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Chemlstiy uoraiy
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des
APOTHEKER-YEREmS
in
Norddeutschland.
Herausgegeben
von
^etttridj 1ll0acheitr0>er utt> iTuliti^iQ pltt).
Erister Band
im
Sertürner* sehen Vereinsjahr.
Hannover.
Im Verlage der Hahn'schen Hofbuchhandlung.
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^ ^L£)% 6
DER
PHARHACIE,
eine Zeitschrift
des
Apotheker - Vereins in Norddeutschland.
Zweite Reihe. XLV. Band.
Der ganzen Folge XCV. Band.
Herausgegeben
von
unter
Mitwirkung des Directorii
und der Herren von Baumhautr^ Busch^ DußoSf Du MSnily Geiteler^
Heritog^ Hornungy Jahn^ Laube^ Meurer^ Müller^ Oberdör/fer^ Osswald,
Reichey Schwache^
SStxtnxmx^f^t9 1ttxt%wja\fx.
^' I 1 1
Hannover.
Im Verlage der Hahn*schen Hofbuchhandlung.
t S 4 •.
Inhal tsanz eige,
Xrs tes M ef$.
Erste Abtheilung.
I. Physik, Chemie und praktische Pharmacie. Seite
Bemerkungen über Bereitung, Prüfung und Aufbewahrung des Chlor-
wassers ; von Dr. G e i s e I e r, Apoth. zu Königsb. i. d. Neumark. 1
Versuche über das Pektin; von Fr. Jahn, Medicinalassessor und
Apotheker zu Meiningen 24
Ein Beitrag zur Toxikologie ; von Dr. Fr. M e u r e r 44
Chemische Notizen ; von Du M e n i 1 , Geh. Ober-Bergcommissär .... 48
Ueber Fermcntoleum Chaerophylli ; von Dr. L. F. Bley,.... 50
II. Monatsbericht.
Einwirkung der seh wefl. Säure auf d. alkalisch. Sulfilde S. 51. — Ein-
wirkung des Chlors auf Oxyde u. Salze 52. — Salpetergewinnung
b. d. Seifenfabrication 53. — Zersetzungsproducte der phosphor-
sauren Magnesia 53. — Darstellung des durch Wasserstoflgas
reducirten Eisens 54. — Veränderung des Quecksilberchlorids
durch verschied. Präparate 55. — Doppelsalz aus Quecksilber-
chlorid u. essigsaurem Kupferoxy^ 55. — Aurum muriaticnm
natronatum 56. — Modificat. des Marsh'schen Apparats 56. — Um-
wand}, d. Asparagins in bernsteins. Ammoniak 57. — Darstellung
der Benzoesäure 57. — Prüfung des Weinessigs auf Schwefel-
säure 57. — Ueber das Achillein 58. — ^.Zusammensetzung des
wesentlichen Oeles vom schwarzen Senf 59. — Verfälschung
des Honigs mit Stärkezucker 62. — Eine neue Art Opium
63. — Angelikabalsam und Sumbulolsäure 63. -— Hippursaure •
Salze 64. — Harnsaure Sedimente 64. — Vorkommen der Harn-
säure im Blute Gichtkranker 65. — Harn einiger Pflanzenfresser
66. — Bildung des Guano 69. — Bestandth. d. Guano 69. — Zucker
im Schwei(se eines an Ephidrosis Leidenden 69. » M i s c e 1 1 e n 70
III. Literatur und Kritik 73
Zweite Abtheilung.
Vereinszeitung.
1 ) Vereins - Angelegenheiten.
Vortrag in der Generalversammlung des Apothekervereins in Nord-
dentschland u. bei der Feier des 25jährigen Jubelfestes seines
Bestehens, gehalten su Dresden am 8., 9. und 10. September
1845, vom Oberdirector Dr. L. F.Bley 81
Biographische Denkmale.
Nekrolog. Gewidmet dem Andenken des Dr. Sertürner in Ha-
meln, bei Gelegenheit seiner Gedächtnissfeier in der General-
versamml. des Apothekerver. in Dresden; von Dr. Wittin g 99
Dem Andenken eines Ehrenmannes, des Apoth. Graf in Weissenfeis 106
Nekrolog 107
Veränderungen in den Kreisen des Vereins 107
Ehrenmitgliedschaffc. . , . , , , 110
Notizen aus der General-Correspondenz des Vereins r*.*«« 110
Dankschreiben , , , » 111
Sechzehntes Verzeichniss der Beiträge zur Brandes - Stiftung 112
5«nJ^ 113
Bericht über die zu Harzburg gehalt. Kreis versamml. des Vicednrecto*
riumsBraunschw. am23.Julil845, mitgeth.vonDr.C. Herzog 113
VI Inhaltsanzeige.
Seite
2) Medicinal - Gesetzgebung.
Bekanntmach., die Neu jahrsgesch. derApotb. betr., vom 25. Nov. 1845 123
3) Eingriffe in die Rechte der Apotheker 123
4) Vorschläge zur Unterstützung der Gehülfen.
Ansichten eines Apothekergehülfen über Unt^rstützungs-Anstalten
für ausgediente, mittellose, würd. Apothekergeh., v. T. K. B u seh 124
5) Warnung, verfälschtes Wachs betreffend 126
6) Allgemeiner Anzeiger.
Preisfrage der Königl. Academie gemeinnütziger Wissenschaften in
Erfurt S. 127. — Lehrlingsgesuch 128. — Berichtigung 128.
Zwe ites M eft.
Erste Abtheilung.
1. Physik, Chemie und praktische Pharmacie.
Versuche über das Pektin; von Fr. Jahn, Medicinalass. u. Apoth.
zu Meiningen (Forlsetzung.) 129
Ueber die Prüfung des Copaivabalsaras ; von Dr. Oberdörffer,
Apotheker in Hamburg 172
Vorläufige Mittheilung über ein sehr allgemein wirksames che- .
misches Gegenmittel gegen Vergiftungen durch Metallgifte und
Cyanverbindurtgen ; von Dr. D u f 1 s 176
II. Naturgeschichte und Pharmakognosie.
Ueber Lycopodium. (ßrieiliche Mittheilung von Reiche, Apoth.
in Hohenstein^an Dr. Bley.) i80
Kleine botan. Notizen. (Briefl. mitgeth. vonE. H a m p e an Dr. Bl ey.) 184
III. Monatsbericht.
Arsenikalische Substanzen in den Wässern von Hammam-Mes-
coutine bei Algier S. 185. — Analyse der Ferdinandsquelle bei
Marienbad 185. — Doppelte Vergiftung durch Kali hydrocyanic.
186. — Aeusserl. Vergift. durch Schvi^einf. Grün 186. — Ueber
KartofiFelfuselöl 187.— Producte a. bitt. Mandeln 189. — Zucker-
gährung 190. — Verfälsch, des Scanimoninms u. ihre Erken-
nung 191. — Manna des Handels 192. — Einige jüngst im
engl. Handel erscheinende seltene Sorten Rhabarber 19S. — - Un«-
tersuchung der Asche von Conium maculatum u. Digitalis pur-«
pnrea 194. — Vergiftung mit Oxalsäure 195. — Das Mikroskop
im Dienste der Medicin 196. — Verbesserte Stearinsäurebereit.
200. — Untersuch, der Seife 200. — Analyse eines Speichelsteins
vom Pferde 201.— Löslichkeit des Ei weisses 201. — Miscellen. 202
IV. Literatur und Kritik 206
Zweite Abtheilung.
Vereinszeitung.
1) Denkschrift Betreffendes.
Erwidemng der Redaction der Denkschrift über den jetzigen Zu-
0tand und die Verhältnisse der Pharmacie in Deutschland gegen
die Beurtheilnng derselben vom Herrn Geh. Medicinal rathe Dr.
Fischer in Erfurt. 209
Zuschrift von Behörden, die Denkschrift betreffend 217
2) Medicinal -Gesetzgebung 217
Inhaltsanzeige. vu
3) Schatz der Rechte der Apotheker. Seite
Anszug aus dem Hauptprotocolle des Obermedicinal-CoUegiums 218
4) Mängel im MediciDalwesen.
Ueber die Erörterung der aber pharmaceutische Zustände, Wün-
sche und Vorschläge erschienenen Schriften und Aufsätze.
Besprochen von M.S. Ehr mann, Dr. der Chemie, Magister der
Pharmacie a. d. Universität, Professor etc. 011mützl845; von
Dr. L. F. Bley 218
5) Ueber die Gremial -Wirksamkeit; vom Ap. CA. Laube
in Leitmeritz, Mitglied des Vereins 224
6) Ueber Wohlthätigkeitsanstalten der Apotheker.
Vorschlag zur Bild, eines Sterbekassenvereins im Bereiche des Apo-
thekervereins in Norddeutschi.; von einem Ap. in Oberschlesien 226
7) Weiterer Vorschlag zu einer Pflegeanstalt für aus-
gediente mittellose Apothekergehülfen 229
8) Ueber die Anstellung junger Pharmaceuten alsPro-
vincialchemiker ; vom Geh. Ober-Bergcomm.Dr.DuM^nil 231
9) Vereins - Angelegenheiten.
Veränderungen in den Kreisen des Vereins 234
Notizen aus der General - Correspondenz des Vereins 234
ErlassederHrn. Geh.Staatsmin.v. Nagler u. Eichhorn Exe. Exe. 235
Dankschreiben des Hrn. Sanitätsrath Dr. Bonorden in Herford .... 236
Dankschreiben des Ehrenmitgliedes Hrn. Günther 237
Dank 237
Status der Brandes-Stiftung und des Denkmals vom 1. Mai 1845
bis 1. Septbr. 1845 238
Siebzehntes Verzeicbniss der Beiträge, welche zu der von Seiten
des Vereins zu grundenden Brandes'schen Stiftung und dem an
Brandes Gruft zu errichtenden Denkmale eingegangen sind 238
Bericht über die zweite Kreisversamml. derOberschlesisch. Apoth.
am 18. Juni 1845 auf dem Ännaberge in Oberschlesien.... 239
Brief des Hrn. Cap an Du MSnil 242
An den Hrn. Soubeiran, beständigen Secretair der pharmaceut.
Societät zu Paris \ 242
iO) Wissenschaftliche Nachrichten 243
11) Personalnotizen und Ehrenbezeigungen 244
12) Allgemeiner Anzeiger.
Anzeige S. 245. — Erinner, an die Hrn Vereinsbeamten 245. — Bitte
für die Gehütfen-Unterstützungsanst. 245. -> Dankende Beschei-
nigung 245. — Dank 245 u. 246. Dringende Bitte an die Mit-
glieder d. Kreises Saalfeld 246. — Apotbekenverk. 246. — Lehr-
lingsgesuche 246. — Berichtigung für das Septemberheft des
Archivs von 1845. 246. — Anzeige für Botaniker 247
nrtt tes M eft.
Erste Abtheilung.
I. Physik, Chemie und praktische Pharmacie.
Chemische Prüfung eines Nierensteins; von Dr. L. F. Bley 249
Chem. Untersuch, ein, Testikelabscessflüssigkeit ; von Dr. L. F. Bley 251
viu Inhallsanzeige.
Seite
Ueber den vermalhlicheD Ursprung der Meteorsteine, von v* Banm-
hauer; mitgetl^eilt von Dr. Job. Müller in EmRierich 354
IL Naturgeschichte und Pharmakognosiie.
Ueber das Zerfressen der trockenen Vegetabilien durch Insekten;
von J. H. Seh w a ck e in Alfeld 300
Bemerk, über Rad. gentian.alb.; von Osswald, Hofap. in Eisenach 303
III. Monatsbericht.
Reduction des Silberoxyds als Metallspieg. auf Glas S.304—Modificat.
des Lichtes durch den Elektromagnetismus 304. — Techn.
Benutzung des Sauerstoffgaslichtes 306. — Wirkung d. Kohle
auf Metallsolutionen 307. — Entsteh. d.Nordlichts 307. — Beleuch-
tung der Bergwerke 307. -^ Ueber eine neue Reihe von Säuren,
welche Schwefel, Wasserstoff und Stickstoff enthalten 308. —
Arsenhaltige Schwefelsäure 309. — Darstellung des Cyansilbers
309. — Umwandlung vonSenföl in Knoblauchöl 313. — Valeriana
säure und deren Salze 313. — Ueber Darstellung des Digitalins
315.— Ueber den Anbau des Süssholzes u. Verfertig, d. Lakritzen-
safts 316.— Fossile Pflanzen 317. — Anwend. der Electricität auf
d. Landwirthschaft 317. — Bildung der Baldriansäure u. Butter-
säure 318. — Stickstoffgehalt des Schierlings u. der Belladonna
318. — Chemische Zusammensetzung des Eigelbs 319. — Ver-
dauung des Zuckers und der stärkmehlhaltigen Substanzen
319. — Bildung und Rückbildung des Zuckers im Thierkörper
320. — Merkwürd. Veränd. im Guano gefund. Knochen 321.
IV. Literatur und Kritik 322
Zweite Abtheilung.
Vereinszeitung.
4) Unmassgebliches technisches Gutachten über die
Freiheits-, Eigenthums- u. Erbrechte d. Apotheker;
von Dr. H. Wackenroder 329
2) Biographische Denkmale.
Dr. Med. L. Schröder und Jul. Leonh. Chr. Behre 354
3) Vereins -Angelegenheilen.
Veränderungen in d. Kreisen des Vereins S. 355. — Ehrenmitgliedschaft
356. — AndieHerrenKreisdirectoren356. — Dank 357.— - Dan-
kende Anzeige 357. — Aufforderung, den Entschädigungs- Verein
u. allg. Unterstützungskasse betr. 357. — Notizen aus d. General-
Corresp. d. Vereins 357.— Hohes Wohlwollen gegen denApoth.-
Verein u. dessen Oberdirector 358. — AllergnädigsterErlassSr. .
Maj. desKön. v. Sachsen 358. — Zueignungsschreiben and. Ap.-
Verein in Norddeutschi.; v. Hrn. Prof. Dr. Artus in Jena 359.—
Dankschreib, des Hrn. Regier.- Medicinalraths Schnuhr 359.
_ 4) Milde Anstalten.
Hufelandische Stiftung zur Unterstützung nothleidender Aerzte. . . 360
6) Ehrenbeweise und Personalnotizen 360
61 Waarenberichte. 360
7) V^issenschaftliche Nachrichten 366
8) Allgemeiner Anzeiger.
Administrator -Stelle wird gesucht ,S. 368. — Dringende Anseige
und Aufforderung 368.
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MCmV DER PHARHACiE.
XCV. Bandes erstes Heft.
JErsie Abtheitung.
■« \
I. Physik, Chemie and praktische
Pharmacle«
BemerkaDgen über Bereituog, Prüfling und Auf-
bewahrung des Chlorwassers;
von
Dr. Geiseler^
Apotheker zu Königsberg in der Neumarfc. ^
^ ■
/ . •
In der Generalversammlung des norddeutschen Apo-
thekervereins zu Blankenburg erlaubte ich mir, dai'auf
aufmerksam zu machen, dass in den meisten mir bekann-
ten Pharmakopoen die Bestimmung, wie viel Chlor ein
gutes Chlorwasser wenigstens enthalten müsse, und wie
bei einer Prüfung des Chlorwassers der Chlorgehalt quan-
titativ zu ermitteln sei, fehle. Nachdem ich hingewiesen
hatte auf die leichte Ausführbarkeit einer quantitativen Be-
stimmung des Chlors mittelst Ammoniaks und salpeter-
sauren Silberoxyds, die längst bekannt ist, nachdem ich
auch als eines Mittels zu diesem Zwecke des metallischen
Quecksilbers, das von Herzog zur Entdeckung desSalz-
säaregehalts im Chlorwasser empfohlen und von Buchner
mit Erfolg zur Feststellung des Chlorgehalts im Chlorwasser
benutzt war, erwähnt hatte, erinnerte Professor Otto, der
bei der oben erwähnten Versammlung gegenwärtig war,
an das von ihm in seiner Bearbeitung des (rraham'seheh
Lehrbuchs der Chemie angeführte, auch bei der Prüfung
des Cbiorwassers zweckdienliche cblorimetrische Yerfah*
Arch. d. Pharm. XCV. Bds. 1. Hfl. 4
2 Geiseler,
ren, ich selbst tber venspracb, meine bei Sorfitvng, Prü-
fang und A«fl>ewahrüng des Chlorwassere gemachten Er-
fahrungen im Archiv mitzutheilen und die Grundsätze an*
zugeben, die mich bei meinen Arbeiten geleitet hatten.
Diesem Versprechet! komitie ich jetzt nach und kann um
so ausHihrhcher sein, als ich zu meiner Belehrung noch
manche, Versuche mehr angestellt habe und zu manchen
Resultaten gelangt bin, die für die pbarmaceutische Praxis
vielleicht nicht ganz ohne Werth sind.
A Bereüung d$s CU^Mmssers^
^ach den Vorschriften der meisten Pharmakopoen
wird das zur Absorption durch Walser, also zur Darstel-
lung des Chlorwassers bestimmte Chlorgas aus einem Ge-
menge von Kachsalz und ManganttberoxYd» das mit Schwe^
feisäure übergössen wird, entbunden. Die Verhältnisse der
angeführten Substanzen sind* wie man diess auch aus
Bu ebner 's Abhandlung über das Chlorwasser (S. Bu eb-
neres Repertorium XXXI. <64 — 494) ersehen kann, in den
verschiedenen Pharmakopoen sehr verschieden angegeben.
Diese Verschiedenheit kann indessen auf die Be^icbaffen«
heit des Chlorwassers keinen Ein^uss ausüben, wenn nur
dem Wasser eine zur Sättigung desselben nöthige Menge
Chlor dargeboten und die Verunreinigung des Chlorga&es
mit salzsanrem Gase vermieden wird. Eine bestimäiie
Menge Schwefelsäure kann nur eine bestimmte Menge
Kochsalz in schwefelsaures Natron und Salzsäure verwaa-
detn und die ans dem Verhältnise der Schwefelsäure zum
Kochsaki resultirende Menge Salzsäure bedarf ebenfalls
einer bestimmten Menge Manganüberoxyd, um Chlor zu
werden. Es ist also zu berücksichiigen,. dass zur Zerie»-
gung von 4 Aequivalenten Chlornalrium 4 Ae({. Sdiwefel-
säure ^forderlich sind und dass die hiedurdi frei wer-
denden 4 Aeq. Chfcrwasserstofibäure den. Sauersteff von
% Aeq. Manganüberoxyd verlangen, um in ChW und Wasser
idjerzugehen. Von den hiedurch fr^i wenlendeh 4 Aeq.
Chlor können nur 2 Aeq. ab Gas gewonnen werden» da
die übrigen 2 Aeq. desselben mit den yen cbm Mangan^
I
Bemerkungen über Chlorwasser. 3
ttberorvd gdbliebenen 2 Aeq. Haziganmetall M änganoblot^ür
bilden. Es geht hieraus hervor, dass unfehlbar neben dem
Cblorgase aoch chlorwasserstoffsaures Gas entbunden wer-
den muss, wen& 4 Aequivalenten freier Salzsäure weniger,
als 2 Aeq. Manganüberoxyd dargeboten werden; es ist
aber auch klar, dass» wenn Huf 4 Aeq. Chlornatrium weni-
ger, als 4 Aeq. Schwefelsäure genommen werden, jenes
nicht vollständig zerlegt wird, so wie es einleuchtet, dass
ein angewandter Ueberscfauss von Schwefelsäure einen
Theil des vorhandenen Mangandilorürs in schwefelsaures
Manganoxydul und freie Salzsäure verwandeln und so
ebenfalls zur Verunreinigung des Chlorgases mit salzsau«
rem Gase beitragen muss. Es kann aber in diesem letzten
FaHä dei* Veranretnigüng des Cblorgases mit Salzsaure
durch einen vermehrten Zusatz von Manganüberociyd vor-
gebeugt werden, dessen Sauerstoff die Salzsäinre wieder
in Chlor zurückführt. Von diesem Chlor, kommt jedo^
wiederum nur die eine Hälfte zur Entwickelung, da die
ändere Hälfte desselben mit Manganmetall verbundeAi als
Manganchlorür zurückbleibt^ man siebt indessen bald ein,
dass durch einen vermehrten Zusatz von Sdiwefelsäure
und ManganUberoxyd die Menge des gebildeten Mangan-
dilorürs bis auf ein Mhniüum vermindert, dagegen did
Bildung von schwefelsaurem Manganoxydul fast bis auf
das Maximum erhöbt und so fast alle^ im Kochsalz en(H
hältene Chlor gewonnen werden kann; Dieser Erfolg tritt
ein, wenn auf 4 Aeq. Kochsalz 8 Aeq. Sohwefelsäurehydrat
uiid 4 Aeq. Manganüberoxyd genommen werden.
in Erwägung der so noatgetheiiten Umstände und Ver-
häftnisse wird man leicht beurtheilen kdnndn^ ia weichen
Fallen die Botwickelung von Salzsäure neben Cbloö* stalt-
finden kan» and aaeb leicht die M^»ge des ans einer g«-
gebeneft^ Menge Kochsalz zu gi&wiftnendeii Chlors nicht sd-
wohl atts dem Chlorgehalt des Kocitsalzes^ als vielmehr
taü^ den angewandletl Mengen Schwefelsäure und Mangan-
überoxyd berechnen können, wobei als den Aequiyalentish
mtgefäbr öntsprecbönde GewicktMheito kigeäd^ mtdtr
^hen and:
4* "
4 Geiseler,
\ Aeq. Schwefelsäurehydrat = 7 Gewichtstheilen,
4 Aeq. Chlornatrium ...... =; 8 Gewicbtstheilen,
4 Aeq. Manganüberoxyd . . . =r 6 Gewichtstheileo,
2 Aeq. Chlor =9 Gewichtstheilen.
Hiernach würde'also das Grund verhältniss, in welchem
Kochsalz, Schwefelsäure und Manganüberoxyd zur Ent*
Wickelung des . Chlorgases angewendet werden müssen,
«ein: 8 Gewichtstheile Kochsalz, 7 Gewichtstheile Schwe*
felsäurehydrat und 3 Gewichtstheile Manganhyperoxyd und
^s würden daraus 2^ Gewichtstheile Chlor entwickelt wer-
den, die Menge. des Chlors aber würde sich hoch bedeu-
tend vermehren lassen durch einen grösseren Zusatz von
Schwefelsäure, wenn auf je 2 Theile derselben zugleich
^aueh immer 1 Theil Manganüberoxyd hinzugefügt wird und
man würde als den höchsten Ertrag 4^ Theil Chlor erhal-
ten, wenn die Quantität der Schwefelsäure bis auf 14 Theile
erhöht wäre.
Betrachten wir unter diesen Gesichlspuncten z. B. die
in der baier*schen Pharmakopoe gegebene Vorschrift, nach
welcher. 4 Theile Kochsalz und 4 Theil Manganüberoxyd
zur Entwickelung des Chlorgases mit 2 Th. Schwefelsäure
Übergossen werden sollen, so wird sich ergeben, dass hier
2 TL Schwefelsäure nur aus 2f Theilen Kochsalz die Salz-
säure abscheiden, dass daher nur f Th. Manganüberoxyd
nöthig md, um diese Salzsäure in Chlor zu verwandeln,
dass dies Chlor aber nur zur Hälfte als Gas entbunden
wird, da die andere Hälfte desselben mit dem seines Sauer-
stoffs beraubten Manganüberoxyd, also mit dem in f Th.
Manganüberoxyd enthaltenen metallischen Mangan Mangan-
dilorür bildet. 4f Th. Kochsalz und | Th. Manganüber-
oxyd bleiben hier also müssig und sind überflüssig ange-
wandt, das entbundene Chlorgas aber muss frei sein von
Salzsäure, vorausgesetzt, dass die verwendeten Substanzen
rein sind und die Arbeit vorsichtig geleitet ist. Bei dem,
nach Vorschrift der preussischen Pharmakopoe zur Ent-
bindung des. Chlorgases anzuwendenden Verhältnisse von
40 Tb. Schwefelsäure auf 42 Th. Kochsalz und 8 Th. Man-
ganüberoxyd machen 40 Th. Schwefelsäure nur die Salz-
Bemerkungen über CMorwasser. 5
säure aus 1 1 f Th. Kochsalz frei und zu der Wasserstoff-
entziehung von derselben sind nur 4f Th. Manganüberoxyd
nöthig. Es sind also | Th. Kochsalz und 3f Th. Mangan-
überoxyd überflüssig und es könnte ohne Befürchtung,
dass Salzsäure entbunden ^ürde, dfe Menge der Schwe^
feisäure noch bedeutend vermehrt und eine grössere Menge
Chlorgas erhalten werden, da dann auch das gebildete
Manganchlorür mit in d^n Kreis der Zerlegung gezogen
werden würde. Es wird aber als Manganüberoxyd in allen
Fällen der im Handel vorkommende Braunstein verwendet,
dessen Gehalt an reinem - Manganüberoxyd sehr verschie-
den ist. In sofern ist der vermehrte Zusatz von Braun-
stein vollständig gerechtfertigt, doch wird man es gewiss
lim so mehr für angemessen halten, den Braunstein vor
seiner Verwendung zur Chlorbereitung auf seinen Gehalt
an Manganüberoxyd zu prüfen, um die zur Entwickelung
des Chlors im Verhältniss zu den übrigen Stoffen nöthige
Menge desselben genauer bestimmen zu können, als die
Erfahrung gelehrt hat (S. Archiv XV. 208), dass Braunstein'
im Handel vorkommt, der nur 30 Proc. Manganhyperoxyd
enthält. Ein. der Wahrheit freilich nur sich näherndes,
aber bei der Wohlfeilheit des Braunsteins, die die Anwen-
dung eines kleinen üeberschusses desselben zur Chlor-
bereitung keinesweges als eine Verschwendung von Mate-
rial erscheinen lässt, wohl anwendbares Prüfungsverfahren
ist das von Thomson angegebene, über welches ich mich
schon früher in diesem Archiv (XV. 209) ausgesprochen
habe *). Nach demselben werden lOÖ Gran des zu prü-
fenden Braunsteins fein gepulvert mit einer Auflösung von
*} Wenn ich hier das T h o m s a n *8che Prfifungsverfahren noch h§hdr
anfahre, fio geschieht es aus dem Grunde, weil rielleicht Meh-
reren die ersten Bände des ArichiTB nicht zn Gebote stehen
möchten. Ebenso werde ich Ton dem Verfahren zur Prüfung
des Braunsteins und Chiorwassers mittelst schwjefelsauren Eisen-
oxydub nach .Graham-Otto*s Lehrbuch der Chemie ausführ-
licher sprechen, weit ich weiss, dass dieses treffliche Buch in den
Hfinden vieler Leser des Archivs nicht ist, ich benutze aber die
sieh darbietende Gelegenheit, um die als Hand - und' Lehrbivch
6 . Gti$ekr,
m Gf. krys^sjrter Kleesäqre in 12Q0 Gr. Wasser ia
eiDem Meinen langbalsigen Kolben übergössen uod dieser
Mischung 900 fir. coneentrirte Schwefelsäure zugese^;
naoh S4 Standen aber wird der Gewichtsverhist ermiiteU,
der dann den PrOcentgehalt des- Braunsteins an MangatH
hyperosyd angiebt Ein genaueres Resultat erhält man
indessen bei Befolgung des schon oben erwähnten, auch
bei der Eatwt^kelung des Gblors im Cblorwasser sekiie
Anwendung findenden Prtifa«g$verfehrens »mittelst schw^
felsauren EisenoxyduJs^ das in folgender Weise fiusgefuhrt
wird:
^ Grane des zu untersncbenden Braunsteins werden
feitftgepülvert in einer Flasche mit iiß starker Salzsäure
und ^ Wasser übergössen, dieser Mischung wird dann
eiae Auflösung von oxydfreiem krystallisirtem schwefel-
saurem Eisenoxydul, deren Gehalt an dem genannten Salze
bekannt ist, so lange zugegossen, bis der Chlorgeruch
selbst nach gelinder Erwärmung verschwunden ist und bis
ein Tropfen einer Auflösuo^ von Kaliumeisencyanid durch
einen Tropfen der Mischung eben noch anfängt, blau xn
werden. Die aus der Quanlatät der verwandten Auflösung
berechnete Menge des verbrauchten schwefelsauren Eisen-^
oi^ydds (Y), in Granen ausgedrückt, lässt durch die Pror
portion 317: 400 == Y :X. den Procentgehalt des Braunsteina
an reinem Manganhyperoxyd leicht auffinden {S. Graham«*
Otto 's Lehrbuch der Chemie 4ste Aufl. 11. 568)» Es ent-
bindet nämlich 4 Aeq. (548^9) reines Afanganhyperoxyd
aas der angeniessenen Menge Salzsäure 4 Aeq. (443,6)
Chlor und diess ist im Stande, durch Wasserzerlegung
2 Aeq. (3456) krysallisirtes schwefelsaures Eisenoxydul in
scbweiSelsaures Eisenoxyd^ welches Kaliomeiseocyanid-
der Chemie so scböae Bearbeitung der Grabam*sclien Chemie
von Dr. Otto znr Aiischaffung angelegentliqbst zu empfehlen und
Eugleich die Bitte auszusprechen, daas es dem verehrten Herrn
Ver&sser doch gefallen möge, die so allgemein gewänschte Voll-
endjiBg seines Werks, von dem die «rganisebe Chemie «rst in
einer Lieferung erschienen ist^ während die aaoi;g«nisebe Chemie
^cboB in der «weiten Aaüa^^ erschaut, x« beschUinugeff, G.
Bemerkungeü iiiket CUarwasser. 7
' löisimg nicht mehr, wie ji^nes blau fiMM, «a vefwaadelo;
I 54d/9 Maoganhyperox^ verbaiien sich aber 2a 8tfi6 Ei-'
[ senvHrioI es 80:347.
Diess wäfeii nan wohl die' haapisächlicbslen Rüok-*
stciiieii, welche man bei EnCbindung des Chlors ans Koch-
salz dwoh Schwefelsäure und Sraonstein ^a nebmen hätte,
man wird aas ihnen aber «nch leicht erkennen, worauf es
ankommt, wenn man ans Salzsäure, Schw^akäure und
Braunstein reines Chlor entwickeln will. Salzsäure wird
im Verhältnis zum Braunstein in solcher Menge angewen-
det werden müssen, dass der Wasserstoff derselben deoi
im Braunstein enthaltenen Manganbyp^x)^yd so vid^Sauer-^
Stoff entzieht, dass dieses in Manganoxydal znrückgefiihrt
wird und Schwefelsäure wird so viel vorhanden isein mils^
sen, als nölhig ist, um mit dem entsf^mdenen ManganoKyduI
schwefelsaures Mangd<noxydul zu bilden. Dazu sind von
den genannten Stoffen gleiche Aequivalente nothig, i4so
in möglichst einfachen GewiehisverhäUnissen 7 Theile con*
cenirirter Schwefelsäure, d Theile Manganhyperoxyd und
' 5 Theile Salzsäure, die Gewichte der beiden zuletzt genann-
ten Körp^ bedürfen aber in sofern noch einer Correetion,
als unter Anwendang von Braunstein der Gehalt desselben
an reinem MafAganhyperoxyd erst erforscht und danach
das Gcnvicht regulirt werden rouss, und ak eine so grosse
Menge tropfbar flüssiger Salzsaure zu nehmen ist, dass in
ikr 5 Theile reiner Salzsäure enthalten sind. Von einem
Braunstein, der ungefölir 90Proc. Manganhyperoxyd ent-
häk, wurden 7 Theile und von einer Salzsäure von 4,46
spee. Gewicht, die ungefähr ^ reine Salzsäure enthält,
45 Theile anzuwenden sein.
Man sieht leicht ein, dass, wenn die hier nur mit an-
nähernder Richtigkeit gegebenen Gewiditsverhällaisse ge-
nau nach den Aequivalentenzahlen regulirt werden, 4er
Theorie nach alles Chlor aus der Salzsäure gewonnen
werden muss und in dem Ruckstande nur sdiwefelsaures
Manganoxydul enthalten sein kann ; es ist aber audi klar,
dass auch dann bestimmt alles Chlor aus der Salzsäure
erhalten wird, wenn Sobw^felsäare rnid Manganhyperoxyd
g , Gieseler,
in ieinem Ueberschosse angewandt werden, da in diesem
Falle nar der Rückstand nicht reines Manganoxydnl, son-
dern auch freie "Schwefelsäure oder qnzerlegtes Mangan- "
hyperoxyd enthalten wird. Wenn man daher in Belracht
der grossen Wohlfeilheit der rohen Salzsänre, deren Ver^
unreinigungen auf die Reinheit des daraus enlbundenem.
Chlors keinen Einfluss ausüben, die Schwefelsäure durch.
Salzsäure ersetzte und statt eines Aequivalents der ersteren.
ein Aequivalent der letzteren» also auf 4 Aeq. Manganhy*
perojsyd 2 Aequivalente Salzsäure anwendet, so Würde
man nur von demManganhyperoiiyd einen kleinen Gewichts^
überschuss zu nehmen haben, um vollkommen gewiss zu
sein, alles Chlor von 4 Aeq. oder, was dasselbe ist, von
der Hälfte der verwandten Salzsäure zu erhalten. Diesem
Princip folgte ich denn auch zunächst und, wenn dah^
nach der oben gegebenen Berechnung auf 7 Theile Braun-
stein von 90 Proc. Manganhyperoxydgehalt unter Weglas-
sung von Schwefelsäure 30 Theile Salzsäure von 1,46 spec.
Gew. zu nehmen waren, so vermehrte ich dies Verhält-
niss, das bei genaMer Berechnung schon einen kleinen
Ueberschuss von Manganhyperoxyd gewährt, in Bezug auf
den Braunstein doch npch so weit, dass ich auf 4 Theil.
Braunstein 4 Theile Salzsäure zur Chlorenlbindung anwandte
und hauptsächlich in Bezug auf diese Enlwickelungsweise
des Chlors behufs Bereitung des Chlorwassers die mitzu-
theilenden Versu^che anstellte. Es schien mir insbesondere
wünschenswerth zu ermittjeln, wie auf die einfachste, leich-
teste und . sicherste WQise ein Chlorwasser von einem ber
stimmten Chlorgehalt und frei von jeder Spur Salzsäure
in den pbarmaceutischen . Laboratorien dars^ustellen sei.
Dazu aber war die zuletzt, angeführte Methode wr Ent-
Wickelung des Chlors, schon «da^um am geeign^besteui weil
man hier, nur mit 2 Stoffen, nämlich mit Braunstein und
mit Salzsäure zu arbeiten hat und weil auch die Menge
dQS Chlors, welches entwickelt wird, leicht im Voraus zu
berechnen ist. 4 Unze. Salzsäure von 4,46 spec. Gewicht»
wie ich sie anwandt^;, enthält den dritten Theil, also
460 Qran Salzsäure, die 454 Gr. (genauer 455,6 Gr.) Chtor
Bemerkungen Über Chlarwasser, 9
Itefern; von dieseh koinaien 77 6r zur EntwickehiDg, da
die andere HäJfte von 77 6r. zar Büdnng von Mangan^
chloriir dient. . )
Wenn man nun noch in Erwägung ziebti dass das
Wasser je nach der verschiedenen Temperatur eine grössere
oder geringere Menge Chlorgas absorbirt und dass letzter^
in Berührung mit Wasser bei einer Temperatur unter
+ 3^ R. krystallinisches Ghlorhydrat bildet, so ist b^i der
Bereitung des Ghlorwass^s auch noch auf diese Umstände
Rücksidii zu nehmen, deren in den meisten Pharmakopoen
nicht erwähnt tst. Geht man davon aus, dass nach der
preussischen Pharmakopoe 2 Volumina Chlorgas von einem
V<^um^ Wasser absorbirt werden sollen, so muss dieses
eine Temperatur haben, die +12® R. nicht überschreitet,
ja, es nmss gerade diese Temperatur erhalten werden, da
nach Pelonze und Dettmer bei einer niedrigeren, wenn
sie nur nicht bis auf + 3® R. sinkt, mehr und bei einer
höheren weniger Chlor gebunden wird. Bei meinen Ver-
suchen hielt ich, die Bestimmung der preussischen Phar-
makopoe zu Grunde legend, die Darstellung eines 2 Volu-
mina, also in einer Unze 3 Gran Chlor enthaltenden Chlor-
wassers als Aufgabe fest und nahm also auch auf die
Temperatur immer besondere Rücksicht. Die angestellten
Versuche waren aber folgende:
I. 4 Theil Braunstein wurde in einem Kolben mit
S Theilen Wasser und 4 Theilen Salzsäure übergössen und
in der bekannten Weise das sich entwickelnde Gas in
mit destillirtem Wasser gefüllte Flaschen geleitet, bis | des
Wassers verdrängt waren. Zur Beförderung der Gasent-
bindong war das Gemisch im Kolben anfänglich schwach,
dann stärker und .stärker erwärmt, bis die Gasentwicke-
lung aufhörte, die 4 Volum. Wasser und 2 Volumen Chlor-
gas enthaltenden Flaschen aber wurden zur Bewirkung
der Absorption stark und anhaltend geschüttelt. Unter
Anwendung von fein gepulvertem Braunstein ging die Gas-
entwickelung, namenüich zu Anfang, stürmisch, unter An-
w/eAdang von gröblich gepulvertem (erbsengrosse Stücke
eothaltmd^) Braunstein aber langsam und regelmässig
10 Geiseler,
v0n gUMen. Hatte das 2ur Absorption besiimiirte Wasser
eiw Temperatur vonf + 4S<^ R. gehabt^ daim eothfiell; das>
Chlorwasser in der Unze 2 Gran Chlor, hatte es eine lern-
pemtor von 4*61>*^^^R* g^abt, dann waren in einer
Unse das Chlorwassers %S Gran Chlor enthalten, niemals
ab^ Sparen von Salzsäure.
II. Um das bei Wechselang der Flascbeti, in welche
dai» CMomnler Wasser geleitet wird, nicht za vermeidende,
den Arbeiter sehr belästi^de Entweichen von ChlorgaS'
za verhindern, ilberfaaapt auch die ganze Operation be-
quemer zu machen, wurde das aus einer halben Unze
pöblich gepulverten Braunsteins tmd 2 Unzen Salzsäure
entbm^deae Chlor sogleich von dem unter I. bezeiebneten
Bntbjndungsapparate aus durch ein Glasrohr bis auf den
Boden einer hohen und nicht weiten, leicht verschlossenst
Flasche geleitet, welche 60 Unzen destitlirtes Wasser ent-
hielt. Da ans der angewandten Menge der Ingredienzien
4^4 Gran Chlor entwickelt werden mussten, so konnte
angenommen werden, dass jede Unze des Wassers 3 Gran
Chief* enthalten würde, wenn die Absorption vollständig
eriblgte. I>iess war aber nicht geschehen, denn jede Unze
des Wassers enthielt nur 4,5 Gran Chlor und ausserdem
noch Sparen von Salzsäure. Wurde das Chlorgas bei
Wiederholung dieser Arbeit durch einen Theil des vorge-^
sohlagenen Waesers gewaschen, so war das durch Ab-
sorpüion des gewaschenen CWorgases erhaltene Chlorwasser
nichc salzsäurefiakig, enfthielt aber in der Unze nur 4,3 Gr.
Chlor. Mehrere unter gleichen und wediselnden Umstän-
den angestellte Versuche zeigten, da«s ohne Waschung des
Chlergases ein saksäurefreies Chlorwasser durch EcnleMeii'
des Chlors in Wasser nur erhalten werden konnte, wenn
die Menge des Braunsleins wenigstens verdoppelt und also
auf 2 Unzen Salzsäure 4 Unze Braunstein genommen wurde.
Das meiste Chlor wurde von dem Wasser absorbirt, wenn
die Temperatur desselben 8 bis 40® B. betrug; es enthielt
dann in der Unze 4,8 Gran Chh)r in dem Falle, dass das
Gas aus i Unzen Salzsäure in^ 60 Unzen Wasser, und in
der Vbze %& Gran Chlor in dem Felle, dass das Gas bw
Bemerkungen ii^er Chlonoasser. ' 4<f
8 Unron Sakaüore \vi S^ Unzen ^m¥^ geleitet war. An
d^m Gerudi m (lern L^oratorioin,.in welcheia alle <]jesQ
Arbeiten vorgenafaiaen worden» konnte man wobl ^kea-*
nen, dass eioe -Chlorentwickking $tat(. fand, d^ CUorge-
rucb aber war ; keiiict^wieg^s st9rk belastigeiid und. man
wurde nur zun) Husten gereizt^ wenn man äcb in der
näcbstea Nsdi^e des Enlbinduni^isaiH^arates befond,
III Die uat^Il angeluhrten Erfabrungen bestimmtea
micb jetzt, bei einer ipi gröasärem Maa$s$4abe auszufiib-*
renden Bereitung des Chlorwasa^rs 40 Unzeu gröblich
gepulverten Braunsteins ia einem Kolben mit 40 Unzen
Wasser und 20 Unzen Salzsänro zu ubergiessen und das sich
entwickelnde Chlor in eine hohe und nicht weite, leicht
bedeckte, 350 Unzen desülirtes Wasser enthaltende Flasche
und zwar bis auf den Boden derselben durch ein Gla^
röhr zu leiten. Die Erhitzung des i|i einem Saodbade be-
findlichen Kolbens wurde allmälig so weit gesteigert, bis
das Entbindungsrobr anfing» heiss zu werden und die
Gasentwickelung aufliörte. Die Flasche, welche das zur
Absorption bestimmte Wasser enthielt, befand sich in
eioem Gefasse mit eiskaltem Wasser und ihr Inhalt halte
zu Ende der Operation eine Temperatur von 4- 40 <^ R.,
während aeine Ten)peratur zu Anfang + 8 ® R« gewesen
war. Das erhaltene Chlorwasser enthielt in der Unze
2,6 Gfan Chlor, aber keine Spur von Salzsäure.
ly. Die Bereitungsart nach HL wurde in der Weise
wiederholt^ 4dss die vorzuschlagondeii , zur Absorption
de$ Cblorg bestimmten 250 Unz^ destillirtes Wasser nieh(
in eine Vorlageflasche, sondern in eine aufrecht stehende
Retorte, die fast ganz davon gefüllt wurde , gegeben waren,
•wd 4ass das Chlorgas durch e^ etwas gekriimmtea Glas-
robr so eingeleitet wurde, dass die aufsteigenden Gas-s
blasen» die nicht vQm Wasser absorbirt wurden, in dem.
Bauche der Retorte. ^eh sammeln mussten. ZuAn&ngdep
Gaseptwickelung iand eiae solche Ansammkii^ nifdit ßiaU,
wqbl >a^r später. Nach 3eendi|[ung der Chlorenlbindw^
sQObtß icb 4ite Verbindung desjanfeaatumeHon Gaaea mit
4«m Wai^^r dprcb SicbUttelin ^u bowirlce^i wa^ rjiideisaeni
i% 'Geüeler,
meht vollständig gelang. Die Xeinperalnr des erbaltenen
CWorwassOTS betrug + 40® R. und jede Unze desselben
enthielt 3 Gran Chlor und keine Salzsäure.
Mit diesem Versuche ^bloss ich meine Arbeiten in
Bezug auf die Bereitung des Chlorwassers. Es war nach
dem letzten Versuche möglich gewesen , ohne Anwendung
eines zusammengesetzten, nam^tlich auch ohne Anwendung
eines Wo ulf sehen Apparats, auch ohne Anwendung an-
derer Geräthschaften, als solcher, die in jeder Apotheke
vorhanden sind» ein salzsäurefreies Chlor wasser, das in
jeder Unze 3 Gran Chlor enthielt, zu gewinnen. Es zeigte
sich aber, dass die letzten Antheile Chlor nur sehr lose
an das Wasser gebunden waren, denn, als das zuletzt
erhaltene Chlorwasser aus einem Glase in ein anderes ge-
gossen war, hatte sich so viel Chlor verflüchtigt, dass das
Wasser nur 2l,5 Gran Chlor in der Unze enthielt, welcher
Gehalt sich nach späteren Ueberfüllungcn noch bis auf
2 Gran reducirte, dann aber ziemlich constant blieb. Die
Einwirkung des Lichts auf die Gefässe' von dunkelgrünem
Glase, in welchen die Absorption des Chlors durch Wasser
statt fand, wurde niemals weiter als nur durch Abhaltung
der directen Sonnenstrahlen vermieden. Zu ermitteln, ob
unter Anwendung von Cblornatrium , Schwefelsäure und
Braunstein zur Gewinnung eines salzsäurefreien Chlor-
gases der Braunste! Qzusatz über die nach der Berechnung
nöthige Menge hinaus,' ebenfalls wie unter Anwendung
von Salzsäure und Braunstein vermehrt werden müsse,
mag später anzustellenden Versuchen überlassen bleiben.
B, Prüfung des Chlorwassers.
Die Prüfung des Chlorwassers dürfte wohl nur auf
die Ermittelung des Chlorgehalts und auf die Verunreinig
gung mit der im Chlorwasser so leicht sich bildenden^
oder bei dessen Bereitung demselben schon zugefdhrten
Salzsäure zu richten sein. Nach der preussisdien Phar-
makopoe soll die Prüfung auf Salzsäure durch salpeter*
saures Silberoxyd, das keine oder eine nur geringe Trübung
bewirken soll, geschehen; der gehörige Chlorgehalt aber
s
Bemerkungen tUfer Chlorwasser. t3
soll sich durch die Entfärbung von Laeknmspapier /2ü er-
kennen geben. Da es bekannt ist , dass Chlor, mit' deni
Silberoxyd und dessen Salzen unter Vermittelung von
Wasser in Bei*übrun^ gebracht, dieses zerlegt und da-
durch die Bildung von Chlofsilber und chlorsaurem Silbei^
veranlasst, so wird der Salzsäuregehalt durch .salpeler-
saures Silberoxyd nicht nachgewiesiön Mrerden köniien, iiir
dem auch in von Salzs'aure ganz freieni Chlorwasser eirt
Niederschlag bewirkt wird. Ebren so wenig wird aber auch
die Entfärbung des Lackmüspapiers von einem angemesse-
nen Chlorgehalt' Zeugniss geben, da ein sehr schwaches
Chlorwasser diese Entfärbung schön bewirkt. Voii den
mir bekannten besseren Prüfungsmeihoderi will ich' nuü
folgende einer nSheren Betrachtung unterwerfen. )
a) Durch Aetzammoniakflüssigköit wird das Chlor, im
Chlorwasser in Chlorammoriiuni verwandelt, indem Stick*?
Stoff entweicht , welcher dadüfrch frei wird, dass ein Theil
des Ammoniaks an einen andern Theil desselben sbineii
Wasserstoff abgiebt und diesen in Ammoniummetall ver*
Wändelt. Das Ammoniummetall verbindet sich mit dem
Chlor zu Chlorammonium und bleibt in der Flüssigkeit
aufgelöst. Wird diese mit Salpetersäurer übersättigt, so
lässt sich das Chlor durch salpetersaures Silberoxyd leidht
als Chlorsilber abscheiden, 4 GeWJcKtstheile Chlorsilbec
aber zeigen \ Gewichtstheil (genauer 0,98) Chlor, an.
Diese Prüfüngsmethode lässt sich leichter noch auf nach-
stehende zwei Weisen ausführen: •
a) Man tröpfelt von einer Salpetersäuren Söberoxydr
lösung, die in 100 Theilen 24 Gran salpetersäures Silber-?
oxyd enthält,^ so viel zu einer bestimmten Menge des mit
Ammoniak und Salpetersäure vermischten Chlörwassers,
bis keine Trübung mehr bewirkt wird ; jeder Theil der
bis zu diesem Puncto verbrauchten Silberlösung zeigt
dann Vtt Gr^n Chlor an, denn 4 Aeq. Chlor (442) verbindet
sich mit dem Silber von I Aeq. salpetersaurem Silberoiyd
(2128) zu Chlorsilber und 2128: 442 = 24:5.
ß) 60 Theile der unter «erwähnten Salpetersäuren
Silberoxydlösung werden zu 1 Unze zuvor mit Aetzam-!
♦I Geiseler,
mofiudc nnd SblpetäfBäore vernetzten CUorwassers gegossen.
Z« der von dem Niederi^lage ' abfiUrirten FItissigkeÜ
trüpfdi man dann so viet von einer Chlornatriumlösung,
die in fiO Thetlen 6 Gran Chiornatrimn enthält, bis keine
Triibiing mehr entsteht. Jeder Theil der bis dahin ver-
branchien Chlornatriumlösung zeigt an, dass in 4 Unze
des Chlorwassers V? ^^^ Chlor weniger, als 3 Gran ent^
halten sind» Die angewandte Menge der Silberiösang
würde nämlich S Gran Chlor fallen , ist nun aber nidit
so viel Chlor in dem Chlorwasser vorhanden gewesen,
so ist die Silberlosung auch nur unvollständig zersetzt
and bedarf zia ihrer Zersetzung noch Chlor. Dtess wird
dnrch das Chlornatrium dargeboten und zwar in der
Quantität von & Granen 3 Gran Chlor, denn 4 Aeq. CUör^
natrium (7di) enthält 4 Aeq. Chlor (442) nnd 734 :442 t« 5: 3,
MdA^tV
b) Das metalfische Qüedtsilber bietet ein sdir gilCes
Mittel dar zur Bindung des Chlors , und es darf das Chloi^«
Wdsser nur mit einer angemiessesen Menge von Queek^
sitt>er gescbtittelt werden , wenn i^eses das Chlor axkzidiea
nnd Qnecksilberchloifür si^ bilden soll. Nimmt man tu
Vfenig Quecksilber, so entsteht Queeksilbei^hlorid, das
aadi Bachner von den mit einer Kaloifaelhülle teigebe^
nen kleinen Quecksilberkügelchen nicht in Qaecksilber-^
dUortir verwandelt zu werden scheint. Das» aber alles
Ghlov des zu prüfenden Chlorwassers^ sich mit dorn Qoeck'>>
Silber zu Quecksiiberchlorür verbinde, istdesshalb nöthi^
weil Qoeeksilberchlorid in der Flüssigkeit aa%elöst bleiben
und die Bestimmung des Chlors aus der Gewtcbtszunahme
des Quecksilbers onmöglich machen würde, weil ferner
anfgelöstes Queeksilbercblorid sauer reagirt und zu einer
Täaschnng üt Bezug afuf Sälzsäurdgehall des Chlorwasseinl
Veranlassung geben, kann, Nach meiner Erfahrung mnisi
4^ Unä» des Chlorwassersr, das in der Unaee 3 Gran Gbktr
eotbält^ mit wenigstens 4 Unze Quecksilber geschüttt
werden, wenn noch Spuren von laufendem Quecksilbeir
zarttdcfoleibcn sollten^ imd^wenn man durch dieOewichts-
zmwiime des beim Filtrir^n des Gemenges Mf dem Bi^-
Bemerkungen über Chlortvasser. ||
irom Zarückhleibeiidm djo HeHga dte GhliM bettiimmi
oad aas der stait findenden oder nicbi stau.findeiidfii mv-
ren Readion der . filtrirten FlUssi^eit auf die An * odev
Abwesei^heit von. Sal^^äarf^ seUtesiseit will
c) And Waq^eiire.der'a Irefflicben TisbeUen iat gt^
wiss hinlänglich bekabnt, da$s man den Salzfl&iir^;ebält
im Chlorwadser dadurch erkenni» dass man Aeses- mk
einer hinreichmden Menge Kaloinel. scbältelt und die ab<
filiriirte Flüsßigkeil mit Ghlornatrium versdkit, wo dann
eine saure Reaotion die.Anw^enheit der Salzsäure dar^^
tbot. Beim Spbüttdn des Katomels mitXhlorwasser Mdel
sich auflödiche^ Queeksilberchlorid, deBsen saure Keactieiii
durch Chlornatrium aufgelioben wird^ wogegen Saizaätee^
die ungebunden bleibi, sich jdurch Rölhuiig des Lackmus-
papiers zu erkennen . geben wird Das Schuttein des
Cblorwässers mit Kalomel muss aber auch 2 yerschiedene
Präldngaarten auf den Chlorgebak des Chlorwassers dar^
bieten. Wenn nämlich 4 Ae<f . Quecksüberobbrür (2974)
4 Aeq. Chlor (4A2) aufnimiiijb, um zu 2 Aeq. Quei)jkäIber«T
dilocid (34i6) zu werden» so nuis» sieb eben, so wohl au$
dem Gewichtsverluste das. Kalofmelsv als aus dem Geiiridhle
des daroh Abdamfkfen . der abfiUrirten Flüssigkeit erballe*-
neu Quecksilberchlorids die Meege des Chlors bestimmm
lassea Wenn, also . .
q)A Unze Chlorwässer mit 4 Dradime Queekstiber^
chlorür geschüttelt^ 20 Gran davon anflöste und 40 Gmn
znrückliess , so würde dadurch ein Gehalt von 3 Gran
Chlor angezeigt wwden, da 2974 : 442. n» 20: 3; und wenn
ß) 4 Unze Chlorwasser, mit 4 Dradme Quecksilber«
chlorür geschüttelt nach dem Abfiltrtren und Verdampfen
der filtrirten Flüssigkeit einen tirockoen Rückstand vott
S3 Gran Qoecksilberchlorid hinterUesse, so wiir(te diese
libenfaUs einen (äloigehalt ' von 3 Graii anzeigen » die
3446:442»r28<3^
d) Von der Bestimmung des freden Cbloi^halts einer
Flüssigkeit mittelst schwefelsauren Eisenoryduls und Kuh
Ummeisencyanidlösung ist sdion oben bei Pififttag des
aul seinen, Manganhyperfficjidgdidli di» tMA
*• Geiseler,
«eweseit Bei PrüAiDg des CWorwassers stellt sieb ^as
YerhältDiss so: 4 Aeq. CHor (442) verwandeh 2 Aeq. kry-
stallisirtas sehwefelsäures Eisenoxydul ^3456) in Weisser
aufgelöst, in schwefelsaures Eisen oxyd, indem 4 Aeq.
Wasser zersetzt wird und der Säuerstoff desselben an jdas
Eisenoxydul, der Wasserstoff- desselben an das Chlor tritt.
Hieraus folgt, dass 8 Gran Chlor im Stande sind, 39 Grab
schwefelsaures Eisenoxydul höher zu oxydiren , dass also
die Menge Chlorwasser 5 Gran Chlor enthalt, welche im
Stande ist, 39 Gran schwefelsaures Eisenoxydul in Wasser
aufgelöst, in schwefelsaures Eisenoxyd zu verwandeln.
Die vollständige Oxydation des Eisens aber wird durch
Kaliumeisencyauid erkannt, dessen Auflösung wohl dureh
aufgelöstes Eisenoxydul, nicht aber durch aufgelöstes Eisen-
oxyd blau gefärbt wird. Man giesst demnach zu einer <lurch
Schwefelsäure etwas angesäuerten Auflösung von 39 Gran
krystallisirtem schwefelsaurem Eisenoxydul in destilKrt^
Wasser so lange allmälig das zu prüfende Chlorwasser, bii
ein Tropfen einer Auflösung desKaliumeisencyanids nicht mehr
blau, sondern braun tingn-t wird und berechnet aas der Menge
des bis zu diesem Puncto verbrauchtem Chlorwassers, die
hiernach 5 Gran Chlor enthält^ den Chlorgehalt des Was^
sers in ^iner bestimmten Gewichtsmenge. Man kann diesen
Versuch auch umgekehrt machen , indem ^an z.B. zu i Unze
Chlorwasser allmälig so viel von einer, in einer Drachme
4 Gran schwefelsaures JSisenoxydul enthaltenden Auflösung
giesst, bis ein Tropfen von der zu prüfenden Flüssigkeit
eben blau w werden anfängt. Gesetzt, es wären 18 Drach-
men der Auflösung, also 18 Gran schwefelsaures Eisen-
oxydul verbraucht, so würden sich duroh die Proportion
39: 5 »=18: 2,3 als Chlorgehalt in 1 Unze des Chlor-
wassers 2,3 Grane ergeben. Sehr leicht lässt sich diese
Prüfung des Chlorwassers in der Weise ausfiihren, dass
man sich eine Auflösung des schwefelsauren Eisenoxydüls
bereitet, die in 100 Theilen, also etwa in 100 Drachmen
39 Gran schwefelsaures Eisenoxydul enthält, und von
dieser Auflösung so viel zu 1 Unze Chlorwasser giesst, bis
Käliumeisencyanidlösung anfangt, davon^gebläut zu werden ;
Bemerkungen Wer Cfhlonoasser. 47
jede verbräuehte Drachme der Bisenlösung zeigt dann
^V GvHn Chlor an.
Um nnn den Werth der nach dieser Darlegung mög-
lichen verschiedenen Prüfangsmethoden zu ermitteln, wur-
det mit einem und demselben ein Jahr hindurch in einem
dunkeln Keller aufbewahrt gewesenen Ghlorwasser nach-
stehende Versuche angestellt.
1) ^ Unze des Chlorwässers wurde mit 4 Unze Aetz-
ammoniakflUssigkeit vermischt, das überschüssige An»-
moniak mit Salpetersäure übersättigt und in die Flüsng-
keii so lange Salpetersäure Silberoxydlosnng getröpfelt, bis
kein Niederschlag mehr entstand. Das auf einem Filtrum
gesammelte, ausgesüsste und scharf getrocknete Chlor-
Silber hatte ein Gewicht von 10 Gran, zeigte also 2,5
Gran Chlor an (S. B. a.) . ,
2) Von einer salpetersauren Silberoxydl6sung, die in
•400 Drachmen 24 Gran des genannten Salze& enthielt*
goss man so viel zu 1 Unze Chlorwassar, das mlA Aetz-
ammoniak und Salpetersäure , wie unter 4 bel;^andelt war,
biß keine Trübung mehr entstand ; es waren 48 Drachmen
der Silberlösung verbraucht, die einen Chlorgehalt von
2,4 Gran Chlor ergaben. (S. B. a. «r.)
3) 60 Drachmen der nach 2 bereiteten Silberlösung
worden mit 4 Unze des Chlorwassers, das mit Aetzam-
moniak und Salpetersäure versetzt war, vermischt. Die
durch die Filtration und Aussüssen des Niederschlags mit
destiliirtem Wasser erhaltene Flüssigkeit wurde erst dann
nicht weiter durch Chlornatriumlösung getrübt, als 44
Drachmen einer solchen Lösung, die in 60 Drachmen
5 Gran Chlornatrium enthielt, verbraucht waren; das
Chlorwasser enthielt also hiemach 3 Gran — ^i Gran =
2,45 Gran Chlor. (S. B. a. ß.)
4) 4 Unze des Chlorwassers wurde mit eben so viel
reinem metallischem Quecksilber anhaltend geschüttelt.
Nach 5 Minuten war aller Chlorgeruch verschwunden, es
ViTurde indessen erst nach einigen Stunden, während deren
immer noch zuweilen umgeschüttelt war, die Flüssigkeit
von dem feinen Quecksilberstaube, der nur wenige Kügel-
Arclud.F]iunii.XCV.Bdi.l.Hft. 2 *
18 Geiuler,
gelcheB mtbielt, dmrch Filtration getrennt THe abfiltriite
Flüssigkeit reagirte sauer und gab mit Silbemitrat 2 Gran
Cblorsilber ss 0,5 Gran Salzsäure. Das auf dem Filtrum
Zurückgebliebene hatte ein Gewicht von 4 Unze und
4 Gran, zeigte also nur i Gran Chlor an. Dies mit dea
Resultaten von 4, 2 und 3 so wenig übereinstimmende
Ergebniss veranlasste mich; den Versuch zu wiederhol^
den Quecksilberbrei aber nicht, wie früher geschehen
war, in der Wärme, sondern in der Luft trockne za
lassen. Der Gehalt der Salzsäure zeigte sich eben so,
wie beim ersten Versuehe , der Chlorgehalt aber bestimiaie
sich auf 3 Gran. Bei noch öfters wiederholten Versuchen
fand in Bezug auf den Chlorgehalt nie eine Ueberein-
Stimmung statt, ich musste also die Ermittelung des Chlor*-
gehalts im Cliiorwasser durch Quecksilber für schwierig
halten.
5) 4 Unze des Chlorwassers wurde mit 4 Drachake
fein iväparirten durch Sublimation dargestelhen chlorid-
fre^^n Quecksilberchlorürs anhaltend geschüttelt, bis alter
€lilorgeruch verschwunden war. Die Flüssigkeit, von dem
Kalomel abfiltrirt, reagirte sauer auch noch dann, als
Chlomatrium zugesetzt war, der Salzsäuregehalt dea CUor-
Wassers war also auch hier erwiesen. Der bei gelinder
Wärme getrocknete Kalomel hatte an Gewicht verloren,
44 Gran, wonach sich der Chlorgehalt auf 2, 4 Gran be-
stimmte. (S. B. c. a.)
6) Der Versuch von 5 wurde wiederholt, die von dem
onaufgelössf gebliebenen Kalomel abfiltrirte Flüssigkeit
aber ohne Zusatz zur Trockne verdunstet. Der Rückstand
war Quecksilberchlorid, hatte ein Gewicht von 46 Granen,
gab also den Chloi^ehalt auf 2,08 Gran an. (S. B. c. ß.)
7) 39 Gran eines oxydfreien reinen schwefelsauren
krystallisirten Eisenoxyduls*) wurde in 3 Unzen destillir-
ten Wassers aufgelöst und etwas verdünnte Schwefelsäure
*) Dieses Sak war imdi der von mir im Archiv XXYH. 193 «ti-
gegebenen Methode bereitet^ nach welcher dargestellt, et ajeh
eibeiuo wie da« nadi Bonsdorfi bereitete «ehr lange ozydtei
erbAlt. 6.
Bemerkungen über Ctdarwasser.
xiigeseizt. Zu dieser Auflosung wtirde sa lange aUnkäiig
Chlorwaaser gemischt^ bis von einem Tropfen der Mischung
eia Tropfen Kaliumeisencyaiiidlösang nicht mehr blau,
sondern bräunlich gefärbt wurde. ~ Es waren bis zur Er*
reicfaong dieses Puncts 2 Unzen und 3 Drachmen CMor«
was&er erforderlich und es stellte sich hiernach der Chlor<-
gel»dt des Chlorwassers auf 2, i Gran. (S. B. d)
8) Zu einer Unze des Chlorwassers wurde yob einer
Auflösung, die. in 100 Drachmen 39 Gran krystaHisirtes
schwefelsaures Eisenoxydul enthielt, so viel gemischt, dass
die Mischung eben anfing einen Tropfen Eisencyanidlösmig
blau zu fäii>en. Es waren dazu 44 ^ Drachmen der Eiseen«^
oxyduUösung erforderlich, die 2, 075 Gran CUor anzeigen.
Aus allen diesen Versuchen ist eine fast volktäsidige
Uebereinstimmung der Resultate ersichtlich und nur die
quantitative Ermittelung des Chlors durch Quedcsilber be^
währte sich nur nicht, wogegen die Bestimmung der Salz-
säure durch dasselbe vollständig gelang. Dies Gelingen
ist erwiesen aus der scheinbaren Abweichung, welche die
Prüfung durch Aetzammoniak etc. darbietet. Es ist bei
dieser Prüfung nämlich auch der Salzsäuregehalt des Chlor-
wassers als Chlor bestimmt, was natürlich nidit anders
sein konnte, wenn man aber die aus der Prüfung 4 sich
ergebenden 0,5 Gran Salzsäure in Abzug bringt, so ist
die Uebereinstinimung da und der durch das metallische
Quecksilber etc. festgestellte Salzsäuregebalt als der rich-
tige zu erkennen. Es bietet sonach also die zwischen
den Resultaten der Prüfungen des Chlorwassers durch
Aetzammoniak etc. und der Prüfungen durch Kalomel und
schwefeis. Eisenoxydul sich herausstellende Differenz nooh
ein Mittel zur quantitativen Bestimmung der Salzsäure im
Chlorwasser dar.
Wenn nun aber als Ergebhiss der vorstehenden Prä--
fung des i Jahr alten Chlorwassers sich in 4 Unze des^iel-
ben ein Gehak von etwas mehr, als 3 Grau CUor festetellt,
so entsteht die Frage, ob ein solches Chlorwasser noch
braudibar sei Vir scheint es» als müsse die Frage be-
jaht werden,, (te der genannte Gehalt sieh üb ein einiger«-
2»
80 Geiseler,
massen cosstanter zeigte. (S. A. am Scbluss); auch möchte
ich kaum glauben, dass ein geringer Salzsäuregehalt des
Chlorwassers nachtheilig wirken könnte, wenn nur in der-
selben die gehörige Menge freien Chlors enthalten ist, da
ja wohl auf der Anziehung des Wasserstoffs durch das
Chlor zum grossen Theil die medicinische Wirksamkeit des
Chlorwas^ers beruht. Ein Chlorwasser aber,~ welches in
der Unze wenigstens 2 bis 2,5 Gran Chlor enthält, ist in
wenigen Minuten daran zu erkennen, dass 4 Unze dessel-
ben 44 Gran fein präparirten mit Wasser angeriebenen
durch Sublimation dargestellten Kalomel auflöst und 46
Gran krystallisirtes schwefelsaures Eisenoxydul, in Wasser
aufgelöst, so vollständig oxydirt, dass Kaliumeisencyanid-
lösung nicht gebläut wird. Der Salzsäuregehalt läsi^ sich
ebenfalls in kurzer Zät durch metallisches Quecksilber
qualitativ und quantitativ ermitteln.
C. Aufbewahrung des Chlorwassers,
In Bezug auf die Aulbewahrung des Chlorwassers sind
insbesondere die Eigenschaften des Chlors, sich leicht zu
verflüchtigen und sich bei der Einwirkung des Lichts un-
ter Vermittelung von Wasser in Salzsäure zu verwandeln,
in Betracht zu ziehen. Was die Verflüchtigung des Chlors
betrifft, so scheint dieselbe am besten dadurch vermieden
zu werden, dass man das Chlorwasser in Gefässe mit
enger Mündung füllt, und diese mit guten Korkstöpseln
verschliesst, über welche dann noch ein Blasenüberzug
oder eine Verpichung angebracht wird. In dieser Weise
war das unter B geprüfte Chlorwasser in seinem Aufbe-
wahrungsgefässe verschlossen und die angeführten Versuche
haben bewiesen, dass es, abgesehen von der Salzsäure-
bildung, nichts von seinem Chlorgehalte verloren hatte, da
sein Gehalt an Chlor sogleich nach der Bereitung, 2,6 Gran
betrug.
Um aber die Schnelligkeit oder Langsamkeit der Ver-
wandelung des Chlors in Chlorwasser unter verschiedenen
Licht- und Temperatur-Einwirkungen zu ermitteln, wurde
ein salzsäurefreies Gblorwasser; das in der Unze 2;5 Gran
Bmerkungen über Chlorwmer. j|
Chlor enthidt; sogleich nach der Berpifi,«» •
Gläser gefüllt, nämlich i„ ^eZ"nXVL7'"'^'^r
gefärbte. Je 3 Gläser wurden danfl 1^ '". ^'"'^^^-
verschlossen und verpicht, Korkstöpseln
a) in einem Zimmer an einem Orte an «,^i i. ,.
stahlen der «o,|en«,..e gelangen und Z JS^i." '/
Temperatur zwischen + 15 und 25o R. wechsX ^ '
b) m emem Zimmer an einer Stelle zu d^r L ^•
len Sonnenstrahlen nicht drangen, bei 'eLer Tp- ""^
von + 45 bis 48^ R., ''^^'^ Temperatur
c) an einem dunkelen Orte, bei einer yi^r^v u
stauten Temperatur von + U^fl., und ''''°"
d) in einem dunkelen Keller, dessen T^rnnpr.. i.
Wechsel + 40<>R. war, Temperatur ohne
vier Wochen lang j»»>^^ ' , , - .-**.-iienen
Sämmtlicbp ^' \^ ^, ^
lifies Cblor"^^'^ ^^® Chlorwassers mit Kalomel bis zum
mehr '^^^s^twinden des Chlprgeruchs und Bestimmung des
p,£hlors entweder aus dem Gewichtsverluste des an-
salzs^ gewendeten Quecksilber chlor ürs oder aus der Menge
^^J des gebildeten aufgelösten Quecksilberchlorids.
en// ®) Vermischung einer Auflösung von 39 Gran reinen
, krystallisirten schwefelsauren Eisenoxyduls mit so viel
j, Chlorwasser, als zu der durch Kaliumeisencyanidlö-
sung zu erkennenden vollständigen Oxydation des
Eisenoxyduls nöthig ist, und. Berechnung des Chlor-
gehalts aus der bis zu dem genannten Puncto ver-
I , brauchten Menge Chlorwasser, die 5 Gran Chlor ent-
halten muss, wenn die Verwandelung des Eisenoxy-
duls in Eisenoxyd vollständig geschehen soll.
Die Prüfungsmethode agiebt noch den Salzsäure,
gehalt mit an, in so fern ist sie nur bei einem salzsäure-
(Veien Chlorwasser anzuwenden ; man müsste denn aus der
Di£fereDz des Resultates von den Ergebnissen einer der
andern Prüfungsmethode auf den Salzsäuregehalt des Chlor-
wassers schlies^en wollen. -
9) Der Salzsäuregehalt des . Chlorwassers giebt sich
am besten nach dem Schütteln mit einer gleichen Gewichts-
80
Geister,
massen cosstanter zeigte. (S. A. am Scbluss); auch möchte
ich kaum glauben, dass ein geringer Salzsäuregehalt des
Chlorwassers nachtheilig wirken könnte, wenn nur in der-
selben die gehörige Menge freien Chlors enthalten ist, da
ja wohl auf der Anziehung des Wasserstoffs durch das
Chlor zum grossen Theil die medicinische Wirksamkeit des
Chlorwas$^*s beruht. Ein Chl<H*wasser aber/ welches in
der Unze wenigsten^ 2 bis 2,5 Gran Chlor enthält, ist in
wenigen Minuten daran zu erkennen, dass 4 Unze dessel-
ben 44 Gran fein präparirten mit Wasser angeriebenen
durch Sublimation dargestellten Kalomel auflöst und 46
Gran krystallisirtes schwefelsaures Eisenoxydul, in Wasser
aufgelöst, so vollständig oxydirt, dass Kaliumeisencyanid*
lösung nicht gebläut wird. Der Salzsäuregehalt lässt sich
ebenfalls in kurzer Zät durch metallisches Quecksilber
qualitativ und quantitativ ermitteln.
C. Aufbewahrung des Chlorwassers.
In Bezug auf die Aufbewahrung des Chlorwassers sind
insbesondere die Eigenschaften des Chlors, sich leicht zu
verflüchtigen und sich bei der Einwirkung des Lichts un-
ter Vermittelung von Wasser in Salzsäure zu verwandeln,
in Betracht zu ziehen. Was die Verflüchtigung des Chlors
betrifft, so scheint dieselbe am besten dadurch vermieden
zu werden, dass man das Chlorwasser in Gefässe mit
enger Mündung füllt, und diese mit guten Korkstöpseln
verschliesst, über welche dann noch ein Blasenüberzug
oder eine Verpichung angebracht wird. In dieser Weise
war das unter B geprüfte Chlorwasser in seinem Aufbe-
wahrungsgefässe verschlossen und die angeführten Versuche
haben bewiesen, dass es, abgesehen von der Salzsäure-
bildung, nichts von seinem Chlorgehalte verloren hatte, da
sein Gehalt an Chlor sogleich nach der Bereitung, 2,6 Gran
betrug.
Um aber die Schnelligkeit oder Langsamkeit der Ver-
wandelung des Chlors in Chlorwasser unter verschiedenen
Licht- und Temperatur-Einwirkungen zu ermitteln, wurde
ein salzsäurefreies Gblorwasser; das in der Unze %fi Gran
Bemerkungen über Chlorwasser, 84
Chlor enthidt; sogleich nach der Bereitung in verschiedene
Gläser gefallt, nämlich in weisse, in grüne und in dunkel-
gefärbte. Je 3 Gläser wurden dann, mit Korkslöpseln
verschlossen und verpicht,
a) in einem Zimmer an einem Orte, an welchen die
Strahlen der Morgensonne gelangt^n und an welchem die
Temperatur zwischen + 45 und 25 <* R. wechselte,
b) in einem Zimmer an einer Stelle, zu der die direc-
ten Sonnenstrahlen nicht drangen, bei einer Temperatur _
von + 15 bis 48« R.,
c) an einem dunkelen Orte, bei einer ziemUch con-
stanten Temperatur von + 44<*R., und 1
d) in einem dunkelen Keller, dessen Temperatur ohne \
Wechsel + lO^R. war, x.\J„'^l'
vier Wochen lang .''^— -- ^ .^.crgeschlagenen
tiees CUor-*"^ ^^^^ Chlorwassers mit Kalomel bis zum
mehr -chwinden des Chlprgeruchs und Bestimmung des
ßplors entweder aus dem Gewichtsverluste des an-
salzsg^wendeten Quecksilberchlorürs oder aus der Menge
g^^des gebildeten aufgelösten Quecksilberchlorids.
enl?i Vermischung einer Auflösung von 39 Gran reinen
' krystallisirten schwefelsauren Eisenoxyduls mit so viel
dj Chlorwasser, als zu der durch Kaliumeisencyanidlö-
i sung zu erkennenden vollständigen Oxydation des
J Eisenoxyduls nöthig ist, und. Berechnung des Chlor-
.; gehalts aus der bis zu dem genannten Puncto ver-
I brauchten Menge Chlorwasser, die 5 Gran Chlor ent-
f halten muss, wenn die Verwandelung des Eisenoxy-
duls in Eisenoxyd vollständig geschehen soll.
^ Die Prüfungsmethode agiebt noch den Salzsäure,
/ gehalt mit an, in so fern ist sie nur bei einem salzsäure-
1' freien Chlorwasser anzuwenden; man müsste denn aus der
\ Differenz des Resultates von den Ergebnissen einer der
andern Prüfungsmethode auf den Salzsäuregehalt des Chlor-
wassers schlies^en wollen. . »
9) Der Salzsäuregehalt des . Chlorwassers giebt sich
am besten nach dem Schütteln mit emer gleichen Gewichts-
»
f
1
« GeUder,
beim häufigen Oeffiien einer Flasche, die Chlorwasser eott-
hall, der Chlorgehalt abnimmt und da$s also die Aafbe*
Wahrmig in kleinen Gläsern rathsam erscheint.
Zusammenstellung der hauptsächlichsten Resultate.
4) Es ist unerlässlich nothwendig/den zur Darstellung
des Chlorgases und des Chlorwassers zu verwendenden
Braunstein auf seinen Gehalt an reinem Manganhyperoxyd
zu prüfen, da man sonst in Bezug auf die zu nehmende
Menge desselben keinen festen Anhaltspunct hat.
^ 2) Zur Prüfung des Braunsteins dient am besten die
Probe mittelst Salzsäure, schwefelsauren Eisenoxyduls und
Kaliumeisencyanids, nach Otto ausgeführt, doch ist auch
K a m J^ h jo m s o n s ch e Verfahren mittelst Kleesäure, das ein
ebenfalls in lnirtl5r-TÄW'*tri^^
qualitativ und quantitativ ermitteln.
'• Salzsäure
C, Außewahrung des Chlorwassers, ly^j^ ist,
In Bezug auf die Aufbewahrung des Chlorwass«ilt ist,
insbesondere die Eigenschaften des Chlors, sich leicüjröb-
verflüchtigen und sich bei der Einwirkung des LichtsVer-
ter Vermittelung von Wasser m Salzsäure zu verwanc&en
in Betracht zu ziehen. Was die Verflüchtigung des Chl*es
betriflft, so scheint dieselbe am besten dadurch vermied!
zu werden, dass man das Chlorwasser in Gefässe Bin
enger Mündung füllt, und diese mit guten Korkstöpscfet,
verschliesst, über welche dann noch ein Blasenüberza^
oder eine Verpichung angebracht wird. In dieser Weis«
war das unter B geprüfte Chlorwasser in seinem Aufbe-|
wahrungsgefässe verschlossen und die angeführten Versucbej
haben bewiesen, dass es, abgesehen von der Salzsäure- 1
bildung, nichts von seinem Chlorgehalte verloren hatte, da
sein Gehalt an Chlor sogleich nach der Bereitung, 2,8 Gran J
betrug.
Um aber die Schnelligkeit oder Langsamkeit der Ve^
wandelung des Chlors in Chlorwasser unter verschiedenen
Licht- und Temperatur-Einwirkungen zu ermitteln, wurde
ein salzsäurefreies Gblorwasser; das in der Unze 2,9 Gran
/i
r
I
i
Bemerkungen über Chlorwasser, S3
ter mehr durch den Chlorgeruch belästigt wird, wenn er
nicht Gelegenheit hat» einen Gasometer zu benutzen.
7) Ein . Chlorwasser, welches in der Unze 3 Gran
Chlor, enthält, lässt sich nur unter Anwendung einer, wenn
auch nur geringen Compression darstellen, die letzten
Aatbeile des Chlors sind aber nur lose mit dem Wasser
verbunden und es wird deshalb ein Chlorwasser, das in
der Unze 2 bis 2,5 Gran Chlor enthält, als ein brauch-
bares angesehen werden müssen.
S) Zur Erforschung des Chlorgehalts im Chlorwasser
sind folgende Methoden gleich zweckmässig.
a) Vermischung des Chlorwassers mit Aetzammoniak im
üeberschuss, Ansäuerung mit Salpetersäure, Praecipi-
tation mit Silbernitrat und Bestimmung des Chlor-
gehalts aus dem Gewichte des niedergeschlagenen
Chlorsilbers.
b) Schuttein des Chlorwassers mit Kalomel bis zum
Verschwinden des Chlprgeruchs und Bestimmung des
Chlors entweder aus dem Gewichtsverluste des an-
gewendeten Quecksilberchlorürs oder aus der Menge
des gebildeten aufgelösten Quecksilberchlorids.
e) Vermischung einer Auflösung von 39 Gran reinen
krystallisirten schwefelsauren Eisenoxyduls mit so viel
Chlorwasser, als zu der durch Kaliumeisencyanidlö-
sung zu erkennenden vollständigen Oxydation des
Eisenoxyduls nöthig ist, und, Berechnung des Chlor-
gehalts aus der bis zu dem genannten Puncto ver-
brauchten Menge Chlorwasser, die 5 Gran Chlor ent-
halten muss, wenn die Verwandelung des Eisenoxy-
duls in Eisenoxyd vollständig geschehen soll.
Die Prüfungsmethode agiebt noch den Salzsäure,
gehalt mit an, in so fern ist sie nur bei einem salzsäure-
freien Chlorwasser anzuwenden ; man müsste denn aus der
iflferenz des Resultates von den Ergebnissen einer der
ndern Prüfungsmethode auf den Salzsäuregehalt des Chlor-
rassers schlies^en wollen. -
9) Der Salzsäuregehalt des , Chlorwassers giebt sich
im besten nach dem Schütteln mit einer gleichen Gewichts-
24 Jahn,
menge Quecksilber, bis zum Verschwinden des Chlorge-
ruchs, durch die saure Reaction zu erkennen; die quan-
titative Bestimmung der Salzsäure kann in der von dem
Quecksilberstaube abfiltrirten Flüssigkeit durch Silbemitrat
geschehen.
40) Ein gutes Chlorwasser muss sonach folgende
chemische Kennzeichen darbieten. Eine Unze desselben
muss :
a)mit einer Auflösung von 16 Gran schwefelsauren Ei-
senoxyduls vermischt, Kaliumeisencyanidlösung nicht
mehr blau färben;
b) 4 4. Gran mit Wasser angeriebenen fein präparirten
Ealomel vollständig auflösen;
c) mit einer gleichen Menge metallischen Quecksilbers
geschüttelt, keine saure Reaction zeigen.
Diese Kennzeichen, verbunden mit den bekannten
physikalischen, lassen innerhalb weniger Minuten die Güte
des Chlprwassers vollständig erkennen.
44) Die Aulbewahrung des Chlorwassers geschieht
am besten in kleinen grünen oder dunkelgefärbten Gläsern
an einer dunkelen Stelle in einem Keller von möglichst
constajiter, -|- 40° R. nicht überschreitender Temparatur.
42) Länger als ein Jahr hindurch lässtsich das Chlor-
Wasser selbst bei der grössten Vorsicht kaum ohne be-
deutende. Veränderungen aufbewahren.
y
Versuche über das Pektin;
von
Fr, Jahn,
Medicinalassesor und Apotheker zu Meiningen.
Bei Bereitung von Pflanzengallerten, Himbeeren-
oder JohannisbeerengeMe z. B., verfährt man in folgender
Weise :
Die Beeren werden im völlig reifen Zustande abge-
pflückt, mit einer hölzernen Keule zerquetscht und in
Versuche über- das Pektin, 25
einem kupfernen Kessel bis zum Weichwerden und 2um
Zerreissen der Zellen aufgekocht. Man presst dann den
Saft aus und seiht diesen durch ein flanellenes Tuch oder
durch ein Haarsieb und fügt demselben sein gleiches Ge-
wicht Zucker hinzu. Unter beständigem. Umrühren und
unter Entfernung des gröbsten im Anfang dabei gebilde-
ten Schaums mittelst eines Schalimlöffels wird der Saft
bis zum 3ten oder 4ten Theil seines ursprünglichen Vo-
lumens ungefähr oder so weit eingedickt, dass ein auf
einen kalten Teller fallender Tropfen nach dem Erkalten
zu einer Gel6e erstarrt von solcher' Consistenz, dass die-
selbe mit dem Messer geschnitten werden kann.
Es gelten ^abei folgende Vorsichtsmaassregeln, die
die Praxis gelehrt hat:
Das Gefäss, wdrin die Abdampfung vorgenommen
wird, darf nicht tief sein, sondern muss mögUchst flach
gewählt werden, um die Verdampfung zu beschleunigen,
auch muss Bin möglichst rasches Feuer unterhalten wer^
den, damit die Operation nicht unterbrochen wird ; ist
der mit Zucker vermischte Saft einmal während der Ver-
dampfung kalt geworden, so passirt es sehr leicht, dass
er flockicht wird, indem ein Theil ins Gerinnen kömmt,
welcher Uebelstand durch erneutes Erhitzen schwer oder
gar nicht zu verbessern und Ursache ist, dass der dann
weiter eingedickte Saft mit Beibehaltung dieser krümlichen
Beschaffenheit nicht zur Gallerte erstarrt, sondern wie
Syrup flie$st. Dagegen darf auch die Hitze wieder nicht
zu weit getrieben werden, wenn man eine Veränderung
der gelatinirenden, Substanz nicht herbeiführen will. Nicht
weil durch langes Kochen einer Zuckerauflösung der Zucker
leicht verändert wird, sondern jedenfalls nur zur vorheri-
gen Reinigung des Zuckers soll nach einigen Vorschriften
der Zucker nicht mit dem Safte, sondern für sich allein
zum grossen Fluge gekocht und hiernach der Saft erst
zugesetzt werden.
Auch ist zu bemerken, dass man durch ruhiges Hin-
stellen den trüben Fruchtsaft vor seiner Vermischung mit
Zucker klären kann ; dieses Hinstellen darf aber Qäcb allen
36 Jahn,
Aussagen uicbt bis zur gänzlichen Ablagerang der trüben*
den Tbeile getrieben werd^, sonst gelatinirt der Saft nicht
mehr, auch darf nicht etwa Gahrung eingetreten sein, sonst
ist derselbe ebenfalls zur Gallerte untauglich geworden.
Was also bei Bereitung der Fruchtsyrupe, des Syrup,
Ruhi Idaei, Syrup. Berbefidum etc. durchaus nöthig ist,
nämlich die grösstentheils beendigte Gahrung und damit
verbundene Klärung, darf hier nicht abgewartet werden und
es dient dies zum Beweis, dass hierbei gerade ein Kör-
per abgeschieden oder verändert wird, welcher das Gela-
tiniren, des Syrups bewirkt.
Als dieser Körper gilt bekanntlich das Pektin. Ueber
seine Natur sind indess die Meinungen der Chemiker, wie
früher, so auch jetzt noch getheilt und mein Böstreben
ist gewesen, mir über einige noch in üngewissheit schwe-
bende Angaben über die Ursache des Gelatinirens der
Fruchtsäfte Auskunft zu verschaffen. Bevor die dahin ab-
zweckenden Versuche von mir beschrieben werden, toöchte
es nöthig sein, dass ich das, was mir aus der Literatur
des Pektins bekannt geworden ist, zur bequemeren üeber-
sicht neben einander stelle und ich erlaube mir zu diesem
Ende einen kurzen Abriss über das Verhalten des Pektins
nach Berzelius zu geben, aber auch die von andern
Chemikern darüber ausgesprochenen Ansichten folgen zu
lassen, da eine Mittheilung des Neusten davon in dieser
Zeitschrift meines Wissens ohnedies bis jetzt noch unter-
blieben ist.
Berzelius*) sagt Folgendes: »Das Pektin, von
Braconnot, welcher Anfangs eine elektronegative Varie-
tät davon auffand (die Pektinsäure, nach dem griechischen
Worte jtrjHrig, coagulum, benannt), ist in dem Safte flei-
schiger Früchte, neben Zucker und Pflanzenleim enthalten
und ertheilt demselben die Eigenschaft, dass sie, wenn
sie nach einigem Einkochen mit Zucker versetzt werden,
nach einer Weile zu Gallert erstarren. Wird der ausge-
presste Saft fiitrirt und mit Alkohol gemischt, so fällt das
*) im Lebebuch d^r Gbemie^ 3te Aufl. Bd. 6. Seit» 468.
Versuche über das Pektin, S7
Pektin nieder. Es ist halbdarchscbeinend und sieht wie
Haasehblase aus, hat keinen oder nur faden Geschmack,
röthet nicht Lackmus, und leimt nicht wie arabisches Gummi.
Bei der trocknen Destillation giebt es die gewöhnlichen
ammoniakfreien Producte und hinterlässt eine Kohle, die
beim Verbrennen eine Asche giebt, die aus einem Gemenge
von kohlensaurem und phospborsaurem Kalk und etwas
Eisenoxyd besteht. Die Kalkerde scheint einer Portion
pektinsaur'er Kalkerde angehört zu haben, welche nach
Braconnot nicht selten neben dem Pektin vorkömmt.
In Wasser quillt es auf. Mit 100 Wasser giebt es einen
Kleister, mit noch mehr Wasser eine gelatinöse Flüssigkeit;
in kochendem Wasser quillt es nicht so gut auf, als im
kalten. In mehreren dieser Eigenschaften gleicht es dem
Pflanzenschleim. Seine gelatinirende Auflösung in Wasser
wird nicht durch Saure coagulirt, aber mit Salzsäure er-
hitzt, wird das Gemisch roth und es bildet sich eine in
Ammoniak unlösliche rothfleckigte Substanz. Wird Pek^
tin mit kaustischem Kali, Natron, Baryt oder Kalk versetzt,
so entsteht damit, auch mit kohlensaurem Kali, nicht aber
mit Ammoniak und mit kohlensauren Natron ein pektin-
saures Salz. Die wässerige Lösung des Pektins wird von
den Baryt-, Stronlian-, Quecksilberoxydul-, Blei-, Kupfer-
und Eisenoxydsalzen gefällt und coagulirt. Sie wird nicht
coagulirt von den Kalk- und Thonerdesalzen, von den
Chloriden von Platin und Quecksilber, von salpetersaurem
Silberoxyd, von Brechweinstein und nicht von Gerbsäure.
Pektinsäure (Gallertsäure) oder die elektronegative
Artabänderung kann mit Alkalien aus fast allen Pflanzen-
Iheilen ausgezogen werden, als Wurzeln, Hölzern, Rinden.
Stengeln, Blättern und Früchten, worin theils Pektin, wel-
ches durch das Alkali in Pektinsäure verwandelt wird,
theils eine von der Natur gebildete Portion pektinsaurer
j^alze, deren Base ein Alkali oder Kalkerde ist, enthalten
ist. Durch eine stärkere Säure kann die Pektinsäure aus-
gefällt werden. Sie bleibt in Gestalt einer farblosen,
schwach säuerlichen Gallerte zurück, (die aus gefärbten
Pflan;eentbeilea bisweilen hartnäckig etwas von der »Farbe
99
Jahni
zurückhält). Von kaltem Wasser wird sie nur unbedeutend
aufgelöst, kochendes nimmt davon mehr^ auf; die filtrirte
Auflösung ist farblos, gesteht nicht beim Erkalten und
röthet das Lackmus kaum bemerklich, sie wird von Alko^
hol, Kalkwasser, Barytwasser, Säuren und Salzen aber
zur durchsichtigen farblosen Gallerte coagulirt Sogar
Zucker, den man darin auflöst, verwandelt sie nach einer
Weile in eine Gel^e und auf diesem ünastande beruht die
Bildung von Gelee aus dem Safte von Aepfeln, Kirschen,
Stachelbeeren, Johannisbeeren u. s. w., indem er mit Zuk-
ker versetzt in einigen Tagen gestehet.
Die Salze der Pektinsäure behalten ihre Eigenschaft,
Gallerte zu bilden bei, aber nur die mit alkalischer Basis
sind in Wasser löslich, wiewohl nur in reinem salzsäure-
freien Wasser, aus welchem sie durch . Auflösung anderer
Salze 4arin gelatiniren, wenn sie auch nicht von diesen
Salzen zersetzt werden. >Sie besitzen in diesem Zustande
durchaus keinen Geschmack und sind nur durch ihre
Schlüpfrigkeit auf der Zunge bemerkbar. Die Salze der
Pektinsäure mit Erden und Metalloxyden zur Basis werden
durch doppelte Zersetzung erhalten und in gallertartigen
Klumpen niedergeschlagen, die bei gefärbten Basen diese
Farbe beibehalten und die Verwandtschaft der Pektinsäure
zu den Oxyden von Kupfer und Blei ist so ausgezeichnet;
dass Braconnot dieselbe für ein vortreffliches Gegen-
gift gegen diese und ihre Salze hält. Das pektinsaure
Kali hat nach Braconnot eine bedeutende Anwendbar-
keit in der Pharmacie und in der Conditorei zur Berei-
tung schmackhafter, kühlender, aromatischer und spiri-
tuöser Gelten. Man löst eine gewisse Portion davon in
Wasser auf, versetzt dies Wasser dann mit Zucker und
solchen Substanzen, die ihm einen Geschmack ertheilen
sollen, wie Spiritus, Wein, Orangenblüthwasser, Vanille etc.,
worauf soviel Salzsäure zugemischt wird, als erforderlich
ist, um den geringen Kaligehalt im Salze zu sättigen.»*)
^) Diese GeUe liat aber nach Liebig (im Handbuch der Chemie
mit Rücksicht auf Pharmacie, von Liebig^ neue Auflage von
Versuchs über das Pektin, t9
Der Unterschied des Pektins von der Pektinsäure
beruht hiernach also hauptsächlich nur in dem aciden
y^halten der letzteren und in der verschiedenen Löslich-
keit beider in Wasser. Das Pektin löst sich schon im
kalten Wasser, weniger im heissen, während gerade die
Pektinsäure erst im kochenden Wasser zum Theil löslich
wird. Als eine besonders merkwürdige Eigenschaft er-
sdieint seine leichte Verwandlung in Pektinsäure durch
Einwirkung der Alkalien, aber man wird aus dem Später-
folgenden einsehen, dass diese Verwandlung in der That
SQ leicht nicht statt findet.
Was indess aus dem Pektin während der Gährung
der Fruchtsäfte wird und worauf die nicht mehr erfolgende
Gelatinirung des Himbeersafts z. B. beruht, darüber findet
man in Berzelius keine hinreichende Auskunft; an einem
andern Orte*) unter dem Artikel: Weingähnmg, heisst'es:
»Braconnot hat zu zeigen gesucht, dass die Ent-
stehung der Hefe bei der Gährung von Pflanzensäften nicht
allein durch den Pflanzenleim bedingt sei, sondern dass
dazu audi die Gegenwart von Pektin erfordert werde, so
dass, wenn dieses fehlt, nicht eher Gährung eintritt, als
big es hinzugefügt wird. Von der andern Seite könne
Pektin für sich keine Gährung hervorbringen und wäh-
' rend der Gährung werde alles Pektin zerstört.«
Berzelius theilt also diese Ansicht mit, ohne selbst
von der Richtigkeit derselben überzeugt zu sein und ohne
weiter ins Detail über die Art und Weise der Zerstörung
des Pektins einzugehen.
Dass das Pektin während der Gährung unauflöslich
abgeschieden werde, ist die Meinung von Guibourt*"^),
obgleich man damals das Pektin selbst eigentlich noch
nicht, sondern nur die Pektinsäure gekannt hat. Guibourt
giebt nämlich zur Bereitung der Pflanzengallerte (Gallert-
säure) folgende Vorschrift: Man vertheilt den ausgepress-
Geigers Hdb.) wenig Zusammenliang und zerfallt nach dem
Gestehen in einzelne Stucke, daher sie keinen Eingang fand«
«) Berzelius, lehrb. Bd. 6. Seite 82.
. **) Kach.Gmelin's ilandb. der theoretischen Chemte. i62d. S. 772.
teil Saft der Johannisbeeren in Wasser, las st ihn etwas
gähren, und wäscht, die dabei niederlallende Gallerte
mit kochendem Weingeist etc.
Auch Geiger*) sagt/ dass sich aus dem Safte, wenn
er frisohgepresst 1 — 2 Tage hingestellt werde, ein gelati-
nöses Magma (Gallertsäure) absondere. Er scheint sonaeh,
da während dieses Hinsteilens bei Fruchtsäften jederzeit
Gährung eintritt, dieselbe Ansicht zu haben, diese Meinung
aber nach Braconnot auszusprechen, da er sich unter
dem Artikel „Pektin", auf diesen bezieht
Soubeiran**) spricht sich darüber noch am deut-
lichsten au^ und zwar so, dass das Pektin während
der Gährung in Pektinsäure verwandelt werde.
Ueber die Natur und die chemische Constitution die*
ser beiden Körper sind in neuerer Zeit, von Regnanlt
und von Mulder unternommene Versuche bekannt gie-
worden und besonders ii^ die Arbeit Mulders von höch-
stem Interesse, weshalb auch hiervon das Wichtigste mit^
gefheilt werden soll, n Zuvor muss ich ind^s noch anfiih-
ren, dass Fremy***), welcher sich ebenfalls viel mit dem
Pektin und der Pektinsäure beschäftigt und eine , Modifi-
cation der letzteren, -dieMetapektinsäure, aufgefunden
hat, welche entsteht, wenn eine schwach alkalische Sola-
tion der Pektinsäure sehr lange im Sied^ erhalten virird;
wobei dieselbe die Eigenschaft des Gelatinirens durch
Säuern verliert — und gestützt auf den Umstand, dass
unreife Johannisbeeren, welche beim Kochen an wieder-
holt aufgegossenes Wasser nichts LösUches mehr abgaben,
wenn sie nun, mit Weinsäure oder Aepfelsäure angesäuert
wiederum im Sieden erhalten wurden, eine schleimige
(pektinhaltige) Flüssigkeit lieferten, die Meinung aus^pro-
dhen hat; dass weder das Pektin, noch die Pektinsä^e
*) Im Handbuch der Pharmacie, unter dem Artikel Himbeeren, Isteii
Bandes Ste Hälfte. 1829.
. *^]f In seia«m Handbuch des pharmacent« Praowy. deutschfi Bearb.,
von Dr. Schödier. 1839. Seite 7d u. 3^1.
t**) Ha«h Lifrbig't Handbiich der Chfiiaie wi« oben Bd. 1. fk i^%.
Versuche über das PekH)fi, 81
in den Pflanzen zu existiren scheinen, sondern jedenfalls
ersi durch Einwirkung von organischen Säuren auf die
Zellensubstanz gebildet würden.
Auch rouss idi bemerken, dass von Poumarede*)
behauptet worden ist, dass Alles, was man bis jetzt Pek^
tin nannte, nur als organisches Gewebe, wie das Zellge-
webe der tröchte, Wurzeln, Stengel, Rinden etc. zu be-
trachte sei und auch die Pektinsäure nicht in den Pflan-
zen präexistirte, sondern ein Product chemischer Reao-
tionen sei.
Von Fromberg ist ferner**) die Metapektinsäure
Fremy*s wiederholt dargestellt und bestätigt worden
zugl^b fand derselbe aber auch eine andere sich in der-
selben Weise bildende Säure, welche schon entsteht bei
kürzerem Kochen. der Pektinsäure mit Alkalien und beson^
ders, wenn anstatt des Aetznatrons kohlensaures Natron
angewendet wird, in welchem Falle stets nur diese Zwi-
schenrufe zu entstehen scheint Sie charakterisirt sich
da<iM*ch, da$s Essigsäure sie nicht m^r aus ihrer alkali-
schen Auflösung fällt, während Kalksalze dieselbe nooh
niederschlagen, welche nach Premy auch die von diesem
beschriebene Metapektinsäure nicht mehr zu fällen im
Stande sind.
Mulder***) untersuchte nun sowohl das Pektin wie
die Pektinsäure, und fand beide Körper nach der damit
vorgenommenen Elementaranalyse nicht verschieden. Beide
sind nach ihm Verbindungen einer und derselben noch
nicht isolirten Substanz mit alkalischen Basen ; der einzige
Unterschied, der zwischen ihnen besteht, liegt in der Men^
der mit derselben verbundenen Base, welche gewöhnlich
Kalkerde ist, so dass also das Pektin als pektinsaurer Kalk
imd die Pektinsäure als basisch pektinsaurer Kalk zu
*) Im Joiura. de Chem. med. Jan. 1840. (Den Auszug findet jnan
im Archiv des Apothekervereins, 33. Bds. 2tes Heft.)
**) Nach Journal ffir prakt. Chemie. XXXII« Pag. 183—186. u. hier-
aus .auch im pharmac. Centra^blatt, Seite 107 n. 617. ron 1844.
***) Nach den Annalen der Chemie und Pharm, von lieb ig und
Wflhler, Bd. 38. B. 380, auch Erdmaan's Journal. XIV. 377.
3St Jahn,
betrachten ist, und die aus Aepfeln, Möhren und Stedcrü-
ben erhaltene Säure dieselbe Zusammensetzung hat, aber
als 3-, 4«- und Sfach pektinsaures Kalksalz angenonunen
werden muss. Aus der fortgesetzten Untersuchung glaubt
ferner Mulder den Schluss ziehen zu dürfen^ dass der
Pflanzenschleim, nämlich Quitten-, Leinsamen- und Althee-
schleim, auch die Gallerte aus Liehen Carragheen und die
Hauptmasse des Traganths nicht verschieden von der
Pektinsäure oder vom Pektin ist, dass. aber verschiedene
Mengen von alkalischer Basis damit verbuuden sind. „Der
Pflanzenschleim, sagt Mulder, ist vom Pektin durchaus
nicht verschieden ; er bildet ebenso mit Metalloxyden, nach
dem Kochen mit Kali, eine Gallerte. Kocht man eine
Auflösung von Salep mit verdünnter Kalilauge, so erhält
man nach dem Erkalten eine schöne Gallerte, die noch
schöner wird, wenn man vor dem Kochen mit Kali, etwas
Chlorcalcium zusetzt; das Chlor verbindet sich in diesem
Falle mit dem Kalium und der Kalk mit dem Schleim,
was .nach dem Erkalten eine Gallerte von pektinsaurem
Kalk liefert.
In seiner physiologischen Chemie sagt Mulder^)
ferner über das Pektin, für welches er, so wie für die
Pektinsäure und den Pflanzenschleim die Formel C '*
gi« Qio aufgestellt hat, indem er. sich auf seine Versuche
mit diesen Körpern bezieht, dass dasselbe beim Kochen
der Früchte mit Zucker und Wasser in der Form verän-
dert, wahrscheinlich mit Hydratwasser verbunden werde.
Es ist unbekannt, heisst es ferner, in welcher Form, es in
den Obstfrüchten vorkömmt; aber wahrscheinlich muss
es unter die sogenannten incrustirenden Sto£fe gezählt
werden, welche die Zellenwände verdicken. Beim Kochen
jener Früchte mit einem Alkali verwandelt es sich in Pek-
tinsäure, eine polymerische Verbindung. Ebenso erhält
man es aus KäoUen, W^urzeln von Daucus Carota etc. —
*) Versuch einer allgemeinen physiologischen Chemie, mit eignen
Zusätzen des Verfassers für die deutsche Ausgabe. Braunschwei^
bei Fr. View eg und Sohn 1844. 3te Lieferung. Fag. 244.
Versuche über das Pektin. 33
Pektin, Pektinsäure und Schleim gehören zu den kräftig-
sten Nahrungsmitteln ; aber sie erleiden in dem thierischen
Körper eine andere Umsetzung ihrer Elemente, als Amy-
lum, Dextrin, Zucker,' Inulin, Moosstärke und Cellulose,
weil sie nicht, wie diese, Wasserstoff und Sauerstoff in
dem Verhältniss, um Wasser zu bilden, enthalten. Das Pek-
tin bildet sich in den Früchten während der Reife in gros-
ser Menge; vor dieser Zeit findet sich wenig davon. Da-
bei verlieren die Zellenwände ihr früheres Ansehn; waren
sie zuvor durchsichtig und fest, so werden sie nun lose
und halbdurchscheinend. Gleichzeitig mit dem Pektin bil-
det sich in den Früchten Zucker und verschwindet die-
Säure, welche die unreife Frucht enthielt; mit der Quan-
tität des Pektins vermehrt sich die des Zuckers. — So
weit Mülder.
Nach einer, wie es ^ischeint unter Anleitung des Hrn.
Professors Lieb ig unternommenen neuen Untersuchung
der verschiedenen Schleimsubstanzen und des Pektins,
welche hauptsächlich hervorgerufen worden ist durch die
Beobachtung, dass in dem Salep und Traganth, Stärkemehl
neben mehreren in Wasser löslichen und unlöslichen Sal-
zen enthalten ist (was von Mulder nicht berücksichtigt
worden zu sein scheint), fand Df. C. Schmidt*), dass
auch der Pflanzenschleim und das Bassorin, welche Mul-
der als von solcher Zusammensetzung betrachtet, dass sie
nicht als Kohlenstoff mit Wasserstoff und Sauerstoff in
solchem Verhältniss gelten, dass letztere beiden als Wasser
darin anzunehmen sind, als wirkliche Kohlenhydrate dem
Zucker, Gummi und Stärkemehl angereiht werden können,
auch, dass diese Körper wie das zuletzt genannte durch
Behandlung mit Mineralsäuren in Gummi und zuletzt in
Zucker übergehen. Das Pektin will aber Dr. Schmidt
wieder als einen andern Körper betrachtet wissen, denn
es gelang demselben weder mit Quittenschleim, noch
mit Salepschjeim durch das Kochen mit Kali, wie Mul-
») Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. 51. Heft 1. Pag. 39.
et seq.
Arch. d. Pharm. XCY. Bdi. 1. Hft. 3
3* Jahn,
der äDgiebt^ selbst wenn nach des Letzteren Angabe Chlor^
calcium zugefügt wird, wirklich eine Gallerte von pektia-
saurem Kalk zu erhalten. Die sich ausscheidende Masse
besteht nach ihm aus Kalkhydrat mit kohlensaurem Kalk
und dem zugleich niedergefallenen Schleim, wie sich auph
das Stärkemehl in glefcher Behandlung verhalte, ohne dass
die in solcher Weise erhaltene gallertartige Masse die cha-
rakteristischen Eigenschaften des pektinsauren Kalks zeige ;
denn wenn dieselbe mit Säuren übersättigt wurde, z. B.
mit Chlorwasserstöffsäure, so warder ursprüngliche Schleim
ebenso unverändert wiederhergestellt, als ob die Behand-
lung mit Alkalien gar nicht stattgefunden hätte.
Schmidt sagt dann noch:*)
„In der That hat der Quittenschleitia im Aeussera viel
Aehnlichkeit mit einem pektinsauren Salze und Hulder
hält ihn geradezu, in Folge der Analyse der Bleiverbin-
du0g, für ein Kalkpektinat. Hiergegen erlaube ich mir
Folgendes zu bemerken : Pektinsaurer Kalk, mit noch so
viel Wasser verdünnt, bleibt immer ungelöst, die ganze
Quantität bleibt auf dem Filter zurück, wenn man ver-
sucht, dies Gemenge durch Papier zu filtriren. Quitten-
schleim dagegen, mit Wasser verdünnt, kann fast vollstän-
dig durch Papier filtrirt werden, indem nur die aufge-
quollenen ZeUenmembrane auf dem Filter bleiben. Quifr-
tenschleim wiivi durch Säuern und Alkalien, sowie durch
viele Salze coagulirt — beim Coäguliren mit Ghlorwasser-
stoflfsäure z. B. müsste die Gallerte Pektinsäure sein —
wäscht man sie jedoch noch so länge mit Wasser aus,
bis jede saure Reaction verschwunden ist, so bleibt die
feuchte Gallerte dennoch im kalten wie im heissen Wasser
unlöslich, was doch bekanntlich mit Pektin und Pektin-
säure nicht der Fall ist."
Als Endresultat vonSchmidt's Untersuchungen stellt
sich Folgeridös heraus : Das Stärkemehl öder Gummi, gleich
Cia H*® 0^^ ist gewissörmassen das Protein der Kohlen-
hydrate, der Stoff, der mit einer grösseren oder ^erin-
*) Ibidem pag. 45.
Versuche über das Pektin, 35
geren Quantität von Salzen, (Kalksalze, phosphor^aurem
Kalk) unter Anderem die sogenannten Pflanzenschleime
der- Chemiker -bildet, deren besondere untergeordnete Ei-
ge&thumlichkeiten durch die Qualität und Quantität letzte-
rer bedingt werden. Wir sehen, sagt Schmidt, diese
Substanz (G^^hioqio)^ man. mag sie nun Stärkemehl,
Gummi oder sonst wie nennen, einerseits durch die Auf-
nahme der Elemente des Wassers Traubenzucker, anderer-
seits durch Austreten desselben Holzfaser bilden, jenen
als veränderlichstes, dieses als beständigstes Endglied der
Reihe. Zwischen beiden und dem Mittelgliede finden sich
je nach der Entwickelung der Zelle die mannichfaltigsten
stetig fortlaufenden Uebergänge. Als solche Uebergänge
von Stärkmehl oder Gummi zur Holzfasser wären nun die
sogenannten Pflauzenschleime, Bassorin, Cerasin, Prunin
u. s. w. zu betrachten. Das Gummi bei 480^ getrocknet
ist = C*2H' 0^ — Von A. Chodnew ist nun auch das
P^in, die Pektinsäuro und Metapektinsäure einer neuen
Untersuchung unterworfen worden und derselbe versichert
hiernach die Eigenthüoilichkeit dieser Substanzen und ihre
Verschiedenheit von Pflanzenschleim*). Das verschiedene,
Resultat in der Elementaranalyse des Pektins etc.. gegen
das, was Mulder erhielt, hat^nach Chodnew seinep
Grupd in der verschiedenen Darstellungsweise und der
dadurch erlangten grösseren Reinheit des verwandten
Materials.
Chodnew nahm stets den aufgekochten und filtrir-
ten Saft von Birnen und von Aepfeln, das daraus gefällte
Pektin wurde überdiess hoch durch Behandlung mit Salz-
säurte vom grössten Theile seines Kalkgehalts und. der
iÜH'igen beigemengten anorganischen Substanz befreit. Wäh-
rend man ausserdem, ohne diese Reinigung mit Säure, ein
Pektin erhält, welches -gewöhnlich 6 — 8 Proc. Asche lie-
fert, gab das mit Salpetersäure ausgezogene farblose Pek-
tin 2,13 Proc. und ein aus Aepfeln erhaltenes mit Salzsäure
*) Anftale» der Chemie u. Pharm, v. Liebig 4« Wöiiier^ Bd« 51.
Heft 3. Pa;. 3^5 etc.
3*
36 Jahn,
behandeltes nur 1,59 Proc, ferner ein aus Birnen in glei-
cher Weise erlangtes 1,23 Proc. Asche. — Das hierdurch
erhaltene Pektin löste sich stets in Wasser auf, das aus
Aepfeln erlangte opalisirte in dieser Auflösung und reagirte
schwach sauer, sonst war das Verhalten von dem aus
Birnen dargestellten nicht verschieden, -r- Ebenso verfuhr
derselbe auch anders bei der Darstellung der Pektinsäure,
dieselbe wurde in der gewöhnlichen Weise durch Aus-
kochen von zerriebenen weissen Rüben mit verdünntem
kaustischen Kali erhalten, aber diese Flüssigkeit wurde
filtrirt und die durch Salzsäure oder Salpetersäure daraus
gefällte Pektinsäure zuerst mit angesäuertem, dann reinem
Wasser und zuletzt mit Alkohol gewaschen. Die Eigen-
schaften dieser gereinigten Pektinsäure, welche nur 1 Proc.
Asche hinterliess (Mulder und Romberg analysirten eine
Pektinsäure, welche zwischen 3 — 9 Proc. Asche lieferte)
und welche wie die des Pektins besonders nur in phos-
phorsaurem Eisenoxyd besteht, sind übrigens in der Haupt-
sache, dieselben, wie sie Berzelius angiöbt, aber sie lost
sich nur in kochendem Wasser ein wenig, sehr oft gar
nicht, leicht aber, selbst nach dem Trocknen, in Alkalien
zu einer klaren Flüssigkeit auf und diese Lösung giebt
mit allen unorganischen Salzen gallertartige Niederschläge,
die in einem üeberschusse von Kali oder Natron löslich
sind. Nur Quecksilberchlorid wird nicht davon afficirt.
Das Kalksalz, welches Chodnew aus einer neutralen
ammoniakalischen Lösung der Pektinsäure durch Chlorcal-
cium erhielt, stellte eine wasserhelle klare Gallerte dar,
welche andere Eigenschaften als die Pektinsäure besass:
es war nämlich ziemlich hart und gab nicht so leicht, wie
die letztere dem Druck nach. Es lieferte bei der Analyse
12,46 Proc. Kalkerde. Als Chodnew bei der Frage über
das Vorkommen der Pektinsäure in den Pflanzen und die
Entstehung der Gallerte aus unreifen Stachelbeeren durch
Kochen mit Säuren (wie F r e m y gefunden hatte) weisse
Rüben im zerriebenen und gut ausgewaschenen Zustande
mit einer Säure kochte, so fand er, dass auch diese, wie
sämmtliche Pektinsäure liefernden Früchte, z. B. die Aepfel,
Versuche über das Pektin, 37
eine Flüssigkeit lieferten, die, mit Alkohol versetzt, eine
reichliche Gallerte gab ; diese unterscheidet sich aber von
der gewönnlichen Pektinsäure schon durch ihre Leicht-
löslichkeit in Wasser, selbst wenn sie zuvor ausgetrocknet
worden war, obgleich sie sich sonst gegen Kali und Kalk-
wasser der übrigen gleich verhält. Nach ihrer Eleraentarana-
lyse enthält dieselbe weniger Sauerstoff, alß die Pektinsäure
und C h. betrachtet dieselbe im wasserfreien Zustafide und
die Pektinsäure als verschiedene Oxydationsstufen eineß und
desselben Radikals, weshalb er sie p e k t i n i g e S ä u r e nennt.
Die pektinige. Säure wird durch die Formel ausge-
drückt C^«H*«OV + HO, (dagegen die Pektinsäure durch
C»8H^<^0*«). Kocht man dieselbe mit verdünnter Kali-
lauge, so erhält man daraus Pektinsäure und Ch. glaubt
hiernach und aus später noch zu entwickelnden Gründen,
dass letztere nicht in den Pflanzen existire, sondern erst
durch die Einwirkung von Alkalien aus der pektinigen
Säure und einem neuen Gallertkörper gebildet werde,
welchen letzteren Gh. erhielt, als er die mit Salzsäure
gekochten und mit Wasser ausgewaschenen weissen Rüben
mit verdünntem kaustischem Kali kochte. Er erhielt da-
durch, nach dem Abfiltriren, eine Flüssigkeit, welche mit
Säuren eine dicke Gallerte gab, die alle Eigenschaften der
Pektfaisäitre besass, von welcher sich dieselbe aber durch
ihre ünlöslichkeit in Ammoniak unterscheidet. Sie hinter-
lässt nach dem Trocknen und Verbrennen 0,52 Proe. Asche,
und liefert (beim Verbrennen) Wasser und Kohlensäure in
solchem Verhältniss, dass sich daraus die Formel C^^H**
0* 'fürsie ergab, weshalb sie vonChodne wüeberpektin-
säure genannt wordenist. Es ist derselben gegen die Pektin-
saure 1 Atom Wasserstoff durch 1 Atom Sauerstoff vertreten.
Die weissen Rüben liefern, nachdem sie mit irgend
einer Mineralsäure und alsdann mit Kali gekocht worden
sind, zuletzt keine Gallerte mehr. Obgleich nun die Pek-
tinsäüre als ein Körper betrachtet werden kann, der aus
pektiniger Säure und Ueberpektinsäure beim Kochen mit
Kali entsteht, denn
SB Jühfi,
so ist doch die Gegenwaft der beiden letzteren in dersel-
ben nicht zu entdecken. Die Pektinsäure löst sieh härh-
lich nicht oder sehr wenig in Wasser auf, was gegen die
Gegenwart von pektiniger Säure spricht; sie löst sich aber
leicht in Ammoniak, was nicht auf die Anwesenheit von
üeberpektinsäure zu schliessen gestattet. Obgleich Alles,
was zur Bildung von Pektinsäure nöthig ist,- -in Pflanzen
vorkömmt, so ist doch die Pektinsäure selbst nicht darin
vorhandai. Aepfel, Birnen, rothe und gelbe Rüben liefer-
ten immer pektinige und Üeberpektinsäure und auch d(e
von Fremy erhaltene Pektinsäure (durch Kochen von un-
reifen Beeren mit Säure) besteht- nach den von Chodn^dW
wiederholten Versuchen nur in pektiniger Säure.
Auch bloss durch üebergiessen der geriebenen und
ausgewaschenen weissen Rüben mit verdünnter Salzsäure
(wobei sie ihre ündurchsichtigkeit und ihr holzfaseriges
Ansehn verlieren und gallertartig werden, was aber nach
dem Auswaschen und Zufügen von verdünntem Kalkwasser
wieder eintritt) und Stehenlassen damit, erhält man nach
dem darauf erfolgenden Auswaschen, beim Kochen^ fiait
destillirtem Wasser diese Gallerte von pektiniger Säure,
woraus hervorgeht, dass durch diese Behandlung mit Säure
der Kalk, wenn die Gallertsubstanz gebunden ist, wegge-
nommen wird.
Chodnew glaubt nun, dass die Entstehung der Gal-
lerte aus unreifen Früchten, wenn man dieselben mit Säu-
ren kocht, ganz einfach von der Auflösung des Kalks ab-
hängig ist, die angewandte Säure löst die Kalkerde auf und
macht dadurch die pektinige Säure frei und auflöslich h.
Wasser. Die gallertartigen Substanzen kommen also am*
in unreifen Früchten vor und w'erden nicht erst durch
Einwirkung von Säuren gebildet.
Beim Vergleich der Zusammensetzung des Pektins
und der pektinigen Säure ergiebt sich kein grosser Unter-
schied, und C ho dn e w war deshalb geneigt, beide für eins zu
halten, worüber er auch immer noch in 2weifel ist. .Doch
schien ihm zuletzt die Eigenschaft, mit Basen, besonders
mit Kalk und Baryt unlösliche» md tuit SiH>er- und Blei-
Versuche M&r das Pektin, 09
oxyd cohsldnte Verbindungen zu bilden, ganz ^tscbeidend
für die Existenz der pektinigen Säure ^u sprechen. Man
kann, sagt er, das Pektin aber vielleicht als unreine pek-
imige Säure betrachten, oder die pektinige Säure als rei-
nes Pektin; die für dasselbe bis jetzt geltende Formel
C»8ijiioa* kann man als richtig annehmen. Diese Zahl
entspricht genau dem von Chodnew aufgefundenen
Kohlenstoff- imd Wasserstoffgehalte.
Was nun die von Fremy aufgefundene Metapeklin-
säure betrifft (welche von Fromberg bestätigt wurde),
so ist C h d n e w geneigt, dieselbe, wenigstens nach der von
Fremy gelieferten Beschreibung ihrer Eigenschaften in
Zweifel zu ziehen. Er erhielt beim Kochen von Pektin
säure mit einem Ueberschuss von Kali, aber auch beim
Kochen derselben mit Mineralsäure, wobei sich nach
Fremy ebenfalls Metapektinsäure bildete, ganz von denen
des Letztern abweichende Resultate und die Behandlung
mit Säure liefert andere Producte als die mit Alkalien.
Esistin der Thatrichtig,sagt Chodnew, dass, wenn man eine
Anflösung von Pektinsäure mit einem geringen Ueberschuss
von Kali kocht, dieselbe nach einiger Zeit ihre Eigenschaft
verliert, mit Säuren gallertartig gefällt zu werden. Es ver-
halten sich, jedoch nicht alle Säuren gleich gegen die
durch Kochen mit Kali erhaltene Lösung: bei Zusatz von
Essigsäure bleibt die Flüssigkeit unverändert, wenn man
sdbst einen grossen Ueberschuss davon genommen hat,
auch wenn man sie selbst wochehlang stehen lasst; Salz-
säure und Salpetersäure aber geben nach kurzer Zeit eine
Trt&itDg und zuletzt einen flockigen Niederschlag. Wenn
man sogleich nach dem Versetzen mit einer der beiden
letztgenannten Säuren Chlorcalcium oder Ghlorbaryum
hiaausetzt, so erhält man immer nach einigen Minuten einen
flockigen durchsichtigen Niederschlag. Auch die mit Essig-
säure öder Schwefelsäure neutralisirte alkalische Lösung
von Metapektinsäure liefert, mit Alkohol versetzt, eine
Oidlerle. Bl^iasueker gieCt in der mit Essigsäure neutral!-
dttien Flüssigkeit > einen gallertartigen Niederschlag, d^r
40 Jahn,
seinen physikalischen Eigenschaften nach, sehr viel Aehn-
lichkeit mit basisch pektinsaurem Bleioxyd hat.
Diese Resultate wurden erlangt, sowohl bei längerem
als kürzerem Kochen der alkalischen Flüssigkeit» auch bei
vermehrtem Zusatz von Alkali. Der erwähnte Bleinieder-
schlag entspricht, nach der damit vorgenommenen Analyse,
genau der Formel C ^ ^ N '^ ® * « + 2 PbO , welches aach
der Ausdruck für das pektinsaure Bleioxyd ist.
• •
Man sieht, sagt C h o d n e w, nach dem Vorhergehenden,
dass, wenn man auch diese modificirte Pektinsäure mit F r e m y
Melapektinsäure nennen will, man doch einen ganz andern
Begriff damit verbinden muss. Die Metapektinsäure ist
keine funfbasische Säure, sie zerfliesst nicht an der Luft
und bildet keineswegs lösliche Salze mit Kalk und mit
Baryt. Sie wird durch Essigsäure gar nicht und durch
Mineralsäure nur nach einiger Zeit und zwar nicht gallert-
artig gefällt; sie verliert jedoch nicht ganz ihre gallert-
artige Eigenschaft, wie die durch Alkohol und Bleizucker
erhaltenen Niederschläge deutlich zeigen.
Beim Kocheh der Pektinsäure aus weissen Rüben mit
verdünnter Schwefelsäure, Salzsäure und Salpetersäure
erhielt nun Chodnew die beschriebene Pektinsäure (odar
Metapektinsäure nach Fremy) keineswegs, sondern es
entwickelt sich; (bei Anwendung von Schwefelsäure wenig-
stens) Anieisensäure, welche in dem überdestillirten Wa^er
gesammelt und Kohlensäure, welche durch Kalkwasser
nachgewiesen werden kann und zuletzt löst sich die Pek-
tinsäure fast ganz unter Bildung einer schwarzen Substanz,
welche sich wie Huminsäure verhält. In der davon ab-
filtrirten Flüssigkeit ist alsdann Zucker gelöst neben einer
Ssiure, welche mit Baryt ein in Wasser lösliches» in Alkohol
dagegen unlösliches Salz darstellt und welche jedenfalls
Aepfelsäure zu sein scheint. Bei Anwendung von concen-
trirten Säuren finden dieselben Erscheinungen statte nur<
erfolgt die Zersetzung der Pektinsäure viel schneller. Mit
concentrirter Salpetersäure wird keineswegs aus Pektin-
säure, wie angegeben wird, Schleimsäure g^Udet; wohl
Versuche über das Pektin. 41
9hec scheint sich diese Säure aus dem Pektin nach
Chodnew zu bilden.
Die Ursache, warum Fremy andere Resultate erhielt,
schdnt darin begründet zu sein , dass derselbe mit einer
Pektinsäure arbeitete, die er aus dem Pektin erhielt, welche
aber nach Chodnew etwas verschieden von derjenigen
Pektinsäure ist, die man beim Kochen von weissen Rüben mit
Alkali erhält; das.Pektin giebt mit einem kleinen Ueber-
schuss von Kali schon nach sehr kurzem Kochen (man
braucht fast nicht einmal zu erwärmen) mit Säuren keine
Gallerte mehr; ja diese Reaction tritt sogar nicht mehr
ein, wenn man zu einer kochenden vom Feuer wegge-
nommenen Pektinlösung Kali setzt Ebenso leicht, sagt
Chod.n6w, wird es durch Kochen mit Mineralsäuren in Zuk-
ker und in eine Säure verwandelt, welche mit Baryt eine lös-
liche Verbindung giebt. Daraus ist es begreiflich, warum
Fremy sagt, dass die Pektinsäure schnell in Metapektin-
säure verwandelt wird. Die lösliche Barytverbindung er-
klärt auch, warum seine Metapektinsäure löslich in Alkohol
und zerfliesslich an der Luft sei.
Die von Chodnew beschriebene pektinige Säure ver-
hält sich in dieser Beziehung verschieden gegen das Pektin,
wenigstens, wenn nicht erwärmt wird. Zu einer Auflösung
der reinen pektinigen Säure wurde ein wenig Kali ge-
setzt und daraus eine Gallerte durch Salzsäure gefällt;
diese zuerst ein paar Mal mit verdünnter Salzsäure und
dann mit Alkohol ausgewaschen. Auf diese Weise darge-
stellte Gallerte löste sich ziemlich leicht in kaltem Wasser
auf, woraus sie mit Säure nicht gefällt wurde und gab
mit essigsaurem Bleioxyd eine Verbindung, die bloss 23,2
Proc. Bleioxyd enthielt. Diese Eigenschaften, welche we-
sentlich die pektinige Säure von der Pektinsäure unter-
scheiden, zeigen, dass die pektinige Säure durch Einwir-
kung des Kalis in der Kälte eigentlich unverändert bleibt.
lieber das Pektin bemerkt Ch. noch Folgendes. Eine
Cösnng des Pektins in Wasser mit einer geringen Menge
von Salzsäure gekocht, färbt sich in kurzer Zeit rosen-
rolh; sie wird daim nicht mehr mit Alkohol gefällt oder
42 J^lm,
giebt nur einen geringen flockigen Niederschlag ' beim
Stehen, wenn sie lange genug gekocht wurde; die Auf-
lösung enthält Zucker. Schwefelsäure färbt beim Kochen
ebenfalls die Pektinlösung rosenroth, aber nicht so sebrä,
wie Salzsäure; die Entstehung des Zuckers findet in die-
sem Falle nach sehr kurzer Zeit statt, selbst wenn die
mit wenig Schwefelsäure versetzte Lösung nur kurze Zeit
im Wasserbad erhitzt wird. Auch hierbei wurde nach
Abscheidung der Schwefelsäure mit kohlensaurem Baryt
ein lösliches Barytsalz erhalten. Salpetersäure aber wirkt
ganz anders auf die Pektinlösung. Die letztere färbt sich
nicht, man erhält ein weisses leicht zu Boden faHendes
Pulver, welches seinen physikalischen Eigenschaften nach
Sdileimsäure zu sein scheint. In dieser Flüssigkeit findet
man keine Spur von Zucker. — Die pektinige Säure ver-
• hält sich gegen Kali und Säuren dem Pektin ganz ähnlich.
Nach Chodnew wird durch die Verbindung der pek-
timgen Säure mit Kalk ein gewisser Grad der Dichtigk^t
der Früchte, ihre Form, bedingt und es ist nach dem Ver-
halten der Gallerte gegen Säuren sehr wahrscheinlich,
sagt er, dass beim Reifen die Zuckerbildung <kher ihren
Ursprung nimmt. Man findet in den meisten Wurzein ,
Früchten, Beeren etc. kein Amylum, weder vor noch nach
demBeifen, woher sollte nun der Zucker gebildet werden,
als aus dem Pektin. Diesel verschwindet beinahe ganz
bei längerer Aufbewahrung der Früchte, während «chon
Braconnot gezeigt hat, dass der Zuckergehalt sich ver-
grössert. Ans dem Safte von ,400 Birnen, die im Herbst
sehr viel Pektin enthielten, wurde von Gh. gegen Ende
des Winters bloss 0,5 Gramme Pektin erhalten. In jenen
Wurzeln, welche kein Pektin enthalten, erleidet aller
Wahrscheinlichkeit nach die pektinige Säure dieselbe Ver-
wandhing in Zucker, wie das Pektin, wie z.B. in den gel-
ben Hüben, welche sehr viel Zucker enUialten, in deren
Saft sich aber kein Pektin findet. Chodnew hat 'auch
das Fruchtmark der Aepfel und weissen Rüben untek*i^icht
•und beide vollkommen gleich gefunden.
Versuche iBi^ das Pektin. 43
Während nun nach Regnault*) die Formel der
Pektinsäore C*^ H^® O** ist, wurde von Fremy eine
andere dafür aufgestellt**), indem derselbe mehr Wasser-
stoff darin Tand, uiid es giebt derselbe überhaupt folgende
Formeln für die Gallertsubstanzen. Er betrachtet
das Pektin als C**H»*0^» + H^O,
die Pektinsäure als C > * H ^ < > * + 2H » O,
^ die Metapektinsäure als Cl * * H ^ * " + 5H « 0.
Bei den Verbindungen dieser Körper mit Basen wird
das Wasser durch eine gleiche Zahl von Atomen der Ba-
sen vertreten, also dass'
das Pektinbleioxyd C»* H^* 0> » +PbO
das pektinsaure Bleioxyd C»*!!'* 0»« + 2PbO
und das metapektinsäure Bleioxyd C**H^*0**+5PbO
ist. (Die Umwandlung des Pektins in Pektinsäure erfolgt
nicht allein nach Fremy unter dem Einflüsse der Basen,
sondern auch durch Pflanzeneiweiss und hieraus erklärt
derselbe zum Theil die Bildung von Gallerte in Pflanzen-
säften. Werden die letzteren nach ihm längerö Zeit ge-
kocht, so wird die Gallerte zerstört, weil das Pflanzenei-
Weis nach und nach seine Wirksamkeit verliert?)
Mulder nimmt nun aber für alle 3 Formen dieser
Gallertkörper, wie oben erwähnt wurde, die Zusammen-
setzung C**-*H**0** an und es ist schon angegeben wor-
den, dass er den Pflanzenschleim (Quitten-, Althae-, Salep-,
Carragheen- und Traganthschleim) als ebenso zusammen-
gesetzt betrachtet. Nach C h o d n e w muss dagegen
das Fruchtmark als C » « H " » »
das Pektin als C» 8 H»*0»*
die peklinige Säure als C^^H*» 0»»
die Pektinsäure als O^Ü^^O^
'die üeberpektinsäure als C* » H» » 0» '
angenommen werden.
*) Mal der 'jB physiologische Chemie, 36. Lieferung, pag. 244.
^ Ibidem und daraus oder vielmehr aus dem Journ. do Pharm,
Hai 1840 in Buchners Repertorium, 80. Band.
(Fortsetzung folgt.)
44 Meurer,
Ein Beitrag zur Toxikologie;
von
Dr. Fr. Meurer.
In der letztern Zeit habe ich mich mit Prüfung der
Wirkungen einiger neuerdings als ßegönmittel bei metal-
lischen Vergiftungen empfohlener Stoffe beschäftigt, und
dabei den mitgetheilten Beobachtungnn theils wider-
sprechende, theils beistimmende Erfahrungen ge-
macht, welche ich beide mir erlauben will hier kurz
mitzutheilen, da es wohl gleich werth voll ist, ein unwirk-
sames Gegengift aus der Heilmittellehre zu entfernen, als
ein wirksames einzuführen. Zugleich hat mich auch die
Untersuchung der einen Reihe von Gegengiften ein voll-
kommen wirksames Mittel gegen Vergiftungen mit rothem
Quecksilberoxyd finden lassen, gegen welches wir bis
jetzt noch keines besassen.
Bei der Versammlung der Naturforscher zu Erlangen
im Jahre 1840 theilte Herr Apotheker Apoiger aus Eich-
städt *) mit , dass er im frisch gelassenen Blut ein Gegen-
gift gegen arsenige Säure gefunden habe; ich erfuhr aber
hierüber nicht früher etwas Näheres > als in diesem Jahre,
wo in Buchners Repertorium **) die dazu gehörigen
Versuche mitgetheilt wurden. Die hier mitgetheilten Be-
obachtungen von dem Hunde, welcher den Arsenik er-
halten, nqch mehr aber die Art das Arsen aufzufinden,
und die im Blute und Harn aufgefundene Menge des Ar-
sens, erregten bei mir, der ich mich doch viel mit der
Aufsuchung' des Arsens in den zweiten Wegen beschäftigt
habe, einige Bedenken, die mich veranlassten, die Ver-
suche nochmals zu wiederholen. Ich begann meine Un-
tersuchung mit der Prüfung der beigefügten Vermuthung
Buchner's, dass nämlich einer der nähern Bestandtheile
^) Amtlicher Bericht Ober die Versammlung der Naturforscher 'und
Aerzte zu Erlangen 1840. S. 69.
*^) Buchners Repertorium der Pharmacie, 2te Reihe, Bd. 37«
H. 2. S. 306-^215.
Beitrag zur Togöikologie. 45
des Blutes mit der arsenigen Säare eine innige Verbindung
eingehe, welche als ganz unlöslich von den aufsaugenden
Gefässen nicht aufgenommen, oder wenn auch aufgenom-
men, doch unwirksam in den Kreislauf gelange, aus welchem
das Arsen dann wieder mit ausgeschieden werde.
Zu diesem Behuf wurden 12 Unzen frisch gelassenes
Blut mit 6 Gran fein gepulverter arseniger Säure und 42
andern Unzen Blut mit eben so viel in möglichst wenig
Wasser gelössten weissen Arsenik, so lange geschlagen,
bis aller Faserstoff ausgeschieden war; dann wurden aus
jeder rückbleibenden Flüssigkeit, durch Zusatz von Glauber-
salz und Filtriren die filutkügelchen getrennt, und endlich
aus dem Durchgelaufenen durch Erwärmen das Eiweiss
ausgeschieden.
Ohngeachtet nur 6 Gran Arsenik auf 42 Unzen Blut
zugesetzt worden waren, so fand sich doch in^dem zu-
letzt übrig bleibenden Wasser das Arsen in
reichlicher Menge, und obgleich bei weiterer Prüfung
jeder der nähern Bestandtheile des Blutes mit Arsen durch-
drungen .war, so war doch keiner derselben im Stande
das Arsen mechanisch oder chemisch ganz in sich auf-
zunehmen.
Da aber Herr Apotheker Apoiger mit 7 Unzen Blot
die Wirkung von 48 Gran Arsenik beseitigt haben wollte,
so war durch den angestellten Versuch wenigstens be-
wiesen , dass das Blut nicht auf chemische Weise gewirkt
haben konnte. Was nun aber die Krankengeschichte an-
langt, wo derselbe einen und denselben Hund, 3, 6, 9,
42 und 48 iGran weissen Arsenik gegeben, und wo dem
nachher gegebenen Blut es zugeschrieben wird, dass der
Hund nicht umgestanden , so kann ich hierauf durch viele
angestellte Versuche erwidern, dass Hunde die oben an-
geführten Dosen von Arsen , ohne sehr bedeutende Zufälle
vertragen; ja selbst die Wirkungen der hier genannten .
stärksten Gaben werden nicht tödtlich, wenn man dem
Hunde Flüssigkeiten, namentlich schleimige, besonders
Milch, fleissig einfüllt oder saufen lässt. — Ich kann also
in üebereinstimmung mit Herrn Professor Prinz, in dessen
Gemeinschaft ich viel Versuche ni^d auch diese anstellte,
46 Meurer,
dem BJatie keine andere Wirkung , als die eines ^chleimigeu'
Vjehikels, und durcheius nicht die eines Gegengifts zugestehn:
Den Arsenik will Apoiger im Blute und Hirn so
aufgefunden haben , dass er diese Substanzen ausgetrock-
net, dann mit gleichen Theilen kohlensaurem Kali upd
einem halben Theil Kohle gemengt und der Subhmation
unterworfen habe. Es schien mir unmöglich; so Arsen auf-
zufinden und noch unwahrscheinlicher, dasselbe quantitativ
zu bestimmen; demohngeachtet schlug ich das Verfahren
ein, aber ohne allen Erfolg. Ich muss daher dies Ver-
fahren verwerfen , bis genauere Beschreibungen mich eines
Bessern belehren: ich muss aber auch, mich auf meine
frühern Versuche berufend *), bezweifeln, dass man das
Arsen in so grosser Menge im Blute und Gehirn aufzufin-
den vermag, da die Ausscheidung des Arsens in der
Leber und in den Nieren sogleich nach der Aufnahme
beginnt. *
Andere Resultate gewann ich^ als ich die von Boa--
chardat und Sandras **) empfohlenen Gegenmittel
gegen Arsenik, Sublimat, Kupfer und Bleisalze näher un-
tersuchte. Dij3 von ihnen empfohlenen Gegengifte sind:
Zink und Eisenfeile, durch Wasserstpff reducir-
tes Eisen und feuchtes Schwefeleisen, was in
Frorieps Notizen fälschlich Schwefeleisenoxydhydrat ge-
nannt wurde.
Was nun die vier vorgeschlagenen Gegenmittel an-
langt; so kann man mit der feinzertheilten Eisenfeile, wiQi
sie jetzt im Handel vorkommt, und mit dem in Wasser
suspendii'ten , durch Fällen erhaltenen Schwefdeisen in
all^n Fallen auskommen; denn die Zinkfeile wirkt bei
ihrer Anwendung gegen metallische Salze sogar nach-
theilig ^ weil sich dann Zinksalze bilden, und das durch
Wasiserstoff reducirte Eisen wird so leicht wieder
oxydirt, dass man leicht in Gefahr gerath^ kann, ein un-
wirksames Gegenmittel anstatt eines wirksamen zu reichen.
^) Archiv der Fharinacie, B. XXVIÜ. S. 92. B. XXIX. S. 104.
B, XXXIII. S. 149.
*«) Froriep, neue Notizen Nö. 660. Juni 1844. (Blitt^lin gÖB^
tM de th^rapie. Octbr. 1843.)
Beitrag zw T<mkologie, ill^
Sätumtltehe hier genamiie Gegeatniltel wurden Hunden
längere Zeit V das Sehwefeleisenhydrat mehrere Woch^
lang von mir gegeben, ohne dass nacbtheilige Wirkungen
sich zeigten ; es wurde nur bei langem Gebrauch die
Kothentleerung etwas träger , wie es wohl beim Gebrauch
von Eisenmitteln vorkommt.
Es wurden nun Sublimat, Arsenik, einige Kupfersals^ei
jedes für sich mit Eisenfeile und Schwef^eisenhydrat,
fileisalze nur mit Schwefeleisenhydrat gemischt, einige
Z^l stehen .gelassen und dann untersucht, aber in keiner
Mischung konnte ich durch Auswaschen, selbst mit heissem
Wasser, auch nur eine S|>ur des angewandten Giftes finden.
Da nun auf chemischem Wege die Zersetzung er-
wiesen war, so wurden Arsenik, Quecksilbersublimat,
schwefeUaures Kupferoxyd und Bleizucker *) in hinreichen-
den Dosis, um einen Hund zu tödten oder wenigstens sehr '
krank zu machen, mit Eisenfeile und Schwefeleisenhydfat
inreicbh'dier Menge gemischt, und Hunden einge^ssen; es
zeigte sich aber bei keinem einzigen Thiere die geringste-
Wirkung der angewandten Gifte^
Wir haben somit und namentlich im Schwefeleisen,
welches durch Fällen eines Eiseüsalzes mit Schwefelam-
monium erhalten, gut ausgewaschen und unter Wasser
aufbewahrt wird, ein Gegenmittel gegen fast alle metal-
lische Vergiftungen wie mich theils bloss chemische, theils
auch physiologische Versuche belehrt haben, namentlich
auchgegen das rothe Quecksilberoxyd, mitweichem
jetzt leichter als sonst Vergiftungen , vorkommen können,
da es in der Technik so häufige Anwendung findet, und
gegen welches wir jetzt nur ein symptomatisches Ver-
fahren anwenden konnten. — . Den hierher gehörigen
physiologischen Versuch , den ich ebenfalls durch die Güte
des Herrn Professor Dr. Prinz an hiesiger Thierarznei-
schule anstellen konnte, will ich kurz noch mittheilen.
Pferde bekommen gewöhnlich nach 45 Gran rothem Queck-
silberoxyd ! schon heftige Kolikanfälle,; ein Pferd jedoch,
*} Beim Bleisacker wurde, wie schon früher angegeben, nur mit
Sehw^fcieisen der Versuch angestellt, da metallisches Elsen
Bkii«abct.BUT JangsfiDi jienMXiW
48 Du Mm,
welchem wir 30 Gran davon gereicht hatten , und welches
>ald nachher feuchtes Schwefeleisen erhielt, zeigte nicht
die geringste Spur von Kolik, sondern es war auch, als
das Pferd bald darauf getödtet wurde, im Magen nichts
von dem Gifte noch eine Wirkung davon zu finden.
Es verdient also das durch Fällen erhaltene, gut aus-
gewaschene und unter Wasser aufbewahrte Schwefeleisen
einen Platz unter den Heilmitteln, noch mehr als das jetzt
nach dem Gesetz vorräthig zu haltende Eisenoxydhydrat,
weil es den Vorzug vor diesem dadurch hat, dass es gegen
alle metallische Gifte wirksam ist. Ich halte es so
vorräthig, dass in einer Drachme der wohlumgeschüt-
telten Flüssigkeit zehn Gran enthaltend sind; diese Flüs-
sigkeit kann dann Esslöffel weis gereicht werden, bis die
Wirkung des Giftes nachlässt; denn wenn auch etwas
mehr gegeben wird, so schadet di^ss nichts, wie die im
Anfang von mir mitgetheilten Versuche beweisen. Ich
würde vorschlagen, das oben angeführte Präparat Ferrum
sulphurafum hydricum zu benennen.
€hemiscbe Notizen;
von
Du M^nil,
f
Geh. Ober-Bergcommissär.
1j Braune Miniatürfarbe.
Sie Miniaturmaler haben, um den bräunlichen Schat-
ten des Fleisches in höchster Zartheit darzustellen, bisher
noch keine Farbe gefunden, die ihren Forderungen ganz
entspräche», so dass die Darstellung einer solchen eine
noch zu lösende Aufgabe blieb. Der Zufall lehrte sie
mich in dem Bodensatz einer vorräthigen Auflösung des
kaustischen Kalis in Weingeist antreffen.
Man verfertigt, um sie darzustellen, einige Pfunde
kaustischen Kalis , pulvert dieses gröblich , digerirt es mit
2 Tbeilen Alkohol und filtrirt die Solution. Wird diese
einige Stunden erhitzt, so bräunt sie sich stark und setzt
ein der Huminsäure ähnliches zartes P^^lver ab, welches
chemische Notizen. 49
auf Papier gesammelt, und mit durch Hydrochlorsäure etwas
gesäuertem Wasser gewaschen, gedachte Farbe darbietet.
Ein dem Obigen ähnliches zartes Braun wird auch
gewonnen, wenn man 3 Theile Zucker mit 1 Theil kausti*
sehen Kalis in einer kupfernen Pfanne bis zum Dunkel-
braunwerden der Masse brennt, sie in Wasser löst, die
Auflösung filtrirt und sie mit Hydrochlorsäure im üeber-
schuss versetzt. Es fällt ein schönes Miniatürbraun nieder,
welches wie das obige gewaschen wird etc.
Man thut wohl, beide Präcipitate noch vor dem völligen
Trocknen vom Papier zu nehmen, weil sie sich sonst sehr
fest ansetzen.
Bekanntlich bedient man sich des Weingeistes, um
das Kali rein von fremden Salzen darzustellen, indem
hiezu die filtrirte weingeistige Auflösung im Silberkessel
verdampft und der Rückstand in glühenden Fluss gebracht
wird etc.; der technislohe Chemiker kann daher hier mit
einer Operation zwei Ziele erreichen , wenn er es wünscht,
nämlich auch erwähnte Farbe dabei bereiten.
Durch die Wirkung des Kalis auft den Weingeist,
oder vielmehr durch gegenseitige Einwirkung beider, er-
leidet dieser eine theilweise Zersetzung und es scheidet
sich aus demselben erwähnte, viel Kohlenstoff enthaltende
braune Verbindung ab (Zuckerhuminsäure). Neben dieser
findet man oft Rhomben vonKalibicarbonat; es muss also
auch zugleich Kohlensäure entstanden sein.
2J üeber Krystallisation der Salze,
Neutralisirt man gleiche Atome Kali und Natron mit
Salpetersäure und lässt man das Salz aus der Auflösung
krystallisiren , so schiesst zuerst das Kalisalz an und
das Natronsalz folgt. Geschieht die Neutralisation mit
Schwefelsäure, so zeigt sich das Natronsalz zuerst. In
beiden Fällen entledigt sich die Auflösung vorher der
lange Gestalten bildenden Salze; ob dieses in mehreren
zutrifft, darüber fehlen bis jetzt die Erfahrungen.
■♦» • ) < • t> '
Arcb. d. Pharm. XCY. Bd«. 1. Hfl. 4
50 üeber Fermentoleum Chaerophylli.
lieber Fermentoleum Ghaeropbylll;
von
Dr. L. F. Bley.
60 Pfund blühendes Kraut von Chaerophyllum syl-
vestre lieferten nach der Gährung in Wasser durch Destil-
lation ein Destillat, welches im Geruch an Fliederwasser
und Schafgarberiwasser erinnerte. Das Wasser ward mit
Kochsalz versetzt, mit Aether anhaltend geschüttelt, der
Aether abgeschieden und destillirt. Im Rückstande blieb
das Fermentol etwa eine Drachme betragend von folgen-
den Eigenschaften:
Farbe braun wie OL Absinthii: spec. Schwere: auf
Wasser schwimmend; Geruch stark und durchdringend, eigen-
thümlich, doch auch andern Fermentolen ähnlich ; Flüchtigkeit
sdir gross, denn bei + 48® der Lufttemperatur in Löffel
gegossen, war von ein Paar Tropfen nach einer Minute kaum
noch eine Spur zu sehen ; Geschmack aromatisch, nicht bitter
noch widerlich, ein wenig kratzend im Schlünde.
üeber die Weingeistflamme im Silberlöffel gebracht,
fasste es schnell Feuer, brannte mit heller weisser Flamme
unter sehr geringem Russabsatze und Entwickelung zum
Husten reitzenden Dampfes, ein wenig Kohle gebend, welche
beim Erhitzen ohne Spur verbrannte.
In Alkohol leicht löslich, eben so in Aether ; in Wasser
wenig löslich.
Mit Salmiakgeist ein milchiges Gemisch darstellend-
Mit Chlorwasser sich entfärbend und in gelbe Flöck-
chen zertheilend, ohne den Geruch einzubüssen.
Mit rauchender Schwefelsäure sich braunroth färbend,
ohne seinen Geruch zu verändern ; beim Zusätze von Was-
ser milchige Mischung darstellend.
Mit rauchender Salpetersäure heftig aufbrausend, wie
kochend, sich stark erwärmend, den Geruch in einen Harzge-
ruch verändernd, beim Zusätze von Wasser röthlich-gelbe
Harzflöckchen absondernd von starkem aromatischem Harz-
geschmacke, ohne bittern Beigeschmack ; die Flüssigkeit er-
schien dicklich. Mit Jod nicht ful mini rend, dasselbe auflösend.
Mit fetten und ätherischen Oelen mischbar. Harze lösend.
■ MX i O -
51
II. Jüonatslierlclit.
Einwirkung der schwefligen Säure auf die alkali-
schen Sulfide.
Langlois beschäftigte sich neuerdings viel mit den
Verwandlungen, welche schweflige Säure in den Auflö-
sungen der ersten Schweflungsstufen der Alkalimetalle
hervorbringt und erhielt ungefähr folgende Resultate.
Durch Kochen von Quecksilber mit Schwefelsäure er-
haltene schweflige Säure wurde in eine concentrirte Lö-
sung von Einfach- Seh wefelbaryum geleilet. Im Anfange
veränderte sich die Flüssigkeit nicht, allein nach einiger
Zeit erwärmte sie sich, wurde trübe und von ausgeschie-
denem Schwefel gelbhch gefärbt. Schwefelwasserstoffgas
entwickelte sich gar nicht. Der Niederschlag in der Flüs-
sigkeit bestand aus unterschwefligsaurem Baryt und
Schwefel. Mit kochendem Wasser liess sich das Salz
völlig vom Schwefel trennen. Die Analyse des reinen
Salzes gab die Formel B a O, S * * + H » O, welches
völlig den frühern Untersuchungen entspricht. Der ge-
bildete Schwefelniederschlag war fast genau die Hälfte
des im Schwefelbaryum enthalten gewesenen Schwefels.
Einfach - Schwefelstrontium wurde eben so, wie das
Schwefelbaryum behandelt. Es entwickelte sich aber da-
bei Schwefelwasserstoffgas. Der gefällte Schwefel betrug
ebenfalls die Hälfte des im Schwefelstrontium enthaltenen.
Einfach -Schwefelcalcium und Schwefelmagnesium ga-
ben dieselben Resultate, wiö die vorhergehenden Sulfide.
Einfach -Schwefelkalium dagegen gab eine ziemliche
Menge unterschwefelsaures Kali. War die Schwefelkalium-
lösung sehr concentrirt, so geschah die Einwirkung ziem-
lich rasch, die Temperatur stieg schnell auf + 50 bis 60®.
es wurde Schwefel und Schwefelwasserstoffgas frei. Nach
dem Abkühlen de» Flüssigkeit schied sich weisses kry-
stallinisches unterschwefelsaures Kali aus. Nach frühern
von M. Plessy angestellten Beobachtungen lässt sich
annehmen, dass sich zuerst unterschwefligsaures Kali bilde,
welches dann in das unterschwefelsaure Salz verwandelt
wird.
Schwefelnatrium verhält sich fast eben so, wie vor-
hergehendes, nur dass sich das unterschwefelsaure Natron
nicht gleich krystallinisch ausscheidet. Dampft man die
Lösung weiter ab, so scheidet sich Schwefel und schwef-
lige Säure aus und es krystallisirt ein Gemenge von un-
twsohwefligsaorem und schwefelsaurem Natroa Auch
4*
53 Eimoirkung des Chlors auf Oxyde und Salze,
dann konnte kein genügendes Resultat erhalten werden,
als wässeriges zweifach schwefligsaures Natron nriit Schwefel
erwärmt wurde. Die Flüssigkeit gab beim Concentriren
Krystalle von unterschwefligsaurem und schwefelsaurem
Natron. Bei der Einwirkung der schwefligen Säure auf
Einfach-Schwefelnatrium bildet sich zuerst unterschweflig-
saures Natron, beim fortgesetzten Hineinleiten der Säure,
unterschwefelsaures Natron und endlich beim Erwärmen
dieser Flüssigkeit, schwefelsaures Natron, schweflige Säure
und Schwefel. {Compl, rend. XX, — Pharm. Centrol.No. 51,
1845J B.
Einwirkung des Chlors auf Oxyde und Salze.
Williamson beschäftigte sich in neurer Zeit mit
den bei Einwirkung von Chlor auf Oxyde und Salze ent*
stehenden Verbindungen. Er Hess einen gewaschenen
Strom von Chlorgas bis zur Sättigung durch concentrirte
Barytlösung streichen, schüttelte dann zur Entfernung des
freien Chlors mit atmosphärischer Luft, übersättigte die
nach unterchlori^er Säure schmeckende Flüssigkeit mit
Ammoniak, und ^ällte das Chlor mit salpetersaurem Silber-
oxyd, den Baryt aber durch Schwefelsäure.
Bei drei Versuchen erhielt er im Mittel 822 Chlor auf
957 Baryt oder ziemlich 2 Aequivalent
Der Verfasser schloss aus mehrern Versuchen, dass
in der ursprünglichen mit Chlor imprägnirten Flüssigkeit
die ganze Menge der Basis mit dem Chlor sich zu Chlo-
rid verbunden hatte, während die unterchlorige Säure
frei war und bewiess, dass, wenn 2 Aeq Chlor mit 1 Aetf.
Baryt in Verbindung kommen, das eine Aeq. davon sich
mit dem Baryum. das andere mit dem Sauerstoffe des Ba-
ryts verbindet.
Wurde die mit Chlor übersättigte Barytlösung mehr-
mals mit atmosphärischer Luft gescnüttelt, so verschwan-
den der Gerucn und die Farbe des, Chlors fast ganz.
Konnte dagegen starkes Licht einige Zeit darauf fallen,
so erschien Farbe und Geruch des Chlors wieder. Blieb
sie längere Zeit im Lichte und wurde noch etwas er-
wärmt, so wurde die Zersetzung vollständig und es hatte
sich viel chlorsaurer Baryt gebildet.
Die Flüssigkeit enthielt nun 493 Chlor auf 940 Baryt
Der Verfasser behandelte nun Kalilauge ebenfalls mit
Chlor und fand, dass auf 590 Kali 677 Chlor oder auf
2 Aeq. Kali 3 Aeq. Chlor kommen.
Auch bei der Einwirkung von Chlor auf kohlensaure
3alze bildete sich unterchlorige Säure, die man von der
S(üpeiergemnnung bei der SeifenfabrikaticrL 53
Flüssigkeit abdestilliren konnte und der Verfasser hält
diess für die beste Methode, um unterchlorige Säure zu
gewinnen. Er em]3fiehlt vorzüglich den kohlensauren
Kalk, da sich dabei weniger Chlorsäure bildet^ als bei
andern Basen.
Wurde dreilach - basisch phosphorsaures Natron mit
Chlor bebandelt, so bildete sich ebenfalls unterchlorige
Saore und Chlornatrium. AehnHch verhielten sich das
sewöhnliche phosphorsanre Natron und schwefelsaures
Natron.
Auch die schwefelsauren Salze von Kupferoxyd, Eisen-
oxyd, Zinkoxyd, Manganoxydul, Bleioxyd wurden bei Ge-
genwart von Wasser von Chlor auf ähnliche Weise zer-
setzt. Ferner Alaun, chromsaures Kali, Borax, essigsaures
Bleioxyd, salpetersaures Kah'.
Der Verfasser schloss aus der Analogie, dass ähnliche
Zersetzungen wie durch Chlor auch durch Cyan her-
vorgebracht weiden möchten, und fand wirklich, dass
Shosphorsaures Natron durch dieses Gas zersetzt wurde,
ie Flüssigkeit lieferte bei der Destillation Blausäure;
Gyansäure hatte sich hingegen nicht gebildet. (Lond Edinb.
and DubL Phil. Mag. — Pharm. Centrbl. No. 48. 1845.) B.
Salpetergewinuujig bei der Seifenfabrication.
Reib st ein schlägt vor,, zum Aussalzen der Seife
statt des Kochsalzes Chilisalpeter anzuwenden und so Sal-
peter als Nebenproduct zu erhalten. Nach dem Aussalzen
mit Chilisalpeter ist, um den üeberschuss von salpeter-
saurem Natron zu zerlegen, etwas Pottasche der (Jnter-
lauge zuzusetzen. Die Unterlänge wird dann zur Kry-
stallisation abgedampft, wobei man die sich bildenden
Kochsalze und Schaumhäutchen beseitigt. Nach der ersten
Krystallisation wird die Mutterlauge concentrirt u. s. w.
Der erhaltene Salpeter wird wieder in Wasser gelöst und
so lange mit kohlensaurem Kali versetzt, als noch ein
Niederschlag entsteht, und nochmals krystallisirt. (Polyt
Centrbl. 1845. 9 H.) B.
Zersetzungsproducte der phosphorsauren Magnesia*
Schaffner stellte zunächst die zweibasische phos-
Ehorsaure Magnesia dar durch Vermischen verdünnter
ösongen von phosphorsaurem Natron und schwefelsaurer
Magnesia. 24 dtunoen der Ruhe überlassen, kryslallisirte.
54 Darstellung des durch Wasserstoffgas redue. Eisens.
es in seidenglänzenden Nadeln heraus, welche völlig ge-
schmacklos und in kaltem Wasser beinahe unlöslich sind.
Dieses Salz verlor bei gewöhnlicher Temperatur über
Schwefelsäure 8 Atome, bei 480* — i90^ abermals 6 Atome
und beim Glühen noch i Atom Wasser. Die Phosphor-
säure wurde durch Fällen mit Blei, Zersetzen des phos-
phorsauren Bleioxyds mit concentrirter Schwefelsäure und
Alkohol aus dem Verluste berechnet. Die Magnesia wurde
als phosphors. Magnesia-Ammoniak gefällt. Hieraus ergab
sich nun folgende Zusammensetzung:
PO 5,2 MgO,Aq+ 6A(i + 8aq.
Wird nun dieses Salz fein gerieben, und mit Wasser
gekocht, so röthet die FlüssigKeit Lackmuspapier stark
und es setzt sich ein schweres Pulver zu Boden. Kocht
man so oft mit erneuertem Wasser, bis die Flüssigkeit
nicht mehr sauer reagirt, so ist das Pulver unlöslich in
Wasser, leichtlöslich in verdünnten Säuren, mit Ausnahme
der Essigsäure, worin es sich etwas schwierig löst, und
wodurch es sich von dem ursprünglichen Salze unter-
scheidet.
Bei 100® getrocknet, verlor es bei weitem kein Aequi-
valent Wasser; bei 180<^ 23 Proc; beim Glühen abermals
9,40 Proc. Wasser. Die Phosphorsäure und Magnesia
wurden wie oben bestimmt.
Aus der procentischen Zosammensetzang liess sich
folgende Formel ableiten:
P0^3MgO,2Aq+6Aq.
Die beim Kochen erhaltene saure Flüssigkeit giebt
auch nach starkem Eindampfen keine Krystalle, wird jeNdoch
beim Verdunsten über Schwefelsäure zu einer zähen, stark
sauer schmeckenden Ma^se. Diese mit Alkohol behandelt
scheidet ein unlösliches Pulver aus und die Flüssigkeit
enthält freie Phosphorsäure. fAnnal. der Chem. u. Pharm.
Bd. 50. p, 145.J Bz.
1 1» 1 1» «II
Darstellung des durch Was8ersto%as redacirteaa
Eisens.
Thibierge d. J. giebt in dieser Beziehung eine Vor-
schrift, durch deren Befolgung jede Gefahr einer Explo-
sion beseitigt ist, indem mehrere Flintenläufe angewendet
werden, und so, dass zunächst das WasserstoflFgas in Ballons
mit Wasser, Aetzkalilauge, einer Azotatsilbersolution, und
2uletzt in eine leere Flasche geleilet wird, um in letzterem
^ia Feuchtigkeit abzugeben (weshalb nicht hier Chlorcakwm
VerSnd, Aei Quecksilberchlorids durch versch. Präp. S5
in Substanz?) Dieses Wasserstoffgas zerlegt dann das in den
Flintenläufen vorhandene Eisenoxyd. — Durch kunstgerecht
applicirte Hähne wird Wasserstoffgas aus den, mit den Flin-
tenläufen in Verbindung stehenden Apparaten durch Ein-
wirkung von verdünnter Schwefels, auf ^ink (?) entwickelt. —
Bemerkung: Die Gefahr einer Detonation kann in
der Regel durch Wasserdünste, welche das H. begleiten,
entstehen, deshalb auch Ca Cl im letzteren Recipienten
zugegen sein muss. -^ (Journ, de Pharm, etc. de Chim.
Aout 1845. pag. 132: etc.) Wüting.
Veränderung des Quecksilberchlorids durch ver-
schiedene Präparate.
Lepage berührt verschiedene Umstände, indem der-
selbe zugleich als Basis den Versuch von BouUay
annimmt, dem zufolge Quecksilberchlorid durch — Zucker-
syrop in Chlorür umgewandelt wird, welches bekanntlich
vielseitig bestätigt ward. — Mialhe namentlich neuer-
dings — und zwar so, dass der Syrup sofort beginnt den
Calomei zu bilden, so dass dieses zu Boden ^ällt, und
dÄSs selbst aromoniakalische, sowie andere Chlorverbin-
dengen diesen Process nicht hemmen, eben so, wenn
etwas Chlorwasserstoffsäure hier hinzugefügt wird. Auch
der Syrup von Sassaparille bewirkt dasselbe. — Reiner
Zuckersaft veranlasst dagegen keine Zerlegung, wie sowohl
der Verf. als auch Mialhe fanden. Die sch'leimigten Be-
standtheile seien hier nur Ursache. — Bemerkenswerth ist
es noch, dass Quecksilbercyanid und Quecksilberjodid
keine Veränderungen dieser Art erleiden. (Journ, de
Pharm, et dt Ghim. Juillet 1846.)
Bemerkung. Ich habe bereits früher über Zerlegung
des Hg Cl^ und auch anderer metallischer Verbindungen,
QDter Linfluss gewisser organischer Substanzen in Tromms-
dorff's Taschenbuch für Pharmacie Beobachtungen gelie-
fert, welche diesen zu vergleichen sind. Wüttng.
Doppelsalz; aus Quecksilberchlorid und essigsaurem
Kupferoxyd.
Prof. Wohl er theilt die von Hütteroth im Göttinger
Laboratonum ausgeführte Analyse dieses Doppelsalzes mit,
welches durch Vermischen von neutralem essigsaurem
Kupferoxyd mit einer Lösung ven Quecksilberchlorid nach
längerem Stehen entstanden war. Es setzt sich allmälig
d6 Aurum mur. nai\ Modifie, d, M&rA'seken AppärtUs.
in strähligen llalbkogeln von aasgezeichnet schöner tief-
blauer Farbe ab. In kaltem Wasser so sut wie unlöslich,
in siedendiem verwandelt es sich in ein hellgraues Pulver,
während das Wasser Quecksilberchlorid aufnimmt. Es
besteht aus
2 Aeq. Quecksilberchlorid und
1 Aeq. basisch - essigs. Kupferoxyd.
Ä 2CuO,Ä + 2HgCl» oder auch vielleicht
(CuO + HgCP)+(CuO,A+HgCl*).
(Annal aer Chem. u. Pharm. Bd. 51. p. 142 J Hz.
Auruin muriaticum natronatum.
Dieses Salz verschiedener P4iarmakopöen ist nacb
Hopfer de TOrme' ein Gemenge von Figuier's Salz
4* Na Gl ^, und besteht nicht aus einem Gemenge von Gold*
Chlorid und Natriumchlorid, wie häufig angegeben wird
Die Menge, welche man iiach der hessischen Pharmakopoe
mit Anwendung von (0 Tb. Gold und 9 Ib. Kochsalz er-
hält, entspricht dieser Zusammensetzung genau, aber durch*
aus keinem Gemenge von Goldehlorid oder Chlornatrium.
Man kann allen Vorschriften genügen,- wenn man das Säte
Figuier's mit der mehr verlangten Men^e Kochsalz
direct durch Zusammenreiben verbindet ; wobei ohne Zwei-*
fei kein Wasser abgeschieden wird, sondern das verlangte
trockne Pulver erhalten werden muss. (Atmal. de Chem,
u. Pharm. B. 53. p. 427.) Hz.
Modification des Alarsh'schen Apparats«
Nach Blondlot nimmt man am besten eine Woulf*
sehe Flasche, steckt durch die eine Oeflfnung eine Röhre^
wodurch die zu untersuchende Flüssigkeit eingegossen
wird, durch die andere die Gasentbindungsröhre, deren
Einrichtung man nach Belieben ändern kann, und durch
die dritte einen Korkstöpsel, in welchem ein Glasstab be-
guem auf und nieder geschoben werden kann; ohne aber
as durchzulassen. An dem Glasstabe befestigt man einen
Zinkstreifen spiralförmig und durch die Beweglichkeit des
ersteren hat man die Gntwickelung des Gases ganz in
seiner Gewalt. (Frorieps N. Notiz. Bd. 35. p. 2d6j Hz.
■ MM i M i
umwand. cL Asparagüis etc. Darstett. d. Beinzoesäure. S7
Umwabdluiig des Asparagins in benisteinsaures
Ammoniak.
Nach Piria enthält dieBuffbohne (ViciaFaba) Aspa-
ragin. üeberlässt man aber den Saft derselben derGäh-
rung/so sieht man in der Flüssigkeit unter dem Mikroskope
viele Infusorien und das Asparagin verschwindet, statt
dessen aber fand Piria nachher bernsteinsaures Am-
moniak. ( Verh, der üal. NcUurf. t8i4. — ReperL der Pharm.
Bd. 38. H. 3.) B.
Darstellung der Benzoesäure.
JohnStenhouse empfiehlt, das feine Benzoepulver
mit seinem eignen Gewicht gut gelöschten zerkleinerten
Kalk zu verbmden. — Man fugt sodann Wasser hinzu,
und wiederholt diese Operation > bis der benzoesaure Kalk
Tollkommen aufgelöst erscheint. — Es wird sodann die
fillrirte Lösung bis zu einem sechsten Theile abgedunstet»
und mit einer concentrirten Auflösung von Calciumchlorid
versetzt. — Man zerlegt demnächst die siedende Flüssig-
keit mit einem geringen Uebersehuss von Gblorwasser*
stdffsäure, und fährt fort, bis alles Ghlor (?) verdunstet ist.
Nach dem Erkalten setzen sich nur wenig gefärbte Krystalle
ab, da durch das Chlor (?) schon eine grössere Entfärbung
statt fand. Die erhaltenen Krystalle besitzen jedoch noch
immer eine harzige Substanz. -^ Sie wird durch wieder-
holte Behandlung mit Wasser und animalischer Kohle
entfernt. — fJoum. de Pharm, et Chim. Mai 1845, pag. 357 J
' Witting.
Prüfung des Weinessigs auf Schwefelsäure.
Rudolph Böttger's Untersuchungen (im Journal für
praktische Chemie 24 Heft 4. 254) dieserhalb sind auch
anderweitig geprüft, und hier ist namentlich bemerkt, dass
jeder Essig, ohne verfälscht ^u sein, schwefelsaure Ver-
bindungen enthalten kann. — Die Barytsalze (weshalb
nicht auch essigsaures Bleioxyd etc.?) sind in dieser Be-
ziehung weniger förderlich, wohl aber eine Lösung von
Calciumchlorid, welche keine absichtliche Verfälschung
des Essigs mit Schwefelsäure deshalb andeutet, da zu«
fällige des Wassers in so geringer Menge nicht davon
afßcirt werden, selbst bei Eriiitzung. -^ Dieses findet
jedoch bei einer absichtlichen Verfälschung (etwa -^^j^
der Flüssigkeit) mit SchwefelsäureHStatt. — Dagegen wird
freie WeiDsteinsäure^ oder zweifach weinsteinsaüres Kali^
58 Prüf. d. Weinessigs auf SckiJoefeU. üeber cL AdiäMn,
nicht durch Galciiimchlorid zerlegt, in der Beziehung in-
teressant, wenn vielleicht beide Substanzen hinzugemischt
sein sollten.
Bemerkung. So wie auch schon anderweitig hier-
über Zweifel entstehen müssen, eine genaue Grenzlinie
rücksichtlich der Verfälschung anzugeben, dürfte jeden-
falls neben diesem Verfahren auch dasjenige mit Baryt-
verbindungen nicht ausser Acht zu setzen sein, und
hier ist leicht eine vergleichende Untersuchung, rück-
sichtlich der schwefelsauren Salze — welche im ge-
wöhnlichen Wasser sind zu machen. — Tund KO + T '^
im Ueberschuss so zugesetzt, dass hindurch Säure hervor-
gerufen werde, ist selten anzunehmen. (Jaum. d. Pkarm.
ei de Chim, Aout 1845, p. li3.J Witting.
lieber das Achillein.
Zanon hat in der als Volksmittel gegen Wechsel-
fieber gebrauchten Schafgarbe {Achillea Mülefolium L.)
eine eigenthümliche Substanz, die er Achillein nennte ent-
deckt. Um sie darzustellen, wird in einem saturirten De-
coct der Pflanze die in demselben enthaltene freie Säure
durch Zusatz von Kalkhydrat neutralisirt, die färbende
Materie durch thierische Kohle gefällt und die filtrirte
Flüssigkeit bis zur Trockne abgedampft. Das Extract wird
nun mit heissem wasserfreiem Alkohol zu wiederholten
Idalen behandelt» die erhaltenen Spirituosen Extracte im
Marienbade unter Zusatz von etwas Wasser bis zur Trocken-
heit abdestillirt. Der Rückstand ist Achillein; es stellt
eine trockne extractartige Substanz dar von gelbbrauner
Farbe, eigenthümlichem Geruch, bitterm nicht unange-
nehmem Geschmack; es zieht die Feuchtigkeit aus der
Luft an und wird weich, ist vollkommen löslich in heissem
Alkohol, unlöslich in Schwefeläther, werden jedoch dem
Aether einige Tropfen Achilleinsäure zugegeben, so erfolgt
die Lösung unmittelbar. In Wasser löst sich das Achil*
lein sehr leicht auf und bildet eine goldgelbe, nicht ganss
durchsichtige Flüssigkeit. Puppi hat diese Substanz in
der Gabe von \ Drachme für den Tag in mehreren Fallen
von Wechselfieber mit gutem Erfolge angewendet. (Ana,
unmtfs, di Med, 1845. M.— Pharmae. CerUr,-BlaU 1845.
No. d2j B.
Einige angestellte Versuche haben dargethaci, dass die*
sed Aehillein ein von dem Phyliochlor, sowie den gtinit
lEiigen Tbeilen ^etnigtes Extraet ist, welches gewiss ^
fOriügUobe Wirksamkeit des Miiiefoliumi ia iich v^»^
Zusammen^, df. wesentlichen Oeles vom schwarzen Senf. 39
etnigt. Die Anisbeiite ist tndess sehr gering, denn ein
Pfand des Krautes, welches etwa 20 Procent durch Infu-
sion erhaltenes Extract giebt, liefert nur eine Ausbeule
von 2,5 Proc. Achillein. Jedenfalls ist dieses Achillein
noch ein Gemeng von verschiedenen vegetabilischen Sub-
stanzen im Extractivstoff, Spuren von ätherischem Oeie
und pflanzensauren Salzen und möchte eben so wenig als
das Le Rogersche Digitalin diesen Namen verdienen, da
man durch den Namen leicht versucht werden dürfte an
Alkaloide oder doch ähnliche Stoffe als Chinin, Salicin etc.
zu denken. Passender würde man sie mit dem Namen
Es^raci, Mülefolii depwraL spirituos, belegen. Die Achillea-
säure möf^te wohl nichts anderes als Aepfelsäure sein. B.
.»^».»»^i— »
Znsammensetzung des wesentlichen Oeles vom
schwarzen Senf.
Nach H. Will enthält das wesentliche Oel des schwar-
zen Senfes ebenso wie dasjenige der bittern Mandeln,
merkwürdige organische Verbindungen, welche in den
Pflanzenproducten noch nicht vorher gebildet sind.
Es ist unmöglich, sie durch Destillation oder Behand-
lung mit Alkohol etc. auszuziehen, wenn nicht vorher die
Samen erhitzt wurden.
Die Abhandlung des Herrn Verfassers enthält der
Hauptsache nach Folgendes.
Die Verbindung, welche man durch Destillation des
schwarzen Senfes, nach vorheriger Einweichung des Sa-
mens mit kaltem Wasser erhält, ist eine der bemerkens-
werthen der organischen Chemie. Charakteristisch ist
hier der Gejialt des Stickstoffes und Schwefels. — Beide
Bestandlheire hat man übrigens in den Cruciferen über-
haupt angetroffen (Lassaigne macht besonders darauf
aufmerksam, wie sich der Schwefel schon dadurch an-
deute, dass bei der Destillation des Samens mit Was-
ser in den Apparaten aufgehängte Leinwand mit essig-
saurem Bleioxyd getränkt, bräunlich - schwarz gefärbt
erscheine. W,) nur mit Ausnahme des Meerettigs. — uebri-
geos geben auch andere Pflanzenproducte, z. B. Knob-
lauohsknoUen, ähnliche geschwefelte Producte, denen sich
einige Harze von Umbelliferen, so wie die Blumen des
weiblichen Hopfens anreihen.
Die ersten Untersuchungen über den schwarzen Senf-
samen woffd^ von Dumas uad P^louze aogesteUt. -^
Sie stelUen die Elesoentar- Analyse des reinen Oeled ao>
in w«teh«m Bio eine bemerkenswerthe Verbindung aA
so Zusammens. d. ivesetfUlichen OeleM fxnn schwarzen Seirf.
AmmoQiak auffanden. — Robiquet und Bussy machlea
die Entdeckung, wie durch Behandlung des Senfötes noiit
Quecksilberoxyd der Schwefel vom Ammoniak weggeschafft
wird, und demnächst eine syrupartige MassQ verbleibt,
welche die Eigenschaflen einer energisch- salinischen Basis
besitzt. '— So fand Simon, wie Bleioxyd den Schwefel
binde» und eine krystaUinische Substanz, Sinapoline, ge-
wonnen werden könne.
Das vom Verfasser benutzte, durch Hrn. Zeise in
Altena angefertigte Senföl, besitzt im unreinen Zustande
gewöhnlich eine nell citronengelbe Farbe, bricht die Licht-
strahlen, ist mit einem durchdringenden Gerüche begabt,
wobei bekanntlich schon die Exnalation die Augen an-
greift. — Mit der Zeit wird es dunkler durch Behandlung
mit Calciumchlorür, und im Glasapparate destillirt, er-
scheint es farblos und sehr flüssig. Jedoch schon nach
einigen Ta^en im verschlossenen Gefässe dem Lichte aus-
gesetzt, wird es dunkler, wobei sich ein orangeartiger
örper sondert — etwa 0,200 Gramm aus einer Unze. —
Das specifische Gewicht ist nach Dumas 4,045 bei
20^ C. Nach Robiquet und Bussy wird beim Erhitzen
des Senföles nach mehreren Stunden bei 400^ G. ein zwei-
tes Product erhalten. — Will fand bis zu 430« C. erhitzt,
dass ein farbloses Oel übergehe, und in der Retorte eine
geringe Menge einer bräunlich - schwarzen harzigen Ma-
terie verbleibe. ^
Löwig hat bereits bemerkt, wie das Senföl vom
Sauerstoff frei sei. In 400 Theilen wurden gefunden:
Kohlenstoff 48,37, Wasserstoff 5,03, Stickstoff 44,47,
Schwefel 32,48. Nach Will beträgt die spec. Dichte des
Dunstes vom Schwefel = 3,54. — Es folgen nun eine Reihe
interessanter Versuche. — Sie beginnen mit der Einwir-
kung des »Ammoniaks auf das Senföl«.
Wenn man etwa das Vierfache seines Volumens mit
concentrirt flüssigem Ammoniak (möchte doch stets in sol-
chen Fällen das spec. Gewicht nicht ausser Acht gelassen
werden 1 Wg.) vermengt, so verschwindet nach und nach
der Senfölgeruch, wobei P^louze und Dumas die Bil-
dung einer merkwürdigen krystaltinischen Substanz wahr-
nahmen. Sie bildet sich nach einiger Zeit. — Schneller
bilden sich die Krystalle, wenn zur Masse noch Ammoniak-
gas geleitet wird bis zur Sättigung. — Die Mutterlauge
von den Krystallen giebt nach Verdunstung des über-
schüssigen Ammoniaks und nach Erhitzen mit animalisdier
Kohle, Filtriren etc. eine farblose Flüssigkeit, welche sich
ganz zu Krystallen umwandeln lässL «***» Die krystaUioifcbö
Zussammens. d, weseniliehen Ödes vom sc^waram Sehf. (H
Substanz ist das einzige Product von der Einwirkang des
Ammoniaks auf Senföl. Mehr löslich im heissen als kalt^
Wasser; desgleichen löslieh im Alkohol und Aether. —
Will ist nicht der. Meinung von Dumas und P^louze,
dass dieser Körper eine indifferente Substanz sei. oder
vielmehr analog^den Amiden, sondern mehr eine organische
Baisis, indem selbige Verbindungen mit gewissen Metall«
Chloriden (Platin, Merkur), wie auch mit gasförmiger Chlor-
wasserstoffsäure eingeht. — Der Verfasser schlägt den
Namen »TVifowiammtn« vor. Diese Substanz ist geruch-
los im reinen Zustande, besitzt eine hervorstechende Bit-
terkeit, die Auflösungen üben keine empfindliche Reaction
aaf vegetabilisdie Farben öus. Die Krystallform ist dem
Baryt verwandt. — Sie schmilzt unter dem Siedpuncle
des Wassers, geht mit Schwefel-, Salpeter-, Essig- und
Oxalsäure keine festen Verbindungen ein u. s. w. Sie be-
sitzt nach Will die Formel C« H* NS^ +NH' =C8H»
N*S*. Mit den Chloriden des Platins und Quecksilbers
geht das TMomrmamin' Yerhmäutigen ein.
Robiquet und Bussy haben früher gefunden, (wie
oben erwähnt), dass durch Einwirkung von Quecksilber-
oxyd auf die Verbindung des Senföles mit Ammoniak der
Sohwefelgehalt dem Metalle verbleibt, wobei jedoch dem
Producte noch eine organische Substanz verbleibt, welche
den Charakter einer Salz basis trägt. Simon experi-
mentirte mit Bleioxydhydrat und fand ähnliche Vernält-
Aisse. Will giebt als eine leichte Methode an, um den
basischen Körper, den er als yiSinammtnai bezeichnet, zu
trennen, dass man Thiosinnamtn mit frisch gefälltem und
80t ausgewaschenem Bleioxydhydrat verreibt, und die
lasse im Damf)fbade erhitzt, bis eine geringe Menge
dessdben mit vielem Wasser vermengt und fiitrirt, sich
nicht mehr durch einen Zusatz von Kali und frischem
Bleioxyd schwärzt. Nach vollendeter Zersetzung behan-
delt man die Masse mit Wasser und demnächst mit heissem
Alkohol wiederholt. Im Wasserbade verdunstet, verbleibt
ein farbloser Syrup, aus welchem nach mehreren Monateü
schön geformte, glänzende Krystalle anschiessen. — Im
ungeleimten Pliesspapier werden sie getrocknet — und
bilden so Tetraeder, auch das Hydrat der gedachten Ver-
bindung, während sie bei 100° C. erhitzt (auch im luft-
leeren Räume über Schwefelsäure) den Wassergehalt ver-
lieren. — Als Hydrat sind 9^84 Aq zugegen. Einige
Verbindangen des Sinnamin mit Merkur- und Platinchlond
werden weiter beschrieben. Es folgen auch Versuche über
die Einwirkung verschiedener Gasarten auf jene Substa&z,:
fö Zusammens. d. wesentlichen Oeles vom schwarzen 5en/!
welche als eine zweifache Basis des Körpers C^H^N mit
NH* betrachtet werden kann.
Für sich in einer Retorte im Oelbade bei 460» C. er-
hitzt, wird sie ohne sich zu' schwärzen, zerlegt. — Noch
bis 200° C. entwickelt sich Ammoniak. — Der gelbliche
Rückstand ist namentlich in Chlorwasserstoffsäure auQös-
lieh. Ammoniak erzeugt eine wolkige Trübung damit.
Der Niederschlag aus dieser Flüssigkeit wird durch Wärme
in eine harzähnliche Masse umgewandelt, von schwach-
alkaKscher Beschaffenheit. — ßie chlorwasserstoffhaltige
Auflösung erzeugt mit Platinchlorid einen gelben, Queck-
silberchlorid einen weissen Niederschlag.
Schwefelwasserstoffgas zeigt auf krystallis. Sinammin
eine besondere Einwirkung bei der Erwärmung, wobei zu-
gleich das Hydratwasser als auch Ammoniak sich trennen.
Chlorwassertoffgas wird von Sinammin absorbirt, ohne die
Masse flüssig zu gestallen. — Mit Unterstützung von Wärme
erscheint die Reaction lebhaft unter Bildung weisser Wol-
ken, von Chlorammonium herrührend. In der Kälte findet
diese Erscheinung nur beim Zusatz von Kali etc. statt.
Kohlensäure zeigt keinen Einfluss darauf — Die Lösung
des Sinnammin übt eine starke, alkalische Reaction auf
Pflanzenpigmente aus, und fällt verschiedene Metallsalze.
(Cu, Pb etc.) Mit Oxalsäure bildet es eine schwer kry-
stallinische Verbindung. —
Simon erwähnt noch das Sinapolin, welche Sub-
stanz im Niederschlage befindlich ist, der durch Einwir-
kung des Bleioxydhydrates auf Senföl erfolgt. Will
stellte es durch Einwirkung von Barytwasser auf Senföl
in der Wärme etc. dar. Diese Substanz gehört gleichfalls
der Classe organisch - salinischer Basen an. Bei erhöheter
Temperatur wird ein Theil verflüchtigt, ein anderer zer-
legt. Die Formel ist C^* H^* N^ 0*. fJourn. de Pk ei de
Chim. Ferner 1845. pag, 97—llS.J Witting.
Verfälschung des Honigs mit Stärkezucker.
Ein solches Kunstproduct, welches Lassaigne zu
untersuchen Gelegenheit hatte, besass die Consistenz und
das körnigkrystalTinische Ansehen des gewöhnlichen Ho-
nigs, war aber blasser von Farbe. Der Geruch war nicht
der des Honigs, sondern der eines zu stark gekochten
und etwas angebrannten Syrups; der Geschmack, anfangs
schwach zuckerartig, hintennach etwas sauer und bitter.
Einer Temperatur von 8^ R. in trockner Luft ausge-
sftzt, wurde die Masse immer fester und endlich murt,
Verfälschung d, Honigs etc. Opium. Angelikidf als. 69
während, wie bekannt, der Honig sich eher mehr verflüs-
sigt Mit ihrem zwei- bis dreifachen Volum kaltem Wasser
geschüttelt, gab es eine körnige Substanz, welche, zur
Entfernung der farbigen Flüssigkeit, zwischen Druckpapier
gepresst, aus weissen körnigen Krystallen bestand, die
dem käuflichen Stärkezucker sehr ähnlich sahen, und wie
dieser in der wässerigen Auflösung durch salpetersauren
Baryt und oxalsaures Ammoniak emen Gehalt von Gyps
zu erkennen gaben. Von dem krystallisirten Theile des
reinen Honigs unterscheiden sie sich in ihren physikßli-
schen Eigenschaften gänzlich.
Die Gegenwart von Gyps also, welcher im Honig
nicht vorkommt und die angegebenen äussern Merkmale
beweisen, dass er ein künstliches Product ist. (Joum. de
Ch. med. 1844, Buchn. ReperL d. Pharm. 1845, Bd. XXXVHL
3. Heß.) B.
Eine neue Art Opium.
Neuerdings wurde dasselbe auf dem Markte in Lon-
don verkauft. — Marson prüfte es genauer, und fand,
dass es sehr arm an »Morphium« sei, dagegen mit ande-
ren fremdartigen Substanzen imprägnirt, und hier eine dem
Wachs und Kautschuk verwandte Substanz an der Spitze
steht — Diese letzteren Substanzen nehmen ein solches
-Volumen ein, dass sogar bei der Behandlung mit Alkohol
nach dem Erkalten, die Masse gelatinös erscheint. Es ist
sogar unmöglich, eine klare Abkochung vermittelst W^asser,
von diesem Opium zu erhalten. Der Verfasser vermuthet,
dass zugleich eine Abkochung der Mohnpflanzen in Extract-
form dem Opium beigemengt sei. (Joum. de Pharm, et de
Chim. Octbr. 1845. p. 276) Witiing.
Angelikabalsam und Sumbulolsäure.
Rhein seh fand eine überraschende Uebereinstimmung
in Krystallgestalt, Geschmack und Geruch zwischen Buch-
ners Angelikabalsam und seiner Sumbulolsäure und fand
sich dadurch zu einer vergleichenden Untersuchung ver-
anlasst. Er fand dabei, dass das Verhalten gegen Schwefel-
säure und bei der trockenen Destillation so verschieden
ist, dass diese Stoffe nicht als identisch betrachtet werden
können. (Buchn. Repertor. 39. 3.)' B.
64 Hippursaure Salze.
Hippursaure Salze.
Die Hippursaure stellte sich Schwarz nach der von
Lieb ig angegebenen Methode, durch Eindampfen des
Pferdeharns auf i — l seines Volumens, Versetzen mit Salz-
säure und Reinigen der krystallisirten Säure dar. — Das
letztere geschah am zweckmässigsten, indem man zuerst
die rohe Säure mit Kalkmilch zum Sieden erhitzte, wo-
durch der grösste Theil des Farbstoffs mit dem über-
schüssigen Kalk sich verband, das Filtrat wurde mit über-
schüssigem Kali oder Natron gefällt, aufgekocht, filtrirt und
von Neuem mit einem Kalksalze z. B. Chlorcalium im
üeberschusse versetzt, zuletzt wurde die Säure durch Salz-
säure niedergeschlagen. Der jedes Mal entstehende kohlen-
saure Kalk verband sich so mnig mit dem Farbstoffe, dass
nach höchstens zweimahgem ümkrystallisiren die Säure
blendend weiss erschien. Sollte durch zu starke flitze
beim Eindampfen etwas Benzoesäure entstehen, so kann
diese ohne grossen Verlust mittelst Aether entfernt werden.
Ob Benzoesäure da ist, sieht man durch das Milchigwer-
den der mit einer Säure versetzten concentrirten und kal-
ten Lösung, denn die Hippursaure scheidet sich stets in
Nadeln aus.
Nach der Untersuchung der verschiedenen Salze fand
Schwarz dieselben folgendermassen zusammengesetzt.
Neutrales Kalisalz = KG + Üfi -f- 2 aq
Saures „ " = KG + HO-j-ffi + 2 aq
Neutral. Natronsalz = 2NaG-)- 2 Hi <f HO
Säur, Ammoniaksalz = AmO + HO-f-2 Hi -f- 2 aq
Neutral. Barytsals = BaO + Hi + 2 aq
„ Strontians. = SrO" -ju ffi + 5 aq
„ Kalksalz = CaG + Hi + 3 aq
„ Magnesias. = MgO -|- Hi + HO + 4 aq
„ Kobaltoxyduls. = CoO -f- HjJ- 5 aq
„ Nickelsalz = NiO + Hi + 5 aq
„ Kupfersala =CuG -j-IlT+S aq
„ Bleisalz A = PbO + Hi -f 2 aq
„ B = PbO -f Hi +3 aq
„ Silbersalz = AgO + Hi -^ aq
(^Annal, derChem. ti. Pharm, Bd, 64» p, 29—52.)
Hz.
Harnsaure Sedimente.
W. Heintz untersuchte die harnsauren Sedimente
und erhielt folgende Resultate. Sie scheiden sich io zwei
Harns. Sedimente, Bameäure im Blute Gichtkranker. 65
Formen ab, von denen die eine an der deutlichen Krystall-
form als Harnsäure zu erkennen ist, die andere aber ein
freies, meist röthliches amorphes Pulver bildet üeber
letzteres vorzüglich ist man noch sehr in Zweifel, doch
hält man es im Allgemeinen für eine Verbindung der Harn-
säure mit Ammoniak und einem färbenden Stoffe. Der
Verfas'ser übergoss das gutausgewaschene Pulver mit Kali-
lauge und bemerkte an einem darüber gehaltenen mit
Salzsäure befeuchteten Glasstabe in allen Fällen deutliche
Nebel von Salmiak, so dass das Ammoniak sicher nach-
gewiesen war. Ein anderer Theil des Sediments wurde
verbrannt und mit kochendem Wasser ausgezogen; bei
Zusatz von Salzsäure bemerkte man stets eine geringe
Gasentwickelung. Der unlösliche Rückstand wurde in Salz-
säure gelöst, ammoniakalisch gemacht und Oxalsäure zu-
geset:2t, wobei oxalsaurer Kalk niederfiel, so dass, da die
vorige wässerige Lösung durch Platinchlorid fällbares Kali,
so wie nach dem Abdampfen vor dem Löthrohre nachzu-
weisendes Natron enthielt, anzunehmen ist, dass das frag-
liche Sediment an Basen stets Ammoniak, Natron und Kalk,
und zuweilen Kali (und Magnesia) enthält und zwar offen-
bar an Harnsäure gebunden. Becquerel nimmt zwar
an, dass jenes Harnsediment aus amorpher Harnsäure be-
steht, was jedoch der Verfasser gänzlich widerlegt hat.
(Müller* s Archiv für Physiolog. 1845.)
Vorkommen der Harnsäure im Blute Gichtkranker.
Wenn auch nach den Untersuchungen von Fromm -
herz einige Zeit vor einem Gichtanfalle der Urin keine
Spur von Harnsäure enthält, so ist er zu anderen Zeiten
um so reicher daran. Wenn im Blute wirklich Harnsäure
vorkommt, so geschieht diess nach Ure unter der Form
von harnsaurem Natron. Er digerirte frisches menschhches
Blutserum mit einer bestimmten Menge Harnsäure bei der
Temperatur des menschlichen Körpers. Wurde die filtrirte
alkalische Flüssigkeit nach dem Erkalten mit etwas Salz-
säure versetzt, so wurde allmälig Harnsäure daraus nie-
dergeschlagen. Es ist daher gewiss, dass ein Theil der
dem Serum zugemischten Harnsäure in Verbindung mit
dem Natron des Albumins getreten war. Als er diesen
Versuch bei höherer Temperatur wiederholte, gab das fil-
trirte Serum mit Wasser verdünnt allmälig einen Nieder-
cK^lag, der, unter dem Mikroskop betrachtet, aus fäcber-
Arcb. di. Pharm. XCV. B<b. 1. Hft, 5
66 Bmm ämger PfUmamfirtsseF.
förmig gruppirlen Krystallen von harasaurem Naifoa ba-
lland. (Aren. f. phys, u, path. Chemie u. Mikresk. 1845* ^--*
Pharm. Centr. BL 1845. JÜ 36.) B.
Harn einiger Pflanzenfressen
HQrr von B i b r a fand bei Untersuchung des
Pferdeharns, mit Ausnahme der Hippursäare und Benzoe-
säure in quah'tativer Hinsicht immer dieselben Bestand-
theile, quantitativ fanden aber sehr grosse Verschieden-
heiten statt.
Benzoesäure fand v. B. nie in bestimmbarer Menge,
sondern beobachtete solche nur zuweilen unter dem Mi-
kroskope. Der noch warme Harn war trübe, dicklich
und setzte in wenigen Minuten einen starken gelbweissen
Bodensatz ab, der unter dem Mikroskop als aus glänzen-
den Kugeln bestehend erschien. — Der Harn war stets
alkalisch (nach Simon ist er sauer); es rührte diese Re-
action von den vorhandenen Salzen und nicht von etwa
sich entwickelndem Ammoniak her. Die Menge der festen
Bestandtheile wurde zwischen 42,5 — 8,5 Proc. gefunden.
Das spec. Gewicht war im Mittel 1,075.
Zwei Analysen des Harns von demselben Thiere zu
verschiedenen Zeiten, aber stets wenn sie von d6r Feld-
arbeit 2U Hause kamen, angestellt, gaben:
1 3
In Wasser lösliche Extractivstoffe 21,32 — 19,25
„ Alkohol — — 25,50 ~ 18,26
„ Wasser - Salze 23,40) .Ann
- unlösliche - 18,80 \ ~ ^^'^^
Harnstoff 12,44 — 8,36
Hippursaure 13,60 — 1,23
Schleim 0,05 — 0,06
Wasser 885,09 — 912,84
1000,00 — 1000,00
In 1. also 114,11 und in 2. 87,16 festen Rückstand.
I>as Salzgemenge bestand aus:
Kohlensaurem Kalk 12,50 — 31,00
— Talk 9,46 - 13,07
•^ Kali 16,09} _ 40^^
- Nata-on 10,33$ *"'^^
Schwefelsaurem Kali 13,04 -^ 9,02
Chlornatrium 6,94 — 5,60
Kieselerde 0,55 I ^ ^ g«
Verlust 1,09
lOO^OQ - i00,0Q
''■I I »I I ii».«»i
Barn mrngßt ffl(mzenfre$8er, 67
Eiges wurde stets, aber in unwägbarer Menge ge-
fanden. Fluor keine Spur.
D^ Bodensatz, welcher sich bekn Stehen des Harns
bildet, besteht aus:
Kohlensaurer Kalkerde 80,9 — 87,3 — 87,5
- Talkerde 12,1 — 7,5 — 8,3
Organischer Substanz 7,0 — 5,3 — 4,3
100,0 - 100,0 - 100,0.
Die organische Substanz ist auch durch das sorgfäl-
tigste Waschen nicht zu trennen.
Harn des Schweines.
■ Der aus der Harnblase frisch geschlachteter Thiere
fewonnene Harn war hell, fast gerucnlos und reagirte al-
alisch. Spec. Gew. 1^12 — I.OIO.
; 1 2
In Wasser löslicher Extractivstoff 1,43 — 1,13
I „ Alkohol — — 3,87 — 3,99
\ „ Wasser lösliche Salze 9,09 — 8,48
„ ~ nniösliche Salze 0,88 — 0,80
i Harnstoff 2 J3 - 3,97
Schleim 0,05 — 0,07
Wasser 981,96 — 983,57
1000,00 - 1000,00.
Der Aschenrückstand von No. 4 enthielt:
Chlornatrium mit wenig Ghlorkalium 53,1
Schwelfelsaures Natron 7,0
Kohlensaures Kali 13,1
Phosphorsaures Natron 19,0
Phosphorsaure Kalk- und Talkerde,
Spar von Kieselerde und ein wenig Eisen g g
100,0
Hipporsäure und Benzoesäure wurde keine Spur ge-
funden j eben so wenig Harnsäure, obgleich doch die
Schweine eine gemischte Kost bekommen.
Harn des Ochsen.
Die Thiere hatten mehrere Tage geruhet und der
Harn war des Morgens aufgefangen. Er war klar, nicht
sehr dunkelgelb, von eigenthümlichem, nicht eben wider-
lichem Geruch. Spea Gew. 1,040—1,032.
Das quantitative Verhältniss der Bestandtheile variirte
in ähnlicher Weise wie beim Pferde; oualitativ fanden sich
dieselben Bestandtheile; von Harnstoff wurden in 1000
' Theilen gefunden 19,76 und 10,21 Theile.
Der Salzrückstand enthielt qualitativ ebenfalls fast die-
selben Stoflfe beim Pferde. Beim Ochsen fand sich aber
5^
68 Harn einiger I^anzenfreseer.
kein kohlens. Natron; dagegen mehr kohlens. Kali und
weniger Kalk und Talkerde als bieim Pferde.
Das Futter der Ochsen bestand aus frischem Klee
und nur wenigem trocknen Heu.
Barn der Ziege.
Er war hell, von eigenthümlichem aber scharfena
Geruch, alkalisch; spec. Gew. = 1,009—1,008. /Der
Harn der Ziege giebt bei der Trennung der Bestandtheile
mittelst Alkohols, Wassers etc. ziemlich dieselben Resultate
als der Schweine -Harn.
Der Ziegenharn enthält aber in variablen Mengen
Hippursäure; 0,88 — 1,25 Proc.
Die Asche desselben besteht aus:
Kohlens. Talkerde mit wenig Kalkerde 7,3
Schwefels. Natron 25,0
Chlornatrium 14,7
Kohlens. Natron mit wenig KäH 53»0
100,0.
Harn der Feldhasen.
Derselbe wurde aus der Harnblase der frisch geschos-
senen Hasen erhalten. Er war trübe (mit Ausnahme eines
Einzigen), von eigenthümlichem Geruch un<J schwach alka-
lisch. Beim Stehen setzte er auf der Oberfläche Krystalle
von phosphorsaurer Ammoniak - Talkerde ab. Spec. Ge-
wicht = 1,050.
Der Harn enthielt nur Spuren Hippursäure, aber eine
ziemliche Menge Harnstoff (0,8 Proc.) Besonders interessant
ist der Aschenrückstand von im Winter und im Sommer
gesammelten Harn.
Die Asche enthielt:
Sommer. Wiöler.
Chlornatrium mit wenig Chlorkalium. .... .22,49 742
Schwefels. Natron 29,97 16,82
Kohlens. Natron. 8,73 9,84
Phosphors. Natron 4,39 53,05 _
Phosphors. Kalkerde 12,001 \% k^
„ Talkerde 22,42} ^^>^^
100,00 100,00.
Die grosse Verschiedenheit der phosphorsauren Erden
ist aber m den Nahrungsmitteln zu suchen, welche im
Sommer ganz anderer Art sind als im Winter. (AnnoA.
der Chem. u. Pharm. Bd. 53. p. 98—112) Hz.
Bildung des Guano u. Besiandtheüe desselben, 69
Bildung des Guano.
J. Davy vermuthete, dass die Oxalsäure im Guano
aus der Harnsäure durch Einwirkung des Lichts und der
tropischen Wärme hervorgebracht werde, und suchte diess
durch mehre Versuche zu beweisen. Er setzte etwas mit
Wasser befeuchteten Harn des Seeadlers in einer lose
verschlossenen Glasröhre 70 Tage lang an einer nach
Süden gelegenen Wand bei heiterem Wetter den Sonnen-
strahlen aus und fand, dass derselbe dann viel Oxalsäure,
dagegen wenig Harnsäure enthielt während er von erste-
rer früher fast gar keine enthalten hatte. Aus andern
Versuchen, fand er, dass das Licht nicht durchaus noth-
wendig sei, den Process aber sehr fördere, atmosphä-
rische Luft dagegen unbedingt nöthig sei, um den über-
schüssigen Kohlenstoff der Harnsäure in Kohlensäure zu
verwandeln. (Edinb. new phüosoph. Magaz. No. 76. 1845, —
Pharm. Centrbl. No. 39. 1845 J B,
Bestandtheile des Guano.
M archand fand Ammoniakverbindungen mit Hippur-,
Harn-, Phosphor-, Klee- und Chlorwasserstoffsäure, Na-
triumchlorür, sodann klee-phosphorsauren-(kohlensauren?)
Kalk. Ausserdem das Tripelsalz von phophorsaurem
Ammoniak nebst Talkerde, wje auch Thon- und Kieselerde,
Eisenoxyd und eine organische Materie.
Die Gegenwart der Hippursäure ist stets bemerkens-
werth, ebenso wie dieselbe auch in den Excrementen
der Vögel, welche die afrikanischen Inseln bewohnen,
befindUch ist. — Es wird darauf aufmerksam gemacht,
auch die Excremente zu untersuchen, welche von solchen
Vögeln gewonnen werden, die von Getreidearten, Fleisch
und Fischen leben. — Der Verfasser wird diese Arbeiten
unternehmen. — (Joum, de Pharm, et Chim. Fevrier 1845.
pag\ 134 — 135.J Wiiting.
Zucker im Scbweisse eines an Epbidrosis Leidenden.
Dr. Landerer behandelte einen Kranken, der früher
an Diabetes mellitus gelitten, dann ein Zahnfieber mit Harn-
verhaltung und Ephidrosis (Schwitzen) bekommen hatte.
Während dieser Krankheit wurde der Kranke stets von
Fliegen und andern Insecten gequält, welche sich in
dichten Schaaren auf seine Haut niedergelassen hatten
und nicht verjagt werden konnten. Dr. L. untersuchte
daher den Scbweiss und fand ihn von süsslichem Ge-
70
schmack und saarem Geroch; er suchte ihn durch feines
Fliesspapier vom Körper abzanehmen und langte dieses
dann mit Wasser aus, das davon einen süssen Geschmack
bekam und beim Abdampfen einen syrupdicken Rück-
stand gab. Wurde dieser mit Alkohol ausgezogen, so liess
er beim freiwilligen Verdampfen körnige Krystalle fal-
len, die sich ganz wie Zucker verhielten. (Buchn. Repert.
d. Ph, XXXIX. p. 374 J B.
— » X t^ ■
Salbe gegen Frostbeulen.
Devergie bat folgende Vorfchrift daxu gegeben:
1^ Axungiae porci Grau 30,
Kreosot., Acet. plumb« ana gtt 10
£xir. thebaic. Cenligr« 10*
(Joum, de Chim, et de Pharm. 3 Ser. ^ Pharm. Ceniralbl 1846.
JVo. 30.) B,
Liniment mit Strychnin gegen Amaurose.
In England wendet man seit einiger Zeit ein Liniment von 2 Gr.
Strychnin auf 45 Gr. Olivenöl an. Man lasst die Frictionen dreimal
tfiglich in die Schläfegegend machen und nimmt zu jeder Friction etwa
10 Tropfen. (Gai, des hopit, Jan. 1845. — Pharm. C^niram. 1849.
No. 30.) B.
Spiegelversilberung.
Drayton versetzt salpetersanres Silber mit so viel Ammoniak,
dass eben etwas Silberoxyd abgeschieden wird (auf 1 Unze salpeler-
sanres Silber und 2 Unzen Wasser ^ Unze gewöhnliches Aetzaramo-
niak), setzt dann der Lösung etwas mit Weingeist vermischtes Gassiadl
zu (3 Unzen Weingeist und 20 bis 30 Tropfen Cassiaöl) und über-
%\eBsX damit die gut gereinigte und mit einem Rande von Kitt ver-
sehene Glasflfiche in horizontaler Lage. Bann wird eine kleine Menge
einer weingeistigen Lösung von GewfirzneTkenöi aufgegossen. I^b
Silber reducirt sich in Form eines glänzenden Metallspiegels, der so
fest am Glase hangt, als der bekannte Amalgambeleg. Da aber der
Silberbeleg viel dünner sein kann als der Amalgambeleg (per Qua-
dratfuss Glasfläche reichen 12 Gran Silber hin) und auch viel leichter
nnd schneller anzubringen ist, so muss diese Methode Viel billiger au
stehen kommen, als die filtere. Die Versilberung ist nach dem Trocke-
nen auf der Rückseite mit einem Firniss aus Wachs und Talg za
aberziehen. (Rep. ofpaU Im. 1844. — Polyt. Centralbl 1845.5.HeftJ 9.
Verfahren, um coiorirte Bilder etc. mit einem scliönen
Lack zu überziehen.
Dergleichen Lacküberzug herzustellen hat da wenig Schwierig-
keiten, wo es leicht zulassig ist, den Grund mittelst einer Gummi-
oder Pergamentleimlösung zu schützen und darauf mit weisser Schel-
lacklösung zu poliren ; dennoch ist dieses Verfahren zeitraubend. Bilder,
welche mit Wasserfarben colorirt sind, lassen sich auf diese Weise
ofl schwer behandeln^ weil, wenn man sie gegen da« Eindringen de«
MiMttm. 7i
Lackes »cbAlieai wiH nad «iiieii Gmnini- oder Lmmfibemuf tu geben
versacht, durch die Feuchtigkeit selbst bei grosser Vorsicht und Ge-
waodheit oft genug die Malerei leidet oder gar verwischt wird. Um
dies zu vermeiden, ist' es ndthig, sich eine vollkommen gesättigte
Schelhkcklosung su machen, die man am besten in der Art herstellt,
das« man stärksten Alkohol mit bestem gebleichtem Schellackpulver
snsammenbringt, etwa 4 Theile Aik<^ol und 1 Theil Schellackpulver.
Man befördert die Lösung durch Schütteln, erwärmt etwas, lässt bis
Bum anderen Tage stehen, liltrirt klar and löst darin wieder in gleichem
Verhflltniss Schellack auf, welches Verfahren man so lange fortsetzt,
bis man eine Lösung erlangt hat, welche, mittelst eines Pinsels auf
Bidss^ stark geleirotei Papier aufgetragen, nicht mehr durchschlfigt.
Das Bild wird durch Copirnägel auf ein Brettchen geheftet und zuerst
recht dünn mit Lack überzogen. Nach dem Eintrocknen gibt man
einen zweiten Anstrich und endlich einen dritten. Es wird nun ein
genügend starker LaCküberzug vorhanden sein, dem es freilich an voil-
kommejier Ebene fehlt. Um diess zu erreichen, nimmt man weisse Poli-
tur oder noch besser, man versetzt Aiid gebleichte und gesättigte Schel-
lacklösung mit einer gleichen Menge Alkohol und bedient sich dieser
Mischung zur Polituri reibt den La/c^uberzag leise mit Leinöl ab, wozu
man .sich eines baumwollenen Bäuschchens bedienen kann, und tragt
nun auch mit demselben die Potitnr vorsichtig auf. Der fJeberschuss
von Alkohol in dieser Politur ist es nun nämlich, welcher die Un-
ebenheiten des Pinselaufstrichs auszugleichen vermag, da er auf die
Lackfläche etwas auflösend wirkt. Bei sehr geringer Uebung ist es
möglich, in schnellster Zeit ausgezeichnete Lacküberzuge der Art zu
machen. Aach für andere Zeichnungen, Landkarten etc. ist dieser Lack-
Überzug ß.vk empfehlen, da er weit besser ist und sich schöner aus-
nimmt als der Ueberzug von Dammarharz. (Dr, Winter feld im Berl,
Öcir,- II. Uandelsbl, — Jahrb. f. prakt. Pharm, Bd. X Hefi 2.) B,
Kitt für Metall an Glas, Porcellan u. dgl.
2 Loth Leim, zur dicken Lösung hergestellt, mit 1 Loth consisten-
tem Leinölfiroiss oder 3 Quentchen Venetianischero Terpentin möglichst
gemischt und durch kurzes, rasches, aber bis zum Kochpuncte ge-
steigertes Erhitzen vereinigt, gibt einen guten Kitt, der dazu dienen
kann, Metallbeschläge auf Pfeifen, Glas, dann letzteres oder Porcellan
auf Holz, zu befestigen« Man muss nur die geleimten oder gekitteten
Gegenstände etwa 48 bis 60 Stunden lang zusammengebunden erhalten.
(Herberffer im Jahrb. f, prakt. Pharm. Bd, ^X Hft, 4.) B.
Kitten und Formen des Bernsteins.
Hiezu empfiehlt Herberger das Kastner 'sehe Verfahren. Man
bestreicht den Bruch zerbrochener Bernsteinstücke dünn mit syrup-
dickem Schellackfirnissy bindet die gekitteten Theile mit Bindfaden fest
und lässt in gelinder Wärme einige Tage hindurch trocken werden.
Gepulverter, mit solchem Firniss durch starkes Kneten versetzter, und
sofort einige Zeit in der Wärme erhaltener Bernstein lässt sich auch
in Formen pressen und zum Ueberzug von Platten, Tafeln u. s. f. be-
nutzen. Die Masse erhärtet zur schönen, nur etwas gebräunten Bern-
steinmasse. Bernsteinfirniss hat nicht mit gleich gutem Erfolg statt
des Schellackfirnisses angewendet werden können. {Jahrb. f, prakt,
Pharmac, Bd. X Heft 4.) B.
III. lilteratnr imd Kritlls.
Handbuch der botanischen Terminologie und Systemkunde,
von Dr. Gottlieb Wilhelm Biscboff, ord^it-
lichem Professor der Botanik bei" der Universität zu
Heidelberg, Mitgliede mehrerer gelehrten Gesellschaf-
ten und wissenschaftlichen Vereine.
Erster Band. Die Einleitongf, die rilgemeinen und die beso»-
dem für die pfaarmaceutiscfaen Pflanzen gebräuchlichen KanstaasdrHcke
enthaltend. Mit 47 h'thographirten Tafeln. Nürnberg, Verlag v^n
Johann Leonhard Schwarz. 1835. gr. 4. XVI. 581. 45 S. ErkÜ-
mng der lithographirten Tafeln.
Zweiter Band, die für die kryptogamischen Pflanzen ge-
brSuchlichen Kunstausdrucke enthaltend. Mit SO lithographirten Ta*-
feln. 1842. X. 466. ^0 S. Erhläriing der lithograph. Tafeln.
Dritter Band, Die Syslemkunde und das Register enthaltend.
1844. 562.
Indem Ref. hier eins der ansgezeichnetsten Handbücher der bota-
nischen Terminologie anzeigt, fühlt er sich zugleich gedrungen, die
Ansichten, welche Herr Professor Schieiden S. 76 des vorjährigen
Januarheftes dieses Archivs ausspricht^ etwas näher zu prüfen *).
*) Wenn es gleich nicht unbekannt sein mag, dass alle uns zu
Gebote stehenden Kräfte mit der lebendigsten Tbeilnahme und
aus voller Ueberzeugung der wissenschaftlichen Befestigung der
Pharmacie in ihrem ganzen und vollen Umfange gewidmet wer-
den : so könnte man sieh doch hie oder da aus dem, was mein
hochgeschätzter Freund, Hr. Apotheker Hornung über einige
Aeusserungen meines Hrn. Collegen Schieiden sagt, unrichtige
Ansichten bilden. Desshalb schien es mir wohl erlaubt, dass
ich in Voraussetzung der Zustimmung des Hrn. Hornung einem
etwa entstehenden Missverstandnisse gleich von vorn herein vor-
beugte, indem ich Hrn. Prof. Seh leiden ersuchte^ sich über
seine früher gemachten Bemerkungen in Betreff des «kademi-
schen Studiums der Botanik und Pharmakognosie mit einigen
Worten zu erklären. Das Mitgetheilte lautet:
„Es wäre mir allerdings angenehm gewesen, wenn der
verehrte -Referent es mehr hervorgehoben hätte, dass seine Er-
örterung eigentlich nur den Missbrauch trifft, den man von mei-
nen am angeführten Orte ausgesprochenen Ansichten machen
könnte. — Im Wesentlichen ist Ref. ganz mit mir einverstan-
den und die Meinungsverschiedenheit dreht sich nur um die
Bedeutung des Wortes „Botanik'% welches ich durch den Bei«
satZy so wie sie grösstentheils noch betrieben wird, als Species-
und Systemwust genügend erklärt zu haben glaube. Meiner
Ansicht nach müssen eben Mediciner und Pharmaceuten bei
weitem bessere Botaniker noch werden als sie bisher wurden,
um aber bei ihrem ausgedehnten Studium und bei ihrer beson-
ders bei Pharmaceuten so beschränkten Zeit dazu im Stande zu
sein, mnss ihnen die Zeit nicht muthwillig mit Vorlesungen ver-
iKfimmert werden, die nicht für Mediciner nnd PberaiaceateDy
LÜeratür. 73
Die Aedsserangen eines MaBnes, der in der Wissenschaft sich
einen wohlbegründeten Ruf erworben hat, haben immer ein Gewicht
nnd werden yon den Jüngern derselben gern als Voligöltig angenom-
men. Wenn nun aber ein solcher in seiner eignen Wissenschaft einen
Ansspmch thnt, wenn, wie in dem hier vorliegenden Falle, ein so
tüchtiger Beobachter, wie Schieiden, ein Professor der Botanik, den
Sats aufstellt und vertheidigt, dass es für den Pharmaceuten und Me-
dieiner nntxlos, ja Zeitverschwendung sei, Botanik auf der Universität
xn treiben, so darf er einer grossen Schaar von Gläubigen unter jenen
^wfos sein, denen das Studium der Botanik eine unbehagliche Last
ist. Dass aber dem grössten Theil von diesen das ganze Studium der
Naturwissenschaften nur ein nothwendiges Uebel ist, welches sie des
g^ürchteten Staatsexamens wegen tragen müssen, wer wird das
leugnen?
sondern nur für Botaniker vom Fach Werth haben können und
dasu rechne ich den grössten Theil' dessen, was auf den meisten
Universitäten bis jetzt noch als Botanik vorgetragen wird. Ich
bin nnmassgeblich der Meinung und werde sie wbhl auch nie
aufgeben, dass Mediciner und Pharmaceuten eben Medicin und
Pharmacia studiren sollen, aber nicht Botanik, und dass Botanik
als Hülfswissenschaft einen wesentlich andern Vortrag erfordert,
als den, wenn sie Hauptstudium ist.^^ M. S» Seh leiden.
Was der Botanik zur Förderung gegenwärtig Noth thut,
und wie sie von Pharmacenten auf Universitäten stndirt
werden mttsse, das ist wohl niemals schwerer zu sagen gewe-
sen, als gerade jetzt ; denn alle Anzeichen sind vorhanden, dass
die Botanik eben so wohl, als die Chemie in eine Crisis ihrer
EntWickelung eingetreten ist. Nur der, der die Wissenschaft
ganz beherrscht, mag eine Entscheidung abgeben. Die Wich-
tigkeit der Botanik för die Pharmacie ist nicht allein die alte
geblieben, sondern offenbar noch gesteigert, obwohl in einer
veränderten Weise, wie dem Aufmerksamen nicht entgehen
wird. Mit grösster Behutsamkeit haben daher Alle zu verfah-
ren, denen die wissenschaftliche Ausbildung der Pharmaceuten
nicht nur Pflicht, sondern auch Gewissenssache ist, damit nicht
in unserm nachruckenden Geschlecht die Selbstthätigkeit des Geistes
durch die Masse ertödtet, noch auch das werkthätige Interesse
an den pharmaceutischen Hnifswissenschaften zerstört werde,
wobei uns die geistige und körperliche Schwächung der heutigen
Gymnasialjugend, welche die Aufmerksamkeit aller hohen Regie-
rungen im ernsten Grade erregt hat^ warnend vorschwebt.
Was die Pharmakognosie anbetrifft, so habe ich nach reif-
licher Erwägung diese Wissenschaft, die noch so sehr^der Aus-
bildung bedarf, schon seit mehreren Jahren in zwei Haupttheile,
in die chemische und in die naturhistorische, besonders bota-
nische Pharmakognosie getrennt. Hr. Prof. Schi ei den hat die
Güte gehabt, da er meinen Ansichten über das Studium der Pharma-
kognosie vollkommen beistihimte, die botanische Pharmakognosie
den zahlreichen Theilnehmern an dem pharmaceutischen Institute in
der Weise vorzutragen, in welcher diese sonst so abstruse Wissen*
0chaft ein lebendiges nnd wie ich hoffe niemals erlöschendes Inter«
•üe bei'iiflfMrn jaogen Frennden erregt hat. H. Wr«
1% lü^rmr.
Und 4oeb wird der jUabefcNifeoe, to mil der Piiaimafll» wid
iiirer jeUigen Stellao^ Terlraut ist, und diese nichl bloss einseitig
Attffassty wohl die nut vieler Sicherbeit bingestelltea und mit vielem
Scbarfsimi unterstötsten Ansiehteo des üerrn Professor Schieid#n
jinterscbreiben wollen? Es liegt allerdlogs gar meiiche Wabrbeit ki
deeselben, aber «acb gar maneber Irrtbnm. Darum erecbtet Hef.
eine unbefangene Prüfung der aufgestellten Ansicbten, in welcber ef,
sich von aller Personltcbkeit fern hallend^ nur die Saebe im Augis
baty für nothwendig.
Gleicb auf der ersten Seite sagt der ,Yerf. : i^Noeh immer niei«t
man, der Mediciner müsse die Pharmakognosie erAemeiif noeb immef
halt man an dem Aberglauben fest, Mediciner und Pbarmaoe«tea
(durch einen Druckfehler atebt Botaniker) müssten Botanik^ und awfur
die alte Botanik, mit Species- und System* Wust treiben/^ Yielleiehl
mag dieser Satz^ in so weit er die Mediciner betrifft, vollkommen
richtig sein; denn als einen Wahn vergangener Zeiten betrachtet ee
4iuch Ref.y dass der Mediciner Pharmakognosie atudiren müsse, um
dereinst die Pharmacie zu beaufsichtigen und die angebenden Apothe-
ker zu prüfen. Ein Mann der freien Prüfung, ein so scharfer Denker,
wie Herr Prof. Seh leide n, kann einem solchen Wabne nicht hul-
digen. Ref. will es au.«b dahin gestellt sein lassen, ob alles Weitere,
was Herr Prof. Seh leiden über die, von den studirenden Medi-
einem, auf die Botanik verwendete Zeit sagt, seine. Ricbtigkeit habe;
diese Frage mag ein Mediciner vom Fach aufnehmen. Wenn aber
Hr. Prof. Seh. der Ansicht ist, „dass Botanik nicht wirklich xu einer
tüchtigen wissenschaftlichen Ausbildung des Pharmaceuten ndthig sei'^
und „dass die Botanik, wie sie beut zu Tage noch gxosstcn TheiU
ist, ausschliesslich Sache des Botanikers . vom Fache sei und dass sie
für (Mediciner und) Pharmaceuten v^lig unnütz sei^^^ so kann Ref.
einem solchen Ausspruch seinen Beifall nicht schenken.
Es braucht wohl nicht erst hervorgehoben zu werden, dass das
tiefere Studium einer Wissenschaft, um sie zu fördern, und die Be-
schäftigung mit einer solchen, in soweit iie mit unserm Berufe in
näherem Bezüge steht, und dessen Ausübung nützen nnd beben kann,
zwei sehr verschiedene Dinge sind. Das erstere ist der Höhenpunct
der Wissenschaft, nach dem nur der streben mag, der aus Jnnerm
Drange und um ihrer selbst willen sich mit der Wissenschaft .beh
schäftigt, den aber leider auch nicht alle erreichen, deren Beruf es
ist. Aber die Wissenschaft im Allgemeinen gebort heute nicht mehr
einer abgeschlossenen Kaste, nicht mehr den Männern vom Fach bloss
an, sie soll ins Leben übergehen, sie soll dasselbe . erleuchten und
mit ihrer Fackel die FinsterUiss und den Wahn vertreiben und . die
Ricbtigkeit dieses Satzes räumt gewiss Niemand bereitwilliger ein, als
Hr. Prof. Schieiden. Beklagen wir es aber nicht, dass ein groiss^
Theil der Gewerbtreibenden der Jetztzeit, so wie die Mehrzahl der
Apotheker der Vergangenheit ihr Geschäft nur handwerksmässig trie-
ben und dass sie von den Gegenständen, mit denen sie täglich um*
gehen, nur den Namen wissen, und bloss eine empirische Kenntniss
besitzen,, aber über Abstammung, Herkunft und das innere Wesett
derselben keine Auskunft geben können und im günstigsten Falle nur,
gleichfalls empirisch^ die Verfälschungen und Verwechslungen kennen
gelernt haben?
Mögen immerhin die. Waarenmakler mit Leichtigkeit die Droguen
unterscI^ideD, »w hüben bloss durch gri>«M Uebni^ .ewe
BifcMiAteelMill mit ihtem (Se^nstande erlmgi; eine solcbe knim und
4mi aber dem A|>otlieker nieht fcnö^en. Dieser mvtss neben dcnr
jicbern Keniiliiiss der Arsneiwaare aucb Writ ibrem Vaterlande, mit'
ihrer Abslammunf, mit ihren vorwahenden Besftandtbetlen und Ibren
Vervreelifllungen bekatint seht. Das iift die Anforderung, die die Wis«
Mßscbaft im den jetzigen Apotheker mtiebt; dass nicht jeder dersel«-
hen gen Oft und auch bei dem regsten Streben nicht allenthalben ge«-
attgen kann, ist freiK^h wahr, aber haben Mrtr' jenes Ziel aucb jetat
noch nicht erreicht, da ja die Wissenschaft selbst nocb nicht alle
IkMeier gehoben bat, dennocfh atreben Wir danach, und das erkennt
a«eb Hr. Prof. Seb. mit 'deinen Vorttcfalfigen- einer botanischen und
cbemiseben Pharmakognosie an, die eben zur Erlangung einer sichern
wItiensohaftKeliefl Kenntniss dt» Gegenstandes fahren sollen.
Dass aebr bedeutende Botaniker (nimlich Speciesketiner nnd
Herbarienbesitser) recbt kHiglicbe' Apotheker nnd insbesondere andi
höchst unwissende Pbarmakognosten" sein können, wollen wir als
möglich -angeben, denn aNea «inseitige Stadium- macht notbwendig ein-
seitig. ' Finden wir nicht eben so gat^aucfa Professoren der Botanik,
die über das Studium der Arten nnd Gattungen das der Physiologie
and MorpfaM^gie vemaeblässigen tmd umgekehrt? Aber eine That-
saehe ist es, nnd diese* steift gewiss aucb Hr. Prof. Sdi. nicht in
Abrede, dass die pharmaeeutisebe Waarenkunde erst unterstützt durch
genauere Arteakenntniss und nachdem auch unter den Apothekern
das Studium der Botanik mehr Eingang fand, sich der groben Em*
pirie der Vergangenheit entwunden bat^ denn wenn die Botaniker
Tom Fach in neuerer Zeit, ■ als^ natfirftche Folge sthürferer Beobaoh^
laagv die Ariea genauer unterschieden und die Wissenschaft mit neuen
Gattungen und Aiften bereicherten, so Waren es dagegen rorzugsweise
mit dem~St«dium derBatriinik- vertraute Apotheker, welche die Früchte
jener wissenschaftlichen F^racbungen in das Gebiet der pharmaeenti-
"sdien Waarenk^mde übertnirgen, und unter den bis dahin vermengten
and verwechselten Arten die eigentUeh ofScinellen au ermitteln sich
bemAheten. War aber das Studium der Botanik für die A«id>ildnng
der pharmaceutischen Waarenkunde von Gewinn, so kann es unntög-
lich fSr den Apotheker jetzt ^völlig unnAtz'^ sein.
Dem praktischen Apotheker, weicher in einer langem Reihe von
Mren der jöngem und iltem Apotheker viele zu beobaehten Ge-
legenheit hattet kann e^ nicht entgehen, dass die Pharmaceuten, die
rieb mit Botanik beschäftigt haben, auch beim Einsammlen der offiei«
neuen Pflanzen aufmerksamer verfahren, und Verwechslungen leichter
erkennen, als solche, die diese Wissenschaft als eine ihnen nutzlose
vemaoblössigt hatten. Dem angehenden Apotheker steht nicht, wie
dem gewandten in seinem Fache geübten Waarenmakler grösserer
HandelaplAtze 'eine gewisse Routine nnd vielfache Erfahrung zur Seite ;
dieser soll durch wissenschaftliebe Kenntniss der Pflanzen die V«r-
weehj^elnng der einzusammelnden ' officinellen Gewftchse vermeiden
lernen. -Sa diesem Behufe darf ihm aber die Botanik, wie sie zu
aHen Zeiten getrieben worden ist und getrieben werden wird, mit
Species- und Systemknnde nicht fremd sein. Zu diesem Behufe musa
«r aber botanische Exonrsionen machen und darum ist Ref. auch weit
davon entfernt zuzugeben, dass das Botanisirengeben die jungen Leute
aa ein DoUe far niente gewöhne. Im Gegentheil hat er hfiuflg 4se»
legeabelt gehabt an beelMiohten, dmBa 4i^eaigen jnagen Pharroftoeutes,
wtdafa« die «n ihffwr SrhalMg nathweiidigiaBiy des gaicfaAfliicIiaa Var-
76 Literatur.
hAHiiisjien nach abar besefarftfikteii freien Tage dem Stndinm der Bo-
tanik widmeten^ im Allgemeinen durch ein regeres wissenschaftliches
Streben sich auszeichneten, als diejenigen^ welche ihre Zerstreuung
an den allgemeinen Vergnägnngsorten suchen. Denn eine Erholang
bedarf der junge Mann, der Tage lang mit voller Anfmerksamkeit
dem Geschäfte sich gewidmet hat und kann es wohl eine empfehlens-
werthere geben, als das Studinm der Natur, zu welchem eben die
wissenschaftlichen Excursionen auffordern und anregen? Ein jeder
Ausittg bekömmt ein doppeltes Interesse, wenn wir mit demselben
zugleich Forschungen in irgend einem Zweige der JHaturwtssenschaften
verknüpfen, diese machen aber die Kenntnfss der Gattung und Art
nothwendig und desshalb kann diese anch nicht nutzlos sein.
Dass aber das Studium der Botanik, wie es zumeist getrieben
wird und wie es für den Apotheker auch noch ausreichen mag, in
solchen Fällen, wie sie Hr. Prof. Seh. namhaft macht, keine Aufklll-
rung über die noch zweifelhafte Abstammung ausländischer Arznei-
stoffe zu geben vermag, kann jenem Studium doch nicht zum Vor-
wurf gemacht werden, da oft fast unüberstelgliche Schwierigkeiten
0ich der Erlangung einer sichern Kenntniss entgegenstellen.
Sind unsere Schüler, und namentlich unsere Realschuler erst ein-
mal dahin gediehen, wohin viele Lehrer doch mit Ernst streben, ihre
Sehäler mit einer mehr als oberflächlichen Kenntniss in den Natnr-
wissenschaften nnd namentlich in der Botanik zu entlassen, dann kann
freilich der stndirende Plrarmaeeut nnd Medioiner seine Aufmerksam-
keit mehr der physiologischen und morphologischen Seite der Botanik
zuwenden. Aber Kenntniss der Gattung und Art muss auch mit sol-
dften Studien verbunden sein, denn was nutzt eine Beobachtung^ wenn
ich den Gegenstand, an dem sie angestellt wurde, nicht Wissenschaft^
lieh oder wenigstens so genau bezeichnen kann, dass sie auch von
einem andern wiederholt und geprüft werden kann.
Nar um der Schwachen willen hielt Ref. es für nöthig des Hrn.
Prof. Seh leiden Aeussernngen zn beleuchten und zu bekämpfen.
Die Lauen und Lässigen hätten sich gern wohl hinter eine solche
Anctorität versteckt und den Unerfahrnen könnte es leicht irre leiten,
wenn ein Mann der Wissenschaft sich nicht entblödet zu sagen: „die
specifische Pflanzenkenntniss ist ein unnutzer Ballast, der nur gar za
häufig die jungen Leute durch das Botanisirengehen an ein Dolce non
far niente gewöhnt, bei welchem sie sich mit dem angelernten Aber-
glauben tauschen, dass sei eine wissenschaftliche Thätigkeit.'^ — !!! '
Was dagegen über die jetzt noch übliche Behandlung der Phar-
makognosie gesagt ist, ist nicht ohne Grund und ein systematisches
Handbuch derselben nach den S. 79 gemachten Anforderungen würde
jedenfalls ein grosser Gewinn für die Wissenschaft sein. Leider wer-
den wir auf ein solches aber wohl noch lange warten müssen^ denn
die Bearbeitung desselben bietet grössere Schwierigkeiten dar, als die
Charakteristrung der Rad, caricis arenariae.
Nach dieser Abschweifung geht Ref. nun zur eigentlichen Beur^
theilung von Bischoffs Handbuch über. Wohl mögen viele Leser des
Archivs dieses Handbuch schon kennen und oft Belehrung daraus
geschöpft haben, da der erste Band bereits im Jahre 1833 erschien
nnd für diese bedarf es weiter keiner Empfehlung, denn sie kennen
den reichen Schatz, den dieses Werk enthält; ein klassisches Werk,
welches der deutschen Literatur zur hohen Zierde gereicht^ nnd dem
Is^iii andere» Volk ein gleichei an die Seite au itellen bat, DettUcbtr
Läeraiur, T7
Fl«isä^ deutoobe fiedietgfenheit, und deulsbhe Kunst haben flieh in dem^
selben vereinigt, ein ärer würdiges Denkmal gesetsl.
Der Verf., der . durch so manche gediegene Arbeit sieb eiaea
wohlbegrOndeten Ruf erworben hat, stdlte sich mit diesem Werke
eine sehr schwierige Aufgabe, zu deren glücklicher Lösung ein ebea
so tiefes und vielseitiges Wissen, als vielfache eigene Forsehung und
Untersuchung sich mit künstlerischer Fertigkeit und Treue im Zeich*
nen vereinigen rousste. Der Verf. wollte hier eben sowohl die bota-
nische Kunstsprache der altern, als der neuern Scbriflsteller abhaftdelli
und eben so die Terminologie der kryptogamiscbea, wie der phane«>
rogamischen Gewächse bearbeiten, er wollte also ein vollständiges
Handbuch der botanischen Kunstsprache liefern, in welcher 4iiB Häuf«»
werk der botanischen Terminologie geprüft, gesiehtet und systematisch
geordnet vorliegen seilte. Eine solche Prüfung der übergrossen Masse
machte aber vielfache eigene Untersuchungen nothwendig, besonders
in dem Theile, der den kryptogamischen Gewächsen gewidmet ist.
Hier musste fast alles von neuem untersucht werden und dass der
Verf. gerade in diesem Felde etwas Gediegenes zu liefern befähigt sei,
dafür liefern dessen „Kryptogamisiehe Gewächse Deutschlands^^ den
glänzendsten Beweis. Allerdings verzögerte sich dadurch das Er-
seheinen der zweiten Abtheihuig nicht unbedeutend, doch gereicht
das offenbar dem Werkoi nur zum Yortheile, indem der Yerf« so auch
die neuesten Arbeiten über die Kryptogameo vergleichen konnte.
Der cirste Band, die phanerogamisdben Kunstansdrttcke, zerfällt in
3 Abschnitte: „Allgemeine^' und „Besondere Kunstausdrücke.^^ • In
dem ersten Abschnitte werden die, die allgemeinen Verhältnisse
der Pflanzen, des Pflanzenlebens und der Organe bezüglichen Kunst«*
ausdrucke in 5 Kapiteln abgehandelt; dahin gehören 1. Kapitel, die
Knnstausdräcke, welche sich auf die Wissenschaft und deren Eintbei«
lang beziehen (didaeliscbe Ausdrücke). 3. Kapitel, Kunstausdrucke»
wefohe auf die innern Verhältnisse oder die Lebenserscheinungen der
Pflanze sieh bezieben (physiologische Ausdrucke), welches in 6 Arti-
kel zerfällt. 1) für die mit dem Pflanzenleben in Bezug stehenden
Stoffe. 2) für die vorzüglichsten Functionen und Thätigkeitsäusseran-
gen des Pflanzenlebens; 3) für die Krankheiten; 4) für die Missbil*-
dangen der Pflanzen ; 5) für die verschiedenen Perioden des Pflanzen«-
lebens; 6) für die örtlichen Verhältnisse und die künstlichen Verbrei-
tnngsbesirke. 3. Kapitel, Ausdrücke, welche sich auf die äussern
Verhältnisse der Pflanzen beziehen (charakteristische Ausdrücke),
Bändich für Grössen- und Zahlenverfaältnisse, Dasein, Mangel, Stel-
long etc. der Pflanzenorgane. 4. Kapitel, Kunstausdrucke fflr ver«"
schiedene Eigenschaften der Pflanzen, wie speeifische Schwere, Com-
sitfenz, Elastidtät, Hygroscopicität, Glanz, Farbe, Durchsichtigkeit,
Wärme, Phosphorescenz, Elektricität, unmittelbare chemisehe Eigen-
schaften, mittelbare chemische Eigenschaften (Geschmack, Geruch),
Heilkräfte. 5. Kapitel, Kunstausdrucke für die Pflanzenorgane im
Allgemeinen (organographische Ausdrücke).
Zweiter Abschnitt. Besondere Kunstausdrucke. Während
im vorigen Kapitel die Organe ganz im Allgemeinen betraditet wer-
den, werden sie in den verschiedenen Kapiteln und Artikeln dieses
zweiten Abschnittes nach allen Seiten hin erörtert; die Elementar-
organe, die innern Organe, die für Ernährung, Vermehrung und Fert^
Pflanzung, und die accessorischen oder Nebenorgane.
Dea dentscheB und ktteinischen Kunstaasdrüfikea find auch, aehr
78 Läerakir.
swedkmissif, die enttpreohenden framdsucken kittsagefftgl, tnd kei
der iinhern Erörterunnf der Organe im 2teii Abachnkte werden 4ieB9^
sogleich durch den reichen Schals der vortrefflichen AbbildongeB' dem
Apg*e vorgefahrt. Auf 47 Tafeln sind nach den fortlmleBd» üiim-
Niern 3200 Abbildongen von Pflanzen tmd Pfiansentkeilen enthalten^
a4loin in der Wirklichkeit ist die Zahl derselbe« bedentend grösser,
da hüufig unter einer Nummer mit «, A, c etc. die Gegenstfinde w^ber
verschiedenen Verhältnissen abgebildet sind. Durch diese saUreickci»
Darstellungen v^ird es nun den, der hier sich in der Organograpbie
unterrichten will, nicht nur sehr erleichtert, steh auf» gröndlicbsle va
belehren, sondern der Anfftnger kann nebenbei auch eine nicht ge-
ringe Zahl von Pflansen kennen lernen, da die Namen der darge-
stellten Pflanzen im Text sowohl, als in ^der Brklfimng der Talel»
stets genannt sind. Die Erklärung derKunstausdröcke ist klar und
deutlich; eine Menge eingestreuete Znsatse und Anmerkungen ertau-
tem tbeils manches noch näkier, theils berubren sie die Synonymie,
berichtigen die abweichenden Ansichten anderer Sekriftsteüer^ und
enthalten überhaupt viele werthvoUe Bemerkungen. Als Beleg, wie
reich die abgehandelten Artikel ausgestattet sind, will Ref. nur er-
wähnen, dass der Darstellung der verschiedenen Gestalt der Blftttcr
beinahe 9 Tafeln mit 969 Abbildungen gewidmet sind.
Es kann allerdings nicht fehlen, dass bei . dieser erschöpfenden
Behandlung jedes einseinen Organs dieselben Besetchnungen bei ver-
schiedenen Organen wiederkekren müssen, und so WiederholnngeB
unvermeidlich sind. In diesem Falle wird aber die Erklürnng nur
das erste Mal, sumeist bei den allgemeinen Kunstausd rücken gegeben,
dagegen darf es wohl nicht nur als ein wesentlicher Vorzug, sondern
bei der beabsichtigten Volistündigkeit als ein nothwendiges Erforder-
niss anerkannt werden, dass alle Gestaltungen eines Organs in geeig-
.neter Reihenfolge bildlich vorgeführt werden.
Der zweite Band beginnt (aueb in der Seitenzahl fortlaufend)
mit dem 4. Kapitel, Kuristausdrücke für die verschiedenen Aba»*
derungen der äusseren Organe bei den kryptoganischen Pflanzen.
I.Artikel. KunstausdrUcke für die üussern Organe der Kryptoganen,
nach ihren Hanptformen betrachtet« 1) die Emährnngsorgane, 2} die
Vermehtungsorgane, 3) die Fortpflansungsorgane, 4) die accessori-
schen oder Nebentheiie. Zweiter Artikel. Kunstausdrucke für
die äussern Organe nach ihren verschiedenen Verbältnissen nnd Form-
abünderungen bei den einzelnen Familie» der kryptogamischen Gewächse.
Erste Abtheilung: Qefässpßamen* 1) Equisetaceen, 2) Bhiiekar-
pen, 3> Lykopodiaceen, 4) Ophioglosseen, 5) Farne. Zweite Ab-
th ei lang: Z^lUnffiamen. 6) Moose, 7) LehernMose, &) Characeen,
9> Flechten, 10) Algen, 11) Hutpilze, 12) Kernpilze» 13} Bauchpilze,
14) Fadenpilze, 15) Stanbpilae.
Mit welcher Sorgfalt und Ausfübrlichkeit jede dieser Familien
bearbeitet ist, wird wukl am besten erkannt werden können, wenn
wir eine derselben herausbeben nnd zeigen, wie erschöpfend sie der
Verf. behandelt hat Ref. wählt die Lebermoose. A» Wurzel, fi. Sten-
gel, 1) der beUitterte Stengel (caiiits ftlionu}^ 2) der laubige
Stengel (oauUs frondotus). «. Laubstengel, b, Laub* C. Blüthen:
«7. neck ihrer Lage, h, nach ihrer Ankeltung, c« nach ihrer Stellung»
d, nach ihrer Riehtnag, e. nachr ihrer Gestalt i), die Knospe. Em der
Blöthenstand. E. E, die Hülle. F. die Blülhe. L der Befruchtungs-
kolbep {AnJAsridiun) oder der w^iflutticbe 'T^«tt 4er mäoalichen
Blfl9he»>II. der PruthHinfeiif (^Atehegomum odtr der wes^MlicIie Tlwif
der weikiidien Blüllie. 0. die Frucht. I. die Haube, IL die Borste,-
IIL dev SpornbehlUer. H. die Sporen /. die Schlefidem.
Bs «imi den Lebermoosen 31 Seiten Text gewidmet, und 167 Ab-*
bildangen erüulern nieiit nur deren auMere Erscheinunf, sonder«
anoh deren innern Bau auf» sorgfilltigste. Es sind hier b^länfig' 130
Aftnn theils voilsUlndig, theil» bloss in etnselnen Theilen uns den 6at-
tvnffMi €heim0ldiaj Ricda, Oxymitta,, Anthoeerog^ Cen^eepkaluMy ile-
h&mliia^ iMwutarUh, MtarekanHay Blana, Ftmftrtarta, Pla^othatma^
Otrsimäy Sphaeröemrpus ^ Gor^ionia und Jttngermannia dargestellt.
WilikiMninen wörde es wohl manohem gewesen sein, wenn der Verf.
die neuem von Jungermannia getrennten Galtungen, wo es geschehen
kiMMite, beräckstchUgt hatte. Mit ntoht weniger Interesse wird der
Freund der Algen die 2&5 -fiberans nerliehen Abbildangen aus dieser
FaaMÜe dwrchgeheai. Diese getrennte Bearbeitung der Terminologie
jeder einselnen Familie fährt zwar au maonichfacfaen Wiederholungen,
die aber dem Werke um so weniger cum Vorwurfe gereichen, da
wohl >eder Kenner mit dem Ref. darfiber einverstanden sein wird,
dass gerade diese Art der Behandlung zu den wesentlichsten Vor-
s^e» dieses Handbuchs gehört.
Der dritte Band behandelt vorerst die Systemkunde. 1. Ab-
sohnitt: Von den versehiedenea Abtbeilungen des Pflansenreichs.
1. Artikel. Begriff der Btnielpflanze. 3« Artikel. Begriff der Art
und ihre Abweichung. 3i Artikel. Begriff der Gattung. 4. Artikel.
Begriff der Familie. ^. Artikel. Begriff der natürlichen Ordnung«
6. ArtikeL Begriff der Classe und übrigen höhern Abtheilungen.
Diese Begriffe sind mit möglichster Schärfe erörtert und von der Art,
Abar^ Unterart etc., Gattung, Rotte und Untergattung, Familie, Gruppe
und Untergruppe und von der natürlichen Ordnung Beispiele aufge«
führt. Zweiter Abschnitt. Von den verschiedenen Systemen*
t. Kapitel. Von den verschiedenen Systemen im Allgemeinen (An*
ordasngen der Pflanaen von Theephrast bisMagnol. 3. Kapitel.
Von den Systemen im Besondern. 1. Artikel. Künstliche Systeme»
1) das Tonrnefort*scke System; 2) das Lionö'sche Geschlechtssystem
mit den maamchfachen Abänderungen desselben ; 3) Andere kfinstliche
Systeme, von Glfditsch, Manch und Aliioin; 4} das Karpologi*
sehe System von G&rtner. 2. Artikel. Verwandtschaftsreihen derFa«
milien: 1) der von Linnö; 2) der von B. von Jussieu; 3) der
von A d a ns n ; 4] andere Verwandschaftsreiben. 3. A r t i k e 1. Natur«
liebe Syst&e. i) das von Oeder; 2) das von Bat seh; 3) das von
A. Iß, von Jusaieu. AbAnderuagen und Verbesserungen desJussieu"*
sehen Systems : A* das von De Candolie; B, das von Aug. Ri-
chard; C. das von Bartling; D, das voa Lindley; £. das von
Fries; F. das von P erleb. Andere auf den Grund desJussieu'sche»
und De Candolieschen errichtete Sysleme (das von Link, das von
Wilbrand). 4) das von Agardh; 5) das von Oben; 6) das von
Reichenbach; 7) das von Schulz; 8) das von Martins; 9) das
von Unger und Endlicher. Anhang. Die natürlichen Systeme
von Cossel, Schweigger, Wenderoth, Dämortier, Rudol-
ph!, Uoraninow und von Trautvetter. Die Erörterung und
Benrtheilung der verschiedenen Sysleme ist höchst anziehend und
geistreich und dem Schluss dieses Abschnitts wird wohl jeder bei-
stimmen müssen. „Bei dem Schlüsse dieser Uebersicht der sogenann-
ten natui^lichen {Systeme darf aber mit voller Ueberaeugong die Behaup-
80 Literatur.
tan^ ausgesprochen werden, das« das einzige und wahre natür-
liche System bis zum heutigen Tage noch nicht gefunden ist.
Das Register, welches 338 Seiten in 2 Spalten fiillt, ist von Herrn
Schulinsp. B u oh i n g e r mit Ijewunderns würdigem Fleisse aasgearbeitet,
doch will es Ref. bedanken, dass hier manches wohl ohne wirklichen
Nachtheil hätte abgekürzt werden können.
Der Empfehlung eines solchen Werkes bedarf es nicht, erwähnen
muss Ref. aber noch, dass auch der Verleger eifrig bemüht gewesen
ist dasselbe würdig auszustatten, und er ist überzeugt, dass das hier
Mitgetheilte jedem Freunde der Botanik, der sich gründliche Beleh-
rung in der Orgaoographie und Systemkunde erwerben will und na-
mentlich auch der, welcher sich mit den eben so anziehenden ab
schwierigen kryptogamischen Gewächsen vertraut machen will, die
Ueberzeugung verschafft haben wird, dass er keinen sicherern Führer
wählen kann, um sein Ziel zu erreichen, als das vorliegende Werk.
Hornung.
Woordenboek van Droogeryen van den Heer M.N.Be eis
vervolgt door Meylink. Amsterdam by G. J. A,
Beyrinck 1845.
Dr. Meylink zu Deventer, dessen Waarenlexicon im Archive
bereits gedacht wurde, fährt fort für dieses treffliche und nützliche
^ Werk thätig zu sein. Wiederum sind vier Hefte vom dritten Theil
desselben erschienen, die sich, wie die des zweiten Theils, durch Ge-
diegenheit und grosse Reichhaltigkeit auszeichnen. Unter den häufig
angebrachten Citaten vermisst man auch die Arbeiten deutscher Natur-
forscher nicht. Erwähnte vier Hefte enthalten folgende Artikel : Nepeta
Cataria, Nicotiana Tabacum^ Nigella sativa, Nitras potassae^ Ocolea
Puchury^ Ocymum Basilicum, Oenanthe crocata^ Oenantk. fistulöse^
Oenanth, Phellandrum^ Olea europaea^ Oleum, bei welchem 65 ver-
schiedene Oele, nämlich flüchtige, fette und zusammengesetzte, mit
vieler Gründlichkeit und Sachkenntniss abgehandelt sind; dann folgen
Oniscus Asellus. Opium ist hier ein höchst schätzbar bearbeiteter
Artikel, indem er alles umfasst, was über diesen wichtigen Körper
von allen Gelehrten Europas gesagt ist. Meylink bemerkt, dass der
Name desselben von o;ro^, Saft, abzuleiten ist, wie auch, dass die
Araber und Indier das Opium Assium, Assiouna oder Assion nennen,
die Türken diesen Namen aber verschieden aussprechen. .Er unter-
scheidet constantinopolisches, smyrnasches, griechisches, ägyptisches,
ostindisches, persisches und europäisches Opium; das vierte Heft ist
mit Opobalsamumy Opopanax, Oreaselinum, Origanum creticum, Orig,
Majorana, Orig. vulgare beschlossen. Möchte dem gelehrten und
fleissigen Herrn Verfasser für die Ausarbeitung seines so allgemein
nützlichen «Buchs Gesundheit und Müsse ferner werden.
Du MSnil.
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I
I
I
81
Xnoeite Abtheitung.
Vereins - Zeitung,
redigirt vom Directorio des Vereins.
1 ) Verein s - Angelegen heiten •
Vortrag in der Generalversammlung des Apothekervereins
in Norddeutschland und bei der Feier des 25jährigen
Jubelfestes seines Bestehens, gehalten zu Dresden am
8., 9, und 10. September 1845, vom Oberdirector Dr.
L F. Bley,
Hochgeehrteste Gönner und Ehrenmitglieder des. Vereins !
Geehrte und wärdige Herren CoUegen!
Mit inniger Frepde begrusse ich Sie alle und heisse Sie herzlich
willkommen im Namen des norddeutschen Apothekervereins.
Wiederum ist der Zeitabschnitt eines Jahres vorübergegangen,
seit der Feier unserer letzten Generalversammlung. Wir stehen heute
an dem Jahrestage der 25jährigen Stiftung des Vereins und feiern
somit sein erstes, 25jähriges Jubelfest. Ja, meine Freunde, heute vor
einem Vierteljahrhundert am 8. September 1820 legte uqser frühvol-
lendeter Freund Brandes mit seinen Freunden und Collegen Du
MSnil, Beissenhirtz, E. F. Aschoff und Witting und einigen
anderen ehrenwerthen Collegen den Grundstein zu unserem Vereine.
Klein war der Anfang, aber gross das Ziel! Wachsend die Kiaft und
wer wollte es läugnen? erfreuend der Erfolg!
Nicht habe ich nöthig Ihnen heute einen Abriss der Geschichte
der Entstehung unsers Vereins und seines Fortgangs zu geben, da die
geschichtlich topographische Darstellung desselben Ihnen in dem
39sten Bande der zweiten Reihe unseres Archivs vom vorigen Jahre
niitgetheilt ist und ich darf nur in dem 2ten Theile des heutigen
Berichts nachtragen, was seit unserer letzten Generalversammlung im
Bereiche des Vereins sich ereignete. Aber in demselben sind meist
nur die äussern Verhältnisse und deren Gestaltung berührt, das was
der Verein für die Pharmacie in wissenschaftlicher Beziehung leistete,
sei heute Gegenstand unserer Betrachtung. Doch bevor wir zu dem-
selben übergehen, haben wir eine Pflicht der Dankbarkeit zu erfüllen
gegen diejenigen, welche den Grund legten zu unserem Baue, wie
gegen die, welche ihn förderten und schirmten. An Euch, meine
hochgeehrten Freunde und Collegen, welche Ihr vor 25 Jahren den
Grund legtet zu unserem Vereine, wende ich mich im Namen sämmt-
licher Mitglieder desselben, um Euch auszusprechen den innigsten, den
lautersten Dank für die Gründung dieses Werks. Dankbarkeit ist
eine Zierde des reinen menschlichen Gemüthes, sie wird heilig gehal-
ten bei allen Edeln so lange der Erdkreis besteht. Sie ist der, schönste
Schmuck unsers Herzens und fesselt den Menschen an den Menschen,
von Geschlecht zu Geschlecht, sie ist der Ausdruck des göttlichen
Funkens, der die Menschen immer beseelt und beseligt und wiewohl
die Art, ihre Empfindungen kund zu geben^ bald in lauten Ton sich
' Arch, d« Pharm. XCV. Bda. i. Hit. 6
89 Veremszeihtng. .
kleidet, bald in leisen Accorden nur die davon bewagUche Snile er-
zittern mecbt, so bat sie doch all überall ihren Grund in der Tiefe
des Herzens. Sollte denn aucb nun diese Dankbarkeit beute nicht
an ihrer Stelle sein? Ja wir sprechen sie Euch aus aus dem innersten <
Herzensgründe; denn Euer Werk halte einen guten (ürundpfeiler, auf
welchem der Bau fest and dauerhaft errichtet werden konnte, denn
er steht nicht allein unerschütterl im Sturme der Zeit, er steht hente
nach einem Vierteljahr hundert hOfaer und herrlicher da, als Ihr am
Tage der Sliftang wobi irgend ermessen konntet, während Euer Stre-
ben zunichst darauf gerichtet war, die Apotheker Wesiphalens um
Euch zu sammeln, kflnnen wir heute fast die Halde aller deutschen
Apotheker eU Mitglieder unsere» Vereins begrassen. Sie schlosaen
ein tvbönea und hoffentlich dauerndes Bündniss der reinsten Collegia-
lit^t mr Vervollkcmnu)ung- der theoretischen und praktischen Pbar-
mvfie und ihr^r Halfswissenschnften, zur Verbesserung dea Apolhe-
kenwesena in seiner üusseru und innern Stellung, so wie zur gegen-
seitigen Erleichterung des Geschäftsbetriebes, zur gemeinsamen Unler-
Btütiung in unverschuldeten UnglacksiSllen and zur Abhilfe der Notb
würdiger, durch Aller oder Krankheit dienstunfähig gewordener mit-
telloser Gebdlfea, und wie hat es sich bewährt? Wenn wir hinblicken
auf die Leistungen der Glieder unseres Vereins, so kflnnen wir nicht
anders sagen, als dass SchCnes und Würdiges von ibnen geleistet
wortl^" für die Praxis, wie fdr die Wissenschaft. Das Band der
Eintff'^bt wurde befördert und es wird der Stand der Pharmncie in
dem, >VBS ßinniüthigkeit betrifft, von keinem anderen Stande über-
Iroffen. Zur Verbesserung des Apothekerwesens in spiner innern
Gfst^ltung ist vieles geschehen durch Aufdeckung der AlAngel und
ilnyollhomnienheiten, durch dringendes Anregen ihrer Abstellung, durch
Vorfc|i|pge i|nd (tolhertheilnng, durch Aulforderung, Vorbild und Bei-
«piel. 4uc|) ^'"^ äussere Stellung unseres Standes hat die Aufmerk-
aamkeit des Vereins eryreckt, r^ge gehallen uud derselbe ist bemühet
gewesen YWaeh bluzuwelsen auf die mannigfachen Nachtheile, welche
«iner bessern Enlwickc1unj[ sich hindernd in den Weg stellten, durch
ppjprechung in den Zuanmmenkünften der einzelnen Kreise, wie in
dep Generalversammlungen, dnrch Vorstellungen hei den hohen Be-
. bftrdGn^ dufcb AuTordernng ii^r ^inreicbnng ron Miltheilungen behufs
der Qarslellung der wahren Sachlage der Pharmacie, endlich durch
^^arbeilung d^r Denkschrift, Reiche erst im Frähsommer dieses Jahres
vollendet upd verölTenlticIit frerdfp Rennte. Möchte sie nur die rechte
fV'ardigupg finden und darfnis hervorgehen, das was wir wünschen,
lit^assregeln, \velche die Hemmnisse beseitigen, damit die Pharmacie
QfEb atieq Seiten hin sich fr^i xu entwickeln vermöchte.
Der Zweck der gegenseitigen Unters tälzung ist nicht verfehlt
wprden, denn "'chl weniger als 5300 Thaler hat der Verein den
dnrcl( ßrandungliiek ui\d suqstige rfoth betroffenen Col legen gespendet,
aqch in ^em [etilen Jahre sjnd weit Qber 1100 Thlr. Spenden der
j^dUlätigkeil 4.en von Frueruflglück Heimgesuchten lU Theil gewor-
dfu. Für die unserer Beihilfe l)«darftigeD Gchiilfen sind aber Qber
70QQ tblr. DU Uiilerslülzungen ge^^lil' und es ist Aussiebt vorhanden,
^»^s in einpr Reihe von jabre^i die den trenen aber armen Gehülfen
- ^ur Beihulfe fa verabreichende Summen arhähet werden können. Die
Gesammleinntihnien des Vereins betrugen in den 35 Jahrfn seines Beste-
hens 73,680 Tblr. 23Sgr.6Pf., die Ausgäbet) aber 67,911 Thlr. 36 Sgr.
ß ff,, wornns fich ei« Yenn9([ensbpsjw(l vpfl «her JJTf T^lt. ergiebt.
Vereinszeitung. 83
Wenn wir dieses alles jetzt nur kürzlich berühren, so gehet
doch daraus hervor, dass die Gründuag des Vereins ein nutzliches,
ein würdiges Werk war, dass sie ihr j[^edeihen in sich trug, durch
den Segen, der ihr zu Theil ward von dem, der allen nutzlichen
ülenschenwerken Segen und Gedeihen schenket, der da erndten lässt
in Freude, was wir schwachen Menschen oft mit banger Hoffnung
und Sorge säeten!
So nehmt vor allen erst Ihr Stifter hin den Dank für den guten
Grund, den Ihr geleget habt, für die Pflege, die Ihr und Eure Freunde
dem Werke gewidmet habt. Aber dieser Dank wird irdisch vernom-
men nur von 3 Mitstiflern, unsern Freunden und Mildirectoren Dr.
Du Meoil, Witting und Dr. E. F. Aschoff, denn der Mitgründer
und einstige Helfer am Bau, Beis'senhirtz, er ruhet von seiner
Arbeit and auch derjenige, welcher vor allen den Plan rüstig und
mit anermüdetem Eifer ausführte und das 'Werk 32 Jahre hindurch
mit rastloser TJiätigkeit und grossem Geschick leitete, Brandes, wel-
cher schon bei der Feier der Generalversammlung in Berlin den
Wunsch aussprach, dass die erste also 25jährige Stiftungs " Jubelfeier
in Dresden möchte begangen werden, fehlt uns hier auch, er ist zu
höherem Lichte berufen und hat uns sein Werk, dem er mit grosser
Liebe anhing, anvertraut. Ihnen also, welche vor uns hinübergingen,
dahin, wo alles Unvollkommene in Vollkommenes verwandelt werden
wird, können wir nicht mehr unsern Dank mit irdischer Sprache aus-
drücken, aber unsere Dankbarkeit, welche nicht still steht an dem
Grabe, sondern hinüberreicht über die Gruft nach dem Jenseits, ist
ihnen erhalten frisch und lebendig und wir wollen sie ihnen betbäti-
gen, indem wir ihr Werk zu einer schöneren Vollkommenheit zu er-
heben trachten. Unsers Brandes Wunsch aber, diesen Jubeltag des
Vereins in Dresden zu begehen, musste uns heilig sein, aber auch
uns zog es nach der Hauptstadt des Landes^ in welchem Deutschland
so oft das geistige Licht aufgegangen, aus welchem es sich verbreitet
hat; des JLandes, wo ein erhabener König mit der Liebe gegen sein
Volk die Liebe zur Wissenschaft verbindet, ja was selten ist auf
Thronen, selbst ein Kenner der Naturwissenschaften ist und zwar ins
Besondere eines Zweiges, welcher der lieblichste genannt werden
darf, dem sein Volk in inniger Verehrung und Treue ergeben ist.
Wir haben uns versammelt in der Königsi^tadt, wo Kunst und Wissen-
schaft ein schönes Asyl haben, weshalb man ihr den Namen des
deutschen Florenz beigelegt hat, dem sie auch noch durch die Ge-
diegenheit ihrer Bauwerke, wie durch die Schönheit ihrer Umgebung
gleicht, aber vor allem ist sie geschmückt mit biederer, deutscher,
ehrenhafter Gesinnung in Hohen und Niedern, Edeln und Geringen,
wo jeder gern sich heimisch fühlt und darum so zahlreich stets Aus-
wärtige sie aufsuchen. Wir feiern also, meine verehrten Collegen,
Mitglieder des Vereins, heute das 25ste Stiftungsfest des Vereins,
somit da^ erste Jubelfest desselben und zwar das Jubelfest, bei wel-
chem Wir noch die Freude geniessen, einige der Mitstifter unter uns
zu sehen, deren Gegenwart uns erfreut und beglückt, und eben darum
ist die Feier so bedeutungsvoll, weil an die Gegenwart sich das
lebendige Gefühl eines gut gelegten Grundes des Werkes knüpft. Der
Klang des Jubels und der Freude erhebt den Menschen, wenn er
sieht, wie der Anfang klein und gering, der Fortgang aber segens-
reich ist. Unter den Ausspielen eines all verehrten Mannes, des ver-
ewigten Freiherrn von Altenstein, ward cler Grundstein gelegt. Seiner
6*
V
84 Vereinszeitung.
freundlich wohlwollenden Gesinnung, seiner grossmäthigen Beihfilflg,
seiner anregenden Ermunterung hat der Verein den gunstigen Fort-
gang mit zu danken. Nach ihm war es der Oberpräsident und wirk-
liche Geheimerath Freiherr von Vincke, der Mann, den ganz West-
phalen in Ehrerbietung seipen Vater nannte, welcher durch die lie-
benswürdigste väterlichste Weise dem Vereine Förderung gab.
Auch er, der treffliche ehrwürdige Mann, das Bild der Bieder-
keit und Humanität, ist abgerufen von seinem langjährigen, treuen,
segensreichen Wirken, eingegangen zum vollen Lichte, wo er die
Krone des Lebens errungen hat; Ihm weihen wir die dankbarste
Erinnerung und erblicken ihn in Gedanken noch unter uns, wie er
bei unserer Generalversammlung in Pyrmont sich uns allen so anre-
gend, so väterlich theilnehmend erwies. Auch ein edler erhabener
Gönner, der Durchlauchtigste Fürst von Waldeck .und Pyrmont, wel-
cher sich reich an Gnade dem Hauptstifler und Oberdirector des Ver-
eins, Hofrath Brandes, erwies und seinem Streben zuerst eine öffent-
liche Anerkennung gewährte, ist aus der Zeillichkeit abgeruFen, um
die ewige Krone zu tragen. Mit ehrfurchtsvollster Dankbarkeit wird
der Verein die von den hohen Verewigten erwiesenen Gnadenbeweise
in stetem Andenken behalten.
Wenn auch klein der Beginn unseres Vereins war: denn ausser
den genannten Stiftern betrug die Zahl der zunächst sich anschliessen-
den Collegen 26, wie sie in der geschichtlich - topographischen Dar-
stellung des Apothekervereins in Norddeutschlahd, Archiv der Phar-
roacie, Bd. 89. Heft 1. S. 91. sich verzeichnet finden, so befanden
sich doch darunter ausgezeichnete Männer, deren Hinzutritt dem klei-
nen Vereine nur förderlich sein konnte, als Sertürner in Hameln,
Fiedler in Cassel, Krüger in Pyrmont, Stucke in Lennep, Veit-
mann in Osnabrück, Dugend in Oldenburg und sehr achtbare Col-
legen, als Mackensen und Kahlert in Braunschweig, Müller in
Arnsberg, von Senden in Emden, Arcularius in Hörn, Gramer
in Paderborn, Drees in Bentheim, Hülsemann in Lippstadt, Klein
und Opperraann in Düsseldorf, Rieke in Wittmund, Schnapp
in Hamm, Schmidt in Bramsche, Springer in Stadthagen, Varn-
hagen in Arolsen, in der Folge stieg die Zahl der Mitglieder schnell,
so dass mit Anfang 1822 diese schon auf 228, 1823 auf 403, 1826
auf 472, 1827 auf 500 hinaufstieg, welche Zahl bis zum Jahre 1838
sich wenig veränderte und damals eher fiel als stieg, von da an
zeigte sich regeres Leben. Mit der Einrichtung, dass jedes Mitglied
das Archiv als Eigenthum erhielt, stieg die Zahl der Theilnehmer an-
sehnlich, so dass zu Ende des Jahrs 1838 die Zahl in 550 bestand,
1839 bis auf 689, 1840 auf 893, 1841 auf 900, 1842 auf 951, 1843
auf 1052 Mitglieder sich steigerte, welche mit dem Jahre 1844 auf
1340 sich erhob und gegenwärtig 1430 beträgt. Somit wuchs die
Zahl und mit ihr die Kraft des Vereins; denn zu seinen Mitgliedern
gesellte der Verein viele ausgezeichnete Collegen, Männer der Wis-
senschaft. ■
Wir würden -jetzt zur Betrachtung der Leistungen des Vereins
übergehen können, wenn wir nicht einer ehrwürdigen Sitte ^^& Ver-
eins gemäss noch die Pflicht hätten, einen kurzen Abriss der Gestal-
tung desselben im letzten Jahre zu geben und eine Pflicht der Dank-
barkeit zu erfüllen hätten, inden^ wir das künftige neue Vereinsjahr
mit dem Namen eines um die Pharmacie hochverdienten Mannes zieren
massten. Wir wollen daher erst dieser Handlung der Pietät jenü|en,
Y
Vereinszeitung, 85
indem wir an die Spitze der heutigen Versammlung und somit des
neuen Yercinsjahrs den Namen des würdigen »Sertürner« stellen.
Da unser verehrter Mitdirector und Freund Dr. Wittin g als Schüler
und Freund desselben es gern übernommen hat^ Ihnen ein ausführ-
liches Bild des Seligen in einer Festrede vorzuführen, so darf ich
mich hier nur auf Einiges beschränken.
Dr. Friedrich Sertürner, geboren in Neuhaus im Fürsten-
thume Paderborn im Jahre 1786, besuchte das Gymnasium in Pader-
born, ward von seinem Vater, welcher Feldmesser war, in der
Mathematik unterrichtet, und weihete sich bei dem Hofapotheker
Cramer in Paderborn der Phnrmacie, wo er Gelegenheit fand, nicht
nur in dem mechanischen Theile derselben sich Kenntnisse zu ver-
schaffen, sondern selbst in den wissenschaftlichen einzudringen, da
der Lehrherr ein Freund wissenschaftlicher Experimente war. Hier
schon legte der Verewigte den Grund zu seinen physico - chemischen
Untersuchungen und sprach schon damals die Meinung aus, dass in
den Pflanzen die chemische Wirkung an besondere Stoffe gebunden
sein möchte. Das Opium war zunächst der Gegenstand seiner Unter-
suchungen und ihm, Sertürner, gebührt vorzüglich das Verdienst,
den Weg, die Darstellung derAlkaloide betreffend, eröffnet zu haben.
Eben so sind seine Arbeiten über die Schwefelweinsäure die Vorläufer
i der späteren Untersuchungen über die Bildung des Aethers, die Acthyl-
I oxyde etc. Seine Forschungen über die Einwirkungen des Lichtes
sowohl in chemischer, als medicinischer Hinsicht, sind zum Theil sehr
eigenthümlich und bekunden ihn als einen scharfsinnigen Forscher.
Wiewohl er von vielen Zeitgenossen verkannt und seine Ansichten
angegriffen, oft ohne Prüfung verworfen und als nicht beachtenswerth
beurtheilt wurden, wiewohl weder unser gemeinsames Vaterland,
noch sein specielles, seine Verdienste in ihrem wahren Werthe ge-
würdigt haben, gab doch das oft gerechtere Ausland freudig seinen
Beitrag diese Schuld zu tilgen: denn von Paris aus ward ihm durch
das Nationalinstitut ein ansehnlicher Preis für seine Entdeckung der
Bestandtheile ^^s Opiums zu Theil, so wie die Mitgliedschaft dieser
hohen Schule und Körperschaft ausgezeichneter Gelehrten.
Der Selige gehörte zu den frühesten Mitgliedern unsers Vereins,
dem er schon im ersten Jahre seiner Gründung sich anschloss und
damals für das ausgezeichneteste Mitglied desselben gelten konnte.
Wie sollte nun der Verein nicht eine Ehrenschuld abzutragen sich
angelegen sein lassen, indem er dem Verdienste des Verewigten seine
höchste Ehrenbezeugung widmet, und so diese Generalversammlung
nnd das künftige Vereinsjahr- nach seinem Namen, dem Namen »Ser-
türner« benennt! Mögen seine wissenschaftlichen Bestrebungen noch
lange die wohlverdiente Anerkennung und unter unsern jungen Fach-
genossen Nachahmung finden, so wird sein Wirken noch fortdauern
nach seinem Tode! — Wir gehen nun -zu dem Uten Theile unsers
Vortrags über zu dem Berichte über
dit Gestaltung des Vereins seii unserer letiten Generahersammlung^
also in dem Jahre 1844 — 1845.
Der Herr Dircctor der Gasse, Faber, wird Ihnen in der Jahres-
rechnung den Zustand unserer Cassenangelegenheit vortragen.
Die Einnahme des Jahres betrug 8047 «.^ 15 % 6 «A,
Die Ausgabe » » » 8047 » 15 » 6 »
wovon der Betrag an Porto nebst Versendungskosten des Archivs
86 Vereinszetiung.
allein über 1000 Thlr. in Anspruch nahmen, doch hal die inzwischen
eingetretene Verringerung des Briefporto's im Bereiche der Königl.
Preuss. Staaten Einiges zur Ersparung heigetragen.
Das Yereinscapital betrug im vorigen Jahre 5246 Thlr. 14 Sgr.
2 Pf., in diesem aber 5778 Thlr. 10 Sgr. 11 Pf., ist mithin gewjichsen
um 531 Thlr. 26 Sgr. 9 Pf. Herr Salinedirector Brandes als
Generalcassirer hal durch die grosse unserer Cassenangelegenheit dar-
gebrachte Accuratesse und eifrige Bemühung sich uns zu lebhaftem
Danke verpflichtet. An Unterstützungen für abgebrannte CoUegen
sind leider sehr viele nöthig geworden: denn die Herren Goebel in
Plauen, Heermann in Salzdetfurth, Ernst in Jarocin, Caspari in
Samoczin, Hildebrand in Görilz, Kugler in Marien werder und
Bethe in Clausthal sind von Brandunglück betroffen. Die beiden
letzteren Herren haben auf Unterstützung verzichtet, dagegen hal der
sehr unglückliche College Wirths in Sachsenberg im Waldeckschen,
früher ebenfalls Mitglied des Vereins, und nur dadurch zum Austritt
veranlasst, dass es ihm nicht möglich war, den Beitrag herbeizu-
schaffen, unsere Hülfe in Anspruch genommen und sie ist ihm gewährt
worden, so weit wir es vermocht haben. Es sind im Ganzen zur
Unterstützung eingegangen 1116 Thlr. 5 Sgr.
Wenn die nun zuerst abgebrannten Herren Collegen grössere
Unterstützungen erhalten haben, so ist das daraus zu erklären, dasjs
wir nicht wissen konnten, dass noch für mehrere die Hülfe in An-
spruch genommen werden würde. Wenn nun gleich die allen ge-
wordene Beihülfe nicht gering ist und ein, schönes Zeugniss giebt für/
den collegialischen Sinn der Mitglieder, so ist freilich die den letzteren
gewordene Unterstützung im Vergleich zu ihren Verlusten sehr gering.
Schon in dem vorjährigen Berichte habe ich darauf aufmerksam ge-
macht und darauf hingewiesen, wie nothwendig es sei, dass über die
Unterstützungsanstalt ein fester Beschluss gefassl werde, einmal, damit
die Collegen, welche von Unglücksfällen heimgesucht werden, sicher
auf eine wirksame Hülfe rechnen können, sodann aber auch all». Mit-
glieder dazu beitragen : denn wie ansehnlich und dankbar anzuerken-
nen die zur Unterstützung erhaltene Summe ist, so haben sich die
Beiträge doch nicht auf alle Kreise ausgedehnt, einige haben 2 Mal
und öfters beigesteuert, während andere nichts geleistet haben. Die
Schuld ist indess nicht allein den Vereinsbeamten beizumessen, denn
wer von wahrem Woblthätigkeitssinne durchdrungen ist, der weiss
auch für sein Scherflein den rechten Weg zu finden. Wenn aber die
Herren Vereinsbe^imten allseitig die Mildthätigkeit der Mitglieder, wie
ihnen aufgetragen war und um welche sie gebeten waren, aufgerufen
hätten, mit Hinweisung auf die Auffordernng des Directoriums,. so
würde es nicht gefehlt haben, dass die Beiträge lioch ansehnlicher
geworden wären.
Die Kreise, welche vorzüglich zur Unterstützung beigetragen
haben, sind die sämmtlichen Kreise des Vicedirectorii Sachsens, welche
zumal den Hrn. Collegen G ö b e 1 eine wesentHche Summe von 274 Thlr.
10 Sgr. geschenkt haben, ferner die Kreise Minden, Braunschweig,
Blankenburg, Rostock, Naumburg, Siegen^ Schwelm, Lüneburg, Pader-
born, Eilenburg, Coburg, Angermünde, Bonn, Gotha, Trier, Staven-
hagen, Conitz sehr reichlich, ebenso Stettin und Jena, auch St. Wendel,
Aachen, Hildesheim, Posen, Hannover, ferner Eschwege, Arnsbergs
Luckau, Halle, Lippe, auch Dessan, Bromberg, Schwerin, Bobersberg,
Lissa, Kreutzburg, Güstrow.
Vereinszeitung. 9!i
Dagegen ist nur wenig eingekommen aas den Kreisen Stendal,
fiernburg, Emmerich, Herford, . Weimar, Berlin, Eisleben, Crefeld,
Coln, Oels, Tarnowitz, Breslau, Felsberg, Treysa, Erfurt, Olden-
burg, Münster.
Gar nichts ist bis jetzt eingegangen aus den Kreisen OstfViesland,
Neuvorpommern, Sondershausen, Königsberg, Pritzwalk, Ruppin,
Essen, Salfeld.
Dringender als je hat sich also in dem letzten Jahre die Noth-
wendigkeit einer festen Bestimmung über die Unterstützung unglitek-
licher Collegen herausgestellt. Sie wissen es alle, geehrteste Herren
Collcgen, dass der 3te Zweck des Vereins die gegenseitige Unler<^
Stützung in unverschuldeten UnglucksBllIen ist. Die Erreichung dieses
Zwecks wird aber nur erst dann eine Wahrheit werden, wenn alle
Mitglieder nach Verhältniss ihres Geschäfts* zu der Unterstützung heim-
tragen. Wir werden in der morgenden Sitzung, welche der innern
Vereinsangelegenheit gewidmet sein wird, auf diesen Gegenstand zu-
rückkommen und hoffentlich einen festen Beschluss in dieser Ange-
legenheit zu Stande bringen. Inzwischen haben die Herren Collegen
Krüger in Rostock, Cavalller in Reppen, Zippel in Stargard,
die 'der schlesischen Kreise im Archive ihre Ansichten niedergelegt;
denen früher die Vorschlage des Hrn. Lipowitz einer eignen Feuer-
vers icher ungsbank, die des Hrn. Directors Dr. Geisel er einen allge*-
meinen Unterstätzungsfond betreffend und sich stützend auf die Gfnnd^
Sätze der reinsten Humanität, aber freilich ansehnliche Opfer erhei-
schend, vorausgegangen waren. Indess, wenn wir auch diesen
Vorschlägen alle Gerechtigkeit widerfahren lassen müssen und wenn
ich meinerseits und gewiss manche sehr werthe Collegen mit mir
sich der Ausführung des Geiseler'schen Plans enscbliessen werden,
so ist auch mit Sicherheit vorauszusehen, dass die grösste Zahl i!er
Collegen sich nicht betheiligen werden, nämlich deshalb, weil die
Anforderungen auf die Dauer zu bedeutend sein würden, nm sie otinte
Verlegenheit bewirken zu können. Es scheint mir aber, das was
für eine grosse Anzahl von Collegen in sehr verschiedener Lage hin-
sichtlich ihrer Einnahme und ihres Vermögensbestandes festgesteift
wird, muss auch diese verschiedene Lage nicht ganz unberücksichtigt
lassen, wenn gleich es sich nie vermeiden lassen wird, dass die
Aermern mehr in Anspruch genommen werden und anch mehr thun,
als die Reicheren, eine Erfahrung, die ja fast so alt ist, als die Weh
steht: denn wenn die Reichen nur von ihrem Ueberflusse geben, tfö
müssen die weniger Wohlhabenden es sich von ihren oft dringeAdeli
Bedürfnissen entziehen. Doch ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass
dieses unser Werk der Wohlthätigkeit noch werde zu einer schönen
Vollendung gedeihen, wie könnte ich auch anders, mllsste ich sonst
nicht verzweifeln an dem guten Sinne der Mitglieder, an ihrer mild*
thätig barmherzigen Gesinnung, ihrem regen Mitgefühle bei frenrdetk
Leiden und was wäre das für ein^ Collegialität? Sie bestände denn
nur dem Namen nach und wäre sonst ein tönendes Erz! lind wäre
unsers Vereins vollkommen unwürdig! Lassen Sie nns lilso den Plan
einer Unterstütznngsanstalt für unglückliche Collegen wfirdig und
ehrend für unsem Verein durchführen, so seine Zwedie voHfÖhreh
und dadurch um so mehr seinem Bestände Dauer geben und zwar ülfi«
Dauer, ad welche sich da» reine Bewusstsein sittlicher Bestrebungett
haftet, "wMke, obwohl es ftfcht nach anssenhin einen glftnüvolieli
Schimmer wirft, doch ^ eigene WOtde im Busen trägt und iht Mrke
88 Vei'einszeüuf^,
und ffrafi giebt, auch in der Zeit der Stürme ohne Wanken auszu-
halten. Ich empfehle Ihnen diese Sache als eine Ehrensache des
Vereins : denn schon hat unser verehrter Herr Protector diesem Werke
der Humanität auch seinerseits das Wort geredet und ihm das gun-
stigste Gelingen gewünscht. Auch eine Ui^terstützungsanstalt für hin-
terbliebene Witwen und unmündige Waisen der Apotheker ist zur
Sprache gekommen. Es wäre wahrlich ehrenhaft für ^en Verein,
auch dieser Anstalt, welcher unser lieber College Dr. Geiseler so
warm das Wort geredet, ins Auge zu fassen und eine Ausführung zu
versuchen. Allem, was mit rechtem Sinne unternommen, mit regem
Geiste und Umsicht angegriffen wird, wird das Gelingen nicht fehlen.
Auch dem Plane zur Beihülfe wenig bemittelter Gehülfen zum Behufe
ihres Etablissements möchte ich nach Geiseler 's Aufstellung gern
das Wort reden, ihr ein Ins - Leben - treten wünschen, wenn ich für
jetzt schon die Möglichkeit sähe, aber ich fürchte, dass nach der Be-
obachtung, wer zu vieles auf einmal erreichen will, nichts erreicht,
es noch nicht an der Zeit sein möchte, auch der Ausfuhrung dieser
humanen Idee schon jetzt unsere Kräfte zu widmen. Dagegen em-
pfehle ich Ihnen die Fortdauer Ihrer Fürsorge der Unlerstützungs-
anstalt für dürftige im Dienst der Pharmacie ergrauet oder unfähig
gewordene Gehülfen zu schenken. Es ist uns im vorigen Jahre ge-
lungen, 24 Gehülfen mit 499 Thlr. zu unterstützen. Die Gehlen-
Bucholz - Tromms dörfische Stiftung aber hat 7 Gehülfen mit
210 Thlr. unterstützt. Unsere Unterstützungscasse hat eine Einnahme
von 1190 Thlr. 25 Sgr. 2 Pf. gehabt und viel dazu haben die einge-
gangenen Geschenke der Herren Gehülfen beigetragen, nämlich über
550 Thlr. Insonderheit sind diese zum Theil sehr reichlich eingegan-
gen aus den Kreisen Herford, Eisleben, Erfurt, Berlin, Dessau, Rostock,
Alinden, Lüneburg, Stavenhagen, Stade, Braunschweig, Lippe, Trier,
Stettin, Conitz, Andreasberg, Hildesheim, Güstrow, Siegen, Naumburg,
Bernburg, Halle, Eilenburg, Hannover, Tarnowitz, Kreuzburg, Olden-
burg, Münster, Dresden, Blankenburg, Gotha; Coburg, Stendal, Arns-
walde, Ruppin, Angermünde, Königsberg, Pritzwalk, Sonnenburg,
Coburg, Posen, Lissa, Oels, Breslau, auch aus der Schweiz haben uns
die Gehülfen aus Zürich, Winterthur, Schafhausen durch die Fürsorge
des Hrn. Carl He er lein Beiträge eingesandt. Ebenso die Zöglinge
des Hrn. Prof. Wackenroder in Jena. Mit innigem Dankgefuhl
erkenne ich Namens des Vereins die Bethätigung mildherziger Gesin-
nungen von Seiten dieser jungen Fachgenossen. Möge das Bewusst-
jsein etwas zur Milderung der nothdürifigen Fachgenossen beigetragen
zu haben, ihren Herzen einen schönen Lohn gewähren, sie auffordern,
diesem schönen Werke der Liebe ferner ihre Beihülfe zu schenken
und ihr Beispiel auch die GehüICen anderer Kreise veranlassen, ihnen
nachzufolgen. Ich empfehle die Ausführung der nöthigen Sammlungen
den Herren Kreis,directoren und anderen Herren Collegen auf das
angelegentlichste. Auch von Seiten mancher Mitglieder, so wie
Gönner und Freunde des Vereins Sind zur Gehülfen-Unterstützungs-
casse namhafte Geschenke gespendet, so. von Hrn. Commerzienrath
Dr. Hermann in Schönebeck, dem unermüdlichen Wohlthäter der
Anstalt, Hr. Geh. Medicinalrath Dr. Fischer in Erfurt, den ehren-
wertben Herren Collegen in Magdeburg, denen im abgesonderten Erz-
gebirgischen Kreise Sachsens, den hochgeschätzten Mitgliedern des
Uaroburg-Altonaer Apothekervereins, den Herren Collegen Lilie in
Wegeleben, Duflps in Breslau und andern mehr. Mögen die dank«
/
Vereinszeüung. 89
baren Eropfindnngen der dadurch Erquickten freudig in ihren Herzen
vriederhallcD ! Unser Freund und IMitdirector Dr. E. F. Aschoff hat
dieser Anstalt, so wie dem Vereinscapitale aufs Neue seine sorgfäl-
lige Fürsorge angedeihen lassen.
Auch die in Blankenburg in dem 23sten Stiftungsfeste des Ver-
eins zu Brandes Gedachtniss gestiftete Brandes-Stiftung ist fortwah-
rend durch Beiträge unterstützt worden, insonderheit aus den Kreisen :
Andreasberg, Altenburg, Angermünde, Bernburg, Berlin, ßobersberg.
Braunschweig, Cassel, Cöln, Crefeld, Dresden, Eisleben, Emmerich,
Erxieben, Erfurt, Eschwege, Essen, Felsberg, Görlitz, Gotha, Güstrow,
Hannover, Hildesheim, Herford, Jena, Königsberg, Lausitz, Leipzig,
Lippe, Luckau, Minden, Mühlheim, Münster, Naumburg, Neustadtel,
NeuYorpommern, Oldenburg, Ostfriesland, Paderborn, Posen, Rostock,
Saalfeld, Siegen, Stade, Stavenhagen, St« Wendel und Trier, und von
Sr. Hoheit dem Herzoge von Anhalt-Bernburg, Sr. Durchl. dem Für-
sten von Waldeck etc. Sr. Durchl. dem Fürsten zur Lippe, und von
den Herren Minister Eichhorn, Hrn. Grafen v. Stolberg, H. G.R.
V. Ladenberg, Dr. Funcke, Prof. Otto, Dr. Mannsfeld, Director
Karmarsch, Hofbuchhändler Hahn, Prof. Fleisch 1, Präsident
Eschenburg, Med.-Rath Staberoh, Dr. Duflos, Dr. Herzog,
G.-O.-B.-C. Dr. DuM^nil, Commerzienrath Jobst, Hofr. Wacken-
roder. Med.- Ass. Bornemann, Profr Dulk, Prof. Radius,
Kaufmann Lampe und Lorenz, Geh. Hofrath Kreusler, Director
Hausmann, Geh. Hofrath Kastner, Postmeister Pothmann, Hof-
rath Kerst, Med.-Rath Buddäus, Hofrath Ziegler, Sanitatsrath
S ch r a m m, Prof. Reinwardt in Leyden, den Hrn. Apothekern Wiens,
Dr. Med. Kainzbaner, Dr. Netwald.
Das Capital dieser Stiftung ist auf '1248 Thir. 23 Sgr. 4 Pf.
gestiegen, welche durch die eifrige Verwaltung unseres Freundes
Dr. Herzog sicher belegt sind, und sie wird hoffentlich einst als ein
würdiges Denkmal zum Gedächtnisse unsers verewigten Brandes
Edles wirken. Ich fühle mich gedrungen um des schönen Zweckes
willen jungen und unvermögenden Pharmaceuten die Mittel zu wis-
senschaftlicher Ausbildung darzubieten, für die Anstalt um Ihre fernere
Unterstützung zu bitten. Sie erinnern sich, meine hochgeehrten Her-
ren Collegen, dass in dem Aufrufe zur »Brandes-Stiftung« auch eines
Denkmals gedacht wurde, welches seine Freunde im Lippeschen Lande
und der Umgegend ihm an seiner Gruft setzen wollten und zu welcher
wir unsere Mitwirkung zugesagt hatten. Zu diesem Behufe ist jetzt
in Lippe-Detmold eine Commission zusammengetreten aus den Herren
Regierungsrath Dr. Piderit in Detmold, Medicinalrath Dr. Hasse in
Salzuflen und unserm Mitdirector Medicinal- Assessor Ov erb eck in
Lemgo. Der berühmte Gründer des Herrmanns-Denkroals auf der
Grotenburg, Bildhauer Hr. von Bändel, hat einen grossartigen Ent-
wurf geliefert. Es soll das Denkmal bestehen aus einem Piedestal
von Stein oder Eisen, welches der Büste des seligen Oberdirectors
zum Unterbau dienen soll. Dieses Denkmal soll, da der Kirchhof
ungeeignet gefunden wurde, auf dem Marktplatze in Salzuflen,, dem
Hause Brandes gegenüber, aufgestellt werden. Der Anschlag ist
zu 600 ThIr. angenommen. Die Vereinssammlung hat dazu einen
Beitrag von bis jetzt 89 Thlr. geliefert, die Freunde im Lippeschen
haben eine Sammlung angeordnet, sie glauben aber nach den Mitthei-
lungen der Hrn. Reg.-R. Dr. Piderit, Med.-R. Hasse, Med. -Ass.
Ter bock und r. Handel, welche sie mir bei meiner An weaenheit
90 Vereinszettung.
in dortiger Gegend im Mai dieses Jahres gemacht haben, dass sie
nicht die nöthige Summe beschaffen werden und haben den Wi^nsch,
dass die Mitglieder des Vereins sich der Ausführung dieses Denkmals
beitragend annehmen möchten. Wer von den verehrten Mitgliedern,
Ehrenmitgh'edcrn, insbesondere auch von den näheren Freunden des
Verewigten, deren derselbe bei seinen Lebzeiten so viele im Verein
zählte, noch einen Beitrag darreichen kann, wolle diesen durch die
Herren Kreis- und Vicedircctoren Hrn. Med. -Ass. Overbeck oder mir
zugehen lassen.
An neuen Mitgliedern hat der Verein im Laufe des Jahres gewonnen :
Im Kreise Aachen 1, Angermunde 1, Arnswalde 2, Altenburg 2,
Andreasberg 5, Berlin 3, ßernburg 1, Bonn 3, Breslau 1, Braun-
schweig 1, Bromberg 3, Conitz 2, Coburg 2, Cöln 1, Crefeid 3, Eis-
leben 1, Erfurt 3, Erxleben 1, Felsberg 2, Gotha 2, Görlitz 1, Hil-
desheim 1, Hanau 2, Hannover 1, Herford 1, Jena 1, Königsberg 1,
Lausitz i, Lissa 2, Leipzig 1, Luckau 2, Münster 4, Naumburg 1,
Neustädtel 4, Oldenburg 3, Oeis 3, Pritzwalk 2, Paderborn 2, Rostock
1, Saalfeld 2, Stavenhagen 2, Sondershausen 1, Trier 4.
Neue Kreise entstanden in Hanau unter Direction des Hrn. Med.-
Ass. Beyer als Kreisdir., Breslau unter Direction des Hrn. Lock-
städt, Eifel unter Leitung des Hrn. Kreisdir. Veling in Hillesheim,
Elberfeld unter Leitung des Hrn. Je Hin gh aus, Schwerin unter Hrn.
Kreisdir. Sarnow, Reichenbäch unter Hrn. Kreisdir. Marquart.
Kreis Elberfeld zählt 12 Mitglieder, Eifel 8, Schwerin 9.
So war im Ganzen die Zahl der im Jahre 1844-^1845 zuge-
tretenen Mitglieder 98.
Dagegen sind ausgetreten 48: Im Kreise Altenburg 1, Arnsberg 1,
Berlin 1, Bonn 2, Bernburg 2, Bobersberg 1, Coburg 1, Conitz 1,
Eilen bürg 1, Erfurt 1, Essen 2,- Felsberg 2, Gotha 2, Gummersbach f ,
Herford 2, Hildesheim 1, Hannover 1, Jena 1, Cassel 1, Lausitz i,
Leipzig 1, Lissa 1, Luckau 2, Naumburg 1, Neustädte! 1, Oldenburg 3,
Posen 1, Rostock 1, Saalfeld 2, Stettin 1, Schwerini, Sondershausen 4,
Weimar 5, mithin 48, die Mehrzahl gegen voriges Jahr 50.
Somit zählt der Verein an Mitgliedern gegenwärtig 1430^ in der
That eine beachtenswerthe Zahl!
An Ehrenmitglieder nahm der Verein auf, die Herren: Dr. Ett-
mülier in pelitsch, Dr. Walz in Speyer, Hofrath Dr. Schenk in
Siegen, Gerichtsdirector Dr. Koch in Neisse, Dr. med^ Baltz in
Berlin, Prof. Dr. Schulz daselbst, Dr. Curdts in Friedrichsrode, Hof-
apotheker Diekhoff in Stettin. Als cortespondirende Mitglieder
Hr. Dr. Hodges in Edinburg, Heer lein in Zürich, Diesel in ;
Bernburg.
Durch den Tod verlor derselbe an Ehrenmitgliedern ausser dem
schon genannten trefflichen Ober Präsidenten von Vincke noch die
Herren: Reg.-R. Kleemann in Bromberg, Med.-R. Back haus in
Bielefeld, Sanitätsrath Dr. Becker in Rahdcn, Prof. Dr. Dierbach
in Heidelberg. An Mitgliedern den Vicedirector M. A. Dngend in
Oldenburg, eines der ältesten Mitglieder deS' VereiVis, eines der ttkh-
tigstett und würdigsten Vereins beamten, den thätigen und wackem
Collegen Frank I in Witzenhausen, esterei eher in Ostritst etc.
Die neue Eintheilung der VicedirectoHen^ Welche in voriger
tSeneralversammlung zur Sprache kam, trnlaiifeiid, so ist selbige also
ausgeführt.
f. Vived^tlijtium am Rhein, Das Vieedir^etorimn Irrer fslnift dem
I
Vereinszeitung. '9\
von Cöln rereinigt. Hr. Vicedir. Löhr ist nach Cdln gezognen and
Hr. Wurringen in Trier zum Kreisdirector ernannt. Die 3 Vicedirecto-
rien Cöln, Mühlheiin und Emmerich sind nach dem Wunsche mehrerer
Herren CoIIegen dort noch aufrecht erhalten. Hr. Kreisdir. Dr. Rie-
gel in St. Wendel hat sich einem Gerüchte nach in Carlsruhe etablirt,
die Yereinsgeschäfte besorgt intcrmistisch sein Hr. Bruder in St. Wendel.
/f. Vicedirectorium WeHphahn ist unter die Leitung des Hrn.
Dr. L. Asch off gestellt, umfasst die Kreise Arnsberg, Herford, Lippe^
Minden, Münster, Paderborn, Siegen.
///. Vicedirectorium Hannover unter Leitung des Hrn. Becker
in Peine, die Kreise Hannover, Hildesheim, Lüneburg, Ostfriesland,
Osnabrück, Oldenburg, Stade.
IV. V, Die Vicedirectorien Braunschtoeig und Mecklenburg sind
unverändert geblieben unter den Herren Dr. Herzog und Krüger.
VI, Vicedirectorium Bernburg und Blisleben unter Leitung des
Hrn. Gisecke in Eisleben umfasst die Kreise: Bernburg, Bobersberg,
Dessau, Eilenburg, Eisleben, Halle, Luckau, IVaumburg.
VII Vicedirectorium Hessen enthält unter Leitung des Hrn.
Ober-Med.-Ass. Dr. Fiedler die Kreise: Cassel, Eschwege, Felsberg,
Hanau, Treysa.
VIIL Vicedirectorium Erfurt- Gotha ~ Weimar unter Vorstand
des Hrn. Bucholz in Erfurt die Kreise: Altenburg, Coburg, Erfurt,
Gotha, Jena, Sondershausen, Saalfeld, Weimar.
IX. Das Vicedirectorium im Königreich Sachsen ist unverändert
geblieben unter Hrn. Dr. Meurers Leitung.
X. Vicedirectorium der Marken, welchen Hr. Bolle vorsteht,
umfasst die Kreise: Angerfliünde, Arnswalde, Berlin, Erxleben, Kö-
nigsberg in d. Neumark, Pritzwalk, Ruppin, Sonnenburg, Stendal.
XI. Vicedirectorium Posen und Bromberg bestehen unter Leitung
der Herren Lipowitz und Weisz fort, Hr. Lipowitz wünscht
indessen seine Stelle aufzugeben, im Interesse des Vereins ist es unser
Wunsch, dass derselbe die ausgezeichnet geführte Verwaltung ferner
fortsetzen möchte.
XII. Vicedirectorium Pommern ist hergestellt, unter Hrn. Zitel-
manns Leitung gestellt und umfasst die Kreise Stettin nnd Neu-
Vorpommern.
XIIL Vicedirectorium Schlesien ist der Leitung des Hrn. Univer-
sitätsapothekers Dr. Duflos anvertraut. Es umfasst die Kreise:
Breslau, Görlitz, Kreutzburg, Neustädte!, Neisse, Oels, Reichenbach,
Tarnowitz.
Die Verwaltung ties Kreises Saalfeld ist aus Hrn. Freunds
Händ«n in die des Hrn. Fischer übergegangen, die des Kreises Trier
von Hrn. Löhrs in Hrn. Wnrringens Hände. Die Verwaltang des
Kreises Voigtland aus den des Hrn. Göbel in die des Hrn. Bauer
in Oelsnitz, die des Kreises Oldenburg in die des Hrn. Ingenohl in
Hocksiel.
Kreisversammlungen wurden gehalten: in den Kreisen Braun-
schweig, Bernburg, Dessau, Dresden, Eisleben, Emmerich, Felsberg,
Gotha, Rostock, Paderborn, den oberschlesischen Kreisen.
Es ist sehr zu wünschen, dass die Herren Vice-^ ttnd Kreiff-
directoren die Abhaltung dieser Versammlungen sich mehr angelegen
sein lassen wollen. Es gtebt manche Kreise, in denen solche Zusam-
menkünfte, welche doch den Collegen so nützlich als angenehm wer-
den können, seit Jahren^ vielieicht nie gehaitea worden sind.
92 Veremszeitung.
Sämmtliche Herren Vicedirectoren haben mit alleiniger Ausnabme
von dem, auf unsern. Wunsch ausgeschiedenen, mit treuer Wahrneh-
mung ihren Pflichten obgelegen, wofür ihnen unsere Anerkennung
gebührt. Sehr regen Eifer haben die Herren Collegen L. Asch off,
Becker, Bolle, Bucholz, Fiedler, Gisecke, Herzog, Klönne,
Kruger, Löhr, Meurer, Müller u. Sehlmcyer an den Tag gelegt.
Von den Herren Kreisbeamten haben die Herren Baldenius,
Blass, Bucholz, Cochler, Dreykorn, Geiseler, Jonas^
Kerstens, Lehmann', Lohmeier, Müller, Osswald, Rathke,
Retschy, Schröter, Seiler, Schmedding, Schnitze, Strese-
mann, Struve, v. Senden, Tuchen, Voget, Wrede, Wege
ins Besondere sich thätig erwiesen.
Diesen, so wie allen geschätzten Vereinsbeamten, welche mit
Liebe und Sorgfalt bemühet gewesen sind das Directorium in der
Verwaltung des Vereins zu unterstützen, sage ich, Namens des Ver-
eins, den wärmsten und aufrichtigsten Dank und bitte Alle, auch
ferner ihre treue Fürsorge dem schönen Werke angedeihen zu lassen,
damit der Verein ferner gedeihe und in Segen Gutes wirke.
Einige unserer Ehrenmitglieder und Mitglieder haben im Lfiufe
des Jahres ihr Jubelfest treuer 50jähriger Thätigkeit gefeiert, so die
Herren Hofrath Schenk in Siegen, Geh. Hofrath Dr. Harnier in
Cassel, Apotheker Koch in Erfurt. Das Directorium hat ihnen seine
Theilnahme daran bethätigt.
Ein Jubelfest aber stehet bevor, welches gewiss seiner Selten-
heit wegen eine besondere Theilnahme erregt. Es ist dieses das
Jubelfest fünfzigjähriger treuer, der praktischen Pharmacie gewidmeten
Dienste von Seiten des Hrn. Günther, Gehulfen in Hohenmölsen bei
Weissenfeis, früher lange Zeit hier in Dresden, dann in Potsdam,
Stettin, Stolpe, Görlitz, Merseburg und Bibra, Schleusingen 4, 6 und.
8 Jahre lang conditionirend und mit den ausgezeichnetesten Zeug-
nissen versehen. Eine solche seltene Musterhaftigkeit unter den Ge-
hulfen verdient gewiss unsere dankbare Anerkennung, und darum,
meine Herren, habe ich vorgeschlagen, durch eine Sammlung uns in
den Stand zu setzen, dem Hrn. Günther eine Festfreude bereiten
zu können und gewiss darf ich hoffen, nicht vergeblich gebeten ztt
haben, um so beweisen zu können, dass der Verein treue Dienste zu
würdigen weiss.
Unser Verein hat sich auch in dem abgelaufenen Vereinsjahre
der gnädigen Beachtung mehrerer Fürsten und hoher Regierungen
und Staatsbeamten zu erfreuen gehabt, als der Herzöge von Anhalt-
Dessau und Anhalt-Bernburg, des verewigten Fürsten von Waldeck,
des Fürsten zur Lippe, des Königl. Preuds. Hohen Ministeriums der
Medicinal- Angelegenheiten, des verewigten Oberpräsidenten von
Vincke, Gehcimenrathes und Präsidenten von Ladenberg. Wir
wollen dahin streben, dieser gnädigen Beachtung uns immer würdiger
zu machen, indem wir in dem Kreise unserer Pflichterfüllung mit un-
verbrüchlicher Treue beharren und unablässig für das Wohl unserer
Ifebenmenschen arbeiten.
Mit sämmtlichen andern deutschen Apothekervereinen ist der
ufisrige in freundlicher Beziehung geblieben und wird seinerseits die-
selbe gern fernerhin erhalten.
Unser Archiv der Pharmacie hat auch in dem letzten Zeiträume,
über welchen unser Bericht sich auszusprechen hat, sich der Beach-
tung des ganzen pharmaceatischen PubliGums in Deutschland zu er-
Vereinszeiiung. 93
freuen gehabt. Die Herren L. Aschoff, Baumann, v. Berg,
Blass, H. Bley, Brandecke, Bücholz, Cavallier, Denstorff,
Diesel, Dierbach. Döbereiner, Du Menil, Dulk, Felgner,
Frederking, Freundt, Geiseler, Graf, Gruen, Hampe,
Heerlein, Herzog, Hornung, Ingenohl, Jonas, Kastner,
Kolb, Krug, Löhr, Martfeld, Marchand, Meurer, Müller,
Oswald, Overbeck, Politz, Ritz, Rosenthal, Ruikhold,
Rabenhorst, Rickher, Röhr, Saemann, Stickel, Schieiden,
Schlotfeld, Schmidt, Simon, Streesemann, Veling, Voget,
Witting, Wöhler, Walz haben die Redaction mit ihren Arbeiten
freunolichst unterstützt, wofurwirAlIeu verbindlichst danken. Die Re-
daction ist bemüht gewesen , so viel ihr die den Redactoreo obliegen-
den vielfältigen anderweitigen Geschäfte irgend gestattet haben, das
Archiv zur Belehrung der Mitglieder des Vereins , so wie der Freunde
der Pharmacie, Chemie und Naturwissenschaften würdig auszustatten.
Sie erlaubt sich die Bitte an die geehrten Ehrenmitglieder , Mitglieder,
Gönner und Freunde des Vereins sie auch für die Zukunft mit ge-
diegenen Arbeiten zu unterstützen, um so ihrer Seits immer mehr
zum steigenden Flore der Pharmacie als Kunst und Wissenschaft bei-
zutragen. Die Verlagsbuchhandlung des Herrn Hahn in Hannover
hat auf dankbar anzuerkennende Weise sich angelegentlich der wür-
digen Ausstattung des Archivs unterzogen und unsere Zwecke auf
sehr zuvorkommende Weise unterstutzt, wofür wir derselben Dank
schulden. Die schon von dem seligen Hofrath Brandes beabsichtigte
Denkschrift über den Zustand und die Verhältnisse der Pharmacie in
Deutschland ist unter Beachtung der dazu eingegangenen Beitrage von
Seilen der Herren Mitglieder des Vereins, so wie anderen freundlich
gesinnten Coilegen von Dr. Meurer und mir bearbeitet, den Mit-
gliedern des Vereins, so wie ausgezeichneten praktischen Pharmaceu-
ten, und Lehrern der Pharmacie vorgelegt, als den Herren Hofrath
Professor Dr. Wackenroder in Jena, Hofrath Professor Dr. Buch-
ner in München, Prof. Dr. Martins in Erlangen, Medicinalrath und
Ritter Staberoh in Berlin, Director Dr. Herberger in Kaisers-
lautern, den .Coilegen B u ch o 1 z , Geiseler, Hornung, Gisecke,
Sehlmeycr, denen wir uns für ihre Mittheilungen, die wir bestens
benutzt haben, auf das dankbarste verpflichtet fühlen. Diese Denk-
schrift ist an sftmmtliche deutsche Regierungen, in deren Staaten der
Verein besteht oder aus welchen Mittheilungen für die Schrift einge-
gangen waren, mit der Bitte um geneigte Beachtung, eingereicht wor-
den. Bis jetzt sind von dem Königl. Preuss. Hohen Ministerin der
geistlichen, Unterrichts- und Medicinal- Angelegenheiten in Berlin, von
dem Königl. Würtembergschen Hohen Ministerin des Innern in Stuttgart,
von dem Hessischen Hochlöbl. Ober-Medicinal-Collegium in Cassel,
der Herzogl. Anhalt Medicinaldirection in Cöthen, der Herzogt. Anhalt.
Medicinalcommission in Dessau, der Fürstl. Waldeckschen Regierung
in Arolsen, dem Herzogl. Sachsen-Meiningenschcn Landes-Ministerium
Zuschriften der beifälligen Beachtung eingelaufen, und ein in diesen
Tagen eingegangenes höchst eigenhändiges Schreiben Sr. Königl. Hoheit
des Grossherzogs von Hessen -und bei Rhein hat auf eine überaus
huldvolle Weise seine Anerkennung ausgesprochen.
Auch von dem Herrn Geh. Ober-Medicinalrath Dr. Wald mann
in Cassel, dem Hrn. Geh. Rath und Präsidenten von Ladenberg in
Berlin, so wie von vielen Coilegen verschiedener deutscher Staaten,
4a|ri;nter auch vom Apothekervereine ii) Würtemberg, sind theil^
94 Veremszeüung,
V^rsicherqng der AnerkeDDung und Beachtung, so wie des Dankes
' gegeben worden. Möge die Schrift dahin wirken, dass in Erffillung
gehe, was die Yerrasser am Schlüsse derselben ausgesprochen haben,
nämlich, dass man der Pharraacie eine Stellung gewähre, dass sie
sieb frei su ihrem Besten wie zum Wohle der Menschheit entwickeln
könne.
Die so tief in das Leben eingreifende Concessionsangelegenheit
hat durch die Gerechtigkeit des Königs von Preussen Majestät, so
wie des Hrn. Ministers hochgeneigte Beachtung vielfacher Petitionen
eine Milderung in ihrer Strenge, erfahren und es steht nach der ver-
anstalteten Conferenz preussischer' Apotheker zu Berliu iiii J^uac
dieses Jahres und den freimüthig gethanen und ' gnädigst entgegen-
genommenen Aussprächen ehrenhafter Collegen zu erwarten , dass sie
zum Besten der Pharmacie wie des Medicinalwesens überhaupt eine
gunstige Abänderung erleiden werde., Ein berühmter Staatsmann und
nechtsgelehrter, der Geheimerath und Oberappellationsgerichtsrath Prof.
Dr. Schmid in Jena, Präsident des Schöppenstuhls bei dortiger Uni-
versität, ein Freund der Pharmacie, hat im Augusthefte des Archivs
für Pharmacie ein Rechtsguiachten über diese Verhältnisse gegeben.
Mit dankbarem Herzen werden alle Betheiligte diese treffliche Arbeit
gelesen haben , welche gewiss der Beachtung der hohen Behörden
nicht entgehen wird. Lassen Sie uns also hoffen , dass wiederum ein
günstiger Zeitpunct für diese Collegen eintreten werde, der mehr
oder minder auf die ganze Pharmacie nur von günstigem Einflüsse
sein wird. Unser würdige Frennd, Hr. College Dr. Voget in Heins-
berg, hat in vorjähriger Generalversammlung den Antrag gestellt zur
Anspornung des Eifers der Zöglinge der Pharmacie jährlich von Seiten
des Vereins eine Preisfrage aufzugeben, welche den Fähigkeiten der-
selben angemessen sein möchte, welche sodann geprüft und nach
Maassgabe des Resultats mit einem Geschenke von zweckmässigen
Büchern oder nach Freund Vogets neuem. Vorschlage einer kleinen
Sammlung von Reagentien und dahin einschlagenden Apparaten , am
Geburtstage des seligen Brandes, also am 18. Oclober, zu belohnen,
welche durch kleine Beiträge von wohlwollenden Apothekenbesitzern
oder einer kleinen Sammlung bei der Generalversammlung zu be-
schaffen sein möchten. Hr. Dr. Voget seihst, so wie einige andere
Herren, haben sich zu solchen Beiträgen bereit erklärt. Das Directorium
hat in seiner Conferenz im Mai diesen Vorschlag geprüft, seine Aus-
führung zweckmässig gefunden und als erste Preisfrage vorgeschlagen :
Die Ausmitteluttg des schwefelsauren Natrons in dem käuflichen Bit-
tersalze und kohlensauren Natron. Die darüber einzusendenden Arbei-
ten sind mit einem versiegelten Devisenzettel, einem kurzen Lebensabriss
und Zeugniss des Prinzipals zu versehen und franko vor dem 1. Juli
des künftigen Jahres an den Oberdirector einzusenden. Wir wollen
wünschen und hoffen, dass dieser nützliche Vorschlag dazu beitragen
möge, den wissenschaftlichen Eifer unserer Zöglinge zu beleben.
Noch ist es meine Pflicht, der Generalversammlung Bericht zu
erstatten über die Vereinssammlungen. Die Pflanzensammlung ist durch
Hrn. Director Dr. Aschoff unter dankenswerth anzuerkennender Bei-
hülfe des Hrn. Candidat Beckhaus geordnet und das reiche Ver-
zeichniss im Julihefte veröffentlicht. Das Verzeichniss der Bibliothek
soll, so bald es Hr. Director Oberbeck eingesandt haben wird,
ebenfalls bekannt gemacht werden. Es werden derselben alle Be-
reicherungen durch Geschenke von Seiten geehrter Ehrenmitglieder
Vereinszeittmg. 95
and Mitglieder und sonstigen Freunden willkonunen sein. We^ea der
übrigen Sammlungen hat Hr. Director Herzog einen wenig erfreu^
liehen Bericht abgestattet, da die Droguen meistentheils werthlos sein
sollen , wogegen die noch nicht geordnete Mineraliensammlung manches
Werthyolle enthält. Das Direclorium wird bei nächster Anwesenheit
in Westphalen dieser, Angelegenheit eine weitere Prüfung zuwenden
und ich muss einen speciellern Bericht für später mir vorbehalten.
£s sollte mir erfreulich sein , wenn die Sammlung inzwischen durch
(jieschenke und Beiträge von Seiten unserer geehrten Mitglieder in
einen Stand gesetzt wurde, der diesen Bericht recht gunstig ausfallen
lassen müssle.
Wie in jeder Generalversammlung die Bestimmung der Preise der
Hagen-Bucholz 'sehen Stiftung einen Act derselben ausmacht, so
auch diesmal. Auf die Preisfrage: über Ermittelung der besten Be-
reitungsweise des Brechweinsteins und andere officineller Antimon-
Präparate sind 6 Abhandlungen eingegangen, zum Theil mit werth-
vollen Präparaten. Das Vorsteher - Amt der Hagen-Buebolz'sehen
Stiftung ha^ diese Arbeiten einer Prüfung unterworfen ^ deren i^esuUate
wir jetzt nachsehen wollen.
Nr. I. mit dem Motto : ;,vita brevis^ ars longa^^ und „Ernst ist das
Leben, heiter die Kunst ,^^ ist so wenig der Aufgabe entsprechend ge*
funden, dass die Prüfungs - Commissi^ n nur tadelnd erwähnen kann,
dass der Stiftungskasse unnöthige Kosten für bedeutendes Porto und
Steuer erwachsen sind.
Nr. II. mit dem Motto : „Vorwärts mit vereinten Kräften !'^ welche
mit einer Sammlung lobenswerther Präparate eingesandt ist, und sich
durch fleissige Ausführung!, so wie praktische Resultate auszeichnet,
erhält als diesmaligen höchsten Preis: die vergoldete silberne Medaille
der Stiftung nebst 15 Thir. zum Ersätze der Kosten.
Der Verfasser ist Hr. Otto Köknke in Garding, bereits früher
mehre Mal mit Preisen der Stiftung belohnt.
Nr. III. mit dem Motto: „Unsere Arbeit werde durch Weisheit
geleitet, Stärk« ausgeführt, und Schönheit geziert, ^^ welche, wenn
auch die Arbeit noch nicht von einer bedeutenden Reife der Erfahrung,
doch von vielem Fleiss zeiget und mit guten Präparaten begleitet ist,
erhält als Preis die silberne Medaille und 5 Thlr. für die Kosten*
Verfasser ist Hr. C. A. Goepel, der Zeit in Bernburg.
Nr. IV. mit dem Motto: „Ein Stillstand in der Wissenschaft ist
meist ein Rückschritt!^' Diese Abhandlung zeigt von praktischem
Talent des Verfassers , der seine Arbeit mit schönen Präparaten belegt
hat. Als Preis soll ihm zu Theil werden : die silberne Medaille und
5 Thlr. für, die Kosten.
Verfasser ist Hr. Friedric|i Müller, der Zeit in Bielefeld.
Nr. V. mit dem >Motto: „^|t desint vire^, tarnen est laudanda
toluntas!^^ in welcher Arbeit die Angabe über Bereitung des Antimon-
oi^yöes mittelst Anweudui\g you Schwefel und Salpetersäure neu und
eigenthümlicb , und \wX anerkennenswerthen Präparaten versehe^ ' ist,
v^ird als Pr^is zuerkannt: di^ silberne Medaille nebst 10 Thlr.
Verfasser )st Hr. Cs^ssebaum in llornehurg.
Endlich TVr. VI. mU dei« Motto: „In Wissenschaften erfordert
es F]eiss, Mühe. Af)strei)tguDg und, V^^ noch mehr ist, wir fiiblep,
dass ^ier der ^i9,?eln^ nietet ausreicht jt^^ deren Ausführup^ mehr
eine Aufzähiu|ig yorhandene^ Arbeite^, als eige^^ Versuche enthält,
pber iKiit 34 Vße\^} y^t^^^^xa Wf^T^^tp% v^rsel^en is,^^ ypn ^enen jndef
96 Vereinszeitung.
mehrere > weil die Gefässe auf dem Transport zerbrochen waren, ver-
schüttet ankamen, wird mit der bronzenen Madaille der Stiftung und
5 Thlr. belöhnt.
Als Verfasser ergab sich bei Eroffhung des Devisenzettels Herr
Stein in Minden.
Das Vereinsdirectorium hat seiner Seits den Verfassern der ge-
lungenen Arbeiten noch ein Bild des Mitgrunders der Hagen -Bucholz*
sehen Stiftung unseres verewigten Brandes geschenkt. Mögen die
Verfasser dieser Preisschriften in der ihnen gewordenen Belohnung
eine Aufmunterung erkennen, immermehr weiter in der Ausbildung ihrer
Kenntnisse, so wie in sittlicher Vervollkommnung vorzuschreiten.
So, meine hochgeehrten Herren, bin ich mit dem 2ten Theile meines
Berichtes ans Ende gelangt. Um sie nicht zu ermüden, werde ich
den 3ten Theil über die wissenschaftlichen Arbeiten des Vereins,
welcher gleichsam eine Fortsetzung bilden soll zu der geschichtlich-
topographischen Darstellung des Vereins, Ihnen im Archive vortragen.
Ich hoffe, Sie sollen daraus erkennen, wie sehr der Verein bemühet
gewesen ist, redlich das Seinige zur Ausbildung der Pharmacie als
Wissenschaft beizutragen. Lassen Sie auf dem betretenen Wege uns
rüstig weiter vorwärts dringen und dadurch den Beweis liefern, dass
die Apotheker ihr Fach, welches die Kunst sowohl, als die Wissen-
schaft in Anspruch nimmt, nicht allein aus dem Gesichtspunkte des
Ertverbes, sondern vielmehr um seines schönen Zweckes willen, der
Menschheit nützlich zu werden durch Mitwirkung gegen ihre Leiden
und durch Aufhülfe und Förderung ihrer Industrie, ehren und mit
allen Kräften weiter ausbilden wollen, um so immer mehr dem durch
den Verein gestellten Ziele der Vervollkommnung näher zu rücken.
Wer aber Lust und Liebe zu wissenschaftlicher Beschäftigung zeigt,
wer sein Tagewerk durch redliche Pflichterfüllung weise vollzieht, der
darf gewiss Anspruch machen auf den Namen eines treuen und braven
Staatsbürgers. Wir streben nicht nach äusseren Anerkennungen, die
oftmals nur Sache der zufälligen Begünstigung sind , unser Ruhm und
unsere Ehre bestehe in dem Bewusstsein alla unsere Kräfte einem
nützlichen , einem edlen Zwecke auf würdige Weise in reinster Treue
gewidmet zu haben. Es ist noch unsere Pflicht, an diesem Tage der
25jährigen Stiftung unseres Vereins jins in reinster Dankbarkeit der
Wohlthaten zu erinnern, welche uns zu Theil geworden sind durch
den Schutz, den die hohen Regierungen Norddeutschlands uns ge-
währten. Diese Dankbarkeit durchdringt uns heute vorzüglich, wo
wir auf eine durch ein Vierteljahrhundert bewiesene Wirksamkeit
unseres Vereins hinschauen können. Wodurch werden wjr aber diese
Dankbarkeit am besten beweisen? Nicht geziemt es uns den Jubeltag
mit lautem Prunke zu feiern , ist doch unser Wirken nur «in stilles im
engern Kreise! So bewähre sich unsere Dankbarkeit durch die lau-
terste Treue , welche wir den Staatsgesetzen , welche wir unserm
Berufe widmen, durch das nie rastende Vorwärtsschreiten auf der
wahrlich schwierigen , aber auch belohnenden Bahn der Wissenschaft.
Wenn wir diesen Pfad nie verlassen, unserm Berufe mit redlichem
Streben* obliegen, in unserm Stande das Beispiel schöner Eintracht
aufstellen, so werden wir auf die rechte Weise das Tagewerk voll-
bringen, welches uns die leitende Hand der gütigen Vorsehung an-
gewiesen hat. Wenn wir aber hiit solchen Vorsätzen unser Stiftungs-
fest begehen, wenn unser Verein immer mehr das Asyl wird für
würdige Bfirgertugend und geräuschloses, aber eifriges Wirken für
meiucliliclie Wohlfahrt, dann wird dieies der wurd%ste Dank sdii,
den wir niederiegeii a» den Stufbv 6et Thron« «vserer Fftraien, dann
werden wir würdig dieien JubeHaf der Stifkuug feiern, itir werden
ant dann .des fieifelis unserer Vorg^esetzken , der Achtung unserer
Nebenmenschen erfreuen, aber mehr als dieses alles wird das Be-
wasstsein voIlkomnieBer PflichterfiAlInng und würdigen Sirebens nach
dem Ziele der Vervollkommnung unsern. Herieu einen beseligenden
Frieden gewähren!
Jetzt lassen Sie uns weiter in den Atbeiten unserer General«
rersaramlung vorgehen, indem wir zur Mittheilung wissenschaftlicher
wie praktischer Vorträge uns anschicken.
Genehmigen Sie zuvor, verchrteste Herren (y6nner und Ehren-
mitglieder, den Ausdruck unseres wärmsten Dankes für Ihre uns er*
wiesene Ehre, indem Sie uns Ihre TheHnafame schenken, die uns ein
Sporn sein soll in ehrenwerther Bahn unseren Pfad weiter zu durch-
laufen und Sie, würdige Herren CoUegen , den Dank des Directoriuros
iiir alle die treue Anhanglicbkeit an dem Vereine und Ihre thütige
Mitwirkung zu dem Flore desselben.
Im Namen des Directoriums , so wie des ganzen Vereins danke
ich Ihnen ^ so wie den verehrten Vereinsbeamten , so wie allen hoch«**
geschützten Herren CoUegen Dresdens und den hochgeehrten Minnern,
welche sich nm Zusiandebringong dieser Generalversammlung in so
würdiger Weise verdient gemacht haben. Insbesondere aber gebührt
noph unsere dankbare Anerkennung unserem würdigen Freunde Dr.
Meurer, der nicht allein durch die Vorarbeiten für diese Gen^sral*
Versammlung, sondern vorzüglich auch durch die ausgezeichnete Füh-
rung seines Vicedirectoriums im Königreiche Sachsen, so wie endlich
durch die Verdienste nnd aufopferndste Unterstützung, welche er dem
Directorium und insbesondere mir bei der Aufarbeitung der Denkschrill
erwiesen, unsere dankbarste Anerkennnng. Diese wollest Du, hochge-
ehrter Freund Meurer, genehmigen und aus meiner Hand die Urkunde
als Ehrenmitglied des Directoriums entgegennehmen , als Isinen Beweis^
wie sehr dasselbe Deine Verdienste anerkennt und wie sehr es. wünsbht,
auch femer dieser nützlichem Mitwirkung für die Leitung des Vereins sicil
erfreaen zu dürfen. Der Verein beehrt sich noch an dieeem seinem
Festtag!^ die hochverdienten Herren Geheimerath , Oberappellationsrath
vnd Prof. Dr. Schmid in Jena, Verfasser der Schrift : die Eigenthums-
rechte der Apotheker an der Officin ; Dr. Hille, Königl. HofmedicUs und
Besitzer der Königl. KreisdirectioiB zu Dresden , und Dr. Siebenbaar,
Königl. Stadtbeairksavzt zu Dresden mit Ueberreicbung seiner Ehren«
diplome unter die Zahl seiner würdigen Ehrenmitglieder lav^Eunehmen«
Mögen Sie diesen Beweis unserer Hochsch&tzung freundlich aufnehmen.
Der 3te Theil des Berichts vrird späterhin nachgeliefert werden.
r
Schlussrede des Oberdirectors in der Sitzung
am 10. September.
Verebrteste Ehrenmitglieder, Freunde und CoUegen! Auch dies6
Tage der Freude unseres Beisammenseins, des Jubels der 35jährigeA
Wirksamkeit in unserm Vereine, iBie sind schnell vorübergerauscht,
die Tage, welche uns in Sachsens Königsstadt, dem Sitze der Musen«
#cr Kunst, so wie alter treuer germanischer Gesinnung, der herz-*
fichen Theilnahme an allem Guten, Edelrt und Schönen eriieitert, er^
hoben, begk&ekt haben, sie sind dchon «ntflohett, aber uns bleibt dM
Arch. d* Pharm. XCV. Bds. 1. Hft. 7
99 Ver^m^eümj.
fiewu00toem, daM wir »ie genutzt, genossen, ausgebeutet haben:
denn viel des Nützlichen , Angenehmen und Würdigen ist uns au Theil
geworden! Haben wir nicht aufs Neue wieder erkannt, wie es etwa«
Hechtes und Ehren werthes sei mit unserm Vereine ? Haben wir nichl
aufs Neue uns gelobt ihm treu zu sein zum Heile unseres Berufs,
unseres Standes und unserer innern Befriedigung? Sind nicht durch
diese 25ste Generalversammlung fester geknüpft die Bande der Freund-
schaft, der CoUegialität, welche sich um unsern Verein schlingen?
So lasset uns preisen das Geschick , welches uns hier zusammenführte,
wo wir uns so glücklich fühlten. Mit tiefem Danke erkennen wir
alles das Gute und alje die Ehren, die uns hier zu Theil geworden^
die Theilnahme der hochstehenden Männer, welche uns mit ihrer
Gegenwart beehrten, der Männer der Wissenschaft und^Kunst, welche
uns ihre Schätze erschlossen ; mit freundlicher Gesinnung sprechen wir
aus unsere Anerkennung den lieben Collegen , welche uns ihre Freund-^
•chaft schenkten, uiis Feste bereiteten, die lange in unseren Herzen
wiederklingen werden , wir sagen Dank den hochachtbaren Behörden,
den biederen Bewohnern der Stadt Dresdens , welche gastlich uns auf-
nahmen und unsern Aufenthalt uns erheiterten und unserer Versammlung
eine freundliche Beachtung zuwandten. Wir fühlen uns zu innigem Danke
verpflichtet den verehrten , hochachtbaren Gesellschaften für Natur und
Heilkunde, ffir Naturwissenschaft, der Isis, der Ffora, welche uns so
fireundlicli entgegengekommen und unterstützt, den Vorständen der
Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, welche uns in deren Hallen
einführten, uns Belehrung gewährten und so unserm Geiste neue Nahrung
gaben. Dem ehrenwerthen Kaufmann Hrn. Gehe, Chef der Handlung
Gehe et Comp, und Hrn. Apotheker Trommsdorff in Er fürt,, welche
in einer wahrhaft ausgezeichneten Ausstellung von Droguen und Präpara-
ten uns Gelegenheit gewährten, hier Seltnes und Schönes zu beschauen und
so in uns den Eifer anregten , unsere Sammlungen und Waarenbestände
mit ausgezeichneten Mustern zu erweitern, sprechen wir unsern Bei-
fall und unsere Achtung aus, wünschend, dass die Ueberzeugung liei
ihnen eine Quelle vorzuglicher Versorgung für unsere Vorrätbe zu
finden, ihnen zur thätigen Dankbezeugung werde.
Den freundlich gesinnten Collegen wollen wir durch ein dank-
bares Gedächtaiss ihrer Liebeserweisungen und Erwiedening derseibmi,
wo sich uns Gelegenheit dazu sich bietet, die dankbarste Gesinnung
beweisen.
Unseren achtbaren Vereinsbeamten, welche mit seltner Bereit-
willigkeit diese Generalversammlung in so hervorstehender Weise vor-
bereitet und zusammengebracht, sei das Wort der innigsten Dankbarkeit
geweihet, mögen sie ferner in unserer freudigen Anerkennung be-
gründeter Verdienste einen Sporn mehr sehen, uns in der Erhaltung
und Fortführung des Fiores unseres Vereins wirksam zu unterstützen ;
vorzüglich schulden wir unserm würdigen Vicedirector und Ehren-
mitgliede des Directoriums, Dr. Meurer, den lautesten Dank für seine
uns hier wiederum so aufopfernd bewiesene Thätigkeit, dem Vereine
auf fruchtbringende Weise zu nützen. Unsere Freundschaft und Hoch-
schätzung möge ihn belohnen.
Allen unseren verehrten Collegen, Ehrenmitgliedern und Mit-
gliedern des Vereins , welche unsere Generalversammlung besuchten,
dieselbe durch ihre Vorträge und Mittheilnngen interessant machten,
danken wir innigst. Mögen sie für die Opfer, welche sie an Zeit
HQd Kosten aufgewendet haben, reichlichen Ersatz finden in dem
Veremszeüung. 99
CSeniifse, den ein eeht einmäthiges Zusammeiibein mit einer grossen Zahl
wfirdiger Wiisenscbafts - wie Facbgenossen gewfthrle uiid in der
Erinnerung', wie unser Verein es sich angelegen sein Ifisst, immer
mebr die schönen Zwecke seiner Stiftung zu erreichen, mögen die
neu geschlossenen Bündnisse der Liebe und Freundschaft * dauernd
sein und aus derselben für den Verein die innigste Anhänglichkeit,
Treue und Förderung erwachsen , und mögen wir alle erwägen , wie
Blätbe und Gedeihen unseres Vereins unter dem Segen von oben, dem
Schätze der erhabenen Fürsten , dessen Fortdauer wir uns empfehlen,
zunächst unser, der Mitglieder, eigenes Werk sein muss, denn nur
da strömt der himmlische Segen hernieder, wo in Umsicht und Thfi-
ligkeit der Mensch ein geistiges Leben erstrebt.
SOy jneine Freunde und Collegen, lassenSie uns in würdiger Weise
immer weiter zum schöneren Ziele vordringen, die Pharmacie zu er-
heben zu einem Werke vom Geiste der Wissenschaft erleuchtet, ihre
Jünger durchdrungen von dem Gefühle reiner Menschenwürde, welche
vor allem sich kund giebt in der musterhaften 'Ausübung der Berufs-
pflicht, sich ohne Egoismus hingiebt dem Dienste für Wohlfehrt der
menschlichen Gesellschah. [Erst wenn wir dahin gekommen sein werden,
dürfen wir sagen, wir sind dem Ziele nahe gerflckt. Darauf aber
nässe unser Augenmerk alle Wege gerichtet sein.
Wir scheiden aus der Stadt Dresden mit der Gesinnung der
dankbarsten Anerkennung für alles Gute, welches uns in derselben
zu Theil geworden und wünschen, dass des Himmels Gnade ihr im
schönsten Maasse zu Theil werden möge.
Den hohen Behörden für Verwaltung der Medicinal - Angelegen-
heiten , welche gegenwärtig mit Ausführung einer neuen Gesetzgebung
für Medicin und Pharmacie beschäftigt sind , sprechen wir den Wunsch
ans, dass dieses Werk aus ihrer Hand als ausgezeichnetes Denkmal
deutschen Fleisses , deutscher Umsicht und Strebens allen Betbeiligten
gerecht zu werden, zum Segen des ganzen Landes und zum Muster
fSir andere Staaten hervorgehen möchte.
Das ganze Land Sachsen wolle der Herr, der Himmel und Erde
schuf und erhält mit seinen Segnungen, beglücken. Wir empfehlen
seinem Schutze den König, der stets geräuschlos, aber Wohlfahrt
spendend waltet, über dem ihm anvertrauten Volke und rufen Uni:
Gott segne, Gott erhalte Ihn! Die Generalversammlung ist
geschlossen.
Biographische Denkmale.
Nekrolog. Gewidmet dem Andenken des Dr. Sertürner
- in Hameln, bei Gelegenheit seiner Gedächtnissfeier in.
der General - Versammlung des Apotheker - Vereins in
Dresden; von Dr, Witting.
Friedrich Wilhelm Adam Sertürner, Sohn des Fürstlich
Paderbornschen Ingenieurs und Landbauinspectors Joseph Simon Ser-
türner, wurde geboren zu Neuhaus bei Paderborn am 19. Juli 1788,
sein Pathe war der Fürstbischof von Paderborn und Hildesheim ^-
Friedrich Wilhelm. Er war der 3te von 6 Geschwistern, die ihn bis
auf 2 vorangegangen sind, und wovon jetzt noch eine Schwester am
7*
400
VermB^iüuttg.
Leben tsl, indem ibni seine jüngste Schweslev im vorifeA Mre in
die Ewigkeit folgte.
In der Ortsschule zu Neahans erhielt »Sertürner seine Schul-
bildung. Nachdem sein Vater früh gestorben war, ohne Vermögen sn
Jiiotertassen, (auch sein Pathe Friedrich Wilhelm starb noch früher)
konnte er eine höhere Schule nicht besuchen. Durch eigenen Fleiss
und eine schon früh sich angeeignete weise Benutzung der Zeit, hatte
er, geleitet von seinem treflflicben, wissenschaftlich gebildeten Vater,
dasjenige zum Theil an Schulkenntnissen sich erworben, was die
mangelhafte Beschaffenheit der Ortsschule ihm nicht gewahren konnte.
Anfangs hatte er s;lch für das Baufach bestimmt, und beschäftigte
sich mit den Anfangsgründen der Baukunst und Geometrie. Ifach den»
Tode seines Vaters aber beschloss er sich der Pharmacie zu widmen.
Er trat Michaelis 1799 seine Lehre bei dem wissenschaftlich gebildeten
Hofapotheker F. A. Cr am er in Faderborn an und vollendete dieselbe
in 4 Jahren zu Michaelis 1803, von dieser Zeit bis Ostern 1806 ver-
^sah er in derselben Apotheke die Stelle eines Gehfilfen. Er erwarb
sich während seines Aufenthalts im Cramer'schen Hause die Liebe
und das besondere Vertrauen seines Lehrers. Der Landphysikns Dr.
J. Schmidt bezeichnet ihn in dem von diesem ausgestellten Zeugni&se
über seine Lehre, nach der angestellten Prüfung , als eüien boffnungs^
vollen mit trefflichen Kenntnissen ausgerösteten jungen Mann. Schon
gegen das Ende seiner Lehre, während seines Aufenthalts in Pader-
born, beschäftigte er sich mit wissenschaftlichen Arbeiten und lieferte
mehrere Aufsätze in-Trommsdorff*s Journal der Pharmacie« Die
ihm von T rom ms dorff gewordene Aufmunterung erkannte er noch
später rühmend an, derselbe gab ihm noch später thätige Beweisis
seiner Theilnahme, als Serturer einmal den Wunsch, ausgedrückt
hatte 'nach Preussen zurückzukehren.
Ostern 1806 nahm er eine Gehülfenstelle in der vormaligen Raths*-
Apotheke in Einbeck bei dem damaligen Rathsapotheker Hink an, und
blieb daselbst bis Ostern 1809. Auch in dieser Stellung erwarb er
sieh das volle Vertrauen seines Principals so wie dessen Liebe und
Achtung. -Er hatte sich hier allgemeine Liebe erworben, und nmas
es als eine Folge dieser Zuneigung und des besondern Vertranen«
angesehen werden, dass es ihm von den damaligen Behörden örJiHibt
wurde, nachdem zuvor die Administration der hiesigen Rathsapotheke
aufgehoben worden war, hier eine zweite Apotheke zn etablirea.
Hier arbeitete er 1806 an der Beantwortung der, vom National-
Ihstitnt zu Paris bekannt gemachten Preisaufgabe über Galvanismns,
wie mehrere Schreiben des Instituts ans den Jahren 1807 und 1808,
Del ambro unterzeichnet, darthun. Seine Abhandlung halte dßs Motto :
f^non tarn perficiendi spey quam experiendi voluntate.^^
Ib dieser Zeit, und bevor Davy*s Entdeckung auf dem Conti-
nente bekannt geworden war, hatte Sertürner nachgewiesen, dass
das Kali das Oxyd eines Metalles sei, aber Gehlen hatte die Ab-
handlung Sertürner*s diesen Gegenstand betreffend, nicht in sein
Journal aufgenommen.
Mit den Vorarbeiten zur Einricbtang der neuen Apotheke war
er im Sommer 1S09 beschäftigt nnd wurde dieselbe Michaelis 1809
«röfoet. Aueh in diesem neuen Verhältnisse, wohin ihm das Vertraaen
seiner Mitbürger folgte, erwarb er sich durch strenge Rechtschaffen-
keit einen allgemeinen Ruf, und sein Geschäft erreichte einen kaum
orwitfteteft Umfang.
-V'
*••
Vereinszeiiung. AM
Nttchdem die Einrichtang seiner Apotheke vollendet war, be-
notete er seine Hase wieder za wissenschaftlichen Arbeiten. —
Er stellte Versuche mit der Salzsäure und dem Chlor an, welches
letxtere er mit mehreren andern Chemikern bis zum Jahre 1824 noch
als zusammengesetzt und die Salzsäure , analog den andern ähnlichen
Säuren y als zusammengesetzt aus einem Radical und Sauerstoff be-
trachtete. — Er correspondirte in den Jahren 1808 -^ 1812 häufig
mit Gehlen und Schweigger, in deren Zeitschriften sich Yon ihm
mehrere Abhandlungen finden. -
Seine Versuche über Galvanismus nahm kr in den Jahren 1812
bis 1814 von neuem auf. Im Jahre 1814 begann er auch seine Ver-
euehe znr Verbesserang der Geschütze (Kanonen nnd Gewehre) die,
bis er zu höherer Vollendung berufen wurde, von ihm fortgesetzt
wurden. Kurz vor seinem Tode hatte, er eine Einladung nach Han-
nover bekommen, um die Versuche in Gegenwart von Sachverständigen
EU wiederholen.
Iin Jahre 1814 und 1815 beschäftigte ihn auch eine für die Kriegs-
Harine bestimmte Arbeit.
. In das Jahr 1815 gehört auch die Entdeckung des Morphium»
und der Hekonsäure , welche Arbeit ihn schon seit dem Jahre 1804
beschäftigt hatte, weshalb ihm das Institut de France am 27. Juni 1831
in öffentlicher Sitzung einen Preis von 2000 Francs zuerkannte, der
Baron Cuvier drückt sich darüber in dem Schreiben dea Instituts
wie folgt aus; „pour atoir reconnu la nalure alcaine de la morphine^
et avoir ainsi ouvert une tote qui a produU de grandes decouvertes
midicales,^*
Sertürner sagte mir damals (1815) schon, dass ähnliche Körper
wie das Morphium sich in verschiedenen anderen Pflanzen, welche
durch besondere Wirkung nuf den thierischen Organismus sich aus-
zeichnen, finden würden.
Mit Untersuchung über Aetherbildung war er 1816 und 1817 be-
schäftigt, das Ungenügende der bisherigen Erklärung über die Aether*
bildung hatte er längst erkannt.
Am 4. März 1817 ernannte ihn die Societät für die gesammte
Mineralogie in Jena zum auswärtigen Mitgliede, und am 10. Juni des-
selben Jahrer wurde Sertürner von der philosophischen Facultät
der Universität Jena zum Doctor Philosophiae creirt.
In den Jahren 1818 — 19 und 20 arbeitete er an seinem, unter
dem Titel: „System der chemischen Physik^^ erschienenen Werke, wo-
von der I. Band 1820 und der II. Bd. 1822 erschienen ist. Im Jahre
1820 erschien auch von ihm : „Kurze Darstellung einiger Erfahrungen
über Elementaf-Attraction^* u. s. w.
Eine Aendernng der hiesigen Verhältnisse bewirkte seinen gegen
das Ende des Jahres 1820 erfolgten Abgang von hier nach Hameln^
und die Uebernahme der dortigen Apotheke auf Veranlassung der
Königlichen Provinzial - Regierung in Hannover. Wie in Einbeck, so
hat er sich auch dort die allgemeine Achtung erworben.
Im Anfange des Jahre» 1821 am 21. Januar vermählte er sieh
mit seiner noch lebenden Gattin, einer Tochter des Obristlieutenants
von Retiberg, mit welcher er in höchst glücklicher Ehe lebte^
tmd aus welcher 6 Kinder, zwei Söhne und vier Töchter, noch am
Leben sind; oft hat et mir mit den hellesten Farben das GlUck ge-
schildert, welches ihm durch diese Verbindung bis an das Ende seines
Leben» au Theü geworden war.
1QS Vemnsz^ung,
Ser turner hatte eine besondere Gabe, seinen Eteten unser Fach
]ieb und werth zu machen und sie für dasselbe ganz zu gewinnen.
Er lebt in den Herzen derselben fort, und sie erkennen es mit den
Gefühlen des unauslöschlichen Dankes , dass er an ihrem Glucke einen
wesentlichen Antheil hat. Der göttliche Funke ,,WohUuthun^' war
ihm zu Theil geworden, und an dem Gläcke Anderer zu bauen, war
ihm die grösste Freude.
Seine spätem Abhandlungen sind folgende: ^
1) Die neuesten Entdeckungen in der Physik, Heilkunde und Chemie.
8 Hefte. 1836, 28 und 30.
!3) Einladuisg an Staatsbehörden und Gesnndheitsbeamte , hinsichtlich
der Anwendung eines neuen Heilverfahrens u. s. w. 1826.
16 Seiten.
3) Einige Belehrungen für das gebildete und gelehrte Fablicam.
18S8. 56 Seiten.
4) Blicke in die Gegenwart und Zukunft mit Beziehung auf die
orientalische Cholera. 12 Seiten.
5) Oxy- Morphium (Extract. morpkii) enthält mehrere Artikel, als
über Chinioidin u. s. w. 22 Seiten.
6) lieber die Ha^uptursache des grösseren Theils unserer Natar-
erscheinungen u. s. w.
In den Zeitschriften Hufelands, fiuchner's, den Annalen der
Chemie und Pharraacie, und im Archiv finden sich noch mehrere
Abhandlungen von ihm.
Die nachstehenden Gelehrten - Gesellschaften haben Sertürner
zu ihrem Mitgliede erwählt:
1) Die JViederrheinische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde zu
Bonn, am 3. August 1824.
2) Die Gesellschaft zur Beförderung der gesammten Naturwissen-
schaften in Marburg, am 27. März 1825.
3) Die Societas tnedico^chirurgica Berolinensisy ex decreto regio
Hufelandiana dicta. Berolini^ datum die X. Mart, 1836»
4) Die Batavische Gesellschaft für Künste und Wissrenschaften in
Batavia, am 29. März 1837.
5) Die pharmaceutische Gesellschaft zu Lissabon, am 29. Sep-
tember 1839.
6) Die Gesellschaft für die gesammte Mineralogie in . Petersburg,-
am 9. Januar 1839.
7) Die Academie Royale de Medecine zu Paris, am 31. März 1839.
8) Der Apothekerverein in Norddeutschland , zum Ehrenmitgliede,
am 11. Mai 1840, zu dessen ersten wirklichen Mitgliedern er
flchon seit dem Jahre 1820^ gehört hatte.
Es sei mir erlaubt,. Mittheilungen über Sertürner, in Betreff
seiner literarischen Thätigkeit, hier aufzustellen, die gewiss jedem
Naturforscher von Interesse erscheinen werden. Möchte aber hier
tneine Fähigkeit, um alle die Verhältnisse zu schildern, welche diesen
geachteten und tief denkenden Naturforscher während der so thätigen
Laufbahn begleiteten, grösser sein.
Das erste Verdienst, welches sich Sertürner erwarb , beruhete
in der Entdeckung des Morphiums, welches aus einer Analyse des
Opiums hervorging, so wie bald darauf auch die Gegenwart der
'Mekonsäure von ihm dargethan ward. --* Es war dieses im
Jahre 1815 — 16 nnd seine Arbeiten dieierhalb wurden Gilherl'i
Veremszeitung. 403
Annalen einverleibt. — SehT hSufig hat sich Sertürner, aach in
Schriften , darfiber beschwert, dass Gilbert anfangs seinen Arbeiten
nicht das Verdienst zukommen h'ess, dessen sich dieselben zn erfrenen
haben mussten, und namentlich dass derselbe mit einer verspäteten
Anzeige hervortrat, wodurch dem Verewigten gleichsam die Priorität
entzogen werden konnte, da bekanntlich Derosne ahnltche Unter-
suchungen unternahm, und von Seiten der französischen Journale die
Priorität dieser so wichtigen Entdeckungen unserm Landsmann streitig
gemacht werden sollte. —
Sertürner hatte wiederholt mitgetheilt, dass seine Arbeiten,
durch Gilbert anfangs wenig heachtet ,# unabhängig von denen De-
rosne' s waren, und hauptsächlich von ihm^das Opium als Gegen-
stand seiner Forschungen gewählt sei, um hier vielleicht den so viel-
fiieh besprochenen eigenthümlichen Stoff der narkotischen Substanzen,
im mehr gefesselten oder vielmehr isolirten Zustande kennen zu lernen.
Die Entdeckung der Mekonsäure veranlasste bei ihm schon die Schluss-
folge, dass gewiss nicht nur allein in den narkotischen, sondern
selbst auch in allen Pflanzen, welche sich durch besondere medicioische
Eigenschaften characterisiren , eigenthumliche Substanzen gedachter Art
zugegen sein möchten, welche wohl eine eigene Reihe im chemi-
schen Systeme einnehmen, und von denen die heroischen Wirkungen
solcher Pflanzen abhängig sein dürften die man als ,^narkotiscbe^^
bezeichne. —
Diese Theorie gab zu manchen Discussionen Veranlassung. Man
hatte die narkotischen Eigenschaften theilweise von einem fluchtigen
Stoffe, auch andererseits sogar von der Gegenwart metallischer Sub-
stanzen herleiten wollen, die man in der Asche solcher Vegetäbilien
entdeckte , oder zu entdecken glaubte. Hier stand zunächst Kupfer in
Verdacht, welches namentlich in einer Reihe von Solaneae^ so auch
der Asche einiger Umbelliferen vorkommen sollte. —
Sertürner und Derosne ^ halten so der Phytochemie ein
weites Feld gebahnt, und durch die vorgedachten Entdeckungen,
denen auch bald physiologische Erfahrungen folgten, manches Dunkel,
welches bisher in dieser Beziehung obwaltete, zerstreut. Doch diese
Forschungen erregten bald ein neuere» Interesse, als Pelletier und
Caventou bei Untersuchung der Chinarinden in diesen ähnliche
Stoffe entdeckten , deren Eigenschaften in physiologischer Beziehung
ganz mit denen im Einklänge standen, die man bei den rohen Rinden
selbst bemerkt hatte. — Chinium und Cinchonium behaupten neben
Morphium auch in ihren salinischen Verbindungen noch heute' stets
den früher ihnen angewiesenen Platz. Die Alkaloide wurden hier-
durch der Reihe chemischer Substanzen einverleibt, und später durch
die Elementar-Analysen ihre Classification veranlasst. Zunächst wurde
den narkotischen Vegetäbilien eine besondere Aufmerksamkeit gewid-
met, und die Verdienste von Brandes, Geiger, Pelletier, Merk,
Wiltstock, Liebig, Runge etc. in Betreff der Entdeckung solcher
Substanzen (oft verknüpft mit Schwierigkeilen) sind allgemein be-
kannt. — Wicht allein die Solaneae^ Umbettiferae^ sondern auch die
Ranunculaceae , Strycknaceae etc. wurden ein Gegenstand der Auf-
merksamkeit. Den Alkaloiden folgte bald die Entdeckung einer Reihe
von PflänzensSuren , welche jene begleiteten. —
Wir gehen zunächst zu einer andern literarischen Arbeit Ser-
' türners über, die aucli ich theilweise unter dessen Aufsicht ver-
folgte. Ich meine die Theorie über Aetherbildung, und zunächst über
401 VereiMxeittmg,
Bildting der ScbwefelwefniBfiareii , tin merkwürdiger AbsehniU i& d«qr
Geschichte der Chemie •— welcher den Ghenlikeru Ver«nl9ssiiDf dar*
bot, polche Forschnngen zu unternehmen , welche ein helleres Ltchl
über Aetherbildung verbreitete *).
Hier sei es mir nun erlaubt, da ich unmHtelbar nach Sertür-
ners Entdeckungen in Betreif der Schwefelweinsäure seine Yersuebo
wiederholte, und mich längere Zeit mit ihrer Darstellung, so auch
mit ihren Verbindungen beschäftigte, über diesen Gegenstand etwas
Näheres anzuführen , und sehr angenehm wird es mir sein , wenigstene
was die jungen Pharroaceuten betrifft, hier vielleicht einen ffir da-
malige Zeit nicht unwichtigen Beitrag , rüeksichtlich der Aetherbildttiig
geliefert zu haben. — > Serturner beschäftigte sich zuerst mit der
Sättigungscapacität verschiedener alkalischer Substanzen gegen Schwe-
felsäure unter mannichfach abgeänderten Verhälthissen. ^ Er fand
die von Klaproth angegebene des Baryts und Kalkes zur Schwefel-
säure bestätigt — und es war ihm interessant zu ermittelq, dass im
Vergleiche des Wassers, der Weingeist hier eine diiferente Rolle
spielt. — Sertürner fand nämlich, dass ein Gemisch von Schwe-
felsäure und Alkohol , welches , obgleich schon von selbst eine er-
höhete Temperatur annehmend , auch bei gewissen Wärmegraden an-
gefertigt durch die Eigenschaft charakterisirt »ei^ mit Wasser vermengt,
rücksichtlich seiner Sättigungscapaeität gegen Alkalien , alkalische £r-r
den etc. in Betreff einer wässerigen Mischung der Schwefelsäure, in
Betreff jener verloren zu haben, so, dass hier also eine geringere
Menge der Basis zur Sättigung erforderlich sei. Sehr interessant waren
zunächst die Versuche mit solchen basischen Körpern angestellt, welche
mit der Schwefelsäure schwer auflösliche Verbindungen erzeugten -^
namentlich Calcium- und Baryum-Oxyd, denen' dann auch Blei*-,
oxydhydrat folgte. —
Wenn man nämlich eine gewisse Menge der Schwefelsäure In
einer alkoholhaltigen Mischung mit Wasser verdünnt, mit kohlensaurem
Baryt sättiget (auch mit reinem kohlensauren Kalk) und. demnächst
die Masse mit einer grosseren Menge (stets reinem) Wasser verduont,
auspresst, und demnächst das Flüssige durchs Filtrum trennt, sß wird
man hier beim abfiltrirten Fluidum die charakteristische Eigenschaft
wahrnehmen, dass die sonst so äusserst empfindlichen Reagentien für
Schwefelsäure, oder für deren Combinationen hier durchaus unempfind-
lich erscheinen, und namentlich mit Barytsolutionen, .auflöslichen Blei-
salzen u. s. w. keine I^iederschläge hervortreten, mithin eine be-
sondere Modification der Schwefelsäure gedacht werden muss. Das
gebräuchliche Elixir acidum Halleri der Apotheken gab Veranlassung,
in dieser Beziehung eine grössere Reihe von Versuchen zu verfolgen,
die stets darauf hindeuten: „Wie die Sättigungscapacität der Schwe-
felsäure durch Einwirkung des Weingeistes auf die basischen Oxyde,
bedeutend verändert werde, und namentlich, dass auch eine mehr
erhöhete Temperatur hierzu wesentlich beitrage. <' —
Sertürner unterschied drei verschiedene Arten von Schwefel-
weinsäuren, nämlich die erste, zweite und dritte. Er beieeichnete ne
Sertürners Arbeiten hierüber sind niedergesehrieben in Gil-
berts Annalen, Trommsdorff's Journal, Jahrbuch der Phar-
macie und namentlich in seinem Werke: ««Universalsysten der
Elemente.« '
Venilrm0üung. i^
mit de» Nasien Addnm pro^demUh-iritoe'^mothiotiicum (den gr, mito^
und diHOP entoMnineii). Er faod, dass eiae erhöhet« Temperatur
«chOB hinreiche» den achwefelsauren Kalk oder Baryt in serlegen,
und hier namentlich, wenn die Flüssigkeiten, worin schwefelwein-
sMirer Kalk sich befindet, bei höherer Wärme verdunstet wird. —
Es sondert sich in diesem Falle freie Schwefelsäure und Kohle,, und
den Verhältnissen nach , schwefelsaurer Kalk oder Baryt. Die Erstere
-kaon sodann durch die betreffenden erdigen Alkalien wieder gebunden
werden* — Unter den Versuchen, welche ich ^wiederholte ^ fand ich
namentlich bestätigt , dass die Krystallisatjon der scbwefel Weinsäuren
^l$e am sweckmässigsten unter dem Recipienten der Luftpumpe, und
»war unter Mitwirkung der Schwefelsäure statt findet. Die Tempera-
tur darf + 30® R. nicht überschreiten, ohne eine Zerselanng b^-*
f drehten zu mässen.
Die Schwefelweinsäure selbst, wird nach Sertürner schon durch
Zerlegung des scbwefel Weinsäuren Kalkes mit verdünnter Schwefel-
säure dargestellt. Die nach oben angegebener Vorschrift war die
Erste — die Zweite bildet sich bei wiederholter Behandlung des
Schwefelsäarehaltigen Rückstandes vom Aether mit Alkohol, die
Dritte sodann, wenn der erschöpfte Aetherrückstand längere Zeit der
atOM^sphäriscben Luft ausgesetzt gewesen ist, um hier aufs Neue durch
SauerbtoffgaA Absorption, kräftiger für Aetherbildung lu wirken. -*
So sdiarfsinnig der verewigte Naturforscher diese Theorien ent-
wickelte, so ist's bekannt, dass manche derselben angefeindet wur-
den» und hier zunächst, was die Unterabtheilungen der Schwefel-
weinsäuren anbelangte. Eben so wenig ist aueh in Abrede zu stellen,
dass manche seiner scharfsinnigen Hypothesen i(u den neueren Theorien
über Aetherbildung den Impuls gaben, dann auch wie Andere, gleich-
zeilig von ihm aufgestellte Hypothesen jetzt einer näheren Beleuch-
tung für würdig erachtet wurden, wie bereits Dr. Nolte in seiner
Biographie Sertürner 's, und zwar was die therapeutisch - physiO"
logischen Forschungen anbelangt, erwähnte.
Sertürner hatte vorzugsweise auch pyrochemischen Forschun-
gen sein Augenmerk gewidmet. Indem derselbe Lavoisier's u. A.
Versuche verfolgte, ward die Vermuthuag von ihm aufgestellt, dass
Feuer in mehr oder weniger gefesselten Zustande, anch zugleich, hier
manchen Modificationen unterworfen, namentlich als Feueroiyd eine
wichtige Rolle zu spielen im Stande sei, und namentlich bei den Ex-
plosionen. ^ Ref. dieses hatte Gelegenheit, Versuchen beizuwohnen,
welche der Verewigte mit Geschütz anstellen Hess, um besonders
durch den eigenthümlichen Bau desselben eine erhöhete Wirkung
hervorzubringen, wobei die Eriilärnng von ihm ausging (vergl. Be«
richtigangen 'in der Chemie und Physik, Vandenhoek, Göttingen
1821 etc.)) dass hier eine vermehrte plötzliche Evolution der Ele-
mente weniger durch Zusammensetzung des Schiesspulvers (oder
anderer Fulminate) als durch die Constmetion der Geschütze zu hoffen
sei. Den Pyrophoren ward von ihm eine beaondere Beachtung ge-
widmet.
Seine Schriften angezeigter Art (hierzu das Journal, betitelt: Die
neuesten Entdeckungen in der Physik und Heilkunde, Vandenhoek,
Göttingen) verfolgten nicht nur allem die namhaft geroachten Gegen-
stände, sondern erstreckten sich zudem noch auf Therapie. Es ist
nicht zu läugnen, dass manche acharfsinnige Theorien, so wie anch
richtig Dr, Jf olle bemerkt» hier der IfachweU aar nähoroi Benrtjiei-
^<N5 Veremsz^hmg.
luwg» aberlassen aind, and schon Serturner während seiner irdisclieii^
laafbahn dieserhalb manche Anfeindangen zu bekftmpfen hatte.
Die Krankheiten selbst beleuchtet er nicht selten von einem
elektro-chemischen Standpuncte und sucht hier in den entgegengesets-
ten Polaritäten die Quelle der Krankheit sowohl, als auch ihrer Hei-
lang. Mir ist es, aus Mangel an Kenntniss in dieser Beziehung nicht
vorbehalten, desfalls ein Urtheib abzugeben.
Rein physische Gegenstände^ waren ferner seinem Nachdenken
gewidmet. — Hierher gehört namentlich die Lehre über das Lichi,
dessen chemischer Einfluss von ihm wiederholt erforscht wurde. Wenn
vielleicht weniger der optische Theil seiner Beschreibungen Anklang
fand, oder vielmehr die neueren von ihm aufgestellten Theorien den
bisherigen nicht im Allgemeinen vi)rgezogen wurden, so war nicht
selten die Theorie mit solchen Thatsachen begleitet, dass sie die all-
gemeine Aufmerksamkeit erregen mussten — und hier war vorzugs-
weise der chemische Einfluss des Lichtes bei manchen technischen
Operationen, so beim Bleich- und Vegetationsprocesse u. s. w. her-
vorgehoben. Der Bleichprocess ward von ihm in einer etwas modi-
ficirten Form erklärt. — Statt, wie wohl anzunehmen ist, dass das
Licht zerfegend auf Wasser einwirke, und sodann der Sauerstoff eine
Verbindung mit der kohlehaltigen Substanz eingeht (als CO oder
CO^), auch unter Mitwirkung des Chlors eine raschere Zerlegung
des Wassers erfolgt, sucht Sertürner noch die Mitwirkung des
Sauerstoffes als Feueroxyd in Anspruch zu nehmen, und unter gewis-
sen Verhältnissen dessen besondere Einwirkung zu erklären. Hiermit
in Combination stellte er auch den Respirationsprocess der Thiere,
und entwickelte manche scharfsinnige Theorie über Absorption der
'Gasarten durch die Vegetabilien, welche zu deren Ernährung dienen,
and wie auch hier das Licht einen permanenten Einfluss äussere.
Manche dieser Ideen reihen sich den von Liebig aufgestellten an,
besonders was auch die Verhältnisse zur Bildung der Alkaloide an-
belangt.
Hiermit schliesse ich den Nekrolog. — Ich, als Einer seiner
ältesten Freunde und Verehrer, hege den Wunsch, dass die hoch-
geehrte Versammlung die hier ausgesprochenen Worte freundlich
und nachsichtsvoll aufnehmen woUie.
Dem Andenken eines EkrenmanneSy des Apothekers Graf
in Weissenfeis.
Sie haben einen guten Mann begraben!
Am 11. d. M« in früher Morgenstunde entschlief Friedrich Graf,
Besitzer der hiesigen Apotheke zum Mohren. Der norddeutsche Apo-
theker-Verein verliert an ihm ein geachtetes Mitglied, ich verliere an
ihm einen Freund, denn mit ihm aufgewachsen — wir waren Milch-
brüder (hatten eine Amme) — verfolgten wir ja ein Ziel.
Friedrich Graf wurde geboren den 9. Decbr. 1798, Nach Voll-
endung der Schulbildung erlernte derselbe die Fharmacie in der Apo-
theke seines Vaters, des frühem Besitzers seiner Officin, stndirte
später in Berlin, von wo ihn der frühzeitige Tod seines Vaters jedoch
bald zurückrief und ihn bestimmte das Examen eiligst in Magdeburg
abzulegen, um das Geschäft übernehmen zu künnen. Nächst seinem
Berufe widmete er sich vorzugsweise dem botanischen Studium, später
Veremsxeitung. '407
mit Vorliebe der loflectenkuiide, so daäs die Kinder der Flora darch
die auf ihnen lebenden Bewohner doppelten Reia für ihn hatten«
Nftchstdem lag ihm die Verwallung seines nicht unbedeutenden Ver-
mögens ob, welches letztere ihm gestattete, manchen seiner Mitbürger
xo unterstützen. Das öffentliche Vertrauen erwarb ihm befEinfäb-
rnng der Stadteordnung die Aufnahme in die Reihe der Stadtverord-
neten, später das Amt eines Schiedmannes und Mitgliedes des Magi-
strats, welche letztere Aemter er bis zu seinem Tode bekleidete.
Gesund kehrte er mit seiner Gattin und mir von der Dresdener Gene-
ral-Versammlung zurück, gemüthlich feierten wir noch zusanunen das
Gehülfen-Jubilium in Hohenmöisen, uns gemeinschaftlich erfreuend bei
dieser Gelegenheit unsern verehrten Herrn Ober-Director Dr. Bley
und Herrn Director Dr. W i 1 1 i n g in unsern Mauern zu sehen, als
einige Zeit darauf eine leichte Erkältung den Verewigten an das Bett
fesselte, von dem er in Folge zugetretenen Gehirnleidens nicht wieder
erstand.
Er hinterlässt eine traurende Gattin und. vier Kinder, von denen
swei sich der Pharmacie widmen.
Durch anspruchsloses Wese^ hat er sich ein bleibendes Andenken
erworben, die zahlreiche Begleitung bei der heute erfolgten Beerdi-
gung liefert den sprechendsten Beweis für die Wahrheit des Ge-
sagten.
Weiflsenfels den 14« Nov. 1845. Lindner.
Bei deir Versammlung in Dresden und unserm Aufenthalte in
Weissenfeis lernten wir den verewigten CoUegen Graf persönlich
kennen und schätzen und bedauern herzlich den frühen Verlust dieses
Ehrenmannes. Dr« Bley. Dr. Witting.
Nekrolog.
Der Apotheker Ritter in Schönebeck starb am 36. Novbr.
a. c, wir betrauern in ihm einen theuern Verwandten und rechtschaf-
fenen Mann.
Otto Wilhelm Lebrecht Ritter war geboren den 15. De-
cember 1793 in Calbe a. d. Saale. Er erkielt seine Schulbildung in
Halle auf der grossen Schule des Waisenhauses ; nach seinem Abgange
von dort trat er bei dem ehemaligen Apotheker R a ben h o r s t in Naum-
burg in die Lehre. Nach vollbrachter Lehrzeit conditionirte er meh-
rere Jahre, in Oschatz, in Göttingen, bei seinem Vater in Eisieben, in
Altona und zuletzt in Berlin ; hierauf machte er, nachdem er in Berlin
ein Jahr studirt hatte, sein Staatsexamen, war gut bestanden und
fibernahm kurz darauf im Jahre 1822 die Mohren- Apotheke in Schöne-
beck. Er war ein wissenschaftlieh gebildeter, guter praktischer Apo-
theker und in den übrigen Naturwissenschaften wohl bewanderter
Mann. Friede seiner Asche! F. Baldenius.
Dessau den 4« Decemb. 1845.
Veränderungen in den Kreisen des Vereins.
Kreis ämden.
An die Stelle des verstorbenen Hrn. Collegen Schuirmann in
Anrieh ist Hr. College von Senden jun. getreten.
Hr. Apotli* A, G. Detmera in Timmel ist eingetretfii.
m Vermixniuing.
Blankeniursf,
Es Irin «tti: Hr. Apoth. Meyer in Brome.
Kreis Creuithurg,
Ef igt ausgetreten: Hr. Apoth. Brett ig in Canstadt.
Eingetreten: Hr. Provisor Seidel daselbst.
» • » Hr. Apoth. Koch in Oppeln.
> » » Hr. Fincke in Betten.
Im Kreise Sondershausen,
Hr. College Grftpner in Greusaen acheidet ans.
Ea tritt ein: Hr. College Schuster in Grosa Ehrich.
Im Kreise St. WendeJ,
Hr. Apoth. Riegel ist an die Stelle des nach Carlsruhe gezo-
genen Hrn. Dr. Riegel zum Kreisdirector erwählt, nachdem er als
Mitglied eingetreten war.
Im Kreise Paderborn.
Eingetreten: Hr. Apoth. Fisch haupt in Rhaden.
Im Kreise Naumburg,
Verstorben: Hr. Apoth. Graf in Weissenfeis.
Im Kreise Hanau,
Eingetreten: Hr. Dr. JuL Hoffmann ia- Bad Homburg.
» » » Hr. Hof- Apotheker Thuquet in Homburg vor
der Höhe,
Im Kreise Osnttbruck.
Hr« Apoth. von Lengerken in Ancum ist wieder eingetreten.
Im Kreise Herford,
Eingetreten: Hr. Apoth. Klinge mann in Stadthagen.
Im Kreise Dessau,
Der Apoth. Ritter in Schönebeck iat durch den Tod ausg«-
achieden.
Im Kreise Bemburg*
Hr. Apoth. Kettler in Cöthen scheidet aus.
Im Kreise Eisleben,
Ea scheiden aus: Hr. Apoth. KühAe in Frankenhausen.
t » » Hr. Apoth. Drechsler in Sangerhausen.
Es tritt ein: Hr. Apoth. Höltzke in Sangerhausen.
Im Kreise Weimar,
Ea ist eingetreten: Hr. Apoth. Planer in Stadt Sülze.
Mit Januar 1847 will wieder auftreten : Hr. Apoth. Milarch in
Berka.
Im Kreise EiftÜ
acheiden ans: Hr. Ibach in Stadtkyll und Hr« Romann in
Nenerburg.
um Kreise Sonn. -
Es tritt ein: Hr. Apoth. Eich in Beuel.
Es scheidet aus: Hr. Po lex in Neuwied.
Im Kreise Cöln,
Hr. Apotk. Ldhr in C^ iai anm Kreiadiiwaor arwtklt.
Veremsxeihmff. 400
Im KteUe Minätn
ist eingetreUn : Hr. A)M>th. Rike su NeuMlzwerk.
Im Kreise Tarnowit*
ist der Kreisdirector Hr. College Cochler^ seinem Ansuchea gemäss,
wegen eines Aogenleidens von den Geschäften eines Kreisdirectors
entbanden unter Danksagung für die geleisteten erspri esslichen Dienste
and an seine Stelle 4er von den Kreismitgh'edern erwählte Hr. College
F ritze in Rybnik zum Kreisdirector bestellt worden.
^ Im Kreise Breslau
sind die Herren Collegen : Müller, Hede mann, Hähne, Hüh-
ner, Friese und Geisel er mit Diplomen versehen.
' Im Kreise Cohurg,
Eingetreten: Hr. Apotheker Kröbel in Schleusingen. Ferner
Hr. Apoth. Hoffmann in Römhild, früher in Neumark, und Hr.
Apot)ieker Gonnermann in Neustadt, früher in Zie'genheim in
Hessen.
Hr. College* Lehmann in Neustadt an der Heide ist «lit Tod«
abgegangen.
^ Im Kreise CasseL
Eingetreten: Hr. Apoth. Hübner in Witsenhansen.
Im Kreise Königsberg,
Hr. College Becker in Tscherscherzig geht aus dem Kreise, durch
seine Uehersiedelung nach Schwiebus in den Kreis Sonnenbarg ' über.
Hr. Crnsius in Freien wal de ist durch den Tod aüsges<5hieden.
Im Kreise Arnstoalde,
Hr. Ackermann in Landsberg scheidet aus: Hr. Ralcke da-
selbst tritt ein.
Im Kreise Priiiwaüt.
Hr. Mundt in Wittstock tritt aus.
Im Kreise Berlin»
Die Herren Collegen Beyrich, E. Meyerhoff und Voigt,
welcher letzterer bereits Mitglied in Salswedel war, treten eis.
Im Kreise Ruppin. ^
Hr. Looff in Neu-Rappin tritt mit Schluss des Jahres 1846 aus.
Hr. Arend dasdbst tritt ein.
Im Kreise Sonnenhurg.
Hr. Hildebrandt in Göritz tritt aus. Hr. Becker in Schwie-
bur tritt ein.
Im Kreise Emmerich.
Hr. Apoth. Herrenkohl in Cleve ist. zum Kreisdirector erwäjbk.
Hr. Medicinalrath Dr. Müller hat seine Stelle als Vicedireet<nr
niedergelegt, nach dem Verkaufe seiner Apotheke und beabsichtigter
Veränderung seines Domicils. Das Directoriiim bat mit Dank seinen
Eifer für das Beste des Vereins anerkannt nnd solches schriftlich bei
seinem Scheiden ausgesprochen.
Im Kreise M4hlheim.
Hr. College Kloesne ist seinem Wnnsche gcniss seines AnMi
als Vicedirecter eniboben und indem da« Directoiium seine stets et*
frealaelie Fürserge füv den Flor de« Verein» nai gebührendem Danke
anafkaHBl hat^ dut es sich seines Bdstandec fAf das Beste des VeMiaa
.kotaiAliofci fatiieK mdotmm. .
140 Verems%0Üung.
im Kreiit Etsen,
tir. College Flashoff ist auf seinen Wunseh von dem Amte
eines Kreisdirectors unter Danksagnng entbunden, und an seiner Stall
Hr. College Bieg man in Duisburg zum Kreisdirecter bestellt.
Das Vieedirectorium am Rheine
ist dem Hrn. Hofapotheker Sehlmeyer in Cöln abertragen, welches
alle rheinischen Kreise umfasst.
Ehrenmügliedschaft.
Der Apotheker Hr. Dr. Riegel in Carlsrühe ist zum Ehrenroit-
gliede des Vereins erwählt. .
Notizen aus der General -Correspondenz des Vereins.
Von Hrn. Geh. Ob.-Bergcom. Dr. Du M^nil wegen seiner Bemer-
kungen über Directorialbericht. Von Hrn. Dir. Dr. Geiseler wegen
Entsrchadigungsvereins und Statuten dazu. Von Hrn. Kreisdin M ü 1 1 e r
wegen Kreisversamminng in Paderborn. Von Hrn. Kreisdir. v. Senden
wegen neuer Mitglieder. Von Hahn*scher Hofbuohhandlung wegen
Anordnung über Vertheilung der Archivhefte und Journalrechnungen.
Von Hrn. Salinedir. Brandes wegen Zahlung von 300 Rthlr. ab-
schlaglich auf die Postrecognitionssumme. Von Hrn. Vicedir. Bolle
wegen Geschenks für den Hrn. Jubilar und künftiger Generalversamm-
lung. Von Hrn. Salinedir. Brandes wegen besserer Controie der
Rechnungen; wegen Kreises Breslau und Reichenbach. Von Hrn. Apo-
theker Brewer wegen seiner Concessionssache. Von Hrn. Kreisdir.
Lehmann wegen zweier Diplome für neue Mitglieder. Von Hrn.
Apotheker Dann yvegen Pharmacopoea Würlembergica, Von Hrn. Dir.
Dr. Herzog wegen Entschädigungsvereins. Von Hrn. Vicedir. Dr.
Krüger ebendeshalb und wegen nöthiger Urkunden zur Beglaubigung der
Mitglie^dschaft, wegen künftiger Generalversammlung. Von Hrn. Dir.
Dr. Geisel er ebendeshalb. Von Hrn. Apoth. Lindner über Col-
legen Grafs Tod. Vom Königl. Sächsischen Minister des KÖnigl.
Hauses wegen ' Genehmigung der Dedication des Archivs von Sr. Maje-
stät dem Könige von Sachsen. Von Hrn. Vicedir. Bucholz wegen
neuer Mitglieder. Von Hrn. Kreisdir. Müller in Breslau wegen An-
nahme des Amtes eines Kreisdirectors. Von Hrn. Kreisdir. Riegel eben
deshalb. Von Hrn. Dr. Riegel in Carlsruhe wegen seiner Verände-
rung. Arbeiten für's Archiv versprochen. Von Hrn. Dir. Dr. L. Aschoff
wegen neuer Mitglieder in dem Kreise Paderborn. Von Hrn. Dir.
Faber wegen Gehülfenangelegenheit. Von Hrn. Dir. Dr. WiXting
wegen Arbeiten fürs Archiv. Von Hrn. Dir. Dr. D u M d n 11 wegen Beitrags
zur Brandes -Stiftung aus Paris. Von Hrn. Lühr wegen Kreises St.
Wendel. Von Hrn. Med.*Räth Stab er oh' wegen Hagen-Bucholzscher
Stiftung. Von Herrn Ehrendir. Dr. Meurer wegen Directorialbe-
richt und Entschädignngsvereins. Von Sr. Excellenz Herrn Geheimen
Staatsminister Dr. Eichhorn wegen Anerkennung des Gedeihens
des Vereins. Von Vicedir. Dr. Fiedler wegen Erweiterung des
Kreises Hanau. Von Hrn. Müller^ Köhncke und Göpel Anzeige
des Empfanges der Preise der Hagen - Bucholzschen Stiftung. Von
Hm. Ernst in Jarocin wegen seiner traurigen Lage. Von Hrni. Dir.
verbeck wegen Brandes- Denkmal. An sämmiliche Herren Vice-
und Kreisdirectoren wegen Entschädigungsvereins und Unterstütaungs*
Anstalt. Von Hrn. Apotheker Schön au wegen seines Eintritts in
den Verein. Vom Postamt Bemborg wegen Sendung der Medaille an
Vermszeüung, ^141
Gassebaum nach Hornbarg in Wesipbalea fitatt in Hannover. Von
Kreisdir. Bälden ins Anzeige von CoUegen Ritters Tod« Von Hrn.
Apotheker von Lengerken wegen seines Wiedereintritts. Von Hrn.
'' HofiEipoth. Osswald Zusendang von Pflanzen für Vereinsherbarien mit
Versprechen der Fortselznng«. Von Hrn. Gehilfen 'Boltz mann we-
gen Geschenks anr Unterstützungscasse. Hr. Dir. Dr. Asch off I. Zu-
sendung von. Geldern für Unterstützungscasse und Eintrittsgeldern;
wegen künftiger VeröffentHchung solcher Gaben. Von Hrn. Dr. Wit-«
ting wegen Collegeo Klingemanns Eintritt. Von Hrn. Kreisdir.
Blaas Einsendung ausführlichen Berichts. Von Hrn. Vicedir. Krä*
ger wegen Unterstätzungsgelder. Von Hrn. Reinige in Gefell
wegen Annonce fürs Archiv und Vorschrift zu Ungi, tnercuriale. Von
Herrn I>r. Michaelis wegen Sendungen fars Archiv. Von Hrn.
Gehälfen Schneider wegen Stellenwechsels. Von Herrn Kreisdir.
Rathke wegen JTachlässigkeiten im Journalzirkel; Collecte für £nt-
schftdigungsverein.
Dankschreiben.
I Durch gütigste Zusendung des Diploms, welches meine Aufnahme
1 als Ehrenmitglied in den löblichen Apothekerverein -Norddeutschlands
beurkundet, sehe ich mich nicht minder hochgeehrt, als insbesondere
\ aufs Freudigste überrascht!
Indem ich meinen schuldigsten, tiefgefühlten Dank dafür hiermit
darbringe, erlaube ich mir nur noch den Wunsch auszusprechen : dass
dieser Verein in seinem, zu einem so heiligen Zweck thStigen Wir-
ken fortfahren und den gesegnetsten Einfluss üben möge.
Mit def ausgezeichnetsten Hochachtung und wiederholtem Danke
beharret, als
des löblichen Ober-Direcloriums
Fri^drichrod, gehorsamst ergebenster Diener
am 30. October 1845. Clemens Curdts, Dr.
Dankschreiben.
Uochzuverehrender Herr Oberdirector!
Werthgesehfitatester Herr Doctor!
Ew. Wohlgeboren haben mir bei meinem, mit so viel Theilnahme
gefeierten Jubelfeste^ so viel Ehre und Freundlichkeit zu Tbeil. wer«
den lassen, dass ich mich im Innersten gedrungen fühle, Ihnen, Hoch-
verehrtester Herr, hiermit meinen tiefgefühltesten Dank auszusprechen.
Je nnvermulheter mich so viel Theilnahme bei dieser Feier überraschte,
um so mehr, als ich meinen Jubel tag schon im Stillen vorübergegangen
wähnte, und offen gestanden auch wünschte, um so tiefer musste
natürlich^ auch der Eindruck sein, der so viel Liebe und Freundlich-
keit von 80 viel geehrten Männern auf mein^ Inneres ausübte. Wenn
aber so viel Liebe» und Unerwartetes von allen Gefühlen die Sprache
hemmt, -so war diess in nur zu reichlicher Maasse bei mir der
Fall, ich habe damals keine passende Worte finden können, Ihnen«
Hochverehrter Herr, wie ich es wohl gemocht hätte, meinen Dank
peraönlich ausdrücken zu können, und aus diesem Grunde habeQ Sie
mir es auch wohl schon still verziehen, wenn dieses nicht der Fall
war. — —
44 f VeremgxeiiMg.
Nehmen Sie hiermil meinen innigsten ]>ank fSür die £bre, £e Sie
mir als unser heehverehrter Herr Qberdirecter in dem Ehrendiplom
des Norddeutschen Apothekeryereins haben in Theil werden lassen;
tn gleicher Zeit aber auch für Ihr eigenes Wohlwollen, dass Sie mir
in dem Bildniss des v^ewigten Brandes so freundlich an den Tag
legten. So lange ich athme, wird jener Tag mir einer der nnver-
gesdichsten meines gamsen Lebens sein, und alle das Wohlwollen
wird nie in meinem Hersen verlöschen. Es hat mich stolz gemacht,
einer Gesellschaft anzugehören, die mich noch an dem Ende meiner
Iiobenstage ihres Börgerrechtes werth achtete und gleichsam ein iienee
Leben beginnend, wird es mir ein Sporn sein, mit erhöhter Frische
meine letzten Tagen den Zwecken derselben zu widmen.
Zu gleicher Zeit erlaube ich mir noch beiliegende Kleinigkeit fär
den Gehölfen-Unterstiitzungsfond Ihnen zn übersenden, und indem ich
mich Ihrem Wohlwollen auch ferner empfehle, bin ich
Halle, Hochachtungsvoll ergebenst Dero
den 10. November 1845. Friedrich Döring.
SeefizehrUes Verzetckniss der Beiträge, welche zu der von
Seiten des Vereins zu gründenden Brandes* sehen
Stiftung und den an Brandes Gruft zu errichtenden
Deriltmcde eingegangen sind. .
Durch Hrn. Kreisdir. Wege.
Von Hrn. Primke, Apoth. in Liegnitz 2 Thir. 16 Ggr.
Durch Hm» Kreisdir. Siruve»
Von den Herren: Burghard, Ap. in Nisky 1 Thlr. Leiner,
Ap. in Lauben 1 Thlr. Summa 3 Thlr.
Durch Hrn. Oberdir. Dr. Btey.
^Von Hrn. Zeller, Ap. in Nagold 1 Duc. =3 3 Thlr. 4 Ggr.
Durch Dr. Herzog.
Von Hrn. Liebermann, Ap. in Grönenplan 2 Thlr.
Von obigen Beiträgen ist folgende Summe för*s Denkmal bestimmt :
Von Hrn. Liebermann, Ap. in Grünenplan 3 Thlr.
Dr. C. Herzog.
Ferner sind an Beiträgen fflr das Brftndes-Denkmnl eingegangen:
Von den Herren: Reetor Dr. Brandes in Lemgo 30 Thlr. P^Btor
Volkhausen daselbst 1 Thlr. Kaufmann Brandes das. 10 Thlr.
Assessor Meier in Lipperode 1 Thlr. Apoth. Fabro in LippstadI
t Thlr. Apoth. Pröbsting das. 1 Thlr. Kaufm. Priedr. Over-
beck das. 1 Thlr. Präsident Es eben bürg in Detmold 5 Thlr. Geh.
Ober-Regierungsrath PetrI das. 3 Thlr. Cammerrath. Stein das.
1 Thlr. B. Stock meier das. i Thlr. Hofmarschall von Funk
das. 5 Thlr. Schlossbaaptmann von Meysenbug das. 1 Thlr. R'e-
giernngsrath Dr. Piderit das. 5 Thlr. Amtfl(rentmeister Hölser*
mann das. t Thlr. Pastor von Colin das 3 Thlr. Dr. Olden-
dorff das. 1 Thlr. SIegfr. Michaelis das« i Thlr. Georg Meyer
das. i Thlr. Cammersecretair Kestner das. 3 Thlr. Apoth. Uder
i9§. 1 Thlr. Ap. Qu entin das. 1 Thlr. Ap. Wesse) das. 3 Thlr.
Cansleidir. Rosen das. 3 Thlr. Lendveceptor Hasse das. 3 Thlr«
Geh. Jttstierath Petri das. 3 Thk. iLandrentmeisier Pustkneben
das. 1 Thlr. Hofjägermeister v^n Donop das. 1 Thlr. Rtth PlUt^
Vereinszeitung. ms
kachen dns. 1 Thlr. Dr. Gevekoht da«. 1 Thir. Inspector Dfe-
sei das. 1 Thlr. Geh. Re^ierungsrath von Meien das. 1 Thlr.
Syndicus Runneberg das. 1 Thlr. Hofgerichts-Assessor Dr. Rosen
das. 1 Thlr. Dr. Weerth das. 1 Thlr. Hofbuchhändler Helwing
das. 3Thlr. Prof. Schierenberg das. 3 Thlr. A. Hasse in Salz-
oflen 5 Thlr.' Frau Dr. Gevekoht das. 2 Thlr. Herr Rath Antze
das. 1 Thlr. Medicinalrath Dr. Hasse das. 10 Thlr. Bürgermeister
Ca pelle das.' 1 Thlr.- Rathsfaerr Grimme das. 1 Thlr. Rathsherr
Kr ecke das. 15 Sgr. Prediger Thorbecke das. 1 Thlr. Rent*
roeister Reischauer das. 2 Thlr. A. Barkhausen das. 3 Thlr.
Medicinalcbirurg Schuster das. 1 Thlr. Rendant Gd decke das.
1 Thlr. Kunstroeister Culemann das. 3 Thlr. Bärgermeister Bark«
hausen das. 1 Thlf. L. D. Kr ecke das. 15 Sgr. F. A. Kr ecke
^as. 15 Sgr. Richter Kr ecke das. 3 Thlr. Conrector Geller das.
1 Thlr. Chr. Fr. Pottharst das. 15 Sgr. Fr. W. Krecke das.
1 Thlr. Küster Fischer das. 15 Sgr. Cantor Seh om ei er das.
15 Sgr. Fr. A. Barkhausen das. 15 Sgr. Auditor Aptze das.
15 Sgr. Salinedir. Brandes das. 10 Thlr. Kaufmann Schnelle in
Lemgo 1 Thlr. Pastor Pothmann in Talle 1 Tlilr. Summa 151 Thlr.
Dank.
Die Herren Apotheker Reichel in Hohenstein und Osswald
in lEisenach haben eine Parlhie schöner Pflanzen für die Vereins-
Sammlungen geschenkt^ was dankend anerkennt
das Directorium.
Herr Apothekergehulfe Boltzmann in Zahna hat 3 Thlr. für
die Gehülfen -Unterstützungscasse eingesendet, deren Empfang mit
bestem Danke und dem Wunsche, dass das schöne Beispiel Nachfolge
finden möge, bescheinigt wird
vom Directorium.
Bericht über die zu Barzburg gehaltene Kreisversammlung
des Vicedirecioriums Braunschweig am 23. Juli 1845,
• mitgetheilt von Dr, C. Herzog. .
iXs Theilnefamer zu der Versammlung hatten sich eingefunden die
Herren Apotheker Dünhaupt sen. aus Wolfenbüttel, Bergcommissair
Gottschalk aus Zellerfeld, Spar kühl, Kreisdirector des Vereins
ans Andreasberg, Borre aus Elbingrode, Schiller ans Pabstorf,
Dunhaupt jun. aus Zorge, Lilie aus Wegeleben, Sandorfy aus
Harzbnrg, Forke aus Wernigerode, Senf aus Oebisfelde, Gorvinus
aus Schöppenstedt, Schmidt, Pastor zu Böltingerode, Dr. Herzog,
Director des Vereins aus Braunschweig.
Die Versammlungszeit war auf Nachmittags 2 Uhr festgesetzt, um
den entfernt Wohnenden Gelegenheit zu geben, bei ihrer, an demselben
Tage geschehenen Abreise von Haus noch zeitig genug eintreffen zu
können. Der grösste Theil der Herren Collegen hatte sich schon des
Morgens versammelt; von Einzelnen wurde die Saline besucht, deren
Temperatur und Kohlensäuregehalt vom Referenten bestimmt wurde,
Andere nahmen die eben so einfach als höchst geschmackvoll einge*
.Tiehtete Officin des Herrn SandoT'fy in Augenschein. Hierauf ver-
Arch. d. Pharm. XCY. Bd«. 1. Hfl. 8
m Veremsxeüung.
einigten sich viele Mitglieder in dem Loltale des Bahnlofes, wo meh«*
rere der intereMantesten Mittheilungen die Unterhaltung belebten«
Der Herr College Corvinns aus Schöppenstedt referirte über eine
von Seiten des Gerichts angeordnete chemische Expertise eines schon
mehrere Wochen unter der Erde gewesenen Leichnams. Trots der
sorgfaltigsten Untersuchung der Leber, Milz, des Magens, Duodenums
und anderer Eingeweide, so wie der vorhandenen Flüssigkeiten konnte
von ihm keine Spur von Arsenik, der zu der Vergiftung gedient haben
sollte, nachgewiesen werden und erhielt derselbe nicht einmal die ge-
ringsten zweifelhaften Anflüge mit dem Marsh'schen Apparate.
Herr Apotheker Sandörfy machte aufmerksam auf die Prüfung
der ätherischen Oele sowohl mittelst Jod als Schwefelsäure; wobei
als Resultat sich herausstellte, dass diese Reactionen nur einen sebr
bedingten Werth besässen, und in dieser Beziehung noch viel a^uwän-
sehen übrig bliebe. Approximativ liesse sich wohl bei einigen Oelea
durch Jod eine grobe Verfälschung mit TerpenthinÖl nachweisen, die ;
Nüancirung der^ Farben aber mittelst Schwefelsäure, womit er sich
schon vor mehreren Jahren beschäftigt, und worauf Herr Apotheker
Dr. Voget im vorigen Jahre aufmerksam gemacht habe, erlitten so
viel Modificationen, dass sie nicht praktisch anwendbar seien.
Um 2 Uhr wurde die Versammlung durch eine Rede dos Dr.
Herzog eröffnet, worin derselbe, nach Begrussung der verehrten
Mitglieder, erwähnte, wie dteses Jahr unser Verein sein 25jähriges .
Jubelfest feiere und darin eine Veranlassung zu finden glaubte , auf
die Wirksamkeit desselben seit seiner Gründung zurückzublicken. Es
ergab sich bei der Beleuchtung der einzelnen Zwecke des Vereins
mit den gewonnenen Resultaten, dass letztere wahrliqh grossartig ge-
nannt werden können, und wol schwerlich ein Verein etwas Aehniicbes
wt erreichen im Stande ist. Bei dem zweiten Zwecke des Vereint,
die Verbesserung des Apothekerwesens in seiner innern und äussern
Stellung etc. betreifend, wurde auch der Denkschrift, als eine Fruehit
des Vereins rühmend erwähnt, und. bei deni dritten, gegenseitige Un-
terstützung in unverschuldeten Unglücksfällen, besonders der in letz-
terer Zeit von mehreren Seiten gemachten Vorschlägen ausführlicher
gedacht. Am Schlüsse Ae» Vortrages bat Referent die verehrten Mit-
glieder bei dem binnen Kurzem statt findenden 50jäbrigen Jubelfeste
eines würdigen Gehülfen sich zu betheiligen.
Nach Beendigung dieser Rede traten zunächst alle Gollegen zu-
sammen, um auf dem Altar der Liebe dem im Amte ergrauten Mit-
«trbeiter ihr Scherflein zu opfern. Binnen 10 Minuten betrug ' die
Summe 9 Reichsthaler, denen noch Tags darauf von einigen, die nicht
zugegen gewesen waren, 3 Rthlr. 12'Ggr. hinzugefügt wurden. Total-
summe 12 Rthlr. 12 Ggr.
Es begann hierauf eine lebhafte Discussion über die Unterstö-
tzungs-Angelegenheit, an welcher auch sämmtliche Mitglieder das regste
Interesse bewiesen. Nach Erörterung, der hierauf bezüglichen Vor-
schläge, kam man zuletzt dahin überein, dass der von unserm wür-
digen Vicedirector Krüger in Rostock gemachte, und von mehreren
verehrten Gollegen Schlesiens modificirte Antrag zur Ausführung an
geeignetsten erschiene, und zwar in der Weise, dass 3 Klassen, von
§00, 350 und 400 als Entschädigungssumme festgestellt würden. Es
müsse Jedem ferner freistehen, in welche von diesen Klassen er mit
Zahlung von \ .Pcocent treten wolle ; sobald die unerlässige Bediq-
gung in einer renommirten Feaer'AAStcuranx die |[anjBe Bähe verr
Veremsseüung. 145
aiehert lu baliett, erfttilt »ei. Refereiit wind« beanfti^ff, die von d4Hi
Anwesenden ausfesprocheoen Anaicfaten bei der Generalversamnilang
EQ Dresden zq erörtern.
Herr Apotfaeker Borre machte , noch darauf aufmerksam, dass es
hockst wahrscheinlich von bedeutendem Vortheil fär die Betheili^ten
aein wftrde, wenn g;)eich 100 oder mehr in corpore mit einer be*
sÜBiroten renommirten Assecuranz-Gesellschaft unterhandelten, wo**
durch eine geringere Procent -Zahlung möglich wäre. Herr Borrö
behielt sich vor, hieräber nähere Erkundigungen einzusiehen, und auf
geeignetem Wege mitzutbeilen.
Herr Apotheker Lilie sprach über Tinet. rhei aquosä and be*
merkte, dass, um diese Tinctur haltbar zu machen, es nur nöthig am^
die schönste Rhabarber anzuwenden, dieselbe in feine Scheiben zu
schneiden, und das dabei sich bildende Pulver sorgfältig abzusehlagen.
Letzteres wäre aber unumgänglich nöthig. Dann erhielte man aber
nach der prensstschen Pharmakopoe ohne alle Modification und Zu-
satz dne vollkommen schöne und haltbare Tinctur.
Herr Apotheker Schiller erwähnte, dass man in Ermangelung
frischer grüner Beeren den Syr, rhamni \cathartiei zweckmässig eie
tempore anfertige, wenn die trocknen grünen Beeren mit Wasser zu
einer Emulsion angestossen und diese mit Zucker zu einem Safte g&-
kocht wurden.
Herr Apotheker Forke bemerkte hiebei, dass dieser Syrup aus
den völlig reifen frischen Beeren bereitet werden müsse, indem man
diese rein ausgähren lasse und den klaren Saft mit Zucker bebandle.
Herr Apotheker Sandorf y sprach über Bereitung des Aq»
amygdal, amar. conc,^ wie solches zweckmässig geschehe durch Ein-
legen einiger Steine in die Blase, worauf man die mit Wasser schon
macerirten Bittermandelkuchen in einen Beutel lege, Herr Apotheker
Lilie bemerkte, dass er den Beutel unmittelbar auf den Boden der
Blase bringe. Herr Apotheker C o r v i n u s sucht das Anbrennen durch
Einstellen einiger Glasröhren in die Blase zu verhüten. Referent be-
merkte, dass man sehr gut seinen Zweck erreiche, wenn man die
Hälfte Wasser erst ins Kochen bringe, und die mit der andern Hälfte
13—24 Stunden macerirten Mandelkuchen hinzuschütte, einmal um-
rühre und sofort den Helm aufsetze, im Fall die letztere Operation
nicht besser durch einen Tubulus geschehen kann.
Dr. Herzog theilte darauf die in neuester Zeit von Zeller an-
gestellten Versuche Über Aq, amygd. amar,^ Aq. iauroceras., Aq. es-
rasoTj mit, wobei, als besonders interessant, die Beobachtungen über
den Blansäuregehalt des vom Kirschfleisch abdestillirten Wassers,
viel Aufmerksamkeit erregten. Derselbe zeigte darauf das verschie-
dene Verhalten des Aq. amygd, am, und Aq, lauroeeras, zu Liq,
ammon. cavst,^ wodurch nach Verlauf von 10 Minuten das erstere
völlig milchig ist, während das letztere fast klar bleibt.
Herr Apotheker Sandorfy, Borr^e, Sparkuhl und Herr
Bergcommissair Gottschalk sprachen über die Veränderungen der
vorhin erwähnten Wässer beim Zutritt und auch beim Abschlüsse der
Luft; namentlich über die sich biMenden weissen Flocken im Bitter-
mandelwasser.
Herr Apotheker Schiller bemeiikte, dass man nach der ^eussi-
schen Pharmakopoe kein gutes (H, Inti suiftk. bereiten könile. Nach
Apotheker Sattdorfy*j Vorschrift erfaßt man dasselbe sehr schAn,
wemi daa LeMl .«itVdr «• lanno abgsglfiht vritL >ia eine Bcm|irit)4o
446 Veremzeitung.
darin hart wird, dann seist man anf i Pfand OeL 1 Unze Schwefel
auf einmal hinzu, rührt um und in wenigen Minuten ist das Ol, Uni
iulph, in schöner Syrupsconsistenz fertig.
Herr Apotheker Forke machte wiederholt auf die Einsamm-
Inngszeit vieler Vegetahilien aufmerksam, wobei Herr Kreisdirector
Sparkuhl auch der sehr heachtenswerthen Winke des Herrn Apo-
thekers Hampe, welcl^e in unserm Archiv niedergelegt sind, ge-
dachte.
Dr. Herzog machte darauf mehrere Versuche mit der von der
Oker jetzt im Handel kommenden Schwefelsfiure, bemerkte, dass die
vom Prof. Wöhler mitgetheilten Data der von ^r. Schnedermann
ausgeführten Untersuchung sich auch ihm bei wiederholter Prüfung
bestStigten und er mit einer ausführlichen Analyse der Oker-Schwefel-
sfture sich beschäftige«
Herr Apotheker Sandorfy legte mehrere interessante Droguen
vor, als: ausgezeichnetes grob muschliches Gnm, Guajuciy eine Fuss-
lange Wurzel von Guaco^ sehr schön krystallisirten chinesischen
Alaun etc.
Referent hatte eine lileine Ausstellung veranstaltet von 5 ver-
schiedenen Asbestsorten, von welchen die eine nahe 1| Fuss lang
war, von 8 Sorten Rhabarber, von 4 Sorten Cardamomen, Benzoe-
Sorten, Pichurimbohnen, Erdpistacien, Juglans alba\ Süiqua Libidivif
Babiah; ferner eine Suite von 14 durch die Güte des Herrn Apothe-
kers Toel in Bremen erhaltenen interessanten amerikanischen Vegeta-
hilien; ausserdem wurde eine Verfälschung der Rad, Gentian, rtiftr.,
vorgelegt, welche zu 3 Procent vorgekommen war, und für Rad,
Paeoniae erkannt wurde; desgleichen eine Verfälschung der Serpew
taria mit einer sehr ähnlichen aber dickeren Wurzel, die den Geruch
zwischen Baldrian- und Schlangenwurzel besass. Ein Salraiakkrystall
von 1 Fuss Länge wurde ebenfalls vorgezeigt; so ein Moschusbeutel,
der inwendig aus Leder bestand.
Den Beschluss machte die Wahl des nächsten Versammlungsortes,
welcher einstimmig auf Braunschweig fiel; mit der Bemerkung jedoch,
dass die Eröffnung der Versammlung schon des Morgens 10 Uhr statt
finden solle.
Hierauf wurde ein kleiner Ausflug auf den circa \ Stunde ent-
fernten Butterberg unternommen, von wo man ringsumher eine pracht-
volle Aussicht in das schöne Thal geniesst. Dem Botaniker gewährte
dieser Spaziergang doppelte Unterhaltung, da gerade dort die Natur
in Erzeugung interessanter Gewächse sehr verschwenderisch gewesen
ist. — Auch in praktisch pharmaceutischer Beziehung waren diese
Stunden nicht ohne Interesse. Herr Apotheker Forke machte sehr
lehrreiche Bemerkungen über die im Handel vorkommenden Pfeffer-
münzöl-Sorten und über das Vorurtheil, welches noch so manchen
CöUegen gegen das deutsche Oel befangen hält;, ferner sprach der-
selbe über die zweckmässige Einrichtung der von ihm construirten
Windöfen, Schneidemaschinen und Decoctpressen, woran sich eine leb-
hafte Discussion über Darstellung der Tincturen und Extracte, so wie
über deren so verschiedene Wirksamkeit knüpfte.
Nach der Heimkehr von dem Spaziergange trennten sich leider
«chon mehrere der Horren CoUegeo, die meisten versammelten sich
- aber ca einem frugalen Abendessen in dem Lokale des Bahnhofes, und
erst in später Nacht lait dem Bewusstseiii, auch dieses' Bbd
Veremsxeüung, 147
«inige eben so verf^tigte al« lehrreiche Standen an dem so rueh ent»
flohenen Tage genossen zu haben.
Hochgeehrteste Herren Collegen!
Immer enger und enger schh'esst sich das Band um Deutschlands
Pharmaceuten,- welches durch, die gemeinsamen Interessen, die es
immer mehr in sich aufnimipt, eine Grösse erreicht hat, die wahrlich
selbst die kahnsten Hoffnungen nicht zu ahnden vermochten. — Der
Apotheker-Verein Norddentschlands ist selbst nach dem Ausspruche
nnseres würdigen Buchners, der grossartigste wissenschaftliche Ver*
ein Europas; denn wohl schwerlich durften einem derartigen Vereine znr
Erreichung seiner Zwecke eine jährliche Summe von circa 8000 Rthlr.
zu Gebote stehen.
Mit GenugthuXing können wir zurückblicken auf die Entwickelung
dieses schönen Vereins, und freuen wollen wir uns ans vollem Herzen
seines 25jährigen Jubelfestes, welches wir dieses Jahr zu begehen be-
rechtigt sind.
Nicht Allen von uns ist es vergönnt, bei der diesjährigen General-
Versammlung zu Dresden am 8. Septbr. dieses schöne Fest auf eine
würdige Weise feiern zu können, darum lassen Sie uns im engeren
Kreise am heutigen Tage desselben freundlich gedenken nnd unserm
Gedächtuisse die Erfolge eines langjährigen Bestehens dieses Vereins
lebhaft zurückrufen.
Bevor wir aber hiemit beginnen, erlauben Sie mir, Ihnen, meine
thenren Herren Collegen, den aufrichtigsten Dank für die so lebhaft
bewiesene Theilnahme an unserm Verein hiedurch abzustatten, und
indem ich Sie auch am heutigen Tage herzlich willkommen heisse,
kann ich die freundliche Bitte nicht unterdrücken, auch ferner dem
Vereine Ihre gütige Aufmerksamkeit nicht zu entziehen; denn nur in
dem Zusammenwirken vieler gleichgesinnter Manner vermögen wir
das Ziel desselben in einem immer höhern Grade zu erreichen.
Der erste Zweck des Vereins ist Vervollkommnung
der theoretischen und praktischen Pharmacie und ihrer
Hülfs Wissenschaften.
Hat der Verein nun diese Aufgabe gelöst, wahrend seines Sojfih-
rigen Bestehens? oder erscheint uns dieser Satz nur als ein Phantom?
Ich glaube, dass wir diese Frage befrfedigend beantworten können.
Als Mittel zur Erreichung dieses Zweckes dienten uns zunächst die
in allen Kreisen eingerichteten Lesezirkel, welche die der Pharmacie
wichtigen Zeitschriften zu einem Allgemeingut machten und zweitens
des Organ unseres Vereins, das Archiv, welches die Arbeiten undAb-
handlnngen der Mitglieder, so wie auch die für die Pharmacie interes-
santen Abhandlungen Anderer in der Form von Monats- oder Jahres-
berichten zu unserer Kunde brachten.
Die Wiege der Chemie ist die Pharmacie; Pharmaceuten waren
es vornehmlich, die die Kenntnisse der Chemie immer mehr erweiter-
ten, bis sie allmälig eine Höhe erreichte^ die es dem Apotheker fast
unmöglich machte, neben seinen Berufsgeschäften als praktischer Ge-
scbliftsmann, dieselbe völlig zu übersehen. — Chemiker von Profes-
sion erstanden und mit Riesenschritten dehnten sich die Untersuchun-
gen über unorganische. und organische Körper ans, so dass jetzt kanm
die Kraft eines Einzelnen hinreicht, den Fortschritten der Chemie nach
allen Seiten hin, in gleichem Maasse zu folgen; Dieses voraussehend
hatten schon in früheren Zeiten tüchtige Männer unseres Paehs es
418 Vereinszeikmg.
unternöiBmen, das fär die Phammd« Intbesoitdere Wioktige ans d«r
Chemie in eigenen Zeitschriften zu sammeln, um es den Fachgenosgen
zagänglicher tu machen, und so uns Gelegenheit zu geben, selbst die-
angestellten Versuche zu prüfen und daraus Nutzen für die praktische
Seite unseres Fachs zu ziehen.
Es legten viele geschickte Apotheker ihre Erfahrungen »o den
Journalen Ton Büchner, Trommsdorff und Anderen nieder, jedoch
war das Interesse an selbstständigen Forschungen und MittheHungen
praktischer Beobachtungen noch nicht allgemein genug* E» herrschte
selbst früher ein Geist, der eher, geeignet war, das wissenschaftliche
Streben wieder zu unterdrücken, als zu fördern. Noch gar nicht so
lange sind die Zeiten Toruber, wo es einem stndirten Apothekerge-
hulfen viel schwerer wurde eine Stelle zu bekommen, als einem reia
empirisch gebildeten.
Die Bildung des Apotheker- Vereins gab die Veranlassung zu einer
Reaction, welche von den erspriesslichsten Folgen sein sollte; tinrch
ein engeres Band miteinander verknüpft, machte die schon in etwas
eingerissene Lethargie dem Drange nach Wissenschaf llichkeit immer'
mehr Platz; unbewusst wurde Jeder durch die mannigfachen Anregun-
gen in den Journalen mit den Fortschritten der Wissenschaft vertraai
und ohne es zu ahnden, traten Viele unserer würdigen Gediegen mit
langjährigen und. interessanten Erfahrungen auf den Schauplatz der
Oeffentlichkeit. Durch den gewiss nicht tadelnswerthen Ehrgeiz, auch
für seine Wissenschaft nützlich gewirkt zu haben, wurden ausgezeich-
nete Arbeiten ü^er die verschiedenen Darstellungen pharmaceutischer
Präparate geliefert, und müssten wir uns wirklich der grössten Knrz-
sichtigkeit zeihen, wenn wir nicht die hiedurch hervorgerufenen Fort-
schritte sowohl der theoretischen als practischen Pharmacie auf die
dankbarste Weise anerkennen wollten. — Lassen Sie es uns nicht
kümmern, wenn vielleicht hochstehende Gelehrte oder andere aufge-
blasene Menschen mit vornehm thuenden spöttischem Lächeln diese
oder jene Arbeit bekritteln, oder wohl gar sich nicht entblöden, den
ganzen Stand der Pharmaceuten mit ihrem giftigen Speichel anzugrei-
fen. Es ist nicht möglich, dass jede Arbeit gleich gut sein kann^ aber
demohnerachtet liefert meist eine jede einen wichtigen Baustein zu
dem ganzen Gebäude. — Es ist nicht nöthig, dass alle Arbmten von
^ neuen Entdeckungen strotzen, sie geben uns mitunter die besten
Fingerzeige, die namentlich für die praktische Pharmacie von hoher
Bedeutung sind.
Der zweite Zweck des Vereins ist Verbesserung de»
Apotheken Wesens in seiner Innern und äusseren Siel«
lung, so wie gegenseitige Erleichterung des Gesehfifta-
betriebes und die Beförderung gegenseitigen Natseas
bei merkantilische n Verhältnissen.
Bei diesem Paragraphen höre ich Sie, raeioe verehrten Herren
Gollegen, still innerlich fragen , wo nnd denn da die Folgen des
Vereins?
Dodi lassen Sie uns ganz unbefangen diese wichtige Frage er-
örtern.
Wenn wir nämlich das im Vorigen Erwähnte als wahr anerkea-
ncM und zugeben, dass die theoretische nnd praktische Phafmacie
^hnrch den Verein bedeutend befördert wurde, so gehl daraus neinea
Erachlens schon hervor, tfaes die innere Stellva^ des Apotheken*
WMMi in einer Beiiehnog wenigstens eine heiMte geworden IM.
VereimzeUung. 4<9
Was die pecnniftren Verhältnisse anbetrifft, bo haben diese allerdSagg
•ich in den letzteren Jahren eher verschlechtert als verbessert; der
Verein hat aber, so viel in seinen Kräften stand ,^ diese Verhältnisse
erwähnt und die Mittel zur Abhülfe derselben an die Hand gegeben.
Es wird sich Jeder unter uns der häufigen Klagen erinnern, welche
BO oft in dem Archive sich wiederholten, aber leider verhallte es in
diesem Blatte wie der Schall im Universum. Mich dunkt^ dass, wenn
Betrögereien und Gaunereien, wodurch das Publicum und aucfi der
Apotheker beeinträchtigt wird^ besprochen werden sollen, dieses am
«weckmässigsten in öffentlichen Zeitungsblättern geschiebt.
Es Hegt aber auch in dem jetzigen Zeitgeiste, dass das Einkorn-
men der Apotheker sich so vermindert hat. Homöopathie, Hydropa-
thie, Aeropathie, Aerohydropathie, Amuletie^ Morisonie, Rowlandie,
Huchie, Wundramie, Neusie und wie die ies alle heissen mögen, wir-
ken direet und indirect auf das Apothekergeschäft. Sie schwächen
den Glauben des Publicums, mithin das Vertrauen zum Arzte und den
Arzneien. —
Die äussere Stellung des Apothekers, nämlich die dem Publico .
gegenüber, ist aber entschieden gerade durch den Verein eine viel
gönsttgere geworden. Nicht nur, dass jedes Mitglied desselben selbst
mehr Anregung zur Weiterbildung hierin erblickte, sondern auch das
Publicum erkannte gerade in der Theilnahme an dem Apotheker- Ver-
ein das wissenschaftliche Streben der Pbarmaceuten, und die Achtung
gegen dieselben stieg immer mehr und mehr. Es hat sich die gute
Meinung von diesen Vereinen fast so allgemein in dem Volke ver-
brcitefy dass dasselbe sogar oft ein ungunstiges Urtheil über demjeni-
gen . Apotheker fällt, welcher nicht Mftglied eines solchen ist. Mich
d«nfct^ dass dieses der beste Beweis. ist, welchen wir als Wirkung
de« Vereins auch in dieser Beziehung ansehen dürfen.
Ein Punct ist es aber, der uns allerdings noch einige bescheidene
Wünsche zu hegen berechtigt. Es ist nämlich die Vertretung der-
Pharmacie auch durch Pbarmaceuten.
Was haben wir verbrochen, dass man uns verweigert, uns durch
ßlimdesgenossen vertreten zu lassen? Werden nicht Theologen durch
Theolegen, Juristen durch Juristen, Mediciner durch Medidner, Philo-
logen durch Philologen, Kaufleute durch Kaufleute und selbst alle Ge-
werbe durch ihre Gilden vertreten? — Mich sollte dünken, dass durch
Gewährung unseres Wunsches nur unseren Rechten gewillfahret würde ;
ohne im Geringsten in Abrede stellen zu wollen, <lass die Braun-
«qhweiger noch vor vielen anderen Staaten Vorzüge geniessen, wovon
B. B. die jüngst erschienene Verordnung hinsichtlich des Handels mit
Arzneiwaaren den deutlichsten Beweis liefert.
Ueber den Zustand und die Verhältnisse der Pharmacie in Deutsch-
land ist nun vor ganz Kurzem eiue Schrift erschienen, welche meiner
Ansieht nach in der Beleuchtung ' des Gegenstandes gewiss nicht viel
zn wünschen übrig lassen wird j es ist diese Schrift aber, meine hoch-
geehrten Herren Collegen, eine Frucht unseres schönen Vereins und
-wir dürfen gewiss mit vollem Rechte hoffen, dass die darin freimüthig
niedergelegten Data bei allen erleuchteten Regierungen Deutschlands
dazu beitragen werden, diesem so wichtigen Gegenstande eine geneigte
'Berücksichtigung angedeihen zu lassen.
Es Ij^t im Bereiche der Unmöglichkeit, dass Nicht -Apotheker
jaUe VerbältniiSse der Pbarmaceuten genau durchschauen, geschweige
T^ ihf em iSItandpiuicte ans beurtheilen können, vollkommen richtige
iiO Veremskeüung.
Parallele lassen sich weder mit Staatsdienern, noch mit Kaufleuten
ziehen, wie solches auch in der Denkschrift auf die gründlichste Weise
nachgewiesen ist.
Als dritten Zweck des Vereins betrachten wir nun
die gegenseitige Unterstützung in unverschuldeten Un-
glücksfällen.
Dass der Verein dieser Anforderung vollkommen Genüge geleistet
hat, dafür sprechen die, Annalen unseres Vereins. Wir sehen daraus,
was das Zusammenwirken vieler Gleichgesjnnten zu schaffen vermag.
Es kommen verhäitnissmässig grosse Beiträge für unsere leidenden
Brüder zusammen. Dass die Theilnahme an solchen Unterstützungen
namentlich in der letzteren Zeit immer geringer wurde, hatte seinen
Grund in dem Bewusstsein, dass Jeder unserer Amtsgenossen sich
auf eine wenig kostspielige Weise vor einem etwa entstehenden Scha-
den, zumal durch Feuer, sichern konnte und nicht leichtsinniger Weise
sein Haus und Hof ohne irgend eine Garantie dem Zufalle Preis zu
geben brauchte. ~
£s sind in neuester Zeit viele Vorschläge gemacht, um auf eine
zweckmässige Weise diesen Uebelständen abzuhelfen, und namentlich
diesen sich so oft wiederholenden Sammlungen zu begegnen, die
jedem einzelnen Geber geniren und dem vom Unglücke Betroffenen im
Ganzen auch nicht sehr viel nutzen. Man hat proponirt, eine Feuer-
Assecuranz nur für Apotheker zu errichten, jedoch erscheinen mir die
desfallsigen Propösitionen nicht vortheilhafter , als sie eine der beste-
henden vom Staate garantirten Gesellschaften uns bieten kann. Unser
verdienstvoller Geisel er proponirte eine Anstalt, dessen Capital wür-
dige Gehälfen zur Disposition ohne irgend eine Garantie benutzen, die
Zinsen aber zur Unterstützung bei Unglücksfällen und zu einer Pension
der Apolheker-Wittwen verwandt werden sollten. So ehrenwerth
dieser Vorschlag nun /auch sein mag, so erscheint das Ganze bei ge-
nauerer Beleuchtung von einem zu idealen Gesichtspuncte aus aufge-
fasst zu sein.
Mehr Anklang dürfte dagegen der vom Vicedirector Krüger in
Rostock gemachte Vorschlag finden, welcher allerdings ganz anderer*
Art ist, und die Sache von der entgegengesetsten Seite auffasst.
Bei der Wichtigkeit des Gegenstandes erlaube ich mir Einiges
hierüber zu erörtern.
Krüger will, wie Sie wissen, einen Entschädigungsverein bei
Brandunglück und giebt an als Zwecke desselben gegenseitige Ent-
schädigung für entbehrte Fortführung des Geschäfts in Folge
erlittenen Brandschadens. — Es findet durchaus kein Ersatz für Haus,
Inventur etc. statt, sondern es wird sogar Niemand in diesen Verein
Aufgenommen, der nicht in seiner. Bei tri tts^Erklärung an Eidesstatt
nachweisen kann, dass er wirklich Haus und Inventar in einer be-
liebigen Feuerversicherungs-Societät versichert hat; 'denn Krftger
sagt und auch mit Recht:
Wer seine Gesammthabe fahrlässiger Weise gegen Feuer rricht
versichert, der verschuldet das ihn treffende Unglück, dem haben 'wir
nicht beizustehen, der gehört nicht zu uns, er ist ein unwirthlicher
Mann.
Zur Bildung eines Gesellschaftsfonds soll nun jedes Mitglied nach
Maassgabe seines Geschäftsbetriebs, während der nächsten drei Jahre
einen jährlichen Beitrag zahlen, und zwar so, dass derjenige, welcher
ohne Gehülfe und Lehrling dem Geschäfte vorsteht, X Tfalr. zahlt, der
Veremszeüung. <2I
mit eiDem Lehrlinge 1 Thlr. 12 Ggr. ; ohne Lehrling aber mit 6inem
Geholfen 2 Thlr. ; bei grösseren Geschäften wird fär jeden -Gehälfen
2 Thlr. und jeden Lehrling 1 Thlr. bezahlt.
Bei Ungläcksföllen soll dann von drei Collegen der Schaden und
die Entschädigungssumme und zwar von jedem allein taxirt, und die
Gesammtsumme mit 3 dividirt werden. Als höchste Eptschftdigungs»
summe darf aber nur für jeden Thaler Betrag 100 Thaler in Anrech-
nung kommen.
Dieses sind die wesentlichen pecuAiären Verhältnisse des von
Krag er entworfenen Statuts.
In unserem letzten Archivhefte vom Juli sind nun von den Apo-
thekern Schlesiens zu diesem von ihnen als am meisten beachtenswerth
bezeichneten Vorschlage folgende Modificationen noch proponirt, welche
ich nachher auch einer genauen Prüfung zu unterwerfen bitte.
Die zu leistende Entschädigungssumme muss sich nach dem 6e-
schäftsumsatze und nicht nach der Anzahl der Geholfen und Lehrlinge
richten, welche der Verunglückte zur Zeit hielt. Man nehme drei
oder mehrere Klassen an und überlasse Jedem den Eintritt, in welche
er will, ohne genaue Abforderung des Geschäftsgeheimnisses, oder man
mache Klassen nach dem erzielten Geschäftsumsatze. Im ersteren Falle
wurde man sich nach Belieben auf 200, 350, 400 Thlr. u. s. w.
Entschädigung verstehen, im zweiten würden die Geschäfte angegeben
w^erden und folgende Klassen eintreten,
1. Klasse Geschäfte bij^ zu 2000 Thlr., 200 Thlr. Entschädigung
2. — — V. 2000— 4000 - 350 - —
3. — — V. 4000-6000 - 400 - etc. —
Zu zahlen wäre dann von dem Betheiligten | pC. der Entschädi-
gungssumme, also resp. 1 Thlr., 1 Thlr. 18 Ggr. oder 2 Thlr.
Sind so die Geschäfte in drei oder mehrere Unterabtheilungen
gebracht, so werden .diejenigen Besitzer, welche sich in der ersten
bis zweiten Klasse befinden, die oft nur kümmerlich durchkommen,
gewiss eine verhältnissmässig anständige Entschädigung erbalten, und
gerade die meisten Brandunglficke treffen die Apotheker in kleinen
und schlecht gebauten Städten.
Die Schlesier haben nun eine ohngelahre Klassification ihres Ge-
schäftsumsatzes gegeben, wonach von 100 — 45 in die 1. Klasse, 35
in die 2. Klasse und 20 in die 3. Klasse kommen würden. Wäre
dieses Verhältniss unter sämmtlichen Vereinsmitgliedern dasselbe, so
würden, bei 1000 Mitgliedern 1460 Thlr. von jährlichen Beiträgen er-
zielt werden und nimmt man an, dass jährlich 4 unter 1000 verun-
glücken, so würde im Durchschnitt eine Summe von 1162 Thlr. zu
vergüten sein. Es bleibt daher noch eine Reserve von 298 zur
Deckung von Porto und Verwaltungsunkosten.
Im ersten Jahre wird die Prämie doppelt eingezahlt, um einen
Fond zu bilden^ damit die Auszahlungen auch sofort statt -finden können.
Mich dünkt nun, dass von der letzten Summe mindestens noch
f also 200 Thlr. als Entschädigungssumme verwandt werden kann.
Sollte wirklich, was aber nicht zu erwarten ist, dennoch das Geld
nicht ausreichen, so müsste ein extraordinärer Beitrag von Seiten des
Vorstandes ausgeschrieben werden.
Im Fall nun der grösste Theil der hier anwesenden Herren Col«
legen in die gemachten Proposittonen nach nochmaliger Berathuttg
einstimmen sollten, müsste ich Sie ersuchen, mir zu erklären, ob und
wie 3ie sich gegen Feuersgefahr versichert haben, da von deoj$nigeD|
422 Vereinszeihmg.
I
weiche dieses unterlasse», angenommen werdeif mnss, dass sie dem
Unterstutennffsvereine nicht beitreten^ resp. anf Entschädigung in Un-
glück Verzicht leisten wollen.
Wenn ich bei diesem Gegenstande nun . etwas länger verweilte,
als es anfänglich meine Absidbt war, so werde ich durch die Wich?
tigkeit des Gegenstandes hoffentlich in Etwas entschuldigt werden.-
Der vierte und letzte Zweck des Vereins ist, wür-
dige durch Alter oder Krankheiten dienstunffihig ge*
wordene mittellose Gehülfen zu unterstützen, so weit
es die Kräfte gestatten.
Schon am 27. Juni 1811 traten würdige Männer wie Tromms-
dorffy' Bucholz und Gehlen zusammen, um einen Anfruf an das
ganze pharmaceutische Publicum Deutschlands zur Subscription jähr-
licher Beiträge zur Gründung^ einer Versorgungsanstalt für recht-
schaffene, hülflose, alte oder im Dienste verunglückte Apothekerge-
httlfen zu erlassen. Bereitwillig traten sogleich viele unserer CoHegen
zusammen, um einen jährlichen Beitrag diesem edlen Zwecke zu wid-
men und schon manche Spende wurde unsern hüifsbedfirftigen Mit-
arbeitern dadurch zu Theil. Bei der Gründung unseres Vereins cr*-
kannten die Stifter desselben die Wichtigkeit einer solchen wohlthä-
tigen Anstalt und stellten als Bedingung zur Theilnahme an den Ver-
ein, die Mitwirkung für dieses ehrenvolle Institut.
In (Gemeinschaft mit einander vermochten diese Anstalten segens-
reich zu wirken, obschon bei der Noth, die sich oft bei vielen treuen
Mitarbeitern leider herausstellte, nicht in dem Maasse befriedigt wer-
den konnte, als man es so gern wünschte.
Es ist daher ein schönes und wohlthuendes Gefühl, wenn sich
jetzt auch unsere conditionirenden Herren Collegen znsammenschaaren,
um auf dem Altar der Liebe ihren unglücklichen Amtsbrüdern ihre
Scherflein zu opfern.
Dass es mitunter auch bei dem besten Willen und den genügend-
sten Kenntnissen nicht gelingt, seinen eigenen Herd zu bekommen,
daran erinnert uns gerade jetzt wieder eine höchst merkwürdige Er-
scheinung.
Ein sehr achtbarer Mann, der in unserm Fache sich auf mannig-
fache Weise versucht hat, '4, 6, 8 und 12 Jahre an einem Orte con-
ditionirte, lange Zeit als Provisor einer Apotheke vorstand und sein
Examen mit Auszeichnung absolvirte, feiert im September sein 50jäh-
riges Jubiläum als Gehfilfe. — Ein seltenes, ja sehr seltenes, aber
nicht beneldenswerthes Fest. Mit Recht bittet unser Oberdirector um
freundliche Theilnahme sowohl von Seiten der Apothekenbesitzer, als
Provisoren und Gehülfen, und bin ich im Voraus überzeugt, dass ein
Jeder mit Freuden ein Paar Groschen beisteuern wird, nm dem Jubi-
lar auf irgend eine Art seine Theilnahme zu bezeigen. Wenn es mir
möglich ist, so werde ich die Reise dorthin nicht scheuen, obgieicli
der Ort bei Weissenfeis in Sachsen, ohnweit Naumburg liegt.
Ans dieser ziemlich ausführlichen Beleuchtung glaube ich wold
den Schluss ziehen zu dürfen, dass meine anfängliche Behauptung:
„mit voUkonmiener Genugthuung auf die Wirksamkeit des Vereins
während seines 25jähr)gen Bestehens zurückblicken zu können'^ ge-
gründet ist. — Undankbar wurden wir gegen den Stifter desselben,
nnseren verklärten, unvergesslichen Brandes handeln, wenn wir
aeiae, mit so grosser Mühe und vielen Opfern ins Leben genfene
Soböpfnng nieiu mix allem Eifer noch immer mehr sn fördern sncht^.
Veremszeüung. 423
Brfclieint .uns auch die Enh ^neß EimeloeB ^erinif, dnreh dat Za<-
Mairoenwirken Vieler vermögen wir grosse Resultate su enielen.
Nun am Schlüsse meines Vortrages, habe ich mich noch eines
Anftrages unseres hochverehrten Oberdirectors Dr. Bley su entledi-
gen ; nftmlich Ihnen, meine werthgesohätEten Herren Collegen, die herz-
lichsten Grflsse cn bringen und Sie zu der am 8.^ 9. und 10. Septbr.
in Dresden statt findenden General-Versammlung resp. dSjährigen Jubel-»
feste hierdurdi förmlichst und feierlichst einzuladen.
.2) Medicinal - Gesetzgebung.
Bekanntmachung,
die Neujahrsgeschenke der Apotheker betreffend, vom d5sten November
1845.
Da zur Anzeige gekommen, dass der $• 18 des 15. Capitels im
3. Abschnitt der Medicinal-Ordnung vom 23. Februar 1789, die Neu-
jahrsgeschenke der Apotheker betreffend, nicht allenthalben beachtet
werde; so wird an die Befolgung hiermit erinnert.
Detmold, den 25. Novbr. 1845.
Fürstl. Lipp. Regierung.
(gez.) Eschenburg.
Passus des §. 18. Cap. 15. Abschnitt 2. der alten Medicinal - Ord-
nung vom 23. Februar 1789.
»Auch woUen Wir, dass das zeithero gewöhnliche Neujahrsge-
nschenke der Apotheker an Aerzte, obrigkeitliche Personen ^und an
»die Kunden, um den Apothekern, welche binföhro ihre Waaren
»streng nach der genau berechneten Taxe verkaufen müssen, alle
»Aberflfissigen Ausgaben zu ersparen, und die Aerzte von dem mög-
»lichen Verdachte zu befreien, als könnten sie den Apothekern die-
»ses Geschenks wegen unbillige Nachsicht oder unstatthafte Geffillig-
»keiten angedelhen lassen^ in Zukunft gftnzlieh abgeschafft sein und
»unterbleiben soll.«
3) Eingrifie in die Rechte der Apotheker.
Geschehen zu Uohen-Mölsen, am 15. Septbr. 1845.
Bei Gelegenheit der Jnbilarfeier des Herrn Proviaor Gdnther
d. Z. in hiesiger Apotheke^ wurden »anehe pharmaceuti«eke VerhAlt-
niaf« unter den anwesenden Apothekern besproch^i. —
Hier ward uns Unterzeichneten auch von Seiten des Herrn CoUe-
genj. N. Leistner Apotheker in Zwenkau, die Mittheilung, gemacht,
dass derselbe in Betreff des Verkaufes der liitef, Amicae sehr com-
promiltirt sei. -^
Derselbe verkanfte nämlich 4 Unzen Tinet. «Hitc. so dem taz-
mfifjigen Preise von 13 Neugrofchen 3 Pf» nach Verordnung etnee
Antes, wfthrend eine Bekanntmachung im Peganet WeehenblaMe d«9
Inhaitef erschien, dam derselbe Kfiufer in Leipsig 4 Unzen der Tinc*
Ui9 fftr den Preia von 3 Nengroschen 9 Pf. erhallen habe MI
m
Vereinszeitung.
Unter die MisgheHigkeiteii der praktischen Pharinacie gebort nun
auch die, wie von Seiten der Droguisten Alles angewandt wird, den
Handverkauf nicht nur allein, sondern auch die Receptur der Apothe-
ker zu benachtheiligen.
Wir Unterzeichneten können nur vorliegenden Fall, der zum
Nachtheile unseres Herrn Collegen Leistner absichtlich verläumderisch
hervorgerufen ist, aus einer unlauteren Quelle entnommen, betrachten
— und wünschen, dass dieser Fall weiter höheren Ortes beleuchtet
werde. —
Es ist unmöglich — bei dem Preise des hier namhaft gemachten
Arzneimittels, ohne dessen Güte zu beeinträchtigen, eine solche Her-
absetzung des Preises zu veranlaissen. —
Unterzeichnet die anwesenden Mitglieder des Apotheker-Vereins
im nördlichen Deutschland.
H. Leistner, Apotheker in Zwenkau. £. Hei big, Apotheker in
Pegau. C. G. e r t e 1 , Apoth. in Markranstedt. Dr« £. W i 1 1 i n g.
Graf. Simon. Fahr. W. Weibezahl.
Wenn die Staatsgesetze dem Apotheker genau den Kreis seiner
Wirksamkeit vorzeichnen, wenn sie ihnen eine Taxe geben, so sollten
die Staatsbehörden auch darüber sorgfältig wachen, dass keine Ueber-
tretungen durch unbefugte Eingriffe in die Rechte der Apotheker statt
fänden, wie sich dieses in der Denkschrift des Vereins S. 58. ausge-
sprochen findet. ^ Dr. Bley.
4) Vorschläge zur Unterstützung der Gehülfen.
Ansichten eines Apothekergehülfen über Unterstützungs-
Anstalten für ausgediente, mittellose, würdige Apothe-
ker gehülfen, von 1\ K. Busch.
Dieses Thema ist schon so oft besprochen worden, dass es fast
überflössig scheinen mag, noch ferner darüber zu disputiren. Die
Sache selbst ist jedoch wichtig genug, es wUnschenswerth zu machen,
dass jeder Sachverständige sein Urtheil darüber abgebe; Einer unter
den Vielen wird dann ja vielleicht das schöne Ziel erreichen: Mittel
entdecken, allen Invaliden unseres Standes ein sorgenfreies Alter zu
verschaffen.
Vielseitig ist darüber geklagt worden, wie so wenig Antheil die
Gehälfen selbst an dieser ihrer eigenen Sache nehmen. Ich kenne
sehr viele Gehülfen, habe auch oft mich mit ihnen über diesen Gegen-
stand berathen, und immer gesucht ihr Interesse dafür anzuregen.
Wicht ganz mit Unrecht wurde mir jedoch stets erwiedert: sie sähen
nicht ein, dass/ ihre Gaben einen wirklichen Nutzen schafften; der
Unterstützungsfond läge in einem grossen Topfe, der Zeit ihres Lebens
doch nicht voll würde, und die Portionen, die man jetzt daraus ver-
theile, wären so klein, dass man ganz bequem dabei verhungern
könne.
Nach dem Urtheile Vieler und auch meiner Ansicht gemäss,
würäe es besser sein, wenn man die jährlich disponible Summe, statt
unter einer so grossen Anzahl, nur an 3 bis 4 alte, würdige Gehülfen
vertheüte. (Wenn Jemand nur einen Scheffel Kartoffehi an Nothlei-
dende schenken kann, handelt er da nicht klüger, er theilt ihn unter
wenige, als unter alle Armen des ganzen Bezirks ? Einige können
Vereinszeitung. 125 ,
mch satt daran essen — eine Kartoffel Jedem nützt Keinem -<-); ' Um
ganz unpartheüsch zu Werke zu gehen, müsste das Loos bestimmen,
welchen von den Bedürftigen die Renten zu ertheilen seien.
' Die meisten Apotheker haben es längst erkannt, dass fdr ihre
alten ausgedienten Gehalfen durchaus gesorgt werden muss. So wie
Herr Apotheker Brill in Haina, im Septemberhefte des Archivs, sich
verpflichtet, lebenslänglich zur Pfleganstalt 3 Thir. jährlich beizu-
steuern, so werden fast alle Apotheker Norddeutschlands sich gerne
dazu verstehen, für eine ihre Aufgabe ganz lösende, zweckmässige
Unterstützungs- Anstalt bestimmte, jährliche Beiträge zu liefern,
wenn auch, Verl^ältnisse halber, die Summe bei einigen etwas kleiner
ausfallen sollte. Auch die -meisten Gehulfen werden bereitwillig sein,
jährlich einen Thaler, ja, gerne sogar das Doppelte und Dreifache zu
zahlen: wenn dadurch ihren invaliden Collegen in der Art
geholfen wird, dass diese nicht gezwungen sind. Ver-
wandten, früheren Principalen, oder sogar Communal-
Armenkassen zur Last zu fallen. In dieser bejammerns-
werthesten Lage befindet sich leider derzeit eine grosse Anzahl alter
Pharmacöuten, und durch die ihnen gereichte karge Unterstützung
wird ihrer IVoth keineswegs abgeholfen. Eine gleiche grässliche Zu«»
kunfi steht wie ein drohendes Gespenst vielen Apothekergehülfen vor
Augen, schon jetzt ihr Leben vergiftend. Dieser zu entrinnen, wer-
den sie, während der Zeit ihrer Arbeitsfähigkeit, gern jährlich der
Ünterstützungs-Anstalt ein Bedeutendes beisteuern. Fest bin ich davon
überzeugt, dass die so gesammelten Beiträge 3000 Thlr. pr. Ao.
übersteigen werden^). Fügt man die Zinsen des schon vor-
handenen Capitals hinzu, so ist man im Stande, an mehr als zwanzig
der in unserem Fache ergrauten Männer eine jährliche Pension von
150 Thlr. zu zahlen, mit welcher diese die nothwendigsten Lebens-
bedürfnisse bestreiten können. — Die Errichtung eines Hospitals
scheint mir gadz unpraktisch, unseres Standes unwürdig, ja, aufrichtig
gesagt, possierlich! — Es müssten die Pensionen an die Bedürfligen
selbst, oder, wenn diese geistig oder körperlich allzu invalide sind,
an die Verwandten derselben, mit Hinzuziehung des Magistrats ihres
Wohnorts, ausgezahlt werden. .
Sehr wohl ist es mir bewusst, dass die bereits existirende Unter-
stützungs-Anstalt des Vereins eigentlich das Verlangte alles schon
bezweckt. Jedoch ein grosser ^Unterschied besteht darin, dass, statt
jetzt vereinzelte, einmalige Gaben zu sammeln, durch welche
den wieder damit Begabten nicht ausreichend geholfen wird, und die
für die Zukunft gar keine Garantie bieten: nach der veränderten
Einrichtung dann für die Lebensdauer subscribirte, jähr-
liche, bestimmte Beiträge einzucassiren sind, die den Invaliden
unseres Standes ein sorgenfreies Alter verschaffen. — Und hiemii
wäre alsdann eine, den Apothekern Norddeutschlands würdige Unter-
stützungs-Anstalt errichtet, welche, auch abgesehen von dem edlen
Hauptzwecke, die wohlthätigsten Folgen haben würde. Dem immer
empfindlicher hervortretenden Mangel an] Apothekergehülfen wird ab-
geholfen, denn junge Leute widmen sich gern einem Fache, in wel-
chem, wenn auch alle anderen Hoffnungen fehlschlagen, doch für ihr
*) Wollte der HunmeL es würde nur zum vierten Theile wahr!
420 Vereinszeriung.
Alter guorgt ist. Die GehHlfen werden nicht mehr lo häufig wie
jeUt aufs Uagewisfe hin in fremde WeUtheile wandern, oder 6e*
»chafte entriren, die aie nicht gelernt haben, und wodurch sie sumeist
ganE an den Bettelstab gerathen. Statt jetzt so oft mit Unlust und
Widerwillen, werden sie dann mit Lust und Liebe der Kunst ihre
Kräfte widmen. Sie werden — doch wozu noch Etwas weitläufttg
beweisen wollen, von dem ohnedies schon Jeder innigst über-
zeugt ist! —
Meine Ansichten über diese so wichtige Angelegenheit habe ich
hiemit ausgesprochen. Die Prüfung und Ordnung des dargelegten
Planes überlasse ich gern den Meistern unserer Kunst, die den Män-
geln derselben abzuhelfen, bekanntlich stets eifrigst bemüht sind, und
die dem wahrhaft Nützlichen und SchOnen ihr ganzes Leben geweiht
haben.
Der Herr Verfasser wird sich ein grosses Verdienst erwerben,
we^nn er' seinen Plan werththätig mit ins Leben zu rufen bemüht ist ;
wir wünschen herzlich, dass er nicht gegentheilige Bemerkungen
mache. Doch sein Zweck ist edel und 'gut, und so wollen wir hel-
fend und rathend gern zur Seite stehen. BK
5) WarnuDg^ verfälschtes Wachs betreffend.
Es kömmt seit einiger Zeit ein Cera alba im Handel vor, das sich
durch seine vorzügliche reine weisse Farbe und Zartheit auszeichnet.
Bei einiger Betrachtung indessen und besonders beim Zerbrechen, er-
kannt man sogleich, dass es nicht die Eigenschaften des reinen weis-
sen Wachses besitzt. Glücklicher Weise habe ich noch altes reines
Wachs und kann nur um so besser vergleichen.
Aeusserlich unterscheidet sich das verfölschte, durch seine sehr
dünnen Scheiben, wie oben bemerkt seine reine Weisse, gegen das
Licht gehalten ist es vielmehr durchscheinend, gekaut schmeckt es
fettartig widrig, wird ganz bröcklich und lasst sich alsdann ^wischen
den Fingern beinahe zu Pulver zerreiben.
Nachdem ich es gelinde hatte zergehen lassen, gestand es beim
Erkalten zu einer obenauf glatten, unten kernigen, oben etwas schmie-
rigen, unterhalb bröcklichen, im Bruche kernigen Masse.
Weiter erhitzt wurde es bald braun, endlich schwarz, anfangs
fetttg, zuletzt unangenehm, talgartig, praetrant riechend, endlich nach
Ausstossung eines Kopfschmerz erregenden, brenzlichen, braunen Dam-
pfes sich verflüchtigend, hinterliess es einen nicht geringen kohligen
. Äüokstand.
Auf seidene« Ztvig getröpfelt zeigte es auch den die Sterine
verrathenden, meine Meinung bestätigenden Fettfleck.
Alle diese Erscheinungen wären abweichend von denen des rei*
- nen Wachses, unter derselben Behandlung, die ich übrigens als be*-'
liannt hier fortlasse.
Eine Analyse zur Ermittelung des Verhältnisses der Mischung habe
ich noch nicht vornehmen können, scheint mir auch so sehr nöthig
nicht« indem es genügt zu wissen, dies Wachs sei verfälscht und
zwar sa stark, dass es zum pharmaceutischen Gebrauch untüchtig ist.
Vereinszeiiung, 127
Itt^eni ich dies lar öffentlich«» Kenntiiisi bringe, warn« ich so-
gleich yor deAften Ankauf. Das Ton mir beieichnete iß% aui Berlin
besogea*). 0. ü su B.
6) AHgemeiner Anzeiger.
Preisfrage der Königlichen Academie gemeinnütziger Wissen-
Schäften in Erfurt.
Die Königliche Academie geme^nnfitziger Wissenschaften zu
Erfurt stellt aus dem, ihr noch zur Verfugung stehenden, Vermächt-
nisse des hieselbst verstorbenen Königlich Dänischen Justizraths Dr.
Büchner folgende zweite Preisfrage auf:
„Viele angesehene Physiologen und Chemiker halten sich gegen-
wärtig überzeugt, dass die durch chemische Operationen unzerlegbaren
und deshalb einfach genannten, Stoife auch in organischen Körpern
keine Veränderung erfahren, sondern dass alle Veränderungen, welche
in organischen Körpern, von ihrer ersten £ntwickelung an bis zu
ihrem Ableben in ihren Bestandtheilen vorgehen, bloss durch Auf-
nahme gewisser Stoffie von Aussen und Ausscheidung anderer Stoffe
nach Aussen bedingt werden. Indessen ist diese Behauptung .nichts
weniger als hinreichend begründet, vielmehr sprechen mehrere, selbst
neuere, wie es scheint, mit aller Umsicht angestellte Beobachtungen
und -Versuche für das Gegenlheil : dahin gehören hinsichtlich der
Pflanzen besonders die von A. Vogel wiederholt unternommenen
Versuche mit ausgesäeter Gartenkresse, welche zu beweisen scheinen,
dass diese Kresse einen Theil des in ihr enthaltenen Schwefels durch
ihren Vegetationsprocess bildet, indem der Gehalt an Schwefel, der
in der analysirten Pflanze gefunden wurde, die im Samen enthaltene
Menge desselben fiberstieg, wiewohl alle Vorsichtsmassregeln getroffen
wurden, um zu verhüten, dass Schwefel von Aussen aufgenommen
werden konnte.
Hinsichtlich der Thiere scheinen dies aber die früher von Prout
und später die von Pf äff und Oehm angestellten und jene grössten-
theils bestätigenden Versuche, über die Veränderungen der chemischen
Bestandtheile,. welche während des Brütens in Hühnereiern vorgehen,
hinlänglich. zu beweisen; auch dürfte in der Thal schon die bedeu-
tende Zunahme der Knochen in Säugethieren nach der Geburt dafür
sprechen, indem dieselbe in keinem Verhältnisse zu der geringen Meng«
von phosphorsaurem Kalk zu stehen scheint, welche dem neugebornen
Säugethiere durch die Muttermikh zugeführt wird. Hierdurch sieht
sich die Academie veranlasst, die Aufgabe zu stellen:
Durch neue Versuche ausser Zweifel zu setzen, ob bei der Er-
nährung und Ausbildung der Pflanzen und Thiere Veränderungen
in den in ihnen enthaltenen chemisch einfachen Stoffen vorgehen,
*) Es wäre zu wünschen gewesen, dass bei der V^arnung die Be-
zugsquelle bezeichnet worden wäre, damit man sich um so eher
hüten könne ; aber gut wird es sein,' das käufliche Wachs vor
dem Gebrauche in den Apotheken zu prüfen, mit Rücksicht auf
Dr. Me,urer*8 Bemerkung, im Octoberhefte d. J. des Archivs.
Bfcy.
128 Veremszeüung.
00 dasfi ein Teil ihrer Bestandtheile bloss durch Umwandlung an-
derer chemisch einfacher Stoffe erzeugt wird, oder ob dies nicht
der Fall ist, sondern die für jene Annahme scheinbar sprechenden
Versuche andere Erklärungen zulassen?
Dass die Lösung dieser Aufgabe für die ganze Naturlehre und
insbesondere für die Physiologie der Pflan^n und Thiere von äusser-
ster Wichtigkeit sei, bedarf wohl keines näheren Beweises; sie ist es
aber nicht nur in theoretischer Hinsicht, sondern auch in praktischer,
wie dies schon daraus erhellt, dass die Liebig' sehe und andere
neuere Lehren über die Ernährung der organischen Körper und die
darauf sich gründenden Vorschriften nur bei der Veraussetzung für
vollkommen Wahr erklärt werden können, dass die chemiseh einfachen
Stoffe eben so wenig durch die in organischen Körpern vorgehenden
Processe, als durch chemische Operationen ausserhalb desselben ver-
ändert werden können und dass daher jene jetzt so viel besprochenen
und so viel Aufsehen erreg'enden Lehren für haltbar oder unhaltbar
erkannt werden müssen, je nachdem die Beantwortung dieser Frage
verneinend oder bejahend ausfällt/^
Der ausgesetzte Preis für die genügende Beantwortung dieser
Preisfrage beträgt zwanzig Stück Friedrichsd*or. Die Preisbewerber
haben ihre in deutscher, französischer oder englischer Sprache leser-
lich geschriebenen Arbeiten spätestens bis zum Isten Januar 1848 an
den Secretair der Academie, Kreisphysicus Wittke, portofrei ein-
zusenden. Jede Arbeit muss mit einem Wahlspruche versehen sein,
der sich ebenfalls auf der Anssenseite eines beiliegenden, versiegel-
ten Zettels befindet, in welchem letzteren der deutlich geschriebene
Name, Charakter und Wohnort des Einsenders steht.
Die genügende Abhandlung wird in der öffentlichen Sitzung am
15ten October 1848 gekrönt werden.
Dem Autor verbleibt das Eigenthumsrecht der gekrönten Preis-
schrifl, doch muss dieselbe, falls es der Autor nicht vorzieht, sie zu
den gedruckten Acten der Academie zu geben, binnen Jahresfrist ge-
druckt Sein.
Lehrlingsgesuch,
Einem, mit den erforderlichen Schulkenntnissen versehenen juugen
Mann, welcher die Pharmacie zu erlernen wünscht, kann eine Stelle
ftb Lehrling zu Ostern 1846 nachweisen Dr. E. F. Aschoff^ •
Herford, im Novbr. 1845. Apotheker auf der Neustadt.
Berichtigung.
Der Name des Herrn CoUegen im Kreise Hanau siehe Archiv
Bd. 42. S. 355, ist nicht Bemmert, sondern Remmert.
ARCHIV DER PHiRIAd.
XCV. Bandes zweites Heft.
Erst& Abiheilung.
M m
I. Physik, Chemie und praktische
Pharmacle*
Versuche über das Pektin;
von
Fr. Jahn^
Medicinalassessor und Apotheker eu Meiningen.
(Fortsetzung von Bd. XLV. S. 43.)
Aus dieser Mittheilung ist ersichtlich, dass bei allem
Fleisse, mit welchem die genannten Gallertsubstanzen von
verschiedenen Chemikern bereitet worden sind, doch noch
mancher Zweifel über dieselbe aufzuklären ist; anstatt
der von Berzelius noch unterschiedenen 2 Gallertkör-
per müssen aber nach der so umsichtigen Untersuchung
von Chodnew wenigstens 4 sich nahe stehende Körper
angenommen werden, denn ich will es dem ürtheile an-
derer Autoritäten anheimstellen, ob die von Fremy ange-
nommene Pektinsäure, welche übrigens von Fromberg
wiederholt dargestellt und bestätigt worden ist und die
von Letzterm noch aufgefundene Zwischenstufe in Zukunft
noch festzuhalten sein wird. — Bei meinen Versuchen nut
dem Pektin habe ich besonders die Ursache des Gelatini-
rens der Fruchtsäfte und welche Veränderung hierbei mit
dem Pektin vorgeht, ferner das Verhalten derselben wäh-
rend der Gährung im Auge behalten, worüber man in
den erwähnten neuern Arbeiten keine weiteren Aufschlüsse
findet.
Ich habe mir zu diesem Ende Pektin aus verschiede-
nen Früchten dargestellt, wie sie die gerade herrschende
Arch.d.Pharm. XCV.Bd8.2.Hft. 9
130 Jahn,
Jahreszeit mit sich brachte, aber ohne die zuletzt erwähn-
ten beiden Arbeiten zn kennen, mit denen ich erst im
Anfang dieses Jahres bekanat geworden bin, habe ich
mich besonders nur mit Pektin aus nicht filtrirten Frucht-
säften beschäftigt. Da ich bei einigen Versuchen mit dem
später noch nach Chodnew's Methode dargestellten rei-
nen Pektin fand^ dass dieses eini|^ für die Beantwortung
der von mir gestelUen Fragen mir wesentlich erscheinende
Eigenschaften nicht mehr darbot, so habe ich dieses als
rein bezeichnete Pektin auch nicht weiter in Betracht ge-
zogen, aber ich fand auch das gewöhnliche Pektin aus
verschiedenen Früchten abweichend in seinem chemischen
Verhallen, wenigstens gegen einzelne Reagentien. Obgleich
man nun auf diese Differenzen vielleicht wenig Werth
wegen zufälliger anderweitiger Beimischungen zu legen
haben wird, so halte ich doch eine Erwähnung dieser
Unterschiede nicht für unzweckmässig und ich bringe
meine Arbeit nach diesen Vorausschickungen in folgende
Abschnitte.
I.
Ueber die Eigenschaften des Pektins überhaupt und je
nach seiner Darstellungsweise.
Fast aus allen gehörig reifen Früchten wird, wenn
man deren Saft auspresst und diesen bloss nochmals zur
Entf^nung der durch das Pressen mit in den Saft gelang-
ten Fremdartigkeiten durch Leinwand seiht, dann eine
hinlängliche Menge starken Alkohols zufügt, ein sdileinii-r
ger Körper in gleichsam geronnenen Fäden ausgeschieden,
welcher in Pektin besteht und weicher, durch gelindes
Trocknen von Weingeist befreit und wieder mit wenig
Wässer angerührt, die Eigenschaft besitzt,, in dieser Auf-
lösung in wenigen Stunden oder auch nach etwas längerer
Zeit zu Gallerte zu erstarren. Dieses Gelatiniren kömmt
nicht allen Arten von Pektin oder doch nicht in gleichem
Grade zu, besonders ist diese Eigenschaft aber beim Apfel-
pektin ausgebildet, ich habe sie wenigstens an aus ver-
verschiedenen Aepfelsorten dargestelltem Pektin, aber auch
an dem Johannisbeerpektin jederzeit wahrgenommen und
Versuche über das Pektin. 431
das Gelatiniren der Fruchtsäfte mag überhaupt auf diesem
Umstände beruhen.
Zur Darstellung des Pektins ist nun in Berzelius's
Lehrbuch derselbe Weg vorgeschrieben, allein der Frucht-
saft soll vor der Behandlung mit Alkohol filtrirt werden.
Schwerlich möchte man dieser Vorschrift jedoch immer
nachgekommen sein, denn fast alle Fruchtsäfte können
nur sehr schwer filtrirt werden; der darin enthaltene
Schleimkörper verstopft die Poren des Filters, aber auch
selbst diejenigen Säfte, welche Anfangs dünnflüssig er-
scheinen und durchs Filter hindurchgehen, trüben sich
noch während dieser Operation und das Filtrat macht
einen Absatz, so dass immer nur wenig und nur für kurze
Zeit von einer klaren Flüssigkeit erhalten wird. Als ein-
zige Ausnahme hiervon, die mir vorgekommen ist, kann
ich den Saft der Quitten, auch den von unreifen Aepfeln
bezeichnen, welche sich leicht filtriren lassen, welche aber
auch durch Alkohol wenig oder nicht getrübt werden
weil nur sehr wenig Pektin darin enthalten ist.
Um das Pektin rein von andern Beimischungen, na-
mentHch von Amylum und Pflanzcnalbumin zu erhalten
(von denen das erste nach eignen Versuchen in unreifen
Obstfrüchten in ziemlicher Menge, aber auch in fast allen
selbst zeitigen Aepleln und Birnen in kleiner Quantität
noch enthalten ist, das zweite aber doch wenigstens in
vielen Fruchtsäften aufgefunden wurde,) müsste der Frucht-
saft zuvor filtrirt, dann aufgekocht und wiederum filtrirt
werden. Allein leider erleidet der gelatinirende Körper
schon durch dieses umständliche Filtriren, indem er in zu
vielfältige Berührung mit der Luft kömmt, eine Verände-
rung und das, was auf dem Filter bleibt, besteht nicht
etwa bloss aus Amylum (oder aus Eiweissto£^, sondern es
ist immer schon ein Theil des Pektins, welches ausseror-
dentlich empfindlich gegen den Einfluss der Luft ist und
wovon ein Theil unlöslich wird, damit gemengt
Wenn man versucht, durch blosses Hinstellen und
Absetzenlassen in vollgefüllten und verschlossenen Fla-
schen den Fruchtsaft zu klären, so dauert diess zu lange
9*
132 Jahn,
und der Saft gerälh inzwischen, gewöhnlich ehe er noch
kter geworden ist, in Gährung. Hat die letzte aber ein-
mal begonnen, auch wenn es der erste Anfang derselben
ist, so Jtönnen auch diese Säfte, wie jene, die durch mehr-
n^aliges Filtriren endlich geklärt worden sind, nicht mehr
»I Pflanze«gallerten verwendet werden, weil sich auch
während <ier Gährung das Pektin verändert und in einen
andern K<)rper übergeht Mit Zucker eingekocht verwan-
delt sich der Fruchtsaft in einem und dem andern Falle
nicht in eine gestehende Gallerle, sondern er bleibt gewöhn-
lich einem dicken Schleim gleich stets flüssig. Es ist also
hieraus zu ersehen, dass das Pektin, welchem man doch
besonders oder nur allein das Gelatiniren zuzuschreiben
bat, sich verändert hat, und es ergiebt sich diess genauer
noch aus dem Umstände, das^, wenn der geklärte Saft
bei Vermischung mit Alkohol gewöhnlich auch einen nicht
unbeträchtlichen Niederschlag noch liefert, aus diesem
ausgeschiedenen Schleimkörper weder für sich, wenn er
in Wasser gelöst wird, noch unter Zusatz von Zucker
eine wirkliche Gallerte erhalten werden kann.
Chodnew glaubt nun durch Aufkochen und Filtriren
des Fruchtsafts und durch spätere Behandlung des durch
Alkohol geschiedenen Pektins mit Salzsäure dasselbe im
reinen Zustande gewonnen zu haben ; auch lässt sich aller-
dings der aufgekochte Aepfelsaft leicht fiJtriren*), und
das daraus gefällte Pektin fällt viel weisser und durch-
scheinender aus, als das aus rohem Saft erhaltene, aber
ich war .nicht im Stande, auch wenn dies Pektin nicht
erst hoch mit Salzsäure vom Kalkgehalt befreit wurde,
mit demselben durch Wiederauflösung in Wasser und
Hinstellen selbst nach mehreren Tagen und ebensowenig,
*^ Beim Safte der Birnen und Johannisbeeren wollte mir diess kei-
neswegs gelingen; diese gekochten Säfte konnten nur durchs
Coliren (durch ein wollenes Tuch) geklärt werden ; durchs Filter
lief äuMerst weiiig und selbst dasjenige, was Anfangs durchging,
sah weissgelb (bei Birnen) und fleischroth (bei Johannisbeeren)
aus und war nicht klar, trübte sich auch stets wieder nach
iKuraer Zeit mehr.
Versuche über das Pekiin. 133
wenn noch Zucker hiozugefugt wurde, eine Gallerle zu
erzeugen, sondern die Flüssigkeit blieb wie Mucilago
Gummi Arabid flüssig. Die Haupteigenschafi des Kör-
pers, den man dieses Gelalinirens wegen Pektin genannt
bat, geht also bei einer solchen Behandlung verloren, und
derselbe wird deshalb nach meinem Dafürhalten nur als
einProduct aus diesem betrachtet werden müssen. Dieses
reine Pektin wird aber, wie ich mit Bescheidenheit anzu-
fügen mir erlauben will, auch noch nicht als absolut frei
von andern Substanzen gedacht werden können; aus den
Aepfeln und Birnen wifü wenigstens, wenn der Saft durch
Hinstellen und Absetzenlassen vor dem Aufkochen nicht
von allem Amylum befreit war, eine Spur von diesem
immer mit in dasselbe übergehen.
Wegen dieser Leicht -Veränderlichkeit wird es immer
schwer, wenn nicht unmöglich sein, den gelatinirenden
Stoff der Fruchtsäfte gänzlich rein und frei von andern
darin vorhandenen Bestandtheilen zu erlangen und ich will
mir später einige Muthmassungen über die eigentliche
Natur desselben erlauben, zunächst, wenn ich von weitern
Versuchen mit dem Pektin sprechen will, vvird wohl noch
anzugeben sein, in welcher Weise es von mir dargestellt
worden ist aus den verschiedenen Früchten.
In den Johannisbeeren, Himbeeren, Heidelbeeren und
in den Beeren von Berberis vulgaris ist eine ziemlich grosse
Menge von Pektin enthalten, wie schon deren Anwendung
zu Pflanzengallerten diess nachweist. Namentlich die letz-
tera enthalten sehr viel gelatinirende Substanz, weshalb
ihr Saft andren Fruchtsäften, mitunter auch nur der Farbe
wegen, zugesetzt wird. Man kann aus diesen Beerenfrüch-
ten den Saft ohne grosse Anstrengung auspressen und
erhält durch Fällung mit Alkohol eine ziemliche Quantität
von Pektin. Da aber zur Darstellung der Fruchtgallerteu
die Beeren zerquetscht und bis. zum Zerreissen der Zellen-
substanz gekocht werden, so habe ich, besonders auch
weil anzunehmen war, dass dadurch das Pflanzeneiweiss
unlöslich abgeschieden werde, diesen von der Technik
vorgeschriebenen W^ befolgt; der Saft wurde darauf
134 Jahn, '
ausgepresst und die nach kurzem' Stehen behutsam vom
Bodensatz abgegossene Flüssigkeit durch ein wollenes
Tuch durchgeseiht. Aus derselben wurde durch Vermi-
schung mit Alkohol das Pektin gefällt, mit Alkohol ge-
waschen und nach wiederholter Auflösung in Wasser noch-
mals mit Alkohol ausgeschieden. In gleicher Weise habe
ich es aus Pflaumen gewonnen, welche ebenfalls ziemlich
vief davon enthalten (wovon man sich durch das Erkal-
tenlassen der geschmorten frischen Pflaumen und der dar-
aus geflossenen Brühe, welche mehr oder weniger stark
gelatinirt, überzeugen kann); auä den frischen Pflaumen
erhält man aber einen sehr schleimigen Saft, welcher sehr
leicht in Gährung geht Namentlich aber aus den Birnen
und besonders aus solchen mit nicht schmelzendem Fleische,
wenn sie nicht im länger gelagerten und weichgewordenen
Zustande zum Saftpressen benutzt werden, kann man,'
wegen der grossen Menge von darin enthaltenem Schleim
kaum etwas Saft pressen, und ebenso verhalten sich die
Stachelbeeren, aus welchen man nur, nachdem die zer-
quetschten Beeren etwas gegohren haben, den Saft pressen
kann. Die Birnen sind deshalb zerschnitten und in Wasser
weich gekocht worden, sie wurden dann ausgepresst und
das Pektin durch Alkohol daraus gefällt. Man war aber
auch hier, wie schon oben gesagt, nicht im Stande, eine
hinreichend^ Menge von Saft zu fiitriren.
Die Aepfel, namentlich die süssen Sorten derselben,
enthalten ebenfalls eine beträchtliche Menge von Pektin*).
Der Saft davon presst sich leicht aus und man kann auch
eine kleine Menge davon fiitriren, ehe sich die Poren des
Filters verstopfen; das daraus gefällte Pektin sieht zwar,
wie das aus Birnen und andern ungefärbten Früchten im
frischen Zustande ungefärbt aus, allein schon durch öfteres"
*) Nach meinen Erfahrungen bleibt der Gehalt an Pektin in den
Früchten, selbst wenn sie sehr lange aufbewahrt werden, völlig
unverändert und erst, wenn sie faul oder teigig geworden sind,
was aber hauptsächlich auf der Veränderung des Pektins, wie
ich bei anderer Gelegei^heit noch zeigen werde, beruht, kann
kein Pektin mehr daraas gewonnen we'rden.
Versuche über das Pektin, 436
Waschen mit Alkohol, welcher den rothgerarbten Früchten
den grösslen Theil des FarbslofSs entzieht und während
des Trocknens besoiKlers- färbt es sieh grau, welcher Uebel-
stand indess iBehr oder weniger auch stets bei Pektin aus
andern FruchtgaUtingen eintrat. Die Mohrrüben enthalten
allerdings^ wie auch von Chodnew angegeben ist, kein
Pektin^ wen» auch ihr Saft eine ziemlich starke Fällung
durch /Alkohol erleidet.. Derselbe kann wegen seiner dick-
lichen Beschaffenheit, die indess meist durch dengrossen
Zuckergehalt bedingt wird, nur schwer fiUrirt werden und
der alsdann dnreh Alkohol ausgefällte Schletmkörper setzt
steh nich^ pektiit^rtig^ sondern als eine pulverig käsige
Masse ab, die überdiess stark gelbgefärbt ist. In dem nichl
filtrirten Saft ist eine ziemliche Menge von Amylum ent-
halten. Dass der durch Alkohol gefällte Körper kein Pek-
tin ist, ergiebt sieb mit Zluverlässigkeit daraus, dass seine
wässerige Auflösung weder von Chlorbaryura, noch von
Kupfervitriol, wie die des Pektins coagulirt wird, während
gerade salpetersaures Silber eine starke Fällung desselben
verursacht, was dem Pektin nicht zukömmt.
Aus dem Safte der weisserf Rüben wird ferner durch
Alkohol ebenfalls eine weisse flockige Substanz gefällt,
welche süss ist und daba den Rübengeschmack stark be-
sitzt und von welcher ich ebenfalls glaube, dass sie kein
Pektin ist. In vielen Eigenschaften kömmt sie zwar da-
mit überein, aber die wässerige Auflösung derselben wird
durch salpetersaures Silber und zwar mit gelber Farbe
niedergeschlagen, was,, so wie der beträchtliche weisse in
Salpetersäure fast völlig auflösliche Niederschlag durch
essigsaures Bleioxyd jedenfalls auf eine beträchtliche Bei-
mischung von phosphorsauren Salzen hindeutet.
Aus den auf einem Reibeisen zermalmten gehörig rei-
fen Quitten erhält man ferner leicht eine ziemliche Menge
eines pikanten säuerlich süssen Safts, welcher sich kaum
durch Alkohol trübt, und erst durchs Stehen an der Luft
schlägt sich eine stickstoffhaltige Substanz daraus nieder,
welche als Ferment auf den zuckerhaltigen Saft einwirkt
und ihn in Gährung überfuhrt. Als eine Merkwürdigkeit
136 JfJm,
muss dabei hervorgehoben werden, dass man, trotz dieses
scheinbaren Mangels an Pektin in dieser Fruchteart, des-
senungeachtei, wenn die mit Wasser einige Zeit gekochten
Quitten ausgepresst werden, einen Saft erlangt, worin
Pektin enthalten ist, denn mit Zucker versetzt und weiter
eingedampft, liefert derselbe ein ganz gutes und zusam-
menhängendes Gelee, was in der Kochkunst sehr bekannt
ist und von dessen vermuthlidier Entstehungs weise weiter
unten noch gesprochen werden soll.
Die vorhin besprochene dunklere Färbung des Pek-
tins an der Luft und beim Eintrocknen lässt sich nicht
verhüten und Versuche, dasselbe von dem damit verbun-
denen Farbstoff, dem diese Veränderung etwa zukommen
mochte, durch Digestion mit gereinigter Knochenkohle zu
entfärben, sind fehlgeschlagen, weil die angewendete Kohle
auch alle Gallertsubstanz an sich reisst.
Das so gewonnene Pektin bietet indess noch eine
andere Eigenthiimlichkeit dar, welche mir von ungleich
grösserem Interesse zu sein scheint. Die atmosphärische
Luft wirkt nämlich jederzeit so auf das Pektin zugleich
ein, dass es sich ungleich schwerer wieder in Wasser löst
.und es beschränkt sich diese Veränderung nicht nur auf
das Pektin, welchea aus nicht filtrirten Flüssigkeiten gefällt
worden ist, sondern auch auf das aus filtrirtem Saft, wenn
letzterer nicht vorher gekocht wurde. Weil diese Erschei-
nung im Zusammenhang sieht mit dem Verhalten des Pek-
tins im Gährungsprocess und diesem Theile ein besonde-
rer Abschnitt gewidmet werden soll, so wird das Nähere
darüber später noch vorgetragen werden und es sollen
zunächst hier die beobachteten Verschiedenheiten des
Pektins aus verschiedenen Obstfrüchten beschrieben werden.
Alles Pektin, wie es aus den erwähnten Früchten ge-
wonnen wurde, zeigt selbst wiederholt in Wasser gelöst
und wieder mit Alkohol gefällt, eine geringe saure Reaction ;
am meisten zeigt sich aber diess an dem aus Aepfelsaft
dargestellten. Die Ursache hiervon mag sein, dass durch
den Alkohol (aus Aepfelsaft) zugleich mit dem Pektin eine
nicht unbedeutende Menge von saurem apfelsaurem Kalk
Versuche über das Pektin. 137
niedergeschlagen wird, welcher zwar eine in Wasser leicht-
lösliche Verbindang darstellt, die aber bekanntlich unlös-
lich in Alkohol ist. Die Johannisbeeren und andere Bee-
renfrüchte enthalten besonders Gitronensäare und in den
Pflaumen wie in den Weintrauben ist, wie bekannt, eine
ziemliche Menge von Weinsteinsäure enthalten, welche
Säuern, wenn sie auch zum Theil mit Kali oder andern
Basen zu Salzen verbunden sind, dodh wieder leichter
löslich in Alkohol, als die Aepfelsäure sind und hiernach
nicht so leicht in den Pektinmederschlag übergehen. Hier-
nach erklärt sich die verschiedene saure Beaction, aber
es ist hiemach auch denkbar, dass das Pektin aus ver-
schiedenen Früchten andere chemische Eigenschaften ge-
gen gewisse Reagentien annehmen kann, wohin namentlich
die stärkere Fällung einiger Metallsalze durch die eine
oder die andere Art des Pektins ßo wie die stärkere Fäl-
lung des Kalkwassers durch Pektin ans Pflaumen und
Johannisbeeren gehört. Versuche, diese saure Reaction
durch Digestion des Fruchtsafts mit kohlensaurem Bleioxyd
hinwegzunehmen, sind fehlgeschlagen ; es entstand nämlich
zugleich ein lösliches Bleisaiz und als man durch Schwe-
felwasserstoff dieses zersetzt und die Flüssigkeit vom
Schwefelblei abfiltrirt hatte, entstand zwar noch ein gerin-
ger pektinartiger Niederschlag darin, aber dieser wurde
an der Luft feucht und Kupfervitriol verursachte nicht
mehr die Coagulation desselben, wodurch sich das Pektin
besonders charakterisirt.
Folgender Unterschied im chemischen Verhalten des
Pektins aus Pflaumen etc. gegen das aus Aepfelsaft kann
indess nicht wohl durch diese erwähnte, nicht leicht zu
beseitigende Beimischung von organischen Säuren und
deren Salzen bewirkt werden.
Aus gewissen Frühbirnen erhaltenes Pektin wurde aus
seiner wässerigen Auflösung durch Borax gefällt, zwar nicht
so, dass die Auflösung desselben, gleich der des Arabi-
schen Gummis gänzlich verdickt wurde, sondern es ent>-
stand ein Niederschlag, über welchem eine gefärbte schlei-
mige Flüssigkeit noch stehen blieb. Bei Pektin aus andern
438 Jahn,
Arten von Früchten wurde diess nicht beobachtet, es blie-
ben die Auflösungen durch Borax unverändert, Pektin
aus Birnen und Johannisbeeren wurde durch Eisenchlorid
coagulirt» Pektin aus Aepfeln und Pflaumen dagegen nicht.
Das Pflaumenpektin unterscheidet sich dadurch von anderm
Pektin, dass es von kieselsaurem Kali gerade so, wie das
Arabische Gummi coagulirt wird, was dem übrigen nicht
zukömmt. Man glaubte hiernach, dass man es hier mit
Gummi oder doch mit Kirschgummi zu thun habe, welches
letztere auch aus Pflaumenbäumen, bisweilen sogar aus
deren Fruchten ausschwitzt; Aber gerade die erwähnte
Nichtfällung des Pflaumenpektins durch Eisenchlorid be-
wies die Verschiedenheit von Gummi, welches dadurch
coagulirt wird, und das Verhalten dieses Pektins gegen
kieselsaures Kali unterscheidet es wieder hinlänglich von
Kirscbgummi, auf welches das kieselsaure Kali nicht ein-
wirkt; so wie es ferner auch noch davon dadurch ver-
schieden ist, dass Zinnchlorid, welches das Kirschgummi
stark coagulirt, auf dieses Pflaumenpektin keinen Einfluss
äussert. Zinnchlorür und Galläpfelaufguss wirkten zwar
ebenfalls .nicht auf das Pflaumenpektin, dagegen erleidet
es eine sehr starke Fällung durch salpetersaures Queck-
silberoxydul und sein Verhalten in diesem Puncto ist wie-
der anders, als das des Kirschgummis und^auch wie das
des Arabischen Gummis, von denen das erste nicht, das
letzte zwar etwas, aber doch nicht so stark und immer
anders als unser Pflaumenpektin davon gefällt wird.
Man sieht hieraus, dass das Pektin, wie es fast in
allen Fruchtsäften vorkömmt, s^r häufig gegen gewisse
Beagentien ein abweichendes Verhalten zeigt; so weit
meine Versuche reichen, kömmt es aber stets darin über-
ein, dass es sich zwar nicht in Wasser vollständig auflöst»
aber doch darin aufquillt und eine trübe dickliche Flüssig-
keit darstellt, welche nicht oder doch nur in sehr ver-
dünntem Zustande und selbst dann nur zum Tbeil filtrirt
werden kann, und aus welcher sich bei gehöriger Ver-
dünnung und bei längerem Stehen ein Theil zu Boden
setzt. , Seine mucilaginöse Auflösung wird femer nicht
Versuche über das Pektin, 139
durch Salzsäure, auch nicht durch Alaunauflösung, durch
Platin und Quecksilberchlorid, ebensowenig durch salpe-
tersaures Silberoxyd, durch Brechweinstein und Gallusin-
fusion gefällt oder coagulirt, aber sie wird durch Alkohol
und Chlorbaryum (einzelne Arten des Pektins z, B. das aus
gewissen Frühäpfeln auch durch Chlorcaicium) und be*
sondes durch Kupfervitriol coagulirt und ganz verdickt,
ebenso wird sie durch salpersaures Quecksilberoxydul
und essigsaures Bleioxyd mehr oder weniger gefällt. Auch
bringt Kalkwasser in den Autlösungen des Pektins einen
, gelatinösen Niederschlag hervor, der als pektinsaures Kalk-
salz betrachtet wird und dieses audi wirklich ist, denn
wenn dieser Niederschlag, selbst kurze Zeit nach seinem
Entstehen, mit salzsäurehaltigem Wasser ausgezogen oder
auch damit ausgekocht wird, so löst er sich, weder in
dem einen noch in dem andern Falle wieder in Wasser,
(selbst wenn er vorher noch mit Wasser und Alkohol
sehr gut ausgewaschen wurde) sondern er bleibt immer
von spröderer und fast pulveriger Beschaffenheit und ist
bloss in Aetzkali und Ammoniak bis auf geringe Ueberreste
auflöslich. Durchs Kochen des Pektins mit verdünnten
Auflösungen von ätzendem und kohlensaurem Kali entste-
hen leichtlösliche Verbindungen desselben, und es wird
aus einer solchen Flüssigkeit, wenn nur einmal aufgekocht
wurde, durch Zusatz von Salzsäure ein gallertartiger Nie-
schlag gefällt, der mit der Pektinsäure, wie sie durchs
Kochen von Rüben mit Alkalien und Neutralisation dieses
^Auszugs ihit Säure erlangt wird, grosse Aehnlichkeit in
seinem chemischen und physikalischen Verhalten hat.
Wird aber länger, z. B. | Stunde lang, gekocht, so erhält
man wenig oder keinen Gallertkörper mehr aus einer
solchen Flüssigkeit (bei Zusatz von Salzsäure) oder das
was noch dabei gefällt wird, hat keine gallertartige Be-
schaffenheit; aber auch aus der hiervon abfiltrirten Flos*
sigkeit wird durch Zusatz von Alkohol kein darin gelöst
gebliebener Schleimkörper mehr gefällt, zum Beweise, dass»
wie auch Chodnew angiebt, das Pektin durch längeres
Kochen mit Kali völlig zerstört wird.
440 Jahn,
Fügt man dagegen einer concenlrirten pektinbaitigen
Flüssigkeit eine grössere Menge von Äelzka]i]ösung hinzu,
so entsteht damit ein Coagulum von Gallertklumpen und
bei einer hinlänglichen Menge vonAelzkali wird dasPek>
tin völlig aus seiner Auflösung abgeschieden, wie diess mit
Quiltenscbleim in gleidier Behandlung ebenfalls geschieht,
denn aus der sich über diesenl Coagulum sammelnden
Flüssigkeit kann durch Alkoboi keine aufgelöst gebliebene
Gallert' oder Schleimsubstan^ aus einem oder dem andern
mehr gefällt werden. Die entstandene gallertartige Masse
von Pektinkali löst sich zu einem Theile in Wasser, wenn
eine ziemliche Menge hinzugegossen wird, wieder auf,
ein anderer Theil davon ist aber auch in einer grossen
Menge von Wasser unauflöslich; setzt man aber bis zur
sauren Reaction der coagulirten Flüssigkeit Salzsäure hinzu
und wäscht man nun die sich dabei ausscheidende Gal-
lertsubstanz zunäclist zur Entfernung des dabei befind-
lichen Salzes mit Wasser und darauf mit Alkohol, so sieht
man ander Fähigkeit derselben, wie das Pektin in Wasser
wiederaufzuquellen und eine schleimige Flüssigkeit dar-
zustellen, dass hierbei noch keine besondere Veränderung
mit dem Pektin vorgegangen ist. — Durch Aetzammoniak,
worin sich das Pektin leicht und vollständig auflöst, wird
bei wochenlang dauernder Einwirkung, dasselbe ebenfalls
in Pektinsäure verwandelt, wobei sich indess ein schlei-
miger Körper nach und nach aus der Flüssigkeit absetzt.
Das was aus der AmmoniakjQüssigkeit durch Säuren ge-
fällt wird, ist nämlich eine gallertartige Masse, abei* diese
löst sich selbst sehr gut ausgewaschen nicht wieder in
reinem Wasser auf. — Diese Beobachtungen über die Ein-
wirkung von Alkalien auf Pektin stehen in einigem Wi-
derspruch über die zeitherige Annahme, dass Ammoniak
nicht vermögend sei, das Pektin in Pektinsäure zu ver-
wandeln und dass die geringste Menge von ätzenden
Alkalien (Kali, Natron, Baryt und Kalk) mit Pektin in Be-
rührung gebracht, sogleich die Verwandlung desselben in
Peklinsäure zur Folge habe; sie wurden, wie noch be-
merkt werden muss, an Aepfelpektin gemacht.
Versuche über das Pektin. 141
Die beschriebenen Arten von (rohem) Pektin charak-
terisiren sich ferner sämmtlich noch dadurch, dass sie in
ihrer wässerigen Lösung, woraaf schon oben hingedeutet
worden ist, an der Luft und im Gährungsprocess verän-
dert werden und zwar so, dass eitie unauflösliche Sub-
stanz daraus niederßillt und ein dem Pflanzenschleim ähn-
licher Körper, im Anfeng wenigstens, gelöst bleibt, welcher
indess bei forldaiiemder Einwirkung der Luft oder bei
längerer Gährung ebenfalls noch verändert wird.
Von dieser Veränderung wird' im folgenden Abschnitt
die Rede sein; ich habe hier nur noch anzuführen, dass
das Pektin, wie man es nach Chodnew aus gekochtem
und filtrirtem Aepfelsaft erhält, ausser der besprochenen
Eigenschaft des Nichtgelatinirens auch noch dadurch vom
gewöhnlichen Pektin verschieden ist, dass es nicht von
Chlorbaryum (auch nicht von Chlorcalcium) selbst nach
dem Hinstellen während mehrerer Tage verdickt wird,
wie das gewöhnliche diess thut und ebenso verhält es sich
in seiner wässerigen Lösung im Gegensalz zum Andern
an der Luft für längere Zeit fast völlig unverändert.
IL
lieber das Verhauen des Pektins im Gährungsprocess und
nn der atmosphärischen LufL
Nach einigen Angaben, besonders nach dervonSou-
b ei ran, wie oben erzählt worden ist, wird bei der Gäh-
rung der Fruchtsäfte das Pektin in Pektinsäure verwandelt,
aber weder in den Schriften von Berzelius, noch in
denen von Liebig oder Mulder ist eine bestimmte
Auskunft darüber zu finden. Braconnot nimmt überdiess
■
an, dass die Anw^enheit des Pektins durchaus wesent-
lich für den Eintritt der Gährung sei. Die Ermittelung
dieser Verhältnisse war der Zweck meiner ursprünglichen
Beschäftigung mit dem Pektin und ich bin nur nebenbei
auf manche Eigenthümlichkeiten des letzteren, wie sie
bereits hier beschrieben sind, aufmerksam geworden, ich
kann deshalb über diesen Gegenstand etwas umständlicher
berichten.
142 Jahn,
Däss eine Veränderung des Pektins bei der Gährung
der Fruchtsäfte statt findet, davon hatte ich mich über-
zeugt durch vielfache Prüfung der gegohrnen Flüssigkeiten
z.B. des völlig ausgegohrenen Safts aus Himbeeren, des
Johannisbeeren- und Traubenweins, Vielehe nicht mehr bei
Zufügung von Alkohol von niederfallendem Pektin Anzeige
geben, wenn auch in einem und dem andern Fall noch
geringe Trübungen eintreten, die in seltnen Fällen, zumal
wenn eine ziemliche Menge von Saft gährt, von wirklich
noch vorhandenem Pektin, sondern gewöhnlich von andern
extractiven oder salzigen Beimischungen, in einzelnen
Fällen auch von unzerstörtem Zucker herrühren, welcher
letzterer ebenfalls durch starken Alkohol aus seiner wäs-
serigen Auflösung gelallt wird.
Wenn man nun die Trester, welche beim Auspressen
der mit den zerquetschten Beeien gegohrenen Fruchtsäfte
bleiben, mit verdünntem ätzendem oder einfach- oder
doppeltkohlensaurem Kali auskocht und der hierbei er-
haltenen und filtrirten Flüssigkeit bis zur Neutralisation
Salzsäure oder auch £ssigsäui*e hinzufügt, so erhält man
dicke Niederschläge, die durch ihrer gallertartige Form zu
erkennen geben, dass sie mit denen der Pektinsäure, wie
sie aus weissen Rüben erhalten wird, ganz übereinstimmen
und welche oft so beträchtlich sind, dass die ganze
Flüssigkeit entweder sogleich oder nach einiger Zeit zur
Gallerte erstarrt und dieses Gelatiniren tritt auch sogar
öfters ohne Zufügung von Säure ein, wenn eine etwas
grössere Menge von Alkali vorhanden ist, weil bei einem
solchen das pektinsaure Kali ebenfalls, wie das Pektin
selbst, unlöslich wird.
Wenn ein solches Coagulum von Gallertklumpen aus
mit Säure neutralisirten Flüssigkeiten, mit der Flüssigkeit
erhitzt wird, so verschwinden dieselben nur zu einem
kleinen Theil, der grössere bleibt ungelöst. Wird letzterer
aber auch auf einem leinenen Filter mit Wasser gekne^
tet, bis dieses durchaus nicht mehr sauer reagirt, so bleibt
eine Masse zurück, die wie das Fruchtmark der Aepfel
aussieht und im Wasser völlig unauflöslich ist, in alkali-
Versuche über das Pektin. 443
sehen Flüssigkeiten löst sich aber dieselbe bis auf geringe
Flocken gänzlich aaf. Fügt man einer solchen Auflösung
Zocker hinzu und hierauf einige Tropfen Salzsäure, Wem-
steinsäurelösung oder Essigsäure, so erhält man hieraus
wie aus der wässerigen Auflösung des Pektins, eine ziem-
lich gut zusammenhängende Gallerte, die sich auf längere
Zeit (einige Tage) hindurch ziemlich gut erhält, aber doch
etwas mehr krümlich aussieht* und nicht so gleichförmig
geronnen ist, als andere unmittelbar aus Johannisbeeren
durchs Einkochen des Safts mit Zucker erhaltene Gel^c:
Kocht man nun aber den Absatz eines gegohrenen
Fruchtsafts, der vor der Gähning pekttnhaltig war und aus
rohen oder gekochten Früchten erlangt wurde, bei wel-
chem also kein Fruchtmark mehr befindlich sein kann,
mit Aetzkali- hakigem Wasser aus, so erhält man, selbst
wenn die Gährung wie diess in der wärmeren Jahreszeit
sehr oft der Fall ist, in ganz kurzer Zeit vorüber war,
eine Flüssigkeit, die auch im concentrirlen Zustande und
bei Gegenwart von viel fi-eiem Alkali nicht von selbst ge-
latinirt, welche aber mit Säure neutralisirt, einen flockigen
Niederschlag liefert, der wie die Pektinsäure unlöslich in
Wasser und in Alkohol ist, und sich auch eben so leicht
und vollständig wieder in Alkalien, auch in Aetzammoniak
auflösL Die mit Kalilauge bewirkte Auflösung giebt mit
Chlorbaryum, Chlorcalcium, salp^ersaurem Silber-, essig-
saurem Blei- und schwefelsaurem Kupferoxyd mehr oder
weniger beträchtliche käsige Niederschläge; die aus sol-
chen Absätzen aus gegohrenen Flüssigkeiten erhaltene Sub-
stanz hat also in vielfacher Hinsicht Aehnlichkeit mit der
Pektinsäure, allein sie unterscheidet sich schon filr sich
selbst besonders dadurch von dieser, dass sie aus ihrer
alkalischen Solution niciä gelcttinös, sondern in mehr puU
voriger und breiiger Form» und zwar sehr braungefarbt»
durch Säure gefällt wird und auch die mit den erwähnten
Metalloxyden erzeugt^i Niederschläge bieten nicht die
coagulirte Beschaffenheit der entsprechenden pektinsauren
Niederschläge dar. Die alkalische Solution dieser Sub-
stanz wird durch Essigsäure gefällt (weshalb sie nicht
444 Jahn,
Fremy's und Fromberg's Gallertsäare sein kann), und
dieser mit Wasser und dann mit Alkohol gehörig ausge-
waschene Niederschlag ist unlöslich in reinem und mit
Salzsäure angesäuertem Wasser (was gegen ihre Identität
mit pektiniger Säure spricht), sie ist aber auflöslich in
Ammoniak (deshalb kann dieselbe auch nicht Ueberpektin*
säure sein). In solchen Absätzen aus gegohrnen früher
pektinhaltigen Flüssigkeiten kann auch nicht etwa von
dem Kochen mit Kali pektinige Säure oder ein dieser
ähnlicher Körper enthalten sein, aus welchem die er-
wähnte Substanz während des Kochens erst gebildet wurde;
der Absatz aus gegohrenem Apfelsaft wurde mit verdünn-
ter Salzsäure ausgekocht und die Flüssigkeit abfiltrirt;
auf Zusatz von Alkohol zu dieser entstand zwar eine ge-
ringe Trübung, diese war aber zu unbedeutend und stand
in keinem Vergleich mit der Quantität des Körpers, der
durch das Alkali aus solchen Niederschlägen aufgenommen
wird.
Aus der beschriebenen äussern Beschaffenheit dieses von
mir anfänglich für eine Modification der Pektinsäure gehal-
tenen Körpers und seiner Niederschläge mit den erwähnten
Reagentien und aus dem Umstand, dass der Blei- und Kupfer-
niederschlag sich in überschüssig zugesetzter Kalilauge
völlig auflöst, was nach einem Gegenversuch das pektin-
saure Blei- und Kupferoxyd m'cht thut, schliesse ich, dass
diese in Folge der Gährung aus dem Pektin erzeugte
Substanz gar nicht in Pektinsäure, sondern dass sie in
Humussäure besteht, deren Blei- und Kupferniederschläge
nach Sprengel*) in Aetzkalilauge löslich sind. Wenn des-
halb, wie die obigen Versuche mit den ganzen Tröstern
beweisen, die Pektinsäure selbst auch während der Gäh-
rung eigentlich unverändert bleibt, so kann diess doch
keineswegs vom Pektin selbst behauptet werden, sondern
es wird dieses jederzeit dabei in Humussäure verwandelt,
wohin also die citirten Angaben zu berichtigen sind.
Wie geht es nun aber zu, und welcher Körper ist im
*) Berzelius' Lehrbuch. 4. Aufl. Bd. 8. S. 391.
Ver Stiche über das Pektin, 445
Frachtsaft derjenige, welcher das darin gelöste Pektin in
diese sich unlöslich abscheidende Haoius -Substanz um-
zuwandeln im Stande ist? — Ist es die Kohlensäure, die
sich während der Gährung entwickelt, oder ist es der
Alkohol oder das Ferment (der Eiweissstoff oder Pflanzen-
leim) oder ist das Pektin selbst, obgleich ein Stickstoff*
freier Körper, die Gährung zu erregen fähig und dal>ei
dieser Veränderung unterworfen — welches letztere nach
Braconnot am meisten wahrscheinlich war — oder ist
am Ende der atmosphärischen Luft allein diese Wirkang
zuzuschreiben? — Diese und ähnliche Fragen beschäl
tigten mich, denn ich war zu dieser Zeit noch nicht mit
der Empfindlichkeit des Pektins gegen die Einwirkung
der Luft bekannt und bin erst im Laufe dieser Versuche
selbst darauf aufmerksam geworden, weiche ich in ihrer
Reihenfolge hier erzählen will.
a) Zur Prüfung, ob die im gährenden Safte entwickelte
Kohlensäure die Kraft besitze, das Pektin zu fällen, leitete
man geradezu in eine Portion von Birnensaft eine halbe
Stunde lang einen Strom von Kohlensäuregas. Da aber
bei dieser Operation der Saft zugleich in mehrfache Be-
rührung mit der atmosphärischen Luft kam und die ent-
wickelte Kohlensäure selbst nicht völlig frei von atmosph.
Luft sein mochte, so wurde zugleich eine andere Portion
des Safts durch eine halbe Stunde lang fortgesetztes Um-
füllen von einem Gefässe ins andere in möglichst viel-
fältige Berührung mit der Luft gesetzt.
Beide Flüssigkeiten verhielten sich nach diesen Ope-
rationen gleich, wenigstens in den ersten 48 Stunden,
keine trübte sich mehr als die andere, obgleich beide
trüber als vorher wurden. Nach Ablauf von 2 Tagen
wurde man auf der mit atmosph. Luft behandelten Flüs-
sigkeit einen leichten Schaum und Ansammlung von Schleim-
flocken gewahr, nicht in gleichem Grade auf der mit
Kohlensäure behandelten. In beiden hatte aber derGäh-
rungsprocess bereits begonnen, denn es entwickelten sich
aus beiden kleine Luftbläschen*). Man konnte also die
*) Zur Bereitung des hierzu benutzten Birnensafts schlug man den-
Arch. d. Pharm. XCV. Bds. 3. Hti. , 10
U6 Jahn,
Entstehung der beobachteten Schleimflodcen keineswegs
der Behandlung mit Kohlensäure allein zusdireiben und
es besitzt sonach die letzte auch keineswegs die Kraft,
das Pektin zu zerstören.
b) Der Alkohol musste in zu beträchtlicher Menge
dem Birnensaft zur Fällung des darin beobachteten Pek-
tins zugefügt werden, als dass man hätte annehmen kön-
nen, dass die während der Gährung in dem Safte gebil-
dete kleine Menge von Alkohol die Verwandlung des
Pektins bewirke. Zur genauen Ermittelung des Verhält-
nisses wurde aber einer Quantität des Safts so viel Alkohol
zugemischt, bis einzelne Gallertflocken sich auszuscheiden
begannen. In diesem Zustande blieb die Mischung längere
Zeit in einem verschlossenen Glase stehen. Nach Verlauf
von 4 Wochen, während welcher Zeit keine Veränderung
zu bemerken gewesen war, indem die Schleimflocken an
der Oberfläche der Flüssigkeit schwebend blieben, senkten
sich dieselben etwas und hatten sie sich dem Anschein
nach vermehrt. Als man aber die alkoholische Flüssig-
keit abfiltrirt und den Rückstand von dem noch anhän-
genden Weingeist durch Pressen befreit hatte, löste sich
das ausgeschiedene Pektin, wie das ursprüngiiehe aus
solchen Saft erlangte, im Wasser zu einer schleimigen
Flüssigkeit auf und es war also durch den Alkohol keine
Veränderung desselben bewirkt worden.
selben Weg ein, wie ich ihn vorne beim Birnenpektin bezeich-
net habe, und ich würde mich zu diesen Versuchen keines durch
Kochen erlangten Safts bedient haben, wenn ich nicht bei an-
derer Beschäftigung mit solchem Birnensaft die Beobachtung ge^
macht hätte, dass er nach einiger Zeit stets und vollsta«dig in
Gährang überging, dass folglich durch dieses kurze Kochen kei-
neswegs die darin vorhandene gährungerregende Substanz son-
derlich verändert werde. Nach Berzelius übt überhaupt erst
ein länger fortgesetztes Kochen diesen tödteten Einflnss auf das
Ferment, aber es wird sich aus den noch weiter unten zu be-
schreibenden Versuchen ergeben^ dass gewisse Fruchtsäfte sich
wieder andei^s verhalten, und dass bei solchen schon ein blosses
einmaliges Aufkochen alle Gährungskraft zerstört.
Versuche über das Pektin. 447
c) Zur Beantwortung der Frage, ob dem Ferment die
Verwandjung des Pektins zukomme, vermischte man rein
ausgewaschene Bierhefe und mehrmals mit Alkohol ge-
waschenes Pektin zunächst mit Wasser und stellte diese
Mischung an ^ einem temperirten Orte bei Seite Es war
zwar nach einigen Tagen noch keine weitere Veränderung
der Farbe und des äusseren Ansehens der Mischung zu
bemerken, auch keine Entwickelung irgend eines gasförmigen
Products; sondern das Ferment setzte sich daraus zu
Boden und nach und nach lagerte sich ein grauer Schleim-
absatz über dieses und als nach circa 8 Tagen die Flüs-
sigkeit klar abgegossen wurde, so fand sich, dass in der-
selben nur noch wenig Pektin aufgelöst geblieben war
und während aus gewaschener Hefe*) durch das Kochen
mit Kaliauflösung kein der Pektinsäure ähnlicher Körper
ausgezogen wird, lieferte der auf dem Colalorium gesam-
melte und abgetropfte Absatz aus dieser Flüssigkeit jetzt
jenen breiähnlichen, in Huminsäure bestehenden Nieder-
schlag bei der NeutraUsation mit Salzsäure, welcher auch
erhalten wurde, als zu einer noch anderweitigai Probe
d) Pektin in blossem Wasser aufgelöst und eine an-
dere Portion desselben in Zuckerwasser vertheilt wurde;
um nämlich zu sehen, ob diese, wie es schien, von selbst
(ohne weitere Mitwirkung von andern Substanzen) in dem
zuletzt beschriebenen Versuche erfolgende Veränderung
des Pektins auch hier wieder eintrete. Auf derjenigen
Flüssigkeit, in welcher bloss Pektin enthalten war, ent-
stand nach einiger Zeit eine der Essigmutter ähnliche Haut,
was an der Zuckerauflösung nicht beachtet wurde; die-
selbe erneute sich auch nach und nach wieder, als die
erste "a^estossen wurde, und zuletzt blieb vom Pektin
*) Durch Behandlung von reingewaschener Bierhefe mit verdünn-
ter Aetzlauge erhält man allerdings auch eine bräunlichgefärbte
Flüssigkeit und diese liefert mit Salzsäure neulralisirl, einen
weissgelblichen Niederschlag. Allein dieser unterscheidet sich
wesentlich von allen hier besprochenen derartigen Producten da-
durch, dass, wenn man versucht, ihn mit Alkohol auszuwaschen,
er sich zuletzt in starkem Alkohol völlig auflöst.
40*
148 Jahn,
nichts gelöst. Aus dem in Zuckerwasser vertheilten Pek-
tin fiel dasselbe nach und nach als schleimiger Nieder-
schlag zu Boden ; aus beiden wurde aber durch Behandlung
mit Aetzkalilauge Huminsäure aufgenommen.
Aus den letzterwähnten Versuchen ergiebt sich, dass
diese Zersetzung von selbst erfolgt und das Ferment kei-
nen Antheil daran hat, aber die atmosphärische Luft ist
dabei mit thätig. Es stellt sich dieses ferner dadurch noch
heraus, dass in verschlossenen und vollgefüllten Gefässen
sich eine Pektinauflösung lange Zeit unverändert erhält
und keinen wesentlichen Absatz macht und nach einiger
Zeit nur eine eiweissartige Beschaffenheit annimmt. Es
ergiebt sich aber auch zugleich aus obigen Versuchen,
dass dem Pektin keineswegs eine gährungsfähige Kraft
innewohnt, denn für sich allein vermag es nicht das Zer-
fallen des Zuckers in Alkohol und Kohlensäure zu be-
wirken.
e) Um nun noch zu sehen, ob ein Fruchtsaft, aus
welchem daß Pektin durch Alkohol ausgefällt wurde (der
also diesen Bestandtheil nicht mehr enthält) nicht in Gäh-
runggerathe, wie Braconnot angiebt, wurde eine Quan-
tität von Birnensaft für sich, ein anderer Theil mit wieder
eingerührtem Pektin und eine dritte Portion, welcher man
eine geringe Menge von reiner Hefe zugefugt hatte, nach-
dem zuvor der zur Fällung des Pektins verwendete Alkohol
wieder abdestillirt worden war, an einem gehörig warmen
Orte sich selbst überlassen. Hierbei zeigte sich nun ;Fol-
gendes: Derjenige Thail des Safts, welchem die Hefe
hinzugefügt worden war, befand sich nach 12 Stunden
in voller Gährung. Jene Quantität, welcher man das Pek-
tin wieder eingerührt hatte, stand bei warmem W^etter
(10 — 24 <^ R.) 8 Tage lang, ohne dass Gährung bemerklich
wurde; nach Verlauf dieser Zeit hob sie aber langsam
an, nachdem sich zuvor eine Kahnhaut auf der Oberfläche
der Flüssigkeit gezeigt hatte.
Am längsten beharrte jener Saft in Ruhe, in welcher
das Pektin ganz fehlte. Noch nach 14 Tagen war
keine Veränderung zu bemerken. Nach diesem Zeitraum
Versuche über das Pektin. 149
hatte sich ein geringer Absatz darin gebildet und kleine
Schleimflocken schwebten auf der Oberfläche; jetzt zeigte
sich aber, wenn sie auch langsamer verlief, als bei den
übrigen, die Flüssigkeit in Gährung und ^Is nach Be-
endigung derselben die einzelnen Proben der Destillation
unterworfen wurden, so konnte man hinsichtlich der Menge
des gebildeten Alkohols bei keiner davon eine Differenz
bemerken.
Als indess diese Versuche mit Aepfelsaft wiederholt
wurden, erhielt ich wieder andere Resultate, die auf ein
verschiedenartiges Verhalten der Fruchtsäfte in dieser
Beziehung schliessen lassen.
Aus rohem Aepfelsaft nämlich wurde durch Alkohol
das Pektin gefällt und der Alkohol durch Destillation wie-
der entfernt. Zu einem Theile that man das Pektin
wieder hinzu, und beide Gefässe wurden unter gleichen
Verhältnissen und bei gehöriger Temperatur sich selbst
überlassen. Diese Flüssigkeiten gohren indess beide nicht,
auch jene nicht, zu welcher das Pektin wieder hinzuge-
fügt worden war. Man bemerkte zwar an beiden, wenn
sie geschüttelt wurden, eine leichte Gasentwicklung, am
meisten bei der mit Pektin wieder versehenen, allein sie
kamen doch nicht in eigentliche Gährung, denn wenn auch
durch den Geruch etwas Weingeistiges, namentlich bei der
mit Pektin wieder begabten, deutlich zu bemerken war,
so zeigte doch der Geschmack, dass der grösste Theil des
Zuckers unzerstört geblieben war.
^ An diesem Verhalten konnte vielleicht das zur Ab-
destillation des Weingeistes nöthige Erhitzen Schuld ge-
wesen sein, obgleich man früher gesehen hatte, dass der
Saft der Birnen und zwar ein durchs Kochen erlangter
Saft, in Gähruiig ging. Es wurde darum nochmals Aepfel-
saft gepresst und das Pektin daraus geschieden. Die
klare Flüssigkeit wurde nun vorsichtig znr Verflüchtigung
des Weingeistes einer höheren Temperatur als -|- 30® R.
nicht ausgesetzt, und als das ursprüngliche Volumen des
Safts wieder erreicht war, sich selbst überlassen. Aber
auch diese Flüssigkeit ging selbst nach langer Zeit nicht
456 Jakh,
in Gährung, der zuckerige Geschmack war nachher wie
vorher unverändert.
Roher Aepfelsafi (von derselben Aepfelsorte) dagegen
gohr jederzeit gewöhnlich schon des andern Tags und
nach beendigter Gährung war der süsse Geschmack stets
völlig verschwunden.
Als man nun in einem neuen Versuche gekochten
Aepfelsaft, ohne das Pektin zu scheiden, sich selbst bei
derselben Temperatur überliess, bemerkte man dagegen,
dass auch dieser 8 — 10 Tage stand, ehe Gährung eintrat.
Nach dieser Zeit hob sie zwar langsam an, als aber alle
Gasentwickelung aufgehört hatte, fand sich, dass immer
noch viel Zucker unzersetzt in dem Safte vorhanden war.
Es kann hieraus gefolgert werden, dass das blosse
Aufkochen, wie es wenigstens hier beim Saft der Aepfel
der Fall war, b6i gewissen Fruchtsäften den gährung-
erregenden Stoff zerstört, dass diess aber bei andern nicht
statt findet *). Aus dem Verhalten des Birnensafts ergiebt
sich aber, dass zwar die Anwesenheit oder Abwesenheit
des Pektins im schnelleren Verlauf der Gährung einen
Unterschied macht, dass aber, wenn das Pektin auch
fehlt, die Weingährung keineswegs verhindert, sondern nur
verzögert wird, und dass die Behauptung Braconnot's,
als sei dasselbe ein zur Gährung durchaus nothwendiger
Bestandtheil solcher Fruchtsäfte, im Allgemeinen nicht
begründet ist.
Zum Beschluss will ich noch einen Versuch
f) aufzählen, der in der Absicht angestellt wurde, um
zu sehen, ob vielleicht die schnellere Abscheidung und
Verwandlung des Pektins, wie es im Gährungsprocess ge-
schieht, abhängig sei von der Einwirkung vegetabilischer
Säuren auf dasselbe, welche in jedem Fruchtsafte vorhan-
den sind (selbst der ganz süss schmeckende Möbrensaft
röthet stark Lackmus). Im Verein mit dem Ferment
*) Nach Bronner*s Schrift (»die deutschen Schaumweine«), weria
das Einkochen des Mosts zur Verbesserung des Weins in schlechten
Jahrgängen empfohlen wird, kam ein auf | eingekochter Most
nach Verlauf eines Monats vollkommen in GShrung.
Versuche über das Pektin. 161
(wddies nach eignen Versuchen im gut aasgewaschenea
Zustande, selbst als es dadurch dahin gebracht war, die
Gährung des Zuckers nicht mehr zu bewirken, stets noch
das Lackmuspapier röthet), konnte wohl diese Veränderung
um so schneller erfolgen *).
Es wurde zu dieser Probe Fruchtsaft, in welchem
eine beträchtliche Menge von Pektin beobachtet worden
war, mit .Weinsteinsäure, mit Citronensäure, auch mit OxaK
säure gemischt, ohne dass dadurch, selbst nach einiger
Digestion und Kochen der Flüssigkeit eine Fällung des in
der Flüssigkeit vertheilten Pektins bewirkt wurde. Diese
Flüssigkeiten setzten nach dieser Operation, waan sie
längere Zeit der Ruhe überlassen wurden, das Pektin als
einen Niederschlag ab, der sich nicht anders verhielt, als
der im blossen Wasser und im Zuckerwasser oder auch
in dem mit Hefe vermischten Wasser entstandene.
Nach einer Recapitulation aller dieser Thatsachen kann
man wohl den Schluss fassen, dass durch Einfluss der
atmosphärischen Luft sich das Pektin schon aus verdünn-
ten Auflösungen niederschlägt, indem es sich in eine beim
Kochen mit Aetzkali an dieses Huminsäure abgebende
Substanz verwandelt; durch den Gährungsprocess aber
wird diese Einwirkung begünstigt und befördert, was sich
erklären lässt, wenn man bedenkt, dass die einzelnen
Theilchen der Flüssigkeit fortwährend durch das Auf*
steigen der Kohlensäurebläschen in die Höhe gehoben
werden. Die pektinhaltige Flüssigkeit kömmt hierdurch in
vielfache Berührung mit der Luft; zugleich wird aber auch
durch den Umstand, dass die gegohrene Flüssigkeit spe-^
eifiscb leichler als früher wird, die schnellere Ablagerung
der unlöslich werdenden Theile erfolgen können.
Im vorigen Capitel habe ich nun erwähnt, dass das
Pektin, namentlich aus Aepfelsaft, wenn es mit Wasser
angerührt wird, so dass die -Flüssigkeit die Dichtigkeit
eines Schleims besitzt, nach 'einiger Zeit zur Gallerte er-
■ i . I» .■-■■iiii
*") Nach Rougseaa (Comp. rend. Tara. XVI.; hieraus im Archiv
der Pharmacie Sepl. 1845) ist auch, die saure Reaction des Fer-
ments BediogODg für den Eintritt der Weingdhrung.
452 Jahn,
starrt, auch dass dasselbe nach langsamem Trocknen an
der Luft sich nur schwer und mit Zurücklassung eines
Antheils Unlöslichbleibenden wieder in Wasser löst, ferner,
dass das Filtriren von Fruchtsäften wegen eines sich uniös-
lieh zwischen die Poren des Filters absetzenden Körpers fast
unmöglich wird, und ich habe anfangs, wo ich noch von
dem Glauben an den Uebergang des Pektins in Pektinsäure
eingenommen war, nicht daran gezweifelt, dass in allen
diesen Fällen das Pektin theilweise wenigstens in Pektin-
säure übergegangen sei und das ünlöslichwerdende in
Peklinsäure bestehe, und dass überhaupt auf dieser Ver-
änderung das Gelatiniren der Fruchtsäfte beruhe. Es ent-
steht aber hierbei, wie ich weiter in Erfahrung gebracht
habe, aus dem Pektin eben so wenig Pektinsäure, sondern
nur eine Gallertsubstanz, wie das Folgende lehren wird.
Eine durch das Hinstellen aus mit Wasser angerührtem
Pektin entstandene Gallerte hat für einige Zeit (circa 8 Tage)
ziemlich guten Zusammenhang; steht sie aber länger, so
bekommt sie Risse, auch zerfällt sie bei der Berührung
in Stücke, zumal wenn das Pektin in verdünnter Auf-
lösung erstarrt war. Es sondert sich alsdann eine klare
Flüssigkeit daraus ab, welche zwar nur wenig beträgt,
welche aber für sich mit Alkohol gemischt, immer noch
einen darin gelösten Schleimkörper zu erkennen giebt,
denn es entsteht hierdurch ein Coagulum in der Flüssig-
keit. Wird die Gallerte, ohne sie erst bis zu diesem Zer-
fallen kommen zu lassen, sondern kurze Zeit nach ihrem
Festwerden mit Wasser angerührt, so zertheilt sich die-
selbe wieder und namentlich durch fortgesetztes Kochen
lässt sie sich wieder in ziemlich gute und gleichförmige
Mischung mit dem Wasser bringen"^), und diese Flüssig-
*) Ans diesem Grande kann man aus fertigem Jofaannisbeergeli«
zu jeder Jahreszeit bei mangelnden frischen Früchten sich Pek«-
tin verschaffen, wenn diese Conserven mit heissem Wasser an-
gerührt und die colirte Brühe mit Alkohol gefällt wird. Daa
hierdurch erlangte Pektin hat alle Eigenschaften des aus frischen
Früchten erlangten, aber es gerinnt stets schwieriger, als du
»US frischem Frucblsafl. -^ Dasjenige PflanmenpektiO; was di«
Versuche über das PeJUin. 453
keil erstarrt dann ebenfalls wieder nach einigem Stehen
und bindet hierbei auch die hierdurch hinzugekommene
grössere Menge von Wasser. Wird sie aber in minder
flüssig gemachtem Zustand in eine grössere Menge von
Wasser gegossen, so setzt sich schon ein häutiger leichter
Bodensatz ab, gleichsam als wenn sich Zellensubstanz aus
dem Pektin bei diesem Erstarren gebildet hätte, und es
beträgt diess um so mehr, je länger das Pektin an der
Luft gestanden hatte und je weniger rein das Pektin war,
(d. h. wenn es nur durch einmaliges Niederschlagen des
Aepfelsafts mit Alkohol erlangt worden war). In Aetzkali-
flüssigkeit ist dieser Absatz leichtlöslich und er wird aus
dieser Auflösung, aber nicht gallertartig, durch Säuren ge*
fällt und eben so ist die erst frisch entstandene Gallerte
darin auflöslich und wird durch eine zu grosse Menge
(von Aetzkali) wie das Pektin selbst wieder daraus abge-
schieden. Durch Säure wird aber letzte noch als wirk-
liche Gallerte aus der alkalischen Solution gefällt, auch
löst sich das geronnene Pektin schnell in Wasser, wenn
etwas Salzsäure hinzugegeben wird, was weder der Pek-
tinsäure noch der Huminsäure zukömmt.
Während also das im ersten Zeiträume bloss unlöslich
gewordene Pektin durch das Kochen mit Kali gleichsam
regenerirt, d. h. in ursprünglich lösliches verwandelt wird,
weshalb auch wohl beide Zustände als polymerische Mo-
dification desselben betrachtet werden können, nimmt es
bei längerem Verweilen in diesem geronnenen Zustande
schon die Eigenschaften der breiartig aus ihrer alkalischen
Auflösung gefällt werdenden Humussubstanz an, und es ist
hiernach der Uebergang des Pektins in diese letztere oder
in den Körper, der sie liefert, deutlich sichtbar, und zwar
erfolgt derselbe während des Verweilens im erstarrten
Zustande durch den Einfluss der atmosphärischen Luft. —
Es hat im ersten Zustande der Unlöslichkeit Aehnlichkeit
mit Chodnews pektiniger Säure, welche sich in salz-
saurem Wasser auflöst und durch Behandlung mit Alkalien
bagchriebend Coagulation durch kieselsaures Kali erlitt, war Am
Pflaumenoius dargestellti wie ich noch bemerken will*
45i iaJm,
nicht verändert wird; die pektinige Säure ist aber selbsit
im ausgetrockneten Zustande in Wasser leichtlöslich, was
dem geronnenen Pektin nicht zukömmt, ebensowenig kann
es aber Ueberpektinsäure sein, denn diese ist in saureo
Flüssigkeiten gänzlich unauflöslich.
Jener Schleimkörper nun, welcher sich in der aus
der Pektingalierte ausfliessenden Flüssigkeit findet, und
welchen ich für gleich halte mit jenem, welcher in gähren-
den Fruchtsäften fast bis zuletzt noch ungelöst bleibt,
stimmt mit dem von Chodnew beschriebenen Pektin
darin besonders überein, dass Chlorbaryum nicht mehr
verdickend auf denselben einwirkt. Man erhält diese
schleimige Substanz noch auf einem andern Wege, von
welchem ich hernach sprechen will, es ist zunächst hier
die Art, zum Beweis^ dass die atmosphärische Luft die
Coagulation des Pektins bewirkt, anzuführen, dass man,
wie meinen Collegen, den Pharmaceuten, bei Bereitung
des Himbeersyrups etc schon vorgekommen sein wird,
in dem aus etwas gegohrnen Beeren gepressten Saft, wenn
man denselben zum Zweck des Versiedens mit Zucker
eben fihrirt hat, sehr oft schon wieder auf dem Boden
des Filtrirgefässes eine Gallertmasse abgelagert findet,
welche dem noch in dem Safte rückständig gebliebenen
Pektin ihre Entstehung verdankt, indem dieses durch die
Berührung mit der Luft während des Filtrirens nun im
geronnenen Zustande abgeschieden wird ; auch darf ich
nicht unerwähnt lassen, dass man aus frischgepresstem
lohannisbeersaft auch ohne Kochen, also ohne alle Ein«
Wirkung von Wärme ein schönes Gelee bereiten kann>
wenn derselbe mehrere Stunden hindurch mit einem Zu*
satz von Zucker dem zu Schaum bestimmten Eiweiss
gleich geschlagen wird, worauf er nach einiger Ruhe 241
Gallerte erstarrt *). Dieses fortwährende Bewegen des
Safts hat wohl keinen andern Zweck, als das darin ent-
haltene Pektin in recht vielfältige Berührung mit der
*) Siehe daraber Job. Christ« £upel0, Conditorj in Gothai Koch-
buch Ziev Bd. (Erfurt 1823.) Pag. 169.
Versuche über das Pektin. 156
atiiiosphäriscben Luft zu setzen, denn der Zusatz von
Zacker dient wohl zur Verbesserung des Geschmacks, und
wenn sich auch denken lässt, dass er wasseranziehend
wirkt und zur Conservation der Gallerte zugleich dienlich
sein wird, so erfolgt doch nicht. gerade durch ihn das
Gerinnen des Pektins, denn nach den von mir darüber
vorgenommenen Versuchen gelatinirt eine concentrirte Pek-
tinlösung eben so schnell ohne Zusatz von Zucker, als
wenn von letzterem eine verhältnissmässige Menge zuge*
fljgt wird; aber auch c(ie coagulirende Wirkung des Chlor-
baryums auf Pektin kann nicht auf einer gegen das letz-
tere geäusserten V^asserentziehung beruhen, denn z. B.
Kochsalz im gepulverten Zustande der Pektinlösung zu-
gesetzt, bewirkt dieses Gerinnen keineswegs; dieses er-
folgte erst bis zum andern Tage, bis wohin die unver-
mischte Pektinlösung ebenfalls gelatinirt war*).
III.
Vermuthutigen über die eigentliche Natur des Pektins.
Auf die im Vorigen besprochenen Schleimkörper des
Pektins bin ich zuerst aufmerksam geworden, als ich ver-
suchte, Auflösungen von möglichst reinem Pektin durchs
Filtriren zu klären und von dem beigemengten die Flüssig-
keit trübenden Stoff zu befreien. Ich wandte hiebei das
Pektin im nur mit wenig Wasser angerührten Zustande
an und wurde gewahr, als jetzt die Flüssigkeit aufs Filter
gegeben wurde, dass das letztere nach und nach sich mit
einer schleimigen Substanz, die schon demAeussern nach
grosse Aehnlichkeit mit demTraganth oder Quittenschleim
hatte, überkleidete, welche sich aus der zusammengeball-
ten eigentlich unlöslichen übrigen Masse in Folge der Ca-
pillaranziehung des Fliesspapiers herausbegeben hatte.
Das Filter mit dieser Schleimsubstanz liess sich von der
*y Nach Mulder, welcher iiidess an eine Verwandlaog des Pek-
tin» in Pektins&ure beim Gelatiniren des ersteren sn glauben
scheint, findet wahrscheinlich gerade das Gegentheil statte es
wird nämlich beim Kochen desselben mit Wasser und Zucker
mehr Hydratwasser vom Pektin gebunden. Siehe oben*
456 Jahn,
bescbriebeneo andern Masse leicht trennen, and als nun
dasselbe rait mehr Wasser angeknetet und der Papierbrei
mittelst eines leinenen Tuchs ausgedrückt wurde, erhielt
ich eine schleimige Flüssigkeit, welche in diesem verdünn-
ten Zustande sich schon leichter filtriren liess und welche
sich gegen Reagentien, z. 6. salpetersaures Silberoxyd,
Quecksilbersublimat und Galläpfehinctur, wie Quittenschleim
verhielt, d. h. nicht davon verändert wurde und sich be-
sonders von dem Pektin darin unterschied, dass sie wie
der im vorigen Capitel beschriebene Schleimkörper, und
Chodnew's Pektin, von Chlorbaryum nicht mehr coa-
gulirt wurde. Es hat dieselbe sonst noch grosse Aehn-
lichkeit mit Pektinlösung, sie wird auch noch durch Ku-
pfervitriol coagulirt, die Auflösung dieses Schleimkörpers
sieht aber viel heller aus und es trübt sich dieselbe nicht
an der Luft*).
Die Eigenschaft, durch Chlorbaryum nicht coagulirt
zu werden, kömmt nun aber dem Quittenschleim ebenfalls
zu, welcher im Uebrigen mit dem Pektin viel Aehnlichkeit
hat, er wird nämlich, wie dieses von Alkohol, von Kupfer-
vitriol und von Bleizucker coagulirt. Der hauptsächlich-
ste unterschied zwischen beiden besteht darin, dass Salz-
säure den Quittenschleim zum Gerinnen bringt, während
sie auf Pektin und auch auf den erwähnten Schleim dar-
aus nicht einwirkt. Man fand nun aber bei weiteren
Versuchen, dass Salzsäure den etwas stärker verdünnten
Quittenschleim ebenfalls nicht mehr coagulirt^ dass also
die Gegenwart von viel oder wenig Wasser hier einen
Unterschied macht, und überhaupt verhält sich der Schleim
aus verschiedenen Pflanzen in dieser Beziehung verschie-
den, z. B. Salepschleim wird durch Salzsäure nicht coa-
*} Die nach Absonderung des Schleims unlöslich bleibende Masse
dagegen färbte sich immer mehr grau an der Luft, löste sich
nicht in Wasser, selbst nicht in kochendem, dagegen leicht in
Aettkali und lieferte, wenn diese Lösung mit Säure neutralifirt
wurde, den roehrbesprochenen breiartigen Niederschlag,
Versuche über das Pektin, 157
galirt, sondern zu einer dünneren Flüssigkeit aufgelöst*).
Es kann dieser Unterschied also auf einer blossen Modi-
fication, welche der Schleim des Pektins gegen Quitten-
schleim abgiebt, beruhen und nach den Erfahrungen,
welche ich sonst noch über diese aus dem Pektin er-
haltene schleimige Substanz gemacht habe, kann ich, ob-
gleich dieser Ansicht das Resultat der von Chodnew
unternommenen Elementaranalyse seines Pektins entge-
gensteht, mich nicht so leicht von der Meinung trennen,
dass dieser Körper und das Pektin Ghodnew's unter
sich identisch sind und eine besondere Art von Pflanzen-
schleim repräsentiren. — Der pektinische Schleim verhält
sieb nämlich auch im Process der Weingährung dem Quit-
tenschleim gleich und ebenso habe ich keinen Unterschied
^wischen beiden Körpern finden können, wenn das von
Pro mm er aufgefundene Prüfungsverfahren zur Unter-
scheidung von Gummi, Dextrin etc. durch Vermischung
der Auflösungen dieser Substanzen mit Kali und Kupfer-
vitriol auf sie angewendet wurde ; ich will diese Versuche
noch mit einigen Worten näher beschreiben.
Fügt man einer gegohrnen Flüssigkeit (die, wie oben
erwähnt, mitunter bei Vermischung mit Alkohol noch An-
zeige giebt von vorhandenem Schleim) wiederholt etwas
Zucker und neue Hefe hinzu, so zeigt die zum zweiten
Mal ausgegohrne Flüssigkeit keinen Schleimgehalt mehr
und es lässt sich damit beweisen, dass bei gänzlich voll-
endeter und voUkommner Gährung (namentlich wenn
grosse Mengen von Fruchtsaft auf einmal gähren) der be-
obachtete Schleim selbst noch zerstört wird. Ebenso ver-
hält sich auch eine mit Quittenschleim vermischte zuckerige
Flüssigkeit, wenn derselben Hefe zugemischt wird ; es zeigt
sich, dass der Quittenschleim nach und nach völlig zer-
stört wird, indem er sich in schleimige gleichsam geron-
nene Fäden zusammenbegiebt, (welche sich, indem sie
das Ferment in sich schliessen, auf die Oberfläche der
Flüssigkeit begeben), wie diess auch die in Gährung be-
*) Vergl. Beraelius' Lehrb. Bd. 6. S, 409.
4S8 Jahn,
griffenen Frudhtsäfte fast immer ihan. In der ansgegohmen
Flüssigkeit ist keine Spur von durch Alkohol fällbarem
Pflanzenschleim mehr zu finden*).
Gleichwie ferner der Qaittensehleim durch Kalilauge,
wenn solche in zu grosser Menge damit gemischt wird,
coaguiirt wird und eine geringe Menge davon eine klare
Mischung damit eingeht, ebenso verhält sich diess auch
beim Schleim aus dem Pektin und ebenso gleich ist sich
auch das Verhalten dieser Mischungen gegen das nun hin-
zugerügte eigentliche Prüfungsmiltel, den Kupfervitriol.
Beide gaben damit ein bläulichweisses, beim Kochen nicht
schwarzwerdendes (wenn nämlich nicht überschüssige
Aetzlauge vorhanden war), sondern die blaue Farbe in
Grünlichweiss verwandelndes Coagulum, wie sich, beiläu-
fig gesagt, auch der Traganthschleim verhält.
Nach solchen Beobachtungen habe ich geglaubt^ an-
nehmen zu dürfen, dass das, was man Pektin nennt und
wie es aus rohen oder durchs Kochen erlangten Frucht-
säften (ohne sie zu filtriren) durch Alkohol gefällt wird,
zusammengesetzt ist aus 2 verschiedenen Körpern, nämlich
aus Pflanzenschleim und aus einer leicht an der Luft ver-
änderlichen Substanz, welche Ursache des Gelatinirens
^) Das Arabische Gummi, obgleich es in den chemischen Lehr-
büchern als ein dem Pflanzenschleim nahe verwandter Körper
abgehandelt ist, zeigt im Gährungsprocess schon ein ganz anderes
Verhalten. Wurde eine Auflösung von Zucker (anstatt mit JRfti-
cilago sem. Cydoniorum) mit Mucilagö Crummi Arahici gemischt
und durch Hefe in Gäbrang übergeführt, so zeigte sich nach
Beendigung derselben, die schneller verlief, als bei jener, worin
Quittenschleim befindlich war, der Gummigehalt noch von gleicher
Starke und -durch Alkohol wurde dasselbe aus einer solchen
Flüssigkeit in seinen chemischen Eigenschaften völlig unverändert
abgeschiedeh (die üblichen Reactionen sind sämmtlich versucht
worden, auch die mit Borax und Kieselfeuchtigkeit). Während
sich bei Quittenschleim, wie erwähnt, das Ferment nach oben
absetzt, war diess beim Gummi gerade entgegengesetzt. Das Vor-
handensein des letzten in einer Flüssigkeit scheint diese also
eher zur Untergährung, der Pflanzenschleim sie aber zur Ober-
Währung geneigt zu machen.
Versuche über das Pektin, 459
der Fruchtsäfte ist ond deshalb eigentlich mit Pektin be-
zeichnet werden sollte, und welche sich nach und nadi
in der Berührung mit der Luft in einen unlöslich werden-
den Körper umsetzt, aus welchem dann beim Kochen mit
verdünntem (wässerigem) Aetzkali Humussäure ausgezogen
werden kann, während sie vor Eintritt dieser Veränderung
in ihrer Verbindung mit dem Pflanzenschleim durch da;
Kochen mit Kali in Pektinsäure übergeht*).
Wegen der Leichtigkeit, mit welcher das Zerfallen
des Pektins in diese beiden Körper vor sich geht, habe
ich mich auch des Gedankens nicht entschlagen können,
dass durch den beschriebenen Schleim während des Ko<
chens oder Zerstampfens der Obstfrüchte zum Zweck des
.Saftpressens, die an sich schwerlösliche gelatinirende Sub-
stanz, das Pektin, in die Flüssigkeit übergeführt und schwe-
bend darin erhalten werde, gleichwie bekanntlich das
Gummi in der Tinte das unlösliche gallus- und gerbesaure
Eisenoxyd und ein Zusatz von Schleim auch den Nieder-
schlag, welchen Schwefelwasserstoff in den Auflösungen
der Metallsalze hervorbringt, wenigstens für einige Zeit
an dem Niederfallen aus der Flüssigkeit hindert.
Der Ansicht Poumarede's, dass das Pektin, wenn es
auch nicht gerade im Wasser löslich ist, welches aber
doch namentlich in Verbindung mit dem Pflanzenschleim
sich sehr gut damit mischt und damit erstarrend eine
gleichförmige Gallert liefert, nur im Fruchtmark oder einem
der in neuerer Zeit entdeckten Bestandtheile desselben be^
stehe, möchte wohl schwerlich beizupflichten sein, denn
*) Wenn der Schaum oder Absatz aus jener Flüssigkeit, die nach
der Gdhrung einer mit Quittenschleim gemischten Zuckerauflö-
sung erlangt wurde, mit wasserigem Kali behandelt wurde, so
zeigte der dabei befindliche geronnene Schleim keine besondere
Löslichkeit, auch nicht wenn gekocht wurde und bei Anwen-
dung von einer grösseren Menge von Aetzkali. Die Humussäure
aus den Niederschlägen in gegohrnen pektinhaltigen Flüssigkeiten
verdankt in Analogie hiemit demnach sicher nicht ihre Entste^
hung dem im Pektin beobachteten Schleim, sondern der gelati-
nirende Körper selbst muss sie liefern.
»1
I
460 Jahn,
weder an Payen's Cellulose, noch an dessen incrusti*
render oder Bolz - Substanz , obgleich letzte in Alkalien
löslich wird, oder an einem andern in den Früchten vor-
kommenden Körper ist ein gleiches Verhalten bis jetzt
beobachtet worden.
Bei Betrachtung des Umstandes, dass frisch gepresster
Quittensaft sehr wenig eines Schleimkörpers enthält und
die gelatinirende Substanz erst durch das Kochen des
Quittenmarks mit Wasser gewonnen wird, habe ich übri-
gens nicht daran zweifeln mögen, dass Fremy Recht
haben könne, indem er sagt, dass das Pektin und der
damit verbundene Schleim erst durch Einwirkung von or-
ganischen Säuren auf die Zellensubstanz gebildet werde,
und ursprünglich in vielen Fruchtsäften nicht vorhanden
sei, denn der Saft der Quitten enthält sehr viel Aepfel-
säure. Man kann diesen Fall aber mit C h o d n e w immer
so erklären, dass während des Kochens durch die Säure
des Quittensafts der Kalk, woran die Gallertsubstanz in
dem Fruchtmark gebunden ist, hinweggenommen und diese
hierdurch löslich gemacht wird.
IV.
Einige Bemerkungen über die Pektinsäure.
In Berzelius' Lehrbuch (Bd. 6. der 3. Auflage) ist
das Pektin und die Pektinsäure in einer besonderen Ueber-
schrift, zwar in der Reihe der indifferenten Stoffe und
unmittelbar nach dem Zucker und dem Diastas, aber
gänzlich getrennt von Gummi und Pflanzenschleim abge-
handelt, und ich habe im Vorhergehenden bereits meine
Vermuthungen über die eigentliche Natur des Pektins aus-
gesprochen. Nach der von Mulder gelieferten Elemen-
taranalyse und den von diesem ausgezeichneten Chemiker
sonst noch darüber ausgesprochenen Ansichten würde
aber auch die Pektinsäure, wie das Pektin, nur als ein
mit dem Pflanzenschleim identischer oder damit polyme-
rischer Körper zu betrachten sein.
Unter die generische Bezeichnung Gummi und Pflan-
zenschleim, wie beide in einem gemeinschaftlichen Capitel
Versuche über das Pektin. 464
abgehandelt sind, bringt man nun zwar nach Ber^elius
eine Menge von Stoffen von wirklich ungleichen chemi-
schen Eigenschaften, welche indess (nach Berzelius)
die beiden Hauptcharaktere mit einander gemein haben,
mit kaltem Wasser dickflüssige oder schleimige Flüssig-
keiten zu geben, und aus dieser Auflösung durch Alkohol
gefällt oder coagulirt zu werden, und ich glaube, dass
bei einer Aufstellung der verschiedenen organischen Kör-
per nach ihren physikalischen und chemischen Eigen-
schaften dieser Begriff als Typus auch festgehalten wer-
den muss.
Von der Pektinsäure sind mir nun, wie ich noch er-
zählen muss, zwei verschiedene Modificationen bekannt
geworden, die eine erhält man aus Früchten z. B. aus
Aepfeln und Birnen, Johannisbeeren, Erdbeeren, Himbeeren
und Heidelbeeren, ferner aus weissen Rüben, wenn diese
Substanzen nach dem Saftpressen entweder im rohen oder
etwas gegohrenem Zustande mit kalihaltigem Wasser aus-
gekocht werden. In allen diesen Fällen, wenn die alkali-
sche Flüssigkeit mit einer Säure neulralisirt wird, erhält
man jene Pektinsäure, wie ich sie vorne kurz bei Be-
schreibung des Verhaltens des Pektins im Gährungsprocess
geschildert habe und welche mit der Beschreibung, wie
sie in Berzelius* Lehrbuch von derselben gegeben ist,
auch der Hauptsache nach übereinstimmt. Diese Pektin-
säure ist aber in Wasser, selbst in kochendem, wie ich
finde, völlig unauflöslich^ und das was sich daraus in eini-
gen Fällen etwa auflöst, scheint noch in Pektin oder in
einem anderen extracliven Körper zu bestehen.
Eine andere Art von Pektinsäure erhielt ich nun aber,
als junge, halb ausgewachsene, geriebene und ausg^presste
Mohrrüben in gleicher Weise mit verdünntem Aetzkali aus-
gekocht wurden, und es wird hier nochmals hervorgehoben
werden müssen, dass im Safte derselben kein Pektin ent-
halten ist. Die hierbei erhaltene Flüssigkeit gelatinirte
von selbst in ihrer concentrirten Auflösung beim Erkalten
und in der filtrirten warmen Flüssigkeit entstand durch
Salzsäure ein beträchtlicher Gallerlniederschlag , auch
Arch. d. Pharm. XCV. Bds. 2. Hft. i i
462 Jahn,
wurde die alkalische Flüssigkeit durch Alkohol gelatinös
gefallt und gleiohwie das Pektin aus seiner alkalischen
Solution durch eine grössere Menge von Aetzkalilauge
unauflöslich ausgeschieden wird, so verhält sich auch diese
ebenerwähnte Flüssigkeit, die übrigens in ihrem chemi*
sehen Verhalten gegen anderes pektinsaures Kali keinen
bemerkenswerthen Unterschied darbot. Der durch Säuren
daraus gefällte Gallertkörper aber, nachdem er mehrmals
mit Wasser angerührt und durch Alkohol wieder coa-
gulirt und sodann ausgepresst worden war, war fctst
besser als das Pektin selbst in Wasser auflöslich, er
quoll zunächst darin auf, bei mehr Wasser stellte er
aber eine schwer filtrirbare helle Auflösung dar, aus
welcher sich beim Stehen nichts Unauflösliches abson-
derte und diese Auflösung röthete deutlich iMckmus. Sie
wurde coagulirt, wie das Pektin durch Ghlorbaryum und
Chlorcalcium, durch Eisenchlorid, durch Kupfervitriol und
Kalkwasser, aber ebensowenig durch Zucker. Mit Aetz-
ammoniak mischte sich die mucilaginöse Flüssigkeit klar
in jeder Quantität, von dem Pektin war sie aber deutlich
dadurch verschieden, dass Salzsäure, salpetersaures Silber-
oxyd, Quecksilbersublimat und Alaunauflösung sie eben-
falls zum Gerinnen brachten, die sich nach meieren Beob-
achtungen gegen eine Pektinlösung gänzlich indifferent
verhalten.
Dieser GtaUertkörper , welchem nach dem Obigen
wirklich die Eigenschaften einer Säure zukommen, verhält
sich in Betracht seiner Löslichkeit, wie Chodnew's pek-
tinige Säure, aliein sie unterscheidet sich von dieser da-
durch, dass sie durch Salzsäure aus ihrer wässerigen
Lösung gefällt wird und überhaupt weicht die Entstehungs-
weise von jener der pektinigen Säure ab, welche durchs
Kochen der Obstfrüchte mit Säure gewonnen uxid über-
diess durchs. Kochen mit Kali in (unlösliche) Pektinsäure
veffwamdelt wird, was bei der unserigen (wenigstens nach
ib^er Darstelltmgsweise) nicht der Fall ist, oder doch
nicht so schnell sich ereignet.
Man wird also in Zukunft immer eine in Wasser un-
Versuche über das Pektin. 163
lösliche and eine darin lösliche Pektinsäure festhalten
müssen, aber nui* die letztere, nicht die bisher bekannte
Pektinsäure dürfte nach dem vorhin gegebenen Begriff in
die Reihe der Pflanzenschleime untergebracht werden
können. Da nun aber zur Uebersicht aller bisher bekannt
gewordenen Gallertsubstanzen die Aufzählung derselben
in einer zusammenhängenden Reihenfolge stets nützlich
sein wird, so möchte es immer am besten sein, sie auch
in Zukunft, wie bisher nach Berzelius, in einem beson-
dern Abschnitt und getrennt von dem Pflanzenschleim
abzuhandeln.
Nach Massgabe der Begriffe von Meta -, pektiniger und
IJeberpektinsäure könnte man wohl auch für diese lös-
liche Pektinsäure eine besondere Bezeichnung wählen,
allein ich nehme Anstand eine solche vorzuschlagen, auch
genügt wohl schon der Ausdruck lösliche und unlösliche
Pektinsäure.
Ueberhaupt ist aber nach diesen Mitlheilungen wohl
ersichtlich, dass man bei weiteren Untersuchungen nodt
einer grösseren Menge von unter sich verschiedenen Gal*
lertkörpern begegnen wird.
V.
Schlussbemerkungen und Folgerungen.
Die Richtigkeit der zuletzt hier über die Gallertsub-
stanzen ausgesprochenen Ansichten will ich nicht vor-
schnell weiter zu behaupten wagen ; ich habe nur geglaubt,
die Ideen aussprechen zu müssen, welche das beobachtete
Verhalten dieser Körper in mir hervorgerufen haben. Auch
würde ich mich hinlänglich für eine mehr als zweijährige
Beschäftigung in meinen Nebenstunden mit diesen Sub-
stanzen belohnt finden, wenn mit Berücksichtigung meiner
Angaben die beschriebene lösliche Modification der Pek-
tinsäure, und das Pektin, ferner der aus dem rohen Pektin
erhaltene Schleimkörper und die Gummisäure, welche es
liefert oder welche aus den Zersetzungsproducten dessel-
ben entsteht, von Andern nochmals einer Untersuchung
besonders auch in Beziehung auf ihre Elementarzusammen-
4<*
164 Jahn,
Setzung unterwerfen würden, welche letztere ich nicht zu
unternehmen wage, weil ich in solchen Arbeiten nicht ge-
übt und mit den gehörigen Vorrichtungen nicht versehen
bin. Das Ergebniss der obigen Versuche, nach seinen
Hauplpuncten nochmals hier zusammengestellt, ist aber
im Wesentlichen Folgendes:
\) Nur allein dem Pektin, nicht der erst durch Alka-
lien löslich werdenden Pektinsäure in den Früchten ist
das Gelatiniren der Fruchtsäfte zuzuschreiben.
2) Das Pektin, wie es in gewöhnlicher V^eise aus
Fruchtsäften, ohne sie zu filtriren, mittelst Alkoholfällung
erlangt wird, ist verschieden von demjenigen, welches
Chodnew dargestellt und reines Pektin genannt hat.
Letzteres besitzt nicht die Eigenschaft zu gelatiniren und
es zeigt überhaupt wieder ein anderes Verhalten, denn es*
kömmt mit dem Pflanzenschleim in mehrfacher Beziehung'
überein.
3) Die Entstehung einer Gallerte aus Pektin beruht
auf einer Veränderung des letzteren durch die atmosphä-
rische Luft. Diese wirkt auf das Pektin zunächst so ein,'
dass es unlöslich wird, bei dieser Veränderung aber im
Wasser vertheilt bleibt, dieses bindet und damit gerinnt.
Durchs Kochen mit Wasser oder durch Erwärmung mit
verdünnter Kalilauge, auch durch Zusatz von Salzsäure
wird der Zustand der Löslichkeit bei der Pektingallerte
wieder hergestellt, aber diese Fähigkeit geht ganz ver-
loren, wenn es im geronnenen Zustande längere Zeit an
der Luft verweilt.
i) In letzterem Falle kann es zwar durch Behandlung
mit Alkalien wieder löslich gemacht werden, es hat sich
aber alsdann gänzlich verändert, denn durch Säuren wie-
der abgeschieden, hat der Niederschlag nicht mehr die
gallertartige BeschaflFenheit des Pektins, sondern er ist
breiartig und braungefarbt und stimmt in seinem chemi-
schen Verhalten mit der Humussäure überein.
5) In letztere zerfällt auch das Pektin, wenn Fruchtsäfte
die Weingährung zu bestehen haben, nach deren völliger
Beendigung kein Pektin mehr im Fruchtsafte gelöst ist.
Versuche über das Pektin. 466
Es verwandelt sich dabei nicht in Pektinsäure, wieonanche
Autoren bis daher angeben. Aus den in gegohrnen Flüs-
sigkeiten entstandenen Hefenabsätzen kann durch das Aus-
kochen mit Alkalien keine Pektinsäure erhalten werden,
sondern es wird jederzeit an deren Statt Humussäure
daraus gewonnen.
6) Die Ursache an dieser Verwandlung darf auch bei
diesem Vorgange keinem in dem Fruchtsafte befindlichen,
noch darin während derGährung auftretenden Körper zu-
geschrieben werden.
7) Man kann das Pektin als aus zwei verschiedenen
Substanzen zusammengesetzt betrachten, nämlich aus einem
dem Pflanzenschleim fast in allen Beziehungen ähnlichen
Körper, der auch mit dem Pektin von Chodnew über-
einzustimmen scheint und aus einem andern in Wasser für
sich unlöslichen Stoff, dem aber gerade die Ursache des
Gelatinirens und deshalb auch die Bezeichnung »Pektin«
zukommen möchte, denn nach Beseitigung des letzteren
giebt die Schleimsubstanz keine Gallerte mehr. Gerade
aber aus dem nach und nach bei längerem Verweilen an
der Luft in Wasser unlöslich werdenden Körper wird
durchs Kochen mit verdünnter Kalilauge Humussäure ge-
wonnen.
8) Durch kurzes Kochen mit verdünntem Aetzkali,
femer durch Vermischung mit Kalkwasser und durch län-
gere " Digestion mit Aetzammoniak verwandelt sich das
(gewöhnliche) Pektin in Pektinsäure; diese Veränderung
erfolgt aber nicht so rasch als manche Schriftsteller an-
geben*), denn selbst mit viel Aetzkali in der Kälte ver-
mischt, wird es, wie die äussern Eigenschaften desselben
zeigen, unverändert durch Säuren wieder daraus abge-
schieden. Durch langes Kochen mit Aetzkali dagegen
wird das in gewöhnlicher Weise dargestellte, wie auch
das Chodnew' sehe Pektin, ganz zerstört und es bleibt
*) So üb ei ran z.B. sagt (Seite 331 des Handb. der pharmaceut.
Praxisy deutsch durch Schödler): «die kleinste Menge eines Alkali«
yerwandelt es sogleich in Pektinsäure.«
466 Jahn,
aacfa hier kein durch Alkohol fällbarer Körper mehr in
Auflöeang.
9) Aas jungai Möhrenwarzeln erhält man darch das
Kochen mit Alkalien eine besondere Art von Gallertsub-
stanz; dieselbe kann wegen ihrer sauren Reaction und
wegen ihrer Löslichkeit in Wasser lösliche Pektinsäare
genannt werden, aber es muss eine weitere Untersuchung
noch entscheiden, ob sie nach ihrer Elementarzusammen-
setzung auch mit der andern Pektinsäure übereinstimmt.
10} Aus dem Verhalten des Birnensafts, der auch
nach der Ausscheidung des darin enthaltenen Pektins noch
in Gährung kam und eine unverminderte Menge von Al-
kohol gegen andern Saft lieferte, geht hervor, dass das
Pektin nicht, wie Braconnot angegeben hat, ein zur
Vermittlung der V^eingährung wesentlicher Bestandtheil
der Fruchtsäfte ist, sondern die Gährung wird nur für
einige Zeit verzögert, sie unterbleibt aber nicht ganz,
wenn auch das Pektin abwesend ist.
44) Dagegen ist die Behauptung Braconnot's ge-
gründet, dass das Pektin für sich selbst nicht im Stande
ist, die Gährung von zuckerhaltigen Flüssigkeiten zu be-
wirken.
Bemerkungen über einige von selbst erfolgende Ver-
änderungen der Obstfrüchte^ bei welchen das Pektin
theilweise in Betracht könunt.
Nach einer Mittheilung von Döbereiner f im Archiv
d^r Pharm. XXX VI II J sind besonders nur unreife Obst-
früchte reich an Stärkemehl, während im Processe des
Reifens dasselbe nach und nach verschwindet und sich
in Zucker verwandelt und nach eignen Beobachtungen ist
dann stets Pektin in den Früchten neben dem Zucker
enthalten, während im Safte von unreifen Aepfeln z. B. sich
kaum etwas Pektin nachweisen lässt. Es kann wohl hier-
aus gefolgert werden, dass ausser dem Zucker auch das
Pektin ein Product der Umsetzung des Amylums ist. Von
dem Gehalte an letzterem kann man sich leicht über-
Versuche über das Pektin. WI
zeugen dadurch, dass man reife und unreife geschälte
Obststücken in Jadwasser eintaucht, wo die bald eintre-
tende blaue Färbung der letztem den Gehalt an Starke-
mehl zu erkennen giebt. Selbst die durch Insekten ai»-
gestochenen und hierdurch zur Nothreife gebrachten Früchte
solcher Obstsorten, welche den Reifpunct erst noch nach
einem längeren Verweilen auf dem Lager erlangen muss-
ten, zeigten, dass das Amylum darin bereits schon ge-
schwunden war*).
Wenn es nun auch schwer ist, an einem reifen Apfel
durch Befeuchten der Schnittflächen desselben mit Jod-
wasser oder Jodtinctur zu beweisen, dass immer noch
etwas Stärkemehl im Fruchtmark vorhanden ist, indem
sich hierdurch keine Farbenänderung zeigt, so ergiebt sich
doch der Gehalt daran noch dadurch, dass man dieselben
auf einem Reibeisen in Brei verwandelt und diesen auf
einem Siebe oder in einem Tuche mit Wasser knetet; das
Ausspülwasser setzt bei ruhigem Hinstellen stets noch
etwas Stärkemehl ab. Auch an gebratenen und geschmor-
ten Aepfeln ist durch Jodtinctur, die man mit Wasser
verdünnt und daran streicht, noch Stärkemehl zu erkennen
und sogar die faulenden Aepfel und teiggewordenen Birnai
lassen noch Spuren des darin enthaltenen Amylums er-
kennen, wenn sie in der oben beschriebenen Weise mit
Wasser ausgewaschen werden.
Das sogenannte Mehlichtwerden gewisser Aepfel- und
Birnensorten (von den Aepfeln sind es besonders dici mit
porösem und grobem Fleische, die Calvillen und Ram-
bours, die diese Eigenschaft erlangen — doch gilt dafür
keine Regel, denn auch gewisse Reinetten z. B. der be-
kannte Borsdorfer Apfel wird bei der Ueberreife mehlicht),
*) Es erinnert diese durch einige Rüsselkäferarten (Curculio BaC"
chus und cupreus), welche die Früchte anstechen und ihre Eier
hineinlegen, woraus der Wurm in den Aepfeln entsteht, be-
wirkte frühere Zeitigung an die im Orient gebräuchliche Capri-
fication, wobei durch den Stich von Cynips Pseues die Feigen
schneMer reifen und grösser werden, welehes letztere fi^kh
bei unserm Rüsselkäfer im umgekehrte» Fülle statt findet.
IM Jahn,
wobei dieselben den Geschmack verlieren, gründet sidi
•keineswegs auf eine rückgängige Verwandlung des Zuckers
in Amylum oder auf eine Vermehrung des Gehalts an
letzterm, wie man vermuthen sollte, sondern es bezeich-
net diese Beschaffenheit derselben den Uebertritt der
Früchte in eine besondere Gährung (oder nach Lieb ig,
weil keine Gasproducte resulliren, Verwesung), wobei zwar
die ganze Masse des Fruchtmarks eine Veränderung er-
leidet, an welcher aber doch, wie es scheint, besonders
das in allen selbst überreifen Früchten noch enthaltene
Pektin sich foetheiligt, wenn es vielleicht auch die erste
^ranlassung gerade nicht giebt.
Vor dem Eintritt derselben bietet das Fleisch der
Früchte einen festen Zusammenhang dar und es kann der
Saft zwar aus denselben gepresst werden, aber er hat die
Eigenthümlichkeit, dass er nur schwer, wegen seiner schlei-
migen Beschaffenheit in Folge seines Gehalts an Pektin,
was sich an der Luft verändert, filtrirt werden kann. Mit
dem Mehl icht wer den hat das Fruchtmark schon eine mehr
lockere Beschaffenheit angenommen, das Zellgeyirebe hat
seinen Zusammenhang verloren und begünstigt nun leichter
den Zutritt und die Einwirkung der Luft, von welcher
man weiss, dass wenigstens der Sauerstoff derselben fort-
während von den Früchten absorbirt wird. Durch diese
Sauerstoffaufnahme wird jedenfalls auch das Parfüm und
Gewürz der Frucht, welches sich auf einen kleinen Gehalt
an ätherischem Oel gründet, verändert, woraus sich der
gleichzeitige Verlust des Geschmacks erklärt. An dem
Safte der Frucht bemerkt man jetzt der äussern Beschaf-
fenheit nach zwar noch keine Veränderung; schneidet
man aber eine mehlichte Frucht an, so verbreitet sich die
Färbung der SchnittOache, durch die Luft, schnell durch
die ganze innere Masse der Frucht.
Die nächste Folge vom Mehlichtwerden ist, dass der
Apfel oder die Birne in kurzer Zeit weich wird, so näm-
lich, dass sie nun leicht zermalmt und der Saft daraus
ausgepresst werden kann. Bei den Birnen nennt man
die$e Erweichung das Teigwerden und sie unterscheidet
Vermche über das Pektin. 4Ö9
sich in etwas von der der Aepfel dadurch, dass sie bei
den Birnen meist von Innen nach Aussen geht. Besonders
aber kömmt das Teigwerden nur den Birnen mit ab-
trockendem qder brüchigem Fleische zu, aber auch eine
Butterbirne wird nur selten mehlicht, sondern sogleich weich
in Folge des eigenthümlich zarten und saftigen Fleisches
derselben, und die Erweichung beginnt vorzüglich an ein-
zelnen Stellen der Oberfläche. Der in diesem zweiten Zeit-
räume aus den Früchten gepresste Saft schmeckt noch
angenehm süss, es ist auch, wie die Vermischung mit
Alkohol und die dadurch sich ergebende beträchtliche
Ausscheidung von Schleimflocken nachweist, noch eine
grosse Menge von Pektin darin vorhanden und die Früchte
sind wegen des bis daher noch unverminderten Zucker-
gehalts noch ganz gut zur Wein- und Essigbereitung zu
gebrauchen*). Dasselbe ist der Fall bei missfarbig und
weich gewordenen Aepfeln, deren Saft noch süss und an-
genehm sdimeckt. An dem Apfelsafte aber besonders aus
diesem Stadium bemerkt man, dass mit dem Pektin darin
schon eine Veränderung vorgegangen ist, denn dasselbe
sondert sich nach ganz kurzem Stehen des Safts an der
Luft, wenn auch derselbe ziemlich klar beim Pressen er-
halten wurde, in der Form von vielen braunen Gallert-
flocken ab, die zu Böden fallen, während im Safte selbst
dann nur wenig von dem ursprünglichen Schleimkörper
durch die Vermischung desselben mit Alkohol sich zu er-
kennen giebt. Diese si()hnelle Absonderung des Pektins
*) Dass der GehaU an Pektin ^ahlrend der längeren Aufbewahrnng
der Obslfrflchte und bei der Ueberreife verloren gehe oder sich
Termindere, wie C h o d n e w angiebt — es wird diess wenigstens
' Ton einer Birnensorte erzählt ^ habe ich nach meinen Beob-
achtungen nicht bestätigt gefunden. Eine gewisse Aepfelart,
welche wegen ihrer langen Haltbarkeit bis gegen das Frühjahr
hin besonders zu Versuchen mit Pektin gedient hat, zeigte im
Juni noch dieselbe Quantität von Pektin, welche andere Exem-
plare im November und December vorher geliefert hatten, ob-
gleich die Mehrzahl dieser Aepfel bis daher schon Hantflecken
Kei||ten oder itippicbt geworden wareo#
470 Jahn,
erfolgt nicht bei Saft aus gesunden Aepfeln und Birnen
und nur erst, wenn er einige Tage gestanden hat und in
die weinige Gährung übergegangen ist, tritt diese Verän-
derung der ursprünglichen Löshchkeit des Pektins ein.
In der dritten Periode, die man im gewöhnlichen L^>ea
mit Fäulniss der Früchte bezeichnet, lässt die Frucht den
Saft sehr leicht fahren, derselbe schmeckt aber nicht mehr
süss, sondern essigsauer und giebt bei Vermischung mit
Alkohol wenig oder keinen Schleim mehr zu erkennen,
das Pektin ist also in den Früchten selbst bis dahin schon
gänzlich aus der Mischung des Fruchtsaftes herausgetreten.
Ohne demnach, wie es bei ausgepresstem Fruchtsaft
der Fall ist, erst die Weingährung zu durchlaufen (es
wurden zu diesem Ende teiggewordene Birnen und
weichgewordene Aepfel mit Wasser im zerquetschten
Zustande der DestUlation unterworfen, wobei aber kerne
Spur von Alkohol im Destillate zu erkennen war), ver-
wandelt sich in diesem dritten Acte der Zucker in Essig-
säure und das Pektin wird dabei zerstört, und als eine
Merkwürdigkeit kann auch noch hervorgehoben wer-
den, dass der Gerbestoff der Früchte in diesem Process
ebenfalls (wahrscheinlich durch Oxydation) verändert
wird, denn das Messer, welches zum Zerschneiden der
Früchte in diesem gefaulten Zustande diente^ lief nicht
mehr schwarz wie beim Zerschneiden von gesunden
Aepfeln an.
Nach diesem Verhalten des in den beschriebenen drei
Perioden beobachteten Fruchtsaftes kann man wohl an-
nehmen, dass bei dieser von selbst erfolgenden Verände-
rung der Früchte das Pektin eine Hauptrolle mit spielt,
denn nach den Eigenschaften, die von mir bereits ander-
wärts geschildert sind, ist es ein dem Pflanzenschleim
nahestehender Körper, der aber leichter noch als dieser
durch verschiedene Einflüsse verändert wird, unter denen
die Empfindlichkeit desselben gegen die atmosphärische
Luft besonders zu nennen ist. Dasselbe gerinnt, aus den
Früchten auf chemischem Wege ausgeschieden, in seiner
wässerigen Auflösung von selbst an der Luft und verwan-
Versuche über das Pektin. 471
delt sich dabei zunächst in einen andern ihm ähnh'chen
Korper, bis es zuletzt die Producte liefert) die aus allen
in Verwesung begriffenen Körpern erlangt werden können,
Dass aber die atmosphärische Luft und zwar der
Sauerstoff derselben Ursache ist an dem Weich-, Teig-
ond Faulwerden der Obstfrüchte, ergiebt sich daraus, dass
besonders an solchen Stellen, wo durch Druck oder durch
einen Einstich die Oberhaut verletzt ist, die Veränderung
ihren Anfang nimmt, auch aus dem sogenannten Anlaufen
derselben an der Schnittfläche, wenn letzterer nur kurze
Zeit mit der Luft in Berührung steht. Das Teigwerden
der Birnen geht besonders von den Gefässbündeln des
Stieles und von der Umgebung des Kernhauses aus und
man weiss, dass durch den Stiel, der bei den Birnen in
der Regel mehr fleischig, als bei den Aepfeln ist, die
Frucht ihre Nahrung vom Mutterkuchen erhält, indem eine
Menge von saftzuführenden Gefässon durch denselben
hindurchziehen, welche nur bei der Ueberreife vertrock-
nen und hierdurch den Zutritt der Luft an diesen Stellen
begünstigen. Auch kann wohl angenommen werden, dass
durch die Blume (den vertrockneten Kelch) jedenfalls das
Kernhaus selbst in fortwährender Gommunication mit der
äussern Luft steht. Bei der Quitte z. B. ist letzteres ganz
deutlich zu bemerken.
Zum Schlüsse kann hier auch noch einer andern auf-
fäUigen Erscheinung gedacht werden, nämlich da^s gerade
die süssesten Pflaumenfrüchte, Reineclauden und Apricosen-
pflaumen nwr geringes und säuerlich schmeckendes Obst
beim Welken oder Dörren liefern, wozu aber der Grund
auch in dem obenbeschriebenen Gährungsprocess gefunden
werden kann. Jedenfalls ist zunächst die durch die Grösse
dieser Früchte bedingte schwierigere und langsamere Aus-
irocknung derselben daran Schuld, dass eine innere Zer-
setzung hier eher als bei den kleinen sich besonders zum
Welken eignenden Zwetschen (auch der Mirabellen) ein-
tritt, aber im Verlauf derselben wird gewiss auch das in
diesen Früchten besonders in grosser Menge enthaltene Pekim
and später der Zucker verändert, so dass nun die ausserdem
172 ObePdörffer,
r darin enthaltene vegetabilische Säure, welche dör Haupt-
sache nach in Weinsteinsäure besteht, ungebunden und
frei auf die Geschmacksorgane zu wirken im Stande ist.
Dem besprochenen üebelstand im Welken (nämlich der
Säuerung) kann dadurch abgeholfen werden, dass man
die Früchte zuvor entsteint; hierdurch ist der Luft beim
Trocknen mehr Oberfläche geboten und die Verdunstung
des Wassers kann ohne Nachtheil für die sonstigen Be-
standtheile der Früchte in schnellerer Zeit erfolgen.
Veber die PriifuDg des Copaivabalsams;
von
Dr. Oberdörffer,
Apotheker in Hamburg.
Der Copaivabalsam hat in neuerer Zeit in Beziehung
auf die verlangte vollkommene Löslichkeit in Alkohol die
Droguisten vielseitig in Verlegenheit gesetzt, und hat man
öfter die Aeusserung hören müssen, dass die Exporteurs
nichts mehr mit diesem Artikel zu thun haben wollten,
falls dessen Prüfungsmethode nicht abgeändert v^ürde.
Dieser Umstand veranlasste mich, von einem hiesigen acht-
baren Handlungshause dazu aufgefordert, diesen Gegen-
stand nochmals einer genauen Prüfung zu unterwerfen.
Vergleicht man die verschiedenen im Handel vor-
kommenden Sorten des Copaivabalsams mit der jetzigen
und früheren Zeit, so findet eine verschiedentliche Ab-
weichung statt. Früher erhielt man meistens nur völlig
klaren, dickflüssigen Balsam, der vollkommen in Alkohol
löslich, mit Aetzkali eine klare Seife bildete, und bei an-
haltendem Kochen mit Wasser ein sprödes Harz hinter-
liess. Selten hur. kam deshalb dünnflüssiger vor, oftcon-
sistenter, durch das Alter mehr verdickt, und schied letz-
terer beim Schütteln mit Aetzlauge schwieriger und erst
nach mehren Tagen und mitunter nur bei leichter Erwär-
mung eine klare Seife ab, weshalb derselbe oft irriger
Weise für verfälscht gehalten wurde, wenn er auch in
Alkohol vollkommen löslich war. Letztere Meinung en(-
Prüfung des Copaivabalsams. 473
stand dadurch, dass in einzelnen Fällen, zu einer Zeit, wo
der Copaivabalsam theiier, veraltetes Ricinusöl dagegen
billiger war, letzteres mehrfach zur Verfälschung des Bal-
sams gedient hatte, welche Fälschung nur durch den rück-
bleibenden halbfliissigen Rückstand beim völligen Verdun-
sten des ätherischen Oels deutlich hervortrat, und konnte
diese Prüfungsart nur den reinen verdickten, für verfälscht
gehaltenen Balsam in Beziehung auf beigemischtes Rici-
nusöl gegen diesen Verdacht rechtfertigen.
In neuerer Zeit kömmt der Balsam, der hauptsächlich
von Mexico und Weslindien importirt wird, sehr häufig in
einem sehr dünnflüssigen Zustande in den Handel, und
bringt dieser eben die obenerwähnte Klage zu wege. Die
Ursache kann nur in einem sehr jungen wenig verdickten
Zustande oder einer statt gehabten Fälschung beruhen, und
in den meisten Fällen nur in ersterem.
Gerber untersuchte 1829 verschiedene Sorten Co-
paivabalsams. Er fand
in dem frischeren in dem älteren
Aetherisches Gel 41,00 31,70
Hartes gelbes Harz.. 51,38 53,68
Weiches braunes Harz 2,18 11,13
Wasser und Verlust . 5,44 4,10
Stöckhafdt macht im vorigen Jähre auf einen sehr
dünnflüssigen Balsam aufmerksam, der alle Eigenschaften
eines guten Balsams zeigte, und wovon zwei aus verschie-
denen Quellen bezogene Proben nach dem gänzlichen
Verluste des ätherischen Oels, der eine 42, der andere
43,5 gelbes brüchiges Harz hinterliess, während nach
Gerber der frischere Balsam 53,38, der ältere 64,78 trock-
nes Harz lieferte. Ein von mir gegenwärtig untersuchter
dünnflüssiger Balsam hinterliess nach hinreichendem Ko-
chen mit Wasser nicht mehr als 40 Proc. eines völlig
trocknen brüchigen Flarzes.
Lange nur an den dickflüssigen Balsam gewöhnt,
nimmt man den dünnflüssigen an und für sich weniger
gern, als derselbe zu Pillentoassen, zu welchen er gegen-
wärtig mit Wachs oder gebrannter Magnesia häufiger ver-
174 ^ Oberdörffer,
wandt wird, sich weniger gut eignet, und kam noch der
Umstand hinzu, dass der so dünnflüssige Balsam meistens
mit absolutem Alkohol trübe Mischungen lieferte, wodurch
derselbe nach dem Buchstaben der Pharmakopoen, die
meistens eine völlige Löslichkeit in demselben verlangen,
als nicht acht bezeichnet wurde.
Bei den vielseitigen, nicht unbegründeten Klagen der
Droguisten durfte es jedoch nicht mehr als recht und billig
sein, den dünnflüssigen Balsam in Beziehung auf sein Ver-
halten gegen Alkohol einer erneuerten Prüfung zu unter-
werfen, um so demselben wieder zu der Ehre zu verhel-
fen, die er theilweise unverdienterweise verloren hatte,
da ihm meistens in diesem Fall nbr seine Jugend zur Last
gelegt werden kann. Die vergleichenden Analysen ergaben
einen Unterschied von 32 bis 54 Proc. ätherischen Oel-
gehalts, und kann in dieser Beziehung, wenn die dünn-
flüssige Beschaffenheit allein hiervon abhängt, der dünn-
flüssige Balsam eher flir kräftiger als der verdickte gehal-
ten werden.
Wenn man die Prüfung durch anhaltendes Kochen
oder Verdunsten des zu prüfenden Balsams, als wodurch
das brüchig rückbleibende Harz die alleinige sichere Probe
von nicht beigemischtem fettem oder Ricinusöl abgiebt,
ausnimmt, so genügt ein anderweitiger einseitiger Reac-
tionsversnch als vorläufiges Prüfungsmittel selten. So
zweckmässig daher auch die Methode des Schüttelhs mit
Aetzlauge ist, so trägt doch der jüngere oder ältere ' Zu-
stand des Balsams, ein einmaliges oder wiederholtes
Schütteln dazu bei, in dem statt findenden schnelleren oder
langsameren, voUkommnen oder minder vollkommnen Ab-
sondern als klare Seife kleine Abänderungen zu veran-
lassen, die besonders bei dickflüssigem Balsam leicht zu
Täuschungen über die Aechtheit des Balsams Anlass geben
können. Eben so wenig genügte aber auch das Verhalten
gegen Alkohol, als'wodurch eine Beimischung von Ricinusöl
nicht zu erkennen ist, und selbst kleine Beimischungen
von fetten Oelen der Prüfung entgehen können, welche
Prüfung des Copaivabalsams. 175
anderweitig durch denselben bei anfanglicher Trübung
sich» später als solche am Boden ablagern.
Ausserdem aber findet bei vielen Sorten des jetzt im
Handel kommenden dnnnfiüsAigen Balsams (nicht bei« allen)
nun ebenfalls, ohne dass deshalb eine Fälschung anzu-
nehmen ist, eine Trübung bei einer Vermischung mit ab-
solutem Alkohol statt, die sich jedoch von der durch feite
Oele bewirkten deutlich unterscheidet, indem die beim
Schütteln anfänglich sphwach milchigt werdende Mischung
sofort leichte Flocken abscheidet, die anfangs nach oben
schwimmen, später sich am Boden legen, und sich daselbst
mehr und mehr erhärten, so dass sie, immer nur in ge-
ringerer Quantität zu der Menge des untersuchten Balsams,
durch Filtriren abgesondert und völlig mit Alkohol aus-
gewaschen, als eine weissliche, trockne, leicht zerreibliche
Substanz zurückbleiben.
Weder kalt noch warm zeigte sich dieselbe in Alkohol»
Aether oder Wasser löslich ; die Lösung erfolgt jedoch
leicht und vollkon»men in Petroleum, In der Wärme
schmilzt 3ie leicht zu einer weissgelblichen Harzmasse zu-
sammen, die im PlatinlöfFel stärker erhitzt sich bräunt, und
dann mit einem Kautschuk - ähnlichen Geruch mit lichter
Flamme ohne allen Rückstand verbrennt. Diesem zufolge
verhält sich die Substanz als ein eigenthümliches, dem in
Alkohol unlöslichen Theile des Mastix ähnliches Harz,
welches als ein zufälliger Bestandtheil des jungem Bal-
sams angesehen werden darf, da nicht jeder jüngere Bal-
sam denselben enthält, wovon mich verschiedene direct
von Para und anderweitig über Newyork hier importirte
Sorten überzeugten. Von drei derselben, die alle gleich
dünnflüssig waren; besassen zwei die gewöhnliche blass-
gelbe Farbe des Balsams, die dritte war bedeutend bräun-
licher gefärbt, wie dunkler Xereswein. Alle drei waren
vollkommen klar und besassen einen kräftigen Geruch,
beim Kochen ziemlich gleich 40 42 Proc. trocknes Harz
hinterlassend. Mit 2 Theilen Aetzlauge gemischt, schieden
alle drei nach wiederholtem starkem Schütteln eine klare
Seife ab; die bräunliche Sorte löste sich vollkommen klar,
176 . Duflos,
ohne alle Trübung in absolutem Alkohol, die beiden andern
dagegen schieden die oben erwähnten weisslichen harzigen
Flocken ziemlich gleichmässig in geringer Menge ab.
Fragt man, woher dieses verschiedene Verhalten kommt/
so erscheint diess leicht durch das Alter und die Vegeta-
tionsstufe der Pflanze erklärlich, wie eben sowohl die
mannichfachen Arten der Copaiferen, welche uns den
Balsam liefern, darin Abweichungen zulassen können. Jeden-
falls kann eine solche Trübung mit Alkohol, namentlich
bei jungem dünnflüssigem Balsam nicht als eine Folge
statt gehabter Fälschung angesehen werden, weshalb die
Forderung an die Prüfung mit absolutem Alkohol, die
anderweitig leicht die Gegenwart der sich bald am Boden
ablagernden fetten Oele documentirt, und deshalb nicht
ganz beseitigt werden darf, dahin abzuändern sein möchte,
dass bei der innigen Vermischung mit demselben sich nicht
nach einiger Zeit ein dünnflüssiges fettes Oel in der Mi-
schung ablagern dürfe, während eine leichte flockigte
Trübung den jungen Balsam nicht verwerflich mache, so-
bald derselbe im Uebrigen eine normale unverfälschte
Beschaffenheit kund gab.
■» • > *• H
Vorläufige Mittheiluog über ein sehr allgemeiD
wirksames cliemisclies Gegenmittel gegen Ver-
giftuigen durch Metallgitte und Cyanverbin-
dungen ;
von
Dr. Duflos.
(Vorgetragen in der sclilesisclien patriotischen Gesellschaft
vom 15. October 1845)
Die wesentlichsten Anforderungen, welche man an ein
chemisches Gegengift zu machen berechtigt ist, sind zu-
nächst, dass es sicher und schnell wirke, ferner, dass es
weder selbst, noch auch die Verbindung, welche es mit
dem Gifte eingeht, irgend eine erhebliche nachtheilige
Wirkung auf den Organismus ausübe, endlich, dass es
Gegenmittel gegen Vergißungen durch Metallgifte etc, 177
auch nicht zur Entstehung irgend eines andern schäd-
lichen Körpers Veranlassung gebe. Verbindet nun das
Mittel mit diesen Eigenschaften noch die, dass seine Wirk-
samkeit sich nicht bloss auf einige wenige Gifte, sondern
auf eine ganze leicht erkennbare Classe derselben aus-
dehnt, so kann man es wohl mit Recht ein allgemeines
nennen. Dergleichen allgemeine Gegengifte sind z.B. die
milde säurefreie Magnesia für alle ätzenden Säuren, die
milde Oelsäure für alle ätzenden Alkalien. Für eine an-
dere an Arten weit zahlreichere Gruppe von Giften, welche
auch am häufigsten zu absichtlichen und unabsichtlichen
Vergiftungen Veranlassung geben, die Metallgifte, entbehr-
ten wir aber bis dahin eines solchen allgemeinen wirk-
samen Gegenmittels. Die Wirksamkeit der in solchen
Fällen angewandten Mittel ist mehr oder weniger auf ein-
zelne Arten der genannten Gifte beschränkt, für andere
dagegen ganz null, was flir den Arzt um so übler ist, da
es ihm selten möglich ist, sich schnell genug von der Spe-
cialität des genossenen Giftes Kenntniss zu verschaffen,
die Symptome auch nicht selten trügen, daher leicht Ver-
lust an Zeit durch Anwendung ungeeigneter Mittel ein-
treten kann. Die Wirksamkeit des vor einiger Zeit von
M i a h 1 e als Antidot vorgeschlagenen hydratischen Schwefel-
eisens ist zwar eine weit ausgedehntere als die des Ei-
weisses, allein es hat noch den Uebelstand, dass die
Wirksamkeit desselben, die eigene Umwandlung in ein
Eisenoxydulsalz nach sich zieht, welches keineswegs immer
als etwas Indifferentes zu betrachten ist, ferner dass es die
Heftigkeit des giftigsten aller Quecksilbergifle nicht auf-
hebt. Ich meine das Cyanquecksilber, welches in neuerer
Zeit (in Frankreich) mehrmals die Veranlassung tödtlicher
Vergiftung gewesen. Beim Zusammenbringen desselben
mit hydratischem Schwefeleisen entsteht Schwefelqueck-
silber, Eisenoxydul und Cyanwasserstoff.
Vielfache Versuche, welche ich zur Prüfung der Mi ah 1 er-
sehen Angaben unternommen, und mich von der Rich-
tigkeit derselben überzeugten, -führten mich endlich auch
dahin, in einem Zusatz von Magnesia zum hydratischen
Arch. d. Pharm. XC V. Bds. 2 Hft. 1 2
178 Dußos,
Schwefeleisen das Mittel zur Beseitigung der oben berühr-
ten Uebelstände aufzufinden. In der That beseitigt eine Mi<
schung aus hydratisehem Schwefeleisen, reiner Magnesia und
Wasser die giftigeWirkung der Metallgifte, des Cyanquecksil-
bers nicht ausgenommen, vollständig und verhindert die Um-
wandlung des Schwefeleisens in ein lösliches Oxydulsalz.
Das Cyanquecksilber wird in unschädliches Schwefelqueck-
silber und Magnesium -Eisencyanür verwandelt. Dieser gün-
stige Erfolg veranlasste mich, ferner noch Versuche mit reiner
Blausäure anzustellen. Die Giftigkeit dieser letzteren aber
wurde nicht beseitigt, denn es bildete sich neben wenig
Rhodanmagnesium viel giftiges Cyanmagnesium. Als ich
aber für einen Gehalt an hydratischem Eisenoxydul in
dem Antidot sorgte, so war die Wirkung desselben auch
hier eine vollkommene und im Augenblicke aller Cyan-
wasserstoff durch Bildung von Magnesiumeisencyanür be-
seitigt. Ich stehe daher nicht an, ein Gemisch aus hydra-
tisehem Schwefeleisen, Eisenoxydul und Magnesia mit
Wasser, als ein allgemeines <jhemisches Antidot bei Ver-
giftungen durch Metallgifte und giftige Cyanverbindungen
angelegentlichst zu empfehlen. Ein Studirender der Me-
dicin hiesiger Universität wird auf meine Veranlassung,
das Mittel einer allseitigen Prüfung mit Thieren unter-
werfen und zum Gegenstand seiner Inaugural-Dissertation
machen, und ich werde seiner Zeit das Vergnügen haben,
über diese Arbeit zu referiren. Noch muss ich erwähnen,
dass auch bei Vergiftungen durch Alkaloide (Strychnin-
und Morphinsalze) das Mittel nicht ganz erfolglos ist, in-
dem durch die darin enthaltene Magnesia die leichtlös-
lichen Salze zersetzt und dem Gift durch Ueberführung in
eine nur sehr langsam assimilirbare Form, ein grosser
Theil seiner Wirkung genommen wird. Eine Auflösung
von salpetersaurem Strychnin, damit geschüttelt, lieferte
ein Filtrat, dessen Strychningehalt nicht grösser, eher ge-
ringer war, als ein reines Wasser von säurefreiem Strych-
nin aufgenommen haben würde. Ausser durch den Ge-
schmack konnte ich diess am besten auf die Art erkennen,
4ass ich zu einer Probe des Filtrats zuerst einen Tropfen
Gegenmittel gegen Vergiftungen durch Metallgifte etc. 479
reiner Salpetersäure, sodann ein doppeltes Volum concen-
.trirter Schwefelsäure rasch zusetzte. Der Grad der ein-
tretenden goldgelben Färbung erlaubt einen relativen Schluss
auf den Gehalt an Strychnin, für welches ich überhaupt
das eben erwähnte Prüfungsverfahren als das sicherste
bezeichnen muss, wenn es sich um die Erkennung des
Strychnins in sehr verdünnter Lösung handelt.
Die Darstellung des in Rede stehenden Gegengifts ge-
schieht nun folgendermassen. Drei Unzen officinellen
Salmiakgeistes von 0,970 specifischem Gewicht werden mit
Schwefelwasserstoffgas vollkommen gesättigt, das gewon-
nene Ammoniumsulfhydrat in einer gut verschliessbaren
Flasche mit drei Pfund destillirtem Wasser verdünnt, und
dazu nun unter ümschütteln eine Lösung von zwei und
einer halben Unze krystallisirten schwefelsauren Eisen-
oxyduls in 16 Unzen Wasser eingetragen. Die Flasche
wird vollends mit Wasser gefüllt, mit Blase luftdicht über-
bunden und der Niederschlag absetzen gelassen. Die
überstehende Flüssigkeit wird mit Hülfe eines Hebers ab-
gelassen, von neuem Wasser aufgegossen, abermals ab-
setzen gelassen u. s. w. Andrerseits löst man zwei Unzen
schwefelsaures Eisenoxydul in ein Pfund heissem destill ir-
ien Wasser, giesst die Lösung in eine verschliessbare
Flasche, fügt dazu eine Unze mit Wasser zu einer homo-
genen Milch zerriebene gebrannte Magnesia, schüttelt alles
wohl um, füllt die Flasche mit Wasser vollends voll, ver-
schliesst dieselbe und lässt absetzen. Die klare Flüssig-
keit wird abgelassen und der Bodensatz wie im Vorher-
gehenden ausgesüsst. Beide abgelagerte Niederschläge
werden endlich in eine einzige Flasche zusammengegossen
und das Gemisch vor dem Zutritt der Luft vollständig
verwahrt aufgehoben. Als Bezeichnung dafür würde ich
den iiamen OxysiUfuretum ferri cum magnesia vorschlagen.
•» • > < • < ■
42»
480
II. njaturgreschlchte und Pharma-
kogrnosle.
lieber Lycopodium.
(Briefliche Mittheilungf von R e i ch e, Apoth. in Hohenstein an Dr. B 1 e y.)
Nachdem ich bereits einige Bemerkungen über 2 Ly-
copodien Ihnen Tiir das Archiv eingesandt hatte, kam mir
in Koch's neuestem Handbuch die Diagnose beider Ar-
ten zu Gesicht, wo mir die darin angegebenen Merkmale
beider so wenig unterscheidend erschienen, dass ich, da
ich eben Gelegenheit hatte, auf kurze Zeit ein vorzüg-
h'ches Mikroskop zu benutzen, beide Pflanzen nochmals
sorgfältig analysirte, das Ergebniss war auch so befrie-
digend, dass ich nicht unterlassen kann, Ihnen die nun
vollständigere Beschreibung beider Pflanzen zuzusenden,
mit der ergebenen Bitte, solche bei Gelegenheit zur Kennt-
niss der Herren Collegen zu bringen, denn schon in Dres-
den überzeugte ich mich, dass beide Arten häufig , ver-
wechselt werden, was bei den zeitherigen darüber
erschienenen Diagnosen nur zu leicht möglich war.
Lycopodium Chamaecyparissus.
Wurzeln büschelförmig, vom Stamm (Strunk) da auslau-
fend, wo oberhalb die Aeste aufsteigen.
Stamm gelblich weiss, schuppig, fast fleischig, leicht zer-
reiss - und brechbar, gern unter festliegenden
Steinen, Baum- und Haidenwurzeln fortkrie-
chend, 2 oft auch bis 5 Zoll tief
Aeste steigen meistens vom Stamme gerade auf, theilea
sich vielfach gabelig, gleich hoch, büschelig,
nach oben mehr oder weniger einwärts
gebogene Aestchen; Blättchen klein, lan-
zettpfriemenförmig, dachziegelförmig herab-
laufend, an den Endzweigen in i Rei-
hen, die 3 nach innen gekehrten, aus grösse-
ren, glänzend bläulich grünen, die eine nach
aussen gekehrte aus viel kleineren matt-
grünen Blättchen bestehend, an den stärkern
lieber Lycopodium. 484
Zweigen mehr oder weniger regelmässig in
8 Reihen stehend, an den Endzweigen stumpf
dreikantig erscheinend.
Aehrenstiele lebhaß grünlich gelb gefärbt, mit abwech-
selnd stehenden, schmal lanzettförmigen, nach
oben etwas abstehenden, mit, der Spitze
aber eingebogenen, in den Verästelungen brei-
ter werdenden Blättchen.
Aehrchen selten zu 2, meist zu 4 oder 6, Spindel nach
oben allmälig spitz verlaufend, bei zuneh-
mender Reife unterhalb lebbaft orange, nach
oben schön gelb, nach der Spitze grünlich
verlaufend gefärbt.
S ch u p p e n (Deckblätter) bei völliger Ausbildung der
Kapsel etwas abstehend, nach unten rund-
lich eiförmig, nach oben schnell in eine Spitze
verlaufend, von der Basis bis zum Anfang
der Zuspitzung mit erhabenen Drüsen bedeckt,
am Rande durchscheinend dünn und ausge-
fressen, bei völliger Reife die Spitze horizon-
tal abstehend.
Kapseln (Sporangien) bei voller Reife orangegelb, nie-
renförmig, kleiner als die von Lycopod, com-
planatum.
Sporen (Pollen) rund, aus vielen kleinen runden durch-
scheinenden Zellen bestehend, welche durch
sehr dünne nach allen Seiten quer durch-
laufende Häute getrennt und durch eine
etwas dickere von aussen glatte Haut einge-
geschlossen sind, in welcher in geregelter
Entfernung durchsichtige runde Zellen sich zei-
gen ; in Menge gesehen citronengelb von Farbe.
Die ganze Pflanze besitzt ein sehr zierliches Ansehen, Farbe
der Aeste und Zweige grasgrün, die Zweige
zur obern Hälfte entschieden blaugrün ge-
färbt; die dicht zusammengedrängten Aeste,
junger Pflanzen vorzüglich, so gleich lang, dass
dieselben wie verschnitten erscheinen, oft
<8S Veber Lycopodttm,
aus einem Stamm 6 bis -8 aufsteigend, Hand
bis Fuss hoch.
Die Reife der Kapsein tritt mit Ende August
bis Anfang September ein.
Wächst auf sonnigen mit Haide bewachse-
nen Anhöhen.
Lycopodium chamaecyparissus unterscheidet sich daher
bestimmt von
Lycopod. complanatum A) durch das zierlichere Ansehen
der ganzen Pflanze, 2) durch die blaugrüne
Farbe der obern Zweige, 3) durch die Farbe
der Aehrenstiele und die abweichende Form
der Blättchen an den Verästelungen, 4) die
Form und Färbung der Spindel, 5) Form
und Stellung der Schuppen, 6) durch Form,
Grösse und Färbung der Kapseln, 7; durch
Bau, Farbe und Grösse der Sporen.
Lycopodium complanatum.
Wurzeln büschelförmig einzeln am Stamm vertheilt, doch
meist nur an dem tiefer in die Erde gesenk-
tem Theil desselben.
Stamm (Strunk) schmutzig hellbraun, zähe, fast holzig,
schuppig, sehr biegsam, sowohl über als
unter der Erde fortlaufend.
A e s t Q vom Stamm weg meist gebogen aufsteigend, 6 — 16
Zoll hoch, aufrechte 2 bis 4 Zoll lange nach
oben gabelig getheilte sich nach aussen bie-
gende Aestchen treibend, die dicht mit dach-
ziegelförmig anliegend herablaufende» Blätt-
chen besetzt sind, an den untern Aesten
zerstreut und lanzettpfriemenförmig, an den
Endzweigen in 4 Reihen, die 3 nach innea
gekehrten aus grössern, eylanzettförmigen
erhabenen, nach ob'en etwas abstehenden
glänzend saftgrünen, die eine nach aussen
gekehrte Reihe aus kleinern lanzettpfriemen^
förmigen scharf anliegenden mattgrünnen Blatt-
Üeber Lycopodinm.
483
dben beslehend und dadurch dreieckig er-
scheinend, sämmlliche ganzrandig.
Aehrenstiele anfangs raatt, später schmutzig grüngelb
gefärbt, mit durchaus pfriemenförmigen meist
zu 2 — 3 sich gegenüberstehenden abstehen-
den Blättchen bekleidet.
A e h r ch e n meist zu 2 und 3, selten zu 1 oder 4, Spindel
schnell in eine stumpfe Spitze verlaufend,
anfanglich mattgelb, bei voller Reife schmutzig
gelb gefärbt.
Schuppen rundlich ey förmig, nach oben allmälig in
eine Spitze auslaufend, ein von der Basis
ausgehendes nach der Peripherie verlaufen-
des Zellgewebe sehr ausgeprägt, nach unten
dicklich erhaben, am Bande durchscheinend
und ausgefressen, bei voller Reife bedeutend
abstehend, Spitze umgebogen.
Kapseln bei völliger Reife gelb, nierenförmig, oberhalb
/""^^ niit 2 Eindrücken versehen.
Sporen (Pollen) aus mehreren (10 bis 16) runden Zellen
bestehend, welche durch dicke häutige Wände
und durch eine sehr dicke unebene Haut
mehr oder weniger kugelförmig umschlossen
sind, in Menge gesehen dunkelcitronengelb von
Farbe.
Die ganze Pflanze erscheint schön lebhaft
saftgrün, nicht selten 1 bis 4j Fuss hoch»
gewöhnlich findet man unterhalb der grünen
Aeste das vergrünte Laub der vorjährigen
Aeste so wie die vorjährigen Aehren, treibt
oft im October zum zweiten Male Aehren
auf sehr kurzen Stielen.
Die Reife der Kapseln tritt Ende Juli bis
Anfang August ein.
Findet sich auf schattigen Stellen der mit
Nadelholz bewachsenen Anhöhen zwischen
Haide und Moos.
•»• >< • < •
C tf X
484 Kleine botanische Notizen.
Kleine botanische Notizen.
(Brieflich mitgetbeilt von E. Hampe an Dr. Bley.)
Ist Ihnen in der 6e besehen Ausstellung vielleicht
Berba tramontana aufgefallen? Ich nahm ein StückcheQ
zur Vergleichung mit und habe gefunden, dass solche
Umbüicaria pensylvanica ist, die ich nur aus Nordamerika
kenne. Sollte wirkh'cb diese Hb, tramontana aus Corsica
stammen, so wäre die Lichenographia europaea um eine
Species reicher, als bisher bekannt war. — Noch habe
ich kürzlich einen besondern Fund gemacht. Calycium
byssacmm Fries, nur als sparsam vorkommende Flechte
Scandinaviens bekannt, kommt auch an Bäumen ganz in
der Nähe von Blankenburg auf unserm Harze vor.
•»• » 4t M
485
III. M oiiatsb erlcht
Arsenikalische Substanzen in den Wässern von
Hammam-Mescoutiue bei Algier.
0. Henry bemerkt über diese interessante Ent-
deckung, dass bereits Trip i er, welcher als Militairphar-
maceut die Expedition nach Constantine begleitete, die
vorgezeichneten Quellen mit »arsenikalischen Substanzen
imprägnirt« gefunden habe. — Boudet hatte späterhin
Gelegenheit diese Quellen zu untersuchen, deren Tempe-
ratur sich bis 96^ C. erstreckt, und welche kalkhaltige
Concremente ablagern. Sie enthalten Schwefelwassersloff-
gas- und schwefelsaure Kalk- nebst Natron -Verbindun-
gen etc. Es ergab sich bei einer genaueren Untersuchung, *
dass allerdings diese Mineralwässer »arsenikhaltige Theile«
enthalten, und die von Tripier aufgestellte Ansicht die
richtigere ist. — Muthmasslich sind die »arsenikalischen
Baryt- und Kalk -Verbindungen als Ursache anzunehmen.
Jene Verbindungen sind aber nur in höchst geringer Menge
vorhanden, da namentlich das Wasser dieser warmen
Quelle zu manchen Zwecken benutzt wird, fjourn. d. Pharm,
et Chim. Juin. 1845. pag, 457 etc.) Witting.
Analyse der Ferdinandsquelle bei Marienbad.
Eine Vergleichung der 4824 vonBerzelius und 4844
von Kerstan unternommenen Analysen hat ergeben, dass
ihr Gehalt an festen Bestandtheilen bedeutend zugenommen
hat und sogar jetzt reicher daran ist, als der Kreuzbrunnen.
Man erhielt dabei folgende Verhältnisse:
12 Unzen enthalten : Berzelias 1824 Kersten 1844.
Schwefelsaures Natron 16,908 Gr/ 29,0747 Gr.
Schwefelsaures Kali ~ j> 0,2442 »
Chlornatrium 6,747 » 11,5476 »
Kohlensaures Natron 6,449 » 7,4246 *
Kohlensaures Lithion 0,051 «• 0,0518 j»
Kohlensaure Kalkerde 5,012 » 3,1374 »
Kohlensaure Strontianerde 0,004 » 0,0046 »
Kohlensaure Talkerde 2,287 » 2,6208 »
Kohlensaures Eisenoxydul '. 0,069 » 0,3530 »
Kohlensaures Manganoxydul 0,300 » — »
Basisch ** phosphorsaure Thonerde . 0,004 » 0,0103 »
Neutrale phosphors. Kalkerde -^ » 0,0109 »
Kieselsäure 0,502 » 0,5550 .
Brom, Fluor, organische Stoffe. ... — » Spuren
33,333 (?) 55,1261 (?)
Preie Kohlensäure 631,05 C.-Ct,
f Waither u. Amtnon. Joum f. Chir. IV. mg. 432-^437, Pharm:
Central. 1845. No. 45) A
*■
iS6 Vergiftung d. Kali hydrocyanic. Vergiftung d.Schwf.Grün.
Doppelte Vergiftung durch Kali bydrocyanicura.
Hofrath Weidner tlieill einen Fall mit, wo der Arzt
seinem Patienten, der an sehr schmerzhaften blinden Hä-
morrhoiden leidet, folgende Medicin verordnet: I^: Kali
hydrocyamc. 5jj Aq. chamom. §jj Sacchar, alb. Jjj M, D. S.
Vierstündhch einen halben Esslöffel voll.
Der Kranke nahm einen Kaffeelöffel voll, der kaum
100 Tropfen fasste, und war eine Stunde darauf todt. Der
inzwischen herbeigerufene Arzt, welcher die Medicin ver-
ordnet hatte, nahm in der Meinung, das mehr als 100 Mal
von ihm in derselben Formel verordnete Kali ferrugtnoso-
hydrocyan, vor sich zu haben, von derselben Arznei einen
Kaffeelöffel voll in den Mund, hielt sie einen Augenblick
darin, verschluckte etwa \ davon und spuckte das üebrige
wieder aus, weil er im Schlünde ein eigenthümliches schmm-
pfendes Gefühl empfand. Er bekam Schwindel, Verdun-
kelung des Gesichts, starken Brechreiz, Rauschen vor den
Ohren und fast völlige Bewusstlosigkeit. Nach einer müh-
sam verschluckten Tasse Milch trat sofort Würgen und Er-
brechen ein. Den andern Morgen war er bis auf eine
Abspannung ganz wohl wieder. Bei der Section des Ge-
storbenen bemerkte man keinen auffallenden Geruch. Bei
der chemischen Untersuchung fand man in dem Blute und
dem Harne kein Gift, wohl aber in dem Dickdarm und den
Contentis, nämlich Cyan und Kalium, wodurch, so wie
durch die noch zurückgebliebene Medicin und das noch in
der Apotheke vorgefundene Kali hydrocyamaum die Ver-
giftung constatirt wurde. (Fror, neue Notiz. ßd,35. p. I9Q.) Hz,
Aeusserliche Vergiftung durch Schweinfurter Grün,
Blandet macht, seiner Praxis entnommen, mehrere
Fälle der Art bekannt, dass sowohl Papierfabrikanten, als
auch Solche mit chemischer Darstellung dieses Präparates
beschäftigt, davon Zufälle erlitten, und die Zufälle, welche
bei arsenikalischen Vergiftungen häufig sind, auch hier durch
äussere Berührung entstehen können. Hierher Kopfschmer-
zen, Coliken, Hinfälligkeit. — Die mechanische Vertheilung
mit einer Bürste bei den arsenikalischen Producten, scheint
besonders nachtheilig zu sein, da schon durch die Poren
der Haut solche Vergiftungen stattfinden können» während
die Anfertigung des »arsehigsauren Kupferoxydes« selbst
den Fabrikanten selten Nachtneil bringt. Abilasswässer aus
solchen Farbenfabriken schaden gleichfalls schon, wenn Ar-
beiter mit entblössten Füssen in solchen Wässern stehen. —
Der Wechsel der Kleidung, Gebrauch der Bäder wird
namentlich den Arbeitern empfohlen. — fJourn. de Medic.
Avril 1845 J Witting.
Karioffelfuselöl «8t
lieber Kartoffelfnselöl.
Bekanntlich war vor einiger Zeit von französischen
Chemikern die Entdeckuns; gemacht worden, dass sich
aus dem Kartoffelfuselöl Valeriansäure darstellen lasse.
Apotheker Traut wein in Nürnberg verfolgte diese Ent-
deckung weiter und brachte einen Cyclus von Versuchen
und ArKeiten darüber in der letzten Versammlung deut-
scher Naturforscher und Aerzte zum Vortrag.
Er erhielt ungefähr folgende Resultate: Die von ihm
aus einer Weingeistfabrik erhaltene bedeutende Quantität
Fuselöl bildete eine trübe, milchige, widrig riechende Flüs-
sigkeit, in welcher — bei 10 Grad Kälte — erstarrte
Tneilchen, die festes Fuselöl waren, herumschwammen.
In der Wärme bildeten sich zwei Schichten, von denen
die untere ein Fuselöl und Weingeist enthaltendes Wasser,
die obere ein wasserhaltiges mit Weingeist vermischtes
Fuselöl war. Das letztere hatte 0,864 specif. Gewicht-
Bei der Destillation waren die zuerst übergehenden zwei
Drittheile nur ein mit Fuselöl imprägnirter Alkohol, und erst
das letzte Drittheil war das, auch von den französischen
Chemikern angewandte reine KartofFelfuselöl. Sein spec.
Gewicht war = 0,818.
1 Atom Fuselöl wurde mit 4 At. concentrirter Schwe-
felsäure gemischt, in einer Tubulatretorte auf 4 At Man-
gansuperoxyd gegossen und endlich ein gleiches Gewicht
Wasser, wie Schwefelsäure war, zugesetzt. Das Gemisch
erhitzte sich so, dass ohne Anwendung äusserer Hitze
unsefähr zwei Drittheile vom Gewicht des verwendeten
Oeles überdestillirten.
Das saure Destillat wurde mit kohlensaurem Kali ge-
schüttelt und rectificirt. Wenn man nach Dumas das
gereinigte Oel als Amylalkohol betrachtet, so würde dieses
Destillat ein Amylaldehyd vorstellen können. Es war von
einem angenehmen starken Obstgeruch, der selbst durch
Aetzkalilauge nicht zerstört wurde. In ein Zimmer ge-
sprengt, verbreitete es einen angenehmen Obstgeruch, der
aber nach einiger Zeit dem Geruch der Valeriansäure sich
näherte. Nach längerem Stehen an der Luft röthet es
das Lackmuspapier wieder. Gegen Säuren verhält es sich
nicht basisch, sondern nähert sich seiner Natur nach mehr
den Säuren. Der Verfasser glaubt ihm den Namen »Obst-
äther« geben zu können.
Der Verfasser destillirte nun wieder 1 Atom Fuselöl
mit 7 At. Schwefelsäure, 3 At. Kalibichromat und eben so
viel Wasser, dem Gewicht nach, als Schwefelsäure. In
der stets kalt gehaltenen Vorlage sammelte sich ein ätbe«
188 KartoffelfuselöL
risches und wässeriges Fluidum. Es wurde mit gebrannter
Magnesia neutralisirt, der obenaufschwimraende Aether rec-
tificirt. Das Destillat war Valerianäther oder valeriansaures
Amyloxyd. Wurde die bei der Neutralisation mit Magnesia
enthaltene Flüssigkeit eingedampft und mit Schwefelsäure
behandelt, so destillirte Valeriansäure über, welche durch
mehrmalige Rectification rein erhalten wurde. Aus den
verschiedöhen Retortenrückständen, welche meist sich als
valeriansaures Chromoxyd auswiesen, erhielt der Verfasser
durch Destillation mit Schwefelsäure noch eine bedeutende
Menge reine Valerian- oder Amylsäure.
Noch wurden der gereinigte Amylalkohol der soge-
nannte Obstäther, der Valerianäther und die Valeriansäure
auf ihr Verhalten gegen verschiedene Körper untersucht,
um zu sehen, ob vielleicht aus der Auflösung des einen
oder des andern zu technischen Zwecken Nutzen gezogen
werden könnte.
Phosphor wurde am meisten vom Valerianäther, am
weniffsten vom KartoflFelfuselöl angegriffen.
Jod löste sich in Allen gleich auf.
Bernstein wird, ausser dass er nach längerer Zeit
etwas aufquillt, nicht verändert.
Ostindischer Kopal quillt zu einer durchscheinenden
Masse, fast wie Traganth im Wasser, nur Valerianäther
wirkt weniger, als die übrigen.
Schellack giebt mit Fuselöl und Obstäther eine Auf-
lösung, weniger wirken die Amylsäure und der Amyläther.
Kautschuk quillt in Fuselöl und Obstäther oder Al-
dehyd auf, ohne aber geformt werden zu können. Mit
dem Aether jedoch, noch mehr mit der Säure bildet er
eine völlig traktable Masse.
Guajakharz freines natürliches) wird vom Fuselöl und
Aldehyd vollstänaig, vom Valerianäther und der Säure theil-
weise gelöst.
Drachenblut (feinstes) wird am meisten vom Fuselöl,
am wenigsten von der Säure und dem Aether gelöst.
Jalapenharz (weisses, der in Schwefeläther lösliche
Antheil) wird von allen 4 Flüssigkeiten gänzlich gelöst.
Perubalsam wird vom Fuselöl ungefähr, wie vom Wein-
alkohol aufgenommen; Aldehyd löst ihn völlig; Amylsäure
und Aether nur mit starker Trübung.
Schwefel wurde, sogar beim Erhitzen bis zum Koch-
puncte, von keiner der 4 Flüssigkeiten angegriffen.
Die Identität der Valeriansäure aus Fuselöl und der
aus der Baldrianwurzel ist nach Allem, was bis jetzt dar«
über gearbeitet worden ist, ausser allen Zweifel (Buchn,
fiepert. f. d. Pharm. Bd. XLl H. t) Ä
- (
Pi'oducte cms bütern Mandeln, 189
Producte aus bittern Mandeln.
Laurent untersuchte in neuerer Zeit die bittern
Mandeln und erhielt daraus verschiedene eigenthümliche
Verbindungen. Amarin nennt er eine Verbindung aus
42 C, 18 H, 2 N, welche er erhielt, als er durch eine wein-
geistige Lösung von Bittermandelöl einen Strom von Am-
moniakgas längere Zeit durchstreichen Hess, worauf das
Oel zu einer ^trahligen, krystallinischen Masse erstarrte.
Diese Hess er mit wenig Wasser sieden, sättigte mit Salz-
saure, wobei sjch ölartige Materien absetzten, und neutrali-
sirte endhch mit Ammoniak. Es bildete sich bald ein
Niederschlag von Amarin in weissen mikroskopischen
Krystallen. Wird es dann in heissem salzsäurehaltigem
Alkohol gelöst und mit Ammoniak neutralisirt, so scheidet
sich beim Erkalten reines Amarin ab. Es ist färb- und
feruchlos, wenig bitter; in Wasser gar nicht, aber in
ochendem Weingeist löslich und destillirt bei ziemlicher
Hitze unzersetzt über.
Amarinhydrochlorat wird erhalten, wenn Salzsäure auf
Amarin gegossen wird. Es scheidet sich eine ölartige
Materie ab, welche in Wasser wenig löslich ist, dagegen
leicht in Aether und Weingeist, und beim Trocknen eine
feste Masse bildet. Es besteht aus 42 C. 19^ H, 1 Gl, 2 0.
Mit Platinchlorid bildet es eine krystallisirbare Verbindung.
Schwefelsäure und Salpetersäure bilden mit Amarin Salze.
Benzirainsäure. Wird das Product, welches sich beim
Behandeln einer Lösung von Bittermandelöl in Alkohol mit
Aetzammoniak gebildet hat, mit Wasser übergössen, so
löst dieses benziminsaures Ammoniak auf, welches beim
Zusatz von Salzsäure die Benziminsäure fallen lässt. Diese
ist unlöslich in Wasser, wenig löslich in Weingeist. In
der Hitze schmilzt sie und zersetzt sich.
Benzoinam. Der Verfasser löste Benzoin in absolutem
Weingeist, liess in einer Flasche Amnioniakgas durch-
streichen und das Ganze 4 — 5 Monate stehen. Anfangs
hatte sich eine Substanz gebildet, welche er Benzoinamid
nannnte, allein endlich war diese ganz verschwunden und
es hatten sich wenigstens 5 verschiedene Körper gebildet,
nämlich: 1) Benzoinam, 2) ein krystallinischer Stoff, beide
nur in etwa 800—1000 Th. Weingeist, Aether oder Steinöl
löslich ; 3) mikroskopische Nadeln, wahrscheinlich Benzoin-
amid; 4) rundliche in Weingeist sehr lösliche Körner;
5) eine ölige harzige Substanz, fn Weingeist und Aether
löslich. Durch Kochen mit Weingeist Hessen sich der 3.,
4. und 5. Körper abscheiden, so dass nur die beiden,
490
Zuckergährung.
ersten blieben, und diese konnten wieder durch eine al-
koholische Kahlösung, welche den zweiten Körper aufnahm
getrennt werden. Das rückständige Benzoinam wurde in
wenig, mit Salzsäure versetztem, Alkohol gelöst und durch
Neutralisation mit Ammoniak völlig rein wieder abgeschie-
den. Es ist geruchlos, unlöslich m Wasser, wenig löglich
in Aeiher und Steinöl. In der Hitze schmilzt es und
krystallisirt beim Erkalten. Es besteht aus 56 C, 24 H,
2 0. 2 N. (Compt. rend. mens. p. Laurent et Gerhardt. —
Pharm. Centrbl. No. 52. IS45.) B.
Zuckergährung.
Bouchardat hat neue Versuche über den Process der
Zuckergährung angestellt und gefunden, dass nicht bloss
die Diastase, sondern auch die Synaptase, das Amygdalin,
das Salicin und Phlorozin jene Umwandlung veranlassen
können. Am häufigsten wirkt indess die Diastase auf
Stärkmehlkleister ein. Nach früheren Beobachtungen
KirchhofFs zeigt Gluten dieselbe Eigenschaft. Bou-
chardat hat über die Resultate seiner neueren Arbeiten
folgende Tabelle aufgestellt :
Resultat nach einer
Resultat nach einer
Menge des
erhaltenen
K^rilnriAl«»
Substanzen
halbstündigen Einwir-
vier und zwanzigstün-
kung bei 40^
digen Einwirkung.
ULI UltlVl
Zuckers.
Holzfaser
Keine Veränderung
Fast nichts
Hordein
Ebenso
Ebenso
^^^
Glutin
Kaum merkliche Lö-
sung
Schleimige Flüssigkeit
0,31
Frisches
Keine Consistenzver-
Kaum merkliche Lö-
—
Pflanzeneis-
änderung
sung
weis
Trocknes
Beginnende Lösung
Lösung
—
Pflanzenei-
^
weis
Frisches
Kaum merkliche Lö-
Schleimige Flüssigkeit
0,39
Gluten
sung
Gepulvertes
Deutliche Lösung
Völlige Lösung
0,97
Gluten
Eiereiweis
Keine Veränderung
Schleimige Flüssigkeit
Spuren
Gelatina
Ebenso
Ebenso
Ebenso
Fibrin
Ebenso
Ebenso
Ebenso
Faulendes
Deutliche Lösung
Völlige Lösung
0,52
Fleisch
Paulendes
Fast vollständige Lö-
Ebenso
0,82
Gluten
sung
Bierhefe
Ebenso
Ebenso
1,02
Zucker gährung.
491
Resultat nach einer
Resultat nach einer
^enge des
erhaltenen
Krümel-
Substanzen
halbstündigen Einwir-
vier und zwanzigstün-
kung hei 40<^
digen Einwirkung.
Zuckers.
Gekeinite
Völlige Lösung
Ebenso
3,78
Gerste
Embryonen
Fast nichts
Schleimige Flüssigkeit
der ^ekeim-
ten Gerste
Albumen der
Völlige Lösung
Völlige Lösung
3,75
gekeiiuteu
Gerste
Fanlende
Unvollkommene Lö-
Schleimige Flüssigkeit
0,43
Gerste
sung
[stimmt.
Diastase
Völlige Lösung
Völlige Lösung
Nicht be-
Magensaft
Keine Veränderung
Fast keine Verände-
Ebenso
eines Hundes
rung
Intestina l-
Unvollkommene Lö-
Ebenso
Ebenso
flussigkeitei-
sung
nes Hundes
(
Magenhaut
Keine Veränderung
Ebenso
Ebenso
eines Hundes
Dünndarm-
Ebenso
Ebenso
Ebenso
haut eines
Hundes
Innere Haut
Unbedeutende Lö-
Theil weise Lösung
Ebenso
eines Tau-
sung
benkropfes
Dünndarm
Deutliche Lösung.
Deutliche Lösung.
Ebenso
einer Taube.
(Annal de Chim. et de Phys. III. Ser. T. XI V. — Pharmac.
Centr-Bl. 1845. No. 32.) B.
Verfälschung des Seammoniums und ihre Erkennung.
Pereira fand in seinen Untersuchungen des Scam-
moniunis folgende Genaenglheile : Kalk, starkmehlhal-
tige Substanz, Sand und Guajakharz.
Sie werden auf folgende Weise erkannt:
4) Durch das Ansehen. Reines Scammonium
gleicht auf dem frischen Bruche einigermassen dem Gua-
iakharze: es zeigt Harzglanz und eine grünlichschwarze
?'arbe. In kleinen Splittern hat es eine graubraune Farbe,
und ist etwas durchscheinend.
Verfälschtem Scammonium fehlt der Glanz, die Farbe,
Leichtzerbrechlichkeit und theilweise Durchsichtigkeit de$
i 92 Verfälschung d. Scammoniums u. ihre Erkennung,
ächten. •Es ist auf dem Bruche entweder matt oder mehr
oder weniger wachsartig; zuweilen auch glimmerartig,
wenn nämlich Sand oder andere Harze darin sind. Die
Farbe ist gewöhnlich grau, zuweilen mit einzelnen weis-
sen Flecken von Kalktheilen.
Alles ächte Scammonium besteht nach P. aus un-
förmlichen Massen, während das verfälschte in runden
flachen Kuchen vorkommt.
2) Durch Salzsäure. Lässt man auf die frische
Bruchstelle des ächten einen Tropfen Salzsäure fallen, so
bemerkt man keine'Veränderung; desgleichen nicht, wenn
man zu dem Versuche gepulvertes nimmt. Enthält dage-
gen das Scammonium Kalk, so entsteht, in beiden Fällen
ein Aufbrausen, und die salzsaure Solution giebt, nach
dem Uebersättigen mit Ammoniak, auf Zusatz von oxal-
saurem Ammoniak einen Niederschlag.
3) D u r ch Jod. Eine wässrige Abkochung des reinen
Scammoniums wird durch Jodtinctur nicht verändert. Ist
aber ein stärkmehlhaltiger Körper darin, so entstellt die
bekannte blaue Färbung.
4) Durch Untersalpetersäure. Setzt man ein
mit der alkoholischen oder ätherischen Tinctur des reinen
Scammoniums getränktes Stück Papier den (durch Ein-
wirkung von Salpetersäure auf Kupfer, Eisen, Zink ent-
wickelten) Dämpfen der Untersalpetersäure aus, so be-
merkt man keine sichtliche Veränderung. Enthält es
Guajak, so färbt es sich blau. —
Reines Scammonium liefert durch Extraction mit Schwe-
feläther 75 — 80 Proc. Harz. Auserlesene, von ihrem äus-
sern Kreideüberzuge befreite Stücke gaben 80 Proc. Wein-
geist eignet sich weniger gut zur Gewinnung des Harzes,
weil es auch von den anderen Bestandtheilen des Scam-
moniums etwas aufnimmt. Auch in Terpentinöl löst sich
das Harz, und unterscheidet sich dadurch vom Jalappen-
harze.
Colophonium würde sich durch den Geruch beim
Schmelzen zu erkennen geben.
^Reines Scammonium hinterlässt beim Verbrennen nicht
mehr als 3 Gran (?) Asche. (Pharm. Journ. and Transaci.
1844. — Buchn. Bepertor, der Pharmacie, Bd. XXX VII L
3. Heft.J B.
Manna des Handels.
Leuchtweiss hat mehrere Sorten Manna analysirt
und giebt folgende Resultate:
Manna des Handels. Einige seltene Sorten Rhabarber. <93
M. canell. M. canell. M. calabrin.
in fra^m.
Wasser 11,6 13^0 11,1
Unlösliche Bestandtheile 0,4 0,9 3,2
Zucker 9,1 10,3 15,0
Mannit 42,6 37,6 32,0
Dem Fflanzenschleim analoger Körper
nebst Mannit, einer harzartige^n und
sauren Si^istanz, so wie geringe
Mengen euier stickstofThaltigen Ma-
terie 40,0 40,8 42,1
Asche 1, 3 1,9 1,9
, , , 105,6 104^5 105,37"'
Der Zucker wurde durch die bei der Gährung sich
bildende Kohlensäure bestimmt. Das Mannit nacn der
Gährung durch Verdunsten bis zum Kryst.-Punct und Aus-
ziehen mit Alkohol. (Annal. der Chem. u. Pharm. Bd 5t.
p. t2i—t34.J Bz.
Einige^ jüngst im englischen Handel erspcheineude
seltene Sorten Rhabarber.
1j Stämjliche Ganton-Rhaburber.
Alle Stücke die im Handel vorkamen, waren cylin-
drisch, etwa 2 Zoll lang, \ — | Zoll dick, und wogen
durchschnittlich 100 Gran. Die meisten Stücke sind ge-
schält. Bis auf die etwas blassere Farbe gleichen sie
im Ansahen sehr der stänglichen englischen Rhabarber.
Der Geschmack ist bitter und etwas zusammenziehend,
aber weit schwächer, als der der guten halbgeschälten
Canton-Rhabarber. Beim Kauen bemerkt man wenig oder
gar kein Knirschen zwjschen den Zähnen.
Diese Sorte ist wahrscheinlich von den Wurzelzwei-
gen derselben Pflanze, welche die gewöhnliche Canton-
Rhabarber liefert, genommen.
2} Bucharische Rhabarber.
Diese Sorte Rhabarber steht zwischen der Chinesi-
schen und Russischen, ist aber schlechter. Die Stücke
sind mehr oder weniger rund und flach, und wiegen eine
bis zwei Unzen. Eiöige derselben scheinen gleich der
Chinesischen durch Abschaben von ihrem Rindentheil be-
freit zu sein, an anderen ist die Rinde weggeschnitten.
Die meisten sind mit eineta Loche, ofi^enbar zum Zweck
des Trocknens, versehen; aber in keinem dieser Löcher
finden sich üeberbleibsel von den Stricken, die zum Auf-
hängen der Wurzeln gedient haben. Manche Stücke sind
Arch. d.Pharm.XCV.Bds.2.Hfl. "^ J3
494 Einige seltene Sorten Rhabarber.
dicht, die meisten aber lockerer als gute Russische Rha-
barber. Im Innern sind .sie häufig verdorben und dunkel-
farbig. In der Textur gleichen sie der ächten Rhabarber;
der Geruch stimmt auch mit dieser überein, ist aber viel
schwächer, der Geschmack bitter und zusammenziehend.
Zwischen den Zähnen knirschen sie wie Sand. Ihre Farbe
ist dunkler als die der guten Russischen.
3J Sibirische Rhabarber.
Diese Sorte Rhabarber, welche auch unter dem Namen
*y Rucharische Rhabarber« im Handel erschien, unterschei-
det sich aber äusserlich von der vorhergehenden bestimmt.
Die Verpackung derselben war ganz eben so, wie sie bei
der Russischen gewöhnlich statt findet.
4j Himalaya- Rhabarber.
Dr. Royle führt 4 Species Bimalaya- Rhabarber,
Rheum Emodi W., R. Webbianum, R. spiciforme und R.
Moororostianum an. Die jetzt von Pereira beschriebene
Himalaya- Rhabarber ist wahrscheinlich von R. Emodi
Die einzelnen Stücke weichen in Form und Grösse
sehr von einander ab. Einige sind gedrehet cylindrisch,
f;efurcht, an den Enden schräg abgeschnitten, etwa 4 Zoll
ang und 4^ Zoll breit. Andere bilden runde, 3 Zoll im
Durchmesser haltende, 2 Zoll dicke und gesen 4 Unzen
schwere Scheiben. Noch andere sind halocylindrisch,
eckig u. s. w., und augenscheinlich durch Zerschneiden der
Wurzel erhalten. Einige Stücke sind geschält, andere
nicht. Ihre Farbe ist im Allgemeinen dunkelbraun, die
von der äusseren Schicht befreieten und die blasseren
Theile dunkelokergelb ; der Geruch ist schwach rhabarber-
artig, der Geschmack bitter adstringirend. Im Innern
zeigen sie nicht das bekannte niarmorirte Ansehen.. Beim
Kauen bemerkt man wenig oder gar nichts Sandiges
zwischen den Zähnen. Das spec. Gewicht ist sehr gering
und noch mehr verringert durch Wur'mfrass. (Pereira in
Pharm. Joum and Transact. Apr.. et Mai 1845. — Ruchners
Repert. f. d. Pharm. Bd. XXXIX. Heft l.) R.
Untersuchung der Asche vou Conium maculatum
und Digitalis purpurea.
W rieh tson hat neuerdings die Asche mehrerer nar-
kotischer Pflanzen untersucht. Exemplare, welche in der
Nähe von Giessen gesammelt worden waren, hatten die-
selben BestandtheilC; wie solche aus England. Die quan-
Vergiftung mit Oxalsäure. 495
titative Analyse der letzteren gab folgende Resultate:
100 Th. trockne Blätter von Conium maculatum gaben
«2,80 Th. Asche. 100 Theile Asche enthielten:
Kohlensäure 13,86
Kohle und Sand . 4,87
Kieselerde 2,11
Chlor 8,10
Eisenoxyd 1,25
Kalk 20,02
Magnesia 6,78
Phosphorsaure . . 9,11
Kali 17,52
Natron 17,95
Schwefelsäure... 2,78
Digitalis purpurea. 100 Theile getrocknete Blätter
gaben 10,89 Th. Asche. 100 Th. Asche enthielten:
Kohlensäure 13,15
Chlor 4,09
Kohle und Sand . 10,94
Eisenoxyd 1,46
Kieselerde 9,58
Schwefelsäure . . . 2,84
Phosphorsäure . . 2,39
Kalk 11,82 '
Magnesia 4,90
Kali 32,64
Natron 6,39
Atropa Belladonna lieferte eine Asche, die 8,64 Procent
Chlor enthielt. Die übrigen Bestandtheile konnten wegen
übriger Hindernisse nicht bestimmt werden. (Pharm,
Joum. andTransacL — Buchn. Repert. d. Pharm. Bd. XL/, l.J
B.
.Vergiftung mit Oxalsäure.
Sie ward freiwillig von einer 22jährigen Frau vorge-
nommen, welche nach mehreren Stunden daran verschied.
Der Magen war an verschiedenen Stellen sehr angegriffen,
und die darin befindliche Flüssigkeit zeigte eine stark saure
Reaction, in welcher sehr bala die Gegenwart der Oxal-
säure nachgewiesen ward. (AnnaL de Pharm, Aoüt 1845.
pag. 147), Witting
Bemerkung. Ich habe Gelegenheit gehabt, bereits
früher über Zufälle dieser Art, behufs der Ermittelung der
Oxalsäure, einige Mittheilungen zu machen, und ausserdem
darauf hingedeutet, dass schon der Genuss einiger Species
von »Oxahscc bei Kindern — einen verderblichen Einfluss
äussern könne. Wg.
- • > • > 4t % •
43*
196 Das Mikroskop im Dienste der Medicin.
Das Mikroskop im Dienste der Medicin.
Von dem bekannten Doctor Donn^ ist vor Kur-
zem in Paris eine mikroskopische Anatomie und Phy-
siologie der Flüssigkeiten des menschlichen Körpers
erschienen, deren Inhalt die Bibliotheque universelle de
Geneve im Auszuge wiedergiebt. Wir wollen diesem Aus-
zuge einige Thatsachen entnehmen, von denen wir glauben,
dass sie unsere Leser interessiren werden. Man darf
freilich gegen mikroskopische Untersuchungen im AUge-
meinen etwas misstrauisch sejn, da die Entdeckungssucht
unseres Jahrhunderts in den Naturforschern zuweilen eine
gewisse Hast und Oberflächlichkeit erregt und ausserdem
selbst die Meister in der mikroskopischen Technik zuwei-
len einander bestreiten, was der Eine oder der Andere
von ihnen gesehen zu haben vorgiebt. Doch darf diess
alles das Lob eines Instruments nicht schmälern, das der
Wissenschaft eine neue Welt erobert hat und in manchen
Disciplinen fast das einzige Mittel bietet, durch das noch
Neues gefunden werden kann. Der Medicin leistet es die
wesentlichsten Dienste, indem es die Elemente des gesun-
den und ihre Veränderungen im kranken Körper kennen
lehrt und in Krankheiten die Unterscheidung von secer-
nirten Stoffen möglich macht, die dem blossen Auge iden-
tisch erscheinen. Nachdem deutsche Gelehrte, wie Müller,
Purkinje, Salentin, Henle, Vogel und Andere, in
der mikroskopischen Anatomie vorangegangen waren,
gewann dieselbe auch in Frankreich zahlreiche Pfleger.
Unter diesen ist Doctor Donna einer der eifrigsten. Der-
selbe hat, um den Geschmack an der Mikroskopie recht
allgemein zu machen, seinen Hörsal aller Welt geöffnet,
und wohl an zwanzig Mikroskope, unter denen auch ein
Sonnen- und ein Gas-Mikroskop seinen Schülern zur Ver-
fügung gestellt. Doch ist er darum kein einseitiger Ver-
ehrer seines Instruments und erkennt in der Vorrede zu
seinem Buche z. B. der Chemie denselben Rane unter
den Hülfswissenschaften der Medicin zu als der Mikros-
kopie. Seine Untersuchungen » beziehen sich, wie wir
bereits andeuteten, auf die im gesunden und kranken Kör-
per enthaltenen und aus demselben secernirten Stoffe.
Wir wollen aus der Reihe derselben die wichtigsten her-
ausheßen.
Das Blut, dieses fliessende Fleisch, wie es Bordeu
nennt, ist zu allen Zeiten für die Aerzte der Gegenstand
der sorgfältigsten Beobachtungen gewesen. Die Einen
suchten m demselben alle Elemente der festen und flüs-
Das Mikroskop im Dienste der Medicin. 497
sigen Theile des Körpers, die Anderen die Elemente aller
Krankheiten. Das Mikil^skop hat die Ersteren bereits in
grossem Masse befriedigt, und den Letzteren wenigstens
die Hoffnung eröffnet, dass die Veränderungen des Blutes
in sämmllichen Krankheiten bald nachgewiesen sein wer-
den. Das' Blut besteht aus ieiner Flüssigkeit, die mehrere
Stoffe aufgelöst enthält, und aus in derselben schwim-
menden Kügelchen. Dem Mikroskop sind besonders die
letzteren zugänglich. Sie haben ,eine Dimension von ^^^
Linie, sind rolh und geben der Blutflüssigkeit die Faroe.
Dr. Donne nimmt mit mehreren deutschen Physiologen
an, dass die Blutkügelchen keinen Kern enthalten, son-
dern vielmehr Bläschen sind, die eine Flüssigkeit ein-
schliessen. Hieraus erklärt sich auch, dass sie sich
abplatten und verlängern können, um Aederchen zu pas-
siren, die einen noch kleinern Durchmesser haben als sie
selbst. Welche Stufen der Entwickelung und Rückbil-
dung aber durchlaufen diese Kügelchen? Ihre Bildungs-
stätte soll der Verdauungsapparat sein. Aus dem in dem-
selben enthaltenen Speisebrei saugen die sogenannten
Lymphgefässe den Milchsaft auf. In diesem scnwimmen
weisse Kügelchen, die, nach Donn^, von einer Schicht
von Eiweissstoff umgeben sind und in den Blutgefässen,
in welche sich der Milchsaft ergiesst, roth werden. Zum
Beweiss dieser Theorie führt unser Autor an, dass er
üebergangsformen zwischen rothen und weissen Blutkü-
gelchen gesehen habe. Femer spritzte er Milch, die
ebenfalls Kügelchen, nur etwas kleinere, als das Blut,
enthielt, in die Venen ein und fand sie erst weiss, dann
mit einer schwach gelben Färbung, nach vier und zwan-
zig Stunden aber völlig in Blutkörperchen verwandelt
wieder, üeber das Absterben der Blutkügelchen hat
Donn^ die Meinung, dass sie sich, nachdem sie den
Höhepunct ihrer Entwicklung erreicht haben, in der Blut-
flüssigkeit auflösen. l)ie Untersuchung der Veränderung
des Blutes in Krankheiten wird seit einigen Jahren mit
grossem Eifer betrieben. Unter den Franzosen haben
sich besonders Andral und Gavaret um dieselbe ver-
dient gemacht, Sie fanden auf chemischem Wege, dass
der Faserstoff, einer von den in der Blutflüssigkeit auf-
gelösten Stoffen und der Hauptbestandtheil des Fleisches
m Entzündungen vermehrt, und in der Bleichsucht und
ähnlichen Krankheiten vermindert sei. Indess genügen
diese .Data nur für die Krankheitsgenera; für die speciel-
le^ Entzündungen u. s. w. sind noch keine unterschei-
denden Merkmale im Blute gefunden worden. Die Mikro*
198 Das Mikroskop im Dienste dir Mediein.
r
graphen sind in ihren Forschungen nicht viel glückHcher
gewesen, zumal es die Genauigkeit verlangt, dass das
Blut in dem Augenblinke, wo es aus den Venen tritt,
untersucht werde! Dr. Donne hat hier nur wenig Neues
finden können. Wir heben heraus, dass er, was bisher
für vom Blute bei Entzündungen innerer Organe aufge-
sogenen Eiter gehalten wurde, grossentheils für die oben
erwähnten weissen Kügelchen erklärt.
Der Schleim besteht aus einer mehr oder weniger
zähen Flüssigkeit und festen, regelmässig geformten Par-
tikeln, die man Schleimkügelchen nennt, über die Natur
dieser Kügelchen ist man sehr uneins, da sie von den
Eiterkügelchen kaum zu unterscheiden sind. Diese haben
ungefähr einen Durchmesser von -^Ij^ Linie und sollen
aus einer Hülle und drei in Ammoniak löslichen Kernen
besteben. Merkwürdig ist der Einfluss, den der Eiter auf
das Blut übt. So sah Donn6, als er beide Flüssigkeiten
in gewissen Mengen mischte, den Faserstoff sich zersetzen.
Hieraus erklärt er die Folgen der Aufsaugung von
Eiter durch das Blut. Die Eiterkügelchen, sagt er, absorbi-
ren den Sauerstoff des Blutes, schwellen an und bilden,
in den Hauptadern angekommen, daselbst Ansammlungen
von Eiter, der sich nach Aussen entleert, oder vergiften,
wofern diess nicht ganz geschieht, die ganze Blutmasse.
Die verschiedenen Arten des Eiters sind in dem Werke
Dann d 's nicht erklärt
Desto ausführlicher ist der Urin behandelt, und es
kommt diess der praktischen Medicin gar ^ehr zu Gute,
da nach Dr. D o n n 6 viele Krankheiten der Harnwerkzeuge
aus einer schlechten Beschaffenheit des Urins hervorgehen,
obgleich das Umgekehrte vielleicht noch öfter der Fall
sein mag. Man kennt die Veränderungen, die gewisse
Alimente auf dieses Secret ausüben ; man weiss z. B., dass
Kaffee, Champagner den Urin sauer machen, während ihm
eine kühlende Diät eine mehr laugige Beschaffenheit giebt
Gäbe nun das Mikroskop ein Mittel, sel)>st kleine Abnor-
mitäten in demselben aufzufinden, durch welche eine
Krankheit der Harnwerkzeuge hervorgerufen wurde, sa
könnte man durch eine blosse Veränderung der Nahrungs-
mittel Heilung bewirken. ' Es sind besonders die Nieder-
schläge, die sich in Krankheiten in dem Urin vorfinden«
Welche mit Hülfe des Mikroskops untersucht worden
sind. Eiter und Blut sind z. B. oft in so kleinen Mengen
der Flüssigkeit beigemischt, dass sie durch das blosse
Auge schwer von gleichfarbigen Salzen unterschiede»
werden.
Das Mikroskop im Dienste der Medicin. 499
Die Milch der Frauen zei^t bei der mikroskopischen
Untersuchung ebenfalls sphärische Partikelchen in einer
mehrere Salze aufgelöst enthaltenden Flüssigkeit. Es sind
dies Fettkügelchen von verschiedener Grösse (rffW ^^'s ^^^
Linie dick) die wie kleine Perlen glänzen, und deren Fett-
gehalt leicht durch Filtration der Milch und Behandlung
des Filtrums mit Aether erkannt wird. Was ihren Bau
betrifft, so sind sie, nach Don nd, Zellen mit Kernen, nach
Andern, mit Flüssigkeit angefüllte Bläschen. Ein zweiter
Bestandtheil der Milch ist der Käsestoff, der, wie unsern
Lesern genau bekannt ist, durch längere Einwirkung
gelinder Wärme, durch Kälberlab und Säuren zur Gerin-
nung gebracht wird. Dieser wurde bisher für völlig in
der Milchflüssigkeit aufgelöst gehalten; Donn6 indess
will ihn ebenfalls in Form vonKügelchen gesehen haben.
Wir fügen noch hinzu, dass, was wir Rahm nennen, nichts
anders ist, als jene eben erwähnten Fettkügelchen. — Die
Milch, wie mehrere andere Flüssigkeiten des Körpers,
durchläuft verschiedene Entwickelungsstufen und erlangt
erst jedesmal nach einer Geburt ihre vollkommene Aus-
bildung. Die noch unvollkommene Milch heisst Colostrum,
ist von gelblicher Farbe und besteht deutlich aus einer
wässerigen und einer zähen Flüssigkeit. Unter dem Mi-
kroskop erscheint sie aus wenigen, kleinen, unregelmässig
geformten Fettkügelchen und eigenthümlichen Körnigen
Körperchen zusammengesetzt. Diese Beschaffenheit ver-
liert sie erst im Milchfieber. Dann verschwinden die kör-
nigen Körperchen, während die Kugel eben eine regel-
mässige Gestalt annehmen. Das Verharren der Milch im
Zustande des Colostrums hat für die Säuglinge grosse
Nachtheile, und- es wird daher die Untersuchung der Mut-
termilch durch das Mikroskop, die freilich audi auf an-
dere Weise vorgenommen w^erden kann, von praktischem,
Nutzen sein. (Magazin d. Lit. d, AusL t844.J
Wir würden zu sehr ins Fachwissenschaftliche gera-
then, wollten wir dem Autor in seinen einzelnen Unter-
suchungen folgen, und begnügen uns, unseren Lesern zu
versichern, dass Dr. Donne durch seinen fruchtbaren
Fleiss sich des Dankes und der Bewunderung der Freunde
seiner Wissenschaft würdig gemacht hat.
Vorstehender Aufsatz liefert aber auch wiederum einen
Beweis von der Wichtigkeit cfes Mikroskops in allen Zwei*
gen der Naturwissenschaft und mag sich in so fern den
schönen Abhandlungen des Herrn Professor Seh leiden
im Archiv XXXVIL 68 und 291 anschliessen. Dr. Geiseler.
200 Verbesserte Stearinsäurebereit, Untersuchung d, Seife.
Verbesserte Steariusäurebereitung.
Bisher erhielt man bei der Stearinsäurefabrication den
werthlosen schwefelsauren Kalk als Nebenproduct, Cam-
bac^res aber hat nun vorgeschlagen, Thonerde bei der
Bereitung anzuwenden, und so den ganzen Process durch
Gewinnung eines brauchbaren Thönerdesalzes billiger zu
machen. Der Talg wird dabei durch Kali verseift; die
Seife durch eine Lösung von Thonerde in Kalilauge zer-
setzt, und die Stearinsäure endlich aus der gallertartigen
Thonerdeseife durch Essig- oder Schwefelsäure abge-
schieden. Die nach Zersetzung der Kaliseife durch Thon-
erde zurückbleibende Lauge ist ätzende Kalilauge und
kann von Neuem zum Verseifen des Talgs angewandt
werden. Wenn auch bei jeder Operation ungefähr j'^ des
Kalis verloren geht, so wird dies nicht mehr netragen, als
der nach der früheren Methode nothwendige grössere Ver-
brauch von Schwefelsäure. fPolytechn.Centrbl.l8i5.9.Bft.
-r- Pharm. Centrbl. 1845. 45j B.
Untersuchuog der Seife.
Trocknet man in dünne Streifen geschnittene Seife
längere Zeit bei + 400<^, so kann man aus dem Gewichts-
verlust die Menge des darin enthalten gewesenen Wassers
bestimmen. Gute Seife nauss sich bis auf 1 Proc. völlig
in Weingeist auflösen. Um die Menge des Alkali zu be-
stimmen, setzt man so lange verdünnte Schwefelsäure zu
einer wässerigen Seifenlösung, bis die alkalische Reaction
gänzlich verschwunden ist und berechnet es aus der ver-
brauchten Säuremenge. Wird zu der nun erhaltenen
Flüssigkeit eine gewisse genau gewogene Menge trocknes
Wachs hinzugesetzt, das Ganze bis zum Schmelzen erhitzt
und nach dem Erkalten der abgewaschene und getrock-
nete Wachskuchen gewogen, so kann man aus der Ge-
wichtszunahme des Wachses die vorhandene Menee der
Fettsäuren bestimmen. Aus der zurückbleibenden Flüssig-
keit kann man durch Abdampfen zur Krystallisation oder
durch Chlorplatin entdecken, ob die Base.Kali oder Natroa
war. [Dumas, Chimie applique aux Arts, L VL — Pharm,
Centrbl. No. 44. 1845.) B.
Speichelstein v, Pferde. Löslichkett d, Eiweisses, 201
Analyse eines Speichelsteins vom Pferde.
Lassäign^ untersuchte einen Speichelstein> der sich
am Halse des ersten Mahlzahns am Oberkiefer gebildet
hatte. Der Stein war von der Grösse eines Hühnereies,
von weissröthlicher Farbe, bedeutender Härte, und wog
53,125 Grna. Beim Durchsägen zeigte er inwendig
concentrische Lagen. Die quantitative Analyse ergab fol-
gende Resultate:
Wasser 3,27
Lösliche Speichelbestandtheile 6,19
Schleim 4,50
Phosphorsauren Kalk 2,70
Kohlensauren Kalk 83,36
Bei den menschlichen Speichelsteinen macht der phos-
phorsaure, Kalk den Hauptbestandtheil aus, während es
hier der kohlensaure Kalk ist. (Journ. de Chim. med. 1845.
p. 523 — 524. — Pharm, CerUrbl. No, 48. 1845.) B.
'Löslichkeit des Eiweisses.
Wurtz hat die Meinung widerlegt, dass das anima-
Ksche Eiweiss seine Löslichkeit im Wasser nur der Gegen-
wart an organischen Substanzen verdanke; indem er das
in^ Wasser aufgelöste Eiweiss mit Bleiessig fällte und den
Niederschlag mit Kohlensäure zersetzte, erhielt er es ganz
rein. Das reine Albumin verhält sich wie das Weisse der
Eier. (CompL rend. 18. 700. — Jahr b f. prakt. Pharm. 11.1. J
i MM t M
202 Miscellen.
%
%
Unaoslöschiiche Tinte.
Dieselbe hat man nun auch aus einer Lösung von Weizen-GIuten
in Essigsäure, mit Kienruss und ladig versetzt, zu erzeugen Torge-
schlagen. Nach Herberger wird sie in Folgendem gelungen darge-
stellt: Weizenmefil wird in bekannter Weise ganz und gar von Starke-
mehl befreit. Den Rest, das Gluten, löst H. in möglichst wanig
verdünnter Essigsäure (man kann dazu rectificirte Holzsäure nehmen)
auf. Die Flüssigkeit schäumt und wird nun soweit mit weichem, am
besten Regen - Wasser, vermischt, bis die Lösung die Stärke des guten
Weinessigs hat, d. h. bis sie -f^ ihres Gewichts an reinem kohlensau-
rem Kali vollständig neutralisirt. Alsdann werden 10 Gr. feinster
Lampenruss und 2 Gr. Indig mit je 4 Unzen der Glutenlösung allmälig
zusammengerieben und dann ein oder ein Paar Tropfen Nelkenöl zu
der Mischung hinzugefugt, welche sich, gut verschlossen, lange auf-
bewahren lässt. Am besten ist es, dazu immer concentrirte Gluten-
lösung vorräthig zu halten.
Dass übrigens diese Tinte nicht zum Zeichnen der Wäsche dienen
kann, da sie mechanischer Gewalt nicht widerstehen kann, versteht
siqh von selbst. (Jahrb. f. prakL Pharmac. Bd. X. Heft 4.) B.
Schwarzfarben buchner Fournierspäne.
Man bereite sich durch halbstfindiges Kochen von 2 Pfund Blau-
holz mit 5,Maass hartem Brunnenwasser eine Farbenbruhe, bringe in
diese Späne und wende sie öfter um, bis sie ganz (furchzogen und
und röthlichgelb gefärbt sind; darauf lege man sie in essigsaure Eisen-
auflösung, bis sie eine schönschwarze Farbe zeigen, wasche sie dann
mit kaltem Wasser, trockne sie und reibe sie ebenfalls noch, um den
Glanz zu erhöhen, mit ein wenig Oel. (^Dingl, Journ. p.475. — PolyL
Centr. Bl. 1845. 5. itefQ B.
Blutflecken aus Fussböden zu entfernen.
Solches gelingt nach Herberger am besten durch Scheuern der
Fussböden mit verdünnter Schwefelsäure. Die an die Stelle des
Fleckes getretene Weisse sucht man erst durch Putzen mit Wasser
(nicht Seife) und dann mit sehr verdünnter Soda- oder Pottaschenlauge
wieder verschwinden zu machen. (Jahrb. /V nrakt. Pharm, Bd. X.
Heft 4.) B.
Entfernung von Fettflecken aus Papier.
Das beschmutzte Papier wird erwärmt, und das Fett durch auf-
gelegtes Fliesspapier, auf das maä mit einem warmen Bügeleisen leise
drückt, d. h. so lange das Fliesspapier, das öfters gewechselt werden
muss, noch Fett einsaugt, entfernt. Mittlerweile erwärmt man best-
rectificirtes Terpentinöl zum Kochen, und bestreicht damit beide Sei-
ten des Fettflecks so oft, bis man von letzterem nichts mehr wahr-
nehmen kann. Hierauf taucht man ein Bfirstchen in guten Weingeist,
und bestreicht damit mehre Male die Stelle des frühem Fleckes, das
Papier erhält dadurch seine Weisse und, .wenn etwas gebügelt, seine
Glätte und seinen Glanz wieder. (Herberger im Jahrb, f. prakt. Pharm,
Bd. X Heft 4.) B.
Miscellen. 203
Fleokwasser.
Fleckwasser, das aach hartnäckige Flecken auf ein- oder mehr-
maligen Gebrauch gänzlich entfernt, und nur bei nicht farbhaltigen
Stoffen nicht anwendbar ist, sonst aber auf wollenen, banmwolleneii
und leinenen Tüchern sich als trefflich bewährt, besteht aus 1 Unze
Salmiakgeist, 1 Unze Weingeist, 1 Drachme Lavendelöl und 2 Unzen
destillirtem Wasser. Ist der zu behandelnde Gegenstand ganz vom
Staube gereinigt, so werden die zu entfernenden Flecken mit dem,
vor dem Gebrauch gut umzuschuttelnden Wasser satt getränk|, dann
leicht zwischen den Fingern gerieben, -bis das Wasser mit dem Flecken
eine vollständige Verbindung eingegangen ist, und sofort mit kaltem
Wasser ausgewaschen. (Wockenbl. f. Land- u. Hauswirthsch. t844.
J^ 41. -- Jahrb. f. prakt. Pharm. Bd. X. Heft 2.) - B,
Billiger Lack für Zimmerböden.
Apotheker Bernath in Warasdin empfiehlt: Sechzehn Unzen
Schellack, acht Unzen weisses Pech werden in einer Glasflasche 'mit
3 Maass (i M. =^ 48 Unzen) von Weingeist zu 55^ überschattet und
mit Hülfe der Wärme gelöst, dann noch 40 Gran Kampher zugesetzt.
Man trägt die Mischung etwas erwärmt mit einem Pinsel auf. 1 Pfund
reicht aus zu 36 Quadratfuss. M.
Bohnwachs.
Varrentrapp hat ein Bohnwachs untersucht, welches in Halb-
pfnndbüchsen von Blech in Braunschweig verkauft wurde und aller-
dings zum Aufpoliren von Meubles u. s. w. sehr gut passt. Es besteht
ans folgenden Ingedrienzien und wird folgendermaassen bereitet : ' 4
Loth weisses Wachs werden in einem irdenen Topfe mit S Loth Ter-
pentinöl Übergossen, der Topf mit Schreibpapier zugebunden und bei
massiger Wärme, z. B. in etwas warmem Wasser oder auf einer
nicht mehr sehr warmen Ofenröhre, damit zusammenschmelzen gelas-
sen. Man lässt langsam so weit abkühlen, bis die Masse weisslich
und -fester zu werden beginnt, bringt dann 2 Loth sjlarken Spiritus
hinzu und rührt^ bis eine gleichmässige Mengung erzielt und die Masse
kail geworden ist* Statt eines Theils von Terpentinöl wird bisweilen
Lavendelöl angewandt^ was keinen weiteren Vortheil hat, als etwas
weniger unangenehm zu riechen, dafür aber auch viel theurer zuste-
hen kommt. Wenn man statt 2, 4 Loth Spiritus anwendet, so wird
das Bohnwachs dadurch in mancher Beziehung noch verbessert; es
ist aber alsdann nöthig, etwas mehr zu reiben, und zwar zuletzt mit
mit einem reinen, ganz trocknen Tuche. (^Braunschw» Milthl. tB4öi
J^ 6. ^ Polyt. Centr.'Bl. 1845. 7. Heft.} B.
Wichse für Riemenwerk.
Man nimmt 5 Unzen Wachs, 1 Unze Bieiglätte, 80 Gran Colopho-
■ium, i60 Gran Frankfurter Schwarz, 13^ Unzen Terpentinöl. Daa
Wacha wird in- emtoi geräumigen (nur ^ anzufüllenden) irden«n odet
eiaernen Gefösse gesehmolzen und wenn e» anfängt, in das Kochen
übertttgeheDi mit der Bieiglätte versetzt, gut verrührt i^nd während
der Zeit auf dem Feuer gelaiien. Sobald dai Wacht ein wenig brau»
204 Miscellen,
werden will, nimmt man das Gefäss vom Feaer, lässt es 5 Minuten
stehen und setzt das Colophonium zu, und nach 15 Alinuten das Schwarz,
welches man fleissig verrührt und wobei man besonders Acht giebt,
dass sich die BleigläUe nicht zu Boden setzen kann. Zu gleicher Zeil
rührt man das Terpentinöl zu, auf dass eine weiche Pomade entstehe.
Man wendet sie für Patrontaschendeckel oder Riemen und Leder au,
indem man haselnussgross davon mit dem Finger auf dem Leder aus-
einander streicht. Man lässt sofort das Terpentinöl während 15 Mi-
nuten ungefähr verdunsten und reibt die Masse mit einem Korkstöpsel
gut ein. Zugleich reibt man mit einem Lappen, um Glanz zu erthei-
len. Die Wichse blättert sich nicht ab. Man kann auch einen Pinsel
oder eine weiche Bärste zum Auseinanderstreichen gebrauchen, aber
immer nur erst dann, wenn die Wichse etwas eingetrocknet ist. (Rieche's
Wochenblau 1843. JW 9, -- Polyt, Cenlr.-BL 1845, 9. Heft.) B, -
Pillen fürs Gehör.
Nach Breithaupt zu Pfaffenhausen im Elsass bestehen dieselben
aus folgender Zusammensetzung:
]^f. Ammon. carbon, pyro-oleos, Scrup, j
Pulv. Castor. Sib, gr.vj
Ol. Succini gutt jj
F. Pilul iMXX.
Des Morgens und Abends eine Pille in's leidende Ohr zu bringen.
(Jahrb. f. Pharm. Bd. XL Heft 3.) B.
Mittel gegen Frostschäden.
Das von der Königl. Würlemberg. Regierung dem Pfarrer Wah-
ler in Kupferzeil abgekaufte GeheimniHtel gegen Frostschäden rühmt
auch Dr. Brefeld in Gas p ers Wochenschrift JV^43, Die Vorschrift
ist folgende:
I^ Seb. vaccin.
Axung. porci ana Libr» j.
Mise. c.
Ferr, oxyd. fusc. ^jj
Coq. in vase ferr. sub perpet. agitalione c. Pistill, ferr. usque
ad colorem nigrum et post subsidentiam decant. add. :
Terebinth, venet. ^j
Ol. Bergamott. 5i
Bol. armen (antea c. OL Oliv, trit.) ^
Mise, eccact. ut ßat üngt.
Auf Leinwand oder Gharpie gestrichen, die kranken Stellen l-2mal
täglich damit zu belegen. ^ ^
Brefeld wurde vorzugsweise durch den Eisengehalt der Salbe
zu Versuchen damit- angeregt, indem, ihm gerade dieses a priori schon
der eigentlichen Natur der Frostschäden zu entsprechen schien, wel-
cher offenbar ein entzündlicher Process sehr asthenischen Gharakters,
mit grosser Neigung zum Brande und zur Fäulniss zum Grunde liegt.
Der Erfolg ist bei leichtern Frostschäden minder auffallend und das
Mittel mag bei solchen wenig Vorzüge vor vielen andern haben:
«chlagend war es in mehreren Fällen von höchst schmerzhaften Frost-
geschwfiren an den Füssen, wobei der ganze Fuss bie zn den Knö-
deln l|in entsündlicb angeschwollen war, und dai Uebel stark m%
Miscellen. 205
Umschlagen in Brand drohte. Die heftigen Schmerzen, welche alle
nächtliche Ruhe raubten, schwanden fast urplötzlich darnach und die
Heilung war in auffallend kurzer Zeit erfolgt. (Medic. Ccntr. Zeitg,
1845, Stück 3t.) F. Mr.
Mittel gegen Verbrennungen.
Gegen Verbrennungen leichtern und stärkern Grades empfiehlt F.
Peppercorne (Lond. med. Gai. 1844} Fomentationen mit einer
gesättigten Lösung von kohlens. Natrum. Der Schmerz lässt alsbald
nach Anwendung dieses Mittels nach, was P. aus der beruhigenden
Wirkung desselben auf das Hautnervensystem und durch Neutralisation
der sauren, die Sensibilität in der gereizten Haut steigernden Qualität
der Ausdunstungs - Materie erklärt. (Medii. Centr, Iieitung 1845.
Stück 32.) F. Mr.
Mittel gegen das Aufliegen.
Um das Aufliegen bei Kranken und das Wundwerden der Kinder
zu verhüten, gebraucht man in Griechenland einen aromatischen Wein
aus Thymus Serpill.^ Pomeranzenbluthen und rothem Wein, womit
man die dem Wundwerden ausgesetzten Theile fleissig wäscht. Dr. Lan-
derer hat davon selbst die ausgezeichnetsten Wirkungen gesehen.
(Buchn. Repert. f. d, Pharmac^ Bd. XXXIX, Heftl.) B,
Desinfectionsmittel .
Als ein neues Desinfectionsmittel der von thierischen Excretionen
herrührenden üblen Gerüche ist von Ledoyen und Raphael em-
pfohlen : Vier Unzen salpetersaures Blei in zwei Pfund Wasser gelöst.
[Prorieps N, Not, Bd. 36. p. 16.) Hz,
Zusammengesetzte Leberthran- Pomade.
Brefeld empfiehlt sehr eine Pomade, welche wesentliche Dienste
bei' Heilung scrophulöser Geschwüre, durch Anwendung mittelst feiner
Cbarpie geleistet habe. — Piämlich 15 Theile Leberthran, 8 Theile
Bleiessig und 15 Theile Fett (Adeps suill.).
Bemerkung. Referent dieses hat selbst Gelegenheit gehabt,
sich von der Wirksamkeit dieser Verbindung zu überzeugen, und so
dürfte durch die Herrn Pharmaceuten dieses Mittel den Aerzten em-
pfohlen sein z,u ferneren Versuchen. — Vielleicht ist Jod in Anspruch
zu nehmen als Hauptmittel enthalten im Leberthran. {Journ. de Pharm,
et Chim, Juin 1845, pag. 462.) Witting,
206
IW. littcratiir und |E£ritik.
Taschenbach der deutschen Flora. Ein Hülfsbuch auf
botanischen Excursionen, zur möglichst schnellen und
sichern Bestimmung der aufgefundenen Pflanzen. Vom
Professor Dr. Herold. Nordhausen bei Ernst Fried-
rich Fürst. 1845. 460 S. kl. 8.
Gleich beim ersten Aufschlagen dieses, im Aeussern recht gut
ausgestatteten Buchs, regte sich im Ref. der Verdacht, dass es doch
nichts weiter sein möge, als eine mit einigen überflüssigen. Zusätzen
verbrämte, durch Johann Ballhorn verbesserte Abschrift von Koch*s
vortrefflichem Taschenbuche. Wie aber auch solche literarische Frei*
beuter hinter schiechtem Aufputz sich verstecken, man erkennt sie
bald, ist man nur einigermassen mit der Literatur vertraut. So bestä- .
tigte sich auch die erste Vermuthuug bei genauerer Prüfung vollkom-
men. Koch*s Taschenbuch ist fleissig abgeschrieben, dabei aber sind
die Diagnosen zuweilen bis zur fast völligen Unbrauchbarkeit abge-
kürzt und beschnitten, auch fehlt zuweilen die Angabe der Standorte,
wie bei Thalictrum. Doch nicht allein Koch ist wörtlich ausgeschrie-
ben, sondern auch Kittel. Aus dessen Taschenbuche sind nämlich
die Charaktere der Ordnungen (soll heissen Familien) entlehnt, und
wo zuweilen ein Wort fehlt, ist es offenbar unabsichtlich ausgelassen.
Vielleicht ist auch die Einleitung einem Andern entnommen, welche
über das Einsammeln, Einlegen und Trocknen, das Aufbewahren und
Ocdnen der Pflanzen einigen Nachweis giebt, und eine Art von Ter-
minologie enthält, die der Verf. als möglichst vollständig wähnt, die
jeder Andere aber mindestens sehr mangelhaft und unzureichend, nen-
nen wird; man lese z. B. nur, was der Verf. über die Blüthe sagt.
Zur Ermittlung der Gattungen ist die Uebersicht derselben nach
dem Linn6ischen Systeme aus Koch 's Taschenbuche mit derselben
Treue abgeschrieben, wie die Familiencharaktere aus Kitte Ts Taschen-
buche. Aber die Anordnung des Werkes selbst ist nicht nach^ dem
Li nn ei sehen Systeme, sondern, wie bei Koch, nach der natürlichen
Methode. Zu dieser aber fehlt der Schlüssel ^nd bei jener lieber*
sieht die Nummer der Gattung oder die Seitenzahl, auf welcher diese
zu finden ist; da nun überdiess auch ein Namenregister der Gattun-
gen fehlt, so bleibt dem unglücklichen Besitzer dieses vortrefflichen
„«t<r möglichst schnellen und sichern Bestimmung der Pßan^^en*'^
und. vorzugsweise zur Benutzung auf Excursionen bestimmten Werk-
cliens nichts übrig, als durch ein Durchblättern des Buches vom Anfang
bis Ende, die in der ersten Uebersicht ermittelte Gattung aufzusuchen,
wenn er nicht schon durch 'eigne Uebang einige Kenntniss der natür-
lichen Familien erlangt hat — denn der Verf. sagt nirgends, wie man
zu einer solchen gelangen sofl. Wozu mag wohl der Verf. den An-
hang mit der Uebersicht der kryptogamischen Gewächse geliefert
haben? Fehlten vielleicht noch ein Paar Seiten, um den Bogen voll
zu machen?
Doch genug. Als Warnung vor solchem Machwerke sind es der
Worte vielleicht schon zuviel, eine Kritik desselben zu liefern, fiel
dem Ref. aber im Entferntesten nicht ein ' — es wäre Schade um die
Ycrsch wendete > schöne Zeit geweseq, Uorhung.
Literatur. 207
Doebereiner's deutsches Äpothekerbuch, oder Hand-
buch der praktischen Pharmacie. Achte Lieferung.
Driller Theil. Pharmaceutische Chemie, vierte Liefe-
rung. Stuttgart 1845. (12 Bogen.)
Inhalt: Menispermin nach Peiletier*s, Couerbe's und Weinlig's
Darstellungsweisen. Pardmenispermin. — Nicotin nach .Vauquelin,
Buchner, Posselt und Reimann, Boutron-Charlard ujid Henry. — So»
lanin nach Desfosses, Henry, Otto und Bianchet, Payen, Ghevallier
und Rebling. — Strychnin nach Pelletier's, Caventou's, Dumas, Reg-
naults, Liebigs unil Gerhards Untersuchungen. Duflos Darstellungs-
weise ist eine der besten. — Veratrin, fälschlich auch SabadtUinf
.welches sich von Veratrin unterscheidet, nach Pelletier und Caventou.
Sahadillsäure^ von Merck entdeckt. Jervin, von Simon aufgefunden.
Sabadillin von Gouerbe unterschieden von Verairin. Caffein zuerst
von Chenevix nachgewiesen, von Pelletier und Caventou rein darge-
stellt. Eine der besten Methoden zur Darstellung ist die von Liebig
und Wöhler. Thein nach Günther, Herzog, Mulder. Guarin nach
Mulder und Martins. Doebereiner sen. hat das Coffein als das wirk-
samste Mittel gegen Zuckerharnruhr empfohlen. Theohromin von
Woskresens.ky in den Kakaobohnen aufgefunden. L. F. ßley stellte
es aus den' Schaalcn dar. — Fiperin^ von Oerstedt entdeckt, von
Pelletier als Nichtalkaloid erwiesen, von Henry, Plisson, Liebig, Reg- ,
nault untersucht, von Will und Varrentrapp als schwache Base er-
wiesen. — Ureumy von Rouelle zuerst dargestellt, von Fourcroy und
Vauquelin rein gewonnen, von Doebereiner künstlich herstellbar ver-
muthet, von Wöhler also dargestellt. — Apyrin von Bizio in Cocos
lapidea aufgefunden. — Azadirin — Bebeerin^ Sipeerin; —r Berberin^
von Brandes und Buchner aufgefunden. — Buxin — Capsicin —
Caparin — Costin. — Chaerophyllin; Chioccin; Chyraitin; Cicu» '
tin; Cinchovatin; Convolvulin; Crotonin; Ciiranin', Cynapin; Daph"
nin; Digitalin'y Esenbeckin; Eupatorin^ Euphorbiin ; Fumarin; Glau-
cin^ Glaucopicrin ; Harmalin'^ Hierin^ Jamaicin; Limonin*, Oxy^
canthin; Felosin oder Cissampelin; Fereirin; Sanguinarin; Surina-
min, — Zersetzungsproducte: Anilin, Crystallin; Sinapolin, Thiosi^
nammin^ Chinolein, Coturnin. -^ Indifferente Stoffe: Absynthin, Aloin^
noch wenig genau bekannt; Angelicin; Antiarin ; Apinin ; Arlhanitin;
Asparagin\ Bryonin; Cetrarin nach Berzelius und Herberger. —
Columbin nach Planche, Buchner und Wittstock. — Canvallarin nach
Walz, — Cornin; — Cossein — Cubebin. — Cusparin\ Daphnitin*
Elaterin; Fraxinin, Gentianin und Genticin^ van Braconnot, Henry,
Trommsdorff und Lecomte dargestellt und untersucht. Uesperidin
und Arantiin von Lebreton und Widnmann in München, nicht Wiede-
mann, wie der Verf. schreibt, dargestellt. — Imperatorin von Osann
und Wackenroder und F. Doebereiner dargestellt und untersucht.
Lactucin. Lilacin, Linin Liriodendrin. Lupulin. Melampyrin. Olitil,
Olivin. Ononin. Oreoselin. Faridin. Feucedanin. Fhillyrin. Fhloridzin.
Ficrochinovin, Ficrolicherlin. Picrotoxin. Flumbagin; Polychrom. Po»
pulin. Primulin. Quassin. Quer ein. Rutin. Salicin. Santonin, am
Besten wird es nach Trommsdorff dargestellt. Scillitin. Saponin.
Senegin» Smilacin. Tanghin. Xanthopicrin u. a. m. — Farbstoffe.
Hier kommen vor: Alcannin, Bixin, Brasilin, Carmin, Carotin,
Carthamin, Chicin, Curcumin, Fustin, Gentisin^ Haematoxylinj Lu-
ieölin, Morinin^ Quercitrin^ Rhamnin, Rhein^ Santaliny JSpireain,
208
Literatur.
Flechtenfarbfitoffe, als 'solche sind aufgeführt: Erifihrin^ Lecanorin^
Orcin^ Parmelin, ^ Indigfarbstoffe. Krappfarbstoffe. Anhang tvL
den Farbstoffen: Garcinin, Anthokirrin, Chelidoxanlhin^ DaÜscagelb^
Strychnochromin, Polychroity Draconin, Chlorophyll. Feile Stoffe.
Cetin, CholesirtUf Castorin, Amhrain, Cerehrin; Wachs. — A ethe-
rische Oele. Es finden sich alle wichtigen bis zum Ol, spiraeae
aufgeführt. Diese Fortsetzung des schon früher angezeigten Werkes
zeugt von einer sehr fleissigen Zusammenstellung, von eignen Ver-
suchen findet man nur wenige Andeutungen. Ungern vermisst Rec. die
Quellcnliteratur. Nach sicherer Nachricht kann die baldige Vollen-
dung dieses beachtenswerlhen Werkes verheissen werden.
Dr. Bley.
209
Zweite Ahtheilung.
Vereins - Zeitung,
redigirt vom Directorio des Vereins.
1) Denkschrift Betreffendes.
Erwiderung der Redaction der Denkschrift über den jetzigen
Zustaüd und die Verhältnisse der Pharmacie in Deutsch-
land gegen die Beurtheilung derselben vom Herrn
Geheimen Medicinalrathe Dr. Fis eher in Erfurt. (Jahr-
buch für praktische •Pharmacie etc. Herausgegeben von
Dr Heroer ger und Dr. Winkler, Bd. IX. H. IV.
S. 261— 288 J
Herr Geheime Medicinalrath Fischer zu Erfurt hat eine Beur-
theilung der Denkschrift Aber den jetzigen Zustand und die Verhält-
nisse der Pharmacie in Deutschland, welche von dem Directorium des
Apothekervereins in Norddeutschland herausgegeben worden, in dem
Jahrbnche für praktische Pharmacie etc. von den DDr. Herberger und
Winkler Bd. IX. Hft IV. S. 261—288 abdrucken lassen: da nun
aber Fischer zu ganz anderm, unserer Schlussfolgerung entgegenge-
setzten, Schlüsse gelangt, so ist es noth wendig, den Grund aufzusuchen,
auf welchem diese Abweichung beruhet.
-Zuerst wollen wir hier kurz Fi s ch e r s Abweichungen angeben, er laug-
net erstens die von uns behauptete und wie wir glauben hinlänglich be-
grändete Ansicht, da SS die praktische Pharmacie etwas Selbst-
stftndiges sei, und hält dieselbe bloss für ein Anhängsel
an die Medicin, er läugnet zweitens, dass die Verwaltung
d er pharmaceutischen Angelegenheiten nmr durch Apo-
theker zum Nutzern des Ganzen geleitet werden könne,
und hält die bisherige Verwaltung durch Aerzte und Ju-
risten fär die einzig richtige, er hält drittens die Anstel*
Inng von Pharmaceuten nicht überall, wo Aerzte bei
Behörden angestellt sind, wie wir dafär halten, für
nöthig und nützlich, namentlich nicht bei den Verwaltungsbehör-
den, giebt aber zu, dass unsere vielen Schlüsse allgemeine Anerken-
nung verdienen, dass nämlich der Apotheker auf den beson-
deren Schutz des Staates ein Recht habe, obgleich er auch
hier in das Speciellere eingehend, uns nicht ganz beistimmt, z. B. über
das Selbstdispensiren der Landärzte, über Dispensiranstalten etc.
Aus der hier kurz gegebenen Uebcrsicht sieht man wohl, dass
es der Hr. Geh. Medicinalrath Fischer mit dem ganzen Stande nicht
gerade übel meint, ja wir wissen von anderen Seiten her, wie er
dem Stande überhaupt und dem norddeutschen Apothekervereine ins-
besondere wohl will, wenn wir es auch nicht in einzelnen Stellen
der oben erwähnten Beurtheilung noch besonders gefunden hätten,
z. B. wo er wünscht, dass der Staat ältere Apothekergehulfen bei An-
stellungen von Chaussee - Einnehmern u. dgl. berücksichtigen möchte,
und doch sind seine Ansichten von den unsrigen so abweichend.
Arch. d. Pharm. XC Y. Bds. 2. Hft. 1 4
240 Vereinszeüung.
Wir finden den Grund dieser AbweicbBDgen hauptsächlich darin,
dass wir eine höhere, bessere, aber auch zeitgemässe Idee der Phiir-
macie zu Grunde legen,, F. dieselbe aber auf eine Stufe gestellt wissen
will, die nicht einmal dem entspricht, was er selbst von ihr fordert
F. verlangt vom Apotheker nur, dass er die Mittel, welche znr
Erhaltung und Wiederherstellung der menschlichen
Gesundheit nöthig sind, bereiten und verabreichen könne;
er sagt S. 267, dass wenn der Staat zu gerichtlichen, polizeilichen
oder technologischen Zwecken Chemiker bedürfe, so möge er sich
dieselben auf anderen Wegen verschaffen, ohne jedoch anzugeben wie? *)
Geben wir auch fürs Erste einmal zu, dass die Pharmacie keinen
andern Zweck habe, als die Darstellung und Verabreichung der Me<»
dicamente, so begreifen wir doch nicht, wie selbst bloss die galeni-
sehen Präparate ohne die von uns geforderte wissenschaftliche Aus-
bildung stets gut und tüchtig dargestellt und vorräthig gehalten wer-
den können. Gehören nicht gründliche Kenntnisse der Botanik,
Mineralogie, Zoologie, Waarenkunde, Physik und Chemie schon dazu,
um sich gute einfache Stoffe, aus denen man jene Präparate darstellen
will, zu verschaffen? Wie wird wohl ein Apotheker, dem es an einer
wissenschaftlichen botanischen Bildung fehlt, sich ächte radix HeUehori
nigr,^ um nur ein Beispiel anzuführen, anzuschaffen ; wie wird er sie von
der Wurzel der Hellebor, tirid, et foetid, der Artea spicaia^ AdontM
vernalis etc. zu unterscheiden vermögen?
Wie wird er sich ohne die Kenntnisse der Botanik, Waarenkunde
und Chemie, gute Chinarinden, gutes, Opium verschaffen können, d«
dem jetzigen Apotheker nicht mehr das blosse Verdunsten einer Opium*
tinctur genügen kann, um deren Werth und Unterschied derselben
darzuthun (S. 280.)
Wenn schon zur Anschaffung der rohen Droguen eine wissen-
schaftliche Vorbildung in der Chemie höchst nöthig ist, um wie nöthi-
ger ist die ICenntniss und zwar die gründlichste erforderlich, wenn
es sich um Anschaffung und Darstellung chemischer zu Heilzwecken
nöthiger Präparate handelt. Wie würde es wohl mit der gesammtes
^ledicin stehen, wenn die Apotheker stets in dem engen von F. be-
zeichneten Kreise sich bewegt hätten? Die Aerzte wüssten denn wie
früher oft nicht, womit sie heilten, sie hätten viele der kräftigsten,
wirksamsten Mittel, z, B. die Pflanzen-AIkaloide, nimmer kennen gelernt,
und deshalb darf die Pharmacie es sich unbezweifelt anrechnen, das«
sie zur wissenschaftlichen Entwickelung der Arzneikunde . auch ihr
Theil beigetragen, dass sie nicht bloss Dienerin, wie F. will, sondern
auch Förderin der Medicin gewesen und noch ist.
Der Verfasser der Beurtheilung der Denkschrift macht der Chemie
auch den Vorwurf, dass durch ihr Bestreben, chemisch reine Mittel
darzustellen, sie der Medicin geschadet. Vom empirischen Staudpuncto
aus die Sache angesehen, mag F. Recht haben, vom wissenschaftlichen
aus aber durchaus nicht. Sollen denn aber die Aerzte stets nur Em-
piriker bleiben? ist nicht das stete Streben eines denkenden Arzte«
nach wissenschaftlicher Aufklärung gerichtet? — Die Klage der Aerite,
*) Es wäre dieses auch Unrecht vom Staate, wenn er der leichteren
Gelegenheit diese Beihülfe zu verschaffen sich beraubte und so
zugleich dem Apotheker die Gelegenheit entziehen wollte, sich
nützlich zu machen und an seiner Fortbildung zu arbeiten» wmu
solche Arbeiten immer Veranlassung werden.
VereinszeüiMg. m
dnss jetzt mehrere Mittel, z. B. Liquor Kali carhoniei^ Ztftcwm owyda-^
fMM Mum^ Antimonium crudum^ Kalomel etc. nicht mehr so wirken^
als von filteren Aerzten in den Schriften angegeben, liegt allerdings
is dem Einflüsse, den die Chemie auf die Bereitung dieser Mittel
ausgeübt : welchem denkenden Arzt kann es aber wohl angenehm sein»
die gute Wirkung eines Heilmittels von einer zufälligen Verunreinigung
abhängen zu sehen? Wenn in dem früheren aus rohem Weinstein he-*
retteten Kali carbonicum Cyankalium enthalten, wenn durch das Zer-»
fliessen an der Luft, um den Liquor daraus zu bereiten, mehr Kohlen-
sfture aufgenommen wurde, und also in diesen beiden eine kraftigere
Wirkung und ein milderer Geschmack bedingt ist, so weiss der jetzige
Araty der sich um das, was wissenschaftlich gebildete Pharmaceuten
aufjgefnnden, bekümmert, welcher Unterschied nun statt findet, und
ihm ist nun der Weg gebahnt, aufzusuchen, welchem Stoflfe die Wir-
kung zukömmt. Es ist die Wirkung des Mittels nicht mehr an Zufäl-
ligkeiten gebunden, sondern er kann bei ruhigerer Beobachtung zur
Wahrheit gelangen. So ist es mit dem Zincum oxydat, aUi.^ weichet
fODSt viele Beimischungen an fremden Metallen enthielt, so mit dem
Aniimoniam crudumy welches fast nie frei vom Arsen verwendet wurde,
bei dem Kalomel liegt die jetzt beobachtete stärkere Wirkung nur in
der feineren Zertheilung. Ist es hiernach nicht ein Nutzen, den die
Chemie, und der mit ihr bekannte Pharmaceut dem Arzte, dem wissen-
schaftlich handelnden, nach Wahrheit strebenden Arzte geleistet hat?
Wenn wir hier in Kurzem, aber wie wir glauben, in schlagenden
Umrissen, gezeigt haben, dass ohne wissenschaftliche Bildung der Apo-
theker, seine, nach F. einzigen, Verpflichtungen nicht einmal genügend
erfüllen kann und dass die Chemie nicht nachtheilig auf die Medicin,
sondern fördernd für die letztere gewirkt hat, so ist noch die Frage
SU beantworten, wem der Staat die polizeilich gerichtlichen Unter-
suchungen auftragen soll?
Wer, wenn der Apotheker nur Extracte und Syrupe zu kochen
und Pulver zusammen zu mischen zu verstehen braucht, jene Unter-
suchungen unternehmen, und wer in den oft vorkommenden Fällen
dem Techniker Rath und Auskunft geben soll? Dass Aerzte diese Ua^
tersuchungen nicht vornehmen können, dass man es ihnen gar nicht
cumnthen kann, zeigt die tägliche Erfahrung und haben wir auch in
der Denkschrift bewiesen.
An grösseren Orten, namentlich wo Universitäten oder Realschu-
len, welche letztere doch erst in neuerer Zeit und nur ia einzelnen
Staaten eingerichtet worden sind, sich befinden, da finden sich in dea
Naturwissenschaften unterrichtete Leute, welche allenfalls polizeilich*-
gerichtliche Untersuchungen vorzunehmen im Stande sind. Wie weit-
läufig ist es aber, ja wie unmöglich zuweilen, allemal erst an einem
solchen Ort zu gehen oder zu schicken. Sind aber Lehrer der reinen
Naturwissenschaften wohl so gut dazu geeignet, solche Untersuchungen
vorzunehmen als Apotheker, die nicht wie jene die reine Wissenschaft
pflegen, sondern immer die Wissenschaft in Bezug ihrer Anwendung
aaf das Leben im Auge haben? oder kann der Staat wohl billiger zu
einer grösseren und allgemeiner verbreiteten Zahl von Kundigen ia
den Naturwissenschaften gelangen, als wenn er dea Apotheker, der
schon seiner Beziehung zur Medicin wegen der gründlichen Ausbildung
derselben bedarf, zum Studio derselben anhält und später zu den oben
genannten Zwecken benutzt?
Die Furcht, welche F. für Universitäten, in Bezug auf die Am*
y
212 Vereimzeitung.
bildang der Apotheker hegt, können wir keineswegs theilen, und aas
Erfahrung können wir versichern, junge Pharmaceuten genug kennen
gelernt zu haben, welche in Leipzig, Jena und Göttingen, - Bonn etc.
studirt hatten, und doch in jeder Beziehung allen Anforderungen ge-
nügten, welche man an einen tüchtigen Apotheker machen kann.
Herr Hofrath Wackenroder würde noch weit mehr Belege dazu-
liefern können, wenn unsere Erfahrung nicht ausreichte. Wenn aber
auch mitunter auf Universitäten einer verloren geht, so ist diess nicht
mit dem ungeheuren Nutzen zu vergleichen, den gerade das Studiren
auf der Universität, oder in einem pharmaceutischen Institute, welches
mit Universitäten verbunden ist, hat.
In der Denkschrift mnssten wir, ihren Zweck in Augen habend,
nämlich den obersten Behörden, Beamten und überhaupt Leuten, die
nicht näher mit den Verhältnissen der Pharmacie vertraut sind, ein
allgemeines Bild von derselben zu geben. Alles anführen und doch'
dabei kurz sein, um nicht zu ermüden und doch glaubten wir nicht,
dass es nöthig sei, wie es durch F. Beurfheilung nöthig geworden, zu
beweisen, dass eine tiefere Kenntniss der gesammten Naturwissenschaften
dringendes Bedürfniss 'dessen sei, der die Apothekerkunst den Zeitan-
forderungen entsprechend ausüben soll: wir haben diess nun kurz
in dem eben Gesagten gethan und fassen wir diess mit dem, was int
ersten Abschnitte der Denkschrift gesagt worden, zusammen, so recht-
fertigt sich wohl auch der vou uns gezogene Schluss : dass die
Pharmacie als etwas Selbstständiges angesehen werden
muss, da sie wegen de;s Umfangs von Wissen, den sie
selbst verlangt, einerseits nicht mehr als Theil der Me-
dicin betrachtet und so nebenbei getrieben werden, an-
derntjieils aber auch ihrer eigenthümlichen Stellung.we-
gen nicht den Hand Werks- und kaufmännischen Gewer-
ben zugezählt werden kann, und hiermit sind auch die beiden
folgenden Schlüsse begründet, deren Richtigkeit ebenfalls von F. weg-
geläugnet worden.
Giebt man uns zu, was wir oben hier zu beweisen gesucht ha-
ben, dass der Apotheker, der den mit Recht an ihn zu machenden
Forderungen genügen will, eine gründliche wissenschaftliche Kenntniss
der gesammten Naturwissenschaften besitzen muss, so fällt die ganze
F. Beurtheilung zusammen, denn sie widerlegt eben nur auf den fal-
schen Grund gebauet, dass der Pharmaceut nur pharmaceutische Bo-
tanik und Chemie (deren isolirtes Bestehen wir nicht anerkennen) zu
wissen brauche, unsere Behauptungen. Da wir aber einmal in dieser
Angelegenheit die Feder zur Hand genommen, so müssen wir dem-
ohngeachtet noch auf einige Specialitäten eingehen, deren Unrichtig-
keit wir theils in den schon mehrmals angeführten Hauptgründen aber
auch darin finden, dass der Herr Verfasser die Apothekerkunst nur
von der Lehrzeit her, die zum grössten Theile in die 80er Jahre des
vorigen Jahrhunderts fiel und aus seiner Stellung als Regierungs-
Medicinalrath kennt.
Die Art und Weise, wie nach F. Angab'en, die Bildung der Apo-
theker (S. 264) sein soll, beweist hinlänglich, dass er die praktische
Pharmacie nicht kennt, was allerdings stark und auffallend ist, da er
mehrfach darauf hinwiess, dass er 24 Jahre lang die sämmtlichen Apo-
theken des Regierungsbezirks Erfurt controlirt habe, was, wie wir
wissen, doch nur unter der Beihülfe von Trommsdorff, Lucas,
Biltz, Bucholz oder noch anderer tüchtiger Apotheker geschah und
Vereinszeitung, 213
möglich war, und eben nur beweist, wie schwer es auch den ärzt-
lichen Medicinalbeamten wird, die Pharmacie gehörig aufzufassen und
allseitig kennen zu lernen, woraus denn um so mehr unsere Behaup-
tung sich erweist, dass die Pharmacie den Apotheker selbst als Ver-
treter bedarf, er würde sonst nicht sagen, dass 1 Jahr Lehrzeit in der
Apotheke ausreiche, wenn der junge Mann einen Cursus auf einer
Realschule absolvirt und 2 Jahr in einer pharmaceutischen Lehranstalt
gewesen sei. Auf solche Weise ausgebildete Gehülfen sind nach un-
serer Ueberzeugung in gar keiner Apotheke brauchbar, denn
sie sind nicht an die Strenge und Schwere des Berufes gewöhnt, den
derselbe erfordert. Auch würde der Hr. Geh. Medicinalrath F., wenn
er wusste, was es für Sorgen macht, Vorstand einer Apotheke zu
sein, es nicht eine leere Floskel nennen, wenn wir behauptet habend
dass der Vorstand einer Apotheke einen schweren Beruf habe, weil
er Alles, was vorgeht, vertreten müsse. Es kann der Vorstand einer
Apotheke zwar nicht allgegenwärtig und allwissend sein ^), aber doch
Diuss er Alles vertreten, und es kommt woit mehr darauf an, wie die
Locale, Geräthschaflen eingerichtet und erhalten, mit welcher Sorgfalt
die Rohstoffe und galenischen Präparate erzeugt und angeschafiFt, wie
die chemischen Präparate dargestellt und geprüft und wie die Gehül-
fen, Lehrlinge und sonstige Arbeiter angewiesen und in ihrem Thun
beaufsichtigt werden, als darauf, dass der Besitzer jedes Pulver, was
eine Magistralformel verordnet, selbst zusammenmischt^^).
Wie möchte es wohl mit einer Apotheke stehen, wo die Gehül-
fen ohne Anweisung, ohne Controle des Vorstandes wären, besonders
wenn es Gehülfen sind, die nach F. Vorschlag gebildet worden wären.
Id einer gut verwalteten Apotheke muss eine militairische Ordnung
und Disciplin walten, der Principal kann nicht Alles selbst machen,
aber« er muss Alles beaufsichtigen und controliren, und in seiner Ab-
wesenheit liegt diess Geschäft dem ersten,, in grössern Geschäften oder
bei längerer Abwesenheit, einem examinirten Gehülfen ob.
Durchaus kann kein praktischer Apothekervorstand sich der An-
sicht F. anschliessen, dass jeder Gehülfe gleich und jeder Gehülfe auch
dem Vorstande gleich sei. Der Gehülfe muss als Gehülfe, der Vor-
stand einer Apotheke als solcher erst noch lernen ; es ist hier, wie in
der ärztlichen Praxis, die Erfahrung und Zeit ist stets die beste Lehr-
meisterin.
Hr. F. behauptet ferner, dass ein Landarzt eben so gute Medica-
mente liefern könne, als der Apotheker, wenn er auch seinen Bedarf
dazu von den Droguisten entnehme, wenn der Apotheker allerdings
nichts weiter ist, als was F. von ihm verlangt ; dann ist der Ausspruch
am Ende auch wahr, dass er diess aber nicht sein kann, wenn er
auch nur als Handlanger der Aerzte seinen Platz vollkommen ausfüllen
soll, haben wir bewiesen. Da nun aber ein Chirurg oder Landarzt
nicht hinlängliche naturwissenschaftliche Kenntnisse besitzt, um das,
was ihm der Droguist sendet, zu beurtheilen, da er auch die mecha-
nische Fertigkeit des Apothekers in der Arzneibereilung sich nicht za
eigen gemacht hat^ so liegt es doch wohl auf der Hand, dass es vom
*) Wie es auch ein Geheimer Medicinalrath nicht ist, wie der Hr.
Verfasser durch seine Darstellung zur Genüge beweist.
**) Wir verweisen, um nicht weitläufig zu sein, auf das, was wir
im zweiten Abschnitte der Denkschrift über Ausbildung der («ehr-
linge gesagt haben.
214 Vereinsseitung.
glflcklichen Zufalle abhängt, wie die Medicamente bescbaifeii sind, da
dieselben nur durch Hände von Leuten gehen, welche nichts daTon
Terstehen. Selbst, wenn wie in Preussen die Droguisten revidirt wer-
den, so kann diess doch nicht schützen, da eine Revision des Drogui-
sten sich doch nur auf seine Einrichtung und etwaige UebergriflTe in andere
Rechte beschränken kann, da es ihm frei steht und frei stehen muss, Stoffe
von verschiedener Qualität vorräthig zu halten. Es ist derselbe nicht
bloss für den Apotheker da, mehr Geschäfte als mit diesem macht er
mit Technikern und Fabrikanten, und diese können oft unreinere Prä-
parate verarbeiten, so unrein als sie nie zu Medicamenten verwendet
werden dürfen.
Der Herr Verfasser der Beurtheilung unserer Denkschrift nimmt
auch die Dispensiranstalten in Schutz^), und sagt^ dass in Erfurt frü-
her, als die Medicamente noch aus einer Apotheke entnommen wurden,
dieselben für das allgemeine Krankenhaus 1200 Thlr. jährlich gekostet,
dass man jetzt, wo man selbst dispensirt, mit 400 Thir. eben so weit
komme. Hierbei sind dann aber doch die Locale und Dispensirkosten
nicht mit in Anschlag gebracht, und theils hierin, theils in dem jetzt
weit geringerem Bedarfe an Medicamenten, ist der so grosse Unter-
schied zu suchen. Dass die Kosten für Arbeit und Geräthschaften
jetzt oft weit höher sind, als der Werth der zu einem Medicamente
n^thigen Stoffe, kann jeder wissen, der die jetzige Receptur kennt.
Doch wollen wir hier nicht weiter in Details eingehen, sonst könnte
uns von F. wieder der Vorwurf gemacht werden, dass wir die Sache
cu sehr in Kleinigkeiten suchten, wie er S. 279 thut, wo das von uns
fiber den Blutegelhandel und den Durchschnittspreis der Recepte Ge-
sagte beurtheilt wird^^)
Wir hielten diese Mittheilung für sehr wichtig, da wir für Nicht-
apotheker schrieben und die Verluste, welche man an Blutegeln erleidet,
durchaus .nicht gering sind *^*)y und da ein Nicfatapotheker nnr ans
*) Bereits im Jahre 1843, s. Archiv 79. S. 18. hat Hr. Geh. Medi-
cinalrath Fischer Aehnliches ausgesprochen, worauf der selige
Brandes entgegnete, dass die Bereitung und Dispensirung der
Arzeneien, sowohl für Menschen als Thiere, allein dem Apothe-
ker zukomme. Die Dispensirung durch Aerzte vvie Thierärzte
erklärte Brandes für eine dem Zwecke der Apotheker durch-
aus entgegengesetzte Anordnung und führte dabei an die Verord-
nung der neuen Badischen Apothekerordnung, welche ausdrück-
lich ausspricht : „Dem Apotheker allein steht es zu, Arzneien d« h*
solche Stoffe, welche bloss zum Heilgebrauch für Menschen und
Thiere dienen und in der Landespharmakopöe aufgeführt sind^
SU verkaufen .^^
«*) Wenn Hr. Geh. Medicinalrath Fischer S. 279. seiner Beorthe^
lang sagt, dass die Angabe, der Apotheker habe ehedem an Far»
fSüroerien etc. viel baares Geld verdient, der weiteren Betrach-
tung nnwärdig sei, so ist das ein abermaliger Beweis, wie we*
Big er die praktische Seite der Pharmacie kennt und auch wie
wenig er in den Geist unserer Denkschrift eingedrungen ist :
denn er würde alsdann erkannt haben, dass zwar diese Angele-
genheit nicht ganz unwichtig ist, aber auch, dass diese Angabe
gleichsam nur Beispielsweise gemacht wurde.
***)In einer 15 und 20 jährigen Verwaltung zweier Apotheken sind au
einigemal Fälle vorgekommen, wo 10, 20, 30 bii 90 TUr. und mehr
Vereinszeitung, $145
deiä unterschiede, den der Darehschnittspreis der Recepte von Sonst
gegen Jetzt erlitten, am besten ein Urtheil hinsichtlich in die Yerfin'-
derunf; des Umsatzes in den Apotheken erhält.
S. 277. sagt F., der Bandagist soll kein Wundarzt, der ärztliche
Gehülfe (Apotheker) kein Arzt sein, wir stimmen ganz damit überein
und setzen nur noch hinzu : und der Arzt kann kein Apotheker sein,
der Beweis findet sich in der Denkschrift und zum Theil in der Be-
artheilong des Hrn. Geh. Medicinalraths Fischer, denn es hat derselbe
durch das darin Ausgesprochene unsere Schlüsse, wie wir glauben
bewiesen zu haben, nicht nur nicht widerlegt, sondern bestätigt. Den
Vorwurf, dass wir Arzt und Physicus nicht immer genau von einander
unterscheiden, trifft uns nicht, denn für den Standpuncte, von dem
wir ausgehen, sind diese alle gleich, es sind Mediciner, sie haben als
dolche einen andern Wirkungskreis, als der Apotheker, sie
treiben die Naturwissenschaften anders, betrachten sie aus einem an-
deren Gesichtspuncte, können besonders in späterer Zeit dieselbe, na-
mentlich die Chemie nicht praktisch treiben und somit den Apotheker
nicht, mehr controliren , sondern sie bedürfen des Apothekers zum
Rathgeber bei Beurtheilungmedicinisch — pharmaceutisch -> polizeilich-
g^erichtlichcn — technischen- — physiologischen und pathologischen
Fällen.
Wir haben in der Denkschrift uns stets bemüht dem Arzte den
Platz zu lassen , der ihm gebührt , wir haben nie das Curiren des
Apothekers gut geheissen, oder in Schutz genommen, wir haben zwar
verlangt, dass der Apotheker die Dosen, in welchen die Medicamente
gereicht werden, ja dass er die Gegengifte kenne, aber nicht um zu
curiren, sondern um im ersten Falle die Recepte zu controliren und
bei Vergiftungen, im Fall kein Arzt vorhanden, für den ersten Augen-
blick einen vernunftigen Rath zu geben. —
Gegen das oben erwähnte Controliren der Recepte durch den
Apotheker wird in der Regel von allen Aerzten protesttrt und auch
von Hrn. F. ist die von uns als Grund angeführte Controle gegen
das Selbstdispensiren weggeläugnct worden. Wie oft aber Schreib-
und wirkliche Fehler auf Recepten im Betreff der Dosen vorkommen,
y/veifi nur der Apotheker, und schwer ist es hier, immer den richtigen
"Weg zur Ausgleichung zu finden, um den Kranken nicht misstrauisch
zu machen, den Arzt nicht zu beleidigen und doch nicht willkürlich
£U handeln.
Die Bearbeitung der Pharmakopoen kann, wie wir in der Denk-
^rift auch zugegeben, nur in so fern den Aerzten zukommen, als
von ihnen zu bestimmen ist, was aufj^enommen werden soll. Alles
andere muss der Apotheker ausarbeiten, denn nur er weiss, wie die
Broguen beschaffen sein sollen, wie sie verfälscht werden und wie
die Präparate nach dem jetzigen Stand puncto des Wissens darzustellen
sind, doch werden wir keineswegs willkürliche Abänderungen Einzel-
ner in der Darstellung galenischer Präparate gut faeissen.
- Dass im Erfurter Regierungsbezirk in den letzten 25 Jahren 3 Apo-
(heken eingezogen sind und nur an entfernten Orten 3 neue entstan-
den, beweist durchaus nicht, dass man nirgends zu freigebig mit der
Erlaubniss zur Anlegung neuer Apotheken ge^vesen. In Dresden sind
in den erwähnten Zeiträumen sechs neue Apotheken, im Herzogthume
an einem Posten Blutegel verloren worden sind, wie lange währt
•s wohl, ehe man dieae wieder einniinmt?
21 6 Vereinszeitung,
Anhalt aber in dieser 2eit 8 oder 9 neue Apotheken entstanden, was
doch wohl mit der vermehrten Population im Yerhältniss steht! Einige
dieser Apotheker fuhreiT freilich nur ein Küchenleben. Ueber das
Eigenthumsrecht der Apotheker wollen wir nichts sagen^ sondern auf
die vom Dr. Schmid im Archiv abgedruckte Beurtheilung über diesen
Gegenstand verweisen.
Den Einfluss, den die Zeit auf die Pharmacie in wissenschaftHcher
Beziehung ausgeübt, will Hr. F. nicht gelten lassen, wie wir oben
gesehen, aber eben so wenig will er zugeben, dass in der technischen
und kaufmännischen Beziehung eine Veränderung, namentlich in dem
grössern Geschäftsaufwande statt gefunden, er glaubt, dass wir einzig
und allein selbst daran Schuld sind. Wie man aber den auslachen
würde, der jetzt mit Absatzschuhen und Allongenperücken einhergehen
wollte, wo wir uns alle dieses Ballastes entledigt haben^ so würde
wohl jetzt niemand in eine Apotheke gehen, wo die Regale mit einer
nicht zu bestimmenden Farbe angestrichen, die Büchsen von Holz und
gleichen Farben, die übrigen von Zinn fände, welches seines grossen
Bleigehalts wegen nicht einmal blank gescheuert werden kann.
Indem wir schliesslich nur noch den uns gemachten Vorwurf ab-
lehnen, als wenn wir bloss des materiellen Vortheils wegen die Denk-
schrift ausgearbeitet hätten, danken wir noch dem Hrn. Geh. Medici-
nalrath Fischer, dass er uns Gelegenheit geboten hat, der Denk-
schrift einige Bemerkungen nachzuschicken, bitten aber zugleich noch
um Entschuldigung, wenn wir vielleicht theil weise zu lebhaft widerspro-
chen haben, müssen aber endlich doch noch erklären, dass wir den
Satz nicht aufgeben können, dass die Pharmacie einen Stand-
punct erreicht hat, der es nicht mehr möglich macht, dass sie
sich voni Arzte bloss als seine Dienerin ansehen lassen
kann *).
Die Pharmacie ist selbstständig, erhält immer mehr und mehr eine
wissenschaftliche Form und der Egoismus der Medicin ist nicht mehr
im Stande sie länger niederzudrücken, und wenn es dennoch länger
geschieht, weil sie einmal die Herrin ist, so geschieht es nur zum
P^achtheile des Ganzen!
Dr. Bley. Dr. Meurer.
Der verewigte R. Brandes sagt in Entgegnung des schon er-
wähnten Aufsatzes von Dr. F i s ch e r : Wenn die Stellung des
Apothekers nicht richtig erfasst ist, so setzt man ihn in eben so
unrichtige Verhältnisse, man bürdet ihm ' einerseits alles Mögliche
auf und entzieht ihm auf der andern Seite die dazu nöthigen
Mittel. Möge man auf die Stimmen sachkundiger Apotheker mehr
Gewicht legen, als es bisher geschehen ist; wir haben gezeigt^
wie gern sie zur Erfüllung der an sie gemachten Anforderungen
geneigt sind, wie gern sie ihrem Berufe und ihrer Pflicht Opfer
bringen. Möge man ihnen auch Vertrauen schenken, und in An-
gelegenheiten ihres Faches auf sie hören; sie sind eines solchen
Vertrauens werth. Die Pharmacie ist mehr und hat höhere Pflich«
ten, als ein blosses Gewerbe ! ^Archiv der Pharmacie 79^ 8» SZ,}
Vereinszeitung. 247
Zuschrift von Behörden die Denkschrift anlangend,
Fär die gefällige Zusendung der Denkschrift über den derzeitigen
Standpunct und die Verhältnisse der Pharmacie in Deutschland, erman-
geln Wir nicht, dem Directorio des pharmaceutischen Vereins im nörd-
lichen Deutschland auf das geehrte Schreiben vom 31. d. M« Unsem
ergebenen Dank abzustauen.
Clausthal, den 29. Juli 1845.
Königlich Hannoversche Berghauptmannschaft.
W. Albert.
Wir eröffnen dem Directorio des pharmaceutischen Vereins in Nord-
dentschland, dass wir von der unter dem 22. v. M. uns zugesandten Denk-
schrift über den derzeitigen Standpunct und die Verhältnisse der Phar-
macie in Deutschland überhaupt mit Vergnügen Kenntniss genommen haben.
Hannover, den 1. August 1845.
Königlich Hannoversche Landdrostei.
V. Dachenhausen.
2) Medicinal - Gesetzgebuug.
Das fortdauernde Steigen der Preise des Jod, des Opium, der
Canthariden und des Peruvianischen Balsams hat eine Revision der
Taxpreise dieser vier Droguen und ihrer Präparate nothwendig gemacht.
Die Königliche Regierung erhält umstehend ein Verzeichniss der hier-
nach abgeänderten Positionen der Arzeneitaxe, um solches schleunigst
durch das Amtsblatt zur Kenntniss der Apotheker zu bringen. Die
abgeänderten Taxpreise treten in Wirksamkeit, sobald die Publication
derselben in dem Amtsblatle der Königlichen Regierung vorscbhfism&sstg
erfolgt ist.
Berlin, den 18. December 1845.
Der Minister der Geistlichen, Unterrichts- u. Medicinal-Angelegenheiten.
An
sftmmtliche Königliche Regierungen.
C i r c u 1 a r e.
Aqua Opii ^. 1 Unze 6^SX
Balsam, Peruvian 1 Drachm. 1 — 4 —
Cantharides . , , ^ 1 Unze 6 — 4 —
— gr. m« pulv. — 7—8 —
— subi, puh — 8 — 6 —
Elect. Tkeriaca,,,., — 2 -- 8 —
Empl, Canthar, ord — 4 — 6 —
— — ^ pcrp — 3—3 —
— opiatum — 8 — 10 —
Extract. Opii...: 1 Drachm. 10 — 8 —
Jodum 1 Scrupel 3 — 8 —
Kali hydriodicum ^ 1 Drachm. 9—4 —
Massa pil. e CynogL, — 1 — 4 —
Opium puherat — 5 — 8 —
Puk. Ipecac. opiat ,. . — „ — 8 —
Tinet. Cantharid 1 Unze 3 — „ —
— Jodi 1 Drachm. i — 8 —
-^ Opii henioic 1 Unze 5 — • 8 —
-^ — crocat — 10 — 8 —
— — iimplea. — 7 — 10 —
Unat. Cantharid, — 9 — „ —
•^ Kali hydriodioi -- 13 ..10 ^
S18 Vereinsseütmg.
3) Schutz der Rechte der Apotheker.
Auszug aus dem Hauptprotocolle des Obermedicinal'
CoUegiums.
Kassel, am 15. Juli 1845.
Jlf 964. Das Justizamt zu Felsberg sendet das Protocoll zur
Anzeige des Apothekers Blass daselbst, gegen den Thierarzt Wen-
deroth, wegen Selbstdispensirens von Arzneien ein.
Beschluss: Da aus den verhandelten Acten hervorgeht, dass der
Thierarzt Wenderolh am 5. November v.J. für ein Pferd des Ober-
greben Koch zu Gendungen eine Salbe und ein Pulver verordnet,
und, nachdem erstere aus der Apotheke geholt worden, letzteres selbst
ausgegeben hat, diese Zuwiderhandlung gegen den §. 233. der Me-
dicinal- Ordnung durch das, was derselbe angeführt hat, aber in kei-
ner Weise gerechtfertiget erscheint, indem, wenn auch das fragliche
Pulver ein für ein anderes Pferd verordnet gewesenes, aus einer Apo-
theke bezogenes, jedoch nicht zur Verwendung gekommenes gewesen
sein sollte, die anderweite Verwendung desselben mit oder ohne Zu-
that einem Selbstausgeben von Arzneien gleich sein wärde, ' die An-
gabe aber, dass hier ein Eüfall vorgelegen habe, nicht für gegründet
gehalten werden kann, da eben so wie die Salbe auch das Pulver in
der Apotheke bereitet werden konnte, letzteres auch zwei Stunden
nach seinem Eippfange noch iricht angewendet worden war iind das
Pferd sogar, ohne davon eingenommen zu haben, wiederhergestellt
wurde; so wird dem Thierarzt Wenderoth sein unbefugtes Ausge-
ben von Arzneien, unter Vernrtheilung in die etwa noch sich erge-
benden Untersuchungskosten und bei Meidung härterer Ahndung im
WiederfaolungiBfalle, hierdureh alles Ernstes verwiesen.
Zugleich wird demselben in Beziehung auf seine Anfrage vom
23. April Y. J. eröffnet, dass man unter Hausmitteln, welche aber die
Thierärzte ebenwohf nicht dispensiren dürfen, solche Mittel versteht,
welche die Viehbesitzer im Haushalt zu haben pflegen, wie Oel, Salz,
Essig, Mehl, Wachholderbeeren, Leinsaamen, Kamillen, Seife, Brant-
wein u. d. m.
2) Nachricht hiervon dem Apotheker Blass zn Felsberg,
Heraeus,
Wir ersehen hieraus, wie das Kurfürstlich Hessische Obermedicinal-
Collegium die Rechte der Apotheker gegen ungebührliche Eingriffe zn
wahren weiss und möchten nur wünschen, dass in andern Staaten die-
telbe Sorgfalt für das Wohl der Pharmacie obwalten möchte.
Dr. Bley.
4) Mängel im Medicinalwesen»
Ueber die Erörterung der über pharmaceutische Zustände,
Wünsche und vorschlage erschienenen Schriften und
Aufsätze, Besprochen von M. S. Ehrmann, Dr. der
Chemie , Magister der Pharmacie (k d. Universtät,
Professor etc. Ollmütz 1845; von Dr. L F. BUy.
Der duireb sein Handbuch der Pharmacie, seine pharmaceutiscben
Pripiratedkttnde und sonstige Arbeiten rahmlicbit bekannte, würdige
Vereinszeüung. 819
Verfasser bietet ans hier seine Ansichten fiber die Verhältnisse der
Pharmacie im österreichischen Kaiserstaate mit Berficksichtigunfr man^
eher über Yerbesserungf des Apothekerwesens erschienenen Schriften.
Er hat dabei vorzüglich die Absicht im Auge der hohen Regierung
Aufklärung über jene Verhältnisse zu geben und so eine nothwendig«
Verbesserung herbeiführen zu helfen.
Er stellt die Frage auf:
1) Sind die Apotheker entbehrlich?
2) Sind die Klagen der Apotheker rücksichtlich der vielseitigen
Eingriffe in ihre gesetzlich bestimmten Rechte gegründet?
3) Auf welche Weise ist solchen abzuhelfen möglich?
4) Was erscheint zur entsprechenden Begründung der Pharmacie,
d^i zeitgemässen Anforderungen nach, zu veranlassen wünschenswerth?
Die erste Frage erörtert der Verfasser unter Rücksichtsnahme
aaf Dr. F. A. Ott's Schrift, Anleitung zur wohlfeilen Krankenbehand<^
luBg. München 1843.
Er giebt nach einem kurzen Abrisse der Geschichte der Pharmacie,
die Grunde der Trennung der Pharmacie von der Arzneikunde an und
liihrt dabei an 1)' dass die Ausübung beider ganz verschiedene theo*
retische und praktische Kenntnisse voraussetze ; 2) dass die Arzneibe«
reitung mit der ausübenden Heilkunde offenbar unvereinbar sei ; 3) dass
dem zufolge, wenn jeder Arzt selbst dispensiren wollte, es soviel
Apotheker als Aerzte geben mfisste, dass selbige wieder ihre Zu-
flucht würden nehmen müssen zu Materialisten und chemischen Fabri-
kanten ; 4) dass so der durch Einführung öffentlicher vom Arzte unab-
hängiger Apotheken beabsichtigte Zweck der Gleichförmigkeit und
entsprechender Beschaffenheit der Arzneien vereitelt würde, dass auch
der Controle wegen die Trennung nöthig sei, auch die Ausübung det
Pharmacie unter der Würde des Arztes stehe, und dass ihm die dazu
nöthige Kenntnis« abgehe. Sonach wird Dr. Ott's Forderung der
Setbsidispensirung als von egoistischen Ansichten und von Leiden-
schaftlichkeit ausgehend zurückgewiesen, als einer weisen Medicinal-
▼erfessung zuwider, da ihre Durchführung nur zur Pfuscherei führen
vflrde und die Medicin durch die Aufhebung der Apotheken vollends
um ihr Ansehen kommen würde. Die Schuld aber, dass die Praxii
in der Medicin wie der Pharmacie kärglicher, als ehedem sich lohne,
läge offenbar an den Schwankungen der wissenschaftlichen Systeme,
in der Ausübung der Medicin, so wie in dem Erscheinen der Masse
populärer Schriften über Heilkunde. „Ueberhaupt, föhrt er fort, ist
das Pfuschen in keinem Stande gegenwärtig so gtosB, als in der Me-
dian, denn mit der Extension der Homöopathie wurde die Arznei-
kttnde gleichsam zum Gemeingute^ so dass Viele, die keine Idee von
Diagnose, Prognosis und andern wichtigen Doctrinen der Medicin hftt«
teil, Müh berufen wähnten and erdreisteten, als Aetzte aufzutreten und
ohne Anstand Praxis auszuüben/^
Er weiset sodann nach, dass die Pharmacie keinesweges mehr
einen goldnen Boden habe, sondern vielfach bedrängt und oft kaum
so viel abwerfe, um den schweren Pflichten nachkommen zu können.
Er weist hjn auf den Zustand der Pharmacie in England vmd ihi^
grossen Mängel, eben so in Italien, nicht minder in Frankreich und
m der Türkei! Er gebt über zur deutsehen Pharmacie und beruft
sich auf Liebigs Ausspruch deshalb, und zeigt kurz, wie die Phiir-*
macie in DeutscMand die Pflansschule für Naturwissenschaft und tech»
220 Vereinszeüung.
Auf die zweite Frage eingehend, findet er diese Klagen der Apo-
theker sehr begründet und weiset dieses nach. £r zeigt dann, was
^ur Ausbildung des Apothekers nöthig sei, wie die Ausübung seines
Geschäfts einen Umfang von Wissen erheische und schöpft so die Ueber-
zengung, dass die Pharmacie kein untergeordneter Zweig der Arznei-
kunde sein könne und es also Pflicht der Staatsverwaltung werde, die
Rechte und Würde der Pharmacie mit allem Nachdrucke aufrecht zu
erhalten.
Hiernach kommt der Verf. zur dritten Frage. Er findet S. 64.
die Ursache der Nichtabstellüng dieser Klagen in der Disharmonie
zwischen den, legislativen Bestimmungen und der executiven Ausfüh-
rung derselben und hält es für set^r wünschenswerth, dass die höch-
sten Behörden von der Ueberzeugung ausgehen möchten, dass die
Ueberwachung der Medicinalgesetze in den Bereich der hohen Polizei-
verwaltung, somit auch in den Ressort der betreffenden Beamten g'e-
höre, welche auch ohne Aufforderung dahin zu wirken gehalten sein
sollten, dass kein unerlaubter Arzneihandel geduldet werde. Der Verf.
spricht sich ferner dahin aus, dass der gesetzliche Schutz zur Aufrecfat-
erhaltung des Apothekerwesens sich dahin erstrecken möchte, zweck-
dienliche Maassregeln zu treffen.
1) Dass weder Homöopathen, Wund-, Thier- und andere Aerzte
an Orten, wo oder in deren unmittelbarer Piähe Apotheken sich be-
fanden, sich der Zubereitung und Verabreichung von Arzneien unter
keinem Vorwande schuldig machen dürften: denn wenn dem Apothe-
ker untersagt sei, sich mit der Ausübung der Arzneikunde zu beschäf-
tigen, so könne er auch mit Beziehung auf die bestehenden Bestim-
mungen verlangen, dass sich jene, was seines Berufs sei, zu enthalten
hätten.
2) Dass der Verkauf von Arzneimitteln und von sogenannten Ar-
canis durch Materialisten, Fabrikanten, Specereihändler, Krämer, De-
stillateurs, chemische Fabrikanten, Parfümeurs, Zuckerbäcker, Hausirer
und andere unbefugte Personen, so wie auch der Verschleiss der Haus-
mittel durch Private gänzlich eingestellt und ohne weileres gleich
strenge, und unnachsichtlich geahndet werde, gleichwie es andererseits
dem Apotheker, seiner Bestimmung nach, nicht zustehen sollte^ Ge-
genstände vorräthig zu halten und zu verkaufen, die weder unmittel-
bar noch mittelbar arzneiliche Verwendung fänden.
3) Dass die zum Nachtheile der Apotheker noch bestehenden
Missbräuche geahndet würden.
4) Dass den sonstigen Mängeln abgeholfen würde durch eine so
ersehnte, als nothwendige zeitgemässe Umgestaltung der Pharmacie.
Die vierte Frage betreffend, so hat der Verf. ihre Erörterung
unter mehrere Abtheilungen gebracht, als:
a) die Werthsverhältnisse der Apotheken und deren Besitz-
erlangung ;
i) die Grundsätze der Arzneipreisfeststellung;
c) die scientifiische Richtung der Pharmacie;
d) eine den gegenwärtigen Verhältnissen angemessene Apotheker«
Ordnung ;
e) andere wünschenswerthe besondere Bestimmungen,
Den ersten Punct anlangend, so betrachtet der Verf. die rerschie*«
denen Bestimmi^ngen, welche darüber in den einzelnen deutschen
Staaten gelten und wie sie bereits aus uttserer Denkschrift bekannt
lind und hält dafür^ dass über die Verleihung von Pen onal|;erecbtf amen
Vereinszeiiung. 224
eine feste Basis gegeben werden müsse, um sowohl talentvolle Jüng-
linge anzueifern, sich der Pharma cie zu widmen, wie auch brauchbare,
wissenschaftliche GehUlfen zu erhalten, und sie nicht in die traurige
Kothwendigkeit zu versetzen, bei Ermangelung eines eigenen Vermö-
gens und der ungewissen Versorgung in altern Tageii die Pharmacie
zu verlassen, wobei der Verf. auf von ihm früher entwickelte Vor-
schläge in seinem 5ten Hefte des Neuesten aus der Pharmacie hinweiset.
Ueber die Gründung neuer Apotheken bemerkt er, dass dabei auf das
gunstige Bestehen derselben, also auf die Volkszahl, Wohlstand der
Einwohner, deren Arzneibedürfnisse^ Nähe anderer Apotheken zu
sehen sei.
Auf die Arzneitaxe kommend, erklärt er, dass durch selbige
a) dem Apotheker das auf wissenschaftliche Ausbildung ver-
wendete Capital .verzinset, auch die Mittel in derselben ferner fort-
zuschreiten,
b) die Interessen für das auf die Apotheke mit Zubehör ver-
wendete Capital,
c) die Unterhaltskosten für seine Familie, nebst Personale, Be-
soldung desselben, Brennmaterial, Steuer und sämmtliche Requisiten,
d) ein Ueberschuss für mancherlei mit Ausübung der Pharma-
cie verbundene mannigfache Leistungen und Verrichtungen,
e) ein Ersatz für durch Verbrauch gewordenen Abgang,
ß eine Entschädigung an Interessen für jahrelanges Ausborgen
und Verluste gewährt werden müsse.
Er sagt, dass es wahrlich an der Zeit sei, das Publicum über den
Zweck der Apotheken und die Obliegenheiten des Apothekers aufzu-
klären, um demselben die Ueberzeugung zu geben, dass die Apotheker
nur des aligemeinen V^ohles wegen da seien, folglich auch die Exi-
stenz des Apothekers gesichert sein müsse. Er bemerkt, dass die
Apotheker leider selbst Schuld trügen an der Verbreitung der Mei-
nung eines unverhältnissmässigen Profits durch die von ihnen selbst
ausgehenden Anerbiejen geringerer Preise.
Es werden dabei die im Herzogthume Dessau- geltenden Verord-
nungen gerühmt, wonach die Apotheker weder über noch unter der
Taxe verkaufen dürfen, um keinerlei nachtheiligen Verdacht zu begrün-
den, wobei die .Absicht seinen Collegen zu schaden, besonders hart
' bestraft werden soll etc.
Alle höheren Forderungen an Rabatt von dem Apotheker als ei-
nem Bürger, der selbst in keiner Weise begünstigt werde, hält der
Verf. für ungerecht.
Als Hauptforderung an die Taxe stellt der Verf. auf, dass die
Preise der einzelnen Artikel ihrem Materialwerthe nach mit Rücksicht
auf die bei deren Zubereitung, Umgestaltung und Art der Behandlung
in Betracht kommende Mühe, Kosten und Anwendung von Kenntnissen
angemessen sein sollen.
Dr. Ehr mann hält es sowol für Publicum, als Apotheker vor-
theilhaft, den Gewinn des Apothekers nach bestimmten Abstufungen
so zu verlheilen, dass den Roharzneien ein geringerer, den Präparaten
ein höherer Gewinn zugerechnet werde, als
1) bei Rohstoffen, welche lange Zeit unverändert sich erhalten,
. 25 — SO.Proc. Gewinn;
2) bei solchen, die einer Zubereitung, Reinigung, Zerstossen, Zer-
schneiden bedürfen , auch mit der Zeit sich verändern, 40 — 50
Frocent ;
ttS VereinszeUung.
3) bot im Wegre der chemifch pbarmaceutischen Kanst dargesteli«
Im Araneistoffen, welche in grösserer Menge verbraucht würden, 60
hii 70 Proc,;
4) bei solchen Stoffen, die nnr in geringen Mengen verkauft,
leicht unwirksam werden oder sich verfluchtigen, 80 — 100 Proc. ;
5) dass bei Verordnung grösserer Mengen ein Rabattabzng statt
ftnde;
6) alle Arbeiten der Receptur nach sich ergebenden Kosten, Zeit-
aufwände, Umständlichkeit, nöthigen Geräthe mit einem Tax-Aufschlag
berechnet werden solle.
Mit Recht hebt der Verf. hervor, dass eine auf die billigsten
Principien basirte Taxe nur dann eingeführt werden könne, wo gleich-
zeitig die Uebelslände aller Eingriffe in die pharmaceutischen Rechte
durch Zuckerbäcker, Parfömeurs und Destillateurs, Thierärzte, daa
Selbstdispensiren der Aerzte durch streng gesetzliche Bestimmungen
weggeräumt würden.
Sodann wendet sich der Verf. S. 109. zur Betrachtung der durch
die gegenwärtigen Verhältnisse bedrängten erweiterten scientifischen
Bildung der Pharmaceuten. Er will, dass das pharmaceutische Sta-
dium sich erstrecke auf Physik, Botanik, Waarenkunde, allgemeine
Chemie mit Stöchiometrie, auf theoretische und praktische Pharsiacie,
analytische Chemie mit Toxikologie. Er weiset nach, wie nothwendig
die Kenntniss pharmaeeutischer Waarenkunde auch für den Arzt sei
und erwähnt, dass durch ungenügende Kenntniss der Staatsarzt häufig*
in Verlegenheit komme und wie z. B. in einer ihm bekannten Apo-
theke alljährlich ein und dasselbe schlechte Stuck Castoreum vom
Pbysicus als ein Musterstück gepriesen, wirklich gutes aber als ver-
werflich erklärt werde.
Er will, dass die Pharmaceuten sich durch Besuch der Universi-
täten gründlich vorbereiten sollen, weshalb für gehörige Gelegenheit
SU sorgen sei.
Darauf kommt Dr. Ehr mann auf die Besprechung der Nothwen-
digkeit einer befriedigenden Apothekerordnung, welche ausser den
allgemeinen Bestimmungen, die äusseren Beziehungen des Apotheker-
wesens, insbesondere die Innern Verhältnisse, die Rechte der Apothe-
ker, die Apotheke in allen ihren Theilen, die Geschäftsführung, die
speciellen Bestimmungen, die Provisoren und Gehälfen, die Lehrlinge
und die Visitation umfassen soll.
Die allgemeinen Bestimmungen sollen die gesetzlichen Anordnungen
in sich fassen^ welche bei Antritt eines Geschäfts, Uebertragung dea-
selben, Verwaltung, Personalgerechtsame, Aufhebung, wo sie zum all-
gemeinen Wohle nothwendig erscheinen.
Die anderen Bestimmungen beziehen sich auf die Stellung des
Apothekers gegen die Behörden, den Arzt, das Publicum, die Pflich-
ten, welche aus der Ausübung der Pharmacie sich ergeben. Die innern
Verhältnisse auf- die bürgerliche Stellung des Apothekers, die ausflbende
Pharmacie als Gewerbsgegenstand. Er giebt dabei zu bedenken, wie
die gunstige Gestaltung des Apothekerwesens einen unverkennbar mo-
ralischen Einfluss auf den höhern Aufschwung der Pharmacie haben
werde.
Als eine Pflicht des Apothekers erklärt er die Herstellung der
pharmaceutischen Präparate in den Apotheken, welche schon um der
Gelegenheit zur Ausbildung für die Lehrlinge und Gehülfen willen
erforderlich sei. Mit allem Rechte erklärt der Verf., dass auch in. den
Vereinszfüung. )f3
phannaceutisdien Laboratorien die meisien Präparate oben so wohl-
feil, als in chemischen Fabriken bereitet werden könnten, wenn nur
Geübtheit in chemischen Arbeiten und die nothwendigen Apparate vor-
band«! seien.
Um dem Apotheker noch mehr Gelegenlieit zu g^eben zur wissen-
schaftlichen Ausbildung, schlägt Dr. £. vor, Kreisbibliotheken einzurich-
ten, deren Werke circuliren sollen, dass jeder Apotheker eine gute
pharmaceutische Zeitschrift halten solle, wie dieses z. B, in allen bei
dem Apotheker-Vereine in Norddeutschland betheiligten Pharmaceuten
der Fall ist.
In den Gremial (Kreis) Versammlungen sollen wichtige Gegenstände
zur Sprache gebracht und erörtert werden.
Er macht endlich noch darauf aufmerksam, dass mit der wissen-
schaftlichen Ausbildung auch die moralisehe wachse. Deshalb hält er
die Bildung eines pharmaceutischen Vereins als ein vorzugliches Mittel,
diese Ausbildung zu erreichen.
Die Bevormundung der Pharmacie durch die Aerzte erklärt der
Verf. S. 145 and 146 der vollkommenen Ausbildung, hinderlich und
wünscht also, dass tüchtige Apotheker, welche jedoch keine Apotheke
besitzen, bestellt werden sollen, die Gremialgeschäfte zu leiten, die
Aufnahme der Lehrlinge zu prüfen, die pharmaceutischen Angelegen-
heiten zu bearbeiten und zu beurtheilen, die Revisionen zu besorgeui
die Prüfung der Lebensmittel vorzunehmen, die gerichtlich chemischen
Untersuchungen auszuführen und über auf chemischen Principien beru-
henden Gewerbe und Fabriken gehört zu werden.
Eben so sollen, seinem Vorschlage gemäss, in den Sanitäts-Depar-
tements der Landesregierungen und der Hofstellen Pharmaceuten mit
angemessenem Charakter angestellt werden um solchen die Referate
auzu weisen, 6ber:
zeitgemässe Reformen der Apothekerordnung, Revision der Apo-
theken, Taxe und Pharmakopoe, Superrevision der Arznei-Rechnungen
für öffentliche Anstalten, Prüfung der Anlage und Aufhebung von Apo-
theken, Beurtheiiung von Beschwerden der Apotheker, Herstellung von
chemischen Fabriken.
Wenn wir den Inhalt dieser wichtigen Schrift des verdienstvollen
Verfassers zusammenfassen, so können wir eine sehr grosse Ueber-
einstimmung mit der von dem Directorium des Apotheker- Vereins in
Norddeutschland herausgegebenen „Denkschrift über den derzeitigen
Standpunct und die Verhältnisse der Pharmacie in Deutschland über-
haupt, insbesondere in den Staaten, in welchen sich der norddeutsche
Apotheker-Verein verbreitet. Hannover 1845.^^ nicht verkennen und
da der Herr Verfasser bei gleichzeitiger Herausgabe seines Werkes
eben so wenig Kenntniss von dem Erscheinen jener Denkschrift hatte^
als die Verfasser derselben von der £h rmann' sehen Erörterung, so
dürfte sich daraus um so mehr das Bedurfniss herausstellen, der in
beiden Schriften zur Sprache gebrachten Reform der Pharmacie alle
Beachtung von Seiten der hohe» Behörden zuzuwenden, was, dass es
bald geschehen möge, wir nur angelegentlichst wünschen können.
224 Vereinszeüung.
5) lieber die Gremial- Wirksamkeit ^
vom
Apotheker C. A. Laube in Lettmeritz, Mitglied des Vereins.
Hochgeehrtester Herr Gremialcommissar!
Ebensogeehrte Congremialen !
Wie viel Vereine zur Förderung jedes Unternehmens beitragen,
auseinander zu setzen, wäre hier nicht am rechten Orte, auch ist es
nicht mein Zweck; sondern ich will nur durch Hinweisung auf die
Errichtung so vieler Vereine meine verehrten Herrn CoUegen darauf
aufmerksam machen, wie schade es ist, ein so schönes, ja so wirksa-
mes Mittel bei uns unbenutzt zu lassen.
Wie mühten sich unsere Collegen in Nord - ^ind Süddeutschland
einen Verein zu gründen, der entfernte Collegen zu Freunden verbin-
den, der durch zu grosse Entfernung Verwaiste durch zeitweilige
Näherung trösten, ja einen Verein, der durch Zusammenwirken meh-
rerer die Mühen Einzelner heben, erleichtern und alle einem Ziele
zuführen soll, das gewiss auch jeder von uns im Herzen verfolgt.
Wenn wir nun so das Ringen und Streben unserer begeisterten
Collegen betrachten; wenn wir den Erfolg ihrer Anstrengungen prü-
fen und sehen, wie rasch dieselben den Fortschritten unserer Kunst und
der dahin einschlagenden Wissenschaften nacheilen; wenn wir beden-
ken, welche Anforderungen Staat und Mitbürger auch an uns machen :
sollte uns das nicht spornen, diesen Anforderungen und Wünschen
Genüge zu leisten und jedes Mittel zu ergreifen, das zu diesem Zwecke
fährt? Wir brauchen nicht erst Vereine mühsam zu gründen, unsere
weise Staatsverwaltung hat sie bereits begründet : es sind die Gremial-
Versammlungen ; und nur an uns liegt es, diese Versammlungen für
uns und unsere Mitbürger nutzbringend zu machen.
Jede menschliche Einrichtung trägt den Stempel der Unvollkom-
menheit an sich. Es können sich daher auch in unserem Stande Ge-
setze einschleichen, die in der Praxis sich weniger wirksam und zweck-
mässig erweisen, als es vorher erscheint; andere früher sehr
zweckmässige Anordnungen passen nicht mehr ganz zu unsern Zeit-
verhältnissen ; wieder andere ^werden nicht streng genug gehandhabi ;
es können ferner im Laufe der Zeit Missbräuche einreissen, welche die
verderblichsten Folgen haben. Um allem diesem zu begegnen, hat
unsere Regierung klug und weise das ganze Apothekerwesen in Gre-
mien geordnet, die jährlich ihre berathenden Zusammenkünfte haben,
dort ihre Erfahrungen sich wechselseitig mittheilen, die Mängel und
Fehler rügen, und ihr VerhandiungsprotocoU dem Hauplgrcmium zu-
senden sollen, welches sodann das Ganze der prüfenden Leitung vorzu-
legen hat.
Wenn nun zwar diese Verordnungen bestehen, die Betheiligten
aber davon nicht den Gebrauch machen, den sie davon machen sollen;
wer ist denn zu bedauern? Wer vernimmt die Klagen, die allenthal-
ben verlauten? Wer soll die Uebelstände abhelfen, wenn sie nicht
am gehörigen Orte bekannt gemacht werden?
Die Gremialversammlung ist der Ort, wo alles und jedes zur
Sprache kommen soll, von dort ans gelangt alles zu den Ohren unserer
Oberbehörde, die alle angemessenen Vorschläge unserer weisen Regie-
rung zur Prüfung vorlegt^ deir so viel am Wohle ihrer Anvertrauten
Vereinszeitung, 225
in jeder Beziehung gelegen ist, dass gewiss die Abänderang nnr zum
Besten der Betheiligten ausfallen würde.
Nun ist aber seit dem Jahre 1834 in unserem hierkreisigen Filial-
gremium zwar alljährlich eine Apothekerversammlung abgehalten wor-
den, aber keiner der 23 Herrn Congremialen ausser dem Vorsteher,
Mitvorsteher undGremialcommissär ist seit dieser Zeit dabei erschienen. —
Ich will hier nicht untersuchen, worin die Ursache liegt, aber so
yiel ist gewiss, dass bei Hintansetzung eines so herrlichen Beförde-
rungsmittels unserer Kunst und Wissenschaft, so wie unsers freund-
schaftlichen Verkehrs, der Zweck verloren gehen muss, wenn wir
nicht den C^ebrauch davon machen, den wir davon machen sollen.
Vom Pflichtgefühl gedrungen mache ich meine geehrten Herren
Congremialen auf die Verantwortung aufmerksam, die jeder selbst
durch Vernachlässigung dieses schönen Beförderungsmittels auf sich
ladet und fordere dieselben aufs freundschaftlichste auf, durch wech-
selseitiges Streben und Muhen unser sinkendes Wohlsein, unsere Rechte,
unser Fortschreiten in der Kunst und Wissenschaft heben und beför-
dern zu helfen.
Wohl mag es manchen unserer Collegen schwer fallen/ aus der
fernsten Gränze eine so weite Reise nach Leitmeritz zu unternehmen —
aber gerade dieser Uebelstand Hesse sich durch eine gehörige Bespre-
chung im Einverständnisse des Herrn Gremialcommissärs durch jähr-
liche Verlegung von einem Ort zum andern leicht beheben.
Wie nothwendig derlei Besprechungen wirklich sind, das muss
sich jedem aufdringen, der nur die nachfolgend aufgeführten Gegen-
stände flüchtig durchblickt.
1) Wir besitzen zwar ein Apothekerbuch, aber dasselbe ist so
unvollständig und mangelhaft, dass es den Anforderungen unserer fort-
schreitenden Wissenschaft nicht genügend entspricht, und also eine
allgemeine gleiche Bereitung aller Arzneien in verschiedenen Gegenden
durchaus unmöglich ist.
2) fordert der For,tgang unserer Zeit eine öftere Regulirung der
Apothekertaxordnung, und zwar bei so verschiedenartigen Provinzen
eine besondere Provinzialtaxe, deren Regulirung alle 3 oder 3 Jahre
viel leichter ist.
3) Kaufleuten und Materialisten ist bereits den 19. März 1818
das Verbot erneuert: dass selbe die den Apothekern vorbehaltenen
einfachen und zusammengesetzten Arzneimittel loth- und kreuzerweise
vorzüglich aber Purgier- Brech- und schlafmachende Mittel nicht ver-
kaufen, sondern erlaubt ihnen nur den Verschleiss derselben an Apo-
theker im Grossen als Urstoffe zur Bereitung der Arzneien. Trotz
diesem Verbote handeln dieselben im Kleinverschleiss fort, obwohl
' die wenigsten der Kaufleute diese Waaren und deren Wirkungen kennen,
stehen dieselben, abgesehen von diesem bezüglich der Apothekerwaaren
unter keiner Aufsicht. Da ferner der Kaufmann Waaren von ver-
schiedener Güte und Beschaffenheit führt; der Apotheker aber eidlich
verpflichtet ist, nur Waaren von bester Qualität und die Präparate nach
der gesetzlichen Pharmacie genau und fleissig bereitet vorräthig zu
halten, so kann er mit jenem bezüglich der Taxe in keine Concurrenz
treten und wird offenbar verkürzt.
4) schmälern eine unzweckmässige Vermehrung der Landapothe-
ken die bereits bestehenden ungemein, und schaden zugleich dem
Publicum. Am allerschädlichsten aber wirkt selbst auf den Charakter
die Verleihung von Personalgerechtigkeiten.
Arch. d. Pharm. XCV. Bds. 2. Hfl. 45
QQäl
ZfiD
5) Welchen ooberechenbareD Scbadm Teranacken den ApoUie-
kern eaf dem Lande die Hansapotbeken der Wandärxte, welche mei-
sten« nnr mit niederer Schnlbiidang ohne pharmacentische ^enntniaa
und ohne polixeiliche . (Jeberwachnng nach Wi]lkähr dispensiren ttn4
unnennbaren Schaden, besonders beim Landmann, anrichten können.
Indeqi sie ihre M edicaroente von MateriaUsten nehmen, schmilem und
yerkürzen sie den Apotheker, der 14 Jahre lang mühsam um sein
Diplom wirbt.
6) Auch die wissenschaftliche Bildung unserer Gehülfen Terdien^
eine ß^LUz besondere BerAcksichtigung.
vie Lehrzeit für einen Pharmaceuten ist auf 4 Jahre festgesetzt,
nach der Lehrzeit sind demselben 4 Jahre Ausbildungszeit gegönnt
und dann erst wird er zu einem 2 jährigen Curs zugelassen. Sollte
ein Gehfilfe nicht lieber gleich nach Tollendeter Lehrzeit zum pharma-
ceutischen Lehrcurse verpflichtet werden, und erst der absolvirte, mit
Kenntnissen aus der Ciiemie, Botanik und Mineralogie ausgerüstete
Mann durch 2 oder S Jahre sich in der Welt Erfahrung sammeln upd
erst nach dieser Zeit zu den rigorosen Prüfungen zugelassen werden?
7) wird der Mangel an geschickten und brauchbaren Gehnlfen
besonders auf dem Lande immer fühlbarer. Könnte nicht vielleicht,
wenigstens durch zeitweilige Wiederrufung des Verbots, dass Auslander
hier nicht serviren dürfen, dieser Uebelstand einesthcils behoben wer-
den? der sich durch Zulassung der Pharmaceuten zur Professur; durch
Aufstellung einer Untersnchungscommission für Torkommende Vergif-
tungen und sonstige vorkommende Untersuchungen, wodurch den Phar-
maceuten eine schöne Aussicht eröifhet würde, ganz beheben Hesse,
was zugleich ein mächtiger Hebel zur Hebung unserer Kunst und Wis-
senschaft wäre.
Indem ich diese meine aufrichtige und oifene Meinung meinen an-
wesenden Collegen zur Beurtheilung vorlege, lege ich zugleich meine
Mitvorsteherwürde nieder, weil die gesetzlich bestimmte Zeit ebei^
verflossen ist. Mögen meine verehrten Collegen in diesen di^rgelegten
Gesinnungen mein aufrichtiges Strebe^ les^n, etwas zur Fürdernn|[
der guten Sache beitragen zu wollen; mögen dieselben durch die.
Wahrheit des Gesagten überzeugt, meinen Nachfolger kräftiger unter-
stpta^en und 6^e Cfremialversammlung als das einzige und wahre Be-
förderungsmittel unsers Wohls anseheq.
6) Ueber Wohlthätigkeitsanstalten der Apotheker.
Vorschlag zur Bildung eines Sterbekassenvereins im Be-
reiche des Apothekervereins in Norddeutschland; von
einem Apotheker in Oberschlesien.
Wenn der Tod ein Familienhaupt wegrafft, so ist ausser den^
Schmerze über den Verlust desselben, noch in der Regel <^er Kummer,
wie die damit nolhwendig verbundenen grossen Geldausgaben gedeckt
werden sollen^ ein^ Erbschaft der Hinterbleihenden. — Auch verniö-
gende Famitienhäupter können die Ihrigen in einer s^ol^hen Lage hin-
teriassen. Lanj^wierige Ki;ankbeiten, nur zu häufig diid,^rch entstehende
Unordnungen im^ Geschäfte, verzehren alle haare Mittel, und nie sindf
qie Ausgaben grösser! — Diess erkennend haben sich an vielen Orten
Vereine gebildet, welche den Zweck haben, so schleunig als möglich.
Vereinszeitung. 227
eine bestiminte Summe bb die, nach dem Tode eines Mitgliedes Hin-p
terlileibenden aussasshlen.
Ificht jeder unserer Coilegen hat Gelegenheit sich einem solchen
Vereine anzuschltssen. Die Idee aber: Unterstützung in Unglücks-
fällen, liegt ja in der Tendenz des Apothekervereins in Norddeutsch*
]and, und ich glaube, dass der hier vorgeschlagene Verein, welcher
jene Idee »u realisiren behülflich sein soll, in der ihm von mir gege<^
benen oder einer andern Gestalt, Beifall finden werde, weil
1} durch Begründung desselben auch ein anderer wohUhatiger Zweck,
z. B. die in der neuesten Zeit angeregte Bildung einer Unter-
stützungsanstalt für besondere Unglücksfalle, als Nothstand der
Wittwen und Waisen u. s. w. Begründung oder Unterstützung
finden kann; und weil
2) Familienhäupter dadurch Gelegenheit haben, ein kleines Kapital
sicher anzulegen, — wobei im seltenen Falle ein Verlust, der
hier ein Glück zu nennen ist, erwartet werden kann.
Der hier folgende Entwurf ^ier Statuten, welchem ich die Motive
beigefugt habe, wird vielseitig zu erwägen und zu vervollständigen
sein, wenn meine Hoffnung auf seine Ausführbarkeit und zu erwar-
tende Theilnahme keine Täuschung ist.
Entwurf der Statuten des Sterbekassenvereins im Apothe-
kerverein in Norddeutschland.
§. 1. Die Mitglieder des Apothekervereins in Norddeutschland
Tereinigefi sich unter dem Namen eines Sterbekassenvereins zu einer
freiwillig zusammentretenden Gesellschaft, welche den Zweck hat, nach
dem Tode eines Mitglieds, den Hinlerbleibenden desselben, die Summe
von 150 Thir. baar auszuzahlen.
§. 2. Jedes Mitglied, welches beitreten will, zahlt noch vor ei-
nem zu bestimmenden Tage, unter Einreichung seines Taufzeugnisses,
das Eintrittsgeld seiner Altersklasse, und denjenigen Beitr g, welcher
annäherungsweise auf die in einem Jahre vorkommenden Sterbefätle
repartirt worden ist, pränumerando und portofrei an seinen
Kreisdirector, welcher hierauf den Aufnahmeschein verausfolgt.
§. 3« Das Eintrittsgeld beträgt für ein Mitglied unter 50 Jahre — 5Thlr.
* über 50 „ — 10 „
über 60 ,, — 15 „
$. 4. Ueber die von den Mitgliedern gezahlten Beiträge werden
0pecielle Contos geführt.
S. 5. Wer in Summa 155 Thlr. gezahlt hat, wird Senior des
Vereins und bleibt bei allen weiteren Zahlungen ausgeschlossen.
§. 6. Neue Mitglieder werden jährlich nur vor dem Schlüsse
eines Jahres angemeldet, und geht ihre Berechtigung, nachdem sie
Eintrittsgeld und Beitrag gezahlt haben, erst vom nächsten Jahre an.
$. 7. Mitglieder, welche nicht bis zum 10. Januar jeden Jahres
der im NÄvensÄer - Hefte dea Archivs des Apothekervereins ausge-
schriebenen Beilrag eingeschickt haben., werden als ausgeschieden
betrachtet, und verlieren jeden Anspruch an die bereits gezahlten Ein-
trittsgelder und Beiträge. — Will ein solches Mitglied wieder eintre-
ten, so muss es das Eintrittsgeld aufe Neue bezahlen, und ist bis zu
der vn $. 5. angegebenen Höhe beitragspflichtig, ohne dass frühere
Zahlungen in Anrechnung kommen.
$. 8. In unverschuldeten Unglücksfällen kann für ein Mitglied,
welches bereit^ dui-ch 5 Jahre Beiträge gezahlt hat, die Zahlung fiU
13*
228 Vereinszeitung,
1 bis 3 ' Jahre ans dem Sterbekassen vereinscapitale vom Directorio
genehmigt worden. Wenn aber die Verhältnisse des Mitglieds sich
gänstiger gestaltet haben, so muss der yorschuss weise gezahlte Bei-
trag restituirt werden, oder er wird eventuell Yon der den Erben
EU lahlenden Unterstätzung in Abzug gebracht.
§. 9. Wenn ein Mitglied des Vereins stirbt, so erfolgt die Zah-
lung der Summe nur an die Wittwe, oder aber an diejenigen von deren
Verwandten und Personen, welche das Begräbniss besorgen, zur Be-
streitung des Begräbnises und anderer darauf folgenden Ausgaben, so-
bald sich dieselben durch Einreichung des Todten- und Aufnahme-
scheins vor dem Kreisdirector legitimiren.
§. 10. Durch die von den Mitgliedern gezahlten Eintrittsgelder
wird das Sterbekassenvereinscapital gebildet.
§. 11. Das Capital wird zinsbar angelegt, und von den Zinsen,
so wie von den etwaigen Zinsen der Beiträge, welche die Mitglieder
für ein Jahr pränumerando zu zahlen haben, würden
1) die Verwaltungskosten,
2) die Beiträge der Senioren, bestritten.
Der Rest der Zinsen wird dem allgemeinen Unters tützungsfond
des Apolhekervereins überwiesen.
Motive ZU dem vorstehenden Entwürfe der Statuten.
Entw. §. 2, 3. Dem Vorschlage zur Bildung des Sterbekassen-
vereins liegt, wie schon gesagt, die Idee zum Grunde: mit Berück-
sichtigung der eigenen Interessen, die Absicht des
Directoriums wegen Bildung eines allgemeinen Unter-
stützungsfonds, welche bis jetzt einen allgemeinen Beifall noch
nicht gefunden hat, zu unterstützen: dazu ist aber ein Capital
nothwendig, und dieses soll durch die Eintrittsgelder geschaffen werden.
Erfahrungsmässig ist die mittlere Lebensdauer eines Mannes
von 30 bis 50 Jahr — 23 J Jahr.
„ 50 „ 60 „ - 14J „
„60 „ 65 „ — 11 „
hiernach sind die Eintrittsgelder auf 5, 10 und 15 Thir. angenommen.
Da die Beiträge gleich hoch in allen Altersklassen gezahlt wer-
den sollen, so scheinen die im höheren Alter stehenden Personen,
allerdings, obgleich sie das höhere Eintrittsgeld zahlen müssen, gegen
die Jüngeren im Vortheile. Bei dem Zwecke aber: einer frei-
willigen gegenseitigen Unterstützung, welche der Verein
hat, darf nicht so genau gerechnet werden. Ob Mitglieder über 65
Jahr noch anzunehmen seien ; bedarf einer nähern Berathung und Ent-
scheidung.
Unter Personen von 30 bis 50 Jahren stirbt erfahrungsmässig
jährlich Eine von 55
„ 50 „ 60 „ 30
„ 60 „ 80 „ 14
und da hier angenommen wird :
dass von 100 Mitgliedern des Vereins -« 70 Pers. unter 50 Jahr
20 „ über 50 „
10 „ über 60 alt sind,
so ergiebt sich daraus, dass von 100 Personen obigen Alters jährlich
ohngeföhr 2^ bis 3Proc. sterben. Wenn nun bei jedem stattfindenden
Vereinszeiiung. 229
Sterbefalle 150 Thir. gezahlt werden, so wird jedes Mitglied jährlich
3J bis 4^ ThIr. beisutragen haben.
Aus Vergleichen mit anderen Sterbekassenvereinen wird sich er*
geben, dass hier der höchste Satz in Anschlag gebracht worden ist.
Entw. §. 5. Dadurch, dass kein Mitglied mehr wie 155 Thlr.
in Summa zahlen darf^ kann auch der Jüngste nicht abgehalten sein,
dem Vereine beizutreten.
Entw. §. 9. Dass den Hinterbleibenden eines Mitgliedes die
Samme der Unterstützung recht bald ausgezahlt werde, ist nothwen-
dig, denn bis dai^ qui cito daty und es müssen deshalb die geeignet*
sten Anstalten getroffen werden. Wo der Sitz der Generalkasse des
Vereins zu entfernt ist, da müssen die Vicedirectoren in den Stand
gesetzt sein, die Zahlung der Unterstützung sofort leisten zu können,
und deshalb mit Anweisungen versehen, oder zu deren Ausstellung
autorisirt sein, worauf ein bestimmtes Banquierhaus die Zahlung
leistet.
Entw. §. 11. Nach der Annahme, dass jährlich 2^ bis 3 Proc.
der Mitglieder sterben, muss ein Mitglied 33 bis 40 Jahre Beitrage
gezahlt haben, bevor es Senior wird. In dieser Zeit wird das Kapi-
tal die Höhe erreicht haben, dass es die Verpflichtung, aus seinen
Zinsen die Beiträge der Senioren zu übernehmen, erfüllen kann, ohne
seine andere Bestimmung zu kürzen.
Wenn der Verein 500 Mitglieder hat, so kann durch die Ein-
trittsgelder ein Kapital von 3,500 rthlr. aufgekommen sein. Von 500
Mitgliedern sterben jährlich 13 und es treten an deren Stelle 13 neue
Mitglieder ein, so wird das Kapital um jährlich 13 X 5 == 65 Thlr.
und in 35 Jahren um 35 X 65 = 2275 Thlr. d. i. auf 5,775 Thlr.
angewachsen sein.
Ich verkenne nicht die edle Absicht des Hrn. Verfassers durch
seinen Vorschlag zur Begründung des Wohles der Mitglieder des
Vereins beizutragen, mag dasselbe als ein Samenkorn für künftige
Zeit hier einen Platz finden : denn für jetzt müssen erst der Entschä-
digungsverein und der allgemeine Unterstützungsverein eine feste Be-
gründung finden und wir dürfen den Mitgliedern nicht zu viel auf
einmal zumuthen , wenn gleich eine solche Anstalt auf Ersparnisse
gerichtet ist. Dr. Bley.
7) Weiterer Vorschlag zu einer Pflegeanstalt
ßir ausgediente miUellose ApothekergehiUfen,
Mit dem Gefühle der innigsten Freude sehe ich im Archiv der
Pharmacie in Norddeutschland, September - Heft 1845, den Vorschlag
des edelen Gollegen und Menschenfreundes Hrn. Brill zu Haina in
Kurhessen, zu einer Versorgungsänstalt für alte Apothekergehülfen ;
und wenn es ein erfreuliches Zeichen der Zeit ist, dass fast alle
Stände sich jetzt bemühen, ihren unglücklichen, durch Alter oder Noth
gebeugten Mitgliedern beizustehen, und sie vor dem Elend zu schützen :
so hoffe ich auch, dass der Vorschlag des braven Hrn. Brill sich
bald auf eine andere Art verwirklichen wird, wenn man dem fol-
f enden so leicht ausführbaren Vorschlag ein geneigtes Gehör sehen-
en »ollte.
230 Ver^inszeäung.
Ein HoflpHal für 15 bis 20 dreise sa stifteDy fordert, wie He^
Doctor Bley richtig bemerkt, freilich eine zn grosse Samme, die auf
80,000 Thir. steigend, nicht beisuschaffen ist. Aber ein Anderes
wäre es, wenn man diesen emeriiis so viel Unterstütsang verscba#le,
dass sie sich anderswo, nnd nach Belieben, ein Obdach suchen nnd
bezahlen könnten, wodurch die Unterhaltung, und der Ankauf eines
Gebäudes, die Besoldung eines Oeconomen, und alle damit verbundene
Nebenauslagen wegfielen, und alles Einkommen auf den Zweck selbst,
die Unterstützung der durch Alter gebeugten Amtsbrüder verwendet
werden könnte.
Es ist übrigens ein Leichtes, die hierzu nöthige Summe zu erhal*
ten,wenn nur jeder Principal des norddeutschen Apothe-
kervereins sich verbindlich machte, keinen Gehülfen
anzunehmen, der nicht jährlich wenigstens Einen Tha-
ler zur Unterstützung seiner hülfsbedürftigen alten
Amtsbruder von seinem Gehalt ablassen wollte. Wir
zählen, soviel ich weiss, im norddeutschen Apothekerverein an 1400
Officinen, und angenommen, dass nar die Hälfte von diesen Herrn
Gehülfen halten: so würden doch jährlich hierdurch TOOThlr. zusam-
men kommen, die vereinigt mit den 600 Thlr. die schon aus der Un-
terstützungsanstalt von Brandes und seinen Gollegen im Directorio
fliessen, einen Fonds von wenigstens 1300 Thlr. ausmachten.
Dieses Capital könnte noch vermehrt werden, wenn jeder Lehr-
ling angehalten würde, zu dieser Summe noch jährlich Einen Thaler
dem Lehrgeld, als Einkauf in die gedachte Anstalt beizufügen, und
es lässt sich auch wohl Vermuthen, dass mancher Principal, beim Ab-
senden des obigen Geldes noch Einiges zur Unterstützung dieser Darf**
tigen beilegte, und ich bin schier überzeugt, dass die Liste der Kreis*«
directoren bald ein günstiges Resultat liefern würde.
Wie manche Thräne könnte hierdurch getrocknet und wie man-
cher Noth durch diesen praktischen Vorschlag vorgebeugt werden !
Von diesen Fonds könnten die Anspruchs Berechtigten verhäTtniss-
massig eine angemessene Snmme, jene unversorgten Gehülfen aber, die
das 60ste Jahr schon erreicht hätten, ihren voflen Unterhalt mit' Ein-
hundert und fünfzig Thaler haben.
Ich bitte den verehrten Hrn. Gollegen Brill, den Hrn. Doctor
Bley, und Alle, denen noch ein menschenfreundliches Herz im Buseii
schlägt, diesen meinen Vorschlag zu unterstützen, und dasf Ihrige tut
Erleichterung des Schicksals von Männern vorzuschlagen, die oft von
den achtbarsten Familien herstammend, zur Rettung unserer eigenen
Amtsehre nicht dem Elend preisgegeben werden dürfen.
Auch würde gewiss die Aussicht, eine Versorgung um Alter zu
finden, den Selbst - Entleibungen vorbeugen, deren wir leider mehrere
im Regierungsbezirk Msseldorf, in ^r Gegend von Solingen und
Wald, und im Nassauischen am Rhein erlebt haben, und immer M
ein mahnendes Zeichen der Zeit vorliegen.
Der Vorschlag des Herrn Gollegen Bii^chof in Herzogenrath bringe
i^b hiemit, seinem Wunsche gemäss, zur Kenntniss der Mitglieder detf
Vereins. Der Vorschlag macht dem Hm. Verfasser Ehre. Bs ist
aber bereits Anordnung getroffen^ dass jeder der Herren Gehülfm
im Bereiche des Vereins einen jährlichen Beitrag von 10* SiKbergro«
sehen oder mehr nach Belieben zahlen soll. Leider hriben aber lange
nicht alle Gehülfen unsere Wünsche und Bitten erfüllt und dM Mi
Veteinsxäiung. Bd4
tf^ MUricÜM^. M'4(cht€ii deshalb allfe verehrten Mi^lieder des ter*
eins flitf die AttSfahranj; dieser Anordnung sehen und alle geseh&tc-
ten Vereinsbeamten Aber diese wachen, damil immer Wbhlthitiger die
F&rsorfe für altersschwache oder arbeitsunflhige Fachgenossen .wer-
den ktanle. Lassen Sie uns dasn die neue Anregang unsers Herrn
Collegen Bischof dienen. Dr. Bley.
8) lieber die Anstellung junger Pharmaeeuten als
Provineialeheiniker ;
vom
Geh. Ober ' Bergcommissair Dr. Du MSnil.
Jedem^ der ein näteliches Fach ergriffen hat, gewShrt dieses
fber küft öder lang ein sicheres Brod, nur der PharniRceot macht
hiovon eilte Ausi^ahme. Hat er anch eine Reihe von Jahreii hindurch
der leidenden Menschheit genützt und seinen Geist zu diesem Zweck
mit manchen schölten Kenntnissen bereichert, so gelingt es ihm, wie
Jeder weiss, doch selten ohne bedeutende Mittel, einen eignen Herd
m eirringen; er sieht sich daher gendthigt, Gewerbe en ergreifen,
deren oft intricate Seiten er kennen mnss, und selten gehörig kennt,'
oder die er nicht genrigsam liebt, um mit Glflck fär sein Forlkommen
EU arbeiten, z. B. den Stand eines Kaofmanns, Gastwirths etc. In
einigen Staaten hat man daher auf diese missliche Lage, (sehr vieler
schfttzbarer) junger Pharitiaceiiten RQcksicht genommen und mit den
geschicktesten und verdientesten derselben Stellen besetzt, diö in
■euerer Zeit von einigen Oberbehörden als sehr nötzlich, ja selbst
als notbwendig erkannt sind, ich meine die des Provincialchemiker^,
denn als solche können jene, wie leicht einzusehen ist, ihre Kennt-
Bisse in d£r Chemie, Waarenkunde etc. zum Besten der Mitmenschen
oder was gleichviel ist, für Gemeinwohl herrlich anwenden und den-
selben eine ihnen reichlich zu Gebote stehende Zeit, in einem, für
iltr Geschäft vollständigen, Laboratorium freudig widmen. In der
Thai kann kein Staat, bei den grossen Fortschritten, die man jtingst
in so vielen Gewerben gemacht hat, und bei dem segensreichen Ein-
fiiiSB des Chemikers auf solche, letztern, selbst für jede Provinz, ent-
behren, nrid Iver sollte für die Functionen desselben wohl besser
gewöhlt werden können, als gerade ein Pharmacänt von gewissen
Jahren, der sich Gewandheit und Kenntniss in der Chemie erworben
bat, durch solche Wahl gewissermassen die Belohnung fdr seinen
Fleiss bekommt und sie mit dankbaren Herzen entgegen nimmt, ja
es muss einer Oberbehörde angenehm und erwänscht sein, einen Mann
f n Brod zu verhelfen, der sich durch traue Beobachtung seiner Pflich-
Ubn und dnrch eifriges Erwerbet! der dazu erforderlichen Eigenschaf-
ten^ um die leidende Menschheit schon verdient machte, und nun dem
Yaterlande auf eine eminente Weise erspriesslich werden wird.
Folgende Gegenstände, welche, wie ich glaube, gewiss die Anf-
Ittferksattikeit der Regierangen im höchsten Grade verdienen, sind es^
die einem Provinciilckemiker ztto ZHl seiner Thätigkeit gesetzt wer-
den m&ssen.
1) Die Untersuchung der Brunnen-, Fluss- oder Teich Vrassör,.
Webbe zuta Bierb^auen, Branntweinbrennen, Bleichen etc. beisfimmt
1^ Verefnszeihi^*
sind, damit man sie entweder als tauglich oder nntangUeb d«»p er«
kenne, und im letztern Fall die Mittel angebe etc., wodurch sie ver^
bessert werden können, um gute Producte zu liefern.
2) Die Untersuchung des Wassers verschiedener Brunnen einer
Stadt, damit man aus dem Resultate nicht nur auf die Salubritäty son*
dern auch auf die Anwendbarkeit desselben zu gewissen Speisen,
wie auch auf die etwa nöthigen Verbesserungsmittel für diesen Fall
schliessen könne.
3) Die Untersuchung des Biers hinsichtlich seiner Reidihaltigkeji
an Nahrungstheilen, Weingeist etc. Ferner auf schfldliche Zusätze^ z. B.
auf Porst Ledutn palustre und andere schädliche Kräuter; femer auf
die Ursachen des Trübwerdens und endlich auf die Mittel diesen
Uebelstand aus dem Biere zu entfernen.
4) Die Untersuchung des Branntweins auf manche Verfälschungen,
die man damit vornimmt, z. B. durch Alaun, Schwefelsäure, ip'^harfe
Substanzen etc., wie auch auf den legalen procentischen Gehalt an
Weingeist; auf Fuselöl; auf die Färbung desselben durch schädliche
Mittel.
5) Die Untersuchung der Essige, nicht nur in Betreff ihrer Säure-
menge, sondern auch der Substanzen, wodurch sie betrügerscherweise
schärfer gemacht sind ; als durch mineralische Säuren, scharfe Vege-
tabilien etc.
6) Die Untersuchung der käuflichen Milch anf Pottasche oder
Natron, welche derselben, um sie haltbarer zu machen, mit Unrecht,
hinzugesetzt werden.
7) Die Untersuchung des Syrnps, des Honigs etc., auf Beimen^
gung von StärkezucKer, Mehl etc.
8) Die Untersuchung der Weine, z. B. auf Blei, auf eine s«
starke Quantität Eisens; auf künstliche Farbestoffe; auf verdächtige
eztractive Theile; auf Aechtheit des Weins überhaupt.
9) Die Untersuchung der Oele, z. B. des Baumöls auf die Ver-
fölschung desselben mit Mohnöl, des Thrans auf den Zusatz von
Rüböl.
10) Die Untersuchung des Brods auf giftige Beimengungen; als
Kupferozyd, Zinkvitriol oder auf überflüssige Zusätze ; als Hirschhoro,
kohlensaure Kalkerde; Pottasche, Natron etc.; ferner: auf fremde
Mehlsorten als Bohnen-, Erbsen- und Kartoffelnmebl.
Ferner der Confitüren auf die Schädlichkeit der Farben, womit
sie oft bemalt sind ; als Kupferoxydhydrat, Chromsalze, Gummigut, etc.
11) Die Untersuchung mancher Material waaren, als des Cremor-
tartaris auf Kupferoxyd ; der Kaffebohnen auf Farben mit denen sie
manchmal bläulich gemacht werden; des Lakritzens mit Kupferspänen;
des Mehls auf Kreide etc.
12) Die Untersuchung der Butter auf Beimengung von Käse^
Kartoffeln etc. Der Käse selbst auf Kupferoxyd, womit sie durch
kupferne Gefösse leicht verunreinigt werden können. Der Würsto
auf Wurstgift etc«
13) Die Untersuchung der Schnupftabacke ; nämlich auf Zusätze
von Antimon, scharfe vegetabilische Substanzen; ferner auf Bleisals,
welches sich aus dem Blei des Umschlags durch die Länge der Zeit
erseugt haben kann, (Chlor blei) wie denn hiervon genügsame FäU0
bekannt sind.
14) Di9 UttterfttcbuDf der TöpferglaiureD) ob nftnlioh damit ii
Vemnszeiiung, 233
Beruhniiig gebrachte iAure 8pei5en Blei aus denselben anfnehmen.
Verbesserangen fehlerhafter Vorschriften von Bleiglasaren.
15) Die Untersuchung giftiger Dfimpfe, bei gewissen Gewerben,
nnd Rathgebong, wie sie an vermeiden oder unschftdlich zu machen,
sind, z. B. arsenikalische DAmpfe, Qnecksilberdftmpfe, schwefellicht-
saure, salpetrichtsaure, ammoniakalische Dämpfe, Miasmen etc.
Bei dem Artikel 11 ist zu bemerken, dass die Thierärzte nicht
genug daran erinnert werden können — da ihnen leider bis jetzt das
Selbstdispensiren gestattet ist — ihre Arzneien nur aus den Apothe-
ken, und nicht von Droguisten zu nehmen, indem sie aus Mangel an
chemischer und naturhistorischer Waarenkenntniss leicht Fehlgriffe ma-
chen können; sie auch nach obrigkeitlichen Verordnungen nicht von
denselben erstehen dürfen, endlich benannte Kaufleute dadurch Gele-
genheit finden, ihre schlechtesten Waaren anzubringen.
Dem Obigen liesse sich noch Manches hinzufügen, wodurch ein
gewandter, in jeder Provinz eines Landes angesetzter, vornehmlich mit
polizeilichem Rechte ausgestatteter Chemiker seinen Mitbürgern, auch
ab Lehrer und Rathgeber nützlich werden kann, z. B. den Ziegel-
brennern nnd Töpfern durch Untersuchung und Verbesserung ihrer
Teige, dem Manufacturistcn durch Angabe rationeller chemischer Hand«
griffe; Mischung der Farben etc. Dem Oeconomen durch Erklärung und
Veraseidung der Ursachen misslungener agronomischer Versuche u. d. m.
Um die erwähnten Zwecke In ihrem ganzen Umfange zu errei-
chen, wäre denn freilich wohl nöthig, dass die Ge werbtreibenden etc.
öffentlich aufgefordert wurden, sich in den vielfachen Fällen, wo ihre
Eenntniss nicht ausreicht, und in welchen sie Hülfe von der Chemie
hoffen dürfen, an den Provincialchemiker zu wenden, damit er ihnen
«niweder schriftlich oder mündlich mit gutem Rath beistehen und da-
4lin^ ihren vielleicht gesunkenen Wohlstand wieder aufhelfen könne.
Sehr wichtig würden sich die Provincialchemiker noch durch die
denselben aufgetragenen gerichtlich-chemischen Untersuchungen z. B.
bei Vergiftungen machen, denn nicht alle Apotheker besitzen einen
ao vollständigen chemischen Apparat und sind in solcher Uebung ge-
blieben, dass man dem Resultat ihrer alleinigen Arbeiten hierin voll-
kommenes Zutrauen schenken darf, oft fehlt ihnen auch diejenige
Müsse zu ausdaurenden chemischen Beschäftigungen, wie sie solche
Untersuchungen immer erheischen.
Es sollte mich sehr freuen, wenn dieser kleine Aufsatz die eine
oder andere Oberbebörde vermögte, meinen Vorschlag — der jedoch
nicht neu ist — zu erwägen, und dann aus der Classe unBemitteltei x
gewandter Pharmaceuten die in Rede stehenden Provincialchemiker za
wählen und sie dadurch aus einer Lage zu reissen, die sie in den
mehrsten Fällen über kurz oder lang als trostlos verwünschen Es
ist gewiss, dass die Eleven der Pharmacie dann nicht mehr so rar^
nnd zur Ausübung ihrer Pflichten geneigter sein werden, als bis jetz^
wenn die Eltern derselben die Hoffnung hegen dürfen, sie einst, wenn'a
nöthig isty vom Staate auf gedachte Weise unterstützt zu sehen,
o^*»
t84 Verümaxeikm^.
9) Vereins - AngelegetiheHen.
Veränderungen in den Kreisen des Vereins,
Im Kreise Saalfeld,
Eingetreten: Hr. Apotheker Schön au in Oberweissbach.
Im Kreise Voigtland,
Eingetreten: Hr. Apoth. Otto in Elsterberg. Hr. Wilmers-
dorff in Mylau. Hr. Apoth. Ebermaier in Mtihltruff.
Im Kreise Schwerin,
Eingetreten: Hr. Apoth. von de Lippe und Hr. Apoth. Wa-
gen er in Möln im Lauenburgischen.
Im Kreise Hanau.
Eingetreten: Hr. Apoth. Dr. Becker in Hanau.
Im Kreise St. Wendel.
Eingetreten: Hr. Dr. Schramm in Sobernbeim als ausseror-
dentliches Mitglied.
Ausgetreten: Hr. Provisor Heus 1er in Sobernheim wegea
WohnnngsTeränderung. Hr. Apoth. Witt ich in Ottweiler, weicher
gestorben.
Im Kreise Bonn
bat Hr. Apoth. Weber ia Adenau seinen Austritt zurfickgCBommen
und bleibt ferner Mitglied.
Im Kreise Lüneburg,
Eingetreten: Hr. Apoth. Stisser in Vilsen.
Notizen aus der General -Correspondenz des Vereins,
Von Hrn. Vicedir. Gjseke^egen Veränderungen in den Kreiseii
seines Vicedirectoriums. Von Hrn. Ehrendirector Dr. Meurer, eben-
deshalb, wegen Nachtrags zur Denkschrift. Von Hrn. Dir. Dr. E. F.
A s ch f f wegen ^euer - Entschädigungs - Vereins - Statuts. Von Hrn.
pirectoren Dr. L. Aschoff, Faber, Overbeck, Witting, Du
M^nily Herzog ebendeshalb, weitere Prüfung desselben. Von ärn.
Viced. Krüger in Rostock ebendeshalb, wegen Zutritts neuer Mit-
flieder im Lauenburgschen, wegen künftiger Generalversammlung«
on Hm. Kreisdir. Dr. Tuchen wegen Einsendung fernerer Beiträge
an Hrn. Jubilar Günther. Von .Hrn. Kreisdir. Jeliinghanss we«
gen Cottcessions -Angelegenheit. Von Hrn. Dr. Aschoff I. Wegen
Geholfen - Pensronen. Von Hrn. Kreisdir. Lohmeyer wegen Hrn.
CO'chlers Käcktritt als Kreisdirector ; Erwählung des Hrn. Fritze
hl Rvbnick zum Kreisdir. Von Hrn. Vicedir. Kloenne wegen Hrn.
ITfCeair. Med.-Rath Xh, Müllers Veränderung seine? Domicüs und
fKederlegung seines Amteä als Vicedir., Vereinigung dei^ Vicedirectorieii
am Rhein, Bestellung neuer Kreisdirectoren In Daisburg und Cleve.
Von Hftt. Dir. Df. Witting wegen Archivbeiträge. Von Hrn. ViCedir.
Iltfhimeyer wegen Veränderungen in seinen Kreis6nf, Besftellflrn^ des
Hrn. Löhi' afs tfreisdfr. th Cüfn. Von Hfn. bt. Voget Wegen Vei^-
inderungen in seinem Kreise. Von Hrn. Kreisdir. Krappe desglei-
chen. Von Hrn. Hornung wegen Vortheilhaftigkeit des Beitritts Tieler
Mitglieder zur Aachen - Münchener oder neuen Magdeburger- Feuer-
Versicherungsbank. Von Hrn. Apoth. Petersen wegen Entwurfs
einer Apothekerordnung. Von Hrn. Geh. Ober-Ber^ommissair Du
Mdnil we^en Emnalmie ron 140 Francs ans Paris fQr Brandes -Stif*
tung und Denkmal. Von Hrn. Dir. Faber wegen neuer Mitglieder
im seinem Kreise Von Hrn. Med.-Ass. Beyer wegen desgleichen.
Von Hrn. Vicedir. Dr. Fiedler ebendeshalb. Von Hrn. Vicedir. Dr.
Dnflos wegen Veränderangen in seinem Vicedirectorium. Von Hrn*
Präsident Dr. Oberdörffer in Hamburg wegen 50 Thir. Geschenks
zur Unterstuizungscasse und Beitrags zum Archiv. Von Hrn. Reinige
wegen wissenschaftlicher Notizen. Von Hrn. Dr. Doebereinet
Uebersendung seines Handbuchs der Pharmacie. Von Hrn. Kreisdir.
Loh lein wegen Aus- und Eintritts von Mitgliedern. Von Hrn. Vicedir.
Bucho'.Iz wegen Veränderung in seinen Kreisen. Von Ifrn. Ehrendir.
Dr. Meurer wegen Berichts Aber seine Kreise. Von Hrn. Vicedir.
Bolle desgleichen. Von Hrn. Dir. Dr. Geisel er wegen Feuer-
Entaühädigungs-Statnts. Von Hrn. Apoth. Denstorff wegen Concess.-
Angelegenhetten. Von Hrn. Gehülfen He ff mann wegen Preisfrage.
Von Hrn. Kreisdir. Fischer wegen Aus- und Eintritt ^n seinem Kreise.
Von Hrn. Geholfen Vogt und Sydow wegen Fortsetzung der Pension«
Von Hrn. Geh. Staatsminister und Generalposimdster von Naglef
Excellenz wegen neuer Bewilligung der Portofreiheit. Von Hm, Dr.
L. Aschoff wegen Archiv-Angelegenheiten. Von Hrn. Apoth. Dre-
wita wegen nicht statt findenden Restes an Beitragen.
Erlasse der Em. Geheimen Staatsminister voti N agier
und Eichhorn Exe. Exe,
Nach dem von Ew. Wohlgeboren unter dem !22slen v. Mts. mitge«
theilten Verzeichnisse der Mitglieder des Apotheker Vereins im nörd-
lichen Deutschland befinden sich jetzt 845 solcher Mitglieder in dem
Preussischen Postbezirk. Bei der am Schlüsse des Verzeichnisse ent-
haltenen Angabe, ^ass die Mitglieclerzahl in Preussen und Anhalt 825
betrage, scheinen die Mitglieder im Sondershausenschen, im Birkenfeld-
schen und iti Pyrmont nicht mitgerechnet worden zu sein, während
solche ebenfalls im Preussischen Postbezirke sich befinden.
Das Aversum, welches der Verein für die demselben auf den
diesseitigen Posten pro 1845 gewährte Portofreiheit zu entrichten hat^
wfirde bestimmungsmässig betragen:
1) für die ersten 375 Mitglieder. 300 Thlr.
Ö) „ „ übrigen 470 Mitglieder ä 15 i^ 235 „
3) )> n Vereins - Zeitschrift 150 „
im Ganzen 585 Thlt.
Sü wie iVuher, will ich auch dieses Mal v^ieder eine Ermässigung
des Aversums und zwar auf den Beti^ag von 560 Thlr. eintreten
lassen.
fiw. Wohlgeboren wollen gefaltig veranlassen, dass diese Sniimid
in bisheriger Art berichtigt und das Geschehene dem General-PoslamUk
angezeigt werde.
Was die von Ew. Wohlgeboren gewünschte Fortdauer der Porto-
frefbeit- für den fenannlea Verein betrifft, so bin ich, mit Rücksicht
auf den Zweck und auf die inzwischen eingelegte Verwendung Sr.
Excellenz des Hrn. Geh. Staatsministers Eichhorn gern bereit, solche
S36 Vermasseüung.
unter den bisherigen Bedingungen auch für da« Jahr 1846 statt finden
zu lassen.
Die Postanstalten sind deshalb mit Anweisung Tersehen worden,
Berlin, den 29. December 1845.
Der General - Postmeister,
Nagler.
An den Oberdirector des Apotheker- ^
Vereins in Norddeutschland Hrn. Dr.
Bley, Wohlgeboren / in Bernburg.
Von Ew. Woblgeboren Schreiben vom 22. Novbr. y« J. habe
ich gern Veranlassung genommen, die Fortgewährung der dem Vereine
seither gewährten Porto- Vergünstigung bei Sr. Excellenz dem Herrn
Geh. Staatsminister und Generalpostmeister von Nagler zu befQrwor-
then und aus der mir von letzterm mitgetheilten Abschrift des in
dieser Angelegenheit an Sie ergangenen Erlasses vom 29. v. Mts. und
Jahrs mit Vergnügen ersehen, dass Ihrem Antrage gewillfahrt wor-
den ist.
Indem ich Ew. Wohlgeboren meine Theilnahme an dieser den
Verkehr unter den Mitgliedern des Vereins befördernden und erleich-
ternden Vergünstigung ausdrücke, erneuere ich meine Wünsche für
das fernere erfreuliche Gedeihen des, der Förderung der Wissenschaft
gewidmeten Vereins.
Berlin, den 13. Januar 1846.
Eichhorn.
An den Oberdirector des Apotheker-
Vereins in Norddeutschland Hrn. Dr.
Bley, Wohlgeboren zu Bernburg.
Dankschreiben des Herrn Sanitätsrath Dr. Bonorden
in Herford,
Herford, den 7. October 1845.
An ein Verehrliches Directorium des Apotheker" Vereins
in Norddeutschland,
Dem Verehrlichen Directorio des Apotheker- Vereins in Nord-
deutschland statte ich meinen ergebensten Dank für den Glückwunsch
ab, mit welchem Dasselbe mich an meinem fünfzigjährigen Amts-Jubileo
zu beehren und zu beglücken die Güte gehabt hat.
Der Glückwunsch in Namen eines der Menschheit so wohlthätigen
Vereins, zu dessen Ehrenmitglied gewürdigt zu sein ich das Glück
gehabt habe, wird mich bis an den Abend meiner Tage hoch erfreuen
und mir Kraft und Muth erhalten, fernerhin nach Kräften wirken zu
können.
Meinen Dank wiederholend versichere ich das Directorium, Dem-
selben zugleich meinen innigsten Wunsch für das fernere Gedeihen
des Vereins darbringendi meiner unbegränzten Hochachtung und Er-
gebenheit.
Dr. Bonorden,
Kreis «-Physicns und Sanit&tsrath»
Veremszeitung. 837
Dankschreiben des Ehrenmitgliedes Hrn. Günther.
Wohlgeborener
Hochzaverehrender Herr Oberdirector !
Ew. Wohlgeboren persönliche Bekanntschaft zu machen, hatle
ich an meinem Jubelfeste, den 15. Septbr. d. Jahres, in Uohenmdlsen
die Ehre und das Glück; warum sollte mir nicht auch die Erlaubnis«,
SU Theil weirden, an Ew. Wohlgeboren schreiben zu dürfen? —
In der Voraussetzung, dass die Herren Directoren den schwachen
Beweis meines Dankes für die, mir erzeigte grosse Ehre an meinem
Jubelfeste und welchen ich in meinem Schenkungsacte vom 18. Septbr.
c. an das Vereinsmuseum, darlhue, nicht verschmähen werden, —
(noch ist mir darüber keine Antwort zugekommen), — beeile ich
mich, nach empfangenem Ehrengeschenk von 100 Thlr. *), auch mei-
nen Dank dafür und zwar den innigsten darzulegen," besonders aber
an Ew. Wohlgeboren, als das Organ jener Schenkung, ergebenst zu
richten.
Bis jetzt noch unbekannt mit allen den edlen Gebern des Apothe-
kervereins, welche zu jener bedeutenden Schenkung beigetragen haben,
muss ich dann die Bitte an Ihre mir bewiesene Huld richten, jenen
innigen herzlichen Dank weiter zu fördern, oder wenn es Ihnen ge-
fällig sein sollte, diesen Brief selbst in das Archiv aufzunehmen und
so veröffentlichen zu wollen.
In der Hoffnung, dass Sie diesen Antrag als für mich unumgäng-
lich betrachten und entschuldigen werden, empfehle ich mich Ihrer
fernem Wohlgewogenheit und verharre in der tiefsten Hochachtung als
Hohenmölsen, den 10. December 1845.
Ew. Wohlgeboren
ergebenster A. J. Günther,
Gehülfe bei Herrn Apotheker Stotzbach,
approb. Apotheker und Ehrenmitglied des
Norddeutschen Apotheker- Vereins.
Dank,
Herr Provisor Günther hat unterm 13. Januar für die Bibliothek
des Vereins das schöne Werk: „Die Schmetterlinge von Europa, von
Friedrich Treitscke*^ nebst einem Foliobande mit 95 Tafeln selbst
gefertigter Zeichnungen, über 1000 Abbildungen enthaltend, als Ge-
schenk eingesandt, was mit freundlichem Danke empfangen ist.
Dr. Bley.
*) 3 Thlr. sind später noch eingegangen und durch Hrn. Kreisdir.
Dr. Tuchen an Hrn. Günther gesandt.
Bl.
Veremszeüung.
Statut der BMndeB-ShYlung und des Denkmale vom I. Mai
1845 bis /. Septbr, 1845.
Laut voriger Abrechnung vom \. Decbr. 1843 bis
1. Mai d. J. beUog die Total-Einoahme
Ausgabe
Unter der Einnahme befinden sich 81 «^ 3
welche für das Denkmal bestimmt waren, und die laut
Quittung vom 5. Mai von Hrn. Director v e r b e ck in
Empfang genommen sind
Bestand. . .
Vom 1. Mai bis 1. Sept. 1845 beträgt die Total-
Einnahme ind. 2 ^ Zinsen
Ausgabe
(Von nebenstehender Summe sind 33 «^ für das
Denkmal bestimm^-)
Obiger Bestand
Summa Bestand. . .
Nachweint ng des Geldes,
Braunschwff. Landschaft. Obligation. D« «^536 Cour.
1000 ^ a 3i Prpc '
In sichern Wechseln 200 «^ a 4Proc
In dergl. 50 «^ a 4 Proc
Baar in Cassa
1339
43
22
11
IT
1297
61
1216
5
8
67
1
65
2
11
15
1226
8
1281
23
1000
200
50
31
23
4
4
4
Summa... 11281
Dr. C. Herzog.
23
Siebzehntes Verzeichniss der Beiträge, welche zu der von
Seiten des Vereins zu gründenden Brandes'schen Stif-
tung und dem an Brandes .Gruft zu errichtenden
Denkmale eingegangen sind.
Von den 6 Herren Apothekern Bremerns 7 LsdV. = 39 «^ 2 J|C.
Von dem Herrn Oberdirectur Dr. Bley als dritter Beitrag
3 «# 12 ^. Dr. C. Heriog.
An Beitrfigen für das Brandes-Denkmal ging ferner ein:
Durch Hrn. Geb. Ober-Bergcoromissair Dr. Du M^nil in Wun-
atorf von der Soeiete de Pharmaeie in Paris 140 Franken = 37 «^
2;/^3,A. Von den Herren : Kaufmann Hunneke in Salsuflen 15^.
Friedrich Becker daselbst 1 ^. Amtsasseasor Gewekoht in
SchöUnar 4 ^. Amtsrendant Wessel daselbst 5 «^. Gastwirth
Wolff daselbst 2 «#. Kaufmann Seh nasse daselbst 15 ;/%. Pastor
Kronemeyer daselbst 1 «^. Kaufmann Sei ff daselbst 1«^. Kauf»
Vereinszeitung, S39
mann Bülsemann 1 «f 15 J^, Kanfwann Gap eile 15 j^. Kauf-
mann Käster 15 ifx» Amtsrath Helwing S ^, Uekermann an
der Bega 1 «^. B ick er in Retzen 20 if§^. Nacke in Ehrsen 2 a^«
Nie mann in Hörentrup 2 «^ 15 J^. Conduclor Busse zu Heerse
5 «1$. Möller in Ribbentrup 3 gc#. Summa 71 «c^ 22 ^|^ 3 A ; daso
die ftühern 256 4> 20 ^. Im Ganzen 326 ,(^ 12 ;/^ 3 A.
Bericht über die zweite Kreisversammlung der Ober-
schlesischen Apotheker am 18. Juni 1845 auf dem Anna-
berge in Oberschlesien.
Schon in der vorjährigen Versammlung hatten die Kreisdirectoren
den Auftrag von den Collegen erhalten, Ort und Zeit für die diesjäh-
rige Versammlung zu wählen. Da die im Bau begriffenen Eisenbahnen,
welche Oberschlesien durchschneiden, erst zu Ende dieses Jahres fer-
tig werden durften, wodurch es später freilich allen Collegen leichl
werden wird, auch die von ihrem YITohnorte entfernteren Versamm-
lungen zu besuchen, wurde für dieses Jahr nochmals der in Mitlel-
puncte belegene Annaberg zum Versammlungsorte gewählt und der
18. Juni zur Versammlung bestimmt, und sowohl die Mitglieder de«
Vereins in Oberschlesien, als wie auch alle zunächst wohnenden Collen
gen in Schlesien durch den speciell damit beauftragten Kreisdirector
Lohmeyer brieflich eingeladen.
Bei der schönsten Witterung versammelten sich an genanntem
Tage Morgens zwischen acht und neun Uhr von Nah und Fern nach-
9tehende 26 Mitglieder:
Das Ehrenmitglied Herr Ftirstenthumsgerichts-Director Koch aua
Neisse, das Ehrenmitglied Hr. Apotheker Minor, jetzt in Bauer witz,
die Kreisdirectoren Lehmann sen., au» Creutzhurg, C och 1er qu«
Tamowitz, Lohmeyer aus Neisse. Die Collegen BOchler aus Bres-
lau, Brosig aus Gleiwitz, Bättner aus Loewen, Coester aus
Patschkau, Tiebach aus Leschnitz, Fritze aus Rybnik, Giemsa aus
Oppeln, Hirschberg aus Neustadt, Hirscbfelder aus Pless, Pi;ovi-T
Qor Jensen aus Krappitz, College KalkowsM aus Tost, Lehmann
jun., aus Creuzburg, Lichtenberg aus Neustadt, Menzel auf
leobftchiitz , Mentxel aus Ober-Glogau, Schindler aus Ziegen-
haU, Schliwa aus Cosel, Skeyde aus Ratibor, Tenzer aoA
Neisse, Thamni aus Ratibor, Wetzel aus ^Neisse, worauf die
gitxupg begann.
Der Kreisdirector Lohmeyer hiess zuerst die, zum zweiten Male
ao^ diesem Orte versammelten Collegen^ herzlich willkommen, und be-
aceugle seine aufrichtige Freude, dass sein und so vieler Cojlegen
jahrelanger YITunscb endlich so schön in Erfüllung gegangen ist, we*
nigstens einmal im Jahre sich zusammen a^u finden, um die Interesseui
UQ^F^ Facl^ sowohl gemeinschaftlich zu beratben, und durch gegen-
seitige, wissenschaftliche Mittheilungen die Aufgabe lösen zu helfen,
die 4ie Stifter des Vereins sich gestellt hatten, als wie anch aussierdefli
^in iai\igeres freundschaftlicheres Verhältniss der Mitglieder unter sich
sn erstreben.
Hierauf stellte derselbe den als Ehrenmitglied anwesenden H«rni
Furste^lhumsgericHts-Director Koch aus Neisse d«r (iesellschaft vor-»
^igte den Ausfall der für den dureh Feuer verunglückten C^Megen
Tai^tz ^^ Umf^if^ y^i^anjstitmvea qicht9»erhebJjji^hi(U|gQfaU9M«$anH«r
240, * Vereinszeüung.
lang an, iheilte die Ernennung des Hrn. Dr. Du f los su Breslau cum
Vicedirector der Provinz Schlesien, so wie dass College Marquard,
in Reichenbach als Kreisdirector an Hm. Lockslaedts in Breslau
Stelle getreten sei, mit, und dass die General- Versammlung des Vereins
dieses Jahr in Dresden am 8. September statt finden werde.
Herr Kreisdirector Lehmann sen. hielt einen Vortrag über Re-
visionen der Apotheken, in welchem er zeigte, dass zwar die Fort-
schritte auch darin gegen früher sehr bedeutend, dass aber dennoch
auch das jetzt übliche Verfahren nicht immer zu einer richtigen Beur-
theilnng führen könne. Selten sei es die schlechte Beschaffenheit der
Medicamente, welche Rügen veranlasste, sondern meist die Beschaffen-
heit des Lokals, Mangel an Reinlichkeit, besonders aber die Aufbe-
wahrung und Aufstellung der sogenannten Gifte. Die Anweisungen in
Bezug auf Lokal seien zwar bestimmt und ohne Tadel, doch reiche es,
um den Anforderungen der verschiedenen Revisionen zu genügen,
nicht hin, die Arzeneimittel in zweckmässigen Gefassen aufzubewahren,
sondern es würden polirte Repositorien, geschliffene GlSsser u. s. w.
verlangt, obwohl jeder Apotheker die Einwirkungen von Licht und
Luft zu genau kenne, um die Vorsicht der Alten, keinen luftdichten
Verschluss anzuwenden, und grüne Gläser zu wählen, nicht loben zu
müssen. Nach den bestehenden Gesetzen solle die Officio nach Nor-
den gelegen sein; in der Regel sind aber dergleichen Lokale weniger
trocken, als die nach Süden liegenden, wogegen es zwar Schutzmittel
gäbe, die aber entweder unvollkommen, oder zu kostspielig wären.
Bei Aufbewahrung und Aufstellung der sogenannten Gifte herrschen
unter den Revisoren sehr verschiedene Ansichten, während der eine
alle drastischen, narkotischen, scharfen und metallischen Gifte, obgleich
ein strenger Unterschied gar nicht möglich, abgesondert haben wolle,
verlange ein anderer sämmtliche Tincturen, Extracte, Pulver neben
einander, und wenn der Apotheker bei einer Revision allen Anforde-
rungen entsprochen, würden bei der nächsten wieder Mängel aufge-
stellt. Das sicherste Mittel dagegen sei eine bestimmte, genaue Vor-
schrift, wo jedes Arzeneimittel seinen Platz haben solle, und Ernennung
einer besondern Commission für jeden Regierungs - Bezirk zur Revi-
sion sämmtlicher Apotheken, mit genauer Anweisung von Seiten der
Regiernng.
College Schindler, aus Ziegenhals theilte seine Erfahrungen
fiber Äceium Scillae, Decoct, Zitlmanni^ Acid, citricumy Emplasl, ad'-'
haesiv»y Sulphur praecipit, und besonders Äether acelicus mit, welcher
letztere sich noch unter dem Fabrikpreise darstellen lasse, wenn man
das essigsaure Salz wasserfrei, und den Alkohol möglichst stark
verwendet, letztere auch der Schwefelsäure nicht auf einmal zumischt,
sondern wie beim Schwefeläther durch Nachtröpfeln zufliessen lässt.
College Schindler versprach die ganze sehr interessante Arbeit voll-
ständig im Archiv abdrucken zu lassen.
Hr. Fürstenthumsgerichts-Director Koch sprach fiber die Grund-
lage zur Kritik der auf das Apothekerwesen Bezug habenden Gesetze,
zeigte, dass die Apotheker ebensowohl mit Arzeneien handelnde Kauf-
leute, als auch Kunstverständige sein müssen, und leitet aus ersterem
die kaufmännischen Rechte, z. B. Wechselfahigkeit, ans letzterem die
besondere Beaufsichtigung durch die Staatsbehörden und das Bednrfniss
eines besonderen Schutzes her, um ihren Verpflichtungen, stets gute
Sachen zu liefern und diese immer vorräthig zu halten, nachkommen
sa können. Die Kritik ergebe sich aus einer Verpflichtung des fege-
Vereinszeitung, S4f
benen RechtoiufUnde» Qiit 4fi> aus der gescMchtKcben Entwicklung
der Pharmacie darch eine gesunde Logik und allgemeine Rechtskennt-
nisse zu folgenden Normen, und in Bezug darauf verweist Hr. Fur-
«lenthumsgerichts-Director Koch auf bestimmte Paragraphen seines
unter der Presse befinlichen Lehrbuchs des Preus. Gemeinen Rechts.
Hr. Kreisdirector Lohmeyer las einen Auszug aus den Verhand-
lungen der im Januar d. J. in Berlin gehaltenen Versammlungen
Behufs der neu herauszugebenden Apothekerordnung vor, woraus her-
vorging, dass die für die Pharmacie am meisten drückenden Uebel-
Mände mancherlei Art beseitigt werden, und die neue Apolhekerord-
nung daher mit grossen HofTuungen zu erwarten sei.
College Büttner aus Loewen erwähnte der schlechten Beschaf-
fenheit vieler jetzt käuflichen Präparate, rechnet zu den betrübendsten
Erscheinungen in der pharmaceutischen Praxis das jiäufige Verwaistsein
der Laboratorien, und widerlegt die Behauptung, dass chemische Fabri-
ken bessere ^utfd billigere Präparate liefern. Was die Billigkeit anbe-
langtj verweist er auf Wackenroders Abhandlung über Salpetersäure
Februarh. des Archivs 1845, Seite 195, Hinsichts der Qualität aber
fuhrt er mehrere Thatsachen vom Gegentheil an ; so enthalte Liq,
amm, caust^ oft Kohlensäure und rieche nach Steinkohlenlheer, ilfor-
phin sei fast immer kalkhaltig^ Acet, conc. zu schwach und bleihaltig
u. 5. w.
Um stets reine Präparate zu haben, sei es aip gerathensten, von
allen andern Rücksichten zu abstrahiren, und diese selbst zu bereiten.
College Menzel aus Ober-Glogau zeigte sich mit der Nomencla-
tur des Chlprzinks nicht im Klaren. Bald heisse es Zinkchlorür, bald
Zinkchlorid. Zugleich las derselbe eine Entscheidung der Taxprü-
fungscommission über den Preis derselben vor, welche lautete, dass,
falls das Präparat selbst bereitet, die Drachme mit i if^ 6 «^i falls es
aus einer Fabrik bezogen, mit 10 Pf. zu berechnen sei.
Hr. Kreisdirector COchler aus Tarnowitz zeigt seinen Austritt
als solcher wegen zu vielen andern Geschäften an ; an seine Stelle
wurde College Fritze aus Rybnik gewünscht.
Noch raehreres Andere z. B. die gehörige Circulation der Journale,
die Gehülfen-Unterstützungscasse, wurden besprochen, dann die abge-
laufenen Journale meistbietend verkauft und hierauf ein Spaziergang
auf die höchste Spitze d$s A n na berge s unternommen, um die herr-
liche Aussicht auf die Gebirgsgegend Oberschlesiens zu geniessen.
Ein fröhljohes Mittagbrod vereinigte dann wieder alle Anwesen-
den, bei welchem der Kreiisdirector Lohmeyer den ersten Toast auf
iSfe. Majestät unsern AUergnädigsten Konig ausbrachte^ welchem meh-
rere auf das Directorium.des Vereins u. m. a. folgten.
Die Versammlung wurde mit dem 'Vyunsche geschlossen, dass sie
ferner Bestehn haben möge, und die künftigen Jahre, wenn die Obcr-
Bchlesische Eisenbahn vollendet sein wird, in Königs hatte statt fin-
den aolle, welcher Ort durch den in der Umgegend stark betriebenen
Bergbau als besonders merkwürdig und interessant erscheint, und
öberaahmen die CoUegen Cochjer, Fritze und B rosig als die zu-
nächst dort wohnenden gern den Auftrag, die betreffenden Einladungen
SU seiner Zeit ergehen zulassen, so wie für dienöthigbn Arrangements;
alle die vielfälltigen industriellen JÜerkwürdigkeiten der dortigen Ge-
gend mit b)Bster Benutzung der Zeit in Augenschein nehmen zu können,
Sorge zu tragen.
Arch. d. Pharm. XCY. Bds. 3. Hft. 46
242 Vereinszeitung.
Brief des Herrn Cap an Du MiniL
(Ueberfietzung*.)
Die lebhaftesten Vorwürfe hfitte ich mir über den langen Aufschub
meiner Antwort auf Ihren lieben letzten Brief machen müssen, wenn ich
nicht glauben durfte, dass Sie von dem Ergebnisse meiner Bemühungen,
theils durch den Secretair unserer Societät, theils durch die im Jour-
nal de Pharmacie et de Chimie mitgetheilten Verhandlungen unterrich-
tet wftren. Ich muss gestehen, dass, weil ich nMch lange auf Reisen
befand, meine Correspondenz etwas vernachlässigt wurde. Im ver-
gangenen Jahr besuchte ich die Schweiz und Italien, und kaum i)in ich
jetzt von England zurückgekehrt.
Folgendes, mein etc. Amtsbruder, ist in Betreff Ihrer Anfrage ge-
schehen. Nachdem im Anfange dieses Jahrs von mir vorgetragen
war, erwählte man eine Gomniission zur Prüfung derselben, bei wel-
cher ich den Antrag übernehmen sollte, worauf denn schon bei der
nächsten Sitzung 100 Franken für die Stiftung und das Denkmal
Brandes festgesetzt, wurden; als ich ferner über diesen Gegenstand
mit unserm Freund Robin et redete, entschloss derselbe sich augen-
blicklich 20 Franken zu unterschreiben, denen ich dann eine gleiche
Anzahl hinzufügte. Also liegt eine Summe von 140 Franken zu Ihrer
Disposition bereit. Schreiben Sie mir nun gütigst, auf welchem Wege
man Ihnen dieses Geld zukommen lassen kann, und zwar indem Sie sich
an unsern Schatzmeister Herrn Tassard, oder an den beständigen
Secretair der Societät ^ Herrn Soubeiran (rue de la TournelW)
wenden. *
In der Hoffnung, Verzeihung über mein langes Stillschweigen von
Ihnen zu erhalten, erlauben Sie mir, dass ich mir Glück wünsche, Ihrem
Verlangen nach Kräften genügt zu haben, wie auch, dass ich diese
Gelegenheit wahrnehme, Ihnen, mein etc. College und dem hochlöb-
Hchen Norddeutschen Apotheker- Verein, die Gefühle meiner innigsteh
Anhänglichkeit und Herzlichkeit {cordealitej auszudrücken, mit der
ich bin etc. L. A. Cap.
An den Herrn Soubeiran, beständigen Secretair der
pharmaceutischen Societät zu Paris.
Von Freundschaft und Hochachtung gegen die pharmaceutische
Societät zu Paris durchdrungen, verfehlt die Direction des norddeut-
schen Apotheker - Vereins nicht, derselben ihren finnigsten Dank
für den schönen Beitrag auszudrücken, welchen Sie dem Denk-
mal und der Stiftung Brandes, zu bestimmen die Güte hatte, und bittet
Sie, mein hochverehrter Herr College, das Organ dieses Danks sein
zu wollen. Wahrlich die Direction war nie mehr gerührt, als sie
durch dieses glänzende Geschenk es jetzt ist,, und zwar besonders,
weil sie es als einen Beweis der engen Bande ansieht, welche unsre
nach einem und demselben so hohen als edlen Zweck strebende So-
cietäten verbindet!
Darf ich noch im Namen der Direction also auch in dem des gaa-
zen Vereins bitten, den sehr würdigen Herren CoUegen Cap und
Robin et unsre aufrichtige Erkenntlichkeit über ihren ausgezeichneten
Beitrag zu melden, was denn noch zu einer andern Zeit direct von
mir geschehen soll.
Verisimziedtung, 243
Von dem Herrn Ca p benachrichtigt, nehme ich mir die Freiheit
Sie um Auszahlung der 140 Franken an die Ordre des Herrn Hof-
buchhändler Hahn- in Hannover, den Verleger des Archivs etc. zu
bitten, indem dieser den Auftrag hat, das empfangene Geld an die
Herren Executoren der Stiftung und des Denkmals unser« verewigten
Brandes zu senden oder sich darüber mit der Direction zu berechnen.
Ich bin etc. Du Mdnil,
Namens des Apotheker- Vereins in Norddeutschland.
10) Wissenschaftliche Nachrichten.
Berliner Academie der Wissenschaften. Sitzungen vom
Juli und August. Hr. Rose trug eine von Hrn. Rammeisberg
eingesandte Abhandlung über die Lithionsalze vor. Hr. Mitscher-
lich machte Bemerkungen über die Asche der Hefe. Hr. Ehren-
berg erwähnte, dass er in der Steinkohle noch zwei Formen mikros-
copischer Süsswasserthiere gefunden. Hr. Weiss las über Tritoedrie
in Kry Stallsystemen, und im Auftrage des Hrn. Karsten über den
Martinisit, eine Art Salz; Hr. Link las eine 2te Abhandlung über das
Anwachsen der Theile in den Pflanzen vor. Hr. G. Rose über die
Veränderung des. specif. Gewichts der Porcellanmasse beim Brennen,
ungeachtet des Schwindens. Hr. Magnus berichtete über eine Un-
tersuchung des Hrn. Längs berg aus Christiania über Wärmeerschei-
nungen. Hr. Rose las eine Untersuchung des Hrn. Heintz über
die quantitative Bestimmung des Harnstoffes im Harn und die Zusam-
mensetzung des salpetersauren Harnstoffes. Derselbe sprach über Queck-
sitbersalze. (Berliner NachrichfeUf den 29. Septbr, 1845). B. .
— Sitzungen im November. Hr. Dove legte eine Darstellung
des Spectrums mit Frauenhoferschen Linien auf Daguerrischen Platten
und empfindlichem Papier vor. Hr. Ehrenberg übergab die Be-
schreibungen von 5 neuen Generibus und 129 Arten mikroscopischer
Lebensformen in Portugal, Spanien, Südafrika, Indien, Japan, und
Kurdistan, und berichtete über einen am 15. Mai 1830 in Malta gefalle-
nen atmosphärischen Staub, dessen Gehalt an mikroscopischen Orga-
nismen und Gleichheit mit dem des atlantischen Meeres bei den Inseln
des grünen Vorgebirges. Auch legte er Berichte des Dr. H. Kar-
sten über dessen botanische Forschungen in Venezuela vor. (Berl,
Nachrichten vom Januar.) B.
Piaris. Academie der Wissenschaften. Sitzungen vom 16. und
•23. Juli. Hr. Bouchardat hat die Erfindung gemacht, das Kiehndi
«wie die wesentlichen Oele des Kautschuk oder Erdpechs zu gebrau-
chen, namentlich auch zur Verarbeitung des Kautschuk. Es wurden
Daguerreotypbilder von einer solchen Ausdehnung vorgelegt, dass drei
davon den ganzen Horizont enthalten. Die Camera muss dazu beson-
ders eingerichtet sein. Hr. Boussignault gab briefliche Mitthei-
lungen über die Fettbildungen. Schweine besitzen mehr Fett als sie
mit den Nahrungsmitteln erhalten, und wenn man diese Nahrungsmittel
mit etwas Fett versetzt, so geht die Fettzunahme desThieres überaus
rasch vor sich und zwar in weit beträchtlicherem Grade, als das un-
ter die Nahrung gemischte Fett dazu beitragen konnte. Eben so wer-
den Hühner, die man mit Rei« mästet, unter den man ein wenig Butter
144 Vetemsxeihmg.
mischt y weit schneller feist und wahre Fettklanpen , deren Feit
mit der cugemischten Butter ganz aosserVerhSltniss sieht, (BerUmseht
Kachrichten.) B.
— Academie der Wissensohaften. 'Sitzung TOm 35. August.
Die Gabarre Loire hat ihre wissenschaftliche Expedition an derWest-
kfiste von Afrika Yollendet und u,A. drei neue Gaano^Inseln, Seal in
der False-Bay, Malaga in der Saidanha-Bay und Pater-No^ter in der
St. Hetena-Bay mit nach der Abschätzung 10,000^ 48,000, und 20,000
Tonnen Guano aufgefunden. Das Unwetter am 19. hat mehrere wis-
senschaftliche Mittheilungen veranlasst. Man hat Zeugstücke und selbst
ein schweres Brett 10 franz. Meilen von dem Ort der Zerstörung
niederfallen sehen und zwar 2^ Stunden nach der Vernichtung der
Fabriken. Dje Windhose scheint besonders die Gebftude, in welchen
sich grosse Metallmasscn befanden, ergriffen zu haben, ein neonr. Fin-
gerzeig fdr ihre elektrische Natur^ Die nach unten gekehrte Spitse
hatte einen rdthlicben Schein. Ohne dass ein Brand .entstand, wurden
die Steine so heiss, dass man sie nicht berfihren konnte, uud viele
Eisenstficke sind wie von einem Brande zerstört. Hr. Ebelmen
tibersandte künstlichen Bergkrystall von seiner Arbeit nnd hofft davon
bedeutende Stücke liefern zu können. Hr. Arago meint, dass diese
Erfindung zur künstlichen Zusammenstellung des Diamanten führen
könne. Ein ArtilIerie*Capitain, Favö, trug aus seiner Geschichte der
Feuerwaffen interessante Mittheilungen über das „griechische Fener^*
vor, namentlich auch über dessen Gebrauch bei den Arabern im 13ten
Jahrhundert. Das jetzige Schiesspulver kommt zuer8timl3ten Jahrhun-
dert in den Ländern von Ungarn bis zum schwarzen Meere vor. Die
Nachricht von der Erfindung des Pulvers durch B. Schwarte nennt
Hr. Fave, eine Tradition. — Ein englischer Chemiker, Drayton,hat
die Erfindung gemacht, Glas durch Niederschlag mit einer dünnen
Silberschicht zu übergiessen, welche ausserordentlich glänzt. (Berli»,
Nachrichten.) B.
— Verhandlungen der Academie der Wissenschaften. Sitzung
vom 8. September. Hr. Ebelmen, welcher letzthin der Academie
die künstlichen Bergkrystalle vorgelegt hatte, war von Hrn. Arago
aufgemuntert worden, seine Arbeiten fortzusetzen, um von ^diesem
Stoffe grössere durchsichtige Massen zu erlangen« Bei diesen Oper«-
tionen nun ist Hr. Ebelmen auf ganz neue Besultate gekommen
und hat namentlich kunstliche Aquamarine und durch ein wenig Creo-
sotzusatz künstliche Calcedone erhalten. — Hr. Boussingauit hat
neue Versuche mit der Davyschen Sicherheitslampe, deren Nutzen hsan
in letzter Zeit vielfach bezweifeln wollte, gemacht und gefunden, dass
diese Lampe oder Laterne ein sich um sie her entwickelndes böses
lYetter etc. nicht enUünden kann. — Hr. Pouillet hielt einen V^-
trUg über das Phänomen von Ronen, welches die beiden Fabrikcii
zerstörte, und meinte, dass man dieses Meteor weder zu den Wui4«
hosen noch zu den Blitzeracheinnngen rechnen könne ; es sei eine bis
jetzt ganz unbekannte und unerhörte Erscheinung gewesen. ^JBtrltük
Nachrichten.) B. '
11) Personalootizen und Ehreöbezeigungen.
Se. KönigL Hoheit der Grossherzog von Hessen hat den Professor
Dr. Just US Li e big in Giessen in den Freiherrnstand zu erheben
geruhet* - — •
Vereimxeiiung. 816
12) Allgemeiner Anzeiger.
Anzeige.
In dem p ha rmaceuti seh -chemischen' Institute su Jena
beginnt bald nach Ostern d. J., ein neuer Lehrcursus. Der 7. Bericht
(im ArchiT der Pharm., März 1844) enthältdie Statuten dieses seit 1829
bestehenden, mit unserer Universität verbundenen Lehrinstituts, dessen
Wirksamkeit aus den pnblicirten Berichten bekannt ist. Die nunmehr
iroltettdete Einrichtung^ der neuen Locale gestattet jetzt den Mitgliedern
des Instituts, vornehinlich nach Beendigung des vollständigen einjahri-
gen Lehrcursus die ausgedehnteste Uebung in den pharmaceutisch-
nnd analystisch- chemischen Arbeiten und praktisch-pharmakognostiscben
Stadien. Anfragen und Anmeldungen zur Th'eilnahme an dem Insti-
tute sind mdglichst zeitig an den unterzeichneten Director desselben
zu richten.
Jena, im Jan. 1846. Dr. H. W a cke n r o d e r ,
Hofratb und Professor an der Universität Jena.
Erinnerung an die Heiren Vereinsbeamten.
Sowohl von den Herren Mitgliedern an die Herren Kreisdirectoren
als von diesen an die Herren Vicedirectoren und das Directoriuni
werden die Sendungen nach Anzeige und Bemerkung häufig unfrankirt
gemacht. Schon früher ist der Wunsch ausgesprochen, dass die Sen-
dungen sowohl von Seiten der Mitglieder an die Vereinsbeamten und
von diesen an das Directoriura franco geschehen mögte. Dieses wird
hre4urcb, mit Bitte uro gefällige Beachtung, in Erinnerung gebracht.
Das Directoriura.
Bitte fUr die Gehulfen - Unterstützungsanstalt.
^ So erfreulich es auch dem Directorio sein musste^ dass seine Bitte
SB die Herren Gehülfen um Beiträge zur Gehülfeni-Unterstütziingacasse
nicht unbeachtet blieb, sondern im Gegentheil vielfache Beachtung ge-
funden hat, so ist dieses dennoch bei weitem nicht von Seiten der
Gehälfen aller Kreise geschehen. Das Directorium wiederholt daher
seine Bitte den Herren Gehfilfen um gütige Unterstützung, so wie den
Herren Vereinsbeamten um Fürsorge, dass dieser wichtige Gegenstand
nicht wieder in Vergessenheit gerathe: denn Viele sind, die unserer
Hülfe warten, und Menschenpflicht ist's auch der Armen zu gedenken I
Das Directorium.
Dankende Bescheinigung.
AiM dem Kreise Coburg sind im Herbst 1845 folgende Gelder einr
ffegangen : 4 Thir. 4| Sgr. zur Gehülfen-Unterstützungscasse. 10 Thir.
für, Hrn. Apotheker Wirths. 1 Thir. 25 Sgr. zum Gehälfen ju bei-
fette, für welche milden Beiträge den edeln Gebern bestens dankt
das Directoriura.
Danfe.
Allen meinen geehrten Herren Collegen, welche mich durch ihr^
freundlichen Gaben, nach meinem am 6ten März c. inGßritz 9/O, statt
gehabten Brande nnterstutzt haben, sage ich hierfür meinen tief ge-
föhttesten Dank »und wünsche, dass Sie Gott vor ähnlichem Unglück
bewahren wolle.
Ga» a/0, den 6. Nov. 1845. Hildebrandt, Apotheken
246
Dank,
Herr Apotheker Julius Post, jetzt zu Wildungen, künftiger In-
haber der Uni versitäts- Apotheke in Göttingen, hat für die Geholfen-
Unterstützungscasse einen Beitrag von 11 Thalem eingesandt, wofür
ihm herzlich dankt Dr. L. F. Bley.
Dringende Bitte an die Mitglieder des Kreises Saalfeld,
Wiederholt eingegangene Klagen über unregelmäasige CirculatioD
der Journale machen es mir zur Pflicht um die Abstellung dieser
Unregelmässigkeiteu dringend zu bitten, damit mir dadurch die schoD
mit manchen Opfern von meiner Seite Verknüpfte Leitung des Lese-
zirkels nicht noch mehr erschwert werde.
Saalfeld, im December 1845. £. F i sehe r,
Kreisdirector.
Apothekenverkauf,
Eine im Herzogthume Sachsen mithin im Königlich Preussisehen
Gebiete in einer lebhaften Stadt belegene Apotheke mit Realprivile-
gium, ist mit ansehnlichem Hause und Garten sowie mit dem gesamm-
ten bedeutenden Inventar und einem Absätze an reinen Medicinal-
waaren von circa 2000 Thir. jährlich, wegen Familienverhältnisse für
16,500 Thlr^ Forderung bei mindestens eirca 6000 ThIr. Anzahlung
zu verkaufen und haben sich deshalb Reftectirende in portofreien
Briefen an den Landschaftsrath Hallensleben in Sondershausen zu wenden.
Lehrlingsgesuche.
Zu kommenden Ostern suche ich einen Lehrling in meine Apotheke.
Bremen. . H. A* Wilckens,
Fur'die von mir Ostern zu übernehmende Universitats- Apothelte
in Göttingen suche ich noch einen gut empfohlnen Lehrling.
Frankirte Briefe erreichen mich bis Ende 'März an meinem jetzigen
Wohnorte.
Wildungen im Furstenthum Waldeck,
den 28. Januar 1846. Jnlins Post,
Apotheker.
Berichtigung für das Septemberheß des Archivs von 1845.
S. 376—378.
Man lese: Berndth anstatt Bernöth, — 10 Linie Croalien an-
statt Croatier. — Die Apotheken werden alle Jahr genau^ nicht aber
alle 3 Jahr visitirt. — Die Prüfung ist streng, nicht aber^ sie soll streng
sein. — Von der Königlichen nicht Kaiserlichen Stadthalterei. —
Capitel nicht aber Hospital-Apotheke.^— Stadt Koprainiti nicht Kouranits.
— Heinrich Berndth muss ausgelassen werden, und als EigenthümeV
Ludwig Brotsky genannt werden, weil selber die Apotheke von mir
gekauft hat. — Shikelanz nicht Thikelanz. — Theodor Todor nicht
Todor. — Krapina nicht Koapina. — Gay nicht Zay. — Carl
Ody nicht Odig. • — Goriaa nicht Sovisda. — Nagy nicht Nagg, —
üstrodsky nicht Ostodshy. — Doihovich nicht Dokovich. — Shiketani
flicht Schikelam. — Valentovich nicht Vallemeerich, — Stadt Kosfai»
nieta nicht Kattanidsa, — Uubanii nicht Hubanijr, Birnälh,
Vereinszeüung. 247
Anzeige ßr Botaniker,
Inhalt der 9ten Centurie:
Die 9te Centurie des mycologischen Herbars (mit 31 neuen, noch
nicht beschriebenen Formen) ist eben an die Sul}scribenten versandt
worden und offeriren wir hiermit noch den Rest von circa 20 Exem-
plaren von 5 Thaler Fr. Conr.den Liebhabern. Sie kann durch die
Arnoldische Buchhändlunpf hier bezogen werden. Hiermit wollen wir
auch zugleich einige Anfragen beantworten, dass nämlich die ganze
Sammlung, also von der Isten bis incl. 9ten C^nt. wieder vollständig
vorräthig ist und wer sich dieserhalb directan uns wendet, kann
sie zu dem ermässigten Preise von 40^ThIr. Fr. Cour, sofort erhalten.
Noch bemerken wir, dass die Sammlung ununterbrochen fortge-
setzt wird und dass^in Kurzem die lOte Cent, erscheint, welche be-
sonders viele seltene und neue Formen der Lombardei enthalten wird.
801. Agaricus (Collybia) oreades Bolt. var, alnetorutn. Ag. al-
netorum Lasch Mspt. Fileo subcarnoso campanulato molÜ, lamell.
subliberis distantibus crassis ^Ibidis, stipit. longiusculo fistuloso carti-
lagineo pulverulento-floccoso rufescente basi spadiceo albido-
tomentoso. — Medium tenet inter Ag. oreadem et Ag. calopodem. Ad
truncos Alni. — 802. Agaricus (Collybia) ramealis Bull.' — 803.
Agaricus (Pleurotus) ringens Fr. ^ 804. Agaricus Rofulula Lasch,
Mspt. — 805. Agaricus (Tricholoma) albus Schaeff. — 806. Aga^
ridus (CoWyhivi) perforans Hoffm. — 807. Agaricus (Omphalodia)
pyxidatus Bull, forma pussilla! Conf. N. 310. — 808. Polyporus
spongiosus (Fers.) Fr. — 809. Polyporus nidulans Fr. — 810. Po'^
lyporus hirsutus (Sehr ad.) Fr. — 811. Thelep^ora (Stereum) jti-
biginosa Sehr ad. — 8l2. Cantharellus lutescens (Fers.) Fr. —
813. Hydnum byssinum Sehr ad. — 814. Polyporus Medulla panis
Fr. — 815. Spathuha ßavida Fers. p. crispa Ca. Clavula plana,
atip. tereti non snicato (!) ad basin versus cavo. — 816. Geoglos^
sum rugosum Lasch. Mspt. — 817. Leocarpus calcareus Lk. —
818. — Didymium herbarum Fr. — 819, Pkysa^um sinuosum Fr. —
820. Dictydium umbilicatum Sehr ad. — 821. Cupularia leucocc^
phala Lk. ~ 822. Arcyria incarnaia Fers. — 823. Tremeüa inde"
corata Sommer f. — 824. Cyphella muscicola Fr. — 825. Paiza
malaiepkra Lasch. (üregaria adnata hemisphaerica extus opaca
nuda marg. primum connivente dein recto subcrispulo discum planum
gelatinosura pallidum recludente. — 826. Peuia puncliformis Fers.
— 827. Feiiia nigripes Fers. — 828. Peiiia fructigena Bull. —
829. Peaiia vesiculosa Bull. — 830. Typhula erylhropus Fr. —
831. Sclerotium nervale (Alb. & Schw.) Fr. vdr, — 832. Sclerotium
buUaium Dec. — 833. Sclerotium muscorum Fers. — 834. Erysibe
commtmis Lk. m. Leguminosarum Lk. v, Lathyri, — 835. Erysibe
Brayana Voigt. — 836. Erysibe torlilis (Corni) Lk. — 837. Ery^-
sibe tridactyla (Wallr.) Rabenh. — 838. Sphaeria Allii nov. sp.
Sph. herbarum affinis, crumpcns, libera, e globosa applanata, ostiol.
verrucaeformi ; ascis clavatis ; spor. ovato-oblongis, flavescentibus, re-
ticulatis. — 839. Sph. comata Tode. — 840. Sph, comala ß. capil-
lata Fr. — 841. Sph. circumscripta Kze. — 842. Sph. Melogramma
Fers. 843. Sph, herbarium var, c. 844. Sph, Doliolum Fers. —
845. Sph, Coryli Batsch. — 846. SpK Asteroma Wallr. c. Yiolae
Dec. ~ 847. Sph. Anemones (Dec.) Rabenh. Handb. L 189. —
848. Sph. conglomerata W'allr. — 849v Sph, nervisequa Dec. — *
248 Vereimzeüung.
850. Sphaeria emperigonia A w d. M s p t. (Sphaeria emperichaetia A w d.
olim.) — 851. Sphaeria picea Pers. — 852. Stegilla arundinacea
(Fr.) Rabenh. Handb. I. 163. — 853. Rhylisma acerinum Fr. —
854 Ascochyta Fragariae Lasch. Mspt. — 855. Aseochyla Lysi~
machiae Lasch. Mspt. — 856. Ascochyta Oreoselini Lasch. Mspt.
— 857. Ascochyta Lychnidis Lasch. Mspt. — SbS. Ascochyta Dul^
camarae Lasch. Mspt. — 859. Ascochyta Convohuli Lib. — 860«
Ascochyta Menyanthes Lasch. — 861. Ascochyta Atriplicis Lasch.
— 86'2, Ascochyta Enphorbiae £ a s eh. — 863. Ascochyta Dianthi
Lasch. — S^'^. Ascochyta? Hyosciami Lasch. Ascis laeviter
ar^uatis! — 165. Leptostroma Loniceraecola Rabenh. Mspt. —
866. Ectostroma Iberis nov. form. — 867. Depatea vagans Fr. var,
Armoraciae, — 868 Depazea Paridicola Rabenh. Mspt. — 869.
Depaiea Fragariaecola Wallr. — 870. Depa^ea vagans Fr. nar.
Glfchomaticola Kr. — 871. Depazea Bidentis Lasch. — 872.
Depazea Hieracii Lasch. — 873. Dothidea Potentillae Fr. —
874. Syiygites melagöcarpus Ehrenbg. — 875. Excipula Hera-
clei (Fr.) Rabenh. — 876. Isaria Eleutheratorum Nees b.
racemosa Awd. — 877. Fusidium pyrtHum Cor da. — 878.
Physoderma gibbosum Wallr. — 879. Hyphelia terrestris Fr. —
880. Uymenula Georginae WaJIr. — 881. Sporotrichum fusco-
album hk. — 882. Sporocadus Fiedleri Rabenh. Mspt. Dilf. sporis
eUipticis oblongis triscptatis, septis iaete castaneis. — 883. Didymo^
spurium complanatum Nees. — 884. Dematium muscorum Schleich.
^ 885. Puccinia Stellariae I) u b y. — 886. Puccinia Polygo^
nortim Schlecht, c. Convolvuli. — 887. Aecidium Phaseqlorum
Wallr. — 888. a. Aecidium Convallariae ScKuinach. — 888. b. ilect-
dium Convallariae Schumach. — 889. Aecidium Valerianae Ra-
henh. — 89Ö. Aecidium Violae Schlecht. -^ 891. Aecidium Ad^
nunculacearum D e C. a. Ranunculi. — 892. Coniothecium loruloides
•Cor da. — 893. Uredo longipes Lasch. Pedicello longissimo iusignis !
— 894. Uredo Valerianae DeC. — 895. Uredo apiculata Strauss.
var. Astragali, — 896- Uredo Candida F er s. var. Tragopogonis. —
-897. Uredo Candida Pers. b. Compositarum. var. Inulae. -^ 898.
Uredo Candida Pers. a. Cruciferarum, var. Camelinae. — 899. Uredo
Candida Pers. a. Cruciferarum, var. Nasturtii. — 900. RhiiQsporium
Solani Rabenh. (Schorf krankheit, Kartoffelgrind, KartoffeJgnatz etc.}
Sporis coloratis! — Append. Epidermidis cellulae luxuriantes! -r-
Suppl. (N. 513.) Polyporus Schweinitzii Fr. — SuppL (N. 172.)
Rhyiisma salicinum ¥ r. —Suppl. (N. 583.) Uredo^ scutellataVers. —
Suppl. (IV. 178.) Erysibe^penicillata Lk. b. Caprifoliacearum — Suppl.
(N. 669. sub Sph.) Polystigma Ulmi Fr. — Append. Polyporus
Amboinensis Fr. Ad truncos Americae Leg. Leibold. — Append.
Stereum fascialum Schwein. Ad truncos Americae septentr. leg.
Leibold.
Dresden, im Januar 1846.
Dr. L. Rabenh erst.
ARCHIV DER PHARHACIE.
XGV. Bandes drittes Heft.
Erste Jibiheilung,
I. Physik, Chemie und praktische
Pharmacle.
Chemische PrfiftiDg eines Nierensteins;
von
Dr. L. F. Bley.
Von einem Arzte wurde mir ein Nierenstein zur Unter-
suchung übergeben, welcher von einem Manne von 40 — 50
Jahren abgeworfen war, der seit längerer Zeit hin und
wieder an Nierensteinbeschwerden litt, dagegen fast jähr-
lich Karlsbad besuchte und übrigens eine kräftige Consti-
tution besass.
Das Gewicht des Steins betrug i,125 Gran Media
Gewicht. Die Form desselben war cylinderförmig nach
beiden Enden zugespitzt. Die äussere Seite erschien rauh,
^von Farbe weissgelb, mit röthlichen Stellen. Auf dem
Bruche bemerkte man mit blossen Augen mehrere Schich-
ten von verschiedener Farbe, von weisslichgelber, guttigel-
ber und rother Farbe. Den Kern bildete ein kleiner blut-
rother Punct. Mittelst der Loupe bemerkte man auf der
Durchschnittsfläche vier Schichten, deren äusserste sehr
dünn und von weissgelber Farbe erschien, der zweite
stärkere war schmutzig, dunkel citronengelb, ins guttigelbe
neigend, die dritte schmutzig weisslichgelb, alle sehr locker,
und von strahligem Ansehen, die vierte ein hellblutrother
Punct, welcher den Kern bildete. Das Goncrement war
Arch. d. Pharm. XCY. Bds. 3 Hft. 47
250 Bley,
nicht schwer zu zerreiben, und stellte ein gelbweisses
Pulver der gestossenen Calmuswurzel ähnlich dar, in wel-
chem unter der Loupe gelbe, rothe und weissliche Par-
tikeln unterschieden wurden, die letzteren beiden erschie-
nen mehr grobkörnig.
Auf dem Platinbleche erhitzt, verkohlte der Stein
unter schnell vorübergehendem, verbrennenden thierischen
Stoffen ähnlichem Gerüche mit Hinterlassung von einer
geringen Spur Asche.
Zur chemischen Zerlegung ward das Pulver zuerst
mit kaltem destillirtem Wasser geschüttelt, dasselbe hin-
terliess nach dem Abdunsten einen weissgelblichen Rück-
stand in Gestalt einer leichten locjceren Rinde, welche in
die Flamme gebracht, wie verbrennendes Hörn roch, in
Alkohol und Aether unlöslich war, in Wasser gelöst vom
Kalkwasser wie Aetzsublimat in flockiger Gestalt gefällt
wurde. Die Menge betrug etwa 0,0625 Gr. und ist als
thierisches Eiweiss zu betrachten. Das getrocknete Pulver
des Nierensteins ward mit Aether ausgezogen. Der Aus-
zug hinterliess eine geringe Menge einer citronengelben
fettigen Substanz, welche erhitzt mit fettartigem Gerüche
verbrannte, anfangs dünn floss, auch in absolutem Alko-
hol sich löste und beim Verbrennen nichts hinterliess.
Die Consistenz und das Verhalten beim Verbrennen, liessen
es als thierisches Fett und nicht als Harz ansehen. Der
Steinrückstand ward mit absolutem Alcohol behandelt, der
noch eine Spur derselben fettigen Substanz auszog, welche
zusammen 0,025 Gr. betKigen mochte. Mit Salpetersäure
Übergossen, erfolgte erst in einiger Zeit Einwirkung, sodann
Aufbrausen und Schäumen, es blieb nichts ungelöst.
Nachdem die saure Lösung mittelst Ammoniak abgestumpft
war, bewirkte oxalsaures Ammoniak eine kaum bemerk-
bare Trübung, nach vier und zwanzig Stunden hatte sich
eine Spur eines Niederschlags gebildet; phosphorsaures
Ammoniak bewirkte keine Trübung und Niederschlag,
Silbersalpeter gab einen gelben Niederschlag, Aetzkali ent-
wickelte beim Zusammenreiben mit einer Spur des Steins
einen schwachen Ammoniakgeruch, der mit Salzsäure eine
chemische Prüfung eines Nierensteins. SSI
Nebelbildung zu Tage brachte. Salzsäure löste die Sab«
stanz ebenfalls auf, ohne Hinterlassung eines Rückstandes.
In der Lösung bewirkte Goldauflösung keinen Niederschlag
noch Färbung, eben so nicht in der Salpetersäuren Lösung»
die Lösung färbt thierische Haut nicht roth, sondern nur
schwach gelb. Beim Zusatz von Ammoniak und Abdun-
stung wurde unter Abscheidung erdigen Stoffes ein lösli-
ches Salz erhalten. Aus der gänzlichen Auflösung in Salz^
säure ohne Abscheidung und dem Verhalten zur Goldlö-
siing, so wie zur thierischen Haut liess sich die Abwesen*
heit von Harnsäure, so wie Blasenoxyd folgern. Die Menge
der phosphorsauren Ammoniak -Talkerde ward aus dem
Niederschlage des phosphorsauren Silbers in der Salpeter-
säurelösung bestinunt. Demnach war dieser Nierenstein
zusammengesetzt aas:
Kohlensaurer Talkerde mit Spuren koh-
lensauren Kalkes 0,7500
Phosphorsaurer Ammoniak-Talkerde. . . 0,2500
Thierischem Fette 0,0625
Thierischem Ei weiss 0,0625
4.1250
Dass bei also zusammengesetzten Concretionen der
Gebrauch von Säuren mehr nützen werde, als der von
alkalischen Wässern ist wohl anzunehmen?
Chemische Ilntersuchung einer Testiitelabscess-
flttssiglieit ;
unternommen
von
Dr. L. F. Bley.
Ein Oekonom hatte vor längeren Jahren durch einen
Sturz mit dem Pferde Quetschung eines Testikels erlitten
nach und nach hatte sieh eine Sackgeschwulst gebildet
welche durch Operation ^ eröffnet wurde. Aus derselben
war gegen ein Quart Flüssigkeit entleert worden, um deren
Prüfung ich ersucht wurde. Dieselbe war klar, fast farblos
17*
252 ^ Bley,
nur ein wenig ins Gelbliche neigend von fadem Gerüche,
das spec. Gew. i,021, geröthetes Lackmus ward blau ge-
färbt, Quecksilberchlorid gab weissen reichlich gelatinösen
Niederschlag, bei Zusatz von mehreren Tropfen des Rea-
gens zu einer halben Unze der serösen Flüssigkeit ge-
stand diese plötzlich zu einer festen Gallerte, schwefeis.
Kupferoxyd gab einen blau -grünen, stark gelatinösen
Niederschlag, auch bei zuvoriger starker Verdünnung.
Eisenchlorid gab orangefarbenen Niederschlag von
gleicher Beschaffenheit wie beim Kupferoxyde.
Platinchlorür starken gallertartigen Niederschlag.
Salpeters. Silberoxyd gab einen Anfangs weisslichen,
flockigen, dabei gallertartigen Niederschlag, der am Lichte
sich violettroth förbte.
Bariumchlorid gab Anfangs gering gelbwerdende Trü-
bung, nach längerem Stehen Abscheidung einer geringer
Menge eines weissen käsigen Niederschlags. Oxalsaures
Ammoniak und Brechweinstein, auch Weinsäure blieben
ohne Einwirkung.
Gallustinctur gab gelblich grünen Niederschlag.
46 Unzen der Flüssigkeit gaben beim Abdunsten und
Austrocknen 800 Gran eines trocknen Rückstandes von
Leimconsistenz und spröder Beschaffenheit. Aether nahm
aus der Substanz eine kleine Menge, 2 Gran, eines gelb-
lichen Fettes auf. '
Alkohol nahm nach anhaltender gelinder Digestion
28 Gr. eines Salzgemenges auf, welches nach dem Ab-
dunsten theils in federigen Krystallen, theils in Würfeln,
theils in unbestimmter warzenförmiger Masse erhalten
wurde, welche leicht zerfloss. Die federartigen Krystalle
betragen 8,0 Gr. und bestanden in Salmiak, der sich durch
Geschmack, Verflüchtigung, reizenden Dampf, Bildung von
Nebeln beim Erhitzen und seinem Verhalten zu salpeter-
saurem Silber zu erkennen gab. Die Würfelkrystalle,
'18,0 Gr. betragend, bestanden aus Kochsalz mit Spuren
von phosphorsaurem Natron. Kaligehalt ward weder durch
Platinsolution, noch Weinsteinsäure angezeigt, salpetersaures
iSilber.gab einen stark käsigen Niederschlag mit einem
chemische Untersuchung einer Testikelabscessßüssiglceit 253
grünen Scheine ins Gelbliche, die Flüssigkeit blieb ein
wenig gelblich gefärbt. Die Menge des milchsauren Natrons
(Kalk wurde nicht angezeigt) betrug %Q Gran.
Die rückständige getrocknete Masse ward mit destil-
lirtem Wasser anhaltend geschüttelt. Es blieb nach dem
Filtriren und Abdunsten 6,4 Gr. einer gelblichen Masse zu-
rück. Dieselbe wurde mit Weingeist behandelt, dieser
liess beim Abdunsten 6,0 Gran einer gelbbräunlichen Masse
zurück, welche getrocknet rothbräunlich einigermassen
durchscheinend erschien und einen aromatischen Geruch
ausstiess, wenn sie erwärmt wurde. Im Platinlöflfel erhitzt,
schmolz der Stoff, blähte sehr stark auf, hinterliess eine
voluminöse Kohle und endlich eine Spur einer Asche, die,
mit Säure übergössen, etwas aufbrausete, und Spuren von
kohlensaurem und phosphorsaurem Kalk wahrnehmen
liess.
Dieser StoflF ist als Osroazom anzusehen. Die von
dem Weingeist zurückgebliebene Masse erschien nach dem
Trocknen von gelblicher Farbe, durchscheinend, elastisch.
üeber der Flamme erweichte sich die Masse, verbreitete
einen stark stinkenden Geruch, wie verbranntes Hörn, die
Dämpfe bläueten geröthetes Lackmuspapier, dessen mit
Säure geröthete Farbe nach starkem Trocknen wieder
blau erschien. Als dem Dampfe ein mit Salzsäure ange-
feuchteter Glasstab genähert wurde, bildeten sich weisse
Salmiaknebel. Im Rückstande blieb eine mit Säure auf-
brausende weisse Asche, welche kohlens. und phosphor-
sauren Kalk enthielt. Verdünnte Säuren : Salzsäure, Essig-
und Salpetersäure löseten die Masse auf. Auch Natron
und KalUauge zeigten lösende Wirkung, Säuren bewirkten
keinen Niederschlag: die Substanz ist demnach als thie-
rischer Leim anzusehen, dessen Menge 58,0 Gran betrug.
Die in Wasser unlösliche Masse ward mit verdünnter
Aetzkalilauge behandelt, welche eine helle Auflösung gab,
und ausser nur kleinen Flöckchen, die nicht beachtet
werden konnten, nichts zurückliess.
Diese Substanz war gelblich - bräunlich, durchsichtig
und spröde, ohne Geruch und Geschmack.
254 Baumhauer,
In der Flamme verbrannte selbige unter Ausstossong
eines Geruchs, wie verbrennende Federn. In der kaiischen
Lösung bewirkten Salzsäure, Salpetersäure, auch Essigsäure
flockige Ausscheidungen. Nach dem ganzen Verhalten ist
diese Masse als Eiweiss zu betrachten.
Diesem nach hat nun die untersuchte Flüssigkeit fol-
gende Zusammensetzung in 16 Unzen:
Gelbes thierisches Fett . : 2,0 Gran
Chlorammonium 8,0 —
Gblomatrium mit Spuren von phos-
phorsaurem Natron 18,0 —
Milchsaures Natron 2,0 —
Osmazom 6,0 —
Leim 58,0 —
Eiweiss 706,0 —
Wasser. . . .' 6880,0 —
7680,0 Gran.
lieber den vennothlichen Ursprung der Meteor-
steine,
gefolgert durch eine Zei^liedening des in der Provinz
Utrecht den 2. Juni 1843 gefallenen Meteorsteins-^^)
(Aus dem Holl&ndischen niilgetheih von Dr. J oh. M filier
in Emmerich.)
Als ich vor ein paar Jahren ane Zergliederung des
Meteorsteins bekannt machte, welcher am 22. Mai .4827
in Sommer- Countys in den vereinigten Staaten gefallen war,
erwartete ich nicht, dass wir kurze Zeit darauf Augenzeu-
gen eines Falles von zwei dergleichen Steinen in der
Nachbarschaft unserer Stadt werden sollten. Am 2. Juni
1843 wurde nämlich sowohl zu Utrecht als auch in den
••-^— "■*••
^) Aus der Untersuchung des Dr. von Baumhauer in dt Schein
hundigt OnderioehinjieH gedaan in kel Luboralorium dir Uni'
Ttrsitaet Utretht,
über den vei*niuMichen Urspi^ung der Meteorsteine. 255
umliegenden Dörfern auf einer Entfernung von 20 — 25 Ki-
lometer von der Stadt eine sehr starke Explosion gehörti
welche mit drei — vier Kanonenschüssen zu vergleichen
war ; hierauf folgte ein anhaltendes Geräusch oder Gezisch,
welches sämmtliche Zeugen für Musik, aus der Ferne ge-
hört, hielten, andere aber dasselbe mit dem Geschrei und
Gestöhn kleiner Kinder verglichen; Diejenigen, welche sich
am nächsten bei dem Platze, wo der Stein fiel, befanden,
hörten deutlich ein Gezisch gleich dem Heulen des Win-
des oder den Tönen einer Aeolsharfe; es dauerte unge-
fähr 2 — 3 Minuten und die Anwesenden bemerkten, dass
das Gezisch sich von Westen nach Osten hinzog. Dass
diese Erscheinung bei Allen einen grossen Schrjecken ver-
ursdcbte, bedarf keiner Erwähnung.
Zur selben Zeit bemerkte bei dem Dorfe Blaukapel,
fünf Kilometer östlich der Stadt Utrecht, ein Bauernknecht»
der mit seinem Wagen vom Lande zurückkehrte, dass ein
schwerer Körper auf ein nahegelegenes Feld fiel, und eine
Menge Erde zu einer sehr merklichen Höhe aufwarf. Der
Bauer brachte zuerst seine Pferde in den Stall, kehrte
alsdann zu diesem Platze zurück und fand allda eine
trichterförmige OeflFnung, in welcher er einen schwarzen
Stein fand, der kalt war. Zwischen dem Fallen und der
Zurückkunft des Bauers, war ungefähr eine Viertelstunde
verflossen. Der Stein hatte senkrecht eine Thonlage von
einem Meter Dicke durchdrungen und befand sich auf ei-
ner feuchten Sandlage, die aufgeworfene Erde hatte sich
rund um die Oeffnung aufgehäuft.
Drei Tage nachher fand man noch auf einer Entfer-
nung von drei Kilometer bei dem Dörfchen Löwenholz
einen schwar;zen Stein in einem Graben, dessen Fall man
auch am Abend des 2. Juni wahrnahm; das Wasser war
dabei zu einer beträchtlichen Höhe aufgeworfen worden.
Die Explosion war auch zu Rotterdam und Leyden gehört
worden, welche beide Städte in der Richtung liegen, von
.welcher der Stein gekommen zu sein scheint.
Der erste Stein wog 7, der zweite 2,7 Kilogramm;
266 Baumhauer,
beide Steine waren mit einer glanzlosen braun schwarzen
Rinde umgeben, in welchen man hier und da Vertiefungen,
gleich wie mit den Fingern gemacht, wahrnahm, in der Rinde
bemerkte man auch hier und da kleine Ritzen. Die Form
der beiden Steine ist ein unregelmässiges Vieleck mit ab-
gerundeten Spitzen und Ecken. Die innere Structur des
Steines hat viel Aehnliqhkeit mit den Steinen von Aigle,
von Sommer-Countys und den meisten Meteorsteinen; auf
der Bruchfläche ist er viel weisser als die bei Kleinwendle
am 16. Septbr. 4843 und Erxleben den 43. April 4812 ge-
fallenen. In der beinahe durchgängig weissen Masse findet
man hier und da gelbe und schwarze Puncte, gleich metal-
lischen Theilchen, die meist grau sind, jedoch einige eine
hochpurpurartige Farbe haben. Die Theilchen des Steines
haben untereinander einen lockern Zusammenhang, so dass
sich kleine Stückchen zwischen den Fingern zu einem
feinen Pulver z^reiben lassen. Wird der Stein in einem
Achatmörser zu feinem Pulver zerrieben, so bleiben einige
Körnchen zurück, welche einen Diaraeter von 0,25 bis 2"""»
haben und sich nicht weiter zerreiben lassen, grössten-
theils aber vom Magnete angezogen werden. Diejenigen
aber, welche von dem Magnete nicht angezogen werden,
haben meistens eine unregelmässige polyedrische Form
mit abgerundeten Spitzen und besitzen eine graue Farbe.
Ich will hier noch an einen Stein erinnern, welcher
am 42. Juni 4840 in der Gemeinde üden in Nord-Brabant
auf dem Platze, genannt Staartze, gefallen ist und in der
Raritätensammlung der Provinzial - Gesellschaft in Nord-
ßrabant aufbewahrt wird. Dieser Stein fiel Morgens zwi-
schen 40 und 44 Uhr bei stillem hellem Wetter mit einem
schweren Schlage, nachdein zuvor ein von Augenblick zu
Augenblick zunehmendes Gezische vorhergegangen war
und bildete auf dem Fusspfade, worauf er hinfiel, ein run-
des Loch, um dessen Rand die aufgeworfene Erde aufge-
häuft war. Der Stein war so heiss, dass man denselben
kaum aufzunehmen im Stande war.
Der Stein wiegt 0,74 Niederl. Pfund, hat eine unregel-
mässige octaedrische Form und ist eine kleine Faust gross ;
über den vermutlichen Ursprung der Meteorsteine, 257
die schwarze Umgebung desselben ist ungefähr eine halbe
Linie dick, während dieselbe bei dem Utrechtschen Steine
nur eine viertel Linie dick ist. Die Bruchfläche ist grau-
weisslich und hat ein krystalh'nisches Ansehen, er enthäh
sehr wenig metallische Theilchen, jedoch viele weisse
schimmernde Puncte.
Durch Vermittlung des Herrn J. Moleschott habe
ich von dem Hrn. Dr. Hermanns, Rector der lateinischen
Schule zu Herzogen husch, welcher den Fall dieses Steines
beschrieben hat, ein Stückchen von demselben empfangen.
Bevor ich zur Untersuchung des Utrechtschen Steines
übergehe, lasse ich zuerst etwas über den vermuthlichen
Ursprung der Meteorsteine vorzüglich in Verbindung zu
den andern Körpern unseres Sonnensystems vorausgehen,
während ich zugleich in Bezug auf den Ursprung auf
meine meteorologisch-chemische Dissertation verweise*).
Um sich eine Vorstellung über den Ursprung der
Meteorsteine machen zu können, muss man nach meiner
Ansicht hinaufsteigen zu dem Ursprung unsers Sonnen-
systems aus einem Nebelfleck, welche Meinung von der
alten griechischen atomistischen Schule herrührt, und spä-
ter durch Kant nach philosophischen Grundsätzen ver-
theidigt wurde. Zu beinahe derselben Meinung ist später
Herschel durch die Betrachtung der Nebelflecke ge-
kommen, aus welcher derselbe ein neues Sonnensystem
aufstellen zu können glaubte. La Place ist durch ma-
thematische Berechnungen zu derselben Ansicht gekom-
men und kürzlich hat der Professor G. J. Mulder den
Ursprung unseres Sonnensystems aus dem Streben der
Materie nach Harmonie bewiesen.
Dieser Ansicht zufolge wäre im Anfange unsere Sonne
ein Nebel gewesen, so wie wir gegenwärtig mehrere am
Himmel sehen; dieser Nebel war eine Sammlung allein-
^J Specimen Meleorologico-Chemicum de Orlu lapidum MeieoHcO"
rum, annexis duorum lapidum analysibua chemicis, Traj, ad
Khen, 1844.
258 Baumhauer,
steheiader Atome, allein um eine gemeinschaftliche Axe
sich drehend, wodurch der ganze Nebel die Form einer
abgeplatteten Kugel besass. Diese Atome waren bereits
damals mit Kräften begabt, welche sie noch haben, und
wahrscheinlich noch lange behalten. Die Kräfte konnten
aber damals nicht wirken, es sei weil der gegenseitige
Abstand der Atome zu gross war, oder es sei weil die
Temperatur der Nebel zu niedrig war. Eine äussere Ur-
sache ist nötbig gewesen, um diese schlummernden Kräfte
aufzuwecken; welche dieselbe gewesen ist, darüber lässt
sich mit einiger Wahrscheinlichkeit nichts sagen; genug,
durch eine äussere Ursache konnte der Abstand zwischen
zwei Atomen nur erniedrigt, oder ihre Temperatur einiger-
massen erhöht werden. Die Kräfte einzelner Atome be-
gannen zu wirken, und die Wirkung, welche aus densel-
ben ausging, war hinreichend, um die schlummernden
Kräfte aller Atome des Nebelflecks zu wecken und in
Bewegung zu bringen, ebenso als wir wissen, dass die
Vereinigung eines Atoms Sauerstoff mit einem Doppelatom
Wasserstoff im Stande ist, eine grössere Masse Sauerstoff
und Wasserstoff plötzlich in Wasser zu verändern. Durch
die Anziehungskraft und die chemische Verwandtschaft
haben die*Elemente sich untereinander vereinigt und ha-
ben mehr und mehr zusammenhängende Moleciile und
endlich Himmelskugeln gebildet; auf diese Weise entstand
die Sonne, entstanden die Planeten; jedoch alle Materie
wurde zu diesen nicht verbraucht: eine grosse Menge
grössere und kleinere Körper, und selbst grosse und kleine
Massen unverbundenerMaterie-Theilchen blieben noch übrig
und drehen sich noch mit der ihnen eigenen ursprüngh'chen
Bewegung rundum die allgemeine Axe, indem sie eine Störung
in der Bewegung der grössern Körper hervorbrachten, ihr
selbstständiges Bestehen aufhoben und solche zwangen,
nun fortan als Trabanten oder als integrirender Theil mit
ihnen das Sonnensystem zu durchwandeln, indem sie
wahrscheinlich später durch andere störende Umstände
entweder Trabanten oder integrirende Tbcile einer andern
Himmelskugel werden sollten.
über den vermuthlichen Ursprung der Meteorsleine, 259
Traohüen wir aus dieser Einleitung den wahrschein-
lichen Verband anzunehmen, welcher zwischen der Sonne,
den Planeten, den Trabanten, Feuerkugeln, Meteorsteinen,
fallenden Sternen, Nordlicht, Zodiakallicht und der Atmo-
sphäre besteht.
Wir sagten, auf welche Weise die ganze Masse Atome
in Bewegung gebracht sein konnte, und auf welche Weise
die Atome durch gegenseitige Anziehungskraft und che-
mische Verwandtschaft sich zu grössern oder kleinem
Gruppen vereinigen konnten. Durch diese chemische Ver-
wandtschaft muss natürlich eine sehr grosse Hitze entstan-
den sein, gross genug, um alle gebildeten Verbindungen
in dunstPörmigen Zustand zu bringen. Dem Streben der
Materie nach Harmonie, und der hieraus folgenden che«
mischen Verbindung der Materie, welche noch stets fort-
dauert, scheint unser Sonnensystem noch gegenwärtig die
hohe Temperatur zu danken zu haben, obschon dieselbe,
durch Ausstrahlen nach Aussen in den Weltraum bereits
so sehr getheilt ist, dass die grösste Menge Materie aus
dem dunstförmigen Zustande durch den flüssigen bereits
in den festen übergegangen; aber noch stets hat die Aus-
strahlung nach Aussen statt, die nur wenig durch die
Wärme, welche andere Himmelskugeln auf unser Sonnen-
system ausstrahlen, entschädigt zu werden scheint. Ein-
mal soll die Materie durch ihr Streben nach Harmonie
beiriedigt sein, und wenn keine andere Wärmequelle ent-
steht, wird unser Sonnensystem, welches sonst Dunst war,
wahrscheinlich ganz in den festen Zustand übergegangen
sein.
Finden wir noch in dem Sonnensystem eine auf un-
serer Erde übriggobliebene noch unverbundene ursprüng-
liche Materie? Diese Frage glaube ich mit Ja beantworten
zu müssen. Was ist unsere Atmosphäre? ein- mechanisches
Gemisch von Sauerstoff und Stickstoff ganz in unverbun-
denem Zustande. Insofern wir dieses bei unserer Atmo-
sphäre wahrnehmen, haben wir auch das Recht, dieses mit
Wahrscheinlichkeit von der Atmosphäre der Sonne und
andern Planeten vorauszusetzen. Aus d^n astronomischen
260 Baumhauer,
Beobachtangen geht doch hervor, dass alle Planeten und
Trabanten (bei letztem ist es jedoch noch unsicher) von
einer Atmosphäre umgeben sind ; was die kleinern Körper
betrifft, werden wir später sehen, dass die meisten auch
eine gewisse Menge unverbundene ursprüngliche Materie
mit sich durch den Weltraum zu führen scheinen.
Wir haben gesehen, wie die Sonne, die Planeten,
Trabanten und die sie umgebende Atmosphäre vermutb-
lich entstanden sind, und gehen nun zu den kleinern Kör-
pern über.
Von diesen kleinem Körpern sehen wir eine sehr
grosse Menge, namentlich bei Nacht, wenn wir nicht durch
das starke Sonnenlicht daran gehindert werden. Es scheint
selbst, dass zuweilen, ihre Menge so gross gewesen ist,
dass sie zu einer Art von Sonnenverfinsterang Anlass ge-
geben haben, so wie wir solches in den Jahren 4406,
4206, 4545 und 4706 aufgezeichnet finden und von den
letzten Jahren gesagt wird, dass zwischen dem 23. und
25. April während der 3 Tage das Sonnenlicht verdunkelt
gewesen sei*).
Diese Körper nennen wir Asteroiden oder fallende
Sterne (Sternschnuppen); und zuweilen sieht man eine
solche Menge fallen, dass man diese Erscheinung mit dem
Namen Feuerregen benannt hatw Sehr bemerkenswerth
ist es, dass man aus den Beobachtungen ersieht, wie solche
in einigen Nächten und zwar jedes Jahr besonders in gros-
ser Menge fallen, so namentlich am 42. und 43. November,
40. und 44. August, 23. und 30. Juli, 45. und 23. October,
zwischen dem 9. und 40. und 20. und 26. April, zwischen
(jem 6 — 42. Decbr., in der letzten Nacht des Novbr. und
den 2. und 3. Januar**). Zugleich hat A. Erman***)
aus täglichen thermometrischen Beobachtungen zu schlies-
*) Dr. Schnurr er, die Krankheiten des Menschengeschlechts,
historisch und geographisch betrachtet. Th. I. u. IL Tub. 1825.
^*) A. Quetelet, Nouveau catalogue des principales apparitions
d'eioiles filanUs^ Bruxelles 1839 et 1841,
««»)A. Erman, Astron. Nachr* T. XVIl. No. 385. Poggend« Annal.
Th. XLVIIL p. 583* ,
über den vermuihlichen Ursprung der Meteorsteine. 261
sen geglaubt, dass jährlich zwei Tage sich durch eine
Temperaturverminderung unterscheiden ; diese Tage liegen
zwischen dem 40. und 43. Mai und zwischen dem 7. und
42. Februar und sind gerade ein halbes Jahr vom 40.
August und 42. November entfernt. Er glaubte deshalb
dass sich zwei Ringe von Asteroiden um die Sonne be-
wegten, in welche Ringe die Erdejähriich zweimal kommt;
die Verminderung der Temperatur schreibt er der Menge
Asteroiden zu, welche zwischen die Sonne und die Erde
kommend, einen Theil der Sonnenwärme zurückhalten.
Diese Verminderung der Temperatur ist gleichwohl von
Andern mit Recht andern Ursachen zugeschrieben worden,
und zwar vor allem dem Schmelzen der Eisscholle^ und
der Schneeberge in den Polarstrichen.
Wir können dennoch aus der früher erwähnten Wie-
derkehr der Asteroiden mit grosser Wahrscheinlichkeit
schliessen, dass solche Ringe von Asteroiden sich um die
Sonne bewegen, wie viel solcher Ringe von Asteroiden
indess vorhanden sind, müssten lange Zeit fortgesetzte
Beobachtungen lehren.
Das Dasein solcher Ringe wird noch wahrscheinlicher
gemacht durch eine andere Beobachtung, welche vorzüg-
lich in den tropischen Gegenden wahrgenommen wird
und Zodiakallicht genannt wird. Man sieht nämlich so-
wohl in Osten nach der Abenddämmerung, als im Westen
vor der Morgendämmerung ein weisses, zuweilen auch
röthliches Licht, welches die Stärke der Milchstrasse und
die Gestalt eines Dreiecks hat^ dessen Basis im Horizont
und dessen Spitze in der Ekliptik zu liegen scheint. Dass
die Form dieses Lichts nicht rund, sondern dreieckig zu-
sein scheint, ist eine optische Erscheinung.
Diese kleinen Körper, unter dcjp Namen fallender
Sterne bekannt, scheinen in der Grösse sehr verschieden
zu sein und ihr Abstand von der Erde ist auch sehr ver-:
schieden. Sie scheinen alle, öfters auch allein aus einem
Nebel unverbundener Materie zu bestehen ; das Licht, wel-
ches sie bei ihrer Annäherung zur Erde aussenden, scheint
bei den- meisten der chemischen Verbindung der sehr
262 Baumhauer,
zeribeiiten anoxydirten Theilchen mit dem Sauerstoff un-
serer Atmosphäre zugeschrieben werden zn müssen, obschon
einige ein. eigenes Licht haben müssen, da ihr Abstand
von der Erde zu gross gefunden ist, um bei diesem Abstand
noch atmosphärische Luft erwarten zu können. Viele die-
ser fallenden Sterne sehen wir in unserer Atmosphäre
verschwinden, ohne dass wir Steine aus denselben auf
unsere Erde fallen sehen; diese scheinen grösstentheils
aus nicht condensirter Materie zu bestehen, können aber
dennoch eine andere Erscheinung sein, worüber wir spä-
ter sprechen werden.
Die grössern Asteroiden, und zwar diejenigen, welche
einen festen Kern haben, und so nahe der Erde kommen,
dass sie durch dieselbe angezogen werden und auf die-
selbe fallen, nennen wir Aerolithen oder Meteorsteine;
auch geben wir ihnen den Namen Feuerkugeln, insofern
wir nur die Erscheinung sehen, während die Steine selbst
nicht gefunden werden, da niemand sich durch Zufall auf
der Stelle befindet, wo solche herunterfallen. Wir müssen
hierbei noch bemerken, dass die Entfernung der Asteroiden
von der Erde sehr verschieden ist, die Anziehungskraft der
Erde ebenfalls sehr verschieden auf ihre Bahn wirken muss.
Die Bahn einiger derselben scheint wahrscheinlich nur der-
gestalt verändert zu werden, dass sie noch stets um die
Sonne laufen, wiewohl in einer einigermassen veränderten
Bahn, andere hingegen werden entweder eine elliptische,
parabolische oder hyperbolische Bewegung um die Erde
erhalten, und werden, nachdem sie ein-, zwei-, oder mehrere
Male der Erde nahe gekommen sind, wodurch ihre Bahn
aufs Neue verändert werden kann, endlich zur Erde fallen
können.
Sind die Meteorsteine und Feuerkugeln identisch mit
den Asteroiden, und ist es bewiesen, dass in dem Erschei-
nen der Ast^oiden einige Periodicität besteht, so muss
auch einige Periodicität in dem Erscheinen der Feuerku-
geln und im Fallen der Meteorsteine wahrgenommen wer-
den. Um dieses zu untersuchen, habe ich eine chronolo-
gische Tafel angefertigt, in welcher ich soviel als möglich
über den vermnthltchen Ursprung der Meteorsteine. 263
alle Meteorsteinfälle, so wie alle Erscheinangen von Feuer-
kageln, welche wahrgenommen wurden, so wie auch die
Erscheinungen, welche bei dem Falle von Meteorsteinen
wahrgenommen wurden, aufgezeichnet, die Tage des Mo-
nats und Jahrs bemerkt, so wie den Ort, wo sie gefallen
oder wahrgenommen wurden. Wenn der Ort des Falles
oder die Erscheinung nicht aufgezeichnet war, habe ich
den Verfasser angeführt, aus dessen Werke solche über-
nommen sind ; bei denen, bei welchen nur der Monat und
nicht auch der Tag des Monats angegeben war, sind durch
das Zeichen O bemerkt; bei denen hingegen, von denen
gemeldet wurde, dass sie im Anfange, in der Mitte oder
am Ende des Monats, ohne Anführung des Tages, gefallen
waren, habe ich die Buchstaben I. M. und F. angeführt.
Die Meteorsteinfälle, bei denen die Steine gefunden wur-
den, sind durch das Zeichen + bemerkt, während mit
dem Zeichen -H* diejenigen Meteorsleine und Feuerkugeln
bezeichnet sind, bei deren Falle Feuerregen oder eine
grosse Anzahl von Asteroiden gesehen wurden, endlich
ist mit dem Zeichen | das zu ^gleicher Zeit wahrgenom-
mene Nordlicht angedeutet. Die Ursache, warum die zwei
letzten Zeichen nur bei sehr wenigen gefunden werden,
ist nur dem Umstände zuzuschreiben, dass die genaue
Aufzeichnung wahrgenommener Feuerregen und Nordlich-
ter erst seit einigen Jahren ausgeführt wird.
Bei der Anfertigung dieser Tafel habe ich die Ver-
zeichnisse von Chladni *), von Hoff**), ebenso die von
Arabern verfertigte und durch Fraehn***) ausgegeben,
ferner das Verzeichniss der Meteorsteine und Feuerkugeln
*)Chladni über Feuermeteore.
**)v. Hoff, Po^rgendorlrs Annalen XVIII. p. 174, XXIV. p. i221,
XXXIV. p. 339.
*^*) Fraehn, Apparitions d'etoiles plantes signalees dans les aU"
teurs Arabes, Insiitut de France^ Seci^ I, Scienc, Math.y Phys,
et Natur, T. VL 1838. No. 252. p. 350.
264 Baumhauer,
von Känitz*), und das von Quetelet**), endlich das
über gefallene Meteorsteine in den letzten Tagen des No-
vembers und zwischen dem 46. und 48. Juli von Ca-
pocci***) angefertigt.
Ueberdiess habe ich so viel als möglich alle Erschei-
nungen von Feuerkugeln und Meteorsteinen, hier und da
in verschiedenen Monatsschriften angeführt, aufgenommen.
Es ist sehr zu bedauern, dass die französische Aca-
demie noch nicht das Verzeichniss über die Asteroicien,
Feuerkugeln und Meteorsteine, welche vom siebenten Jahr-
hundert vor Christus bis zum siebenzehnten Jahrhundert
nach Christus in China wahrgenommen wurden, herausge-
geben hat, die Ed. Biet aus den chinesischen Ännalen
zusammengestellt und der französischen Academie den 34 .
Jlärz 4841 vorgetragen hatf). Später hat E. Biot dieses
Verzeichniss noch mit mehr als dreizehnhundert chinesischen
Beobachtungen vermehrt, aufgezeichnet zwischen den Jah-
ren 960 und 4275 nach Christus ff). Aus diesem Ver-
zeichnisse Biot 's geht hervor, dass die grösste Menge
Asteroiden, Feuerkugeln und Aerolithen zwischen dem 25.
und 30. Juli, den 7. August auf den 42, den 43. auf den
46. Novbr. und den 24. auf den 27. Oclober gesehen wor-
den sind. /
«)KäintK^ Lehrbuch der Meteorologie. ^Th. lU. p. 261-303.
**)Quete]ety Cataloguedes princ» appar, d'etoiles fUantes. Brux,
1839.
***)Capocci9 Periodicität der ASrolithen. Poggendorffs Annalen.
ErgEbd. 521*
f) Comples Rendusy T, XII. p, 986.
ff) Comples Rendus, T. XII L p. 204,
über den vermutMichen Ursprung der Meteprsteine, 265
Januar.
1. 587.
1. 1726.
1. 1831.
1. 1834.
3. 1690.
2. 1756.
2. 1810.
2. 1825.
2. 1831.
2. 1831.
3. 1810.
4. 1717.
4. 1796.
6. 1723.
6. 1839.
7. 1651.
7. 1700.
8. 1648.
8. 1816.
8, 1840.
9. 1328.
9. 1572.
9. 1583.
10. 1622.
10. 1648.
10. 1785,
11. 1822.
12. 1831.
12. 1835.
12. 1839.
13. 1745.
13. 1763.
Quet. 1841. 54.
Schlesien.
Storkyro.
Zeitz
Jena
Irland.
Genf.
Arezzo.
Berlin,
Bordeaux.
Schweiz.
Quesnoy.
Weisskirchen . . . ,
Portugal.
Mailand.
Schweiz.
Normandie.
Neapel.
Pesth.
Schleswig.
Mortahiah ......
Thorn
Castrovillari ....
Devonshire
Glfickstadt.
Valence.
Cherbourg.
Gumbinnen.
Breslau.
Parma
Arnheim.
Schweden.
+
+
+
+
+
+
I
13.
13.
13.
13.
14.
15.
15.
. 15.
16.
17.
18.
18.
20.
21.
23.
24.'
24.
25.
25.
26.
26.
26.
26.
27.
27.
28.
28.
28.
30.
30.
31.
F.
1793.
1697.
1824.
1835.
1822.
1756.
1763.
1824.
1825.
1825.
1818.
1828.
1661.
1756.
1835.
1823.
1825.
1557.
1822.
1496.
1721.
1756.
1761.
1813.
1814.
1812.
1818.
1831.
1810.
1812.
1697.
1824.
England.
Siena
Arenazzo
Berlin.
Eichsfeld.
Milverton.
England.
Cento .........
Mal wate
Bromberg.
Sibirien.
Gotha.
Schweiz.
England.
Neu-Granada.
England.
Königsberg.
Italien.
Preussen.
Cesena
Schweiz.
England.
Wailoe.
Brönn.
Augsburg.
Karlsruhe.
Campbell Town.
Gotha.
Caswell .......
Louisville.
Siena
Boulogne i .
+
+
+
+
+
+
+
+
Februar.
1. 1722. Schweiz.
1. 1805. Sachsen.
3. 1814. Bachmut +
3. 1819. Canterbnry.
3. 1824. Görlitz.
3. 1825. Nürnberg.
4. 1726. Regensbnrg.
Arch. d. Pharm. XCV. Bds. 3. Hfl.
4. 1825. Cassel.
6. 1643. Glarus.
6. 1678. Frankfurt a. M. .
6. 1818. England.
6. 1822. Mähren.
6. 1835.. Parma.
6. 1839. Parma.
18
266
Baumhauer,
Februar.
6. 1840.
7. 1832.
7. 1825.
7. 1832.
8. 1822.
8. 1836.
8. 1840.
9. 1750.
9. 1822.
10. 1772.
10. 1825.
11. 1806.
11. 1828.
12. 1821.
13. 1839.
14. 1826.
15. 1818.
15. 1830.
M. 1106.
18. 1647.
18. 1757.
BrÖMel i
Baiern.
Cassel.
Lauenburg.
Neuhausen.
Rivoli +
Kopenhagen *i
Schlesien +
Leipzig.
Werwickahire.
Nanjemoy -f-
Stockholm.
New-York.
Breslau.
Missouri -('
La IMancha.
Toulouse.
Lauton +
Quet. 1841. 53.
Zwickau -f-
Rouen.
1. 1354.
1. 1564.
1. 1596.
1. 1822.
1. 1824.
2. 1583.
2. 1817.
2. 1818.
5. 1731.
3. 1756.
4. 1709.
6. 1636.
6. 1807.
7. 1618.
8. 1138.
8. 1746.
8. 1779.
8. 1813.
Italien.
Brüssel '.+
Ferrara +
Brunn.
Berlin.
Piemont -|-
Gotbenburg.
Atlant. Ocean.
Upsala.
Frankreich.
Lima.
Sagan .+
Genf.
Paris.
Mosul +
Essex.
Dep. de Ain.
Brftnn +
18. 1811.
18. 1815.
18. 1824.
19. 1584.
19. 1785.
19. 1796.
21. 1676.
22. 1719.
23. 1660.
23. 1740.
25. 1841.
26. 1307.
26. 1754.
26. 1757.
27. 1671.
27. 1827.
27. 1841.
27. 1841.
28. 1756.
0. 1778.
OlraütK.
Ost-Indien +
Irkutsk +
Zürich.
Eichstfidt -f-
Portugal »f-
Schweiz.
Italien.
Wittenberg.
Toulon 4-
Cherbourg S
Quet. 1841. 53.
England.
Irland.
Schwaben «f-
Hindostan -f~
Parma ^
Commercy |
Köln.
Berlin.
März,
8. 1841.
8. 1796.
9. 1822.
10. 1623.
10. 1834.
11. 1711.
12. 1731.
12. 1798.
12. 1798.
12. 1811.
13. 1663.
13. 1734.
13. 1807.
14. 1813.
14. 1830.
14. 1806.
15. 1826.
15. 1832.
Pai'ma.
Lausitz -f-
Nord-Amerika.
Zürich.
Hirschberg.
Schweiz.
Halstead. -f-
Salcs 4"
Genf .+
Pultawa -(-
MalmoS.
London.
Umochin +
Citro 4-
Freiburg.
Alais +
Lugano -f~
Berlin.
über den vermutMichen Ursprung der Meteorsteine. 267
M. 1814.
16. 1013.
18. 1817.
18. 1842.
19. 1719.
20. 1706.
21. 1813.
21. 1841.
22. 1491.
22. 1835.
22. 1841.
32. 1841.
23. 1816.
M ä
Finliind +
Instit.No. 252. p. 350.
Dep. daLotet(jaronne.
Parma.
England.
England.
Connecticut.
St. Menehould S
Crema <f|*
Troizkosaffsk.
Gruneberg i
Parma S
Oxford.
Ap
1. 1800. Essen.
1. 1826. Saarbrücken +
2. 1823. Mannheim.
4. 1093. Quet. 1841. 31...*+
4. 1094. Quet. 1841. 31. . .♦-f
4. 1640. Holland *
5, 1800. Nord-Amerika.
5. 1804. Glasgow +
5. 1820, ind. Ocean 10» L. v.
Antigua +
6. 1039. Quet. 1841. 53.
6. 1823. Berlin.
8. 1664. Sachsen.
8. 1676. Monte Pulciano.
9. 1628. Hatford +
9. 1692. Temeswar.
9. 1809. Tours.
9. 1822. Halberstadt.
9. 1823. Potsdam.
10. 1786. Irland.
10. 1812. Toulouse +
10. 1812. Perigeux.
10. 1817. Böhmen.
11, 1715» Garz -f
11. 1780. Nottingham +
11. 1844. Edinburg.
12. 1750. Hamburg.
r z.
24. 1718. Lethy?..
24. 1841. Genf
25. 1805. Doroninsk ....
28. 1794. England.
29. 1000. Quet. 1841. 30.
29. 1728. Oberlausitz.
30. 16.54. Fünen
30. 1719. Niederland.
30. 1818, Zaborzyca
30. 1841. Genf.
31. 1676. Italien.
31. 1822. Leipzig.
0. 590. Quet. 1841. 23.
+
+
+
r i I.
13. 1730.
13. 1795.
13. 1812.
14. 1826
15. 1804.
17. 1621.
17. 1688.
17. 18171
17. 1824.
18. 1792.
18. 1820.
19. 1729.
19. 1808.
19. 1814.
19. 1883.
26. 1662.
26. 1803.
26. 1842.
27. 925.
27. 1817.
28. 1540.
28. 1821.
28. 1840.
29. 1756.
29. 1763.
30. 1762.
30. 1815.
Oberschlesien.
Ceylon
Erxleben
Glasgow.
Genf.
Indien
Heilbron.
An dem Rhein.
Ober-Kinneyl.
Lima.
Augsburg.
Genf.
Parmesanichea .
Berlin.
Nürnberg.
Königsberg.
Aigle
Agram
Arabien.
Hessen.
Limousin
Leipzig.
Parma.
Nevington.
Paris.
Schweden.
Florenz.
18*
+
+
+
+
4-
+
268
BwMfnhauer,
2. 1823.
2. 1840.
4. 1759.
5. 1819*
7, 1744.
7. 1839.
8. 1746.
8. 1829.
9. 1827.
10. 1760.
10. 1815.
10. 1820.
11. 1649.
12. 1776.
12. 1825.
13. 1841.
14. 1824.
15. 1811.
16. 1821.
16. 1841.
17. 1561.
17. 1710.
17. 1791.
17. 1806.
17. 1821.
18. 1680.
19. 1552.
M
Embleton.
Parma.
Newfoandlaiid.
Aberdeen.
Oxford.
Parma •
Essex.
Forsyth -f
Drake-Creek% -|-
Nord- Amerika.
Worcester.'^
Andernach.
Elsass.
Mexico.
Wiltshire +
Brüssel.
Irkutsk -f~
Paris.
München.
Montargis.
Torgan -}-
England.
Toskana -{-
Hantshire -f
Deutschland.
London -{-
Schleusingen.
J u
1. 1785.
2. 1729.
2. 1843.
3. 1739.
3. 1822.
3. 1842.
4. 1808.
4. 1828.
5. 1722.
6. 1839.
7. 1706.
7. 1750.
9. 1822.
Florenz.
Schweiz.
Blau-Kapel . . .
Nord-Amerika.
Angers
Dep. Lozere.
Dessau.
Virginien
ScheffÜar
Frankreich.
Larissa
Norwich.
Angers ,....,.
+
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+
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a 1.
19.
19.
19.
20.
20.
21.
21.
22.
22.
22.
22.
22.
22.
23.
26.
26.
27.
27.
28.
29.
30.
31.
31.
0.
0.
0.
n 1.
9.
9.
9.
12.
12.
13.
13.
13.
14.
15.
16.
17.
t7.
1684.
1698.
1826.
1823.
1833.
1808.
1827.
1325.
1680.
1687.
1808.
1820.
1827.
1823.
1379.
1751.
1580.
1744.
1677.
1808.
1728.
1832.
1840.
1520.
1737.
1828.
Annaberg.
Waltring +
Ekatarinoslaw +
Ragusa.
Chichester.
Ferentino.
Laitonstone.
Florenz.
Leipzig.
Paris.
Stannern +
Oedenburg +
Sommer-Conntys . . +
Kiel.
Minden -f-
Hradschina -f-
Nörten +
London.
Grossenhain +
Kaap Spartet.
Campo-Major.
Riga.
Parma ^
Aragon -f*
Löwen *
Tscheroi^ ...,.....+
1822.
1824.
1841.
1840.
1841.
1819.
1822.
1835.
1841.
1821.
1794.
1809.
1822.
Mähren.
Leipzig.
Bagnoles.
Uden.
Chateau Renard . . . +
Jonzac ^
Christiania.
Königsberg.
Frankreich.
Juvenas +
Siena .....+
St. Bart.
Leipzig.
über den ve^inuthlichen Ursprung der Meteorsteine. 269
J u
19. 1668. Vago +
19. 1752. Nisraes.
19. 1801. Halle.
19. 1822. Hambarg.
22. 1723. Plcskowitz +
J u
3. 1753. Tabor -f
4. 1803. East-Norton -f
4. 1841. Brüssel.
6. 1839. Parma ♦
7. 1635. Calce +
8. 1811 « Burgos 4"
11. 1776. Oxford.
12. 1820. Dünnaburg -f
13. 1339. Schlesien -f
13. 1496. Münchberg +
13. 1738. Paris.
13. 1797. Göttingen.
14. 1801. Montgaillard.
M. 1766. Alboreto.
M. 1810. Shabad +
16. 1029. instut.No. 252. p. 350+
16. 1750. P. A. Ergzd. 522.
16. 1833. Tobolsk +
17. 1566. Paris.
17. 1666. P. A. Ergzd. 522.
17. 1730. Neisse.
17. 1761. P. A. Ergzd. 522,
17. 1771. Frankreich.
17. 1806. England.
17. 1818. Nord-Amerika.
17. 1835. Mailand.
17. 1840. Mailand +
17. 1841. Milaan +
18. 1075. Instit. No. 252. p. 350.
18. 1835. Aarhaii|s«
3. 1773. England.
3. 1814. Frankreich.
3. 1818. Worthing.
3. 1825. Meidüng.
A u g
n 1.
29. 1528. Augsburg +
29. 1832. Brest.
30. 1186. Bergen.
0. 1805. Constantinopel +
19. 1686. Leipzig.
20. 1820. Brunn.
20. 1841. Genf f
20. 1844. Giessen.
21. 1805. London.
21. 1826. Heidelberg.
22. 1750. England.
23. 1762. Brandenburg.
24. 1790. Barbolan +
24. 1819. Youngstown.
26. 1249. Quedlinburg +
26. 1581. Thüringen +
28. 1798. England.
28. 1822. Brunn.
28. 1825. Cherson +
28. 1825. Frankfurt a. M.
29. 1773. Crespi.
29. 1804. Frankfurt a. d. 0.
29. 1808. Troston.
29. 1809. Neumark.
29. 1814. Genfersee.
29. 1826. Florida.
30. 1784. Prag.
30. 1823. Leipzig.
31. 1708. England.
0. 1198. Quet. 1841. 54.
0. 1755. Terra nova . . .+
0. 1803. Boulogne.
0. 1811. Heidelberg.
»
u s t.
3. 1826. Leipzig *
3. 1826. Frankenstein.
4. 1642. Woodbridge -f
5. 1779. Pecking.
270
Baumhauer,
A u g
5. 1812. Chantonnay +
5. 1818. Cbelenfort.
5. 1842. Harrowgate.
6. 1650. Dordrecht +
6. 1819. Mähren *
6. 1820. Ovelgönne +
6. 1822. Paris.
6.7.1843. Rheine.
7. 1816. Ungarn.
7. 1817. Augsburg.
7. 1822. Mähren ♦
7. 1823, Nord -Amerika.... +
7. 1840. Neapel.
8. 1773. Nordhallerton.
8. 1800. Nord-Amerika.
8. 1826. Odensee *
9. 1807. Nürnberg.
9. 1823. Gingen *
10. 1717. Schlesien.
10. 1802. Quedlinburg.
10. 1818. Smolensk -f
10. 1831. Quel. 1841. 41 *
10. 1833. Worcestershire *
10. 1834. Brüssel.
10. 1841. Ungarn -f-f
11. 1353. Italien.
11. 1822. Coblenz.
11. 1826. Halle *
12. 1823. Tübingen *
12. 1824. In den Alpen «
12. 1683. Leipzig.
12. 1823. Tübingen *
12. 1824. Toskana ♦
13. 1785. Frankfurt a. M.
13. 1816. Schottland.
13. 1819. Amherst?
14. 1829. Gumbinnen «
S e p t e
1. 1093. Qaet. 1841. 53.
1. 1649. Hamburg.
J. 1787. Edinburg.
u s t.
14. 1829. Neu-Jersey -f-»
15. 1683. Naumburg.
15. 1732. SpingEeld +
15. 1754. Holland.
15. 1808. Wien.
M. 1800. Halle.
18. 1783. Schottland.
18. 1841. Paris.
19. 1804. Eckwarden.
19. 1823. München.
20. 1730. Ober-Lausitz.
20. 1819. Rottweil.
20. 1821. West-Indien.
20. 1841. Corfu.
22. 1685. Deutschland.
22. 1723. Schlesien.
22. 1822. Bromberg.
22. 1825. Utrecht.
23. 1729. Paris.
23. 1812. Utrecht.
23. 1822. PosdD.
23. 1824. Mendosa?
26. 1778. Sondrio.
26. 1829. Parma.
28. 1738. England.
28. 1792. Peru?
28. 1809. Parma.
F. 1618. Steyermark ...... .-f
F. 1787. Nord- Amerika.
F. 1801. Dep. de Ain.
0. 1647. Stolzenau +
0. 1683. Deutschland.
0. 1733. England.
0. 1810. Mooresfort +
0. 1826. Dep. du Lot et
Garonne +
0. 1827. Kuld-Schu +
m b e r.
1. 1822. Martinique.
3. 1808. Lissa ... 1 +
4. 1511. Crema +
über den vermtäUiehifk Ursprung der Metearsieine. 274
S e p t
4* 1784. Prag.
4. 1804. Tanbridge.
4. 1826. Halle.
5. 1814. Aachen +
5* 6. 1818. Breteail,
6. 1826. Halle.
8. 1814. Augsburg.
8. 1817. Richmond.
8. 1821. Böhmen.
8. 1841. Paris i*
9. 1829. Krasnyi-Ugol -f
9. 1831. Wessely.
10. 1605. Schweiz.
10. 1804. Weimar.
10. 1813. Limerick +
10. 1822. Carlsladt * .»+
10. 1825. Liancourt.
10. 1839. Gent -f
11. 1784. Nord-Italien.
13. 1768. Lucca -f
13. 1812. SegoviS.
13. 1822. Epinal +
13. 1824. St. Petersburg.
13. 1826. Bordeaux.
13. 1839. Parma.
14. 1002. lostit No. 252. p. 350+
O c t
i. 991. Mauritanien.
i. 1304. Friedeburg +
1. 1729. Schweden.
i. 1736. England.
1. 1787. Charkow.. +
1. 1819. England.
2. 1833. Hildburghausen.
2. 1834. Köln.
3. 1637. Frankreich.
3. 1815. Chastigny +
3. 1823. Königsberg.
4. 1783. England.
5. 970. Egypten.
6. 1674. Glarui -f-
e m b e r.
14. 1818. England.
14. 1825. Sandw. Eiland
M. 1802. Schottland
16. 925. Egypten.
16. 1815. Göttingen.
16. 1834. Klein-Wenden.
18. 1829. Bohanieliz
19. 1775. Rodach
20. 1676. England.
20. 1825. Hannover.
22. 1465. Paris.
22. 1798. Kent.
22. 1803. Genf.
23. 1806. Weimar
23. 1818. Kitkel.
24. 1825. Leipzig.
25. 1641. Lausitz.
26. 1829. Dusseldorf
28. 1601. Hanau.
28. 1806. Lindau.
29. 1815. London.
29. 1841. Bayonne .
0. 1753. Lappland.
0. 1792. Mainz.
0. 1804. England.
0. 1807. Fönen.
ober.
6. 1832. Berlin.
6. 1839. Plaisance
7. 1821. Sachsen.
8. 1803. Saurette
8. 1827. Knasti Knasti .
8. 1841. Difon
10. 1828. Turin.
10. 1830. Krusenstem.
11. 1577. Schweiz.
11. 1750. Nicorps
11. 1761. Chlamblan.
11. 1765. Sussex.
12. 1809. London.
12. 1820. Orenburg.
... *T*
+
+
+
+
4-
.+
272
Baumhauer,
c t b e r.
13. 1838. Bokkeveld
..+
22. 1725. Maryland.
13. 1745. Boulo^e.
22. 1825. Höxter.
13. 1822. Ulm.
..+
23. 585. Ouet. 1841. 22. .
• • • A
13. 1838. Tulbagh
23. 1199. InsHt.No. 252. p.
• • • •
350.
14. 1824. Berann
..+
23. 1801. Colchester.
16. 1729. Warschau.
23. 1801. St. Edmund.
17. 1788. Connecticut.
23. 1805. Deutschland
...H
17. 1817. Aachen.
24. 1819. Antwerpen.
17. 1825. Prag.
24. 1832. Grünewald.
18. 1738. Avignon
.+
25. 1770. Hesargard
...+
18. 1814. Deutschland.
26. 1766. England.
19. 1825 Berlin.
27. 1634. Charöllais
. . . ^T*
20. 1831. Höpsigheim.
27. 1822. Berleburg.
20. 1759. England.
28. 1822. England.
20. 1791. Cornwallis
. +
29. 1840. Brüssel.
20. 1813. Schwaben.
30. 1821. Marienwerder.
20. 1824. Sterli tamarsk?..
..+
31. 1779. Virginien.
21. 1805. Schweidnttz.
31. 1818. Mehadia.
22. 1352. Italien.
0. 1736. Schlesien.
N
V e
m b e r.
1. 1839. Rüssiand.
11. 1808. England.
2. 1799. Pocklinglon.
11. 1822. Freiberg.
3. 1761. Whitby.
12. 1761. Seurre.
4. 1749. Atlant. Ocean.
12. 1791. Göttingen.
4. 1733. Frankreich.
12. 1799. England.
4. 1825. Halle.
12. 1820. Russland
...+
5. 1814. Ost-Indien
••+
12. 1822. Potsdam
«
5. 1825. Merseburg.
12. 1832. Deutschland . . .
• • • •
«
• . . .
6. 1548. Thüringen
..+
12. 1833. Deutschland . . .
•
. . . •
6. 1839. Parma
...i
12. 1837. Quet. 1839. 51.
6. 1841. Parma
...i
13. 1684. Gottesgabe.
6.7.1827. Teneriifa.
13. 1803. London.
7. 1492. Ober-Elsass ....
..+
13. 1818. Gosport.
7. 1799. Mexico.
. 13. 1819. Haiti.
8. 1813. Woodfort
«
13. 1831. Bruneck
»
^i^ ■ ^^ ^m rfh ^^ ■ W V ^^ ^^ %K A ^^ •»• • ■ V •BW
9. 1771. Vdringen.
9. 1814. Moskau.
• • •
13 1834. Nord- Amerika. .
• • • •
. . . .*
^LV# ^^^\ß^K% Al^rAvB >^*»*^y* «»m^^ • «
13. 1835. Nord- Amerika..
. . * .
9. 1823. Prag.
13. 1835. Dep. de Ain . . .
...+
9. 1825. Pils.
13. 1838. Quet. 1839. 54.
•
• * . •
10. 1813. Sunderland.
14. 1819. Böhmen.
10. 1839. Parma.
14. 1824. Mains.
über den vermuthlichen Ursprung der Meteorsteine. 873
Novemben
14. 1825. Leith.
15. 1812. Karlwuhe «
15. 1822. Apenrade.
16. 1803. Genf.
16. 1824. Bonn.
17. 1623. Deutschland.
17« 1684. Bretagne.
17. 1773. Siena +
17. 1818. Gosport *
18. 1465. Paris.
18. 1819. England.
19. 1764. Paris.
19. 1817. Rochelle.
19. 1822. Valparaiso.
19. 1829. Prag.... +
19. 1832. England.
20. 1768. Maurkarihen +
20. 1798. England.
20. 1833. Presburg.
21. 1819. Nord- Amerika.
22. 1811. Neu-Orleans.
23. .1810. Orleans +
24. 1742. Nord-Amerika.
25. 1577. Italien.
25. 1729. Toskana.
25. 1833. Blansko +
26. 1758. England.
26. 1831. Sögel.
27. 1755. Schweden.
27. 1823. P. A. Ergzd. 6* 21.
27. 1824. Beraun.
37. 1824. Erlangen.
28. 1810. Cerigo +
28. 1821. Neapel.
29. 1637. Mons Vassonum ...-{"
29. 1809. München.
29. 1820. Neapel.
29. 1831. Hildburghausen.
29. 1839. Neapel +
30. 1821. Deiitzscb.
30. 1834. P. A. Ergzd. 5. 21.
0. 1737. Nord- Amerika.
0. 1780. Neu-Spanien.
0. 1822. Futtehporo +
December.
J. 1642. Ungarn -f-
1. 1821. Leipzig.
1. 1825. Berlin.
2. 1739. England.
2. 1804. Finnland.
2. 1814. London.
2. 1821. Sachsen.
3. 1821. Weimar.
4. 1728. Nürnberg.
4. 1821. Görlitz.
5. 1787. England.
5. 1762. England.
5. 1842. Epinal.
6. 1823. Aachen.
8. 1733. Dorsetshire.
8. 1817. England.
8. 1831. Bath.
9. 1734. Regensbiirg.
9. 1820. Tumea.
10. 1824. Maus.
10. 1825. Halle.
11. 1741. England.
11. 1821. England.
11. 1836. Brasilien -f.
12. 1642. Ofen.
12. 1830. Heiligenstadt *i
13. 1795. Woodcottage -f»
13. 1798. Krakhut +
13. 1803. Ekaterinenburg.
13. 1803. Mästing +
13. 1813. Lontalax +
13. 1823. Belley.
14. 1807. Connecticut -{^
14. 1830. Warschau {
15. 1586. Verden +
15. 1824* Magdeburg«
274
Baumhauer,
16. 1742.
16. 1803.
17. 1680.
17. 18Ö4.
18. 1818.
18. 1821.
18. 1825.
19. 1798.
19. 1832.
20. 1816.
21. 1816.
21. 1818.
21. 1822.
22. 1758.
22. 1806.
22. 1816.
24. 1560.
D e
London.
Schwarzenberg«
Kurland.
Neuhaas
Halle.
Neapel.
Frankfurt a. M.
Bengalen.
England
Ungarn.
Ungarn.
Fünen.
Brunn.
Colchester.
England.
Nikolfiburg.
Liilabonne
c e m b e r.
24. 1821.
25. 1704.
25. 1752.
+ 25. 1821.
26. 1821.
27. 1762.
28. 1821.
29. 1808.
29. 1809.
29. 1840.
30. 1810.
30. 1832.
31. 1826.
0. 584.
0. 856.
0. 1682.
.+ 0. 1831.
Deutschland •)-
Barcelona.
Glasgow.
Ober-Lausits.
Weimar.
Schweden.
Augsburg.
Bern.
Hünchen.
Russland i
Grönland.
Bonn.
Im Lippeschen.
Quet. 1841. 22....+
Soweida.
Rochlitz.
Mähren .4"
Werfen wir einen Blick auf die hier vorstehende Ta-
belle, so sehen wir sogleich, dass nur die zwei Monate
August und November durch eine grössere Zahl Beobach-
tungen sich auszeichnen, so wie auch, doch weniger. dar
Monat Juli, denn die scheinbar grössere Zahl von Beob-
achtungen, welche wir in den Monaten October, DQcember,
Januar und Februar finden, ist nur den längeren Nächten
in den nördlich liegenden Ländern zuzuschreiben, wo doch
beinahe ausschliesslich diese Beobachtungen vorgefallen
und aufgezeichnet wurden.
Wir sehen zugleich aus dieser Tabelle, dass sich
dnige Tage durch eine grössere Zahl Beobachtungen hin-
sichtlich der Feuerkugeln und Meteorsteine auszeichnen,
jedoch noch mehr gehet dieses aus der beifolgenden
kleineren Tafel hervor, in welcher ich nur die Zsdil der
Beobachtungen für jeden Tag angegeben habe:
üÄer dm vermutMtchea Ursprung der Sfeteorsteüte. S7Ö
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r se
heo
deu
tlich
da
s d
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ge.
welc
[le s
ch
urcli
eine g^ssere Anzahl Meteorsteine und Feuerkugeln aoa-
zeichnen, folgende sind: 12 und 13. November, 10. Angust,
und 10. April, 13 December, 27, 28, 29. November und
4 und 2. Janaar und dass dieselben nach Que tele t durch
die grössere Menge Asteroiden bekannt sind und überdiess
noch der 17. Juli, welcher Tag wegen der grossen Menge
wahrgenommener Feuerkugeln und Meteorsteine die Auf-
merksamkeit deijeiiigeii, welche ^h mit der Beobachtung
876 Baumhauer,
der Asteroiden beschäftigen, wohl verdient; die Periodici-
tät von Feuerkugeln und Meteorsteinen zwischen dem 46.
und 18. Juli und in den letzten Tagen des Novembers war
bereits durch Capocci aufgezeichnet.
Wie viel Werth jedoch der Periodicität sowohl der
Asteroiden als der Feuerkugeln und Meteorsteine zuge-
schrieben werden muss, dürften die Beobachtungen und
Aufzeichnungen, lange Zeit sorgfältig fortgesetzt, lehren.
So wie wir bereits bemerkten, kommen nicht allein
feste Körper, sondern auch Nebel von noch nicht conden-
sirter Materie in unserer Atmosphäre vor; insofern wir
weiter aus der chemischen Zusammensetzung sowohl der
Meteorsteine als auch de;r Massen Meteoreisen, die auf
dieselbe Weise als die Meteorsteine auf unsern Erdball
fallen, auf die chemische Zusammensetzung der Nebel
nicht condensirter Materie schliessen müssen, so ist es
möglich, dass ebenso wie die Meteorsteine grösstentheils
aus Magneteisen und 'Nickel und die Meteoreisenmassen
beinahe fast ganz aus diesen Körpern bestehen, ebenso
auch die Meteornebel eine grosse Menge dieser magneti-
schen Metalle enthalten.
Was muss geschehen, wenn ein solcher Nebel, beste-
hend aus einer ansehnlichen Menge magnetischer Theile,
sich unserer Erde, welche wir als einen grossen Magnet
kennen, nähert? Die Theilchen werden natürlich durch
die Pole von dem Magnet angezogen und daselbst in die
Atmosphäre kommend, werden die fein zertheilten nicht
oxydirten Theile unter Erscheinungen von Licht und Wärme
oxydirt und eine Erscheinung hervorbringen, welche wir
unter dem Namen von Nordlicht kennen, aber auch mit
demselben Recht Südlicht genannt werden könnte, da
man dasselbe ebenso am Südpole wahrnimmt. Zu dieser
Erscheinung können noch mitwirken die Materientheilchen
der fallenden Sterne, die, wie wir gesehen haben, in un-
serer Atmosphäre verschwinden und zugleich die grossen
Nebel, von denen die Feuerkugeln und Meteorsteine bei
dem Anfange ihrer Erscheinung umgeben sind, und von
denen wir keine Spur l]|^i dem Falle der Sterne verspü«
über den vermuthlichm Ursprung der Meteorsteine. 277
ren. Dieser fein zertheilte Stoff kann, in die Sphäre der
Anziehung der magnetischen Pole kommend, zum Erscheir
nen des Nordh'chts mitwirken, denn die Beobachtungen
der Reisendjen in den Polargegenden haben genugsam
gelehrt, dass der Sitz des Nordlichts nicht in den eigent^
liehen Erdpolen liegt, sondeiin in den magnetischen Polen
der Erde.
Dass die Annahme von der Gegenwart metallischer
Theilchen in den höhern Regionen unserer Atmosphäre
nicht ungegründet ist, beweisen einige Beobachtungen.
Mehre Male sind Hagelschläge wahrgenommen, wo die Ha-
gelkörner Metallkerne besassen, und ich glaube, dass man
dieselben öfterer finden würde, wenn n)an die Hagelkör-
ner mehr untersuchte. So z. B. hat Eversmann in Ha-
gelkörnern, die bei Sterlitamack in der Provinz Oren-
burg in Russland gefallen sind, stumpfwinklichte Octaeder
von Schwefeleisen gefunden, in welchen nach Hermann
90 J Eisen enthalten waren*). Ebenso sind in der Provinz
Majo in Spanien am 21. Juni 4821 Hagelkörner mit Metall-
körnern gefallen, in welchen Pictet durch Anwendung
von blausaurem Kali die Gegenwart von Eisen nachwies**).
Jedoch vor allem ist der Erwähnung werth, dass der 26.
August 1834 zu Padua Hagelkörner mit Kernen von asch-
grauer Farbe gefallen sind. Diese durch C o z a r i ***) unter-
suchte Kerne bestanden aus grössern und kleinern Köm-
chen, von welchen die grössern durch den Magnet angezogen
wurden und welche nach Cozari aus Eisen und Nickel
bestanden. An der Identität derselben mit der Masse der Ae-
rolithen wird wohl niemand zweifeln. Es wäre daher sehr
wünschenswerth, zur Prüfung dieser Theorie den Ursprung
der Nordlichter, den Boden der Polgegenden auf Nickel
zu untersuchen, da dieses Metall auf der Oberfläche nicht
♦) Gilb. Annal. LXXVI. p. 340.
««) Gilb. Annal. LXXn. p. 436.
^^^) D. L. Cozari, Anwdi delle Science del Regno Lomh.y Venelo^
Novembris Decemhris iSU in New Edinb. Phil. Journ. N. XXXVII.
p. 83» *
278 Baumhauer,
fein zertheili vorkommt und kann daher frei vorkommend
als ein sicheres Kennzeichen der Anwesenheit von Meteor*
Stoff angesehen werden.
Diese Vermuthung in Betreff des Ursprungs des Nord-
lichtes wird noch erhöhet durch die Beobachtungen von
Colla, Wartmann und Quetelet*), welche auffuhren,
dass die Zeit, wo die meisten Nordlichter vorkommen^ mit
der Zeit übereinkommt, in welcher die meisten Asteroiden
wahrgenommen' werden. Ueberdiess hat Ritter**) eine
Periodicität in der Erscheinung der Nordlichter bestimmen
zu können geglaubt, welche übereinkommt mit der Perio-
dicität des Falles der Meteorsteine. Zu bedauern ist es
aber, dass er diese Periodicität in den Jahren, welche sich
durch eine grössere «Menge Meteorsteinfälle und Erscheinen
von Nordlicht auszeichnen, gesucht hat, und nicht in den
besondern Tagen***).
Hiermit hoffe ich einigermaassen die Verbindung an-
gezeigt zu haben, welche zwischen den verschiedenen
Körpern und Erscheinungen, die zu unserm Sonnensystem
gehören, zu bestehen scheint, weit davon entfernt, dadurch
zu beweisen, als müsse das oben Gesagte als ausgemacht
angenommen werden, vor allem was das Nordlicht betrifft,
indem durch diese Theorie alle Erscheinungen dazu noch
nicht genügend ausgelegt werden können, z. B. die Rich-
tung des Nordlichtes in dem magnetischen Meridian, das
Vorkommen desselben an den zwei nördlichen kalten Po-
len (Pole der isothermischen Linien), von welchen nur der
eine magnetisch ist, u. s. w. Spätere Untersuchungen werden
die Richtigkeit oder Unrichtigkeit dieser Theorie beweisen,
das hier Erwähnte ist nur ein Versuch, so viel als möglich
in ein grosses Chaos einige Ordnung zu bringen.
•
♦) Institut de France. 1841. N. 399.
*») Gilb. Annal. XV. p. 206 u. XVI. p. 231.
***) Ueber Nordlichter^ Mairan, Tratte de Vaurore bcreaU. Pari$
1764, 2. edit. Gehle rs phys. Wörterbuch p. 113, Ar gel an-
der, Aufforderung an Freunde der Astronomie in N. C* Schu-
macher« Jahrbuch für 1844. p. 432.
ü6er den vermuthlichm Ursprung der Meteorsieme^ 279
Wir wollen nun noch versuchen, aus diesem vermuth-
Hchen Ursprung der Meteorsteine soviel als möglich, die
Erscheinungen, welche mit ihrem Falle begleitet sind, zu
erklären.
Da ein solcher Fall sehr unerwartet eintritt, so ist es
natürlich, dass der Anfang einer solchen Erscheinung sel-
ten wahrgenommen wird; in den Fällen, in welchen man
durch Zufall den Beginn der Erscheinung gesehen hat,
nahm man einen kleinen hellen Punct oder meistentheils
einen leuchtenden Nebel, zuweilen auch einen leuchtenden
Punct, umgeben durch ebenfalls leuchtende Streifen wahr.
Die Höhe dieses Punctes konnte man beinahe nie bestim-
men, weil die Erscheinung so unerwartet kommt, und fer-
ner, weil Körper, welche sich so schnell bewegen, durch
keine Instrumente beobachtet werden können. Die einzige
Weise, wodurch man die Höhe eines solchen Punctes be-
stimmen könnte, wäre die, dass zwei Beobachter auf weit
von einander entfernten Orten sich befindend, gleichzeitig
die Erscheinung wahrnehmen und gerade die Stelle des
Himmels bemerken, auf welcher sie in dem Augenblicke
den Körper sahen. Bessel hat in dieser Bestimmung
eine grosse Verbesserung vorgeschlagen, und Fei dt hat
durch diese Methode durch die Beobachtungen der Aste-
roiden die Entfernung zxl unserer Erde bestimmt und
gefunden, dass dieselbe zwischen 2 und 33 geographischen
Meilen schwankt und zugleich angezeigt, dass hingegen
Brandes und Benzenberg aus ihren Beobachtungen
gefolgert hatten, dass namentlich einige Asteroiden bei
ihrer Ankunft näher bei der Erde sind, als im Augenblicke
wo sie verschwinden, ungegründet sei. Dieselbe Höhe ist
auch für die Feuerkugeln und Meteorsteine im Anfange
ihrer Erscheinung wahrgenommen worden.
Die Bahn der Feuerkugeln ist im Anfange stets ein
wenig nach der Erde gerichtet, zuweilen scheint dieselbe
auch gleichweit von der Erdoberfläche; die Bewegung
ist sehr schnell, so dass man zuweilen eine Feuerkugel
in wenigen Minuten über ganz Europa fliegen sah. Man
hat zuweilen auch eine sprungweise Bewegung wahrgenom-
SSO Baumhai^,
men, die aber noch nie auf eine genügende Weise bestimmt
wurde. Die Bestätigung der Meisten; dass die Geschwin-
digkeit der Aerolithen während ihrer Bewegung durch
die Atmosphäre abnimmt, darauf gegründet, dass ein Kör-
per, welcher sich so schnell bewegt, beim Fallen ein viel
tieferes Loch, als von 3 bis 4 Fuss macht, ist gegründet,
da die Erdoberfläche, besonders die Sandlagen einen sol-
chen Widerstand darbieten, dass, wenn der Körper auch
einen noch viel schnellern Lauf haben würde, derselbe
diese Sandlagen doch nicht tiefer durchdringen könnte.
Merkwürdig ist vor allen die Erscheinung, und welche
durch keine der vorigen Theorien genügend erklärt wird,
aus unserer jedoch unmittelbar folgt, dass die meisten
Aerolithen im Anfange ihres Erscheinens die scheinbare
Grösse des Mondes haben, zuweilen erscheinen sie noch
grösser, so dass sie, ihrcEntfernung berücksichtigt, die
Grösse von ein oder zwei CubikmeUen haben dürften,
und wie gross sind dagegen die Meteorsteine, welche wir
auf unsere Erde fallen sehen? meistentheils nur einige
CubikzoU und der grösste einen Cubikfuss. Welcher
Ursache ist diese Verminderung der Grösse zuzuschreiben ?
So wie wir früher bemerkt haben, sind die Meteorsteine,
ehe sie in unsere Atmosphäre kommen, von einem Nebel
nicht condensirter Materie umgeben, welche Materie wahr-
scheinlich alle Elemente, aus welchen der Stein selbst
besteht, noch unverbunden besitzt, kommt sie nun in un-
sere Atmosphäre, so verbinden sich die Elemente zusam-
men, wodurch sie das starke Licht erzeugen. Es kann
auch möglich sein, dass der Nebel aus noch nicht oxydir-
ten Elementen besteht, welche durch den Sauerstoff
unserer Atmosphäre oxydirt und in der Atmosphäre ver-
arbeitet werden. Hieraus lassen sich die verschiedenen
Farben von Licht, welche wahrgenommen werden, erklä-
ren. Wir wissen nämlich, dass geschmolzenes Eisen und
brennender Phosphor ein weisses, brennender Schwefel
und Nickel ein blaues, brennendes Kupfer ein grünes,
brennender Kalk ein rothes und brennende Soda ein gel-
bes Licht verbreiten. Man sieht zugleich; dass das Licht
■ X
^ über den vermuMtchen Ursprung der Meteorsteine. 281
der Feaerkugelü stärker sein muss als das des Mondes,
da dieser uns kein eigenes Licht zusendet.
Sobald sich die Feuerkugeln einige Zeit in unserer
Atmosphäre befunden haben, springen sie aus einander.
Diese Erscheinung muss der grossen Hitze, hervorgebracht
durch die chemische Wirkung in dem Nebel zugeschrieben
werden; die Oberfläche des Steins wird stark erhitzt,
während das Innere wegen des schlechten Wärmeleitungs-
vermögens des Steins kalt bleibt, die Steinmasse muss
springen, ebenso, als wenn ein dickes Glas plötzlich
erwärmt wird. Dass nur die Oberfläche des Steins er-
wärmt wird, zeugt aufs deutlichste die schwarze Rinde„
womit die Meteorsteine beinahe stets umgeben sind und
welche nie dicker ist, als 0,25 ä 0,5™™., und durch eine
beginnende Schmelzung der Silicate entsteht, welches dar
durch bewiesen wird, dass man dieselbe Rinde auf der
weissen Bruchfläche durchs Löthrohr hervorbringen kann.
Durch das Auseinanderspringen des Steins entsteht
auch der heftige Knall, welcher stets gehört wird und
welcher meistens mit einem Donnerschlage verglichen wird,
obgleich die Ohrenzeugen in Betreff des Geräusches sehr
von einander abweichen; einige vergleichen es mit einem
Donnerschlage, mit dem Rollen eines schweren Wagens
über das Strassenpflaster, andere mit Tirailleurfeuer, mit
dem Geräusch, welches Waffen unter einander bewegt,
hervorbringen, andere mit Trommel- und Flottenmusik aus
der Ferne gehört, mit dem Heulen des Windes, andere
endlich mit den Tönen der Aeolsharfe.
Diese Verschiedenheit in den Zeugnissen scheint nur
der Ursache zugeschrieben werden zu müssen, dass zwei
durch durchaus verschiedene Ursachen hervorgebrachte
Geräusche mit einander verwechselt werden; das .eine
nämlich, welches meist mit dem Donnerschlag verglichen
wird, entsteht durch das Auseinanderspringen des Steines,
das andere dem Heulen der Winde gleichend, entsteht durch
den schnellen Lauf des Steines durch die atmosphärische
Luft und wird meistens durch den gehört, welcher sich
am nächsten bei der Stelle beßndet, wo der Stein niederfällt.
Arch.d.Pharm.XCY,Bd«.3.Hft. 49
282 Batunhauer,
Endlich fallen ein oder mehrere Steine auf die Ober-
fläche der Erde, dringen ein paar Fuss in den Boden
ein und werfen die Erde zu mehrern Füssen in die Höhe.
Die Tiefe, zu welcher die Steine in den Boden eindringen,
hängt viel von dem Boden ab, auf den sie fallen, z. B.
der Stein, welcher im vorigen Jahre bei Blaukapel fiel,
durchdrang eine Thonlage von einem Meter, worauf er
durch eine nachfolgende Sandlage zurückgehalten wurde.
Die Steine sind bei ihrem Falle so heiss, dass sie mit der
Hand nicht aufgenommen werden können.
Wir sehen aus dieser kurzen Beschreibung der Er-
scheinungen, dass dieselben bequem erklärt werden können
aus unserm ürtheile über den Ursprung der Meteorsteine,
und dass derselbe also, wie wohl es nicht ganz und gar
als bewiesen betrachtet werden kann, doch von Allem,
was darüber bis jetzt bekannt, am wahrscheinlichsten ist.
Chemische Untersuchung des ütrechtschen Meteorsteines.
Zu dieser Untersuchung habe ich ein Stück des Stei-
nes, welcher bei Löwenholz gefallen ist und im Museum
der Universität Utrecht aufbewahrt wird, angewandt.
Das specifische Gewicht des Steines ist nach zwei
Versuchen zwischen 3,57 und 3,65, während das speci-
fische Gewicht der durch den Magnet getrennten Theil-
chen 4,93 und des nicht magnetischen Pulvers 3,43 ist.
Um die magnetischen Theile abzusondern, wurde der
Stein in einem Ächatmörser soviel als möglich zu feinem
Pulver gebracht und dasselbe auf einem Teller untOT Al-
kohol ausgebreitet, um das Oxydiren des Eisens während
der Dauer dieser Operation zu verhindern. Zuerst habe
ich, um einigermaassen mit Gewissheit die Vergleichung
zwischen der Menge der magnetischen Theile und dem
nicht magnetischen Pulver bestimmen zu können, nicht,
so wie es gewöhnlich geschieht, einen constanten Magnet
gebraucht, durch welchen man unmöglich alle magneti-
schen Theile trennen kann, sondern einen Elektromagnet»
einen hell polirten weichen eisernen Stab mit einem kupfer-
über den vermuihlichen Ursprung der Meteorsteine. 283
nen Spiraldraht umgeben, der verbunden war mit einem
paar Groveschen Gefässen. Nachdem d«r Magnet so viel als
möglich alle magnetischen Theile angezogen hatte, wuMe
derselbe in eine andere mit Alkohol gefüllte Schale ge-
bracht, und der galvanische Strom abgebrochen, wodurch
alle magnetischen Theile gleichzeitig abfielen, darauf der
Magnet zu wiederholten Malen so lange durch das Pulver
herumbewegt, als dieser noch etwas anzog. Die magneti-
schen Theile wurden nur mit einen Pistill zerrieben und
aufs neue durch den Magnet ausgezogen, um soviel als
möglich dieselben von dem anhängenden Pulver zu be-
freien. Die ganze Menge angewandten Alkohols wurde
darauf mit dem nicht magnetischen Pulver zur Trockne
abgedunstet und das getrocknete magnetische und nicht
magnetische Pulver gewogen. Man fand, dass 55,919 Gr.
nicht magnetisches Pulver mit 6,864 Gr. magnetischen
Theilchen untermischt waren, oder dass 100 Gewichts-
theile Meteorsteinpulver 89,09 J nicht magnetisches Pulver
und 10,91 J magnetische Theilchen enthalten. Später wer-
den wir bei der quantitativen Analyse sehen, dass den
magnetischen Theilen noch eine grosse Menge nicht mag-
netischen Pulvers anklebte. Aus der Vergleichung zwi-
schen dem specifischem Gewichte des magnetischen und
nicht magnetischen Pulvers würde folgen, dass 100
Theile Meteorsteinpulver 89,51 nicht magnetisches und
10,49 magnetisches Pulver oder 88,09 und 11,91 enthalten.
Wir werden später aus der quantitativen Analyse
sehen, dass, nach Abzug des an den magnetischen Theil-
chen anhängenden nicht magnetischen Pulvers das Ver-
halten des magnetischen zu dem nicht magnetischen ist,
wie 7,353 zu 92,647 und also das specifische Gewicht der
nicht magnetischen Theile 5,655 ist. Da wir auch später
sehen werden, dass 100 Theile nicht magnetisches Pulver
noch 2,017 magnetische Theile enthalten, so wird dadurch
das specifische Gewicht des nicht magnetischen Pulvers
in 3,384 verändert; femer, dass 100 Theile Meteorstein
90,86 nicht magnetisches Pulver und 9,1 4 magnetische Theil-
chen enthalten, so finden wir das specifische Gewicht des
49*
284 Baumhauer,
ganzen Steins zu 3,59. Wenn wir nun betrachten, dass
die magnetischen Theile besteben in 100 Theilen aus:
Eisen 85,892
Nickel und Spuren Cobalt . . . 13,591
Kupfer und Zinn 0,272
Phosphoreisen 0,245
und da wir wissen, dass das specifische Gewicht des Ei-
sens 7,7, des Nickels 8,279, des Kobahs 8,513, des Zinns
7,285, des Kupfers 8,85 und des Phosphors 1,77 ist, und
wir ferner sehen, dass nur eine Spur Phosphor in diesen
magnetischen Theilen vorkommt, so muss uns das sehr
geringe specifische Gewicht dieser magnetischen Theile
sehr wundern. .Von grosser Wichtigkeit war mir daher
das von C. Rammeisberg darüber Gesagte:
„Man hat das specifische Gewicht des Meteoreisens
„meistens zwischen 7 — 8, selten unter 7 gefunden. Ich
„habe es versucht, eine solche Bestimmung auch an dem
„Eisen des untersuchten Meteorsteins zu machen und
„dabei 7,513 als Resultat erhalten".
Diese Worte kommen in der von ihm mitgetheilten
chemischen Analyse des Meteorsteins von Klein -Wenden
vor *). Diese Bestimmung scheint mir mit der zu streiten,
welche aus der Zusammenstellung des von ihm untersuch-
ten Steins folgt. Betrachten wir nämlich seine chemische
Zusammenstellung des Meteorsteins auf Seite 463, so sehen
wir, dass er in 400 Theilen desselben 22,90 mit Silicaten
verunreinigtes Nickel-Eisen und 77,40 nicht magnetisches
Pulver gefunden hat. Da nun das specifische Gewicht
des ganzen Steins zu 3,7006 angenommen ist (Seite 450)
und das der magnetischen Theile 7,543 (Seite 452), dann
muss das specifische Gewicht des nicht magnetischen Pul-
vers 2,568 sein. Es müsste aber, wie aus der (Seite 463)
angegebenen Zusammenstellung hervorgeht, durch die von
ihm gefundenen Mengen Schwefeleisen, Chfomeisen, Olivin,
Labrador und Augit das specifische Gewicht vervielfältigt
werden und war die Summe durch 77,40. zu theilea
^) Poggendorffs Anpal. B. LXn. p. 452,
über den vermuMichen Ursprung der Meteorsteine, 285
»9
Chromeisen
99
1»
4,3 a . 4.5 - 4,4
Olivin
9»
9»
o,« ,, 0,5 *" o,«55
Labrador
»
»»
„ „ — 2,75
Augit
»»
»»
0,« ,y 0,5 *■"' o,«55
Hornblende
M
»»
3,006 „ 3,167 — 3,08
Auf diese Weise finden wir das specifische Gewicht
des nicht magnetischen Pulvers zu 3,358 und von dem mit
anhängenden Silicaten verunreinigten magnetischen Nickel-
eisen zu 4,853. Beide kommen sehr gut mit den durch uns
gefundenen überein, nämlich 3,384 und 4,93. Wir finden, das
dass Nickeleisen wenigstens in diesen beiden Meteorsteinen
ein viel geringeres specifisches Gewicht hat, als man aus dem
Betrage der specifischen Gewichte des Eisens und Nickels
fiir sich abzuleiten vermöchte. In den andern Analysen
der Meteorsteine kann man dieses nicht finden, da in den-
selben nur das specifische Gewicht des ganzen Steins
angegeben und das Verhalten zwischen magnetischem und
nicht magnetischem Pulver nicht bestimmt wurde.
Qualitative Analyse.
Da ich über eine ansehnliche Menge Meteorstein ver-
fügen konnte, so schien es mir nöthig, eine ausführliche
qualitative Analyse anstellen zu müssen, um zu sehen, ob
die Meteorsteine nicht mehrere als jetzt gefundene Bestand-
theile, oder gar noch auf unserer Erde noch unbekannte
Elemente enthielten.
Die Elemente, welche bis jetzt in den Meteormassen
gefunden sind, hat Angelot*) in nachfolgender Tafel
vereinigt. Dieser sind noch die in zwei Ei3enmassen ge-
fundenen Elemente beigefügt, die eine gefunden bei Ro-
thehütte im Harz, die andere bei Magdeburg, die tüv
meteorische zu halten man allen Grund hat.
*) Angelot, memoire de la SocieU geologique de France, InsUlut
de France. 1843^ No. 522.
286
Baumhauer,
Elemente.
Meteor-
steine.
Meteoreisen-
massen.
Meteoreisen
Yon
Rothehütte.
Meteoreisea
Yon
Magdeburg.
t
+
+
+
+
t
+
+
+
1. Sauerstoff +
2. Wasserstoff -|-
3. Stickstoff +
4. Schwefel +
6. Phosphor +
6. Chlor
7. Kohlenstoff
8. Silicium
9. Kalium
10. Natrium
11. Calcium
12. Magnesium
13. Aluminium
14. Selen
15. Arsen ?? — -+.+
16. Chrom +
17. Molybdän ? — -f.
18. Silber ??
19. Kupfer + + +
20. Zinn 4-
21. Nickel 4, + -f. +
22. Kobalt
23. Eisen
24. Mangan
üeberdiess hat von Holger in dem Stein, der bei
Bohumiliz gefunden, Glucinum entdeckt, doch hat Berz e-
lius später den Irrtbum von Holger berichtigt.
Ein Stückchen des ütrechtschen Meteorsteins wurde
in einem Mörser zu feinem Pulver zerrieben und in einer
kleinen Retorte, in derem Halse feuchtes rothes und blaues
Lackmuspapier so wie Femambukpapier angebracht war,
erhitzt. Die Farbe keines der Papiere wurde jedoch ver-
ändert, wodur(?h die Abwesenheit einer flüchtigen Säure
und Alkalis dargethan wurden. Hierauf wurde das Pulver in
der Retorte mit starker Schwefelsäure befeuchtet und erhitzt,
wodurch Schwefelwasserstoff, später schweflige Säure ent-
bunden wurde, die den Papieren die Farbe nahm und sie
weissgelb färbte; in dem Halse der Retorte hatte sich
Schwefel sublimirt, es entstanden jedoch keine rothen Dämpfe,
welches auf Abwesenheit von salpetersauren Verbindungen
deutete. In dem Destillate wurde durch salpetersaure
Silbersolution kein Niederschlag erzeugt, daher kein Chlor,
über den vermuthlichen Ursprung der Meteorsteine. 88T
Jod und Brom vorhanden, der Hals der Retorte wurde
mit Wasser und kochender Salpetersäure ausgespühlt und
hierauf getrocknet, das Glas war jedoch ganz klar geblie-
ben, wesshalb Abwesenheit von Fluor und Fluorbor.. Die
Abwesenheit der letztem beiden wurde noch durch eine
besondere Prüfung constatirt: in einem Platintiegel wurde
Meteorsteinpulver mit starker Schwefelsäure erwärmt, darauf
eine Glasplatte mit Wachs überzogen gelegt, wo auf einigen
Stellen das Wachs entfernt war. Nachdem die Dämpfe
auf dieselben gewirkt hatten, wurde die Platte abgenom-
men und das Wachs mit Aether getrennt. Es war jedoch
die Glasplatte unverändert geblieben. — Ein wenig des
Pulvers wurde mit verdünnter Salzsäure in einer Retorte
vorsichtig erwärmt und die Dämpfe durch einen üeber-
schuss Barytwasser geleitet. Die Flüssigkeit blieb unge-
trübt, mithin Abwesenheit von kohfensauren Verbindungen.
In einer salpetersauren Auflösung des Pulvers bringt
Salzsäure keine Fällung hervor, daher Abwesenheit von
Silber und Quecksilber.
Durch dieselbe salpetersaure Auflösung wurde schwef-
lige Säure geleitet,^ die Flüssigkeit blieb hell, selbst
nach dem Kochen, wesshalb kein Selen vorhanden.
Ein Theil des Pulvers wurde in Königswasser gelöst
und die Auflösung zur Trockne verdampft und der Ueber-
schuss in Salzsäure gelöst. Das Ungelöste wurde in einem
kleinen Platintiegel mit kohlensaurem Natron gekocht und
die Auflösung filtrirt. Durch Salzsäure entstand in dieser
Auflösung ein durchscheinend weisser Niederschlag von
Kieselsäure; das in kohlensaurem Natron ungelöst Gebliebene
wurde mit Ammoniak behandelt, doch in der hellen Flüssig-
keit entstand durch Salpetersäure kein Niederschlag, also
kein Chlorsilber,
Durch die so eben genannte salzsaure Auflösung des
troißknen Residuums wurde Schwefelwasserstojff geleitet,
wodurch ein reichlicher weissgelber Niederschlag entstand,
der später bräunlich wurde. Dieser Niederschlag schien
bekn Verbrennen grösstentheils Schwefel zu sein; vor dem
Löthrohre zeigten sich Kupfer und eine Spur Zinn, ob-
988 Baumhauer,
gleich es mir nicht glückte, darch Schmelzen mit Soda
ein Zinnkorn zu bekommen. Mit Borax und Phosphorsalz
in der äussern Flamme des Löthrohres erhitzt, entstand
ein grünes, in der Innern Flamme ein braun grünes Glas;
die braune Farbe kam sehr gut zum Vorschein durch Bei-
fügung einer kleinen Menge Zinn. Ein Theil der Schwefel-
verbindungen wurde in Königswasser gelöst, die Auflösung
wurde durch kohlensaures Ammoniak stark blau, doch es
entstand nur eine geringe Fällung von Zinnoxyd. Ein an-
derer Theil der Schwefelverbindungen wurde mit kohlen-
saurem Kali und Kohle in eine Reductionsröhre gebracht»
darauf ein Kohlensplitter in den engern Theil der Röhre
eingelegt und beide Theile erhitzt, worauf jedoch kein
metallischer Anflug von Arsenmetall in dem kaltem Theile
der Röhre erhalten wurde; auch war nicht der mindeste
Knoblauchgeruch wahrzunehmen.
Etwas der Verbindung mit Soda auf Kohle erhitzt,
erzeugte wieder einen braunen, weissen noch gelben An-
flug, auch wurden keine weissen Dämpfe wahrgenommen
und so wie früher bereits angezeigt, auch kein Metallkorn
erhalten ; Abwesenheit also von Wissmuth, Gadmium, An-
timon und Blei. Da ich aus den zu dieser qualitativen
Analyse gebrauchten 5 Gr. Pulver nur einige Milligramm
Schwefelverbindungen erhielt, so war es unmöglich, die.
An- oder Abwesenheit von Gold, Rhodium, Iridium, Os-
mium, Platin, Palladium, Molybdän und Tellur nachzu-
weisen, doch die Farbe der Schwefelverbindungen stritt
genug für ihre Abwesenheit.
In der Flüssigkeit, aus welcher durch Schwefelwasser-
stoff das Kupfer und Zinn entfernt waren, entstand durch
Ammoniak und Schwefelwasserstoff- Ammoniak ein schwar-
zer Niederschlag, welcher nach dem Erwärmen abfiltrirt
wurde. Dieser Niederschlag wurde in Königswasser auf-
gelöst und brachte Ammoniak in der Flüssigkeit ein
rothbraunes Präcipitat hervor, welches in Salzsäure
aufgelöst wurde. Durch Aetzkali entstand wieder das
rothbraune Präcipitat, welches abfiltrirt und zuerst mit
kochendem Wasser und alsdann mit kohlensaurem Ammo-
iAer den vermuthlichen Ursprung der Meteorsteine, Ä89
niak ausgewaschen wurde. Ein Theil des in kohlensaurem
Ammoniak unauflöslichen Präcipitats wurde in Salzsäure
gelöst und nach Uebersättigung mit Ammoniak durch
bernsteinsaures Ammoniak niedergeschlagen, wieder in
Salzsäure gelöst. In dieser Auflösung brachte Kaliumei-
sencyaniir einen Niederschlag hervor, der auf Anwesen-
heit von Eisen deutete- Die Auflösung wurde beinahe
mit Aetzkali gesättigt und ein sauberer Zinkstab hinein-
gestellt, die Flüssigkeit blieb gelb und wurde nicht blau,
welche Farbe sie hätte annehmen müssen, wenn Titan-
säure anwesend wäre.
Der andere Theil des in Aetzkali und kohlensaurem
Ammoniak unauflöslichen Präcipitats, wurde in einem Pla-
tintiegel mit Salpeter gebrannt, die Masse in Wasser ge-
löst und ein Theil der Flüssigkeit mit Salpetersäure ange-
säuert, worin salpetersaures Quecksilberoxyd und Ammo-
niak einen schwarzen Niederschlag erzeugte, welcher ab-
filtrirt und geglüht wurde. Nach Verflüchtigung alles
Quecksilbers blieb ein wenig Chromoxyd zurück; der
andere Theil aus dem Platintiegel wurde in Essigsäure
gelöst, worin durch essigsaures Blei ein gelber Nieder-
schlag von chromsaurem Bleioxyd entstand.
In der so eben gemeldeten Auflösung in kohlensaurem
Ammoniak entstand nach Erwärmung durch schwefelsau-
res Kali kein Niederschlag, mithin waren Yttererde, Cer-
oxyd und Zirkonerde abwesend.
In der eben gemeldeten Aetzkali -Auflösung durch
Salzsäure übersättigt, entstand durch kohlensaures Ammo-
niak ein äusseret geringer weisser Niederschlag von Thon-
erde, hingegen ganz unauflöslich war ein Ueberschuss von
kohlensaurem Ammoniak, daher Abwesenheit von Glu*
cinerde.
Die Auflösung in Königswasser, aus welcher durch
Ammoniak ein Niederschlag abgesondert war, hatte eine
schöne blaue Farbe; in dieser Flüssigkeit entstand durch
Aetzkali ein braun grüner Niederschlag, der mehr und
mehr braun wurde, die obenüberstehende Flüssigkeit hatte
eine amethystrothe Farbe; wodurch also Nickel und Man«'
1
290 Baumhautr,
gan angezeigt worden. In der Aetzkalilösong bracbte
SchwefelwasserstoiF-Ammoniak einen geringen schwarzen
Niederschlag hervor, hingegen mit Borax und Phosphor-
salz ein himmelblaues Glas, also Anwesenheit von Kobalt;
mit Soda auf Kohle erhitzt entstand kein weisser Anflug,
daher Abwesenheit von Zink.
Die Auflösung in Königswasser, aus weicher durch
Schwefelwasserstoff und Schwefelwasserstoff- Ammoniak
die Metalle getrennt waren, wurde erwärmt, zur Trennung
des Schwefels filtrirt und mit Salzsäure gekocht, durch
Hinzufljgung von Ammoniak und Barytwasser entstand
ein weisser Niederschlag, der in Salzsäure gelöst auf Zu-
satz einer kleinen Quantität kohlensaure -freien Ammoniaks
wieder hergestellt wurde, also war Phosphorsäure vor-
handen.
Die Auflösung, wovon ein Theil gebraucht war, um
durch fiarytwasser die Anwesenheit der Phosphorsäure
anzuzeigen, wurde mit kohlensaurem Ammoniak erwärmt.
Der hierbei entstehende weisse Niederschlag wurde in Salz-
säure aufgelöst und entstand in dieser gesättigten Auflö-
sung durch Schwefelsäure ein kaum sichtbarer Nieder-
schlag, der sich ganz in Wasser auflöste, also Spuren von
Kalk, Abwesenheit von Baryt und Strontianerde. Auch
durch oxalsaures Ammoniak wurden in der Flüssigkeit
Spuren von Kalk angezeigt.
Der Lösung, aus welcher durch kohlensaures Ammo-
niak der Kalk entfernt war, wurde Salzsäure zugesetzt;
die Schwefelsäure wurde durch Baryt wasser, der über-
schüssige Baryt durch kohlensaures Ammoniak entfernt und
die filtrirt^ Lösung zur Trockne eingedampft, das Residuum
geglüht und darauf im Wasser gelöst. Es blieb ungelöste
Magnesia zurück, die in Salzsäure gelöst, durch Aetzkali
wieder .niedergeschlagen wurde; da in dieser filtrirten
Kalilösung durch phosphorsaures Natron kein Niederschlag
hervorgebracht wurde, war Lithion abwesend.
In der wässerigen Solution des ausgeglüheten Resi-
duums wurde die Anwesenheit des Kalis und des Natrons
durch den gelben Niederschlag, weicher durch Zusatz von
über den vermuthlichen Ursprung der Meteorsteine, 294
Chlopplatin und Alkohol entstand, so wie auch durch di^
gelbe Farbe des angezündeten Alkohols angezeigt.
Wir haben also in dem durch Säuren auflösbaren
Theile des Meteorsteines gefunden:
Schwefel; Phosphor; Kieselsäure; Kali; Natron; Kalk;
Magnesia ; Thonerde ; Chromoxyd ; Kupfer ; Zinn ; Nickel ;
Gobalt; Eisen; Mangan.
Das Pulver, welches in Königswasser und kohlensau-
rem Kali unaufgelöst zurückgeblieben war, wurde mit Fluor-
wassersto£Eisäure behandelt; es blieben dabei schwarze
Theilchen zurück, welche mit Salpeter gebrannt wurden,
dieses Residuum wurde in Wasser gelöst und diB Flüssig-
keit von dem ungelösten Eisenoxyd abfiltrirt; die Flüssig-
keit wurde mit Salpetersäure gesättigt, durch salpetersau-
res Quecksilberoxyd und Ammoniak entstand ein schwar-
zer Niederschlag, welcher nach dem Glühen grünes Chrom-
oxyd hinterliess.
Die qualitative Analyse dieses Pulvers geschah auf
dieselbe Weise als die, welche bei dem in Säuren löslichen
Theil befolgt wordlsn.
Wir haben in dem in Säuren unlöslichen Pulver
gefunden :
Kieselsäure; Kali; Natron; Kalk; Magnesia; Thonerde;
Chromoxyd; Kupfer; Zinn; Nickel; Kobalt; Eisen ; Mangan.
Wir haben also von den 24 d urch A n g e 1 o t angegebenen
Elementen nur 46 gefunden und diese sind auch diejeni-
gen, welche stets in den Meteorsteinen gefunden wurden,
denn was den Wasserstoff und Sauerstoff betrifft, diese sind
durch Berzelius*) nur in einem Steine der bei Alais ge-
fallen war, entdeckt; das Chlor ist auch nur einmal ange-
troffen, nämlich durch G. T. Jackson**) in einer Eisen-
masse, welche Hubrard bei Clavibonn in der Provinz
Clarke-Alabama gefunden hatte.
Es ist noch sehr zu bezweifeln, ob Wasserstoff, Koh-
lenstoff, Chlor- und Stickstoff wirklich in Meteorsteinen
gefunden wurden; obgleich die Analyse solche angezeigt
*) Poggend. Annal. XXXIIt p« 1--113.
''^) The Bhü. JTa^. Novbr. 1828. p. 350.
892 Baumhauer,
hatte, so ist es noch sehr die Frage, ob diese Elemente
den Hassen eigen waren» oder ob solche später hineinge*
kommen, entweder aus dem Boden, in welchem sie einige
Zeit gelegen hatten oder aus den Sammlangen, in welchen
sie aufbewahrt wurden, oder endlich aus dem Laborato-
rium, in welchem sie untersucht sind.
Angelot meint endlich, dass es wahrscheinlich ist, dass
Selen, Arsen, Molybdän und Silber in den Meteorsteinen
vorkommen müssen, da solche in den Eisenmassen, welche
bei Rothehütte und Magdeburg gefunden worden, enthal-
ten waren und denen man einen meteorischen Ursprung
zuschreiben zu müssen glaubt (??)
Doch kehren wir zu unserm Steine zurück. Ein Stück-
chen desselben, vor dem Löthrohre erhitzt, wurde schwarz,
und verbreitete den Geruch nach schwefliger Säure; bis
zum Weissglühen erhitzt, begann die Oberfläche zu schmel-
zen, die Ecken werden abgerundet, nach Abkühlung ist
die Oberfläche schwarz, ganz übereinstimmend mit der
schwarzen Rinde, die den Stein umgiebt. Mit Borax und
Phosphorsalz erhitzt, bekommt man ein grünes Glas, mit
Soda ein schwarzes Glas.
Quantitative Analyse.
A. Nicht magnetisches Fairer.
Um den Schwefel zu bestimmen, wurden zwei Me-
thoden befolgt:
4) Eine bei 400® C. getrocknete und abgewogene
Menge Pulver wurde in einem Kölbchen mit Salzsäure
behandelt. In diesem Kölbchen waren mit einem Kork
befestigt zwei Röhren, die eine S formig, die bis in die
Salzsäure kam und oben mit einem Trichter versehen
war und die andere rechtwinklig gebogen und nur ei-
nige Linien tief in den Kolben gehend ; der andere Arm
dieser Röhre hatte einige Decimeter Länge und ging in
eine weitere, an der einen Seite geschlossene beinahe
horizontal stehende Röhre von derselben Länge, worin
sich eine Mischung von salpetersaurem Silber und Ammo-
niak befand. Das sich langsam entwickelnde Schwefel-
über den vermutfdtchen Ursprung der Meteorsteine. 293
wasserstoffgas strich auf diese Weise sehr langsam darch
die Yorbenannte Flüssigkeit und nachdem die Gasentwick-
lung aufgehört, wurde die Salzsäure in dem Kölbchen
gekocht und durch Blasen durch die Sfdrmige Röhre
wurde endlich der Apparat von den letzten Spuren Schwe-
felwasserstoffs befreit. Das gebildete Schwefelsilber wurde
abfiltrirt, mit Ammoniak und Wasser ausgewaschen und
darnach in Salpetersäure aufgelöst. Das Silber wurde
darauf durch verdünnte Salzsäure niedergeschlagen und
die Menge Schwefel aus der Menge Chlorsilber berechnet.
2) Eine bei 100 ® C. getrocknete und abgewogene
Menge Pulver wurde eine ziemlich lange Zeit in Salpeter-
säure gekocht, auf der Oberfläche der Flüssigkeit befan-
den sich Tropfen geschmolzenen Schwefels, die nur lang-
sam von der Salpetersäure gelöst wurden. Die Auflösung
wurde zur Trockne verdampft und das Residuum in einem
Platintiegel mit Salpeter geglühet, da eine andere Methode
gelehrt hatte, dass die Salpetersäure allein nicht im Stande
war, allen Schwefel zu oxydiren. Der im Platintiegel
befindliche Rückstand wurde in Wasser gelöst, die Flüssig-
keit durch Salpetersäure angesäuert, filtrirt und erwärmt.
Durch Chlorbaryum wurde die Schwefelsäure ausgefällt
durch Filtriren getrennt, mit kochendem Wasser ausge-
waschen und geglüht, alsdann der Schwefel 'aus dem
schwefelsauren Baryt bestimmt. Zur Bestimmung des Phos-
phors wurde die letzte Flüssigkeit gebraucht, aus welcher
der schwefelsaure Baryt abgesondert war. Es wurde zu-
erst der überflüssige Baryt durch Schwefelsäure entfernt
und alsdann kohlensaures Ammoniak zugefügt, wodurch
ein grauer Niederschlag entstand, der sich in Salzsäure
auflöste. Durch Schwefelwasserstoff- Ammoniak wurden
die Metalle aus der Flüssigkeit entfernt und dieselbe mit
Salzsäure abgedunstet und das Chlorammonium sublimirt,
der Rest in Wasser aufgelöst. Unaufgelöst blieb eine kleine
Quantität phosphorsaure Thonerde, die in Salzsäure aufgelöst
mit Ammoniak wieder niedergeschlagen und durch Essig-
säure ausgesüsst wurde, worin der Niederschlag unauflös-
lioh war. In der so eben genannten wässerigen Solution
89i ' Baumhauer,
entstand durch eine Auflösung von Chlorcaicium und Am-
moniak ein weisses Präcipitat von phosphorsanrer Kalk-
erde, welche bei Ausschluss der Luh schnell filtrirt uod
mit kochendem Wasser ausgesüsst wurde. Der phosphor-
saure Kalk und die vorher erwähnte phosphorsaure Thon-
erde wurden geglüht und gewogen und aus derselben der
Phosphorgehalt bestimmt.
Eine bei 400 ° C. getrocknete und abgewogene
Menge Pulver wurde in einer porzellanen Schale zuerst
mit Salzsäure und alsdann mit Königswasser digerirt, die
Flüssigkeit mit Wasser verdünnt und filtrirt. Das unauf-
gelöste Pulver wurde mit kochendem Wasser ausgewaschen
und darauf noch feucht zweimal mit einer Auflösung von
kohlensaurem Natron in einem silbernen Tiegel gekocht.
Die alkalische Flüssigkeit wurde filtrirt und nachdem die-
selbe mit Salzsäure gesättigt zur Trockne abgeraucht,
worauf der Rückstand mit kochendem Wasser ausgezogen
und die unauflösliche Kieselerde abfiltrirt wurde, welche
mit kochendem Wasser alsdann mit Ammoniak ausgewa-
schen (um die Spuren von Chlorsilber, von dem silbernen
Tiegel herrührend, zu entfernen). Die Kieselsäure wurde
darauf geglüht und die Menge derselben bestimmt. Sie
hatte, bevor sie durch Ammoniak ausgewaschen, eine
braune Farbe, welche der in dem Filter enthaltenen Hu-
mussäure zuzuschreiben war, indem das zuerst durch das
Papier laufende Ammoniak braun gefärbt war. Der An-
theil Pulver, welcher im kohlensauren Natron nicht gelöst
war, wurde mit kochendem Wasser und darauf mit Am-
moniak ausgesüsst und nach dem Glühen das Gewicht be-
stimmt. Das Filtrum wurde mit dem anhängenden Pulver
allein verbrannt, um den unauflöslichen Theil, welcher
später noch zu untersuchen, nicht durch 2,5 "'«^- Asche
des Filtrums zu verunreinigen. Es sei hier noch bemerkt,
dass bei dieser Analyse durch Salzsäure ausgezogenes
Papier gebraucht wurde und die Filtra von einer gleichen
Grösse zerschnitten, liessen nach dem Verbrennen %&^^''
Asche zurück.
Die Auflösung in Königswasser wurde zur Trockne
über den vermuthlichen Ursprung der Meteorsteine, 295
verdunstet, so dass nicht die mindesten sauren Dämpfe
verspürt wurden, der Rückstand wurde mit starker Salz-
säiu'e befeuchtet und 24 Stunden digerirt. Hierauf wurde
die unauflösbar gewordene Kieselerde abfiltrirt, mit ko-
chendem Wasser ausgewaschen, geglüht und ihr Gewicht
bestimmt.
Durch die salzsaure Flüssigkeit wurde so lange durch
Wasser gewaschenes SchwefelwasserslofTgas geleitet, als
die Flüssigkeit noch getrübt wurde. Es entstand anfangs
ein gelber Niederschlag, sobald er sich indess zu Boden
gesetzt, hatte er eine gelb braune Farbe. Derselbe wurde
abfiltrirt, ansgewaschen und geglüht, mit etwas Salpeter-
säure befeuchtet, geglüht und darauf gewogen* Dasselbe
schien nach Auflösung und Behandlung mit Ammoniak und
Kali, Kupfer zu sein und eine Spur Zinn zu enthalten.
Die tibergebliebene Flüssigkeit ward gekocht, der
Schwefel abgesondert und durch dieselbe Chlorgas geleitet.
In dieser Flüssigkeit entstand durch Ammoniak, welches
von Kohlensäure befreit, ein brauner Niederschlag, wel-
cher bei Abschluss der Luft abfiltrirt und mit gut ausge-
kochtem Wasser ausgewaschen wurde. Dieser Niederschlag
(M) wird später zur Sprache kommen. In der Flüssigkeit
entstand ferner durch Schwefelwasserstoff- Ammoniak ein
schwarzer Niederschlag, welcher abfiltrirt wurde, nachdem
das überflüssige Schwefelwasserstoff- Ammoniak durch vor-
sichtige Erwärmung entfernt war. Darauf mit Wasser
ausgekocht, ausgewaschen und geglüht, wurde er gewo-
gen, lieber diesen Niederschlag später unter (N).
Aus der von Metallen befreiten Flüssigkeit wurde der
Kalk mittelst Oxalsäuren Ammoniaks entfernt, und als
schwefelsaurer Kalk bestimmt. Er hatte eine etwas rosen-
rothe Farbe, welche einer Spur Manganoxydul zuzuschrei-
ben war.
Aus der übergebliebenen Flüssigkeit wurde die Schwe-
felsäure durch Barytlösung und der überschüssige Baryt
durch kohlensaures Ammoniak entfernt^ die Flüssigkeit
wurde zur Trockne abgedunstet und der Rückstand zur
JBntfernung des Chlorammoniums geglüht, alsdann mil
296 Baumhauer,
wenig Wasser und rothem Quecksilberoxyd digeriri» die
Flüssigkeit abgedampft und zur Entfernung des Quecksil-
beroxyds geglüht/ der Rest mit Wasser ausgezogen und
die unauflöslich gewordene Magnesia geglüht und gewogen.
Sie enthielt ebenfalls eine. Spur Manganoxydul.
Die zuletzt erwähnte wässerige Lösung, woraus die
Magnesia getrennt, wurde zur Bestimmung der Soda und
des Kalis verwendet.
Der Niederschlag M durch Ammoniak erhalten, wurde
sammt dem Filter mit Salzsäure behandelt und zur Ent-
fernung des Filters filtrirt. Aus dieser Auflösung erhielt
man durch kohlensaures Ammoniak wiederum einen brau-
nen Niederschlag (P), die Flüssigkeit wurde verdampft und
der Rückstand vorsichtig geglüht (N).
Der Niederschlag (P) wurde in einen silbernen Tiegel
mit einer concentrirten Pottaschenlösung gekocht und nach
Verdünnung mit Wasser filtrirt, mit Salzsäure gesättigt
und die Thonerde durch kohlensaures Ammoniak nieder-
geschlagen, abfiltrirt, mit kochendem Wasser und wenig
Ammoniak ausgewaschen, geglüht und gewogen. Darauf
wurde die Thonerde in wenig Salzsäure gelöst, die Lö-
sung zur Trockne verdunstet, das Residuum in wenig Was-
ser gelöst. Es blieb ein wenig phosphorsaüre Thonerde
zurück, welche durchs Gewicht bestimmt wurde.
Die Flüssigkeit, mit welcher durch kohlensaures Am-
moniak die Thonerde niedergeschlagen war, wurde ver-
dampft und geglüht (Q).
Das durch kochende Pottasche von der Thonerde
befreite Eisenoxyd wurde in Salzsäure gelöst, filtrirt, mit
Ammoniak gesättigt und erwärmt. Durch bernsteinsaures
Ammoniak wurde das Eisenoxyd abgesondert, durchs Fil-
trum getrennt, ausgewaschen und nach dem Glühen be-
stimmt. Dasselbe wurde nachher mit dem Rückstande Q
in einem Platintiegel mit Salpeter und kohlensaurem Kali
geglüht und in Wasser gelöst. Der durch Salpetersäure
angesäuerten Flüssigkeit wurde salpetersaures Quecksilber
und darauf Ammoniak zugefügt ; das schwarze Präcipitat
über den vermuthlichen Ursp^ng der Meteorsteine. 297
wurde abfihrirt, ausgewaschen, geglüht und das übrigblei-
bende Chromoxyd gewogen.
Die Flüssigkeit, aus welcher das Eisenoxyd durch
bernsteinsaures Ammoniak abgeschieden war, wurde ver-
dampft und der Rückstand geglüht. Dieser Rückstand mit
denen beiden unter N gemeldeten wurde in Königswasser
gelöst, und nach Filtrirung durch Chlorkalium und Aetz-
kaU die Oxyde von Nickel, Kobalt, Mangan und Magnesia
niedergeschlagen, abfiltrirt und mit kochendem Wasser
abgewaschen. Die Flüssigkeit hatte eine helle purpur-
grünlichei Farbe von Mangan und mangansaurem Kali, sie
wurde mit Ammoniak und Alkohol gßkocht; es entstand
ein kaum zu sammelndes Präcipitat von Manganoxyd.
Das durch Chlorkalium und Aetzkali entstandene Prä-
cipitat wurde noch feucht 24 Stunden mit einer Auflösung
von Sublimat bei einer Temperatur von 30" C. digerirt
das ungelöste wurde abfiltrirt, abgewaschen, stark erhitzt
zur Entfernung des Quecksilbers und der Rückstand ge-
wogen. Die übriggebliebene Flüssigkeit wurde in einer
tarirten Schale verdampft, der Rückstand stark geglüht
zur_ Entfernung des Quecksilbers, mit Salpetersäure be-
feuchtet, geglüht und gewogen.
Auf diese Weise hätte ich nach ülgren*) die Oxyde
des Nickels und Kobalts von der Magnesia und dem Man-
ganoxyd absondern müssen, doch in dem durch die Queck-
silberverbindung Ungelösten war die grösste Menge Mag-
nesia geblieben, hingegen war in der Auflösung Nickel-
oxyd vorhanden.
Die beiden abgewogenen Theile wurden deshalb zu-
sammen in Königswasser gelöst und die Metalloxyde nach
Neutralisirung mittelst Ammoniaks durch Schwefelwasser-
stoflF-Ammoniak gefällt, abfiltrirt, getrocknet mit,Salpetersäure
befeuchtet, geglüht und gewogen. Die Flüssigkeit wurde
verdampft, mit Schwefelsäure befeuchtet und die Magnesia
als schwefelsaure Magnesia bestimmt
Berzelius, Jahresbericht 1841. II. p. 148.
Arch. d. Pharm. XCV. Bds. 3. llft. SO
298 Baumhauer,
Das in Königswasser und kohlensaurem Kali unauf-
lösliche Pulver wurde durch Fluorwasserstoffsäure auf
folgende Weise zerlegt : In ein^i grossen Platintiegel wurde
in, der Mitte eine mit Löchern versehene Platte gelegl,
-und auf dieselbe ein Platinschalchen mit dem zu unter-
suchenden Stoffe, welcher mit. Wasser befeuchtet war.
In dem untern grossen Tiegel befand sich Flussspath mit
starker Schwefelsäure. Der ganze Tiegel wurde nun mit
einem Platindeckel bedeckt und 12 Stunden einer gelinden
Wärme ausgesetzt, wobei von Zeit zu Zeit der Tiegelin-
halt mit einen Platindraht umgerührt wurde. Nach dieser
Zeit war alles Pulver bis auf einige wenige braunschwarze
Puncto aufgelöst, die Flüssigkeit wurde abgedampft, in
einem Wasserbade war das Residuum mit destillirter Schwe-
felsäure Übergossen, bei gelinder Wärme abgedampft und
gelinde geglüht, wieder in Salzsäure gelöst und das
unaufgelöste Chromeisen abfiltrirt. Dasselbe wurde in
einem Platintiegel mit Salpeter und kohlensaurem Natron
geglüht, in kochendem Wasser gelöst und das unaufge-
löste Eisenoxyd abfiltrirt, scharf getrocknet und gewogen.
Die Auflösung wurde mit Salpetersäure angesäuert
und auf die obenangegebene Weise das Chromoxyd be-
stimmt.
Die salzsaure Lösung wurde mit Schwefelwasserstoff,
Ammoniak und Schwefelwasserstoff-Ammoniak behandelt,
gerade so als bei dem in Säuren löslichen Pulver.
Zur Bestimmung der Menge Kieselsäure wurde eine
andere Menge Pulver mit dem sechsfachen Gewichte koh-
lensauren Baryts abgerieben und in einem Platintiegel,
welcher sich in einem mit Magnesia gefüllten hessischen
Schmelztiegel befand, 4 Stunden hindurch in einem star-
ken Kohlenfeuer geglüht. Nach Abkühlung fand man die
Masse zusammengebacken und konnte durch einen leich-
ten Druck aus dem Tiegel entfernt werden; sie wurde in
einem bedeckten Glase sehr langsam durch Salzsäure zer-
legt; unaufgelöst blieben schwarze Puncto und gallertar-
tige Kieselsäure, welche abfiltrirt und darauf mit Soda in
einem silbernen Tiegel ausgekocht wurde. Die filtrirte
über den vermuthlichen Ursprung der Meteorsteine. 299
Fltissigkeit wurde mit Salzsäure gesättigt, zur Trockne
verdampft und das Residuum mit kochendem Wasser aus-
gezogen» Die ungelöste Kieselsäure wurde auf einem Fil-
trum gesammelt, mit kochendem Wasser und Ammoniak
ausgewaschen, getrocknet und gewogen.
Die eben erwähnte salzsaure Auflösung wurde durch
Schwefelsäure vom Baryt befreit, zur Trockne verdampft
und geglüht, der Rest mit starker Salzsäure einige Stun-
den hindurch digerirt, und nach Verdünnung mit Wasser
wurde die Flüssigkeit filtrirt, die ungelöste Kieselerde
ausgewaschen, getrocknet und gewogen.
Magnetische Theile.
Der Schwefel wurde auf die früher angegebene
Weise aus der Menge Chlorsilber berechnet, der Phosphor
wurde aus der bei dieser Prüfung in dem Kölbchen
zurückgebliebenen Flüssigkeit auf die oben erwähnte
Weise bestimmt. Die magnetischen Theile wurden in
Salzsäure und darauf in Königswasser digerirt, und die
Lösung mit dem Ungelösten zur Trockne verdampft.
Darauf wurde die trockne Masse mit starker Salzsäure
24 Stunden sich selbst überlassen und darauf nach Ver-
dünnung mit Wasser die Flüssigkeit filtrirt.
Durch SchwefelwasserstoflF wurde ein wenig Kupfer
und Zinn, durch Ammoniak Eisenoxyd mit etwas Nickel
Kobalt und Manganoxyd, und durch Schwefelwasserstoff-
Ammoniak, Nickel- und Kobalt-Oxyd präcipitirt. Die Nie-
derschläge wurden sämmtlich auf die früher angegebene
Weise behandelt. In der übrig gebliebenen Flüssigkeit
konnte durch oxalsaures Ammoniak keine Spur von Kalk
angezeigt werden. Jedoch Magnesia wurde durch phos-
phorsaures Natron in hinlänglicher Menge angezeigt.
(Fortsetzung folgt.)
20»
M I
300
II. matnritreschlchte und Pharma-
kosrnosle.
lieber das Zerfressen der trockenen Vegetabilien
durch Insekten;
von
J« H* Schwache in Alfeld.
Schon seit mehreren Jahren habe ich so nebenbei
etwas Entomologie studirt, und bin so frei, die mir leider
vorgekommenen Zerstörungen mehrerer roher Droguen
durch Insekten speciell anzugeben, so weit meine Kennt-
nisse in dieser Hinsicht reichen.
Es ist bekannt, welche heillose Verwüstungen eine
Schabe, die sogenannte Kornmotte, Tinea ^ranella*), an-
richten kann und eben dasselbe Thierchen ist es auch,
welches in unseren rohen Droguen nicht minder grossen
Schaden verursacht. Es war zuerst im Jahre 1841, wo
ich die Larve (Raupe) dieses Schmetterlings zuerst in den
süssen Mandeln entdeckte, ohne jedoch zu wissen, welcher
Art von Tinea das Räuplein angehörte. Sie wissen die
Mandeln so geschickt auszufressen, dass fast nichts als
die zimmtfarbige Hülle übrigbleibt. Anfangs Juni desselben
Jahres entdeckle ich auf dem Bodenräume der Kräuter-
und Materialkammer mehrere Schwärme kleiner silber-
farbener Motten und konnte nicht begreifen, woher sie
gekommen. Die Zahl mehrte sich täglich, so dass ich mit
Hülfe mehrerer Besen täglich Tausende! erschlagen Hess.
Endlich entdeckte ich die Quelle. Auf dem Bodenraum
stand eine Tonne mit Pulv.sem. foenu-graec.**) , aus welcher
die Thierchen sichtbar entschlüpften! Beim Nachsehen
zeigte sich die ganze Pulvermenge als ein Gespinnst-Knäuel
von Räupchen und Faltern. Ich lasse die Tonne herab-
tragen, aussieben und sandte die schnurförmigen Gespinnst-
Haufen mit Larven, Puppen und Eiern an Herrn Garnison-
*) Am besten abgebildet und beschrieben bei: Frey er, die schSd-
lichsten SchmeUerlinge Deutschlands. Augsburg 1839. S. 56. T. 11.
**) In Folge des Selbstdispensirens der Thierärr^te obsolet geworden.
Schwache, Zerfressen trockener Vegetab. durch Insekten. 301
lehrer Krösmann*) in Hannover, welcher denn bald
mehrere Falter entschlüpfen sah und sie für die wirkliche
Tinea granella erkannte. Fortan entdeckte ich sie noch
im Siliqua dulcis, Sem. papav. alb., Amygd. dulc. et amarae
und Plaeenta amygdal. In den Mandelkuchen entwickelten
sie einen eigenthümh'ch unerträglich ranciden Geruch-
Wiggers**) sagt: dass das Zerfressen der Vegetabilien
durch Insekten vorzugsweise bei denen statt findet, welche
Stärke und Zucker enthalten, ohne jedoch die. betref-
fenden Insekten näher zu bestimmen.
Haben die weissgelben Räupchen nun ihre Ver-
puppungsreife erlangt, so treten sie Wanderungen an, und
suchen allerlei Schlupfwinkel auf, so z. B. zwischen den
Tonnenbändern der Foenumgraecumtonne hatten sie sich
zu Tausenden verpuppt. Andere wandern weiter, ver-
kriechen sich in verschiedene Kräuter- und Wurzelkasten,
besonders da, wo kleine Vorräthe geschnittener***) Kräuter
aufbewahrt sind, verpuppen sich unten im Boden oder in
den Winkeln der Kasten, indem sie die Kräuter oder Holz
zernagen, spinnen davon eine Hülse und verwandeln sich
darin. Leert man die Kasten, so findet man leicht die
zusammengesponnenen' Kräuter u. s. w., wo die Puppen
liegen, aber in der Regel kommt man zu spät, da der
Vogel bald entschlüpft, hebt man dann mit einem Messer
die Gespinnste auf, so findet man noch stets die leere
Puppenhülse. Wieder andere Larven nagen sich geradezu
kleine Löcher (Wurmlöcher) in die Kastenwände u. dgl.,
verpuppen sich hier, und hübsch ist es ein Thierchen dar-
aus entschlüpfen zu sehen. Die Puppe dreht sich, bis \
ihrer Grösse aus der Oeffnung steht; dann platzt die Hülse,
die Motte kriecht mit Blitzesschnelle zu einer senkrechten
Höhe heran, entfaltet ihre Flügel und — fliegt davon! —
Ich habe mehrere Generationen der Tinea granella in
einem Sommer beobachtet und daher Eier, Larven, Puppen
*) Ein trefflicher Entomologe.
**) Dessen Grundriss der Pharmakognosie. Göttingen 1840. S. 15.
***) Ein zweiter Vorwurf geschnittene Vegetabilien aufsnbewahren.
S. Wiggers Grnndriss S. 11.
302 Schwache,
und Falter gleichzeitig gehabt. Zwei Jahre habe ich ge-
kämpft und zerstört, um diese lästigen Gäste auszurotten!
Das zweite schädliche Insekt ist der sogenannte Speck-
käfer, Dermestes lardarius*). Viele Droguen erhalten wir
in trockener Blase verpackt, als Aloe, Asa foetida, Elemi,
Galbanum, Crocus, Camphar u. dgl. Diese trockene Blase
ist der wahre Köder für die Käfer. Legt man z. B. die
Droguen mit der Blase in die Standgefässe, so ist der
Käfer bald da, und obgleich er die Droguen nicht selbst
yerzehrt, so richtet er doch gewaltig viel Unreinlichkeit
an durch seine Larven und deren Häute, welche wie alle
Käferlarven zu den ekelhaftesten gehören. Sodann ver-
breitet er sich weiter im Hause, sucht Pelzwerk, Samm-
lungen ausgestopfter Thiere und Insekten auf und da
schmeckt seinen Zähnen alles wie Zucker. Ich fand ihn
sogar gesellig im Kasten mit Mandelkleie.
Nun folgt aber noch eine ekelhafte Secte und das
sind die Milben. Folgende Gegenstände werden be-
sonders von ihnen heimgesucht: Canthariden und deren
Pulver **), Caricae, Crocus, Seeale comutum und dessen
Pulver und Roob Sambuci, wenn es nicht gehörig einge-
dampft und in Folge dessen in Gährung übergegangen.
Es sind mehrere Arten von Milben, welche diese Körper
zerstören, jedoch wage ich nicht sie speciell zu bestimmen,
da mir Okens Zunft über Milben***) nicht genügte und andere
Werke mir nicht zu Gebote standen. Die grössten leben
in und auf den Feigen. Wo sie sich einmal eingenistet,
ist alle Hülfe vergeblich. Nur Wegwerfen der Sachen und
Reinigung der Gefässe fiihrt zum Ziele. Die meisten Ver-
suche in dieser Hinsicht habe ich mit den Feigen ange-
*) Oken allgem. Natargeschichte, Bd 5. S. 1759.
^*) Ich lasse das CaRtharidenpulver stets trocknen, bevor es in die
Standgefässe kommt, dann hält es sich Jahre lang, ohne milbig
oder schimmelig zu werden. — Noch besser ist es wohl nur gans
kleine Vorräthe von Pulver eu halten und dasselbe erst frisch
stossen zu lassen. B.
*»*) Allgem. Nalurgesch. Bd. 5. S. 661.
Zerfressen trockener Vegetabüien durch Insekten, 303
stellt. Ich habe sie gesiebt, mit Alkohol gewaschen, mit
Zucker bestreut, getrocknet u. s. w., allein Alles vergebens,
nach ein Paar Tagen sind eben so viel Tausende wieder da.*)
Ohne Zweifel wäre es wünschenswerth, wenn die
Herren CoUegen die schäcflichen Insekten sorgfältiger be-
obachteten, und die Arten genau bestimmt würden : denn
kennt man ihre Naturgeschichte genau, so hat man eben
dadurch die beste Waffe in der Hand, sich vor Schaden
zu schützen.
— ■ • » • >< •<•
Bemerkttog über Rad. gentian. alb.;
von
Osswald^
Hofapotheker in Eisenach.
Die von Laserpüium latifolium L. abstammende Rad.
Gentian, alb., welche noch in vielen Gegenden, so auch
hier von den Landleuten in den Apotheken verlangt wird,
liess ich aus einer Droguenhandlung kommen, und er-
hielt zwar eine ähnlicheaber ganz andere Wurzel, nämlich
die vom Peucedanum Cervaria, Lapeyr., welche auch frü-
her unter dem Namen rad, Gentian. nigr. oder rad, Cer-
variae nigr, officinell war. Näher betrachtet lassen sich
beide Wurzeln durch das äussere Ansehen leicht unter-
scheiden; denn die rad, Gentian. nigr, ist aussen dunkel-
graubraun ins Schwarze, während Gent^ alb. mehr gelb-
lich weiss aussieht, dann ist der Geschmack bei der letz-
teren scharf aromatisch bitter, der bittere Geschmack fehlt
bei ersterer ganz.
*) Feigen halten sich längere Zeit vortrefflich, wenn man sie in
weithalsige Flaschen bringt, mit Wasser füllt, darch Erhitzen
Eum Siedepuncto die Luft verdünnt, dann fest verkorkt und ver-
picht oder mit nasser Blase unter den Kork gesogen verschliesst,
doch müssen sie nach dem Oeffnen bald verbraucht werden.
Bley.
H-*H«4«
304
lUL nionateberlcht.
Ueber Redaction des Silberoxjds als Metallspiegel
auf Glas.
•
Dass der Aldehyd aus einer Lösung von salpetersaurem
Silberoxyd in Ammoniak das Silber als glänzenden Me-
tallspiegei auf Glas niederschlägt, ist seit längerer Zeit
bekannt. Später entdeckte man diese Eigenscnaft auch
an der Zuckersäure, Pyromekonsäure und salicyliger Säure
und vor Kurzem erst hatte Drayton diess auch an wein-
geistigen Lösungen von Kassia- und Nelkenöl bemerkt
Dr. J. Stenhouse hat nun noch mehrere Körper ge-
funden, welche namentlich in der Wärme SilberspiegeL
geben. Traubenzucker giebt beim Erwärmen schon nach
wenig Minuten einen glänzenden Spiegel, in der Kälte erst
nach 42—46 Stunden. Dagegen Rohrzucker iaur beim
Erwärmen, Stärke und arabisches Gummi gar erst beim
Kochen.
Auch Phlorrhidzin und Salicin. Terpentinöl und Lor-
beeröl nur bei concentrirten Auflösungen. Aehnlich wirkt
Guajacharz.
Vom Pimentöl, welches bekanntlich aus zwei Oelen
von verschiedenem specifischem Gewicht besteht, giebt
nur das schwerere einen Spiegel.
Keine Metallspiegel geben : Zimmtsäure, Benzoesäure,
Mekonsäure, Komensäure, Gerbsäure, Pyrogallussäure, Ben-
zoegummi, Elemi, Olibanum, Rhodiumöl und Glycerin.
Stenhouse fand auch, dass die nach Drayton
bereiteten Spiegel in einigen Wochen braune Flecken be-
kommen, was er kleinen Mengen von Harz zuschreibt,
das durch Oxydation der Oele durch das Silberoxyd ent-
stehen mag und vom Silber mit niedergerissen wird. (Lond,
Edinb. and. Dubl. Phil. Magaz. 3. Ser. Vol. 26. — Pharm.
Centrbl No. 47. 1845.) B.
Modification des Lichtes durch den Elektromagnetismus.
Pouillet erwarb sich in der Sitzung dei: französi-
schen Akademie Anfangs Februars das Verdienst, durch
eine klare und verständliche Darstellung seiner Bestäti-
gungsversuche die neueste, wie es scheint, sehr wichtige
Entdeckung Faraday's in ein helleres Licht zu setzen.
Faraday's Hauptversueh besteht in der Darlegung der
Thatsache, dass dfie Polarisationsebene eines Lichtstrahls
durch den magnetischen Strom verändert wird. Wird ein
Modificatton des Lichtes durch Elektromagnetismus. 305
von einer Argandschen Lampe ausgehender horizontaler
Lichtstrahl, der durch Reflexion in einem Spiegel polaris
sirt worden, durch ein festes, zwischen die Pole eines
kräftigen Elektromagneten gestelltes Flintglas, geleitet, so
verschwindet der Lichtstrahl. Um dieses*" beobachten zu
können, ist der hufeisenförmige Elektromagnet horizontal
aufgestellt, so dass eine durch die beiden Pole des Elek-
tromagneten gelegte Yertikalebene mit dem Lichtstrahl
parallel läuft, während man den Lichtstrahl selbst durch
ein drehbares Nichorsches Prisma betrachtet. Hat man
das Prisma so gedrehet, dass der Lichtstrahl bei ünthä-
tigkeit des Magneten sichtbar ist, so verschwindet der
Strahl in demselben Momente, wo der Magnet durch eine
Voltai&che Säule in Thätigkeit gesetzt wird, und erscheint
sogleich wieder, wenn der elektrische Strom unterbrochen
wird. — Pouillet nun bedient sich eines anderen Instru-
mentes, mittelst welches man die Botationsebenen sehr
genau messen' kann, und das, gleich einem Fernrohr in
ein Objectiv und Ocular zerlegbar ist. Das Objectiv ist
ein Nichorsches Prisma, hinter welchem zwei horizontal
auf einander geleimte gleich dicke Quarzplatten so auf-
gestellt sind, dass die Verbindungsfläche der beiden Plat-
ten mit dem durch das NichoFsche Prisma einfallenden
Lichtstrahl parallel läuft. Die Quarzplatten sind so aus-
gewählt, dass sie ein verschiedenes Rotationsvermögen
für das Licht besitzen, also die eine den Strahl nach
links, die andere nach rechts drehet. Da nun vermöge
der Stellung der Quarzplatten die Hälfte des einfallenden
Lichtes durch die linke, die andere durch die rechte Platte
!;eht, so entstehen zwei von einander abstehende Bilden
n dem Ocular des Instrumentes befinden sich zwei Sy-
steme von Bergkrystall, das eine aus einer rechtsdrehen-
den Platte, das andere, der sogenannte Compensator, aus
zwei linksdrehenden Prismen, welche sich über einander
verschieben lassen und so stets eine Platte bilden, deren
Dicke durch Verschieben der Prismen reguhrt werden
kann. Diese Systeme werden durch ein Galileisches
Fernrohr betrachtet. Objectiv und Ocular werden nun
getrennt von einander in derselben Axe aufgestellt, und
zwischen beiden die zu untersuchenden Körper angebracht.
Pouillet hat vorzüglich mit einer FHntglasplatte, welche
ihit dem Elektromagneten in Verbindung gesetzt wurde,
seine Versuche angestellt. Er suchte zuerst durch Ein-
schieben von verschiedenen Gläsern dem von einer Lampe
ausgehenden Lichtstrahl in dem Apparat die Biot'scne
Uebergangsfarbe zu geben, eine violette Farbe, deren
906 Modi^caiüm des lichtes durch Eldäromagneiitmus.
Debei^ans in blau oder roth äusserst leicht bemerkbar
und messoar ist. Bei der Einwirkung des Elektromag-
neten ändert nun sogleich die entsprechende Hälfte des
Lichlbildes ihre Farbe, und erhält ihre ursprüngliche
Farbe wieder bei Unterbrechung des Stromes. Durch
Drehung des Compensatprs kann gemessen werden, um
wie viel die Rotationsebene des Lichtstrahls abgeändert
wurde. — Die vollständige Publication der Untersuchungs*
art Faraday's wird gewiss ein abgerundetes Ganzes
darbi^en, wie man es an allen Arbeiten dieses ausge-
zeichneten Naturforschers gewohnt ist, und so werden
denn noch manche jetzt unklare Verhältnisse aufgehellt
werden. — Auch Hr. Dr. Böttger in Frankfurt hat die
Faraday'schen Versuche wiederholt und bestätigt Allein
I alle bisher bekannt gewordenen Thatsachen beweisen noch
[_ nidit mit Entschiedenheit, dass das Licht unmittelbar durch
den Elektromagnetismus eine Veränderung erleidet, da
durch den elektrischen Strom in den durchsichtigen Kör-
pern auch moleculare Veränderungen bewirkt werden kön-
nen, in deren Folge das Licht nur mittelbar afficirt würde.
Faraday bat sich für die unmittelbare Modification des
Lichtes ciurch die Elektricität und den Magnetismus aus-
gesprochen. (Nach Aagsb, Allg, Zeit Nr, 42, Beil. 1846 J
Wr.
Technische Benutzung des Sauersto£Pgaslichtes.
Die Ursache der häufigen Unglücksfälle durch Zusam-
menstossen der Dampfschiffe wird in der ungenügenden
Beleuchtung der Schiffe durch Oellampen gefunden. Man
beabsichtigt daher jetzt in Frankreich das Drummondsche
Licht, welches bekanntlich durch die mit. Sauerstoffgas
genährte und auf ein Stück Kalk oder Magnesia gerich-
tete Wasserstoffgasflamme hervorgebracht wird, allgemein
auf den Dampfschiffen einzuführea Indessen setzt die
Gefährlichkeit und das Volumen der Gase der Einführung
dieses Lichtes grosse Schwierigkeit in den Weg. Nun
hat ein Hr. Gaudin eine wesentliche Veränderung vor-
geschlagen, welche darin besteht, das Sauerstoffgas durch
eine Weingeistflamme strömen zu lassen und die Flammen
auf ein Stück Magnesia (Magnesit?) zu leiten. Dieses Licht
soll man noch auf \ Stunde Entfernung leicht erkennen
können, und wenn auf jeder Radtrommel der Schiffe ein
solches Licht angebracht wird, so soll nach dem Urtheile
französischer Marinebeamten jede Begegnung sicher zu
vermeiden sein. {Nach Allg. Augsb. Zeit. Nr, 42 1846. BeäJ
Wr.
Nordlicht Beleuchtung der Bergwerke. 307
Wirkung der Koble auf Metallsolutionen.
Chevalier hat neuere Versuche angestellt zur Ermit-
telung der Wirkung der Holzkohle und der Knochenkohle
auf metallische Lösungen, und die Erfahrung bestätigt,
dass essigsaures und salpetersaures Bleioxyd in ihren So-
lutionen vollständig zersetzt werden unter Ausscheidung
des Bleis, wobei man von der Holzkohle weit mehr be-
darf als von der Thierkohle. Bleihaltiges Pomeranzen-
Blüthwasser soll durch Schütteln mit gewaschener Thier-
kohle vollkommen bleifrei werden, ohne seinen Geruch
zu verlieren. (Buchn. Repertor, f. d. Pharm. 39, 3.J B.
Entstehung des Nordlichts«
F i s ch e r sagt : das Hauptauftreten der Aurora borea-
lis findet am Rande oder an den äusseren Gränzen der
gefrornen See statt, wo der Prozess der Congelation mit
der grössten Schnelligkeit vor sich geht. Das Nordlicht
ist ein elektrisches Phänomen und erhebt sich aus der
positiven Elektricität, welche sich bei Congelation der feuch-
ten Dünste entwickelt und aus der als Folge herbeigeführ-
ten negativen Elektricität der umgebenden Portionen der
trocknen Atmosphäre. Es ist die begleitende Anzeige der
durch die Dazwischenkunft und Leitungskraft klemster
gefrorner Theilchen herbeigeführten Wiederherstellung des
elektrischen Gleichgewichts, welche Partikelchen vermit-
telst des Durchgangs der Elektricität leuchtend werden
und so die Entstehung der Erscheinung der Aurora ver-
anlassen. (Froriep's N. Notiz. Bd, 35, p. 234,) Hz.
Beleuchtung der Bergwerke.
Boussingault und de la Rive sind gleichzeitig
auf den Gedanken gekommen, dass gerade für Bergwerke
die Beleuchtung durch das Kohlenspitzenlicht einer star-
ken galvanischen Batterie am passendsten und ausführ-
barsten sein werde. Beide vereinigen sich dahin, dass
die Zinkkohlenbatterie in ihrer neuesten Construclion vor-
zuziehen sei und dass man die Kohlenspitzen in einen
hermetisch zu schliessenden Ballon einschliessen müsse,
der nicht luftleer zu sein braucht, da die geringe Menge
Sauerstoff darin ohnehin bald consumirt wird. TLe Tech-
nologiste 1845. Nov.—Polyt. Centr.-Bl 1845. 24. tieft.) B.
308 Säuren aus Schwefel, Wasserstoff und Stickstoff.
lieber eine neue Reihe von Säuren^ welche Schwe-
fel^ Wasserstoff und Stickstoff enthalten«
Schon früher hatte Fr6my beobachtet, dass bei Ein-
wirkung der schwefligen Säure auf osmigsaure Salze sich
eine neue Reihe von Salzen bildete und liess nun, um zu
sehen, ob die osmige Säure durch salpetrige Säure
ersetzt werden könnte, einen Strom von schwefliger Säure
durch eine Auflösung von salpetrigsaurem Kali gehen.
Es entstand eine Reihe quatemärer Säuren, deren Nomen-
clatur Fr ^ m y vorläufig nach den Verhältnissen des darin ent-
haltenen Schwefels und Stickstoffs bestimmte. Zuerst setzte
sich ein stark alkalisch reagirendes, in Wasser leicht
lösliches Salz ab, welches der Verfasser sulfazinigsan-
res Kali nennt, und dem er die Formel S^N^H^O'^+SKO
giebt. Bei weiterer Einwirkung der schwefligen Säure
auf dasselbe entsteht sulfazinsaures Kali, welches
die Formel S*N*H^0'*-|-3K0 hat, weniger leicht löslich
ist und in schönen Nadeln krystallisirt. Beide Salze ver-
binden sich zu löslichen Doppelsalzen, von denen Fr ^m y das
eine metasulfazinsaures Kali nennt. Wird sulfazin-
saures Kali von neuem mit schwefliger Säure behandelt, so
erhält man ein noch weniger leicht lösliches, in Rhomboe-
dern krystallisirendes Salz, welches basisch sulfazotin-
saures Kali genannt ist und die Formel S*N*H*^0'®-;(-
3K0 bat. Durch Wasser wird es bald zersetzt, in
doppelschwefelsaures Kali, schweflige Säure und ein neues
in sechsseitigen Tafeln krystallisirendes Salz, sulfazi-
dinsaures Kali = S^N^H»0'+KO.
Wird salpetersaures Kali mit schwefliger Säure behan-
delt, so bildet sich sulfammonsaures Salz, welches
die Formel S«N^H«0^'-f-4K0 hat. Man kann sich die
Sulfammonsäure auch zusammengesetzt denken aus 8 Aeq.
schwefliger Säure, 1 Aea. salpetriger Säure und 3 Ae(j.
Wasser. Die Auflösung letzteren Salzes zerfallt bald in
zweifach -schwefelsaures Kali und metasulfammon-
saures Kali, und dieses wird durch siedendes Wasser
wieder in zweifach -schwefelsaures Kali und in su Ifa mi-
di nsaures Kali zerlegt, welches sich endlich bei fort-
i gesetztem Kochen in schwefelsaures Ammoniak und schwe-
elsaures Kali verwandelt.
Gegen diese Angaben Frdmys hat Th6nard ein-
gewandt, dass man die sulfazinige Säure, Sulfazinsäure
und Sulfazotinsäure, sich eben so gut als zusammenge-
setzt denken könne aus 1 Aeq. salpetriger Säure, 3 Aeq.
Wasser und 3, 4 und 5 Aeq. schwefliger Säure, wodurch
Arsenhaltige Schwefelsäure. Cyansüber, 909
dann die Formeln sehr vereinfacht würden; auch wisse
man^ dass sich die schweflige Säure mit der salpetrigen
Säure zu einem eigenthümlichen Körper verbindet, welcher
sich bei der Schwefelsäurefabrikation in den Bleikammern
absetzt. (Journ. de Pharm, et de Chitn. VIII. et Compi.
rend. XXL — Pharm. CentralbL No, 59. 1845.) B.
lieber arsenhaltige Schwefelsäare.
Nach Dupasquier kommt das Arsen in der Schwe-
felsäure in Form der arsenigen Säure vor, und ist in ver-
schiedener Menge, im Mittel jedoch zu -j-yVir darin enthalten.
Die Anwendung der Salzsäure oder des Schwefel wasserstoff-
gases ist nicht im Stande, die arsenhaltige Schwefelsäure
vollkommen zu vereinigen, wohl aber wird durch die
alkalischen Schwefelmetalle alles Arsen daraus entfernt. —
Schwefelbaryum eignet sich am besten zu diesem Zwecke.
(Journ, de Chim. med. Juin 1845. — Pharm. CentralbL 1845.
No. 31.) • B.
Zusatz von H. Wackenroder. In dieser ganzen An-
Sabe von Dupasquier ist weiter nichts richtig, als dass
as Arsen, wenn es in der Schwefelsäure überhaupt vor-
kommt, nur als arsenige Säure enthalten ist, was ich bereits
vor zwölf Jahren m Buchner's Bepert. f. d. Ph. B. 47, p. 337.
dargethan habe. Wenn durch die mit etwa 10 Theilen
Wasser verdünnte Schwefelsäure ein Strom Schwefelwas-
serstoffgas geleitet und die Flüssigkeit nun in einer offenen
Flasche so lange hingestellt wird, bis sich der Geruch
des Gases verloren hat, so ist die Säure vollkommen von
Arsen befreiet, und sie entwickelt dann mit Zink keine
Spur von Arsenwasserstoff. Hält die Säure die letztere
Probe aus, so kann sie unbedenklich zur Fällung ver-
schiedener Präparate, z. B. des Goldschwefels benutzt werden,
da auch das darin aufgelöst gewesene schwefelsaure
Bleioxyd durch den Zusatz von Wasser vollständig abge-
schieden wird. Der Schwefelwasserstoff wirkt auf das aus
der Säure niederfallende schwefelsaure Bleioxyd höchst
wenig oder auch gar nicht ein.
• > > < •■<»■
Darstellung des Cyansilbers.
Brandely empfiehlt zu technischen Zwecken die
folgende Darstellung des Cyansilbers am zweckmässigsteu.
Die Auflösung von Silber (?) in käuflicher Blausäure sei
keineswegs zu empfehlen wegen der letztern Veränder-
lichkeit und Kostspieligkeit; sondern man soll sich in einem
340 Darstellung des Cyansübers.
leicht zasammenzostellenden Apparat die Blansäare selbst
entwickeln. Za diesem Zwecke bringt man in einen Glas-
kolben, der über einer Lampe oder einem Ofen erhitzt
werden kann, gewöhnliches Blutlaugensalz; durch den
Kork desselben lässt man eine gerade, oben in einen
Trichter sich endigende Glasröhre gehen, durch welche
man ein Gemenge von 4 Theil Schwefelsäure und 2 Theilen
Wasser auf das Blutlaugensalz giesst; durch denselben
Kork geht ein zweites Rohr, welches zweimal rechtwink-
lig gebogen wird und die Verbindung mit einer doppelt
tuDulirten Flasche herstellt, die mit einer Auflösung von
reinem salpetersaurem Silber (das man sich ebenfalls
durch Auflösung von reinem Silber in Salpetersäure und
Abdampfung zur Trockne darstellt) in destillirtem Wasser
gefüllt ist. Aus der andern Tubulatur der Flasche geht
ein Rohr zur Ableitung des überflüssigen Gases aus. Ist
alles zusammengestellt, so giesst man die Schwefelsäure
auf das Blutlaugensalz und erwärmt. Die entwickelte
gasförmige Blausäure erzeugt in der Silberlösung einen
rein weissen Niederschlag von Cyansilber. Wira nichts
mehr gefällt, so nimmt man den Apparat rasch auseinan-
der, um das Zurücksteigen der Flüssigkeit zu verhüten,
lässt erkalten, fillrirt das Cyansilber ab, und wäscht es
mit destillirtem Wasser aus. Es löst sich jetzt ganz klar
und ohne Rückstand in Gyankalium auf Der Blausäure-
dämpfe wegen ist die ganze Procedur unter einem gut
ziehenden Kamin vorzunehmen. Um 500 Gran salpeter-
sauren Silbers vollständig zu fallen, braucht man eben so
viel käufliche verdünnte Blausäure, welche 20—30 Fr.
kostet. Nach dieser Methode sind 500 Gr. Blutlaugensalz
für 3— 3^ Fr.,, etwa für 45 Cent. Schwefelsäure und für
höchstens 30 Cent. Brennmaterial erforderlich. fLe Tech-
nologisle, 1845. OcL — PolyL Centralbl 1845. 24. Heft.) B.
Zusaiz. Den geehrten Lesern ist die überaus leichte
und sichere Darstellung der reinen und unveränderlichen
Blausäure (aus der Abhandl. in Bd. 29. H. 4. Januar 4842
dies. Arch.) hinlänglich bekannt, und so dürfte die Mit-
theilung der Angaben des Hrn. Brandely, die von allem
Uebertfussigen und Unrichtigen befreiet eben nichts Neues
darbieten, ganz überflüssig erscheinen. Indessen wird
man daran wahrnehmen können, wie aus Unbekanntschaft
mit den vorhandenen Erfahrungen, oder aus Yerkehitheit
in der Benutzung derselben, oder aus Aneignung der Be-
obachtungen und Erfahrungen Anderer der Wagen der
Wissenschaft so oft, namentlich im Auslande, zum „gehemm-
Darstellung des Ctfonsübers. 314
len Fof tschritt" oder zum «»beförderten RückscbriU'' gezwiUH
gen wird. Wenn die nicht selten sich breit machende An-
masslichkeit der Ausländer g^ehörig abgefertigt wird, wie
durch einen unserer ausgezeichnetsten Gelehrten vor Kur-
zem geschah, so muss man diesemVerfahren wohl beistimmen«
Die von Hrn. Brand ely abermals aufgefrischte An-*
gäbe von der Veränderlichkeit der Blausäure sollte doch
endlich ganz ab^ethan sein. Oder bereitet man wirklich
noch in Frankreich solche Blausäure, die sich beim Auf*
bewahren verändert. — Wenn anstatt einer Retorte, die
ganz im Sandbade steckt, nach Brand ely ein Kolben
geradezu über einer Lampe oder in einem Ofen erhitzt
wird, so ist die Entwickelung der Blausäure weder so
regelmässig, noch so vollständig, als sie sein kann. Die
von ihm empfohlene einfache Gasleitungsröhre ist immer
sehr misslich, wenn nicht ein Sicherheitsgefäss damit ver-
bunden ist. Als solches dient eine umgekehrte Tubulat-
retorte am allereinfachsten. Bei Benutzung derselben kann
man den Apparat nach vollendeter Destillation ruhig er-
kalten lassen, man läuft also gar nicht Gefahr, von den
Dämpfen der Blausäure beschädigt zu werden. Das in den
Kolben eingefügte Trichterrohr ist ganz überflüssig, es sei
denn, dass es als Sicherheitsrohr gegen das Zurücktreten
der vorgeschlagenen Flüssigkeiten diene, wozu es aber
von B r a n d e ly nicht benutzt wird. Die verdünnte Schwe-
felsäure entwickelt in der Kälte keine namhafte Menge
von Blausäure. — Die Ableitung des überflüssigen Blau-
säuredampfes ist ganz unnötfaig, da nur so lange Blau-
säure durch hinlänglich vorgeschlagenes Wasser entweicht
als atmosphärische Luft aus dem Apparate fortgeht. Ist
die Destillation im Gange, so gehen nur Wasserdämpfe
mit dem blausauren Gas über, und beide verdichten sich
schnell. Die Darstellung ist völlig gefahrlos und erfordert
die Benutzung eines Kamins gar nicht. Das Verhältniss
der Ingredienzien ist von Brand ely ungenau angegeben,
wenn auch die Verdünnung der Säure ziemlich die rich-
tige ist. Ich habe durch Versuche ausgemittelt, dass das
Verhältniss von 100 Th. Blutlaugensalz, 120 Th. englischer
Schwefelsäure und 200 Theil. Wasser das beste ist, bei
welchem das Gemisch während des Kochens nicht stösst
und zugleich die grösste Menge Blausäure liefert (a. a. 0.
p. 43). — Sicherer, als das Vorschlagen der Silbersolution
ist fiewiss immer das Vorschlagen von reinem V^asser,
da die Menge desselben Tür die vollständige Fällung des
Silbers und Cyans gleichgültig ist. Ebenso verhält es
sich mit der Bereitung dos Cyanquecksilbers, da man
312 Umwandlung von Senf Öl in Knoblauchöl.
doch immer das zur Auflösung dieses Salzes nöthige Was-
ser anwenden müsste. Bei unvorsichtigem Erhitzen des
Gemisches in der Retorte erlangen die Wasserdämpfe eine
grosse Spannkraft, so dass die kleinste Temperaturver-
minderung ein heftiges Zurückschleudern der vorgeschla-
fenen Flüssigkeit und somit eine Verunreinigung derselben
ewirken muss. — Zufolge der von mir ausgeführten
analytischen Bestimmung (a. a. O. p. 46.) müssen 500 Grm.
Blutlaugensalz geben 88 Grm. absolute Blausäure in Wasser
aufgelöst. Diese entsprechen 433 Grm. Cyansilber und
müssen 550 Grm. salpetersanres Silberoxyd zersetzen, also
tV mehr, als Brandely angiebt. — Üebrigens ist die
Berechnung der Unkosten zur Darstellung der Blausäure,
welche Hr. Brandely giebt, wohl so ziemlich dieselbe,
welche von mir aufgestellt worden ist. Daher können
denn jetzt auch andere Cyanide, namentlich Zinkcyanid
und Kupfercyanür mit Leichtigkeit zu sehr billigen Preisen
dargestellt werden. Ä Wr,
Umwandlung von Senföl in Knoblauchöl.
Gerhardt vermuthete, dass dem Senföl durch Ka-
lium ein Theil Cyan und Schwefel entzogen werden könn-
ten, so dass dieses dann eine gleiche Zusammensetzung
mit dem Knoblauchöl erhielte und suchte dies durch Ver-
suche zu erläutern. Er warf in in eine Retorte einige
Stücke Kalium auf wasserleeres Senföl, wodurch dieses
sogleich angegriflFen wurde. Man kann die Reaction etwas
beschleunigen, wenn man es etwas erwärmt, doch muss
diess sehr vorsichtig geschehen, damit das Oel nicht Feuer
fängt. Sobald man vorsichtig arbeitet, färbt sich die Masse
nicht sehr, es entwickelt sich ein Gas, Schwefelcyankalium
setzt sich zu Boden und Knoblauchöl destillirt über. Dieses
hat sowohl Geruch und übrigen Eigenschaften des gewöhn-
lichen Knoblauchöls. als auch die Zusammensetzung des-
selben.
Der Verfasser erhielt bei einer zweiten Destillation
des künstlichen Knoblauchöls über Kalium viel Schwefel
und glaubt, dass das Schwefelallyl Wertheim's ein Zer-
setzungsproduct sei. Es enthält mehr Kohle und Wasser-
stoff, als das natürliche Knoblauchöl, für dessen Zusam-
mensetzung der Verfasser die Formel C»*Hi8j>{asa angiebt*).
(Compt rend. — Pharm. CentrlbL No. 55, 1845J B.
^) Man vergl. hiermit die Würdigung, welche L i e b i g diesen Versu-
chen und Avssprüchen des Hrn. Gerhardt kürzlich hat angedeihen
lassen in den Annal. d. Ch. u. Pharm. Jan. 1846. p. 115. sq. D. Red.
VcUeriansäure und deinen Salze. ' 313
Valeriansäare und deren Salze.
Riegel hat diesen Präparaten vielfache Aufmerk-
samkeit geschenkt und sich mit deren Bereitung beschäf-
tigt, woraus Nachstehendes hervorgeht.
Die Darstellung der Valeriansäure aus der Baldrian-
wurzel geschieht nach Riegel am ergiebigsten auf folgende
Weise. Man setzt auf 10 Pfd. Baldrian wurzel und die zur
Destillation nöthige Menge Wassers 3 Unzen conc. Schwefel-
säure zu, um die gebundene Valeriansäure frei zu machen,
destillirt 30 Pfd. ab, sättigt das Destillat mit Natroncarbo-
nat, scheidet das Oel ab, engt die neutrale Flüssigkeit
auf ein Pfund ein und destillirt dann mit conc. Schwefel-
säure. Danach werden circa 10 Drachmen Valeriansäure
erhalten.
Durch die interessanten Beobachtungen von Dumas
und Stass, dass durch Behandlung des Kartoffelfuselöls,
Amyloxydhydrats, mit kaustischenAlkalihydraten in derWär-
me, valeriansauresKali entsteht, indem nämUch 2 Aeq. Was-
serstoff in dem Amyloxyd, C^^^H^'^O, abgeschieden und
ersetzt werden durch 2 Aeq. Sauerstoff C'" 11^*0 + 0* —
H* = C^^^H'^O*, ist nun auch ein Mittel zur Darstel-
lung der Valeriansäure an die Hand gegeben. 1 Theil
Kartoffelfuselöl und 10 Theile eines Gemisches gleicher
Theile Kalihydrat und gebrannten Kalk werden in einem
verschliessbaren Glasgemsse bei einer Temperatur von 170®
so lange in Berührung gelassen, als sich noch Wasser-
stoffgas entwickelt. Das Gefäss lässt man in verschlosse-
nem Zustande erkalten, befeuchtet die Masse mit Wasser,
setzt nach und nach verdünnte Schwefelsäure in schwa-
chem üeberschuss hinzu, bringt die ganze Masse nun in
eine Retorte und destillirt, so lange Valeriansäure übergeht.
Das Destillat wird mit Natroncarbonat gesättigt, zur Trockne
abgedampft und aus dem erhaltenen trocknen Rückstande
von valeriansaurem Natron, die Säure durch Destillation
mit Phosphorsäure abgeschieden.
•Eine eigenthümllclie Säure nach Dumas und Stass
= Chlorvalerisinsäure = C'"H'*C^O', entsteht, wenn
man Valeriansäure im Dunkeln zuerst bei Abkühlung, spä-
ter bei schwacher Erwärmung mit trocknem Chlorgas
behandelt, so lange noch Chlorwasserstoffsäure weggeht
und das aufgelöste Chlorgas durch einen Strom kohlen-
sauren Gases vertrieben wird. Sie wird in Form eines
geruchlosen, durchsichtigen. Syrups erhalten, ist schwerer
wie Wasser und von brennendem scharfem Geschmack.
Arch. d. Pharm. XCV. Bds. 3. Hft. 21
314 Valeriansäure und deren Salze.
Ghlorvalerosinsäure erhält man, wenn Valerian-
säarebydrat anstatt im Dunkeln, im Sonnenlichte der
Einwirkung von trocknem Chlor^as ausgesetzt wird, sie
ist reicher an Chlor als die vorfge und hat die Formel
C 1 H 1 ci8 o», ist aber den Eigenschaften nach der vorigen
gleich-
Yaleriansaure Salze,
Valeriansaures Kali ist schwer krystallisirbap and
leicht zerfliesslich, deshalb leicht löslich in Wasser, auch
in absolutem Alkohol ; das Natronsalz verhält sich ebenso.
Valeriansaures Ammoniak erhält man sehr
schnell und leicht durch Sättigen der Säure mit trocknem
Ammoniakgas; es krystallisirt in weissen, concentrischen
Strahlen.
Valeriansäure Kalkerde mit überflüssiger Kalk-
erde vermischt der Destillation unterworfen, erleidet die
Säure nach Loewig's Versuchen eine Zersetzung, es
tritt nämlich 1 Th. Kohlenstoff mit 2 Th. Sauerstoff zu
Kohlensäure zusammen, welche von der Kalkerde auf-
genommen wird, der Rest bildet einen ölartigen Körper,
der, über Kalkerde destillirt, rein und farblos erhallen
wird und von L o e w i g = Valeron = genannt wird. Seine
Zusammensetzung wird durch die Formel C^H'^0 aus-
gedrückt. C'«H^« O' — CO» = C'H»80.
Valeriansäure Magnesia und Manganoxydul
krystallisiren, ersteres in regelmässigen Prismen, letzteres
in rhombischen Tafeln.
Valeriansaures Zinkoxyd ist am vortheilhafte-
sten nach Riegel zubereiten, wenn die nach seinem ange-
gebenen Verfahren genommene verdünnte Valeriansäure,
ehe sie mit Schwefelsäure destillirt wird, bis zur vollkom-
menen Lösung mit Wasser versetzt, mit frisch gefälltem
kohlensaurem Zinkoxydhydrat vermischt und damit ein bis
zwei Stunden lang gekocht wird. Darauf wird filtrirt, der
Rückstand auf dem Filter ausgesüsst und die Lösung in
einer Retorte verdampft und in einer flachen Schale der
Krystallisation überlassen. Es krystallisirt in weissen bieg-
samen, perlmutterglänzenden, fettig anzufühlenden Blätt-
chen, die bei + 50<> weich werden, bei +150 bis 460 völlig
schmelzen, aoer dann das Wasser und einen Theil der
Säure abgeben.
Valeriansaures Kadmiumoxyd hat mit dem
Zinksalze viele Aehnlichkeit, die Krystalle sind weniger
glänzend.
Valeriansaures Kupferoxyd krystallisirt in schö-
nen grünen Prismen.
VcAmamäure und deren Salze. Digüalin. 315
Valeriansaures Silberoxyd krystallisirt auch
zuweilen in Blättchen, unterscheidet sich aber von den
anderen valeriansaaren Salzen dadurch, dass es sehr leicht
vom Lichte geschwärzt wird.
Valeriansaures Queck silberoxyd. Das Queck-
silberoxyd verbindet sich in der Wärme mit der ölartigen
Säure zu einer rothen zähen Masse, woraus kochendes
Wasser neutrales Salz auszieht, welches beim Erkalten
in sternförmig gruppirten, farblosen Nadeln anschiesst.
Valeriansaures Chinin erhält man durch Sätti-
fung einer alkoholischen Auflösung von Chinin mit Bai-
riansäure, alsdann Versetzen mit der doppelten Menge
Wassers und Verdunsten der Flüssigkeit bei gelinder
Wärme. Es unterscheidet sich durch Gestalt und Ansehen
von den andern Chininsalzen wesentlich. Die Form der
Krystalle des Chininvalerianats ist ein Oktaeder, zuweilen
auch ein Hexaeder, sie sind sehr biegsam, weiss und
perlmutterglänzend. Das Salz kann auch durch Zersetzen
des Chininsulphats mittelst Kalkvalerianat dargestellt wer-
den; das auf diese Weise erhaltene Salz ist aoer weniger
rein.
Valeriansaures Aethyloxyd wird durch De-
stillation einer Auflösung von Valeriansäure oder eines
valeriansauren Salzes in Alkohol mit Schwefelsäurehydrat
und Vermischen des Destillats mit Wasser erhalten, wo*
durch eine reichliche Menge Baldrianäther abgeschieden
wird, den man auf die gewöhnliche Weise reinigt. Es ist
eine farblose, ölartige Flüssigkeit von durchdringendem
Obst- und Baldriangeruch, im flüssigen Zustande Lei 13®
von = 0,894 spec. Gew., in Wasser unlöslich, mit Alkohol,
Aether und Oelen aber mischbar.
Valerianaldehyd oder valeriansaures Amyl-
oxyd bildet sich aus einem Gemenge von Schwefelsäure-
hyarat, Valeriansäurehydrat und saurem chromsaurem Kali
als ölartige neutrale Flüssigkeit, auch ebenfalls durch Ein-
wirkung von Salpetersäure auf KartofFelfuselöl. wird aber
durch Behandlung mit Kalkhydrat in der Wärme unter
Einwirkung von * Wasserstoffgas in Valeriansäure umge-
wandelt. (Jahrb. /! prakt. Pharm, Bd. 9. H. 5J B.
lieber Darstellung des Digitalins.
0. Henry fügt hier einige Notizen den Arbeiten
HomolU's bei. Man soll ..Digitalis'' mit Alkohol wie-
derholt digeriren und der Destillation unterwerfen, wobei
der Rückstand mit verdünnter Essigsäure behandelt wird,
21*
316 Anbau des Süssholzes u. Verfert. des Lakriizensafts,
und nun mit thierischer Kohle (bei gehöriger Verdünnung
mit Wasser) um sodann das Filtrat mit „Ammoniakh'quor"
zu zerlegen, und zugleich concentrirten frischen Galläpfel-
aufguss hinzufügen, so lange noch ein Niederschlag ent-
steht. — Dieser ist aus Gerbsäure und Di^talin zusam-
mengesetzt. Ausgesüsst und getrocknet, wird der Nieder-
schlag mit i Theil feinem Lithareyrum vermengt und
sodann mit der zweifachen Menge neissen Alkohols von
SS*» C. behandelt. Die Flüssigkeit wird demnächst durch
thierische Kohle gereinigt, filtrirt und abgedunstet. Der
Rückstand wird wiederholt mit Schwefeiäther in der Wär-
me behandelt. — Digitalin bleibt hiebei zurück, welches
vorsichtig getrocknet wird. Ein Kilogramm trockner
Digitalisblätter ergeben gegen =40 Grammen der Sub-
stanz. Der Verfasser macht darauf aufmerksam, auch bei
andern Substanzen dieser Art Galläpfelaufguss so wie
Eichendecoct etc. in Anwendung zu bringen, um jene
zu trennen. — fJaum. de Pharm, et de Chim. Juin 1845.
pag. 460. etc.) Wg.
lieber den Anbau des Siissholzes und Verfertigung
des Lakriizensafts
hat Th. Marti US einige Mittheilungen gemacht. Er
bemerkte bei der Darstellung des Süssholzsafts aus russi-
schem Süssholz (Glydrrhiza echinata, L.) dass der ein-
gedickte Saftleichtzerflossund war deshalb mit Tromms-
dorff der Meinung, dass man dem käuflichen Süssholzsafte
wahrscheinlich Satzmehl zusetzen müsse, dessen Gegenwart
man bekanntlich bei der Reinigung des rohen Saftes be-
merkt. Bei Erkundigung in Neapel erfuhr derselbe, dass
die Süssholzpflanze m Calabrien und Sicilien wild wachse,
kleine Bäume oder Gesträuche von 3 — 4 Palmen über
der Erde bilde, dass die Wurzeln, welche 2 — ^3 Palmen
tief wachsen im Monat August gegraben werden. Zum
Fortpflanzen dienen die Wurzeln, welche man in kleine
Stücke schneidet und Stückchen mit Augen versehen im
November 4 Palme tief in die Erde legt, dann auf dem-
selben Felde Hafer, Gerste, Bohnen etc. baut. Am besten
eignet sich schlammiges Erdreich. Jede 3 Jahre vom Mai
bis October werden die Wurzeln ausgegraben und auf circa
900 Quadratschuhe gewinnt man nach der Güte des Bo-
dens 25— 30 Cantar Wurzeln. Die kleinen in der Erde
bleibenden Wurzeln sind hinreichend, die Fortpflanzung
zu ersetzen, so dass man alle 3 Jahre wieder erndten
kann, ohne frisch zu pflanzen, die Wurzeln erlangen die
Elektncität 'auf d. Landwirthschafi. Fossile Pflanzen. 317
Dicke von | bis I4 Zoll und geben je dicker desto mehr
Saft. In Calabrien soll der Saft unvermischt verarbeitet
werden, dagegen man anderwärts Mehl hinzunehmen soll.
Zur Bereitung des Saftes schneidet man die Wurzeln
in kleine Stücke von einer halben Palme Länge und in-
fundirt sie 24 Stunden lang, mahlt sie unt6r Mühlsteinen,
kocht sie in Kesseln mit Wasser aus und dampft den
Syrup in flachen Kesseln ab, seihet durch Siebe dick ein
und rollt aus. fBuchn, Repertor. 39. 3. 1845.J B.
Fossile Pflanzen,
Im Jahre 1836 waren Brongniart nur 527 fossile
Pflanzenspecies bekannt; die neue Liste zählt deren
1792. — Nach Göppert's Angaben sind diese Arten in
folgenden Gebirgsarten vertheitt:
Die paläozoischen enthalten deren 52
» Steinkohlenformation enthält.. 819
» permische 58
» triassische 86
» oolithische 234
» Wälderthon (Wealden) 16
» Kreideformation 62
» tertiäre 454
Fundort unbekannt 11
f792~
(Froriep's N. Notiz. Bd. 33, p. 343.J Hz.
Anwendung- der Elelitricität auf die Laudwirthschaft.
Vermittelst starker Eisendrähte, welche um ein Feld
gezogen, 3 Zoll unter der Erde liegen, und mit einer lan-
gen Stange, an welcher ebenfalls em Draht befestigt, cor-
respondiren, hat man in Schottland die Fruchtbarkeit
eines Gerstenfeldes so gesteigert, dass man im Jahr 1844
13 j Quarler per Morgen erndtete, wogegen ein sonst
(nnt Ausnahme der Elektricitätsleiter) eben so behandeltes
Land nur 5—6 Quarters per Morgen gab. — Die unter
dem Einflüsse der Elektricität gewachsene Gerste war weit
schwerer als alle in der Nachbarschaft gebaute Gerste.
fFroriep's Notizen 737. Voget's Notizen Bd. 9. No. 7.)
B.
Zusatz. Man ersieht aus dieser Mittheilung wenig-
stens das Raffinement der schottischen und englischen
318 Büdung der Baldriansäure und Buttersäure.
Landwirthe, dem Ackerboden den möglichst grossen Er-
trag abzunöthigen. ^ Daraus erklärt sich denn auch, dass
der jetzt viel besprochene mineralische Dünger einen
grossen Anklang in Grossbritannien findet. Dieser für
jede Fruchtgattung besonders zubereitete Dünger entspricht
unserer Vortsellune; von der Nolhwendigkeit der eigenthüm-
lichen Nahrungsmittel für das Mastvieh, und daher dürfte
die sich erhebende Opposition unserer Landwirthe gegen
diese mineralischen Nahrungsmittel der Culturpflanzen
nur innerhalb gewisser Grenzen zulässig und in Anbetracht
localer und kaufmännischer Verhältnisse rathsam erschei-
nen; denn der Einfluss der Chemie auf die angewandten
Naturwissenschaften jeglicher Art nimmt mit jedem Tage
zu und darf nicht ohne Gefahr eines Stillstandes und
Rückschrittes vernachlässigt werden* D. Red.
Bildung der Baldriansäure und Buttersäure.
Prinz Lucian Bonaparte bemerkte, dass Getraide,
welches in dem Kielwasser eines SchiflFes gelegen hatte,
einen sehr unangenehmen Geruch verbreitete, indem er
dasselbe mit Wasser destillirte, erhielt er eine buttersäure-
haltige Flüssigkeit, auf welcher Valeriansäure in Form
von Oeltropfen schwamm. Die Valeriansäure findet sich
in dem verdorbenen Getraide bald in geringerer, bald in
grösserer Menge, so dass man sie vielleicht auf diese Weise
billiger als aus der Valerianawurzel erhalten könnte. Die
Bildung der Valerianasäure liesse sich hier vielleicht durch
einen von der Einwirkung des Kochsalzes und der gerin-
gen Menge der vorhandenen Flüssigkeit modificirten Gäh-
rungsprocess erklären. Die Buttersäure könnte sich durch
die Mitwirkung des Pflanzenfibrins auf das sich zersetzende
Stärkmehl bilden. (Compt. rend. XXL — Pharm. CentrbL
No. 58. 1845) B.
■ ■■ I I I 11 i I
Stickst offgehalt des Schierlings und der Belladonna.
Wrightson fand in den bei +400® getrockneten
Blättern des Conium maculatum, nach der Methode von
Varren trapp und Will 6,86 Proc. Stickstoff.
Die ebenso behandelten Blätter der Atropa Belladonna
gaben 6,28 p. C. Stickstoff (Pharm. Joum. and Trans-
act. V. - Pharm, CentrbL No, SL 1845.) B.
— t t t M »«-
Chemische Zmammensetzung des Eigelbs, 319
lieber die chemische Zusammensetzung des Eigelbs«
G b 1 e y behandelte Irocknes Eigelb mit Aether, welcher
das sogenannte Eieröl und eine viskose, weiche Substanz
auszog, in der sich Elainsäure, Margarinsäure und Phos-
phorglycerinsäure fanden. Lackmuspapier verändert sie
nicht und beim Verbrennen hinterlässt sie eine sauer rea-
girende, wesen vorhandener Phosphorsäure kaum einzu-
äschernde Kohle. Mit Wasser bildet sie eine Emulsion,
in Aether und kochendem Alkohol ist sie löslich. Merk-
würdigerweise sind die Fettsäuren darin mit Ammoniak
verfeift und mit einer organischen stickstoflFhaltigen Mate-
rie verbunden, während z. B. im menschlichen Körper
Margarin - und Elainsäure immer nur an Natron gebunden
sind. Wird die viskose Substanz mit Salzsäure erwärmt,
so bilden sich drei Schichten. Die obere ölige enthält
Fettsäuren und etwas Eieröl und kann mit Aether ent-
fernt werden. Die mittlere besteht aus einem netzartigen
Gewebe und enthält Stickstoff und Schwefel. Die untere
wässerige Schicht enthält einen phosphorhaltigen Körper,
der durch neutrales essigsaures Bleioxyd gefällt wird. Das
Vorkommen der Phosphorglycerinsäure im Eigelb scheint
dadurch bedingt zu werden, dass- die vorhandene Phos-
phorsäure sich mit dem Glycerin des Elains und Marga-
rins zu Phosphorglycerinsäure verbindet, während Elain-
säure und Margarinsäure gebildet werden.
Nach Gobley enthält das Eigelb ausser den ange-
führten Materien noch Wasser, eine eiweissartige Substanz
(Vitellin), Elain, Margarin, Cholesterin, Salze, zwei Farb-
stoflFe,Fleischexlract, sowie Spuren vonMilchsäure und Eisen.
Es finden sich im Eigelb auch sämmtliche. Salze, welche
im Magensafte vorkommen, nämlich Chlornatrium und Chlor-
kalium 0,268 Proc, schwefelsaures Kali 0,009 Proc, phos-
phorsaurer Kalk und phosphorsaure Magnesia 0,402 Proc,
ausserdem noch etwas Salmiak. (CompL read, XXL —
Pharm. Centrbl No, 3. 1816.) B,
Verdauung des Zuckers und der sträkmehlhaltigen
Substanzen.
Nach Mialhe soll vorzüghch der Speichel bei der
Verdauung des Stärkmehls mitwirkend sein. Der Speichel
enthält ein fermentartiges Princip, dem er vorzüglich jene
Wirkung zuschreibt. Es ist ein weisser, amorpher, in
Weingeist unlöslicher, in Wasser löslicher, gesckmackloser
Körper. Essigsaures Blei, Leim, Zucker, inulin, Gummi,
Pflanzenfaser erleiden dadurch keine Veränderung, wohl
320 Bildung u. Rückbildung des Zuckers im Thierkörper,
aber Stärkmehl. Vermischt man eine mit jenem Körper
behandelte Stärkmehllösung mit Weingeist, so zieht dieser
Krümelzucker aus und Dextrin wird gefällt. Durch einen
Theil jenes Speichelstoffes lassen sicli über 2000 Theile
Stärkmehl in Zucker und Dextrin umwandeln. Jener Stoff
hat grosse Aehnlichkeit mit der Diastase, daher Mialbe
die Identität beider vermuthet.
Gegen diese Angaben Mialhe's haben Bouchardat
und Sandras Einwendungen gemacht. Sie fanden, däss
die aus der Speiseröhre einer Gans genommene Flüssig-
keit Stärkmenlkleister nicht auflöste, eben so wenig die
Flüssigkeit aus dem Kröpfe zweier Tauben. Vorzüglich
wirksam erwies sich aber der aus dem Pankreas einer
Henne genommene Saft, welcher alkalisch reagirte. Er
enthält eine der Diastase ähnliche Materie, und verwan-
delte Stärkmehlkleisler bald in Zucker und Dextrin.
Lassa igne prüfte die Angaben sowohl Mialhe's als
auch der beiden Letzteren und fand, dass der Speichel
eines Pferdes auf Stärkmehl fast gar nicht einwirke. Der
menschliche Speichel hatte nach Sstündiger Digestion bei
-f- 38" nicht eingewirkt, bei + 75° hingegen verwandelte
er Stärkmehl schnell in Dextrin und wenig Zucker. Pan-
kreasgewebe verwandelte Stärkmehl nur bei einer Tem-
peratur von + 75° in Dextrin und Zucker, welche Eigen-
Schaft des Pankreasgewebes jedoch durch eine vorherige
Erhitzung desselben bis auf -j- 100° vernichtet wurde.
(CompL rend. XX. — Pharm. Centrbl. No, 55. 1845.) B
Bildung und Rückbildung des Zuckers im
Thierfeörper.
Für die Behandlung der Krankheiten der Digestions-
organe sind die Resultate der von Dr. Julius Budge
unternommenen Untersuchung: lieber die Bildung und
Rückbildung des Zuckers im Thierkörper in Roser's und
Wunderlich 's Vierteljährsschrift Bd. 4. Heft 3. bemer-
kenswerth.
\) der grösste Theil des Amylongehalts, welcher in
den Magen gelangt, geht in Zucker über.
2) Nur bei schwacher Magenbewegung erzeugt sich
aus dem Zucker ÄlkoJiol und Essig.
3) Beim Hunde und vielleicht bei allen Fleischfressern
wird der Zucker aus dem Blute und dem Darme
durch Koth und Urin entleert.
• 4} Bei den Pflanzenfressern und dem Menschen hin-
Merkwürdige Veränderung im -Guano gefund. Knochen, 324
gegen schwindet er bald aus dem Blute und dem
Darme, und wird wahrscheinlich durch die Galle in
Fett verwandelt.
Weiterhin macht Budge auf die Bildung des Zuckers
mit stickstoffhaltigen Substanzen aufmerksam, und zugleich
wahrscheinlich, dass der Zucker im Diabetes durch Ein-
wirkung des Sauerstoffs auf das Protein sich bilde. Nach
dieser Ansicht musste Entziehung des Sauerstoffs in dieser
Krankheit nützlich sein, also auch Rollo*s Schwefelkalium,
(welches als schwefelsaures Kali durch den Urin abgeht)
so wie die essigsauren, weinsauren, citronsauren Salze
(die in Kohlensäure übergehen), ferner die Abhaltung der
äussern Luft, was durch Oeleinreibungen erzielt wurde.
fMedic. Centr.'Zeit. No. 37— 1845. J J, Mir.
Merkwürdige Veränderung im Guano gefundener
Knochen.
Nach einer vor Kurzem gemachten Entdeckung des
R. Warington verändern sich Knochen, wenn sie län-
gere Zeit im Guano gelegen haben, auf eine merkwürdige
Weise. Es fand diess beim Guano von der Insel Ichaboe
statt, indem darin eine krystallinische gelb weisse Substanz
von Structur und Gestalt der Knochen gefunden wurde,
welche theilweise noch unveränderte Knochenstückchen
enthielt und hier und da mit vertrockneten Muskelfasern
bedeckt war. Diese Masse löste sich grösstentheils in
Wasser, decrepitirte in der Flamme und gab ihr unter
Entwickelung von Ammoniakgeruch die bei Gegenwart
von Kali erscheinende violettrothe Farbe.
Die Analyse gab bei 5.84 Grm. Substanz : 4,76 Schwe-
fels. Kali, ßfi& phosphors. Kalk und 40,2 schwefeis. Am-
moniak und Wasser. Bei einem anderen Versuche wurde
dagegen kein phosphors. Kalk, sondern 17,78 schwefeis.
Kali und 2,29 schwefeis. Ammoniak (= 4 Aeq. KO, SO^;
4 AeqH« N»,SO^ + H'^O) gefunden, daher also die Substanz
nicht immer gleiche Zusammensetzung zu haben scheint.
Den Befund einer so grossen Menge von Kali im
Guano erläutert Warington dadurch, dass die Insel
Ichaboe von Seehundsfischern besucht wird, welche da-
selbst bei Holzfeuer das Fett der Seehunde ausbraten.
Die Abfälle, welche sie hinterlassen, und welche zur Nah-
rung für die zahllosen Seevögel werden, geben zu der
Ansammlung des Guanos Veranlassung, und so lässt sich
wenigstens die Quelle des Kalis, welcnes die in der Nähe
befindlichen Ammoniaksalze zersetzen musste, erklären«
fPhilo8.MagJJl S^J72.~Pharm, CetUrbl. 1845. No. 37j B.
•»• » » 4 >
322
IT. liiteratiir und Kritik.
Naturgeschichte der Insecten Deutschlands von Dr. W. F.
Erichsen, Professor an der Friedrich- Wilhelms-Univer-
sität zu Berlin. Erste Abtheilung: Coleoptera. Dritter
Band. Erste und zweite Lieferung. Berlin, Nicolaische
Buchhandlung, 1845. gr. 8.
Seltener nur ist in diesem Archiv von Entomologie die Rede,
da diese Wissenschaft nicht so vielfache Berührungen mit der Phar-
macie hat, doch können füglich die llaupterscheinungen in der Lite-
ratur derselben nicht ganz mit Stillschweigen übergangen werden, da
sie KU den Hülfswissenschaften derPharmacie gehört und sie anch in
den neuem Zeiten mehr Verehrer unter den Apothekern gefunden
hat. Allerdings liegt diesen das Studium der Entomologie nicht so
nahe, als das der Botanik, und darin liegt es wohl zum Theil, dass
sie bisher bei den Apothekern so wenig Eingang gefunden hat. Fast
zu allen Zeilen gehörten Apotheker zu den eifrigsten und zahlreichsten
Verehrern und Bearbeitern der Botanik und insbesondere haben sie
zur genaueren Kenntniss unserer vaterländischen Flora wesentlich mit-
gewirkt. Anders verhalt es sich jedoch mit der Entomologie, bei
welcher die Lehrer unserer Schulen den Platz vielleicht erlangen, den
die Apotheker in Betreff der vaterländischen Flora «Atonehmen. Aller-
dings liegt es dem Lehrer der Naturgeschichte, wie sie jetzt schon
auf vielen unserer Schulen getrieben wird, ob, näher sich mit der
Insectenkunde vertraut zu machen, als dem Apotheker, der sich leider
bei so mannigfachen ungünstigen äussern Einwirkungen der neuern
Zeit wohl um so weniger zu Opfern an Zeit und Geld für die Wis-
senschaft angeregt fühlt, je mehr er beides jetzt dem Geschäfte ganz
zuzuwenden sich gezwungen sieht.
Der Verfasser des vorliegenden Werkes, einer unserer ausge-
zeichnetsten und gründlichsten Entomologen, dem die Wissenschaft
schon so viele musterhafte Arbeiten verdankt, begann im Jabre 1837
seine „Käfer der Mark Brandenburg^^ von denen im Jahre 1839 ein
Band in zwei Abtheilungen erschien. Dieser erste Band enthält die
Carahen^ Dytiscen, Gyrineriy Hydrophilen^ Silphen^ Pselaphen^ Sl(t~
phylinen und Uistern, Leider aber erfolgte seitdem keine Fortsetzung,
so sehnlich sie auch erwartet wurde. Desto erfreulicher war es nun
den Freunden der Käferkunde, auf dem Umschlage des gegenwärtigen
Werkes die Benachrichtigung zu finden, dass die Bearbeitung der
Käfer Deutschlands da aufgenommen wird, wo die Brandenburgische
Fauna abgebrochen wurde. Wir erhalten also nun ein ausgedehnteres
und umfassenderes Werk, als das anfangs begonnene und zugleich
die Zusage, dass die beiden ersten Bände, welche die in den „Käfern
der Mark^' bearbeiteten Abtheilungen enthalten, demnächst und viel-
leicht neben den folgenden Bänden, nachgeliefert werden sollen.
Wir dürfen also nun erwarten, dass die schon lange gefühlten
Bedürfnisse einer Käferfauna von Deutschland, nach dem jetzigen Stande
der Wi»»eDschaft, auf das vellkoromenate befriedigt werde. Waosefaen
Literatur, 323
müssen wir aber aach, dass dieses Unternehmen recht lebhaft unter-
stützt werde, damit der Verfasser, wie der Verleger, sich recht viel-
seitig zur raschen Fortsetzung dieses Werkes angetrieben ffihlen.
V Kaum möchte sich bei einem andern Entomologen unseres Vater-
landes so vieles vereinigen, ein solches Unternehmen unter denselben
günstigen Bedingungen durchzuführen. Eine seltene Schärfe der Be-
obachtung und des Auges, die genaueste Bekanntschaft mit dem Gegen-
stande und ein freier Ueberblick über das ganze Gebiet desselben
gesellen sich zu den reichen Hülfsmitteln Berlins zur glücklichen Lösung
der gestellten Aufgabe; ausserdem tragen auch die vielfachen und aus-
gebreiteten Bekanntschaften und Verbindungen des geehrten Verf.
nicht unwesentlich zur Vermehrung des Materials bei.
Die Bearbeitung ist im Wesentlichen in derselben Art gehalten,
wie in den „Käfern der Mark'^ Jeder Familie, wie je((er Gattung geht
eine sehr sorgfaltige Charakteristik voraus, welche zugleich die Ver-
wändtschaften erörtert und das Bekannte über die Lebensweise mit-
theilt. Eine Uebersicht der Gruppen und Gattungen schliesst sich stets
an. In Anmerkungen sind mehrfach auch dahin gehörige neue ausser-
deutsche' Gattungen kurz erörtert. Die Diagnosen sind lateinisch, die
Beschreibungen deutsch.
In der ersten Lieferung sind nun bearbeitet 1) Scaphidilia mit
den Gattungen Sc0pAtKm Kirb.^ Scaphidium 01»^ und Scaphisoma Leach,^
mit mehreren ausserdeutschen Gattungen. 2. Trichopterygia mit
Trichopteryx Kirh., Flilium Schupp., PUnidium Er, und Sphaerius
Walt, {Nossidium Er, Siusserdeulsch), 3. Anisoto midae mit Triör-
ihron Maerk.^ Hydnobius Schmidt, Anisotoma Knochy Cyrtusa Er.,
Colenis Er., Agaricophagus Schmidt, Liodes (Leiodes Latr.), Amphi-
cyllis Er. und Agathidium III. 4. Phalacrides mit Phalacrus
Payk. und OUbrut Er. nebst einigen neu^n ausländischen Gattungen.
5. Nitidulariae mit Cereus Lair., Brachypterus Kug., Carpo^
philus Leach., Ipidea Er., Epurea Er., und Nitidula, in welcher die
erste Lieferung abbricht.
Die zweite Lieferung, welche zur grossen Freude aller Entomo-
logen schon nach einigen Monaten der ersten folgte, fährt fort mit
Coronia Er,^ Amphotis Er.j Omosita Er., PriaKrih,^ Meligeles Kirh,
(mit 50 Arten, von denen über ein Drittel neue sind) , Thalicera Er.^
Pocadius Er., Cyrrhaunus Kug., Cybocephalus Er., Cyllodes Er.^
Cryptarche Shucky Ips Fab., Rhizophagus Er,, Nemosoma Er., Tem^
nochila Er.f TrogositaOl., Peltis Geoffr., Thy malus Latr. 6. Colydii
Garrotrium IlL, Diodesma Meg , Coxelus Zigl., Diloma HL, Colo~
hicus Latr., Synrhita Hellw., Cicones Curt, Aulonium Er.y Colydium
Fab., Teredus Dej., Anglaemus Er., Aglenus Er,, Anommatus Wesm.,
Bothrideres Dej., Pycnomerus Er., Cerylon Latr. und einer grossen
Zahl ausländischer Gattungen in den Anmerkungen. 7. Rhysodides,
Rhysodes III. 8. Cucuiipes, Prostromis Latr., Cucuius Fabr.^ Pe-
diacus Shuck,^ Phlaeostichus Redtenb., LaemoplUoeus Dej,
Ref. muss sich hier auf die kurze Anzeige des reichen Inhaltes
liesciiräiiken. Die beste Empfehlung dieses Werkes gewährt der ge-
achtete Name des Verf. Die Wissenschaft ist durch dasselbe mit einer
bedeutenden Anzahl sorgfältig unterschiedener neuen Arten bereichert
worden; nicht minder gross ist aber der Gewinn für dioselbe durch
324 Literatur,
die gröoditche Erörterung vieler zweifelhafter und rerwechselter Arten,
und die Sorgfalt, mit welcher die Synonymie behandelt ist. Von
höherem Werthe aber noch sind die grandlichen Forschungen, die der
Verf. ober den Bau, die natürlichen Verwandtschaften, die Eigenthum-
lichkeiten 'und die Lebensweise der hier erörterten Insecten angestellt
und deren Resultate hier niedergelegt hat, nicht minder aber auch
der durch die Einreibung der ausländischen Gattungen gewonnene
Ueberblick. H o r n u n g.
Codex der Pharmacopöen, Sammlung deutscher Bearbei-
tungen aller officinell eingeführten Pharmacopöen und
wichtigsten Dispensatorien. — Leipzig, Verlag von
Leopold Voss. 4844 u. 4845.
Eine vorläufige Anzeige dieses Unternehmens findet sich in diesem
Archive B. XXXIX. H. 3. S. 334 und 335; seitdem ist aber dasselbe
rasch fortgeschritten und es liegen jetzt bereits 7 Lieferungen, d. h.
7 Pharmacopöen verschiedener Länder vor uns. Dieses rasche Fort-
schreiten auf der einen, die dem Plane genau folgende Bearbeitung
auf der andern Seite und endlich, dass die zuletzt erschienene Liefe-
rung eine Pharmacopöe giebt, die ich die vollständigste und beste deut-
sche Pharmacopöe nennen möchte, sind Ursache, dass ich es für Pflicht
halte, das pharmaceutische Publicum nochmals und ausführlicher auf
dasselbe aufmerksam zu machen.
Der Plan, den man bei der Herausgabe dieses Codex zum
Grunde legte, ist, in aller Kürze eiiie deutsche Bearbeitung
in gemeinschaftlich übersichtlicher Anordnung der Phar-
macopöen der verschiedenen Länder zu geben^ und es da-
durch möglich zn machen, dass jeder auf billige Weise sich sämmtliche
Pharmacopöen anschaffen kann. Um aber dem pharmaceutischen
Publice diesen Codex noch zugänglicher zu machen, ist auch die
Einrichtung getroffen, dass jede Lieferung, die immer
eine Pharmacopöe enthält, einzeln verkäuflich ist.
Der Umfang dieses Werkes lässt sich noch nicht genau bestimmen,
um aber in der Folge etwa neue Auflagen oder Nachträge gehörig
einschalten zu können, soll der ganze Codex in folgende acht Sectionen
zerfallen.
Iste Section, norddeutsche Pharmacopöen; (enthält die preussische,
sächsische, hannoversche, schleswig-holsteinsche, hessische und
hamburger.)
2te Section, süddeutsche Pharmacopöen; (hierher gehören die
österreichische, die baiersche, badische und v^ürtembergische.)
3te Section, nordost-europ. Pharmacopöen; (die dänische, schwe-
dische^ russische etc.)
4te Section, nordwest - europäische Pharmacopöen; (die londoner,
edinburger, dubliner, holländische etc.)
5te Section, west-europäische Pharmacopöen; (die französische,
spanische und portugisische.) -
6te Section, süd-europäische Pharmacopöen; (die schweizerische,
italienische' und griechische.)
Literatur, 32S
7te Section, aassereuropäische Pharmacopöen ; (nordamerikauiache,
bengalische u. s. w.)
8te Section, allgemeinen Inhalts.
In einer den jetzigen Anforderungen der Wissenschaft entspre-
chenden Nomenclatur werden sämmtliche Artikel mit lateinischen Namen
alphabetisch geordnet aber deutsch behandelt, durch in dei^Text ein-
geschaltete Zeichen werden die Bestimmungen, ob ein Medicament
vorröthig zu halten, zu den Giften zit rechnen, in welchen Dosen es
verabreicht werden kann u. s. w. angegeben. Jedem Bändchen ist
ein Register der gebräuchlichsten Synonymen und einheimischen Namen
beigegeben.
Ausserdem ist jedem Bändchen eine Einleitung vorausgeschickt,
welche über die pbarmaceutischen Verhältnisse, Maasse und Gewichte
und sonstige pharmaceutische Angelegenheiten des betreffenden Staates
Auskunft giebt, spater soll, wenn man erst das Material mehr und
vollständiger übersehen kann, in einem besondern Bändchen eine allge-
meine Geschichte und Literatur der Pharmacopöen und eine vollstän-
dige Synonymik gegeben und hierbei auch auf vergleichende Tabellen
der Maasse und Gewichte, Aräometer u. s. w. Rucksicht genommen
werden.
Dass der Entwurf zu diesem Unternehmen nicht bloss auf einer
Buchhändler-Speculation beruht, nicht von jemand bloss hinter dem
Schreibtische entworfen worden, sondern von jemand, der wissen-
schaftlich dazu befähigt und mit den nöthigen praktisch-pharmaceutischen
Erfahrungen versehen ist, ausgegangen ist, sieht man aus dem Ganzen
und besonders auch aus den Gründen, welche für das Einzelne in der
Einleitung angeführt sind. Der Plan scheint uns auch, so weit wir
bis jetzt von den einzelnen Lieferungen Einsicht genommen, bei der
specieilen Bearbeitung streng befolgt zu werden, eben so ist auch auf
Correctheit im Druck die hier so wichtige Sorgfalt verwendet.
Von der ersten Section sind bereits 3 Bändchen erschienen, das
erste enthält die Pharmacopöe von Schleswig und Holstein vom Jahre
1831 nebst den Nachträgen bis 1843 (XX. S. 179. 18 Ngr.), so ist
zugleich der Plan, nach dem das Ganze bearbeitet wird, vorgedruckt.
Das zweite Bändchen bildet die hannoversche Pharmacopöe vom
Jahre 1831 (XIL S. 115. 15 ngr.), bei welcher zweckmässig von der
Redaction dasjenige, was über die Heilkraft der Mittel und den Dosen
im Originale gesagt wird, hier als den Apotheker nichts angehend,
weggelassen ist, und die Dosen nur bei Giften oder starkwirkenden
Mitteln mit angegeben sind. Diese Pharmacopöen gehören nicht zu
den ausgezeichneten, wenn sie auch einzeln gute Vorschriften zur
Darstellung chemischer Präparate geben.
Das dritte Bändchen dieser Section, welches so eben, also zuletzt
^schienen, ist der Auszug der neuesten deutschen Pharmacopöe, der
hamburger vom Jahre 1845 (XVII. S. 206. 21 Ngr.) Schon oben
haben wir gesagt, dass die Aufnahme dieser Pharmacopöe uns be-
stimmt hat, unsere specielle Anzeige des Codex sofort zu geben, da
wir diese Pharmacopöe ihres Umfanges und ihrer sorgfältigen Be-
arbeitung wegen, für die erste deutsche unbedingt erklären und die-
selbe allen unseren CoUegen bestens empfehlen*).
) Es ist das ausführliche Eingehen auf diese Pharmacopöe durch
den Werth derselben hinlänglich entschuldigt und gerechtfertigt.
326 Uieralur.
Die Medidnal- Verfasrang Hamburgs mfissen wir achoB eine höchst
zweckmässige nennen, und hierauf beruht es denn auch, dass die
Fharmacopöe das geworden ist, was sie ist. In Hamburg ist die Phar-
macie emancipirt, sie geht mit der Medicin Hand in Hand. Theorie
und Wissenschaft sind mil praktischer Erfahrung innig rerbunden, diess
sieht man^deutlich an den Gehülfen von dort her und an seiner von
Oberdörffer entworfenen Pharmacopöe. Es leidet die hamburger
Pharmacopöe nicht an dem Mangel der berühmten preussischen Phar-
macopöe an dem ärztlichen Einflüsse und an dem deshalb erfolgten Be-
streben, Alles zu vereinfachen und die Fortschritte in der Chemie nicht
in gleichem Schritt mit der praktischen Medicin zu erhalten^ sie zeigt
in jeder Sache den mit den Grundsätzen und Fortschritten der Wissen-
schaft, aber nicht bloss den pharmacentischen, sondern auch medici-
nischen vertrauten Mann als Verfasser.
Sie giebt nach einer Vorrede in einer Einleitung erst allgemeine
Hegeln über das Einsammeln, das Trocknen und Aufbewahren, über
das Pulvern und die verschiedenen Grade der Feinheit der Pulver,
über die Bereitung der Infusionen und Decocte, über die Darstellung
der Extracte, wobei 4 Grade der Consistenz unterschieden werden,
über Erzeugung der destillirlen Wässer, der ätherischen Oele und der
Tincturen. Zu chemischen Präparaten, die in den Apotheken bereitet
werden sollen, sind die Vorschriften so vollständig angegeben, dass
auch jemand, der nicht wissenschaftliche Kenntnisse besitzt und sonst
nur accurat arbeitet, dennoch dieselben darstellen kann^ was aber immer
auch dem tüchtigen wissenschaftlichen Mann willkommen sein wird,
da ihm dadurch mehr Arbeit und Versuche erspart werden. Auch
werden die nöthigen Regeln, welche beim Dispensiren der Hedica-
mente zu befolgen sind, genau angegeben.
Nach dieser speciellen Einleitung wird das Folgende in 4 Ab-
schnitten abgehandelt; der erste enthält die einfachen und roh zu
kaufenden Stoffe in einer allgemein verständlichen Nomenclatur, mit
Beifügung des im Volke gebräuchlichen Namens, mit Benennung der
Abstammung nach dem Linn^schen und natürlichen Systeme, es folgt
dann die Angabe des Vaterlandes, die Beziehung der besten Sorten
und bei vielen werden auch die Verfälschungen angegeben.
Der zweite Abschnitt enthält die zusammengesetzten pharmacen-
tischen und chemischen Präparate, doch nur mit lateinischen Namen
bezeichnet, die Bereitung ist ansführlich und besonders, wie ich schon
oben erwähnt, bei den chemischen Präparaten auf das sorgfältigste
angegeben^ zuletzt sind die Kennzeichen der Güte und die Prüfung
der Stoffe zugefügt. Gifte sind immer mit einem Kreuz, Drastica mit
einem Sterncheu bezeichnet.
Im dritten Abschnitte werden die Reagentien abgehandelt, und
zwar nicht bloss ihre Darstellung, sondern auch ihre Anwendung.
Es sind hier auch der Alkalimeter, Chlorometer und der Marsb'sche
Apparat nicht übergangen.
Der vierte Abschnitt enthält eine reiche Tabellensammlung, An-
gabe der Synonymen und deutsche, englische und französische Re-
gister, welche letztere namentlich an den Orten, wo Fremde aller
Nationen sich vereinen, von grossem Nutzen sind.
Die Tabellen enthalten Angaben über die rechte Zeit, die frischen
Vegetabilien zu sammeln und die Präparate daraus darzustellen, ferner
Literatur. 327
über die Aasbeute von Extracten. Auch Vergleichungfen über die
verschiedenen Aräometer des Weingeistes, des Wassergehaltes in den
Säuren, alkalischer und chlorhaltiger Flüssigkeiten etc. , eine Yerglei-
chung der verschiedenen Thermometerscalen ; Angaben über die Lö^-
lichkeit der Salze und der in zusammengesetzten Medicamenten ent-
haltenen aufgelösten kraftigen Stofife, sowie die Angaben der stärksten
Dosen heroischer Medicamente. — Alles dieses ist im Codex jetzt
schon durch Einschalten bei den abgehandelten Stoffen benutzt, oder
auch durch den besonderen Abdruck der Tabellen vollständig wieder-
gegeben; nur die dem Originale angehängten Tafeln, um den ge-
strichenen Pflastern genau feststehende Formen zu geben, ist wegge-
lassen. Von der zweiten Section enthält das erste Bändchen die öster-
reichische Pharmacopöe 1834 nebst allen Abweichungen der österrei-
chischen Militärpharmacopöe van 1841 (XIV. S. 87. 8. 1844. 12 Ngr.)
Auch hier ist in einer Einleitung eine Uebersicht der pharmaceu-
tischen Verhältnisse Oesterreichs gegeben, die ja jetzt durch Dr. J o h.
Müller's Darstellung über diesen Gegenstand, Wien 1844 hinlänglich
bekannt sind. Im Allgemeinen ersieht man wohl aus beiden, dass die
Verhältnisse der Pharmaceuten in Oesterreich, besonders in materieller
Beziehung besser sind, als in fast allen deutschen Staaten, wo immer
nur die Anforderungen in jeder Beziehung an den pharmaceutischen
Stand sich vennehren, ohne in irgend einer Art dafür zu entschädigen.
Die dritte Section, welche die nordosteuropäisohen Pharmacopöen liefert,
enthält jetzt erst ein Bändchen, die dänische Pharmacopöe von 1840,
nebst einem Anhang der dänischen Militär- und Armenpharmacopöe,
(XII. S. 163. 8. 1844. 18 Ngr.) Aus der hier gegebenen Einleitung
ersehen wir, dass dort schon im Jahre 1672 eine Apothekerordnung
erschien, deren Grundsätze zum Theii jetzt noch Gültigkeit haben ;
diese sucht schon gegen Quacksalber und gegen das Selbstdispensireu
einzuschreiten und den Apotheker gegen Materialisten in Schutz zu
nehmen, was bei uns jetzt noch nicht der Fall ist, denn wenn wir
auch Gesetze dazu besitzen, so scheint die Behörde nicht die Pflicht
zu haben, auf deren Aufrechthaltung zu halten, wenn es nicht von
Denuncianten verlangt wird. Dem Originale sind besondere Regeln
über Einsammeln, Aufbewahren und Verarbeiten vorausgeschickt,
welche uns hier in der Einleitung vollkommen verständlich im Auszug
wiedergegeben sind.
Von der vierten Section ist vor der Hand noch Nichts-s erschienen.
Für die fünfte Section ist ein Bändchen erschienen, die franzö-
sische Pharmacopöe von 1839 enthaltend (XXXII. S. 215. 8. 1845.
24 Ngr.) Obgleich der Zustand der Pharmacie in Frankreich keiner
ist, der dem deutschen als Muster dienen könnte, so finden wir doch
in der ziemlich starken Pharmacopöe, die sehr viele Vorschriften zu-
sammengesetzter Mittel enthält, oft in fraglichen Fällen Auskunft, z. B.
sind 20 verschiedene Pulpen und fast 100 Syrupe aufgezählt, unter
den Rooh findet sich ein Rooh belladonnae; ferner ist angegeben ein
zusammengesetztes Pulver zum Aufbewahren der Leichen^ ein Aetz-
mittel als pulv, caustic, menensis etc.
Die sechste Section, welche die sudeuropäischen Pharmacopöen
enthalten soll, hat noch Nichts geliefert, wir können auch wohl das
Erscheinen dieser am ersten abwarten.
Das erste Bändchen der siebenten Section enthält die Pharma-
copöen der vereinigten Staaten von Nordamerika 1642 (XX. 103. 8.
328 Literatur.
1844. 12 Ngr.) Da die VerfiissuDg Amerikas aas der englischen her-
vorgegfangen, so findet man auch dort die medicinischen Angelegen-
heiten auf gleiche Weise eingerichtet. Die Apotheker sind gleich-
zeitig Aerzte und die Droguisten und Chemiker durchaus nicht im
Verkauf von Medicamenten beschränkt. Es findet keine Lehrzeit, keine
Prüfung statt^ es herrscht auch hierin die völlige allgemeine Gewerbe-
freiheit. Die Pbarmacopöe hat keine gesetzliche KrafI, sondern sie
dient nur als ein allgemeiner Anhaitepunct. Sie wird daher auch
nicht viel Nutzen für uns Deutsche haben, ob sich gleich in ihr ein-
zelne Vorschriften vorfinden, welche auch bei uns Beachtung ver-
dienen: so ist z. B. ein liquor ferri jodati aufgeführt, der, um das
Jodeisen haltbar zu machen, einen Zusatz von Honig enthült, was
dem bei uns gebräuchlichen Zusatz von Zucker noch vorzuziehen ist.
Das hier oberflächlich geschilderte Unternehmen verdient nicht
bloss die Beachtung, sondern auch die Unterstützung der pharmaceu-
tischen Welt, wie wir aus der kurzen Schilderung desselben und der
Arty wie es aufgesetzt und durchgeführt wird, zu beweisen gesucht
haben, denn auf keine Weise, wenigstens nicht für so geringe Kosten,
kann man sich eine so vollständige Literatur über die Pharmacopöen
verschaffen , als wenn Verfasser und Buchhändler diese begonnene
Sammlung vollständig durchführen können.
Dr. M eurer.
'• K » f« »
329
Zweite Abiheitung.
Vereins - Zeitung,
redigirt vom Directorio des Vereins.
1) Unmassgebliebes technisches Gutachten über die
Freiheits-, Eigenthums- und Erbrechte der
Apotheker j
von
Dr. H. Wackenroder.
Die kleine Schrift von dem Geheimen Rathe Dr. C. E. Schmid,
Ordinarius der Juristen - FacuItSt, Oberappellations-Gerichlsrath und
Professor zu Jena, unter dem Titel: „Die Eigenthumsrechte der Apo-
theker an der Officin'^ (welche zuerst als Abhandlung im Archiv der
Pharmacie B. 43. H. 3, vom August 1845 mitgetheilt wurde) gehört,
wie mich dünkt, zu den wichtigsten und werthvollsten Beitragen zur
endlichen befriedigenden Lösung der sogenannten Concessionsfrage.
Seit der Erscheinung dieser Schrift bin ich mehrfach veranlasst wor-
den, den Gegenstand derselben auch von rein technischem Standpuncte
aus zu beleuchten, oder vielmehr die am Schlüsse der Schmid 'sehen
Schrift hinzugefögte kurze und triftige Kritik der administrativen Gründe,
welche den bekannten Verfügungen des hohen Preussischen Ministe-
riums zu Grunde gelegt worden , auf das ganze Gebiet der pharma-
ceutisch- technischen Administration auszudehnen. Ein solches Unter-
nehmen ist nicht allein schwierig, sondern auch voraussichtlich undank-
bar, weil es sehr viele Seiten berührt, die eine überaus grosse Em-
pfindlichkeit zeigen. Der Jurist hält sich auf dem Boden der Juris-
prudenz, und sein Ausspruch muss immer beachtet werden, auch
wenn derselbe einen juristischen Widerspruch erfahren sollte. Eine
juristische Abhandlung befindet sich in dem Falle jeder andern wissen-
schaftlichen Untersuchung, deren Resultat durch weitere Forschungen
bestätigt oder verworfen wird. Ein technisches Gutachten aber kann
immer nur einen Theil der Gründe entwickeln, auf welchen es beru-
het, während diese Gründe selbst vornehmlich aus der eigenen Erfah-
rung hervorgehen. Also wird ein solches Gutachten weder auf eine
allgemeine Billigung, noch auf eine triftige allgemeine Bestreitung
rechnen dürfen. Eben desshalb kann man die Entwerfung desselben
in Wahrheit eine undankbare Muhe nennen. Gleichwohl können Gründe
obwalten, die uns auch zu einem sehr wenig lohnenden Geschäft auf-
fordern ; und so habe ich denn nicht länger Anstand genommen, mich
der Lösung der Aufgabe nach Kräften zu unterziehen.
Die nachfolgende Abhandlung ist hervorgegangen aus einer aus-
führlicheren Entwickelung von ein Paar Paragraphen einer kleinen, noch
unvollendeten Schrift, welche unter dem Titel „pharmaceutische Tech-
nik^^ die Stellung der Apotheker im bürgerlichen Leben, die Einrich-
tung der Apotheken, die Führung des Apothekergeschäftes, also über-
haupt die praktische Ausübung der Apothekerkunst umfassen soll. Der
Arcb. d. Pharm. XCY. Bd». 3. Hft. 22
330 Vereinszeüung.
jährlich wiederkehrende Vortrag über diese Gegenstände in einem akade-
mischen Collegio hat mich fortwährend mit den Schwierigkeiten derselben
in Bekanntschaft erhalten, aber auch die Ueberzeugung verliehen, dass
eine auf möglichst vielseitige Erfahrung gestützte, unparteiische Beur-
theilung des Apothekerstandes nnd des Apothekergeschäftes recht wohl
zu einer festen, aller ihrer Gründe sich wohlbewussten Ansicht führen
könne *).
I. Der selbständig gewordene Apotheker kann zu der Apotheke,
die er verwaltet, in einem verschiedenen Verhältnisse stehen :
1) als Provisor, Verwalter oder Administrator. In dieser Qualität
erhält er eine feststehende oder auf Procente basirte Besoldung von
Privaten, Communen, Behörden oder auch Staatsregierungen.
2) Oder der Apotheker ist Pächter der Apotheke und zieht gegen
den Pachtzins den gesetzlich erlaubten Gewinn aus dem Geschäfte.
3) Oder er ist Eigenthümer der Apotheke durch Erbpacht, Con-
cession, Privilegium oder durch ein anderes juridisches Merkmal so-
wohl des vollständigen, als auch des beschränkten Eigenthums. Prak-
tisch bequem und auch wohl juristisch ganz zulässig ist hier der Unter-
schied zwischen Erbapotheker und Nichterbapotheker.
In allen diesen drei Fällen werden die Qualificationen, welche in
dem Staate, worin die Apotheke belegen ist, zur selbständigen Füh-
rung des Apothekergeschäfts gesetzlich angeordnet sind, natürlich von
Rechtswegen von den Apothekern verlangt. Finden sich nun diese
Qualificationen, namentlich genugende gelehrte und praktische Kennt-
nisse, ein unbescholtener Ruf und ein reifes Alter neben den Anfor-
derungen der Ileimathsrechte bei einem Pharmaceuten beisammen, so
hören billiger- und gerechterweise alle weiteren Einwirkungen der
Regierungen auf die Privatverhältnisse des Apothekers auf, und jed-
wede Bevormundung desselben erscheint als eine Last und undankbare
Bürde der Behörden, als eine unnütze und erfolglose, gleichwie nach-
theilige Beschwerde der Apotheker, als eine Verkümmerung der Apo-
thekerkunst in ihren wichtigsten und wesentlichen Interessen, in ihrer
weiteren Entwickelung und in ihrem wohllhätigen Einfluss auf die
menschliche Gesellschaft.
An die Spitze unserer Betrachtungen gehört meines Erachtens die
Feststellung des Charakters des Apothekerfaches in der Reihe der
übrigen bürgerlichen Beschäftigungen.
Gehen wjr von dem Erwerb aus, so ergiebt sich leicht, dass die
Apotheker ein Gewerbe treiben, wie alle Personen, welche in üeber-
einstimmung mit gesetzlichen und polizeilichen Bestimmungen etwas
Materielles produciren oder verkaufen zur Befriedigung leiblicher
Bedürfnisse der Menschen, um davon ihren Lebensunterhalt zu gewin-
nen, wie etwa Landwirthe, Forstwirthe, Viehzüchter, Handwerker und
Kaufleute. Alle übrigen Staatsunterthanen, welche* ihre geistigen oder
körperlichen Kräfte, mit oder ohne Hülfe von Vermögen, dem Dienste
der Privaten, der Gemeinden oder des Staates widmen nach bestehenden
^) Die kürzlich erschienene Schrift von Eberhard Schwend,
einem frühern Zuhörer von mir, scheint, der raitgetheitten IV.e-
censionzufolge, (Bd.44.H.3.d.Arch.) imGanzen meinen in jenen
Vorlesungen entwickelten »Ansichten, Grundsätzen und Aussprüchen
zu folgen.
Vereimzeüung. 331
Oesetzen oder nach Herkommen, haben ihren Erwerb, wie Aerzte,
Juristen, Lehrer, Feldmesser, Künstler, Literaten, TaglÖhner, Soldaten
u. 5. w. Selbst die Diener es Altars haben in den Stolgebühren ihren
Erwerb, und unter den Nichtkatholiken Nordamerika's gehören sie,
wie man weiss, ganz und gar zu den Erwerbenden, insofern sie z. B.
nach der Anzahl ihrer Predigten contraclmässig bezahlt werden. Die
Gewerbetreibenden verwerthen ihre materiellen Producte, die Erwer-
benden ihre Kräfte. Der von den Renten seiner Capitalien lebende
Unterthan erwirbt demnach nicht mehr.
Das Gewerbe' ist entweder ein einfaches, und heisst dann Hand-
werk ; oder es ist auf die Kunst und Wissenschaft basirt, und wird
Kunstgewerbe, oder wohl besser wissenschaftliches Kunstgewerbe ge-
nannt^). Ohne Zweifel ist ^ie Apothekerkunst ein solches Gewerbe,
gleichwie die höhere Baukuns't, die Bergbaukunst, die HUttenkunst,
die Fabrikation chemischer Präparate und Maschinen u. dgl. m.^^).
Der Apotheker unterscheidet sich aber von den meisten dieser
Gewerbetreibenden durch seine gleichzeitige Stellung als Beamter und
Diener des Staate. Man darf aber hierbei den wesentlichen Unter-
schied nicht aus* den Augen setzen, welcher zwischen den Beamten
oder Staatsdienern überhaupt statt findet.
Dfe eine Classe derselben umfasst die angestellten (besoldeten,
abhängigen, unmittelbaren) Beamten und Staatsdiener (oder öffent-
liche Diener mit Dienstpflicht gegen den Staat), welche ihr Amt nur
in Folge eines ausdrucklichen Auftrages oder Befehles der Staats-
regierungen, der Fürsten oder ihrer Vertreter übernehmen gegen einen
stipulirten Dienstlohn, Sold oder Besoldung genannt. Sie haben ihre
Person zu bestimmten Diensten (des Fürsten oder des Staates) dabin-
gegeben und können daher nicht aus freien Stücken oder nach Gut-
dünken ihr Amt aufgeben, es sei denn auf Ansuchen bei und mit Ge-
staltung von den Regierungen. Und andererseits können sie, in der
Regel auch gegen ihren Willen, aus dem Dienste entlassen oder ab-
gesetzt werden. Ihre Abhängigkeit von der Staatsverwaltung ist damit
eben so vollständig, wie naturgemäss.
Die andere Classe k tritt nach Ableistung gewisser Prästanda und
meistens nur mit einfacher Erlaubniss der Staatsregierungen ihr Amt
an aus eignem Antriebe und nach eignem Gutdünken. Diese Beamten
und Diener des Staates, die nicht angestellten (unbesoldeten, unab-
hängigen, mittelbaren, öffentlichen Diener mit Dienstpflicht gegen
Privatpersonen) müssen selber für ihren Erwerb sorgen und können,
weil sie keinerlei Vergütung vom Staate, dem sie mittelbar dienen,
empfangen, auch jederzeit nach eignem Ermessen ihr Amt aufgeben,
*) In der bayerischen Kammer d^r Abgeordneten erhob sich jüngst
eine wichtige Debatte über die Stellung der Advocateii im Staate.
Freiherr v. Closen stritt mit Erfolg für die Ansicht „die Ad-
vocatie sei nichts anderes als ein wissenschaftliches Ge-
werbe*^ und desshalb seien die Advocaten keine von der Re-
gierung abhängigen öffentlichen Diener. (^Allg. Augsb. Zeitung
Nr. 16, 11846.)
**} Die Apotheker - Gewerbe (nämlich die persönlichen, die Real-
verkäuflichen und die Real-radizirten) sind seit 1810 in den
östen'eichischen Staaten als Polizei-Gewerbe erklärt (Ma-
cher, das Apothekenwesen in den k. k. österreichischen Staaten.
Wien 1840. p. 74.)
22*
332 Veremszeitung,
wenn auch meistenB nur mit Beachtung anderweitiger zweckdienlicher
Anordnungen der Behörden. Zu dieser Classe, wie Advocaten, Ju-
stizcommissarien, Aerzte, Chirurgen, Thierärzte, Directoren von Pri-
vatschulen, akademische Privatdocenten u. a. m. gehören auch offen-
bar die Apotheker. Alle diese Beamten sind, weil sie im gewöhn-
lichen Wortsinn nicht angestellt werden, auch ihres Dienstes nicht zu
entlassen und eo ipso unabsetzbar; wohl aber kann ihnen die vom
Staate ertheilte Befugniss zur Ausübung ihres Amtes auch wieder ent-
zogen werden, ^wenn sie ihren Amtspflichten zuwider handeln. Ihre
Entlassung aus dem Staatsdienste könnte also nur eine mittelbare Ab-
setzung genannt werden; sie stehen in keiner andern Abhängigkeit
von der Staatsverwaltung, als in der, welche die Controle ihrer Dienst-
handlungen mit sich bringt.
Da nun die Apotheker keinen Sold als Staatsbeamte beziehen,
sondern da sie, was man auch für alle Zukunft aufrichtig wünschen
muss, innerhalb der Grenzen ihres wissenschaftlichen Kunstgewerbes
freie und unabhängige Männer und lediglich auf die eignen Kräfte an-
gewiesen sind, so widerstrebt es dem natürlichen Rechtsgefühle, die
Privatrechte der* Apotheker, die an Integrität denen aller übrigen
Staatsunterthanen nicht nachstehen, irgend einem directen oder indi-
recten Eingriffe oder moralischen Zwange von Seiten des Staats unter-
worfen zu sehen.
Dagegen hat jede hohe Staatsregierung unzweifelhaft, wie die
Pflicht, so das Recht, alle möglichen aus sanitäts- und auch ge-
meinpolizeilichen Rücksichten nothwendig hervorgehenden An-
ordnungen zu treffen, welche ^ahin abzwecken, dass die Apotheken
ihrer höchst nützlichen und wohlthätigen, ja für unsern gegenwärtigen
Culturzuständ absolut noth wendigen Bestimmung vollkommen entsprechen.
Innerhalb des Umfanges dieser beiden Principien müssen, wie ich
meine, alle Anordnungen der Regierungen in Betreff des Apotheker-
wesens ebenso gut sich bewegen, als die Forderungen und Wünsche
der Apotheker. Je bestimmter und schärfer die Begriffe von der
Stellung des Apothekers ausgeprägt sind, desto vollständiger wird den
Anforderungen des Staates an die Apotheken genügt, desto sicherer
den Apothekern Gerechtigkeit bewiesen, desto leichter der Wirrwarr
beseitigt werden können, der von Zeit zu Zeit im Bereiche des Apo-
thekerwesens, und somit in dem ganzen Medicinalwesen Deutschlands
entsteht.
Jedermann wird zugeben, dass die Apotheken, wenn nicht aus-
schliesslich, doch vornehmlich den Zweck haben, das Publicum jeder-
zeit und augenblicklich mit guten und möglichst billigen Arzneien
unter (möglichster) Abwendung der damit verbundenen Gefahr zu
versorgen. Daher wird man auch nicht lange in Zweifel sein kön-
nen, welches Verjiältniss des Apothekers zu seiner Officin aus allge-
meinen Gründen ^ie meiste Garantie zur Erreichung des bezeichneten
Zweckes darbietet.
Gleichwie jede Administration theurer zu stehen kommt, als die
Verwaltung des Eigenthums, so findet diess namentlich in Betreff der
Apotheken statt, in denen auf sehr viele kleine, im Einzelnen unbe-
deutende pecuniäre Vortheile geachtet werden muss, um die Rentabi-
lität der Apotheken in ein richtiges Verhältniss zu den bestehenden
Arzneipreisen zu bringen; oder, mit andern Worten, die bei Weitem
meisten Apotheker können ohne tüchtige Geschäftsökonomie nicht be-
stehen. Eine, wenn auch die vernünftigste Sparsamkeit kann da, wo
Vereinszeitung» 333
keine Controle statt findet, nimmer durch eine gesetzliche Vorschrift
bewirkt werden, sondern muss ledigh'ch dem eignen Interesse über-
lassen bleiben. Daher ist es im Aligemeiuen rathlich, die Administra-
tion der Apotheken nur als eine temporäre Aushülfe in nothwendigen
FäUen, z. B. bei vorhandener Aussicht auf qualificirte Erben, von
Staats wegen gelten zu lassen.
Die Verpachtung der Apotheken widerspricht, wenngleich aus
entgegengesetzten Gründen, doch mit ahnlichem Erfolge dem Zweck
und der Bestimmung der Apotheken. Neben dem Pachtzins muss
auch eine Rente für den Pächter übrig bleiben. Diesem kann es we-
der zugemuthet, noch billigerweise yerargt werden, wenn er auf die
nothwendige Erhaltung des Capitals, auf die unerlässlich andauernde
Renovation und Vervollkommnung der zahllosen Bestandtheile einer
Apotheke, an Schiff und Geschirr könnte man sagen, keine sonderliche
Rücksicht nimmt. Dem Pächter eines (Gutes oder eines) Geschäfts
steht überall das (sehr vemänftige und billige) Recht zu, gegen den
Pachtzins den möglichst grossen erlaubten Gewinn aus dem gepach-
teten (Gute oder) Geschäfte zu ziehen. Lange verpachtet gewesene
Apotheken, insbesondere wenn sie Communen und städtischen
Behörden als Eigenthum zugehören, habe ich oft in desolatem, ganz
gewöhnlich in minder gutem, ich möchte sagen weniger frischem und
lebenskräftigem Zustande angetroffen, als die den Apothekern eigen-
thumlich zogehörenden. Desshalb kann man aus allgemeinen Gründen
die Verpachtungen der Apotheken nur ausnahmsweise zulässig finden.
Pflicht und Interesse müssen in allen Theilen der Staatsverwaltung nie
unnöthigerweise in CoUision gebracht werden.
Die Erbpacht ist de facto eine besondere, wenngleich bedingte Form
des reellen Eigenthums, Dieses aber, unter welcher Gestalt es auch
im Laufe der Zeit hervorgetreten sein mag, ist nach meiner festen
Ueberzeugung die naturgemässeste und darum einzig richtige und
rechte Bedingung zur Verwaltung der Apotheken. Keiner Verord-
nung im Apothekerwesen stimme ich mehr bei, als der, dass die Ver-
walter oder Dirigenten der Apotheken auch Besitzer und Eigenthümer
derselben sein müssen. Da wo festes Besitzthum ist, ist auch das Bestreben,
das Besitzthum zu vermehren, wodurch denn einem Hauptsatze der
Staats wirth Schaft genügt wird.
Für die Apotheker und für die Erhaltung und Fortbildung ihrer
Kunst entsteht nun die wichtige Frage, ob das volle und ganze Eigen-
thumsrecht an dem Besitze (verkäu^iche Concessionen und Privilegien
der Apotheker), also das Erbrecht der Apotheker das Wünschens-
wertheste und für den öffentlichen Dienst der Apotheker das Erspriess-
lichste sei?
Diese Frage hat eine neue Anregung erhalten und eine allgemeine
Bedeutung erlangt, seit durch die bekannte Verordnung eines hohen
Preussischen Ministeriums den concessionirten Preussischen Apothekern
das seit einem Menschenalter ihnen in praxi zugestandene freie Ver-
kaufsrecht ihrer Apotheken, d. h. das Präsentationsrecht ihres quali-
ficirten Nachfolgers entzogen worden ist. In wie weit diese Entzie-
hung, wenn nicht eines für den jetzigen gesammten Preussischen Staat
gültigen Rechtes nach juristischen Begriffen, so doch einer lange be-
stehenden Erlaubniss und eines Zugeständnisses eine rückwirkende
Kraft ausüben könne und müsse, kann hier nicht untersucht werden,
weil das jui^ von welchem wir Laien uns stets nur eine höchst
unvollkommene Vorstellung und Kenntnis« verschaffen können, nur
334 Veremszeihmg.
eine Behandlung von den Leuten vom Fach verträgt. In Antehnng
der Apotheker in dem ganzen, grossen Theil von Preussen, welcher
vormals unter königl. westphälischer und kaiseri. französischer Bot-
mässigkeit stand, z. B. in den Rheinprovinzen, hat die Eingangs er-
wähnte Schrift des Herrn Geh. Rath Schmid ein juristisches Gutach-
ten geliefert ; in Betreff der übrigen Prenssischen concessionirten Apo-
theken mögen die Laien im Recht irgendwie xu begreifen suchen, wie
die gegenwärtige Generation ausbüssen solle, was in früherer Zeil
durch Willfährigkeif von oben, oder durch Fahrlässigkeit von unten
vielleicht peccirt worden ist.
Ich abstrahire hier gänzlich von einem weitern Eingehen in die
Preussische Angelegenheit, da mir ebenso sehr, wie auch wohl man-
chen Andern, die darüber geschrieben haben, die Prämissen zu einem
wohlbegründeten Urtheil über eine so scharf einschneidende admini-
strative Maassregel der obersten hohen Behörde in Preussen abgehen.
Dagegen kann es durchaus nicht unangemessen erscheinen, wenn
ich die administrativen Grunde, welche jener hohen Verfugung unter-
legt worden sind, einer Beurtheilung und Begutachtung unterziehe;
denn in allen sachlichen Urtheilen haben die Männer des Rechts von
jeher den Sachverständigen dieselbe Freiheit zugestanden, welche sie
für sich in Anspruch nehmen innerhalb des Bereichs ihrer Wissen-
schaft. Dieses ganz naturliche und vernünftige Zugeständniss ist auch
in Betreff der sogenannten Prenssischen Concessionsfrage wenigstens
nachträglich gemacht worden, da man weiss, dass den zu Anfange des
Jahres 1845 auf Anordnung eines hohen Prenssischen Ministeriums zu
Berlin zusauimenberufenen Apothekern dieselben Fragen mit zur Be-
antwortung vorgelegt worden sind, welche mich hier beschäftigen.
Ich fühle mich veranlasst, die Richtigkeit jener administrativen Mo-
tive zu bekämpfen, ganz in Einklang mit den Gründen, welche Herr
Geh. Rath Schmid bereits gegen die Erheblichkeit dieser Motive kurz
und bündig entwickelt hat; denn ich bin überzeugt, dass eine auf
diese Motive basirte gesetzliche Verfügung, wenn sie allgemein zur
Geltung käme, der deutschen Pharmacie allmälig eine ganz andere Ge-
stalt geben müsste, in welcher sie weder dem öffentlichen Dienste
genügen, noch diejenigen Fortschritte in ihrer Ausbildung machen
könnte, durch welche sie sich bisher vor der Pharmacie aller übrigen
europäischen Länder ausgezeichnet hat.
Einer solchen, meiner Meinung nach, verderblichen Gestaltung der
Apothekerkunst glaube ich aber mit einiger Sicherheit entgegentreten
zu können und zu dürfen, da ich seit zwanzig Jahren mehr als ein
Paar Hundert Apotheken, im Königreich Hannover und im Grossher-
zogthum Weimar, nach ihren innern und zum grössten Theil auch nach
ihren äussern Verhältnissen und Beziehungen genau kennen gelernt
habe und da ich seit eben so langer Zeit den Vor- und Rückschritten
der ausübenden Apothekerkunst bei dem Unterrichte junger Pharma-
ceuten aufmerksam zu folgen gezwungen wurde, lieber drittehalb-
hundert junge Pharmaceuten aus allen Ländern deutscher Zunge- sah
ich im Laufe der Jahre um mich versammelt. Den Gang ihrer Aus-
bildung von Anfang an, ihre wissenschaftlichen Bestrebungen und den
Erfolg ihrer Bemühungen zur Erreichung der Selbständigkeit habe ich
genau, oftmals sehr speciell erfahren. Wenn ich den gegründetsten
Grund habe, an diesen Erfolgen mich zu erfreuen, so sind sie mir
auch desswegen von hohem Werthe, um eine Schlussfolgerung per
inducHonem daraus zu bilden, die an Festigkeit und Sicherheit viel-
Vereimzeitung. 336
leicht nicht nachsteht allen Raisonnements , die man a priori anstellt^
oder zu denen man die Vordersatze theils in wohlgemeinten reforma-
torischen Bestrebungen, theils aus leidenschaftiicher Philantropie hinter
dem Schreibtische ausdenkt. Aber ,)grau ist alle Theorie und grün
des Lebens goldner Baum^', wenngleich seine Früchte nicht immer
süss sind.
II. Von den drei administrativen Gründen, welche man zur Auf-
hebung des Verkaufsrechtes der concessionirten Apotheker (wie es
scheint ziemlich allgemein) geltend machen will und die von dem Geh.
Rath Schmid am Schlüsse seiner Abhandlung zusammengestellt wor-
den sind, fasse ich den ersten und dritten zusammen. Es ist nämlich
die Meinung aufgestellt, „es werde durch Beseitigung des Präsenta-
^tionsrechtes der concessionirten Apotheker jungen Pharmaceuten der
„Erwerb einer Apotheke erleichtert; und dann, es könne zugleich da-
„für gesorgt werden, dass von den vorhandenen Bewerbern um eine
„erledigte Concession immer der würdigste und bei gleicher Tüchtig-
„keit der älteste zu dem Besitz einer Apotheke gelange/^-
Was den ersten Punct anlangt, so ist wahrlich nicht einzusehen,
wie das angegebene Ziel erreicht werden soll, so lange man nicht
etwa auf eine ganz unmassige und höchst verderbliche Weise die An-
zahl der Apotheken vermehren will. Wie reimt sich's denn, dass,
während man schon seit langen Jahren die Ueberzahl von Candidaten
in allen Beamtenfächern zugestehen und dulden muss, diese plötzlich
nicht mehr statuirt werden soll in einem Stande, dem alle Sicherheit
und alle Vortheile der Angestellten abgehen, dem man daher auch
von Gott und Rechtswegen die Freiheit in seinen Privatverhältnissen
reserviren muss? — Mag man nun das Ding drehen und wenden wie
man will, der einmal vorhandene Ueberschuss von Candidaten wird
bleiben. Und was sollte der Staat mit diesem unglücklichen Ueber*
Schüsse anfangen ? Welch' armselige Gesinnung roüsste nicht jeder
edlen Natur sich bemächtigen, wenn ihr das Horoskop gestellt würde,
in die nicht vom Schicksal, sondern von Menschen, die da ifren, ge-
bildete Strafcompagnie versetzt zu werden, ohne sich eines peccatum
bewusst zu sein?
Bis jetzt, wo dem Unterkommen der Pharmaceuten keine zärt-
liche Sorgfalt und Aufmerksamkeit von Staatswegen gewidmet wor-
den, ist auch der Wettlauf nicht gestört worden, nicht das wirk- und
heilsame Ringen der Jugend nach Vervollkommnung in Wissenschaft
und Kunst. Die überschüssigen Candidaten derPharmacie halten nie-
manden anzuklagen ob ihres Geschicks, als das Schicksal, wenn nicht
sich selbst.
Wo ist denn aber auch die notorische Ueberzahl der pharmaceu-
tischen Candidaten seit langen Jahren geblieben? Diese Pharmaceuten
benutzten den Zugang, den ihnen eine gründliche und tüchtige Aus-
bildung in ihrer Wissenschaft und Kunst zu den meisten Gewerbs-
fächern, so wie auch zu dem sogenannten gelehrten Fache und der Classe
der besoldeten Angestellten eröffnete. Den Gewerben sind dadurch nicht
unwichtige frische Kräfte zugeflossen, und die Staatsbehörden fanden
an ihnen einen Rückhalt zur Besetzung von vielen Stellen, zu denen es
sonst an tüchtigen Candidaten gänzlich gefehlt haben würde. Oder meint
man vielleicht, es könne das, was die mit dem bewegten praktischen
Leben in inniger Verknüpfung stehende pharmaceutische Schule in
dieser Hinsicht der Gesellschaft geleistet hat, durch irgend eine, auch
die künstlichste und kostspieligste Staatseinrichtung erreicht werden?
336 Vereinszeitung.
Im Treibhause zieht man kein hartes Holz; auch bohren hartes
Holz nnr die, die von jeher kein weiches kennen lernten.
Genug, aus der grossen Anzahl meiner Schüler und jungern
Freunde ist auch nicht ein einziger von der Erreichung seiner Wün-
sche, eine Selbständigkeit zu erlangen, übrig geblieben, ungeachtet,
so viel ich weiss, niemand anders, als sie selbst für ihr Weiterkom-
men Sorge trugen. Wenn diese summarische Angabe einige wenige
Ausnahmen zn verlangen scheint, so bleibt die Bemerkung übrig, dass
sie als Ausnahmen vorausgesehen wurden, also eigentlich nicht mit-
zählen. Besonders bemerkenswerth ist aber die Erscheinung, dass
von den mir bekannt gewordenen Pharmaceuten gerade die «ttiemtl-
telten Candidaten, für welche man jetzt vorzugsweise eine Sorgfalt
' entwickeln zu müssen glaubt, ich sage dass gerade diese durchschnitt-
lich sehr bald, zuweilen ohne alle Zögerung ihre gute Versorgung
gefunden haben, wenn nicht innerhalb des Bereichs der Apotheker-
kunst, so doch ausserhalb desselben. Kann man unter den wissen-
schaftlichen Fächern auch noch ein zweites nennen, welches sich sei-
nen Jüngern in gleicher Weise dankbar erwiese? Der unbemittelte
Pharmaceut ist eo ipso gezwungen, der Tüchtigkeit des Wissens die
Festigkeit des Charakters und die Entwickelung aller seiner Thatkraft
hinzuzufügen. Diese Qualitäten, die an kein äusserliches Vermögen
geknüpft sind, halte ich bei den jungen Pharmaceuten für unerlässlich
und für genügend, ibpen ihre Zukunft auf irgend eine Weise zu sichern.
Unbequem mag es freilich für viele junge Leute sein, immer und im-
mer wieder auf-sich selbst angewiesen zu werden; mit neidischem
Blicke mögen sie auf die Gemächlichkeit Anderer hinblicken, auf ihre
Commilitonen in andern sogenannten studirten Fächern, in denen der
ruhig sich fortbewegende Strom auch die laxe Mittelmässigkeit dem
Ziele allmälig entgegenführt ; oder auf die Ungebundenheit und Frei-
heit ihrer Altersgenossen in den freien Gewerbsfächern, denen der
Himmel voll Geigen hängt, von denen aber gar manche an ihrem Ziele
vorbeigleiten. Alles dieses bedarf keiner weiteren Auseinandersetzung.
Ich meines Theils glaube, dass diejenige Einrichtung socialer Verhältnisse
immer die beste ist, bei welcher nur das Erprobte endlich zum Vor-
schein kommt. Als gute Zligabe, die jedem Gewerbsfache von hohem
Werthe ist, wünsche ich jedem unserer strebsamen Pharmaceuten ein
gutes Capital zum Ankauf einer geschäflreichen Apotheke; als Haupt-
sache und als nothwendige Bedingung zur Sicherung der Zukunft
unserer Pharmaceuten kann ich .ein Capital vermögen aber nicht gel-
ten lassen, selbst auf die Gefahr hin, dadurch in Opposition zu ge-
rathen mit einer eingewurzelten, allgemein verbreiteten, niir aber völ-
lig verkehrt und irrig erscheinenden Meinung.
Und welche Gründe könnten 'nun eine Regierung bestimmen, sich
mit einem neuen Zweige des Vielregierens zu belästigen, um zu er-
zielen, was bisher auf die einfachste und gerechteste Art erreicht
worden ist? Will man bei der gegenwärtigen Sachlage sich der Can-
didaten der Pharmacie annehmen, wie der Candidaten aus der Classe
der Angestellten, so verfangt man sich in lauter Inconsequenzen und
Ungerechtigkeiten oder doch harten Unbilligkeiten. 'Diese zu vermei-
den ist aber sicher eine der Hauptaufgaben aller Staatsregierungen.
Ist die Liste der Candidaten der Theologie, Jurisprudenz, Medicin
u. s. w. überfüllt im Verhältniss zu dem BedUrfniss auf eine Reihe
von Jahren hinaus, so kann eine Regierung, wie es so oft geschieht,
abmahnen und abwehren von der Ergreifung dieser Fächer. Hinsichtlich
Vereinszeitung. 337
der Apothekerkunst kann, ja darf auch eine Regierung das nicht.
Sie kann es nicht, weil sich schwerlich jemals ein Maasstab wird fin-
den lassen, um darnach das Bedürfniss der pharmaceutischen Kräfte
zur unmittelbaren Bedienung des Publicnms zu bemessen. Sie darf
es nicht, weil diese Bedienung bei weitem zum grössten Theil durch
die lernenden und conditionirenden Pharmaceuten bewirkt wird und
bewirkt werden, muss. Mit der einmal nothwendigen Ueberzahl der
dienenden Pharmaceuten im Verhältniss zu den vorhandenen Apothe-
ken hört auch die Parallele zwischen den Candidaten der Pharmacie
und denen des besoldeten Civil- und Militairfaches vollständig auf.
In dem Fache der Angestellten werden Alle, .welche als befähigt be-
funden worden, wenn vielleicht auch erst spät versorgt. Nun aber
sollen aus der Zahl der approbirten Pharmaceuten nur die würdigsten
Beachtung finden, die würdigen aber leer ausgehen. Die Approbation
ist ja eben die officielle Erklärung der Würdigkeit.
Jener Superlativ lässt sich recht wohl bei allen Angestellten aus-
mitteln, indem sie Jahre lang einer Prüfung in der Praxis unterworfen
werden, bevor sie zur selbständigen Geschäftsführung gelangen. In der
That, auf diesem Wege können die^ehörden die entschiedensten Be-
weise für die würdigste Würdigkeit ihrer Candidaten sammeln, um dar-
nach die Besetzung der Aemter zu reguliren. Die Pharmaceuten aber
entziehen sich, der Natur ihrer Stellung nach, der Beobachtung der
Behörden völlig, indem sie an keine Vorgesetzten angewiesen sind^
um von denselben dermaleinst Amt und Besoldung zu empfangen. Das
Urtheil über die grösste Würdigkeit der Pharmaceuten bleibt also
lediglich bei den Examinatoren stehen. Gesetzt nun, diese erfüllen
ihre grossen Pflichten vollständig und nach Maassgabe der von der
Natur auch ihnen verliehenen Kräfte in völliger Unparteilichkeit, was
wird ihr Urtheil beweisen? Im besten Falle nichts mehr und nichts
weniger, als die Fähigkeit und Geschicklichkeit der Candidaten im
Bereiche ihrer Wissenschaft und Kunst. Allein über die Anstelligkeit
der Candidaten, über die Genauigkeit, Pünctlichkeit, Gewissenhaftigkeit
und Ausdauer derselben im Geschäfte, mit einem Worte über ihre Ge-
»chäftstüchtigkeity die doch einen wesentlichen Bestandtheil der Wür-
digkeit der Candidaten hier wie in allen übrigen Fächern ausmacht,
darüber können die Examinatoren der Pharmaceuten nicht im minde-
sten ein zuverlässiges und glaubwürdiges Urtheil aussprechen. Und
ebenso wenig können die Zeugnisse der Candidaten von ihren frühe-
ren Principalen einen genügenden Anhaltepunct geben, wenn man be-
denkt, welchen Einflüssen die Ausstellung dieser Zeugnisse oftmals
unterliegt, tind wenn man nicht vergisst, dass diese Zeugnisse in der
Regel einer Periode der Candidaten angehören, in welcher sie selbst
noch nicht den nothwendigen Grad ihrer Ausbildung und eignen Ur-
theilsfähigkeit erlangt hatten. Von der zufälligen näheren Bekannt-
schaft der Candidaten mit ihren Examinatoren aber das Urtheil ihrer
grösseren Würdigkeit abhängig zu machen, das möchte mit der Klug-
heit,Weisheit und Kraft einer Administration nur wenig übereinstimmen*).
*) Als eine sehr heilsame und billige, um nicht zu sagen nothwen-
dige und gerechte Maassregel der hohen Staatsregierungen, an
welcher und durch welche sich die Vorsorglichkeit der Behör-
den wahrhaft erproben könnte, müsste jede angemessene Vor-
kehruQg zur Versorgung derjenigen conditionirenden Pharma-
ceuten begrüsst werden, welche bis zum späten Mannesalter ihre
338 VeremszeUung.
Gesetzt nun, es sei in Betreff der Candidaten der Apolhdierkanst
jede Schwierigkeit auf irgend eine noch unbekannte Weise dennoch zu be-
seitigen, so erheben sich neue Hindernisse und Schwierigkeiten hinsicht-
lich der concessionirten Apotheker, denen der bisher frei gelassene
Verkauf ihrer Apotheken beschränkt, im Grunde und in praxi aber
ganz entzogen werden soll, um den jungen Pharmaceulen, insbeson-
dere den würdigsten und ältesten unter ihnen den Erwerb einer Apo-
theke zu erleichtern.
Wie, fragt man sogleich, und warum kann und soll einer Privat-
person zum Vortheil upd Besten einer andern entzogen werden, was
ihr von Natur und Rechtswegen als Eigenthum gehört?
Die Erlaubniss, eine Apotheke zu grflnden, zu dem Ende man-
cherlei mehr oder weniger kostspielige Anlagen und Einrichtungen
zur gesetzlichen Führung des Apothekergeschäfts herzustellen, das
Kaufmännische dieses Geschäftes einzuleiten und eine Kundschaft zu
erwerben, dem Publicum die Vortheile einer Apotheke fdr das Ge-
meinwesen factisch darzuthun und den Nutzen, den eine Apotheke als
Kräfte dem unablässigen Dienste des Publicums widmen. Wie
gross die Zahl der alternden Apothekergeh ülfen in Deutschland
ist, weiss niemand anzugeben, zum Beweise^ dass die Regierun-
gen bisher nicht im mindesten auf das Weiterkoromen der Phar-
maceuten Rücksicht genommen haben. Jedenfalls, hoffen wir,-
ist die Zahl derselben nicht gross; allein die emeritirten Apo-
thekergehülfen verdienen als eine der achtbarsten und unent-
behrlichsten Classen öffentlicher Diener gar sehr die Berück-
sichtigung der Behörden, und in nicht minderem Grade, als aus-
gediente JHilitairpersonen, Postofficianten u. s. w. Wenn für
solche in ihrem ursprünglichen Berufe ausgediente Männer man-
nigfaltige Beschäftigungen im Staatshaushalte gefunden werden,
wie beim Steuerwesen, Wegbaue, bei Hospitälern, ja selbst in
den Schulen und in andern Zweigen der Administration : so wird
dieses ohne Zweifel auch für solche approbirte Pharmaceuten
gelten, welche aus irgend einem Grunde vor Eintritt in das hö-
here Mannesalter weder eine Apotheke erlangt, noch eine selb-
ständige Unterkunft in einem andern Fache gefunden haben.
Oder auch in anderer Weise möchte man sich der ausgedienten
Apothekergehülfen annehmen, wozu die „Gehülfen-Unterstützungs-
Casse des norddeutschen Apothekervereins'^f) bereits einen höchst
ehrenwerthen und hochachtbaren Anfang gemacht hat. Man
sieht aber leicht ein, dass eine grosse und fühlnare Wirksamkeit
eines solchen Instituts nur durch Mitwirkung des Staates erreich-
bar sein wird. Mich dünkt, es sei bei der einmal ausgespro-
chenen wohlgeneigten Stimmung für die Candidaten der Phar-
macie überhaupt nicht schwer, die Aufmerksamkeit und kräftige
Unterstützung der hohen deutschen Regierungen auf die Errei-
chung eines Zieles hinzulenken, das den ungetheilten Beifall des
Publicums und der Apotheker zugleich erhalten würde. Die
jugendliche Kraft, wenn sie gehörig entwickelt und geregelt
worden, verträgt um ihrer selbst willen keine Bevormundung;
aber die schwindenden Kräfte des herannahenden Alters bitten,
ja fordern von der Societät, in deren Dienste die frischen Kräfte
verbraucht wurden, eine angemessene Hülfe und Unterstützung.
f) sowie die der Gehlen -Bacbolz-TromiiMdorffscheo, B,
Vereinszeitung, 339
kaufmänniscbes Geschäft für die Beschäftigung Anderer darbietet, mehr
oder weniger zu verwirklichen — die Erlaubniss zu solcher Thätig-
keit muss aus handgreiflichen Gründen von der Regierung ausgehen.
Aber aus der Ertheilung der Concession folgt keineswegs, dass der
Suecess der Bestrebungen des Ooncessionisten mit crtheilt oder gar
garantirt würde. Eben weil der Concessionirte auf sich selbst ange-
wiesen ist, muss, sollte man meinen. Alles was er erreicht ihm zu
eigen verbleiben. Die Ansicht, dass die Büchsen und Kasten, Uten-
sili^i und Vorräthe im Grunde das Apothekergeschäft seien, ist eine
völlig irrige. Eine Apotheke hat auch einen Geschäfts wer th, der
ebenso wenig zu leugnen ist, als der moralische und kaufmännische
Werth eines Buchs. Niemand^ zweifelt mehr, dass ein Buch mehr sei,
als eine blosse Anhäufung und Zusammenstellung von Lettern, die
Jedermann veranlassen und jeder Buchdrucker nach Belieben aufs
I^eue veranstalten kann.
Die Apothekerconcession hat mit Concessionen anderer, nament-
lich freier Gewerbe wenig gemein und bedarf daher einer ganz an-
dern Beurtheilung.
Ist eine Apotheke an einem Orte nothwendig, so muss der ab-N
tretende Concessionist (sogleich) einen Nachfolger haben. Wird die-
ser von dem Abtretenden oder seinen Erben in der Person eines qua-
lificirten Apothekers den Behörden präsentirt, so hat derselbe offen-
bar die nächsten und gerechtesten Ansprüche auf die Nachfolge. Wie
sich Vorgänger und Nachfolger einigen über den Werth der realen
Dinge und über den Geschäftswerth, ist, so lange nicht sanitätspoli-
zeiliche Rücksichten ins Spiel kommen, ohne Zweifel eine Privatange-
legenheit, von welcher die Regierungen, nach althergebrachter Weise,
am besten gar keine oder nur bedingungsweise eine Notiz nehmen.
Nur wenn den Regierungen die Ernennung des Nachfolgers aus-
drücklich vorbehalten war, fallen die Rechte des Abgehenden an sein
Geschäft weg. Was aber, kann man fragen, mögen es für Gründe
sein, die es für eine Regierung wünschenswerth machen, bei dem
jedesmaligen Abgange eines concessionirten Apothekers immer wieder
von Neuem mit der Etablirung der Apotheken zu beginnen? Die Be-
gründung und Consolidirnng eines Apothekergeschäftes zum vollstän-
digen öffentlichen Dienst ist von vielen physischen Schwierigkeiten
nmgeben, welche erst mit der Zeit zu überwinden sind. Zwar kann
man sie in aller Gemächlichkeit, weil der Staatsschatz in keinerlei
Weise dabei in Anspruch genommen wird, vom grünen Tische aus
decretiren. Die Ausführung kostet aber Zeit. Der Ruf alter Handels-
firmen lässt sich durch keinen Befehl von oben hervorrufen ; und nicht
weit davon ab steht der Ruf eines alten Apothekergeschäftes, auch
wenn es seinen Chef wechselt. Den verhäkelten und darum so leicht
zu umgehenden Bestimmungen zur möglichen Regulirung der Ver-
hältnisse des abgehenden und des von Amtswegen ausgesuchten und
gesetzten Concessionisten sieht man es auf den ersten Blick an,
dass die Sache in sich selbst einen Widerspruch enthält. Hat man
nicht schon genug an der sanitätspolizeilichen Beaufsichtigung der
Apotheken? Oder meint man etwa, in diesem Stücke sei das Mög-
lichste irgendwo in Deutschland schon geleistet? — Ein Apotheker,
der nicht im vollen Besitze seiner Apotheke ist, befindet sich fast in
demselben Falle, wie ein Pächter oder Administrator. Nur solche
Apotheken, die auf festem, auch den Nachkommen verbleibendem
Besitzthnme ruhen, sind durch sorgfältige Revisionen, bei welchen die
V
340 Vereinszeitung,
einzelnen Apotheken lum Gegenstande des Nachsinnens auf mögliche
Verbesserungen gemacht werden, in kurser Zeit in yollkommen be-
friedigenden Zustand zu bringen, wie mich zahllose Beispiele über-
zeugt haben. Neu begründete Apotheken haben jederzeit und unter
allen Umständen Jahre ndthig, um in allen ihren Einrichtungen und
Geschfiftsbeziehungen die erforderliche Zweckmässigkeit darzulegen
und zu erproben. Eine Apotheke ist schon in ihren Einrichtungen
von physischen Aeusserlichkeiten zu sehr abhängig, als dass sie, gleich
einem Geschäflsbürean, jeden Augenblick verlegt, umgewandelt oder
neu etablirt werden könnte.
III. Das zweite ^ebenfalls in der Schmid'schen Schrift besonders
hervorgehobene und widerlegte) administrative Motiv zu der Maass-
regel gegen den ferneren freien Verkauf concessionirter Apotheken
ist : „es soll dadurch der Erwerbpreis der Apotheken im Durchschnitt
herabgedruckt und dadurch die Möglichkeit herbeigeführt werden, die
Arzneitaxe herabzusetzen.^'
Man sieht, es ist hier ein doppelter Zweck ausgesprochen, indem
man den letzteren als eine Folge des ersteren annimmt. Ich glaube,
dass beide auf einem vollständigen Irrthum beruhen, so anmiithig
und wohltönend auch der letzte Endzweck für das Publicum lauten
mag. Man begreift nicht, wie das Beispiel von England, Frankreich,
Spanien und anderen Ländern so ganz unberücksichtigt bleiben kann,
zumal jetzt, wo in diesen Ländern Reformen im Medicinalwesen vor-
bereitet werden, die unsern Zuständen mehr oder. weniger entsprechen
sollen.
Wenn, wie es wohl in allen deutschen Ländern der Fall ist, neben
den schwankenden concessionirten Apotheken auch viele, oder sehr
viele, durch Privilegien oder auf andere Weise feststehende und gesi-
cherte Erb-Apotheken bestehen und als Hemmschuh an dem Wagen über-
eilter Reformen liegen: so muss doch der Werth der letzteren mög-
lichst hoch steigen, da das Innehaben der ersteren durchaus unsicher
und bodenlos gemacht werden soll. Es wäre doch eine Absurdität,
an das Gegentheil zu glauben, es sei denn, dass man einen von Sei-
ten der hohen Regierungen beabsichtigten moralischen Zwang voraus-
setzen wollte, wodurch die Privilegien und andere Verbriefungen
indirect vernichtet würden. Das Mittel dazu läge in der angedeuteten
Herabsetzung der Taxe, die man sich allerdings so niedrig denken
kann, dass der Verdienst des Apothekers unter den Lohn des Tage*
löhners herabsänke. Aber noch niemals haben unsere weisen Regie-
rungen das Verderben einer Classe ihrer Unterthanen veranlasst oder
nur veranlassen wollen durch Maassregeln der Gewalt.
Bei dem Versuche, ein ganz anderes Verhältniss der Apotheker
zum Staate, und in folgerichtiger Durchführung desPrincips ein gänz-
lich verändertes Verhältniss der Medicin und ihrer gesammten Diener
in ihrer praktischen Stellung zu bewirken, musste zuvor tabula rasa
gemacht werden. Damit würden aber die Grundsätze umgestossen werden,
bei und mit welchen das deutsche Medicinalwesen gross und andern
Völkern zum Muster geworden ist. Wenn und wo das Medicinalwesen zum
Unwesen geworden, haben bald der Hochmuth und Dünkel der Einen
und die Indolenz und Thorheit der Andern, bald das niedrigste Stre-
ben nach zeitlichem Gewinn mit Hintansetzung der Gesetze und mit
Unterdrückung aller Gewissensregung den beklagenswerthen Zustand
veranlasst. Es sind aber schon grössere Löcher in den Staatsgebäuden
ausgefüllt worden, ohne dieselben von Grund aus neu zu bauen.
Vereinszeitung, 341
Jeder Apothekenrevisor, der die Apotheken in grossen Städten
nicht weniger gründlich und gewissenhaft durchforschte, als die ig
kleinen Städten und auf Dörfern, wird wissen, dass die gesetzlichen
Anforderungen allenthalben recht wohl auszuführen sind, sobald die'
Apotheken ein wirkliches Besitzthum ihrer Inhaber sind, dass aber
ein grosser Theil der bestehenden gesetzlichen Verfügungen in Betreff
der Apotheken und des Apothekergeschäftes keinen vernunftigen Sinn
mehr hätte, wenn die Apotheken gleichsam nur wandelnde Arznei-
buden wären. Nur bei dem festen Besitze der Apotheker können, nach
meinem Dafürhalten, die Apothekenrevisionen in ihrer ganzen und
vollen Ausdehnung mit Fug und Recht ausgeführt werden zum wirk-
lichen und wahren Nutzen des Publicums und zum unmittelbaren Yor-
theil der Apotheker selbst. Das Publicum erhält vornehmlich durch
die Revisionen die nothwendigen Garantien der guten Qualität der
Arzneimittel, der ordnungsmässigen Anfertigung und Dispensation der-
selben und im Allgemeinen auch eine Vergewisserung, dass die Arz-
neimittel nach den bestehenden Taxen normalroässig verkauft werden.
Der Apotheker selbst kann nur allein durch die Erfolge der Revisio-
nen den thatsächlichen Beweis führen von der guten Einrichtung der
Apotheke und von seiner guten Geschäftsführung, gegenüber einem
Publicum, welches aus instinctmässigem Abscheu gegen Krankheit und,
aus begreiflichem Widerwillen gegen Arznei gar oft in die wunder-
lichsten Meinungen über den Apotheker loci verfällt. Da der Apo-
theker zu den personis publicis zählt, so muss ihm vor Allem daran
gelegen sein, dass das öffentliche Urtheil nicht durch Scheingrfinde,
sondern durch wohlbegründete Thatsachen geleitet werde. Mit die-
sem, den. Apothekerstand befestigenden und ehrenden Erfolge der Re-
visionen ist auch der reelle Vor theil des mehr gesicherten oder auch
wohl gesteigerten Kaufwerthes der Apotheken verbunden. Es ist da-
her sehr unweise, wenn die Apotheker in den Revisionen bloss die
Unbequemlichkeiten, die ihnen dadurch bereitet werden, erblicken.
Aber eben so unweise muss die Ansicht mancher Behörden in Deutsch-
land genannt werden, der zufolge die Apolhekenrevisionen nichts an-
deres sind und sein können, als ein nutzloses Spiel mit Formen ohne
eigentlichen Inhalt und ohne erspriessliche Folgen. Gegen alle Fälle,
welche als Belege für diese Ansicht beigebracht werden mögen oder
auch wohl können, will ich keinesweges Opposition machen, sondern
nur kurz entgegnen : „ aus nichts wird nichts. ^^
Wenn durch eine einfache Regierungsmaassregel eine ganze Classe
von Staatsbürgern ohne Beeinträchtigung anderer in ihrem Besitzthume
gesichert und in ihrem Vermögen vermehrt werden kann, so entspricht
die Maassregel ganz gewiss gesunden staatswirthschaftlichen Grundsätzen.
Da nun in Ansehung der gesetzlichen Anforderungen an die Einrich-
tung und Geschäftsführung nicht der allermindeste Unterschied zwischen
privilegirten und concessionirten (sowie auch verpachteten und admi-
nistrirten) Apotheken gemacht werden kann und darf, so ist es gewiss
das AUerklügste und Gerechteste, jedem Apotheker ohne Ausnahme
den freien Verkauf seiner Apotheke zu gestatten.
Das oben angeführte Motiv enthält implicUe eine Beschwerde
oder Klage über den gegenwärtigen hohen, oder vielmehr allzu hohen
Preis der Apotheken in Deutschland. Betrachtet man die Sache näher,
ohne sich durch hohles, von Leidenschaften mancherlei Art genährtes
Gerede beirren zu lassen, so findet man, dass der sogenannte hohe
Preis der Apotheken ein ebenso natürlicher als ervrünschter ist, das3
342 Vereinszeüung,
aber ein äberlrieben hoher Preis nur in äusserst seltenen Fällen vor-
gekomnien sein mag.
Fragt man, von wem diese Klagen schon seit dreissig Jahren aus-
gehen, so sind es vorzüglich diejenigen, welche gern ganz schnell zu
eignem Heerde gelangen möchten, oder welche den einmal vorhande-
nen Ueberschuss von Candidaten bilden, ohne sich gutwillig mit ihren
Kräften in andern Fächern zu versuchen. Die Klagen verstummen
aber bei diesen Candidaten, wenn sie in den Besitz einer Apotheke
gelangt sind, die sie nach Verlauf von mehreren Jahren, sobald sie
wollen, zu gleichem oder auch höherem Preise leicht wieder an den
Mann bringen. Manche Beispiele könnte ich namhaft machen, in denen
nicht allein während mehrerer Jahre die Apotheken ihren Besitzer
ernährten, sondern auch mit erklecklichem Vortheil am Capital wieder
verkauft wurden. Jeder, selbst der simpelste Verstand sieht ein, dass,
wenn der Marktpreis einer Waare eine lange Zeit hindurch sich er-
hält oder gar steigt, die Waare nicht schlecht ist. Der Preis eines
Dinges beruht eben auf dem Werthe, den es für die Menschen hat.
Die Höhe einer Geldsumme ist dabei töllig relativ; denn ihr Wertb
besteht in der Nutzbarkeit oder in der Rentabilität des Geldes, wofür
der Zinsfuss den Maasstab abgiebt. Während eines dreissigjäfarigen
Friedens ist der Zinsfuss allgemein gesunken, der Werth des Geldes
also vermindert, der Preis aller zum Leben gehörigen Dinge dagegen
erhöhet, der Luxus gestiegen. Jedermänniglich weiss, dass alle Be-
dürfnisse des Lebens, Nahrung, Kleidung und Wohnung jetzt einen
grösseren Aufwand verlangen, als vor jener Zeit. £s ist längst an-
erkannt, das8 wir zur Beurtheilung des Geldwerthes in der Geschichte
nicht sowohl die Geldsummen, die' dafür verausgabt worden, berück-
sichtigen müssen, als vielmehr, welchen Werth das Geld hatte, wozu
denn in Ermangelung des Zinsfusses der Preis der noth wendigsten
Lebensbedürfnisse, z. B. des Getreides, Zugviehs, der Kleidungsstücke
u. s. w. den Anhaltepunct darbietet. Wären die Apotheken während
der Zeit des Friedens nicht im Preise gestiegen, so wäre das der
schlagendste Beweis für das Herabkommen der Pharmacle im deutschen
Vaterlande, wovor uns, die wir die medicinische Hülfe der Pharmacie
ansprechen, ebensowohl, als auch die Apotheker selbst der Himmel
gnädiglich bewahren wolle. Keiner, dess bin ich sicher, würde diesen
Stossseufzer übertrieben ünden, könnte Jedermann hinter die pharma-
ceutischen, oder vielmehr hinter die gesammten medicinischen Coulissen
im (deutschen und nichtdeutschen) Auslände gucken. Nichts mehr als
dieses Treiben im Gehege der Medicin verdiente die öffentliche Geissei ;
unglücklicherweise fehlt es aber an Leuten, die mit hinlänglicher Sach-
kenntniss und genauer Kenntniss vieler Einzelnheiten auch den Muth
verbänden, den Thatbestand völlig aufzudecken.
Ich kann nicht anders als glauben, dass eben der gute Preis der
Apotheken den im Allgemeinen guten Zustand des deutschen Apotheker-
und überhaupt Medicinalwesens beweise. Also kommt es noch darauf
an, zu untersuchen, ob der Erwerbspreis der Apotheken nicht allzn-
hoch sei. Man fuhrt an, es sei der Preis der Apotheken so hoch
hinaufgeschraubt, dass die Besitzer derselben entweder ihr Leben lang
mit Sorgen und Noth zu kämpfen hätten, oder an den Bettelstab kä-
men, wenn sie nicht zu unredlichen Mitteln ihre Zuflucht nehmen
wollten.
IV. Bei der freien kaufmännischen Concurrenz in der Erwerbung
der Apotheken, welche meiner Hoffnung nach auch in Zukunft wieder
Veretnszeitung. , 343
allgemein in Deutschland statt finden wird, können drei Fälle vorkomnien.
Es erhebt sich entweder das Anlagecapital über die dem Apotheker
von Natur und Rechtswegen zuständige Rentabilität, oder es ist dieser
adäquat, oder es bleibt unter derselben.
Im ersten Falle hat der Apotheker ein besonderes Kaufmannsglück
gehabt. Wird ihn irgend ein Verständiger desshalb beneiden, oder
wird gar irgend eine Behörde hieraus irgend einen Grund zu Maass-
regeln nehmen, die das Privatrecht treffen? Der von den Umständen
begünstigte, durch Kenntnisse, Rührigkeit und Strebsamkeit sich empor-
schwingende Industrielle, Kaufmann, Advocat, Arzt, Chirurg u. s. w.
ist jedenfalls den tiefsinnigen Reflexionen des Neides ausgesetzt, und
so mag denn auch derjenige Apotheker, der sich in vorzüglich guten
Vermögensumständen befindet, dem die Lebensbequ^mllchkeit, die na-
tärliche Folge der Wohlhabenheit, vom Schicksale vergönnt wurde,
über die neidischen Seelen hinwegsehen. Sein Recht dazu ist nicht
kleiner und nicht grösser, aJs das eines jeden andern begüterten Staats-
bürgers. Und jede Behörde wird und muss sich der Wohlhabenheit
aller Staatsunterthanen erfreuen nach den gemeinsten Regeln eines
guten Staatshaushalts. Welch' baarer Unsinn müsste aber entstehen,
aus den Ausnahmen die Regel abzuleiten ? Wie thöricht wäre z. B.
der Schluss, weil ein Paar zierlich und kunstvoll tanzende JBeine, eine
geschmeidige und metallreiche Stimme, oder die zu erstaunenswerthen
Wirbeln eingeübten Finger ihren glücklichen Besitzern in einem ein-
zigen Abend Haufen Goldes eintragen, so müsse das ganze Heer der
Künstler und Schauspieler in einer goldenen Aera leben, welcher sich
jedweder vom Glück, oder vielmehr von sich selber Vernachlässigte
nur zuzuwenden brauche, um^den Reichlhum mit aller Gemächlichkeit
einzusäckeln ? Niemand, es sei denn ein von Natur schwach Begabter,
wird irgendwie aus solchen einzelnen Fällen eine Regel der Begüte-
rung, eine Norm für den ganzen Stand ableiten wollen.
Der zweite Fall, wo Apothekern die angemessene und erwartete
Rentabilität ihres Capitals zufliesst, bedarf keines Commentars. Wer
nicht beistimmt, dass der Apotheker eins der schwierigsten, lästigsten
und mühevollsten Geschäfte im Dienste des Publicums treibt, dem muss
jedes Recht, über pharmaccutische Angelegenheiten mitzusprechen, von
vornherein versagt werden. Noch nie und nirgends ist der Halbwis-
serei oder der gänzlichen Unkenntniss einer Sache gutwillig verstattet
worden, ein Urtheil über dieselbe abzulegen. — Die Rentabilität des
Capitals muss, es ist wahr, von vielen Apothekern im Schweisse ihres
Angesichts errungen werden ihr Leben lang. Allein das Loos, das
ihnen gefallen, theilen viele Andere in andern Ständen mit ihnen.
Gleichwie jeder Arbeiter seines Lohns werth ist, so setzt auch der
Lohn die Arbeit voraus.
Und nun fragt man vergebens auch nur nach einem einzigen gut
constatirten Fall, wo ein thätiger, rühriger, und kenntnissreicher Apo-
theker, der nicht gegen die gesunde Vernunft sündigte bei dem An-
kauf seiner Apotheke, in unsern Tagen zu Grund gegangen wäre ? Als
Ißeispiele wird man hoffentlich nicht solche gottlob sehr seltene Fälle
anführen, wo eine durchaus unangemessene Gemächlichkeit und Be-
quemlichkeit des Apothekenbesitzers, oder gar ein regelloser Lebens-
wandel oder Liebhabereien, die zu den Narrentheidingen zählen, ein
mitleidloses Geschick herbeiführten. Wie in keinem Stande, so auch
nicht im Apothekerstande lässt das Schicksal mit sich spielen. Die
himmlischen Mächte sind nirgends herauszufordern.
344 Vereinszeüung,
Nar aus einer €onfaBion der Begriffe über die Wirksamkeit der
Apotheker und die Natur ihres Geschäftes hat die übergrosse Sorgfalt
wegen eines möglichen Banquerottes derselben erwachsen können;
doch hat an dieser puren Fiction vielleicht, ja ich möchte sagen wahr-
scheinlich die menschliche Leidenschaft einen guten Antheil. Ich will
keinesweges den oben erwähnten dritten Fall leugnen, dass eine kopf-
los erkaufte Apotheke unter der nothwendigen Rentabilität bleiben
werde. Was aber würde der Erfolg sein? Das Capital könnte jeden
Augenblick mit einem, meistens doch wohl nur verhällnissmässig ge-
ringen Verluste wieder verwerthet werden; die Strafe eines unver-
ständigen Kaufes hat jeder Käufer sich selber beizumessen. Der wahre
Werth der Apotheke würde sich sehr bald wieder von selbst her-
stellen. Und so fein ist ja der Tastsinn der Capitalisten, dass sie schnell
allenthalben sich zurückziehen, wo das Feuer die Fingerspitzen erreicht.
In der That, hätten wir nicht tausend andere schlagende Beweise im
gemeinen Leben, es würden die in den Apotheken angelegten Capi-
talien hinreichend den Beweis führen, dass die Capitalien überhaupt
nur auf festem und trockenem Boden ruhig verbleiben.
Auch der kaufmännische Wucher, der hin und wieder mit den
Apotheken getrieben worden, soll nicht geleugnet werden, obwohl
manche deutsche Staaten anzuführen ^ wären, in welchen ein solches
Unding ganz unbekannt ist. Nun aber wissen alle Regierungen jeder
Art von temporärem Wucher, wie z. B. jetzt dem bedrohlichen Korn-
wucher durch geeignete Maassregeln zu steuern, ohne die freie Be-
wegung im Handel zu hindern; und dem Apotheken -Wucher nicht?
Was bleibt da für eine Consequenz?
.Nicht nach meinem blossen Dafürhalten, sondern nach meiner
festen Ueberzeugung giebt es nur ein einziges, ebenso radicales, als
gerechtes und pflichtgemässes Mittel zur Regulirung des wahren Prei-
ses der Apotheken und zur Abwehrung aller Ungebühr und alles
Nachtheils für das Publicum, wie für die Apotheker selbst, und die-
ses Mittel ist — die sachkundige und sachgemässe Apotheken-
revision. Aber eben diese hat von den Behörden auszugehen, sie
ist ganz in ihre Hände gelegt.
Die Apothekenrevision ist eine Kunst geworden, die erlernt sein
will, wie jede andere Kunst. Sie ist keine noth wendige und aus der
Sache selbst folgende Zugabe zu dem gewöhnlichen, zumeist auf das
Staatsexamen berechneten Studium der medicinischen und pharmaceu-
lischen Wissenschaften. Von dem, was in früheren Tagen vollkommen
den Verhältnissen entsprach, sind bei völlig veränderten Umständen
der Gegenwart nur die Formen übrig geblieben. Die Pharmacie von
heute erfüllt das Leben eines Einzelnen vollständig und so vollkommen,
wie jemals die Medicin es vermochte, oder irgend eine unserer jetzi-
gen Wissenschaften es vermag. Eine unausgesetzte Beschäftigung
mit allen Hüifswissenschaflen der Pharmacie kann nur in den Stand
setzen, über die Ausübung der Apothekerkunst ein genügendes Urtheil
zu bilden. Ein solches Urtheil mit Sicherheit und Entschiedenheit an
die Behörden abzugeben, dazu gehören ausserdem noch günstige Um«
stände und Verhältnisse. Darum haben mehrere deutsche Regierungen,
und unter diesen, wie ich glaube, die hohe Hannoversche Regierung
zuerst, eigne, in keinerlei Beziehung zu dem zeillichen Interesse der
Apotheker, und namentlich auch nicht in dem Verbände der ausübenden
Medicin oder der Collegialität zu ihnen stehende Apothekenrevisoren
angestellt. Da, wo solche von der Neuzeit gebotene Neuerungen seit
Vereinszeüung. 345
längerer Zeit wirksam gewesen sind, da ist auch gar nichts von dem
Unfug zu verspüren) welcher, der Angabe nach, jetzt zur Bevormun-
dung des Besitzthums der Apotheker aufTordert.
Ohne mich hier einzulassen über die Art der Apolhekenrevisionen,
von denen ich seit zwanzig Jahren einen Erfolg gesehen habe, den ich
für den rechten halte, wird doch ein Punkt hervorzuheben sein, der
mir von grösster Wichtigkeit erscheint zur Erledigung der vorliegen^
den Frage. Ich meine nämlich, es sei schon seit langer Zeit im Gan-
zen und Allgemeinen bei den Revisionen nicht gehörig darauf gesehen
worden, dass die pharmaceutisch - chemischen Präparate, welche in
mehreren Apothekerordnungen ausdrücklich genannt, in andern nur
summarisch, in noch andern gar nicht angegeben sind, in den Apo-
theken selbst bereitet werden. Diese Anordnung indessen ist die heil-
samste, die zum Besten der Pharmacie ersonnen werden kann. Sie
ist keine blosse Sicherheitsmaassregel gegen eine schlechte Qualität
der Arzneimittel, da ein guter Theil derselben doch immer aus Fa-
briken entnommen werden muss. Der eigentliche und wahre Sinn
derselben ist vielmehr darin zu suchen, dass die auf praktischer Uebung
beruhende Geschicklichkeit der Apotheker sammt ihren Gehülfen und
Lehrlingen ununterbrochen Anregung und Nahrung erhalte. Allein,
was ehedem der Nothwendigkeit wegen allgemeiner Gebrauch war,
wobei die Pharmacie heranwuchs, das ist jetzt eine seltene Geschäfts-
gewohnheit geworden, die eine Auszeichnung verdient; so wenigstens
in unserm Lande.
Weil die Apothekenrevisoren häufig oder auch wohlsehr häufig
die Bedeutung dieser Anordnung nicht begriffen, so konnte es nicht
fehlen, dass aus sehr vielen, um nicht zu sagen aus der Mehrzahl un-
serer Apotheken nackte und pure Dispensiranstaiten der chemischen
Fabriken geworden sind. Wir besitzen eine merkwürdige Abhandlung
in einem pharmaceutischen Journale, in welcher ein Preussischer Me-
dicinalbeamter das Entnehmen aller Präparate aus den Fabriken nicht
allein allen Apothekern dringend anempfiehlt, sondern sogar dasselbe
allen Besitzern kleiner Apotheken gesetzlich anbefohlen wissen
will, weil diese Apotheker nicht im Stande seien, die Präparate von gleicher
Güte wie die Fabrikanten herzustellen. Abgesehen von dem säubern
Complimente, welches damit der Mehrzahl der existirenden, auf den Grund
eines Staatsexamens approbirten Apotheker gemacht wird, konnte diese
öffentlich ausgesprochene Ansicht eines Preussischen Apothekenrevisors
(sie !) nicht verfehlen, den bereits sehr verbreiteten Irrthum von der Billig-
keit und ausnehmenden VorzUglichkeit aller käuflichen chemischen
Präparate noch mehr zu befestigen. Obgleich es allbekannt ist, dass
der von der Leidenschaft oder dem Interesse getragene Irrthum durch
öftere Yertheidigung mehr an Terrain gewinnt, als die Wahrheit durch
die Aufdeckung: so werde ich dennoch nicht aufhören, die Tüchtig-
keit der Apotheker in kleinen Orten gegen Verunglimpfung zu verthei-
digen, und die Abgeschmacktheit der Theorie von der Billigkeit aller
Fabrikpräparate auch fortan durch Berechnung auf Pfennig und Heller
za beweisen. Endlich muss es doch dahin kommen, dass die Phar-
makopoen, um derentwillen sich die HH. Verfasser so viel Hübe geben,
nicht blosse Prunlibücher von der existirenden Vortrefflichkeit phar-
maceutischer Kenntnisse sind, sondern Gesetzbücher, nach welchen
man sich in der Wirklichkeit zu richten habe. Den höchsten Behör-
den scheint noch Niemand klar gezeigt zn haben, dass die Hälfte des
Drucks und Papiers unserer Pharmakopoen füglich hätte gespart wer-
Arch. d. Pharm. XCV. Bds. 3. Hfl. 23
348 Vereinszeüung.
Wtsfensdiaft nnd Kanst veraDtwortlich ist und iioter aOen Unslinden
verantwortlich bleiben nnss. Es ist eine baare Tborheit, die Yerant-
worlltcbkeit anch auf die Fabrikanten nnd Drognislen anszudehnen,
anf Staatsanterlhanen, die ein freies Gewerbe treiben und sich nicht
befassen dfirfen mit dem Verkauf der Anneien an das grosse, sondern
an das kleine Publicum der Sachverstindigen. Vergeblich habe ich
von jeher nach Grfinden gesucht für die Zulässigkeit der sanitfitspoli-
xeOichen Revisionen bei Fabrikanten und Droguisten, insofern man
etwas mehr als die Anfbewabmng und den Verkauf der eigentlichen
Gifte zu controliren beabsichtigte.
Die tbeils im Stillen gehegte, tbeils mehrmals öffentlich ausgespro-
chene Ansicht, dass es dem Publicum ganz einerlei sein könne, auf
welche Weise ihm billige Anneien geliefert werden, ist. eine Absur»
ditAty um nichts geringer, als die Meinung, dass ein Kriegsbeer dann
schon die Kriegskunst völlig inne hätte, wenn es das Commando pünkt*
lieh versteht und Säbel und HnMjnete regelrecht zu tragen weiss. Der
Gamaschendienst thut's freilich nicht, wenigstens nicht immer. Jeder-
nanu macht sich lustig fiber das Zeitalter des Zopfes ; aber eben daher
HUart die Blindheit gegen das Eindringen von leeren Formen, in wel-
chen das Wesen der Dinge untergeben muss.
V. Das Grnndmotiv, welches zu radicalen Veränderungen des
Apotheker -Standes und -Wesens Veranlassung geben soll oder schon
gegeben hat, ist die Absicht der Herabsetzung der Arzneitaxe. Aber
«uch hierin zeigt sich ein gänzliches Misskennen der Pharmacie und
ihrer nothwendigen Leistungen fär das Publicum in auffälliger Weise.
Unwillkdrlich wird man dabei erinnert an das Gleichniss vom Splitter
nnd Balken im Aoge.
Warum, fragt man billig, sollen denn die Arzneien so überaus
billig sein? Erhält etwa der Apotheker einen höheren Lohn für seine
Leistungen^ als er verdient, oder wird das Pubiicum belästigt oder
beschädigt durch die jetzt üblichen Arzneitaxen?
Der Apotheker muss für seine Arbeiten, die er unverdrossen in
jeder Minute der 24 Tagesstunden im Dienste des Publicums nnd un-
ter belästigenden und beschwerenden Umständen, sowie unter stren-
gerer polizeilicher Controle, als irgend ein anderer seiner Mitbürger die
seinigen zu verrichten gehalten ist, eine Vergütung und Belohnung
gewährt werden, welche seinen Kenntnissen und seinen in vielen Le-
benslagen der Menschen unschätzbaren Leistungen vollständig ent-
spricht. Nur der Unverstand wird dem Apotheker nicht zugestehen
wollen, was der gemeine Menschenverstand andern Ständen des Ge-
werbes oder Öffentlichen Dienstes unbedenklich gewährt. Die Lei-
stungen der Aerzte, Chirurgen, Hebammen wünscht Jeder angemessen
bezahlt, und nicht minder die Leistungen des Kriegshandwerks, der
advocatorischen Praxis und der dienenden Classen im Dienste der
Färsten, des Staats und der Privaten, der Schule und des Altares.
Wer dem Altar dient, soll audi vom Altar leben^ sagt schon der
Apostel.
Sieht man auf^das reiche und bemittelte Publicum, so kann das-
selbe weder nach Recht, noch nach Billigkeit verlangen, dass es un-
gestört und unbeschränkt bleibe in seinem nur zu oft übertriebenen
Aufwände im Luxus und in den tausendfältigen Formen des Vergnü-
gens undWohllebens, und nichtsdestoweniger in Zeiten der Notb, der Gefahr
und der Betrübniss, die Niemanden verschonen, von der medicinischen
Kunst jeglicher Art bedient werde ohne billige Entgeltung. Vemeh-
Vereinszeitung. 349
men wir keine Klagen und Beschwerden über die grossen Ausgaben,
die der Gaumen-, Ohren- und Augenkitxel Yerarsachft, die herbeige-
führt werden durch das, was die Leute Vergnügen oder auch Kunstgennss
nennen, so erscheinen die Klagen über die meistens verhältnissmässig
geringfügigen Ausgaben für Araneien zur Abhülfe bäusUeher Noth
jeder verniunftigen und verständigen Begründung ledig und baar. Die
Arznei schmeckt freilich nicht wie der Wein, der da« Herz erfreuet
und auf den Geldbeutel der Le\ite ein Näherrecht erlangt hat; ihr
Geschmack ist bitter und sie ist das handgreiflichste Zeichen unserer
Sorge und Bekummerniss. AVir wünschen sie mit Recht weit von ans
hinweg, aber dennoch gewährt sie uns^ die letzte Hofinung im Bereidie
der physischen Welt, wenn das Herz gepresst unti von Bangigkeit
erfüllt ist. Der frivole Sinn freilich hält solche Zustände, die ihn doch
einmal erreichen, fern von sich und glaubt, dass er berechtigt sei,
keine Mittel in Bereitschaft setzen zu müssen für die Tage, von den
wir sagen, sie gefallen uns nicht.
Berücksichtigt man das unbemittelte Publicum, so ist es klar,
dass der Arme nach allen seinen Bedürfnissen in gesunden und in
kranken Tagen versorgt werden müsse von der Gemeinde oder dem
Volke, dem er angehört, wie dieses denn auch in civilisirten Staaten
mit grösserem oder geringerem Erfolge geschieht. Eben so klar tritt
es hervor, dass jeder Staatsbürger nach seinem Vermögen zur Errei-
chung dieses Zweckes, zur Erfüllung dieser religiösen^ wie bürger-
lichen Pflicht beitragen müsse. Niemand kann von der Armehsteoer
ausgeschlossen sein, niemand aber auch vorzugsweise damit belastet
werden. Wäre das Letztere zulässig, so. müssten gerade diejenigen^
welche den unbemittelten und ärmeren Classen in guten Tagen Klei*^
düng, Nahrung, Brennmaterial und andere Lebensbedürfnisse nur nach
herrschenden Preisen, also zu eignem Gewinn liefern, zu grösseren
Beitragen' angehalten, oder was dasselbe ist, in Zeiten der Bedrängnis»
gezwungen werden^ dio Lebensbedürfnisse zu niedrigen Preisen an
den ärmeren Theil der Bevölkerung abzulassei^. Wir finden aber solche
Preisherabsetzungen, mögen sie von Privaten, Gommunen, Behörden
oder Fürsten ausgehen, immer und gewiss mit Recht als. mildthätige
Handlungen bezeichnet und nennen die Spender dieser milden Gabe»
im religiösen Sinne Wohlthä^er der Armen. Darum soll m»n auch die-
jenigen Stände, in denen ein ununterbrochenes Wehlthun statt findet,
als mildthätige betrachten und denselben unsere Anerkennung^ auf die
sie vollen Anspruch haben, nicht versagen. Nicht nur die Ausübung
der Arzneikunst in allen ihren Zweigen, sondern auch die Spenden-
der Religion und die Leistungen überhaupt, die dem Leiden und dem*
Unglück der Menschen gewidmet sind, bleiben gar oft ohne Vergeltung.
Von Alters her hat man aber auch solche Aufopferungen tou denen
verlangt, die ex officio mit dem menschlichen Elende zur Erleichterung
desselben verkehren. Auch fortan wird man dieselben Anforderungen
stellen an ihren edlen und schönen Beruf. — Daher sehen wir es.
nicht für eine jüngst geborne Zumuthung an, dass das ganae ärztliche
Personal bis zu den Krankenwärtern herab dem menschlichen UaglUcfc.
beständig Opfer darbringt, und deshalb können wir aueh nichts Ausser- *
ordentliches und Unerhörtes in der Armentaxe der Apotheker finden'.
Nur darum handelt es sich, wie Niemand leugnen wird, dass diesei
Opfer nicht alles Maass überschreiten dürfen, sondern dass sie über-
haupt möglich und fortwährend als Opfer anerkannt und als frei-
willige Gaben und Leistungen gewürdigt bleiben, an denen auch
850 Vereinsxeihing.
die Spender ihre Freude behalten mdsien. Zwar ^können tie da, wo
kein Verzug erlaubt iit^ unfreiwillig und zwangsweise zn leisten sein.
Im Ganzen aber sind und bleiben sie Wohlthaten, welche der Staat
nicht minder zu schfttzen wissen muss, als die müssen, welchen diese
Wohlthatea unmittelbar zufliessen. Jedem Arzt und jedem Apotheker
muss mau Jedoch beipflichten, der sich ernstlich der Zumuthung wider-
setzt^ selber wohl in bedrängten und bedrückten Umständen, fortwäh-
rend für den unbemittelten Theil seiner Mitbürger über ein billiges
Maass hinaas Hülfe zu schaffen, die von den Bemittelten und Reichen
weder anerkannt, noch geschätzt wird. Es bleibt alsdann nickt mehr
die Frage um ein christliches Wohlthun, sondern um eine Staats*
•nstalty die Jeder unterstützen muss und soll, wenn nicht ans mora-
lischem Antriebe^ so doch durch äussern Zwang.
Den^ unserer Ansicht nach, also gar nicht unbegründeten, wenn
auf Billigkeit gestützten Armentaxen, der Apotheker schliessen sich
die verminderten Taxen für öffentliche Anstalten an. Für solche Insti-
tute werden alle Mittel hervorgesucht, um die möglichste Billigkeit zu
erlangen, und so lässt sich denn auch füglich eine herabgesetzte Ver-
gütung für die Arbeit und die Auslagen des Apothekers rechtfertigen«
Ein Zeugniss yerkehrter Ansicht und Gesinnung bleibt aber das zu-
weilen vorkommende Feilschen der Vorsteher und Beamten solcher
Anstalten mit dem Apotheker um Spottpreise der Arzneien. Nur in
der nicht gehörigen Bekanntschaft jener Vorsteher mit den Leistungen
der Apotheker, sowie auch in den vorgekommenen Fällen einer nur
scheinbaren Taxverminderung von Seiten der Apotheker mag man die
Opposition suchen, die sich von solchen Anstalten manchmal auch
gegen die billigsten und angemessensten Arzneirechnungen erhebt.
Wendet man sich zu dem eigentlichen Marktpreise der Arzneien,
d. h. zu der vom Staate vorgeschriebenen Arznettaxe, so springt klar
in die Augen, dass, wenn wir dem Staate aus polizeilichen Rüdisich-
ten das alleinige Recht zur Feststellung einer Arzneitaxe^ (also eines
Taxregulativsy wie im ganzen Medicinal- und Advocatenwesen) zuge*
slehen mtissen, wir ihm doch nicht die Berechtigung fiberlassen kön-
nen, diese Taxe ausser alles Verhältniss zu seinen Anforderungen an
die Apoilieker und an die Apotheken zu setzen. Lassen wir hier die
Grundsätze bei Seite, nach welchen die Arzneitaxen entworfen wor-
den, halten yfir uns im acht conservativen Sinne vielmehr an etwas
lange Bestandenes und zugleich Bewährtes (gleichwie an das Her-
kommen bei allen übrigen Taxregulativen): so finden wir, dass die
deutschen Arzneitaxen, z. B. die Preussische, ihren Zweck gut erfüllen.
Desshalb haben auch kleinere deutsche Staaten, z. B. das Grössher-
zogthum Sachsen -Weimar - Eisenach, diese Taxe recipirt. Des Publi-
cum hat nicht zu klagen wegen Uebertheuernng, und die Apotheker
werden für ihre Mühe und Auslagen entschädigt und können, Wie die
Erfahrung gelehrt hat, dabei bestehen. Es fehlt also jeder vernünftige
Grund, eine aussergewöhnliche Herabsetzung der Arzneien zu ver-
mitteln, und am allerwenigsten scheint dieselbe erreichbar durch Auf-
hebung der Verkäufiicbkeit der concessionirten Apotheken.
Indem man sich berechtigt glaubt, eine durchgreifende bedeutende
Preisverminderung der Arzneien zu bewirken, hält man an der zwar
alten, aber absurden Meinung fest, es sei jede Apotheke eine Anstalt
zur Bereicherung ihres Inhabers. Die Wahrnehmung des vorzüglichen
Wohlbefindens einzelner Apotheker in guten Lagen, besonders in grösse-
ren Städten, verallgemeinert man auf unweise Art, während man doch
Vereinszeituüg, 351
auf den Umsatz und Reinertraf sSmmtlicher Apotheken eines Lan-
desy für welche man eben eine Herabsetzung^ der Arzneipreise gegen
die bisher befolgten Grundsätze bewirken will, Rücksicht nehmen
solltet Man würde, wenn man umsichtig sein wollte, wahrnehmen
und finden, dass die Umsatzsumme der meisten Apotheken, die nur in
kleinen und mittleren Greschaften bestehen können, nichts weniger als
bedeutend ist; ja oftmals ist ihr Reinertrag so gering, dass die Apo-
theker alle Vprtheiie von andern I^ebengeschaften, insbesondere auch
von der Oekonomie mitbeachten müssen, um die Subsistenzmittel für
sich und ihre Apotheke zu gewinnen. Diese Nebengeschäfte stehen
zwar bei manchen Medichialbebürden in schlechtem Credit ; allein über
allem Raisonn^ment steht das: pritnum vivere, deinde philosopharL
Glücklicherweise beeinträchtigt ein massiges Colonialwaaren - oder
Materialgeschäft das wahre Apethekergeschäft nicht, wenn es den
Apothekern, wie den Revisoren Ernst damit i«t, wenn jene nicht in
Dunkel, diese nicht in abstracten Schreibtischideen befangen sind. Ich
könnte ein deutsches Land nennen» in welchem etwa % der Apothe-
ker von solehen Nebengeschäften ihre Subsistenzmittel mit entnehmen
mässen, und trotz dem Zucker und Kaffee und Reis den Anforderungeu
der Wissenschaft und Kunst sehr wohl genügen. In der Befähigung
des Apothekers zu mancherlei Geschäften des Handels und der Indu-
strie, so wie SU den Diensten der Gemeinde und des Staates liegt die
Hinweisung auf den grossen praktischen Nutzen, den die Pharmacie
auch ausser ihrer nächsten Bestimmung für das Gemeinwesen und den
Staat von je und je gewährt hat. Öder wird es nöthig sein,, zahllose
Beispiele anzuführen, wo der Apotheker lod seinen Mitbürgern neue
Erwerbsquellen eröffnete oder als Magistratsperson ihre Angelegen-
heiten lenkte und leitete? Zu allen diesen heilsamen Bestrebungen >
der Apotheker im bürgerlichen Leben gehört ohne Zweifel festes Be-r
sitzthum und Freiheit der Handlungen innerhalb der Bestimmungen
des Gesetzes.
Man hat gesagt; wenn der Besitzer einer Apotheke ohne aTl»
Kosten oder nur mit unbedeutendem Aufwände seine Apotheke erlangt
bat, so kann er mit einem viel kleinern Gewinne, also mit einer viel
niedrigem Arzneitaxe fürlieb nehmen. Fragt man, cui honot^ so kann
mau antworten, zum Besten der Wohlhabenden, die vielleicht an einem
einzigen Tage des Wohllebens mehr verausgaben, als was sie zurVer-
gutung der Mühewaltung des Apothekers das ganze Jahr hindurch
aufzuwenden hätten \ oder zum Besten der Armen und Armenanstalten,
für welche der Apotheker beständig umsonst zu arbeiten gezwungen
sein würde; oder zum Besten der Apotheker selbst, die ohne alle
Capitalanlage doch ihre Subsistenzmittel fänden. Das völlig Fehler-
hafte in diesen Folgerungen lässt sich, wie mich dünkt, leicht nach»
weisen.
Der einzig vernünftige Maasstab bei einem Taxregulatir bleibt der,
dem Arbeitenden den wohlverdienten Lohn zu gewähren. Es wärg
Unsinn, von dem Apotheker zu verlangen, dass er für einen grossen
Theil seiner Mitbürger ohne alle Entschädigung arbeiten sollte, wäh-
rend die gegenwärtige Arzneitaxe ihm doch einigermassen ein Aequi-
valent für die Armentaxe gewähren kann. Die pure Gewinnung der
Subsistenzmittel ist nicht allein das Ziel, welches von dem Einzelneu
erstrebt, von der Staatsökonomie bezweckt werden soU. Den ärmeren
pharmaceutischen Candidaten werden wenig Hülfsquellen sieh eröffneo,
für seine Nachkommen eine Habe zusammeozubringe)». £r wird in
352 Vereinszeilung.
der Regel keinen Credit bei den CapitaUsteo finden, um seine Apo-
theke in guten, den Forderungen der Zeit entsprechenden Zustand
zu versetzen oder oin Nebengeschfifte zu betreiben. Auch wird es
ihm schwer werden, durch Heirath einen Vermögensfond sich zu Ter-
schaffen. Diese beiden Wege, auf denen bisher Capitalien in den Apo-
thekerstand bestandig übergingen, werden abgeschnitten sein, sobald
die Garantie des erblichen Besitzes der Apotheken aufhört. — Der
wohlhabendere Candidat wird keinesweges geneigt sein, für einen
ganz ungenügenden Lohn dem schweren öffentlichen Dienste des Apo-
thekers sich zu widmen, er wird vielmehr eine der vielen Gelegen-
heiten, welche die Industrie oder das gameine Leben zur besseren
Verwerthung seiner Kräfte und Capitalien darbieten, aufsuchen und
auch wohl finden. Es würde also auch auf diesem Wege kein Zuzug
von Vermögen in den Stand der Apotheker statt finden, und binnen
kurzer Zeit nach ' allgemeiner Aufhebung des Erbbesitzes der Apothe-
ken würde man nur arme Candidaten der Pharmacie haben, vielleicht,
ja höchst wahrscheinlich nicht einmal eine hinlängliche Anzahl der-
selben zur Besorgung des notbwendigen Dienstes in den Apothe-
ken, es sei denn, dass man handwerksmassig abgerichteten Arznei-
spendern uhter dem Titel Pharmaceuten die jetzt so hoch gehaltene,
und selbst vom Publicum mit Becht hartnäckig verlangte Verantwort-
lichkeit der Apotheker fibertragen wollte. Nor in der Aussicht auf
eine anstandige Versorgung ist, wie mir ans zahlreichen Beispielen
genau bekannt geworden, der eigentliche Grund zu suchen, dass wohl-
habende und nicht wohlhabende Eltern aus den gebildeten Ständen
ihre Söhne für das pharmaceutische Fach bestimmen. Man nehme
diesen Grund hinweg, und weder Vermögen, noch Bildung werden
sich dem ApothekerstRude mehr zuwenden, der Ruin dieses Standes
wird eintreten und die sanitätspolizeilichen Forderungen werden zu
„eitel Mondschein ^^ werden. Die umfangreichen Apothekergeschafte
mögen immerhin eine starke Verkürzung ihres Gewinnes ertragen kön-
nen, die Mehrzahl der Apotheken, vielleicht % ^ derselben, also eigent-
lich die Gesammtheit derselben, ganz gewiss nicht.
Die ganze Beurlheilung dieser Angelegenheit läuft eigentlich auf
die Ermittelung des Gewinnes hinaus, den ein Apothekergeächäft ab-
wirft. Ist derselbe auch über die Lebensdauer des Apothekers hin-
aus gesichert, so werden sich immer Capitalien darbieten, ihn za
erlangen; im Gegenfalle werden sie fehlen. Die Anlage von Capitalien
in den Apotheken erscheint mir immer mehr unter dem Gesichtspuncte
einer Garantie für die tadellose Ausübung dar Apotbekerkunst und
die Perfectionimng derselben, und^ unwillkürlich drängt sich die Pa-
rallele zwischen den so zu sagen besitzlosen Apothekern und den
Proletariern auf, denen man in constitutionellen Staaten aus guten
Gründen keine Stimm berech tignng zugesteht.
Obwohl ich bei meiner Deduction auf keine allgemeine Zustim-
mung rechne, so kann ich mich doch noch auf die historische That-
sache berufen, dass gerade in denjenigen deutscheu Staaten, in wel-
chen bisher die Verkäuftichkeit der Apotheken allgemein statt hatte,
die Apotbekerkunst auch am meisten blühete zum Besten des Publicums.
Und so mag man denn auch nicht verzweifeln, dass die äussern und
innern Wimisse, in welche die Pharmacie insbesondere in Norddeutsch-
land per varios casus gerathen ist, allmälig verschwinden werden
vor der überzeugenden Kraft der geschichtlichen Entwickelung. Jene
Wirniste sind aber in der That vorhanden, einerseits in der Dispen-
Vereinszeitung. 353
sirfreiheit jener Fleilkilnstler, die sich nach irgend einem ernsten oder
komischen fletlsystem besonders benamsen ; in der Nachsicht mit dem
Arzneihandel der Materialisten; in der Einführung eigner Militair-Apo-
iheken; in überaus starken Geldabzügen von Medicinrechnungen für
öffentliche Cassen; in starker Gewerbesteuer u. d. m. ; andererseits
in den ganz folgerecht und nothwendiger weise steigenden Anforde-
rungen des Staats ^n die wissenschaftliche Ausbildung der Pharma-
ceuten, die nach dem Vorgange süddeutscher Staaten allgemein bis
zum vollständigen akademischen Studium steigen wird ; in der durch
Laxitat der Revisoren oder durch verkehrte Anordnungen verminderten
Selbstthäligkeit der Apotheker in ihren Laboratorien, und in dem da-
durch hervorgerufenen Uebergewicht des bloss kaufmännischen Betriebes
der Apothekerkunst; und endlich in der drohenden Beschränkung, wo
nicht Vernichtung des Eigenthums und in der Aussicht auf Verküm-
merung des Einkommens. Die Freudigkeit in Erfüllung des Berufs;
die Anstrengnng für eine bessere Zukunft können da leicht zu Grunde
gebn. Was ein grosses Unglück für das Individuum wäre, das ist ein
noch grösseres für einen ganzen Stand. Befürchten wir aber der-
gleichen nicht, sondiern erwarten wir mit Zuversicht, dass die Frei-
heit in der Entwickelung und Anwendung seiner Kräfte zur Erlangung
eines wohl beschützten Eigenthüms den deutschen Pharmaoeuten all-
gemein zugestanden bleibe.
Zum Schlüsse dieses unmaassgeblichen technischen Gutachtens
möchte ich nun folgende Corollarien anführen:
1) Durch die Unfähigkeit der Einen, durch die Schlaffheit der
Andern, durch die von dem grassirenden Uebel herrisch gebotene
Nachgiebigkeit der Dritten bei der Ausführung der Apotheken -Revi-
sionen ist veranlasst oder gar direct bewirkt worden, dass die zube-
reiteten Mittel bis zu den allernnbedeutendsten herab gegen%vartig
nicht mehr von den meisten Apothekern selbst angefertigt , sondern
aus dem Handel bezogen Werden. Davon war denn eine der nach-
theiligen Folgen die ahusive höher oder zu hoch gesteigerte Rentabili-
tät der Apotheken, eine andere die Abnahme der wahren Apotheker-
kunst in den Apotheken selbst.
2) Beiden beklagenswerthen Uebelständen kann dorchaos nicht
abgeholfen werden durch Aufhebung der freien Verkänflichkeit aller
Apotheken und durch willkürliche Vergebung der Concessionen an
ausgelesene oder vorgezogene pharmaceutische Candidaten, deren Vor-
züge vor andern von den Behörden sehr schwierig oder gar nicht zu
ermitteln sind.
3] Die Herabstimmung des Kaufpreises der privilegirten oder
überhaupt Erbapotheken durch Aufhebung der Verkänflichkeit der
concessionirten Apotheken ist ebenso illusorisch, als eine darauf ba-
sirte merkliche und ausserordentliche Preisverminderung der Arzneien,
auf welche ausserdem das Publicum keine billigen und gerechten An-
sprüche machen kann.
4) Durch Einmischung in die Privatverhällnisse der' Apotheker
müssen für die Verwaltungsbehörden mancherlei Verwickelungen und
Beschwerden, und für die Apotheker vielfältige Härten, ja Unbillig-
keiten und Bedrückungen erwachsen, weil diese Verhältnisse theils
durch keine feststehenden juristischen Formen geregelt sind, theils
auch der Natur der Sache nach nicht geregelt werden können^ wenn
überhaupt das Privatrecht respectirt werden soll.
354 Vereiffisxeitung.
5) Nur durch Btrenge Handhabung der bestehenden, die Reguli*
rung des Apothekerwesens betreffenden sanitSts- und gemein * polizei-
lichen Verfügungen, die im Ganzen genommen in allen deutschen Staa-
ten von gleichen Grundsätzen dictirt worden und einer fortwährenden
Verbesserung fähig sind, werden unsere erleuchteten hohen Regierun-
gen auf die leichteste, befriedigendste und gerechteste Weise das Pro-
blem lösen, welches sich der Administration darbietet in der Befesti-
gung, Stärkung und Hebung des Standes der Apotheker, einer ohne
Zweifel sehr wichtigen Classe ron gewerbtreibenden Staatsbürgern
und unabhängigen Staatsdienern, deren Werth und Bedeutung nicht
nur fflr das kranke, sondern auch für das gesunde, gelehrte und un-
gelehrte Publicum ans der Geschiebte unzweifelhaft hervorgehen und
auch für die Zukunft gewiss bestehen werden.
6) Eine exacte und strenge Handhabung und Durchführung jener
sanitäts polizeilichen Verfügungen und Gesetze können die höchsten Be-
hörden nur durch solche Techniker bewirken, denen sie eine unab-
hängige, von keinerlei speciellen Interessen beeinträchtigte und be-
schränkte Stellung gewähren, durch Männer, die sich in der Abgabe
ihres Urtheils nicht durch mancherlei Rücksichten und Convenienzen
eingezwängt und eingepfercht fühlen; die sich aller Gründe ihrer Ur-
theile klar bewusst und dieselben gegen alle leeren Einwände und
Negationen zu vertheidigen bereit sind, ohne dabei der gründlichen
Belehrung durch Andere abgeneigt zu sein; die nicht im mindesten
sich scheuen, die Anspräche des rublicums oder dea Staates, der das
Publicum vertritt, an die Apotheker geltend zu machen, aber mit der-
selben Freisinnigkeit auch die Ansprüche der Apotheker an den Staat
verfechten, und wenn es Noth thut auch die Unbilden des Publicums
gegen die Apotheker nachdrucklich zurückweisen ; die dem Apotbeker-
wesen mit wahrhaftem und keinem blossen Scheininteresse ergeben sind,
und entfernt von jeder Augendienerei in dem Glauben verharren, das«
nur ein blühender, regsamer und werkthätiger Apothekerstand der
reellen und tüchtigen Ausübung der (in grfindiichen Reformen begriffe-
nen) Medicin, und überhaupt seinem ganzen Staatszwecke vollständig
und jedenfalls weit besser entsprechen könne und werde, als ein in
Aermlich- und Erbärmlichkeit versinkendes Apotheker wesen.
2) Biographische Denkmale.
Dr. Med. L. Schröder.
Am 2. December d. J. starb zu Höxter der Dr. med. L. Schrö-
der, geboren am 17. Juli 1796 daselbst, ein Ehrenmitglied unseres
Vereins, an den Folgen des Nervenfiebers, welches er in seinem Be-
rufsgeschäfte durch Ansteckung roitgetheilt erhielt. —' Er hatte sich
eines allgemeinen Vertrauens zu erfreuen, und suchte in jeder Bezie-
hung seinen Kräften gemäss, die Leiden der von ihm Hülfesuchenden
zu mindern. — Nicht nur allein als Arzt, sondern auch als Menschen-
freund, stand der Verewigte in einem Wirkungskreise da, welcher
ihm so mannigfache Gelegenheit, Gutes zu spenden, darbot.
Und so möge ihm auch von unserer Seite noch das ^SU terra
ife«u«, zugerufen werden. Wittin g.
Julius Leonhard Christoph Behre,
Am 2. December endete JuliusLeonhardChristophBehre,
Vereimxeüutig. n 355
•
Apotheker zu Stolzenau, im 61steii Jahre seines Alters. Er war einer
der ersten Mitglieder des Vereins ; dessen Ausbreitung ihm immer viel
Freude machte. Durch die treueste Beobachtung seiner Pflichten als
Pharmaceut^ durch sein stilles Wirken für das Wohl seiner Mitbürger,
durch die ausgezeichnete Gutmüthigkeit seines Charakters, und durch
seinen stets heitern Sinn, erwarb er sich die Liebe und Zuneigung
aller derer, die ihn kannten. Er lernte die Pharmacie bei seinem On-
kel, dem ohnlängst verstorbenen Apotheker Behre in Altona, condi-
tionirte zu Höchst, Rastadt und Genf, machte hierauf eine Reise durch
die Schweiz, bestand dann ein ehrenvolles Examen zu Hannover und
trat noch bei Lebzeiten seines Vaters 1814 die Apotheke desselben an.
Im Jahr 1819 verheirathete er sich mit einem Fräulein Jacob shagen,
welche die Apotheke ihres Mannes administriren lässt, und ihrem
Geschlechte Ehre macht. Aus dieser Ehe leben noch zwei hofTnungs-
volle Kinder, ein Sohn und eine Tochter. Behre ertrug eine Krank-
heit von mehren Woehen, mit Gelassenheit und Ergebung, und ent-
schlief ohne Schmerzen sanft, wie er's verdiente. D. M.
3) Vereins - Angelegenheiten.
«
Veränderungen in den Kreisen des Vereins.
Im Kreise Eislebien.
Ausgetreten: Hr. Apoth. Crohn in Wallhausen.
Im Kreise Erfurt.
Eingetreten: Hr. Apoth. Wilhelm Frenzel in Erfurt.
Im Kreise G otha.
Ausgeschieden: Hr. Apolh. Krüger in Ohrdruif.
Eingetreten: „ „ Dr. C lernen daselbst.
„ „ „ Gerding in Gräfentonna.
„ „ „ Schwenke in Ostheim r. d. Rhdn.
„ Hr. Fabrikdirigent Harstück in Ramstädt.
Im Kreise St. Andreasberg.
Eingetreten: Hr. Apoth. Barth in Duderstadt.
Im Kreise Altstadt-Dresden.
Ausgetreten: Hr. Apoth. Schmidt in Pottschappel.
Im Kreise Conitz.
Ausgetreten: Hr. Apoth. Lutterkorth in Bn'esen.
Eingetreten: Hr. Apolh. Baarts in Conitz.
Im Kreise Bonn.
Eingetreten: Hr. Geheime Medicinalrath und Professor Dr. Nasse
als ausserordentliches Mitglied.
Im Kreise Cöln.
Eingetreten: Hr. Provisor Richter, Administrator der Armen-
Apotheke.
Im Kreise Görlitz.
Neu eingetreten: Hr. Apoth. Kursava in Liebau.
Aus dem Kreise Neustädte! in Kreis Goerlitz getreten :
Hr. Apoth. OberUnder in Landeshut.
„ „ Scfaönemannin Schnfiedeberg.
„ „ Ringer daselbst.
„ „ Thomas in Warmbrunn.
„ „ Hallgans in Grciifenberg.
356 Vetekmzeiiung,
Aof dem Kreise Laekan in Krek GörliU:
Hr. Apoth. P reo SS in Hoyerswerda.
Im Kreise Neustftdtel.
Ausgetreten: Hr. Apoth. Heiwig in Grfineberg.
Im Kreise Breslau.
Eingetreten: Hr. Apoth. Büchier in Breslau.
Im Kreise Leipzig.
Eingetreten: Hr. Apoth Uerzberg in Mutsschen.
Im Kreise .Reichenbach. .
Eingetreten: Hr. Apoth. Martin in Kostenblnt.
y, „ ,y Geppert in Nimptsch.
Mit Ende dieses Jahrs scheidet ans: Hr* Apoth. Knappe in
Nimptsch wegen Verkaufs seiner Apotheke.
Im Kreise Altenburg.
Eingetreten: Hr. Apoth. Fischer in Cahla. •
„ yj „ Gerhard in Ronnebnrg.
Ausgetreten : Hr. Apoth. König daselbst, und Hr. W ol f in Uhlstadt.
Im Kreise Lüneburg.
Hr. Apoth. Behre in Stolzenau ist mit Tode abgegangen', seine
Erben wünschen die fernere Mitgliedschaft im Vereine beizubehalten,
welchem Wunsche gern entsprochen ist.
Eingetreten: Hr. Apoth. John in Suhlingen und Hr. Apoth. da
Menil in Brinkum
Im Kreise Berlin,
Eingetreten: Hr. Apoth. Pauckert in Treuenbrietzen.
Im Kreise Lissa.
Eingetreten: Hr. Apoth. Radewald in Schmiegel.
„ Hr. Apoth. Rothe in Braetz.
Im Kreise Posen.
An die Stelle des seinem Wunsche gemäss als Vice- und Kreis-
director entlassenen Hr. L i p o w i t z , ist Hr. Apoth. D a e h n e in PQsen
als Kreisdirector bestellt, Hrn. Lipowitz aber für seine vielfachen
Verdienste um den Verein ein Dankschreiben übersandt.
Im Kreise Oldenburg.
Eingetreten: Hr. Apoth. Eylerts in Esens.
Im Kreise Düsseldorf.
Eingetreten: Hr. Apoth. Feld haus in Neuss.
Im Kreise Münster.
Eingetreten: Hr Apoth. Wilms in Münster.
Ausgetreten: Hr. Provisor Rebers daselbst.
Ehrenmitgliedschafi.
Hr. Professor Dr. Artus in Jena ist unter die corresp. Mitglieder
des Vereins aufgenommen.
An die Barren Kreisdirectoren.
Nicht ohne guten Grund ist vom Directorium die Einrichtung ge-
troffen, dass die Herren Kreisdirectoren die Rechnungsablegung, die
Bestellungen an Büchern, Journalen, Anschaffungen, Ein- und Austritt
der Mit((Iieder durch die Herren Vicedirectoren zu machen haben. Wir
ersuchen dieselben, die auf die Erleichterung der Geschäfte, die Porto-
Vereinszeüung, 357
ersparungy AufrecbtcrfaaUung der Ordnung Beuig habende Anordnung
gefälligst zu respecUren.
Das Directorium.
Dank.
Zur Gehülfen-Unterstützungskasse sind eingegangen:
vpm Hr. Gehulfen Beer in Nimptsch .... 1 «^
„ ,, „ Jaeschko in Striegau . . . 1 »
„ „ ,, Freischmidt daselbst ... 15 ifiC
wofür den geehrten Gebern herzlichen Dank sagt
das Directorium.
2 «^ 15 ^^.
Dankende Anzeige.
Die Hrn. Apoth. Müller, Kreisdirector in Driburg, und Ludwig
in Jena, haben zur Pflanzensammiung des Vereins schöne Beiträge ge-
schenkt; wir danken den geehrten Gebern freundlich für diese werth-
vollen Gaben.
Das Directorium.
Aufforderung, den Entschädiymgs- Verein und allgemeine
Unterstützungskasse betreffend.
Ueber den Beitritt zum Feuer -Entschädigungs -Vereine und zur
allgemeinen Unterstfitznngskasse sind erst aus fünf Kreisen die Er-
klärungen Yon 27 Mitgliedern eingegangen. Es werden die Herren
Collegen um gefällige baldige Erklärung dieserhalb an die Vereins-
beamten, letztere aber um Einsendung der Listen an den Oberdirector
ersucht und dabei bemerkt, dass späterhin Scheine über den Beitritt
an die Theilnehmer ausgetheilt werden sollen.
Das Directorium.
Notizen aus der General -Correspondenz des Vereins.
Von Hrn. Geh. Med. -Rath Fischer wegen seiner Kritik der
Denkschrift. Hrn. O.-Bergcom. D u M en il wegen Erweiterung des Kreises
Lüneburg. Von Hrn. Viced. Sehlmeyer wegen neuer Mitglieder in
Kreisen Bonn und Cöln. Von Hm. Kreisd. Rathke wegen Beitrag cur
Vereinskasse. Von Hrn. Provisor Günther Dank wegen Ehrenge-
schenks. Von Hrn. Dir. Dr. L. Asch off wegen Kassen - Angelegen-
heiten, Unterstützungsanträge, neuer Mitglieder im Kreise Münster. Von
Hrn. Stein wegen seines Kreises u. Brandes -Stiftung. Von Hrn.
Dir. Dr. W i 1 1 i n g wegen Beitrags zum Archiv. Von Hrn. Salined. Bran-
des wegen Eintrittsgelds -Controle, Rechnung der Generalkasie. Von
Hm* Kreisd. Bla ss wegen Hrn. Cösters Eintritt. Von Hm. Prof,
Dr. Artus wegen Widmung seines Lehrbuchs der Chemie an den
Verein. Von Hrn. Ehrendirector Dr. M eurer wegen seiner Kreise.
Beiträge fürs Archiv. Von Hrn. Schwacke wegen Beiträge zum
Archiv. Von Hm. Reinige wegen dergleichen. Von Hrn. Kreisd.
368 Veremszeüung.
Rathke wegen Meisfners und SchwaTies Pension. Von Hrn.
Vicedir. Krüger wegen Entschädigung» -Vereins. Von Hrn. Vicedir.
Bucholz wegen neuer Mitglieder, seines Bruders Wunsch alsVereins-
beamter entlassen su werden. Von Hrn. Salined. Brandes wegen
Hrn. Drewitz Beiträge. Vom hohen Generalpostamt wegen Porto-
bezahlang. Von Hrn. Geh. Oberpostrath Schmucker! wegen Nicht-
möglichkeit weitern Erlasses. Von Hrn. Dir. Dr. Herzog wegen
Brandes Stiftung. Von Hrn. Gehfilfen Bern dt wegen Stipendium.
Von Hrn. Dir. Dr. Asch off wegen Capital vermögen des Vereins.
Von Hrn. Vicedir. Lipowitz wegen Niederlegung seines Amts, Be-
stellung des Hrn. Apoth. Daehne in Posen als Kreisdirector. Von
Hrn. Kreisd. Schultze wegen Beitritts zum Entschädigungs- Verein
und Unterstätzungskasse in seinem Kreise. Von Hrn. Kreisd. Inge-
nohl wegen derselben. Von Hrn. Brodkorb wegen Veterinair-
Arzneitaxe. Von Hrn. Viced. Dr. Duflos wegen neuer Mitglieder.
Von Hrn. Vicedir. Dr. M eurer wegen Unterstützungsgelder. Von
Hrn. Kreisd. Mar qua rt und Oss wald wegen neuer Mitglieder. Von
Hrn. Vicedir. Löhr wegen Rechnung der Zeitungsexpediton, wegen
Gektilfe Brewer. Von Hrn. O.-Bergcom. Du Menil wegen B ehre's
Tod. Von Hrn. Minister Eichhorn Excellenz wegen Archivsendung
und Postfreiheit. Von Hrn. Hofrath Buchner wegen Fischers Kri-
tik der Denkschrift. Von Hrn. Kreisd. Baldenius wegen Scheine
über Beitritt zum Entschädigungs -Verein. Von Hrn. Kreisd. Schrö-
ter wegen neuer Mitglieder.
Bohes Wohlwollen gegen den Apotheker - Verein und dessen
Oberdirector,
Von GoUes Gnaden Wir Paul Alexander Leopold,
regierender Fürst zur Lippe, Edler Herr und Graf zu
Scnwalenberg und Sternberg etc. etc.
Urkunden hiermit^ dass Wir dem Apotheker und Oberdirector des
Norddeutschen Apotheker- Vereins, Doctor Bley zu Bemburg, um
ihm und zugleich dem Apotheker - Vereine von Norddeutschland einen
Beweis Unserer Anerkennung zu geben, den Charakter eines Medicinal-
raths yerliehen haben und ertheilen Wir demselben darüber dieses
Patent.
Urkundlich Unserer eigenhändigen Unterschrift und beigedruckten
Regierungs - Siegels.
So geschehen Detmold, den 12. Februar 1846.
Leopold F. z. L.
Patent
über Ertheilung des Charakters Eschenbnrg.
als Medicinalrath für den
Apotheker Dr. Bley in Bernburg. Keilner.
Allergnädigster Erlass Sr. Majestät des Königs xnm Sachsen.
Der Jahrgang 18^5 des Archivs für Pharmacie, welchen Sie Mir
im IVamen des Directoriums des Apotheker -Vereins in Norddeutsch-
land und der Redaction des gedachten Archivs überreicht haben, giebt
einen erfreulichen Beweis von dem regen und erfolgreichen Wirken
des Vereins für die Fdtdnrung seiner Zwecke tmd den grossen Fort-
Viereinszeitung, 359
schritten, welche aach in der phartnaceotischen Wissenschaft in der
neuesten Zeit errungen worden sind. Ich sage Ihnen für die Mitthei-
lung aufrichtigen Dank, mit der Versicherung, dass Ich an den Be-
strebungen des Vereins stets lebhaften Antheil nehmen werde.
Dresden, am 12. Februar 1846.
Friedrich August.
An den Oherdirector des Apotheker -Vereins
in Norddeutschiand
Herrn Dr. L. F. Bley in Bernburg.
Diese beiden höchsten und allerhöchsten Erlasse erhabener Schirm-
herren des Vereins mögen statt einer eigenen Vertheidigung meiner-
seits auf einen unwürdigen Angriff gegen den Verein, Dr M cur er
und mich im Correspondenzblatte für Suddeutschland JV^ 13. hier
veröffenth'cht werden. B.
Zueignungsschreiben an den Apotheker- Verein in Nord-
deutschiand von Hrn. Prof. Dr, Artus in Jena,
Hochverdiente Männer !
Sie haben vereint mit regem Streben und Kraft unsere Wissenschaft
auf einen Punct gebracht, von welchem aus sie ganz Europa und Wei-
ter erleuchtet und belebt und so dadurch unser Fach immer mehr und
mehr festere Wurzeln schlagen wird^ — Wenn nun auch schon diess
rege Streben von den grösten Koryphäen unseres Faches rühmlichst
anerkannt wurde, so wage ich es dennoch mit der Dedication eines
Handbuchs der Chemie meine Hochachtung noch an den Tag zu legen.
Indem ich daher diess als einen Beweis meiner wahren Verehrung
anzusehen bitte, wünsche ich, dass es so aufgenommen werden radchte,
als es nur immer von einem warmen Gefühle ausgehen kann.
Indem ich mich daher Ihrem freundlichen Wohlwollen bestens
empfehle, bitte ich den Ausdruck meiner wahren Hochachtung geneig*-
test zu genehmigen, und habe die Ehre in gebührender Hochachtung
zu verharren,
Einem hochachtbaren Apotheker«^ Verein
Jena, den 5. Januar 1846. ganz ergebenster
Dr.WilibaldArtus,
ausserordentl. Prof. in Jena.
Dankschreiben des Hm, Regierungs- Medicinalraths
Schnuhr.
Einem hochachtbaren Ober-^-Directorinm fühle ich mich zn be-
sonderem Danke verpflichtet und bitte ganz ergebenst, diesen dem
hochgeachteten Vereine aaszusprechen, welcher mir die Ehre erwiesen,
mich zu seinem Ehrenmitgliede zu ernennen. Stets werde ich bemüht
sein, mich dieser Ehre würdig zu zeigen und mich bestreben die Zwecke
des Vereins nach Kräften zu fördern.
Mit der vollkommensten Hochachtung habe ich die Ehre mich za
nennen
Eines hochachtbaren Ober-Directoriums
•
Marienwerder, den 8. December 1845. ganz ergebenster
S«hnalir.
360 Vereinszeüung.
4) Milde Anstalten.
Hufelandische Stiftung zur Unterstützung nothleidender
Aerzte.
Die Stiftung besass am 31. Decbr. 1844. 36221 «^ 28 ^/^ 1 ^
Capital, hiezu kamen im Jahre 1845: 7077«»^ i7 ifSC 6 J^ einschliess-
lich 1399 9^ 5 ifgc Zinsen, 5000 hollandische Gulden oder 3800 oc^
aus dem Vermächtnisse des verewigten ür. Med. Wohlherr zu
Münster, und 28 «^ Geschenk des Hrn. Apoth. Lilie zu Wegeleben
und Hrn. Dr. Hille in Surinam. Ausgegeben wurden 2840 «^ an
63 hülfsbedUrftige Aerzte 439 ^ iH J'ffC 6 ^ m Verwaltungskosten.
{Berliner Nachrichten.)
Diese Stiftung besteht erst seit verhältnissmässig kurzer Zeit und
hat sich demnach eines höchst ausgezeichnet günstigen Fortgangs zu
erfreuen, was wieder für einen mildherzigen Sinn der beitragenden
Aerzte spricht.
Möchten doch auch unsere Stiftungen für dürftige Fachgenossen
sich eines so erfreulichen Resultats rühmen dürfen. Möge ein schönes
Beispiel uns zur Nachfolge reizen! B.
5) Ehrenbeweise und Personalnotizen.
Bei dem Ordensfeste am 18. Januar 1846 erhielten folgende Eh-
renmitglieder der Vereins Decorationen : Den rothen Adlerorden zwei-
ter Classe (mit Eichenlaub) Dr. Lichten stein, Geh. Med.-Rath und
Professor zu Berlin. Dr. Lohmeyer^ zweiter Generalstabsarzt der
Armee, Dr. Schoenlein, Geh. Med.-Rath, Professor und Leibarzt
in Berlin. — Den rothen Adlerorden dritter Classe (mit der Schleife) :
Baerwald, früher Apothekenbesitzer, jetzt Stadtrath in Berlin. Dr. Gu-
stav Rose, Professor in Berlin. Dr. Schlemm, Professor und Pro-
sector in Berlin. — Den rothen Adlerorden vierter Classe, Dr. An-
gelstein, Sanitatsrath in Berlin. Dr.ßoer, Hofassfstenzarzt in Berlin.
Dr. Dove, Prof. in Berlin. Dr. Kranichfeld, Professor in Berlin!
Seine königl. Hoheit der Grossherzog von Oldenburg haben gnä-
digst geruht, den Apoth. Kelp in Oldenburg zum Medicinal - Assessor
zu ernennen.
Der Mcdicinalrath Dr, Müller, vormaliger Apotheker in Emme-
rich, ist von der Societas medico physica Uornanä FtV unita fortior
und von der medicinischen Gesellschaft zu Königsberg zum Mitgliede
ernannt.
Herr Apotheker Hederich in Moritzburg bei Dresden hat für
die Beantwortung zweier für das Jahr 1845 in Bezug aufBlutegel-
Bucht und die mehrmalige Benutzung des medicinischen
Blutegels von der Societe d' Enconragement pour Vindustrie natio--
nale ä Paris gestellten Preisfragen, die goldene Medaille (300 Fran-
ken Goldwertb) zuerkannt erhalten.
6) Waarenberichte.
Prag, den 1. Januar 1846.
Im Geschäftsgange sind im Laufe des verflossenen Jahres folgende
Preisveränderungen vorgekommen, worüber ich mir erlaube, wie ge-
wöbnüclit meinen Bericht zu erstatten.
Vermszeümg. 361
Wir sehen bei Betrachtung einiger Ostindischer Colonlal- Ge-
würze und Metalle den Geist des frühem Jahrhunderts in der hoUftn-
dischen Match appy wieder auftauchen, um durch indirecte Associa-
tion die Preise der Muskatnüsse und Blüihe so wie des Bamca-Zinns
in einer auf den reellen Bedarf ziemlich richD'g berechneten Spannung
zu erhalten und Aes Oleum oassiae Erzeugung, weil sie dem Absatz
des Mutterzimmts schadete, in Ostindien absichtlich zu unterdräcRen« —
Obschon Gummi guttae einen verhäHnissmässig sehr geringen Consumo
hat^ kommt dennoch so wenig zu Markte, dass sich der Preis noch
immer hech erhält. Alle andern Producte sind dem Einflüsse des ge-
ringen Bedürfnisses und der dadurch uhergrossen Erzeugung gewichen,
und mehr oder minder im Preise herabgegangen; darunter: Aloi$f
Anisum sUllatum, Atramentum indicum, Borttpsy Catyophüli, Com»
phoray Catechuy Cassia earyophülata^ Cassia einnamomea^ JFlores
cassiae, (?• resina Dammar^ fluphorbii^ Kitjto^ Piper albumy Badiae
Chinae^ Galangae etc.
Unter den Westindischen Dro-guen bemerken wir, dass£/tl-
sam perwoianum zu den bereits angeführten fiaarpomaden, noch immer
so stark gebraucht wird, dass die Zufuhren nicht hinreichen, und der
Preis daher neuerlich gestiegen ist. Von Radix Ipecacuanhae sind
die altern Yorrathe nun sämmtlich geräumt und iie neuen Anschaffun-
gen kommen hoher im Preise. Obschon China rti&ra bei uns wenig
im Gebrauche, ist sie doch ihrer Seltenheit wegen im Auslande gestie-
gen. Vanille steht bedeutend höher^ weil diese Parasitenfrucht nicht
mehr hinreichend den Bedarf des steigenden Luxus decken kann. Der
Westindische Zucker ist durch den immer fühlbarer werdenden a n-
gel an Sklaven hoher gegangen, und hat dadurch unserer inländischen
Rübenzucker'- Fabrication einen kleinen Relief gegeben. Ambra^ Balf
sam Canad. Copaivae. B* de Tolu^ CoHex guassiae^ Faba ioncae^ (?.
resina J^lemi und guajaci^ Herha loheliae inßai€ie, Radix caineaef H»
jalappae, R, $enegae^ R. serpeniariacy Spermaceii, finden Sie billiger
QOtirt.
Schon im dritten Jahre hält sich unter denievantinerProduc-
ten Gummi arabicum fortwährend in steigender Richtung und noch
immer sprechen sich die Berichte für eine weitere Erhöhung aus. Nach
meiner Ansicht mnss aber doch in diesem Zditraume wenigstens einmal
eine Besserung bei der Sammlung in der Barbarei und am Senegal
eingetreten sein; daher halte ich diese nei^e Steigerung ibur für eine
künstliche nnd von keiner Beständigkeit, FoUß Senrnte habcii sich
nicht nur in der Meinung befestigt, wie ich in meinem vorjährigen
Berichte aussprach, sondern auch wirklich im Preise etwas erhöhet.
Auch G. resina styracis liquidae^ Oleum rosarum und Radix Pyre^
ihri Romani sind wegen ihrer Seltenheit etwas theuerer geworden;
allein keine Erhöhung der Preise lässt sich mit jener des Opiums ver-
fleichen, welches in den letzten Monaten des Jahres heinahe um 100
rocent gestiegen ist. Durch die Bewilligung der öffentlichen Einfuhr
dieses Artikels in China und den ungeheueren Consumo daselbst, hal
der grösste Theil seinen Zug dahin genommen, und so blieb für den
Europäischen Bedarf nur so wenig übrig, dass der Preis endlich diese
enorme Höhe erreicht hat« Auri pigmentum^ G* resina myrrhae, mas-^
tichisy Semen Cynae^ so wie Spongiae in fragmentis sind im Preise
herabgegangen.
Unter den südlichen und Italienischen Artikeln hat sieh
die vorjährige Steigerung von Canthariden durch die geringi) Einr
Arch. d. Pharm. XCV. Bds. 3. Hft. 24
3G2 Vereinszeitung,
siimmlnng dieser Insekten noch weiter fortgesetzt, and eben so sind
auch diu Essenzen nicht stehen geblieben. Pistacien^ oleum Peirae
nigmm und Terehinthina Venela sind theuerer geworden. Reis als
Consunittonsartikei ist in Folge der Berichte über die Krankheit der
Kartoffeln bedeutend höher gegangen. Wir haben dagegen Amygda-
hie<, Baecae lauriy Cor lex aiirantii, C. radicis granatorum^ Crocus,
Oleum amygdalarum amar,^ Ol. laurinum^ Oleum oUvar^ Ol. ricini
Semen psyltii billiger, lieber Manna herrscht noch Ungewissheit.
Wenn sich inzwischen dieses Artikels die Speculation wie früher be*
mfichtigt, so haben wir leicht eine Steigerung zu erwarten. Von H o -
nig habe ich eine ganz vorzügliche, aus reinem Zucker bestehende
Qualität erhlilten.
In meinem Vegetabilien- Berichte vom letzten August erwähnte
ich der ganz eigenthüralichen Verhältnisse der diesjährigen Sammlung,
welche trotz einer üppig scheinenden Vegetation, mehrere fühlbare
Lücken hatte ; so waren Flores Chamomillae vulgaris et Romanae,
Fiores verhasci und mahae bei uns fast gänzlich ausgeblieben ; Flores
Tiliaey Urticae nnd Paeoniae sind überall so wenig gesammelt wor-
den, dass darin allgemeiner Mangel herrscht. Ebenso fehlt Fungus
sambuci et Seeale comutum. Die aromatischen Kräuter im vorigen
Winter beinahe überall ausgefroren, würden schon längst den dop-
pelten Preis erreicht haben, fänden die Wässer davon, so wie früher,-
häufigere Anwendung. Von Semen MUH solis, Phellandrii aquatici
und Semen Papaveris ist viel weniger gerathen, als voriges Jahr, und
daher auch der Preis des Oleum Papaveris höher gegangen. Dasselbe
giU von Radix Angelicae, Bardanae, gentianae und taraxaci^ Radix
valerianae ist ebenfalls theuerer, allein nur desshalb, weil die Säure
daraus jetzt so häufig bereitet wird, und die Vorräthe nicht zureichen.
Billig notirt finden Sie Flores arnicae^ auranUiy Calendulas^ Folia
digitalis purpur^^ Herha galeopsidis^ Herha meliloti^ Rad, calami^
' liquiritiae, echte R. polygalae amarae . und sem, lycopodii. Unter
den übrigen inländischen Producten sind Oculi cancrorum ihrer Sel-
tenheit, aniimonium und marcassita ihrer neuen technischen Anwen-
dung zu Perotinmaschinen wegen theuerer , dagegen Lythargirium
billiger geworden.
Unter den chemischen Präparaten und Elaboraten sind
Jod und Jod-Kali^ deren Verbrauch täglich steigt, noch theuerer
geworden ; die MorphinsaUe desgleichen, wegen erwähnter Steigerung
des Opiums, die Gelatina rosata wegen der des Gummi. Die meisten
übrigen Gegenstände sind jedoch in Folge der grösseren Concurrenz
und der besseren Bereitungsmethoden im Preise gefallen, wie Sie bei
Acidum aceticum concentratum, Acidum gallicum^ Acid, pyroligno^
sum^ A, sulphuric, etc, bemerken werden. Ferner alle Ammoniac-
Präparate, als: Ammonia pura, Sal ammon.^ Sal alcali volatile^
Alcohol und Aelher, Brom, Bicarbonas Sodae^ Capsulae Copaivae^
Gummi laccae decolorat,^ Kali oxymurialic, Kali zooticum, Lactw
earium, Ladas ferri, Ol. excoclum caccao^ Niiras strontii, Phospho-
rtf«, Rotulae menthae^ Sal acetosellae, Sal tartari, Soda und die Fis-
lerianate. Als neu habe ich das Aceton und untersch wefelicht-
vanres Natron anzuführen. Letzleres zur Daguerrotypie.
Wenzel Batka.
Hamburg, Mitte Januar 1846. Wenngleich wir uns gegenwärtig
in der gewohnten stilleren Geschäftszeit befinden, wo die grösseren
Zufahren ausbleiben, auch der geregelte Absatz derWaaren fehlt und
Verdnszeüung. 363
daher Nichts vjon Belang im Haodel undgeht/ so haben doch in den
jüngsten Monaten des vergangenen Jahres sehr viele Artikel eine
Preis -Veränderung erlitten, dass wir nicht unterlassen können, Ihnen
bei Ueberreichung unserer neuesten, corrigirten und billigst gestellten
Preisliste, darüber einige Mittheilungen zu machen, die wir uns er<-
lauben, Ihrer geneigten Berücksichtigung anzuempfehlen und wäDsohen,
dass sie Ihnen von Interesse sein mögen.
Aloes svccotrinay die wir in schöner harter Waare und hübsch
blank im Bruch am Lager fähren, halten wir zu dem dermaligen Preise
besonders beachtungswerth ; denn wenngleich noch an' allen grössern
Seeplätzen die Vorräthe sehr aufgehäuft sind, so war doch in der
letzten Zeit die Jmportation nicht erheblich und wir möchten glaubeo,
dass gegenwärtige Einkäufe nur Nutzen bringen können.
Antimoniutn crudum hatte im Herbst eine starke Nachfrage für
England nnd es konnte vom Werke nicht hinreichend für den Begehr
geliefert werden, weshalb sich der Preis sttceessive angenehmer stellte.
Da wir eine Parthei auf Lieferung nun contrahirt haben, so ist es
uns möglich, Sie damit sehr billig bedienen zu können und werden
Sie dafür unsere Notirung gewiss preiswerth finden.
Arrow "voot Bermudas > opi, haben wir immer in der gewohnten,
ächten und feinen Qualität, in Original -Dosen von ca. 30 fi zu Ihren
Diensten.
Balsam» copaivae besitzen wir in schöner, blanker und achter
Para -Waare, wir liessen solchen genau prüfen, um aueh mit Sicher-
heit denselben empfehlen zu können. Der Preis ist durch die jüngste
directe Zufuhr etwas gewichen; dahingegen bat
Balsam, de Peru einen enormen Aufschlag genommen, und ist
nur sparsam mehr zu finden, weil die gewöhnliche Herbst -* Zufuhr,
welche immer dem Bordeauxer Markte zugeführt, diesmal wegen Ha-
varie des Schiffes, das die Waare bringen soll, bis jetzt noch aus-
geblieben; wenn aber die Parthei erst arrivirt ist, so ist rascher Rück-
gang wohl zu erwarten.
Borags raffiniri. ist in hiesig raffinirter Waare sehr billig.
Cacao ist in allen Gattungen höher, namentlich die Guajaquil-
Sorte, die in den letzten Jahren sehr beliebt geworden und zu stei-
genden Preisen begehrt wurde. Martinique ist nur wenig am Platze,
während Bahia beinahe fehlt. Den grössten Vorrath bilden die jüngst
von Para angebrachten 3500 Säcke.
Camphor rafßnirt, s, charia nahm im September und October
a. p. eine steigende Tendenz, indem einige wohlhabende, englische
Speculanten, die von Ostindien angebrachten Partheien roher Waare
immer zu erhöhten Preisen an sich brachten und so musste »nser
Markt mit der raffinirten Waare auch* folgen, indem für Russland be-
deutende Aufträge hier eingingen. Die nun rasch auf einander fol-
genden Zufuhren machten es aber den Speculanten unmöglich, ferner
den Artikel zu beliaupten und nach und nach war hier immer billiger
anzukommen. Obschon nun die gegenwärtige Notirung sehr niedrig,
so können wir selbst dazu nicht zu grössern Entbietungen animiren, '
denn wir sind der Meinung, dass der Artikel noch einen weitern
Rückgang erleidet und wenn die Zufuhren nach dem englischen Markt
so beibleiben, stehen wir zum Frühjahr gewiss damit niedriger. Es
interessirt Sie vielleicht zu erfahren, dass im vergangenen Jahre hier
eine Parthei von. ca. 300 Kisten Camphof angebracht wurde, welche
so bedeutend mit einer Art Talk -Erde verfälscht war, dass solche
364 Vereinazeitung.
heim Raifftnirt» Mehr denn 30 7o verlor. Bei dem erslen Andolieia
konnte mon «s ^ar Dicht bemerken, so könstlieh war diese VerAl«
schnng femaobt.
Cantkaridts haben eimnal wieder den Preis genommen, wie wir
vor mehreven-Jabren iminer denselben gewohnt waren und besirt sich
diese «norme und rasche Sieigerung, in Folge der so missKeh »nsge-
falleüen Einsammlung in alle« Gegenden, wozu der anhaltend nasse
Sommer besonders beigetragen haben soll. Nach den verschiedenen
Berichten, die wir ans Russland und dem Süden Deufsehkinds besitzen,
woher dieses Insekt haaptBfichtiek committirt wird, so steht bei d«m
anhaltenden Mangel eine weitere Steigernng zu erwarten und hängt
dieses lediglich von dem Begehr im Frühjahr ab. »Wir halten uns
zeitig mit schöner, dentscher Waare versorgt und können Sie zu nn*
serer Berechnung, die unter obwaltenden Umstfinden sehr niedrig ist,
mit neuier gesiebter Waare bedienen.
Ctftnaman» aeuH steht Ihnen in feinster Ceylon -Waare zu Befehl.
Chini». tiUphur. galHc* ruht schon seit einigen Monaten und
geht darin niohls am; es wird sich daher vielleicht zum Frähjahr,
wo der eigentliche Bedarf ist, mehr Nachfrage einstellen.
Copt, chifM regia cum 4* ^tne epiderm, ist zwar fest im Preise,
jedoch wurde darin nichts unternommen, weil die grossen Vorräthe
,auf dem englischen Markte und erneuerte Zufuhren jede Speculalion
benahmen.
ChemisöfM PräfartUt fahre» wir nur, von der Königlich Prenss.
Chemischen Fabrik au Schönebeck am Lager und werden Sie bei ge-
fälliger näherer Prüfung finden, dass wir damit gewiss jeder ander-
weitigen Concurrenz begegnen. Es kann aber jeder Committent für
^6sse9& Quantitäten von dieser Fabrik dieselben Notirungen stellen,
indem allen grössern Abnehmern gleiche Preise, aber sonstige Vor-
teile ntdit eingeräumt werden, mher haben wir auch keineswegs
die Absicht, es hervor au heben, als vermöchten wir Ihnen grössere
Vortheile zu bieten, wie einer unserer Herren Concurrenten, dieses
ist nicht der Fall; wir begnügen uns aber mit einem sehr massigen
Nutzen.
Fol, Senntte alexandr, sind leider noch immer nieht in so schöner
Qualität zu liefern, wie wir vor mehreren Jahren gewohnt waren und
übt jetzt ^as Monopol seine Wirkung aus, denn ehe die alten Vor-
räthe in Triest nicht geräumt sind^ lässt der Pascha von Alexandrien
nicht neue Zufahren abgehen und man verlangt daför einen Preise'
der über 50 % höher ist, als wie gegenwärtig dieser Artikel stehl.^>—
Wir können Ihpen recht schöne, grüne Waare liefern, die den kräf-
tigen Geruch hat ; nur ist das Blatt etwas gebrochen, und in naturellc^r
Qualität mit kleinen Stengeln versehen.
Gummi arabio, ist seit Herbst wieder etwas theurer geworden
und steht die eiecte Sorte gegen die naturelle Waare jetzt ganz ausser
VerhäHniss im Preise. Wir können aber diesem Artikel kein Ver-
taauen mehr abgewinnen ; denn wenn die Zufuhren von Senegal - Gummi
so beibleiben, der nun schon merklich billiger geworden ist, so mnss
der Arabicum auch aurück und wird die Speculationslust für diesen
Artikel bald aufhören.
Gummi a$a foeHd, empfehlen in losen Granen als vorzüglich, ebenso
ummoniac 4* $Manum.
Gum, mirrhae levant. können wir Ihnen in einer so ausgezeich-
neten elegtrten Qualität liefern^ wie man nur selten Gelegenheit hat.
Vereinsxeitung. 366
colohen im Handel xa sehen und verdient die Waare mit dem voll-
lEommenslen Recht die Benennung f^ fein elect.
Jhdine anglicum ^ KaH Jodat. erhallen sich auf den hohen Prei-
sen, die aber jede Speculation benommen haben ; es wird der Artikel
nar föv den reellen Consumo begehrt, der aber nach unserer Ansicht
nicht mehr so bedeutend ist wie vor zwei Jahren.
Liehen carragheen ist uns eine Parthi« aum TerkanF eingesandt,
wodurch wir yermdgen, Ihnen beste reine elegirte Waare so bfllig
SU überlassen.
Magnesia albssm. levissm, ist sehr preiswürdig und war wohl
noch nie so yernachlässigt.
Manna calabrina stellt sich in diesem Jahre , dnrch die letate
kärgliche Einsammlung yiel hdher^ denn der Ertrag isi gegen die jün-
geren Jahrgänge sehr massig, weil es zur Zeit, wo die ^nme ange-
schnitten wai'en, viel regnete. Wir haben einen Posten neue Waare
von Sicilien schwimmend, deren Qualitäti nach der Mittheiiung des
Absenders trocken, rein und empfehlenswerth' sein soll, womit wir
Ihnen bald aufwarten können. Canellata Bruch besitzen wir recht
preiswflrdig und ist derselbe nar etwas kurz, sonst rein und hübsch
weiss.
Mareasita haben wir nur noeb 3 €tn. und fiberlassen davon zu
unserer Notirung, so lange unser Yorrath reicht;
Moschus ionquin, in vesic, liejfern wir in einer Waare, die wirk-
lich die Benennung von non plus ultra verdient; denn derselbe
erscheint fast nie so sch^n in dem Handel. Der Gerueh ist ganz aus-
gezeichnet fein und übernehmen wir dabei jede Garantie der Aecht-
heit, indem wir uns erbieten, selbst schon angeschnittene Beutel, den-
noch zurückzunehmen und zwar auf unsere Kosten, im Fall einer der
Herren Committenien die Waare nicht gana naeh Wunsch und zur
vollkommensten Zufriedenheit finden sollte. Wir müssen indessen die
Bemerkung hinzufügen, dass die Beutel alle über eine Unze wiegen
und wir sie von geringerm Gewicht nicht von dieser Qualität zu lie-
fern vermögen.
Ol, bergamoU 4* de Cedro stehen durch die diesjährige geringe
Ansbente nnd sanguine 8peculatieBskäufe an der Bezugsquelle sehr
hoch; man glaubt aber, dass die gegenwärtigen Preise sich nicht hal-
ten und zum Frühjahr zurückgehen werden.
Ol, cassiae kommt noch immer spärlich zum Vorschein und be-
dingt deshalb auch fortwährend den hohen Preis.
Ol, menih, piper ameriean, reetif* alhssm, ist hier niedrig und
preiswerth und nur dem Umstand zuzuschreiben, dass überhänfke Zu-
fuhren roher Waare von Nord -America auch nnr zu billigem Preisen
Ifehmer finden konnten und möchten wir wohl glauben, dass dieser
Artikel bald eine vortheilhaftere Stellung einnehmen wird, denn man
xahlt für rohe Waare in Kord -America höhere Preise, als woin die-
ses Oel hier rcctificirt verkauft wird.
Ol, ricini prima alhssm. oslind. haben wir auf Original -Flaschen
und in Kanister von ca. 40 U vorräthig und können wir das Oel,
des reinen Geschmackes und schöner, weisser Farbe wegen, recht
empfehlen.
Ol, therebinih, gallic, hat wegen beschränkten Vorraths nur einen
nominellen Werth und wird der Preis zum Frühjahr nach Empfang
der neuen Zufuhren sehr bedeutend zurückgehen.
Opium thebaicum hat wirklich eine sehr angenehme Rolle gespielt
366 Vereinszeäung.
und erfaftU sich auf den Werfh; denn bekanntlich wird dieser Artikel
durch ein englisches Haus monopolisirt, welches im himmlischen Reiche
hinreichende Verwendung dafür zu haben scheint. Die Morphium-
Präparate sind im Verhillniss noch sehr billig, werden aber doch
folgen müssen, wenn die Fabrikanten die wohlfeileren Vorräthe ver-
arbeitet haben.
Rad, tdthae haben wir schon von jüngster Grabung am Lager
und können eine schöne, kraftige Wursel, welche hübsch weiss ist,
anbieten.
Rad. geniianae gaüic» ist wegen augenblicklichen Mangels etwas
theuer, geht aber zum Frühjahr zurück, da wir ziemlich« Quantitüten
von Frankreich zu gewärtigen haben.
Rad, ipecacuankae räumt sich immer mehr und mehr auf und
hatten wir seit längerer Zeit davon keine Zufuhr.
Rad. senegae stehen recht billig und sind wir damit überführt
worden.
Rad, valerian, minor haben wir in schöner, neuer, kräftiger
Waare zu Ihren Diensten.
Sal aeeioseüaey oxalic» ^ volaiile sind im Preise sehr gewichen,
indem die grössern englischen Fabrikanten eine Uebereinkunft getroffen
haben, die Artikel so herabzusetzen, um das Entstehen neuer Fabriken
und Concurrenten zu unterdrücken : Ob die Herren dieses durchfuhren
werden, wollen wir dahin gestellt sein lassen; jedenfalls kann bei
den augenblicklichen Preisen kein grosser Vortheil mehr bleiben.
Sem, cynae levani. sind noch ca. 50 Ctr. schöne grüne Waare
am Lager, wovon wir so lange zur Notirung verkaufen, bis diese
geräumt sind ; wir glauben, dass wir später nicht so billig damit auf-
warten können.
Sem, anisi siellai. liegt hier bei grösseren Partheien unberück-
sichtigt und ist wohl vor der Hand zu einer Steigerung keine Aus-
sicht; es müssten dann die Zufuhren auf längere Zeit ausbleiben.
Succus liquirit, ßaracco, nur noch bei Kleinigkeiten zu finden;
wir erwarten direct ein kleines Pöstchen, welches aber auch hoch
einsteht.
Vanillae macht sich sehr rar und bleibt zu steigenden Preisen
begehrt, weil wir gar nichts direct davon zu erwarten haben. Es
hat ein Bordeauxer Haus den Ertrag der Erndte auf drei Jahr con-
trahirt und monopolisirt nun dieses beliebte Gewürz.
Indem wir nun glauben, Sie über die hauptsächlichsten Fluotua-
tionen benachrichtiget zu haben, wird es uns recht sehr treuen, wenn
Sie Veranlassung nehmen, uns Ihre schätzbaren Befehle anzuvertrauen
und geben wir Ihnen die Versicherung, dass wir es uns stets ange-
legen sein lassen werden, Sie in jeder Hinsicht nach Wunsch zu
bedienen.
Unsere Dienste ^sind Ihnen immer gern gewidmet und empfehlen
wir uns Ihnen mit besonderer
Wei'thschätzung und Ergebenheit
Schubart & Bade.
7) Wissenschaftliche Nachrichten.
Berlin. Academie der Wissenschaften. In der Sitzung der
phys. mathem. Ciasse vom 27sten theilte Hr. Ehrenberg zuerst seine
Untersuchungen und Ansichten über die jetzt herrschende Kartoffel-