser Aepfel bis daher schon Hantflecken 
Kei||ten oder itippicbt geworden wareo# 



470 Jahn, 

erfolgt nicht bei Saft aus gesunden Aepfeln und Birnen 
und nur erst, wenn er einige Tage gestanden hat und in 
die weinige Gährung übergegangen ist, tritt diese Verän- 
derung der ursprünglichen Löshchkeit des Pektins ein. 

In der dritten Periode, die man im gewöhnlichen L^>ea 
mit Fäulniss der Früchte bezeichnet, lässt die Frucht den 
Saft sehr leicht fahren, derselbe schmeckt aber nicht mehr 
süss, sondern essigsauer und giebt bei Vermischung mit 
Alkohol wenig oder keinen Schleim mehr zu erkennen, 
das Pektin ist also in den Früchten selbst bis dahin schon 
gänzlich aus der Mischung des Fruchtsaftes herausgetreten. 

Ohne demnach, wie es bei ausgepresstem Fruchtsaft 
der Fall ist, erst die Weingährung zu durchlaufen (es 
wurden zu diesem Ende teiggewordene Birnen und 
weichgewordene Aepfel mit Wasser im zerquetschten 
Zustande der DestUlation unterworfen, wobei aber kerne 
Spur von Alkohol im Destillate zu erkennen war), ver- 
wandelt sich in diesem dritten Acte der Zucker in Essig- 
säure und das Pektin wird dabei zerstört, und als eine 
Merkwürdigkeit kann auch noch hervorgehoben wer- 
den, dass der Gerbestoff der Früchte in diesem Process 
ebenfalls (wahrscheinlich durch Oxydation) verändert 
wird, denn das Messer, welches zum Zerschneiden der 
Früchte in diesem gefaulten Zustande diente^ lief nicht 
mehr schwarz wie beim Zerschneiden von gesunden 
Aepfeln an. 

Nach diesem Verhalten des in den beschriebenen drei 
Perioden beobachteten Fruchtsaftes kann man wohl an- 
nehmen, dass bei dieser von selbst erfolgenden Verände- 
rung der Früchte das Pektin eine Hauptrolle mit spielt, 
denn nach den Eigenschaften, die von mir bereits ander- 
wärts geschildert sind, ist es ein dem Pflanzenschleim 
nahestehender Körper, der aber leichter noch als dieser 
durch verschiedene Einflüsse verändert wird, unter denen 
die Empfindlichkeit desselben gegen die atmosphärische 
Luft besonders zu nennen ist. Dasselbe gerinnt, aus den 
Früchten auf chemischem Wege ausgeschieden, in seiner 
wässerigen Auflösung von selbst an der Luft und verwan- 



Versuche über das Pektin. 471 

delt sich dabei zunächst in einen andern ihm ähnh'chen 
Korper, bis es zuletzt die Producte liefert) die aus allen 
in Verwesung begriffenen Körpern erlangt werden können, 

Dass aber die atmosphärische Luft und zwar der 
Sauerstoff derselben Ursache ist an dem Weich-, Teig- 
ond Faulwerden der Obstfrüchte, ergiebt sich daraus, dass 
besonders an solchen Stellen, wo durch Druck oder durch 
einen Einstich die Oberhaut verletzt ist, die Veränderung 
ihren Anfang nimmt, auch aus dem sogenannten Anlaufen 
derselben an der Schnittfläche, wenn letzterer nur kurze 
Zeit mit der Luft in Berührung steht. Das Teigwerden 
der Birnen geht besonders von den Gefässbündeln des 
Stieles und von der Umgebung des Kernhauses aus und 
man weiss, dass durch den Stiel, der bei den Birnen in 
der Regel mehr fleischig, als bei den Aepfeln ist, die 
Frucht ihre Nahrung vom Mutterkuchen erhält, indem eine 
Menge von saftzuführenden Gefässon durch denselben 
hindurchziehen, welche nur bei der Ueberreife vertrock- 
nen und hierdurch den Zutritt der Luft an diesen Stellen 
begünstigen. Auch kann wohl angenommen werden, dass 
durch die Blume (den vertrockneten Kelch) jedenfalls das 
Kernhaus selbst in fortwährender Gommunication mit der 
äussern Luft steht. Bei der Quitte z. B. ist letzteres ganz 
deutlich zu bemerken. 

Zum Schlüsse kann hier auch noch einer andern auf- 
fäUigen Erscheinung gedacht werden, nämlich da^s gerade 
die süssesten Pflaumenfrüchte, Reineclauden und Apricosen- 
pflaumen nwr geringes und säuerlich schmeckendes Obst 
beim Welken oder Dörren liefern, wozu aber der Grund 
auch in dem obenbeschriebenen Gährungsprocess gefunden 
werden kann. Jedenfalls ist zunächst die durch die Grösse 
dieser Früchte bedingte schwierigere und langsamere Aus- 
irocknung derselben daran Schuld, dass eine innere Zer- 
setzung hier eher als bei den kleinen sich besonders zum 
Welken eignenden Zwetschen (auch der Mirabellen) ein- 
tritt, aber im Verlauf derselben wird gewiss auch das in 
diesen Früchten besonders in grosser Menge enthaltene Pekim 
and später der Zucker verändert, so dass nun die ausserdem 



172 ObePdörffer, 

r darin enthaltene vegetabilische Säure, welche dör Haupt- 
sache nach in Weinsteinsäure besteht, ungebunden und 
frei auf die Geschmacksorgane zu wirken im Stande ist. 
Dem besprochenen üebelstand im Welken (nämlich der 
Säuerung) kann dadurch abgeholfen werden, dass man 
die Früchte zuvor entsteint; hierdurch ist der Luft beim 
Trocknen mehr Oberfläche geboten und die Verdunstung 
des Wassers kann ohne Nachtheil für die sonstigen Be- 
standtheile der Früchte in schnellerer Zeit erfolgen. 

Veber die PriifuDg des Copaivabalsams; 

von 

Dr. Oberdörffer, 

Apotheker in Hamburg. 



Der Copaivabalsam hat in neuerer Zeit in Beziehung 
auf die verlangte vollkommene Löslichkeit in Alkohol die 
Droguisten vielseitig in Verlegenheit gesetzt, und hat man 
öfter die Aeusserung hören müssen, dass die Exporteurs 
nichts mehr mit diesem Artikel zu thun haben wollten, 
falls dessen Prüfungsmethode nicht abgeändert v^ürde. 
Dieser Umstand veranlasste mich, von einem hiesigen acht- 
baren Handlungshause dazu aufgefordert, diesen Gegen- 
stand nochmals einer genauen Prüfung zu unterwerfen. 

Vergleicht man die verschiedenen im Handel vor- 
kommenden Sorten des Copaivabalsams mit der jetzigen 
und früheren Zeit, so findet eine verschiedentliche Ab- 
weichung statt. Früher erhielt man meistens nur völlig 
klaren, dickflüssigen Balsam, der vollkommen in Alkohol 
löslich, mit Aetzkali eine klare Seife bildete, und bei an- 
haltendem Kochen mit Wasser ein sprödes Harz hinter- 
liess. Selten hur. kam deshalb dünnflüssiger vor, oftcon- 
sistenter, durch das Alter mehr verdickt, und schied letz- 
terer beim Schütteln mit Aetzlauge schwieriger und erst 
nach mehren Tagen und mitunter nur bei leichter Erwär- 
mung eine klare Seife ab, weshalb derselbe oft irriger 
Weise für verfälscht gehalten wurde, wenn er auch in 
Alkohol vollkommen löslich war. Letztere Meinung en(- 



Prüfung des Copaivabalsams. 473 

stand dadurch, dass in einzelnen Fällen, zu einer Zeit, wo 
der Copaivabalsam theiier, veraltetes Ricinusöl dagegen 
billiger war, letzteres mehrfach zur Verfälschung des Bal- 
sams gedient hatte, welche Fälschung nur durch den rück- 
bleibenden halbfliissigen Rückstand beim völligen Verdun- 
sten des ätherischen Oels deutlich hervortrat, und konnte 
diese Prüfungsart nur den reinen verdickten, für verfälscht 
gehaltenen Balsam in Beziehung auf beigemischtes Rici- 
nusöl gegen diesen Verdacht rechtfertigen. 

In neuerer Zeit kömmt der Balsam, der hauptsächlich 
von Mexico und Weslindien importirt wird, sehr häufig in 
einem sehr dünnflüssigen Zustande in den Handel, und 
bringt dieser eben die obenerwähnte Klage zu wege. Die 
Ursache kann nur in einem sehr jungen wenig verdickten 
Zustande oder einer statt gehabten Fälschung beruhen, und 
in den meisten Fällen nur in ersterem. 

Gerber untersuchte 1829 verschiedene Sorten Co- 
paivabalsams. Er fand 

in dem frischeren in dem älteren 

Aetherisches Gel 41,00 31,70 

Hartes gelbes Harz.. 51,38 53,68 

Weiches braunes Harz 2,18 11,13 

Wasser und Verlust . 5,44 4,10 

Stöckhafdt macht im vorigen Jähre auf einen sehr 
dünnflüssigen Balsam aufmerksam, der alle Eigenschaften 
eines guten Balsams zeigte, und wovon zwei aus verschie- 
denen Quellen bezogene Proben nach dem gänzlichen 
Verluste des ätherischen Oels, der eine 42, der andere 
43,5 gelbes brüchiges Harz hinterliess, während nach 
Gerber der frischere Balsam 53,38, der ältere 64,78 trock- 
nes Harz lieferte. Ein von mir gegenwärtig untersuchter 
dünnflüssiger Balsam hinterliess nach hinreichendem Ko- 
chen mit Wasser nicht mehr als 40 Proc. eines völlig 
trocknen brüchigen Flarzes. 

Lange nur an den dickflüssigen Balsam gewöhnt, 
nimmt man den dünnflüssigen an und für sich weniger 
gern, als derselbe zu Pillentoassen, zu welchen er gegen- 
wärtig mit Wachs oder gebrannter Magnesia häufiger ver- 



174 ^ Oberdörffer, 

wandt wird, sich weniger gut eignet, und kam noch der 
Umstand hinzu, dass der so dünnflüssige Balsam meistens 
mit absolutem Alkohol trübe Mischungen lieferte, wodurch 
derselbe nach dem Buchstaben der Pharmakopoen, die 
meistens eine völlige Löslichkeit in demselben verlangen, 
als nicht acht bezeichnet wurde. 

Bei den vielseitigen, nicht unbegründeten Klagen der 
Droguisten durfte es jedoch nicht mehr als recht und billig 
sein, den dünnflüssigen Balsam in Beziehung auf sein Ver- 
halten gegen Alkohol einer erneuerten Prüfung zu unter- 
werfen, um so demselben wieder zu der Ehre zu verhel- 
fen, die er theilweise unverdienterweise verloren hatte, 
da ihm meistens in diesem Fall nbr seine Jugend zur Last 
gelegt werden kann. Die vergleichenden Analysen ergaben 
einen Unterschied von 32 bis 54 Proc. ätherischen Oel- 
gehalts, und kann in dieser Beziehung, wenn die dünn- 
flüssige Beschaffenheit allein hiervon abhängt, der dünn- 
flüssige Balsam eher flir kräftiger als der verdickte gehal- 
ten werden. 

Wenn man die Prüfung durch anhaltendes Kochen 
oder Verdunsten des zu prüfenden Balsams, als wodurch 
das brüchig rückbleibende Harz die alleinige sichere Probe 
von nicht beigemischtem fettem oder Ricinusöl abgiebt, 
ausnimmt, so genügt ein anderweitiger einseitiger Reac- 
tionsversnch als vorläufiges Prüfungsmittel selten. So 
zweckmässig daher auch die Methode des Schüttelhs mit 
Aetzlauge ist, so trägt doch der jüngere oder ältere ' Zu- 
stand des Balsams, ein einmaliges oder wiederholtes 
Schütteln dazu bei, in dem statt findenden schnelleren oder 
langsameren, voUkommnen oder minder vollkommnen Ab- 
sondern als klare Seife kleine Abänderungen zu veran- 
lassen, die besonders bei dickflüssigem Balsam leicht zu 
Täuschungen über die Aechtheit des Balsams Anlass geben 
können. Eben so wenig genügte aber auch das Verhalten 
gegen Alkohol, als'wodurch eine Beimischung von Ricinusöl 
nicht zu erkennen ist, und selbst kleine Beimischungen 
von fetten Oelen der Prüfung entgehen können, welche 



Prüfung des Copaivabalsams. 175 

anderweitig durch denselben bei anfanglicher Trübung 
sich» später als solche am Boden ablagern. 

Ausserdem aber findet bei vielen Sorten des jetzt im 
Handel kommenden dnnnfiüsAigen Balsams (nicht bei« allen) 
nun ebenfalls, ohne dass deshalb eine Fälschung anzu- 
nehmen ist, eine Trübung bei einer Vermischung mit ab- 
solutem Alkohol statt, die sich jedoch von der durch feite 
Oele bewirkten deutlich unterscheidet, indem die beim 
Schütteln anfänglich sphwach milchigt werdende Mischung 
sofort leichte Flocken abscheidet, die anfangs nach oben 
schwimmen, später sich am Boden legen, und sich daselbst 
mehr und mehr erhärten, so dass sie, immer nur in ge- 
ringerer Quantität zu der Menge des untersuchten Balsams, 
durch Filtriren abgesondert und völlig mit Alkohol aus- 
gewaschen, als eine weissliche, trockne, leicht zerreibliche 
Substanz zurückbleiben. 

Weder kalt noch warm zeigte sich dieselbe in Alkohol» 
Aether oder Wasser löslich ; die Lösung erfolgt jedoch 
leicht und vollkon»men in Petroleum, In der Wärme 
schmilzt 3ie leicht zu einer weissgelblichen Harzmasse zu- 
sammen, die im PlatinlöfFel stärker erhitzt sich bräunt, und 
dann mit einem Kautschuk - ähnlichen Geruch mit lichter 
Flamme ohne allen Rückstand verbrennt. Diesem zufolge 
verhält sich die Substanz als ein eigenthümliches, dem in 
Alkohol unlöslichen Theile des Mastix ähnliches Harz, 
welches als ein zufälliger Bestandtheil des jungem Bal- 
sams angesehen werden darf, da nicht jeder jüngere Bal- 
sam denselben enthält, wovon mich verschiedene direct 
von Para und anderweitig über Newyork hier importirte 
Sorten überzeugten. Von drei derselben, die alle gleich 
dünnflüssig waren; besassen zwei die gewöhnliche blass- 
gelbe Farbe des Balsams, die dritte war bedeutend bräun- 
licher gefärbt, wie dunkler Xereswein. Alle drei waren 
vollkommen klar und besassen einen kräftigen Geruch, 
beim Kochen ziemlich gleich 40 42 Proc. trocknes Harz 
hinterlassend. Mit 2 Theilen Aetzlauge gemischt, schieden 
alle drei nach wiederholtem starkem Schütteln eine klare 
Seife ab; die bräunliche Sorte löste sich vollkommen klar, 



176 . Duflos, 

ohne alle Trübung in absolutem Alkohol, die beiden andern 
dagegen schieden die oben erwähnten weisslichen harzigen 
Flocken ziemlich gleichmässig in geringer Menge ab. 

Fragt man, woher dieses verschiedene Verhalten kommt/ 
so erscheint diess leicht durch das Alter und die Vegeta- 
tionsstufe der Pflanze erklärlich, wie eben sowohl die 
mannichfachen Arten der Copaiferen, welche uns den 
Balsam liefern, darin Abweichungen zulassen können. Jeden- 
falls kann eine solche Trübung mit Alkohol, namentlich 
bei jungem dünnflüssigem Balsam nicht als eine Folge 
statt gehabter Fälschung angesehen werden, weshalb die 
Forderung an die Prüfung mit absolutem Alkohol, die 
anderweitig leicht die Gegenwart der sich bald am Boden 
ablagernden fetten Oele documentirt, und deshalb nicht 
ganz beseitigt werden darf, dahin abzuändern sein möchte, 
dass bei der innigen Vermischung mit demselben sich nicht 
nach einiger Zeit ein dünnflüssiges fettes Oel in der Mi- 
schung ablagern dürfe, während eine leichte flockigte 
Trübung den jungen Balsam nicht verwerflich mache, so- 
bald derselbe im Uebrigen eine normale unverfälschte 
Beschaffenheit kund gab. 



■» • > *• H 



Vorläufige Mittheiluog über ein sehr allgemeiD 
wirksames cliemisclies Gegenmittel gegen Ver- 
giftuigen durch Metallgitte und Cyanverbin- 
dungen ; 



von 



Dr. Duflos. 

(Vorgetragen in der sclilesisclien patriotischen Gesellschaft 

vom 15. October 1845) 



Die wesentlichsten Anforderungen, welche man an ein 
chemisches Gegengift zu machen berechtigt ist, sind zu- 
nächst, dass es sicher und schnell wirke, ferner, dass es 
weder selbst, noch auch die Verbindung, welche es mit 
dem Gifte eingeht, irgend eine erhebliche nachtheilige 
Wirkung auf den Organismus ausübe, endlich, dass es 



Gegenmittel gegen Vergißungen durch Metallgifte etc, 177 

auch nicht zur Entstehung irgend eines andern schäd- 
lichen Körpers Veranlassung gebe. Verbindet nun das 
Mittel mit diesen Eigenschaften noch die, dass seine Wirk- 
samkeit sich nicht bloss auf einige wenige Gifte, sondern 
auf eine ganze leicht erkennbare Classe derselben aus- 
dehnt, so kann man es wohl mit Recht ein allgemeines 
nennen. Dergleichen allgemeine Gegengifte sind z.B. die 
milde säurefreie Magnesia für alle ätzenden Säuren, die 
milde Oelsäure für alle ätzenden Alkalien. Für eine an- 
dere an Arten weit zahlreichere Gruppe von Giften, welche 
auch am häufigsten zu absichtlichen und unabsichtlichen 
Vergiftungen Veranlassung geben, die Metallgifte, entbehr- 
ten wir aber bis dahin eines solchen allgemeinen wirk- 
samen Gegenmittels. Die Wirksamkeit der in solchen 
Fällen angewandten Mittel ist mehr oder weniger auf ein- 
zelne Arten der genannten Gifte beschränkt, für andere 
dagegen ganz null, was flir den Arzt um so übler ist, da 
es ihm selten möglich ist, sich schnell genug von der Spe- 
cialität des genossenen Giftes Kenntniss zu verschaffen, 
die Symptome auch nicht selten trügen, daher leicht Ver- 
lust an Zeit durch Anwendung ungeeigneter Mittel ein- 
treten kann. Die Wirksamkeit des vor einiger Zeit von 
M i a h 1 e als Antidot vorgeschlagenen hydratischen Schwefel- 
eisens ist zwar eine weit ausgedehntere als die des Ei- 
weisses, allein es hat noch den Uebelstand, dass die 
Wirksamkeit desselben, die eigene Umwandlung in ein 
Eisenoxydulsalz nach sich zieht, welches keineswegs immer 
als etwas Indifferentes zu betrachten ist, ferner dass es die 
Heftigkeit des giftigsten aller Quecksilbergifle nicht auf- 
hebt. Ich meine das Cyanquecksilber, welches in neuerer 
Zeit (in Frankreich) mehrmals die Veranlassung tödtlicher 
Vergiftung gewesen. Beim Zusammenbringen desselben 
mit hydratischem Schwefeleisen entsteht Schwefelqueck- 
silber, Eisenoxydul und Cyanwasserstoff. 

Vielfache Versuche, welche ich zur Prüfung der Mi ah 1 er- 
sehen Angaben unternommen, und mich von der Rich- 
tigkeit derselben überzeugten, -führten mich endlich auch 
dahin, in einem Zusatz von Magnesia zum hydratischen 

Arch. d. Pharm. XC V. Bds. 2 Hft. 1 2 



178 Dußos, 

Schwefeleisen das Mittel zur Beseitigung der oben berühr- 
ten Uebelstände aufzufinden. In der That beseitigt eine Mi< 
schung aus hydratisehem Schwefeleisen, reiner Magnesia und 
Wasser die giftigeWirkung der Metallgifte, des Cyanquecksil- 
bers nicht ausgenommen, vollständig und verhindert die Um- 
wandlung des Schwefeleisens in ein lösliches Oxydulsalz. 
Das Cyanquecksilber wird in unschädliches Schwefelqueck- 
silber und Magnesium -Eisencyanür verwandelt. Dieser gün- 
stige Erfolg veranlasste mich, ferner noch Versuche mit reiner 
Blausäure anzustellen. Die Giftigkeit dieser letzteren aber 
wurde nicht beseitigt, denn es bildete sich neben wenig 
Rhodanmagnesium viel giftiges Cyanmagnesium. Als ich 
aber für einen Gehalt an hydratischem Eisenoxydul in 
dem Antidot sorgte, so war die Wirkung desselben auch 
hier eine vollkommene und im Augenblicke aller Cyan- 
wasserstoff durch Bildung von Magnesiumeisencyanür be- 
seitigt. Ich stehe daher nicht an, ein Gemisch aus hydra- 
tisehem Schwefeleisen, Eisenoxydul und Magnesia mit 
Wasser, als ein allgemeines <jhemisches Antidot bei Ver- 
giftungen durch Metallgifte und giftige Cyanverbindungen 
angelegentlichst zu empfehlen. Ein Studirender der Me- 
dicin hiesiger Universität wird auf meine Veranlassung, 
das Mittel einer allseitigen Prüfung mit Thieren unter- 
werfen und zum Gegenstand seiner Inaugural-Dissertation 
machen, und ich werde seiner Zeit das Vergnügen haben, 
über diese Arbeit zu referiren. Noch muss ich erwähnen, 
dass auch bei Vergiftungen durch Alkaloide (Strychnin- 
und Morphinsalze) das Mittel nicht ganz erfolglos ist, in- 
dem durch die darin enthaltene Magnesia die leichtlös- 
lichen Salze zersetzt und dem Gift durch Ueberführung in 
eine nur sehr langsam assimilirbare Form, ein grosser 
Theil seiner Wirkung genommen wird. Eine Auflösung 
von salpetersaurem Strychnin, damit geschüttelt, lieferte 
ein Filtrat, dessen Strychningehalt nicht grösser, eher ge- 
ringer war, als ein reines Wasser von säurefreiem Strych- 
nin aufgenommen haben würde. Ausser durch den Ge- 
schmack konnte ich diess am besten auf die Art erkennen, 
4ass ich zu einer Probe des Filtrats zuerst einen Tropfen 



Gegenmittel gegen Vergiftungen durch Metallgifte etc. 479 

reiner Salpetersäure, sodann ein doppeltes Volum concen- 
.trirter Schwefelsäure rasch zusetzte. Der Grad der ein- 
tretenden goldgelben Färbung erlaubt einen relativen Schluss 
auf den Gehalt an Strychnin, für welches ich überhaupt 
das eben erwähnte Prüfungsverfahren als das sicherste 
bezeichnen muss, wenn es sich um die Erkennung des 
Strychnins in sehr verdünnter Lösung handelt. 

Die Darstellung des in Rede stehenden Gegengifts ge- 
schieht nun folgendermassen. Drei Unzen officinellen 
Salmiakgeistes von 0,970 specifischem Gewicht werden mit 
Schwefelwasserstoffgas vollkommen gesättigt, das gewon- 
nene Ammoniumsulfhydrat in einer gut verschliessbaren 
Flasche mit drei Pfund destillirtem Wasser verdünnt, und 
dazu nun unter ümschütteln eine Lösung von zwei und 
einer halben Unze krystallisirten schwefelsauren Eisen- 
oxyduls in 16 Unzen Wasser eingetragen. Die Flasche 
wird vollends mit Wasser gefüllt, mit Blase luftdicht über- 
bunden und der Niederschlag absetzen gelassen. Die 
überstehende Flüssigkeit wird mit Hülfe eines Hebers ab- 
gelassen, von neuem Wasser aufgegossen, abermals ab- 
setzen gelassen u. s. w. Andrerseits löst man zwei Unzen 
schwefelsaures Eisenoxydul in ein Pfund heissem destill ir- 
ien Wasser, giesst die Lösung in eine verschliessbare 
Flasche, fügt dazu eine Unze mit Wasser zu einer homo- 
genen Milch zerriebene gebrannte Magnesia, schüttelt alles 
wohl um, füllt die Flasche mit Wasser vollends voll, ver- 
schliesst dieselbe und lässt absetzen. Die klare Flüssig- 
keit wird abgelassen und der Bodensatz wie im Vorher- 
gehenden ausgesüsst. Beide abgelagerte Niederschläge 
werden endlich in eine einzige Flasche zusammengegossen 
und das Gemisch vor dem Zutritt der Luft vollständig 
verwahrt aufgehoben. Als Bezeichnung dafür würde ich 
den iiamen OxysiUfuretum ferri cum magnesia vorschlagen. 



•» • > < • < ■ 



42» 



480 

II. njaturgreschlchte und Pharma- 

kogrnosle. 

lieber Lycopodium. 

(Briefliche Mittheilungf von R e i ch e, Apoth. in Hohenstein an Dr. B 1 e y.) 

Nachdem ich bereits einige Bemerkungen über 2 Ly- 
copodien Ihnen Tiir das Archiv eingesandt hatte, kam mir 
in Koch's neuestem Handbuch die Diagnose beider Ar- 
ten zu Gesicht, wo mir die darin angegebenen Merkmale 
beider so wenig unterscheidend erschienen, dass ich, da 
ich eben Gelegenheit hatte, auf kurze Zeit ein vorzüg- 
h'ches Mikroskop zu benutzen, beide Pflanzen nochmals 
sorgfältig analysirte, das Ergebniss war auch so befrie- 
digend, dass ich nicht unterlassen kann, Ihnen die nun 
vollständigere Beschreibung beider Pflanzen zuzusenden, 
mit der ergebenen Bitte, solche bei Gelegenheit zur Kennt- 
niss der Herren Collegen zu bringen, denn schon in Dres- 
den überzeugte ich mich, dass beide Arten häufig , ver- 
wechselt werden, was bei den zeitherigen darüber 
erschienenen Diagnosen nur zu leicht möglich war. 

Lycopodium Chamaecyparissus. 

Wurzeln büschelförmig, vom Stamm (Strunk) da auslau- 
fend, wo oberhalb die Aeste aufsteigen. 

Stamm gelblich weiss, schuppig, fast fleischig, leicht zer- 

reiss - und brechbar, gern unter festliegenden 
Steinen, Baum- und Haidenwurzeln fortkrie- 
chend, 2 oft auch bis 5 Zoll tief 

Aeste steigen meistens vom Stamme gerade auf, theilea 

sich vielfach gabelig, gleich hoch, büschelig, 
nach oben mehr oder weniger einwärts 
gebogene Aestchen; Blättchen klein, lan- 
zettpfriemenförmig, dachziegelförmig herab- 
laufend, an den Endzweigen in i Rei- 
hen, die 3 nach innen gekehrten, aus grösse- 
ren, glänzend bläulich grünen, die eine nach 
aussen gekehrte aus viel kleineren matt- 
grünen Blättchen bestehend, an den stärkern 



lieber Lycopodium. 484 

Zweigen mehr oder weniger regelmässig in 
8 Reihen stehend, an den Endzweigen stumpf 
dreikantig erscheinend. 

Aehrenstiele lebhaß grünlich gelb gefärbt, mit abwech- 
selnd stehenden, schmal lanzettförmigen, nach 
oben etwas abstehenden, mit, der Spitze 
aber eingebogenen, in den Verästelungen brei- 
ter werdenden Blättchen. 

Aehrchen selten zu 2, meist zu 4 oder 6, Spindel nach 

oben allmälig spitz verlaufend, bei zuneh- 
mender Reife unterhalb lebbaft orange, nach 
oben schön gelb, nach der Spitze grünlich 
verlaufend gefärbt. 

S ch u p p e n (Deckblätter) bei völliger Ausbildung der 

Kapsel etwas abstehend, nach unten rund- 
lich eiförmig, nach oben schnell in eine Spitze 
verlaufend, von der Basis bis zum Anfang 
der Zuspitzung mit erhabenen Drüsen bedeckt, 
am Rande durchscheinend dünn und ausge- 
fressen, bei völliger Reife die Spitze horizon- 
tal abstehend. 

Kapseln (Sporangien) bei voller Reife orangegelb, nie- 

renförmig, kleiner als die von Lycopod, com- 
planatum. 

Sporen (Pollen) rund, aus vielen kleinen runden durch- 
scheinenden Zellen bestehend, welche durch 
sehr dünne nach allen Seiten quer durch- 
laufende Häute getrennt und durch eine 
etwas dickere von aussen glatte Haut einge- 
geschlossen sind, in welcher in geregelter 
Entfernung durchsichtige runde Zellen sich zei- 
gen ; in Menge gesehen citronengelb von Farbe. 

Die ganze Pflanze besitzt ein sehr zierliches Ansehen, Farbe 

der Aeste und Zweige grasgrün, die Zweige 
zur obern Hälfte entschieden blaugrün ge- 
färbt; die dicht zusammengedrängten Aeste, 
junger Pflanzen vorzüglich, so gleich lang, dass 
dieselben wie verschnitten erscheinen, oft 






<8S Veber Lycopodttm, 

aus einem Stamm 6 bis -8 aufsteigend, Hand 
bis Fuss hoch. 

Die Reife der Kapsein tritt mit Ende August 
bis Anfang September ein. 

Wächst auf sonnigen mit Haide bewachse- 
nen Anhöhen. 

Lycopodium chamaecyparissus unterscheidet sich daher 

bestimmt von 

Lycopod. complanatum A) durch das zierlichere Ansehen 

der ganzen Pflanze, 2) durch die blaugrüne 
Farbe der obern Zweige, 3) durch die Farbe 
der Aehrenstiele und die abweichende Form 
der Blättchen an den Verästelungen, 4) die 
Form und Färbung der Spindel, 5) Form 
und Stellung der Schuppen, 6) durch Form, 
Grösse und Färbung der Kapseln, 7; durch 
Bau, Farbe und Grösse der Sporen. 

Lycopodium complanatum. 

Wurzeln büschelförmig einzeln am Stamm vertheilt, doch 

meist nur an dem tiefer in die Erde gesenk- 
tem Theil desselben. 

Stamm (Strunk) schmutzig hellbraun, zähe, fast holzig, 

schuppig, sehr biegsam, sowohl über als 
unter der Erde fortlaufend. 

A e s t Q vom Stamm weg meist gebogen aufsteigend, 6 — 16 

Zoll hoch, aufrechte 2 bis 4 Zoll lange nach 
oben gabelig getheilte sich nach aussen bie- 
gende Aestchen treibend, die dicht mit dach- 
ziegelförmig anliegend herablaufende» Blätt- 
chen besetzt sind, an den untern Aesten 
zerstreut und lanzettpfriemenförmig, an den 
Endzweigen in 4 Reihen, die 3 nach innea 
gekehrten aus grössern, eylanzettförmigen 
erhabenen, nach ob'en etwas abstehenden 
glänzend saftgrünen, die eine nach aussen 
gekehrte Reihe aus kleinern lanzettpfriemen^ 
förmigen scharf anliegenden mattgrünnen Blatt- 



Üeber Lycopodinm. 



483 




dben beslehend und dadurch dreieckig er- 
scheinend, sämmlliche ganzrandig. 

Aehrenstiele anfangs raatt, später schmutzig grüngelb 

gefärbt, mit durchaus pfriemenförmigen meist 
zu 2 — 3 sich gegenüberstehenden abstehen- 
den Blättchen bekleidet. 

A e h r ch e n meist zu 2 und 3, selten zu 1 oder 4, Spindel 

schnell in eine stumpfe Spitze verlaufend, 
anfanglich mattgelb, bei voller Reife schmutzig 
gelb gefärbt. 

Schuppen rundlich ey förmig, nach oben allmälig in 

eine Spitze auslaufend, ein von der Basis 
ausgehendes nach der Peripherie verlaufen- 
des Zellgewebe sehr ausgeprägt, nach unten 
dicklich erhaben, am Bande durchscheinend 
und ausgefressen, bei voller Reife bedeutend 
abstehend, Spitze umgebogen. 

Kapseln bei völliger Reife gelb, nierenförmig, oberhalb 
/""^^ niit 2 Eindrücken versehen. 

Sporen (Pollen) aus mehreren (10 bis 16) runden Zellen 

bestehend, welche durch dicke häutige Wände 
und durch eine sehr dicke unebene Haut 
mehr oder weniger kugelförmig umschlossen 
sind, in Menge gesehen dunkelcitronengelb von 
Farbe. 

Die ganze Pflanze erscheint schön lebhaft 
saftgrün, nicht selten 1 bis 4j Fuss hoch» 
gewöhnlich findet man unterhalb der grünen 
Aeste das vergrünte Laub der vorjährigen 
Aeste so wie die vorjährigen Aehren, treibt 
oft im October zum zweiten Male Aehren 
auf sehr kurzen Stielen. 

Die Reife der Kapseln tritt Ende Juli bis 
Anfang August ein. 

Findet sich auf schattigen Stellen der mit 
Nadelholz bewachsenen Anhöhen zwischen 
Haide und Moos. 




•»• >< • < • 



C tf X 






484 Kleine botanische Notizen. 

Kleine botanische Notizen. 



(Brieflich mitgetbeilt von E. Hampe an Dr. Bley.) 

Ist Ihnen in der 6e besehen Ausstellung vielleicht 
Berba tramontana aufgefallen? Ich nahm ein StückcheQ 
zur Vergleichung mit und habe gefunden, dass solche 
Umbüicaria pensylvanica ist, die ich nur aus Nordamerika 
kenne. Sollte wirkh'cb diese Hb, tramontana aus Corsica 
stammen, so wäre die Lichenographia europaea um eine 
Species reicher, als bisher bekannt war. — Noch habe 
ich kürzlich einen besondern Fund gemacht. Calycium 
byssacmm Fries, nur als sparsam vorkommende Flechte 
Scandinaviens bekannt, kommt auch an Bäumen ganz in 
der Nähe von Blankenburg auf unserm Harze vor. 



•»• » 4t M 






485 

III. M oiiatsb erlcht 

Arsenikalische Substanzen in den Wässern von 
Hammam-Mescoutiue bei Algier. 

0. Henry bemerkt über diese interessante Ent- 
deckung, dass bereits Trip i er, welcher als Militairphar- 
maceut die Expedition nach Constantine begleitete, die 
vorgezeichneten Quellen mit »arsenikalischen Substanzen 
imprägnirt« gefunden habe. — Boudet hatte späterhin 
Gelegenheit diese Quellen zu untersuchen, deren Tempe- 
ratur sich bis 96^ C. erstreckt, und welche kalkhaltige 
Concremente ablagern. Sie enthalten Schwefelwassersloff- 
gas- und schwefelsaure Kalk- nebst Natron -Verbindun- 
gen etc. Es ergab sich bei einer genaueren Untersuchung, * 
dass allerdings diese Mineralwässer »arsenikhaltige Theile« 
enthalten, und die von Tripier aufgestellte Ansicht die 
richtigere ist. — Muthmasslich sind die »arsenikalischen 
Baryt- und Kalk -Verbindungen als Ursache anzunehmen. 
Jene Verbindungen sind aber nur in höchst geringer Menge 
vorhanden, da namentlich das Wasser dieser warmen 
Quelle zu manchen Zwecken benutzt wird, fjourn. d. Pharm, 
et Chim. Juin. 1845. pag, 457 etc.) Witting. 

Analyse der Ferdinandsquelle bei Marienbad. 

Eine Vergleichung der 4824 vonBerzelius und 4844 
von Kerstan unternommenen Analysen hat ergeben, dass 
ihr Gehalt an festen Bestandtheilen bedeutend zugenommen 
hat und sogar jetzt reicher daran ist, als der Kreuzbrunnen. 
Man erhielt dabei folgende Verhältnisse: 

12 Unzen enthalten : Berzelias 1824 Kersten 1844. 

Schwefelsaures Natron 16,908 Gr/ 29,0747 Gr. 

Schwefelsaures Kali ~ j> 0,2442 » 

Chlornatrium 6,747 » 11,5476 » 

Kohlensaures Natron 6,449 » 7,4246 * 

Kohlensaures Lithion 0,051 «• 0,0518 j» 

Kohlensaure Kalkerde 5,012 » 3,1374 » 

Kohlensaure Strontianerde 0,004 » 0,0046 » 

Kohlensaure Talkerde 2,287 » 2,6208 » 

Kohlensaures Eisenoxydul '. 0,069 » 0,3530 » 

Kohlensaures Manganoxydul 0,300 » — » 

Basisch ** phosphorsaure Thonerde . 0,004 » 0,0103 » 

Neutrale phosphors. Kalkerde -^ » 0,0109 » 

Kieselsäure 0,502 » 0,5550 . 

Brom, Fluor, organische Stoffe. ... — » Spuren 

33,333 (?) 55,1261 (?) 

Preie Kohlensäure 631,05 C.-Ct, 

f Waither u. Amtnon. Joum f. Chir. IV. mg. 432-^437, Pharm: 

Central. 1845. No. 45) A 



*■ 



iS6 Vergiftung d. Kali hydrocyanic. Vergiftung d.Schwf.Grün. 

Doppelte Vergiftung durch Kali bydrocyanicura. 

Hofrath Weidner tlieill einen Fall mit, wo der Arzt 
seinem Patienten, der an sehr schmerzhaften blinden Hä- 
morrhoiden leidet, folgende Medicin verordnet: I^: Kali 
hydrocyamc. 5jj Aq. chamom. §jj Sacchar, alb. Jjj M, D. S. 
Vierstündhch einen halben Esslöffel voll. 

Der Kranke nahm einen Kaffeelöffel voll, der kaum 
100 Tropfen fasste, und war eine Stunde darauf todt. Der 
inzwischen herbeigerufene Arzt, welcher die Medicin ver- 
ordnet hatte, nahm in der Meinung, das mehr als 100 Mal 
von ihm in derselben Formel verordnete Kali ferrugtnoso- 
hydrocyan, vor sich zu haben, von derselben Arznei einen 
Kaffeelöffel voll in den Mund, hielt sie einen Augenblick 
darin, verschluckte etwa \ davon und spuckte das üebrige 
wieder aus, weil er im Schlünde ein eigenthümliches schmm- 
pfendes Gefühl empfand. Er bekam Schwindel, Verdun- 
kelung des Gesichts, starken Brechreiz, Rauschen vor den 
Ohren und fast völlige Bewusstlosigkeit. Nach einer müh- 
sam verschluckten Tasse Milch trat sofort Würgen und Er- 
brechen ein. Den andern Morgen war er bis auf eine 
Abspannung ganz wohl wieder. Bei der Section des Ge- 
storbenen bemerkte man keinen auffallenden Geruch. Bei 
der chemischen Untersuchung fand man in dem Blute und 
dem Harne kein Gift, wohl aber in dem Dickdarm und den 
Contentis, nämlich Cyan und Kalium, wodurch, so wie 
durch die noch zurückgebliebene Medicin und das noch in 
der Apotheke vorgefundene Kali hydrocyamaum die Ver- 
giftung constatirt wurde. (Fror, neue Notiz. ßd,35. p. I9Q.) Hz, 

Aeusserliche Vergiftung durch Schweinfurter Grün, 

Blandet macht, seiner Praxis entnommen, mehrere 
Fälle der Art bekannt, dass sowohl Papierfabrikanten, als 
auch Solche mit chemischer Darstellung dieses Präparates 
beschäftigt, davon Zufälle erlitten, und die Zufälle, welche 
bei arsenikalischen Vergiftungen häufig sind, auch hier durch 
äussere Berührung entstehen können. Hierher Kopfschmer- 
zen, Coliken, Hinfälligkeit. — Die mechanische Vertheilung 
mit einer Bürste bei den arsenikalischen Producten, scheint 
besonders nachtheilig zu sein, da schon durch die Poren 
der Haut solche Vergiftungen stattfinden können» während 
die Anfertigung des »arsehigsauren Kupferoxydes« selbst 
den Fabrikanten selten Nachtneil bringt. Abilasswässer aus 
solchen Farbenfabriken schaden gleichfalls schon, wenn Ar- 
beiter mit entblössten Füssen in solchen Wässern stehen. — 

Der Wechsel der Kleidung, Gebrauch der Bäder wird 
namentlich den Arbeitern empfohlen. — fJourn. de Medic. 
Avril 1845 J Witting. 



Karioffelfuselöl «8t 

lieber Kartoffelfnselöl. 

Bekanntlich war vor einiger Zeit von französischen 
Chemikern die Entdeckuns; gemacht worden, dass sich 
aus dem Kartoffelfuselöl Valeriansäure darstellen lasse. 
Apotheker Traut wein in Nürnberg verfolgte diese Ent- 
deckung weiter und brachte einen Cyclus von Versuchen 
und ArKeiten darüber in der letzten Versammlung deut- 
scher Naturforscher und Aerzte zum Vortrag. 

Er erhielt ungefähr folgende Resultate: Die von ihm 
aus einer Weingeistfabrik erhaltene bedeutende Quantität 
Fuselöl bildete eine trübe, milchige, widrig riechende Flüs- 
sigkeit, in welcher — bei 10 Grad Kälte — erstarrte 
Tneilchen, die festes Fuselöl waren, herumschwammen. 
In der Wärme bildeten sich zwei Schichten, von denen 
die untere ein Fuselöl und Weingeist enthaltendes Wasser, 
die obere ein wasserhaltiges mit Weingeist vermischtes 
Fuselöl war. Das letztere hatte 0,864 specif. Gewicht- 
Bei der Destillation waren die zuerst übergehenden zwei 
Drittheile nur ein mit Fuselöl imprägnirter Alkohol, und erst 
das letzte Drittheil war das, auch von den französischen 
Chemikern angewandte reine KartofFelfuselöl. Sein spec. 
Gewicht war = 0,818. 

1 Atom Fuselöl wurde mit 4 At. concentrirter Schwe- 
felsäure gemischt, in einer Tubulatretorte auf 4 At Man- 
gansuperoxyd gegossen und endlich ein gleiches Gewicht 
Wasser, wie Schwefelsäure war, zugesetzt. Das Gemisch 
erhitzte sich so, dass ohne Anwendung äusserer Hitze 
unsefähr zwei Drittheile vom Gewicht des verwendeten 
Oeles überdestillirten. 

Das saure Destillat wurde mit kohlensaurem Kali ge- 
schüttelt und rectificirt. Wenn man nach Dumas das 
gereinigte Oel als Amylalkohol betrachtet, so würde dieses 
Destillat ein Amylaldehyd vorstellen können. Es war von 
einem angenehmen starken Obstgeruch, der selbst durch 
Aetzkalilauge nicht zerstört wurde. In ein Zimmer ge- 
sprengt, verbreitete es einen angenehmen Obstgeruch, der 
aber nach einiger Zeit dem Geruch der Valeriansäure sich 
näherte. Nach längerem Stehen an der Luft röthet es 
das Lackmuspapier wieder. Gegen Säuren verhält es sich 
nicht basisch, sondern nähert sich seiner Natur nach mehr 
den Säuren. Der Verfasser glaubt ihm den Namen »Obst- 
äther« geben zu können. 

Der Verfasser destillirte nun wieder 1 Atom Fuselöl 
mit 7 At. Schwefelsäure, 3 At. Kalibichromat und eben so 
viel Wasser, dem Gewicht nach, als Schwefelsäure. In 
der stets kalt gehaltenen Vorlage sammelte sich ein ätbe« 



188 KartoffelfuselöL 

risches und wässeriges Fluidum. Es wurde mit gebrannter 
Magnesia neutralisirt, der obenaufschwimraende Aether rec- 
tificirt. Das Destillat war Valerianäther oder valeriansaures 
Amyloxyd. Wurde die bei der Neutralisation mit Magnesia 
enthaltene Flüssigkeit eingedampft und mit Schwefelsäure 
behandelt, so destillirte Valeriansäure über, welche durch 
mehrmalige Rectification rein erhalten wurde. Aus den 
verschiedöhen Retortenrückständen, welche meist sich als 
valeriansaures Chromoxyd auswiesen, erhielt der Verfasser 
durch Destillation mit Schwefelsäure noch eine bedeutende 
Menge reine Valerian- oder Amylsäure. 

Noch wurden der gereinigte Amylalkohol der soge- 
nannte Obstäther, der Valerianäther und die Valeriansäure 
auf ihr Verhalten gegen verschiedene Körper untersucht, 
um zu sehen, ob vielleicht aus der Auflösung des einen 
oder des andern zu technischen Zwecken Nutzen gezogen 
werden könnte. 

Phosphor wurde am meisten vom Valerianäther, am 
weniffsten vom KartoflFelfuselöl angegriffen. 

Jod löste sich in Allen gleich auf. 

Bernstein wird, ausser dass er nach längerer Zeit 
etwas aufquillt, nicht verändert. 

Ostindischer Kopal quillt zu einer durchscheinenden 
Masse, fast wie Traganth im Wasser, nur Valerianäther 
wirkt weniger, als die übrigen. 

Schellack giebt mit Fuselöl und Obstäther eine Auf- 
lösung, weniger wirken die Amylsäure und der Amyläther. 

Kautschuk quillt in Fuselöl und Obstäther oder Al- 
dehyd auf, ohne aber geformt werden zu können. Mit 
dem Aether jedoch, noch mehr mit der Säure bildet er 
eine völlig traktable Masse. 

Guajakharz freines natürliches) wird vom Fuselöl und 
Aldehyd vollstänaig, vom Valerianäther und der Säure theil- 
weise gelöst. 

Drachenblut (feinstes) wird am meisten vom Fuselöl, 
am wenigsten von der Säure und dem Aether gelöst. 

Jalapenharz (weisses, der in Schwefeläther lösliche 
Antheil) wird von allen 4 Flüssigkeiten gänzlich gelöst. 

Perubalsam wird vom Fuselöl ungefähr, wie vom Wein- 
alkohol aufgenommen; Aldehyd löst ihn völlig; Amylsäure 
und Aether nur mit starker Trübung. 

Schwefel wurde, sogar beim Erhitzen bis zum Koch- 
puncte, von keiner der 4 Flüssigkeiten angegriffen. 

Die Identität der Valeriansäure aus Fuselöl und der 
aus der Baldrianwurzel ist nach Allem, was bis jetzt dar« 
über gearbeitet worden ist, ausser allen Zweifel (Buchn, 
fiepert. f. d. Pharm. Bd. XLl H. t) Ä 



- ( 



Pi'oducte cms bütern Mandeln, 189 

Producte aus bittern Mandeln. 

Laurent untersuchte in neuerer Zeit die bittern 
Mandeln und erhielt daraus verschiedene eigenthümliche 
Verbindungen. Amarin nennt er eine Verbindung aus 
42 C, 18 H, 2 N, welche er erhielt, als er durch eine wein- 
geistige Lösung von Bittermandelöl einen Strom von Am- 
moniakgas längere Zeit durchstreichen Hess, worauf das 
Oel zu einer ^trahligen, krystallinischen Masse erstarrte. 
Diese Hess er mit wenig Wasser sieden, sättigte mit Salz- 
saure, wobei sjch ölartige Materien absetzten, und neutrali- 
sirte endhch mit Ammoniak. Es bildete sich bald ein 
Niederschlag von Amarin in weissen mikroskopischen 
Krystallen. Wird es dann in heissem salzsäurehaltigem 
Alkohol gelöst und mit Ammoniak neutralisirt, so scheidet 
sich beim Erkalten reines Amarin ab. Es ist färb- und 

feruchlos, wenig bitter; in Wasser gar nicht, aber in 
ochendem Weingeist löslich und destillirt bei ziemlicher 
Hitze unzersetzt über. 

Amarinhydrochlorat wird erhalten, wenn Salzsäure auf 
Amarin gegossen wird. Es scheidet sich eine ölartige 
Materie ab, welche in Wasser wenig löslich ist, dagegen 
leicht in Aether und Weingeist, und beim Trocknen eine 
feste Masse bildet. Es besteht aus 42 C. 19^ H, 1 Gl, 2 0. 
Mit Platinchlorid bildet es eine krystallisirbare Verbindung. 
Schwefelsäure und Salpetersäure bilden mit Amarin Salze. 

Benzirainsäure. Wird das Product, welches sich beim 
Behandeln einer Lösung von Bittermandelöl in Alkohol mit 
Aetzammoniak gebildet hat, mit Wasser übergössen, so 
löst dieses benziminsaures Ammoniak auf, welches beim 
Zusatz von Salzsäure die Benziminsäure fallen lässt. Diese 
ist unlöslich in Wasser, wenig löslich in Weingeist. In 
der Hitze schmilzt sie und zersetzt sich. 

Benzoinam. Der Verfasser löste Benzoin in absolutem 
Weingeist, liess in einer Flasche Amnioniakgas durch- 
streichen und das Ganze 4 — 5 Monate stehen. Anfangs 
hatte sich eine Substanz gebildet, welche er Benzoinamid 
nannnte, allein endlich war diese ganz verschwunden und 
es hatten sich wenigstens 5 verschiedene Körper gebildet, 
nämlich: 1) Benzoinam, 2) ein krystallinischer Stoff, beide 
nur in etwa 800—1000 Th. Weingeist, Aether oder Steinöl 
löslich ; 3) mikroskopische Nadeln, wahrscheinlich Benzoin- 
amid; 4) rundliche in Weingeist sehr lösliche Körner; 
5) eine ölige harzige Substanz, fn Weingeist und Aether 
löslich. Durch Kochen mit Weingeist Hessen sich der 3., 
4. und 5. Körper abscheiden, so dass nur die beiden, 



490 



Zuckergährung. 



ersten blieben, und diese konnten wieder durch eine al- 
koholische Kahlösung, welche den zweiten Körper aufnahm 
getrennt werden. Das rückständige Benzoinam wurde in 
wenig, mit Salzsäure versetztem, Alkohol gelöst und durch 
Neutralisation mit Ammoniak völlig rein wieder abgeschie- 
den. Es ist geruchlos, unlöslich m Wasser, wenig löglich 
in Aeiher und Steinöl. In der Hitze schmilzt es und 
krystallisirt beim Erkalten. Es besteht aus 56 C, 24 H, 
2 0. 2 N. (Compt. rend. mens. p. Laurent et Gerhardt. — 
Pharm. Centrbl. No. 52. IS45.) B. 

Zuckergährung. 

Bouchardat hat neue Versuche über den Process der 
Zuckergährung angestellt und gefunden, dass nicht bloss 
die Diastase, sondern auch die Synaptase, das Amygdalin, 
das Salicin und Phlorozin jene Umwandlung veranlassen 
können. Am häufigsten wirkt indess die Diastase auf 
Stärkmehlkleister ein. Nach früheren Beobachtungen 
KirchhofFs zeigt Gluten dieselbe Eigenschaft. Bou- 
chardat hat über die Resultate seiner neueren Arbeiten 
folgende Tabelle aufgestellt : 





Resultat nach einer 


Resultat nach einer 


Menge des 
erhaltenen 

K^rilnriAl«» 


Substanzen 


halbstündigen Einwir- 


vier und zwanzigstün- 




kung bei 40^ 


digen Einwirkung. 


ULI UltlVl 

Zuckers. 


Holzfaser 


Keine Veränderung 


Fast nichts 




Hordein 


Ebenso 


Ebenso 


^^^ 


Glutin 


Kaum merkliche Lö- 
sung 


Schleimige Flüssigkeit 


0,31 


Frisches 


Keine Consistenzver- 


Kaum merkliche Lö- 


— 


Pflanzeneis- 


änderung 


sung 




weis 








Trocknes 


Beginnende Lösung 


Lösung 


— 


Pflanzenei- 




^ 




weis 








Frisches 


Kaum merkliche Lö- 


Schleimige Flüssigkeit 


0,39 


Gluten 


sung 






Gepulvertes 


Deutliche Lösung 


Völlige Lösung 


0,97 


Gluten 








Eiereiweis 


Keine Veränderung 


Schleimige Flüssigkeit 


Spuren 


Gelatina 


Ebenso 


Ebenso 


Ebenso 


Fibrin 


Ebenso 


Ebenso 


Ebenso 


Faulendes 


Deutliche Lösung 


Völlige Lösung 


0,52 


Fleisch 








Paulendes 


Fast vollständige Lö- 


Ebenso 


0,82 


Gluten 


sung 






Bierhefe 


Ebenso 


Ebenso 


1,02 





Zucker gährung. 


491 




Resultat nach einer 


Resultat nach einer 


^enge des 

erhaltenen 

Krümel- 


Substanzen 


halbstündigen Einwir- 


vier und zwanzigstün- 




kung hei 40<^ 


digen Einwirkung. 


Zuckers. 


Gekeinite 


Völlige Lösung 


Ebenso 


3,78 


Gerste 








Embryonen 


Fast nichts 


Schleimige Flüssigkeit 




der ^ekeim- 








ten Gerste 








Albumen der 


Völlige Lösung 


Völlige Lösung 


3,75 


gekeiiuteu 








Gerste 








Fanlende 


Unvollkommene Lö- 


Schleimige Flüssigkeit 


0,43 


Gerste 


sung 




[stimmt. 


Diastase 


Völlige Lösung 


Völlige Lösung 


Nicht be- 


Magensaft 


Keine Veränderung 


Fast keine Verände- 


Ebenso 


eines Hundes 




rung 




Intestina l- 


Unvollkommene Lö- 


Ebenso 


Ebenso 


flussigkeitei- 


sung 






nes Hundes 


( 






Magenhaut 


Keine Veränderung 


Ebenso 


Ebenso 


eines Hundes 








Dünndarm- 


Ebenso 


Ebenso 


Ebenso 


haut eines 








Hundes 








Innere Haut 


Unbedeutende Lö- 


Theil weise Lösung 


Ebenso 


eines Tau- 


sung 






benkropfes 








Dünndarm 


Deutliche Lösung. 


Deutliche Lösung. 


Ebenso 


einer Taube. 









(Annal de Chim. et de Phys. III. Ser. T. XI V. — Pharmac. 

Centr-Bl. 1845. No. 32.) B. 



Verfälschung des Seammoniums und ihre Erkennung. 

Pereira fand in seinen Untersuchungen des Scam- 

moniunis folgende Genaenglheile : Kalk, starkmehlhal- 

tige Substanz, Sand und Guajakharz. 

Sie werden auf folgende Weise erkannt: 

4) Durch das Ansehen. Reines Scammonium 

gleicht auf dem frischen Bruche einigermassen dem Gua- 

iakharze: es zeigt Harzglanz und eine grünlichschwarze 
?'arbe. In kleinen Splittern hat es eine graubraune Farbe, 
und ist etwas durchscheinend. 

Verfälschtem Scammonium fehlt der Glanz, die Farbe, 
Leichtzerbrechlichkeit und theilweise Durchsichtigkeit de$ 



i 92 Verfälschung d. Scammoniums u. ihre Erkennung, 

ächten. •Es ist auf dem Bruche entweder matt oder mehr 
oder weniger wachsartig; zuweilen auch glimmerartig, 
wenn nämlich Sand oder andere Harze darin sind. Die 
Farbe ist gewöhnlich grau, zuweilen mit einzelnen weis- 
sen Flecken von Kalktheilen. 

Alles ächte Scammonium besteht nach P. aus un- 
förmlichen Massen, während das verfälschte in runden 
flachen Kuchen vorkommt. 

2) Durch Salzsäure. Lässt man auf die frische 
Bruchstelle des ächten einen Tropfen Salzsäure fallen, so 
bemerkt man keine'Veränderung; desgleichen nicht, wenn 
man zu dem Versuche gepulvertes nimmt. Enthält dage- 
gen das Scammonium Kalk, so entsteht, in beiden Fällen 
ein Aufbrausen, und die salzsaure Solution giebt, nach 
dem Uebersättigen mit Ammoniak, auf Zusatz von oxal- 
saurem Ammoniak einen Niederschlag. 

3) D u r ch Jod. Eine wässrige Abkochung des reinen 
Scammoniums wird durch Jodtinctur nicht verändert. Ist 
aber ein stärkmehlhaltiger Körper darin, so entstellt die 
bekannte blaue Färbung. 

4) Durch Untersalpetersäure. Setzt man ein 
mit der alkoholischen oder ätherischen Tinctur des reinen 
Scammoniums getränktes Stück Papier den (durch Ein- 
wirkung von Salpetersäure auf Kupfer, Eisen, Zink ent- 
wickelten) Dämpfen der Untersalpetersäure aus, so be- 
merkt man keine sichtliche Veränderung. Enthält es 
Guajak, so färbt es sich blau. — 

Reines Scammonium liefert durch Extraction mit Schwe- 
feläther 75 — 80 Proc. Harz. Auserlesene, von ihrem äus- 
sern Kreideüberzuge befreite Stücke gaben 80 Proc. Wein- 
geist eignet sich weniger gut zur Gewinnung des Harzes, 
weil es auch von den anderen Bestandtheilen des Scam- 
moniums etwas aufnimmt. Auch in Terpentinöl löst sich 
das Harz, und unterscheidet sich dadurch vom Jalappen- 
harze. 

Colophonium würde sich durch den Geruch beim 
Schmelzen zu erkennen geben. 

^Reines Scammonium hinterlässt beim Verbrennen nicht 
mehr als 3 Gran (?) Asche. (Pharm. Journ. and Transaci. 
1844. — Buchn. Bepertor, der Pharmacie, Bd. XXX VII L 
3. Heft.J B. 

Manna des Handels. 

Leuchtweiss hat mehrere Sorten Manna analysirt 
und giebt folgende Resultate: 



Manna des Handels. Einige seltene Sorten Rhabarber. <93 

M. canell. M. canell. M. calabrin. 
in fra^m. 

Wasser 11,6 13^0 11,1 

Unlösliche Bestandtheile 0,4 0,9 3,2 

Zucker 9,1 10,3 15,0 

Mannit 42,6 37,6 32,0 

Dem Fflanzenschleim analoger Körper 
nebst Mannit, einer harzartige^n und 
sauren Si^istanz, so wie geringe 
Mengen euier stickstofThaltigen Ma- 
terie 40,0 40,8 42,1 

Asche 1, 3 1,9 1,9 

, , , 105,6 104^5 105,37"' 

Der Zucker wurde durch die bei der Gährung sich 
bildende Kohlensäure bestimmt. Das Mannit nacn der 
Gährung durch Verdunsten bis zum Kryst.-Punct und Aus- 
ziehen mit Alkohol. (Annal. der Chem. u. Pharm. Bd 5t. 
p. t2i—t34.J Bz. 

Einige^ jüngst im englischen Handel erspcheineude 

seltene Sorten Rhabarber. 

1j Stämjliche Ganton-Rhaburber. 

Alle Stücke die im Handel vorkamen, waren cylin- 
drisch, etwa 2 Zoll lang, \ — | Zoll dick, und wogen 
durchschnittlich 100 Gran. Die meisten Stücke sind ge- 
schält. Bis auf die etwas blassere Farbe gleichen sie 
im Ansahen sehr der stänglichen englischen Rhabarber. 
Der Geschmack ist bitter und etwas zusammenziehend, 
aber weit schwächer, als der der guten halbgeschälten 
Canton-Rhabarber. Beim Kauen bemerkt man wenig oder 
gar kein Knirschen zwjschen den Zähnen. 

Diese Sorte ist wahrscheinlich von den Wurzelzwei- 
gen derselben Pflanze, welche die gewöhnliche Canton- 
Rhabarber liefert, genommen. 

2} Bucharische Rhabarber. 

Diese Sorte Rhabarber steht zwischen der Chinesi- 
schen und Russischen, ist aber schlechter. Die Stücke 
sind mehr oder weniger rund und flach, und wiegen eine 
bis zwei Unzen. Eiöige derselben scheinen gleich der 
Chinesischen durch Abschaben von ihrem Rindentheil be- 
freit zu sein, an anderen ist die Rinde weggeschnitten. 
Die meisten sind mit eineta Loche, ofi^enbar zum Zweck 
des Trocknens, versehen; aber in keinem dieser Löcher 
finden sich üeberbleibsel von den Stricken, die zum Auf- 
hängen der Wurzeln gedient haben. Manche Stücke sind 

Arch. d.Pharm.XCV.Bds.2.Hfl. "^ J3 



494 Einige seltene Sorten Rhabarber. 

dicht, die meisten aber lockerer als gute Russische Rha- 
barber. Im Innern sind .sie häufig verdorben und dunkel- 
farbig. In der Textur gleichen sie der ächten Rhabarber; 
der Geruch stimmt auch mit dieser überein, ist aber viel 
schwächer, der Geschmack bitter und zusammenziehend. 
Zwischen den Zähnen knirschen sie wie Sand. Ihre Farbe 
ist dunkler als die der guten Russischen. 

3J Sibirische Rhabarber. 

Diese Sorte Rhabarber, welche auch unter dem Namen 
*y Rucharische Rhabarber« im Handel erschien, unterschei- 
det sich aber äusserlich von der vorhergehenden bestimmt. 
Die Verpackung derselben war ganz eben so, wie sie bei 
der Russischen gewöhnlich statt findet. 

4j Himalaya- Rhabarber. 

Dr. Royle führt 4 Species Bimalaya- Rhabarber, 
Rheum Emodi W., R. Webbianum, R. spiciforme und R. 
Moororostianum an. Die jetzt von Pereira beschriebene 
Himalaya- Rhabarber ist wahrscheinlich von R. Emodi 

Die einzelnen Stücke weichen in Form und Grösse 
sehr von einander ab. Einige sind gedrehet cylindrisch, 

f;efurcht, an den Enden schräg abgeschnitten, etwa 4 Zoll 
ang und 4^ Zoll breit. Andere bilden runde, 3 Zoll im 
Durchmesser haltende, 2 Zoll dicke und gesen 4 Unzen 
schwere Scheiben. Noch andere sind halocylindrisch, 
eckig u. s. w., und augenscheinlich durch Zerschneiden der 
Wurzel erhalten. Einige Stücke sind geschält, andere 
nicht. Ihre Farbe ist im Allgemeinen dunkelbraun, die 
von der äusseren Schicht befreieten und die blasseren 
Theile dunkelokergelb ; der Geruch ist schwach rhabarber- 
artig, der Geschmack bitter adstringirend. Im Innern 
zeigen sie nicht das bekannte niarmorirte Ansehen.. Beim 
Kauen bemerkt man wenig oder gar nichts Sandiges 
zwischen den Zähnen. Das spec. Gewicht ist sehr gering 
und noch mehr verringert durch Wur'mfrass. (Pereira in 
Pharm. Joum and Transact. Apr.. et Mai 1845. — Ruchners 
Repert. f. d. Pharm. Bd. XXXIX. Heft l.) R. 



Untersuchung der Asche vou Conium maculatum 

und Digitalis purpurea. 

W rieh tson hat neuerdings die Asche mehrerer nar- 
kotischer Pflanzen untersucht. Exemplare, welche in der 
Nähe von Giessen gesammelt worden waren, hatten die- 
selben BestandtheilC; wie solche aus England. Die quan- 



Vergiftung mit Oxalsäure. 495 

titative Analyse der letzteren gab folgende Resultate: 
100 Th. trockne Blätter von Conium maculatum gaben 
«2,80 Th. Asche. 100 Theile Asche enthielten: 

Kohlensäure 13,86 

Kohle und Sand . 4,87 

Kieselerde 2,11 

Chlor 8,10 

Eisenoxyd 1,25 

Kalk 20,02 

Magnesia 6,78 

Phosphorsaure . . 9,11 

Kali 17,52 

Natron 17,95 

Schwefelsäure... 2,78 

Digitalis purpurea. 100 Theile getrocknete Blätter 
gaben 10,89 Th. Asche. 100 Th. Asche enthielten: 

Kohlensäure 13,15 

Chlor 4,09 

Kohle und Sand . 10,94 

Eisenoxyd 1,46 

Kieselerde 9,58 

Schwefelsäure . . . 2,84 

Phosphorsäure . . 2,39 

Kalk 11,82 ' 

Magnesia 4,90 

Kali 32,64 

Natron 6,39 

Atropa Belladonna lieferte eine Asche, die 8,64 Procent 
Chlor enthielt. Die übrigen Bestandtheile konnten wegen 
übriger Hindernisse nicht bestimmt werden. (Pharm, 
Joum. andTransacL — Buchn. Repert. d. Pharm. Bd. XL/, l.J 

B. 

.Vergiftung mit Oxalsäure. 

Sie ward freiwillig von einer 22jährigen Frau vorge- 
nommen, welche nach mehreren Stunden daran verschied. 
Der Magen war an verschiedenen Stellen sehr angegriffen, 
und die darin befindliche Flüssigkeit zeigte eine stark saure 
Reaction, in welcher sehr bala die Gegenwart der Oxal- 
säure nachgewiesen ward. (AnnaL de Pharm, Aoüt 1845. 
pag. 147), Witting 

Bemerkung. Ich habe Gelegenheit gehabt, bereits 
früher über Zufälle dieser Art, behufs der Ermittelung der 
Oxalsäure, einige Mittheilungen zu machen, und ausserdem 
darauf hingedeutet, dass schon der Genuss einiger Species 
von »Oxahscc bei Kindern — einen verderblichen Einfluss 
äussern könne. Wg. 

- • > • > 4t % • 

43* 



196 Das Mikroskop im Dienste der Medicin. 

Das Mikroskop im Dienste der Medicin. 

Von dem bekannten Doctor Donn^ ist vor Kur- 
zem in Paris eine mikroskopische Anatomie und Phy- 
siologie der Flüssigkeiten des menschlichen Körpers 
erschienen, deren Inhalt die Bibliotheque universelle de 
Geneve im Auszuge wiedergiebt. Wir wollen diesem Aus- 
zuge einige Thatsachen entnehmen, von denen wir glauben, 
dass sie unsere Leser interessiren werden. Man darf 
freilich gegen mikroskopische Untersuchungen im AUge- 
meinen etwas misstrauisch sejn, da die Entdeckungssucht 
unseres Jahrhunderts in den Naturforschern zuweilen eine 
gewisse Hast und Oberflächlichkeit erregt und ausserdem 
selbst die Meister in der mikroskopischen Technik zuwei- 
len einander bestreiten, was der Eine oder der Andere 
von ihnen gesehen zu haben vorgiebt. Doch darf diess 
alles das Lob eines Instruments nicht schmälern, das der 
Wissenschaft eine neue Welt erobert hat und in manchen 
Disciplinen fast das einzige Mittel bietet, durch das noch 
Neues gefunden werden kann. Der Medicin leistet es die 
wesentlichsten Dienste, indem es die Elemente des gesun- 
den und ihre Veränderungen im kranken Körper kennen 
lehrt und in Krankheiten die Unterscheidung von secer- 
nirten Stoffen möglich macht, die dem blossen Auge iden- 
tisch erscheinen. Nachdem deutsche Gelehrte, wie Müller, 
Purkinje, Salentin, Henle, Vogel und Andere, in 
der mikroskopischen Anatomie vorangegangen waren, 
gewann dieselbe auch in Frankreich zahlreiche Pfleger. 
Unter diesen ist Doctor Donna einer der eifrigsten. Der- 
selbe hat, um den Geschmack an der Mikroskopie recht 
allgemein zu machen, seinen Hörsal aller Welt geöffnet, 
und wohl an zwanzig Mikroskope, unter denen auch ein 
Sonnen- und ein Gas-Mikroskop seinen Schülern zur Ver- 
fügung gestellt. Doch ist er darum kein einseitiger Ver- 
ehrer seines Instruments und erkennt in der Vorrede zu 
seinem Buche z. B. der Chemie denselben Rane unter 
den Hülfswissenschaften der Medicin zu als der Mikros- 
kopie. Seine Untersuchungen » beziehen sich, wie wir 
bereits andeuteten, auf die im gesunden und kranken Kör- 
per enthaltenen und aus demselben secernirten Stoffe. 
Wir wollen aus der Reihe derselben die wichtigsten her- 
ausheßen. 

Das Blut, dieses fliessende Fleisch, wie es Bordeu 
nennt, ist zu allen Zeiten für die Aerzte der Gegenstand 
der sorgfältigsten Beobachtungen gewesen. Die Einen 
suchten m demselben alle Elemente der festen und flüs- 



Das Mikroskop im Dienste der Medicin. 497 

sigen Theile des Körpers, die Anderen die Elemente aller 
Krankheiten. Das Mikil^skop hat die Ersteren bereits in 
grossem Masse befriedigt, und den Letzteren wenigstens 
die Hoffnung eröffnet, dass die Veränderungen des Blutes 
in sämmllichen Krankheiten bald nachgewiesen sein wer- 
den. Das' Blut besteht aus ieiner Flüssigkeit, die mehrere 
Stoffe aufgelöst enthält, und aus in derselben schwim- 
menden Kügelchen. Dem Mikroskop sind besonders die 
letzteren zugänglich. Sie haben ,eine Dimension von ^^^ 
Linie, sind rolh und geben der Blutflüssigkeit die Faroe. 
Dr. Donne nimmt mit mehreren deutschen Physiologen 
an, dass die Blutkügelchen keinen Kern enthalten, son- 
dern vielmehr Bläschen sind, die eine Flüssigkeit ein- 
schliessen. Hieraus erklärt sich auch, dass sie sich 
abplatten und verlängern können, um Aederchen zu pas- 
siren, die einen noch kleinern Durchmesser haben als sie 
selbst. Welche Stufen der Entwickelung und Rückbil- 
dung aber durchlaufen diese Kügelchen? Ihre Bildungs- 
stätte soll der Verdauungsapparat sein. Aus dem in dem- 
selben enthaltenen Speisebrei saugen die sogenannten 
Lymphgefässe den Milchsaft auf. In diesem scnwimmen 
weisse Kügelchen, die, nach Donn^, von einer Schicht 
von Eiweissstoff umgeben sind und in den Blutgefässen, 
in welche sich der Milchsaft ergiesst, roth werden. Zum 
Beweiss dieser Theorie führt unser Autor an, dass er 
üebergangsformen zwischen rothen und weissen Blutkü- 
gelchen gesehen habe. Femer spritzte er Milch, die 
ebenfalls Kügelchen, nur etwas kleinere, als das Blut, 
enthielt, in die Venen ein und fand sie erst weiss, dann 
mit einer schwach gelben Färbung, nach vier und zwan- 
zig Stunden aber völlig in Blutkörperchen verwandelt 
wieder, üeber das Absterben der Blutkügelchen hat 
Donn^ die Meinung, dass sie sich, nachdem sie den 
Höhepunct ihrer Entwicklung erreicht haben, in der Blut- 
flüssigkeit auflösen. l)ie Untersuchung der Veränderung 
des Blutes in Krankheiten wird seit einigen Jahren mit 
grossem Eifer betrieben. Unter den Franzosen haben 
sich besonders Andral und Gavaret um dieselbe ver- 
dient gemacht, Sie fanden auf chemischem Wege, dass 
der Faserstoff, einer von den in der Blutflüssigkeit auf- 
gelösten Stoffen und der Hauptbestandtheil des Fleisches 
m Entzündungen vermehrt, und in der Bleichsucht und 
ähnlichen Krankheiten vermindert sei. Indess genügen 
diese .Data nur für die Krankheitsgenera; für die speciel- 
le^ Entzündungen u. s. w. sind noch keine unterschei- 
denden Merkmale im Blute gefunden worden. Die Mikro* 



198 Das Mikroskop im Dienste dir Mediein. 

r 

graphen sind in ihren Forschungen nicht viel glückHcher 
gewesen, zumal es die Genauigkeit verlangt, dass das 
Blut in dem Augenblinke, wo es aus den Venen tritt, 
untersucht werde! Dr. Donne hat hier nur wenig Neues 
finden können. Wir heben heraus, dass er, was bisher 
für vom Blute bei Entzündungen innerer Organe aufge- 
sogenen Eiter gehalten wurde, grossentheils für die oben 
erwähnten weissen Kügelchen erklärt. 

Der Schleim besteht aus einer mehr oder weniger 
zähen Flüssigkeit und festen, regelmässig geformten Par- 
tikeln, die man Schleimkügelchen nennt, über die Natur 
dieser Kügelchen ist man sehr uneins, da sie von den 
Eiterkügelchen kaum zu unterscheiden sind. Diese haben 
ungefähr einen Durchmesser von -^Ij^ Linie und sollen 
aus einer Hülle und drei in Ammoniak löslichen Kernen 
besteben. Merkwürdig ist der Einfluss, den der Eiter auf 
das Blut übt. So sah Donn6, als er beide Flüssigkeiten 
in gewissen Mengen mischte, den Faserstoff sich zersetzen. 

Hieraus erklärt er die Folgen der Aufsaugung von 
Eiter durch das Blut. Die Eiterkügelchen, sagt er, absorbi- 
ren den Sauerstoff des Blutes, schwellen an und bilden, 
in den Hauptadern angekommen, daselbst Ansammlungen 
von Eiter, der sich nach Aussen entleert, oder vergiften, 
wofern diess nicht ganz geschieht, die ganze Blutmasse. 
Die verschiedenen Arten des Eiters sind in dem Werke 
Dann d 's nicht erklärt 

Desto ausführlicher ist der Urin behandelt, und es 
kommt diess der praktischen Medicin gar ^ehr zu Gute, 
da nach Dr. D o n n 6 viele Krankheiten der Harnwerkzeuge 
aus einer schlechten Beschaffenheit des Urins hervorgehen, 
obgleich das Umgekehrte vielleicht noch öfter der Fall 
sein mag. Man kennt die Veränderungen, die gewisse 
Alimente auf dieses Secret ausüben ; man weiss z. B., dass 
Kaffee, Champagner den Urin sauer machen, während ihm 
eine kühlende Diät eine mehr laugige Beschaffenheit giebt 
Gäbe nun das Mikroskop ein Mittel, sel)>st kleine Abnor- 
mitäten in demselben aufzufinden, durch welche eine 
Krankheit der Harnwerkzeuge hervorgerufen wurde, sa 
könnte man durch eine blosse Veränderung der Nahrungs- 
mittel Heilung bewirken. ' Es sind besonders die Nieder- 
schläge, die sich in Krankheiten in dem Urin vorfinden« 
Welche mit Hülfe des Mikroskops untersucht worden 
sind. Eiter und Blut sind z. B. oft in so kleinen Mengen 
der Flüssigkeit beigemischt, dass sie durch das blosse 
Auge schwer von gleichfarbigen Salzen unterschiede» 
werden. 



Das Mikroskop im Dienste der Medicin. 499 

Die Milch der Frauen zei^t bei der mikroskopischen 
Untersuchung ebenfalls sphärische Partikelchen in einer 
mehrere Salze aufgelöst enthaltenden Flüssigkeit. Es sind 
dies Fettkügelchen von verschiedener Grösse (rffW ^^'s ^^^ 
Linie dick) die wie kleine Perlen glänzen, und deren Fett- 
gehalt leicht durch Filtration der Milch und Behandlung 
des Filtrums mit Aether erkannt wird. Was ihren Bau 
betrifft, so sind sie, nach Don nd, Zellen mit Kernen, nach 
Andern, mit Flüssigkeit angefüllte Bläschen. Ein zweiter 
Bestandtheil der Milch ist der Käsestoff, der, wie unsern 
Lesern genau bekannt ist, durch längere Einwirkung 
gelinder Wärme, durch Kälberlab und Säuren zur Gerin- 
nung gebracht wird. Dieser wurde bisher für völlig in 
der Milchflüssigkeit aufgelöst gehalten; Donn6 indess 
will ihn ebenfalls in Form vonKügelchen gesehen haben. 
Wir fügen noch hinzu, dass, was wir Rahm nennen, nichts 
anders ist, als jene eben erwähnten Fettkügelchen. — Die 
Milch, wie mehrere andere Flüssigkeiten des Körpers, 
durchläuft verschiedene Entwickelungsstufen und erlangt 
erst jedesmal nach einer Geburt ihre vollkommene Aus- 
bildung. Die noch unvollkommene Milch heisst Colostrum, 
ist von gelblicher Farbe und besteht deutlich aus einer 
wässerigen und einer zähen Flüssigkeit. Unter dem Mi- 
kroskop erscheint sie aus wenigen, kleinen, unregelmässig 
geformten Fettkügelchen und eigenthümlichen Körnigen 
Körperchen zusammengesetzt. Diese Beschaffenheit ver- 
liert sie erst im Milchfieber. Dann verschwinden die kör- 
nigen Körperchen, während die Kugel eben eine regel- 
mässige Gestalt annehmen. Das Verharren der Milch im 
Zustande des Colostrums hat für die Säuglinge grosse 
Nachtheile, und- es wird daher die Untersuchung der Mut- 
termilch durch das Mikroskop, die freilich audi auf an- 
dere Weise vorgenommen w^erden kann, von praktischem, 
Nutzen sein. (Magazin d. Lit. d, AusL t844.J 

Wir würden zu sehr ins Fachwissenschaftliche gera- 
then, wollten wir dem Autor in seinen einzelnen Unter- 
suchungen folgen, und begnügen uns, unseren Lesern zu 
versichern, dass Dr. Donne durch seinen fruchtbaren 
Fleiss sich des Dankes und der Bewunderung der Freunde 
seiner Wissenschaft würdig gemacht hat. 

Vorstehender Aufsatz liefert aber auch wiederum einen 
Beweis von der Wichtigkeit cfes Mikroskops in allen Zwei* 
gen der Naturwissenschaft und mag sich in so fern den 
schönen Abhandlungen des Herrn Professor Seh leiden 
im Archiv XXXVIL 68 und 291 anschliessen. Dr. Geiseler. 



200 Verbesserte Stearinsäurebereit, Untersuchung d, Seife. 

Verbesserte Steariusäurebereitung. 

Bisher erhielt man bei der Stearinsäurefabrication den 
werthlosen schwefelsauren Kalk als Nebenproduct, Cam- 
bac^res aber hat nun vorgeschlagen, Thonerde bei der 
Bereitung anzuwenden, und so den ganzen Process durch 
Gewinnung eines brauchbaren Thönerdesalzes billiger zu 
machen. Der Talg wird dabei durch Kali verseift; die 
Seife durch eine Lösung von Thonerde in Kalilauge zer- 
setzt, und die Stearinsäure endlich aus der gallertartigen 
Thonerdeseife durch Essig- oder Schwefelsäure abge- 
schieden. Die nach Zersetzung der Kaliseife durch Thon- 
erde zurückbleibende Lauge ist ätzende Kalilauge und 
kann von Neuem zum Verseifen des Talgs angewandt 
werden. Wenn auch bei jeder Operation ungefähr j'^ des 
Kalis verloren geht, so wird dies nicht mehr netragen, als 
der nach der früheren Methode nothwendige grössere Ver- 
brauch von Schwefelsäure. fPolytechn.Centrbl.l8i5.9.Bft. 
-r- Pharm. Centrbl. 1845. 45j B. 



Untersuchuog der Seife. 

Trocknet man in dünne Streifen geschnittene Seife 
längere Zeit bei + 400<^, so kann man aus dem Gewichts- 
verlust die Menge des darin enthalten gewesenen Wassers 
bestimmen. Gute Seife nauss sich bis auf 1 Proc. völlig 
in Weingeist auflösen. Um die Menge des Alkali zu be- 
stimmen, setzt man so lange verdünnte Schwefelsäure zu 
einer wässerigen Seifenlösung, bis die alkalische Reaction 
gänzlich verschwunden ist und berechnet es aus der ver- 
brauchten Säuremenge. Wird zu der nun erhaltenen 
Flüssigkeit eine gewisse genau gewogene Menge trocknes 
Wachs hinzugesetzt, das Ganze bis zum Schmelzen erhitzt 
und nach dem Erkalten der abgewaschene und getrock- 
nete Wachskuchen gewogen, so kann man aus der Ge- 
wichtszunahme des Wachses die vorhandene Menee der 
Fettsäuren bestimmen. Aus der zurückbleibenden Flüssig- 
keit kann man durch Abdampfen zur Krystallisation oder 
durch Chlorplatin entdecken, ob die Base.Kali oder Natroa 
war. [Dumas, Chimie applique aux Arts, L VL — Pharm, 
Centrbl. No. 44. 1845.) B. 



Speichelstein v, Pferde. Löslichkett d, Eiweisses, 201 

Analyse eines Speichelsteins vom Pferde. 

Lassäign^ untersuchte einen Speichelstein> der sich 
am Halse des ersten Mahlzahns am Oberkiefer gebildet 
hatte. Der Stein war von der Grösse eines Hühnereies, 
von weissröthlicher Farbe, bedeutender Härte, und wog 
53,125 Grna. Beim Durchsägen zeigte er inwendig 
concentrische Lagen. Die quantitative Analyse ergab fol- 
gende Resultate: 

Wasser 3,27 

Lösliche Speichelbestandtheile 6,19 

Schleim 4,50 

Phosphorsauren Kalk 2,70 

Kohlensauren Kalk 83,36 

Bei den menschlichen Speichelsteinen macht der phos- 
phorsaure, Kalk den Hauptbestandtheil aus, während es 
hier der kohlensaure Kalk ist. (Journ. de Chim. med. 1845. 
p. 523 — 524. — Pharm, CerUrbl. No, 48. 1845.) B. 



'Löslichkeit des Eiweisses. 

Wurtz hat die Meinung widerlegt, dass das anima- 
Ksche Eiweiss seine Löslichkeit im Wasser nur der Gegen- 
wart an organischen Substanzen verdanke; indem er das 
in^ Wasser aufgelöste Eiweiss mit Bleiessig fällte und den 
Niederschlag mit Kohlensäure zersetzte, erhielt er es ganz 
rein. Das reine Albumin verhält sich wie das Weisse der 
Eier. (CompL rend. 18. 700. — Jahr b f. prakt. Pharm. 11.1. J 



i MM t M 



202 Miscellen. 

% 

% 

Unaoslöschiiche Tinte. 

Dieselbe hat man nun auch aus einer Lösung von Weizen-GIuten 
in Essigsäure, mit Kienruss und ladig versetzt, zu erzeugen Torge- 
schlagen. Nach Herberger wird sie in Folgendem gelungen darge- 
stellt: Weizenmefil wird in bekannter Weise ganz und gar von Starke- 
mehl befreit. Den Rest, das Gluten, löst H. in möglichst wanig 
verdünnter Essigsäure (man kann dazu rectificirte Holzsäure nehmen) 
auf. Die Flüssigkeit schäumt und wird nun soweit mit weichem, am 
besten Regen - Wasser, vermischt, bis die Lösung die Stärke des guten 
Weinessigs hat, d. h. bis sie -f^ ihres Gewichts an reinem kohlensau- 
rem Kali vollständig neutralisirt. Alsdann werden 10 Gr. feinster 
Lampenruss und 2 Gr. Indig mit je 4 Unzen der Glutenlösung allmälig 
zusammengerieben und dann ein oder ein Paar Tropfen Nelkenöl zu 
der Mischung hinzugefugt, welche sich, gut verschlossen, lange auf- 
bewahren lässt. Am besten ist es, dazu immer concentrirte Gluten- 
lösung vorräthig zu halten. 

Dass übrigens diese Tinte nicht zum Zeichnen der Wäsche dienen 
kann, da sie mechanischer Gewalt nicht widerstehen kann, versteht 
siqh von selbst. (Jahrb. f. prakL Pharmac. Bd. X. Heft 4.) B. 



Schwarzfarben buchner Fournierspäne. 

Man bereite sich durch halbstfindiges Kochen von 2 Pfund Blau- 
holz mit 5,Maass hartem Brunnenwasser eine Farbenbruhe, bringe in 
diese Späne und wende sie öfter um, bis sie ganz (furchzogen und 
und röthlichgelb gefärbt sind; darauf lege man sie in essigsaure Eisen- 
auflösung, bis sie eine schönschwarze Farbe zeigen, wasche sie dann 
mit kaltem Wasser, trockne sie und reibe sie ebenfalls noch, um den 
Glanz zu erhöhen, mit ein wenig Oel. (^Dingl, Journ. p.475. — PolyL 
Centr. Bl. 1845. 5. itefQ B. 



Blutflecken aus Fussböden zu entfernen. 

Solches gelingt nach Herberger am besten durch Scheuern der 
Fussböden mit verdünnter Schwefelsäure. Die an die Stelle des 
Fleckes getretene Weisse sucht man erst durch Putzen mit Wasser 
(nicht Seife) und dann mit sehr verdünnter Soda- oder Pottaschenlauge 
wieder verschwinden zu machen. (Jahrb. /V nrakt. Pharm, Bd. X. 
Heft 4.) B. 

Entfernung von Fettflecken aus Papier. 

Das beschmutzte Papier wird erwärmt, und das Fett durch auf- 
gelegtes Fliesspapier, auf das maä mit einem warmen Bügeleisen leise 
drückt, d. h. so lange das Fliesspapier, das öfters gewechselt werden 
muss, noch Fett einsaugt, entfernt. Mittlerweile erwärmt man best- 
rectificirtes Terpentinöl zum Kochen, und bestreicht damit beide Sei- 
ten des Fettflecks so oft, bis man von letzterem nichts mehr wahr- 
nehmen kann. Hierauf taucht man ein Bfirstchen in guten Weingeist, 
und bestreicht damit mehre Male die Stelle des frühem Fleckes, das 
Papier erhält dadurch seine Weisse und, .wenn etwas gebügelt, seine 
Glätte und seinen Glanz wieder. (Herberger im Jahrb, f. prakt. Pharm, 
Bd. X Heft 4.) B. 



Miscellen. 203 

Fleokwasser. 

Fleckwasser, das aach hartnäckige Flecken auf ein- oder mehr- 
maligen Gebrauch gänzlich entfernt, und nur bei nicht farbhaltigen 
Stoffen nicht anwendbar ist, sonst aber auf wollenen, banmwolleneii 
und leinenen Tüchern sich als trefflich bewährt, besteht aus 1 Unze 
Salmiakgeist, 1 Unze Weingeist, 1 Drachme Lavendelöl und 2 Unzen 
destillirtem Wasser. Ist der zu behandelnde Gegenstand ganz vom 
Staube gereinigt, so werden die zu entfernenden Flecken mit dem, 
vor dem Gebrauch gut umzuschuttelnden Wasser satt getränk|, dann 
leicht zwischen den Fingern gerieben, -bis das Wasser mit dem Flecken 
eine vollständige Verbindung eingegangen ist, und sofort mit kaltem 
Wasser ausgewaschen. (Wockenbl. f. Land- u. Hauswirthsch. t844. 
J^ 41. -- Jahrb. f. prakt. Pharm. Bd. X. Heft 2.) - B, 



Billiger Lack für Zimmerböden. 

Apotheker Bernath in Warasdin empfiehlt: Sechzehn Unzen 
Schellack, acht Unzen weisses Pech werden in einer Glasflasche 'mit 
3 Maass (i M. =^ 48 Unzen) von Weingeist zu 55^ überschattet und 
mit Hülfe der Wärme gelöst, dann noch 40 Gran Kampher zugesetzt. 
Man trägt die Mischung etwas erwärmt mit einem Pinsel auf. 1 Pfund 
reicht aus zu 36 Quadratfuss. M. 



Bohnwachs. 



Varrentrapp hat ein Bohnwachs untersucht, welches in Halb- 
pfnndbüchsen von Blech in Braunschweig verkauft wurde und aller- 
dings zum Aufpoliren von Meubles u. s. w. sehr gut passt. Es besteht 
ans folgenden Ingedrienzien und wird folgendermaassen bereitet : ' 4 
Loth weisses Wachs werden in einem irdenen Topfe mit S Loth Ter- 
pentinöl Übergossen, der Topf mit Schreibpapier zugebunden und bei 
massiger Wärme, z. B. in etwas warmem Wasser oder auf einer 
nicht mehr sehr warmen Ofenröhre, damit zusammenschmelzen gelas- 
sen. Man lässt langsam so weit abkühlen, bis die Masse weisslich 
und -fester zu werden beginnt, bringt dann 2 Loth sjlarken Spiritus 
hinzu und rührt^ bis eine gleichmässige Mengung erzielt und die Masse 
kail geworden ist* Statt eines Theils von Terpentinöl wird bisweilen 
Lavendelöl angewandt^ was keinen weiteren Vortheil hat, als etwas 
weniger unangenehm zu riechen, dafür aber auch viel theurer zuste- 
hen kommt. Wenn man statt 2, 4 Loth Spiritus anwendet, so wird 
das Bohnwachs dadurch in mancher Beziehung noch verbessert; es 
ist aber alsdann nöthig, etwas mehr zu reiben, und zwar zuletzt mit 
mit einem reinen, ganz trocknen Tuche. (^Braunschw» Milthl. tB4öi 
J^ 6. ^ Polyt. Centr.'Bl. 1845. 7. Heft.} B. 



Wichse für Riemenwerk. 

Man nimmt 5 Unzen Wachs, 1 Unze Bieiglätte, 80 Gran Colopho- 
■ium, i60 Gran Frankfurter Schwarz, 13^ Unzen Terpentinöl. Daa 
Wacha wird in- emtoi geräumigen (nur ^ anzufüllenden) irden«n odet 
eiaernen Gefösse gesehmolzen und wenn e» anfängt, in das Kochen 
übertttgeheDi mit der Bieiglätte versetzt, gut verrührt i^nd während 
der Zeit auf dem Feuer gelaiien. Sobald dai Wacht ein wenig brau» 



204 Miscellen, 

werden will, nimmt man das Gefäss vom Feaer, lässt es 5 Minuten 
stehen und setzt das Colophonium zu, und nach 15 Alinuten das Schwarz, 
welches man fleissig verrührt und wobei man besonders Acht giebt, 
dass sich die BleigläUe nicht zu Boden setzen kann. Zu gleicher Zeil 
rührt man das Terpentinöl zu, auf dass eine weiche Pomade entstehe. 
Man wendet sie für Patrontaschendeckel oder Riemen und Leder au, 
indem man haselnussgross davon mit dem Finger auf dem Leder aus- 
einander streicht. Man lässt sofort das Terpentinöl während 15 Mi- 
nuten ungefähr verdunsten und reibt die Masse mit einem Korkstöpsel 
gut ein. Zugleich reibt man mit einem Lappen, um Glanz zu erthei- 
len. Die Wichse blättert sich nicht ab. Man kann auch einen Pinsel 
oder eine weiche Bärste zum Auseinanderstreichen gebrauchen, aber 
immer nur erst dann, wenn die Wichse etwas eingetrocknet ist. (Rieche's 
Wochenblau 1843. JW 9, -- Polyt, Cenlr.-BL 1845, 9. Heft.) B, - 



Pillen fürs Gehör. 

Nach Breithaupt zu Pfaffenhausen im Elsass bestehen dieselben 
aus folgender Zusammensetzung: 

]^f. Ammon. carbon, pyro-oleos, Scrup, j 
Pulv. Castor. Sib, gr.vj 
Ol. Succini gutt jj 
F. Pilul iMXX. 
Des Morgens und Abends eine Pille in's leidende Ohr zu bringen. 
(Jahrb. f. Pharm. Bd. XL Heft 3.) B. 



Mittel gegen Frostschäden. 

Das von der Königl. Würlemberg. Regierung dem Pfarrer Wah- 
ler in Kupferzeil abgekaufte GeheimniHtel gegen Frostschäden rühmt 
auch Dr. Brefeld in Gas p ers Wochenschrift JV^43, Die Vorschrift 
ist folgende: 

I^ Seb. vaccin. 

Axung. porci ana Libr» j. 

Mise. c. 
Ferr, oxyd. fusc. ^jj 
Coq. in vase ferr. sub perpet. agitalione c. Pistill, ferr. usque 

ad colorem nigrum et post subsidentiam decant. add. : 
Terebinth, venet. ^j 
Ol. Bergamott. 5i 

Bol. armen (antea c. OL Oliv, trit.) ^ 
Mise, eccact. ut ßat üngt. 
Auf Leinwand oder Gharpie gestrichen, die kranken Stellen l-2mal 
täglich damit zu belegen. ^ ^ 

Brefeld wurde vorzugsweise durch den Eisengehalt der Salbe 
zu Versuchen damit- angeregt, indem, ihm gerade dieses a priori schon 
der eigentlichen Natur der Frostschäden zu entsprechen schien, wel- 
cher offenbar ein entzündlicher Process sehr asthenischen Gharakters, 
mit grosser Neigung zum Brande und zur Fäulniss zum Grunde liegt. 
Der Erfolg ist bei leichtern Frostschäden minder auffallend und das 
Mittel mag bei solchen wenig Vorzüge vor vielen andern haben: 
«chlagend war es in mehreren Fällen von höchst schmerzhaften Frost- 
geschwfiren an den Füssen, wobei der ganze Fuss bie zn den Knö- 
deln l|in entsündlicb angeschwollen war, und dai Uebel stark m% 



Miscellen. 205 

Umschlagen in Brand drohte. Die heftigen Schmerzen, welche alle 
nächtliche Ruhe raubten, schwanden fast urplötzlich darnach und die 
Heilung war in auffallend kurzer Zeit erfolgt. (Medic. Ccntr. Zeitg, 
1845, Stück 3t.) F. Mr. 



Mittel gegen Verbrennungen. 

Gegen Verbrennungen leichtern und stärkern Grades empfiehlt F. 
Peppercorne (Lond. med. Gai. 1844} Fomentationen mit einer 
gesättigten Lösung von kohlens. Natrum. Der Schmerz lässt alsbald 
nach Anwendung dieses Mittels nach, was P. aus der beruhigenden 
Wirkung desselben auf das Hautnervensystem und durch Neutralisation 
der sauren, die Sensibilität in der gereizten Haut steigernden Qualität 
der Ausdunstungs - Materie erklärt. (Medii. Centr, Iieitung 1845. 
Stück 32.) F. Mr. 



Mittel gegen das Aufliegen. 

Um das Aufliegen bei Kranken und das Wundwerden der Kinder 
zu verhüten, gebraucht man in Griechenland einen aromatischen Wein 
aus Thymus Serpill.^ Pomeranzenbluthen und rothem Wein, womit 
man die dem Wundwerden ausgesetzten Theile fleissig wäscht. Dr. Lan- 
derer hat davon selbst die ausgezeichnetsten Wirkungen gesehen. 
(Buchn. Repert. f. d, Pharmac^ Bd. XXXIX, Heftl.) B, 



Desinfectionsmittel . 

Als ein neues Desinfectionsmittel der von thierischen Excretionen 
herrührenden üblen Gerüche ist von Ledoyen und Raphael em- 
pfohlen : Vier Unzen salpetersaures Blei in zwei Pfund Wasser gelöst. 
[Prorieps N, Not, Bd. 36. p. 16.) Hz, 



Zusammengesetzte Leberthran- Pomade. 

Brefeld empfiehlt sehr eine Pomade, welche wesentliche Dienste 
bei' Heilung scrophulöser Geschwüre, durch Anwendung mittelst feiner 
Cbarpie geleistet habe. — Piämlich 15 Theile Leberthran, 8 Theile 
Bleiessig und 15 Theile Fett (Adeps suill.). 

Bemerkung. Referent dieses hat selbst Gelegenheit gehabt, 
sich von der Wirksamkeit dieser Verbindung zu überzeugen, und so 
dürfte durch die Herrn Pharmaceuten dieses Mittel den Aerzten em- 
pfohlen sein z,u ferneren Versuchen. — Vielleicht ist Jod in Anspruch 
zu nehmen als Hauptmittel enthalten im Leberthran. {Journ. de Pharm, 
et Chim, Juin 1845, pag. 462.) Witting, 



206 

IW. littcratiir und |E£ritik. 

Taschenbach der deutschen Flora. Ein Hülfsbuch auf 
botanischen Excursionen, zur möglichst schnellen und 
sichern Bestimmung der aufgefundenen Pflanzen. Vom 
Professor Dr. Herold. Nordhausen bei Ernst Fried- 
rich Fürst. 1845. 460 S. kl. 8. 

Gleich beim ersten Aufschlagen dieses, im Aeussern recht gut 
ausgestatteten Buchs, regte sich im Ref. der Verdacht, dass es doch 
nichts weiter sein möge, als eine mit einigen überflüssigen. Zusätzen 
verbrämte, durch Johann Ballhorn verbesserte Abschrift von Koch*s 
vortrefflichem Taschenbuche. Wie aber auch solche literarische Frei* 
beuter hinter schiechtem Aufputz sich verstecken, man erkennt sie 
bald, ist man nur einigermassen mit der Literatur vertraut. So bestä- . 
tigte sich auch die erste Vermuthuug bei genauerer Prüfung vollkom- 
men. Koch*s Taschenbuch ist fleissig abgeschrieben, dabei aber sind 
die Diagnosen zuweilen bis zur fast völligen Unbrauchbarkeit abge- 
kürzt und beschnitten, auch fehlt zuweilen die Angabe der Standorte, 
wie bei Thalictrum. Doch nicht allein Koch ist wörtlich ausgeschrie- 
ben, sondern auch Kittel. Aus dessen Taschenbuche sind nämlich 
die Charaktere der Ordnungen (soll heissen Familien) entlehnt, und 
wo zuweilen ein Wort fehlt, ist es offenbar unabsichtlich ausgelassen. 
Vielleicht ist auch die Einleitung einem Andern entnommen, welche 
über das Einsammeln, Einlegen und Trocknen, das Aufbewahren und 
Ocdnen der Pflanzen einigen Nachweis giebt, und eine Art von Ter- 
minologie enthält, die der Verf. als möglichst vollständig wähnt, die 
jeder Andere aber mindestens sehr mangelhaft und unzureichend, nen- 
nen wird; man lese z. B. nur, was der Verf. über die Blüthe sagt. 

Zur Ermittlung der Gattungen ist die Uebersicht derselben nach 
dem Linn6ischen Systeme aus Koch 's Taschenbuche mit derselben 
Treue abgeschrieben, wie die Familiencharaktere aus Kitte Ts Taschen- 
buche. Aber die Anordnung des Werkes selbst ist nicht nach^ dem 
Li nn ei sehen Systeme, sondern, wie bei Koch, nach der natürlichen 
Methode. Zu dieser aber fehlt der Schlüssel ^nd bei jener lieber* 
sieht die Nummer der Gattung oder die Seitenzahl, auf welcher diese 
zu finden ist; da nun überdiess auch ein Namenregister der Gattun- 
gen fehlt, so bleibt dem unglücklichen Besitzer dieses vortrefflichen 
„«t<r möglichst schnellen und sichern Bestimmung der Pßan^^en*'^ 
und. vorzugsweise zur Benutzung auf Excursionen bestimmten Werk- 
cliens nichts übrig, als durch ein Durchblättern des Buches vom Anfang 
bis Ende, die in der ersten Uebersicht ermittelte Gattung aufzusuchen, 
wenn er nicht schon durch 'eigne Uebang einige Kenntniss der natür- 
lichen Familien erlangt hat — denn der Verf. sagt nirgends, wie man 
zu einer solchen gelangen sofl. Wozu mag wohl der Verf. den An- 
hang mit der Uebersicht der kryptogamischen Gewächse geliefert 
haben? Fehlten vielleicht noch ein Paar Seiten, um den Bogen voll 
zu machen? 

Doch genug. Als Warnung vor solchem Machwerke sind es der 
Worte vielleicht schon zuviel, eine Kritik desselben zu liefern, fiel 
dem Ref. aber im Entferntesten nicht ein ' — es wäre Schade um die 
Ycrsch wendete > schöne Zeit geweseq, Uorhung. 



Literatur. 207 

Doebereiner's deutsches Äpothekerbuch, oder Hand- 
buch der praktischen Pharmacie. Achte Lieferung. 
Driller Theil. Pharmaceutische Chemie, vierte Liefe- 
rung. Stuttgart 1845. (12 Bogen.) 

Inhalt: Menispermin nach Peiletier*s, Couerbe's und Weinlig's 
Darstellungsweisen. Pardmenispermin. — Nicotin nach .Vauquelin, 
Buchner, Posselt und Reimann, Boutron-Charlard ujid Henry. — So» 
lanin nach Desfosses, Henry, Otto und Bianchet, Payen, Ghevallier 
und Rebling. — Strychnin nach Pelletier's, Caventou's, Dumas, Reg- 
naults, Liebigs unil Gerhards Untersuchungen. Duflos Darstellungs- 
weise ist eine der besten. — Veratrin, fälschlich auch SabadtUinf 
.welches sich von Veratrin unterscheidet, nach Pelletier und Caventou. 
Sahadillsäure^ von Merck entdeckt. Jervin, von Simon aufgefunden. 
Sabadillin von Gouerbe unterschieden von Verairin. Caffein zuerst 
von Chenevix nachgewiesen, von Pelletier und Caventou rein darge- 
stellt. Eine der besten Methoden zur Darstellung ist die von Liebig 
und Wöhler. Thein nach Günther, Herzog, Mulder. Guarin nach 
Mulder und Martins. Doebereiner sen. hat das Coffein als das wirk- 
samste Mittel gegen Zuckerharnruhr empfohlen. Theohromin von 
Woskresens.ky in den Kakaobohnen aufgefunden. L. F. ßley stellte 
es aus den' Schaalcn dar. — Fiperin^ von Oerstedt entdeckt, von 
Pelletier als Nichtalkaloid erwiesen, von Henry, Plisson, Liebig, Reg- , 
nault untersucht, von Will und Varrentrapp als schwache Base er- 
wiesen. — Ureumy von Rouelle zuerst dargestellt, von Fourcroy und 
Vauquelin rein gewonnen, von Doebereiner künstlich herstellbar ver- 
muthet, von Wöhler also dargestellt. — Apyrin von Bizio in Cocos 
lapidea aufgefunden. — Azadirin — Bebeerin^ Sipeerin; —r Berberin^ 
von Brandes und Buchner aufgefunden. — Buxin — Capsicin — 
Caparin — Costin. — Chaerophyllin; Chioccin; Chyraitin; Cicu» ' 
tin; Cinchovatin; Convolvulin; Crotonin; Ciiranin', Cynapin; Daph" 
nin; Digitalin'y Esenbeckin; Eupatorin^ Euphorbiin ; Fumarin; Glau- 
cin^ Glaucopicrin ; Harmalin'^ Hierin^ Jamaicin; Limonin*, Oxy^ 
canthin; Felosin oder Cissampelin; Fereirin; Sanguinarin; Surina- 
min, — Zersetzungsproducte: Anilin, Crystallin; Sinapolin, Thiosi^ 
nammin^ Chinolein, Coturnin. -^ Indifferente Stoffe: Absynthin, Aloin^ 
noch wenig genau bekannt; Angelicin; Antiarin ; Apinin ; Arlhanitin; 
Asparagin\ Bryonin; Cetrarin nach Berzelius und Herberger. — 
Columbin nach Planche, Buchner und Wittstock. — Canvallarin nach 
Walz, — Cornin; — Cossein — Cubebin. — Cusparin\ Daphnitin* 
Elaterin; Fraxinin, Gentianin und Genticin^ van Braconnot, Henry, 
Trommsdorff und Lecomte dargestellt und untersucht. Uesperidin 
und Arantiin von Lebreton und Widnmann in München, nicht Wiede- 
mann, wie der Verf. schreibt, dargestellt. — Imperatorin von Osann 
und Wackenroder und F. Doebereiner dargestellt und untersucht. 
Lactucin. Lilacin, Linin Liriodendrin. Lupulin. Melampyrin. Olitil, 
Olivin. Ononin. Oreoselin. Faridin. Feucedanin. Fhillyrin. Fhloridzin. 
Ficrochinovin, Ficrolicherlin. Picrotoxin. Flumbagin; Polychrom. Po» 
pulin. Primulin. Quassin. Quer ein. Rutin. Salicin. Santonin, am 
Besten wird es nach Trommsdorff dargestellt. Scillitin. Saponin. 
Senegin» Smilacin. Tanghin. Xanthopicrin u. a. m. — Farbstoffe. 
Hier kommen vor: Alcannin, Bixin, Brasilin, Carmin, Carotin, 
Carthamin, Chicin, Curcumin, Fustin, Gentisin^ Haematoxylinj Lu- 
ieölin, Morinin^ Quercitrin^ Rhamnin, Rhein^ Santaliny JSpireain, 



208 



Literatur. 



Flechtenfarbfitoffe, als 'solche sind aufgeführt: Erifihrin^ Lecanorin^ 
Orcin^ Parmelin, ^ Indigfarbstoffe. Krappfarbstoffe. Anhang tvL 
den Farbstoffen: Garcinin, Anthokirrin, Chelidoxanlhin^ DaÜscagelb^ 
Strychnochromin, Polychroity Draconin, Chlorophyll. Feile Stoffe. 
Cetin, CholesirtUf Castorin, Amhrain, Cerehrin; Wachs. — A ethe- 
rische Oele. Es finden sich alle wichtigen bis zum Ol, spiraeae 
aufgeführt. Diese Fortsetzung des schon früher angezeigten Werkes 
zeugt von einer sehr fleissigen Zusammenstellung, von eignen Ver- 
suchen findet man nur wenige Andeutungen. Ungern vermisst Rec. die 
Quellcnliteratur. Nach sicherer Nachricht kann die baldige Vollen- 
dung dieses beachtenswerlhen Werkes verheissen werden. 

Dr. Bley. 



209 

Zweite Ahtheilung. 



Vereins - Zeitung, 

redigirt vom Directorio des Vereins. 

1) Denkschrift Betreffendes. 

Erwiderung der Redaction der Denkschrift über den jetzigen 
Zustaüd und die Verhältnisse der Pharmacie in Deutsch- 
land gegen die Beurtheilung derselben vom Herrn 
Geheimen Medicinalrathe Dr. Fis eher in Erfurt. (Jahr- 
buch für praktische •Pharmacie etc. Herausgegeben von 
Dr Heroer ger und Dr. Winkler, Bd. IX. H. IV. 
S. 261— 288 J 

Herr Geheime Medicinalrath Fischer zu Erfurt hat eine Beur- 
theilung der Denkschrift Aber den jetzigen Zustand und die Verhält- 
nisse der Pharmacie in Deutschland, welche von dem Directorium des 
Apothekervereins in Norddeutschland herausgegeben worden, in dem 
Jahrbnche für praktische Pharmacie etc. von den DDr. Herberger und 
Winkler Bd. IX. Hft IV. S. 261—288 abdrucken lassen: da nun 
aber Fischer zu ganz anderm, unserer Schlussfolgerung entgegenge- 
setzten, Schlüsse gelangt, so ist es noth wendig, den Grund aufzusuchen, 
auf welchem diese Abweichung beruhet. 

-Zuerst wollen wir hier kurz Fi s ch e r s Abweichungen angeben, er laug- 
net erstens die von uns behauptete und wie wir glauben hinlänglich be- 
grändete Ansicht, da SS die praktische Pharmacie etwas Selbst- 
stftndiges sei, und hält dieselbe bloss für ein Anhängsel 
an die Medicin, er läugnet zweitens, dass die Verwaltung 
d er pharmaceutischen Angelegenheiten nmr durch Apo- 
theker zum Nutzern des Ganzen geleitet werden könne, 
und hält die bisherige Verwaltung durch Aerzte und Ju- 
risten fär die einzig richtige, er hält drittens die Anstel* 
Inng von Pharmaceuten nicht überall, wo Aerzte bei 
Behörden angestellt sind, wie wir dafär halten, für 
nöthig und nützlich, namentlich nicht bei den Verwaltungsbehör- 
den, giebt aber zu, dass unsere vielen Schlüsse allgemeine Anerken- 
nung verdienen, dass nämlich der Apotheker auf den beson- 
deren Schutz des Staates ein Recht habe, obgleich er auch 
hier in das Speciellere eingehend, uns nicht ganz beistimmt, z. B. über 
das Selbstdispensiren der Landärzte, über Dispensiranstalten etc. 

Aus der hier kurz gegebenen Uebcrsicht sieht man wohl, dass 
es der Hr. Geh. Medicinalrath Fischer mit dem ganzen Stande nicht 
gerade übel meint, ja wir wissen von anderen Seiten her, wie er 
dem Stande überhaupt und dem norddeutschen Apothekervereine ins- 
besondere wohl will, wenn wir es auch nicht in einzelnen Stellen 
der oben erwähnten Beurtheilung noch besonders gefunden hätten, 
z. B. wo er wünscht, dass der Staat ältere Apothekergehulfen bei An- 
stellungen von Chaussee - Einnehmern u. dgl. berücksichtigen möchte, 
und doch sind seine Ansichten von den unsrigen so abweichend. 

Arch. d. Pharm. XC Y. Bds. 2. Hft. 1 4 



240 Vereinszeüung. 

Wir finden den Grund dieser AbweicbBDgen hauptsächlich darin, 
dass wir eine höhere, bessere, aber auch zeitgemässe Idee der Phiir- 
macie zu Grunde legen,, F. dieselbe aber auf eine Stufe gestellt wissen 
will, die nicht einmal dem entspricht, was er selbst von ihr fordert 
F. verlangt vom Apotheker nur, dass er die Mittel, welche znr 
Erhaltung und Wiederherstellung der menschlichen 
Gesundheit nöthig sind, bereiten und verabreichen könne; 
er sagt S. 267, dass wenn der Staat zu gerichtlichen, polizeilichen 
oder technologischen Zwecken Chemiker bedürfe, so möge er sich 
dieselben auf anderen Wegen verschaffen, ohne jedoch anzugeben wie? *) 

Geben wir auch fürs Erste einmal zu, dass die Pharmacie keinen 
andern Zweck habe, als die Darstellung und Verabreichung der Me<» 
dicamente, so begreifen wir doch nicht, wie selbst bloss die galeni- 
sehen Präparate ohne die von uns geforderte wissenschaftliche Aus- 
bildung stets gut und tüchtig dargestellt und vorräthig gehalten wer- 
den können. Gehören nicht gründliche Kenntnisse der Botanik, 
Mineralogie, Zoologie, Waarenkunde, Physik und Chemie schon dazu, 
um sich gute einfache Stoffe, aus denen man jene Präparate darstellen 
will, zu verschaffen? Wie wird wohl ein Apotheker, dem es an einer 
wissenschaftlichen botanischen Bildung fehlt, sich ächte radix HeUehori 
nigr,^ um nur ein Beispiel anzuführen, anzuschaffen ; wie wird er sie von 
der Wurzel der Hellebor, tirid, et foetid, der Artea spicaia^ AdontM 
vernalis etc. zu unterscheiden vermögen? 

Wie wird er sich ohne die Kenntnisse der Botanik, Waarenkunde 
und Chemie, gute Chinarinden, gutes, Opium verschaffen können, d« 
dem jetzigen Apotheker nicht mehr das blosse Verdunsten einer Opium* 
tinctur genügen kann, um deren Werth und Unterschied derselben 
darzuthun (S. 280.) 

Wenn schon zur Anschaffung der rohen Droguen eine wissen- 
schaftliche Vorbildung in der Chemie höchst nöthig ist, um wie nöthi- 
ger ist die ICenntniss und zwar die gründlichste erforderlich, wenn 
es sich um Anschaffung und Darstellung chemischer zu Heilzwecken 
nöthiger Präparate handelt. Wie würde es wohl mit der gesammtes 
^ledicin stehen, wenn die Apotheker stets in dem engen von F. be- 
zeichneten Kreise sich bewegt hätten? Die Aerzte wüssten denn wie 
früher oft nicht, womit sie heilten, sie hätten viele der kräftigsten, 
wirksamsten Mittel, z, B. die Pflanzen-AIkaloide, nimmer kennen gelernt, 
und deshalb darf die Pharmacie es sich unbezweifelt anrechnen, das« 
sie zur wissenschaftlichen Entwickelung der Arzneikunde . auch ihr 
Theil beigetragen, dass sie nicht bloss Dienerin, wie F. will, sondern 
auch Förderin der Medicin gewesen und noch ist. 

Der Verfasser der Beurtheilung der Denkschrift macht der Chemie 
auch den Vorwurf, dass durch ihr Bestreben, chemisch reine Mittel 
darzustellen, sie der Medicin geschadet. Vom empirischen Staudpuncto 
aus die Sache angesehen, mag F. Recht haben, vom wissenschaftlichen 
aus aber durchaus nicht. Sollen denn aber die Aerzte stets nur Em- 
piriker bleiben? ist nicht das stete Streben eines denkenden Arzte« 
nach wissenschaftlicher Aufklärung gerichtet? — Die Klage der Aerite, 

*) Es wäre dieses auch Unrecht vom Staate, wenn er der leichteren 
Gelegenheit diese Beihülfe zu verschaffen sich beraubte und so 
zugleich dem Apotheker die Gelegenheit entziehen wollte, sich 
nützlich zu machen und an seiner Fortbildung zu arbeiten» wmu 
solche Arbeiten immer Veranlassung werden. 



VereinszeüiMg. m 

dnss jetzt mehrere Mittel, z. B. Liquor Kali carhoniei^ Ztftcwm owyda-^ 
fMM Mum^ Antimonium crudum^ Kalomel etc. nicht mehr so wirken^ 
als von filteren Aerzten in den Schriften angegeben, liegt allerdings 
is dem Einflüsse, den die Chemie auf die Bereitung dieser Mittel 
ausgeübt : welchem denkenden Arzt kann es aber wohl angenehm sein» 
die gute Wirkung eines Heilmittels von einer zufälligen Verunreinigung 
abhängen zu sehen? Wenn in dem früheren aus rohem Weinstein he-* 
retteten Kali carbonicum Cyankalium enthalten, wenn durch das Zer-» 
fliessen an der Luft, um den Liquor daraus zu bereiten, mehr Kohlen- 
sfture aufgenommen wurde, und also in diesen beiden eine kraftigere 
Wirkung und ein milderer Geschmack bedingt ist, so weiss der jetzige 
Araty der sich um das, was wissenschaftlich gebildete Pharmaceuten 
aufjgefnnden, bekümmert, welcher Unterschied nun statt findet, und 
ihm ist nun der Weg gebahnt, aufzusuchen, welchem Stoflfe die Wir- 
kung zukömmt. Es ist die Wirkung des Mittels nicht mehr an Zufäl- 
ligkeiten gebunden, sondern er kann bei ruhigerer Beobachtung zur 
Wahrheit gelangen. So ist es mit dem Zincum oxydat, aUi.^ weichet 
fODSt viele Beimischungen an fremden Metallen enthielt, so mit dem 
Aniimoniam crudumy welches fast nie frei vom Arsen verwendet wurde, 
bei dem Kalomel liegt die jetzt beobachtete stärkere Wirkung nur in 
der feineren Zertheilung. Ist es hiernach nicht ein Nutzen, den die 
Chemie, und der mit ihr bekannte Pharmaceut dem Arzte, dem wissen- 
schaftlich handelnden, nach Wahrheit strebenden Arzte geleistet hat? 

Wenn wir hier in Kurzem, aber wie wir glauben, in schlagenden 
Umrissen, gezeigt haben, dass ohne wissenschaftliche Bildung der Apo- 
theker, seine, nach F. einzigen, Verpflichtungen nicht einmal genügend 
erfüllen kann und dass die Chemie nicht nachtheilig auf die Medicin, 
sondern fördernd für die letztere gewirkt hat, so ist noch die Frage 
SU beantworten, wem der Staat die polizeilich gerichtlichen Unter- 
suchungen auftragen soll? 

Wer, wenn der Apotheker nur Extracte und Syrupe zu kochen 
und Pulver zusammen zu mischen zu verstehen braucht, jene Unter- 
suchungen unternehmen, und wer in den oft vorkommenden Fällen 
dem Techniker Rath und Auskunft geben soll? Dass Aerzte diese Ua^ 
tersuchungen nicht vornehmen können, dass man es ihnen gar nicht 
cumnthen kann, zeigt die tägliche Erfahrung und haben wir auch in 
der Denkschrift bewiesen. 

An grösseren Orten, namentlich wo Universitäten oder Realschu- 
len, welche letztere doch erst in neuerer Zeit und nur ia einzelnen 
Staaten eingerichtet worden sind, sich befinden, da finden sich in dea 
Naturwissenschaften unterrichtete Leute, welche allenfalls polizeilich*- 
gerichtliche Untersuchungen vorzunehmen im Stande sind. Wie weit- 
läufig ist es aber, ja wie unmöglich zuweilen, allemal erst an einem 
solchen Ort zu gehen oder zu schicken. Sind aber Lehrer der reinen 
Naturwissenschaften wohl so gut dazu geeignet, solche Untersuchungen 
vorzunehmen als Apotheker, die nicht wie jene die reine Wissenschaft 
pflegen, sondern immer die Wissenschaft in Bezug ihrer Anwendung 
aaf das Leben im Auge haben? oder kann der Staat wohl billiger zu 
einer grösseren und allgemeiner verbreiteten Zahl von Kundigen ia 
den Naturwissenschaften gelangen, als wenn er dea Apotheker, der 
schon seiner Beziehung zur Medicin wegen der gründlichen Ausbildung 
derselben bedarf, zum Studio derselben anhält und später zu den oben 
genannten Zwecken benutzt? 

Die Furcht, welche F. für Universitäten, in Bezug auf die Am* 



y 



212 Vereimzeitung. 

bildang der Apotheker hegt, können wir keineswegs theilen, und aas 
Erfahrung können wir versichern, junge Pharmaceuten genug kennen 
gelernt zu haben, welche in Leipzig, Jena und Göttingen, - Bonn etc. 
studirt hatten, und doch in jeder Beziehung allen Anforderungen ge- 
nügten, welche man an einen tüchtigen Apotheker machen kann. 
Herr Hofrath Wackenroder würde noch weit mehr Belege dazu- 
liefern können, wenn unsere Erfahrung nicht ausreichte. Wenn aber 
auch mitunter auf Universitäten einer verloren geht, so ist diess nicht 
mit dem ungeheuren Nutzen zu vergleichen, den gerade das Studiren 
auf der Universität, oder in einem pharmaceutischen Institute, welches 
mit Universitäten verbunden ist, hat. 

In der Denkschrift mnssten wir, ihren Zweck in Augen habend, 
nämlich den obersten Behörden, Beamten und überhaupt Leuten, die 
nicht näher mit den Verhältnissen der Pharmacie vertraut sind, ein 
allgemeines Bild von derselben zu geben. Alles anführen und doch' 
dabei kurz sein, um nicht zu ermüden und doch glaubten wir nicht, 
dass es nöthig sei, wie es durch F. Beurfheilung nöthig geworden, zu 
beweisen, dass eine tiefere Kenntniss der gesammten Naturwissenschaften 
dringendes Bedürfniss 'dessen sei, der die Apothekerkunst den Zeitan- 
forderungen entsprechend ausüben soll: wir haben diess nun kurz 
in dem eben Gesagten gethan und fassen wir diess mit dem, was int 
ersten Abschnitte der Denkschrift gesagt worden, zusammen, so recht- 
fertigt sich wohl auch der vou uns gezogene Schluss : dass die 
Pharmacie als etwas Selbstständiges angesehen werden 
muss, da sie wegen de;s Umfangs von Wissen, den sie 
selbst verlangt, einerseits nicht mehr als Theil der Me- 
dicin betrachtet und so nebenbei getrieben werden, an- 
derntjieils aber auch ihrer eigenthümlichen Stellung.we- 
gen nicht den Hand Werks- und kaufmännischen Gewer- 
ben zugezählt werden kann, und hiermit sind auch die beiden 
folgenden Schlüsse begründet, deren Richtigkeit ebenfalls von F. weg- 
geläugnet worden. 

Giebt man uns zu, was wir oben hier zu beweisen gesucht ha- 
ben, dass der Apotheker, der den mit Recht an ihn zu machenden 
Forderungen genügen will, eine gründliche wissenschaftliche Kenntniss 
der gesammten Naturwissenschaften besitzen muss, so fällt die ganze 
F. Beurtheilung zusammen, denn sie widerlegt eben nur auf den fal- 
schen Grund gebauet, dass der Pharmaceut nur pharmaceutische Bo- 
tanik und Chemie (deren isolirtes Bestehen wir nicht anerkennen) zu 
wissen brauche, unsere Behauptungen. Da wir aber einmal in dieser 
Angelegenheit die Feder zur Hand genommen, so müssen wir dem- 
ohngeachtet noch auf einige Specialitäten eingehen, deren Unrichtig- 
keit wir theils in den schon mehrmals angeführten Hauptgründen aber 
auch darin finden, dass der Herr Verfasser die Apothekerkunst nur 
von der Lehrzeit her, die zum grössten Theile in die 80er Jahre des 
vorigen Jahrhunderts fiel und aus seiner Stellung als Regierungs- 
Medicinalrath kennt. 

Die Art und Weise, wie nach F. Angab'en, die Bildung der Apo- 
theker (S. 264) sein soll, beweist hinlänglich, dass er die praktische 
Pharmacie nicht kennt, was allerdings stark und auffallend ist, da er 
mehrfach darauf hinwiess, dass er 24 Jahre lang die sämmtlichen Apo- 
theken des Regierungsbezirks Erfurt controlirt habe, was, wie wir 
wissen, doch nur unter der Beihülfe von Trommsdorff, Lucas, 
Biltz, Bucholz oder noch anderer tüchtiger Apotheker geschah und 



Vereinszeitung, 213 

möglich war, und eben nur beweist, wie schwer es auch den ärzt- 
lichen Medicinalbeamten wird, die Pharmacie gehörig aufzufassen und 
allseitig kennen zu lernen, woraus denn um so mehr unsere Behaup- 
tung sich erweist, dass die Pharmacie den Apotheker selbst als Ver- 
treter bedarf, er würde sonst nicht sagen, dass 1 Jahr Lehrzeit in der 
Apotheke ausreiche, wenn der junge Mann einen Cursus auf einer 
Realschule absolvirt und 2 Jahr in einer pharmaceutischen Lehranstalt 
gewesen sei. Auf solche Weise ausgebildete Gehülfen sind nach un- 
serer Ueberzeugung in gar keiner Apotheke brauchbar, denn 
sie sind nicht an die Strenge und Schwere des Berufes gewöhnt, den 
derselbe erfordert. Auch würde der Hr. Geh. Medicinalrath F., wenn 
er wusste, was es für Sorgen macht, Vorstand einer Apotheke zu 
sein, es nicht eine leere Floskel nennen, wenn wir behauptet habend 
dass der Vorstand einer Apotheke einen schweren Beruf habe, weil 
er Alles, was vorgeht, vertreten müsse. Es kann der Vorstand einer 
Apotheke zwar nicht allgegenwärtig und allwissend sein ^), aber doch 
Diuss er Alles vertreten, und es kommt woit mehr darauf an, wie die 
Locale, Geräthschaflen eingerichtet und erhalten, mit welcher Sorgfalt 
die Rohstoffe und galenischen Präparate erzeugt und angeschafiFt, wie 
die chemischen Präparate dargestellt und geprüft und wie die Gehül- 
fen, Lehrlinge und sonstige Arbeiter angewiesen und in ihrem Thun 
beaufsichtigt werden, als darauf, dass der Besitzer jedes Pulver, was 
eine Magistralformel verordnet, selbst zusammenmischt^^). 

Wie möchte es wohl mit einer Apotheke stehen, wo die Gehül- 
fen ohne Anweisung, ohne Controle des Vorstandes wären, besonders 
wenn es Gehülfen sind, die nach F. Vorschlag gebildet worden wären. 
Id einer gut verwalteten Apotheke muss eine militairische Ordnung 
und Disciplin walten, der Principal kann nicht Alles selbst machen, 
aber« er muss Alles beaufsichtigen und controliren, und in seiner Ab- 
wesenheit liegt diess Geschäft dem ersten,, in grössern Geschäften oder 
bei längerer Abwesenheit, einem examinirten Gehülfen ob. 

Durchaus kann kein praktischer Apothekervorstand sich der An- 
sicht F. anschliessen, dass jeder Gehülfe gleich und jeder Gehülfe auch 
dem Vorstande gleich sei. Der Gehülfe muss als Gehülfe, der Vor- 
stand einer Apotheke als solcher erst noch lernen ; es ist hier, wie in 
der ärztlichen Praxis, die Erfahrung und Zeit ist stets die beste Lehr- 
meisterin. 

Hr. F. behauptet ferner, dass ein Landarzt eben so gute Medica- 
mente liefern könne, als der Apotheker, wenn er auch seinen Bedarf 
dazu von den Droguisten entnehme, wenn der Apotheker allerdings 
nichts weiter ist, als was F. von ihm verlangt ; dann ist der Ausspruch 
am Ende auch wahr, dass er diess aber nicht sein kann, wenn er 
auch nur als Handlanger der Aerzte seinen Platz vollkommen ausfüllen 
soll, haben wir bewiesen. Da nun aber ein Chirurg oder Landarzt 
nicht hinlängliche naturwissenschaftliche Kenntnisse besitzt, um das, 
was ihm der Droguist sendet, zu beurtheilen, da er auch die mecha- 
nische Fertigkeit des Apothekers in der Arzneibereilung sich nicht za 
eigen gemacht hat^ so liegt es doch wohl auf der Hand, dass es vom 

*) Wie es auch ein Geheimer Medicinalrath nicht ist, wie der Hr. 

Verfasser durch seine Darstellung zur Genüge beweist. 
**) Wir verweisen, um nicht weitläufig zu sein, auf das, was wir 
im zweiten Abschnitte der Denkschrift über Ausbildung der («ehr- 
linge gesagt haben. 



214 Vereinsseitung. 

glflcklichen Zufalle abhängt, wie die Medicamente bescbaifeii sind, da 
dieselben nur durch Hände von Leuten gehen, welche nichts daTon 
Terstehen. Selbst, wenn wie in Preussen die Droguisten revidirt wer- 
den, so kann diess doch nicht schützen, da eine Revision des Drogui- 
sten sich doch nur auf seine Einrichtung und etwaige UebergriflTe in andere 
Rechte beschränken kann, da es ihm frei steht und frei stehen muss, Stoffe 
von verschiedener Qualität vorräthig zu halten. Es ist derselbe nicht 
bloss für den Apotheker da, mehr Geschäfte als mit diesem macht er 
mit Technikern und Fabrikanten, und diese können oft unreinere Prä- 
parate verarbeiten, so unrein als sie nie zu Medicamenten verwendet 
werden dürfen. 

Der Herr Verfasser der Beurtheilung unserer Denkschrift nimmt 
auch die Dispensiranstalten in Schutz^), und sagt^ dass in Erfurt frü- 
her, als die Medicamente noch aus einer Apotheke entnommen wurden, 
dieselben für das allgemeine Krankenhaus 1200 Thlr. jährlich gekostet, 
dass man jetzt, wo man selbst dispensirt, mit 400 Thir. eben so weit 
komme. Hierbei sind dann aber doch die Locale und Dispensirkosten 
nicht mit in Anschlag gebracht, und theils hierin, theils in dem jetzt 
weit geringerem Bedarfe an Medicamenten, ist der so grosse Unter- 
schied zu suchen. Dass die Kosten für Arbeit und Geräthschaften 
jetzt oft weit höher sind, als der Werth der zu einem Medicamente 
n^thigen Stoffe, kann jeder wissen, der die jetzige Receptur kennt. 
Doch wollen wir hier nicht weiter in Details eingehen, sonst könnte 
uns von F. wieder der Vorwurf gemacht werden, dass wir die Sache 
cu sehr in Kleinigkeiten suchten, wie er S. 279 thut, wo das von uns 
fiber den Blutegelhandel und den Durchschnittspreis der Recepte Ge- 
sagte beurtheilt wird^^) 

Wir hielten diese Mittheilung für sehr wichtig, da wir für Nicht- 
apotheker schrieben und die Verluste, welche man an Blutegeln erleidet, 
durchaus .nicht gering sind *^*)y und da ein Nicfatapotheker nnr ans 

*) Bereits im Jahre 1843, s. Archiv 79. S. 18. hat Hr. Geh. Medi- 
cinalrath Fischer Aehnliches ausgesprochen, worauf der selige 
Brandes entgegnete, dass die Bereitung und Dispensirung der 
Arzeneien, sowohl für Menschen als Thiere, allein dem Apothe- 
ker zukomme. Die Dispensirung durch Aerzte vvie Thierärzte 
erklärte Brandes für eine dem Zwecke der Apotheker durch- 
aus entgegengesetzte Anordnung und führte dabei an die Verord- 
nung der neuen Badischen Apothekerordnung, welche ausdrück- 
lich ausspricht : „Dem Apotheker allein steht es zu, Arzneien d« h* 
solche Stoffe, welche bloss zum Heilgebrauch für Menschen und 
Thiere dienen und in der Landespharmakopöe aufgeführt sind^ 
SU verkaufen .^^ 

«*) Wenn Hr. Geh. Medicinalrath Fischer S. 279. seiner Beorthe^ 
lang sagt, dass die Angabe, der Apotheker habe ehedem an Far» 
fSüroerien etc. viel baares Geld verdient, der weiteren Betrach- 
tung nnwärdig sei, so ist das ein abermaliger Beweis, wie we* 
Big er die praktische Seite der Pharmacie kennt und auch wie 
wenig er in den Geist unserer Denkschrift eingedrungen ist : 
denn er würde alsdann erkannt haben, dass zwar diese Angele- 
genheit nicht ganz unwichtig ist, aber auch, dass diese Angabe 
gleichsam nur Beispielsweise gemacht wurde. 

***)In einer 15 und 20 jährigen Verwaltung zweier Apotheken sind au 
einigemal Fälle vorgekommen, wo 10, 20, 30 bii 90 TUr. und mehr 



Vereinszeitung, $145 

deiä unterschiede, den der Darehschnittspreis der Recepte von Sonst 
gegen Jetzt erlitten, am besten ein Urtheil hinsichtlich in die Yerfin'- 
derunf; des Umsatzes in den Apotheken erhält. 

S. 277. sagt F., der Bandagist soll kein Wundarzt, der ärztliche 
Gehülfe (Apotheker) kein Arzt sein, wir stimmen ganz damit überein 
und setzen nur noch hinzu : und der Arzt kann kein Apotheker sein, 
der Beweis findet sich in der Denkschrift und zum Theil in der Be- 
artheilong des Hrn. Geh. Medicinalraths Fischer, denn es hat derselbe 
durch das darin Ausgesprochene unsere Schlüsse, wie wir glauben 
bewiesen zu haben, nicht nur nicht widerlegt, sondern bestätigt. Den 
Vorwurf, dass wir Arzt und Physicus nicht immer genau von einander 
unterscheiden, trifft uns nicht, denn für den Standpuncte, von dem 
wir ausgehen, sind diese alle gleich, es sind Mediciner, sie haben als 
dolche einen andern Wirkungskreis, als der Apotheker, sie 
treiben die Naturwissenschaften anders, betrachten sie aus einem an- 
deren Gesichtspuncte, können besonders in späterer Zeit dieselbe, na- 
mentlich die Chemie nicht praktisch treiben und somit den Apotheker 
nicht, mehr controliren , sondern sie bedürfen des Apothekers zum 
Rathgeber bei Beurtheilungmedicinisch — pharmaceutisch -> polizeilich- 
g^erichtlichcn — technischen- — physiologischen und pathologischen 
Fällen. 

Wir haben in der Denkschrift uns stets bemüht dem Arzte den 
Platz zu lassen , der ihm gebührt , wir haben nie das Curiren des 
Apothekers gut geheissen, oder in Schutz genommen, wir haben zwar 
verlangt, dass der Apotheker die Dosen, in welchen die Medicamente 
gereicht werden, ja dass er die Gegengifte kenne, aber nicht um zu 
curiren, sondern um im ersten Falle die Recepte zu controliren und 
bei Vergiftungen, im Fall kein Arzt vorhanden, für den ersten Augen- 
blick einen vernunftigen Rath zu geben. — 

Gegen das oben erwähnte Controliren der Recepte durch den 
Apotheker wird in der Regel von allen Aerzten protesttrt und auch 
von Hrn. F. ist die von uns als Grund angeführte Controle gegen 
das Selbstdispensiren weggeläugnct worden. Wie oft aber Schreib- 
und wirkliche Fehler auf Recepten im Betreff der Dosen vorkommen, 
y/veifi nur der Apotheker, und schwer ist es hier, immer den richtigen 
"Weg zur Ausgleichung zu finden, um den Kranken nicht misstrauisch 
zu machen, den Arzt nicht zu beleidigen und doch nicht willkürlich 
£U handeln. 

Die Bearbeitung der Pharmakopoen kann, wie wir in der Denk- 
^rift auch zugegeben, nur in so fern den Aerzten zukommen, als 
von ihnen zu bestimmen ist, was aufj^enommen werden soll. Alles 
andere muss der Apotheker ausarbeiten, denn nur er weiss, wie die 
Broguen beschaffen sein sollen, wie sie verfälscht werden und wie 
die Präparate nach dem jetzigen Stand puncto des Wissens darzustellen 
sind, doch werden wir keineswegs willkürliche Abänderungen Einzel- 
ner in der Darstellung galenischer Präparate gut faeissen. 

- Dass im Erfurter Regierungsbezirk in den letzten 25 Jahren 3 Apo- 
(heken eingezogen sind und nur an entfernten Orten 3 neue entstan- 
den, beweist durchaus nicht, dass man nirgends zu freigebig mit der 
Erlaubniss zur Anlegung neuer Apotheken ge^vesen. In Dresden sind 
in den erwähnten Zeiträumen sechs neue Apotheken, im Herzogthume 



an einem Posten Blutegel verloren worden sind, wie lange währt 
•s wohl, ehe man dieae wieder einniinmt? 



21 6 Vereinszeitung, 

Anhalt aber in dieser 2eit 8 oder 9 neue Apotheken entstanden, was 
doch wohl mit der vermehrten Population im Yerhältniss steht! Einige 
dieser Apotheker fuhreiT freilich nur ein Küchenleben. Ueber das 
Eigenthumsrecht der Apotheker wollen wir nichts sagen^ sondern auf 
die vom Dr. Schmid im Archiv abgedruckte Beurtheilung über diesen 
Gegenstand verweisen. 

Den Einfluss, den die Zeit auf die Pharmacie in wissenschaftHcher 
Beziehung ausgeübt, will Hr. F. nicht gelten lassen, wie wir oben 
gesehen, aber eben so wenig will er zugeben, dass in der technischen 
und kaufmännischen Beziehung eine Veränderung, namentlich in dem 
grössern Geschäftsaufwande statt gefunden, er glaubt, dass wir einzig 
und allein selbst daran Schuld sind. Wie man aber den auslachen 
würde, der jetzt mit Absatzschuhen und Allongenperücken einhergehen 
wollte, wo wir uns alle dieses Ballastes entledigt haben^ so würde 
wohl jetzt niemand in eine Apotheke gehen, wo die Regale mit einer 
nicht zu bestimmenden Farbe angestrichen, die Büchsen von Holz und 
gleichen Farben, die übrigen von Zinn fände, welches seines grossen 
Bleigehalts wegen nicht einmal blank gescheuert werden kann. 

Indem wir schliesslich nur noch den uns gemachten Vorwurf ab- 
lehnen, als wenn wir bloss des materiellen Vortheils wegen die Denk- 
schrift ausgearbeitet hätten, danken wir noch dem Hrn. Geh. Medici- 
nalrath Fischer, dass er uns Gelegenheit geboten hat, der Denk- 
schrift einige Bemerkungen nachzuschicken, bitten aber zugleich noch 
um Entschuldigung, wenn wir vielleicht theil weise zu lebhaft widerspro- 
chen haben, müssen aber endlich doch noch erklären, dass wir den 
Satz nicht aufgeben können, dass die Pharmacie einen Stand- 
punct erreicht hat, der es nicht mehr möglich macht, dass sie 
sich voni Arzte bloss als seine Dienerin ansehen lassen 
kann *). 

Die Pharmacie ist selbstständig, erhält immer mehr und mehr eine 
wissenschaftliche Form und der Egoismus der Medicin ist nicht mehr 
im Stande sie länger niederzudrücken, und wenn es dennoch länger 
geschieht, weil sie einmal die Herrin ist, so geschieht es nur zum 
P^achtheile des Ganzen! 

Dr. Bley. Dr. Meurer. 



Der verewigte R. Brandes sagt in Entgegnung des schon er- 
wähnten Aufsatzes von Dr. F i s ch e r : Wenn die Stellung des 
Apothekers nicht richtig erfasst ist, so setzt man ihn in eben so 
unrichtige Verhältnisse, man bürdet ihm ' einerseits alles Mögliche 
auf und entzieht ihm auf der andern Seite die dazu nöthigen 
Mittel. Möge man auf die Stimmen sachkundiger Apotheker mehr 
Gewicht legen, als es bisher geschehen ist; wir haben gezeigt^ 
wie gern sie zur Erfüllung der an sie gemachten Anforderungen 
geneigt sind, wie gern sie ihrem Berufe und ihrer Pflicht Opfer 
bringen. Möge man ihnen auch Vertrauen schenken, und in An- 
gelegenheiten ihres Faches auf sie hören; sie sind eines solchen 
Vertrauens werth. Die Pharmacie ist mehr und hat höhere Pflich« 
ten, als ein blosses Gewerbe ! ^Archiv der Pharmacie 79^ 8» SZ,} 



Vereinszeitung. 247 

Zuschrift von Behörden die Denkschrift anlangend, 

Fär die gefällige Zusendung der Denkschrift über den derzeitigen 
Standpunct und die Verhältnisse der Pharmacie in Deutschland, erman- 
geln Wir nicht, dem Directorio des pharmaceutischen Vereins im nörd- 
lichen Deutschland auf das geehrte Schreiben vom 31. d. M« Unsem 
ergebenen Dank abzustauen. 

Clausthal, den 29. Juli 1845. 
Königlich Hannoversche Berghauptmannschaft. 

W. Albert. 

Wir eröffnen dem Directorio des pharmaceutischen Vereins in Nord- 
dentschland, dass wir von der unter dem 22. v. M. uns zugesandten Denk- 
schrift über den derzeitigen Standpunct und die Verhältnisse der Phar- 
macie in Deutschland überhaupt mit Vergnügen Kenntniss genommen haben. 
Hannover, den 1. August 1845. 

Königlich Hannoversche Landdrostei. 

V. Dachenhausen. 

2) Medicinal - Gesetzgebuug. 

Das fortdauernde Steigen der Preise des Jod, des Opium, der 
Canthariden und des Peruvianischen Balsams hat eine Revision der 
Taxpreise dieser vier Droguen und ihrer Präparate nothwendig gemacht. 
Die Königliche Regierung erhält umstehend ein Verzeichniss der hier- 
nach abgeänderten Positionen der Arzeneitaxe, um solches schleunigst 
durch das Amtsblatt zur Kenntniss der Apotheker zu bringen. Die 
abgeänderten Taxpreise treten in Wirksamkeit, sobald die Publication 
derselben in dem Amtsblatle der Königlichen Regierung vorscbhfism&sstg 
erfolgt ist. 

Berlin, den 18. December 1845. 
Der Minister der Geistlichen, Unterrichts- u. Medicinal-Angelegenheiten. 

An 
sftmmtliche Königliche Regierungen. 

C i r c u 1 a r e. 

Aqua Opii ^. 1 Unze 6^SX 

Balsam, Peruvian 1 Drachm. 1 — 4 — 

Cantharides . , , ^ 1 Unze 6 — 4 — 

— gr. m« pulv. — 7—8 — 

— subi, puh — 8 — 6 — 

Elect. Tkeriaca,,,., — 2 -- 8 — 

Empl, Canthar, ord — 4 — 6 — 

— — ^ pcrp — 3—3 — 

— opiatum — 8 — 10 — 

Extract. Opii...: 1 Drachm. 10 — 8 — 

Jodum 1 Scrupel 3 — 8 — 

Kali hydriodicum ^ 1 Drachm. 9—4 — 

Massa pil. e CynogL, — 1 — 4 — 

Opium puherat — 5 — 8 — 

Puk. Ipecac. opiat ,. . — „ — 8 — 

Tinet. Cantharid 1 Unze 3 — „ — 

— Jodi 1 Drachm. i — 8 — 

-^ Opii henioic 1 Unze 5 — • 8 — 

-^ — crocat — 10 — 8 — 

— — iimplea. — 7 — 10 — 

Unat. Cantharid, — 9 — „ — 

•^ Kali hydriodioi -- 13 ..10 ^ 



S18 Vereinsseütmg. 

3) Schutz der Rechte der Apotheker. 

Auszug aus dem Hauptprotocolle des Obermedicinal' 

CoUegiums. 

Kassel, am 15. Juli 1845. 

Jlf 964. Das Justizamt zu Felsberg sendet das Protocoll zur 
Anzeige des Apothekers Blass daselbst, gegen den Thierarzt Wen- 
deroth, wegen Selbstdispensirens von Arzneien ein. 

Beschluss: Da aus den verhandelten Acten hervorgeht, dass der 
Thierarzt Wenderolh am 5. November v.J. für ein Pferd des Ober- 
greben Koch zu Gendungen eine Salbe und ein Pulver verordnet, 
und, nachdem erstere aus der Apotheke geholt worden, letzteres selbst 
ausgegeben hat, diese Zuwiderhandlung gegen den §. 233. der Me- 
dicinal- Ordnung durch das, was derselbe angeführt hat, aber in kei- 
ner Weise gerechtfertiget erscheint, indem, wenn auch das fragliche 
Pulver ein für ein anderes Pferd verordnet gewesenes, aus einer Apo- 
theke bezogenes, jedoch nicht zur Verwendung gekommenes gewesen 
sein sollte, die anderweite Verwendung desselben mit oder ohne Zu- 
that einem Selbstausgeben von Arzneien gleich sein wärde, ' die An- 
gabe aber, dass hier ein Eüfall vorgelegen habe, nicht für gegründet 
gehalten werden kann, da eben so wie die Salbe auch das Pulver in 
der Apotheke bereitet werden konnte, letzteres auch zwei Stunden 
nach seinem Eippfange noch iricht angewendet worden war iind das 
Pferd sogar, ohne davon eingenommen zu haben, wiederhergestellt 
wurde; so wird dem Thierarzt Wenderoth sein unbefugtes Ausge- 
ben von Arzneien, unter Vernrtheilung in die etwa noch sich erge- 
benden Untersuchungskosten und bei Meidung härterer Ahndung im 
WiederfaolungiBfalle, hierdureh alles Ernstes verwiesen. 

Zugleich wird demselben in Beziehung auf seine Anfrage vom 
23. April Y. J. eröffnet, dass man unter Hausmitteln, welche aber die 
Thierärzte ebenwohf nicht dispensiren dürfen, solche Mittel versteht, 
welche die Viehbesitzer im Haushalt zu haben pflegen, wie Oel, Salz, 
Essig, Mehl, Wachholderbeeren, Leinsaamen, Kamillen, Seife, Brant- 
wein u. d. m. 

2) Nachricht hiervon dem Apotheker Blass zn Felsberg, 

Heraeus, 

Wir ersehen hieraus, wie das Kurfürstlich Hessische Obermedicinal- 
Collegium die Rechte der Apotheker gegen ungebührliche Eingriffe zn 
wahren weiss und möchten nur wünschen, dass in andern Staaten die- 
telbe Sorgfalt für das Wohl der Pharmacie obwalten möchte. 

Dr. Bley. 

4) Mängel im Medicinalwesen» 

Ueber die Erörterung der über pharmaceutische Zustände, 
Wünsche und vorschlage erschienenen Schriften und 
Aufsätze, Besprochen von M. S. Ehrmann, Dr. der 
Chemie , Magister der Pharmacie (k d. Universtät, 
Professor etc. Ollmütz 1845; von Dr. L F. BUy. 

Der duireb sein Handbuch der Pharmacie, seine pharmaceutiscben 
Pripiratedkttnde und sonstige Arbeiten rahmlicbit bekannte, würdige 



Vereinszeüung. 819 

Verfasser bietet ans hier seine Ansichten fiber die Verhältnisse der 
Pharmacie im österreichischen Kaiserstaate mit Berficksichtigunfr man^ 
eher über Yerbesserungf des Apothekerwesens erschienenen Schriften. 
Er hat dabei vorzüglich die Absicht im Auge der hohen Regierung 
Aufklärung über jene Verhältnisse zu geben und so eine nothwendig« 
Verbesserung herbeiführen zu helfen. 
Er stellt die Frage auf: 

1) Sind die Apotheker entbehrlich? 

2) Sind die Klagen der Apotheker rücksichtlich der vielseitigen 
Eingriffe in ihre gesetzlich bestimmten Rechte gegründet? 

3) Auf welche Weise ist solchen abzuhelfen möglich? 

4) Was erscheint zur entsprechenden Begründung der Pharmacie, 
d^i zeitgemässen Anforderungen nach, zu veranlassen wünschenswerth? 

Die erste Frage erörtert der Verfasser unter Rücksichtsnahme 
aaf Dr. F. A. Ott's Schrift, Anleitung zur wohlfeilen Krankenbehand<^ 
luBg. München 1843. 

Er giebt nach einem kurzen Abrisse der Geschichte der Pharmacie, 
die Grunde der Trennung der Pharmacie von der Arzneikunde an und 
liihrt dabei an 1)' dass die Ausübung beider ganz verschiedene theo* 
retische und praktische Kenntnisse voraussetze ; 2) dass die Arzneibe« 
reitung mit der ausübenden Heilkunde offenbar unvereinbar sei ; 3) dass 
dem zufolge, wenn jeder Arzt selbst dispensiren wollte, es soviel 
Apotheker als Aerzte geben mfisste, dass selbige wieder ihre Zu- 
flucht würden nehmen müssen zu Materialisten und chemischen Fabri- 
kanten ; 4) dass so der durch Einführung öffentlicher vom Arzte unab- 
hängiger Apotheken beabsichtigte Zweck der Gleichförmigkeit und 
entsprechender Beschaffenheit der Arzneien vereitelt würde, dass auch 
der Controle wegen die Trennung nöthig sei, auch die Ausübung det 
Pharmacie unter der Würde des Arztes stehe, und dass ihm die dazu 
nöthige Kenntnis« abgehe. Sonach wird Dr. Ott's Forderung der 
Setbsidispensirung als von egoistischen Ansichten und von Leiden- 
schaftlichkeit ausgehend zurückgewiesen, als einer weisen Medicinal- 
▼erfessung zuwider, da ihre Durchführung nur zur Pfuscherei führen 
vflrde und die Medicin durch die Aufhebung der Apotheken vollends 
um ihr Ansehen kommen würde. Die Schuld aber, dass die Praxii 
in der Medicin wie der Pharmacie kärglicher, als ehedem sich lohne, 
läge offenbar an den Schwankungen der wissenschaftlichen Systeme, 
in der Ausübung der Medicin, so wie in dem Erscheinen der Masse 
populärer Schriften über Heilkunde. „Ueberhaupt, föhrt er fort, ist 
das Pfuschen in keinem Stande gegenwärtig so gtosB, als in der Me- 
dian, denn mit der Extension der Homöopathie wurde die Arznei- 
kttnde gleichsam zum Gemeingute^ so dass Viele, die keine Idee von 
Diagnose, Prognosis und andern wichtigen Doctrinen der Medicin hftt« 
teil, Müh berufen wähnten and erdreisteten, als Aetzte aufzutreten und 
ohne Anstand Praxis auszuüben/^ 

Er weiset sodann nach, dass die Pharmacie keinesweges mehr 
einen goldnen Boden habe, sondern vielfach bedrängt und oft kaum 
so viel abwerfe, um den schweren Pflichten nachkommen zu können. 
Er weist hjn auf den Zustand der Pharmacie in England vmd ihi^ 
grossen Mängel, eben so in Italien, nicht minder in Frankreich und 
m der Türkei! Er gebt über zur deutsehen Pharmacie und beruft 
sich auf Liebigs Ausspruch deshalb, und zeigt kurz, wie die Phiir-* 
macie in DeutscMand die Pflansschule für Naturwissenschaft und tech» 



220 Vereinszeüung. 

Auf die zweite Frage eingehend, findet er diese Klagen der Apo- 
theker sehr begründet und weiset dieses nach. £r zeigt dann, was 
^ur Ausbildung des Apothekers nöthig sei, wie die Ausübung seines 
Geschäfts einen Umfang von Wissen erheische und schöpft so die Ueber- 
zengung, dass die Pharmacie kein untergeordneter Zweig der Arznei- 
kunde sein könne und es also Pflicht der Staatsverwaltung werde, die 
Rechte und Würde der Pharmacie mit allem Nachdrucke aufrecht zu 
erhalten. 

Hiernach kommt der Verf. zur dritten Frage. Er findet S. 64. 
die Ursache der Nichtabstellüng dieser Klagen in der Disharmonie 
zwischen den, legislativen Bestimmungen und der executiven Ausfüh- 
rung derselben und hält es für set^r wünschenswerth, dass die höch- 
sten Behörden von der Ueberzeugung ausgehen möchten, dass die 
Ueberwachung der Medicinalgesetze in den Bereich der hohen Polizei- 
verwaltung, somit auch in den Ressort der betreffenden Beamten g'e- 
höre, welche auch ohne Aufforderung dahin zu wirken gehalten sein 
sollten, dass kein unerlaubter Arzneihandel geduldet werde. Der Verf. 
spricht sich ferner dahin aus, dass der gesetzliche Schutz zur Aufrecfat- 
erhaltung des Apothekerwesens sich dahin erstrecken möchte, zweck- 
dienliche Maassregeln zu treffen. 

1) Dass weder Homöopathen, Wund-, Thier- und andere Aerzte 
an Orten, wo oder in deren unmittelbarer Piähe Apotheken sich be- 
fanden, sich der Zubereitung und Verabreichung von Arzneien unter 
keinem Vorwande schuldig machen dürften: denn wenn dem Apothe- 
ker untersagt sei, sich mit der Ausübung der Arzneikunde zu beschäf- 
tigen, so könne er auch mit Beziehung auf die bestehenden Bestim- 
mungen verlangen, dass sich jene, was seines Berufs sei, zu enthalten 
hätten. 

2) Dass der Verkauf von Arzneimitteln und von sogenannten Ar- 
canis durch Materialisten, Fabrikanten, Specereihändler, Krämer, De- 
stillateurs, chemische Fabrikanten, Parfümeurs, Zuckerbäcker, Hausirer 
und andere unbefugte Personen, so wie auch der Verschleiss der Haus- 
mittel durch Private gänzlich eingestellt und ohne weileres gleich 
strenge, und unnachsichtlich geahndet werde, gleichwie es andererseits 
dem Apotheker, seiner Bestimmung nach, nicht zustehen sollte^ Ge- 
genstände vorräthig zu halten und zu verkaufen, die weder unmittel- 
bar noch mittelbar arzneiliche Verwendung fänden. 

3) Dass die zum Nachtheile der Apotheker noch bestehenden 
Missbräuche geahndet würden. 

4) Dass den sonstigen Mängeln abgeholfen würde durch eine so 
ersehnte, als nothwendige zeitgemässe Umgestaltung der Pharmacie. 

Die vierte Frage betreffend, so hat der Verf. ihre Erörterung 
unter mehrere Abtheilungen gebracht, als: 

a) die Werthsverhältnisse der Apotheken und deren Besitz- 
erlangung ; 

i) die Grundsätze der Arzneipreisfeststellung; 

c) die scientifiische Richtung der Pharmacie; 

d) eine den gegenwärtigen Verhältnissen angemessene Apotheker« 
Ordnung ; 

e) andere wünschenswerthe besondere Bestimmungen, 

Den ersten Punct anlangend, so betrachtet der Verf. die rerschie*« 
denen Bestimmi^ngen, welche darüber in den einzelnen deutschen 
Staaten gelten und wie sie bereits aus uttserer Denkschrift bekannt 
lind und hält dafür^ dass über die Verleihung von Pen onal|;erecbtf amen 



Vereinszeiiung. 224 

eine feste Basis gegeben werden müsse, um sowohl talentvolle Jüng- 
linge anzueifern, sich der Pharma cie zu widmen, wie auch brauchbare, 
wissenschaftliche GehUlfen zu erhalten, und sie nicht in die traurige 
Kothwendigkeit zu versetzen, bei Ermangelung eines eigenen Vermö- 
gens und der ungewissen Versorgung in altern Tageii die Pharmacie 
zu verlassen, wobei der Verf. auf von ihm früher entwickelte Vor- 
schläge in seinem 5ten Hefte des Neuesten aus der Pharmacie hinweiset. 
Ueber die Gründung neuer Apotheken bemerkt er, dass dabei auf das 
gunstige Bestehen derselben, also auf die Volkszahl, Wohlstand der 
Einwohner, deren Arzneibedürfnisse^ Nähe anderer Apotheken zu 
sehen sei. 

Auf die Arzneitaxe kommend, erklärt er, dass durch selbige 

a) dem Apotheker das auf wissenschaftliche Ausbildung ver- 
wendete Capital .verzinset, auch die Mittel in derselben ferner fort- 
zuschreiten, 

b) die Interessen für das auf die Apotheke mit Zubehör ver- 
wendete Capital, 

c) die Unterhaltskosten für seine Familie, nebst Personale, Be- 
soldung desselben, Brennmaterial, Steuer und sämmtliche Requisiten, 

d) ein Ueberschuss für mancherlei mit Ausübung der Pharma- 
cie verbundene mannigfache Leistungen und Verrichtungen, 

e) ein Ersatz für durch Verbrauch gewordenen Abgang, 

ß eine Entschädigung an Interessen für jahrelanges Ausborgen 
und Verluste gewährt werden müsse. 

Er sagt, dass es wahrlich an der Zeit sei, das Publicum über den 
Zweck der Apotheken und die Obliegenheiten des Apothekers aufzu- 
klären, um demselben die Ueberzeugung zu geben, dass die Apotheker 
nur des aligemeinen V^ohles wegen da seien, folglich auch die Exi- 
stenz des Apothekers gesichert sein müsse. Er bemerkt, dass die 
Apotheker leider selbst Schuld trügen an der Verbreitung der Mei- 
nung eines unverhältnissmässigen Profits durch die von ihnen selbst 
ausgehenden Anerbiejen geringerer Preise. 

Es werden dabei die im Herzogthume Dessau- geltenden Verord- 
nungen gerühmt, wonach die Apotheker weder über noch unter der 
Taxe verkaufen dürfen, um keinerlei nachtheiligen Verdacht zu begrün- 
den, wobei die .Absicht seinen Collegen zu schaden, besonders hart 
' bestraft werden soll etc. 

Alle höheren Forderungen an Rabatt von dem Apotheker als ei- 
nem Bürger, der selbst in keiner Weise begünstigt werde, hält der 
Verf. für ungerecht. 

Als Hauptforderung an die Taxe stellt der Verf. auf, dass die 
Preise der einzelnen Artikel ihrem Materialwerthe nach mit Rücksicht 
auf die bei deren Zubereitung, Umgestaltung und Art der Behandlung 
in Betracht kommende Mühe, Kosten und Anwendung von Kenntnissen 
angemessen sein sollen. 

Dr. Ehr mann hält es sowol für Publicum, als Apotheker vor- 
theilhaft, den Gewinn des Apothekers nach bestimmten Abstufungen 
so zu verlheilen, dass den Roharzneien ein geringerer, den Präparaten 
ein höherer Gewinn zugerechnet werde, als 

1) bei Rohstoffen, welche lange Zeit unverändert sich erhalten, 
. 25 — SO.Proc. Gewinn; 

2) bei solchen, die einer Zubereitung, Reinigung, Zerstossen, Zer- 
schneiden bedürfen , auch mit der Zeit sich verändern, 40 — 50 
Frocent ; 



ttS VereinszeUung. 

3) bot im Wegre der chemifch pbarmaceutischen Kanst dargesteli« 
Im Araneistoffen, welche in grösserer Menge verbraucht würden, 60 
hii 70 Proc,; 

4) bei solchen Stoffen, die nnr in geringen Mengen verkauft, 
leicht unwirksam werden oder sich verfluchtigen, 80 — 100 Proc. ; 

5) dass bei Verordnung grösserer Mengen ein Rabattabzng statt 
ftnde; 

6) alle Arbeiten der Receptur nach sich ergebenden Kosten, Zeit- 
aufwände, Umständlichkeit, nöthigen Geräthe mit einem Tax-Aufschlag 
berechnet werden solle. 

Mit Recht hebt der Verf. hervor, dass eine auf die billigsten 
Principien basirte Taxe nur dann eingeführt werden könne, wo gleich- 
zeitig die Uebelslände aller Eingriffe in die pharmaceutischen Rechte 
durch Zuckerbäcker, Parfömeurs und Destillateurs, Thierärzte, daa 
Selbstdispensiren der Aerzte durch streng gesetzliche Bestimmungen 
weggeräumt würden. 

Sodann wendet sich der Verf. S. 109. zur Betrachtung der durch 
die gegenwärtigen Verhältnisse bedrängten erweiterten scientifischen 
Bildung der Pharmaceuten. Er will, dass das pharmaceutische Sta- 
dium sich erstrecke auf Physik, Botanik, Waarenkunde, allgemeine 
Chemie mit Stöchiometrie, auf theoretische und praktische Pharsiacie, 
analytische Chemie mit Toxikologie. Er weiset nach, wie nothwendig 
die Kenntniss pharmaeeutischer Waarenkunde auch für den Arzt sei 
und erwähnt, dass durch ungenügende Kenntniss der Staatsarzt häufig* 
in Verlegenheit komme und wie z. B. in einer ihm bekannten Apo- 
theke alljährlich ein und dasselbe schlechte Stuck Castoreum vom 
Pbysicus als ein Musterstück gepriesen, wirklich gutes aber als ver- 
werflich erklärt werde. 

Er will, dass die Pharmaceuten sich durch Besuch der Universi- 
täten gründlich vorbereiten sollen, weshalb für gehörige Gelegenheit 
SU sorgen sei. 

Darauf kommt Dr. Ehr mann auf die Besprechung der Nothwen- 
digkeit einer befriedigenden Apothekerordnung, welche ausser den 
allgemeinen Bestimmungen, die äusseren Beziehungen des Apotheker- 
wesens, insbesondere die Innern Verhältnisse, die Rechte der Apothe- 
ker, die Apotheke in allen ihren Theilen, die Geschäftsführung, die 
speciellen Bestimmungen, die Provisoren und Gehälfen, die Lehrlinge 
und die Visitation umfassen soll. 

Die allgemeinen Bestimmungen sollen die gesetzlichen Anordnungen 
in sich fassen^ welche bei Antritt eines Geschäfts, Uebertragung dea- 
selben, Verwaltung, Personalgerechtsame, Aufhebung, wo sie zum all- 
gemeinen Wohle nothwendig erscheinen. 

Die anderen Bestimmungen beziehen sich auf die Stellung des 
Apothekers gegen die Behörden, den Arzt, das Publicum, die Pflich- 
ten, welche aus der Ausübung der Pharmacie sich ergeben. Die innern 
Verhältnisse auf- die bürgerliche Stellung des Apothekers, die ausflbende 
Pharmacie als Gewerbsgegenstand. Er giebt dabei zu bedenken, wie 
die gunstige Gestaltung des Apothekerwesens einen unverkennbar mo- 
ralischen Einfluss auf den höhern Aufschwung der Pharmacie haben 
werde. 

Als eine Pflicht des Apothekers erklärt er die Herstellung der 
pharmaceutischen Präparate in den Apotheken, welche schon um der 
Gelegenheit zur Ausbildung für die Lehrlinge und Gehülfen willen 
erforderlich sei. Mit allem Rechte erklärt der Verf., dass auch in. den 



Vereinszfüung. )f3 

phannaceutisdien Laboratorien die meisien Präparate oben so wohl- 
feil, als in chemischen Fabriken bereitet werden könnten, wenn nur 
Geübtheit in chemischen Arbeiten und die nothwendigen Apparate vor- 
band«! seien. 

Um dem Apotheker noch mehr Gelegenlieit zu g^eben zur wissen- 
schaftlichen Ausbildung, schlägt Dr. £. vor, Kreisbibliotheken einzurich- 
ten, deren Werke circuliren sollen, dass jeder Apotheker eine gute 
pharmaceutische Zeitschrift halten solle, wie dieses z. B, in allen bei 
dem Apotheker-Vereine in Norddeutschland betheiligten Pharmaceuten 
der Fall ist. 

In den Gremial (Kreis) Versammlungen sollen wichtige Gegenstände 
zur Sprache gebracht und erörtert werden. 

Er macht endlich noch darauf aufmerksam, dass mit der wissen- 
schaftlichen Ausbildung auch die moralisehe wachse. Deshalb hält er 
die Bildung eines pharmaceutischen Vereins als ein vorzugliches Mittel, 
diese Ausbildung zu erreichen. 

Die Bevormundung der Pharmacie durch die Aerzte erklärt der 
Verf. S. 145 and 146 der vollkommenen Ausbildung, hinderlich und 
wünscht also, dass tüchtige Apotheker, welche jedoch keine Apotheke 
besitzen, bestellt werden sollen, die Gremialgeschäfte zu leiten, die 
Aufnahme der Lehrlinge zu prüfen, die pharmaceutischen Angelegen- 
heiten zu bearbeiten und zu beurtheilen, die Revisionen zu besorgeui 
die Prüfung der Lebensmittel vorzunehmen, die gerichtlich chemischen 
Untersuchungen auszuführen und über auf chemischen Principien beru- 
henden Gewerbe und Fabriken gehört zu werden. 

Eben so sollen, seinem Vorschlage gemäss, in den Sanitäts-Depar- 
tements der Landesregierungen und der Hofstellen Pharmaceuten mit 
angemessenem Charakter angestellt werden um solchen die Referate 
auzu weisen, 6ber: 

zeitgemässe Reformen der Apothekerordnung, Revision der Apo- 
theken, Taxe und Pharmakopoe, Superrevision der Arznei-Rechnungen 
für öffentliche Anstalten, Prüfung der Anlage und Aufhebung von Apo- 
theken, Beurtheiiung von Beschwerden der Apotheker, Herstellung von 
chemischen Fabriken. 

Wenn wir den Inhalt dieser wichtigen Schrift des verdienstvollen 
Verfassers zusammenfassen, so können wir eine sehr grosse Ueber- 
einstimmung mit der von dem Directorium des Apotheker- Vereins in 
Norddeutschland herausgegebenen „Denkschrift über den derzeitigen 
Standpunct und die Verhältnisse der Pharmacie in Deutschland über- 
haupt, insbesondere in den Staaten, in welchen sich der norddeutsche 
Apotheker-Verein verbreitet. Hannover 1845.^^ nicht verkennen und 
da der Herr Verfasser bei gleichzeitiger Herausgabe seines Werkes 
eben so wenig Kenntniss von dem Erscheinen jener Denkschrift hatte^ 
als die Verfasser derselben von der £h rmann' sehen Erörterung, so 
dürfte sich daraus um so mehr das Bedurfniss herausstellen, der in 
beiden Schriften zur Sprache gebrachten Reform der Pharmacie alle 
Beachtung von Seiten der hohe» Behörden zuzuwenden, was, dass es 
bald geschehen möge, wir nur angelegentlichst wünschen können. 



224 Vereinszeüung. 

5) lieber die Gremial- Wirksamkeit ^ 

vom 

Apotheker C. A. Laube in Lettmeritz, Mitglied des Vereins. 



Hochgeehrtester Herr Gremialcommissar! 
Ebensogeehrte Congremialen ! 

Wie viel Vereine zur Förderung jedes Unternehmens beitragen, 
auseinander zu setzen, wäre hier nicht am rechten Orte, auch ist es 
nicht mein Zweck; sondern ich will nur durch Hinweisung auf die 
Errichtung so vieler Vereine meine verehrten Herrn CoUegen darauf 
aufmerksam machen, wie schade es ist, ein so schönes, ja so wirksa- 
mes Mittel bei uns unbenutzt zu lassen. 

Wie mühten sich unsere Collegen in Nord - ^ind Süddeutschland 
einen Verein zu gründen, der entfernte Collegen zu Freunden verbin- 
den, der durch zu grosse Entfernung Verwaiste durch zeitweilige 
Näherung trösten, ja einen Verein, der durch Zusammenwirken meh- 
rerer die Mühen Einzelner heben, erleichtern und alle einem Ziele 
zuführen soll, das gewiss auch jeder von uns im Herzen verfolgt. 

Wenn wir nun so das Ringen und Streben unserer begeisterten 
Collegen betrachten; wenn wir den Erfolg ihrer Anstrengungen prü- 
fen und sehen, wie rasch dieselben den Fortschritten unserer Kunst und 
der dahin einschlagenden Wissenschaften nacheilen; wenn wir beden- 
ken, welche Anforderungen Staat und Mitbürger auch an uns machen : 
sollte uns das nicht spornen, diesen Anforderungen und Wünschen 
Genüge zu leisten und jedes Mittel zu ergreifen, das zu diesem Zwecke 
fährt? Wir brauchen nicht erst Vereine mühsam zu gründen, unsere 
weise Staatsverwaltung hat sie bereits begründet : es sind die Gremial- 
Versammlungen ; und nur an uns liegt es, diese Versammlungen für 
uns und unsere Mitbürger nutzbringend zu machen. 

Jede menschliche Einrichtung trägt den Stempel der Unvollkom- 
menheit an sich. Es können sich daher auch in unserem Stande Ge- 
setze einschleichen, die in der Praxis sich weniger wirksam und zweck- 
mässig erweisen, als es vorher erscheint; andere früher sehr 
zweckmässige Anordnungen passen nicht mehr ganz zu unsern Zeit- 
verhältnissen ; wieder andere ^werden nicht streng genug gehandhabi ; 
es können ferner im Laufe der Zeit Missbräuche einreissen, welche die 
verderblichsten Folgen haben. Um allem diesem zu begegnen, hat 
unsere Regierung klug und weise das ganze Apothekerwesen in Gre- 
mien geordnet, die jährlich ihre berathenden Zusammenkünfte haben, 
dort ihre Erfahrungen sich wechselseitig mittheilen, die Mängel und 
Fehler rügen, und ihr VerhandiungsprotocoU dem Hauplgrcmium zu- 
senden sollen, welches sodann das Ganze der prüfenden Leitung vorzu- 
legen hat. 

Wenn nun zwar diese Verordnungen bestehen, die Betheiligten 
aber davon nicht den Gebrauch machen, den sie davon machen sollen; 
wer ist denn zu bedauern? Wer vernimmt die Klagen, die allenthal- 
ben verlauten? Wer soll die Uebelstände abhelfen, wenn sie nicht 
am gehörigen Orte bekannt gemacht werden? 

Die Gremialversammlung ist der Ort, wo alles und jedes zur 
Sprache kommen soll, von dort ans gelangt alles zu den Ohren unserer 
Oberbehörde, die alle angemessenen Vorschläge unserer weisen Regie- 
rung zur Prüfung vorlegt^ deir so viel am Wohle ihrer Anvertrauten 



Vereinszeitung, 225 

in jeder Beziehung gelegen ist, dass gewiss die Abänderang nnr zum 
Besten der Betheiligten ausfallen würde. 

Nun ist aber seit dem Jahre 1834 in unserem hierkreisigen Filial- 
gremium zwar alljährlich eine Apothekerversammlung abgehalten wor- 
den, aber keiner der 23 Herrn Congremialen ausser dem Vorsteher, 
Mitvorsteher undGremialcommissär ist seit dieser Zeit dabei erschienen. — 

Ich will hier nicht untersuchen, worin die Ursache liegt, aber so 
yiel ist gewiss, dass bei Hintansetzung eines so herrlichen Beförde- 
rungsmittels unserer Kunst und Wissenschaft, so wie unsers freund- 
schaftlichen Verkehrs, der Zweck verloren gehen muss, wenn wir 
nicht den C^ebrauch davon machen, den wir davon machen sollen. 

Vom Pflichtgefühl gedrungen mache ich meine geehrten Herren 
Congremialen auf die Verantwortung aufmerksam, die jeder selbst 
durch Vernachlässigung dieses schönen Beförderungsmittels auf sich 
ladet und fordere dieselben aufs freundschaftlichste auf, durch wech- 
selseitiges Streben und Muhen unser sinkendes Wohlsein, unsere Rechte, 
unser Fortschreiten in der Kunst und Wissenschaft heben und beför- 
dern zu helfen. 

Wohl mag es manchen unserer Collegen schwer fallen/ aus der 
fernsten Gränze eine so weite Reise nach Leitmeritz zu unternehmen — 
aber gerade dieser Uebelstand Hesse sich durch eine gehörige Bespre- 
chung im Einverständnisse des Herrn Gremialcommissärs durch jähr- 
liche Verlegung von einem Ort zum andern leicht beheben. 

Wie nothwendig derlei Besprechungen wirklich sind, das muss 
sich jedem aufdringen, der nur die nachfolgend aufgeführten Gegen- 
stände flüchtig durchblickt. 

1) Wir besitzen zwar ein Apothekerbuch, aber dasselbe ist so 
unvollständig und mangelhaft, dass es den Anforderungen unserer fort- 
schreitenden Wissenschaft nicht genügend entspricht, und also eine 
allgemeine gleiche Bereitung aller Arzneien in verschiedenen Gegenden 
durchaus unmöglich ist. 

2) fordert der For,tgang unserer Zeit eine öftere Regulirung der 
Apothekertaxordnung, und zwar bei so verschiedenartigen Provinzen 
eine besondere Provinzialtaxe, deren Regulirung alle 3 oder 3 Jahre 
viel leichter ist. 

3) Kaufleuten und Materialisten ist bereits den 19. März 1818 
das Verbot erneuert: dass selbe die den Apothekern vorbehaltenen 
einfachen und zusammengesetzten Arzneimittel loth- und kreuzerweise 
vorzüglich aber Purgier- Brech- und schlafmachende Mittel nicht ver- 
kaufen, sondern erlaubt ihnen nur den Verschleiss derselben an Apo- 
theker im Grossen als Urstoffe zur Bereitung der Arzneien. Trotz 
diesem Verbote handeln dieselben im Kleinverschleiss fort, obwohl 

' die wenigsten der Kaufleute diese Waaren und deren Wirkungen kennen, 
stehen dieselben, abgesehen von diesem bezüglich der Apothekerwaaren 
unter keiner Aufsicht. Da ferner der Kaufmann Waaren von ver- 
schiedener Güte und Beschaffenheit führt; der Apotheker aber eidlich 
verpflichtet ist, nur Waaren von bester Qualität und die Präparate nach 
der gesetzlichen Pharmacie genau und fleissig bereitet vorräthig zu 
halten, so kann er mit jenem bezüglich der Taxe in keine Concurrenz 
treten und wird offenbar verkürzt. 

4) schmälern eine unzweckmässige Vermehrung der Landapothe- 
ken die bereits bestehenden ungemein, und schaden zugleich dem 
Publicum. Am allerschädlichsten aber wirkt selbst auf den Charakter 
die Verleihung von Personalgerechtigkeiten. 

Arch. d. Pharm. XCV. Bds. 2. Hfl. 45 



QQäl 
ZfiD 

5) Welchen ooberechenbareD Scbadm Teranacken den ApoUie- 
kern eaf dem Lande die Hansapotbeken der Wandärxte, welche mei- 
sten« nnr mit niederer Schnlbiidang ohne pharmacentische ^enntniaa 
und ohne polixeiliche . (Jeberwachnng nach Wi]lkähr dispensiren ttn4 
unnennbaren Schaden, besonders beim Landmann, anrichten können. 
Indeqi sie ihre M edicaroente von MateriaUsten nehmen, schmilem und 
yerkürzen sie den Apotheker, der 14 Jahre lang mühsam um sein 
Diplom wirbt. 

6) Auch die wissenschaftliche Bildung unserer Gehülfen Terdien^ 
eine ß^LUz besondere BerAcksichtigung. 

vie Lehrzeit für einen Pharmaceuten ist auf 4 Jahre festgesetzt, 
nach der Lehrzeit sind demselben 4 Jahre Ausbildungszeit gegönnt 
und dann erst wird er zu einem 2 jährigen Curs zugelassen. Sollte 
ein Gehfilfe nicht lieber gleich nach Tollendeter Lehrzeit zum pharma- 
ceutischen Lehrcurse verpflichtet werden, und erst der absolvirte, mit 
Kenntnissen aus der Ciiemie, Botanik und Mineralogie ausgerüstete 
Mann durch 2 oder S Jahre sich in der Welt Erfahrung sammeln upd 
erst nach dieser Zeit zu den rigorosen Prüfungen zugelassen werden? 

7) wird der Mangel an geschickten und brauchbaren Gehnlfen 
besonders auf dem Lande immer fühlbarer. Könnte nicht vielleicht, 
wenigstens durch zeitweilige Wiederrufung des Verbots, dass Auslander 
hier nicht serviren dürfen, dieser Uebelstand einesthcils behoben wer- 
den? der sich durch Zulassung der Pharmaceuten zur Professur; durch 
Aufstellung einer Untersnchungscommission für Torkommende Vergif- 
tungen und sonstige vorkommende Untersuchungen, wodurch den Phar- 
maceuten eine schöne Aussicht eröifhet würde, ganz beheben Hesse, 
was zugleich ein mächtiger Hebel zur Hebung unserer Kunst und Wis- 
senschaft wäre. 

Indem ich diese meine aufrichtige und oifene Meinung meinen an- 
wesenden Collegen zur Beurtheilung vorlege, lege ich zugleich meine 
Mitvorsteherwürde nieder, weil die gesetzlich bestimmte Zeit ebei^ 
verflossen ist. Mögen meine verehrten Collegen in diesen di^rgelegten 
Gesinnungen mein aufrichtiges Strebe^ les^n, etwas zur Fürdernn|[ 
der guten Sache beitragen zu wollen; mögen dieselben durch die. 
Wahrheit des Gesagten überzeugt, meinen Nachfolger kräftiger unter- 
stpta^en und 6^e Cfremialversammlung als das einzige und wahre Be- 
förderungsmittel unsers Wohls anseheq. 



6) Ueber Wohlthätigkeitsanstalten der Apotheker. 

Vorschlag zur Bildung eines Sterbekassenvereins im Be- 
reiche des Apothekervereins in Norddeutschland; von 
einem Apotheker in Oberschlesien. 

Wenn der Tod ein Familienhaupt wegrafft, so ist ausser den^ 
Schmerze über den Verlust desselben, noch in der Regel <^er Kummer, 
wie die damit nolhwendig verbundenen grossen Geldausgaben gedeckt 
werden sollen^ ein^ Erbschaft der Hinterbleihenden. — Auch verniö- 
gende Famitienhäupter können die Ihrigen in einer s^ol^hen Lage hin- 
teriassen. Lanj^wierige Ki;ankbeiten, nur zu häufig diid,^rch entstehende 
Unordnungen im^ Geschäfte, verzehren alle haare Mittel, und nie sindf 
qie Ausgaben grösser! — Diess erkennend haben sich an vielen Orten 
Vereine gebildet, welche den Zweck haben, so schleunig als möglich. 



Vereinszeitung. 227 

eine bestiminte Summe bb die, nach dem Tode eines Mitgliedes Hin-p 
terlileibenden aussasshlen. 

Ificht jeder unserer Coilegen hat Gelegenheit sich einem solchen 
Vereine anzuschltssen. Die Idee aber: Unterstützung in Unglücks- 
fällen, liegt ja in der Tendenz des Apothekervereins in Norddeutsch* 
]and, und ich glaube, dass der hier vorgeschlagene Verein, welcher 
jene Idee »u realisiren behülflich sein soll, in der ihm von mir gege<^ 
benen oder einer andern Gestalt, Beifall finden werde, weil 

1} durch Begründung desselben auch ein anderer wohUhatiger Zweck, 
z. B. die in der neuesten Zeit angeregte Bildung einer Unter- 
stützungsanstalt für besondere Unglücksfalle, als Nothstand der 
Wittwen und Waisen u. s. w. Begründung oder Unterstützung 
finden kann; und weil 
2) Familienhäupter dadurch Gelegenheit haben, ein kleines Kapital 
sicher anzulegen, — wobei im seltenen Falle ein Verlust, der 
hier ein Glück zu nennen ist, erwartet werden kann. 
Der hier folgende Entwurf ^ier Statuten, welchem ich die Motive 
beigefugt habe, wird vielseitig zu erwägen und zu vervollständigen 
sein, wenn meine Hoffnung auf seine Ausführbarkeit und zu erwar- 
tende Theilnahme keine Täuschung ist. 

Entwurf der Statuten des Sterbekassenvereins im Apothe- 
kerverein in Norddeutschland. 

§. 1. Die Mitglieder des Apothekervereins in Norddeutschland 
Tereinigefi sich unter dem Namen eines Sterbekassenvereins zu einer 
freiwillig zusammentretenden Gesellschaft, welche den Zweck hat, nach 
dem Tode eines Mitglieds, den Hinlerbleibenden desselben, die Summe 
von 150 Thir. baar auszuzahlen. 

§. 2. Jedes Mitglied, welches beitreten will, zahlt noch vor ei- 
nem zu bestimmenden Tage, unter Einreichung seines Taufzeugnisses, 
das Eintrittsgeld seiner Altersklasse, und denjenigen Beitr g, welcher 
annäherungsweise auf die in einem Jahre vorkommenden Sterbefätle 
repartirt worden ist, pränumerando und portofrei an seinen 
Kreisdirector, welcher hierauf den Aufnahmeschein verausfolgt. 

§. 3« Das Eintrittsgeld beträgt für ein Mitglied unter 50 Jahre — 5Thlr. 
* über 50 „ — 10 „ 

über 60 ,, — 15 „ 

$. 4. Ueber die von den Mitgliedern gezahlten Beiträge werden 
0pecielle Contos geführt. 

S. 5. Wer in Summa 155 Thlr. gezahlt hat, wird Senior des 
Vereins und bleibt bei allen weiteren Zahlungen ausgeschlossen. 

§. 6. Neue Mitglieder werden jährlich nur vor dem Schlüsse 
eines Jahres angemeldet, und geht ihre Berechtigung, nachdem sie 
Eintrittsgeld und Beitrag gezahlt haben, erst vom nächsten Jahre an. 

$. 7. Mitglieder, welche nicht bis zum 10. Januar jeden Jahres 
der im NÄvensÄer - Hefte dea Archivs des Apothekervereins ausge- 
schriebenen Beilrag eingeschickt haben., werden als ausgeschieden 
betrachtet, und verlieren jeden Anspruch an die bereits gezahlten Ein- 
trittsgelder und Beiträge. — Will ein solches Mitglied wieder eintre- 
ten, so muss es das Eintrittsgeld aufe Neue bezahlen, und ist bis zu 
der vn $. 5. angegebenen Höhe beitragspflichtig, ohne dass frühere 
Zahlungen in Anrechnung kommen. 

$. 8. In unverschuldeten Unglücksfällen kann für ein Mitglied, 
welches bereit^ dui-ch 5 Jahre Beiträge gezahlt hat, die Zahlung fiU 

13* 



228 Vereinszeitung, 

1 bis 3 ' Jahre ans dem Sterbekassen vereinscapitale vom Directorio 
genehmigt worden. Wenn aber die Verhältnisse des Mitglieds sich 
gänstiger gestaltet haben, so muss der yorschuss weise gezahlte Bei- 
trag restituirt werden, oder er wird eventuell Yon der den Erben 
EU lahlenden Unterstätzung in Abzug gebracht. 

§. 9. Wenn ein Mitglied des Vereins stirbt, so erfolgt die Zah- 
lung der Summe nur an die Wittwe, oder aber an diejenigen von deren 
Verwandten und Personen, welche das Begräbniss besorgen, zur Be- 
streitung des Begräbnises und anderer darauf folgenden Ausgaben, so- 
bald sich dieselben durch Einreichung des Todten- und Aufnahme- 
scheins vor dem Kreisdirector legitimiren. 

§. 10. Durch die von den Mitgliedern gezahlten Eintrittsgelder 
wird das Sterbekassenvereinscapital gebildet. 

§. 11. Das Capital wird zinsbar angelegt, und von den Zinsen, 
so wie von den etwaigen Zinsen der Beiträge, welche die Mitglieder 
für ein Jahr pränumerando zu zahlen haben, würden 

1) die Verwaltungskosten, 

2) die Beiträge der Senioren, bestritten. 

Der Rest der Zinsen wird dem allgemeinen Unters tützungsfond 
des Apolhekervereins überwiesen. 

Motive ZU dem vorstehenden Entwürfe der Statuten. 

Entw. §. 2, 3. Dem Vorschlage zur Bildung des Sterbekassen- 
vereins liegt, wie schon gesagt, die Idee zum Grunde: mit Berück- 
sichtigung der eigenen Interessen, die Absicht des 
Directoriums wegen Bildung eines allgemeinen Unter- 
stützungsfonds, welche bis jetzt einen allgemeinen Beifall noch 
nicht gefunden hat, zu unterstützen: dazu ist aber ein Capital 
nothwendig, und dieses soll durch die Eintrittsgelder geschaffen werden. 
Erfahrungsmässig ist die mittlere Lebensdauer eines Mannes 

von 30 bis 50 Jahr — 23 J Jahr. 
„ 50 „ 60 „ - 14J „ 
„60 „ 65 „ — 11 „ 
hiernach sind die Eintrittsgelder auf 5, 10 und 15 Thir. angenommen. 

Da die Beiträge gleich hoch in allen Altersklassen gezahlt wer- 
den sollen, so scheinen die im höheren Alter stehenden Personen, 
allerdings, obgleich sie das höhere Eintrittsgeld zahlen müssen, gegen 
die Jüngeren im Vortheile. Bei dem Zwecke aber: einer frei- 
willigen gegenseitigen Unterstützung, welche der Verein 
hat, darf nicht so genau gerechnet werden. Ob Mitglieder über 65 
Jahr noch anzunehmen seien ; bedarf einer nähern Berathung und Ent- 
scheidung. 

Unter Personen von 30 bis 50 Jahren stirbt erfahrungsmässig 

jährlich Eine von 55 
„ 50 „ 60 „ 30 

„ 60 „ 80 „ 14 

und da hier angenommen wird : 

dass von 100 Mitgliedern des Vereins -« 70 Pers. unter 50 Jahr 

20 „ über 50 „ 
10 „ über 60 alt sind, 
so ergiebt sich daraus, dass von 100 Personen obigen Alters jährlich 
ohngeföhr 2^ bis 3Proc. sterben. Wenn nun bei jedem stattfindenden 



Vereinszeiiung. 229 

Sterbefalle 150 Thir. gezahlt werden, so wird jedes Mitglied jährlich 
3J bis 4^ ThIr. beisutragen haben. 

Aus Vergleichen mit anderen Sterbekassenvereinen wird sich er* 
geben, dass hier der höchste Satz in Anschlag gebracht worden ist. 

Entw. §. 5. Dadurch, dass kein Mitglied mehr wie 155 Thlr. 
in Summa zahlen darf^ kann auch der Jüngste nicht abgehalten sein, 
dem Vereine beizutreten. 

Entw. §. 9. Dass den Hinterbleibenden eines Mitgliedes die 
Samme der Unterstützung recht bald ausgezahlt werde, ist nothwen- 
dig, denn bis dai^ qui cito daty und es müssen deshalb die geeignet* 
sten Anstalten getroffen werden. Wo der Sitz der Generalkasse des 
Vereins zu entfernt ist, da müssen die Vicedirectoren in den Stand 
gesetzt sein, die Zahlung der Unterstützung sofort leisten zu können, 
und deshalb mit Anweisungen versehen, oder zu deren Ausstellung 
autorisirt sein, worauf ein bestimmtes Banquierhaus die Zahlung 
leistet. 

Entw. §. 11. Nach der Annahme, dass jährlich 2^ bis 3 Proc. 
der Mitglieder sterben, muss ein Mitglied 33 bis 40 Jahre Beitrage 
gezahlt haben, bevor es Senior wird. In dieser Zeit wird das Kapi- 
tal die Höhe erreicht haben, dass es die Verpflichtung, aus seinen 
Zinsen die Beiträge der Senioren zu übernehmen, erfüllen kann, ohne 
seine andere Bestimmung zu kürzen. 

Wenn der Verein 500 Mitglieder hat, so kann durch die Ein- 
trittsgelder ein Kapital von 3,500 rthlr. aufgekommen sein. Von 500 
Mitgliedern sterben jährlich 13 und es treten an deren Stelle 13 neue 
Mitglieder ein, so wird das Kapital um jährlich 13 X 5 == 65 Thlr. 
und in 35 Jahren um 35 X 65 = 2275 Thlr. d. i. auf 5,775 Thlr. 
angewachsen sein. 



Ich verkenne nicht die edle Absicht des Hrn. Verfassers durch 
seinen Vorschlag zur Begründung des Wohles der Mitglieder des 
Vereins beizutragen, mag dasselbe als ein Samenkorn für künftige 
Zeit hier einen Platz finden : denn für jetzt müssen erst der Entschä- 
digungsverein und der allgemeine Unterstützungsverein eine feste Be- 
gründung finden und wir dürfen den Mitgliedern nicht zu viel auf 
einmal zumuthen , wenn gleich eine solche Anstalt auf Ersparnisse 
gerichtet ist. Dr. Bley. 



7) Weiterer Vorschlag zu einer Pflegeanstalt 

ßir ausgediente miUellose ApothekergehiUfen, 

Mit dem Gefühle der innigsten Freude sehe ich im Archiv der 
Pharmacie in Norddeutschland, September - Heft 1845, den Vorschlag 
des edelen Gollegen und Menschenfreundes Hrn. Brill zu Haina in 
Kurhessen, zu einer Versorgungsänstalt für alte Apothekergehülfen ; 
und wenn es ein erfreuliches Zeichen der Zeit ist, dass fast alle 
Stände sich jetzt bemühen, ihren unglücklichen, durch Alter oder Noth 
gebeugten Mitgliedern beizustehen, und sie vor dem Elend zu schützen : 
so hoffe ich auch, dass der Vorschlag des braven Hrn. Brill sich 
bald auf eine andere Art verwirklichen wird, wenn man dem fol- 

f enden so leicht ausführbaren Vorschlag ein geneigtes Gehör sehen- 
en »ollte. 



230 Ver^inszeäung. 

Ein HoflpHal für 15 bis 20 dreise sa stifteDy fordert, wie He^ 
Doctor Bley richtig bemerkt, freilich eine zn grosse Samme, die auf 
80,000 Thir. steigend, nicht beisuschaffen ist. Aber ein Anderes 
wäre es, wenn man diesen emeriiis so viel Unterstütsang verscba#le, 
dass sie sich anderswo, nnd nach Belieben, ein Obdach suchen nnd 
bezahlen könnten, wodurch die Unterhaltung, und der Ankauf eines 
Gebäudes, die Besoldung eines Oeconomen, und alle damit verbundene 
Nebenauslagen wegfielen, und alles Einkommen auf den Zweck selbst, 
die Unterstützung der durch Alter gebeugten Amtsbrüder verwendet 
werden könnte. 

Es ist übrigens ein Leichtes, die hierzu nöthige Summe zu erhal* 
ten,wenn nur jeder Principal des norddeutschen Apothe- 
kervereins sich verbindlich machte, keinen Gehülfen 
anzunehmen, der nicht jährlich wenigstens Einen Tha- 
ler zur Unterstützung seiner hülfsbedürftigen alten 
Amtsbruder von seinem Gehalt ablassen wollte. Wir 
zählen, soviel ich weiss, im norddeutschen Apothekerverein an 1400 
Officinen, und angenommen, dass nar die Hälfte von diesen Herrn 
Gehülfen halten: so würden doch jährlich hierdurch TOOThlr. zusam- 
men kommen, die vereinigt mit den 600 Thlr. die schon aus der Un- 
terstützungsanstalt von Brandes und seinen Gollegen im Directorio 
fliessen, einen Fonds von wenigstens 1300 Thlr. ausmachten. 

Dieses Capital könnte noch vermehrt werden, wenn jeder Lehr- 
ling angehalten würde, zu dieser Summe noch jährlich Einen Thaler 
dem Lehrgeld, als Einkauf in die gedachte Anstalt beizufügen, und 
es lässt sich auch wohl Vermuthen, dass mancher Principal, beim Ab- 
senden des obigen Geldes noch Einiges zur Unterstützung dieser Darf** 
tigen beilegte, und ich bin schier überzeugt, dass die Liste der Kreis*« 
directoren bald ein günstiges Resultat liefern würde. 

Wie manche Thräne könnte hierdurch getrocknet und wie man- 
cher Noth durch diesen praktischen Vorschlag vorgebeugt werden ! 

Von diesen Fonds könnten die Anspruchs Berechtigten verhäTtniss- 
massig eine angemessene Snmme, jene unversorgten Gehülfen aber, die 
das 60ste Jahr schon erreicht hätten, ihren voflen Unterhalt mit' Ein- 
hundert und fünfzig Thaler haben. 

Ich bitte den verehrten Hrn. Gollegen Brill, den Hrn. Doctor 
Bley, und Alle, denen noch ein menschenfreundliches Herz im Buseii 
schlägt, diesen meinen Vorschlag zu unterstützen, und dasf Ihrige tut 
Erleichterung des Schicksals von Männern vorzuschlagen, die oft von 
den achtbarsten Familien herstammend, zur Rettung unserer eigenen 
Amtsehre nicht dem Elend preisgegeben werden dürfen. 

Auch würde gewiss die Aussicht, eine Versorgung um Alter zu 
finden, den Selbst - Entleibungen vorbeugen, deren wir leider mehrere 
im Regierungsbezirk Msseldorf, in ^r Gegend von Solingen und 
Wald, und im Nassauischen am Rhein erlebt haben, und immer M 
ein mahnendes Zeichen der Zeit vorliegen. 



Der Vorschlag des Herrn Gollegen Bii^chof in Herzogenrath bringe 
i^b hiemit, seinem Wunsche gemäss, zur Kenntniss der Mitglieder detf 
Vereins. Der Vorschlag macht dem Hm. Verfasser Ehre. Bs ist 
aber bereits Anordnung getroffen^ dass jeder der Herren Gehülfm 
im Bereiche des Vereins einen jährlichen Beitrag von 10* SiKbergro« 
sehen oder mehr nach Belieben zahlen soll. Leider hriben aber lange 
nicht alle Gehülfen unsere Wünsche und Bitten erfüllt und dM Mi 



Veteinsxäiung. Bd4 

tf^ MUricÜM^. M'4(cht€ii deshalb allfe verehrten Mi^lieder des ter* 
eins flitf die AttSfahranj; dieser Anordnung sehen und alle geseh&tc- 
ten Vereinsbeamten Aber diese wachen, damil immer Wbhlthitiger die 
F&rsorfe für altersschwache oder arbeitsunflhige Fachgenossen .wer- 
den ktanle. Lassen Sie uns dasn die neue Anregang unsers Herrn 
Collegen Bischof dienen. Dr. Bley. 



8) lieber die Anstellung junger Pharmaeeuten als 

Provineialeheiniker ; 

vom 

Geh. Ober ' Bergcommissair Dr. Du MSnil. 



Jedem^ der ein näteliches Fach ergriffen hat, gewShrt dieses 
fber küft öder lang ein sicheres Brod, nur der PharniRceot macht 
hiovon eilte Ausi^ahme. Hat er anch eine Reihe von Jahreii hindurch 
der leidenden Menschheit genützt und seinen Geist zu diesem Zweck 
mit manchen schölten Kenntnissen bereichert, so gelingt es ihm, wie 
Jeder weiss, doch selten ohne bedeutende Mittel, einen eignen Herd 
m eirringen; er sieht sich daher gendthigt, Gewerbe en ergreifen, 
deren oft intricate Seiten er kennen mnss, und selten gehörig kennt,' 
oder die er nicht genrigsam liebt, um mit Glflck fär sein Forlkommen 
EU arbeiten, z. B. den Stand eines Kaofmanns, Gastwirths etc. In 
einigen Staaten hat man daher auf diese missliche Lage, (sehr vieler 
schfttzbarer) junger Pharitiaceiiten RQcksicht genommen und mit den 
geschicktesten und verdientesten derselben Stellen besetzt, diö in 
■euerer Zeit von einigen Oberbehörden als sehr nötzlich, ja selbst 
als notbwendig erkannt sind, ich meine die des Provincialchemiker^, 
denn als solche können jene, wie leicht einzusehen ist, ihre Kennt- 
Bisse in d£r Chemie, Waarenkunde etc. zum Besten der Mitmenschen 
oder was gleichviel ist, für Gemeinwohl herrlich anwenden und den- 
selben eine ihnen reichlich zu Gebote stehende Zeit, in einem, für 
iltr Geschäft vollständigen, Laboratorium freudig widmen. In der 
Thai kann kein Staat, bei den grossen Fortschritten, die man jtingst 
in so vielen Gewerben gemacht hat, und bei dem segensreichen Ein- 
fiiiSB des Chemikers auf solche, letztern, selbst für jede Provinz, ent- 
behren, nrid Iver sollte für die Functionen desselben wohl besser 
gewöhlt werden können, als gerade ein Pharmacänt von gewissen 
Jahren, der sich Gewandheit und Kenntniss in der Chemie erworben 
bat, durch solche Wahl gewissermassen die Belohnung fdr seinen 
Fleiss bekommt und sie mit dankbaren Herzen entgegen nimmt, ja 
es muss einer Oberbehörde angenehm und erwänscht sein, einen Mann 
f n Brod zu verhelfen, der sich durch traue Beobachtung seiner Pflich- 
Ubn und dnrch eifriges Erwerbet! der dazu erforderlichen Eigenschaf- 
ten^ um die leidende Menschheit schon verdient machte, und nun dem 
Yaterlande auf eine eminente Weise erspriesslich werden wird. 

Folgende Gegenstände, welche, wie ich glaube, gewiss die Anf- 
Ittferksattikeit der Regierangen im höchsten Grade verdienen, sind es^ 
die einem Provinciilckemiker ztto ZHl seiner Thätigkeit gesetzt wer- 
den m&ssen. 

1) Die Untersuchung der Brunnen-, Fluss- oder Teich Vrassör,. 
Webbe zuta Bierb^auen, Branntweinbrennen, Bleichen etc. beisfimmt 



1^ Verefnszeihi^* 

sind, damit man sie entweder als tauglich oder nntangUeb d«»p er« 
kenne, und im letztern Fall die Mittel angebe etc., wodurch sie ver^ 
bessert werden können, um gute Producte zu liefern. 

2) Die Untersuchung des Wassers verschiedener Brunnen einer 
Stadt, damit man aus dem Resultate nicht nur auf die Salubritäty son* 
dern auch auf die Anwendbarkeit desselben zu gewissen Speisen, 
wie auch auf die etwa nöthigen Verbesserungsmittel für diesen Fall 
schliessen könne. 

3) Die Untersuchung des Biers hinsichtlich seiner Reidihaltigkeji 
an Nahrungstheilen, Weingeist etc. Ferner auf schfldliche Zusätze^ z. B. 
auf Porst Ledutn palustre und andere schädliche Kräuter; femer auf 
die Ursachen des Trübwerdens und endlich auf die Mittel diesen 
Uebelstand aus dem Biere zu entfernen. 

4) Die Untersuchung des Branntweins auf manche Verfälschungen, 
die man damit vornimmt, z. B. durch Alaun, Schwefelsäure, ip'^harfe 
Substanzen etc., wie auch auf den legalen procentischen Gehalt an 
Weingeist; auf Fuselöl; auf die Färbung desselben durch schädliche 
Mittel. 

5) Die Untersuchung der Essige, nicht nur in Betreff ihrer Säure- 
menge, sondern auch der Substanzen, wodurch sie betrügerscherweise 
schärfer gemacht sind ; als durch mineralische Säuren, scharfe Vege- 
tabilien etc. 

6) Die Untersuchung der käuflichen Milch anf Pottasche oder 
Natron, welche derselben, um sie haltbarer zu machen, mit Unrecht, 
hinzugesetzt werden. 

7) Die Untersuchung des Syrnps, des Honigs etc., auf Beimen^ 
gung von StärkezucKer, Mehl etc. 

8) Die Untersuchung der Weine, z. B. auf Blei, auf eine s« 
starke Quantität Eisens; auf künstliche Farbestoffe; auf verdächtige 
eztractive Theile; auf Aechtheit des Weins überhaupt. 

9) Die Untersuchung der Oele, z. B. des Baumöls auf die Ver- 
fölschung desselben mit Mohnöl, des Thrans auf den Zusatz von 
Rüböl. 

10) Die Untersuchung des Brods auf giftige Beimengungen; als 
Kupferozyd, Zinkvitriol oder auf überflüssige Zusätze ; als Hirschhoro, 
kohlensaure Kalkerde; Pottasche, Natron etc.; ferner: auf fremde 
Mehlsorten als Bohnen-, Erbsen- und Kartoffelnmebl. 

Ferner der Confitüren auf die Schädlichkeit der Farben, womit 
sie oft bemalt sind ; als Kupferoxydhydrat, Chromsalze, Gummigut, etc. 

11) Die Untersuchung mancher Material waaren, als des Cremor- 
tartaris auf Kupferoxyd ; der Kaffebohnen auf Farben mit denen sie 
manchmal bläulich gemacht werden; des Lakritzens mit Kupferspänen; 
des Mehls auf Kreide etc. 

12) Die Untersuchung der Butter auf Beimengung von Käse^ 
Kartoffeln etc. Der Käse selbst auf Kupferoxyd, womit sie durch 
kupferne Gefösse leicht verunreinigt werden können. Der Würsto 
auf Wurstgift etc« 

13) Die Untersuchung der Schnupftabacke ; nämlich auf Zusätze 
von Antimon, scharfe vegetabilische Substanzen; ferner auf Bleisals, 
welches sich aus dem Blei des Umschlags durch die Länge der Zeit 
erseugt haben kann, (Chlor blei) wie denn hiervon genügsame FäU0 
bekannt sind. 

14) Di9 UttterfttcbuDf der TöpferglaiureD) ob nftnlioh damit ii 



Vemnszeiiung, 233 

Beruhniiig gebrachte iAure 8pei5en Blei aus denselben anfnehmen. 
Verbesserangen fehlerhafter Vorschriften von Bleiglasaren. 

15) Die Untersuchung giftiger Dfimpfe, bei gewissen Gewerben, 
nnd Rathgebong, wie sie an vermeiden oder unschftdlich zu machen, 
sind, z. B. arsenikalische DAmpfe, Qnecksilberdftmpfe, schwefellicht- 
saure, salpetrichtsaure, ammoniakalische Dämpfe, Miasmen etc. 

Bei dem Artikel 11 ist zu bemerken, dass die Thierärzte nicht 
genug daran erinnert werden können — da ihnen leider bis jetzt das 
Selbstdispensiren gestattet ist — ihre Arzneien nur aus den Apothe- 
ken, und nicht von Droguisten zu nehmen, indem sie aus Mangel an 
chemischer und naturhistorischer Waarenkenntniss leicht Fehlgriffe ma- 
chen können; sie auch nach obrigkeitlichen Verordnungen nicht von 
denselben erstehen dürfen, endlich benannte Kaufleute dadurch Gele- 
genheit finden, ihre schlechtesten Waaren anzubringen. 

Dem Obigen liesse sich noch Manches hinzufügen, wodurch ein 
gewandter, in jeder Provinz eines Landes angesetzter, vornehmlich mit 
polizeilichem Rechte ausgestatteter Chemiker seinen Mitbürgern, auch 
ab Lehrer und Rathgeber nützlich werden kann, z. B. den Ziegel- 
brennern nnd Töpfern durch Untersuchung und Verbesserung ihrer 
Teige, dem Manufacturistcn durch Angabe rationeller chemischer Hand« 
griffe; Mischung der Farben etc. Dem Oeconomen durch Erklärung und 
Veraseidung der Ursachen misslungener agronomischer Versuche u. d. m. 

Um die erwähnten Zwecke In ihrem ganzen Umfange zu errei- 
chen, wäre denn freilich wohl nöthig, dass die Ge werbtreibenden etc. 
öffentlich aufgefordert wurden, sich in den vielfachen Fällen, wo ihre 
Eenntniss nicht ausreicht, und in welchen sie Hülfe von der Chemie 
hoffen dürfen, an den Provincialchemiker zu wenden, damit er ihnen 
«niweder schriftlich oder mündlich mit gutem Rath beistehen und da- 
4lin^ ihren vielleicht gesunkenen Wohlstand wieder aufhelfen könne. 

Sehr wichtig würden sich die Provincialchemiker noch durch die 
denselben aufgetragenen gerichtlich-chemischen Untersuchungen z. B. 
bei Vergiftungen machen, denn nicht alle Apotheker besitzen einen 
ao vollständigen chemischen Apparat und sind in solcher Uebung ge- 
blieben, dass man dem Resultat ihrer alleinigen Arbeiten hierin voll- 
kommenes Zutrauen schenken darf, oft fehlt ihnen auch diejenige 
Müsse zu ausdaurenden chemischen Beschäftigungen, wie sie solche 
Untersuchungen immer erheischen. 

Es sollte mich sehr freuen, wenn dieser kleine Aufsatz die eine 
oder andere Oberbebörde vermögte, meinen Vorschlag — der jedoch 
nicht neu ist — zu erwägen, und dann aus der Classe unBemitteltei x 
gewandter Pharmaceuten die in Rede stehenden Provincialchemiker za 
wählen und sie dadurch aus einer Lage zu reissen, die sie in den 
mehrsten Fällen über kurz oder lang als trostlos verwünschen Es 
ist gewiss, dass die Eleven der Pharmacie dann nicht mehr so rar^ 
nnd zur Ausübung ihrer Pflichten geneigter sein werden, als bis jetz^ 
wenn die Eltern derselben die Hoffnung hegen dürfen, sie einst, wenn'a 
nöthig isty vom Staate auf gedachte Weise unterstützt zu sehen, 



o^*» 



t84 Verümaxeikm^. 

9) Vereins - AngelegetiheHen. 

Veränderungen in den Kreisen des Vereins, 

Im Kreise Saalfeld, 
Eingetreten: Hr. Apotheker Schön au in Oberweissbach. 

Im Kreise Voigtland, 
Eingetreten: Hr. Apoth. Otto in Elsterberg. Hr. Wilmers- 
dorff in Mylau. Hr. Apoth. Ebermaier in Mtihltruff. 

Im Kreise Schwerin, 
Eingetreten: Hr. Apoth. von de Lippe und Hr. Apoth. Wa- 
gen er in Möln im Lauenburgischen. 

Im Kreise Hanau. 
Eingetreten: Hr. Apoth. Dr. Becker in Hanau. 

Im Kreise St. Wendel. 
Eingetreten: Hr. Dr. Schramm in Sobernbeim als ausseror- 
dentliches Mitglied. 

Ausgetreten: Hr. Provisor Heus 1er in Sobernheim wegea 
WohnnngsTeränderung. Hr. Apoth. Witt ich in Ottweiler, weicher 
gestorben. 

Im Kreise Bonn 
bat Hr. Apoth. Weber ia Adenau seinen Austritt zurfickgCBommen 
und bleibt ferner Mitglied. 

Im Kreise Lüneburg, 
Eingetreten: Hr. Apoth. Stisser in Vilsen. 



Notizen aus der General -Correspondenz des Vereins, 

Von Hrn. Vicedir. Gjseke^egen Veränderungen in den Kreiseii 
seines Vicedirectoriums. Von Hrn. Ehrendirector Dr. Meurer, eben- 
deshalb, wegen Nachtrags zur Denkschrift. Von Hrn. Dir. Dr. E. F. 
A s ch f f wegen ^euer - Entschädigungs - Vereins - Statuts. Von Hrn. 
pirectoren Dr. L. Aschoff, Faber, Overbeck, Witting, Du 
M^nily Herzog ebendeshalb, weitere Prüfung desselben. Von ärn. 
Viced. Krüger in Rostock ebendeshalb, wegen Zutritts neuer Mit- 

flieder im Lauenburgschen, wegen künftiger Generalversammlung« 
on Hm. Kreisdir. Dr. Tuchen wegen Einsendung fernerer Beiträge 
an Hrn. Jubilar Günther. Von .Hrn. Kreisdir. Jeliinghanss we« 
gen Cottcessions -Angelegenheit. Von Hrn. Dr. Aschoff I. Wegen 
Geholfen - Pensronen. Von Hrn. Kreisdir. Lohmeyer wegen Hrn. 
CO'chlers Käcktritt als Kreisdirector ; Erwählung des Hrn. Fritze 
hl Rvbnick zum Kreisdir. Von Hrn. Vicedir. Kloenne wegen Hrn. 
ITfCeair. Med.-Rath Xh, Müllers Veränderung seine? Domicüs und 
fKederlegung seines Amteä als Vicedir., Vereinigung dei^ Vicedirectorieii 
am Rhein, Bestellung neuer Kreisdirectoren In Daisburg und Cleve. 
Von Hftt. Dir. Df. Witting wegen Archivbeiträge. Von Hrn. ViCedir. 
Iltfhimeyer wegen Veränderungen in seinen Kreis6nf, Besftellflrn^ des 
Hrn. Löhi' afs tfreisdfr. th Cüfn. Von Hfn. bt. Voget Wegen Vei^- 
inderungen in seinem Kreise. Von Hrn. Kreisdir. Krappe desglei- 
chen. Von Hrn. Hornung wegen Vortheilhaftigkeit des Beitritts Tieler 
Mitglieder zur Aachen - Münchener oder neuen Magdeburger- Feuer- 
Versicherungsbank. Von Hrn. Apoth. Petersen wegen Entwurfs 
einer Apothekerordnung. Von Hrn. Geh. Ober-Ber^ommissair Du 



Mdnil we^en Emnalmie ron 140 Francs ans Paris fQr Brandes -Stif* 
tung und Denkmal. Von Hrn. Dir. Faber wegen neuer Mitglieder 
im seinem Kreise Von Hrn. Med.-Ass. Beyer wegen desgleichen. 
Von Hrn. Vicedir. Dr. Fiedler ebendeshalb. Von Hrn. Vicedir. Dr. 
Dnflos wegen Veränderangen in seinem Vicedirectorium. Von Hrn* 
Präsident Dr. Oberdörffer in Hamburg wegen 50 Thir. Geschenks 
zur Unterstuizungscasse und Beitrags zum Archiv. Von Hrn. Reinige 
wegen wissenschaftlicher Notizen. Von Hrn. Dr. Doebereinet 
Uebersendung seines Handbuchs der Pharmacie. Von Hrn. Kreisdir. 
Loh lein wegen Aus- und Eintritts von Mitgliedern. Von Hrn. Vicedir. 
Bucho'.Iz wegen Veränderung in seinen Kreisen. Von Ifrn. Ehrendir. 
Dr. Meurer wegen Berichts Aber seine Kreise. Von Hrn. Vicedir. 
Bolle desgleichen. Von Hrn. Dir. Dr. Geisel er wegen Feuer- 
Entaühädigungs-Statnts. Von Hrn. Apoth. Denstorff wegen Concess.- 
Angelegenhetten. Von Hrn. Gehülfen He ff mann wegen Preisfrage. 
Von Hrn. Kreisdir. Fischer wegen Aus- und Eintritt ^n seinem Kreise. 
Von Hrn. Geholfen Vogt und Sydow wegen Fortsetzung der Pension« 
Von Hrn. Geh. Staatsminister und Generalposimdster von Naglef 
Excellenz wegen neuer Bewilligung der Portofreiheit. Von Hm, Dr. 
L. Aschoff wegen Archiv-Angelegenheiten. Von Hrn. Apoth. Dre- 
wita wegen nicht statt findenden Restes an Beitragen. 



Erlasse der Em. Geheimen Staatsminister voti N agier 

und Eichhorn Exe. Exe, 

Nach dem von Ew. Wohlgeboren unter dem !22slen v. Mts. mitge« 
theilten Verzeichnisse der Mitglieder des Apotheker Vereins im nörd- 
lichen Deutschland befinden sich jetzt 845 solcher Mitglieder in dem 
Preussischen Postbezirk. Bei der am Schlüsse des Verzeichnisse ent- 
haltenen Angabe, ^ass die Mitglieclerzahl in Preussen und Anhalt 825 
betrage, scheinen die Mitglieder im Sondershausenschen, im Birkenfeld- 
schen und iti Pyrmont nicht mitgerechnet worden zu sein, während 
solche ebenfalls im Preussischen Postbezirke sich befinden. 

Das Aversum, welches der Verein für die demselben auf den 
diesseitigen Posten pro 1845 gewährte Portofreiheit zu entrichten hat^ 
wfirde bestimmungsmässig betragen: 

1) für die ersten 375 Mitglieder. 300 Thlr. 

Ö) „ „ übrigen 470 Mitglieder ä 15 i^ 235 „ 

3) )> n Vereins - Zeitschrift 150 „ 

im Ganzen 585 Thlt. 

Sü wie iVuher, will ich auch dieses Mal v^ieder eine Ermässigung 
des Aversums und zwar auf den Beti^ag von 560 Thlr. eintreten 
lassen. 

fiw. Wohlgeboren wollen gefaltig veranlassen, dass diese Sniimid 
in bisheriger Art berichtigt und das Geschehene dem General-PoslamUk 
angezeigt werde. 

Was die von Ew. Wohlgeboren gewünschte Fortdauer der Porto- 
frefbeit- für den fenannlea Verein betrifft, so bin ich, mit Rücksicht 
auf den Zweck und auf die inzwischen eingelegte Verwendung Sr. 
Excellenz des Hrn. Geh. Staatsministers Eichhorn gern bereit, solche 



S36 Vermasseüung. 

unter den bisherigen Bedingungen auch für da« Jahr 1846 statt finden 
zu lassen. 

Die Postanstalten sind deshalb mit Anweisung Tersehen worden, 

Berlin, den 29. December 1845. 

Der General - Postmeister, 

Nagler. 
An den Oberdirector des Apotheker- ^ 

Vereins in Norddeutschland Hrn. Dr. 
Bley, Wohlgeboren / in Bernburg. 



Von Ew. Woblgeboren Schreiben vom 22. Novbr. y« J. habe 
ich gern Veranlassung genommen, die Fortgewährung der dem Vereine 
seither gewährten Porto- Vergünstigung bei Sr. Excellenz dem Herrn 
Geh. Staatsminister und Generalpostmeister von Nagler zu befQrwor- 
then und aus der mir von letzterm mitgetheilten Abschrift des in 
dieser Angelegenheit an Sie ergangenen Erlasses vom 29. v. Mts. und 
Jahrs mit Vergnügen ersehen, dass Ihrem Antrage gewillfahrt wor- 
den ist. 

Indem ich Ew. Wohlgeboren meine Theilnahme an dieser den 
Verkehr unter den Mitgliedern des Vereins befördernden und erleich- 
ternden Vergünstigung ausdrücke, erneuere ich meine Wünsche für 
das fernere erfreuliche Gedeihen des, der Förderung der Wissenschaft 
gewidmeten Vereins. 

Berlin, den 13. Januar 1846. 

Eichhorn. 
An den Oberdirector des Apotheker- 
Vereins in Norddeutschland Hrn. Dr. 
Bley, Wohlgeboren zu Bernburg. 



Dankschreiben des Herrn Sanitätsrath Dr. Bonorden 

in Herford, 

Herford, den 7. October 1845. 

An ein Verehrliches Directorium des Apotheker" Vereins 

in Norddeutschland, 

Dem Verehrlichen Directorio des Apotheker- Vereins in Nord- 
deutschland statte ich meinen ergebensten Dank für den Glückwunsch 
ab, mit welchem Dasselbe mich an meinem fünfzigjährigen Amts-Jubileo 
zu beehren und zu beglücken die Güte gehabt hat. 

Der Glückwunsch in Namen eines der Menschheit so wohlthätigen 
Vereins, zu dessen Ehrenmitglied gewürdigt zu sein ich das Glück 
gehabt habe, wird mich bis an den Abend meiner Tage hoch erfreuen 
und mir Kraft und Muth erhalten, fernerhin nach Kräften wirken zu 
können. 

Meinen Dank wiederholend versichere ich das Directorium, Dem- 
selben zugleich meinen innigsten Wunsch für das fernere Gedeihen 
des Vereins darbringendi meiner unbegränzten Hochachtung und Er- 
gebenheit. 

Dr. Bonorden, 
Kreis «-Physicns und Sanit&tsrath» 



Veremszeitung. 837 

Dankschreiben des Ehrenmitgliedes Hrn. Günther. 

Wohlgeborener 

Hochzaverehrender Herr Oberdirector ! 

Ew. Wohlgeboren persönliche Bekanntschaft zu machen, hatle 
ich an meinem Jubelfeste, den 15. Septbr. d. Jahres, in Uohenmdlsen 
die Ehre und das Glück; warum sollte mir nicht auch die Erlaubnis«, 
SU Theil weirden, an Ew. Wohlgeboren schreiben zu dürfen? — 

In der Voraussetzung, dass die Herren Directoren den schwachen 
Beweis meines Dankes für die, mir erzeigte grosse Ehre an meinem 
Jubelfeste und welchen ich in meinem Schenkungsacte vom 18. Septbr. 
c. an das Vereinsmuseum, darlhue, nicht verschmähen werden, — 
(noch ist mir darüber keine Antwort zugekommen), — beeile ich 
mich, nach empfangenem Ehrengeschenk von 100 Thlr. *), auch mei- 
nen Dank dafür und zwar den innigsten darzulegen," besonders aber 
an Ew. Wohlgeboren, als das Organ jener Schenkung, ergebenst zu 
richten. 

Bis jetzt noch unbekannt mit allen den edlen Gebern des Apothe- 
kervereins, welche zu jener bedeutenden Schenkung beigetragen haben, 
muss ich dann die Bitte an Ihre mir bewiesene Huld richten, jenen 
innigen herzlichen Dank weiter zu fördern, oder wenn es Ihnen ge- 
fällig sein sollte, diesen Brief selbst in das Archiv aufzunehmen und 
so veröffentlichen zu wollen. 

In der Hoffnung, dass Sie diesen Antrag als für mich unumgäng- 
lich betrachten und entschuldigen werden, empfehle ich mich Ihrer 
fernem Wohlgewogenheit und verharre in der tiefsten Hochachtung als 

Hohenmölsen, den 10. December 1845. 

Ew. Wohlgeboren 

ergebenster A. J. Günther, 
Gehülfe bei Herrn Apotheker Stotzbach, 
approb. Apotheker und Ehrenmitglied des 
Norddeutschen Apotheker- Vereins. 



Dank, 

Herr Provisor Günther hat unterm 13. Januar für die Bibliothek 
des Vereins das schöne Werk: „Die Schmetterlinge von Europa, von 
Friedrich Treitscke*^ nebst einem Foliobande mit 95 Tafeln selbst 
gefertigter Zeichnungen, über 1000 Abbildungen enthaltend, als Ge- 
schenk eingesandt, was mit freundlichem Danke empfangen ist. 

Dr. Bley. 



*) 3 Thlr. sind später noch eingegangen und durch Hrn. Kreisdir. 
Dr. Tuchen an Hrn. Günther gesandt. 

Bl. 



Veremszeüung. 

Statut der BMndeB-ShYlung und des Denkmale vom I. Mai 

1845 bis /. Septbr, 1845. 



Laut voriger Abrechnung vom \. Decbr. 1843 bis 

1. Mai d. J. beUog die Total-Einoahme 

Ausgabe 



Unter der Einnahme befinden sich 81 «^ 3 
welche für das Denkmal bestimmt waren, und die laut 
Quittung vom 5. Mai von Hrn. Director v e r b e ck in 
Empfang genommen sind 

Bestand. . . 

Vom 1. Mai bis 1. Sept. 1845 beträgt die Total- 

Einnahme ind. 2 ^ Zinsen 

Ausgabe 

(Von nebenstehender Summe sind 33 «^ für das 
Denkmal bestimm^-) 

Obiger Bestand 



Summa Bestand. . . 



Nachweint ng des Geldes, 

Braunschwff. Landschaft. Obligation. D« «^536 Cour. 

1000 ^ a 3i Prpc ' 

In sichern Wechseln 200 «^ a 4Proc 

In dergl. 50 «^ a 4 Proc 

Baar in Cassa 



1339 
43 


22 
11 

IT 


1297 


61 

1216 


5 

8 


67 

1 

65 


2 
11 

15 


1226 


8 


1281 


23 


1000 

200 

50 

31 


23 



4 



4 

4 



Summa... 11281 
Dr. C. Herzog. 



23 



Siebzehntes Verzeichniss der Beiträge, welche zu der von 
Seiten des Vereins zu gründenden Brandes'schen Stif- 
tung und dem an Brandes .Gruft zu errichtenden 
Denkmale eingegangen sind. 

Von den 6 Herren Apothekern Bremerns 7 LsdV. = 39 «^ 2 J|C. 
Von dem Herrn Oberdirectur Dr. Bley als dritter Beitrag 
3 «# 12 ^. Dr. C. Heriog. 

An Beitrfigen für das Brandes-Denkmal ging ferner ein: 

Durch Hrn. Geb. Ober-Bergcoromissair Dr. Du M^nil in Wun- 
atorf von der Soeiete de Pharmaeie in Paris 140 Franken = 37 «^ 
2;/^3,A. Von den Herren : Kaufmann Hunneke in Salsuflen 15^. 
Friedrich Becker daselbst 1 ^. Amtsasseasor Gewekoht in 
SchöUnar 4 ^. Amtsrendant Wessel daselbst 5 «^. Gastwirth 
Wolff daselbst 2 «#. Kaufmann Seh nasse daselbst 15 ;/%. Pastor 
Kronemeyer daselbst 1 «^. Kaufmann Sei ff daselbst 1«^. Kauf» 



Vereinszeitung, S39 

mann Bülsemann 1 «f 15 J^, Kanfwann Gap eile 15 j^. Kauf- 
mann Käster 15 ifx» Amtsrath Helwing S ^, Uekermann an 
der Bega 1 «^. B ick er in Retzen 20 if§^. Nacke in Ehrsen 2 a^« 
Nie mann in Hörentrup 2 «^ 15 J^. Conduclor Busse zu Heerse 
5 «1$. Möller in Ribbentrup 3 gc#. Summa 71 «c^ 22 ^|^ 3 A ; daso 
die ftühern 256 4> 20 ^. Im Ganzen 326 ,(^ 12 ;/^ 3 A. 



Bericht über die zweite Kreisversammlung der Ober- 
schlesischen Apotheker am 18. Juni 1845 auf dem Anna- 
berge in Oberschlesien. 

Schon in der vorjährigen Versammlung hatten die Kreisdirectoren 
den Auftrag von den Collegen erhalten, Ort und Zeit für die diesjäh- 
rige Versammlung zu wählen. Da die im Bau begriffenen Eisenbahnen, 
welche Oberschlesien durchschneiden, erst zu Ende dieses Jahres fer- 
tig werden durften, wodurch es später freilich allen Collegen leichl 
werden wird, auch die von ihrem YITohnorte entfernteren Versamm- 
lungen zu besuchen, wurde für dieses Jahr nochmals der in Mitlel- 
puncte belegene Annaberg zum Versammlungsorte gewählt und der 
18. Juni zur Versammlung bestimmt, und sowohl die Mitglieder de« 
Vereins in Oberschlesien, als wie auch alle zunächst wohnenden Collen 
gen in Schlesien durch den speciell damit beauftragten Kreisdirector 
Lohmeyer brieflich eingeladen. 

Bei der schönsten Witterung versammelten sich an genanntem 
Tage Morgens zwischen acht und neun Uhr von Nah und Fern nach- 
9tehende 26 Mitglieder: 

Das Ehrenmitglied Herr Ftirstenthumsgerichts-Director Koch aua 
Neisse, das Ehrenmitglied Hr. Apotheker Minor, jetzt in Bauer witz, 
die Kreisdirectoren Lehmann sen., au» Creutzhurg, C och 1er qu« 
Tamowitz, Lohmeyer aus Neisse. Die Collegen BOchler aus Bres- 
lau, Brosig aus Gleiwitz, Bättner aus Loewen, Coester aus 
Patschkau, Tiebach aus Leschnitz, Fritze aus Rybnik, Giemsa aus 
Oppeln, Hirschberg aus Neustadt, Hirscbfelder aus Pless, Pi;ovi-T 
Qor Jensen aus Krappitz, College KalkowsM aus Tost, Lehmann 
jun., aus Creuzburg, Lichtenberg aus Neustadt, Menzel auf 
leobftchiitz , Mentxel aus Ober-Glogau, Schindler aus Ziegen- 
haU, Schliwa aus Cosel, Skeyde aus Ratibor, Tenzer aoA 
Neisse, Thamni aus Ratibor, Wetzel aus ^Neisse, worauf die 
gitxupg begann. 

Der Kreisdirector Lohmeyer hiess zuerst die, zum zweiten Male 
ao^ diesem Orte versammelten Collegen^ herzlich willkommen, und be- 
aceugle seine aufrichtige Freude, dass sein und so vieler Cojlegen 
jahrelanger YITunscb endlich so schön in Erfüllung gegangen ist, we* 
nigstens einmal im Jahre sich zusammen a^u finden, um die Interesseui 
UQ^F^ Facl^ sowohl gemeinschaftlich zu beratben, und durch gegen- 
seitige, wissenschaftliche Mittheilungen die Aufgabe lösen zu helfen, 
die 4ie Stifter des Vereins sich gestellt hatten, als wie anch aussierdefli 
^in iai\igeres freundschaftlicheres Verhältniss der Mitglieder unter sich 
sn erstreben. 

Hierauf stellte derselbe den als Ehrenmitglied anwesenden H«rni 
Furste^lhumsgericHts-Director Koch aus Neisse d«r (iesellschaft vor-» 
^igte den Ausfall der für den dureh Feuer verunglückten C^Megen 
Tai^tz ^^ Umf^if^ y^i^anjstitmvea qicht9»erhebJjji^hi(U|gQfaU9M«$anH«r 



240, * Vereinszeüung. 

lang an, iheilte die Ernennung des Hrn. Dr. Du f los su Breslau cum 
Vicedirector der Provinz Schlesien, so wie dass College Marquard, 
in Reichenbach als Kreisdirector an Hm. Lockslaedts in Breslau 
Stelle getreten sei, mit, und dass die General- Versammlung des Vereins 
dieses Jahr in Dresden am 8. September statt finden werde. 

Herr Kreisdirector Lehmann sen. hielt einen Vortrag über Re- 
visionen der Apotheken, in welchem er zeigte, dass zwar die Fort- 
schritte auch darin gegen früher sehr bedeutend, dass aber dennoch 
auch das jetzt übliche Verfahren nicht immer zu einer richtigen Beur- 
theilnng führen könne. Selten sei es die schlechte Beschaffenheit der 
Medicamente, welche Rügen veranlasste, sondern meist die Beschaffen- 
heit des Lokals, Mangel an Reinlichkeit, besonders aber die Aufbe- 
wahrung und Aufstellung der sogenannten Gifte. Die Anweisungen in 
Bezug auf Lokal seien zwar bestimmt und ohne Tadel, doch reiche es, 
um den Anforderungen der verschiedenen Revisionen zu genügen, 
nicht hin, die Arzeneimittel in zweckmässigen Gefassen aufzubewahren, 
sondern es würden polirte Repositorien, geschliffene GlSsser u. s. w. 
verlangt, obwohl jeder Apotheker die Einwirkungen von Licht und 
Luft zu genau kenne, um die Vorsicht der Alten, keinen luftdichten 
Verschluss anzuwenden, und grüne Gläser zu wählen, nicht loben zu 
müssen. Nach den bestehenden Gesetzen solle die Officio nach Nor- 
den gelegen sein; in der Regel sind aber dergleichen Lokale weniger 
trocken, als die nach Süden liegenden, wogegen es zwar Schutzmittel 
gäbe, die aber entweder unvollkommen, oder zu kostspielig wären. 
Bei Aufbewahrung und Aufstellung der sogenannten Gifte herrschen 
unter den Revisoren sehr verschiedene Ansichten, während der eine 
alle drastischen, narkotischen, scharfen und metallischen Gifte, obgleich 
ein strenger Unterschied gar nicht möglich, abgesondert haben wolle, 
verlange ein anderer sämmtliche Tincturen, Extracte, Pulver neben 
einander, und wenn der Apotheker bei einer Revision allen Anforde- 
rungen entsprochen, würden bei der nächsten wieder Mängel aufge- 
stellt. Das sicherste Mittel dagegen sei eine bestimmte, genaue Vor- 
schrift, wo jedes Arzeneimittel seinen Platz haben solle, und Ernennung 
einer besondern Commission für jeden Regierungs - Bezirk zur Revi- 
sion sämmtlicher Apotheken, mit genauer Anweisung von Seiten der 
Regiernng. 

College Schindler, aus Ziegenhals theilte seine Erfahrungen 
fiber Äceium Scillae, Decoct, Zitlmanni^ Acid, citricumy Emplasl, ad'-' 
haesiv»y Sulphur praecipit, und besonders Äether acelicus mit, welcher 
letztere sich noch unter dem Fabrikpreise darstellen lasse, wenn man 
das essigsaure Salz wasserfrei, und den Alkohol möglichst stark 
verwendet, letztere auch der Schwefelsäure nicht auf einmal zumischt, 
sondern wie beim Schwefeläther durch Nachtröpfeln zufliessen lässt. 
College Schindler versprach die ganze sehr interessante Arbeit voll- 
ständig im Archiv abdrucken zu lassen. 

Hr. Fürstenthumsgerichts-Director Koch sprach fiber die Grund- 
lage zur Kritik der auf das Apothekerwesen Bezug habenden Gesetze, 
zeigte, dass die Apotheker ebensowohl mit Arzeneien handelnde Kauf- 
leute, als auch Kunstverständige sein müssen, und leitet aus ersterem 
die kaufmännischen Rechte, z. B. Wechselfahigkeit, ans letzterem die 
besondere Beaufsichtigung durch die Staatsbehörden und das Bednrfniss 
eines besonderen Schutzes her, um ihren Verpflichtungen, stets gute 
Sachen zu liefern und diese immer vorräthig zu halten, nachkommen 
sa können. Die Kritik ergebe sich aus einer Verpflichtung des fege- 



Vereinszeitung, S4f 

benen RechtoiufUnde» Qiit 4fi> aus der gescMchtKcben Entwicklung 
der Pharmacie darch eine gesunde Logik und allgemeine Rechtskennt- 
nisse zu folgenden Normen, und in Bezug darauf verweist Hr. Fur- 
«lenthumsgerichts-Director Koch auf bestimmte Paragraphen seines 
unter der Presse befinlichen Lehrbuchs des Preus. Gemeinen Rechts. 

Hr. Kreisdirector Lohmeyer las einen Auszug aus den Verhand- 
lungen der im Januar d. J. in Berlin gehaltenen Versammlungen 
Behufs der neu herauszugebenden Apothekerordnung vor, woraus her- 
vorging, dass die für die Pharmacie am meisten drückenden Uebel- 
Mände mancherlei Art beseitigt werden, und die neue Apolhekerord- 
nung daher mit grossen HofTuungen zu erwarten sei. 

College Büttner aus Loewen erwähnte der schlechten Beschaf- 
fenheit vieler jetzt käuflichen Präparate, rechnet zu den betrübendsten 
Erscheinungen in der pharmaceutischen Praxis das jiäufige Verwaistsein 
der Laboratorien, und widerlegt die Behauptung, dass chemische Fabri- 
ken bessere ^utfd billigere Präparate liefern. Was die Billigkeit anbe- 
langtj verweist er auf Wackenroders Abhandlung über Salpetersäure 
Februarh. des Archivs 1845, Seite 195, Hinsichts der Qualität aber 
fuhrt er mehrere Thatsachen vom Gegentheil an ; so enthalte Liq, 
amm, caust^ oft Kohlensäure und rieche nach Steinkohlenlheer, ilfor- 
phin sei fast immer kalkhaltig^ Acet, conc. zu schwach und bleihaltig 
u. 5. w. 

Um stets reine Präparate zu haben, sei es aip gerathensten, von 
allen andern Rücksichten zu abstrahiren, und diese selbst zu bereiten. 

College Menzel aus Ober-Glogau zeigte sich mit der Nomencla- 
tur des Chlprzinks nicht im Klaren. Bald heisse es Zinkchlorür, bald 
Zinkchlorid. Zugleich las derselbe eine Entscheidung der Taxprü- 
fungscommission über den Preis derselben vor, welche lautete, dass, 
falls das Präparat selbst bereitet, die Drachme mit i if^ 6 «^i falls es 
aus einer Fabrik bezogen, mit 10 Pf. zu berechnen sei. 

Hr. Kreisdirector COchler aus Tarnowitz zeigt seinen Austritt 
als solcher wegen zu vielen andern Geschäften an ; an seine Stelle 
wurde College Fritze aus Rybnik gewünscht. 

Noch raehreres Andere z. B. die gehörige Circulation der Journale, 
die Gehülfen-Unterstützungscasse, wurden besprochen, dann die abge- 
laufenen Journale meistbietend verkauft und hierauf ein Spaziergang 
auf die höchste Spitze d$s A n na berge s unternommen, um die herr- 
liche Aussicht auf die Gebirgsgegend Oberschlesiens zu geniessen. 

Ein fröhljohes Mittagbrod vereinigte dann wieder alle Anwesen- 
den, bei welchem der Kreiisdirector Lohmeyer den ersten Toast auf 
iSfe. Majestät unsern AUergnädigsten Konig ausbrachte^ welchem meh- 
rere auf das Directorium.des Vereins u. m. a. folgten. 

Die Versammlung wurde mit dem 'Vyunsche geschlossen, dass sie 
ferner Bestehn haben möge, und die künftigen Jahre, wenn die Obcr- 
Bchlesische Eisenbahn vollendet sein wird, in Königs hatte statt fin- 
den aolle, welcher Ort durch den in der Umgegend stark betriebenen 
Bergbau als besonders merkwürdig und interessant erscheint, und 
öberaahmen die CoUegen Cochjer, Fritze und B rosig als die zu- 
nächst dort wohnenden gern den Auftrag, die betreffenden Einladungen 
SU seiner Zeit ergehen zulassen, so wie für dienöthigbn Arrangements; 
alle die vielfälltigen industriellen JÜerkwürdigkeiten der dortigen Ge- 
gend mit b)Bster Benutzung der Zeit in Augenschein nehmen zu können, 
Sorge zu tragen. 



Arch. d. Pharm. XCY. Bds. 3. Hft. 46 



242 Vereinszeitung. 

Brief des Herrn Cap an Du MiniL 

(Ueberfietzung*.) 

Die lebhaftesten Vorwürfe hfitte ich mir über den langen Aufschub 
meiner Antwort auf Ihren lieben letzten Brief machen müssen, wenn ich 
nicht glauben durfte, dass Sie von dem Ergebnisse meiner Bemühungen, 
theils durch den Secretair unserer Societät, theils durch die im Jour- 
nal de Pharmacie et de Chimie mitgetheilten Verhandlungen unterrich- 
tet wftren. Ich muss gestehen, dass, weil ich nMch lange auf Reisen 
befand, meine Correspondenz etwas vernachlässigt wurde. Im ver- 
gangenen Jahr besuchte ich die Schweiz und Italien, und kaum i)in ich 
jetzt von England zurückgekehrt. 

Folgendes, mein etc. Amtsbruder, ist in Betreff Ihrer Anfrage ge- 
schehen. Nachdem im Anfange dieses Jahrs von mir vorgetragen 
war, erwählte man eine Gomniission zur Prüfung derselben, bei wel- 
cher ich den Antrag übernehmen sollte, worauf denn schon bei der 
nächsten Sitzung 100 Franken für die Stiftung und das Denkmal 
Brandes festgesetzt, wurden; als ich ferner über diesen Gegenstand 
mit unserm Freund Robin et redete, entschloss derselbe sich augen- 
blicklich 20 Franken zu unterschreiben, denen ich dann eine gleiche 
Anzahl hinzufügte. Also liegt eine Summe von 140 Franken zu Ihrer 
Disposition bereit. Schreiben Sie mir nun gütigst, auf welchem Wege 
man Ihnen dieses Geld zukommen lassen kann, und zwar indem Sie sich 
an unsern Schatzmeister Herrn Tassard, oder an den beständigen 
Secretair der Societät ^ Herrn Soubeiran (rue de la TournelW) 
wenden. * 

In der Hoffnung, Verzeihung über mein langes Stillschweigen von 
Ihnen zu erhalten, erlauben Sie mir, dass ich mir Glück wünsche, Ihrem 
Verlangen nach Kräften genügt zu haben, wie auch, dass ich diese 
Gelegenheit wahrnehme, Ihnen, mein etc. College und dem hochlöb- 
Hchen Norddeutschen Apotheker- Verein, die Gefühle meiner innigsteh 
Anhänglichkeit und Herzlichkeit {cordealitej auszudrücken, mit der 
ich bin etc. L. A. Cap. 



An den Herrn Soubeiran, beständigen Secretair der 
pharmaceutischen Societät zu Paris. 

Von Freundschaft und Hochachtung gegen die pharmaceutische 
Societät zu Paris durchdrungen, verfehlt die Direction des norddeut- 
schen Apotheker - Vereins nicht, derselben ihren finnigsten Dank 
für den schönen Beitrag auszudrücken, welchen Sie dem Denk- 
mal und der Stiftung Brandes, zu bestimmen die Güte hatte, und bittet 
Sie, mein hochverehrter Herr College, das Organ dieses Danks sein 
zu wollen. Wahrlich die Direction war nie mehr gerührt, als sie 
durch dieses glänzende Geschenk es jetzt ist,, und zwar besonders, 
weil sie es als einen Beweis der engen Bande ansieht, welche unsre 
nach einem und demselben so hohen als edlen Zweck strebende So- 
cietäten verbindet! 

Darf ich noch im Namen der Direction also auch in dem des gaa- 
zen Vereins bitten, den sehr würdigen Herren CoUegen Cap und 
Robin et unsre aufrichtige Erkenntlichkeit über ihren ausgezeichneten 
Beitrag zu melden, was denn noch zu einer andern Zeit direct von 
mir geschehen soll. 



Verisimziedtung, 243 

Von dem Herrn Ca p benachrichtigt, nehme ich mir die Freiheit 
Sie um Auszahlung der 140 Franken an die Ordre des Herrn Hof- 
buchhändler Hahn- in Hannover, den Verleger des Archivs etc. zu 
bitten, indem dieser den Auftrag hat, das empfangene Geld an die 
Herren Executoren der Stiftung und des Denkmals unser« verewigten 
Brandes zu senden oder sich darüber mit der Direction zu berechnen. 
Ich bin etc. Du Mdnil, 

Namens des Apotheker- Vereins in Norddeutschland. 



10) Wissenschaftliche Nachrichten. 



Berliner Academie der Wissenschaften. Sitzungen vom 
Juli und August. Hr. Rose trug eine von Hrn. Rammeisberg 
eingesandte Abhandlung über die Lithionsalze vor. Hr. Mitscher- 
lich machte Bemerkungen über die Asche der Hefe. Hr. Ehren- 
berg erwähnte, dass er in der Steinkohle noch zwei Formen mikros- 
copischer Süsswasserthiere gefunden. Hr. Weiss las über Tritoedrie 
in Kry Stallsystemen, und im Auftrage des Hrn. Karsten über den 
Martinisit, eine Art Salz; Hr. Link las eine 2te Abhandlung über das 
Anwachsen der Theile in den Pflanzen vor. Hr. G. Rose über die 
Veränderung des. specif. Gewichts der Porcellanmasse beim Brennen, 
ungeachtet des Schwindens. Hr. Magnus berichtete über eine Un- 
tersuchung des Hrn. Längs berg aus Christiania über Wärmeerschei- 
nungen. Hr. Rose las eine Untersuchung des Hrn. Heintz über 
die quantitative Bestimmung des Harnstoffes im Harn und die Zusam- 
mensetzung des salpetersauren Harnstoffes. Derselbe sprach über Queck- 
sitbersalze. (Berliner NachrichfeUf den 29. Septbr, 1845). B. . 

— Sitzungen im November. Hr. Dove legte eine Darstellung 
des Spectrums mit Frauenhoferschen Linien auf Daguerrischen Platten 
und empfindlichem Papier vor. Hr. Ehrenberg übergab die Be- 
schreibungen von 5 neuen Generibus und 129 Arten mikroscopischer 
Lebensformen in Portugal, Spanien, Südafrika, Indien, Japan, und 
Kurdistan, und berichtete über einen am 15. Mai 1830 in Malta gefalle- 
nen atmosphärischen Staub, dessen Gehalt an mikroscopischen Orga- 
nismen und Gleichheit mit dem des atlantischen Meeres bei den Inseln 
des grünen Vorgebirges. Auch legte er Berichte des Dr. H. Kar- 
sten über dessen botanische Forschungen in Venezuela vor. (Berl, 
Nachrichten vom Januar.) B. 

Piaris. Academie der Wissenschaften. Sitzungen vom 16. und 
•23. Juli. Hr. Bouchardat hat die Erfindung gemacht, das Kiehndi 
«wie die wesentlichen Oele des Kautschuk oder Erdpechs zu gebrau- 
chen, namentlich auch zur Verarbeitung des Kautschuk. Es wurden 
Daguerreotypbilder von einer solchen Ausdehnung vorgelegt, dass drei 
davon den ganzen Horizont enthalten. Die Camera muss dazu beson- 
ders eingerichtet sein. Hr. Boussignault gab briefliche Mitthei- 
lungen über die Fettbildungen. Schweine besitzen mehr Fett als sie 
mit den Nahrungsmitteln erhalten, und wenn man diese Nahrungsmittel 
mit etwas Fett versetzt, so geht die Fettzunahme desThieres überaus 
rasch vor sich und zwar in weit beträchtlicherem Grade, als das un- 
ter die Nahrung gemischte Fett dazu beitragen konnte. Eben so wer- 
den Hühner, die man mit Rei« mästet, unter den man ein wenig Butter 



144 Vetemsxeihmg. 

mischt y weit schneller feist und wahre Fettklanpen , deren Feit 
mit der cugemischten Butter ganz aosserVerhSltniss sieht, (BerUmseht 
Kachrichten.) B. 

— Academie der Wissensohaften. 'Sitzung TOm 35. August. 
Die Gabarre Loire hat ihre wissenschaftliche Expedition an derWest- 
kfiste von Afrika Yollendet und u,A. drei neue Gaano^Inseln, Seal in 
der False-Bay, Malaga in der Saidanha-Bay und Pater-No^ter in der 
St. Hetena-Bay mit nach der Abschätzung 10,000^ 48,000, und 20,000 
Tonnen Guano aufgefunden. Das Unwetter am 19. hat mehrere wis- 
senschaftliche Mittheilungen veranlasst. Man hat Zeugstücke und selbst 
ein schweres Brett 10 franz. Meilen von dem Ort der Zerstörung 
niederfallen sehen und zwar 2^ Stunden nach der Vernichtung der 
Fabriken. Dje Windhose scheint besonders die Gebftude, in welchen 
sich grosse Metallmasscn befanden, ergriffen zu haben, ein neonr. Fin- 
gerzeig fdr ihre elektrische Natur^ Die nach unten gekehrte Spitse 
hatte einen rdthlicben Schein. Ohne dass ein Brand .entstand, wurden 
die Steine so heiss, dass man sie nicht berfihren konnte, uud viele 
Eisenstficke sind wie von einem Brande zerstört. Hr. Ebelmen 
tibersandte künstlichen Bergkrystall von seiner Arbeit nnd hofft davon 
bedeutende Stücke liefern zu können. Hr. Arago meint, dass diese 
Erfindung zur künstlichen Zusammenstellung des Diamanten führen 
könne. Ein ArtilIerie*Capitain, Favö, trug aus seiner Geschichte der 
Feuerwaffen interessante Mittheilungen über das „griechische Fener^* 
vor, namentlich auch über dessen Gebrauch bei den Arabern im 13ten 
Jahrhundert. Das jetzige Schiesspulver kommt zuer8timl3ten Jahrhun- 
dert in den Ländern von Ungarn bis zum schwarzen Meere vor. Die 
Nachricht von der Erfindung des Pulvers durch B. Schwarte nennt 
Hr. Fave, eine Tradition. — Ein englischer Chemiker, Drayton,hat 
die Erfindung gemacht, Glas durch Niederschlag mit einer dünnen 
Silberschicht zu übergiessen, welche ausserordentlich glänzt. (Berli», 
Nachrichten.) B. 

— Verhandlungen der Academie der Wissenschaften. Sitzung 
vom 8. September. Hr. Ebelmen, welcher letzthin der Academie 
die künstlichen Bergkrystalle vorgelegt hatte, war von Hrn. Arago 
aufgemuntert worden, seine Arbeiten fortzusetzen, um von ^diesem 
Stoffe grössere durchsichtige Massen zu erlangen« Bei diesen Oper«- 
tionen nun ist Hr. Ebelmen auf ganz neue Besultate gekommen 
und hat namentlich kunstliche Aquamarine und durch ein wenig Creo- 
sotzusatz künstliche Calcedone erhalten. — Hr. Boussingauit hat 
neue Versuche mit der Davyschen Sicherheitslampe, deren Nutzen hsan 
in letzter Zeit vielfach bezweifeln wollte, gemacht und gefunden, dass 
diese Lampe oder Laterne ein sich um sie her entwickelndes böses 
lYetter etc. nicht enUünden kann. — Hr. Pouillet hielt einen V^- 
trUg über das Phänomen von Ronen, welches die beiden Fabrikcii 
zerstörte, und meinte, dass man dieses Meteor weder zu den Wui4« 
hosen noch zu den Blitzeracheinnngen rechnen könne ; es sei eine bis 
jetzt ganz unbekannte und unerhörte Erscheinung gewesen. ^JBtrltük 
Nachrichten.) B. ' 

11) Personalootizen und Ehreöbezeigungen. 

Se. KönigL Hoheit der Grossherzog von Hessen hat den Professor 
Dr. Just US Li e big in Giessen in den Freiherrnstand zu erheben 
geruhet* - — • 



Vereimxeiiung. 816 

12) Allgemeiner Anzeiger. 

Anzeige. 

In dem p ha rmaceuti seh -chemischen' Institute su Jena 
beginnt bald nach Ostern d. J., ein neuer Lehrcursus. Der 7. Bericht 
(im ArchiT der Pharm., März 1844) enthältdie Statuten dieses seit 1829 
bestehenden, mit unserer Universität verbundenen Lehrinstituts, dessen 
Wirksamkeit aus den pnblicirten Berichten bekannt ist. Die nunmehr 
iroltettdete Einrichtung^ der neuen Locale gestattet jetzt den Mitgliedern 
des Instituts, vornehinlich nach Beendigung des vollständigen einjahri- 
gen Lehrcursus die ausgedehnteste Uebung in den pharmaceutisch- 
nnd analystisch- chemischen Arbeiten und praktisch-pharmakognostiscben 
Stadien. Anfragen und Anmeldungen zur Th'eilnahme an dem Insti- 
tute sind mdglichst zeitig an den unterzeichneten Director desselben 
zu richten. 

Jena, im Jan. 1846. Dr. H. W a cke n r o d e r , 

Hofratb und Professor an der Universität Jena. 

Erinnerung an die Heiren Vereinsbeamten. 

Sowohl von den Herren Mitgliedern an die Herren Kreisdirectoren 
als von diesen an die Herren Vicedirectoren und das Directoriuni 
werden die Sendungen nach Anzeige und Bemerkung häufig unfrankirt 
gemacht. Schon früher ist der Wunsch ausgesprochen, dass die Sen- 
dungen sowohl von Seiten der Mitglieder an die Vereinsbeamten und 
von diesen an das Directoriura franco geschehen mögte. Dieses wird 
hre4urcb, mit Bitte uro gefällige Beachtung, in Erinnerung gebracht. 

Das Directoriura. 



Bitte fUr die Gehulfen - Unterstützungsanstalt. 

^ So erfreulich es auch dem Directorio sein musste^ dass seine Bitte 
SB die Herren Gehülfen um Beiträge zur Gehülfeni-Unterstütziingacasse 
nicht unbeachtet blieb, sondern im Gegentheil vielfache Beachtung ge- 
funden hat, so ist dieses dennoch bei weitem nicht von Seiten der 
Gehälfen aller Kreise geschehen. Das Directorium wiederholt daher 
seine Bitte den Herren Gehfilfen um gütige Unterstützung, so wie den 
Herren Vereinsbeamten um Fürsorge, dass dieser wichtige Gegenstand 
nicht wieder in Vergessenheit gerathe: denn Viele sind, die unserer 
Hülfe warten, und Menschenpflicht ist's auch der Armen zu gedenken I 

Das Directorium. 



Dankende Bescheinigung. 

AiM dem Kreise Coburg sind im Herbst 1845 folgende Gelder einr 
ffegangen : 4 Thir. 4| Sgr. zur Gehülfen-Unterstützungscasse. 10 Thir. 
für, Hrn. Apotheker Wirths. 1 Thir. 25 Sgr. zum Gehälfen ju bei- 
fette, für welche milden Beiträge den edeln Gebern bestens dankt 

das Directoriura. 
Danfe. 

Allen meinen geehrten Herren Collegen, welche mich durch ihr^ 
freundlichen Gaben, nach meinem am 6ten März c. inGßritz 9/O, statt 
gehabten Brande nnterstutzt haben, sage ich hierfür meinen tief ge- 
föhttesten Dank »und wünsche, dass Sie Gott vor ähnlichem Unglück 
bewahren wolle. 

Ga» a/0, den 6. Nov. 1845. Hildebrandt, Apotheken 



246 



Dank, 



Herr Apotheker Julius Post, jetzt zu Wildungen, künftiger In- 
haber der Uni versitäts- Apotheke in Göttingen, hat für die Geholfen- 
Unterstützungscasse einen Beitrag von 11 Thalem eingesandt, wofür 
ihm herzlich dankt Dr. L. F. Bley. 

Dringende Bitte an die Mitglieder des Kreises Saalfeld, 

Wiederholt eingegangene Klagen über unregelmäasige CirculatioD 
der Journale machen es mir zur Pflicht um die Abstellung dieser 
Unregelmässigkeiteu dringend zu bitten, damit mir dadurch die schoD 
mit manchen Opfern von meiner Seite Verknüpfte Leitung des Lese- 
zirkels nicht noch mehr erschwert werde. 

Saalfeld, im December 1845. £. F i sehe r, 

Kreisdirector. 

Apothekenverkauf, 

Eine im Herzogthume Sachsen mithin im Königlich Preussisehen 
Gebiete in einer lebhaften Stadt belegene Apotheke mit Realprivile- 
gium, ist mit ansehnlichem Hause und Garten sowie mit dem gesamm- 
ten bedeutenden Inventar und einem Absätze an reinen Medicinal- 
waaren von circa 2000 Thir. jährlich, wegen Familienverhältnisse für 
16,500 Thlr^ Forderung bei mindestens eirca 6000 ThIr. Anzahlung 
zu verkaufen und haben sich deshalb Reftectirende in portofreien 
Briefen an den Landschaftsrath Hallensleben in Sondershausen zu wenden. 



Lehrlingsgesuche. 

Zu kommenden Ostern suche ich einen Lehrling in meine Apotheke. 
Bremen. . H. A* Wilckens, 

Fur'die von mir Ostern zu übernehmende Universitats- Apothelte 
in Göttingen suche ich noch einen gut empfohlnen Lehrling. 

Frankirte Briefe erreichen mich bis Ende 'März an meinem jetzigen 
Wohnorte. 
Wildungen im Furstenthum Waldeck, 

den 28. Januar 1846. Jnlins Post, 

Apotheker. 

Berichtigung für das Septemberheß des Archivs von 1845. 

S. 376—378. 

Man lese: Berndth anstatt Bernöth, — 10 Linie Croalien an- 
statt Croatier. — Die Apotheken werden alle Jahr genau^ nicht aber 
alle 3 Jahr visitirt. — Die Prüfung ist streng, nicht aber^ sie soll streng 
sein. — Von der Königlichen nicht Kaiserlichen Stadthalterei. — 
Capitel nicht aber Hospital-Apotheke.^— Stadt Koprainiti nicht Kouranits. 
— Heinrich Berndth muss ausgelassen werden, und als EigenthümeV 
Ludwig Brotsky genannt werden, weil selber die Apotheke von mir 
gekauft hat. — Shikelanz nicht Thikelanz. — Theodor Todor nicht 
Todor. — Krapina nicht Koapina. — Gay nicht Zay. — Carl 
Ody nicht Odig. • — Goriaa nicht Sovisda. — Nagy nicht Nagg, — 
üstrodsky nicht Ostodshy. — Doihovich nicht Dokovich. — Shiketani 
flicht Schikelam. — Valentovich nicht Vallemeerich, — Stadt Kosfai» 
nieta nicht Kattanidsa, — Uubanii nicht Hubanijr, Birnälh, 



Vereinszeüung. 247 

Anzeige ßr Botaniker, 

Inhalt der 9ten Centurie: 

Die 9te Centurie des mycologischen Herbars (mit 31 neuen, noch 
nicht beschriebenen Formen) ist eben an die Sul}scribenten versandt 
worden und offeriren wir hiermit noch den Rest von circa 20 Exem- 
plaren von 5 Thaler Fr. Conr.den Liebhabern. Sie kann durch die 
Arnoldische Buchhändlunpf hier bezogen werden. Hiermit wollen wir 
auch zugleich einige Anfragen beantworten, dass nämlich die ganze 
Sammlung, also von der Isten bis incl. 9ten C^nt. wieder vollständig 
vorräthig ist und wer sich dieserhalb directan uns wendet, kann 
sie zu dem ermässigten Preise von 40^ThIr. Fr. Cour, sofort erhalten. 

Noch bemerken wir, dass die Sammlung ununterbrochen fortge- 
setzt wird und dass^in Kurzem die lOte Cent, erscheint, welche be- 
sonders viele seltene und neue Formen der Lombardei enthalten wird. 

801. Agaricus (Collybia) oreades Bolt. var, alnetorutn. Ag. al- 
netorum Lasch Mspt. Fileo subcarnoso campanulato molÜ, lamell. 
subliberis distantibus crassis ^Ibidis, stipit. longiusculo fistuloso carti- 
lagineo pulverulento-floccoso rufescente basi spadiceo albido- 
tomentoso. — Medium tenet inter Ag. oreadem et Ag. calopodem. Ad 
truncos Alni. — 802. Agaricus (Collybia) ramealis Bull.' — 803. 
Agaricus (Pleurotus) ringens Fr. ^ 804. Agaricus Rofulula Lasch, 
Mspt. — 805. Agaricus (Tricholoma) albus Schaeff. — 806. Aga^ 
ridus (CoWyhivi) perforans Hoffm. — 807. Agaricus (Omphalodia) 
pyxidatus Bull, forma pussilla! Conf. N. 310. — 808. Polyporus 
spongiosus (Fers.) Fr. — 809. Polyporus nidulans Fr. — 810. Po'^ 
lyporus hirsutus (Sehr ad.) Fr. — 811. Thelep^ora (Stereum) jti- 
biginosa Sehr ad. — 8l2. Cantharellus lutescens (Fers.) Fr. — 
813. Hydnum byssinum Sehr ad. — 814. Polyporus Medulla panis 
Fr. — 815. Spathuha ßavida Fers. p. crispa Ca. Clavula plana, 
atip. tereti non snicato (!) ad basin versus cavo. — 816. Geoglos^ 
sum rugosum Lasch. Mspt. — 817. Leocarpus calcareus Lk. — 
818. — Didymium herbarum Fr. — 819, Pkysa^um sinuosum Fr. — 
820. Dictydium umbilicatum Sehr ad. — 821. Cupularia leucocc^ 
phala Lk. ~ 822. Arcyria incarnaia Fers. — 823. Tremeüa inde" 
corata Sommer f. — 824. Cyphella muscicola Fr. — 825. Paiza 
malaiepkra Lasch. (üregaria adnata hemisphaerica extus opaca 
nuda marg. primum connivente dein recto subcrispulo discum planum 
gelatinosura pallidum recludente. — 826. Peuia puncliformis Fers. 
— 827. Feiiia nigripes Fers. — 828. Peiiia fructigena Bull. — 
829. Peaiia vesiculosa Bull. — 830. Typhula erylhropus Fr. — 
831. Sclerotium nervale (Alb. & Schw.) Fr. vdr, — 832. Sclerotium 
buUaium Dec. — 833. Sclerotium muscorum Fers. — 834. Erysibe 
commtmis Lk. m. Leguminosarum Lk. v, Lathyri, — 835. Erysibe 
Brayana Voigt. — 836. Erysibe torlilis (Corni) Lk. — 837. Ery^- 
sibe tridactyla (Wallr.) Rabenh. — 838. Sphaeria Allii nov. sp. 
Sph. herbarum affinis, crumpcns, libera, e globosa applanata, ostiol. 
verrucaeformi ; ascis clavatis ; spor. ovato-oblongis, flavescentibus, re- 
ticulatis. — 839. Sph. comata Tode. — 840. Sph, comala ß. capil- 
lata Fr. — 841. Sph. circumscripta Kze. — 842. Sph. Melogramma 
Fers. 843. Sph, herbarium var, c. 844. Sph, Doliolum Fers. — 
845. Sph, Coryli Batsch. — 846. SpK Asteroma Wallr. c. Yiolae 
Dec. ~ 847. Sph. Anemones (Dec.) Rabenh. Handb. L 189. — 
848. Sph. conglomerata W'allr. — 849v Sph, nervisequa Dec. — * 



248 Vereimzeüung. 

850. Sphaeria emperigonia A w d. M s p t. (Sphaeria emperichaetia A w d. 
olim.) — 851. Sphaeria picea Pers. — 852. Stegilla arundinacea 
(Fr.) Rabenh. Handb. I. 163. — 853. Rhylisma acerinum Fr. — 
854 Ascochyta Fragariae Lasch. Mspt. — 855. Aseochyla Lysi~ 
machiae Lasch. Mspt. — 856. Ascochyta Oreoselini Lasch. Mspt. 

— 857. Ascochyta Lychnidis Lasch. Mspt. — SbS. Ascochyta Dul^ 
camarae Lasch. Mspt. — 859. Ascochyta Convohuli Lib. — 860« 
Ascochyta Menyanthes Lasch. — 861. Ascochyta Atriplicis Lasch. 

— 86'2, Ascochyta Enphorbiae £ a s eh. — 863. Ascochyta Dianthi 
Lasch. — S^'^. Ascochyta? Hyosciami Lasch. Ascis laeviter 
ar^uatis! — 165. Leptostroma Loniceraecola Rabenh. Mspt. — 
866. Ectostroma Iberis nov. form. — 867. Depatea vagans Fr. var, 
Armoraciae, — 868 Depazea Paridicola Rabenh. Mspt. — 869. 
Depaiea Fragariaecola Wallr. — 870. Depa^ea vagans Fr. nar. 
Glfchomaticola Kr. — 871. Depazea Bidentis Lasch. — 872. 
Depazea Hieracii Lasch. — 873. Dothidea Potentillae Fr. — 
874. Syiygites melagöcarpus Ehrenbg. — 875. Excipula Hera- 
clei (Fr.) Rabenh. — 876. Isaria Eleutheratorum Nees b. 
racemosa Awd. — 877. Fusidium pyrtHum Cor da. — 878. 
Physoderma gibbosum Wallr. — 879. Hyphelia terrestris Fr. — 
880. Uymenula Georginae WaJIr. — 881. Sporotrichum fusco- 
album hk. — 882. Sporocadus Fiedleri Rabenh. Mspt. Dilf. sporis 
eUipticis oblongis triscptatis, septis iaete castaneis. — 883. Didymo^ 
spurium complanatum Nees. — 884. Dematium muscorum Schleich. 
^ 885. Puccinia Stellariae I) u b y. — 886. Puccinia Polygo^ 
nortim Schlecht, c. Convolvuli. — 887. Aecidium Phaseqlorum 
Wallr. — 888. a. Aecidium Convallariae ScKuinach. — 888. b. ilect- 
dium Convallariae Schumach. — 889. Aecidium Valerianae Ra- 
henh. — 89Ö. Aecidium Violae Schlecht. -^ 891. Aecidium Ad^ 
nunculacearum D e C. a. Ranunculi. — 892. Coniothecium loruloides 
•Cor da. — 893. Uredo longipes Lasch. Pedicello longissimo iusignis ! 

— 894. Uredo Valerianae DeC. — 895. Uredo apiculata Strauss. 
var. Astragali, — 896- Uredo Candida F er s. var. Tragopogonis. — 
-897. Uredo Candida Pers. b. Compositarum. var. Inulae. -^ 898. 

Uredo Candida Pers. a. Cruciferarum, var. Camelinae. — 899. Uredo 
Candida Pers. a. Cruciferarum, var. Nasturtii. — 900. RhiiQsporium 
Solani Rabenh. (Schorf krankheit, Kartoffelgrind, KartoffeJgnatz etc.} 
Sporis coloratis! — Append. Epidermidis cellulae luxuriantes! -r- 
Suppl. (N. 513.) Polyporus Schweinitzii Fr. — SuppL (N. 172.) 
Rhyiisma salicinum ¥ r. —Suppl. (N. 583.) Uredo^ scutellataVers. — 
Suppl. (IV. 178.) Erysibe^penicillata Lk. b. Caprifoliacearum — Suppl. 
(N. 669. sub Sph.) Polystigma Ulmi Fr. — Append. Polyporus 
Amboinensis Fr. Ad truncos Americae Leg. Leibold. — Append. 
Stereum fascialum Schwein. Ad truncos Americae septentr. leg. 
Leibold. 

Dresden, im Januar 1846. 

Dr. L. Rabenh erst. 



ARCHIV DER PHARHACIE. 



XGV. Bandes drittes Heft. 



Erste Jibiheilung, 

I. Physik, Chemie und praktische 

Pharmacle. 



Chemische PrfiftiDg eines Nierensteins; 



von 

Dr. L. F. Bley. 



Von einem Arzte wurde mir ein Nierenstein zur Unter- 
suchung übergeben, welcher von einem Manne von 40 — 50 
Jahren abgeworfen war, der seit längerer Zeit hin und 
wieder an Nierensteinbeschwerden litt, dagegen fast jähr- 
lich Karlsbad besuchte und übrigens eine kräftige Consti- 
tution besass. 

Das Gewicht des Steins betrug i,125 Gran Media 
Gewicht. Die Form desselben war cylinderförmig nach 
beiden Enden zugespitzt. Die äussere Seite erschien rauh, 
^von Farbe weissgelb, mit röthlichen Stellen. Auf dem 
Bruche bemerkte man mit blossen Augen mehrere Schich- 
ten von verschiedener Farbe, von weisslichgelber, guttigel- 
ber und rother Farbe. Den Kern bildete ein kleiner blut- 
rother Punct. Mittelst der Loupe bemerkte man auf der 
Durchschnittsfläche vier Schichten, deren äusserste sehr 
dünn und von weissgelber Farbe erschien, der zweite 
stärkere war schmutzig, dunkel citronengelb, ins guttigelbe 
neigend, die dritte schmutzig weisslichgelb, alle sehr locker, 
und von strahligem Ansehen, die vierte ein hellblutrother 
Punct, welcher den Kern bildete. Das Goncrement war 

Arch. d. Pharm. XCY. Bds. 3 Hft. 47 



250 Bley, 

nicht schwer zu zerreiben, und stellte ein gelbweisses 
Pulver der gestossenen Calmuswurzel ähnlich dar, in wel- 
chem unter der Loupe gelbe, rothe und weissliche Par- 
tikeln unterschieden wurden, die letzteren beiden erschie- 
nen mehr grobkörnig. 

Auf dem Platinbleche erhitzt, verkohlte der Stein 
unter schnell vorübergehendem, verbrennenden thierischen 
Stoffen ähnlichem Gerüche mit Hinterlassung von einer 
geringen Spur Asche. 

Zur chemischen Zerlegung ward das Pulver zuerst 
mit kaltem destillirtem Wasser geschüttelt, dasselbe hin- 
terliess nach dem Abdunsten einen weissgelblichen Rück- 
stand in Gestalt einer leichten locjceren Rinde, welche in 
die Flamme gebracht, wie verbrennendes Hörn roch, in 
Alkohol und Aether unlöslich war, in Wasser gelöst vom 
Kalkwasser wie Aetzsublimat in flockiger Gestalt gefällt 
wurde. Die Menge betrug etwa 0,0625 Gr. und ist als 
thierisches Eiweiss zu betrachten. Das getrocknete Pulver 
des Nierensteins ward mit Aether ausgezogen. Der Aus- 
zug hinterliess eine geringe Menge einer citronengelben 
fettigen Substanz, welche erhitzt mit fettartigem Gerüche 
verbrannte, anfangs dünn floss, auch in absolutem Alko- 
hol sich löste und beim Verbrennen nichts hinterliess. 
Die Consistenz und das Verhalten beim Verbrennen, liessen 
es als thierisches Fett und nicht als Harz ansehen. Der 
Steinrückstand ward mit absolutem Alcohol behandelt, der 
noch eine Spur derselben fettigen Substanz auszog, welche 
zusammen 0,025 Gr. betKigen mochte. Mit Salpetersäure 
Übergossen, erfolgte erst in einiger Zeit Einwirkung, sodann 
Aufbrausen und Schäumen, es blieb nichts ungelöst. 
Nachdem die saure Lösung mittelst Ammoniak abgestumpft 
war, bewirkte oxalsaures Ammoniak eine kaum bemerk- 
bare Trübung, nach vier und zwanzig Stunden hatte sich 
eine Spur eines Niederschlags gebildet; phosphorsaures 
Ammoniak bewirkte keine Trübung und Niederschlag, 
Silbersalpeter gab einen gelben Niederschlag, Aetzkali ent- 
wickelte beim Zusammenreiben mit einer Spur des Steins 
einen schwachen Ammoniakgeruch, der mit Salzsäure eine 



chemische Prüfung eines Nierensteins. SSI 

Nebelbildung zu Tage brachte. Salzsäure löste die Sab« 
stanz ebenfalls auf, ohne Hinterlassung eines Rückstandes. 
In der Lösung bewirkte Goldauflösung keinen Niederschlag 
noch Färbung, eben so nicht in der Salpetersäuren Lösung» 
die Lösung färbt thierische Haut nicht roth, sondern nur 
schwach gelb. Beim Zusatz von Ammoniak und Abdun- 
stung wurde unter Abscheidung erdigen Stoffes ein lösli- 
ches Salz erhalten. Aus der gänzlichen Auflösung in Salz^ 
säure ohne Abscheidung und dem Verhalten zur Goldlö- 
siing, so wie zur thierischen Haut liess sich die Abwesen* 
heit von Harnsäure, so wie Blasenoxyd folgern. Die Menge 
der phosphorsauren Ammoniak -Talkerde ward aus dem 
Niederschlage des phosphorsauren Silbers in der Salpeter- 
säurelösung bestinunt. Demnach war dieser Nierenstein 
zusammengesetzt aas: 

Kohlensaurer Talkerde mit Spuren koh- 
lensauren Kalkes 0,7500 

Phosphorsaurer Ammoniak-Talkerde. . . 0,2500 

Thierischem Fette 0,0625 

Thierischem Ei weiss 0,0625 

4.1250 
Dass bei also zusammengesetzten Concretionen der 

Gebrauch von Säuren mehr nützen werde, als der von 

alkalischen Wässern ist wohl anzunehmen? 

Chemische Ilntersuchung einer Testiitelabscess- 

flttssiglieit ; 

unternommen 
von 

Dr. L. F. Bley. 

Ein Oekonom hatte vor längeren Jahren durch einen 
Sturz mit dem Pferde Quetschung eines Testikels erlitten 
nach und nach hatte sieh eine Sackgeschwulst gebildet 
welche durch Operation ^ eröffnet wurde. Aus derselben 
war gegen ein Quart Flüssigkeit entleert worden, um deren 
Prüfung ich ersucht wurde. Dieselbe war klar, fast farblos 

17* 



252 ^ Bley, 

nur ein wenig ins Gelbliche neigend von fadem Gerüche, 
das spec. Gew. i,021, geröthetes Lackmus ward blau ge- 
färbt, Quecksilberchlorid gab weissen reichlich gelatinösen 
Niederschlag, bei Zusatz von mehreren Tropfen des Rea- 
gens zu einer halben Unze der serösen Flüssigkeit ge- 
stand diese plötzlich zu einer festen Gallerte, schwefeis. 
Kupferoxyd gab einen blau -grünen, stark gelatinösen 
Niederschlag, auch bei zuvoriger starker Verdünnung. 

Eisenchlorid gab orangefarbenen Niederschlag von 
gleicher Beschaffenheit wie beim Kupferoxyde. 

Platinchlorür starken gallertartigen Niederschlag. 

Salpeters. Silberoxyd gab einen Anfangs weisslichen, 
flockigen, dabei gallertartigen Niederschlag, der am Lichte 
sich violettroth förbte. 

Bariumchlorid gab Anfangs gering gelbwerdende Trü- 
bung, nach längerem Stehen Abscheidung einer geringer 
Menge eines weissen käsigen Niederschlags. Oxalsaures 
Ammoniak und Brechweinstein, auch Weinsäure blieben 
ohne Einwirkung. 

Gallustinctur gab gelblich grünen Niederschlag. 

46 Unzen der Flüssigkeit gaben beim Abdunsten und 
Austrocknen 800 Gran eines trocknen Rückstandes von 
Leimconsistenz und spröder Beschaffenheit. Aether nahm 
aus der Substanz eine kleine Menge, 2 Gran, eines gelb- 
lichen Fettes auf. ' 

Alkohol nahm nach anhaltender gelinder Digestion 
28 Gr. eines Salzgemenges auf, welches nach dem Ab- 
dunsten theils in federigen Krystallen, theils in Würfeln, 
theils in unbestimmter warzenförmiger Masse erhalten 
wurde, welche leicht zerfloss. Die federartigen Krystalle 
betragen 8,0 Gr. und bestanden in Salmiak, der sich durch 
Geschmack, Verflüchtigung, reizenden Dampf, Bildung von 
Nebeln beim Erhitzen und seinem Verhalten zu salpeter- 
saurem Silber zu erkennen gab. Die Würfelkrystalle, 
'18,0 Gr. betragend, bestanden aus Kochsalz mit Spuren 
von phosphorsaurem Natron. Kaligehalt ward weder durch 
Platinsolution, noch Weinsteinsäure angezeigt, salpetersaures 
iSilber.gab einen stark käsigen Niederschlag mit einem 



chemische Untersuchung einer Testikelabscessßüssiglceit 253 

grünen Scheine ins Gelbliche, die Flüssigkeit blieb ein 
wenig gelblich gefärbt. Die Menge des milchsauren Natrons 
(Kalk wurde nicht angezeigt) betrug %Q Gran. 

Die rückständige getrocknete Masse ward mit destil- 
lirtem Wasser anhaltend geschüttelt. Es blieb nach dem 
Filtriren und Abdunsten 6,4 Gr. einer gelblichen Masse zu- 
rück. Dieselbe wurde mit Weingeist behandelt, dieser 
liess beim Abdunsten 6,0 Gran einer gelbbräunlichen Masse 
zurück, welche getrocknet rothbräunlich einigermassen 
durchscheinend erschien und einen aromatischen Geruch 
ausstiess, wenn sie erwärmt wurde. Im Platinlöflfel erhitzt, 
schmolz der Stoff, blähte sehr stark auf, hinterliess eine 
voluminöse Kohle und endlich eine Spur einer Asche, die, 
mit Säure übergössen, etwas aufbrausete, und Spuren von 
kohlensaurem und phosphorsaurem Kalk wahrnehmen 
liess. 

Dieser StoflF ist als Osroazom anzusehen. Die von 
dem Weingeist zurückgebliebene Masse erschien nach dem 
Trocknen von gelblicher Farbe, durchscheinend, elastisch. 
üeber der Flamme erweichte sich die Masse, verbreitete 
einen stark stinkenden Geruch, wie verbranntes Hörn, die 
Dämpfe bläueten geröthetes Lackmuspapier, dessen mit 
Säure geröthete Farbe nach starkem Trocknen wieder 
blau erschien. Als dem Dampfe ein mit Salzsäure ange- 
feuchteter Glasstab genähert wurde, bildeten sich weisse 
Salmiaknebel. Im Rückstande blieb eine mit Säure auf- 
brausende weisse Asche, welche kohlens. und phosphor- 
sauren Kalk enthielt. Verdünnte Säuren : Salzsäure, Essig- 
und Salpetersäure löseten die Masse auf. Auch Natron 
und KalUauge zeigten lösende Wirkung, Säuren bewirkten 
keinen Niederschlag: die Substanz ist demnach als thie- 
rischer Leim anzusehen, dessen Menge 58,0 Gran betrug. 

Die in Wasser unlösliche Masse ward mit verdünnter 
Aetzkalilauge behandelt, welche eine helle Auflösung gab, 
und ausser nur kleinen Flöckchen, die nicht beachtet 
werden konnten, nichts zurückliess. 

Diese Substanz war gelblich - bräunlich, durchsichtig 
und spröde, ohne Geruch und Geschmack. 



254 Baumhauer, 

In der Flamme verbrannte selbige unter Ausstossong 
eines Geruchs, wie verbrennende Federn. In der kaiischen 
Lösung bewirkten Salzsäure, Salpetersäure, auch Essigsäure 
flockige Ausscheidungen. Nach dem ganzen Verhalten ist 
diese Masse als Eiweiss zu betrachten. 

Diesem nach hat nun die untersuchte Flüssigkeit fol- 
gende Zusammensetzung in 16 Unzen: 

Gelbes thierisches Fett . : 2,0 Gran 

Chlorammonium 8,0 — 

Gblomatrium mit Spuren von phos- 
phorsaurem Natron 18,0 — 

Milchsaures Natron 2,0 — 

Osmazom 6,0 — 

Leim 58,0 — 

Eiweiss 706,0 — 

Wasser. . . .' 6880,0 — 

7680,0 Gran. 

lieber den vennothlichen Ursprung der Meteor- 

steine, 

gefolgert durch eine Zei^liedening des in der Provinz 
Utrecht den 2. Juni 1843 gefallenen Meteorsteins-^^) 

(Aus dem Holl&ndischen niilgetheih von Dr. J oh. M filier 

in Emmerich.) 



Als ich vor ein paar Jahren ane Zergliederung des 
Meteorsteins bekannt machte, welcher am 22. Mai .4827 
in Sommer- Countys in den vereinigten Staaten gefallen war, 
erwartete ich nicht, dass wir kurze Zeit darauf Augenzeu- 
gen eines Falles von zwei dergleichen Steinen in der 
Nachbarschaft unserer Stadt werden sollten. Am 2. Juni 
1843 wurde nämlich sowohl zu Utrecht als auch in den 



••-^— "■*•• 



^) Aus der Untersuchung des Dr. von Baumhauer in dt Schein 
hundigt OnderioehinjieH gedaan in kel Luboralorium dir Uni' 
Ttrsitaet Utretht, 



über den vei*niuMichen Urspi^ung der Meteorsteine. 255 

umliegenden Dörfern auf einer Entfernung von 20 — 25 Ki- 
lometer von der Stadt eine sehr starke Explosion gehörti 
welche mit drei — vier Kanonenschüssen zu vergleichen 
war ; hierauf folgte ein anhaltendes Geräusch oder Gezisch, 
welches sämmtliche Zeugen für Musik, aus der Ferne ge- 
hört, hielten, andere aber dasselbe mit dem Geschrei und 
Gestöhn kleiner Kinder verglichen; Diejenigen, welche sich 
am nächsten bei dem Platze, wo der Stein fiel, befanden, 
hörten deutlich ein Gezisch gleich dem Heulen des Win- 
des oder den Tönen einer Aeolsharfe; es dauerte unge- 
fähr 2 — 3 Minuten und die Anwesenden bemerkten, dass 
das Gezisch sich von Westen nach Osten hinzog. Dass 
diese Erscheinung bei Allen einen grossen Schrjecken ver- 
ursdcbte, bedarf keiner Erwähnung. 

Zur selben Zeit bemerkte bei dem Dorfe Blaukapel, 
fünf Kilometer östlich der Stadt Utrecht, ein Bauernknecht» 
der mit seinem Wagen vom Lande zurückkehrte, dass ein 
schwerer Körper auf ein nahegelegenes Feld fiel, und eine 
Menge Erde zu einer sehr merklichen Höhe aufwarf. Der 
Bauer brachte zuerst seine Pferde in den Stall, kehrte 
alsdann zu diesem Platze zurück und fand allda eine 
trichterförmige OeflFnung, in welcher er einen schwarzen 
Stein fand, der kalt war. Zwischen dem Fallen und der 
Zurückkunft des Bauers, war ungefähr eine Viertelstunde 
verflossen. Der Stein hatte senkrecht eine Thonlage von 
einem Meter Dicke durchdrungen und befand sich auf ei- 
ner feuchten Sandlage, die aufgeworfene Erde hatte sich 
rund um die Oeffnung aufgehäuft. 

Drei Tage nachher fand man noch auf einer Entfer- 
nung von drei Kilometer bei dem Dörfchen Löwenholz 
einen schwar;zen Stein in einem Graben, dessen Fall man 
auch am Abend des 2. Juni wahrnahm; das Wasser war 
dabei zu einer beträchtlichen Höhe aufgeworfen worden. 
Die Explosion war auch zu Rotterdam und Leyden gehört 
worden, welche beide Städte in der Richtung liegen, von 
.welcher der Stein gekommen zu sein scheint. 

Der erste Stein wog 7, der zweite 2,7 Kilogramm; 



266 Baumhauer, 

beide Steine waren mit einer glanzlosen braun schwarzen 
Rinde umgeben, in welchen man hier und da Vertiefungen, 
gleich wie mit den Fingern gemacht, wahrnahm, in der Rinde 
bemerkte man auch hier und da kleine Ritzen. Die Form 
der beiden Steine ist ein unregelmässiges Vieleck mit ab- 
gerundeten Spitzen und Ecken. Die innere Structur des 
Steines hat viel Aehnliqhkeit mit den Steinen von Aigle, 
von Sommer-Countys und den meisten Meteorsteinen; auf 
der Bruchfläche ist er viel weisser als die bei Kleinwendle 
am 16. Septbr. 4843 und Erxleben den 43. April 4812 ge- 
fallenen. In der beinahe durchgängig weissen Masse findet 
man hier und da gelbe und schwarze Puncte, gleich metal- 
lischen Theilchen, die meist grau sind, jedoch einige eine 
hochpurpurartige Farbe haben. Die Theilchen des Steines 
haben untereinander einen lockern Zusammenhang, so dass 
sich kleine Stückchen zwischen den Fingern zu einem 
feinen Pulver z^reiben lassen. Wird der Stein in einem 
Achatmörser zu feinem Pulver zerrieben, so bleiben einige 
Körnchen zurück, welche einen Diaraeter von 0,25 bis 2"""» 
haben und sich nicht weiter zerreiben lassen, grössten- 
theils aber vom Magnete angezogen werden. Diejenigen 
aber, welche von dem Magnete nicht angezogen werden, 
haben meistens eine unregelmässige polyedrische Form 
mit abgerundeten Spitzen und besitzen eine graue Farbe. 

Ich will hier noch an einen Stein erinnern, welcher 
am 42. Juni 4840 in der Gemeinde üden in Nord-Brabant 
auf dem Platze, genannt Staartze, gefallen ist und in der 
Raritätensammlung der Provinzial - Gesellschaft in Nord- 
ßrabant aufbewahrt wird. Dieser Stein fiel Morgens zwi- 
schen 40 und 44 Uhr bei stillem hellem Wetter mit einem 
schweren Schlage, nachdein zuvor ein von Augenblick zu 
Augenblick zunehmendes Gezische vorhergegangen war 
und bildete auf dem Fusspfade, worauf er hinfiel, ein run- 
des Loch, um dessen Rand die aufgeworfene Erde aufge- 
häuft war. Der Stein war so heiss, dass man denselben 
kaum aufzunehmen im Stande war. 

Der Stein wiegt 0,74 Niederl. Pfund, hat eine unregel- 
mässige octaedrische Form und ist eine kleine Faust gross ; 



über den vermutlichen Ursprung der Meteorsteine, 257 

die schwarze Umgebung desselben ist ungefähr eine halbe 
Linie dick, während dieselbe bei dem Utrechtschen Steine 
nur eine viertel Linie dick ist. Die Bruchfläche ist grau- 
weisslich und hat ein krystalh'nisches Ansehen, er enthäh 
sehr wenig metallische Theilchen, jedoch viele weisse 
schimmernde Puncte. 

Durch Vermittlung des Herrn J. Moleschott habe 
ich von dem Hrn. Dr. Hermanns, Rector der lateinischen 
Schule zu Herzogen husch, welcher den Fall dieses Steines 
beschrieben hat, ein Stückchen von demselben empfangen. 

Bevor ich zur Untersuchung des Utrechtschen Steines 
übergehe, lasse ich zuerst etwas über den vermuthlichen 
Ursprung der Meteorsteine vorzüglich in Verbindung zu 
den andern Körpern unseres Sonnensystems vorausgehen, 
während ich zugleich in Bezug auf den Ursprung auf 
meine meteorologisch-chemische Dissertation verweise*). 

Um sich eine Vorstellung über den Ursprung der 
Meteorsteine machen zu können, muss man nach meiner 
Ansicht hinaufsteigen zu dem Ursprung unsers Sonnen- 
systems aus einem Nebelfleck, welche Meinung von der 
alten griechischen atomistischen Schule herrührt, und spä- 
ter durch Kant nach philosophischen Grundsätzen ver- 
theidigt wurde. Zu beinahe derselben Meinung ist später 
Herschel durch die Betrachtung der Nebelflecke ge- 
kommen, aus welcher derselbe ein neues Sonnensystem 
aufstellen zu können glaubte. La Place ist durch ma- 
thematische Berechnungen zu derselben Ansicht gekom- 
men und kürzlich hat der Professor G. J. Mulder den 
Ursprung unseres Sonnensystems aus dem Streben der 
Materie nach Harmonie bewiesen. 

Dieser Ansicht zufolge wäre im Anfange unsere Sonne 
ein Nebel gewesen, so wie wir gegenwärtig mehrere am 
Himmel sehen; dieser Nebel war eine Sammlung allein- 



^J Specimen Meleorologico-Chemicum de Orlu lapidum MeieoHcO" 
rum, annexis duorum lapidum analysibua chemicis, Traj, ad 
Khen, 1844. 



258 Baumhauer, 

steheiader Atome, allein um eine gemeinschaftliche Axe 
sich drehend, wodurch der ganze Nebel die Form einer 
abgeplatteten Kugel besass. Diese Atome waren bereits 
damals mit Kräften begabt, welche sie noch haben, und 
wahrscheinlich noch lange behalten. Die Kräfte konnten 
aber damals nicht wirken, es sei weil der gegenseitige 
Abstand der Atome zu gross war, oder es sei weil die 
Temperatur der Nebel zu niedrig war. Eine äussere Ur- 
sache ist nötbig gewesen, um diese schlummernden Kräfte 
aufzuwecken; welche dieselbe gewesen ist, darüber lässt 
sich mit einiger Wahrscheinlichkeit nichts sagen; genug, 
durch eine äussere Ursache konnte der Abstand zwischen 
zwei Atomen nur erniedrigt, oder ihre Temperatur einiger- 
massen erhöht werden. Die Kräfte einzelner Atome be- 
gannen zu wirken, und die Wirkung, welche aus densel- 
ben ausging, war hinreichend, um die schlummernden 
Kräfte aller Atome des Nebelflecks zu wecken und in 
Bewegung zu bringen, ebenso als wir wissen, dass die 
Vereinigung eines Atoms Sauerstoff mit einem Doppelatom 
Wasserstoff im Stande ist, eine grössere Masse Sauerstoff 
und Wasserstoff plötzlich in Wasser zu verändern. Durch 
die Anziehungskraft und die chemische Verwandtschaft 
haben die*Elemente sich untereinander vereinigt und ha- 
ben mehr und mehr zusammenhängende Moleciile und 
endlich Himmelskugeln gebildet; auf diese Weise entstand 
die Sonne, entstanden die Planeten; jedoch alle Materie 
wurde zu diesen nicht verbraucht: eine grosse Menge 
grössere und kleinere Körper, und selbst grosse und kleine 
Massen unverbundenerMaterie-Theilchen blieben noch übrig 
und drehen sich noch mit der ihnen eigenen ursprüngh'chen 
Bewegung rundum die allgemeine Axe, indem sie eine Störung 
in der Bewegung der grössern Körper hervorbrachten, ihr 
selbstständiges Bestehen aufhoben und solche zwangen, 
nun fortan als Trabanten oder als integrirender Theil mit 
ihnen das Sonnensystem zu durchwandeln, indem sie 
wahrscheinlich später durch andere störende Umstände 
entweder Trabanten oder integrirende Tbcile einer andern 
Himmelskugel werden sollten. 



über den vermuthlichen Ursprung der Meteorsleine, 259 

Traohüen wir aus dieser Einleitung den wahrschein- 
lichen Verband anzunehmen, welcher zwischen der Sonne, 
den Planeten, den Trabanten, Feuerkugeln, Meteorsteinen, 
fallenden Sternen, Nordlicht, Zodiakallicht und der Atmo- 
sphäre besteht. 

Wir sagten, auf welche Weise die ganze Masse Atome 
in Bewegung gebracht sein konnte, und auf welche Weise 
die Atome durch gegenseitige Anziehungskraft und che- 
mische Verwandtschaft sich zu grössern oder kleinem 
Gruppen vereinigen konnten. Durch diese chemische Ver- 
wandtschaft muss natürlich eine sehr grosse Hitze entstan- 
den sein, gross genug, um alle gebildeten Verbindungen 
in dunstPörmigen Zustand zu bringen. Dem Streben der 
Materie nach Harmonie, und der hieraus folgenden che« 
mischen Verbindung der Materie, welche noch stets fort- 
dauert, scheint unser Sonnensystem noch gegenwärtig die 
hohe Temperatur zu danken zu haben, obschon dieselbe, 
durch Ausstrahlen nach Aussen in den Weltraum bereits 
so sehr getheilt ist, dass die grösste Menge Materie aus 
dem dunstförmigen Zustande durch den flüssigen bereits 
in den festen übergegangen; aber noch stets hat die Aus- 
strahlung nach Aussen statt, die nur wenig durch die 
Wärme, welche andere Himmelskugeln auf unser Sonnen- 
system ausstrahlen, entschädigt zu werden scheint. Ein- 
mal soll die Materie durch ihr Streben nach Harmonie 
beiriedigt sein, und wenn keine andere Wärmequelle ent- 
steht, wird unser Sonnensystem, welches sonst Dunst war, 
wahrscheinlich ganz in den festen Zustand übergegangen 
sein. 

Finden wir noch in dem Sonnensystem eine auf un- 
serer Erde übriggobliebene noch unverbundene ursprüng- 
liche Materie? Diese Frage glaube ich mit Ja beantworten 
zu müssen. Was ist unsere Atmosphäre? ein- mechanisches 
Gemisch von Sauerstoff und Stickstoff ganz in unverbun- 
denem Zustande. Insofern wir dieses bei unserer Atmo- 
sphäre wahrnehmen, haben wir auch das Recht, dieses mit 
Wahrscheinlichkeit von der Atmosphäre der Sonne und 
andern Planeten vorauszusetzen. Aus d^n astronomischen 



260 Baumhauer, 

Beobachtangen geht doch hervor, dass alle Planeten und 
Trabanten (bei letztem ist es jedoch noch unsicher) von 
einer Atmosphäre umgeben sind ; was die kleinern Körper 
betrifft, werden wir später sehen, dass die meisten auch 
eine gewisse Menge unverbundene ursprüngliche Materie 
mit sich durch den Weltraum zu führen scheinen. 

Wir haben gesehen, wie die Sonne, die Planeten, 
Trabanten und die sie umgebende Atmosphäre vermutb- 
lich entstanden sind, und gehen nun zu den kleinern Kör- 
pern über. 

Von diesen kleinem Körpern sehen wir eine sehr 
grosse Menge, namentlich bei Nacht, wenn wir nicht durch 
das starke Sonnenlicht daran gehindert werden. Es scheint 
selbst, dass zuweilen, ihre Menge so gross gewesen ist, 
dass sie zu einer Art von Sonnenverfinsterang Anlass ge- 
geben haben, so wie wir solches in den Jahren 4406, 
4206, 4545 und 4706 aufgezeichnet finden und von den 
letzten Jahren gesagt wird, dass zwischen dem 23. und 
25. April während der 3 Tage das Sonnenlicht verdunkelt 
gewesen sei*). 

Diese Körper nennen wir Asteroiden oder fallende 
Sterne (Sternschnuppen); und zuweilen sieht man eine 
solche Menge fallen, dass man diese Erscheinung mit dem 
Namen Feuerregen benannt hatw Sehr bemerkenswerth 
ist es, dass man aus den Beobachtungen ersieht, wie solche 
in einigen Nächten und zwar jedes Jahr besonders in gros- 
ser Menge fallen, so namentlich am 42. und 43. November, 
40. und 44. August, 23. und 30. Juli, 45. und 23. October, 
zwischen dem 9. und 40. und 20. und 26. April, zwischen 
(jem 6 — 42. Decbr., in der letzten Nacht des Novbr. und 
den 2. und 3. Januar**). Zugleich hat A. Erman***) 
aus täglichen thermometrischen Beobachtungen zu schlies- 

*) Dr. Schnurr er, die Krankheiten des Menschengeschlechts, 

historisch und geographisch betrachtet. Th. I. u. IL Tub. 1825. 

^*) A. Quetelet, Nouveau catalogue des principales apparitions 

d'eioiles filanUs^ Bruxelles 1839 et 1841, 
««»)A. Erman, Astron. Nachr* T. XVIl. No. 385. Poggend« Annal. 
Th. XLVIIL p. 583* , 



über den vermuihlichen Ursprung der Meteorsteine. 261 

sen geglaubt, dass jährlich zwei Tage sich durch eine 
Temperaturverminderung unterscheiden ; diese Tage liegen 
zwischen dem 40. und 43. Mai und zwischen dem 7. und 
42. Februar und sind gerade ein halbes Jahr vom 40. 
August und 42. November entfernt. Er glaubte deshalb 
dass sich zwei Ringe von Asteroiden um die Sonne be- 
wegten, in welche Ringe die Erdejähriich zweimal kommt; 
die Verminderung der Temperatur schreibt er der Menge 
Asteroiden zu, welche zwischen die Sonne und die Erde 
kommend, einen Theil der Sonnenwärme zurückhalten. 
Diese Verminderung der Temperatur ist gleichwohl von 
Andern mit Recht andern Ursachen zugeschrieben worden, 
und zwar vor allem dem Schmelzen der Eisscholle^ und 
der Schneeberge in den Polarstrichen. 

Wir können dennoch aus der früher erwähnten Wie- 
derkehr der Asteroiden mit grosser Wahrscheinlichkeit 
schliessen, dass solche Ringe von Asteroiden sich um die 
Sonne bewegen, wie viel solcher Ringe von Asteroiden 
indess vorhanden sind, müssten lange Zeit fortgesetzte 
Beobachtungen lehren. 

Das Dasein solcher Ringe wird noch wahrscheinlicher 
gemacht durch eine andere Beobachtung, welche vorzüg- 
lich in den tropischen Gegenden wahrgenommen wird 
und Zodiakallicht genannt wird. Man sieht nämlich so- 
wohl in Osten nach der Abenddämmerung, als im Westen 
vor der Morgendämmerung ein weisses, zuweilen auch 
röthliches Licht, welches die Stärke der Milchstrasse und 
die Gestalt eines Dreiecks hat^ dessen Basis im Horizont 
und dessen Spitze in der Ekliptik zu liegen scheint. Dass 
die Form dieses Lichts nicht rund, sondern dreieckig zu- 
sein scheint, ist eine optische Erscheinung. 

Diese kleinen Körper, unter dcjp Namen fallender 
Sterne bekannt, scheinen in der Grösse sehr verschieden 
zu sein und ihr Abstand von der Erde ist auch sehr ver-: 
schieden. Sie scheinen alle, öfters auch allein aus einem 
Nebel unverbundener Materie zu bestehen ; das Licht, wel- 
ches sie bei ihrer Annäherung zur Erde aussenden, scheint 
bei den- meisten der chemischen Verbindung der sehr 



262 Baumhauer, 

zeribeiiten anoxydirten Theilchen mit dem Sauerstoff un- 
serer Atmosphäre zugeschrieben werden zn müssen, obschon 
einige ein. eigenes Licht haben müssen, da ihr Abstand 
von der Erde zu gross gefunden ist, um bei diesem Abstand 
noch atmosphärische Luft erwarten zu können. Viele die- 
ser fallenden Sterne sehen wir in unserer Atmosphäre 
verschwinden, ohne dass wir Steine aus denselben auf 
unsere Erde fallen sehen; diese scheinen grösstentheils 
aus nicht condensirter Materie zu bestehen, können aber 
dennoch eine andere Erscheinung sein, worüber wir spä- 
ter sprechen werden. 

Die grössern Asteroiden, und zwar diejenigen, welche 
einen festen Kern haben, und so nahe der Erde kommen, 
dass sie durch dieselbe angezogen werden und auf die- 
selbe fallen, nennen wir Aerolithen oder Meteorsteine; 
auch geben wir ihnen den Namen Feuerkugeln, insofern 
wir nur die Erscheinung sehen, während die Steine selbst 
nicht gefunden werden, da niemand sich durch Zufall auf 
der Stelle befindet, wo solche herunterfallen. Wir müssen 
hierbei noch bemerken, dass die Entfernung der Asteroiden 
von der Erde sehr verschieden ist, die Anziehungskraft der 
Erde ebenfalls sehr verschieden auf ihre Bahn wirken muss. 
Die Bahn einiger derselben scheint wahrscheinlich nur der- 
gestalt verändert zu werden, dass sie noch stets um die 
Sonne laufen, wiewohl in einer einigermassen veränderten 
Bahn, andere hingegen werden entweder eine elliptische, 
parabolische oder hyperbolische Bewegung um die Erde 
erhalten, und werden, nachdem sie ein-, zwei-, oder mehrere 
Male der Erde nahe gekommen sind, wodurch ihre Bahn 
aufs Neue verändert werden kann, endlich zur Erde fallen 
können. 

Sind die Meteorsteine und Feuerkugeln identisch mit 
den Asteroiden, und ist es bewiesen, dass in dem Erschei- 
nen der Ast^oiden einige Periodicität besteht, so muss 
auch einige Periodicität in dem Erscheinen der Feuerku- 
geln und im Fallen der Meteorsteine wahrgenommen wer- 
den. Um dieses zu untersuchen, habe ich eine chronolo- 
gische Tafel angefertigt, in welcher ich soviel als möglich 



über den vermnthltchen Ursprung der Meteorsteine. 263 

alle Meteorsteinfälle, so wie alle Erscheinangen von Feuer- 
kageln, welche wahrgenommen wurden, so wie auch die 
Erscheinungen, welche bei dem Falle von Meteorsteinen 
wahrgenommen wurden, aufgezeichnet, die Tage des Mo- 
nats und Jahrs bemerkt, so wie den Ort, wo sie gefallen 
oder wahrgenommen wurden. Wenn der Ort des Falles 
oder die Erscheinung nicht aufgezeichnet war, habe ich 
den Verfasser angeführt, aus dessen Werke solche über- 
nommen sind ; bei denen, bei welchen nur der Monat und 
nicht auch der Tag des Monats angegeben war, sind durch 
das Zeichen O bemerkt; bei denen hingegen, von denen 
gemeldet wurde, dass sie im Anfange, in der Mitte oder 
am Ende des Monats, ohne Anführung des Tages, gefallen 
waren, habe ich die Buchstaben I. M. und F. angeführt. 
Die Meteorsteinfälle, bei denen die Steine gefunden wur- 
den, sind durch das Zeichen + bemerkt, während mit 
dem Zeichen -H* diejenigen Meteorsleine und Feuerkugeln 
bezeichnet sind, bei deren Falle Feuerregen oder eine 
grosse Anzahl von Asteroiden gesehen wurden, endlich 
ist mit dem Zeichen | das zu ^gleicher Zeit wahrgenom- 
mene Nordlicht angedeutet. Die Ursache, warum die zwei 
letzten Zeichen nur bei sehr wenigen gefunden werden, 
ist nur dem Umstände zuzuschreiben, dass die genaue 
Aufzeichnung wahrgenommener Feuerregen und Nordlich- 
ter erst seit einigen Jahren ausgeführt wird. 

Bei der Anfertigung dieser Tafel habe ich die Ver- 
zeichnisse von Chladni *), von Hoff**), ebenso die von 
Arabern verfertigte und durch Fraehn***) ausgegeben, 
ferner das Verzeichniss der Meteorsteine und Feuerkugeln 



*)Chladni über Feuermeteore. 

**)v. Hoff, Po^rgendorlrs Annalen XVIII. p. 174, XXIV. p. i221, 
XXXIV. p. 339. 

*^*) Fraehn, Apparitions d'etoiles plantes signalees dans les aU" 
teurs Arabes, Insiitut de France^ Seci^ I, Scienc, Math.y Phys, 
et Natur, T. VL 1838. No. 252. p. 350. 



264 Baumhauer, 

von Känitz*), und das von Quetelet**), endlich das 
über gefallene Meteorsteine in den letzten Tagen des No- 
vembers und zwischen dem 46. und 48. Juli von Ca- 
pocci***) angefertigt. 

Ueberdiess habe ich so viel als möglich alle Erschei- 
nungen von Feuerkugeln und Meteorsteinen, hier und da 
in verschiedenen Monatsschriften angeführt, aufgenommen. 

Es ist sehr zu bedauern, dass die französische Aca- 
demie noch nicht das Verzeichniss über die Asteroicien, 
Feuerkugeln und Meteorsteine, welche vom siebenten Jahr- 
hundert vor Christus bis zum siebenzehnten Jahrhundert 
nach Christus in China wahrgenommen wurden, herausge- 
geben hat, die Ed. Biet aus den chinesischen Ännalen 
zusammengestellt und der französischen Academie den 34 . 
Jlärz 4841 vorgetragen hatf). Später hat E. Biot dieses 
Verzeichniss noch mit mehr als dreizehnhundert chinesischen 
Beobachtungen vermehrt, aufgezeichnet zwischen den Jah- 
ren 960 und 4275 nach Christus ff). Aus diesem Ver- 
zeichnisse Biot 's geht hervor, dass die grösste Menge 
Asteroiden, Feuerkugeln und Aerolithen zwischen dem 25. 
und 30. Juli, den 7. August auf den 42, den 43. auf den 
46. Novbr. und den 24. auf den 27. Oclober gesehen wor- 
den sind. / 



«)KäintK^ Lehrbuch der Meteorologie. ^Th. lU. p. 261-303. 

**)Quete]ety Cataloguedes princ» appar, d'etoiles fUantes. Brux, 
1839. 

***)Capocci9 Periodicität der ASrolithen. Poggendorffs Annalen. 
ErgEbd. 521* 

f) Comples Rendusy T, XII. p, 986. 

ff) Comples Rendus, T. XII L p. 204, 



über den vermutMichen Ursprung der Meteprsteine, 265 



Januar. 



1. 587. 

1. 1726. 

1. 1831. 

1. 1834. 
3. 1690. 

2. 1756. 
2. 1810. 
2. 1825. 
2. 1831. 

2. 1831. 

3. 1810. 

4. 1717. 
4. 1796. 
6. 1723. 

6. 1839. 

7. 1651. 

7. 1700. 

8. 1648. 
8. 1816. 

8, 1840. 

9. 1328. 
9. 1572. 
9. 1583. 

10. 1622. 

10. 1648. 

10. 1785, 

11. 1822. 

12. 1831. 
12. 1835. 

12. 1839. 

13. 1745. 
13. 1763. 



Quet. 1841. 54. 

Schlesien. 

Storkyro. 

Zeitz 

Jena 

Irland. 

Genf. 

Arezzo. 

Berlin, 

Bordeaux. 

Schweiz. 

Quesnoy. 

Weisskirchen . . . , 

Portugal. 

Mailand. 

Schweiz. 

Normandie. 

Neapel. 

Pesth. 

Schleswig. 

Mortahiah ...... 

Thorn 

Castrovillari .... 

Devonshire 

Glfickstadt. 

Valence. 

Cherbourg. 

Gumbinnen. 

Breslau. 

Parma 

Arnheim. 
Schweden. 



+ 



+ 



+ 
+ 
+ 
+ 



I 



13. 
13. 
13. 
13. 
14. 
15. 
15. 
. 15. 
16. 
17. 
18. 
18. 
20. 
21. 
23. 
24.' 
24. 
25. 
25. 
26. 
26. 
26. 
26. 
27. 
27. 
28. 
28. 
28. 
30. 
30. 
31. 
F. 



1793. 
1697. 
1824. 
1835. 
1822. 
1756. 
1763. 
1824. 
1825. 
1825. 
1818. 
1828. 
1661. 
1756. 
1835. 
1823. 
1825. 
1557. 
1822. 
1496. 
1721. 
1756. 
1761. 
1813. 
1814. 
1812. 
1818. 
1831. 
1810. 
1812. 
1697. 
1824. 



England. 

Siena 

Arenazzo 

Berlin. 
Eichsfeld. 
Milverton. 
England. 
Cento ......... 

Mal wate 

Bromberg. 

Sibirien. 

Gotha. 

Schweiz. 

England. 

Neu-Granada. 

England. 

Königsberg. 

Italien. 

Preussen. 

Cesena 

Schweiz. 

England. 

Wailoe. 

Brönn. 

Augsburg. 

Karlsruhe. 

Campbell Town. 

Gotha. 

Caswell ....... 

Louisville. 

Siena 

Boulogne i . 



+ 
+ 



+ 
+ 



+ 



+ 

+ 
+ 



Februar. 

1. 1722. Schweiz. 

1. 1805. Sachsen. 

3. 1814. Bachmut + 

3. 1819. Canterbnry. 

3. 1824. Görlitz. 

3. 1825. Nürnberg. 

4. 1726. Regensbnrg. 

Arch. d. Pharm. XCV. Bds. 3. Hfl. 



4. 1825. Cassel. 

6. 1643. Glarus. 

6. 1678. Frankfurt a. M. . 

6. 1818. England. 

6. 1822. Mähren. 

6. 1835.. Parma. 

6. 1839. Parma. 

18 



266 



Baumhauer, 



Februar. 



6. 1840. 

7. 1832. 
7. 1825. 

7. 1832. 

8. 1822. 
8. 1836. 

8. 1840. 

9. 1750. 
9. 1822. 

10. 1772. 

10. 1825. 

11. 1806. 

11. 1828. 

12. 1821. 

13. 1839. 

14. 1826. 

15. 1818. 
15. 1830. 
M. 1106. 
18. 1647. 
18. 1757. 



BrÖMel i 

Baiern. 
Cassel. 
Lauenburg. 
Neuhausen. 

Rivoli + 

Kopenhagen *i 

Schlesien + 

Leipzig. 
Werwickahire. 

Nanjemoy -f- 

Stockholm. 

New-York. 

Breslau. 

Missouri -(' 

La IMancha. 
Toulouse. 

Lauton + 

Quet. 1841. 53. 

Zwickau -f- 

Rouen. 



1. 1354. 
1. 1564. 
1. 1596. 
1. 1822. 

1. 1824. 

2. 1583. 
2. 1817. 

2. 1818. 

5. 1731. 

3. 1756. 

4. 1709. 

6. 1636. 

6. 1807. 

7. 1618. 

8. 1138. 
8. 1746. 
8. 1779. 
8. 1813. 



Italien. 

Brüssel '.+ 

Ferrara + 

Brunn. 
Berlin. 

Piemont -|- 

Gotbenburg. 
Atlant. Ocean. 
Upsala. 
Frankreich. 
Lima. 

Sagan .+ 

Genf. 
Paris. 

Mosul + 

Essex. 

Dep. de Ain. 

Brftnn + 



18. 1811. 
18. 1815. 

18. 1824. 

19. 1584. 
19. 1785. 
19. 1796. 

21. 1676. 

22. 1719. 

23. 1660. 
23. 1740. 

25. 1841. 

26. 1307. 
26. 1754. 

26. 1757. 

27. 1671. 
27. 1827. 
27. 1841. 

27. 1841. 

28. 1756. 
0. 1778. 



OlraütK. 

Ost-Indien + 

Irkutsk + 

Zürich. 

Eichstfidt -f- 

Portugal »f- 

Schweiz. 

Italien. 

Wittenberg. 

Toulon 4- 

Cherbourg S 

Quet. 1841. 53. 

England. 

Irland. 

Schwaben «f- 

Hindostan -f~ 

Parma ^ 

Commercy | 

Köln. 
Berlin. 



März, 



8. 1841. 

8. 1796. 

9. 1822. 
10. 1623. 

10. 1834. 

11. 1711. 

12. 1731. 
12. 1798. 
12. 1798. 

12. 1811. 

13. 1663. 
13. 1734. 

13. 1807. 

14. 1813. 
14. 1830. 

14. 1806. 

15. 1826. 
15. 1832. 



Pai'ma. 

Lausitz -f- 

Nord-Amerika. 
Zürich. 
Hirschberg. 
Schweiz. 

Halstead. -f- 

Salcs 4" 

Genf .+ 

Pultawa -(- 

MalmoS. 
London. 

Umochin + 

Citro 4- 

Freiburg. 

Alais + 

Lugano -f~ 

Berlin. 



über den vermutMichen Ursprung der Meteorsteine. 267 



M. 1814. 
16. 1013. 
18. 1817. 

18. 1842. 

19. 1719. 

20. 1706. 

21. 1813. 

21. 1841. 

22. 1491. 
22. 1835. 

22. 1841. 
32. 1841. 

23. 1816. 



M ä 

Finliind + 

Instit.No. 252. p. 350. 

Dep. daLotet(jaronne. 

Parma. 

England. 

England. 

Connecticut. 

St. Menehould S 

Crema <f|* 

Troizkosaffsk. 

Gruneberg i 

Parma S 

Oxford. 



Ap 

1. 1800. Essen. 

1. 1826. Saarbrücken + 

2. 1823. Mannheim. 

4. 1093. Quet. 1841. 31...*+ 

4. 1094. Quet. 1841. 31. . .♦-f 

4. 1640. Holland * 

5, 1800. Nord-Amerika. 

5. 1804. Glasgow + 

5. 1820, ind. Ocean 10» L. v. 
Antigua + 

6. 1039. Quet. 1841. 53. 
6. 1823. Berlin. 

8. 1664. Sachsen. 

8. 1676. Monte Pulciano. 

9. 1628. Hatford + 

9. 1692. Temeswar. 

9. 1809. Tours. 

9. 1822. Halberstadt. 

9. 1823. Potsdam. 
10. 1786. Irland. 

10. 1812. Toulouse + 

10. 1812. Perigeux. 

10. 1817. Böhmen. 

11, 1715» Garz -f 

11. 1780. Nottingham + 

11. 1844. Edinburg. 

12. 1750. Hamburg. 



r z. 

24. 1718. Lethy?.. 

24. 1841. Genf 

25. 1805. Doroninsk .... 

28. 1794. England. 

29. 1000. Quet. 1841. 30. 

29. 1728. Oberlausitz. 

30. 16.54. Fünen 

30. 1719. Niederland. 

30. 1818, Zaborzyca 

30. 1841. Genf. 

31. 1676. Italien. 
31. 1822. Leipzig. 

0. 590. Quet. 1841. 23. 



+ 



+ 

+ 



r i I. 

13. 1730. 

13. 1795. 

13. 1812. 

14. 1826 

15. 1804. 
17. 1621. 
17. 1688. 
17. 18171 

17. 1824. 

18. 1792. 

18. 1820. 

19. 1729. 
19. 1808. 
19. 1814. 
19. 1883. 
26. 1662. 
26. 1803. 

26. 1842. 

27. 925. 

27. 1817. 

28. 1540. 
28. 1821. 

28. 1840. 

29. 1756. 

29. 1763. 

30. 1762. 
30. 1815. 



Oberschlesien. 

Ceylon 

Erxleben 

Glasgow. 
Genf. 

Indien 

Heilbron. 

An dem Rhein. 

Ober-Kinneyl. 

Lima. 

Augsburg. 

Genf. 

Parmesanichea . 

Berlin. 

Nürnberg. 

Königsberg. 

Aigle 

Agram 

Arabien. 
Hessen. 

Limousin 

Leipzig. 

Parma. 

Nevington. 

Paris. 

Schweden. 

Florenz. 

18* 



+ 
+ 



+ 



+ 



4- 
+ 



268 



BwMfnhauer, 



2. 1823. 
2. 1840. 

4. 1759. 

5. 1819* 
7, 1744. 

7. 1839. 

8. 1746. 

8. 1829. 

9. 1827. 
10. 1760. 
10. 1815. 

10. 1820. 

11. 1649. 

12. 1776. 

12. 1825. 

13. 1841. 

14. 1824. 

15. 1811. 

16. 1821. 

16. 1841. 

17. 1561. 
17. 1710. 
17. 1791. 
17. 1806. 

17. 1821. 

18. 1680. 

19. 1552. 



M 

Embleton. 

Parma. 

Newfoandlaiid. 

Aberdeen. 

Oxford. 

Parma • 

Essex. 

Forsyth -f 

Drake-Creek% -|- 

Nord- Amerika. 

Worcester.'^ 

Andernach. 

Elsass. 

Mexico. 

Wiltshire + 

Brüssel. 

Irkutsk -f~ 

Paris. 

München. 

Montargis. 

Torgan -}- 

England. 

Toskana -{- 

Hantshire -f 

Deutschland. 

London -{- 

Schleusingen. 



J u 



1. 1785. 

2. 1729. 

2. 1843. 

3. 1739. 
3. 1822. 

3. 1842. 

4. 1808. 

4. 1828. 

5. 1722. 

6. 1839. 

7. 1706. 
7. 1750. 
9. 1822. 



Florenz. 
Schweiz. 
Blau-Kapel . . . 
Nord-Amerika. 

Angers 

Dep. Lozere. 
Dessau. 

Virginien 

ScheffÜar 

Frankreich. 

Larissa 

Norwich. 
Angers ,....,. 



+ 
+ 



+ 
+ 



a 1. 

19. 
19. 
19. 
20. 
20. 
21. 
21. 
22. 
22. 
22. 
22. 
22. 
22. 
23. 
26. 
26. 
27. 
27. 
28. 
29. 
30. 
31. 
31. 

0. 

0. 

0. 



n 1. 

9. 

9. 

9. 
12. 
12. 
13. 
13. 
13. 
14. 
15. 
16. 
17. 
t7. 



1684. 
1698. 
1826. 
1823. 
1833. 
1808. 
1827. 
1325. 
1680. 
1687. 
1808. 
1820. 
1827. 
1823. 
1379. 
1751. 
1580. 
1744. 
1677. 
1808. 
1728. 
1832. 
1840. 
1520. 
1737. 
1828. 



Annaberg. 

Waltring + 

Ekatarinoslaw + 

Ragusa. 

Chichester. 

Ferentino. 

Laitonstone. 

Florenz. 

Leipzig. 

Paris. 

Stannern + 

Oedenburg + 

Sommer-Conntys . . + 
Kiel. 

Minden -f- 

Hradschina -f- 

Nörten + 

London. 

Grossenhain + 

Kaap Spartet. 

Campo-Major. 

Riga. 

Parma ^ 

Aragon -f* 

Löwen * 

Tscheroi^ ...,.....+ 



1822. 

1824. 

1841. 

1840. 

1841. 

1819. 

1822. 

1835. 

1841. 

1821. 

1794. 

1809. 

1822. 



Mähren. 

Leipzig. 

Bagnoles. 

Uden. 

Chateau Renard . . . + 

Jonzac ^ 

Christiania. 
Königsberg. 
Frankreich. 

Juvenas + 

Siena .....+ 

St. Bart. 
Leipzig. 



über den ve^inuthlichen Ursprung der Meteorsteine. 269 



J u 

19. 1668. Vago + 

19. 1752. Nisraes. 

19. 1801. Halle. 

19. 1822. Hambarg. 

22. 1723. Plcskowitz + 

J u 

3. 1753. Tabor -f 

4. 1803. East-Norton -f 

4. 1841. Brüssel. 

6. 1839. Parma ♦ 

7. 1635. Calce + 

8. 1811 « Burgos 4" 

11. 1776. Oxford. 

12. 1820. Dünnaburg -f 

13. 1339. Schlesien -f 

13. 1496. Münchberg + 

13. 1738. Paris. 

13. 1797. Göttingen. 

14. 1801. Montgaillard. 
M. 1766. Alboreto. 

M. 1810. Shabad + 

16. 1029. instut.No. 252. p. 350+ 
16. 1750. P. A. Ergzd. 522. 

16. 1833. Tobolsk + 

17. 1566. Paris. 

17. 1666. P. A. Ergzd. 522. 

17. 1730. Neisse. 

17. 1761. P. A. Ergzd. 522, 

17. 1771. Frankreich. 

17. 1806. England. 

17. 1818. Nord-Amerika. 

17. 1835. Mailand. 

17. 1840. Mailand + 

17. 1841. Milaan + 

18. 1075. Instit. No. 252. p. 350. 
18. 1835. Aarhaii|s« 



3. 1773. England. 
3. 1814. Frankreich. 
3. 1818. Worthing. 
3. 1825. Meidüng. 



A u g 



n 1. 

29. 1528. Augsburg + 

29. 1832. Brest. 

30. 1186. Bergen. 

0. 1805. Constantinopel + 

19. 1686. Leipzig. 

20. 1820. Brunn. 

20. 1841. Genf f 

20. 1844. Giessen. 

21. 1805. London. 

21. 1826. Heidelberg. 

22. 1750. England. 

23. 1762. Brandenburg. 

24. 1790. Barbolan + 

24. 1819. Youngstown. 

26. 1249. Quedlinburg + 

26. 1581. Thüringen + 

28. 1798. England. 

28. 1822. Brunn. 

28. 1825. Cherson + 

28. 1825. Frankfurt a. M. 

29. 1773. Crespi. 

29. 1804. Frankfurt a. d. 0. 
29. 1808. Troston. 
29. 1809. Neumark. 
29. 1814. Genfersee. 

29. 1826. Florida. 

30. 1784. Prag. 

30. 1823. Leipzig. 

31. 1708. England. 

0. 1198. Quet. 1841. 54. 

0. 1755. Terra nova . . .+ 

0. 1803. Boulogne. 

0. 1811. Heidelberg. 

» 

u s t. 

3. 1826. Leipzig * 

3. 1826. Frankenstein. 

4. 1642. Woodbridge -f 

5. 1779. Pecking. 



270 



Baumhauer, 



A u g 

5. 1812. Chantonnay + 

5. 1818. Cbelenfort. 

5. 1842. Harrowgate. 

6. 1650. Dordrecht + 

6. 1819. Mähren * 

6. 1820. Ovelgönne + 

6. 1822. Paris. 
6.7.1843. Rheine. 

7. 1816. Ungarn. 
7. 1817. Augsburg. 

7. 1822. Mähren ♦ 

7. 1823, Nord -Amerika.... + 

7. 1840. Neapel. 

8. 1773. Nordhallerton. 
8. 1800. Nord-Amerika. 

8. 1826. Odensee * 

9. 1807. Nürnberg. 

9. 1823. Gingen * 

10. 1717. Schlesien. 

10. 1802. Quedlinburg. 

10. 1818. Smolensk -f 

10. 1831. Quel. 1841. 41 * 

10. 1833. Worcestershire * 

10. 1834. Brüssel. 

10. 1841. Ungarn -f-f 

11. 1353. Italien. 
11. 1822. Coblenz. 

11. 1826. Halle * 

12. 1823. Tübingen * 

12. 1824. In den Alpen « 

12. 1683. Leipzig. 

12. 1823. Tübingen * 

12. 1824. Toskana ♦ 

13. 1785. Frankfurt a. M. 
13. 1816. Schottland. 

13. 1819. Amherst? 

14. 1829. Gumbinnen « 

S e p t e 

1. 1093. Qaet. 1841. 53. 
1. 1649. Hamburg. 
J. 1787. Edinburg. 



u s t. 

14. 1829. Neu-Jersey -f-» 

15. 1683. Naumburg. 

15. 1732. SpingEeld + 

15. 1754. Holland. 
15. 1808. Wien. 
M. 1800. Halle. 
18. 1783. Schottland. 

18. 1841. Paris. 

19. 1804. Eckwarden. 

19. 1823. München. 

20. 1730. Ober-Lausitz. 
20. 1819. Rottweil. 
20. 1821. West-Indien. 
20. 1841. Corfu. 

22. 1685. Deutschland. 
22. 1723. Schlesien. 
22. 1822. Bromberg. 

22. 1825. Utrecht. 

23. 1729. Paris. 
23. 1812. Utrecht. 
23. 1822. PosdD. 
23. 1824. Mendosa? 
26. 1778. Sondrio. 
26. 1829. Parma. 
28. 1738. England. 
28. 1792. Peru? 
28. 1809. Parma. 

F. 1618. Steyermark ...... .-f 

F. 1787. Nord- Amerika. 
F. 1801. Dep. de Ain. 

0. 1647. Stolzenau + 

0. 1683. Deutschland. 
0. 1733. England. 

0. 1810. Mooresfort + 

0. 1826. Dep. du Lot et 

Garonne + 

0. 1827. Kuld-Schu + 

m b e r. 

1. 1822. Martinique. 

3. 1808. Lissa ... 1 + 

4. 1511. Crema + 



über den vermtäUiehifk Ursprung der Metearsieine. 274 



S e p t 

4* 1784. Prag. 

4. 1804. Tanbridge. 

4. 1826. Halle. 

5. 1814. Aachen + 

5* 6. 1818. Breteail, 

6. 1826. Halle. 

8. 1814. Augsburg. 
8. 1817. Richmond. 
8. 1821. Böhmen. 

8. 1841. Paris i* 

9. 1829. Krasnyi-Ugol -f 

9. 1831. Wessely. 

10. 1605. Schweiz. 
10. 1804. Weimar. 

10. 1813. Limerick + 

10. 1822. Carlsladt * .»+ 

10. 1825. Liancourt. 

10. 1839. Gent -f 

11. 1784. Nord-Italien. 

13. 1768. Lucca -f 

13. 1812. SegoviS. 

13. 1822. Epinal + 

13. 1824. St. Petersburg. 
13. 1826. Bordeaux. 

13. 1839. Parma. 

14. 1002. lostit No. 252. p. 350+ 

O c t 

i. 991. Mauritanien. 

i. 1304. Friedeburg + 

1. 1729. Schweden. 

i. 1736. England. 

1. 1787. Charkow.. + 

1. 1819. England. 

2. 1833. Hildburghausen. 

2. 1834. Köln. 

3. 1637. Frankreich. 

3. 1815. Chastigny + 

3. 1823. Königsberg. 

4. 1783. England. 

5. 970. Egypten. 

6. 1674. Glarui -f- 



e m b e r. 

14. 1818. England. 

14. 1825. Sandw. Eiland 

M. 1802. Schottland 

16. 925. Egypten. 
16. 1815. Göttingen. 
16. 1834. Klein-Wenden. 

18. 1829. Bohanieliz 

19. 1775. Rodach 

20. 1676. England. 
20. 1825. Hannover. 
22. 1465. Paris. 
22. 1798. Kent. 

22. 1803. Genf. 

23. 1806. Weimar 

23. 1818. Kitkel. 

24. 1825. Leipzig. 

25. 1641. Lausitz. 

26. 1829. Dusseldorf 

28. 1601. Hanau. 

28. 1806. Lindau. 

29. 1815. London. 
29. 1841. Bayonne . 

0. 1753. Lappland. 
0. 1792. Mainz. 
0. 1804. England. 
0. 1807. Fönen. 

ober. 

6. 1832. Berlin. 

6. 1839. Plaisance 

7. 1821. Sachsen. 

8. 1803. Saurette 

8. 1827. Knasti Knasti . 
8. 1841. Difon 

10. 1828. Turin. 

10. 1830. Krusenstem. 

11. 1577. Schweiz. 

11. 1750. Nicorps 

11. 1761. Chlamblan. 

11. 1765. Sussex. 

12. 1809. London. 
12. 1820. Orenburg. 



... *T* 



+ 

+ 
+ 



+ 



4- 
.+ 



272 


Baumhauer, 







c t b e r. 




13. 1838. Bokkeveld 


..+ 


22. 1725. Maryland. 




13. 1745. Boulo^e. 




22. 1825. Höxter. 




13. 1822. Ulm. 


..+ 


23. 585. Ouet. 1841. 22. . 


• • • A 


13. 1838. Tulbagh 


23. 1199. InsHt.No. 252. p. 


• • • • 

350. 


14. 1824. Berann 


..+ 


23. 1801. Colchester. 




16. 1729. Warschau. 




23. 1801. St. Edmund. 




17. 1788. Connecticut. 




23. 1805. Deutschland 


...H 


17. 1817. Aachen. 




24. 1819. Antwerpen. 




17. 1825. Prag. 




24. 1832. Grünewald. 




18. 1738. Avignon 


.+ 


25. 1770. Hesargard 


...+ 


18. 1814. Deutschland. 




26. 1766. England. 




19. 1825 Berlin. 




27. 1634. Charöllais 


. . . ^T* 


20. 1831. Höpsigheim. 




27. 1822. Berleburg. 




20. 1759. England. 




28. 1822. England. 




20. 1791. Cornwallis 


. + 


29. 1840. Brüssel. 




20. 1813. Schwaben. 




30. 1821. Marienwerder. 




20. 1824. Sterli tamarsk?.. 


..+ 


31. 1779. Virginien. 




21. 1805. Schweidnttz. 




31. 1818. Mehadia. 




22. 1352. Italien. 




0. 1736. Schlesien. 




N 


V e 


m b e r. 




1. 1839. Rüssiand. 




11. 1808. England. 




2. 1799. Pocklinglon. 




11. 1822. Freiberg. 




3. 1761. Whitby. 




12. 1761. Seurre. 




4. 1749. Atlant. Ocean. 




12. 1791. Göttingen. 




4. 1733. Frankreich. 




12. 1799. England. 




4. 1825. Halle. 




12. 1820. Russland 


...+ 


5. 1814. Ost-Indien 


••+ 


12. 1822. Potsdam 


« 


5. 1825. Merseburg. 


12. 1832. Deutschland . . . 


• • • • 

« 

• . . . 


6. 1548. Thüringen 


..+ 


12. 1833. Deutschland . . . 


• 
. . . • 


6. 1839. Parma 


...i 


12. 1837. Quet. 1839. 51. 




6. 1841. Parma 


...i 


13. 1684. Gottesgabe. 




6.7.1827. Teneriifa. 




13. 1803. London. 




7. 1492. Ober-Elsass .... 


..+ 


13. 1818. Gosport. 




7. 1799. Mexico. 




. 13. 1819. Haiti. 




8. 1813. Woodfort 


« 


13. 1831. Bruneck 


» 


^i^ ■ ^^ ^m rfh ^^ ■ W V ^^ ^^ %K A ^^ •»• • ■ V •BW 

9. 1771. Vdringen. 
9. 1814. Moskau. 


• • • 


13 1834. Nord- Amerika. . 


• • • • 

. . . .* 




^LV# ^^^\ß^K% Al^rAvB >^*»*^y* «»m^^ • « 

13. 1835. Nord- Amerika.. 


. . * . 


9. 1823. Prag. 




13. 1835. Dep. de Ain . . . 


...+ 


9. 1825. Pils. 




13. 1838. Quet. 1839. 54. 


• 

• * . • 


10. 1813. Sunderland. 




14. 1819. Böhmen. 




10. 1839. Parma. 




14. 1824. Mains. 





über den vermuthlichen Ursprung der Meteorsteine. 873 



Novemben 



14. 1825. Leith. 

15. 1812. Karlwuhe « 

15. 1822. Apenrade. 

16. 1803. Genf. 

16. 1824. Bonn. 

17. 1623. Deutschland. 
17« 1684. Bretagne. 

17. 1773. Siena + 

17. 1818. Gosport * 

18. 1465. Paris. 

18. 1819. England. 

19. 1764. Paris. 
19. 1817. Rochelle. 
19. 1822. Valparaiso. 

19. 1829. Prag.... + 

19. 1832. England. 

20. 1768. Maurkarihen + 

20. 1798. England. 

20. 1833. Presburg. 

21. 1819. Nord- Amerika. 

22. 1811. Neu-Orleans. 

23. .1810. Orleans + 



24. 1742. Nord-Amerika. 

25. 1577. Italien. 
25. 1729. Toskana. 

25. 1833. Blansko + 

26. 1758. England. 

26. 1831. Sögel. 

27. 1755. Schweden. 

27. 1823. P. A. Ergzd. 6* 21. 

27. 1824. Beraun. 
37. 1824. Erlangen. 

28. 1810. Cerigo + 

28. 1821. Neapel. 

29. 1637. Mons Vassonum ...-{" 
29. 1809. München. 

29. 1820. Neapel. 

29. 1831. Hildburghausen. 

29. 1839. Neapel + 

30. 1821. Deiitzscb. 

30. 1834. P. A. Ergzd. 5. 21. 
0. 1737. Nord- Amerika. 
0. 1780. Neu-Spanien. 
0. 1822. Futtehporo + 



December. 



J. 1642. Ungarn -f- 

1. 1821. Leipzig. 

1. 1825. Berlin. 

2. 1739. England. 
2. 1804. Finnland. 
2. 1814. London. 

2. 1821. Sachsen. 

3. 1821. Weimar. 

4. 1728. Nürnberg. 

4. 1821. Görlitz. 

5. 1787. England. 
5. 1762. England. 

5. 1842. Epinal. 

6. 1823. Aachen. 

8. 1733. Dorsetshire. 
8. 1817. England. 

8. 1831. Bath. 

9. 1734. Regensbiirg. 



9. 1820. Tumea. 
10. 1824. Maus. 

10. 1825. Halle. 

11. 1741. England. 
11. 1821. England. 

11. 1836. Brasilien -f. 

12. 1642. Ofen. 

12. 1830. Heiligenstadt *i 

13. 1795. Woodcottage -f» 

13. 1798. Krakhut + 

13. 1803. Ekaterinenburg. 

13. 1803. Mästing + 

13. 1813. Lontalax + 

13. 1823. Belley. 

14. 1807. Connecticut -{^ 

14. 1830. Warschau { 

15. 1586. Verden + 

15. 1824* Magdeburg« 



274 



Baumhauer, 



16. 1742. 

16. 1803. 

17. 1680. 

17. 18Ö4. 

18. 1818. 
18. 1821. 

18. 1825. 

19. 1798. 

19. 1832. 

20. 1816. 

21. 1816. 
21. 1818. 

21. 1822. 

22. 1758. 
22. 1806. 
22. 1816. 
24. 1560. 



D e 

London. 

Schwarzenberg« 

Kurland. 

Neuhaas 

Halle. 
Neapel. 

Frankfurt a. M. 
Bengalen. 

England 

Ungarn. 

Ungarn. 

Fünen. 

Brunn. 

Colchester. 

England. 

Nikolfiburg. 

Liilabonne 



c e m b e r. 

24. 1821. 

25. 1704. 

25. 1752. 
+ 25. 1821. 

26. 1821. 

27. 1762. 

28. 1821. 

29. 1808. 
29. 1809. 

29. 1840. 

30. 1810. 

30. 1832. 

31. 1826. 
0. 584. 
0. 856. 
0. 1682. 

.+ 0. 1831. 



Deutschland •)- 

Barcelona. 

Glasgow. 

Ober-Lausits. 

Weimar. 

Schweden. 

Augsburg. 

Bern. 

Hünchen. 

Russland i 

Grönland. 

Bonn. 

Im Lippeschen. 

Quet. 1841. 22....+ 

Soweida. 

Rochlitz. 

Mähren .4" 



Werfen wir einen Blick auf die hier vorstehende Ta- 
belle, so sehen wir sogleich, dass nur die zwei Monate 
August und November durch eine grössere Zahl Beobach- 
tungen sich auszeichnen, so wie auch, doch weniger. dar 
Monat Juli, denn die scheinbar grössere Zahl von Beob- 
achtungen, welche wir in den Monaten October, DQcember, 
Januar und Februar finden, ist nur den längeren Nächten 
in den nördlich liegenden Ländern zuzuschreiben, wo doch 
beinahe ausschliesslich diese Beobachtungen vorgefallen 
und aufgezeichnet wurden. 

Wir sehen zugleich aus dieser Tabelle, dass sich 
dnige Tage durch eine grössere Zahl Beobachtungen hin- 
sichtlich der Feuerkugeln und Meteorsteine auszeichnen, 
jedoch noch mehr gehet dieses aus der beifolgenden 
kleineren Tafel hervor, in welcher ich nur die Zsdil der 
Beobachtungen für jeden Tag angegeben habe: 



üÄer dm vermutMtchea Ursprung der Sfeteorsteüte. S7Ö 





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10. 




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3 








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11. 




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12. 




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1 


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3 
















13. 






3 


3 


1 


3 






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14. 




1 


3 


1 


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3 










15. 




3 


3 


1 


1 


1 


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1 












1 










16. 






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17. 








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10 














18. 




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19. 




3 


1 




4 


4 






1 










30. 










2 








3 










91. 




1 


3 




2 


















33. 




1 


4 




6 


1 






3 










25. 




3 


1 




1 








3 










34. 
35 




1 


3 
1 


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1 










26. 




3 




3 


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37. 




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1 


3 


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3 


2 


1 


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31. 






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1 




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4 


1 


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65 


55 


63 


53 


53 


35 


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eine g^ssere Anzahl Meteorsteine und Feuerkugeln aoa- 
zeichnen, folgende sind: 12 und 13. November, 10. Angust, 
und 10. April, 13 December, 27, 28, 29. November und 
4 und 2. Janaar und dass dieselben nach Que tele t durch 
die grössere Menge Asteroiden bekannt sind und überdiess 
noch der 17. Juli, welcher Tag wegen der grossen Menge 
wahrgenommener Feuerkugeln und Meteorsteine die Auf- 
merksamkeit deijeiiigeii, welche ^h mit der Beobachtung 



876 Baumhauer, 

der Asteroiden beschäftigen, wohl verdient; die Periodici- 
tät von Feuerkugeln und Meteorsteinen zwischen dem 46. 
und 18. Juli und in den letzten Tagen des Novembers war 
bereits durch Capocci aufgezeichnet. 

Wie viel Werth jedoch der Periodicität sowohl der 
Asteroiden als der Feuerkugeln und Meteorsteine zuge- 
schrieben werden muss, dürften die Beobachtungen und 
Aufzeichnungen, lange Zeit sorgfältig fortgesetzt, lehren. 

So wie wir bereits bemerkten, kommen nicht allein 
feste Körper, sondern auch Nebel von noch nicht conden- 
sirter Materie in unserer Atmosphäre vor; insofern wir 
weiter aus der chemischen Zusammensetzung sowohl der 
Meteorsteine als auch de;r Massen Meteoreisen, die auf 
dieselbe Weise als die Meteorsteine auf unsern Erdball 
fallen, auf die chemische Zusammensetzung der Nebel 
nicht condensirter Materie schliessen müssen, so ist es 
möglich, dass ebenso wie die Meteorsteine grösstentheils 
aus Magneteisen und 'Nickel und die Meteoreisenmassen 
beinahe fast ganz aus diesen Körpern bestehen, ebenso 
auch die Meteornebel eine grosse Menge dieser magneti- 
schen Metalle enthalten. 

Was muss geschehen, wenn ein solcher Nebel, beste- 
hend aus einer ansehnlichen Menge magnetischer Theile, 
sich unserer Erde, welche wir als einen grossen Magnet 
kennen, nähert? Die Theilchen werden natürlich durch 
die Pole von dem Magnet angezogen und daselbst in die 
Atmosphäre kommend, werden die fein zertheilten nicht 
oxydirten Theile unter Erscheinungen von Licht und Wärme 
oxydirt und eine Erscheinung hervorbringen, welche wir 
unter dem Namen von Nordlicht kennen, aber auch mit 
demselben Recht Südlicht genannt werden könnte, da 
man dasselbe ebenso am Südpole wahrnimmt. Zu dieser 
Erscheinung können noch mitwirken die Materientheilchen 
der fallenden Sterne, die, wie wir gesehen haben, in un- 
serer Atmosphäre verschwinden und zugleich die grossen 
Nebel, von denen die Feuerkugeln und Meteorsteine bei 
dem Anfange ihrer Erscheinung umgeben sind, und von 
denen wir keine Spur l]|^i dem Falle der Sterne verspü« 



über den vermuthlichm Ursprung der Meteorsteine. 277 

ren. Dieser fein zertheilte Stoff kann, in die Sphäre der 
Anziehung der magnetischen Pole kommend, zum Erscheir 
nen des Nordh'chts mitwirken, denn die Beobachtungen 
der Reisendjen in den Polargegenden haben genugsam 
gelehrt, dass der Sitz des Nordlichts nicht in den eigent^ 
liehen Erdpolen liegt, sondeiin in den magnetischen Polen 
der Erde. 

Dass die Annahme von der Gegenwart metallischer 
Theilchen in den höhern Regionen unserer Atmosphäre 
nicht ungegründet ist, beweisen einige Beobachtungen. 
Mehre Male sind Hagelschläge wahrgenommen, wo die Ha- 
gelkörner Metallkerne besassen, und ich glaube, dass man 
dieselben öfterer finden würde, wenn n)an die Hagelkör- 
ner mehr untersuchte. So z. B. hat Eversmann in Ha- 
gelkörnern, die bei Sterlitamack in der Provinz Oren- 
burg in Russland gefallen sind, stumpfwinklichte Octaeder 
von Schwefeleisen gefunden, in welchen nach Hermann 
90 J Eisen enthalten waren*). Ebenso sind in der Provinz 
Majo in Spanien am 21. Juni 4821 Hagelkörner mit Metall- 
körnern gefallen, in welchen Pictet durch Anwendung 
von blausaurem Kali die Gegenwart von Eisen nachwies**). 
Jedoch vor allem ist der Erwähnung werth, dass der 26. 
August 1834 zu Padua Hagelkörner mit Kernen von asch- 
grauer Farbe gefallen sind. Diese durch C o z a r i ***) unter- 
suchte Kerne bestanden aus grössern und kleinern Köm- 
chen, von welchen die grössern durch den Magnet angezogen 
wurden und welche nach Cozari aus Eisen und Nickel 
bestanden. An der Identität derselben mit der Masse der Ae- 
rolithen wird wohl niemand zweifeln. Es wäre daher sehr 
wünschenswerth, zur Prüfung dieser Theorie den Ursprung 
der Nordlichter, den Boden der Polgegenden auf Nickel 
zu untersuchen, da dieses Metall auf der Oberfläche nicht 



♦) Gilb. Annal. LXXVI. p. 340. 
««) Gilb. Annal. LXXn. p. 436. 
^^^) D. L. Cozari, Anwdi delle Science del Regno Lomh.y Venelo^ 

Novembris Decemhris iSU in New Edinb. Phil. Journ. N. XXXVII. 

p. 83» * 



278 Baumhauer, 

fein zertheili vorkommt und kann daher frei vorkommend 
als ein sicheres Kennzeichen der Anwesenheit von Meteor* 
Stoff angesehen werden. 

Diese Vermuthung in Betreff des Ursprungs des Nord- 
lichtes wird noch erhöhet durch die Beobachtungen von 
Colla, Wartmann und Quetelet*), welche auffuhren, 
dass die Zeit, wo die meisten Nordlichter vorkommen^ mit 
der Zeit übereinkommt, in welcher die meisten Asteroiden 
wahrgenommen' werden. Ueberdiess hat Ritter**) eine 
Periodicität in der Erscheinung der Nordlichter bestimmen 
zu können geglaubt, welche übereinkommt mit der Perio- 
dicität des Falles der Meteorsteine. Zu bedauern ist es 
aber, dass er diese Periodicität in den Jahren, welche sich 
durch eine grössere «Menge Meteorsteinfälle und Erscheinen 
von Nordlicht auszeichnen, gesucht hat, und nicht in den 
besondern Tagen***). 

Hiermit hoffe ich einigermaassen die Verbindung an- 
gezeigt zu haben, welche zwischen den verschiedenen 
Körpern und Erscheinungen, die zu unserm Sonnensystem 
gehören, zu bestehen scheint, weit davon entfernt, dadurch 
zu beweisen, als müsse das oben Gesagte als ausgemacht 
angenommen werden, vor allem was das Nordlicht betrifft, 
indem durch diese Theorie alle Erscheinungen dazu noch 
nicht genügend ausgelegt werden können, z. B. die Rich- 
tung des Nordlichtes in dem magnetischen Meridian, das 
Vorkommen desselben an den zwei nördlichen kalten Po- 
len (Pole der isothermischen Linien), von welchen nur der 
eine magnetisch ist, u. s. w. Spätere Untersuchungen werden 
die Richtigkeit oder Unrichtigkeit dieser Theorie beweisen, 
das hier Erwähnte ist nur ein Versuch, so viel als möglich 
in ein grosses Chaos einige Ordnung zu bringen. 

• 

♦) Institut de France. 1841. N. 399. 
*») Gilb. Annal. XV. p. 206 u. XVI. p. 231. 
***) Ueber Nordlichter^ Mairan, Tratte de Vaurore bcreaU. Pari$ 
1764, 2. edit. Gehle rs phys. Wörterbuch p. 113, Ar gel an- 
der, Aufforderung an Freunde der Astronomie in N. C* Schu- 
macher« Jahrbuch für 1844. p. 432. 



ü6er den vermuthlichm Ursprung der Meteorsieme^ 279 

Wir wollen nun noch versuchen, aus diesem vermuth- 
Hchen Ursprung der Meteorsteine soviel als möglich, die 
Erscheinungen, welche mit ihrem Falle begleitet sind, zu 
erklären. 

Da ein solcher Fall sehr unerwartet eintritt, so ist es 
natürlich, dass der Anfang einer solchen Erscheinung sel- 
ten wahrgenommen wird; in den Fällen, in welchen man 
durch Zufall den Beginn der Erscheinung gesehen hat, 
nahm man einen kleinen hellen Punct oder meistentheils 
einen leuchtenden Nebel, zuweilen auch einen leuchtenden 
Punct, umgeben durch ebenfalls leuchtende Streifen wahr. 
Die Höhe dieses Punctes konnte man beinahe nie bestim- 
men, weil die Erscheinung so unerwartet kommt, und fer- 
ner, weil Körper, welche sich so schnell bewegen, durch 
keine Instrumente beobachtet werden können. Die einzige 
Weise, wodurch man die Höhe eines solchen Punctes be- 
stimmen könnte, wäre die, dass zwei Beobachter auf weit 
von einander entfernten Orten sich befindend, gleichzeitig 
die Erscheinung wahrnehmen und gerade die Stelle des 
Himmels bemerken, auf welcher sie in dem Augenblicke 
den Körper sahen. Bessel hat in dieser Bestimmung 
eine grosse Verbesserung vorgeschlagen, und Fei dt hat 
durch diese Methode durch die Beobachtungen der Aste- 
roiden die Entfernung zxl unserer Erde bestimmt und 
gefunden, dass dieselbe zwischen 2 und 33 geographischen 
Meilen schwankt und zugleich angezeigt, dass hingegen 
Brandes und Benzenberg aus ihren Beobachtungen 
gefolgert hatten, dass namentlich einige Asteroiden bei 
ihrer Ankunft näher bei der Erde sind, als im Augenblicke 
wo sie verschwinden, ungegründet sei. Dieselbe Höhe ist 
auch für die Feuerkugeln und Meteorsteine im Anfange 
ihrer Erscheinung wahrgenommen worden. 

Die Bahn der Feuerkugeln ist im Anfange stets ein 
wenig nach der Erde gerichtet, zuweilen scheint dieselbe 
auch gleichweit von der Erdoberfläche; die Bewegung 
ist sehr schnell, so dass man zuweilen eine Feuerkugel 
in wenigen Minuten über ganz Europa fliegen sah. Man 
hat zuweilen auch eine sprungweise Bewegung wahrgenom- 



SSO Baumhai^, 

men, die aber noch nie auf eine genügende Weise bestimmt 
wurde. Die Bestätigung der Meisten; dass die Geschwin- 
digkeit der Aerolithen während ihrer Bewegung durch 
die Atmosphäre abnimmt, darauf gegründet, dass ein Kör- 
per, welcher sich so schnell bewegt, beim Fallen ein viel 
tieferes Loch, als von 3 bis 4 Fuss macht, ist gegründet, 
da die Erdoberfläche, besonders die Sandlagen einen sol- 
chen Widerstand darbieten, dass, wenn der Körper auch 
einen noch viel schnellern Lauf haben würde, derselbe 
diese Sandlagen doch nicht tiefer durchdringen könnte. 

Merkwürdig ist vor allen die Erscheinung, und welche 
durch keine der vorigen Theorien genügend erklärt wird, 
aus unserer jedoch unmittelbar folgt, dass die meisten 
Aerolithen im Anfange ihres Erscheinens die scheinbare 
Grösse des Mondes haben, zuweilen erscheinen sie noch 
grösser, so dass sie, ihrcEntfernung berücksichtigt, die 
Grösse von ein oder zwei CubikmeUen haben dürften, 
und wie gross sind dagegen die Meteorsteine, welche wir 
auf unsere Erde fallen sehen? meistentheils nur einige 
CubikzoU und der grösste einen Cubikfuss. Welcher 
Ursache ist diese Verminderung der Grösse zuzuschreiben ? 
So wie wir früher bemerkt haben, sind die Meteorsteine, 
ehe sie in unsere Atmosphäre kommen, von einem Nebel 
nicht condensirter Materie umgeben, welche Materie wahr- 
scheinlich alle Elemente, aus welchen der Stein selbst 
besteht, noch unverbunden besitzt, kommt sie nun in un- 
sere Atmosphäre, so verbinden sich die Elemente zusam- 
men, wodurch sie das starke Licht erzeugen. Es kann 
auch möglich sein, dass der Nebel aus noch nicht oxydir- 
ten Elementen besteht, welche durch den Sauerstoff 
unserer Atmosphäre oxydirt und in der Atmosphäre ver- 
arbeitet werden. Hieraus lassen sich die verschiedenen 
Farben von Licht, welche wahrgenommen werden, erklä- 
ren. Wir wissen nämlich, dass geschmolzenes Eisen und 
brennender Phosphor ein weisses, brennender Schwefel 
und Nickel ein blaues, brennendes Kupfer ein grünes, 
brennender Kalk ein rothes und brennende Soda ein gel- 
bes Licht verbreiten. Man sieht zugleich; dass das Licht 



■ X 

^ über den vermuMtchen Ursprung der Meteorsteine. 281 

der Feaerkugelü stärker sein muss als das des Mondes, 
da dieser uns kein eigenes Licht zusendet. 

Sobald sich die Feuerkugeln einige Zeit in unserer 
Atmosphäre befunden haben, springen sie aus einander. 
Diese Erscheinung muss der grossen Hitze, hervorgebracht 
durch die chemische Wirkung in dem Nebel zugeschrieben 
werden; die Oberfläche des Steins wird stark erhitzt, 
während das Innere wegen des schlechten Wärmeleitungs- 
vermögens des Steins kalt bleibt, die Steinmasse muss 
springen, ebenso, als wenn ein dickes Glas plötzlich 
erwärmt wird. Dass nur die Oberfläche des Steins er- 
wärmt wird, zeugt aufs deutlichste die schwarze Rinde„ 
womit die Meteorsteine beinahe stets umgeben sind und 
welche nie dicker ist, als 0,25 ä 0,5™™., und durch eine 
beginnende Schmelzung der Silicate entsteht, welches dar 
durch bewiesen wird, dass man dieselbe Rinde auf der 
weissen Bruchfläche durchs Löthrohr hervorbringen kann. 

Durch das Auseinanderspringen des Steins entsteht 
auch der heftige Knall, welcher stets gehört wird und 
welcher meistens mit einem Donnerschlage verglichen wird, 
obgleich die Ohrenzeugen in Betreff des Geräusches sehr 
von einander abweichen; einige vergleichen es mit einem 
Donnerschlage, mit dem Rollen eines schweren Wagens 
über das Strassenpflaster, andere mit Tirailleurfeuer, mit 
dem Geräusch, welches Waffen unter einander bewegt, 
hervorbringen, andere mit Trommel- und Flottenmusik aus 
der Ferne gehört, mit dem Heulen des Windes, andere 
endlich mit den Tönen der Aeolsharfe. 

Diese Verschiedenheit in den Zeugnissen scheint nur 
der Ursache zugeschrieben werden zu müssen, dass zwei 
durch durchaus verschiedene Ursachen hervorgebrachte 
Geräusche mit einander verwechselt werden; das .eine 
nämlich, welches meist mit dem Donnerschlag verglichen 
wird, entsteht durch das Auseinanderspringen des Steines, 
das andere dem Heulen der Winde gleichend, entsteht durch 
den schnellen Lauf des Steines durch die atmosphärische 
Luft und wird meistens durch den gehört, welcher sich 
am nächsten bei der Stelle beßndet, wo der Stein niederfällt. 

Arch.d.Pharm.XCY,Bd«.3.Hft. 49 



282 Batunhauer, 

Endlich fallen ein oder mehrere Steine auf die Ober- 
fläche der Erde, dringen ein paar Fuss in den Boden 
ein und werfen die Erde zu mehrern Füssen in die Höhe. 
Die Tiefe, zu welcher die Steine in den Boden eindringen, 
hängt viel von dem Boden ab, auf den sie fallen, z. B. 
der Stein, welcher im vorigen Jahre bei Blaukapel fiel, 
durchdrang eine Thonlage von einem Meter, worauf er 
durch eine nachfolgende Sandlage zurückgehalten wurde. 
Die Steine sind bei ihrem Falle so heiss, dass sie mit der 
Hand nicht aufgenommen werden können. 

Wir sehen aus dieser kurzen Beschreibung der Er- 
scheinungen, dass dieselben bequem erklärt werden können 
aus unserm ürtheile über den Ursprung der Meteorsteine, 
und dass derselbe also, wie wohl es nicht ganz und gar 
als bewiesen betrachtet werden kann, doch von Allem, 
was darüber bis jetzt bekannt, am wahrscheinlichsten ist. 

Chemische Untersuchung des ütrechtschen Meteorsteines. 

Zu dieser Untersuchung habe ich ein Stück des Stei- 
nes, welcher bei Löwenholz gefallen ist und im Museum 
der Universität Utrecht aufbewahrt wird, angewandt. 

Das specifische Gewicht des Steines ist nach zwei 
Versuchen zwischen 3,57 und 3,65, während das speci- 
fische Gewicht der durch den Magnet getrennten Theil- 
chen 4,93 und des nicht magnetischen Pulvers 3,43 ist. 

Um die magnetischen Theile abzusondern, wurde der 
Stein in einem Ächatmörser soviel als möglich zu feinem 
Pulver gebracht und dasselbe auf einem Teller untOT Al- 
kohol ausgebreitet, um das Oxydiren des Eisens während 
der Dauer dieser Operation zu verhindern. Zuerst habe 
ich, um einigermaassen mit Gewissheit die Vergleichung 
zwischen der Menge der magnetischen Theile und dem 
nicht magnetischen Pulver bestimmen zu können, nicht, 
so wie es gewöhnlich geschieht, einen constanten Magnet 
gebraucht, durch welchen man unmöglich alle magneti- 
schen Theile trennen kann, sondern einen Elektromagnet» 
einen hell polirten weichen eisernen Stab mit einem kupfer- 



über den vermuihlichen Ursprung der Meteorsteine. 283 

nen Spiraldraht umgeben, der verbunden war mit einem 
paar Groveschen Gefässen. Nachdem d«r Magnet so viel als 
möglich alle magnetischen Theile angezogen hatte, wuMe 
derselbe in eine andere mit Alkohol gefüllte Schale ge- 
bracht, und der galvanische Strom abgebrochen, wodurch 
alle magnetischen Theile gleichzeitig abfielen, darauf der 
Magnet zu wiederholten Malen so lange durch das Pulver 
herumbewegt, als dieser noch etwas anzog. Die magneti- 
schen Theile wurden nur mit einen Pistill zerrieben und 
aufs neue durch den Magnet ausgezogen, um soviel als 
möglich dieselben von dem anhängenden Pulver zu be- 
freien. Die ganze Menge angewandten Alkohols wurde 
darauf mit dem nicht magnetischen Pulver zur Trockne 
abgedunstet und das getrocknete magnetische und nicht 
magnetische Pulver gewogen. Man fand, dass 55,919 Gr. 
nicht magnetisches Pulver mit 6,864 Gr. magnetischen 
Theilchen untermischt waren, oder dass 100 Gewichts- 
theile Meteorsteinpulver 89,09 J nicht magnetisches Pulver 
und 10,91 J magnetische Theilchen enthalten. Später wer- 
den wir bei der quantitativen Analyse sehen, dass den 
magnetischen Theilen noch eine grosse Menge nicht mag- 
netischen Pulvers anklebte. Aus der Vergleichung zwi- 
schen dem specifischem Gewichte des magnetischen und 
nicht magnetischen Pulvers würde folgen, dass 100 
Theile Meteorsteinpulver 89,51 nicht magnetisches und 
10,49 magnetisches Pulver oder 88,09 und 11,91 enthalten. 
Wir werden später aus der quantitativen Analyse 
sehen, dass, nach Abzug des an den magnetischen Theil- 
chen anhängenden nicht magnetischen Pulvers das Ver- 
halten des magnetischen zu dem nicht magnetischen ist, 
wie 7,353 zu 92,647 und also das specifische Gewicht der 
nicht magnetischen Theile 5,655 ist. Da wir auch später 
sehen werden, dass 100 Theile nicht magnetisches Pulver 
noch 2,017 magnetische Theile enthalten, so wird dadurch 
das specifische Gewicht des nicht magnetischen Pulvers 
in 3,384 verändert; femer, dass 100 Theile Meteorstein 
90,86 nicht magnetisches Pulver und 9,1 4 magnetische Theil- 
chen enthalten, so finden wir das specifische Gewicht des 

49* 



284 Baumhauer, 

ganzen Steins zu 3,59. Wenn wir nun betrachten, dass 
die magnetischen Theile besteben in 100 Theilen aus: 

Eisen 85,892 

Nickel und Spuren Cobalt . . . 13,591 

Kupfer und Zinn 0,272 

Phosphoreisen 0,245 

und da wir wissen, dass das specifische Gewicht des Ei- 
sens 7,7, des Nickels 8,279, des Kobahs 8,513, des Zinns 
7,285, des Kupfers 8,85 und des Phosphors 1,77 ist, und 
wir ferner sehen, dass nur eine Spur Phosphor in diesen 
magnetischen Theilen vorkommt, so muss uns das sehr 
geringe specifische Gewicht dieser magnetischen Theile 
sehr wundern. .Von grosser Wichtigkeit war mir daher 
das von C. Rammeisberg darüber Gesagte: 

„Man hat das specifische Gewicht des Meteoreisens 
„meistens zwischen 7 — 8, selten unter 7 gefunden. Ich 
„habe es versucht, eine solche Bestimmung auch an dem 
„Eisen des untersuchten Meteorsteins zu machen und 
„dabei 7,513 als Resultat erhalten". 

Diese Worte kommen in der von ihm mitgetheilten 
chemischen Analyse des Meteorsteins von Klein -Wenden 
vor *). Diese Bestimmung scheint mir mit der zu streiten, 
welche aus der Zusammenstellung des von ihm untersuch- 
ten Steins folgt. Betrachten wir nämlich seine chemische 
Zusammenstellung des Meteorsteins auf Seite 463, so sehen 
wir, dass er in 400 Theilen desselben 22,90 mit Silicaten 
verunreinigtes Nickel-Eisen und 77,40 nicht magnetisches 
Pulver gefunden hat. Da nun das specifische Gewicht 
des ganzen Steins zu 3,7006 angenommen ist (Seite 450) 
und das der magnetischen Theile 7,543 (Seite 452), dann 
muss das specifische Gewicht des nicht magnetischen Pul- 
vers 2,568 sein. Es müsste aber, wie aus der (Seite 463) 
angegebenen Zusammenstellung hervorgeht, durch die von 
ihm gefundenen Mengen Schwefeleisen, Chfomeisen, Olivin, 
Labrador und Augit das specifische Gewicht vervielfältigt 
werden und war die Summe durch 77,40. zu theilea 



^) Poggendorffs Anpal. B. LXn. p. 452, 



über den vermuMichen Ursprung der Meteorsteine, 285 



»9 



Chromeisen 


99 


1» 


4,3 a . 4.5 - 4,4 


Olivin 


9» 


9» 


o,« ,, 0,5 *" o,«55 


Labrador 


» 


»» 


„ „ — 2,75 


Augit 


»» 


»» 


0,« ,y 0,5 *■"' o,«55 


Hornblende 


M 


»» 


3,006 „ 3,167 — 3,08 



Auf diese Weise finden wir das specifische Gewicht 
des nicht magnetischen Pulvers zu 3,358 und von dem mit 
anhängenden Silicaten verunreinigten magnetischen Nickel- 
eisen zu 4,853. Beide kommen sehr gut mit den durch uns 
gefundenen überein, nämlich 3,384 und 4,93. Wir finden, das 
dass Nickeleisen wenigstens in diesen beiden Meteorsteinen 
ein viel geringeres specifisches Gewicht hat, als man aus dem 
Betrage der specifischen Gewichte des Eisens und Nickels 
fiir sich abzuleiten vermöchte. In den andern Analysen 
der Meteorsteine kann man dieses nicht finden, da in den- 
selben nur das specifische Gewicht des ganzen Steins 
angegeben und das Verhalten zwischen magnetischem und 
nicht magnetischem Pulver nicht bestimmt wurde. 

Qualitative Analyse. 

Da ich über eine ansehnliche Menge Meteorstein ver- 
fügen konnte, so schien es mir nöthig, eine ausführliche 
qualitative Analyse anstellen zu müssen, um zu sehen, ob 
die Meteorsteine nicht mehrere als jetzt gefundene Bestand- 
theile, oder gar noch auf unserer Erde noch unbekannte 
Elemente enthielten. 

Die Elemente, welche bis jetzt in den Meteormassen 
gefunden sind, hat Angelot*) in nachfolgender Tafel 
vereinigt. Dieser sind noch die in zwei Ei3enmassen ge- 
fundenen Elemente beigefügt, die eine gefunden bei Ro- 
thehütte im Harz, die andere bei Magdeburg, die tüv 
meteorische zu halten man allen Grund hat. 



*) Angelot, memoire de la SocieU geologique de France, InsUlut 
de France. 1843^ No. 522. 



286 



Baumhauer, 



Elemente. 



Meteor- 
steine. 



Meteoreisen- 
massen. 



Meteoreisen 

Yon 
Rothehütte. 



Meteoreisea 

Yon 
Magdeburg. 



t 



+ 



+ 
+ 



+ 



t 

+ 

+ 

+ 



1. Sauerstoff + 

2. Wasserstoff -|- 

3. Stickstoff + 

4. Schwefel + 
6. Phosphor + 

6. Chlor 

7. Kohlenstoff 

8. Silicium 

9. Kalium 

10. Natrium 

11. Calcium 

12. Magnesium 

13. Aluminium 

14. Selen 

15. Arsen ?? — -+.+ 

16. Chrom + 

17. Molybdän ? — -f. 

18. Silber ?? 

19. Kupfer + + + 

20. Zinn 4- 

21. Nickel 4, + -f. + 

22. Kobalt 

23. Eisen 

24. Mangan 

üeberdiess hat von Holger in dem Stein, der bei 
Bohumiliz gefunden, Glucinum entdeckt, doch hat Berz e- 
lius später den Irrtbum von Holger berichtigt. 

Ein Stückchen des ütrechtschen Meteorsteins wurde 
in einem Mörser zu feinem Pulver zerrieben und in einer 
kleinen Retorte, in derem Halse feuchtes rothes und blaues 
Lackmuspapier so wie Femambukpapier angebracht war, 
erhitzt. Die Farbe keines der Papiere wurde jedoch ver- 
ändert, wodur(?h die Abwesenheit einer flüchtigen Säure 
und Alkalis dargethan wurden. Hierauf wurde das Pulver in 
der Retorte mit starker Schwefelsäure befeuchtet und erhitzt, 
wodurch Schwefelwasserstoff, später schweflige Säure ent- 
bunden wurde, die den Papieren die Farbe nahm und sie 
weissgelb färbte; in dem Halse der Retorte hatte sich 
Schwefel sublimirt, es entstanden jedoch keine rothen Dämpfe, 
welches auf Abwesenheit von salpetersauren Verbindungen 
deutete. In dem Destillate wurde durch salpetersaure 
Silbersolution kein Niederschlag erzeugt, daher kein Chlor, 



über den vermuthlichen Ursprung der Meteorsteine. 88T 

Jod und Brom vorhanden, der Hals der Retorte wurde 
mit Wasser und kochender Salpetersäure ausgespühlt und 
hierauf getrocknet, das Glas war jedoch ganz klar geblie- 
ben, wesshalb Abwesenheit von Fluor und Fluorbor.. Die 
Abwesenheit der letztem beiden wurde noch durch eine 
besondere Prüfung constatirt: in einem Platintiegel wurde 
Meteorsteinpulver mit starker Schwefelsäure erwärmt, darauf 
eine Glasplatte mit Wachs überzogen gelegt, wo auf einigen 
Stellen das Wachs entfernt war. Nachdem die Dämpfe 
auf dieselben gewirkt hatten, wurde die Platte abgenom- 
men und das Wachs mit Aether getrennt. Es war jedoch 
die Glasplatte unverändert geblieben. — Ein wenig des 
Pulvers wurde mit verdünnter Salzsäure in einer Retorte 
vorsichtig erwärmt und die Dämpfe durch einen üeber- 
schuss Barytwasser geleitet. Die Flüssigkeit blieb unge- 
trübt, mithin Abwesenheit von kohfensauren Verbindungen. 

In einer salpetersauren Auflösung des Pulvers bringt 
Salzsäure keine Fällung hervor, daher Abwesenheit von 
Silber und Quecksilber. 

Durch dieselbe salpetersaure Auflösung wurde schwef- 
lige Säure geleitet,^ die Flüssigkeit blieb hell, selbst 
nach dem Kochen, wesshalb kein Selen vorhanden. 

Ein Theil des Pulvers wurde in Königswasser gelöst 
und die Auflösung zur Trockne verdampft und der Ueber- 
schuss in Salzsäure gelöst. Das Ungelöste wurde in einem 
kleinen Platintiegel mit kohlensaurem Natron gekocht und 
die Auflösung filtrirt. Durch Salzsäure entstand in dieser 
Auflösung ein durchscheinend weisser Niederschlag von 
Kieselsäure; das in kohlensaurem Natron ungelöst Gebliebene 
wurde mit Ammoniak behandelt, doch in der hellen Flüssig- 
keit entstand durch Salpetersäure kein Niederschlag, also 
kein Chlorsilber, 

Durch die so eben genannte salzsaure Auflösung des 
troißknen Residuums wurde Schwefelwasserstojff geleitet, 
wodurch ein reichlicher weissgelber Niederschlag entstand, 
der später bräunlich wurde. Dieser Niederschlag schien 
bekn Verbrennen grösstentheils Schwefel zu sein; vor dem 
Löthrohre zeigten sich Kupfer und eine Spur Zinn, ob- 



988 Baumhauer, 

gleich es mir nicht glückte, darch Schmelzen mit Soda 
ein Zinnkorn zu bekommen. Mit Borax und Phosphorsalz 
in der äussern Flamme des Löthrohres erhitzt, entstand 
ein grünes, in der Innern Flamme ein braun grünes Glas; 
die braune Farbe kam sehr gut zum Vorschein durch Bei- 
fügung einer kleinen Menge Zinn. Ein Theil der Schwefel- 
verbindungen wurde in Königswasser gelöst, die Auflösung 
wurde durch kohlensaures Ammoniak stark blau, doch es 
entstand nur eine geringe Fällung von Zinnoxyd. Ein an- 
derer Theil der Schwefelverbindungen wurde mit kohlen- 
saurem Kali und Kohle in eine Reductionsröhre gebracht» 
darauf ein Kohlensplitter in den engern Theil der Röhre 
eingelegt und beide Theile erhitzt, worauf jedoch kein 
metallischer Anflug von Arsenmetall in dem kaltem Theile 
der Röhre erhalten wurde; auch war nicht der mindeste 
Knoblauchgeruch wahrzunehmen. 

Etwas der Verbindung mit Soda auf Kohle erhitzt, 
erzeugte wieder einen braunen, weissen noch gelben An- 
flug, auch wurden keine weissen Dämpfe wahrgenommen 
und so wie früher bereits angezeigt, auch kein Metallkorn 
erhalten ; Abwesenheit also von Wissmuth, Gadmium, An- 
timon und Blei. Da ich aus den zu dieser qualitativen 
Analyse gebrauchten 5 Gr. Pulver nur einige Milligramm 
Schwefelverbindungen erhielt, so war es unmöglich, die. 
An- oder Abwesenheit von Gold, Rhodium, Iridium, Os- 
mium, Platin, Palladium, Molybdän und Tellur nachzu- 
weisen, doch die Farbe der Schwefelverbindungen stritt 
genug für ihre Abwesenheit. 

In der Flüssigkeit, aus welcher durch Schwefelwasser- 
stoff das Kupfer und Zinn entfernt waren, entstand durch 
Ammoniak und Schwefelwasserstoff- Ammoniak ein schwar- 
zer Niederschlag, welcher nach dem Erwärmen abfiltrirt 
wurde. Dieser Niederschlag wurde in Königswasser auf- 
gelöst und brachte Ammoniak in der Flüssigkeit ein 
rothbraunes Präcipitat hervor, welches in Salzsäure 
aufgelöst wurde. Durch Aetzkali entstand wieder das 
rothbraune Präcipitat, welches abfiltrirt und zuerst mit 
kochendem Wasser und alsdann mit kohlensaurem Ammo- 



iAer den vermuthlichen Ursprung der Meteorsteine, Ä89 

niak ausgewaschen wurde. Ein Theil des in kohlensaurem 
Ammoniak unauflöslichen Präcipitats wurde in Salzsäure 
gelöst und nach Uebersättigung mit Ammoniak durch 
bernsteinsaures Ammoniak niedergeschlagen, wieder in 
Salzsäure gelöst. In dieser Auflösung brachte Kaliumei- 
sencyaniir einen Niederschlag hervor, der auf Anwesen- 
heit von Eisen deutete- Die Auflösung wurde beinahe 
mit Aetzkali gesättigt und ein sauberer Zinkstab hinein- 
gestellt, die Flüssigkeit blieb gelb und wurde nicht blau, 
welche Farbe sie hätte annehmen müssen, wenn Titan- 
säure anwesend wäre. 

Der andere Theil des in Aetzkali und kohlensaurem 
Ammoniak unauflöslichen Präcipitats, wurde in einem Pla- 
tintiegel mit Salpeter gebrannt, die Masse in Wasser ge- 
löst und ein Theil der Flüssigkeit mit Salpetersäure ange- 
säuert, worin salpetersaures Quecksilberoxyd und Ammo- 
niak einen schwarzen Niederschlag erzeugte, welcher ab- 
filtrirt und geglüht wurde. Nach Verflüchtigung alles 
Quecksilbers blieb ein wenig Chromoxyd zurück; der 
andere Theil aus dem Platintiegel wurde in Essigsäure 
gelöst, worin durch essigsaures Blei ein gelber Nieder- 
schlag von chromsaurem Bleioxyd entstand. 

In der so eben gemeldeten Auflösung in kohlensaurem 
Ammoniak entstand nach Erwärmung durch schwefelsau- 
res Kali kein Niederschlag, mithin waren Yttererde, Cer- 
oxyd und Zirkonerde abwesend. 

In der eben gemeldeten Aetzkali -Auflösung durch 
Salzsäure übersättigt, entstand durch kohlensaures Ammo- 
niak ein äusseret geringer weisser Niederschlag von Thon- 
erde, hingegen ganz unauflöslich war ein Ueberschuss von 
kohlensaurem Ammoniak, daher Abwesenheit von Glu* 
cinerde. 

Die Auflösung in Königswasser, aus welcher durch 
Ammoniak ein Niederschlag abgesondert war, hatte eine 
schöne blaue Farbe; in dieser Flüssigkeit entstand durch 
Aetzkali ein braun grüner Niederschlag, der mehr und 
mehr braun wurde, die obenüberstehende Flüssigkeit hatte 
eine amethystrothe Farbe; wodurch also Nickel und Man«' 



1 



290 Baumhautr, 

gan angezeigt worden. In der Aetzkalilösong bracbte 
SchwefelwasserstoiF-Ammoniak einen geringen schwarzen 
Niederschlag hervor, hingegen mit Borax und Phosphor- 
salz ein himmelblaues Glas, also Anwesenheit von Kobalt; 
mit Soda auf Kohle erhitzt entstand kein weisser Anflug, 
daher Abwesenheit von Zink. 

Die Auflösung in Königswasser, aus weicher durch 
Schwefelwasserstoff und Schwefelwasserstoff- Ammoniak 
die Metalle getrennt waren, wurde erwärmt, zur Trennung 
des Schwefels filtrirt und mit Salzsäure gekocht, durch 
Hinzufljgung von Ammoniak und Barytwasser entstand 
ein weisser Niederschlag, der in Salzsäure gelöst auf Zu- 
satz einer kleinen Quantität kohlensaure -freien Ammoniaks 
wieder hergestellt wurde, also war Phosphorsäure vor- 
handen. 

Die Auflösung, wovon ein Theil gebraucht war, um 
durch fiarytwasser die Anwesenheit der Phosphorsäure 
anzuzeigen, wurde mit kohlensaurem Ammoniak erwärmt. 
Der hierbei entstehende weisse Niederschlag wurde in Salz- 
säure aufgelöst und entstand in dieser gesättigten Auflö- 
sung durch Schwefelsäure ein kaum sichtbarer Nieder- 
schlag, der sich ganz in Wasser auflöste, also Spuren von 
Kalk, Abwesenheit von Baryt und Strontianerde. Auch 
durch oxalsaures Ammoniak wurden in der Flüssigkeit 
Spuren von Kalk angezeigt. 

Der Lösung, aus welcher durch kohlensaures Ammo- 
niak der Kalk entfernt war, wurde Salzsäure zugesetzt; 
die Schwefelsäure wurde durch Baryt wasser, der über- 
schüssige Baryt durch kohlensaures Ammoniak entfernt und 
die filtrirt^ Lösung zur Trockne eingedampft, das Residuum 
geglüht und darauf im Wasser gelöst. Es blieb ungelöste 
Magnesia zurück, die in Salzsäure gelöst, durch Aetzkali 
wieder .niedergeschlagen wurde; da in dieser filtrirten 
Kalilösung durch phosphorsaures Natron kein Niederschlag 
hervorgebracht wurde, war Lithion abwesend. 

In der wässerigen Solution des ausgeglüheten Resi- 
duums wurde die Anwesenheit des Kalis und des Natrons 
durch den gelben Niederschlag, weicher durch Zusatz von 



über den vermuthlichen Ursprung der Meteorsteine, 294 

Chlopplatin und Alkohol entstand, so wie auch durch di^ 
gelbe Farbe des angezündeten Alkohols angezeigt. 

Wir haben also in dem durch Säuren auflösbaren 
Theile des Meteorsteines gefunden: 

Schwefel; Phosphor; Kieselsäure; Kali; Natron; Kalk; 
Magnesia ; Thonerde ; Chromoxyd ; Kupfer ; Zinn ; Nickel ; 
Gobalt; Eisen; Mangan. 

Das Pulver, welches in Königswasser und kohlensau- 
rem Kali unaufgelöst zurückgeblieben war, wurde mit Fluor- 
wassersto£Eisäure behandelt; es blieben dabei schwarze 
Theilchen zurück, welche mit Salpeter gebrannt wurden, 
dieses Residuum wurde in Wasser gelöst und diB Flüssig- 
keit von dem ungelösten Eisenoxyd abfiltrirt; die Flüssig- 
keit wurde mit Salpetersäure gesättigt, durch salpetersau- 
res Quecksilberoxyd und Ammoniak entstand ein schwar- 
zer Niederschlag, welcher nach dem Glühen grünes Chrom- 
oxyd hinterliess. 

Die qualitative Analyse dieses Pulvers geschah auf 
dieselbe Weise als die, welche bei dem in Säuren löslichen 
Theil befolgt wordlsn. 

Wir haben in dem in Säuren unlöslichen Pulver 
gefunden : 

Kieselsäure; Kali; Natron; Kalk; Magnesia; Thonerde; 
Chromoxyd; Kupfer; Zinn; Nickel; Kobalt; Eisen ; Mangan. 

Wir haben also von den 24 d urch A n g e 1 o t angegebenen 
Elementen nur 46 gefunden und diese sind auch diejeni- 
gen, welche stets in den Meteorsteinen gefunden wurden, 
denn was den Wasserstoff und Sauerstoff betrifft, diese sind 
durch Berzelius*) nur in einem Steine der bei Alais ge- 
fallen war, entdeckt; das Chlor ist auch nur einmal ange- 
troffen, nämlich durch G. T. Jackson**) in einer Eisen- 
masse, welche Hubrard bei Clavibonn in der Provinz 
Clarke-Alabama gefunden hatte. 

Es ist noch sehr zu bezweifeln, ob Wasserstoff, Koh- 
lenstoff, Chlor- und Stickstoff wirklich in Meteorsteinen 
gefunden wurden; obgleich die Analyse solche angezeigt 



*) Poggend. Annal. XXXIIt p« 1--113. 
''^) The Bhü. JTa^. Novbr. 1828. p. 350. 



892 Baumhauer, 

hatte, so ist es noch sehr die Frage, ob diese Elemente 
den Hassen eigen waren» oder ob solche später hineinge* 
kommen, entweder aus dem Boden, in welchem sie einige 
Zeit gelegen hatten oder aus den Sammlangen, in welchen 
sie aufbewahrt wurden, oder endlich aus dem Laborato- 
rium, in welchem sie untersucht sind. 

Angelot meint endlich, dass es wahrscheinlich ist, dass 
Selen, Arsen, Molybdän und Silber in den Meteorsteinen 
vorkommen müssen, da solche in den Eisenmassen, welche 
bei Rothehütte und Magdeburg gefunden worden, enthal- 
ten waren und denen man einen meteorischen Ursprung 
zuschreiben zu müssen glaubt (??) 

Doch kehren wir zu unserm Steine zurück. Ein Stück- 
chen desselben, vor dem Löthrohre erhitzt, wurde schwarz, 
und verbreitete den Geruch nach schwefliger Säure; bis 
zum Weissglühen erhitzt, begann die Oberfläche zu schmel- 
zen, die Ecken werden abgerundet, nach Abkühlung ist 
die Oberfläche schwarz, ganz übereinstimmend mit der 
schwarzen Rinde, die den Stein umgiebt. Mit Borax und 
Phosphorsalz erhitzt, bekommt man ein grünes Glas, mit 
Soda ein schwarzes Glas. 

Quantitative Analyse. 

A. Nicht magnetisches Fairer. 

Um den Schwefel zu bestimmen, wurden zwei Me- 
thoden befolgt: 

4) Eine bei 400® C. getrocknete und abgewogene 
Menge Pulver wurde in einem Kölbchen mit Salzsäure 
behandelt. In diesem Kölbchen waren mit einem Kork 
befestigt zwei Röhren, die eine S formig, die bis in die 
Salzsäure kam und oben mit einem Trichter versehen 
war und die andere rechtwinklig gebogen und nur ei- 
nige Linien tief in den Kolben gehend ; der andere Arm 
dieser Röhre hatte einige Decimeter Länge und ging in 
eine weitere, an der einen Seite geschlossene beinahe 
horizontal stehende Röhre von derselben Länge, worin 
sich eine Mischung von salpetersaurem Silber und Ammo- 
niak befand. Das sich langsam entwickelnde Schwefel- 



über den vermutfdtchen Ursprung der Meteorsteine. 293 

wasserstoffgas strich auf diese Weise sehr langsam darch 
die Yorbenannte Flüssigkeit und nachdem die Gasentwick- 
lung aufgehört, wurde die Salzsäure in dem Kölbchen 
gekocht und durch Blasen durch die Sfdrmige Röhre 
wurde endlich der Apparat von den letzten Spuren Schwe- 
felwasserstoffs befreit. Das gebildete Schwefelsilber wurde 
abfiltrirt, mit Ammoniak und Wasser ausgewaschen und 
darnach in Salpetersäure aufgelöst. Das Silber wurde 
darauf durch verdünnte Salzsäure niedergeschlagen und 
die Menge Schwefel aus der Menge Chlorsilber berechnet. 
2) Eine bei 100 ® C. getrocknete und abgewogene 
Menge Pulver wurde eine ziemlich lange Zeit in Salpeter- 
säure gekocht, auf der Oberfläche der Flüssigkeit befan- 
den sich Tropfen geschmolzenen Schwefels, die nur lang- 
sam von der Salpetersäure gelöst wurden. Die Auflösung 
wurde zur Trockne verdampft und das Residuum in einem 
Platintiegel mit Salpeter geglühet, da eine andere Methode 
gelehrt hatte, dass die Salpetersäure allein nicht im Stande 
war, allen Schwefel zu oxydiren. Der im Platintiegel 
befindliche Rückstand wurde in Wasser gelöst, die Flüssig- 
keit durch Salpetersäure angesäuert, filtrirt und erwärmt. 
Durch Chlorbaryum wurde die Schwefelsäure ausgefällt 
durch Filtriren getrennt, mit kochendem Wasser ausge- 
waschen und geglüht, alsdann der Schwefel 'aus dem 
schwefelsauren Baryt bestimmt. Zur Bestimmung des Phos- 
phors wurde die letzte Flüssigkeit gebraucht, aus welcher 
der schwefelsaure Baryt abgesondert war. Es wurde zu- 
erst der überflüssige Baryt durch Schwefelsäure entfernt 
und alsdann kohlensaures Ammoniak zugefügt, wodurch 
ein grauer Niederschlag entstand, der sich in Salzsäure 
auflöste. Durch Schwefelwasserstoff- Ammoniak wurden 
die Metalle aus der Flüssigkeit entfernt und dieselbe mit 
Salzsäure abgedunstet und das Chlorammonium sublimirt, 
der Rest in Wasser aufgelöst. Unaufgelöst blieb eine kleine 
Quantität phosphorsaure Thonerde, die in Salzsäure aufgelöst 
mit Ammoniak wieder niedergeschlagen und durch Essig- 
säure ausgesüsst wurde, worin der Niederschlag unauflös- 
lioh war. In der so eben genannten wässerigen Solution 



89i ' Baumhauer, 

entstand durch eine Auflösung von Chlorcaicium und Am- 
moniak ein weisses Präcipitat von phosphorsanrer Kalk- 
erde, welche bei Ausschluss der Luh schnell filtrirt uod 
mit kochendem Wasser ausgesüsst wurde. Der phosphor- 
saure Kalk und die vorher erwähnte phosphorsaure Thon- 
erde wurden geglüht und gewogen und aus derselben der 
Phosphorgehalt bestimmt. 

Eine bei 400 ° C. getrocknete und abgewogene 
Menge Pulver wurde in einer porzellanen Schale zuerst 
mit Salzsäure und alsdann mit Königswasser digerirt, die 
Flüssigkeit mit Wasser verdünnt und filtrirt. Das unauf- 
gelöste Pulver wurde mit kochendem Wasser ausgewaschen 
und darauf noch feucht zweimal mit einer Auflösung von 
kohlensaurem Natron in einem silbernen Tiegel gekocht. 
Die alkalische Flüssigkeit wurde filtrirt und nachdem die- 
selbe mit Salzsäure gesättigt zur Trockne abgeraucht, 
worauf der Rückstand mit kochendem Wasser ausgezogen 
und die unauflösliche Kieselerde abfiltrirt wurde, welche 
mit kochendem Wasser alsdann mit Ammoniak ausgewa- 
schen (um die Spuren von Chlorsilber, von dem silbernen 
Tiegel herrührend, zu entfernen). Die Kieselsäure wurde 
darauf geglüht und die Menge derselben bestimmt. Sie 
hatte, bevor sie durch Ammoniak ausgewaschen, eine 
braune Farbe, welche der in dem Filter enthaltenen Hu- 
mussäure zuzuschreiben war, indem das zuerst durch das 
Papier laufende Ammoniak braun gefärbt war. Der An- 
theil Pulver, welcher im kohlensauren Natron nicht gelöst 
war, wurde mit kochendem Wasser und darauf mit Am- 
moniak ausgesüsst und nach dem Glühen das Gewicht be- 
stimmt. Das Filtrum wurde mit dem anhängenden Pulver 
allein verbrannt, um den unauflöslichen Theil, welcher 
später noch zu untersuchen, nicht durch 2,5 "'«^- Asche 
des Filtrums zu verunreinigen. Es sei hier noch bemerkt, 
dass bei dieser Analyse durch Salzsäure ausgezogenes 
Papier gebraucht wurde und die Filtra von einer gleichen 
Grösse zerschnitten, liessen nach dem Verbrennen %&^^'' 
Asche zurück. 

Die Auflösung in Königswasser wurde zur Trockne 



über den vermuthlichen Ursprung der Meteorsteine, 295 

verdunstet, so dass nicht die mindesten sauren Dämpfe 
verspürt wurden, der Rückstand wurde mit starker Salz- 
säiu'e befeuchtet und 24 Stunden digerirt. Hierauf wurde 
die unauflösbar gewordene Kieselerde abfiltrirt, mit ko- 
chendem Wasser ausgewaschen, geglüht und ihr Gewicht 
bestimmt. 

Durch die salzsaure Flüssigkeit wurde so lange durch 
Wasser gewaschenes SchwefelwasserslofTgas geleitet, als 
die Flüssigkeit noch getrübt wurde. Es entstand anfangs 
ein gelber Niederschlag, sobald er sich indess zu Boden 
gesetzt, hatte er eine gelb braune Farbe. Derselbe wurde 
abfiltrirt, ansgewaschen und geglüht, mit etwas Salpeter- 
säure befeuchtet, geglüht und darauf gewogen* Dasselbe 
schien nach Auflösung und Behandlung mit Ammoniak und 
Kali, Kupfer zu sein und eine Spur Zinn zu enthalten. 

Die tibergebliebene Flüssigkeit ward gekocht, der 
Schwefel abgesondert und durch dieselbe Chlorgas geleitet. 
In dieser Flüssigkeit entstand durch Ammoniak, welches 
von Kohlensäure befreit, ein brauner Niederschlag, wel- 
cher bei Abschluss der Luft abfiltrirt und mit gut ausge- 
kochtem Wasser ausgewaschen wurde. Dieser Niederschlag 
(M) wird später zur Sprache kommen. In der Flüssigkeit 
entstand ferner durch Schwefelwasserstoff- Ammoniak ein 
schwarzer Niederschlag, welcher abfiltrirt wurde, nachdem 
das überflüssige Schwefelwasserstoff- Ammoniak durch vor- 
sichtige Erwärmung entfernt war. Darauf mit Wasser 
ausgekocht, ausgewaschen und geglüht, wurde er gewo- 
gen, lieber diesen Niederschlag später unter (N). 

Aus der von Metallen befreiten Flüssigkeit wurde der 
Kalk mittelst Oxalsäuren Ammoniaks entfernt, und als 
schwefelsaurer Kalk bestimmt. Er hatte eine etwas rosen- 
rothe Farbe, welche einer Spur Manganoxydul zuzuschrei- 
ben war. 

Aus der übergebliebenen Flüssigkeit wurde die Schwe- 
felsäure durch Barytlösung und der überschüssige Baryt 
durch kohlensaures Ammoniak entfernt^ die Flüssigkeit 
wurde zur Trockne abgedunstet und der Rückstand zur 
JBntfernung des Chlorammoniums geglüht, alsdann mil 



296 Baumhauer, 

wenig Wasser und rothem Quecksilberoxyd digeriri» die 
Flüssigkeit abgedampft und zur Entfernung des Quecksil- 
beroxyds geglüht/ der Rest mit Wasser ausgezogen und 
die unauflöslich gewordene Magnesia geglüht und gewogen. 
Sie enthielt ebenfalls eine. Spur Manganoxydul. 

Die zuletzt erwähnte wässerige Lösung, woraus die 
Magnesia getrennt, wurde zur Bestimmung der Soda und 
des Kalis verwendet. 

Der Niederschlag M durch Ammoniak erhalten, wurde 
sammt dem Filter mit Salzsäure behandelt und zur Ent- 
fernung des Filters filtrirt. Aus dieser Auflösung erhielt 
man durch kohlensaures Ammoniak wiederum einen brau- 
nen Niederschlag (P), die Flüssigkeit wurde verdampft und 
der Rückstand vorsichtig geglüht (N). 

Der Niederschlag (P) wurde in einen silbernen Tiegel 
mit einer concentrirten Pottaschenlösung gekocht und nach 
Verdünnung mit Wasser filtrirt, mit Salzsäure gesättigt 
und die Thonerde durch kohlensaures Ammoniak nieder- 
geschlagen, abfiltrirt, mit kochendem Wasser und wenig 
Ammoniak ausgewaschen, geglüht und gewogen. Darauf 
wurde die Thonerde in wenig Salzsäure gelöst, die Lö- 
sung zur Trockne verdunstet, das Residuum in wenig Was- 
ser gelöst. Es blieb ein wenig phosphorsaüre Thonerde 
zurück, welche durchs Gewicht bestimmt wurde. 

Die Flüssigkeit, mit welcher durch kohlensaures Am- 
moniak die Thonerde niedergeschlagen war, wurde ver- 
dampft und geglüht (Q). 

Das durch kochende Pottasche von der Thonerde 
befreite Eisenoxyd wurde in Salzsäure gelöst, filtrirt, mit 
Ammoniak gesättigt und erwärmt. Durch bernsteinsaures 
Ammoniak wurde das Eisenoxyd abgesondert, durchs Fil- 
trum getrennt, ausgewaschen und nach dem Glühen be- 
stimmt. Dasselbe wurde nachher mit dem Rückstande Q 
in einem Platintiegel mit Salpeter und kohlensaurem Kali 
geglüht und in Wasser gelöst. Der durch Salpetersäure 
angesäuerten Flüssigkeit wurde salpetersaures Quecksilber 
und darauf Ammoniak zugefügt ; das schwarze Präcipitat 



über den vermuthlichen Ursp^ng der Meteorsteine. 297 

wurde abfihrirt, ausgewaschen, geglüht und das übrigblei- 
bende Chromoxyd gewogen. 

Die Flüssigkeit, aus welcher das Eisenoxyd durch 
bernsteinsaures Ammoniak abgeschieden war, wurde ver- 
dampft und der Rückstand geglüht. Dieser Rückstand mit 
denen beiden unter N gemeldeten wurde in Königswasser 
gelöst, und nach Filtrirung durch Chlorkalium und Aetz- 
kaU die Oxyde von Nickel, Kobalt, Mangan und Magnesia 
niedergeschlagen, abfiltrirt und mit kochendem Wasser 
abgewaschen. Die Flüssigkeit hatte eine helle purpur- 
grünlichei Farbe von Mangan und mangansaurem Kali, sie 
wurde mit Ammoniak und Alkohol gßkocht; es entstand 
ein kaum zu sammelndes Präcipitat von Manganoxyd. 

Das durch Chlorkalium und Aetzkali entstandene Prä- 
cipitat wurde noch feucht 24 Stunden mit einer Auflösung 
von Sublimat bei einer Temperatur von 30" C. digerirt 
das ungelöste wurde abfiltrirt, abgewaschen, stark erhitzt 
zur Entfernung des Quecksilbers und der Rückstand ge- 
wogen. Die übriggebliebene Flüssigkeit wurde in einer 
tarirten Schale verdampft, der Rückstand stark geglüht 
zur_ Entfernung des Quecksilbers, mit Salpetersäure be- 
feuchtet, geglüht und gewogen. 

Auf diese Weise hätte ich nach ülgren*) die Oxyde 
des Nickels und Kobalts von der Magnesia und dem Man- 
ganoxyd absondern müssen, doch in dem durch die Queck- 
silberverbindung Ungelösten war die grösste Menge Mag- 
nesia geblieben, hingegen war in der Auflösung Nickel- 
oxyd vorhanden. 

Die beiden abgewogenen Theile wurden deshalb zu- 
sammen in Königswasser gelöst und die Metalloxyde nach 
Neutralisirung mittelst Ammoniaks durch Schwefelwasser- 
stoflF-Ammoniak gefällt, abfiltrirt, getrocknet mit,Salpetersäure 
befeuchtet, geglüht und gewogen. Die Flüssigkeit wurde 
verdampft, mit Schwefelsäure befeuchtet und die Magnesia 
als schwefelsaure Magnesia bestimmt 



Berzelius, Jahresbericht 1841. II. p. 148. 



Arch. d. Pharm. XCV. Bds. 3. llft. SO 



298 Baumhauer, 

Das in Königswasser und kohlensaurem Kali unauf- 
lösliche Pulver wurde durch Fluorwasserstoffsäure auf 
folgende Weise zerlegt : In ein^i grossen Platintiegel wurde 
in, der Mitte eine mit Löchern versehene Platte gelegl, 
-und auf dieselbe ein Platinschalchen mit dem zu unter- 
suchenden Stoffe, welcher mit. Wasser befeuchtet war. 
In dem untern grossen Tiegel befand sich Flussspath mit 
starker Schwefelsäure. Der ganze Tiegel wurde nun mit 
einem Platindeckel bedeckt und 12 Stunden einer gelinden 
Wärme ausgesetzt, wobei von Zeit zu Zeit der Tiegelin- 
halt mit einen Platindraht umgerührt wurde. Nach dieser 
Zeit war alles Pulver bis auf einige wenige braunschwarze 
Puncto aufgelöst, die Flüssigkeit wurde abgedampft, in 
einem Wasserbade war das Residuum mit destillirter Schwe- 
felsäure Übergossen, bei gelinder Wärme abgedampft und 
gelinde geglüht, wieder in Salzsäure gelöst und das 
unaufgelöste Chromeisen abfiltrirt. Dasselbe wurde in 
einem Platintiegel mit Salpeter und kohlensaurem Natron 
geglüht, in kochendem Wasser gelöst und das unaufge- 
löste Eisenoxyd abfiltrirt, scharf getrocknet und gewogen. 

Die Auflösung wurde mit Salpetersäure angesäuert 
und auf die obenangegebene Weise das Chromoxyd be- 
stimmt. 

Die salzsaure Lösung wurde mit Schwefelwasserstoff, 
Ammoniak und Schwefelwasserstoff-Ammoniak behandelt, 
gerade so als bei dem in Säuren löslichen Pulver. 

Zur Bestimmung der Menge Kieselsäure wurde eine 
andere Menge Pulver mit dem sechsfachen Gewichte koh- 
lensauren Baryts abgerieben und in einem Platintiegel, 
welcher sich in einem mit Magnesia gefüllten hessischen 
Schmelztiegel befand, 4 Stunden hindurch in einem star- 
ken Kohlenfeuer geglüht. Nach Abkühlung fand man die 
Masse zusammengebacken und konnte durch einen leich- 
ten Druck aus dem Tiegel entfernt werden; sie wurde in 
einem bedeckten Glase sehr langsam durch Salzsäure zer- 
legt; unaufgelöst blieben schwarze Puncto und gallertar- 
tige Kieselsäure, welche abfiltrirt und darauf mit Soda in 
einem silbernen Tiegel ausgekocht wurde. Die filtrirte 



über den vermuthlichen Ursprung der Meteorsteine. 299 

Fltissigkeit wurde mit Salzsäure gesättigt, zur Trockne 
verdampft und das Residuum mit kochendem Wasser aus- 
gezogen» Die ungelöste Kieselsäure wurde auf einem Fil- 
trum gesammelt, mit kochendem Wasser und Ammoniak 
ausgewaschen, getrocknet und gewogen. 

Die eben erwähnte salzsaure Auflösung wurde durch 
Schwefelsäure vom Baryt befreit, zur Trockne verdampft 
und geglüht, der Rest mit starker Salzsäure einige Stun- 
den hindurch digerirt, und nach Verdünnung mit Wasser 
wurde die Flüssigkeit filtrirt, die ungelöste Kieselerde 
ausgewaschen, getrocknet und gewogen. 

Magnetische Theile. 

Der Schwefel wurde auf die früher angegebene 
Weise aus der Menge Chlorsilber berechnet, der Phosphor 
wurde aus der bei dieser Prüfung in dem Kölbchen 
zurückgebliebenen Flüssigkeit auf die oben erwähnte 
Weise bestimmt. Die magnetischen Theile wurden in 
Salzsäure und darauf in Königswasser digerirt, und die 
Lösung mit dem Ungelösten zur Trockne verdampft. 
Darauf wurde die trockne Masse mit starker Salzsäure 
24 Stunden sich selbst überlassen und darauf nach Ver- 
dünnung mit Wasser die Flüssigkeit filtrirt. 

Durch SchwefelwasserstoflF wurde ein wenig Kupfer 
und Zinn, durch Ammoniak Eisenoxyd mit etwas Nickel 
Kobalt und Manganoxyd, und durch Schwefelwasserstoff- 
Ammoniak, Nickel- und Kobalt-Oxyd präcipitirt. Die Nie- 
derschläge wurden sämmtlich auf die früher angegebene 
Weise behandelt. In der übrig gebliebenen Flüssigkeit 
konnte durch oxalsaures Ammoniak keine Spur von Kalk 
angezeigt werden. Jedoch Magnesia wurde durch phos- 
phorsaures Natron in hinlänglicher Menge angezeigt. 

(Fortsetzung folgt.) 



20» 



M I 



300 

II. matnritreschlchte und Pharma- 

kosrnosle. 

lieber das Zerfressen der trockenen Vegetabilien 

durch Insekten; 

von 

J« H* Schwache in Alfeld. 

Schon seit mehreren Jahren habe ich so nebenbei 
etwas Entomologie studirt, und bin so frei, die mir leider 
vorgekommenen Zerstörungen mehrerer roher Droguen 
durch Insekten speciell anzugeben, so weit meine Kennt- 
nisse in dieser Hinsicht reichen. 

Es ist bekannt, welche heillose Verwüstungen eine 
Schabe, die sogenannte Kornmotte, Tinea ^ranella*), an- 
richten kann und eben dasselbe Thierchen ist es auch, 
welches in unseren rohen Droguen nicht minder grossen 
Schaden verursacht. Es war zuerst im Jahre 1841, wo 
ich die Larve (Raupe) dieses Schmetterlings zuerst in den 
süssen Mandeln entdeckte, ohne jedoch zu wissen, welcher 
Art von Tinea das Räuplein angehörte. Sie wissen die 
Mandeln so geschickt auszufressen, dass fast nichts als 
die zimmtfarbige Hülle übrigbleibt. Anfangs Juni desselben 
Jahres entdeckle ich auf dem Bodenräume der Kräuter- 
und Materialkammer mehrere Schwärme kleiner silber- 
farbener Motten und konnte nicht begreifen, woher sie 
gekommen. Die Zahl mehrte sich täglich, so dass ich mit 
Hülfe mehrerer Besen täglich Tausende! erschlagen Hess. 
Endlich entdeckte ich die Quelle. Auf dem Bodenraum 
stand eine Tonne mit Pulv.sem. foenu-graec.**) , aus welcher 
die Thierchen sichtbar entschlüpften! Beim Nachsehen 
zeigte sich die ganze Pulvermenge als ein Gespinnst-Knäuel 
von Räupchen und Faltern. Ich lasse die Tonne herab- 
tragen, aussieben und sandte die schnurförmigen Gespinnst- 
Haufen mit Larven, Puppen und Eiern an Herrn Garnison- 

*) Am besten abgebildet und beschrieben bei: Frey er, die schSd- 

lichsten SchmeUerlinge Deutschlands. Augsburg 1839. S. 56. T. 11. 

**) In Folge des Selbstdispensirens der Thierärr^te obsolet geworden. 



Schwache, Zerfressen trockener Vegetab. durch Insekten. 301 

lehrer Krösmann*) in Hannover, welcher denn bald 
mehrere Falter entschlüpfen sah und sie für die wirkliche 
Tinea granella erkannte. Fortan entdeckte ich sie noch 
im Siliqua dulcis, Sem. papav. alb., Amygd. dulc. et amarae 
und Plaeenta amygdal. In den Mandelkuchen entwickelten 
sie einen eigenthümh'ch unerträglich ranciden Geruch- 
Wiggers**) sagt: dass das Zerfressen der Vegetabilien 
durch Insekten vorzugsweise bei denen statt findet, welche 
Stärke und Zucker enthalten, ohne jedoch die. betref- 
fenden Insekten näher zu bestimmen. 

Haben die weissgelben Räupchen nun ihre Ver- 
puppungsreife erlangt, so treten sie Wanderungen an, und 
suchen allerlei Schlupfwinkel auf, so z. B. zwischen den 
Tonnenbändern der Foenumgraecumtonne hatten sie sich 
zu Tausenden verpuppt. Andere wandern weiter, ver- 
kriechen sich in verschiedene Kräuter- und Wurzelkasten, 
besonders da, wo kleine Vorräthe geschnittener***) Kräuter 
aufbewahrt sind, verpuppen sich unten im Boden oder in 
den Winkeln der Kasten, indem sie die Kräuter oder Holz 
zernagen, spinnen davon eine Hülse und verwandeln sich 
darin. Leert man die Kasten, so findet man leicht die 
zusammengesponnenen' Kräuter u. s. w., wo die Puppen 
liegen, aber in der Regel kommt man zu spät, da der 
Vogel bald entschlüpft, hebt man dann mit einem Messer 
die Gespinnste auf, so findet man noch stets die leere 
Puppenhülse. Wieder andere Larven nagen sich geradezu 
kleine Löcher (Wurmlöcher) in die Kastenwände u. dgl., 
verpuppen sich hier, und hübsch ist es ein Thierchen dar- 
aus entschlüpfen zu sehen. Die Puppe dreht sich, bis \ 
ihrer Grösse aus der Oeffnung steht; dann platzt die Hülse, 
die Motte kriecht mit Blitzesschnelle zu einer senkrechten 
Höhe heran, entfaltet ihre Flügel und — fliegt davon! — 
Ich habe mehrere Generationen der Tinea granella in 
einem Sommer beobachtet und daher Eier, Larven, Puppen 

*) Ein trefflicher Entomologe. 

**) Dessen Grundriss der Pharmakognosie. Göttingen 1840. S. 15. 
***) Ein zweiter Vorwurf geschnittene Vegetabilien aufsnbewahren. 
S. Wiggers Grnndriss S. 11. 



302 Schwache, 

und Falter gleichzeitig gehabt. Zwei Jahre habe ich ge- 
kämpft und zerstört, um diese lästigen Gäste auszurotten! 
Das zweite schädliche Insekt ist der sogenannte Speck- 
käfer, Dermestes lardarius*). Viele Droguen erhalten wir 
in trockener Blase verpackt, als Aloe, Asa foetida, Elemi, 
Galbanum, Crocus, Camphar u. dgl. Diese trockene Blase 
ist der wahre Köder für die Käfer. Legt man z. B. die 
Droguen mit der Blase in die Standgefässe, so ist der 
Käfer bald da, und obgleich er die Droguen nicht selbst 
yerzehrt, so richtet er doch gewaltig viel Unreinlichkeit 
an durch seine Larven und deren Häute, welche wie alle 
Käferlarven zu den ekelhaftesten gehören. Sodann ver- 
breitet er sich weiter im Hause, sucht Pelzwerk, Samm- 
lungen ausgestopfter Thiere und Insekten auf und da 
schmeckt seinen Zähnen alles wie Zucker. Ich fand ihn 
sogar gesellig im Kasten mit Mandelkleie. 

Nun folgt aber noch eine ekelhafte Secte und das 
sind die Milben. Folgende Gegenstände werden be- 
sonders von ihnen heimgesucht: Canthariden und deren 
Pulver **), Caricae, Crocus, Seeale comutum und dessen 
Pulver und Roob Sambuci, wenn es nicht gehörig einge- 
dampft und in Folge dessen in Gährung übergegangen. 
Es sind mehrere Arten von Milben, welche diese Körper 
zerstören, jedoch wage ich nicht sie speciell zu bestimmen, 
da mir Okens Zunft über Milben***) nicht genügte und andere 
Werke mir nicht zu Gebote standen. Die grössten leben 
in und auf den Feigen. Wo sie sich einmal eingenistet, 
ist alle Hülfe vergeblich. Nur Wegwerfen der Sachen und 
Reinigung der Gefässe fiihrt zum Ziele. Die meisten Ver- 
suche in dieser Hinsicht habe ich mit den Feigen ange- 



*) Oken allgem. Natargeschichte, Bd 5. S. 1759. 
^*) Ich lasse das CaRtharidenpulver stets trocknen, bevor es in die 
Standgefässe kommt, dann hält es sich Jahre lang, ohne milbig 
oder schimmelig zu werden. — Noch besser ist es wohl nur gans 
kleine Vorräthe von Pulver eu halten und dasselbe erst frisch 
stossen zu lassen. B. 

*»*) Allgem. Nalurgesch. Bd. 5. S. 661. 



Zerfressen trockener Vegetabüien durch Insekten, 303 

stellt. Ich habe sie gesiebt, mit Alkohol gewaschen, mit 
Zucker bestreut, getrocknet u. s. w., allein Alles vergebens, 
nach ein Paar Tagen sind eben so viel Tausende wieder da.*) 
Ohne Zweifel wäre es wünschenswerth, wenn die 
Herren CoUegen die schäcflichen Insekten sorgfältiger be- 
obachteten, und die Arten genau bestimmt würden : denn 
kennt man ihre Naturgeschichte genau, so hat man eben 
dadurch die beste Waffe in der Hand, sich vor Schaden 
zu schützen. 

— ■ • » • >< •<• 



Bemerkttog über Rad. gentian. alb.; 

von 

Osswald^ 

Hofapotheker in Eisenach. 



Die von Laserpüium latifolium L. abstammende Rad. 
Gentian, alb., welche noch in vielen Gegenden, so auch 
hier von den Landleuten in den Apotheken verlangt wird, 
liess ich aus einer Droguenhandlung kommen, und er- 
hielt zwar eine ähnlicheaber ganz andere Wurzel, nämlich 
die vom Peucedanum Cervaria, Lapeyr., welche auch frü- 
her unter dem Namen rad, Gentian. nigr. oder rad, Cer- 
variae nigr, officinell war. Näher betrachtet lassen sich 
beide Wurzeln durch das äussere Ansehen leicht unter- 
scheiden; denn die rad, Gentian. nigr, ist aussen dunkel- 
graubraun ins Schwarze, während Gent^ alb. mehr gelb- 
lich weiss aussieht, dann ist der Geschmack bei der letz- 
teren scharf aromatisch bitter, der bittere Geschmack fehlt 
bei ersterer ganz. 



*) Feigen halten sich längere Zeit vortrefflich, wenn man sie in 
weithalsige Flaschen bringt, mit Wasser füllt, darch Erhitzen 
Eum Siedepuncto die Luft verdünnt, dann fest verkorkt und ver- 
picht oder mit nasser Blase unter den Kork gesogen verschliesst, 
doch müssen sie nach dem Oeffnen bald verbraucht werden. 

Bley. 

H-*H«4« 



304 

lUL nionateberlcht. 



Ueber Redaction des Silberoxjds als Metallspiegel 

auf Glas. 

• 

Dass der Aldehyd aus einer Lösung von salpetersaurem 
Silberoxyd in Ammoniak das Silber als glänzenden Me- 
tallspiegei auf Glas niederschlägt, ist seit längerer Zeit 
bekannt. Später entdeckte man diese Eigenscnaft auch 
an der Zuckersäure, Pyromekonsäure und salicyliger Säure 
und vor Kurzem erst hatte Drayton diess auch an wein- 
geistigen Lösungen von Kassia- und Nelkenöl bemerkt 
Dr. J. Stenhouse hat nun noch mehrere Körper ge- 
funden, welche namentlich in der Wärme SilberspiegeL 
geben. Traubenzucker giebt beim Erwärmen schon nach 
wenig Minuten einen glänzenden Spiegel, in der Kälte erst 
nach 42—46 Stunden. Dagegen Rohrzucker iaur beim 
Erwärmen, Stärke und arabisches Gummi gar erst beim 
Kochen. 

Auch Phlorrhidzin und Salicin. Terpentinöl und Lor- 
beeröl nur bei concentrirten Auflösungen. Aehnlich wirkt 
Guajacharz. 

Vom Pimentöl, welches bekanntlich aus zwei Oelen 
von verschiedenem specifischem Gewicht besteht, giebt 
nur das schwerere einen Spiegel. 

Keine Metallspiegel geben : Zimmtsäure, Benzoesäure, 
Mekonsäure, Komensäure, Gerbsäure, Pyrogallussäure, Ben- 
zoegummi, Elemi, Olibanum, Rhodiumöl und Glycerin. 

Stenhouse fand auch, dass die nach Drayton 
bereiteten Spiegel in einigen Wochen braune Flecken be- 
kommen, was er kleinen Mengen von Harz zuschreibt, 
das durch Oxydation der Oele durch das Silberoxyd ent- 
stehen mag und vom Silber mit niedergerissen wird. (Lond, 
Edinb. and. Dubl. Phil. Magaz. 3. Ser. Vol. 26. — Pharm. 
Centrbl No. 47. 1845.) B. 

Modification des Lichtes durch den Elektromagnetismus. 

Pouillet erwarb sich in der Sitzung dei: französi- 
schen Akademie Anfangs Februars das Verdienst, durch 
eine klare und verständliche Darstellung seiner Bestäti- 
gungsversuche die neueste, wie es scheint, sehr wichtige 
Entdeckung Faraday's in ein helleres Licht zu setzen. 
Faraday's Hauptversueh besteht in der Darlegung der 
Thatsache, dass dfie Polarisationsebene eines Lichtstrahls 
durch den magnetischen Strom verändert wird. Wird ein 



Modificatton des Lichtes durch Elektromagnetismus. 305 

von einer Argandschen Lampe ausgehender horizontaler 
Lichtstrahl, der durch Reflexion in einem Spiegel polaris 
sirt worden, durch ein festes, zwischen die Pole eines 
kräftigen Elektromagneten gestelltes Flintglas, geleitet, so 
verschwindet der Lichtstrahl. Um dieses*" beobachten zu 
können, ist der hufeisenförmige Elektromagnet horizontal 
aufgestellt, so dass eine durch die beiden Pole des Elek- 
tromagneten gelegte Yertikalebene mit dem Lichtstrahl 
parallel läuft, während man den Lichtstrahl selbst durch 
ein drehbares Nichorsches Prisma betrachtet. Hat man 
das Prisma so gedrehet, dass der Lichtstrahl bei ünthä- 
tigkeit des Magneten sichtbar ist, so verschwindet der 
Strahl in demselben Momente, wo der Magnet durch eine 
Voltai&che Säule in Thätigkeit gesetzt wird, und erscheint 
sogleich wieder, wenn der elektrische Strom unterbrochen 
wird. — Pouillet nun bedient sich eines anderen Instru- 
mentes, mittelst welches man die Botationsebenen sehr 
genau messen' kann, und das, gleich einem Fernrohr in 
ein Objectiv und Ocular zerlegbar ist. Das Objectiv ist 
ein Nichorsches Prisma, hinter welchem zwei horizontal 
auf einander geleimte gleich dicke Quarzplatten so auf- 
gestellt sind, dass die Verbindungsfläche der beiden Plat- 
ten mit dem durch das NichoFsche Prisma einfallenden 
Lichtstrahl parallel läuft. Die Quarzplatten sind so aus- 
gewählt, dass sie ein verschiedenes Rotationsvermögen 
für das Licht besitzen, also die eine den Strahl nach 
links, die andere nach rechts drehet. Da nun vermöge 
der Stellung der Quarzplatten die Hälfte des einfallenden 
Lichtes durch die linke, die andere durch die rechte Platte 

!;eht, so entstehen zwei von einander abstehende Bilden 
n dem Ocular des Instrumentes befinden sich zwei Sy- 
steme von Bergkrystall, das eine aus einer rechtsdrehen- 
den Platte, das andere, der sogenannte Compensator, aus 
zwei linksdrehenden Prismen, welche sich über einander 
verschieben lassen und so stets eine Platte bilden, deren 
Dicke durch Verschieben der Prismen reguhrt werden 
kann. Diese Systeme werden durch ein Galileisches 
Fernrohr betrachtet. Objectiv und Ocular werden nun 
getrennt von einander in derselben Axe aufgestellt, und 
zwischen beiden die zu untersuchenden Körper angebracht. 
Pouillet hat vorzüglich mit einer FHntglasplatte, welche 
ihit dem Elektromagneten in Verbindung gesetzt wurde, 
seine Versuche angestellt. Er suchte zuerst durch Ein- 
schieben von verschiedenen Gläsern dem von einer Lampe 
ausgehenden Lichtstrahl in dem Apparat die Biot'scne 
Uebergangsfarbe zu geben, eine violette Farbe, deren 



906 Modi^caiüm des lichtes durch Eldäromagneiitmus. 

Debei^ans in blau oder roth äusserst leicht bemerkbar 
und messoar ist. Bei der Einwirkung des Elektromag- 
neten ändert nun sogleich die entsprechende Hälfte des 
Lichlbildes ihre Farbe, und erhält ihre ursprüngliche 
Farbe wieder bei Unterbrechung des Stromes. Durch 
Drehung des Compensatprs kann gemessen werden, um 
wie viel die Rotationsebene des Lichtstrahls abgeändert 
wurde. — Die vollständige Publication der Untersuchungs* 
art Faraday's wird gewiss ein abgerundetes Ganzes 
darbi^en, wie man es an allen Arbeiten dieses ausge- 
zeichneten Naturforschers gewohnt ist, und so werden 
denn noch manche jetzt unklare Verhältnisse aufgehellt 
werden. — Auch Hr. Dr. Böttger in Frankfurt hat die 
Faraday'schen Versuche wiederholt und bestätigt Allein 
I alle bisher bekannt gewordenen Thatsachen beweisen noch 

[_ nidit mit Entschiedenheit, dass das Licht unmittelbar durch 

den Elektromagnetismus eine Veränderung erleidet, da 
durch den elektrischen Strom in den durchsichtigen Kör- 
pern auch moleculare Veränderungen bewirkt werden kön- 
nen, in deren Folge das Licht nur mittelbar afficirt würde. 
Faraday bat sich für die unmittelbare Modification des 
Lichtes ciurch die Elektricität und den Magnetismus aus- 
gesprochen. (Nach Aagsb, Allg, Zeit Nr, 42, Beil. 1846 J 

Wr. 

Technische Benutzung des Sauersto£Pgaslichtes. 

Die Ursache der häufigen Unglücksfälle durch Zusam- 
menstossen der Dampfschiffe wird in der ungenügenden 
Beleuchtung der Schiffe durch Oellampen gefunden. Man 
beabsichtigt daher jetzt in Frankreich das Drummondsche 
Licht, welches bekanntlich durch die mit. Sauerstoffgas 
genährte und auf ein Stück Kalk oder Magnesia gerich- 
tete Wasserstoffgasflamme hervorgebracht wird, allgemein 
auf den Dampfschiffen einzuführea Indessen setzt die 
Gefährlichkeit und das Volumen der Gase der Einführung 
dieses Lichtes grosse Schwierigkeit in den Weg. Nun 
hat ein Hr. Gaudin eine wesentliche Veränderung vor- 
geschlagen, welche darin besteht, das Sauerstoffgas durch 
eine Weingeistflamme strömen zu lassen und die Flammen 
auf ein Stück Magnesia (Magnesit?) zu leiten. Dieses Licht 
soll man noch auf \ Stunde Entfernung leicht erkennen 
können, und wenn auf jeder Radtrommel der Schiffe ein 
solches Licht angebracht wird, so soll nach dem Urtheile 
französischer Marinebeamten jede Begegnung sicher zu 
vermeiden sein. {Nach Allg. Augsb. Zeit. Nr, 42 1846. BeäJ 

Wr. 



Nordlicht Beleuchtung der Bergwerke. 307 

Wirkung der Koble auf Metallsolutionen. 

Chevalier hat neuere Versuche angestellt zur Ermit- 
telung der Wirkung der Holzkohle und der Knochenkohle 
auf metallische Lösungen, und die Erfahrung bestätigt, 
dass essigsaures und salpetersaures Bleioxyd in ihren So- 
lutionen vollständig zersetzt werden unter Ausscheidung 
des Bleis, wobei man von der Holzkohle weit mehr be- 
darf als von der Thierkohle. Bleihaltiges Pomeranzen- 
Blüthwasser soll durch Schütteln mit gewaschener Thier- 
kohle vollkommen bleifrei werden, ohne seinen Geruch 
zu verlieren. (Buchn. Repertor, f. d. Pharm. 39, 3.J B. 



Entstehung des Nordlichts« 

F i s ch e r sagt : das Hauptauftreten der Aurora borea- 
lis findet am Rande oder an den äusseren Gränzen der 
gefrornen See statt, wo der Prozess der Congelation mit 
der grössten Schnelligkeit vor sich geht. Das Nordlicht 
ist ein elektrisches Phänomen und erhebt sich aus der 
positiven Elektricität, welche sich bei Congelation der feuch- 
ten Dünste entwickelt und aus der als Folge herbeigeführ- 
ten negativen Elektricität der umgebenden Portionen der 
trocknen Atmosphäre. Es ist die begleitende Anzeige der 
durch die Dazwischenkunft und Leitungskraft klemster 
gefrorner Theilchen herbeigeführten Wiederherstellung des 
elektrischen Gleichgewichts, welche Partikelchen vermit- 
telst des Durchgangs der Elektricität leuchtend werden 
und so die Entstehung der Erscheinung der Aurora ver- 
anlassen. (Froriep's N. Notiz. Bd, 35, p. 234,) Hz. 



Beleuchtung der Bergwerke. 

Boussingault und de la Rive sind gleichzeitig 
auf den Gedanken gekommen, dass gerade für Bergwerke 
die Beleuchtung durch das Kohlenspitzenlicht einer star- 
ken galvanischen Batterie am passendsten und ausführ- 
barsten sein werde. Beide vereinigen sich dahin, dass 
die Zinkkohlenbatterie in ihrer neuesten Construclion vor- 
zuziehen sei und dass man die Kohlenspitzen in einen 
hermetisch zu schliessenden Ballon einschliessen müsse, 
der nicht luftleer zu sein braucht, da die geringe Menge 
Sauerstoff darin ohnehin bald consumirt wird. TLe Tech- 
nologiste 1845. Nov.—Polyt. Centr.-Bl 1845. 24. tieft.) B. 



308 Säuren aus Schwefel, Wasserstoff und Stickstoff. 

lieber eine neue Reihe von Säuren^ welche Schwe- 
fel^ Wasserstoff und Stickstoff enthalten« 

Schon früher hatte Fr6my beobachtet, dass bei Ein- 
wirkung der schwefligen Säure auf osmigsaure Salze sich 
eine neue Reihe von Salzen bildete und liess nun, um zu 
sehen, ob die osmige Säure durch salpetrige Säure 
ersetzt werden könnte, einen Strom von schwefliger Säure 
durch eine Auflösung von salpetrigsaurem Kali gehen. 
Es entstand eine Reihe quatemärer Säuren, deren Nomen- 
clatur Fr ^ m y vorläufig nach den Verhältnissen des darin ent- 
haltenen Schwefels und Stickstoffs bestimmte. Zuerst setzte 
sich ein stark alkalisch reagirendes, in Wasser leicht 
lösliches Salz ab, welches der Verfasser sulfazinigsan- 
res Kali nennt, und dem er die Formel S^N^H^O'^+SKO 
giebt. Bei weiterer Einwirkung der schwefligen Säure 
auf dasselbe entsteht sulfazinsaures Kali, welches 
die Formel S*N*H^0'*-|-3K0 hat, weniger leicht löslich 
ist und in schönen Nadeln krystallisirt. Beide Salze ver- 
binden sich zu löslichen Doppelsalzen, von denen Fr ^m y das 
eine metasulfazinsaures Kali nennt. Wird sulfazin- 
saures Kali von neuem mit schwefliger Säure behandelt, so 
erhält man ein noch weniger leicht lösliches, in Rhomboe- 
dern krystallisirendes Salz, welches basisch sulfazotin- 
saures Kali genannt ist und die Formel S*N*H*^0'®-;(- 
3K0 bat. Durch Wasser wird es bald zersetzt, in 
doppelschwefelsaures Kali, schweflige Säure und ein neues 
in sechsseitigen Tafeln krystallisirendes Salz, sulfazi- 
dinsaures Kali = S^N^H»0'+KO. 

Wird salpetersaures Kali mit schwefliger Säure behan- 
delt, so bildet sich sulfammonsaures Salz, welches 
die Formel S«N^H«0^'-f-4K0 hat. Man kann sich die 
Sulfammonsäure auch zusammengesetzt denken aus 8 Aeq. 
schwefliger Säure, 1 Aea. salpetriger Säure und 3 Ae(j. 
Wasser. Die Auflösung letzteren Salzes zerfallt bald in 
zweifach -schwefelsaures Kali und metasulfammon- 
saures Kali, und dieses wird durch siedendes Wasser 
wieder in zweifach -schwefelsaures Kali und in su Ifa mi- 
di nsaures Kali zerlegt, welches sich endlich bei fort- 
i gesetztem Kochen in schwefelsaures Ammoniak und schwe- 
elsaures Kali verwandelt. 

Gegen diese Angaben Frdmys hat Th6nard ein- 
gewandt, dass man die sulfazinige Säure, Sulfazinsäure 
und Sulfazotinsäure, sich eben so gut als zusammenge- 
setzt denken könne aus 1 Aeq. salpetriger Säure, 3 Aeq. 
Wasser und 3, 4 und 5 Aeq. schwefliger Säure, wodurch 



Arsenhaltige Schwefelsäure. Cyansüber, 909 

dann die Formeln sehr vereinfacht würden; auch wisse 
man^ dass sich die schweflige Säure mit der salpetrigen 
Säure zu einem eigenthümlichen Körper verbindet, welcher 
sich bei der Schwefelsäurefabrikation in den Bleikammern 
absetzt. (Journ. de Pharm, et de Chitn. VIII. et Compi. 
rend. XXL — Pharm. CentralbL No, 59. 1845.) B. 

lieber arsenhaltige Schwefelsäare. 

Nach Dupasquier kommt das Arsen in der Schwe- 
felsäure in Form der arsenigen Säure vor, und ist in ver- 
schiedener Menge, im Mittel jedoch zu -j-yVir darin enthalten. 
Die Anwendung der Salzsäure oder des Schwefel wasserstoff- 
gases ist nicht im Stande, die arsenhaltige Schwefelsäure 
vollkommen zu vereinigen, wohl aber wird durch die 
alkalischen Schwefelmetalle alles Arsen daraus entfernt. — 
Schwefelbaryum eignet sich am besten zu diesem Zwecke. 
(Journ, de Chim. med. Juin 1845. — Pharm. CentralbL 1845. 
No. 31.) • B. 

Zusatz von H. Wackenroder. In dieser ganzen An- 

Sabe von Dupasquier ist weiter nichts richtig, als dass 
as Arsen, wenn es in der Schwefelsäure überhaupt vor- 
kommt, nur als arsenige Säure enthalten ist, was ich bereits 
vor zwölf Jahren m Buchner's Bepert. f. d. Ph. B. 47, p. 337. 
dargethan habe. Wenn durch die mit etwa 10 Theilen 
Wasser verdünnte Schwefelsäure ein Strom Schwefelwas- 
serstoffgas geleitet und die Flüssigkeit nun in einer offenen 
Flasche so lange hingestellt wird, bis sich der Geruch 
des Gases verloren hat, so ist die Säure vollkommen von 
Arsen befreiet, und sie entwickelt dann mit Zink keine 
Spur von Arsenwasserstoff. Hält die Säure die letztere 
Probe aus, so kann sie unbedenklich zur Fällung ver- 
schiedener Präparate, z. B. des Goldschwefels benutzt werden, 
da auch das darin aufgelöst gewesene schwefelsaure 
Bleioxyd durch den Zusatz von Wasser vollständig abge- 
schieden wird. Der Schwefelwasserstoff wirkt auf das aus 
der Säure niederfallende schwefelsaure Bleioxyd höchst 
wenig oder auch gar nicht ein. 



• > > < •■<»■ 



Darstellung des Cyansilbers. 

Brandely empfiehlt zu technischen Zwecken die 
folgende Darstellung des Cyansilbers am zweckmässigsteu. 
Die Auflösung von Silber (?) in käuflicher Blausäure sei 
keineswegs zu empfehlen wegen der letztern Veränder- 
lichkeit und Kostspieligkeit; sondern man soll sich in einem 



340 Darstellung des Cyansübers. 

leicht zasammenzostellenden Apparat die Blansäare selbst 
entwickeln. Za diesem Zwecke bringt man in einen Glas- 
kolben, der über einer Lampe oder einem Ofen erhitzt 
werden kann, gewöhnliches Blutlaugensalz; durch den 
Kork desselben lässt man eine gerade, oben in einen 
Trichter sich endigende Glasröhre gehen, durch welche 
man ein Gemenge von 4 Theil Schwefelsäure und 2 Theilen 
Wasser auf das Blutlaugensalz giesst; durch denselben 
Kork geht ein zweites Rohr, welches zweimal rechtwink- 
lig gebogen wird und die Verbindung mit einer doppelt 
tuDulirten Flasche herstellt, die mit einer Auflösung von 
reinem salpetersaurem Silber (das man sich ebenfalls 
durch Auflösung von reinem Silber in Salpetersäure und 
Abdampfung zur Trockne darstellt) in destillirtem Wasser 
gefüllt ist. Aus der andern Tubulatur der Flasche geht 
ein Rohr zur Ableitung des überflüssigen Gases aus. Ist 
alles zusammengestellt, so giesst man die Schwefelsäure 
auf das Blutlaugensalz und erwärmt. Die entwickelte 
gasförmige Blausäure erzeugt in der Silberlösung einen 
rein weissen Niederschlag von Cyansilber. Wira nichts 
mehr gefällt, so nimmt man den Apparat rasch auseinan- 
der, um das Zurücksteigen der Flüssigkeit zu verhüten, 
lässt erkalten, fillrirt das Cyansilber ab, und wäscht es 
mit destillirtem Wasser aus. Es löst sich jetzt ganz klar 
und ohne Rückstand in Gyankalium auf Der Blausäure- 
dämpfe wegen ist die ganze Procedur unter einem gut 
ziehenden Kamin vorzunehmen. Um 500 Gran salpeter- 
sauren Silbers vollständig zu fallen, braucht man eben so 
viel käufliche verdünnte Blausäure, welche 20—30 Fr. 
kostet. Nach dieser Methode sind 500 Gr. Blutlaugensalz 
für 3— 3^ Fr.,, etwa für 45 Cent. Schwefelsäure und für 
höchstens 30 Cent. Brennmaterial erforderlich. fLe Tech- 
nologisle, 1845. OcL — PolyL Centralbl 1845. 24. Heft.) B. 

Zusaiz. Den geehrten Lesern ist die überaus leichte 
und sichere Darstellung der reinen und unveränderlichen 
Blausäure (aus der Abhandl. in Bd. 29. H. 4. Januar 4842 
dies. Arch.) hinlänglich bekannt, und so dürfte die Mit- 
theilung der Angaben des Hrn. Brandely, die von allem 
Uebertfussigen und Unrichtigen befreiet eben nichts Neues 
darbieten, ganz überflüssig erscheinen. Indessen wird 
man daran wahrnehmen können, wie aus Unbekanntschaft 
mit den vorhandenen Erfahrungen, oder aus Yerkehitheit 
in der Benutzung derselben, oder aus Aneignung der Be- 
obachtungen und Erfahrungen Anderer der Wagen der 
Wissenschaft so oft, namentlich im Auslande, zum „gehemm- 



Darstellung des Ctfonsübers. 314 

len Fof tschritt" oder zum «»beförderten RückscbriU'' gezwiUH 
gen wird. Wenn die nicht selten sich breit machende An- 
masslichkeit der Ausländer g^ehörig abgefertigt wird, wie 
durch einen unserer ausgezeichnetsten Gelehrten vor Kur- 
zem geschah, so muss man diesemVerfahren wohl beistimmen« 
Die von Hrn. Brand ely abermals aufgefrischte An-* 
gäbe von der Veränderlichkeit der Blausäure sollte doch 
endlich ganz ab^ethan sein. Oder bereitet man wirklich 
noch in Frankreich solche Blausäure, die sich beim Auf* 
bewahren verändert. — Wenn anstatt einer Retorte, die 
ganz im Sandbade steckt, nach Brand ely ein Kolben 
geradezu über einer Lampe oder in einem Ofen erhitzt 
wird, so ist die Entwickelung der Blausäure weder so 
regelmässig, noch so vollständig, als sie sein kann. Die 
von ihm empfohlene einfache Gasleitungsröhre ist immer 
sehr misslich, wenn nicht ein Sicherheitsgefäss damit ver- 
bunden ist. Als solches dient eine umgekehrte Tubulat- 
retorte am allereinfachsten. Bei Benutzung derselben kann 
man den Apparat nach vollendeter Destillation ruhig er- 
kalten lassen, man läuft also gar nicht Gefahr, von den 
Dämpfen der Blausäure beschädigt zu werden. Das in den 
Kolben eingefügte Trichterrohr ist ganz überflüssig, es sei 
denn, dass es als Sicherheitsrohr gegen das Zurücktreten 
der vorgeschlagenen Flüssigkeiten diene, wozu es aber 
von B r a n d e ly nicht benutzt wird. Die verdünnte Schwe- 
felsäure entwickelt in der Kälte keine namhafte Menge 
von Blausäure. — Die Ableitung des überflüssigen Blau- 
säuredampfes ist ganz unnötfaig, da nur so lange Blau- 
säure durch hinlänglich vorgeschlagenes Wasser entweicht 
als atmosphärische Luft aus dem Apparate fortgeht. Ist 
die Destillation im Gange, so gehen nur Wasserdämpfe 
mit dem blausauren Gas über, und beide verdichten sich 
schnell. Die Darstellung ist völlig gefahrlos und erfordert 
die Benutzung eines Kamins gar nicht. Das Verhältniss 
der Ingredienzien ist von Brand ely ungenau angegeben, 
wenn auch die Verdünnung der Säure ziemlich die rich- 
tige ist. Ich habe durch Versuche ausgemittelt, dass das 
Verhältniss von 100 Th. Blutlaugensalz, 120 Th. englischer 
Schwefelsäure und 200 Theil. Wasser das beste ist, bei 
welchem das Gemisch während des Kochens nicht stösst 
und zugleich die grösste Menge Blausäure liefert (a. a. 0. 
p. 43). — Sicherer, als das Vorschlagen der Silbersolution 
ist fiewiss immer das Vorschlagen von reinem V^asser, 
da die Menge desselben Tür die vollständige Fällung des 
Silbers und Cyans gleichgültig ist. Ebenso verhält es 
sich mit der Bereitung dos Cyanquecksilbers, da man 



312 Umwandlung von Senf Öl in Knoblauchöl. 

doch immer das zur Auflösung dieses Salzes nöthige Was- 
ser anwenden müsste. Bei unvorsichtigem Erhitzen des 
Gemisches in der Retorte erlangen die Wasserdämpfe eine 
grosse Spannkraft, so dass die kleinste Temperaturver- 
minderung ein heftiges Zurückschleudern der vorgeschla- 
fenen Flüssigkeit und somit eine Verunreinigung derselben 
ewirken muss. — Zufolge der von mir ausgeführten 
analytischen Bestimmung (a. a. O. p. 46.) müssen 500 Grm. 
Blutlaugensalz geben 88 Grm. absolute Blausäure in Wasser 
aufgelöst. Diese entsprechen 433 Grm. Cyansilber und 
müssen 550 Grm. salpetersanres Silberoxyd zersetzen, also 
tV mehr, als Brandely angiebt. — Üebrigens ist die 
Berechnung der Unkosten zur Darstellung der Blausäure, 
welche Hr. Brandely giebt, wohl so ziemlich dieselbe, 
welche von mir aufgestellt worden ist. Daher können 
denn jetzt auch andere Cyanide, namentlich Zinkcyanid 
und Kupfercyanür mit Leichtigkeit zu sehr billigen Preisen 
dargestellt werden. Ä Wr, 

Umwandlung von Senföl in Knoblauchöl. 

Gerhardt vermuthete, dass dem Senföl durch Ka- 
lium ein Theil Cyan und Schwefel entzogen werden könn- 
ten, so dass dieses dann eine gleiche Zusammensetzung 
mit dem Knoblauchöl erhielte und suchte dies durch Ver- 
suche zu erläutern. Er warf in in eine Retorte einige 
Stücke Kalium auf wasserleeres Senföl, wodurch dieses 
sogleich angegriflFen wurde. Man kann die Reaction etwas 
beschleunigen, wenn man es etwas erwärmt, doch muss 
diess sehr vorsichtig geschehen, damit das Oel nicht Feuer 
fängt. Sobald man vorsichtig arbeitet, färbt sich die Masse 
nicht sehr, es entwickelt sich ein Gas, Schwefelcyankalium 
setzt sich zu Boden und Knoblauchöl destillirt über. Dieses 
hat sowohl Geruch und übrigen Eigenschaften des gewöhn- 
lichen Knoblauchöls. als auch die Zusammensetzung des- 
selben. 

Der Verfasser erhielt bei einer zweiten Destillation 
des künstlichen Knoblauchöls über Kalium viel Schwefel 
und glaubt, dass das Schwefelallyl Wertheim's ein Zer- 
setzungsproduct sei. Es enthält mehr Kohle und Wasser- 
stoff, als das natürliche Knoblauchöl, für dessen Zusam- 
mensetzung der Verfasser die Formel C»*Hi8j>{asa angiebt*). 
(Compt rend. — Pharm. CentrlbL No. 55, 1845J B. 

^) Man vergl. hiermit die Würdigung, welche L i e b i g diesen Versu- 
chen und Avssprüchen des Hrn. Gerhardt kürzlich hat angedeihen 
lassen in den Annal. d. Ch. u. Pharm. Jan. 1846. p. 115. sq. D. Red. 



VcUeriansäure und deinen Salze. ' 313 



Valeriansäare und deren Salze. 

Riegel hat diesen Präparaten vielfache Aufmerk- 
samkeit geschenkt und sich mit deren Bereitung beschäf- 
tigt, woraus Nachstehendes hervorgeht. 

Die Darstellung der Valeriansäure aus der Baldrian- 
wurzel geschieht nach Riegel am ergiebigsten auf folgende 
Weise. Man setzt auf 10 Pfd. Baldrian wurzel und die zur 
Destillation nöthige Menge Wassers 3 Unzen conc. Schwefel- 
säure zu, um die gebundene Valeriansäure frei zu machen, 
destillirt 30 Pfd. ab, sättigt das Destillat mit Natroncarbo- 
nat, scheidet das Oel ab, engt die neutrale Flüssigkeit 
auf ein Pfund ein und destillirt dann mit conc. Schwefel- 
säure. Danach werden circa 10 Drachmen Valeriansäure 
erhalten. 

Durch die interessanten Beobachtungen von Dumas 
und Stass, dass durch Behandlung des Kartoffelfuselöls, 
Amyloxydhydrats, mit kaustischenAlkalihydraten in derWär- 
me, valeriansauresKali entsteht, indem nämUch 2 Aeq. Was- 
serstoff in dem Amyloxyd, C^^^H^'^O, abgeschieden und 
ersetzt werden durch 2 Aeq. Sauerstoff C'" 11^*0 + 0* — 
H* = C^^^H'^O*, ist nun auch ein Mittel zur Darstel- 
lung der Valeriansäure an die Hand gegeben. 1 Theil 
Kartoffelfuselöl und 10 Theile eines Gemisches gleicher 
Theile Kalihydrat und gebrannten Kalk werden in einem 
verschliessbaren Glasgemsse bei einer Temperatur von 170® 
so lange in Berührung gelassen, als sich noch Wasser- 
stoffgas entwickelt. Das Gefäss lässt man in verschlosse- 
nem Zustande erkalten, befeuchtet die Masse mit Wasser, 
setzt nach und nach verdünnte Schwefelsäure in schwa- 
chem üeberschuss hinzu, bringt die ganze Masse nun in 
eine Retorte und destillirt, so lange Valeriansäure übergeht. 
Das Destillat wird mit Natroncarbonat gesättigt, zur Trockne 
abgedampft und aus dem erhaltenen trocknen Rückstande 
von valeriansaurem Natron, die Säure durch Destillation 
mit Phosphorsäure abgeschieden. 

•Eine eigenthümllclie Säure nach Dumas und Stass 
= Chlorvalerisinsäure = C'"H'*C^O', entsteht, wenn 
man Valeriansäure im Dunkeln zuerst bei Abkühlung, spä- 
ter bei schwacher Erwärmung mit trocknem Chlorgas 
behandelt, so lange noch Chlorwasserstoffsäure weggeht 
und das aufgelöste Chlorgas durch einen Strom kohlen- 
sauren Gases vertrieben wird. Sie wird in Form eines 
geruchlosen, durchsichtigen. Syrups erhalten, ist schwerer 
wie Wasser und von brennendem scharfem Geschmack. 

Arch. d. Pharm. XCV. Bds. 3. Hft. 21 



314 Valeriansäure und deren Salze. 

Ghlorvalerosinsäure erhält man, wenn Valerian- 
säarebydrat anstatt im Dunkeln, im Sonnenlichte der 
Einwirkung von trocknem Chlor^as ausgesetzt wird, sie 
ist reicher an Chlor als die vorfge und hat die Formel 
C 1 H 1 ci8 o», ist aber den Eigenschaften nach der vorigen 
gleich- 

Yaleriansaure Salze, 

Valeriansaures Kali ist schwer krystallisirbap and 
leicht zerfliesslich, deshalb leicht löslich in Wasser, auch 
in absolutem Alkohol ; das Natronsalz verhält sich ebenso. 

Valeriansaures Ammoniak erhält man sehr 
schnell und leicht durch Sättigen der Säure mit trocknem 
Ammoniakgas; es krystallisirt in weissen, concentrischen 
Strahlen. 

Valeriansäure Kalkerde mit überflüssiger Kalk- 
erde vermischt der Destillation unterworfen, erleidet die 
Säure nach Loewig's Versuchen eine Zersetzung, es 
tritt nämlich 1 Th. Kohlenstoff mit 2 Th. Sauerstoff zu 
Kohlensäure zusammen, welche von der Kalkerde auf- 
genommen wird, der Rest bildet einen ölartigen Körper, 
der, über Kalkerde destillirt, rein und farblos erhallen 
wird und von L o e w i g = Valeron = genannt wird. Seine 
Zusammensetzung wird durch die Formel C^H'^0 aus- 
gedrückt. C'«H^« O' — CO» = C'H»80. 

Valeriansäure Magnesia und Manganoxydul 
krystallisiren, ersteres in regelmässigen Prismen, letzteres 
in rhombischen Tafeln. 

Valeriansaures Zinkoxyd ist am vortheilhafte- 
sten nach Riegel zubereiten, wenn die nach seinem ange- 
gebenen Verfahren genommene verdünnte Valeriansäure, 
ehe sie mit Schwefelsäure destillirt wird, bis zur vollkom- 
menen Lösung mit Wasser versetzt, mit frisch gefälltem 
kohlensaurem Zinkoxydhydrat vermischt und damit ein bis 
zwei Stunden lang gekocht wird. Darauf wird filtrirt, der 
Rückstand auf dem Filter ausgesüsst und die Lösung in 
einer Retorte verdampft und in einer flachen Schale der 
Krystallisation überlassen. Es krystallisirt in weissen bieg- 
samen, perlmutterglänzenden, fettig anzufühlenden Blätt- 
chen, die bei + 50<> weich werden, bei +150 bis 460 völlig 
schmelzen, aoer dann das Wasser und einen Theil der 
Säure abgeben. 

Valeriansaures Kadmiumoxyd hat mit dem 
Zinksalze viele Aehnlichkeit, die Krystalle sind weniger 
glänzend. 

Valeriansaures Kupferoxyd krystallisirt in schö- 
nen grünen Prismen. 



VcAmamäure und deren Salze. Digüalin. 315 

Valeriansaures Silberoxyd krystallisirt auch 
zuweilen in Blättchen, unterscheidet sich aber von den 
anderen valeriansaaren Salzen dadurch, dass es sehr leicht 
vom Lichte geschwärzt wird. 

Valeriansaures Queck silberoxyd. Das Queck- 
silberoxyd verbindet sich in der Wärme mit der ölartigen 
Säure zu einer rothen zähen Masse, woraus kochendes 
Wasser neutrales Salz auszieht, welches beim Erkalten 
in sternförmig gruppirten, farblosen Nadeln anschiesst. 

Valeriansaures Chinin erhält man durch Sätti- 

fung einer alkoholischen Auflösung von Chinin mit Bai- 
riansäure, alsdann Versetzen mit der doppelten Menge 
Wassers und Verdunsten der Flüssigkeit bei gelinder 
Wärme. Es unterscheidet sich durch Gestalt und Ansehen 
von den andern Chininsalzen wesentlich. Die Form der 
Krystalle des Chininvalerianats ist ein Oktaeder, zuweilen 
auch ein Hexaeder, sie sind sehr biegsam, weiss und 
perlmutterglänzend. Das Salz kann auch durch Zersetzen 
des Chininsulphats mittelst Kalkvalerianat dargestellt wer- 
den; das auf diese Weise erhaltene Salz ist aoer weniger 
rein. 

Valeriansaures Aethyloxyd wird durch De- 
stillation einer Auflösung von Valeriansäure oder eines 
valeriansauren Salzes in Alkohol mit Schwefelsäurehydrat 
und Vermischen des Destillats mit Wasser erhalten, wo* 
durch eine reichliche Menge Baldrianäther abgeschieden 
wird, den man auf die gewöhnliche Weise reinigt. Es ist 
eine farblose, ölartige Flüssigkeit von durchdringendem 
Obst- und Baldriangeruch, im flüssigen Zustande Lei 13® 
von = 0,894 spec. Gew., in Wasser unlöslich, mit Alkohol, 
Aether und Oelen aber mischbar. 

Valerianaldehyd oder valeriansaures Amyl- 
oxyd bildet sich aus einem Gemenge von Schwefelsäure- 
hyarat, Valeriansäurehydrat und saurem chromsaurem Kali 
als ölartige neutrale Flüssigkeit, auch ebenfalls durch Ein- 
wirkung von Salpetersäure auf KartofFelfuselöl. wird aber 
durch Behandlung mit Kalkhydrat in der Wärme unter 
Einwirkung von * Wasserstoffgas in Valeriansäure umge- 
wandelt. (Jahrb. /! prakt. Pharm, Bd. 9. H. 5J B. 

lieber Darstellung des Digitalins. 

0. Henry fügt hier einige Notizen den Arbeiten 
HomolU's bei. Man soll ..Digitalis'' mit Alkohol wie- 
derholt digeriren und der Destillation unterwerfen, wobei 
der Rückstand mit verdünnter Essigsäure behandelt wird, 

21* 



316 Anbau des Süssholzes u. Verfert. des Lakriizensafts, 

und nun mit thierischer Kohle (bei gehöriger Verdünnung 
mit Wasser) um sodann das Filtrat mit „Ammoniakh'quor" 
zu zerlegen, und zugleich concentrirten frischen Galläpfel- 
aufguss hinzufügen, so lange noch ein Niederschlag ent- 
steht. — Dieser ist aus Gerbsäure und Di^talin zusam- 
mengesetzt. Ausgesüsst und getrocknet, wird der Nieder- 
schlag mit i Theil feinem Lithareyrum vermengt und 
sodann mit der zweifachen Menge neissen Alkohols von 
SS*» C. behandelt. Die Flüssigkeit wird demnächst durch 
thierische Kohle gereinigt, filtrirt und abgedunstet. Der 
Rückstand wird wiederholt mit Schwefeiäther in der Wär- 
me behandelt. — Digitalin bleibt hiebei zurück, welches 
vorsichtig getrocknet wird. Ein Kilogramm trockner 
Digitalisblätter ergeben gegen =40 Grammen der Sub- 
stanz. Der Verfasser macht darauf aufmerksam, auch bei 
andern Substanzen dieser Art Galläpfelaufguss so wie 
Eichendecoct etc. in Anwendung zu bringen, um jene 
zu trennen. — fJaum. de Pharm, et de Chim. Juin 1845. 
pag. 460. etc.) Wg. 

lieber den Anbau des Siissholzes und Verfertigung 

des Lakriizensafts 

hat Th. Marti US einige Mittheilungen gemacht. Er 
bemerkte bei der Darstellung des Süssholzsafts aus russi- 
schem Süssholz (Glydrrhiza echinata, L.) dass der ein- 
gedickte Saftleichtzerflossund war deshalb mit Tromms- 
dorff der Meinung, dass man dem käuflichen Süssholzsafte 
wahrscheinlich Satzmehl zusetzen müsse, dessen Gegenwart 
man bekanntlich bei der Reinigung des rohen Saftes be- 
merkt. Bei Erkundigung in Neapel erfuhr derselbe, dass 
die Süssholzpflanze m Calabrien und Sicilien wild wachse, 
kleine Bäume oder Gesträuche von 3 — 4 Palmen über 
der Erde bilde, dass die Wurzeln, welche 2 — ^3 Palmen 
tief wachsen im Monat August gegraben werden. Zum 
Fortpflanzen dienen die Wurzeln, welche man in kleine 
Stücke schneidet und Stückchen mit Augen versehen im 
November 4 Palme tief in die Erde legt, dann auf dem- 
selben Felde Hafer, Gerste, Bohnen etc. baut. Am besten 
eignet sich schlammiges Erdreich. Jede 3 Jahre vom Mai 
bis October werden die Wurzeln ausgegraben und auf circa 
900 Quadratschuhe gewinnt man nach der Güte des Bo- 
dens 25— 30 Cantar Wurzeln. Die kleinen in der Erde 
bleibenden Wurzeln sind hinreichend, die Fortpflanzung 
zu ersetzen, so dass man alle 3 Jahre wieder erndten 
kann, ohne frisch zu pflanzen, die Wurzeln erlangen die 



Elektncität 'auf d. Landwirthschafi. Fossile Pflanzen. 317 

Dicke von | bis I4 Zoll und geben je dicker desto mehr 
Saft. In Calabrien soll der Saft unvermischt verarbeitet 
werden, dagegen man anderwärts Mehl hinzunehmen soll. 
Zur Bereitung des Saftes schneidet man die Wurzeln 
in kleine Stücke von einer halben Palme Länge und in- 
fundirt sie 24 Stunden lang, mahlt sie unt6r Mühlsteinen, 
kocht sie in Kesseln mit Wasser aus und dampft den 
Syrup in flachen Kesseln ab, seihet durch Siebe dick ein 
und rollt aus. fBuchn, Repertor. 39. 3. 1845.J B. 



Fossile Pflanzen, 

Im Jahre 1836 waren Brongniart nur 527 fossile 
Pflanzenspecies bekannt; die neue Liste zählt deren 
1792. — Nach Göppert's Angaben sind diese Arten in 
folgenden Gebirgsarten vertheitt: 

Die paläozoischen enthalten deren 52 

» Steinkohlenformation enthält.. 819 

» permische 58 

» triassische 86 

» oolithische 234 

» Wälderthon (Wealden) 16 

» Kreideformation 62 

» tertiäre 454 

Fundort unbekannt 11 

f792~ 
(Froriep's N. Notiz. Bd. 33, p. 343.J Hz. 



Anwendung- der Elelitricität auf die Laudwirthschaft. 

Vermittelst starker Eisendrähte, welche um ein Feld 
gezogen, 3 Zoll unter der Erde liegen, und mit einer lan- 
gen Stange, an welcher ebenfalls em Draht befestigt, cor- 
respondiren, hat man in Schottland die Fruchtbarkeit 
eines Gerstenfeldes so gesteigert, dass man im Jahr 1844 
13 j Quarler per Morgen erndtete, wogegen ein sonst 
(nnt Ausnahme der Elektricitätsleiter) eben so behandeltes 
Land nur 5—6 Quarters per Morgen gab. — Die unter 
dem Einflüsse der Elektricität gewachsene Gerste war weit 
schwerer als alle in der Nachbarschaft gebaute Gerste. 
fFroriep's Notizen 737. Voget's Notizen Bd. 9. No. 7.) 

B. 

Zusatz. Man ersieht aus dieser Mittheilung wenig- 
stens das Raffinement der schottischen und englischen 



318 Büdung der Baldriansäure und Buttersäure. 

Landwirthe, dem Ackerboden den möglichst grossen Er- 
trag abzunöthigen. ^ Daraus erklärt sich denn auch, dass 
der jetzt viel besprochene mineralische Dünger einen 
grossen Anklang in Grossbritannien findet. Dieser für 
jede Fruchtgattung besonders zubereitete Dünger entspricht 
unserer Vortsellune; von der Nolhwendigkeit der eigenthüm- 
lichen Nahrungsmittel für das Mastvieh, und daher dürfte 
die sich erhebende Opposition unserer Landwirthe gegen 
diese mineralischen Nahrungsmittel der Culturpflanzen 
nur innerhalb gewisser Grenzen zulässig und in Anbetracht 
localer und kaufmännischer Verhältnisse rathsam erschei- 
nen; denn der Einfluss der Chemie auf die angewandten 
Naturwissenschaften jeglicher Art nimmt mit jedem Tage 
zu und darf nicht ohne Gefahr eines Stillstandes und 
Rückschrittes vernachlässigt werden* D. Red. 

Bildung der Baldriansäure und Buttersäure. 

Prinz Lucian Bonaparte bemerkte, dass Getraide, 
welches in dem Kielwasser eines SchiflFes gelegen hatte, 
einen sehr unangenehmen Geruch verbreitete, indem er 
dasselbe mit Wasser destillirte, erhielt er eine buttersäure- 
haltige Flüssigkeit, auf welcher Valeriansäure in Form 
von Oeltropfen schwamm. Die Valeriansäure findet sich 
in dem verdorbenen Getraide bald in geringerer, bald in 
grösserer Menge, so dass man sie vielleicht auf diese Weise 
billiger als aus der Valerianawurzel erhalten könnte. Die 
Bildung der Valerianasäure liesse sich hier vielleicht durch 
einen von der Einwirkung des Kochsalzes und der gerin- 
gen Menge der vorhandenen Flüssigkeit modificirten Gäh- 
rungsprocess erklären. Die Buttersäure könnte sich durch 
die Mitwirkung des Pflanzenfibrins auf das sich zersetzende 
Stärkmehl bilden. (Compt. rend. XXL — Pharm. CentrbL 
No. 58. 1845) B. 

■ ■■ I I I 11 i I 

Stickst offgehalt des Schierlings und der Belladonna. 

Wrightson fand in den bei +400® getrockneten 
Blättern des Conium maculatum, nach der Methode von 
Varren trapp und Will 6,86 Proc. Stickstoff. 

Die ebenso behandelten Blätter der Atropa Belladonna 
gaben 6,28 p. C. Stickstoff (Pharm. Joum. and Trans- 
act. V. - Pharm, CentrbL No, SL 1845.) B. 



— t t t M »«- 



Chemische Zmammensetzung des Eigelbs, 319 

lieber die chemische Zusammensetzung des Eigelbs« 

G b 1 e y behandelte Irocknes Eigelb mit Aether, welcher 
das sogenannte Eieröl und eine viskose, weiche Substanz 
auszog, in der sich Elainsäure, Margarinsäure und Phos- 
phorglycerinsäure fanden. Lackmuspapier verändert sie 
nicht und beim Verbrennen hinterlässt sie eine sauer rea- 
girende, wesen vorhandener Phosphorsäure kaum einzu- 
äschernde Kohle. Mit Wasser bildet sie eine Emulsion, 
in Aether und kochendem Alkohol ist sie löslich. Merk- 
würdigerweise sind die Fettsäuren darin mit Ammoniak 
verfeift und mit einer organischen stickstoflFhaltigen Mate- 
rie verbunden, während z. B. im menschlichen Körper 
Margarin - und Elainsäure immer nur an Natron gebunden 
sind. Wird die viskose Substanz mit Salzsäure erwärmt, 
so bilden sich drei Schichten. Die obere ölige enthält 
Fettsäuren und etwas Eieröl und kann mit Aether ent- 
fernt werden. Die mittlere besteht aus einem netzartigen 
Gewebe und enthält Stickstoff und Schwefel. Die untere 
wässerige Schicht enthält einen phosphorhaltigen Körper, 
der durch neutrales essigsaures Bleioxyd gefällt wird. Das 
Vorkommen der Phosphorglycerinsäure im Eigelb scheint 
dadurch bedingt zu werden, dass- die vorhandene Phos- 
phorsäure sich mit dem Glycerin des Elains und Marga- 
rins zu Phosphorglycerinsäure verbindet, während Elain- 
säure und Margarinsäure gebildet werden. 

Nach Gobley enthält das Eigelb ausser den ange- 
führten Materien noch Wasser, eine eiweissartige Substanz 
(Vitellin), Elain, Margarin, Cholesterin, Salze, zwei Farb- 
stoflFe,Fleischexlract, sowie Spuren vonMilchsäure und Eisen. 

Es finden sich im Eigelb auch sämmtliche. Salze, welche 
im Magensafte vorkommen, nämlich Chlornatrium und Chlor- 
kalium 0,268 Proc, schwefelsaures Kali 0,009 Proc, phos- 
phorsaurer Kalk und phosphorsaure Magnesia 0,402 Proc, 
ausserdem noch etwas Salmiak. (CompL read, XXL — 
Pharm. Centrbl No, 3. 1816.) B, 

Verdauung des Zuckers und der sträkmehlhaltigen 

Substanzen. 

Nach Mialhe soll vorzüghch der Speichel bei der 
Verdauung des Stärkmehls mitwirkend sein. Der Speichel 
enthält ein fermentartiges Princip, dem er vorzüglich jene 
Wirkung zuschreibt. Es ist ein weisser, amorpher, in 
Weingeist unlöslicher, in Wasser löslicher, gesckmackloser 
Körper. Essigsaures Blei, Leim, Zucker, inulin, Gummi, 
Pflanzenfaser erleiden dadurch keine Veränderung, wohl 



320 Bildung u. Rückbildung des Zuckers im Thierkörper, 

aber Stärkmehl. Vermischt man eine mit jenem Körper 
behandelte Stärkmehllösung mit Weingeist, so zieht dieser 
Krümelzucker aus und Dextrin wird gefällt. Durch einen 
Theil jenes Speichelstoffes lassen sicli über 2000 Theile 
Stärkmehl in Zucker und Dextrin umwandeln. Jener Stoff 
hat grosse Aehnlichkeit mit der Diastase, daher Mialbe 
die Identität beider vermuthet. 

Gegen diese Angaben Mialhe's haben Bouchardat 
und Sandras Einwendungen gemacht. Sie fanden, däss 
die aus der Speiseröhre einer Gans genommene Flüssig- 
keit Stärkmenlkleister nicht auflöste, eben so wenig die 
Flüssigkeit aus dem Kröpfe zweier Tauben. Vorzüglich 
wirksam erwies sich aber der aus dem Pankreas einer 
Henne genommene Saft, welcher alkalisch reagirte. Er 
enthält eine der Diastase ähnliche Materie, und verwan- 
delte Stärkmehlkleisler bald in Zucker und Dextrin. 

Lassa igne prüfte die Angaben sowohl Mialhe's als 
auch der beiden Letzteren und fand, dass der Speichel 
eines Pferdes auf Stärkmehl fast gar nicht einwirke. Der 
menschliche Speichel hatte nach Sstündiger Digestion bei 
-f- 38" nicht eingewirkt, bei + 75° hingegen verwandelte 
er Stärkmehl schnell in Dextrin und wenig Zucker. Pan- 
kreasgewebe verwandelte Stärkmehl nur bei einer Tem- 
peratur von + 75° in Dextrin und Zucker, welche Eigen- 
Schaft des Pankreasgewebes jedoch durch eine vorherige 
Erhitzung desselben bis auf -j- 100° vernichtet wurde. 
(CompL rend. XX. — Pharm. Centrbl. No, 55. 1845.) B 



Bildung und Rückbildung des Zuckers im 

Thierfeörper. 

Für die Behandlung der Krankheiten der Digestions- 
organe sind die Resultate der von Dr. Julius Budge 
unternommenen Untersuchung: lieber die Bildung und 
Rückbildung des Zuckers im Thierkörper in Roser's und 
Wunderlich 's Vierteljährsschrift Bd. 4. Heft 3. bemer- 
kenswerth. 

\) der grösste Theil des Amylongehalts, welcher in 
den Magen gelangt, geht in Zucker über. 

2) Nur bei schwacher Magenbewegung erzeugt sich 
aus dem Zucker ÄlkoJiol und Essig. 

3) Beim Hunde und vielleicht bei allen Fleischfressern 
wird der Zucker aus dem Blute und dem Darme 
durch Koth und Urin entleert. 

• 4} Bei den Pflanzenfressern und dem Menschen hin- 



Merkwürdige Veränderung im -Guano gefund. Knochen, 324 

gegen schwindet er bald aus dem Blute und dem 
Darme, und wird wahrscheinlich durch die Galle in 
Fett verwandelt. 
Weiterhin macht Budge auf die Bildung des Zuckers 
mit stickstoffhaltigen Substanzen aufmerksam, und zugleich 
wahrscheinlich, dass der Zucker im Diabetes durch Ein- 
wirkung des Sauerstoffs auf das Protein sich bilde. Nach 
dieser Ansicht musste Entziehung des Sauerstoffs in dieser 
Krankheit nützlich sein, also auch Rollo*s Schwefelkalium, 
(welches als schwefelsaures Kali durch den Urin abgeht) 
so wie die essigsauren, weinsauren, citronsauren Salze 
(die in Kohlensäure übergehen), ferner die Abhaltung der 
äussern Luft, was durch Oeleinreibungen erzielt wurde. 
fMedic. Centr.'Zeit. No. 37— 1845. J J, Mir. 

Merkwürdige Veränderung im Guano gefundener 

Knochen. 

Nach einer vor Kurzem gemachten Entdeckung des 
R. Warington verändern sich Knochen, wenn sie län- 
gere Zeit im Guano gelegen haben, auf eine merkwürdige 
Weise. Es fand diess beim Guano von der Insel Ichaboe 
statt, indem darin eine krystallinische gelb weisse Substanz 
von Structur und Gestalt der Knochen gefunden wurde, 
welche theilweise noch unveränderte Knochenstückchen 
enthielt und hier und da mit vertrockneten Muskelfasern 
bedeckt war. Diese Masse löste sich grösstentheils in 
Wasser, decrepitirte in der Flamme und gab ihr unter 
Entwickelung von Ammoniakgeruch die bei Gegenwart 
von Kali erscheinende violettrothe Farbe. 

Die Analyse gab bei 5.84 Grm. Substanz : 4,76 Schwe- 
fels. Kali, ßfi& phosphors. Kalk und 40,2 schwefeis. Am- 
moniak und Wasser. Bei einem anderen Versuche wurde 
dagegen kein phosphors. Kalk, sondern 17,78 schwefeis. 
Kali und 2,29 schwefeis. Ammoniak (= 4 Aeq. KO, SO^; 
4 AeqH« N»,SO^ + H'^O) gefunden, daher also die Substanz 
nicht immer gleiche Zusammensetzung zu haben scheint. 

Den Befund einer so grossen Menge von Kali im 
Guano erläutert Warington dadurch, dass die Insel 
Ichaboe von Seehundsfischern besucht wird, welche da- 
selbst bei Holzfeuer das Fett der Seehunde ausbraten. 
Die Abfälle, welche sie hinterlassen, und welche zur Nah- 
rung für die zahllosen Seevögel werden, geben zu der 
Ansammlung des Guanos Veranlassung, und so lässt sich 
wenigstens die Quelle des Kalis, welcnes die in der Nähe 
befindlichen Ammoniaksalze zersetzen musste, erklären« 
fPhilo8.MagJJl S^J72.~Pharm, CetUrbl. 1845. No. 37j B. 



•»• » » 4 > 



322 



IT. liiteratiir und Kritik. 



Naturgeschichte der Insecten Deutschlands von Dr. W. F. 
Erichsen, Professor an der Friedrich- Wilhelms-Univer- 
sität zu Berlin. Erste Abtheilung: Coleoptera. Dritter 
Band. Erste und zweite Lieferung. Berlin, Nicolaische 
Buchhandlung, 1845. gr. 8. 

Seltener nur ist in diesem Archiv von Entomologie die Rede, 
da diese Wissenschaft nicht so vielfache Berührungen mit der Phar- 
macie hat, doch können füglich die llaupterscheinungen in der Lite- 
ratur derselben nicht ganz mit Stillschweigen übergangen werden, da 
sie KU den Hülfswissenschaften derPharmacie gehört und sie anch in 
den neuem Zeiten mehr Verehrer unter den Apothekern gefunden 
hat. Allerdings liegt diesen das Studium der Entomologie nicht so 
nahe, als das der Botanik, und darin liegt es wohl zum Theil, dass 
sie bisher bei den Apothekern so wenig Eingang gefunden hat. Fast 
zu allen Zeilen gehörten Apotheker zu den eifrigsten und zahlreichsten 
Verehrern und Bearbeitern der Botanik und insbesondere haben sie 
zur genaueren Kenntniss unserer vaterländischen Flora wesentlich mit- 
gewirkt. Anders verhalt es sich jedoch mit der Entomologie, bei 
welcher die Lehrer unserer Schulen den Platz vielleicht erlangen, den 
die Apotheker in Betreff der vaterländischen Flora «Atonehmen. Aller- 
dings liegt es dem Lehrer der Naturgeschichte, wie sie jetzt schon 
auf vielen unserer Schulen getrieben wird, ob, näher sich mit der 
Insectenkunde vertraut zu machen, als dem Apotheker, der sich leider 
bei so mannigfachen ungünstigen äussern Einwirkungen der neuern 
Zeit wohl um so weniger zu Opfern an Zeit und Geld für die Wis- 
senschaft angeregt fühlt, je mehr er beides jetzt dem Geschäfte ganz 
zuzuwenden sich gezwungen sieht. 

Der Verfasser des vorliegenden Werkes, einer unserer ausge- 
zeichnetsten und gründlichsten Entomologen, dem die Wissenschaft 
schon so viele musterhafte Arbeiten verdankt, begann im Jabre 1837 
seine „Käfer der Mark Brandenburg^^ von denen im Jahre 1839 ein 
Band in zwei Abtheilungen erschien. Dieser erste Band enthält die 
Carahen^ Dytiscen, Gyrineriy Hydrophilen^ Silphen^ Pselaphen^ Sl(t~ 
phylinen und Uistern, Leider aber erfolgte seitdem keine Fortsetzung, 
so sehnlich sie auch erwartet wurde. Desto erfreulicher war es nun 
den Freunden der Käferkunde, auf dem Umschlage des gegenwärtigen 
Werkes die Benachrichtigung zu finden, dass die Bearbeitung der 
Käfer Deutschlands da aufgenommen wird, wo die Brandenburgische 
Fauna abgebrochen wurde. Wir erhalten also nun ein ausgedehnteres 
und umfassenderes Werk, als das anfangs begonnene und zugleich 
die Zusage, dass die beiden ersten Bände, welche die in den „Käfern 
der Mark^' bearbeiteten Abtheilungen enthalten, demnächst und viel- 
leicht neben den folgenden Bänden, nachgeliefert werden sollen. 

Wir dürfen also nun erwarten, dass die schon lange gefühlten 
Bedürfnisse einer Käferfauna von Deutschland, nach dem jetzigen Stande 
der Wi»»eDschaft, auf das vellkoromenate befriedigt werde. Waosefaen 



Literatur, 323 

müssen wir aber aach, dass dieses Unternehmen recht lebhaft unter- 
stützt werde, damit der Verfasser, wie der Verleger, sich recht viel- 
seitig zur raschen Fortsetzung dieses Werkes angetrieben ffihlen. 

V Kaum möchte sich bei einem andern Entomologen unseres Vater- 
landes so vieles vereinigen, ein solches Unternehmen unter denselben 
günstigen Bedingungen durchzuführen. Eine seltene Schärfe der Be- 
obachtung und des Auges, die genaueste Bekanntschaft mit dem Gegen- 
stande und ein freier Ueberblick über das ganze Gebiet desselben 
gesellen sich zu den reichen Hülfsmitteln Berlins zur glücklichen Lösung 
der gestellten Aufgabe; ausserdem tragen auch die vielfachen und aus- 
gebreiteten Bekanntschaften und Verbindungen des geehrten Verf. 
nicht unwesentlich zur Vermehrung des Materials bei. 

Die Bearbeitung ist im Wesentlichen in derselben Art gehalten, 
wie in den „Käfern der Mark'^ Jeder Familie, wie je((er Gattung geht 
eine sehr sorgfaltige Charakteristik voraus, welche zugleich die Ver- 
wändtschaften erörtert und das Bekannte über die Lebensweise mit- 
theilt. Eine Uebersicht der Gruppen und Gattungen schliesst sich stets 
an. In Anmerkungen sind mehrfach auch dahin gehörige neue ausser- 
deutsche' Gattungen kurz erörtert. Die Diagnosen sind lateinisch, die 
Beschreibungen deutsch. 

In der ersten Lieferung sind nun bearbeitet 1) Scaphidilia mit 
den Gattungen Sc0pAtKm Kirb.^ Scaphidium 01»^ und Scaphisoma Leach,^ 
mit mehreren ausserdeutschen Gattungen. 2. Trichopterygia mit 
Trichopteryx Kirh., Flilium Schupp., PUnidium Er, und Sphaerius 
Walt, {Nossidium Er, Siusserdeulsch), 3. Anisoto midae mit Triör- 
ihron Maerk.^ Hydnobius Schmidt, Anisotoma Knochy Cyrtusa Er., 
Colenis Er., Agaricophagus Schmidt, Liodes (Leiodes Latr.), Amphi- 
cyllis Er. und Agathidium III. 4. Phalacrides mit Phalacrus 
Payk. und OUbrut Er. nebst einigen neu^n ausländischen Gattungen. 
5. Nitidulariae mit Cereus Lair., Brachypterus Kug., Carpo^ 
philus Leach., Ipidea Er., Epurea Er., und Nitidula, in welcher die 
erste Lieferung abbricht. 

Die zweite Lieferung, welche zur grossen Freude aller Entomo- 
logen schon nach einigen Monaten der ersten folgte, fährt fort mit 
Coronia Er,^ Amphotis Er.j Omosita Er., PriaKrih,^ Meligeles Kirh, 
(mit 50 Arten, von denen über ein Drittel neue sind) , Thalicera Er.^ 
Pocadius Er., Cyrrhaunus Kug., Cybocephalus Er., Cyllodes Er.^ 
Cryptarche Shucky Ips Fab., Rhizophagus Er,, Nemosoma Er., Tem^ 
nochila Er.f TrogositaOl., Peltis Geoffr., Thy malus Latr. 6. Colydii 
Garrotrium IlL, Diodesma Meg , Coxelus Zigl., Diloma HL, Colo~ 
hicus Latr., Synrhita Hellw., Cicones Curt, Aulonium Er.y Colydium 
Fab., Teredus Dej., Anglaemus Er., Aglenus Er,, Anommatus Wesm., 
Bothrideres Dej., Pycnomerus Er., Cerylon Latr. und einer grossen 
Zahl ausländischer Gattungen in den Anmerkungen. 7. Rhysodides, 
Rhysodes III. 8. Cucuiipes, Prostromis Latr., Cucuius Fabr.^ Pe- 
diacus Shuck,^ Phlaeostichus Redtenb., LaemoplUoeus Dej, 

Ref. muss sich hier auf die kurze Anzeige des reichen Inhaltes 
liesciiräiiken. Die beste Empfehlung dieses Werkes gewährt der ge- 
achtete Name des Verf. Die Wissenschaft ist durch dasselbe mit einer 
bedeutenden Anzahl sorgfältig unterschiedener neuen Arten bereichert 
worden; nicht minder gross ist aber der Gewinn für dioselbe durch 



324 Literatur, 

die gröoditche Erörterung vieler zweifelhafter und rerwechselter Arten, 
und die Sorgfalt, mit welcher die Synonymie behandelt ist. Von 
höherem Werthe aber noch sind die grandlichen Forschungen, die der 
Verf. ober den Bau, die natürlichen Verwandtschaften, die Eigenthum- 
lichkeiten 'und die Lebensweise der hier erörterten Insecten angestellt 
und deren Resultate hier niedergelegt hat, nicht minder aber auch 
der durch die Einreibung der ausländischen Gattungen gewonnene 
Ueberblick. H o r n u n g. 



Codex der Pharmacopöen, Sammlung deutscher Bearbei- 
tungen aller officinell eingeführten Pharmacopöen und 
wichtigsten Dispensatorien. — Leipzig, Verlag von 
Leopold Voss. 4844 u. 4845. 

Eine vorläufige Anzeige dieses Unternehmens findet sich in diesem 
Archive B. XXXIX. H. 3. S. 334 und 335; seitdem ist aber dasselbe 
rasch fortgeschritten und es liegen jetzt bereits 7 Lieferungen, d. h. 
7 Pharmacopöen verschiedener Länder vor uns. Dieses rasche Fort- 
schreiten auf der einen, die dem Plane genau folgende Bearbeitung 
auf der andern Seite und endlich, dass die zuletzt erschienene Liefe- 
rung eine Pharmacopöe giebt, die ich die vollständigste und beste deut- 
sche Pharmacopöe nennen möchte, sind Ursache, dass ich es für Pflicht 
halte, das pharmaceutische Publicum nochmals und ausführlicher auf 
dasselbe aufmerksam zu machen. 

Der Plan, den man bei der Herausgabe dieses Codex zum 
Grunde legte, ist, in aller Kürze eiiie deutsche Bearbeitung 
in gemeinschaftlich übersichtlicher Anordnung der Phar- 
macopöen der verschiedenen Länder zu geben^ und es da- 
durch möglich zn machen, dass jeder auf billige Weise sich sämmtliche 
Pharmacopöen anschaffen kann. Um aber dem pharmaceutischen 
Publice diesen Codex noch zugänglicher zu machen, ist auch die 
Einrichtung getroffen, dass jede Lieferung, die immer 
eine Pharmacopöe enthält, einzeln verkäuflich ist. 

Der Umfang dieses Werkes lässt sich noch nicht genau bestimmen, 
um aber in der Folge etwa neue Auflagen oder Nachträge gehörig 
einschalten zu können, soll der ganze Codex in folgende acht Sectionen 
zerfallen. 

Iste Section, norddeutsche Pharmacopöen; (enthält die preussische, 
sächsische, hannoversche, schleswig-holsteinsche, hessische und 
hamburger.) 

2te Section, süddeutsche Pharmacopöen; (hierher gehören die 
österreichische, die baiersche, badische und v^ürtembergische.) 

3te Section, nordost-europ. Pharmacopöen; (die dänische, schwe- 
dische^ russische etc.) 

4te Section, nordwest - europäische Pharmacopöen; (die londoner, 
edinburger, dubliner, holländische etc.) 

5te Section, west-europäische Pharmacopöen; (die französische, 
spanische und portugisische.) - 

6te Section, süd-europäische Pharmacopöen; (die schweizerische, 
italienische' und griechische.) 



Literatur, 32S 

7te Section, aassereuropäische Pharmacopöen ; (nordamerikauiache, 

bengalische u. s. w.) 
8te Section, allgemeinen Inhalts. 

In einer den jetzigen Anforderungen der Wissenschaft entspre- 
chenden Nomenclatur werden sämmtliche Artikel mit lateinischen Namen 
alphabetisch geordnet aber deutsch behandelt, durch in dei^Text ein- 
geschaltete Zeichen werden die Bestimmungen, ob ein Medicament 
vorröthig zu halten, zu den Giften zit rechnen, in welchen Dosen es 
verabreicht werden kann u. s. w. angegeben. Jedem Bändchen ist 
ein Register der gebräuchlichsten Synonymen und einheimischen Namen 
beigegeben. 

Ausserdem ist jedem Bändchen eine Einleitung vorausgeschickt, 
welche über die pbarmaceutischen Verhältnisse, Maasse und Gewichte 
und sonstige pharmaceutische Angelegenheiten des betreffenden Staates 
Auskunft giebt, spater soll, wenn man erst das Material mehr und 
vollständiger übersehen kann, in einem besondern Bändchen eine allge- 
meine Geschichte und Literatur der Pharmacopöen und eine vollstän- 
dige Synonymik gegeben und hierbei auch auf vergleichende Tabellen 
der Maasse und Gewichte, Aräometer u. s. w. Rucksicht genommen 
werden. 

Dass der Entwurf zu diesem Unternehmen nicht bloss auf einer 
Buchhändler-Speculation beruht, nicht von jemand bloss hinter dem 
Schreibtische entworfen worden, sondern von jemand, der wissen- 
schaftlich dazu befähigt und mit den nöthigen praktisch-pharmaceutischen 
Erfahrungen versehen ist, ausgegangen ist, sieht man aus dem Ganzen 
und besonders auch aus den Gründen, welche für das Einzelne in der 
Einleitung angeführt sind. Der Plan scheint uns auch, so weit wir 
bis jetzt von den einzelnen Lieferungen Einsicht genommen, bei der 
specieilen Bearbeitung streng befolgt zu werden, eben so ist auch auf 
Correctheit im Druck die hier so wichtige Sorgfalt verwendet. 

Von der ersten Section sind bereits 3 Bändchen erschienen, das 
erste enthält die Pharmacopöe von Schleswig und Holstein vom Jahre 
1831 nebst den Nachträgen bis 1843 (XX. S. 179. 18 Ngr.), so ist 
zugleich der Plan, nach dem das Ganze bearbeitet wird, vorgedruckt. 

Das zweite Bändchen bildet die hannoversche Pharmacopöe vom 
Jahre 1831 (XIL S. 115. 15 ngr.), bei welcher zweckmässig von der 
Redaction dasjenige, was über die Heilkraft der Mittel und den Dosen 
im Originale gesagt wird, hier als den Apotheker nichts angehend, 
weggelassen ist, und die Dosen nur bei Giften oder starkwirkenden 
Mitteln mit angegeben sind. Diese Pharmacopöen gehören nicht zu 
den ausgezeichneten, wenn sie auch einzeln gute Vorschriften zur 
Darstellung chemischer Präparate geben. 

Das dritte Bändchen dieser Section, welches so eben, also zuletzt 
^schienen, ist der Auszug der neuesten deutschen Pharmacopöe, der 
hamburger vom Jahre 1845 (XVII. S. 206. 21 Ngr.) Schon oben 
haben wir gesagt, dass die Aufnahme dieser Pharmacopöe uns be- 
stimmt hat, unsere specielle Anzeige des Codex sofort zu geben, da 
wir diese Pharmacopöe ihres Umfanges und ihrer sorgfältigen Be- 
arbeitung wegen, für die erste deutsche unbedingt erklären und die- 
selbe allen unseren CoUegen bestens empfehlen*). 



) Es ist das ausführliche Eingehen auf diese Pharmacopöe durch 
den Werth derselben hinlänglich entschuldigt und gerechtfertigt. 



326 Uieralur. 

Die Medidnal- Verfasrang Hamburgs mfissen wir achoB eine höchst 

zweckmässige nennen, und hierauf beruht es denn auch, dass die 
Fharmacopöe das geworden ist, was sie ist. In Hamburg ist die Phar- 
macie emancipirt, sie geht mit der Medicin Hand in Hand. Theorie 
und Wissenschaft sind mil praktischer Erfahrung innig rerbunden, diess 
sieht man^deutlich an den Gehülfen von dort her und an seiner von 
Oberdörffer entworfenen Pharmacopöe. Es leidet die hamburger 
Pharmacopöe nicht an dem Mangel der berühmten preussischen Phar- 
macopöe an dem ärztlichen Einflüsse und an dem deshalb erfolgten Be- 
streben, Alles zu vereinfachen und die Fortschritte in der Chemie nicht 
in gleichem Schritt mit der praktischen Medicin zu erhalten^ sie zeigt 
in jeder Sache den mit den Grundsätzen und Fortschritten der Wissen- 
schaft, aber nicht bloss den pharmacentischen, sondern auch medici- 
nischen vertrauten Mann als Verfasser. 

Sie giebt nach einer Vorrede in einer Einleitung erst allgemeine 
Hegeln über das Einsammeln, das Trocknen und Aufbewahren, über 
das Pulvern und die verschiedenen Grade der Feinheit der Pulver, 
über die Bereitung der Infusionen und Decocte, über die Darstellung 
der Extracte, wobei 4 Grade der Consistenz unterschieden werden, 
über Erzeugung der destillirlen Wässer, der ätherischen Oele und der 
Tincturen. Zu chemischen Präparaten, die in den Apotheken bereitet 
werden sollen, sind die Vorschriften so vollständig angegeben, dass 
auch jemand, der nicht wissenschaftliche Kenntnisse besitzt und sonst 
nur accurat arbeitet, dennoch dieselben darstellen kann^ was aber immer 
auch dem tüchtigen wissenschaftlichen Mann willkommen sein wird, 
da ihm dadurch mehr Arbeit und Versuche erspart werden. Auch 
werden die nöthigen Regeln, welche beim Dispensiren der Hedica- 
mente zu befolgen sind, genau angegeben. 

Nach dieser speciellen Einleitung wird das Folgende in 4 Ab- 
schnitten abgehandelt; der erste enthält die einfachen und roh zu 
kaufenden Stoffe in einer allgemein verständlichen Nomenclatur, mit 
Beifügung des im Volke gebräuchlichen Namens, mit Benennung der 
Abstammung nach dem Linn^schen und natürlichen Systeme, es folgt 
dann die Angabe des Vaterlandes, die Beziehung der besten Sorten 
und bei vielen werden auch die Verfälschungen angegeben. 

Der zweite Abschnitt enthält die zusammengesetzten pharmacen- 
tischen und chemischen Präparate, doch nur mit lateinischen Namen 
bezeichnet, die Bereitung ist ansführlich und besonders, wie ich schon 
oben erwähnt, bei den chemischen Präparaten auf das sorgfältigste 
angegeben^ zuletzt sind die Kennzeichen der Güte und die Prüfung 
der Stoffe zugefügt. Gifte sind immer mit einem Kreuz, Drastica mit 
einem Sterncheu bezeichnet. 

Im dritten Abschnitte werden die Reagentien abgehandelt, und 
zwar nicht bloss ihre Darstellung, sondern auch ihre Anwendung. 
Es sind hier auch der Alkalimeter, Chlorometer und der Marsb'sche 
Apparat nicht übergangen. 

Der vierte Abschnitt enthält eine reiche Tabellensammlung, An- 
gabe der Synonymen und deutsche, englische und französische Re- 
gister, welche letztere namentlich an den Orten, wo Fremde aller 
Nationen sich vereinen, von grossem Nutzen sind. 

Die Tabellen enthalten Angaben über die rechte Zeit, die frischen 
Vegetabilien zu sammeln und die Präparate daraus darzustellen, ferner 



Literatur. 327 

über die Aasbeute von Extracten. Auch Vergleichungfen über die 
verschiedenen Aräometer des Weingeistes, des Wassergehaltes in den 
Säuren, alkalischer und chlorhaltiger Flüssigkeiten etc. , eine Yerglei- 
chung der verschiedenen Thermometerscalen ; Angaben über die Lö^- 
lichkeit der Salze und der in zusammengesetzten Medicamenten ent- 
haltenen aufgelösten kraftigen Stofife, sowie die Angaben der stärksten 
Dosen heroischer Medicamente. — Alles dieses ist im Codex jetzt 
schon durch Einschalten bei den abgehandelten Stoffen benutzt, oder 
auch durch den besonderen Abdruck der Tabellen vollständig wieder- 
gegeben; nur die dem Originale angehängten Tafeln, um den ge- 
strichenen Pflastern genau feststehende Formen zu geben, ist wegge- 
lassen. Von der zweiten Section enthält das erste Bändchen die öster- 
reichische Pharmacopöe 1834 nebst allen Abweichungen der österrei- 
chischen Militärpharmacopöe van 1841 (XIV. S. 87. 8. 1844. 12 Ngr.) 

Auch hier ist in einer Einleitung eine Uebersicht der pharmaceu- 
tischen Verhältnisse Oesterreichs gegeben, die ja jetzt durch Dr. J o h. 
Müller's Darstellung über diesen Gegenstand, Wien 1844 hinlänglich 
bekannt sind. Im Allgemeinen ersieht man wohl aus beiden, dass die 
Verhältnisse der Pharmaceuten in Oesterreich, besonders in materieller 
Beziehung besser sind, als in fast allen deutschen Staaten, wo immer 
nur die Anforderungen in jeder Beziehung an den pharmaceutischen 
Stand sich vennehren, ohne in irgend einer Art dafür zu entschädigen. 
Die dritte Section, welche die nordosteuropäisohen Pharmacopöen liefert, 
enthält jetzt erst ein Bändchen, die dänische Pharmacopöe von 1840, 
nebst einem Anhang der dänischen Militär- und Armenpharmacopöe, 
(XII. S. 163. 8. 1844. 18 Ngr.) Aus der hier gegebenen Einleitung 
ersehen wir, dass dort schon im Jahre 1672 eine Apothekerordnung 
erschien, deren Grundsätze zum Theii jetzt noch Gültigkeit haben ; 
diese sucht schon gegen Quacksalber und gegen das Selbstdispensireu 
einzuschreiten und den Apotheker gegen Materialisten in Schutz zu 
nehmen, was bei uns jetzt noch nicht der Fall ist, denn wenn wir 
auch Gesetze dazu besitzen, so scheint die Behörde nicht die Pflicht 
zu haben, auf deren Aufrechthaltung zu halten, wenn es nicht von 
Denuncianten verlangt wird. Dem Originale sind besondere Regeln 
über Einsammeln, Aufbewahren und Verarbeiten vorausgeschickt, 
welche uns hier in der Einleitung vollkommen verständlich im Auszug 
wiedergegeben sind. 

Von der vierten Section ist vor der Hand noch Nichts-s erschienen. 

Für die fünfte Section ist ein Bändchen erschienen, die franzö- 
sische Pharmacopöe von 1839 enthaltend (XXXII. S. 215. 8. 1845. 
24 Ngr.) Obgleich der Zustand der Pharmacie in Frankreich keiner 
ist, der dem deutschen als Muster dienen könnte, so finden wir doch 
in der ziemlich starken Pharmacopöe, die sehr viele Vorschriften zu- 
sammengesetzter Mittel enthält, oft in fraglichen Fällen Auskunft, z. B. 
sind 20 verschiedene Pulpen und fast 100 Syrupe aufgezählt, unter 
den Rooh findet sich ein Rooh belladonnae; ferner ist angegeben ein 
zusammengesetztes Pulver zum Aufbewahren der Leichen^ ein Aetz- 
mittel als pulv, caustic, menensis etc. 

Die sechste Section, welche die sudeuropäischen Pharmacopöen 
enthalten soll, hat noch Nichts geliefert, wir können auch wohl das 
Erscheinen dieser am ersten abwarten. 

Das erste Bändchen der siebenten Section enthält die Pharma- 
copöen der vereinigten Staaten von Nordamerika 1642 (XX. 103. 8. 



328 Literatur. 

1844. 12 Ngr.) Da die VerfiissuDg Amerikas aas der englischen her- 
vorgegfangen, so findet man auch dort die medicinischen Angelegen- 
heiten auf gleiche Weise eingerichtet. Die Apotheker sind gleich- 
zeitig Aerzte und die Droguisten und Chemiker durchaus nicht im 
Verkauf von Medicamenten beschränkt. Es findet keine Lehrzeit, keine 
Prüfung statt^ es herrscht auch hierin die völlige allgemeine Gewerbe- 
freiheit. Die Pbarmacopöe hat keine gesetzliche KrafI, sondern sie 
dient nur als ein allgemeiner Anhaitepunct. Sie wird daher auch 
nicht viel Nutzen für uns Deutsche haben, ob sich gleich in ihr ein- 
zelne Vorschriften vorfinden, welche auch bei uns Beachtung ver- 
dienen: so ist z. B. ein liquor ferri jodati aufgeführt, der, um das 
Jodeisen haltbar zu machen, einen Zusatz von Honig enthült, was 
dem bei uns gebräuchlichen Zusatz von Zucker noch vorzuziehen ist. 
Das hier oberflächlich geschilderte Unternehmen verdient nicht 
bloss die Beachtung, sondern auch die Unterstützung der pharmaceu- 
tischen Welt, wie wir aus der kurzen Schilderung desselben und der 
Arty wie es aufgesetzt und durchgeführt wird, zu beweisen gesucht 
haben, denn auf keine Weise, wenigstens nicht für so geringe Kosten, 
kann man sich eine so vollständige Literatur über die Pharmacopöen 
verschaffen , als wenn Verfasser und Buchhändler diese begonnene 
Sammlung vollständig durchführen können. 

Dr. M eurer. 



'• K » f« » 



329 

Zweite Abiheitung. 



Vereins - Zeitung, 

redigirt vom Directorio des Vereins. 

1) Unmassgebliebes technisches Gutachten über die 
Freiheits-, Eigenthums- und Erbrechte der 

Apotheker j 

von 

Dr. H. Wackenroder. 



Die kleine Schrift von dem Geheimen Rathe Dr. C. E. Schmid, 
Ordinarius der Juristen - FacuItSt, Oberappellations-Gerichlsrath und 
Professor zu Jena, unter dem Titel: „Die Eigenthumsrechte der Apo- 
theker an der Officin'^ (welche zuerst als Abhandlung im Archiv der 
Pharmacie B. 43. H. 3, vom August 1845 mitgetheilt wurde) gehört, 
wie mich dünkt, zu den wichtigsten und werthvollsten Beitragen zur 
endlichen befriedigenden Lösung der sogenannten Concessionsfrage. 
Seit der Erscheinung dieser Schrift bin ich mehrfach veranlasst wor- 
den, den Gegenstand derselben auch von rein technischem Standpuncte 
aus zu beleuchten, oder vielmehr die am Schlüsse der Schmid 'sehen 
Schrift hinzugefögte kurze und triftige Kritik der administrativen Gründe, 
welche den bekannten Verfügungen des hohen Preussischen Ministe- 
riums zu Grunde gelegt worden , auf das ganze Gebiet der pharma- 
ceutisch- technischen Administration auszudehnen. Ein solches Unter- 
nehmen ist nicht allein schwierig, sondern auch voraussichtlich undank- 
bar, weil es sehr viele Seiten berührt, die eine überaus grosse Em- 
pfindlichkeit zeigen. Der Jurist hält sich auf dem Boden der Juris- 
prudenz, und sein Ausspruch muss immer beachtet werden, auch 
wenn derselbe einen juristischen Widerspruch erfahren sollte. Eine 
juristische Abhandlung befindet sich in dem Falle jeder andern wissen- 
schaftlichen Untersuchung, deren Resultat durch weitere Forschungen 
bestätigt oder verworfen wird. Ein technisches Gutachten aber kann 
immer nur einen Theil der Gründe entwickeln, auf welchen es beru- 
het, während diese Gründe selbst vornehmlich aus der eigenen Erfah- 
rung hervorgehen. Also wird ein solches Gutachten weder auf eine 
allgemeine Billigung, noch auf eine triftige allgemeine Bestreitung 
rechnen dürfen. Eben desshalb kann man die Entwerfung desselben 
in Wahrheit eine undankbare Muhe nennen. Gleichwohl können Gründe 
obwalten, die uns auch zu einem sehr wenig lohnenden Geschäft auf- 
fordern ; und so habe ich denn nicht länger Anstand genommen, mich 
der Lösung der Aufgabe nach Kräften zu unterziehen. 

Die nachfolgende Abhandlung ist hervorgegangen aus einer aus- 
führlicheren Entwickelung von ein Paar Paragraphen einer kleinen, noch 
unvollendeten Schrift, welche unter dem Titel „pharmaceutische Tech- 
nik^^ die Stellung der Apotheker im bürgerlichen Leben, die Einrich- 
tung der Apotheken, die Führung des Apothekergeschäftes, also über- 
haupt die praktische Ausübung der Apothekerkunst umfassen soll. Der 

Arcb. d. Pharm. XCY. Bd». 3. Hft. 22 



330 Vereinszeüung. 

jährlich wiederkehrende Vortrag über diese Gegenstände in einem akade- 
mischen Collegio hat mich fortwährend mit den Schwierigkeiten derselben 
in Bekanntschaft erhalten, aber auch die Ueberzeugung verliehen, dass 
eine auf möglichst vielseitige Erfahrung gestützte, unparteiische Beur- 
theilung des Apothekerstandes nnd des Apothekergeschäftes recht wohl 
zu einer festen, aller ihrer Gründe sich wohlbewussten Ansicht führen 
könne *). 

I. Der selbständig gewordene Apotheker kann zu der Apotheke, 
die er verwaltet, in einem verschiedenen Verhältnisse stehen : 

1) als Provisor, Verwalter oder Administrator. In dieser Qualität 
erhält er eine feststehende oder auf Procente basirte Besoldung von 
Privaten, Communen, Behörden oder auch Staatsregierungen. 

2) Oder der Apotheker ist Pächter der Apotheke und zieht gegen 
den Pachtzins den gesetzlich erlaubten Gewinn aus dem Geschäfte. 

3) Oder er ist Eigenthümer der Apotheke durch Erbpacht, Con- 
cession, Privilegium oder durch ein anderes juridisches Merkmal so- 
wohl des vollständigen, als auch des beschränkten Eigenthums. Prak- 
tisch bequem und auch wohl juristisch ganz zulässig ist hier der Unter- 
schied zwischen Erbapotheker und Nichterbapotheker. 

In allen diesen drei Fällen werden die Qualificationen, welche in 
dem Staate, worin die Apotheke belegen ist, zur selbständigen Füh- 
rung des Apothekergeschäfts gesetzlich angeordnet sind, natürlich von 
Rechtswegen von den Apothekern verlangt. Finden sich nun diese 
Qualificationen, namentlich genugende gelehrte und praktische Kennt- 
nisse, ein unbescholtener Ruf und ein reifes Alter neben den Anfor- 
derungen der Ileimathsrechte bei einem Pharmaceuten beisammen, so 
hören billiger- und gerechterweise alle weiteren Einwirkungen der 
Regierungen auf die Privatverhältnisse des Apothekers auf, und jed- 
wede Bevormundung desselben erscheint als eine Last und undankbare 
Bürde der Behörden, als eine unnütze und erfolglose, gleichwie nach- 
theilige Beschwerde der Apotheker, als eine Verkümmerung der Apo- 
thekerkunst in ihren wichtigsten und wesentlichen Interessen, in ihrer 
weiteren Entwickelung und in ihrem wohllhätigen Einfluss auf die 
menschliche Gesellschaft. 

An die Spitze unserer Betrachtungen gehört meines Erachtens die 
Feststellung des Charakters des Apothekerfaches in der Reihe der 
übrigen bürgerlichen Beschäftigungen. 

Gehen wjr von dem Erwerb aus, so ergiebt sich leicht, dass die 
Apotheker ein Gewerbe treiben, wie alle Personen, welche in üeber- 
einstimmung mit gesetzlichen und polizeilichen Bestimmungen etwas 
Materielles produciren oder verkaufen zur Befriedigung leiblicher 
Bedürfnisse der Menschen, um davon ihren Lebensunterhalt zu gewin- 
nen, wie etwa Landwirthe, Forstwirthe, Viehzüchter, Handwerker und 
Kaufleute. Alle übrigen Staatsunterthanen, welche* ihre geistigen oder 
körperlichen Kräfte, mit oder ohne Hülfe von Vermögen, dem Dienste 
der Privaten, der Gemeinden oder des Staates widmen nach bestehenden 



^) Die kürzlich erschienene Schrift von Eberhard Schwend, 
einem frühern Zuhörer von mir, scheint, der raitgetheitten IV.e- 
censionzufolge, (Bd.44.H.3.d.Arch.) imGanzen meinen in jenen 
Vorlesungen entwickelten »Ansichten, Grundsätzen und Aussprüchen 
zu folgen. 



Vereimzeüung. 331 

Oesetzen oder nach Herkommen, haben ihren Erwerb, wie Aerzte, 
Juristen, Lehrer, Feldmesser, Künstler, Literaten, TaglÖhner, Soldaten 
u. 5. w. Selbst die Diener es Altars haben in den Stolgebühren ihren 
Erwerb, und unter den Nichtkatholiken Nordamerika's gehören sie, 
wie man weiss, ganz und gar zu den Erwerbenden, insofern sie z. B. 
nach der Anzahl ihrer Predigten contraclmässig bezahlt werden. Die 
Gewerbetreibenden verwerthen ihre materiellen Producte, die Erwer- 
benden ihre Kräfte. Der von den Renten seiner Capitalien lebende 
Unterthan erwirbt demnach nicht mehr. 

Das Gewerbe' ist entweder ein einfaches, und heisst dann Hand- 
werk ; oder es ist auf die Kunst und Wissenschaft basirt, und wird 
Kunstgewerbe, oder wohl besser wissenschaftliches Kunstgewerbe ge- 
nannt^). Ohne Zweifel ist ^ie Apothekerkunst ein solches Gewerbe, 
gleichwie die höhere Baukuns't, die Bergbaukunst, die HUttenkunst, 
die Fabrikation chemischer Präparate und Maschinen u. dgl. m.^^). 

Der Apotheker unterscheidet sich aber von den meisten dieser 
Gewerbetreibenden durch seine gleichzeitige Stellung als Beamter und 
Diener des Staate. Man darf aber hierbei den wesentlichen Unter- 
schied nicht aus* den Augen setzen, welcher zwischen den Beamten 
oder Staatsdienern überhaupt statt findet. 

Dfe eine Classe derselben umfasst die angestellten (besoldeten, 
abhängigen, unmittelbaren) Beamten und Staatsdiener (oder öffent- 
liche Diener mit Dienstpflicht gegen den Staat), welche ihr Amt nur 
in Folge eines ausdrucklichen Auftrages oder Befehles der Staats- 
regierungen, der Fürsten oder ihrer Vertreter übernehmen gegen einen 
stipulirten Dienstlohn, Sold oder Besoldung genannt. Sie haben ihre 
Person zu bestimmten Diensten (des Fürsten oder des Staates) dabin- 
gegeben und können daher nicht aus freien Stücken oder nach Gut- 
dünken ihr Amt aufgeben, es sei denn auf Ansuchen bei und mit Ge- 
staltung von den Regierungen. Und andererseits können sie, in der 
Regel auch gegen ihren Willen, aus dem Dienste entlassen oder ab- 
gesetzt werden. Ihre Abhängigkeit von der Staatsverwaltung ist damit 
eben so vollständig, wie naturgemäss. 

Die andere Classe k tritt nach Ableistung gewisser Prästanda und 
meistens nur mit einfacher Erlaubniss der Staatsregierungen ihr Amt 
an aus eignem Antriebe und nach eignem Gutdünken. Diese Beamten 
und Diener des Staates, die nicht angestellten (unbesoldeten, unab- 
hängigen, mittelbaren, öffentlichen Diener mit Dienstpflicht gegen 
Privatpersonen) müssen selber für ihren Erwerb sorgen und können, 
weil sie keinerlei Vergütung vom Staate, dem sie mittelbar dienen, 
empfangen, auch jederzeit nach eignem Ermessen ihr Amt aufgeben, 

*) In der bayerischen Kammer d^r Abgeordneten erhob sich jüngst 
eine wichtige Debatte über die Stellung der Advocateii im Staate. 
Freiherr v. Closen stritt mit Erfolg für die Ansicht „die Ad- 
vocatie sei nichts anderes als ein wissenschaftliches Ge- 
werbe*^ und desshalb seien die Advocaten keine von der Re- 
gierung abhängigen öffentlichen Diener. (^Allg. Augsb. Zeitung 
Nr. 16, 11846.) 
**} Die Apotheker - Gewerbe (nämlich die persönlichen, die Real- 
verkäuflichen und die Real-radizirten) sind seit 1810 in den 
östen'eichischen Staaten als Polizei-Gewerbe erklärt (Ma- 
cher, das Apothekenwesen in den k. k. österreichischen Staaten. 
Wien 1840. p. 74.) 

22* 



332 Veremszeitung, 

wenn auch meistenB nur mit Beachtung anderweitiger zweckdienlicher 
Anordnungen der Behörden. Zu dieser Classe, wie Advocaten, Ju- 
stizcommissarien, Aerzte, Chirurgen, Thierärzte, Directoren von Pri- 
vatschulen, akademische Privatdocenten u. a. m. gehören auch offen- 
bar die Apotheker. Alle diese Beamten sind, weil sie im gewöhn- 
lichen Wortsinn nicht angestellt werden, auch ihres Dienstes nicht zu 
entlassen und eo ipso unabsetzbar; wohl aber kann ihnen die vom 
Staate ertheilte Befugniss zur Ausübung ihres Amtes auch wieder ent- 
zogen werden, ^wenn sie ihren Amtspflichten zuwider handeln. Ihre 
Entlassung aus dem Staatsdienste könnte also nur eine mittelbare Ab- 
setzung genannt werden; sie stehen in keiner andern Abhängigkeit 
von der Staatsverwaltung, als in der, welche die Controle ihrer Dienst- 
handlungen mit sich bringt. 

Da nun die Apotheker keinen Sold als Staatsbeamte beziehen, 
sondern da sie, was man auch für alle Zukunft aufrichtig wünschen 
muss, innerhalb der Grenzen ihres wissenschaftlichen Kunstgewerbes 
freie und unabhängige Männer und lediglich auf die eignen Kräfte an- 
gewiesen sind, so widerstrebt es dem natürlichen Rechtsgefühle, die 
Privatrechte der* Apotheker, die an Integrität denen aller übrigen 
Staatsunterthanen nicht nachstehen, irgend einem directen oder indi- 
recten Eingriffe oder moralischen Zwange von Seiten des Staats unter- 
worfen zu sehen. 

Dagegen hat jede hohe Staatsregierung unzweifelhaft, wie die 
Pflicht, so das Recht, alle möglichen aus sanitäts- und auch ge- 
meinpolizeilichen Rücksichten nothwendig hervorgehenden An- 
ordnungen zu treffen, welche ^ahin abzwecken, dass die Apotheken 
ihrer höchst nützlichen und wohlthätigen, ja für unsern gegenwärtigen 
Culturzuständ absolut noth wendigen Bestimmung vollkommen entsprechen. 

Innerhalb des Umfanges dieser beiden Principien müssen, wie ich 
meine, alle Anordnungen der Regierungen in Betreff des Apotheker- 
wesens ebenso gut sich bewegen, als die Forderungen und Wünsche 
der Apotheker. Je bestimmter und schärfer die Begriffe von der 
Stellung des Apothekers ausgeprägt sind, desto vollständiger wird den 
Anforderungen des Staates an die Apotheken genügt, desto sicherer 
den Apothekern Gerechtigkeit bewiesen, desto leichter der Wirrwarr 
beseitigt werden können, der von Zeit zu Zeit im Bereiche des Apo- 
thekerwesens, und somit in dem ganzen Medicinalwesen Deutschlands 
entsteht. 

Jedermann wird zugeben, dass die Apotheken, wenn nicht aus- 
schliesslich, doch vornehmlich den Zweck haben, das Publicum jeder- 
zeit und augenblicklich mit guten und möglichst billigen Arzneien 
unter (möglichster) Abwendung der damit verbundenen Gefahr zu 
versorgen. Daher wird man auch nicht lange in Zweifel sein kön- 
nen, welches Verjiältniss des Apothekers zu seiner Officin aus allge- 
meinen Gründen ^ie meiste Garantie zur Erreichung des bezeichneten 
Zweckes darbietet. 

Gleichwie jede Administration theurer zu stehen kommt, als die 
Verwaltung des Eigenthums, so findet diess namentlich in Betreff der 
Apotheken statt, in denen auf sehr viele kleine, im Einzelnen unbe- 
deutende pecuniäre Vortheile geachtet werden muss, um die Rentabi- 
lität der Apotheken in ein richtiges Verhältniss zu den bestehenden 
Arzneipreisen zu bringen; oder, mit andern Worten, die bei Weitem 
meisten Apotheker können ohne tüchtige Geschäftsökonomie nicht be- 
stehen. Eine, wenn auch die vernünftigste Sparsamkeit kann da, wo 



Vereinszeitung» 333 

keine Controle statt findet, nimmer durch eine gesetzliche Vorschrift 
bewirkt werden, sondern muss ledigh'ch dem eignen Interesse über- 
lassen bleiben. Daher ist es im Aligemeiuen rathlich, die Administra- 
tion der Apotheken nur als eine temporäre Aushülfe in nothwendigen 
FäUen, z. B. bei vorhandener Aussicht auf qualificirte Erben, von 
Staats wegen gelten zu lassen. 

Die Verpachtung der Apotheken widerspricht, wenngleich aus 
entgegengesetzten Gründen, doch mit ahnlichem Erfolge dem Zweck 
und der Bestimmung der Apotheken. Neben dem Pachtzins muss 
auch eine Rente für den Pächter übrig bleiben. Diesem kann es we- 
der zugemuthet, noch billigerweise yerargt werden, wenn er auf die 
nothwendige Erhaltung des Capitals, auf die unerlässlich andauernde 
Renovation und Vervollkommnung der zahllosen Bestandtheile einer 
Apotheke, an Schiff und Geschirr könnte man sagen, keine sonderliche 
Rücksicht nimmt. Dem Pächter eines (Gutes oder eines) Geschäfts 
steht überall das (sehr vemänftige und billige) Recht zu, gegen den 
Pachtzins den möglichst grossen erlaubten Gewinn aus dem gepach- 
teten (Gute oder) Geschäfte zu ziehen. Lange verpachtet gewesene 
Apotheken, insbesondere wenn sie Communen und städtischen 
Behörden als Eigenthum zugehören, habe ich oft in desolatem, ganz 
gewöhnlich in minder gutem, ich möchte sagen weniger frischem und 
lebenskräftigem Zustande angetroffen, als die den Apothekern eigen- 
thumlich zogehörenden. Desshalb kann man aus allgemeinen Gründen 
die Verpachtungen der Apotheken nur ausnahmsweise zulässig finden. 
Pflicht und Interesse müssen in allen Theilen der Staatsverwaltung nie 
unnöthigerweise in CoUision gebracht werden. 

Die Erbpacht ist de facto eine besondere, wenngleich bedingte Form 
des reellen Eigenthums, Dieses aber, unter welcher Gestalt es auch 
im Laufe der Zeit hervorgetreten sein mag, ist nach meiner festen 
Ueberzeugung die naturgemässeste und darum einzig richtige und 
rechte Bedingung zur Verwaltung der Apotheken. Keiner Verord- 
nung im Apothekerwesen stimme ich mehr bei, als der, dass die Ver- 
walter oder Dirigenten der Apotheken auch Besitzer und Eigenthümer 
derselben sein müssen. Da wo festes Besitzthum ist, ist auch das Bestreben, 
das Besitzthum zu vermehren, wodurch denn einem Hauptsatze der 
Staats wirth Schaft genügt wird. 

Für die Apotheker und für die Erhaltung und Fortbildung ihrer 
Kunst entsteht nun die wichtige Frage, ob das volle und ganze Eigen- 
thumsrecht an dem Besitze (verkäu^iche Concessionen und Privilegien 
der Apotheker), also das Erbrecht der Apotheker das Wünschens- 
wertheste und für den öffentlichen Dienst der Apotheker das Erspriess- 
lichste sei? 

Diese Frage hat eine neue Anregung erhalten und eine allgemeine 
Bedeutung erlangt, seit durch die bekannte Verordnung eines hohen 
Preussischen Ministeriums den concessionirten Preussischen Apothekern 
das seit einem Menschenalter ihnen in praxi zugestandene freie Ver- 
kaufsrecht ihrer Apotheken, d. h. das Präsentationsrecht ihres quali- 
ficirten Nachfolgers entzogen worden ist. In wie weit diese Entzie- 
hung, wenn nicht eines für den jetzigen gesammten Preussischen Staat 
gültigen Rechtes nach juristischen Begriffen, so doch einer lange be- 
stehenden Erlaubniss und eines Zugeständnisses eine rückwirkende 
Kraft ausüben könne und müsse, kann hier nicht untersucht werden, 
weil das jui^ von welchem wir Laien uns stets nur eine höchst 
unvollkommene Vorstellung und Kenntnis« verschaffen können, nur 



334 Veremszeihmg. 

eine Behandlung von den Leuten vom Fach verträgt. In Antehnng 
der Apotheker in dem ganzen, grossen Theil von Preussen, welcher 
vormals unter königl. westphälischer und kaiseri. französischer Bot- 
mässigkeit stand, z. B. in den Rheinprovinzen, hat die Eingangs er- 
wähnte Schrift des Herrn Geh. Rath Schmid ein juristisches Gutach- 
ten geliefert ; in Betreff der übrigen Prenssischen concessionirten Apo- 
theken mögen die Laien im Recht irgendwie xu begreifen suchen, wie 
die gegenwärtige Generation ausbüssen solle, was in früherer Zeil 
durch Willfährigkeif von oben, oder durch Fahrlässigkeit von unten 
vielleicht peccirt worden ist. 

Ich abstrahire hier gänzlich von einem weitern Eingehen in die 
Preussische Angelegenheit, da mir ebenso sehr, wie auch wohl man- 
chen Andern, die darüber geschrieben haben, die Prämissen zu einem 
wohlbegründeten Urtheil über eine so scharf einschneidende admini- 
strative Maassregel der obersten hohen Behörde in Preussen abgehen. 

Dagegen kann es durchaus nicht unangemessen erscheinen, wenn 
ich die administrativen Grunde, welche jener hohen Verfugung unter- 
legt worden sind, einer Beurtheilung und Begutachtung unterziehe; 
denn in allen sachlichen Urtheilen haben die Männer des Rechts von 
jeher den Sachverständigen dieselbe Freiheit zugestanden, welche sie 
für sich in Anspruch nehmen innerhalb des Bereichs ihrer Wissen- 
schaft. Dieses ganz naturliche und vernünftige Zugeständniss ist auch 
in Betreff der sogenannten Prenssischen Concessionsfrage wenigstens 
nachträglich gemacht worden, da man weiss, dass den zu Anfange des 
Jahres 1845 auf Anordnung eines hohen Prenssischen Ministeriums zu 
Berlin zusauimenberufenen Apothekern dieselben Fragen mit zur Be- 
antwortung vorgelegt worden sind, welche mich hier beschäftigen. 
Ich fühle mich veranlasst, die Richtigkeit jener administrativen Mo- 
tive zu bekämpfen, ganz in Einklang mit den Gründen, welche Herr 
Geh. Rath Schmid bereits gegen die Erheblichkeit dieser Motive kurz 
und bündig entwickelt hat; denn ich bin überzeugt, dass eine auf 
diese Motive basirte gesetzliche Verfügung, wenn sie allgemein zur 
Geltung käme, der deutschen Pharmacie allmälig eine ganz andere Ge- 
stalt geben müsste, in welcher sie weder dem öffentlichen Dienste 
genügen, noch diejenigen Fortschritte in ihrer Ausbildung machen 
könnte, durch welche sie sich bisher vor der Pharmacie aller übrigen 
europäischen Länder ausgezeichnet hat. 

Einer solchen, meiner Meinung nach, verderblichen Gestaltung der 
Apothekerkunst glaube ich aber mit einiger Sicherheit entgegentreten 
zu können und zu dürfen, da ich seit zwanzig Jahren mehr als ein 
Paar Hundert Apotheken, im Königreich Hannover und im Grossher- 
zogthum Weimar, nach ihren innern und zum grössten Theil auch nach 
ihren äussern Verhältnissen und Beziehungen genau kennen gelernt 
habe und da ich seit eben so langer Zeit den Vor- und Rückschritten 
der ausübenden Apothekerkunst bei dem Unterrichte junger Pharma- 
ceuten aufmerksam zu folgen gezwungen wurde, lieber drittehalb- 
hundert junge Pharmaceuten aus allen Ländern deutscher Zunge- sah 
ich im Laufe der Jahre um mich versammelt. Den Gang ihrer Aus- 
bildung von Anfang an, ihre wissenschaftlichen Bestrebungen und den 
Erfolg ihrer Bemühungen zur Erreichung der Selbständigkeit habe ich 
genau, oftmals sehr speciell erfahren. Wenn ich den gegründetsten 
Grund habe, an diesen Erfolgen mich zu erfreuen, so sind sie mir 
auch desswegen von hohem Werthe, um eine Schlussfolgerung per 
inducHonem daraus zu bilden, die an Festigkeit und Sicherheit viel- 



Vereimzeitung. 336 

leicht nicht nachsteht allen Raisonnements , die man a priori anstellt^ 
oder zu denen man die Vordersatze theils in wohlgemeinten reforma- 
torischen Bestrebungen, theils aus leidenschaftiicher Philantropie hinter 
dem Schreibtische ausdenkt. Aber ,)grau ist alle Theorie und grün 
des Lebens goldner Baum^', wenngleich seine Früchte nicht immer 
süss sind. 

II. Von den drei administrativen Gründen, welche man zur Auf- 
hebung des Verkaufsrechtes der concessionirten Apotheker (wie es 
scheint ziemlich allgemein) geltend machen will und die von dem Geh. 
Rath Schmid am Schlüsse seiner Abhandlung zusammengestellt wor- 
den sind, fasse ich den ersten und dritten zusammen. Es ist nämlich 
die Meinung aufgestellt, „es werde durch Beseitigung des Präsenta- 
^tionsrechtes der concessionirten Apotheker jungen Pharmaceuten der 
„Erwerb einer Apotheke erleichtert; und dann, es könne zugleich da- 
„für gesorgt werden, dass von den vorhandenen Bewerbern um eine 
„erledigte Concession immer der würdigste und bei gleicher Tüchtig- 
„keit der älteste zu dem Besitz einer Apotheke gelange/^- 

Was den ersten Punct anlangt, so ist wahrlich nicht einzusehen, 
wie das angegebene Ziel erreicht werden soll, so lange man nicht 
etwa auf eine ganz unmassige und höchst verderbliche Weise die An- 
zahl der Apotheken vermehren will. Wie reimt sich's denn, dass, 
während man schon seit langen Jahren die Ueberzahl von Candidaten 
in allen Beamtenfächern zugestehen und dulden muss, diese plötzlich 
nicht mehr statuirt werden soll in einem Stande, dem alle Sicherheit 
und alle Vortheile der Angestellten abgehen, dem man daher auch 
von Gott und Rechtswegen die Freiheit in seinen Privatverhältnissen 
reserviren muss? — Mag man nun das Ding drehen und wenden wie 
man will, der einmal vorhandene Ueberschuss von Candidaten wird 
bleiben. Und was sollte der Staat mit diesem unglücklichen Ueber* 
Schüsse anfangen ? Welch' armselige Gesinnung roüsste nicht jeder 
edlen Natur sich bemächtigen, wenn ihr das Horoskop gestellt würde, 
in die nicht vom Schicksal, sondern von Menschen, die da ifren, ge- 
bildete Strafcompagnie versetzt zu werden, ohne sich eines peccatum 
bewusst zu sein? 

Bis jetzt, wo dem Unterkommen der Pharmaceuten keine zärt- 
liche Sorgfalt und Aufmerksamkeit von Staatswegen gewidmet wor- 
den, ist auch der Wettlauf nicht gestört worden, nicht das wirk- und 
heilsame Ringen der Jugend nach Vervollkommnung in Wissenschaft 
und Kunst. Die überschüssigen Candidaten derPharmacie halten nie- 
manden anzuklagen ob ihres Geschicks, als das Schicksal, wenn nicht 
sich selbst. 

Wo ist denn aber auch die notorische Ueberzahl der pharmaceu- 
tischen Candidaten seit langen Jahren geblieben? Diese Pharmaceuten 
benutzten den Zugang, den ihnen eine gründliche und tüchtige Aus- 
bildung in ihrer Wissenschaft und Kunst zu den meisten Gewerbs- 
fächern, so wie auch zu dem sogenannten gelehrten Fache und der Classe 
der besoldeten Angestellten eröffnete. Den Gewerben sind dadurch nicht 
unwichtige frische Kräfte zugeflossen, und die Staatsbehörden fanden 
an ihnen einen Rückhalt zur Besetzung von vielen Stellen, zu denen es 
sonst an tüchtigen Candidaten gänzlich gefehlt haben würde. Oder meint 
man vielleicht, es könne das, was die mit dem bewegten praktischen 
Leben in inniger Verknüpfung stehende pharmaceutische Schule in 
dieser Hinsicht der Gesellschaft geleistet hat, durch irgend eine, auch 
die künstlichste und kostspieligste Staatseinrichtung erreicht werden? 



336 Vereinszeitung. 

Im Treibhause zieht man kein hartes Holz; auch bohren hartes 
Holz nnr die, die von jeher kein weiches kennen lernten. 

Genug, aus der grossen Anzahl meiner Schüler und jungern 
Freunde ist auch nicht ein einziger von der Erreichung seiner Wün- 
sche, eine Selbständigkeit zu erlangen, übrig geblieben, ungeachtet, 
so viel ich weiss, niemand anders, als sie selbst für ihr Weiterkom- 
men Sorge trugen. Wenn diese summarische Angabe einige wenige 
Ausnahmen zn verlangen scheint, so bleibt die Bemerkung übrig, dass 
sie als Ausnahmen vorausgesehen wurden, also eigentlich nicht mit- 
zählen. Besonders bemerkenswerth ist aber die Erscheinung, dass 
von den mir bekannt gewordenen Pharmaceuten gerade die «ttiemtl- 
telten Candidaten, für welche man jetzt vorzugsweise eine Sorgfalt 
' entwickeln zu müssen glaubt, ich sage dass gerade diese durchschnitt- 
lich sehr bald, zuweilen ohne alle Zögerung ihre gute Versorgung 
gefunden haben, wenn nicht innerhalb des Bereichs der Apotheker- 
kunst, so doch ausserhalb desselben. Kann man unter den wissen- 
schaftlichen Fächern auch noch ein zweites nennen, welches sich sei- 
nen Jüngern in gleicher Weise dankbar erwiese? Der unbemittelte 
Pharmaceut ist eo ipso gezwungen, der Tüchtigkeit des Wissens die 
Festigkeit des Charakters und die Entwickelung aller seiner Thatkraft 
hinzuzufügen. Diese Qualitäten, die an kein äusserliches Vermögen 
geknüpft sind, halte ich bei den jungen Pharmaceuten für unerlässlich 
und für genügend, ibpen ihre Zukunft auf irgend eine Weise zu sichern. 
Unbequem mag es freilich für viele junge Leute sein, immer und im- 
mer wieder auf-sich selbst angewiesen zu werden; mit neidischem 
Blicke mögen sie auf die Gemächlichkeit Anderer hinblicken, auf ihre 
Commilitonen in andern sogenannten studirten Fächern, in denen der 
ruhig sich fortbewegende Strom auch die laxe Mittelmässigkeit dem 
Ziele allmälig entgegenführt ; oder auf die Ungebundenheit und Frei- 
heit ihrer Altersgenossen in den freien Gewerbsfächern, denen der 
Himmel voll Geigen hängt, von denen aber gar manche an ihrem Ziele 
vorbeigleiten. Alles dieses bedarf keiner weiteren Auseinandersetzung. 
Ich meines Theils glaube, dass diejenige Einrichtung socialer Verhältnisse 
immer die beste ist, bei welcher nur das Erprobte endlich zum Vor- 
schein kommt. Als gute Zligabe, die jedem Gewerbsfache von hohem 
Werthe ist, wünsche ich jedem unserer strebsamen Pharmaceuten ein 
gutes Capital zum Ankauf einer geschäflreichen Apotheke; als Haupt- 
sache und als nothwendige Bedingung zur Sicherung der Zukunft 
unserer Pharmaceuten kann ich .ein Capital vermögen aber nicht gel- 
ten lassen, selbst auf die Gefahr hin, dadurch in Opposition zu ge- 
rathen mit einer eingewurzelten, allgemein verbreiteten, niir aber völ- 
lig verkehrt und irrig erscheinenden Meinung. 

Und welche Gründe könnten 'nun eine Regierung bestimmen, sich 
mit einem neuen Zweige des Vielregierens zu belästigen, um zu er- 
zielen, was bisher auf die einfachste und gerechteste Art erreicht 
worden ist? Will man bei der gegenwärtigen Sachlage sich der Can- 
didaten der Pharmacie annehmen, wie der Candidaten aus der Classe 
der Angestellten, so verfangt man sich in lauter Inconsequenzen und 
Ungerechtigkeiten oder doch harten Unbilligkeiten. 'Diese zu vermei- 
den ist aber sicher eine der Hauptaufgaben aller Staatsregierungen. 

Ist die Liste der Candidaten der Theologie, Jurisprudenz, Medicin 
u. s. w. überfüllt im Verhältniss zu dem BedUrfniss auf eine Reihe 
von Jahren hinaus, so kann eine Regierung, wie es so oft geschieht, 
abmahnen und abwehren von der Ergreifung dieser Fächer. Hinsichtlich 



Vereinszeitung. 337 

der Apothekerkunst kann, ja darf auch eine Regierung das nicht. 
Sie kann es nicht, weil sich schwerlich jemals ein Maasstab wird fin- 
den lassen, um darnach das Bedürfniss der pharmaceutischen Kräfte 
zur unmittelbaren Bedienung des Publicnms zu bemessen. Sie darf 
es nicht, weil diese Bedienung bei weitem zum grössten Theil durch 
die lernenden und conditionirenden Pharmaceuten bewirkt wird und 
bewirkt werden, muss. Mit der einmal nothwendigen Ueberzahl der 
dienenden Pharmaceuten im Verhältniss zu den vorhandenen Apothe- 
ken hört auch die Parallele zwischen den Candidaten der Pharmacie 
und denen des besoldeten Civil- und Militairfaches vollständig auf. 
In dem Fache der Angestellten werden Alle, .welche als befähigt be- 
funden worden, wenn vielleicht auch erst spät versorgt. Nun aber 
sollen aus der Zahl der approbirten Pharmaceuten nur die würdigsten 
Beachtung finden, die würdigen aber leer ausgehen. Die Approbation 
ist ja eben die officielle Erklärung der Würdigkeit. 

Jener Superlativ lässt sich recht wohl bei allen Angestellten aus- 
mitteln, indem sie Jahre lang einer Prüfung in der Praxis unterworfen 
werden, bevor sie zur selbständigen Geschäftsführung gelangen. In der 
That, auf diesem Wege können die^ehörden die entschiedensten Be- 
weise für die würdigste Würdigkeit ihrer Candidaten sammeln, um dar- 
nach die Besetzung der Aemter zu reguliren. Die Pharmaceuten aber 
entziehen sich, der Natur ihrer Stellung nach, der Beobachtung der 
Behörden völlig, indem sie an keine Vorgesetzten angewiesen sind^ 
um von denselben dermaleinst Amt und Besoldung zu empfangen. Das 
Urtheil über die grösste Würdigkeit der Pharmaceuten bleibt also 
lediglich bei den Examinatoren stehen. Gesetzt nun, diese erfüllen 
ihre grossen Pflichten vollständig und nach Maassgabe der von der 
Natur auch ihnen verliehenen Kräfte in völliger Unparteilichkeit, was 
wird ihr Urtheil beweisen? Im besten Falle nichts mehr und nichts 
weniger, als die Fähigkeit und Geschicklichkeit der Candidaten im 
Bereiche ihrer Wissenschaft und Kunst. Allein über die Anstelligkeit 
der Candidaten, über die Genauigkeit, Pünctlichkeit, Gewissenhaftigkeit 
und Ausdauer derselben im Geschäfte, mit einem Worte über ihre Ge- 
»chäftstüchtigkeity die doch einen wesentlichen Bestandtheil der Wür- 
digkeit der Candidaten hier wie in allen übrigen Fächern ausmacht, 
darüber können die Examinatoren der Pharmaceuten nicht im minde- 
sten ein zuverlässiges und glaubwürdiges Urtheil aussprechen. Und 
ebenso wenig können die Zeugnisse der Candidaten von ihren frühe- 
ren Principalen einen genügenden Anhaltepunct geben, wenn man be- 
denkt, welchen Einflüssen die Ausstellung dieser Zeugnisse oftmals 
unterliegt, tind wenn man nicht vergisst, dass diese Zeugnisse in der 
Regel einer Periode der Candidaten angehören, in welcher sie selbst 
noch nicht den nothwendigen Grad ihrer Ausbildung und eignen Ur- 
theilsfähigkeit erlangt hatten. Von der zufälligen näheren Bekannt- 
schaft der Candidaten mit ihren Examinatoren aber das Urtheil ihrer 
grösseren Würdigkeit abhängig zu machen, das möchte mit der Klug- 
heit,Weisheit und Kraft einer Administration nur wenig übereinstimmen*). 



*) Als eine sehr heilsame und billige, um nicht zu sagen nothwen- 
dige und gerechte Maassregel der hohen Staatsregierungen, an 
welcher und durch welche sich die Vorsorglichkeit der Behör- 
den wahrhaft erproben könnte, müsste jede angemessene Vor- 
kehruQg zur Versorgung derjenigen conditionirenden Pharma- 
ceuten begrüsst werden, welche bis zum späten Mannesalter ihre 



338 VeremszeUung. 

Gesetzt nun, es sei in Betreff der Candidaten der Apolhdierkanst 
jede Schwierigkeit auf irgend eine noch unbekannte Weise dennoch zu be- 
seitigen, so erheben sich neue Hindernisse und Schwierigkeiten hinsicht- 
lich der concessionirten Apotheker, denen der bisher frei gelassene 
Verkauf ihrer Apotheken beschränkt, im Grunde und in praxi aber 
ganz entzogen werden soll, um den jungen Pharmaceulen, insbeson- 
dere den würdigsten und ältesten unter ihnen den Erwerb einer Apo- 
theke zu erleichtern. 

Wie, fragt man sogleich, und warum kann und soll einer Privat- 
person zum Vortheil upd Besten einer andern entzogen werden, was 
ihr von Natur und Rechtswegen als Eigenthum gehört? 

Die Erlaubniss, eine Apotheke zu grflnden, zu dem Ende man- 
cherlei mehr oder weniger kostspielige Anlagen und Einrichtungen 
zur gesetzlichen Führung des Apothekergeschäfts herzustellen, das 
Kaufmännische dieses Geschäftes einzuleiten und eine Kundschaft zu 
erwerben, dem Publicum die Vortheile einer Apotheke fdr das Ge- 
meinwesen factisch darzuthun und den Nutzen, den eine Apotheke als 

Kräfte dem unablässigen Dienste des Publicums widmen. Wie 
gross die Zahl der alternden Apothekergeh ülfen in Deutschland 
ist, weiss niemand anzugeben, zum Beweise^ dass die Regierun- 
gen bisher nicht im mindesten auf das Weiterkoromen der Phar- 
maceuten Rücksicht genommen haben. Jedenfalls, hoffen wir,- 
ist die Zahl derselben nicht gross; allein die emeritirten Apo- 
thekergehülfen verdienen als eine der achtbarsten und unent- 
behrlichsten Classen öffentlicher Diener gar sehr die Berück- 
sichtigung der Behörden, und in nicht minderem Grade, als aus- 
gediente JHilitairpersonen, Postofficianten u. s. w. Wenn für 
solche in ihrem ursprünglichen Berufe ausgediente Männer man- 
nigfaltige Beschäftigungen im Staatshaushalte gefunden werden, 
wie beim Steuerwesen, Wegbaue, bei Hospitälern, ja selbst in 
den Schulen und in andern Zweigen der Administration : so wird 
dieses ohne Zweifel auch für solche approbirte Pharmaceuten 
gelten, welche aus irgend einem Grunde vor Eintritt in das hö- 
here Mannesalter weder eine Apotheke erlangt, noch eine selb- 
ständige Unterkunft in einem andern Fache gefunden haben. 
Oder auch in anderer Weise möchte man sich der ausgedienten 
Apothekergehülfen annehmen, wozu die „Gehülfen-Unterstützungs- 
Casse des norddeutschen Apothekervereins'^f) bereits einen höchst 
ehrenwerthen und hochachtbaren Anfang gemacht hat. Man 
sieht aber leicht ein, dass eine grosse und fühlnare Wirksamkeit 
eines solchen Instituts nur durch Mitwirkung des Staates erreich- 
bar sein wird. Mich dünkt, es sei bei der einmal ausgespro- 
chenen wohlgeneigten Stimmung für die Candidaten der Phar- 
macie überhaupt nicht schwer, die Aufmerksamkeit und kräftige 
Unterstützung der hohen deutschen Regierungen auf die Errei- 
chung eines Zieles hinzulenken, das den ungetheilten Beifall des 
Publicums und der Apotheker zugleich erhalten würde. Die 
jugendliche Kraft, wenn sie gehörig entwickelt und geregelt 
worden, verträgt um ihrer selbst willen keine Bevormundung; 
aber die schwindenden Kräfte des herannahenden Alters bitten, 
ja fordern von der Societät, in deren Dienste die frischen Kräfte 
verbraucht wurden, eine angemessene Hülfe und Unterstützung. 

f) sowie die der Gehlen -Bacbolz-TromiiMdorffscheo, B, 



Vereinszeitung, 339 

kaufmänniscbes Geschäft für die Beschäftigung Anderer darbietet, mehr 
oder weniger zu verwirklichen — die Erlaubniss zu solcher Thätig- 
keit muss aus handgreiflichen Gründen von der Regierung ausgehen. 
Aber aus der Ertheilung der Concession folgt keineswegs, dass der 
Suecess der Bestrebungen des Ooncessionisten mit crtheilt oder gar 
garantirt würde. Eben weil der Concessionirte auf sich selbst ange- 
wiesen ist, muss, sollte man meinen. Alles was er erreicht ihm zu 
eigen verbleiben. Die Ansicht, dass die Büchsen und Kasten, Uten- 
sili^i und Vorräthe im Grunde das Apothekergeschäft seien, ist eine 
völlig irrige. Eine Apotheke hat auch einen Geschäfts wer th, der 
ebenso wenig zu leugnen ist, als der moralische und kaufmännische 
Werth eines Buchs. Niemand^ zweifelt mehr, dass ein Buch mehr sei, 
als eine blosse Anhäufung und Zusammenstellung von Lettern, die 
Jedermann veranlassen und jeder Buchdrucker nach Belieben aufs 
I^eue veranstalten kann. 

Die Apothekerconcession hat mit Concessionen anderer, nament- 
lich freier Gewerbe wenig gemein und bedarf daher einer ganz an- 
dern Beurtheilung. 

Ist eine Apotheke an einem Orte nothwendig, so muss der ab-N 
tretende Concessionist (sogleich) einen Nachfolger haben. Wird die- 
ser von dem Abtretenden oder seinen Erben in der Person eines qua- 
lificirten Apothekers den Behörden präsentirt, so hat derselbe offen- 
bar die nächsten und gerechtesten Ansprüche auf die Nachfolge. Wie 
sich Vorgänger und Nachfolger einigen über den Werth der realen 
Dinge und über den Geschäftswerth, ist, so lange nicht sanitätspoli- 
zeiliche Rücksichten ins Spiel kommen, ohne Zweifel eine Privatange- 
legenheit, von welcher die Regierungen, nach althergebrachter Weise, 
am besten gar keine oder nur bedingungsweise eine Notiz nehmen. 

Nur wenn den Regierungen die Ernennung des Nachfolgers aus- 
drücklich vorbehalten war, fallen die Rechte des Abgehenden an sein 
Geschäft weg. Was aber, kann man fragen, mögen es für Gründe 
sein, die es für eine Regierung wünschenswerth machen, bei dem 
jedesmaligen Abgange eines concessionirten Apothekers immer wieder 
von Neuem mit der Etablirung der Apotheken zu beginnen? Die Be- 
gründung und Consolidirnng eines Apothekergeschäftes zum vollstän- 
digen öffentlichen Dienst ist von vielen physischen Schwierigkeiten 
nmgeben, welche erst mit der Zeit zu überwinden sind. Zwar kann 
man sie in aller Gemächlichkeit, weil der Staatsschatz in keinerlei 
Weise dabei in Anspruch genommen wird, vom grünen Tische aus 
decretiren. Die Ausführung kostet aber Zeit. Der Ruf alter Handels- 
firmen lässt sich durch keinen Befehl von oben hervorrufen ; und nicht 
weit davon ab steht der Ruf eines alten Apothekergeschäftes, auch 
wenn es seinen Chef wechselt. Den verhäkelten und darum so leicht 
zu umgehenden Bestimmungen zur möglichen Regulirung der Ver- 
hältnisse des abgehenden und des von Amtswegen ausgesuchten und 
gesetzten Concessionisten sieht man es auf den ersten Blick an, 
dass die Sache in sich selbst einen Widerspruch enthält. Hat man 
nicht schon genug an der sanitätspolizeilichen Beaufsichtigung der 
Apotheken? Oder meint man etwa, in diesem Stücke sei das Mög- 
lichste irgendwo in Deutschland schon geleistet? — Ein Apotheker, 
der nicht im vollen Besitze seiner Apotheke ist, befindet sich fast in 
demselben Falle, wie ein Pächter oder Administrator. Nur solche 
Apotheken, die auf festem, auch den Nachkommen verbleibendem 
Besitzthnme ruhen, sind durch sorgfältige Revisionen, bei welchen die 



V 



340 Vereinszeitung, 

einzelnen Apotheken lum Gegenstande des Nachsinnens auf mögliche 
Verbesserungen gemacht werden, in kurser Zeit in yollkommen be- 
friedigenden Zustand zu bringen, wie mich zahllose Beispiele über- 
zeugt haben. Neu begründete Apotheken haben jederzeit und unter 
allen Umständen Jahre ndthig, um in allen ihren Einrichtungen und 
Geschfiftsbeziehungen die erforderliche Zweckmässigkeit darzulegen 
und zu erproben. Eine Apotheke ist schon in ihren Einrichtungen 
von physischen Aeusserlichkeiten zu sehr abhängig, als dass sie, gleich 
einem Geschäflsbürean, jeden Augenblick verlegt, umgewandelt oder 
neu etablirt werden könnte. 

III. Das zweite ^ebenfalls in der Schmid'schen Schrift besonders 
hervorgehobene und widerlegte) administrative Motiv zu der Maass- 
regel gegen den ferneren freien Verkauf concessionirter Apotheken 
ist : „es soll dadurch der Erwerbpreis der Apotheken im Durchschnitt 
herabgedruckt und dadurch die Möglichkeit herbeigeführt werden, die 
Arzneitaxe herabzusetzen.^' 

Man sieht, es ist hier ein doppelter Zweck ausgesprochen, indem 
man den letzteren als eine Folge des ersteren annimmt. Ich glaube, 
dass beide auf einem vollständigen Irrthum beruhen, so anmiithig 
und wohltönend auch der letzte Endzweck für das Publicum lauten 
mag. Man begreift nicht, wie das Beispiel von England, Frankreich, 
Spanien und anderen Ländern so ganz unberücksichtigt bleiben kann, 
zumal jetzt, wo in diesen Ländern Reformen im Medicinalwesen vor- 
bereitet werden, die unsern Zuständen mehr oder. weniger entsprechen 
sollen. 

Wenn, wie es wohl in allen deutschen Ländern der Fall ist, neben 
den schwankenden concessionirten Apotheken auch viele, oder sehr 
viele, durch Privilegien oder auf andere Weise feststehende und gesi- 
cherte Erb-Apotheken bestehen und als Hemmschuh an dem Wagen über- 
eilter Reformen liegen: so muss doch der Werth der letzteren mög- 
lichst hoch steigen, da das Innehaben der ersteren durchaus unsicher 
und bodenlos gemacht werden soll. Es wäre doch eine Absurdität, 
an das Gegentheil zu glauben, es sei denn, dass man einen von Sei- 
ten der hohen Regierungen beabsichtigten moralischen Zwang voraus- 
setzen wollte, wodurch die Privilegien und andere Verbriefungen 
indirect vernichtet würden. Das Mittel dazu läge in der angedeuteten 
Herabsetzung der Taxe, die man sich allerdings so niedrig denken 
kann, dass der Verdienst des Apothekers unter den Lohn des Tage* 
löhners herabsänke. Aber noch niemals haben unsere weisen Regie- 
rungen das Verderben einer Classe ihrer Unterthanen veranlasst oder 
nur veranlassen wollen durch Maassregeln der Gewalt. 

Bei dem Versuche, ein ganz anderes Verhältniss der Apotheker 
zum Staate, und in folgerichtiger Durchführung desPrincips ein gänz- 
lich verändertes Verhältniss der Medicin und ihrer gesammten Diener 
in ihrer praktischen Stellung zu bewirken, musste zuvor tabula rasa 
gemacht werden. Damit würden aber die Grundsätze umgestossen werden, 
bei und mit welchen das deutsche Medicinalwesen gross und andern 
Völkern zum Muster geworden ist. Wenn und wo das Medicinalwesen zum 
Unwesen geworden, haben bald der Hochmuth und Dünkel der Einen 
und die Indolenz und Thorheit der Andern, bald das niedrigste Stre- 
ben nach zeitlichem Gewinn mit Hintansetzung der Gesetze und mit 
Unterdrückung aller Gewissensregung den beklagenswerthen Zustand 
veranlasst. Es sind aber schon grössere Löcher in den Staatsgebäuden 
ausgefüllt worden, ohne dieselben von Grund aus neu zu bauen. 



Vereinszeitung, 341 

Jeder Apothekenrevisor, der die Apotheken in grossen Städten 
nicht weniger gründlich und gewissenhaft durchforschte, als die ig 
kleinen Städten und auf Dörfern, wird wissen, dass die gesetzlichen 
Anforderungen allenthalben recht wohl auszuführen sind, sobald die' 
Apotheken ein wirkliches Besitzthum ihrer Inhaber sind, dass aber 
ein grosser Theil der bestehenden gesetzlichen Verfügungen in Betreff 
der Apotheken und des Apothekergeschäftes keinen vernunftigen Sinn 
mehr hätte, wenn die Apotheken gleichsam nur wandelnde Arznei- 
buden wären. Nur bei dem festen Besitze der Apotheker können, nach 
meinem Dafürhalten, die Apothekenrevisionen in ihrer ganzen und 
vollen Ausdehnung mit Fug und Recht ausgeführt werden zum wirk- 
lichen und wahren Nutzen des Publicums und zum unmittelbaren Yor- 
theil der Apotheker selbst. Das Publicum erhält vornehmlich durch 
die Revisionen die nothwendigen Garantien der guten Qualität der 
Arzneimittel, der ordnungsmässigen Anfertigung und Dispensation der- 
selben und im Allgemeinen auch eine Vergewisserung, dass die Arz- 
neimittel nach den bestehenden Taxen normalroässig verkauft werden. 
Der Apotheker selbst kann nur allein durch die Erfolge der Revisio- 
nen den thatsächlichen Beweis führen von der guten Einrichtung der 
Apotheke und von seiner guten Geschäftsführung, gegenüber einem 
Publicum, welches aus instinctmässigem Abscheu gegen Krankheit und, 
aus begreiflichem Widerwillen gegen Arznei gar oft in die wunder- 
lichsten Meinungen über den Apotheker loci verfällt. Da der Apo- 
theker zu den personis publicis zählt, so muss ihm vor Allem daran 
gelegen sein, dass das öffentliche Urtheil nicht durch Scheingrfinde, 
sondern durch wohlbegründete Thatsachen geleitet werde. Mit die- 
sem, den. Apothekerstand befestigenden und ehrenden Erfolge der Re- 
visionen ist auch der reelle Vor theil des mehr gesicherten oder auch 
wohl gesteigerten Kaufwerthes der Apotheken verbunden. Es ist da- 
her sehr unweise, wenn die Apotheker in den Revisionen bloss die 
Unbequemlichkeiten, die ihnen dadurch bereitet werden, erblicken. 
Aber eben so unweise muss die Ansicht mancher Behörden in Deutsch- 
land genannt werden, der zufolge die Apolhekenrevisionen nichts an- 
deres sind und sein können, als ein nutzloses Spiel mit Formen ohne 
eigentlichen Inhalt und ohne erspriessliche Folgen. Gegen alle Fälle, 
welche als Belege für diese Ansicht beigebracht werden mögen oder 
auch wohl können, will ich keinesweges Opposition machen, sondern 
nur kurz entgegnen : „ aus nichts wird nichts. ^^ 

Wenn durch eine einfache Regierungsmaassregel eine ganze Classe 
von Staatsbürgern ohne Beeinträchtigung anderer in ihrem Besitzthume 
gesichert und in ihrem Vermögen vermehrt werden kann, so entspricht 
die Maassregel ganz gewiss gesunden staatswirthschaftlichen Grundsätzen. 
Da nun in Ansehung der gesetzlichen Anforderungen an die Einrich- 
tung und Geschäftsführung nicht der allermindeste Unterschied zwischen 
privilegirten und concessionirten (sowie auch verpachteten und admi- 
nistrirten) Apotheken gemacht werden kann und darf, so ist es gewiss 
das AUerklügste und Gerechteste, jedem Apotheker ohne Ausnahme 
den freien Verkauf seiner Apotheke zu gestatten. 

Das oben angeführte Motiv enthält implicUe eine Beschwerde 
oder Klage über den gegenwärtigen hohen, oder vielmehr allzu hohen 
Preis der Apotheken in Deutschland. Betrachtet man die Sache näher, 
ohne sich durch hohles, von Leidenschaften mancherlei Art genährtes 
Gerede beirren zu lassen, so findet man, dass der sogenannte hohe 
Preis der Apotheken ein ebenso natürlicher als ervrünschter ist, das3 



342 Vereinszeüung, 

aber ein äberlrieben hoher Preis nur in äusserst seltenen Fällen vor- 
gekomnien sein mag. 

Fragt man, von wem diese Klagen schon seit dreissig Jahren aus- 
gehen, so sind es vorzüglich diejenigen, welche gern ganz schnell zu 
eignem Heerde gelangen möchten, oder welche den einmal vorhande- 
nen Ueberschuss von Candidaten bilden, ohne sich gutwillig mit ihren 
Kräften in andern Fächern zu versuchen. Die Klagen verstummen 
aber bei diesen Candidaten, wenn sie in den Besitz einer Apotheke 
gelangt sind, die sie nach Verlauf von mehreren Jahren, sobald sie 
wollen, zu gleichem oder auch höherem Preise leicht wieder an den 
Mann bringen. Manche Beispiele könnte ich namhaft machen, in denen 
nicht allein während mehrerer Jahre die Apotheken ihren Besitzer 
ernährten, sondern auch mit erklecklichem Vortheil am Capital wieder 
verkauft wurden. Jeder, selbst der simpelste Verstand sieht ein, dass, 
wenn der Marktpreis einer Waare eine lange Zeit hindurch sich er- 
hält oder gar steigt, die Waare nicht schlecht ist. Der Preis eines 
Dinges beruht eben auf dem Werthe, den es für die Menschen hat. 
Die Höhe einer Geldsumme ist dabei töllig relativ; denn ihr Wertb 
besteht in der Nutzbarkeit oder in der Rentabilität des Geldes, wofür 
der Zinsfuss den Maasstab abgiebt. Während eines dreissigjäfarigen 
Friedens ist der Zinsfuss allgemein gesunken, der Werth des Geldes 
also vermindert, der Preis aller zum Leben gehörigen Dinge dagegen 
erhöhet, der Luxus gestiegen. Jedermänniglich weiss, dass alle Be- 
dürfnisse des Lebens, Nahrung, Kleidung und Wohnung jetzt einen 
grösseren Aufwand verlangen, als vor jener Zeit. £s ist längst an- 
erkannt, das8 wir zur Beurtheilung des Geldwerthes in der Geschichte 
nicht sowohl die Geldsummen, die' dafür verausgabt worden, berück- 
sichtigen müssen, als vielmehr, welchen Werth das Geld hatte, wozu 
denn in Ermangelung des Zinsfusses der Preis der noth wendigsten 
Lebensbedürfnisse, z. B. des Getreides, Zugviehs, der Kleidungsstücke 
u. s. w. den Anhaltepunct darbietet. Wären die Apotheken während 
der Zeit des Friedens nicht im Preise gestiegen, so wäre das der 
schlagendste Beweis für das Herabkommen der Pharmacle im deutschen 
Vaterlande, wovor uns, die wir die medicinische Hülfe der Pharmacie 
ansprechen, ebensowohl, als auch die Apotheker selbst der Himmel 
gnädiglich bewahren wolle. Keiner, dess bin ich sicher, würde diesen 
Stossseufzer übertrieben ünden, könnte Jedermann hinter die pharma- 
ceutischen, oder vielmehr hinter die gesammten medicinischen Coulissen 
im (deutschen und nichtdeutschen) Auslände gucken. Nichts mehr als 
dieses Treiben im Gehege der Medicin verdiente die öffentliche Geissei ; 
unglücklicherweise fehlt es aber an Leuten, die mit hinlänglicher Sach- 
kenntniss und genauer Kenntniss vieler Einzelnheiten auch den Muth 
verbänden, den Thatbestand völlig aufzudecken. 

Ich kann nicht anders als glauben, dass eben der gute Preis der 
Apotheken den im Allgemeinen guten Zustand des deutschen Apotheker- 
und überhaupt Medicinalwesens beweise. Also kommt es noch darauf 
an, zu untersuchen, ob der Erwerbspreis der Apotheken nicht allzn- 
hoch sei. Man fuhrt an, es sei der Preis der Apotheken so hoch 
hinaufgeschraubt, dass die Besitzer derselben entweder ihr Leben lang 
mit Sorgen und Noth zu kämpfen hätten, oder an den Bettelstab kä- 
men, wenn sie nicht zu unredlichen Mitteln ihre Zuflucht nehmen 
wollten. 

IV. Bei der freien kaufmännischen Concurrenz in der Erwerbung 
der Apotheken, welche meiner Hoffnung nach auch in Zukunft wieder 



Veretnszeitung. , 343 

allgemein in Deutschland statt finden wird, können drei Fälle vorkomnien. 
Es erhebt sich entweder das Anlagecapital über die dem Apotheker 
von Natur und Rechtswegen zuständige Rentabilität, oder es ist dieser 
adäquat, oder es bleibt unter derselben. 

Im ersten Falle hat der Apotheker ein besonderes Kaufmannsglück 
gehabt. Wird ihn irgend ein Verständiger desshalb beneiden, oder 
wird gar irgend eine Behörde hieraus irgend einen Grund zu Maass- 
regeln nehmen, die das Privatrecht treffen? Der von den Umständen 
begünstigte, durch Kenntnisse, Rührigkeit und Strebsamkeit sich empor- 
schwingende Industrielle, Kaufmann, Advocat, Arzt, Chirurg u. s. w. 
ist jedenfalls den tiefsinnigen Reflexionen des Neides ausgesetzt, und 
so mag denn auch derjenige Apotheker, der sich in vorzüglich guten 
Vermögensumständen befindet, dem die Lebensbequ^mllchkeit, die na- 
tärliche Folge der Wohlhabenheit, vom Schicksale vergönnt wurde, 
über die neidischen Seelen hinwegsehen. Sein Recht dazu ist nicht 
kleiner und nicht grösser, aJs das eines jeden andern begüterten Staats- 
bürgers. Und jede Behörde wird und muss sich der Wohlhabenheit 
aller Staatsunterthanen erfreuen nach den gemeinsten Regeln eines 
guten Staatshaushalts. Welch' baarer Unsinn müsste aber entstehen, 
aus den Ausnahmen die Regel abzuleiten ? Wie thöricht wäre z. B. 
der Schluss, weil ein Paar zierlich und kunstvoll tanzende JBeine, eine 
geschmeidige und metallreiche Stimme, oder die zu erstaunenswerthen 
Wirbeln eingeübten Finger ihren glücklichen Besitzern in einem ein- 
zigen Abend Haufen Goldes eintragen, so müsse das ganze Heer der 
Künstler und Schauspieler in einer goldenen Aera leben, welcher sich 
jedweder vom Glück, oder vielmehr von sich selber Vernachlässigte 
nur zuzuwenden brauche, um^den Reichlhum mit aller Gemächlichkeit 
einzusäckeln ? Niemand, es sei denn ein von Natur schwach Begabter, 
wird irgendwie aus solchen einzelnen Fällen eine Regel der Begüte- 
rung, eine Norm für den ganzen Stand ableiten wollen. 

Der zweite Fall, wo Apothekern die angemessene und erwartete 
Rentabilität ihres Capitals zufliesst, bedarf keines Commentars. Wer 
nicht beistimmt, dass der Apotheker eins der schwierigsten, lästigsten 
und mühevollsten Geschäfte im Dienste des Publicums treibt, dem muss 
jedes Recht, über pharmaccutische Angelegenheiten mitzusprechen, von 
vornherein versagt werden. Noch nie und nirgends ist der Halbwis- 
serei oder der gänzlichen Unkenntniss einer Sache gutwillig verstattet 
worden, ein Urtheil über dieselbe abzulegen. — Die Rentabilität des 
Capitals muss, es ist wahr, von vielen Apothekern im Schweisse ihres 
Angesichts errungen werden ihr Leben lang. Allein das Loos, das 
ihnen gefallen, theilen viele Andere in andern Ständen mit ihnen. 
Gleichwie jeder Arbeiter seines Lohns werth ist, so setzt auch der 
Lohn die Arbeit voraus. 

Und nun fragt man vergebens auch nur nach einem einzigen gut 
constatirten Fall, wo ein thätiger, rühriger, und kenntnissreicher Apo- 
theker, der nicht gegen die gesunde Vernunft sündigte bei dem An- 
kauf seiner Apotheke, in unsern Tagen zu Grund gegangen wäre ? Als 
Ißeispiele wird man hoffentlich nicht solche gottlob sehr seltene Fälle 
anführen, wo eine durchaus unangemessene Gemächlichkeit und Be- 
quemlichkeit des Apothekenbesitzers, oder gar ein regelloser Lebens- 
wandel oder Liebhabereien, die zu den Narrentheidingen zählen, ein 
mitleidloses Geschick herbeiführten. Wie in keinem Stande, so auch 
nicht im Apothekerstande lässt das Schicksal mit sich spielen. Die 
himmlischen Mächte sind nirgends herauszufordern. 



344 Vereinszeüung, 

Nar aus einer €onfaBion der Begriffe über die Wirksamkeit der 
Apotheker und die Natur ihres Geschäftes hat die übergrosse Sorgfalt 
wegen eines möglichen Banquerottes derselben erwachsen können; 
doch hat an dieser puren Fiction vielleicht, ja ich möchte sagen wahr- 
scheinlich die menschliche Leidenschaft einen guten Antheil. Ich will 
keinesweges den oben erwähnten dritten Fall leugnen, dass eine kopf- 
los erkaufte Apotheke unter der nothwendigen Rentabilität bleiben 
werde. Was aber würde der Erfolg sein? Das Capital könnte jeden 
Augenblick mit einem, meistens doch wohl nur verhällnissmässig ge- 
ringen Verluste wieder verwerthet werden; die Strafe eines unver- 
ständigen Kaufes hat jeder Käufer sich selber beizumessen. Der wahre 
Werth der Apotheke würde sich sehr bald wieder von selbst her- 
stellen. Und so fein ist ja der Tastsinn der Capitalisten, dass sie schnell 
allenthalben sich zurückziehen, wo das Feuer die Fingerspitzen erreicht. 
In der That, hätten wir nicht tausend andere schlagende Beweise im 
gemeinen Leben, es würden die in den Apotheken angelegten Capi- 
talien hinreichend den Beweis führen, dass die Capitalien überhaupt 
nur auf festem und trockenem Boden ruhig verbleiben. 

Auch der kaufmännische Wucher, der hin und wieder mit den 
Apotheken getrieben worden, soll nicht geleugnet werden, obwohl 
manche deutsche Staaten anzuführen ^ wären, in welchen ein solches 
Unding ganz unbekannt ist. Nun aber wissen alle Regierungen jeder 
Art von temporärem Wucher, wie z. B. jetzt dem bedrohlichen Korn- 
wucher durch geeignete Maassregeln zu steuern, ohne die freie Be- 
wegung im Handel zu hindern; und dem Apotheken -Wucher nicht? 
Was bleibt da für eine Consequenz? 

.Nicht nach meinem blossen Dafürhalten, sondern nach meiner 
festen Ueberzeugung giebt es nur ein einziges, ebenso radicales, als 
gerechtes und pflichtgemässes Mittel zur Regulirung des wahren Prei- 
ses der Apotheken und zur Abwehrung aller Ungebühr und alles 
Nachtheils für das Publicum, wie für die Apotheker selbst, und die- 
ses Mittel ist — die sachkundige und sachgemässe Apotheken- 
revision. Aber eben diese hat von den Behörden auszugehen, sie 
ist ganz in ihre Hände gelegt. 

Die Apothekenrevision ist eine Kunst geworden, die erlernt sein 
will, wie jede andere Kunst. Sie ist keine noth wendige und aus der 
Sache selbst folgende Zugabe zu dem gewöhnlichen, zumeist auf das 
Staatsexamen berechneten Studium der medicinischen und pharmaceu- 
lischen Wissenschaften. Von dem, was in früheren Tagen vollkommen 
den Verhältnissen entsprach, sind bei völlig veränderten Umständen 
der Gegenwart nur die Formen übrig geblieben. Die Pharmacie von 
heute erfüllt das Leben eines Einzelnen vollständig und so vollkommen, 
wie jemals die Medicin es vermochte, oder irgend eine unserer jetzi- 
gen Wissenschaften es vermag. Eine unausgesetzte Beschäftigung 
mit allen Hüifswissenschaflen der Pharmacie kann nur in den Stand 
setzen, über die Ausübung der Apothekerkunst ein genügendes Urtheil 
zu bilden. Ein solches Urtheil mit Sicherheit und Entschiedenheit an 
die Behörden abzugeben, dazu gehören ausserdem noch günstige Um« 
stände und Verhältnisse. Darum haben mehrere deutsche Regierungen, 
und unter diesen, wie ich glaube, die hohe Hannoversche Regierung 
zuerst, eigne, in keinerlei Beziehung zu dem zeillichen Interesse der 
Apotheker, und namentlich auch nicht in dem Verbände der ausübenden 
Medicin oder der Collegialität zu ihnen stehende Apothekenrevisoren 
angestellt. Da, wo solche von der Neuzeit gebotene Neuerungen seit 



Vereinszeüung. 345 

längerer Zeit wirksam gewesen sind, da ist auch gar nichts von dem 
Unfug zu verspüren) welcher, der Angabe nach, jetzt zur Bevormun- 
dung des Besitzthums der Apotheker aufTordert. 

Ohne mich hier einzulassen über die Art der Apolhekenrevisionen, 
von denen ich seit zwanzig Jahren einen Erfolg gesehen habe, den ich 
für den rechten halte, wird doch ein Punkt hervorzuheben sein, der 
mir von grösster Wichtigkeit erscheint zur Erledigung der vorliegen^ 
den Frage. Ich meine nämlich, es sei schon seit langer Zeit im Gan- 
zen und Allgemeinen bei den Revisionen nicht gehörig darauf gesehen 
worden, dass die pharmaceutisch - chemischen Präparate, welche in 
mehreren Apothekerordnungen ausdrücklich genannt, in andern nur 
summarisch, in noch andern gar nicht angegeben sind, in den Apo- 
theken selbst bereitet werden. Diese Anordnung indessen ist die heil- 
samste, die zum Besten der Pharmacie ersonnen werden kann. Sie 
ist keine blosse Sicherheitsmaassregel gegen eine schlechte Qualität 
der Arzneimittel, da ein guter Theil derselben doch immer aus Fa- 
briken entnommen werden muss. Der eigentliche und wahre Sinn 
derselben ist vielmehr darin zu suchen, dass die auf praktischer Uebung 
beruhende Geschicklichkeit der Apotheker sammt ihren Gehülfen und 
Lehrlingen ununterbrochen Anregung und Nahrung erhalte. Allein, 
was ehedem der Nothwendigkeit wegen allgemeiner Gebrauch war, 
wobei die Pharmacie heranwuchs, das ist jetzt eine seltene Geschäfts- 
gewohnheit geworden, die eine Auszeichnung verdient; so wenigstens 
in unserm Lande. 

Weil die Apothekenrevisoren häufig oder auch wohlsehr häufig 
die Bedeutung dieser Anordnung nicht begriffen, so konnte es nicht 
fehlen, dass aus sehr vielen, um nicht zu sagen aus der Mehrzahl un- 
serer Apotheken nackte und pure Dispensiranstaiten der chemischen 
Fabriken geworden sind. Wir besitzen eine merkwürdige Abhandlung 
in einem pharmaceutischen Journale, in welcher ein Preussischer Me- 
dicinalbeamter das Entnehmen aller Präparate aus den Fabriken nicht 
allein allen Apothekern dringend anempfiehlt, sondern sogar dasselbe 
allen Besitzern kleiner Apotheken gesetzlich anbefohlen wissen 
will, weil diese Apotheker nicht im Stande seien, die Präparate von gleicher 
Güte wie die Fabrikanten herzustellen. Abgesehen von dem säubern 
Complimente, welches damit der Mehrzahl der existirenden, auf den Grund 
eines Staatsexamens approbirten Apotheker gemacht wird, konnte diese 
öffentlich ausgesprochene Ansicht eines Preussischen Apothekenrevisors 
(sie !) nicht verfehlen, den bereits sehr verbreiteten Irrthum von der Billig- 
keit und ausnehmenden VorzUglichkeit aller käuflichen chemischen 
Präparate noch mehr zu befestigen. Obgleich es allbekannt ist, dass 
der von der Leidenschaft oder dem Interesse getragene Irrthum durch 
öftere Yertheidigung mehr an Terrain gewinnt, als die Wahrheit durch 
die Aufdeckung: so werde ich dennoch nicht aufhören, die Tüchtig- 
keit der Apotheker in kleinen Orten gegen Verunglimpfung zu verthei- 
digen, und die Abgeschmacktheit der Theorie von der Billigkeit aller 
Fabrikpräparate auch fortan durch Berechnung auf Pfennig und Heller 
za beweisen. Endlich muss es doch dahin kommen, dass die Phar- 
makopoen, um derentwillen sich die HH. Verfasser so viel Hübe geben, 
nicht blosse Prunlibücher von der existirenden Vortrefflichkeit phar- 
maceutischer Kenntnisse sind, sondern Gesetzbücher, nach welchen 
man sich in der Wirklichkeit zu richten habe. Den höchsten Behör- 
den scheint noch Niemand klar gezeigt zn haben, dass die Hälfte des 
Drucks und Papiers unserer Pharmakopoen füglich hätte gespart wer- 

Arch. d. Pharm. XCV. Bds. 3. Hfl. 23 



348 Vereinszeüung. 

Wtsfensdiaft nnd Kanst veraDtwortlich ist und iioter aOen Unslinden 
verantwortlich bleiben nnss. Es ist eine baare Tborheit, die Yerant- 
worlltcbkeit anch auf die Fabrikanten nnd Drognislen anszudehnen, 
anf Staatsanterlhanen, die ein freies Gewerbe treiben und sich nicht 
befassen dfirfen mit dem Verkauf der Anneien an das grosse, sondern 
an das kleine Publicum der Sachverstindigen. Vergeblich habe ich 
von jeher nach Grfinden gesucht für die Zulässigkeit der sanitfitspoli- 
xeOichen Revisionen bei Fabrikanten und Droguisten, insofern man 
etwas mehr als die Anfbewabmng und den Verkauf der eigentlichen 
Gifte zu controliren beabsichtigte. 

Die tbeils im Stillen gehegte, tbeils mehrmals öffentlich ausgespro- 
chene Ansicht, dass es dem Publicum ganz einerlei sein könne, auf 
welche Weise ihm billige Anneien geliefert werden, ist. eine Absur» 
ditAty um nichts geringer, als die Meinung, dass ein Kriegsbeer dann 
schon die Kriegskunst völlig inne hätte, wenn es das Commando pünkt* 
lieh versteht und Säbel und HnMjnete regelrecht zu tragen weiss. Der 
Gamaschendienst thut's freilich nicht, wenigstens nicht immer. Jeder- 
nanu macht sich lustig fiber das Zeitalter des Zopfes ; aber eben daher 
HUart die Blindheit gegen das Eindringen von leeren Formen, in wel- 
chen das Wesen der Dinge untergeben muss. 

V. Das Grnndmotiv, welches zu radicalen Veränderungen des 
Apotheker -Standes und -Wesens Veranlassung geben soll oder schon 
gegeben hat, ist die Absicht der Herabsetzung der Arzneitaxe. Aber 
«uch hierin zeigt sich ein gänzliches Misskennen der Pharmacie und 
ihrer nothwendigen Leistungen fär das Publicum in auffälliger Weise. 
Unwillkdrlich wird man dabei erinnert an das Gleichniss vom Splitter 
nnd Balken im Aoge. 

Warum, fragt man billig, sollen denn die Arzneien so überaus 
billig sein? Erhält etwa der Apotheker einen höheren Lohn für seine 
Leistungen^ als er verdient, oder wird das Pubiicum belästigt oder 
beschädigt durch die jetzt üblichen Arzneitaxen? 

Der Apotheker muss für seine Arbeiten, die er unverdrossen in 
jeder Minute der 24 Tagesstunden im Dienste des Publicums nnd un- 
ter belästigenden und beschwerenden Umständen, sowie unter stren- 
gerer polizeilicher Controle, als irgend ein anderer seiner Mitbürger die 
seinigen zu verrichten gehalten ist, eine Vergütung und Belohnung 
gewährt werden, welche seinen Kenntnissen und seinen in vielen Le- 
benslagen der Menschen unschätzbaren Leistungen vollständig ent- 
spricht. Nur der Unverstand wird dem Apotheker nicht zugestehen 
wollen, was der gemeine Menschenverstand andern Ständen des Ge- 
werbes oder Öffentlichen Dienstes unbedenklich gewährt. Die Lei- 
stungen der Aerzte, Chirurgen, Hebammen wünscht Jeder angemessen 
bezahlt, und nicht minder die Leistungen des Kriegshandwerks, der 
advocatorischen Praxis und der dienenden Classen im Dienste der 
Färsten, des Staats und der Privaten, der Schule und des Altares. 
Wer dem Altar dient, soll audi vom Altar leben^ sagt schon der 
Apostel. 

Sieht man auf^das reiche und bemittelte Publicum, so kann das- 
selbe weder nach Recht, noch nach Billigkeit verlangen, dass es un- 
gestört und unbeschränkt bleibe in seinem nur zu oft übertriebenen 
Aufwände im Luxus und in den tausendfältigen Formen des Vergnü- 
gens undWohllebens, und nichtsdestoweniger in Zeiten der Notb, der Gefahr 
und der Betrübniss, die Niemanden verschonen, von der medicinischen 
Kunst jeglicher Art bedient werde ohne billige Entgeltung. Vemeh- 



Vereinszeitung. 349 

men wir keine Klagen und Beschwerden über die grossen Ausgaben, 
die der Gaumen-, Ohren- und Augenkitxel Yerarsachft, die herbeige- 
führt werden durch das, was die Leute Vergnügen oder auch Kunstgennss 
nennen, so erscheinen die Klagen über die meistens verhältnissmässig 
geringfügigen Ausgaben für Araneien zur Abhülfe bäusUeher Noth 
jeder verniunftigen und verständigen Begründung ledig und baar. Die 
Arznei schmeckt freilich nicht wie der Wein, der da« Herz erfreuet 
und auf den Geldbeutel der Le\ite ein Näherrecht erlangt hat; ihr 
Geschmack ist bitter und sie ist das handgreiflichste Zeichen unserer 
Sorge und Bekummerniss. AVir wünschen sie mit Recht weit von ans 
hinweg, aber dennoch gewährt sie uns^ die letzte Hofinung im Bereidie 
der physischen Welt, wenn das Herz gepresst unti von Bangigkeit 
erfüllt ist. Der frivole Sinn freilich hält solche Zustände, die ihn doch 
einmal erreichen, fern von sich und glaubt, dass er berechtigt sei, 
keine Mittel in Bereitschaft setzen zu müssen für die Tage, von den 
wir sagen, sie gefallen uns nicht. 

Berücksichtigt man das unbemittelte Publicum, so ist es klar, 
dass der Arme nach allen seinen Bedürfnissen in gesunden und in 
kranken Tagen versorgt werden müsse von der Gemeinde oder dem 
Volke, dem er angehört, wie dieses denn auch in civilisirten Staaten 
mit grösserem oder geringerem Erfolge geschieht. Eben so klar tritt 
es hervor, dass jeder Staatsbürger nach seinem Vermögen zur Errei- 
chung dieses Zweckes, zur Erfüllung dieser religiösen^ wie bürger- 
lichen Pflicht beitragen müsse. Niemand kann von der Armehsteoer 
ausgeschlossen sein, niemand aber auch vorzugsweise damit belastet 
werden. Wäre das Letztere zulässig, so. müssten gerade diejenigen^ 
welche den unbemittelten und ärmeren Classen in guten Tagen Klei*^ 
düng, Nahrung, Brennmaterial und andere Lebensbedürfnisse nur nach 
herrschenden Preisen, also zu eignem Gewinn liefern, zu grösseren 
Beitragen' angehalten, oder was dasselbe ist, in Zeiten der Bedrängnis» 
gezwungen werden^ dio Lebensbedürfnisse zu niedrigen Preisen an 
den ärmeren Theil der Bevölkerung abzulassei^. Wir finden aber solche 
Preisherabsetzungen, mögen sie von Privaten, Gommunen, Behörden 
oder Fürsten ausgehen, immer und gewiss mit Recht als. mildthätige 
Handlungen bezeichnet und nennen die Spender dieser milden Gabe» 
im religiösen Sinne Wohlthä^er der Armen. Darum soll m»n auch die- 
jenigen Stände, in denen ein ununterbrochenes Wehlthun statt findet, 
als mildthätige betrachten und denselben unsere Anerkennung^ auf die 
sie vollen Anspruch haben, nicht versagen. Nicht nur die Ausübung 
der Arzneikunst in allen ihren Zweigen, sondern auch die Spenden- 
der Religion und die Leistungen überhaupt, die dem Leiden und dem* 
Unglück der Menschen gewidmet sind, bleiben gar oft ohne Vergeltung. 
Von Alters her hat man aber auch solche Aufopferungen tou denen 
verlangt, die ex officio mit dem menschlichen Elende zur Erleichterung 
desselben verkehren. Auch fortan wird man dieselben Anforderungen 
stellen an ihren edlen und schönen Beruf. — Daher sehen wir es. 
nicht für eine jüngst geborne Zumuthung an, dass das ganae ärztliche 
Personal bis zu den Krankenwärtern herab dem menschlichen UaglUcfc. 
beständig Opfer darbringt, und deshalb können wir aueh nichts Ausser- * 
ordentliches und Unerhörtes in der Armentaxe der Apotheker finden'. 

Nur darum handelt es sich, wie Niemand leugnen wird, dass diesei 
Opfer nicht alles Maass überschreiten dürfen, sondern dass sie über- 
haupt möglich und fortwährend als Opfer anerkannt und als frei- 
willige Gaben und Leistungen gewürdigt bleiben, an denen auch 



850 Vereinsxeihing. 

die Spender ihre Freude behalten mdsien. Zwar ^können tie da, wo 
kein Verzug erlaubt iit^ unfreiwillig und zwangsweise zn leisten sein. 
Im Ganzen aber sind und bleiben sie Wohlthaten, welche der Staat 
nicht minder zu schfttzen wissen muss, als die müssen, welchen diese 
Wohlthatea unmittelbar zufliessen. Jedem Arzt und jedem Apotheker 
muss mau Jedoch beipflichten, der sich ernstlich der Zumuthung wider- 
setzt^ selber wohl in bedrängten und bedrückten Umständen, fortwäh- 
rend für den unbemittelten Theil seiner Mitbürger über ein billiges 
Maass hinaas Hülfe zu schaffen, die von den Bemittelten und Reichen 
weder anerkannt, noch geschätzt wird. Es bleibt alsdann nickt mehr 
die Frage um ein christliches Wohlthun, sondern um eine Staats* 
•nstalty die Jeder unterstützen muss und soll, wenn nicht ans mora- 
lischem Antriebe^ so doch durch äussern Zwang. 

Den^ unserer Ansicht nach, also gar nicht unbegründeten, wenn 
auf Billigkeit gestützten Armentaxen, der Apotheker schliessen sich 
die verminderten Taxen für öffentliche Anstalten an. Für solche Insti- 
tute werden alle Mittel hervorgesucht, um die möglichste Billigkeit zu 
erlangen, und so lässt sich denn auch füglich eine herabgesetzte Ver- 
gütung für die Arbeit und die Auslagen des Apothekers rechtfertigen« 
Ein Zeugniss yerkehrter Ansicht und Gesinnung bleibt aber das zu- 
weilen vorkommende Feilschen der Vorsteher und Beamten solcher 
Anstalten mit dem Apotheker um Spottpreise der Arzneien. Nur in 
der nicht gehörigen Bekanntschaft jener Vorsteher mit den Leistungen 
der Apotheker, sowie auch in den vorgekommenen Fällen einer nur 
scheinbaren Taxverminderung von Seiten der Apotheker mag man die 
Opposition suchen, die sich von solchen Anstalten manchmal auch 
gegen die billigsten und angemessensten Arzneirechnungen erhebt. 

Wendet man sich zu dem eigentlichen Marktpreise der Arzneien, 
d. h. zu der vom Staate vorgeschriebenen Arznettaxe, so springt klar 
in die Augen, dass, wenn wir dem Staate aus polizeilichen Rüdisich- 
ten das alleinige Recht zur Feststellung einer Arzneitaxe^ (also eines 
Taxregulativsy wie im ganzen Medicinal- und Advocatenwesen) zuge* 
slehen mtissen, wir ihm doch nicht die Berechtigung fiberlassen kön- 
nen, diese Taxe ausser alles Verhältniss zu seinen Anforderungen an 
die Apoilieker und an die Apotheken zu setzen. Lassen wir hier die 
Grundsätze bei Seite, nach welchen die Arzneitaxen entworfen wor- 
den, halten yfir uns im acht conservativen Sinne vielmehr an etwas 
lange Bestandenes und zugleich Bewährtes (gleichwie an das Her- 
kommen bei allen übrigen Taxregulativen): so finden wir, dass die 
deutschen Arzneitaxen, z. B. die Preussische, ihren Zweck gut erfüllen. 
Desshalb haben auch kleinere deutsche Staaten, z. B. das Grössher- 
zogthum Sachsen -Weimar - Eisenach, diese Taxe recipirt. Des Publi- 
cum hat nicht zu klagen wegen Uebertheuernng, und die Apotheker 
werden für ihre Mühe und Auslagen entschädigt und können, Wie die 
Erfahrung gelehrt hat, dabei bestehen. Es fehlt also jeder vernünftige 
Grund, eine aussergewöhnliche Herabsetzung der Arzneien zu ver- 
mitteln, und am allerwenigsten scheint dieselbe erreichbar durch Auf- 
hebung der Verkäufiicbkeit der concessionirten Apotheken. 

Indem man sich berechtigt glaubt, eine durchgreifende bedeutende 
Preisverminderung der Arzneien zu bewirken, hält man an der zwar 
alten, aber absurden Meinung fest, es sei jede Apotheke eine Anstalt 
zur Bereicherung ihres Inhabers. Die Wahrnehmung des vorzüglichen 
Wohlbefindens einzelner Apotheker in guten Lagen, besonders in grösse- 
ren Städten, verallgemeinert man auf unweise Art, während man doch 



Vereinszeituüg, 351 

auf den Umsatz und Reinertraf sSmmtlicher Apotheken eines Lan- 
desy für welche man eben eine Herabsetzung^ der Arzneipreise gegen 
die bisher befolgten Grundsätze bewirken will, Rücksicht nehmen 
solltet Man würde, wenn man umsichtig sein wollte, wahrnehmen 
und finden, dass die Umsatzsumme der meisten Apotheken, die nur in 
kleinen und mittleren Greschaften bestehen können, nichts weniger als 
bedeutend ist; ja oftmals ist ihr Reinertrag so gering, dass die Apo- 
theker alle Vprtheiie von andern I^ebengeschaften, insbesondere auch 
von der Oekonomie mitbeachten müssen, um die Subsistenzmittel für 
sich und ihre Apotheke zu gewinnen. Diese Nebengeschäfte stehen 
zwar bei manchen Medichialbebürden in schlechtem Credit ; allein über 
allem Raisonn^ment steht das: pritnum vivere, deinde philosopharL 
Glücklicherweise beeinträchtigt ein massiges Colonialwaaren - oder 
Materialgeschäft das wahre Apethekergeschäft nicht, wenn es den 
Apothekern, wie den Revisoren Ernst damit i«t, wenn jene nicht in 
Dunkel, diese nicht in abstracten Schreibtischideen befangen sind. Ich 
könnte ein deutsches Land nennen» in welchem etwa % der Apothe- 
ker von solehen Nebengeschäften ihre Subsistenzmittel mit entnehmen 
mässen, und trotz dem Zucker und Kaffee und Reis den Anforderungeu 
der Wissenschaft und Kunst sehr wohl genügen. In der Befähigung 
des Apothekers zu mancherlei Geschäften des Handels und der Indu- 
strie, so wie SU den Diensten der Gemeinde und des Staates liegt die 
Hinweisung auf den grossen praktischen Nutzen, den die Pharmacie 
auch ausser ihrer nächsten Bestimmung für das Gemeinwesen und den 
Staat von je und je gewährt hat. Öder wird es nöthig sein,, zahllose 
Beispiele anzuführen, wo der Apotheker lod seinen Mitbürgern neue 
Erwerbsquellen eröffnete oder als Magistratsperson ihre Angelegen- 
heiten lenkte und leitete? Zu allen diesen heilsamen Bestrebungen > 
der Apotheker im bürgerlichen Leben gehört ohne Zweifel festes Be-r 
sitzthum und Freiheit der Handlungen innerhalb der Bestimmungen 
des Gesetzes. 

Man hat gesagt; wenn der Besitzer einer Apotheke ohne aTl» 
Kosten oder nur mit unbedeutendem Aufwände seine Apotheke erlangt 
bat, so kann er mit einem viel kleinern Gewinne, also mit einer viel 
niedrigem Arzneitaxe fürlieb nehmen. Fragt man, cui honot^ so kann 
mau antworten, zum Besten der Wohlhabenden, die vielleicht an einem 
einzigen Tage des Wohllebens mehr verausgaben, als was sie zurVer- 
gutung der Mühewaltung des Apothekers das ganze Jahr hindurch 
aufzuwenden hätten \ oder zum Besten der Armen und Armenanstalten, 
für welche der Apotheker beständig umsonst zu arbeiten gezwungen 
sein würde; oder zum Besten der Apotheker selbst, die ohne alle 
Capitalanlage doch ihre Subsistenzmittel fänden. Das völlig Fehler- 
hafte in diesen Folgerungen lässt sich, wie mich dünkt, leicht nach» 
weisen. 

Der einzig vernünftige Maasstab bei einem Taxregulatir bleibt der, 
dem Arbeitenden den wohlverdienten Lohn zu gewähren. Es wärg 
Unsinn, von dem Apotheker zu verlangen, dass er für einen grossen 
Theil seiner Mitbürger ohne alle Entschädigung arbeiten sollte, wäh- 
rend die gegenwärtige Arzneitaxe ihm doch einigermassen ein Aequi- 
valent für die Armentaxe gewähren kann. Die pure Gewinnung der 
Subsistenzmittel ist nicht allein das Ziel, welches von dem Einzelneu 
erstrebt, von der Staatsökonomie bezweckt werden soU. Den ärmeren 
pharmaceutischen Candidaten werden wenig Hülfsquellen sieh eröffneo, 
für seine Nachkommen eine Habe zusammeozubringe)». £r wird in 



352 Vereinszeilung. 

der Regel keinen Credit bei den CapitaUsteo finden, um seine Apo- 
theke in guten, den Forderungen der Zeit entsprechenden Zustand 
zu versetzen oder oin Nebengeschfifte zu betreiben. Auch wird es 
ihm schwer werden, durch Heirath einen Vermögensfond sich zu Ter- 
schaffen. Diese beiden Wege, auf denen bisher Capitalien in den Apo- 
thekerstand bestandig übergingen, werden abgeschnitten sein, sobald 
die Garantie des erblichen Besitzes der Apotheken aufhört. — Der 
wohlhabendere Candidat wird keinesweges geneigt sein, für einen 
ganz ungenügenden Lohn dem schweren öffentlichen Dienste des Apo- 
thekers sich zu widmen, er wird vielmehr eine der vielen Gelegen- 
heiten, welche die Industrie oder das gameine Leben zur besseren 
Verwerthung seiner Kräfte und Capitalien darbieten, aufsuchen und 
auch wohl finden. Es würde also auch auf diesem Wege kein Zuzug 
von Vermögen in den Stand der Apotheker statt finden, und binnen 
kurzer Zeit nach ' allgemeiner Aufhebung des Erbbesitzes der Apothe- 
ken würde man nur arme Candidaten der Pharmacie haben, vielleicht, 
ja höchst wahrscheinlich nicht einmal eine hinlängliche Anzahl der- 
selben zur Besorgung des notbwendigen Dienstes in den Apothe- 
ken, es sei denn, dass man handwerksmassig abgerichteten Arznei- 
spendern uhter dem Titel Pharmaceuten die jetzt so hoch gehaltene, 
und selbst vom Publicum mit Becht hartnäckig verlangte Verantwort- 
lichkeit der Apotheker fibertragen wollte. Nor in der Aussicht auf 
eine anstandige Versorgung ist, wie mir ans zahlreichen Beispielen 
genau bekannt geworden, der eigentliche Grund zu suchen, dass wohl- 
habende und nicht wohlhabende Eltern aus den gebildeten Ständen 
ihre Söhne für das pharmaceutische Fach bestimmen. Man nehme 
diesen Grund hinweg, und weder Vermögen, noch Bildung werden 
sich dem ApothekerstRude mehr zuwenden, der Ruin dieses Standes 
wird eintreten und die sanitätspolizeilichen Forderungen werden zu 
„eitel Mondschein ^^ werden. Die umfangreichen Apothekergeschafte 
mögen immerhin eine starke Verkürzung ihres Gewinnes ertragen kön- 
nen, die Mehrzahl der Apotheken, vielleicht % ^ derselben, also eigent- 
lich die Gesammtheit derselben, ganz gewiss nicht. 

Die ganze Beurlheilung dieser Angelegenheit läuft eigentlich auf 
die Ermittelung des Gewinnes hinaus, den ein Apothekergeächäft ab- 
wirft. Ist derselbe auch über die Lebensdauer des Apothekers hin- 
aus gesichert, so werden sich immer Capitalien darbieten, ihn za 
erlangen; im Gegenfalle werden sie fehlen. Die Anlage von Capitalien 
in den Apotheken erscheint mir immer mehr unter dem Gesichtspuncte 
einer Garantie für die tadellose Ausübung dar Apotbekerkunst und 
die Perfectionimng derselben, und^ unwillkürlich drängt sich die Pa- 
rallele zwischen den so zu sagen besitzlosen Apothekern und den 
Proletariern auf, denen man in constitutionellen Staaten aus guten 
Gründen keine Stimm berech tignng zugesteht. 

Obwohl ich bei meiner Deduction auf keine allgemeine Zustim- 
mung rechne, so kann ich mich doch noch auf die historische That- 
sache berufen, dass gerade in denjenigen deutscheu Staaten, in wel- 
chen bisher die Verkäuftichkeit der Apotheken allgemein statt hatte, 
die Apotbekerkunst auch am meisten blühete zum Besten des Publicums. 
Und so mag man denn auch nicht verzweifeln, dass die äussern und 
innern Wimisse, in welche die Pharmacie insbesondere in Norddeutsch- 
land per varios casus gerathen ist, allmälig verschwinden werden 
vor der überzeugenden Kraft der geschichtlichen Entwickelung. Jene 
Wirniste sind aber in der That vorhanden, einerseits in der Dispen- 



Vereinszeitung. 353 

sirfreiheit jener Fleilkilnstler, die sich nach irgend einem ernsten oder 
komischen fletlsystem besonders benamsen ; in der Nachsicht mit dem 
Arzneihandel der Materialisten; in der Einführung eigner Militair-Apo- 
iheken; in überaus starken Geldabzügen von Medicinrechnungen für 
öffentliche Cassen; in starker Gewerbesteuer u. d. m. ; andererseits 
in den ganz folgerecht und nothwendiger weise steigenden Anforde- 
rungen des Staats ^n die wissenschaftliche Ausbildung der Pharma- 
ceuten, die nach dem Vorgange süddeutscher Staaten allgemein bis 
zum vollständigen akademischen Studium steigen wird ; in der durch 
Laxitat der Revisoren oder durch verkehrte Anordnungen verminderten 
Selbstthäligkeit der Apotheker in ihren Laboratorien, und in dem da- 
durch hervorgerufenen Uebergewicht des bloss kaufmännischen Betriebes 
der Apothekerkunst; und endlich in der drohenden Beschränkung, wo 
nicht Vernichtung des Eigenthums und in der Aussicht auf Verküm- 
merung des Einkommens. Die Freudigkeit in Erfüllung des Berufs; 
die Anstrengnng für eine bessere Zukunft können da leicht zu Grunde 
gebn. Was ein grosses Unglück für das Individuum wäre, das ist ein 
noch grösseres für einen ganzen Stand. Befürchten wir aber der- 
gleichen nicht, sondiern erwarten wir mit Zuversicht, dass die Frei- 
heit in der Entwickelung und Anwendung seiner Kräfte zur Erlangung 
eines wohl beschützten Eigenthüms den deutschen Pharmaoeuten all- 
gemein zugestanden bleibe. 

Zum Schlüsse dieses unmaassgeblichen technischen Gutachtens 
möchte ich nun folgende Corollarien anführen: 

1) Durch die Unfähigkeit der Einen, durch die Schlaffheit der 
Andern, durch die von dem grassirenden Uebel herrisch gebotene 
Nachgiebigkeit der Dritten bei der Ausführung der Apotheken -Revi- 
sionen ist veranlasst oder gar direct bewirkt worden, dass die zube- 
reiteten Mittel bis zu den allernnbedeutendsten herab gegen%vartig 
nicht mehr von den meisten Apothekern selbst angefertigt , sondern 
aus dem Handel bezogen Werden. Davon war denn eine der nach- 
theiligen Folgen die ahusive höher oder zu hoch gesteigerte Rentabili- 
tät der Apotheken, eine andere die Abnahme der wahren Apotheker- 
kunst in den Apotheken selbst. 

2) Beiden beklagenswerthen Uebelständen kann dorchaos nicht 
abgeholfen werden durch Aufhebung der freien Verkänflichkeit aller 
Apotheken und durch willkürliche Vergebung der Concessionen an 
ausgelesene oder vorgezogene pharmaceutische Candidaten, deren Vor- 
züge vor andern von den Behörden sehr schwierig oder gar nicht zu 
ermitteln sind. 

3] Die Herabstimmung des Kaufpreises der privilegirten oder 
überhaupt Erbapotheken durch Aufhebung der Verkänflichkeit der 
concessionirten Apotheken ist ebenso illusorisch, als eine darauf ba- 
sirte merkliche und ausserordentliche Preisverminderung der Arzneien, 
auf welche ausserdem das Publicum keine billigen und gerechten An- 
sprüche machen kann. 

4) Durch Einmischung in die Privatverhällnisse der' Apotheker 
müssen für die Verwaltungsbehörden mancherlei Verwickelungen und 
Beschwerden, und für die Apotheker vielfältige Härten, ja Unbillig- 
keiten und Bedrückungen erwachsen, weil diese Verhältnisse theils 
durch keine feststehenden juristischen Formen geregelt sind, theils 
auch der Natur der Sache nach nicht geregelt werden können^ wenn 
überhaupt das Privatrecht respectirt werden soll. 



354 Vereiffisxeitung. 

5) Nur durch Btrenge Handhabung der bestehenden, die Reguli* 
rung des Apothekerwesens betreffenden sanitSts- und gemein * polizei- 
lichen Verfügungen, die im Ganzen genommen in allen deutschen Staa- 
ten von gleichen Grundsätzen dictirt worden und einer fortwährenden 
Verbesserung fähig sind, werden unsere erleuchteten hohen Regierun- 
gen auf die leichteste, befriedigendste und gerechteste Weise das Pro- 
blem lösen, welches sich der Administration darbietet in der Befesti- 
gung, Stärkung und Hebung des Standes der Apotheker, einer ohne 
Zweifel sehr wichtigen Classe ron gewerbtreibenden Staatsbürgern 
und unabhängigen Staatsdienern, deren Werth und Bedeutung nicht 
nur fflr das kranke, sondern auch für das gesunde, gelehrte und un- 
gelehrte Publicum ans der Geschiebte unzweifelhaft hervorgehen und 
auch für die Zukunft gewiss bestehen werden. 

6) Eine exacte und strenge Handhabung und Durchführung jener 
sanitäts polizeilichen Verfügungen und Gesetze können die höchsten Be- 
hörden nur durch solche Techniker bewirken, denen sie eine unab- 
hängige, von keinerlei speciellen Interessen beeinträchtigte und be- 
schränkte Stellung gewähren, durch Männer, die sich in der Abgabe 
ihres Urtheils nicht durch mancherlei Rücksichten und Convenienzen 
eingezwängt und eingepfercht fühlen; die sich aller Gründe ihrer Ur- 
theile klar bewusst und dieselben gegen alle leeren Einwände und 
Negationen zu vertheidigen bereit sind, ohne dabei der gründlichen 
Belehrung durch Andere abgeneigt zu sein; die nicht im mindesten 
sich scheuen, die Anspräche des rublicums oder dea Staates, der das 
Publicum vertritt, an die Apotheker geltend zu machen, aber mit der- 
selben Freisinnigkeit auch die Ansprüche der Apotheker an den Staat 
verfechten, und wenn es Noth thut auch die Unbilden des Publicums 
gegen die Apotheker nachdrucklich zurückweisen ; die dem Apotbeker- 
wesen mit wahrhaftem und keinem blossen Scheininteresse ergeben sind, 
und entfernt von jeder Augendienerei in dem Glauben verharren, das« 
nur ein blühender, regsamer und werkthätiger Apothekerstand der 
reellen und tüchtigen Ausübung der (in grfindiichen Reformen begriffe- 
nen) Medicin, und überhaupt seinem ganzen Staatszwecke vollständig 
und jedenfalls weit besser entsprechen könne und werde, als ein in 
Aermlich- und Erbärmlichkeit versinkendes Apotheker wesen. 

2) Biographische Denkmale. 
Dr. Med. L. Schröder. 

Am 2. December d. J. starb zu Höxter der Dr. med. L. Schrö- 
der, geboren am 17. Juli 1796 daselbst, ein Ehrenmitglied unseres 
Vereins, an den Folgen des Nervenfiebers, welches er in seinem Be- 
rufsgeschäfte durch Ansteckung roitgetheilt erhielt. —' Er hatte sich 
eines allgemeinen Vertrauens zu erfreuen, und suchte in jeder Bezie- 
hung seinen Kräften gemäss, die Leiden der von ihm Hülfesuchenden 
zu mindern. — Nicht nur allein als Arzt, sondern auch als Menschen- 
freund, stand der Verewigte in einem Wirkungskreise da, welcher 
ihm so mannigfache Gelegenheit, Gutes zu spenden, darbot. 

Und so möge ihm auch von unserer Seite noch das ^SU terra 
ife«u«, zugerufen werden. Wittin g. 

Julius Leonhard Christoph Behre, 

Am 2. December endete JuliusLeonhardChristophBehre, 



Vereimxeüutig. n 355 

• 

Apotheker zu Stolzenau, im 61steii Jahre seines Alters. Er war einer 
der ersten Mitglieder des Vereins ; dessen Ausbreitung ihm immer viel 
Freude machte. Durch die treueste Beobachtung seiner Pflichten als 
Pharmaceut^ durch sein stilles Wirken für das Wohl seiner Mitbürger, 
durch die ausgezeichnete Gutmüthigkeit seines Charakters, und durch 
seinen stets heitern Sinn, erwarb er sich die Liebe und Zuneigung 
aller derer, die ihn kannten. Er lernte die Pharmacie bei seinem On- 
kel, dem ohnlängst verstorbenen Apotheker Behre in Altona, condi- 
tionirte zu Höchst, Rastadt und Genf, machte hierauf eine Reise durch 
die Schweiz, bestand dann ein ehrenvolles Examen zu Hannover und 
trat noch bei Lebzeiten seines Vaters 1814 die Apotheke desselben an. 
Im Jahr 1819 verheirathete er sich mit einem Fräulein Jacob shagen, 
welche die Apotheke ihres Mannes administriren lässt, und ihrem 
Geschlechte Ehre macht. Aus dieser Ehe leben noch zwei hofTnungs- 
volle Kinder, ein Sohn und eine Tochter. Behre ertrug eine Krank- 
heit von mehren Woehen, mit Gelassenheit und Ergebung, und ent- 
schlief ohne Schmerzen sanft, wie er's verdiente. D. M. 



3) Vereins - Angelegenheiten. 

« 
Veränderungen in den Kreisen des Vereins. 

Im Kreise Eislebien. 
Ausgetreten: Hr. Apoth. Crohn in Wallhausen. 

Im Kreise Erfurt. 
Eingetreten: Hr. Apoth. Wilhelm Frenzel in Erfurt. 

Im Kreise G otha. 
Ausgeschieden: Hr. Apolh. Krüger in Ohrdruif. 
Eingetreten: „ „ Dr. C lernen daselbst. 
„ „ „ Gerding in Gräfentonna. 

„ „ „ Schwenke in Ostheim r. d. Rhdn. 

„ Hr. Fabrikdirigent Harstück in Ramstädt. 

Im Kreise St. Andreasberg. 
Eingetreten: Hr. Apoth. Barth in Duderstadt. 

Im Kreise Altstadt-Dresden. 
Ausgetreten: Hr. Apoth. Schmidt in Pottschappel. 

Im Kreise Conitz. 
Ausgetreten: Hr. Apoth. Lutterkorth in Bn'esen. 
Eingetreten: Hr. Apolh. Baarts in Conitz. 

Im Kreise Bonn. 
Eingetreten: Hr. Geheime Medicinalrath und Professor Dr. Nasse 
als ausserordentliches Mitglied. 

Im Kreise Cöln. 
Eingetreten: Hr. Provisor Richter, Administrator der Armen- 
Apotheke. 

Im Kreise Görlitz. 
Neu eingetreten: Hr. Apoth. Kursava in Liebau. 
Aus dem Kreise Neustädte! in Kreis Goerlitz getreten : 
Hr. Apoth. OberUnder in Landeshut. 
„ „ Scfaönemannin Schnfiedeberg. 
„ „ Ringer daselbst. 
„ „ Thomas in Warmbrunn. 
„ „ Hallgans in Grciifenberg. 



356 Vetekmzeiiung, 

Aof dem Kreise Laekan in Krek GörliU: 
Hr. Apoth. P reo SS in Hoyerswerda. 

Im Kreise Neustftdtel. 
Ausgetreten: Hr. Apoth. Heiwig in Grfineberg. 

Im Kreise Breslau. 
Eingetreten: Hr. Apoth. Büchier in Breslau. 

Im Kreise Leipzig. 
Eingetreten: Hr. Apoth Uerzberg in Mutsschen. 

Im Kreise .Reichenbach. . 
Eingetreten: Hr. Apoth. Martin in Kostenblnt. 
y, „ ,y Geppert in Nimptsch. 

Mit Ende dieses Jahrs scheidet ans: Hr* Apoth. Knappe in 
Nimptsch wegen Verkaufs seiner Apotheke. 

Im Kreise Altenburg. 
Eingetreten: Hr. Apoth. Fischer in Cahla. • 

„ yj „ Gerhard in Ronnebnrg. 

Ausgetreten : Hr. Apoth. König daselbst, und Hr. W ol f in Uhlstadt. 

Im Kreise Lüneburg. 
Hr. Apoth. Behre in Stolzenau ist mit Tode abgegangen', seine 
Erben wünschen die fernere Mitgliedschaft im Vereine beizubehalten, 
welchem Wunsche gern entsprochen ist. 

Eingetreten: Hr. Apoth. John in Suhlingen und Hr. Apoth. da 
Menil in Brinkum 

Im Kreise Berlin, 
Eingetreten: Hr. Apoth. Pauckert in Treuenbrietzen. 

Im Kreise Lissa. 
Eingetreten: Hr. Apoth. Radewald in Schmiegel. 
„ Hr. Apoth. Rothe in Braetz. 

Im Kreise Posen. 
An die Stelle des seinem Wunsche gemäss als Vice- und Kreis- 
director entlassenen Hr. L i p o w i t z , ist Hr. Apoth. D a e h n e in PQsen 
als Kreisdirector bestellt, Hrn. Lipowitz aber für seine vielfachen 
Verdienste um den Verein ein Dankschreiben übersandt. 

Im Kreise Oldenburg. 
Eingetreten: Hr. Apoth. Eylerts in Esens. 

Im Kreise Düsseldorf. 
Eingetreten: Hr. Apoth. Feld haus in Neuss. 

Im Kreise Münster. 
Eingetreten: Hr Apoth. Wilms in Münster. 
Ausgetreten: Hr. Provisor Rebers daselbst. 



Ehrenmitgliedschafi. 

Hr. Professor Dr. Artus in Jena ist unter die corresp. Mitglieder 
des Vereins aufgenommen. 



An die Barren Kreisdirectoren. 

Nicht ohne guten Grund ist vom Directorium die Einrichtung ge- 
troffen, dass die Herren Kreisdirectoren die Rechnungsablegung, die 
Bestellungen an Büchern, Journalen, Anschaffungen, Ein- und Austritt 
der Mit((Iieder durch die Herren Vicedirectoren zu machen haben. Wir 
ersuchen dieselben, die auf die Erleichterung der Geschäfte, die Porto- 



Vereinszeüung, 357 

ersparungy AufrecbtcrfaaUung der Ordnung Beuig habende Anordnung 
gefälligst zu respecUren. 

Das Directorium. 



Dank. 

Zur Gehülfen-Unterstützungskasse sind eingegangen: 
vpm Hr. Gehulfen Beer in Nimptsch .... 1 «^ 
„ ,, „ Jaeschko in Striegau . . . 1 » 

„ „ ,, Freischmidt daselbst ... 15 ifiC 



wofür den geehrten Gebern herzlichen Dank sagt 

das Directorium. 



2 «^ 15 ^^. 



Dankende Anzeige. 

Die Hrn. Apoth. Müller, Kreisdirector in Driburg, und Ludwig 
in Jena, haben zur Pflanzensammiung des Vereins schöne Beiträge ge- 
schenkt; wir danken den geehrten Gebern freundlich für diese werth- 
vollen Gaben. 

Das Directorium. 



Aufforderung, den Entschädiymgs- Verein und allgemeine 

Unterstützungskasse betreffend. 

Ueber den Beitritt zum Feuer -Entschädigungs -Vereine und zur 
allgemeinen Unterstfitznngskasse sind erst aus fünf Kreisen die Er- 
klärungen Yon 27 Mitgliedern eingegangen. Es werden die Herren 
Collegen um gefällige baldige Erklärung dieserhalb an die Vereins- 
beamten, letztere aber um Einsendung der Listen an den Oberdirector 
ersucht und dabei bemerkt, dass späterhin Scheine über den Beitritt 
an die Theilnehmer ausgetheilt werden sollen. 

Das Directorium. 



Notizen aus der General -Correspondenz des Vereins. 

Von Hrn. Geh. Med. -Rath Fischer wegen seiner Kritik der 
Denkschrift. Hrn. O.-Bergcom. D u M en il wegen Erweiterung des Kreises 
Lüneburg. Von Hrn. Viced. Sehlmeyer wegen neuer Mitglieder in 
Kreisen Bonn und Cöln. Von Hm. Kreisd. Rathke wegen Beitrag cur 
Vereinskasse. Von Hrn. Provisor Günther Dank wegen Ehrenge- 
schenks. Von Hrn. Dir. Dr. L. Asch off wegen Kassen - Angelegen- 
heiten, Unterstützungsanträge, neuer Mitglieder im Kreise Münster. Von 
Hrn. Stein wegen seines Kreises u. Brandes -Stiftung. Von Hrn. 
Dir. Dr. W i 1 1 i n g wegen Beitrags zum Archiv. Von Hrn. Salined. Bran- 
des wegen Eintrittsgelds -Controle, Rechnung der Generalkasie. Von 
Hm* Kreisd. Bla ss wegen Hrn. Cösters Eintritt. Von Hm. Prof, 
Dr. Artus wegen Widmung seines Lehrbuchs der Chemie an den 
Verein. Von Hrn. Ehrendirector Dr. M eurer wegen seiner Kreise. 
Beiträge fürs Archiv. Von Hrn. Schwacke wegen Beiträge zum 
Archiv. Von Hm. Reinige wegen dergleichen. Von Hrn. Kreisd. 



368 Veremszeüung. 

Rathke wegen Meisfners und SchwaTies Pension. Von Hrn. 
Vicedir. Krüger wegen Entschädigung» -Vereins. Von Hrn. Vicedir. 
Bucholz wegen neuer Mitglieder, seines Bruders Wunsch alsVereins- 
beamter entlassen su werden. Von Hrn. Salined. Brandes wegen 
Hrn. Drewitz Beiträge. Vom hohen Generalpostamt wegen Porto- 
bezahlang. Von Hrn. Geh. Oberpostrath Schmucker! wegen Nicht- 
möglichkeit weitern Erlasses. Von Hrn. Dir. Dr. Herzog wegen 
Brandes Stiftung. Von Hrn. Gehfilfen Bern dt wegen Stipendium. 
Von Hrn. Dir. Dr. Asch off wegen Capital vermögen des Vereins. 
Von Hrn. Vicedir. Lipowitz wegen Niederlegung seines Amts, Be- 
stellung des Hrn. Apoth. Daehne in Posen als Kreisdirector. Von 
Hrn. Kreisd. Schultze wegen Beitritts zum Entschädigungs- Verein 
und Unterstätzungskasse in seinem Kreise. Von Hrn. Kreisd. Inge- 
nohl wegen derselben. Von Hrn. Brodkorb wegen Veterinair- 
Arzneitaxe. Von Hrn. Viced. Dr. Duflos wegen neuer Mitglieder. 
Von Hrn. Vicedir. Dr. M eurer wegen Unterstützungsgelder. Von 
Hrn. Kreisd. Mar qua rt und Oss wald wegen neuer Mitglieder. Von 
Hrn. Vicedir. Löhr wegen Rechnung der Zeitungsexpediton, wegen 
Gektilfe Brewer. Von Hrn. O.-Bergcom. Du Menil wegen B ehre's 
Tod. Von Hrn. Minister Eichhorn Excellenz wegen Archivsendung 
und Postfreiheit. Von Hrn. Hofrath Buchner wegen Fischers Kri- 
tik der Denkschrift. Von Hrn. Kreisd. Baldenius wegen Scheine 
über Beitritt zum Entschädigungs -Verein. Von Hrn. Kreisd. Schrö- 
ter wegen neuer Mitglieder. 



Bohes Wohlwollen gegen den Apotheker - Verein und dessen 

Oberdirector, 

Von GoUes Gnaden Wir Paul Alexander Leopold, 
regierender Fürst zur Lippe, Edler Herr und Graf zu 
Scnwalenberg und Sternberg etc. etc. 

Urkunden hiermit^ dass Wir dem Apotheker und Oberdirector des 
Norddeutschen Apotheker- Vereins, Doctor Bley zu Bemburg, um 
ihm und zugleich dem Apotheker - Vereine von Norddeutschland einen 
Beweis Unserer Anerkennung zu geben, den Charakter eines Medicinal- 
raths yerliehen haben und ertheilen Wir demselben darüber dieses 
Patent. 

Urkundlich Unserer eigenhändigen Unterschrift und beigedruckten 
Regierungs - Siegels. 

So geschehen Detmold, den 12. Februar 1846. 

Leopold F. z. L. 

Patent 
über Ertheilung des Charakters Eschenbnrg. 

als Medicinalrath für den 
Apotheker Dr. Bley in Bernburg. Keilner. 



Allergnädigster Erlass Sr. Majestät des Königs xnm Sachsen. 

Der Jahrgang 18^5 des Archivs für Pharmacie, welchen Sie Mir 
im IVamen des Directoriums des Apotheker -Vereins in Norddeutsch- 
land und der Redaction des gedachten Archivs überreicht haben, giebt 
einen erfreulichen Beweis von dem regen und erfolgreichen Wirken 
des Vereins für die Fdtdnrung seiner Zwecke tmd den grossen Fort- 



Viereinszeitung, 359 

schritten, welche aach in der phartnaceotischen Wissenschaft in der 
neuesten Zeit errungen worden sind. Ich sage Ihnen für die Mitthei- 
lung aufrichtigen Dank, mit der Versicherung, dass Ich an den Be- 
strebungen des Vereins stets lebhaften Antheil nehmen werde. 
Dresden, am 12. Februar 1846. 

Friedrich August. 

An den Oherdirector des Apotheker -Vereins 
in Norddeutschiand 
Herrn Dr. L. F. Bley in Bernburg. 

Diese beiden höchsten und allerhöchsten Erlasse erhabener Schirm- 
herren des Vereins mögen statt einer eigenen Vertheidigung meiner- 
seits auf einen unwürdigen Angriff gegen den Verein, Dr M cur er 
und mich im Correspondenzblatte für Suddeutschland JV^ 13. hier 
veröffenth'cht werden. B. 



Zueignungsschreiben an den Apotheker- Verein in Nord- 
deutschiand von Hrn. Prof. Dr, Artus in Jena, 

Hochverdiente Männer ! 
Sie haben vereint mit regem Streben und Kraft unsere Wissenschaft 
auf einen Punct gebracht, von welchem aus sie ganz Europa und Wei- 
ter erleuchtet und belebt und so dadurch unser Fach immer mehr und 
mehr festere Wurzeln schlagen wird^ — Wenn nun auch schon diess 
rege Streben von den grösten Koryphäen unseres Faches rühmlichst 
anerkannt wurde, so wage ich es dennoch mit der Dedication eines 
Handbuchs der Chemie meine Hochachtung noch an den Tag zu legen. 
Indem ich daher diess als einen Beweis meiner wahren Verehrung 
anzusehen bitte, wünsche ich, dass es so aufgenommen werden radchte, 
als es nur immer von einem warmen Gefühle ausgehen kann. 

Indem ich mich daher Ihrem freundlichen Wohlwollen bestens 
empfehle, bitte ich den Ausdruck meiner wahren Hochachtung geneig*- 
test zu genehmigen, und habe die Ehre in gebührender Hochachtung 
zu verharren, 

Einem hochachtbaren Apotheker«^ Verein 
Jena, den 5. Januar 1846. ganz ergebenster 

Dr.WilibaldArtus, 
ausserordentl. Prof. in Jena. 



Dankschreiben des Hm, Regierungs- Medicinalraths 

Schnuhr. 

Einem hochachtbaren Ober-^-Directorinm fühle ich mich zn be- 
sonderem Danke verpflichtet und bitte ganz ergebenst, diesen dem 
hochgeachteten Vereine aaszusprechen, welcher mir die Ehre erwiesen, 
mich zu seinem Ehrenmitgliede zu ernennen. Stets werde ich bemüht 
sein, mich dieser Ehre würdig zu zeigen und mich bestreben die Zwecke 
des Vereins nach Kräften zu fördern. 

Mit der vollkommensten Hochachtung habe ich die Ehre mich za 
nennen 

Eines hochachtbaren Ober-Directoriums 

• 

Marienwerder, den 8. December 1845. ganz ergebenster 

S«hnalir. 



360 Vereinszeüung. 

4) Milde Anstalten. 



Hufelandische Stiftung zur Unterstützung nothleidender 

Aerzte. 

Die Stiftung besass am 31. Decbr. 1844. 36221 «^ 28 ^/^ 1 ^ 
Capital, hiezu kamen im Jahre 1845: 7077«»^ i7 ifSC 6 J^ einschliess- 
lich 1399 9^ 5 ifgc Zinsen, 5000 hollandische Gulden oder 3800 oc^ 
aus dem Vermächtnisse des verewigten ür. Med. Wohlherr zu 
Münster, und 28 «^ Geschenk des Hrn. Apoth. Lilie zu Wegeleben 
und Hrn. Dr. Hille in Surinam. Ausgegeben wurden 2840 «^ an 
63 hülfsbedUrftige Aerzte 439 ^ iH J'ffC 6 ^ m Verwaltungskosten. 

{Berliner Nachrichten.) 

Diese Stiftung besteht erst seit verhältnissmässig kurzer Zeit und 
hat sich demnach eines höchst ausgezeichnet günstigen Fortgangs zu 
erfreuen, was wieder für einen mildherzigen Sinn der beitragenden 
Aerzte spricht. 

Möchten doch auch unsere Stiftungen für dürftige Fachgenossen 
sich eines so erfreulichen Resultats rühmen dürfen. Möge ein schönes 
Beispiel uns zur Nachfolge reizen! B. 

5) Ehrenbeweise und Personalnotizen. 

Bei dem Ordensfeste am 18. Januar 1846 erhielten folgende Eh- 
renmitglieder der Vereins Decorationen : Den rothen Adlerorden zwei- 
ter Classe (mit Eichenlaub) Dr. Lichten stein, Geh. Med.-Rath und 
Professor zu Berlin. Dr. Lohmeyer^ zweiter Generalstabsarzt der 
Armee, Dr. Schoenlein, Geh. Med.-Rath, Professor und Leibarzt 
in Berlin. — Den rothen Adlerorden dritter Classe (mit der Schleife) : 
Baerwald, früher Apothekenbesitzer, jetzt Stadtrath in Berlin. Dr. Gu- 
stav Rose, Professor in Berlin. Dr. Schlemm, Professor und Pro- 
sector in Berlin. — Den rothen Adlerorden vierter Classe, Dr. An- 
gelstein, Sanitatsrath in Berlin. Dr.ßoer, Hofassfstenzarzt in Berlin. 
Dr. Dove, Prof. in Berlin. Dr. Kranichfeld, Professor in Berlin! 

Seine königl. Hoheit der Grossherzog von Oldenburg haben gnä- 
digst geruht, den Apoth. Kelp in Oldenburg zum Medicinal - Assessor 
zu ernennen. 

Der Mcdicinalrath Dr, Müller, vormaliger Apotheker in Emme- 
rich, ist von der Societas medico physica Uornanä FtV unita fortior 
und von der medicinischen Gesellschaft zu Königsberg zum Mitgliede 
ernannt. 

Herr Apotheker Hederich in Moritzburg bei Dresden hat für 
die Beantwortung zweier für das Jahr 1845 in Bezug aufBlutegel- 
Bucht und die mehrmalige Benutzung des medicinischen 
Blutegels von der Societe d' Enconragement pour Vindustrie natio-- 
nale ä Paris gestellten Preisfragen, die goldene Medaille (300 Fran- 
ken Goldwertb) zuerkannt erhalten. 

6) Waarenberichte. 



Prag, den 1. Januar 1846. 
Im Geschäftsgange sind im Laufe des verflossenen Jahres folgende 
Preisveränderungen vorgekommen, worüber ich mir erlaube, wie ge- 
wöbnüclit meinen Bericht zu erstatten. 



Vermszeümg. 361 

Wir sehen bei Betrachtung einiger Ostindischer Colonlal- Ge- 
würze und Metalle den Geist des frühem Jahrhunderts in der hoUftn- 
dischen Match appy wieder auftauchen, um durch indirecte Associa- 
tion die Preise der Muskatnüsse und Blüihe so wie des Bamca-Zinns 
in einer auf den reellen Bedarf ziemlich richD'g berechneten Spannung 
zu erhalten und Aes Oleum oassiae Erzeugung, weil sie dem Absatz 
des Mutterzimmts schadete, in Ostindien absichtlich zu unterdräcRen« — 
Obschon Gummi guttae einen verhäHnissmässig sehr geringen Consumo 
hat^ kommt dennoch so wenig zu Markte, dass sich der Preis noch 
immer hech erhält. Alle andern Producte sind dem Einflüsse des ge- 
ringen Bedürfnisses und der dadurch uhergrossen Erzeugung gewichen, 
und mehr oder minder im Preise herabgegangen; darunter: Aloi$f 
Anisum sUllatum, Atramentum indicum, Borttpsy Catyophüli, Com» 
phoray Catechuy Cassia earyophülata^ Cassia einnamomea^ JFlores 
cassiae, (?• resina Dammar^ fluphorbii^ Kitjto^ Piper albumy Badiae 
Chinae^ Galangae etc. 

Unter den Westindischen Dro-guen bemerken wir, dass£/tl- 
sam perwoianum zu den bereits angeführten fiaarpomaden, noch immer 
so stark gebraucht wird, dass die Zufuhren nicht hinreichen, und der 
Preis daher neuerlich gestiegen ist. Von Radix Ipecacuanhae sind 
die altern Yorrathe nun sämmtlich geräumt und iie neuen Anschaffun- 
gen kommen hoher im Preise. Obschon China rti&ra bei uns wenig 
im Gebrauche, ist sie doch ihrer Seltenheit wegen im Auslande gestie- 
gen. Vanille steht bedeutend höher^ weil diese Parasitenfrucht nicht 
mehr hinreichend den Bedarf des steigenden Luxus decken kann. Der 
Westindische Zucker ist durch den immer fühlbarer werdenden a n- 
gel an Sklaven hoher gegangen, und hat dadurch unserer inländischen 
Rübenzucker'- Fabrication einen kleinen Relief gegeben. Ambra^ Balf 
sam Canad. Copaivae. B* de Tolu^ CoHex guassiae^ Faba ioncae^ (?. 
resina J^lemi und guajaci^ Herha loheliae inßai€ie, Radix caineaef H» 
jalappae, R, $enegae^ R. serpeniariacy Spermaceii, finden Sie billiger 
QOtirt. 

Schon im dritten Jahre hält sich unter denievantinerProduc- 
ten Gummi arabicum fortwährend in steigender Richtung und noch 
immer sprechen sich die Berichte für eine weitere Erhöhung aus. Nach 
meiner Ansicht mnss aber doch in diesem Zditraume wenigstens einmal 
eine Besserung bei der Sammlung in der Barbarei und am Senegal 
eingetreten sein; daher halte ich diese nei^e Steigerung ibur für eine 
künstliche nnd von keiner Beständigkeit, FoUß Senrnte habcii sich 
nicht nur in der Meinung befestigt, wie ich in meinem vorjährigen 
Berichte aussprach, sondern auch wirklich im Preise etwas erhöhet. 
Auch G. resina styracis liquidae^ Oleum rosarum und Radix Pyre^ 
ihri Romani sind wegen ihrer Seltenheit etwas theuerer geworden; 
allein keine Erhöhung der Preise lässt sich mit jener des Opiums ver- 

fleichen, welches in den letzten Monaten des Jahres heinahe um 100 
rocent gestiegen ist. Durch die Bewilligung der öffentlichen Einfuhr 
dieses Artikels in China und den ungeheueren Consumo daselbst, hal 
der grösste Theil seinen Zug dahin genommen, und so blieb für den 
Europäischen Bedarf nur so wenig übrig, dass der Preis endlich diese 
enorme Höhe erreicht hat« Auri pigmentum^ G* resina myrrhae, mas-^ 
tichisy Semen Cynae^ so wie Spongiae in fragmentis sind im Preise 
herabgegangen. 

Unter den südlichen und Italienischen Artikeln hat sieh 
die vorjährige Steigerung von Canthariden durch die geringi) Einr 

Arch. d. Pharm. XCV. Bds. 3. Hft. 24 



3G2 Vereinszeitung, 

siimmlnng dieser Insekten noch weiter fortgesetzt, and eben so sind 
auch diu Essenzen nicht stehen geblieben. Pistacien^ oleum Peirae 
nigmm und Terehinthina Venela sind theuerer geworden. Reis als 
Consunittonsartikei ist in Folge der Berichte über die Krankheit der 
Kartoffeln bedeutend höher gegangen. Wir haben dagegen Amygda- 
hie<, Baecae lauriy Cor lex aiirantii, C. radicis granatorum^ Crocus, 
Oleum amygdalarum amar,^ Ol. laurinum^ Oleum oUvar^ Ol. ricini 
Semen psyltii billiger, lieber Manna herrscht noch Ungewissheit. 
Wenn sich inzwischen dieses Artikels die Speculation wie früher be* 
mfichtigt, so haben wir leicht eine Steigerung zu erwarten. Von H o - 
nig habe ich eine ganz vorzügliche, aus reinem Zucker bestehende 
Qualität erhlilten. 

In meinem Vegetabilien- Berichte vom letzten August erwähnte 
ich der ganz eigenthüralichen Verhältnisse der diesjährigen Sammlung, 
welche trotz einer üppig scheinenden Vegetation, mehrere fühlbare 
Lücken hatte ; so waren Flores Chamomillae vulgaris et Romanae, 
Fiores verhasci und mahae bei uns fast gänzlich ausgeblieben ; Flores 
Tiliaey Urticae nnd Paeoniae sind überall so wenig gesammelt wor- 
den, dass darin allgemeiner Mangel herrscht. Ebenso fehlt Fungus 
sambuci et Seeale comutum. Die aromatischen Kräuter im vorigen 
Winter beinahe überall ausgefroren, würden schon längst den dop- 
pelten Preis erreicht haben, fänden die Wässer davon, so wie früher,- 
häufigere Anwendung. Von Semen MUH solis, Phellandrii aquatici 
und Semen Papaveris ist viel weniger gerathen, als voriges Jahr, und 
daher auch der Preis des Oleum Papaveris höher gegangen. Dasselbe 
giU von Radix Angelicae, Bardanae, gentianae und taraxaci^ Radix 
valerianae ist ebenfalls theuerer, allein nur desshalb, weil die Säure 
daraus jetzt so häufig bereitet wird, und die Vorräthe nicht zureichen. 
Billig notirt finden Sie Flores arnicae^ auranUiy Calendulas^ Folia 
digitalis purpur^^ Herha galeopsidis^ Herha meliloti^ Rad, calami^ 
' liquiritiae, echte R. polygalae amarae . und sem, lycopodii. Unter 
den übrigen inländischen Producten sind Oculi cancrorum ihrer Sel- 
tenheit, aniimonium und marcassita ihrer neuen technischen Anwen- 
dung zu Perotinmaschinen wegen theuerer , dagegen Lythargirium 
billiger geworden. 

Unter den chemischen Präparaten und Elaboraten sind 
Jod und Jod-Kali^ deren Verbrauch täglich steigt, noch theuerer 
geworden ; die MorphinsaUe desgleichen, wegen erwähnter Steigerung 
des Opiums, die Gelatina rosata wegen der des Gummi. Die meisten 
übrigen Gegenstände sind jedoch in Folge der grösseren Concurrenz 
und der besseren Bereitungsmethoden im Preise gefallen, wie Sie bei 
Acidum aceticum concentratum, Acidum gallicum^ Acid, pyroligno^ 
sum^ A, sulphuric, etc, bemerken werden. Ferner alle Ammoniac- 
Präparate, als: Ammonia pura, Sal ammon.^ Sal alcali volatile^ 
Alcohol und Aelher, Brom, Bicarbonas Sodae^ Capsulae Copaivae^ 
Gummi laccae decolorat,^ Kali oxymurialic, Kali zooticum, Lactw 
earium, Ladas ferri, Ol. excoclum caccao^ Niiras strontii, Phospho- 
rtf«, Rotulae menthae^ Sal acetosellae, Sal tartari, Soda und die Fis- 
lerianate. Als neu habe ich das Aceton und untersch wefelicht- 
vanres Natron anzuführen. Letzleres zur Daguerrotypie. 

Wenzel Batka. 

Hamburg, Mitte Januar 1846. Wenngleich wir uns gegenwärtig 
in der gewohnten stilleren Geschäftszeit befinden, wo die grösseren 
Zufahren ausbleiben, auch der geregelte Absatz derWaaren fehlt und 



Verdnszeüung. 363 

daher Nichts vjon Belang im Haodel undgeht/ so haben doch in den 
jüngsten Monaten des vergangenen Jahres sehr viele Artikel eine 
Preis -Veränderung erlitten, dass wir nicht unterlassen können, Ihnen 
bei Ueberreichung unserer neuesten, corrigirten und billigst gestellten 
Preisliste, darüber einige Mittheilungen zu machen, die wir uns er<- 
lauben, Ihrer geneigten Berücksichtigung anzuempfehlen und wäDsohen, 
dass sie Ihnen von Interesse sein mögen. 

Aloes svccotrinay die wir in schöner harter Waare und hübsch 
blank im Bruch am Lager fähren, halten wir zu dem dermaligen Preise 
besonders beachtungswerth ; denn wenngleich noch an' allen grössern 
Seeplätzen die Vorräthe sehr aufgehäuft sind, so war doch in der 
letzten Zeit die Jmportation nicht erheblich und wir möchten glaubeo, 
dass gegenwärtige Einkäufe nur Nutzen bringen können. 

Antimoniutn crudum hatte im Herbst eine starke Nachfrage für 
England nnd es konnte vom Werke nicht hinreichend für den Begehr 
geliefert werden, weshalb sich der Preis sttceessive angenehmer stellte. 
Da wir eine Parthei auf Lieferung nun contrahirt haben, so ist es 
uns möglich, Sie damit sehr billig bedienen zu können und werden 
Sie dafür unsere Notirung gewiss preiswerth finden. 

Arrow "voot Bermudas > opi, haben wir immer in der gewohnten, 
ächten und feinen Qualität, in Original -Dosen von ca. 30 fi zu Ihren 
Diensten. 

Balsam» copaivae besitzen wir in schöner, blanker und achter 
Para -Waare, wir liessen solchen genau prüfen, um aueh mit Sicher- 
heit denselben empfehlen zu können. Der Preis ist durch die jüngste 
directe Zufuhr etwas gewichen; dahingegen bat 

Balsam, de Peru einen enormen Aufschlag genommen, und ist 
nur sparsam mehr zu finden, weil die gewöhnliche Herbst -* Zufuhr, 
welche immer dem Bordeauxer Markte zugeführt, diesmal wegen Ha- 
varie des Schiffes, das die Waare bringen soll, bis jetzt noch aus- 
geblieben; wenn aber die Parthei erst arrivirt ist, so ist rascher Rück- 
gang wohl zu erwarten. 

Borags raffiniri. ist in hiesig raffinirter Waare sehr billig. 

Cacao ist in allen Gattungen höher, namentlich die Guajaquil- 
Sorte, die in den letzten Jahren sehr beliebt geworden und zu stei- 
genden Preisen begehrt wurde. Martinique ist nur wenig am Platze, 
während Bahia beinahe fehlt. Den grössten Vorrath bilden die jüngst 
von Para angebrachten 3500 Säcke. 

Camphor rafßnirt, s, charia nahm im September und October 
a. p. eine steigende Tendenz, indem einige wohlhabende, englische 
Speculanten, die von Ostindien angebrachten Partheien roher Waare 
immer zu erhöhten Preisen an sich brachten und so musste »nser 
Markt mit der raffinirten Waare auch* folgen, indem für Russland be- 
deutende Aufträge hier eingingen. Die nun rasch auf einander fol- 
genden Zufuhren machten es aber den Speculanten unmöglich, ferner 
den Artikel zu beliaupten und nach und nach war hier immer billiger 
anzukommen. Obschon nun die gegenwärtige Notirung sehr niedrig, 
so können wir selbst dazu nicht zu grössern Entbietungen animiren, ' 
denn wir sind der Meinung, dass der Artikel noch einen weitern 
Rückgang erleidet und wenn die Zufuhren nach dem englischen Markt 
so beibleiben, stehen wir zum Frühjahr gewiss damit niedriger. Es 
interessirt Sie vielleicht zu erfahren, dass im vergangenen Jahre hier 
eine Parthei von. ca. 300 Kisten Camphof angebracht wurde, welche 
so bedeutend mit einer Art Talk -Erde verfälscht war, dass solche 



364 Vereinazeitung. 

heim Raifftnirt» Mehr denn 30 7o verlor. Bei dem erslen Andolieia 
konnte mon «s ^ar Dicht bemerken, so könstlieh war diese VerAl« 
schnng femaobt. 

Cantkaridts haben eimnal wieder den Preis genommen, wie wir 
vor mehreven-Jabren iminer denselben gewohnt waren und besirt sich 
diese «norme und rasche Sieigerung, in Folge der so missKeh »nsge- 
falleüen Einsammlung in alle« Gegenden, wozu der anhaltend nasse 
Sommer besonders beigetragen haben soll. Nach den verschiedenen 
Berichten, die wir ans Russland und dem Süden Deufsehkinds besitzen, 
woher dieses Insekt haaptBfichtiek committirt wird, so steht bei d«m 
anhaltenden Mangel eine weitere Steigernng zu erwarten und hängt 
dieses lediglich von dem Begehr im Frühjahr ab. »Wir halten uns 
zeitig mit schöner, dentscher Waare versorgt und können Sie zu nn* 
serer Berechnung, die unter obwaltenden Umstfinden sehr niedrig ist, 
mit neuier gesiebter Waare bedienen. 

Ctftnaman» aeuH steht Ihnen in feinster Ceylon -Waare zu Befehl. 

Chini». tiUphur. galHc* ruht schon seit einigen Monaten und 
geht darin niohls am; es wird sich daher vielleicht zum Frähjahr, 
wo der eigentliche Bedarf ist, mehr Nachfrage einstellen. 

Copt, chifM regia cum 4* ^tne epiderm, ist zwar fest im Preise, 
jedoch wurde darin nichts unternommen, weil die grossen Vorräthe 
,auf dem englischen Markte und erneuerte Zufuhren jede Speculalion 
benahmen. 

ChemisöfM PräfartUt fahre» wir nur, von der Königlich Prenss. 
Chemischen Fabrik au Schönebeck am Lager und werden Sie bei ge- 
fälliger näherer Prüfung finden, dass wir damit gewiss jeder ander- 
weitigen Concurrenz begegnen. Es kann aber jeder Committent für 
^6sse9& Quantitäten von dieser Fabrik dieselben Notirungen stellen, 
indem allen grössern Abnehmern gleiche Preise, aber sonstige Vor- 
teile ntdit eingeräumt werden, mher haben wir auch keineswegs 
die Absicht, es hervor au heben, als vermöchten wir Ihnen grössere 
Vortheile zu bieten, wie einer unserer Herren Concurrenten, dieses 
ist nicht der Fall; wir begnügen uns aber mit einem sehr massigen 
Nutzen. 

Fol, Senntte alexandr, sind leider noch immer nieht in so schöner 
Qualität zu liefern, wie wir vor mehreren Jahren gewohnt waren und 
übt jetzt ^as Monopol seine Wirkung aus, denn ehe die alten Vor- 
räthe in Triest nicht geräumt sind^ lässt der Pascha von Alexandrien 
nicht neue Zufahren abgehen und man verlangt daför einen Preise' 
der über 50 % höher ist, als wie gegenwärtig dieser Artikel stehl.^>— 
Wir können Ihpen recht schöne, grüne Waare liefern, die den kräf- 
tigen Geruch hat ; nur ist das Blatt etwas gebrochen, und in naturellc^r 
Qualität mit kleinen Stengeln versehen. 

Gummi arabio, ist seit Herbst wieder etwas theurer geworden 
und steht die eiecte Sorte gegen die naturelle Waare jetzt ganz ausser 
VerhäHniss im Preise. Wir können aber diesem Artikel kein Ver- 
taauen mehr abgewinnen ; denn wenn die Zufuhren von Senegal - Gummi 
so beibleiben, der nun schon merklich billiger geworden ist, so mnss 
der Arabicum auch aurück und wird die Speculationslust für diesen 
Artikel bald aufhören. 

Gummi a$a foeHd, empfehlen in losen Granen als vorzüglich, ebenso 
ummoniac 4* $Manum. 

Gum, mirrhae levant. können wir Ihnen in einer so ausgezeich- 
neten elegtrten Qualität liefern^ wie man nur selten Gelegenheit hat. 



Vereinsxeitung. 366 

colohen im Handel xa sehen und verdient die Waare mit dem voll- 
lEommenslen Recht die Benennung f^ fein elect. 

Jhdine anglicum ^ KaH Jodat. erhallen sich auf den hohen Prei- 
sen, die aber jede Speculation benommen haben ; es wird der Artikel 
nar föv den reellen Consumo begehrt, der aber nach unserer Ansicht 
nicht mehr so bedeutend ist wie vor zwei Jahren. 

Liehen carragheen ist uns eine Parthi« aum TerkanF eingesandt, 
wodurch wir yermdgen, Ihnen beste reine elegirte Waare so bfllig 
SU überlassen. 

Magnesia albssm. levissm, ist sehr preiswürdig und war wohl 
noch nie so yernachlässigt. 

Manna calabrina stellt sich in diesem Jahre , dnrch die letate 
kärgliche Einsammlung yiel hdher^ denn der Ertrag isi gegen die jün- 
geren Jahrgänge sehr massig, weil es zur Zeit, wo die ^nme ange- 
schnitten wai'en, viel regnete. Wir haben einen Posten neue Waare 
von Sicilien schwimmend, deren Qualitäti nach der Mittheiiung des 
Absenders trocken, rein und empfehlenswerth' sein soll, womit wir 
Ihnen bald aufwarten können. Canellata Bruch besitzen wir recht 
preiswflrdig und ist derselbe nar etwas kurz, sonst rein und hübsch 
weiss. 

Mareasita haben wir nur noeb 3 €tn. und fiberlassen davon zu 
unserer Notirung, so lange unser Yorrath reicht; 

Moschus ionquin, in vesic, liejfern wir in einer Waare, die wirk- 
lich die Benennung von non plus ultra verdient; denn derselbe 
erscheint fast nie so sch^n in dem Handel. Der Gerueh ist ganz aus- 
gezeichnet fein und übernehmen wir dabei jede Garantie der Aecht- 
heit, indem wir uns erbieten, selbst schon angeschnittene Beutel, den- 
noch zurückzunehmen und zwar auf unsere Kosten, im Fall einer der 
Herren Committenien die Waare nicht gana naeh Wunsch und zur 
vollkommensten Zufriedenheit finden sollte. Wir müssen indessen die 
Bemerkung hinzufügen, dass die Beutel alle über eine Unze wiegen 
und wir sie von geringerm Gewicht nicht von dieser Qualität zu lie- 
fern vermögen. 

Ol, bergamoU 4* de Cedro stehen durch die diesjährige geringe 
Ansbente nnd sanguine 8peculatieBskäufe an der Bezugsquelle sehr 
hoch; man glaubt aber, dass die gegenwärtigen Preise sich nicht hal- 
ten und zum Frühjahr zurückgehen werden. 

Ol, cassiae kommt noch immer spärlich zum Vorschein und be- 
dingt deshalb auch fortwährend den hohen Preis. 

Ol, menih, piper ameriean, reetif* alhssm, ist hier niedrig und 
preiswerth und nur dem Umstand zuzuschreiben, dass überhänfke Zu- 
fuhren roher Waare von Nord -America auch nnr zu billigem Preisen 
Ifehmer finden konnten und möchten wir wohl glauben, dass dieser 
Artikel bald eine vortheilhaftere Stellung einnehmen wird, denn man 
xahlt für rohe Waare in Kord -America höhere Preise, als woin die- 
ses Oel hier rcctificirt verkauft wird. 

Ol, ricini prima alhssm. oslind. haben wir auf Original -Flaschen 
und in Kanister von ca. 40 U vorräthig und können wir das Oel, 
des reinen Geschmackes und schöner, weisser Farbe wegen, recht 
empfehlen. 

Ol, therebinih, gallic, hat wegen beschränkten Vorraths nur einen 
nominellen Werth und wird der Preis zum Frühjahr nach Empfang 
der neuen Zufuhren sehr bedeutend zurückgehen. 

Opium thebaicum hat wirklich eine sehr angenehme Rolle gespielt 



366 Vereinszeäung. 

und erfaftU sich auf den Werfh; denn bekanntlich wird dieser Artikel 
durch ein englisches Haus monopolisirt, welches im himmlischen Reiche 
hinreichende Verwendung dafür zu haben scheint. Die Morphium- 
Präparate sind im Verhillniss noch sehr billig, werden aber doch 
folgen müssen, wenn die Fabrikanten die wohlfeileren Vorräthe ver- 
arbeitet haben. 

Rad, tdthae haben wir schon von jüngster Grabung am Lager 
und können eine schöne, kraftige Wursel, welche hübsch weiss ist, 
anbieten. 

Rad. geniianae gaüic» ist wegen augenblicklichen Mangels etwas 
theuer, geht aber zum Frühjahr zurück, da wir ziemlich« Quantitüten 
von Frankreich zu gewärtigen haben. 

Rad, ipecacuankae räumt sich immer mehr und mehr auf und 
hatten wir seit längerer Zeit davon keine Zufuhr. 

Rad. senegae stehen recht billig und sind wir damit überführt 
worden. 

Rad, valerian, minor haben wir in schöner, neuer, kräftiger 
Waare zu Ihren Diensten. 

Sal aeeioseüaey oxalic» ^ volaiile sind im Preise sehr gewichen, 
indem die grössern englischen Fabrikanten eine Uebereinkunft getroffen 
haben, die Artikel so herabzusetzen, um das Entstehen neuer Fabriken 
und Concurrenten zu unterdrücken : Ob die Herren dieses durchfuhren 
werden, wollen wir dahin gestellt sein lassen; jedenfalls kann bei 
den augenblicklichen Preisen kein grosser Vortheil mehr bleiben. 

Sem, cynae levani. sind noch ca. 50 Ctr. schöne grüne Waare 
am Lager, wovon wir so lange zur Notirung verkaufen, bis diese 
geräumt sind ; wir glauben, dass wir später nicht so billig damit auf- 
warten können. 

Sem, anisi siellai. liegt hier bei grösseren Partheien unberück- 
sichtigt und ist wohl vor der Hand zu einer Steigerung keine Aus- 
sicht; es müssten dann die Zufuhren auf längere Zeit ausbleiben. 

Succus liquirit, ßaracco, nur noch bei Kleinigkeiten zu finden; 
wir erwarten direct ein kleines Pöstchen, welches aber auch hoch 
einsteht. 

Vanillae macht sich sehr rar und bleibt zu steigenden Preisen 
begehrt, weil wir gar nichts direct davon zu erwarten haben. Es 
hat ein Bordeauxer Haus den Ertrag der Erndte auf drei Jahr con- 
trahirt und monopolisirt nun dieses beliebte Gewürz. 

Indem wir nun glauben, Sie über die hauptsächlichsten Fluotua- 
tionen benachrichtiget zu haben, wird es uns recht sehr treuen, wenn 
Sie Veranlassung nehmen, uns Ihre schätzbaren Befehle anzuvertrauen 
und geben wir Ihnen die Versicherung, dass wir es uns stets ange- 
legen sein lassen werden, Sie in jeder Hinsicht nach Wunsch zu 
bedienen. 

Unsere Dienste ^sind Ihnen immer gern gewidmet und empfehlen 
wir uns Ihnen mit besonderer 

Wei'thschätzung und Ergebenheit 

Schubart & Bade. 

7) Wissenschaftliche Nachrichten. 

Berlin. Academie der Wissenschaften. In der Sitzung der 
phys. mathem. Ciasse vom 27sten theilte Hr. Ehrenberg zuerst seine 
Untersuchungen und Ansichten über die jetzt herrschende Kartoffel-