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Archiv der Pharmazie und Berichte
der Deutschen pharmazeutischen ...
i
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ARCHIV
DER
RMACIE.
ine Zeitschrift
des
deutschen Apotheker-Vereins.
^om Directorium unter Redaction
S. Beiehardt
23. Jahrgang.
Selbstverlage des Vereins.
Buchhandlung des Waisenhauses in Halle a/S.
1873.
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■1
ARCHIV
DER
PHARMACIE.
Dritte Keihe, IIL Band. Zweite Reihe, CLIII. Band.
Der ganzen Folge GGin. Band.
Unter Mitwirkung der Herren
J. €• Blass, H. Olirist, F. Eisner, 0. Fieinus, A. Hosttus, C. Jehn»
J. Kaiser, B. Kemper, H. KOhler, E. Langethal, L. Leiner,
H. Milder, B. Miros, H. MflUer, J. MfiUerr, €. und E. MyUus,
E. Beiehardt, ۥ Sehaeht, J. Sehnanss, ۥ Sehneider, F. Smit,
H. Behweikert, A. E. Weber, G. C. Wittstein
herausgegeben vom Direotoriuin nnter Bedaotion
E. Beiehardt
52. Jahrgang. -
Im Selbstverlage des Vereins.
In Commission der Buchhandlung dea Waisenhauses in HaUe a/S.
1873.
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ARCHIV DER PHARMACIK
3. Reihe, 3. Band, 1. Heft.
A. Originalmittheilimgen.
I. Kiarmacie, plaarmaoeTit, und phys.
Gbemie.
Ueber den Oraswurzelziicker und fiber das Tritleln,
ein neues Eohlenhydrat Im Rhizom von Trltieum
repens L.
Von Dr. Hermann Müller in JFraureuth.
(Schluss.)
Zusammensetzung des Trfticins.
Dasselbe ist nicht völlig stickstofffrei zu erhalten; der
Stickstoffgehalt betrug in den von mir nach der oben beschrie-
benen Methode dargestellten Präparaten 0,540 bis 0,755 7o
(als Platinsalmiak bestimmt).
Die zur Analyse verwendete Substanz enthielt 0,650%
Stickstoff.
Sie wurde im feingepulverten Zustande bei 110® im Luft-
strome vollständig ausgetrocknet und gab beim Verbrennen
mit Kupferoxyd und Sauerstoff folgende Resultate.
I. 0,272 g. Substanz gaben 0,414 g. Kohlensäure und
0,162 g. Wasser.
IL 0,252 g. Substanz gaben 0,387 g. Kohlensäure und
0,149 g. Wasser.
in. 0,366 g. Substanz gaben 0,561 g. Kohlensäure und
0,215 g. Wasser.
IV. 0,341 g. Substanz gaben 0,5-21 g. Kohlensäure und
0,204 g. Wasser.
Aroh. d. Pharm. III. Reibo. III. Bds, 1 . Heft. ]
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2 Herrn. Müller, Gras wurzelz ucker und Triticin etc.
Die aus diesen Zahlen berechnete procentische Zusammen-
setzung führt zu der Formel: C^^H^^O^^
Berechnet : Gefunden :
p.c.
I.
II.
ni.
IV.
*)C>*
144
42,10
41,54
41,86
41,80
41,67
H"
122
6,43
6,62
6,54
6,53
6,64
0»!
176
51,47
51,19
50,95
51,02
51,04
N
—
—
0,65
0,65
0,65
0,65
342 100,00. 100,00 100,00 100,00 100,00.
Berechnet man auf stickstofffreie Substanz, so erhält man
folgende Zahlen:
Berechnet:
(
befunden:
-
^
p.c.
l.
II.
m.
IV.
Ci«
144
42,10
41,81
42,13
42,07
41,94
H««;
22
6,43
6,66
6,58
6,57
6,68
0»
176
51,47
51,53
51,29
51,36
51,38
342 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00.
Das Triticin wäre demnach isomer mit dem Rohrzucker.
Dass ihm wirklich die Formel C^^H**0^* zukommt, dafür
spricht auch der Umstand, dass es äusserst leicht und direct,
d. h. ohne Zwischenproducte , in Zucker übergeht, und dass
das Quantum des gebildeten Zuckers der Gleichung
Ci2H"0ii + H«0 = 2(C6Hi20«)
entspricht.
Eigenschaften des Triticins.
Wie schon oben gesagt, stellt das Triticin, ^ wenn es durch
Eintrocknen seiner wässrigen Lösung erhalten, eine gummi-
artige, in dünnen Blättern durchsichtige, zu einem weissen
Pulver zerreibliche Masse dar. Es reagirt gegen Pflanzen-
farben neutral, ist geruch- und geschmacklos und
sehr hygroskopisch. Gewöhnlicher Luft ausgesetzt, nimmt
es 10— 12^0 Wasser auf. 0,313 g. Triticin, auf einem
Uhrglase 2 Tage lang in einem nicht besonders feuchten
♦) 0 =- 12,
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Herrn. Müller, Graswnrzelzucker und.Triticin etc. 3
Zimmer aufbewahrt, hatte 0,037 g. = 11,82% Wasser
aufgenommen und damit eine nicht mehr pulverisirbare
Masse gebildet. Dann der Eellerluft ausgesetzt, hatte
es noch um 0,098 g. = 19,48 % (im Ganzen also um 31,30%)
zugenommen und war zu einem dicken Syrup zerflossen.
In Wasser löst es sich in jedem Verhältniss. In abso-
lutem Alkohol und in Aether ist es unlöslich. In Weingeist
von 80 — 90% löst sich sehr wenig, in verdünnterem mehr.
Aus nicht sehr concentrirten Lösungen lässt es sich selbst
durch absoluten Alkohol nicht vollständig fallen.
Seine wässrige Lösung ist linksdrehend. Zur Fest-
stellung des Molecularrotationsvermögens mögen die durch
folgende Beobachtungen gewonnenen Daten dienen. Die Ver-
suche geschahen bei einer Temperatur von 15 — 20® und
wurden mit reinem, wasserfreien Triticin, welches in abge-
wogener Menge aufgelöst wurde, angestellt.
I. Die Lösung von 0,543 g. Substanz zeigte eine directe
Drehung von 2^,0 nach links. Daraus ergiebt sich:
a = 2^0 links,
p = 0,543 g.
1 = 2 Dm.
V = 27 CC.
*''^ f"*^! '^ ^ 2.0,543 ^ ^^''^ ^^^^'
II. Die Lösung von 0,929 g. Substanz drehte 3^5 links.
Also
a =* 3<^,5 links,
p = 0,929 g.
1=2 Dm.
V = 27 CC. .
97
daher [a]j = 3,6 ^^^ = 50»,8 linke.
III. Lösung enthält 1,088 g. Substanz und dreht i^.O
links. Daher'
1*
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Herrn. Müllef, Graswurzelzucker und Triticin etc.
a = 40,0 links. .
-p =• 1,088 g.
1 = 2 Dm.
v = 27CC.
27
woraus [a]j = 4
= 490,6 links.
2.1,088
IV. Lösung enthält 0,603 g. Substanz und giebt eine
directe Drehung von 2^,25 links. Also
a ^ 2^,25 Knks.
p= 0,603 g.
1 = 2 Dm.
V = 27 CC.
27
daher [a]j = 2,25
= 500,3 links.
2.0,603
Das Molecularrotationsvermögen des Triticins ergiebt
sich aus diesen 4 Beobachtungen im Mittel zu — 50^,2, rund
— 500,0.
Erhitzt man trocknes Triticin auf 150®, so schmilzt es,
entlässt Wasser, und geht bei 160^ vollständig in eine braun
gefärbte, caramelartige, süsslich schmeckende Masse über, die
sich in Weingeist löst. Es zersetzt sich auf diese Weise
unvollständig auch schon bei tagelangem Erhitzen auf 130®.
Kocht man wässrige Triticinlösungen einige Zeit lang,
80 geht das Triticin theil weise in Zucker über und zwar
geschieht dies hier rascher als beim Inulin. Eine Lösung
von 0,567 g. Substanz in 25 CC. Wasser wurde 7» Stunde lang
gekocht, wobei die sich entwickelnden Wasserdämpfe durch
ein aufgesetztes langes Glasrohr immer wieder verdichtet
wurden. Nach dem Eindampfen zur Trockne gab der Rück-
stand an absolutem Alkohol deutlich nachweisbaren Zucker,
wenn auch in geringer Menge, ab.
Eine Lösung von 0,418 g, Triticin in 25 CC. Wasser,
welche 1 Stunde lang gekocht worden war und nach dem
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Harm. Müller, Graswurzelzucker undTriticin etc. 5
völligen Erkialten in den Folarisationsapparat gebracht wurde,
zeigte eine directe Drehung von 2®,0 links, was einem Mole-
cularrotationsvermögen von — 64^,6 entspricht, ein Beweis,
dass sich ein Theil des Triticins in Levulose verwandelt
hatte.
«=^2:|n8 = «*"«•)
Viel leichter geht aber die Umwandlung des Triticins
zu Zucker in wässriger Lösung bei verstärktem Drucke
vor sich. ' '
Eine Lösung von 1 Thl. Triticin in 10 Thln. Wasser,
wurde in einer zugeschmolzenen Glasröhre 2 Stunden lang
auf 100^ erhitzt; nach dem Oeffnen zeigte dieselbe einen
süssen Geschmack und gab an absolutem Alkohol eine deut-
liche Menge Zucker ab, der in Alkohol unlösliche Theil
bestand aus noch unverändertem Triticin.
Eine lOprocentige nind eine 5procentige Triticinlösung
wurden in zugeschmolzenen Röhren gleichzeitig einer Tempe-
ratur von 100^ ausgesetzt, nach dem Oeffnen fand sich in
der stärkeren relativ mehr Zucker vor als in der schwäche-
ren. Eine 8procentige Lösung war nach 6 stündigem Er-
hitzen auf 100® zum grossen Theile in Zucker verwandelt,
nach weiterem 4 stündigen Erhitzen war dies vollständig
geschehen.
Bei 105 — 110® findet die Umwandlung noch rascher
statt, femer geht dieselbe in concentrirten Lösungen schneller
vor sich als in verdünn teren. War die Dauer der Einwir-
kung nicht lang genug gewesen, so fand sich in den Lösun-
gen neben dem gebildeten Zucker immer nur unveränder-
tes Triticin vor, ein Zwischenproduct zwischen diesem und
Zucker existirt also wahrscheinlich nicht. War die Umwand-
lung vollständig, so entspricht die gebildete Zuckermenge fast
genau der Gleichung
Ci«H"0" + H^O = 2(C6Hi206).
Nachdem ich mich überzeugt hatte, dass 10 — 12procen-
tige Triticinlösungen beim Erhitzen auf 100® im Verschlosse-
nen nach 12 Stunden stets vollständig in Zucker übergegangen
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6 Herrn. Müller , Oraswurzelzuckcr und Triticin eto.
waren, bestimmte ich die Quantität des gebildeten Zuckers
bei zahlreichen Versuchen, theils durch Abdampfen der Lö-
sungen und längeres Austrocknen bei 100®, theils durch
Titriren mit Fehling'scher Lösung, auch prüfte ich den gebil-
deten Zucker auf sein optisclies Verhalten.
Folgende Versuche mögen hier angeführt werden.
a) Bestimmung durch Wägung.
I. 0,480 g. Triticin gaben nach 14 stündigem Erhitzen
auf 100® mit 5 CC. Wasser im Verschlossenen 0,509 g.
Zucker; (berechnet 0,505.)
IL 0,582 g. Substanz gaben 0,611 g. Zucker; berechnet
0,612).
HL 0,396 g. Substanz gaben 0,420 g. Zucker; (berechnet
0,417).
b) Bestimmung durch Titriren.
(Jede Bestimmung wurde 3 — 4 Mal gemacht und aus
den erhaltenen Zahlen das Mittel genommen.)
L 0,595 g. Triticin wurde mit 5 CC, Wasser 14 Stunden
lang in verschlossener Glasröhre auf 100® erhitzt, die Lösung
wurde sodann auf 100 CC. gebracht.
10 CC. Fehling (entspr. 0,050 g. Zucker) erforderten
davon 8,1 CC, was 0,617 g. Zucker in der ganzen Lösung
entspricht. (Berechnet 0,626 Zucker.)
IL 0,324 g.* Triticin, ebenso behandelt, lieferten 0,337 g.
(berechnet 0,341) Zucker. Nemlich 10 CC. Fehling erforder-
ten 14,8 CC.
IIL 0,360 g. Triticin gaben nach 12 stündigem Erhitzen
mit 4 CC. Wasser auf 105« 0,375 g. (berechnet 0,379) Zucker.
10 CC. Fehling erforderten 13,3 CC.
^c) Polarisationsyersuche.
I. 0,521 g. Triticin wurden mit 5 CC. Wasser im Ver-
schlossenen 12 Stunden lang auf 100<^ erhitzt; der Berechnung
nach wären daraus 0,559 g. Zucker entstanden. Die Hälfte
dieser LöBung (= 0,2795 Zucker) wurde auf 27 CC. gebracht
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Herrn. Müller , Graswiirzekucker und Triticin etc. 7
und untersucht. Sie gab eine direete Drehung von 2^25
links, woraus sich das Molecularrotationsvermögen des gebil-
deten Zuckers zu — 108^6 ergiebt. . Denn
a = 20,25 Unks.
p = 0,2795 g.
1 = 2 Dm.
V « 27 CC.
also [«] j ^ 2,25 2;ö^5 ^ ^^f '^ "''^'•
II. 0,419 g. TritiQin wurden mit 4 CC. Wasser wie I.
behandelt; der Berechnung zufolge hätten sie 0,441 g. Zucker
geliefert. Die Lösung, auf 27 CC. gebracht, drehte 3^,50 nach
links. Daraus berechnet sich [a]j zu — 107^,0, Nemlich
a =
3«50 links.
•
P =
0,441 g.
1 =
2 Dm.
v.=
27 CC.
-3,5
27
O A AÄ-i
107'
»,0 links.
daher [a]j
Dass die Ijier erhaltenen Zahlen um 1^ bis 1^,6 vom
Molecularrotationsvermögen des reinen Fruchtzuckers abwei-
chen, kann auf Rechnung von Beobachtungsfehlern gebracht
werden, zumal da die Lösungen nicht ganz farblos zu erhal-
ten waren.
Dass der aus dem Triticin entstehende Zucker wirklich
Fruchtzucker (Levulose) ist, beweist sein bedeutendes Dre-
hungsvermögen nach links, seine XJnkrystallisirbarkeit, seine
Leichtlöslichkeit in absolutem Alkohol, seine Neigung, mit
Kalk eine körnige, schwerlösliche Verbindung einzugehen,
seine Fähigkeit, CuO schon in der Kälte zu reduciren, sowie
mit Hefe direct und leicht in die weingeistige Gährung über-
zugehen, zur Genüge.
Hefe. scheint auf Triticin keine wesentliche Einwirkung
auszuüben; es gelang in keinem Falle, wässrige Triticinlö-
sungen unter den der geistigen Gährung günstigen Bedingungen
Digitized by VjOOQIC
8 Herrn. Müller, Graswurzelzucker und Triticin eto.
mit Hefe in Gährung zu vorsetzeu; sehr bald trat dieselbe
aber ein, nachdem etwas Diastase zugefügt worden war-
Die letztere verwandelt das Triticin leicht in Zucker.
Dass verdünnte Schwefelsäure ebenfalls die üm-^
Wandlung bewirkt, geht schon aus dem früher Gesagten her-
vor. Es geschieht dies ausserordentlich leicht und rasch,
auch durch sehr verdünnte Säure.
Ich habe mich überzeugt, dass auch hier die gebildete
Zuckermenge dem Verhältnisse
Ci2H"0ii: Ci«H2*Oi2
entspricht, indem ich abgewogene Mengen reinen, trocknen
Triticins in Wasser löste, durch Erwärmen mit einigen Tropfen
verdünnter Schwefelsäure auf 98® umwandelte, dann die Lö-
sung auf 100 CO. verdünnte und den Zuckergehalt durch
Titriren bestimmte.
I. Versuch mit 0,562 g. Triticin. 1 0 CC. Fehling erfor-
derten, 8,5 CC. der Zuckerlösung. Dies entspricht einer Ge-
sammtmenge von 0,588 g. Zucker. (Be^rechnet: 0,591.)
II. 0,482 g. Triticin. 10 CC. Fehling brauchten 10 CC.
Zuckerlösung. Zuckermenge = 0,500 g. (Berechnet: 0,507.)
III. 0,483 g. Triticin lieferten 0,505 g. Zucker. Nemlich
10 CO. Fehling erforderten 9,9 CC. (Berechnet 0,508.)
Concentrirte Schwefelsäure bräunt das Triticin
in der Kälte wenig und bildet damit eine Triticinschwe-
felsäure, wie aus folgenden Versuchen hervorgeht.
1,120 g. trocknes, gepulvertes Triticin wurden sehr lang-
sam und unter Abkühlung des Gefösses in 6 g. reine conc.
Schwefelsäure eingetragen. Das Gemisch wurde sodann unter
Veoneidung von Erwärmung in etwa 60 CC. Wasser gegos-
sen, hierauf mit reinem BaCO* neutralisirt , wenig erwärmt
und abültriri Das Filtrat enthielt Baryt gelöst, es wurde
im Wasserbade zur Syrupsconsistenz eingedampft und der
Rückstand mit 95 procentigem Weingeist behandelt, worin
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Herrn. Müller, Gräswurzelzucker und Triticin etc. 9
er sich etwa zur Hälfte löste. Die weingeistige Lösung
hinterliess nach dem Verdunsten, zuletzt über Schwefelsäure,
0,352 krystallinischen Rückstand, der noch schwach
bräunlich gefärbt war, sich in Wasser wieder vollständig
löste und durch Schwefelsäure sogleich stark geßillt wurde.
Ein Theil der Lösung wurde in der Kälte mit Schwefel-
säure zersetzt, das Filtrat alkalisch gemacht und mit alka-
lischer Kupferlösung vermischt: es fand nach tagelangem
Stehen keine ßeduction statt, dieselbe trat aber rasch und
kräftig ein, als eine andere Lösung des Barytsalzes mit
Schwefelsäure unter Erwärmen zersetzt und nach dem
Erkalten alkalische Kupferlösung zugefügt worden war.
Dass auch Schwefel in der Verbindung enthalten sei,
wurde, wie folgt, nachgewiesen. Ungefähr ein Dritttheil des
Barytsalzes wurde mit reinem Natriumcarbonat zersetzt, das
Baryumcarbonat abfiltrirt, das Filtrat unter Zusatz von etwas
Kaliumnitrat eingedampft und der Rückstand geglüht. Die
erhaltene Schmelze gab nach dem Ansäuren mit Salz-
säure auf Zusatz von Baryumchlorid eine reichliche Fällung
von Baryumsulfat.
Bei einem zweiten Versuche mit 0,947 g. Triticin, wobei
das Gemisch von diesem und der Schwefelsäure einige Stun-
den stehen gelassen wurde, resultirten 0,273 g. des in Wasser
und Weingeist löslichen, noch nicht ganz reinen Barytsalzes
der Triticinschwefelsäure , mit dem dieselben Reactionen er-
halten wurden.'
Eine quantitative Analyse dieses, sowie anderer
Salze der Triticinschwefelsäure habe ich noch nicht unter-
nommen; zu ihrer Reindarstellung wird man jedenfalls ver-
hältnissmässig grosser Quantitäten reinen Triticins bedürfen
Verdünnte Chlorwasserstoffsäure wirkt auf
Triticin ähnlich wie verdünnte Schwefelsäure, sie bildet ebenso
leicht und vollständig, wie diese, Zucker aus ihm.
Concentrirte Chlorwasserstoffsäure wirkt, wie es scheint,
nicht weiter auf den gebildeten Zucker ein.
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10 Herrn. Müller, Graswurzelzucker und Triticin etc.
Sehr verdünnte Salpetersäure bewirkt die Meta-
morphose zu Zucker ebenfalls. 0,382 g. Triticin, in 20 CC.
Wasser gelöst, waren durch Zusatz von 5 Tropfen Salpeter-
säure von 1,40 spec. Gew. und Erwärmen auf 80® nach einer
halben Stunde vollständig in Zucker übergegangen. (Durch
Titriren gefunden: 0,398 g.5 berechnet: 0,402.)
Concentrirte Salpetersäure verwandelt das Triticin
in Oxalsäure. 0,936 g. Triticin wurden mit 10 g. Salpeter-
säure von 1,30 spec. Gew. eine Stunde lang im Wasserbade
erwärmt, bis die Entwickelung rother Dämpfe aufgehört
hatte, hierauf mit Wasser verdünnt, wobei sich keine
Schleimsäure ausschied. Der grösste Theil der freien
Säure wurde dann mit Natriumcarbonat neutralisirt, zuletzt
Natriumacetat zugefügt und endlich Calciumchlorid zugegeben,
wodurch ,ein reichlicher Niederschlag von Calciumoxalat
entstand, der nach zwölfstündigem Stehen gesanmielt und
gewogen wurde. Er betrug 0,600 g. Die abfiltrirte Flüssig-
keit gab nach Zusatz von Ammoniak bis zur völligen Neutra-
lisation nur noch eine ganz geringe flockige Fällung , vielleicht
von etwas zuckersaurem Kalk herrührend.
Das Triticin bildet auch eine Nitroverbindung, resp.
ein Nitrat.
Wenn man trocknes Triticin in rauchende Salpeter-
säure in der Kälte einträgt, so löst sich dasselbe unter
Erwärmen darin auf, bei nachherigem Zusatz von Wasser
scheidet sich aber nichts Unlösliches ab, sondern die Flüssig-
keit wird nur opalisirend; bei Zusatz von Weingeist bleibt
sie klar. Trägt man aber gepulvertes Triticin in kleinen
Portionen in ein erkaltetes Gemisch aus 1 Vol. Salpeter-
säure von 1,40 spec. Gew. und 3 — 4 Vol. englischer
Schwefelsäure, so verwandelt es sich nach und nach in
eine gelbliche, fettartige Masse, die auf dem Säuregemisch
schwimmt. Nach dem Vermischen desselben mit Wasser
scheidet sie sich wachsartig ab und kann durch sehr oft
wiederholtes Ausw^aschen mit etwas angewärmtem Wasser
rein erhalten werden. Nach dem Trocknen stellt sie eine
nicht explosive, wachsartige, rein weisse, durch
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Herrn« Müller, Graswurzelzucker und Triiicin etc. 11
gelinde Wärme erweichende und dann knetbare Masse dar,
welche, erhitzt, erst schmilzt und dann rasohverbrennt,
etwas Kohle zurücklassend, Sie ist in Wasser unlöslich, in
starkem Weingeist löslich und noch viel leichter in Aether.
Wenn noch nicht ganz säurefrei, besitzt sie einen etwas
bitteren Geschmack , sonst ist sie geschmacklos. Sie schmilzt
bei 65 — 68^ zu einer dickflüssigen Masse.
Essigsäure, Weinsäure und Oxalsäure wandeln
Triticin in wä«sriger Lösung bei erhöhter Temperatur in
Levulose um, und zwar thun dies Weinsäure und Oxalsäure
rascher als Essigsäure.
Kali- und Natronlauge bringen in wässrigen Tritioin-
lösungen keinen Niederschlag hervor, auf nachherigen Zusatz
von Weingeist entsteht jedoch ein käsiger Niederschlag, der
sich zu einem knetbaren Klumpen zusammenballt und Kalium,
resp. Natrium enthält.
Ich bestimmte *in mehreren mit Kalilauge erhaltenen
Niederschlägen den Wasser- und Kaliumgehalt.
I. Eine concentrirte Lösung von Triticin wurde mit
dem doppelten Volumen Kalilauge von 1,25 spec. Gew. ver-
dünnt, darauf vollständig durch Weingeist gefällt, der Nieder-
schlag in wenig Wasser gelöst, wieder durch Weingeist
gefällt und dies noch zweimal wiederholt; hierauf wurde der
gummöse Niederschlag über Schwefelsäure und Aetzkalk
getrocknet.
0,588 g. verloren bei 110^ 0,043 g. Wasser« 7,31 ^o H^O
und gaben nach dem Einäschern 0,327 g. Kaliumplatinchlorid
= 8^91 % K. (Auf wasserfreie Substanz berechnet =
9,60 7oK.)
IL Eine andere concentrirte Triticin -Lösung wurde
ebenso gelallt, der Niederschlag aber nur zweimal wieder
in Wasser gelöst. 0,735 g. ü\>er H^SO* und CaO getrocknete
Substanz verloren bsi 110<> 0,051 g. Wasser = 6,93 % H^O und
gaben 0,130 g. KCl = 9,27% K.; (auf wasserfme Substanz
berechnet == 9,73 % ^-^
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Herrn. Müller, Gras wurzelz ucker und Triticin etc.
Ein dritter Niederschag wurde nur einmal wieder
ir gelöst und durch Weingeist gefällt, dann eben-
H^SO* und CaO getrocknet. 0,506 g. verloren bei
\1 g. Wa88er=^6,12 \ H*0, und gaben 0,092 g. KCl
j K (auf wasserfreie Substanz berechnet = 10,15 % K).
der Aehnlichkoit der untersuchten Niederschläge
schliessen, dass man es hier jedenfalls mit einer
h nicht sehr beständigen Verbindung des Triticins
im zu thun hat. Die gefundenen Zahlen nähern sich
ten der Formel C*»H"KOii + iVgH^O oder 2
:Oii)+3H20.
erechnet: Gefunden:
L II. III.
= 9,63 7o. 8,91 Vo. 9,27 0/,. 9^540/^,
= 6,63%. 7,31%. 6,93%. 6,12%.
sehnet man auf wasserfreie Substanz, so ergiebt sich:
erechnet: Gefunden:
I. IL m.
= 10,29 %. 9,60 %. 9,73 %, 10,15 %.
sieht zugleich aus den Zahlen unter L und IL,
enfalls durch das Auswaschen KOH verloren ge-
st.
wässrige Lösung dieser Verbindung fallt Calcium-,
L- und Baryumchlorid, Magnesium-, Aluminium- und
i und Bleiacetat weiss gelatinös, Ferrosulfat grün,
id braun, Kupfersulfat blaugrün, Silbernitrat und
Tonitrat schwarz, Hydrargyrichlorid . rothgelb, Gold-
ind Platinchlorid braunschwarz. Die Niederschläge
itinös mit Ausnahme der der edlen Metalle, im
ass des Fällungsmittels unlöslich; in viel Wasser ist
derschlag nur theilweise lösliteh, ebenfalls mit Aus-
er der edlen Metalle,' welche ganz unlöslich sind,
ieser Niederschläge sind vielleicht bestimmte Ver-
1 von Triticin und Metall, besonders die von Ca, Sr
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Herrn. Müller, Graswurzelzucker und Triticin etc. 13
Ein* Calciumtriticat bildet sich auch, wenn man
eine ziemlich concentrirte Triticinlösung mit Kalkmilch
vermischt, wobei das Gemisch breiartig erstarrt.
Die Baryumverbindung erhält man, wenn man Baryt-
wasser zu einer Triticinlösung fügt, als weissen, gummösen
Niederschlag, der in Wasser, sowie in überschüssigem Baryt-
wasser und in überschüssiger Triticinlösung sehr schwer lös-
lich ist. Man kann ihn durch Kneten unter Wasser aus-
waschen, darf dies aber nicht oft wiederholen und nicht
viel Wasser anwenden, da er sonst Baryt verliert. Es
fanden sich in diesem Niederschlage Baryum und Wasser in
folgenden Mengen.
I. Der Niederschlag wurde unter 5 — 6 mal erneuertem
Wasser durchgeknetet , dann über Schwefelsäure und Aetzkalk
getrocknet.
' a) 0,360 g. Substanz verloren bei 110<^ 0,029 g. Wasser,
= 7,87 % H^O, und gaben 0,0866 g. BaSO*, = 14,14 % Ba;
(auf wasserfreie Substanz berechnet = 15,35^0 ^a).
b) 0,411 g. Substanz gaben 0,1006 g. BaSO* ,= 14,39^0 Ba;
(auf wasserfreie Substanz berechnet = 15,61 % Ba).
n. Der Niederschlag wurde dreimal unter neuem
Wasser ausgewaschen. 0,587 g. verloren bei 110^ 0,049 g.
Wasser = SM\ H«0. 0,372 g. gaben 0,0936 g. BaSO* =
14,79 % Ba; (auf wasserfreie Substanz berechnet = 16,06^0 Ba).
ni. Der Niederschlag wurde nur einmal ausgewaschen.
0,535 g. verloren bei 110^ 0,044 g. Wasser, = 8,22% H^O,
und gaben 0,139 g. BaSO* = 15,28 % Ba; (auf wasserfreie
Substanz berechnet = 16,64 ^o Ba). .
Die gefundenen Zahlen, namentlich die im letzten Ver-
suche, auf die man das meiste Gewicht legen kann, ent-
sprechen der Zusammensetzung:
C2*H*«BaO«2 + 4H20.
Berechnet : Gefunden :
. P. c,
Ba =15,37,
H«0= 8,08.
la.
p.c.
14,14.
7,87,
Ib.
p.c.
14,39.
II. iir.
p. C. p. c.
14,79. 16,28.
8,34. 8,22.
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14
Herrn. Müller, Graswnrzelzucker und Triticin.
m
Auf wasserfreie Substaaz berechnet, ergaben sich folgende
Zahlen :
Berechnet: Gefunden:
la. Ib. II. III.
p. C. p. C. p. C. p. 0. p. C.
Ba = 16,73. 15,35. 15,61. 16,06. 16,64.
Durch Bleiacetat und basisches Bleiacetat wer-
den wässrige Triticinlösungen nicht gefällt, vermischt man
aber eine concentrirte wässrige Triticinlösung mit Weingeist
und fügt mit Weingeist vermischten Bleiessig zu, so erhält
man einen gummösen bleihaltigen Niederschlag, der sich
bei einer gewissen Stärke und Menge des angewandten Wein-
geistes nach dem Trocknen bei 110« der Formel C^^H^^^PbO^i
nähert.
I. Eine Triticinlösung wurde mit soviel ab&olutem Alkohol
versetzt, dass sich dieselbe zu trüben begann, und mit einem
Gemisch von gleichen Theilen Bleiessig und absolutem Alko-
hol gefällt. Der Niederschlag wurde mit Alkohol aus-
gewaschen und bei 110^ getrocknet. 0,406 g. Substanz
gaben 0,152 g. PbO =- 34,75 ^/^ Pb.
IL Eine andere Lösung wurde mit 4 Vol. Weingeist
von 95 % vermischt und mit einem Gemisch aus gleichen
Theilen Bleiessig und Weingeist von derselben Stärke gefallt.
0,320 g. Substanz gaben 0,133 g. PbO = 38,58% Pb.
III. Eine dritte Lösung wurde unter Anwendung noch
schwächeren Weingeistes geßillt. 0,273 g. Substanz gaben
0,123 g. PbO = 41,82 »/^ Pb.
Die Verbindung: C^^H^opbOn enthält 37,84% Pb.
Die Niederschläge, welche man durch Fällen wässriger
Triticinlösungen durch ammoniakalischen Bleiessig
erhält, sind sehr ungleich zusammengesetzt; ich fand in
zwei solchen 42,49% ^^^ 62,03% Pb, und zwar waren
beide Niederschläge auf ganz gleiche Weise erhalten, indem
eine Triticinlösung in zwei gleiche Theile getheilt, jeder
Theil mit ammoniakalischem Bleiessig gefällt, der Nieder-
schlag nur ausgepresst, nicht ausgewaschen, und erst über
Schwefelsäure und Aetzkalk, dann bei 110® getrocknet wurde.
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Herrn. Müller, Graswnrzelzucker und Triticin etc. 15
0,509 g. des einen gaben 0,233 g. PbO, =- 42,49 7^ Pb,
0,G36 g. des andern 0,425 g. PbO = 62,03 % Pb.
Kupfersulfat fällt Triticinlösungen nicht. Oben wurde
gesagt, dass Kaliumtriticat in Kupfersulfatlösung einen im
Ueberschuss des Fäilungsmittels unlöslichen Niederschlag
gebe; dagegen verhindert Triticinlösung die Bildung eines
Niederschlags aus Kupfersulfat und Kaliumhydroxyd. In
solchen alkalischen Kupfersulfat - Triticinlösungen reducirt das
Triticin das Kupferoxyd spurenweise, (ähnlich wie Dextrin),
nach 24 stündigem Stehen schon in der Kälte, was vielleicht
von einer Spur noch anhängenden Zuckers herrührt.
0,500 g. Tritricin reducirten nur die 0,005 g. Zucker
entsprechende Menge Fehling'soher Lösung. (1,0 CG.)
In einem Gemisch von basischem Wismuthnitrat und
Natriumcarbonatlösung bemerkt man jedoch auch nach län-
gerem Kochen keine deutliche Reduction durch Triticin.
Durch Hydrargyronitrat und durch Hydrargyri-
chlorid werden Triticinlösungen nicht verändert, auch nicht
beim Kochen; dasselbe ist der Fall mit Silbernitrat, hier
tritt Reduction ein nach Zusatz von Ammoniak.
Ebenso bei Gold- und Platinchlorid.
Durch MnO^ und H^SO* geht das Triticin in Amei-
sensäure über; schon beim Kochen von Triticinlösungen
mit PbO^ bildet sich dieselbe.
Etwa 1,5 g. Triticin, mit 4 g. PbO* und 20 g, Wasser
^2 Stunde lang gekocht, gaben ein klares Filtrat, welches
stark bleihaltig war. Ein Theil davon hinterliess nach dem
Eindunsten über Schwefelsäure einen farblosen, glasartig -
amorphen, nicht hygroskopischen Rückstand. Derselbe lieferte,
in Wasser gelöst und mit Schwefelsäure in der Kälte
zersetzt, keine Zuckerreaction, wohl aber nach dem
Erhitzen mit Schwefelsäure. Ein anderer Theil wurde
durch H^S zersetzt; das saure Filtrat gab bei der Prüfung
auf Oxalsäure, Weinsäure, Aepfelsäure, negatives Resultat,
•wohl aber gab es die Reactionen der Ameisensäure.
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16
Herm. Müller, Graswurzelzucker und Triticin etc.
"0,781 g. Triticin wurden mit a g. PbO* und 15 g.
Wasser ^g Stunde lang gekocht; das Filtrat wurde durch
Schwefelsäure zersetzt, nach dem Abfiitriren des Bleisulfates
bis fast zur Trockne destillirt, das sauer reagirende Destillat
mit frisch gefälltem Bleicarbona*' gekocht, filtrirt und ein-
gedampft. Es blieben 0,222 g. Bleiformiat zurück..
Vorkommen des Triticins, relative Menge des-
selben in der Queckenwurzel und Bedeutung des-
selben für die Pflanze.
Bis jetzt habe ich das Triticin noch in keinem andern
Pflanzentheile als in der Queckenwurzel gesucht und ge-
funden, es ist aber möglich^ dass es auch in dem linksdi'ehenden
Gummi, welches Busse (Arch. Pharm. 1866, U. R. Bd. 127.
S. 225 und 226) in grünen Weizenpflanzen und frischen
Weizenkörnem (Triticum vulgare L.) gefunden hat, ent-
halten ist.
Da es kein Verfahren giebt, aus der Queckenwurzel die
ganze darin enthaltene Menge Triticin in reinem Zustande
abzuscheiden, so ist seine quantitative Bestimmung in der-
selben nur auf indirectem Wege möglich. Man bestimmt es
nemlich nach der Umwandlung durch Schwefelsäure als
Zucker.
Ich verfuhr folgendermassen. In einer bestimmten Quan-
tität Wurzel (10 g.) wurde durch Ausziehen] mit Wein-
geist und Titriren mit Fehling'scher Lösung erst der Zucker-
gehalt bestimmt, dann wurde eine andere gleiche Quantität
Wurzel mit warmem Wasser ausgezogen, der Auszug mit
Schwefelsäure erwärmt, durch BaCO* neutralisirt, abültrirt,
das Filtrat eingedampft und mit Weingeist von 95 % ^^^'
gezogen, in welchem sich nur der kleiiiLere Theil löst. Diese
Lösung wurde sodann auf 100 CG. gebracht und durch
Fehling'sche Lösung titrirt, endlich von der gefundenen
Zuckermenge die des als solcher in der Wurzel enthaltenen
Zuckers abgezogen.
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Herrn. MüUet, Graswutzelzücker und Triticin. 17
Die hier folgenden Bestimmungen wurden gleichzeitig
mit den S. 507 beschriebenen Zuckerbestimmungen ausgeführt
und dieselben Wurzelsorten verwendet.
I. Die Wurzel enthielt 2,45 % Zucker. Von dem mit
Schwefelsäure behandelten wässrigen Auszuge erforderten
10 CC. Fehling 4,7 CC, was einer Gesammt - Zuckermenge
von 10,63^0 entspricht. 10,63 — 2,45 = 8,18% aus dem
Triticin entstandener Zucker, welcher nach der Gleichung
Ci2H24 0^2 . C12H22011 = 8,18: 7,77 % Triticin ergiebt.
IL Die Wurzel enthielt 2,70 ^^ Zucker. Von dem mit
Schwefelsäure behandelten wässrigen Auszuge erforderten
10 CC. Fehling 4,6 CC. Hiernach Gesammt -Zuckermenge
= 10,87 */o. 10,87 — 2,70 = 8,17 «/o, welche 7,76 % Triticin
ergeben.
Itl. Die Wurzel enthielt 2,81 % Zucker. Von dem
mit Schwefelsäure behandelten wässrigen Auszuge brauchen
10 CC. Fehling 4,9 CC. Gesammtzuckermenge = 10,20 %.
10,20—2,81 = 7,39^0, welche 7,02 7o Triticin ergeben.
IV. Sehr strohige, schlecht aussehende Wurzel, enthielt
3,33 7q Zucker. Von dem mit Schwefelsäure behandelten
wässrigen Auszuge erfordern 10 CC. Fehling 7,1 CC. Hier-
nach Gesammtzuckermenge = 7,04 %. 7,04 — 3,33 = 3,71 %,
welche 3,52^0 Triticin ergeben.
Die Menge des Triticins scheint hiemach zu der des in
den Queckenwurzeln enthaltenen Zuckers in einer gewissen
Beziehung zu stehen, nämlich dass mit Zunahme des Zucker-
gehaltes der Triticingeh< abnimmt, doch sind hierüber noch
weitere Versuche anzustellen.
Die physiologische Bedeutung des Triticins ist jedenfalls
die eines Reservestoffes, der in den Wurzelstocken s^uf-
gespeichert wird, um später zur Ernährung der aus den-
selben entspringenden oberirdischen Pflanzentheile beizutragen,
Anhang.
Indem ich zum Schluss auf den Ausgangspunkt dieser
Untersuchungen, die Bestimmung der Bestandtheile der Rad.
Arch, d. Pharm. III. Reihe. III. Pclf. 1. Ilft. 2
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E. Reichardt, Triticin. '
im Allgemeinen, zurückkomme, habe ich noch zu
, dass die Queckenwurzel neben dem Triticin und
tzucker als Hauptbestandtheil noch einen sticTtstoff-
gen, gummiartigen Körper enthält, der sowohl
leiacetat als mit basischem Bleiacetat einen Niederschlag
und dessen Lösung sich beim Eindampfen sehr rasch
at. Er bleibt zurück, wenn man den wässrigen Auszug
,ad. gram, mit Schwefelsäure erwärmt, mitBaCO^ neu-
rt, eindampft und den Zucker durch Behandeln mit
ol entfernt. Er reducirt Kupferoxyd in alkalischer
g, giebt mit Barytwasser keine Fällung und ist fast
nacklos. Seine Menge beträgt 10,5 — ll,5 7i^ tler bei
getrockneten Wurzel. Im üebrigen habe ich ihn noch
.näher untersucht.
Lusserdem enthält die Queckenwurzel -meist nicht unbe-
liche Mengen von sauren äpfelsauren Salzen,
leim Verbrennen hinterlässt sie ungefähr 4^/^ % Asche,
ich ist an Kieselsäure.
Nachschrift Yon E. Reichardt.
h'e vorstehende Abhandlung des Herrn Müller besitzt
i für sich grosses Interesse, da sie die Nachweisung
Gummi, hier Triticin genannt, betrifft und zwar als
irorkommenden Bestandtheil der Queckenwurzel, welche
lenselben Untersuchungen allein linksdrehenden Frucht-il
enthält,
rummi und Zucker stehen sowohl bezüglich der chenn-
Zusammensetzung , als Kohlehydrat, sehr nahe zu eiu-
wie noch besonders durch die leichte Umwandlung des
m. in letzteren , welche technisch in so grossem Maasse,
nschenstufe der Umwandlung der Stärke, Anwendung
Dennoch sind unsere Kenntnisse bis jetzt sehr karg,
man auf das einzelne Vorkommen eingeht. So nahe
nsicht liegt, dass beide Stoffe, Zucker und Gummi,
auch in der Pflanze dieselben nahen Beziehungen be-
raögen, vielleicht auch hier eine zur Bildung oder
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E. ßeickardt, Triticin. 19
Umbildung des anderen diene, so wenig sind bis jetzt
darüber Thatsachen bekannt.
Die Angabe, dass Gummi ein stets vorkommender Be-
standtheil des Fflanzensaftes sei, wie Zucker, beruht mehr,
auf qualitativen Prüfungen, welche stets entsprechende Beac-
tionen ergeben. Kennen wir auch Ausschwitzungen einzelner
Pflanzen oder Pflanzenfamilien als besondere Gummiarten, so
ist doch auch diese Zahl sehr gering und somit jeder Beitrag
schätzenswerth , welcher ein bestimmtes Vorkommen in einer
Pflanze beweist.
Müller bestimmt aber indirect, durch Umwandlung des
Triticins in Zucker, sogar die Menge dieses Gummi's als weit
bedeutender, als diejenige des vorhandenen Quecken- oder
links drehenden Fruchtzuckers und erhält endlich durch
Einwirkung der Schwefelsäure aus dem Triticin wieder links
drehenden Fruchtzucker.
Die von Müller erhaltenen Zahlen von Gummi und
Queckenzucker im Safte der Queckenwurzel sind dabei 7,77 —
7,76 — 7,39 Proc. Triticin gegenüber 2,45 — 2,70 — 2,81 Proc.
Queckenzucker, wobei bewiesen wird, dass 1 Aeq. Triticin
1 Aeq. Zucker liefere.
Schlechte strohige Wurzeln ergaben dagegen 3,33 Proc.
Zucker und nur .3,52 Proc. Triticin.
In dem neunten Hefte der Berichte der deutschen chemi-
, sehen Gesellschaft zu Berlin (Nr. 9, 1873, S. 612) behandelt
Scheibler einen sehr ähnlichen Gegenstand „Vorkommen
der Ärabinsäure (Gummi) in den Zuckerrüben und über den
Arabinzucker."
Die grossen Verdienste Scheibler's um die Zucker-
fabrikation und Untersuchung der Bestandtheile der Zucker-
rübe sind bekannt, hier handelt es sich nur um einen schon
länger von ihm erkannten Körper in der Rübe, bei welchem
auch ihm es erst jetzt gelang, denselben in untersuchungs-
werther Menge zu erhalten.
Scheibler giebt zur Gewinnung des Rübengummi's
folgendes Verfahren an:
2*
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20 E. Eeichardt, ffriticin.
„ Frischer, ohne Wasserzusatz erzielter Eübenbrei (Reibsei
von einer Handreibe oder der Fabrikreibe) wird mittelst einer
scharfen Spindelpresse möglichst vom Saft befreit, worauf
man die rückständigen Presslingskuchen in Alkohol von 86 —
90 Proc. Tralles einträgt und damit einige Stunden kalt in
Berührung lässt. Man presst darauf die alkoholische Lösung
ab und wiederholt diese Behandlung mit Alkohol noch einmal
in gleicher Weise. Der Alkohol nimmt hierbei den Zucker,
sowie die meisten übrigen Nichtzuckerstoffe fast ebenso gut
und vollständig weg , als es durch Maceration mit Wasser
geschehen würde, nur mit dem Unterschied, dass das Meta-
arabin des Zellgewebes darin nicht aufquillt und löslich wer-
den kann. Nachdem auch der zweite Alkoholaufguss abge-
presst ist, bringt man die Presslinge in kochendes Wasser,
erhitzt einige Zeit unter Umrühren, um den Alkohol zu ver-
flüchtigen und das Metaarabin aufzuquellen, setzt dann reine
Kalkmilch bis zur stark alkalischen Reaction zu und erwärmt
damit auf dem Wasserbade, darauf presst man die erhaltene
Lösung von arabinsaurem Kalk ab und behandelt sie mit
Kohlensäure, um den überschüssig vorhandenen Aetzkalk zu
fallen. Das Filtrat hiervon verdampft man im Wasserbade
auf ein kleineres Volum, filtrirt nochmals, um die Ausschei-
dungen zu entfernen, (diese Filtration soll man nicht unter-
lassen) versetzt das Filtrat mit Essigsäure (Neubauer
nimmt Salzsäure, Scheibler zieht die Essigsäure vor, weil
dieselbe in der Kälte nicht intervertirend wirkt und die
meisten essigsauren Salze in Alkohol löslicTi sind) bis zur
stark sauren Reaction und fallt mit starkem Alkohol in grossem
Ueberschuss. Es fallt hierbei unreines Rübengummi als
klebrige, fadenziehende Masse heraus. Nach einigem Stehen
giesst man die^saure Alkohollösung ab, löst das Gummi in
wenig Wasser, filtrirt wenn nöthig und fällt die Lösung
abermals durch Alkohol, welche Operation man einige Male
wiederholt. Bei diesen wiederholten Ausfallen schlägt sich
die Arabinsäure dann nicht mehr als fadenziehendes Gerinnsel,
sondern in Flocken nieder; aber, wie oft man dasselbe
wiederholen mag, es gelingt nicht, eine völlig a^chenfrei^
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E. Reichardt, Triticin. 21
Substanz zu erhalten. Etwas reiner erhält man sie zwar,
wenn man die so gereinigte Säure nochmals mit Kalkmilch in
das Kalksalz verwandelt, dasselbe mit Alkohol niederschlägt,
die Lösung desselben mit Salzsäure sauer macht und wie
vorhin verfahrt, aber auch hierdurch entfernt man nicht alle
Aschen - Bestandtheile. Am aschenfreiesten und reinsten erhielt
ich die Säure, wenn ich die vorläufig möglichst gereinigte
nochmals in wenig Wasser löste und nun in einem verschliess-
baren, schmalen, hohen Cylinder mit nur so viel Alkohol
versetzte, dass ein kleinerer Theil der Säure sich abschied,
der grössere aber gelöst blieb. Nach mehreren Wochen
hatte sich dann ein unreiner Bodensatz, der die meisten
Aschensalze enthielt, fest abgelagert, und die überstehende
abgesickerte Lösung gab nxm beim völligen Ausßillen mit
Alkohol eine wesentlich reinere Arabinsäure."
Die Darstellungsweise wurde wortgetreu mitgetheilt, um
lur andere Untersuchungen Anhalt zu bieten; aus dem Inhalte
ergiebt es sich, dass dieses Rübengummi auch Arabin oder
Arabinsäure genannt wird.
Scheibler erhielt nemlich folgende Resultate: Die
Eigenschaften dieses Rubengummi stimmen vollständig mit
denen der Metapectinsäure von Fremy übercin, aber auch
mit denjenigen des reinsten arabischen Grummi's, des sog.
Arabin's oder der Arabinsäure.
Die Elementaranalyse ergiebt die Formel O^^H^^O^*;
dieses Gummi besitzt ferner ein Drehungsvermögen nach
links, Rübengummi, wie Arabin oder das sog. und nunmehr
als identisch erwiesene Metapectin gaben bei der Einwirkung
von verdünnter Schwefelsäure krystallisirbaren rechts-
drehenden Zucker von der Zusammensetzung O^H^^O®,
das Triticin linksdrehenden Zucker.
Ausser diesem „normalen Rübengummi fand
Scheibler noch ein. Gährungsgummi nach der schlei-
migen Milchsäure oder Mannitgährung, welche bei
dem Stehen des Rübensaftes eintritt. Es entwickelt sich
dabei Kohlensäure und Wasserstoffgas, letzteres nimmt gegen
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22 F. Smit, Liq. ferri acetici.
Ende der Gährung ab, worauf dann das Gährungsgummi
durch Alkohol gefallt werden kann.
Zur Kritik der Pharmacopoea Germanica.
Von F. Smit in Enger.
Darstellung des Liquor ferri acetici.
Nach der letzten Pharmacopoea Borussica musste das
aus 40 Th. Ferrum sulfuricum erhaltene Eisenoxydhydrat
. durch öfteres Pressen zwischen Fliesspapier auf ein Ge-
wicht von 32 Th. gebracht werden. Da nun 40 Th.
Ferrum sulfuricum nahezu 100 Theilen des Liquor ferri
sulfurici oxydati der Pharm. Germ, entsprechen, so geht
daraus hervor, dass letztere Pharmacopoe nur eine Pressung
dieses Quantums auf 50 Th. verlangt. Jeder, der dieses
Präparat öfters nach der Pharm. Boruss. gemacht hat, wird
diese Erleichterung der Arbeit mit Freuden begrüssen, denn
es war wirklich fast ein Kunststück, dieses Präparat so
trocken zu pressen. Leider giebt uns die Pharm. Germ,
dagegen ein anderes Kunststück auf. — 5 Th. des Press-
rückstandes sollen nemlich in 6 Th. Acidum aceticum dilutum
getöst werden und diese 11 Th. dann mit soviel Wasser
verdünnt werden, dass 10 Th. herauskommen. Allerdings
geht etwas bei der Filtration verloren , auch entweicht bei
der Lösung etwas Gas (angezogene Kohlensaure?), aber diese
Verluste sind so gering, dass die Lösung nicht viel weniger,
als 11 Th. beträgt.
Ueber Slsanres Quecksilber mit Slsaurem Morphin.
Von Ch. Rice.
. Diese Verbindung, empfohlen von Prof. Marshall und
zuerst bereitet von Fr. Clowes, wird hier in New York
*) Americ. Journ. of Pharm. Jan. X873. 1. Wst,
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e, üeber ölsaures Quecksilber mit ölsaurem Morphin. 23
g verlangt, aber ihre Bereitung ist mit einigen
iten verbunden. In reiner Oelsäure löst sich das
ixyd — fiowohl die rothe, als auch die gelbe
allerdings leicht und vollständig auf, selten tritt
schwache Reduction des Oxydes ein, und das
lerniss ihrer Anwendung ist ihr hoher Preis.
verhält sich die gewöhnliche käufliche Oelsäure,
oduct der Stearinkerzen -Fabrikation, welche unter
„Rothes Oel" im Handel vorkommt, eine tief
►e und einen widrigen Fettgeruch besitzt Ihr
bt beträgt 0,895. Sie löst zwar ebenfalls das
xyd auf, doch bedarf sie dazu eines höheren '
,. «*x*.^g,*«v.o8 als die reine Säure, und dabei reducirt sich
stets eine gewisse Menge des Oxyds zu Metall, welche mit
der Zunahme der Temperatur wächst. Beispielsweise gaben
192 g. Oxyd, entsprechend 177,7 g. Metall, beim Erhitzen
mit der zehnfachen Menge käuflicher Oelsäure
bis auf 150« C. 175 g. Metall
,; „ 1400 C. 152 „ „
„ „ 1000 C. 69 „ „
„ „ 93 C 35 „ „
Zwischen 93 und 82 o erhält man je nach der Dauer der
Einwirkung der Hitze zwischen 20 und 40 g. Metall ; nienials
ist es mir aber geglückt, eine Lösung ohne jegliche Reduc-
tion zu erzielen , daher man genöthigt ist , in jeder neu
bereiteten Solution den Gehalt derselben an Quecksilberoxyd
zu bestimmen.
Nach den Vorschriften der verschiedenen Aerzte schwankt
der Gehalt des Präparates an Oxyd zwischen 2 und 20 Pro-
cent , und auch der Gehalt an Morphin ist ein variabler ; aber
6 Proc. Oxyd und 2 Proc. Morphin entsprechen den meisten
Anforderungen, und darauf gründet sich das nachstehende
Verfahren zur Bereitung des Präparates.
Man setzt die käufliche Oelsäure einer Temperatur von
+ 4 bis 10" C. aus, presst die ausgeschiedenen festen Fett-
säuren ab , siebt in einem Mörser 1 92 g. Quecksilberoxyd
nach und nach mit 1536 g. der flüssigen Oelsäure zusammen.
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^4 G. C. C. Stanford, Billiges Besinfectioüsmittel.
stellt den Mörser in ein Wasserbad und digerirt unter
fleissigem Umrühren bei einer 93^ nicht übersteigenden
Temperatur. Sobald alles Oxyd verschwunden ist, oder
besser, sobald der nngelöst gebliebene Rückstand eine rein
graue Farbe angenommen hat, entfernt man den Mörser aus
dem Bade, lässt ihn 24 Stunden ruhig stehen, giesst dann
die klare Lösung in eine tarirte Schale, wäscht den Rück-
stand mit Aether aus, giesst diesen ebenfalls in die Schale,
verjagt ihn durch gelindes Erwärmen und stellt die Schale
auf die Wage. Der ungelöst gebliebefie Antheil wird gleich-
falls gewogen und, als metallisches Quecksilber in Rechnung
* gebracht.
Angenommen, das Gewicht der Lösung betrüge 1698 g.
und das des reducirten Quecksilbers 30 g., so befinden sich,
da die letztern gleich sind 32,4 g. Quecksilberoxyd , in Lösung
159,6 g. oder 9,4 Proc. Quecksilberoxyd. Zu dieser Solution
setzt man alsdann noch eine Auflösung von 53 g. Morphin
in 909 g. Oelsäure. Öie gatze Mischung = 2660 g. enthält
nunmehr 6 Proc. (159,6 g.) Quecksilberoxyd und 2 Proc.
(53 g.) Morphin, und stellt eine dunkel braunrothe Flüssig-
keit von 0,975 spec. Gew. dar.
Das Präparat hat sich besonders bewährt als Resolvens
bei Steifheit der Gelenke.
Als Vorstehendes schon geschrieben war, bekam ich
eine Probe Oelsäure, worin sich das Quecksilberoxyd voll-
ständig löste, ohne dass die geringste Ausscheidung von
Metall dabei stattfand. Auch bedurfte es dazu einer etwas
niedrigeren Temperatur (71 bis 82"). Wittstein»
Billiges Deslnfectionsmlttel.
Von G. C. C. Stanford.*)
Einige" populäre Desinfectionsmittel besitzen einen so
widerwärtigen Geruch, dass man alle Ursache hat, für die
*) Pharm. Journ, and Transact. Sept. 1872. 237, übersetzt von
Wittstein.
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G. C. C. Stanford, Billiges DesinfectionsmitteL 25
gewöhnlichen häuslichen Zwecke einer geruchlosen Substanz,
welche gleiche Dienste leistet, den Vorzug zu geben. Ist
eine solche dann zugleich auch noch billig und an sich
unschädlich, so verdient sie um so mehr alle Beachtung.
Dahin gehören die Chloride der Alkalien und anderer Basen;
mit diesen habe ich experimentirt und dabei noch das viel-
berufene Chloralum*) mit verwendet. Die Versuche dauerten
ungeföhr 1 Monat und umfassten zwei Reihen-, in der ersten
Reihe diente mit 2 bis 5 Proc. Chlorid versetzter Harn, in
der zweiten nahm ich eine Mischung von gleichen Tbeilen
defibrinirtem Blut und Wasser, in welcher ebenfalls 2 bis
5 Proc. Chlorid aufgelöst worden waren.
Harn mit 2 Procent Salz.
Erstes Auftreten
Erstes Auftreten
Yon Schimmel.
von liblem Gerucli
Chloralum
nach 4 Tagen.
nach 6 Tagen.
Eisenchlorid
kein.
kein.
Calciumchlorid
nach 15 Tagen.
kein.
Natriumchlorid
99 ^ 99
nach 8 Tagen.
Kaliumchlorid
„ 4 „
99 ö 99
Ammoniumchlorid
99 4 „
99 23 „
Harn jnit 5 Procent Salz.
Chloralum
nach 4 Tagen.
nach 6 Tagen.
Eisenchlorid
kein.
kein.
Calciumchlorid
nach 25 Tagen.
kein.
Natriumchlorid
» ^ 99
nach 8 Tagen.
Kaliumchlorid
99 12 „
kein.
Ammoniumchlorid
kein.
nach 7 Tagen.
klischung von Blu
t und Wasser
mit 2 Proc. Sa
Chloralum
nach 11 "Tagen.
kein.
Eisenchlorid
„ 26 „
kein.
Calciumchlorid
„ 18 „
kein.
Natriumchlorid
99 ö „
nach 6 Tagen.
Kaliumchlorid
99 5 »
99 6 99
Ammoniumchlorid
kein.
99 12 „
♦) Wittstein's Yierteljahrsschr. XXI. 233.
Digitized by VjOOQIC
26 M. P. Muir, Einwirkung verdünnter Salzlösungen auf Blei.
Mischung von Blut und Wasser mit 5 Proc. Salz.
Erstes Auftreten Erstes Auftreten
von Schimmel. von üblem Geruch.
Chloralum . nach 11 Tagen. kein,
Eisenchlorid kein. kein.
Calciumchlorid nach 18 Tagen. kein.
Natriumchlorid „ 4 „ nach 5 Tagen.
Kaliumchlorid „ 4 „ w 5 „
Ammoniumchlorid kein. „13 „
Es ergiebt sich hieraus, dass von den 6 Salzen das
Eisenchlorid am kräftigsten und das Natriumchlorid am
schwächsten wirkt. Am billigsten mit Rücksicht auf seine
Wirkung ist das Calciumchlorid; es wird in allfen Alkali-
fabriken in enormen Mengen als Nebenproduct erhalten, ist
also, billig, ferner geruchlos, ungiftig, farblos, verdient daher
die nächste Berücksichtigung. Ich empfehle es als 25 Proc.
Salz haltende wässrige Lösung,, der man noch 12 Proc.
Salzsäure zusetzten kann, um das Auftreten von freiem
Ammoniak zu verhindern.*)
Einwirkung rerdiinnter SalzlSsungen auf Blei.
Von M. P. Muir.**)
Eine grössere Eeihe von in dieser Richtung angestellten
Versuchen hat folgendes Ergebniss geliefert.
Salz. Gramme Aufgelöstes Blei in Milligrammen
per Liter. per Liter
nach 24 4S 72 Stunden.
Salpetersaures Ammoniak 0,020 13,0 — 25,0
Dasselbe 0,040 15,0 — 32,0
Dasselbe 0,080 15,0 — —
*) Der Säurezusatz scheint mir ganz überflüssig , auch für di« Au-
fwendung in der Hand von unerfahrenen Personen und in manchen Pällen
selbst unzwcckmäßsig y indem alles etwa auftretende Ammoniak (als Car-
honat) sofort schon durch das Chlorcalcium wieder zersetzt wird. W.
**) Chem. News, Juni 1872. XXY» 294. r»^
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M. P. Muir, Einwirkung verdünnter Salzlösungen auf Blei.
27
Gramme
per Liter.
Aufgelöstes
nach 24
Blei in Milligrammen
per Liter
48 72 Stunden.
0,020
0,050
2,0
2,0
—
0,040
0,212
0,8
1,0
1,2
0,045
0,308
—
— •
0,3
0,070
0,504
—
—
0,5
0,252
0,408
0,310
0,516
0,250
0,510
0,200
0,400
0,4
0,4
0,5
0,3
Salz.
Salpetersaures Kali
Schwefelsaures Natron
Salpetersaures Kali
Schwefelsaures Natron
Salpetersaures Kali
Kohlensaures Kali
Salpetersaures Kali
Schwefelsaures Kali
Schwefelsaurer Kalk
Derselbe
Kohlensaures Kali
Dasselbe
Chlorcalcium
Dasselbe
Schwefelsaures Natron
Dasselbe
Salpetersaures Ammoniak fO,02Ö
Chlorcalcium |o,060
Salpetersaures Ammoniakf 0,020
Kohlensaures Kali |o,100
Schwefelsaures Natron 1 0,200
Schwefelsaures Natron fO,200
Kohlensaures Kali < 0,040
Chlorcalcium 10,100
Destillirtes Wasser
Aus vorstehender Tabelle lassen
wichtige Schlüsse ziehen.
Die in gleicher Zeitperiode von Wässern, welche ver-
schiedene Salze aufgelöst enthalten, aufgelösten Bleimengen
weichen sehr von einander ab.
Von allen untersuchten Salzen erhöhen die Nitrate, und
unter ihnen namentlich das salpetersaure Ammoniak, die
lösende Wirkung des reinen Wassers auf Blei am stärksten.
Vielleicht ist der wirkliche Gehalt der natürlichen Wässer an
2,0
sich
— 0,8
1,0 --
— 0,2
— 0,2
0,5 0,5
— 0,4
— 0,8
— 0,5
— 1,8
0,4
— 0,1
2,0 3,0
mehrere praktisch
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58 M. P. Muir, Einwirkung verdünnter Salzlösungen auf Blei.
Nitraten nicht ganz so gross, als derjenige der zu meinen
Versuchen angewendeten Lösungen ; ich möchte jedoch auf
die Thatsache aufmerksam machen, dass Wasser, welches
im Minimum davon, nemlich 0,02 g. per Liter enthielt, fast
ebensoviel Blei auflöste, als Wasser mit dem zweifachen
Gewichte des Salzes. Ferner ist zu bemerken, dass gewöhn-
lich ebenso viel oder doch beinahe ebenso viel Blei aufgelöst
wird nach 24 stündiger, wie nach 72 stündiger Einwirkung,
80 dass Wasser, welches man für häusliche Zwecke in einem
bleiernen Behälter aufbewahrt, wenn es auch mit dem Metalle
niemals lange in Berührung bleibt, ohne Zweifel doch binnen
kurzer Zeit sehr schädliche Bleimengen aufnimmt, wenn das-
selbe Nitrate enthält.
Der Einfluss der Chloride (wenigstens des von mir
angewandten Chlorcalcium^) scheint , in Bezug auf die Menge
des aufgelösten Bleies, die Wirkung nicht nur nicht zu
beschleunigen , sondern eher zu verzögern ; dies wurde sowohl
bei dem nur Chlorid, als auch bei dem Chlorid und auch
Nitrat enthaltenden Wasser beobachtet.
Unter den benutzten Salzen äussern die Carbonate die
die Auflösung des Bleies verzögömde Einwirkung am stärk-
sten; die Gegenwart von 1 Theil kohlensaurem Kali in
3000 Theilen Wasser verhindert jede lösende Wirkung eines
solchen Wassers auf Blei fast vollständig.
Auch die löslichen Sulphate wirken in derselben Weise
und zwar beinahe, wenn auch nicht ganz so kräftig wie die
Carbonate. Wenn ein Wasser, welches bis 0,02 g. Nitrat
per Liter enthält (was ungewöhnlich viel ist), zugleich sulphat-
haltig ist, und die Menge der in ihm vorhandenen Sulphate
auch nur 0,05 g. per Liter beträgt, so wird dadurch seine
Fähigkeit, Blei zu lösen, sehr bedeutend vermindert und zwar
in dem Verhältniss von 13 zu 2.
Dieselbe Wirkung wird durch Carbonate ausgeübt, nem-
lich bei einem Gehalte von 0,045 g. Salpeters. Kali und
0,308 kohlens. Kali, die Menge des gelösten Bleies verhielt
sieh zu der von einem, eine gleiche Menge Salpeter, jedoch
kein Carbonat enthaltenden Wasser gelösten wie 0,03 zu 16.
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Carl Jehn, Färbung des Chloralhydrats durch Pfeffermünzöl. 29
Somit wirken die Carbonate bei i^tratbaltigen und (wie vor-
* her bemerkt) auch bei nitratfreien Wässern sogar noch
günstiger als die Sulphate.
Enthält ein Wasser sowohl Nitrate, als auch Carbonate
und Sulphate, so ist seine Wirkung auf Blei beinahe gleich
Null. Dasselbe ist der Fall , wenn die Sulphate und die
Carbonate durch Chloride ersetzt sind, jedoch erfolgt in
diesem Falle die Einwirkung etwas stärker als im ersteren.
Aus allen diesen Versuchen ziehe ich, den Schluss , dass,
wenn man in einem Wasser ziemlich viel Nitrat findet, man
dasselbe dx)ch nicht ohne Weiteres verwerfen darf — was
nemlich seine Einwirkung auf Blei betrifft — sondern in
diesem Falle ermitteln muss, ob dasselbe nicht auch solche
Mengen von andern Salzen (Chloriden, Sulphaten oder Car-
bonaten) enthält, welche den schädlichen Einfluss der Nitrate
grossentheils neutralisiren.
Färbung des Chloralhydrats durch PfeffermfinzöL
Von Dr. Carl Jehn in Geseke.
Bringt man C^H^CPO* mit Pfeffermünzöl in Berührung,
80 färbt sich die Menge bald röthlich und nimmt allmählig
eine dunkel kirschrothe Farbe an, welche von Aether, Wein-
geist und Chloroform leicht aufgenommen wird. Durch Sieden
wird diese Färbung nicht zerstört; Zusatz von etwas H^SO*
erhöht ihre Intensität. Fügt man jedoch nach dem Zusätze
von H*SO* Chloroform hinzu, so nimmt oie einen mehr
dunkel violetten Ton an. Parallelversuche mit anderen ätheri-
schen Oelen, sowohl der sauerstoffhaltigen als auch der
Kohlenwasserstoff- Reihe, ergaben ein negatives Resultat.
Ich untersuchte das Verhalten -^n Oleum Citri, Berga-
mottae, luniperi, Menthae crispae, Rosmarini, Caryophylli,
Anisi und Foeniculi. Die Ursache dieser eigenthümlichen
Farbenreaction ist mir zur Zeit noch gänzlich unbekannt.
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30 P. A. Flückiger, ßeactlonen auf Kreosot und Phenol.
Beactlonen auf Ereosot und Phenol.
Von F. A. Fluckiger.*)
Die Pharmacopoea Helvetica schreibt hei der Prüfung
des Kreosots mit Eisenchlorid vor zu mischen:
9 Kreosot, 1 Eisenchloridlösung und 5 Weingeist. Bas
grüne Gremenge soll auf Zusatz von 60 Theilen Wasser das
meiste Kreosot fallen lassen. Die Pharmacopoe ^etzt still-
schweigend voraus, dass die wässrige Flüssigkeit schliesslich
nicht geförbt sei, während bei Acidum carbolicum (Phenol)
bei gleicher Behandlung eine schöne blaue Lösung entstehe.
Die Pharmacopoe des deutschen Reichs sagt köinesweges
richtiger: die wässrige Kreosotlösung dürfe durch Eisenchlorid-
lösung nicht blau gefärbt werden.
Die Wirkung von Kreosot und Phenol ist verschieden
und beide Körper von einander zu trennen gerechtfertigt,
obwohl es üblich geworden, das erstere durch Phenol zu
ersetzen.
Die Eisenchloridreaction ist vortrefflich , um beide Körper
zu unterscheiden, schon wenn sie in annähernd reiner Form
vorliegen, hingegen nicht, wenn man Phenol in Kreosot nach-
weisen will.
Die sehr umfangreichen Originalarbeiten derjenigen Che-
miker, welche sich um die Kenntniss des Kreosots verdient
gemacht haben, hat Ludwig im Archiv für Pharmacie Bd. 195
(1871) pag. 52. 69. 79. 82. zusammengestellt. Hiernach
muss in der That angenommen werden, dass auch echtes
Kreosot Bestandtheile enthalten kann, welche in erwähnter
Art auf Eisenpxydsalze (Eisenchlorid) reagiren. Unlängst
untersuchte F. A. Fluckiger ein Kreosot, welches die
Eisenreaction gab, die der Pharmacopoea Helvetica nach dem
Phenol zuzuschreiben wäre. Bei näherer Vergleichung mit
Phenol zeigte sich die FärJ^ung jedoch weniger beständig.
Es entstand daher die Frage, ob die blaue Farbe des
Kreosots auf einem Gehalt an Carbolsäure (Phenol) beruhe.
*) Auszug aus einem vom Verfasser eingesandten Separatabdrucke
aus der Schweizer Wochenschrift für Pharmacie. 1873, Nr. 11,
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P. A. Flückiger, Reactionen auf Kreosot und Phenol. 31
Verfasser prüfte mit der von Lex angegebenen Reaction
auf Phenol mittelst Chlorkalk, kam jedoch zu, keinem ge-
wünschten "Resultat und ist wohl die Erklärung in der geringen
Empfindlichkeit der Lex'sohen Reaction zu suchen. Voraus-
gesetzt, dass nicht etwa die Gegenwart von Kreosot die
Lex'sche Reaction beeinträchtigt, muss die durch Eisenchlorid
bewirkte Blaufärbung des fraglichen Kreosots auf einen
andern Körper als Phenol beruhen. Dasselbe Kreosot, welches
die Chlorkalkprobe - nicht zeigte, bot nach Zusatz von Y50
Phenol ein anderes Verhalten dar, indem jetzt neben den
braunen Producten der Einwirkung der Chlorkalklösung auch
blaue oder blaugrüne Streifen entstanden. Noch deutlicher
treten diese hervor, wie Flückiger vorschreibt: Man erwärme
die zu prüfende Flüssigkeit mit ungefähr ^4 Volum /Ammoniak
und gebe sie in eine grosse Porzellanschale, so dass dieselbe
möglichst reichlieh befeuchtet wird. Alsdann giesse man die
Flüssigkeit wieder aus der Schale und über die letztere neige
man ein Gefäss mit Brom, so dass die herabfallenden Brom-
dämpfe sich in der Schale mit den von ihren Wänden herab-
fliessenden Tropfen mischen. Hat man reines Phenol, so
entstehen an den Berührungsstellen schöne rein blaue Zonen,
während Kreosot entweder braune Producte oder doch nur
schmutzig grüne Färbungen zeigt. Mehr als Y40 ^^^ Phenol
in Kreosot mag wohl noch erkannt werden, bei geringeren
Mengen hört aber auch die Sicherheit auf. Diese Reaction
auf Phenol ist noch in einer Verdünnung 20,000 deutlich
zu erkennen, wenn die Flüssigkeit in der Schale einige
Centimeter mächtig ist. Brom darf man nicht zutropfen,
sondern nur Dämpfe in die Flüssigkeit fallen lassen. Ein
grosser Ueberschuss von Brom erzeugt eine grüne Missfarbe.
Diese Reaction dürfte zur Nachweisung geringerer Mengen
»von Phenol am geeignetsten sein.
Ganz ausserordentlich empfindlich ist die von Plugge*)
aufgefundene Reaction cles Phenols. Selbst bei einer Ver-
dünnung von 200,000 nimmt dasselbe eine rothe Farbe an.
*) Fresenias , Zeitschrift für analytisobe Chemie. 1872. 173,
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32 F. A. Flückiger, Reactionen auf Kreosot und Phenol.
wenn es mit salpetersaurem Quecksilberoxydul erwärmt wird,
sofern eine Spur salpetriger Säure zugegen ist. Kreosot ver-
hält sich nicht wesentlich verschieden.
So ausgezeichnete Eeactionen mithin zur Entdeckung
kleiner Mengen von Phenol in wässrigen Flüssigkeiten zu
Gebote stehen, so wenig zuverlässig und unempfindlich sind
dieselben bei Gegenwart von Kreosot.
Aus den vorstehenden Versuchen ergiebt sich folgendes:
1) Eine durch Eisenchlorid hervorgerufene bläue Färbung
des in Wasser oder nach Pharmacopoea Helvetica in äusserst
verdünnten Weingeist gelösten Kreosots ist nicht unbedingt
als Beweis der Abwesenheit von Phenol zu betrachten, nament-
lich dann nicht, wenn sie nach einigen Stunden oder früher
in Braun übergeht.
2) Ebenso wenig aber wird durch das Ausbleiben der
Blaufärbung die Abwesenheit von Phenol angezeigt.
3) Statt der Eisenreaction verdient die beschriebene
Reaction mit Ammoniak und Bromdampf den Vorzug.
4) Diese Reaction ist das bequemste und bezeichnendste
Erkennungemittel geringer Mengen von Phenol (Carbolsäure).
5) Daneben behalten die von Lex und Plu gge aufge-
fundenen Reactionen zur Bestätigung ihren Werth; ebenso
die Geruchs Verschiedenheit zwischen Phenol und Kreosot, .
weniger ihre Löslichkeit in Wasser.
6) Da Phenol und Kreosot unzweifelhaft verschiedene
und keineswegs gleichwirkende Körper sind, so wäre die
Charakteristik des Kreosots in Pharmacopoea Germanica und
in Pharm. Helvetica, welche beide mit Recht darauf aus-
gehen, dasselbe vom Phenol zu unterscheiden, in der Weise
zu ergänzen, dass das Kreosot z. B. mit gleich viel Ammoniak
und dem tausendfachen Volum Wasser aufgekocht werden
soll. Nach dem Erkalten lässt man unter Umschwenken ,
Bromdampf auf die Flüssigkeit fallen , worauf eine rein
blaue Farbe auch nach einigen Stunden nicht zum Vorschein
kommen darf.
7) Ein Mittel zur Erkennung kleiner Mengen von Phenol
und Kreosot fehlt noch, •
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Sohn Horsley, Prüfung des Brotes auf Alaun. 33
Die hier vorgetragenen Thatsachen lehren, dass das Ver-
halten des Phenols zu den ßeagentien durch die Anwesenheit
des Kreosots in merkwürdiger Weise beeinträchtigt wirdP
Die Nachweisung von Phenol und Kreosot stellt Verfasser als
eine noch ungelöste Aufgabe hin und hofft den Anstoss zu
vielseitiger Beleuchtung dieser Frage gegeben zu haben.
K
Prüfung des Brotes auf Alaun.
Von John Horsley.*)
Zum Nachweis einer Verfälschung des Mehls und des
daraus gebackenen Brots mit Alaun habe ich mich früher des
Einäscherungs-Processes bedient, allein diese Prüfungsweise
erfordert mehr Zeit,- als von der betreffenden Polizeibehörde,
welche gegen Bäcker wegen Verdachts einer solchen Fälschung
einschreitet, eingeräumt wird. Aus diesem Grunde sah ich
mich nach einem kürzeren Verfahren um, und zog auch
Hadow's Campechenholz-Probe mit in das Bereich
meiner Versuche , obgleich ich wusste , dass ein Absud dieses
Holzes an und für sich wenig oder gar keinen Werth hat
indem Eisen , Kupfer und noch verschiedene andere Substanzen
sich ganz ähnlich (wie Alaun) gegen denselben verhalten.
Ich verfiel nun darauf, eine Tinktur des Campechenholzes
im Vereine mit einer gesättigten Lösung von kohlensaurem
Ammoniak anzuwenden, und fand nach einer Reihe von Ver-
suchen mit absichtlich mit verschiedenen Materien versetzten
Brotlaiben, dass das Eisen der einzige Körper war, welcher
ähnliche Resultate wie der Alaun gab, dass aber beide, wenn
sie zusammen anwesend waren, durch ein besonderes Ver-
fahren leicht unterschieden werden konnten.
Dadurch völlig befriedigt, stellte ich die verbesserte
Methode der Behörde zur Disposition; in ihrer Begleitung
♦) Chemie. News, Mai 1872, Nr. 651, Wittstein.
Arob. d. Pbarm. III. Reibe. IIL Bds. 1. Heft.
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arsley, Prüfung des Brotes atif Alauu.
ie ganze Grafschaft Gloucester zweimal,
igen Bäcker und Müller, mehrere tausend
i durch meine Hände und es wurden mehr
ilschungen konstatirt, die ich auf dem Wege
inmöglich hätte so schnell erledigen können,
lal 48 Stunden erforderlich gewesen wären,
ge Fall kam im Jahre 1870 bei einem
liller vor, ich prüfte in Gegenwart der
3hl und Brot nicht nur unmittelbar, sondern
mit Wasser bereiteten Auszug auf Alaun,
len Fällen eine tief purpurne oder violett-
)er Müller gestand hierauf, dass sein Mehl
srselbe sei durch seine Leute aus Versehen
welche Ausrede jedoch nicht hinderte, dass
rafe von 15 Guineen verurtheilt wurde.
nholz-Tinctur bereitete ich durch Digeriren
ies "frischgeschnittenen Holzes mit 5 Unzen
lg der Probe setzt man zu einem Weinglase
3hes sich in einer Porzellanschale befindet,
roll dieser Tinctur und ebenso viel einer
f von kohlensaurem Ammoniak in Wasser.
Bse blassrothe (pink-coloured) Mischung
, zieht es nach etwa 5 Minuten wieder
>s auf eine Platte zum Trocknen, so nimmt
ler zwei Stunden eine blaue Farbe an, bei
Alaun hingegen verschwindet die rothe
Wird das Brot beim Trocknen grünlich, so
[upfer, denn alsdann ruft das kohlensaure
)laue Farbe hervor.
•t von Eisen wird das feuchte, blau gefärbte
zen mit einigen Tropfen Essigsäurehydrat
vährend bei Gegenwart von Alaun eine
Ithlichgelbe Farbe entsteht.
iTeingeist wird ohne Zweifel dieselben Dienste thun.
r.
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John Horsley, Prüfung des Brotes auf Alaun. 35
Man kann auch auf folgende Weise experimentiren : Ein
Stück Brot digerirt man mit verdünnter BBsigsäure etwa
eine Stunde lang, drückt ea aus, filtrirt die abgelaufene*
Flüssigkeit y wirft ein Stück kohlensaures Ammoniak hinein,
und setzt, nachdem das Brausen aufgehört hat, einige Tropfen
Schwefelkalium oder Schwefelnatrium hinzu. Ist Eisen zu-
gegen, so tritt eine dunkle Färbung ein, während Alaun
keine solche 'Keaction giebt , aber eiü wenig Campechenholz -
Tinctur verräth sofort den letztem.
Will man die Alaunerde, resp. den Alaun quantitativ
bestimmen, so digerirt man ^4 ^^d. Brotkrume mit verdünnter
Essigsäure einige Stunden lang, kolirt durch Leinwand, presst,
wäscht nach, filtrirt die Flüssigkeit, sättigt sie mit kohlen-
saurem Ammoniak und setzt Campechenholz - Tinctur im Ueber-
schuss hinzu. Ist Alaun vorhanden , so entsteht eine dunkel-
blaue Farbe und darauf ein blauer flockiger Niederschlag.
Man sammelt diesen auf einem Filter, wäscht ihn, bringt ihn
dann durch Betröpfeln mit verdünnter Salpetersäure in Lösung,
verdunstet die rothe Lösung zur Trockne und glühet den
dabei verbliebenen Rückstand in einem Tiegel. Man hat nun
die Alaunerde als ein weisses Pulver vpr sich, welches
höchstens etwas Kalk enthält; um letztern zu entfernen,
behandelt man sie mit Kalilauge, verdünnt mit Wasser,
filtrirt, erwärmt das Filtrat mit kohlensaurem Ammoniak und
bekommt dadurch einen Niederschlag von reiner Alaunerde,
der gesammelt, gewaschen, getrocknet, geglühet und auf
Alaun berechnet wird. (1 Gewichtstheil Alaunerde entspricht
9 Gewichtstheilen Alaun.)
Davis' Angabe, dass Kartoffeln im Brote keine blaue
Färbung hervorrufen, wenn ein solches Gebäck auf die mitge-
theilte Weise behandelt wird, habe ich bestätigt gefunden.
8*
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Schneider, Mittheilungen über StickstoffgeliaU von Strobsorten.
Hangen über die Verthellnng des Stlckstoflf-
gehalts In einigen Strohsorten.
Von C. Schneider, Apotheker in Sprottau.
ichstehende Untersuchungen haben zwar nicht direct
ceutisches Interesse , die daraus resultirenden chemisch-
ogischen Folgerungen besitzen jedoch in der Zusammen-
j der Resultate Bedeutung hinsichtlich der Verwendung
•oharten als Nahrungsmittel, wesshalb ich nicht anstehe,
m der Oeffentlichkeit zu übergeben. Eine vergleichende
achung des Gersten- und Eoggenstrohhalms auf ihren
)ffgehalt in Spindel (rhachis), Blättern (mit Blatt-
n) und Stengel verstattet einen Blick nicht sowohl
Verschiedenheit des Nährwerthes dieser beiden Stroh-
sondern giebt zugleich ein Bild, welches relative
tniss in der Vertbeilüng der Proteinkörper innerhalb
anzen - Organismus stattfindet; dieselben finden, in den
iculären Organen sich vorbildend und durch den Halm
en Fruchtorganen aufsteigend, im Samen selbst ihre
blagerungsstätte.
nsichtlich der Wahl des Materiales war zunächst
dich , die ' Halme , soweit als dies bei Handdrusch
möglich, intact, und frei von Schmarotzern (Rost-
ilzen) und Samenkörnern zu sammeln und auf das
tigste auszulesen und zu reinigen.
ii nahm 30 Gerstenhalme zur Untersuchung und
as durchschnittliche Gewicht des einzelnen Halmes
^33 g.
IS Gesammtgewicht der Untersuchungssubstanz betrug:
g., wovon auf das Gewicht
1) Der Spindel (völlig entkörnt) 1,331
2) Der Blätter (mit Scheiden) 9,517
3) Der Stengel 9,734 kamen.
[ndel enthielt in 1,331: 0,126 Feuchtigk.u. 0,0246 N.
itter u. Scheiden „ 9,517:1,275 „ „0,1653,,
3ngel „ 9,734:1,265 „ „0,0122,,
Sa; in 20,582 : 2,666 Feuchtigk. u. 0,2021 N.
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C. Schneider^ Mittheilungen über Stickstoffgehalt von Strohsorien, 37
Oder auf Procente berechnet, enthielten:
1) Spindel 9,52 7o Feuchtigkeit und 1,840 7^ N."
2) Blätter etc. 13,40 % „ „ 1,727 7o „
3) Stengel 13,00% « „ 0,855% „
Auf 100 Gewichtstheile Gerstenstrohhalme kamen:
Spindel* 6,460 ^o-
Blätter (u. Scheid.) 46,250 %•
Stengel 47,290%..
Bei einem durchschnittlichen Feuchtigkeitsgehalte von
12,952 7o entl^ielt das Gersten - Gesammtstroh hiernach 0,780%
Stickstoff.
Ebenso vorsichtig wählte ich 10 Roggenstroh-Halme
und fand das durchschnittliche Gewicht des Einzelhalmes
= 1,5867; das Gesammtgewicht der TJntersuchungs - Substanz
betrug 15,867, wovon auf:
1) Die Spindel 1,609
2) Die Blätter u. Scheiden 3,880
3) Die Stengel 10,378 entfielen.
Die Spindel enth. in 1,609 : 0,180 Feuchtigk. u. 0,0152 N-
Die Blätter u. Scheiden 3,880 : 0,450 „ „ 0,0795 „
Die Stengel 10,378 : 1,141 „ „ 0,0950 „
Sa. in 15,867 : 1,771 Feuchtigk. u. 0,1897 N.
Oder auf Procente berechnet, enthielten:
Die Spindel 11,20^0 Feucht, u. 0,947% N.
Die Blätter etc. 11,60% „ „ 2,051% „
Die Stengel 11,00% „ „ 0,915% „
Auf 100 Gewichtstheile Roggenstroh - Halme kamen:
1) Spindel 10,14%.
2) Blätter (Scheid.) 24,45%.
3) Stengel 65,41 %.
Das Roggenstroh in's Gesammt enthält hiernach bei
einem Feuchtigkeitsgehalt von 12,952 % : 1,165 % Stickstoff.
Die auffallend niedrigen Zahlen, welche sich für den
Gesammtstickstoff- Gehalt des Gersten- und Roggenstroh's im
Vergleich zu den gewöhnlichen Zahlen - Angaben für Häcksel
und Stroh ergeben, sind wohl auf die sorgsame Auswahl der
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meider, Mittheilungen über Stickstoffgehalt von Strohsorten.
Strohhalme, welche völlig frei waren von den
eichen Brand - und ßostpilzen , und deren Reinigung
Staubtheilen mittelst eines feinen Haarpinsels, sowie
Befreiung von allen Samenresten zurückzuführen,
ohl nun auf den ersten Blick der höhere Stickstoff-
es Roggenstrohs auffallt, und diesem desshalb ein
Nährwerth beigemessen werden müsste, so spricht
relative Verhältniss der Blätter und Scheiden, mit
der letzteren, bei dem Gerstenstroh und von nur
des Roggenstrohes für das erstere, wegen der
[ Assimilirbarkeit dieser Pflanzentheile durch die
n Verdauungswerkzeuge. Wir finden femer in
jrstenblättern und Scheiden 0,1653 Stickstoff, und in
Dggenblättem und Scheiden 0,0795 Sticksfoff. Die
grössere Weichheit und Milde des Gerstenstarohes
ir dem Roggenstroh wird demgemäss wohl durch die
Doppelte betragende Quantität der Blätter und Blatt-
begründet.
chgerichtete Untersuchungen von Weizen - und Hafer-
d mir desshalb bisher fast unmöglich gewesen, weil
; parasitenfreiön Exemplare bei diesen Getreidearten
ver zu erlangen sind.
Digitized by VjOOQIC .
39
U. Piiarniacognosie und Toxikologie.
Die FflanzengattuDg Eucalyptus, ihre Akklimatisation
nud ihre Anwendungen.
Von Eaveret-Wattel.
Vielleicht eine der merkwürdigsten Erfolge der Akklima-
tisation, die zugleich wichtige Resultate in der industriellen
und sanitätlichen Geschichte mehrerer europäischen Länder
verspricht, ist die seit den letzten zwanzig Jahren ins Leben
getretene Einführung verschiedener Arten der Gattung Euca-
lyptus aus Australien. Namentlich ist es die Societe d'Acclima-
tation zu Paris, welche sich dieser Sache mit grossem Eifer
angenommen, und wir können uns nicht versagen, einen
darüber erschienenen Bericht, welchen im Namen der Ge-
sellschaft Raveret-Wattel erstattet hat,*) wenigstens
auszugsweise**) in dieser Zeitschrift wieder zu geben.
Schon vor einer Reihe von Jahren sah man in den
botanischen Gärten Europas verschiedene Arten Eucalyptus,
und Reisende, welche diese riesenhaften Bäume in ihrem
Heimathlande gesehen hatten, waren einstimmig im Preisen
ihres eleganten Aeusseren und ihres raschen Wachsthums.
Aber es geschah erst im Jahre 1854, als Ramel bei seinem
Aufenthalte in Melbourne durch Dr. Ferd. Müller, den
*) L'Eucalyptus , Rapport sur son Introduction , sa Culture, ses
Propri^t^s, TJsages etc. Par Raveret-Wattel. Paris, Bulletin de la
Soc. d'Acclimatation, 1871—72. ^«^
**) Aus The Pharm. Journ. and Transacfc., July J872, 22 u. 43,
Digitized by VjOOQIC
., Die Pflanzengattüng Eucalyptus etc.
bor des dortigen botanischen Garte
eines jungen Blaugummibaums (E. g
gemacht worden war, dass grössere "V
ng dieses Baumes in anderen Land
amel begnügte sich nemlich nicht
3rung dieses Baumes, sandte vielm
davon nach Paris, und diesen folg
anderen Seiten noch mehr. Die Sar
d gegenwärtig ist der Baum nicht
, sondern auch in mehreren Land
Amerikas verbreitet und naturalisirt.
; 1 0 b u 1 «i s ist diejenige Species , welcne,
und ihrer lebhaften Entwickelung , der-
die Aufmerksamkeit des Publikums auf
^ber die grössere Anzahl seiner vielen
verschiedenen Gesichtspunkten gleiches
e dieser Arten erzeugen Harze, andere
adustrielle und therapeutische Anwendung
äsenschaft hat noch lange nicht das letzte
)er die Rolle, welche diese nützlichen
berufen sind.
Bit führen, hier eine genaue botanische
eder dieser grossen Gattung zu geben;
alb auf Müll er' 8 „Fragmenta Phyto-
", sowie auf Ben th am' 8 und Müller's
\ wollen nur bei den Hauptmerkmalen
ßn, und ausserdem noch einiger Products
welche besonderes medicinisches und
darbieten.
igen Myrtaceen, gehört Eucalyptus zu
ewächsen, doch besitzt sie die Eigen-
3i bis vier Jahre ihr Ansehn zu ändern,
breit, sitzend und horizontal, nehmen
Richtung an, und hängen an langen
icht herunter. Genauer gesagt, stnd es
Ljahresschr. XIX 592.
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eret-Wattel, Die Pflanzengattung Eucalyptus etc. 41
ur verbreiterte und auf beiden Seiten gleichförmig
Blattstiele. Diese modificirten Blätter oder Phyl-
i sie einer grossen Anzahl australischer Pflanzen
l im Allgemeinen lederartig und scheinen den
chen Einflüssen, wie Stürmen, Hitze, Hagel etc.
u widerstehen. Sie enthalten zahlreiche durch-
isen, welche mit ätherischem Oele angefüllt sind,
starken, durchdringenden, jedoch nicht unange-
•uch verbreitet. Diesen aromatischen Ausdünstungen
m wohlthätige Wirkung auf die Respiration zu,
auch, dass sie den Übeln Einfluss der Sumpf-
lysiren; wenigstens erklärt man sich daraus die
it von Fiebern in denjenigen australischen Colonien,
um vorkommt. Die Rinde, Blüthen und Früchte
alls mit ölführenden Drüsen bedeckt.
(Vachsthum der Eucalyptus ist ein merkwürdig
elbst wenn man ihren ursprünglichen Standort
nd fast alle ihre Arten erreichen schon früh riesen-
isionen. Ein 10 Jahre alter Baiyn zeigt gewöhn-
te Entwickelungs - Stadium wie eine hundertjährige
[ es ist nichts Seltenes, in Australien Exemplare
welche in ihrem fünfzigsten Jahre eine Höhe von
[)0 Fuss und an der Basis einen Umfang von
50 bis 60 Fuss haben. Aber ungeachtet dieses raschen
Wachsens besitzt das Holz eine Festigkeit, welche mit der
der härtesten 'Hölzer Indiens wetteifert ; es dient -daher an
der Küste Australiens zur Herstellung von Quaies, Wasser-'
leitungen etc., und es leistet dem Einflüsse des Wassers den
kräftigsten Widerstand. Man hat es auch schon mit Erfolg
in Indien zum Schifl'bau und zu Eisenbahnschwellen ver-
wendet. Eine Bohle, welche 1851 zur Londoner Welt-
ausstellung gesandt war, aber zu spät ankam, war 47 Meter
lang, 372 Meter breit und 8 Centimeter dick; eine andere
für die Pariser Ausstellung von 1855 bestimmte hatte eine
Länge von 51 Meter.
Abgesehen von den werthvollen Eigenschaften und bloss
als Zierpflanzen betrachtet, sind die Bäume der Gattung
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42 Baveret-Wattel, Die Fflanzengattung Eucalyptus etc.
Eucalyptus von grossem Interesse wegen ihres schönen
Ansehns und ihrer merkwürdigen Belaubung, und in dieser
Beziehung muss der erste Bang der E. globulus zuerkannt
werden, welche ihren Namen von der Gestalt der Blüthen-
knospen, wenn sie mit dem Deckel noch bedeckt sind, führt
Elegant in der Jugend, majestätisch durch ihre kolossalen
Dimensionen im reifen Alter, macht dieser Baum stets einen
prächtigen dekorativen Eindruck. Der Stamm, von welchem
die äusseren Rindenlagen oft abgefallen sind, ähnlich wie bei
der Platane, ist glatt und aschfarbig, an der Basis zuweilen
von alter faseriger Rinde umgeben. Ihre mehr blauen als
grünen Blätter spielen im Winde mit Licht- und Schatten -
Wirkungen, welche an die Espe erinnern. Binde, Blüthen,
Blätter und Früchte riechen ähnlich der Salvia officinalis.
An felsigen Hügeln der Meeresküste, wo sie der Witterung
frei ausgesetzt ist, bildet sie starkbuschige Sträucher mit
reichlichen Blüthen und Früchten. Aber an geschützteren
Plätzen erreicht sie eine Höhe von 60 bis 70, ja selbst über
100 Meter. In ^den Wäldern fangen die grösseren Zweige
selten unterhalb 30 Metern an, und es giebt viele Bäume,
deren schlank sich erhebende Stämme bis zu einer Höhe von
60 Metern zweiglos sind. In Australien leistet die Eucalyptus
wichtigen Dienst als Futter für die Honigbiene, welche dort
eingeführt ist und .sich stark vermehrt. Es ist zu hoflten,
dass sie gleichen Werth hat in andern Ländern, wo Bienen-
zucht besteht, namentlich um den Thieren dann Nahrung zu
liefern, wenn andere Quellen fehlen; beim Wechsel des
Klimas gehorcht der Baum nach dem Kalender seiner heimath-
lichen Hemisphäre, denn bei ihm beginnt der Frühling im
September. Ün4urchdringlich für die Angriflfe der Insecten,
härter und elastischer als irgend ein anderes Holz , übersteigt
dasselbe im specifischen Gewichte noch das des Teakbaums
und Paulbaums (Shorea robust a), welche lange Zeit für
die dichtesten Hölzer gehalten wurden.
Eucalyptus Acajou (E. Mahagoni oder mar-
ginata), in Australien Jarra oder Djaryl genannt, ver-
dient ebenfalls Aufmerksamkeit. Sie wächst rasch, erreicht
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Kaveret-Watieli Die Fflanzengattung Eacalyptus etc. 43
eine kolossale Höhe, und liefert ein noch härteres Holz als
E. glöbulus. Ihr Holz dient namentlich für Marinezwecke,
und widersteht am besten den Insecten und Bohrwürmern.
In Indien zieht man es für Eisenbahnschwellen allen andern
Hölzern vor. Es nimmt auch eine schöne Politur an und die
Zeichnungen auf demselben ähneln denen des Mahagoni, daher
der Speciesname.
E. rostrata Schlechtend., der rothe Gummibaum, gleich-
falls sehr gross, liefert ein hartes Holz von rother Farbe, welches
von den Möbeltischlern sehr gesucht ist. Die Rinde dient als
Material für die Fabrikation aller Arten Pappe und Papier.
E. amygdalina Labill., der schmalblättrige Pfeffer-
münzbaum, erreicht im Allgemeinen eine Höhe von 150 Fuss,
doch sind auch schon Exemplare gefunden worden von
480 Fuss Höhe.*) Ihr Holz ist sehr feinfasrig und schön
geädert. Sie entwickelt in ihren Blättern die reichlichste
Menge ätherischen Oels, nemlich zwei bis vier Procent vom
Gewichte der frischen Blätter und jungen Zweige.
E. obliqua L'Herit., der Faserrindenbaum, ebenfalls von
beträchtlicher Grösse, hat ein sehr festes Holz. Die Hinden-
faser wird zu Papier verwendet.
Andere Species sind E. microtheca Müll., der sog.
schwarze Buchsbaum, und E. Stuartian% F. Müll, der
sog. Apfelbaum, beide gross, letztere besonders zu Pappe
geeignet; E. corymbosa Sm,, mit sehr harzreichem Holze,
die Rinde liefert gutes Material zu Papier; E. goniocalyx
Müll., der gefleckte Gummibaum, trägt ölreiche Blätter, und
die Rinde wird zu Papier verarbeitet; E. inophloia Müll.,
E. leucoxylon Müll, und E. dealbata Cunn. haben ähn-
liche Verwendung; E. Sideroxylon Cunn., deren Rinde
eine eigenthümliche harzige Substanz enthält, welche durch
Destillation als eine Art vegetabilischer Naphtha gewonnen
wird; E. viminalis Labill., der Mannagummibaum, schwitzt
im Frühjahr aus den Blättern und jungen Zweigen eine süsse
Materie in reichlicher Menge aus, E. citriodora Hook., der
*) Wittstein's Vierteljahresschr. XVII. 242.
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44 Eaveret-Wattel, Die Pflanzengattung Eucalyptus eic,
nach Citronen riechende Gummibaum, liefert durch Destillation
viel ätherisches Oel; E. melliodora Cunn.; E./ odorata
Schi.; E. persicifolia Lodd., deren Blätter ein sehr ange-
nehm riechendes Oel enthalten. Endlich E. oleosa, sehr
verbreitet und sehr ölreich in den Blättern, diente lange Zeit
in einer der in der Goldregion entstandenen Städte als
Beleuchtungsmaterial, indem man Gas daraus erzeugte. Im
Sommer sind deren Blätter und junge Zweige mit einer
süssen Materie überzogen, und zwar mitunter ro reichlich,
dass sie wie ein Reif aussieht; sie quillt in Folge der Stiche
der Larve einer Hemiptere hervor.
Wenden wir uns nun zu denjenigen Producten der
Gattung Eucalyptus, welche mehr das Interesse des Phar-
maceuten in Anspruch zu nehmen geeignet sein dürften.
Als Ramel zuerst die Aufmerksamkeit auf den immensen
Werth der Eucalyptus als Waldbaum lenkte, hob er als
eine ihrer vorzüglichsten Eigenschaften die antimiasmatische
Wirkung in sumpfigen Districten hervor. Diese Theorie,
anfangs angezweifelt, erhielt ihre Bestätigung durch An-
pflanzung des Baumes in drei algierischen Districten, welche
wegen ihrer ungesunden Beschaflenheit berüchtigt waren, denn,
während vier bis fünf Jahre vorher die dortigen Arbeiter
immer stark am Fieber litten , kommen jetzt nur noch einzelne
derartige Fälle vor^ Die Bäume haben die überschüssige
Feuchtigkeit aus dem Boden aufgenommen und diesen dadurch
entsumpft.
Ferner ist ein Aufguss der Blätter als Febrifugum in
Fällen, wo das Chinin sich nicht bewährt hat, schon so
populär geworden, dass Alunnada sagt, diese Bäume
würden förmlich entblättert, und er sei noch ausser Stande,
sämmtliche Einwohner, welche danach Verlangen trügen,
damit zu versehen.
Das ätherische Oel dient als wirksames Antisepticum
bei Faulfiebern, stinkenden Eiterungen etc. Dr. Gimbert
sagt, frisches Ei weiss oder Fibrin damit versetzt, erleide
keine Zersetzung; in die Venen eines Thieres gespritzt, ver-
hindert oder verzögert es die Fäulniss für laiige Zeit. Blut-
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iaveret-"Wattel, Die Pflanzengattung des Eucalyptus eto. 45
1 von damit injicirten Kaninchen und Ratten hielten
ei Monate lang unverändert; die Gewebe trockneten
lumificirten und verbreiteten den Eucalyptus -Geruch.
Tropfen des Oels, in einem Zimmer verdunstet, ver-
üble Ausdünstungen auf mehrere Tage hin. Auch
1 es schon zum Einbalsamiren benutzt,
rector Ferd. Müller fand, dass die Asche des Euca-
Holzes*^ mehr Alkali enthält , als die d^s Holzes der
nd des Ahorns, welche in dieser Hinsicht in Amerika
sten geschätzt werden; die Asche der beiden letzt-
en Bäume giebt nemlich 10 Proc. , die der Eucalyptus
Proc. Pottasche.
5 Producte der trocknen Destillation des E.- Holzes
den anderer Hölzer ähnlich — Holzessigsäure, Theer,
Methylalkohol, Kohle etc. Die Blätter und jungen
sind besonders reich an Kohlen wasserstoflfen, und
zur Gewinnung von Leuchtgas.
j Uinde mehrerer Arten wird, wie schon bemerkt,
Fabrikation von Papier benutzt, ferner, wegen ihres
liehen Gehalts an Tannin, zum Gerben. In dem
lien Laboratorium des botanischen Gartens zur Mel-
sind über den Gerbstoff- und Gallussäure -Gehalt
linden mehrere quantitative Bestimmungen ausgeführt
*) Auffallenderweise hat aber Gloez in der Rinde
1 botanischen Garten zu Paris gewachsenen Baumes
puren von Gerbstoff angetroffen, während Maillard
de eines ägyptischen so reich daran fand, dass er
sie übertreffe darin alle andern Vegetabilien. Blätter
Alexandrien gebaueten E. globulus, wie Sumach
pt und zum Färben von Baumwolle und Wolle ange-
gaben ein jeder Anforderung entsprechendes Schwarz,
ch Dr. Sicard liefern die Blätter und jungen Zweige
estillation mit Wasser 1) ein Wasser von opalisirendem
, aromatischem, aber mehr stechendem Gerüche wie
itossenen Blätter und bitterem Geschmacke; 2) ein
Lttstein's Yierteljahresschr. XYlf 296.
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^^■«
^.■'- 46 ßaveret- Wattel, Die Pflanzengattuiig Eucalyptus etc.
|v ätherisches Oel von dem Lavendelöl ähnlichem^ aber dureh-
v; dringenderem Gerüche; 3) ein gelbes Gummi von ange-
nehm aromatische;n, anfangs süssem, dann bitterm . und
::'\ zusammenziehendem Geschmacke.
Das ätherische Oel wurde von Cloez näher untersucht*)
^\ Auf Anregung des Director Ferd. Müller haben sich auch
ii. Johnson und Bossito damit beschäftigt In Frankreich
sind die Eucalyptus - Oele bis jetzt kaum über das chemische
! Laboratorium hinausgekommen, aber in England dienen sie
bereits zu verschiedenen Zwecken, namentlich in der Par-
fümerie. Jede Species scheint ein eigenthümliches Oel zu
■T liefern, aber es bestehen unter diesen nur geringe Unter-
K, schiede. Sie sind mit wenigen Ausnahmen gelblich, welche
;|^ Farbe sie einem kleinen Antheile durch Oxydation ent-
standenen Oelharzes verdanken. Die blassesten besitzen den
charakteristischen Geruch im höchsten Grade. Sie werden
sämmtlich aus den Blättern und Zweigen durch Destillation
mit Wasser gewonnen. Folgende sind am genauesten bekannt.
Oel der £. amygdalina. Di6se Species ist eine der
ölreichsten; 100 Pfd. Blätter oder junge Zweige liefern ohn-
gefähr 3 Liter Oel. Die Oelschläuche kafin man deutlich
wahrnehmen, wenn man die Blätter gegen das Licht hält
Das Oel ist vollkommen klar, dünnflüssig, blassgelb, von
starkem citronenähnlichem Gerüche, anfangs süssem, dann
campherähnlichem Geschmacke, siedet bei 166® C, verdampft
nicht so schnell als Terpenthinöl , löst Jod mit brauner Farbe
und diese Solution entbindet beim Erwärmen Dämpfe, welche
erst gelb, dann roth, violett, grün und blau aussehen. Es
löst sich in jedem Yerhältniss in flüchtigen und fetten Oelen,
Benzin, Petroleum, Aether, Chloroform, absolutem und hoch-
procentigem Weingeist Wasser nimmt davon 1,1 Proc. seines
Gewichts auf. Mit einer Flamme in Berührung gebracht,
entzündet es sich erst beim Erwärmen, und brennt dann mit
leuchtender Flamme und viel Bauch« Gleichwie die übrigen
Oele besitzt es ein grosses Auflösungs- Vermögen.
*) Wittstein'8 Yierteljabrssclir. XIX. 592.
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Eaveret-Wattel, Die Pflanzengattung Eucalyptus etc. 47
Das.Oel derE. oleosa unterscheidet sich in seinen
physikalischen und chemischen Eigenschaften nur wenig von
dem vorigen. Es schmeckt von allen diesen Oelen am.
süssesten, riecht minzenähnlich, fangt bei 170® C. an zu
sieden, erhebt sich dann bis 177® und bleibt dabei stehen,
brennt ohne Rauch. Die Ausbeute aus 100 Pfd. Blättern oder
jungen Zweigen beträgt ohngefahr 20 Unzen.
Das Oßl der E. sideroxylon- gleicht im Geruch
und Geschmack dem vorigen, ist sehr dünn, hell strohgelb,
fangt für sich nur schwer Feuer, brennt in einer Lampe
sehr hell. Ausbeute aus 100 Pfd. Blättern 16 Unzen.
Oel der E. goniocalyx. Blassgelb, Geruch stark,
stechend, eher unangenehm, Geschmack stark und widrig,
brennt mit leuchtender rauchloser Flammen. Ausbeute eben-
falls 16 Unzen.
Oel der E. globulus. Sehr dünnflüssig, fast farblos,
wenn aus jungen Blättern bereitet; die Oelschläuche in
letzteren sind grösser, aber nicht so zahlreich, als in den
ausgewachsenen Blättern.
Oel der E. corymbosa. Farblos, Geruch süsslich,
dem Oele der E. amygdalina ähnlich und zugleich schwach
an Rosenöl erinnernd, Geschmack schwach bitter, hinterher
minzenartig.
Oel der E. fabrorum. Dünn, klar, röthlichbraun^
Geruch süsslich, weniger unangenehm, als das Oel der
E. goniocaTyx. Ausbeute 8 Unzen.
Oel der E. fissilis, Verhalten und Ausbeute wfe das
vorige. Geruch weniger streng und angenehmer.
Oel der E. odorata. Blassgrünlichgelb, Geruch cam-
pherähnlich. Ausbeute wechselnd, aber im .^Igemeinen nicht
gross.
Oel der E. Woolsii. Geruch campherähnlich , Ge-
schmack süasaromatisch. Ausbeute nur 3 Unzen.
Oel der E. rostrat a. Blassgelb bis röthlichgelb, Ge-
ruch wie das Oel der E. odorata. Ausbeute gar nur
1 Unze.
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Raveret-Wattöl, Die Pflan25engattüng Eucalyptus etc.
Oel der E. viminalis. Gelblichgrün, Geruch unan-
im. Ausbeute ebenfalls gering.
Jämmtliche Oele dienen zur Fabrikation von Firnissen,
be Harze lösen sich darin nicht bei gewöhnlicher Tem-
ir, alle oder fast alle aber mit Unterstützung von
ae. Auch die Gutta percha befindet sich im letztern
, doch scheidet sich beim Erkalten der Solution ein Theil
T aus.
Die Gattung Eucalyptus enthält so vielerlei Gummi-
ais Arten, aber sie sind einander sehr ähnlich. Man
sie in Bäumen jeden Alters, in Höhlungen, welche in
tichtung der Holzfaser verraufen. Sie lassen sich durch
[initte flüssig gewinnen, aber dieses Verfahren wird
tzt noch nicht befolgt. Fest geworden, bilden sie kleine
3, hier und da gestreifte Massen mit eingeschlossenen
hieilchen, meist tief rothbraun von Farbe und zuweilen
oder olivengrün geädert, auch wohl ganz gleichartig
durchscheinend und glänzend. Nach dem Trocknen im
erbade , wobei 20 Proc. verloren gehen , zeigen diese sog.
aiharze einen glasigen Bruch und lassen sich leicht
risiren. Sie schmecken zusammenziehend, nicht bitter,
i den Speichel roth und hängen sich an die Zähne. Ihre
ihkeit in Wasser ist verschieden; das der E. fabrorum
ich selbst in kaltem Wasser vollständig, während das
1. corymbosa sich erst unter Beisatz einiger Tropfen
miakliquor darin löst. Die rein wässrigen Lösungen
"en sauer, aber mit andern Reagentien geprüft, zeigen
''erschiedenheiten. Einige Lösungen geben mit Leim
im Verhältniss zu dem stark zusammenziehenden Ge-
tcke unbed^eutenden ,• andere damit gar keinen Nieder-
;, Bleizucker erzeugt einen reichlichen gelatinösen
rschlag. Eisensalze rufen verschiedene Nüangen von
und Schwarz hervor. Mineralsäuren bewirken dicke
je Absätze. Einige dieser sog. Gummiharze, nament-
las der E. resinifera gelangen unter dem Namen
I von Botany Bay^^ in den Handel.
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C. Cooke, Üeber Chenopodiura Quinoa.
49
Schliesslich wären noch zwei Arten einer eigenthümlichen
Substanz zu gedenken, welche gewöhnlich „Eucalyptus -
Manna" genannt werden. Die eine derselben kommt in
kleinen, rundlichen, mattweissen Massen von angenehm süssem
Geschmacke vor, und quillt reichlich im Sommer aus den in
die Blätter und jungen Zweigen der E. viminalis ge-
machten Einschnitten, "enthält hauptsächlich Traubenzucker
und 6 Proc. Mannit. — Die andere Art ist' das Sekret einer
Hemiptere, findet sich viel auf den Blättern der E. dumosa,
und bildet kleine weisse oder gelbliche, mit wolligen Fäden
bedeckte Kugeln, in welche die Larven des Insects ein-
gebettet sind.*)
üeber Chenopodium Quinoa.
Von C. Cooke.**)
Es ist noch nicht lange her, seit die Samen dieser
Pflanze aus Peru bezogen und nach Indien gesandt worden
sind, um sie in den laimalaya - Distrikten als Nahrungspflanze
einzulühren. Hauptsächlich wird sie in Peru und Chili kul-
tivirt, doch bemerkt Humboldt, dass sie auch in Mexiko
sehr im Ansehn steht, und daselbst in ihrem Nutzen mit der
KartoJBfel, dem Mais und dem Weizen wetteifert. Meyen
sagt, dass für diese Länder die Quinoa nächst der Kartoffel
die beste Gabe ist, welche die Natur den dortigen Menschen
verliehen hat. Auf dem ganzen Plateau des südlichen
Peru, oberhalb der Höhe, bis zu welcher Roggen und
Gerste noch reif werden, ist die Quinoa der wichtigste Gegen-
stand des Ackerbaues, und auf der Ebene von Chuquito sind
grosse Strecken ganz bedeckt mit dieser Pflanze, welche indes-
sen der Landschaft nicht den Reiz unserer Getreidefelder ver-
*) Ueber diese beiden Manna -Arten sehe man ausführlicher in
Wittst. Vierteljahresschr. IV. 81. XVH. 161. XTIII. 32.
•♦) Pharm. Joum. and Transact. 12. Oct. 1872. S. 281, Wittst,
Arcb. d. Pharm, ni. Reibe. HI. Bdt. l»Heft, 4
Digitized by VjOO^l^-^^i|»
50 C. Cooke, lieber Chcnopodium Quinoa.
leihen. Auf gutem Boden erreicht sie die Höhe v
4 Fuss, und trägt eine unzählige Menge Samen,
unglücklicherweise für lange Zeit zahlreichen Schaar
lingähnlicher Vögel zur Nahrung dienen, da die Pfla
Nachtheil hat, dass ihre Samen nicht alle gleichz<
werden. In Chili hat die Cultur der Quinoa
Einführung der Cerealien etwas abgenommen. 1
Varietät, welche nach Molina die chilesischen
Da line nennen, und die aschgraue Blätter und weiss
trägt, wird am meisten um den See Titicaca angebai
Die erste Nachricht über diese Pflanze gelangte
im Jahre 1834 und im J. 1838 lieferte. Curtis' Botanici
zine davon eine Beschreibung und Abbildung.
Chenopodium Quinoa Willd. ist eine krautartig
mit einem starken, aufrechten, eckigen, 3 bis 4 und ai
Boden selbst 7 Fuss hohen Stengel, der zahlreicl
aufrechte Zweige trägt. Die unteren Blätter sind
Grösse einer Menschenhand , im äussern Umriss fast d
sitzen auf langen Stielen und haben eine blass gi
(glaucous) Farbe. Die Blüthen sii||) unansehnRc
grün, und bilden zahlreiche achsel- und endständige
Der ganze Habitus der Pflanze ähnelt sehr dem G
und Spinat. Ihre eigenthümliche Farbe verdankt si(
ligen Drüsenhaaren mit fast kugelrunden irisirenden
womit die Pflanze überzogen ist und welche sich un
Mikroskope prachtvoll ausnehmen.
Auf leichtem thonigem Boden soll die Pflanze an
gedeihen. Die Samen legt man in 1 Elle von einan
fernte Furchen , oder man säet sie auf besondere Bc
versetzt von da die Pflänzchen. Die Aussaat gescj
Frühling und im Herbste. Die ganz reifen Samen,
ungefähr so gross als weisser Senf aber glänzender (f
sind , können leicht in ein weissliches Mehl verwand
den, welches nicht, wie das Weizenmehl, mit Wass«
zähen Teig giebt, sondern mehr dem Hafermehle glei
sich daher nur schwierig zum Brotbacken eignet.
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Auf vasserfr.
Subst. bez.
16,01
—
38,72
46,10
5,12
6,10
3,94
4,60
4,81
5,74
7,47
8,91
11,71
13,96
7,99
9,53
4,23
5,06
C. Cooke, Üeber Chenopodium Quinoa. 51
Der Saine enthält circa 40 Proc. Stärkemehl, ferner
Zucker, Gummi, Proteinsubstanz etc. V ö 1 ck e r erhielt (1851)
bei der Analyse desselben folgende Resultate:
Wasser
Stärkmehl
Zucker
Gummi
Fettes Oel
Casein nebst wenig Albumin
Unlösliches Albumin und andere Proteinstoflfe 11,71
Faser
Unorganische Materie
TÖÖ^Ö~TÖÖ,ÖÖ'
Der Same einer Varietät schmeckt übrigens bitter, ent-
hält also auch einen Bittorstoff, der aber nur in der Schale
seinen Sitz zu haben scheint, denn man kann ihn durch Behan-
deln mit einer verdünnten Sodalösung entfernen. . .
In Lima bereitet man die Quinoa auf zweierlei Weise
als Nahrungsmittel zu. Nach der einen kocht man sie wie
Hafermehl mit Wasser zu einem Schleim , den man mit Piment
würzt; nach der andern röstet man sie erst schwach wie
Kaffeebohnen und verkocht sie dann zu einer brauiien Suppe,
die ebenfalls noch gewürzt wird.
Die bittere Varietät wird auf mannichfache Art medici-
nisch angewendet, innerlich als Emetikum, auch statt Chinin
gegen Fieber, äusserlich als Waschmittel und Umschlag gegen
allerlei Verletzungen.
Die Blätter werden ebenfalls genossen.
In Indien werden schon seit langer Zeit einige ähnliche
Pflanzen wegen ihrer mehligen Samen, die aber viel kleiner
als die der Quinoa sind, kultivirt, nämlich Amarantus
gangeticu9, A, frumentaceus und A. anarda»
4'*
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t, Ueber die Frucht yon Catha edulis Forskäl.
^1
[e Frncht Ton Catha edulis ForskaL
Von Dr. H. Christ in Basel.
der Pharm. CXCI (1870) Heft I. pag. 6^
Beschreibung der Catha, war jedoch nicl
rucht zu schildern, da in unsern Gewäch
3h solche nicht ansetzt. Durch Güte des 1
Gärtner in Basel, bin ich nun mit reifen F
worden, die im Bot. Garten zu Lisi
[ kurz, unter der Frucht verdickt durch
ane tragenden Discus ; an der Basis der F
ih die sehr kurzen Kelchzähne. —
t ist eine kaum halbzoUlange trockene s1
)nische Capsel, am breitem obern Ende
3 3 bis 4 Klappen, d. h. aus 3 bis 4 b
irwachsenen, oben freien, Anfangs zusan
später etwas klaffenden Carpellen beste
cenz klaffen die Klappen in der obern Hälfi
weit, dass die kleinen Samen aus der S
streten können. — Klappen aussen (
sonst kahl, gelbbraun, durch eine Längsscl
, Fächer der Frucht mithin 6 bis 8, sc
3in (Y2 Mill. Diam.) braun, glatt, glai
isammengedrückt, im innern Winkel des ]
e desselben entspringend, sitzend, ab^
i oben und seitlich frei, nach unten von i
, flügeiförmigen, trockenen, scariösen v
angeben, der von der Innenwand des 1
lit dem Samen abgliedert und ihm die &
n Flügel versehenen Frucht von Pinus '.
ens von Casuarina giebt. —
des Arillus, der den Samen nur pa
neu abwärts gerichteten eigentlichen Sa
während er z. B. bei Evonymus das Ei
, ist hier besonders beachtenswerth, —
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H. Schweikert, Verfälschung des Peru-Balsams mit Styrax liquiduö. 53
Bei diesem Anlass kann ich nicht umhin, nochmals die
Aufmerksamkeit der Fachmänner dringend auf diese Pflanze
zu lenken. ^Nachdem enormen Consum, der davon in einem
Lande gemacht wird, welches anderer vorzüglicher Reizmittel,
namentlich des Caöe's, nicht entbehrt, J[^nn es gar nicht
|inders sein, als dass das Kath bedeutende, medicinisch und
ökonomisch- diätetisch wichtige Stoffe enthält. Wenn auch
mein Freund Prof. Flückiger an der bei uns im Treibhaus
gezogenen Pflß.nze dieselben nicht nachweisen konnte, so be-
weist dies noch nichts ^ und es wird sich sicherlich der Mühe
lohnen, entweder trockenes Kath in bedeutender Quantität
und guter Qualität, oder noch besser das Decoct der frischen
Pflanze aus ihrem Heimathland zu beziehen. Diejenigen
Herren Drogisten, deren Verbindungen ihnen dies ermöglicht,
würden sich hierdurch ein Verdienst erwerben und uns
möglicher V^eise ein ähnliches Mittel, wie den Thee oder die
Coca zuführen, aus dem auch die Medicin speciellen Nutzen
ziehen könnte.
lieber die Verfälschung des Peru -Balsams mit Styrax
liquidus.
Von H. Schweikert, Apotheker in Dingelstädt.
Vor einiger Zeit erhielt ich von einem Magdeburger
Hause einen Perubalsam, welcher die in der Pharm. Germ,
vorgeschriebene Probe mit conc. Schwefelsäure zwar tadellos
bestand, aber durch sein Verhalten gegen Petroläther wie
durch sein geringes spec. Gew. — 1,12 — den Verdacht
einer Verfälschung erweckte. Da durch das Verhalten gegen
Schwefelsäure eine Verßilschung mit Ricinusöl oder Copaiva-
balsam oder sonstigen fetten Oelen ausgeschlossen war, so
lenkte sich meine Aufmerksamkeit auf Alkohol und ätherische
Oele. Die Erwärmung des Balsams gab durchaus keinen
fremdartigen Geruch nach irgend welchem ätherischem Oel
zu erkenne».
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54 H. Schweikert , Verfälschung des Peru - Balsams mit Styrax liquidus.
Zur Nachweisung des Alkohols destillirte ich nun nach
Vorschrift Hager' s (siehe dessen Commentar zur Pharm.
Germ.) 20 g. des Balsams mit Kochsalzlösung bis etwa 5 g.
übergegangen waren. Dabei zeigten sich widersprechend der
Beschreibung des lichten Balsams, welcher bei Destillation
mit Wasser kein ätherisches Oel geben soll, deutliche.
Tröpfchen eines ätherischen Oeles auf dem Destillat. Geruch
und Geschmack des Destillates wichen dabei vom Perubalsam
kaum merklich ab, doch erinnerte der Geruch stark an
Styrax liquidus. Mit Jod - Jodkaliumlösung und Aetzkali ge-
prüft, setzte sich nach längerer Zeit nur eine sehr geringe
Menge eines gelben Niederschlags von Jodoform ab, so dass
der Alkoholgehalt nur sehr unbedeutend war. Der oben
erwähnte mich stark an Styrax erinnernde Geruch des
Destillates lenkte meine Aufmerksamkeit auf eine Verfälschung
mit diesem.
Soviel mir bekannt geworden, ist bis jetzt über diese
Verfälschung noch nichts verlautbart. Um nun eine Möglich-
keit derselben überhaupt festzustellen, löste ich ca. 30 g.
Styrax liquidus bei gelinder Wärme in dem 4 — 5 fachen
Gewicht Alkohol und filtrirte die Lösung, hierbei gingen
mit der alkoholischen Lösung deutliche Oeltropfen durchs
Filter, die beim völligen Erkalten der Lösung zu stern-
förmigen Krystallen, ähnlich den im Opodeldok sich aus-
scheidenden, erstarrten, und wohl aus Styracin bestanden,
welches in der Kälte in Alkohol nur wenig löslich ist. Ich
liess daher die Lösung in der Kälte über Nacht stehen und
filtrirte von Neuem. Jetzt erhielt ich eine völlig klare Lösung,
die ich im Wasserbade bis zur völligen Verjagung des Alko-
hols abdampfte. Der Rückstand stellte nach dem Erkalten
eine hellbraune durchsichtige klare Masse von der Consistenz
des Styrax liquidus dar, welche sich in Alkohol in jedem
Verhältniss löste. Mit Alkohol bis zur Consistenz des Peru-
balsams gemischt, erhielt ich eine vom Perubalsam nur durch
eine etwas hellere Farbe unterscheidbare syrupähnliche
Flüssigkeit, die auch im Geruch nur wenig abwich. Gegen
conc, Schwefelsäure verhielt sie sich ganz wie Perubalsam, ja
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_. __^ , Interessanter Fall der Deutung einer Todesursache. 55
gab ein fast noch spröderes Harz. Mit Petroläther jedoch
gab sie sowohl eine trübe Lösung, die bald oine balsamartige
Flüssigkeit absetzte, wie auch der Rückstand sofort wieder
zusammenfloss und beim Ausgiessen des Petroläthers nachfloss.
Das spec. Gew. dieses Styraxbalsams war 1,087 --1,09,
ermittelt durch Herstellung einer Kochsalzlösung, in welcher
ein Tropfen desselben frei schwebte, und Bestimmung des
spec. Gew. dieser Lösung. Da der ächte Balsam nach der
Pharm. Germ, ein spec. Gew. von 1,15 — 1,16 hat, so be-
rechnet sich der Gehalt an Styrax im fraglichen Balsam auf
ca. 50 — 55 %. Es erhellt hieraus ein wie ausgezeichnetes
Verfölschungsmittel der Styrax abgiebt, und wie namentlich
die Proben mit Schwefelsäure, welche die Pharm. Germ, vor-
schreibt, nichts weniger als ein zuverlässiges Erkennungs-
mittel der Aechtheit des Balsams ist, wie vielmehr als bestes
Prüfungsmittel der Petroläther anzusehen ist , und als solches
Aufnahme in die Pharm. Germ, hätte finden sollen.
Leider stand mir kein gaijjs ächter Balsam, welcher wohl
heut zu Tage selten geworden, zu Gebote, auch fehlte mir die
nöthige Zeit, um umfassendere Untersuchungen über diesen
Gegenstand anzustellen. Ich möchte aber doch durch Vor-
stehendes die Aufmerksamkeit darauf hingelenkt haben. Es
lässt sich dann vielleicht durch allgemein dem Balsam ge-
widmete Aufmerksamkeit einer betrügerischen künstlichen
Balsam -Fabrikation das Handwerk legen.
Interessanter Fall der Deutung einer Todesursache.
Von E. Mylius, Apotheker.
Auf einem Dorfe wurde das dreijährige Kind einer Tage-
löhnerfamilie vermisst, seit dasselbe die etwa neunjährige
Tochter einer anderen Familie zum KartofTelaushacken auf
das Eeld begleitet hatte. Nachdem einige Tage seit dem
Ausbleiben des kleinen Kindes verflossen waren , . wurde das-
selbe an der Stelle auf dem Felde, an welcher das ältere
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nteressanter Fall der Deutung einer Todei
irtofFeln ausgehackt hatte, todt und
Bei der Obduction ergab sich nui
ilweise in Fäulniss übergegangen wj
gebraten, ausgetrocknet und verbri
Lulniss natürlich verzögert worden v
iesen, dass die Luftröhre eine schv
le bis in die Lungen verfolgt wen
ährend des Lebens eingeathmet '^
\te Todesursache angesehen werc
)ffenbar in Folge der Einathmung eii
Substanz erstickt. Da die Versi
chnam zeigte, ebenfalls derartig \
en Tod zur Folge gehabt hätten, \
Kinde vorgenommen worden wären
dass sie erst an dem todten Körpe
Dagegen blieb für die Verbrennui
[öglichkeit offen, dass sie vor dem
Substanz oder während desselben s
g sogar der Verdacht nahe, das
i geheizten Backofen gesteckt word
^ verbrannt und durch die eingeatl
1 war. Schliesslich war festgest^
lebend oder todt, längere Zeit in
altem Mädchens gelegen hatte.
3 nun festgestellt werden, welch
welche den Erstickungstod bewirk
nd den Ort der Ausführung des
liehen zu können. Zu dem Ende
ftröhre des Leichnams, Asche des
in Mädchens gehörigen Backofens,
e des Kellers, in welchem das K
haben sollte, endlich Erde des '.
Kmi in Gemeinschaft mit dem i
len war und wo man die Leiche gef
' zur Untersuchung übergeben. E
eise ausgeführt:
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E. Mylius, Interessanter Fall der Deutung einer Todesursache. 57
Nachdem der Inhalt der Luftröhre und Lunge mittelst
eines Hornmessers vorsichtig herausgekratzt worden war,
wurde er in Wasser vertheilt. Hier verwandelte sich seine
ursprünglich schwarze Farhe allmählig in eine graue, wahr-
ßcheinlich dadurch, dass Schwefeleisen, "welches die Ursache '
der Schwarzförbung gewesen sein mochte (der Schwefelgehalt
desselben stammte wohl aus den Päulnissproducten) durch
die Luft oxydirt wurde. Beim Durchsuchen mit der Lupe
Hessen sich Sandkörner erkennen und mancherlei organische
Reste, namentlich Wurzelfasern, drei Früchte von
Gräsern, von einer Art Setaria oder Panicum herstammend,
-zwei schon ziemlich verwitterte Labiatenkelche, soviel
noch zu erkennen war von Calamintha Acinos, ein
Fruchtkelch von Scleranthus annuus und die mit
Pilzfäden bedeckte Epidermis eines Grasblattes. Nachdem diese
Funde in Sicherheit gebracht worden waren, wurde die in
noch mehr Wasser vertheilte Masse auf einem gewogenen
Filter gesammelt, durch Waschen mit Wasser von den lös-
lichen organischen Stoffen befreit und bei 100® getrocknet
Ihr Gewicht betrug jetzt 1,138 g. Bei der Analyse fanden
sich darin 98,42 % Sand, 0,21 % Eisenoxyd und unbestimm-
bare Spuren von kohlensaurem Kalk. Von letzterem war so
wenig vorhanden, dass das IJebergiessen mit Salzsäure kein
Brausen zur Folge gehabt hatte. Die Masse bestand somit
aus einer sehr leichten Ackererde. Dass sie keinenfalls Asche
sein konnte, ergab sich aus einigen Bestimmungen in der
gleichzeitig übersendeten Asche. Diese brauste mit Säuren
sehr stark auf und enthielt 52,31 % Sand, 35,23^0 kohlen-
sauren Kalk und 0,35^0 Eisenoxyd nebst vielen Kohlen-
splittern. Von letztern war in der aus der Luftröhre ge-
nommenen Erde nichts zu entdecken gewesen.
Es blieb somit noch festzustellen, ob die Erde aus der
Luftröhre vielleicht identisch mit der Kellererde oder der
Erde vom Felde war. Zu diesem Zwecke wurde zuerst
die Kellererde mit Hilfe der Lupe untersucht. Es fanden
sich darin viete Reste von Cerealien (Stroh, Spelzen,
Grannen u, s, w.) Früchte anderer Gräser, aber nicht von
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Bsanter Fall der Deutung einer
röbere Wurzeltheilo, als ai
waren. Die Analyse
i beim üebergiessen mii
4,94 7o Sand, 2,47^0 ^^
syd.
suchung der Erde vom I
zelfasern, ähnlich de]
ie Fruchtkelche vor
B von Labiaten, unt
und Grasfrüchte, dai
usserdem wurden viele an
iir den vorliegenden Zwec
brauste die Erde nicht
; der in Frage kommend
md, 0,35 7o Eisenoxyd un
leichung aller gewonnener
ilagendste hervor, dass
äine der aus der Luftri
mmensetzung besass, das
imens von Erde des Feld
wurde, erstickt war. 0
3rn oder durch absichtlicl
lehen war, das zu findet
tersuchung überlassen ble
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T^
59
B, Monatsbericht.
X. allgemeine' und ange^wandte
Cliemie.
Bedeutung der Ozonreactlonen.
Während Schönbein und ihm sich anschliessend, noch
bei weitem die meisten Physiologen und Physiker, das Ozon
als electrochemische Zerlegungszustände des gewöhnlichen
Sauerstoffs ansehen, in consequenter Ausbildung der Ber-
zelius'schen Theorie, basirt Prof. Binz nach Vorgang von
Clausius einer- und Gerhardt -Laurent andererseits, seine
Anschauung auf Analogie der Molecularconstitution der elemen-
taren Gase und denkt sich demgemäss 1 Molecul O* be-
stehend aus 2 Atomen 0^-j-O^, deren Affinitäten im Molecul
zunächst gebunden sind. Würde nun aber der Sauerstoff 0^
durch die Ozonosirung wirklich gespalten, so müsste mit dem
stärkeren Oxydationsvermögen eine Verdünnung , bezw. Ver-
grösserung des Volums eintreten; es tritt aber das Gegentheil,
eine Verdichtung des Sauerstoffs ein. Femer tritt bei der
Einwirkung von Jodkalium auf Ozon, trotz der Umsetzung
2KJ in £^0*) + J2 keine Vplumabnahme ein. Das Ozonmolecul,
indem es übrigens gemäss dem Avogadro'schen Gesetze den
Raum von 2 AI. H. einnimmt, muss grösser sein als 0^,
wenigstens und wahrscheinlich = 0^ Den Vorgang der
Ozonisation würde dann folgendes Schema versinnlichen:
302=203=2 (02 + 01).
Diese Hypothese ist nicht allein geeignet Oxydationen,
die gewöhnlicher Sauerstoff nicht einleiten kann (Indigo zu
Isatin) zu erklären, sondern sie erhellt auch unsere An-
schauung darüber, dass reducirende Substanzen wie schweflige
Säure bei ihrer Oxydation aus gewöhnlichem Sauerstoff Ozon
*) 0 = 16'
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60
Bedeutung der Ozonreactionen.
bilden, bezüglich Guajaktinctur bläuen. Wenn feuchtes
Schwefelsäuregas mit Sauerstoff sich schnell oxydirt, würde
dies folgendem Schema entsprechen: S0* + H^O + 0^ =
H^SO* + 0, während die Schwefelsäurebildung mit Hülfe von
Ozon entspräche: SO« + H20 + 03=H2SO*+02. Dass die
Guajakreaction in der That charakteristisch Ist, geht ent-
schieden aus anderen parallelen Reactionen (Indigo zu Isatin)
hervor, wenngleich wir also die Natur des entstehenden
blauen Products noch nicht elementaranalytisch kennen, ist
deren Anwendung als schärfste und bequemste jedenfalls
gerechtfertigt.
Für den chemischen Effect ist es nun gleichgültig, ob
dieser active Sauerstoff 0^ von Wasserstoffsuperoxyd, H^O^,
MnO"^ oder 0^ herzuleiten ist, obwohl man passend nur die
0^, die von letzterem herrühren, Ozon bezeichnen mag. Die
Hauptquellen der 0* Erzeugung sind Electricität, 'gewisse
Superoxyde und die langsame Verbrennung. Letztere, im
Organismus stattfindend, setzt auch die Bildung von activem
Sauerstoff voraus, und in der That bewirken sowohl pflanz-
liches als thierisches Protoplasma die Bläuung der Guajak-
tinctur. Wie Görup - Besanez nachwies, hat gewöhnliches
Eiweiss sogar stärkere Affinität activen Sauerstoff aufzu-
nehmen, insofern in seiner Gegenwart Guajaktinctur nicht
gebläut, und schon gebläute durch Zugabe von ersterem
wieder entfärbt wird. Auch erklärt sich durch die Erzeugung
von 0^ im Thierleibe der Umstand, dass schwefligsaure Salze
im Harne als schwefelsaure, das Chinin als Dihydroxylchinin
wieder erscheinen, ferner die Oxydation der Harnsäure in
Harnstoff und Kohlensäure: C^H^N^O» + 2H«0 + 0^ =
2CH*N20 + 3C02 u. a. m.
Schliesslich weist der Verfasser die Einwände Schönn's
gegen die Anwendung der Guajaktinctur zurück, da derselbe
einestheils nait oxydirenden Substanzen direct operirt , andern-
theils sich nicht hinreichend gesichert habe, vor dem oxy-
direnden Einfluss kleiner Organismen wie bei Anwendung des
Chlorcalciums und Bleizuckers. . (Berl. Min, Wochenschrift.
1872, Nr, 30, Chem. CentralU. 1873. S, 72 u. f.) Et.
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Verhalten des Ozons zum 'Waflsef. 61
Yerhalten des Ozons zum Wasser.
Nachdem Carius entgegen den Behauptungen von
Schönbein, Marignac, Andrews u. A., welche ver-
sichern, Ozon löse sich nicht in Wasser, bewiesen hat, dass
ozonreiches Sauerstoffgas, bei niederer Temperatur (0,5 — 5*^)
durch Wasser geleitet, damit eine Flüssigkeit bildet, welche
die Reactionen des Oz;yns zeigt und etwa 1 Volumprocent
Ozon enthält, hat Rammeisberg Versuche gemacht, um
nachzuweisen, ob auch bei gewöhnlicher Temperatur durch
Einleiten von ozonhaltigem Sauerstoff oder ozonhaltiger Luft
eine Flüssigkeit erhalten werden kann, welche Ozonreactionen
zeigt und als Ozonwasser bezeichnet werden kann.
1) Mit Hilfe einer S i e m e n s'schen Rohre und eines
Ruhmkorffschen Apparates ^wurde reines Sauerstoffgas oder
auch Luft ozonisirt und durch Wasser geleitet. Das aus dem
Apparat ausströmende Gas -gab starke Ozonreaction , das
Wasser aber nicht.
2) Atmosphärische Luft wurde über Phosphor geleitet,
welcher theilweise von Wasser bedeckt war und trat dann
in Wasser. Auch hier wirkte das ausströmende Gas stark
auf Ozonreagentien , das Wasser dagegen nur auf Jodkalium
und Stärkekleister und zwar sehr schwach.
3) Sauerstoffgas durch einen Apparat, in welchem Schwefel-
säure mit Baryumsuperoxyd in Berührung trat, in Wasser
geleitet, entwich sehr stark ozonhaltig aus letzterem. Das
Wasser selbst gab keine Ozonreactionen.
4) Krystallisirtes übermangansaures Kali wurde in
Schwefelsäure getragen, während Sauerstoff darüber hin in
Wasser geleitet wurde. Letzteres nahm einen chlorähnlichen
Geruch an und gab die bekannten Ozonreactionen. Bei
näherer Untersuchung aber fand sich, dass die Ozonreactionen
nicht durch Ozon, sondern durch Chlor hervorgerufen wurden,
welches einer Verunreinigung des übermangansauren Kalis
durch überchlorsaures Kali entstammte. Ein fast chlorfreies
Salz lieferte mit Schwefelsäure kein Ozon. Ein Geruch war
kaum zu bemerken und die Reaction auf Jodkaliumstärke war
80 schwach, dass sie offenbar von der geringen Quantität
verunreinigenden Chlors herrührte. Hiernach dürften die
Angaben von Schönbein und Böttger über die Ozon-
bildung aus übermangansaurem Kali zu rectificiren sein.
Schliesslich wurde Ozonwasser von Krebs, Kroll u. Co.
untersucht. Dasselbe gab in der That Ozonreactionen, aber
gleichzeitig lieferte das Wasser aller Flaschen mit Silber^
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Pabrikmässlge Darstellung von Jod- und Bromkaliura e
Chlor'silber. Der Inhalt einer derselben =
,021 AgCl, was einem Chlorgehalt von 0
Th. Wasser entspricht.
3itet man einen Luftstrom durch Chlorkalklösi
urch Wasser, so nimmt letzteres eine gering
iloriger Säure auf und zeigt dann genau dasse
wie das untersuchte Ozonwasser. (Ber, d.
ies. 1873. S. 603.)
ouässige Darstellung ron Jod - and Bron
aas den Eelpmutterlaagen.
ach E. Sonstadt besteht dieses Verfahren
idlnng der in den Kelpmutterlaugen enthalte]
1 in Jodsäuresalze, Fällen der Jodsäure di
8 Barytsalz, Erhitzen des Niederschlags m
; von schwefelsaurem Kali, wodurch man j
Lösung erhält. Abdampfen dieser letztern zur
zen des Rückstandes und Krystallisiren der Lös
se Weise erhaltenen geschmolzenen Jodkaliumi
le Umwandlung der Jodalkalien in den Mutt
.säuresalze wird nach einer von den nachs
len ausgeführt. Es ist aber anzurathen, zuni
• Mutterlauge enthaltene Schwefelsäure durcl
ilösung ganz oder theilwei^e zu fallen, weil 1
^Torhandene Kieselsäure und andere Verunreii
iiieden werden und der später erzeugte Niec
Isaurem Baryt bisquemer zu behandeln ist. 1>
Lerung dieses Niederschlags wird dann die Mui
Zerstörung der in ihr enthaltenen organiscl
i zur Trockne verdampft und der Rückst;
zen.
ie Schmelze wird in Wasser gelöst und die (
;keit nach Abscheidung des ungelöst gebliebeui
3, sofern man sie mittelst eines der im Nachs
ebenen Processe, mit Ausnahme des letztei
ibenen, zu behandeln beabsiclitigt, durch Zug
ichem oder kohlensaurem Alkali alkalisch gema
ügt man soviel Alkali hinzu, dass auf jede
enen Atom Jodid ungefähr 5 Atome kaustisc
ome kohlensaures Alkali kommen. Hierauf l
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Verfahren zur Bestlmmurig des Jods in Kelplaugen etc. Cf»
SO vorbereitete Flüssigkeit nach einer der folgenden Methoden
zur Umwandlung des in ihr enthaltenen Jodids in Jodat weiter
yerarbeitet werden.
1) Man leitet so lange Chlorgas durch die Flüssigkeit
bis alies Jodid in Jodat verwandelt worden ist.
2) Man versetzt die Flüssigkeit so lange mit einer
Lösung von übermangansaurem Kali, bis ein schwache, aber
bleibende rosa Färbung Entsteht. Dann wird die Flüssigkeit
vom Manganniederschlage getrennt und der letztere mit
Natron allein, oder mit Natron und Salpeter im Ofen auf
Uebermangansäuresalz für eine folgende Operation vorbereitet.
3) Man leitet durch die verdünnte Lösung einen elec-
trischen Strom. Diöses Verfahren wird sich in Fällen, wo
man Electricität mit Hülfe von durch "Wasserkraft getriebenen
electromagnetischen Maschinen erzeugen kann, als zweck-
mässig und billig erweisen.
4) Die auf angegebene Weise gereinigte Mutterlauge
wird unter Zusatz von je einem Atom chlorsaurem Kali auf
jedes vorhandene Alkalijodid zur Trockne abgedampft und
dann vorsichtig, ohne die Temperatur zur Rothgluth zu
steigern, so lange erhitzt, bis das Jodid in Jodat umge-
wandelt ist.
Nachdein aus der Mutterlauge die Jodsäure ausgesjßhieden
ist, kann man das in Lösung zurückbleibende Bromid nach
dem ersten oder vierten Verfahren in Bromsäure - Salz um-
wandeln und aus diesem nach der zur Darstellung von Jod-
kalium angegebenen Methode Bromkaliüm gewinnen, der
zweite und dritte Prozess sind zur Bildung von Brbmsäuresalz
nicht anwendbar. (Aus Chemical News, voL 26. p. 183.
1872. Bingler's polytechnischem Journal. Bd. 207. Heß 2.)
jR. b:
rfahren zur Bestimmung des Jods In Eelplangen
nnd Mineralwässern.
Versetzt man eine, ein Jodid in Lösung enthaltende
Bsigkeit mit einem übermangansaurem Alkali , so wird das
id in Jodsäuresalz umgewandelt, vorausgesetzt, dass genug
58 Alkali oder kohlensaures Alkali zugegen ist, um das
iwerden von Jod zu verhindern. Diese Thatsache fand
Sonstadt brauchbar zur quantitativen Bestimmung des
es,
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64 Verfahren zur Bestimmung des Jods in Kelplaugen etc.
Alkalische Lösungen von Chloriden und Bromiden werden
von Uebermangansäurelösungen nicht im mindesten ange-
griffen. Ebensowenig wird dia durch ein übermangansaures
Salz bewirkte Umwandlung eines Jodids in Jodat durch
Chloride, Bromide öder, irgend andere Salze beinträchtigt.
Selbst organische Substanz verhindert diese Umwandlung
nicht, wenn das übermangansaure Salz in genügendem
Ueberschusse zugesetzt wird. #
£. Sonstadt versetzt nun die das Jodid enthaltende
Salzlösung mit einer Lösung von übermangansaurem Kali, bis
eine bleibende schwache Chamäleon - Färbung entsteht. Zu-
nächst wird die Lösung alkalisch gemacht, am Besten mit
Aetznatron, von welchem man ein der Menge des vor-
handenen Jodids entsprechendes Quantum hinzufügt, d. h.
soviel, dass die Möglichkeit eines Freiwerdens von Jod' aus-
geschlossen wird. Dann wird die Flüssigkeit filtrirt und falls
sie nicht bereits ein Schwefelsäuresalz enthält, mit einer
geringen Menge eines solchen versetzt. Hierauf wird ein
kleiner Ueberschuss von Chlorbaryum zugefügt und der ent-
standene Niederschlag nach dem Abfiltriren und Auswaschen
mit einer Lösung von überschüssigem schwefelsauren Kali
erhitzt. Die filtrirte Lösung enthält die ganze Menge des in
der zur Analyse verwendeten Flüssigk^t ursprünglich vor-
handen gewesenen Jods als jodsaures Kali. Die Menge der
Jodsäure kann auf volumetrischem^ Wege bestimmt werden ;
oder man glüht das Gemenge von Jodat- und Sulphat bei
schwacher Rothglühhitze und bestimmt das zurückbleibende
Jodkalium entweder volumetrisch oder durch Wägung. Bei
diesem Verfahren ist die durch übermangansaures Kali in
alkalischer Lösung bewirkte Umwandlung des Jodids in Jodat
eine vollständige, ebenso die Fällung der Jodsäure durch
ein Barytsalz in Gegenwart eines Schwefelsäuresalzes und
die Zersetzung des jodsauren Baryts durch Erhitzen mit einer
Lösung von überschüssigem schwefelsaurem Kali. {Aus
Chemical News. Bd. 26. 1872. Dingler's polytechnisches
Journal. Bd. 207. Heft 2) R. B.
Ein die Oxydation und Kedaction betreffender
instructiver Vorlesungsversucli.
Reducirt man nach Thomson kleine flache, aus Gummi-
wasser und Kupferoxyd hergestellte Cylinder bei niedriger
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Notiz zur Auffind. d. Schwefelverbind. — Ueber Chloralbest. 65
Temperatur durch WasserstofiFgas und lenkt sie schwach
angewärmt , in eine Atmosphäre mit Sauerstoff ein , so werden
sie plötzlich glühend und glühen bis zum Ende der Oxydation
fort; bringt man sie jetzt in eine Atmosphäre mit Wasser-
stoffgas, so beginnt ein neues Glühen und die Cylinder
werden zu metallischem Kupfer reducirt. Dieser Versuch
bietet das interessante Phänomen, dass ein Körper zweimal,
zuerst im Sauerstoff, dann im Wasserstoff verbrennt. {Jahres-
bericht des yhysikal. Vereins in Frankfurt ajM. Neues
Repertorium für Pharm, von Buchner, Bd, XXIL Heft i.)
Notiz zur Auffindung der Sehwefelrerbindungen
mittelst des Lothrohres.
Eine der schärfsten und einfachsten Proben auf Vor-
handensein von Schwefelverbindungen besteht bekanntlich darin,
dass man die ,zu untersuchende Substanz mit kohlensaurem
Natron gemengt auf Kohle vor dem Löthrohr reducirt und
die Schlacke mit Wasser befeuchtet auf eine blanke Silber-
münze legt. B, Tolle ns macht nun darauf aufmerksam,
dass diese Probe nur bei Anwendung einer Oelflamme oder
Kerzenflamme massgebend sein kann, da Leuchtgas soviel
Sohwefelverbindungen enthält , dass man bei Anwendung einer
Gasflamme auch mit reiner Soda nach nur eine Minute
andauerndem Blasen die Schwefelreaction erhält. {Berichte
d. d. ehern, Gesellschaft 1873, S. 593.) E. M.
Ueber Chloralbestimmung.
Victor Meyer und H. Heffter haben eine neue
Methode der Werthbestimmung des Chloralhydrats mitge-
theilt, welche sich auf die bekannte Zersetzung des Chloral-
hydrats durch Alkalien in Ameisensäure und^ Chloroform
gründet. Diese Zersetzung verläuft nach der Gleichung:
C^Cl^HSO» + NaOH = CHCF + HCO^Na + H^O*)
oder nach älterer Schreibweise
C*HC1802(HO)2 + NaO.HO=C2HCl3 + ]&aO.C2HÖ8 + (HO)2
Chloralhydrat Natriumhydrat Chloroform ameisens. Natron
*) 0 = 16.
Arcli, a. Pharm. IIT. Roibe. IIT. Bds. 1. Hfl.
5
Digitizedby Google
66 Üeber Chloralbestimmung.
Während nun nach früheren Bestimmuilgsmethoden die
Menge des ausgeschiedenen Chloroforms gemessen wurde,
titriren die Verfasser durch Normalnatronlauge einfach die an
Natron tretende Ameisensäure.
Da so 1 Mol Chloralhydrat 1 Mol. Natron neutralisirt, so
werden zur Neutralisation von 165,5 g. Chloralhydrat 1000 CC.
Normalnatronlauge verbraucht. Trägt man also eine gewogene
Menge von Chloralhydrat in ein gemessenes Volum über-
schüssiger Normal - Natronlauge und bestimmt • das über-
schüssige Natron durch Normalsäure, so ergiebt sich das
verbrauchte Natron und aus ihm die vorhandene Menge
Chloralhydrat (x) nach der Gleichung
^_(a-b) 165,5
1000 ^*
wenn a die angewandte Anzahl CC. Normalnatronlauge, b die
zum Zurücktitriren erforderlichen CC. Normalsäure bedeuten.
Es ist zu bemerken, dass die Anwendung von Normal-
natronlauge nothwendig ist, da 7io normale Lauge nur lang-
sam und unvollständig einwirkt.
Dass die in Vorsehlag gebrachte Methode scharfe Resul-
tate liefert, ergiebt sich aus einigen Bestimmungen, welche
nach derselben unter Anwendung chemisch reinen, von
Merck bezogenen Chloralhydrats ausgeführt wurden. Die-
selben ergaben statt 100% Chloralhydrat 99,94 und 100,09%.
Wenn das Chloralhydrat mit freier Salzsäure verunreinigt
ist, so muss letztere vor dem Vermischen mit der Normal-
natronlauge durch Schütteln der wäsarigen Lösung der ge-
wogenen Menge Chloralhydrat mit kohlensaurem Kalk und
Filtration abgestumpft werden. Die dabei frei werdende
Kohlensäure entweicht schon beim Schütteln der Flüssigkeit
mit dem im Messcylinder enthaltenen Luftvolum.
Unter Einhaltung der letzterwähnten Bedingungen wurden
in reinem Chloralhydrat, welchem absichtlich Salzsäure zuge-
setzt worden war statt 100 % 99,81 % Chloralhydrat ge-
funden. (JBer. d. deutsch, ehem. Ges. 1873, S. 600.)
Hieran anschliessend, erlaubt sich Ref. den Vorschlag zu
machen, in pharmaceu tischen Laboratorium die Bestimmung
praiptisch folgendermaassen auszuführen:
^20 Mol. Chloralhydrat in Grammen = 8,28 g. wird in
wenig Wasser gelöst, 60 CC. Normalnatronlauge hinzugefügt,
zur sichern Beendigung der sogleich eintretenden Reaction
gelinde erwärmt und der Ueberschuss ' des Natrons durch
Normalsäure titrirt. Wäre absolut reines Chloralhydrat ange-
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üeber Phenantbren , einen mit Anthraeen isom. Kohlenwasserstoff. 67
wendet worden, so hätte man 10 CC. Normalalkali zu viel
zugesetzt, welchen entsprechend ebensoviel Normalsäure zur
Herstellung der Neutralität verbraucht worden wäre. Jeder
CC. Säure mehr entspricht zwei Procent Chloralhydrat weniger.
Man hat also bei der Berechnung die Zahl der Kubik-
centimeter Normalsäure, welche man zum Zurücktitriren des
überschüssig zugesetzten Alkalis gebraucht hat, von den
angewendeten 60 CC. Normalnatronlaugo abzuziehen und den
Rest mit 2 zu multipliciren , um sogleich den Gehalt des
Chloralhydrates in Procenten ausgedrückt zu erhalten.
E. M.
lieber Phenantbren 9 einen mit Anthraeen isomeren
Kohlenwasserstoff.
In den Berichten d. deutschen ehem. Ges. 1872 S. 861
-^ntlicht C. Grabe die Zusammensetzung und die Eigen-
in* eines mit dem Anthraeen, der interessanten Mutter-
az des Alizarins , isomeren Kohlenwasserstoflfes , welchen
Fittig (Ber. d. ehem. Ges. 1872, S. 806) beobachtet,
licht richtig erkannt hatte,
rräbe gewann diesen Körper aus Rphanthracen und
ihn nach dem Umkrystallisiren aus Alkohol als eine
>5® schmelzende, bei 340® siedende Substanz, deren
ie zu der Zusammensetzung G^*H^®*) führte. In Benzol,
felkohlenstoff, Aether, heissem Alkohol ist der Kohlen-
*stoff leicht, in kaltem Alkohol schwieriger löslich. Wie
das Anthraeen verbindet er sich mit Picrinsäure
;rophenol) zu einem schön krystallisirenden Picrat
0 + C^H« (NO«) »OH. Unter dem* Einflüsse der ChTom-
oxydirt er sich gleich seinem Isomer, dem Anthraeen,
2H austreten und zwei 0 als die Gruppe — 0 — 0 —
Lommen werden, zu dem Chinon C^^H^O^, wiewohl
jcydation mit weit grösserer Schwierigkeit stattfindet,
im Anthraeen. Concentrirte Salpetersäure löst dieses
1 mit rother Farbe, ohne es selbst beim Kochen ^u
n. Ein Gemenge von Schwefelsäure und Salpetersäure
an verwandelt es in das Dinitroproduct C^*Hß(NO«) *0^
hinon wird ähnlich wie Anthrachinon bei der Behand-
nit Natronlauge und Zinkstaub unter Reduction gelöst,
während Anthrachinon sogleich mit rother Farbe in
g geht, tritt? hier zuerst Grünßirbung, sodann ein
0= I6j 0= 12.
6*
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68 Üeber Phezianthren, einen mit Antbracen isom. Kohlenwasserstoff.
schmutziges Roth auf. Die gleiche Veränderung mit umge-
kehrter Eeihenfolge der Farben zeigt die so erhaltene Lösung
bei der Oxydation durch den Sauerstoff der Luft.
Eine grössere Abweichung als in den bisher erwähnten
Reactionen vom Verhalten des Anthracens zeigt der neue
Kohlenwasserstoff unter dem Einflüsse der Schwefelsäure.
Während Anthracen durch concentrirte Schwefelsäure verkohlt
wird, bildet jener mit diesem Reagens auf 100^ erhitzt ohne
Spur einer Verkohlung eine Sulfosäure von der Zusammen-
Q1429 HO
Setzung TTQ > SO^, d. h. Schwefelsäure ttq> SO^, deren
einer Wasserrest HO durch den einwerthigen Rest des
Kohlenwasserstoffes, C^*H^ ersetzt ist, nach der Gleichung:
HO * ni^TT»
C14H10 +^J^> S0«=H20+ ^jjj > SO^
Ein weiteres Licht über die Natur des besprochenen
Kohlenwasserstoffes bringt uns eine Abhandlung von E. Os ter-
ra ay er und R. Fittig (Ber. d. ehem. Ges. 1872, S. 933).
Nach diesen Forschern wird Anthrachinon durch Kochen mit
einem Gemenge aus 1 Th. saurem chromsaurem Kali und
17» Th. concentrirter Schwefelsäure, welche vorher mit dem
dreifachen Volum Wasser verdünnt wurde , nicht angegriffen,
während das Chinon des neuen Kohlenwasserstoffes mit dem
erwähnten Oxydationsgemiseh eine wohl characterisirte zwei-
basische Säure von der Zusammensetzung C^^H^^OS aufgelöst
C«H^ — CO-OH
I
C^H*— CO — OH
liefert Dieser wird der Name Diphensäure ertheilt, im
Hinblick darauf, dass sie als die Dicarbonsäure des Diphenyls
aufzufassen ist. Aus Alkohol oder Wasser crystallisirt dieselbe
in glänzenden Blättchen oder monoclinen Prismen, welche den
Schmelzpunkt 226® besitzen. Erhitzt man das Kalksalz dieser
Säure mit überschüssigem Aetzkalk, so bildet sich nicht, wie man
C^H^
erwarten sollte, Biphenyl <n6TT5' sondern der Körper
C^H*
I >co,
C^H^
welcher in Rücksicht auf die Aehnlichkeit seiner Constitution
CH*
mit der Structur des Acetons oder Dimethylketons CH^*^ ^^'
den Namen Diphenylenketon erhält. Dieser in grossen
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lieber Phenanthren ^ einen mit Anthracen isom. Kohlenwasserstoff. 6d
dünnen Tafeln oder langen Nadeln von hellgelber Farbe
crystallisirende , bei 83^,5 — 84® schmelzende Körper, dessen
Siedepunkt über 300® Hegt, bildet sich aus der Diphen-
säure in durch folgende Gleichung versinnlichter Weise
C6H*— CO— OH C«H*
I =1 >CO + CO« + H«0
C6H*-^C0— OH C«H*
Das Diphenylenketon verbindet sich, mit Kaliumhydrat
geschmolzen, mit diesem zu dem Kdliumsalz einer neuen
C6H*-C0-0K,
Säure, der Diphenylmonocarbonsäure |
C«Hö-
aus welchem durch Zusatz einer Säure die Diphenylmono-
carbonsäure als ein in kaltem Wasser schwer, in heissem
leicht löslicher in gut ausgebildeten Krystallen nicht zu
erhaltender Körper von 102 — 103 ® Schmelzpunkt abge-
schieden wird.
Aus diesen Eeactionen des Kohlenwasserstoffs ist ein
Schluss auf dessen wahrscheinliche Constitution zu ziehen.
Derselbe ist danach Diphenyl, | , in welchem 2H durch
C^Hö
die zweiwerthige Gruppe C^H^ ersetzt sind, etwa in der
Weise wie folgendes Diagramm andeutet:
H
H (
D H
n
1
c
O^^nC^^
1 II
"-c-
c c
II
c
1
c
H
Sieht man von der Stellung der Gruppe C*H* zu den
beiden das Diphenyl bildenden Benzolkernen ab, so kann
man einfacher die Formel des Kohlenwasserstoffs schreiben
C6H*— CH
I i
C«H*-CH
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ixeUy einen mit Anihracen is
diesem Kohlenwasserst
Zasammenhang mit den
thracen der Name Ph(
hrte Formel zu , so ist (
festgestellt. Dieselbe is
. h. man hat das Anth
1, die durch die Grup]
ätoff nur einfach gebun
•t werden.
h F i 1 1 i g wahrschein
ien Kohlenwasserstoffe f
)achtung von C. Grabe
»nach das Chinon des P
er grossen Menge Natrc
^ zerßillt:
-0 C^Hö
I + 4NaOH= I
-0 C«H5
hinon Dipheny
agegen zerlegt sich '
abstehender Weise.
) — 0 C^B
I + 4NaOH =
) — C C«B
liinon 2 Mol. ]
ilso beim Phenanthrenc
lien Molekül verbunden
ag desselben verbunden
beim Anthrachinon, des
^en, bei der Zersetzui
die Benzolreste erfahr
den Wasserstoff des !
igung.
ist es C. Grabe (Ber
n, das Phenanthre
man nämlich den Kohlei
C«H5 — CH
II
C6H» — CH
endes Rohr, so zerle
undToluol (Methylbei
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lieber Nitrotoluen. — Acetocinnamon. 71
C6H5 — CH C^H^ — CH
3 II =^ I II +2C«H5-^CH3
C«H5~CH C«H*— CH
Slilben Phenanthren Toluol
Das gebildete Phenanthren wurde durch Analyse des
aus ihm gewonnenen Chinons identificirt. E. M.
Ueber Nitrotoluen.
Rosenstiehl hat die Thatsache, dass bei der Re-
duction des Nitrotoluens stets zwei isomere Alkaloide, das
Toluiden und das Pseudotoluiden resultiren, einer genaueren
Untersuchung unterzogen und gefunden, dass das Nitro-
toluen stets ein Gemisch von zwei isomeren Modifica-
tionen ist, während nur ein Toluen existirt, mag der
Ursprung desselben sein, welcher er will. Diese beiden
Nitrotoluene bilden sich bei Behandlung des Toluens mit
Salpetersäure stets zu gleicher Zeit.
Die eine Modification bezeichnet ß. mit a, sie ist crystal-
lisirbar, schmilzt bei 52^, siedet bei 237^, giebt bei der
Reduction Toluidin und bei der Oxydation mit Chromsäure
Nitrodracylsäure.
Das !N^itrotoluen ß ist flüssig und liefert bei der Keduc-
tion Pseudotoluiden. (AnnaL de Chim. et de Phys. i, Serie,
Band 27. Seüe i33.) Fcs.
Acetoeinnämon.
Es sind bis jetzt keine Thatsachen bekannt, nach
welchen es möglich wäre, die Aldehyde direct in Ketone
umzuwandeln. A., Lei st hat nun diese Aufgabe zu lösen
versucht, und glaubt, dass es ihm wenigstens insoweit ge-
lungen ist, dass er das Acetocinnamon aus Zimmtaldehyd
und Methylalkohol durch Erhitzen mit einem wasserentziehen-
den Mittel dargestellt hat. . Zu diesem Zwecke mischte er in
einer geräumigen Retorte , die mit aufsteigendem Kühler ver-
bunden war , 20,0 g. Zimmtaldehyd mit 5,0 g. Methylalkohol,
fügte 20,0 g. staubtrocknes Chlorzink hinzu und erhitzte einen
Tag lang vorsichtig im Sandbade bis 150<^ C. Die Masse
wurde hierbei schnell dunkel und schäumte im Anfange sehr.
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Dar stellungs weise von Methintrisulfonsäur
e die Masse der Destillation iinte
ätand aus einer farblosen, wässrigen,
len, öligen, schweren Flüssigkeit.
(BS Seheidetrichters getrennt, und die
der fractionirten Destillation unte
0^ bis 280 C. wurde mit Chlorcalcii
md abermals fractionirt, und das :
Jebergehende für sich aufgefangen,
ilyse ein mit dem für das Acetocin
übereinstimmendes Resultat.
Gefunden. Berechn
C 82,70 C 82,1
H 6,45 H 6,^
0 10,85 • 0 10,t
100,000 100,(
Hssertat Jena 1872)
teilungsweise von Methintrisulfonsaure.
man nach der von Eathke gegebenen Vorschrift
mit einer concentrirten Lösung von schweflig-
i zusammen bringt, so erhält man ausser Chlor-
L schwefelsaurem Kali das nitroformendisulfonsaure
les bei seiner Leichtlöslichkeit in heissem, seiner
3hkeit in kaltem Wasser leicht rein erhalten werden
raus hat 0. Krause die reine Säure dargestellt,
las Kalisalz mit Weinsäure behandelte, dadurch
e saures weinsaures Kali aus , der übrige noch in
ibende Theil desselben wurde durch Alkohol abge-
Die alkalische Lösung der Säure wurde unter der
über Schwefelsäure verdunsten gelassen, wobei
in langen, schönen Nadeln auskrystallisirte , die
b bald zerflossen. Die Säure steht der Schwefel-
nahe, und ihr Blei- und Barytsalz ist sehr schwer
Das nitroformendisulfonsaure Kali wurde mit
irem Kali in ein Grlasrohr eingeschmolzen, und
lang auf 180^ C. erhitzt. Das Salz hatte sich
umgesetzt, die überstehende Flüssigkeit enthielt
res Kali und Ammoniak, und das methintrisulfon-
krystallisirte sehr gut aus. Die freie Säure lässt
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Neuer rother Farbstoff aus Anilin. 73
sich leicht aus dem Barytsalze darstellen, welches man erhält,
wenn man das gelöste methintrisulfonsaure Kali mit Chlorbarynm
mischt, man darf dann das entstandene Baryumsalz nur mit
Schwefelsäure zersetzen. {InauguraUissertat des Verf. Jena
1872.) Kr.
Neuer rother Farbstoff ans Anlliu.
Bringt man nach M. F. »Hamlet zu 25 — 30 g. Anilin,
tropfenweise, in einen Glaskolben, einige Tropfen Chlor-
schwefel^ indem man den Inhalt der Kolben, um eine Ver-
kohlung zu vermeiden, in fortwährender Bewegung erhält, so
erhält man nach Verlauf von 5 — 10 Minuten, oft auch
unmittelbar nach erfolgter Mischung, ein rothes harziges
Product. Durch Lösen desselben in starker Essigsäure erhält
man nach der Filtration eine prachtvoll rothgefärbte Flüssig-
keit, die, vorsichtig zur Syrupsconsistenz eingedickt, einen
brillanten fast schwarz aussehenden Körper hinterlässt, welcher
sowohl in Essigsäure, wie in Aether und Alkohol mit schön
fuchsinrother Farbe löslich ist. (Moigno's: Les Mondes. 1873.
Nr. 8, pag. 336. Folytechn. Notizbl. v. Böttger. XXVIILJahrg.
1873. Nr. 7.) C. S.
Vorkommen der Arabinsänre (Onnimi) In den Zuckcr-
rttben nnd fiber den Arabinzncker. (Grummi^ucker.)
In den Bimkelrüben findet sich ein unkrystaUisirbarer Kör-
per, w^elcher von Fre-my als Metapectinsäure bezeichnet w^irde.
Nach Scheib 1er kommt diese Substanz nicht in den Rüben
jeden Jahrganges in solcher Menge vor, dass ihre Darstellung
möglich wäre. In manchen Jahren aber tritt sie in solcher
Quantität auf, dass die Gewinnung des Zuckers dadurch aus-
serordentlich erschwert werden kann. Im Jahre 1872 — 73
war die Menge der Substanz in den Rüben so gross, dass
Scheib 1er Gelegenheit fand., sie einer neuen Untersuchung
zu unterwerfen, als deren Resultat sich herausstellte, dass
der betreffende Körper nicht der Pectingruppe angehört, son-
dern Arabinsäure ist. Die Zusammensetzung und alle
Eigenschaften wurden vollständig mit denen der Arabinsäure
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74 Vorkommen der Arabinsäure in den Zuokerrü
aus Gummi arabicum übereinstimmend gefund
grossen üebereinstimmung konnte die Identit
früher als vollständig erwiesen betrachtet wei
gelang, auch die üebereinstimmung der Zucki
sich beim Kochen des Gummi arabicum sowohl
Metapectinsäure genannten Substanz mit j
Schwefelsäure bilden, nachzuweisen. ' Es fai
That, dass der aus Rübengummi gewonnene I
seinen Eigenschaften mit dem aus Gummi arabi
ten übereinstimmte: Beide besassen denselben
waren gährungsfahig, hatten das gleiche Dre
für pcjarisirtes Licht (nach rechts), und dieselb
Aus allem geht demnach hervor, dass die
Namen Metapectinsäure bezeichnete Substanz i
identisch mit dem Hauptbestandtheile des Gi
Unter normalen Verhältnissen kommt dieselbe
und gesunder Rüben wahrscheinlich zum grc
unlöslicher Form, als sogenannte Metaral
in welcher Form sie den Hauptbestandtheil dei
inis bildet. In dieser Form quillt sie in Wass
gallertartigen Masse auf, welche das Ansehen c
hat und die man in allen Zuckerfabriken bei
nungsstationen sehr häufig zu sehen Gelegenhei
nicht normalen Verhältoissen jedoch, so in an§
oder solchen, welche erhitzten Miethen entt
Rüben gewisser Jahrgänge (1872/73) findet s
säure in löslicher Form vor und ist dann beir
des Zuckers ausserordentlich hinderlich. In
Form geht die Metarabinsäure auch sogleich 1
kung alkalischer Flüssigkeiten über.
Eigenthümliche Verhältnisse walten noch
optischen Drehkraft der Arabinsäure ob. .Währ
annahm, dass sämmtliches Gummi arabicum
polarisirten Lichts links dreht, ergab die Uni
5 unverfälschten Sorten arabischen Gummis,
linksdrehend, 2 aber rechtsdrehend waren.
Tabelle finden sich diese Verhältnisse nebst d
des durch Kochen mit Schwefelsäure aus den
Gummiarten entstehenden Zuckers und der
derselben zusammengestellt.
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Vorkommen der Arabinsäure in den Zuckerrüben etc.
n
No.
1^
1
^
Vor der Inversion
Drehung
Grad
Ventzke
[«].=
Nach der Inversion
Drehung
Grad 1
Ventzke
[«] =
Gehaltan
Zucker
in pCt.
Dem
gebildeten
Zucker ent-
prechendes
Gummi
in pCt.
I 3,50 —39,59 -29,2 +62,52 +46,1 60,0 57,0
II 3,50 -40,63 —30,0 + 50,01 +36,9 53,4 50,7
III 2,79 +50,53 +37,3 + 73,98 +54,6 48,3 45,9
IV 3,24+62,52+46,10+100,00+73,8 50,9 48,4
V 4,44—39,07+28,80+52,10+38,5 61,1 58,1
VI 0,34 +57,43 +42,40+113,00+83,5 79,1 . 75,2
No. I ist Gummi arabicum Levantiue nat.
„ 11 „ „ „ „ elect.
„ III „ „ „ Sennary elect.
n IV „ „ „ „ in granis.
„ V „ „ Senegal de Fieuve.
„ VI „ Arabinsäure nach der Vorschrift von Neubauer
aus einem käuflichen rechtsdrehenden Zucker dargestellt.
Schliesslich mag noch die Methode Erwähnung finden,
nach welcher das Gummi aus den Runkelrüben gewonnen
werden kann.
Frischer Rübenbrei wird mittelst einer Spindelpresse
möglichst vom Saft befreit, die Fresskuchen zerbröckelt in
neunzigprozentigen Alkohol eingetragen und mit diesem einige
Stunden macerirt. Nach dem* Abpressen wird abermals mit
Alkohol macerirt und abgepresst. Die Presskuchen werden
sodann in kochendes Wasser eingetragen und damit so lange
erhitzt, bis der Alkohol verdampft ist, reine Kalkmilch hinzu
gefügt und noch einige Zeit im Wasserbade erwärmt. Die
so entstehende Lösung von arabinsaurem Kalk wird abge-
presst und behufs Entfernung des überschüssigen Aetzkalks
mit Kohlensäure behandelt. Das Filtrat wird auf dem Wasser-
bade eingeengt, nochmals filtrirt, um neue Ausscheidungen
zu entfernen , das Filtrat mit Essigsäure bis zur stark sauren
Reaction versetzt und mit Alkohol gefällt. Nach einiger Zeit
giesst man den Alkohol von dem herausgefallenen unreinen
Rübengummi ab , löst letzteres in Wasser, filtrirt wenn nöthig
und fällt die Lösung abermals durch Alkohol, welche Opera-
tion so lange wiederholt wird , bis das Gummi nicht mehr als
fadenziehendes Gerinnsel, sondern in Flocken durch Alkohol
gelallt wird. Ganz aschenfrei ist die Substanz auf diesem
Wege jedoch nicht zu gewinnen. Um es möglichst frei von
anorganischen Bestandtheilen zu erhalten, löst man nochmals
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Darstellung von Citronensäure aus Prei«
Wasser und vermischt die Lösun
Cylinder mit mir so viel Alkohol
Gummis ausfällt, die grösste 1
ach einigen Wochen hat sich der
ze ausgeschieden und die Lösui
on mehr Alkohol wesentlich re
L ehem. Ges. 1873. S. 612)
Inng Ton Citronensäure aus 1
'reisselbeeren enthalten 2% freie Sä
j und das übrige Citronensäure i
LS leicht gewinnen und verfahrt m
folgender Methode: Die Beeren
ühle oder auf sonst zweckmässige
einer Obstkelter gepresst. Der E
Vasser, wie Saft erhalten werde
und abermals gepresst, und der
[ noch einmal auf dieselbe Weis
en Flüssigkeiten werden gemischt
nlösung versetzt, als diese noch g
mdenen rasch absetzenden Niederscl
bcolirt , der rückständige Schlau
facht, die ablaufende Flüssigkeit
bis sie klar abläuft und der Eüc
3aft wird nun mit Normal -Alkal
ilkali auf kohlensauren Kalk bere
:; Saft 2,0 CC Normal -Alkali,v(
diese 0,1 g. Kalkcarbonat. Nacl
. nun Kalkcarbonat zugesetzt;
ist und die Flüssigkeit sich geklj
3m reinen kupfernen Kessel zum I
id umrühren muss, damit sich der a
Kalk nicht ansetzt. Das Kochen
bis eine herausgenommene filtrirt
icht mehr trübt. Der Kessel w
;ellt, wo sich der citronensäure Kf
1 die überstehende Flüssigkeit ab^
,uf einen Filter oder Spitzbeutel
kockendem HO ausgewaschen, ]
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Bestinlmung eines im käufL Chloroform vorkomm. Alkoholgehaltes. 77
abfiiesst, dann trocknet man schliesslich das Salz. Von dem fast
schneeweissen Salz wird ein Gramm eingeäschert, wobei alle
Kohle verbrennen muss, dann in einer gemessenen Menge
Normal -Salzsäure aufgelöst, der Ueberschuss mit Normal -
Alkali zurücktitrirt und nach der wirklich verbrauchten Säure
die zur Zersetzung nöthige Menge Schwefelsäure berechnet.
Die Schwefelsäure wird mit der 10 fachen Menge Wasser
verdünnt und damit der zu Brei angerührte citronensaure Kalk
Übergossen und einige Stunden in der Wärme digerirt. Die über-
stehende Citronensaure wird abgezogen, dann bringt man den
Gyps in einen leinenen Beutel, presst gut aus, rührt den Gyps-
kuchen nochmals mit HO an, presst wiederum und wiederholt
diese Operation noch zweimal. Die vereinigten Flüssigkeiten
werden mit wenig Thierkohle entfärbt, filtrirt und eingedampft.
Während des Eindampfens scheidet sich noch Gyps aus, der
durch Eiltration entfernt wird. Die Lauge wird zur Syrups-
dicke verdampft und der Krystallisation überlassen, was
anfangs langsam vor sich geht, bis zuletzt fast die ganze
Masse krystallinisch erstarrt. Die, durch Abtropfen von der
Mutterlauge befreiten, Krystalle werden durch Umkrystalli-
siren aus Wasser gereinigt. Die Ausbeute beträgt 1 ®/q bis
12 pro mille. (Neues^ Jahrbuch für Pharm, Bd. XXXIX,
Heft 4.) a S.
Einfache Methode zur quantitativen Bestimmung eines
Im käuflichen Chloroform vorkommenden Alkohol-
gehaltes.
Oudemans hat gezeigt, dass die Löslichkeit von Cin-
chonin in reinem Chloroform viel geringer ist, als in einem
Gemisch von viel Chloroform und wenig Alkohol. Dieses
Verhalten des Cinchonins lässt sich benutzen, um den Alkohol-
gehalt eines käuflichen Chloroforms zu bestimmen.
Das hierzu dienende Cinchonin wird am besten durch
Niederschlagen einer schwach weingeistigen Lösung eines
reinen Cinchoninsalzes mit Ammoniak dargestellt.
Man bringt bei der Ausführung der Bestimmung in einen
Glaskolben etwa 10 — 15 g. des zu untersuchenden Chloro-
forms, schüttet einen Ueberschuss trocknes Cinchonin dazu,
digerirt eine Stunde lang unter öfterem Umschütteln bei 17^
und filtrirt in einen Kolben durch einen Trichter, welcher rait
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immung eines im käafl. Chloroform vor]
lasplatte bedeckt ist^ um das Ye
11 verhindern.
n dem Eiltrat misst man mittel
^t dieselben in eine kleine Schal
»rdampfen und Erwärmen des £
vicht des letztern. Ans nachsteh
lann den Alkoholgehalt des Chloi
iolgehalt des
Rückstand für 5 CC. <
ms in Gewichts-
Lösung, bei 17° C,
roccnten
gemessen
>.C. C«H«0*)
0,021 g.
W 99
0,067 „
99 99
0,111 „
99 »
0,152 „
99 »
0,190 „
19 »
0,226 „
» »
0,260 „
99 99
0,290 „
V W
0,318 „
99 »
0,343 „
» 99
0,366 „
Falle augenblicklich keine Pi
an sich folgender Tabelle bediei
wie viel Cinchonin von einem b
chung von Alkohol und Chlorofo
iolgehalt des
Gelöstes Cinchonin
ras in Gewichts-
Gewichtsprocenten
trocenten
(bei 1^
r^C.)
p.c. C^H^O
0,28
p.c..
» 99
0,90
»
» »
1,46
»
99 »
1,99
»
» »
2,49
«
99 »
2,96
»>
» 99
3,39
99
» 99
3,79
»
» »
4,15
»
99 »
4,48
»
» 99
4,76
»
ilen Ghem. Pharmac. 166, 78.)
16.
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* Ein neues Anästheticum. — Die Einfuhr präservirten Fleisches. 70
Ein neues Anästheticum
wircfnach Hardy erhalten durch Destillation von 30,8 Thln.
ChlorkohlenstoJßT mit 4,6 Thln. Alkohol ^ wobei man die bei
66^ übergehende Flüssigkeit für sich nimmt Das farblose,
angenehm riechende Destillat hat ein spec. Gew. = 1,44 und
siedet bei 66 ^ Es lässt sich ziemlich schwer entzünden und
brennt mit grüngesäumter Flamme. Von Wasser, Schwefel-
säure und Salzsäure wird es unter Abscheidung von* Chlor-
kohlenstoff zersetzt, Salpetersäure scheidet gleichfalls Chlor-
kohlenstoff ab und bildet unter Mitwirkung des Lichts Oxal-
säure. Formel == 2(CC1*), C^H^O.*) Als eine chemische
Verbindung ist der Körper wohl nicht anzusehen. Als
Anästheticum empfiehlt er sich durch seinen angenehmen
Aethergeruch und den niedrigen Siedepunkt. (The Fharmac,
Joum. and Tramact. Jan. 1873, p. 5i5,) Wp.
Die Einfnlir präservirten Fleisches.
Justus V. Lieb ig war der Erste, welcher der Chemie
und Technik die Aufgabe stellte, jene gewaltigen Schätze
thierischer Nahrungsmittel, welche in dünnbevölkerten oder
unbewohnten Ländern und Continenten nutzlos zu Grunde
gehen oder vergeudet werden, für die bessere Ernährung der
grossen Volksmassen unseres theil weise übervölkerten Erd-
theiles nutzbar zu machen, und so der Staatswirthschaft wie
der öffentlichen Gesundheitspflege neue Förderung zu bringen.
J)as Liebig'sche Fleischextract hat aus diesem Grunde bereits
eine gewisse Bedeutung gewonnen, allein es ist im Sinne
eines täglichen Nahrungsmittels dach nur ein Surrogat, da
es das Fett und den grösseren Theil der Eiweissstoffe des
Fleisches nicht mit enthält. Es blieb lange Zeit ein ungelöstes
Problem, auch diese Substanzen mit zu präpariren, und ein
dem frischen Fleische möglichst nahestehendes Präparat zu
erhalten. Die sehr zahlreichen versuchten Methoden lassen
sich nach Dr. H. S e n f 1 1 e b e n , abgesehen von der einfachen
Stückelung, im Allgemeinen unter die drei folgenden Kate-
gorien bringen:
1. Einfache Trocknung durch rasche Entziehung des
Wassergehaltes, nach möglichster Entfernung der fettigen
Stücke. Nur mageres , also weniger nahrhaftes Fleisch eignet
sich hierzu. Durch die Trocknung wird dasselbe noch unver-
•) 0 -r 16.
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Die Einfuhr praservirten Fleisch
3her und verliert nach nicht langer 2
fahrungsmittel fast gänzlich.
2. Chemische Präparation durch I
rptionsstoffe. Die hauptsächlichsten M
mg in Kohlenpulver, Injection des tri
körpers mit Auflösungen von Alaun
Bfligsaurem Natron, schwefliger Sau
terlösung , oder Eintauchen in schw
)lsäure , in starke Essigsäure , in Lösu
efligsauren Kalk, oder endlich die "s
le Methode , wonach das Thier in Kohle
iann in einer Kammer aufgehängt wird
moxydgas und Gefasse enthält, welch
Säure imprägnirter Pflanzenkohle g
diesen chemischen Methoden lässt sich
Q nur in kleinerem Maassstabe erfolgrei
ke des Handels nicht anwendbar sind
3s Product von jahrelanger Dauer nie
n.
3. Die Verhinderung der Faulniss du
L Abschluss der atmosphärischen Luft
Dde in zahlreichen, leicht ersichtlic
;, so bleibt nur die zweite übrig.
Die Präservation des Fleisches durch
auf verschiedene Weise zu erreichen
i Einpacken des rohen Fleisches in heissem, geschmolzenen
). Dieser Versuch, der im Grossen mit Australischem
3he gemacht ist, ist gänzlich misslungen. Als die einzige
bte und zukunftsreiche Art der Erhaltung des Fleisches
[onate und Jahre ist -die Präservation durch Verpackung
lechbüchsen , Auskochung der Luft und hermetischen
jhluss dieser Gefässe übrig geblieben. Die grösste
iction nach dieser Methode findet gegenwärtig in Austra-
Jtatt, wo zur Zeit nicht weniger als 43 grosse Etablisse-
j in den verschiedenen Colonien zu diesem Zwecke in
gkeit sind. {VieHeljahresschrift für Gesundheitspflege,
Ws polyt Journ, Bd. CG VII, Heft 5, p. ilT) Kr,
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Ueber den Stickstoff der EiwelsskÖrper. 81
Ueber den Stiekstoff der EiwelsskSrper.
Nasse stellte zunächst eine Reihe von Versuchen an^
die Mengen Stickstoff zu ermitteln^ die verschiedene Eiweiss-
Substanzen^ in Form von Ammoniak, beim Kochen mit Baryt-
Wasser abgeben. In einer anderen Versuchsreihe behandelte
er zuvor die bez. Eiweisskörper mit rauchender Salzsäure
und kochte sodann dieselben wiederum mit Barytwasser,
um das Ammoniak zu gewinnen. Während nemlich bei
directer Behandlung mit letzterem keine genaue Grenze, der
Ammoniakentwickelung zu constatiren war, stellte sich dieselbe
nach vorgehender Einwirkung der Salzsäure wesentlich be-
stimmter. Verf. constatirt so die interessante Thatsache , dass
der Stickstoff in den Eiweisskörpern verschieden fest ge-
bunden sei, bezw. dass dieselben sich in Atomgruppen zer-
legen lassen, deren Stickstoffbindung wesentlich und typisch
verschieden sei. Indem er auf ein ähnlich divergirendes
Verhalten der Eiweissstoffe im Thierleibe zurückschliesst,
ergiebt sich, dass ein Eiweiss um so werthvoller für die
Ernährung wird, je reicher es an locker gebundenem, leicht
in der Form NH^ abscheidbaren Stickstoff ist. Für die
Richtigkeit letzterer Anschauung wird der Verf. experimentelle
Prüfungen unternehmen und seinerzeit darüber berichten.
Von besonderer Bedeutung ist der Nachweis, dass Gasein
wesentlich reicher an locker gebundenem Stickstoff ist, als
gewöhnliches Eiweiss, womit die Frage nach der Identität
beider endgültig abgeschlossen erscheint {Chem. Centralbl.
1873, S. 12i u. 136.) Et
Anmerkung. Ueber gleichen Gegenstand habe ich durch meinen da-
maligen Assistenten, Herrn Dr. Theile, umfassende Versuche anstellen lassen
und wurden dabei bei sehr yerschiedenen Eiweisskörpern constante Verhält-
nisse erzielt, gleichzeitig aber auch diejenigen Zersetzungs- oder Spal-
timgsproducte näher untersucht und ermittelt, welche in der alkalischen
Flüssigkeit zarückblieben. Im Ganzen gelang es, nahezu Vs ^^^ vor-
handenen Stickstoffs durch Kali auszutreiben. (VergL Jenaisehe Zeitachr.
f. Med, u. Naturw. 1861, 8. 146, Ztschr. für deutsche Zandw. XVII
302 und Chem. CcntralbL 1867 S. 296, 305 u, 385. Archiv der Fharmacie
869, Bd. 138, 8. 19.) Sdt.
Heber eine elgenthfiinliclie Harncaneretion der Ochsen.
Schon vor einigen Jahren hatte ein Thierarzt in Pietra
Santa (Italien) beobachtet, dass die Ochsen in seiner Gegend
von Zeit zu Zeit mit dem Urin Steine abgaben, welche sehr ver-
dreh. 4 Pharm. UL Reihe, III. Bds. 1. Heft« 6
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82 Ueber eine eigenthümliche Harnconcretion der
schieden waren von denen, die man sonst bei (
antrifft. Roster erhielt etwas von den Steine
Wislicenus eine Untersuchung derselben auj
Leider kann Rost er keine genaueren Dat
die Ursache der Bildung dieser Blasensteine sc!
angeben; er konnte nur in Erfahrung bringen,
bei Ochsen beobachtet wurde, welche sehr stark
mit jungen Maisstengeln gefüttejrt wurden.
Die Steine waren unter sich verschieden
Grösse; der grösste wog 1,02 g., war 25 d
einem Durchmesser von 8 mm.; der kleinste
war 6 mm. lang und 5 mm. breit. Sie erschein
sinken aber in Wasser unter, sind von hei
manche durchsichtig, manche mehr oder wenig
Form ist meistens länglich abgerundet; im Möi
sich leicht zu Pulver zerreiben.
Die mikroskopische Betrachtung lässt eine
Beschaffenheit erkennen; es sind vierseitige
Prismen, theils sehr dünn, theils breiter und
Seiten zugespitzten Enden, wie die Krystalle de
Ausserdem lassen sich noch Krystalle erkenne
denen der phosphorsauren Ammoniak - Magnesi
haben. Die meisten Krystalle zeigen sich in
einigt, mit ihren Längsseiten an einander gehe
Einige Versuche ergaben als Resultat, de
der Hauptmasse nach aus dem krystallisirten
einer stickstoflThaltigen organischen Säure besteh
fanden sich noch Sparen von Schleim und
Kalk vor.
Rost er hielt die krystallisirte Substanz f
Magnesia und wurde auch in dieser Vorau88et2
lyse unternommen.
Um die Substanz zur Analyse vollständig :
wurde dieselbe aus kochendem Wasser umkry
durch man dieselbe theils in Nadeln, theils i
Prismen erhält; dieselben sind in kaltem Wassi
und Aether unlöslich. Mit Natronkalk erhit2
Ammoniak; auf Platinblech erhitzt, schmelzen
brennen ohne Plamme unter Caramelgeruch ur
lassung von Magnesia.
Die Elementaranalyse ergab im Mittel
suchen
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Wirkung des Opiums auf Thierö,
83
Kohlenstoff
49,13
Wasserstoff
5,02
Stickstoff
3,70
Magnesia
3,56
Sauerstoff ..-
88,59
100,00
woraus Roster die Formel C*^H^^N*MgO*^ berechnet und
schliesst, dass es das Magnesiasalz einer neuen Säure, für
die er den Namen Lithursäure vorschlägt.
Die isolirte Säure krystallisirt in zarten, zu Büscheln ver-
einigten Nadeln, ist reichlich in heissem Wasser und Alkohol
löslich, unlöslich in Aether, schmilzt bei 204®.
Rost er stellt eine Fortsetzung seiner Untersuchungen in
Aussicht, sobald er wieder mit Material versehen ist. (Annal.
de Ghim. et de Fhys. Februar 1873. i. Serie. Band 28.
Seite 279) Fcs.
{Vergleiche Bd. U, S,7i. Rät.)
Wirkung des Opiums auf Thlere,
Die „Agricultural Gazette of India" macht darauf auf-
merksam, dass Thiere, welche einmal Opium kennen gelernt,
demselben nicht minder Geschmack abgewinnen, wie die Men-
sehen, w^elche sich einmal an dasselbe gewöhnten. In China
werden die mit Mohn bestellten Felder sorgfältig eingezäunt,
damit die Thiere nicht hinein gelangen können. Pferde und
Kühe, welche einmal an Mohnfressen gewöhnt sind, krän-
keln und sterben, wenn man ihnen den Mohn wieder entzieht.
Schweine, die man mit Mohnköpfen füttert, werden schnell
fett, müssen dann aber schnell geschlachtet werden. Man
behauptet, dass die Bienen, welche einst in der chinesischen
Provinz Yünnan so zahlreich waren, sich wie versessen auf
den Mohn zeigten und nur ungern an andere Pflanzen gingen.
In einer Opiumfabrik fanden sich Nachts Ratten ein, um die
Opiumdünste einzuathmen. Während der Einnahme der Stadt
durch die Rebellen hatte die Fabrik ihre Arbeiten eingestellt
und das Haus war von Menschen verlassen; als die Arbeiten
wieder begonnen wurden, fand man eine Menge todter Ratten
auf dem Flechtwerk, auf welchem sie früher die Opiumdünste
eingeathmet hatten, (Glöbiis),
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84 Stärke und fiiweiss. *- Haltl)are Emulsionen.
Die Schafe fressen die reifen Mohnköpfe mit Begierde,
ohne dass dies Futter, wenn es in trocknem Zustande ge-
reicht wird, die Gesundheit der Thiere benachtheiligt, nach-
theih'g wirken aber die Mohnköpfe, wenn sie denselben feucht
vorgelegt werden.
Winkler fand in den Kapseln des blausamigen Mohns
nach der Samenernte Morphin, Narcotin, Narcein, eine der
Meconsäure ähnliche Säure, kein Faramorphin, Codein und
Meconin.
Dechamps fand in den getrockneten Kapseln von Papaver
somniferum Morphin, bisweilen Narcotin, Papaverin und
Papaveresin.
In neuerer Zeit sollen die von den Samen befreiten
Mohnköpfe von den Düngerfabnken angekauft und gut bezahlt
werden. Sbg.
II.. Kleine JVIittheiliingen.
Stärke und Eiwciss.
Nach Roth er hindert .die Gegenwart von Stärke das
Coagulireh des Ei weisses durch Erhitzen, nicht aber durch
Salpetersäure. {The Fha^tn, Joum, and Transact Fbr. 1873^
p. 6M.) Wp.
Haltbare Emulsionen
gewinnt man nach Bedford durch einen Zusatz von Glycerin.
Man verdünnt dasselbe mit dem gleichen Volum Wasser,
löst darin das Gummi auf und fügt schliesslich das Oel unter
stetem Reiben und den Rest des Wassers hinzu. {Tke Fkarm.
Joum. and Transact 1873, p, 582) Wp.
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tTebcrziehen von Papier mit Graphit. — ArscngeliaU d. Zimmerluft. 85
Veberziehen ron Papier mit Grraphit.
Folgendes Verfahren wurde Herrn W. ß. Lake in Lon-
don am 7. Febr. 1871 patentirt: Ungeleimtes Papier wird,
wie bei der Darstellung von Pergamentpapier in eine Säure-
lösung getaucht, und wenn seine Oberfläche gelatinisirt er-
scheint, schnell mit Graphit auf einer oder beiden Seiten
bestreut, sodann in Wasser, in welchem etwas Soda gelöst
ist, getaucht, und endlich sorgfaltig getrocknet. Natürlich
knnn an SteUe des Graphit irgend eine andere mineralische
Substanz dem Papiere einverleibt werden, z. B. Smirgel.
Auch ist das Verfahren nicht auf Papier allein beschränkt,
sondern ein Gespinnst aus vegetabilischen Fasern u. s. w. kann
gleichfalls so behandelt werden. Das oben erwähnte Säure-
gemisch besteht am zweckmässigsten (nach Böttger) aus
zwei Volum rauchender Schwefelsäure und einem Volum
Wasser. {Bingler's polt/t. Joum. Bd. CCVII, Beft 3. p, 260.)
Kr.
Arsengehalt der Zimmerlaft.
Veranlasst durch die bekannten Intoxicationserscheinungen,
welche bei Personen auftreten, deren Zimmer einen Anstrich
oder eine Tapete haben, welche Schweinfurter Grün enthält,
hat H. Fleck eine Reihe von Untersuchungen über diesen
Gegenstand unternommen, welche in ihren Resultaten über
das Vorhandensein des Arsenwasserstoffs in der Luft eines
Zimmers, in welchem Schweinfurter Grün als Anstrich der
Wandfläche oder Tapetenfarbe verwendet wurde, keinen
Zweifel mehr lassen, und vor Allem dafür sprechen, dass
nicht allein die staubförmigen, mechanischen Beimengungen
des Arsens in der Zimmeratmosphäre, sondern auch gasförmig
diffundirender AsH^, ein Zersetzungsproduct der freien arse-
nigen Säure in dem Schweinfurter Grün, als Ursache chro-
nischer Arsenikvergiftungen zu erkennen ist Es beweisen
ferner die van Fleck angestellten Versuche, dass die Ent-
wickelung des Arsenwasserstoffgases vorwaltend unter Miir
wii'kung der Zimmerfeuchtigkeit und organischer Materien,
und zwar hauptsächlich der organischen Bindemittel stattfindet
(Zeitschrift für Biologie, Bd. VIII, Heft 3. Dingler' s polyt.
Journ. Bd. CCVU, p. U6) Er.
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Google,
Jodsilber. — Ei
die Wirki
uf Jodsilbej
Lichts auf
[da darin y
t Jod zerse
sättigte Yerb
1 in Silberjo<
3i Möglichkei
I mit neuem
uch noch se
on metalliscl
der sauren
>ei der alkali
Jahrg.y p, 7
p mit Chli
rsanrciu Ai
: giebt dazu
Eisenoxydul
Natron
:)r8äure
Chinin
^refelsäure
n
viel^ dass das
1 7 Unzen h
n 12 Unz. 1
r- Hafen und
lul sorgfaltig
lirten Wasse
ist ist, füge
n fort, bis d
der Salpetei
a mit Hülfe
vorsichtig m
US. Jetzt 1
a mit Strycl
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Gekörntes brausendes Vichysalz von L. Mytchel. — Lakrit2efl etc. 87
haltenen Phosphorsäure mit Hülfe des Sandbades, die'Alka-
loide werden nicht gelöst, bis das Eisen gelöst ist, sättige
die übrige Phosphorsäure, etwa 7 Unz., mit conc. Aetzammoniak
und vermische schliesslich die beiden klar filtrirten Lösungen
mit so viel Zuckersyrup, dass das Ganze 42 Unzen wiegt.
Befolgt man genau diese Vorschrift, so erhält man einen
vollkommen klaren Saft, der durchaus keiner Veränderung
ausgesetzt ist. {Americ. Journal of Pharmacy.) P.
GfekSrntes brausendes Vichysalz Ton L. Mytchell.
Nimm: Zuckerpulver 5 XIII.
frisch gefällte Kreide gr. 252.
kohlens. Magnesia gr. 64.
gezuckertes kohlens. Eisenoxydul gr. 60.
Kochsalz |n. ^
Glaubersalz 3-^.
Citronensäure 5X.
Die Substanzen werden, jede tür sich, sorgfältig zerrieben
und gut ausgetrocknet. Nach dem Trocknen mische man sie
und sj^hlage sie durch ein mittelfeines Sieb. Befeuchte sie
mit etwa 3 ünz. starken geruch* und geschmacklosem Alko-
hol, so dass sie massig feucht und klebend sind, reibe das
Ganze durch ein grobes Sieb und trockne sorgfaltig und
anhaltend, 120^ Fahrenheit nicht übersteigend. Das Präparat
werde in trocknen Flaschen aufbewahrt. Es ist völlig weiss
und findet, gut getrocknet und sorgfältig aufbewahrt, keine
Veränderung des Eisenoxyduls statt. (American Journal of
Pharmacy) P.
Lakritzen als Mittel den hltteren Cfesehmaek ron
Chinin 9^ Aloe, Quassia etc. au&uhehen.
L'union pharmaceutique 1872 schlägt dieses Mittel vor.
Der Herausgeber des amerikanischen Journals macht darauf
aufmerksam, dass es nicht ein Verdecken des Geschmacks
ist, sondern, dass der Lakritzen in der Art auf diese bitteren
Substanzen wirke, wie Bittermandelöl, Goldschwefel etc. auf
Moschus. F.
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- A. W. Miller über deuts^
auf CarbolsSnre tov
'obirröhre thue man 10
) darauf bis zu einem
[e Gasentwickelung ei
rermische hierauf mit
entferne das, im o
i durch Lufteinblasen
äume diese Operation
von Aetzammoniak (
;teht. Fülle auf die F]
me zu schütteln, so <
t, und entferne die
asse man einige Tropl
f glaubt, dass sie Carl
iterlaufen. Ist etwas
ammoniakalische Schi
i, nach und nach vo
je nach der Quantität
, zuerst oben auf, w
er in Form eines Rin
en Flüssigkeiten, wem
n wird hervorgerufen
wird noch in 12000
mrnal of Fharmacy?)
iber deutsehcn Eirf
ren sehr lobenden A
kber für hier wenig
)r8chriften, um zu zei^
Warzen Kirschen, gep:
iwasser.*) Kii
Deutcher K
Kd. Traubenzuc
CTnz. Zuckersyru]
ünz.
imeckt nur für sich gut.
schöne Farbe und das eigenl
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irschbranntwein. — Portwein. — Leberthran etc. 80
Kirschen - Gfallerte.
>r., Raffinade 1 TJnz., Kirschsaft V^ Unz.,
5 Unz. Löse auf und stelle es kalt.
Sehr zu empfehlen für Krankenhäuser, auch ganz brauchbar
als Dessert.
Eirschlbranntwein.
Kirschsaft 15 Gallonen.
Reiner rectific. Spiritus 50 ^/q 20 „
Zuckersyrup 5 „
Bittermandelöl 1 Drachme.
Nachgemachter Portwein.
•
Kirschsaft
15 Gallonen
Reiner Spiritus 50%
10
Wasser
10
Zuckersyrup
4 „
Rathanhiatinktur
IV2 Pf<l-
Portwein -Aether
2 Unz.
{Americ.
Journ, of Fharmacy^
1-
Heller Leberthran und milch- und phosphorsanrer
Kalk Ton E. Chiles.
Rp. Calcii chlorati ^I.
\ Natri phosphoric. JI V.
\ Acid. lactic. conc. 5I.
Löse Chlorcalcium und phosphorsaures Natron jedes für sich
auf, mische die Lösungen, wasche sorgfältig aus und löse in
der Milchsäure. Die Lösung vermische mit so viel Zucker-
syrup, dass das ganze Gewicht 4.V2 Pfd. sei.
Rp. Gmi arab. pulv. fll 511.
Aq. destillat 5 11.
Syr. ferri lact phosphorici % VI.
Ol. jecoris albi § YIII.
Aetherolei Amygdal. amar. gttVI.
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leae. — Vorzügl. Kleister. — Neues Experiment. 91
s. für sechs Weinflaschon ; fiigo jeder Flasche,
ir. hydragyr. hinzu. Beim Gebrauch zu
Schwache Abkochung.
Extr. Sarsaparill. liquid. §111.
„ Sennao 5 HI.
„ Liquirit. dep. ^ ß.
Fr. Cardamomi §1.
Aetherolei Citri
„ Cinnamomi an gttl.
Aq. fontis q. s. fiir 6 Weinflaschen.
Syrapns Altliacao.
.V preuss. Pharmacopoee bereitete Saft ist sehr
Man vermeidet dieses nach folgender Vor-
•
Alth. conc. 5l, macera per hör. in Aq. destill.
lt. Colafc ?XV. adde. Glycerini puri ^VI/^.
Koche auf und colire. (Americ. Journ, of
P.
Vorzüglicher Kleister.
h. guten Leim und 15 Th. kaltes Wasser,
itunden stehen und löse warm. Verdünne die
Th. kochenden Wassers unter Umrühren.
bereite eine Paste von 30 Th. Stärke und
3. Füge unter Umrühren die heisse Leim-
[ lasse es einige Minuten kochen. Nachdem
ge 10 Tropfen Carbolsäure zu. Dieser Kleister
Dge und ist für die meisten Sachen anwendbar.
. Chem.) P.
\ Experiment Ton Ellhu Thompson.
Zinnfolie mit einigen Krystallen von chlor-
explodirt es sehr laut, wenn man mit einem
a Ambos darauf schlägt. Diese Erscheinung
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92
Literatur und Kritik.
ist genau dieselbe, wie beim Zusammenreiben von Schwefel
und chlorsaurem Kali, dass aber das Zinn auch in dieser
Weise oxydirt werde, ist neu. (Journal Franklin Inst.) P.
C. Literatur und Eritlk. .
Annual report of the board of regents of the Smithsonian
Institution, showing the Operations, expenditures , and con-
dition of the Institution for the year 1870. — Washington:
Government printing office 1871.
(Fortsetzung und Schluss.)
1) Eine Sammlung Pflanzen, welche von einer wissenschaftlichen Expe-
dition um die Welt unter Admiral Wilkes, in den Jahren 1838 — 1842
heim gebracht wurde. Diese Pflanzen sind theils von Torrey, theils von
Bich beschrieben; eine illustrirte Ausgabe ist seiner Zeit für Eechnung
des Congresses erschienen. Behufs Herausgabe einer neuen Auflage ist
der Stoff getheilt worden. Die Bearbeitung der Cryptogamen ist den Prof.
Asa Gray und Torrey übertragen, während für Bearbeitung der Moose
Mr. SuUivant, esq. — Columbus (Ohio), für die Algen die Prof. Boiley —
West Point und Harvey vom Trinity - College — Dublin , für die Flech-
ten Prof. Tuckerman und* für die Pilze Bev. Curtis (Nord - Carolina) und
Dr. Berkely (England) gewonnen sind. 2. u. 3) Zwei sehr werthvolle und
zahlreiche Fflanzensammlungen aus dem Faciflc - Gebiet, von denen erstere
in den Jahren 1853 — 1856 bei Gelegenheit einer wissenschaftlichen Expe-
dition unter den Commandeurs Binggold und Bodgars von Mr. Charles
Wright, die letztere bei Gelegenheit des Eisenbahnbaues gesammelt wor-
den sind. 4) Eine reichhaltige, von vielen Forschem bewirkte Samm-
lung von Mexikanischen Pflanzen , von denen eine grosse Anzahl in Gene-
ral Emor/s Beport von Gray (Compositen und Scrophularien) , Engelraann
(Cacteen) und Torrey beschrieben sind; die Farnkräuter sind vom Prof.
Eaton beschrieben und die Gräser werden vom Prof. Thusher beschrieben
werden. 5) Eine unzählige Menge Pflanzen sind aus allen Theilen Nord-
Amerika*s eingeliefert imd beschrieben; femer aus Brittisch- Amerika, der
Hudsons-Bay, aus Japan, der Mandschurey, China, von den Sandwich -
Inseln, aus Cuba, Jamaica, Venezuela, Texas, Califomien, Brasilien und
Paraguay. — Das Herbarium hat schliesslich einen solchen Baum erfor-
dert, dass man Bedacht nehmen musste, es anderweitig unterzubringen.
Es wurde daher mit dem Agricultur - Departement des Staats ein Ver-
trag verabredet und beschlossen, auf Grund dessen dasselbe in die Bäume
des letztgenannten übergeführt und aufgestellt wurde. Der Wortlaut des, von
beiden Theilen unterzeichneten Contractes wird mitgetheilt Von Schen-
kungen und Zuwendungen werden schliesslich erwähnt: 1) einer Samm-
lung von "Europäischen Pflanzen , (400 Species) welche vom Prof. Beinty
zum Austausch gegen amerikanische übersandt worden sind; 2) einer sehr
ausführlichen Sanimlung von Pflanzen, welche die Kaiserl. Buss. Academie
zu Petersburg übersandt hat, enthaltend elfhundert seltene Species aus
Bussland, Sibirien und Japan; der Werth dieses Geschenkes wird, wie
der früheren Geschenke seitens Bussland, ganz besonders anerkannt;
3) eine bedeutende Pflanzensammlung seitens der Wittwe des verstorbenen
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Literatur und Kritik. 93
Mr. Jamus Mac Miun - Williamsport (Pennsylvan.). Ausser den Tor-
genannten sind viele Sammlungen gemacht von Agriculturinterressanten,
Forstwissenschaft betreffenden und anderen Gegenständen, die zu beschrei-
ben es an Platz gebricht. — Werke, die sich auf die Sammlun-
gen beziehen, sind mancherlei Art herausgegeben worden. Prof.
Baird beschrieb die Yögel der Pacific Staaten (in Verbindung mit seinen
geologischen Untersucbungen von Californien). Eine lange Keihe von
Arbeiten über Fossilien, welche theilweise von Dr. Hayden aus Wycu-
ningy theiis vom Prof. Mudge aus Kansas dem Institut eingesandt sind,
hat Mr. Meek geliefert. Derselbe hat Kreidethiere (von Mr. King) und
Wirbellose (in Ohio gesammelt) untersucht und beschrieben, theilweise
mit Illustrationen versehen; ferner von Prof. Stevenson (aus West-Virginien)
eingesandte Fossilien untersucht, sein, mit Illustrationen versehenes
Werk über die Paläontologie von Ober - Missouri fortgesetzt, und diverse,
dem Institut eingesandte Fossilien, bestimmt. Bedeutende Arbeiten in
Bezug auf Ethnologie und Osteologie sind von Mr. Dan geliefert, vorzugs-
weise Beschreibungen von Vögeln aus den arctischen Gegenden von Nord-
Amerika, die dem Prof. Baird'schen Werke zu Gute kommen werden,
theiis aber Untersuchungen von Schaalenthieren der West-Küste und
Nord Pacific Gegend. Das System der Meteorologie des Instituts hat
sich auch in ^dem vergangenen Jahre als practisch bestätigt. Die Zahl
der Beobachter für das Institut betrug öld; die für den Generalstab des
Staates, welcher mit dem Institut in auswechselnder Verbindung steht, 140.
Die Bearbeitung der, den Regen betreffenden Beobachtungen, hat seit
einigen Jahren Mr. Charles A. Schott. Ebenso bearbeitet derselbe die
Mittheilungen über mittlere Temperatur. Tafeln über Sonnen- Auf- und
Untergang zwischen 23^ — 60*» N. Breite sind ausgegeben, zur täglichen
Correction der Abweichungen. Die Beobachtung der Winde hatte Prof.
J. H. Caffin vom Lafayette College tibemommen und ein darauf bezüg-
liches ausführliches Werk ausgearbeitet. In 9 Nummern wird ein all-
gemeiner Bericht gegeben, in wiefern, und was das Shmitsonsche
meteorologische Institut seit seiner Gründung (1849) bis heute geleistet
hat. — Der Secretair schliesst seinen Bericht, indem er seine Beise
erwähnt, die er am 1. Juni angetreten, und begünstigt, von steter Gesund-
heit und guten Empfehlungen, in- 4V2 Monaten zurück gelegt hat. Er
hat auf derselben England, Belgien, Deutschland und Frankreich berührt
und giebt allen Ländern das Zeugniss, gleichzeitig seinen Dank votirend,
dass er freundlich empfangen, und als Vertreter des Institutes wohl auf-
genommen worden sei. —
• Diesem Bericht folgt ein Appendix, gewissermassen als Beleg für das
im Report summarisch Behauptete. Der Anhang weist nach :
1) Eintragungen in das Rechnungsbuch des Museums.
2) Annährende Uebersicht über die vorhandenen Doubletten.
3) Specielle Aufführung der den Sammlungen geschenkten Gegen-
stände mit Namen der Geber und deren Wohnorte.
4) Nachweisung über Bücherwechsel.
5) Nachweisung der abgesandten Packete.
6) Nachweisung der empfangenen Packete.
7) Liste der meteorologischen Stationen und der Beobachter für das Institut.
8) Liste von Collegien und wissenschaftlichen Instituten, welche
meteorologische Beobachtungen ausgeführt haben.
9) Anderweitiges meteorologisches Material, mit Angabe der Namen
der Beobachter und deren Wohnorte.
Hierauf folgt eine genaue Berichterstattung über die Finanzverhält-
liisse des Institutes seitens des Executiv-Comites^ dem sich ein kurzer
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94
Literatur und Kritik.
Beriebt über die vier stattgehabten Directorial- Versammlungen im Laufe
des Jahres anschliesst.
Der General -Anhang, der jetzt folgt, ist eine Sammlung von Bio-
graphien berühmter Männer, natarwissenschaftlicher Abhandlungen und
Essays aus dem Gebiete der Ethnographie, der Physik und der Meteoro-
logie. Die Zahl der Biographien, welche sic^l zu wahren Lobreden
gestalten, beginnt mit der des Prof. Alexander Dallas Bache, Dr.
juris utriusq. Derselbe ist ein Enkel von Benjamin Franklin in
Philadelphia, 1806, geboren, hat dortselbst Schule und Universität frequen-
tirt, ist g'raduirt worden von letzterer und, nachdem er mehrere Jahre
als Assistent fungirt hat, auf den Stuhl für Natur- Philosophie und
Chemie als ordentliche^ Professor berufen worden. Seine wissenschaft-
liche Thätigkeit an dieser Stelle ist ohne Gleichen; das Yerzeichniss sei-
ner hinterlassenen Originalarbeiten, welche theil weise von ungemeinem
Werthe sind, beträgt 147 aus dem Bereiche der Physik, Chemie und den
verwandten Wissenschaften. Seine Leistungen waren so aussergewöhnlich,
dass die bedeutendsten Universitäten des Landes ihn zum Dr. juris, hono-
ris causa, proraovirten. Er war Mitglied der American Philosophical
Society , einer Gesellschaft von Weltruf und Ehrenmitglied der hervor-
ragendsten wissenschaftlichen Gesellschaften beider Welten. Er machte
bedeutende Beisen, und berührte auf diesen England, Frankreich, Deutsch-
land, Schweiz und Italien. Die gesammelten Erfahrungen brachte er sei-
nem Vaterland zu Gute. Ausser seinem Lehramte übte er verschiedene
Aemter für die Regierung aus. Er war General-Director für Maasse und
Gewichte und General-Director für die Küsten- Vermessung. Während der
letzten Kriege wurde er in die Landesvertheidigungs - Commission berufen
. und bearbeitete die Kriegspläne für die Marine. Sein Leben war nicht
frei von Prüfungen und Kümmernissen.
So verlor er einen geliebten Bruder und tüchtigen Mann, welcher ein
Opfer seines Berufes wurde, als er im Auftrage des in Rede stehenden
den Golfstrom vermäss. Ein zweiter Bruder , gleich geachtet wie als
Mensch, so als Marine- Officier, fiel durch Mörderhand an der Küste von
Califomien. Er war aber ein frommer Mann - und fand seine Stütze in
den Tröstungen der Religion. Es folgt dieser Biographie, den Todten zu
ehren, eine Leetüre über die Schweiz, welche derselbe in Con-
sequenz seiner Reise 1837-- 38 verfasst hatte. — Der Secretair des In-
stitutes, Prof. Jos. Henry, bespricht die Einrichtung eines physi-
kalischen Obserratoriums. Er thellt mit, dass er auf seiner
vorjährigen Europareise nirgends ein derartiges Institut gefunden habe,
das ihn vollständig hätte befriedigen können. Er verbreitet sich über den
Zweck eines solchen Institutes, und erwähnt, dass der Erdmagnetismus
in dem Zustande eines steten Wechsels sich befindet und dass dieser
Wechsel im Zusammenhange mit der Erscheinung der Morgenröthe und
electrischen Entladungen in der Atmosphäre stehe; er vermuthet, dass
dieser Wechsel auf störende Einflüsse der Sonne, des Mondes und der
Planeten zurück zu führen ist , ' die eben noch nitjht genügend erkannt
sind. Er erwähnt ferner, dass, wenn wir die Erde als einen ungeheuren,
mit negativer Electricität gefüllten Conductor ansehen , deren Intensität
ebenfalls in einem fortwährenden Wechsel begriffen ist, und ebensowohl
hierfür, wie für den vorbezeichneten Gegenstand Aufklärung sehr wünschens-
werth sein müsse. Für diese Studien müssten fortwährend arbeitende
Instrumente beschafft werden. Ferner wären zu beobachten Luftdruck,
Winde, einzelne Luftströmungen, besonders solche verticaler Richtung,
die Wärmestrahlung von Wolken und der Erdoberfläche; die Verschieden-
heit ihrer Intensität beim Aufsteigen und beim Durchdringen der Erd-
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Literatui* und Kritik.
95
Oberfläche etc. Der Leiter eines solchen Instituts müsste eine genaue
Kenntniss sämmtlicher neuerer Entdeckungen in der Physik haben, ein
kühnes Erkennungs-Auge neuer Erscheinungen, Einbildungskraft zur Unter-
stützung hypothetischer Annahmen, logische Kraft, auf Grund anzu-
stellender Beobachtungen oder Experimente , Oonsequenzen aus den Hypo-
thesen ziehen zu könnea, und Ingenium, Apparate zu erfinden, um be-
hauptete Neuigkeiten begründen oder prüfen zu können. Der Verfasser
spricht sodann aus , dass sich ein hölzernes Gebäude zu dem besprochenen
Zweck besser eigne, als eins von Stein und Eisen, und führt schliesslich
an, mit wie geringen Mitteln gearbeitet werden könne, dass Mr. Lockyer
seine Beobachtungen, welche die Welt in Erstaunen gesetzt hätten, in
einer ungedielten Rindenhütte, welche einen Baum von lö Quadratfuss
eingeschlossen hätte, gemacht habe. — Sodann folgt eine Selbst-
biographie von Arago, welche im nächsten Archivheft im Auszuge
yeröffentÜcht werden wird. — Von demselben Verfasser ist die Bio-
graphie Herschels. — Den Beschluss der Biographien macht die
Uebersetzung aus dem Genfer Archiv des scienses politiques et naturelles,
Leben und Arbeiten von Gustav Magnus, welche Neues nicht
enthält, und eine Lebensskizze Yon Prof. ehester Dewey, Dr. Dr.
theo log. et jur. yon der Universität zu Rochester, welcher 1784 in
Sheffield (Massahusetts) geboren, ursprünglich Moraltheologie und Mathe-
matik studirte, 1806 promovirt wurde und in verschiedenen Stellungen
als Lehrer fungirte, schliesslich 1827 umsattelte, und als bedeutender
Naturforscher im Reiche der beschreibenden Wissenschaften starb. — Es
folgt ein ausführlicher naturphilosophischer Artikel von Will. Taylor:
Gedanken über den Ursprung der Kraft. -— Die . Uebersetzung
einer der Akademie der Wissenschaften in München von Liebig einge-
reichten Abhandlung: Induction und Deduction. — Eine grössere
Abhandlung: Denkschrift über das Verhältniss der Nahrung
zur Arbeit, und seine Anwendung in der medicinischen
Praxis vom Rev, Sam. Haughton. Der Verfasser benutzt den bekannten
Vergleich des menschlichen Körpers mit einer Dampfmaschine, erwähnt
des Hippocrates .Lehre von angeborner Wärme, knüpft hieran Lavoisier's
Theorie der thierischen^Wärme unter Anführung der ersten, berühmten Expe-
rimente, die der grosse Chemiker an Meerschweinchen anstellte. Er
erwähnt sodann die Versuche yon Pettenkofer und Voigt und substituirt
für die tägliche ihierische Hitze eine äquivalente Arbeitsmenge, ausgedrückt
durch eine Zahl von Meilen, welche in horizontaler Richtung erstiegen
sind yon einem Manne, dessen Gewicht 150 Pfd. ist, und kommt schliess-
lich zu. dem Resultat, dass die gehörige, tägliche, thierische Wärme
beim Menschen einer Arbeitskraft yon 5,952 Meilen, bei Thieren 10,233
Meilen entspricht. Der Verfasser kommt dann zum Ursprung der Muskel-
arbeit. Er bespricht die Li^big'sche Eintheilung der Nahrungsmittel in
solche (mehlige und fette), welche dem Körper die yerlorene Wärme,
und anderer (stickstofihaltiger), welche den durch die Muskelarbeit
verbrauchten Muskelfaserstoff wieder ersetzen sollen. Er bestreitet auf
Grund yon widersprechenden Experimenten, welche er an sich selbst und
an andern vorgenommen, die Liebig'sche Ansicht, dass sämmtliche stick-
stoffhaltige Nahrung zur Bildung von Muskelfa&er verbraucht werde und
bestreitet schliesslich die Liebig'sche Ansicht, dass Muskelfasersubstanz
überhaupt verbraucht wird, eine Behauptung die bereits früher von
Mayer in Heilbronn aufgestellt, jetzt aber mit überzeugenden, mathe-
matischen Beweisen belegt worden ist. Der Verfasser wendet sich sodann
gewissen Krankheitsformen zu (Typhus, Cholera und Zuckerruhr) und
behauptet, dass man in Zukunft bei Behandlung dieser Krankheiten aus«
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Literatur und Kritik.
sein Hauptaugenmerk auf Zuführung voi
luug von äusseren Applicationen zu ricl
gnet seien, dem Körper verlorene Quai
er zurückzugeben, und führt mehrere Fäll(
ezeichneter Behandlung sichtbare Kesalta
erauf folgt ein kleinerer Artikel von D
ff, als Gas und als Metall,
handlung von Cardinal Wisemann: Ueber s
mde Künstler.
ebersetzung der Babinetschen Essays: De
elsteine; drei Abhandlungen, welche ^
mentlich die zweite, dieselben in schöner
folgen jetzt 16 Abhandlungen, welcl
Ethnographie angehören, und die Kennt
) Völkerschaften, Aiterthümer und Mer
er erdphysikalische Artikel (Erdbeben in
lectromagnetischer Seismograph, von Palmiei
in Montana^ Idaho und Washington, von
üthe auf den Telegraph, von Sargent.) und
n, von welchen die hervorragendste: Nei
i n , von Prof. Poey mit zahlreichen Stichpia
iesst ein Inhaltsverzeichniss und ein alphabe
Druck, sowie der Einband, sind vortreflfli
I geziemt, welches für Rechnung eines gi
theilt wird. Man kann das Buch nicht ai
ssenschaftlichen Streben und den wissenscha
lischen Nation die höchste Anerkennung zv
Einladung
zur
rsammlung deutscher Nat
und Aerzte.
ischluss der in Leipzig abgehaltenen 45. Vers
r und Aerzte findet die diesjährige Versi
Ewar vom 18. bis 24. September statt,
srzeichneten Geschäftsführer erlauben sich
Naturwissenschaften und Medicin zu rec!
eundlichst einzuladen.
Sendung der Programme findet im Juli stai
adeuy im ^uni 1873.
Br. R. Fresenius« Di
BaUe, Buchdrackerei des Waisenliaiuedt
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ARCHIV DER PHARMAC
3. Reihe, 3. Band, 2. Hefi
Dr. Hermann Ludwig,
a. Professor der Chemie an der Universität zu Jena,
gest. den 7. Januar 1873.
Gewohnt an dieser Stelle des Archivs der Phai
nur Originalabhandlungen über wissenschaftliche Gegen«
zu finden, wird die Stellung de^ nunmehr Verstorbene
Redacteur der Zeitung die Ausnahme wohl entschul
damit der erste Blick auf das soeben vollendete Heft
langjährigen, unermüdlichen Arbeiter daran zu Theil we
Mit einer Gewissenhaftigkeit, fast ängstlich, dei
eher eine zu grosse Sorgfalt vorwerfen möchte, wurdi
Ludwig, so lange er als Redacteur am Archive thätig,
Zeitschrift geleitet; wo es einmal fehlte, was bei eine
umfangreichen, ununterbrochen fortgehenden Werke
häufig eintreten kann, pflegte er in tage- und nachte]
Thätigkeit Material selbst zu suchen , selbst zu schreibe]
dem Mangel augenblicklich abzuhelfen.
Der letzte Schriftzug seiner nicht mehr völlig :
durch die längere Krankheit ermatteten Hand galt
Archive der Pharmacie und drückte mit völlig '.
Worten sein Bedauern au3, dass für dies Mal (Jani
1873) die Ordnung und Wahl des Stoffes nicht nac
wohnter Weise stattgefunden habe, er hoffe, in nächste
es wieder besser machen zu können. Wenige Mc
später traten Gehimerscheinungen ein, welche als unve
bare Boten des Todes sich zeigten, der auch nach e
iStunden des Kampfes erfolgte.
H. Ludwig wurde am 12. August 1819 zu Gr
im Fürsteathum Schwarzburg - Sondershausen gebore
Aroh. d, Phftrro. in. Reihe. III. Bda. 2. Hft, 7
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jS^^M?:^-!
98 Dr. Hermann Ludwig.
starb demnach in dem frühen Alter von 54 Jahren. Er trat in
seiner Vaterstadt bei Apotheker Blättermann als Lehrling'
ein, conditionirte in verschiedenen Gegenden Deutschlands
und der französischen Schweiz und studirte von 1844 in Jena
unter Leitung Wackenroder's, dessen Nachfolger zu
werden ihm später vergönnt war. Nach Jahresfrist wurde
er Assistent des beliebten Lehrers und blieb in dieser Stellung
bis October 1847, wo ihm von Prof. Schulze die Lehrerstelle
für Chemie an dem landwirthschaftlichen Institute übertragen
wurde. In dieser Zeit hatte Ludwig auch das Staatsexamen
als Apotheker in Schwarzburg -Sondershausen bestanden.
Als Lehrer an der landwirthschaftlichen Lehranstalt lag
es L u d w i g ob, die practischen chemischen Uebungeh daselbst
zu leiten und die Chemie in ihrer Anwendung auf Land-
wirthschaft und Technik , demnach besonders Agriculturchemie
und technische Chemie, vorzutragen, wozu ihm auch stets
ein anerkennenswerther und anerkennender Zuhörerkreis zu
Theil wurde.
1851 erschien, besonders für angewandte Chemie be-
stimmt, das erste Werk „Grundzüge der analytischen Chemie
für unorganische Substanzen"; gegen Ende des Jahres 1852
habilitirte sich Ludwig als Docent mit der nach damaliger
Vorschrift noch lateinisch abgefassten Disputation: „de Siliciae
aequivalento et formula chemica". 1853 — 1855 wurde die
in 3 Bänden bearbeitete Geschichte der Apotheker, von
A. Philippe, herausgegeben, theils als üebersetzung, theils
als sehr vollständige, eigene Vermehrung des ursprünglichen
Werkes (besonders der zweite Theil).
Nach dem Tode Wackenroder's im Sommer 1854
übernahm H. Ludwig käuflich und persönlich die Instituts-
einrichtung , wie die Leitung des Studiums der Pharmaceuten,
wurde in Folge dessen im October 1854 ausserordentlicher
Professor, im Deoember Grossh. Sachs. Weimarischer Apo-
thekenrevisor und ausserodentliches Mitglied der Medicinal-
commission, in welchen Stellungen er bis zum Tode verblieb,
später wurden ihm auch die Eevisionen im Pürstenthum
Reuss, ältere Linie, übertragen.
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Dr. Hermann Ludwig. 99
Seit 1863 trat Ludwig in die Redaction dieser Zeit-
schrift, zuerst mit Bley gemeinsam, ein. Bei der späteren
Aenderung der pharmaceutischen Prüfung, üebergang auf
das Reich, wurde Ludwig auch Mitglied der in Jena
orrichteten Commigsion.
Die Werke, welche seit 1855 erschienen, waren: Die
natürlichen Wässer in ihren Beziehungen zu Luft und Ge-
steinen, 1862.
Lehrbuch der practischen und theoretischen Pharmacie,
von Dr. Clamor Marquardt, bearbeitet von Hallier und
Ludwig, 1865.
Die Vergiftungen in gerichtsärztlicher und klinischer Be-
ziehung, dargestellt von Tardieu und Rons sin, autorisirte
deutsche Ausgabe von Theile und Ludwig, 1868.
Der zahlreichen kleineren Abhandlungen zu gedenken,
welche in fleissiger Folge erschienen, ist hier unnöthig, da
ein Blick in die Register dieser Zeitschrift genügt, um die
Masse und verschiedenartige Gestalt der Untersuchungen und
Resultate vor das Auge zu fuhren.
Für .das Grossherzogthum S.- Weimar und Fürsten-
thum Schwarzburg-Rudolstadt waren ferner Ludwig
in Gemeinsamkeit mit Dr. Mirus die gerichtsärztlichen
chemischen Untersuchungen übertragen.
So die zunächst nothwendigsten persönlichen Notizen.
Bedenkt man, dass der eigentliche Beruf des Verstorbenen
in der academischen Lehrthätigkeit beruhte und dass Apo-
th^kenrevisionen , wie gerichtliche oder anderweitige chemische
Untersuchungen gewissermassen als Last zukamen, so sieht
man 'schon aus diesen wenigen Angaben , welch' arbeitsvolles
Leben sich entrollt, und wahrlich, Arbeit und Mühe scheute
Ludwig nie, um ein Ziel zu erstreben, was als ein ein-
heitliches durch sein ganzes Thun und Wirken sich verfolgen
lässt, nämlich det Pharmacie zu nützen und ihr allein sein
ganzes Streben zu widmen.
Mag das Urtheil, ob dieses Streben mit Erfglg gekrönt,
ein verschiedenes, theilweise persönliches sein, unverkennbar
ist aber die Richtung , welche in der Führung der Zeitschrift,
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100 Dr. Hermann Ludwig.
der Abfassung der Werke, wie in dem Umgange mit der
pharmaceutischen Jugend jeden Augenblick hervortrat. Mag
sogar die Ausführung oft etwas schroff, derb oder zu eifrig
gewesen sein, alle Handlungen gingen aber auf das eine
Ziel hinaus, die Pharmacie zu vertreten ujid gewissermassen
in sich zu verkörpern. Mancher College der neuen Zeit fand
diese Richtung zu einseitig vertreten und mit den viel-
gestalteten Forderungen der heutigen Lage nicht überein-
stimmend , aber frage man die Schüler einzeln , ein jeder wird
au^ CoUeg und Practicum die Ueberzeugung gewonnen haben,
dass der Eifer und das Streben Ludwigs in dieser Be-
ziehung ohne Ruhe und Rast, selbst mit Aufopferung des
Wohles der eigenen Person verbunden waren.
Vom frühen Morgen bis späten Abend, bis in die Nacht
hinein wurde, oft mit Uebergehung der noth wendigsten Nah-
rung, gearbeitet, und sicher ist der Keim der Krankheit, wie
der ungeahndet rasche Verlauf mit in der Ueb er arbeit ung
begründet.
Dieser sich selbst nicht beachtende Eifer war übrigens
Ludwig von jeher eigen und steigerte sich in der letzten
Zeit allerdings zur Krankhaftigkeit, d. h. die schon längst
eingebürgerte , wenn auch noch nicht kenntlich hervortretende
Krankheit verstärkte die zuerst mit anerkennenswerther Aus-
dauer getriebene Thätigkeit zum immer sich steigernden
Uebel.
Es muss hervorgehoben werden, dass Ludwigs Wirken
an der landwirthschaftlichen Lehranstalt mit gleichem, red-
lichen Eifer behaftet war, der bei dem üebergange zu dem
Lehrstuhl der Pharma^e "hier die geeignete Fortsetzung
erhielt.
Das pharmaceutische Institut zu Jena war durch Kauf
in den Privatbesitz Ludwig's übergegangen und ihm die
Stellung als Director des pharmaceutischen Studiums von den
hohen Erhaltern der Universität zunächst ohne jeden staat-
lichen Beitrag überwiesen worden.
Hierin lag eine mehrgestaltete Anforderung, da der
Gelehrte und Lehrer gleichzeitig angewiesen War, Geschäfts-;
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Dr. Hermann Ludwig. 101
md so zwei sich niemals gut vereinigende^
besser von einander fem zu haltende Dis-
i werden mussten. So anziehend das Bild
äfüllter Anstalt, so schwer und noch weit
le Last bei geringer Zahl, wo es schliesslich
sich und die Seinigen zu erhalten, sondern
t, das erworbene und dadurch auch ehren-
;e Gut vom Untergange zu retten.
sLudwig zTJt Theil geworden , die schwerste
■ den herbsten Tropfen auszukosten und zu
wo eben ein bedeutendes Steigen seiner
stitutsmitgliederzahl eintrat. Mag maa aus-
diese letzten Jahre seines Lebens dadurch
teten, richtiger gestalten wollten, Ludwigs
t unelhdlicher Entbehrung, ununterbrochenen
Lunterbrochenen Sorgen der stärksten Art
Q, welche hier_ nachtheilig einwirkten, waren,
mannichfacher Art, und es würde den Ein-
rson nur erschweren, wollte man versuchen,
3ben, und — sie gehören schon der Ver-
[en Universitäten eintretende Aufnahme der
renden zog einen • grossen Theü an andere
'sam war es möglich, selbst dem eigenen
id Ruf zu erwerben, wie ihn der Vorgänger,
r, in so reichem und verdientem Maasse
taatsexamina hatten nur für das eine Land,
nden, Gültigkeit, die geschlossenen Institute
Pen Hochschulen verlassen und angemessener
idiendirectionen ersetzt, so lassen sich eine
Wirkungen aufzählen, welche zunächst nichts
und deren anziehenden oder abstossenden
iten zu thun haben.
h der Oberbehörden, eine andere Einrichtung
leiterte allerdings an dem Verstox'benen,
ie Ueberzeugung glaubte vertreten zu müssen,
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Dr. Hermann Ludw
Gang und Studium für Phar
änfalla die Ursache, dass die
seines ganzen Wirkens a]
eringer Bedeutung war und
Ä.u88en wurden dagegen, na
mehrere nennenswerthe Ai
ils Ehrenmitglied der pharm
lurg, 1869 correspondirende«
itical Association zir Phila
es Chicago College of Phan
1 dieser nicht erfreulichen
Thätigkeit Ludwig's war
er eifrigste Lehrer und fand I
a Gattin und den Kindern,
und uns Allen hinterhlieh
'reund der Pharmacie zu ehi
ten und Licht, sie wechseln
sucht sich ein Ziel zu ste
gen gelingt es, dasselbe zu
Theil der unaufhaltsam ro
bis er früher oder später
des Lebens, angekommen,
i, im April 1873.
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Originalmittheilungen.
acie, pliarmaoeut. und pliy«.
Clieinie.
hlorplienol und dessen Nitroderirate.
Von H. Hüll er in Hersfeld.
Qgspunkt zu beiden Theilen meiner Arbeit
bildeten die zwei isomeren Mononitrophenole.
Ihre Darstellung und Eigenschaften sind bekannt
Ich bediente mich zu ihrer Darstellung der Methode von
Cook und Schmitt*) und trug allmälig und unter Vermeidung
von Erwärmung 5 Pfd. farblose krystallisirte Carbolsäure in
10 Pfd. Salpetersäure von 1,34 sp. G., die vorher mit
20 Pfd. Wasser verdünnt war. Nachdem alles Phenol ein-
getragen, Hess ich das Gemisch noch einen Tag auf einander
wirken, sammelte dann das am Boden des Gefässes liegende
schwarzbraune Oel, das theilweise mit gelben Krystallen durch-
setzt war , wusch es wiederholt mit kaltem Wasser aus und
unterwarf es der Destillation im Dampfstrome. Ich destillirte
80 lange, als noch nennenswerthe Antheile flüchtigen Nitro-
phenols übergingen; dann brachte ich den Rückstand in einen
grossen Kessel und trieb durch Kochen mit viel Wasser die
letzten Reste flüchtigen Nitrophenols in die LufL
Im Rückstand hatte ich nun die nicht flüchtige Modi-
fication des Nitrophenols, das Ortho- oder auch Iso- Nitro-
phenol.
Um dieses ^n zu erhalten, kochte ich den Rückstand
wiederholt mit viel Wasser aus, nahm mit Hülfe eines Glas-
Hebers die klare Lösung kochend ab, bei deren Erkalten
♦) Kekul^ Benzolderivate S. 292,
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104 H. Müller, Heber Metaohlorphenol und dcBsen Kiiroderivate.
sich das Orthonitrophenol in langen, theils weissen,
theils braüngeßirbten Nadeln ausschied. Zur vollständigen
Keinigung kochte ich es unter Wasser vertheilt mit über-
schüssigem Aetzbaryty filtrirte ab, fällte aus dem Eiltrat den
überschüssigen Aetzbaryt durch Einleiten von Kohlensäure
aus, kochte die jetzt von Aetzbaryt befreite Lösung mit ge-
reinigter Thierkohle, filtrirte heiss und stellte kalt; das Ortho-
nitrophenol - Baryum krystallisirte in grossen zolllangen gelben
Säulen. Diese wurden gesammelt, gewaschen, in heissem
Wasser gelöst und durch Salzsäure zersetzt. Das Orthonitro-
phenol schied sich grösstentheils als Oel ab, welches nach dem
Erkalten erstarrte, und die erkaltete überstehende Flüssigkeit
war mit langen weissen Nadeln von Orthonitrophenol durchsetzt.
Ich krystallisirte das mit Wasser gewaschene Orthonitrophenol
nochmals aus kochendem Wasser und erhielt es dann als
rein weisse Nadeln.
Das flüchtige Nitrophenol krystallisirte ich einmal aus
heissem Alkohol und erhielt es in kurzen gelben Prismen, die
bei 46^ schmolzen.
Einführung von Chlor und der Nitrogruppe in
Orthonitrophenol.
Beim Beginn dieser Arbeit waren die Untersuchungen
von Armstrong*) über diesen Gegenstand noch nicht be-
kannt Ich werde, da diese Arbeiten inzwischen veröffentlicht
sind, hier auch nur soviel anführen als nöthig ist, dieselben
zu bestätigen, jedoch auch einige neue Thatsachen. Zunächst
wollte ich Orthonithrochlorphenol darstellen. Ich löste hierzu
Orthonitrophenol in kochendem Wasser und leitete in -die
heisse Lösung so lange Chlor, bis sich ein gelbliches, auch
nach dem Erkalten flüssigbleibendes Oel auf dem Boden des
Eolbens ablagerte.
Es ist schwer, wenn nicht unmöglich, Ijier grade 1 Atom
Chlor einzuführen und es ergab sich aus den untersuchten
Producten, dass sich ein Theil des Orthonitrophenols auch
*) Chem. Soc. J. 10. 12; 10, 93; 9. 1112. Zeitsohrift für Chemie
1871, 516 — 622, 590— -092, 677 — 679.
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H. Müller, Ueber Metachlorphenol und dessen Nitroderivate. lOS
schon in Dichlomitrophenol umgewandelt hatte, während gleich-
zeitig noch unverändertes Orthonitrophenol vorhanden war,
doch war die Ausbeute an Orthonitrochlorphenol reichlich
genug, um die Arbeit durchfuhren zu können.
Die gechlorte wässrige Lösung verdampfte ich, nachdem
ich sie von dem am Boden liegenden Oel getrennt, hatte , auf
dem Dampfbade auf cca. 100 ccm. ein, liess erkalten, ver-
einigte das daraus abgeschiedene Oel nebst den entstandenen
Krystallen mit obigem zurückgestelltem Oele und verwandelte
es durch Kochen mit Wasser und chemisch reinem kohlen-
saurem Baryum nebst Thierkohle in Baryumsalze.
Aus. dem heissen Filtrat schieden sich zunächst lange,
rothe, platte Nadeln ab, die als das Seyfarth'sche*) Dichlor-
nitrophenol erkannt wurden. Beim weiteren Verdampfen
erhielt ich lange, dunkelgelbe, glänzende Nadeln; diese stellten
sich als das gesuchte Orthonitrochlorphenol - Baryum heraus,
endlich war in der Mutterlauge auch noch etwas unver-
ändertes Orthonitrophenol als Baryumsalz vorhanden.
d) Orthonitrochlorphenol.
Die dunkelgelben, glänzenden Nadeln wurden noch
einigemal aus heissem Wasser umkrystallisirt, dann in heissem
Wasser gelöst und mit Salzsäure zersetzt.
Nach dem Erkalten war aus der Flüssigkeit das Ortho-
nitrochlorphenol theilweise in milchweissen Nadeln angeschossen,
theilweise als erstarrtes Oel vorhanden ; es wurde aus heissem
Wasser umkrystallisirt.
Orthonitrochlorphenol, C6H^N02)C10,**) scheidet sich aus
seiner Lösung in heissem Wasser theils als allmählig erstar-
rendes Oel, theils in milchweissen seideglänzenden Nadeln
ab. Es ist etwas flüchtig mit Wasserdämpfen, schmilzt bei
110 bis lll».
*) Annalen d. Chemie u. Ph. 7 Suppl. Bd. 196. u. fgd.
**) 0 = 16.
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y Ueber Metachlorphenol und dessen Nitn
lonitrochlorphenol ist identisch mit
aus dem bei 111^ schmekenden ß
1 Heraasnefamen einer Nitrogrupp^
lenoL
•thonitrochlorphenol-Baryui
(C6H3N02C10)2Ba + 7H«0.
jirt aus seiner heissen wässerigei
anden, dunkelgelben Nadeln; es u
r und wird nach dem Austreiben i
drothgelb.
verloren bei 150® 0,263 Wasser =
;, wasserfreies * Salz gaben 0,17 g
= 28,74 0/,.
rechnet. Oefundei
)2C10)« = 345.
Ba 137 == 28,42. 28,74
482
7 H^O = 126 = 20,72. 20,06
"608
rthonitrochlorphenol- Silber
C6H3jrO«C10Ag.
1 Baryumsalz durch salpetersaure
en des entstandenen rothen Niede
3r dargestellt. Es ist schwer löslic
krystallisirt daraus in kupferbrai
Orthonitrodichlorphenol.
C«H3C1«N020.
*thonitrodichlorphenol ist zuerst von S
d eingehend untersucht worden. ]
ification seines Baryumsalzes beschi
Pt f. Chemie 1871, 339.
f. Chem. u. Ph. 7 Sppl. Bd. 196 u. f.
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)er Metachorphenol und dessen Nitroderivate. 107
eschreibt sein Baryumsalz als in rothen,
4 At. Wasser krystallisirend und erwähnt,
uch in gelben Nadeln krystallisire, dass
isetzung beider Krystallformen dieselbe sei.
be für die rothe Modiflcation kann ich
>ren bei ITO« = 0,095 = 10,92 Vo-
reies Salz gaben 0,325 SO^Ba = 0,1911 g.
)t. Gefunden.
80)2=414
Ba 137 = 24,68. 24,66.
551
4H20 _72 = 11,56. 10,92.
623
Dagegen habe ich die reingelbe Modification mit 8 At.
Krystallwasser zusammengesetzt gefunden.
0,552 g. der gelben Modification verloren bei 170^ =
0,109 g. Wasser = 20,88 %.
1,2015 g. verloren bei 170^ 0,248 g. Wasser = 20,64^0
0,413 g. wasserfreies Salz gaben 0,172 SO* Ba =
0,1011 Ba = 24,3 %.
Berechnet. Gefunden.
(C«H«C12N020)2=414
Ba 137 = 24,68. 24,3.
551
8 H«0 144 = 20,72. 20,88. 20,64.
695
Diese reingelbe Modification des Baryumsalzes geht durch
TJmkrystallisiren aus heissem WasTser oft nur in die rothe
[odification über. Oft erhielt icK beide Modificationen neben-
inandes.
Die rothe, schwerer lösliche, setzte sich zuerst aus der
'ässrigen Lösung in platten Nadeln ab, dann schied sich,
oer erst nach einigen Stunden, die gelbe Modification in
ragen, rein gelben Nadeln aus.
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. Müller, üeber Metacblorphenol und dessen Nitro
irch Umkrystallisiren der rein gelben Form
erhält man anfangs wieder die rothe For
nigen Standen erscheint die gelhe.
^nso entstehen durch ümkrystallisiren der
ins heissem Wasser anfangs nur rothe,
^ystalle. Will man die eine oder die a
halten, so muss man den Augenblick ^
rothe Form grösstentheils auskrystallisirt
tterlauge abgiessen, aus welcher sich dai
^orm abscheidet Das Erscheinen der ein(
Modification liegt an der Concentration i
le Modification ist schwerer löslich und ei
dm Krystallisiren zuerst,
an sieht bei diesen zwei Modificationen d
sehr schön, wie die rothe Modif. mit 4 .
und die gelbe mit 8* Atomen bereits als s
vorhanden sind. Anfangs ist die Lösung
poth und setzt nur rothe Krystalle ab; sin
den,. dann nimmt die Lösung eine gelbe F
ann nur gelbe Krystalle ab.
18 beiden Modificationen wurde übrigens di<
lieden und ihr Schmelzpunkt bestimmt, die
)ö.
e Säure zersetzt sich beim Schmelzen in
*), wie schon Seyfarth (1. c.) erwähnt
3sung riechender Gase. Dies Verhalten i
jehr characteristisch.
Orthonitrochlornitrophenol.
C6H3(N02)C1(N02)0.
isst man auf das Orthonitrochlorphenol i
36 sp. G. wirken, so tritt noch eine Niti
Drthonitrodicblorphenol zerfällt beim Scbmelzen n
folgender Weise: 2 C« Ha NO*, Gl» OH == 2 Cß H«
NO.
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Metachlorphenol und dessen K^itroderivate. 109
Jrthonitrochlornitrophenol krystallisirt aus
gelblichen Blättchen, aus Chloroform in
tigen Tafeln, die bei 111® schmelzen. Es
m zuerst von Faust und Saame*) be-
dinitrophenol.
Bestätigung der Identität wurde noch das
eilt.
ochlornitrophenol-Baryum.
3«C1N0«0)2 Ba + 9 — 10 H«0.
Iz wurde durch Kochen der reinen Säure
einem kohlensaurem Baryum dargestellt.
heissem Wasser in kurzen, gelben Pris-
**xx.*., v^x. ***,x.** V.W«* Austreiben des Krystallwassers ziegelroth
werden. Auf seinen schwankenden Kry stall Wassergehalt werde
ich später zu sprechen kommen.
1,093 g. verloren bei 150<> 0,251 g. Wasser = 22,dß%.
0,229 g. wasserfreies Salz gaben 0,0915 SO^Ba =
0,0538 Ba = 23,49 %.
Berechnet. Gefunden.
Ba 137 = 23,95. 23,49.
9H«0 162 = 22,07. 22,96.
Chlorphenol aus flüchtigem Nitrophenol.
Schmitt macht eine Mittheilung**), wonach es ihm
gelungen war das flüchtige Nitrophenol durch Eeduction zu
Amidophenol, Ueberführung dieses in Diazophenol, Verwandeln
des letztem in das salzsaure Platindoppelsalz und endlich
durch trockne Destillation dieses, ein neues Chlorphenol zu
erhalten.
Seine Angaben über dies Chlorphenol sind sehr spärlich;
er giebt nur an, dass dieses Chlorphenpl einen eigenthüm-
liehen, angenehmen, aromatischen Geruch besitze, zwischen
*) Annal. d. Chemie u. Ph. 7 Suppl. Bd. 196.
**) Berichte der deutschen chemischen Gesellsch. 1 67,
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110 H. Müller, Üeber Metachlorphenol und des
175 und 180 siede, eine etwas dicke ölai
die in den geringen Mengen , die ihm zur
nicht krystallisirt werden konnte.
Ich habe diese Arbeit wiederholt
Eesultate derselben mit
Zunächst reducirte ich reines flüchti|
der berechneten M^nge Zinn und Salzsäui
Aus der mit Wasser verdünnten L<
das Zinn durch Einleiten von Schwefelwas
dem entstandenen Schwefelzinn ab und c
auf dem Wasserbad zur Krystallisation ei
Salzsaures Amidophenol krystallisirt(
Nadeln aus (in Folge geringer Zersetzung
Dieses Amidophenol ist durch die A
und Cook*) genügend bekannt, ich unte
Anführung seiner Eigenschaften, sowie d<
den Diazophenols und dessen salzsauren ]
Zur üeberführung des Amidophen
benutzte ich die vortreffliche Vorschrift vc
Ich löste das salzsaure Amidophenol
hol, der mit salpetriger Säure gesättigt >
Eiswasser ab, hierauf wurde die Lösung
versetzt, dass sie sich trübte und darai
selbst überlassen. Während dieser Zeit 1
saure Diazophenol in kleinen Prismen
unter erhielt ich dies salzsaure Diazophen
liehen, wohlausgebildeten Rhomboedern, in
es Schmitt ebenfalls (1. c).
Das salzsaure Diazophenol ist leicht
und Alkohol.
Zunächst verwandelte ich es in di
doppelsalz durch Auflösen in wenig Wa
mit überschüssigem Platinchlorid. Es
*) Kekul^ Benzolderivate 314.
*'*'■) Berichte der deutsch, ehem. Geaellsoh. 1,
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)t Mctacblorpbcnol und dessen Nitroderivate. 111
her Niederschlag von salzsaurem Diazo-
l; dieser wurde getrocknet und in einer
itillirt.
0.) erhielt so sein bei 175 — 180® sieden-
Mein so erhaltenes Chlorphenol siedete
195®, doch gelang es nach einigen frac-
len leicht einen bei ^jß — 177® siedenden
ler sich bei der weiteren Untersuchung als
phenol zu erkennen gab.
lol ist ein farbloses Oel, besitzt den eigen-
enehmen und anhaftenden Greruch der ge-
1 AUgemeinön ; es* erstarrt in einer Kälte-
>® noch nicht.
Q beim Verbrennen
mit
chromsaurem Blei
0,139 g. H«0.
;.
Gefunden.
56,03.
54,03.
3,89.
4,41. *
27,63.
der Analyse , dass das Chlorphenol noch
lielt; es war mir aber bei der geringen
Menge , die ich besass , unmöglich , noch weiter zu entwässern.
Chlordinitrophenol.
C«H3Cl(N02)20.
Ein Theil des Chlorphenols wurde allmälig in Salpeter-
säure von 1,36 sp. G. eingetragen, die ausgeschiedene gelbe
Masse, gesammelt, gewaschen und durch Kochen mit 'kohlen-
saurem Baryum und Wasser in das Baryumsalz verwandelt.
Ein Theil des Baryumsalzes wurde wieder in heissem
Wasser gelöst, mit überschüssiger Salzsäure zersetzt, die
ausgeschiedene Säure gesammelt, getrocknet und aus Chloro-
form krystallisirt. Sie krystallisirte in irregulären sechs-
seitigen Tafeln und schmolz bei 111®.
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Metachlorphenol un(
ifken hat das zi
lene ß Chlordiniti
i Abschnitt durch
Orthonitrochlomi
etzung und Eig(
h die Identität.
Jinitrophenol-Bar
5,82 7o.
äerfreies Salz ga
10'
23,^5.
: 22,07.
Metachlorphe
Isomerer Nitro - u
)etersäure bezw. i
Grade wahrschei
entsprechenden ]
lenole auftreten a
rjioben wurde die
ophenol, welches
Abschnitt beschi
erhaltenen Chlorj
;en habe, das s.
mkt ist , welche
n der Nitrirung
rermuthen auch
rophenol von eine
abstamme.
Lrystallisirtes Phe
i soviel trocknes
u. Ph. 7 Sppl. B(
. u. Ph, 7 Sppl. I
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Metachlorphenol und dessen Niiroderivate. 113
lols um 200 g. zogenommen hatte; es
mm Chlor mehr, als zur Bfldung von
ig ist. .Das rohe Monochlorphenol stellte
erdendes Oel dar; es wurde der Destil-
Qd destillirte zwischen 180 und 220®
^0 und 200® siedende Theil wurde für
wiederholt firactionirt: Es gelang mir
. fractionirten Destillationen 50 g. eines
, das constant bei 175,5 — 177® siedete
ichte Monochlorphenol zu erkennen gab.
Buol gaben beim Verbrennen mit chrom-
r, CO« = 55,78 ®/o C und
r. H«0 = 4,03 ®/o H
inet. Gefunden.
= 56,03. 55,78.
3,89. 4,03.
> — 27,63.
>
rphenol ist eine ölige Flüssigkeit, die
erstarrt Es besitzt den unangenehmen,
ler gechlorten Phenole im Allgemeinen;
Eigenschaften wie das Chlorphenol,
zuerst gefanden und ich im vorher-
ingehender beschrieben haba Auch die
Chlorphenole sind identisclk
enthält also das Chlor an derselben
n flüchtigen Nitrophenol die Nitro-
i vermuthete bis jetzt, dass die Nitro-
Nitrophenol die Metastellung einnähme,
»eweis dafür gehabt zu haben; diese
»füllt.
n wenig Wasser gelöst in einer grossen
[it, etwa der vierte bis sechste Theil
eh. ehem. Gesellsch. 1, 6S.
le. m, Bd». .2 Heft, 8
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Phenol und des«
Chlorphenol
las Gemisch
ie Schmelzu
ale in destil)
jfelsäure, liei
Tou dem aui
wiederholt i
abgesonderte
Q ihn in Wi
rschlag wuri
waschen, un
rsetzt und a
singedampft
äublimirten v
•einen Brenz!
Hein alle ai
)]imat Brenzl
i, die bei so
werden den
haben. Das
^ab mit Eis
Färbung, (
•on in eine ^
itechinlösung
h ein schwai
f wässrigen
n Lösung v<
als weissen
arde abfiltriri
rbei ßirbte ei
-Blei bei 1(
jrlor, gaben
Kekul^, Benzol
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Metachlorplienol und dessen Nitroderivate. 115
Imet.
Gefimden.
= 72.
- 4.
-32.
207 =
= 65,71.
65,57.
315.
IJebergang des bei 175,5 — 177® sieden-
Brenzkatechin und so die Metastellung
bewiesen.
rphenol trug ich allmälig in Salpetersäure
lie vorher mit gleichen Theilen Wasser
Salpetersäure wirkte sehr milde auf das
sank zuerst als rothes Oel nieder und
war nach 24 Stunden in eine feste Krystallmasse umgewandelt.
Diese wurde herausgenommen, gewaschen und durch Kochen
mit kohlensaurem Baryum und Wasser in das Baryumsalz
übergeführt. Es hielt nicht schwer in der krystallisirenden
Lösung alsbald zwei Baryumsalze zu erkennen.
Das eine krystallisirte in rothen Warzen und war
äusserst schwerlöslich in kaltem wie in heissem Wasser; es
krystallisirte aus seiner heiss gesättigten Lösung nach dem
Erkalten derselben kaum aus, es ist also in heissem Wasser
nicht viel löslicher als in kaltem^
Das zweite Baryumsalz krystallisirte aus der Mutterlauge
in dunkelgelben, glänzenden Nadeln.
Diese Salze gaben sich bei weiterer Untersuchung
als die Baryumsalze zweier isomerer Monochlormononitro-
phenole zu erkennen.
Ich werde das erstere aus dem schwerlöslichen Baryum-
salz abgeschiedene Chlomitrophenol als Metachlornitro-
phenol und das zweite aus dem leichtlöslfbhen Baryumsalz
als Metachlororthonitrophenol beschreiben ; letzteres
ist durch die Arbeiten von Faust*) bereits bekannt gewesen,
das erstere ist dagegen noch neu.
*) Zeitgchrift f. Chemie 1871, 339.
8*
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116 H. Müller» üeber Metachlorphenol tmd dessen Nitroderivate.
MetachlornitrophenoL
C«H*C1N0«0.
Das MetacUornitrophenoI scheidet sich ans seiner heissen
wässrigen Lösung theils in gelben Tropfen theils* in weissen
feinen Nadeln ab. Es ist leicht löslich in Chloroform und kry-
stallisirt daraus schlecht, in gelben platten Nadeln. Im heissen
Wasser ist es schwer löslich. Mit Wasserdämpfen ist es sehr
flüchtig. Es hat einen atarken safranartigen Geruch und
schmilzt bei 70^.
0,1965 g. Metachlomijxophenol gaben beim Glühen mit
Aetzkalk etc. 0,166 g. AgCl = 0,04106 Cl «= 20,89 7o-
Berechnet. Gefanden.
C« — 72.
H* — 4.
Cl —35,5 = 20,46. 20,89.
NO« 46.
0 16.
173,5.
Metachlormtrophenol-EaUum krystallisirt in dunkelrothen,
glänzenden, langen, platten Nadeln und ist leicht löslich in
Wasser.
Es wurde dargestellt durch heisses Auflösen der reinen
Säure in einer Lösung von kohlensaurem Kalium.
Metachlornitrophenol- Calci um
(C«H8ClN0«0)«Ca+H«0
bildet rothbraune knrie Prismen, die oft warzig gruppirt und
in Wasser ziemlich schwer löslich sind.. Es wurde dar-
gestellt durch Kochen der reinen Säure mit reinem kohlen-
saurem Calcium und Wasser.
1,367 g. verloren bei 175« 0,076 g. Wasser = 5,567o.
0,916 g. verloren bei 175<> 0,044 g. Wasser = 4,8 %.
0,448 g. wasserfreies Salz gaben 0,1635 g. SO* Ca 5=
0,0481 g. Ca =10,73 %•
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>r, Ueber Metachlorphenol und dessen Nitroderivate. 117
erechnet. Gefunden.
!lNO«0)2-=345,
Ca
40=10,47„.
385
10,73,
H>0
18 = 4,467o.
5,56
403.
4,8-
Letachlornitrophenol-Baryum
(C6H3ClN020)2Ba + H«0
braune kurze Blätter, die meistens zu kleinen
inigt sind; die Löslichkeitsverhältnisse in Wasser
reits oben angegeben, ebenso die Darstellung
dieses Salzes.
0,783 g. verloren bei 170<> 0,031 g. Wasser = 3,967o.
0,335 g. wasserfreies Salz gaben 0,162 g. S04 Ba =
0,0952 Ba = 28,42 %.
Berechnet Gefunden.
(C«H»C1N020)«=345.
Ba 137^= 28,42. 28,42.
482.
H^O J^=3,6. 3,96.
500.
Meta chlor nitrophenol- Silber
CßH^ClNO^OAg
bildet karmoisinrothe, glänzende Blättchen, die in Wasser
schwer loslich sind. Es wurde dargestellt durch Vermischen
einer wässrigen Lösung des Calciumsalzes mit salpetersaurem
Silber und Umkrystallisiren des entstandenen gut ausge-
waschenen Niederschlags aus heissem Wasser.
0,506 g. verloren bei 120^ 0,003 g. Wasser und gaben
0,258 g. AgCl = 0,1942 Ag = 38,61 %.
Berechnet. Gefunden.
C«H»ClNOäO= 172,5.
Ag 108=38,54. 38,61.
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118 H, Müller, IJeber Metachlorphcnol und dessen Nitroderirate.
MetachlororthonitrophenoL
C«H*C1N020.
MetachlororthonitropheBol scheidet sich aus seiner Lösung
in Wasser theils in milch weissen glänzenden Nadeln, theils
als allmälig erstarrendes Oel aus.
Es ist etwas flüchtig mit Wasserdämpfen und schmilzt
bei 110— 111^. —
Es ist identisch mit dem zuerst von Faust*) aus dem
bei 111® schmelzenden /? Chlordinitrophenol durch Heraus-
nehmen einer Nitrogruppe erhaltene /? Chlornitrophenol. Später
erhielt es auch Armstrong**) durch Einleiten von Chlor
in Orthonitrophenol. In dem ersten Theil dieser Arbeit habe
ich dieses Metachlororthonitrophenol ebenfalls auf die Weise
wie Armstrong erhalten,
0,293 g. gaben beim Glühen mit Aetzkalk etc. 0,233 AgCl
= 0,0576 Cl = 19,7 7o-
Berechnet. Gefunden.
Cl: 20,46%. 19,7.
Metachlororthonitrophenol-Kalium.
C6H8C1N0«0K + H20
bildet braune kurze Nadeln , die in Wasser leicht löslich sind.
Es wurde erhalten durch Kochen der reinen Säure mit einer
wässerigen Lösung von kohlensaurem Kalium.
0,764 g. verloren bei 145 <> 0,055 g. Wasser = 7^19%.
1,681 g. einer anderen Krystaliisation verloren bei 150®
0,152 g. Wasser = 9,04 %.
0,456 g. wasserfreies Salz gaben
0,189 S04K =
0,0848 g. K = 18,59 %.
Berechnet
Gefunden.
C«H»C1N0«0 = 172,5.
Ka 39,1 = 18,46.
18,59.
211,6
H*0 18 =7,84
229,6.
7,19. .
9,04.
*) Zeitschrift f Chemie 1871, 339.
*•) Daselbst 1871, 591.
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chlorphenol und dessen Nitroderivate. 119
lonitrophenol -Natrium
i Wasser leicht löslichen Nadeln.
honitrophenol- Calcium
N020)2Ca + 4H«0
i Wasser in rein gelben, langen,
In. Dieses schöne Salz ist nicht
Nasser. Es wurde erhalten durch
re mit kohlensaurem Calcium und
bei 170 = 0,145 g. Wasser =
160» 0,085 g. Wasser = 14,4 7o.
38 Salz gaben 0,114 g. SO* Ca =
Gefunden.
J45,0.
40,0 =
: 10,39.
104
85,0
72 =
57
= 15,75.
14,54,
14,41,
Lonitrophenol-Baryum
NO«0)2Ba+7H«0
Nasser in dunkelgelben, glänzenden
jissem Wasser leicht löslich.
wie das Calciumsalz.
bei 170 ö 0,2775 g. Wasser =
bei 175 ö 0,2745 g. Wasser ==
js Salz gaben 0,2645 g. S04 Ba =
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Metachlorphenol und dei
= 345.
137 =
= 28,42
482
•
126 =
= 20,72
608.
rorthonitrophen
C^H^ClNO^OAg
Bsem Wasser in knj
igen Nadeln ; ist sck^
llt durch Fällen einei
it salpetersaurem Sill
5tgs aus heissem Wai
3n bei 120^ 0,004 g,
1648 Ag «= 38,15 %
« 275,5.
108,0 = 38,54.
280,5.
>ff-Metachlorort]
1 Keduetion des Metac
L Menge Zinn und 1
rdünnten Lösung di
die Lösung durcli
ht.
slich in Wasser und
achlordinitroph<
C«H3C1(N0«)«0.
Qg in die DinitroTerbi
eise in Salpetersäure
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sber Metachlorpbenol und dessen Nitroderlvate. 121
ang der Salpetersäure war gewaltig. Jeder
fen Ghlorphenol verarsachte Zischen und
1 sank als rothes Oel in der Salpetersäure
nach einiger Zeit zu einer gelben, lockeren
ie sich dann auf die Oberfläche der Flüssig-
[Imasse wurde gesammelt , gewaschen und
t kohlensaurem Baryum in das Baryumsalz
eses Baryumsalzes wurde mit Salzsäure zer-
bgeschiedene, gewaschene und getrocknete
•form umkrystallisirt.
lordinitrophenol krystallisirt aus Chloroform
in den so characteristischen irregulären sechsseitigen Tafeln,
die bei 111® schmelzen.
Es ist identisch mit dem zuerst von Faust und
Saame*) beschriebenen /? ChlordinitrophenoL Dann erhielt
Faust**) dies Chlordinitrophenol wieder
a) durch Einführen von 1 Atom Chlor in Dinitrophenol
von 114® Schmelzpunkt, ferner
b) durch Eeduction der Pikrinsäure zu Amidodinitrophenol,
Verwandlung dieses in Diazodinitrophenol und Kochen des
Letzteren mit Salzsäure und
c) durch Nitriren von einem Gemenge von ^Meta- und
Para-Sulfodichlorphenol neben andern Chlohutrophenolen.
Später stellte Armstrong***) dies Metachlordinitro-
phenol dar:
a) durch Einführen von Chlor in Dinitrophenol von 114®
Schmelzpunkt bei Gegenwart von Antimonpentachlorid,
b) durch Nitriren von Dichlorphenolparasulfosäure,
c) durch weiteres vorsichtiges Nitriren von Orthonitro-
dichlorphenol Schmelzpunkt 125® imd
d) durch Nitriren von Orthonitrochlorphenol.
*) Annal. d. Ghem. u. Pharm. 7 Snppl. Bd. 196.
♦*) Zeitschrift f. Chemie 1871, 339.
*♦*) Chem. Soc. J. 10, 12; Zeitsohr. f. Chem. 1871,516—522,
590 — 592, 677—679; Chem. Soc. J. (2) 9, 1112 und 10, 93.
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achlorphenol und dessen Nitroderivate. 12S
h dies Baryumsalz auch in dickeD,
n.
rloren bei 160^ 0,21 g. Wasser =
es Salz gaben 0,146 g. SO* Ba «=
0,0858 Ba ^ 23,62 %
Die Zusammensetzung passt für 5V2 Moleküle Krystall-
wasser.
Beim Umkrystallisiren aus heissem Wasser erhielt ich
wieder das gewöhnliche Baryumsalz mit 9 — 10 Mol.
Wasser.
Versetzt man eine Lösung des Metachlordinitrophenols
in wässerigen Ammoniak mit einer wässerigen Lösung von
Chlorbaryum, so fallt ein schwerlösliches, in kurzen, blass-
gelben IS^adeln krystallisirendes Ammondoppelsalz heraus,
welches nach der Formel
(C«H«Cl(N08)«0)«Ba + 2C«H«Cl(NO«)20NH*+12H20
zusammengesetzt zu sein scheint.
0,639 g. dieses Ammondoppelsalzes verloren bei 120®
0,115 g. Wasser = 17,99 %.
0,524 g. so getrockneten Salzes gaben 0,112 g. SO^Ba
= 0,0658 g. Ba « 12,56 %.
Berechnet. Gefunden.
Ba 13,13. 12,56.
12H20 17,16. 17,99.
Erhitzt man dieses auf 140 bis 160®, so sublimiren
gelbe Nadeln unter dem Deckel des Tiegels, die wahr-
scheinlich das betrefifende Ammonsalz oder auch die reine
Säure sind.
Schwefelsaures Metachloramidonitrophenol.
(C«H8C1N02NH«0)2S0*HI
Diese Amidoverbindung wurde erhalten durch Reduction
ner heissen alkoholischen Lösung von Metachlordinitrophenol
id überschüssigem Ammoniak durch längeres Einleiten von
-chwefelwasserstoff. Verdampfen des Gremisches im Wasser-
.de zur Trockne und Auskochen, des trocknen Rückstandes
it Wasser und etwas Schwefelsäure.
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124 n. Müller , Ueber Metachlorphenol und dessen Nitroderivate.
Aus ihrer übersättigten wässerigen Lösung krystalliöirt
diese schwefelsaure Amidöverbindung in gelblichen, glänzen-
den Blättern, die in Wasser ziemlich löslich sind.
Beim Kochen mit viel Wasser schien diese Verbindung
zu zer&llen in Schwefelsäure und in die freie Amidöver-
bindung, denn sie wird hierbei ungewöhnlich schwer löslich
und dunkler; die dunkle Farbe verschwindet auf Zusatz von
etwas Schwefelsäure sogleich.
Diese Verbindung färbt die Haut und das Papier
intensiv braun.
0,56 g. verloren bei 110^ unter Flüssigwerden 0,003 g.
an Gewicht
Salz saures Metachloramidonitrophenol
C«H3Cm02NH20HCl
wurde erhalten wie die schwefelsaure Verbindung, nur wurde
zum Auskochen obigen trocknen Bückstandes Salzsäure
anstatt Schwefelsäure angewandt
Diese salzsaure Verbindung ist leicht löslich in Wasser
und krystallisirt aus ihrer übersättigten wässrigen Lösung in
gelblichen kurzen Nadeln. Sie färbt die Haut ebenfialls
intensiv braun.
0,979 g. .verloren bei 110<> 0,021 g. Wasser = 2,14 «/o
und gaben beim Ausföllen mit Silberlösung 0,533 g. AgCl
= 0,1355 CIH = 15,5%.
Berechnet. Gefiinden.
C6H8Clim»NO«OHCl=ClH = 16,22. GIH 15,5.
Metach loramidonitrophenol-Baryum
(C6H2ClNH«N020)«Ba+4H20
wurde durch Kochen einer wässrigen Lösung der schwefel-
sauren Verbindung mit kohlensaurem Baryum erhalten. Bildet
feine schwarze Nadeln, die im Ansehen sehr an übermangan-
saures Eali erinnern, sie sind leicht löslich in Wasser mit
tiefbrauner Farbe.
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[etacWorplienol und dessen Nitroderivate. 125
bei 1450 0,089 g. Wasser = ll,627o.
bei 1500 0,087 g. Wasser = ll,657o.
freies Salz gaben 0,3005 SO*Ba =
Gefunden.
Ba 26,76. 26,06.
4H20 12,33. 11,62 u. 11,65.
Wir kennen also hiemach jetzt folgende Derivate des
Metachlorphenols :
1) Metachlomitrophenol, Schmelzpunkt .70*^.
2) Metachlororthonitrophenol , Schmelzpunkt 110 — 111 0.
3) Metachlordinitrophenol, Schmelzpunkt 111^.
4) Metachlororthonitrochlorphenol (Seyfarth), Schmelz-
punkt 1250. ^
Von dem Orthochlorphenol leiten sich mit Sicher-
heit ab:
1) Orthochlormetanitrophenol, Schmelzpunkt 86 — 87 0.
2) Orthochlormetanitronitrophenol , Schmelzpunkt 81^.
3) Orthochlormetanitrochlorphenol , Schmelzpunkt 121 —
122<>.
Zum Schluss will ich nicht unerwähnt lassen, dÄs in
neuester Zeit Faust*) für das Orthonitrophenol und dem
entsprechend für das bei 21 8 ^ siedende Orthochlorphenol die
Para- Stellung beansprucht Ich will nicht untersuchen, wie
weit diese Ansicht begründet ist, sondern bemerke nur, dass
ich mich in dieser Abhandlung absichtlich jeder theoretischen
Spekulation fern gehalten, nur die Thatsachen angeführt und
deshalb auch die bisher übliche Bezeichnungsweise bei-
behalten habe.
*) Berichte der deutschen ehem. Gesellschaft 27, 132.
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a,tnrgescliiclite und
cognosie.
Br die neusten auf Euca
[yrtaceae) bezfiglichen Arl
Dr. Hermann Köhler,*) Docenl
Nebst 1 Abbildung.
Literatur:
}rinser: Wiener med. Woch
27. 1870.
\t: Wochenblatt der Wiener .
layerisehes ärztl. Intelligenzblai
Paul et Gubler: Gazette
11 ebner: Neues Repertor.
59.
Bulletin gen. de Therapeut
145. 5. 15. Septembre p. 193.
3 Carlotti: L'Eucalyptus glc
^gents de la matiere medicaL
raire; 8vo. 51 p.
b (de Cannes) LTEucalyptus glo
griculture, en Hygiene et en
es. Paris Adrien Delahaye 18
de TEucalyptus globulus. I
8vo.
lätzenswerthe Abhandlung ergänzt in
egebene von Baveret-Wattel.
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H. Kollier, Eucalyptus globulus. 127
10. C och et: de Temploi de Talcoolature et de Teau distillee
d'Eucalyptus globulus pour le pansement et la desinfection
des plaies. Bull. gen. de Therapeutique. 9. Livraison
p. 422. 1872.
11. Tristany: El compilador medico 1865.
12. Miergus (de Bouffarik); Journal: „la Science pour
tous'* 15. Janvier 1870.
13. Adrien Sicard: Bulletin de la Societe zool. d'accli-
matation Janvier 1868.
14. Rabuteau: Bull. gen. de Therapeut. LXXXIII 12
p. 549. 1872.
15. Stanislas Martin: ebda. LXXXIII 10. Novembre
p. 453. 1872.
16. Duguesnet: ebda. LXXXI. 12 Livraison, p. 556.
1871.
17. Bohn: Berlin klin. Wochenschrift. Nr. 9. p. 110. 1872.
18. J. Aron: Recueil de memoires de med. etc. et phar-
macie militaires. Nr. 152. Janvier 1873.
19. Strube: BerUn kUn. W.S. XXIX. Nr. 52. p. 628. 1872.
20. Maclean: The Practitioner. Novemb. 1871.
Als fiebervertreibendes, desinficirendes , Auswurf beför-
derndes, Schleimflüsse, — namentlich der Harnröhre (Tripper)
beseitigendes, — krampfstillendes, angeblich sogar die Lungen-
schwindsucht heilendes Mittel haben sich die Eucalyptus -
Präparate in Südeuropa seit den letzten 10 Jahren dergestalt
eingebürgert, dass sie unsere Aufmerksamkeit um so mehr
auf sich ziehen müssen, als der Eucalyptus - Baum, (in Austra-
lien einheimisch), in Frankreich, Spanien, Corsika, Algier mit
bestem Erfolg acclimatisirt worden ist, die Eucalyptusdroguen
sonach in kürzester Zeit sehr billig zu beschaffen sein wer-
den. Die meisten, den Pharmaceuten interessirenden Anga-
ben über Abstammung, chemische Zusammensetzung u. s. w.
der Eucalyptus - Blätter finden sich in französischen Brochuren,
welche derzeit um so schwerer zu beschaffen sind, als sie
zumeist wähirend des jüngsten, Krieges erschienen. Diese That-
sachen mögen mein Bestreben, alles über Eucalyptus bisher
bekannt Gewordene für pharmaceutische Leser in gedrängter,
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128 H. KöWer, Eucölyptus globulus.
übersichüiolier Form zasammenzusiellen, als ein nicht unge-
rechtfertigtes erscheinen lassen.
Es war am 6. Mai 1792, als Labillardiere und Entre-
casteaux auf Van -Diemens -Land anlangten und auf die wun-
derbare, australische Vegetation, welcher die riesenhaften
Eucalyptusbäume einen charakteristischen Ausdruck verleihen,
aufmerksam wurden. Labillardiere, die Bedeutung dieser
Bäume für die Forstcultur keinen Augenblick verkennend,
empfahl die UebersiedeluDg dieser, ein gleichmässiges, hartes
und gut zu verarbeitendes Nutzholz liefernden Bäume nach
Südeuropa in seinem Reisebericht auf das Wärmste. Trotz-
dem dass die Golonisten Tasmaniens die Eucalyptusbäume in
der mannigfaltigsten Weise ökonomisch verwertheten , blieb
nichts destoweniger Labillardiere's ßath bis zum Jahre 1860
hin ungehört.
Die Eucalyptusspecies gehören den Myrtaceen, welche
uns von Heilpflanzen ausserdem bekanntlich Caryophyllus
aromÄticus, Myrtus pimenta, Melaleuca leucodendron liefern,
an. Nächst der Sequoia gigantea (Wellingtonia der Englän-
der, stellen die Bucalyptusarten die wahren Baumriesen der
australischen Flora dar. Sie wachsen, selbst unter anschei-
nend ungünstigen Verhältnissen: kieselreichem Boden und
rauhem [Klima in Van -Diemens -Land von der Apollo Bay
bis zu Cap Wilson hin, Tasmanien (Flinder- Insel) und Neu-
Caledonien, und erreichen eine Höhe von 100 Metres, bei
einem Umfange des Stammes von bis 20 Metres an der
Basis des letzteren.
Die wichtigeren Species von Eucalyptus sind: Eucalyp-
tus mannifera, Eucalyptus piperata, Eucalyptus citriodora,
Eucalyptus' resinifera (redl gum tree, rother Gummibaum) und
Eucalyptus globulus (blue gum tree, blauer Gummibaum Tas-
maniens). Das Wachsthum dieser Bäume ist anfänglich ein
rapides; Bäume in Südfrankreich und Algier wuchsen per
Monat 1 Metre; das Holz ist für den Schiffsbau darum
unschätzbar, weil es von den Holzwürmern verschmäht wird,
^Iso dem Taun und Teck- Holze in Nichts nachsteht.
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H. Köhler, Eucalyptus globulus, 129
^oh. d, Pbsrm. m. ReUie. TIT. Bda. a. Bit. 9
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130 H. Köhler, Eucalyptus globulua.
Die erste botanische Beschreibung des Eucalyptus globu-
lus rührt vom Director des botanischen Gartens zu Melbourne,
Dr. Müller, her und findet sich im 12..Capitel von dessen
Fragment, phytographiae Australiae vor. „Der Eucalyptus
globulus," sagt Müller, „eine riesengrosse Myrtacee, stellt
Bäume von bedeutender Höhe mit tetragonalgestellten Aesten
am Wipfel dar. Die jüngeren Blätter sind herzförmig (sub-
cordiformia), gegenständig, verschieden gestielt, lederartig zäh,
einfarbig, lackglänzend, zugespitzt und an der Basis zuweilen
mangelhaft contourirt, oder mehr lancettförmig. Die Blatt-
nerven sind prominent' und stehen vom Rande der' Blät-
ter ab. Die Blüthen sind achselständig, zu 2 oder 3
ansitzend, oder mit entweder kürzerem oder längerem zu-
sammengedrücktem Stiel versehen. Die Blüthenknospen
sind warzig, gekräuselt oder beinahe glatt und mit doppeltem
Operculum versehen. Die Kelchröhre ist hemisphärisch oder
pyramidenförmig, radförmig, oder winkelig mit Seitenflächen
von der Länge der inneren Oeffnung und in ihrer Mitte
schildförmig eingedrückt. Die Staubfaden sind verlängert,
die Antheren länglich. Die grossen hemisphärischen Früchte
sind zuweilen eingedrückt und 3 — 5 fächerig. Die Spitze der
Capsel ist vorragend und etwas convex. Die Samen sind
ungeflügelt Eucalyptus globulus bildet auch mit Blüthen
und Früchten belastete Sträucher. Am häufigsten wird er,
wie gesagt, als hoher Baum angetrofien. Sein Stamm ist
dann häufig stellenweis an der glänzenden, aschgrauen Epidermis
berandet, an der Basis dagegen mit alten faserreichen Kork-
bildungen bedeckt. Die Länge der mehr abgestumpften oder
spitzauslaufenden Blätter beträgt 0",1 bis 0"',33 und die
Breite 0",03 bis 0",6. Die jüngsten Blätter sind an der
Basis stengelumfassend, oben zugespitzt, weisslich, transparent
und nur 0»,09 bis 0°,5 lang. Die vergänglichen, fahlen,
zähen, aus 2 ovalen und oben zugespitzten Theilen bestehen-
den Bracteen umfassen die junge Blüthe. Die Kelchröhre
misst 0™,009 bis 0"/)2. Die Fäden der Staubfäden sind
0™,01ff — 0°',024 lang. Die ungefähr 0",001 langen Antheren
sind beweglich und mit einer bedeutenden Drüse versehen.
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H. Köhler, Eucalyptus globulus. 131
Der Stempel ist wenig dick und fadenförmig; die Narben con-
yex und etwas dicker als die Stempel. Die Früchte sind
0",03 (ungefähr) breit, die Samen braun, fadenförmig und
0",002 — O^'jOOS lang, wenn sie unfruchtbar, schwärzlich,
oval und O>,003 lang, wenn sie fruchtbar sind."
Seit seiner Acclimatisation in Südeuropa wird Eucalyptus
globulus in Algier, Spanien, Südfrankreich und an den Küsten
von Corsika (man vgl. unten) heckenfdrmig sich am Boden
ausbreitend, oder in schlanken, wenig ästigen, hohen Stämmen,
deren Blätterschmuck der Wind nach Art eines flaarputzes
beständig bewegt, angetroffen. Selten haben lange Stämme
dichtbelaubte Aeste, so dass die Sonnenstrahlen das Blätter-
dach durchdringen und auf den Boden gelangen können, ein
Umstand, welcher bezüglich unter Eucalyptusbäumen anzule- *
gender anderweitiger Pflanzungen von Interesse ist.
Nicht weniger verdient hervorgehoben zu werden, dass
das Eucalyptus - Holz eine sehr grosse Dauerhaftigkeit besitzt ;
es hat darin nur im Tawn- und Teckholze seines Gleichen.
Der Luft ausgesetzt, verharzt es so vollständig und wird
dabei so fest, dass ihm kein Insektenstich mehr etwas anha-
ben kann.
Endlich sind die Eucalyptus -Bäume durch die erstaun-
lich grosse Absorptionsfähigkeit ihrer Blätter und Wurzeln
ausgezeichnet, eine Thatsaohe, welche ihr rapides Wachs-
thum allein erklärlich macht, ausserdem aber auch, wie wir
sogleich sehen werden, noch in anderer Hinsicht bedeutungs-
voll ist. Hr. Trott ier erprobte diese hohe Resorptionskraft
des Eucalyptus, indem er einen Zweig davon des Morgens
Tim 6 Uhr in ein 30 Centimeter tiefes und 16 Centimetei* im
Durchmesser haltendes Gefäss brachte und der Sonne expo-
nirte. Um 12 Uhr wog der Zweig 800 g., Abends 6 Uhr
825 g. und das Gewicht des Wassergefässes hatte 2 Kilo
600 g., abgenommen. Ebenso giebt aber das Eucalyptus - Blatt
auch beständig Stoffe ab. Regulus Carlotti bewies diese
Elimination, indem er 25 Kilo Eucalyptus -Blätter mit 22 Liter
Wasser macerirte; nach 24 Stunden hatte die Macerations-
flüssigkeit um 1^^ Liter an Volumen zugenommen, Gimbert
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132 H. Köhler, Eucalyptus globulus.
vergleicht daher den Eucalyptus - Baum mit einem Glühofen,
welcher aus der Erde» Kohlenhydrate als Heizmaterial auf-
nimmt und dafür höher oxydirte Producte in Form balsami-
scher Dünste an die Atmosphäre abgiebt.
Aus Vorstehendem werden sich die Gesichtspunkte, welche
uns bei den späteren Betrachtungen über Werth und Bedeu-
tung des Eucalyptus in ökonomischer, therapeutischer und
hygienischer Beziehung leiten müssen, von selbst ergeben.
Acclimatisations versuche.
Bereits die bisher erörterten Eigenschaften des Eucalyp-
tus mussten den Wunsch, diesen unter anscheinend weniger
günstigen klimatischen und Bodenverhältnissen prosperirenden
Baum in Südeuropa einheimisch zu machen, nahe legen. Hr.
Ramel, welcher 1854 noch in Australien lebte, gebührt das
Verdienst, die ersten Acclimatisationsversuche mit Eucalyptus
in Frankreich, bez. Paris, angestellt zu haben. Es war 1860,
als* der Präfect des Seine - Departements den Gartendirector
von Paris, Andre, beauftragte, die Eucalyptus -Cultur in
einigen der Capitale zugehörigen Gartenanlagen probeweise
zu versuchen. Öiese Experimente gelangen über Erwarten;
die jungen Bäume hatten in 4 Monaten eine Höhe von
4 Metre erreicht; über Winter mussten sie leider, da sie im
Freien (in Paris) nicht ausgedauert haben würden, in Treib-
häuser versetzt werden. Dieser Erfolg genügte Hm. Ramel,
welcher im Eucalyptus einen Nutzholz liefernden Baum in
Frankreich einheimisch zu machen beabsichtigte, keinesweges,
obgleich in allen Gärten, bez. Treibhäusern, der Capitale
Eucalyptus cultivirt wurde. Er wandte sich südhcher und
veranlasste Acclimatisationsversuche in Afrika, Spanien, Cor-
sika, Südfrankreich mit besserem Resultat; hier und am Cap
der guten Hoffnung, wo sonst nackte Felsen bloss lagen,
gedieh der Eucalyptus auch im Freien.
Der Botaniker T huret in Antibes zog den ersten Euca-
lyptus-Baum (1860); er cultivirte E. globulus, amygdalina,
©lata, corynocalix und gigantea; ein 1863 von Hrn. Martichon
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H. Köhler, Eucalyptus globuluö.
(Cannes?) gepflanzter Baum hatte 1868 eine Höhe
20 Metres und 1,1 Metre Umfang über dem Boden 5 vor
Huber in Hyeres gepflanzte erreichten 25 Meter Höh(
2 Meter Umfang des Stammes an der Basis. Der J:
kommt bei der erforderlichen Luftwärme in jedem für I
tigkeit durchlässigen und die Ausbreitung der Ehizome
beeinträchtigenden Boden ohne Weiteres fort und der S
Bchiesst häufig so rapid auf, dass er in den Windeln ex
ten Gegenden durch gehörige Stützen bei Zeiten vor
Umgeknickt werden geschützt werden muss. Umgebro
Stämme kann man wie Weinstöcke kurz abschneiden
gleichwohl entwickeln sie sich in üppigster Weise weite
Eucalyptus globulus als Nutzholz liefernder
zur Bewaldung unbebauter Strecken geeigr
Baum.
Will man den Eucalyptus in dieser, hier nur ku
erörternden Beziehung cultiviren, so ist der Natur de
dens, der Configuration desselben, den atmosphärischen
hältnissen, in welchen er fortkommen soll, vor allen abe
Schwankungen in Temperatur und Feuchtigkeit, welche
den Eucalyptus aufnehmende Boden ausgesetzt ist, Recl
zu fragen. Geschieht dieses, so ist die Cultur eine äu
nutzbringende, indem sie den gewöhnlichen Forst«
dadurch verfünffacht, dass Eucalyptus - Wälder nicht wie a
Forsten einmal, sondern 5 Mal in 100 Jahren abgeholzt
den können. DerGesammtwerth der Forsten Frankreichs ^
hiernach von 4, 137, 995,288 auf 20, 68 9, 976, 440 Fcs. an wa<
Frankreich würde sein Nutzholz für Schiflfsbauten, Telegra
Stangen etc. nicht mehr aus dem Auslande zu beziehen und
dafür ausser Landes zu schicken brauchen. Wir verw
betreffs der weiteren Ausführungen über diesen Punk
die Monographie von Gimbert und heben, ehe wir ai
therapeutisch , bez. pharmaceutisch Interessante eingehen
Bedeutung der Eucalyptus-Anpflanzungen be
Verbesserung der Luft und anderer hyg:
scher Verhältnisse in ungesunden, nameni
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134 H. Köhler, Eucalyptus globulus.
Malaria-Gregenden mit einigen Worten hervor. F r e m y
wies in einer der Societe Algerienne vorgelegten Abhandlung
bereits 1869 nach, dass Eucalyptus globulus in den südlich
vom 44® nördlicher Breite gelegenen Malariagegenden als
Gesundheit verbessernd und die Malaria -Miasmen zerstörend
nicht hoch genug angeschlagen und seine Anpflanzung auf
bisher uncultivirt liegenden, oder sumpfigen Gegenden nicht
dringend genug angerathen werden kann; so an den Eüsteni
Corsika's und den Sumpfstrichen von Vera -Cruz, Aigue«-
Mortes und Montpellier. Ebenso hatHardy behauptet, dass
Australien seine Armuth (verschwindend klein!) an
Malariagegenden seinem grossen Reichthume an Eucalyptus-
waldungen verdanke; von Algier, Spanien, der Campagna di
Homa und Griechenland gelte das nemliche. Wie machen
aber denn die Eucalyptus - Waldungen die Effluvien der Ma-
lariagegenden unschädlich? —
1) durch die enorme, oben bereits betonte ßesorptions-
kraft ihrer Wurzeln, welche dem Boden die Feuchtigkeit ent-
ziehen, ihn fester machen und ihm die SchlammbeschaflFenheit,
mit welcher in erster Linie die Sumpfvegetation und in 2.
die aus jener resultirenden Effluvien aufhören müssen,
benimmt. Mit Eucalyptus bepflanzt, werden die Gegenden
von Paestum, Barri, Rom, Aigues - mortes, das Var - Delta etc.
ihre Morastbeschafienheit einbüssen, ihre Effluvien verlieren
und des Charakters eines Malariadistrictes verlustig gehen,
wozu noch
2) kommen würde, dass sich binnen 12 JaBren auf den
zuvor nur von Sumpf bedeckt gewesenen Landstrichen üppige
Waldungen erhöben, in welchen die zur Urbarmachung
bestellten Arbeiter, ohne wie jetzt über Nacht vor den Efflu-
vien in entfernt belegene Weiler entfliehen zu müssen, Unter-
kunft und Schutz fänden, ganz abgesehen von dem Nutz-
werthe dieser Waldungen betreffs dessen Trottier (Algerien)
berechnet, dass er sich per Hectare binnen 8 Jahren auf
6200 Francs belaufen würde.
Oekonomischer und hygienischer Nutzen der Eucalyptus -
Waldungen würden sonach — und Australien liefert den
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H. Köhler, Eucalyptus globulus. 135
8 hierfür — Hand in Hand gehen. Wir brechen diese
5htungen ab und wenden uns, indem wir das eigent-
Thema dieser Zusammenstellung aufnehmen, den Euca-
i- Präparaten, namentlich den
lysikali seh -che mischen Eigeaschaften der
lyptus-Essenz zu. Die heilkräftigen Eigenschaften
Eucalyptus globuluö sind den Eingebornen und ebenso
aropäischen Ansiedlern Australiens seit unvordenklichen
bekannt. Gelegentlich der Weltumseglung auf der
Lte ^laEavorite" kam Capitain ^ a 1 v y mit 32 fieber-
in Matrosen auf Botany-Bay an und war gezwungen,
Heilung der Kranken daselbst längere Zeit vor Anker
zu gehen. Unter den Augen des französischen Marinearztes
Eydoux wurde die gesammte erkrankte Mannschaft der Fa-
vorite durch Eucalyptusaufguss geheilt. Von Botany-Bay
drang die Kunde der fieberwidrigen Wirkung genannter
Pflanze nach Frankreich und Spanien und seitdem sie daselbst
acclimatisirt und vielfach erprobt worden ist, heisst der Euca-
lyptus-Paum auf der iberischen Halbinsel; „Fieberbaum."
(Note sur TEucalyptus. Bulletin du Comice agricole de Tou-
lon 1871.) In Spanien hat besonders Tristany sich um
Einführung der Eucalyptustinctur verdient gemacht (11); in
Frankreich haben Gubler (6), Ramel (8), Yalcour, Gim-
bert (de Cannes) (8), de Gerando (8), in Corsika Regu-
lus Carlotti (7), die Eucalyptus - Präparate in den Arznei-
schatz eingeführt. Gubler zieht (6 p. 151) die Essenz allen
übrigen vor; die meisten. Versuche, physiologische wie thera-
peutische, sind auch in der That mit Eucalyptus-Essenz
aus Blättern (oder Binde) angestellt worden.
Begulus Carlotti gewann durch Destillation von
36 Kilo Eucalyptus - Blättern 1,2 Litre Eucalyptus - Essenz.
Dieselbe ist beinahe farblos, riecht (stärk) aromatisch, brennt
auf der Zunge und hinterlässt einen sehr bitteren Nachge-
schmack. Dieses von den Franzosen „Eucajyptol" ge-
nannte sauerstofi'haltige ätherische Oel (oder Camphor)
darf mit dem Terpenthinöl nicht zusammengeworfen werden,
da es sowohl chemisch als physiologisch himmelweit davon
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136 H. Köhler, Eucalyptus globulus,
verschieden ist. Eucalyptol kann als Schüttelmixtur mit
Wasser, oder in Pillen- oder endlich in Form von Globules
angewandt werden. Die Dosis ist 0,03 g. Das Eucalyptol
(cfr. unten) stellt das wirksame Princip des Eucalyptus dar.
In Alkohol gut löslich, wird es am besten in Gestalt von
Eucalyptus - Tinctur zu dispensiren sein und ist letztere auch
in neuster Zeit ausschliesslich angewandt worden (7).
Aus zerquetschten frischen Zweigen kann man Wasch-
wässer und Cataplasmen für die später aufzuführenden Zwecke
bereiten lassen. Zu Infusen, Decocten, per os oder per anum
applicirt (Klystier), rechne man 30 g. Blätter auf 1 Liter
Wasser. Auch getrocknete Elätter in Pulverform gab Car-
lotti zu 8 — 10 g., auf 6, — 8 Dosen vertheilt. Ueber Euca-
lyptus-Blätter destillirtes Wasser (bis zu 100 g. p. dosi)
soll nach Angabe des Arztes von Ajaccio antispasmodische
Eigenschaften besitzen. Die Rinde (30 g. per I Liter) *) ist
ebenfalls gebraucht worden. Auch mit Wein angesetzt, kann
sie genommen werden. Ein Extract daraus zu bereiten, ist
bis jetzt Niemand eingefallen. Gimbert stellte zuerst eine
alkoholische Tinctur daraus dar. Gepulverte Rinde zu 4 bis
25 g. in 24 Stunden hat man ebenfalls zu geben versucht.
(als Nachkur ?). Es ist vorläufig zu bemerken, dass nur alge-
rische, corsische und südspanische, keine französische Euca-
lyptusrinden, da letztere, seht arm an Eucalyptol sind, in
Officinen vorräthig gehalten werden dürfen.
Die Tinctur wird am besten durch Infusion von ^/^ Rin-
denpulver mit ^/^ Alkohol von 40^0 dargestellt und zu 4 bis
6 Theelöfieln pro die gegeben; Erscheinungen von Reizung
des Darmkanales wurden auch nach Injection sehr grosser
Dosen derselben bisher niemals beobachtet.
Ausserdem liess Ramel Eucalyptus - Cigarren (für Asth-
matiker cfr. unten) und Salvy, Eucalyptus - Schnaps (als
Prophylacticum gegen Intermittens) fabriciren. Die Herren
Couart und Abbatucci (Arzt) zu Castelluccio betreiben die
Liqüeurfabrikation gewerbsmässig.
*) auf Y» eiDgeengt und colirt.
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H. Köhler, Eucalyptus globulus. 137
Chemische Untersuchungen über die wirksamen
BestandtheilederEucalyptus-BlätterundRinde.
A. Die Eucalyptus-Blätter .wurden zuerst von
Cloez sorgfältig analysirt. Genannter Chemiker fand darin
neben Chlorophyll etwas Harz, Eisen schwarz fällenden Gerb-
stoff, eine grosse Menge ätherisches Oel (oder Eläopten
eines rothen) und 10% Aschenbestandtheile (Kalk-
und Alkalicarbonate). Auch vom Gerbstoff wäre nach
Dr. Miergus (von Bouffarik (12)) soviel im Eucalypts
enthalten, dass man Leder, welches angenehmer wie Juchten
riecht, daraus bereiten könnte. Die meiste Aufmerksamkeit
unter obigen Bestandtiieilen darf das ätherische Eucalyptus -
Oel beanspruchen. Cloez gab ihm anfiinglich die Zusam-
mensetzung: C^^H^^ und warf es mit dem Terebenthen
zusammen. Jetzt hat er festgestellt, dass dieEucalyptene,
wie er es nun nennt, sauerstoffhaltig, also das (campher-
artige) Oxydati onsproduct eines nur aus C und H bestehen-
den ätherischen Oeles ist. Man muss diesen flüssigen Euca-
lyptus - Campher als nach der Formel C**H^^O^ zusanamen-
gesetzt betrachten. Diese besser „Eucalyptol" genannte
Substanz hat bei 8® C : 0,905 spec. Gew., siedet bei 170 bis
175® C (also bei höherer Temperatur j als Terpenthinöl) ver-
dunstet freiwillig bei mittler Lufttemperatur von 25 — 38®
und lenkt die Polarisations- Ebene nach Rechts ab.
Chemisch ausgezeichnet ist das Eucalyptol a) durch
seine grosse Widerstandsfähigkeit der concen-
trirten Salpetersäure und b) durch seine Bestän-
digkeit dem oxydirenden Einflüsse der atmosphä-
rischen Luft gegenüber, an welcher es nicht, wie
Terpenthinöl, verharzt (eben wohl, weil es bereits ein
campherartiges Oxydationsproduct ist; K) mit
Wasser ist es mischbar; in Alkohol, Aether, fetten und äthe-
rischen Oelen löst es sich mit Leichtigkeit auf. Endlich sind
noch seine (mit andern Campherarten gemeinsamen) anti-
septischen (fäulnisswidrigen) Eigenschaften her-
vorzuheben. (Gimbert p. 34.) Mit Eiweissmassen etc. an
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138
H. Köhler^ Eucalyptus globulus.
der Luft zusamnaengebracht, hält es die Fäulniss der ersteren
wesentKch auf. In die Venen von Leichen injicirt führt es,
indem es die Fäulniss sistirt. und dabei Wasser entzieht,
Mummification herbei. Ausserdem werden die Leichen dabei
wohlriechend; man wird also das ätherische Eucalyptusöl
auch zur Zerstörung übler Gerüche, Gährungsstoffe und Gäh-
rungserreger gebrauchen können.
Adrien Sicard (3) bezeichnete 3, von ihm nur als
wachsartige, helle und dunkelgrüne, eigenthümliche Körper
und Gummi beschriebene, aber nicht .rein dargestellte Sub-
stanzen als wirksame Principe der Eucalyptus - Blätter. Seine
Angaben sind ebensowenig exact, als die der Herren Vau-
queFin undLuciani, welche, wie auch Brunei, ein Alka-
loid, (von Vrff. sogar als unreines Chinin angesprochen) in
den Eucalyptus -Blättern angetroffen zu haben behaupteten.
Rabuteau (14) hat diese Angaben, indem er auf hier nicht
näher zu bezeichnende, kunstgemässe Weise Extracte von
Eucalyptus - Blättern und Rinde darstellte und mit Alkaloid-
reagentien behandelte, widerlegt. Da weder mit Hülfe von
Jod- Jodkalium, noch von Phosphormolybdänsäure eine Fällung
zu erzielen war, so schliesst Rabuteau mit Recht, dass
im Eucalyptus überhampt kein Alkaloi'd, sonach also auch
kein Chinin, enthalten sein könne.
B. Die Eucalyptus-Rinde. Auch sie wurde von
Cloez zuerst analysirt und das Eucalyptol ebenfalls als das
wirksame Princip derselben nachgewiesen. StanislasMar-
tin (15) hat dieselbe pharmacognostisch untersucht. Zuvör-
derst macht er auf den von uns bereits oben erwähnten Un-
terschied im Gehalt an ätherischem Oel der australischen und
afrikanischen einer-, und der südfranzösischen Eucalyptus -
Bäume anderseits aufmerksam. Erstere sind so ölreich, dass
bei Contact eines Käfers oder^sonstigen fremden Körpers mit
der Epidermis der Eucalyptusrinde sofort ein grösserer Tropfeil
ätherisches Oel transsudirt, an der Luft allmälig in trocknes
Harz verwandelt wird und zu Boden fiillt, während die fran-
zösischen Rinden Ölarm sind. Von Dorvault bezog Vrf.
behufs vergleichender Untersuchung Proben australischer,
^ .
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H. Köhler, Eucalyptus globulus. 139
aischer und französischer Eucalyptus - Rinden
m brauchbaren folgende Beschreibung: Junge
iichlos, feimmotartig zusammengerollt und von
^sischen Canella. Brauchbare , von Bäumen
50 — 60 Ctm. Stammdurchmesser herrührend,
jwürzhaft und sind, wenn auch weniger, als die
ber, reich an ätherischem Oel. Sie sind grau-
eise weissmarmorirt. Letztere Zeichnungen
atz mit mikroskopischen Cryptogamen her.
1 1 Cmtr. Dicke, 25 Cmtr. Länge und 8 Cmtr.
[) g. Von abgestorbenen Bäumen stammende
,d arm an Aroma.
ßh betrachtet, lassen sich durch Maceration
mit Wasser isolirbare, genau auf einander gelagerte Lamel- .
len, aus Längsfasem und Kittsubstanz bestehend, an der
Eucalyptusborke unterscheiden. Die Innenfläche der Rinde
ist glatt, saturirt gelb. Wiewohl die gekaute frische Euca-
lyptus-Rinde scharf - aromatisch schmeckt, giebt dieselbe doch
wenig lösliche Bestandtheile an den Speichel ab.
Das ätherische Oel des Eucalyptus wird auch von fetten
Oelen aufgenommen und ^ertheilt di^een bei gehöriger Ver-
dünnung einen angenehm -aromatischen Geschmack. Du-
quesnel (16) benutzte diese Eigenschaft, um den Leber-
thran wohlschmeckender zu machen. Die Mischungen
dieses .widerlich riechenden und schmeckenden Oeles mit
Wein, Kaffee, oder eigentlichen Corrigentien (Syrup), die
Kalk- und Natronseifen aus Leberthran und die Gallertcap-
seln, welche viel Gelatine, aber wenig Oel enthalten, verwirft.
Duquesnel; er mischt 100 g. Leberthran mit 1 g. Ol.
aeth. Eucalypti g. und erhält so ein wohlschmeckendes und
gut zu nehmendes Oel, welcliQS weder üblen Nachgeschmack,
noch widerliche Ructus nach sich zieht. Da gen. Oel nach
Gubler zu 1 — 2 g. genommen werben kann, ohne zu scha-
den, kann die Menge der dem Leberthran zuzusetzenden
Essenz bei dunkel gefärbte^ Leberthransorten auch grösser
gegriffen, bez. verdoppelt werden.
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140 H. Köhler, Eacalyptofl globnlus.
Wirkungen des Eucalyptors auf den menschli-
chen Organismus.
Eucalyptol besitzt einen durchdringenden, aber angeneh-
men, aromatischen, an den des Camphers, Bösen- oder Laven-
delöles erinnernden Geruch, und einen bittern, brennenden,
gewürzhaften, nicht ganz von Schärfe freien Geschmack; diese
Schärfe giebt sich namentlich am hinteren Pharynx kund und
ist von einem wenig prägnanten Gefühl von Kühlung beim
Einathmen der Luft begleitet Bei grösseren Dosen folgt der
Ingestion heftiges, sich nach der Speiseröhre fort verbreitendes
Brennen im Schlünde nebst Hypersecretion der im Pharynx
und der Mundschleimhaut belegenen Drüsen nach. Dem
Magen theilt sich das nemliche Wärmegefühl mit. Bei Dosen
über 2 — 4 g. stellen sich Druck im Epigastrium , Aufstossen
und Verdauungsbeschwerden ein. Nicht selten kommt zu
der sich entwickelnden Dyspepsie auch häufige Entleerung
ebenfalls nach Eucalyptol riechenden Darmkothes, Kopfweh,
Aufregung und Jactation, Pulsaufregung und Temperaturer-
höhung (Fieber). Die zu dieser Zeit entnommenen Puls-
wellen-Zeichnungen weisen ein wesentliches Nachlassen in
der Spannung der Artej^en nach. Die Bespiration wird fre-
quenter, der Durst nimmt zu und Häufig, aber nicht constant,
tritt (bei Menschen), sei es in Folge der Dyspepsie, sei
es des Fiebers, Schlaflosigkeit ein. Statt derselben wird
bei anämischen Kranken während des Eucalyptusgebrauches
zuweilen vermehrte Schlafneigung beobachtet. G übler
(p. 181).
Kopfweh (Migraine) entsteht, wenn in einem geschlos-
senen Baume viel von dem ätherischen Eucalyptusöle einge-
athmet worden ist. Die ausgeathmete Luft riecht zuweilen
schwach, nach genommenen gi;§ssen Dosen stark nach Euca-
lyptol, aber nie in dem Maasse wie nach Copaiv-Balsam,
und ist der Eucalyptolg^brauch nie von Hautausschlägen, wie
der Gebrauch des eben genannten Balsams, begleitet Der
Urin riecht schwach nach Eucalyptol; den Geruch nach Veil-
chen, welchen das Secret nach Terpenthinölmedication zeigt,
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H. Köhler, Eucalyptus globulus.
theilt es nach AppKcation grosser Dosen. In allen Fällen
ist die Harnabsonderung quantitativ wesentlich vermehrt.
Gepulverte Blätter werden, wahrscheinlich ihres Tanningehal-
tes wegen, besser vertragen, als entsprechende Mengen Euca-
lyptol; auch Garlotti hat diese Thatsache zu bestätigen
Gelegenheit gehabt.
Versuche über die physiologische und toxische
Wirkung des Eucalyptols von Girabert
(8; Il.partie p. 37).
Durch 3 Reihen von, hier in den Details nicht wiederzu-
gebenden, Thierversuchen gelangte Gimbert zu dem Resul-
tat, dass Eucalyptol auf das Rückenmark paralysirend
wirkt und dessen reflexvermittelnde Thätigkeit aufhebt. So-
fern das Rückenmark — eben durch Reflexe — Respi-
ration und Circulation anregt und modificirt, kann die erwähnte
Einwirkung auf die Rückenmarksfunctionen auf die eben
genannten grossen Körperfunctionen : Athtaung und Kreislauf
in erster, Wärmeregulining in zweiter Linie, nicht ohne Ein-
fluss bleiben. Erstere büssen ihre Energie eiia und die Kör-
pertemperatur sinkt bed^tend; sind die Eucalyptoldosen
sehr gross gegriffen, so ziehen sie in der angedeuteten Weise
den Tod herbei. Zu bemerken ist indess hierbei, dass das
Herz in allen Fällen von Eucalyptolvergiftung nach dem
Cessiren der Athmung noch rhythmisch eine ganze Zeit lang
fortschlägt.
Kleine Thiere, denen 4 — 20 Tropfen Eucalyptol subcutan
injicirt worden sind, werden, wie man sagt, schwach im Kreuze
oder Hintergestell; in Folge der lokal irritirenden Wirkungen
des Eucalyptols auf die Körperbedeckungen tritt anfanglich
Aufregung ein und der Puls wird etwas frequenter. Nach
einer halben Stunde etwa legt sich die Aufregung; nach
Injection abermaliger oder gleich von Anfang an grösserer
Dosen, fängt das Versuchsthier hierauf an zu stolpern. Die
Athmung wird langsam und unregelmässig; das Thier sinkt
mit dem Rumpf auf den Boden, indem sich seine Vorder-
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p^-.
142 H. fcöhler, Eucalyptus globulus.
beine nach Aussen stellen und oftmals ausgleiten; die Ohren
hängen schlaff herab; das Thier scheint auf sein Brustbein
zusammenknicken zu wollen und zeigt vom Rücken abste-
hende Schulterblätter; endlich sinkt auch der Kopf, den das
Thier nicht mehr halten kann, auf den Boden nieder; die
Prostration nimmt unter Verlangsamung des Pulses und
Herabgehen der Körpertemperatur zu; das Athmen wird
langsam; es erfolgen zuletzt nur noch von 15 zu 15 Sekun-
den ein tiefer, unregelmässiger Athemzug und unter Zähne-
knirschen, Krämpfen und Geschrei gehen die Thiere zu Grunde.
Auffallender Weise (da diese sonst, selbst nach tiefer
Chloroformirung sehr spät erlischt) hörte bei Meerschweinchen
die Sensibilität der Netzhaut (der Augen) nach Inhalation
von Eucalyptol - Dämpfen sehr frühzeitig auf; man konnte
dem Auge eine Kerze nähern, ohne dass eine Augenwimper
zuckte, oder sonst^in'ö Bewegung ausgelöst wurde; Reizung
der Hornhaut n^ einer Nadel rief dagegen convulsivische^
Zucken der oberen^ Körperbedeckungen hervor; das Thier
suchte offenbar zu fliehen , war jedoch der Fähigkeit, will-
kürliche und coordinirte Bewegungen auszuführen , verlustig
gegangen. Ursache hiervon ist das oben erwähnte Erlöschen
der Reflexerregbarkeit in Folge fon Paralysirung der Me-
duUa; das Thier reagirt auf Schmerzenseindrücke nicht, weil
die Leitung durch das Rückenmark und dessen Reflexfunction
sistirt ist. Die peripheren Nerven haben dabei ihre Erreg-
barkeit vollständig erhalten; sie sowohl, wie die Muskeln rea-
giren auf eingeleitete Inductionsströme ganz normal Dafür,
dass der Lähmung der Rückenmarksfasern hochgradige Irri-
tation vorweg geht, scheint das von Vrf. an Fröschen
beobachtete Auftreten von Opisthotonus zu sprechen, wenn
gleich auf dieses Symptom allein, zumal es in den Protokol-
len über Versuche an Warmblütern nicht notirt ist, kein
allzu grosses Gewicht gelegt werden darf. Puls und Respi-
ration werden nach Eucalyptolbeibringung in allen Fällen
langsamer; die Temperatur dagegen sinkt nur bei kleinen
und mittlem Eucalyptoldosen , indem bei grossen eine so
erhebliche Excitation in Folge örtlicher Reizung eintritt; dass
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H. Köhler, Eucalyptus globulus. 143
ehei* ein Ansteigen der Temperatur, als ein Abfallen dersel-
ben die Folge davon ist. Schliesslich tritt auch nach grossen
Dosen ein ruhigeres, wenn auch zuweilen durch Zuckungen
unterbrochenes Verhalten der Versuchsthiere ein. Vrf. nimmt
auf Grund dieser Versuche an> dass das Eucalyptol durch
Sistirung der Reflexfunction des Rückenmarks und damit
Hand in Hand gehende Athmungs- und Kreislaufsstörungen
zu Tode führt.
Es ist zu bedauern, dass derselbe, wiewohl er in gutem
Französisch prahlt, alle nur ersinnlichen, wissenschaftlichen
Methoden, durch welche auf die Wirkungsweise des Eüca-
lyptols ein Licht geworfen werden könnte, in Betracht und
Anwendung gezogen zu haben, die exacten Hilfsmittel der
modernen Toxikologie zum Theil ganz ausser Acht gelassen
hat. Ich rechne hierher vornehmlich manometrische
Bestimmungen des Blutdrucks und Pulswellenzeichnungen
nach Eucalyptol- Inj ection. Da der Puls in allen Fällen
ebenso wie die Respiration verlangsamt wird, so hätte ein
Abfallen des Blutdrucks nach der Eucälyptolbeibriugung darü-
ber Aufschluss gegeben, ob, wie G übler — auf Grund der
lückenhaften Experimente von Gimbert — behauptet, der
N. Vagus durch das Eucalyphol gereizt wird, oder nicht
(Vagusreiz bedingt Verlangsamunjg - — event. Stillstand —
der Herzaction und Athemzüge nebst hochgradigem Sinken
des Blutdrucks K.).
Es folgt .hieraus, dass über die Wirkungsweise des
Eucalyptol die Akten noch lange nicht geschlossen, und eben-
darum auch alle Raisonnements darüber, ob Eucalyptus analog
den ätherischen Oelen, den Camphorarten, den Alkoholen
oder den Anaestheticis wirke , verfrüht und überflüssig sind.
Weitere Versuche werden darüber sowohl, als über die Frage,
ob alle Wirkungen des Eucalyptus aus dem Eucalyptol-
gehalte zu erklären sind, oder nicht, Entscheidung bringen
müssen.
Auf das Verhalten der Athmung wird bei Anwendung
deö Eucalyptus zu Heilzwecken die grösste Aufmerksamkeit
zu richten sein. Sinkt sie auch; nachdem einige Viertelstxinden
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144 H. EöUer, Eucalyptus globulus.
nach der Injection verstrichen sind, noch constant
grossen Proportionen, so ist die grösste Lebensgei
banden; bleibt sie nach 1 — 3 Viertelstunden ziemlich
oder sinkt in immer kleineren Proportionen, so lässt
grösster Bestimmtheit auf Genesung rechnen. Mei
Thier eliminiren das Eucalyptol durch die Lungen
athmete Luft!) und das Nierensecret aus dem Or§
Der Harnstoffgehalt des Urins nimmt — auch beim ]
— nach Eucalyptolgebrauch zu. Dass der Harn na
lyptus-Medication veilchenähnlich riecht, ist obei
bemerkt worden. Das Blut wird dabei nicht veränd
auch der Tod nicht durch Asphyxie erfolgt. Bescl
des Bluts imd Bl*tarmuth der Lungen sprechen
Gimbert sucht die Todesursache, wie oben bereits
ben vmrde, in Lähmung der reflexvermittelnden Cei
Rückenmarks bei intacter Beschaffenheit oder vorl
Reizungszustande des Sympathicus. Für letztere Bei
auf welche uns weiter einzugehen hier nicht gest
führt er nur die Anaemie der innern Organe und da
der Körpertemperatur an. Auf das Verhalten de:
und andere wichtige, hierbei in Betracht kommende
hat Gimbert nicht geachtet, und können wir nicl
unser oben bereits motivirtes Urtheil, dass die von (
zösischen Autoren gegebene Deutung der Eucalyj
kung weit davon entfernt ist, perfect und stichhaltig
zu wiederholen. Zum Schluss stellen wir die
Krankheiten, gegen welche Eucalyp
Nutzen angewandt wurde, kurz und möglic]
sichtlich (auf Grund der vorliegenden Literatur) zusa
1. Wechselfieber: Carlotti (7. p. 27), larvii
rin8er(l). Haller (2), Bohn (17), Strube(l
1er (6), Gimbert (8), Debray (9). Prof. S
München (3) beobachtete weder constante, noch
dige Heilerfolge nach Eucalyptusgebrauch.
2. Intermittirender Gesichtsschmerz uni
Neuralgien, auch des Magens: Gimbert, Fa
Gubler (6).
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ir^
H. Köhler , Eucalyptus globulus. 145
3. Hirnaffection durch gestörten Capillarblutlauf im Hirn;
Gimbert.
4. Asthma; Wirkung auf die Lungencapillaren, Gimbert
Fall 2, Maclean in Form von Cigaretten, G übler.
5. Bronchitis und Pneumonie Gimbert, Carlotti p. 38,
Paul und Gubler (4).
e. Lungentuberculose (Gimbert) als Expectorans;
die Seltenheit der Tuberculose in Australien soll von der
wohlthätigen Einwirkung der Exhalationen der dortigen
Eucalyptus- Waldungen abhangen (?); Carlotti.
7. Tabes meseraica (Darmgeschwüre), Carlotti
p. 37; Heilung in einem verzweifelten Falle (15 g. Tinc-
tur in 4 Stunden).
8. Entzündlicher Blasen-Catarrh mit Harnzwang:
als schmerzstillendes, anticatarrhalisches , krampf- und
fieberwidriges Mittel (Gimbert's Fall I; verlief letal).
9. Tripper: J. Aron (18).
10. Zum Wundverband als Antisepticum (Gimbert
Fälle .12—15; Gubler) und Cochet (10).
Pharmaceutische Präparate.
a) Pulvis foliorum (Gubler) zu 4 — 16 g. in vier
Stunden Zwischenraum, nach kubier allen andern, weil
am besten vertragen, vorzuziehen auf ein Infus, oder
Decoct. von 1 Liter 8 g. Blätter.
b) Eucalyptol, (ätherisches Oel; Essenz) 4 gtt. als Sti-
mulans in Form von Elaeosaccharum ; bei Tripper 2 bis-
4 g. in Capsules.
c) Alkoholisches Extract mit Pulv. fol. zusammen zu
Pillen geformt, Gimbert; hat Consistenz 2.
d) Tinctura Eucalypti von J. Aron, Lorinser,
Seitz, Haller gebraucht.
e) Ueber den Blättern destillirtes Wasser zu Inha-
lationen bei Asthma, Bronchitis etc. Gimbert p. 73.
Arob, d. Fb»nn. IIT. Reibe, ni. Bdi. 9. Hfl, JQ
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146
E. Langethal, Der OrganiSTUtis in der Natur.
f) Cigarretten von Maclean gerühmt; Prosper
Merimee rauchte sie wegen asthmatischer Beschwerden
3 Jahre lang mit I^utzen.
g) Zn äusserem Gebrauch, Cataplasmen aus
contundirten Blättern, oder die Tinctura Eucalypti zum
Wundverband Goch et (10). (Demarquay).
Der Organismus In der Natnr.
Von E. Langethal, Prof. in Jena.
Wohl ist es wahr, dass die Naturwissenschaft in unsrer
Zeit einen hohen Aufschwung gewonnen hat; aber wir sind
gewohnt, die Ergebnisse der Forschungen nur innerhalb der
Gränzen ihrer verschiedenen Zweige zu überblicken , obschon
ein jeder weiss, dass diese Zweige sämmtlich mit einander in
inniger Verbindung stehen, und in ihrer Gesainrntheit einen
grossartigen Organismus darstellen, vor dessen Vollkommen-
heit jedes menschliche Organisiren nur ein schwacher Wie-
derschein ist, wie das matte Mondlicht vom Glänze der
Sonne.
Wollte man nun eine Darstellung dieses Organismus der
Natur im Universum versuchen, so würde man schon im Be-
reiche unsers Sonnensystems die Ohnmacht menschlicher
Kräfte erkennen; denn gemessen und gewogen sind die Pla-
neten wohl, aber ihre physische Natur ist uns völlig unbe-
kannt. Selbst die BeschaflFenheit des Innern unsers Erdballs
ist unserm Wissen fast gänzlich verschlossen, indem das, was
wir davon kennen, sich auf wenige Löcher bis zu 2000 Fnss
Tiefe beschränkt, die der Bergmann Schachte nennt, aber
kaum den 9800 sten Theil der grossen Tiefe bis hinab zum
Erdkerne betragen. Also kann von uns ein Bild des Orga-
nismus der Natur blos innerhalb des kleinen im grossen
Universum so unbedeutenden Erdkörpers entworfen werden,
und ist auf diesem nur im Bereiche seiner Oberfläche und
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E. Langethal, Der Organismus in der Natur. 147
deren nächster Umgebung ausführbar. Doch gleichwohl brei-
tet sich selbst auch hier eine so grosse Masse von Gegen-
ständen und eine so reiche Mannichfaltigkeit derselben vor
unserri Augen aus., dass das Zusammenwirken aller dieser
Dinge, in jeder Beziehung darzustellen, die Gränzen unsers
Wissens weit übersteigt. Und will man sich auf diese
beschränken, so bleibt das Unternehmen immer noch schwierig
genug; indem das Ganze in dem Zusammenwirken seiner '
einzelnen Theile einem kunstvollen Netze gleicht, wir aber in
unsrer Beschreibung diesen Zusammenhang nur in Form
einer Kette verfolgen können.
Immerhin möchte jedoch die Darstellung eines Organis-
mus in der Natur auch in oben angegebener Beschränkung
nicht uninteressant sein; ja auch dann selbst, wenn diese
nur skizzenartig ausgeführt wird, wie es der Raum eines
Artikels von wenigen Seiten erheischt. Wenn ich mich nun
an diesen schwierigen Gegenstand wage, so geschieht es nur
in der Voraussetzung einer freundlichen Beurtheilung und in
der Meinung, manchem Leser zu dienen. Natürlich ist das
Einzelne bekannt, vieles. ist auch schon in seinem Zusammen-
wirken erschaut; aber das Ganze dürfte dennoch Einigen
Neues bieten. Mehreren Genuss verschaffen, und selbst den-
jenigen, die sich längst schon ein Bild der Art entworfen
haben, nicht ganz ohne Interesse sein, indem sie ihr Bild mit
dem eines Andern vergleichen.
Wir Menschen sind gewohnt immer von uns selbst aus-
zugehen. Wir sehen unser Geschlecht auf der ganzen Erde
verbreitet, soweit das Land über dem Meeresspiegel hervor-
ragt, und frei ist vom Eise der Pole. Sollten aber Menschen
die ganze Oberfläche der Erde bevölkern, so musste für sie
auch überall Nahrung vorhanden sein, es musste das Pflan-
zenreich allenthalben den Boden begrünen und die Untiefen
der Wasser djirchziehen, damit das Thierreich an allen Orten
sein Futter fände, und soweit als möglich die Erdoberfläche
belebe. Das konnte nur dadurch geschehen, dass die Erde
in schiefer Bahn ihren Lauf um die Sonne nahm, wodurch
die Länder höherer Breiten in der südlichen und nördlichen
10*
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148 E. Langethal, Der Organismus in der Natur.
Halbkugel abwechselnd ihren Sommer empfingen, dessen
Wärme im Stande ist, die Vegetation, bis hoch an die Pole
herauf, zu erwecken, zu erhalten und zur Bebauung zu
bringen. ♦
Damit nun die warme Sommerluft das Eis leicht schmelze,
musste das Eis durch seine Luftblasen einen grösseren Haum
als Wasser einnehmen, mithin leichter als Wasser sein, wo-
durch es bei seinem Zerborsten auf dessen Spiegel schwimmt,
und dadurch unmittelbar mit der warmen Sommerluft in
Berührung kommt. Wäre das nicht der Fall, so würde das
Eis in die Tiefe der Wasser hinabsinken, dort mächtige Bänke
bilden, und im Stande sein, das Polarklima weit in die
gemässigten Zonen herein zu schieben. Dieses Umstandes
bediente sich aber die Natur noch zu einem ganz andern
Zwecke. Weil nemlich das Eis mehr Raum als Wasser ein-
nimmt, so zieht es auch die kleinsten Bröckchen des feuchten
Erdreichs, bei dessen Gefrieren, weit auseinander, und der
Frost hinterlässt den Boden, bei seinem Aufthauen, völlig
gelockert, daher für die Keimung heimischer Samen, selbst
auch der zartesten, trefflich geeignet. Auf diese Weise
bewirkt die Natur für alle heimischen Gewächse sehr einfach
im grossen Ganzen, was der Landmann für seine Cultur-
pflanzen dufch Pflug und Spaten zwar etwas voUkoramner,
aber dennoch blos im Kleinen und mit grosser Mühe voll-
bringt.
Soll Eis zu Wasser werden, so muss es viel Wärme
aufnehmen, was durch die fortwährende Kältung der umge-
benden Luft immer nur langsam geschehen kann. Daher zer-
rinnt der ScKnee und das Eis blos tropfenweise, der Boden
wird dadurch sattsam getränkt, die Samen erhalten die
nöthige Feuchtigkeit zur Keimung, und ihre Wurzeln viel
Bodenfrische zur Aufnahme der Nahrungsstoflfe. Zerflösse
Eis und Schnee, nach grosser Ansammlung während des
Winters, bei eingetretenem Thauwetter auf ein Mal, so wür-
den die herabstürzenden Wasserfluthen den Ländern die
fruchtbarste Erde entreissen , nur den sterileren Untergrund
hinterlassen, alle Thalüngen in grosse Seen umwandeln, daher
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juav/AAU u.v#C
£. Langethaly Der Organismus in der Naiut. 149
ien ergiebigsten Theil der Saatfelder vernichten, und
►Ikertsten Gegenden der Länder für Ansiedelung sehr
ill machen.
• behaglicheren Existens des Lebens ist es von grosser
keit, dass die Wanne ausdehnt, folglich den Umfang
macht. Dadurch kann sich die Sommerwärme bei
it bis zur Unleidlichkeit mehren, die Hitze der Tropen
3 zur TJnerträglichkeit steigern, denn die erhitzte Luft
senkrechtem Zuge in die höheren, kälteren Regionen
und fliesst von dort zu den kühleren Ländern wiede-
Ebenso kann auch das Wasser tropischer Meere
uCr 24 Grad Wärme gelangen , weil , in fortwährender
Wasserausgleichung tropischer und arctischer Meere, Strö-
mungen vom Aequator gegen die Pole und von dort zurück
in die Tropen ziehen. Diesen tropischen Luft- und Wasser-
strömungen verdanken Länder höherer Breiten ihre gemässig-
tem Winter, namentlich die Westländer Europens, die fast
bis zum Nordkap Norwegens bewohnbar sind.
Nun hat aber die Luft noch das Vermögen unter allen
Graden der Wärme Wasserdunst aufzunehmen, indessen stei-
gert sich dieses mit ihrer Erwärmung in sehr ungleicher
Progression. Je stärker sich die Luft erwärmt, um so mehr
kann sie Dunst aufnehmen, um so massenhafter werden die
Thaue und Regen, sobald die Uebersättigung eintritt. In der
kalten Jahreszeit, wann bei uns die Pflanzen des Wassers
nicht bedürfen, kommt zwar die Luft sehr leicht zur Ueber-
sättigung herab, es regnet und schneiet oft; aber die Masse
des Niederschlages ist gering, und stürzt, bei der schwachen
Verdunstung des Winters, zumeist in die grossen Wasser-
reservoire der Quellen hinab, die während des ganzen Jahres
zur Tränkung der Menschen und Thiere dienen. Im Som-
mer dagegen bedürfen die Pflanzen abwechselnd Wärme und
Feuchtigkeit, es regnet bei uns seltner, aber die Wassermas-
sen der Niederschläge sind gross, und bei heisser Witterung
erquickt die Pflanzenwelt am Morgen ein starker Thau. Je
näher den Tropen, um so grösser wird die Wärme, um so
energischer ist das Wachsthum der Pflanzen, um so stärker
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150 E. Langethal, Der Organismus in der Natur.
fallen jedoch auch die Thane und Regen, welche die Vege-
tation zu ihrem Gedeihen bedarf.
Auf diese Weise stehen nun Licht und Wärme, Luft
und Wasser mit der organischen Welt in schönster Harmo-
nie, und ebenso ist das auch mit dem E>eiche der Mineralien
der Fall. Bei weitem die meisten Pflanzen brauchen ja Erd-
reich , • in welches sie ihre Wurzeln einsenken , um dadurch
Nahrung und Halt zu gewinnen. Damit nun Erde entstehen
konnte, mussten alle Gesteinarten dem Verwitterungsprocesse
unterworfen werden, durch welchen der Fels in Brocken zer-
fiel und die Brocken in Erde sich lösten. Diesen Process
begünstigt die Natur des Gesteins, weil bei weitem die Mehr-
zahl der Felsarten aus verschiedenen Mineralien zusammen-
gesetzt sind, und diese Mengung ging nothwendig aus der
Art der Entstehung unsrer Erdrinde hervor. Der Fels zer-
klüftet sich Anfangs, der Frost wirkt in den Klüften gleich
einem Keile, und treibt den Fels so lange auseinander, bis
sich ein Theil desselben löst, als Bergsturz brausend in's
Thal hinab rollt, und in unzählige Brocken zerschellt. De-
ren Oberfläche verwittert zu Erde, aber der Begen wäscht •sie
ab , um neue Steinflächen zu neuer Verwitterung mit der
Luft in Berührung zu bringen. Für uns, die wir nur kurze
Zeit leben, scheint die Sache langsam zu gehen, aber schon
während eines Jahrtausendes geht sie rasch genug vorwärts.
Indessen reicht die rohe Erde zum freudigen Gedeihen
für die meisten Pflanzen nicht aus, sie soll auch humos sein.
Damit nun Humus im Boden entstehe, mussten niedrige Pflan-
zenstufen den höheren vorangehen, sie bekamen die Aufgabe
höheren Pflanzen den Boden zu präpariren. Daher erschienen
zuerst solche Gewächse auf Erden, die keine Wurzeln haben,
weil sie keine brauchen, indem ihre Oberfläche mit der Luft
unmittelbar in Berührung steht, welcher sie sämmtliche Nah-
rung entnehmen. Dergleichen Pflanzen sind Algen im Nas-
sen, Flechten im Trocknen, und dann kommen Moose hervor,
die schon mit Haftwurzeln ausgebildeter Art, nicht aber mit
Saugwurzeln begabt sind, unten verwesen, während sie oben
noch wachsen. Diese niedrigsten Gewächse hinterlassen in
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E. Langethal, Der Organismus in der Natur. 151
''erwesung Humus, und erst nach ihnen kommen .die
n höherer Organisation: im Nassen meist Cyperaceen,
cknen die Gramineen, Haben dergleichen Gräser erst
Boden gewonnen, dann geht die Präparirung des Hu-
ihr rasch. Ihre Wurzelfaserchen dringen in die feinsten
liehen ein, die alternden zerfallen in Humus, die neu-
ten setzen die Durchwebung des Bodens fort, und in
Zeit ist das Erdreich völlig humos. Es ist nun mild,
mbrabraun aus, hat grössere Wasserhaltung gewonnen,
aparirt, durch die beständige Zersetzung des Humus,
rend Kohlensäure, die für die Vegetation so gedeihlich
Jnn wird der Boden für jede Ai-t höherer Pflanzen
gerecht
So war der Gang des Entstehens unsrer Gewächse An-
fangs, und 80 ist er noch jetzt; jeder Fels, jedes Ziegeldach
zeigt uns das. Zuerst überziehen Krustenflechten: Verruca-
rien, TJrceolarien und dergleichen die Oberfläche, dann kom-
men Lager- und Korallenflechten: Parmelien, Evernien und
andere; erst später erscheint das Moos, zwischen dessen
Räume sich dann das Gras zeigt. Besonders deutlich kann
man in Hochmooren den Hergang der Dinge beachten, wo
sich das nahe Dorf seinen jährlichen Bedarf an Brennmaterial
gräbt, und alljährig eine Grube zurücklässt, die sich mit
Wasser füllt. Dergleichen Tümpfel verschiedenen Alters, bis
zu 50 und 70 Jahren hinauf, legen dem Beobachter den Gang,
welchen die Pflanzenwelt nahm, auf das Klarste vor Augen,
indem jeder Tümpfel um ein Jahr älter als sein Nachbar ist,
und 50 bis 70 Tümpfel verschiedener Altersstufen zu sehen
sind. Zuerst bemerkt man einzelne Algen im Wasser, die
sich nach und nach mehren, bis sie den Tümpfel völlig
durchwoben haben. Dann erst zeigen sich Moose, und vege-
tiren so lange ohne höhere Pflanzen, bis das Gewässer gänz-
lich verdeckt ist. Nun aber drängen sich Cyperaceen hin-
durch : das Eriophorum triquetrum, die Carex filiformis, limosa
und stricta, und bald^achher schmücken die Ericaceen das
monotone Grün mit Blüthen und Beeren.
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152 £. Langethal, Der Organismus in der Katur.
' * Noch aber brauchen die meisten Pflanzen zu ihrem Gedei-
hen eine sehr reiche Aufiiahme von Kohlensäure , die sie der
Luft entnehmen; denn das, was sie davon im Boden empfan-
gen, reicht bei weitem nicht aus. Nun würde die Luft schon
nach wenigen Jahrzehenden, bei fortwährender Entziehung der
Kohlensäure, daran völlig verarmen, wenn nicht das Thier-
reich mit der Pflanzenwelt in inniger Verbindung stände , in
der Athmung Kohlensäure ausstiesse, welche die Pflanzen
einnehmen, und 8auersto£f einzöge, den die Pflanzen entbin-
den. Sonach halten sich beide organische Reiche die Wage,
das Bestehen des einen ist von der Fortdauer des andern
bedingt, wie dies Lieb ig so schön dargethan hat
Endlich brauchen die Pflanzen zu ihrem Werden und
Sein auch Stickstoff, verhältnissmässig zwar wenig, aber als
Grundbedingung aller organischen Existenz ist er für Ge-
wächse nothwendig. Diesen schafft die Verwesung und Fäul-
niss der organischen Körper herbei, sodass aus dem Tode
des Einen neues Leben dem Andern entsteht Aber der
Stickstoff todter organischer Körper geht nur theilweise zur
Luft, einen andern nicht unbedeutenden Theil thierischer
Leichname und Auswürfe verzehren Lisecten. Diese, mit
wunderbar feinem Gerüche begabt, versammeln sich schaa-
renweise, bei vielem faulenden Stoffe zu mehreren Tausenden,
kommen aus weiter Ferne zum Aas oder Koth, und zwar
aus der Gegend, wohin der Wind steht Fliegen, meist aus
der Sippe der Musceen, saugen die Feuchtigkeit der Ober-
fläche auf, Käfer aus den Eotten der Scarabaeen, Histeren,
Necrophoren, Silphen und Staphylinen wühlen im Lmern.
Alle diese Thierchen sind klein, vertheilen daher den Stick-
stoff in geringe Portionen, beendigen ihr kurzes Dasein im
Boden, und düngen mit ihrem todten Körper das Land. Das
ist auch bei vielen Pflanzenfressern z. B. beim Maikäfer der
Fall, der zeitweise zu Milliarden meilenlange Laubwälder
entkahlt, und plötzlich verschwunden ist, indem das Weib-
chen beim letzten Eierlegen in der Erde verendet, und das
Männchen ihm nachkriecht Der Spruch, dass nach einem
grossen Maikäferfrasse reiche Ernte erfolge, ist nur in soweit
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rr'
£. Langethal; Der Organismus in der Natur. 153
wahr, als der Käfer mit seinem todten Körper das Land
gedüngt hat
Das thierische Leben ist jedoch auf das Pflanzenreich
basirt, welches als Vermittler zwischen diesem und dem Mi-
neralreiche gesetzt ist. Doch weil die Pflanze, zur bequemen
^Nahrungsaufnahme der Pflanzenfresser , an die Erde gefesselt
wurde, so schuf die Natur eine grosse Mannichfaltigkeit der
Gewächse, damit jede Art des Bodens und der Lage zur
Sonne, jeder Grad der Feuchtigkeit, jede Höhe des Lichts
und der Wärme mehrere Pflanzenarten fönde, die darin kräf-
tig vegetirten, und dem Thierreiche Nahrung schafften. Ebenso
sorgte sie auch für die Erhaltung und Nahrung ihrer Ge-
wächse, und vollbrachte das auf die mannichfaltigste Weise.
Sie bildete Zwitterblüthen und Blüthen getrennten Geschlechts ;
den Zwitterblüthen gab sie theils homogamische Genitalien,
die sich gleichzeitig entwickeln, theils dichogamische , von
welchen entweder die G^fösse oder die Stempel zuerst zur
Zeitigung kommen. Die Blüthen getrennten Geschlechts ent-
wickelten sich monöcisch oder diöcisch, oder mit Hermaphro-
diten zugleich, und wir wissen, dass sie die letztere Art wie-
derum auf vier verschiedene Weisen ausgeführt hat.
Sehen wir nun auf die Sorgfalt, mit welcher die Natur
die Befruchtung einleitet, so haben wir alle Ursache, die
weisen Einrichtungen zu bewundern. Selbstverständlich kann
die Bestäubung der Narbe nur bei homogamischen Blüthen
unmittelbar vor sich gehen; damit aber dieses auch sicher
geschähe, sind die Gefässe bei hangenden Blüthen kürzer, bei
aufrecht stehenden länger als die Griffel, und auf solche Art
gelangt das Pollen sehr leicht zu der Narbe. Noch giebt es
homogamische Blüthen, die bald kurze bald lange Stempel
haben, wie man das z. B. schon bei der Primula veris findet;
hier aber hat die Natur auch für eine mittelbare Bestäubung
gesorgt. Aber bei homo- und dichogamischen Blüthen ist die
Befruchtung gefährdet, wenn das Pollen, bevor es zur Narbe
gelangt, durch 'Regen befeuchtet wird. Deshalb hamgen die
Blüthen eines grossen Theiles von ihnen herab, sodass die
Blumenblätter vor Regen ein schützendes Dach sind. Da,
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154 E. Langethal, Der Organismus in der Katur.
wo sie aufrecht stehen, hat die Natur entweder langjährige
Pflanzen geschaffen, wie unser Obst, oder Blüthenstände
gebildet, an welchen sich die Blumen zu sehr verschiedenen
Zeiten entwickeln, oder andere Vorkehrungen getroffen, durch
welche sie vor Bogen geschützt sind. Bei Compositen z. B.
drängt sich der Griffel durch eine enge Gefissröhre hindurch,
die nach innen stäubt, und deshalb gerathen sie jährlich. Bei
andern schützen Käppchen, die über den Antheren sitzen, wie
bei unserm Vergissmeinnicht ; bei Schwertlilien sind die Ge-
fässe unter den blumenartigen Narben geborgen, bei Orchi-
deen umschliessen sie Säckchen und beim monöcischen Arum
sind sie in tutenartige Blumenscheiden versteckt
Bei allen dichogamischen und diclinischen Blüthen kann
aber die Bestäubung nicht unmittelbar vor sich gehen, und
hier hat sich die Natur zu deren Vollziehung theils des Win-
des, theils der Thiere bedient. Da, wo der Wind die Bestäu-
bi^ng verrichten muss, präpariren die Blüthen eine überaus
grosse Masse von Pollen, der beim Anschlagen des Windes
wolkenartig davon zieht, und nicht selten mehrere Meilen
weit geführt wird. Im Jahre 1835 war die ganze Oberfläche
des Wasserspiegels im Hafen von Stralsund mit Kiefern^
poUen bedeckt, im Jahre 1839 sah man am frühen Morgen
die Strassen von Erfurt mit Kieferpollen fein belegt, und
dennoch gab es in beiden Fällen keine Kiefernwälder in naher
Umgebung. Das ist der Schwefelregen, von welchem die
Chronisten des Mittelalters berichten.
Da, wo Insecten oder Vögel die Bestäubung verrichten,
findet man keine überreiche Masse von Blüthenstaub , weil
die nicht nöthig ist; um so schöner steht jedoch der ganze
Blumenbau mit der Art der Bestäubung im Einklänge. Der-
gleichen Blumen haben immer an ihrem Grunde Nectardrüsen,
die den Honigsaft ausschwitzen, und locken durch Geruch
und Farbe verschiedene Thiere an. In den Tropen sind die
hochrothen und glänzenden Blumen zu Hause, die wir mit
den Beinamen fulgens oder splendens belegen. Deren Nectar
wäre für Insecten zu dünnflüssig, daher müssen Trochiliden,
die Kolibris, dieses Werk verrichten; auch scheinen die pral-
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£. Langethal, Der OrgOLnismus in der Natur. 155
Farben den Insecten unangenehm zu sein. Mehrere*
märten, wie Asclepiadeen , Apocyneen und Aroideen,
i durch Fliegen befruchtet,* die der eigenthümliche Ge-
,nlockt. Bei weitem die meisten Gewächse erhalten
die Bestäubung durch bienenartige Insecten, welchen
niggeruch, die weisse, gelbe, kleerothe, rosenrothe und
^'arbe angenehm ist. Aber alle diese Thiere sind durch
oder Federn rauh, müssen, wegen des engen Baues
umen, an die Genitalien anstreifen, pudern sich daher
Sfcaubblüthen, und streifen in den Fruphtblüthen den
an der Narbe ab. Damit sie aber nicht fremden Blü-
inensiaub bringen, der nicht haftet, sind die Insecten aus der
Bienensippe gezwungen, periodisch nur einerlei Art von Blü-
then zu besuchen, weil der Nectar, den sie in verschlossenen
Zellen anhäufen, in Gährung gerathen würde, wenn er von
verschiedenen Blumenarten genommen worden wäre.
Das Thierreich steht also mit der Pflanzenwelt durch
den Kreislauf des Kohlen- und Stickstoffs und durch man-
cherlei andere Dinge in gegenseitiger Abhängigkeit. Auch
war es nöthig eine grosse Mannichfaltigkeit von Geschlech-
tem und Arten im Thierreiche zu erzeugen, wenn die ganze
Oberfläche der Efde mit Thieren belebt, und das Pflanzen-
reich in allen seinen Standörtem durch sie als Futter benutzt
werden sollte. Für alle Klimate, für jedes Gewässer, für
Sümpfe, für trocknes Land und für alle Arten der Vegetation
mussten besondere Species der Thiere entstehen, je nach
Klima, Lebensweise und Nahrung ihre Körper gebildet wer-
den, so dass wir kn Stande sind, nach der Art des Knochen-
baues, der Fresswerkzeuge, der Extremitäten und der Haut-
bedeckung den Wohnort und die Lebensart des Thier's zu
bestimmen. Jeder' einzelne Körper derselben ist in solcher
Weise organisirt, dass wir die Zweckmässigkeit seiner Theile
und die Harmonie ihres Zusammenwirkens bewundern; er
wiederholt das im Kleinen, was die Natur uns im Grossen
bekundet.
Indessen musste die Natur auch dafür Sorge tragen,
dass sich keine Art ihrer Geschöpfe auf Unkosten einer
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£. Langethal, Der Organismus in der Natur.
Ueberzahl vermehre, dass alle Species in ihrem
n gesichert würden, dass keine Art sich über die
en Schranken ausbreite, und hierin gerade zeigt
eiheit in der Natur. Damit die pflanzenfressenden
t in Unzahl das Gewächsreich heimsuchten, brachte
resser hervor, die wir Eaubthiere nennen, doch
in beschränkter Zahl, um dem Untergänge der
iser vorzubeugen. Damit auch die einzelnen Spe-
lanzen in ihrem Fortbestehen gesichert würden,
eine die andere durch Ueberwucherung vertilge,
zelnen Thiergeschlechtem besondere Pflanzenspeise,
diese zur Ueberwachung allzugrosser Pflanzenver-
u Weil aber diese Thierarten sich je nach Masse
g vermehren und wieder vermindern, so ist das
jht dadurch hergestellt.
chem Amte sind nun besonders die Insecten beru-
oUen sie alles Organische, was dem Tode verfiel,
3hrung fortschafien, gleichviel ob es uns Menschen
>r Nutzen verschafft Um das in umfangreichster
ustellen, musste die Insectenclasse in höchst man-
Weise geschaffen werden; denn diese Thiere soll-
d in der Erde, in Luft und Wasser leben, an
blättern, Stengeln, Blüthen, Früchten und Samen
nnichfaltigen Pflanzenwelt nagen; sie sollten in
binden miniren, an der thierischen Haut, im Innern
ben Körper, an Haaren, Federn, Fleisch und Leder,
T^achs, Kleidern, Pelz und Papierwerk fressen, und
nisches, was dem Tode verfiel,* durfte ihnen ent-
jsshalb ist auch die Masse der Insectenarten so
\ sie sämmtliche Species der vier höheren Hassen
um das Zehnfeche übersteigt. Um jedoch diese
en Stand zu setzen, dass sie in alle Schlupfwinkel
können, musste ihr Körper klein sein, und die
benöthiget das durch Masse an Individuen zu
as ihnen an Körpergrösse gebrach,
ßh Lebensart wurden Fresswerkzeuge zum Zer-
r Speise, zum Aufsaugen der Flüssigkeit, zum
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E. Langethal, Der Organismus in der Natur. 157
•
Einstechen oder Einbohren in die Haut geschaffen-, Beine
zum Graben, zum Schwimmen, zum Kriechen oder zum schnel-
len Laufe und zum Sprunge erzeugt ; flügellose oder mit Flügeln
begabte Körper gebildet, wodurch die Bewegung im stetigen
oder im schwirrenden, tanzenden und im Zickzackfluge
geschieht. Ebenso stattete die Natur die Sinnesorgane, je
nach Bedarf, in den verschiedensten Graden der Feinheit aus ;
ja, sie gab einer grossen Zahl dieser Thiere sogar zwei beson-
dere Zustände des Lebens: einen Larvenzustand für die Ge-
frässigkeit und einen Bildzuötand für die Vermehrung, damit
bei Anhäufung von Nahrungsmasse schnell und sicher dessen
Aufräumung erfolge. Ist nun der todte Stoff aufgezehrt, und
kein anderer in gleicher Masse vorhanden, so stirbt ein Theil
der Thiere vor Hunger ; haben andere Insecten auf lebenden
Vegetabilien in massenhafter Vermehrung gehaust, dann rafft
die Pest, die durch die Masse ihres Kothes erfolgt, den
grössten Theil dieser Thiere hinweg, oder sie werden von
ihren Feinden getödtet; oder sie 'sterben dadurch, dass sie
bei eingetretenem Mangel des ihnen zusagenden Futters,
solche Gewächse aus Hunger angehen, die ihnen nachtheilig
werden. ' \
Im Jahre 1833 war im Lechthale bei Augsburg ein so
grosser ilaupenfrass auf Wiesen, dass die Narbe des Gras-
landes, was sich 5 Stunden weit in der Flussaue hinzog,
schon im Anfange des Junis wie verbrannt aussah. Frey er
aus Augsburg sammelte nu'n 1000 Stück Raupen, die sämmt-
lich der Species Hadena popularis angehörten, und fütterte
sie, um die Verpuppung und das Auskriechen der Puppen zu
bewirken. Aber ein grosser Theil derselben war schon
erkrankt, und starb vor der Verpuppung ; einen andern Theil
hatten Ichneumoniden angestochen, wesshalb er ebenfalls
umkam. Von den 1000 Raupen brachte Frey er, ungeachtet
der guten Pflege, nur 4 Stück zum Schmetterlinge. Einen
ähnlichen Versuch hat auch in neuerer Zeit Professor Hal-
lier in Jena gemacht, und ein ganz ähnliches Resultat erhal-
ten. Jedermann, der sich mit Seidenraupen beschäftiget hat,
weiss, dass man täglich den Unrath entfernen muss, damit
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158 E. Langethal, Der Organismus in der Natur.
diese Thiere gesund bleiben. Auf solche Weise erklärt es
sich, dass Raupen- und Heuschrecken - Verheerungen im fol-
genden Jahre nicht wiederkehren. Anders ist es bei einigen
Insecten, die in der Cultur ihr Futter erhalten, und durch
die Lage des Erasses vor der Einwirkung des Kothes
geschützt sind, wie bei dem Glanzkäfer Meligethes aemus in
den Rapsblüthen. Hier greift der Mensch in den Organis-
mus der Natur störend ein, bringt den Insecten alljährlich
sattsames Futter, trägt jedoch auch die Nachtheile, welche
seiner Cultur folgen.
Aber wie interessant fst der Haushalt dieser Insecten in
seiner wunderbaren Mannichfaltigkeit. Die Feldgrylle wartet
in ihrer Erdhöhle geborgen auf Raub, der Ameisenlöwe lauert
im Grunde des Trichters auf Beute; die Raupenwespe gräjbt
sich in steiler, sonniger Erdwand für jedes ihrer Eier ein
besonderes Loch; die Stammotte bedeckt, an der Rinde der
Bäume, ihren Eierhaufen so kunstvoll mit eigenen Haaren,
dass das Ganze einem Baümschwämmchen gleicht; die Pro-
cessionsraupe zieht in geordneten Reihen dahin; der Heer-
wurm, die Larve der Thomasschnake, schleicht zur Abendzeit
im compacten Zuge schlangenartig über das feuchte Moos ;
der Todtengräber verscharrt das Aas um es in Ruhe verzeh-
ren zu können; die Chrysamelenlarven zergittert in geschlos-
senen Reihen das Blatt; die Larven der Borkenkäfer miniren
zwischen Rinde und Holz, eine jede Species auf besondere
Weise; die verschiedenen Species der Viehbrehmen (Oestrus)
wohnen als Ei und Larven im Thierkörper, als Puppen in der
Erde, doch eine Art haust als Larve in der Nase, die andere
unter der Haut und eine dritte in Därmen. Welche Man-
nichfaltigkeit findet sich in dem Thun und Treiben der
Ichneumoniden , der Bombycinen, der Scarabaeen, nicht zu
gedenken solcher Insecten, die in Geselligkeit leben, wie
Bienen, Hummeln, Wespen, Termiten und Ameisen. Die
Gewandtheit, Kunstfertigkeit und Kraft dieser Thierchen setzte
ja schon die Römer in Erstaunen und Bewunderung, sodass
Plinius von ihnen schrieb: in his tam parvis tam nullis quae
ratio ; quanta vis et inextricabilis perfeotio.
Digitized by VjOOQIC
Ludw. Leiner, Ueber d. Geschirr zu naturwissenschaftl. Excursionen.
Und so finden wir überall in der Natur harmonische
Ordnung, Vollkommenheit der Organisation im Grossen und
Kleinen. Alles steht in weqhselseitigem Schaffen, jedes wirkt
für das Ganze, und dieses trägt und erhält seine Glieder.
Die Natur in ihrem Wirken und Walten steht, dem Thun
und Treiben der Menschen gegenüber, in erhabener Grösse
da; sie' schafft am sausenden Webstuhle der Zeit, und wirkt
der Gottheit lebendiges Kleid.
Uelber das Geschirr zu natarwissenschaftliehen Ex-
cursionen.
Von Ludwig Leiner.
I.
Die Botahisir-Büchsen.
Botanisiren liegt dem studirenden Pharmaceuten näher als
alles andere Suchen in der freien Natur. Sind doch die Pflanzen
immer noch das Hauptmaterial für unsere Medicin, auch für die-
jenigen Stoffe, welche wir auf chemischem Wege dafür zurichten.
Braucht man aber überhaupt noch zu botanisiren, da all' die
officinellen Pflanzen bekannt sind, beschrieben wurden, Neu-
eingeführtes beschrieben in den Zeitschriften kömmt und des-
sen Kenntniss auf andern Wegen gewonnen werden kann?
Es war wohl unumgehbar zu einer Zeit, da die Species der
Phanerogamen erst festgestellt werden mussten. Aber ich
frage : glaubt wirklich Einer, der sich im Freien oft ergangen
und umgeschaut hat, an ein Stillstehen der Natur, an ein
Eertigsein der Species, an das Ausgesuchtsein unserer yater-
ländischen Gaue? Ich will nicht reden von dem belebei^iden
Reiz wissenschaftlfcher Excursionen selbst, von dem Gesund-
sein und der Schärfung des Blicks für Gestalten und Ver-
änderungen der natürlichen Dinge, sondern nur feststellen,
wie viel leichter, eigenwüchsiger und andauernder durch sie
das Kennen der Naturkörper in uns lebendig wird, welch'
grosser Unterschied zwischen dem Wissen eines Stubenge-
. «^
Digitized by VjOOQIC
160 Ludw. Leiner, Ueber d. Geschirr zu naturwissenschaftl. Excursionen.
lehrten ist nnd dem eines Naturforschers, welcher überall
selbst Hand und Auge und Loupe angelegt hat. Und zu
den Naturforschern gehören einmal die thätigen Apotheker.
Wohl giebt es in unserer Zeit gar manche Pharmaceuten, die
am tabakrauchumwölkten Billard . oder beim Kaffee oder in
der Bierstube blasirt höhnen: Dess' braucht es nicht; das
haV ich mit der Muttermilch schon eingesogen ; das lohnt
sich wohl der Mühe, den Handlanger der Wissenschaft zu
machen; giebt's doch Narren genug, die uns all' das auf dem
Präsentirteller zugerichtet bringen. Wie's mit dem Wissen
solcher Herren bestellt ist, weiss jeder Arbeiter.
Gerade solchen Keimen des Verfalls der wissenschaftli-
chen Pharmacie muss entgegengewirkt werden, indem man
immer wieder die Noth wendigkeit solcher practischen Uebun-
gen klar zu machen sucht; indem man aber auch Geschirr
und Handwerkszeug dazu bequemer und eleganter construirt
und damit verbundene Unannehmlichkeiten entfernt oder
erleichtert. Man kann wohl im Nastuch oder der Eocktasche
Moose, Flechten, Pilze, Algen, Allerlei heimtragen; grössere
Pflanzen in Büchsen, welcher Form sie sind. Es fragt sich
nur, in welchem Zustande sie so zur genauem Untersuchung,
kommen, ob man sie aufbewahren und präpariren will. Letz-
teres, das Bewahren in getrocknetem Zustande, das Anlegen
eines sog. Herbariums, ist aber für Studium und Verglei-
chungen unumgehbar. Dann möchte der Pharmaceut imnaer
auch ordentlich daher kommen und nicht wie ein zum Löthen
ausziehender Blechnerjunge oder ein fechtender Handwerks-
bursch. Nach grossen Strapazen im Gebirge und in Mooren
weiss man wohl, dass das nicht immer sein kann. Ist es
doch unserm Altvater Hoppe, dem Botaniker der Pasterze
und um Heiligenblut, auch begegnet, dass er, nach einem
fürchterlichen Unwetter ganz abgerissen, beschmutzt und todt-
müde wieder in den Wohngebieten der Menschen angekom-
men, von einem Zollbeamten, der dazu noch schon längst
sehnlichst gewünscht hatte, den in jenen Alpen berühmt
gewordenen Apotheker kennen zu lernen, angeschnauzt
wurde: Pack* Er sich, Sauhund! —
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Jeher d. Geschirr zu naturwissenschaftl. Excursionen. 161
lentlichen Aussehen mitgeführter Geräthe gehört
1, entsprechende Grösse und wohlthuende Farbe,
keit und Nettheit sollen sich vereinigen.
( Botanisirbüchsen v^n drei Formen.
Die einen sind die etwas platt-
gedrückten gewöhnlichen Cylinder von
Blech, die am einen Ende leise gewölbt
geschlossen, am andern . mit einer
Schlusscapsel'versehen sind, oben aber
auf der Schmalseite zwischen den bei-
den Oehren des Umhängriemens ihren
Deckel haben. Nichts ist unpractischer
als die bisher von den Blechnern fast
überall angewandte Anbringung des
De<5kels auf der plattgedrückten Längs-
fläche. Die platten Seiten legen sich
an den Körper an und so kommt die
Oeffnung schier nach unten zu stehen.
Vergisst man den Deckel zu schliessen,
80 ist ein Herausfallen der Pflanzen
unvermeidlich und man kann das Vergnügen haben, eine wei-
dende Ziege als Schritt für Schritt nachfolgende Begleiterin
zu bekommen. Ist der Deckel aber oben angebracht, so ist
ein Verlieren von Pflanzen kaum möglich. Die einerseits
angebrachte Schlusscapsel dient für kleinere Sachen, Gläser
oder allerlei Geräthe und Kleidungsstücke. Anderseits kann
statt fest gelöthet der Abschluss durch eine Deckelklappo
hergestellt sein, um die Pflanzen zuhause ohne zu knicken
leicht längs herausziehen zu können. Nur muss der Abschluss
dann kräftig durch eingelötheten starken Draht gemacht sein,
sonst hat diess zu wenig Festigkeit und Haltbarkeit und
wird bald schlotterig und undicht. Ich habe von solchen
Büchsen zwei Grössen in sich analog entsprechenden Ver-
hältnissen. Die Maasse sind: Die ganzen Längen der Büch-
sen 48 und 66, die Höhen 18 und 21, die Tiefen 11 und 14,
die Länge der Schlusscapseln 7 und 8, die Längen der
Arcb. d. Pburn). in. Reib«. UT. Bds. 2. Uft. 1 1
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her d. Geschirr zu naturwissenscbaftl. Excnrsionen.
Centimeter. Die Büchse nach den klei-
t für gewöhnliche Excursionen aus.
Q Seite der Deckel können eiserne Spatel
•den; nur aber immer so, dass .sie sich
innen über die Deckellänge vorschieben
r Capseln verhindern können,
itarker (2,5 Centimeter) breiter Lederrie-
ist zum Umhängen das einzig Practische.
ei starker Belastung ein, gestickte Bande
eibisches Aussehen, machen den Eindruck
m aus der Zopfzeit und passen nicht in
teinbrüehe.
Eine zweite Form benütze ich bei
Anlässen, wo das Tragen einer langen
Blechbüchse nicht angezeigt oder unpas-
send ist und man die Zeit neben Un-
vermeidlichem doch wissenschaftlich aus-
nützen will. Sie wird unter dem Rocke
getragen. Es ist ebenfalls ein Blech-
cylinder von noch platter gedrückter
Form; beiderseits geschlossen; der Deckel,
iders sein kann, auf der platten Seiten-
liche Maasse sind: Länge 27, Höhe 12,
Der schmälere (1 Centimeter breite) Rie-
einer der Abschlussseiten des Cy linders
s das Büchslein der Höhe nach unter dem
aicht genirt.
Form ist die der gewöhnlichen blechenen
Scharnir - Deckel , etwa 13 Centimer lang,
3ckel 2,5 hoch. Sie dient für zarte Dinge,
dem Andern Allerlei verlieren oder an
verletzt werden könnten.
asse Charen und Algen auch Wachs- oder
ist zu weiterm Absondern immer nöthig
kleinere Opodeldocgläser und Schächtelchen
das aber ja von selbst versteht. Statt
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'•??Br'
Ludw. Leiner, lieber d. Geschirr zu naturwissenschaftl. Excursionen. 163
Fotizen auf die Päckchen und Holzschächtelchen zu schreiben,
dienen oft hineingelegte Blätter, Früchte, Rindenstücke der
Wohnpflanze, auf der Moose, Pilze, Schmarotzer wuchsen.
Was die Farbe der Botanisir - Büchsen betrifft, so ist
ein grelles helles Schweinfurtgrün die gewöhnlichste und
zugleich ordinärste. Dann und wann finden sich auch noch
Bildchen , Arabesken und allerlei Zierath darauf schablonirt
oder gedruckt. Auch sah ich schon strohgelb angestrichene
oder mit Holzmasern übermalte Büchsen. AU' das ist unschön
und stillos. Die Botanisir - Büchsen sind von Metallblech.
Das weiss Jeder. Glänzend in ihrer Naturfarbe halten sie
' ' icht, weil sie durch Wasser und darin liegenbleibende
amtheile rosten. Auch thut das Glitzern in der Sonne
agen weh. Am stilvollsten halte ich einen dunkel oliven-
1 Oelfarbanstrich , die Farbe alter Bronze. Die erha-
. Blechleisten, Wulste, Oehre, Riegeldraht oder Schluss-
I darauf mit glänzender Bronze gestrichen, hebt sich
lieh auf dem bronzegrünen Grundton ab, und innen
erroth ausgemalt sehen die Büchsen ebenso einfach
1 als elegant aus.
n.
Botanisir-Netz und Draht-Mappe.
Luf grössern, tagelang dauernden Excursionen reicht
laum der Botanisir- Büchsen nicht aus. Auch wird
le zarte und leicht zerbrechende oder vergängliche
e lahm, welk und zum Aufbewahren untauglich. Für
er heikle Dinge, Moose, Lebermoose, Flechten, Pilze,
an geradezu eintrocknen lassen und später zur Präpa-
wieder §.ufweichen kann , dient da ein Netz ; für zarte, ^
durch Druck und Fäulniss Schaden nehmende Pflanzen
raht- Mappe.
11*
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104 Ludw. lieiner, lieber d. Geschirr zu natwwisseüschaftl. Exciirsionen.
Das Netz ist ebenso erwünscht für das Bergen grösserer
Kryptogamen - Mengen , wenn Raum in den Büchsen mangelt,
als es etwa unver wendet mitgenommen wenig Platz wegnimmt
und, weil weich, nirgends genirt. Zum Stricken eines solchen
Filet- Beutels dient starkes Leinen -Garn, oder Spagat, Zwirn,
gewöhnlicher grauer ungebleichter Apotheker - Bindfaden , und
ein Stäbchen von zwei Centimeter - Umfang ; entweder platt-
gedrückt, von 1 Centimeter Breite und 2 Millimeter Dicke,
oder rund wie ein Bleistift. Es werden 20 Maschen ange-
schlagen und 40 Touren gestrickt, so dass ein Viereck gebil-
det wird. Dann wird in der Rundung, ohne an den Ecken
aufzunehmen, fortgestrickt bis zu einer Länge von 60 bis
70 Centimetern. Durch die oberste Maschenreihe wird eine
kräftige Schnur zum Zusammenziehen des Netzes gezogen.
Solche Botanisirnetze können gefüllt leicht angehängt und
mitgetragen oder auch mit Adresse versehen zur Post gege-
ben werden, wodurch man sich seine weitern Excursionen
sehr erleichtert.
Für zarte heikle Pflanzen ist gar oft die Draht -Mappe
sehr bequ6m.
Die Draht 'Mappe besteht aus zwei Rähmchen von ver-
bleitem, 2 Centimeter breiten, Eisenbleche, die etwa 36 Cen-
timeter hoch und 22,5 breit sind. Der innere Leer -Raum
ist mittelst 7 Quer- und 5 Längs - Drähten , die über's Kreuz
aufeinander gelöthet sind, zu einem Gitter formirt. Auf
3 Seiten sind je 2 Oehre von Draht, auf der vierten obem
ein grösseres Oehr angelöthet. Diese letztem dienen theils
zum Zusammenschnüren des zwischen beide Gitter gelegten
Fliess-Papieres, theils zum Befestigen eines schmalen Rie-
mens zum Umhängen.
In dieser Draht -Mappe zwischen ungeleimtes filziges
Papier eingelegte Pflanzen trocknen während der Excur-
sion oder im Absteigquartier in warme Zugluft aufgehäiigt
ungemein rasch und schön und behalten meist die Far-
ben, wie zuhause bei oftwechselndem Umlegen in gewärmten
Bögen.
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Ludw. Leiner, Heber d. Geschirr zu naturwissenschaftl. Excursioncn. 165
Der verbleibe Eisendraht soll nicht zu schwach genom-
men werden. Ein solcher von 2 Millimeter Durchmesser ist
aber stark genug, ohne die Mappe zu schwer zu machen.
Die Ecken der Rahmen - Leistchen sollen rund abgefeilt wer-
den, dasß man sich nicht stösst und verletzt Immer reicht
aber das gewöhnliche graue Eliess - Papier noch etwas über
die Rähmchen hinaus, so dass auch dadurch Wehethun ver-
mieden ist.
(Fortsetzung folgt.)
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B. Monatsbericht
llgemeine und angeA^srandte
diemie.
des Arsenwasserstoffgases auf Sehwefel-
ly^rat und fester Arsenwasserstoff.
Aehnlichkeit, welche zwischen den Verbindungen
8 und Arsens existirt, liess sich die Annahme
dass der Wasserstoff noch in anderen Verhält-
^rsen Verbindungen eingehen könne, und es
eine solche arsenreichere Wasserstoffv^erbindung
•en Zusammensetzung der Formel AsH* ent-
ite. Jedoch waren die Angaben über diesen
übereinstimmend, und seine Zusammensetzung
jene Formel auch nur annährend ausgedrückt
littheilung Th. Humpert's (Journal für pract.
392), welcher Arsqpwasserstoffgas auf Schwe-
b einwirken liess und dabei festen Arsenwasserstoff
lasste G. C. Hü'bner, diese Versuche zu wieder-
den dabei auftretenden festen Arsenwasserstoff^
itersuchen. Zur Darstellung einer grössern Menge
serst offgas wurde die Einwirkung einer, mit arse-
Bsättigten Salzsäure auf metallisches Zink benutzt,
lung von Schwefelsäure und Arsenzink das Auftreten
gen Schwefelwasserstoffgases, trotz sorgfaltigster
aum zu vermeiden ist. E. Soubeiran (Gmelin
and, p. 679) beobachtete zuerst beim Einleiten
sserstoffgas in concentrirte Schwefelsäure eine
brauner Flocken, welche beim gelinden Erwär-
sder auflösten. War die Säure bis zu einem
ide verdünnt worden, so fand die Bildung eines
nicht mehr statt. Der Verfasser nun wieder-
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■ir9wT?«
^'>
Beitrage zur Eenntniss des IndiumB. 167
holte diesen Versuch , und liess Arsenwasserstoffgas durch
concentrirte Schwefelsäure von 1,83 spec. Gew. streich eo,
worauf bald das Erscheinen einer in schneller Zunahme
begriffenen braunen Färbung zu bemerken war. Die in der
Säure sus^pendirten braunen Flocken setzten sich nach länge-
rem Stehen ab, und die klare darüber stehende Flüssigkeit
wurde davon durch Decantation getrennt. Das braune Präci-
pitat wurde darauf in Wasser gegossen, so lange ausgewa-
schen, bis Chlorbarjum keine Trübung mehr hervorbrachte,
auf dem Filter gesammelt und im Vacuum über Schwefel-
säure getrocknet. Vorher war durch Digeriren mit verdünn-
ter Natronlauge dem Niederschlage das beigemengte Schwe-.
felarsen entzogen. Beide Substanzen, sowohl die durch
^'-^^^iten von Arsen wasserstoffgas in concentrirte Schwefel-
e, als die durch Einleiten desselben in mit arseniger
•e gesättigter Salzsäure erwiesen sich als identisch, und
aaten mit dem von Th. Humper t dargestellten festen
inwasserstoff, ihrem Aussehen und sonstigen Verhalten
, völlig überein. Die Analysen sollten hierüber Aufschluss
n, jedoch liess sich in dem erhaltenen Product kein
serstoff nachweisen, sondern dasselbe erwies sich nur als
'phes, fein vertheiltes metallisches Arsen. Nach den
faltigsten Untersuchungen sieht sich der Verfasser ver-
äst, den angeblichen festen Arsen Wasserstoff eben nur
amorphes, fein zertheiltes Arsen zu halten, wenigstens
Buigen, der nach den bisher bekannten Methoden darge-
t worden ist. {Inauguraldissert. Rostock 1872.). Kr.
Beiträge zur Eenntnlss des Indiums.
Durch die specifische Wärme des Indiums veranlasst,
girte Bunsen das früher für dieses Metall angenommene
Qgewicht atif 118,4; demzufolge erhielt das Indiumoxyd
Formel Jn^O^*) Wenngleich das Verhalten der bisher
.nnten Indium Verbindungen hiermit nicht gerade im Wider-
ch stand, so befanden sich doch andererseits auch keine
haracterisirte unter ihnen, dass sie mit Bestimmtheit die
ael Jn^O* als richtig bestätigen konnten. C. Boss 1er
•') 0 == 16.
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168 Beiträge 2nr Zenntniss des Indioms.
gelang es, eine solche gut characterisirte Verbindung im
Ammonium - Indiumalaun darzustellen. Eine Lösung gleicher
Atomgewichte von. Indiumsulfat und Ammoniumsulfat wurde auf
dem Wasserbade verdampft und gab bei längerem Stehen in
der Kälte wasserhelle, octaedrische Krystalle. Eine abgewo-
gene Menge des zerriebenen und gepressten Salzes diente
zur quantitativen Bestimmung. Jn^O^ wurde kochend durch
H^N gefällt, mehrmals decantirt, wieder in HCl gelöst und
von neuem gefallt.
Der auf dem Filter ausgewaschene und nun völlig SO*
freie Niederschlag wurde in HNO* gelöst, in einer Platin-
schale eingedampft, geglüht und gewogen. Iij der vom Jn^O*
abfiltrirten Flüssigkeit wurde SO* mittelst BaCl^ bestimmt.
Die Ermittelung des H^Ogehaltes, geschah durch längeres
Erhitzen des gepressten Salzes auf 100®, bei welcher Tempe-
ratur alles H^O entwich.
Die Analyse führte zur Formel:
Jn20*,(NH*)«0, 480* + ISH^O.
Dieses Resultat musste überraschen, da bei der octaedri-
schen Ausbildung der Krystalle mit Bestimmtheit die Zusam-
mensetzung des Alauns erwartet werden durfte. Es lag die
Möglichkeit nahe, dass die Krystalle beim Zerreiben, eine
Aenderung ihres' Wassergehaltes erfahren hatten. Diese
Vermuthung bestätigte sich auch; ein gut ausgebildeter luft-
trockner Krystall gab bei der Analyse Zahlen, welche der
Theorie entsprechen,
Theorie. Versnch.
Jn^O* 25,47% 25,39 7o
(ßJl^yO 4,82,,* — „
4 SO* 29,66,, 29,86,,
24H2 0 40,04,, 40,27,,
Der Ammonium -Indiumalaun schmilzt schon bei 36 ^
jedoch nicht vollständig und zwar stellt der flüssige Theil
eine wässerige Auflösung des Alauns dar, der feste dagegen
ein Salz von geringerem Wassergehalte. Seine Auflöslich-
keit in H^O ist sehr bedeutend, während er in Alkohol unlös-
lich ist
Die Darstellung des Natrium- und resp.. Kalium -Indium-
alauns gelang nicht; es wurden wasserärmere Salze mit nur
8 Mol. H«0 erhalten. (Joum. f. prad. Chem. Bd. 7, tS. U.
1873). a /.
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Künstliche Darstellung von Flussßpath und Schwerspath. 160
Efinstllclie Darstellung you Flussspath und Sehwer-
spath.
Die Herren Th. Scheerer nnd E. Drechsel beschäf-
tigten sich mit der Darstellung von krystallisirtem CaPP
und Ca SO*.*) Sowohl gepulverter Flussspath, als amorphes
CaFl^, durch Mischung von HFl mit einem aufgelösten Kalk-
salz erhalten, zeigen sich bei stärkerer Glühhitze in gewissen
Chlormetallen löslich, namentlich in CaCl*, KCl und NaCl.
£ei derartigen Zusammenschmelzungen im Platintiegel kry-
stallisirte bei möglichst langsamer Abkühlung CaPl^ in tesse-
ralen Krystallketten , welche durch rechtwinklig an einander-
gefügte, aus an- und übereinander gewachsenen Octaedem
bestehenden , Zweige gebildet wurden. Jedoch waren nirgends
Hexaeder, die gewöhnliche Krystallform des Plussspaths, zu
erblicken. Es wurde desshalb versucht, auf nassem Wege
Hexaeder zu erhalten. Uebergiesst man kryst Kieselfluor-
calcium in einer Röhre mit CaCl* Lösung, und erhitzt dann
die zugeschmolzene Röhre 10 Stungen lang auf circa 250^,
so zeigt sich die Röhren wandung mit Flussspathkrystallen
inkrustirt; theils Octaeder, theils Combinationen von Octaeder
und Hexaeder, letztere Gestalt jedoch niemals für sich auf-
tretend. —
Baryumsulfat zeigt grosse Neigung zum Krystallisiren
auf nassem Wege; alle Niederschläge desselben scheinen aus
mikroskopischen Krystallen zu bestehen, oder sich doch schnell
darin zu verwandeln. Grössere Krystalle erhält man durch
Anwendung besserer Lösungsmittel, zum Beispiel eines Ge-
misches von Ammoniumnitüat und HCL Ein ausgezeichnetes
Lösungsmittel ist Metaphosphorsäure, in dem Maasse, in wel-
chem sich dieselbe in Orthophosphorsäure umwandelt, scheidet
BaSO* aus.
Da BaSO* und CaPl^ in Gängen oft neben einander
vorkommen, erschien es von Interesse solche nachbarlichen
Gebilde künstlich darzustellen. Gleiche Molecüle BaFF^und
CaSO* wurden in KCl + NaCl geschmolzen, die glühend
flüssigen Massen gemischt und nach dem Erkalten mit H^O
ausgelaugt. Es hinterblieb ein krystallinisches Pulver, unter
dem Mikroskop aus nadeiförmigen Gebilden bestehend. Dem
Anschein nach nur ein chemisches Product — eine Doppel-
verbindung von Baryumsulfat und Fluorcalcium. Die Um-
setzung wurde nun auf nassem Wege versucht; die Compo-
*) 0 =;= 16,
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liscbe Constitution einiger neuer üranmineralien.
len mit H^O in eine Röhre eingeschmolzen und
lang auf 240^ erhitzt. Das Resultat war dasselbe,
ch hiernach zu bestätigen, dass eine chemische
idung von BaSO* und Ca Fl 2, nicht aber jedes
für sich gebildet war. Um diese befremdende
)eh unzweifelhafter darzulegen, wandten Schee-
echsel das Princip der verlangsamten Krystall-
wobei auf Mitwirkung einer höheren Temperatur
erden musste.
T- förmige Glasröhre wurde mit H^O gefüllt und
len Ende mit Fluorbaryum, am anderen mit Gyps
schickt, dass diese von Filtrirpapier umhüllten
B Pfropfe bildeten, und dass das ins Wasser tau-
irpapier das Feuchtwerden und .allmählige Auf-
Jze bewirkte. Die so gebildeten Lösungen senk-
den Röhrenschenkeln und trafen im Mittelstück
n und verdünnt zusammen. Das nach Wochen
Bsultat war von den früheren verschieden; es
getrennt Schwerspath- und Flussspath - KrystaUe
[ebt sich also, däss B$iFl^ und Ca SO* bei höhe-
3ratur — und damit verbundener schnellerer
Qg -— einander nicht zu BaSO* und CaFP in
r Gestalt zersetzen , sondern diese ein Doppel-
während sie bei langsamer Einwirkung und
Temperatur getrennt auftreten. {Journ: für
Bot 7. S. 63. 1873). C, S.
Constitution einiger neuer Uranmine-
rallen»
r Grube „Weisser Hirsch " bei Schneeberg wur-
Qe Anzahl neuer Uranmineralien ans Licht gefor-
i chemische Untersuchung Dr. Cl. Winkler
tiat. Die Stoffe, um deren Bestimmung es sich
Iren in der Hauptsache Wasser, Uranoxyd, Wis-
Kupferoxyd, Kalk, Arsensäure, Phosphorsäure
äure; in untergeordnetem Maasse, als zufallige
en traten ausserdem zuweilen noch auf: Eisen-
Itoxyd, Calciumcarbonat und Bergart. Die Aus-
' Analysen näher zu beschreiben, unterlasse ich
3 mich mit der Aufzählung der Resultate.
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Chemisobe Gonstitution einiger neuen üranminer alicn. 171
1. XJranosphärit
siegelrothe, halbkugelige Zusammenhäufungen, decrepi-
m Erhitzen und zerfällt zu einer Menge seideglänzen-
jrstallnadeln , von vorübergehend brauner Farbe. Die
ichung von völlig reinem Material ergab folgendes
it:
Uranoxyd 50,88%.
Wismuthoxyd 44,34 „
Wasser 4,75 „
leraus berechnet sich für den XJranosphärit die Formel
2Ü208 + SH^O oder typisch^
S?^*}0' + 3H20.
At. Gew.
Theorie.
Versuch.
2U20»
576,0
52,65
50,88
Bi*0»
464,0
42,41
44,34
3H«0
54,0
4,94
4,75
2. Walpurgin.
Die Krystalle des Walpurgins nehmen in der Glühhitze
eine braune Farbe an, welche beim Erkalten in ein dunkles
Pomeranzengelb übergeht. Sie decrepitiren nicht. Ihre For-
mel ist:
5Bi203, As^O* + SU^O«, As^O» + lOH^O.
Versuch.
At. Gew. Theorie. I. . II.
ÖBi^O» 2320,0 60,67 61,43 59,34
3U2 03 864,0 22,59 20,29 20,54
2A820Ö 460,0 12,03 11,88 13,03
10H«0 180,0 4,71 4,32 4,65.
3. Trögerit.
Die Trögeritkrystalle sind gelb und nehmen beim Er-
hitzen, unter Wasserabgabe, vorübergehend goldbraune Fär-
bung und starken Glanz an. Erkaltet erscheinen sie wieder
gelb, doch etwas verschieden von dem Gelb des ursprüngli-
chen Minerals. Beim Befeuchten mit H^O zerfällt der
geglühte Trögerit mit schwachem Geräusch und geringer
Wärmeentwicklung in eine Menge kleiner, schimmernder
Blättchen. Zusammensetzung :
3U«03, As^O^ + 12H«0.
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172 Specifisches Gewicht des Wolframs.
4. Zeunerit
Prächtige, grüne Krystalle, nehmen in der Wärme unter
"Wasserabgabe hellere, mehr bräunlich - gelbe Farbe und Gold-
reflex an. Der Zeunerit ist das dem (phosphorsaurem) Ku-
pferuranit entsprechende arsensaure Salz. Vergleichsweise
vorgenommene Untersuchungen ergaben, dass in dem beson-
ders schönen Kupferuranit von Redruth in England die
Phosphorsäure zum Theil durch Arsensäure ersetzt ist;
Kupferuranit von der Grube „Wolfgang Maasen** zeigte sich
völlig arsensäurefrei. Die Analyse ergab folgende Zusam-
mensetzung :
Kapferuranit CuO, 2TJ^0% P^O^ + 8H«0
Zeunerit CuO, 2U«0», Ab^O^ + 8H«0.
5. Uranospinit.
Ein zeisiggrünes, in spärlicher Menge auftretendes Mine-
ral, welches sich zum bereits bekannten Ealkuranit verhält,
wie der Zeunerit zum Kupferuranit, das heisst, es ist das
« arsensaure Salz , während der Kalkuranit das phosphor-
saure ist
Kalkuranit CaO, 2U«0», P^O* + 8H«0
Uranospinit CaO, 2U«03, As^O» + 8H«0.
Bei sämmtlichen obigen Formeln ist das Atomgewicht
des Urans angenommen : U = 120. (Joum, f, pract Chem,
Bd. 7. & 1 u. 7. 1873). C. J.
Speciflsehes Gewicht des Wolframs.
Bisher schwankten die Angaben über das specifische
Gewicht des Wolframs zwischen 17,2 und 17,6. Dieses Me-
tall folgte mithin in seiner Eigenschwere auf das Gold (16,26
bis 19,6). Roscoe hat nun aber gefunden, dass das spec.
Gew. des Wolframs demjenigen des Goldes nicht nachsteht,'
denn bei -|- 12^0. fand er es = 19,261. {Anndl. der Chem.
u. Pharm. CLXU, 350.). G. C. W.
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Entw. V. Schwefel wasserstoffgas. — E. techn.Beitr. z. deutsch. Münzfrage. 173
Neues Verfahren zur Entwicklung von Schwefel-
wasserstoffgas.
W. Skey hat beobachtet, dass, wenn man irgend ein
in verdünnten Säuren unlösliches Schwefelmetall mit Zink und
verdünnter Salzsäure zusammenbringt, sich sofort Schwefel-
wasserstoff entwickelt, und empfiehlt dieses Verhalten zur
bequemen Darstellung des genannten Gases in chemischen
Laboratorien. Als Schwefelmetall wendet er Bleiglanz an.
— Dabei wird aber voraussichtlich auch nicht wenig freier
Wasserstoff auftreten, indem die Einwirkung der Säure auf
das Zink jedenfalls viel rascher erfolgt, als die des Zinks auf
das Schwefelmetall. {Pharm. Joum. and IVansact, April
1873. 827). G. C. W.
Ein technischer Beitrag zur deutschen Münzfrage.
Die Anforderungen, welche man an ein Metall stellt,
das Münzzwecken dienen soll, präcisirt Dr. Clemens Wink-
ler dahin, sind Glanz, angenehme und characteristische Farbe,
Klang, möglichste Unveränderlichkeit an der Luft, Zähigkeit
bei hinlänglicher Härte und ein einer practischen Münzgrösse
entsprechender Werth. Alle diese Tugenden sieht er im
reichsten Maasse vereint im Aluminium, welches sich noch
besonders durch sein geringes Eigengewicht (2,56) auszeich-
net. Während Silber, Silberlegirungen und Neusilber in
schwefelwasserstoffhaltiger Atmosphäre in kurzer Zeit schwarz
und unscheinbar werden, behält das Aluminium seinen Glanz
unverändert bei und verhält sich nicht minder indifferent
gegen den Einfluss der Luft. Verfasser schlägt desshalb
vor, die kleinere Scheidemünze, 5 und 10 Pfennigstücke, aus
reinem Aluminium zu prägen. Das Volumenverhältniss des
jetzigen Groschens zum künftigen Zehnpfennigstück würde
sich verhalten wie 2,12 : 3,5, oder letzteres würde ungefähr
Y2 Baal grösser sein , aber dennoch würde sein Gewicht nur
die Hälfte von dem des Groschens sein. —
Mark- und Halbmarkstücke würden weit schöner und
unveränderlicher ausfallen, wenn »man ^ie aus einer Silber -
Aluminiumlegirüng , anstatt aus der jetzt üblichen Silber -
Kupferlegirung herstellte. (Jourfi, für pract. Chem. Bd, 7.
S, 132. 1873). a 7.
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Darstellung des Zincnm hypermanganicum.
Darstellimg des Zlncum hypermanganieom.
fach J. F. Martenson stellt man dasselbe am zweck-
^sten aus Sil})erh7permanganat und Chlorzink durch
seizersetz ungf dar. Das Silberhypermanganat ist in
^hln. kaltem Wasser löslich und gut krystallisirbar.
rd erhalten, indem man 158 Thle. Kalihypermanganat
D Thl. Wasser löst und in einem Kolben erhitzt, unter
iwenken eine Lösung von 170 Thln. Silberniti^at in
?hln. Wasser zugiesst, nach kurzer Zeit erhitzt und den
I langsam erkalten lässt. Eine Filtration durch Schiess-
voWe trennt das Krystallpulver von der Lauge, letzteres
mit HO ausgewaschen und das Filtrat stark eingeengt,
3h noch etwas Silbersalz mit Salpeter ausscheidet. Das
trat wird durch Waschen mit kaltem Wasser entfernt;
n der Mutterlauge noch enthaltene Silber wird mit
ausgeföllt. Das feuchte Silberhypermanganat wird in
Kolben durch heisses Wasser zur Lösung gebracht,
3i langsamem Erkalten Krystalle anschiessen, die mit
3r abgewaschen, bei gelinder Wärme getrocknet und im
jln aufbewahrt werden. Um das Auswaschen zu beschleu-
, versieht man eine Flasche mit einem doppelt durch-
n Kork, steckt in die eine Bohrung den Trichter mit
iiszuwaschenden Krystallen, in die andere ein Glasrohr,
welches man die Luft aus der Flasche saugt. Bei
langsamem Erkalten wurde das Silbersalz in schönen
II langen, schwarzen, metallglänzenden Krystallen erhal-
Diese Verpuffen beim Erhitzen, ohne dabei ihre Form
ich zu ändern. Das Salz ist in Wasser vollkommen
; organische Stoffe färben die Lösung intensiv braun-
rz. Die Lösung zersetzt sich am Licht allmählig, ebenso
!ry stalle, welche sich nach längerem Aufbewahren in
3r nicht mehr vollkommen lösen.
lur Umsetzung des Silbersalzes in die Zinkverbindung
le möglichst neutrale Chlorzinklösung von bestimmtem
te nöthig ; am Sichersten vertahrt man , wenn man sich
ihlorzink durch Wechselzersetzung aus Zinksulfat mit
)aryum darstellt. Da in der dunkelpurpurn Flüssigkeit
ndreaction schwer vorzunehmen ist, so thut man wohl,
löglichst an die Atomen- Verhältnisse zu halten, wo man
n Thle. Silberhypermanganat zu zersetzen 68 Th. Chlor-
QÖthig hat. Das Silberhypermanganat wird mit 25 bis
In. Wasser in einen Kolben bis zur Lösung erhitzt,
Schütteln die Chlorzinklösung zugegeben, noch eine
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üeber Meteoreisen.
175
kurze Zeit erhitzt und geschüttelt, bis man annehmen kann,
dass alles Silber gefällt ist, worauf man absetzen lässt und
durch Schiessbaumwolle filtrirt. Um sich zu überzeugen, ob
die Umsetzung eine vollständige sei, versetzt man eine Probe
des Filtrats mit etwas Ammoniak und einigen Tropfen Alko-
hol, erhitzt so lange gelinde, bis die Probe farblos >geworden
und der gebildete Niederschlag sich gut absetzt. Nachdem
abfiltrirt, übersättigt man das Filtrat mit verdünnter SO^,
prüft die eine Hälfte mit Silbemitrat und die andere mit
Salzsäure. Tritt im ersten Falle eine Trübung ein, so ist zu
viel ZnCl, im andent Falle unzersetztes Silberhypermanganat
zugegen. Die Zinkhypermanganatlösung wird in eine Porzel-
lanschaale auf dem Wasserbade verdampft, bis sie wie Oel
fliesst, wo sie dann beim Erkalten krystallinisch erstarrt. Man
lockert die Krusten mit einem Glasstabe, trocknet über SO^
noch nach und. bewahrt das Salz in gut verschlossenen Glä-
sern auf. Das Salz hat eine schwarzbraune, metallglänzende
Farbe, ist sehr leicht in Wasser löslich und an feuchter Luft
zerfliesslich. In einem Glasrohre erhitzt, stösst es purpur-
farbene Dämpfe aus und hinterlässt einen stahlglänzenden porö-
sen Rückstand. Auf Platiublech er)iitzt, beschlägt sich das
Blech mit einem schön blau und gelbkreisförmigen Anfluge.
Die wässrige Xösung lässt sich lange Zeit aufheben, ohne
sich zu zersetzen. {Pharmaceut Zeitschrift für Russland.
Xn. Jahrg. 'Nr. 3.). C. S.
üelber Meteorelsen.
Joseph Boussingault untersuchte zwei Sorten Me-
teoreisen besonders in der Absicht um zu sehen, ob dasselbe
chemisch gebundenen Kohlenstoff enthielte. Die Auflösung
des Eisens konnte natürlich nicht mittelst Säure bewerkstel-
ligt werden, weil sich sonst der chemisch gebundene Kohlen-
stoff als Kohlenwasserstoff x^^^^^c^^^ hätte, sondern es
geschah dieselbe mittelst Quecksilberchlorid. Ehe zur Auf-
lösung geschritten wurde, wurden die Eisenstücke mit Aetz-
kalilösung und dann mit Aether gewaschen, um alle der
Oberfläche anhängende organische Substanz zu entfernen,
darauf in einem Strome Wasserstoffgas getrocknet.
1. Meteoreisen von Caille (Departem. Seealpen). Die
Analyse ergab in 100 Theilen:
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176 Best, der Phosphorsäure im Baker Guano u. ähnl. Rohstoffen.
1.
Eisen 89,53
Nickel 9,76
Kohlenstoff, chemisch gebunden 0,12
Unbestimmte Substanzen, in Säuren
unlöslich und Verlust 0,59
2.
89,73
9,90
0,12
0,25
100,00 100,00.
2. Meteoreisen von Lenarto (Ungarn). Dasselbe ent-
hält keinen chemisch gebundenen Kohlenstoff; 100 Theile
enthalten:
Eisen 91,50
Nickel 8,58
Unlöslichen Rückstand 0,30
100,38.
(Ännal, de Ghim, et de Phys, Ja?iuar 1873. 4, Serie, Bd. 28.
Seite 124.), Fes,
Best, der Phosphorsäure im Baker Criiano und ähn-
liehen Rohstoffen.
Dr. C. Gilbert in Hamburg giebt einen sehr schätzens-
werthen Beitrag zur Phosphorsäure - Bestimmung in diesen
Producten und liefert den interessanten Beweis, dass bei
Nichteinhaltung seiner Cautelen Fehler entstehen können,
welche die enorme Höhe von 10% des Gesammt- PO ^-Gehal-
tes erreichen. Schon Liebig hat früher nachgewiesen, dass
der halb phosphorsaure Kalk in den harten Krusten des
Baker und Jarvis Guano ein ziemlich regelmässiger Be-
gleiter des gewöhnlichen dreibasischen Kalkphosphats ist.
Gilbert hat nun gefunden, dass die in den Guanosorten
häufigen Knollen lediglich aus sogenanntem neutralen Kalk-
phosphat (2CaO,HO,PO^ + 4aq) bestehen. Werden nun
(zur Verkohlung der organ. Substanzen) solche Producte für
sich geglüht, so resultirt natürlich KalkpyTophosphat(2CaO,PO^)
welches beim Lösen in Säuren (ja selbst nach längerer Ein-
wirkung derselben) nicht vollständig derartig verändert wird,
dass sich die Phosphorsäure alsdann als dreibasische Säure
genau bestimmen lasse. Wie der Verfasser und auch ß. J're-
senius und Märcker nachweisen, kann der hierdurch
veranlasste Fehler bei der ürantitrirung fast 10% betragen.
Am geringsten wird dieser Fehler bei denjenigen Methoden,
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Best, der Fhospborsaare im Baker Gaano u. ähnl. Eohstoffen. 177
welche (wie die mittelst Ammon - Molybdat oder Zinn) in
salpetersaurer Lösung oder durch längeres Einwirken dieser
Säure vorgenommen werden; doch zeigen sich auch bei der
Molybdän -Methode kleine Differenzen. Alle diese Fehler
werden jedoch vermieden, wenn man das Product mit Alkali -
Carbonaten unter Zusatz von chlorsaurem Sali resp. «Salpeter
längere Zeit glüht, wodurch die Phosphorsäure in die drei-
basische Modification übergeht.
Zu dieser Aufschliessung glüht der Verfasser die Sub-
stanz mit ihrem 4 fachen Gewicht einer Mischung von 2 Thei-
len wasserfreier Soda und 1 Thl. chlorsaur. Kali im Platin-
tiegel. Die Verbrennung geht ruhig von Statten. Sobald
die Masse weiss geworden, wird das Feuer verstärkt und
eine viertel Stunde lang bei starker Rothgluth erhalten. Nach
dem Erkalten wird der Rückstand in 5 fach verdünnter Sal-
petersäure gelöst und etwa sich abscheidende Kieselsäure wie
üblich bestimmt. Die Lösung wird auf ^j Liter verdünnt
und je - 100 CO. davon zur Titrirung angewandt. Hierbei
sättigt man zunächst mit Natron und löst dann den sich
bildenden Niederschlag durch Essigsäure. Auf diese Weise
vermeidet man zu grosse die Titrirung störende Mengen von
Natron - Acetat. Hierauf wird kalt mit Uran - Acetatlösung,
(welche der Verfasser aus demselben Grunde dem Nitrat
vorzieht) bis zum Eintritt der deutlichen Ferrocyankalium -
Probe titrirt, dann zum Sieden erhitzt und mit Phosphor-
Probelösung vorsichtig zurück titrirt. Nach diesem Versuch
bestimmt man in einer zweiten Probe von 100 CC. den
Phosphorsäuregehalt in gleicher Weise. Die Genauigkeit
lässt sich bis auf 0,2 % bringen und die Zahlen stimmen bei
Abwesenheit von Eisenoxyd und Thonerde gut mit der Ge-
wichts- Analyse überein.
Die erforderliche titrirte TJranlösung stellt der Verfasser
auf 5 g. PO^ pro Liter. Als ürtiter- Substanz giebt er dem
reinen dreibasischen Kalkphosphat den Vorzug vor anderen
(obgleich es leicht etwas CO^ anzieht. Der Ref.). Als gleich-
werthige titrirte Phosphatlösung benutzt er eine Auflösung
des leicht rein zu habenden nicht verwitternden Phosphorsal-
zes (NaO, NH*0, HO,POß + 8aq).
Bei der gewichtsanalyt. PO^-Best, durch Magnesia -Mixtur
hält es der Verfasser für absolut erforderlich, dass diese Mix-
tur nicht aus Bittersalz, sondern mittels Chlormagnesium
bereitet sei, insofern ersteres leicht in den Niederschlag mit
eingehe. Auch sei der Salmiakgehalt zu erhöhen und kalt zu
fällen.
Areh. d. Pharm, ni. Beihe. III. Bds. 9. Hft. 12
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178 Zur Entdeckung der Blausäure.
Durch zahlreiche Zahlenbelege weist der Verfasser nach,
dass durch Titriren einer directen Auflösung von Guano in
Salpetersäure Fehler von 10 % entstehen können ; wogegen
nach vorhergegangener Aufschliessung in der beschriebenen
Weise richtige und constante Zahlen erhalten werden.
Auf Gilberts Veranlassung haben auch R. Frese-
nius, Märker und Ulex seine Beobachtungen geprüft und*
ihre ITrtheile darüber als Nachschriften zu obiger Abhandlung
publicirt. Fresenius erhielt, als er ein Pulver von Baker
^ Guano -Knollen für sich glühte, dann in Salpetersäure löste
und nach Gilberts Weise titrirte, 35,8 % ^0\ Mit starker
Salpetersäure 12 Stunden bei etwa 70^ C. digerirt, ergab die
Probe beim Titriren 44,42% PO^. Als er endlich das Pul-
ver mit Soda und Kalichlorat aufschloss und weiter nach
Gilberts Verfahren bestimmte , wurden 45,42 7o gefunden.
In Folge dessen bestätigt Fresenius völlig die Gilbert'schen
Angaben.
Mark er fand, dass durch Glühen ohne Alkali Diffe-
renzen von 10 % entstehen ; dass durch .^Behandeln mit con-
centrirten Säuren in der Wärme die Pyrophosphor säure aller-
dings fkst, aber nicht ganz vollständig in die drei -basische
Modiflcation übergehe und dass diese Umwandlung jedenfalls
längere Zeit bedarf.
TT lex endlich hält es in hohem Grade geboten, Gilberts
Vorschläge zu beherzigen und allgemein zu befolgen. (Die-
sem Wunsche können wir nur völlig beipflichten, doch mag
nicht unbemerkt bleiben, dass diese Cautelen nur für die
Phosphorsäure - Bestimmung im Guano berechtigt sind, woge-
gen bei anderen positiv dreibasischen Phosphaten wie
Knochenmehl oder den Lahnphosphoriten auch die üblichen
Methoden zu richtigen Resultaten führen müssen. D. Ref.).
F.
Zar Entdeckung der Blansänre.
Dr. H. Struve in Tiflis beschreibt einen Fall . von Cyan-
kaliumvergiftung, dessen chemische Untersuchung er im Beisein
einer Commission zu erledigen hatte. Die Untersuchung
geschah erst^ 8 Tage nach dem Tode des Individuums. Ge-
stützt auf die Erfahrung Buchner's (welcher bekanntlich die
Blausäurevergiftung ^n dem Chorinsky'schen Process nach-
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•Zur Entdeckung der Blansänre. 179
wies), nahm der Verfasser an, Spuren dieses Giftes am leich-
testen im Blute zu finden.
Als hiervon 6 g. mit 20 CG. Wasser verdünnt und einigen
Tropfen Weinsäurelösung versetzt der Destillation unterwor-
fen wurden, erhielt er ein farbloses, starkriechendes, saures
Destillat. Ein Theil davon mit Schwefelammonium zur Trockne
verdampft, ergab mit schwacher Salzsäure und Eisenohlorid
versetzt, sofort deutliche Rhodan-Reaotion, wodurch also die
Anwesenheit von Blausäure erwiesen war. Dagegen konnte
der Verfasser in einem anderen Theile des Destillats durch
successiven Zusatz von Sali, Eisenvitriol und Salzsäure kein
Berliner Blau erhalten. Zu gleichen Resultaten gelangte
Yerf., als er den Mageninhalt, sowie etwas von dem Inhalt
eines Glases, worin Magen, Darm und Leber lagen, denselben
Proben unterwarf. Der jedesmalige Nachweis von Rhodan
erforderte den Schluss, dass Blausäurevergiftung vorliege,
welchen auch die Commission annahm. Spätere criminelle
Untersuchungen bestätigten dies auch, und stellten fest, dass
der Todte Selbstmörder war.
Der Verf. geht nun zu weiteren Schlüssen bezüglich der
Verbreitung des Rhodans im menschlichen Organismus über.
Die Anwesenheit desselben im Speichel ist bekannt und leicht
mit Eisenchlorid zu erweisen. Daraus schloss Verf., es müsse
auch ins Blut durch den allgemeinen Kreislauf der Materie
im Organismus übergehen und dort zu finden sein. Jedoch
konnten unter 4 Versuchen nur in einem Falle, bei welchem
Blut aus der Leber entnommen wurde, Spuren von Rhodan
nachgewiesen werden. Trotz dieser negativen Beobachtungen
hält es der Verf. doch in forensischen Fällen für angezeigt,
bei der Rhodanprobe mit dem blausäurehaltigen Destillat zwei
parallele Versuche auszuführen. Zu diesem Zwecke theilt er
das Destillat in zwei Theile. Den einen dampft er noit NH*8,
den anderen mit Aetzammoniak zur Trockne. Ergiebt die
erste Probe nachher die Rhodan - Reaction , die zweite aber
nicht, so behauptet Verf., man könne mit Gewissheit auf das
Vorhandensein von Blausäure im Blute schliessen. (In sofern
bei einem Rhodangehalt desselben auch die ammoniakalische
Probe Eisenchlorid röthen müsste. D. Ref.)
Der Verf. bestätigt ferner durch Versuche die grössere
Empfindlichkeit der Rhodan -Reaction gegenüber der von
Berliner Blau, in dem erstere noch bei Flüssigkeiten , welche
im Liter nur 13,3 mg. Blausäure enthalten, eintrete, letztere
aber ausbleibe.
12*
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18Ö Schwef^bestimmungsmeth, v. allgem. Anwendbark. — Fäll. d. Bittererde.
Auf Grund einer anderen forensischen Untersuchung,
worin keine Blausäure, wohl aber Ameisensäure nachgewiesen
wurde, stellte der Verf. einen Versuch darüber an, ob durch
Einwirkung von faulendem Fleisch auf Cyankalium Ameisen-
säure entstehe, konnte aber selbst nach 18 Monaten keine
Ameisensäure, wohl aber Blausäure nachweisen.
Bezüglich der weiteren Betrachtungen des Verf. über
die verschiedenen Ansichten der Verbreitung der Blausäure
im Organismus müssen wir auf die Abhandlung verweisen.
Dagegen erwähnen wir noch, dass nach ihm keine Probe auf
Cyan geeigneter und unzweideutiger sei als die Rhodanprobe.
Die Schönbein'sche Guajac - Kupfervitriol - Reaction sei zwar
empfindlich, werde aber auch durch viele andere Substanzen
hervorgerufen. Schliesslich räth der Verfasser wegen der
von ihm beobachteten Flüchtigkeit des Rodanammonium's der
mit Schwefelammonium abzudampfenden Flüssigkeit etwas
Kali oder aber bloss Schwefelkalium hinzuzusetzen. F.
Sehwefellbestlmmimgsmethode ron allgemeiner An-
wendbarkelt«
Die Substanz wird nach Sauer in einem Porzellanschifif-
eben in einer Verbrennungsröhre unter Zuleitung von Sauer-
stoff geglüht und die sich bildende schweflige Säure in bromirter
Salzsäure aufgefangen und als Schwefelsäure durch Baryt
bestimmt. Im Aschenrückstande bestimmt man die Schwefel-
säure wie üblich. In dieser Form ist die Methode namentlich
für solche Schwefelverbindungen geeignet, welche in der
Hitze keinen Schwefel ausgeben oder Dämpfe bilden ; nament-
lich also für Koaks. Anderenfalls z. B. für die Schwefelbe-
ßtimmung im Kautschuk wird der Apparat complicirter und
verweisen wir desshalb auf die Abhandlung. Auch Mixter
hat, wie der Verf anerkennt, eine ähnliche Methode in Nr. 42
des ehem. Centralblattes v. 16. Oct: 1872 beschrieben. F,
Fällung der Bittererde.
F. Mohr fand, dass die Abscheidung der Magnesia als
Phosphordoppelsalz (2MgO,NH*0,PO^-i-12aq) rasch und voU-
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Analyse der Nickel- iind Oobalterze etc. 181
ständig gelinge, wenn man statt des Ifatronphosphats das
Phospborsalz (2NaO, NH*0, HO, PO* + 8aq) als Fällungsmit-
tel anwende, wobei im Sieden sofort alle Magnesia abgeschie-
den werde nnd das Filtrat sieb aucb nacb langem Steben
nicbt mebr trübe. Der Grund liege darin, dass beim Phos-
pborsalz das Ammon sogleich mit in den Niederschlag eingebe,
während bei Anwendung von phosphors. Na£ron erst ein
milchiger Niederschlag entsteht, der allmählig unter Aufnahme
von Ammon krystalliniscb wird. In solchen Fällen, wo Magne-
sia neben Phospborsäure-Ueberscbuss in saurer Lösung sich
befinde, genüge der einfache Zusatz von Ammon, um eine
rasche vollständige Fällung zu bewirken.* F.
Analyse der Mekel- und Cobalterze , des Nlekelstelns
und Bhnlicher Hfittenproducte, sowie filier eine be-
queme und genaue Methode zur Trennung des Zinks
von Nickel und Cobalt.
Wir entnehmen der ziemlich umfangreichen Arbeit blos
die Vorschrift, nach welcher Fresenius die Analyse von
Nickel- und Cobalterzen in seinem Laboratorium ausführen
lässt.
Man behandelt das fein gepulverte Mineral oder Hüt-
tenproduct mit Salzsäure unter Zusatz von Salpetersäure, bis
alles Lösliche . gelöst ist , verdampft wiederholt mit Salzsäure
bis fast zur Trockne, nimmt den Rückstand mit Salzsäure auf
und filtrirt. Einen hierbei etwa entstehebden nicht völlig
weissen Rückstand schmilzt man mit saurem schwefeis. Kali,
zieht die Schmelze mit Wasser und Salzsäure aus, filtrirt
und giebt das Filtrat znm vorigen. Man leitet nun in die
salzsaure Lösung HS bei etwa 70^0., dann aucb nocb in
der Kälte und filtrirt. Das Filtrat wird erst für sieb, dann
mit etwas NO^ erhitzt, um alles Eisen in Oxyd zu verwan-
deln. Man versetzt nun mit Ammon und filtrirt das unreine
Eisenoxydhydrat ab, löst es nach kurzem Waschen in Salz-
säure, verdünnt stark, setzt Salmiak zu und kalt so viel
kohlens. Ammon, bis sich die Flüssigkeit trübt, aber noch kein
Niederschlag erscheint. Die noch saure Flüssigkeit erhitzt man
zum Sieden und wäscht den Eisenniederscblag erst durch
Decantation, dann auf dem Filter mit siedend heissem Was-
ser aus. Hierauf prüft man eine kleine Menge des Eisen-
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182 Analyse der Nickel - und Cobalterze eto.
•
oxyds, welches man in Salzsäure löst, mit kohlens. Ammon,
wie angegeben, fallt und zum Filtrat Schwefelammoniura setzt,
auf Nickel. Ist dies vorhanden, so muss der ganze Nieder-
schlag nochmals in gleicher Weise gelöst und gefällt werden.
Die Filtrate werden mit Essigsäure angesäuert und concen-
trirt. Scheidet sich beim Abdampfen etwas ab, so wird filtrirt
und der. Niederschlag wie der erste Eisenniederschlag behan-
delt. Das Filtrat, welches alles Cobalt und Nickel enthält,
wird mit kohlensaurem Natron deutlich alkalisch gemacht,
dann mit Essigsäure bis zum starken Vorwalten und mit 30
bis 50 CC. essigs. Natron von 1 : 10 versetzt. Hierauf wird
bei etwa 70^0. HS * eingeleitet und nach beendigter Fällung
das Schwefelnickel und Cobalt abfiltrirt, ausgewaschen und
getrocknet. Das Filtrat wird wieder etwas eingedampft und
mit NH*S,HS und dann etwas Essigsäure versetzt, wodurch
häufig noch etwas Schwefelmetall sich abscheidet. Letztere
Operation kann vorsichtshalber wiederholt werden. Die
Schwefelverbindungen werden dann in Königswasser gelöst
und mit Salzsäure zur Verjagung der Salpetersäure abge-
dampft, dann mit Wasser verdünnt, filtrirt und in einer
grossen Platinschale mit reiner Kalilauge gefällt Der Nit:-
derschlag wird erst durch Decantiren^ dann auf dem Filter
heiss ausgewaschen, dann an der Luft bis zur Einäschung
des Filters erhitzt und hierauf im Wasserstoffstrome im
Rose'schen Tiegel bis zu constantem Gewichte geglüht. Die
zurückbleibenden Metalle werden zunächst mit dest. Wasser
behandelt und bei alkalischer Reaction desselben oder bei
Gegenwart von Chlor oder Schwefelsäure nochmals im Was-
serstoffstrome geglüht und gewogen. Darauf löst man sie
in Salpetersäure, wobei häufig etwas Kieselsäure zurückbleibt,
neutralisirt fast mit Ammon und setzt kohlens. Ammon im
Ueberschuss hinzu erwärmt", filtrirt kleine Eisenoxyd- oder
Thonerde- Mengen ab und behandelt diese wie oben. Indem
man das durch Trocknen, Glühen und Wägen gefundene
Gewicht dieser kleinen Verunreinigungen von der Gesammt-
Menge der beiden Metalle abzieht, erhält man ihr wirkliches
Gewicht.
Enthielten die Hüttenproducte Zink, so sind auch die
beiden Metalle etwas zinkhaltig. Man entfernt letzteres aus
der mit viel Salmiak versetzten salzsauren Lösung durch
Eindampfen und gelindes Glühen bis aller Salmiak und damit
auch alles Zink verflüchtigt ist. Chlorkobalt und Chlomickel
sind unflüchtig.
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Vermeid, d. Explosionen etc. — Verfahr, z. Be&tunm. d. Quecksilbers etc. 183
Sollen Cobalt und Nickel getrennt werden, so werden
die zuletzt erhaltenen ammoniakalischen Filtrate zur Trockne
verdampft und bis zum Verjagen der Ammonsalze erhitzt.
Der Eückst^and dann in Salzsäure gelöst und das Cobalt (bei
Gegenwart von viel Nickel), mit salpetrigsaurem Kali gelallt;
im umgekehrten Falle wird die Lösung der Chloride mit
Cyankaliam versetzt und nach Zusatz von Kali das Nickel
durch Brom m der Wärme als Sesquioxydhydrat abgeschieden.
In beiden Fällen wird der Niederschlag in Salzsäure gelöst
und das Oxyd mit Kali niedergeschlagen und als Metall
bestimmt, welches von der Gesammtmenge beider Metalle
(nach Correction der Verunreinigungen) abgezogen wird.
Vermeldnng der Explosionen beim Gebrauch von
Wasserstoff- Entwlckelungs - Apparaten.
Hierzu bedient sich Fresenius eines kleinen Eöhrchens,
welches zwischen Baumwolle eingepresste Scheibeben Draht-
netz enthält und nach der Waschflasohe eingeschaltet wird.
F.
Verfahren zur Bestimmung des Quecksilbers In sei-
nen Erzen.
Dieses, von A. Eschka, Probirer des General - Probir-
amts in Wien, vorgeschlagene Verfahren heruhet im AJlge-
meinen auf der Zersetzbarkeit der Qnecksilbererze durch
noietallisches Eisen bei höherer Temperatur, und auf der Ab-
sorption des hierbei verflüchtigten Quecksilbers durch metalli-
sches Gold. — Das Nähere darüber ist in der österreichischen
Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1872 Nr. 9, und
daraus in Dingler's polyt. Journal CCIV. 47. nachzulesen.
G. 0. TT.
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184
II. Kleine IMittheilungen
Notizen fllber Droguen-YerfSlschungen.
Coccionella. Fein gepulverter Schwerspath wird
mit einem Klebmittel auf der Cochenille befestigt. Die reine
Drogue liefert lV2 7o Asche; in verfälschter Waare betrug
die Asche 8 — 25^0 ^^ Barytsalz.
Copaivabalsam. Eine Stadt im westlichen Indien
liefert einen gut aussehenden künstlichen Balsam, der aus
Bicinusöl, Fichtenharz und ätherischem Copaivaöl bereitet ist
und über New -York verschifft wird.
Opium findet sich mit einem bedeutenden Gißhalt an
Stärke. James T. King fand 14^0 feuchte Stärke. Auch
Succ. Liquirit. soll zur Verfälschung dienen.
Weinstein säure kömmt nach Dr. W. H. Pile mit
Bittersalz und Alaun verfälscht vor.
Schwarzes Schwefelantimon hält Schwefelblei und
Kieselerde bis zu 30 — 40^0 •
Chininsulfat. Bei Verunreinigung mit Salicin riecht der
Uam nach nordam. Wintergrün. (Gaultheria procumbens). (Aus
den Verhandlungen der „American Pharmaceutical Association"
für 1871, Schweiz. Wochenschrift für Hiarmacie. Jahrg.
Nr. 5.). 0. S.
Vorkoinmeii ron Bakterien bei der dlphtherltischeii
Form des Puerpuralflelbers.
Waldeyer in Breslau untersuchte die diphtheritischen
Einlagerungen an der Uterininnenfläche, sowie die puriformen
Massen aus den Lymphgefässen des Uterus und der Liga-
menta lata, femer das peritonische Exudat, sowohl die Flüssig-
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Kultur d. Theepflanze etc. — EntwickL t. Ammoiuak a. lebend. Pflanzen. 185
keit als auch die gelben, weichen , eitrig- fibrinösen Flecken
nnd in einem Falle auch die yermehrte trübe Flüssigkeit aus
den Pleurahöhlen und demPericordiumbeiPuerpuralfieberkranken
und fand in allen diesen Objecten auffallend grosse Mengen
Bacterien. — In den diphtheri tischen Plaque's liegen diesel-
ben zwischen den Eiterkörperchen und den zum Theil morti-
ficirten <3ewebselementen. Der puriforme Inhalt der Lymph-
bohnen besteht neben Eiterkörperchen Äum grössten Theil aus
Bacterien. — Sehr beachtenswerth war in allen Fällen das
Vorkommen von Bacterien innerhalb derEiter körper-
chen selbst, sodass diese Wanderzellen die Bacterien im
Organismus zu verschleppen vermögen. (Archiv /. Gynäco-
logie IIL 2. Medic-chir. Rundschau XIV. Neue Folge,
IV. Jahrg. 1. Bd. 2. Heft). C. S.
Enltiir der Theepflanze In Nord -Amerika.
Wie wir aus einer kurzen Notiz in den «Berichten über
die 19. Jahresversammlung des amerikanischen pharmaceuti-
schen Vereins (S. 267) ersehen, wird bei Knoxville im Staate
TennessSe seit zehn Jahren die chinesische Theepflanze mit
Erfolg cultivirt. ,Der Staat Tennessee liegt zwischen dem
35. und 37. Grade nördl. Breite , also für den Theebau ganz
günstig. G. a W.
Entwicklung von Ammoniak aus lebenden Pflanzen.
Borscow hat die schon früher von J. Lehmann
beobachtete Entwicklung von Ammoniak aus lebenden Pilzen
bestätigt gefunden, und weiter constatirt, dass dies keine
vereinzelte oder krankhafte, sondern eine normale Erschei-
nung ist, da sie bei allen lebendenden Pilzen und zu jeder
Tageszeit auftritt.
Unter den Phanerogamen kennen wir bereits eine ähn-
lich sich verhaltende Pflanze ; die häringsartig riechende
Materie, welche das Chenopodium olidum aushaucht,
ist nemlich ein Gemisch von Trimethylamin (isomer mit dem
Propylamin) und Ammoniak. G. C. W.
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im
Botanische Notizen.
Botanische Notizen.
I. Ursache des Louchtens des faulenden Holzes.
"Das Leuchten des faulenden Holzes suchte man durch
die Annahme eines mit der Verwesung eintretenden eigen-
thümlichen Verbrennungsprocesses zu erklären. In neuerer
Zeit wurde jedoch an solchem Holze das Vorhandensein eines,
jedenfalls von dem Moder angelockten Pilzes nachgewiesen,
von welchem auch das Leuchten ausgeht. Dieser Pilz lässt
sich, ohne seine Leuchtkraft einzubüssen, von dem Holze
abschaben und selbst auf ein anderes übertragen. Sein
Leuchten ist von seinem Lebensprocesse abhängig, und hört
sofort auf, wenn er selbst durch den Einfluss von Hitze oder
Gasen getödtet oder ihm auch nur der nothwendige Grad
von Feuchtigkeit entzogen wird.
Dieser Pilz siedelt sich übrigens auch auf andern fau-
lenden Pflanzentheilen unter dem Einflüsse von Feuchtigkeit,
dumpfer Luft und einer massigen Temperatur, ja sogar auf
sich zersetzenden animalischen Stoffen an, und macht diesel-
ben leuchtend.*
IL Bedeutung der Spaltöffnungen.»
Nachdem durch zahlreiche Versuche dargethan war, dass
die .an den Oberflächen der Blätter befindlichen Spaltöffnungen
weder für die Aufnahme der Kohlensäure, noch für die Aus-
athmung des Sauerstoffes von Wichtigkeit sind, war ihre
Funktion ganz räthselhaft geworden. Das anatomische Ver-
halten dieser Spalten, dass sie nemlich mit den zwischen den
assimilirenden Zellen verlaufenden Luftkanälen in Verbindung
stehen und noch besondere Schliessapparate besitzen, machte
ihre physiologische Bedeutung noch räthselhafter.
Nun ist aber Dr. TS, Müller zu Heidelberg in einer
grösseren Versuchsreihe über die Gasdiffusion der Pflanzen
zu dem Resultate gelangt, dass die Spaltöffnung für das
gewöhnliche Leben der Pflanze als ein Ventil angesehen wer-
den könne. Bei offen stehenden Spalten gleicht sich offenbar
jeder Ueberdruck im Innern der Luftkanäle mit Atmosphäre
aus, während bei geschlossenem Spalt der Luftaustausch nur
durch die Zellen stattfindet. Die Spalten der Blätter schliessen
sich nun bei plötzlichem Temperaturwechsel in Folge elektri-
scher Erschütterungen und in Folge der Verdunstung, wäh-
rend sie sich öffnen bei Mangel an Verdunstung und bei
Zunahme der Turgescenz aller Blatt - Elemente, Bei der
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Beiträge zur qualitativen Analyse des Weinlaubg. 187
Offenstellung des Spaltes ist aber die Verdunstung des Blat-
tes im Maximum und bei der Schliessungsstellung im Mini-
mum, die Ventilwirkung dieser Apparate also einleuchtend.
III. Luftreinigende Kraft der^ Sonnenblume.
Die geraeine Sonnenblume (Helianthus annuus) be-
sitzt nach den übereinstimmenden Untersuchungen von M.
Martin und Dr. W. Valentin die Eigenschaft, mit Mias-
men gefüllte Luft zu reinigen, indem sie die schädliche Lull
einsaugt und dafür Sauerstoif in grosser Quantität aushaucht.
Sie hat sich in dieser Beziehung auch besonders in Nord-
amerika -bewährt, denn man schuf durch ihren Anbau in
Washington und Philadelphia ganze Stadttheile, die sonst we-
gen der herrschenden Fieber fast unbewohnbar warpn, in
gesunde fieberfreie Wohnplätze um. Auch ein Niederländer,
van Aalstein, dessen Besitzung sich auf einem ange-
schwemmten Stück Landes an dem Ufer der Scheide befand,
berichtet einen ähnlichen Fall. Er pflanzte 30 — 40 Ellen
vom Wohnhause entfernt 3^—4 Gruppen von je einer Quadrat-
ruthe, wodurch die Luft so verbessert wurde, dass seit
10 Jahren niemand mehr an miasmatischen Fiebern erkrankte.
Dasselbe fand auch auf den Nachbargrundstücken, wo das
gute Beispiel nachgeahmt wurde, statt. Vielleicht könnte
die Pflanze auch dazu dienen, die Luft in der Umgebung
von Krankenhäusern überhaupt zu verbessern.
Neben diesem Vortheile ist die Sonnenblume sonst noch
als Nutzpflanze zu betrachten. Die Samen liefern in reichli-
cher Menge ein gutes, dem Mohnöl ähnliches Oel, die Blätter
ein gutes Viehfutter, die Stengel ein gutes Brennmaterial,
und die Asche ist alkalireich. {Ausland 1872, Nr, 22.),
G. a w.
Beiträge zur qualltatlTen Analyse des Welnlaubs.
C. Neubauer hat unter Anwendung von 50 Kilog.
frischen Weinlaubs eine qualitative Analyse desselben ange-
stellt, welche ergab, dass dasselbe enthält: Weinstein,
(1,1 pCnt.) weinsauren Kalk, Quercetin, Querci-
trin, Gerbstoff, Amylum, Weinsäure, Apfelsäure,
Gummi, Inosit, Zucker (0,7 — 1,2 pCnt.) Oxalsäure,
eine durch Aether ausziehbare krystallisir te
Substanz, Ammoniak, phosphorsauren Kalk, Gyps.
(Zeitscknß für anal Ckem. 1873, 39). E. M.
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188 Vergift m. Arum OTorum. - - Ueb. d« Ursache d.Hartkoelie]i8 d. Erbsen. .
Yergiftmig mit Arnm OTonun.
Nach einer Mittheilung von Tb. Forssmann ist diese
Pflanze nicht allein scharf, sondern auch narkotisch giftig.
Derselbe beobachtete einen Yergiftungsfall an einem halbjäh-
rigen Kinde, welches einen Blattstengel davon abgebissen
hatte. Unmittelbar darauf fing es an zu schreien, einige Mi-
nuten später war die Zunge und Mundhöhle geschwollen und
stark geröthet. Während des eingetretenen, ruhigen, fiinf
Minuten dauernden Schlafes hatten sich auf dem ganzen
Körper kleine rothe Flecke gebildet; der Puls war langsam,
das Gesicht stark geröthet. Nach dem Erwachen war es
schläfng und verfiel bald in einen tiefen und langwierigen
Schlaf. (Ftnska läk. sälls. handlingar. Bd. U. S. 34. 1872.
Neues Jahrb. f. Fharmac. Bd. XXXIX. Heß 2). C. S.
Uelier die Ursache des* Hartkoclieiis der Erhsen
hat Prof. Ritthausen Untersuchungen angestellt und gefun-
den, dass die Asche der weichkochenden Erbsen eine erheb-
lich grössere Menge Kaliphosphat, geringere Mengen pbosphor-
saure Erden und Phosphorsäure im Deberschusse enthalten,
die hartkochenden dagegen wesentlich reicher sind an Erd-
phosphaten und in Folge des geringeren Gehaltes an Phos-
phorsäure ärmer an Kaliphosphat, und dass sie Kali im üeber-
schuss enthalten.
Bei Einwirkung des Wassers auf die hartkochenden, an
Phosphorsäure armen Erbsen wirkt das reichlich vorhandene,
an das überschüssige Kali zum Theil gebundene Legumin auf
die Erdphosphate ein, zersetzt diese unter Abscheidung einer
Verbindung von Legumin mit Kalk oder Magnesia, die beim
Erwärmen homartig erhärtet, und bewirkt eben diese das
Hartkochen. Demgemäss zieht kaltes Wasser aus dem Pul-
ver weichkochender Erbsen 4,24 Proc. , aus dem Pulver hart
kochender ^dagegen nur 1,73 in Wirklichkeit lösliches Legu-
min aus. Sbg.
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189
C. Literatur und Kritik.
Practische Anleitung zur chemischen Prüfung der in der Phar-
macopoea Germanica enthaltenen Arzneistoffe und chemisch-
pharmaceutischen Präparate. Ein methodischer Leitfaden
für Aerzte, Apotheker, Arzneiwaarenhändler und Fabrikan-
ten chemisch -pharmaceutischer Präparate, sowie zum Ge-
brauche bei Apotheken - Visitationen , bearbeitet von Dr.
Friedrich Christoph Schmid und Friedrich Wolfrum. Augs-
burg» Verlag der Math. Rieger'schen Buchhandlung. 1873.
In einem 152 Seiten fülIeRden Buche haben die Herren Eegierungs-
nnd Kreis-Medicinal Bath Schmid und Apotheker Wolfrum, Mitglied des
&eis-Medicinal- Ausschusses für Schwaben und Neuburg und Yicevor-
stand des deutschen Apotheker- Vereins, die in unserer neuen Pharma-
copoe enthaltenen Arzneistoffe und chemisch- pharmaceutischen Präparate
zum Zwecke der leichten Prüfung in Tabellen gebracht.
Ursprünglich jfür die königlich bayerischen Bezirksärzte und die Apo-
theker des Begierungsbezirkes Schwaben und Neuburg bestimmt, trat aber
an die Herausgeber dieses Handbuches bald die unum gehbare Anforderung
heran, dasselbe auch für weitere Kreise zugänglich zu machen. Und
wir verdanken ihnen herzlich diese Entschliessung. Als practischer Behelf
bei der immer mehr nöthiger werdenden Prüfung der Arzneimittel, je
mehr die Bereitung der Okemikalien aas den pharmaceutischen Laborato-
rien in Fabriken wandert und ihr Verkauf durch meist der Chemie ganz
unkundige oder doch in Handhabung der Analyse ungeübte Kaufleute
geschieht, wird diess Buch dazu beitragen, reine Arzneien dem deutschen
Volke zu bieten.
Dieses Werk verzeichnet genau, präois und übersichtlich die entspre-
chendsten Methoden der Untersuchung, welche in unserer deutschen Phar-
macopoe im Allgemeinen wohl angedeutet aber nicht speciell erläutert sind,
tind gibt die Mittel übersichtlich gegliedert an, wie die Beinheit der
chemischen Arzneistoffe und der chemisch-pharmaceutischen Präparate con-
statirt werden kann in einer auch Mindergeübten vollständig verständlichen
und meisterlich leitenden Art.
Nachdem in Form einer Einleitung der Gang der Untersuchung, die
dazu nöthigen Geräthschaften und Utensilien, selbst bis zur Einzel-
beschreibung von allgemein Bekanntem, die Methoden der Prüfung bespro-
chen sind, folgt die Beagentien-Tafel, die zweckmässigen Lösungsverhält-
nisse und ihre specielle Verwendung darstellend; dann der eigentliche
experimentelle Theil , die Tabellen für Prüfung der jetzt in Deutschland
pf&cinellen Arzneistoffe. Es sind die Prüfungs- Methoden, die Besultate
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190 Literatur und Kritik.
der Prüfungen, die Bescliaflfenheit der Prüfungs - Objecto cons
Allen eingehend erörtert, die neuen Erfahrungen verwerthet und
Winke gegeben. Wo das Gelingen der Versuche durch besonc
dernisse bedingt ist, ist diess durch, gesperrte Schrift besonde
gehoben. Es ist Alles von einem practischen Geiste geführt
kündige Hand verzeichnet. Weniger Geübte, angehende Apoth
guisten, Amts- und Bezirks -Aerzte, werden diess gerne wahrnc
diese Anleitung als Kathgeber benützen. Es wird diess dazu d:
zum Arzneigebrauche bestimmten Präparate sorgsamer zu ui
lieber solche Untersuchungen zu machen, so dass die Fäjle <]
sation unrichtiger Arzneien immer seltener werden. Es wird (
auch dazu dienen , den chemisch - analytischen Apparat , wo die
deutschen Apotheken nicht in dem Umfange bisher geschehen,
geführtem Muster zu vervollständigen. Und es dünkt mir, das '.
da und dort noch einen Schritt weiter thun und auch die Titr
mancherorts anführen dürfen. Kommt man doch beispielsweise
säurehaltigen Wassern damit sehr einfach und schnell zum Zie
Im Ganzen aber bietet dieses Handbuch gegenüber ähnlic
erschienenen den Vorzug grösserer Vollständigkeit, genauerer
bung der Beschaffenheit der Prüf ungs - Objecto in reinem und v
ten Zustande und wird gerne zum Aufschlagen und Nachsehen l
von Arzneistoflfen zur Hand genommen werden.
Die Ausstattung dieses Werkes^ ist seljr schön und correct
den Herausgebern wie dem Verleger alle Ehre.
1
Flora der Elüthen- und höheren Sporenpflanzen d(
herzogthums Hessen und der angrenzenden Gebi(
beitet von L. Bosch und J. Scriba. Darmsta
Verlag von H. L. Schlapp. 1. Abtheilung.
Zum genauem Kennenlernen der heimathlichen Flora ist es von
grossem Werthe, wenn enger umgrenzte Gebiete immer fleissiger und mit
ordnendem Auge und Geiste durchforscht werden. Man widmet local
gut vertretenen Familien grössere Aufmerksamkeit, findet neue Formen
auf und bringt so die Kenntniss der gCLannten Flora des grossen Vater-
landes immer stufenweise weiter.
Zu einer solchen Aufgabe haben sich Herr L. Dosch, Pfarrer und
Kreisschulcommissär zu Köngernheim, und J. Scriba, Pharmaceut und
Studiosus medicinae zu Heidelberg, vereinigt und hauptsächlich die Fla-
rula von Mainz, Bingen, Frankfurt, Heidelberg, Mannheim und Kreuz-
nach zu ihrem Forschgebiete erkoren.
Mit grossem Fleisse und Kennerschaft sind die Diagnosen der Ge-
fässpflanzen - Species, wie der Ordnungen, Classen, Gehörten und Sectionen
gegeben, soweit sich diess aus dem bisher Erschienenen ersehen lässt.
Nach der Anordnung des Endlicher' sehen Systems urafasst dieses erste
Heft die Gefässkryptogamen und die Phanerogamen bis zur Familie der
Aristolochieen. Ein binnen wenigen Wochen erscheinendes weiteres
Büchlein wird die Beschreibung der Pflanzen dieses Gebietes abschliessen
und einen Schlüssel zu dem Linne'schon -und Endlicher'schen System,
Register und weitere zur Bequemlichkeit der Botanisirenden dienende
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Literatur und Kritik. 191
Zutbaten bringen. Bis zu dessen Erscbcinen wollen wir eine eingehen-
dere Recension dieses "Werkes verscbieben.
Die Diagnosen sind präcis gegeben, vorwaltende Kennzeichen mit
gesperrter Schrift gedruckt, die Betonung der richtigen Aussprache der
Namen angegeben, durch Ünterabtheilungen das Auffinden der einzelnen
Species erleichtert. Nach den Diagnosen der Familien folgt jeweils eine
Uebersicht der heimathlichen Gattungen und darauf die Gliederung der
Gattungen in Arten und Abarten.
<£s ist überall den neuesten Forschungen Rechnung getragen und
die vielen Standorts - Angaben machen den Freunden der Botanik dieses
Gebietes diess Büchlein gewiss zum lieben Wegweiser.
Das Format ist bequem zur Benützung, die Ausstattung recht gut.
L. Leiner,
Anleitung zur qualitativen und quantitativen Analyse des
Harns, sov\rie zur Beurtheilung der Veränderungen dieses
Secrets mit besonderer Eücksieht auf die Zwecke des prac-
tischen Arztes. Zum Gebrauche für Mediciner, Chemiker
und Pharmaceuten bearbeitet von Dr. C. Neubauer, Prof.
der Chemie und Physik am landwirthschaftl. Institut zu
Wiesbaden und Dr. J. Vogel, o. Prof. der Medicin und
Director des pathalogischen Instituts in Halle. Mit 3 litho-
graphirten Tafeln,, einer Farbentafel und 33 Holzschnitten.
Bevorwortet von Prof. Dr. E. Fresenius. Sechste ver-
mehrte und verbesserte Auflage. Wiesbaden, C. W. Krei-
deVs Verlag 1872.
Dieses anerkannte Compendium des bisher Ermittelten über eines der
wichtigsten Secrete des menschlieben Organismus liegt in seiner sechsten
Auflage vor uns, bereichert mit Entdeckungen der neuesten Zeit, wie die
Abhandlungen über Oxymandelsäure , Oxalursäure und andere beweisen, es
bietet für Jeden sich mit pathalogischen Untersuchungen beschäftigen-
den Chemiker, sowi« dem weniger geübten Arzte den zuverlässigsten
Kathgeber und Führer auf diesem schwierigen Gebiete der modernen
organischen Chemie, giebt durch genaue Angabe von Vorschriften zur
Darstellung der mannigfaltigen Harnsubstanzen die exactesten und erprob-
ten Methoden, besonders auch bei der quantitativen Bestimmung, die we-
sentlich neues bei der gelösten Oxalsäure und dem Indican bieten, die
Möglichkeit aus ein und derselben Menge Harn' gleichzeitig drei wichtige
Körper zu isolireu (§. 5 unter Xanthin), verweist bei den mikroskopischen
Untersuchungen auf die möglicherweise unterlaufenden Irrthümer durch
präcise Vergleichung der Aehnlichkeiten und bietet somit das voUkom^
menste vade mecum für Apotheker , Aerzte und Chemiker bei Harnunter-
suchungen. Wesentlich unterstützt wird das Abgehandelte durch die sorg-
faltig ausgeführten Holzschnitte und lithographischen Tafeln, auch dürfte
die Angabe von Bezugsquellen für Utensilien, titrirten Lösungen etc. für
Viele eine erwünschte Beigabe und für viele Bücher ein nachahmungs-
werthes Beispiel sein. Die Ausstattung des Buches ist ausgezeichnet
durch gutes Papier und deutlichen Druck.
A. E. Weber,
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i»?^^- '
192
Literator und Kritik.
Die Fabrikation der künstlichen Mineralwässer
und anderer moussirender Getränke von B.
Hirsch, Apotheker zu Grünberg in Schi., mit
59 in den Text gedruckten Holzschnitten;
Separatabdruck aus Muspratt-KerTs techni-
scher Chemie. Braunschweig G. A. Schwetschke
und Sohn. (M. Bruhn) 1871.
Der rühmlichst bekannte Herr Verfasser hat sich durch Herausgabe
dieses Buches den lebhaftesten Dank aller Mineralwasserfabrikanten ge-
sichert, denen es ernstlich darum zu thun ist, sich gründlich über diese
immer noch im Zunehmen begriffene Fabrikation zu belehren, und die
mehr leisten wollen, als die grosse Anzahl Derjenigen, die sich darauf
beschränken, theils nur mittelmässiges Selters- und Sodawasser und etwa
noch moussirende Limonaden darzustellen.
Das vorliegende Buch setzt de^shalb auch [bei denen, die sich mit
der Anfertigung von Mineralwässern im weiteren Sinne befassen wollen,
selbstverständlich gründliche Vorkenntnisse in Chemie und Phjsik yoraus.
Verfasser erklärt daher, dass er keineswegs beabsichtigt habe, blosse
Empiriker zu bilden, die die geforderten Vorkenntnisse nicht besitzen.
Das Werckchen beschäftigt sieb zunächst mit dem Geschichtli-
chen, dann mit der Darstellung und behandelt in 7 Abschnitten
al&dann in vortrefflicher Weise: 1) die Apparate, 2) die Mineralwasser -
Ingredienzien, 3) die Mineralwasserfabrikation, 4) die Umrechnung der
Analysen, 5) die Leistungsfähigkeit der Apparate und den Selbstkosten-
preis des Fabrikates, 6) die moussirenden Erlriscfaungs - und Luxusgetränke,
7) die Darstellung, Prüfung und Eigenschaften der Mineralwasser - Ingre-
dienzien.
Den SchlusB des Buches bilden Hulfstabellen zur Bestimmung des
Gehalts wässriger Lösungen an wasserfreier oder Trockensubstanz mit
Hülfe des specifischen Gewichts.
Eeferent muss sich leider yersageu, näher auf den Inhalt selbst einzu-
gehen, um so mehr, als diese Anzeige nur durch einen zufaUigen Um-
stand so spät erscheint, so dass Ref. annehmen muss, das Werkchen habe
sich schon längst bei allen denen, die die Fabrikation der künstlichen
Mineralwässer nach rationellen Grundsätze!^ betreiben, eingebürgert. Den-
jenigen aber, die sich noch nicht im Besitz desselben befinden, sei es
hiermit aufs wärmste empfohlen !
Jena. Jt, M,
H«Ue, Bnchdrnckerei de« WaImiüimimi.
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ARGHIV DER PHARM-ACIB.
3, Eeihe, 3, Band, 3. Heft.
A. Orlginalmittheüungen/
I. iPliannacie, pliannacent. und pliys,
Ghemie,
Uelier die Stellung der Apotheker als Oeriehts-
ehemiker.
Von E. MyliuB, Apotheker.
Prof. Hermann Eolbe spricht sich in seiner Broschüre
„Kritische Beleuchtung der Bekanntmachung zur Gewerbe -
Ordnung für den Norddeutschen Bund vom 21. Juni 1869
betreffend die Prüfung der Apotheker" über viele Mängel
des Prüfungsreglements missbilligend aus. Es liegt nicht in
der Absicht des Verfassers auf alle hierin gemachten zum
grossen Theile vollkommen gerechtfertigten und dankbar
anzuerkennenden Vorwürfe einzugehen. Dagegen scheint es
angemessen, die Bedenken gegen die Befähigung der Apothe-
ker zu Gerichtschemikern, welche in jener Schrift enthalten
sind, einer kurzen Besprechung zu unterziehen.
Herr Eolbe ist der Ansicht, dass Pharmaceuten, welche
nur wenige Semester studirt haben, sich in der chemischen
Analyse nicht die erforderliche Hebung erworben haben wer-
den, um gerichtlich chemische Untersuchungen, von deren
Resultaten oft Leben und Tod eines Menschen abhängt und
welche zu den difficilsten Aufgaben gehören, mit der nöthigen
Accuratesse und Vorsicht ausführen zu können. Ein jeder
Pharmaceut werde hierin mit ihm übereinstimmen. Ebenso-
wenig besässen die pharmaceutischen Laboratorien die für
solche Zwecke nothwendigen Hilfsmittel und Apparate, sodass
^r^li. 4.Ptiwro*m,I^ef1)9| TTT.T^«1f(,3,Hft* IQ ^ j
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^■
194 E, Mylius , Üeber die Stellung der Apotheker als Gerichtschemiker.
selbst ein !^harmaceut, welcher hinreichende TJebung besässe,
durch jenen Mangel an der exacten Ausführung derartiger
Analysen verhindert werde. Trotzdem würde im pharmaceu-
tischen Staatsexamen von dem Candidaten der Nachweis der
Beföhigung für die Ausführung einer gerichtlichen Analyse
^verlangt und dadurch der Criminalbeamte zu dem Glauben
verleitet, ein jeder Apotheker besässe nach beendetem Staats-
examen in der That diese Fähigkeit. Die Folge davon sei,
dass schon öfters gerichtliche Analysen ungeübten Händen
übertragen worden wären, welche dann Viel verdorben hät-
ten, was der Chemiker von Fofh. später nicht wieder gut
machen konnte. Es sei daher schädlich, gefährlich, ja unver-
antwortlich, däss der Staat die Criminalbeamten glauben
mache, der Apotheker sei nach bestandener Staatsprüfung
beföhigt, jegliche gerichtlich chemische Untersuchung auszu-
führen.
Wolle man darauf bestehen, dass der Pharmaceut in der
Staatsprüfung die Befähigung, giftige chemische Stoffe nach-
zuweisen hat, so solle dies nur für den Zweck polizeilich-
(nicht gerichtlich-) chemischer Analysen stattfinden.
Schliesslich schlägt der Verfasser der in Rede stehenden
Schrift vor, dass an Stelle der Apotheker gründlich gebildete,
erfahrene und gewissenhafte Chemiker, welche für gewisse
Bezirke anzustellen wären, bei vermutheten schweren Ver-
brechen die gerichtlich chemischen Untersuchungen ausfüh-
ren sollten. Gleichzeitig könnten dieselben auch den Com-
missionen für Gesundheitspflege als sachverständiger Beirath
dienen. —
Im Allgemeinen muss ich mich mit diesen Ausführungen
des Herrn Kolbe leider einverstanden erklären. ^ In der
That bedarf der Gerichtsanalytiker mehr als jeder andere der
Uebung und Erfahrung nicht nur, sondern auch natürlicher
Begabung. Er muss ausreichendes Beobachtungstalent, Um-
sicht und experimentaleS' Geschick besitzen , lauter Fähigkei-
ten, welche man bei mangelnder Anlage nie erwerben kann.
Trotzdem verlangt der Staat, dass ein jeder Apotheker diese
Fähigkeiten besitzt und wir sehen, dass bei weitem der
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£. Mylias, üeber die Stellung der Apotheker als Gerichtschemiker. 105
grössere Theil der Collegen den im Staatsexamen an sie
gestellten Anforderungen genügt. Es geht daraus hervor,
dass dieselben nur so hoch gegriffen sind, dass sie das ge-
wöhnliche Maass der Begabung und der Kenntnisse nicht
überschreiten und dass das Staatsexamen keinerlei Garantie
gewährt dafür, dass die Apotheker, welche dasselbe bestanden
haben, jenes vom Gerichtsanalytiker zu fordernde ausser-
gewöhnliche Maass von Begabung und Kenntnissen besitzen.
Wollte man nun auch ferner darauf bestehen, dass die Apo-
theker durch das Staatsexamen die Befähigung zu Gerichts-
chemikern nachweisen, so müssten die Anforderungen bedeu-
tend gesteigert werden, was zur Folge haben würde, dass
bei weitem der grösste Theil der Examinanden nicht über
den Versuch, diese Befähigung nachzuweisen hinauskäme.
Nur sehr wenige würden die Staatsprüfung bestehen können.
Wenn es nun auch unzulässig ist, allen Apothekern die
Verpflichtung aufzulegen, ihre Qualification zu Gerichtschemi-
kern nachzuweisen, so würde man doch sehr fehl greifen,
wenn man allen die für solche Untersuchungen erforderlichen
Fähigkeiten absprechen wollte. Es finden sich immerhin eine
Menge Pharmaceuten, welche Beobachtungstalent und Ge-
schicklichkeit im Experimentiren in ausreichendem Maasse
besitzen, um sich, Strebsamkeit und Fleiss vorausgesetzt, die
nothwendige Uebung und Erfahrung erwerben zu können.
Diese von der Möglichkeit, sich zu Gerichtschemikem auszu-
bilden auszuschliessen , wäre meiner Meinung nach nicht
zweckmässig. Während ein grosser Theil derselben jetzt
. eben nicht mehr lernt, als das Staatsexamen von ihnen ver-
langt und nachher unbefriedigt die Pharmacie verlässt, um
sich andern Fächern zuzuwenden, welche mehr von ihnen
fordern, würden dieselben bei gesteigerten Anforderungen der
Pharmacie grossentheils erhalten bleiben.
Meiner Meinung nach wäre es daher zweckmässig, wenn,
statt den Apothekern die Möglichkeit, gerichtliche Analysen
auszuführen ganz zu nehmen, zwar aus dem pharmaceutischen .
Staatsexamen die gerichtliche Analyse gestrichen würde, den
examinirten Apothekern aber frei gestellt würde, naph ferne-
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196 £. Mylius, Ueber die Stellung der Apotheker als Gerichtschemiker.
rem wenigstens einsemestrigem Studium ein Examen als
Gerichtsanalytiker abzulegen. In diesem Examen könnten dann
die Anforderungen in der nothwendigen Höhe gestellt werden.
Sollten in der Folge, wie Herr Kolbe dies vorschlägt,
Departementschemiker angestellt werden, so würden hierzu
Apotheker verwendet werden können, welche ein Examen
als Gerichtsanalytiker abgelegt haben. Dieselben werden
jedenfalls in Folge ihrer vorwiegend in practischer Richtung
erfolgten Ausbildung weit mehr Garantie für die sorgfältige
Ausführung der in Rede stehenden Untersuchungen bieten
können, als direct vom Gymnasium zur Universität überge-
gangene junge Männer, welche meist eine vorwaltend theo-
retische Richtung in ihrer Ausbildung nehmen. Dafür, dass
gerade Apotheker nach weiterer wissenschaftlicher Ausbildung
vorzugsweise zu Gerichtschemikern befähigt sind, scheint mir
noch der Umstand zu sprechen, dass die meisten Chemiker, ,
welche ihren Ruf ihrer Thätigkeit in der forensischen Ana-
lyse verdanken, aus Apothekern hervorgegangen sind.
Was endlich den Einwurf von Herrn Kolbe betrifft, die
Laboratorien der Apotheker seien nicht in der erforderlichen
Weise mit Apparaten und Hilfsmitteln versehen, so trifft der-
selbe ja in den meisten Fällen zu. Allein es giebt immerhin
auch jetzt Apotheken, welche mit Apparaten reicher versehen
sind, als für die Ausführung einer gerichtlichen Analyse
erforderlich ist. Mehr noch würde dies der Fall bei denjeni-
gen Apothekern sein, welche, durch längeres Studium für ein
Examen als Gerichtsanalytiker mit der analytischen Chemie
vertrauter geworden, an derselben ein grösseres Interesse
nehmen würden.
Gegen die oben dargelegten Ansichten wird mir von
manchen Seiten eingeworfen werden, dass eine solche Ein-
richtung nur die Wiedereinführung der Apotheker erster und
zweiter Klasse enthalte. In gewissem Grade ist dies auch
der Fall. Es würden dadurch zwei Categorien von Apothe-
kern geschaffen werden, welche aber, und dies ist der Unter-
schied von der früheren Institution der zwei Klassen, nicht in
ihrer Qualität als Apotheker unterschieden wären. Viel-
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H. Mäder, Thüringischer Schiefer. 197
mehr hätte die eine sich nur in einem Zweige der ange-
wandten Chemie vervollkommnet, welcher direct mit der Phar-
macie nichts mehr zu schaflfen hat. Ferner ständen beide
Categorien nicht mehr neben einander, sondern die eine ent-
wickelte sich aus der andern. Wer die eine Stufe erreicht
hätte, würde die Aussicht haben und darnach streben, auch die
zweite zu erreichen. Streben aber ist es, was — in der
Fharmacie jetzt leider arg vermisst wird.
Chemische üntersnchimg thfiringlscher Schiefer ans
der Nähe ron Lehesten hei Gräfenthal.
Von Dr. Hermann Mäder.
Zwischen dem sogenannten Voigtlande und dem eigent-
lichen Thüringer Walde, an die höheren Berge des letzteren
sich anlegend, lagern mächtige Massen Thonschiefer , welche
theilweise reich an Eisenerzen sind, theilweise nutzbare und
spaltbare Schiefer aufweisen, wie sie besonders in der Nähe
von Lehesten bei Gräfenthal gefunden werden.
Diese Schiefer sind jedoch ihrem Aeusseren und ihrer
Farbe nach, sowie hinsichtlich ihrer Brauchbarkeit äusserst
verschieden. So flÄden sich dort Schiefer, welche in jeder
Hinsicht den besten englischen zur Seite gestellt werden
können, während andere Sorten wegen ihrer geringen Festig-
keit und Haltbarkeit nicht zu verwerthen sind.
Da die äussere Yerschiedenheit nicht allein als Kenn-
zeichen grösserer oder geringerer Brauchbarkeit dienen kann,
so soll hier versucht werden, ob auf Grund chemischer Un-
tersuchungen ermittelt und festgestellt werden kann, wodurch
die verschiedene Farbe des Schiefers, seine ' Haltbarkeit und
sein Widerstand gegen die Einflüsse der Witterung bedingt
sind, und ob man denn, wiederum auf Grund chemischer
Prüfung und Analyse, Schlüsse auf die technische Verwerth-
barkeit der Schiefer zu ziehen im Stande ist.
Hierzu war es nothwendig, verschiedene Arten Schiefer
zu untersuchen, von denen wenigstens einer als von guter
und haltbarer Qualität sich erwiesen hatte. Herr Bischoff,
Digitized by VjOOQIC
H. Mäder, Thüringischer Schleifer.
)r der Herz. Meining. Brüche in Lehesten, war so
ich, mich nicht nur mit reichlichem Material ans den
n Brüchen zu versehen, sondern mir auch eine Schie-
te einzusenden , welche , nachdem sie über 300 Jahre
m Dach^ der Feste Heldburg gelegen hatte, noch aus-
mete Hs^ltbarkeit und unverwittertes Aussehen besass.
iterarisches Material über thüringer Schiefer ist fast
3ht vorhanden, so viel auch über andere Vorkommnisse
II wird. Ich verweise auf das Kapitel „Thonschiefer"
Bischofs chemischer und physikalischer Geologie,
namentlich auf die Arbeit von Fresenius über
ächiefer.*^
a Nachfolgenden mögen zuerst die Angaben der bei
atersuchungen befolgten Methoden ihren Platz finden.
Aufschliessung durch Alkalien,
ine solche machte sich nothwendig, da auch die ^auf
inste gepulverten Proben der Schiefer durch Salzsäure
rollständig zersetzt wurden. Die verschiedene Einwir-
1er Salzsäure wird als characteristische Unterscheidung
^hiefersorten eine eingehende Besprechung später noch
n. 1 — 2 g. des gut zerkleinerten* lufttrocknen Schie-
irden mit, der 4 — 5 fachen Menge kohlensaurem Natron -
emischt und im Platintiegel geschmolzen, bis kein Auf-
L von Blasen mehr stattfand. Die Masse wurde in
nter Salzsäure gelöst, was auch in den meisten Fällen
, nur bei einzelnen Schiefersorten machte sich eine
> Behandlung mit Fluorwasserstoffsäure nothwendig.
Bestimmung der Kieselsäure,
achdem die durch Salzsäure erhaltene Lösung unter
htung der bekannten Vorsichtsmassregeln eingedampft
L war, wurde die hierbei als unlöslich abgeschiedene
läure nach sorgßiltigem Auswaschen und schwachem
L gewogen. Ich versäumte nie, mich von der Reinheit
Bselsäure durch Lösen in reinem kohlensaurem Natron
rzeugen. .Die nach Abscheidung der Kieselsäure erhal-
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H. Mäder, Thüringischer Schiefer. 199
tene saure Lösung wurde auf ein bestimmtes Volumen
gebracht und Theile davon zur Bestimmung der übrigen Be-
standtheile verwendet.
Bestimmung von Eisen'oxyd, Eisenoxydul, Thon-
erde, Manganoxydul, Kalk und Magnesia.
Die ersteren wurden nach der von Prof. Dr. Reichardt
angegebenen Methgde*) bestimmt. Nachdem Eisenoxyd und
Thonerde als solche durch Zusatz von essigsaurem Natron
'gefallt waren, wurde Eisenoxydul durch chlorsaures Kali in
Oxyd verwandelt, als solches abgeschieden und gewogen;
das Mangan aber, welches als Oxydul vorhanden war, wurde
jdurch unterchlorigsaures Natron in unlösliches Mangansuper-
oxyd übergeführt und nach dem Glühen als Manganoxydoxydul
gewogen, ffierauf konnten Kalk und Magnesia in der übli-
chen Weise abgeschieden werden, und wurden beide nach
schwachem Glühen, ersterer als kohlensaurer Kalk, letztere
als pyrophösphorsaure Magnesia gewogen und berechnet.
Bestimmung der Alkalien.
1 Theil sehr fein gepulverte Masse wurde mit 4 bis
5 Theilen kohlensauren Baryt im Platintiegel dem starken
Gasgebläsefeuer ausgesetzt. Die Glühmasse wurde gelöst
und hierauf die Kieselsäure in bekannter Weise abgeschieden.
Die hierbei erhaltene Lösung wurde dann mit Barytwasser
im Ueberschuss versetzt, der Niederschlag abfiltrirt und im
Filtrat Baryt durch kohlensaures Ammoniak geßiUt. Die
abermals filtrirte Flüssigkeit ergab, nachdem sie mit Salz-
säure angesäuert war, nach dem Eindampfen und schwachem
Glühen, die Alkalien als Chloride, die dann durch Platinchlo-
rid getrennt und einzeln gewogen wurden.
Bestimmung der Schwefelsäure.
Die Schwefelsäure wurde aus saurer Lösung als schwe-
felsaurer Baryt abgeschieden und gewogen.
*) Fresenius, Zeitschrift f. analyt. Chem, Bd. 5, S. 65,
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200 H. Mäder, Thüringidcher Schiefer.
Bestimmung des Schwefels.
Schwefel wurde durch Schmelzen mit salpetersaurem Kali
in Schwefelsäure übergeführt, diese aus saurer Lösung als
schwefelsaurer Baryt gefällt^ und nach Abzug der schon
direct ermittelten Schwefelsäure auf Schwefel berechnet.
Bestimmung des Wassers.
Der gepulverte Schiefer wurde in einem Platinschiffchen,
das sich in einem Glasrohr befand, geglüht, und die entwei-
chenden Wasserdämpfe im Chlorcalciumrohr aufgefangen.
Die Gewichtszunahme des Chlorcaloiumrohres ergab die Was-
sermenge.
Bestimmung des Glühverlustes.
Diese geschah durch Glühen der Substanz im unbedeck-
ten Platinti^gel. Das Mindergewicht nach dem Glühen wird
nach Abzug des schon ermittelten Wassers als Glühverlust
angeführt.
Bestimmung der Kohlensäure. •
Zur Bestimmung der bisweilen im Schiefer vorgefunde-
nen Kohlensäure wurden 1 — 2 g. der Substanz in einem
Kochkolben mit doppelt durchbohrtem Kork, welcher mit einem
Trichterrohr und einem gebogenen Glasrohr versehen war,
durch Salzsäure unter -Anwendung von Wärme zersetzt. Die
entweichende Kohlensäure wurde in eine Lösung von Chlor-
baryum und Ammoniak, welche sich in zwei vorgelegten
Gefässen befand, geleitet und ihre Menge aus dem hierbei
gebildeten kohlensauren Baryt berechnet.
Bestimmung der organischen Substanz.
Sobald die Anwesenheit der organischen Substanz durch
vorangehende Prüfung angezeigt war, wurde zu deren quan-
titativen Ermittlung die Elementaranalyse angewendet. Hierzu
wurde die betreffende Substanz mit Kupferoxyd gemengt und
im Glasrohr innerhalb eines Sauerstoff- Stromes verbrannt.
Die erhaltenen Mengen Kohlensäure und Wasset wurden nach
Abzug der durch directe .Bestimmung ermittelten Mengen auf
Kohlenstoff und Wasserstoff berechnet.
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H. Mäder, Thüringischer Schiefer.
201
Bestimmung der in Salzsäure löslichen Kiesel-
säure.
Ausser den vorgenannten Untersuchungen, welche ledig-
lich die Ermittlung der Gesammtmenge der betreflfenden Kör-
per bezweckten, war eine Bestimmung der in Salzsäure
löslichen Kieselsäure geboten, da diese gerade werthvoUe
Aufschlüsse über die Haltbarkeit der Schiefer versprach. Sie
wurde in der Weise ausgeführt, dass die feingepulverte Sub-
stanz zuerst mit concentrirter Salzsäure und dann mit einer
Lösung von kohlensaurem Natron digerirt wurde. Die ver-
einigten nach dem Vermischen noch sauren Lösungen erga-
ben nach .dem Eindampfen u. s. w. die in Salzsäure lösliche
Kies'elsäure. Gleichzeitig sollen an dieser Stelle die Gesammt-
mengen der in Salzsäure und kohlensaurem Natron löslichen
und unlöslichen Theile angegeben werden.
Bei der nunmehr folgenden Beschreibung der einzelnen
Schiefersorten werde ich gleichzeitig das Resultat der An^
lyse angeben. Die^ einzelnen Modificationen , die sich abwei-
chend von den eben beschriebenen Metboden der Untersu-
chung nothwendig machten, sollen besonders erwähnt werden.
Die Schlussfolgerungen, welche sich auf Grund dieser
Analysen ziehen lassen, werden an einer späteren Stelle in
vergleichender Weise erwogen werden.
Zur Orientirung über die Stufen füge ich hier ein Profil
an , in welchem die Fundorte mit denselben Buchstaben wie
die Stufen bezeichnet sind.
A
^
J
JKKKJT 0 J^ 6
ifimuüaiBttmk
Kieslich Bruch
Alter jBrttch
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202
H. Mäder, Thuringiflolier Schiefer.
A. Schiefer von der Lehesten - Ludwigstadter Strasse
beim Erambholzhammer.
Dieser Schiefer ist von grauer Farbe, kömiger Structur
und n^it Erystallen von Ealkspath versehen; dem Anschein
nach ist derselbe gar nicht spaltbar« * v
1,055 g; ergaben nach dem Aufschliessen mit Alkalien :
0,4870 = 44,702 Proc.SiO».
0,2665 » 23,232
0,1700=15,384
0,0092 Mn»0* =: 0,0086 = 0,683
0,1714 CaO,COa== 0,096 = 9,018
0,770.g< ergaben 0,0270 Chloralkalien
und 0,0710 KCl, PtCl^ «= 1,78
== 0,254
Fe«08.
A1208.
MnO.
CaO.
KO,
NaO.
Eohlensäure.
1,395 g. ergaben 0,1005 BaO, CO« = 0,0224
COa= 1,606
CO».
Wasser nnd Glühyerlust.
0,960 g. ergaben • 0,0105 = 1,093 „ "Wasser.
nnd 0,032 =« 3,303 „ Glühyerlust.
1,986 g. ergaben 0,1502
und 0,7365
lösliche SiO«
Bilckstand.
lösliche Theile.
(Behandlung mit Salzsäure.
== 9,203
== 45,124
== 54,876
B. Schiefer aus der Ablagerung zwischen Krumbholz-
hammer und Wolffs Lohmühle.
Derselbe stellt ein graues, leicht zerreibliches Grestein von
blättrigem Bruch dar und ist fettig anzufühlen.
0,852 g. ergaben nach dem Aufschliessen mit Alkalien:
0,3405 = 39,847 Proo. SiO«.
0,1996 =23,394
0,1643 = 19,248
0,0045 Mn8 0* =0,00427= 0,502
0,1350 CaO,COa = 0,07558 = 8,871
0,905 g. ergaben 0,0580 Chloralkalien.
0,0569 KCl,PtCia == 1,21
= 2,56
Fe^O«.
AiaO«.
MnO.
CaO.
KO.
NaO.
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H. Mäder, Thüringischer Schiefer. 203
Wasser und Glühverlust.
0,742 g. ergaben 0,0135 . = 1,81 Proc. Wasser.
0,0177 = 2,394 „ Glühverluat.
Kohlensäure wurde hier nicht gefunden.
iBehandlung mit Salzsäure.
1,832 g. ergaben 0,2042 ==-11,15 „ lösliche SiO».
ausserdem 0^7610 = 41,38 „ Rückstand.
= 58,62 „ lösliche Theile.
C ist nicht mit eingesendet worden.
D. Ablagerung zwischen Wolffs Loh- und Mahlmühle.
Ein hellgraues, sehr weiches, leicht zerreibliches , anschei-
nend verwittertes Gestein in kleinen lockeren Stücken.
1,000 g. ergaben 0,1900 =19,00 „ SiO«.
0,0960 = 9,60 „ FeäQ'.
0,1400 = 14,00 „ A1208.
0,005 MnSO* =0,00465= 0,465 „ MnO.
0,538 CaO,C02 = 0,3013 =30,130 „ CaO.
0,1092BaO,S03= 0,03752= 3,752 „ SO«
0,860 g. ergaben 0,0450 Chloralkalien.
0,050 KCl,PtCia . = 1,116 „ KO.
= 1,873 „ NaO.
Kohlensäure.
1,000 g. ergaben 0,373 BaO,C02 = 0,0833 00«= 8,33 Proc. CO«.
Wasser und Glühverlust.
0,7532 g. ergaben 0,0113 =.1,81 „ Wasser.
0,0643 = 8,545 „ tJlühverlust.
Behandlung mit Salzsäure.
0,647 g. ergaben » 0,0148 = 2,28 „ löslicheSiO«.
ausserdem 0,1598 = 24,85 „ jfeückstand.
= 75,15 „ lösl. Theile.
B. Schiefer am Waldweg von WolfiTs Mühle nach
Kiesslich Bruch.
Ziemlich hartes, hellgraues Gestein mit blättrigem Bruch,
fettig anzufühlen und sehr leicht spaltbar,
0,7450 g. ergaben nach dem Aufschliessen mit Alkalien :
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>^^-^:^:??(iC ^'y^i
204
H. Mäder, Thüringischer Schiefer.
0,3375 « 45,167 Proc. SiO«.
0,1426 = 19,154
0,1448 == 19,261
0,0066 MnSO* t= 0,0062 = 0,832
0,0900 CaO,COa= 0,0504 = 6,778
0,865 g. ergaben 0,0862 Ghloralkalien.
0,1448 KCl,PtCl« = 3,207
= 2,82
Kohlensäure wurde hier nicht nachgewiesen.
FeaO«.
AiaO».
MnO.
CaO.
KO.
NaO.
Wasser und Glühverlust.
1,164 g. ergaben
0,020 =r= 1,72 „ Wasser.
0,047 =- 4,0317 „ Glühverlust.
2,317 g. ergaben
ausserdem
Behandlung mit Salzsäure.
0,260 = 11,27 „ lösliche SiOa.
1,0778 = 46,32 „ Rückstand.
= 56,68 „ lösliche Theile.
F ißt ebenfalls nicht mit eingesendet worden.
G. Schiefer am Waldweg zwischen Wolfifs Mühle nach
Kiesslich Eruch.
Blaugrauer Schiefer in festen Stücken, von blättrigem
Bruch fettig anzufühlen und leicht, wenn auch unregelmässig,
spaltbar.
1,3935 g. ergaben nach dem Aufschliessen mit Alkalien:
0,8822 = 66,290 Proc. SiO«.
0,1500 = 10,765
M
Fe^O».
0,2064 «=14,811
»
A1«0».
0,058 CaO, CO« == 0,0324 = 2,325
»
CaO.
1,3935 g. ergäben 0,1130 Ghloralkalien
0,2050 KCl, PtCl« « 2,84
»
KO.
= 1,908
»
NaO.
Kohlensäure wurde nicht nachgewiesen.
Wasser und Glühverlust.
0,8585 g. ergaben 0,000
»
Wasser.
0,0140 =1,633
»
Glühverlust.
Behandlung mit Salzsäure.
1,0504 g. ergaben 0,0252 ^^^ 2,4
»
lösHche^iO^.
0,8424 =80,2
»
Eückstand.
^ 19,8
V
IpsUcheTheUe,
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H. Mader, l^hüringiä^iher Schiefer.
205
H. Zwischen Wegweiser und altem Bruch.
Grauer Schiefer in festen Stücken von grosser Härte^
schwer und unregelmässig spaltbar ^ von feinkörniger Struc-
tur , äusserlich hier und da mit festanliegendem Eisenocker
versehen.
1,331 g. ergaben nach dem AnfscJ^essen mit AUulien:
1,0895 »
0,0760 «
0,0840 =
0,0187 Mn»0* «=0,0174 =.
0,0520 GaO, GO^ » 0,0292 »
0,0048 BaO,SO» = 0,001633 «
1,331g. ergaben 0,0290 Chloralkalien«
0,0350 KCl, PtCl« =
Kohlensäure ist nicht nachzuweisen.
81,919 Pröc. SiO«.
6,710
6,041
1,307
1,668
0,125
0,503
0,736
Fe«08.
A1«0«.
MnO.
CaO.
SO«.
KO.
NaO.
Wasser und Glilhverlust.
0,006 =a 0,79
Wasser.
GltthTerlusi
lösliche SiO^.
Rückstand,
lösliche Theile.
0,764 g. ergaben
0,0072= 0,92
Behandlung mit Salzsäure.
2,232 g. ergaben 0,0825 = 3,7
^,8625 » 83,45
= 16,55
I. Kiesslich (Borden).
Sehr harter Schiefer von dunkel blaugrauer Farbe, mit
blättrigem Eruch und guter Spaltbarkeii Dem Ansehen nach
guter Dachschiefer.
1,7242 g. ergaben nach dem Aufschliessen mit Alkalien:
0,9795 =a 56,808 Proc. SiO«.
0,2683 « 15,588
0,3090 = 17,915
0,0142 Mn»0* =0,0130 =0,754
0,0590 CaO, CO«« 0,0330 = 1,914
0,0440 BaO,S08= 0,01518 =: 0,881
0,7000 g. ergaben 0,0490 Chloralkalien.
0,0864 KCl,PtCia = 2,371
= 1,171
Kohlensäure war nicht vorhanden.
1,24 g. ergaben
Wasser und Glühverlust.
0,0145 =. 1,18
0,0385 » 3,094
»
Fe«0«.
»
A1«0«.
99
MnO.
91
CaO.
»
SO«.
99
KO.
99
NaO.
>»
Wasser.
y>
Olübyerlust.
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206 H. Mäder, Thüringischer Schiefer.
Behandlung mit . Salzsäure.
2,044 g. ergaben 0,1095= 5,35 „ lösl
1,6095 = 78,74 „ Eüc
= 21,26 „ lösl
K, Eiesslich (Borden).
Dunkelblauer Schiefer in gössen Stücken vo
wohnlicher Festigkeit und blättrigem Bruch; gut spa
1,220 g. ergaben nach dem Aufschliessen mit Alkalien:
0,7625 = 61,958 Proc. SiO
0,1250 =11,246 „ Fe»
0,1970 =17,657 „ Al«^
0,0128 MnSO* = 0,0110 = 0,902 „ Mn(
0,0685 CaO,CO« = 0,0384 = 3,140 „ CaC
0,0087BaO,SO8= 0,003001 = 0,246 „ SO-
1 ,022 g. ergaben 0,03 60 Chloralkalien.
0,0770 KCl,PtCl«. = 1,460 „ KO
= 0,660 „ Nai
Kohlensäure wurde nicht nachgewiesen.
Wasser und Gluhyerlust.
1,2325 g. ergaben 0,0137 = 1,117 „ Wa
0,0488= 2,953 „ Glu
Behandlung mit Salzsäure.
1,599 g. ergaben 0,0754 = 4,71 „ lösl
1,2446 = 77,84 „ Rü(
= 22,16 „ lösl
L. Kiesslich (Borden).
Schiefer in grossen Platten von dunkelblauer Fg
bedeutender Festigkeit, in mehr dicke Stücke spall
mit fest anliegendem weissen Ueberzug versehen.
1,415 g. ergaben nach dem Aufschliessen mit Alkalien:
0,7210 = 63,088 Proc. SiO«
0,1390 = 10,166
0,2610 = 17,858
0,0090 Mn80* = 0,00837 = 0,58
0,0480 CaO,COa= 0,0292 = 2,06
0,0116 BaO,S08 = 0,003979 = 0,28
0,910 g. ergaben 0,0520 Ghloralkalien.
0,0690 KCl, PtCl« = 1,468
Kohlensäure war nicht yorhanden.
1,740
»
Fe2(
»
Al«(
»
MnC
fj
CaO
99
SO»
9f
KO.
»
NaO
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0,0160
= 0,97 Proc.
Wasser.
0,0565
= 3,40 „
Glühyerlust.
g mit
Salzsäure.
0,0973
= 5,02 „
lösliche SiO«.
1,500
=« 77,36 „
Bückstand.
22,64 „
lösKcheTheile.
H. Mäder, Thüringischer Schiefer. 207
Wasser und Glühverlust.
1,6600 g. ergaben
Behand
1,939 g. ergaben
K. Kiesslich, Maasnest.
Derbe dichte und knollige Stücke von dunkler Farbe und
reichlich mit Krystallen von Eisenkies durchsetzt.
1,485 g. ergaben nach dem Aufsobliessen mit Alkallen :
0,1510 = 10,171 Proc. SiO«.
0,1734 == 11,703 „ Fe«08.
0,2945 Fe^O»" =- 0,2651 = 17,855 „ FeO.
♦ 0,1075 = 6,672 „ Al^O«.
0,0945Mn80* =0,0874 = 5,888 „ MnO.
0,41 60 CaO,COa= 0,2330 =15,690 „ CaO.
0,831 g. ergaben 0,0530 Ghloralkalien.
0,0580 KCl, PtCl« = 1,323 „ KO.
= 2,238 „ NaO.
Schwefel.
1,000 g. ergaben 0,9176 BaO, SO».
=0,126028=12,602 „ S. •
Kohlensäure.
1,165 g. ergaben 0,771 BaO,C02 =0,16918 = 14,51 „ CO2.
Wasser und Glühverlust.
0,795 g. ergaben 0,0167 = 2,11 „ Wasser.
0,0826 =10,39 „ Glübverlust.
Bei der Elementaranalyse ergaben:
2,2605 g. 0,2709 CO« = 0,0739 = 3,27 „ C.
Behandlung mit Salzsäure.
2,082 g. ergaben 0,0641 = 3,08 „ lösUohe SiO«.
0,1984 = 9,52 „ Rückstand.
» 90,47 „ lösliche Theile,
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^03
H. Mäder, Ühüringischei* Schiefer.
ZasammeTigestellt ergiebt
dies:
SiO»
=
10,171 <
'/.-
Al«08
=
6,572
f9
Fe'O»
=
11,703
»
FeO,C08
=
5,750
99
CaO,CO«
=
28,020
99
FeS» •
=
23,682
W
MnO
=5
5,888
>>
KO
==
1,323
99
NaO
=
2,238
W
HO
S=
2,110
99
C
S=
3,270
»>
100,727%.
N. Eiesslich. Mausnest. Centrnm in Borden.
Schiefer mit Eigenschaften wie der vorige.
1,2255 g. ergaben nach dem Aufsclüiessen mit Alkalien:
0,1221 = 9,846 Proc. SiO«.
0,1834 = 14,965
0,3221 FeaO« = 0,2900 = 21,297
0,1570 = 12,811 ,
0,1237 MnSO* =0,1150= 8,474
0, 1 745 CaO,CO«= 0,0930= 7,431
1,176 g. ergaben 0,0770 Chloralkalien.
0,0590 KCljPtCl« = 0,969
= 2,653
Schwefel.
1,305 g. ergaben l,356BaO,S08 = 0,1862 = 24,171
Kohlensäure.
1,056 g. ergaben 0,2336 BaO,C02= 0,0637 = 6,038
"Wasser.
0,937 g. ergaben = 0,0168 = 2,12
= 0,099 =10,62
Bei der Elementaranaly^e ergaben:
2,1675 g. 0,5320 CO« = 0,1094 = 5,046 ,
Behandlung mit Salzsäure.
1,559 g. ergaben 0,0425 = 2,72
0,2455 = 15,74
= 84,26
Fe«08.
FeO.
Al*08.
MnO.
CaO.
KO.
NaO.
S.
CO«.
Wasser.
Glühyerlust.
C.
lösliche.
Rückstand,
lösliche Theile,
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H. Mäder, Thüringischer Schiefer.
209
Die Resultate ergaben
folgende Zusammenstellung
SiO«
= 9,846%.
A1*0»
= 10,811 „
Fe«0»
= 14,965 „
FeO
= 5,242 „
CaO,CO« = 13,723 „
MnO
= 8,474 „
KO
= 0,969 „
NaO
= 2,653 „
FeS«
= 26,758 „
HO
= 2,120 „
C
= . 5,046 „
100,607 %.
0. Eiesslich. Mausnesi Band in Eorden.
Ein weiches, braunes, wenig znsammenhäng'endes Gestein,
mit sehr viel Krystallen von Eisenkies, welche ganz locker
im Gestein eingelagert sind.
1,247 g. ergaben nach dem Anfschliessen mit Alkalien:
0,4874 = 39,361 Proc. SiO«.
0,1640 =13,127 „ Fc208.
0,2567 Fe^O« = 0,2311 = 18,491 „ FeO.
0,0690 = 5,533 „ Al^O^.
0,0400 MnaO* =0,0368 = 2,952 „ MnO.
0,0400 CaO, CO« =.0,0224 = 1,716 „ CaO.
1,240 g. ergaben 0,0690 Cbloralkalien.
0,0460 KCl, PtCl« = 0,709 „ KO.
« 2,20 „ NaO.
Schwefel.
l,000g.ergäbenl,1600BaO,SO«= 0,15939 = 15,939
Kohlensäure wurde nicht nachgewiesen.
S.
1>0 g. ergaben
1,986 g. ergaben
Wasser und Glühyerlust.
0,0363 = 3,63 ,,
0,0165 = 1,55 ,,
Behandlung mit Salzsäure.
0,1725 = 8,7
1,1155 = 46,7
=f 53,3
Arch. d. Pharm. IIT.. Beihe« IIL Bds. 3. Hft,
Wasser.
Glühverlust.
, lösliche Si O«.
, Rückstand.
, lösliche Theile.
14
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210
H. Mäder, Thüringischer Schiefer.
Nach Zusammenstellung dieser Resultate ergab sich Fol-
gendes :
= 39,361 7o-
= 13,127 „
= 29,885 „
= 1,716 „
SiO«
Al^O»
Fe^Os
FeS»
CaO
MnO
KO
NaO
HO
Verlust
2,952
0,709
2,20
3,63
1,55
100,603 7o-
P. Kiesslich; spaltbarer Thonschiefer mit organischen
Einschlüssen. Kleine, dünne, schieferblaue Platte von blättri-
gem Bruch und mittlerer Festigkeit.
0,945 g- ergaben nach dem Aufschliessen mit Alkalien :
0,6030 = 63,809 Proc. SiO^.
0,1160 = 13,180
0,0960 == 10,158
0,0150 MnSO* =0,0139=: 1,470
0,0280 CaO,C02= o,0157 = 1,661
0,0159 BaO,S08= 0,0056 = 0,624
0,600 g. ergaben 0,0528 Ghloralkalien.
0,0400 KCl, PtC12 = 1,300
= 3,566
Kohlensäure wurde nicht nachgewiesen.
FeSOs.
Al^Os.
MnO.
CaO.
S08.
KO.
NaO.
Wasser und Glühverlust.
0,654 g. ergaben 0,0055
0,0170
== 0,856 „ HO.
= 2,584 „ Glühverlust.
Behandlung mit Salzsäure.
1,314 g. ergaben
0,1348 = 10,26 „ lösliche Si02.
0,8940 = 68,04 *„ Rückstand.
== 31,96 „ lösliche Theile.
Q. Kiesslich; spaltbarer Thonschiefer.
Dieser Schiefer ist P sehr ähnlich, nur wenig heller.
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H. Mäder, Thäringlscher Sohiefer.
211
1,4675 g. ergaben nach dem Aofschliessen
0,8803 ==
0,1970 =
0,3390 =
0,0066 Mn80* = 0,0062 =
0,0290 CaO,CO«== 0,0162 «
0,0329 BaO,S08= 0,0165 =
0,8095 g. ergaben 0,096 Chloralkadien.
0,0735 KCl, PtCia =
Kohlensäure wurde nicht gefunden.
mit Alkalien:
69,989 Proc. SiO«.
13,424 „ Fe«0».
16,286 „ AiaO«.
0,468 ,y MnO.
1,102 „ CaO.
0,760 „ SO«.
1,722 „ KO.
: 4,42 „ NaO.
Wasser und Glühverlust. *
1,0250 g. ergaben
0,0 Wasser.
0,0278
2,71
Glühyerlust.
1,714 g. ergaben
lösliche SiQs.
Bückstand,
lösliche Theile.
Behandlung mit Salzsäure.
/ 0,1259= 7,85 j
1,1554 = 67,41
= 32,59
• R. Alter Bruch; spaltbarer Thonschiefer.
Schiefer in festen Platten, von dunkel schieferblaner Farbe.
0,9300 g. ergaben nach dem Aufschliessen mit Alkalien.
0,5475 = 68,872 Proc. SiO>.
0,0799 = 8,602
0,1806 = 19,419
0,0160 MnSO* =0,0148= 1,591
0,0300 CaO,C02= 0,0174 = 1,866
0,0189 BaO,SO«= 0,0069 = 0,720
0,660 g. ergaben 0,070 Chloralkalien.
0,0710 KCl, PtCl« « 1,033
= 3,545
Kohlensäure wurde nicht nachgewiesen.
w
FeaO».
>»
Aia03.
»
MnO.
»
CaO.
»
SO«.
}9
KO.
}9
NaO.
Wasser und Glühyerlust.
0,658 g. ergaben 0,0065
0,0185
0,98 „ Wasser.
2,82 „ Glühyerlust.
Behandlung mit Salzsäure.
0,8790 g. ergaben 0,0499 = 5,68 „ lösliche SiO«.
0,6825
= 77,65 9, Bückstand.
«» 22;35 ,f lösliche Theile,
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212
H. Mäder , Tharingischer Schiefer.
S. Alter Bruch, an Klüften.
Kleine dünne Platten jnit weissen Adern gestreift, von
auffallend guter Spaltbarkeit und grauer Farbe, jedoch schon
in Verwitterung begriffen.
2,045 g. ergaben nach dem Aufschüessen mit Alkalien:
1,U28 = 55,885 Proc. SiO».
0,2420 =11,877 „ Fe^O».
0,3370 = 15,858 „ Al^Os.
0,0216 Mn^O* =0,02009= 0,923 „ MnO.
0,255 CaO,C02= 0,1427 = 6,982 „ CaO.
1,280 g. ergaben 0,0230 Chloralkalien.
0,0750 KCl, PtCl« = 1,063 „ KO.
= 0,391 „ NaO.
Kohlensäure wnrde nicht nachgewiesen.
Wasser und Glühyerlast.
0,846 g. ergaben 0,0180 = 2,24 „ Wasser.
0,0283 = 3,30 „ Glühverlust.
Behandlung mit Salzsäure.
1,704 g. ergaben 0,1094 = 6,42 „ lösUche SiO«.
0,7267 = 42,65 „ Rückstand.
= 57,35 „ lösliche Theile.
T. Alter Bruch, Stechschutt.
Kleine, lockere, sehr leicht zerreibliche Stücke von grauer
Farbe, in Verwitterung weit fortgeschritten, die innere Masse
jedoch noch fest.
0,9700 g. ergaben nach dem Aufschliessen mit Alkalien:
0,5215 = 53,804 Proc. Si 02.
0,0957 = 9,866 „ Fe«08.
0,1463 = 15;085 „ Al^O«.
0,1400 CaO, C02 =0,0781 = 8,061 „ CaO.
0,0456BaO,SOs =0,01956 = 2,062 „ SO».
0,800 g. ergaben 0,0748 Chloralkalien,
0,0730 KCl, PtC12 = 1,753 „ KO.
= 2,950 „ NaO.
Kohlensäure war nicht vorhanden.
0,666 g. ergaben
Wasser und GlühTcrlust.
0,0273 = 4,11 „ Wasser.
0,0235 =- 3,393 „ Glühverlust.
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H. Mädcr, Thüringischer Schiefer.
213
Behandlung mit Salzsäure.
1,609 g. ergaben
0,0114 == 7,1 Proc. lösliche Si02.
0,6741 = 41,9 „ Rückstand.
= 58,1 „ lösliche Theile.
U. Alter Bruch.
Schieferplatte von bedeutender Festigkeit und dunkel-
blauer Farbe.
1,325 g. ergaben nach dem Aufschliessen mit Alkalien:
0,7955 = 60,128 Proc. Si02.
0,1934 = 14,658 „ FeSO».
0,2048 == 15,515 „ AWs.
0,050CaO,CO2 =0,0279 = 2,116 „ CaO.
0,0388BaO, 800 = 0,01334= 1,03 „ SO».
1,1 700 g. ergaben 0,0782 Chloralkalien.
0,0680 KCl, PtCl» = 1,04 „ KO.
= 2,60 „ NaO.
Kohlensäure wurde Mcht gefanden.
Wasser und Glühverlust.
0,8438 g. ergaben
1,834 g. ergaben
0,0055
' 0,0253
0,65
2,99
Behandlung mit Salzsäure.
Wasser.
Glühverlust.
0,1148 = 6,26 „ lösliche Si02.
1,2726 = 69,39 „ Rückstand.
= 30,61 „ lösliche Theile.
V war nicht mit eingesendet worden.
W. Schwartenschiefer.
Grosse, dünne, feste Platte von hellgrauer Farbe.
0,906 g. ergaben nach dem Aufschliessen mit Alkalien;
0,5.628 = 62,128 Proc. SiO»
0,1030 = 11,368 „ re208.
6,1525 = 16,832 „ A1208.
0,0145CaO,C02 == 0,00812 = 0,896 „ CaO.
0,8 195 g. ergaben 0,0845 Chloralkalien.
0,0670 KCl, PtCia = 1,588 „ KO.
= 3,572 „ NaO.
Kohlensäure war nicht vorhanden, * •
Digitized by VjOOQIC _. ^■:.
214 H. Mädcr, Thüringischer Schiefer,
Wasser und GlUhverlast.
0,6785 g. ergaben 0,0045 = 0,66 Proc. "W
0,0175 = 1,96 „ G;
Behandlung mit Salzsäure.
1,781 g. ergaben 0,1337 = 7,51 „ lö
1,2637 =70,96 „ B
= 29,04 „ 1(
X. Dunkler Söhiefer mit Ockerfleck, welcher
nähme durch Salzsäure wieder entsteht.
Grosse, dünne, dunkelblaue Platte.
0,9005 g. ergaben nach dem Aufschliessen mit Alkalien:
0,5987 = 66,475 Proc. fi
0,0930 = 10,333 „ I
0,1235 = 13,722 „ A
0,0170 CaO,C02= 0,00932 « 1,30 • „ C
0,8175 g. ergaben 0,080 Chloralkalien.
0,0785 KCl, PtCl«. = 1,787 „ E
= 3,005 „ 1^
Kohlensaure wurde nicht nachgewiesen.
Wasser und Glühyerlust.
0,7235 g. ergaben 0,0095 == 1,31 „ \
0,0280 = 3,94 „ (
Behandlung mit Salzsäure.
1,3920 g. ergaben 0,0713 = 5,13 „ 1<
1,0052 = 79,47 „ I
= 26,53 „ li
#
St. Schieferplatte, welche $eit 1563 auf den
Feste Heldburg gelegen hatte und noch keine Sp
Witterung zeigte.
1,3860 g. ergaben nach dem Aufschliessen mit Alkalien:
0,8525 = 61,766 Proc. S
0,2060 = 14,861 „ ]
0,2450 =15,676 „ ^
0,0175 CaO,C02= 0,00984= 0,672 „ <
. 0,0073 MnSO* =0,0068 = 0,532 „ ]
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L. A. Buchner, tleber Essigbildung 215
1,1 175 g. ergaben 0,081 5 Chloralkalien.
0,0785 KCl, PtClä = 1,328 „ KO.
= 2,332 „ NaO.
Kohlensäure war nicht vorhanden.
Wasser und IGlühverlust.
0,769 g. ergaben 0,003 = 0,38 „ Waiper.
0,010 = 1,62 „ Glühverlust.
Behandlung mit Salzsäure.^
1,649 g. ergaben 0,1085= 6,58 „ lösliche Si 03.
1,1545 = 70,00 „ Eückstand.
= 30,00 „ lösliche Theile.
(Fortsetzung folgt.)
Uelber Essiglbildnng.
Von L. A. Buchner.*)
(Mit Abbildung.)
Der Process der Essigbildung aus Weingeist ist wohl auf
keine andere Weise so einfach und klar erklärt, sagt L.A. Buch-
ner, als durch die von Döbereiner zuerst genau beobach-
tete Umwandlung mittelst fein zertheilten Platin (Platin-
schwamm, Platinmohr, Platinschwarz), welches die Eigenschaft
hat, in seinen Poren grosse Massen von Sauerstojff (das 200
bis 250 fache Volumen) zu condensiren. Bringt man Alkohol
mit diesen in Berührung, so findet augenblicklich die Oxyda-
tion statt, wobei das Platin ganz unbetheiligt bleibt und nur
dazu dient, den Sauerstoff in concentrirte Form zu bringen.
Der von Döbereiner zur Demonstration dieser Umwandlung
construirte Apparat ist unstreitig anschaulicher, als die in
vielen chemischen Werken abgebildeten Essigbildner, bei wel-
chen besonder die Temperatur, Verdünnung und Luftwechsel
wesentlich zur Bildung beitragen. Das Experiment Döberei-
ner's muss als Eundamentalversuch zur Versinnlichung der
*) Auszug aus einem vom Verf. eingesendeten Separatabdruck. Neues
Bepert. Bd. 22. S. 168.
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216 L. A. Buchner, lieber Easigbildung,
Essigbildung angesehen werden, welcher den ganzen
stattfindenden Vorgang höchst einfach erscheinen lässt
hier abgebildete Apparat I ist eine Modification des
reiner'schen Essigbildungsapparates, welche]
im Jahre 1831 in Schweigger-Sei
neuem Jahrbuch für Chemie und Physik
ganzen Reihe des Schweigger'schen Joi
63, Band), Seite 365 beschrieben und abg
I / wurde.
Er besteht aus einem grossen Bechergl
welchem auf einem gläsernen Dreifuss oder Kelchgl
Schälchen mit Platinmohr sich befindet. In das Becl
giesse man soviel Alkohol, dass der Boden des Glasei
2 Centimeter hoch davon bedeckt wird. An der Seite
man einen bis an den Boden reichenden Streifen La
papier hinein, dessen oberes Ende durch eine durch!
Glasplatte festgehalten wird. Den Platinmohr befeuchi
schwach mit Wasser, damit er nicht zum Glühen komi
erwärme massig, bis der Weingeist zu verdampfen a
Die Oxydation beginnt sofort und giebt sich durch d
thung des Lackmuspapieres kund. Gleichzeitig wii
Geruch des Weingeistes angenehm obstartig, herrührei
Döbereiners Sauerstoffiäther, einer Mischung von A
und Acetal, verschwindet aber bald durch die gebildete
säure.
Durch den Döbereiner'schen Versuch ist auf das
bewiesen, dass die Essigbildung aus Weingeist ein '
tionsprocess ist, der ^ch ohne Gegenwart der Essig
oder des Essigpilzes (Mycoderma aceti), überhaupt ohi
hülfe eines organisirten Wesens, vollziehen kann. ]
Jahre 1823 von Schützeübach eingeführte ^chn^Uessigl
tion beruht auf demselben Principe; hier wirken Buch
späne, Weintraubenkämme oder Holzkohlenstücke, eben
Platinschwamm, Sauerstoff anzuziehen und auf ihrer
fläche zu verdichten, allerdings in einem weit geri
Masse.
DigitizedbyVjOOQlC ,
L. A. Bucbner, TJeber Essigbildung.
Bei den Umwandlungen gegohrener niissigkeit(
Essig, bei der Bereitung des Wein -, Bier - oder Malzessig
hat Pasteur in neueren Beobachtungen deutlich bew
dass der sich entwickelnde Essigpilz oder Essigmuttei
wesentliche Rolle spielt, nicht etwa als einen physiolog
oder vitalen Act, sondern aus demselben physikalisch - c
sehen Grunde, wie der Platinmohr.
Trotz Döbereiner's schlagenden Beweis hat Pastei
Meinung, dass bei der Schnellessigfabrication der Est
die Ursache der Säuerung des Weingeistes sei. Auch
Ansicht von Pasteur wird von Lieb ig widerlegt, indei
Liebig aus der Essigfabrik von Eiemerschmied in
chen, in welcher während des ganzen Betriebes kein fr
Zusatz zu dem verdünnten Weingeist, als von dem A
der vorhergegangenen Operation, d. h. unfertiger Essij
gemischt wird, einen Buchenholzspan aus der untersten S
eines Essigbildners, der ununterbrochen seit 25 Jahr<
Betriebe war, schicken Hess. Auf diesem Holzspan wj
dem Mikroskope kein Mycoderma aceti wahrnehmbar.
Bei der Essigbildung aus Weingeist muss man
Phasen wohl unterscheiden, in welchen die oxydirende
kung des Sauerstoffs auf Alkohol vor sich geht. Der
Vorgang kann durch folgendes Schema versinnlicht wer
^ ^ ^ — \^ H* + O "G^H^Ol
Alkohol. Aldehyd. Essigsäure.
Es werden einem Atom Alkohol durch den Sau
zuerst 2 Atome Wasserstoff als Wasser entzogen; der dj
entstandene Aldehyd zieht 1 Atom Sauerstoff an, wodui
zu Essigsäure wird.
Die oxydirende Wirkung des Sauerstoffes aus A
verwandelt letzteren nicht sofort in Essigsäure, sende
geht erst die Bildung vom Aldehyd vor sich. Döb(
fand schon, dass, wenn man Weingeist von 70 Proc. AI
gehalt in seinem Essigbildungs - Apparate der Luft unc
Platin nur solange aussetzt, bis er anfängt, aus Krei<
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C. Jehn, Zersetzung der Bleikammerkrysialle.
ire fipei zu machen, dann die Flüssigkeit mit kc
Qtsäuert und der Destillation unterwirft, als De
sigkeit gewonnen wird, aus der sich beim ^
t gepulv. Chlorcalcium eine ätherische Fliise
t, welche von ihm Sauerstofiather genannt wu]
jh Liebig's wichtige Arbeiten über das Aceta
hyd, zu welcher Döbereiner's Sauerstofiather ^
gegeben hat, wissen wir, dass die Flüssigke
he naph ein Gremisch von Acetal und Aldehj
ssen wir, dass ersteres die Bestandtheile von i
hyd enthält und dass es beim Erhitzen mit '.
klich in Essigäther und Aldehyd verwandelt w
rsetzang der Bleikammerkry stalle; B<
tigong.
Von Dr. Carl Jehn in Geseke.
»einem Commentar zur Pharmacap. Germ, giebi
[S. 131), die Bleikanamerkry stalle zersetzten si(
L Schwefelsäure und Stickstoffoxyd. Dem ist nie
merkrystalle zerfallen unter der angegebene:
in Schwefelsäure und salpetrige Säure, und
e Zersetzung so glatt vor sich, dass sie unte
len Bedingungen von Streiff**) benutzt ^
i regelmässigen Strom reiner salpetriger Sau
SO« q2* + H«0 = H^SO* + HNO».
2HNO« = H«0 + N203.
wahre Zusammensetzung der Bleikammerkr;
zuerst R. W e b e r entsprechend der Formel Hl
, dass sie gewissermassen ein Hydrat der \
N2 09 sind —
= 16.
er, deutsch, ehem. Ges, V. 285.
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Fettgehalt d. Mutterkorn. — Darst. v. Baldriansäure. 219
. S^N^O» + H^O = 2HSN05 -; *
diese Verbifidung entsteht, wenn SO^ und NO^ gasförmig
durch ein erhitztes Rohr getrieben werden.
Uelber den Fettgehalt des Mutterkorn.
Von Oscar Ficinus.
Bei Darstellung eines grösseren Quantums fluid. Extract
aus Mutterkorn nach der american. Pharmacopöe wurde ich
aufmerksam auf den bedeutenden Fettgehalt desselben; der-
selbe beträgt 30®/q und ist die Ursache, weswegen sich das-
selbe so schlecht fein pulvern lässt und das Pulver so leicht
verdirbt.
Es würde sich sehr wohl empfehlen, das pulverisirte
Mutterkorn mittelst Aether zu entfetten, wodurch es sehr
an Haltbarkeit gewinnt , natürlich müsste dann die Dosis um
^3 reducirt oder aber das Gewicht des entzogenen Pettes
durch ein indifferentes Pulver, wie Süssholz oder Milchzucker,
ersetzt werden. Das Fett selbst ist ein dickliches Oel, in
der Kälte theilweis gefrierend, besitzt frisch einen schwachen
Geruch nach Cacaobutter und wird sehr leicht ranzig.
Herr Professor Reichardt, dem ich eine grössere
Menge des Fettes übersandte, will die Güte haben, dasselbe
in seinem Laboratorium einer eingehenden Untersuchung zu
unterwerfen.
Heber Darstellnng ron BaldrlansSure.
Von Demselben.
Man kann die Baldriansäure in verdünntem Zustande
erhalten, wenn man analog wie bei der Essigbereitung ver-
fahrt. Man construirt einen Essigbildner, den man statt der
Buchenholzspäne mit geschnittener Baldrianwurzel füllt und
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220 0. Fioinus, Darstellung von Baldriansaure.'
dann das verdünnte Fuselöl zn wiederholten Malen hindurch-
fliessen lässt* Haupterforderniss ist eine Temperatur zwischen
30 und 40<> C.
Dieses Verfahren hat indessen nur wissenschaftliches
Interesse; da der Ghrontalaun ein sehr gesuchter Handels-
artikel ist^ deckt er schon einen grossen Theil der Auslagen
bei Barstellung der Baldriansäure mittelst chromsaurem Sali
und Schwefelsäure. Andererseits nimmt das von mir ange-
gebene Verfahren zu lange Zeit in Anspruch; die vollstän-
dige Oxydation des Fuselöls ist nicht zu erreichen, es bilden
sich sehr viel Amylaldehyd und baldriansaures Amyloxyd
und ausserdem sind bedeutende Verluste durch Verdunstung
bei der Länge der Operation nicht zu vermeiden.
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221
U. ISratnrgescliiclite nnd Plianna-
cognosie.
üeber die Yerthellnng der AlkaMde In den Chi-
narinden.
Von P. Carles.*)
Die anatomische Structur der Chinarinden ist einer der-
jenigen Punkte, welche in neuester Zeit die Aufmerksamkeit
der Chinologen auf sich gezogen haben; man glaubte nemlich
in der Beschaffenheit ihres Bruches ein Merkmal ihres Reich-
thums an Alkaloi'den zu erkennen. Das Verhalten, welches
die verschiedenen Binden in dieser Beziehung zeigen, ist jetzt
' so gut gekannt und wiederholt sich so regelmässig , dass
Weddell im Stande war, sämmtliche Binden auf drei Haupt-
typen zurückzuführen. Diese Thatsachen scheinen gegenwär-
tig fest begründet zu sein; weniger entschieden ist aber, wie
Planchen bemerkt, die Frage über den Sitz der Alkaloide
in den Binden, denn hierüber bestehen dermalen zwei dia-
metral entgegengesetzte Ansichten.
„Es ist," sagt Weddell, „ein wohl begründetes Fac-
tum, dass die Calisaya die an Chinin reichste Binde, und die
Erfahrung lehrt uns, dass die Binden, welche darin unmittel-
bar auf die Calisaya folgen, genau diejenigen sind, von deren
Substanz allmählig bloss der Bast übrig geblieben ist. Ande-
rerseits weiss man, dass die grauen (braunen) Chinarinden,
welche grösstentheils junge Binden anderer Species sind,
mehr Cinchonin als Chinin enthalten, und in demselben Falle
*) Jovan. de Pharm, et de Chim. Jany. 1873. XYU. 22. mt,
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222 P. Carles, Vertheilung der Alkaloi'de in den Chinarinden.
befinden sich die altern Rinden, welche die Zellenschicht von
ihrer Jugend her behalten haben." Hieraus zieht der Yerf.
den Schluss, dass das Chinin vorzugsweise seinen Sitz im
Baste oder, genauer ausgedrückt, in dem zwischen den Bast-
fasern liegenden Zellgewebe hat.
Karsten bekennt sich in seiner Schrift über die offici-
nellen Rinden von Neugranada zu derselben Ansicht.
Auch Wiegand schliesst aus seinen Beobachtungen,
dass die China -Alkaloide sich in den Wänden der Bastzellen
befinden, weil diese Organe die Eigenschaft, den Farbstoff
der Cochenille zu binden, im hohen Grade besitzen. Allein
C. Müller hat gefunden, dass die Wand der Parenchym-
zellen dieselbe Eigenschaft in noch höherem Grade besitzt
TJebrigens sind diese Wände so dick, dass, wie Jussieu
bemerkt, die Höhlung der Zellen selbst beinahe ganz ver-
schwindet; sie würde daher kaum Alkaloide enthalten können.
Es lassen sich auch noch andere Gründe zu Gunsten
dieser Ansicht anführen; wenn man die beiden Oberflächen
einer Strychnos- Rinde mit Salpetersäure betupft, so nimmt
bekanntlich nur die innere oder Bast -Fläche eine (rothe)
Farbe an und beurkundet dadurch den Alkaloid - Sitz.
Die giftigen Alkaloide, Morphin, Narkotin, Strychnin,
sind, sagt Richard, das Product der Rindenzellen; &ie fin-
den sich in der Flüssigkeit derselben; im jugendlichen Zu-
stande enthalten diese Zellen Nahrungssäfte , später bloss
Luft. Wenn die Analogie mit den Chinarinden vollständig,
wäre, so müsste man die • Alkaloide nur in den jüngsten Fa-
sern, d. h. in der innersten Schicht, finden.
Die so eben angeführten Behauptungen hatten indessen,
wenn sie nicht lediglich Hypothesen waren, den Nachtheil,
dass sie sich nicht auf directe Vet-suche stützten. Howard
stellte zuerst derartige an; er experimentirte auf folgende
Weise. Er theilte eine Rinde der Cinchona lancifolia
in zwei Theile, einen äusseren, der die Zellschicht und einige
Rindenfasem, und einen innem, der lediglich die Bastschicht
enthielt. Jeder wurde für sich untersucht und lieferte;
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P. Carles, Vertheilung der Alkaloi'de in den Chinarinden. Ö2B
Chinin 1,18 Proc.
f Chinin 1,18
Der äussere Theil | cinchonin 1,02
Der innere Theil 'l
Chinin 0 „
Cinchonin 0,93 „
Hierauf untersuchte er eine jüngere, mithin an Zellge-
webe reichere Rinde derselben Species und erhielt:
Chinin ^ 1,07 Proc.
Cinchonin 0,88 „
Von eingerollten ^4 Zoll dicken Stücken bekam er:
Chinin 1,00 Proc.
Cinchonin 0,90 „
Von ^2 Zoll dicken Stücken mit sehr entwickeltem Baste:
Chinin 0,71 Proc.
Cinchonin 1,03 „
Aehnliche mit rother Chinarinde angestellte Versuche
gaben analoge Resultate , d. h. die oberen Schichten zeigten
sich nicht nur als der Sitz des Chinins, sondern enthielten
auch den grössten Theil der beiden Alkaloide.
C. Müller machte einen andern Versuch. Zur Tren-
nung der Parenchymzellen von den Bastfasern, um mit jeder
derselben einzeln zu operiren, spaltete er die betrejBfende
Rinde in kleine vertikale Stücke, brachte sie in eine Flasche,
setzte spiralige Eisendrähte und Sand hinzu, schüttelte eine
Zeit lang, und bewirkte dadurch, dass das Parenchym sich
von den Bastfasern ablöste, ohne diese zu verletzen. Hierauf
gab er den Sand und die Rinden -Fragmente in einen Appa-
rat, welcher aus einer Retorte mit zwei Tubulaturen, einem
Verstoss und einer doppelttubulirten , mit Wasser gefüllten
Vorlage bestand, verband eine der Tubulaturen der Retorte
mit dem Blasebalge einer Emailleurlampe, und setzte diesen
in Thätigkeit. Vermöge des dadurch erzeugten Luftstroms
wurden die verschieden schweren Theilchen des Parenchyms
und der Bastfasern in verschiedene Theile des Apparates
getrieben und dadurch voneinander getrennt. Jedes für sich
untersucht^ £and er dann^ dass von der Calisayarinde d^a
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224 P. Carles, Vertheilung der Alkaloide in den Chinarii
Parenchym 9,876 Proc, der Bast dagegen nur 2
Chinin enthielt.
Es fragt sich nun, ob dieses Verfahren ei
Trennung der beiden Gewebe und das vollständij
halten des damit gemengten Sandes gestattet. I
das bezweifeln, und werde darin bestärkt durch d
hohe Ausbeute an Alkalo'id.
Ich glaubte, die Analysen auf eine grosse Anz
ausdehnen zu müssen, um meine Schlüsse, wenn
Entscheidung zu bringen, doch auf allgemeinere E
zu stützen. Ich untersuchte daher Rinden von
schiedenen Arten: Calisaya und neugranadische ^
gengesetzter Textur, rothe, Huanaco und Loxa.
nung der verschiedenen Rindenschichten geschah
des Messers oder der Raspel, je nach der Beschaffe
Textur und Dicke.
Der Alkaloidgehalt wurde auf die von mir
schriebene Weise*) ermittelt. Das Chinin bestii
als krystallisirtes Sulphat und bei 100^ getrockne
liert dabei bekanntlich 12 Proc. Wasser, und enthi
malen Zustande 75 Proc. Chinin. Das Cinchonir
übrigen Alkaloide ßillte man aus den Mutterlau
Ammoniak und wog die Niederschläge nach dem
bei 100^
Die Resultate waren folgende.
Calisaya (ausgesuchte Rinden).
In 1000 Ganze Rinde. Parenchym.**)
Chinin 20,40 23,40
Cinchonin 6,40 5,20
♦) Wittst. Vierteljahresschr. XXI, 101.
**) Der Schwierigkeit, die yerschiedenen Schichten anat(
von einander \z\i trennen , bin ich mir sehr wohl bewusst.
Bezeichnungen sind daher nicht absolut zu verstehen, ünte
verstehe ich an der unversehrten Rinde die aussersten, un
die innersten.
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P. Carles, Vertheiluiig der Alkaloide in den Chinarinden.
Calisaya (kleine Rinden).
225
In 1000
Ganze Binde.
Parenchym.
Bast.
Chinin
17,70
20,70
14,40
Cinchonin
■ 4,80
4,40
3,60.
C 0 1 0 mb r'a *) (dickes und parenchymatöses Rindenparenchym).
In 1000 Ganze Kinde. Parenchym. Mittelschicht. Bast.
Chinin 8,10 24,60 11,10 • 6,60
Cinchonin 3,60 5,50 4,80 3,20.
Neu-Granada (sehr faserig, viel Bast).
In 1000
Chinin
2,01
3,90
Spnren
0,00
Cinchonin
11,20
7,60
8,40
8,00,
Ch
ina rubra.
Gesammtgewicht
in 1000**)
—
Chinin ^
Cinchonin }
20,25
21,60
11,20
14,80
Chinidin J
Eine andere China rubra (succirubra Planchen).
In 1000 Ganze Rinde. Parenchym. Mittelschicht. Bast.
Summa der Al-
. kaloide
45,40
36,60
23,20
16,40
Chinin (un-
rein)***)
10,60
19,60
12,00
6,40
Cinchonin
34,76
17,00
11,10
10,00,
*) Diese Rinde gehört nach Planchon zu der Species lancifolia.
Die von Howard untersuchten Rinden waren von derselben Species.
(Siehe oben).
♦*) Was ich hier als Chinidin bezeichnet habe, war derjenige An-
theil, welcher von den aus den Mutterlaugen erhaltenen Alkaloi'den mit-
telst Aether sich extrahiren Hess.
***) Wegen des grossen Gehalts dieser Rinde an Cinchonin hielt es
schwer, das Chinin als Sulphat genau davon zu trennen; ich sah mich
desshalb genöthigt, die Scheidung vorher mittelst Aether vorzunehmen.
Dieser nahm aber, ausser dem Chinin und ein wenig Cinchonin, auch
Arch. d. Pbano. ni. Reih«. III. Bdt. 8. Heft, 15
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226 P. ti. Simmonds, Indische Harze ttnd Gamroata.
Huauoco.
In 1000 Ganze Einde. Parenchyjn. Bast.
Chinin Spur*) Spur 0,00
Cinchonin und
Cinchonidin 51,40 47,00 45,70.
Loxa.
In 1000
Chinin Spur Spur 0,00
Cinchonin 2,20 1,40 Spur.
Das Chinin kommt also in allen Theilen der Rinde vor,
aber in weit grösserer Menge in der äussern Schicht als im
Baste, und aus der Untersuchung der Mittelschicht ergiebt
sich, dass dieser Gehalt von aussen nach innen beinahe regel-
mässig abnimmt;
Dagegen scheint mir der Sitz des Cinchonins nicht so
genau festzustehen, denn bald findet sich mehr davon in der
äussern Schicht, und bald mehr davon im Baste.
TJeberhaupt aber stimmen meine Ergebnisse mit denjeni-
gen Howard' 8 vollständig überein.
Ueber indische Harze und Onmmata.
Von P. L. Simmonds.**)
Der Fortschritt unserer Manufakturen und chemischen
Industrien steigert immer mehr die Forderungen nach Gum-
miarten und Harzen, welche nur von zwei Seiten her, aus
eine harzige Materie (Chinoidin) auf, welche die Schwefelsäure sättigt, die
Krystallisation des Sulphats erschwert und in der Mutterlauge yerbleibt.
Diese Materie beträgt ohngefähr Vs des in Aether löslichen Antheils;
EaUumeisencyanur fällt dieselbe, und mit Chlor und Ammoniak wird sie
nicht grün. Sie befindet sich namentlich reichlich in der aussersten
Schicht.
*) Es befremdete mich, in dieser Rinde kein Chinin lu finden, da,
andern Angaben zufolge, 0,5 bis 0,6 Proc. darin sein sollen. Biegel
erhielt übrigens gleichfalls nur Cinchonin aus dieser Rinde.
♦♦) Pharm. Journ. and Transact. 14, Dec. 1872. 466. JFtt,
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P. L. Simmonds, Indisclie Harze Und Gummata. 227
Indien und Afrika, wo sie häufig vorkotnmen und der Ar-
beitslohn niedrig ist, in grössern Quantitäten zu uns gelan-
gen. Was die (in Wasser) löslichen Gummata, wie das sog.
arabische etc., betrifft , so hat sich während der letzten Jahre
die Einfuhr allerdings etwas vermehrt; allein ungeachtet der
ausgedehnten Anwendung von Dextrin und andern Surrogaten
des Gummi, ist noch immer bedeutende Nachfrage nach den
in massigem Preise stehenden natürlichen Sorten. Was die
verschiedenen Lackproducte betrifft, hinsichtlich derer wir
lediglich von Indien abhängen, so ist die Zufuhr im Abneh-
men begriffen; die Firnissharze anlangend, sind Copal und
Kowrieharz die einzigen, welche ununterbrochen eintreffen,
und die Anime's haben bedeutend nachgelassen. In Erwägung
des wachsenden Mangels an den genannten Naturproducten
hat die indische Regierung sich bemühet zu ermitteln, was
und wie viel von den leichter zu sammelnden Gummiarten
und Harzen jährlich beschafft und von wo aus dieselben am
bequemsten nach Europa ' exportirt werden können. Diesen
Eecherchen entnehme ich die folgenden 'Mittheilungen.
Ohngefahr 180 Tonnen (ä 20 Centner) D^;gamarharz oder
Ral, die Tonne zu 160 bis 190 Rupien (ä 1 Sgr.), können
jährlijCh in Nagpur oder Jabalpur zusaiftmengebracht werden,
und zwar aus den Gebieten von Mandla, Balaghat, Raipur
und Bilaspur. Es ist leicht zu gewinnen. Der Eingeborene
sucht die besten Bäume aus, hauet in die Rinde eine kreis-
runde Wunde und sammelt das dann ausfliessende Harz.
Dieses Verfahren tödtet indessen die Bäume, und ganze
Wälder sind dadurch vernichtet worden. Seit einigen Jahren
hat man ihm in den Regierungsdistricten Einhalt gethan,
daher erscheint jetzt nur noch wenig Ral auf dem Markte,
und diess kommt aus dem Malguzari-District Ausserdem
liesse sich auch aus Sambulpur viel Ral ziehen und zu
135 Rupien per Tonne in den Hafen von False Point brin-
gen. Die grosse Ausdehnung der Sal- Wälder (Shorea
robusta) könnten enorme Mengen Ral liefern, und zwar zu
massigem Preise. Man brauchte nur den Eingeborenen rich-
tige Anleitung zu geben, damit zugleich nicht auch die Bäume
15*
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2^3 P. L. Simmonds, Indische Harze und Oummata.
selbst zu Grunde 'gingen. Von eben daher wäre
nach einer ohngeföhren Schätzung, 25000 Tonnen
zu beziehen; sein Preis würde, je nachdem man €
Eisenbahn oder nach False Point beförderte, von
500 Rupien per Tonne schwanken. Alle Districte
Lack, aber am meisten die östlichen. Bedeutende Q
davon werden in den vei*schiedenen Städten zur Ai
von Armbändern etc. verwendet, aber ein nicht gerii
gelangt auch zur Ausfuhr.
In Jabalpur befindet sich eine europäische Lai
rei, welche den grössten Theil des dort producir
selbst gebraucht. Er gelangt nach Jabalpur und
in grossen Quantitäten von Raipur, Bilaspur, Sagar ui
In dem letztgenannten Districte hat die Jabalpur -
das Recht erworben, für die nächsten 3 Jahre, pei
950 Rupien, Lack in den Regierungs - Landstrecker
zu dürfen. Im Sambulpur -Districte hat eine g\
Pinna aus Mirzapore das Monopol der Lackgewir
lange Zeit hin erworben. Burhampur und Bomba;
obwohl nicht bedeutend, von den Districten Narbada
pur aus versorgt. Die Gesammtausfuhr der inneren
betrug im Jahre 1868 — 69 1492 und 1869 — 70 ]
nen. Von diesen beiden Jahreserndten gelangten 1
neu ä 386 Rupien und 1290 Tonnen ä 269 Ruj
Mirzapore und Central -Indien; 66 Tonnen ä 540 R
53 Tonnen a 350 Rupien nach Bombay; 9 Tonnen i
pien und 5 Tonnen ä 252 Rupien nach der Ostküst
Der Stocklack kann in allen Provinzen in u
Quantitäten gewonnen werden. In übermässig he:
ren föllt die Ausbeute etwas geringer aus. Der {
tige niedrige Preis soll kaum die Einsammlungskoste
Eine rationelle Bewirthschaftung und Insecten-Zuc
aber weit günstigere Resultate liefern. Die dazu
sten und überall reichlich vorkommenden Bäume sir
frondosa und Schleichera trijuga.
. Der erste der so eben genannten beiden Bäum<
frondosa) und Pterocarpus Marsupium liefet
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I
Th, E. Fräser, Kombe, ein afrikanisches Pfeilgifi
229
lieh Kino , dessen Consum bis jetzt nur auf die Heilkunde
beschränkt ist, von dem aber leicht weit mehr gewonnen
werden könnte, nemlich bloss im District Chanda 100 Tonnen,
die, bis zur Eisenbahnstation Wurdha gebracht, auf je 120 Ru-
pien zu stehen kgimen. Freilich ist dabei zu berücksichtigen,
dass durch das Behufs Gewinnung des Kino nothwendige
Anbohren 4es Stammes der Werth der Butea als Bauholz
leidet. — Baswellia thurifera, der in den innern Pro-
vinzeü am häufigsten vorkommende Baum, giebt viel Harz,
leidet auch nicht durch Anbohren, hat aber als Bauholz nur
geringen Werth; was man bis jetzt davon sammelt, beträgt
wenig und wird im Lande selbst verbraucht, der District
Chanda könnte aber 10000 Tonnen ä 100 Rupien liefern.
Gardenia lucida, von welcher das Dikamaliharz kommt,
würde im Stande sein, 200 bis 300 Tonnen desselben zu
liefern.
lieber das Eombe, ein afrikanisches Pfellgift.
Von Dr. Th. R. Fräser.*)
In fast jedem Berichte über Erforschung uncivilisirter
tropischer Gegenden findet man Erzählungen, unbezweifelt
oft seltsamer Art, über giftige Substanzen, welche die merk-
v^TÜrdigsten Eigenschaften besitzen sollen. Gewöhnlich sind
diese Gifte vegetabilischen Ursprungs, und die meisten kann
man je nach ihrer Gebrauchsweise in zwei Abtheilungen
bringen, nemlich in Gottesurtheil (ordeal) -Gifte und in
Pfeilgifte. Zu den merkwürdigsten Ordeal - Giften gehören
Tanghinia venenifera in Madagaskar, Physostigma
veüenosum in Altcalabar und das Akazga - Gift in Gaboon ;
zu den Pfeilgiften das Curare oder Wurali in Südamerika
uxid Antiaris toxicaria in Java.
*) Pharm, Jour». a»d Tfanwt. Jan, 187ß. ÄX^I, 523, JFst,
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Th. E. Fräser, Kombe, ein afrikanisches Pfeilgift.
ö Untersuchung dieser Substanzen hat sich nicht nur
ossem Werthe für die Physiologie erwiesen, sondern
le Heilkunde hat davon Vortheil gezogen; eine von
Curare) ist wenigstehs dermalen ein wichtiges medici-
Agens.
\T nicht langer Zeit ist ein neues Pfeilgift bekannt
Bu, worüber ich Versuche angestellt habe, wozu ich
iterial dem Präsidenten der k. Gesellschaft in Edin-
3rdanke. Dieses Material bestand aus einer Anzahl
Jamenkapseln , welche Walker an Dr. Christison
it hatte und die während der Expedition des verstor-
^ischofs Mackenzie gesammelt waren,
rner hatte Dr. Kirk, der englische Konsul in Zan-
n Prof. 'Sharpey mehrere PrÄ)en des Giftes selbst
it und dabei folgende Erläuterungen zugefügt: „Die
ist ein holziger Kletterstrauch, wächst in Thal- und
Widern und kommt an mehreren Punkten zwischen der
md dem Innern des Continents, oberhalb der Victoria-
s Zambesi vor. Der Stamm ist mehrere Zoll dick und
Die Pflanze klimmt an den höchsten Bäumen empor
Qgt von einem zum andern wie eine Weinrebe. Die
sind blassgelb und erscheinen in den den ersten Re-
phergehenden Monaten (Oktober und November). Die
ist im Juni reif; die Eingeborenen sammeln sie, ent-
vor dem Trocknen die äussere rauhe Schale und heben
1 inneren lederartigen Theil und die Samen auf."
'. Livingstone giebt einige interessante Nachrichten
bs Gift selbst. Nach ihm dienen die damit, vergifteten ,
lur zum Tödten wilder Thiere; zum Tödten von Men-
jebraucht man Pfeile, welche mit den Eingeweiden
.aupe vergiftet sind (?).
ts in Rede stehende Pfeilgift scheint in Afrika sehr
tet zu sein, denn man trifft es nicht bloss in Kombe,
Westküste in der Nähe des Aequators und im Lande
ija am Zambesi im südöstlichen Afrika, sondern auch
)on, Guinea und Senegambien. In Gaboon führt es
nen Inee, Onaye oder Onage.
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. Th. B. Fräser, Kombe, ein afrikaniBches Pfeilgift. 231
Die Samenkapseln sind 9^/4 bis 12^4 Zoll lang, in der
Mitte 1^/4 Zoll dick, wiegen 130 bis 330 Grain, und enthal-
ten 100 bis 200 Samen, jeder etwa 7» Grrain wiegend, kurz
gestielt und mit einem hübschen Haarschopf versehen. Pro-
fessor Oliver in Kew hielt die Mutterpflanze anfangs für
Strophanthus hispidus (Fam. Apocyneen); später aber
fand er hinreichende Unterscheidungsmerkmale, um sie als
eigene Species aufzustellen, die er Strophanthus JKombe
nannte.
Beim Behandeln der zerkleinerten Samen mit starkem
Weingeist erhält man eine grüngelbe Tinctur; trocknet man
diese ein, so hinterbleiben 25 Proc. vom Gewichte der ange-
wandten Samen. Dieses Extract schmeckt stark bitter und
enthält ohngefähr zur Hälfte seines Gewichts ein indifferentes
fettes Oel; durch weitere Behandlung*) erhielt ich daraus
eine äusserst heftig wirkende Substanz, welche daher den
Namen Strophanthin verdienen dürfte.
Physiologisch wirkt diese Substanz ebenso wie das Ex-
tract, natürlich aber viel stärker.
Löst man Vso ^^^^ d^s Extractes in ein paar Tropfen
Wasser und bringt die Lösung yhter die Haut eines Fro-
scheö, so bemerkt man Anfangs keine Veränderung an dem
Thiere; aber nach einer halben Stunde treten einige träge
Bewegungen ein. Bald darauf hört das Athmen auf, die
Extremitäten werden steif, die Sensibilität nimmt ab, nach
zwei Sunden ist totale Bewegungslosigkeit eingetreten, und
selbst ein starker galvanischer Strom übt keine Wirkung
mehr auf das Thier aus. Man findet dann das Herz völlig
gelähmt, die Eammer blass und zusammengezogen, die Vor-
kammer aber dunkel gefärbt und ausgedehnt.
*) "Die aber nicht näher mitgetheüt ist. JF,
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232 J. Müller, Cochenillezudit auf den Canarischen Inseln.
lieber die Coehenillezacht auf den Canai-isehen
Inseln«
Von J. Müller.
Von den Schildlausarten, die werth volle rothe Farben
liefern, ist die Cochenille (Coccus Cacti L.), der wir das Car-
min verdanken, weitaus die wichtigste. Dieselbe wtirde
bereits im Jahre 1523 von ihrem Heimathlande Mexico, wo
sie auf Cactus (Opuntia Ficus indica L.) lebt, nach Europa
gebracht; doch datirt die Einführung ihrfer Zucht auf den
Canarischen Inseln erst vom Jahre 1825. In den ersten
Jahrzehnten nach ihrer Acclimatisation machte ihre Zucht nur
geringe Fortschritte. Es war der Ertrag
im Jahre 1832 120 Pfund.
„ „ 1 844 600 Säcke ä 1 50 Pfund = 90,000 „
„ „ 1849 2600 = 390,000 „
„ „ 1^60 4000 = 600,000 „
Nach Einführung des kräftigen Düngers (Guano) seit
1852, dessen Anwendung jedoch viel Feuchtigkeit erfordert,
wurden die Fortunaten zum ersten Producenten des so ge-
schätzten Farbematerials. Jedes Bächlein wurde im Grebirge
aufgefangen und in sorgsamer Weise zur Bewässerung der
Cactusfelder in der Tiefe ausgenutzt Insbesondere aber
wurde durch Anlage von grössern Aquäducten und Wasser-
reservoirs in dem letzten Jahrzehnt die Cochenillezucht ausser-
ordentlich gefördert Auf der verhältnissmässig wasserreichen
und fruchtbaren Insel Gran Canaria führte man 1871 circa
45,000 Säcke Guano ein, im Werthe von 800,000 Mark R. M.
Hier insbesondere nahm in den letzten 10 Jahren die Coche-
nillezucht gewaltige Dimensionen an. Es betrug die Ernte
im Jahre 1860 1600 Säcke = 240,000 Pfund.
„ „ 1869 20,000 Säcke = 3,000,000 „
„ „ 1870 20,000 Säcke = 3,000,000 „
Grössere Nachfrage und der Rückgang der Zucht in
Honduras, dessen Waare überdies von geringerer Güte ist,
hielten die Preise nichtsdestoweniger auf ziemlich gleicher
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J. Müller^ Cochenillezucht auf den Canarischen Inseln. 233
Höhe. Während 1831 in London im Ganzen 224,270 Pfund
in 1500 Säcken eingeführt wurden, hatte sich im Jahre 1857
der Import auf 17,000 Säcke gesteigert. Für die Jahre 1860
bis 1863 vertheilt sich die Cochenille - Einfuhr in -Englands
Hauptstadt auf die Erzeugungsländer durchschnittlich wie
folgt: . '
Honduras 10,000 Säcke.
Mexico 1,600 „
Canar. Inseln 6,700 „
Zusammen 18,300 Säcke = 2,700,000 Pfd.
In den vier folgenden Jahren lieferten durchschnittlich:
Honduras 7,200 Säcke ^
Mexico 1,400 „ >= 20,200 Säcke oder 3,030,000 Pfd.
Canar. Inseln 11,600 „ J
Jn den 3 Jahren 1868, 1869, 1870 w^r der Durch-
schnittsertrag der Cochenillezucht in:
Honduras 3,600 Säcke \
Mexico 1,600 „ > = 27,600 Säcke oder 4,140,000Pfd.
Canar. Inseln 22,400 „ ]
Endlich belief sich im Jahre 1871 der Gesammtertrag
der Cochenillezucht auf 31,600 Säcke oder 4,740,000 Pfund,
und diese abermalige Zunahme ist ebenfalls dem gesteigerten
Ertrag auf den Canaren zuzuschreiben. '
In den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts zahlte
man in London für das Pfund Cochenille 12 — 13 Schilling,
wenn auch während der grossen französischen Kriege der
Preis vorübergehend auf 36 — 39 Schilling stieg. Im Jahre
1850 war der Durchschnittspreis 4 Schilling per Pfund; er
sank von da langsam aber stetig bis zum Jahre 1870, wo
man 3 Schilling für die gewöhnliche Waare zahlte. Der
letzte deutsch - französische Krieg brachte ihn sogar auf 2^2
bis 2^3 Schilling herunter. Versuche, die Cochenillezucht in
Indien und auf Java, in Algier und verschiedenen Theilen
Südeuropas einzuführen, sind sämmtlich misslungen. In den
letztgenannten Ländern, ja selbst auf Madeira vorzüglich
• DigitizedbyVjOOQlC
J. Müller, Cochenillezucht auf den Canarisohen Inseln.
lalb, weil die Winterzeit zu rauh und eine Reproduction
3 Monaten, wie auf den Canaren, unmöglich ist.
Krapp aus Lac-dye*) haben mehr als die Anilinfarben
die gesteigerte Produotion, die Preise der Cochenille auf
jetzigen Stand herabgedrückt; doch ist ein weiteres
3n derselben aus verschiedenen Gründen unwahrschein-
Die Einfuhr von Lac -dye, einer zwar weniger glänze^-
aber dauerhafteren Farbe als Cochenille, nach London
igt jetzt 1,400,000 Pfund per Jahr und mehr als das
fache als am Anfange dieses Jahrhunderts.
Der Preis wechselt sehr von Y2 ^^^ ^^U Schilling das
i. Der niedrige Cochenillepreis hat jedoch in den letz-
fahren auf die Verkaufbarkeit des Lac-dye sehr einge-_
b, was sich namentlich im Jahre 1871 sehr fühlbar machte,
grosse Vorräthe sich ansammelten, für welche es keine
shmer gab.
Seit 1862 hat man, veranlasst durch die niedrigen Preise
!)ochenille, Versuche mit dem Anbau des Tabaks gemacht
höchst befriedigende Eesultate erzielt. Die aus Tabak
Canarischen Inseln bereiteten Cigarren erhielten vor
en Jahren bei einer Ausstellung auf Cuba die goldene
iille, sie werden sehr gerühmt und sollen den ächten
inna kaum nachstehen. In Folge dessen bereitet sich
Tabaksbau in der Nachbarschaft von Telde auf Gran
,ria und auf der Insel Palma immer mehr aus und da
diese Cultur einen guten, fruchtbaren Boden erfordert,
ird sie die Cochenillezucht allmähhg mehr beschränken,
ionario estatistivo- administrative de las Islas Canarias.)
^) Das Insect (poccus lacca L.), welches diese Farbe liefert, lebt in
1 auf jungen Zweigen und yom Milchsafte der Banyanen und des
hen Feigenbaums (Ficus religiosa und F. indica) und verursacht jene
^en Ausschwitzungen, welche als Stocklack in den Handel kommen,
reichem man dann den Schellack und den Lac-dye gewinnt.
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235
B. Monatsbericht
1. Allgemeine und ange^vandte
Chemie.
SehwefelkoblensSnre.
Durch ' Einwirkung von*) H^SO* auf Rhodanäthyl
(C^H^SGN) erhielten Schmitt und Glutz einen dem Xan-
thogensäureäther isomeren Körper. Während der genannte
Aether mit KOH in Aethylmonosulfocarbonsaures Ealium
(CS0^KC2H^) und Anthylmercaptan zerfällt, liefert die aus
Rhodanäthyl entstehende Verbindung Kaliumcarbonat und
Mercaptan (2 Molek.). Man nimmt daher für letztere Ver-
bindung die Formel CO ^p3T^5 an, während der Xanthogen-
Säureäther CS opaTis sein würde. Hieraus schloss Dr. Salo-
mon, dass auch zwei einfach geschwefelte Kohlensäureäther
SC^H^
vorhanden sein müssten, welche den Formeln CO opsiiß
Qn2JJ5
"und CS Qp 2 TT 6 entsprechen würden. Letzterer ist bereits
von Debus dargestellt; ersteren erhielt Salomon durch
Einwirkung von Natriummercaptid auf Chlorkohlensäureäther.
Mercaptan wurde mit dem doppelten Volumen Aether ver-
dünnt, das Gemisch in einen kalt gehaltenen Kolben gegossen
und nach und nach mit der entsprechenden Menge Natrium
versetzt. Nach beendigter Reaction wurde der Chlorkohlen-
säureäther durch einen Trichter mit durchbohrtem Hahn
*) 0 == 16.
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236 Schwefelkohlensäure.
langsam zufliessen gelassen. Nachher wurde die Masse mit
dem doppelten Volumen H^O verdünnt, wobei sich der die
neue Verbindung enthaltende Aether auf der Oberfläche ab-
schied und abgehoben wurde. Durch fractionirte Destillation
wurde daraus das Carbonyloxysulfodiäthyl erhalten. Hierdurch
war das allein noch fehlende Glied der Reihe der Schwefel-
kohlensäureäther dargestellt: Ich zähle dieselben kurz auf
unter Angabe ihrer Darstellung und Zersetzung mit KOH.
I. Carbonyloxysulfodiäthyl COqqsjjs, durch Behandeln
Yon Chlorkohlensäureäther mit Natriummercaptid. (Fr. Salomon.)
np 2 TT5 f QP2TI5
^^Cl +C2H5SNa==COg^2g5 -MfaCl. .
Zersetzung: CO QP2H6 + 2K0H = K^CO^ + C^H^OH
+ C^HöSH (Mercaptan).!
OC^H^
IL Carbsulfürdioxydiäthyl CS QpgjTö« ^i^s demAethyl-
y^^gOC^HK
bisulfocarbonsulfid beim Erhitzen IpftS^ 1. (Debus.)
V^^OC^HV
Zersetzung:
CS Q^2^5 -h KOH = CO^^'^' + C^H^OH. (Carbo-
nyloxyäthylsulfokalium.)
gQ2JJö
III. CO ^pgTTö = Carbonyldisulfodiäthyl.
1) Durch Einwirkung von H^ SO* auf Rhodanäthyl.
(Schmitt und Glutz.)
2C2H5SCN -t- SH^O 4- 2H2SO* = 2NH*HS0* + CO^
CO ^^'H'
2) Bei Behandlung von Natriummercaptid mit Phosgen-
gas. (F. Salomon.)
2C2H»SNa -h C0C12 = 2NaCl -h CO g^ 235-
Zersetzung:
CO g^2^5 -I- 2K0H = K^cos + 2C2HÖSH.
OC^H^
IV. Carbsulfüroxysulfodiäthyl = CS gp ^ ^g .
1) Durch Erhitzen von Aethylbisulfoc^rbQnsulfld. ^D^bus.)
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OP2TT5 nP2TT5 '
CS g^ajjs + KOH = CO g^ "■ + C^H^SH. (Gar
Neue Verbindung von d. Zusammensetzung d. Cyanwasserstoffsaun
2) Durch Einwirkung , von Chlor -(Brom- Jod -)Aeth
xanthogensaures Kalium. (Dehus, Salomon.)
csgc^H« + c^H^j = Kr + csg^:|:.
Zersetzung :
oxyäthylsulfokalium.)
Qr;2Ti5
V. Carbsulfürdisulfodiäthyl = CS gQggs'
Durch Behandlung von trisulfocarbonsaurem Kalium mit (
Brom- oder Jodäthyl. (Schweitzer, HusemannJ
CS ^ + 2C2HÖ J = 2KJ -1- CS l^l^l
Zersetzung:
CS l^l^l + KHO + C^H^OH = CO ^^'^' + 2C2]
(Joum, prad. Ghem. Bd. 6. S. 433,),
Neue Verbindung von der Zusammensetzung
Cyanwasserstoffsäure.
0. Lange theilt mit, dass er bei der Behandlun
Epichlorhydrin (C^H^OCl,*) Anhydrid des Glycerir
C^H^Cll
chlorhydrins -rr2 [0^) mit wasserfreier Blausäure
übrigens nicht erreichten Zweck der Darstellung des
/ -0H\
chlorhydrins ( C^HSOCl + HCy = C^H^ — Cy j ein
V — Cl ^
der Blausäure polymeren Körper gewonnen habe.
Wasserfreie Blausäure und Epichlorhydrin wurde
gleichen Theilen in Röhren eingeschmolzen, dem Sonne:
ausgesetzt. Nach drei Monaten wurde der nunmehr 1
Röhreninhalt durch Aether ausgezogen, welcher den fra^
Körper löste.
*) 0 = 16.
■ Digi.tized by VjOOQ IC
238 Stickfltoffverbindungen des Antlirachinons.
Die Substanz krystallisirt in rothbraunen Krystallen von
der Form der Cyanursäurekrystalle. Sie löst sich leicht in
Wasser und Alkohol, schwer in Aether. Die Reaction der
Lösungen auf Pflanzenfarben ist neutral. Für sich erhitzt,
verpufft der Körper unter Verbreitung von Blausäuregeruch.
Durch Barythydrat wird Ammoniak entwickelt und kohlen-
saurer Baryt gebildet. Die Flüssigkeit enthält dann GlycocoU
C*H*(H*N)Oi ^
■g- '^ > 0 in Lösung. Letzteres badet sich aus der
polymeren Blausäure nach folgender Gleichung:
C3HSN3 + BaH^O« + 3(H20) = C«H*NO« + BaCO»
+ 2NH3.
Uebrigens ^ist zu bemerken, dass für den der Blausäure
als polymer angenommenen Körper die analytischen Zahlen
noch keine ganz befriedigenden sind. (Ber. d. ehem. Ges.
1873. S. 99.). E. M.
Stlckstoffrerbindiqigeii des Anthrachinons.
Böttger und Petersen geben weitere Mittheilungen
über die Nitroproduote und Derivate des Anthrachinons
Qi4j[80*,*) und zeigen die Darstellung des a-Mononitroanthra-
chinons C^*H'(NO*)0*, die am besten gelingt, wenn An-
thrachinon mit grossem Ueberschuss von Salpetersäure (spec.
Gew. 1,48 — 1,5) andauernd gekocht wird. Es stellt ein
hellgelbes, sublunabeles Pulver dar, Schmelzpunkt bei 230 ^
Beim Schmelzen mit Alkalien wird reichlich Alizarin gebildet.
Durch Reduction mit Natriumsulfhydrat wird a-Monamido-
anthrachinon G^*H'(IfH^)0* gebildet, ein schönrothes, subli-
mabeles Pulver. Schmelzpunkt 256^. Die Kalischmelze lie-
fert nur wenig Alizarin. Leitet man in die Lösung des Amids
in Aether salpetrige Säure, so erhält man als sohwachgefarb-
tes Pulver (202® Schmelzpunkt) das a - Diazoanthrachinon-
nitrat Ci*H'N«0»,N08, welches mit Wasser behandelt. Oxy-
anthrachinon liefert:
Ci*H'0*JF«,NO« + H«0 = Ci*H702,OH + N» + NHO«.
Verf. werden diese neuerdings von hohem practischem und
theoretischem Interesse gewordenen Reihen iveiter verfolgen.
(Ann. Ch. u. Fk. (NF) 90. U7.). Et.
*) 0 == 16.
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Umwandlnng v. Törpentliinöl in Cymol. — Synthese d. Naphtalins. 239
Nene Umwandlung ron TerpenthlnSl in Cymol.
Nachdem bereits Oppenheim und gleichzeitig Bar-
bier aus dem Bromid des Terpentbinöls durch Abspaltung
von Brom Wasserstoff Cyniol gewonnen haben, nach der
Gleichung
C^<>Hi«Br«— 2HBr-Ci<>Hi*
C2oiii6Br« — 2HBr = C^m^^
(ältere Schreibw.), ist es Aug. Kekule gelungen, durch die
Einwirkung von Jod schneller und einfacher die Abspaltung
von 2 At. Wasserstoff aus dem Terponthinöl zu bewirken.
Durch anfänglich sehr vorsichtiges Eintragen von 23,0 g.
Jod in 60,0 g. Terpenthinöl , Erhitzen am Rückflusskühler,
mehrmalige Destillation und Waschen des Destillats mit Na-
tronlauge wurden neben einem hochsiedenden Kohlenwasser-
stoff 10,0 g. reines Cymol erhalten.
Der Hergang der Reaction ist wohl folgendermassen
aufzufassen:
Bei der Einwirkung von Jod auf Terpenthinöl* bildet sich
anfanglich das Bijodid C^^H^^J^, welches sofort in Jodwas-
serstoff und das Monojodsubstitutionsproduct des Terpentbinöls
C10H16J zerfällt. Beim längeren Erhitzen spaltet sich dann
abermals Jodwasserstoff ab und es wird Cymol C^^Hi*(C*®H^*
äU. Schreibw.) gebildet
Versuche, welche angestellt wurden, in ähnlicher Weise
unter Anwendung von Brom direct aus Terpenthinöl Cymol zu
gewinnen, blieben ohne Erfolg. (Ber. d. deutsch, ehem. Ges.
1873, S. ^37.). . E. M.
Synthese des Naphtalins.
B. Aronheim ist es gelungen, durch IJeberleiten von
Phenylbutylenbromid in Dampfform über glühenden
Aetzkalk Naphtalin zu erhalten. Die Reaction verläuft
nach folgendem Schema:
C«H5, C^H^Br« — 2HBr — H« = CioH».
Phenylbutylendibromid. - Naphtalin.
{Ber. d. deutsch, ehem. Ges. z. Berlin 1873. S. 67.).
E. M.
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■ww
240 Zuckerattige Substanz in Pilz6n. — Einbas. Kalksacctarat.
üeber die zuekerartige Substanz, welche In den Pil-
zen enthalten ist.
A. Würtz theilt in einer vorläufigen Notiz mit, dass
er verschiedene Arten von Pilzen untersucht hat, um darüber
Aufschluss zu erhalten, ob in ihnen ausser Mannit noch
andre Zuckerarten vorkommen. Er fand nun, dass viele
Pilze Trehalose enthalten, jenen Zucker, welchen Ber-
thelot aus der Trehala durch Ausziehen mit Alkohol
gewann. Seine Identität wurde durch Ermittelung des Schmelz-
punktes, das bedeutende Rotationsvermögen, welches dasjenige
aller andern Zuckerarten übertrifft, an seiner Krystallform und
seiner grossen Beständigkeit erkannt. In manchen Pilzen,
z.B. Agaricus muscarius, ist nur Trehalose und zwar bis
10^0 ^®r Trockensubstanz enthalten. Andre, wie Agaricus
campestris, enthalten statt der Trehalose Mannit, wäh-
rend in der Mehrzahl beide Zuckerarten gleichzeitig nachge-
wiesen werden können. Endlich ist in manchen Pilzen neben
dem Mannit und der Trehalose eine nicht gut zu isolirende
Zuckerart enthalten, welche die alkalische Kupferlösung
reducirt.
Es ist übrigens zu bemerken, dass man aus der Form
der Pilze nicht auf das Vorkommen des einen oder des
andern Zuckers schliessen kann. Oft kommt in botanisch
nahe verwandten Arten, welche unter denselben Bedingungen
an demselben Orte wachsen, in der einen Mannit, in der
andern Trehalose vor.
In dem weiteren Verlaufe der Untersuchung soll es sich
herausstellen, ob die von Mitscher lieh in dem Mutterkorn
entdeckte Mycose, welche Ludwig im Fungus Sambuci
auffand, vielleicht identisch mit der Trehalose ist. {Gomptes
rendus 1873, Nr. 10. S. 64:9.). E. M.
ITeher das einhaslsehe Kalksaeeharat.
Das Misslingen der bisherigen Versuche, welche nament-
lich seitens einiger französischer Chemiker angestellt wurden,
um ein einbasisches Kalksaeeharat zu erzeugen, veranlasste
ß. Benedict, eine Beobachtung näher zu untersuchen, welche
ihm eine Darstellungsmethode für jenes Saccharat an die
Hand gab. Bei Gelegenheit von, übrigens resultatlos geblie-
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Verhalten von Zuckerlcfsung am Liebte. 241
beneD, Versuchen, ein Magnesiumsaccharat darzustellen, wurde
beobachtet, dass, wenn man eine Kalksaccharatlösung, bereitet
aus Zuckerwasser und überschüssigem Kalkhydrat, mit Chlor-
magnesium mischt, ein Niederschlag von Magnesiahydrat ent-
steht, während gleichzeitig Chlorcalciüm gebildet wird.
Diese Erscheinung lässt sich durch die Thatsaehe erklä-
ren, dass eine auf die angegebene Weise dargestellte Kalk-
saccharatlösung ein Gemenge von einbasischem und zweibasi-
schem Saccharat enthält. Letzteres giebt an das Chlor des
Magnesiums die Hälfte seines Kalks ab und verwandelt sich
dadurch in einbasisches Saccharat, während das anfötiglich in
der Lösung enthaltene einbasische Saccharat von Chlormagne-
sium nicht weiter verändert wird.
Um das in Folge dieses Processes in Lösung befindliche
Kalksaccharat rein zu gewinnen, wird mit Alkohol gefallt,
der Niederschlag unter sorgföltigem Abschluss der Kohlen-
säure zur Entfernung des hartnäckig anhaftenden Chlorcalciums
oftmals mit 60 procentigem Weingeist gewaschen und unter
der Luftpumpe soweit getrocknet, bis er an den Rändern
spröde und ' durchsichtig geworden ist. In diesen Zustand
gebracht, lässt er sich, ohne dass man weiter eine Zersetzung
durch die Kohlensäure der Luft zu befürchten hätte, bei
100° trocknen.
Die unter der Luftpumpe getrocknete Substanz besitzt
die Zusammensetzung
Ci2H2o.CaOii + 2aq.*)
Bei 100® geht das Wasser weg und die Zusammen-
setzung des Sacchiarats wird danii durch die Formel C^^H^^CaO^^
ausgedrückt. {Ber, d. deutsch, ehem. Ges, 1873, S. 4:13),
JE, M.
Verhalten von Zuekerlösung am Lichte.
Nach der bisherigen Annahme bleibt eine wässerige Lö-
sung von reinem Rohrzucker bei gewöhnlicher Temperatur
nn verändert. Diess ist aber, wie Eaoult beobachtet hat,
nur bedingungsweise richtig, nemlich nur dann, wenn neben
der Luft auch das Licht ausgeschlossen ist; andernfalls geht
der Rohrzucker in Traubenzucker über.
R. löste 1 Theil Zucker in 5 Theilen Wasser, vertheilte
die Lösung in zwei Röhren von weissem Glase, liess ein
•) 0 == 16.
Aroli. d. Pliiinii. ni. Reibe, in, Bds, 3. Heft. 16
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£inwirkun^ einiger Chloride auf Natriumalli
inuten lang kochen, schmolz sie hieran
ie neben einander bei Seite, jedoch
^eslicht geschützt und die andere nich
mrden sie wieder geöffnet und ihr In
ipfertartratlösung geprüft ; die dunkel g
adurch keine Trübung, während die
len rothen Niederschlag gab. Im letzi
^efahr die Hälfte des Rohrzuckers um|
liglich wird aus dem in Wass
ucker durch die Einwirkung
im Traubenzucker,
raus folgt femer, dass ein Syrup viel
n kann, selbst wenn er nur aus Eoh
ist, und dass ein solches Fabricat (
,1s verfälscht betrachtet werden darf.
l low. — Journ, de Pharm, et de Gh
kang einiger Chloride anf Nati
Phosphorpentachlorid und C^H^NaO.
Wirkung und starker Wärmeentwickli
hlorid, Chlornatrium und Phosphors!
Q verläuft nach folgender Gleichung:
+ 4C2H5 0Na = 4NaCl + C^HöCl -
Perchloräthylen und C^H^ONa.
Na Cl hauptsächlich äthylglyoxylsaure
jssigsäureäther und noch in geringer M
[örper von der Zusammensetzung (
31 2 0*, nemlich Trichloräthoxyläthylen u
issigsäureäther. Das Trichloräthoxylä
Lustausch von 1 Atom Chlor gegen A(
C^Cl* + C^H^ONa = NaCl + G^C\^{
r dreibasische Dichloressigiäureäther e:
:;2H50) durch C^H^ONa unter Mitwi
n der Art, dass zunächst Dichlor -di
, welches sofort durch Aufnahme von
ther erzeugt.
> = 16,
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Einwirkung von Kalium sulfliydrat auf aromatische Nitrile. 243
C2C1*(C2H60) + C^H^ONa = IfaCl + C2C12(C2H50)^
Der einbasische Aether bildet sich aus dem dreibasischen
durch Einwirkung von H*0, welches theils hygroscopisch ist,
grösstentheils aber bei der Bildung brauner, harzartiger, stets
mit erzeugter Säuren entsteht.
PTTP12 CHCl*
ofr2TT6o^3 + H^O == CO + 2C«H50H.
Dieser Aether liefert mit C^H^ONa zunächst Diäthyl-
glyoxylsäureäther , welcher weiter mit NaOH in Alkohol und
diäthylglyoxylsaures Natrium sich umsetzt: ,
Ausserdem Hessen die Verfasser auf Natriumalkohol at
noch einwirken: Perchloräthan (C^Cl^), Trichlor - Aethylen-
Chlorid (C^HCIS), Dichloräthylenchlorid (C^H^Cl*), Monochlor-
äthylenchlörid (C^H^Cl^) und Perchlormethan oder Kohlen-
stofftetrachlorid (CGI*). Jedoch sind die hierbei stattfindenden
Reactionen zum Theil so verwickelt, dals sie sich dem Räume
einer kurzen Berichterstattung entziehen; ich muss mich mit
obiger Erwähnung begnügen und bezüglich des Weiteren auf
den Originalartikel verweisen. (A, Geuther u. F, Brock-
hoff. Joum, f pract Chem. Bd. 7. S. 101. 1873.).
C. J.
Einwirkung Ton Kalinmsnlfhydrat auf aromatisclie
Nitrüe.
Bekanntlich erhält man durch Einwirkung von KOH*)
auf die Cyanverbin düngen der Alkoholradicale unter Ammo-
niakentwicklung Sauerstoffsäuren, welche ein Atom C mehr
enthalten, als die betreffenden Alkoholradicale ; z. B.
C^H^CN + KOH + H^O = H^N + CSHSKO«.
*) 0 = 16.
16*
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244 Abspalt. v. Blaus, a. Nitro-, Dinitrobenzc
Von der Annahme nun ausgehend
dem KOH analog wirken würde unte
chenden Thiosauren, erhitzte A. Wed
zyl C^HöCH^CH" unter geeigneten
Tage lang mit in Alkohol gelösten KS!
das Ealiumsalz der Dithioalphatoluy]
zu erhalten. Das gereinigte, aus A
ßeactionsproduet zeigte wohlausgebi
Krystalle, welche sich in der qualitativ
stoffhaltig, aber schwefelfrei erwiesen,
ergab die Zusammensetzung der
C6H5CH2CONH2. Dasselbe ist in
wenig, in heissem löslich; von Alkohol wird es leicht gelöst
und krystallisirt aus demselben in prachtvollen, perlmutter-
glänzenden Krystallen. (Journ. f, pract Ckem. Bd. 7. S. 99.
1873), a J.
Abspaltung ron BlansSare aus Nitro-, Diiiitro1>enzol
und ähnlichen Yerbindungen.
Wo hl er machte schon 1828 die Wahrnehmung, dass
Pikrinsäure beim Behandeln mit Barytwasser Blausäure ab-
scheidet. Nach Past und Hüb n er erleidet sogar Dinitro-
benzol beim Kochen mit Kali- oder Natronlauge rasch eine
Zersetzung, indem sich Blausäure abscheidet. Dieselbe lässt
sich durch die Bildung von Berlinerblau und Cyansilber nach-
weisen. Selbst ganz verdünnte Lauge bringt bei längerm
Kochen diese Erscheinung hervor. Auch Mononitrobenzol
liefert mit schmelzendem Kali in Berührung gebrachte Blau-
säure. {Göttinger NachHchten 1872. S. 391 — 403. Zeitschr.
f. d. gesammt Naturwissensch, v. G. G. Giebel. Bd. VIL
Heft 1. 1873.). a Seh.
Das (X Dinitroderirat.
des Anthrachinons haben R. Böttger und Th. Petersen
direct durch Behandlung des Anthrachinons oder a Mono-
nitroanthrachinons mit überschüssiger rother rauchender Sal-
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Ueber Propionsäure. — Das Excretin. 245
petersäure von 1,52 spec. Gew. erhalten, während es bis jetzt
mittelst conc. Salpeter -Schwefelsäure dargestellt wurde.
Salpetersäure von weniger als 1,44 spec. Gew. greift
darin gelöstes Anthrachinon selbst bei längerem Kochen so
gut wie gar nicht an. (Joum. 'pract. Chem, Bd. 6, S. 46L).
a J.
lieber FropionsSnre.
Pierre und Puohot hatten sich grössere Mengen rei-
nen Propylalkohols dargestellt und aus diesem durch Oxyda-
tion mittelst 2 fach chromsaurem Kali und Schwefelsäure
Propionsäure erhalten. Die Eesultate ihrer Arbeit sind in
der Kürze folgende:
Die Propionsäure im Zustande grösster Concentration
entspricht der Formel C«H^03,H0, siedet bei 141,5^ bei
760°"" Barometerstand und besitzt einen starken Geruch
nach Eisessig und Buttersäure, Das spec. Gewicht ist
bei 0,0 ^ 1,0143
„ 49,6^ 0,9607
„ 99,8 0 0,9062.
Der krystallisirte Propionsäure Baryt entspricht der For-
mel C^H^O^,BaO,HO, während das Silbersalz wasserfrei ist.
(AnnaL de Chim. u. de Phys, Januar 1873. i, Serie, Bd. 28.
Seite 71.). Fcs.
Das Excretin.
Das von Marcet 1860 in den menschlichen Excrementen
entdeckte Excretin war noch unrein, schwefelhaltig und sollte
der unwahrscheinlichen Formel C'^H^^^SO^ entsprechen.
Fr. Hinterb erger gelang es, durch ein ziemlich umständ-
liches Verfahren, ein „Excretin" zu isoliren, welchem die For-
me! C^^BL^^O*) zukommt. Dasselbe krystallisirt in kugeligen
Aggregaten, ist farblos und sublim^bel. Von dem Cholestea-
rin C^^H^^O unterscheidet es sich wesentlich, trotz der
♦) 0 ^ X6.
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2 IC Vertlieilung des Atropins in den Blättern u. der Wv
nahekommenden procentischen Zusammensetzung, besonders
durch das Substitutionsproduct mit 2 Brom, C*^H^*Br^O
(Bibromexcretin) , während das Cholestearin ein Substitutions-
product mit 7 Br und ein Additionsproduct mit 2 Br bildet.
Das Bibromexcretin ist wohl •krystallisabel und sehr bestän-
dig. Verfasser kochte viele frische Stühle mit 90 % Alkohol
aus, vereinigte die Filtrate, aus denen sich ein dunkler Nie-
derschlag, das Magnesiumsalz einer Gallensäure, nach längerem
Stehen abschied. Das Filtrat hievon wurde mit etwas Kalk-
milch versetzt, mit Wasser verdünnt und ein lichtbrauner,
das. Excretin enthaltender Niederschlag gewonnen. Nachdem
derselbe gewaschen und getrocknet, wurde er mit Aetheralko-
hol ausgezogen, aus dem Filtrat schied sich rohes Excretin
krystallinisch ab, welches durch wiederholte Umkrystallisation
aus Weingeist, bei einer Temperatur unter 0® rein erhalten
wurde. (Ann, Ch. u. Ph, (N. F.) 90. 215). Et
Vertheilung des Atropins In den Blättern und der
Wurzel der Belladonna.
Die Ansicht der Aerzte über die Wirksamkeit der ver-
schiedenen Organe der Belladonna weichen bekanntlich sehr
von einander ab; die einen behaupten, dass die Blätter am
wirksamsten sind, während andere der Wurzel den Vorzug
geben. J. L e f o r t sucht durch verschiedene Analysen diesen
Zweifeln ein Ende zu machen. Bei seinen Analysen verfahrt
er auf folgende Weise: Das zu untersuchende Object (Blätter
oder Wurzel) wird in feines Pulver umgewandelt, vollständig
ausgetrocknet und 100 g. davon mit Weingeist von 86^0 durch
viermaliges Behandeln erschöpft, von den vereinigten, filtrirten
Tinkturen der Weingeist abdestillirt und so viel Wasser zugesetzt,
dass das Volumen des Ganzen 50 CCm. beträgt. Dem Filtrat wird
so lange Kaliumquecksilberjodidlösung *) zugesetzt, bis kein
Niederschlag mehr erfolgt. Der A tropin- Jodhydrargyrat wird
auf einem gewogenen Pilter gesammelt, gewaschen und in
einer Platinschale getrocknet. Diese Verbindung schmilzt in der
Wärme, wird in der Kälte wieder fest, und stellt dann eine braune,
harte, durchscheinende Masse dar, die sich an der Luft nicht ver-
ändert und nicht in Wasser, wohl aber in Weingeist löslich
*) Aus 4,5 g. HgCl, 16,25 Jodkaliura und 50,0 g. HO bereitet,
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Vertheilung des Atropins in den Blättern u. der Wurzel eU. 247
ist. Aus dem Gewichte und der Zusammensetzung der Ver-
bindung läsfet sich leicht das Atropin bestimmen; sie hat die
Formel C ^^ H«» NO « J + 2lIgJ, ihre procentische Zusam-
mensetzung ist 3 Jod = 43,76% 2 Hg = 22,99% und 1 Atro-
pin 33,25%. Mithin ist ohngeftihr der dritte Theil der Ver-
bindung Alkaloid.
Atropingehalt der Blätter: Die chemische Consti-
tution wechselt bei einer Pflanze je nach der Reife eines ihrer
Organe. Eine wichtige Thatsache entzog sich bis jetzt
allen angestellten Analysen, nemlich, dass die Pflanzen um
so wirksamer sind, je mehr sie sich ihrer vollkommenen
Eeife nähern und dass sie, bis zu einem gewissen Ent-
wickelungsgrade gelangt, wenn nicht alle, so"'doch wenigstens
einen beträchtlichen Theil ihrer wirksamen Stoffe verlieren.
Durch verschiedene Analysen hat der Ver£ ermittelt,
dass die im Mai gesammelten Blätter stets ärmer an Alkaloid,
als die im August gesammelten sind. Bei ersteren fand er
in 100 g. bei vier Analysen im Durchschnitt 0,409 g., bei
letzteren bei derselben Menge durchschnittlich 0,462 g. Es
sind die Blätter demnach nicht im Mai, sondern im Juli oder
August zu sammeln. Ebenso ist durch Analysen der Beweis
geliefert, dass die Blätter der angebauten Pflanze alkaloid-
r eicher sind, als die der .wildwachsenden Pflanzen; bei ersterer
fanden sich 0,47 — 0,485 g. in 100 g. Substanz, bei letzterer
hitigegen nur 0,459 — 0,477 g. in derselben Menge. Hieraus
folgt, dass die Kultur den medicinischen Werth der Pflanze
keinenfalls verringert.
Atropingehalt der Wurzel. Die Schwankungen
im Atropingehalte sind bei der Wurzel mehr ins Auge fallend,
als wie bei den Blättern, woran wohl zum Theil die Art und
Weise der Einsammlung schuld sein mag. Die Analysen
ergaben in 100 g. 2 — 3 jähriger Wurzel einen Alkalo'idgehalt
von 0,U718 — 0,4886 g. und in derselben Menge 7 — 8 jähri-
ger Wurzel von 0,2541 — 0,3128 g. Die grösste erhaltene
Ausbeute betrug 0,6%. Nach diesen Resultaten sind die
jungen Wurzeln vorzuziehen und die dicken, womöglich noch
öfter gespaltenen Wurzeln, wie sich dieselben im Droguen-
handel öfter finden, zu verwerfen. (Joum. de Pharm, et de
Chim. Avrtll872. XV, 265; Mai 1872. XV, 337. Witt-
steiris Vierteijschr. Bd. XXII, Heß 2.). C. Seh,
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24ä Neues AlkuloiCd auB Morphium entstanden.
Neues AlkaloYd ans Morphium entstanden.
Bei Prüfung des Verhaltens von Kupferoxydammoniak
^' * gegen Morphin kam G. Nadler auf den Gedanken, dass die
grünblaue Färbung der ammoniakalischen , mit Kupferoxyd-
ammon gekochten Morphinlösung von einem neuen Alkalo'id
bedingt sein müsste. um sich darüber Gewissheit zu ver-
schaflen, löste er 4 g. Morph, sulfuric. in Wasser, machte die
Lösung stark ammoniakalisch und kochte längere Zeit mit
Kupferoxydammon, wo die Lösung tief grasgrün wurde. Beim
Eindampfen dieser Lösung auf dem Wasserbade schieden sich
grüne Flocken einer Cu- Verbindung aus. Das überschüssige
Kupferoxydammon wurde durch Eindampfen zur Trockne
beseitigt. ' Der Rückstand wurde mit HO gut ausgewaschen
und mit Ammoniak Übergossen, worin er sich mit intensiv -
grüner Farbe löste, während das Kupferoxyd zurückblieb.
Beim freiwilligen Verdampfen des Ammoniaks schied sich
ein grünes amorphes Pulver ab, was in Alkohol, Aether, Ben-
zin und Wasser unlöslich, leicht löslich hingegen in verdünn-
ter Salzsäure und Wasser war. Beim Eindampfen der ammo-
niakalischen Lösung in der vollen Wasserbadhitze verlor
dieselbe noch mehr Cu und blieb zuletzt eine in Ammon mit
gelbgrüner Farbe lösliche Kupferverbindung, die sich gegen
die Lösungsmittel wie die erste Verbindung verhielt, löste sich
jedoch leicht in Kalilauge in der Kälte mit brauner Farbe und
beim Erhitzen fiel schwarzes Kupferoxyd aus, während sich
die Kalilösüng gelb fartte. —
Um die organischen Körper vom Cu zu trennen, wurde
die salzsaure Lösung gelinde erwärmt und das Cu durch HS
ausgefällt, vom Niederschlag abfiltrirt, derselbe nachgewaschen
und das rothgelbe Filtrat bei gelinder Wärme verdampft,
E| wobei sich eine körnige, weisse Chlorverbindung ausschied*,
während die Mutterlauge tief braungelb gefärbt war. In
letzterer bringt H^N einen kleinen > dem Eisenoxydhydrat
ähnlichen Niederschlag hervor. Durch zweimaliges Umkry-
stallisiren aus heissem HO wurde die Chlorverbindung blen-
dend weiss erhalten. Dieselbe ist in kaltem Wasser ziemlich
schwer, in heissem leicht, nicht aber in Alkohol und Aether
löslich. In ihrer wässrigen Lösung entsteht durch H*N sofort
ein dicker, weisser, amorpher Niederschlag, der sich an der
Luft im feuchten Zustande nicht verändert, sondern thonerde-
hydratähnlich vertrocknet. Im Wasser gelöst bringt Fe^CP
eine amethystrothe Farbe hervor, die rasch dunkelt. Concentr.
SO^ löst das Alkaloid beim Erwärmen mit intensiv grüner
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Quantitative Bestimmung d. EmetinS; des Aconitins u. d. Kicotins. 249
Farbe, die sich beim Erhitzen bis zum Verdampfen der Säure
nicht verändert. Die blaue Kupferoxydammonlösung wird
prachtvoll grün. Kalilauge verursacht in der wässrigen Lö-
sung einen käsigen Niederschlag, ähnlich wie H^N, löst sich
aber im Uebermass in der Kälte wieder auf. Es ist dies
das gleiche Verhalten wie bei Morphin. Wird die Kalilösung
zum Kochen erhitzt, so scheidet sich ein Alkaloid in Eorm
silberglänzender Schüppchen aus. Dieses Alkaloid löst sich
irr kalter Kalilauge leicht, wird beim Erwärmen unverändert,
aber in einem anderen Zustande daraus gefällt. Das amorph"e
Alkaloid verwandelt sich in silberglänzende Schuppen. Es
bläut Jodsäure - Amylum und reducirt Silbersalpeter in der
Wärme energisch. Platinchlorid giebt ein hellgelbes Platin-
salz. Verdünnte SO^ bringt in der salzsauren Lösung einen
in HO sehr schwer löslichen , weissen, amorphen Niederschlag
der schwefelsauren Verbindung hervor.
Von Morphium unterscheidet sich dieses neue Alkaloid
durch die amorphe Fällung mit H^N, durch das Verhalten
gegen Fe^CP und Knpferoxydammon, Kalilauge, concentr.
SO^ und durch die Schwer] öslichkeit der schwefelsauren Ver-
bindung; von Apomorphin dadurch, dass sich das feuchte
Alkaloid an der Luft nicht färbt, sondern völlig unverändert
bleibt. {Schweiz. Wochensckr. f. Pharm. 1873. Nr. 2. p. 12).
a Seh.
QuantitaÜTe Bestimmung des Emetins, des Aconitiiis
and des Nicotins.
E metin in der Ead. Ipecacuanhae bestimmt man quan-
titativ nach Oscar Zinoffsky auf folgende Weise: 15 g.
des zu untersuchenden Ipecacuanhapulvers werden mit 15 Tro-
pfen verdünnter SO^ und soviel Alkohol von 85 ^/q übergös-
sen, dass das Volumen des Gemenges 150 C. C. beträgt
und digerirt 24 Stunden. Hierauf misst man 100 C.C.
des Eiltrats ab, verdampft aus diesem den Alkohol und setzt
soviel von der Mayer'schen *) titrirten Lösung des Kalium-
quecksilberjodids ' hinzu , bis keine sogenannte Tüpfelprobe -
*) 13,546 g. HgCl und 49,8 KJ lost man in Wasser und bringt das
Volum der Flüssigkeit auf 1 Liter; 1 C.C. dieser Vio normalen Titrir-
flüesigkeit fällt Vioooo ^"id V20000 vom Aequivalentge wicht der Alkaloide,
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QuantitatiTe Bestimmung d. Emetins, d. A(
ition mehr wahrzunehmen ist.*) L
e Trübung, zeigt sich selbst in ge
deutlich. Ist der Titerversuch sei:
\ man 20 — 30 Secunden warten , e
Um keinen Verlust zu erleiden, ^
5r Reaction Filter und Filtrat zur i
Bit zurück. Die Zahl der verbrauch
mit 0,0189 (Vioooo v- ^^^l- d- E°^et
ilt von 10 g. Wurzel an. — Ipecac
so scharf titriren, wenn der Alkohol
Volumen vorher entfernt wird.
Zur Bestimmung des Aconitinge
dass man sich ebenfalls einen spiriti
dem 10 C. C. lg. der Drogue e
bestimmtes Volumen von Alkohol v
che Menge Titerflüssigkeit zusetzt u
das Volum der Flüssigkeit verdai
rauchten C.C. des Eeagens mit 0
d. Aconitins) mit dem Produet aus c
Titriren gemessenen Flüssigkeit mul
rt, ergiebt das in der Flüssigkeit bei
1 diesem Verfahren stellt sich de
litum Stoerkeanum, gesammelt wo
■ entwickelt, aber noch nicht auf
99%, der des Stengels auf 0,1166^
ter auf 0,34188; derjenige der Bli
3llus, zu derselben Zeit gesammelt,
Stengels auf 0,1236 7o, der der I
litum variegatum, um dieselbe Zeit g
.lo'idgehalt von 0,167 7^ ^^ die Blä
ien Stengel und von 0,435 % für
n Stoerkeanum, bei entwickelter Blut"
ilkaloidgehalt der Blätter 0,271%, <
der Blüthen 0,7294%. Der grösser
an Aconitin ist Sehr deutlich.
Nicotin lässt sich, da aus dem T
i nichts weiter gefallt wird, el
^tischem Wege mittelst Kaliumquecl
mmen. Man nimmt 15 g. des zu un
'') Durch ein Filtrum von ca. 3 cm. Durcl
fen in ein Uhrglas fallen, was anf schwj
mit einem, in Kaliumquecksilbeijodid gei
lt.
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Das Koussin. 251
Berten Tabaks, versetze ihn mit 15 Tropfen verdünnter SO^
und soviel Alkohol von 85 ^/q , dass das Volum des Ganzen
150 CO. beträgt, digerire 24 Stunden, filtrire, verdunste
aus 50 C. C. vom Filtrat den Alkohol, um dann die nö-
thige Menge Eeagens der noch trüben Flüssigkeit zuzusetzen.
Die Zahl der verbrauchten C. C. des verbrauchten Rea-
gens multiplicirt mit 0,00405 (Vioooo -^®^- Nicotin) giebt den
Nicotingehalt von 5.'g. Tabak an. {Oscar Zinoffsky , die
quantitative Bestimmimg des Emetins^^des Aconitins und des
Nikotins. Dorpat 1872, a. demselb. Nettes Jahrbuch f. Phar-
macie. Bd.XXXVIIL S. 33i). G, Seh.
Das Eoussin.
Schon Pavesi untersuchte das Kousso auf seine Be-
standtheile, wobei er einen harzartigen Körper fand, den er
Koussin nennt und von welchem er glaubte, dass er sich nur
in d^en Pollen finde.
Dr. C. Bedall hat nun neuerdings dieses Capitel eben-
falls wieder aufgegriffen und gefunden, dass das von Pavesi
als vdrksamer Bestandtheil der Koussoblätter angenommene
Koussin nicht nur in den Blüthen, sondern auch in den Sten-
geln und Blättern vorkömmt, wenn auch in geringerer Menge.
Bedall kehrte nach den verschiedönsten Versuchen und
Methoden zu der PaTesi sehen Darstellungsweise zurück,
die der Darstellungsweise des Santonins analog ist. Die
Koussoblüthen werden durch wiederholtes Behandeln mit Al-
kohol unter Kalkhydratzusatz erschöpft und der Rückstand
mit Wasser gekocht. Sämmtliche Auszüge werden gemischt,
vom Filtrat der Weingeist abdestillirt und mit Essigsäure
gefallt, wobei das Koussin als weisser flockiger Niederschlag
zu Boden iallt, wo es sehr bald zusammensintert und harz-
artig zusammenklebt. Beim Trockenen selbst in sehr gelin-
der Wärme wird es mehr oder wenigey gelb, bei höherer
Temperatur sogar leicht braun. Ein vorsichtig bereitetes und
getrocknetes Präparat stellt ein in geringer Menge geruchlo-
ses, in grössern Quantitäten jedoch eigenthümlich nach Juch-
ten riechendes, anhaltend bitter und kratzend schmeckendes
Pulver von mehr oder weniger gelblicher oder gelblich weisser
Farbe dar. Unter dem Mikroskop zeigt es krystallinische
Theilohen ohne bestimmte Krystallform. Es ist in Wasser
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252 Vertheiluiig der Diasü
nur wenig, leicht in Alkohol, Aethe
lieh, ist stickstolftrei und hat di^oi
Wochemchr. f. Pharm. Jahrg. XI i
Verthellung der Diasi
Man ist gewohnt, bei Maisch^
gleichsam als eine homogene Ma«
Malzkorn, von welchem das Schrot
Organismus von ziemlich complicirte
voraussichtlich werden die einzelne
desselben zu dem schliesslichen Ee
sehr verschiedener Weise beisteuern.
Maischprocess, die Diastase, welche
stoffhaltig annimmt, wird also alle:
im Malzkorn dort ihren Sitz haben,
stickstoffhaltigen Bestandtheile desst
in den Zellen unter der Fruchtsc
kleinern des Kernes an der Kleie
ürban hat nun eine bekannte C
durch Absieben in immer feiner mas
und zwar in sechs Nummern geson
auf diese Weise in den einzelnen
stände einen Maischversuch durchg
welchen Beitrag das jedesmalige M
und Extractbildung überhaupt liefert
Verhältnisse diese Einzelwirkungeii
Ergebniss des normalen Maischversu
stehen; Das Resultat dieser Unte
die Maischversuche mit dem gröbere
Ausbeute an Extract und Zucker
mehlartigen Theile. Ferner ging
die Gesammtmenge des bei diesen
nen Extractes und Zuckers ungeßi]
fiel, als bei dem Maisch versuche n
Hieraus geht hervor, dass die im
theilte Diastase sich in einer Sei
Ueberschusse vorfindet, der beim J!
ein Sieb geschiedenen Schrotes den
tien bei der Extract- und Zuckei
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rT» ^.
Schrotbrod ; Bestandtheile, Zubereitung und Wertb. • 253
während er beim Vermischen der einzelnen gesonderten
Schrotnummem unausgenutzt bleibt. (Der Baierische Bier-
brauer, 1871, Nr. IL). {Dinglers polyt, Joum, Bd. CG VI,
Heft 6, p, 489.). K
Sclirotbrod; Bestandtheile , Zubereitung und Werth.
Missemten waren 'eine der ersten Veranlassungen, dass
Volkswirthe und Physiologen, die sich nach einem billigen
Surrogate des theuren Brodniehls umsahen, zuerst auf die
Kleie aufmerksam wurden, und bei der Untersuchung fanden,
dass diese gerade die für die Ernährung werth vollsten
Bestandtheile des Getreidekornes enthält. Das ganze Weizen-
kom besteht nach Dempwolf (polyt. Journal, 1869, Bd. CXCII,
p. 332) aus 14,352 Proc. Kleber, 65,407 Proc. Stärkemehl,
8,225 Proc. Holzfaser und Fett, 1,505 Proc. Asche und 10,511
Proc. Wasser. Aehnlich sind die Verhältnisse bei. den Samen
der übrigen Getreidearten. Indess ist das Korn nicht durch
seine ganze Masse gleichmässig zusammengesetzt. Dasselbe
besteht nemlich aus verschiedenen Theilen, zunächst aus dem
eigentlichen Samen oder Albumen, der von zwei Samenhüllen
umgeben ist, und an dessen Grunde sich der Keim oder Em-
bryo befindet; die Fruchthülle oder das Pericarpium um-
schliesst das Ganze. Diese verschiedenen Theile des Samen-
kornes nun bestehen aus verschiedenen Stoffen. Des Albumen
enthält in seinem innern Theile hauptsächlich Stärkekörner,
während die äusserste Zellenreihe desselben, wie der Embryo,
die Samenhüllen und Fruchtschalen , besonders reich an Kle-
ber sind. Auch enthalten diese den grössten Theil der Salze,
der Fette und des Zellstoffs. Beim Mahlen des Getreides
verwandelt sich nun hauptsächlich der ganze innere Theil des
Samens in feines Mehl, während die beiden Samenhüllen, die
Fruchtschale und der Embryo hauptsächlich die Kleie liefern,
indem die Zellen derselben fest an ^der Holzfaser sitzen, und
sich desshalb nur schwer durchbeuteln lassen. Je feiner dem-
nach das Mehl gemahlen ist, desto weniger stickstoffhaltige
Verbindungen (Kleber) enthält es. Während Weizenkleie
nach V. Bibra und Oudemans 13,46 Proc. Kleber und 26,11
Proc. Stärkemehl enthält, zeigt das Weizenmehl 11,16 Proc.
Kleber und 63,64 Proc- Stärkemehl. Auch die Salze des
Korns, das Fett, die aromatischen Stoffe und der Zellstoff
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ibrocl; Bestandtheile, Zuberei
ahlen hauptsächlich in c
. B. fünfmal so viel Ss
oc.) und dreimal so vie
iz ähnlich ist das Ver
den übrigen Getreideai
)hosphorsauren Salze fü
;en und am schwersten
hrungsmittel bilden, so
ie aus dem Mehl diese
)llsten Bestandtheile be
n sehr günstigen Falk
fern, und das feine M
L 13,46 Proc. Kleber
der Kleie der Klebervi
pvendung des werthvo]
lutzung desselben als ^
Nach und nach haben
3gen gegen die Absom
ärt. So Liebig in sei
in seinem „Hauslexikoi
„der eigentliche und w
i seinem Kleiengehalt;
i Sachverständiger no
es Volkes gelangt."
er Gehalt des Mehles
hlsteine desto grösser
L. Dieser Steinstaub ve
sind directe Verfölsch
Beimengungen fremder !
das Mehl ist, da sie ii
Q, als in grob geschrote
[einem Mehle auch gar
aelle der Verschwenduni
Art der Brodbereitung
hrung des Brodes. Die
Brodes mit Hefe bewir
Theiles des^ aus dem Sl
irkezuckers in Alkohol
weitere Umwandlung d
mit Ausnahme eines '
nhitze sämmtlich verflü
seinen aufgeblähten Zu
Igte Gährverlust betrag
i Brodsubstanz, ein Verl
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Schrotbrod; Bestandtheile, Ziit)ereitung und Wertli. 255
Menge des überhaupt consumirten Brodes in Betracht zieht,
in wirthschaftlicher Hinsicht von enormer Bedeutung» ist. Um
diese üebelstände zu beseitigen, sind vielfache Vorschläge
gemacht worden, welche in ihren Einzelheiten wesentlich dit-
ferirten. Am meisten «schien sich das von Liebig vorgeschla-
gene Verfahren zur Einführung in, die Praxis zu eignen.
Allein es war schwierig, den Sättigungspunkt des kohlen-
sauren Natrons mit Salzsäure jedesmal genau zu finden. Da-
, gegen ist das von Graham vorgeschlagene Brodbereitungsver- •
fahren Tielfach in Aufnahme gekominen. Die Bereitung die-
ses Brodes, vom Verf. Schrotbrod genannt, ist im Wesent-
lichen in Folgendem angeführt. Zur Herstellung desselben
wird hauptsächlich Weizen verwendet, obwohl auch andere
Getreidearten, wie Roggen und Mais, recht gut, entweder
für sich, oder mit Weizen gemischt, benutzt werden können.
Ferner muss das Korn, bevor es gemahlen wird, erst mög-
lichst gut gesäubert werden. Wo es geschehen kann, em-
pfiehlt es sich, dasselbe sogar erst zu waschen, und vor dem
Zerkleinern wieder zu trocknen. Das Zerkleinern geschehe
nur durch einfaches Schroten, indess wähle man wegen der
schlechten Kauwerkzeuge der meisten Menschen keinen zu
groben Schrotgang. Dieses Sehrotmehl, welches, je frischer,
desto aromatischer ist, wird mit lauwarmem Wasser, ohne
Hefe, Sauerteig, Salz oder sonstige Zusätze, zu einem losen
Teige geknetet, den man etwa eine Stunde lang an einem
lauwarmen Orte stehen lässt, dann in etwa pfundschwere
Brode formt, und in einem gut geheizten Ofen sofort voll-
ständig durchbäckt. Das so hergestellte Schrotbrod entspricht
auch dem Nahrungsbedürfniss des gesunden, wie des kranken
Organismus weit aus am besten. Es enthält die gesammten
Bestandtheile des Getreidekorns in möglichst wenig verän-
derter Form, und bietet desshalb, wie schon erwähnt, eine
weit bessere Verwerthung desselben, als das der Kleie be-
raubte und gesäuerte Brod. Während nach v. Bibra der
westphälische Pumpernickel 6,7 Proc. , und das gewöhnliche
Nürnberger Weissbrod 6,54 Proc. Kleber, 0,58 Proc. Salze
und 2 Proc. Cellulose enthält, zeigt das Schrotbrod 10,2 Proc.
Kleber, 1,5 Proc. Salze und 7,0 Proc. Cellulose. Dabei hat
das Schrotbrod einen viel angenehmeren und aromatischeren
Geschmack als selbst das feinste, auf gewöhnliche Weise her-
gestellte Brod. {H, Vogel, IhdMstrieblätter , 1872, Nr. 35 u.
36, Dingl yolyt. Journ. Bd. CGVI, Beft 6, p. 480.).
Kr,
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256 Fabrikation von Blut- und Ei -Albumin-
Fabrieation Ton Blut- und Ei -AU
Erfahrungen Edmund Campe's haben
es nöthig ist, um ein helles Blutalbumin zu g<
Auffangen des Blutes beim Schlachten der Thie
Sorgfalt zuzuwenden. Hauptbedingung ist, dj
wo die Heber- und Siebschüsseln aufgestellt s
nahe am Schlachthause liegt, denn je rascher
in Würfel schneidet und auf die Siebe bringt
und reiner tropft das Serum ab. Das Blut bri
^/g bis einer Stunde nach dem Auffangen auf di
weiterer Transport des Blutes giebt ein röthlicb
in Folge dessen auch ein mehr oder weniger dui
— Nachdem man das frisch erstarrte Blut in
breite und lange Würfel geschnitten hat, bring
die Siebe und lässt 40 — 48 Stunden abtropfer
gehen gewöhnlich einige Blutkügelchen mit h
sich aber in Verlauf von 1 Stunde ändert, wo ^
je nach der Eace der Ochsen goldgelb oder we
Nach 40 — 48 Stunden wird das Serum vc
schusseln klar abgezogen und zwar so, dass
Boden sitzenden Blutkörperchen nichts mit ablä
lieh erhält man 25 — 30% Serum. Das von
abgezogene Serum wird in Kübel von weichen
bis 4 Ctr. Inhalt gebracht. Die Kübel werde
oberhalb des Bodens mit einem Holzhahne versi
man Naturalbumin bereiten, so giebt man auf
^4 Pfd. Terpenthinöl zu und peitscht eine Stun<
Zusatz von Terpenthinöl hat dreierlei Wirkung,
wickelt sich durch Peitschen mit Luft Ozon,
bleicht, zweitens wirkt der Terpenthinölzusatz
auf das Serum und drittens wirkt er auch k
24 — 36 stündigem ruhigen Stehenlassen schei
Terpenthinöl an der Oberfläche mit einem sehr
'lieh - weissen Fette gemengt ab, dann zieht mai
Serum ab, wobei das erste halbe Maass weggel
Das geklärte Serum wird nun auf eisernen
langen, 6 Zoll breiten und ^j^ Zoll tiefen, mit
Lack überzogenen und eingebrannten eisernen
zum Trockenen in die Trocken stube gebracht
giessen lässt man die Temperatur bei 40^ R,
den Tassen, so lässt man die Temperatur sehn
44^ R steigen und lässt sie 2 Stungen lang sc
xnan die Dunsiiventile und lässt bis 38 — 40® R.
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Fabrication von Blut- und Ei -Albumin. 257
wobei man es bis zu Ende lässt. Durch zeitweiliges Oeffnen
der Ventile ersetzt man die feuchte Luft durch trockene. —
um Patent-Albumin mit schönem Glänze zu erzeugen,
nimmt man 1 Ctr. Serum 6% Qutch, englische SO^ 12^8 Lth.
concentrirte Essigsäure von 1,040 spec. Gew. und 6 Pfd.
Wasser (Schwefelsäure und Essigsäure werden gemischt und
nach einstündigem Stehen mit dem HO verdünnt). Die Säure-
mischung giesst man in dünnen Strahlen unter umrühren zu
dem Serum, fügt ^^ Pfd. Terpenthinöl zu und peitscht 1 bis
1^/2 Stunden fleissig durch, wo sich dann das Serum in we-
nigen Minuten vollkommen entfärbt. Nach 24 — 36 stündigem
Stehen wird es abgezogen mit H^N schwach übersättigt und
in die Trockenzimmer gebracht.' Dieses Product besitzt nach
dem Trockenen ein schönes Aeussere, ist von blonder Farbe,
hat eine spiegelglatte Oberfläche und ist leicht in HO löslich.
Aus 10 Ctr. Serum wird 1 Ctr. trockenes Albumin erhalten.
Damit sich das trockene Albumin leicht ablässt, werden die
Tassen mit Eindstalg abgerieben. — Ausser dem Piima
Blut- Albumin lässt sich auch noch eine Secunda- und Ter-
tia waare darstellen. Zur Darstellung der Secundawaare kann
man nur den Inhalt der Schüsseln verwenden, wo das Serum
durch irgend einen Zufall roth geförbt ist, so wie die letzten
rothgefarbten Rückstände nach dem Abziehen der Schüsseln.
Die Behandlung ist schliesslich dieselbe wie bei der Prima-
sorte. Das Tertia Albumin, was in Zuckerraffinerien viel ver-
wandt wird, wird aus den auf den Sieben verbleibenden Blut-
rückständen gewonnen. Zu diesem Zwecke bringt man die
Rückstände in ein Fass mit doppeltem Boden, wo der obere
Boden ca. 8 — 12 Zoll vom untern entfernt ist. Die sich
zwischen den Boden sammelnde Flüssigkeit macht man
mittelst H^N schwach alkalisch und bringt es dann in die
Trockenstube, wo sie das ebenfalls glänzende sogenannte
Tertia- Albumin liefert.
Alle gesammelten, nicht weiter zur Fabrication zu ver-
werthei(iden Eückstände werden schliesslich zu Düngmitteln
verarbeitet, die sich zum Düngen von Gramineen und Legu-
minosen sehr gut eigenen. Das ausgewässerte und getrock-
nete Blut enthält 9V2 -12% Stickstoff und 1 7o Phosphor-
säure.
Bei der Darstellung des Albumins aus Eiern ist haupt-
sächlich auf eine sehr gewissenhafte Trennung des Dotters
vom Ei weiss zu achten; auch ist es zweckmässig, den soge-
nannten Hahnentritt mit unter das Eiweiss zu bekommen.
Ein Schock grosse Eier geben 2% Pfd. Eiweiss; zur völligen
Arch. d. Phann. III. Reihe. IIT. Bds. 3. Hft. 1 7
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1
Vergiftung durch Silbernitrat.
jiung desselben vom Dotter verföhrt man wie bei der
itung von Blutalbumin. Auf jeden Ctr. Eiweiss nimmt
*/4 Pfd. conc. Essigsäure und ^^ Pfd. Terpentbinöl, peitscht
tnge, bis das Eiweiss ganz wässrig geworden ist und
ässt es dann 24 — 36 Stunden der Ruhe, wo sich dann
3r Oberfläche alle Dottertheilchen abscheiden. Auch hier
irt Prima und Secundawaare. Die Secundäwaare wird
1 Extrahiren aus der, in den Decantirbottichen verblei-
en Resten mittelst Essigsäure und Terpentbinöl erhalten,
uch der Schmutz aber jetzt am Boden, anstatt auf der
Bäche abscheidet, müssen die Bottiche etwas anders con-
:t sein und versieht man dieselben von oben nach unten
verschiedenen Hähnen. Nach dem Abziehen wird eben-
mit H^ übersättigt und wie bekannt weiter verfahren.
tstein's Vierteljahresschrift für fract Fharm. Bd. XXL
4.). a Seh.
Vergiftung durch Sllbemitrat.
Derartige Vergiftungen sind so selten, dass bisher nur
>mlich je einer von Boerhave, Metryer und Taylor (letz-
noch dazu unvollständig) bekannt waren. Thomas
bt ergo od berichtet nachstehenden vierten Fall:
Ein Student der Leeds School of med. verlor beim
hiren der Mandeln eines 15 Monate alten Kindes den
insteinstift aus der Hand (!) und hatte das Unglück,
Silbemitrat in die Speiseröhre des Kindes hinabgleiten
jhen. Sofort erbrach das Kind ölige Massen von nach dem
stück gereichtem Leberthran. Als das Erbrechen nach-
, wurde Küchensalz als Gegengift angewandt; jedoch
jlos. Denn es stellten sich alsbald •Erbrechen und Con-
men ein. Diesesmal enthielt das Erbrochene unzweifel-
Chlorsüber. Erbrechen und Zuckungen hielten 2 Stun-
an und später erfolgte eine breiige, ebenfalls Chlorsilbeif
IS befordernde Stuhlausleerung. Auch dieses war wieder
Erbrechen gefolgt. Das Kind schlief ^war später ^2 Stunde;
kehrten hierairf die Convulsionen mit erneuter Intensität
3r, die Extremitäten wurden kühl, die Haut bedeckte sich
kaltem, klebrigen Seh weiss, der Puls wurde unfühlbar
6 Stunden nach Verschlucken des Höllensteinstiftes war
Kind todt. Corrosionen des Magens und Darms hatten
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Chron. Vergiftung d. Salpeters. Silberoxyd. — Vergiftung d. Carbolsaure. 259
diesen Ausgs^ng herbeigeführt. Verf. meint, es sei vorste-
henden Falles die Beibringung des Küchensalzes , von wel-
chem bei Devergie med. legale Vol. III in einem einschlägigen
Falle Besserung beobachtet worden sein soll, zu spät erfolgt.
(Anwendung der Magenpumpe -^ sofort! Ausspülen des
Magens erst mit lauwarmem Wasser, dann mit Milch und
zuletzt wieder mit Wasser würde voraussichtlich mehr Nutzen
gebracht haben; denn Chlorsilber, in die Blutbahn gelangend,
ist ebenfalls stark giftig.) (British med. Journal. May 20.
1871). K
Chroniscbe Yerglftang dnrch salpetersanres Silber-
Oxyd
constatirte Bresgen in Folge der constanten Färbung des
Bartes mit einer concentrirten Höllensteinlösung. (Berlin,
klin. Wochenschrift Nr. 6, 1872. Medic.-chir. Rundschau XIV.
(Neue. Folge IV.) Jahrg. I. Bd. I. Hft. Januar 1873.).
C. Seh.
Yerglftiing durch CarlbolsSäre.
Diese Säure findet gegenwärtig so vielseitige Anwen-
dung, dass Fälle wie nachstehender zur allgemeinen Kennt-
niss gebracht werden sollten. Denn nur Wenige sind mit
der Gefiihrlichkeit namentlich der concentrirten Carbolsäure
ausreichend bekannt. Eduard Sandwell berichtet hierüber:
Emma X., 12 Jahre alt, litt an Greschwüren in der
Scham- und Aftergegend. Ihre Mutter, Wärterin in einer
Armensohule, nahm ihr eigenes und ein fremdes, ebenfalls
12 jähriges Kind mit nach der Schule, wo der Aufwärter eben
mit einer IJnze Carbolsäure desinficirte. Sie setzte ihr kran-
kes Kind auf einen eben abgewaschenen und mit Carbol-
säure betünchten Holzklotz. Später wurde die Kleine gewa-
schen und ins Bett gebracht; etwas Aufialliges war an der-
selben nicht wahrgenommen worden. Am nächsten Morgen
jedoch hatte sich die Oberhaut an den Stellen, welche mit
dem Klotz in Berührung gekommen waren, in grossen, bald
zu Eiterheerden werdenden Blasen abgehoben. Verbände mit
Glycerin und Bleiessig waren erfolglos, es kam Entzündung
17*
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260 Vergiftung durch Fruchteis.
der innerhalb der Bauchhöhle gelegenen Or|
10 Tage nach der Vergiftung trat der Tod e
Jmm, Octob, 8. p. 382, 1872).
Yergiftimg durch Frnchtels
Bleihaltiges Fruchteis beobachtete H. Bu!
ditor glaubte, dass ein Gehülfe, welchem ge
war, Gift in das Vanilleeis gemischt habe,
schon an der Oberfläche bläulich und wie i
partikelchen bestreut aus. Doch war weder
noch traf den Gehülfen irgend welche Schu
fand sich, dass das Eis mit feinen, aus dem z
welches zum Frappiren des Eises dient,
metallischen Bleitheilchen vermengt war. Dei
vorliegenden Falles sehr bedeutend und wür
toxische Substanz eine einladende Farbe z.
Himbeerroth gehabt hätte, jedenfalls zu ernst
fallen gekommen sein. Es beweist dieser '.
lichkeit bleihaltiger Zinngefässe zu Haushaltui
Neue. Isach Payen und Poinsot birgt schoi
von 10 Blei: 90 Zinn, da beim Contact mit
viel Blei in Lösung geht, ernste Gefahren
höchstens einen Bleigehalt von 5 % ^^ stai
medical 1872.)
Dr. August Maurer in Erlangen beri<
ähnlichen Fall. Von 20 bei einem Mittagsm
Personen erkrankten 11 plötzlich und von die
nur Bouillon und Bahmeis genossen, alle übri
an sich vorübergehen lassen. Die Untersuchun
Gefass zubereiteten Suppe erwies deren Unsct
gegen stimmten die an sämmtlichen 11 Pj
Symptome: Erbrechen mit und ohne Durchfall
den nach der Mahlzeit, Leibschmerz, Verf
und Kaltwerden der Extremitäten nach einig«
schnell vorübergehend und bestem Wohlbefindei
genau mit den über den Verlauf von Vanille-
gegebenen Beschreibungen überein: Roheis, A<
Brausepulver, Grog mit oder ohne Tr. opii, W
der Gliedmaassen durch heissgemachte Steine
mit Erfolg angewandten Heilmittel. Die von
Digiti^ed by VjOOQIC
•Vorstufen d. Harnstoff, im thier. ürganism. — Staatsprüfungen in China. 261
ausgeführte Untersuchung der Eistorte sowohl als des sie
verzierenden grünen Blätterkranzes aus Zucker wies keinerlei
giftigen Bestandteil nach und so blieb die Ursache der Gif-
tigkeit dieses Eises unaufgeklärt. (Archiv für Min, Medicin
IX, 3. p,303. 1872.). K
' Die Yorstufen des Harnstoffes im thieriselieii Orga-
nismus.
Es ist* bekannt, dass Eiweisskörper durch Einwirkung
von Säuren und Alkalien oder bei der Pankreasverdauung
Leucin, Tyrocin, GlycocoU etc. liefern. 0. Schnitze und
M. Nencki stellten die Vermuthung auf, dass diese Körper
vielleicht als Vorstufen des Harnstoffes zu betrachten wären.
Durch Versuche an einem Hunde stellte sich heraus, dass
das Acetamid nur eine geringe oder gar keine Vermehrung
des Harnstoffs bewirkt. GlycocoU hingegen bewirkt eine
grosse Zunahme von Harnstoff; Leucin wirkt ebenso. Hinge-
gen war die Harnstoffvermehrung nach Tyrosin keine erheb-
liche. Harn und Eaeces enthielten in diesem Fall Tyrosin.
Aus diesen Versuchen ist zu schliessen, dass die Amidosäu-
ren in Harnstoff übergehen, hingegen kann Harnstoff aus den
Amidosäuren leicht direct durch eine Spaltung entstehen, da
auf ein Molekül Harnstoff 2 Moleküle N kommen. Es ist
anzunehmen, dass der Spaltung ein synthesischer Process
voran geht, wonach alle Eiweisskörper zunächst in Amido-
säuren und stickstofffreie Körper zerfallen. — Die Amidosäu-
ren gehen in Harnstoff über, die stickstofffreien Körper wer-
den die weitere Oxydation zu Kohlensäure und Wasser.
(Zeitschr. für Biologie. VII. Bd. 1872. Med. chir. Bund-
schau. XIV. Jahrg. IL Bd. S. 22i). C. Seh.
Ueber Staatsprüflingen in Cliina.
Simpson besuchte während seines Aufenthalts in Peking
auch den Wen-Miao oder Tempel der Religion des grossen
chinesischen Weisen Confucius oder Kung-Fu-Tze, welcher
500 Jahre vor Chr. G. lebte. In diesem Tempel werden die
Digitizöd by VjOOQIC
262
Ueber Staatsprüfungen in China.
grossen Staatsprüfungen abgehalten. Auch in ,
zialhauptstadt giebt es Prüfungshöfe, bei denen
beiden niederen Grade erworben werden könu'
diess für die beiden höheren Grade nur in Pe]
ist. Der vierte Grad heisst Chwang-Yuen, i
erwirbt, wird auch „Einer von den Zehntause
Der Raum, wo die Prüfung stattfindet, fasst
Personen, und daher jene Bezeichnung, welche ni
aus dieser Zahl einmal binnen drei Jahren er\
Männer unterwerfen sich Prüfung auf Prüfung, bi
grau geworden sind; so stark ist das Verlange
hohen Ehre. Man erzählt von einem Manne,
bis zu seinem achtzigsten Jahre alle drei Jahre
einfand. Solche Beharrlichkeit wird von dem Ka
lieh mit irgend einem Gnadenakte belohnt.
Das Pekinger Staatsexamen ist ein hartes 1
Es währt neun Tage und zerfallt in drei „Gä
Drei Tage und drei Nächte lang sind die Zehnta
sperrt, und zwar Jeder von ihnen in einen besc
Hier finden sie die nöthigen Schreibmaterialie;
von ihnen zu bearbeitende Thema bekommen s
Eintritt in ihre Zelle. Letztere ist sehr eng,
ohngefahr nur eine Elle in Quadrat, und die
erwachsenen Mannes. 45 solcher Zellen bilden
menhängende Reihe und jede Reihe ist von der
einen schmalen Gang, in welchem sich nicht zwei Personen
neben einander bewegen können, getrennt. An der nord
westlichen Ecke dieses Zellencomplexes befinden sich noc
andere, aber grössere und bequemere Räume, welche zui
zeitweiligen Aufenthalte der Examinatoren dienen, und ebei
falls von der Aussenwelt abgeschlossen sind. In der Mitt
dieses Prüfungshofs steht ein Thurm, auf welchem beständij
Wächter aufpassen, um etwaigen Verkehr der Candidate
unter sich oder mit der Aussenwelt zu verhindern. Kleiner
Wachtthürme sind auch an allen Enden der Zellenreihen ai
gebracht, und zwar zu demselben Zwecke. Die Wächte
dieser kleinen Thürme patroulliren beständig in den schmale
Gängen auf und ab. Ein besonderer Anbau enthält die Räum
zur Bereitung der Speisen und zum Aufstellen der mit Trinl
wasser gefüllten Krüge.
Jede Zelle enthält zwei Rinnen (grooves), ferner zw(
Bretter, eins zum Sitzen und das andere als Tisch, jene«
welches etwas niedriger angebracht ist, dient auch zugleic
als Bett. Was der Candidat sonst noch an Bettrequisite
L
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üebcr Pinawar- djamb^.
263
für nöthig erachtet, muss er sich selbst mitbringen. Das
Schlafen selbst kann, wegen der Enge des Raumes, natürlich
nur in sitzender oder zusammengekrümmter Lage geschehen.
Aus dem oben Angedeuteten geht schon hervor, dass
die Candidaten nicht etwa bloss Jünglinge sind, sondern dass
sich darunter Leute jeglichen Alters befinden; aber selten
sieht man, was man vielleicht vermuthen könnte, unter ihnen
einen mageren oder schäbigen Menschen.
Der Grad Siew-Tsai entspricht unserm Baccalaureus
der Künste, Chii-Jeu unserm M. A., und Chin-Shii unserm
Doctor. Chwang-Yuen ist, wie gesagt, der höchste Grad,
welcher nur in Peking und hier nur alle drei Jahre Einer
Person verliehen wird. Auch in andern Städten des Reiches
werden Staatsprüfungen abgehalten. In Canton bestehen zu
diesem Zwecke 7500 Zellen, und zwar ebenso enge wie die
in Peking.
Wer bei diesen Prüfungen einen Grad erworben hat,
dessen Name wird an die Vorderseite des väterlichen Hauses
geheftet, und Dorf wie Stadt sind stolz auf diese Ehre. Amt
iind Beförderung stehen ihm in sicherer Aussicht, und er
kann zu der höchsten Staatswürde aufsteigen. Macht er sich
auch noch als Schriftsteller berühmt, so wird sein Name auf
einer Tafel verewigt, und diese in einem Tempel aufgehängt.
{Fharm. Joum, and Tramact Aprü 1873. 486.).
G.aw.
•iUelber Plnawar-djamlb^.
Gantani. in einer Abhandlung über die Blutkrankheit
(Hämophilie) erwähnt des Penghawar-djambe als einer in
Ostindien gegen schwer zu stillende Blutungen vielfach ge-
brauchten Drogue, confundirt jedoch den botanischen Ursprung
^ der letzteren in sofern, als er bald von Cibotium glauco-
phyllum, bald von Agnus vegetabilis als Mutterpflanze der-
selben spricht. In letzterem Falle würde es sich um einen
fadenförmigen Schmarotzerpilz handeln und Pinawar, was
durchaus nicht der Eall ist, als Haemostaticum dem gewöhn-
lichen Agaricus ignarius auch in botanischer Hinsicht nahe
stehen.
Legedänk gelang es, durch Beziehungen zu den Pharma-
ceuten der holländischen Compagnie, Originaldroguen aus Ostindien
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Piuawar-djambe.
iiehen und von kundiger Seit
ber den wahren Ursprung de
schrieben wird — zu erlang(
henden Confusion betreffs d(
ten. Die Hauptsache ist; d
rschiedene tinawarspecies giel
ir djambe, die andere ah
Stelle bekannt ist. Beide we
1 Gegenden des ostindischen
den Handel gebracht,
ar- djambe wächst auf Su
[ kommt auf dem Landwege i
uns; von letzterem Umstandf
inen gebräuchliche Bezeichnur
[ c u s ** abzuleiten. Geschätzte]
*inawar, von den Eingeborne
auf Malacca, Borneo und in
hen Archipels vorkommend.
Varietäten stammen von tro
Ijambe von Cyathea S
n Aspidium Baromez, a
arotzergewächse , sondern stej
3r Mutterpflanzen dar. Getroc
gemacht, erscheint Pinawar-dj;
Coconfaden vergleichbares W
itet, besteht Pina war - djambe
laaren, in welchen keinerlei
Die Zellmembran ist glatt um
trachtet, die Zusammensetzung
serinöser Substanz darin nacl
-kidang dagegen stellt lai
e, längliche Haarbüschel
dicker, als die des Pinawar
stehen alle, das einzelne Haai
ner Längsreihe geordnet. D
i unvollständigen Knäueln v
Mikroskop keinen Zellinhalt i
als bei Pinawar. Wo 2 Ze
»nsversalen Scheidewände stä
'ig. 2). Ein Blick auf Fig. 3, e
lium filix mas darstellend, bev
oicht's weiter, als Epidermosda
jleichbar — von Cyathea Sir
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?'T-^»5^!!P^""-
Cultur der Manna -Esche und Gewinnung der Manna in Si(
Baromez, abei" nicht den Rhizomen, sondern den
ansitzend, sind.
Der Werth beider Pinawar - Species beruht i
Leichtigkeit und ihren hygroskopischen Eigenschafte
jedoch keine Anschwellung der einzelnen Fäden s
Dazu kommt der HarzgehaU der Drogue, welcher
widrig wirkt.
Fig' 1. Fig. 2.
Einige englische Gelehrte wollen den Pinawar
Byssus der Alten in Zusammenhang bringen, aus W(
Indien und Persien goldglänzende Gewänder von i
rem Werthe gewebt und durch Alexanders des
Kriegszüge auch im Abendlande bekannt wurden. (
mHecine et de Fharmacologie de Bruxelles LVL 1
p. 63. 1873,).
Cultur der Manna -Esche und Gewinnung dei
In Sicilien.
Vom agronomischen Standpunkte aus wird :
Langenbach Sicilien in drei Höhenzonen eingethe
lieh in die Seiezone (zona maritima*), mittlere Zo:
media), und Gebirgszone (zona montuosa).
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■^
266 Cultur der Manna -Esohe u. Gewinnung d. Manna in Sicilien.
Die erstere, die Seezoue, ist characterisirt darch die
Cactusfeige (Opuntia Ficus indica Mill), Sumach, Orange,
Olive, Maulbeerbaum, Weinstock, Banane, Korkeiche, Palme
— in der mittleren Zone erscheinen Pistazie, Mandel, Wallnuss,
Haselnuss, Apfelbaum, Kastanie, Johannisbrotbaum, Fichte —
in der dritten endlich, der Gebirgszone, wachsen Stechpalme,
Steineiche, Buche, Tanne, Birke.
Die Mannaesche, Ornus europaea Pers., Fraxinus ornus^
L. (italienisch orniello da manna oder frassino da manna)*
pflanzt man am besten in dem oberen Theile der Seezone und
dem unteren der Mittelzone, so dass sie im ersteren Falle
neben der Olive, im zweiten neben der Kastanie vorkommt.
Das Grundstück ist so zu wählen, dass es den Strahlen der
Mittagssonne ausgesetzt ist. Der Boden soll wenig frucht-
bar und nicht gedüngt sein.
Die jungei^ Pflanzen werden aus Samen gezogen und
ein Jahr nach der Aussaat auf den ihnen bestimmten Platz
gebracht.
Sind die Bäumchen 8 — 10 Jahre alt, so beginnt die
Gewinnung der Manna. Für den Practiker ist diese Zeit der
Ernte gekommen, wenn er das Stämmchen mit Daumen und
Mittelfinger gerade umspanneu kann. Mit etwas gekriunm-
ten, sehr scharfen grossen Messern, welche von beiden Armen
geführt werden , " macht man nun am Fusse des Stämmchens
einen Querschnitt durch die ganze Dicke der Rinde; bei den
jüngeren Bäumen ist der Einschnitt ein Drittel des Umfangs
breit, bei den älteren beträgt die Breite nur ein Viertel des
ümfangs. Mit den Einschnitten fährt man, auf der nemlichen
Seite nach oben aufsteigend, fort, indem man täglich einen
neuen Einschnitt macht*. Die Einschnitte sind je um eine
Fingersbreite von einander entfernt. Ist eine Seite des
Stammes, bis zum Beginn der Aeste, mit Einschnitten bedeckt,
so werden dieselben auf der nachsfanstossenden Seite in eben
derselben Weise gemacht. Da die Ernte während dreier
Monate, Juli, August und September, ' geschieht, so beträgt die
Anzähl der jährlich . gemachten Einschnitte gegen neunzig. —
Ein Arbeiter pflegt von Morgen bis Mittag viertausend
Bäume einzuschneiden.
Aus dem Einschnitt fliesst eine braune Flüssigkeit aus,
die nach wenigen Stunden fest und weiss wird. Der Saft
erhärtet in der Form von Zapfen oder Stangen, in Sicilien
canoli genannt, (Manna cannellata), welche, herabgeflossen,
entweder der Rinde adüäriren, oder bei der meist geneigten
Stellung der Bäume senkrecht herabhängen. Namentlich in
DigitizedbyLjOOgle "
Oultur der Manna -Esche u. Gewinnung d. Manna in Sicilien. 267
letzterem Falle würden manche Tropfen auf die Erde fallen,
wesshalb man dieselben auf untergelegten Stengelgliedern
(italienisch pale) der Opuntia Ficus indica aufiangt. Das
Einsammeln geschieht je in Zwischenräumen yon mehrerei\
Tagen, wobei die canoli, wie die angeklebte, von Einde und
Cactusstengel abgeschabte Manna (die manna in sorta) in
Röhren, welche aus Baumrinde verfertigt sind, gesondert
gehalten werden. Jeder Einsammler trägt desshalb zwei sol-
cher Eöhren^ die mittelst eines Bandes über die Schultern
gehängt sind. Bei regenlosem »Wetter löst man die Manna
wöchentlich ab, droht Regen, welcher die Manna auflösen und
so wegführen würde, so wird schleunigst gesammelt. Es
befindet sich darum während der Nacht eine Wache in den
Anpflanzungen, die bei erwartetem Regen eine Glocke zieht,
damit alle bereiten Hände das Product möglichst schnell in
Sicherheit bringen. ^
Die gesammelte Manna wird etwas an der Sonne ge-
trocknet und man sucht sie sofort zu verkaufen. Während
der Landwirth nur die oben genannten Sorten — manna in
canoli und manna in sorta — sondert, unterscheidet der
Händler deren viele, meist nach Oertlichkeiten benannte.
Nach 12 — 20 Jahren der Manna - Gewinnung wird der
Eschenstamm für dieselbe unergiebig. Man schneidet ihn
dann ab, um neiie Schösslinge hervortreiben zu lassen, welche
man nach 4 — 6 Jahren einzuschneiden beginnt; sterilisiren
auch diese, so werden sie ihrerseits abgeschnitten. Nach
und nach wird aber das Product sehr spärlich, sodass eine
andere Oultur an die Stelle treten muss.
Auf Grund gegebener Zahlen beläuft sich die Boden-
rente auf ITVs Procent. Für Deutschland bedeutend, erscheint
sie für sicilische Verhältnisse nicht besonders hoch. Daraus
erklärt sich denn, dass die Cultur der Mannaesche an man-
chen Orten anderen, grösseren Nutzen abwerfenden Oulturen
zu weichen fortfährt. Am meisten wird der Anbau-
vermindert durch die zu erstaunlichem Umfange sich stei-
gernde Orangencultur , welche sich in neuerer Zeit selbst auf
hochgelegene Gegenden erstreckt, wenn nur Berieselung und
bequemer Absatz der Früchte möglich sind. Um von der
Steigerung letzterer Production hier beiläufig eine Vorstellung
zu geben, sei erwähnt, dass die Provinz Palermo im Jahre
1854 an Orangengärten (Agrumenti). 4466 Hektaren besass,
die einen Bruttogewinn von 16,077,600 Lire ergaben; vier-
zehn Jahre später, 1868, gab es deren 11,000 Hektaren,
welchen eine Bruttoeinnahme von 39,600,000 Lire entspricht.
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Die Verfälschung ätherischer Oele mii
lückgang der Mannacultur um
Itnisse darbietende Oertlichkeite , __
ia, erklärt sich daraus sehr einfach. Der „Kampf um's
i" findet auch bei dieser Thatsache seine eindringliche
•ation. — Die bedeutendste Production der Manna
eht gegenwärtig bei Cefalu, wo vier Dörfer filr
30 Lire jährlich erzielen/* (i9. Jahresber, d. Schles.
seh, f. vaterl. CuUur). Hbg.
Verfälschung ätherischer Oele mit Terpen-
aSl etc. und ihre Erkennung durch Weingeist.
reorg Di'agendorff hat die Idee, Terpenthinöl durch
jeist in ätherischen Oelen nachzuweisen, welche schon
Zeller und Hoppe hatten, wieder aufgegrifien und legt
Erfahrungen in einem längern Artikel dar. Zu seinen
imenten benutzte er Oele, die in seinem Laboratorium
von ihm, theils von seinen gchülern producirt worden
, oder auch solche bezogene, wo er für die Bezugs-
n einstehen zu können glaubt. — Um von vornherein
öglichst expedites Verfahren zu haben, stellte sich der-
Alkoholmischungen von verschiedener Concentration
leren Concentration er der Bequemlichkeit wegen in Yo-
ocenten angiebt. Von diesen Mischungen lässt derselbe
3r Bürette zu einer genau gemessenen Menge des frag-
Oeles treten, bis nach starkem ümschütteln eine klare
iing zurückbleibt, was bei den meisten Oelen f^st augen-
ch der Fall ist, so dass 0,1 Gem., selbst 0,05 Com.
ms am Ende des Versuches aus einer sehr trüben eine
Mischung machen. Bei allen Versuchen gilt die Tem-
Lr von 14 — 200.
iunächst war es nöthig, die Löslichkeit des Terpen-
II s für verschiedene Alkoholgemische möglichst genau
stellen und Terpenthinöle verschiedener Bezugsquellen
inander zu vergleichen, wo sich ziemliche Differenzen
jstellten. Die Versuche hat der Verf. tabellarisch zu-
mgestellt, wonach Weingeist über 96 % ™i^ Terpen-
m der verschiedensten Abstammung in jedem Verhältniss
)ar ist, hingegen sind alle Terpenthinöle in Weingeist
0% weniger, ja sogar schwerlöslich. Es lässt sich
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Die Verfälschung ätherischer Oele mit Terpenthinöl etc. 269
also von der Alkoholprobe nur bei solchen ätherischen Oelen
Gebrauch machen, die in Weingeist von 75 — 90% noch
leicht löslich sind. Weitere zahlreiche Versuche machte er
mit dem sogenannten Fichtennadelöl aus den verschie-
densten Bezugsquellen, doch waren die Resultate so zweifel-
haft, dass Beimengungen gewöhnlichen Terpenthinöls sich im
Fichtennadelöl durch die Alkoholprobe nicht werden nachwei-
sen lassen.
Das Wachholderbeerenöl fällt unter diejenigen,
welche nach Umständen mit wenig starkem Alkohol ein kla-
res Gemisch geben, reichlicherer Zusatz von Alkohol dei-sel-
ben Concentration die Mischung trübt. Das frische Oel war
mit Alkohol von 95 — 100 ^^ in allen Verhältnissen klar
mischbar; 3 Kaumtheile Weingeist von 93% lösen einen
Theil und 4,5 Raumtheile von 91 % lösen 1 Theil Oel. Mi-
schungen aus Wachholderbeeröl und Terpenthinöl verhalten
sich wie ersteres und liesse sich eher das Wachholderbeeröl
in Terpenthinöl nachweisen als wie umgekehrt.
Aelteres Wachholderholzöl verhält sich gegen
starken Weingeist ähnlich wie das Oel der Beeren-, nur sind
grössere Mengen Alkohol nöthig, um eine Trübung eintreten
zu lassen. 1 Gem. Wachholderholzöl mischt sich mit 0,1 Ccm.
Alkohol von 90% und darüber klar, mit ebensoviel Weingeist
von 89% trübe.
Sabinaöl ist in Alkohol über 93^0 ^^ ^^^^^ Verhält-
nissen löslich. 1 Ccm. eines Gemisches aus 9 Theilen des
frischen Oeles mit 1 Theil Terpenthinöl brauchten von 80 %
Weingeist 3 Ccm. bis zum Eintritt der Klärung. In Gemi-
schen aus Sabinaöl und Wachholderbeeröl ist letzteres mit-
telst 80 % Weingeistes ebenfalls leicht nachzuweisen, auch
wenn nur 10% desselben zugesetzt waren, konnte 1 Ccm.
der Mischung mit 5 Ccm. Weingeist nicht klar erhalten wer-
den. Bei der Verharzung wird das Sabinaöl leichter in Al-
kohol löslich.
Copaivabalsamöl wird bekanntlich häuiSger zum
Verßilschen anderer Oele benutzt und reiht sieh in seinem
Verhalten gegen Alkohol dem Wachholderbeeröl an. Auch
hier giebt längere Zeit aufbewahrtes Oel mit grösseren Men-
gen absoluten Alkohols nur trübe, mit geringen Mengen klare
Lösungen, welche Eigenschaft frischem Oele abgeht. Es löst
sich 1 Ccm. Oel in 4,2 — 4,7 Ccm. Weingeist von 96% Tr.
Eucalyptusöl mischt sich mit Yio ^^^' Weingeist
und darüber klar und trübt sich auf Zusatz von mehr Wein-
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270 Die Verfölschung ätherischer Oele mit Terpeni
geist, Alkohol von 89 ^/o giebt schon auf Zusatz
zu 1 Com. Oel ein trübes Gemisch.
Citronenöl gehört zu den schwerer
b6i denen ein Zusatz von Terpenthinöl durc]
leicht zu erkennen ist. Alle untersuchten I
sich mit Alkohol von mindestens 98 7o i^ j^^
klar. Citronenöl, gemengt mit dem 5 — 10 fa
paivaöl, verhindert die Trübung desselben
Mengen absoluten Alkohols.
Bei Bergamottöl ist wohl nur auf ei
von'Copaivaöl und den billigeren Aurantiaceei
zu nehmen und werden sich diese, da Bergam
löslich ist, durch die Alkoholmischprobe ei
1,15 Cm. Weingeist von 78% Tr. löst 1 Ccm.
gen mit Copaivaöl im Yerhältniss von 9 : 1,3
auch mit dem 10 fachen Yol. Weingeist von '
Mischungen mit Citronenöl in denselbeh Yerhä
mit dem 3,3 fachen Yol. Weingeist von 88 7(
Gemische mit 10% 01ö^™l Aurantii dulce odc
den mit 5 Ccm. Weingeist von 78% nicht kh
Das leichtere und süsse Pomerai
Weingeist schwer löslich; 0,3 Ccm. Weingeist
1 Ccan. Oel.
Bei Kümmelöl ist gewiss am häufigster
dass eine Yerßilschung mit Terpenthinöl sta
1 Ccm. achtes, selbst aus Kümmelfrüchten
bedurfte 0,8 Ccm. Weingeist von 84% Tr. zu
Lösung. Weingeist von 88% Tr. mischt siel
in allen Yerhältnissen. Enthält das Kümmelö'
thinöl , so lässt sich letzteres durch die £
im Weingeist erkennen, indem bei einem f
1 Ccm. 9,5 Ccm. Weingeist von 86% zurLösun
Pfeffer münz öl würde wohl nach dem
jenige sein, was ebenfalls häufiger mit Terpe
wird.*) Selbst destillirtes frisches Oel bedu
Lösung von 1 Ccm. 2,2 Ccm. Weingeist von
einem Terpenthinölgehalt von 10% giebt dies
mit 3,25 Ccm. Weingeist eine trübe Mischu
*) Ich möchte hier auf die Verfölschung mit Roi
welche, soviel mir bekannt, bis jetzt noch nicht erw
lieh wird das Oel auf das trockene Pfeffermünzkraut g
dann der Destillation unterworfen.
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üeber das officinelle Khizoma Cliinae. 271
Oel mit 10 % Terpenthinöl braucht pro Ccm. 10 Com. Wem-
geiöt von 70 % Tr. zur Lösung.
Von selbst destillirtem Kraus emiinzöl löste sich 1 Ccm.
in 2,7 Ccm. Weingeist von 65 % Tr. Mit Weingeist von
86 % Tr. mischt es sich in allen Verhältnissen. 10 % ter-
penthinölhaltiges Oel bedurfte das 4,25 fache Volum Weingeist
von 65 7o> ^Di ^2i8t klar zu werden. Grössere Zusätze von
Terpenthinöl bei Krausemünz- und Lavendelöl* machen die
Oele auch ohne Weingeist schon opalisiren.
LavendelÖl. Selbst bereitetes Oel löst sich in 2,3 Vol.
Weingeist von 65 ®/q Tr.; bei Zusatz von 7io ^^^' Terpen-
thinöl bewirkt das 5 fache Vol. Weingeist von derselben
Stärke noch keine klare Mischung. Ebenso verhält sich das
Oel bei einem Zusatz von Copaivaöl.
Cajeputöl. 1 Ccm. desselben fordert zur klaren Lö-
sung 2,45 — 2,5 Ccm. Weingeist von 65% Tr. und ist mit
Weingeist über 90 % ^^ jedem Verhältniss mischbar. Oel
mit 107o Terpenthinöl ist auch im 10 fachen Vol. Weingeist
von 65% Tr. nicht klar löslich.
Salbeiöl bedarf auf 1 Ccm. 3,1 Ccm. Weingeist von
65% Tr. Mischungen, die 7io Terpenthin oder Copaivaöl
enthalten, werden auch mit 'den 10 Vol. Weingeist von 65%
Tr. nicht klar.
Nelkenöl ist ebenfalls leicht löslich; 1 Ccm. desselben
braucht 2,7 Ccm. Weingeist von .60% Tr. Mischungen, welche
Vio Copaivaöl enthalten, geben mit dem 10 fachen Vol. Wein-
geist von 60% Tr. eine trübe Lösung.
Oleum Cinnamomi acutum löst sich in dem 3fachen
Vol. Weingeist von 65^0 Tr.; auch hier genügt die 10 fache
Menge Weingeist nicht, um eine klare Lösung zu erhalten,
wenn ^/^q Copaivaöl zugesetzt ist.
Cassiaöl verhält sich wie Zimmtöl.
(Nettes Reperiorium für Pkarmacie von Buchner, Bd. XXII.
Heft 1). a Seh,
Ueber das otßclnelle BMzonia Chinae
sagt Dr. Oscar Th. Sand ah 1 in Stockholm Folgendes: Die
ialte Radix Chinae hat in den neuern Pharmacopöen der Be-
zeichnung Ehizoma Chinae Platz gemacht, und führt das
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272 Ueber das officinelle Rhizoma Chinae.
Aussehen dieser Drogue allerdings leicht zu
dass es ein sogenannter Wurzelstock sei; de
nicht 80,
Hin und wieder triflft man in der Rhizoma Chinae eine
bedeutende Menge kleiner und mittelgrosser Knollen an, die
perlschnurähnlich durch einen abgerundeten oder oft etwas
abgeplatteten, verhältnissraässig schmalen Strang oder Aus-
läufer (stolon) vereinigt sind, wobei man unwillkürlich an die
Stengelknollen der Kartoffeln erinnert wird.
Eine nähere Untersuchung ergab, däss die Chinawurzel
zu den Tubera zu zählen ist. — Der Querschnitt eines Aus-
läufers der Chinawurzel zeigte eine ganz dünne Rinde, welche
nach Aussen aus tangential ausgestreckten, etwas verdickten,
braungefarbten , nach Innen aus einigen Schichten dünnwan-
diger Zellen bestand. Die Innen;zellen enthielten theilweise
einen braunen Farbstoff. Innerhalb der Kinde finden sich,
durch die ganze Masse der Ausläufer zerstreut, grössere trep-
penartige Gefiisse, von Holzparenchym oder von mehr oder
weniger verdickten Holzzellen umgebeji. Die gefundenen
secundären Ablagerungen in diesen Holzzellen können ganz
die Zellenhöhle füllen. • Diese Anordnung und Beschaffenheit
der Elementartheile macht es unzweifelhaft, dass dies nicht
Wurzelbildungen, sondern unterirdische Stämme sind. Es
lässt sich eine Analogie mit dem Verhalten der Kartoffeln
annehmen, indem eine sehr reichliche Stärkeablagerung die
Spitzen der Ausläufer verdickt und so die grösseren und klei-
neren. Knollen des Handels bildet. Die Stärkeablagerung
tritt gewöhnlich ziemlich überall vor und zwischen den äusse-
ren Gefassbündeln des Ausläufers auf, wodurch innerhalb ein
breiter Gürtel Twn dünnwandigen, mehrseitigen Parenchymzel-
len entsteht, welche ganz vollgepackt von kantigen, bisweilen
abgestumpften kegelförmigen, ziemlich grossen Stärkezellen
sind, die in Gruppen von 3 — 5 vereinigt erscheinen. Die-
ser Gürtel zeigt hier und da ein Gefiissbündel und zerstreute
Zellen mit Farbstoff, die die centralen Gefässbündel des Aus-
läufers umgeben, zwischen welchen nur geringe Stärkeabla-
gerung entsteht, und verläuft als etwas verdickter Strang
durch die Mitte des Stengelknollens. — Auf Grund des An-
geführten dürfte es also unbestreitbar sein, dass die China-
wurzel „Tubera Chinae" benannt werden muss. Freilich
haben diese Knollen keine Augen oder Knospen wie die Kar-
toffeln, aber trotzdem schiessen Stengel aus denselben in die
Höhe und ihre Bildung scheint mit dem Typus der unter-
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Merkwürd. Monstrosität d.Blütlicetc. - - Bemerk, üb. Aconitum.
irdischen Axen im Wesentlichen übereinzustimmen.
mcdicinisch Archiv, Bd, IV. Hfl. 3. Neues Jahr
Bd. XXXIX. Eefl 2.).
Merkwürdige Monstrosität der Blfitlie von
brm^hiatum Bert.
Die von Fr. Buchenau ans Samen gezo|
zen hatten 1871 normal geblüht, während im nä(
sämmtliche Blüthen in folgender Weise abweiche
mal zungenförmigen Blüthen zeigten sich röhrenl
lang, wovon ^1^"""" auf den Fruchtknoten, 2,5
weissen untern Theil und der Best auf den g
obern Theil zu rechnen ist. Die Randblüthen über
lieh die innern 7'"™ langen Hüllblätter. Die B
Köpfchens sind nach verschiedenen Richtungen ge
in Form und Grösse gleichen 5 Zipfel an der Mr
regelmässig sternförmig ausgebreitet mit auffälli,
Spitzen. Die Grenitalien sind zwar vorhanden, a
mert, Griffel und Narbe sind normal ausgebildet,
nie aus der Bohre hervor, sehr kümmerlich sind ]
Staubgeßisse , schwachfadenartige , oben etwas
Organe, die sich nie zu einer Bohre schliessen. In (
fand sich kein Blüthenstaub , auf einzelnen Nart
je ein stachliges Pollenkorn und merkwürdiger W
mit scheinbar gutem Samen. Die Pollenkerne n
von einer andern Art herrühren. Auch H. pn
ähnliche Abweichungen. (Achter Jahresh. d. B
Ve^^eins 1873. pag. 339 — 350. Zettschr. f. d. ^
turwissenschqften von Giebel. Bd. VU. Febr,-
1873.).
Einige Bemerl^ungen über Aconitum j
Th. Irmisch ergänzt die Naturgeschichte d
Aconitumarten durch Beobachtungen an oben g(
Wird diese nach der Fruchtreife gesäet, so kom
und April des folgenden Jahres die 2 — 3 le
ovalen Keimblätter mit an der Basis in ziera
Aroh. d.PUrm, niw Keihe. m, Bdn, 3. Hft. 1
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■1
274
Bemerkungen über Aconitum Anthora.
verbundenen Spreiten über dem Boden zum Vorschein. In
Folge des ungewöhnlich stark verlängerten, zu einer dünn-
walzigen Röhre verschmolzenen Scheidentheiles der Keimblät-
ter stehen die Spreiten 1 — 4 Cm. über der Bodenfläche. —
Unter der Abgangsstelle der Keimblätter beginnt unmittelbar
die Hauptwurzel, die hier dicht mit ziemlich langen Saughär-
chen besetzt ist. Die Keimblattscheide bildet einen soliden
Körper, zeigt aber im Querschnitt eine feine Spalte in der
Richtung der Spreitenachse und neben ihm jederseits, in der
Mitte zwischen Spalt und Aussenwand ein Pünktchen als
Durchschnitt eines Gefössbündels , die sich beide getrennt in
die Wurzel fortsetzen. Während der oberirdische Theil un-
verändert bleibt, wird der unterirdische schwach rübenförmig,
hebt sich so besser von der Keimblätterscheide ab, zerreisst
in zarte, kurze Längsspalten und verliert die Saughärchen.
Die aus der Hauptwurzel- entspringenden bleibenden Seiten-
ästchen stehen den beiden Gefässbündeln entsprechend in
2 Läng'sreihen. — In dem ersten Jahre treibt der Keim-
spross ausser den Keimblättern keine weiteren Blätter über
dem Boden. Die im Grunde der Scheidenhöhle sitzende
Plumula besteht im ersten Jahre nur aus wenigen Blättern,
die beiden ersten alternirenden kreuzen sich rechtwinkelig mit
der Mediane der Keimblätter. Das erste ist ein schmales, in
seiner Spitze etwas hakig übergekrümmtes Niederblatt, das
zweite, am Grunde breitere, hat meist eine dreitheilige
Spitze. Die Keimblätter sterben im Sommer ab, die Wur-
zel und die kleinen Blätter des Endtriebes bleiben allein
übrig. Im zweiten Erühling wächst der Endtrieb zu einem
kurzen und dünnen mit wenigen und kleinen Laubblättem
versehenen Stengel aus, dessen Glieder zwar entwickelt, aber
sehr schwächlich sind und bi& zur Blüthezeit noch einige
Jahre brauchen werden.
Am Stengelgrunde zweijähriger Pflanzen findet man im
Frühlinge 1 — 2 Sprossenanlagen, die mit einem links oder
rechts von der Abstammungsachse stehenden Niederblatte
beginnen, welches schuppenförmig zusammengefaltet, an der
Spitze meist etwas verbreitert und meist noch einige kleinere
Blätter bedeckt. Ende April und im Mai tritt aus der Vor-
derseite dieser Sprosse eine kräftige Nebenwurzel, welche
rüben- oder knollenartig anschwillt und sich wie die Haupt-
wurzel in der ersten Vegetations - Periode verhält, nur mit
dem ünterschieide , dass sich in ihr mehr als 2 Gefössbündel
in verschiedener Anordnung finden. Diese jungen Knollen-
sprosse gehören regelmässig der Achsel der zunächst auf
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Ueber Extinction des Quecksilbers vermittelst fetter Körper. 275
die Keimblätter folgenden Niederblätter, nie jener selbst an.
Ueber dem obersten Blatte folgt öfter noch ein nnvollkom-
menes Blatt, manchmal auch sofort das erste bald absterbende
Laubblatt, während des zweiten Sommers stirbt der' Keim-
spross ab und verschwindet allmählig und bleiben die dadurch
freigewordenen Knospensprossen nach völliger Ausbildung ihrer
Knollen Wurzel stationär, um im nädisten Jahre denselben Ent-
wickelungsgang durchzumachen. Sprossenanlagen ohne Knol-
lenwurzel gehen bald zu Grunde. Blühreife Exemplare ver-
halten sich im Wesentlichen so, wie die beschriebenen, sind
aber in allen Theilen kräftiger. Der Spross hat eine grössere
Zahl Blätter, wovon die äusseren schuppenförmig, oben abge-
rundet sind und dicht auf einander liegen. In der Achsel
der äusseren Blätter findet man je eine Sprossenanlage, welche
im nächsten Jahre eine Knollenwurzel treibt; ihre Zahl be-
trägt im Ganzen 2 — 4. Sie besitzen eine grosse Aehnlich-
keit mit denen der Ophrydeen. Nur aus den Achseln der im
Boden befindlichen Blätter, nicht auch aus den über dem
Boden befindlichen, wie bei A. Napellus und den verwandten
Arten, treten Schosse mit Knollenwurzel hervor.
Von DecandoUe und Reichenbach ist A. Anthora wegen
der stehenbleibenden Blüthenblätter in eine besondere Ab-
theilung gestellt worden. Zu jener Eigenthümlichkeit kom-
men noch: Die Beschaffenheit der Keimblätter; das Fehlen der
eigentlichen Laubblätter in der ersten Vegetationsperiode und
der Umstand, dass sich ein hypokotyles Achsenglied nicht
entwickelt. {Achter Jahresb, d, Brem.. naturw. Vereins 1873,
p. 339 — 350. Zeitschr. /. d. gesch. Natunoissensch. v. Giebel.
Bd. VII. Febr.- u. MärzheftX C. S.
Ueber Extinction des Quecksilbers yermlttelst fetter
Körper.
Mehreren Fetten hat man eine besondere extingirende
Kraft zugeschrieben und diese von ihrer chemischen Zusam-
mensetzung hergeleitet; aber Magnes-Lahens ist der
Ansicht, dass die Consistenz der Fette dabei von grösserem
Einflüsse ist, als die chemische Zusammensetzung. Er schliesst
diess aus folgenden Beobachtungen:
1) Die bei gewöhnlicher Temperatur flüssigen Fette ver-
wandeln, in kleiner Menge angewandt, das Quecksilber rasch
18»
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276 Ueber Extinction des Quecksilb
in eine homogene und haltba
besteht dabei in ihrem flüssigen
2) Die bei gewöhnlicher T(
giren, in derselben Quantität
verhältnissmässig schwierig um
damit, nachdem sie durch Wärr
hat man beinahe denselben gi
flüssigen Fetten. Allein das I
das Quecksilber erscheint wiede
beim Erkalten erhärtet die M
Eisse.
Demnach beruht die Ext
einer dünnen Fettschicht, welcl
tallkügelchen einhüllt, sie ausei
schreitet fort oder hält inne, je
Zusammenhang bewahrt oder i
Extinction des Quecksilbers dai
sehen, nicht eines chemischen
Quecksilberoxyd oder Oxydul,
Reiben der Salbe und bei läng
der Luft bilden soll, steht mit (
derspruche.
Der günstige Einfluss der
keit des Schmalzes, das Quecksi
weise) Wiedervereinigung des
Masse erklärt es, warum der I
Schmalz solle sich »während de
Silber im halbflüssigen Zustande
tion schreitet, so ausgeführt, m
wird in Folge des grossen Zei
die Salbe zu weich, und offen
ein nicht unbedeutender Zusat
worden.
Geleitet von diesen Betrac
seit längerer Zeit bei Bereitui
kleine Menge Mandelöl mit gün
zwar in folgendem Verhältniss:
Quecksilber
Mandelöl
Schweineschma
Zuerst wird das Metall n
Wenn diess zwölf bis fünfzehn
man schon fast gar kein Meta
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serviruug des Weüis. — Behandlung des Weins etc. 277
n setzt man von dem Schmalze 200 g. im geschmol-
ande hinzu und fährt mit dem Reiben fort. Meist
kaum einer Stunde die Extinction erreicht, worauf
es Fettes kalt zugemischt wird,
des im Codex vorgeschriebenen benzoeh altigen
schlägt der Verf. folgende Formel vor:
Quecksilber 1000 g.
Mandelöl 20 „
Perubalsam 20 „
Schweineschmalz 960
yy
iuecksilber verschwindet überraschend schnell in
ich von Oel und Balsam; im Uebrigen wird wie
ihren. {Joum, de Fharm. et de Chim, 4. S6r.
.). G. a W.
ung des Weins nach Pasten r 's Verfahren.
Neubauer in Wiesbaden hat Pasteur's Ver-
Wein auf 60® bis 65® C. zu erhitzen, mit Roth-
cht, indem er die Flaschen in ein Wasserbad
)er Erfolg war so günstig, dass die Winzer zu
sich zur Anschaffung eines transportablen Erwär-
rates entschlossen, welcher dort bereits in voller
ist. Der Rothwein eignet sich besonders zu die-
iren, weil er sich beim Erhitzen gar nicht trübt,
Eiweisskörper durch den Gerbstoff bereits ausge-
Dr. Buhl in Deidesheim erwärmt seit Jahren feine
Ine mit bestem Erfolge. (Böttger's polytechn. No-
72. Nr. XX. Binglers Polyt Joum. Bd. CCVII,
175). Kr.
Hg des Weins mit Lnft hei der Vergähmng.
„Behandlung des Weins mit Luft" (Aeration)
an das Hindurchpressen fein zertheilter atmosphä-
Pt durch Most oder Jungwein während des Gäh-
äses. Der Most wird auf einer Temperatur von
^ Cs erhalten, und die Luft wird am ersten Tage
Ine halbe Stunde lang durch ihn kräftig hindurch-
liese Operation wird an jedem Tage jedesmal einige
ng wiederholt, bis die Gährung vollständig erfolgt
fünf bis vierzehn Tage erforderlich sind. Einige
T kann dann der Wein von den Hefen abgezogen
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878 Behandlung des Weins mit Luft bei der Vergal]
werden. Ein oder zwei Monate nach dem Ke
auf die angegebene Weise behandelte Wein nacl
vollständig klar, und besitzt nach ihm einen i
Geschmack als der auf gewöhnliche Weise verg
Erfinder dieser Methode der Weinbehandlung ist <
in San Francisco, und hat dieselbe sich bei
Weinen in vorzüglicher Weise bewährt. — Hi:
Theorie der Luftgährung lassen sich drei A
stellen:
1) entweder ist es der Sauerstoff allein,
das Wachsthum der Hefe günstig wirkt; oder
2) es findet eine Oxydation albuminöser Sub
welche Körper in ihrem nicht oxydirten Zustai
rung in nachtheiliger Weise beeinflussen; oder
3) die Wirkung der in den Most eingeti
beschränkt sich auf die Aussaat einer grössere
Keimen; in diesem Falle würde ein unmittelbare
einer Hefe ungefähr dasselbe Resultat hervorbri
Am meisten Wahrscheinlichkeit hat die e
da Pasteur gefunden hat, dass, wenn Hefe de:
setzt wird, dieselbe sehr kräftig wächst, inde
Zucker zersetzt, wogegen bei Ausschluss der L
mehr Zucker zersetzt, aber weniger neue Hefe g
Die Thatsache, dass die Hefe in 'ihrem ersten I
Stadium einer grossen Sauerstoffmenge bedarf, ste
bekannten Thatsachen aus der Pflanzenphysiolog
einstimmung. Ausserdem macht Ott noch auf
Untersuchungen von Dr. May Rees über die Hi
merksam. Eine von ihm entdeckte interessan
besteht in der Beobachtung, dass, während die
Malzaufgüssen durch einen und denselben Pilz
myces cerevisiae — vermittelt wird, die Gährung
durch wenigstens drei oder vier Species von P
gebracht wird, welche ihre Functionen entweder
oder zusammen verrichten. Früher war man
dass die Hefenkeime von der Luft des Vergäl
herrühren. Diese Annahme muss man aber nach
geben. Nach ihm kommen die Hefenkeime, meh
ger reichlich, an der Oberfläche der Weintraube
an verletzten oder angefaulten Theilen vor. (En
Mining Joum, Juli 1872. p. 24. Dingler's
M.CCrn, p.l55).
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279
II. Kleine Mittheilungen.
Die Scheerenasseln (Phylloxera rastatrlx),
Nach Dr. y. Mackusen's Mittheilungen hat sich die-
ses Thier in den Weinbergen und Weinpflanzungen Süd-
Frankreichs in letzterer Zeit sehr bemerkbar gemacht und
erregt auch in den deutschen Eheingegenden nicht geringe
Sesorgniss. Das Thier gehört zu den Blattläusen, Aphiden,
und zwar zu den hermesartigen, die sich durch die geringe
Zatl der Fühlerglieder (5 — 3) und einfach geäderte Flügel
auszeichnen. Die Gattung ist artenarm und scheint die in
Rede stehende vastatrix aus Amerika nach Europa einge-
wandert zu sein. Zur Zeit sind davon Larven in deh ver-
schiedenen Grössenstufen , sowie geflügelte und ungeflügelte
Weibchen, jedoch noch keine Männchen bekannt. Diese In-
secten finden sich an den Wurzeln der Weinstöcke, theils auf
deren Blättern, an denen sie rundliche, mit Haaren besetzte
gallenartige Auswüchse erzeugen, welche auf der Unterseite
des Blattes offen sind. Die sich in den Gallen und an den
Wurzeln vorfindenden Exemplare sind identisch. Da Männ-
chen bis jetzt nicht nachgewiesen, erfolgt die Vermehrung
des Thieres jedenfalls in ausgedehntester Weise auf parthe-
nogenetischem Wege. {Sitzungsb. d, naturw. Gesellsch. Isis,
1872. p. 15i). a S.
Die Beactlon des Cholesterins mit SehirefelsSiire.
E. Salkowski modificirt die bekannte Reaction mit
Schwefelsäure und Chloroform auf die Weise, dass er zu dem
im Chloroform gelösten Cholesterin SO* zusetzt, Die Lösung
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2SÖ Mittheilungen
behält 80 Tagelang ihre blutrot
rend die unter dem Chlorofoi
liuorescirt. Durch einen ^minin
rothe Lösung entfärbt. Die gv\ „ ,
säure wird durch Eisessig violett, aus rosa mit grüner Fluo-
roscenz geßirbt und verhält sich ähnlich wie Pettenkofer sehe
Gallensäureprobe. (Medicin, Gentralhl, 1872, Nr, 55, Neues
Ecpcrt für Pharm, v. Büchner. Bd, XXII. Heft 2),
C. Seh.
Mittheilungen ans Amerika.
Aus eitler längeren Abhandlung über Rhabarber von
R. Rother in Chicago entnehme ich folgende Vorschriften.
Syr. Rhei. Nimm Rhabarber in feinem Pulver 6 Unzen.
Zucker 3V2Kun(i.
Ammoniakwasser (16 — 1 8 ®/q ) 3 Drachm.
Starken Alkohol 1 • i i •i.i,-
,y > so viel als nothig.
Mische 2 Volumen starken Alkohol mit 1 Volumen Was-
ser, befeuchte den Rhabarber mit 6 Drachmen dieses Gemi-
sches, packe es massig fest in einen gläsernen Verdrängungs-
apparat, so dass es eine verhältnissmässig niedrige Säule
bildet, verdränge nach und nach, bis das Gewicht 18 bis
20 Unzen beträgt. Zu diesem Auszuge füge das Ammoniak-
wasser hinzu und dampfe ab bis zur Syrupsconsistenz. Ver-
dünne den Rückstand mit Wasser, bis es 32 Unzen sind,
füge den Zucker hinzu, löse heiss auf und giesse den fertigen
Saft durch Zeug.
Syr. Rhei aromaticus.
Nimm: Rhabarber in feinem Pulver 2V2 Unzen.
Nelkenpulver.
Zimmtt)ulver von jedem ^/g „
Muscatnusspulver ^/^ „
Zuckersyrup • 6^2 Pfund.
Ammoniakwasser (16 — 18%) 2 Drachmen.
Starken Alkohol
Wasser von jedem soviel ials genug.
Das Rhabarberpulver wird behandelt wie oben. Zu den
durchgedrängten 6 — 8 Unzen Flüssigkeit fügt man das Am-
moniakwaaser und dampft ab. Den Rückstand mischt man
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Chlorof. a.Mitt. gift. vegetab. Stoffe aufzulös. — Keagenspap. f. Feuclitigk. 281
mit dem erwärmtem Syrup. Hierauf werden die gemischten
Gewürzpulver mit etwas Alkohol und Wasser angefeuchtet in
den Verdrängungsapparat gegeben und mit dem angegebenen
Gemisch von Alkohol und Wasser, 8 Unzen Tinctur erhalten.
Diese wird durch Schütteln dem oben erhaltenen Syrup zu-
gemischt.
Tinctura Ehei.
Nimm: Ehabarber in feinem Pulver 3 Unzen.
Cardamom in Pulver ^2 Unze.
Starken Alkohol (2 Th.)
Wasser (1 Th.) so viel als nöthig.
Mische die Pulver und befeuchte sie mit V2 ^^^- der
Flüssigkeit. Extrahire wie oben, bis 21 Unz. verdrängt sind.
Füge so viel Wasser hinzu, bis das Ganze 2 Pfund wiegt.
P.
CUorofonn als Mittel, giftige Tegetabilisclie Stoffe
aufzulösen.
Nowak hat nachgewiesen, dass Chloroform schnell und
vollständig aus alkalischer Lösung folgende Alkalo'ide auflöst:
Strychnin, Chinin, Cinchonin, Coffein, Theobromin, Emetin,
Atropin, Hyosciamin, Aconitin, Veratrin, Physostigmin, Narco-
tin, Codein, Thebain, Nicotin und Coniin. Es löst Brucin,
Colchicin und Papaverin langsamer. Sabadillin wird nur warm
gelöst, Narcein aus alkalischer Lösung nur sehr wenig aufge-
nommen. Picrotoxin wird schneller aus saurer Lösung ent-
fernt. Morphin und Solanin lösen sich nicht in Chloroform,
weder aus alkalischer noch aus saurer Lösung. (Journal of
applied Chem^, , P.
ßeagenspapler für Feuchtigkeit.
Nach G. Smith verfertigt* man in Paris sehr einfache
Hygrometer, die sich jeder selbst machen kann. Papierstrei-
fen werden mit einer concentrirten Lösung von Cobaltsalz
getränkt, welcher Lösung etwas Salz und Gummi arabicum
zugesetzt sind, und getrocknet. Bei trockner Atmosphäre ist
dieses Papier blau, wechselt aber bis zum roth bei verschie-
denem Feuchtigkeitszustande der Luft. {Journal of applied
Chem.). P.
' Digitized by VjOO'^-l;^;:^;i
Crefarbte Kreide etc. — N. Anästheticum.
ü^efärbte Kreide zum O^ebrau
Knete zusammen angefeuchteten
in für blau, fein geriebenen Ock
er für rothetc. , bis sie gleichfön
Masse aus auf Zinkplatten, zen
rnen oder sonst metallenen gut g
in gewöhnlicher Temperatur oder b
Hon Journal of chemistry).
Neues AnSsthetI
Das Bromaethyl oder der Brom-^
eine nicht sehr flüchtige Flüssig
im man 4 Theile gepulvertes Br(
8 Gemisches von 2 Theilen sta
heil rectificirten Alkohols, destilli
i ist ein sehr kräftiges Anästl
hrlos. Eine Atmosphäre, welche
enthält, bewirkt beim Einathme
losigkeit, bei gleichbleibender E
;. Wenn das Einathmen aufhört ^
teil zurück.
Das Bromäthyl CH^Br ist bei §
Gas und wird erhalten durch ein(
Brom, 200 Theilen Methylalkoho
niedriger Temperatur. Erkaltet,
;sigkeit. Es theilt mit dem Br
.ften. Beide sind ausserdem st
werden als solche vielfach Gebr?
le Methode der Darstellung
Photographei
Man löse nach VanMonkhov
und einem Litre Aether 40 g. g
e. Man giesse die Lösung in
jher 10 Litre Wasser enthält U]
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Conoentrirte MandelemuLiion. — Flüssigk, z. Waschen d. Kopfes. 283
Das Pyroxylin scheidet sich ab nud wird auf ein Filter
gesammelt, Alkohol und Aether durch Destillation wieder
gewonnen. Die Ausbeute beträgt 20 bis 25 g., die nach dem
Trocknen sehr durchsichtig und hart ist. Die Masse ist sehr
schwer zu entzünden und vollständig löslich in Alkohol. Man
kann sie mit den verschiedensten Salzen jodirön, ohne ihre
Cönsistenz zu verändern. (Medical and Surgical Reporter.),
P.
Conoentrirte Mandelemulsion naeh M. Eeynolds.
Nimm: geschälte süsse Mandeln
Zucker
Glycerin von jedem 30 Theile
Gummi arabicum 4 „
Wasser 60 „
Verarbeite das Ganze zu einer gleichmässigen Masse,
presse es ab und dampfe ein bei einer Temperatur, 60® F.
nicht übersteigend, bis zur dicken Extract - Cönsistenz. Beim
Gebrauch nehme man 1 Tbl. Extract und 3 Tbl. Wasser zur
fertigen Emulsion. (Journ, de Pharm, et de Chim. April
1872). P
Flfisslgkelt zum Waschen des Kopfes.
Nimm: Bay Rum 2^2 Pinte
Wasser ^/g „
Glycerin 1 Unze
Cantharidei^ Tinctur 2 Drachmen
Kohlens. Ammoniak 2 ,,
Borax V2 ü^ze.
Löse die Salze in Wasser und füge die anderen Sub-
stanzen nach den Regeln der Kunst hinzu. (Druggist's Cir-
cular), P.
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284 Ärsengehalt grüngel'. Briefcouvertc. — Vergii
Arscngehalt grüngefärbter Br
Nach August Vogel kommen je
Schweinfurter Grün gefärbte Couverts zui
wegen der Benetzung mit der Zunge bei
ben, sehr nachtheilig auf die Gesundheit <
Um den Cu-gehalt nachzuweisen, b(
Stellen des verdächtigen Papiers mit v(
sich alsbald die grüne Farbe verliert. E
enterbten Stellen jetzt einen Tropfen ge
lösung, so entsteht alsbald der characteris
derschlag, der auf Zusatz von Ammonia
oxydsalzen eigene, lasurblaue Farbe anr
peHorium für Fharmacie von Buchner, E
Vergiftung durch bittere 1
Hierzu liefert G. Westfeit einen
giftung fand bei einem dreijährigen Ki
derselbe im Zustande von Asphyxie fand
des Fingers in den Hals brach dasselbe
welche zerkaute Mandeln enthielt und st
roch. (Svenska läkare sällsk. handlinger, p,
Jahr}), für Fharmacie, Bd, XXXIX, Hef
Digitized by VjOOQIC
285
C. Literatur nnd Kritik.
ente der Pharmacie. Unter Mitwirkung von Dr,
er, Professor am Polytechnicum in Stuttgart, und
, Stadel, Docent an der naturwissenschaftlichen
t zu Tübingen, herausgegeben von Dr. J. B. Hen-
^rofessor der Pharmacie in Tübingen. Erster Theil.
, Physik, Mineralogie. Bearbeitet von Dr. J. B. S t ä -
.eipzig, Ernst Günther's Verlag 1873. 927 S.
Fliegende erste Theil des Werkes zerfallt in vier Abtheüungen,
i in der ersten (bis Seite 294) die anorganische Chemie , in
L (bis S. 570) die organische Chemie, in der dritten (bis
Physik und in der vierten (bis S. 889) die Mineralogie abge-
d; am Schlüsse finden wir ein für alle Abtheilungen gemein-
Eegister.
ite Abtheilung bietet in der Einleitung in recht verständlicher
etlicher Weise einen (Jeberblick über die allgemeinen Verhält-
Brfallt dann in drei Theile, deren erster von den Metalloiden,
sr von den Metallen und deren dritter von der Analyse han-
lie anorganische Chemie werden die Formeln nach der duali-
sicht geschrieben, doch wird bereits in der Einleitung bei den
er Säuren, Basen und Salze den neueren Ansichten JEtechnung
N"ur die wasserhaltigen Sauerstoffsäuren sind als Säuren auf-
wasserfreien als Anhydride, abgesehen von denjenigen Ueber-
che die verschiedenen Verbindungsverhältnisse zwischen Chlor,
3. mit Sauerstoff erläutern. Die Wasserstoffsäuren haben in
mg keine Berücksichtigung gefunden, doch ist das Erforder-
eschreibung der einzelnen Halogene nachgeholt,
iten Theile reihen sich der Beschreibung der Metalloide und
adungen sehr hübsche allgemeine Bemerkungen über Oxyda-
tion , Verbrennung u. a. m. an. Beim Phosphor vermisst man
der krystallinischen rothen Modification.
dann im zweiten Theile zur Beschreibung der einzelnen Me-
langen wird, sind die allgemeinen physikalischen und chemi-
Lschaften derselben namhaft gemacht. Die Metalle werden als
le, Schwermetalle und Halbmetalle unterschieden und in fol-
ppen abgehandelt.
pe der Alkalimetalle (K,Na), 2. Gruppe der alkal. Erdmetalle
Mg), 3. Gri^ppe der Erdmetalle (AI), 4. Gruppe des Eisens
, U, Co, Ni, Zn, Cd), 5. Gruppe des Bleis (Pb, Cu), 6. Gruppe
Jn, W, Mo), 7. Gruppe der edlen Metalle (Hg, Ag, Au, Pt, Pd),
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286 Literatur und Kritit.
8. Gruppe des Arsens (As, Sb, Bi). Die seltener yorkommenden Elemente
haben nur flüchtige Erwähnung gefunden. Der Beschreibung der Ele-
mente schliesst sieh die der Sauerstoffverbindungen , dieser die der
Salze an. Dann folgen Angaben über Vorkommen, Gewinnung und
technische Verwendung; an dieser Stelle werden auch die Methoden be-
schrieben, nach welchen Metalle oder deren Verbindungen (Bleiweiss) im
Grossen gewonnen werden. — Die Darstellung von kohlensaurem KaU aus
Stassfurter Salzen ist nicht angegeben. — „Arsen" und „Arsenik"
betrachtet Verf. nicht als synonym, sondern bezeichnet mit letzterem Aus-
drucke arsenige Säure.
Es folgen nun allgemeine Bemerkungen über Legirungen, Isomor-
phismus und 4ie Bestimmung des Aequiralentgewichts der Elemente.
Der dritte Thell zerfallt in zwei Unterabtheilungen, qualitatire und
quantitative Analyse; die im vorigen Abschnitte befolgte Gruppenabthei-
lung bildet auch hier die Grundlage: Die Darstellung ist eine genaue
und übersichtliche, auch der systematische Gang mit Vorprüfung empfeh-
lenswerth. !Nachweisung "des Arsens ist durch Holzschnitte veranschau-
licht. Die quantitative Abtheilung berücksichtigt zunächst die Gewichts-
analyse und giebt an, wie die einzelnen Bestimmungen auszuführen sind;
an 13 gut gewählten Beispielen ist der Gang speciell dargelegt, da natür-
lich nicht alle Trennungsmethoden aufgeführt werden konnten. Dann
wird die Maassanalyse erläutert und Alkalimetrie, Acidimetrie, Bestimmung
des Eisens, Jods etc. genauer, besprochen.
Wir gelangen nun zur zweiten Abtheilung, der organischen Chemie.
Die Einleitung erläutert eingehend die Atomtheorie, die Bestimmung des
Moleculargewichts gasförmiger Körper, des Atomgewichts der Elemente,
die atomistischen Molecularformeln , bringt eine Tabelle über Molecular-
Atora- und Aequivalentgewichte, Betrachtungen über Volumgewichte und
Volumformeln, Vergleiehungen der verschiedenen Formeln, kommt dann
BU der Werthigkeit, der AUotropie, den Molecularverbindungen und schafft
so die Grundlage für das Verständniss des speciellen Theiles, welcher dien
neueren Ansichten entsprechend vorgetragen wird. Diese Grundlage wird
noch vervollständigt durch ein Kapitel, welches von den Metamorphosen
der organischen Verbindungen, von den verschiedenen Arten der Substi-
tution, von der Wirkung des galvanischen Stromes, von der trocknen
Destillation und von Spaltung und Synthese handelt. Dann werden die
ClassificatioU und die Reihen besprochen, die Constitution und Metamerie
an vielen Beispielen erläutert. Hervorgehoben Wird noch, dass die in
der ersten Abtheilung gebrauchten Formeln eine nur einseitige Bedeutung
hätten und dass erst die jetzt angestellten Betrachtungen genauere Rechen-
schaft über die relative Grösse der die Materie zusammensetzenden klein-
sten Theilchen gäben und einen grösseren Spielraum für theoretische
Betrachtungen gewährten, so dass man zur Aufstellung von Structurfor-
mein gelangen könne.
Die dem speciellen Theile zu Grunde liegende Eintheilung erhellt
aus folgender Uebersicht:
A. Fettgruppe. I. Kohlenwasserstoffe 1. Reihe €n H2n-l-2, 2. Reihe
€n H2ii, 3. Reihe €n H2n- 2.
II Alkohole. 1. Einsäurige, 2. Zweisäurige , 3. Dreisäurige, 4. Mehr-
säurige Kohlehydrate, 5. Ungesättigte Alkohole.
III Säuren. 1. Einbasische Säuren, 2. Einbasische Alkoholsäuren,
3. Zweibasische Säuren, 4. Zweibasiscbe Alkoh Ölsäuren, 5. Dreibasische
Säuren, 6. Dreibasische Alkoholsäurcn.
IV Ammoniak- und Ammoniumbasen,
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Liierato und Kritik.
287
y Amide und Amidsäuren.
VI Amidosäuren.
VII Cyanverbindungen.
VIII Derivate der Kohlensäure.
B. Aromatische Verbindungen mit ungefähr denselben ITnterabtheilun-
gen. C. Naphtalingruppe. D. Anthracengruppe. E. Metallorganische
Verbindungen. F. Organische Basen, Alkaloide. G. Glucoside. H. Aethe-
rische Oele, Kampferarten. I. Farbstoffe, Bitterstoffe. K. Harze. L. Gal-
lenstoife. M. Proteinstoffe. N. Anderweitige Thierstoffe.
Selbstverständlich sind alle neuesten Forschungen berücksichtigt und
da, -wo Zweifel herrschen, die Gründe, welche für die eine oder andere
Ansicht sprechen, dargelegt. Die Kohlehydrate haben ihren Platz neben
den mehrsäurigen Alkoholen gefanden, da Mannit als sechssäuriger Alko-
hol erkannt ist und Traubenzucker als Alkoholaldehyd angesehen werden
kann. Es wird hervorgehoben, dass hiemach Hohrzucker und Milchzucker
als Aether, analog dem gewöhnlichen Aether oder dem Aethylmethylüther,
anzusprechen seien ; Dextrin, Gummi, Stärke etc. wären dann wohl ebenso
zu betrachten, nur müssten einige Formeln verdoppelt odet verdreifacht
werden.
Dem speciellen Theile folgen Kapitel über qualitative und quantita-
tive Analyse organischer Körper und diesen allgemeine Bemerkungen, in
welchen gezeigt wird, wie man, mit Zugrundelegung atomistischer For-
meln, sich die Structur der anorganischen Verbindungen zu denken hat.
III. Abtheilung „Physik." Die Einleitung bringt Allgemeines über
die Materie, und im ersten Theile werden Statik und Dynamik, Maasse
und Gewichte, Hydrostatik, Aerostatik, Molecularerscheinungen und Kry-
stallographie abgehandelt. Im zweiten Theile wird das Wichtigste der
Wärmelehre (Wärmequellen und Aequivalenz zwischen Wärme und Arbeit)
und über das speciüsche Gewicht, im dritten Theile von den optischen
Erscheinungen und den chemischen und Wärmewirkungen des Lichtes
mitgetheilt. Der vierte Theil lehrt die electrischen Erscheinungen kennen,
beginnt mit dem Magnetismus, geht zur Eeibungs- und ^ur Berührungs-
electricität, dann zum Electromagnetismus und den Inductionserscheinun-
gen über und schliesst mit Betrachtungen über therm oelectriscbe Ströme,
thierische Electricität und die Wirkungen der Electricität. Die Darstel-
lung ist klar und nicht zu ausführlich ; zahlreiche Holzschnitte erläutern
den Text.
Die IV. Abtheilung „Mineralogie" behandelt im einleitenden Theile
die Morphologie, die physiealischen und chemischen Eigenschaften und
bespricht die Systematik und die Formeln der Mineralien. Die Anord-
nung des speciellen Theiles ist nach dem chemischen Systeme; es wird
mit den Elementen begonnen, dann folgen die Sulfide und Oxyde, diesen
die Haloidsalze und darauf die verschiedenen Klassen der Sauerstofibalze.
Die Charaoteristik der einzelnen Species kann natürlich nur eine gedrängte
sein, doch sind an vielen Stellen die chemischen Verhältnisse durch Auf-
stellung von Structurformeln besonders berücksichtigt.
Ein sehr vollständiges Register erleichtert den Gebranch des Werkes.
Druckfehler wurden nur wenige bemerkt; erwähnt mag der werden
(S. 193), wo Chlorarsen beim Erhitzen von -Arsen mit Quecksilber (statt
QuecksUberchlorid) entstehen soll.
Es ist nicht zu läugnen , dass die Bearbeitung des Werkes eine ge-
wisse TJngleichmässigkeit zeigt, .weil für die ano^anische Chemie die
dualistische Auffassung^ zu Grande gelegt ist, doch söhnt man sich leicht
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288 Literatur und Kritik.
mit derselben aus, theils aus den vom Verf. hervorget
theils durch die Art und Weise der Darstellung selbst,
meisten chemischen Lehrbüchern finden sich für die Da
sprochenen Verbindungen selten Gewichtsverhältnisse angc
Kritik der verschiedenen Vorschriften würde zu viel Äa
genommen haben. Wenn man auch der Ansicht wäre
„Elemente der Pharmacie" zu eng gegriflfen, weil da
Pharmaceuten wohl keinen höheren Werth hat, als fu
überhaupt die Naturwissenschaften zu ihrem Studium gi
kann man doch mit Eecht den vorliegenden ersten Theil
sik, Mineralogie" auch dem Pharmaceuten zum Studium
Bissendorf, Juni 1873.
Anzeigen.
Verlag von Friedrieb Viewegr und Solin in Bra
(Zu beziehen durch jede Buchhandlung.)
Lehrbuch der Chem
für den Unterricht auf Universitäten, technischen Lehr
das Selbststudium.
Von Dr. E. F. V. Gornp-Besanez , Professor der Ch(
Mit zahlreichen in den Text eingedruckten Holzstichen ii
Speclraltafel. gr. 8. geh.
I. Band: Anorganische Chemie. Fünfte Auflage.
Preis 2 Thlr.
Braune und weisse Salbenk]
100 Stück
Va, 1, 2, 3, 4, 6, 8,
6, 77», 8V2, d% IOV2, 1-6% 17 V2, 25,
1, iVa, 2, 3, 4 Pfund.
2V6, 3V2, ^Vs, 6, 8 Thlr.
Ferner Standgrefässe , SebmeLstiegrel , Mpfe (zum
grlasirte Töpfe für Apotheker und DroguiSten von 1
rechne h Pfund Inbalt mit V2 Sgr.
Grossalmerode (Hessen -Nassau). Johi Gl
lialle, Buchdrnckerei de« Waisonhausos.
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AßCflIV DER PHARMACIE.
3. Reihe, 3. Band, '4. Heft.
A. Origlnalmittheilungen.
I. Pliarmacie, pharmaceut. und phys.
Ohemie.
Chemisclie Untersuchung thüringischer Schiefer ans
der Nähe von Lehesten hei GrrSfenthal.
Von Dr. Hermann Mäder.
(Schluss.)
Sämmtliche Analysen dieser Schiefer, tabellarisch zusana-
mengestellt, ergeben folgende Uebersicht:
A. Schiefer von grauer Farbe, körniger Structur, mit
Krystallen von Kalkspath versehen.
B. Grauer, blättriger, leichtzerreiblicher Schiefer, fettig
zu fühlen.
D. Hellgraues, sehr weiches, leicht zerreibliches Gestein,
anscheinend verwittert.
E. Hellgraues Gestein mit blättrigem, spaltbaren Bruch,
fettig.
G. Blaugraue feste Stücke von blättrigem, unregelmässi-
gen Bruch, fettig.
H. Grauer, fester Schiefer, feinkörnig, unregelmässig
spaltbar.
I. Sehr harter, blaugrauer Schiefer, spaltbar.
K. Dunkelblauer, spaltbarer Schiefer.
L, Sehr fester, schwer spaltbarer Schiefer.
M. Derbe dichte, knollige Stücke mit Krystallen von
Eisenkies.
Axeh. d. Pbarm. HI. Reihe. III. Bda, 4. Hft. 19
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290 H. Mäder, Thüringischer Schiefer.
N wie M.
0. Braunes, wenig zusammenhängendes Gestein mit
Schwefelkies.
P. Spaltbarer Thonschiefer mit organischen Ein-
schlüssen, dunkelblau.
Q. Desgl., nur wenig heller.
R. „ in festen, dunkelblauen Platten.
S. Dünne Platten mit weissen Adern, scheinbar ver-
wittert.
T. Lockere, zerreibliche Stücke, noch schieferig, doch
verwittert,
XJ. Dunkelblaue, sehr feste Schieferplatte.
W. Desgl. von hellerer Farbe.
X. Dunkelblaue Platte mit Rostfleck. .
St. Schieferplatte, seit 1563 auf dem Dache gelegen,
noch völlig unversehrt, hell braungrau.
Hierzu Tabelle.
Ehe ich auf Grund vorstehender Resultate zur Begut-
^achtung der Qualität der Schiefer übergehe, ist es. wohl
geboten das Auftreten der einzelnen Bestandtheile ihrer
Quantität nach einer Besprechung zu unterwerfen.
Der wichtigste, quantitativ vorherrschende Körper ist die
Kieselsäure. In den nicht mit Beimengungen, wie Kalk-
spath und Eisenkies oder dessen Verwitterungsproducten,
versehenen Schiefem ist die Kieselsäure die einzige Säure,
welche sämmtliche Basen bindet. Für die Muthmassung,
dass dies in bestimmten stöchiometrischen Verhältnissen ge-
schehen sei, ergaben die Berechnungen keinen Halt. In den
von Beimengungen reinsten Schiefern wie z. B. U, W, St,
ist das Verhältniss des Sauerstoffs der Monoxyde zu Sesqui-
oxyden zu Säure wie 1 : 8 : 23 bis 24, während in dem
ebenfalls guten, aber noch kieselsäurereicheren Schiefer X das
Verhältniss sich wie 1 : 8 : 30 gestaltet, bei H aber das
Verhältniss des Sauerstoffes der Oxyde zusammen zu dem
der Säure sich wie 1 : 9 verhält. Durchschnittlich übersteigt
der Sauerstoff der Säure den der Oxyde um das Zweiund-
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L. DigitizedbyVjOOQlC
100 Theüej
A. K
D.
E. G. 1 H. 1 L [ K. 1 h.
Kieselsäure
44,70239,847
19,00
45,167
66,29
1
81,91956,80861,958 >3,033jl
Eisenoxyd
23,2:]2,23,394l 9,6<)0
19,15410,765
5,71
15,588
11,2 4G
10,166 1
Eisenoxydul
]
Tbonerde
15,381
19,248
14,00
16,261
15,811
6,041
17,915
17,557
17,858
1
Kalk
9,018 8,87l'30,13
6,877
2,325
1,668
1,914
3,140
2,062; :
Manganoxydul
0,6S3J 0,502' 0,465
0,832
--
1,307
0,754
0,902
0,438'
KaU
1,780
1,21
1,116
3,257
2,84
0,503 2,371
1
1,4'5
l,46J
Natron
0,254
2,56
1,823
2,82
1,908
0,736 1,171
0,66
1,740
t
Schwefelsäure
0,125
0,246
0,335
Schwefel
i
Kohlensäure
1,60G
8,33
1
Wasser
1,103; 1,81
-1,81
1,72
—
0,79
1,18
1,117
0,97 ',
Glühvcrlust
3,303; 2,394 8,54
4,03
1,633
0,92
2,094
2,953
2,397 1
101,065
99,026
98,29
101,118
99,568
i)9,063
99.676^99,3
i
99,33211
1
1
i 1
An Salzsäi
!
are gall
lösl. Kieselsäure
9,203;il,l5 1 2,28 '
11,27 1 2,4 1 3,7 1 5,35 | 4,71 | 5,02 i
Unlöslicli in Salzsi
l
45,12 ;41,38 i24,85 :
46,32 180,2 ;83,45 178,74 |77,84 ;77,36 i |
1
Digitized by VjOOQIC
rr--
ter ergaben:
•
N. 0. P. Q. R. S. T.
ü. W. X. St. 1
9,8i6
3:),361
63,809
59,989
58,372
1
55,885
53,804
60,128
62,128
66,475
61,766
14,965
13,127
13,180
13,424
8,602
11,877
9,866
14,658
11,368
10,33
14,861
21,297 18,491
12,811
5,533
10,158
16,286
19,419
15,858
15,085
15,515
16,832
10,722
15,676
i 7,431
1,716
1,661
0,553
1,866
6,982
8,061
2,116
1,896
1,471
0,672
8,474
2,952
1,27
0,468
1,591
0,923
—
—
—
—
0,532
0,969
0,709
1,266
1,722
1,033
1,063
' 1,753
1,11
1,538
1,787
1,328
2,653
2,2
3,566
0,624
3,841
0,760
3,545
0,72)
0,391
2,950
2,0:32
2,60
1,03
3,572
3,005
2,372
14,271
15,939
6,038
2,12
3,63
0,85f]
—
1,98
2,24
4,11
0,65
0,66
1,31
0,38
10,02
1,55
2,581
2,7 L
2,82
4,30^
3,393
2,99
1,96
3,94
1,62
111,495
105,608
^>8,974
90,756
99,65
99,519
100,081
99,358
100,324
99,003
99,173
1
lese Schiefer
. 1 2,72 i 8,7
1 1
ab:
110,26 1 7,35 1 5,68
1
1 6,42 1 7,1
i 1 1 .
1 6,26 1 7,51 1 5,13 | 6,58
önd in
1 15,74
Procenten :
46,7 168,04 ;67,44 177,65 142,65 1 41,9
169,39 1 70,96 |79,47 |70,00
Digitized by VjOOQIC
n
Digitized by VjOOQIC
H. Mäder, Thüringischer Schiefer. 291
einhalbfache. Die Quantität der Kieselsäure beträgt dann dem
Gewichte nach 60 Procent. Geringere Mengen deuten auf
Beimengungen fremder Körper, wie sie z.B. bei D, M und
KT als Kalkcarbonat und Eisenkies auftreten, wobei der Ge-
halt des Schiefers an Kieselsäure bis auf 19, 10 und 9,8 Fro-
cent herabgedrückt wird. Eisenoxyd und Thonerde treten in
allen Schiefern in ziemlich gleichen Mengen auf. A, B und
E haben einen auffallend hohen Gehalt an Eisenoxyd, und
scheint es, bei Berücksichtigung der in diesen Schiefern ver-
hältnissmässig grossen Mengen in Säure löslicher Theile, dass
durch eine grössere Menge Eisenoxyd die Widerstandsfähig-
keit der Schiefer gegen Säure wesentlich verringert wird.
Thonerde ist stets an Kieselsäure gebunden, und, wie schon
erwähnt, ist es schwierig zu ersehen, ob dies in einem
bestimmten Verhältniss stattfindet, obschon in den meisten
Schiefern keine grosse Differenzen sich zeigen. Abnorm ist
nur bei H das Verhältniss, wo der Gehalt der Thonerde noch
nicht Yi2 von dem der Kieselsäure beträgt.
Eisenoxydul ist als solches wohl nur zum kleinen
Theil und zwar an Kohlensäure gebunden bei M vorhanden.
Der grösste Theil der als. Eisenoxydul angeführten Menge
Eisen ist bei M sowohl, wie bei N und 0 auf Eisenkies zu
berechnen, welcher in schönen, goldglänzenden Pyritoedern
eingesprengt vorliegt. Die stets vorhandene organische
Substanz des Schiefers, sowie das Verhalten desselben in
der Glühhitze, wo die graue Farbe in eine ziegelrothe über-
geht, Hessen vermuthen, dass Eisenoxydul stets in den Schie-
fern vorhanden sein müsse, jedoch Hess die genaueste Prüfung
in keinem anderen als den angeführten Fällen dasselbe erken-
nen,' demnach scheint auch hier die Farbe des Schiefers nicht
auf einem Gehalt an Eisenoxydul zu beruhen, wie bei Schie-
fem anderer Lagerstätten gleichfalls beobachtet wurde.
Kalkerde in grösserer Menge kommt nur in wenig
Fällen nicht an Kohlensäure gebunden vor , wie z. B. bei B,
E, S und T. Sie muss hier, da die Menge der Schwefel-
säure auch gering ist, an Kieselsäure gebunden sein; aber
die grosse Menge der in Säuren löslichen Theile dieser Schie«
19*
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292 H. Mäder, Thüringischer Schiefer.
fer beweißt, dass dieses Silicat leicht zersetzbar ist und
berechtigt die Annahme, dass ein grösserer Gehalt von
Kalksilicat den Schiefer leichter für die Einflüsse der Witte-
rung empfindlich mache. Abgesehen hiervon finden sich noch
grössere Mengen Kalk als Kalkspath in A, D, M und N,
theilweise dem Auge sichtbar und leicht durch Aufbrausen
beim Behandeln mit Salzsäure nachweisbar.
Jedenfalls beeinträchtigen Eisenkies und Kalkspath die
Haltbarkeit des Schiefers sehr wesentlich.
Manganoxydul wurde in fast allen Schiefem, wenn
auch bei den meisten nur in geringer Menge gefunden; aus-
nahmsweise enthalten die Eisenkies führenden Schiefer Quan-
titäten von 3 — 8 Procent.
Alkalien sind in allen Schiefern vorhanden, ihre Menge
übersteigt jedoch nicht 5 Procent. Jedenfalls bilden sie mit
Thonerde und Kieselsäure Doppelverbindungen, welche auf
Feldspath bezogen werden können und jetzt noch der Ein-
wirkung von Salzsäure und der Verwitterung länger wider-
stehen, denn ein grösserer Gehalt an Alkalien ertheilt dem
Schiefpr keine merkbar grössere Löslichkeit in Salzsäure, wie
G, P, Q, R beweisen. Die ofienbar in Verwitterung begrif-
fenen Schiefer D, E, S und T enthalten trotz der sonst sehr
bedeutenden Aenderungen der Mischung noch immer viel
Alkalien.
Schwefelsäure tritt in vielen Schiefem auf, in grösse-
rer Menge jedoch nur da, wo man sie als Verwitterungs-
product des Schwefelkieses betrachten muss.
Schwefel wurde in nicht unbedeutender Menge bei M,
N und 0 nachgewiesen; jedoch lediglich gebunden an Eisen
in der Form des Schwefelkieses, der hier in Krystallen ein-
gesprengt vorhanden ist.
Die Kohlensäure gehört * fast immer kohlensaurem
Kalk an, welcher bei A sogar durch deutlich sichtbare Kry-
stalle als Kalkspath zu erkennen war. M enthält jedoch so
viel Kohlensäure, dass ein Theil derselben auf gleichfalls vor-
handnes Eisenoxydul berechnet werden muss. M ist aber
seiner Zusammensetzung nach nicht mehr als Schiefer zu
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H, Mäder, Thüringisclier Schiefer. . 293
bezeichnen, sondern als Einschluss desselben anzusehen, wie
die Masse des Eisenkieses und der Carbonate augenschein-
lich ergaben.
Die Menge des gefundenen Wassers ist meist sehr
gering, einen grösseren Gehalt zeigen nur die Schiefer 0, S
und T, welche in Verwitterung begriffen sind und hängt
demnach diese Steigerung mit den dadurch hervorgerufenen
Aenderungen chemischer oder physiologischer Natur zu-
sammen.
Nach Abzug des Wassers ergiebt sich bei allen Schie-
fem ein Glühverlust, der durch weiteres Glühen an der Luft
erhalten war, derselbe rührt jedenfalls von organischer Sub-
stanz her und muss daher diese als ein regelmässig vorkom-
mender Bestandtheil der Schiefer betrachtet werden.
Nach den an anderen Orten gemachten Erfahrungen
finden sich Anthracit auch Graphit oder der Steinkohle zuge-
hörige Substanzen als Farbematerial der Schiefer vor, was
auch hier der Fall zu sein scheint. Graphitähnliche Stoffe
sind schon wiederholt in den Lehestener Schiefern, oft 'in
sehr glänzenden Lagen abgeschieden, beobachtet worden.
Die vorliegenden Untersuchungen erweisen auch diese
Schiefer als Silicate, deren Basen sowohl Sesquioxyde wie
Monoxyde bilden. Beide in der Natur so häufig vorkom-
menden Bestand theile, wie Eisenoxyd und Thonerde, sind in
^wenig wechselnden Verhältnissen regelmässige Bestandtheile
des Schiefers, ebenso regelmässig treten die Monoxyde Kalk,
Kali und Natron auf, wenn auch in mehr schwankenden Ver-
hältnissen^ auch Manganoxydul findet sich bei allen Schiefern,
jedoch nur in sehr geringen Mengen. Abweichend von
Untersuchungen anderer Schiefer konnte in kei-
nem dieser thüringischen Gesteine Magnesia
nachgewiesen werden.
Die organische Substanz findet sich in allen Schiefem;
wenn auch meistentheils in geringer Menge, ist sie dennoch
als regelmässiger Bestandtheil zu bezeichnen und scheint die
Farbe des Schiefers von diesem Gehalt an organischer Sub-
stanz abhängig zu sei». Der bei M, N und 0 auftretende
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29.4 H. Mäder, Thüringischer Schiefer.
hohe Gehalt anorganischer Substanz steht jedoch damit in
keiner Verbindung, sondern scheint vielmehr mit der eigen-
thümlichen Bildung und Ablagerung dieser Gesteine in soge-
nannten Nestern (Mausnest, örtliche Bezeichnung) zusammen
zu hängen. Die im Schiefer vorkommenden Mengen Schwe-
felsäure, Eisenkies, Kalkspath sind als Beimengungen zu
betrachten, wenigstens gegenüber halt- und spaltbaren festen
Vorkommnissen. Die gewöhnlichen Bestandtheile der Schie-
fer sind demnach Kieselsäure, Eisenoxyd, Thonerde, Kalk,
Kali, Natron, Manganoxydul und organische Substanz, in
Gemengen, welche wahrscheinlich auf Verwitterungsreste der
früheren Feldspathgesteine, wie auch auf Quarz und dergl.
zurückzuführen sind.
Nach der chemischen Zusammensetzung, wie namentlich
auch hinsichtlich des Verhaltens gegen concentrirte Salzsäure
lassen sich die vorliegenden Schiefer in 3 Gruppen theilen.
Die erste Gruppe umfasst diejenigen, welche die meiste
Kieselsäure (59 — 81 Proc.) enthalten und von ungewöhn-
lichen Bestandtheilen wie Eisenkies, Kalkspath, völlig frei
sind. Von Salzsäure werden diese Schiefer nur wenig zer-
legt, die dadurch löslichen Theile betragen nur 30 — 35 Pro-
cent. Ihre chemische Zusammensetzung entspricht fast genau
der des Schiefers St, welcher sich, wie erwähnt, als vorzüg-
lich haltbarer Schiefer so lange Zeit schon bewährt hat. Zu
dieser Gruppe gehören die wirklich guten und spaltbarem
Schiefer G, H, I, K, L, P, Q, R, U, W, X und St Sie
sind auch der Erfahrung nach die besten und haltbarsten
Vorkommnisse.
Die zweite Gruppe bilden Schiefer, die weniger Kiesel-
säure aufweisen, dafür schon mehr oder weniger ungewöhn-
liche Bestandtheile enthalten, oder auch auffällig viel Eisen-
oxyd. Salzsäure zerlegt sie leichter, als die der vorhergehenden
Gruppe und werden bis über 50 Procent von derselben in
Lösung gebracht. Hierzu gehören die Schiefer A, B und E.
Sie bilden noch feste Gesteine, jedoch ohne Spaltbarkeit und
sind ihrer chemischen Zusammensetzung nach wohl als in
Verwitterung begriffene zu betrachten.
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H. Mäder, Thüringischer Schiefer. 29S
Die Schiefer der dritten Gruppe besitzen weder die gewöhn-
liche Structur noch Spaltbarkeit der Schiefer, sie bilden wenig
zusammenhängendes unregelmässiges Gestein. Die oft sehr /
geringen Mengen Kieselsäure (D. M. N.), welche diese Ge-
steine enthalten, erklären sich durch das Vorwalten anderer
Bestandtheile, der Garbonate, des Schwefelkieses u. s. w. Ihr
Verhalten beim Behandeln mit Salzsäure, durch die sie fast
vollständig zerlegt werden, beweisst gleichzeitig, dass sie
auch der Einwirkung des äusseren atmosphärischen Einflusses
keinen grossen Widerstand leisten werden.
Die hierher gehörigen Arten D, M, N, 0, S und T ent-
halten entweder die genannten Beimengungen, oder sind
thatsächlich schon verwitterte Gesteine.
Für die Praxis lässt sich daraus der nicht unwichtige
Schluss ziehen, dass haltbare Schiefer reich an Kieselsäure
sind, frei von Carbonaten und Schwefelkies, und durch Säuren
nur wenig angreifbar. Mit der Abnahme der Kieselsäure
steigert sich die Zersetzbarkeit durch Säuren, während bei
den haltbaren Thonschiefem von concentrirter Salzsäure nur
30 — 35 Proc. gelöst worden , verlieren die Kieselsäure ärme-
ren Gesteine 50 und mehr Procent.
Zur Beurtheilung der Verwerthbarkeit eines Schiefers ist
daher die chemische Untersuchung ein nicht zu unterschätzen-
des Hülfsmittel, da durch sie nicht allein die Zusammen-
setzung des Schiefers genau bekannt wird, sondern auch die
Brauchbarkeit leicht festgestellt werden kann. Für die mei-
sten technischen Zwecke werden aber die immerhin schwierigen
und umständlichen vollständigen Untersuchungen, wie sie hier
behufs Aufklärung über die chemische Zusammensetzung
des Schiefers ausgeführt wurden, nicht nothwendig sein, sondern
genügt hierfür schon die Behandlung des fein gepulverten
Schiefers mit concentrirter Salzsäure. Ein guter haltbarer
Schiefer darf nicht mehr als 30 — 35 Procent in concentrirter
Salzsäure löslicher Theile enthalten ; mehr davon deutet stets
geringere Haltbarkeit oder anderweitige Beimischungen an.
. DigitizedbyVjOOQlC
29G Cl. S. Wand, Versuche üb. d. Zersetzung d. Schwefelarsen d. Wasser.
Fresenius*) bediente sich zur Bestimmung« des Werthes
verschiedener Schiefer auch der Einwirkung von Säure, indem
er sie dem Einflüsse von Dämpfen der wässrigen schwefligen
Säure aussetzte und die grössere oder geringere Zersetzung
als Massstab zur Beurtheilung benutzte. Die Verwendung
der Salzsäure giebt in kürzerer' Zeit das Resultat, indem
man die möglichst fein zerriebene Schieferprobe circa ^/j Stunde
lang mit der 10 — 20 fachen Menge der concentrirten Säure
in der Wärme behandelt und sodann den unlöslichen Rück-
stand bestimmt. Versuche mit anderen Schiefem aus ver-
schiedenen Lagerstätten müssen jedoch auch hier erst die
allgemeine Brauchbarkeit der Prüfung erweisen.
Versuche über die Zersetzung des Sehwefelarsens
durch Wasser.
Von CL S. Wand.
Dass das Schwefelarsen sich gegen heisses Wasser nicht
so indifferent verhält, als gewöhnlich angenommen wird, geht
aus folgenden Beobachtungen hervor.
3 g. arseniger Säure wurden in einer Solution von koh-
lensaurem Natron, welche 12 g. des letztem enthielt, gelöst,
diese Lösung mit Salzsäure übersättigt und auf 1 Liter ver-
dünnt. Man theilte dieselbe in 20 gleiche Raumtheile, jeder
Raumtheil = 50 CC. enthielt mithin 0,150 g. AsO^. Zwei
dieser 50 CC- Solutionen wurden durch Einleiten von Schwe-
felwasserstoffgas ausgefällt (was 40 Minuten dauerte) und
während dem, gleichwie in allen übrigen Versuchen, durch
einen Dampfs trom auf einer Temperatur von 55^ C. (wodurch
die Abscheidung von freiem Schwefel am besten verhindert
zu wer(!bn schien) erhalten. Nachdem dieselben noch vier
Stunden (verschlossen) gestanden und man sich überzeugt
♦) Fresonius, Zeitschr. f. anal. Chem.
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Cl. S. Wand, Versuche üb. d. Zersetzung d. Schwefelarsens d. Wasser. 297
hatte, dass alles Arsen in AsS^ übergeführt worden war, .
kochte man sie so lange, als sich Schwefelwasserstoff daraus
entband; es dauerte 2^2 Stunden, bis Bleipapier keine Fär-
bung mehr annahm. Hierauf wurde das Schwefelarsen der
einen Flüssigkeit (A.) auf einem tarirten Filter gesammelt,
gewaschen und bei 100^ getrocknet; es entsprach nur
55,80 Proc. der angewandten arsenigen Säure. Die vom
Schwefelarsen getrennte Flüssigkeit lieferte durch abermaliges
Einleiten von HS noch so viel AsS^, dass dieses 44,49 Proc,
arseniger Säure gleich kam. Mithin entsprach sämmtliches
Schwefelarsen 100,29 Proc. der angewandten arsenigen Säure.
Um die Wirkung noch längeren Kochens kennen z\^ ler-
nen, kochte man die andere Flüssigkeit (B.) abermals dritthalb
Stunden, so dass dieselbe nunmehr einer fünfstündigen Sied-
hitze ausgesetzt war, iftid sammelte das darin befindliche
Schwefelarsen. Es betrug jetzt gar nur 19,057 Proc. Das
Filtrat lieferte durch Einleiten von HS noch 80,94 Proc;
Summa 99,997.
Um zu erfahren, ob das Schwefelarsen bei langer Be-
rührung mit Wasser ga^^z verschwindet, femer: ob es dabei
als Sulphid sich auflöst oder in Schwefelwasserstoff und arse-
nige Säure zerfällt, wurden zwei besondere Versuche ange-
stellt. Zwei Solutionen, von denen jede auf 1500 Gewich ts-
theile Wasser 1 Gewichtstheil arsenige Säure enthielt, wurden
mit Schwefelwasserstoff gesättigt, 3 Wochen lang einer Tem-
peratur von 4- 20^ 0. ausgesetzt, hierauf das Schwefelarsen
gesammelt und in das Filtrat abermals Schwefelwasserstoff
geleitet.
Diese zweite Behandlung lieferte abermals Schwefelarsen,
welches in dem einen Falle 2,07 und in dem andern 2,28 Proc.
betrug. Beide Filtrate wurden durch Schwefelwasserstoff
nicht weiter getrübt.
Zur Erledigung der zweiten Frage wurde aus einer Lö-
sung von arseniger Säure das Metall durch Schwefelwasser-
stoff gefällt, der Ueberschuss des letztem mittelst Einleiten
von Kohlensäure entfernt, und hierauf das Ganze gekocht.
Nach Verlauf einer Stunde trat kein Schwefelwasserstoff mehr
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298 Gl. S. Wand,. Versuche ab. d. Zersetzung d. Schwefelarsens d. Wasser.
auf. Nachdem der Niederschlag sich gut abgesetzt hatte,
wurde die überstehende Flüssigkeit abgegossen, jene durch
Aufgiessen heissen Wassers und Dekantiren gewaschen,
hierauf in einer Flasche gespühlt, in deren Hals ein Gaslei-
tungsrohr befestigt und dieses in eine zweite Flasche geleitet,
welche eine sehr verdünnte Bleizuckerlösung enthielt. Als
man nun den Inhalt der ersten Flasche zum Kochen erhitzte,
fing nach einigen Minuten die Bleilösung an sich zu färben
und weiterhin entstand auch ein schwarzer Niederschlag von
Schwefelblei. Folglich hatte sich beim Kochen des Schwefel-
arsens mit Wasser Schwefelwasserstoff entwickelt. Die Grösse
der Zersetzung des Schwefelarsens in Wasser hängt von drei
Dingen ab, 1) von der Menge des Sulphids im Verhältniss
zum Wasser; 2) von der beim Austreiben des Schwefelwas-
serstofifs. eingehaltenen Temperatur;* 3) von der Dauer der
Einwirkung des Wassers bei dieser Temperatur. In den
folgenden Versuchen war das Verhältniss des Schwefelarsens
zum Wasser wie 1 : 1500. Die Temperatur betrug 20 bis
100® C, und man wird sehen, wie hiemach die Löslichkeit
variirte. Die betreffende Temperatur wurde jedesmal so lange
eingehalten, bis kein HS mehr auftrat, und dieser Zeitpunkt
natürlich um so eher erreicht, je höher die Temperatur stieg.
Um zu erfahren, ob die Entwicklung von Schwefelwas-
serstoff beendigt sei, prüfte man nicht die Dämpfe, sondern
die Flüssigkeit selbst mit Bleiacetat.
In jeder Probe wurde der überschüssige Schwefelwasser-
stoff erst durch einen Kohlensäurestrom verjagt; diess geschah
aber erst, ^nachdem die Probe einige Stunden gestanden und
man sich überzeugt hatte, dass die Fällung vollständig ge-
schehen war.
Nach der Austreibung des Schwefelwasserstoffs vermit-
telst der Kohlensäure filtrirte man das Schwefelarsen sogleich
ab und wusch es aus. Das in das Filtrat übergegangene
Arsen wurde durch abermaliges Einleiten von Schwefelwas-
serstoff ausgefällt, und der Ueberschuss des letztern bei
gewöhnlicher Temperatur durch Kohlensäure beseitigt Die-
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Cl. S. Wand, Versuche üb. d. Zersetzung d. Schwcfelarsens d. Wasser. 299
ses (zweite) Schwefelarsen wurde bei 100^ getrocknet und
gewogen.
Die nachstehende Tabelle zeigt die Temperatur, bei wel-
cher das Schwefelarsen behandelt worden, den Grad der Zer-
setzung, und die Zeit, welche zur Austreibung des entstandenen
Schwefelwasserstoffs erforderlich war.
Tempera-
tur.
200 0.
25»
40«
45«
58«
65«
75«
' 87«
94«
100«
Zersetztes AsS^ in
Proc. ausgedrückt.
Keine Zersetzung
Spur
r 0,32 Proc.
\0,25 „
r2,09 „
{2,46 „
f5,42 „
\6,01 „
f8,47 „
\8,85 „
f 11,98 „
1 11,83 „
(17,49 „
1 17,09 „
r 21,66 „
{21,36 „
/ 23,49 „
124,67 „
Zur Ausbreitung des
HS erforderte Zeit.
5 7g Stunden.
5
4% »
4
3»/4 ,,
3»/4 «
3
2V* «
Der Vollständigkeit wegen wurde jeder Versuclf doppelt
angestellt. ^
Diese Tabelle zeigt, dass bei Temperaturen über 35« das
Schwefelarsen durch Wasser zersetzt wird und Verlust ein-
tritt, wenn man es aus dem Fil träte nicht wieder zu gewin-
nen sucht, während es unter 35« unzersetzt bleibt.
Die Kohlensäure scheint günstig auf das Schwefelarsen
zu wirken, d. h. in einer heissen Flüssigkeit, welche frei von
Kohlensäure ist, wird mehr Schwefelarsen zersetzt, als in
einer solchen, durch welche Kohlensäure streicht. In einigen
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300 G. C. "Wittstein, Weingeistgeh. d. Mursalaw. — ^. Fleischer, Manganaiee te
Versachen betrug dieser Unterschied, je nach der Tempera-
tur, Dauer etc. 5 bis 8 Procent. {The American Ghemisty
July 1873. p. 10.). G. C. W.
lieber den Wclngeistgehalt des Marsalawelns.
Von G. C. Wittßtein.
Der um Marsala im westlichen Sicilien gebauete Wein
gehört bekanntlich zu den feurigsten Gewächsen, aber die
Angaben über seinen Geiftilt an Weingeist erschienen mir so
zweifelhaft — in W. Th. Brande's „Handbuch der Chemie
für Liebhaber, Leipzig 1820" ist von 25 bis 26 Proc. die
Eede — dass ich beschloss, ihn selbst darauf zu prüfen.
Dazu dienten mir Proben der rothen und der weissen Sorte,
welche beide direct von den Producenten bezogen worden
waren.
Der rothe Marsala enthielt 17,910, der weisse 17,600
Gewichtsprocente absoluten Alkohols.
Der rothe Marsala war auch reicher an Extract als der
weisse; ersterer Keferte nemlich4,310Proc., letzterer 3,520 Proc.
Extract (bei 110® C. getrocknet).
Von einem Weinhändler, der sein Geschäft sehr im
Grossen betreibt, erfuhr ich, dass die südlichen Weine, wie
Marsala, Xeres, Malaga, Madeira, Portwein, nicht selten mit
Spiritus versetzt werden. Ich schliesse hieraus, dass die
früheren Weingeistbestimmungen des Marsala mit solchen
„verschnittenen" Producten ausgeführt worden sind.
lieber die Manganate des Baryt's.
Von Dr. E. Fleischer.
Der grüne mangansaure Baryt ist vielfach als Farbe
vorgeschlagen und wohl auch unter dem Namen Casseler
oder Rosenstiohrs Grün in den Handel gebracht worden.
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£. Fleischer, Manganate des ^bryt's. SOl
Die beiden darüber publicirten Darstellungsmethoden
gehen von dem Prinoip aus, entweder salpetersauren Baiyt
mit Manganoxyd oder Hyperoxyd zu glühen, oder Aetzbaryt
mit Braunstein und chlorsaurem Kali zu schmelzen.
In beiden Fällen resultirt eine grüne Masse, jedoch
scheint der 2. Frocess ein schöneres und gleichmässigeres
Product zu liefern.
Ich habe nun auch andere directere Methoden zur Dar-
stellung des Barytgrüns in möglichst grosser Eeinheit und
Schönheit versucht, und hierbei einige Beobachtungen gemacht,
welche nicht allgemein bekannt sein und darum einen Beitrag
zur Kenntniss der Eigenschaften dieser Verbindungen liefern
dürften.
Fällt man eine grüne Lösung von mangansaurem Kali
siedend durch Chlorbaryum, so scheidet sich ein starker kör-
niger aber unkrystallinischer Niederschlag von mangansaurem
Baryt ab. Dieser Niederschlag hat eine violette fast blaue
Farbe, lässt sich ziemlich gut durch Decantiren auswaschen,
und kann auch zuletzt leicht abfiltrirt werden. Trocknet man
den Niederschlag, so verblasst seine Farbe mit zunehmender
Temperatur imme? mehr, und erhitzt man ihn bis zur dun-
kelsten Rothgluth, 80 erscheint er fast vollständig weiss mit
einem Stich ins (rraublaue. Erhitzt man dann unter Luftzu-
tritt oder mit Oxydationsflamme stärker, so wird er allmählig
vollständig grün und treibt man die Erhitzung weiter, so
geht seine Farbe zunächst in ein schönes Grünblau über, bis
er endlich in hoher Hitze durch Eeduction der Mangansäure
eine schmutzig graue braune Masse bildet. —
Fällt man eine Lösung von übermangansaurem Kali mit
Chlorbaryum, so entsteht bei anhaltendem Kochen allmählig
ein roth violetter (pfirsichblüthfarbiger) Niederschlag, während
die Flüssigkeit, noch stark violett gefärbt bleibt. Decantirt
man ab und bringt den mit Wasser verdünnten Schlamm auf
ein Filter, so bleibt auch hierbei der Niederschlag unzersetzt
und kann ohne seine Farbe zu verändern, bei 100® getrock-
net werden.
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$02 E. Meiscker, Manganate des Üaryt^s.
i
Erhitzt man alsdann das getrocknete Baryt- Fermanga-
nat allmählig, so erblasst dessen Farbe ^ebenfalls ; jedoch zeigt
es bei weiterem Erhitzen andere Eigenschaften, als das Man-
ganat. Sobald nemlich durch massige Erhitzung die Farbe
einmal verschwunden ist, gelingt es auf keine Weise, weder
ein grünes oder blaugrünes Präparat durch blasses Erhitzen
bei Luftzutritt zu erzeugen. Vielmehr geht die Masse bei
gesteigerter Temperatur sehr rasch in die vorher erwähnte
graubraune Mischung von Manganhyperoxyd und Baryt resp.
kohlens. Baryt über. Es ist somit unter diesen Umständen
nicht möglich, aus dem übermangansauren Baryt das Manga-
nat von grüner Farbe zu bereiten.
Als Grund dieses verschiedenen Verhaltens der beiden
Baryt -Verbindungen betrachtete ich deren verschiedenen Man-
gangehalt und da spätere Versuche, welche ich gleich anfüh-
ren werde, meine Annahme bestätigt haben, so führe ich hier
gleich die erklärenden Formeln an.
Erhitzt man mangansauren Baryt unter Luftzutritt, so
könnte
BaO,Mn03 zunächst geben BaO + MnO« + 0;
da jedoch die Masse farblos wird, so wäre es auch möglich,
dass gar keine Zersetzung einträte, sondern die Verbindung
bloss Wasser verlöre. Denkt man sich nemlich, dass der
wasserhaltige, blau violette Niederschlag in grün übergeht
(indem er allmählig Wasser verliert) so kann hierbei leicht
ein Punkt eintreten, wo die Farbe bedeutend verblasst resp.
nicht mehr zu erkennen ist. Welche von diesen beiden Er-
klärungen aber auch gelte, immerhin bleibt auf ein Aequiva-
lent BaO ein Aequivalent Mn übrig, so dass auch der Bildung
von BaO,MnO^ durch Luft und Hitze nichts im Wege steht
Anders verhält es sich mit dem übermangansauren Baryt.
Der übermangansaure Baryt hat entsprechend dem Kali-
• Salz die Fjormel: BaO,Mn^Ol Tritt eine Reduction ein, gleich-
viel ob zu Mn^O^ (Mangansäure) oder zu Mn*0* (Mangan-
hyperoxyd), so enthält die Masse stets auf ein Aeq. Baryt
2 Aeq. Mangan.
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£. Fleischer, Manganate des Barytes. §03
Gesetzt nun, es bildete sich BaO,MnO^ + MnO^ + 0,
so würde die freie Mangansäure durch die Hitze in MnO*
übergehen und schon dadurch die Masse bräunen. Wahr-
scheinlicher aber ist es, dass in der Hitze mangansaurer
Baryt unter gleichzeitiger Entstehung von MnO* gar nicht
gebildet wird, weil die höheren Oxydationsstufen des Man-
gangs nur bei Anwesenheit überschüssigen Alkalis, oder, prä-
ciser gesagt, in alkalischer Schmelze erhalten werden.
Dass dies wirklich der Fall ist, beweisen folgende Ver-
suche :
log., BaO,Mn»0' wurden mit 2g. BaO,9HO erhitzt.
Die Masse wurde anfangs farblos, dann prächtig grün, endlich
schön blaugrün. Es hatte sich also mangansaurer Baryt aus
dem Permanganat gebildet Dasselbe Resultat wurde erhal-
ten, als ich den Aetzbaryt durch Alkali oder Natron ersetzte.
Dagegen gelang es nicht mit Aetzkalk, weil derselbe un-
schmelzbar ist.
Es geht also daraus hervor, dass auch aus übermangan-
saurem Baryt die grüne Manganfarbe gewonnen werden kann.
Was nun die Farben selbst betrijflft, so haben mir meine
Versuche Folgendes gezeigt. Das schönste Barytgrün giebt^
der geglühte mangans. Baryt. Weniger schön wird die Farbe
"nach dem Rosenstiehrschen Verfahren (Schmelzen von Aetz-
barythydrat mit K0,C10^ und MnO^). Am ungleichmässigsten
resp. schmutzig grün wird es durch Schmelzen von Salpeters.
Baryt mit MnO^, indem hierbei leicht durch den sich bilden-
den salpetersauren Baryt Reduction eintritt. Vielleicht Hesse
sich aber die Farbe verschönern, wenn man sie im Flammen-
ofen unter starker Oxydationsllamme herstellt.
Immerhin aber ist das Barytgrün lange nicht von der
Schönheit, als die blaugrüne, ja fast smalte- blaue Verbindung,
und da über diese bisher noch gar nichts in die Oeffentlich-
keit gedrungen ist, so will ich sie ausführlicher, als^lie grüne
Farbe besprechen.
Die blaugrüne Baryt - Verbindung hat je nach der Be-
reitung verschiedene Nuancen. Ich habe sie fast rein blau
mit einem nur geringen Stich ins Grünliche erhalten. So
Digitized by VjOOQIC
304 E. Fleischer, Manganate des Baryt's.
dargestellt, ähnelt sie am meisten der hellblauen Farbe der
Schwungfedern mancher Papageien. Je mehr grün sich die-
ser Farbe als Nuance beigesellt, desto stärker wird die Farbe
als solche, verliert jedoch auch in' demselben Maasse an Fein-
heit, wenn sie auch, immer noch die rein grüne Farbe des
Manganats an Schönheit übertrifft.
Was nun die Entstehung der blauen resp. blaugrünen
Barytfarbe betrifft; so ist dieselbe lediglich von der Alkalität
der Masse abhängig. Ob jedoch eine bestimmte Zusammen-
setzung einer bestimmten Farbe entspricht, möchte ich bezwei-
feln; weil die Höhe der Temperatur (welche jedoch niemals
die helle Rothgluth übersteigen darf) ebenfalls von grossem
Einfluss ist. So viel steht aber fest, dass sowohl der man-
gansaure als auch der übermangansaure Baryt, mit etwa 20^0
Barythydrat gemischt, beim Rothglühen jedesmal die blau-
grüne Farbe liefert.
Dass die blaugrüne Farbe blos von der Basicität ab-
hängig ist, geht daraus hervor, dass ihr Pulver in schwachen
Säuren zunächst in Grün übergeht und dann allmählig zer-
setzt wird. Die "Widerstandskraft der Barytfarben ist übri-
gens zienalich bedeutend. Selbst ziemlich starke Schwefel-
säure kann stundenlang bei gewöhnlicher Temperatur darauf
einwirken, ehe die Farbe zerstört wird. Ebenso wirkt auch
kochende Pottasche so gut wie nicht auf die grüne Farbe.
Jedenfalls erhöht man die Haltbarkeit namentlich der blauen
Nuance, wenn man derselben einen kleinen Barytzusatz giebt ;
weil dadurch die Alkalität vermehrt wird. Es verdient
bemerkt zu werden, dass die aus Salpeters. Baryt gewonne-
nen Farben weit unbeständiger sind, weil die darin stets
enthaltene salpetrige Säure mit der Zeit reducirend wirkt
Am empfehlenswerthesten halte ich die Farben für Fresko -
Malerei, weil sie auf Stein und namentlich auf Kalk am
feurigsteir hervortreten, und ihre Herstellungskosten immerhin
nicht allzu billig sind.
DigitizedbyVjOOQlC 1
• 0. Picinus, Heber t)arstelluiig von Chromsäuife. 305
llelber Darstellung Ton Chromsäure.
Von Oscar Ficinus.
Im Anschluss an eine frühere Notiz über die Darstellung
der Chromsäure (dieses Archiv, Januar 1873) kann ich heute
noch das Nachstehende hinzufügen.
Bei öfterer Darstellung der Chromsäure in grösseren
Mengen nach dem Verfahren von Warrington benutzte
ich die von der auskrystallisirten Säure abgegossene Schwe-
felsäure mit Vortheil wieder zu zwei neuen Portionen; es ist
nur nöthig, auf dem Wasserbade etwas länger abzudampfen.
Als ich dieselbe Säure zur dritten Operation benutzte, kry-
stallisirte etwas zweifach schwefelsaures Kali mit heraus.
Handelt es sich blos um eine einmalige Darstellung der
Chromsäure, so kann man die Schwefelsäure erheblich ver-
mindern; vermischt man 5 Theile einer kalt gesättigten Lö-
sung von zweifach chromsaurem Kali mit 5 Theilen englischer
Schwefölsäure und dampft dann im Wasserbade ein, so erh^t
man schliesslich dieselbe Ausbeute' und ebenso schöne Isa-
deln, als nach dem ursprünglichen Verfahren von Warrington.
Man presst die Chromsäure nach dem Abtropfen auf
einem • Trichter am Besten zwischen Gypsplatten, die man
sich leicht in jeder beliebigen Grösse giessen kann.
Ich versuchte auch die Darstellung aus chromsaurem
Baryt mittelst Schwefelsäure, es wollte mir aber nicht gelin-
gen, eine nadelförmig krystallisirte Säure zu erhalten. Beim
Abdampfen der vom schwefelsauren Baryt decantirten Flüs-
sigkeit bleibt eine schwarze Masse zurück, die beim Zerreiben
ein zinnoberrothes Pulver giebt, lässt man die Flüssigkeit in
gelinder Wärme langsam verdunsten, so erhält man krystalli-
nische Krusten von schwarzem Aussehen. Es scheint hier-
nach, als ob die Nadelform, von der Gegenwart von Schwe-
felsäure abhängig sei.
Duvillier*) giebt folgendes Verfahren an: 100 Theile
chromsaurer Baryt sollen mit 100 Theilen Wasser angerührt
*) Annal. de Chim. et de Pliys. Februar 1878. Seite 260,
^eli. d. Pbarm. in. ReUie. nLBds, 4. Heft, 20
Digitized by VjOOQIC
306 J. C. Blass , Schimmelbildung in d. wassr. Lösungen d. org. Säuren^
und bis zum Kochen erhitzt werden , dann 140 Theile Salpe-
tersäure von 40® Baume zugesetzt, darauf noch 200 Theile
Wasser und noch 10 Minuten gekocht , es scheidet sich sehr
rasch salpetersaurer Baryt ab. Nach dem Erkalten wird
decantirt, die Flüssigkeit bis zum Volum der angewandten
Salpetersäure concentrirt, wobei sich fast aller noch gelöster
salpetersaurer Baryt abscheidet
Man verjagt die in der Flüssigkeit enthaltene Salpeter-
säure, indem man zur Trockne verdampft, wieder in Wasser
löst, wieder verdampft und diese Operation so oft wiederholt,
bis ein mit Ammoniak benetzter Glasstab darüber gehalten,
keine weissen Nebel mehr erkennen lässt. Die Chromsäure
krystallisirt dann aus der. hinreichend concentrirten Flüssigkeit
in schwarzen Krusten, welche höchstens noch ^^ Procent
salpetersauren Baryt enthalten. Will man diesen Barytgehalt
auch noch entfernen, hat man nur nöthig, die Saure wieder
in Wasser zu lösen und die Lösung in der Siedehitze mit
verdünnter Schwefelsäure auszußQlen.
Duvillier hält sein Verfahren geeignet zur Darstellung
der Chromsäure im Grossen; den Baryt erhält man als sal-
petersaures Salz wieder und dient derselbe zur Darstellung
neuer Mengen chromsauren Baryts und um die im Ueber-
schuss angewandte Salpetersäure wieder zu gewinnen, soll
man in einem geeigneten Destillirapparat arbeiten.
Vebcr Schimmelbildung In den wSssrigen Lösungen
der organischen Säuren.
Von J. C. Blass, Apotheker in Felsberg.
(Mit 3 Abbildungen.)
Nach der Pharmacop. germanic. soll Potio Riveri aus
Acid. citric. und Natr. carbonic. bereitet werden. Eine citronen-
saure Lösung, welche ich zu dem Zwecke vorräthig hielt, um
jede kleine Quantität bequem dispensiren zu könnep, bedeckte
sich nach einiger Zeit mit einer dichten Schiromeldecke. Die
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J. C. Blass , Schlmmelbildungf in d. wäasr. liosungen d. org. Säuren. 307
untere Fläche dieses Schimmels, welche unter Wasser war,
war gelblich und lederartig; die über der Fläche des Was-
sers weissgrünlich und Sporen tragend. Ich entfernte den
Schimmel durch Filtration der Flüssigkeit, welche fast was-
serhell und geruchlos war. Die Schimmelbildung entstand
nach einiger. Zeit wieder und bedeckte, so oft ich dieselbe
abnehme, die Lösung.
Witt stein beobachtete schon diesen Schimmel und
folgerte aus seinen Versuchen, da er den Gehalt der Lösun-
gen an Citronensäure zu verschiedenen Zeiten nicht abweichend
fand, dass keine Selbstzersetzung der Säure stattfände, wohin-
gegen Strecker in seiner .organischen Chemie sagt, Citro-
nensäure, in wässriger Lösung si^h selbst überlassend, zer-
setzt sich unter Schimmelbildung.
Mir war die stete, starke Schimmelbildung, ohne dass
Citronensäure verzehrt oder zersetzt werden sollte, auffallig
und stellte ich mir seit November folgende Fragen zur Beant-
wortung. 1) Ob die Concentration der Lösung Einfluss auf
die Schimmelbildung habe, 2) ob die Schimmelbildung eintrete,
wenn die Lösungen gekocht und sofort gut verstopft würden,
3) ob die Säure durch die wiederholte Schimmelbildung zer-
setzt resp. als solche von den Schimmelpilzen aufgenommen
werde und 4) ob andere organische Säurelösungen derselben
Schimmelbildung unterworfen wären unter Aufnahme der
Säure als solche oder ob eine Zersetzung derselben eintrete.
Werner theilt im Juniheft das Verhalten einiger orga-
nischer Säuren zur Vegetation der Schimmelpilze mit. Die-
sen Beobachtungen mögen sich die meinigen änschliessen.
Weitere Versuche und Beobachtungen werden nöthig sein
und behalte ich mir vor.
Citronensäure.
1) Eine vollkommen klare, kaltbereitete Lösung von
3 Thln. Säure in 100 Thle destill. Wasser, welche mit einem
Korkpfropfen gut verschlossen war, schied am 4. Tag weisse
Flocken ab, welche nach und nach zunahmen und nach
6 Wochen die ganze Lösung mit einer fruchttragenden Schim-
20*
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u08 J. C. Blass , Schimmelbildung in d. wässr. Lösungen d. org. Säuren.
meldecke überzogen. Der Schimmel wurde durch Bewegen
des Glases unter die Flüssigkeit gesenkt, so dass er, davon
getränkt, sich theilweise am Boden absetzte, theilweise in
der Flüssigkeit umherschwamm. Fünf Tage nachher fing die
Flüssigkeit an, sich von neuem mit Schimmel zu überziehen.
Die Decke wurde immer dicker, bis sie nach 3 Wochen
Früchte trug. Sie wurde abermals in die Flüssigkeit ver-
senkt und eine Erneuerung des Schimmels trat so lange auf,
als der entstandene zum Untertauchen gebracht wurde. Vom
November v. J. bis heute ist das Glas von Schimmeldecken
angefüllt. Die abfiltrirte Flüssigkeit ist etwas gelb gefärbt,
reagirt stark sauer und ist frei von allem Geruch und bedeckte
sich nach einigen Tagen Ruhe abermals mit Schimmel.
Werner beobachtete, dass das Wachsthum der Pilze in
der Citronensäure-, Bernsteinsäure -Lösung zwar rasch vor-
wärts schreite, aber dass nach circa 8 Wocljen ein
Stillstand in der Entwickelung eintrete. Femer fand er
nur Pilze am Boden der Flasche.
Einen Stillstand der Vegetation in obiger Lösung konnte
ich nur dann bemerken, wenn die Entwickelung der Pilze
bis zur Fructification vorgeschritten war. Die Lösung
war alsdann dicht mit Schimmel überzogen, die untere, die
Flüssigkeit berührende Fläche, das Mycelium, lederartig ge-
worden und die Sporen trölgenden Fruchtfaden, trocken und
staubig. Durch Wegnahme der Schimmeldecke trat die Be-
rührung der Sporen mit der Flüssigkeit und umge-
kehrt der in der Flüssigkeit enthaltenen Sporen mit der
Luft ein, so dass eine Weiterentwickelung stattfand.
Das Verhalten schwächerer Lösungen, wie Werner sie anwandte,
werde ich später besprechen.
Die abfiltrirte Flüssigkeit, mit Ammoniak schwach über-
sättigt und Chlorcalcium versetzt, blieb klar und schied beim
Kochen einen weissen Niederschlag aus, welcher sich in Es-
sigsäure löste und durch Ammoniak in der Kälte nicht mehr
gefällt wurde. Ein Tropfen, auf einem Glas freiwillig ver-
dunstet, liess unter dem Mikroskop schöne wasserhelle Säu-
len von Citronensäure erkennen. Fig. I.
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J. C. Blass , Schimmclbildung in d. wassr. Lösungen d. org. Säuren. 309
2) Eine klare Lösung von
5 Thln. Säure in 100 Thle Was-
ser wurde einige Minuten ge-
kocht, verstopft und dann ruhig
bei Seite gestellt. Wenn sich
auch wenige weisse* Flocken
ausgeschieden hatten, so war
doch die Lösung nach 6 Mona-
ten mit keinem Schimmel über-
zogen.
Fig. I.
3) Eine kalte und klare Lösung von 10 Thln. Säure in
100 Xhlc Wasser schied am 6. Tag weisse Flocken ab,
welche in der Flüssigkeit schwammen und nach und nach
die Oberfläche mit einer Schimmeldecke wie Nr. I überzogen.
4) Eine mehrere Minuten lang gekochte Lösung von dem-
selben Gehalt blieb klar und unverändert.
6) Auf stärkeren Lösungen , welche 20, 30, 40 und 50%
Säure enthielten, entwickelten sich ebenfalls Pilze, jedoch je
concentrirter dieselbe war, desto mehr nahm die Schim-
melbildung ab. In den gekochten Lösungen war nach
Monaten nicht der geringste Schimmel zu entdecken.
6) In einer Lösung von 0,5 g. in 1000 g. dest. Wasser
bildeten sich nach kurzer Zeit weisse Flocken, welche zunah-
men und nach 6 — 8 Wochen aufhörten, sich zu vermehren.
Sie schwammen entweder in der Lösung herum oder waren
auf dem Boden des Glases abgelagert. Die Oberfläche der
Lösung war von Schimmel frei. Bei wiederholtem Abfiltriren
entstanden dieselben Flocken. Die Lösung reagirte, nach
dem mehrmaligen Abfiltriren, nach der wiederholten Flocken-
bildung sauer und wurde durch Reagentien sowohl als
durch die Krystallisation Citronensäure nach 4 Monaten nach-
gewiesen.
7) In einer gekochten Lösung von derselben Stärke
war nach Monaten keine Schimmelbildung (Flocken) wahrzu-
nehmen.
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310 j. C. Blass, Sehimmelbildiuig in d. wässr. Lösuugen d. org. Sauren.
8) Eine kalte und eine gekochte Lösung von 1 g. Säure
in 1000 g. dest. Wasser zeigte dieselben Erscieinungen wie
die Lösungen 2, 6 u. 7.
Aus diesen Versuchen geht hervor, dass sich in ver-
dünnten Lösungen der Citren ensäure Schimmel entwickelt,
welcher aber nie die Oberfläche der Lösung bedeckt,
und dass die Schimmelbildung, wovon die Lösung mehr als
20^/0 Säure enthält, abnimmt. Bei den schwachen Lösun-
gen schweben die Pilze in der Flüssigkeit, kommen nicht
an der Oberfläche zur Fructification, die concen-
trirteren, spec. schwereren Lösungen heben die Flocken
empor, überziehen die Flüssigkeit und tragen Früchte.
Die concentrirten, also sehr sauren Lösungen sind d^egen
der Entwickelung von Pilzen entgegen.
Unter dem Mikroskop war der Pilz bei "allen Lösungen
gleich. Er gehört zu den Muce-
tineen. Die Fruchtfaden sind durch-
sichtige, zarte, einfache, verästelte
und nicht gegliederte Fäden, wo
j . die Sporen in den Fäden des My-
celiums entspringen , ketten- oder
perlschnurartig sich aneinander
reihen und die Zellwand ver-
lassen, ohne sie zu verletzen.
Fig. II 500 f. Vergröss. ^^S- ^
Oxalsäure.
Eine Lösung, welche vergangenen Herbst gemacht
worden war und in 1000 Theilen 0,4 Theile Oxalsäure
enthielt, reagirt nicht mehr sauer und war, abgesehen davon,
dass wenige weisse Flocken (Schimmel) abgeschieden waren,
vollkommen klar und farblos. Die Flocken gaben unter
dem Mikroskop dasselbe Bild wie der Schimmel der Citronen-
säurelösung. Lösliche Kalksalze sowohl als Kalkwasser
(frisches) brachten nicht den geringsten Nieder-
schlag oder Trübung hervor j ebenso verhielten sich alle
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J. 0. Blass , Schimmelbildung in d. wässr. Losungen d. org. Säuren. Sil
anderen Reagentien auf Oxalsäure indifferent Tropfen,
auf ein Glas verdunstet, liessen unter dem Mikroskope nicht die
geringste Erystallbildung oder Rücketand erkennen.
Die Oxalsäure war also verschwunden. Die Schimmel-
flocken schwammen in der Lösung und lagerten auf dem
Boden, waren aber im Verhältniss zu dem Schimmel der Ci-
tronensäure so gering, dass ich unmöglich folgern kann,
dass durch den Schimmel die Oxalsäure zersetzt
oder die Oxalsäure von dem Schimmel als solche auf-
genommen sei.
Eine Vermehrung des Schimmels, nachdem chemisch
keine Oxalsäure in ^ der Flüssigkeit mehr nachzuweisen war,
konnte ich nicht bemerken; der Schimmel muss demnach nur
die Bedingungen seiner Entwi ekel ung, seines Wachs-
thums in der sauren Lösung finden, und muss, da er
auch in anderen sauren Lösungep vegetirt, wie
wir gesehen haben, nicht von der Oxalsäure allein
abhängig sein.
Der Schimmel scheint ausserdem wie in der Gitronen-
säurelösung am liebsten in Lösungen von 1 — 10 Theilen Säure
in 100 Theile Wasser sich zu entwickeln. Concentrirte, sowie
gekochte Lösungen waren seiner Entwickelung entgegen.
Bernsteinsäure.
Eine Lösung von 1 % Bernsteinsäure schied vom 5. Tage
weisse Flocken ab. Dieselben, unter dem Mikroskope betrach-
tet, hatten dieselbe Zeichnung wie oben. Eine andere Spe-
cies mit anderen Eigenschaften war nicht zu unterscheiden.
Die Flocken schwebten nicht allein am Boden des Gefasses,
sondern legten sich auch auf der Oberfläche an, und tru-
gen dann Früchte. Nach 10 Wochen war eine Vermeh-
rung des Filzes eingetreten, die Oberfläche der Lösung war
mit Schimmel überzogen. Ein weiteres Wachsthum
war erst dann zu erkennen, als die Schimmeldecke unterge-
taucht, sich von neuem Schimmel auf der Oberfläche, wie bei
der Citronensäürelösung, ablagerte. Wurde Lackmuspapier
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312 J. C. Blass, Schimmclbildung in d. wässr. Lösungen d. org. Säuren.
auch noch geröthet, so war die Färbung keineswegs so
intensiv, als bei der frischen Lösung. Eisenchlorid brachte in
der neutralen Lösung einen hellbraunen Niederschlag hervor,
welcher sich in Säuren löste, und ein Gemisch aus Wein-
geist, Ammoniak und Chlorbarium gab einen weissen Nieder-
schlag. Ein Tropfen, auf einem Glase freiwillig verdunstet,
gab farblose, aus prismatischen Krystallen bestehende Kni-
sten. Fig. IIL In einer ge-
kochten Lösung von derselben
Stärke war nach 6 Wochen keine
Schimmelbildung wahrzunehmen.
Eine Lösung von 0,1% Bern-
steinsäure schied nur wenige
Schimmelflocken aus und konnte
nach 10 Wochen noch Bern-
steinsäure nachgewiesen werden.
Fig. IIL
Weinsteinsäure.
Eine kalte Lösung von 1 : 1000 Theilen schimmelte bald.
Das Wachsthum der Pilze war bedeutender als bei der Oxal-
säurelösung und muss ich verneinen, dass die Weinsäure den
Pilzen nicht geschmeckt haben sollte, wie Werner
sagt. Der Pilz selbst konnte als keine abweichende Species
von den obigen angesehen werden und wurde seine Entwicke-
lung in wenige Minuten gekochten Lösungen unterdrückt
Wurde der Schimmel durch Filtration entfernt, so lagerten
sich bei verdünnten sowohl als concentrirten Lösungen wie-
derholt Schimmelflocken ab; bei concentrirten Lösungen wa-
ren Pilze auf der Oberfläche wahrzunehmen, welche Früchte
trugen. Weinsteinsäure konnte ich in allen Lösungen nach-
weisen.
Wie durch Versuche festgestellt ist, schreibt man die
Entwickelung anderen Organismen in Wasser bei längerem
Stehen theils den im Wasser enthaltenen, theils den in der
Luft sich befindenden, im Wasser eben zum Keimen kommen-
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J. 0. Blass, Schimmelbildung in d. wässr. Lösungen d. org. Säuren. 813
den Sporen zu. Sie entwickeln sieh nur dann, (wenn die
Bedingungen der Keimung gegeben sind. In kochendem
Wasser verlieren sie die Keimfähigkeit, sodass auch keine
Entwickelung von Pilzen in den Säurelöshngen, welche gekocht
waren, eintrat, wenn dieselben sofort verschlossen wurden.
Wir finden eingemachte Friichte mit Schimmel bedeckt, wenn
dieselben nicht vorher sorgfältig mit Wasser abgewaschen,
wenn die Flüssigkeit (der Saft) nicht hinlänglich eingedampft,
sofort in erwärmte Gefässe kochend aufgenommen und mit
Elase luftdicht verschlossen werden. Dieser Schimm'el dufch-
dringt nicht das Obst, sondern ist nur auf der Oberfläche
entwickelt. Vorsichtig abgenommen, entwickelt sich derselbe
von neuen7"oiiuv>-d4Ma Früchten einen unangenehmen Geschmack
mitzutheilen. Man kann, fliese Schimmeldecke gleichsam als
eine schützende Decke betrachten, welche entsteht, wenn
stickstofffreie organische Stoffe zersetzt werden, wenn die
Vorbedingungen der Gährung, Zutritt der Luft, Wärme und
Feuchtigkeit vorhanden sind. Wären die Keime organisirter
Wesen die nächste Veranlassung der Gährung, der Zersetzung,
so tritt meist eine Gasentwickelung auf und die vorhande-
nen und sich gebildeten organischen Säuren, als Weinsäure,
Aepfelsäure, Traubensäure, Citronen- und Essigsäure werden
durch die Schimmelbildung dadurch, dass sie die Luft abhält,
welche neue Keime zuführen könnte, nicht weiter zersetzt.
Denn zu einer bestimmten Umsetzung bedarf ein jeder Kör-
per eines eigenthümlichen Fermentes in ^inem bestimmten
Zustande der Zersetzung.
Auf Oxalsäure, Citronen -, Weinstein - und anderen orga-
nischen Säurelösungen bildet sich Schimmel, ohne dass eine
Gährung, ohne dass eine Zersetzung mit irgend einer
Gasentwickelung wahrgenommen wird, und dennoch ist
die Oxalsäure wenigstens, da ich ein Gleiches von den
anderen organischen Säuren vorläufig noch nicht sagen kann,
vollständig verschwunden. Jedenfalls aber ist die Zer-
setzung der Oxalsäure nicht von dem Schimmel ab-
hängig zu machen; in einer gekochten Lösung war
»ach 4 Monaten keine Schimmelbildung wahrzunehmeu
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314 C. u. £. Mylius, üeber die Zusammensetzung des Cascarillind.
und darin ebensowenig Oxalsäure nachzuweisen, als
wie in einer kalten Lösung.
Vergleicht man ausserdem die unbedeutende Schim-
melbildung einer Oxalsäurelösung mit der einer Citronensäure-
lösung, welche so massenhaft auftritt, so kommt man
unwillkürlich zu dem Schlüsse, dass die Oxalsäure in wäss^
riger Lösung allein zersetzt werden müsse.
Fernere Versuche werden nöthig sein, um mit Eestimmi-
heit die Zersetzung der wässrigen Lösungen der organischen
Säuren durch den gebildeten Schimmel zu begründen. Ich
werde später darauf zurückkommen und versuchen, ob der
Schimmel die Ursache der Zersetzung der Säuren ausser der
Oxalsäure ist, oder ob er sich in Folge der Zersetzung bildet,
fiodass der wässrigen Lösung die Zersetzung allein zuzu-
schreiben ist; ferner ob der Schimmel die Säuren als solche
aufnimmt und in welcher Weise und nach welcher Zeit die
Aufnahme der Zersetzungsproducte erfolgt.
Uelber die Zusammensetzung des Casearillins.
Von C. MyliuS'Und E. Mylius.
Bekanntlich enthält cortex Cascarillae einen krj-
stallisirbaren Bitterstoff, welcher von seinem Entdecker Du-
val Cascarillili genannt worden ist. Derselbe wurde seit
seiner Entdeckung nur noch einmal erwähnt. R. V. Tusow
nemlich bemerkt (Chem. Soc. Joum. (2) II, 195), dass das
Cascarillin mit dem von ihm entdeckten Ricinin, einer
Base, welche in dem Samen von Ricinus communis enthalten
ist, grosse Aehnlichkeit besitze. Er ist zu dieser Annahme
augenscheinlich nur dadurch veranlasst worden, dass sowohl
Ricinus als Croton eluteria, die Stammpflanze des cor-
tex Cascarillae, den Euphorbiaceen angehören und sowohl
Ricinin wie Cascarillin einen bittern Geschmack besitzen.
Im Uebrigen ist aber zwischen beiden Körpern nicht die
geringste Aehnlichkeit vorhanden.
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C. u. £. MyliuB; Ueber die Zusammenaetzung des Gascarillins, 31ä
In Extractum Cascarillae Pharm, bor. ed. VIL wurde
ein weisser Absatz beobachtet, welcher aus lauter Eügelchen
bestand, ähnlich dem Inulin, und beim Auflösen des Extractes
in Wasser ungelöst zurückblieb. ' Da sich derselbe in Alkohol
und Aether leicht zu einer sehr bittern Flüssigkeit löste, so
wurde sofort vermuthet, dass hier das von Buval entdeckte
Cascarillin vorläge. In der That bestätigte sich diese. Ver-
muthung, als nach mehrmaligem Umkrystaliisiren aus Alkohol
die Eigenschaften der so gereinigjten Substanz mit den von
Duval über das Cascarillin gemachten Angaben verglichen
wurden. Die letzteren können wir im Allgemeinen nur be-
stätigen. Das Cascarillin war leicht löslich in Aether und
heissem Alkohol, schwerer in kaltem Alkohol und Chlo-
roform, sehr schwer löslich in Wasser. Da diese Ver-
hältnisse einiges Interesse für die pharmaceutische Praxis
besitzen, so wurde die Löslichkeit für Wasser und Alkohol
festgestellt.
Löslichkeit in Wasser. 47,165 g. einer bei 100*^
gesättigten Lösung hinterliessen nach dem Verdampfen in
einer Platinschale 0,060 g. Rückstand. Demnach lösen
100 Theile Wasser von 100<> 0,127 Theile Cascarillin.
Löslichkeit in Weingeist (Spir. Vini rectfctssms.)
13,233 g. einer bei + 8^ gesättigten Caecarillinlösung liefer-
ten beim Verdampfen 0,427 g. Cascarillin, Somit lösen
100 Th. Weingeist von + 8<> 3,33 Th. Cascarillin, d. h. etwa
30 mal soviel wie 100 Th. heisses Wasser. Daraus würde
sich ergeben, dass in Fällen, in welchen eine Lösung von
Extractum Cascarillae in einer wässrigen Flüssigkeit ver-
langt wird, wenn irgend möglich diese so ausgeführt wer-
den soll, dass eine durch wenig heissen Weingeist erhal-
tene Lösung des Extractes mit der wässrigen Flüssigkeit
gemischt würde. Dadurch scheidet sich das Cascarillin in
80 fein vertheiltem Zustande ab, dass es leicht in der
Flüssigkeit schweben bleibt.
Cascarillin giebt, übereinstimmend mit den von Duval
gemachten Angaben, mit concentrirter Schwefelsäure eine
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316 C. u. E. Mylius, Ueber die Zusamnionsetzung des Cascarillins.
rothe Lösung y aus welcher durch Wasser grüne Flocken
gefönt werden. Eine Lösung und Färbung reinen Casca-
rillins durch Salzsäure dagegen konnte nicht beobachtet wei^-
den. Wohl aber wurde eine grüne Lösung mittelst Salz-
säure aus nicht vollkommen reinem Bitterstoff erhalten.
Unter dem Mikroskope zeigte das CascariUin, wie auch Duval
angiebt, mikroskopische, nadelförmig prismatische Xry stalle.
Bieselben schmelzen bei 205 ^
Dass das CascariUin mit dem Eicinin Tasows
gar keine Aehnlichkeit besitzt, ergiebt sich aus der Verglei-
chung der Zusammensetzung beider. Während nemlich Ri-
cinin ein Alkaloid ist, enthält das CascariUin gar keinen
Stickstoff und verhält sich vollkommen indifferent gegen Säuren,
sowie Alkalien. Seine Zusammensetzung entspricht der em-
pirischen Formel C«H»0^*) oder besser C^^H^^O*. Dieselbe
wurde durch folgende Analysen festgestellt:
L 0,2757 g. Substanz, mit Kupferoxyd verbrannt, gaben
0,633 CO« und 0,1975 H^O.
n. 0,3065 g. Substanz, wie auch in den folgenden Fäl-
len mit Bleichromat verbrannt, lieferten 0,7162 CO* und
0,2215 H^O.
IIL 0,2573 g. Substanz einer neuen Darstellung gaben
0,604 CO 2 und 0,187 H^O.
IV. 0,2674 g. Substanz, nach nochmaligem Umkrystalli-
siren verbrannt, lieferten 0,6240 CO« und 0,1969 H^O.
, Versuch.
Theorie. I. II. III. IV.
C^« 142 63,71 62,62 63,72 64,02 63,64
H18 18 7,97 7,99 8,02 8,07 8,14
0* 64 28,32 _ _ _ _
226 100,00.
Es wurden auch Versuche gemacht, aus der durch die
Analyse festgestellten empirischen Formel durch Darstellung
von Derivaten eine rationelle abzuleiten. Dieselben haben
♦) 0 = i6,
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C. u. E. Mylius, Ueter die iZusammenöetzung des Öascarillins. 3 17
jedoch bisher leider zu keinen Resultaten geführt. Casca-
rilUn wird zwar von Brom energisch angegriffen, das harz-
artige indifferente Product war jedoch nicht rein zu erhalten.
Rauchende Salpetersäure liefert unter starker Gasentwick-
lung, also wahrscheinlich unter gleichzeitiger Oxydation, ein
gelbes harzartiges Nitroproduct, welches bisher keine befrie-
digende analytische Zahlen geliefert hat. Um die Unter-
suchung derselben zu ermöglichen, müssen erst grössere
Quantitäten des Bitterstoffs aus Cascarillarinde dargestellt
werden.
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S18
XI. IS'aturgQ^cliiclite und Phanna-
oognosie.
Chemische Untersuchung des Lukao oder chine-
sischen Gfrflns.
Von Cloez und Guignet.*)
Das chiDesische Grün oder Lukao, von welchem D. Köch-
lin zuerst (1848) Nachricht gab, wurde bald darauf der
Gegenstand zahlreicher Untersuchungen von Persoz, Mi-
chel, Charvin etc. Dem Letztem gelang es auch, dasselbe
aus den einheimischen Kreuzbeeren darzustellen.
Indessen gerieth es, nachdem es eine Zeit die Aufmerk-
samkeit der Chemiker und Färber lebhaft beschäftigt hatte,
fast vollständig in Vergessenheit; es räumte den scheuen
Anilingrünen das Feld, war übrigens auch schwierig zu
behandeln und sehr theuer.
Immerhin schien es uns aber interessant, das Studium
dieses Productes wieder aufzunehmen, namentlich um es ganz
rein zu bekommen und seine Beziehungen zu den zahlreichen
farbigen Extractionen der verschiedenen Arten von Kreuz-
beeren kennen zu lernen.
Das Lukao ist ein wahrer Lack, der sehr viel (gegen
26 Proc.) mineralische Materien (Thonerde, Kalk, Eisenoxyd),
auch gegen 10 Proc. Feuchtigkeit enthält.
*) Bullet, de la Soc. ehim. cL Paris 1872. XVII. 247. — Frühere
Nachrichten über diese Farbe sind niitgethciltinWittstein'sVierteljahresschr.
XI. 370. , JFat,
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Cloez u. Gulgnet, Chero. Üntersucliung d. Lukao od. cbines. Grün. 319
Verhalten zu Wasser. Kaltes Wasser nimmt nur
wenig davon auf; bei längerer Digestiom damit blähet es sich
auf und löst sich in weit grösserer Menge. Wenn es mit
Wasser in einem verschlossenen Gefasse eine Woche lang
gestanden hat, so unterliegt es einer Art Gährung und theil-
weisen Reduction. Die nunmehr abfiltrirte Flüssig^keit sieht
tief blaugrün aus. Der mit kaltem Wasser erschöpfte Rück-
stand löst sich in heissem Wasser mit violettrother Farbe.
Dieses Yiolettroth ist weiter nichts als reducirtes Grün, denn
die Flüssigkeit setzt- an der Luft einen reichlichen blauen
Niederschlag vom Ansehn des Indigo ab, und wenn man ein
baumwollenes, leinenes oder seidenes Gewebe hineintaucht,
so färbt es sich beim Aussetzen an die Luft, wie beim In-
digo, blau.
Man könnte hiernach vermuthen, der so erhaltene blaue
Körper sei der Farbstoff des Lukao im reinen Zustande;
allein dem ist nicht so, er ist nichts als ein reinerer Lack,
der noch viel mineralische Materie enthält. Diese Reduction
durch Gährung bietet mithin nur für die Färberei Interesse
dar und liefert kein hinreichend reines Product.
Setzt man zu dem Gemisch von Lukao und Wasser in
einem Gasentwicklungsapparate Bierhefe, so tritt Gährung
und eine beträchtliche Menge Gas auf. Dabei wird aber
das Lukao nicht einfach reducirt, und man erhält eine
scharlachrothe Flüssigkeit, aus welcher sich an der Luft kein
blauer Körper absetzt, sondern ein tief violetter, auf den wir
weiter nun noch zurückkommen werden (ammoniakalisches
Lukaetin).
Verhalten zu kohlensauren Alkalien. Das
Lukao löst sich leicht in kohlensaurer Kali- oder Natron-
lauge, erleidet aber dabei eine Veränderung, und was sich
daraus beim Verdünnen mit Wasser niederschlägt, ist eben-
falls noch kein reiner Lack.
Nach zahlreichen Versuchen ist es uns auf folgende
Weise gelungen, den Farbstoff hinreichend rein zu bekommen.
Zu einer Lösung von 100 g. kohlensauren^ Ammoniak in
4 Litern Wasser setzt man 100 g. grob gepulvertes Lukao
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32Ö Cloez u. Guignet , Chem. Untersuchung d. Lukao od. chines. Grrün.
und schüttelt fleissig um. Nach 4 Tagen hat die Flüssigkeit
eine tief blaugrüne Farbe angenommen. Man filtrirt, und
verdunstet im Wasserbade zur Austreibung allen Ammoniak-
carbonats , wobei 60 g. eines blauen , in Wasser vollständig
löslichen Product's zurückbleiben, welches eine Verbindung
des reinen Farbstoffes (den wir Lukain nennen wollen) mit
Ammoniak ist Dadurch wird zugleich die Angabe von
Persoz, dass das reine Lukao nicht grün, sondern blau aus-
sehen müsse, bestätigt
Das ammoniakalische Lukain verhält sich übrigens wie
ein Ammoniaksalz; es entwickelt schon in der Kälte mit Kali
und in der Wärme mit Magnesia Ammoniak. Im letztern
Falle entsteht ein bläulich - grüner Magnesialack, der sich in
Essigsäure löst und durch Weingeist in schönen blauen
Flocken niedergeschlagen wird.
Dieses ammoniakalische Lukain ist aber noch nicht ganz
rein, denn es hinterlässt beim Verbrennen fast 7ioo Asche.
Um es vollkommen rein zu erhalten, muss man die Lösung
des Lukao in kohlensaurem Ammoniak vermittelst Weingeist
niederschlagen, und das dunkelblaue Präcipitat mit Weingeist
auswaschen. Die Waschflüssigkeit enthält braune Materien
und Zucker. Das reine Präparat gab bei der Analyse im
Mittel:
50,950 Kohlenstoff
5,655 Wasserstoff
2,137 Stickstoff
41,258 Sauerstoff
100,000
welche Zahlen der Formel NH^O + C^^hssoss entsprechen.
Die Metallsalze geben mit der Lösung des ammoniaka-
lischen Lukains Niederschläge, welche wahre Lacke zu sein
schein^en, aber schwierig rein zu erhalten sind, denn die
weissen Salze (z. B. Chlornatrium) fallen das ammoniakalische
Lukain aus seiner Lösung unverändert Bei längerm
Waschen löst sich der Niederschlag wiederum in reinem Was-
ser auf.
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Cloez u. Guignet, Chem. tJntersucbung d. Lukao od. cbines. Grün. 321
Wirkung der Wärme auf das ammoniakali-
sche Luka'in. Wenn man es mehrere Stunden lang einer
Temperatur von 100^ aussetzt, so erleidet es eine merkwür-
dige Veränderung; es bildet sich nemlich eine violette Ma-
terie, welche sich weder in kaltem noch in heissem Wasser,
auch nicht in kohlensaurem Ammoniak löst, kann also von
dem unverändert gebliebenen ammoniakalischen Lukam durch
Auswaschen befreit werden.
Noch leichter erhält maA es auf eine später anzuge-
bende Weise, Wirkung der Schwefelsäure auf das
Lukai'n. Behandelt man das ammoniakalische Lukai'n warm
mit verdünnter Schwefelsäure (1 Säure und 20 Wasser),
so zerföllt es in Glykose nebst andern löslichen Producten
und in einen braunrothen, in der verdünnten Säure unlösli-
chen Körper. Letztern, der durch Waschen mit Wasser,
dann mit Weingeist leicht zu reinigen ist, nennen wir Lu-
kaetin, und er scheint uns zu dem Lukain in dersellpen
Beziehung zu stehen, wie die Gallussäure zum Taniiin, das
Kham netin zum Bhamnin.
Das Lukain wäre hiemach ein Glykosid. In der That
fanden wir, dass der bei seiner Spaltung auftretende Zucker
fähig ist zu krystallisiren , zu gähren und alkalisches Kupfer-
tartrat zu reduciren.
Das bei 100® getrocknete Lukaetin entspricht in seiner
elementaren Zusammensetzung der Formel C*®H®0^*^. Es
löst sich sehr wenig in Wasser und sonstigen Menstruis, am
besten noch in kochender conc. Essigsäure, woraus es beim
Abdampfen sich unverändert wieder abscheidet. In kaltem
Wasser quillt es ähnlich wie Traganth auf. Selbst durch
die leisesten Spuren Alkali verändert sich seine Farbe in
tiefstes Violett. Durch Digeriren mit wenig kohlensaurem
Ammoniak wird es hellviolett, dabei auch zugleich in Wasser
leicht löslich und auf Gewebe übertragbar. Mit viel kohlen-
saurem Ammoniak behandelt, entsteht ein Blauviolett, das
sich in dem Alkali gar nicht löst; aber wenn dieses durch
Waschen beseitigt worden ist, so nimmt reines Wasser kleine
Mengen davon auf.
larob. 4. Pbann. KI. Belh«. Uh Bdf. 4. Hft, 21
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32*2 Oloez u. Guignet, Chem. üntersucliung d. Lukao od. cbines. Griin.
Das Lukaetin ist übrigens sehr beständig. Durch Schwe-
felammonium wird es, wie das Lukain selbst, reducirt; es
entstehen rothe Flocken, welche sich wenig in der ammoniaka-
lischen Flüssigkeit lösen und an der Luft wieder violett
werden.
Lange mit unterschwefligsaurer Katronlösnng gekocht,
wird das violette Lukaetin zersetzt, während die Flüssigkeit
eine grüne Farbe annimmt
Verhalten zu Salpetersäure. Das ammoniaka-
lische Lukain löst sich, wie das rohe Lukao in rauchender
und selbst in gewöhnlicher Salpetersäure mit braunrother
Farbe; beim Erwärmen entweichen braune Dämpfe und die
Flüssigkeit nimmt eine dunkelgelbe Farbe an.
Zur Erzielung einer reineren Reaction operirten wir mit
dem Lukaetin, da dieses keinen Zucker enthält. Auch mit
diesem erhielten wir eine gelbe, stark färbende Materie und
ausserdem viel Oxalsäure. Die gelbe Materie löst sich in
Wasser, Weingeist und Aether; durch Alkalien nimmt sie
eine dunkler gelbe Farbe an. Von der Pikrinsäure unter-
scheidet sie sich dadurch, dass sie nicht bitter schmeckt
Seide wird dadurch lebhaft gelb gefärbt Durch Verdunsten
ihrer Lösung erhält man sie in Krystallen.
Verhalten zu Schwefelsäure. Conc. Schwefel-^
säure löst das Lukaetin mit tief purpurbrauner Farbe auf.
Wasser fallt diese Lösung und es schlägt sich ein in Was-
ser und saurem Weingeist unlöslicher Körper nieder, der
durch schwache Alkalien dunkelgrün und in Weingeist lös-
lich wird; er besteht aus C^^H^O®, enthält also 2 HO weni-
ger als das Lukaetin.
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J. H. Dodge, Die Nahrungsmittel der Nordaiiierikanischen Indianer. 823
Die Nahrungsmittel der Nordamerikanischen Indianer.
Von J. R. Dodge.
(Ackerbau -Bericht der Vereinigten Staaten von Nordamerika für das
Jahr 1870, bearbeitet von A. Hirschberg.)
Die hier aufzuführenden, von den nomadisirenden India-
nern gebrauchten Nahrungsmittel sind bis hieher als solche
grösstentheils unbekannt gewesen; diese Nomaden sind nem-
lich meist zu indolent für einen regelmässigen Ackerbaube-
trieb, sehen denselben vielmehr mit einer gewissen Verachtung
an und sorgen in der Zeit, wo die zu ihrer Nahrung dienenden
wildwachsenden vegetabilischen Producte als Yorrath gesam-
melt werden können, nur ausnahmsweise für die Zeiten der
Noth. Kein Wunder also, dass in solchen Zeiten eine
grosse Sterblichkeit ihre Reihen lichtet und ist es fast un-
glaublich, mit welchem durch den Hunger gesteigerten Scharf-
sinn dieselben dann die gemeinsten und ekelhaftesten Thiere,
Insecten, Wurzeln und Kräuter sich als Nahrungsmittel aneig-
nen. Nichts wird verschmäht, alles was auf der Erde wächst
oder auf derselben lebt, es müsste denn absolut giftig sein,
wird verschlungen. Als Wohnungen dienen diesen Menschen
zuweilen sogen. Wigwams, nicht selten aber nur hohle Bäume
oder Felsenhöhlen, und die vor dem Winde geschützte Seite
reines Reisighaufens, von welcher dieselben ihre Lagerfeuer
anmachen, ist öfter nur ihr und ihrer Eamilien einziges
Obdach. Sie sind hiernach mehr den Thieren ähnlich, denen
sie den Wald streitig machen, ein Kampf um das Dasein, bei
dem der Sieg nicht immer auf Seite des Menschen bleibt.
Wurzeln und Knollen.
Erdnuss, Apios tuberosa, die ächte pomme de terre
der Franzosen, wächst auf Flussbänken und angeschwemmtem
Lande, wird von den Sioux - Indianern Modo genannt und
gekocht vielfach genossen.
Dill, Anethum gravaeolens, Yampah der Indianer, die
Wurzel, welche bei ihnen ein Handelsartikel ist, wird genos-
seia, der Same als Gewürz gebraucht
21*
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^24 J, E. Bodge, Die Kahrungsmittel det Nordamerikanischen Indianer.
Wolfsmilch, Asclepias tuberosä. Die gekochten
Knollen werden gegessen, aus den wohlriechenden Blüthen
bereiten die Sioux einen rohen Zucker, die grünen Samen-
kapseln werden mit Buffalofleisch gekocht, die jungen Triebe
von einigen Indianerstämmen gleich wie die Spargel genossen.
ßosskastanie Yon Galifornien, Aesculus Cali-
fornica. Ein zwerghafter Zierbaum, welcher eine grosse
Menge Früchte liefert Dieselben werden gepulvert, und, um
denselben ihre Bitterkeit zu nehmen, mit Wasser ausgelaugt;
von dem so dargestellten Mehl wird Brod gebacken. Die
Californischen Indianer consumiren diese Bosskastanien in sehr
grossen Mengen.
Amerikanische Aloe, Agave americana. Diese,
im Ursprungslande Mescal genannte Pflanze, ist ein Haupt-
nahrungsmittel der Indianer von Neu -Mexico, Arizona und
Sonera, kann aber wegen ihres pfefferartigen Geschmacks
nicht ungekocht genossen werden und wird der von den
Zweigen befreite Stamm zerstückelt in Gruben über zuvor
erhitzten Steinen mit feuchtem Grase geschichtet. Nach drei
Tagen hat sich der Inhalt dei> Gruben in eine bräunliche,
essbare, birnenartig schmeckende Masse verwandelt, welche, in
Streifen geschnitten und getrocknet, sich jahrelang hält. Aus
den verkohlten Astspitzen bereiten die Apachen die Farbe,
mit welcher sie das Gesicht bemalen ; die getrockneten Zweige
dienen statt des Tabacks zum Bauchen. Die Apachen und
Papajos bereiten aus dem gerösteten Mark, nachdem dasselbe
mit Wasser Übergossen und das Gemisch in Gährung ver-
setzt worden, durch Destillation den sehr beliebten und star-
ken Meskal, Branntwein von eigenthümlichem nicht unange-
nehmem Geschmack, eine Procedur, welche sie sehr geheim
halten.
Balsamorrhiza incana und B. helidnthoides.
Callirrhoe pedata. Edosmia montana. Gly-
cyrrhiza lepidota, Helianthus tuberosus. Die Wur-
zeln dieser Pflanzen werden von verschiedenen Indianerstäm-
men zum Theil gekocht; zum Theil roh genossen.
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J. B. Dodge, Dio NahruBgsmittel der Nordamerikaniscben Indianeif. 325
Wilder Sago, Calpchortus luteus. Die Wurzel,
von der Grösse einer Wallnuss, ebenso wohlschmeckend als
nahrhaft, wird von den Indianer Kindern in Califomien, Ari-
zona und Utah als Confect genossen. Dieselbe wurde von
den Mormonen in den ersten Jahren ihrer !N^iederlassung in
Utah in grossen Massen consumirt.
Helosciadium Californicum. Die Wurzeln dersel-
ben gelten bei den Oregon -Indianern als Leckerbissen. Die
schwarzen Knollen springen beim Kochen der Länge nach
auf, das Innere derselben ist schnee weiss, mehlig und von
mildem, leicht petersilienartigen Geschmack. Die Gultur die-
ser Wurzel ist sehr zu empfehlen.
Ipomoea leptophylla. Diese prächtige, in den was-
serarmen Wüsteneien des Westens wachsende Pflanze wird
wegen ihrer Grösse und Gestalt gewöhnlich Manns -Wurzel
oder Erd-Mann genannt. Einige Indianerstämme gemessen,
wenn sie durch Hunger genöthigt, die geröstete, keineswegs
schmackhafte oder nahrhafte Wurzel.
Lewisia rediviva. Spatulum der Califomischen In-
dianer. Die grosse, spindelförmige, aussen schwarze, inwendig
weisse mehlige Wurzel ist ein sehr concentrirtes Nahrungs-
mittel, von welchem getrocknet eine Unze (engl.) zu einer
Mahlzeit hinreicht. Verdient angebaut zu werden.
Ginseng, Panax horridum. Die Wurzel dieser
Pflanze steht bei den Alaska -Indianern in dem Rufe über-
natürlicher Kräfte; von ihren Zauberern genossen, soll sie
denselben Gewalt über Andere verleihen; sie gehört desshalb
zu den Hauptrequisiten der Medicin - Männer.
Nuphar advena. Die Wurzel wächst 4 — 5 Fuss
tief unter Wasser, ist 1 bis 2 Fuss lang, wird von den In-
dianerinnen mittelst Untertauchens gesammelt, enthält viel
Schleim und wird gekocht oder geröstet genossen. I^ie Sa-
men werden zu Brod verbacken, oder als Grütze auch geröstet
gegessen.
Peucedanum ambiguum. Die Wurzel giebt ein
gutes Mehl, aus welchem ^4 ^i» V2 ^oU dicke, einen Fuss
breite, 3 Fuss längliche Kuchen gebacken, welche ^n der
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326 J. R. Dodgc, Die Nal.rungsmittcl der Nordan;erikaiiiscben Indianer.
Mitte mit einem Loch versehen als Provision auf Reisen an
dem Sattel befestigt werden. Die Kuchen schmecken fade.
Brodwurzel, Psoralea esculenta. Die hühnerei-
grosse Wurzel liefert von ihren äusseren Hüllen befreit und
getrocknet ein gelblich weisses Mehl, wird von den Indianern
in Nebraska und Kansas als ein Luxusartikel angesehen und
von denen am St. Croixfluss dem grossen Geißt als Friedens-
gabe dargebracht.
Pteris aquilina. Das Innere der Wurzel, welches
geröstet wie Weizenteig aussieht, wird von den Indianern
des Nordens genossen, die der Wurzel eigenthümliche Schärfe
von ihnen nicht beachtet und scheint es, dass die Wurzel
nahrhaft sei.
Scirpus lacustris. Die Wurzel wird von mehreren
Indianerstämmen theils roh, theils als Mehl zu Brod ver-
backen, gern genossen; das Mehl derselben ist weiss, süss
und sehr nahrhaft, gequetscht und mit Wasser gekocht, giebt
dieselbe einen guten Syrop, gekaut soll sie sowohl nahr-
haft als ein Mittel gegen den Durst sein, wesshalb die In-
dianer von Arizona dieselbe als Reiseprovision gebrauchen.
Pfeilspitze, Sagit taria variabilis, die länglichen
hühnereigrossen Knollen dieses, auch in den Atlantischen
Staaten vorkommenden Wassergewächses sind gelbweiss mit
vier schwarzen Ringen bezeichnet und besitzen im frischen
Zustande einen bitterlichen Geschmack, welcher sich beim
Kochen verliert. Sowohl die Indianer als die Wasservögel
stellen diesen Knollen sehr nach und fallen letztere hierbei
den ersteren zur Beute. Uni die Knollen zu sammeln, gehen
die Indianer in die betr. Gewässer und reissen dieselben
mit den Zehen ab, worauf die Knollen auf der Oberfläche des
Wassers sich erheben.
Wilde Hyacinthe (Camassia esculenta). Die weisse
zwiebelartige wallnussgrosse Wurzel schmeckt roh mild und
schleimig, gekocht fast wie Kartoffeln. Die Indianer rösten
dieselbe mehrere Tage in Gruben zwischen heissen Steinen,
wodurch dieselbe in weiche leimartige süsse Masse verwan-
delt wird. Die gekochten Wurzeln werden auch zu Massen
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J. R. Dodge^ Die Nahrungsmittel der Nordamerikanischen Indianex*. 8*27
gepresst, welche in der Sonne getrocknet, zwar eine unappe-
titliche Farbe annehmen, aber süss und nahrhaft bleiben und
wird diese Wurzel von mehreren Indianerstämmen reichlich
genossen.
Scorzonella ptilaphora. Die Wurzel dieser Pflanze
wird ungeachtet ihres bitterlich schmeckenden Milchsaftes
von den Nez-Percös roh verzehrt.
Kartoffeln, Solanum Fendleri. Dodge hält diese
Species für die Mutterpflanze der cultivirteri Kartoffel. Er
fand dieselbe in grosser Menge in Neu- Mexico zwischen Fort
Wingate und Fort Defiance, einer Gegend, welche von den
Navajo Indianern bewohnt wird, denen im Winter diese
Kartoffel als Nahrung dient. Die Knollen sind klein, haben
meistentheils nur einen Durchmesser von ^a — ^U ^oll und
schmecken nussartig. Die Indianerinnen durchwühlen beim
Aufsuchen der Knollen den Boden mit sehr primitiven Ge-
räthen in allen Eichtungen und verzehren die Indianer diese
Knollen in so grossen Quantitäten auf einmal, dass sie zur
Unterstützung des Verdauungswerkes bei solchen Mahlzeiten
gleichzeitig kleine Mengen einer magnesiahaltigen Erde zu
sich nehmen. — Im Jahre 1869 ist diese Kartoffel mit Er-
folg in Nordamerika cultivirt worden.
Wilder Baldrian, Valeriana edulis, Tabacks-
wurzel der Indianer. Die Wurzel riecht und schmeckt frisch
wiederlich wie Kautaback und der stärkste Hunger nur hat
zur Entdeckung ihrer Eigenschaft als Nahrungsmittel führen
können. Im frischen Zustande ist dieselbe giftig, verliert
aber durch zweitägiges Rösten diese Eigenschaft und bietet^
dann eine nahrsame Speise dar, der Gestank der frischen
Wurzel tritt namentlich hervor, wenn sie zu Brod oder zu
Suppen verbraucht wird, nichts desto weniger ist dieselbe
eine Lieblingsspeise der Indianer des Nordens und des Nord-
Westens.
Getrocknete Früoh'te und Nüsse.
Eicheln, Quercus agrifolia, Q. Emoryi, Q. oblongifolia
und Q. Hudsii sind die hauptsächlichsten Eichen, welche den
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828 J. fi. Büdge, Die Nuhrungsmittcl der NordamerlkanisQhea Indianer.
Indianern ihre Früchte liefern, die roh oder geröstet genossen
werden. Aus dem mit Wasser angemachten Mehl der
getrockneten oder gerösteten Eicheln machen sie auch Kuchen,
welche in der Sonne getrocknet oder in heisser Asche gebacken
werden. Die Goldgräber unter den Indianern verwahren die
Eicheln in grossen Weidenkörben als Wintervorrath , welche
sie mit Erde und Gras bedecken. Die Früchte der in Neu-
mexico vorkommenden Zwergeiche sind weniger bitter, manche
Species sogar von süsslichem Geschmack und kommen diese
in Arizona und Neumexico unter dem Namen Bayatis als
Handelsartikel vor.
Mesquite, Algarobia gländulosa. Die bohnen-
gleichen Samen dieses in Wildnissen sehr häufigen Saums
sind ein wichtiges Nahrungsmittel der Indianer. Die 6 bis
9 Zoll langen röthlich gelben Schoten reifen im Juni, werden
von Indianern und Weissen auf Reisen genossen, sind nahr-
haft, von süsssäuerlichem Geschmack und durstlöschend.
Gequetscht und mit Wasser angemacht giebt das Gemisch
nach einigen Stunden eine dickliche Brühe, welche von den
um diese Lieblingsspeise versammelten Indianern mit der
hohlen Hand zum Munde geführt wird und bietet es einen
grotesken Anblick eine solche Versammlung, deren Theilneh-
mer in kurzer Zeit über und über mit dieser Brühe beschmiert
sind und deren Haar auch eben nicht den Eindruck der Rein-
lichkeit macht, zu beobachten. Weder Rang, noch Geschlecht,
noch Alter macht hierbei einen Unterschied; die strahlenden
Gesichtszüge und die aufgetriebenen Bäuche der Tischgenos-
sen zeugen einerseits von dem Wohlbehagen derselben,
andrerseits von den cölossalen Massen, welche dieselben zu
sich genommen. Die getrockneten Schoten sind lange Zeit
haltbar und bilden für eine ganze Reihe von Indianerstäm-
men einen Luxusartikel. Das Mehl derselben wird mit Was-
ser zu Kuchen geformt und werden diese dann in der Sonne
getrocknet; ist das Mehl nicht sorgfältig bereitet, so wird
dasselbe von einem Insect,. aus der Species Bruchus, ange-
grifien, was aber die Indianer nicht hindert, dasselbe, welches
dann bald eine lebende Masse darstellt, sammt den Insecten
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J. B. Dodge, Bie Nahrangsmittel der Nordamerikanischen Indianer. 329
zu geBiessen. Das gute Mehl giebt mit Wasser, umgegohren
und gegohren, ein angenehmes Getränk. Aus den Schoten
wird ein guter Essig bereitet und sind dieselben für Pferde
und Eindvieh ein nahrhaftes Futter. Das aus deiih Baume
ausfliessende Gummi wird ebenfalls genossen, mit Lehm ver-
mischt, dient es den Indianern in Arizona, indem sie ihre
Häupter mit diesem Gemisch bedecken, ihr Haar von den
dasselbe heimsuchenden Parasiten zu befreien. Aus der
Rinde des Baums werden Flechtwerke und Stricke gemacht.
Wenn die Mesquite Ernte fehl schlägt, so tritt grosse Noth
unter den Indianern ein.*)
Wacholder, Juniperus occidentalis. Diese
grossen, knolligen, süssen und nahrhaften Früchte werden von
allen Indianerstämmen von Arizona und Neumexico, welche
dieselben in grossen Massen zum Wintervorrath sammeln,
genossen. Dieselben werden getrocknet, gemahlen und wird
das Mehl dann mit Wasser gemischt verarbeitet. Diew^olcher-
art erhaltene und in der Sonne getrocknete spreuerfüllte, für
den weissen Mann ungeniessbare Masse wird trotz ihres /
starken Wacholdergeruchs und Geschmacks von den Indianern
in grossen Mengen consumirt. Die Analyse dieses leichten
und leicht verdaulichen Brodes ergab in 100 Theilen: Wasser
14,34; proteinhaltige Substanz 5,69; Stärkemehl 17,87; Zucker
10,66; Cellulose, Gummi, Fett 47,58; Asche 3,86.
Hickory Nüsse, Carya alba; Pecan Nüsse,
Carya olivaeformis; Haselnüsse, Corylus americana;
Wallnüsse, Juglans nigra; alle diese Nüsse sind in den
östlich vom Missouri gelegenen Staaten sehr häufig und
wurden, bevor die Indianer aus diesen Staaten weiter nach
Westen translocirt worden, von denselben in unglaublich
grossen, für einen mehr civilisirten Magen jedenfalls verderb-
lichen Mengen genossen.
*) In Texas ist das Gummi, was in Klumpen bis zu einem Pfunde
Gewicht aus der Kinde ausschwitzt, ein Handelsartikel, von welchem im
Jahre 1871 40,000 Pfund an den Markte kamen.
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330 J. B. Dodge, Die Nahrungsmittel der Nordamerikaniscben Indianer.
Eigenholzbaum, Olneya tesota, wächst in den
trostlosesten und felsigsten Wildnissen von Arizona und
Sonera. Die Samen, welche Aehnlichkeit mit Erbsen haben,
werden ^on den Indianern roh oder geröstet gegessen.
Fichten-Samen, Pinus Sabiniana, P. mono-
phylla, P. Parrayana, P. Lambertiana flexilis, P.
Coulteri. Die ölreichen, widerlich schmeckenden, aber sehr
nahrhaften Samen werden von dem Indianern in Califor-
nien, Nevada und Utah nichts desto weniger gern genossen
und sind ein Hauptnahrungsmittel derselben. •
Essbare Fichte, Pinus edulis, wächst auf den
wasserlosen Felsengebirgen von Neumexico und wird dort
Pinon genannt. Der ölreiche Samen schmeckt nicht unan-
genehm, wird meist geröstet, oft aber auch roh genossen und
bildet in Neumexico und Arizona einen Handelsartikel. Die
Indianer von Alaska verzehren die Cambium - Schicht von
Pinus cöntorta frisch oder auch getrocknet ; der Geschmack
der erstgenannten ist nicht unangenehm, dieselbe wirkt in
diesem Zustande gelind abführend, mit der Zeit nimmt die
trockne Masse einen schärf bittern Terpenthingeschmack an.
Seifen-Beere, Sapindus marginatus, geben in Was-
ser geweicht eine seifenartige Substanz ab und umschliessen
in einer klaren, dicklichen, gelben, leimartigen Marke grosse,
harte, schwarze Samen. Die Alaska -Indianer formen aus
den gequetschten Beeren sammt den Samen rundliche Su-
chen, welche sie über Feuer trocknen. Diese widerlich
schmeckenden und aussehenden Kuchen können unbedingt
als das ekelhafteste Nahrungsmittel der Indianer gelten, in
welchem nur der Eiweissgehalt der Samen das Nahrhafte
ist Die Kuchen enthalten in 100 Theilen: Wasser 18,16;
Protein - Substanz 14,44; Stärkemehl 12,10; Zucker 14,71;
Cellulose, Gummi, If ett etc. 36,98; Aschenbestandtheile 3,61.
Schraubenbohne, Strombocarpus pubescens,
von der Gestalt der Früchtestände so genannt, ist in reifem
Zustande fast geschmacklos, dagegen im halbreifen süss und
wohlschmeckend und wird von den Indianern in Arizona und
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S, R. Dodge, Die Nahrangsmittel der Nordamerikamscben Indianer. 331
Utah als Nahrungsmittel hochgeschätzt. Auch dem Mehl
dieser Bohne wird von einer Bruchusart nachgestellt, was
aher die Indianer nicht hindert, dasselbe sammt den Insec-
tenlarven zu verbacken. Das Mehl hat die Eigenschaften
des Mehls der Mesquite (S. oben).
Riesen-Lebensbaum, Thuja gigantea, die In-
diatier am Columbiaflußs und in Oregon gebrauchen die
Cambial- Rindenschicht dieses Baumes, gleich wie die in Alaska
die von Pinus contorta, frisch und auch getrocknet als Nah-
rungsmittel.
(Fortsetzung folgt.)
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332
B. Monatsbericht.
j^lgemeine Tuid aIlge^vandte
daemie.
Bestimmung der PhosphorsSnre.
Die verschiedenen Methoden der quantitativen Bestimmung
der Phoßphorsäure hat Herr Cam. Schumann einer genauen
Untersuchung unterworfen. Die Bestimmung der H^PO**) als
Ammonium - Magnesiumphosphat giebt nach demselben durch-
aus zuverlässige Resultate, wenn gewisse Cautelen beobachtet
werden. Als solche werden aufgeführt: Man halte das
KH^MgPO* beim Fällen sowohl, wie beim Auswaschen stets
in einer ammoniakalischen Flüssigkeit, welche in 100 C.C.
möglichst annähernd 2,5 g. H*N enthält. Man wende beim
Fällen immer nur einen geringen Ueberschuss von Magne-
sium-Gemisch an, vermeide femer stets, eine Flüssigkeit,
welcher bereits Magnesiumgemisch zugesetzt war^ durch c o n c.
Ammoniak ammoniakalisch zu machen, thue dies vielmehr
vor dem Zusatz deß Magnesiumgemisches, oder nachher durch
verdünntes Ammoniak. Das Auswaschen mit 2,5 ^q Ammo-
niak werde solange fortgesetzt, bis einige mit HNO^ über-
sättigte Tropfen der ablaufenden Flüssigkeit nicht im Ge-
ringsten mehr auf AgNO^ reagiren; und endlich vermeide
man beim Fällen eine höhere Temperatur.
Die Zeitdauer, während welcher man zur Abscheidung
von NH^MgPO* stehen lässt, ist nur von untergeordneter
Bedeutung. Ein längeres als zwölfstündiges Stehen ist nur
bei sehr geringen Phosphorsäuremengen erforderlich, während
es andererseits nicht nachtheilig ist, wenn man den gefällten
Magnesium -Niederschlag länger als 24 Stunden stehen lässt.
(Joum, pract, Chem. Bd. 6. S. 417. f.). Dr. J.
*) 0 = X6. '
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Teststell, d. Titers v. Normalsäuren. *— Volutnetnsche Bestimmung etc. 833
Zur Feststellang des Titers ron NormalsSuren.
W. N. Hartley schlägt vor, zu dem in der Ueberschrift
genannten Zwecke an Stelle des gewöhnlich angewendeten
^Natriumcarbonats eine Lösung reinen Natriumhydrats anzu-
wenden, welche man sich dadurch verschafft, dass man ein
gewogenes Stück metallischen Natriums in Alkohol löst und
darauf mit Wasser verdünnt. Man schneidet zu diesem
Zwecke ein blankes Stück Natrium aus einem grösseren Bar-
ren, wägt in einer aus zwei in einander geschobenen Glas-
röhren gebildeten Kapsel ab, löst in Alkohol, verdünnt die
Lösung mit Wasser und benutzt diese Lösung zur Titerstel-
lung der Säure. R. Fresenius hat diese Methode einer
experimentalen Prüfung unterzogen, deren Resultate der An-
wendbarkeit das Wort sprechen. {Zeitschr, /. andlyt, Chemie
187X S. 89.), E, M.
Yolumetrisehe Bestiminnng geringer Mengen ron
^ Arsen und Antimon.
Veranlasst durch den Mangel einer hinlänglich genauen
Methode zur schnellen und exacten ^Bestimmung des Arsens
und Antimon, hat A. Houzeau nach dieser Richtung hin
Versuche gemacht. Er fand nun , dass Arsen Wasserstoff und
Antimon Wasserstoff von einer " schwach sauren Lösung von
salpetersaurem Silberoxyd (Dumas) vollständig und fast augen-
blicklich absorbirt werden, und zwar nach folgenden, durch
die Analyse bestätigten, Gleichungen:
6(AgO,N05) + AsH» = 6N06 + 30H + 6 Ag + AsO» was
^E = 0,11574 As giebt; und
3(AgO,NO^) + SbH» = 3N0Ö + 3 0H + 3 Ag + Sb was
Ag = 0,1867 8b giebt.
Auf diese Reaction nun lässt sich nach Houzeau ein
genaues und empfindliches Verfahren zur indirecten Bestim-
mung des As und Sb aus der Menge des niedergeschlagen(3n
Silbers, und zur directen Bestimmung des As aus der Menge
der gebildeten AsO^ gründen.
Indirectes Verfahren. Man bringt die arsen- oder
antimonhaltige, durch Wasserstoff reducirbare Substanz in
einen mit Zink und Salzsäure beschickten Marsch'schen Appa-
rat, leitet; die Gase zunächst durch ein mit Kreidestückchen
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334 Volametrisclie bestimm uJig geringer Mengen V. Arsen u. AntunoiL
gefülltes Glasrohr, und dann in eine titrirte Lösung von neu-
tralenj salpetersauren Silberoxyd, welche man mit ihrem glei-
chen V*olum Wasser verdünnt und mit zwei bis drei Tropfen
Salpetersäure, oder besser mit 0,5 C.C. Essigsäure angesäuert
hat, um die Fällung einer gewissen Menge von arsenigsaurem
Silberoxyd zu vermeiden. Das in Lösung bleibende Silber
wird mittelst einer titrirten Kochsalzlösung, nach ^ay-Lussac's
Methode, 'bestimmt.
Directes Verfahren. Mit gleicher Genauigkeit lässt
sich das Arsen durch die directe Methode bestimmen, welche
in einem wahrhaften chlorimetrischen Probiren der zur Ab-
sorption des Arsenwasserstoffs benutzten Silberlösung besteht
Zu diesem Behufe föUt man alles in dieser Lösung enthaltene
Silber mit einem geringen TJeberschusse einer Sprocentigen
Kochsalzlösung; man misst das Gesammtvolum der Flüssig-
keit und des Niederschlages genau, und bringt das Ganze
auf ein trocknes Filter, welches man nicht auswäscht. Die
filtrirte ganz klare und gemessene Flüssigkeit wird in ein
Glas gegossen und mit 1,0 oder 2,0 C.C. reiner, farbloser
CIH versetzt. Hierauf bestimmt man die in ihr enthaltene
Arsenigsäuremenge mit einer titrirten Chamäleonlösung. —
Diese Methode ist auch geeignet zur Bestimmung von
Arsen und Antimon in organischen Substanzen, wobei aber
die organische Substanz vorher zerstört sein muss. Sie lässt
sich auch auf Schwefelantimon- und Schwefelarsen-, sowie
auf Phosphorarsen- und Phosphorantimon Verbindungen anwen-
den, nachdem dieselben in geeigneter Weise mit CIH und
ClO^KO oxydirt worden sind, welche Operation auch dann
immer nothwendig sein wird, wenn man nach dieser Methode
Arsen und Antimon in einer Substanz von unbekannter Zu-
sammensetzung aufzusuchen hat, weil die schweflige Säure,
das Schwefelwasserstoff, Phosphorwasserstoff u. s. w. ebenfalls
auf die Silberlösung reagiren würden. Dagegen hat sich die
Behauptung mancher Chemiker, dass reines Wasserstoffgas
das Silbersalz ebenfalls reducire, nach Houzeau als unrichtig
herausgestellt. (Comptes reridus, LXXV, p. 1823. Dingler' s
polyt Journ. Bd. CG VII, p. 138).
Kr.
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Verbindung' des Traubenzuckerö init Kupf'er ötö. 335
Terl^iiidang des Traubenzuckers ipit Kupfer und die
Trommer 'sehe Probe.
Setzt man zu mit Natronlauge vermischtem diabetischem
Harn das Kupfersulfat etwas vorsichtig, so dass sich ein
Niederschlag bildet, der sich nicht gleich wieder löst, so erhält
man ein farbloses kupfer- und zuckerfreies Filtrat. Der
Zucker wird hier also mit dem Kupferoxydhydrat niederge-
schlagen. Ueber diese Erscheinung hat E. Salkowsky
eine Reihe von Versuchen mit folgenden Resultaten ange-
stellt:
Die vollständige Ausfällung des Zuckers lässt sich mit
Sicherheit erreichen, wenn man zu 10 C.C. einer 2procenti-
gen Traubenzuckerlösung etwa 2 — 3 C. C. Natronlauge von
1,32 spec. Gew. setzt, mit Wasser verdünnt und nun unter
starkem Umrühren soviel Kupfersulfatlösung zufiiessen lässt,
dass die Reaction nur noch schwach alkalisch ist. Es ent-
steht so ein blaugrüner Niederschlag und ein völlig farbloses
Filtrat, welches entweder absolut frei von Zucker ist, oder
nur Spuren davon enthält. Nach 8 — 10 maligem Wa-
schen mit Wasser ist der Niederschlag frei von schwefelsau-
rem Natron und besteht nur aus Kupferoxydhydrat und
Traubenzucker, welche durch Behandlung mit Schwefelwas-
serstoff leicht von einander getrennt werden können.
Die Verbindung von Kupferoxydhydrat und Trauben-
zucker lässt sich leider nicht analysiren, weil sie sich nicht
ohne einige Reduction von Kupferoxyd und Verlust an Zucker
auswaschen lässt. Es lässt sich aber ein Schluss auf ihre
Zusammensetzung trotzdem machen. Löst man den Nieder-
schlag nemlich in Natronlauge und kocht 10 — 15 Minuten,
80 tritt Reduction des Kupferoxyds ein und das Filtrat ist
nun vollständig frei, sowohl von Zucker als von Kupfer. Da
1 Molec. Traubenzucker 5 Atome (2werthige) = 10 Aeq.
Kupferoxyd in Oxydul verwandelt, so müssen diese Verhält-
nisse in dem Niederschlage vorhanden sein. Der Beweis für
die Richtigkeit dieses Schlusses ist der, dass, wenn man ein
Gemisch von 1 Mol. Traubenzucker, und 10 Mol. Natrium-
hydrat mit 5 Mol. (= 10 Aeq.) Kupfersulfat niederschlägt,
das Filtrat keinen Zucker mehr enthält. Löst man den
Niederschlag in Natronlauge, so wird alles niedergefallene
Kupferoxyd reducirt und gleichzeitig aller Zucker oxydirt.
Wendet man mehr als die angeführte Menge Zucker an, so
bleibt Zucker gelöst, nimmt man mehr Kupfersulfat, so mischt
sich beim Kochen dem Kupferoxydul Kupferoxyd bei.
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336 Modification der Fehling*sclien Traubenzuckerbestimmun^.
Demnach verläufjj die Trommer'sclie Reaction in zwei
J*hasen. In der ersten wird eine Verbindung yon 1 Mol.
Traubenzucker mit 5 Mol. Kupferhydroxyd Cu(OH)* gebildet,
welche sich in Natronlauge löst und in der zweiten Phase in
Gegenwart der überschüssigen Natronlauge zersetzt wird.
(Archiv d, Physioloffie, Bd. 6, S. 220 i, Azisz. Zettschr, f.
anal Chemie 1873. S. 98.). * KM.
Modlficatlon der Fehling' sehen Traubenzueker-
^ bestiinmang.
Carl Kraus empfiehlt folgendes Verfahren: Eine belie-
bige Menge Fehling'scher Lösung (eine Einstellung ist nicht
nöthig) bringt man in eine Porzellanschale und erwärmt zum
Kochen, sollte sich hierbei für sich schon Kupferoxydul ab-
scheiden, so verhütet man dieses .durch einen vorherigen
Zusatz von einer genügenden Menge Natronlauge. Man setzt
eine gemiessene Menge der zu bestimmenden Zuckerlösung,
wie bei dem gewöhnlichen Verfahren zu; wird hierbei die
angewandte Kupferlösung vollständig entfärbt, so giebt man
eine weitere Menge bis zur bleibenden Bläuung zu. Die
überstehende Flüssigkeit wird auf ein Filter gebracht und
auf diesem das in der Flüssigkeit vertheilte Kupferoxydul
gesammelt. Das in der Schale zurückbleibende Oxydul wird
so lange mit Wasser ausge\yaschen, bis sich im Filtrat durch
Ferrocyankalium kein Kupfer mehr nachweisen lässt. Sämmt-
liches Oxydul, sowohl vom Filter als aus der Schale, wird
in Salpetersäure gelöst und das Filter mit HO gut nachge-
spült. Der Kupfernitratlösung wird Ammoniak bis zur blei-
benden Bläuung zugesetzt und die so erhaltene Lösung
nach bekannter Weise mit Cyankaliurh von bestimmtem Ge-
halte titrirt.
Die titrirte Cyankaliumlösung ist zwar auch der Zer-
setzung unterworfen, doch ist es viel leichter dieselbe von
Zeit zu Zeit auf eine constant bleibende Kupferoxydammoniak-
lösung einzustellen, als wie dieses bei einer im Verderben
begriffenen Fehling'schen Lösung der Fall ist.
Nach obigem Verfahren wurde der Zuckergehalt zu ver-
schiedenen Malen bis auf Yio 7o ^^^a^ bestimmt, was durch
wiederholte Controlbestimmungen anderer Personen bestätigt
wurde.
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Bestimmung der Salpetersäure im Brunnenwasser mit Indigo. 337
Um z, B. den Zuckergehalt von Kirschen zu bestimmen,
verdünnt man den auf gewöhnliche Weise ausgepressten
Saft von 35,2 g. Kirschen auf 500 Gem., bringt zu einer
beliebigen Menge Fehling'scher Lösung 10 Ccm. dieses Saftes
und versetzt das in NO^ gelöste Oxydul mit H^N. Erfor-
dert diese Lösung lO Ccm. Cyankaliumlösung , wovon
11,5 Ccm. = 0,1 g. Cu, so erfordert die ganze Saftmenge
4,75 g. Cu, was 7,659 % Traubenzucker entspricht. (Neues
Bepertorium ßir Pharm, v. Buchner. Bd. XXII, S. 89.).
a S.
Bestimmnng der Salpetersäure Im Brnnnenwasser
mit Indigo.
Die Bestimmung der HNO^*) mit 'Indigo wurde von
Marx in die analytische Chemie eingeführt; er versetzte
50 Cc. des zu untersuchenden H^O mit 100 Cc. reines
H^SO* und lässt solange eine Indigolösung, deren Wirkungs-
werth durch eine KNO^ Lösung festgestellt ist, zufliessen als
sie noch entfärbt ward. Goppelsröder und Tromms-
dorff schlugen Verbesserungen dieser Methode vor. Rei-
chardt machte darauf aufmerksam, dass die Marx'sche
Methode ungenau sei, und Struve zeigte, dass salpetrige
Säure und Wassers tofiliyperoxyd ebenfalls Indigo entfärben.
Bemme 1er schliesst aus zahlreichen Versuchen, dass die
Menge des H^SO^ das Doppelte des H^O betragen muss und
dass erst dann die grösste Indigomenge verbraucht wird,
wenn das rechte Quantum Indigo gleich zum H^O zugefügt
und dann mit der H^SO* gemischt wird. Der Versuch wird
mit kleineren oder grösseren Mengen der titrirten Indigolö-
sung wiederholt, bis die Farbe grünlich bleibt. Ferd. Fi-
scher gelangt bei der Untersuchung einer sehr grossen
Anzahl Brunnenwässer (nach Marx und Schlösing) zu dem ^
Resultate, dass das von Reichardt (Zeitschr. anal. Chem.
9, 24.) abgeänderte Schlösing'sche Verfahren alle anderen an
Genauigkeit übertrifft. {Journ. pract Chem. Bd. 7. S. 57.
1873.). C. J.
*) 0 == 16.
Arob, 4r Pharm. UI, Beibo. m. Bds. 4. Heft* 22
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338 Ammoniakreiclies Mineralwasser — Nachweis v. Mineralölen etc.
Ammoniakreiches Mineralwasser.
In Californien , in der Nähe des Boraxsees, quillt ein
ungewöhnlich ammoniakreicher Eohlensäuerling , welcher nach
der Analyse von Gr. E. Moore in 1 Gallon (= 47j Liter =
150 Unzen) folgendermaassen zusammengesetzt ist.
Chlorkalium
Spur
Chlornatrium
84,62 Gran.
Jodmagnesium
0,09
99
Brommagnesium
Spur
Doppeltkohlensaures
Natron
76,96
W
Doppeltkohlensaures
Ammoniak
107,76
99
Doppeltborsaures Natron
103,29
9^
Schwefelsaurer Kalk
Spur
Freie Kohlensäure
36,37
W
Kieselsäure
8,23
99
Summa- 417,32
J>
• 16 Unzen dieses Wassers enthalten mithin über 11 Gran
doppeltkohlensaures Ammoniak. (The American Chemist IL
365.y G. C. W.
Naeliweisung ron Mineralölen in thierisclien und
yegetabiliselien Oelen, nnd umgekehrt dieser in
Jenen.
Da die schweren Mineral- oder Kohlenöle, welche mit-
unter zum Verfölschen fetter Oele dienen, oder die man auch
wohl betrügerischer Weise mit wohlfeilen fetten Oelen ver-
setzt, sich durch ätzende Alkalien nicht verseifen, so ist
dadurch ein Verfahren an die Hand gegeben, derartige Mani-
pulationen sicher nachzuweisen.
Man erwärmt nemlich eine gewogene Menge der Waare
mit Natronlauge bis zur Verseifung, trocknet im Wasserbade
ein, uÄd extrahirt den Rückstand mit Schwefeläther oder
Petroleumäther. Die Seife bleibt dabei ungelöst, während das
Mineralöl leicht in den einen oder andern Aether übergeht.
Die erhaltene Lösung erwärmt man am besten in einem
graduirten Cylinderglase, welches im 'Wasserbade steht, bis
aller Aether verjagt ist. Was dabei hinterbleibt, ist Mine-
ralöl, welches nun dem Räume oder auch dem Gewichte nach
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Erkenn, d. Kali durch d. Flamme. — Stud. ül). d. Alkalo'ide d* Chinarinden. 839
bestimmt werden kann. Was dann die in Arbeit gewonnene
Quantität Oel mehr beträgt, besteht in fettem Oele. {The
American Ghemist, 1872. S. 429.). G. C. W.
Erkennung des Kali durch die Flamme.
Bekanntlich bedient man sich des Kobaltglases oder der
schwefelsauren Indigolösung, um durch sie hindurch das Kali
neben dem Natron an der von ihm hervorgebrachten Flam-
men-Färbung zu erkennen.
Ist aber der Gehalt an Kali in Natronverbindungen sehr
gering, so tritt die Kaliflamme so schwach auf, dass sie auf
jene Weise nicht mehr bemerkt werden kann.
In solchen Fällen leistet nun nach H. B. Cor n wall eine
Auflösung von übermangansaurem Kali noch gute
Dienste, denn bei Betrachtung der Flamme durch eine Schicht
dieser Salzlösung entziehen sich selbst Spuren von Kali
(z. B. Yio ^Yoc.) der Wahrnehmung nicht.
Aehnlichen Dienst leisten auch weingeistige Lösun-
gen der blauen Anilinfarben. (The American Chemüt
IL 366). G. a W.
Stndien ttber die AlkaloMe der Chinarinden.
In dem Märzhefte der Annalen der Chemie und Phar-
macie findet sich eine sehr interessante Arbeil/ von 0. Hesse,
nemlich: Studien über die Alkaloide der Chinarinden.
In der Einleitung wird hervorgehoben, dass, so umfang-
reich die Literatur über die Untersuchung der Chinarinden
ist, dieselbe doch über Manches keine sichere Auskunft giebt,
weil die Untersuchenden oft nicht im Stande waren, die Schwie-
rigkeiten zu überwinden und dass so die Verwirrungen, welche
sich zuerst auf dem betrefienden Gebiet der Pharmacologie
und Botanik vollzogen, schliesslich in das Gebiet der Chemie
hinübergetragen wurden. So wurden z. B., obwohl durch die
Entdeckung des Chinins und Cinchonins eine sichere Basis
für derartige Untersuchungen geschafien war, späterhin häufig
andere Stoffe mit diesen verwechselt und wiederum die längst
22*
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340 Studien über die Alkaloide der Chinarinden.
entdeckten Alkalo'ido von Neuem entdeckt. Bis vor etwa
20 Jahren wurden unter Chinarinden alle die Einden derje-
nigen Bäume, resp. Sträucher verstanden, welche das von
Linne 1753 in seinen Species plantar um aufgestellte Genus
Cinchona umfasste. Später sprach Wedell aus, -dass die zu
dem Genus Cinchona gehörigen Species sich vor den anderen
verwandten Pflanzen durch folgende Merkmale auszeichnen:
Von unten nach oben aufspringende Samenkapseln, verfilzte
Keulenhaare, welche die Lappen der Blumenkrone zieren,
Wohlgeruch der Blüthen, Vorkommen von gewissen Alkalo'i-
den in den Rinden ihrer Stämme. Auf das letzte Merkmal
legte Weddel grossen Werth, auch bestätigte der Engländer
Howard 1869 die Richtigkeit dieses WeddeFschen Axioms.
Es hatte also den Anschein, als ob zwischen den chemischen
und morphologischen Eigenthümlichkeiten. der betreffenden
Pflanzen ein Zusammenhang bestände, indem die ächten Cin-
chonarinden eine gewisse Aehnlichkeit in ihrem anatomischen
Bau durchblicken lassen und Alkaloide liefern, während das
Genus Buena einen wesentlich verschiedenen anatomischen
Bau zeigen und keine Alkaloide liefert. Dieses Axiom hat
nun 0. Hesse in neuester Zeit dadurch erschüttert, dass der-
selbe aus der China cuprea, welche im anatomischen Bau von
den ächten Chinarinden merklich verschieden ist, doch Chinin
und anderen Alkaloide enthält. Auch hat Karsten andrerseits
nachgewiesen, dass bisweilen Chinarinden keine Spur von
Alkaloiden enthalten und dass nicht etwa individuelle Ver-
schiedenheit d^ Pflanzen den veränderten Alkaloidgehalt
bedingen, sondern dass der Boden und klimatische Verhält-
nisse, von denen die Ernährung und Entwicklung der Pflan-
zen abhängt, denselben hervorrufen. Diese Veränderungen
erstrecken sich aber nicht allein auf die relativen Mengen
der einzelnen Alkaloide, sondern, wie die in Ostindien culti-
virte Cinchona succirubra zeigt, ganz besonders auf deren
Qualität. Durch die Acclimatisationsversuche der Cinchonen
an verschiedenen Orten werden auch neue Chinaalkaloi'de
«rzielt werden.
Ich muss hier einschalten, dass 0. Hesse schon im Jahre
1865 eine Arbeit über Chinin und Chinidin publicirte.
In dieser Arbeit beschreibt der Autor eine grosse Anzahl von
Salzen des Chinins und giebt schon damals an, dass die
beste Methode, das Chinin, namentlich das Sulfat auf eine
Beimengung andrer Chinaalkaloide zu prüfen, die von Ker-
ner angegebene sei. Diese Methode gründet sich auf das
verschiedene Verhalten der Sulfate zu kaltem Wasser und
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Studien über die Alkalo'ide der Chinarinden. 341
schliesslich der Lösung zu NH^ und hat jetzt in der Reichs-
pharmacopöe Aufnahme gefunden. Von dem Chinidin, 1847
von C. Winkler entdeckt und später von Leers näher unter-
sucht, hat 0. Hesse ebenfalls eine Reihe von Salzen analysirt.
_ Das Chinidin findet sich in jeder Calisayarinde neben dem
Chinin, wird bei der Chinipfabrication erhalten, von dem es
sich nur schwer trennen lässt, sodass das käufliche Chinidin
stets etwas Chinin enthält. Das Chinidin ist ebenfalls ein
Fiebermittel, das Winkler'sche Chinidin giebt mit Chlor und
NH^ keine gaiine Färbung. —
In seiner neuesten Arbeit erwähnt 0. Hesse, dass Pel-
letier und Caventou 1820 nicht allein das Chinin entdeckten,
sondern auch besonders das Sulfat studirten und eine Berei-
tungsmethode angaben, welche leicht und rein dasselbe erga-
ben, indem damals zur fabrikmässigen Darstellung des Sulfats
in der Hauptsache nur solche Rinden angewandt, welche vor-
zugsweise Chinin enthielten. —
Bei der Beschreibung des Chlorhydrats des Chinin, d. h.
also das Chinium hydrochloricum, giebt 0. Hesse eine Prüfiings-
methode dieses Salzes auf Morphium hydrochloricum an. Diese
beiden Salze verhalten sich sehr verschieden gegen verdünnte
Salpetersäure (1 Vol. Säure, 4 Vol. Wasser). Chininchlorhy-
drat löst sich in der genannten Säure mit kaum merklicher
gelber Farbe auf, die sich nicht verändert, wenn diä Lö-
sung auf einige Minuten einer Temperatur von 50 — 60^
ausgesetzt wird. Enthält aber das fragliche Salz Morphin,
so färbt sich die Lösung, je nach der vorhandenen Menge
Morphinsalz, gelb bis orangeroth. 0. Hesse empfiehlt diese
Chininprüfung in folgender Weise auszuführen. Man nimmt
zwei gleichweite Probirröhren von farblosem Glase, bringt in
jede Röhre etwa 0,05 g. von dem fraglichen , aber gut ge-
mischten Salze und übergiesst die Substanz in dem einen
GUse mit etwa ^2 ^c* reiner SO ^, in dem andern Röhre
aber mit eben so viel Salpetersäure von obiger Verdünnung.
Beide Probirröhren taucht man in warmes Wasser (von 50
bis 60^ C), das sich, um etwaige Farbenänderungen gut
beobachten zu können, entweder in einer weissen Porzellan-
schale, oder in einem farblosen Glase befinden muss. ^Wenn
das Chininsalz frei von Morphinsalz ist, so sind sich beide
Lösungen nach 5 Minuten noch ganz gleich, enthält aber das
Salz Morphin, so ändert die salpetersaure Lösung ihr Ausse-
hen schon nach einigen Augenblicken^ während sich die
schwefelsaure Lösung in dieser Beziehung nicht ändert.
Wenn also ein Chinin, hydrochl., auf diese Art geprüft, eine
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^7'^^
842 Studien über die Alkaloi'de der Chinarinden»
Farbendlfferenz der beiden Lösungen zu erkennen giebt, so
sollte es vom Gebrauch ausgeschlossen sein. —
Sehr interessante Versuche hat 0. Hesse über die Fähig-
keit des Chinins, die Ebene des polarisirten Lichtes nach
links abzulenken, angestellt. Das Chinin, welches derselbe
zu diesen Versuchen gebraucht, war absolut rein, d.h.
es wurde aus einem Sulfat erhalten, welches die Eigenschaf-
ten besass, die die deutsche Reich spharmacopöe verlangt.
Das Resultat dieser zahlreichen Versuche war folgendes.
Bei der Bestimmung der Ablenkung der Polarisationsebene,
wie sie vom Chinin verursacht wird, kommt es wesentlich
darauf an, wie das Lösungsmittel nach Qualität und Quanti-
tät angewandt wird. Ebenso wirkt die Temperatur verän-
dernd auf das Rotations vermögen der Chininlösung. Dann ist
auch die Thatsache zu berücksichtigen, dass das Chinin beim
Zerreiben sehr stark electrisirt und hier auch für solches
Chinin, so lange es diese Eigenschaft noch besitzt, eine an-
dere Molecularrotation gefunden werden wird, als für gewöhn-
liches Chinin. 0. Hesse hat schon früher, von der Chinin-
bestimmung mittelst des Polariscopes abgerathen und thut dies
natürlicherweise jetzt noch viel entschiedener.
Das zweite Alkaloid der Chinarinden, weiches Hesse
in seiner neuesten Arbeit bespricht, ist das von ihm selbst
Conchinin getauften Alkaloid. Entdeckt wurde dasselbe
von van Hejningen, welcher die schön krystallisirende Base
bei der Untersuchung des Chinoidins auffand, van Hejningen
nannte das Conchinin Betachinin und glaubte, dass dieses
— Chinoidin in reinster Form sei. Hlasiwetz fand dasselbe
Alkaloid im käuflichen Cinchonin und nannte es Cinchotin.
Kerner, dem wir die schöne Prüfungsmethode des Chininsul-
tats verdanken, nennt dasselbe Alkaloid (also d. Conchinin)
/?- Chinidin, Koch /9- Chinin. Letzterer giebt den sicheren
Nachweis, dass es in den Binden von Cinchona pitayenws
vorkomme.
In einer frühern Arbeit Hesses 1868 über das Conchi-
nin (Referat von mir im Archiv v. 1869) hat Hesse einge-
hend ausgeführt, wesshalb er den Namen Conchinin gewählt
hat. Auch ist diese Bezeichnung der Bezeichnung /9- Chi-
nin desshalb vorzuziehen, weil dann eine Verwechselung
dieses Alkaloides mit Chinin im Handel nicht leicht mehr >zu
befürchten ist. Der Ausdruck Conchinin ist ferner präcis und
lässt daher nicht Zweifel über das Wesen der Substanz auf-
kommen, welche der Name „Chinidin*^ unvermeidlich zur
Folge hat. Das Conchinin findet sich in namhafter Menge
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Studien über die Alkaloi'de der Chinariiiden. 343
in den Rinden von Cinch. pitayensis. Diese Cinchonaspecies
ist im Laufe der letzten Jahre auch nach Ostindien verpflanzt
v^rorden; da aber dort andere klimatische Vet-hältnisse von
Einfluss auf das Waehsthum der Cinchonen sind, so darf man
wohl annehmen, dass die Resultate der Acclimatisation von
denen, welche sich im Urlande der Species ergeben haben,
abweichen werden. Cinchona amygdalifolia , Cinchona ovata
enthalten ebenfalls Conchinin, ebenso manche von den Ostin-
dischen Calisayarinden.
Das Conchinin giebt alfeo wie das Chinin mit Chlor \ind
NH^ eine grüne Farbe, ist mit demselben isomer, nähert
sich aber im TJebrigen dem Cinchonin, daher durch ümwechs-
lung der Vocale aus Cinchonin — Conchinin. Das Conchinin
lenkt, wie das Cinchonin, die Polarisationsebene nach rechts
ab und bildet mit gewöhnlicher Weinsäure ein leicht lösli-
ches neutrales Salz, welches durch verdünnte Seignettesalzlö-
ßung nicht gefallt wird. Das Cinchonin verhält sich ganz
so wie das Conchinin, während Chinin und Chinidin die Polarisa-
tionsebene nach links drehen und mit Weinsäure ein schwer
löslich neutrales Salz bilden, welches unlöslich in ver-
dünnter Seignettesalzlösung ist. Aus einer neutralen Salzlö-
sung dieser vier Alkaloide werden somit durch verdünnte
Seignettsalzlösungen die linksdrehenden Alkaloide gefällt,
während die rechtsdrehenden Basen in Lösung bleiben ; Hesse
fügt nochmals hinzu, dass andere Basen sich in den Fabrik-
rindon nicht vorfinden. Bei seinen Versuchen, betrefiend
die Ablenkungsfähigkeit des Conchinins gegen den polarisirten
Lichtstrahl fand 0. Hesse, dass, wenn das Conchinin mit SO^
zu einem neutralen Salz verbünd^ ist, sich die Rotations-
kraft kaum merklich ändert, sofort aber bedeutend zunimmt,
wenn das Sulfat in das einfach schwefelsaure Salz überge-
führt wird. Auch bei Zusatz von grössern Mengen Schwefel-
säure bleibt die Rotationskraft constant. In seiner Verbin-
dung mit CIH besitzt dagegen das Conchinin ein wesentlich
verändertes Rotationsvermögen. —
An dritter Stelle erwähnt 0. Hesse in seiner neuesten
.Arbeit das Chinidin, welches sich nach Kerner früher vor
1862 sehr häufig in dem Chinidinsulfat , des Handels vorfand,
als ein Gemisch verschiedener chemischen Individuen, wofür
auch die Angabe spricht, dass sich das Sulfat dieses Chini-
dins in 180 — 300 Theilen kalten Wassers lösen soll
Diese enorm - grosse Löslichkeitsdifi'erenz spricht sehr für
die Unreinheit des genannten Alkaloids. Es ist auch bis
jetzt Hesse nicht gelungen, aus den im Laufe der letzten
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^
S44 Studien über die Alkaluide der Chinarinden.
Jahre im Handel befindlichen Chinarinden dieses Alkaloid
darzustellen. —
rV. Das Cinchonidin. Seit der Entdeckung dessel-
ben durch F. C. Winckler 1847 in der China maracaibo,
der Rinde von Cinchona Tucujensis ist über dieses Alkaloid
eine Literatur entstanden, aus welcher man sich wegen der
sehr häufig veränderten Benennung der Base nur schwierig
ein klares Bild machen kann. Das Cinchonidin lenkt, wie
das Chinin, die Ebene des polarisirten Lichtes nach links ab.
Hesse hat dasselbe dargestellt bach der oben angegebenen
Methode und hat dann dieses reine Cinchonidin mit allen den
Alkaloiden vergleichen, welche im Laufe der letzten zwanzig
Jahre als Cinchonidin verschiedene Autoren beschrieben wor-
den sind,
V. Das Cinchonin wurde von Duncan in Edinburg
zuerst beobachtet, später 1821 von. dem Portugiesen Gomez
näher untersucht und als der wirksame Bestandtheil der Chi-
narinde erklärt. Pelletier und Caventou characterisirt im
Jahre 1820 diese Substanz als ein wahres Pflanzenalkaloid
und Liebig gab demselben die richtige Formel.
Durch die ungenaue Untersuchung dieses Alkaloids und
seiner Salze wurde die Möglichkeit gegeben, dasB das Cin-
chonin aus den Huanueorinden unter dem Namen Huanokin
und das aus Chinoidin unter dem Namen Betacinchonin noch-
mals neu entdeckte in die chemische Literatur eingeführt
wurde, das von Howard entdeckte Cinchonicin ist weiter Nichts
als ein noch unreines Cinchonin.' Hesse hat sich überzeugt,
dass es nur ein Cinchonin giebt, dass dasselbe die Ebene
des polarisirten Lichtes ^ach rechts dreht und dass die
Eotationskraft des Cinchonins je nach der Säuremenge, mit der
es verbunden ist, variirt. Eine Bestimmung des Cinchonins
mittelst des Polariskops ist also eine pure Unmöglichkeit,
wie bei den anderen Alkaloiden.
VL Die Existenz des Aricins, welches 1829 von Pel-
letier und Coriol entdeckten , bezweifelt bis jetzt Hesse, nach-
dem es ihm geglückt ist, nachzuweisen, dass die verschiedenen
Aricine stets Gemenge verschiedener Chinaalkaloide waren.
yn. Das Paricin, welches Winkler im Jahre 1845 in
einer von Para importirten falschen Chinarinde auff*and, kommt
häufig nach 0. Hesse in den Rinden des in Ostindien culti-
virten Cinchona succirubra vor. Das Paricin wird wie das
Berberin aus seinen Salzlösungen durch Salpetersäure gefällt,
wesshalb Winkler zuerst glaubte, dass diese beiden Alkaloide
identisch sein möchten. Flückiger suchte die Identität zu
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Studien über die Alkalo'ide der Chinarinden. 340
beweisen. Hesse hat dagegen nachgewiesen, dass das Faricin
ein eigenthümliches Alkaloid ist.
VIIL 0. Hesse hat in der von Darjeeling (ein District
der Provinz Nepal in Ostindien) ausgeführten Rinde von
Cinchona succirubra neben dem Paricin ein neues Alkaloid
entdeckt, das Chinamin, und hat eine grosse Anzahl von Sal-
zen desselben beschrieben und analysirt. Die von 0. Hesse
auf Chinamin verarbeiteten Rinden enthielten nur 0,1 7o ^®^"
selben. Dasselbe dreht nach rechts.
IX. Endlich hat Hesse in einer von Payta (Peru) aus-
geführten weissen Chinarinde, das Paytin entdeckt. Ob diese
Rinde von einer ächten Cinchona abstammt, ist ungew^iss,
das Paytin dreht die Ebene des polarisirten Lichts nach
links.
X. Die Chinarinden enthalten mehr oder weniger erheb-
liche Mengen amorpher basischer Substanzen, deren Qua-
lität von der Qualität derjenigen Alkalo'ide abhängt, die sonst
in normalen Verhältnissen in den entsprechenden Chinarinden
vorkommen. Man kann diese Substanzen als Zersetzungs-
producte der eigentlichen Chinaalkaloide betrachten, und dies
um so mehr, als sich die amorphen aus den letzten künstlich
erhalten lassen, oft sich aber bei ihrer Darstellung aus dieser
gegen alle Absicht bilden. Geben die krystallisirten Alka-
lo'ide mit Chlor und Ammoniak keine grüne ;Färbung, so
zeigen dieses Verhalten in der Regel die sie begleitenden
amorphen Basen, geben aber diese krystallisirbaren Substan-
zen die grüne Färbung; so thut es ganz bestimmt auch der
amorphe Antheil der Basen. Im ersten Falle nennt man
die amorphe Substanz Cinchonicin, in letztern Falle C h i -
nie in. Enthalten aber die Rinden gleichzeitig Chinin und
Cinchonidin, oder Conchinin und Cinchonin, so kann man
gewiss sein, dass dann die amorphe Substanz ein Gemisch
ist. Diese amorphen Modificationen der Chinaalkaloide sollen
durch den Einfluss des Lichtes gebildet werden. Wird kry-
stallisirtes Chininsulfat dem directen Sonnenlichte ausgesetzt,
so färbt es sich allerdings gelb, doch nur an der Oberfläche.
Bedeckt man z. B. die dem Sonnenlichte ausgesetzte Fläche
stellenweise mit schwarzem Papier, so ist unter diesem Pa-
pier nach langer Zeit das Chininsulfat noch völlig unverän-
dert. Die schützende Decke repräsentirt in der Natur die
inkrustirte, durch Farl^stoff ausgefüllte Cellulose, sodass die
Insolation nur in soweit auf die Qualität der Chinaalkaloide
merken kann, als letztere damit von den Sonnenstrahlen ge-
trofien werden. Daher erklärt es sich auch, dass Rinden,
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846 Darstellung reiner OelsaBre.
selbst in Form des feinsten Falvers, längere Zeit dem
Sonnenlichte ausgesetzt nur geringe Einbusse an krystalli-
sirtem Alkaloid erleiden. Ganz anders gestaltet sich aber
die Sache, wenn die Alkaloide in saurer Lösung dem Son-
nenlichte ausgesetzt werden. In solchem Falle dringen nicht
nur die Lichtstrahlen in die Lösung ein^ sondern es werden
durch die ungleiche Erwärmung der Lösung Strömungen in
derselben verursacht und so fort und fort neue Theilehen an
die Stelle gefuhrt, wo die Einwirkung der Sonne am stärk-
sten ist. Das Licht hat überhaupt keinen so grossen Einfluss
auf die Eildung der amorphen Basen, vielmehr müssen ganz
andere Einflüsse auf die Qualität der Ghinaalkalo'ide bestim-
mend wirken. Berücksichtigt man, dass sich die Ghinaalka-
lo'ide nur in der Rinde und zwar in der dem Baste zunächst
gelegenen Zellen schiebt , nicht aber im Holze befinden, so
kann man dieselben als Auswurfstoffe betrachten, welche bei
mangelhafter Ernährung mit zur weiteren Entwicklung der Pflanze
herangezogen werden und dabei in der Qualität eine Aenr
derung erleiden. Die amorphen Basen werden übrigens auch
bei der fabrikmässigen Darstellung des Chininsulfats gebildet
und bleiben in der Mutterlauge gelöst. Aus der Mutterlauge
schied Howard das Chinicin ab. Bei Anwendung von cincho*
nin- und cinchonidinhaltigen Rinden wird man vermuthlich
Cinchonicin in der Mutterlauge erhalten.
Von den Chinaalkaloiden sind also, wenn man von den
amorphen Modificationen absieht, nur die folgenden als sj^her
ermittelt zu betrachten: Chinin, Cinchonidin, Cinchonin, Pari-
cin, Chinamin, Paytin und Conchinin. Die 3 ersten sind als
Handelsartikel bekannt, Ton dem Conchinin trifft man im
Handel meist nur den Namen Chinidin an, d. h. ohne die
Substanz, die man sich darunter denkt. Die drei übrigen
Alkaloide bilden wohl eine Gruppe und gehen unter dem
Einfluss der Zellenthätigkeit in einander über. {Annäl, der
Chemie u. Pharm. Bd. 90, S. 217.). S.
Darstellung reiner OelsSure.
Die unreine Beschaffenheit der käuflichen Oelsäure macht
es nöthig, dass zur Bereitung der in die Medicin eingeführ-
ten Verbindung von öisaurem Quecksilber und Morphin jene
Fettsäure aus geeignetem Materiale selbst dargestellt wird.
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Chemische Analyse der Seifen. 347
Ein Correspondent des Americ. Journ, of Pharm, giebt dazu
folgende Vorschrift.
Man verseift Mandelöl mit Natronlauge, zersetzt die
Seife mit Weinsteinsäure, wäscht die ausgeschiedenen Fett-
säuren mit Wasser, bringt sie in ein Wasserbad, versetzt sie
mit ihrem halben Gewichte fein gepulverten Bleioxyds, dige-
rirt eine Zeitlang, lässt erkalten, behandelt das Product mit
ohngefähr seinem dreifachen Gewichte Aether, lässt absetzen,
giesst den ätherischen Auszug ab, wiederholt die Extraction
mit Aether noch einmal, schüttelt die vereinigten Auszüge
mit überschüssiger Salzsäure, trennt die dadurch in Freiheit
gesetzte und in dem Aether gelöst gebliebene Oelsäure von
dem erzeugten Chlorblei, wäscht die ätherische Solution mit
Wasser und destillirt den Aether davon ab.
Der Destillationsrückstand besteht aus Oelsäure =
C36JJ33Q3 _|_ "fjo, verunreinigt mit einer gewissen Menge
Oxyölsäure = C^^H^^O^ + HO. Zur Beseitigung der letztern
sättigt man mit Ammoniakliquor , fallt die Solution mit Chlor-
baryum, wäscht den aus ölsaurem und oxyölsaurem Baryt
bestehenden Niederschlag, trocknet ihn und behandelt ihn mit
kochendem Alkohol, aus welchem beim Erkalten ölsaurer
Baryt, ohne eine Spur von oxyölsaurem, herauskrystallisirt.
Der Ölsäure Baryt wird mit einer kochenden Lösung von
Weinsteinsäure zersetzt, und die ausgeschiedene Oelsäure ge-
waschen.
So bereitet erscheint die Oelsäure beinahe farblos , dünn-
flüssiger als Mandelöl; sie löst leicht Quecksilberoxyd und
Morphin auf
Bei der Darstellung der Ölsäuren Verbindungen ver-
meide man eine + 65® C. übersteigende Temperatur, weil
diese zersetzend wirken würde. G. C. W.
Chemische Analyse der Seifen.
Unter den fremdartigen Substanzen, welche in Seifen am
häufigsten gefunden werden, spielt Harz (Colophoniiim) die
erste Rolle. Das Harz bildet bekanntlich mit Kali und Na-
tron chemische Verbindungen, Resinate oder Harzsäuresalze,
welche mit Wasser einen reichlichen Schaum geben. Diese
Eigenschaft, im Verein mit dem Umstände, dass der Preis
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34:8 Chemische Analyse der Seifen.
des Harzes weit niedriger ist als der der Fettkörper, brachte
die Seifenfabrikanten auf den Gedanken, dasselbe ihren Pro-
ducten einzuverleiben. Da jedoch die Anwendung solcher
Seifen nicht in allen Fällen ohne nachtheilige Folgen bleibt,
so bat F. Jean die verschiedenen Methoden controlirt,
welche zur Bestimmung des Harzes in Seifen angegeben wa-
ren, er hat jedoch gefunden, dass dieselben mehr oder weni-
ger unzuverlässige Resultate liefern. Um nun ein genaues
und sicheres Verfahren zu diesem Zwecke auffinden zu kön-
nen , unterwarf er zuerst die Resinate , d. h. die sich bei der
Verseifung des Harzes bildenden Salze, einer genaueren Unter-
suchung. Nach seinen Untersuchungen hierüber bilden sich
bei der Verseifung des Harzes drei ganz verschiedene Sub-
stanzen :
I. ein in Alkalien unlösliches Resinat,
n. ein in Alkalien lösliches Resinat,
ni. eine Substanz, welche sich aus ihren sauren Lösungen
nicht abscheidet.
Hierauf gründet sich nun folgende Abscheidung und
quantitative Bestimmung des in den Seifen enthaltenen Harzes.
Man wägt 10,0 g. Seife ab und löst sie in 100,0 Cc.
Wasser. Nach erfolgter Lösung versetzt man die Flüssigkeit
mit concentrirter chemisch reiner Aetznatronlauge in geringem
Ueberschusse , wodurch die von den Fettsäuren gebildete
Seife, sowie das Resinat I in unlöslicher Form niedergeschla-
gen worden , während das Resinat II in dem überschüssigen
Alkali in Lösung zurückbleibt. Hierauf filtrirt man, wäscht
den Niederschlag mit Aetznatron aus, und vereinigt das
Wasch wasser mit dem Filtrate. Die das Harzsäuresalz 11
enthaltende alkalische Flüssigkeit wird mit heisser verdünnter
Schwefelsäure angesäuert, und dann auf ein gewogenes Filter
gebracht, auf welchem das Harz II zurückbleibt. Die von II
abfiltrirte saure Flüssigkeit wird mit Aetznatronlösung genau
gesättigt, und hierauf zur Trockne abgedampft Der Rück-
stand wird, um das schwefelsaure Natron abzuscheiden, mit
Alkohol behandelt, und die alkoholische Lösung in einer
Porzellanschale zur Trockne abgedampft, die vorher gewo-
gen war.
Auf diese Weise erfahrt man die Menge der harzigen
Substanz III, gemischt mit Glycerin. Das Vorhandensein von
Glycerin' in dem Rückstande lässt sich auf die Art nachwei-
sen, dass man denselben in einenf Glasrohre mit Mangan-
hyperoxyd, einigen Tropfen Schwefelsäure und Alkohol auf
4tO^ C. erwärmt, dabei bildet sich der nach Pfirsiohblüthen
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Chemisclie Analyse der Seifön* 349
riechende Formyläther. Das harzsaure Natron I und die
Fettsäureseife werden nach dem Auswaschen mit natronhalti-
gem Wasser in kochendem Wasser gelöst und dann mit
Chlorbaryum im geringen Ueberschusse gefällt. Das unlös-
liche Barytresinat und die Barytfettseife werden abfiltrirt und
ausgewaschen, darauf im Wasserbade bei 100® C. getrocknet.
Hierauf werden sie mit Aether behandelt, welcher den harzsau-
ren Baryt löst, die in ihm unlösliche Barytfettseife aber
zurücklässt. Die ätherische Lösung wird zur Trockne abge-
dampft, der dabei erhaltene Rückstand wird in kochendem
destillirtem Wasser aufgenommen, und durch Zusatz einiger
Tropfen verdünnter Schwefelsäure zersetzt, um das Harz frei
zu machen. Dasselbe wird auf dem Filter gesammelt, wel-
cher bereits das Harz II enthält, und nach dem Auswaschen
mit warmem Wasser, irii Wasserbade bei 100® C. getrocknet
und dann gewogen. Die in Aether unlösliche Barytfettseife
wird kochend heiss mit verdünnter Schwefelsäure zersetzt,
die dadurch frei gemachten Fettsäuren werden sorgßiltig
gesammelt, getrocknet und gewogen. Bei Befolgung dieses
Verfahrens findet man das Gewicht des Harzes, der Fett-
säuren, und der harzähnliohen Substanz, letztere gemischt mit
dem in der Seife enthaltenen Glycerin.
Viele Seifen enthalten auch grosse Mengen von andern
fremdartigen Substanzen , z. B. Stärkemehl (in den meisten
weichen oder Schmierseifen vorhanden), Talk, Ocker, Thon,
Gyps, Schwerspath u. a. m. , welche betrügerischer Weise zu-
gesetzt werden, hauptsächlich um das Gewicht der Seife zu
mehren. Diese Substanzen lassen sich sehr leicht abscheiden;
man braucht zu diesem Zwecke die verdächtige Seife nur in
Alkohol aufzulösen bei 40® C, wobei alle fremden Körper,
nebst einem Theile des Chlomatriums , des schwefelsauren
Natrons und des kohlensauren Natrons zurückbleiben. — Eine
jetzt sehr häufig vorkommende Verfälschung besteht bei har-
tem Seifen in der Einführung von sehr concentrirtem Natron-
wasserglas (zuweilen 17%); da dieses Salz in Alkohol unlös-
lich ist, so lässt es sich leicht abscheiden. Löst man den
bei der Behandlung mit Alkohol gebliebenen Rückstand in
Wasser, so scheidet sich auf Zusatz einer verdünnten Säure
die Kieselsäure des Wasserglases gallertartig ab. — Zur
Wasserbestimmung besonders sehr gefüllter Seifen eignet sich
folgendes Verfahren ; ein oder zwei g. der in feine Spänchen
zerschnittenen Seife wird in einer tarirten Porcellanschale in
der möglichst kleinen Menge starken Alkohols aufgelöst, dann
fügt man eine bekannte Menge von feinem, gut getrocknetem
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850 Neuos Verfahren zur Stahlfabrication.
Quarzsand hinzu, welche hinreicht, die sämmtliche Flüssigkeit
zu absorbiren, und erhitzt nun das Ganze im Luftbade bis
zu einer Temperatur von 110® C. Das Trocknen verfolgt
rasch. Schliesslich kann man den Quarzsand mit Schwefel-
kohlenstoff behandeln, um die nicht gebundenen Fettsubstanzen
zu .bestimmen. — (Atis dem Moniteur sdentifique durch den
American chemist. Nov, 1872. p, 16i, Binglers polyt. Joum.
Bd. GGVIL p. 22i). ' Kr.
Neues Verfahren zur Stahlfabrication.
Das Princip dieses von F. Bajault und Eoche ange-
gebenen Verfahrens besteht in der theilweisen Entkohlung des
Roheisens, unter dem Einflüsse des Eisenoxydes in Form
eines reichhaltigen Eisenerzes. Ein in metallene Formen,
sogen, hohle Gänze gegossenes Gemenge von Roheisen und
gepulvertem Eisensteine giebt beim Erkalten Zaine oder
Gänze, deren jede mit der Form, in die sie gegossen ist, ein
Ganzes bildet. Diese Gänze werden dann in einen besonde-
ren Ofen gebracht, worin man sie eine Zeitlang auf lebhafter
Rothgluth erhält. Bei dieser Temperatur und bis zum Ende
der Reduction entwickeln sich zahlreiche Strahlen von Koh-
lenoxydgas und verbrennen mit characteristischer blauer
Farbe. Auf diese Weise erhält man Robstahlgänze, welche
nur noch eingeschmolzen zu werden brauchen, entweder im
Tiegel oder auf der Sohle eines Flammenofens. Bei diesem
Verfahren erfolgen die Reactionen in der ganzen Ausdehnung
einer festem Masse durch ein inniges Gemenge der ange-
wandten Substanzen, und diese Substanzen kommen erst
nach ihrer gegenseitigen Umwandlung in Fluss. Da alsdann
das Erz reducirt ist, so ist dessen Einwirkung auf die Wan-
dungen des Schmelzofens fast gleich Null. Auf diese Weise
lassen sich alle Grade der Kohlung erzielen, da die Mengen-
verhältnisse des Roheisens und Oxydes genau bestimmt wer-
den können. (Comptes rendus, LXXVI. p. 80. Bingler' s
polyt. Joum. Bd. GGVU. p. 315.).
Er.
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Darstellung des Chromalaunes. f^51
Darstellnng des Chromalannes.
Bei der Bereitung von Chromalaun aus Kaliumbichromat
werden gewöhnlich, nach Zusatz der entsprechenden Menge
Schwefelsäure, als Reductionsmittel Alkohol, Schwefelwasser-
stoff, oder schweflige Säure angewendet, wobei jedoch das
Ende der Reaction nicht genau beurtheilt werden kann. In
den bezüglichen Vorschriften findet sich auch die Bemerkung,
dass man zu beobachten habe, dass die Flüssigkeit weder bei
der Reduction noch beim nachfolgenden Krystallisiren zu sehr
erwärmt werde, weil in diesem Falle eine grüne, nicht krystal-
lisirende Lösung erhalten werden würde. Um nun diesen
Umstand zu vermeiden, versuchte Prof. A. Lielegg, den
Chromalaun auf eine Weise zu bereiten, bei welcher durch
die Reduction keine Erwärmung eintritt, und die Unsichei'-
heit, ob man genug des Reductionsmittels angewendet habe,
ganz wegßillt. Die Bereitung des Chromalauns gelingt nach
seinen Versuchen am besten durch Reduction von Kalium-
bichromat mittelst Oxalsäure ; diese reducirt das Kaliumbichro-
mat bei Gegenwart von Schwefelsäure schon bei gewöhnlicher
Temperatur, unter nicht bemerkbarem Erwärmen , schnell und
vollständig. Zur Ausführung der Operation wägt man zuerst
die dem unten angegebenen Schema entsprechenden Mengen
von Kaliumbichromat, krystallisirter Oxalsäure und concen-
trirter Schwefelsäure ab, verdünnt letztere mit soviel Wasser,
als nöthig ist, um die in Anwendung kommende Menge von
Kaliumbichromat zu lösen, trägt dieses in die durch das Ver-
dünnen mit Wasser erwärmte Schwefelsäure ein, und wartet
nun bis zur völligen Lösung der Substanz und Abkühlung
der Flüssigkeit. Hierauf setzt man unter Umrühren in klei-
nen Partien die Oxalsäure zu, die sogleich beginnende Reac-
tion giebt sich durch das Entweichen der Kohlensäure kund.
Ueberlässt man die nöthigenfalls filtrirte Flüssigkeit dem frei-
willigen Verdunsten, so erhält man Krystalle von Chromalaun.
Die Zersetzung geht nach folgendem Schema vor sich, in
welchem vom Krystallw^sser abgesehen ist:
Cr^O^K« + SC^H^O* + 4S0*H2 = Cr^S^O^^K« -f 600«
+ 7H»0.
Demnach sind zur Bereitung von 100,0 Gew.-Th. Chrom^laun
29,5 Gew. -Th. Kaliumbichromat, 38,0 Gew.-Th. krystallisirte
Oxalsäure und 39,0 Gew.-Th. concentrirte Schwefelsäure
erforderlich. {Dingler's yolyt. Joum. Bd. CGVIL p, 321X
Kr.
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1
352 Die natürliclien Farben und die Verfärbungen heller Ziegelsteine.
Die natfirlichen Farben und die Verfärbungen heller
Ziegelsteine.
Wenn Ziegelmaterial als äussere Bekleidung von Bau-
werken benutzt wird, so ist stets darauf Bedacht zu nehmen,
dass dieselben innerhalb bestimmter Grenzen eine gleichmässige
Farbe erhalten. Es ist desshalb mit Recht die Frage nach
der Entstehung der Farben von Ziegelsteinen, nach den Um-
ständen, unter welchen Missiarbungen und Anflüge entstehen,
nach Mitteln, einen willkürlichen Einfluss auf die Steinfarben
auszuüben, eine brennende geworden, welche andauernd zu
grossartigen und kostspieligen Experimenten verschiedenster
Art Veranlassung giebt, welche nur zu oft ohne Resultate
bleiben. Es werden daher für die betheiligten Kreise die
Versuche des Dr. H. Seger von besonderem Interesse sein,
welche derselbe über diesen Gegenstand angestellt hat.
Dr. Seger hat besonders die hellfarbigen Ziegelmaterialien
berücksichtigt, da diese in Bezug auf Massen- wie auf Ober-
flächenförbung dem Ziegler die grössten Schwierigkeiten ent-
gegenstellen. Er unterscheidet folgende vier Erscheinungen,
welche sich aus sehr verschiedenen Processen herleiten,
nemlich:
1) die Färbung der Masse des Stein's , erkennbar auf dem
Bruch;
2) die Färbung der Masse des Stein's an oder in der
Nähe der Oberfläche, insofern als diese von der Färbung des
Innern oder der Hauptmasse abweicht;
3) die Färbung der Oberfläche durch der Steinmasse
fremde oder aus derem Innern während des Trocknens,
Schmauchen» oder Brennens hervorgetretene Substanzen, also
Anflüge, TJeberzüge u. s. w. ;
4) die Färbung der Oberfläche durch der Steinmasse
fremde Substanzen, welche nach dem Brennen, während des
Lagerns oder nach der Vermauerung sich auf der Oberfläche
bildeten.
Sämmtliche verschiedenartigen Färbungen respective
Missfärbungen der Ziegelsteine lassen sich, ihren Ursachen
nach, in zwei Hauptgruppen vereinigen. In der einen sind
es im Ziegelmaterial vorhandene Stoffe, im andern die Feuer-
gase der Brennöfen, welche eine eigenthümliche Färbung
der Steine veranlassen. Es ist nun bekannt, dass das Eisen-
oxyd, welches in den überwiegend meisten Fällen die einzig
färbende Substanz ist, je nach seinem Zustand der Verthei-
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Die natürlichen Farben und die Verfärbungen heller Ziegelsteine. 353
lung eine grosse Reihe von Nuancen, von gelbroth bis violett-
schwarz, hervorbringen kann, und wird eine dunklere Fär-
bung desselben dann auftreten, wenn der Thon einer hohen
Temperatur ausgesetzt war. Diese Eigenschaft der Roth-
färbung behält das Eisenoxyd bei, so lange die Masse des
Thones ihren porösen Charaeter bewahrt, und geht erst beim
üebergange in den klinkerartigen Zustand oder beim Schmel-
zen in die Färbung über, welche grössere Eisenmengen an
Glasflüsse ertheilen, nemlich in eine schwarze. Anders jedoch
verhält es sich, wenn die farblose Thonsubstanz ausser dem
Eisenoxyd, wie dieses häufig der Fall ist, kohlensauren Kalk
enthält. Per Kalk wirkt in der Hitze als ein Flussmittel •
und verursacht eine bedeutend frühere Sinterung, als das
Material ohne dessen Anwesenheit erleiden würde, es bildet
sich ein Silicat, welches neben den Bestandtheilen des Thons
das Eisenoxyd und den Kalk aufnimmt, welche Verbindung
bei einem gewissen Verhältniss zwischen Kalk und Eisenoxyd
eine weisse oder gelbe Färbung hat. Diese Verbindung ent-
steht erst mit der beginnenden Sinterung, und die färbende
Kraft des Eisenoxydes wird erst bei diesem Punkte vernich-
tet, während dieselbe noch bei niedrigerer Temperatur erhal-
ten bleibt. Es nimmt demnach kalk- und eisenhaltiger Thon
bei schwachem Glühen die rothe Färbung an, welche das
Eisenoxyd ihm ertheilt, diese verschwindet bei weiterer Er-
hitzung immer mehr und geht schliesslich durch Fleischroth
und Weiss in ein mehr oder weniger intensives Gelb oder
Gelbgrün über, das schliesslich bei eintretender vollständiger
Verglasung in Grün oder Schwarz übergeht. Mit. diesen
scheinbar so einfachen Factoren ist die ganze weite Scala der
Steinfärbungen gegeben ; wenn man jedoch bedenkt , wie viel-
fach die färbenden Einflüsse in Wirklichkeit Variationen in
Bezug auf die Mengenverhältnisse der in Frage kommenden
Stoffe, auf den physikalischen Zustand der Masse und den
verschiedenen Grad der Erhitzung unterworfen sind, so ist
damit der Reichthum an verschiedenen Nuancen hinlänglich
erklärt, selbst wenn man von durch Aschenanflüge und Aus-
witterungen hervorgebrachten Missfärbungen ganz absieht.
Zu den letzteren gehören besonders die Verfärbungen, welche
helle Steine zeigen, indem sich auf ihren freien Flächen rothe
oder rothbraune Flecken markiren, während die sich decken-
den Theile gelb erscheinen. Wenn auch bei Benutzung eines
jeden Brennmaterials sich diese Verfärbungen nachweisen
lassen, so treten sie doch am intensivsten bei Steinkohlen-
feuerung auf. Zuweilen kommt es sogar vor, da^^sein und
Aroh. d, Pliarin. III. RolUo. III. Bda. 4. Ilft. 23
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Die natürlichen Farben und die Verfärbungen heller Ziegelsteine.
älbe Stein einen rothen Kern hat, seine äusseren Theile
sind und die äusserste Oberfläche wiederum roth erscheint.
B Erscheinungen haben verschiedene Ursachen, die eine,
•e, ist dadurch hervorgerufen, dass die Temperatur
; hoch genug gestiegen ist, um durch Bildung eines Kalk-
its die rothe Färbung des' Eisenoxyds auszugleichen, die
ere, meist intensivere, ist dadurch entstanden, dass der
: auf der Oberfläche unfähig gemacht ist, in die erwähnte
atverbindung einzugehen, weil er anderweitig bereits
Luden ist. Um nun über die Natur dieser anderweitigen
ung des Kalkes Aufschluss zu erhalten, hat nun Seger
-eiche Untersuchungen angestellt, von denen zwßi in ihren
iltaten hier folgen mögen. Die Analyse eines Ziegel-
is, bei welchem der ^tein immer rein gelblichweiss gefärbt,
Aussenfläche dunkelblutroth war, mit einer allmähligen
jhattirung nach dem Innern, ergab:
Im rothgeförbten Theile. Im gelbgefärbten Theile.
Kieselsäure
63,71
71,25
Thonerde
9,81
8,60
Eisenoxyd
5,16
5,92
Kalk
8,72
9,24
Magnesia
2,20
1,89
Schwefelsäure
8,49
0,61
Mangan 1
Chlor j
Spuren
Spuren
Alkalienu. Verlust 1,91
2,49
100,00. : 100,00.
Der Unterschied in den Analysen ist in Bezug auf den
alt an Schwefelsäure im höchsten Grade auffallend und
•acteristisch. Dieselbe ist in beiden Fällen als an Kalk
linden zu betrachten, und wurde im gelben Theile des
ns einem Gypsgehalt von 1,04% entsprechen, während
lelbe im rothen Theile auf 14,43 7o gestiegen ist. Da der
mtstandene Gyps bei der im Brennofen herrschenden Tem-
itur nicht zerlegt wird, kann sich die Silicatverbinclung des
is nicht bilden, welche die rothe Färbung des Eisenoxydes
ischt, und letztere tritt intensiv hervor.
Eine andere Klasse von Steinfärbungen betrifft solche,
öhe erst nach der Herstellung der Ziegel oder nach deren
Wendung sich bilden. Dieselben bestehen zum grössten
ile aus Salzausblühungen , oder in organischen Bildungen
Form von Pilzen oder Algen. Das Element beider ist die
chtigkeit, und dürften als Mittel gegen diese letzteren
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Die Verwertbung der Abgangsseifenwässer. 355
kleinen mikroskopischen Feinde Aetzmittel mit Erfolg zu ge-
branchen sein, vielleicht Zinkvitriol oder Arsenik. (Deutsche
Industriezeitung 1873, Nr. 6, Dingler' s polyt. Journ. Bd.CGVII,
p. 378.), Kr.
Die Vierwerthung der AbgangsseifenwSsser.
Die Verwerthung der bei öffentlichen Waschanstalten und
vielen Industriezweigen abgehenden Seifenwässer, namentlich
die Abscheidung der an das Alkali der Seife gebundenen*
Fettsäuren, ist bereits vielfach versucht worden, gedoch nur
mit wenig Erfolg. Es lassen denn auch gegenwärtig die
meisten Seifenconsumenten ihre einmal verwertheten Seifen-
wässer fortfliessen. Es hat dies zum grössten Theile seinen
Grund in den technischen Schwierigkeiten, welche sich beim
Ansammeln des Schlammes und der Abscheidung des darin
enthaltenen Fettes in den Weg stellen. Die vielfach empfoh-
lenen Methoden, Sammeln des Seifenwassers in Bottichen,
Zersetzen der Seife, Absetzenlassen u. s. w. können nur auf
kleine Mengen concentrirter Seifenwässer Anwendung finden,
-wie etwa in Wollwäschereien. Bei öffentlichen Waschanstalten
jedoch, die täglich 150 bis 200 Kilo Seife bei etwa 60,000^
bis 70,000 Liter Wasser verbrauchen, ist die Anwendung
derartiger Methoden unmöglich.
In solchen Fällen empfiehlt F. Henze die abgehenden
Seifenwässer zum Sammeln des Schlammes mit einem anhalten-
den Strome Kalkwassers durch eine Tonne fliessen zu lassen,
welche etwa bis zur Hälfte mit gelöschtem Kalk beschickt
wird. Durch einen continuirlichen Strom kalten Wassers
wird dann die gebildete Kalkseife in einem grossen Bottich
geschlämmt. Durch Lüften von Stöpseln, welche im lÖoden
des letztem angebracht sind, lässt man den angesammelten
Schlamm in untergestellte Filtrirkörbe ab und sorgt für einen
beständigen Kalkzufluss. Die in den Körben angesammelte
Kalkseife wird mit Salzsäure oder Schwefelsäure und Was-
serdampf zersetzt, worauf die erkaltete Masse wieder in Fil-
.trirkörbe gebracht, ausgewaschen, und durch Abdampfenlassen
und nachheriges Pressen vom Wasser befreit wird. Die hier-
durch gewonnene Fettmasse ist nun noch keineswegs für die
Fettpresse rein genug. Sie enthält bei dem Schlamme einer
öffentlichen Waschanstalt noch zwischen 40 bis 50 Pror.
ungehörige Stoffe. Noch vortheilhafter soll nach Henze di^
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356 Transiparentbild. a. Albumin z. erzeugen. — Gescliichte d. Feuerzeuge.
Gewinnung des Fettes durch Deplacirung mit Schwefelkohlen-
stoff sein. {Dingler' $' polyt. Journ, Bd. CCVU. p. 463X
Kr.
!
Transparentbilder auf Albumin zu erzeugen.
G. Willis bereitet eine Auflösung von Kautschuk in
Benzol, etwa so dick wie dünnes Collodion. Auf dieser lässt
man einen Bogen Papier eine halbe Minute schwimmen. Nach
dem Trocknen albuminirt man den Bogen in gewöhnlicher
Weise. Man nimmt hierzu zweckmässig das Weisse von
einigen Eiern, setzt für jedes Ei ein bis fünf Decigramm Salmiak,
in wenig Wasser gelöst, zu, schlägt gut zu Schnee, lässt einige
Stunden stehen, filtrirt das Eiweiss, und lässt den Bogen
Kautschukpapier darauf schwimmen, wobei man sich vor Luft-
blasen zu hüten hat Dies muss in einem warmen Raum
geschehen. Das Papier trocknet bald, und lässt sich beliebig
lange aufbewahren. Es wird ganz in gewöhnlicher Weise
gesilbert und gedruckt, nur vier bis fünfmal dunkler als ein
Papierbild, bis das ganze Bild schwarz ist Das Bild wird
ganz wie gewöhnlich ausgewaschen, darauf wird es vor dem
♦Thonen auf eine reine Glasplatte gelegt, und mit einem Eaut-
schukwischer fest angerieben. Nach dem Trocknen taucht
man Baumwolle oder einen weichen Lappen in Benzol, und
befeuchtet damit die Rückseite des Papierbildes. Nachdem
man das Papier etwas gerieben, lässt es sich leicht von der
Glasplatte abziehen. Das Bild bleibt unversehrt am Glase.
Man vergoldet und fixirt das Bild in gewöhnlicher Weise,
aber mit sehr dünner Natronlösung, weil starke Natron-
lösung das Bild zu sehr angreift. (Pkotograpk. Archiv. Bd. XIV.
p. 20). Kr.
Zar Greschichte der Feuerzeuge.
Aus einer grösseren Abhandlung in der Zeitschrift „ Aus-
land'* Nr. 13 1873. S. 244 entnehmen wir folgende geschicht-
liche Notizen der Reihenfolge der Feuer verschaffenden Mittel.
Durch Reibung. Aelteste Form mittelst harten
und weichen Holzes, wobei gewöhnlich mehrere Leute sich
ablösend halfen, um etwas Bast zu entzünden.
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Geschichte der Feuerzeuge. 357
Das Feuerschlagen mit Stahl tind Stein ist schon vor
Jahrtausenden bekannt gewesen, Feuerzeuge von Stahl, Stein
und Zunder kannte man schon im 14. Jahrhundert. Zuerst
wurden die Eequisiten, Stahl, Stein und Hobelspähne in lan-
gen Holzbüchsen mit Deckel verwahrt, 14, 15 — 16, Jahrhun-
dert; zu Ende des 17. Jahrhunderts kam als thüringi-
sches Feuerzeug ein Blechkasten auf, worin Stahl, Stein,
Zunder und Schwefelfaden aufbewahrt wurden. Das schle-
ßi 8 che Feuerzeug mit demselben Inhalte bestand aus kupfer-
nen Tellern mit umgebogenem Rande, im Erzgebirge ge-
brauchte man auch Messingdosen mit trocknem Holzmoder,
statt Zunder.
Um die Mitte des 18. Jahrhunderts wurden Feuerzeuge
nach Art des französischen Flintenschlosses gebraucht, bald
jedoch von den lange Zeit und noch jetzt üblichen, kleineren
Utensilien für Stahl, Stein und Schwamm verdrängt, denen später
auch die mit Lunte versehenen Taschenfeuerzeuge s^ an-
schlössen. In England wurden auch scheibenförmige Stähle
gefertigt, denen bei raschem Umdrehen Stein und Schwanmi
entgegenzuhalten war.
Schon im 13. Jahrhundert bediente man sich der Brenn-
gläser, häufiger, wegen leichterer und verbesserter Darstellung,
zu Ende des vorigen Jahrhunderts.
Im Anfände dieses Jahrhunderts benutzte man auch die
Electricität zur Entzündung von mit Colophonium durchtränk-
ter Baumwolle und diese zum Anzünden einer Kerze. Hierzu
wurde eine förmliche Electrisirmaschine mit Leidener Flasche
verwendet, der überspringende Funke zündete.
Fürstenberg in Basel entdeckte 1780 ein Feuerzeug,
welches mittelst electrischer Funken, durch Electrophor erzeugt,
Wasser st off gas entzündete.
Ehr mann aus Strassburg machte dasselbe als Tachy-
pyron oder Schnellfeuerzeug bekannt.
Döbereiner benutzte endlich 1823 den Platinschwamm
zur Entzündung des gleichen Gases.
In den 70ger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden von
Dumontier und im Anfange des jetzigen von Molle t
pneumatische Feuerzeuge entdeckt, wo in festschliessenden
Röhren Luft so plötzlich zusammengepresst wird, dass die
eben so plötzlich frei werdende Wärme Schwamm entzündet.
Nach Anderson soll ein Volk in Hinterasien, die Kakhyens
oder Chingpaws, jetzt dasselbe Feuerzeug handhaben.
Wollaston erfand zu Ende der zwanziger Jahre ein
pneumatisches Feuerzeug.
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358 Gdscbichte der Feuerzeuge.*
Die im Jahre 1806 von Berthollet gemachte Ent-
deckung, dass chlorsaures Kali durch concentrirte Schwefel-
säure so energisch zersetzt wird, dass entzündbare Körper
entflammen, führte zur Verfertigung der lange gebräuchlichen
Tisch- oder Tunkfeuerzeuge, auch chemisches Zündfeuerzeug;
Yg Pfund chlorsaures Kali reichte zu 100,000 Zündhölzern aus
und dennoch kostete 1812 das hundert ^/g Thaler. Um die
Nachtheile flüssiger Säure zu umgehen, wurde allmählich der
Asbest als aufsaugender Stoff verwendet und der Tischler
H. Weilhof er in München erfand den ersten Hobel, um in
10 Minuten 500 Hölzchen von je 3 Fuss Länge hobeln zu
können. Die Ursache dieser Erfindung war eine Amsel,
welche ein armer Zündhölzchenschnitzer nicht abgeben wollte
und desshalb Weilhofer zu dieser bedeutenden Hülfe führte,
wofür er auch den geschätzten Vogel erhielt.
Die im Jahre 1669 von Brandt gemachte Entdeckung
des Phosphor s führte erst in unserer Zeit zur Verwendung
als Feuerentzünder und das erste Phosphorfeuerzeug war so
eingerichtet, dass eine irdene Flasche mit engem Halse zur
Hälfte mit Phosphor gefüllt wurde. Derselbe ;;vurde durch
einen glühenden Draht entzündet und so lange das Geföss
offen erhalten, bis der Phosphor verlöschte, worauf sofort
geschlossen wurde. Ein mit Schwefel überzogenes Hölzchen
entzündete sich beim Eintauchen in die wieder geöffnete
Flasche.
Der Italiener Peyla tränkte gewichste baumwollene
Dochte mit einer Mischung von Phosphor, Schwefel und de-
stillirtem Oele und schloss dieselbe in gläserne Röhren ein.
Beim Oeffnen und raschem Herausziehen entzündeten sich
diese Lichtchen durch Reibung.
In den 20ger Jahren versuchte man endlich chlorsaures
$■ Kali und Mischungen dess. nur durch Reibung zu entzünden,
oder auch durch den electrischen Funken. Die 1832 erfun-
denen Congreve' sehen Streichzündhölzer hatten eine Mischung
von chlorsaurem Kali und Schwefelantimon, kamen aber we-
gen schwieriger Entzündbarkeit und sonstiger Mängel nicht
auf. 1833 erscheinen endlich die jetzt gebräuchlichen Phos-
phorzündhölzer von Wien aus in den Handel,
Zuerst hatten die Fabrikanten Römer und Preschel
in Wien Mischungen von chlorsaurem Kali und Phosphor, die
wegen der zu starken Entzündlichkeit verboten wurden.
Später ersetzte man das chlorsaure Kali durch Salpeter und
behielt auch Schwefelantimon wieder bei und seit 1846
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W'f^
Solanin in Solanum Lycopersicum. — Verfälschung d. Chinarinden etc. 359
bedient man sich dieser oder ähnlicher Mischungen. Bei den
schwedischen Zündhölzern findet sich der 1847 von Schrot-
te r entdeckte amorphe Phosphor auf der Reibfläche.
Rdt
Solanin in Solanum Lyeopersicnm.
Kennedy zog die Pflanzen - Blätter und Stengel zwei-
mal mit Wassü: aus, das mit Schwefelsäure angesäuert war,
und präcipitirte mit Ammoniak. Der getrocknete Nieder-
schlag wurde mit heissem Alkohol behandelt, der beim Er-
kalten das Solanin in fedrigen Krystallen abseltite. (The
Fkarmac. Joum, and Transact, Third. Ser, Part. XXXII,
Nr. CXXXri—CXXXIX. Fbr. 1873. p. 606.)., • Wp.
Ueber Yerfälsclinng der Chinarinden mit ChinoMln«,
Dieser von Hager*) angeregte Gegenstand ist nun auch
von Prof. Bernatzik**) zur Sprache gebracht worden; der
ungewöhnlich hohe Gehalt gewisser Chinarinden an Alkaloid
und die harzige Beschaffenheit des letzteren machte nemlich
darauf aufmerksam. Als der Verf. aber die von Hager ange-
gebene Prüfungsmethode versuchte, wurde er nicht davon
befriedigt; dagegen erkannte er in dem Chloroform das
geeignetste Extractionsmittel für das künstlich den Einden
zugeführte Chinoidin, da dasselbe von den denselben gehöri-
gen Alkaloiden keine Spur auflöst. Das Verfahren, dessen
man sich somit als Vorprüfung für die quantitative Werth-
bestimmung der Chinarinden , um jeder Täuschung zu begeg-
nen, zu bedienen hätte, wäre folgendes.
Man bricht zunächst von den vorher sorgfältig, auch mit
der Lupe besichtigten Rinden alle verdächtigen Stellen, besan-
ders die Enden längerer Stücke los, rollt hierauf die dünnen
Röhren auf, wobei sie zerbrechen, damit ihre innere Fläche
frei werde, und zerkleinert alles so weit, dass höchstens
*) Wittstein, Vieiteljahresschr. XXI. 433.
♦♦) Zeitachr. des allg. österr. Apotheker -Vereines 1873. Nr. 9.
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860 Verfälschung der Ghiuarliulen mit Chinoidin.
1 Centim. lange Stücke erhalten werden. Nachdem man die
Bruchstücke durchgemischt, trägt man 5 g. davon in eine hin-
reichend weite Eprouvette und drängt sie durch Schütteln
auf einen kleineren Raum. Hierauf übergiesst man sie mit
Chloroform so weit, dass die obersten Fragmente noch erreicht
werden, und schüttelt das Ganze tüchtig durch. Nach halb-
stündiger Maceration filtrirt man die Flüssigkeit, welche, wenn
Chinoidin aufgenommen wurde, mehr oder weniger stark gelb
bis in*s Bräunliche gefärbt, sonst farblos ist, und dunstet
sie auf einem ührglase bis zur Trockne ein. Den Rückstand
benetzt man mittelst eines Glasstabes mit 1, njiter Umständen
2 bis 3 Tropfen Salzsäure , verreibt ihn anfänglich mit einer
geringen, später grösseren (etwa 1 bis 3 Cc.) Menge destil-
lirten Wassers, bis sich das Chinoidin gelöst hat, filtrirt und
spült den Rest mit noch 1 Cc. Wasser ab. Ist Chinoidin
vorhandien, so hat das Filtrat eine mehr oder weniger gesät-
tigt gelbe Farbe, während es bei Abwesenheit des Alkalo'ides
farblos erscheint. Die eine Hälfte des Filtrats wird mit
Chlorwasser oder einer mit Salzsäure versetzten Chlorkalklö-
sung gemischt und Ammoniak zugefügt. Ist die Menge des
Chinoidins eine geringe, so zeigt sich eine mehr oder minder
lebhafte smaragdgrüne Färbung. Betrug jedoch die Menge
des der Rinde beigebrachten Chinoidins nur ^2 Procent, so
reicht dies hin, um durch Ammoniak einen grünen flockigen
Niederschlag zu bewirken, der sich in mehr Ammoniak mit
tief smaragdgrüner Farbe löst. Zuviel Chlorwasser muss
hierbei vermieden werden, weil sonst nur eine gelbe Färbung
entsteht. Die andere Hälfte des Filtrates versetzt man mit
ein paar Tropfen Natronlauge, wodurch sich eine milchige
Trübung oder ein käsiger Niederschlag bildet, welche die
Eigenschaft haben, beim Schütteln mit Aether, indem das Chi-
noidin sich darin, leicht löst, zu verschwinden.
Bevor man noch an die Ausführung dieser Probe geht,
zieht man die durch Chloroform extrahirten Rindentheile aus
der Proberöhre und trocknet sie zwischen Fliesspapier gut
aus. Sie dienen dazu, um im Ealle Chloroform wenig oder
gar kein Chinoidin aufgenommen hätte, mit reinem (ammoniak-
freiem) destillirtem Wasser ausgezogen zu werden, wenn man
nicht vorziehen sollte, eine neue Probe hierfür zu verwenden.
Das Behandeln mit kaltem destillirtem Wasser soll den Frag-
menten der untersuchten Rinde die ihnen anhängenden, in
Wasser leicht löslichen Chino'idinsalze entziehen. Unver-
fälschte Rinden geben nach halbstündiger Maceration ein nahezu
farbloses, mit Chinoidinsalzen imprägnirte ein mehr oder weni-
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Verfälschung der Chinaiinden mit Chinoidin. ♦SGl
ger tief gelb gefärbtes Filtrat. Aetznatron veranlasst im
letztern Falle eine milchige oder käsige Ausscheidung, die
sich beim Schütteln mit Aether wieder verliert. Chloroform
hellt nicht wie der Aether die durch Aetznatron trübe gewor-
dene Mischung auf, löst aber nichts destoweniger das Chinoi-
din beim Schütteln vollständig und hinterlässt es nach dem
Verdunsten so rein, dass der Rückstand nahezu farblos
erscheint, und erst beim Lösen desselben durch Salzsäure und
Wasser die gelbe Farbe wieder hervortritt. . In der so bewirk-
ten Lösung giebt sich das Chinoidin, bei der Reinheit in der
es darin enthalten ist, selbst wenn nur Spuren davon vor-
handen sind, durch die wiederholt angeführten Reactionen zu
erkennen.
Wenn Chinarinden mit essigsaurem Chinoidin imprägnirt
wurden, so kann durch Austrocknen derselben an einem war-
men Orte mehr oder weniger von der Essigsäure sich ver-
flüchtigen. Auf solche Weise verlieren die Rinden die ihnen
durch anhängende Chinoidinsalze zu Theil gewordene Hygro-
ßkopicität, und das vorhandene Chinoidin wird beim Behandeln
mit Wasser von diesem gar nicht oder nur in geringer Menge
aufgenommen. In einem solchen Falle kann der wässerige,
sowie der Chloroformauszug so wenig vom Chinoidin enthal-
ten, dass es zweckmässig erscheint, zur Constatirung der
Anwesenheit dieses Alkaloids beide mit einander zu vereini-
gen. Zu dem Ende wird das Filtrat, welches nach dem
Fällen des wässerigen Ausz.ugs mit Natron und Ausschütteln
mit Chloroform erhalten wurde, mit dem Chloroformauszuge
derselben oder einer zweiten Rindenprobe zusammengemischt,
und zuletzt der nach Jem Verdunsten verbliebene Rückstand
auf die oben angegebene Weise geprüft.
Dasselbe Verfahren wird zum Ziele führen , wenn China-
rinden zur Erhöhung ihres Gehalts an Alkalo'iden mit Cin-
chonin oder Cinchonidin verfälscht worden sind. Im un-
gebundenen Zustande (den Rinden in weingeistiger Lösung
incorporirt) werden die beiden Easeh durch Chloroform, als
Salze (den Rinden in saurer Lösung beigebracht) durch Was-
ser gleichfalls leicht extrahirt werden. Zur grösseren Sicher-
heit dürfte es noch als zweckmässig geboten erscheinen, eine
zweite Probe mit nur 1 Proc. Schwefelsäure oder Salzsäure
enthaltendem Wasser auszuschütteln, um, wenn im Wasser
unlösliche Salze jener Chinabasen zur Beschwerung der Rin-
den verw^endet worden wären, solche leichter in Lösung zu
bringen. Wenige Minuten reichen hin, von den oberflächlich
haftenden Alkaloiden soviel zu extrahiren, um schon aus der
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362% Olivencultur in Califomien.
Stärke des durch Natron hervorgebrachten Niederschlags auf
eine derartige Verfälschung schliessen zu können. Zum Un-
terschiede von Chinoidin vermag Aether den durch Natron
hervorgebrachten Niederschlag jener Basen durch Lösen (nach
dem Schütteln) nicht zum Verschwinden zu bringen, und
Chlorwasser mit Ammoniak geben keine smaragdgrüne Fär-
bung, sondern einen weissen Niederschlag, ausser es wäre
das Cinchonidin nicht ganz frei von Chinidin gewesen, wel-
ches, den Chinin - Isomeren gehörig, ebenfalls die Heaction
(Thalleiochin- Bildung) giebt, . Wst.
1
Oliyencultur In Californien.
Der Olivenbaum wird neuerdings in Califomien im Thale
St. Barbara und an den Hügeln St. Inez in ausgedehntem
Maasse gebaut und verspricht dieser Erdtheil in Zukunft ein
gutes Oel zu liefern, was um so mehr an Bedeutung gewinnt,
als der Anbau in andern Theilen der Union (Florida, Georgia,
Nordcarolina) wegen des schlechten Productes, was hier die
Cultur lieferte, keine grössere Dipaensionen gewinnen konnte.
Die Vermehrung geschieht durch Stecklinge. Vor dem Aus-
pressen des Oeles werden die Früchte einige Tage an der
Luft getrocknet , wodurch das Oel leichter ausfliesst. In Ca-
lifornien, wo die Vorrichtungen zum Pressen der Früchte
sehr primitiv ist, erzielt man drei -wrschiedene Sorten Oel;
das der ersten Pressung wird als Jungfernöl hoch geschätzt,
die zweite stärkere Pressung liefert die zweite Qualität, die
dritte Sorte wird durch Anwendung von Wärme gewonien
und dient zur Seifenfabrication. Die Presskuchen finden als
Dünger Verwendung. Bei guter Pflege liefern die Bäume
schon im 5. Jahre etwas Ertrag und in 7 Jahren durchschnitt-
lich 20 Gallonen per Baum. — Viel sogenanntes Olivenöl,
wie es in Amerika benannt wird, ist verfölscht und besteht
der Hauptsache nach aus Thierfett und Senfsamenöl. Die
Abscheidung des Thierfetts bei Temperaturen unter 0^ lässt
die Verfälschung leicht erkennen. (Scientific, American. Spt
28. 1872. Neues Jahrb. für Pharm. Bd. XXXIX. S.22i.).
a s.
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Feuchtigkeitsgelialt lufttrockener Droguen. 1^63
Fenchtigkeitsgehalt Infttroekener Droguen.
G. W. Kennedy hat über diesen Gegenstand eine Reihe
Versuche angestellt. Das Trocknen geschah in einem Räume
von 50® C, so lange bis kein Gewichtsverlust mehr statt-
fand. Um zu erfahren, wie viel Wasser die warm getrockne-
ten Vegetabilien beim Liegen an der Luft wieder aufnehmen,
wurden diese vierzehn Tage lang derselben ausgesetzt und
dann gewogen. Das Wetter war zu dieser Zeit kalt und
trocken, wodurch es sich erklärt, dass die Gewichtszunahme
kleiner war, als wie der vorhergegangene Gewichtsverlust,
während in einigen andern Fällen, die Differenz sich durch
Verlust an ätherischen Oelen erklären lässt.
1. Wurzeln u. Wur-
zelstöcke etc.
Gewichtsverlust
in «/,.
Bückstand.
Wiederatifnahme
in %.
Lappa
16,25
83,75
10,48
Columbo
16
84
11,50
Taraxacum
15,25
84,75
9,75
Asclepias tuberosa
15,25
84,75
10,75
Cypripedium
14
86
5
Gentiana
13
87
9
Panax
12,75
87,25
4,75
Krameria
12,67
87,33
9,17
Polygonatum
12,60
87,40
6,80
Scilla
12,50
87,50
8,50
Althaea
12,50
87,50
8,50
Gossypium
12,40
87,60
6,40
Helleborus niger
12
88
8,25
Colchicum
11,50
88,50
8
Inula
11,40
88,60
6,40
Rheum
11,33
88,67
8,33
Spigelia
11,25
88,75
7,25
Podophyllum
10,33
89,67
6,73
Serpentaria
10,33
89,67
5,83
Senega
10,30
89,70
5,67
Asarum canadense
10,25
89,65
3,85
Valeriana
10,20
89,80
6
Sarsaparilla
9
91
4,50
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361
Feuchügkeitsgehalt lufttrockener Droguen.
IL Stengel und
Holz.
Gewichtsverlust
in %.
Ruckstand.
Wiederaufnahme
in Vo.
Dulcamara
Quassia
12
10
88
90
6,33
8
III. Rinden.
Rhus glabrum
Xanthoxylum
Cinnamomum
Prunus virginiana
Ginchona Calisaya
14,67
14,50
10,50
10
9
85,23
85,50
89,50
90
91
8,67
8,50
6,50
5,25
2,80
IV. Kräuter.
Absinthium
14
86
8,50 •
Hedeoma
12,25
87,75
8,25
Lobelia
11,60
88,40
5,60
Leonums
10,80
89,20
8,50
Glechoma
10,33
89,67
6,33
V. Blätter.
Uvalaria perfoliata
18
82
8
Conium
16
84
6
Cataria
14,50
85,50
11,50
Aconitum
14
86
9,25
Belladonna
13,75
86,25
5,75
Hyoscyamus
12,25
87,75
5,85
Senna alexandra
12,20
87,80
7,20
Melissa
11,75
88,25
7,80
Matico
11
89
■ 6
Tussilago
10,60
89,50
4,67
Salvia
10,50
89,50
8
Stramonium
10,33
89,67
7,83
Rosmarinus
10,25
89,75
• 6,65
Uva ursi
10
90
4
Bucoo
9,20
90,80
4,40
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TTeber die Arten der Gattung Cassia, welche Sennesblätter liefern. 365
VI. Blumen.
Gewichtsverlust
in 0/0.
Eückstand.
Wiederaufnahme
in %.
Layendula
Arnica
Anthemis
14,25
13,80
9,80
85,75
86,20
90,20
7,75
8,80
6,80
Vn. Samen.
•
Stramonium
10
90 7
VIIL Gepulverte
Droguen.
Kheum
8,25
91,75
5,25
Inula
8,33
91,67
530
Columbo
8,50
91,50
7
Colchicum (rad.)
9
91
7
Sanguinaria
9
91
6
Cimicifuga
9,80
90,20
4,80
(Americ. Joum, of Pharm. 1872. XLIV. 158, Pharm.
Zeüschr. f. Russland. XII. Jahrg. S. 1.). C. S.
Ueber die Arten der Oattung Cassia , welche Sennes*
Matter liefern,
sägt Dr. A. Hofmann:
Die Cassien, der Decandria Monogynia der Linne'scheD,
den Leguminosae - Caesalpineae des natürlichen Systems
angehörig, sind strauch-^oder baumartige Pflanzen mit paarig
gefiederten Blättern. Der funfblättrige Kelch ist etwas un-
gleich und abfällig. Die fünf getrennten Blumenblätter sind
ungleich, die carina grösser, die alae kleiner, das Vexillum
am kleinsten, doch sind die Unterschiede so unbedeutend,
dass der Character der Schmetterlingsblume fast verschwindet.
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cl66 lieber die Arten der Gattung Caasia, welche Se
Die 10 gleichen oder ungleichen Staubgefase
drei vordersten grössten sind mit den grösst
sehen und meist niedergebogen ; die vier mit
und gerade, die drei hinteren kleinsten sin(
gen und pollenlos. Die fruchtbaren Staubb
an der Spitze durch eine kurze Spalte und d
Der vieleiige Fruchtknoten hat einen fadei
der eine einfache Narbe trägt. Nach der I
sehr verschieden gestalteten Hülsen theilt :
Arten in 2 Abtheilungen, nemlich:
a) in solche mit röhrenförmigen, walzeni
gen Hülsen, die entweder einfacherig oder
dewände vielßicherig und dann mit saftige
sind. z. B. Cassia fistula.
b) in solche mit plattgedrückten, häutige
gen und sichelförmig gebogenen Hülsen, die
lang sind.
Zur letzteren Abtheilung gehören die,
officinellen Sennesblätter liefern, nemlich:
Nertoux, C. acutifolia Delile, C. Ehrenbergü
sata Hayne und C. obovata Collador.
Cassia lanceolata Nertoux (==0.
nicht zu verwechseln mit Cassia lanceolata
nach Bischoffs gründlichen Untersuchungen
liehen Fol. Sennae liefert , ist ein 3 — 5' h
Oberägypten, Nubien und in dem Sennaar
2 — 4" langen, an stielrunden Stengeln u
streut stehenden Blätter, sind 4 — 6 paari
Blättchen sind 12 — 15'" lang und 3 — 6'"b
artig, oval, länglich bis länglich lanzettförn
am breitesten, kurz zugespitzt, an der Basis
verschieden, blassgrünlich mit bläulichem Sc
Unterfläche, hauptsächlich am Mittelnerv fe
Nebenblätter lanzettpfriemenförmig, sehr ku
Aus den Achseln derjenigen Blätter, welche j
sitzen, entspringen 8 — 1 2 blüthige Trauben. Di
förmigen Kelchblätter sind stumpf; die fast
blätter sind verkehrt eiförmig und abgerunc
sind 2" lang und bis 1" breit, kaum#eingeb€
6 — 9 Samen wenig aufgetrieben , jung seh-v
später kahl, bräunlich grün bis braun. Es
kleinere, fast kreisrunde, 1 — 2 sämige Früchl
herzförmigen Samen sind breit gedrückt, na(
verschmälert und etwas runzlig.
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Ueber die Arten der Gattung Cassia, welche Sennesblätter liefern. 367
Cassia acutifoHa Delile (= C. medicinalis Bisch.) ist
eine krautartige, 3 — 4^/2' hohe Pflanze, die von Oberägypten
nur durch Afrika bis nach dem Senegal und andererseits
über Arabien bis nach Ostindien wild vorkommt, aber auch in
Ostindien cultivirt wird. Von Cassia lanceolata N. unter-
scheidet sie sich hauptsächlich durch die rundlich eckigen
Stengel und durch die bedeutend längeren Blätter und Blätt-
chen. Die Blätter sind 3 — 6" lang und länger, 5 — 7, selbst
9 paarig gefiedert; die Blättchen sind lanzettförmig bis linien-
lanzettförmig, an der Basis am breitesten, 1 — 2" lang, aber
nur 3 — 5^'' breit, allraählig nach oben zugespitzt, mit einer
Stachelspitze, sonst fast glatt und gelblich grifti. Die Neben-
blätter sind linealisch -pfipiemlich. Di6 länglichen Hülsen sind
2" lang, ^IJ^ breit, kaum sichelförmig, auf dem Rücken wenig
angeschwollen und ohne Anhänge.
Cassia Ehrenbergii Bisch. Dieser Strauch wächst
in Arabien und auf der Insel Tarsan im rothen Meere, steht
dem vorigen sehr nahe, unterscheidet sich aber durch längere
Blattstiele, durch die 6 — 10 paarigen, schmal lanzettlichen,
lang zugespitzten, etwas lederartigen, unterseits fein behaarten
Blättchen. Diese sind 1 — 2" lang, aber höchstens 1^2 — 3''^
breit. Die Blüthentrauben sind aufrecht; die Hülsen flach
zusammengedrückt, fast linealisch - länglich, etwas sichelförmig
gekrümmt und ohne Anhängsel auf den Seitenflächen.
Cassia obovata Collador ist in Aegypten und Ara-
bien einheimisch. Die 3 — 4'' langen Blätter sind 4 — 7
paarig; an den rinnigen Blattstielen finden sich zwischen den
Blättchenpaaren 4 — 6 kaum sichtbare Drüsen. Die drüsigen
kurzgestielten Blättchen sind verkehrt eiförmig, zugerun-
det stumpf, bis 10'" lang und 5"' breit, zugespitzt, nicht
abgestutzt, von mehr lederartiger Beschafienheit und grün-
licher Farbe, beiderseits so zart weichhaarig, dass sich die
Haare bloss mit der Lupe erkennen lassen. Die aufrechten
Blüthentrauben sind oft 12 — 20 blüthig, und zwar mit etwas
grösseren Blüthen als gewöhnlich. Die 14 — 20'" langen
Hülfen sind 8 — 9"' breit, sichelförmig gekrümmt, kurz ge-
spitzt, röthlichbraun bis olivengrün, durch die 6 — 8 Samen
aufgetrieben und der Länge nach mit einer kammförmigen,
tasohenförmigen, aus häutigen unterbrochenen Läppchen gebil-
deten Leiste versehen. Die ebenfalls verkehrt herzförmigen
Samen sind olivengrün.
Cassia obtusata Heyne wird von den Meisten bloss
als eine Varietät der vorigen angesehen, unterscheidet sich
aber von derselben scharf durch die vorn stumpfen, ausge-
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ßfy
368 lieber die Arten der Gattung Cassla, welche Sennesblättcr liefern.
stutzten Blättchen. Blüthen und Hülsen wie bei der vori-
gen. Die Art wurde früher in Italien, Spanien und Frank-
reich cultivirt.
Cassia Schimperi Bisch. (=^ Senna tomentosa
Batka) trägt kleine, 6 — 9 paarige, längliche oder ovale, bei-
derseits dicht- und kurzfilzige Blättchen. Die jungen Hülsen
sind sammetartig, die ausgewachsenen durch weisse Haare
rauh und gewimpert.
Nach dieser botanischen Uebersicht der Cassia -Arten, die
uns die verschiedenen Handelssorten der Sennesbiätter liefern,
kann zu den letzteren selbst übergegangen werden. — Die
am meisten geschätzten sind die Alexandriner auch Apalto
oder Palt- Senna genannt. Der Name „ alexandrinische " ist
dadurch leicht erklärlich, weil die Blätter aus Aegypten über
Alexandrien in den Handel kamen; der Pascha von Aegypten
hatte früher den Alleinhandel mit den Blättern, wofür er an
den Sultan eine Abgabe, welche Palthe hiess und wovon die
Blätter den" Namen Palt- Senna erhalten haben. Diese Han-
delswaare besteht aus den Blättern der Cassia lanceolata, ist
aber stets mit den Blättern und Blüthenständen der Saleno-
stemma Argel Hayne und einer kleinen Menge von Blättern
der Cassia obovata Coli, gemischt. Das Vorkommen der
Blätter von S. Argel in den Alexandriner Blättern ist aber
kein zufälliges, sondern ein characteristisches, da sie mit
Willen beigemengt werden und so zur Erkennung der
ersteren dienen.
Die Argelblätter stammen, wie schon erwähnt, von Sälen.
Argel H. (Cynanchum Argel L.) einer Asclepiade, die in
Oberägypten und Nubien einheimisch ist. Der 2 — 3' hohe
Strauch hat stielrunde und schwach weichhaarige Aeste. Die
gegenständigen, kurzgestielten Blätter sind dick lederartig,
länglich - lanzettlich, spitz, einnervig, runzlig, beiderseits kurz,
zerstreut und abstehend behaart, oberseits mattgrün, unter-
seits fast weissgrünlich, an der Basis gleich. Die reichblüthi-
gen blattachselständigen Trugdolden sind kurz gestielt und
wenig länger, als die Blätter. Die weissen Blumenkronen-
zipfel sind linealisch und spitzig. Aus den beiden Frucht-
knoten einer Blume, die mit ihren Griffeln und Narben innig
verwachsen sind, bilden sich zwei Balgcapseln; gewöhnlich
schlägt jedoch ein Fruchtknoten fehl und es entsteht dann
nur eine eirundlängliche, verschmälert stumpfe, vorn schwach
oder auch ungekiümmte, kahle, lederartige Balgcapsel. Die
zahlreichen, dicht gelagerten Samen sind braun und jjtn der
Spitze mit langen, weissen Wollhaaren besetzt, — Die
1
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Ueber die Arten der Gattung Cassia, welche ^ennesblatter liefern. 36d
Beimengung der Argelblätter zu den Alexandrinischen ist sehr
verschieden und beträgt oft bis zu einem Drittel; dieselben
schwächen jedoch die Wirkung der Senna nicht, da nach vie-
len Versuchen die Argelblätter ebenso stark purgiren wie
die Sennablätter.
Die Erntezeit der Alexandriner Blätter fallt in die Mo-
nate von Juni bis September und in April; der Hauptsam-
melplatz ist die Provinz Dongola in Nubien Die Araber
trocknen sie in der Sonne, bringen sie nach Bicharie, Esne,
Assuam, nach Oberägypten, von wo sie auf dem Isil nach
Cairo verschifft werden. Hier werden sie von fremden Bei-
mengungen, den Stengeln und Hülsen gereinigt und über
Alexandrien in den Handel gebracht.
Ausserdem sind im Handel noch üblich die
Folia Sennae Tripolitanae, welche ebenfalls aus
den Blättern von Cassia lanceolata bestehen, doch vielfach
mit den -Blättern von Cassia obtusata und obovata, nie aber
mit den Blättern von Sol. Argel vermischt sind.
Folia Sennae Indicae kommen etwa seit 1820 über
England in den Handel, stammen von der in Ostindien wild-
wachsenden Cassia acutifolia Del. und sind oft mehr, oft min-
der gut.
Folia Sennae TinneveMy bestehen aus den Blättern
von Cassia acutifolia, die in Tinnevelly und Madras cultivirt
wird. Sie unterscheiden sich von den vorhergehenden wild-
wachsenden durch die bedeutendere Grösse und schönere
grüne Farbe.
Folia Sennae de Mecca seu de Mocca ist eine
geringe, häufig braune Sorte, welche aus Temen in Arabien
über Mecca und die syrischen Höhen in den Handel kommt.
Es ist ein Gemisch der Blätter von Cassia acutifolia Del.,
lanceolata N. und Ehrenbergii Bisch.
Folia Sennae halepensis kommen über Smyrna
und Bairut nach Triest und sind ein Gemenge von den Blät-
tern der C. obtusata Hayne und obovata Call. , und bisweilen
noch mit C. acutifolia Del. und nach Bischoff mit C. Schimperi.
Folia Sennae Italicae, welche häufig noch in den
Büchern angeführt werden, bestanden aus den Blättern von
Cassia obovata und obtusata und werden jetzt nicht mehr
angebaut. «
In Nordamerika braucht man die Blätter der Cassia
marylandica, welche den Alexandrinern gleich wirken sollen.
ArdL d. Phann. HL Reihe. lILBds. 4. Hoft. « 24
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3f0 Aspleniam adulterinum Milde.
In Brasilien finden die Blätter der Gassia cathartica unter dem
Kamen Senna da campo Verwendung. ^ Die Hülsen der drei
ersten Arten werden als Folliculi Sennae mitunter in Süd -
Europa angewandt.
Als Verfälschungen und fremde Beimengungen kommen
noch vor:
Die giftigen Blätter der Coriaria myrtifolia L., welche
länglich -lanzettlich, ^/^ — 2" lang und ^/^ — 1" breit, glatt
und dreinervig sind. Die Blätter der Colutea arborescens L.,
die verkehrt herzförmig, dünnhäutig, aber glatt und hoch-
grün, unten graugrün und mit kurzen, anliegenden, glänzen-
den Haaren besetzt sind.
Schliesslich sei noch die sogenannte Sene sauvage von
Globularia Alypum L., einem zu den Globularineen in die
Tetrandria Monogynia gehörigen, in Süd -Europa wachsenden
kleinen Strauche mit zahlreichen myrtenähnlichen Blättern
und blauen Blüthen, erwähnt. Die Blätter werden in Griechen-
land und Frankreich als Ersatz für Senna angewandt. Die
Samen sollen auch stärker wirken, wesshalb der Strauch früher
Frutex terribilis genannt wurde. {Süzungs- Berichte der natur-
wissenschaftlichen Gesellschafl Isis. pag. 81, 1872.),
CS,
Asplenlnm adalterinnni Milde.
Nach R. Sadebeck giebt die erste Notiz über dieses
Farrenkraut vonHeufler, welcher es für einen Bastard von
A. viride hält und es A. viride fallax nennt, derselben An-
sicht ist auch Müde. Sadebeck fand die Pflanze am Goplauer
Berge bei Schweidnitz in Begleitung von A. viride und Tri-
chomanes. Die Pflanze fällt sofort durch die Dichtigkeit ihres
Wachsthums, welches theils durch die grosse Menge, theils durch
die colossalen Stöcke veranlasst wird, auf; auch übertrifft das
A. adulterinum seine beiden Begleiter stets an Menge der
Exemplare. Die Fiederchen liegen nicht wie bei A. viride
und Trichom. mit einander und mit der Längsrichtung der
Spindel in einer Ebene, sondern sind mit ihren Spreiten fast
rechtwinckelig gegen die Spindel gestellt und bildet nicht ein
jedes eine gerade Oberfläche, sondern ahmt die Gestalt einer
convex-concaven Linse nach, und zwar so, dass die Frucht-
häufchen und Spaltöffnungen auf der concaven untern Fläche
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Asplenium adiütemum Milde. S?l
sitzen. Bei der Betrachtung der anatomischen Verhältnisse,
der BeschaflPenheit der Gefassbündel und der Spreuschuppen
aller drei Arten findet Verfasser allerdings bei der Unter-
suchung einer der gitterförmigen Spreuschuppen zum Theil
andere Resultate wie Milde. Der Band der Spreuschuppen
findet sich bei keiner der 8 Arten gezähnt und sie selbst
bestehen aus einer Zellenschicht, ohne jeden Saum. Da wo
zwei Zellenschichten zusammenstossen, sind die beiderseitigen
Zellenwände sehr stark, aber auch sehr gleichmässig verdickt.
Die viereckig erscheinenden Bandzellen sind blos an 3 Seiten
verdickt und erscheinen bei schwacher Vergrösserung der
seitlichen Verdickungsschichten allerdings wie Zähne, besonders
dann, wenn die verdickten Zellenwände farblos oder nur
schwach gefärbt sind. Die Spitze der Spreuschuppen ist mit
diesen conform gebildet und besteht aus einer einzigen Zelle^
die aber nicht als eine Drüse angesehen werden kann. Die
Beobachtung über die Nervatur der Spreuschuppen stimmt
mit der von Milde gemachten überein, hingegen konnte eine
Verengung der Zellen in der Mitte nicht beobachtet werden;
die un verdickten Membranen derjenigen Zellen, die an der
Scheinnervenbildung unbetheiligt sind, sind stets farblos.
Bei allen drei Arten zeigen sich am Grunde des Blatt-
stieles die «Holzkörper der Geiassbindel als zwei getrennte,
halbmondförmige Massen, die sich weiterhin in eine einzige
vierschenklige vereinigen. Auch die den Gefassbündelstrang
umgebenden Theile ergaben Verschiedenheiten, hingegen zeigte
sich im Bezug auf die Epidermis der Spindel und des Blatt-
stieles wieder eine grössere TJebereinstimmung. Fieder-
chen, Fruchthäufchen und Sporen sind in ebenso vielen
Fällen den A. viride als wie den A. Trichom. gleich und
stellt Verfasser folgende Diagnose der Pflanze fest: Bhizoma
adscendens L repens caespitosum paleis nigricantibus plerum-
que pseudonervosis vestitum. Folia 1 — 7'' longa, membra-
nacea rigidula lineari > lanceolata * pinnatisecta. Petiolus et
rhachis omnino exalata, uno sulco instructa; rhachis superne
viridis, infeme cum petiolo castanea. Segmenta viridi-petio-
lata e basi integerrima infeme cuneata superne truncata 1.
utrinque cuneata ovato - rotundata , 1. subrotunda crenata, sub-
tus sparse pilosa, decidua; laminae segmentorum rectis fere
angulis adversus rhachim directae et inter se parallelae.
Nervi secundarii furcati obliqui. Sori costae plerumque appro-
ximati oblong! , indusium integerrinmm. Fasciculus vasorum
petioli intus quadricruris , fasciculus vasorum rhachis intus
snperior et summa pars tricruris, ima pars quadricruris. Ha-
24*
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372 tladix Aconiti.
bitat in rupibus Serpentinis. Die Pfl. ist sicher aufgefunden:
am häufigsten in den Sudeten: Schönberg in Mähren, Otter-
stein am Glatzer Schneeberge, Köpprich bei Neurode, Groche-
berg bei Frankenstein, Költschenberge bei Schweidnitz; in
Sachs. Erzgebirge: Zöblitz, Einsiedel; Alpen: in der Galsen
bei Kraubath nächst Loben in Steiermark. (VerhandL d, bot.
Vef^eins Brandenburgs XIII, 47 — 51. Zeitschr. /*. d. ges,
NatunviBsensch. v. G. G. Giebel. Bd. VII. 1873X
a S.
Radix Aconiti.
Mr. Edward Squible in Brooklyn hat wiederholt
erfahren, dass sowohl unter den „englischen," als wie auch
unter den „deutschen" Aconitwurzeln eine grosse Menge
solcher vorkommen, welche medicinische Wirkung nicht be-
sitzen. Er glaubt, annehmen zu dürfen, dass bei der Billig-
keit dieser Drogue die Sammler nicht mit der nöthigen Sorg-
falt verführen, zu unpassenden Jahreszeiten sammelten, und
das Trocknen zu nachlässig betrieben. Da die Vegetation von
mikroskopischen Pflanzen und Thieren bekannteröiassen von
nachtheiligem Einfluss auf den Bestand der wirksamen Stoffe
— Alkaloide — in Pflanzentheilen ist, viele Wurzeln aber
mit Schimmel bedeckt, auf den Markt kommen, so wäre für
diese die Verschlechterung theil weise erklärt. Andemtheils
sollen Wurzeln in den Handel kommen, welche bereits extra-
hirt worden sind, mit andern vermischt.
Squible fordert nun im Interesse der Humanität, dass
der Apotheker jede Wurzel einzeln prüfen solle, und giebt
hierzu folgendes Verfahren an. — Von der, in der Mitte zer-
brochenen, Wurzel wird ein Stückchen von der Grösse eines
halben Nadelkopfes genommen und so lange mit den Vorder-
^ähnen zerkaut, bis eine breiartige, ebene Masse entstanden.
Schmeckt die Wurzel nicht, oder nur wenig bitter, so ist sie
unbrauchbar; eine brauchbare Wurzel verursacht, nachdem
die Zähne mit Hülfe des Speichels gereinigt sind, momentan
einen ungemein bittem Geschmack. Dieser hört plötzlich völ-
lig auf, um alle Symptome einer beginnenden Aconitvergiftung
eintreten zu lassen.
Es erfolgt Klingen in den Ohren, welches bald in ein
prickelndes Gefühl übergeht, um schliesslich einer allgemeinen
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Amerikanischefl Opium. — Käufliches Kreosot. 373
Betäubung zu weichen, welche derjenige, welcher sie einmal
empfunden, mit Nichts andrem verwechseln kann. Der Effect
dauert eine bis drei Stunden, sodass nur eine geringe Anzahl
Wurzeln täglich untersucht werden kann. Die untersuchten
Wurzeln sind aber von vorzüglicher Wirksamkeit und erfor-
dern als Compensation eine bedeutende Erhöhung des Prei-
ses. {Proceedings of the Amer. Pharm. Assoc. 1872,). E,
Amerikanisches Opium.
/
Benjamin Lillard, Nashville, berichtet, dass Dr.
Pitts, im Lande Tenessee, Mohn nach Württembergischer
Manier angebaut habe, und mit grossem Erfolge ein sehr
wirksames , 10 % Morphium haltendes , Opium gewönne,
Dr. Pitts beabsichtigt jetzt, in ganz grosser Ausdehnung Mohn
zu cultiviren. (R-oceedings.). E,
ESafliches Kreosot
soll nach Enno Sander vielfach mit Carbolsäure verfälscht
sein. Er hat vier Sorten, nemlich: Merck's Eireosot, Kreosot
von BuUock und Creushard, Kreosot von Buchentheer, von
denselben, und Buchenholztheer — Kreosot von Mallinckrodt
und Co. nach der Thomas Morsan'schen Methode*) untersucht,
welche von dem Princip ausgeht, dass Kreosot unlöslich, Car-
bolsäure aber in allen Verhältnissen löslich in Glycerin ist,
und gefunden, dass nur ein Präparat, nemlich das von Mal-
linckrodt u. Co. die Probe bestand, während die drei andern
mit Glycerin, sowie mit dem ächten Kreosot, klare Mischun-
gen gaben. (B-oceedings of the Amer. Pharm, Assoc. 1872).
E. .
*) Nach Flückiger's Angabe ist die Morions Methode nicht correct,
da concentrirtes, reines Glycerin Kreosot ebenso löst, wie Carbolsäure;
yerdünntes Glycerin hingegen giebt eine trübe Lösung mit ersterem,
eine klare mit letzterem Körper. {Aus ä^m Frotocoll dw 3, Sitzung des
Jbner. Apotheker- Vereins 1812). . E.
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uckerfabricat. i. U. Verein. Staaten. — Chines. blaf
Uehznekerfalbrieation in den Ter
Staaten
Lauberger in
Libanon bei den hohe
lem lohnenden Erwerbazweige
nicht wei
einer y von einem Eäsefabrikanten m
esteht die amerikanische Milch
f einzelne
in von verschiedene!
• Fütterung i
lerrührenc
D, aus ^
Wasser
873
Butter
30
Gase'in
48,2
Milchzucker
43,9
Fhosphorsaurem
Kalk
2,31
Magnesia
0,42
Eisen
0,47
Chlorkalium
1,04
Natriumsalze
0,66
1000,00.
leile des Milchzuckers gehen aber mit ii
der in den Molken verbleibende Rest
s Futter für Kälber verbraucht wird, a
ig rein dargestellt werden würde. (JV
Fharm. Assoc. 1872,).
ber ehineslsehe blasenziehende E9
John Maisch berichtet in einer sei
kndlung über eine, neuerdings in den
nicht sehr schön scheinende, „chinesisc
üchorii Fabr. (Brandt und Ratzeburg II
beschrieben von Cooke, M. A., in den I
ransactions. Nach ibm ist zuerst von <
d in den Asiatic. Researches Aufmerki
geleitet. Es wird in allen Theilen A«
ugs weise zwischen Juli und October, m(
a, auf Hibiscusarten und auf Species voi
verschiedenen Ländern sehr verschied«
»amksit als Irritans ist lange bekannt
^ris phalerata Pall. (Brandt und Ratz
ein dem vorigen sehr ähnliches Inse
ise in China und am Gap der guten H<
Mischung beider besteht die in den Hand<
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Untersuchungen über die Krankkeit der Theepflanze in Java. 375
Waare. — Der Verfasser giebt jetzt eine, die ganze Litera-
tur bis auf die Neuzeit, erschöpfende TJebersicht über das
Oantharidin, dessen Reindarstellung und Procentgehalt in den
spanischen Fliegen nach den verschiedensten üntersuchem
und kömmt zu dem Schluss, dass der Gehalt von 0,4®/^ ein
normaler sei. Eine von ihm, nach der Methode von Fumanze,
mit den „chinesischen Fliegen" angestellte Untersuchung,
ergab einen Cantharidingehalt von l,0167o; sie sind zweimal
so stark, als die „spanischen Fliegen" und enthalten 0,78%
mehr Cantharidin, als die beste Sorte dieser Gattung. (Pro-
ceedinffs of the Amer. Iharm, Assoc. 1872.). E,
üntersnehungen ttber die Krankheit der Theepflanze
in Java.
P. Schriddl untersuchte die Asche der Theepflanze
und die Bodenarten, auf welchen sie gewachsen, um womög-
lich die Ursache der auf Java ausgebrochenen Theekranheit
zu erkunden. Die Resultate der zu diesem Zwecke ange-
stellten Analysen sind in folgenden Zusammenstellungen
angegeben.
I. Asche von gesunden Blättern.
II. Asche von gesunden Blättern der Plantage Djattinangor.
III. Asche von Blättern im Anfangsstadium der Krankheit.
IV. Asche von Blättern im letzten Stadium der Krankheit.
V. Asche von gesundem Holze.
VI. Asche von krankem Holze.
I.
II.
m.
IV.
V.
VI.
KO
29,213
31,966
31,315
26,438
20,785
18,872
NaO
0,140
0,545
0,553
0,687
0,716
0,038
MgO
0,657
1,403
1,326
2,973
0,780
2,578
CaO
24,398
22,640
22,367
20,202
22,615
28,992
A1»0»
0,810
1,015
2,226
2,072
4,093
2,834
Fe»0»
1,262
1,701
1,686
1,213
1,420
0,485
MnO
0,126
0,132
0,213
PO»
13,631
12,3
11,033
13,847
16,360
16,361
80»
8,536
5,915
5,710
8,995
6,882
8,618
CIH
1,705
1,152
1,066
1,267
0,332
0,523
CO«
17,790
19,984
20,614
19,708
16,654
15,048
SiO«
1,732
1,247
1,891
2,598
9,363
5,651
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376 (Tntersuchungen über die Eranklieit der Theepflanze in Jara.
I. Schwarzer Thon.
n. Rother Thon.
III. Boden von Djattinangor.
Die Krankheit der Theesträucher hatte sich gezeigt auf
dem schwarzen Thon I wie auf dem rothen Thon II, während
der Boden von Djattinangor von ihr verschont geblieben war.
I.
n.
m.
so»
0,029
0,050
0,048
SiO»
44,984
36,672
41,812
PO»
0,130
0,275
0,199
Fe«0»
14,389
23,032
17,583
Al»08
22,650
•24,108
24,606
MnO
. 0,016
0,015
CaO
1,532
0,192
1,176
MgO
0,426
0,035
0,422
KO
0,205
0,098
0,228
• NaO
0,312
0,146
0,239
CO«
0,178
0,063
0,085
HO
10,656
14,507
. 8,460
HumuH
4,180
0,807
4,959
N
0,313
0,183
Eine Erklärung der Krankheit wird durch diese Resul-
tate nicht gegeben und scheint vielmehr die Ursache dersel-
ben auf dem Gebiete der Physiologie zu liegen. {Lmugurdl'
dissertat Jena 1872), Kr.
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377
!!• Kleine Mittheilungen.
Schlechtes Trinkwasser
hat Charlottetown, Hauptstadt von Prince Edward Island.
Es ist wegen seiner ungewöhnlichen Menge organischer
Stoffe und Salpeter nicht trinkbar und Ursache der Krank-
heiten, welche so oft unter der Bevölkeruug herrschen.
1 Gallone (der Vereinigten Staaten) enthält:
ünorgaDische Ot^anische Bückstand.
Stoffe
City pump well 50,61 Gran. 5,95 Gran. 56,56 Gran.
Park spring 5,05 „ 3,17 „ 8,22 „
Winter river 4,21 „ 2,46 „ . .6,67 „
(6 Meilen von der Stadt).
Das Brunnenwasser enthält soviel Salpeter, dass er durch
Krystallisation gewonnen werden könnte. Gyps ist der vor-
herrschende Bestandtheil in den Bückständen der anderen
Wässer. Das Wasser von Winter river soll in die Stadt
geleitet werden. (Amertc. chemist, Nr, 35 p, 406,), B,
Limonade.
Die Metaweinsäure empfiehlt Leger zur Bereitung der
Magnesia - Limonade. Diese Säure soll eine klare, mehrere
Wochen haltbare Limonade geben, dessen abführende Wir-
kung sicherer sein soll, als die mit Citronensäure bereitet.
Die gebräuchlichsten Verhältnisse giebt er wie folgt an:
Metaweinsäure ä g. 13, 17, 20, 23, 27, 30.
Kohlens. Magnesia ä g. 7, 8, 10, 12, 13, 15.
(Bepert. d, Fkarm, Tome L p. 340.). B.
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lunpflanze. — Sog. Ozonwasser. — Beat sehr kl.
AloS als Zaonpflanze.
aerikaniscbe Aloe, welche in Algier
cultivirt ist» um dichte und schöne
etc. zu haben y treibt innerhalb ein
1 Meter hohen Stamm,
inere dieses Stammes wird,' wenn di
it, aus einem fasrigen Gewebe gebi
weich und zart beim Anfühlen ist.
geeignet zu Schmierverbänden bei Que
leit gestattet, es den Formen des K^
sst jeden Druck aus und giebt eine
[ranken.
ark, welches sehr leicht Feuer fangt,
m und Brenncylindern verwenden; d
Das gemeine Gartenkraut (Ferule
1 Fenouil genannt, soll sich ebens
epert. d. Pharm. Tom. Z p. 371.).'
lieber sogenanntes Ozonwasser
Erstellung von Ozonwasser in grössei
e Hauptschwierigkeit in dem Tims
sich zuvor grössere Quantitäten luftfr
[nüsste. Das Ozon ist nemlich ein &(
^ens, dass durch ihn der Stickstoff d
atmosphärischen Luft augenblicklich
iirt wird. (Jahresbericht des physü
jM. Rechnungsjahr 1871 — 72. p. 1
ng sehr kleiner Mengen Eupfe
men desselben in dem Caeao.
lan sehr kleine Kupfermengen zu b
\ Verfahren darin, dasselbe dui*ch I
isoliren und dann in einer Platinscha
iu fallen, wodurch man eine fest anhän
[che sich leicht waschen und ohne ^
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Bestimm, sehr klein. Mengen Kupfer, Vorkomm, desselb. in d« Cacao. 37d
lässt. Hat man indessen eine Beihe derartiger Operationen
nach einander auszuführen^ so zeigt sich bald nicht mehr die
gewohnte Gewichts -Unveränderlichkeit, das Gewicht nimmt
meist langsam, bisweilen auch Irasch ab. Während der Frä-
cipitation des Cu nimmt es ein wenig zu; erhitzt man die
SSchale zum Glühen und wägt sie gleich darauf, so hat sie
wieder ihr ursprüngliches Gewicht , was sich nach einigem
Verweilen auf der Wage neuerdings wieder ein wenig ver-
mehrt.
Um den Grund dieser Unregelmässigkeiten kennen zu
lernen, befestigte E. Duclaux vermittelst eines Platindrah-
tes einen Zinkstab an die Schale und tauchte das Ganze in
reine verdünnte HCl. Es entwickelte sich auf dem Fiatin
reichlich Hgas und als dieses aufgehört hatte, war das Ge-
wicht der Schale wenig höher. Diese Zunahme verschwand
weder durch Waschen mit Weingeist, noch durch Erwärmen
auf 100*^, erst durch Erhitzen bis zum lebhaften Bothglühen
J2j[id sofortiges Wägen ergab sich das ursprüngliche Gewicht
der Schale wieder, nach einigen Augenblicken trat abermals
eine Gewichtszunahme ein. Diese Schwankungen können bei
kleinen Kupfermengen zu grossen Irrthümem Anlass geben.
Befindet sich die Schale unter den angegebenen Verhältnissen,
so treten zuweilen beim Rothglühen graue Flecken auf, die
sich als schwammiges Platin erwiesen. Es unterliegt keinem
Zweifel, dass während der Entwickelung von Wasserstoffgas
eine Verbindung desselben mit dem Metall entsteht, welche
das Gewicht der Schale erhöht, und durch die Glühung wie-
der zerstört wird. Um nun einen Irrthum bei der Bestim-
mung geringer Kupfermengen zu vermeiden, verfahrt man
folgendermassen : Nach der Fällung des Kupfers und Waschung
mit Weingeist, setzt man die Platinschale einer Temperatur
von 100® aus, damit sie vollkommen austrocknet, stellt sie
alsdann auf die Wage, wägt sie eine Stunde später, löst
dann das Cu in einigen Tropfen verdünnter NO^ und nimmt
mit der Schale nochmals dieselben Operationen vor. Die Dif-
ferenz beider Gewichte giebt die Cu menge genau an.
Obiges Verfahren wurde bei der Untersuchung des Cacaos
auf Cu wiederholt geprüft. Der Cu Gehalt der Cacao kann
bis zu 0,027o> der der Chocolade bis zu 0,0125% betragen.
(BtUlet, de la Soctet. chimtqtte, JutI, — Sept. 1872. S, 33.
Wittstetn. Vierteljahresschr. Bd. XXII. S. 255.).
C. S.
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Qoogle
380 Die Tertiärflorft Ton Göliren.
Die TertlErflora ron GfShren.
Bei dem !E!isenbahnbaue von Chemnitz über Borna nach
Leipzig wurde in der Nähe des Dorfes Göhren ein Durch-
stich gemacht, welcher Tertiärgebirge aufgeschlossen hat.
Dieses bestand aus. Sand - und ThonschichteU; deren eine reich
an Tertiärpflanzen war, welche Ingenieur Richter sammelte
und Prof. Dr. Geinitz übersandte. Letzterer überliess dieselben
dem Oberlehrer Engelhardt zur Bearbeitung, welcher fol-
gende Uebersicht; giebt:
Cryptogamen. . Farn, d, Pyrenomyceten : Sphaeria Tro-
gii Heer. Pha^nerogamen. Fam. d. Typhaceen: Typha
latissima A. Braun. Fam. d. N ajadeen : Coalinites dubius Heer.
Fam. d. Cupressineen : Taxodium distichum miocenicum Heer,
Taxodium laxum v. Ettingsh. Glyptoströbus europaeus Brongn.
sp. Fam. d. Podocarpeen: Podocarpus eocenica Ung. Fam. d.
Abietineen: Sequoia Langsdorfii Brongn. sp. Fam. d. Bai-
samifluen: Liquidambar europaeum AI. Braun. Fam. d. Sali-
cnieen: Salix varians Goepp. Pö^ulus latior AI. Braun.
FauL d. Myriceen: Myrica lignitum v. Ettingsh. sp. Myrica
laevigata Heer. sp. Fam. d. Betulaceen: Alnus Kefersteinii
Goepp. sp. Betula Brongniarti v. Ettingsh. Fam. d. Cupuli-
feren: Carpinus grandis Ung. Quercus platania Heer. Fam.
d. Moreen: Ficus arcinervis Rossm. Ficus lanceolata Heer.
Ficus Morlati Unger. Ficus tiliaefolia AI. Braun, sp. Fam. d.
Piataneen: Platanus aceroides Goepp. Fam. d. Laurineen:
Cinnamomum Rossmässler; Heer. Daphnogene Ungeri Heer.
Fam. d. Proteaceen: Banksia Deikeana Heer. Fam. d. Ebe-
naceen: Diospyras brachisepala AI. Braun. Fam. d. Sapota-
ceen: BumeUa bohemica v. Ettingsh. Fam. d. Myrtaceen:
Eucalyptus oceanica TJnger. Fam. d. Sterculiaceen : Sterculia
labrasca IJnger. Fam. d. Acerineen : Acer trilobatum Sternbg.
sp. Fam. d. Sapindaceen : Koelreuteria oeningensis Heer.
Fam. d. Cistineen: Cistus Geinitzi. Engelhardt. Fam. der
Juglandineen : Carya ventricosa Brongn. sp. Carya i3ostata
Sternbg. sp. Pterocarya denticulata Weber sp. Fam. d. Ano-
naceen: Anona cacaoides Zenker sp. Fam. d. Ampelideen:
Cissus Nimradi v. Ettingsh. Fam. d. Sanguisorbeen : Parrotia
pristina v. Ettingsh. sp. Fam. d. Papilionaceen : Leguminosi-
tes Proserpinae Heer. Pflanzen mit unsicherer Stellung : Car-
polithes nogeioides Engelhardt. Quercus sp. dab. (Früchte).
{Sitzungsb. d. mturw. Geselhch, Im 1872. p. IM.), C. S.
1
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381
C. Literatur und Kritik.
Proceedings of the American Pharmaceutical As-
sociation at the 20th. annual meeting, held in Gleveland^
Ohio, September 1872. Philadelphia: Sherman & Co.
Wir haben kürzlich über die 19. General -Versammlung des Ameri-
kanischen Apotheker -Vereins, abgehalten in St. Louis, berichtet, und
schon liegt der neue Bericht von der letzten, yorjährigen, Versammlung
originaliter yor uns. Die Eintheilung dieses neuen Jahrbuches ist die-
selbe, wie die des Torjährigen^ Es beginnt mit den SitzungsprotocoUen ;
dann folgen die Berichte der Comittes für den Droguenmarkt, die Ge-
setzgebung und die, mit jeder Generalversammlung verbundene Ausstel-
lung; hierauf folgen Aufsätze aus dem Gebiete der Fharmacie, Materia
medica und Chemie, ein kleiner Anhang über den. Signaldieust in den
Vereinigten Staaten ; zum Schl«ss : Statuten, Mitgliederverzeichniss, Listen
und Inhaltsverzeichniss. Die Ausstattung ist von bekannter amerikanischer
Solidität.
Die FrotocoUe der, vom 3. bis 5. Septbr. 1872 zu Cleveland, Staat
Ohio, abgehaltenen 5 Sitzungen, enthalten fast ausschliesslich geschäftliche
Gegenstände, und zeugen von dem Eifer, mit welchem die amerikanischen
Apotheker ihrem Ziele nachstreben. Wir erfahren aus der Ansprache des
Präsidenten, dass der Verein augenblicklich 920 ordentliche Mitglieder
zählt. Der permanente Seoretair, Prof. J. Maisch, ein um die Pharmacie
hoch verdienter Mann, hält es für seine Schuldigkeit, zu constatiren, dass
die „ Pharmaceutische Zeitung*^ als Organ des Nord. - Deutschen Apothe-
ker-Vereins in ihrer Nr. vom 11. Mai pt. eine schwere Anschuldigung
gegen ihn ausgesprochen habe, insofern sie berichtet, dass in der engH-
Bchen Uebersetzung der Deutschen Antwortschreiben auf die Glückwunsch-
adresse des Amerikanischen Apotheker- Vereins „mehrere Stellen, welche
den Amerikanischen Apothekern wehe thun konnten, theils gemildert,
tbeils weggelassen worden seien." Diese Stellen , berichtet er weiter , be-
ziehen sich auf die grossen Anstrengungen, welche von den Deutschen
Apothekern zur Erhaltung ihrer Privilegien gemacht} worden sind, eine
Sache, für welche die Amerikanischen Apotheker weder Interesse, noch
Sympathie haben. Er constatirt aber, dass niemals XJebersetzungen
wörtlich gemacht worden seien, und lässt jetzt, um jede Supposition
unmöglich zu machen, die uebersetzung der incriminirten Stellen verbo
tinus folgen. — Wir halten es für unsere Schuldigkeit, an diesem Orte
zu constatiren, dass die „ Pharmaceutische Zeitung" nur soweit Organ
des Deutschen Apotheker - Vereins ist, als sie die geschäftlichen Mitthei-
lungen desselben zu veröffentlichen hat; im XTebrigen ist sie ein ganz
selbstständiges Blatt, auf deren Bedaction das Directorium des Deutschen
Apotheker- Vereins weder Einfluss, noch Vertretung für sie hat. — Von
der medicinischen Gesellschaft in Philadelphia ist ein Schreiben einge-
gangen, in welchem beantragt wird, dass es den Amerikanischen Apothe-
kern gefallen möge, zur Dispensation äusserlicher Medicamente Flaschen
zu verwenden, welche nicht allein durch die Farbe ^ sondern auch durch
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382 Literatur und Kritik.
die Form (eine Seite raub) ron solchen sich auszei
Arzneien zum inneren Gebrauch bestimmt sind, sodasi
fühl Yon letzteren unterschieden werden können —
weiterer Verbreitung gewiss werth ist. —
Der Bericht des Comitte für den Droguenmarkl
welche die Deutschen Apotheker jährlich zweimal v
Häusern, vorzugsweise Gehe & Co. in Dresden, zuges
Der Bericht des Comitte für die Gesetzgebung i
ieitung die Anerkennung der Amerikanischen Apotheke
gesetzgebenden Körperschaften ans, welche, unter B(
von den Apothekern wiederholt ausgesprochenen Wün
wollende und fortschrittliche Acte erlassen haben. I
sich auf Einsetzung TOn pharmaceutischen Prüfungsco
schränkung des Dispensationsrechtes und des Handels
schlagende Gesetze derart sind erlassen für den Staat
Grossstädte New -York, Philadelphia, Baltimore und
Vorbereitung sind solche für die Staaten Ohio und N
Gesetzen zufolge darf die Anfertigung und der Verkai
Giften, für welche besondere Verzeichnisse folgen, o
gistrirten Apothekern ausgeübt werden, welche für di<
der Arzneien dem Staate verantwortlich sind. Die
sich in zwei Gruppen: solche, welche das Examen
versität (College) abgelegt haben (graduirte^ und solcl
Prüfungscommission, welche zn diesem Behnfe in al
ernannt sind und aus drei practischen Apothekern ui
stehen, ezaminirt worden sind (Licentiaten). Bei bei
virung einer vierjährigen Lehr- und Studienzeit vorai
tungen dieser Gesetze seitens Nichtbefugter werden
Verfälschungen von Arzneien etc. seitens Befugter n
Ausstossung aus dem Stande bestraft. — Eine allgem
tung spricht sich über die zweckmässige Ausführung
und ein darauf folgender Aufsatz vom Prof. Edw. 1
Vorbildung der Pharmaceuten — schliesst das Ganze
rung, nur solchen jungen Leuten Zutritt zum Fache £i
abgesehen von einer sogenannten englischen Erziehu
eben, welche von Jugend an auf die gehörige Entwi
fühl und Selbstbewusstsein gerichtet ist, eine der
Landes absolvirt haben, und ausser tüchtigen Kenntnj
und Geographie, Mathematik und Naturwissenschaft
Kenntniss von Griechisch und Latein, ausser ihrer ^
destens einer europäischen Sprache völlig Herr t
unerwähnt bleiben, dass den Deutschen Pharmaceute
nendes Lob gespendet wird. Verfasser sagt: ,,Seht
Der Deutsche Apotheker versteht zwar vielleicht ni<
auch vielleicht in der Geheimmittelmedicin nicht so
andere, aber was er weiss, das weiss er gut und veri
und das ist der beste Beweis für den Besitz von Ke
Neuigkeiten und Fortschritte, von welchen dort alle ]
und sagt, ob sie nicht vorzugsweise der tüchtigen
bis zum Staatsexamen hin) der Pharmaceuten entspri(
Diese letzte Bemerkung knüpft sich an früher G
in Amerika der Besuch der Universität unmittelbar m
der Schule erfolgen soll und die Lehrzeit nur den {
der pharmaceutischen Ausbildung zu bedeuten hat.
beendeter Lehrzeit wird also dort die Staatsprüfung i
Digitized by VjOOQIC
Literatur und Kritik. 383
Die folgenden Aufsätze behandeln: eine Kräuterpresse, zum Gomprimi-
ren yon Kräutern zu der Form, in welcher Hb. Lobeliae zu uns gebracht
-wird, und welche Form von Kräutern aller Art in Amerika sehr beliebt
ist. (Bereits in Hager.: Pharm. Centralhalle Nr. 14 d. J. beschrieben und
gezeichnet.) — Eine Mühle nebst Zeichnung, ähnlich den Kaffemühlen
unserer Materialisten, zur Herstellung von groben Droguenpulyern. —
lieber einen neuen Percolator, nebst Zeichnung. — System unserer Depla-
cirungs - Kegel nebst Syphon — von Squibb. — Beschreibung einer ame-
rikanischen Muster - Apotheke, nebst Zeichnung, von Hanckock. — Ueber
Bereitung chemischer- und pharmaceutischer Präparate, von Fredigke. —
Unofficinelle Präparate, von Brown. — Senega, von Bother. — lieber
JBxtr. cannabis Indicae, von Saunders. — Pflanzenwachs. — Triplex pills
bf Dr. John Francis. — Mandragora - Elixir. — Notiz über Rhabarber.
— Notiz über Aconitwurzel. — Sneezeweed. — Notiz über Aloe. —
Amerikanisches Opium. — Erigeronöl. — Käufliches Kreosot. — Uel^er
Milchzuckerproduction in den Vereinigten Staaten. — Ueber chinesische
blasenziehende Käfer. — Ammonio- Wismuth-Citrat. — Gehalt an Al-
kaloiden in einigen Patentarmeien. — Seidlitz Powders. — Die meisten
dieser Artikel haben, da sie sich nur mit vaterländischer oder Patent-
arznei beschäftigen, ^r uns nicht das Interesse, welches sie für das Aus-
land haben, immerhin dienen sie als Beleg für den Fleiss, die Sorgfalt
und Gewissenhaftigkeit, welche unsere transatlantischen Collegen bei der
Ausübung ihres Berufes entwickeln, und berechtigen uns zu der Hoffiiiing,
dass, nachdem eine Welt-Pharmacopöe eingeführt sein wird, auch die
Ausübung der gesammten Fharmacie eine universelle werden wird. Wie
weit hierzu die Kenntniss der [antiquen und modernen Sprachen nöthig
Hein wird, wollen wir vorläufig dahin gestellt sein lassen.
Dr. F. Eltner.
Dr. E. y. Gorup-Besanez, Anleitung zur qualita-
tiven und quantitativen zoochemischen Ana-
lyse, für Mediciner, Pharmaceuten, Landwirthe
undChemiker zum Gebrauche im Laboratorium
und zum Selbstunterrichte. — Dritte Auflage.
Zweite Abtheilung. Specieller Theil.
Das vorliegende Werk ist, der es begleitenden Ankündigung nach,
für alle Diejenigen bestimmt, welche in die Lage kommen können, zoo-
chemische Untersuchungen auszuführen, und dazu einer möglichst sachli-
chen, übersichtlichen Anleitung bedürfen. — Das Bestreben des Verfas-
sers ging vorzugsweise dahin, das Buch so einzurichten, dass es ebenso-
wohl von Anfangern, und zwar zunächst von studirenden Medicinem und
Landwirthen im Laboratorium unter Mitwirkung des Lehrers, .als auch
von bereits Geübteren, welche wohl mit den analytisch - chemischen Me-
thoden im Allgemeinen, nicht aber mit denen der zoochemischen Analyse
vertraut, und mehr oder weniger auf sich selbst angewiesen sind, demnach
von Aerzten, Pharmaceuten und Chemikern als zuverlässiger Führer und
Rathgeber benutzt werden könne. Zahlreiche in den Text eingedruckte
Holzstiche und zwei in Farbendruck ausgeführte Spectraltafeln erleich-
tem das Yerständniss. Mit der vorliegenden zweiten Abtheilung ist das
Werk in der neuen Auflage beendigt. — JTr,
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384 Literatur und Kritik.
Dr. Friedrich Mohr, Lehrbuch der cl
lytischen Titririnethode. Dritte d
gearbeitete Auflage. Zwei Abthei
Bas Werk giebt zuerst eine Anleitung über Hi
Gebrauch der Instrumente, nebst vollständiger Besohreioung aer uesien
Formen derselben. Sodann folgt die Alkalim'etrie und darunter alle durch
Sättigen von Säuren und Alkalien zu beendigenden Analysen. Sie be-
schreibt die Bestimmung des Kali's, Natron's, Ammoniak's, der Erden,
sämmtlicher freier Säuren etc. Der dritte Abschnitt umfasst die Oxyda-
tions- und Reductionsanalysen, und speciell die ünterabtheilung der Ana-
lysen, je nachdem sie mit Chamäleon, chromsaurem Kali oder Jodlösung
beendigt worden. Wir finden darin die Bestimmungen des Chlor's, Brom's,
Jod's , der Chromsäure , aller Hyperoxyde , überhaupt aller Stoffe , welche
Sauerstoff, Chlor, Cyan abgeben oder aufnehmen. Der folgende Abschnitt
umfasst die Fällungsanalysen, darunter: die Silber- und Chlorbestimmung,
Cyan , Kupfer , Blei , Harn etc. , überhaupt alle Fälle , die mit einer Fäl-
lung beginnen oder aufhören. Den Schluss des Werkes macht der prac^
tische Theil, welcher die Anwendung der Einzelmethoden auf ganze Gränge
Ton Analysen lehrt. Es finden sich darin die vollständigen Analysen,
meistens nach dem Verfahren der Maassmethode, jedoch nicht mit voll-
kommenem Ausschluss der Gewichtsbestimmung, der Pottasche, Soda,
ausgelaugten Holzaschen, der Sodarohlaugen und Schmelzen, des Ffan-
nensteins, der Mineralwasser, Soolen, der Ackererde, des Guanos, der Ku-
pferzink- und Eisenerze. Eine grosse Anzahl vortrefflich aus^e^hrter
Abbildungen in Holzstich erleichtern das Verständniss bestens. —
Kr,
Anzeigen.
Im Verlage der Hahn'SChen Hofbuchhandlung in Hannover ist so
eben erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen :
Das TrinkAvasser,
seine Beschaffenheit, Untersuchung und Eeinigung,
unter Berücksichtigung der Brunnenwässer Hannovers.
Von Dr. Ferdinand Fiseher.
gr. 8. geh. 10 Sgr.
Verkauf.
Die sehr gut bestimmte und geordnete Mineraliensammlung des ver-
storbenen Prof. Ludwig ist zu verkaufen und eignet sich sowohl für
Liebhaber, wie zum Schulunterricht. Nähere Auskunft ertheilti
Dr. E. Reiclmrdt in Jena.
HaU«, Bacbdmck«r«l dM WaiMnhauiM.
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ARCHIV DER PHARMACIß
3. Reilie, 3. Band, 5. Heft
A. Originalmittheilungen«
I. iPliamiacie, pliarmaceut. uiid pliys.
diemie.
lieber das Trinkwasser der Stadt Bayreuth«
Von Ernst Spiess,
Vorstand der landw. Versuchs - Station für Oberfranken.
Seit einer Reihe von Jahren beschäftige ich mich mit
der chemischen Untersuchung der Trinkwasser hiesiger Stadt
sowie andrer Orte; die hier (in Bayreuth) erzielten Resul-
tate scheinen mir aus mancherlei Gründen auch för weitere
Kreise von einigem Interesse zu sein und erlaube mir daher,
sie im Nachfolgenden zu veröffentlichen. Vor Allem sei mir
jedoch gestattet, auf die geognostischen i Verhältnisse Bay-
reuths und der Umgegend etwas näher einzugehen.
Bayreuth, (Kreishauptstadt von Oberfranken in Bayern,,
c. 330 Meter über dem Meere) liegt auf dem Keuperzuge,
der sich längs des Mains von SO. nach TSW. bis nahe an
Lichtenfels hinzieht-, im S. und SW. steht brauner und weisser
Jura an, während gegen 0., NO. und N. die beiden andern
Glieder der Triasgruppe: bunter Sandstein und Muschelkalk
sich finden, gleichsam als Uebergang zur Urgebirgsformation
des Frankenwalds und Fichtelgebirgs.
Die Stadt Bayreuth bezieht nun ihr Trinkwasser durch
Leitungen aus dem Keuper, dem braunen Jura und dem
Arcb. <i. Ph»nn, III. Boili«. Uh Bdi, 5 Hn. 2b
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E. Spiess, Das Trinkwasser der Sh
kalk; ausserdem versorgen zali
mentlich eine Quelle innerhall
löfer- Quelle) die Einwohnerschaf
i das durch Leitungen herbeige
ist, ein Umstand, der die Gemeii
ster Zeit veranlasst hat, ergiebigere Quellen in der
nd zu suchen und so der Stadt mehr Leitungs - Was-
iführen.
i Gesteinsschichten, namentlich der im Norden Bay-
QQSchliessenden nächsten Höhenzüge dachen sämmtlich
enseitig gelegenen Thäler ab, so dass die der Stadt
ideten Seiten derselben nahezu wasserarm sind und
h daher gezwungen sieht, aus grösseren Entfernungen
isser herzuleiten. Ich wurde mit der Durchführung
mischen Untersuchung der in Frage stehenden Was-
aut und bin nun auch in der Lage, die dabei gewon-
lesultate hier anzufügen. (Zur leichtern Orientirung
h ihren einzelnen Namen den Zusatz „projectirte
lg.") Zu den Ergebnissen selbst übergehend, hj
(Gewichtstheile in 100,000 Ge wich tsth eilen Wasse
Weise zusammengestellt, dass zuerst die ausse
es Stadt -Rayons entspringenden Wasser nach ih
tischen Lage systematisch geordnet, aufgeführt si
sen die innerhalb des Weichbildes verkommene
isser etc. folgen.
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]ß. Spiess, Bas Trinkwasser cler Stadt Bayreuth. Ö8?
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25*
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388 E. Spiess, Das Trinkwasser der Stadt Bayreuth.
Beim ersten Blick föUt uns vor Allem das Wasser der
Unters teinacherquelle (projectirte Leitung) wegen seiner in
jeder Beziehung grossen Reinheit auf und möchte ich das-
selbe fast den Typus eines normalen Wassers nennen, da es
sich nur innerhalb der Grenzzahlen für die Güte des Trink-
wassers bewegt und überhaupt so geringe Mengen fester
Bestandtheile enthält. Es stammt dieses Wasser von dem
jenseits der Muschelkalkhöhen angrenzenden und der ürge-
birgsformation (Gneiss) des Fichtelgebirgs zugehörigen, be-
waldeten und unbewohnten Höhenzuge, der die Steinach,
einen Nebenfluss des rothen Mains mit grossen Wassermas-
sen versorgt. —
Diesem Wasser am nächsten, aber schon durch grösseren
Gehalt an Schwefelsäure, Kalk und Bittererde sich auszeich-
nend, stehen die des Jura- Gebietes (brauner Jura), nemlieh
das Haardter-Leitungs- Wasser und die Spähnflecker- Quel-
len (projectirte Leitung); gleichwohl sind sie noch sehr weich,
können aber mit dem Fntersteinaoher auch in Bezug auf
Ergiebigkeit keinen Falls conkurriren. Die in beiden Fällen
vorherrschenden Gesteinsarten: Thon und Sandstein (auch
Quarzsand) bedingen die geringe Härte dieser Jura- Wasser.
Der verhältnissmässig grosse Gehalt an Alkalien im Unter-
steinacher- sowie im Haardter - Wasser scheint seinen Grund
in den Verwitterungsproducten der Gesteine dieser Formation
zu haben. —
Vergleichen wir nun die Resultate bei sämmtlichen Keu-
per- Wassern, so finden wir, dass unter allen das weichste
und geringhaltigste an festen Bestandtheilen das von der
Osterbrunnenquelle bei Seibottenreuth (projectirte Leitung)
ist; diesem zunächst steht das der Saaser- Leitung, dann
folgt das von Fuchsstein und den Schluss bildet das Wasser
von Stockau (projectirte Leitung) mit einer fast 17 mal grösse-
ren Härte und nahezu 15 mal mehr festen Bestandtheilen als
das nächst härteste Fuchssteiner. — • Der Ort Stockau,
c. 1^2 Stunden von hier in südöstlicher Richtung mainauf-
wärts gelegen, ist bekannt wegen seines Wasserreich thums ;
aus diesem Grunde wurde auch dort Wasser zur Unter-
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E. Spless, Das Trinkwasser der Stadt Bayreuth. 389
sucliung geholt. Den ungünstigen Resultaten zu Folge ist es
fast überflüssig zu erwähnen, dass das Wasser sofort ver-
worfen wurde und führe ich dasselbe hier nur als Abnor-
mität auf.
Was die geognostische Beschaffenheit des Ursprungs die-
ser Quellen (aus dem Keuper) betrifft, so entstammt das
Saaser Wasser allein dem gyps - und kalkarmen, mehr Thon und
Sandstein (rhätische Schichten) führenden oberen bunten Keu-
per; dies ist auch der Grund, warum die Quellwasser dieser
Formation, in der man meist nur harte, wenigstens nicht der-
artig weiche Wasser zu suchen gewohnt ist, und zunächst
des oberen, bunten Keupers so weich sind. Aus dem unteren
bunten Keuper kommt das sehr weiche Osterbrunnenwasser,
das Fuchssteiner und endlich das so überaus harte Stockauer,
welche alle mehr oder weniger von der Gegenwart der dieser
Formation eigenthümlichen Kalkstein- und Gypslager zeugen.
Im Bezug auf den Schwefelsäure -Gehalt zeigt sich überhaupt,
dass alle bis jetzt aufgeführten Wasser der Jura- und Keu-
performation bereits die Grenzzahl 0,2, wenn auch manchmal
um Unbedeutendes, überschreiten; nur das vortreffliche ürge-
birgswasser von Untersteinach ist geringhaltiger daran. —
Den Schluss unter den Leitungswassern bilden die fast
selbstverständlich sehr harten Wasser des Muschelkalkes: das
Rodersberger und Allersdorfer.
Endlich dürfte noch erwähnt werden, dass die Menge
der organischen Stoffe eine durchgehends höchst geringe ist
und nur bei zweien der Spähnflecker- Quellen die Grenze
von 1 auf 100,000 überschritten wird; bei einigermassen
günstigerer Beschaffenheit der Quellen dürften sich diese
Zahlen bedeutend zu Gunsten des Wassers corrigiren. Auf-
fallend dagegen ist der grosse Gehalt an Salpetersäure im
Saaser Wasser, den ich damals fand und seitdem nicht mehr
beobachten konnte; ich würde auch wirklich Anstand neh-
men, die Zahlen einzusetzen, wenn sie nicht Mittelzah-
len einer Reihe von nahezu übereinstimmenden Versuchen
wären.
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E. SpieB0, Das Trinkwasser der Stadt Bayreuth«
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E. Spiess, Das Trinkwasser der Stadt Bayreuth. 391
Unter diesen Wassern stehen 2 Quellwasser (Moritzhö-
fer- und, Bürgerreutherquelle) obenan, welche aus dem Keu-
per kommen und gleichwohl im Bezug auf den Abdampfungs-
Rückstand und die Härte wesentlich diflferiren. Die erstere
davon, in den Moritzhöfen, der südlichen Vorstadt Bayreuths
entspringend, stand von jeher in Folge ihres vortrefflichen
Wassers im besten Renommee ; in neiiererer Zeit erheben sich
jedoch rings um sie menschliche Wohnungen und dürfte der
die Grenzzahlen übersteigende Chlorgehalt wohl darin seinen
Grund haben. — Die Bürgerreuther - Quelle (in der Nähe
des noch im Stadtbezirk liegenden Vergnügungs - Ortes : Bür-
gerreu th zu Tage tretend) liefert durch eine kurze hölzerne
Leitung ihr Wasser dahin; sehr aufi'allend ist darin die un-
verhältnissmässig grosse Menge von organischen StoiGfen.
Betrachtet man weitergehend die unter Nr. 3 bis 11
aufgeführten Pump- und beziehungsweise Ziehbrunnenwasser,
so zeigen sie mit wenig Ausnahmen einen sehr bedeutenden
Härtegrad; das Gleiche gilt bezüglich der Abdampfungsrück-
stände (soweit diese bestimmt sind), von welchen 3 sogar
die Grenzzahl 50 überschreiten.
Sind schon aus diesen Gründen auch unsere Pumpbrun-
nenwasser zu verwerfen, so ist das um so mehr angezeigt,
wenn man die Mengen der organischen Stoffe oder gar die
des Chlors in's Auge fasst: während nemlich die Leitungs-
wasser als grösste Menge an organischen Stoffen 2,43 Theile
in 100,000 Theilen (Nr. 9^) entziffern, steht nur der Pump-
brunnen vom neuen Irrenhaus und der Ziehbrunnen von der
Bürgerreuth unter dieser Zahl; alle übrigen enthalten mehr,
ja es überschreiten sogar 2 darunter die äusserste Grenze
von 5.
Bezüglich der Chlor- Mengen sind die Resultate aber
noch bedeutend ungünstiger; wir finden hier nur Wasser,
welche 1,84 bis 78,14 mal mehr Chlor enthalten, als das
Mittel 0,5 aus den beiden Grenzzahlen für Chlor beträgt;
gar keines aber, welches mit seinem Chlorgehalt innerhalb
dieser Grenze steht; da nun bekanntlich der bei weitem
grösste Theil des Chlor von dem mit den Speisen genossenen
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392 E. Mylius, Ein Oxydatiousprotl
und fast in gleicher Menge wiede
herrührt, so verrathen diese Brunne
Gehalt recht deutlich ihre unlaut
Aborten etc.; gleichwohl werden di
öffentlichen Pumpbrunnen namentli(
grösseren Frische den Leitungswat
Mit Freuden muss daher im
Vorgehen der hiesigen städtischen
die in neuerer Zeit wieder darauf
Wasserleitung für die Stadt zu sc
Schlüsse dieser Zeilen nur noch (
dafür jene öffentlichen Pumpbrunne
resp. geschlossen werden.1
Ueber ein Oxydationsprodu
Von E. My]
Das Caryophyllin, ein in
teuer krystallisirbarer Körper, wel
den Untersuchungen von Muspra
empirische Formel C^^H^^O*) zu
Interesse durch die Aufmerksamk(
von den Chemikern dem Campher
wendet wird. Scheint nun das C
angeführten Formel zu jenen Is
gehören, so sind andrerseits seine
ten derartig, dass man eher genei
so gross als das des Camphers ai
sowohl der letztere wie alle Kör
als ihm isomer erkannt worden s
Kohlenstoff- und Wasserstoffatomi
schmelzbare oder auch bei gewöh
Substanzen sind, liegt der Schm(
bei einer sehr hohen Temperatur,
Körper einen Siedepunkt von bei
*) 0 =? 16.
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pr *"
£. Mylitts, Ein Oxydationsproduct des Garyophyllins. 398
verflüchtigt sich das Caryophyllin er«t bei einer Temperatur,
welche weit ausserhalb der durch das Quecksilberthermome-
ter erreichbaren Grenzen liegt. Allein trotzdem das Molekül
des Garyophyllins wahrscheinlich doppelt so gross ist, als das
des Camphers, ist in dem chemischen Verhalten beider Sub-
stanzen eine Aehnlichkeit in sofern vorhanden, als beide durch
Salpetersäure einfach oxydirt werden und eine Säure liefern.
Während der Campher die Camphersäure C^^H^^O* giebt,
verwandelt sich, wie im Folgenden gezeigt werden wird, das
Caryophyllin in eine Säure von der Zusammensetzung C^^H^^C,
oder, wenn man die Formel des Caryophyllins C^^H^^O*
schreibt, C^oH^^Qß.
Die Untersuchung über die aus dem Caryophyllin ent-
stehende Säure ist noch nicht beendet. Trotzdem mögen die
bisher gewonnenen Resultate in Folgendem Platz finden, um
einer etwaigen Begegnung mit andern Forschern in dieser
Sichtung vorzubeugen.
Caryophyllin, welches ich der Güte meines Vaters ver-
danke, der dasselbe vor Jahren dargestellt hatte, wurde zur
Feststellung seiner Reinheit analysirt.
Es gaben 0,2894 Subst. 0,282 H^O und 0,835 CO».
Theorie. Versuch.
78^6 C 78,69 C
10,52 H 10,50 H.
Die reine Substanz besass alle von früheren Forschern
beobachteten Eigenschaften, löste sich aber im Gegensatz zu
jeneil in wässrigen Alkalien nicht. In rauchender Salpeter-
säure löste sie sich unter Bildung einer Säure, deren Dar-
stellung vortheilhaft nach folgender Vorschrift ausgeführt wird :
In rauchende Salpetersäure, welche durch kaltes Wasser
ohne besondere Vorsicht gekühlt wird, trägt man nach und
nach in kleinen Portionen Caryophyllin. Dasselbe löst sich
unter starker Erwärmung und Gasentwicklung.
Nachdem die Flüssigkeit einen gewissen Concentrations-
grad erreicht hat, beginnt plötzlich die Abscheidung von Kry-
stallen. Lässt man jetzt erkalten, so erstarrt die Gesammt-
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894 E. Mylius, Ein Oxydationsproc
menge zu einem weissen Brei ,
Mikroskop als aus pinselförmig
bestehend erweist. Dieser Brei
einem mit einer Glaskugel vers
grössten Menge der rauchenden
gewöhnlicher Salpetersäure und €
sehen. Behufs der weiteren Reinig
in Ammoniakflüssigkeit, filtrirt, fa
säure, sammelt das ausgeschiedene
Wasser, löst in Alkohol und fallt (
malige Lösung in Alkohol und n;
Wasser liefert die Substanz im Zi
der abgesaugten Salpetersäure las
Wasser und weitere Reinigung ii
noch weitere Mengen desselben Kc
Wie bereits erwähnt, ist die
eine Säure und besitzt, wie sich i
sehen Resultaten ergiebt, die Zu
Die Analysen sind jede mit Sub
ausgeführt worden.
I. 0,3366
Subst. gaben 0,80C
II. 0,205
» 99
0,484
m. 0,2148
» 99
0,524
IV. 0,3285
>» »
0,328
V. 0,1960
99 V
0,471
VI. 0,1638
>» 9i
0,389
VII. 0,1861
» »
0,444
VIII. 0,1679
»> 99
0,402
IX. 0,1605
>P »
0,383
X. 0,2095
» >»
0,495
Aus diesen Versuohszahlen ei
Setzung wie folgt:
Theorie.
I.
II.
C«« 240 65,22
64,69 64,39
H32 32 8,69
8,44
8,34
06 96 26,09
—
—
368 100,00.
VII.
VIII
65,06
65,3(
8,77
8,9;
Digitizedby Google
E. Mylius, Ein Oxydationsproduct des Caryophyllins. 395
Aus den vorstehenden Analysen scheint hervorzugehen,
dass die Säure die angegebene Zusammensetzung hat. Ijji-
merhin aber wäre noch möglich, dass sie 2H weniger ent-
hält, also nach der Formel O^^H^^O^ zusammengesetzt ist.
Diese verlangt 65,57 C. und 8,19 H. Weitere Versuche müs-
sen entscheiden, welche von beiden Formeln die wahre Zu-
sammensetzung ausdrückt.
Die Säure, für welche ich den Namen Caryophyllinsäure
vorschlage, hat folgende Eigenschaften: Sie ist von weisser
Farbe, krystallisirt , wie schon erwähnt,' aus rauchender
Salpetersäure in pinselförmig vereinigten Nadeln, ist leicht
löslich in Aether, Alkohol, Essigsäure, sehr schwer löslich in
Wasser. Im krystallisirten Zustande ist die Säure nur aus
rauchender Salpetersäure zu gewinnen. Aus allen andern
Lösungsmitteln scheidet sie sich sowohl beim Erkalten der
heiss gesättigten Lpsung, als auch beim freiwilligen Ver-
dunsten derselben amorph aus. Auf die Zunge gebracht, ist
sie anfangs geschmacklos, löst sich jedoch bald in dem alka-
lischen Speichel und schmeckt darin bitter. Ihre sauren
Eigenschaften sind sehr gering. Im feuchten Zustande färbt
sie blaues Lackmuspapier weinroth. Sie löst sich schnell in
Ammoniak und kohlensauren Alkalien zu gelben Flüssigkei-
ten, welche fast wie Seifenlösung schäumen. Die Lösung in
kohlensauren Alkalien erfolgt bei gewöhnlicher Temperatur
in der Weise, dass Bicarbonate neben caryophyllinsauren
Salzen entstehen. Beim Erhitzen dagegen wird alle Koh-
lensäure durch die Caryophyllinsäure ausgetrieben. Von
Salzen sind bisher nur neutrale erhalten worden und zwar
folgende :
Caryophyllinsaures Natron.
Q2oj£3o;jja^O^. In seiner Darstellung wird Caryophyl-
linsäure in einem Ueberschuss von kohlensaurem Natron
gelöst, die Lösung im Wasserbade verdampft, der trockne
Rückstand mit Alkohol aufgenommen, die Lösung filtrirt und
verdampft. Das zurückbleibende caryophyllinsäure Natron
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396 E. Mylius^ Ein Oxydationsprod
ist von gelber Farbe, von bitterm
Biqfi mit Leichtigkeit zu einem Pub
die geringste Neigung zum Zusammenballen besitzt. Es löst 1
sieh leicht in Wasser und Alkohol Aus letzterer Flüssigk
wird es durch Aether als sehr concentrirte alkoholisc
Lösung gefallt. Die Natriumbestimmung lieferte folgen
Zahlen:
I. 0,373 Subst. gaben im Platintiegel verbrannt nach dem Zusi
von H3S0* 0,126 Na« SO* = 0,04082 Na.
II. 0,2733 Subst, mit HCl zersetzt, filtrirt, verdampft bedurften i
Fällung 13,40 Vio normale Silberlösung = 0,03082 Na.
Die Formel C^^^HsoNa^O^ verlangt 11,16 Na.
Versuch
I. II.
10,94 Na 11,27 Na
Caryophyllinsaures Silberoxyd.
Q2ojj8o^g2 06. Aus dem Vorhergehenden durch Fäll
der wässrigen Lösung mittelst Silbernitrat gewonnen, ste
es einen gelben flockigen Niederschlag dar, welcher bei
Trocknen braun wird. Es ist schwer löslich in Wasser ui
Weingeist. Producte verschiedener Darstellungen besass«
folgende Zusammensetzung:
I. 0,296 Subst. gaben 0,1085 Ag.
II. 0,238 Subst. gaben 0,088 Ag.
III l^»^^*^ Subst. lieferten 0,072 Ag
lo, ' '
,3104 Subst. gaben 0,475 CO» und 0,1455 H20.
2988 Subst. gaben 0,4665 CO
,343 Subst. gaben 0,1245 Ag.
jy f 0,2988 Subst. gaben 0,4665 CO^ und 0,139 H20.
10,3 " ~ ' * - -
Theorie.
C20
= 240
41,24
JJSO
= 30
5,15
Ag«
= 216
37,11
0«
= 96
16,50
582
100,00.
Versuch.
II.
36,66 36,97
III.
IV.
41,73
42,57
5,24
5,17
37,02
36,30
Digitized by VjOOQIC
G. C. Wittstein, Die Ermittlung des Ammoniaks. 397
Caryophyllinsaures Baryt.
CaoHSOBaO« + IV^ H«0. Caryophyllinsaures Natron
wurde durch Chlorbaryum gefiillt. Das so erhaltene Salz ist
von gelber Farbe und bitterm Geschmack, sehr wenig in
Wasser löslich, aus seiner wässrigen Lösung durch Alkohol
fallbar, ebenfalls amorph. Beim Erwärmen und Reiben wird
es so elektrisch, dass es nach allen Seiten auseinanderstiebt.
Es gab folgende analytische Daten: 0,254 bei 100^
getrocknetes Salz verlor, als es auf 125® erhitzt wurde,
0,012 H«0 = 4,72 %.
0,430 verloren 0,0215 = 5,00 % H^O, während die oben
gegebene Formel 5,05 H^O verlangt.
0,2595 Subsi gaben mit Bleichromat verbrannt 0,4556 CO*
und 0,158 H«0.
0,2127 Subst. gaben 0,3556 CO« und 0,1245 H^O.
Versuch.
Theorie. I. II.
C«ö = 240 45,29 , 45,51 45,59
H83 = 33 6,23 6,76 6,53
Ba = 137 25,84 — —
071/2 = 120 22,64 — —
530 100,00.
lieber die Enulttlnng des Ammoniaks«
Von G. C. Witt stein.
In neuester Zeit ist in wissenschaftlichen Zeitschriften
häufig von einem N essler' sehen Reagens auf Ammoniak
die Rede, welches aus einer stark alkalisch gemachten wässe-
rigen Lösung des Quecksilberjodids in Jodkalium besteht.
Dasselbe soll nemlich alle bisherigen Reagentien auf das
flüchtige Alkali an Empfindlichkeit übertreffen. Da aber hier-
mit meine Erfahrungen nicht harmoniren, so wird es gestat-
tet sein; sie zur weiteren Eenntnissnahme zu bringen.
Digitized by VjOOQIC
398 G. C. Wittstein, Die Ermittlung
Das bekannte Verhalten einer (
zn Ammoniakliqnor empfahl zuerst Ei
tiven Erkennung des Ammoniaks, unc
dabei zu beobachtenden Vorsichtsms
Da man aber bis zu jener Zeit nicht anders wusste, als dass
der beim Zusammentreffen jener beiden Agentien entstehende
weisse Niederschlag (der Mercurius praecipitatus
albus = HgCl + HgNH2) schon in etwa 600 Theilen Was-
ser löslich sei, so versprach ich mir von dem neuen Keagens
keine grosse Empfindlichkeit, und hielt es daher für geboten,
einige Versuche darüber anzustellen.**) Diese Versuche
ergaben aber, dass die Reaction schon in den verdünntesten
Lösungen eintritt, dass dadurch^ noch ^j Milliontel freies Am-
moniak entdeckt werden kann, und dass mithin der weisse
Quecksilberpräcipitat in Wasser ganz unlöslich ist.
„TJebrigens," schloss ich meine damalige kleine Mittbei-,
lung, „können auch Fälle vorkommen, in welchen dieses so
empfindliche Reagens auf freies Ammoniak seinen Dienst
gänzlich versagt. Wenn z. B. die Probe zugleich ein alkali-
sches Jodmetall enthält, so erfolgt durch die Sublimatlösung
anfangs ein gelblicher Niederschlag, der beim Schütteln wie-
der verschwindet, ohne dass die Ammoniak - Reaction eintritt,
wenn dieses auch durch den Genich wahrnehmbar ist Fährt
• man mit dem Zusätze der Sublimatlösung fort, so entsteht
endlich ein permanenter rother Niederschlag = HgJ. Hier
tritt also das Quecksilberchlorid eher mit dem alkalischen
Jodmetalle, als mit dem in Freiheit gesetzten Ammoniak in
Wechselwirkung, daher dann letzteres durch den Geruch oder
durch Darüberhalten eines mit Essigsäure befeuchteten Glas-
stabes u. s. w. ermittelt werden muss."
Die eben erwähnte, damals von mir gemachte Beobach-
tung glaube ich jetzt präciser dahin erklären zu können, dass
die anfangs entstandene Doppelverbindung von Jodkalium und
Quecksilberjodid durch das freigemachte Ammoniak wied<
*) Journal für practische Chemie 1852. LVII. 180.
**) Vierteljahressohr. für practische Pharmacie 1853. II. 111.
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£. Reicharclt, Prüfung und Zusammensetzung von Fleiscliextract. 390
zersetzt und Quecksilberjodid ausgeschieden wird, und zwar
in concentrirter Lösung als rother oder gelbrother Nieder-
schlag, in sehr verdünnter Lösung dagegen in so fein ver-
theiltem Zustande, dass nur eine mehr oder minder intensive
Färbung eintritt.
Aus jener Beobachtung und dieser Erklärung dürfte sich
wohl schon von selbst ergeben, dass das Nessle r' sehe Rea-
gens dem Einbrodt'schen an Empfindlichkeit bedeutend
nachsteht, und bestätigt wird das durch folgenden verglei-
chenden Versuch,
Man nehme zwei Bechergläser, giesse in jedes 100 CC,
Wasser, lasse dann in das eine (Nr. I) nacheinander 1 Tro-
pfen Salmiaklösung, 1 Tropfen Kalilauge und 1 Tropfen Queck-
silberchloridlösung, in das andere (Nr. II) 1 Tropfen Sal-
miaklösung und 5 Tropfen Nessler'sches Reagens fallen. In
Nr. I wird man, sowie die Quecksilberchloridlösung darin
veirtheilt ist, eine deutliche weisse Opalescenz wahrnehmen,
in Nr. II dagegen weder Färbung noch Trübung, selbst wenn
man mit dem Zutröpfeln des Nessler sehen Reagens fortßihrt.
Unter diesen Umständen erscheint das Kaliumquecksilber-
jodid als Reagens auf Ammoniak völlig entbehrlich.
Uelber Prüfang und Znsammensetziing ron Fleiseh-
extract«
Von E. Reichardt.
Das Fleischextract hat in der That eine solche Bedeu-
tung in der Haushaltung und als Nahrungsmittel erworben,
dass es wohl angezeigt ist, auch die Prüfung von Zeit zu
Zeit zu erneuern und Bericht darüber zu geben.
Auf meine Veranlassung wurde im Jahre 1869 (ver-
gleiche diese Zeitschrift 1870 Bd. 142. 8. 55 u. f.) das Fleisch-
extract der Herren Buschenthal in Montevideo in den
deutschen Handel eingeführt und Herr Emil Me inert in
Leipzig als Generalagent gewonnen. Bis dahin war das
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400 E. Reichardt, Prüfung und Zusammensetzung von Fleisctextract.
Liebig'ßche Fabrikat fast das einzige, von Fray Bentos zn
uns gelangende. Gewiss sind wir dem grossen, deutschen
Chemiker zu Danke verpflichtet, dass er mit unermüdlichstem
Eifer für das Nationalwohl zu sorgen pflegte und seinen
bedeutenden Einfluss nicht allein in dieser Beziehung, son-
dern allseitig ausnutzte, um neue Quellen für Nahrung der
Pflanzen, Thiere und Menschen zu suchen.
Die Bereitung des Fleischextractes geht nun darauf
hinaus, die in Wasser löslichen Theile des Fleisches zu erhal-
ten, dagegen Fett, Eiweiss zu entfernen, da sie die Haltbar-
keit des Präparates wesentlich in Frage stellen würden.
Hierbei gehen allerdings gerade die sog. Nährstoffe, welche
in dem Fleischsafte enthalten sind, verloren, und das Fleisch-
extract erhält die Bedeutung als Verdauungsmittel. Ueber
den Werth desselben als solches zu reden, ist jetzt nicht
mehr nöthig, da die kurze Zeit der Einfuhr schon hinlänglicli
die Brauchbarkeit erwiesen hat und der Verbrauch sich von
Tage zu Tage steigert.
An derselben Stelle in dieser» Zeitschrift, wo ich die
frühere Untersuchung des Fleischextractes bekannt gab, findet
sich unmittelbar vorgedruckt die Prüfung von Bouillontafel-
masse aus Russland und diese gab Anlass, nachzuweisen, dass
dem Alkaligehalt ein besonderer Werth bei der Beurtheilung
zuerkannt wurde. Die Fleischflüssigkeit enthält fast nur
Kali, oder nur wenig Natron neben Kali, die Abkochung
leimgebender Materien, die hier leicht zugefügt werden
könnte, bietet dagegen vorwaltend Natron und kein oder sehr
wenig Kali.
Die Veröffentlichung einer neuen Untersuchung des von
Buschenthal in Montevideo bereiteten Extractes folgt
namentlich desshalb, um einen Anhalt zu geben, wie gleich-
massig ein derartiges Präparat zu beschaffen ist und gehe ich
desshalb genau dem Gange der früheren Untersuchung nach.
In Weingeist lösliche Theile.
Nach Liebig sollen mindestens 60 Proc. in Weingeist
von 80^0 lösliche Theile vorhanden sein.
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JE. Reichardt, Prüfung und Zusammensetzung von Fleiscliextract. 401
Fleischextract von Fray Bentos ergab mir früher
81,5 Proc. lösliche Stoffe, das Fleischextract von Buschen-
thal 1870 = 80,76 — 81,24 Proc.
1873 gaben 4,236 g. Fleischextract von Buschenthal
0,841g. in Weingeist von 80% unlösliche Theile = 19,85 Proc.
oder 80,15 Proc. lösliche.
Wasser.
1870 wurden durch Austrocknen bei 110<>C. 16—17,0 Proc.
Wasser aus dem Fleisch extracte von Buschenthal erhal-
ten, bei demjenigen von Fray Bentos 16,0 Proc; 1873
ergab das erstere bei 4,432 g. Extract 0,706 g. Wasser =
15,92 Proc.
Fett und Eiweiss.
Beide konnten überhaupt nicht nachgewiesen werden,
sollen auch nicht vorhanden sein.
13,582 g. Extract gaben an Aether nur 0,026 g. lös-
liche Theile ab = 0,19 Proc; 1870 wurden 0,2 Proc. erhalten,
grösstentheils flüchtige Substanzen.
Stickstoff.
Extract aus Fray Ben tos ergab Vogel = 9,51 Proc
„ von Buschenthal ergab mir 9,56 — 9,99 „ 1870.
V » 947 Proc. 1873.
Asche.
2,487g. Fleischextract von Buschenthal gaben 0,528g.
Asche = 21,3 Proc, die frühere Untersuchung hatte 21,36 Proc.
geliefert.
Die weitere Prüfung der Asche ergab, auf das Extract
bezogen, 5,92 Proc. Phosphorsäure, 8,87 Proc. Kali und
2,46 Proc. Natron; früher wurden gefunden = 6,1 Proc.
Phosphorsäure, 2,3 Proc. Natron und 9,0 Proc. Kali.
Eine zweite wiederholte Untersuchung des Fleischextrac-
tes auf Asche ergab 21,37 Proc Asche und darin, auf daa
Arob. 4. Pbftnn« III. RQlbe. in. Bds. 5. B«ft, 26
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chnauss, Seltenere pbotograpbische
)gen, 8,89 Proc. Kali, 2,1(
lospborsäure.
ultate ergeben so übereinsti
vor 3 Jahren gewonnenen,
Seweis der Reinbeit und (
'halten wird; eventuell sind (
eicht Verfälschungen und V
^nere photographisehe Cl
Von Dr. J. Schnauss.
(Fortsetzung.)
er saures Uran oxyd,
früher versuchsweise im dii
cess angewendet, eine ausg
rmöge seines unter gewissei
ctionsvermögens auf Gold-
ily in seinem nach ihm seil
in. Eine bestimmte Definiti«
ag des XJransalzes zu geben, :
lenen organischen Substanzen
tusgesetzt, wird das Oxydsah
dieses wirkt, mit Gold- und
wiederum auf diese reduci
• oxydirt. Taucht man einen Bogen Papier in
iösung obigen Salzes, trocknet ihn (beides natüi
ihluss des Tageslichtes) und belichtet das Papic
Negativ gerade so wie das gewöhnliche Chloi
30 erhält man ein in der Durchsicht sehr schwac
Id, als Beweis, dass hierbei eine Reduotion de
urch das Licht unter Mitwirkung des Leims un
ler stattgefunden hat. Taucht man die Copi
jine schwache Goldlösung, so färbt sie sich durc
1 purpurfarbig; taucht man sie in eine stark
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J. Scbnauss, Seltenere ptiotographisclie Ctiemikalien. 40
Lösung von salpetersaurem Silber, welche mit etwas Essig-
säure versetzt ist, so wird die Copie chokoladenbraun, eben-
falls durch eine Silberreduction. Man wäscht dann zur Voll-
endung dieser eigenthümlichen Photographien solche nur
noch mehrmals mit reinem Wasser aus.
Die letztgenannten Uransilberbilder können durch ein
Bad von Eisenvitriol gekräftigt werden, müssen aber dann
noch durch unterschwefligs. Natron gezogen werden, sonst
schwärzen sich auch die Lichter.
Nach Sutton (Dictionary of Photography) ist dieser
TJrancopirprocess identisch mit dem von Herschel im Jahre
1842 veröffentlichten Chrysotypprocess.
La der Wothlytypie wird das Uransalz nebst ein wenig
salpetersaurem Silber zum Collodium hinzugesetzt, welches
nicht jodirt ist, und dieses auf besonders präparirtes starkes
weisses Papier gegossen, auf gleiche Weise, wie der Photo-
graph seine Glasplatten mit JodcoUodium überziehi Diese
mit Uransilbercollodion präparirten Papiere werden wie ge-
wöhnlich hinter einem Glasnegativ dem Lichte ausgesetzt
und nach ihrer Vollendung in verdünnte Essigsäure gelegt.
Die Nothwendigkeit dieses sauren Bades begründet Wothly
in seiner betr. Brochüre mit folgenden Worten: „Da in allen
Papieren phosphorsaurer Kalk enthalten ist, das Uran aber
eine grosse Verwandtschaft zum Kalk hat, so wird dadurch
Uranoxydkalk gebildet; dieser muss aus dem Papier entfernt
werden, weil sonst die Lichter und die Weissen des Bildes
späterhin im Licht nachdunkeln würden, die Entfernung die-
ses Uranoxydkalkes wird nun aber bewirkt durch das vorge-
schriebene angesäuerte Wasser, welches, ohne das Bild anzu-
greifen, jene Substanz auflöst, mit einem Worte, das spätere
Gelbwerden der Papiere verhindert" etc. — Nach abermali-
gem Auswaschen werdeja die Bilder durch ein Bad von
Goldchlorid und Goldchloridcalcium vergoldet und sodann
durch unterschwefligsaure Salze und Bhodanammonium fixirt.
Das salpetersaure Uranoxyd dient nach Seile in nach-
stehender Vorschrift zur Verstärkung der OoUodiannegative;
26*
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404 J. Schnausg, Seltenere photographische
Ferridcyankalium
Salpetersaures Uranoxyd
Hutzucker
Wasser
Unter Chlorsilbercollodion gegeben, so
ber ebenfalls als Beschleuniger oder aud
des Tones der Bilder dienen. —
Was s erst off hyperoxyd. Nach!
wird dasselbe in sehr verdünnter Lösung
den Papierphotographien zurückgeblieben
schwefligsaurer Salze, besonders des NaO,
indem es letzteres in NaO, SO* verwandel
stoffhyperoxyd sauer, so muss es vor seine
kohlensaures Natron entsäuert werden, s
Bilder. — Die namentlich in früherer Ze
tete leichte Vergänglichkeit der Photogr
Ursache bekanntlich fast immer in zurück
unterschwefligsaurer Salze, die je nach ;
^Setzung, welche in Folge atmosphärische
raer bald eintritt, entweder SO* oder Hl
beides sehr zum Nachtheil der Silberphotoj
selben Zweck, obwohl auf ganz verschic
wie das Wasserstofifhyperoxyd , wird i
Bleizucker empfohlen. Derselbe wird
tität dem Waschwasser der Bilder be
diese Wirkung beruhen soll, ist nicht ge«
erklären. Setzt man ein Wenig von
Natronbad, worin Chlorsilberphotographien
ches demnach neben unterschwefligsaurem
schwefligsaures Silberoxyd desgleichen „G
pelsalze , nemUch : 2 (NaO, S « 0 «) + AgO,
AuO,S202 + 3(NaO,S*02) + 4H0 ^ Sei
natrium und etwas schwefelsaures Natron
Lösung von Bleizucker, so entsteht ein
Niederschlag, der neben etwas Chlorblei
schwefligsaurem und schwefelsaurem Bleio
unterschwefligsaure Bleioxyd ist kaum in
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J. G. BlasSy Best, der orgao. Substanz. 4(J5
ser löslich, leicht löslich dagegen in unterschwefllgs. Natron,
unter Bildung eines Doppelsalzes, Worin soll nun der Nutzen
des Zusatzes von Bleizucker zum ^aschwasser bestehen, da
derselbe hierbei nur mit wenig NaO,S^02 in Berührung
kommt, daher einen Niederschlag bildet, welcher verderblich
auf die Photographien wirken kann, da derselbe in Wasser
sehr schwer löslich und der gleichen Zersetzung in Schwefel
und schwefligsaures Salz unterworfen ist, wie das NaO,S*0^?
lieber den Werth der alkalischen SilberoxydlSsnng
zur Bestimmang ron organischen Stoffen in Wasser.
Von J. C. Blass, Apotheker in Felsberg.
Die verschiedenen Methoden, die organischen Stoffe im
Trinkwasser quantitativ zu bestimmen, sind in letzter Zeit
wiederholt besprochen worden; (Jessen ungeachtet ist man in v
Verlegenheit, welcher Methode man den Vorzug, welche
Methode dem Zwecke der Analyse entsprechende Resultate
giebt.
I. Die mikroskopische Prüfung auf Monaden, Schwärmer-
sporen, Vibrionen u. s. w. hat wenig Werth.
n. Die Bestimmung des Abdampfrückstandes und des
Glühverlustes bietet unsichere Resultate, weil die flüchti-
gen, in der Zersetzung begriffenen und die leicht
zersetzbaren organischen Verbindungen, auf deren Be-
stimmung bei Wasseranalysen hauptsächlich Werth
zu legen ist, sich theilweise beim Abdampfen, und wenn es*
noch so vorsichtig vorgenommen werden sollte, der weite-
ren Untersuchung entziehen.
in. Das übermangansaure Kali. Ein ausgezeichnetes
Reagens auf organische Stoffe im Allgemeinen, dessen Wir-
kungswerth aber bei Wasseruntersuchungen durch ver-
schiedene Umstände, welche wohl zu berücksichtigen
sind, geschwächt wird und zwar:
a) Die organischen Verbindungen im Allgemeinen und*wie
sie im Wasser vorkommen werden theils sofort, theils erst
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J. C. Blass, Best, dor organ.
en und anhaltendem 1
Kali oxydirt. Den Zeitpunk
j aller organischen
wenn man ganz richtig wi
. Bd. 186. H. 1. 2), dass d
1 der Stoffe oxydirt, welc
welchen der Sauerstoff der
jrstören könne. Das Verh«
Elemente und des Säuerst
erbindung verschieden und
li verschiedene Mengen J
genwart von salpetriger Sä
{ und Oxydulen, welche ebei
issung zu ungenauen Schi
Methoden selbst, wie üb(
Ig organischer Verbindung
nd:
üb eT sehe Methode. 100
von den etwa vorhandene
durch den fast nie fehlend
und das verdunstete Wai
tzt. 10 CC. Schwefelsäure
ine Schwefelsäure enthält, ^
s übermangansaure Ealilös
m hinreichen, um 10 CC.
he in 1000 CC. 0,398 g. Sau
B zu, SO dass nach längerem Xochen die rotlie
rechwindet. 10 CC. dieser Oxalsäurelösung (
isigkeit und diese wird dann bis zur scWac
übermangansauren Sali zurück titrirt.
ire Kali, welches nöthig war, um 10 CC. 0:
oxydiren, ist bekannt, und somit ist das m<
[)ermangansaure Kali zur Oxydation der '
nischen Stoffe verwendet worden.
Ungenauigkeiten bei vorhandener salpetri
en und Oxydulen zu begegnen, titrirt Kübel <
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X C. Blass, Best, der organ. Subst. 407
Probe kalt mit übermangansaurem Eali bis zur röthlichen
Färbung. Die verbrauchten CO. werden später von dem Ge-
sammtverbrauch derselben abgezogen.
2) Die Goppelsröder Methode. Dieser ging ganz
richtig von dem Grundsatz aus, dass beim Kochen des Was-
sers, um den kleinen Fehler, welchen die vorhandenen Am-
moniaksalze herbeifiihren, zu beseitigen, Veränderungen der
organischen StofiFe selbst vorgehen, welche den Verbrauch
des übermangansauren Kalis beeinträchtigen können.
3) Bellamy schlug vor, da nach der Gleichung:
öAsO» + 2(K0 . Mn^O') = 5 AsO^ + 4MnO + 2K0.
5 Aeq. arsenige Säure den Sauerstoff von 2 Aeq. über-
mangansaurem Kali aufnehmen, um 5 Aeq. Arsensäure zu bil-
den, das arsenigsaure Natron zum Zurücktitriren anstatt der
Oxalsäure anzuwenden.
4) Schulz gab der alkalischen Lösung des überman-
gansauren Kali unter anhaltendem Erhitzen den Alorzug, weil
die Oxydation schneller und energischer vollendet werde.
IV. Bellamy bestimmte den ganzen Kohlenstoff der
organischen Stoffe in dem Wasser. Der Kohlenstoff, in Koh-
lensäure verwandelt, wird in Barytwasser geleitet und als
kohlensaurer Baryt bestimmt. Man kann wohl annehmen,
dass der Kohlenstoff ^4 ^^ Gesammtgewichtes der organi-
fichen Stoffe war.
V. Man wendet nach Fleck eine alkalische Silberlösung
• an und folgert die Menge der organischen Substanzen aus
dem Gewichte des reducirten Silbers. Diese Methode, welche
zwar nicht die Gesanmitmenge der organischen Stoffe in dem
Wasser berechnen lässt, ist eben dadurch werthvoll, weil nur
diejenigen organischen Stoffe, welche leicht zersetzbar, also
gährungs- und fäulnissfähig sind, sofort zersetzt wer-
den, und Silber reduciren. Diejenigen Stoffe, welche bei
anhaltendem Kochen keine Reduction des Silberoxyds herbei-
fiihren,* können wegen der Genussfahigkeit des Wassers nicht
in Betracht gezogen werden.
Um die Empfindlichkeit dieser Silberlösung kennen zu
lernen^ verdünnte ich Harn mit Wasser und titrirte denselben
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408 J. C. Bkssy Best der organ. Siibti
zu YerBchiedenan Zeiten. Ich musste wahrnehmen, dass sehr
verdünnter frischer Harn auf Silberlösung reducirend wirkte
und die Reduction des Silberoxydes zunahm, je älter die
Harnlösung geworden war d. h. je mehr dieselbe in Fäulniss
übergegangen und mit Schimmel bedeckt war.
Die alkalische Silberlösung bereitete ich nach Fleck aus
17 g. salpetersaurem Silberoxyd,
50 „ unterschwefligsaurem Natron,
48 „ Natronhydrat auf 1 Liter dest. Wasser.
Ihr Silbergehalt wurde durch Jodkaliumlösung, welche
im Liter 16,620 g. Jodkalium enthielt, normirt.
100 CC. Jodkaliumlösung entsprechen 0,970 g. Silber, und
100 CC. alkalische Silberlösung wurden durch 110 CC. Jod-
kaliumlösung zersetzt, so dass sie 1,067 g. Silber entsprechen.
1) 1 CC. frischer Harn wurde mit 99 CC. destillirtem
Wasser verdünnt, mit 10 CC. alkalischer Silberlösung versetzt
und 10 Minuten anhaltend gekocht. Es trat sofort eine Trü-
bung ein, welche beim Kochen stärker wurde und einen
schwarzbraunen Niederschlag absonderte. Nach dem Erkalten
wurde mit Jodkaliumlösung titrirt; es wurden 6,2 CC. der-
selben bis zur Jodreaction in Gegenwart von Chromsäure
verbraucht, so dass durch den verdünnten Harn
11 n — ^'^ ' ^'^^'^ 0,0051 g. Silber reducirt wurde.
' 100 ^ ö
10 Tage später wurden von derselben Hamlösung =
0,0072 g. Silber reducirt.
20 Tage später wurden von derselben Harnlösung =
0,0079 g. Silber reducirt.
30 Tage später wurden von derselben Harnlösung ==
0,0102 g. Silber reducirt.
2) 10 CC. frischer Harn wurde mit 1000 CC. klarem Graben-
wasser, welches über Kiesel fliesst, mit Wasserpflanzen bedeckt
war und worin 100 CC. 0,00052 g. Silber reducirten, gemischt.
In 100 CC. wurden
am 1. Tage 0,0056 g. Silber, am 20. Tage 0,0044 g. Silber,
„ 10, „ 0,0049 „ „ u. „ 30. „ 0,0041 „ „ reducirt.
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1
J. 0. Blase!, Best, der organ. Subst. 409
Die Wasserpflanzen vegetirten in demselben weiter.
Aus diesen Versuchen geht hervor, dass die Faul-
niss des Harns auf die Eeduetion der alkalischen Silber-
lösung Einfluss hat und Wasser -Pflanzen flüchtige
organische Stoffe aufnehmen und dadurch die Reduc-
tionsfähigkeit der Silberlösung abnimmt.
3) 1 CG. frischer Harn wurde mit 1000 CO. destillirtem
Wasser vermischt.
250 CG. dieser Verdünnung reducirte 0,0017g.Silb.,
10 Tage später reduc. 250 CG. dieser Mischung 0,0021 „ „
u. 20 Tage „ „ „ „ „ „ 0,0026 „ „
*4) 1 GG. frischer Harn wurde mit 2000 GG. destillirtem
Wasser vermischt. 500 GG. dieser Mischung mit 10 GG.
Silberlösung versetzt und anhaltend gekocht, liessen nach länge-
rer Zeit nicht die geringste Trübung erkennen, und die Dif-
ferenz der verbrauchten Jodkaliumlösung war so gering, dass
sie mit ihrer Normirung auf die Silberlösung zusammenfiel.
Das Becherglas mit der übrigen Mischung wurde mit Papier
bedeckt und der Sonne 10 Tage exponirt. Nach dieser Zeit
wurden 0,0032 g. Silber reducirt. Bei stärkeren Verdünnun-
gen ist Silberlösung nicht anzuwenden. Man findet sehr
häufig die Brunnen auf dem Lande in der Nähe von Mist-
stätten und Mistjauchoalöchem angelegt; bei anhaltendem Re-
gen werden erstere ausgezogen, letztere steigen über, durch-
dringen die Erde bis zum Niveau des Quellwassers und ver-
unreinigen dasselbe. Aus diesem Grunde wählte ich den
Harn zu obigen Versuchen.
Diese Methode, organische Substanzen in Wasser annä-
hernd zu bestimmen, d. h. den Werth des Wassers als Trink-
wasser festzusetzen, ist leicht und rasch auszuführen, und
kann, wenn die Analyse in sanitätspolizeilicher Hinsicht aus-
geftihrt wird, genügen. Wird die alkalische Silberlösung
durch 500 CG. des zu untersuchenden Wassers nach länge-
rem Kochen nicht reducirt d. h. fallt der Verbrauch der Jod-
kaliumlösung auf Silber mit seiner Normirung zusammen, so
kann das Wasser wegen seiner vielleicht dennoch vorhandenen
organ. Stoffe nicht für gesundheitsgefährlich gehalten werden.
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J. C. Blasfl, FharmacettÜBishe Buchfülirung. 411
B. Die monatliche Eeceptur und Handyerkauf.
Datum.
Zahl der
bezahlten
Rezepte.
Zahl der
nichtbezahl-l
ten Eecepte.
Betrag der
bezahlten
Rezepte.
Betrag der
nichtbezahl-
ten Bezepte.
^ I 5^ UV
Handverkauf.
1---6
6 — 13
13 — 20
C. Geschäftsumsatz vom Jahre.
Baar;
^
^
X
^
^
J^
An Conto
;, Casse
An Casse (baar)
„ ausgeschriebenen
Rechnungen
Baare Einnahme:
Jährlicher Geschäfts-
umi^atz
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412
U. NatixTgescliiclite
cognosie.
Die Nahrungsmittel der No
Indianer.
Von J. E. Dodge; bearbeitet yon
Manzanita, Arctostaphyli
frisch und trocken sowohl von den
wilden Thieren gesucht und verzehrt
Beeren des Arbutus Menziesii ui
los uva-ursi; letztere heissen in (
likinick.
Schattenbeere, Amelanchi
Beeren dieses auf den Gebirgen v(
Utah und Alaska wachsenden Strauch
den Weissen wie von den Indianern
kocht genossen und sind ein sehr g
welches als Zuthat zum Femican (präsc
Indianern beliebt ist.
Stangenbeere, Berberis aquifolium, eine tief
blaue sehr saure, fälschlich Oregon- Weintraube, genannte
Beere, welche, gequetscht und mit Zuckerwasser gemischt,
ein angenehmes Getränk giebt.
Mehlbeeren, Crataegus coccinea, und Rausch-
beeren, Empetrum nigrum, werden von den Indianern
sowohl frisch als getrocknet und zu Kuchen gepresst genos-
sen, frisch werden von denselben verzehrt: die Beeren von
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J. B. Dodge, Die NahTungsmittel der Nordatnerikaniscben Indianer. 413
Fra^aria virginiana, G-aultheria procumbens,
Lonicera involucrata, L. ciliata, Moneses uniflora,
Pyrus coronaria, von 4 Eubus-Arten, 3 Ribes-Ar-
ton, 3 Arten ßosa, 4 Arten von Vaccinium./
Bocksdorn^ Bhamnus crocens. Die Apachen
stampfen diese Beeren mit irgend einer animalischen Substanz,
welche ihnen gerade zur Hand ist, zusammen und gemessen
dann dies Gemisch, dessen rothe Farbe, in die Blutcirculation
übergehend, die Haut ebenso färbt. Dodge, welcher eine
Expedition gegen die Apachen als Wundarzt mitgemacht,
fand die Bäuche der in einem Gefecht gefallenen Indianer von
dem Genuss dieser Beeren und anderer widerwärtiger Sub-
stanzen stark aufgetrieben, und die Leiber derselben in Folge
des Genusses dieser Beeren überall schön roth gefärbt.
Wilder Wein, Vitis Californica. Wächst in
Texas, Indiana, Arkansas, Kansas, Nebraska, Colorado und
Arizona und wurde, wie die bei den Ruinen von längst ver-
lassenen indianischen Niederlassungen vorkommenden Reben
andeuten, von den alten Pueblo- Indianern cultivirt. Es ist
kaum glaublich, in welchen Massen die Nachkommen dersel-
ben diese Trauben verzehren.
Fleischige Früchte.
Riesen-Cactus, Cereus giganteus. Dieser auf
den unfruchtbaren Hügeln von Arizona vorkommende Cactus
erreicht eine Höhe von 25 bis 50 Fuss, eine Stärke von
4^/2 Fuss, ist tief gefurcht und mit langen weissen Stacheln
besetzt. Die birnförmigen , grüngelben mit wenigen dünnen
Stacheln besetzten Früchte, finden sich an der Spitze der
Pflanze und werden von dort mit hakenförmigen Stäben
herabgeholt Das Innere ist appetitlich roth, das Fleisch der-
selben ist weich, faserig, saftig süss und. von kleinen schwar-
zen Samen erfüllt, welche gleichfalls gegessen werden. Die
Früchte schmecken feigenartig, sind aber saftiger als Feigen,
Bei den Indianern gelten dieselben als eins der grössten
Luxusartikel und verzehren sie dieselben frisch und präser*
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414 J. Ä. Dodge, Die Nahrungsmittel der Nor«
yirt; in letzterer Form kommen sie auc
sungen der Weissen verkäuflich vor.
bereiten aus dem mit Wasser vermischt
oder aus dem Safte derselben durch Gäh
sehendes Getränk, welches wie saures Bier riecht und bei
eigens für diesen Zweck jährlich angestellten Trink -Gelagen
genossen wird. Die von den Vereinigten Staaten geplanten
Expeditionen gegen die Apachen kommen gewöhnlich dann
zur Ausfuhrung y wenn man voraussetzt, dass die Indianer
noch unter der Nachwirkung dieser Gelage sind.
Cereus Thurberi, Pitahaya in Mexico genannt, wächst
im Lande der Papajo -Indianer, wird 18 — 20 Fuss hoch und
4 — 5 Zoll stark und trägt zweimal jährlich Früchte; diesel-
ken sind eiförmig mit langen schwarzen Stacheln besetzt und
werden die reifen Früchte wie die des C. giganteus benutzt,
welche sie an Güte übertreffen. Die Früchte werden in
unglaublich grosser Menge verzehrt und machen, da sie sehr
nahrhaft sind, fett.
Echinocactus Wislizeni, spanisch Biznacha. Ein
Theil des 20 Zoll starken Stammes wird oft als Kochgeschirr
und der saure nicht angenehm schmeckende Saft von Rei-
senden, indem sie den Stamm anbohren, als durstlöschendes
Mittel gebraucht. Die Indianer höhlen einen starken Stamm
dieses Cactus aus , vermischen das Mark desselben mit Fleisch,
Wurzeln, Samen, Mehl, Früchten oder einer essbaren Sub-
stanz irgend welcher Art und kochen dieses unappetitliche
Gericht, indem sie wiederholt erhitzte 'Steine in dasselbe ver-
senken, es ist eine Lieblingsspeise der Apachen.
Stachelbeere, Opuntia Engelmanni und ver-
wandte Arten, spanisch Tuna. Die sau ersüsse purpurrothe
Frucht dieser in wasserlosen Wüsteneien wachsenden Pflanze
wird von den Indianern roh und mit Fleisch zusammenge-
kocht, genossen. Die Zweige derselben, iii heisser Asche
geröstet und von der stacheligen' Rinde befreit, geben ein
schleimiges süsses und saftiges Nahrungsmittel, von weldiem
Weisse sowohl als Indianer, durch Mangel an anderen Nah-
rungsmitteln und Hunger genöthigt; oft lange leben müssen.
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J. E. Bodge^ Die Nalurangsmitiel der Kordamerikanisclieii Indianer. 415
Zwergpflaume, Prunus pümila. Diese interessante
Pflaumenspecies stellt einen Strauch von 2 bis 6 Fuss Höhe
dar, welcher im Indianer -Territorium häufig vorkommt und
dessen hell- bis dunkelgelbe Früchte frisch und getrocknet
genossen werden.
Spanisches Bayonnet, Yucca baccata, Bana-
nen. Die auf den dürrsten Stellen wachsende Pflanze trägt
ein um das andere Jahr 1 — 6 grüngelbe Früchte, welche
wegen ihrer Aehnlichkeit mit den Westindischen Bananen,
den. Ifamen erhalten haben. Das Innere der Frucht ist weich,
markig, süss und wohlschmeckend; sie wird frisch und ge-
trocknet von den Indianern gegessen, getrocknet wirkt dieselbe
stark abführend, auch die in heisser Asche gerösteten unrei-
fen Früchte und die ebenso behandelten Blüthenknospen wer-
den von ihnen gegessen. Aus den von der fleischigen Sub-
stanz befreiten Stengeln bereiten dieselben eine grobe aber
haltbare Faser.
Sämereien.
Ghenopodium album. Die jungen zarten Pflanzen
werden von den Indianern und den Groldgräbem gekocht und
auch umgekocht häufig gegessen. Der buchweizenähnliche,
nahrhafte Samen wird roh verspeist oder auch in Mehl ver-
wandelt, verbacken. Die dunkeln Aschkuchen sind nichts
weniger als appetitlich.
Eriosma cuspidata. Der kleine, schwarze nahrhafte
Same dieser in den neuen Territorien wildwachsenden Grra-
minee wird von den Zuni - Indianern Neumexico's, welche
denselben als Brotkorn verwenden, sehr geschätzt und wenn
die Maisernte fehlgeschlagen, unternehmen sie oft weite Ex-
peditionen, um denselben als Wintervorrath zu sammeln.
Die Samen von Panicum, Avena fatua, Helian-
thus, Medicago lupulina, Phaseolus und von Eu-
mex und Zizania aquatica werden roh, geröstet oder
als Brotkorn verwendet.
Mais, Indianisches Korn, Zea mays. Die Cul-
tur des Maises in Südamerika ist sehr alt; bei Arequipa in
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416 J. IL Dodge, Die Nahrungsmittel der Nordain
Peru hat man in einer Tiefe von 11 Fqs
neben einer Mumie ein irdnes Geiass m
Dodge fand in Arizona in den Eninen ii
lassungen, welche, als angeblich von bösen
von den Apachen, den derzeitigen Bewoh
Strichs, nicht betreten werden, Maiskolben ; i
indianischen Grabhügel in Utah fand derse
neben anderen Gegenständen verkohlten
unzweifelhaft, dass lange bevor der Fuss d
diese Gegenden betreten, dort der Anbau
zwar ursprünglich betrieben worden ist*)
viren die Pueblos von Neumexico und Ari:
nischen Original - Mais. Die blaue Varietät
Brotkom und backen die Moqui - Indianer j
ebenso primitive als widerliche Weise dünn
wie ordinaires blaues Packpapier aussehen
und Guagave genannt,werden.
Dodge beschreibt weiter die verschi
mitiven als unappetitlichen Verfahrungsart
das Maismehl von den Indianern zu Brot ^
zum Theil widerwärtigen Zusätze, mit dei
ihnen verzehrt wird. Die Apachen bereit
mehl auch ein berauschendes, starkes Getr
dem Ende wird der im Wasser gequellte M
welche in dem Wigwam gemacht worden, i
bedeckt und warm gehalten, zu welchem I
familie ihr Nachtlager über diese Grube
4 — 5 Tagen wird die Masse aus der Grul
trocknet, gemahlen, fünf Stunden mit Wass
ten gelassen und unter Zusatz von Mehl
dem Saft von Cereus giganteus in Gährui
einzelne Indianer -Stämme und zwar die,
*) Neuerdings hat sich herausgestellt, dass d
lange bevor dieselbe in Nordamerika betrieben woi
bekannt gewesen sei.
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i, E. Dodge, Die Kabnmgsmittel der Kordamerikanisohen Indianer. 417
Tereinigt sind, betreiben eine regelmässige Gultur des Mai-
ses, wogegen die nomadisirenden Jäger nur zufällige Aus-
saaten machen.
Verschiedenes.
Gelastrus scandens, Erodium oicutarium,
Martynia violacea, Odontostemum violaceum,
Oxyria digyna, Portulaca oleracea, Taraxacum
dens-IeoniSy Trifolium, Arundo phragmites. Diese
Pflanzen werden roh, gekocht, oder auch nur der Same der-
selben verzehrt.
Stechapfel, Datura metel, D. Stramonium.
Zweige und Wurzeln werden von den Mosawe- Indianern mit
Wasser extrahirt und der Aufguss, welcher eine ebenso stark
betäubende, als schwer zu beseitigende Wirkung hat, ge-
nossen.
Tnkahoe, Indianerkopf, Lycoperdon solidum,
wird von den Indianern als sehr nahrhafte Speise genossen,
entsteht aus einer Krankheit der Psoralea esculenta, enthält
in lOOTheilen: 4,09 stickstoffhaltige Bestandtheile ; 1,61 mi-
neralische Substanzen; 81,80 Stärkemehl; 12,60 Wasser und
ist bereits vor 120 Jahren beschrieben worden.
Ammobroma Sonora.. Ein in den Sandwüsten am
Meerbusen von Californien auf den Wurzeln einer noch unbe-
kannten Pflanze wuchernder Parasit
Die Papajo - Indianer essen die gerösteten oder getrock-
neten Wurzeln. Da es in der Gegend, wo dieselbe wächst,
selten regnet, so dient die im frischen Zustande wässrige
Wurzel den Reisenden als Nahrung und als Getränk.
Bartflechte, Alectoria jubata. Diese Flechte
wird, nachdem sie mit Wasser besprengt und in Gährung
versetzt worden, zu Kuchen geformt und in Erdlöchern ge-
backen. Das so erhaltene Gebäck ist aber weder wohl-
schmeckend, noch nahrhafL
Weizen, Triticum vulgare. Der Weizen ward
zuerst von den Spaniern bei den Pueblo - Indianern einge*
fuhrt und ist eins ihrer HauptnahrungsmitteL Auch bei
Ar^ 4. Pkana. III, Beihf. IILJMi. 6. Heft* 27
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418 J. B. bodge, Die Nahrungsmittel der Nordamerikanisehen Indianer.
andern Indianerstämmen wird^ derselbe sehr geschätzt und
jedes Korn, welches Thiere fallen Hessen, gesammelt; auch
werden von den von den Weissen abgeernteten Feldern die
Weizenkömer mühevoll abgesucht Mehrere Indianerstämme
treiben Weizencoltur, die YonNetunexico banen den meisten Wei-
zen und haben im J^hre 1867 eine Million Pfund in den
Handel gebracht DiQ indianische Vorrichtung, um den
Weizen in Mehl zu verwandeln, ist noch immer ein ausg^e-
höltQr Stein mit eifern flachen Steine zum Zerkleinem d^r
Körner, Metate genannt Das Mehl wird mit Salz und Wa^
ser gemischt und der Teig in flachen eisernen Pfannen ge-
backen. Das Gebäck hat die Gestalt und die Leichtigkeit
der Osterfladen der Israeliten.
Animalische Nahrungsmittel in Verbindung mit
vegetabilischen Substanzen.
Die an den Grenzen von Alaska lebenden Indianer ver-
zehren das rohe Fleisch und den Thran von Walrossen und
Walfischen; der in Fäulniss übergegangene Heringslaich wird
von denselben als eine Delikatesse, entweder roh oder getrock-
net, oder mit Seetang genossen. Ausserdem dienen eine ganze
Reihe von animalisohen und vegetabilischen Producten des
Meeres diesen Leuten zur Nahrung. Der noch mit zerkauten
und halb verdauten Weidensprosaen angefüllte Rennthiermagen -
gilt ihnen als Delikatesse; derselbe wird auch über Feuer
oder in dem Rauch der Hütten getrocknet, mit Talg, Thran
oder Schnee im Winter verzehrt und gilt als ein Mittel gegen
den Scorbut
Die von den Oregon -Indianern als Nährung gebrauchten
Beeren werden auch der Abwechselung halber mit getrock-
neten Lachseiem und mit getrockneten und gemahlenen Grillen
verzehrt
Die indianischen Goldgräber in Californi^n sammeln Heu-
sohrecken ode]? Grashüpfer in grosser Menge als Nahrung
mittel. Sobald diese InsekljQJi sich am besten entwickelt
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1. B. Bodge, Die Kahningsmittel der Kordamerikanlschen Indianer. 4ld
haben, werden an einer passenden Stelle kleine Gruben
gemacht, welche sich nach Innen er weitem, und das das
Terrain umgebende Gras angezündet, während die Indianer,
Männer, Frauen und Kinder diesen Feuerheerd umstellen und
die Insekten in die Gruben treiben. Dieselben werden mit
Eichelmehl gemischt genossen und ist dies eins der I^ational-
gerichte der Indianer. Die Heuschrecken werden auch in
mit Salz getränkten Säcken zwischen heissen Steinen gerö-
stet und dann in dieser Form oder in Suppe verspeist, oder
mit Bocksdorn - oder anderen Beeren zu kleinen harten Ku-
chen auf Vorrath geformt. Ebenso werden getrocknete
Ameisen, Schnecken, Eidechsen und Grillen verzehrt, auch
die grosse Larve einer in Califomien vorkonmienden Fliege
wird mit Mehl von Eicheln zu harten Kuchen geformt und
zu Suppen verbraucht; die Fimos - Indianer verspeisen gleich
den afrikanischen Wilden den Tabackswurm, d. i. die Rau-
pen von Macrosita Carolina unter Zusatz von vegetabilischen
Substanzen, frisch, braun geröstet, oder getrocknet. —
üebersieht man die Reihe der in Vorstehendem aufge-
führten Nahrungsmittel, so ergiebt sich, dass ein grosser
Theil derselben ebenso widerwärtiger Natur als wenig nahr-
haft ist, wenn gleich andrerseits nicht geschlossen werden
darf, dass das, was dem weissen Mann mundet, auch dem
Indianer munden müsse und umgekehrt. In vielen Fällen
gehen diese Wilden hier aber auch mit einer gewissen rich-
tigen Auswahl zu Werke und ist es leicht begreiflich, wie
diese von den Weissen gehetzten Geschöpfe, von nagendem
Hunger getrieben, zur Stillung desselben zu den ekelhafte-
sten und zum Theil wenig oder gar nicht nahrhaften Dingen
ihre Zuflucht nehmen. Sie wagen in der Regel nicht, die
Ansiedelungen der Weissen aufzusuchen, um dort ihrem Man-
gel abzuhelfen, und wenn ein harter Winter eintritt, so ist,
wie schon bemerkt, die Sterblichkeit unter ihnen sehr gross.
Je weniger nahrhaft ihre Speisen, um desto grössere Massen
werden von ihnen consumirt, woraus eine fabelhafte Erweite-
rung des Magens und des ganzen Yerdauungs - Apparates
entsteht und die Gier erklärlich wird, mit welcher sie über
27*
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n
420 J. E. Dodge, Die Nahrungsmittel der Kordamerikanisohen Indianer.
ihre N^ahrung herfalleii. Wenn diese Wilden aber mit den
Nahrungsmitteln der Weissen genährt werden , so siechen sie
dahin und begnissen daher jubelnd die erste Gelegenheit»
um aus der civiüsirten Umgebung zu entweichen und zu den
Gewohnheiten ihrer Jugendjahre und den rohen und geschmack-
losen Nahrungsmitteln zurückzukehren , nach denen sie eine
unbezwingliche Sehnsucht hinzieht.
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421
B. Monatsbericht
I. Allgemeine und ange^^srandte
Chemie.
TerhBltnlss, In welchem Ammoniak aus schwachen
Losungen ahdestilllrt.
Zu 1 Liter Wasser wurden von Wanklyn 1000 MilHg.
Ammoniak gemischt und die Mischung der Destillation unter-
worfen. Die ersten 50 GC. des Destillats enthielten 480 Miliig.
Ammoniak. In gleicher Weise wurden Mischungen von 1 Li-
ter Wasser mit resp. 1^00^ 0^50 und 0,20 Miliig. Ammoniak
destillirty und die zuerst übergehenden 50 CG. enthielten resp.
0,50, 0,235 und 0,095 Miliig. Ammoniak« Demnach ist die
Stärke des Destillats nahezu proportional der Stärke der
ursprünglichen Lösung, d. h. das von einer Verdünnten ammo-
niakalischen Lösung abdestillirte erste Zwanzigstel enthält
^7] 00 ^^^ ursprünglichen Ammoniakgehalt». Es lässt sich
präsumiren, dass das zweite Zwanzigstel etwa '^/loo ^^^
ursprünglichen Ammoniakgehalts aufweise, der Versuch be-
stätigt dies. Aus diesen Daten lässt sich ein wichtiger
Schlttss ziehen: man kann nemlich daraus abnehmen, ob in
einer Solution Ammoniak ursprünglich vorhanden ist, oder ob
es sich während der Destillation erst bildet, femer lässt sich
sagen, ob die Bildung schnell oder langsam erfolgt, und damit
hat man analytif^che Anhaltspunkte zur Unterscheidung orga-
nischer stickstoffhaltiger Verbindungen. (The Fharmac, Joum.
and Trdnsact. Jan. 1873. p. 51iX
Wp.
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422 Die Luft das Meerwagsers.
Die Luft des Meenrassers.
Bei Gelegenheit der Tiefseeantersachongen^ welche die
FreusBische Regierung in der Ostsee anstellen liess, hat
0. Jacobsen seine besondere Aufmerksamkeit auf die im
Meerwasser enthaltene Luft gerichtet Er fand nun durch
zahlreiche Versuche, dass der Luftgehalt des Meerwassers in
grösseren Tiefen keine bemerkbare Abweichung von dem an
der Oberfläche zeigt, ferner war auf dieses Verhältniss hef-
tige Bewegung der Oberfläche durch starken Wellenschlag
ohne Einfluss.
Die Zusammensetzung der Luft im Meerwasser weicht
nicht von der im gewöhnlichen Wasser enthaltenen ab, und
ist gleichfalls die Tiefe und Oberflächenbewegung auf den
Sauerstofifgehalt ohne Einfluss. Eine geringere Menge von
Sauerstoff war nur an einzelnen tiefen Stellen zu bemerken,
die durch locale Verhältnisse zu einer gewissen Stagnation
gezwungen waren. — Eigenthümliche Schwierigkeiten stellen
sich der Bestimmung der Kohlensäure im Meerwasser entge-
gen, und hat Jacobsen dieselbe nach dem Pettenko^fer'-
«chen Princip vorgenommen. -
Er fand auf diese Weise, dass ein Liter Meerwasser
gegen 0,1 g. oder gegen 50,0 CG. Kohlensäure enthält. Eine
Verschiedenheit der Kohlensäuremenge in verschiedenen Tiefen
trat nur da hervor, wo eben der Salzgehalt einen erheblichen
Unterschied zeigte, im üebrigen wurde in der Tiefe nicht
mehr Kohlensäure gefunden , als an der Oberfläche. Die
Thatsache, dass über dem Meeresgrund grosser Tiefen kei-
neswegs eine massenhafte Anhäufung von Kohlensäure statt-
findet, sowie die verhältnissmässig wenig wechselnden Mengen
des Sauerstoffs in Meerwasserluft verschiedener Schichten,
setzen mit Nothwendigkeit eine Ersetzung des Wassers durch
ausgedehnte Tiefenströmungen voraus. Zur Bestimmung der
Erdcarbonate bediente sich Jacobsen folgenden Verfahrens:
etwa 10 Liter Meerwasser wurden zur Trockne verdampft,
der Rückstand mit ausgekochtem und noch heissem Wasser
behandelt, und das davon nicht Gelöste bis zum Verschwin-
den der Chlorreaction ausgewaschen. Der Rückstand besteht
nun aus schwefelsaurem Kalk, kohlensaurem Kalk und koh-
lensaurer Magnesia, mit Spuren von Kieselsäure und Phos-
phaten. Die Kohlensäure wurde dann in einem geeigneten
Apparate durch verdünnte Salzsäure ausgetrieben und nach
der von F. Schulze ausgebildeten Methode bestimmt. Ln
Inhalte des Entwicklungsgefasses können dann die übrigen
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Battt V. BromammoiiiQm. — Wirkung d. Wänue a. d. Lösungen eto. 42^
Bestandtheile wie gewöhnlloh büstiihmt werden. Nooh zu
bemerken ist, daes die Carbonate der alkalischen Erden,
welche im Meerwasser enthalten sind, daraus nicht durch
Kochen gefällt werden; über die Ursache dieser Erscheinung
ist noch nichts Positives bekannt, nur ist es wahrscheinlich,
dass der Ghlormagnesiumgehalt des Meerwassers damit in
Zusammenhang steht. (Jnnälen der Chetnte und Fharmacie.
Bd. CLVn, p. 1.). 1Ö-.
Darstellung ron Bromammonium.
Zur Darstellung von Bromanunonium giebt Charles
Kice folgende Vorschrift: Man löst 120 g. Bromkalium in
180 g. heissem Wasser und 90 g. schwefelsaures Anunoniak
in 135 g. heissem Wasser. Beide Lösungen werden gemischt
und erkalten gelassen , dann fügt man 46 g. Alkohol hinzu
und lässt 24 Stunden stehen. Die überstehende Flüssigkeit
wird abgegossen, der Niederschlag wenig mit einer Mischung
von 1 Th. Alkohol und 4 Th. Wasser gewaschen und zur
Erystallisation gebracht.
Arbeitet man mit grösseren Mengen, so thut man gut,
die erste Erystallisation des Bromammoniums schnell in' wenig
kaltem Wasser zu lösen, wobei das begleitende, schwer lös-
liche, schwefelsaure Kali zurückbleibt und entfernt werden
kann. Die spätem Erystallisationen dQß Bromammoniums
werden auf Fliesspapier und porösen Ziegelsteinen bei ganz
gelinder Wärme getrocknet (American Jaum. of I^rmaoy.
1873. Ser.IV. Vol. lU, p. 249.). R.
Wirkung der WSrme auf die LSsmigeii hydratischer
Salze.
Tichborne fand, dass die rothe Lösung von wasser-
haltigem Eobaltchlorid selbst bei anhaltendem Kochen ihre
Farbe behielt, aber unter hohem Druck in zugeschmolzenen
Bohren erhitzt oder durch Zusatz von wasseranziehenden
Substanzen, starken Säuren, Alkohol oder selbst Zucker bald
in die blaue Lösung des wasserfreien Salzes überging. Die
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424 Darfit. v. rein. Qneokailbeijodür. — Verbind, d. Fhosphorfi. m. Wolfram«.
blaue Lösung des durch absolai^n Alkohol entwässerten Ko-
baltchlorids, in einem Becherglase yorsichtig mit Wasser
gemischt, bildet zwei Schichten, die nntere roth, die obere
unverändert, beim Erwärmen yersch windet die rothe Farbe
wieder.
Aehnlich wie Kobaltsalze yerhalten sich ]^ickel- und
Kupfer- Salze. (The Pharm, Joum. and Transad. April 1873.
p. 808). Wp.
Darstellung Yon reinem QaecksUberJodftr.
Bekanntlich geben die gewöhnlichen Methoden kein rei-
nes Product, das Salz ist jodidhaltig. Kach Lefort bekommt
man reines Jodür durch Fällung einer Auflösung von essig-
saurem Quecksilberoxydul in pyrophosphorsaurem Natron
mittelst Jodkalium. 60 Thl. krystallisirtes reines Pyrophos-
pbat werden in 300 Thin. Wasser gelöst , in der erkalteten
Flüssigkeit löst man bei gewöhnlicher Temperatur durch
Schütteln 30 Thie essigsaures Quecksilberoxydul, filtrirt und
fallt durch allmäligen Zusatz von 30 Thln. Jodkalium. Der
Niederschlag ist zuerst brännlichgrün , dann grün, nach
dem Absetzen gelblichgrün. {The F harnt. Joum. and Transad.
Aprü 1873. p.82i.). Wp.
Verbindung der FhospIiorsSare mit Woltramsanre.
, Eine solche Phosphorwolframsäure ist von Scheibler
entdeckt worden. Sie bildet, je nach Art der Darstellung,
entweder prachtvolle, das Licht stark brechende» diamant-
glänzende Octaeder, die in Wasser sehr leicht löslich sind,
und an der Luft rasch verwittern, indem sie zu einem weissen
Pulver zerfallen, oder Krystalle von würfelähnlicher Form.
Beide Formen der Säure besitzen die merkwürdige Eigen-
schaft, die natürlich vorkommenden organischen Basen selbst
in grosser Verdünnung aus saurer Lösung zu lallen. So
werden z. B. in Strychninlösungen von 1 : 200,000 und Chi-
ninlösungen von 1 : 100,000 noch deutlich wahrnehmbare
Niederschläge erzeugt. Die Niederschläge sind anfangs sehr
voluminös, werden aber nach einiger Zeit unter der sauren
Flüssigkeit dichter^ und lassen sich leicht abfiltriren und aus-
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7W^
Eeinigang d. Salzsäure v. Arien. — SohwefeUäure v. Arsenik s. befreien. 425
waechea Die Phosphorwolframsäure ist in der gerichtlichen
Chemie zur Aalfindung der Alkaloide von grösster Wichtig-
keit, da sie schnell und sicher gestattet, aus grossen Mengen
Flüssigkeit dieselben abzuscheiden und zu weiterer genauerer
Prüfung geeignet zu machen, sie dürfte sich ausserdem auch
wohl mit Vortheil zur Darstellung einzelner Alkaloide eignen.
(Sckerinff's Mitthetl. Nr. V. Chem. Centralbl. Brüte Folge,
4. Mrg. p. 223.). . Kr.
Reinigung der Salzsäure Tom Arsen.
Arsenikhaltige Salzsäure reinigt Engel durch unter-
phosphorige Säure; das Verfahren beruht auf der Reduction der
AsO^ in saurer ^Lösung durch PO. Er nimmt auf 1 Liter der
zu reinigenden HCl 4 — 5 g. KO,PO, welche in Wat^ser vor-
her gelöst sind. ]Nach 48 Stunden wird die Salzsäure von
dem mehr oder weniger entstandenen Niederschlage abdestillirt.
Ein Ueberschuss von KO,PO ist nicht nachtheilig, weil die
unterphosphorige Säure nicht flüchtig ist. Eine Verunreini-
gung der HCl durch freies Chlor wird durch dieses Verfahren
ebenfalls entfernt. (Repert de Pharm. Tom. I. p. 402.).
B.
ScbirefelsSnre ron Arsenik zn befreien«
Smith prüfte die bekannten Methoden mit Schwefel-
wasserstoff, Schweleleisen, Kochsalz und Salzsäuregas und
fand SchwetelDatrium am zweckniässigsten. Einer bestimmten
Menge Schwefelsäure, welche einen bestimmten ^(lehait
arsenige Säure enthielt, setzte er eine berechnete ^^ienge
Schwefelnatrium zu. Den Boden der Bleipfanne bedeckte er
mit einer Schicht Cokes, welche vorher durch Salzsäure von
Einen und sonstigen ünreinigkeiten befreit waren. Die Säure,
welche durch diese Schicht sickerte, war von dem niederge-
schlagenen Schwefelarsensik betreit und konnte durch einen
angebrachten Hahn aus der Pfanne abgelassen werden. Der
Niederschlag wurde jeden Tag von diesem Filter entfernt, die
Cokes selbst brauchten erst nach 2 — 3 Monaten erneuert
zu werden. (The americ. Chemist Nr. 21. p. 414.). B.
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426 Zur Theorie der Schwefelsäure -Fftbrikattoa.
1^; Znt Theorie der Sehwefdsaure-FabriKatloii
m-\
^■
stellte Smith folgende Fragen auf, welche er durch Ver-
suche beantwortete.
1) Unter welchen Bedingungen wirken die Gase in den
Bleikammern auf einander ein; wie sind die Gase in den Blei-
k9.mmern yertheilt und welche Form muss eine Bleikammer
haben ?
2) Bei welcher Temperatur wirkt Salpetersäure auf schwef-
lige Säure ein und wie muss die Wärme in den Bleikammem
vertheilt sein?
Die bis jetzt geltende Theorie , dass keine Beaction zwi-
schen der Salpetersäure und den schwefligen Säuredämpfen in
den Bleikammem stattfinde, wenn nicht zugleich Wasserdampf
gegenwärtig sei, ändert Smith ab und sagt „eine Beaction
der trocknen Gase tritt unter gewissen Bedingun-
gen ein."
Beide Gase trocken in ein trocknes Glas geleitet, wel-
ches die Form einer Engel und nach beiden Seiten ausgezo-
gen und gut verschlossen ist, liessen augenscheinlich keine
Einwirkung erkennen. Nach 10 — 12 Tagen fand Smith neben
unveränderten Gasen etwas Schwefelsäure. Sie bildete weisse
Krystalle; in Form von den Krystallen der Bleikammer
verschieden, blieben an der Luft mehrere Tage unverändert
und lösten sich in Wasser ohne Entwickelung von salpetrigen
Dämpfen auf. Sie waren: wasserfreie Schwefelsäure.
Ein Tropfen Wasser an einem Platindraht beschleunigte
die Schwefelsäurebildung; sie trat selbst ein, wenn auch
längere Zeit nöthig war, sobald trockne Gase ohne Wasser
zusammengebracht und das Gefäss mit Eis umgeben war.
Bei Anwendung von Wärme dasselbe Resultat Smith schloss
aus diesen Versuchen, dass auch ohne Gegenwart von
Wasserdämpfen die Salpetersäure einen Theil ihres
Sauerstoffs an die schweflige Säure zur Oxydation abgeibe,
und femer, dass nur wenig Wasser nöthig sei, um die
Beaction schneller herbeizuführen. Seine Versuche mit grösse-
ren Mengen Wasser geben folgende Resultate:
I. Eine Misch, von 2 Vol. Wasserdampf und 1 Vol. der
gemischten Gase geben nach 24 Stunden eine Ausbeute von
66% Säure. Dieselbe Mischung bei 100^ G. in demselben
Zeitraum 86,7 7o-
II. Dieselbe Mischung, in einem luftleeren Ranme
mit flüssigem Wasser an einem Platindraht zusammen-
gebracht, gab nach 24 Stunden — 93% Säure.
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Verbindung von Chlor und Wasaerstoff im Dunkeln. 42?
Dieselbe Mischung gab bei 100^ C. in demselben Zeitraum
— 24,5 7o Säure. Ein Theil der Salpetersäure blieb »unver-
ändert; bei Versuch I war ein Theil derselben in Wasser
gelöst.
III. Gleiche Vol. Wasserdampf und gemischte Gase geben
— 74 % Säure.
„ bei 100«).
— 80,2% Säure.
Seine Folgerungen waren:
1) Das Vol. des Wasserdampfes muss kleiner sein, als das
Vol. der gemischten Gase.
2) Je höher die Temperatur, desto mehr Wasserdampf
ist noth wendig, d. h. das Steigen der Temperatur muss ein
Verhältniss zu dem zunehmenden Wasserdampf stehen.
3) Die Bildung der Schwefelsäure findet auf dem Boden
der Bleikammer, wo sich schon etwas Schwefelsäure gebildet
hat, statt. Die obere Schicht der Kammer ist als ein Behäl-
ter der Gase zu betrachten. Die Kammer muss demnach
mehr lang als hoch sein, z. B. 150' lang, 25 — 30' breit und
10—12' hoch.
4) Bei 200^ F. wirkt die Salpetersäure auf die schweflige
Säure ein, und diese geht am gleichmässigsten fort, wenn die
Wärme der Kammer soviel ale^ möglich sich dieser Tempera-
tur nähert. Anstatt des Wassers sollte auf dem Boden der
Kammer etwas Schwefelsäure sein. (The americain chemist.
Nr, 3t p. Alt), B.
Verbindung ron Chlor und Wasserstoff im Dunkeln.
Bis jetzt war bekannt, dass sich Chlor und Wasser-
stoff direct nur unter der Einwirkung des Lichtes, oder durch
Einsenken eines mit etwas unäohtem Blattgold locker um-
wickelten Kupferdrahtes in ein solches Gemisch zu Salzsäure
verbinden, während man annahm, dass die Gemische im Dun-
keln unverändert blieben. Neuerdings ist es Meise rs ge-
lungen, die Vereinigung auch in absoluter Dunkelheit zu
erzielen, allerdings unter Vermittlung eines andern vermit-
telnden Körpers. — Lässt man Chlor von Kohle absorbiren,
so steigt die Temperatur; kühlt man aber das Gefäss und
setzt die Wirkung eine Zeit lang fort, so lässt sich die Kohle
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428 Darstellung von Schwefelnatriniii.
leicht Yollständig mit Chlor sättigen. Wird ttnf solche voll-
kommen trockene, gechlorte Kohle reines Wassetstoffgas
geleitet, welches darch lange Säulen wasserfreier Phosphor-
säure vollständig getrocknet ist, so bildet sich in der Kälte
bei absoluter Dunkelheit eine reichliche Menge Salzsäure.
Operirt man mit 50 g. Kohle , so sinkt die Temperatur dabei
ai^ 20^ C. Es wird somit die Verbrennung des Wasserstof-
fes durch Chlor in der Kälte und bei völliger Dunkelheit
documentirt, selbst unter Bedingungen, die ein Sinken der
Temperatur erzeugen. Das Chlor nimmt wieder Gasform an
und entweicht mit einem üeberschuss von Wasserstoff und
einem Theil der gebildeten Chlorwasserstoffsäure; condensirte
Gase nehmen mithin wieder luftförmigen Zustand an, und die
durch die Rückkehr in diesen Zustand absorbirte Wärme ist
grösser, als die Wärme , welche entwickelt wird durch die
Eildung einer bestimmten Menge Salzsäure. — Lässt man
Wasser zu der mit Chlor gesättigten Kohle gelangen, so zer-
legt sich dasselbe in sehr kurzer Zeit und bildet Salzsäure
und Kohlensäure; ein Theil des Chlors entwickelt sich und
lässt sich eine leichte Temperaturftteigerung beobachten. (CompL
rend., Naturforscher 1873 S. 115. Böüger's polyt. NoitzbloH.
Nr. 13. 1873.).
a S.
Darstellung toh Schirefelnatrliiin«
Die von C. T. Ringzett entdeckte Methode besteht
in der Darstellung von Schwefelnatrium durch Einleiten von
Schwefelwasserstoff auf Chlornatrium bei hoher Temperatur.
Die geeignetste Temperatur i^t die, bei welcher das Chlor-
natrium völlig geschmolzen ist; der Gasstrom muss so schnell
sein, dass die dabei auftretende Salzsäure mit Leichtigkeit
fortgeführt wird. Ferner hat N. Davies gefunden, dass eine
Chlorbaryumlösung mit einer Mischung von Schwefelammo-
nium und Schwefelkohlenstoff Zweifach -Schwefelbaryum giebt
(Chem. N. 27, 25 u. U.).
Er.
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Verbind. ▼. Phosphor m. Zink etc. — Vertheil. d. ehem. j^aft i. Spectraiu. 4^9
Yerbindangeii Ton Fhosplior mit Zink und Cadmiom.
LäsBt man Phosphordampf über zur Eothglatb erhitztes
Zink oder Zinkoxyd streiten, so erhält man nach B. Renault
neben dem schon früher erwähnten Zn^F^ gelbe, braune oder
rothe feine Erystalinadeln, welche, mit Vorsicht. erhitzt, alle
roth werden, und der Formel ZnP' entsprechend zusammen-
gesetzt sind. Von Säuren werden sie nur langsam angegrif-
fen. Gadmium liefert unter denselben Umständen ebenfalls
zwei Phosphide: metallglänzende Cd*P* und rothe Krystalle,
oder manchmal indigoblaue Blättchen der Verbindung Gd^P.
Beide werden ziemlich leicht von Säuren unter Phosphorwas-
serstoffentwickelung angegriffen , letztere giebt gleichzeitig
unterphosphorige S^ure und einen gelben phosphorhaltigen
Körper. {Gompt rend. 16, 283; Chem. Centralblatt. Brüte
Folge, i. Jahrg. p. 210.). Kr.
Yertheilnng der chemlsclien Kraft im Spectrnm.
üeber diesen Gegenstand hat John W. Draper umfas-
sende Untersuchungen angestellt, deren Resultate folgende
sind: 1) Die Goncentration von Wärme, die man bisher in
dem mindest brechbaren Theile des prismatischen Spectrums
beobachtet hat, rührt von einer besonderen Wirkung des
Prismas her, und wird bei einem Beugungsspectrum nicht
beobachtet 2) Aus der lange bekannten und unzweifelhaften
Thatsache, dass in einem prismatischen Spectrum eine gra-
duelle Abnahme der Wärme von einem Maximum in Eoth zu
einem Minimum in Violett existirt, folgt, dass die wirkliche
Yertheilnng der Wärme durch das Spectrum gleichmässig ist.
(Eigentlich ist im Spectrum nicht sowohl von einer Verthei-
lung, als vielmehr von einer Production von Wärme zu reden,
da die beobachtete Wärme in den Strahlen nicht präexistirt,
sondern erst das Resultat ihrer Aaslöschung ist) Da die
Geschwindigkeit aller Aerherwellen gleich ist, so müssen alle
bei vollständiger Auslöschung durch die aufnehmende Fläche
auch gleiche Quantitäten von Wärme erzeugen, wobei es auf
ihre Länge nicht ankommt, vorausgesetzt, dass die Auslö-
schung ohne eine gleichzeitig auftretende chemische Wirkung
erfolgt 3) Es ist unrichtig, nur der oberen Hälfte des Spec-
(rams eine chemische Wirkung zuzuschreiben, chemisch«
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430 Metazinnsäure u. Bestimmtinj
Veränderungen können durch Strahlen
hervorgebracht werden. 4) Jede ine
chemische Wirkung rührt von der Absorption specifischer
Strahlen her, welche durch die Eigenschaften der durch die
Strahlen veränderten Substanz bedingt ist. 5) Die graphische
Darstellung, welche man gewöhnlich über die Vertheilung
von Wärme, Licht und chemischer Wirkung im Spectrum
giebt, führt nur irre. Die Wärmecurve ist bedingt durch die
Wirkung des Prismas, nicht durch besondere Eigenschaften
der Wärmestrahlen; die actinische Curve stellt nicht eine
besondere Eigenthümlichkeit des Spectrums, sondern nur äes-
sen Einwirkung auf gewisse Silberverbindungen dar. (Phüos,
Magazin, ii, 4:22, Gheni, Centralbl. 3. Folge, 4. Jahrgang,
p. 2il), Er,
MetazinnsSure und Bestimmung des Zinns.
Die mancherlei Widersprüche^ welche sich in den Lehr-
büchern über die Löslichkeitsverhältnisse der Metazinnsäure
in Säuren finden, veranlassten A. H. Allen, diesen Gegen-
stand einer genauen experimentellen Prüfung zu unterwerfen,
wobei sich herausstellte, dass die Säure, welche durch Ein-
wirkung von Salpetersäure auf metallisches Zinn erhalten
wird, zum grossen Theil in- concentrirter Salzsäure löslich ist
Metazinnsäure ist vollständig löslich in concentrirter Schwe-
felsäure und durch Wassersusatz föUt aus dieser Lösung
gewöhnliches Zinnsäurehydrat und nicht Metazinnsäure, so
dass also durch die Einwirkung von Schwefelsäure auf Meta-
zinnsäure diese in gewöhnliches Zinnsulfat, Sn(S0*)2, über-
geht, welches sich durch Wasser in Zinnsäurehydrat, SnH^O^,
zersetzt Kocht man hingegen die Flüssigkeit, so entsteht
Metazinnsäure, und die Fällung des Zinns ist eine vollstän-
dige. Die Umwandlung in Zinnsulfat macht die Reaction für
analytische Zwecke geeignet, indem nach Zusatz von starker
Salzsäure die Lösung stark mit Wasser verdünnt werden
kann, ohne sich zu zersetzen, so dass man durch Weinsäure,
Ammoniak und Magnesiasalz Phosphorsäure und Arsensäure
leicht neben Zinn auffinden kann. (Chemical News w. pharm.
Centralanzeiger 1873, Nr, 21,). C. Seh.
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Entd. n. Schätzung d. Paraffins etc. — Landes verb. atmQ9pU. VaRoMaftol^d. 431
Eotdeekung und Schätzung des Paraffins in Stearin-
kerzen*
Man nehme nach M. Hock etwa l^^ ^^' ^^^ ^^^ ^^
untersuchenden Kerze und bebandele es mit verdünnter ätzen-
der Kalilauge. Es bildet sich eine Stearinsäureseife, während
das Paraffin unverändert bleibt Man füge dieser Lösung
Balz hinzu y wodurch die Seife als Sodaseife gefallt wird, das
Paraffin mit niederschlagend. Die erhaltene Seife thue'man
auf ein Filter und wasche mit kaltem Wasser aus. Das Salz
wird zuerst fortgewaschen und dann auch die Seife durch
anhaltendes Waschen vollständig vom Filter entfernt. Auf
dem Filter bleibt das Paraffin, welches, bei einer Temperatur,
35® Celsius nicht übersteigend, getrocknet wird. Das trockne
Paraffin wird dann durch Aether vom Filter gelöst und in
einer Porcellanschale im Dampfbade bei sehr geringer Wärme
der Aether verdampft. Der Rückstand, das reine Paraffin,
wird gewogen, von der in Arbeit genommenen Mengq des
Stearinlichtes abgezogen, giebt es den Gehalt desselben an
reinem Stearin. {American Journal of Fharmacy.) P.
Landes verbesserte atmospMrlselie WasehflasieliLe.
Zum Gebrauch bei Analyse» empfiehlt sich folgende
Waschflasche.
A ist eine gewöhn-
liche böhmische Flasche
von ungefähr 1 Litre
Inhalt mit einer seitli-
chen Oefinung D. In
* diese Oeffiiung ist ein
dordibohri Gaoutehouc-
Pfropfen S befestigt.
Durch ihn hindurch
geht ein starkes Glas-
rohr, an dessen äusse-
rem Ende der dünne
Gummiball G mittelst
Seide fest aufgebunden
ist Das Spritzrohr F
geht in gewöhnlicher
Weise durch den Gum-
mikork B. Beim Ge-
brauch nimmt man den
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432 tfeber eine mechanische Trennung zusamm
Gummiball in die Hand und drückt, je i
Btrahl sein soll, rascher oder langsamer,
Sowie man den Druck auf den Gummib:
derselbe rasch durch das Spritzrohr wi
Wasserstrahl ist gleichmässig und man
Weise jede Verunreinigung mit Speichei. yj^mer, uovm. of
Pharm). I.
Ueber eine meeliaiiisehe Trennung zasammenkrystal-
lislrter ESrper.i
Könnte man nach Prof. Dr. Häushofer ein Gemenge
verschiedener zusammenkrystallisirter Körper mechanisch f
weit zerkleinern, dass die einzelnen Theilchen verschiede
Substanz repräsentirten, so wäre es - — bei wesentliche
Unterschiede im spec. Gewichte — leicht, sie durch Schlä
men zu zerlegen; aber auch in dem Falle ^ dass nur ein kl
ner Theil des Pulvers soweit zerkleinert wäre, müssten c
Schlämmproducte Unterschiede in der ehem. Zusammensetzui
nach einer a priori bestimmbaren Richtung hin zeigen. Z
Begründung dieses Gedankens unternahm der Verfasser v(
schiedene Versuche, zunächst mit einem Sphäre - Siderit vi
Lobenstein.
Analyt. Zusammensetzung:
Fe CO»*)
76,84 o/o
Mg CO»
20,75 „
Ca CO»
0,81 „
MnCO»
1,69 „
Derselbe musste sich also für den vorliegenden Zwe<
vorzüglich eignen. 200 g, wurden fein gepulvert und gebe
telt, mit destillirtem Wasser aufgeschlämmt und durch A
sitzenlassen und Abgiessen des noch suspendirten Theiles
6 Sedimente getrennt. Diese wurden in H^SO* gelöst, nac!
dem sie vorher alle zugleich bei 110^ getrocknet und gew
gen waren, und dann auf ihren Gehalt an FeO titrirt AI
gaben genau dasselbe Resultat, man hatte es demnach m
einer homogenen Substanz, einer geschlossenen ehem. Verbi
düng zu thun.
Nun unterwarf Prof. Häushofer derselben Manipulati<
einen Anthraconit, dessen ehem. Zusammensetzung
Ca CO» 75,01^0
Fe CO» 4,13 „
MgCO» 11,11 „
♦) 0 — 16.
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w^
Die Waldquelle zu Marienbad. 433
weder einem normalen Ankerit^ noch überhaupt einer einfachen
Formel entsprach.
Die analog erhaltenen 5 Sedimente wurden gelöst und
titrirt und zeigten einen successiven abnehmenden Gehalt
an FeCO^, woraus geschlossen werden darf, dass dasselbe
wenigstens zum Theil mechanisch beigemengt war und ver-
möge seines höheren spec. Gewichtes in den ersten Sedimen-
ten in grösserer Menge niederfiel, als in den späteren. (Journ.
pract. Ckem. Bd. 7. S. U7. 1873.). C. J.
Die Waldqaelle zu Marlenbad.
Diese Quelle wurde zuerst von Steinmann , dann von
Kersten, von Eagsky und neuerdings von M. J. Diete ana-
lysirt. Die Quelle liefert pro Stunde 6% Kubikfuss Wasser,
welches im Glase leicht opalisirend erscheint, vollkommen
geruchlos ist, stark prickelt, angenehm säuerlich schmeckt
und selbst bei längerem Stehen in offenen Gefössen noch viel
Kohlensäure zurückhält. Die mittlere Temperatur ist =
6,6® R., das spec. Gew. = 1,0042. In 10,000 Theilen Was-
ser sind enthalten:
a) An festen Bestandtheilen :
Schwefelsaures Kali 1,0155
Schwefelsaures Natron 12,1307
Chlomatrium 3,9174
Kohlensaures Natron 7,7662
Kohlensaurer Kalk 2,4763
Kohlensaure Magnesia 3,0538
Kohlensaures Eisenoxydül 0,1682
Kohlensaures Manganoxydul 0,0155
Kieselsäure 3,8318
Organische Substanz Spuren
34,3754.
b) Gasförmige Bestandtheile :
Freie und halb gebundene Koh-
lensäure 28,9027
Freie Kohlensäure 22,9202
""51,8229.
Hieran schliessen sich die Analysen dreier salzarmer
Quellen:
^r«1i, 4» Pliiim. ni, Reibt, in. Bdi, 6. HaA« 28
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434 Messung freien Sauerstoffs ii
L Die Brenner Therme
18,3^ K, das Wasser ist schwach
Wasser sind enthalten 46,1 Ccm.
Barometerstand) und zwar 18,4
Sauerstoff und 20 Ccm. Kohlensäur
feste Bestandtheile 4,4190 in 10,(
organische Substanz.
n. Die Ranigler Quelle
7,67® R. Reaction schwach alkalisi
in 10,000 Theilen Wasser nur 0,9^
IIL Die Pirchabrucker Q
tur von 6,48 ®R. Die Reaction is
Gew. = 1,00621; in 10,000 Theil
1,9770 feste Bestandtheile, wovor
feisaurer Kalk, sowie kohlensaure
bilden. Dieses, so wie auch das
Spuren von Lithium und Rubidii
med. Vereins in Insbruck II, i.
Jahrg. XIV. Bd. ZT. 1873.).
Messung freien Sauerstoffs
Fr. Mohr versuchte hierzu
nahnter Hydro -Schwefligersäure, (
Wirkung von Zink auf eine Löi
angesäuertem, schwefligsauren Na
wenden (vielleicht S^O« statt HS
der so erhaltenen Flüssigkeit, ode
Vermögen, wird durch Eisenchlorid
sen, indem man feststellt: wie vi
eine bekannte mit etwas Rhodanki
Eisensalzes zu entßirben.
Um nun mit einer auf diese
ductions - Lösung den freien Sauer
Fluss - Wasser etc. zu bestimmen ,
einige Tropfen Indigo -Lösung, be
mit einer nicht zu dünnen Benzol
Probe -Flüssigkeit bis zur Entfärbu
ziemlich übereinstimmende Zahlen,
in ihren Resultaten bedeutend vo]
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ZvLT Analyse von Bleiglanz. 435
gewogener MeBgen Eisendoppelsalz in dem betreflTenden Was-
ser^ Zusatz von Ammon und Bestimmung des nach halbstün-
digem Stehen durch SO® gelösten Eisenoxydul - Restes mit
Chamäleon) ab, so dass der Verfasser die ältere Methode
vorzieht. {Zeüschr, f. anal. Chem. 12. Jahrg. S. 138.).
E. F.
Zur Analyse Yon Blelglanz.
Die Abscheidung von Blei durch Behandlung des Erzes
mit Salzsäure unter Zusatz von Zink ist schon von S torer
empfohlen worden. Mohr hat dieses Verfahren auch für
solche Fälle benutzt y in denen das Bleierz neben anderen
Schwermetallen vorkommt, indem er nicht wie Storer das
metallisch abgeschiedene Blei, sondern eine daraus darge-
stellte unlösliche Verbindung wie PbO,S08 oder PbO,C«0»
bestimmt.
Mohr erhitzt das Bleiglanzpulver mit Salzsäure, fügt
dann Zink hinzu, und scheidet so nach und nach alles Blei
metallisch ab. Nachdem man die überstehende Flüssigkeit
abgegossen, löst man den Bleischwamm in Salpetersäure und
fallt aus dieser Lösung das Blei durch Schwefelsäure unter
Zusatz eines der Flüssigkeit gleichen Volumens Alkohol.
Der Niederschlag wird dann getrocknet und gewogep, und
so die Bleimenge gefunden. Statt mit Schwefelsäure kann
man nach Mohr auch mit Oxalsäure in grossem Ueberschuss
föllen , da das oxalsaure Bleioxyd in Oxalsäure so unlöslich
ist, dass HS mit der Flüssigkeit kaum eine S^action giebt.
Störend wirkt hierbei aber eine grössere Menge Salpeter-
säure, welche durch Abdampfen zu beseitigen isi (Durch
Anwendung von Kleesalz statt Oxalsäure Hesse sich vielleicht
auch in stark saurer Lösung die Fällung vollständig bevnr-
ken. D. Ref.)
Das oxalsaure Bleioxyd wird nach dem Auswaschen
durch Schwefelsäure zersetzt und die dabei freiwerdende
Kleesäure durch Chamäleon in bekannter Weise bestimmt.
Die angeführten Zahlenbelege sind günstig.
Endlich giebt Mohr an, dass auch das schwefelsaure
und phosphorsaure Bleioxyd, mit Zink und Salzsäure behan-
delt, alles Blei metallisch abscheiden. {Zeüschr. f. anal. Che-
mie. 12. Jahrg. S. U2). E. F.
28*
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KV'
i|/^
436 Kalibestimmoiig. — Chrombestimmung im Ohromeisenstein.
Zur Eallbestimmang.
Für die Kalibestimmung als Platin - Doppelsalz empfiehlt
Mohr, um das Wägen auf getrocknetem und gewogenem
Filter zu vermeiden (welches besonders bei kleinen Mengen
Fehler einschliesst), den Gesammt- Chlorgehalt der Verbindung
KCl,PtCF zu bestimmen, und daraus auf Grund der eben
angeführten Formel den Kaligehalt zu berechnen.
Zu diesem Zwecke wird das Platin -Doppelsalz mit etwa
doppelt 80 viel chlorfreiem Oxalsäuren Natron geglüht; der
Rückstand mit destill. Wasser ausgewaschen, bis das Filtrat
nicht mehr alkalisch reagirt, dann die Flüssigkeit mit Essig-
säure neutralisirt und nach Mohr^s Verfahren durch 7io Sil-
berlösung unter Anwendung von Kali -Chromat als Indicator
titrirt.
Die mitgetheilten Zahlen sprechen für günstige Resultate.
Bei sehr kleinen Mengen des Doppelsalzes empfiehlt Mohr,
es auf dem Filter mit concentrirtem neutralen Oxalsäuren
Kali zu befeuchten, auszutrocknen und dann einzuäschern.
{Fresenius Zeitschrift f. anal, Chemie, 12, Jahrg, S. 137.),
E, F.
Chrombestimmung Im Chromeisenstein.
Phillips fand, dass die Aufschliessung des Chromeisen-
steins durch Schwefelsäure im zugeschmolzenen Glasrohre
dann am besten gelingt, wenn die Säure ein spec. Gewicht
von 1,34 hat. Zur Bestimmung und Trennung des Chrom-
oxyds empfiehlt er die Methode von Gibbs (Verwandlung des
Chromoxyds in Chromsäure durch Brom in alkalischer Lö-
sung). Seine Versuche zeigten, dass sich auf diese Weise
Chrom sehr gut von Zink, Mangan, Eisen und Thonerde tren-
nen lasse. Bei Gegenwart von Tho^erde sei jedoch die Lö-
sung stark zu verdünnen, und dürfe nur einen kleinen üeber-
ßchuss von kohlensaurem Natron enthalten. Auch sei erst
das Brom zuzusetzen, ehe man erhitzt, widrigenfalls auch
bei langem Erwärmen nur wenig Chromoxyd in Chromsäure
übergeht. Die abfiltrirte Lösung von chromsaurem Alkali
reducirt Verfasser durch SO^ fällt dann durch Ammon das
Chrom als Oxyd und bestimmt dieses durch Trocknen, Glü'
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Löslichk. V. Chlorsilber etc, — Eisen- u. thonerdeh. Superphosph. e£ö. 437
hen und Wägen. (Vergl. darüber auch Fleischer's „Titrir-
methode als selbstständige quant. Analyse." 8. 125 u. 147.)
(Fresenius Zeitschr. /. anal, Ghem. 12, Jahrg. S, 189.),
E, F.
LSsIichkeit von Chlorsilber In starker Schwefel-
säure und in Eisenehlorid,/
A. Sauer fand, dass Chlorsilber (namentlich frisch ge-
föUtes), mit concentr. SO* längere Zeit in einer bedeckten
Porzellanschale erhitzt, sich völlig unter HCl Entwickelung
auflöst, und Silbemitrat, in geringer Menge zu salzsäurehalti-
gen Eisenchlorid- Lösungen gesetzt, keine Fällung giebt.
(Fresenius Zeitschrift f, anal, Chemie, 12, Jahrg, S, 176,),
E. F.
Eisen- und thonerdehaltige Superphosphate und deren
analytische Untersuchung.
Alwin Rümpler beobachtete, dass beim Aufschliessen
von Phosphorit im Grossen die auf der Mischung stehende
Phosphorsäure- Lösung oft stark braunroth gefärbt war, und
vermuthete darin ein lösliches Eisenoxydsalz der gewöhnlichen
Phosphorsäure. Setzt man frischgefalltes Eisenoxyd zu
syrupartiger Phosphorsäure, so bildet sich nach dem Verfasser
zunächst das bekannte dreibasische Salz, welches sich aber
rasch in dem Säureüberschuss auflöst. Durch Auflösen von
frischgefalltem phosphorsaurem Eisenoxyd in möglichst wenig
syrupartiger Phosphorsäure erhielt der Verfasser eine Flüs-
sigkeit, welche sehr annährend auf ein Atom Eisenoxyd
3 Atome Phosphorsäure enthält. Verdünnt man diese Flüs-
sigkeit ;nit Wasser, so gelingt es, alles Eisen als Phosphat
von der Formel Fe^O*,PO^ niederzuschlagen; so dass die
Flüssigkeit reine Phosphorsäure enthält.
Flüchtige organische Säuren und Salze verhindern die
Zersetzung durch Wasser,* welches Verhalten der Verfasser
auch zur Bestimmung des Eisenoxyds als Phosphat benutzt.
Für die Analyse der Superphosphate kommt man der
Wahrheit am nächsten, wenn man durch Auslaugen die grösste
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|f|; 43S Zur Bestimmung der Phosphorsäure.
Menge Phosphorsäure aus der Substanz auszieht. Man extra-
hirt aber aus eisenoxyd - und thonerdehaltigen Phosphaten mit
dem wenigsten Wasser die meiste Phosphorsäure, weil ja das
lösliche, saure Eisenphosphat durch viel Wasser zersetzt
f$^/- wird. Zu diesem Zwecke empfiehlt der Verfasser successi-
ves Auslaugen der Substanz mit wenig kaltem Wasser und
die Bestimmung der Phosphorsäure in der Lösung nach einer
der bekannten gewichts- oder maassanalytischen Methoden.
Hinsichtlich seiner weiteren Ausführungen über die verschied-
nen Arten der in den Superphosphaten enthaltenen Phosphor-
säure (rohe, zurückgegangene, lösliche) müssen wir auf die
Abhandlung verweisen. (Fresenitcs Zeitschrift für analytische
Chemie. 12. Jahrgang. S. 151.). E. F.
M
^%i^^^
Zur Bestimnmng der Phosphorsäure.
^ y Beim Titriren der Phosphorsäure mit Uran hat Schu-
mann bei zahlreichen Analysen niemals so bedeutend von
der Gewichtsanalyse abweichende Resultate erhalten, wie in
der Abhandlung von Fresenius, Neubauer und Beck angege-
ben wird, und veranlasste ihn dieser Umstand ganz besonders,
^^ die von ihm befolgte Titrirmethode einer genauen Prüfung
pf"; zu unterziehen, und vergleichende Versuche zwischen dersel-
Kfc ben und der Gewichtsanalyse anzustellen. Zum Titriren der
^>^ Phosphorsäure verwendet Schumann folgende Lösungen:
^;^ 1) Eine Lösung von Urannitrat, von welcher 1,0 CC. ent-
1^ spricht 0,005 g. Phosphorsäure, erhalten durch Lösen von
ii 36 g. krystallisirtem Urannitrat zu einem Liter Flüssigkeit.
^ ' Er zieht das salpetersaure Salz dem essigsauren vor, weil
p; sich bei ersterem der Eintritt der ßeaction mit Ferrocyanka-
If;: lium schärfer markirt, und die Lösung unverändert sich auf-
P^Jv bewahren lässt, besonders wenn man noch eine geringe Menge
^1^1' (ö>0 CC. per Liter), Salpetersäure zusetzt, während die essig-
fef saure Lösung leicht basisches Salz abscheidet
fc^^^ .2) Eine saure Lösung von Natriumacetat bereitet durch
^% Auflösen von 100,0 g. essigsauren Natron's in ca. 800,0 CC,
$ Wasser, Zusatz von 30,0 CC. Eisessig oder 100,0 CC. Ace-
^- , tum concentratum und Auffüllen bis zu einem Liter.
|ff^ ; 3) Eine Auflösung von Ferrocyankalium, dargestellt durch
|^i>. Lösung von 25,0 g. gelben Blutlaugensalaes in 250,0 CC
li ■ ; ■ Wasser,
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Verbesserung der Weine durch Erhitzen. 439
Zur Stellung des Titers benutzt Schumann • eine Lösung
von Natriumphosphat, welche in 50,0 CG. 0,12 bis 0,15 g.
Phosphorsäure enthält, und deren genauer Gehalt durch Be-
stimmung als Natriumpyrophosphat und als Magnesiurapyro-
phosphat festgestellt ist. '
Beim Titriren beobachtet er folgende Regeln. Er ver-
wendet auf 50,0 CG. der Phosphorsäurelösung stets 20,0 GG.
Natriumacetatlösung. Dieser verhältnissmässig grosse Zusatz
von Natriumacetat ist beim ürannitrat nothwendig, damit man
keine verfrühte ßeaction erhält.
Es kann femer nicht genug betont werden, dass die
Menge des Natriumacetats immer in demselben Verhältniss
zum Flüssigkeitsquantum stehen muss, wie bei der Titer-
ßtellung.
Die Methode, welche Graham angegeben hat, als Lö-
sungsmittel für Phosphorite 5 procentige Schwefelsäure zu
verwenden, macht die Bestimmung der Phosphorsäure selbst
in den viel Eisen und Thon enthaltenden Lahnphosphoriten
durch Titriren mit Uranlösung möglich, und hat sich Schu-
mann durch wiederholte Versuche von der Richtigkeit der
so erhaltenen Resultate überzeugt. {Liauguraldissert. Jena
1873.). Kr.
Verbesserung der Weine durch Erhitzen«
Bekanntlich hat Pasteur, davon ausgehend, dass alle
gewöhnlichen Krankheiten des Weins von mikroskopischen
Pilzen herrühren, deren Keime im Weine ein ihrer Entwicke-
lung mehr oder weniger günstiges Medium finden, in dem
Erhitzen des Weines, wodurch die Pilzkeime getödtet wer-
den, ein Mittel gefunden, denselben zu conserviren. Um nun
zu erfahren, in wie weit sich diese Ansicht in der Wirklich-
keit bestätigen würde, hat Pasteur seit den Jahren 1865
und 1866 eine Anzahl Weinsorten in Flaschen, theils ordi-
naire, theils feine, welche auf 50® bis 75® G. erhitzt wa-
ren, und gleichzeitig dieselben Weinsorten in nicht erhitztem
Zustande in einen Keller der Normalschule zu Paris schaflfen
lassen, und sind dieselben aufbewahrt worden. Nachdem jetzt
diese Weinsorten sechs bis sieben Jahre gelagert hatten, hat
Pasteur im Juli 1872 eine vergleichende Probe derselben
durch Kosten veranstaltet. Diese Probe wurde von einer
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440 Die Destillation des Hokes.
grösseren Anzahl compeienter Personen vorgenommen, und
über das Ergebniss derselben ein Protokoll aufgenommen.
Diesem Protokoll zufolge bezog sich die Probe auf 24 ver-
schiedene Weinsorten, und die Probe wurde selbstverständ-
lich bei jeder Sorte vergleichsweise mit dem erhitzten und
dem nicht erhitzten Weine angestellt In Bezug auf zwölf
Sorten ist nun in dem Protokoll bemerkt, dass der erhitzte
Wein besser war, als der nicht erhitzte, in Bezug auf drei
Sorten, dass sowohl der erhitzte als der nicht erhitzte Wein
gut war, und in Bezug auf neun Sorten, dass der erhitzte
Wein gut, der nicht erhitzte dagegen mehr oder weniger
verdorben, nemlich herbe und sauer war, oder einen Gäh-
rungsgeschmack besass, auch mehr oder weniger seine Farbe
verloren hatte. — Pasteur selbst bemerkt zu dem Proto-
koll, dass aus demselben sich die Gewissbeit ergebe, dass
man das Erhitzen als ein sehr wirksames Mittel nicht allein
zur Conservation, sondern auch zur Verbesserung der ordi-
nären und feinen Weinsorten ansehen könne. Als wesent-
lichstes Moment bei dem Erhitzen grösserer Weinmengen
schreibt Pasteur die möglichste Abhaltung der Luft bei die-
ser Operation vor, ferner besteht nach ihm eine nützliche
Vorsichtsmassregel darin, dass man die Weine erhitzt, wenn
sie noch jung, und nicht erst, wenn sie schon alt sind, z. B.
die ordinären Weine im ersten Jahre, und die feinen Weine
zu der Zeit, wo sie in Flaschen abgezogen werden. (Comptes
rendtis. LXXV. p. 303. Dingler' s polt/t Joum. Bd, CG VII,
p. 152.) {Vergl. Bd. 3. & 277. Bdt). K^.
Die Destillation des Holzes.
üeber die Destillationsproducte des Holzes hat Watson
Smith verschiedene Untersuchungen angestellt, und dabei
ausschliesslich die für den technischen Betrieb in Frage
kommenden berücksichtigt Er fand, dass sich Eichenholz
am besten zur Destillation eigne, entweder in Form von klein
zerschnittenen Zimmerholz, oder als Reisig. Nach seinen
Beobachtungen gaben:
1000,0 Th. Holz 327 Th. Holzkohle,
509 „ Holzessig,
55 |„ Theer.
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^1
Die Destillation des Hobses. 441
. Der Holzessig zeigte ein spec. Gewicht von 1,025 bis
1,027. Zur Verkohlung einer Tonne Holz wurden durch-
schnittlich 10,5 Centner Steinkohle verbraucht. — Für ver-
schiedene Holzsorten hat Smith die inMuspratt's tech-
nischer Chemie befindlichen Zahlenangaben berechnet, und
resultirt daraus folgende Zusammenstellung:
1000,0 Th. jeder Holzart gaben:
Buchenholz 536 Th. Holzessig von 1,029 spec. Gew.
und 250 Th. Kohle.
Birkenholz (vor drei Jahren geschlagen) 537 Th. Holz-
essig von 1,031 spec. Gew. und 208 Th. Kohle.
Eichenholz 566 Th. Holzessig von 1,022 spec. Gew. und
271 Th. Kohle.
Ahomholz 431 Th. Holzessig von 1,018 spec. Gew. und
229 Th. Kohle.
Bei Versuchen zur Bestimmung des Essigsäuregehaltes
des in den verschiedenen Stadien des Processes überdestil-
lirenden Holzessigs ergab sich die merkwürdige Thatsache,
dass die Menge der Essigsäure allmählig, aber doch verhält-
nissmässig rascher zunimmt, als das specifische Gewicht des
Holzessigs steigt, bis zu 1,017; hierauf steigt das spec.
Gew. bis zu 1,030, wobei es bleibt, indem die Säuremenge
bis zur Beendigung der Operation abzunehmen beginnt. Die
folgenden Zahlen sind das Mittel von drei Versuchen. Die
Retorten wurden um 8 Uhr Vormittags beschickt, um 9 Uhr
15 Minuten Vormittag begannen die ersten Theile des De-
stillata überzugehen.
.M
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KiS:
m:
W^tk
m.
443
Die Destillation des Holzes.
Essigsäure
Spec. Gew.
Bemerkungen.
Beobachtungs-
zeit.
C*H*0* per
Gallon Destil-
des
Holze8sig;8.
lat in Grains.
Vormittags
10Uhrl5Min.
966,0
11 „ 30 „
1575,0
1,010
Nachmittags
Diese Probe besass .
einen stärkern Holz-
lUhrlÖMin.
3003,0
1,015
geistgeruch als alle übri-
4 „ 15 „
4200,0
1,017
gen*
In dieser Periode ging '
die grösste Menge Theer 1
über, welche überhaupt j
5 „ 15 „
3780,0
1,030
erzielt wurde. j
Die Menge des nach'
5 Uhr 15 Min. überge-
henden Theers nimmt
■ V "T" 99
3150,0
1,030
ununterbrochen zu.
^ ff »
3066,0
1,030
10 „ - „
2940,0
10 „ 50 „
2520,0
Smith 's Erfahrung zufolge wurden von 1000,0 Gew.-
Th. Holz 20,0 Gew.-Th. Essigsäure (C*H*0*) in Form von
rohem Holzessig erhalten.
Der nächste in Betracht kommende Punkt ist die Menge
des von einem gegebenen Gewicht Holz gelieferten Holzgei-
stes (Holzspiritus). Es ist hierbei zu beachten, dass nicht
allein in dem wässerigen, sauren Destillate aus den Retorten,
sondern auch in dem Theer, welcher sich an dem Boden des
Behälters absetzt, in welchem sich die Condensationsproducte
sammeln, eine beträchtliche Menge Holzgeist enthalten ist
Man kann durchschnittlich aus 100,0 Gallons Holztheer 3 Gal-
lons rectificirten Holzgeist gewinnen. Smith erhielt bei
seinen hierauf bezüglichen Versuchen aus 1000,0 Centnem
Holz 56,5 bis 85,0 Gallons Holzgeist. Zur Gewinnung des
Holzgeistes aus dem rohen Holzessig kann der letztere mit-
telst Dampf oder durch directe Feuerung in einer kupfernen
oder eisernen Blase der Destillation unterworfen werden. Bei
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m
Der Kährwerth der Gelatine. 443
diesem Verfahren wird die Destillation fortgesetzt, bis ein
Theil des Destillats sich nicht mehr ' entflammt , wenn es in's
Feuer gegossen wird. Nach einer andern Methode sättigt
der Fabrikant zuerst seinen rohen Holzessig mit Kalkhydrat,
und destillirt dann die aus rohem holzessigsaurem Kalk be-
stehende Lösung in einer schmiedeeisernen Blase. — Der in
der Retorte bleibende Rückstand von rohem holzessigsaurem
Kalk wird in Pfannen zur Trockne verdampft und giebt den
schwarzen holzessigsauren Kalk. Dieses Product wird zur
Darstellung von Essigsäure benutzt. Bei dem erstgedachten
Verfahren, nach welchem der Holzgeist für sich abdestillirt
wird, lässt man die zurückbleibende Holzessigsäure, sofern
sie auf Essigsäure verarbeitet werden soll, zunächst eine Zeit-
lang stehen, damit die Beimischungen von Theer u. s. w, sich
abscheiden und zu Boden sinken können; sie wird dann in
einen Behälter abgezogen, in demselben mit Kalkmilch gesät-
tigt, und wiederum eine Zeitlang sich selber überlassen.
Nachdem die Flüssigkeit sich durch Absetzen hinlänglich
geklärt hat, wird sie durch Heber oder Pumpen in eine
Abdamp^fanne übergehoben und abgedampft. Dabei rührt
man sie von Zeit zu Zeit um, und zieht den ausgeschiedenen
Theer nebst dem entstandenen Schaum ab. Nach längerer
Zeit bildet sich auf der Oberfläche der Flüssigkeit ein Häut-
chen von essigsaurem Kalk: dasselbe wird mit einer hierzu
bestimmten Kelle oder einem Löfi'el abgenommen. Dieses
Abziehen des Salzhäutchens wird ununterbrochen fortgesetzt,
und das Salz auf eine Trockenbühne oder in Körbe geschafi't,
aus denen die anhaftende Mutterlauge in die Pfanne zurück-
laufen kann. Das auf diese Weise gewonnene Essigsäure-
salz wird grauer holzessigsaurer Kalk benannt, und ist selbst-
verständlich viel reiner als das schwarze Salz. Der bei der
ersten Destillation erhaltene schwache Holzgeist wird durch
Rectification mit Kalk in einer kupfernen Blase weiter
gereinigt und concentrirt. Gewöhnlich sind zwei Rectificatio-
nen genügend. (Ans dem Journal of the Chemical Society
of London durch den American Chemist. Dingler's polyt.
Joum. Bd, CGVIl p. 23t), Er.
Der Nährwerth der Grelatine.
Alph. Guerard erinnert an die vor 30 Jahren im
Schoosse der Pariser Akademie über denselben Gegenstand
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444 Der Nährwerth
gepflogenen Verhandlungen, wc
einer geringen Minorität gegei
Gelatine jeder Nährwerth abdecre
derzeit veröfi'entlichtes Memoire
tmd änderte an den vörgefasste
ben begründeten Meinungen nicl
Da nun die während der E
gemachten Erlebnisse auch eine;
der Gelatine Anerkennung des
thigten, so nimmt Verf. in v
Kampf nochmals auf. Zuvörder
logischen Beobachtungen B o u s s i
Magendie's Theorien gegeni
fütterte 1,09 Kilo wiegende Ei
Mittel 1,25 g. Kohlenstoff zu I
verschiedenen stickstofffreien un
mittein und bestimmte die per
Kohlenstoffmenge bei den ver
wurde verbrannt bei Fütterung
Amylum pro Stunde 2,37 g.
Zucker „ „ 2,35 „
Gallerte „ „ 2,04 „
Eiweiss „ „ 0,67 „
Fibrin „ „ 1,00 „
Hieraus folgt mit Bestimmt
Kohlehydraten und Proteinsubs
"Werthes als Respirationsnahru
Sinne gerade in der Mitte steht
Art der stickstoffhaltigen Nährst
phose und Wiederanbildung heg
wiegende Ente bei ausschliessl
100 g. Gelatine pro die 60 g. a
ausschliesslicher Fütterung mit
der nemlichen Zeit 103,20 g. 2
weil die Gallerte sowohl als R
bildendes Nahrungsmittel verwei
Femer stiessen Boussign
— (denn wie hätte sonst von
Rede sein können) die von M
der Commission der Akademie v
tirte Behauptung, dass Gallert
daut, sondern unverändert in c
werde, um.
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w
Der Nährwerth der Gelatine. 445
Eine weitere wesentliche Stütze findet Verfs Behaup-
tung über den Nährwerth der Gelatine in nachstehenden bei
der Schweinemästung im Grossen gemachten Beobachtungen.
Während Eiweiss oder Fibrin, wie bereits Magendie fand,
zur ausschliesslichen Ernährung von Hunden etc. untauglich
sind, beweisen die in dem herben Winter 1830 in der grossen
Schweinemästerei zu Grignon gemachten Erfahrungen mit den
Kartoffelrückständen zugesetzter Gelatine (92 g.'pro Tag und
Kopf), wobei die mit Kartoffeln allein nicht zu ernährenden
Schweine üppig gediehen, dass Gelatine als Nahrungsmittel
ausreicht, wo ausschliessliche Protein- oder Pflanzennahrang
sich unzulänglich erweisen.
Die glänzendste Genugthuung betreffs Aufrechthaltung
seines Widerspruchs gegen Magendie und die Abstimmung
der Akademie sollte Guerard jedoch während der traurigen
Tage der Belagerung von Paris, wo alles, was nur irgend
als Nahrungsmittel verwerthbar sein konnte, hervorgesucht
wurde, erhalten. Melier wies bereits 1843 nach, dass die
Nahrung der arbeitenden Klassen zu arm an stickstoffhaltigen
Substanzen sei, und machte auf den hohen Nahrungswerth
der aus Knochen darstellbaren .Gelatine- Suppen aufmerksam.
Er berechnete dabei die Menge der der Industrie und Land-
wirthschaft überlassenen und als Nährmaterial für Menschen
und Yieh verlorengehenden Knochen für das Departement
der Seine (Paris) allein auf 10 Millionen Kilog. , wobei noch
dazu die spongiösen zu Drechslerarbeiten pp. benutzten Kno-
chen in Abzug gebracht sind. Melier's Gedanken nahm Du-
mas in einer der Akademie im Winter 1870 überreichten
Denkschrift wieder auf und empftihl die Extraction der Kno-
chen durch mit 5 Theilen Wasser verdünnte Salzsäure und
Auswaschen der nach 2 — lOtägiger Digestion restirenden
Knochensubstanz (Osseine) mit viel Wasser (nachdem sie
24 Stunden mit einer Lösung von unterschwefligsaurem Na-
tron behandelt worden ist. Dann braucht man nach Dumas
die Osseine nicht einmal zu trocknen, sondern kann sie halb-
feucht zur Auskochung der Gelatine aufbewahren.
Dieses Verfahren fand auch unter den Familien der bes-
seren Stände, während der Einschliessung von Paris, solchen
Anklang, dass es selbst, nachdem die Communication mit der
Provinz wieder freigegeben war, von vielen bis tief in den
Juni 1871 hinein beibehalten wurde. Später nahm man wie-
der zur Gelatine des Handels seine Zuflucht und kochte
unter Zusatz von Mohrrüben, Kohl, Lauch, Sellerie etc. und
Liebig'sohem Fleischextract wohlschmeckende Suppen. Auf
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446 Der Antagonismus
ein Liter Suppe gehören 20-
nales d'Hygidne pMtqiie et i
Octob, p. 315).
Der Antagonismas de
Dr. S, K. Cotter in i
im höchsten Grade interessai
giftung durch grosse Mengei
in Genesung mit, durch welchen der noch immer viel bestrit-
tene Antagonismus beider Gifte ganz ausser Zweifel gestellt
werden dürfte.
Ein Fräulein nahm aus Versehen ungefähr 45 [
Weinglas voll) eines wegen neuralgischen Leidens ve;
ten Liniments aus Ext. Belladonn. 7,2 g., Tr. opii 60,0,
rin 180,0, Aq. destill. 120,0 g. um 9 Uhr des Morgens
lieh. Bald darauf fühlte sie sich lustig gestimmt, ds
stieg ihr zu Kopfe, ihr Gesicht röthete sich und ihre
funkelten. Ein eigenthümliöher Zustand geistiger Exj
stellte sich ein; Pat. meinte in der Luft zu schwi
Kurze Zeit nachher konnte sie nicht mehr schlucken m
spürte eine unbesiegbare Neigung zum Schlaf. Sie vei
zu lesen und Klavier zu spielen; aber die Noten versc
men in Eins. Die Zunge schwoll an und bekam ^
Lippen einen bräunlichen Beleg. Pat. bemühte sich bes
sich der eigenthümlichen Gemüthsstimmung , in welch
sich befand, zu entziehen und kämpfte erfolgreich gQ^i
Schlaf an. Dadurch und durch ihr beständiges Trej
Trepp ab laufen trug sie viel zu ihrer Genesung bei.
sie vergiftet sei, ahnte sie nicht, und der Arzt wurde ei
12 Uhr, als Pat. denn doch das Bewusstsein verlor, g<
Ihre Pupillen waren auf Nadelkopfsgrösse verengt.
einem übrigens erfolglos gereichten Emeticum bessert
der Zustand wieder soweit, dass sie, von 2 Personen g(
und geführt, nach Art einer Betrunkenen umhergehen k
wobei sie beständig Ungereimtes schwatzte. Um 9 Uhr A
mussten die Promenaden, da Pat. zu rasen anfing, au:
ben werden. Das Delirium ging bald vorüber und Pat
suchte, Karten zu spielen, woran sie durch Gesichtsstöri
(Doppeltsehen) u. s. w. verhindert wurde. Zu dieser
bezeichnete sie alle Gegenstände in ihrer Umgebung m:
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Vergiftung durch Argentme. 447
sehen Namen. Erst um 11 Uhr Nachts schlief Pat. fest ein
und erwachte nach 2 Stunden. Doch fühlte sie sich nun
äusserst matt, ihren Körper centner seh wer, bekam Nasenblu-
ten und schluchzte beständig. Doch war sie im Laufe des-
selben Tages noch im Stande auszugehen. Ein auffallender
Glanz der Augen und enge Pupillen waren das Einzige Ab-
norme an ihr. Sie erholte sich zwar binnen wenigen Ta-
gen vollständig wieder, sah jedoch noch Monate lang dop-
pelt, rothe Flecken auf Anderer Gesichter, verwechselte die
Worte beim Sprechen, erwachte des Nachts unter Muskel-
krämpfen im Kiefer und in den Extremitäten, magerte ab
und sah über ein Jahr lang matt und angegriffen aiis. Am
6. Tage nach der Vergiftung hatte sich die Haut an den
meisten Körpertheilen kleienartig abgeschilfert (Atropin erzeugt
einen dem Scharlach zum Verwechseln ähnlichen Hautaus-
schlag).
Pat. hatte 1,5 g. Extr. Belladonnae und 0,72 g. Opium
genommen, wovon das eine wie das andere Medieament für
sich ingerirt unzweifelhaft in kürzester Zeit tödtliche Vergif-
tung herbeigeführt haben würde. Die Lebensrettung der
Pat, war sonach jedenfalls der gegenseitig geübten antagoni-
schen und compensirenden Wirkung des Atropin und Morphin
zu verdanken. {Medical Times and Gazette. May 21. 1871.).
K
Vergiftung durch Argentlne.
Dr. Georg Martins berichtet folgenden, nicht uninter-
essanten Fall. Eine Dame hat die vom Apotheker X zu
Beetzendorf bei Magdeburg bezogene, sogenannte Argentine
zum Neuversilbem gebrauchter Silbersachen benutzt und dabei
ihrer Kurzsichtigkeit wegen das mit der Argentine befeuchtete
Läppchen sehr nahe vor ihr Gesicht gehalten. Das Versil-
bern hatte etwa Ys Stunde gewährt. Ein bis zwei Stunden
später bekam die Dame heftiges Kopfweh, Kratzen im Halse,
Jucken in der Nase mit profuser Öch Weissabsonderung daselbst.
Zunehmendes Unwohlsein und Erbrechen zwangen sie, das
Bett aufzusuchen. Sie erbrach über Nacht mehrmals , und
befand sich auch am nächsten Morgen nicht nur nicht besser,
sondern wurde von einem sehr hefligen Erstickungsanfall
heimgesucht, welcher sie endlich, nach 36 Stunden, bewog,
den Arzt rufen zu lassen, welcher die Beschwerden durch ein
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btl. Vergiftung m. Atropin, durch (
; Emeticum bald hob. Di
ich bei dem Ehemann der erl
lalse und Unwohlsein hervo
Lösung von Cyansilber in (
in der von der Dame ausgea
ire um somehr genügt, aus (
gegossenen Argentine enthaltenen Cyanverbindung
erstoffsäure zu entwickeln, als, wie gesagt, die A
nd das Silbergeräth der Nasen- und MundöflfouE
gehalten worden waren. Auffallend bleibt Imme
die inhalirte Blausäure ihre Wirkung erst nach
aden äusserte.
Recht muss man sich indess noch mehr idarüb«
dass derartige im höchsten Grade gesündheitsg(
Artikel, vne die Argentine, im freien Handverkai
(1 zugänglich sind. (Bat/r. ärztl. Jbdell.- Blatt XU
[872). K
[che Vergiftung mit Atropin, durch chemisch
Analyse nachgewiesen.
, Calvert beschreibt einen Giftmord, der mit Atrc
ner Menge von 2^2 Gran (15 cgr.) in Milch gelös
i worden war. Zur Abscheidung und Nachweisun
kaloides arbeitete er durch eine Gombination de
nd des von Prollias modificirten Stas'schen Verfal
fand im Herzblute der Verstorbenen, im Mager
1 Erbrochenen, welches von einer Wärterin stammte
[er Milch gekostet hatte, so wie im Reste der vei
iilch Atropin. Zur Abscheidung erwärmte er di
m Massen zunächst mit Salzsäure, setzte Alkohc
)erliess das Gemisch 36 Stunden hindurch der Dia
iampfte dann zur Trockene und schüttelte nach Zu
Kalilauge mit Chloroform, bis letzteres verdampf
den Eückstand in mit Salzsäure angesäuertem Was
e wirkte, nach abermaliger Verdunstung und Wieder
i HO, stark pupillenerweiternd und gab die charactc
chemischen Reactionen des Atropins. Unter letztere]
[s besonders empfindlich die mit wässriger Jodlösunj
lg von Kaliumquecksilberjodid hervor, wo auch bc
her Verdünnung die Reaction noch eintritt. {Mec
l gaz. Fharm. Post. Nr. 11. 1872.). C. Seh.
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Tödtl; Wirkung V. Tetrametylammonium etc. — Z.Bestimm. d. Harnstoifes. 449
TMtliche Wirkung ron Tetramethylammoniuni und
Tetraamylammonioiu.
Während nach Rabuteau die verschiedenen Salze der
primären, secundären und tertiären Amine des Methyls, Amyls
und Phenyls in ihrer physiologischen Wirkung andern ammo-
niakalischen Salzen ähnUch sind, scheinen diejenigen Amine,
worin aller Wasserstoff durch Alkoholradicale ersetzt ist, wie
z. B. die Jodide von Tetramethylammonium und Tetraamyl-
ammonium stark giftige Wirkung auf die Bewegungsnerven
zu üben , ähnlich dem Curare. {The Pharmac, Joum. and
Transact May 1873. p. 953). Wp.
Zur Bestimmung des Harnstoffes
im Urin wendete Bouvet das unterbromigsaure Natron?
(hypobromite de soude) im tJeberschuss von Alkali an. Der
H. wird zersetzt in CO*, welche absorbirt wird, und in N,
welcher entweicht.
Er wendet eine 20 CC. halt. Röhre, welche in 7^ CC.
getheilt ist, an, und führt mit Vorsicht ein, 10 CC, Hg., 5 CC.
der Bromsalzlösung, ^2 CC. Glycerin, welches mit seinem
4 fachen Volumen Wasser verdünnt war, 1 CC. des zu unters.
Harns und füllt die ganze Bohre mit Wasser.
Man unterscheidet 4 Schichten, schliesst die Bohre mit
dem Daumen und taucht sie umgekehrt und ungeschüttelt
unter Wasser. Die Reaction tritt ein; er lässt etwas Hg
abfliessen, natürlich unter Wasser. Tritt keine G-asentwicke-
lung mehr auf, so wird alles Hg entfernt; in demselben
Augenblick mischen sich die 4 Schichten. Die Röhre aber-
mals geschlossen, unter Wasser so gelassen, dass das Niveau
der Flüssigkeiten in der Röhre und das sie umgebende Was-
ser gleich ist, gestattet die Gasvolumina abzulesen.
Weiss man, wieviel Volum Gas 0,01 reiner Harnstoflf, in
Wasser gelöst, giebt, so hat man ein Maass, den Harnstoff
in 1 Liter Urin zu bestimmen, (Repert. de pharm. Tome L
pag. 3i9.).
^(b, 0, Plmrm. in, B«tti«. UL Bdf. 6. Hfl» 29
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450 Zosammensetz. d. Knorpels y. Haifisch. — U
Heber die Zusammensetzung de
Haiflscb.
P. Petersen und F. Souhlet ha
Knorpels eines Haifisches — und zwar <
— ausgeführt
100 Theile des frischen Knorpels hi
trocknen 25,8 Theile trockne Masse und i
unverbrennliche Bestandtheile , oder ee
Knorpel aus:
Organische Stoffe 8
Anorganische Stoffe 17
Wasser 74
Die
Analyse der Knorpelasche fuhi
sultate:
NaCl 94,24 <>/
Ca«0 0,79 ,
K«0 1,64 ,
Na«0 0,40 ,
MgO 0,05 ,
Fe^O» 0,27 ,
P^O^ 1,03 ,
SO» 1,88 ,
100,30 0/
Fügt man den NaCl Gehalt in die !
frischen
Substanz ein, so ergiebt sich fr
Organ. Substanz
Kochsalz
Sonstige anorg. Subst.
Wasser
Das Vorkommen eines so NaClhaU
so interessanter^ als das den Knorpel ui
hältnissmässig salzarm ist. {Joum, praci
1873).
Ueber die Zersetzung d
Die Frage der Zersetzung der Eiei
reicher nicht selten sich widerspreche
gewesen. Indessen war man im Scho
Akademie zu folgenden Annahmen geko
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lieber Kumys. 451
1) Nicht geschüttelte, ruhig anfbewahrte Eier werden,
ohne zu gähren oder zu faulen, conservirt.
2) Geschüttelte und zerbrochene Eier zersetzen sich in
weniger als einem Monat.
3) In keinem Stadium der Fäulniss eines Eies findet man
die geringste Spur eines organisirten Wesens in demselben,
weder thierischer noch pflanzlicher Natur.
Dass die Zersetzung der Eier mit allen Kennzeichen der
Fäulniss ohne die Gegenwart mikroskopischer Organismen
stattfinden soll, was mit den Ansichten Fasteurs und An-
derer in Widerspruch steht, wonach jede Vernichtung orga-
nischer Substanzen und Ueberführung derselben in die unor-
ganischen Elemente mit der Entwickelung kleiner Organismen
in Verbindung steht, hat U. Gayon zu neuen Untersuchun-
gen veranlasst. Das Resultat derselben ist (Gompt. rendus,
Bd. 76, S. 232.):
Indem er bei einer Temperatur von im Mittel 25^ nicht
geschüttelte Eier der gewöhnlichen atmosphärischen Luft
aussetzte, fand er, dass ein Theil in Fäulniss überging, ein
anderer nicht.
Wenn derselbe Versuch mit geschütlelten und zerbroche-
nen Eiern gemacht wurde, so faulten einige, andere nicht,
selbst innerhalb mehrerer Monate nicht.
In allen Fällen, wo die Eier gesund blieben, war es ihm
unmöglich, die geringste Spur eines Organismus darin zu
entdecken; dagegen fand er in allen faul gewordenen Eiern
zahlreiche mikroskopische Organismen aus dem Geschlechte
der Vibrionen und von Pilzen.
Diese Thatsachen stehen mit den bisherigen Annahmen
im Widerspruch, ohne der durch weitere Versuche zu erstre-
benden Entscheidung vorzugreifen, neigt Gayon zu der An-
sicht, dass die Keime jener Organismen in denjenigen Eiern
ursprünglich vorhanden sind, welche in Fäulniss übergehen.
{Annalen der Landmrthschaß.), Hbg.
Ueber EniiLys.
Dr. Fleischmannin Linden hat bei Gelegenheit der
ersten Oesterreichischen Molkerei -Ausstellung in Wien einen
Ausflug nach dem Gräfl, Battianyschem Gut Trautmannsdorf
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452 üeber KumyS'
bei Brück gemacht, welches an die Unternehmer der Kumys -
Gesellschaft verpachtet ist. Er fand in einem Erdgeschoss
des stattlichen Schlosses neben einer Anzahl von Flaschen
mit fertigem Kumys als ganzen Apparat für die Kumysberei-
tung, 2 etwa 3 Fuss hohe konische Holzbütten mit Eühr-
stocken versehen, und mit weissen Tüchern bedeckt. In
diese Bütfen kommt nach jeder Melkzeit die thierwarme
Stutenmilch, um nach 24 Stunden, während welcher Zeit man
7 bis 8 mal tüchtig aufrührt, als eine in voller Gährung be-
findliche Flüssigkeit in gut zu verkorkende und mit Draht
zu verschliessende Flaschen eingefüllt zu werden, in denen
die Gährung ihren weiteren Fortgang nimmt. Als Gährungs-
erreger dient jetzt mehrere Tage bis mehrere Wochen alter
Kumys, den man im Verhältniss von 1 zu 6 bis 7 Volumthei-
len je nach Gutdünken, der grösseren oder geringeren Stärke
des Ferments entsprechend, zur frischen Pferdemilch zugiesst.
Das zur Einleitung der nun seit Mai 1872 im Gang befindli-
chen Fabrikation erforderliche Ferment brachten die Tartaren,
welche mit den Pferden kamen, mit sich. Ein ganz besonde-
res Interesse bot natürlich die nähere Prüfung und das Ko-
sten des Fabrikats. Während der aus den Gährbottichen
entnommene Kumys noch wenig schäumte, einen schwachen
eigenthümlichen Geruch zeigte und süsslich schmeckte , mous-
sirte der 4 bis 5 Tage alte Flaschen -Kumye ziemlich stark,
entwickelte ein nicht zu beschreibendes, jedoch nicht unange-
nehmes Bouquet, hatte einen geistigen, säuerlich -süssen Ge-
schmack und stieg beim Trinken in die Nase wie Schaum-
wein, Der Kumys wird bis jetzt regelmässig in die Spitäler
und Kliniken Wiens zu dem Preise von 2 fl. 50 kr. Papier
die Flasche abgegeben und meist in einem Alter von 4 bis
5. Tagen verwendet. Heftiges Schütteln, schon der Trans-
port auf der Eisenbahn, scheint die Gährung zu beschleuni-
gen, und will man beobachtet haben, dass dreitägiger Kumys
in Wien ebenso stark wirkt, wie viertäg-iger, der ruhig an
Ort und Stelle verblieb. Die Temperatur des Gährungsrau-
mes wurde bis jetzt nicht besonders regulirt; bei dem Be-
suche des Verf. mochte sie etwa 12^ C. betragen haben.
Zur Zeit befinden sich 14 tartarische Stuten mit 14 Foh-
len und einem Hengste in Trautmannsdorf, diesen soll im
Frühjahr 1873 ein weiterer Transport von 30 milchenden
tartarischen Stuten folgen. Die Milch derselben hat em sehr
wässriges Ansehen, eine bläuliche Farbe und einen auffallend
süssen und milden Geschmack. Zur Zeit der Anwesenheit
des Verf., im December 1872, waren alle Stuten leer, wer*
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üeber Kumys. 458
den erst im Februar 1873 wieder belegt, gaben aber zusam-
men täglich noch 10 bis 12 Oesterr. Maass (1 Oesterr. Maass
= 1,415 Liter) Milch. In den besten Zeiten darf man auf
ein Thier täglich im Durchschnitt 2 Oesterr. Maass rechnen.
Dass der Kumys für die Tartaren während der Sommer-
monate ein beliebtes und unentbehrliches Getränk ist, weiss
man schon seit Anfang des 13. Jahrhunderts; seiner heilkräf-
tigen Wirkung scheint man jedoch erst in den letzten 20 Jah-
ren des vorigen Jahrhunderts Aufmerksamkeit zu schenken
angefangen zu haben. Der Kumys, eine in weingeistige und
saure Gährnng übergegangene und noch gährende Milch, hat
das Aussehen von dünner Milch und scheidet sich bei länge-
rem ruhigen Stehen in drei Schichten, in die untere käsige,
in eine mittlere aus saurer Flüssigkeit bestehende, und in die
obere weissliche. Ausser Wasser enthält er Alkohol, Kohlen-
säure und andere Säure (Milchsäure, Essigsäure?) ferner .
Eiweiss, wenig KäsestofF und noch weniger Butterfett. (S.
weiter unten). Der süsse Geschmack, den er besitzt, lässt ver-
muthen, dass aller Milchzucker in Traubenzucker umgewan-
delt ist. Für die meisten Milcharten ist durch sorgfaltige
Yersuche nachgewiesen, dass sie ohne irgend einen Zusatz
bei längerem Stehen in einer zwischen 10 bis 25^ C. liegen-
den Temperatur allmählich in geistige Gährung übergehen.
Weit rascher kommt man natürlich zum Ziel, wenn man sich
irgend eines geeigneten Ferments bedient, am raschesten
wirken, als solches, alter Kumys oder der Bodensatz des-
selben.
Da die Qualität ohne Zweifel wesentlich von dem Gehalt
der Milch an Käsestoff und Fett abhängt, da namentlich ein
erheblicher Fettgehalt Veranlassung zu reichlicher Bildung
von unangenehm schmeckenden und riechenden flüchtigen
Fettsäuren geben kann, so muss diejenige Milch den besten
Kumys liefern, die am wenigsten Käsestoff und Fett, dagegen
möglichst viel Milchzucker enthält. Diesen Anforderungen
scheint aber, am besten Pferdemilch (und nach dieser Esels-
müch) zu entsprechen, (die Lappen bereiten aus Rennthier-
milch die dem Kumys ähnliche Pinna Hirschberg) wie aus der
folgenden TJebersioht hervorgeht, welche eine Vergleichung
der Zusammensetzung der Trautmannsdorfer von Dr. Moser
analysirten Pferdemilch mit der mittleren Zusammensetzung
guter Kuhmilch gestattet.*)
- *) Berzelius sagt in seinem Lehrbuch der Chemie. 4. Aufl. IX.
S. 70i: Es verdient untersucht zu werden, wie sich der Milchzucker
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^
454
Veber Etunyi.
Pferdemiloh:
Ktthmiloh:
Wasser
92,49
87,40
Fett
0,66
3,75
Kasein
1,33
3,08
Albumin
0,36
0,42
Zacker
4,72
4,60
Salze
0,29
0,75
Verlust
0,16
0,00
100,00. 100,00.
Der aus Kuhmilch bereitete Kumys wird unmöglich die
Reinheit besitzen und in Folge davon die günstige Wirkung
auf dem Organismus ausüben können, wie sie dem aus Pfer-
demilch bereiteten unbestreitbar eigenthümlich ist.
Stahlberg giebt in seiner Schrift „der Kumys, seine
physiologischen und therapeutischen Wirkungen" Petersburg
1869 folgende Analysen von Kumys. A bezieht sich auf
zwei Tage alten Kumys aus der Milch einer Kirgisensteppen -
Stute im Juni, die Analyse B auf 5 Monate alten im Sep-
tember bereiteten und bis zur Analyse auf Eis gehaltenen
Kumys.
A.
Alkohol
1,65 o/o
Fett
2,05 „
Milchzucker
2,20 „
Milchsäure
1,15 „
Feinvertheiltes Casein
1,12 „
Salze
0,28 „
Kohlensäure
0,75 „
Summa d. nicht flüchtigen Bestandtheile
B.
Kohlensäure
. 6,80 „
1,86 o/o.
Alkohol
3,23 „
Fett
1,05 „
Milchsäure, Bemsteinsäure,
Glycerin etc.
2,92 „
Kasein und Salze
1,21 „
Summa der festen Bestandtheile
5,14 „
beim Genus Equus von dem Milchzucker der Kühe unterscheidet, und wa-
rum er so leicht in Weingährung übergebt, im Vergleich mit dem Milch-
zucker aus Kuhmilch. Sbg.
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üeber Arsenikbeigabe zum Viehfatter. 455-
In Deutschland besteht eine Kumysanstalt zu Bad Otten-
stein in Sachsen, in der Schweiz eine solche zu Daves in
Graubündten. Eine Probe von letzterer Anstalt hat Suter
Naef mit folgendem Ergebniss untersucht. — Spec. Gewicht
1,1285. In einem Liter waren enthalten.
Gramm.
Wasser 890,628
Alkohol 36,228
Milchsäure . 2,560
Zucker 23,760
Albuminose 20,991
Butter 20,089
• ' Unorganische Salze 5,744
Freie Kohlensäure 1,997.
Von altem russischen Kumys unterscheidet er sich durch
seinen Gehalt an Zucker und bedeutenden Mindergehalt an
Milchsäure. Werden Alkohol und Milchsäure auf Zucker
zurück gerechnet und dann mit der Analyse frischer Kuhmilch
verglichen, so erscheint es wahrscheinlich, dass der Kumys
von Daves einfach aus abgerahmter Kuhmilch durch Zusatz
einiger Procente Zucker und Einleitung der Alkoholgährung
durch Hefe dargestellt wird. {Müchzdtung Nr. 36. 1873).
Hbg.
Ueber Arseniklbelgalbe zum Vlehftitter.
In dem April/Maiheft 1869 S. 157 referirte der Unter-
zeichnete nach der Monatsschrift des landwirthschaftl. Provin-
zial- Vereins der Mark Brandenburg über vergleichende
Versuche, welche W. Körte in Breslau über Arsenikbeigabe
zum Viehfutter angestellt hatte, denen zufolge mit 23 resp.
24 Ochsen innerhalb 5 Monaten ohne Nachtheil über 27^/2 Un-
zen Arsenik verfüttert worden sind. Der verstorbene Heraus-
geber des Archivs, Herr Professor H. Ludwig, begleitete
dies Referat mit der Bemerkung : wie stellt sich die Gesund-
heitspolizei einer solchen Fütterung gegenüber?
In der 34. General - Versammlung des landw. Central -
Vereins des Reg. -Bez. Frankfurt a/0., abgehalten am 30. Oci
1872, erfolgte die Mittheilung der Resultate der, auf Veran-
lassung des Preuss. Ministers für die landw. Angelegenheiten
Herrn von Selchow, durch Herrn Professor Sonnen-
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45Ö Üeber Arsenikbeigabe cum ViehfaHer.
schein in Berlin ausgeführten Untersuchung des Fleisches
einer mit Arsenikbeigabe gefütterten £uh. In seinem Be-
richte weist Herr Sonnenschein u. A. auf die Arsenikesser
Steiermarks und weiter auf die bekannte Thatsache hin, dass
Arsenik den Pferden eingegeben werde, um das Haar, über-
haupt das ganze Ansehen zu verschönem, eine Verschönerung,
welche aber nicht von Dauer, sondern gemeinhin in ein noch
bedeutenderes Abfallen umschlägt. Auch die Erfolge der
Beigabe von rohem Schwefelantimon zum Futter der Schweine
glaubt Berichterstatter nicht sowohl dem Antimon -Präparat
selbst, als dem stets darin enthaltenen Arsenik zuschreiben
zu dürfen.
Worauf die wohlthätige Wirkung des Arseniks auf den
thierischen Organismus beruht, scheint noch nicht festgestellt
zu sein, einestheils könnte man sie analog dem Arsen so nahe
verwandten Phosphor ansehen, welcher von so mächtigem
Einfluss auf vermehrte Fettbildung ist; andrerseits durch
einen speciellen Reiz auf die motorischen Nerven erklären,
jedoch sind beide Erklärungsarten nur als Hypothesen zu
betrachten und ist nur das eine sicher, dass Arsen selbst
Nichts zur Ernährung beiträgt.
Die Kuh, von welcher das zur Untersuchung dargebotene
Fleisch herstammt, waren von Herrn Körte vom 1. Januar
bis zum 30. Juni 1872 in täglich von 1 bis 4 g. (?) steigen-
der Gabe im Ganzen 506,5 g. (?) *) Arsenik als Futterbeigabe
gereicht worden. Zur Untersuchung gelangten
Arsenige Säure
1 Pfund Muskelfleisch von den Kippen, gefunden 0,0001910 g.
1 „ Leber „ 0,0000639 „
1 „ Lungel , Abschätzunff ^' 0,000010 „
2,050 g. Urin | »a^^ Abschätzung ^^ 0,00010 „
1 '^^ N* ^ I ^^^^ sichtbare Spuren.
Hiernach haben sich in dem vorliegenden Falle in einem
Pfunde Muskelfleisch % Miliig. arsenige Säure gefunden und
in der Leber nur ^g dieser Menge, während in den übrigen
Theilen kaum abschätzbare, ja verschwindende Spuren nur,
vorhanden waren.
Wird erwogen, dass 5 Miliig. arsenige Säure im Maxime
auf einmal verschrieben werden dürfen, so kann man um so
weniger den Genuss des von einem mit Arsenikbeigaben
1
*) Wohl Gran.
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Binfluss der Metallsalze auf die Vegetation von Aspergillus niger. 457
gefütterten Vieh stammenden Fleisches als schädlich betrach-
ten, als selten von einem einzigen Menschen in einem Tage
ein Pfund Fleisch verzehrt wird.
Jedoch bedarf diese Frage einer eingehenden sanitätU-
chen Erwägung und betrachtet der Berichterstatter den vor-
stehenden Versuch nur als einen vorläufigen, der eine Wie-
derholung verdient, um unter anderen Verhältnissen gewon-
nene Resultate mit den vorliegenden vergleichen und so den
Boden für einen sicheren Schluss gewinnen zu können. —
Die Menge der arsenigen Säure ist aus der aus dem
Niederschlag von Schwefelarsen dargestellten arsensauren
Ammoniak - Magnesia berechnet worden. Hbg.
Elnflnss der Metallsalze auf die Vegetation Ton
Aspergillns niger.
Unter dem Titel: Etudes chimiques sur la Vegetation hat
Jules Raulin der Pariser Akademie eine Arbeit eingereicht,
in welcher über Versuche berichtet wird, welche zum Zweck
hatten, den Einfluss bestimmter Substanzen auf die Vegetation
der Pilze festzustellen, die in vielen Punkten in ihren Lebens-
verhältnissen von höheren Pflanzen abweichen. Als Versuchs-
pflanze diente der kleine Schimmelpilz Aspergillus niger, wel-
cher unter sonst gleichen Verhältnissen am besten bei einer
Temperatur von 35® C. in feuchter und oft erneuerter Luft
gedieh. Die dem Gedeihen günstigste Nährstofilösung, die
!N^ormallösung, bestand aus:
Wasser 1500,00 g.
Kandiszucker 70,00 „
Weinsäure 4,00 „
Salpetersaurem Ammoniak ^fi^/v
Phosphorsaurem „ 0,60 „
Kohlensaurem Kali 0,60 „
Kohlensaurer Magnesia 0,40 „
Schwefelsaurem Ammoniak 0,25 „
„ Zinkoxyd 0,07 „
„ Eisenoxyd 0,07 „
Kieselsaurem Kali 0,07 „
Raul in kam bei seinen Versuchen zu der Erkenntniss,
dass der Zucker und das Ammoniak eine fast absolut noth-
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458 Emflu88 der Düngung auf den Alkaloidgehalt der Ciuchonett.
wendige Bedingung für die Vegetation des Pilzes waren, und
dass der Einfluss der Mineralsalze sich sehr bemerkbar machte.
Das interessanteste Ergebniss war aber der Einfluss der Zink-
salze — essigsaure und schwefelsaure — auf die Entwicke-
lung des Pilzes; bei der Gegenwart von nur Vso^ooo schwe-
felsaurem Zinkoxyd in der Nährstofflösung war die Ernte 3
bis 4 mal so gross, als ohne ein Zinksalz. Der Mangel an
Eisensalz wirkte ebenso nachtheilig. Daneben wurde der
schädliche Einfluss anderer Metallsalze unzweifelhaft festge-
stellt, ^/ioojooo salpetersaures Silberoxyd in der Nährstoff-
lösung verhinderte jede Weiterentwickelung des Aspergillus;
vom Sublimat genügt hierzu Vöooooo-
(Im Maiheft des Archivs 1870 findet sich S. 278 eine
Mittheilung von M. Freitag über den Einfluss des Zinkoxyds
und seiner Verbindungen auf die Vegetation, derzufolge das-
selbe keinen bemerkbaren Einfluss auf den Keimungs- und
Waohsthums - Process der höheren Pflanzen ausübt, keine
Störung auf die Samenbildung hervorbringt und ein Gehalt
an Galmei, Zinkoxyd oder anderen löslichen Zinkverbindun-
gen im Boden für die auf ihm erzeugte Vegetation ohne alle
Bedeutung ist. — Eine andere Erfahrung besagt, dass Pflan-
zen, in Zinkge&ssen gezogen, zu Grunde gehen.)
Sbg.
Einfluss der Düngung auf den Alkaloidgehalt der
Cinehonen.
Die auf Broughton's Veranlassung in den Ostindi-
schen Chinaplantagen angestellten Versuche haben ergeben,
dass durch Düngung der Bäume mit Guano oder schwefel-
saurem Ammoniak der Alkaloidgehalt der beiden Species
Cinchona succirubra und C. officinalis wesentlich gesteigert
wurde, und zwar sowohl im Allgemeinen der Totalgehalt
an Cinchonin, Chinin und Cinchonidin, wie im Besondem an
Chinin. {The Pharmac. Journ. and Transact Jan, 1873.
p. 521X
Wp.
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Darstellung und Bigcnaohaften des Pepsin. 459
Darstellung und Eigenschaften des Pepsin«
Die Bemerkung in L. Gmelin's Handbuch der Chemie
„das Pepsin des Handels ist entweder Magenschleimhaut,
abgekratzt und getrocknet, oder ein Gemenge von Pepsin,
Pepton und Stärke, welches ein wenig Milchsäure enthält,"
haben E. Sehe ff er bewogen, über diesen Gegenstand genauere
Untersuchungen anzustellen.
Darstellung. Von wohlgereinigten, frischen Schweins-
magen wird die Schleimhaut abgetrennt j fein zerkleinert und
mit Salzsäure angesäuertem Wasser unter öfterm Umrühren
mehrere Tage macerirt. Ist die abgepresste Flüssigkeit nicht .
ganz klar, so wird dieselbe 24 Stunden bei Seite gestellt,
damit sich aller Schleim absetzt. Der, durch Abgiessen von
Schleim befreiten, Flüssigkeit wird die gleiche Menge einer
gesättigten Chlornatriumlösung zugefügt und sorgfältig ge-
mischt. Das Pepsin wird durch Chlornatrium aus seiner
Lösung abgeschieden und sammelt sich nach mehreren Stun-
den auf der Oberfläche, wo es mit einem Löffel abgehoben,
auf ein baumwollenes Tuch gebracht und durch starkes Pres-
sen von der Salzlösung möglichst befreit wird. Nach dem
Trockenen an der Luft bildet es eine zähe Masse, die je nach
ihrer Dicke ein verschiedenes Aussehen hat; in dünnen Lagen
gleicht es dem Pergamentpapier, in dicken dem Sohlleder.
Die Farbe wechselt zwischen schwach strohgelb bis braungelb.
Ausser wenig Schleim enthält es noch kleine Mengen von
phosphorsaurem Kalk und Chlornatrium.
Gezuckertes Pepsin. Um das Pepsin in diese Form
umzuwandeln, werden die noch feuchten Presskuchen mit
einer gewogenen Menge Milchzucker abgerieben, an der Luft
getrocknet und wieder gewogen, wo das Mehrgewicht der
Masse das trockene Pepsin angiebt. Die Stärke des Präpa-
rats wird bestimmt, indem man ermittelt, wie viel dasselbe
geronnenes Eiweiss bei 38^ C. in 5 — 6 Stunden löst und
setzt dann je nachdem soviel Milchzucker zu, dass ein Präpa-
rat resultirt, von welchem 10 Theile je 120 coagulirtes Ei-
weiss lösen.
Reinigung des Pepsins. Wird das ausgepresste
Präparat in angesäuertem Wasser gelöst, und die filtrirte Lö-
sung wieder mit Chlornatrium gefallt, so enthält der Nieder-
schlag nach dem Auspressen zwar keinen phosphorsauren
Kalk und Schleim mehr, lässt sich aber wegen seiner leichten
Löslichkeit in Wasser durch Auswaschen nicht von dem
anhängenden Kochsalz befreien. Wird hingegen der ausge-
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460 DairBtellang und Eigenschaften des Pepsin.
presste Niederschlag lufttrocken gemacht und kurze Zeit in
klares Wasser getaucht, so veriiert er den grössten Theil
des Salzes; diese Operation muss sehr rasch geschehen, weil
das Pepsin sehr rasch aufschwillt und dann seinen Zusam-
menhang verliert Auf diese Weise lässt sich ein Präparat
erhalten, was sich in angesäuertem Wasser zur klaren farb-
losen Flüssigkeit löst. Ganz kochsalzfrei lässt sich das
Pepsin erhalten, wenn man die Presskuchen des gereinigten
Pepsins in Wasser zu einer dicken, schleimigen Flüssigkeit
anschwellen lässt und mit Alkohol von 95 % mischt,
wobei sich ein fast durchsichtiges, schleimiges, gelatinöses
Präparat bildet, welches auf ein Tuch gebracht^ mit verdünn-
tem Alkohol gewaschen, gepresst und getrocknet wird. Die-
ses Präparat hinterlässt beim Verbrennen keine Spur Asche,
nur sind seine verdauenden Eigenschaften geringer, als bei
dem nicht mit Alkohol behandelten.
Eigenschaften des Pepsins. Frisch gefallt, ist es
sehr leicht in Wasser löslich, lufttrocken geworden, löst es
sich langsam und nur in kleinen Quantitäten in Wasser.
Getrocknet, schwillt es in Wasser beträchtlich auf, wird voll-
kommen weiss, zertheilt sich bei heftigem Schütteln zu kleinen
Flocken, die in der Flüssigkeit schwimmen und längere Zeit
vertheilt bleiben-, ein kleiner Theil löst sich. Die wässrige
Lösung reagirt neutral, coagulirt beim Kochen und giebt mit
Alkohol einen gelatinösen durchsichtigen Niederschlag. Mit
Kupfervitriol bleibt die Lösung klar, trübt sich aber nach
einigen Stunden. Sublimat giebt sofort einen weissen Nie-
derschlag. Tannin bewirkt einen weissen copiösen, salpeter-
saures Bleiox^d einen weissen Niederschlag. Der Nieder-
schlag durch Chlomatrium ist characteristisch und interessant.
Kochsalzlösung giebt in einer klaren nicht zu concentrirten
Pepsinlösung einen gallertartigen, durchscheinenden Nieder-
* schlag, der nach dem Umrühren verschwindet und eine leicht
opalisirende Flüssigkeit hinterlässt, die sich nach einiger Zeit
trübt und kleine schwimmende Flocken abscheidet, welche
sich bald zu durchsichtigen Kugeln formen und zur Oberfläche
steigen. Ist die Pepsinmenge in der Lösung gering, so ist
die TrübuDg. und Opalescenz schwer zu sehen, dennoch er-
scheinen die Kügelchen nach einiger Zeit auf der Oberfläche.
Wässrige Pepsinlösung zersetzt sich sehr rasch; schon nach
einigen Tagen scheiden sich kleine Flocken in der klaren
Lösung ab, deren Anzahl sich bei längerem Stehen vermehrt,
und am 4. Tage nimmt das Ganze einen fauligen Geruch an.
Die reine wässrige Pepsinlösung wirkt schwach auf coagnlir-
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r^'
L."
Darstellung und Eigenschaften deä Pepsin. ^ 461
tes EiweiBS; doch wird das Lösungsvermögen durch einige
Tropfen HCl bedeutender.
Eigenschaften des angesäuerten Pepsins. Eine
klare Lösung aus gereinigtem Pepsin 6 Gran, Wasser 1 Fluid -
Unze und 2 Tropfen HCl trübte sich beim Kochen und schied
nach dem Erkalten Flocken aus^ wurde Alkohol zugegeben,
80 blieb zwar die Lösung zuerst klar, setzte aber beim Ste-
hen Pepsinflocken ab. Concentrirte Schwefelsäure giebt eine
leichte Trübung, die bei einem grösseren Säurezusatz oder
beim Verdünnen mit Wasser vorschwindet. Kochsalz giebt
den bekannten characteristischen Niederschlag, Sublimat eine
Opalisirung. Tannin erzeugt einen schweren in HCl löslichen
Niederschlag; Grallussäure giebt keine Reaction. Natroncar-
bonat und- bicarbonat geben eine im üeberschuss des Rea-
genzes lösliche Fällung.
Modificirtes Pepsin. Wird eine Lösung von Na-
troncarbonat sorgfaltig einer Pepsinlösung zugefügt, so entsteht
ein Niederschlag, der $ich nach dfer Trennung von der Flüs-
sigkeit als reines Pepsin erweist; wenig Natroncarbonat mehr
löst es wieder auf und die Flüssigkeit enthält kein Pepsin
mehr, es ist entweder zerstört oder modificirt. Eine mit Na-
troncarbonat alkalisch gemachte und dann mit HCl wieder
angesäuerte Pepsinlösung wirkt auf coagulirtes Eiweiss nicht
mehr. Eine alkalische Pepsinlösung wird durch NaCl nicht
gefallt, unmittelbar beim Zusatz von HCl entsteht ein copiöser,
gelatinöser Niederschlag.
Verdauungswirkungen des Pepsins. Ein Gran
Pepsin, in 4 Unzen HO und 24 Tropfen Salzsäure gelöst, löste
400 Gran coagulirtes Eiweiss in 18 Stunden bei 24® C, und
500 Gran Eiweiss in 6 Stunden bei 40,5® C. Zehn Gran
gezuckertes Pepsin lösten 120 Gran coag. Eiweiss in 4 bis
6 Stunden bei 38® C.
Pepton-Lösung. Wenn Eiweiss durch den Verdau-
ungsprocess in Pepton übergeführt ist, so ist es, vollständig
gelöst eine sehr klare, dünne, schwach, gelbgefarbte Flüssig-
keit, die nach dem Filtriren opalisirend und bei Alkoholzu-
satz anfanglich klar bleibt, hingegen nach 24 Stunden einen
gelatinösen Niederschlag absetzt.
Pepton-Niederschlag. Eine gesättigte Kochsalzlö-
sung, mit dem gleichen Vol. einer Peptonlösung zusammenge-
bracht, giebt einem copiösen, ganz weissen Niederschlag, die-
ser auf einen Filter gesammelt, giebt nach dem Abtropfen,
Pressen und Trockenen eine zähe, weisse Substanz^ welche
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m^^
0
462 Barstellung und Eigenschaften des Pepsin.
^; ; Pepsin, Pepton, NaCl und wenig Säure enthält; in Wasser
wird dieselbe durchscheinend, wie Hörn und löst sich nach
einiger Zeit Die Lösung reagirt sauer und wird durch Hitze
nicht geföUt; HCl verursacht einen weissen schweren Nieder-
schlag,^ der sich bei Wasserzusatz oder in überschüssiger
Säure löst. Alkohol trübt die Lösung, nach einiger Zeit ent-
steht eine Fällung. Sublimat giebt einen weissen schweren
Niederschlag. Coagulirtes Eiweiss, in die wässrige Lösung
gebracht, wird kaum angegriffen; löst sich aber, wenn mit
HCl angesäuert wird.
Verdauende Wirkungen des Pepton-Nieder-
schlages. Die verdauende Wirkung des Niederschlages,
der durch Kochsalzzusatz zur Peptonlösung erhalten wird, ist
bemerkenswerth. In vielen Fällen löst eine Lösung von
1 Gran des Niederschlags in einer Unze angesäuerten HO
100 Gran coagulirtes Eiweiss.
Verhalten des Chlornatriums zu der verdau-
enden Wirkung des Pepsins. Das im Handel vorkom-
mende gezuckerte Pepsin enthält durch seine Darstellung
immer etwas NaCl, durch Alkoholzusatz lässt sich dies zwar
vermeiden, doch hat dieses Product dann eine geringere ver-
dauende Eraft. Grössere Zusätze von NaCl finden ebenfalls
die lösende Wirkung.
Haltbarkeit des. Pepsins. Wässrige Pepsinlösun-
gen zersetzen sich, namentlich bei warmem Wetter, sehr
rasch. Stark angesäuerte Lösungen halten sich zwar länger,
verlieren aber ihre lösende Wirkung. Ein Glycerinzusatz
scheint die Lösung vor dem Verderben zu schützen, ohne auf
die Wirkung einen Einfluss auszuüben. Trockenes Pepsin
verliert durch das Alter nicht an seiner lösenden Wirkung,
löst sich aber etwas langsamer in angesäuertem Wasser.
f.;^ Einwirkung des Pepsins auf Milch. 5 Gran
|*J ;• gezuckertes Pepsin, in etwas Wasser aufgeschwellt, brachten
|ä 12 Unzen Milch in 30 Minuten zur Gerinnung. Am besten
pv^i;. ist es, das Pepsin der Milch im kalten Zustande zuzusetzen
hf-'.;- und dann langsam zu erwärmen. Wird die Milch erst auf
gg 38® C. erwärmt und dann der Pepsinzusatz gemacht, so ist
Wr^: 3 — 4 mal mehr Pepsin nöthig.
ff/- Alkohol und Pepsin sind mit einander unver-
iß- einbar. Es ist unzweckmässig, Pepsin in Tincturen, Elixiren
IJ' oder Weinen zu dispensiren, da Spiritus die Wirkung des
H Pepsins aufhebt. (Uehersetzung der 1872 in PküaddpAta
/' ' ßrschienenen Abhandlung des Verfassen: Pepsin, New, praa*
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1
Nottonia grandiflora geg. Wasserscheu. — Ürspr. d. Zuckers i. d. Harnruhr. 463
ticdl and reliable methöd fe prepare it; its propeHies and
digestive strength. Aus Buchner' s Repert.für Pharm. Bd, XX IL
S. 93.). G S.
Nottonia grandfflora gegen Wasserseheu,
Diese in Indien vorkommende Synanthere hat sich, wie
Major Wheeler berichtet, in der Nähe von Bombay als
. Heilmittel gegen den Biss toller Hunde sehr wirksam erwie-
sen; von sechs Gebissenen wurden nemlich fünf, welche einen
Aufguss des Stängels der Pflanze getrunken hattei^, wieder
hergestellt, während der Sechste, welcher einen solchen Trank
zurückgewiesen, starb.
Ueber Anwendung -und Wirkung giebt die indische Phar-
macopöe noch folgende Erläuterungen. Vier Unzen des fri-
schen Stängels übergiesst man mit sechzehn Unzen kalten
Wassers , lässt über Nacht stehen , presst am andern Morgen
aus, und giebt die klebrige grünliche Brühe auf einmal zu
trinken. An demselben Tage Abends giebt man eine neue
Quantität der Brühe, mit Mehl zum steifen Teige angemacht^
ein. Diese Cur setzt man drei Tage lang fort.
Da indessen häufig auch gleichzeitig die Wunde mit
Aetzmitteln behandelt zu werden pflegt, so wäre noch die
Frage zu entscheiden, ob und welchen Antbeil der Pflanzen-
aufguss an der Genesung hat. (Pharm, Jouf^. and Transact.
Aprä 1873, 852). G. C. W
Ueber den Ursprang des Zuckers In der Harnruhr.
Zur Erklärung der grossen Menge Zucker, welche sich
im Harn der Diabetischen findet, sind bis jetzt nicht weniger
als fünf Theorien aufgestellt worden, ohne dass man mit Be-
stimmtheit sagen kann, welche und ob überhaupt eine von
ihnen richtig ist. Da es aber immerhin von Interesse ist, sie
zu kennen, so wollen wir sie hier kurz skizziren.
1) Theorie von Bouchardat. * Die stärkmehlartigen
Be stand theile der Nahrungsmittel werden durch verschiedene
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464 Uebet den Ursprung des Zuckers in der Harnn
organische Materien in Zucker verwandelt; solc
sind der Speichel, der pankreatische Saft, der alka
dene Magensaft (welcher dadurch seine Eiger
Fleisch aufzulösen, eingebüsst hat). Nach B. c
der meiste, wo nicht aller diabetische Zucker au
Nahrungsmitteln, indem der Verdauungsprocess
sehen anders verläuft, als bei Gesunden.
2) Die Entdeckung der zuckerbildenden Eig(
Leber durch GL Bernard hat zu der Annahme gefiihrt,
dass die Harnruhr eine Folge der durch krankhafte Keizung
des grossen sympathischen Nervs hervorgerufenen übermässi-
gen Entwickelung dieser Eigenschaft sei.
3) Ein fast constantes Symptom der Harnruhr ist eine
grosse Reizbarkeit des Nervensystems. Da nun Cl. Bernard
behauptet, dass die Beizung des Ganglien -Gentrums im
verlängerten Marke einen besondem Einfluss auf die Thätig-
keit der Leber ausübt; ferner, da Flourens annimmt, dass
die Reizung auf dem Boden des Magens die Anwesenheit
des Zuckers im Harne veranlasst, so scheint es gewiss, dass
die Nerven - Gentren die entfernte Ursache dieser eigenthüm-
lichen Veränderung der Functionen des Organismus sind.
4) Wenn in Folge mangelhafter Respiration die Elemente
des Zuckers in der Lunge nicht verzehrt werden, so muss
derselbe sich im Blute anhäufen und in den Harn üb
Reynoso behauptet nun, dass in den meisten Fäl
die Respiration gestört ist, Zucker im Harne auftritt.
5) Man kennt die Wichtigkeit, ja absolute Nothw€
gewisser Alkalisalze im Blute, denn ohne sie wären
teren Metamorphosen einer Anzahl von Excretions-P
unmöglich.
Mialhe hat nun durch Analyse des Blutes
scher dargethan, dass die Alkalien darin mangelhaft
sind. Nach ihm verwandeln sich die mehligen ]
ebenso gut bei Gesunden wie bei Diabetischen in
nur wird bei Jenen der erzeugte Zucker durch die
salze unter Mitwirkung des Sauerstoffs in der Lunge
zersetzt oder verbrannt, was hingegen bei diesen (c
betischen) wegen Fehlens der Alkalisalze nicht mö{
{Nach Dr. Baskam in Medicdl Phess and Circular.).
G. (
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r
Üntersucliungen über Alkaloide. --- Üeber Podophyllin. 465
^ Untersneliuiigen über Alkaloide.
Im Laboratorium des Prof. Hlasiwetz beschäftigt sich
seit längerer Zeit Dr. H. Weide 1 mil der Untersuchung
der Alkaloide, und zwar besonders mit der Absicht, das schon
lange und oft angestrebte Ziel zu erreichen, aus denselben
stickatofiffreie, aber sauerstoffhaltige, wohl characterisirte Ver-
bindungen darzustellen. Dieses Resultat wurde bereits erhal-
ten bei dem Cinchonin, dem Berberin und dem Yeratrin, und
es scheint, dass alle ächten Alkaloide in derselben Weise sich
verhalten. Am weitesten gediehen sind die Versuche mit
dem Cinchonin, welches bei einer in besonderer Weise gelei-
teten Oxydation zwei stickstoffhaltige Verbindungen liefert,
deren eine die Natur einer Säure besitzt, die sehr gut kry-
stallisirt und sehr schön krystallisirte Salze giebt. Diese
Säure entlässt, mit nascirendem Wasserstoff behandelt, ihren
Stickstoff als Ammoniak, und verwandelt sich in eine andere,
stickstofffreie, sehr starke dreibasische Säure, welche gleich-
falls krystallisirt, und nach ihren allgemeinen Eigenschaften
gewissen Pflanzensäuren sehr ähnlich ist. {Annalen der Che-
mie u. Pharm. Bd. CLXVU. p. 88.). Kr.
lieber Podophyllin.
Podophyllum emodi in Indien und P. peltatum (Mayap-
ples, Mandrake genannt) in Nordamerika. Die Blüthen der
letzten Pflanze stehen einzeln und sind vollständig an einer
Art Schaft, welcher unten 1 — 2 Blätter trägt. Die (wilde
Limonia genannt) Frucht ist eine nicht aufspringende, viel-
samige Beere und wird ohne Naehtheil gegessen. Der
Wurzelstock ist giftig und unter dem Namen Ipecac. de la
Caroline als Abführungsmittel in Anwendung. Das Pulver d.
Wurzelst, wird innerlich bis zu 1 g. genommen und hat eine
sehr reizende Wirkung auf die Nasenschleimhaut. Das alkoho-
lische Extract wird fälschlicherweise Podophyllin genannt. Der
im Verdampfungsapparat bereitete geistige Auszug, zur Syrup-
dicke eingedampft, wird mit kaltem Wasser vermischt. Die
harzige Masse, welche sich ausscheidet, ist d. Podophyllin.
Das Pulver hat eine griingelbliche Farbe, einen betäubenden
Geruch und bittern scharfen Geschmack. Ausbeute 3 — 4 7o«
Dieses sogen. Podophyllin, mit Aether behandelt u. s. w.; giebt
Arolu 4. Pbann. lU« Reib«. HLBOf. 9. Heft, 30
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■ U
466 Üeb. d, Natur d. Morphium -Derivates etc. —
eine fast farblose Substanz, welche mit i
kommen löslichen Salzen verbindet und
phyllinsäure genannt ist. (Repert de Fht
Uclber die Natur des Morphium -I
durch Einwirkung Ton Eupferoxyd- Ammoniak auf
Morphium und seine Salze erhalten wird.
Das von Dr. G. Na d 1er nach obiger Weise erhaltene
Morphium -Derivat wurde von Prof. 0. Meister untersucht
und als Oxymorphin bezeichnet. Es besitzt dieselben Eigen-
schaften wie das Schützenbergersche , durch Einwirkung von
salpetersaurem Silberoxyd auf salzsaures Morphin erhaltene,
Präparat und hat die Platinverbindung die Formel
(Ci7Hi9NOSHCl)2PtClS was einen Gehalt von 10,5% Pla-
tin entspricht. {Schweiz. Wbchenschr. [für Pkarmacie* 1873,
S, 255) a S.
Zusammensetzung des Wollfetts.
Das Vliess grobwollige/ Schafe enthält 7 — 12^0 Fett,
das der feinwolligen Schafe 20 — 30 % > j^» sogar ausnahms-
weise bis 60 %. Aus dem in Weingeist löslichen Theile des
Wollfetts erhielt Ernst Schulze direct Cholesterin, indem
er diesen Theil in Aether- Weingeist löste und die Lösung
verdunsten Hess. Der zweite, in Weingeist unlösliche, Theil
des Wollfetts lieferte bei der Zerlegung mit alkoholischer
Kalilauge neben den Kaliseifen eine Masse, aus der sich beim
Verdunsten des Lösungsmittels eine weisse, flockige Masse
ausschied, welche mit Cholesterin vermischt war und die Reac-
tionen des Cholesterin's zeigte. Zur Trennung wurden sie in
den Benzoesäure - Aether übergeführt und die beiden gebilde-
ten Aether durch Krystallisation getrennt und mit KHO*) zer-
legt. Die in Tafeln kryst. Substanz erwies sich als Benzoe-
säure-Cholesterin -Aether C^^H^^o . C^H^O und gab bei dei
Zersetzung neben Kaliumbenzoat reines Cholesterin. Dei
zweite in feinen Nadeln kryst. Benzoesäure - Aether gab be
*) 0 = 16.
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Entdeckung d. Anilinroths etc. — Prüfung d. schwefeis. Thonerde. 467
der Zersetzung ebenfalls Ealiumbenzoat und dabei einen Kör-
per, der die Zusammensetzung des Cholesterins zeigte, also
demselben isomer ist und als Isocholesterin zu bezeichnen ist.
— Das Isocholesterin scheidet sich aus concentrirten wein-
geistigen Lösungen gallertartig, aus verdünnten flockig aus.
Aus Aether und Aceton krystallisirt es in feinen, durchsich-
tigen Nadeln. (Joum. praä. Chem. Bd. 7. Ä 163 f. 1873X
a j.
Entdeckung des Anilinroths (Fnchsln's) In damit
gefärbten Stoffen.
Dieses von Gruiseppe Rom ei empfohlene, ausserordent-
lich einfache Verfahren der Nachweisung von Fuchsin, z. B.
in gefärbten Conditorwaaren, Fruchtsäften, Liqueuren u. s. w.,
besteht darin, dass man den gefärbten Gegenstand in einem
Reagensglase mit einigen Cubikcentimetern Wasser behandelt,
hierauf ein gleiches Volum Amylalkohol zusetzt, tüchtig um-
schüttelt und dann das Ganze einige Minuten der Ruhe über-
lässt. Es sammelt sich dann der Amylalkohol wegen seines
geringeren spec. Gewichtes auf der Oberfläche, und zwar
farblos, wenn die untersuchte Flüssigkeit kein Fuchsin ent-
hielt, dagegen mehr oder weniger roth gefärbt, je nach der
Quantität von Fuchsin, womit der untersuchte Gegenstand
gefärbt war.. Bei Untersuchung eines Rothweins auf Fuch-
sin verfahrt man auf folgende Weise: man nimmt ungefähr
B Cubikoentimeter des Weins und setzt etwas Bleiessig zu.
Diese Behandlung bezweckt die Entfernung derjenigen Sub-
stanzen, welche den natürlichen Wein färben, und welche
ebenfiSlls die Eigenschaft haben, sich in Amylalkohol zu lösen.
Hierauf verföhrt man ganz wie vorhin angegeben. Man er-
hält dann die nemlichen Resultate, mit dem einzigen Unter-
schiede, dass man nach einiger Zeit drei getrennte Schichten
wahrnimmt. (Jahresbef\ d, physik, Vereins zu Frankfurt ajM.
1873. p. 25). Kr.
Prüfung der schwefelsauren Thonerde«
Die schwefelsaure Thonprde enthält oft überschüssige
Schwefelsäure, wodurch ihre Anwendung beschränkt wird,
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I Verfahren zur iStearinfabrication.
D dem Dasein überBchüssiger Schwefelsäure kann man sich
*ch Einrühren des gepulverten Salzes in Alkohol leicht
erzeugen. Die schwefelsaure Thonerde ist in diesem unlös-
i, freie Schwefelsäure dagegen geht in den Alkohol über,
n hat also nur zu filtriren, und mit Lackmus die Reaction
\ Alkohols zu prüfen. Man kann dann auch durch Titriren
Menge dei Schwefelsäure bestimmen. (Retmanns Färber-
tung 1873. Nr. 11. BingWs polyt. Jour. Bd. CCVUL
235).
Kr.
Yerfahren zur Stearinfabrieation.
Professor Bock in Copenhagen hat gefunden , dass die
bandlung der Fette mit Säuren behufs Stearinfabrication
* dann ungenügende Resultate liefert^ wenn die Einwirkung
* Säure auf das Fett zu intensiv gemacht wird. Beobach-
man dabei die geeigneten Yorsichtsmassregeln, so liefert
se Methode, wie Bock es auch in der Praxis bestätigt
unden hat, weit bessere Resultate, wie die sonst übliche
; Anwendung von Kalk. (Polyt. Joum. Bd. OCVUL
230).
Kr.
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469
II. Kleine Mittlieilungen.
üeber den Mineral -Keielitliiim Orieehenlands.
Durch die in den letzten Zeiten in Griechenland aufge-
tauchte Oryctomanie wurden eine Menge von nützlichen
Mineralien aufgefunden; selbe sind:
1) Reiche Eisenerze, um ganz Europa mit Eisener-
zen versehen zu können.
Bloss auf der Insel Seriphos finden sich nach Berechnun-
gen gegen 800,000,000 Tonnen Eisenerze aus Magnet -Eisen-
stein, Thoneisensteinen, Glasköpfen, Brauneisenerzen bestehend.*)
Ebenso finden sich solche auf der Insel Andres, Mykone und
im Feloponnes und Akamanien.
500,000 Tonnen solcher Eisenerze wurden aus England
bestellt, um dort verschmolzen zu werden, indem die Eisen-
ausschmelzungen in Griechenland nicht gelungen sind.
2) Bleisul füret, silberhaltiges in Antiparos, auf der
Insel Mylos und im Laurium- Gebirge und auch im Feloponnes.
3) Zinksulfuret und Galmey auf Samos, Antipa-
ros und Mylos.
4) Antimon-Erze sollen in Chiös und auch auf Samos
aufgefunden worden sein. In Laurium sind selbe jedoch nur
arme Einlagerungen.
5) Chrom-Erze. Chrom-Eisensteine**) mit einem
Chrom -Oxydgehalt von 40 — 48 Proc, in solcher Menge wur-
den solche aufgefunden, um aUe Chrom - Fabriken in Europa
*) Aus diesem Grunde wurde diese Insel in den alten Zeiten eiserne
Insel Nrjaog ai&rjQn genannt
**) Seltene Chrom -Verbindungen sind auf dem Chrom-Bisenstein, Chro-
mopras, Bhodochrom. <
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Ueber den Mineral • Reioli
versehen zu können. De
Tür 5 Dr. bis 6 Dr. angeka
Manganhyperoxyd-'V
)xyde - Gehalte von 75 — €
n Versuchen bestimmt.
Manganhaltige Eise
id ä 4 — 3 Dr. per Centne
Kupfer-Erze, kupfergi
r, Chalkopyyretes; selbe si
md nicht mit Vortheil in
8 keine Steinkohlen un
Lithographische Ste
iischen Zwecken.
) Meerschaum-Lager.
) Vulcanische Produc
inischeAsche, Puzzuol
r Asche bedeckten Inseln
nach dem Oriente und na(
iihrt wird.
) Mühlstein r Porphyre , Tr
los und Kimolos.
) Bimstein- Masse, zusami
und architektonische Ge(
1.
) Schwefel - Erden in Myl
ren von Mylos wird der 6
europäischen Handel gebr
) Braunkohlen mit einem Kc
1 in neuerer Zeit in Men
aufgefunden.
) Der Haupt -Reichthum i
liehen Marmor-Einla|
lor auf dem Pentelikon, ai
aus dem Phidias und Pra:
1 schönen rothen Marmor
antinea, dem Verde antico
bänderten Marmorsorten der
iel Tinos. Griechenland ki
ten versehen.
)• Endlich ein noch grossen
äer, die ausgezeichneten Th
opylae , die Herkules-Q
n von Hypate, von Kylene,
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r
Notizen über die Farben der alten Hellenen und EÖmer. 471
und die Thermen der Insel Mylos und die grossartige Clia-
lybotherma der Insel Santorin.
Mit Bestimmtheit ist zu sagen ^ dass es kein Land auf
dem Erdboden giebt, das alle Arten grossartigerer Thermen
und Crenen nebst natürlichen Dampfschwitzbädern, Atmo-
und Theioatmolubra- Dampf (Schwefeldampfbäder) besitzt, als
Griechenland und selbe als Schätze der Natur, mit denen die-
selbe dieses Land beglückte, anzusehen sind.
X. Landerer,
Notizen Aber die Farben der alten Hellenen und
BSmer.
Bei archäologischen Ausgrabungen in Athen wurde ein
aus Marmor gearbeitetes Pistill aufgefundenen, ähnlich an
Form derjenigen, deren sich heut zu Tage die Farbenreiber zum
Reiben der Farben bedienen. Auf den untern Theile dieses
Reibesteines war eine sehr festanhängende weisse mit Erd-
tbeilen vermengte Masse, die durch Glühen dem Geruch nach
empyreumatischen Stoffen, nach Harzöl, Wachs entwickelte,
ähnlich den Acryl - Verbindungen. Nach dem Glühen zeigte
sich der Rückstand aus Bleioxyd bestehend, mithin mit Sicher-
heit anzunehmen, dass diese weisse Masse Bleiweiss, das Bi-
metheon der Hellenen, mit einem Firnisse aus Wachs, Harz,
vielleicht aus Mastix bestand und als Farbe für die Marmor-
säulen oder Gefasse diente. Recht unwahrscheinlich ist es,
dass diese Masse, die von den Alten sogenannte (Krj^g)
Kyromatiches war, eine aus Wachs und Mastix besiehende
Masse , deren sich die Alten nach Vitruv zu solchen Zwecken
bedientgn. Andere Farben der alten Hellenen waren:
1) Zinnober, künstlicher Zinnober, den ein Athener, Kai-
lias genannt, um die 92 Olympiade in Athen bereitete.
2) Der Miltos der Alten, eine Ochra rubra.
3) Das Sil auf Sandix, d. i. eine Bleiglätte, gleich dem
Minium.
4) Eine kupfergrüne Jos xestos genannt, nemlich das
von dem metallischen Kupfer abgekratzte grüne Kupferoxyd,
mithin eine grüne Farbe.
5) Die als blaue Farbe dienende war ebenfalls eine
Kupferfarbe, nach meiner Untersuchung ein Malachit, der zu
feinem Pulver gerieben wurde, und eine auf den Mumiensär-
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472 Üebcr die Auaschmelzung der Ecboladen YOn Laurittm.
gen der Egypter sich vorgefiindene Farbs, nach Vitruv
Caeruleum genannt^ soll aus Kupfer mit Salz bereitet
worden sein.
6) Weisse Farben zeigten sich aus Bleiweiss und andere
auf gemalten Thongefassen aus weisser Thonerde bestehend,
und als solche wurde der weisse Thon der Insel Mylos, den
man Tenos Myleae nannte, dazu benutzt.
7) Zu schwarzen Farben diente das Kohlenschwarz und
auch das Beinschwarz, das Atramentum von den Eömem
genannt wurde, und dessen sich in den ältesten Zeiten Apel-
les bediente, um seinen Gemälden einen milden Ton zu geben.
Die Vergoldungen geschahen mittelst Aufkleben der Gold-
blätter mittelst Eiweiss und auf den Mumiensärgen der Egyp-
ter mittelst des Gummi Sarcocollae, das sogenannte Fisch-
leimgummi, das aus der Pflanze Penaea mucronata ausfliesst.
Zum Vergolden metallener Gegenstände diente den Goldarbei-
tern, Chrysochoen genannt, ein Gold -Amalgam aus Gold mit
Quecksilber, das auf die metallenen Gegenstände aufgetragen
wurde. Auch im Homer findet sich eine Stelle, wo der Be-
schreibung des Vergoldens von den Hörnern eines Opferthiers
gedacht wird. X. i.
Ueber die Ausschmelzuiig der Ecboladen ron Lan-
rium.
Ecboladen nennt man in Griechenland die Bleierden, die
in den Laurischen Bergwerken aufgefunden wurden. Selbe
stammen von dem mit dem tauben Gesteine von Bleisulfture-
ten mit abgeschlagener Galene argentifere her, die,,als von
unbedeutendem Werthe, gegenüber den so reichlich ausgebeu-
teten Bleierzen bei Seite geschafft und auf den Bleihalden aus-
gebreitet wurden. Dieses Bleisulfuret wurde durch den Ein-
fluss Tausender von Jahren in kohlensaures, schwefelsaures,
phosphorsaures Bleioxyd umgewandelt, und nicht unwahr-
scheinlich ist es, dass auch die von dem Abtreiben des Sil-
bers sich in Unmasse findende Bleiglätte, die die Alten Mo-
lybdiles, Lytharjinctes , Chrysites, Argyntes nannten, als
unbrauchbar, indem die Alten das metallische Blei zu wenigen
Gegenständen nur verwendeten, mit diesen andern Bleierden
als von beschränktem Nutzen auf diese Schlackenhalden
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üeW die Augschmehsang der Ec^oladen von Lauriuni. 473
geworfen wurden, denn unter diesen Ecboladen*) finden sich
tausende von Trümmern von Kapellen mit Lythärgyum im-
prägnirt und pfundschwere Stücke Lythärgyum wurden unter
diesen Bleierden aufgefunden. Ob die Millionen Tonnen
Bleiglätte, die beim Abtreiben des Silbers als Nebenproduct
gewonnen wurden, durch ßeduction auf metallisches Blei
gewonnen und wozu selbes verwendet wurde, ist nicht zu
bestimmen.
Aus Blei gearbeitet findet man Bleiplatten, Schleu-
dersteine, Bleiweiss zu Farben und Schminken, Psimetheon
genannt.
Nach Berechnungen der Millionen und in Millionen von
Tonnen sich findenden' Ecboladen und Bleierden können aus
denselben für 172 Dillion Frcs. Werth Blei ausgeschmol-
zen werden. Nach andern Berechnungen für 800,000,000 sil-
berhaltiges Blei, aus dem durch die ingeniöse Methode des
Pattinson mittelst Zusatz von Zink das Silber vom Blei abge-
schieden werden kann, indem das Zink mit dem Silber eine
schnellere erstarrende Masse bildet, während das Blei flüssig
bleibt. Aus dem zinkhaltigen Silber wird sodann das Silber
durch Destillation des Zinkes geschieden und durch Kupella-
tion das Silber in reinem metallischen Zustande erhalten.
Um jedoch diese Bleierden zu gewinnen, müssen diese
mit taubem Gesteine, mit sand- und thonerdehaltigen Erdarten
gewonnenen Bleierden durch einen Waschprocess concentrirt
werden und aus diesen werden 8—10 Proc. Bleierden gewon-
nen. Werden diese sodann • mittelst Steinkohlentheer, oder
Steinöl nach meinen Versuchen, aus Zante, das Pissasphaltum-
Maltha des Herodot, wo sich selbes in Menge findet und
reichlich mit Wasser gemengt entquillt, und mit Steinkoh-
lenpulver in Ziegelsteinfcrm gebracht und in Hochöfen, Feuer-
öfen oder Fabriköfen verschmolzen, so lässt sich daraus das
silberhaltige Blei gewinnen.
Aus den seit den althellenischen Zeiten, seit den Zeiten
des Perikles nutzlos dagelegenen Blei - Schlacken, Skorien, die
noch 5—8 — 10 bis 14 Proc. silberhaltiges Blei enthielten
und enthalten und seit 8 — 10 Jahren ausgeschmolzen werden,
wurden*durch eine Französisch -Italienische Gesellschaft mehr
als 60 Millionen Frcs. an Werth des Bleies gewonnen.
Diese Ecboladen beschäftigen die ganze hellenische und
europäische Welt.
♦) Dieses Wort Ecboladen stammt von dem griechischen Zeitwort
ixßukXetv abscheiden, wegwerfen als unnütz, ab.
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474 Litefatur und Eritü
Diese laurisohen silberhaltigen B]
Alten ihr Silber gewannen, das Peri
ganzen Welt angestaunten Monumente
langen Mauer, Pyraeus etc. verwendet,
Schwefel 12 und Schwefelsilber. Ar
Bleies können 5 — 7 Quentchen Silbei
Glück auf! nach des Bergmannes Spr
X.
C. Literatar und
Die Pharmacopoea Germanica, verglic
Ausgaben der Pharmacopoea Borussi
Supplement etc. Für Apotheker, Ai
und Droguenhändler. Von B. Hirscl
borg (Schlesien). 1. 2. 3. Lieferung.
Verlag der Königlichen Geheimen (
(R. V. Decker).
Der durch frühere Arbeiten rühmlichst
fert auch in dem vorliegenden Werke den ]
denden Thätigkeit, da er nicht allein die
genannten Pharmakopoen mit einander yergleic
Fällen eine auf selbständige Versuche gestütz
in den genannten Werken enthaltenen Gegensts
den; aus Eandbemerkungen ist ersichtlich, ol
German. gegen sämmtliche der in Betracht gea
Bezug ai^ einige derselben neu sind, oder o
und Vorschriften yon den früheren abweichen.
Bei den l)roguen und denjenigen Präpan
nicht selbst darzustellen pflegen , findet sich eii
der Pharmakopoe, meistens ohne weitere Zusät:
welche eine ausführliche Besprechung erfahre]
weit wieder gegeben, als es die Bearbeitung
des Werkes möglichst zu beschränken ist dies
lenswerth, doch könnte man in Eüksicht auf
sehen, dass auch bei den von Fabriken gelie
Btellungsmethoden angedeutet wären, damit d
chemischen Werkes in den Fällen, wo es nur
ankommt, erspart würde. — Möge es gestatte
tenden Bemerkungen einzelne Artikel besonders
Acetum. £s findet sich nicht angegeben,
fremde Säuren zu verfahren hat.
Acet. pyrolignos. crud. Verf. h^t dafüi
6% Monohydrat nur den Minimalgehalt bezeicl
waare häufig 8, 10 ja auch 11 7o Säuregehalt <
Acid. acetic. Es wird die Vorschrift (
welcher wasserfreies essigsaures Natron, mit d
gemengt^ destiUirt werden soll; besonders emp
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litemtur und Kritik 47^
Üieoretischon Ausbeute einer Säure von grosser Beinheit erhalte. Dagegen
wird Ton der Vorschrift der 7. Auflage derselben Pharmakopoe (Destillation
von wasserfreiem ossigs. Natron mit ^ At. Schwefelsäure), welche von
anderer Seite für die zweckmässigste gehalten wird, angegeben, dass man
.eine geringere Ausbeute einer meist nicht völlig reinen Säure bekomme.
Ferner wird aufmerksam gemacht, dass die Angaben der Pharm. Germ,
über Schmelz- und Erstarrungspunkt undeutlich gefasst seien tand dass
die Forderung, 10 Th. Säure sollen 1 Th. Citronenöl lösen, nicht gerade
die allerstärkste Säure verlange.
Acid. acetio. dil. Auch hier glaubt Verf. der Vorschrift der 6. Auflage
Pharm. Boruss., nach welcher die Destillation unter Wasserzusatz vorzu-
nehmen ist, den Vorzug zuerkennen zu müssen vor der der 7. Auflage,
wo kein Wasserzusatz stattflndet. Die Menge der Schwefelsäure entspricht
nicht völlig 2 Atomen auf 1 At. essigs. Natron. Bekanntlich wird von
Mohr die Ansicht vertreten, dass man nur 1 Atom Schwefelsäure anwen-
den soU, während Hager 2 Atome für erforderlich hält.
Acid. benzoic. Einrichtung des Apparates zur Sublimation ist genau
beschrieben und vorheriges Austrocknen der gröblich gepulverten Benzoe
durch Stehenlassen über zerstossenen Aetzkalk angerathen.
Acid. boricum. Zur Zersetzung des Borax wird zweckmässig Salz-
säure empfohlen, da Schwefelsäure schwieriger von den Krystallen zu ent-
fernen ist.
Acid. carboüc. Grösstmöglichste Reinheit der krystallisirten Säure
wird, wie das Löslichkeitsverhältniss in "Wasser ergiebt, von der Phar-
makopoe nicht verlangt. Zur Prüfung der rohen Säure wird Darstellung
des sulfocarbolsauren Baryt- oder Bleisalzes und Glühen einer gewogenen
Menge desselben vorgeschrieben.
Acid. hydrochloric. Es werden die Mengenverhältnisse der Pharm.
Bor. VI (1 und 2 Atome) empfohlen und bemerkt, ^ass man zweckmässig
gereinigtes Kochsalz verwende, um Spuren Jod und Brom zu vermeiden.
Das Verfahren bei der Destillation ist genau beschrieben. Hinsichtlich
des von der Pharmakopoe verlangten Prüfung mit Silbersalpeterpapier
wird erwähnt, dass man, wenn Schwärzung desselben bei gleichzeitiger
Schwärzung des Baumwollenpfropfs stattfinde, den Versuch wiederholen
müsse, nachdem durch einen geringen Ueberschuss von übermangansaurem
Kali die schweflige Säure zerstört sei, weil möglicherweise die Färbung
des Silberpapiers von Schwefelwasserstoff herrühre. Es hätte bemerkt
werden können, dass man bei der Darstellung auf Verwendung einer
arsenfreien Schwefelsäure besonders zu achten hat.
Acid. hydrochlor. crud. soll jetzt frei von Arsen sein und auf diese
Verunreinigung nach Bettendorfs Verfahren geprüft werden.
Acid. lacticum. Verf. bemerkt, dass die vorgeschriebenen Prüfungen
nicht eine etwaige Verunreinigung mit Zucker, Gummi oder Glycerin
berücksichtigen, fügt aber keine weiteren Angaben hinzu.
Acid. nitricum. Bei reinen Salzen entscheidet sich Verf. für Ver-
wendung von Katronsalpeter, bei weniger reinen für Kalisalpeter. Eec-
tification der rohen Säure glaubt derselbe nicht empfehlen zu können,
doch ist zu den namhaft gemachten Versuchen eine Säure von nur 1,386
spec. Gewicht benutzt worden. Dass die Pharmakopoe auf die so häufige
Verunreinigung mit salpetriger Säure keine Eücksicht nimmt, wird her-
vorgehoben.
Acid. nitric. fumans. Die Darstellung wird genau beschrieben und
den Vorschriften der letzten preussischen Pharmakopoen der Vorzug gege-
ben vor der Methode, salpetrigsaure Dämpfe in höchst concentrirte Sal-
petersäure zu leiten.
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L:^ 476 Literatur und Kritik.
^f ' Acid. phosphoricum. £s wird angerathei
^ bade vorzunehmen; ich ziehe freies Feuer vor
jf torte aufwärts und leite durch ein angefugtes G
|l^~ den Dämpfe ins Freie. Ob die Salpetersäui
^^f ^ man zweckmässig durch einen über die Sohaale
Jf/ befeuchteten Glasstab. Vor der Behandlung
k]/ die Säure zu verdünnen.
f/"', Acid. tannic. Verf. hebt hervor, dass mai
^ /- völlig lösliche Gerbsäure erhält, wenn man die
fe^ Schaale so lange erwärmt, bis Aether und '\'V
^: ; nicht mehr wahrnehmbar sind, und erst nach (
b- Aether acetic. Die Vorschrift der Pharm. Bo
^^ tronsalz fast 2% At. Schwefelsäure und fast 1 74
für besser gehsdten, als die von Hager um
Katronsalz 2 At. Schwefelsäure und 1 Alkoh«
Beschreibung des Verfahrens werden Versuc
gegen Hager's Verfahren ausgesprochne ürtl
lieh der Ausbeute wird bemerkt, dass bei Be
Kolbens 90 — 91%, bei einem kurzhalsigen
tischen Ausbeute an reinem Essigäther gewonn
lation etwa gleicher Atome Alkohol, Schwefelsäi
nach Duflos — beobachtete Verf. ebenfalls Mai
Alumina hydrata. Man soll etwas mehr kofa
als die Pharmakopö vorschreibt, um Bildung basi
Aq. amygdal. amar. Destillation über fr
düng kalkreiohen Wassers etc. wird empföhle
Säuregehalt ist die gewichtsanalytische Methode
nes Erachtens, bei dieser sich so häufig ff
maassanalytische Methode besonders anzurathex
Aq. calcariae. Mit Becht wird auftuerb
ersten Auszuge des Kalkes etwaige Verunreinig
Verbindungen enthalten sind.
Aq. lauroceras. Vom Verf. ist nicht b€
hält, die von der Pharmakopoe verlangte Stärl
Handel auch verfälschte oder corrigirte Waare
Argent. nitric. cryst. Um vollkommen
wird vorgeschlagen, das geschmolzene zu lösen
Argilla. Auf die Unklarheit des Ausd
gewiesen.
Atrop. sulfur. Fällung einer Lösung ii
kohlensaures Natron zeigt Gehalt anBelladonn
den Pflanzenbase.
Bismuth. subnitric. Es wird bemerkt, das
Eindampfen die Entfernung etwa vorhandenen
Krystallisirenlassen bleibt meistens Kupfer in
lieh erscheint es, ob überhaupt Krystallisirenli
muss man sich in den wenigen Fällen, in dei
Schriften giebt, auch an diese halten.
Caloar. carbon. praecip. Mit Eecht wii
wünschenswerth gewesen, wenn die Pharmakopc
gegeben, da bekanntlich durch Fällung in de
sehr verschiedene Producte erzielt werden,
erstere Methode, weil ein lockeres, leicht
gewonnen werde, doch ist zu berücksichtigen,
Auswaschens auch leichter eine Verunreinigung
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Literatur und Kritik. 477
Calcaria cMorata. Die bei der Prüfung auf Gehalt an wirksamen
Chlor zu beobachtenden Vorsichtsmassregeln sind genau angegeben.
Carbo animalis. Die von der Pharmakopoe vorgeschriebene Mischung
von Fleisch und Knochen soll 15 — 17% Kohle geben, die zu etwa »/s
aus phosphorsaurem Kalk besteht.
Gera. Eine bequeme Methode zur Bestimmung des spec. Gew. des
weissen Wachses wird beschrieben , von weiteren Prüfungen auf Verfäl-
schungen nur erwähnt, dass das Verfahren ziemlich umständlich sei; für
Gera flava wird zur Nachweisung von Fettsäuren Kochen mit einer Lösung
von Aetznatron empfohlen.
Chinin, hydrochloric. Die Vorschrift der Pharm. Bor. VI wird mit
der Abänderung, 18 Tb. schwefelsauren Chinins statt 16 anzuwenden, für
gut erkannt.
Chinin, sulfuric. Zu beachten ist die Aufbewahrung in gut verschlos^
senen Gefässen, da das Salz 8% seines Gewichts durch Verwitterung
verlieren kann.
Chinin tannic. Verf. hat 'gefunden , dass auf 1 Theil Chin. sulfur.
2Ys Th. Acid. tannic. ausreichen und dass 100 Th. schwefelsauren Chinins
300 Th. Ausbeute liefern, mehr, als nach der Hagerschen Formel für
dieses Präparat möglich wäre. . Der ausgewaschene Niederschlag ist in
allergelindester Wärme zu trocknen.
Chinin, valerianic. Der Bereitung aus reinem Chinin und Baldrian-
säure wird der Vorzug vor der Zersetzung des schwefelsauren Salzes mit
baldriansaurem Alkali zuerkannt.
Cbloral. hydrat. cryat. Der üebersetzung des Textes sind keine
weiteren Angaben zugefügt, namentlich auch nicht eine Ansicht darüber
geäussert, ob die Forderung eines vollkommen neutralen Präparates eine
gerechtfertigte ist.
Chloroform. Es wird auf die vom Verf. im Archiv Bd. 157 S. 137
ff. veröffentlichte Arbeit verwiesen.
CoUodium. Die zweite Vorschrift der Pharmakopoe zur Darstellung
der CollodiumwoUe wird für die bessere erklärt und betont, dass das
Säuregemisch vor Eintragung der Wolle auf 10 — 15 ^C. abgekühlt
sein muss.
Gort. chin. Galys. Der Forderung der Pharmakopoe, dass die Binde
1:— 2 Gentimeter dick sein soll, wird zugestimmt.
Cnpr. ozydat. Fällung von Kupfersalzen mit ätzenden oder kohlen-
sauren Alkalien wird empfohlen, weil auf diese Weise ein lockereres Prä-
parat, als durch Glühen der salpetersauren Verbindung erhalten wird.
Cnpr. sulfuric. Es wird auf die verschiedenen ijigaben der Pharm.
German. über die Löslichkeit in Wasser des rohen und des reinen Salzes
hingewiesen.
Extraeta. Der Artikel bringt Zusammenstellungen über die verschie-
denen Bereitungsarten der Extracte, über die verschiedenen anzuwenden-
den Lösungsmittel, über die Löslichkeit in Wasser, die geforderte Con-
sistenz und Aufbewahrungsart, sowie eine Tabelle über die Ausbeute.
Auch wird eine interessante Abhandlung über die Leistungen der verschie-
denen Arten von Pressen und über das Abdampfen gegeben. Aeusserun-
gen über die Zweckmassigkeit der neuen Vorschriften für Extr. absinth.
und millefolii finden sich nicht.
Extr. oamis Liebig. Es werden Liebig's Anforderungen an ein gutes
Fleischextract namhaft gemacht und darauf hingewiesen, dass auch Extraot
aus anderen Quellen, als der Fray- Bentos Compagnie den Anforderungen
4er Pharmakopoe entspreche. Verfasser glaubt, dass in der Bezeicbnun«
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478 Literatur und Kritik.
Eztr. camis Liebig keine Verpflichtung liege , nur ein Extract zu verwen-
den, bei dessen Erzeugung Liebig geschäftlich betheiligt war.
Ferrum und dessen Präparate, üeber die Bereitung der yerschiedenen
Eisenpräparate finden sich recht treffende Bemerkungen. Bei Ferr. oxyd.
fusc, sind die zu beachtenden Yorsichtsmassregeln herrorgehoben, durch
welche ein Hydrat mit 3 Atomen Wasser erhalten wird und Versuche an-
geführt, aus welchen gefolgert wird, dass dieses Präparat beim Trocknen
Kohlensäure aus der Luft anziehe und mechanisch festhalte. — Die für
Ferr. phosphoric. vorgeschriebene rasche Filtration und das Trocknen in
niederer Temperatur werden als wesentlich zur Erzielang eines guten
Präparates anerkannt. — Zu Ferr. pyrophosphor. c. ammon. citric. wird
bemerkt, dass das Eisenchlorid keine freie Säure enthalten dürfe und die
Fällung in der Kälte geschehn müsse. — üebereinstimmend mit meinen
Beobachtungen wird bei Ferr. reduct. angegeben^ dass die von der Phann.
Oerm. verlangte schwarze Farbe dem reinen Eisen nicht eigen ist; dass
übrigens kein reines Eisen unter dieser Bezeichnung verstanden wird, geht
daraus hervor, dass beim Digeriren mit Bromwasser nicht mehr als
die Hälfte ungelöst bleiben soll. Schwieriger dürfte die Forderung,
dass es sich in Salzsäure unter Entwicklung eines geruchlosen Was-
serstoffgases lösen soll, zu erfüllen sein. — Bei Berichtigung eines Feh-
lers (wohl Druckfehlers) in der von der Pharmakopoe gegebenen Formel
für Ferr. sesquichlorat. nimmt Verf. Gelegenheit, sich gegen die Anschau-
ungen der modernen Chemie auszusprechen, und möchte Ich nur, ' ohne
die schon von so vielen Seiten besprochenen Gründe für und wider zu
widerholen, beiläufig bemerken, dass ich in diesem Falle die Ansichten
des geehrten Herrn Verfassers nicht theile. — Zu der Notiz, dass das
durch Fällen mit Alkohol gewonnene schwefelsaure Eisenoxydul nach
Barckhausen weniger als 7 Atome Wasser enthalte , möchte ich auf Fre-
senius' quantitative Analyse (5. Auflage S. 752) verweisen, wo sich für
das Salz, weiches man durch Eintropfenlassen der concentrirten wässrigen
Lösung in das doppelte Volum Weingeist erhält, die Formel FeO. SO^ -|-
HO + 6 aq. findet.
Glycerin. Die beigefügte Formel für das officinelle Präparat ist für
den ersten Augenblick undeutlich, weil -{~ ^^^d — Zeichen dicht neben
einander stehen, letzteres aber nur in Bücksicht auf den Spielraum des
spec. Gewichts 1,23— 1,25 Verwendung gefunden hat. — Es wird darauf
hingewiesen, dass von der Pharmakopoe die Verdampfungsprobe nicht
mehr angeführt wird.
Hydrargyrum und dessen Verbindungen. Das durch Prapariren des
sublimirten Calomel erhaltene Pulver soll 8 — 10 mal grössere .Stückchen
darstellen, als das des* durch Dampf bereiteten; es wird aufmerksam
gemacht, dass nicht die eine Art statt der anderen dispensirt werden
darf. — Beim Reinigen des Quecksilbers soll die Hälfte der vorgeschrie-
benen Menge Salpetersäure genügen; nachheriges Erwärmen im Dampf-
bade wird für überflüssig erklärt, da das Wasser sich leicht durch Trocknen
mit Fliesspapier entfernen lasse. Auch die empfehlenswerthe Methode des
Eeinigens mit Eisenchlorid und die Destillation des Quecksilbers werden
besprochen. — Beim Jodür werden die zu beachtenden Vorsiohtsmass-
regeln, um Jodidbildung zu vermeiden, angegeben. — Da bei der Vor-
schrift zu Hydr. oxydat. via humid, par. die Menge des Aetznatrons nui
eben ausreicht, so soll man sich überzeugen, dass die überstehende Flüs-
sigkeit stark alkalisch reagire, weil auch hier leicht ein basisches Salz
entsteht. Nach der Pharm. Germ, soll sich das Präparat fast vollständig
yerflüchtigen; Verf. hält dafür, dass dieses Präparat eher in vollkomm«
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r
Literatur und Kritik.
479
ner Eeinbeit herzustellen ist, als das durch Präpariren dargestellte Queck-
silberoxyd.
Kali acetic. Verdampfen über freiem Feuer wird empfohlen; bei die-
ser Gelegenheit werden Rathschläge ertheilt, welche man zur Conservirung
TOn Porzellanschaalen zu beachten hat.
Kali carbonic. Gelbfärbung der Löthrohrflamme soll erst bei einem
Katrongehalte yon 5% erkennbar sein; da eine solche rohe Pottasche zu
verwerfen, so könne 'man bei einer mit niedrigerem Natrongehalte die
Stärke durch Neutralisation mit einer Säure yoh bestimmtem Gehalte
ermitteln. Hinsichtlich der gereinigten Pottasche wird erwähnt, dass man
die Kieselerde durch doppelt kohlensaures Kali oder durch kohlensaures
Ammoniak unlöslich machen und durch nochmaliges Lösen entfernen
könne. Auch wird die Forderung der Pharm. Germ, kritisirt, dass die-
ses Präparat 15 — 18 7o. ^^sser enthalten solle, während bei Kai. carb.
pur. nichts über Wassergehalt gesagt sei.
Kali tartarie. £s wird wieder darauf hingewiesen, dass man augen-
blicklich das Kali billiger im Carbonate, als im Bicarbonate kaufe.
Manche der bei der Darstellung zu beobachtenden Vorsichtsmassregeln
werden angegeben.
Kalium bromat. Verschiedene Vorschriften werden besprochen und
die Yon.der Pharm. Germ, gestellten Ansprüche erklärt.
KaÜum jodat. Zur Darstellung werden die Methoden mit Eisenjodur-
Jodid, Lösen in Aetzlauge und Zersetzen von Jodbaryum durch schwefel-
saures Kali empfohlen.
Kalium sulfurat. ad baln. Die Bereitung wird ausführlich besprochen
und die von Wittstein angegebene Methode (unter Wasserzusatz) als nicht
empfehlenswerth bezeichnet.
Kamala. Zur Entfernung von Sand wird Abschlämmen mit Wasser
empfohlen: doch ist zu berücksichtigen, dass nicht alle Handelswaare auf
diese Weise genügend gereinigt werden kann.
Liq. ammon. acet. Verschiedene üngenauigkeiten in der Vorschrift
der Pharm. Germ, werden hervorgehoben.
Liq. ammon. caust. spir. Ein starker wässriger Salmiakgeist wird
liier für zweckmässiger zur Ammoniakentwicklung gehalten, als ein
Gemisch von Ammoniaksalz mit Kalk.
Liq. ammon. succin. Es hätte erwähnt werden können, dass man
sich vor doppelt kohlensaurem Ammoniak zu hüten habe, welches sich
häufig in dem kalt bereiteten Liquor vorfindet.
Liq. ferri acet. Auf eine Unrichtigkeit der Vorschrift, der Pharm.
Germ., wird hingewiesen und dargelegt, wie man am besten zu verfah-
ren hat.
Liq. ferri chlorat. Einige Verbesserungen zu den Angaben der Phar-
makopoe werden vorgeschlagen.
Liq. ferri sesquichlor. Der Oxydation der Eisenchlorürlösung durch
Salpetersäure und Salzsäure in den richtigen Verhältnissen wird der Vor-
zug zuerkannt; Verf. ist der Ansicht, dass ein von Oxychlorid freier
Liquor kein höheres spec. Gew. als 1,472 haben könne.
Liq. Kali u. natr. caust. Die Darstellung beider ist genau beschrie-
ben. Für wünschenswerth wird es erklärt, dass bei Herausgabe einer
neuen Pharmakopoe das speo. Gew. so normirt würde, dass gleiche Gewichts-
theile beider dieselbe Menge von Säure sättigten oder, wie Verf. es nennt,
die Flüssigkeiten dasselbe Aequivalent hätten. Dieselbe Einrichtung wird^
hinsichtlich mehrerer Säuren gewünscht.
Liq. natri chlorati. Wieder wird vom Verf. eine irrthümliche An-
l^abe der Pharm. Genn. berichtigt; der geforderte Minimalgehalt von öp/m
jm
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480 Literatur und Kritik.
an wirksamem Chlor ist zu niedrig. Wenn man genau nach der Vorschrift
mit Materialien ?on der richtigen Stärke arbeitet, kann derselbe über 27
p/m betragen. Auch wird darauf hingewiesen, dass die bei der Darstel-
lung inne zu haltende Temperatur nicht ?orgeschrieben ist.
Liq. plumbi subacet. Es wird bestätigt, dass man bei vorsichtiger
Arbeit stets das vorgeschriebene spec. Gew. erzielen kann.
Liq. stibii chlorati. Mehrere Vorschriften werden besprochen und
hinsichtlich derjenigen der Pharm. Germ, die Uebelstände angegeben,
welche aus der Verwendung einer so schwachen reinen Säure resultiren.
Lithium carbonic. Verf. bemerkt, dass eine Angabe der Pharm.
Germ. — Löslichkeit in Spiritus — nicht mit der Gmelin's, Wittstein's,
Hager's u. A. stimme»; ich stellte deshalb Versuche an und fand, dass in
Spiritus und Spiritus dilutus nur Spuren löslich sind.
Lycopodium. Die unterscheidenden Merkmale für Pollen von Pinus
und Corylus werden angegeben.
Magnes. lactica. Abermals ist vom Verf. eine irrige Angabe der
Pharm. Germ, notirt; beim Glühen des Salzes soll nemlioh die Hälfte des
Gewichts an Magnesia zurückbleiben, während nach der Zusammensetzung
nur 15 — 16% Magnesia vorhanden sind. Uebrigens hat sich bei Auffüh-
rung eines vom Verl angestellten Versuchs ein Druckfehler eingeschlichen;
0,520 Substanz sollen 0,92 (17,69 7o) ^^^^ Glühen hinterlassen haben.
£b muss heissen: 0,092. Nach Angaben im Gmelinsehen Handbuche hin-
terlässt die wasserfreie Verbindung nur etwa 20% Magnesia.
Magnes. sulfuric. sicc. £s wird darauf hingewiesen, dass die Phar-
makopoe nur den in massiger Wärme entweichenden Gebalt des Krystall-
wassers entfernt haben will.
Mangan, hyperoxyd. Der durch die geforderte Prüfung nachgewie-
sene Gehalt an Manganhyperoxyd beträgt nach Verf. nicht 60, sondern
62,74%.
Mel depurat. Die Vorschrift wird für zweckmässig erklärt, nur hin-
zugefügt, dass das Verdampfen des Filtrats unter stetem Umrühren zu
erfolgen habe.
Natrum bicarbonic. Das Verfahren zur Prüfung mit Quecksiberchlorid
ist genau auseinandergesetzt.
Natr. phosphoric. Es wird Ausziehen gebrannter Bjiochen mit Salz-
säure, Fällen des phosphorsauren Kalks durch Kalkmilch, Zersetzen des-
selben durch Schwefelsäure und Neutralisation der Phosphorsäure mit
kohlensaurem Natron empfohlen.
Natr. pyrophosphor. ferrat. Die neuesten Untersuchungen Kieckher's
sind in Betracht gezogen.
Natr. subsulfuros. Es wird bemerkt, dass zur Erzielung einer farblosen
Lösung auf 1 Th. Jod nicht, wie die Pharm. Germ, sagt, 1 Th., sondern
2 Th. des Salzes erforderlich sind.
Olea aetherea. Die Vorsichtsmassregeln bei der Darstellung, die Aus-
beute und Prüfungsmethoden sind ausführlich besprochen.
Bissendorf, Septbr. 1873. Dr. S. Kemper,
Druckfehler:
Auf S. 432 Z. 4 von unten muss es heissen: „Ankerit'^ statt Anthraconit.
fiftUe, Buchcbrttck^r«! 4m W«ii«nhüu««at
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r
AKOHIV DER PHARMACIE.
3. Keihe, 3. Band, 6. Heft.
A. Originalmittheilnngen.
J. Pharmacie, pliarmaceut. und phys.
, Oliemie.
Die Prüfungen des Wasser's für die Zwecke der
Cfesundheitspflege.
Von E. Reichardt.
Die nachstehenden Zeilen entspringen den so oft, auch
mir gegenüber, wiederholten Fragen, wie ein Wasser zu prü-
fen sei, um dasselbe als gutes oder verwerfliches Genuss-
wasser zu bezeichnen, ob es nicht besser sei, eiüe allgemein
anzuwendende Prüfungsmethode einzuführen, ob der Gehalt an
Salpetersäure auch thatsächlich so gefährlich sei, u. s. w. u. s. w.,
Fragen, welche rasch gestellt werden können, deren Beant-
wortung aber von sehr verschiedenen Gesicht *;en aus-
geljpn muss, wenn man den Grundlagen der Gesif^^ itspflege
gerecht werden will.
Die früher üblichen Untersuchungen von Wasser gingen
wesentlich darauf hinaus, 'sämmtliche Bestandtheile kennen zu
lernen und dieselben nach gewohnten Regeln zu Salzen zu grup-
piren. Hierbei ist nothwendig, hervorzuheben, dass die Be-
rechnung der Salze in vieler Hinsicht immer eine willkürliche,
persönlichen Anschauungen folgende, sein wird und dass
zunächst für die einfache Beurtheilung der Mischung eines
Wassers diese Berechnung wenig oder gar keine Bedeutung
besitzt; allerdings beruht der geringe Werth dieser Angaben
wesentlich auf der Unsicherheit derselben.
Axarn, d. VhB,rm. III. IletU. ni. Bas, 9, Hft. 81
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482 E. Reichardt, Prüfung, d. Wasser's
Diese vollständigen TJntersuc
bei medicinischen Heilquellen An^
sehr häufig bis auf diejenigen Besta
überhaupt nur in Spuren . in was
so dass es eine Zeit gab^ wo mi
genauesten, umständlichsten Verö^
ragendsten Chemiker beschäftigten sich gerade mit derartigen
Untersuchungen. Allmählich überzeugte man sich jedoch,
dass durch diese mühevollen Arbeiten für den eigentlichen
Zweck der Verwendung der Wasser als Heilmittel wenig oder
nichts erreicht werde.
Diese Art der chemischen Prüfung und Beurtheilung des
Wassers hat in mehrerer Beziehung mit der jetzigen, hier
zu erörternden Aufgabe nichts oder nur sehr wenig gemein.
Jetzt handelt es sich nicht um die Verwendung von Wasser
als Heilmittel, sondern als Nahrungsmittel, Genusswasser, und
erhält hierdurch die Frage eine weit ausgedehntere Be-
deutung.
Die Anregung zu dem jetzt immer mehr in den Vorder-
grund tretenden Verlangen der Beurtheilung des Trinkwas-
sers wurde durch mannigfaltige Beobachtungen veranlasst,
welche das Wasser bestimmter Brunnen geradezu als gef
lieh fiir die Gesundheit hinstellten, namentlich bei (
Auftreten und der Verbreitung gewisser Epidemien.
Pettenkofer suchte den Grund der schädlichen "V
kung in dem Steigen und Fallen des Grundwassers und lei
zuerst auf die Prüfung der in dem Wasser enthaltenen or
nischen Substanz. Die letzte. Zeit führt jedoch n
und mehr auf die Schädlichkeit des Trinkwassers , wenn <
selbe Verunreinigungen aufgenommen hat und kann d
Schädlichkeit recht wohl mit dem Steigen und Sinken
Grundwassers in Beziehung gebracht werden, da das sc)
lieh wirkende Trinkwasser meistens aus dem, mit dem Gri
wasser direct zusammenhängenden, stehenden Wasser
Pumpbrunnen entnommen wird, schädliche Aeusserungen
ersteren also auch auf letztere übertragen werden können,
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H. Jleicliardt, Prüfung, d. Wassei's f. d. Zwecke d. Gesundheitpflege. 483
Durch diese Verkettung der TJmßtände ist die Beurthei-
lung des Trinkwassers eine gesundheitspolizeiliche geworden
und hierbei tritt besonders noch die Aufgabe in den Vorder-
grund, die Untersuchungsresultate so einfach und so verständ-
lich zu geben, dass vor allen Anderen der Laie sich von der
Sachlage überzeugen kann. Die Forderung der Gesundheits-
pflege ist Gemeingut und kann nur dadurch erreicht werden,
dass sich Alle die Hand reichen, und hierzu gehört wiederum
der klare Einblick in die Lage, um mit Verständniss handeln
zu können.
Dies voraus zu schicken, hielt ich für nothwendig, da
das zu erstrebende Ziel stets vor Augen behalten werden
muss und den Gang, wie die für die Beurtheilung wichtigen
Gesichtspunkte beeinflusst.
Der Gegensatz von reinem Trinkwasser und verunrei-
nigtem ist aber vorerst so zu kritisiren, dass man Handhaben
erhält, beide von einander zu unterscheiden.
Alle Quellen sind in ihrem Ursprünge und ihrer Mischung
von der Gebirgsformation abhängig, der sie entstammen, sei
es festes Gebirge, angeschwemmter Boden oder beides ver-
eint. Was lösbar vorhanden, wird nach längerer oder kür-
zerer Zeit in das Wasser gelangen und hier vielleicht local
sehr wichtige, rückwirkende Schlussfolgerungen gestatten.
Dass auch aus den festen Gebirgen Quellen zu uns
gelangen, mit besonderer medicinischer Wirkung behaftet, mit
aufSillig vermehrtem Gehalte eines oder einiger löslicher
Stoffe, beweisen die Vorkommnisse der Sool- und Salzquel-
len, der Gyps- und Eisen wasser. Diese doch seltener vor-
kommenden Fälle lassen sich aber sehr leicht constatiren und
haben für den Gebrauch als Trink- oder Genusswasser kei-
nerlei Bedeutung, würden jedoch nach dem unten folgenden
Kriterium immer unter die Reihe der verunreinigten Wasser
fallen und somit wenigstens als unbrauchbar für die Verwen-
dung als Nahrung bezeichnet werden.
Die an und für sich reinen Quellen enthalten sehr wenig
Alkalisalze, meist an Chlor oder Schwefelsäure gebunden,
wechselnde Mengen von Kalk *und Magnesia und diese als
31»
. - DigitizedbyVjOOQlC
E. Hcichardt, Prüfung, d. Wasscr's f. d. Zwecke d. Gesundheitspflege.
ilensaure Salze, äusserst wenig organische Substanz und
)etersaure8 Salz, meist wiederum an Alkali gebunden.
Durch diese Tbatsache entsteht eine Vereinfachung der
fung. Man bestimmt zunächst nicht die Alkalien, sondern
Chlor, Schwefelsäure, Salpetersäure, organische Substanz,
diese die weit leichter fassbaren, erkennbaren Stofife sind,
ine Quellwasser enthalten nur Spuren von
lor und Schwefelsäure und geben mit Brucin
he meine Grundlagen zur Beurtheilung des Trinkwassers.
Luflage. S. 52.) gar keine Reaction auf Salpeter-
L r e.
Man ist hierdurch in den Stand gesetzt, in sehr vielen
en die Verunreinigung von Wasser durch diese qualitati-
Prüfungen zu beweisen, wenn man vergleichsweise
reines Quellwasser gleichzeitig untersucht.
Die ganz unläugbare, gesundheitspolizeiliche Aufgabe ist,
es Quell wasser als Trinkwasser zu verlangen und even-
L dasselbe, auch selbst mit Aufwand ^hr grosser Kosten,
geschaffen; dem Chemiker fällt die Aufgabe zu, die Rein-
des Wassers zu prüfen und zu be'urth eilen.
Die Zuflüsse des Bodens, welche schliesslich als Verun-
igungen dem Wasser der Quellen, des Untergrundes,
eten, rühren hauptsächlich von den menschlichen oder
•ischen Abwurfsstofi'en her, welche mit oder ohne Absicht,
ununterbrochen dem Untergrunde bewohnter Districte
llen und mit geringerer oder grösserer Schnelligkeit sich
r und mehr verbreiten, auch die tieferen Erdschichten
ichen und hier den für den Genuss als Trinkwasser ange-
m unterirdischen Wasserbecken, den sog. Quellen der
pbrunnen, sich beimischen.
Diese Verhältnisse sind ganz allgemeine und werden
durch die mehr oder weniger dichte Beschafi'enheit des
>ns verlangsamt oder beschleunigt, überall stattfinden, wo
Dberfläche der Erde bleibend bewohnt und dadurch ver-
inigt wird ; je dichter die Bevölkerung, je älter die Stadt,
3sto grösserem Masse muss solche Verunreinigung ein-
iten sein.
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r
^?^*^""
E. Reichardt, Prüfung, d. Wasser's f. d. Zwecke d. Gesundheitspflege. 485
In Folge der Kenntniss dieser keineswegs erfreulichen
Sachlache werden in der Neuzeit Canalisation und möglichst
rasche Entfernung der Abwurfsstoffe eingeführt, sicher mit
bestem Grunde, allein was vor unserer Zeit dem Boden zuge-
flossen, das trifft unsere Quellen und Brunnen, welche wir
im Orte angelegt haben oder neu anlegen, und wenn auch
allmählich durch Canalisation, Abfuhr u. dergl. Besserung
erlangt wird, so kann dies nur äusserst langsam auf die tief
liegenden Brunnen Einfluss haben, auf die Erage der Be-
schaffung von reinem Wasser gar nicht. Das Verlangen, zur
Nahrung reines Wasser zil haben, ist unabweisbar und wohl
auch dem Laien verständlich, dass aus dem längst verunrei-
nigten Boden der Städte u. s. w. überhaupt kein reines Was-
ser zu erlangen ist.
Hierin* liegt auch der Grund, warum von Seiten der
Sachverständigen jeder Pumpbrunnen mit Misstrauen angese-
hen wird, weil dieser das Wasser mit den Zuflüssen der
nächsten Umgebung liefern wird, Quelleitung von Aussen
dagegen aus, der Verunreinigung nicht ausgesetztem Boden
entnommen werden kann und gute Leitung die weiteren Ver-
unreinigungen abschneidet.
Es mag hier hervorgehoben werden, dass diese allge-
meine Auffassungsweise sich zunächst eben auf die allgemein
auftretenden Verhältnisse bezieht, die allgemein zufliessenden
Verunreinigungen zu beweisen sucht, keineswegs auf beson-
dere, namentlich durch Gewerbe leicht hervorgerufene Uebel-
stände Rücksicht nimmt. Diese letzteren sind ganz örtliche
und ebenso zu beurtheilende Vorkommnisse, deren unmittel-
bare Hereinziehung den Einblick nur erschweren würde.
Beispielsweise wurde in dem Orte W. von einer Ger-
berei der arsenhaltige Abfall von der Enthaarungsmasso
einem mit Eischen reich gesegneten kleinen Gebirgsbache
zugeführt. Die Fische starben in grösster Menge und die
chemische Untersuchung des trocknen Bachschlammes, einige
100 Fuss von dem Zuflüsse der schädlichen Masse entnom-
men, ergab nicht weniger als 1,7 Proc. arsenige Säure ! Der-
artige Fälle sind natürlich verwerflich, keinem Menschen,
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E. Rcichardt, Prüfung, d. Wasser's f. d. Zwecke d.
nem Gewerbe darf das Recht
rden, der Oeffentliehkeit angehi
zuvergiftenoder zu verderben; al
rein örtlich zu behandeln und zu bewei
le Beurtheilung der verunreinigten Brunr
diese, gewiss sehr mannigfach möglichen
e Rücksicht nehmen. Immerhin mahnt die
Entnahme von Wasserproben solche örtlid
t zu übersehen.
Sehen wir von diesem vereinzelten Yorl
die allgemein in bevölkerten Districten d(
ten Verunreinigungen auf die Abfälle d
ickzuführen. Diese unterliegen der Fäuln
i der Erde, der Verwesung oder langsame
der Luft oder dem Sauerstoff derselben
i Theilen und da die Luftbewegung au
chten sich erstreckt, so finden wir hauj
Verwesung in solchem Wasser,, welches
entnommen wird. Noch einmal muss
)ben werden, dass zunächst diese Abwurfi
übergehen, da sie selbst so leicht zers
und damit übersättigter Boden von selbst
hwert.
Bringt man hiermit diej. Erfahrungen in V(
gesundheitlicher Beziehung längst festgestel
Producte der Fäulniss gerade die gefährlic
der Pflanzenmassen in den Sümpfen liefe;
wirkenden Gase und in weit höherem Mas
aufende Fäulniss thierischer Stoffe ; Wechsel
lus u. s. w. sind die Beweise dieser schädl
DieEndproducte der Verwesung organischer
säure, Wasser, Salpetersäure, auch S
•Phosphorsäure, sind entweder ganz i
i erst in auffälliger Menge der Gesundheit na
noch dazu, dass die genannten Säuren
lern gebunden vorhanden sind, so kann v(
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E. Reichardt, Prüfung, d. Wasser's f. d. Zwecke d. Gesundheitspflege. 487
theil dieser Salze in den im Wasser vorkommenden Mengen
kaum die S.ede sein.
Vom chemischen Gesichtspunkte aus möchte demnach
die nachtheilige Wirkung auch des verunreinigten Brunnen-
wassers in Produoten der Fäulniss gesucht werden; sicher
muss man annehmen, dass die darin schädlich wirkenden
StoflFe leicht veränderlicher Natur sind, Gährungserreger —
sei es in Form der Organismen, welche durch die ungehörige
Mischung des Wassers sich entwickeln, sei es durch chemi-
sche Verbindungen, die dieselbe überraschende Wirkung
äussern können. — Weder bei den Sümpfen, noch der Fäul-
niss der Leichen ist es erwiesen, was direct schädlich wirkt
und Alles zeigt darauf hin, dass es Fäulnissproducte sind, so
leicht veränderlicher Natur, dass sie bis jetzt den genauesten
Untersuchungen entgehen. So auch bei dem Brunnenwasser
— und daher kann es bis jetzt auch nicht directe Aufgabe
für die chemische Prüfung sein, diese noch unerkannten Dinge
zu beweisen. Diese Forschung wird eine gemeinsame der
Aerzte, der Physiologen, der Chemiker, der Naturforscher
überhaupt bleiben, die jetzt auszuführende chemische Prüfung
der Wasser geht darauf hinaus, die Verunreinigungen zu
beweisen und hat demgemäss weit einfachere, völlig klare
und fassbare Ziele; kann dabei ein Scherflein für die obigen
w^issenschaftlichen Probleme geliefert werden, ist es nur dan-
kenswerth.
In den seltensten Fällen ist man im Stande, im Brun-
nenwasser directe Fäulnissproducte — Amn\oniak in einiger
Massen auffallender Menge oder Schwefelwasserstoff, Kohlen-
wasserstoff — nachzuweisen, sollte es der Fall sein, so ist
ohne alle Frage derartiges Wasser als gesundheitsgefähr-
lich zu bezeichnen; aus obigen Betrachtungen wohl leicht
erklärlich.
Desshalb prüfe ich nur qualitativ auf diese Substanzen,
habe jedoch in meiner schon erwähnten Brochüre über Trink-
wasser sowohl die qualitative Prüfung, wie quantitative Be-
stimmung des Ammoniak's mit aufgenommen.
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488 £. Rcicliardt, Prüfling, d. Wasäer's f. d, Zwecke d, GesundheiUpfleg«*
Das bleibende und nachweisbare Product der Zersetzung
der organischen Materien ist Salpetersäure und nur desshalb
muss der Nachweisung und Bestimmung derselben so grosser
Werth beigemessen werden.
Der Einwand, dass diese geringen Mengen salpetersau-
rer Salze unschädlich seien, ist gewiss begründet, aber noch
weit sicherer der Beweis, dass grössere Mengen salpetersau-
rer Salze nur von der Zersetzung stickstoffhaltiger Substanzen
herrühren können und demnach derartige Zuflüsse existiren.
Kein vernünftiger Mensch kann dann die Schlussfolgerung
umgehen, dass solche Zuflüsse sehr leicht auch nicht völlig
oxydirt und dann aber auch gesundheitsgefährlich auftreten
können. Die Salpetersäure dient demnach als Beweismittel
ungehöriger Zuflüsse.
Meistentheils, aber nicht immer, steigern sich gleichzeitig
die Chloride und schwefelsauren Salze, auch die Talkerde,
da diese sofort durch qualitative Reactionen dem Auge sicht-
bar gemacht werden können, so sind diese vorläufigen Prü-
fungeji oft schon allein hinreichend, die Verunreinigungen
von Wasser zu constatiren.
Lässt man die mit Silberlösung versetzte Probe etwas
länger stehen, so tritt bei Vorhandensein von etwas mehr
organischer Substanz sehr bald ßeduction ein.
^ie mineralischen Bestandtheile der Abwurfsstoffe sind
namentlich Chlornatrium, schwefelsaure und phosphorsaure
Salze, die Bestimmung derselben geschieht vollständig genü-
gend durch die Ermittelung der Säuren. Phosphorsäure fin-
det sich jedoch entweder gar nicht oder nur in Spuren in
dem Wasser, weil Eisenoxyd, Kalk und Magnesia schwer
oder unlösliche Verbindungen damit bilden und somit diesel-
ben abscheiden und den festen Bodenbestandtheilen mit bei-
mengen. In dem Untergründe Hamburg's wurde zuerst die
phosphorsaure Ammoniak - Talkerde — Struvit — nach-
gewiesen.
Während bei sonst reinen Quellen meistentheils die
Schwefelsäure von Kalk gebunden vorkommt, als Gyps, ent-
halten die durch Abfallstoffe verunreinigten Brunnenwasser
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E. Beichardt, Prtlfimg. d. Wasser's f. d. Zwecke d. Gesundheitspflege, 489
oft schwefelsaures Natron, d. h. es sind durch Umsetzung
die leicht löslichsten Alkalisalze entstanden und in wäss-
rige Lösung übergegangen. Aehnlich verhält es sich mit
der Salpetersäure, die ich in der Form von salpetersau-
rem Kali, wie Natron beobachtet habe, sehr oft auch als
Talkerdesalz (vergleiche meine Abhandlung über „mikrosko-
pische Prüfung des Brunnenwassers,*^ d. Zeitschr. 1873. Bd. 2.
S. 481.).
Eben so leicht ist es möglich, und auch von mir beobach-
tet worden, dass sich Chlorcalcium und Chlormagnium vorfiö-
den ; diese Bildung und Umbildung ist erklärlicher Weise von
den Umständen der Mischung des Bodens, der Beschaffenheit
der Abwurfsstoffe abhängig und durchläuft alle die möglichen
Umsetzungen, welche die vorhandenen Substanzen eben erlei-
den können.
So wichtig es für den besonderen Fall sein kann und
so interessant, so wenig sind diese Einzelnheiten für die Be-
urtheilung der allgemeinen Sachlage von Werth, wo es sich
zuerst um die Nachweismittel der Verunreinigung eines Brun-
nenwassers handelt. Hierzu genügt vollständig die so leicht
und sicher ausführbare Bestimmung von Chlor und Schwe-
felsäure.
Aus diesen der Reihe nach gebotenen Betrachtungen
dürfte sich als Resultat ergeben, was als Handhabe für die
Beurtheilung von reinem und verunreinigten Brunnenwasser
zu gebrauchen ist und warum?; nur ein Bestandtheil bedarf
der nochmaligen Besprechung.
Dass man zuerst und allein der organischen Substanz
die entscheidende Bedeutung beigemessen, lag wohl in der
Auffassung begründet, dass eben organische Materien bei
den Abwurfsstoffen in grösster Masse dem Boden zugeführt
werden, ebenso in dgr Neuheit der Frage, die jetzt durch
vielfache Untersuchungen klarer und durchsichtiger geworden.
Je nach den ganz ausser der Berechnung liegenden loca-
len Verhältnissen treten organische Materien unzersetzt dem
Wasser zu, oder mehr oder minder verändert, endlich gehen
sie über in Kohlensäure und Wasser, welche nioHt mehr von
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490 E. Reicbiirdt, Prüfung, d. Wasser's f. d. Zwecke d.
dem anderweitigen Vorkommen zu trennen sin
säure bleibt dann der einzig fassbare Reg
sungsprocesses. Es ist wohl erklärlich, dass (
sehen Substanzen bald mehr haltbar, bald sei
derlich in dem Wasser auftreten können
Bezeichnung „organische Substanz" ein Samm
vorliegende organische Verbindungen Sehr vei
tur, deren Trennung und Nachweisung im Einz
namentlich bei der so bedeutenden Verdünnung
ist. Sehr häufig findet sich organische Substa]
unreinigtem Wasser nur spurweise, weil si
Zersetzung schon weiter vorgeschritten ist ui
wendig, auszusprechen, dass die Abwesenhei
keineswegs allein ein reines Wasser kennzeich
wohl, auf die vorhergehenden Besprechungen 5
Bis hierher wurde versucht, diejenigen S
zustellen und in ihrem Auftreten und ihrer
erörtern, welche zur Beurtheilung der Beinhei
Wassers den nöthigen Anhalt geben und hie
dass die Untersuchung besonders auf Salpete
Schwefelsäure, organische Substanz, wie Kalk-
Bücksicht zu nehmen haben.
Es ist in der That bei vergleichenden P
lieh, schon qualitativ oft genügend Anhalt zur
urtheilung eines Wassers zu erlangen; alleii
theil gestatten doch nur die quantitativen Unte
Bedeutung der Grenzzahle
Sobald quantitative Untersuchungen ang<
ist es zuerst nothwendig, reine Quellen als N(
Die bis jetzt ausgeführten Analysen haljen geni
geliefert, um sichere Grundlagen zu erlangen
Quellen in ihrer Mischung von der Gebirgsform
sind, so müssen die Besultate dem entsprechenc
ken. Diesen Thatsachen zufolge sind bei de
zahlen oft niedrige und höhere Zahlen gestell
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r
E. IReichardt, Prüfung, d. Wasser's f. d. Zwecke d. Gesundheitspflege. 491
aus Unsicherheit oder Unkenntniss der Lage. Es ist wohl
ersichtlich, dass reine Quellen der Granit- oder Basaltforma-
tion andere Mischung zeigen , als diejenigen aus dem Kalkge-
biete und habe ich mich desshalb bemüht, in der 2. Auflage
meiner Grundlagen zur Beurtheilung des Trinkwassers, die
mir zugänglich gewordenen IJntersuchungsresultate nach den
Gebirgsformationen zu ordnen. Bei jeder Beurtheilung wird
man diesen örtlichen Beziehungen Rechnung tragen müssen,
wenn das Urtheil ein gut begründetes sein soll, d. h. man
wird reinste Quellen der Gegend als Norm suchen und unter-
suchen müssen.
Methode der Untersuchung.
Den hierüber so oft beregten Fragen gegenüber möchte
ich zunächst noch einmal hervorheben, was denn Alles quan-
titativ bestimmt werden soll: Abdampfrückstand, orga-
nische Substanz, Salpetersäure, eventuell Ammo-
niak, Chlor, Schwefelsäure, Kalk und Talkerde.
Bei dem sehr seltenen Vorkommen von Ammoniak in bemer-
kenswerther Menge beschränkt sich eigentlich die vollständige
Untersuchung eines Trinkwassers in gesundheitlicher Bezie-
hung auf 7 Bestimmungen. Bei reinen Quellen sind fast
durchgängig Chlor - und Schwefelsäure nur in solchen Spuren
vorhanden, dass eine genauere Bestimmung der Menge der-
selben auch unnöthig wird. Die Bestimmungen von Kalk,
Magnesia, Chlor, Schwefelsäure gehören zu den leichtesten
und sichersten, welche wir überhaupt besitzen, ebenso bei
Ammoniak und Salpetersäure, wo bei einiger Uebung jetzt
die genauesten Resultate mit grösster Leichtigkeit erlangt
werden können. Die Wichtigkeit der Sache und die grosse
Zahl der zu untersuchenden Objecto verlangen aber einmal
genaue Bestimmungen und dann allgemein bekannte Me-
thoden. —
Die Bestimmung des Kalkes durch oxalsaures Salz ist
so bekannt, so genau und leicht ausführbar, ebenso die nach-
folgende Abscheidung der Talkerde als phosphorsaure Ammo-
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492 E. Reichardt, Prüfung, d. Wasser's f. d. Zwecke d. (
niak- Talkerde, dass auch weniger Geübte ^
Resultate erzielen werden. Die Empfehlung de
rens mit Seife trägt diese Merkmale an und ;
Jede Titriranalyse erlangt ihre Genauigkeit erst
durch möglichst häufige Wiederholung; die sog
mung durch Seifenlösung war in der Ursprung
nur fiir technische Zwecke bestimmt. Jeder,
Mühe nicht hat verdriessen lassen, Controlvers
len mit der Gewichtsanalyse, wird, selbst bei gr<
gefunden haben, dass sehr leicht grosse jlJngena
treten', welche die Gewichtsanalyse nicht ker
bei talkerdereichem Wasser. Dies ist von C
gesprochen und erwiesen worden, gegen derei
und tJrtheilsfähigkeit nichts gesagt werden kai
annähernde Resultate für genügend, so wird ma
qualitative Reaction sich hinreichende Uebung in
aneignen können, die noth wendige quantitative
darf mit derartigen Einwendungen nicht behafte
Aus dem gleichen Grunde kann ich eben
mit Indigolösung auszuführende Salpetersäu
empfehlen. So genaue Resultate dieselbe bei de
Salpeterlösung giebt, so wenig übereinstimmend(
habe ich (vergleiche auch F. Fischer, Journ.
mie II, 7. 57 und diese Zeitschrift S. 337) bei
gen in den Wässern erhalten und da die '.
Schi ö sing oder die Bestimmung als Ammoniak
Resultate geben, sind diese Res timmungs weis
vorzuziehen.
Wer annähernde Resultate wünscht, kann g
der Salpetersäure eben so leicht durch die quali
mit Brucinlösung erhalten; jedoch wird es zwe<
die einzelnen, zu bestimmenden Substanzen zu 1
hier das Nothwendige noch anzugeben. Sämi
sultat^ werden auf 100000 Theile ^
zogen.
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E. Rcichardt, Prüfung, d. Wasser*s f. d. Zwecke d. Gesundheitspflege. 490
Abdampfrückstand.
Die gegebenen Grenzzahlen schwanken zwischen 10-— 50.
Wasser aus Basaltformationen, Granit u. s. w. giebt sogar nur
2 — 4 Th. Eüokstand, die Zahl 50 ist jedoch selbst bei härte-
stem, reinem Quellwasser nicht überschritten worden.
Die Bestimmung geschieht durch Eindunsten von 100 CC.
Wasser und Trocknen bei 110 — 120® C. bis zu constantem
Gewichte. Hierauf wird gewogen und geglüht, um auch den
Glührückstand zu erfahren. Nach dem ersten schwachen
Glühen — bis zur völligen Verbrennung der organischen
Substanz, befeuchtet man nach dem Erkalten den Rückstand
'mit einer Lösung von kohlensaurem Ammoniak, trocknet wie-
der und erhitzt bis zum angehenden Glühen. • Der nunmeh-
rige Rückstand wird als Glührückstand bezeichnet und
ergiebt durch Abzug des Trockenrückstandes den Glüh-
verlußt.
Die Bestimmung des Abdampfrückstandes ist nur als
annähernde zu bezeichnen, da sehr häufig Feuchtigkeit in
chemischer Verbindung auch bei 110 — 120® C. zurückgehalten
wird, jedoch sind die Resultate dieser so leicht ausführbaren
Ermittelung oft recht brauchbar im Vergleich mit anderen
benachbarten Quellen u. dergl., wo durch die sehr bedeutende
Differenz oft der nächste Anhalt zur Beurtheilung des Was-
sers geboten wird.
Durch das nachfolgende Glühen werden die bei der
Trockentemperatur noch zurückgehaltenen, flüchtigen Theile
entfernt und durch die Behandlung mit kohlensaurem Ammo-
niak etwa frei gewordene Kalk- und Talkerde wieder in koh-
lensaure Salze verwandelt, so dass die Vergleichung des
Glührückstandes veriöcliiedener Wasser möglichst sicheren
Anhalt gewährt. Das nachfolgende Glühen hat aber
bei aufmerksamer Beobachtung noch den grossen
Vor th eil, vorhandene organische Substanz durch
die Verkohlung beobachten zu können; selbst bei
nur 2 — 3 Theilen derselben in 100,000 Theilen Wasser
zeigt sich schon starke Bräunung und Verkohlung, bei viel
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104 E. ßeichartit, Prüfuüg. d. Wassor's f. d. Zw
salpetersauren Salzen entwickeln sich i
Dämpfe reichlich und leicht bemerkbar.
Organische Subst?
Dass diese Bezeichnung nur ein Sa
wurde schon früher erwähnt, die Bestim
den jetzt vorliegenden Methoden entwe_.__ ,_^
mittelst übermangansaurem Kali oder nach Fleck durch
salpetersaures Silberoxyd. Letztere Methode wurde in die-
sem Bande 8.405 von C. Blass besprochen und gewisser-
massen empfohlen, bei dem hier angewendeten Material —
Urin — , würde zunächst auch der Chlorgehalt in Rechnung
zu ziehen sein, wie auch bei dem meistentheils viel Chloride
enthaltenden verunreinigten Brunnenwasser.
In meinen Grundlagen zur Beurtheilung des Trinkwas-
sers (S. 48) habe ich wörtlich die von Kübel besonders em-
pfohlene Methode mit übermangansaurem Kali und Oxalsäure
aufgenommen, nicht etwa, weil ich dieselbe den anderen
vorzuziehen wüsste, sondern weil die Ausführung rasch und
leicht ist, die Resultate unter einander sehr gut stimmen und,
dies ist die eigentliche Empfehlung, weil ich sie schon sehr
verbreitet eingeführt fand.
Die von F. Schulze empfohlene Bestimmung ii
lischer Flüssigkeit hat mir ebenfalls sehr gute Re
ergeben.
In Wirklichkeit bestimmt man hierbei die leicht
dirbaren Stoffe, die allerdings der Gesundheit auch
förderlich sein können, und ist dies ebenso der Fall l
Verwendung von Silberlösung.
Die verschiedenen Versuche, die organische Su
genauer zu bestiöimen , z. B. durch Elementaranalyse ,
Bindung an Eisenoxyd u. dergl., hj^ben durchaus keine
ren Resultate ergeben und ist man desshalb immer
zu dem länger üblichen Verfahren mit übermangansaure
zurückgegangen.
TJebrigens besitzt nach der jetzigen K
jiiss die Bestimmung der organischen Sube
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r
E. Reichardt, Prüfung, d. Wasser's f. d. Zwecke d. Gesundlieitspflege. 495
keineswegs mehr die Bedeutung, welche man der-
selben inder ersten Zeit der Wasseruntersuchun-
gen für gesundheitliche Zwecke beimass.
Pettenkofer stellte als . Grenzzahl für gutes Trink-
wasser die Zahl 5 für 100000 Theile Wasser fest, Kübel
ging schon herunter bis auf 2 — 3 Th. und meine Untersu-
chungen ergeben, dass reine Quellen kaum 1 Th, organische
Substanz, d. h. nach Kübel *mit Übermangans. Kali bestimmt
und berechnet, enthalten, so dass ich die Grenze mit 1 — 2
bezeichne.
Durch welche Substanzen, sei es auch nur in der abnor-
men Steigerung derselben, die Verunreinigung von Trinkwas-
ser erkannt >;Ärden kann, wurde eingangs dieser Arbeit aus-
führlich besprochen und konnte hierbei niemals der organischen
Substanz eine grössere Wichtigkeit beigemessen werden; in
sehr vielen Fällen beobachtete ich nur 1 — 2 Th. derselben
gegenüber sehr aufißiUigen Mengen von Salpetersäure, Chlor
und Schwefelsäure.
Salpetersäure.
Grenzzahl 0,4 in 100000 Th. Wasser.
Bei der unbestreitbaren Bedeutung der Salpetersäure als
Rest der Verwesung stickstoffhaltiger organischer Substanzen
kam es vor Allem darauf an, die Höhe der Grenzzahl, wie
dieselbe nach den Untersuchungen der Wiener Commission
ausgesprochen wurde, einer Kritik zu unterwerfen; das Re-
sultat der äusserst vielfachen Untersuchungen geht darauf
hinaus, dass bei reinen Quellen der verschiedensten Gebirgs-
formationen diese Zahl 0,4 nicht einmal erreicht wird. Nach
den Untersuchungen von Boussin^ault ergaben die Quel-
len der Kalkformation einen grösseren Gehalt an Salpeter-
säure, wie nach dem bekannten Verhalten der Alkalien und
alkalischen Erden bei der Entstehung derselben aus den Luft-
bestandtheilen erklärlich ist; die zahlreichen Prüfungen reiner
Quellen aus hiesigem Kalkgebirge erwiesen häufig nur
0;0375 Th. Salpetersäure in IQOOOO Th. Wasser, und erreichten
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♦ 496 E. Reichardt, Prüfung, d. Wasfser's' f. d. Zwecke (
die Grenzzahl fast nie, oder unter Verhältni
Steigerung erklärten.
Die Grenzzahl für Salpetersä
100000 Th. Wasser, ist demnach hoc
Hinsichtlich der quantitativen Bestimmu]
säure halte ich an dem Grundsatze fest, das
tigkeit ders. für die Beurtheilung eine n
Methode gewählt werden muss und habe ich
nen Grundlagen S. 54 u. 55 die Bestimmun
oder durch Stickoxydgas gewählt.
Für gewöhnlich wird sich jeder etwas
an Salpetersäure durch die qualitative Bri
augenblicklich erkennen lassen, sobald di
eintritt, ist mehr Salpetersäure vo
die Grenzzahl gestattet.
Eben sowenig kann ich mich entschliest
gen auf salpetrige Säure einen besonderen W
und unterlasse sie daher überhaupt.
Die bekannte Jod - Stärkereaction auf
erweist ebenso gut Ozon oder arsenige Säure, phosphorige
Säure, leicht veränderliche organische Substanz u. s. ^
wenn es auch sicher ist, dass reine Wasser diesell
geben dürfen, so ist doch die Schlussfolgerung auf sa
Säure und nun gar der Ausspruch auf quantitative '
nisse äusserst relativ. Da aber die Bestimmung dei
tersäure qualitativ oder quantitativ sicher geschehen mi
Jiier die etwa vorhandene salpetrige Säure mit in Be
gelangt, so ist meines Erachtens eine besondere, no(
so wenig sichere, Prüfung auf letztere vollständig u
Für die Grundlagen der Beurtheilung eines Trink
in Bezug auf Reinheit oder Verunreinigung desselben
Ermittelung eben so wenig nöthig, da diese auf ein<
anderer Untersuchungen begründet ist, unter denen si<
die Salpetersäure schon befindet.
Der Einwand, dass die salpetrige Säure besonder
wirke, wird sowohl dadurch nicht stichhaltig, dass di(
trige Säure als solche durch die Jod- Stärke -Reactio
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E. Reichardt, Prüfung, d. Wass€r*s f. d. Zwecke d. Ccsundheitspfloge. 497
haupt nicht beBtimmt erwiesen wird, wie dadurch, dass man
es hier nicht mit der freien salpetrigen Säure, sondern einer
uYiendlichen Verdünnung eines salpetrigsauren Salzes even-
tuell zu thun hat.
Sicher ist man auf diese Prüfung desshalb eingegangen,
weil man glaubte hier etwas positiv Schädliches zu haben,
vielleicht ist es ein Fingerzeig, aber wirklich Greifbares, was
unter Umständen so enorm schädlich wirkt, kennen wir über-
haupt noch nicht
Chlor und Schwefelsäure.
Die Sicherheit und Leichtigkeit der Bestimmung beider
auf bekannte Weise durch Gewichtsanalyse waren zunächst
Grund, die ganz gewöhnlichen Methoden, der Abscheidung aus
salpetersaurer Flüssigkeit durch Silberlösung und durch Chlor-
baryum aus mit Salzsäure angesäuertem Wasser beizubehal-
ten. Wer die Titriranalyse vorzieht, die hier eben so genaue
Resultate ergiebt, kann es thun, wie überhaupt in keiner
Weise durch meine Grundlagen zur Beurtheilung des Trink-
wassers ein Zwang angethan werden soll, sondern Methoden
nur angegeben sind, um eine nothwendige Vervollständigung
zu bieten.
Die Grenzzahl für Chlor ist auf 0,2 — 0,8 für 100000 Thle.
Wasser gestellt worden, da reine Quellen in der That diese
Schwankungen zeigen , z. B. enthalten die reinen Quellen des
hiesigen Kalkgebietes etwas mehr Chlor, wie sonst gewöhn-
lich, bleiben jedoch noch unter der Zahl 0,8. ^
Sehr häufig erhält man bei der vorhergehenden qualita-
tiven Prüfung auf Chlor nur ein Opalesciren der Flüssigkeit;
dann ist die Mengenbestimmung meistens unnöthig.
Die Grenzzahl der Schwefelsäure ist auf 0,2 — 6,3 ge-
stellt, aus ähnlichen Ursachen wie bei Chlor; namentlich indt
Kalkgebiete findet sich bei sonst reinen Quellen leicht eine
Vermehrung des Gypses, welche ohne Nachtheil vertragen
wird und durch die höhere Grenzzahl wenigstens begrenzt
Ar^b. d. Pbarm. IIL BoUi«. HI. BOb. 9. W. 32
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W-'
m^
498 E. Heichardt, Prüfung, d. Wasser's f. d. Zwecke d, Gesundheitspflege.
werden soll, da wirkliche Gypswasser in keiner Hinsicht
brauchbar sind. In anderer Gebirgsformation kommen oft nur
Spuren von schwefelsauren Salzen vor, so dass auch hier
von einer quantitativen Ermittelung oft Abstand genommen
werden kann.
Bei abnormer Steigerung von Chlor und Schwefelsäure
sind dieselben häufig an Alkalien gebunden, während für ge-
wöhnlich nur ersteres den Gehalt an Alkali repräsentirt, die
Schwefelsäure dagegen eben im Gypse vorhanden ist. Im
• letzteren Falle kann aus der "Schwefelsäure auf die bleibende
Härte geschlossen werden, wie ich es für diese beschränkte
Lage auch betrefienden Ortes angegeben habe.
Kalk und Talkerde.
Die frühere Erörterung enthält schon die Gründe, wesshalb
ich bei den Untersuchungen des Wasser's für Zwecke der
Gesundheitspflege nicht auf die Titrirmethode eingehe. Die
allgemein bekannte und völlig genaue Bestimmung von Kalk
und Talkerde als oxalsaurer Kalk und phosphorsaure Ammo-
niak-Talkerde verdienen unbedingt den Vorzug, und wenn
eben nicht technische Zwecke, Massenuntersuchungen von
Wasser in Beziehung auf Härte vorliegen, dürfte es über-
haupt unnöthig sein, auf das Titrirverfahren mit Seifenlösung
einzugehen. Ich erkenne recht wohl an, dass die rasche Ab-
scheiduilg aurch Seife und die ebenso in kurzer Zeit aus-
führbare Bestimmung der permanenten Härte die Methode
sehr empfehlen und auch in vielen Fällen grosse Genauigkeit
erzielt wird. Bei der Beurtheilung von Genusswasser in
gesundheitspolizeilicher Beziehung liegen jedoch am häufigsten
Fälle, vor, denen eine so grosse Bedeutung beizumessen ist,
dass um die Kürze der üntersuchungszeit nicht die grössere
Genaurgkeit in Kauf gegeben werden darf. Die Ungenauig-
keiten der Titrirmethode steigen bei talkerdereicherem Was-
ser und gerade dies wird der Fall bei grösseren Verunreini-
gungen.
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r
E. Reichardt, Prüfung, d. Wasser*s f. d. Zwecke d. Gesundheitspflege. 499
Härte.
Sehr hartes und -umgekehrt sehr weiches Wasser lassen
sich bei vergleichender qualitativer Reaction schon deutlich
unterscheiden und kann, wie auch bei den anderen massge-
benden Bestandtheilen , die qualitative Prüfung sehr häufig
eine vorläufige Entscheidung bieten.
Der Ausdruck Härte entstammt der technischen Verwer-
thung des Wassers und wird hier als fassliche Einheit für
Kalk und Talkerde nur übertragen. Die sogenannte Härte
beruht auf der Zersetzung grösserer Menge Seife, bis end-
lich nach chemischer Bindung die Seife vorwaltet und nun
ihre entfettende und reinigende Wirkung beginnt. Die in
dem gewöhnlichen Wasser Seife zersetzenden Basen sind
Kalk und Talkerde, die grössere oder geringere Härte wird
durch die verschiedene Menge derselben veranlasst. In der
Form der kohlensauren Salze, als Kalk- oder Magnesiacarbo-
nat, können dieselben durch Kochen entfernt, abgeschieden
werden, dagegen bleiben die schwefelsauren Salze gelöst,
ebenso salpetersaure, salzsaure Verbindungen von Kalk und
Talkerde. Durch Kochen können desshalb Wasser, welche
vorzugsweise oder allein Carbonate enthalten, weich werden,
die anderen, genannten Salze bleiben und wirken auch nach
dem Kochen noch bleibend, permanent, hart, d.h. Seife
zersetzend, wesshalb man die vorübergehende, durch Koqhen
zu beseitigende, und bleibende Härte zu unterscheiden hat.
Diese für die Technik der Verwendung der Seife, wie
für Kesselsteinbildung so wichtige Frage hat für die Zwecke
der Gesundheitspflege direct keine Bedeutung, fällt aber doch
mit der Beurtheilung des Wassers gewissennassen zusammen.
Grösserer Gehalt an Gypsj an Chloriden, salpetersauren Sal-
zen wird ja auch hier erwogen und bestimmt und verworfen
— durch die Ermittelung der betreffenden Säuren. Bei rei-
nen Gebirgsquellen gehört/ die Schwefelsäure fast stets zu
Kalk, als Gyps, und kommen grössere Mengen von Chlor und
Salpetersäure überhaupt nicht vor, so dass die Steigerung
32*
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500 E. Heichardt, Prüfung, d. Wasser's f. d. Zwecke
der Schwefelsäure direct auf bleibende Härt(
den kann.
Der Ausdruck Härte gestattet aber eine
same Bezeichnung von Kalk und Talkerde ui
von technischem Werthe.
Da die Härte nur von Kalk und Magn(
die Resultate sämmtlioh auf 100000 Th.
werden, so ergiebt sich der Härtegrad vo
1 Th. Kalk auf 100000 Th. Wasser, so
grad (deutscher) = 1 Th. Kalk in 10
ist. Die Talkerde wird auf die äquivalente Menge Kalk be-
rechnet und der gefundenen Kalkmenge zugezählt. Dies
geschieht jedoch einfach durch Multiplication der gefundenen
Talkerde mit 1,4 (S. 25 u. f. meiner Grundlagen), welche
Zahl die Verschiedenheit der Aequivalente wiedergiebt.
Die Grenzzahl für Kalk und Talkerde ist von der Wie-
ner Commission zu 18 Härtegraden gestellt worden, Wasser
aus dolomitischer Formation hat mir schon höhere Grade 21
bis 25 ergeben, und rührt diese Steigerung nur von kohlen-
sauren Salzen her, so ist die Verwendung als Genusswasser
auch nicht zu verwerfen, weicheres, reines Wasser
vorzuziehen.
Nach Erörterung dieser Einzelnheiten wird es vi
zweckentsprechend sein, noch hervorzuheben, dass (
wasser bleibend rein zu verlangen sind, dies schliesst i
lieh von selbst fliessendes Wasser aus. (Vergl. meine
lagen S. 27. Wiener Gutachten).
Wie oft werden durch örtliche Verhältnisse Ausi
bedingt und festgehalten, aber die Grundlagen zur B(
lung müssen dieselben bleiben und können unmögli
solche Ausnahmsfälle Rücksicht nehmen, die sich ja do(
zu grosser Ausbreitung erfreuen. .
Soll eine Einheit in Bezug auf Wasseruntersuc
innegehalten werden, und ich halte sie für dringend
so liegt diese nicht in der Methode, der Bestimmung
der einzelnen Stoffe, hier kann Spielraum den Ge
gelassen werden, sondern in der Beurthcilung, und d<
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r
J. Schuauss, Photographiren u. trocknen CoUodiuniplatteti. 501
habe ich meine kleine Brochüre „Grundlagen zur Beurthei -
lung des Trinkwassers" Jena 1872, 2. Auflage, verfasst und
* so oft auch in dieser Besprechung darauf verwiesen. Es ist
dabei sehr wünschenswerth, dass man stets die einzelnen Be-
ßtandtheile auf 100,000 Th. Wasser bezogen veröffentlicht,,
um sofort einen Vergleich zu ermöglichen.
Den in der Generalversammlung in Köln so dankens-
werth ausgesprochenen Beschlüssen über, die Betheiligung der
Apotheker an dieser wichtigen Aufgabe, wird das wissen-
schaftliche Organ des deutschen Apothekervereins gern pflicht-
gemäss gerecht werden durch Aufnahme derjenigen Arbeiten,
welche allgemeineres Interesse besitzen, um dieselbe dem
grossen Publicum zugängig zu machen ; aber noch einmal
muss hervorgehoben werden, dass es durchaus nothwendig
ist, die Beurtheilung der Resultate nach den bis jetzt gewon-
nenen Erfahrungen zu bilden, um so immer weiteren Auf-
schluss zu gewinnen.
Jena im November 1873.
lieber das Photographiren auf trocknen CoUodium-
platten.
Von Dt. J. Schnauss.
(Scbluss.)
Ausser den bis jetzt besprochenen Trockenverfahren in
der Photographie giebt es noch eine grosse Menge, welche
sich nur unbedeutend in der Art des organischen präservi-
renden Ueberzugs, dem Principe nach gar nicht von ein-
ander unterscheiden. Sie mögen dessbalb nur beiläufig mit
Namen angeführt werden , wodurch zugleich die Natur der
Präservirung angegeben wird. So giebt es ein Gummi-^
Kaffee-, Honig-, Theo- und Rosinentrockenverfahren, ein
Bierverfahren und dergl. mehr. Man sieht, dass es diesen
Methoden nicht an Mannichfaltigkeit fehlt, ja man möchte
schliesslich fragen, welche Flüssigkeit indifferenten organischen
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502 J. Schnausg, Photograplureu a. i
Charakters noch nicht als Präse
versucht worden sei. Bas Wirkst
Substanzen ist ohne Zweifel theils
und zuckerhaltige Extractivstoffe ,
rakter in Bezug auf Trockenph
wurde.
In neuerer Zeit hat man di
gemacht, dass die Behandlung de
theoretisch oft gänzlich von der
weicht, sodass man auch practisch
welche den Regeln des feuchten
stracks entgegenlaufen. Wahrem
ängstlich darauf bedacht ist, jed
zu halten, so dass z. B. von Mam
im Dunkelzimmer für schädlich g
sung eine mehr oder weniger vor
zeigt, vom Collodium und dem S
sauren Eisen- oder Pyrogallüssäui
ner ebensosehr die Gegenwart d
einer reducirenden Substanz im
sowie auf den Platten überhaupt
schwefligsaurem Natron gefürchte
Gallus- und Pyrogallussäure u. d
gerade die alkalischen Lösui
Trockenplatten, so wie die reduci
servirungslösung die grösste Bed
hierdurch erlangten die versct
ihre grössten Vorzüge, welche 8
•als man die Trockenplatten beim
Weise behandeln zu müssen glaul
Theoretisch ist dieser gewaltige l
det, dass der grosse üeberschus
freiem Silber ni trat durch eii
Substanzen sofort beim späteren
mehr oder weniger starke freiwil]
effect abhängige JReduction zeigt,
graphisch - technischen Sprache
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r
J. Schnauss, Photograpbiren a. trocknen CoUodiumplatien. 503
bezeichnet. Ist dieser Ueberschuss von 'löslichen 'Silbersalzen
jedoch möglichst vollständig von den Platten, resp. der em-
pfindlichen Collodiumschicht entfernt worden, wie dies in allen
Trockenmethoden eine Hauptbedingung des Gelingens ist, so
bleiben nur noch Jod- und Bromsilber, sowie .die früher
erwähnten organischen Silber Verbindungen gegen-
wärtig und zu berücksichtigen, welche eine ganz andere Be-
handlung erfordern. Neben dem als Grundlage der alkali-
schen Entwicklung und späteren Verstärkung (mit sauren
Lösungen und Silbernitrat) dienenden organischen Silber-
bild — es giebt für diese allen praktischen Photographen
wohlbekannte Erscheinung keine passendere Bezeichnung —
spielt in den neueren Trockenmethoden besonders das Brom-
silber eine bedeutende Rolle, während in dem feuchten
Collodiumprocess nach wie vor dem Jo-dsilber der erste
Hang zukommt.
Möge es mir gestattet sein, an dieser Stelle eine kurze
Betrachtung der photoohemischen Eigenschaften des photo-
graphischen Dreigestimes: Chlor-, Brom- und Jodsilber,
vorauszuschicken. —
In jedem Lehrbuch der Chemie liest man, dass die
sichtbare Wirkung des Lichtes unter diesen dreien zuerst
am Chlorsilber hervortrete, schwächer am Bromsilber,
kaum merklich am Jodsilber. Man soll nun nicht immer
Alles nachbeten, was in den Lehrbüchern steht, sondern sich
lieber durch eigne Versuche überzeugen, die ja im vorliegen-
den Fall so einfach sind, dass es wirklich zu verwundern
ist, wie hier ein Irrthum unterlaufen konnte. Bereitet man
8ich diese drei Silberverbindungen, am besten* durch Fällung
aus etwas überschüssigen^ Silbemitrat, und wäscht hierauf
dieselben so lange mit destill. Wasser aus, bis es durchaus
nicht mehr auf Silber reagirt, — w^obei natürlich alles Tages-
licht fernzuhalten ist, breitet dann von jedem der drei noch
feuchten Niederschläge eine kleine Portion auf einer reinen
Glasplatte aus, um jeden Einfluss organischer Substanz ferne
zu halten, und setzt sie gleichzeitig dem Tageslicht aus, so
wird man deutlich bemerken, dass zuerst das Bromsilber
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S04 J. Sclinauss , Photographireu a. trocknen
seine gelblichweisse Farbe in eine gra
sodann das Chlorsilber sich färbt. De
Zeit ist freilich sehr unbedeutend, aber
desshalb von besonderer Wichtigkeit, weil dadurch die vor-
züglicheren Eigenschaften des Bromsilbers von dem Chlorsil-
ber namentlich in den Entwicklungsprocessen ihre Erklärung
finden möchten. In dem später zu erörternden Wort hie y'-
sehen Bromsilbercollodiumprocess sind die Platten von so
ausserordentlicher Empfindlichkeit, dass die gewöhnliche Be-
leuchtung des photographischen Dunkelzimmers, wie sie im
feuchten Cdllodiumverfahren angewendet wird, noch viel zu
hell ist. Das Licht einer Kerze, oder das durch gewöhnliches
orangegelbes Glas dringende Tageslicht sind hinreichend, nicht
nur die dabei präparirten Bromsilberplatten untauglich zu
machen, sondern auch den ganzen Vorrath des Bromsilber-
coUodiums zu verderben! Es ist fürwahr eine schwere Auf-
gabe, solche zahlreiche höchst behutsame Manipulationen bei
noch schwächerem Licht als gewöhnlich auszuführen! —
Das Jodsilber zeigt sich sowohl im Entwicklungsprocess,
namentlich trockner Platten, als auch für sich allein direct
belichtet, bei weitem weniger empfindlich, als das Bromsilber,
es bildet aber nichts destoweniger die unentbehrliche Grund-
lage des feuchten CoUodiumverfahrens, weil es allein den
negativen Schwärzen die nöthige Kraft und In-
tensität zu ertheilen vermag. Es unterliegt für mich
fast keinem Zweifel mehr — wie ich durch vielfache Unter-
suchungen gefunden — , dass diese Intensität der Jodsilber-
bilder ihren Grund in der Wechselwirkung zwischen AgJ
und AgO,NO^, die bekanntlich ein Doppelsalz bilden, hat,
welche Eigenschaft weder das Bromsilber,*) noch das Chlor-
silber besitzt. Merkwürdig ist es auch, dass das Silber in
einer Mischung von Chlor-, Brom- und Jodsalzlösungen stets
zuerst das Jod , dann das Brom und zuletzt das Chlor bindet
*) Es existirt allerdings auch ein weniger bekanntes DoppelsaU von
AgBr und AgO^NO^.
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r
J. Schnauss , Photographiren a. trocknen CoUodiumplatten. 505
Also: Alkalische oder mindestens neutrale Entwick-
lung und Bromsilber bilden das Stichwort für die neue-
fiten Trockenverfahren. Eine alkalische Lösung von Pyro-
gallussäure bildet bekanntlich eines der besten Absorptionsmittel
fiir Sauerstoff und nach meinen Untersuchungen werden
dadurch die drei genannten Silberhaloidsalze und wohl auch
alle übrigen sofort, [selbst im Dunkeln, vollständig zu metal-
lischem Silber redueirt, namentlich beim Erwärmen. Die
Anwendung alkalischer Lösungen im Entwicklungsprocess der
Trockenplatten geschieht auf die Weise, dass die letzteren
erst mit Wasser oder Alkohol angefeuchtet, sodann mit einer
frischen Lösung von kohlensaurem Ammoniak (zuweilen auch
von kohlensaurem Natron) übergössen werden. Hierauf erst
applicirt man der Platte die Pyrogallussäurelösung , welche,
da ihre neutrale wässrige Lösung sich nicht lange hält,
zweckmässig in concentrirter alkalischer Lösung vorräthig
gehalten. und bei der Anwendung mit der nöthigen Menge
Wasser verdünnt wird.
Bromsilber, dadurch im Collodiumhäutchen erzeugt, dass
man ein in Aether - Alkohol lößliches Bromsalz, z.B. Brom-
cadmium oder Bromammonium dem Collodium zufügt und die
collodionirten Platten in das Silberbad taucht, giebt eine fast
, ganz durchsichtige Schicht, die eben desshalb fast gar keine
Lichtempfindlichkeit besitzt. Diesem zu begegnen und gleich-
zeitig um die Anwendung des Silberbades ganz zu umgehen,
wird das Collodium nach Worthley und Anderen mit mecha-
nisch suspendirtem Bromsilber versetzt. Dies muss
natürlich auf eine Art geschehen, dass sich das gebildete
AgBr nicht so bald als ein Niederschlag zu Boden setzt.
Man versetzt z. B. zuerst das Collodium mit Bromcad-
minm, löst sodann eine etwas grössere, als zur Zersetzung
desselben nöthige Menge Silbemitrat in möglichst wenig
heissem Alkohol und fügt diese Lösung tropfenweise und
unter Umschütteln dem bromirten Collodium zu. Das gut
bereitete Bromsilbercollodium sieht ganz milchig aus und ver-
harrt ziemlich lange in diesem Zustand. Beiläufig gesagt,
erzeugt man auf analoge Weise auch CblorsilbercoUodium,
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806 J. Sohnauss, Photograpbiren a. trock
welches im photographischen Copir
Dützliche Anwendung findet.
Einige Stunden vor dem Aufgiesj
das BromsilbercoUodium umgeschüttel
gesagt, sorgfältigst gegen jede Li
werden.
Um das wirkungslose Durchgehei
die noch immer sehr durchsichtige I
hindern, werden die Trockenplatten 21
Seite mit einer photochemisch unwirkg
Emulsion Von gebrannter Terra de S:
überzogen und getrocknet. Dieser T
der Entwicklung wieder mit einem fe
Das BromsilbercoUodium wird e
auf die Platte gegossen, etwas erhär
Bad von destillirtem Wasser unter oft
eingetaucht, bis die Oberfläche der Sc]
feuchtet ist. Die Platte wird nun ent^
sofort dem Lichte exponirt, und soll
ders alsdann dieselbe Empfindlichkeil
liehe Weise in's Silberbad getauchte
besitzen, oder sie wird als Trocken]
diesem Endzweck mit ^ einer Präserv
aus Gummi arabic, Zucker und Ta
übergössen. Die Empfindlichkeit ist
soll jedoch die der übrigen Trockenp
trefi'en. In den Händen des Erfinde
wohl die gerühmten Eigenschaften bei
Platten, welche zwar von Anderen e
jedoch von Worthley selbst präparirt
ren andere Praktiker weit weniger m
cess; besonders die Bereitung des Bn
zahlreiche Schwierigkeiten dar, wov(
imr die Schwerlöslichkeit des Silben
das sich Niederschlagen des Bromsil
suspendirt bleiben muss, erwähnen w(
ger hat diese neue Methode zur TJ]
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r
A. HosäuB, Analyso der Carlsquelle in Bad Helmstedt* 507
Silberbades grosses Aufsehen in den photographischen Krei-
sen beider Welttheile erregt. Wir begegnen in diesem Pro-
cess auch der neuen Anwendung des Bromkaliums als
Zusatz zum , Entwickler und des salpetersauren Uran-
oxyds im BromsilbercoUodium , welche beide die Kraft
und ' Empfindlichkeit der Schicht erhöhen sollen. Allerdings
wurde das salpetersaure Xlranoxyd schon von Worthly im Col-
lodium angewendet, jedoch nur zu positiven Copien auf
Papier.
Am Schluss dieses Artikels über Trockenplatten mögen
noch folgende zwei interessante Notizen Platz finden:
Die eine betrifft die gleichsam freiwillige Nachent-
Tvi.cklung der nach Taupenot bereiteten und exponirten
Platten. Werden dieselben in ein Gallussäurebad getaucht
und sodann im Dunkeln aufbewahrt, selbst trocken, so ent-
wickeln sie sich wochen- und njonatelang von selbst weiter,
und man unterbricht diesen Process, wenn die nöthige Kraft
erreicht ist, einfach durch Abwaschen und Fixiren in unter-
Bchwefligsaurem Natron. Eine analoge Erscheinung beobach-
tet man auch in den mittelst Chrom salzen und staubigen Farb-
stoffen bereiteten sogenannten Pigmentbildern. — Die andere
Notiz bezieht sich auf die Beobachtung Carey Lea's (in
Philadelphia), dass belichtetes Jodsilber durch längeres Liegen
im Dunkeln seine Empfindlichkeit wieder gewinnt und von
Neuem zur Belichtung geeignet ist.
Analyse der Carlsquelle zu Bad Helmstedt.
Von Dr. A. Ho saus in Helmstedt.
Das Bad Helmstedt befindet sich ^/^ Stunden östlich von
der Stadt Helmstedt in einem flachen von Wald umgebenen
Wiesenthaie des Läpp waldes, eine langgestreckte Hochfläche,
die sich 100 — 200 Fuss über die umliegende Landschaft
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^pc^
höß A. HosäuS) Analyse^ der Carlsquelle in Bad Helmstedt
erbebt, und sieb ßowobl nach Südost, als auch nacb Nordwest
mehrere Stunden ausdehnt.
Nach der geognostischen Karte von Strombeck wird hier
der oberste Keupersandstein , mit theilweis eingelagertem
Dolomit und schiefrigem grauen Mergel, ohne organische Reste,
von der untern Schicht des schwarzen Jura bedeckt, die Car-
dinien, Ostrea sublamellosa und Ammonites angulatos enthält,
und stellenweis wieder von einer Schicht mit Arieten und
Gryphaea arcuata überlagert wird. Letztere Schicht, auf der
Karte von Ewald Arieten Lias genannt, ist reich an sandigen
Eisensteinen, welche zum Theil verhüttbar sind, und früher
zur Anlage eines Eisenwerkes Veranlassung gaben. Sie be-
ginnt auf der Höhe von Helmstedt, am s. g. Pluderbusche,
und zeigt ein fast rein östliches Einfallen. In den nicht tie-
fen Einschnitten des Terrains treten von da an in der Richtung
nach dem Bade zu mehrere Quellen zu Tage, welche nicht
unbedeutende Quantitäten von Eisenoxydhydrat absetzen, und
im Verlauf der Zeit zur Bildung von ganz bedeutenden Ocker-
ablagerungen Veranlassung gegeben haben. —
Die frühesten Nachrichten über den Gesundbrunnen, wie
das Bad bis vor Kurzem genannt wurde, stammen aus der
Mitte des 18. Jahrhunderts, und namentlich machte Gottlob
Krüger, Professor an der vormaligen Universität zu Helm-
stedt, auf den dintenartigen Geschmack des Wassers und
die reichliche Ockerausscheidung aufmerksam. Die erste Un-
tersuchung des Wassers ist 1755 vorgenommen worden, und
die darauf folgenden Jahre hoben das junge Bad auf eine,
für die damalige Zeit verhältnissmässig bedeutende Höhe.
Die Unbilden des 7 jährigen Krieges, die Besetzung des Lan-
des durch französische Truppen u. d. g. zerstörten indess
das beginnende Badeleben fast gänzlich und erst im Jahre
1795 beginnt eine zweite blühende Periode in der Geschichte
des Bades, und die Kureinrichtungen waren bald nicht mehr
im Stande, dem Andrang der Gäste zu genügen. — Mit im
Allgemeinen nur sehr seltenen Ausnahmen ist im Verlauf die-
ses Jahrhunderts dieselbe Erscheinung jeden Sommer wieder-
gekehrt, und alljährlich mussten Badegäste wegen Mangel an
Digitized by VjOOQIC
1
r
A. Hosäus, Analyse der Carlsquelle in Bad Helmstedt. r)09
Wohnungen zurückgewiesen werden. Augenblicklich ist das
Bad im Besitze mehrerer Privaten, und vorzugsweise hat der
Herr Commerzienrath Schöttler wesentlich zur Ab-
hilfe von langjährig gefühlten Bedürfnissen beigetragen. Der
nahe zu vollständigen Umwandelung des Etablissements liess
der Genannte im vergangnen Jahre eine Untersuchung des
Wassers durch Fresenius zu vorgehen , *) welche mit
grossen .Quantitäten Wasser ausgeführt worden ist, und sich
auf alle Bestandtheile erstreckte. Durch diese erste ausführ-
liche Untersuchung wurden die früheren Analysen im Allge-
meinen bestätigt und constatirt , dassdie Carlsquelle
eine Eisenquelle von mittlerem Gehalt sei, und
so wenig andere fremde Beimengungen enthalte,
wie keine weitere bekannte Eisenquelle.
Schon während der bald darauf im Angriff genommenen
Culturarbeiten , wie sie eine zeitgemässe Restauration des
Bades bedingte, wurde indess die Carlsquelle hinsichlich ihrer
Niveauyerhältnisse wesentlich verändert, und beim Umbau
des Badehauses und der Anlage neuer Bäder zeigte sich,
dass der 2^2 Meter tiefe Schacht, in welchem die Quelle zu
Tage tritt, fremden Wasserzuflüssen zugänglich sei, und be-
sonders mit einem andern Brunnenschacht, aus welchem die
Dampfinaschine gespeist wird, communicirt habe. — Somit
erschien es auch der Badeverwaltung geboten, nochmals eine
neue Untersuchung der Quelle zu veranlassen, um nachzu-
weisen, ob und in wie weit die von Fresenius gegebenen
Zahlen einer Modification bedürftig wären. Diese Untersuchung
habe ich in dem Laboratorium der hiesigen landwirthschaft-
lichen Lehranstalt unter Zugrundelegung der von Fresenius
angegebenen Methoden ausgeführt, und folgen nachstehend
die Resultate.
Physikalische Verhältnisse.
Aus dem, vor den atmosphärischen Einflüssen ganz ge-
schützten Schachte, lässt sich das Wasser naittelst einer klei-
*) Fresenius, Analyse der Carlsquelle. Wiesbaden. C. W. Kreydel'a
Verlag.
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510 A. Hosaus, Analyse der Carlsqaell«
nen Pampe leicht entnehmen, und
gläsern hell und klar und vollkomn
Folge der Einwirkung der Luft auf
oxydul bald etwas opalisirend. — D
betrug im April bei 7® C. Lufttemper
Im Juni bei 18® Lufttemperatur 1
Lufttemperatur 10,1® C, im Augusi
10® C. Während der Dauer der Sai
peratur, die schon auf einen massig \
lässt. — Das spec. Gew. wurde zn
rend Fresenius 1,0000381 fand. -
Wassers ist milde eisenartig. Eine
nicht und die Spuren von Schwefelw
von Fresenius durch Schütteln einei
erkannt wurden, habe ich trotz wi(
Verlaufe der letzten Saison nicht z
Chemisches Ver
Gesammt Rückstand: 100
dem Verdampfen in einer Platinscl
120® = 0,07400 g. Rückstand. Viell
gen ergaben stets das obige Resulta
L Bestimmung d(
1. 1000 g. Wasser geben mit
Argentinitrat = 0,0300 HgC
2. 1000 g. geben = 0,0305 AgC
Mitti
n. Bestimmung der S
1. 1000 g. Wasser geb. : 0,02700
2. 1000,, „ „ 0,027öC
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A. Qosäus, Analyse der Carlsquelle in Bad Helmstedt. 511
IIL Bestimmung der* Kieselsäure.
6000 g. Wasser lieferten nach dem Ansäuern mit etwas
Salzsäure zur Trockne verdampft u. s. w. = 0,04350 SiO^
= 0,00725 p. M.
IV. Bestimmung des Eisenoxyduls.
1. Das von der Kieselsäure befreite Filtrat wurde mit
Salmiak und Ammoniak behandelt, das gefällte unreine Eisen-
oxyd in Salzsäure gelöst und mit essigsaurem Natron noch-
mals gefällt. Zur Entfernung der anwesenden geringen
Mengen von Thonerde und Phospborsäure löste man den
Niederschlag in Salzsäure, und fällte nach Zusatz von etwas
Weinsäure das Eisen durch Schwefelammonium. Das Schwe-
feleisen wurde darauf in Eisenoxyd übergeführt und gewogen.
Es ergab sich = 0,108 Fe^O^ = 0,15660 FeO,C02.
2. 1000 g. Wasser wie vorher behandelt
geben: 0.0162 Fe^O» = 0,02349 FeO,eO«.
Im Mittel: 0,02479 FeO,C02p. M.
Ausser diesen Bestimmungen sind im Verlauf des Som-
mers noch mehrere ausgeführt worden, welche dieselbe Durch-
schnittszahl hinsichtlich des Eisengehaltes geben. TitriruHgen
mit übermangansaurem Kali ergeben im allgemeinen immer
etwas kleine Zahlen, wahrscheinlich weil stets etwas Eisen-
oxyd dem Wasser suspendirt ist.
V. Bestimmung des Kalks.
Das Filtrat von IV. 1. lieferte nach der Fällung mit
oxalsaurem Ammoniak u. s. w.
-= 0,0720 CaO,CO« « 0,04032 CaO.
2. 1500 g. Wasser von Kieselsäure und Eisen befreit
lieferten :
0,0180 CaO, CO« =« 0,01008 CaO
also p. M. « 0,00672.
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1
5l2 A. Hosäus, Analyse der Carlsquelle in Bad Helmstedt.
VI. Bestimmung der Magnesia.
Das Filtrat von V. 1. (6000 g. Wasser) wurde in einer
Platinschaale zur Trockne verdampft, schwach geglüht; der
Eückstand in Salzsäure gelöst, und die Lösung mit phosphor-
saurem Ammoniak ausgefallt. Es wurde erhalten:
0,0116 2MgO,P05 = 0,00418 MgO.
0,000697 p.M.
VII. Bestimmung der Chloralkalimetalle.
Das Filtrat von VI wurde durch Chlorbaryum von der
Phosphorsäure und der Schwefelsäure befreit, und behufs der
Abscheidung des Barytes mit kohlensaurem und etwas oxal-
saurem Ammoniak behandelt. Das Filtrat wurde zur Trockne .
verdampft, schwach geglüht, der Rückstand nochmals gelöst,
und die Lösung nochmals mit kohlensaurem Ammoniak behan-
delt, um die letzten Spuren des Barytes zu entfernen. Nach
dem Ansäuren mit etwas Salzsäure, Eindampfen u. s. w. erga-
ben sich:
0,2125 Chloralkalien = 0,03542 p. M.
Die erhaltenen 0,2125 g. Chloral^alien gaben nach dem
Fällen mit Platinchlorid;
0,2083 KaCl,PtCF = 0,06361 KaCl
oder: 0,04018 KaO = 0,00669 p. M.
Vni. Bestimmung des Natrons.
Die Gesammtmenge der Chloralkalimetalle
beträgt: 0,21250
hiervon ab Chlorkalium: 0,06361
blßibt Chlomatrium: 0,14889 = 0,02482 p.M.
IX. Bestimmung der Phosphorsäure, des Man-
gans und des Baryts.
Die Bestimmungen wurden in dem Abdampfrückstand
von zwölf Liter Wasser vorgenommen. Die Phosphorsäure
wurde nach Abscheidung als basisches Eisenoxydsalz und
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A. Hosäus, Analyse der Carlsquelle in Bad Helmstedt. 5l3
Fällung der darin enthaltenen Phospliorsäure als phosphor-
molybdänsaures Ammoniak u. rf. w. bestimmt. Die Trennung
des Baryts vom Kalk geschah durch Behandlung der gänz-
lich entwässerten Salze der alkalischen Erden mit absolutem
Alkohol. Das Mangan wurde als Schwefelmangan bestimmt.
Es wurden erhalten:
0,0056 2 MgO,POß = 0,0036 PO« = 0,0003 p. M.
0,0023 MnS =MnO,CO« : 0,00026 p.M.
0,0016 BaO, SO» =BaO,CO« : 0,00013 p.M.
Thonerde in wägbaren Mengen abzuscheiden, ist mir da-
gegen nicht gelungen, ebenso wenig wie ich Salpetersäure
nachzuweisen vermochte. Wiederholte Prüfungen, nach der
von B;eichardt modificirten Methode*) mittelst Brucin, blieben
erfolglos, und auch bei Verwendung von 1 Liter Wasser blie-
ben diese und anderweitige Prüfungen ohne Resultat. Vor
der Restauration der Quelle vermochte Fresenius beide Ver-
bindungen in dem Wasser zu bestimmen.
X. Bestimmung der Kohlensäure.
1. 1000 g. Wasser, welche an der Quelle mit einer
Mischung von Chlorbaryum und Aetzammoniak zusammenge-
bracht worden waren, gaben nach geeigneter Behandlung des
Niederschlages: 0,11758 CO«.
2. 333,33 g. Wasser lieferten im Natronkalkröhrchen
aufgefangene Kolensäure:
0,0399 oder 0,11970 p.M.
Mittel 0,11864 p.M.
XL Bestimmung des harzartigen Körpers.
Die ältesten Berichte über das in Frage kommende Was-
ser erwähnen einen eigenthümlichen darin vorkommenden
harzähnlichen Stoff, und Fresenius vermochte in der That
einen solchen der Quantität nach zu bestimmen. Durch Ein-
*) Reichardt Beurtheilung^ des Trinkwassers. 2. Aufl.
Areb. d. Phsnn. HI, Reib«, in. Bift. 6, Hft, 33
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514 A. Hosäus^ Analyse der Oarlsquelle in Bad Helmstedt.
trocknen von 6000 g. Wassers , Aufnehmen des Rückstandes
mit ganz reinem starken Weingeist, und Behandeln des ein-
geengten Filtrates mit einigen Tropfen destillirten Wassers,
konnte ich ebenfalls ein weisses flockiges Gerinnsel abscheiden,
welches sich durch nochmaliges Lösen in kochendem Wein-
geist und Ausscheiden durch Wasser reinigen liess. In
einem Flatinschalchen eingedampft, wurde der Rückstand gewo-
gen und darauf schwach geglüht Dabei trat eine Zersetzung
und Bräunung, unter Entwickelung aromatisch riechender
Dämpfe ein. Nach Abrechnung des unverbrennlichen Rück-
standes ergab sich das Gewicht des harzartigen Körpers zu:
0,0021 oder 0,00035 p. M.
In den wässrigen Flüssigkeiten, welche von^ den harz-
artigen weissen Flocken abfiltrirt worden waren, vermochte
ich weitere organische Stoffe nicht nachzuweisen. Ebenso
wenig liessen sich durch Titrirungen mit übermangansaurem
Kali, nach der von Kübel modificirten Methode, organische
Massen bestimmen. —
Zusammenstellung.
Wie schon früher erwähnt, wurde vor der Neufassung
der Quelle und der neuen Einrichtung aller Badeanlagen
eine ausführliche Wasseruntersuchung in Wiesbaden ausge-
führt, und eine vergleichende Zusammenstellung jener Zahlen
mit den vorliegenden wird am leichtesten dön wohlthätigen
Einfluss der ausgeführten Arbeiten auf den Charakter des
Wassers erkennen lassen. — Die kohlensauren Salze als
öinfache Carbonate berechnet, enthält die Quellein 1000 Thei-
len nach Beendigung der neuen Einrichtungen:
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A. HosäuSy Analyse der Carlsquelle in Bad Helmstedt.
515
Chlornatrium
0,01232 Th.
Schwefelsaures Natron
0,01518 „
Kali
0,00174 „
Eohlensanr. Kaü
0,00844 „
„ Magnesia
0,00146 „
Kalk
0,01136 „
„ Eisenoxydul
0,02479 „
„ Manganoxjdnl
0,00026 „
Baryt
0,00011 „
Basisch phosphorsauren Kalk
0,00666 „
Kieselsäure
0,00725 „
Harz _
0,00035 „
Summa der festen Bestandtheüe:
0,08992 „
Kohlensäure mit den Carbonaten
zu Bicarbonaten verbunden
0,01794 „
Kohlensäure völlig frei
0,08270 „ .
Summa aller Bestandtheüe:
0,19056
Zur Zeit der alten Fassung enthielt die Quelle in
1000 Theilen:
Chlomatrium
0,026189 Th.
Salpetersaures Natron
0,003126
99
,, Ammoniak
0,000593
n
KaH
0,011244
9}
Schwefelsaures Kali
0,004740
f>
Schwefelsauren Kalk
0,017350
99
Basisch phosphorsauren Kalk
0,000679
»
Schwefelsauren Baryt
0,000143
»
Kohlensauren Kalk
0,006650
99
Kohlensaure Magnesia
0,007440
W
Kohlensaures Eisenoxydul
0,018553
99
„ Manganoxydul
0,000251
»
Kieselsäure
0,009183
99
Phosphorsaure Thonerde
0,000021
>)
Harzartige organische Substanzen 0,000389
99
Gummiartige „ „
0,003451
»
Summa der festen Bestandtheüe:
0,110002
99
Kohlensäure mit den Carbonaten
zu Bicarbonaten verbunden
0,013956
}f
Kohlensäure völlig frei
0,083968
99
Schwefelwasserstoff, Spuren
Summa aller Bestandtheüe:
0,207926
88*
99
,Digitizedby Google
ig'
s^^
516 A. flosäas, Analyse der Carlsquelle in Bad Helmstedt.
Die vorstehenden Zahlen zeigen deutlich, dass die Carls-
quelle durch die vorgenommene neue Fassung wesentlich
verändert worden ist und dadurch entschieden gewonnen hat.
Zunächst hat sich die Gesammtmenge der darin enthalte-
nen festen Bestandtheile vermindert und ist von 0,110 auf
0,089 g. im Liter herabgedrückt worden. Im Zusammen-
hang damit steht die derzeitige Abwesenheit der Salpeter-
säure und des Ammoniaks, Verbindungen, welche in keinem
Wasser gern gesehen werden, und deren Anwesenheit die
Geniessbarkeit in Frage stellen. Mit den organischen Stof-
fen stehen sie in bestimmten Beziehungen, und die erfreu-
liche Thatsache, dass das Wasser der Carlsquelle zur Zeit
salpetersäurefrei ist, wird durch die gleichzeitig constatirte
Verminderung der organischen Substanzen noch werthvoller.
Auf der andern Seite ist der Eisengehalt des Wassers nach
der Vollendung der neuen Badeeinrichtungen wesentlich höher
geworden, als er vordem gewesen. Im Frühjahr 1872 con-
statirte ich darin 0,0190 kohlensaures fiisenoxydul; im Spät-
herbst fand Fresenius 0,0185. Nach der Fertigstellung der
mehr erwähnten neuen Anlagen enthält das Wasser 0,0247 g.
jener Verbindung und diese erhebliche Zunahme wird um so
werthvoller, als damit eine Verminderung der übrigen festen
Bestandtheile verbunden ist —
Berechnet man schliesslich, wie dies, üblich ist, die ge-
fundenen Salze auf doppelt kohlensaure Verbindungen, so
ergeben sich folgende Eesultate.
Die kohlensauren Salze, als Bicarbonate be-
rechnet, enthält die Carlsquelle zur Zeit in
10 0 Gewichtstheilen:
Digitized by
Google
I
A. Hosätts, Analyse der Cadsquelle in Bad Helmstedt. 517
Chlornatrium 0,01232 Th.
Schwefelsaures Natron 0,01518 „
Kali 0,00174 „
Doppelt kohlensaur. Eisenoxydul 0,03419 „
KaU
0,01112
„ „ Magnesia
0,00222
w
Kalk
0,01636
f)
,, >, Baryt
0,00012
9t
Basisch phosphorsauren Kalk
0,00666
9>
Kieselsäure
0,00725
»
Harz
0,00035
»
Summa der festen Bestandtheile :
0,10786
99
Kohlensäure völlig frei
0,08270
9J
Summa aller Bestandtheile:
0,19056
99
Auf Grund seiner früheren Untersuchungen hat Frese-
nius in der schon erwähnten Schrift auch den Character der
Carlsquelle besprochen und dieselbe mit ähnlich zusammen-
gesetzten Wässern verglichen. Fasst man Alles zusammen,
resumirt er am Schluss dieser Abhandlung, so kann man
sagen, die Carlsquelle, — eine Eisenquelle von mitt-
lerem Eisengehalte — ist dadurch ausgezeich-
net, dass sie die Wirkung des gelösten kohlen-
sauren Eisenoxyduls so rein und unbeeinflusst
durch die Wirkung freier Kohlensäure oder ge-
löster Salze der Alkalien und alkalischen Erden
bietet, wie dies bei keiner andern Eisenquelle
derFall ist. Dieser Ausspruch aus so competentem Munde
wird durch die vorliegenden Zahlen nicht nur bestätigt, son-
dern noch erweitert, denn durch die Neufassung ist das
Wasser der genannten Quelle auf der einen Seite eisen-
haltiger, auf der andern noch reiner und freier von
andern Bestandtheilen geworden, als es früher war,
und es dürfte kaum eine zweite Quelle geben, welche eine
ähnliche Zusammensetzung aufzuweisen hat, als die Carlsquelle
zu Bad Helmstedt.
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518
H. Toxikologie v
cognosi
Ueber die animalische
Von Cl. Berna
Der Zucker, welcher lange Zei
Product des Pflanzenreichs betrachte
bei den Thieren als normales und
nimmt in dieser Beziehung ein
Anspruch.
Die zuckerige Materie kommt
unter mannigfacher Form vor. Di
Gruppe wasserstoffreicherer Zucker,
Dulcit = Ci«H"0^«; ferner den
Ci2Hi«OiO; die Glykosen = C^
wohnliche Glykose und den 1
fen; die Lev'ulose, welche in de
ren Früchten vorkommt; die Galak
welches ein Reactionsproduct ist;
den Inosit, welcher in gewissen
grünen Bohnen , und in den Muski
Milz, der Leber etc. der Thiere voi
Zu den Saccharosen =
Saccharose oder der Rohrzucker,
lischen Eucalyptus -Manna, die 1
*) Journ, de Pharm, et de Chim. "Fi
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r
Cl, Beroard, Animalisclie Zuckerbildimg. 519
MannaArt, die Melezitose von Pinus Larix^ die Laktose
oder der Milchzucker.
Unter allen diesen Zuckerarten sind die Glykose und
Saccharose die wichtigsten und verbreitetsten. Vom physio-
logischen Gesichtspunkte aus unterscheiden sich diese beiden
Zucker auffallend von einander. Ihre Rolle ist eine sehr
verschiedene» während nemlich der Traubenzucker in der
Pflanze ein ergänzendes Nahrungsmittel bildet, ist der Rohr-
zucker als ein Depot zu betrachten, aus welchem die Pflanze
nicht unmittelbar, sondern erst dann Kahrungsstoff zie-
hen kann, wenn sich die Saccharose in Glykose umgewan-
delt hat.
Die vom Standpunkte der Nährkraft aus fundamentale
Verschiedenheit dieser beiden Zuckerarten bezieht sich sowohl
auf die Thiere wie auf die Pflanzen. Führt man nemlich in
die Ädern eines Thieres eine Lösung von Rohrzucker, so
findet man denselben unverändert im Harne wieder, während
der Traubenzucker unter gleichen Verhältnissen verschwindet;
und wendet man beide zusammen an, so bleibt nur der Rohr-
zucker übrig. Man kann daher mit vollem Rechte den Rohr-
zucker ein Excremönt, und den Traubenzucker ein Nahrungs-
mittel nennen.
Bemerkenswerth ist indessen, dass der Rohrzucker sich
im Verdauungskanale in Traubenzucker umwandelt und dann
die Rolle eines Nahrungsmittels spielt. Dieselbe Umwand-
lung erleidet derselbe in den Pflanzen. Bekanntlich geht er
unter dem Einflüsse vieler chemischer Agentien leicht in
Traubenzucker über ; selbst mechanische Kräfte , wie z. B.
das Pulverisiren, üben eine solche Wirkung aus, daher gepul-
verter Zucker weniger süss schmeckt, als ganzer.
Zur Gewinnung des Zuckers aus den thierischen Gewe-
ben und Flüssigkeiten sind verschiedene Methoden empfohlen
worden; die beste besteht in der Anwendung des Weingei-
stes. Man kann aber auch mit Wasser kochen, um die albu-
minösen Materien zum Gerinnen zu bringen und dann filtri-
ren-, ferner kann man die betreffenden Flüssigkeiten, z.B.
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520 Cl. Bernard, Aüimalisohe Zuckerbildui
Blut, Harn, fiir sich nach Zusatz von Thii
wobei Farbstoffe, Salze und Harnsäure durcl
genommen und die albuminösen Materien c
Anwendbar ist auch das Ausfällen mit Ble
Entfernung des v überschüssig zugesetzten Blei
felwasserstoff.
Um nun in der einen oder andern gei
keit den Zucker zu erkennen, hat man die
den bekannten Erkennungsmitteln: Gährung
muthnitrat, Kupfertartrat. Für das sicherst
die Gährung.
Meine und anderer Physiologen Beobi
ausser Zweifel gesetzt, dass das Blut norma
und dass seine Anwesenheit darin unabhäng
rischen oder vegetabilischen Nahrung. Di
Thiere indessen enthält keinen Zucker, aucl
noch Nahrung zi^ sich nehmen. Wenn der C
an Zucker eine gewisse Höhe erreicht hat, i
darüber hinaus in den Organismus gelangt
Nieren wieder ausgeschieden. Giebt man a
viel Zucker ein, so wird darum sein Blut nie
und giebt man ihm keinen Zucker, so finde
dennoch zuckerhaltig.
Was den Ort der Bildung des Zuckei
Organismus betrifft, so muss die Leber als s
werden, denn das in dieselbe eintretende Bl
das aus derselben tretende dagegen zuckerha
wird aber nicht aus den albuminösen Materi
dem aus einer dort vorkommenden, dem A
Substanz, und zwar unter dem Einflüsse ein(
Ferments. Diese Substanz wird auch dnrch
nicht so dunkel wie Stärke, sondern wein - 1
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r
H. F. Hance, Abstamm. der im Handel vorkommenden China wurzeL 521
Ueber die Abstammung der Im Handel vorkommenden
GUnawurzeL
Von H. F. Hanoe.
Obgleich die Chinawurzel iseit langer Zeit ein bedeuten-
der Exportartikel Canton's nacb Indien und in geringem
Grade nach Europa*) ist, und obgleich man grosse Quanti-
tätfen dieser Drogue, welche auf den benachbarten Anhöhen
ausgegraben sind, auf den offnen Plätzen jener Stadt zum
Trocknen an der Sonne aufgelegt sehen kann, so herrscht
über ihre Abstammung doch noch immer einiger Zweifel. Die
meisten Autoren geben als Mutterpflanze Smilax China L.
an, welche den neueren Botanikern offenbar ganz unbekannt
ist, obgleich ich dieselbe für identisch halte mit der von
Wallich S. ferox genannten Art, welche in allen bergigen
Distrikten Indiens und China's vorkommt und, zwar der
mandschurischen Flora fremd, wo sie durch S.'excelsa L.
vertreten wird, sich bis nach Japan erstreckt.
P. Smith meint nun zwar, die Chinawurzel stamme
entweder von S. lancifolia Roxb. oder von einer ihr sehr
nahe stehenden Art; allein, wenn es auch sehr wahrscheinlich
ist, dass die Chinesen mehr als eine Art medicinisch anwen-
den, wie das nach Dr. Royle die Indier in der That thun,
80 muss jener Ausspruch doch nur als eine Vermuthung
angesehen werden. Was die Canton- Drogue betrifft, so
erscheint es wenigstens sicher, dass sie von einer oder meh-
reren der 6 Smilax -Arten stammt, welche Eentham in
seiner'Plora Hongkongensis beschrieben hat, weil keine andere
in jenem Distrikte vorkommt; und obgleich ich über die
Mutterpflanze der Wurzel lange in üngewissheit blieb, so
musste ich mich doch mit diesem halb negativen Eesultate
einstweilen begnügen. Indessen vor Kurzem erhielt ich von
dem in Canton wohnenden Herrn E. C. Bowra eine lebende
Pflanze mit starken faserigen Wurzeln, welche stellenweise
*) Die ganze Ausfuhr binnen IS Monaten (vom 1. Jan. 1870 bis
1. Juli 1371) betrug 99,908 Pfand.
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^.Hance, Abstamm. der im Handel ▼
len verdickt waren ^ die mit dei
ständig übereinstimmteo. Blütl
emplare, doch zeigte eine Ter
Herbarium befindlichen Arten ,
ai* mir hatte. Schon Roxburgh
pflanze äusserlich von der ante
aus China kommenden arzneili
eiden sei, und dass ein Absi
renen Silhet's gegen Geschwt
len angewendet werde. Bei d
i die zahlreichen Bliithenstiele
m dunkelfarbigen linearen Brakt<
iae der Farne sehr ähneln.
' einmüthige und feste Glaube d
andes der alten und neuen ^
vorkommt, an die reinigende, dii
3 Wirkung ihrer verschiedenen 1
lausch der Meinungen möglich ^
zu erklären, dass eine solche
der That innewohnt. Ich kt
wie z. B. Christison u. A., nie]
therapeutischen Wertbe der Sai
jn, die angebliche Wirkung s<
Kranken verwendeten Pflege ui
Seemann hat jüngst gewiss«
Typen zweier bestimmten Gattu:
lentlich nur durch die weniger
3nen Staubgeßisse unterscheide
loch nicht einverstanden erklä
dass die Staubgefässe seiner I
variiren, und ich überdies der
ler, die bisher bestandene Gatti
rei zu zersplittern, welche sich
md zwar ein numerisches M«
eiden. Wohl aber liessen sict
aufstellen, welche von der B<
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ßchützenberger, Verhalten der Kohlehydrate etc. zu Essigsäure, 528
gon- Abschnitte und den Staubgefassen abzuleiten wären.
(Journal of Botany, Apnl 1872. Nr. 112. S. 102).
G. a W.
Ueber das Verhalteii der sogenannten Kohlehydrate
und ähnlicher Körper zu wasserfreier Essigsäure.
Von Schützenberger. *)
Wenn man auf irgend ein sog. Kohlehydrat wasserfreie
Essigsäure (C*H*0*) einwirken lässt, so verliert dasselbe
Wasserstoff und nimmt für jedes Aequivalent austretenden
Wasserstoffs ein Aeq. Aeetyl (C^H^O*) auf.
Zur Ausführung dieser Reaction mit der Cellulose
bediente ich mich theils der gereinigten Baumwolle, theils
des schwedischen Filtrirpapiers. Die Cellulose wird von der
wasserfreien Essigsäure nur in Verschlossenen Gefässen und
bei Temperaturen, welche höher sind als der Siedepunkt der
wasserfreien Essigsäure (137,5®), angegriffen. Erhitzt man
einen Theil Cellulose mit 6 — 8 Theilen Säure bei 180®, so
löst sie sich binnen einer oder zwei Stunden zu einem dicken
Syrup von dunkelbrauner Farbe auf, die aber von einer
schwachen Zersetzung herrührt. In Wasser gebracht, lässt
dieser Syrup einen reichlichen grauen flockigen dicken Nie-
derschlag fallen, der einige Aehnlichkeit mit dem aus con-
centrirten Lösungen coagulirten Eiweiss hat. Wäscht man
diesen Niederschlag so lange mit heissem Wasser, bis alle
anhängende Säure daraus entfernt ist, trocknet ihn dann und
behandelt ihn mit eisiger Essigsäure, so löst er sich darin
mit, brauner Farbe. Diese Solution lässt sich mittelst gerei-
nigter Thierkohle vollständig entfärben, und läuft dann farb-
los und klar durchs Filter; durch Wasser wird sie wiederum
weiss flockig getrübt, der Niederschlag stellt nach dem Trock-
**) AnnaL de Chim. et de Phys. 4. S^r. XXI. 235. Annal. der
Chem. u. Pharm. CLX. 74. Auszug. JFst,
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524 ScLützenberger, Verhalten der Kohlehydrate
nen ein ganz weisses Pulver dar, welch
Cellulose ist. Durch Kochen mit einem A
zersetzt, es entsteht essigsaures Alkali i
lulose, Sie löst sich nicht in Wasser,
und Benzol, dagegen in eisiger Essigsäure
feisäure. Aus diesen Lösungen wird dur
bindung wieder unverändert niedergesc
getrocknet, entspricht sie der Formel C^^
Dieses Cellulose - Triacetat verhält s
das polarisirte Licht.
Mehr Wasserstoff in der Cellulose d
stituiren, ist mir nicht gelungen; vorlä
Triacetat als das höchste Acetat betra<
könnte hiernach die Cellulose als einen d
ansehen.
Durch Anwendung ^iner kleinern
Essigsäure und einer niedrigem Temperati
die Baumwolle auf, ohne sich zu lösei
gere Acetate, nemlich ein. Mono - und Dia
sen wegen ihrer Unlöslichkeit in allen br
sich nicht reinigen oder von unveränderi
nen lassen. Diese Derivate lösen sich
conc. Schwefelsäure, werden indessen dal
Das mit Stärkmehl erhaltene Trii
nicht blau; zersetzt man es mit einem A
dabei ausgeschiedene Stärke wieder die Eij
Jod zu bläuen. War jedoch das Stärk
150® erhitzt worden, so hatNes eine \
denn es giebt nun beim Behandeln mit A
mehr, sondern Dextrin.
Zwei Varietäten Inulin, die aber 1
mel C^^H^^O^® zusammengesetzt waren.
Tri- und die andere eine Pentacetat.
Arabisches Gummi lieferte ein
(C^H302)50io.
Mit Glyko8e = Ci2Hi20i2 entsta
cetate, aber unter Verlust von 1 Aeq. H
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J. A. "Wanklyn, Prüfung von Mehl und Brot. 5Ö5
Rohrzucker gab dasselbe Triacetat wie die Glykose.
Ebenso der Milchzucker. Aus Mannit entstand ein
Hexacetat = Ci2K8(C*H30»)ßOi2.
Uejber die Prflfang ron Mehl und Brot.
Von J. A. Wanklyn.
Der Nachweis des Alauns im .Brote ist mit Schwierig-
keiten verknüpft, theils wegen der kleinen Menge Alaun,
welche man dem Brote zusetzt, und theils wegen der übrigen
in der Asche des Brotes enthaltenen Bestandtheile. Jeden-
falls darf man von dem Untersuchungsobjecte nicht zu wenig
in Arbeit nehmen, vom Mehle nicht unter 100, und vom
Brote nicht unter 200 g.
Die Einäscherung wird bekanntlich sehr beschleunigt
durch Leiten eines Sauerstoffstroms auf die glühende Masse;
unterlässt man dies, so bedarf man zur Ausführung der
Operation wenigstens ein paar Tage.
Die Behandlung der Asche führe ich nicht mit Salpeter-
säure oder Salzsäure, sondern mit Schwefelsäure aus.
Als drittes Moment bei dieser Art von Untersuchungen
hebe ich hervor die Anwendung gewogener Mengen der Bea-
gentien, und so wenig als möglich von ihnen, um zugleich
jede unnöthige Verdünnung zu vermeiden. Ich verfahre nun
wie folgt:
Die Asche von 100 g. Mehl wiegt etwa 0,700 g., und
kann, im Falle eines Alaunzusatzes, noch 0,030 g. Alaunerde
enthalten. Ich versetze die Asche mit 0,5 CC. Vitriolöl,
erhitze bis zur beginnenden Verflüchtigung der Säure, ver-
dünne mit wenig Wasser, filtrire, setze zum Filtrate l^g g.
Kalihydrat, welches nicht allein die Säure abstumpft, sondern
auch noch im Stande ist, die Alaunerde gelöst zu halten,
erwärme, filtrire, fuge zum Filtrate 1^2 g- Salmiak, erwärme
wieder und stelle in die Ruhe. Die etwa vorhandene Alaun-
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526 Boussingault, Veribeilnng des Eisens im I
erde sammelt sich als phosphorsaure Verbindu
sie wird ausgewaschen, getrocknet, geglühet m
Die Frage, ob ein Mehl untadehg oder
kann durch Ermittlung seines in Wasser lösli
entschieden werden, denn das erste enthält n
Zucker und Dextrin, das zweite dagegen i
davon. Zur Ausführung dieser Probe reibe icl
nach und nach mit so viel Wasser an, dass dai
ter Raum einnimmt, lasse ein wenig absetzen, {
geklärten Flüssigkeit auf ein Filter, verduni
50 CO. zur Trockne im Wasserbade und wä
verbliebenen Rückstand. Sein Gewicht zehnm
zeigt die ganze Quantität Extract von den in
meinen 100 g. Mehl an. Diese Extract - Quan
gutem Mehl nicht über 4,69 g. betragen. In
befinden sich ohngefähr 0,44 g. Aschenbestand
Albumin und 3,33 g. Dextrin, Zucker und G
man das Gemenge von 100 g. Mehl mit Wasse
20 Stunden lang, kalt stehen, so erhält man m<
Extract Von verdorbenem Mehl bekam Odling 12 bis
18 Proc. Extract. (Pharm. Joum. and Tr ansäet, Aprü 187 i
827.). G.C.W.
Heber die Yertbeilang des Eisens in den Bestand
theilen des Blntes.
Von Boussingault.*)
Diese Bestimmung geschah mit den drei wesentliche
näheren Bestandtheilen des Blutes : Fibrin, Blutkügelchen un^
Albumin, und das Material dazu wurde einer halbfetten Ku
entnommen.
Fibrin.
Man gewann es durch Schlagen des noch warmen Blute
und Auswaschen. 100 g. des nur wenig gefiirbten und gu
♦) Journ. de Pharm, et de Chim. Sept. 1872. XYI. 172.
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Boussinganlt, Vertbeilung des Eisens im Blute. 527
ausgedrückten Fibrins wogen nach dem Trocknen 29,15 g.
und hinterliessen 0,627 g. Asche, worin 0,01357 g. metaUi-
sches Eisen.
Mithin berechnen sich auf 100 g. trocknes Fibrin 2,1511 g.
Asche und 0,0466 g. Eisen.
Blutkügelchen.
Sie wurden nach dtem Verfehren von Dumas gesam-
melt, welches sich bekanntlich auf die Eigenschaft derselben,
durch eine gesättigte Glaubersalzlösung, so lange ein Luft-
strom die Flüssigkeit} durchstreicht, niedergeschlagen zu
werden.
4 g. der so erhaltenen und im Vacuum getrockneten
Kügelchen hinterliessen an rother voluminöser Asche
0,053 g. = 1,325 Proc.
worin metallisches Eisen 0,01399 g. = 0,350 Proc.
In dieser Asche fand sich ausser Eisenoxyd u. a. noch
Phosphorsäure, Kalk und Magnesia.
Albumin.
Das Serum besass nunmehr eine schwach röthliche Farbe,
enthielt aber keine Kügelchen mehr. 103 g. dieses Serums
lieferten:
Trockensubstanz 9,780 g. = 9,500 Proc.
Mineralsubstanz 0,853 „ = 0,828 „
Metallisches Eisen 0,00843 „ = 0,0082 „
Daraus resultiren für 100 g. trocknes Serum 8,715 g.
Asche und 0,0863 Eisen.
Mithin lieferten 100 g. Trockensubstanz von
Asche. Metall. Eisen.
Fibrin 2,151 g. 0,0466 g.
Kügelchen 1,325 „ 0,3500 „
Albumin 8,715 „ 0,0863 „
Die Kügelchen enthalten also über siebenmal mehr Eisen
als das Fibrin, und viermal mehr als das Albumin.
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Boussingäiilt, Vertheilung des Eisens
rnt^rsuchen wir nun, ob diese Data
les Blutes mit der direct darin eri
niren.
!& lieferte
Menschenblut.
Eisen.
£uhblu
n 0,3 g.
0,00014 g.
0,4 {
min 7,0 „
0,00604 „
7,4
ilchen 12,7 „
0,04445 „
10,5
e 1,0 „
. »> »
1,0
ser 79,0 „
» »
80,7
100,0 „ 0,05068 „ 100,0
)urch directe Bestimmung wurde gef
In 100 g. Menschenblut 0,051
„ 100 „ Kuhblut 0,048
)ie üebereinstimmung beider Bestim
1.
bekanntlich ist der grosse Eisengehalt
ren Farbstoff, dem Blutroth (Haemj
'heile trocknes Blutroth, dargestellt nach der Methode
emaire und Tabourin, lieferten 10,750 Theile rothe
, worin 6,330 metallisches Eisen.
)iese 6,33 Eisen entsprechen 9,043 Eisenoxyd
Q noch 1,707 Mineralsubstanz der Asche übrig
hosphorsäure und Kalk bestehen. 100 Theile
gaben:
84,121 Eisenoxyd.
13,512 Phosphorsäure.
2,986 Kalk.
100,619.
betrachtet man darin den Kalk als dreibasiscl
und den Eest der Säure als dreibasisches E
hat, so erhält man folgende Zusammensetzung:
75,97 freies Eisenoxyd.
19,14 Phosphors. Eisenoxyd (2Fe20» + 31
5,51 — Kalk (3 CaO + POS).
100,62.
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J. R. Jackson, SüdamerikanischiD Kuhbäume. 529
üeberhaupt aber lieferten 100 Theile Blutroth:
89,25 organische Materie.
9,04 Eisenoxyd.
1,45 Phosphorsäure.
0,32 Kalk.
100,06.
Wst,
üeber die medicinischen Eigenschaften der sfldame-
rikanisclien EnhbSnme.
Von J. E. Jackson.*) ^
Die Anwesenheit milchiger Säfte in Pflanzen ist nichts
Ungewöhnliches, sie ist selbst ein Merkmal vieler natürlichen
Familien. Bei den zahlreichen Pflanzen, welche Kautschuk
liefern, besitzt der Saft, sowie er aus dem Baume fliesst, ein
milchweisses Ansehn, und ßirbt sich erst an der Luft oder
beim Erstarren. Die Säfte gewisser milchgebenden Bäume
werden indessen nicht dick, dienen als Nahrungsmittel, und
einige solcher Bäume mit wohlschmeckendem Milchsafte wer-
den Kuhbäume genannt. In Südamerika, dem Hauptquartier
dieser Art Bäume, heissen sie Palo de vaca, oder Arbol
de. leche. Vielleicht am besten bekannt unter ihnen ist
Brosimum galactodendron Don. (Urticeen); derselbe
wächst in grossen Wäldern an den Bergen um Cariaco und
in andern Theilen der Seeküste von Venezuela, erreicht häufig
eine Höhe von mehr als 100 Fuss , und schickt erst 60 bis
• 70 Fuss über dem Boden Zweige aus. Der nach Einschnitten
in den Stamm ausfliessende Milchsaft riecht schwach balsa-
misch und schmeckt sehr angenehm, ähnlich wie süsser Rahm;
er hat nur das Unangenehme, etwas klebrig zu sein, ist übri-
gens sehr nahrhaft und völlig unschädlich. Humboldt
berichtet darüber: „Wir tranken beträchtliche Mengen davon
*) Pharm. Joum. and Transact. 26. Oct. 1872. S. 321. TFat
^rel), d, PlMriD» in. Reib«, nt. BO«. 6. B% 3 4
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580 X. ß. Jackson, Südamerikanische Kuht
Abends vor dem Schlafengehn und früh M
geringste Belästigung. Die Neger und die '
den Pflanzungen arbeiten, trinken diese Milc
Mais- oder Cassava-Brot hinein. Der Aufs
erzählte uns, die Neger würden während de
der Kuhbaum ihnen reichliches Getränk lieft
ter. Beim Stehen an der Luft überzieht
mit einer gelblichen, faserigen, käseähnlichc
Monate des Jahres hindurch fallt kein Tropf
Distrikten, wo dieser Baum vorkommt, u
erscheinen dann wie abgestorben; wenn ma
Stamm anbohrt, so entquillt ihm demungeacl
Milch. Bei Sonnenaufgang fliesst sie am re
daher alsdann am eifrigsten aufgefangen.
Milch wird sie binnen wenigen Tagen sauer.'
Tabernaemontana utilis Arn., ii
Hya-Hya oder Kuhbaum genannt, liefert
weissen Milchsaft, der vollkommen unschäd
sie in eine Familie (Apocyneen) gehört, wel
und scharfe Pflanzen enthält. Der Stamm
nung der Milch nicht angebohrt, sondern ge
Der Kuhbaum von Para, dort Massars
soll Mimusops elata sein, was jedoch no<
obgleich man weiss, dass er zu den Sapotace
aus der angeschnittenen Rinde fliessende M
sehn von gutem Milchrahm, soll aber weg
Klebrigkeit sich weniger zum Nahrungsmittc
Unter allen Kuhbäumen verdient vo
Standpunkte aus Clusia galactodendro]
ren) unstreitig die meiste Beachtung. Diese
dicke, mit rauhen Höckern bedeckte Rinde ,
3 Zoll lange Blätter , ist in Venezuela ein
aber auch im Cauca-Thale, im Norden des
an den Ufern des Flusses Abraeto und an der
Meeres bei Tumaco vor, gedeihet überhaup
feuchten Distrikten und geht nicht über :
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. '"■■■■'' ..<•''. 'iiiS'
J. E. Jackson, Südamerikanische Kuhbäume. 531
Meeresspiegel an gerechnet, hinauf. Sein Milchsaft wird viel
consumirt, aber dessen werthvoUste, bisher fast ganz unbe-
achtet gebliebene Eigenschaft besteht darin, die Dysenterie zu
heilen. Er enthält eine harzige, adstringirende , aromatische
und tonische Substanz. In Choco und au der paciflschen
Küste von New- Granada wendet man kein anderes Mittel
gegen Dysenterie an, und diese Krankheit wird dort ganz
leicht genommen , weil sie dadurch so gut gehoben werden
kann. Diese Milch ist dort allenthalben zu haben, und die
Flasche wohl kostet 1 bis 2 Dollars. White berichtet darüber
wie folgt: „Mehr als zwei Jahre hindurch sah ich diese
Milch von den Arbeitern an der Buena- Ventura -Strasse, in
einem sehr ungesunden Klima, angewendet. Wir hatten zu
Zeiten 500 bis 700 Männer im Dienste , und es kamen unter
ihnen sehr zahlreiche Fälle von Dysenterie vor, aber es trat
kein einziger Todesfall ein. Ich selbst litt daran und so
heftig, dass die Stühle blutig erschienen und ich schon fürch-
tete, meine letzte Stunde habe geschlagen. Selbst das Be-
wusstsein verliess mich fast ganz. In dieser kritischen Lage
nahm sich meiner die Frau eines unserer Aufseher an; sie
gab mir nemlich einen Esslöffel voll jenes milchigen Baum-
saftes in einem Glase Wasser mit ein wenig Zucker ein und
wiederholte dies alle halbe Stunde 3 Stunden hindurch,
worauf alle Symptome der Dysenterie vollständig versehwun-
den waren. Nachdem ich dann noch ein paar Tage strenge
Diät gehalten hatte, fühlte ich mich wieder ganz hergestellt
und bekam auch keinen Rückfall. Bemerken will ich noch^
dass jener Milchsaft, selbst in verschlossenen Gelassen,
bald sauer wird und gerinnt, aber dadurch seine Wirksam-
keit nicht verliert, wenigstens sie noch monatelang bei-
behält."
84*
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? '::
532 J. Müller, Stearhoe.
Mitthellnngen.
Von Apotheker Julias Müller in Breslau.
Seltener Fall von Stearhoe,
Herr Dr. S oh m ei dl er hier, der einen mit dieser selte-
nen Krankheit behafteten Patienten behandelte, forderte mich
auf, die chemische Untersuchung des ausgesonderten Fettes
zu übernehmen. Ich unterzog mich um so lieber dieser klei-
nen, wenn auch etwas unsauberen Arbeit, als ja zu hoffen
war, dass hier wieder einmal die Chemie Hand in Hand mit
der Medicin Nutzen schaffen konnte.
Die mir zugesandten Faeces hatten eine graubraune Farbe
und stellten eine pyramidalische Masse, umgeben von einem
dickflüssigen gelbbraunen Fette, dar; reichliche Fetttropfen
durchdrangen ausserdem die Masse. Mit Leichtigkeit konnte
ich 20 g. durch vorsichtiges Abgiessen erhalten. Dasselbe
besaös selbstverständlich d«n Faecal- Geruch; es zeigte unter
dem Mikroskop die schönsten Fettkrystalle , sternförmig kry-
stallisirte Nadeln, — ganz so wie solche, die ich erhalten,
indem ich eine Lösung von Hammeltalg in Chloroform auf
dem Objectglase abdampfte. Das Fett selbst löste sich bis
auf einen minimalen Rückstand von anhängenden Faeces völ-
lig klar in Aether, erwärmt schmolz es leicht zu einer klaren
Flüssigkeit. —
Ausser den erwähnten abgegossenen 20 g. erhielt ich
aus derselben Masse durch wiederholtes Ausziehen mit Chlo-
roform beim Abdampfen der filtrirten Lösung noch 40 g. Fett,
so dass die Gesammtmenge also 60 g. betrug. —
Nachdem ich ' das durch einfaches Abgiessen erhaltene
Fett noch vorher mittelst Aether gereinigt, unterwarf ich
50 g. des Fettes der Verseifung durch Natronlauge ; ich erhielt
52 g. einer festen weissen Seife, der freilich immer noch der
eigenthümliche Geruch anhing. Zur Gewinnung des bei die-
ser Verseifung abgeschiedenen Glycerins, dampfte ich die
kochsalzhaltige Unterlänge ein, zog den Rückstand mit
Aetherweingeist aus, dampfte wieder ein, zog wieder mit
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y>'
J. Müller, Stearhoe. 533
Aether Weingeist aus und gewann endlich eine fast chlorna-
triumfreie, mittelst Filtriren durch Kohle ziemlich farblose
Glycerin- Lösung, die, zur Syrupsdicke eingedampft, ungefähr
2,5 g. betrug. — Zur Darstellung der freien Fettsäure löste
ich 35 g. der Seife in Wasser und zersetzte mit Salzsäure;
die erhaltene und durch Aether gereinigte Fettsäure betrug
28 g.; sie ist ziemlich fest und besitzt " einen Schmelzpunkt
von 45® C, besteht also sicher neben Stearin- und Palmitin-
säure überwiegend aus OleYnsäure. —
Durch Darstellung all dieser Präparate war dieses Fett
hinlänglich charakterisirt; es besteht wie die meisten von uns
genossenen Fette aus stearin-, palmitin- und oleinsaurem
Glyceryloxyd. Der von mir öfters untersuchte Harn war
frisch klar, von spec. Gewicht 1,02 und enthielt weder Zucker
noch Eiweiss; Harnstoff, Phosphorsäure und Chloride waren
in normaler Menge vo'rhanden. — Nach ungeföhr 8 Tagen
erhielt ich abermals Faeces — (Patient hatte inzwischen die
Verdauung anregemde Mittel bekommen) — ; dieselben ent-
hielten noch Fett, wenn auch in erheblich geringerer Menge.
— Patient bekam jetzt fleissig doppeltkohlensaures Natron
und Anregungsmittel. Das Fett verschwand, Patient kräf-
tigte sich sichtlich.
Vier Wochen nach der ersten Untersuchung nahm ich
abermals Faeces vor; völlig frei von Fett forschte ich dies-
mal auf einen etwaigen Gehalt an Seife. Die diesmal erhal-
tene Masse war von fast normaler Farbe. Ich extrahirto
nach Hoppe -Seyler die Faeces wiederholt mit heissem Alko-
hol; erkaltet filtrirte ich die Auszüge, fügte wenig kohlensau-
res Natron zu und dampfte im Wasserbade bis zur Trockne
ein. Den Rückstand zog ich zur etwaigen Fett- und Cho-
lesterin-Entfernung wiederholt mit Chloroform und Aether
auS; extrahirte dann mehrere Male mit absolutem Alkohol und
dampfte die erhaltenen Flüssigkeiten ein. Ich erhielt auf diese
Weise 17,5 g. einer gelblichen ziemlich festen Substanz, die
sich durch ihre leichte Löslichkeit in Wasser, Zersetzung
durch Säuren unter Freiwerden von Fettsäure als ziemlich
reine Seife erwies, — Es war also dadurch festgestellt, dass
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W'--
534
J. Maller, Eisenhaltiger Lebertbran.
1
immer noch nicht alles genossene Fett resorbirt, dass viel-
mehr ein Theil desselben als Seife unresorbirt mit den Faeces
entleert wurde. —
Dass diese Seife sich nicht direct durch den Gebrauch
des doppeltkohlensauren Natrons gebildet haben kann, brauche
ich wohl nicht erst zu erwähnen, da ja bekanntlich Fette nur
durch freies, nie durch kohlensaures Alkali verseift werdeu.
Es konnte also die Wirkung der Medicamente nur eine indi-
recte sein, wahrscheinlich bedingt dadurch, dass sie den
Fankreassaft fähig gemacht, die Fette zu zersetzen; die
dadurch freie Fettsäure hat sich dann mit dem Natron des
doppeltkohlensauren Natrons zu fettsaurem Natron ver-
bunden. —
Leider habe ich später keine Gelegenheit mehr gehabt,
die Faeces nochmals zu untersuchen. — Vom medicinischen
Standpunkt aus hat Herr Dr. Schmeidler in dem Jahresbericht
der vaterländischen Gesellschaft für schlßsische Cultur den
seltenen Fall näher erörtert. —
pv y
Eisenhaltiger Leberthran.
Vom Herrn Professor Dr. Lebert aufgefordert, einen
eisenhaltigen Leberthran darzustellen, versuchte ich — aus-
gehend von der Löslichkeit des Eisenchlorids in Aether —
sublimirtes Eisenchlorid in dem Verhältniss von 1 : 100 im
Leberthran zu lösen. Dasselbe gelang auch vollständig, nur
hatte der auf diese Weise dargestellte 1% Eisenchlorid ent-
haltende Leberthran eine wenig appetitliche, dunkel violette,
fast schwarze Farbe und wurde schnell ranzig unter Desoxy-
dation des Eisenoxyds zu Eisenoxydul. Wir verwarfen in
Folge dessen diese Vorschrift und versuchte ich nun, einen
französischen Eisenleberthran , aus benzoesaurem Eisenoxyd
bereitet, nachzumachen. Ich stelle denselben« — Professor
Lebert wünschte 1 % Eisensalz im Thran — auf folgende
einfache Weise dar: Ein Theil völlig trockenes benzoesaures
Eisenoxyd, das man sich selbst vermittelst einer aus Benzoe-
harz dargestellten Benzoesäure bereitet (das käufliche benzoe-
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w^^
J. Müller, Stempelfarbe. 535
saure Eisenoxyd riecht stets nach Harn und ertheilt dem
Leberthran einen unangenehmen Geruch und Geschmack)
wird mit 100 Theilen weissem Leberthran angerieben, einige
Tage unter häufigem Umrühren bei gewöhnlicher Temperatur
stehen gelassen und dann filtrirt. Man erhält auf diese Weise
einen schön klaren, gelblich braunen, nahezu 1 7o benzoesau-
res Eisenoxyd enthaltenden Leberthran. Derselbe wird gut
vertragen, das Eisen leicht und schnell aufgenommen. —
Lister 's che Verband-Gaze.
Bekanntlich wird zu dem sogenannten Lister'schen Ver-
band in England wie in der Schweiz eine carbolisirte Gaze
dargestellt und versandt. Ist der Verbrauch nicht ein zu
bedeutender, so kann man sich dieselbe leicht auf folgende
"Weise darstellen. Feine vorher gewaschene und wieder
getrocknete Gaze oder Mull wird in beliebig grosse Stücke
— je nach Wunsch — getheilt und dieselbe ganz wie bei
der Darstellung von Wachspapier mit einer vorher geschmol-
zenen Masse aus 200 Theilen gelbem Wachs, 50 Theilen Oel
in 50 Theile Carbolsäure imprägnirt. Je heisser das vermit-
telst des Dampfapparates erwärmte Blech, auf dem man die
Operation vornimmt, ist, um so weniger Masse verbraucht
man, und um so schöner wird die Gaze. Ich stelle dieselbe
schon seit geraumer Zeit für das Allerheiligen Hospital zur
völligen Zufriedenheit der Aerzte dar.
Stempelfarbe.
Mehrere Bankgeschäfte Breslaues kauften im vorigen
Jahre von einem herumreisenden Engländer Stempelkissen
und die dazu gehörige Stempelfarbe. Dieselbe zeichnete sich
von der gewöhnlich benutzten dadurch aus, dass sie «ehr
schnell trocknete und keine Fettigkeit besass. Aufgefordert,
die Stempelfarbe zu untersuchen resp. nachzumachen, fand
ich, dass dieselbe aus Anilinviolett, gelöst in gleichen Thei-
len Weingeist und Glycerin, bestand. Ich stelle dieselbe nach
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530 J. Müller, Sfempelfarbo.
folgender yorschrift dar: Ein Theil krystall
röthliches Anilinviolett wird in 30 Theilen i
zu dieser Lösung 30 Theile Glycerin gefüg
Die schön geßirbte Flüssigkeit wird
gegossen, mit einer Bürste verrieben und
lieh zum Stempeln benutzt. Sie gleicht de
pelfarbe vollständig und hat für die Benut
tenden Vorzug der grösseren Billigkeit. !
Engländer lies sich für 6 Fläschchen ä U
ling, also über 6 Thlr., bezahlen. .
Breslau, den 14. September 1873. I
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537
B. Monatsbericht.
!• Allgeraeine und aiige\\raiidte
Oliemie.
Absorption ron Ozon in Wasser.
Die Frage, ob Ozon bei gewöhnlicher Temperatur in
Wasser löslich ist, kann noch immer nicht als erledigt ange-
sehen werden, da L. Carius in einer detailirten Abhandlung
die Behauptung aufrecht erhält, dass beim 3 — 4 Stunden
dauernden Durchleiten ozonisirten Sauerstoflfe durch Wasser
von 1<^— 2,5<> letzteres 0,4 bis 0,611 Vol. pr. Cnt. Ozon auf-
nimmt. Auch bei mittler Temperatur hält das so gesättigte
Wasser noch etwas Ozon zurück.
Was das käufliche Ozonwasser anlangt, so steht fest,
dass die früher untersuchten Proben weder Chlor noch unter-
chlorige und Chlorsäure enthalten haben. Ebensowenig hatte
eine saure Reaction von salpetriger Säure bemerkt werden
können. Der Verfasser hat jedoch das Wasser nur jenes
eine Mal geprüft, sodass immerhin möglich. ist, dass es sich
in andern Fällen anders verhalten hat. (Ber. d. Deutschen
ehem. Ges. 1873, 806.). E. M.
Gewinnung von Cäsium.
Lepidolit, feinpul verisirt, wird nach Sharples mit Fluor-
wasserstofi'säure erhitzt, bis er vollständig zersetzt ist. Mit
HCl die Kieselfluorwasserstoff- und übersch. Fluorwasser-
stofi'säure ausgetrieben, wird die Masse gelinde erhitzt und
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S88 Best. d. Schwefelwassersi in Mineralwäss. d. rein. 1
Bach der Abkühlung mit heissem Wasser be
wässrige Lösung filtrire, dampfe bis auf weniges
einen grossen Ueberschuss von starker HCl z
Niederschlag ein, so füge soviel Wasser hinzu,
derschlag wieder zu lösen, und dann eine concei
lösung, jedoch jeden Ueberschuss vermeidend,
salz scheidet sich sofort aus; durch Auflösen in
Wiederfallen durch HCl kann es gereinigt ""
Zinn falle in der wässrigen Lösung durc
dampfe dieselbe bis zur Trockne, nachdem übers
setzt wurde, ein. Aus dem Chlorcäsium kön
anderen Salze rein erhalten werden. {The ame\
Nr. 36. p. 453.).
Bestlmmimg des Schwefelwasserstoffs in
sem durch reines kohlensaures ^\
Man setzt nach Land frisch bereitetes,
kohlensaures Silber einer bestimmten Menge d
suchenden Wassers so lange zu, bis der anfa
Niederschlag braun oder graubraun wird, wodur
schuss des Silbersalzes angezeigt wird.
Man schüttelt alsdann tüchtig um, erwärm
lässt den Niederschlag absetzen. Decantirt, w
NO* (1 Tbl. Säure auf 4 Th. Wasser) das übersc
Silber entfernt; mit dest. Wasser ausgewaschi
Niederschlag auf ein gewogenes Filter gesami
verd. Salmiakgeist, um Silberhaloide zu entfe
waschen.
Mit dest. Wasser und zuletzt mit 95 % -^
waschen, wird der Niederschlag auf einem Wassi
net, das trockne Schwefelsilber aus dem Filt
und letzteres in einem Porzellantiegel unter Zusi
Schwefel verbrannt. Ist der überschüss. Schw(
ben, so wiege die Asche des Filters mit dem
Schwefelsilber. 124 Schwefelsilber entsprechen
Wasserstoff. (The americain Chemist, Nr. 36.
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Gelbes, krystallisirtes JTodqiiecksilber. 539
Gelbes, krystalUslrtes Jodquecksilber.
Wenn man nach Tron in einem Sandbade Jod und
Quecksilber in dem durch die Aequivalente angegebenen Ver-
hältnisse in verschlossenen Retorten bei einer Temperatur,
welche nicht über 250*^ steigen darf, erhitzt, so findet man,
dass sich an dem oberen Theile der aus dem Sandbad genommenen
Retorte sehr schön rothe Krystalle angesetzt haben. Beim
Erkalten werden sie gelb. Der Raum, welchen sie einneh-
men, ist oft beträchtlich, besonders wenn sich die Krystalle zu
Blättchen vereinigen, welche 15 — 18 Millim. lang sind. Die
kleineren sind biegsam. ^
Die Analyse gab folgende Zusammensetzung:
Quecksilber. Jod.
61,28 o/o. 39,27%.
61,20 „ 38,40 „
61,04 „ 38,61 „
Mittel = 61,17 %. = 38,76 %.
berechnet = 61,16 „ = 38,83 „
Die Krystallform nähert sich dem orthorhombischen Sy-
stem. Bei einfarbigem Lichte des Natriums erscheinen sie
glänzend hellgrün; im zerstreuten Lichte wurden sie nach
und nach dunkelbraun. Li der Hitze bei 70*^ wird das kry-
stallisirte gelbe Jodquecksilber roth, bis es bei 220® granat-
roth wird und nach dem Erkalten seine alte Farbe wieder
annimmt. Vorsichtig erhitzt, sublimirt bei 190® das krystalli-
sirte Quecksilberjodid unzer setzt, bei 220® werden die Kry-
stalle weich und schmelzen bei 290® zu einer schwarzen
Flüssigkeit, welche bei 310® kocht.
Rasch erhitzt, tritt dagegen eine Zersetzung ein, indem
Quecksilber frei und ein neuer Körper von viel gelberer Farbe
sublimirt wird. Das gewogene freie Quecksilber gab 8®/^,
so dass die neue gelbe Verbindung 8®/q Quecksilber weniger
enthalten müsse, dieses stimmt aber mit der Analyse, welche
58 ®/o Quecksilber angiebt, nicht überein. Es fehlen 2 ®/o
Quecksilber, welche sich mit dem Sauerstoff verbunden haben
müssen, so dass man diese Verbindung für ein Oxyjodür,
dessen Formel Hg^^O® J^ = 6HgO . 7HgJ sei, halten köj^^e.
' Die Zusammensetzung war:
Gefunden.
Quecksilber 58®/o. 58,11 ®/o. '-*"'' ^ ; '' •'-^'
Jod 40 „ 39,74 „ ' • J.\' fi 1
Sauerstoff 2 „
•Jl-i >•• .'/"'•-
Berechnet.
58,11 %.
39,74 „
'/•• • . v..\i r
2,14 „
99,99 %.
Digitizedby Google
540 Best d. Stickstoffgehultes d. Albuminatc. — Kjei
Gelbes, krystallisirtes Jodquecksilber,
lensäure gefüllten Retorte rasch erhitzt,
Quecksiber und rothes Jodquecksilber, welche
gelben, und erkaltet an seiner lebhaft roth
wurde. (Repert, de Fharmacie. Tome 1,
Bestimmung des Stii^kstoffgehaltes d(
Die Herren Prot Seeger und Dr. N<
verschiedenen Methoden der Stickstoffbestin
. ininaten einer vergleichenden Prüfung unt<
zu folgenden Resultaten gelangt.
1) Die Analyse der Albuminate .giebt,
nach der einen oder nach der anderen M(
wird, einen / verschiedenen Ngehalt, und
stets weniger N, wenn derselbe durch Ver
tronkalk als H*N genommen wird, als wen
form durch Kupferoxydverbrennung entwick(
2) Die Natronkalkverbrennung liefert st
N menge, wenn der zu analysirenden Substar
zugesetzt wird. Aber auch die Natronkali
Zucker kann nicht dazu dienen, den wirkli
Albuminate zu ermitteln.
3) Wenn es sich um die wahre Ermit
stoffgehaltes der Albuminate handelt, muss
Gas gewinnen. Alle auf anderem Wege ei
dürfen nicht als der wirkliche Ngehalt c
angesehen und als solcher in Rechnung
{Ffliiger's Archiv f. Biologie, Bd, 7. Bar
Chem. Bd. 7. & 200).
Ejerulfin, neues Mineral von Bamle
Apoth. C. N. Rode zu Porsgrund in ü
neues wesentlich aus Magnesiumphosphat l
ral bestimmt und zu Ehren des norwegis<
Kjerulf dasselbe Kjerulfin genannt. Die näh
übernahm Herr Fr. v. Kobell.
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Beitrag 2ur Senntniss der Fulgurite. 541
Das Mineral ist derb, unvollkommen spaltbar, fettglän-
zend, blassroth, hat ein spec. Gew. von 3,15 und schmilzt
vor dem Löthrohre ziemlich leicht. Das feine Pulver wird
von conc. HCl in der Wärme leicht gelöst, weniger leicht
von HNO^ Mit H^SO* entwickelt es HFl und scheidet beim
Auflösen CaSO* ab.
Das Resultat der Analyse war:
P«0»
42,220/0.
MfO
37,00 „
€ftO
7,56 „
= 6,4 »/o
G%.
K«r»0
1,56 „
= 1,16 «
Na.
Fl
4,78 „
SiO«
1,50 „
Ai»0» u.
i!e>08
5,40 „
100,02 0/,.
Der wesentliche Theil der Mischung ist nach Reduction
von Kalk und Natron:
FürlOOTh.berechn.
p«05
42,22 = 46,62
MgO
37,00 = 40,86
Gft
5,40 = 5,96
Na
1,16 = 1,28
Fl
4,78 = 5,28
90,56 = 100,00.
Daraus ergiebt sich die Formel:
2 [Mg» (PO*)«] + CftFl«,
ein kleiner Theil Calcium durch Natrium vertreten.
Das £jerulfin steht in der Mischung dem Wagnerit
nahe, doch enthält dieser mehr Fl und kein oder sehr we-
nig Ca. {Ber, d, math. phys, Klasse der Bayerisch, Akad, d.
Wissensch. v. 1. März 1873; daratis Kolbe's 'Joum. pract.
Chem. Bd. 7. S. 272.). C. J.
Beitrag zur Eenntniss der Fnlgnrite.
Die Fulgurite (Blitzröhren, Donnersteine) scheint man
für geschmolzene Kieselsäure zu halten; so zählte diese
Dr. Schödler noch in der früheren Auflage seines „Buchs
der Natur" Theil II, Seite 35 und auch im meteorologischen
Theile seines Buches dahin.
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^
542 Beitrag zur Eenntniss der Fulgurite.
Die Untersuchung eines solchen Fulgurits jedoch, wel-
chen G. Scholz in Branitz in einem zur Untersuchung
erhaltenen Mergel aus hiesiger Provinz (Posen) erhalten hatte,
zeigte, dass dieser keine Kieselsäure (die geringen Mengen
derselben rühren vielmehr von der angeschmolzenen Kruste
— d. h. Mergelsubstanz — her) enthält, sondern nur aus
geschmolzenen Erden besteht, wiewohl der Mergel
feinen, gleichmässig vertheilten Quarzsand enthielt.
I. Der Mergel (für landwirthschaftliche Zwecke unter-
sucht) ist sehr hart, compakt, von sandsteinartigem Bruche,
schmutzig - weiss. Seine Zusammensetzung ist:
Quarzsand 28,25
Thon 26,85
Kohlensaure Erden ([8r] CaO) CO« 43,35
Kohlensaure Magnesia 0,13
Wassergehalt 1,12
99,70.
Der darin gefundene Pulgurit war etwas über 27» Zoll
lang, (ganz konnte er etwas länger gewesen sein — die
fehlenden Stücke des Mergels erlaubten mir nicht, dies weiter
zu untersuchen) konisch, die Breite betrug circa Va ^oU, am
untern Theile (der Spitze) mit einer Aushöhlung versehen,
ausserhalb rauh, undurchsichtig (bis auf wenige entblösste
Stellen) von der schwachen, unregelmässig angeschmolzenen
deckenden Schicht der Mergelsubstanz (Kruste), innen durch-
scheinend, schwach gelblich, im äussern Ansehen dem Quarz
oder Opal nicht unähnlich, doch viel weicher, daher leicht
zu zerschlagen. Von der Axe oder einer Linie, welche man
sich mitten und der Länge nach gezogen denkt, war strahli-
ges Gefüge nach den Seiten hin, am Bruche sehr deutlich
sichtbar und fühlbar.
In der Höhe von wenig über 1 Zoll, mit einer sehr
schwachen Höhlung in der Mitte beginnend, welche nach
oben immer weiter wird. Die Ursache der Höhlung mag
der dichtere Zustand der geschmolzenen Erden sein, wo na-
türlich ein überschüssig leerer Baum übrig bleibt.
Dass unten keine Höhlung vorhanden ^ ist erklärlich , da
die durch den Blitz plötzlich geschmolzene Masse nach unten
fliesst, während auch an den obern Seiten durch die kalten,
einschliessenden Mergelwandungen die plötzlich geschmolzene
Masse ebenso plötzlich abgekühlt erstarrt und haften bleibt^
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tJeber das Mineralwasser von Levico. 543
SO dass eben eine Röhre entstehen muss, wie der Name:
„ßlitzröhre" sie richtig , bezeichnet.
Die Zusammensetzung des Eulgurits fand ich:
Wassergehalt 2,49
Empyreuma 0,01
Kieselerde 0,83
Thonerde mit Spuren von Eisen 0,09
Kohlensaure Magnesia (MgO,CO«) 0,38
Kohlensaurer Kalk (CaO,CO«) 84,79
Kohlensaurer Strontian (SrO,CO^) 11,41
100,00.
Hier hätte der Blitz nicht Quarz, wohl aber die
Erden zu schmelzen vermocht und zwar als kohlen-
saure.
Branitz, Ci Scholz.
lieber das Mneralwasser von Levico
berichtet Soresina im Giomale Italiano delle malattie vene-
ree e delle malattie della pelle in einer Abhandlung Le acque
miner all di Levico (nel Trerdina) ferruginose , rameiche , arse-
nicali. Das Badeetablissement von Levico wurde 1860
errichtet, doch ist das Wasser schon seit Jahrhunderten im
Gebrauch und hat in Italien Ruf für Heilung von chroni-
schen Hautausschlägen, Krätze, Rheumatismus und hartnäckiger
Gicht. Die Quelle befindet sich eine kurze Strecke von Le-
vico in der caverna del vetriolo. Luigi Manetti, Profes-
sor der Chemie an der technischen Schule zu Cremona,
machte die chemische Analyse des Wassers; die nachstehende
Tabelle bezieht sich auf 1000 Theile des Mineralwassers-,
I ist Wasser aus der caverna del vetriolo, II Wasser aus
dem Badeetablissement zu Levico, III das säuerliche Trink-
wasser von der caverna delV ocra, IV die Zusammensetzung
von 10 g. Ockerabsatz von HI.
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544
üeber das Mineralwasser Tön Lerico.
1
I.
IL
m.
^- .\
Kupferoxyd
0,0234
0,0234
—
- \
Eisenozydul
0,0190
1,1210
—
9,080 1
Eisenoxyd
2,3210
1,4700
0,2881
-
Manganoxyd
Spur
Spur
—
J
Thonerde
0,2527
0,2527
0,0320
0,088
Magnesia
0,0512
0,0512
0,0451
—
Kalk
0,4334
0,4334
0,1088
0,052
Natron
0,0054
0,0054
0,0043
—
Ammoniak
0,0027
0,0027
0,0051
—
Arsenige Säure
0,0008
0,0008
0,00099
0,004
Schwefelsäure
3,9410
3,9410
0,5052
0,096
Kieselsäure ,
0,0610
0,0610
0,0230
0,038
Kohlensäure
0,2720
0,2720
0,1990
—
Organische Materie
Spur
Spur
0,0190
—
7,3836 7,6346 ' 1,23059 9,358
Der Ockerabsatz enthält ausserdem Spuren von Quell -
und Quellsatzsäure und 0,636 Wasser.
I und III ergaben für 1000 Theile Wasser folgende
Zusammensetzung in wasserfreien Substanzen:
I. in.
Schwefelsaures Kupferoxyd 0,0470 —
„ Eisenoxyd 0,0295 —
„ Eisenoxydul 4,9004 0,4668
„ Manganoxyd Spur Spur-
Schwefelsaure Thonerde 0,8428 —
„ Magnesia 0,1504 0,1320
Schwefelsauren Kalk 1,0520 0,2630
Schwefelsaures Natron 0,0120 0,0098
Schwefelsaures Ammoniak 0,0105 0,0198
Arsenige Säure 0,0008 0,00099
Kieselsäure 0,0610 0,0230
Kohlensäure 0,2720 0,1790
Organische Materie Spur 0,0190 >
7,3784 1,22769.
(John M. Maüch in Amefncan Journal of Pharmacy. 1873.
Vol. XLV. i th. 8er. Vol. lU. pag. 2U s).
R.
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Verhalt, d. Pyrogallussaure z. Jo^säure. - Meconsaures Chinin. 545
Verhalten der PyrogallassSure zu Jodsäure.
Freie oder gebundene Jodsäure wird in sehr verdünnter
Lösung durch Pyrogallussaure gebräunt. lUpse Eigenschaft,
welche den Säuren derselben Gruppe, wie Cnlor und Brom-
säure sowie deren Kalisalzen, fehlt, muss als eine besondere
Eigenschaft der Jodsäure betrachtet und kann nach J a c q u e -
min benutzt werden, dieselbe in verdünnten Lösungen zu
erkennen.
1 CC. Wasser, welches ^j^q Miliig. Jodsäure enthält, giebt
noch eine deutliche Iteaction, so dass sie ein neues Reagens
ist, um Jodsäure in NO^ und in KJ nachzuweisen.
Der Physiolog wird vielleicht durch sie beweisen kön-
nen, dass das Jod, welches innerlich genommen oder durch
die Haut aufgenommen wurde, nicht einfach als Jodür fort-
geschafft wird. Denn Jod, in Berührung alkalischer Flüssig-
keiten, muss Jod und jodsaures Natron bilden, so dass, wenn
letzteres im menschlichen Körper keiner ßeduction unterworfen
ist, Jodsäure im Urin wiedergefunden werden könnte. Nor-
maler Urin wird durch Pyrogallussaure nicht gefärbt und Urin,
welcher ^j^^qq Miliig. Jodsäure, in 100 CC. enthält, wird, wenn
auch langsam, durch Pyrogallussaure noch gebräunt.
Freies Jod fand Jacquemin bei der Oxydation der Pyro-
gallussaure durch die Jodsäure nicht vor, wenn auch die
Flüssigkeit rothbraun wie die Jodtinctur gefärbt worden war.
Die Trübung, welche später eintritt, nimmt bis zum anderen
Tag zu, ohne jedoch das Freiwerden eines Grases bemerken
zu lassen. Der gesammelte Niederschlag hatte die Eigen-
schaften der Parpurogahne von Girard. {Repertoire de Pharmacie.
Tome I. pag. 433.). B.
Meeonsaures Chinin
bereitete P. Town send Austen, indem er eine alkoholische
Lösung von Chinin mit einer alkoholischen Lösung der Me-
consäure vermischte. Der entstandene, weisse, geronnene
Niederschlag wird in heissem Wasser gelöst, aus welchem
beim Erkalten schöne Krystalle anschiessen; Chinin sowohl
als Meconsäure sind in der wässrigen Lösung nachzuweissen.
Trocknet man den ersten, geronnenen Niederschlag, so bildet
er eine Masse, welche dem getrockneten Leim ähnlich ist^
Avfik, d, Vhum. ni. Reibe. IILBd«, 6, Heft, 35
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546 Verwandl. d.Bernsteinaäure in Maleinsäure. — j
der nächste Niederschlag bildet kleine Sc
denglanz; und zuletzt werden kleine Krysl
Das Chinin in diesem Salze bestimm
Eine gewogene*^Menge des getrockneten
heissexn Wasser aufgelöst. Das Chinin, du
fallt und in Aether wieder aufgenommen,
sung von der ammoniakhaltigen Flüssigl
ausgewaschen, hinterliess beim Verdunsten
ches gewogen wurde.
0,25 g. mecons. Chinin gaben 0,137
gefunden 54,8 7o ^«d berechnet 56,66%,
Setzung des Salzes soll sein C^H«(C«ohj
dem Silbersalz entspricht = C'H^Ag^Ol
1873. pag. 410.).
Yerwandlung der Bernsteinsänre Ii
Bourgoin fand, dass bei Einwirkui
steinsaures Silber sich in Maleinsäure un(
gender Gl. umgestalte: C^H^O^Ag* =
Er mischte bernsteins. Silber mit seinem 3
Sand, und erhitzte in einer Retorte bis zi
entwickelten sich Dämpfe, welche sich tl
Flüssigkeit, welche in einer Vorlage zu i
weise zu Krystallen verdichten, welche sii
abschieden. Die Flüssigkeit zeigt die Eige
lei'nsäure; die Krystalle sind Malein- u:
Wöhler beobachtete die Umgestaltung der '.
Maleinsäure, als er das Silbersalz, in einen
bis zu 100** erhitzte. (Repert. d. Pharm.
Eine neue Säare ans der
Die Aloe liefert, wie Hlasiwetz ge
oxydirenden Verschmelzen mit Aetzkali
Paraoxybenzoesäure und Orcin. Wenn man
Mengen arbeitet, wie P. Weselsky im
Pro£ Hlasiwetz gethan hat, so gelingt et
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Eine neue Säure aus der Aloe. 547
Verbindung zu isoliren, die sich bei diesem Vorgange, wenn
auch in untergeordneter Menge, gebildet hat. Weselsky
erhielt sie auf folgende Weise:
Die Sonatora - Aloe wurde in Partien von 2 Pfund mit
3 Gew. - Th. rohen Aetznatrons in einer geräumigen eisernen
Pfanne so lange geschmolzen, bis die von Hlasiwetz (Annalen
d. Chemie u. Pharmacie 134,287) angegebenen Erscheinungen
eintraten. Die Lösung der vereinigten Schmelzen wurde mit
verd. Schwefelsäure ungesäuert, filtrirt und mit Aether ausge-
schüttelt. Nachdem der Aether abdestillirt und die grösste
Menge der Paraoxybenzoesäure aus dem zum dünnen Syrupe
eingedampften Rückstande auskrystallisirt war, wurde die
Mutterlauge, die nun das Orcin, den Rest der Paraoxyben-
zoesäure, die neue Säure, viel Essigsäure und färbende Zer-
setzungsproducte enthält, in Wasser aufgenommen und mit
essigsaurem Bleioxyd versetzt. Der so entstehende Nieder-
schlag enthält hauptsächlich die letzteren. Er wurde entfernt
durch Filtriren, und das Filtrat durch SH^ von Blei befreit.
Hierauf wurde, um das Orcin von den Säuren za trennen,
die ganze saure Flüssigkeit mit kohlensaurem Baryt gesättigt.
Die so mit Baryt behandelte Flüssigkeit wurde nun weiter
mit Aether ausgeschüttelt und aus dem ätherischen Auszuge
das Orcin gewonnen. Die davon getrennte barythaltige Flüs-
sigkeit wurde mit verd. Schwefelsäure versetzt, filtrirt und
das Filtrat gleichfalls mit Aether ausgeschüttelt Nachdem
der Aether wieder verjagt war, krystallisirte aus dessen Rück-
stande der grösste Theil der noch vorhandenen Paraoxyben-
zoesäure, Die stark essigsauren Mutterlaugen jedoch erstarr-
ten bei längereml Stehen zu einem krümeligen Krystallbrei,
der nach dem Abpressen und ümkrystallisiren aus heissem
Wasser schöne grosse, runde Krystallwarzen strahlig grup-
pirter, dünner Nadeln bildete. Nach dem Entfärben mit
Thierkohle wurde die Substanz farblos und die Art ihres
Krystallisirens hatte grosse Aehnlichkeit mit der Gallussäure.
Diese Substanz ist die neue Säure. Die Analyse der bei
100^ C. getrockneten Substanz führte zu der Formel G^H^^^O^
Durch Destillation erhält man das Anhydrid von der Formel
^i8j£i805^ welches eine ölartige, bald erstarrende Flüssigkeit
bildet, und mit Wasser bald wieder das Hydrat C^H^^O^
bildet. Diese Formel entspricht übrigens acht schon bekann-
ten Säuren: der Melilotsäure, Oxymesitilensäure , Phloretin-
säure, Phenilmilchsäure , Hydroparacumarsäure , Xyletinsäure,
Isophloretinsäure und Tropasäure. Von Salzen hat Weselsky
bis jetzt nur das Calcium-, Baryum- und Kupfersalz auf ihre
^^* r I
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548 Synthese v. Sumpfgas u. Ameisens. u. d. Zersetz, v.
Zusammensetzung untersucht, nach welchen die
welche er Alorcinsäure nennt, einbasisch wäre.
Chemie u. Pharm, Bd. GLXVU, Heft 1, 65.).
Synthese Ton Sumpfgas und Ameisensäui
Zersetzung Ton Eohlenoxyd durch Elc
Brodle setzte ein Gemisch von Wassersi
lenoxydgas der Einwirkung der Elektricität ai
dasselbe mittelst geeigneter Vorrichtung durch d;
röhr circuliren liess. Es trat alsbald Contrac
schliesslich bestand das Gasgemenge, abgesehen
Mengen Stickstoff und Sauerstoff aus Kohlenox
Stoff und Sumpfgas
CO + 3H2 = CH* + H^O.*)
Bei gleichem Verfahren mit einem Gemisch
säure und Wasserstoff fand gleichfalls Contractic
bunden mit Wasserbildung. Das nach dem Expe
tirende Gasgemenge bestand nach Absorption dei
aus Wasserstoff und Kohlenoxyd nebst ein wer
Ausserdem hatten sich Tropfen einer öligen Flüs
det, die sich als Ameisensäure erwies.. Man ki
Bildung vorstellen nach der Gleichung
H« + CO» = H^CO«.
Trocknes reines Kohlenoxydgas wird bei
durch das Inductionsrohr von der Elektricität zer
langsamer, aber stetiger Contraction bildet sich
und an den Wänden des Rohrs ein Häutche:
rothbraunen Körper, der in Wasser mit stark sa
löslich ist. Von der Einwirkung des Wassers
derselbe mehrere neue Oxydationsstufen des
deren Zusammensetzung sich durch die Formel
C^O* ausdrücken liess. Demnach scheinen s:
Verbindungen zu bilden, (The Fharmac. Joum. (
May 1873. R 884,).
*) 0 =-- 16.
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Üeber Sumach -Gerbsäure. 549.
Ueber Sumach - Grerbsäure.
J. Löwe glaubt constatiren zu können, dass die Gerb-
säure des sicilianischen Sumach's mit der Galläpfel - Gerbsäure
identisch sei. Bezüglich der Darstellung dieser Säure, welche
der der Gerbsäure ähnlich ist, verweisen wir auf die Abhand-
lung. Die Analyse der Sumach - Gerbsäure steht nach des
Verfassers Zahlen - Belegen in enger Beziehung zu der pro-
centischen Zusammensetzung der Gallus - Gerbsäure , woraus
jedoch die Identität nicht geschlossen wurde.
Der Verfasser suchte vielmehr die Frage zu entscheiden,
ob die Sumach - Gerbsäure , in zugeschmolzenen Bohren mit
verdünnter Schwefelsäure im Kochsalz - Bade erhitzt, in Gal-
lussäure übergeht, und ob diese Bildung auch in wässri-
ger Lösung bei Anwesenheit von Säuren ebenso im Koch-
salz-Bade erfolgt.
Bei jden in dieser Weise angestellten Versuchen ergab
sich, dass sich die Substanz nach kurzem Erhitzen dunkler
färbte, bei längerem, einen lederfarbigen Niederschlag aus-
schied, der, kalt gewaschen (dann in heissem Wasser gelöst
und filtrirt), nur einen geringen braunen Rückstand hinter-
liess. Das Filtrat wurde durch Thierkohle entfärbt und setzte
nach mehreren Stunden eine bedeutende Menge weisser, kry-
stallinischer Kugeln ab, welche sich unter Mikroskop als eine
Zusammenhäufung zugespitzter feiner Nadeln erwiesen, und
deutlich sechsseitige Säulen, erkennen Hessen. Die Analyse
derselben ergab (nach zweimaliger Krystallisation) Zahlen,
welche mit der Zusammensetzung der Gallussäure völlig
übereinstimmten, so dass dadurch deren Bildung aus Sumach -
Gerbsäure erwiesen ist.
Auch in dem Verhalten zu Reagentien, wie Brechwein-
stein, essigsaurem Eisen-, Kupfer-, Kadmiumoxyd etc., gleicht
die Sumach -Gerbsäure völlig der aus Galläpfeln dargestellten.
Ferner stimmt auch die Zusammensetzung des Bleisalzes, wel-
ches der Verfasser ganz besonders untersuchte, mit dem der
Galläpfel - Gerbsäuren sehr nahe überein.
Nachdem so die Identität der Sumach- und Galläpfel -
Gerbsäure nachgewiesen- wurde, macht der Verfasser darauf
aufmerksam, dass man sich zur Darstellung des Tannins mit
günstigem Erfolge des sicilianischen Sumachs bedienen könne,
dessen Gerbstoffgehalt jedenfalls dem der Galläpfel gleich
käme, wenn nicht noch grösser wäre.
Zur quantitativen Bestimmung der Gerbsäure im sicil.
Sumach kann das Tannin als Titer-Substanz angewendet werden.
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im^^^-^"^
S50 Entltehung^sweise von Tctrabromkohlenstoff aus Bromoform.
Zur Gewinnung des Sumach-Tannin's dürfte es ausrei-
chen, denselben mit Wasser zu erschöpfen, die Lösungen
durch Flanell zu schlagen und daraus durch blosses Schütteln
mit Essigäther den Gerbstoff auszuziehen. Durch Abziehen
des Aethers und Verdampfen desselben erhält man dann das
Tannin in fester Form. Da der Essigäther durch Destillation
ohne erheblichen Verlust wiederzugewinnen sei, so konmit
dessen höherer Preis nicht in Anschlag und sei dem flüchti-
gen, leicht entzündlichen Aether oder Aether- Weingeist darum
vorzuziehen; weil er angenehmer in der Verwendung und
minder gefährlich beim Aufbewahren ist
Die Frage, ob andere Sumach- Arten ebenfalls Galläpfel -
Gerbstoff enthalten, bedarf fernerer Untersuchungen 5 allerdings
zeigt nach dem Verfasser die Gerbsäure des Tyroler Sumachs
grosse Aehnlichkeit damit; jedoch gelang deren TJeberführung
in Gallussäure nicht; auch war die Ausbeute des Tiroler
Sumachs an Gerbsäure nur gering. (Zettschr, f. anai. Ckem.
12. Jahrg. 2. Heß. S. 128). Dr. E. F.
1
Entstehnngswelse toh TetrabromkoUenstoff ans Bro-
moform.
In einer Anmerkung der ersten Abhandlung über Protei'n-
stoffe von Prof. Hlasiwetz und J. Habermann (Annalen
d. Ch. u. Ph. 159, 322) ist die Beobachtung mitgetheilt, dass,
wenn Bromoform mit überschüssigem Brom und einer alkali-
schen Lauge in Berührung bleibt, es sich manchmal nach
einiger Zeit ganz in festen Tetrabromkohlenstoff verwandelt.
Seither hat Habermann die Bedingung ermittelt, unter wel-
cher dies immer geschieht; und diese ist einfach das Licht.
j.^ Mit einer Mischung von 20 g. Bromoform und 13 g. Brom
^- ^^ in verdünnter Kalilauge wurden mehrere Flaschen aus weissem
Glase beschickt. In den Flaschen, welche dem directen Son-
nenlicht ausgesetzt wurden, war innerhalb 5 bis 6 Tagen, in
jenen, die im zerstreuten Lichte standen, etwa in dem dop-
pelten der Zeit das ganze Bromoform verschwunden, und eine
zusammenhängende Erystallmasse von Tetrabromkohlenstoff
gebildet worden.
In den im Dunkeln aufbewahrten Flaschen hatte sich
das Gemisch selbst nach 3 Monaten kaum geändert. Die
Umwandlung des Bromoforms in Tetrabromkohlenstoff war
nach der Gleichung erfolgt:
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Eine Verbindung von Brom und Aether. 551
*)CHBr3 + 2Br + KOH = CBr* + KBr + H^O
und es entspricht diesem Vorgange, dass, wie Habermann
fand, bei dem Versuche die Kalilauge durch blosses Wasser
ersetzbar ist. Bromoform, mit Brom versetzt und mit Was-
ser überschichtet, verwandelt sich, wenngleich viel langsamer,
unter dem Einflüsse des Lichtes völlig in CBr*, unter gleich-
zeitiger Bildung von BrH. {Anndien der Chem, u. Pharm,
Bd. GLXVIL p. 174.). Kr.
Eine Yerlbindnng von Brom und Aether.
Diese Verbindung bildet sich nach P. Schützenber-
ge r durch directe Vereinigung von Brom mit Aether ohne
Bromwasserstoffentwicklung. Zu ihrer Darstellung giesst man
zu 1 Th. wasserfreiem Aether vorsichtig und unter Ab-
kühlung zwei Theile Brom. Die gleichförmige rothe, durch-
sichtige Lösung erwärmt sich nach einigen Minuten ' ein
wenig und scheidet dann unter einer fast farblosen Aether-
schicht in reichlicher Menge ein granatrothes, durchsichtiges
Oel aus. Dieses Oel enthält noch etwas Aether in Auflösung.
Um daraus die neue Bromverbindung zu isoliren, setzt man
es in eine Kältemischung aus Eis und Salz. Unter 0<^ C.
erstarrt es zu einer Masse schöner, blätteriger Krystalle von
der Farbe der Chromsäure, welche man rasch bei niederer
Temperatur zwischen Papier abpresst. Dieses isi das reine
Aetherbromid , ein rother, krystallinischer, bei gewöhnlicher
Temperatur, fester Körper, der bei 22® etwa schmilzt und
beim Erkalten wieder erstarrt. Zahlreiche Analysen mit Prä-
paraten verschiedener Darstellung stimmten genau zu der
Formel {C^E^^ OyBr^y*)
Das .Aetherbromid. ist an feuchter Luft zerfliesslich. Der
geringste Gehalt an Aether oder sonstigen flüssigen Kohlen-
stoffverbindungen erniedrigt seinen Schmelzpunkt so weit, dass
es bei gewöhnlicher Temperatur flüssig bleibt. Bei gewöhnli-
chem Luftdruck dunstet es kein Brom ab. Vom Wasser
wird es in Brom und Aether zersetzt, mit Kali bildet es
Bromkalium, bromsaures Kali und Aether. Bei der A^^^^"
Wahrung erleidet es freiwillige Zersetzung, ^und wird unter
Entwicklung von Bromwasserstoff flüssig. Beim Erhitzen
auf 70® bis 80® entwickelt es viel Brom Wasserstoff. In
zugeschmolzenen Röhren bei 100® erhitzt, bilden sich zwei
*) 0 =» 16.
, DigitizedbyVjOOQlC
552 Untersucbung über die Proteinstoffe.
Schichten, von denen die obere aus wässeriger
stoffsäure, die untere aus Aethylbromür und eini
Oele von starkem, durchdringenden Gerüche besteht,
bei 100® siedet. Die Analyse des letzteren Körp<
der Formel C^H^Br'O*, es scheint also eine Ver
Mono- und Dibromaldehyd, oder von Aldehyd un(
sein. Ausserdem hatte sich viel Bromal entwicke
durch Schütteln mit Wasser entfernt werden ka
rend, 75,1511. Annalen der Chemie u. Pharm. 1
p. 86).
Untersnchnng Aber die Proteinsto
Ein eigenthümliches Verfahren, die Proteinsto
das Case'in), mittelst Salzsäure und Zinnchlorür s
und die entstandenen Producte zu isoliren, haben
wetz und J. Habermann gefunden. Sie zieh<
Versuchen folgende Schlüsse: l) Das Casein lie
setzungsproducte ausschliesslich: Grlutaminsäure ,
säure, Leucin, Tyrosin und Ammoniak. 2) Es
Kohlehydrate, noch charakteristische Derivate
Früheren Vermuthungen entgegen, können Kohl
seiner Constitution nicht betheiligt sein. 3) E
wahrscheinlich, dass das stets auftretende Ammonii
im Casein primär enthaltenen Verbindungen absta
gleichzeitig Asparaginsäure und Glutaminsäure
Damit ist auch das Verhältniss des sogenannten ^
denen Stickstoffs" der Proteinstoffe, auf welchei
wiederholt aufmerksam gemacht hat, und dess«
quantitative Bestimmung erst kürzlich wieder 0.
nahm, eine ungezwungene Erklärung gefunden,
der Stickstoff jener NH^gruppe, die aus Verbii
Asparagin und Glutamin, in der Form von NH^ ai
sich Asparaginsäure und Glutaminsäure bilden. "V
dieser Art, welche beim Erhitzen mit Säuren n
unter Wasseraufhahme NH^ verlieren , und diese
fern, müssen in Casein und den Proteinstoffe
präexistirend angenommen werden. Ob diese ind
gewöhnlichen Asparagin und dem noch darzustelh
logen Glutamin identisch sind, und ob die erhalt
nicht schon Producte einer molecularen TJmlagerui
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Verbind, d. Zucker? m. Chlorkalium. — Bildung v. Sulfomorpliida etc. 553
Schiebung sind, lässt sich vorläufig noch nicht ausmachen.
4) Die Grlutaminsäure charakterisirt nicht ausschliesslich die
pflanzlichen Proteinstoffe, wie man nach den Versuchen von
Kreussler, der sie aus tbierischen nicht erhalten konnte, anzu-
nehmen versucht sein tonnte, sondern sie ist ein constantes
und der Menge nach bedeutendes Zersetzuögsproduct aller
bis jetzt noch als Hauptformen angenommenen tbierischen
Proteinstoffe. Aus Casein wurden im Maximum 29 ^/^ erhal-
ten. Auf Grund zahlreicher, bis jetzt gesammelter Daten
constatiren die Vff., dass die verschiedenen Proteinmodificationen
verschiedene Mengen dieser Producte liefern, und es erscheint
ihnen schon jetzt mehr als eine Vermuthung, dass die Diffe-
renz der Eigenschaften der Proteinmodificationen in einem
verschiedenen Verhältnisse der dieselben constituirenden pri-
mären Atomgruppen zu suchen sein wird. ( Wien. Anz. 1873,
92, Ghem. Centr.-Bl. 3. Folge, li. Jahrg. 407.), Kr,
Ycrbindung des Zuckers mit Chlorkalium.
Der Zucker bildet nach Ch. Violette mit Chlorkalium
eine Verbindung, welche derselbe in gut ausgebildeten, ziem-
lich grossen Krystallen dargestellt hat, so dass er dieselben
krystallinisch messen konnte, Sie erwies sich als isomorph
mit dem Zucker und ist nicht zerfliesslich. Violette stellt
für diese Verbindung, die sich auch beim Erwärmen verschie-
den vom Zucker verhält, die Formel ©i^H^OKClOii auf.
(Compt. rend, 76, 485, Ghem, Genträlhl, 3. Folge, 4. Jahrg,
246,), * Kr,
Bildung des Sulfomorphids, Darstellung Ton Apomor-
phin aus Sulfomorphid und über eine sehr brauch-
bare Morphin- und Codein -Reaction.
Die Entdecker des Apomorphins C^'H^^NO* machten
aufmerksam, dass das Sulfomorphid Ci^^i'^O^SO^H^ mög-
licherweise mit dem schwefelsauren Morphin indentisch sei
und stellte Dr. G. Nadler hierüber Versuche an. Arppe
erhielt beim Eintrocknen von Morphium mit verdünnter SO^
und Erhitzen des Rückstandes auf 150® C. das Sulfomorphid.
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55^ Bildung des Sulfomorphids etc.
Nadler versuchte durch Einwirkung von * verdünn
Verhältniss von 1 : 5 auf Morphin in der Siede
morphid zu erhalten, es gelang aber nicht, nach ^
Kochen unter Ersetzen des verdampfenden Wt
nur eine dem Sulfomorphid gleiche Substanz j
und tritt die wasserentziehende Kraft der SO* er
rer Temperatur ein. Um dieses zu ermöglichen, wi
lum SO* mit 1 Vol. HO gemischt und mit diesi
das Morphin oder dessen Salze bei eingesenktem I
gekocht, wo letzteres nach kurzer Zeit 150^ C.
Mischung färbte sich bräunlich und fiel, nach de
in HO gegossen, ein weisses Salz aus, welches
Schäften des Sulfomorphid's hat.
Um die Basis zu isoliren, wurde das mit W
faltig gewaschene Salz in Wasser vertheilt und
bicarbonat zersetzt und das mit Aether ausgezoge
mit HCl von diesem getrennt. — Der Salzsäure -A
alle Eigenschaften des Apomorphins, schmeckt ek
und brechenerregend. Die aus demselben isolirt
frisch gefällt, weiss, färbt sich an der Luft rase
löst sich dann in Chloroform mit schön blauer Farbe
das Sulfomorphid mit Ammon geföUt, so färbt sie
rasch röthlich- braun und löst sich dann in Chic
rosenrother Farbe. —
Nachdem sich nach obigem Verfahren selbst
Menge Morphin in Sulfomorphid überführen lässt, i
auf dessen Verhalten gegen Ammon und Chloi
leicht ausführbare, rasche und sichere Reaction i
und Codein zu gründen. — Kocht man^ eine Sp
mit erwähnter Schwefelsäuremischung in einen
cylinder, kühlt ab, übersättigt mit Ammon und k
ab und schüttelt mit Chloroform, so ßirbt sich
Gegenwart von 1 Miliig. Morphin intensiv ros(
^1^ Miliig. verschwindet die Eeaction, tritt aber m
Stehen deutlich und unzweifelhaft auf. Ebenso
Codein, welches ebenfalls durch Behandeln mit
morphid giebt. (Schweizer, Wockensckr, für Phan
S. 267).
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Studien über die Herbstfärbung der Blätter etc. 555
Studien über die Herbstförbang der Blätter und über
Bildungsweise der Fflanzensäufen.
Zwei dunkele Punkte im Gebiete der Pflanzenphysiologie
vereint Carl Kraus zu einem XJntersuchungsobject, indem
er vor der Untersuchung der Herbstfärbung der Blätter zur
Untersuchung der Bildungsweise der Pflanzensäuren geführt
wird. — Bis jetzt Hesse sich allenfalls eine befriedigende
Erklärung für das Gelbwerden der Blätter beibringen, aber
warum diese in leinem Falle gelb bleiben und im andern roth
oder braun werden, darüber musste man eine wahre Antwort
schuldig hieben. — So verschieden und so constant diese Fär-
bungen bei manchen Arten sind, lässt sich doch nach einer
oberflächlichen Betrachtung die Behauptung aufstellen, dass
jedes Blatt und jede Zelle jede dieser beliebigen Färbungen
annehmen kann, indem die nöthigen Grundbedingungen in
jeder Zelle vorhanden sind. Die herbstlichen Färbungen las-
sen sich mit wenigen Ausnahmen auf eine dreifache chemische
Grundlage zurückführen, indem die gelbe Färbung durch
die Veränderung des Chlorophylls , die braune und rothbraune
durch Ulminbildung der in den Blättern zurückgebliebenen
Kohlehydrate entstehen, während als Chromogen der rothen
Färbung die Oxyphensäure zu bezeichnen ist. Erlischt im
Herbste die Protoplasmathätigkeit , so wird der düBFundirende
Sauerstoff nicht mehr zu Lebenszwecken verbraucht, sondern
er verändert die organischen Bestandtheile^ der Blätter und
zwar zunächst das Chlorophyll, was auch damit übereinstimmt,
dass häufig die Blätter der Bäume noch während der Vege-
tationszeit gelb werden, wenn deren Zellen aus irgend einem
Grunde die Assimilationsfähigkeit verlieren oder darin
geschwächt werden. Die vorhandenen Pflanzensäuren mögen
auch wohl die Veränderung des Chlorophylls mit bedingen.
Es findet bei Nacht allerdings auch keine Assimilation statt,
wo aber das Wachsthum der Organe als andere verbrauchende
Thätigkeit stärker auftritt. Die Oxydation des Chlorophylls
ist im Herbste um so leichter möglich , da die Oberfläche der
Blätter mit einer schützenden fettigen Materie überzogen ist,
die sich verändert, je näher die Periode des Gelbwerdens
oder überhaupt der Herbst heranrückt. Grüne Blätter neh-
men nach dem Eintauchen in Aether die Farbe abgestorbener
Blätter an der Luft an. Uebrigens muss die Umänderung
des Chlorophylls eine vollkommene und durchgreifende sein,
da durch kein Mittel die grüne Farbe wieder herzustel-
len ist.
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556 Studien über die Herbstfärbung der Blätter etc.
1
Die Extracte herbstlich gerötheter oder beliebig gefärbter
Blätter geben die bekannten Eeactionen der Oxyphensäure.
Diese Säure hat eine merkwürdige Umwandelungsßihigkeit.
Lässt inan dieselbe mit Citronensäure an der Luft stehen,
so tritt eine schöne rothe Färbung ein, giebt aber anfangs
noch die gewöhnliche Reaction. Erst nach längerem Stehen
giebt sie mit Eisenchlorid nicht mehr die smaragdgrüne Fär-
bung; sie verhält sich hierin wie die gewöhnlichen gepressten
rothen Pflanzensäfte. Schwach rothgeförbter Auszug der
rothen Zweige von Comus sanguinea giebt, mit Citronensäure
versetzt, dieselbe intensive Färbung, wie sie die Früchte von
Berberis vulg. enthalten. Aus dem Einflüsse der Pflanzen-
säuren auf die Oxyphensäure folgt, dass rothe Säfte nur in
solchen Pflanzen vorkommen können, welche reich an Pflanzen-
sauren sind. Diejenigen rothen Farbstoffe, welche sich als
Chromogen von dem Pyrocatechin herleiten, sind jedenfalls in
steter Veränderung begriffen und daher als chemische Körper
schwer festzustellen, vielleicht ist kein rother Farbstoff der
einen Pflanze mit dem einer zweiten gleich, vielleicht nicht
einmal in ein und derselben Pflanze während der Dauer
seines Vorhandenseins. Zwar ist' Luftzutritt nöthig , aber
Oxydation allein scheint doch nicht der Grund zur Ueber-
führting des Chromogens in Pigment zu sein.
Warum die einen Blätter roth werden und. andere gelb
bleiben, hat denselben Grund, aus dem viele Blätter gelb
abfallen,' aber auch ganz oder theilweise roth werden können,
wo dann die Zellen neben Xanthophyllkörnern mit rothem
Safte gefüllt sind. Es beruht auf dem grösseren oder gerin-
geren Verluste, welchen die einzelnen Zellen im Herbste
bei dem B,ücktritt der Stoffe in den Stamme an ihren Inhalte
und dessen Lösungsmittel erleiden.
Die Loslösung der Blätter erfolgt in einer im Spätsom-
mer oder im Herbste angelegten Gewebsschicht. Die Ver-
minderung oder gänzliche Aufhebung der Transspiration im
Herbste ruft eine Stockung des flüssigen Zelleninhalts der
Blätter hervor, deren weitere Folge das Entstehen von reich-
lichen Mengen organischer Säure ist, die die Intercellular-
substanz der Zellen der Trennungsschicht auflöst, wodurch-
die Zellen dieser Gewebsschicht sich theilweise, stets aber mit
unverletzten Zellmembranen von einander abhalten und so
unmittelbar die Loslösung des Blattes vom Stanune bewirken.
Die Transspiration ist nicht bloss von der Temperatur der
Oberfläche der Pflanze abhängig, sondern auch nach dem
individuellen Charakter der Pflanze und von der chemischen
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Studien über die Herbstfärbung der Blätter etö. 557
und physikalischen Bodenbeschaffenheit. In Folge verschie-
dener Transspiration bei den Blättern verschiedener Pflanzen,
wird das Blatt verschieden vom Stamme getrennt werden,
oder es werden bald mehr bald weniger von seinen Inhalt-
stoffen zurückbleiben. Je mehr aber zurückbleibt, um so mehr
ist den nun folgenden chemischen Veränderungen im abster-
benden Blatte unterworfen. Gelb abfallende Blätter sind
trockener und mithin auch wasserärmer, als die roth werden-
den, weil viel mehr Stoff und somit auch mehr Wasser in
den Stanmi zurückgetreten ist. Aus dieser Verschiedenheit
in der Transspiration und der dadurch bewirkten Verschieden-
heit in der Bildung der Trennungsschicht lässt sich die grosse
Verschiedenheit in der Herbstfärbung der Blätter nach Art,
klimatischen und Bodenverhältnissen erklären.
Auch bei den jungen' Trieben der Sträucher, welche
sich im Herbste röthen, ist diese Veränderung auf Oxyphen-
säure zurückzuführen und ist hier 'der anatomische Bau der
Oberfläche der betreffenden Pflanzentheile , Rinde und Epider-
mis, von bedingendem und unterscheidendem Einflüsse. —
In den braunen oder rothbraunen Blättern bleiben in den Zel-
len grosse Massen krümliger Substanz zurück. Extracte
solcher Blätter sind wie alle andern bloss kurze Zeit zur An-
wendung von Beagentien tauglich, weil sie sich rascher dunk-
ler jßirben; anfangs geben sie die Reaction der Oxyphensäure.
Bei der Oxydation an der Luft geben sie braune Absätze,
die sich in den Zellen des bereits längere Zeit abgestorbenen
Blattes finden; je mehr ein Blatt auf diese Vfeise oxydirt
ist, um so weniger ßirbt sich das Extract an der Luft.
Jede Zelle kann die beliebige Herbstfärbung annehmen,
weil jede die dazu nöthigen Bedingungen, Chlorophyll, Kohle-
hydrate und Oxyphensäure in sich schliesst. Mit Hülfe des
Mikroskops lassen sich in etwa rothgefarbten Blättern , die
dem blossen Auge noch einfarbig erscheinen, neben den Zel-
len, welche neben der rothen Flüssigkeit noch Xanthophyll-
körner enthalten, auch noch solche finden, die bloss Xantho-
phyll führen, so wie auch solche mit braunrothem oder brau-
nem Inhalte. Bei den herbstlich gerötheten Blättern lässt
sich behaupten, dass die Farbstoffe in der Regel keineswegs
ihren Sitz in der Epidermis haben, sondern entweder in den
pallisadenförmig stehenden Zellen der oberen oder dem meren-
chymatischen Gewebe der untern Blatthälfte. Die schwärzlichen
Färbungen rühren entweder von einer Humification zurückge-
bliebener Kohlehydrate oder von dem Gerbstoffgehalte der Blät-
ter her und finden sich in den Zellen schwarze Massen abgelagert,
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Stndien über die Herbstfärbung der Blatter
geistige Chlorophylllösimg, mit Grer
jr Luft dunkelschwarzbraun. Diejc
die durch Tödtung jener Pflanzentl
anden, sind auf dieselben Gründe 2
m überhaupt derartige Färbungen
ricität abgestorbenen Pfianzentheilei
« abgestorbene Protoplasma lässt d
eis Blatt wird schlaff und die Säfl
Veränderung, einen Humificationspro<
nigem Nachdenken muss der Zus;
i zwischen Oxyphensäure und Pflai
! Oxyphensäure ist überall von Pfla
den herbstlich veränderten Blättern
^en Trieben und ässimilirenden Blät
oder andere Pflanzensäuren; die
1 sind auch am schönsten roth ge
a mit veränderter Oxyphensäure ve
Behs^ndlung von Traubenzucker mi
lerselbe, wie so viele Kohlehydrate
er Körper und wobei Glucinsäure
:t Diese Umsetzung wird jedoch {
ictionsprocesse begleitet, wo Brenzci
itzt man die Flüssigkeit vor dem Z
[ neutralisirt mit Schwefelsäure <
ich dem Erkalten mit Aether, so
jn braunen harzigen Körpern Brei
In Formeln ausgedrückt, lautet di
Glucinsäure '
2C«Hi«06 = Ci2Hi80» + 3H«0
Oxyphensäure
C6H12O« = C«H«0« + 3H»0 +
Oxalsäure
C6Hi«06 + 0» = SC^H^O* + 31
oder Weinsäure
2C«Hi«0« + 0» = 3C*H606 + 3
Einwirkung von Wasser im zi
Luf schwedisches Filtrirpapier, Star
chzucker wird ebenfalls Brenzcatech
id Kohlensäure gebildet
Hi20« = 6C«H602 + 6CH«0» +
i ein Beweis, dass es auf die Heft
kommt, und es steht in der Theorie
^egen, dass man durch die Einwii
16.
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Stadien über die Herbstfärbung der Blätter etc. 559
dener Temperaturen, die Gegenwart, von Wasser entziehen-
den Mitteln oder H ^0 verbrauchende chemische Processe, über-
haupt durch veränderte Versuchsbedingungen dahin kommen
wird, wenigstens die physiologisch wichtigen Pflanzensäuren
als aus dieser Umsetzung hervorgehend experimentell nach-
zuweisen.
Es ist sicher, dass unter allen Umständen in den Pflanzen
Zucker und seine Anhydrite entstehen, während das Vorkommeu
der Säuren je nach der Art der Pflanzen, ihren besonderen
Theilen und ihrem Alter ein verschiedenes ist. Der schein-
bare Widerspruch, dass Oxalsäure kein Oxydationsproduct
von Zucker oder einer ähnlichen Substanz sein könne in Kör-
pern, in welchen Kupferoxyd salz reducirt, in welchen Kohlen-
säure unter Sauerstoffentwickelung zersetzt, in welchen über-
all Desoxydationsvorgänge gesehen werden, hebt sich durch
die Beziehung zur Oxyphensäure von selbst. — Einige Früchte
behalten während des Reifens ihr Chlorophyll, andere verlie-
ren diese Voraussetzung der Assimilation gerade in dem
Maasse, als sie süsser werden, und während eine Entstehung
der Kohlehydrate der Früchte aus Säuren eine assimilirende
Thätigkeit voraussetzt, werden bekanntlich abgenommene
Früchte beim Liegen süsser, wo von Assimilation nicht die
Rede mehr sein kann. Auf künstlichem Wege hat man noch
nie aus Pflanzensäuren einen zuckerhaltigen Körper dargestellt
und die mikroskopische Verfolgung des Assimilationsprozes-
ses zeigt immer das Auftreten kleinerer Stärkekörnchen in
den Chlorophyllkörnern. Vielfach ist auf die Aehnlichkeit
zwischen Blutfarbstoff und Chlorophyll hingewiesen, weshalb
es auch wahrscheinlich erscheinen muss, dass das Chlorophyll
ebenso wie Hämaglobin CO bindet. Wird Chlorophyll, wel-
ches mit CO* umgeben ist, vom Sonnenlicht getroffen, so
scheint die Kohlensäure dieselbe Dissociation zu erleiden, wie
in hoher Temperatur, indem 0 entweicht und CO mit dem
Chlorophyll verbunden bleibt. Die einfachste Reduction des
CO ist die zum Aldehyd der Ameisensäure, indem nur Was-
serstoff aufgenommen zu werden braucht:
CO -t- H» = C0H2.
Dieses Aldehyd kann sich unter dem Einflüsse des Zel-
leninhaltes ebenso polymerisiren , wie es durch Alkalien poly-
merisirt^ wird und dadurch in Zucker verwandeln und unter
Wasser austritt in das Anhydrit desselben, das Stärkekom.
— In Gasform hat das Formaldehyd die Zusammensetzung
COH* und lässt sich in wässriger Lösung als CH* (OH)* an-
sehen. Nimmt man an^ dass je ein HO eines Moleküls mit
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560 Studien über die Herbstfärbung der Blat
je einem H eines anderen Wasser bildet ui
durch frei gewordene C — Affinitäten sich i
binden, so bekömmt man bei 6 Molekülen fol§
6CH2 (0H)2 — ÖH^O = C (0H)2 H.
C(OH)H. C(OH). C(OH)H. C(C
Die Beziehungen von Oxyphensäure , Pf
Kohlehydraten sind einfach: sie stehen in
Ziehung zu einander, lassen sich von einandc
die physiologisch bedeutungsvollen und di
bewiesenen Einflüsse der Anhydritbildung, i
.Accumulation der Sauerstoffatome, wobei imm
'reren Molekülen eines Kohlehydrates gleichz
0 sich in einem Moleküle anhäuft und dadu
mehrerer Moleküle einer Pflanzensäure bewirj
reducirte Kohlehydrat die Oxyphensäure ist.
der frei werdende Sauerstoff in einem Mc
zucker an, so wird derselbe gespalten.
In empirischen Formeln :
10C6Hi2O6 = 9C«H6O«+3C2H2O* + 30
Oxalsäure
7C6Hi20« = 6C6H602+ 6CH20 2 + 18H
Ameisensäure
8C6H1206 = 6C«H«02 ^ 3C*H«0Ä + 21
Aepfelsäure
llC6Hi*06= 9C6H602 + 3C*H«0« + 30
Weinsäure
4C6jji20« = 3C6H«02 + C«H807 + liH«
Citronensäure
Natürlich ist die Zersetzung der Kohl
wieder abhängig ausser von der Einwirkung
bereitenden, daher Sulphate, Phosphate und
chenden Protoplasmas, von der Gegenwai
Basen, also ohne Basen keine Säuren. Die
delung lässt sich durch eine Art prädisponii
wandtschaft bedingt vorstellen. Jedenfalls
Triebe, wo der Verbrauch an unorganischen
Folge dessen deren Zuleitung an diese Orte,
auch viele Pflanzensäuren gebildete werden,
dieser ist in den Organen am grössten, die
vermitteln. Eine Folge dieser reichUchen Bil
zensäuren ist verhältnissmässig reichlicheres Vc
Oxyphensäure in den jungen Trieben j da abe
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Aesculus Pavia. — Oelemulsion. 56l
und Cuticula derselben gegenüber der Sauerstoffeinwirkung
der Luft noch nicht resistent genug ist, so finden wir unter
Mitwirkung der Pflanzensäuren in vielen Frühjahrstrieben die
Blätter roth gefärbt, das Brenzcatechin in lErythrophyll überge-
führt. Die Oxyphensäure wird man nur in einer in voller Lebens-
thätigkeit begriffenen Pflanze suchen dürfen; vielleicht darf
man auch nicht einmal in assimilirenden Organen eine grös-
sere Anhäufung erwarten, wenn mit der Erzeugung eine
rasche 'Verwendung in der Pflanze, eine Ueberführung in
andere Verbindungen verknüpft ist. Dass sie bloss ein Abfall-
stoff sei, ist bei ihren nahen Beziehungen zu anderen Stoffen
nicht wahrscheinlich, im Gegentheil bildet sie vielleicht die
chemische Grundlage für viele in der Pflanze sich findenae
Stoffe. Die entstehenden Pflanzensäuren sind nicht als unab-
weisbare Abfalle bei dem Processe der Assimilation anzusehen,
sondern sie sind unentTjehrlich für die chemische Thätigkeit
der Pflanze, indem sie die Zersetzung der in die Pflanze ein-
tretenden Salze bewirken und ist ihre Enstehung wohl gerade
durch die Gegenwart dieser Salze bewirkt, während die Zer-
setzung der Satze nothwendig gemacht wird durch assimi-
lirende Thätigkeit der Pflanze. (Neues Repertorium für Phar-
macie von Buchner. Bd. XXIL S. 273.). C, Seh.
II. Kleine Mittheilungen.
Aesculus Favia
wird in Südamerika für giftig gehalten. Batchelor hat in
den Samenlappen ein Glukosid gefunden, welches in der That
giftig wirkt Mit Schwefelsäure destillirt, giebt dasselbe Va-
leriansäure. (The Pharmac, Joum. and Tr ansäet. April 1873.
p. 8i9). Wp.
Oelemnlsionen
werden nach Rogersan am haltbarsten mit Tragantschleim
dargestellt. Zu letzterem wählt man die beste Qualität. Das
Verhältniss ist 2^2 Unze auf 1 Gallone Wasser. Die Halt-
Ar«]», d. Fk^m. m. R9tti«. ni. Bds. 6. llft. 86
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562
üeber die Bereitung von Branntwein aus Sägespähnen.
barkeit wird durch etwas Glycerin befördert. Beispielsweise
genügen zur Emulsionirung von 5 Thln. Leberthran 16 Thle.
Traganthschleim. Man braucht beides nur zusammen zu
schütteln. {The Pharm. Joum. and Transact. March 1873.
p. 701.). Wp.
Ueber die Bereitung von Branntwein aas SSgespSknen.
In der Flechtenbrennerei zu Halta hat C. G. Zetter-
land Versuche angestellt, um aus Sägespähnen Branntwein
darzustellen. Zu diesem Versuche wurden 9,0 Ctr. Säge-
spähne von Fichte und Tanne (sehr wasserhaltig) mit 0,7 Ctr.
Salzsäure von 1,18 spec. Gew. und 30,7 Ctr. Wasser in
einem gewöhnlichen Flechtenkessel mit einem Dampfdruck
von 0,116 Kg. pr. Q. C. M. gekocht. Nach 8^2 stündigem Kochen
enthielt die Masse 3,33 7o> ^ach 11 stündigem Kochen 4:,387o
Traubenzucker und war durch längeres Kochen ^in höherer
Gehalt an Zucker nicht zu erreichen. Die Säure in der fertig
gekochten Sägespähne - Maische wurde mit Kalk soweit neu-
tralisirt, dass die Maische nach Lüdersdorfif's Säureprober
^2^ Säure enthielt. Die Maische hatte die Temperatur von
30^ C, als die aus 20 Pfund Malzschrot bereitete Hefe zuge-
setzt wurde. Nach 96 Stunden war die Gährung vorüber
und wurde durch Destillation 61 Quart Branntwein von 50%
bei + 15® C. erhalten, der vollkommen frei von Terpenthin-
geruch und Geschmack war. — Es ist mehr als glaublich,
dass die Branntweinbereitung aus Sägespähnen ini Grossen
gelingen wird, wenn erst genau ermittelt ist, mit wie viel
Wasser die Säure verdünnt werden muss und wie lange das
Sieden fortzusetzen ist, da beide Factoren den grössten Ein-
fluss auf die Zuckerbildung ausüben. Gelänge es, die ge-
sammte Menge der Cellulose in Traubenzucker umzuwandeln,
80 würden sich von jedem Ctr. lufttrockener Sägespähne we-
nigstens 27,4 Quart Branntwein von 50% bei-j- 15®C. erhalten
lassen. Noch bessere Resultate würden wahrscheinlich die
Sägespähne von Laubholz liefern. (Zeitschr. f. d. Spiritusfabr.
pharmac. Fbst Nr. 12. 1873.). G. Seh.
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seä
C. Literatur und Kritik.
Pharmacopoea of fhe United States.
Die für die 5., alle 10 Jahre stattfindende Bevision der Pharmacopöe
der vereinigten Staaten bestimmte Versammlnng war von dem Präsidenten
der zuletzt tliatig gewesenen Pharmacopöe -Commission nach Washington
berufen und tagte dort am 4. Mai 1870. Von den Tersohiedenen phar-
maceutischen und medicinisöhen Gresellscbaften Nordamerikas waren Dele-
girte gesandt worden, so von
St. Louis Medical College
St. Louis College of Pharmacy
Missouri Medical College
Chicago College of Pharmacy
Maryland College of Pharmacy ,
Je£ferson Medical College etc.
von zusammen 32 Tersohiedenen Gesellschaften» TJniversitäteni dem Kriegs -
und Marine - Departement der ü. S. und dem Woman's Medical College
of Philadelphia.
Die Versammlung der Delegirten beschloss, dass diejenigen Mitglie-
der der beiden Häuser des Congresses, welche Graduirte wirklicher medi-
cinischer Schulen seien, eingeladen werden sollten, an den Berathungen
der Versammlung Theil zu nehmen. Ebenfalls wurden eingeladen der
Surgeon- General of the United States Army und the chief of the Bureau
of Medicine and Surgery of the United States Vary. Hierauf schritt man
zur Constituirung des Bureaus: Dr. Joseph Carson aus Philadelphia
wurde Präsident, ausserdem wurden 2 Vicepräsidenten (darunter William
Procter j. in Philadelphia Apotheker) 1 Secretair und 1 Stellvertreter des-
selben gewählt. Nachdem eine Commission von fünf Delegirten gebildet
war, welche einen Plan, betreffend die Eevision der Pharmacopoea, vor-
schlagen sollte, fasste diese Commission folgende Resolutionen, welche der
Versammlung vorgelegt und angenommen wurden:
I. Dass eine Commission ans 15 Mitgliedern, mit dem Präsidenten
der Versammlung für die Kevision und Publication der Pharmacopoea
gewählt werden soll, der alle Mittheilungen betreffend die Revision der
Pharmacopoea zugehen müssen; 3 von den 15 Mitgliedern bilden eine
besondere kleine Commission, welche die letzte Entscheidung giebt.
II. Dass diese Commission in Philadelphia tagen und dass dieselbe
möglichst bald durch den Präsidenten endgültig organisirt werden soll.
III. Dass die Commission autorisirt sein soll, das Werk nach seiner
Revision zu publiciren und dass dieselbe alle Massregeln ergreifen soll,
die Intentionen der Versammlung auszufuhren.
IV. Dass, wenn nach der Ansicht der Revisions- Commission es noth-
wendig werden würde, vor der Sitzung der Versammliiing von 1880 ihre
Arbeiten zu revidiren, dieselbe autorisirt sein boU; eine neue Ausgabe
herauszugeben,
36*
Digitized by
Google
564 Literatur und ;
y. Dass die Kosten der Eevisions-i
des Verlagsrechtes bestritten werden solle
VI. Dass in der Pharmacopoea die
deren Theile, niclit mehr durch Masse au
VII. DasB bei der Revision der Offi(
Formeln die Wünsche der Aerzte in al
hung auf locale Eigenthümlichkeiten, he
YÖlkerungy berücksichtigt werden sollen
der neuen Ausgabe der Pharmacopoea ]
werden sollte.
Vni. Dass die Bevisions-Commissii
tretende Vakanzen ergänzen kann.
IX. Dass das Comitä nach der Voll
cretair dieser Versammlung einen Beric
geben soll, welcher der nächsten Com
wird.
X. Dass die 14 Mitglieder (das 15.
lung) der Rensions- und Publications - C
von einer bestimmten Commission, welcl
VertriBtem der anwesenden Gesellschaften t
und Flotte, welche von dem Präsidenten
XI. Dass die Commission autorisirt i
ches ihr übergeben ist, zu untersuchen
desselben ofücinelle Formen zu geben.
Die Commission wurde in Ueberein
den gefassten Resolutionen ernannt und
Versammlung des Jahres 1860 für die d
men auch für die des Jahres 1880 untei
gelten sollten.
Diese Normen sind folgende:
1) Der Präsident dieser Versammlung
kanntmaohung erlassen^ durch welche die
Medical Societies, die incorporirten Me«
Colleges of Physicians und Surgeons ui
Pharmacy der tJ. &. aufgefordert werde
(nicht mehr als 3) behufs Beschickun
welche am 1. Mittwoch des Maies 1880
2) Die verschiedenen incorporirten A
durch den Präsidenten aufzufordern, die
Revision zu unterwerfen und das Resultat
legirten oder auf irgend einem andern T
zu unterbreiten.
3) Die verschiedenen medicinischen ui
ten sollen ferner aufgefordert werden, d
lung die Namen und Wohnorte ihrer Del
sind, mitzutheilen. Die Listen derselben
ärztlichen Publicums in den Zeitungen un
im März 1880 veröffentlicht werden.
4) Bei Tod, Zurücktreten oder tJnv<
die Vice- Präsidenten an dessen Stelle ui
dert sein, dejr Secretair und dessen Stellv
Schliesslich wird eine von Dr. Craig
Comit^ of Revision theilweise das metrisc
cinellen Gewichte und Masse aufnehmen i
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Literatur und Kritik. 565
Vorrede.
Die durch die Versammlung des Jahres 1870 [für- die Revision der
U. S. Pharmacopoea ernannte Commission begann ihre Arbeiten im Juni
1870 und vollendete dieselben am Schluss des Jahres 1872. Bei Heraus-
gabe der neuen Pharmacopoea scheint es der Commission angemessen,
einen Bückblick zu werfen auf die Zusätze, welche der letzten Ausgabe
gegeben sind, auf die Aenderungen und Modificationen , welche geeignet
erschienen und auf die Erwägungen, durch welche sich die Commission
bei Durchführung der ihr' von der Convention gegebenen Aufgabe hat
leiten lassen.
In üebereinstimmung mit den von der Convention gefassten Eesolu-
tionen ist der Umfang der neuen Pharmacopoea grösser geworden, um
den Wünschen des sehr umfangreichen Gebietes der U. S. entgegen zu-
kommen, ohne jedoch den conservativen Character einer nationalen Phar-
macopoea aus den Augen zu verlieren. Als Gewicht ist das alte der
früheren Pharm, der U. S., nemlich das Troy - Gewicht , beibehalten
worden, t
Die eine der von der Versammlung gefassten Resolutionen sprach
sich dahin aus, dass Hohlmasse nicht in Anwendung kommen sollten und
dass die Quantitäten in allen Formeln durch Gewichte und deren Theile
ausgedrückt werden sollten. Nach An'sicht der Commission hätte die Aus-
führung dieser Resolution so viel Zeit Arbeit und Kosten verursacht,
dass es derselben nicht rathsam erschien, diesen unpractischen Plan auszu-
führen. Es ist also Alles beim Alten geblieben. Um doch etwas zu thun,
sind von der Commission folgende Tabellen aufgestellt worden :
1) Solche, betreffend das Verhältniss der Maasse und Gewichte der U.
S. Pharmacopoea zu einander.
2) Solche, betreffend das Verhältniss der Maasse der U. S. Pharm, zu
dem metrischen Maasse.
3) Solche, betreffend das Verhältniss des Gewichtes der U. S. Pharm,
zu dem metrischen Gewichte.
4) Solche, betreffend das Verhältniss des metrischen Gewichtes zu dem
Gewichte der U. S. Pharmac.
5) Solche, betreffend das Verhältniss des metrischen Maasses zu dem
Maasse der U. S.
Der Inhalt der U. S. Pharmacopoea ist in 2 Theile getheilt. Der
erste enthält die Materia Medica, der zweite die Preparationes. Dem
ersten sind 27 Artikel hinzugefügt , dem zweiten 82 neue Preparativs,
während nur 12 Artikel aus beiden Theilen gestrichen sind. Unter den
neu aufgenommenen Preparativs finden sich z. B. Ammon. bromatum, joda-
tum, Extractum Calabar , . citrate of iron and strychnia, Oxalate of iron,
gelbes HgO, citronensaures Lithium.
Als neue Klassen von Arzneimitteln sind aufgenommen:
1) Chartae (Senf- und Cantharidenpapier).
2) Glycerita (Carbolsaur. Glycerin, gallensaur. Glycerin, Tannin- Gly-
cerin).
3) Suppositoria (Carbolsäure, Tannin, Aloes, Asafoetida, Morphin,
Belladonna, Blei).
4) Succi (Conium, Taraxacum).
Der Classe der sogenannten Fluid - Extracte sind 22 neue hinzuge-
fügt worden, bei deren Darstellung Glycerin in Verbindung mit Alkohol
in Anwendung gekommen ist. —
Der Classe der Liquores sind 5 neue hinzugefügt worden:
a) Solution of chloride of arsenic.
l>) « » » « «0»-
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Literatur un«
Solution of permagnate of potase
„ „ arseniate of sodium.
„ „ Chloride of sino.
)r Classe der Tinoturen sind 2 n
) Tincture of orange peeL
) „ „ benzom.
»r Classe der Trochisci sind 4 ne
) Tannin. 2) Morph, und Ipec.
)T Classe der Unguenta sind C
ommen von neuen Droguen und
teinischen Nomenolatur hervorgi
;e of aluminium and ammonium,
ort alcoholicum ist bei den Exti
0 es sieh um ein einfaches £x
omioae statt eztract nue. vomio.
as die chemische Nomenclatur i
die IT. S. Pharm, in Einklang
Wissenschaft zu setzen, ist aber
geblieben, da diese Absicht über]
infach den Engländern nachgeah
g^esagt hat barii carbonas , d. h.
ubonic. , um eine gewisse Uebe
ium, Baryum carbonic.
n Schluss der Vorrede wird no«
i sich eifrigst bemüht hätte, al
von der Medicin und der Pha
gestellt werden müssten. Es wü
shsten Bevision der Pharmacopo<
larmaceutischen Gesellschaften d
Kommission ihr Augenmerk meh
n Materials als auf selbstständig
könnte.
Inhalts-Yerz
Einleitende Bemerkungen:
»wicht, Maass, spec. Gtow., Sat
Materia.
rate Liste,
mte Liste, enthaltend seltener g
Preparations.
leta. Acida. Aconitia.
Tables
en schon erwähnt.
Einleiti
Ellaasse und Gewichte.
e Gewichte leiten sich ab von tr
the pound IS
„ ounce 8
„ drachm. 3
„ scruple 2G
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'•*^^^75|
Uteraiiir und Kritik. 567
Um Missyerständnisse zu Termeiden, welche aus der Verwechselung
des troy mit dem Avoir du pois (englisches) Pfund entstehen könnten,
wird der Ausdruck Pfand in den Formeln der Pharmacop. yermieden und
das gemischte Gewicht stets in Unzen ausgedruckt, 1 Unze =: 480 grains,
während 1 Unze des avoir du pois Pfundes (also des englischen Pfundes)
>= 437,5 grains ist, desshalb ist stets in der U. S. Pharm, gesagt troy
ounce. Ebenso spricht die U. S. Pharm, nie von Drachmen und Scrupeln,
sondern ersetzt diese Gewichtsquanta stets durch ihr Aequiyalent in grains
z. B. bei dem Effenrescing Powder (Soda Powder) sagt die U. S. Pharm.
Take of Bicarbonate of Sodium in fine powder three hundred and
sixty grains und nicht sechs Drachmen. 42,5 grain zu der ayoir du pois Unze
hinzu addirt, giebt die troy Unze und 1240 grains yon dem ayoir du pois
Pfund abgezogen, giebt das troy pound.
2) Maasse. Diese leiten sich ab yon der Weingallone (yine gallon).
The gallon 8 pintes 0
„ pint 16 fluid ounces f?
„ fluid ounce 8 fluid drachm. f^
„ fluid drachm. 10 minims M
Der Ausdruck gallon ist ebenso wenig in der U. S. Pharm, gebraucht,
wie der Ausdruck pound. Dieses Maass ist stets in Finten ausgedrückt.
Bei der Temperatur yon 60^ Fahrenheit wiegt 1 Pint destiUirtes
Wasser 7291,2 grains, 1 fl. ounce -^455, grains.
3) Temperatur.
Die Wärmegrade sind die des Fahrenheit'schen Thermometers; der
Ausdruck „gentle heat,*^ gelinde Wärme, bedeutet eine Temperatur yon
90 — 100».
4) Spec. Gewicht.
Dieselben sind bei einer Temperatur yon 60<^ F. genommen.
5) Saturation.
Wenn eine Säure oder ein Alkali gesättigt werden soll, wird der
Sättigungspunkt durch Lackmus und Gurcuma bestimmt.
6) Stoppage of Bottles.
In allen Fällen, wo gut yerschlossene Flaschen yorgeschrieben sind,
müssen solche mit Glasstöpseln genommen werden.
* 7) Percolation.
Diese Art yon Filtration, bekannt unter dem Namen percolation oder
process of displacenent, besteht darin, dass gepulyerte Substanzen in
einem, Percolator genannten, Gefässe der auflösenden Wirkung der portions-
weise in Anwendung kommenden Flüssigkeiten in der Art unterworfen
werden, dass die Flüssigkeit bei ihrem Durchgange durch das Pulyer mit
dem löslichen Theile desselben belastet wird und frei yon unlöslichen
Theilen aus dem Percolatos heryorgeht. Ist der Process gut geleitet,
dann enthält der erste Theil der flltrirten Flüssigkeit oder des percolate
fast sämmtliche lösliche Materie der angewandten Substanz, und wenn die
Quantität der ausziehenden Flüssigkeit genügend gross ist, wird der letzte
Theil derselben fast farblos, geruchlos und geschmacklos sein.
Das Percolator muss entweder conisch, oder fast cylindrisch mit coni-
schem Ende sein und mit einem porösen oder durchschlagartigen Diaphragma,
welches unmittelbar oberhalb des Halses angebracht ist, yersehen sein.
Gewöhnliche Glastriohter , bis 8 pints fassend, sind bei den meisten Ope-
rationen yorzuziehen, doch können die Percolatoren auch yon Steingut oder
yerzinntem Eisenblech sein. Bei jedem Präparat, zu dessen Herstellung
ein Percolator in Anwendung kommt, ist die Form desselben und das Ma-
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S68 Literatur und Kritik«,
terialy aus welchem dasselbe gemacht ist, angeg
ter in Anwendung, so wird ein rundes Stück
welches yermittelst eines eingekerbten Korkes h
gepresst ist, als ein gutes Diaphragma gebraucl
ein ähnliches Stück Mouslin leicht mit dem Mc
sehen das Diaphragma und das Pulver gelegt,
feinen Pulyerpartikeln zu verhüten. Die Feinhe
unterwerfenden Pulvers wird in der Formel an
zuerst in einer Schale mit einem bestimmten
gleichförmig angerieben. Ein Theil des Pulven
das Diaphragma gelegt, massig auf den Mouslü
oberhalb des Halses befindlichen Seiten ruht,
gleichförmigen Schicht bedeckt. Der Best des
den Percolator gebracht und gleichmässig fest
geehnete Oberfläche wird mit einem kreisförmig
oder Papier bedeckt, so dass die aufgegossene
die Masse durchdringt und nicht das Pulver in
Flüssigkeit wird so lange aufgegossen, bis der j
füllt und eine Flüssigkeitsschicht stets über de
um den Zutritt der Luft in die Zwischenräum«
ganze Flüssigkeitsmasse hinzugefügt und bis d
des Percolates erhalten ist. Wenn die Feinheit
theilung desselben in dem Percolator richtig gei
colat tropfenweise mit grösserer oder geringere
Geschieht dies nicht , dann muss der Percolator
sen werden, bis die richtige Abflussgeschwindigk
Tinkturen der ü. S. Pharmacopoea werden in
die nach erfolgter Maceration erhaltenen Rückstäi
worfen werden; hierbei wird die Macerationsfli
Stande abgegossen, letzterer in den Percolator v
bracht und die Macer ationsflüssigkeit allmählig 8
Menge die Oberfläche des Rückstandes passfrt
darauf eine genügende Menge von dem Ursprung
gefügt, um die absorbirte Macerationsflüssigkeil
vorgeschriebene Menge der Tinctur erzielt worde
8) die Feinheit der Pulver,
ist jedesmal bei den Formeln angegeben.
Es sind in der U. S. Pharmacopoea die Au
a) Sehr fein 80 oder mehr Maschen auf :
b) Fein 60 Maschen. „
c) Ziemlich fein 50 „ „
d) Ziemlich grob 40 „ „
e) Grob 20 „ w
Materia medica.
In dem Verzeichniss der Arzneimittel sind
lischen Namen der Arzneistofie gegeben worden.
Synonymen hinzugefügt, wenn dieselben dazu
der wenigen gebräuchlichen officinellen Namen
wenn möglich, Charakteristiken gegeben, um v
indentificiren , verbunden mit kurzen Andeutunge
Weise der Untersuchung dieser Substanzen ai
ihre Verfälschungen. Die Pflanzennamen sind
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Literatur und Kritik. 569
die Quelle angegeben ist, der Wildenow'scben Ausgabe des Linnd'schen
Catalogus Specierum Plantaram und die Thiernamen dem Kegne Animale
de Cuvier entnommen.
Ist de Candolle angeführt, so bezieht sich dies auf dessen Prodromus
Systematis Naturalis.
Die für die Pflanzenstoffe gegebenen Charakteristiken zeichnen sich
hauptsächlich durch ihre laconisehe Kürze aus. z. B. lautet die von
Absinthium:
,,The topa and leaves of Artemisia Absinthium ^^ die von Iris Flo-
rentina:
,fThe rhisome of Iris Florentina /*^ während di» Charakteristiken
der Chemikalien theilweise den in der Pharm. German., theilweise den in
der englischen Pharm, ähnlich sind. Die Arzneistoffe sind in den beiden
Listen der Materia Medica alphabetisch geordnet Es folgt demnach auf
Aoacia : Acetum und auf Acidom Yalerianicum : Aconiti Folia. In dieser Liste
finden sich u. A. Alcohol Amylicum, Aloe Barbadensis, Capensis und So-
cotrina, Angustura, Cannabis Americana und Indica, Cerii Oxalas, Chi-
maphila, Chiretta, Cinchona Flava, Pallida und Rubra, Erigeron Cana-
dense, Gelsemium, Matico, Pareira, Physostigma, Podophyllum,
Potassii Carbonas Impura
„ Chloras, Ferrocyanidum
,, Permanganas
,, Sulphis.
Sanguinaria, Scoparius, Sodii Acetas-, Boras-, Chloridura-, Sulphas-,
Sulphis. Vinum Portense und Xericum, Zinci, Oxidum yenale — Sul-
phas — Yalerianas. Zingiber. —
In der zweiten Liste findet man Apocynum Androsaemifolium und
Cannabinum, Asarum, Cotala, Cypripedium, Hepatica, Lappa, Oleum Sesami,
Panax, Eubia, Simaruba, Toxicodendron, Viola, Xanthorriza.
Preparations.
Die für die chemischen und pharraaceutischen Präparate der ü. S.
Pharm, gegebenen Characteristiken füllen den grössten Theil der neuesten
Ausgabe dieses Werkes aus. Als Unterabtheilungen dieses Theiles der
IT. S. Pharm, sind zu nennen: „Aceta (5) Acida (13) Aconitia (l) Aethe-
rea (4) und zwar Aether, Aether fortior, Chloroformum Purificatum und
Oleum Aethereum, Ammonium (5) Aquae (15). Argentum (4) nemlich
Argenti Cyanidum, Nitras, Nitras fusa, Oxidum. Atropia (2). Calcium (4)
nemlich Calci! Carbonas Praecipitata, Calcii Phosphas Praecipitata, Creta
Praeparata, Testa praeparata. Cerata (10) Confectiones (5) Decocta (12).
Emplastra (17) Extraeta (34). Bei der Darstellung der Extracte sollen
die Auszüge so schnell als möglich in seichten grossen Gefässen im Was-
serbade bis zur PlUenconsistenz eingedampft werden und zwar gegen das
Ende des Eindampfens unter fortwährendem Umrühren. Auf die weiche-
ren Extracte soll man etwas Alkohol spritzen.
Extraeta fluida (46). Alle Fluid - Extracte haben dieselbe Stärke
d. h. in 1 Fluid -Unze ist das Wirksam^ einer Troy-Unze der Droguen
enthalten. Diese Fluid - Extracte werden sämmtlich folgendermassen dar-
gestellt. Es werden stets 16 Troy -Unzen von dem nach Vorschrift ge-
pulTertem Material in Arbeit genommen, mit einer bestimmten Menge des
Menstruums befeuchtet und' vorsichtig in einen passenden Percolator
gebracht. Die Oberfläche des Pulvers wird darauf mit einer Papier«
Scheibe bedeckt und der zurückbleibende Theil der 16 Fluid -Unzen de«
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Literatur
loms aufgegofisen. Wenn d
L beginnt, wird das untere £
ihrend das obere bedeckt wii
Lüten. So hergerichtet, stell
m massig warmen Ort H
[enstrnum zu und setzt die
i worden sind, von diesen r
nachdem man den Best auf
ese zu den reservirten 14 I
uze.
rum (18) darunter Ferri et (
Brri Pyrophosphas, Ferri Su
]rcerita (5.)
rdrargyrum (11.)
fasa, Üieils durch Fercolation
oimenta (9.)
quores (26.) Unter diesen 1
'erri nitratis, Liquor Gutta-
Sodii Arseniatis. Lithium
liistura Assaefoetidae , Ik
i Ferri Gomposita.
)rphia (4.)
uoilagines (4.) Daruntei
issafras MeduUae und MuciL
lea destillata (24.)
e dostillirten Oele geben , a
r bei gelinder Wärme vollste
erden dieselben mit Wasser
nn der Ruhe überlassen, a
es essigsaures Kali oder fei
Lt, nicht flässig. Dfe Mehr
er Methode erhalten: Die S
soll, wird in eineEetorte o
gebracht und so viel Was8<
sen bedeckt ist. Man desti
ennt das Oel von dem mit
rten Oelen der XJ. S. Phanm
Hedeomae, Oleum Tabad.
leoresinae (6.)
eoresinae Oapsici, Cnbebae,
Llulae (19.)
ie Methode des Verzuckems <
inen eine langsame Wirkun.
, so verhindert dies der Z
äenmasse in der Magenflilssi
umbum. Potassium (13.)
üveres (7.)
linia (2) Sulphas und Valeri
»sinae (3) : Kesina Jalapae, '.
Antonimum.
»dium (4.)
>iritus (16) mit Ausnahme y
, Aetheris Nitrosi und Amn
chen Oelen in Alkohol z. B.
le Piperitae et Viridis.
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Anzeigen. 571
Strycbnia (2) das reine Alkalo'id nnd das Sulfat.
Succi (2.)
Sulphur (2.)
Suppositoria (9.)
Der Arzneistoff wird mit einer geringen Quantität Cacaobutter gut
gemischt und die Mischung dem Rest der geschmolzenen und bis auf
95° F. wieder erkalteten Cacaobutter hinzugesetzt; hierauf mischt man
Alles ohne Anwendung von .Wärme und bringt die Mischung sofort in
passende Formen, von denen jede 30 grains fasst. Die Formen sind vori-
her durch Eintauchen in Eiswasser abgekühlt. Jede Schwierigkeit, die
Suppositen aus den Formen zu bringen, yermeidet man durch yorheriges
Bestäuben mit Lycopodium.
Syrupi (22.)
Tincturae (57.)
Werden die Tincturen durch Percolation dargestellt, so müssen die
früher gegebenen Maassregeln genau beobachtet werden, damit die Sub-
stanzen so vollständig als möglich von ihren löslichen Stoffen erschöpft
werden. Werden die Tincturen durch Maceration bereitet, so ist ein
öfteres Schütteln während des Processes erforderlich.
Trochisci (13.)
Dieselben werden vermittelst Tragacanthschleim geformt.
Unguenta (29.)
Veratria.
Vina (9) darunter Vinum Ergotae, Opii, Rhei, Tabaci.
Zincum (4.)
In der D. S. Pharm, werden, wie in der British Pharm., Darstel-
lungsmethoden für chemische Präparate gegeben, die nie in den dortigen
Laboratorien gemacht werden. So für sämmtliche Alkalo'ide, für Aether,
Jodkalium, Chloroform ,, Tartarus stibiatus etc. Hinter den Preparations
folgen die Listen und Tabellen, welche schon oben erwähnt sind. Das
Papier, der Druck und die Ausstattung sind vortrefflich.
Berlin 15. Mai 1873. Dr. C. Schacht
Anzeigen.
In unserem Verlage ist nun vollständig, erschienen:
Die Pharmacopoea Germanica
verglichen mit den jüngsten Ausgaben der
Pharmaeopoea ßornssiea
dem Scliaclit'sclien Supplement etc.
für Apotheker, Aerzte, Medicinal- Beamte u. Droguenhändler.
Von B. Hirsch, Apotheker zu Grünberg (Schlesien).
35 Bogen. Lex. 8. Geheftet 3 Thlr. In Kattun dauerhaft gebunden
3 Thlr. 15 Sgr.
Berlin, im November 1873.
Königliche Geheime Ober-Hofbuchdruckerei.
(R. V. Decker.)
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Anzeigen
ONDENSIRl
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'erläge der C. H. Beck' sehen
1 erschienen und durch alle Bu<
iflrer» Albert, KatecUsii
maceuten, stud^ende Mediciner,
)hrte Auflage. 13»/4 Bogen. Pi
allgemeine Anerkennung, welcli
Anfänger umsichtig behandelnd
bewiesen, dass 4 starke Auflage
unften die Forderungen der nei
sich der Katechismus seine Bei
den erhalt
V. Fronmann in Jena ist ers(
itlaub^ Dr. med., Kritik d<
oeopathica polyglotta. Preis ö ögr.
ßaUei Bachdrackerei des WaiaenhaosM.
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Aufruf
an die
Mitglieder des deutschen Apotheker- Veiteins.
Neben den geschäftlichen Arbeiten für unsern Verein,
für Währung der Rechte unseres Standes, für Pflege seiner
Interessen, kommt dem Directorium auch die Aufgabe zu,
die Weiterbildung der deutschen Pharraacie zu fördern.
Im September dieses Jahres werden viele Mitglieder des
nun vereinten deutschen Apotheker - Vereins in Cöln zu einer
Hauptversammlung zusammen kommen und manche werden
es bedauern, durch anderweitige Geschäfte, Umstände und
Verhinderungen abgehalten zu sein, an diesem Feste theil-
zunehmen.
Um aber auch solchen zu ermöglichen, ihr /Wort mit-
zusprechen bei den Berathungen über Weiterbau des deutschen
Apothekerthums , soll es fürderhin eingeführt sein, auch recht-
zeitig eingeschickte , gut durchgeführte schriftliche Arbeiten
bei diesem Anlasse zur allgemeinen Kenntniss zu bringen und
dem Wechselgespräch zu unterbreiten.
Der Unterzeichnete ist erbötig , solche entgegenzunehmen,
seinerzeit, wenn vom Directorium gutgeheissen, der Ver-
sammlung vorzulesen und vorzutragen.
Diese vorläufige Notiz soll bezwecken, eine frühzeitige
Anmeldung von Vorträgen für die Generalversammlung zu
veranlassen, Collegen es zu ermöglichen, mit Freunden in
Verbindung zu treton, welche für sie ihren Gedanken Aus-
druck geben, und wieder andere zu bestimmen, ihre
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1
erzuschreiben und dem Directorium rechtzeitig
einzuschicken.
te es erzielt werden, durch eine lebendige
Qg belebender und hebender Gedanken in Vor-
und Vorlesung unser heuriges Jahresfest zu
nd zu erfrischen, da allseitig den Collegen
öboten ist, ihre Ansichten kund zu thun und
agen Ausdruck zu geben.
Qz, im Juli 1873.
Im Namen des Directoriums :
Ludwig Leiner«
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